'* IMIi'MM iiPi l I iliiiiiiiiHiil I iiMililH-ÄSrlfl! I i I Natural Historv Museum Library 000328289 I VSS HaiiilluDp der Königlich Preußischen Geologischen Landesaostalt Neue Folge, Heft 62 Beiträge zur Geologie von Kamerun Unter Beteiligung von Dr. E.' Harbort- Prof. Dr. O. Jäkel -Gretfswsrtd Dr. 0. Klautzsch -öerffn Dr. Menzel - im Aufträge des Deutschen Reichs -Kolonial -Amtes bearbeitet von Dr. C. Guillemain Mit 2 geologischen Karten, 8 Textskizzen, 2 Fossiltafeln, 1 Vierfarbendruck (nach Photographie) und 22 Tafeln mit 44 Reproduktionen nach photographischen Aufnahmen Herausgegeben von der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt BERLIN Im Vertrieb bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt Berlin N 4, Invalidenstraße 44 1909 Preis BÖ Mark Abhandlungen d. Königl. Geolog. Landesanstalt. Neue Folge, Heft 62. Blick vom Glimmerberg bei Esudan über die wellig gefalteten Sedimentär-Schichten des Ossidinge Bezirkes (Cross Becken) in Kamerun, bei Sonnenaufgang. (Nach Photographie gemalt von A. T h. Simlinger, Breslau. Vierfarbendruck von Meisenbach Riffarih & Co. Berlin-Schöneberg.) Abhandlungen Königlich Preulsischen Geologischen Landesanstalt. Neue Folge, Heft 62. BERLIN. Im Vertrieb bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt Berlin N. 4, Invalidenstr. 44. 1909. Beiträge zur Geologie von Kamerun Unter Beteiligung’ von Dr. E. Harbort- Berlin Prof. Dr. 0. Jaekel - Greifswald Dr. 0. Klautzsch - Berlin Dr. Menzel- Dresden - -L_ im Aufträge des Deutschen Reichs -Kolonial -Amtes bearbeitet von Dr. C. Guillemain Mit 2 geologischen Karten, 8 Textskizzen, 2 Fossiltafeln, 1 Vierfarbendruck (nach Photographie) und 22 Tafeln mit 44 Reproduktionen nach photographischen Aufnahmen Herausgegeben von der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt BERLIN Im Vertrieb bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt Berlin N. 4, Invalidenstr. 44 1909 . •> - = ♦ Inhaltsverzeichnis. Seite Vorwort . % . . 1 Literatur . 6 I. Das Kamerun-Massiv . 7 II. Das sedimentäre Küstengebiet. Reiseroute Yiktoria-Duala-Edea . . 22 III. Das altkrystalline Gebiet. Reiseroute Edea-Jabassi . 55 15. Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge- Bezirk) Reiseroute Job Albr.-Höhe-Mamfe . 74 5 . Reiseroute Mamfe-Tinto-Bamenda und der nördliche Bamenda-Be- zirk (Hochlandsgebiete) . 126 VI. Das altkrystalline Hochland von Süd-Adamaua. Route Ntem-Banjo- Galim-Tibati-Ngambe-Ditam-Jabassi . 188 VII. Die Tektonik des Schutzgebietes . 208 5 III. Latent . 242 IX. Dr. A. Klautzsch. Petrographische Untersuchungen . 324 X. Professor Dr. 0. Jäkel. Fischreste aus den Mamfe-Schiefern . . 392 XI. Dr. Menzel. Fossile Pflanzenreste aus den Mungo-Schichten . . . 399 XII. Dr. E. Harbort und Dr. C. Guillemann. Profil der Kreideschichten am Mungo . 405 XIII. Ergebnis der Untersuchungen verschiedener Bodenarten Kameruns 433 XI5 . Tabelle der hypsometrischen Messungen und geographisches Namen¬ verzeichnis . 454 Vorwort. Vorliegende Arbeit ist das Ergebnis der Bearbeitung meiner in den Jahren 1905/1907 im Aufträge der damaligen Kolonial- Abteilung' des auswärtigen Amtes im deutschen Schutzgebiete Kamerun ausgeführten geologischen Forschungsreise. Damit hoffe ich einen Beitrag zur Kenntnis jener weiten, geologisch bisher fast noch unerforschten, deutschen Tropengebiete zu lie¬ fern. Wenn dieser Beitrag auch, namentlich in Rücksicht auf die Fülle des noch unbekannt Bleibenden und die Zeit von l1/2 Jahren, während der seine Grundlagen gewonnen wurden, viel¬ leicht an sich gering erscheinen mag, so wird man doch auch an die Bewertung der Ergebnisse einen anderen, als den in der Heimat gewohnten Maßstab anlegen müssen, wenn man die vielerlei Schwierigkeiten berücksichtigt, die in jenen Gegenden sich der geologischen Forschung entge¬ genstellen. Zunächst sei auf die großen Hemmnisse hin¬ gewiesen, die allen tropischen Gebieten in dieser Beziehung eigen sind, und die der Nichtvertraute leicht zu unterschätzen geneigt sein wird, nämlich Vegetation, Gesteinsverwitterung und Witterungsverhältnisse. Die Vegetation der Tropen, die in der allgemein bekannten Üppigkeit jedes Erdfleckchen, ja selbst Fels- und Gesteinshänge jener Gegenden mit grüner, fast un¬ durchdringlicher Decke überkleidet und dem Auge entzieht, macht die geologische Forschung hier häufig geradezu zu einem Kampfe mit der Pflanzenwelt. Hierin steht übrigens die Gras¬ bedeckung der tropischen Hochländer Kameruns der Urwald- bedeckung des Küstengürtels kaum nach, denn auch dort ist während eines großen Teiles des Jahres durch Gras, in Höhe mehrerer Meter, dem forschenden Auge Vieles verhüllt und nur die Zeit kurz nach den großen alljährlichen Grasbränden 3 ' Neue Folge. Heft 62. 1 2 V orwort eröffnet, gelegentlich, bei klarem Wetter, einen ungewohnten Überblick über Gebirge, Bergformen und Felsgebilde, wie ihn der Geologe braucht, und im Heimatlande meist zu finden ge¬ wohnt ist. Das Wasser ist noch das der Forschung verhältnismäßig günstigste Agens, insofern es in den zahllosen tropischen Wasser¬ rinnen und Stromläufen vielfach den eigentlichen Boden für die geologische Forschung, den frischen Fels, das anstehende Ge¬ stein, freilegt, aber andererseits bietet es natürlich auch dem Vordringen in unbetretene und unerforschte Gebiete gar oft gebieterisch Halt. Wenn es jedoch in plötzlichen Ergüssen, in den vielfach geschilderten tropischen Gewittern, herabstürzt und sich mit bald darauf folgendem Sonnenbrand zum typischen Tropenwetter vereint, wirkt es in rastloser Tätigkeit, als chemisches Agens, gerade auf die Erdoberfläche, das Gestein, ein, es zersetzend und umwandelnd und somit seinen ursprünglichen Zustand verhüllend. Den Blicken entzieht es durch die mit Dunst und Feuchtigkeit überladene Atmosphäre häufig schon die nächsten Bergformen und macht sie da, wo das Auge sie noch eben wahrnimmt, meist der Wiedergabe durch die photo¬ graphische Platte unzugänglich. Schließlich behindert die meh¬ rere Monate dauernde Hegenzeit nicht minder unerfreulich die Forschung. Die den Europäer besonders in jenen Gegenden bedrohenden tropischen Krankheiten, in erster Linie die tückische Malaria, vermehren diese Schwierigkeiten. Auch die schwarze Bevölkerung, die an und für sich dem Weißen stets mißtrauisch begegnet, zeigt zumeist für diese, ihr unverständlichen Forschun¬ gen, kein Entgegenkommen. Die schon durch die Sprachver- schiedenheit erschwerte V erständigung, welche durch Verdol¬ metschung mittels des entsetzlichen Küstenenglisch nicht sehr glücklich beseitigt wird, vermehrt weiterhin die Schwierigkeiten. Ebenso die Beschaffung von Trägern und die Verpflegung für diese, auf welche nun einmal eine solche Forschungsreise in jenen Gegenden heut noch angewiesen ist, namentlich wenn sie mit den erforderlichen Instrumenten und Werkzeugen reisen will. Dabei wird es noch zur Bedingung, daß sich eine solche 3 Vorwort Reise zur Zeit noch an die Hauptstraßen kettet und womöglich, um von Ort zu Ort zu gelangen, zum Zwecke der Unterkunft und Verpflegung täglich bestimmte Wegestrecken zurücklegt. Ja selbs't ein längeres Verweilen an einzelnen Punkten wird meist der mangelnden Verpflegung für eine größere Transport¬ kolonne wegen, während mehrerer Tage meist nicht tunlich sein. Hierzu kommt dann für diese Reise noch der vorläufige Mangel an den für die geologische Forschung als Grundlage fast unerläßlich notwendigen genauen topographischen und kartographischen Unterlagen, die zur dauernden eigenen Routenaufnahme zwangen. Rechnet man ferner noch mit einem nicht unerheblichen Maße von anderweitigen Schwierig¬ keiten, die näher zu erörtern hier nicht der Raum ist, so wird man ein ungefähres Bild des Umfanges der zu bewältigenden Hindernisse erhalten, die sich dieser geologischen Erforschung in unserer deutschen Tropenkolonie Kamerun damals entgegen¬ stellten. In Rücksicht hierauf möge man denn auch die Er¬ wartungen über die Ergebnisse einer solchen Forschungsreise nicht allzu hoch spannen und ihre Ergebnisse entsprechend be¬ werten. Im Aufträge des Reiehs-Kolonial-Amtes .habe ich bereits über die Hauptergebnisse, besonders soweit sie die wirtschaft¬ liche Seite betreffen, in einer vorläufigen Mitteilung berichtet (vergl. v. Danckelman, Mitteilungen aus dem deutschen Schutz¬ gebieten, Heft 1, Bd. 21. 1908). Auch die vorliegende Be¬ arbeitung erfolgt im Aufträge dieser Behörde. In äußerst ent¬ gegenkommender Weise bin ich bei der Bearbeitung durch den Direktor der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt, Herrn Geheimen Bergrat Professor Dr. Beyschlag unterstützt worden. Die umfangreiche mitgebrachte Gesteinssammlung wird voraussichtlich in den Besitz der Königlich Preußischen Geo¬ logischen Landesanstalt übergehen. Die Bearbeitung einzelner spezieller Teile der Reiseergebnisse haben mit dankenswerter Bereitwilligkeit folgende Herren übernommen : 1* 4 Vorwort 1. Prof. Dr. Gans, Ergebnis der Untersuchung verschiedener Bodenarten Kameruns (teilweise) (Teil XIII). 2. Privatdozent Dr. E. Harbort, Berlin, Profil der Kreideschichten am Mungo. Nach den strati graphischen Aufnahmen von C. Guillemain und den paläontologischen Untersuchungen (Teil XII). 3. Professor Dr. 0. Jaekel, Greifswald, Fischreste aus den Mamfe-Schichten (Teil X). 4. Bezirksgeologe Dr. A. Klautzsch, Berlin. Petrographische Untersuchungen (der gesammelten Ge¬ steine) (Teil IX). 5. Sanitätsrat Dr. Menzel. Dresden, Fossile Pflanzenreste aus den Mungo-Schichten in Kä¬ tnern n (Teil XI). Es ist mir eine angenehme Pflicht, allen den Genannten auch an dieser Stelle für die bereitwillige Förderung und Mit¬ arbeit meinen Dank auszusprechen. Die gegebenen Analysen wurden teils im Laboratorium der Königlich Preußischen Landesanstalt, teils in Privatlaboratorien ausgeführt. Das unter Zuhilfenahme meiner Routenaufnahmen1) im karto¬ graphischen Institute des Reichs - Kolonial -Amtes (Verlag von Dietrich Reimer. Inhaber E. Vohsen), unter der Leitung des bewährten Kolonialkartographen Herrn M. Moisel entstan¬ dene beigefügte Kartenmaterial, soll einmal einen Überblick über die ausgeführten Reisen geben, dann aber auch eine Grundlage für eine spätere detaillierte geologische Karte des Schutzgebietes darstellen. LTm die Benutzung der Karten möglichst zu erleich¬ tern, werde ich ein alphabetisches Verzeichnis aller namentlich im Text aufgeführten Orts- und Flußbezeichnungen mit Hinzu¬ fügung der die Lage angebenden Zahlen (Quadranten) am Schlüsse hinzugefügt werden. ]) Insgesamt wurden etwa 3500 km zurückgelegt, davon etwa die Hälfte (in den Graslandsbezirken) zu Pferde, die andere Hälfte zumeist zu Fuß (in den Urwaldbezirken) und nur wenige Strecken auf dem Wasserwege. Vorwort 5 Die zahlreich ausgeführten hypsometrischen Höhenmessun¬ gen sollen ebenfalls in einer Tabelle zusammengefaßt werden. Für die Anweisung zu ihrer Berechnung und die Mitteilung der hierfür erforderlichen Grundlagen, bin ich Herrn Geheimrat Professor Dr. Freih. v. Dane keim an sehr zu Danke verpflichtet. Die zur Erläuterung des Textes hinzugefügten Profilzeich¬ nungen, Skizzen und Darstellungen nach Photographien sind auf Grund eigener Aufnahmen entstanden. Bezüglich der Anordnung des Stoffes habe ich mich ent¬ schlossen, im allgemeinen zunächst die einzelnen wahrgenomme¬ nen und geographisch durch die Routenaufnahme festgelegten Beobachtungen geologischer Natur aufeinanderfolgend zu er¬ örtern, und diese für gewisse Reiseabschnitte und bezugnehmend auf die Verschiedenheit der geologischen Gestaltung einzuteilen. Am Ende jedes Abschnittes wird eine Zusammenstellung der aus den Einzelbeobachtungen gewonnenen Schlüsse für das betreffende Gebiet und ein Vergleich dieser mit den bisher etwa gütigen Auffassungen gegeben werden. In besonderen Ab¬ schnitten soll dann die Tektonik des Schutzgebietes und die o Lateritbildung im Allgemeinen und im Schutzgebiete behandelt werden. Neben der Folgerichtigkeit des Fortschreitens von Unter¬ suchung und Beobachtung zum Schluß, glaube ich auch einen Vorteil in der getrennten Behandlung einzelner Gebiete für den Leser erblicken zu sollen. Naturgemäß werden dadurch einer¬ seits Wiederholungen und andererseits teilweise die Trennung dicht aufeinanderfolgender Reiseeindrücke notwendig, auch ver¬ hehle ich mir nicht, daß dabei eine gewisse Einförmigkeit der Darstellung kaum vermeidbar sein wird. Daß ich im Wesent¬ lichen mich auf die rein geologisch-geographischen Beobachtun¬ gen bei diesen Ausführungen beschränke, liegt in der Natur der Sache, obwohl ich gleichzeitig eine ganze Reihe allgemein in¬ teressanter Beobachtungen, sowohl auf ethnographischem, wie volkswirtschaftlichem, botanischem und zoologischem Gebiete an¬ zustellen Gelegenheit hatte. Literatur. Die bisher vorliegende Literatur, soweit sie mit der geo¬ logischen Forschung nur irgendwie zusammenhängt, ist in er¬ schöpfender Weise durch Stromer v. Reichenbach in: „Die Geologie der deutschen Schutzgebiete in Afrika.“ München und Leipzig 1896, S. 198-199. angeführt worden, worauf ich hier zu verweisen mich begnügen kann. Ganz besonders bezeich¬ nend sind die (im genannten Verzeichnis durch starken Druck hervorgehobenen) Namen : Düsen, B. Knochenhauer, S. Passarge, D. Weißenborn. Seit Aufstellung dieses Verzeichnisses ist, soweit die Geo¬ logie in Frage steht, hinzugekommen: 1. Das ebengenannte Werk. Stromer v. Reichenbach. Die Geologie der deutschen Schutzgebiete in Afrika. München und Leipzig 1896. 2. Beiträge zur Geologie von Kamerun von Dr. E. Esch, Dr. F. Solger, Dr. M. Oppen¬ heim, Dr. O. Ja-ekel. Stuttgart. 1904. 3. A. Hintze. Beiträge zur Petrographie der älteren Ge¬ steine des deutschen Schutzgebietes Kamerun. Jahrbuch der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt zu Berlin für das Jahr 1907. Berlin 1907. Bd. XXA III / 7 Heft 2. 4. Walther E d 1 i n g e r . Beiträge zur Geologie und Petrographie Deutsch-Ada- mauas. Inaug.-Dissert. Erlangen 1908. 5. Die Berichte über die landeskundliche Expedition der Herren Professor Dr. K. Hasser t und Professor Thor- becke in Kamerun, Beihefte 1. 2. 4. der Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten von Dr. Frh. v. Danckel- man. Bd. 21. Jahrgang 1908. Die umfangreiche Literatur über die Lateritbildung und etwa sonst benutzte Literatur wird im Text und bei den einzelnen Teilen Erwähnung finden. I. Teil. Das Kamepun-Berg-Massiv. Auf Veranlassung des Gouvernements hatte ich mich nach meiner Ankunft einige Zeit mit der Begutachtung einiger wirt¬ schaftlich wichtig erscheinender Funde im Vulkan-Gebiete des Kamerun-Bergmassives zu beschäftigen. Da Dr. Esch einen großen Teil seines dortigen Aufenthaltes der genaueren Erforschung des Kamerun-Gebirges gewidmet und darüber eine ins Einzelne gehende Beschreibung im Beiwort o o seines Werkes (S. V) in Aussicht stellte, wo er sagt : „Ich beabsichtige eine detaillierte Beschreibung des Kamerunberges, seiner Umgebung und seiner Gesteine folgen zu lassen,“ sah ich damals von einem eingehenderen Studium des Berges selbst ab. Meine Beobachtungen beschränkten sich deshalb nur auf den Weg Victoria-Buea und die nähere Umgebung Victorias. Zunächst interessierte hier die Frage der Sanierung des Ortes Victoria selbst, der bekannt und berüchtigt als einer der von Malaria am meisten heimgesuchten Küstenplätze Kameruns war. Die Ausdehnung und unmittelbare Nähe von Sumpf¬ strecken, die als Moskitobrutplätze ihre gesundheitschädigende Wirkung, trotz gewissenhaftester Befolgung von Saproltheorie und ärztlicher Anordnungen zur Vertilgung der, die Moskitos begünsti¬ genden Vegetation ausübte, ließ auf eine dauernde Besserung 0 0 7 O nur durch Beseitigung, d. h. Trockenlegung dieser Sümpfe, rech¬ nen. Es bestand nun eine sehr interessante Abhängigkeit der 8 1. Teil Sumpfbildung von der geologischen Gestaltung des Geländes, deren Erkenntnis wohl ein Mittel zur möglichst zweckmäßigen Beseitigung des Übelstandes hätte bieten können. Durch einige jüngere Lavaströme, die sich weit in das Meer hinausschoben, und teils der Küste parallel hinzogen, (hier die zahlreich der Ambas Bay vorgelagerten Inseln bildend), war ein Teil des früheren Meeres in einer Bucht abgeschnürt wor¬ den, und nur durch einen schmalen und flachen Zugang, der Figur 1 Mündung des heutigen Sumpf-Creeks, mit dem Meere in Ver¬ bindung geblieben1). Allmählich füllte sich dieses flache Becken mit den vom Berge herabgeschwemmten Sedimenten auf, nament¬ lich, da sich mehrere Wasserrinnen vom natürlichen kürzesten Verlauf nach dem Strande, durch die erwähnten harten und wasserundurchlässigen Lavazüge abgelenkt, in dieses Becken er¬ gossen und ihm Sand. Lehm und Gerolle zuführten. Gleich- ]) Vergl. hierzu Figur I. Das Kamerun-Berg-Massiv 9 zeitig lagerte das Meer vor dem Zugänge zur abgeschnürten Bucht, die selbst nur einen kleinen, inneren Teil der Ambas- Bay bildete, eine Sandbarre ab, die alsbald die Verbindung beider Teile zur Ebbezeit zeitweilig ganz unterbrach, während zur Elut das Meerwasser über die Sandbarre in den tiefer ge¬ legenen Teil hineinströmte. In dem entstehenden Brackwasser- Becken siedelte sich alsbald eine reiche Strand- und Sumpfflora an und die mit der Flut hineingeschwemmten Sinkstoffe und Sand¬ massen vervollständigten schnell die Auffüllung. Diese ehe¬ malige Meeresbucht, heute zwischen Ebbe- und Elutgrenze des Meeres gelegen, bildet nun einen Teil des gefährlichen Sumpf¬ gebietes, in dem ein breiter schlammiger, vielfach gewundener und immer mehr versandender Wasserlauf (Creek ) zur Ebbezeit nur langsam die aufgestauten Fluten dem Meere wieder zuführt, während zur Elutzeit eine neue Auffüllung mit Seewasser über die überflutete Barre jedesmal eintritt. Außerdem befanden sich weitere ausgedehnte höhergelegene Sümpfe in einer mulden¬ artigen Vertiefung zwischen wasserundurchlässigen Basaltschich¬ ten am Berghange. Bei dieser Erkenntnis des geologischen Zu¬ sammenhanges war nun folgende Abhilfe möglich. Durch eine einfache kurze Schüttung und Befestigung eines Dammes von geringer Höhe, längs des kurzen Teiles des flachen Strandes, der mit einer verschließbaren, und in der Elutzeit verschlossen zu haltenden Auslaßschleuse versehen sein mußte, konnte man leicht das periodische Eindringen des Seewassers verhindern. Die zufließenden Süßwasser, die ihren Ursprung hauptsäch¬ lich in Quellen am Rande der erwähnten Lavazüge und der Sümpfe am Berghange im sogenannten Sumpf bach bei (östlich ) Victoria hatten, konnten, nach einer einfachen Sprengung eines Verbindungsgrabens unmittelbar nach dem nördlich gelegenen Limbe - Flüßchen, ihre Ableitung finden, wie ich nach den Ergebnissen eines Nivellements feststellte. Durch Regulierung und Begradigung des Unterlaufes des Sumpf¬ baches und des Creeks konnte dann das Wasser der unteren Sümpfe zur Ebbezeit dein Meere zugeführt wer- 10 I. Teil den. Man hat es indessen vorgezogen, das gesamte mehrere Hektar große Sumpfgelände allmählich durch Aufschüttung zu erhöhen, eine Arbeit, die sich naturgemäß erst nach Jahren wird beendigen lassen. Ich glaube, daß hier bei entsprechender Benutzung der Kenntnis der geologischen Verhältnisse, dieselbe erstrebte Wir¬ kung sich mit geringeren Arbeits- und Kostenaufwand in we¬ sentlich kürzerer Zeit hätte erzielen lassen1). Ein weiteres charakteristisches Beispiel für die Zweckmäßig¬ keit der Kenntnis der geologischen Verhältnisse fand ich auf der Moliwe-Pflanzung, an den SO-Abhängen des Gebirges. Hie Pflanzung ist über einen, der, wie es scheint, am ganzen Ab¬ hange des Kamerun sehr zahlreich vorhandenen, parasitären Kratere ausgedehnt, dessen innerer Eruptionskegel, die Fürsten¬ höhe, von einem alten Stratovulkan in weitem, nach einer Seite geöffnetem Bogen umgeben ist, aus dem an zw- ei Stellen später nochmals Lavaergüsse hervorbrachen. Diese Lavazüge schnürten nun einzelne Teile des Atrios ab, wodurch letztere völlig versumpfen mußten. Die ungesunde Lage der Gebiete der Pflanzung hat im Laufe der Jahre schon zahlreichen Euro¬ päern das Leben gekostet. Erst als man durch ein paar einfache Sprengungen, freilich ohne den Zusammenhang zu kennen, diese Lavazüge durchquert und damit, und durch im dazwischenliegen¬ den Schwemmlande gezogene zahlreiche Gräben, dem Wasser Abzug nach dem zum Meere geöffneten Bogenteil des Strato¬ vulkans schaffte, konnte man diese Moskito- und Malariabrut¬ stätten beseitigen. Die Fürstenhöhe, der innere, jüngere, von einem Aschenmantel bekleidete Eruptionskegel war noch dadurch interessant, daß in seinem oberen Drittel sich im losen Auf¬ schüttungsmateriale massenhaft, bis etwa 1 — 2 m Tiefe, Bruch¬ stücke alter Negertongefäße mit den wunderlichsten Ornamenten und Verzierungen fanden. Der Sage der Eingeborenen nach, hat auf dieser Höhe, die von den übrigen Negern als unheim- ’) Inzwischen sind, dem Vernehmen nach, die bisher vorgenommenen Auf¬ schüttungen, nach besonders anhaltenden Regenfällen, fast völlig wieder in das Meer hinaus geschwemmt worden. 11 Das Kamerun-Berg-Massiv lieh, weil von Geistern und Göttern bewohnt, gefürchtet und ge¬ mieden wurde, ein uralter Töpfer und Zauberer (Medizinmann), vor langen Zeiten sein Handwerk betrieben und die hergestellten Töpfe an einem natürlichen, aus dem Berge kommenden Feuer und heißem Winde gebrannt. Es scheint dies auf die noch in historischer Zeit vorhandene Eruptionstätigkeit der Vulkane hin¬ zuweisen, die z. B. auch Stromer v. B eichen bach annimmt (vergl. 1, S. 161 und 165). Freilich könnte es sich hier, die Richtigkeit der Nachrichten vorausgesetzt, auch um eine der heute noch am Berge vorhandenen Spalten, Solfataren oder Fuma- rolen gehandelt haben, aus denen heiße Gase, vielleicht auch Was¬ serdämpfe entströmten, die auch wohl in neuerer Zeit zu Berichten Veranlassung gegeben haben, daß noch heute tätige Vulkane am Kamerun zu beobachten seien. Nachdem Esch den Berg sehr genau studiert und keinerlei Anzeichen für eine heutige Tätigkeit gefunden hat, dürften sie als zweifelhaft zu bezeich- sein. Zu diesen Gerüchten haben neben der Beobachtung von heißen Gasen und Wasserdampf, die an einzelnen hochgelegenen und unzugänglichen Stellen aus Spalten entweichen, die bis¬ weilen auch von glaubwürdigen Europäern beobachteten Erd¬ beben Veranlassung gegeben, die teilweise mit sehr großer Heftig¬ keit auftraten, so daß sie deutliches Schwanken der Gebäude¬ mauern und Bewegung von Gegenständen verursachten und von langanhaltendem dumpfen Rollen gefolgt wurden. Hierbei han¬ delt es sich voraussichtlich um die in alten Vulkangebieten häufi¬ gen Einsturzbeben, bei denen zwischen den einzelnen Lava¬ zügen infolge schnellen Erstarrens sich bildende Höhlungen, viel¬ leicht auch solche, die sich im Innern durch die Zusammen¬ ziehung des Magmas beim Erstarren bildeten, Zusammenstürzen1). Hiermit in Zusammenhang zu bringen ist auch die Tatsache, daß bei heftigen Regengüssen am oberhalb Buea gelegenen Berg- l) Gerade während der Drucklegung bringen die Zeitungen die Nachricht, daß das Gouvernement, infolge andauernder heftiger Erdbeben in Buea (in etwa 1000 m Höhe am Berghange) seinen Sitz von dort nach Duala hat verlegen müssen. 12 I. Teil abhange häufig die herabstürzenden Wassermassen im Berge ver¬ schwinden und erst an verschiedenen Stellen unterhalb Bueas wieder hervorbrechen. Es scheinen also hier außer den zwischen Cferölle und Schuttmassen vorhandenen Höhlungen noch solche ursprünglicher Entstehung zu bestehen. Bei näherer Unter¬ suchung würde man wahrscheinlich viele solche Höhlen noch auf¬ finden können. Nunmehr komme ich zur Frage des Alters und des heutigen Zustandes des Kamerungebirges und der umliegen¬ den Vulkane überhaupt. Es ist ein absolut zuverlässiger Be¬ weis, daß noch in historischer Zeit vulkanische Eruptionen statt¬ gefunden haben, bisher nicht erbracht worden. Einzelne Über¬ lieferungen der Neger weisen zwar darauf hin, sind aber mit Vorsicht aufzunehmen, da die Neger nur zu sehr geneigt sind, phantasievolle Geschichten zu erdenken, wenn sie glauben (und gerade hierfür haben sie ein merkwürdig feines Gefühl), dein Weißen damit etwas Interessantes berichten zu können. Der An¬ sicht hinsichtlich der Deutung und Ursache der Nachrichten über die Beobachtung von Feuer auf dem Gipfel des Kamerun, als von den Grasbränden der Eingeborenen herrührend, der Stromer von Beichenbach (1, S. 165) Ausdruck gibt, kann ich nach meinen Beobachtungen solcher Brände am Gipfel des Kamerun¬ berges, sogar von Mundame aus, nachdem ich sie ähnlich vielfach im Innern zu beobachten Gelegenheit hatte, nur beistimmen. Viel maßgebender wäre in dieser Beziehung die Beobachtung häufig ganz nahe' beieinander liegender, also denselben klimatischen und Verwitterungsbedingungen ausgesetzt gewesener Lavazlige, die teils ganz unzersetzt und unverwittert, teils stark zersetzt sind, und deren verschiedener Verwitterungszustand demnach auf verschiedenes Alter der Entstehung hinweisen könnte. Aber auch dieser Schluß wird nicht die notwendige Sicherheit bieten, denn ich habe beispielsweise, an offenbar ein und demselben Lavazuge, ganz verschiedene Struktur der Lava beobachten können, offenbar verschieden, je nach den äußeren Temperatur- und Verwitterungseinflüssen beim Erstarren. So habe ich neben Das Kamerun- Berg-Massiv 13 dichtem, festem und grobkörnigem Basalt mit großen zum Teil wohl ausgebildeten Augit- und Olivin-Krystallen, feinschlackige poröse Lava, oder vollständig bröcklig zerfallenden (offenbar bei plötzlichen Regengüssen abgekühlten und erstarrten) Basalt, neben ganz hartem feinkörnig dichten gefunden. Daß diese ver¬ schiedenen Mineralaggregate sich auch verschieden gegenüber den Einflüssen der Verwitterung verhalten, ist ja ganz natürlich. Ohne Frage muß jedoch als festgestellt gelten, daß sich der Vulkan teilweise im Zustande erlöschender Solfataren- undEu- marolentätigkeit befindet. Außer der Ablagerung von Schwefel nahe dem Gipfel des Berges (s. meine vorl. Veröffentlichung über den Wert dieses Schwefellagers) habe ich selbst mehrfach Mofetten, z. B. unweit des Meeres bei der Kriegsschiffshafen¬ bucht beobachtet, aus denen fast reine Kohlensäure in erheblichen Mengen entweicht. Auf der Pflanzung Kriegsschiffshafen konnte ich an einer Stelle biner sich weithinziehenden Spalte im Basalte, die zumeist mit Kaolin ausgefüllt und überdeckt war, eine ent¬ weichende Menge von 50 cbdcm C02 in der Sekunde messen. Die C02 war bis auf wenige Zehntelprozente (4 rein. Ähn¬ liche Gasexhalationen sind auch anderwärts am Hange des Berges beobachtet worden und ebenso finden sich auch Mineralquellen, in Verbindungen mit ihnen, mehrfach dort (vergl. vorl. Veröffentlichung, S. 27). Diese Mofetten lassen wohl auf einen weit zurückliegenden Zeitpunkt für die letzte Eruption schließen, kennt man doch erstere hauptsäch¬ lich von den längst erloschenen Kratergebieten, z. B. der Eifel, und nimmt an, daß sie im allgemeinen ein schon fortgeschrittenes Stadium des Erlöschens der vulkanischen Tätigkeit anzeigen. Neuerdings haben Hassert und Thor- becke (5) für einen von ihnen nach ihrem Entdecker. Robert M eyer-Krater genannten, parasitären Krater angenommen, daß er noch vor wenigen Jahrzehnten tätig gewesen sein müsse. Sie beobachteten dort im Gegensatz zu den älteren Lavexi sehr frisch aussehende jüngere, eine noch tätige Solfatare und reich¬ liche Schwefelablagerungen. Bei der Vielgestaltigkeit und Aus- 14 I. Teil dehnung der Höhen des Massivs, dem gänzlichen Unbewohntsein und der Unzugänglichkeit, besonders der Nord- und Nordost¬ abhänge, wäre es freilich auch an sich nicht zu verwundern, wenn etwa kleinere Ausbrüche an den meist in Wolken gehüllten Gipfeln der Beobachtung durch die Eingeborenen entgangen sein sollten, die übrigens kaum die höher gelegenen Teile des Berges, der Furcht vor Kälte und Berggeistern wegen, je aufsuchen. Über den Zeitraum, über den sich voraussichtlich der Aufbau und die Tätigkeit des Vulkans erstreckte, bemerkt Stromer von Reickenback (1, S. 165) sehr treffend : ,,Wir können also nichts sicheres über das Alter des Berges sagen, als nur, daß er zwar vom geologischen Standpunkte aus ziemlich jung sein dürfte, daß aber zur Aufschüttung eines so gewaltigen Massives doch ein ziemlich bedeutender Zeitraum erforderlich war.“ Nach später von mir in den sedimentären Schichten am Muno'o gefundenen und noch näher zu erörternden Aufschlüssen, sind den als obere Kreide anzusehenden Sandstein- und Kalk¬ schichten schon vulkanische Basaltaschentuffe mit deutlichen Blattresten dicotyledoner Pflanzen zwischengelagert, die auf eine Tätigkeit naher Vulkane in jener Zeit, hinweisen. Auch in den hangenden Sandstein- und Kalkschichten dieser Tuffe finden sich Basalt und Tuffrollstücke. Während ich sie nie in den liegenden Schichten, den Profilen der Wohltmann- und Elefanten- Bank und bei Balangi beobachten konnte. So dürfte denn der Beginn der Eruptionen und der Aufwölbung des Kamerun -Massivs mindestens in die Senonzeit fallen und sich wahrscheinlich bis in die jüngste geologische Zeitepoche fortgesetzt haben. Was nun die Frage der Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit eines etwaigen neuen Ausbruches des Vulkans in unserer Zeit anlangt, so ist eine solche wohl solange nicht als wahrscheinlich anzusehen, als sich nicht die sehr deutlichen Anzeichen dafür, wie häufige Erderschütterungen, gesteigerte Solfatarentätigkeit usw. wahrnehmen lassen. Ebensowenig kann natürlich gerade nach den Erfahrungen der neuesten Zeit (Mont Pelee, Martinique) mit Sicherheit behauptet werden, daß der Vulkan endgültig er- Das Kamerun-Berg-Massiv 15 loschen und ein neuer Ausbruch ausgeschlossen sei1). Von nicht zu unterschätzendem wissenschaftlichem Interesse wäre jedoch für weitere Forschungen in dieser Richtung die Aufstellung eines Seismographen in Buea, zur fortlaufenden Registrierung der Erd¬ erschütterungen, die ziemlich häufig sich wahrnehmen lassen sollen. Auf das Alter und die Altersbeziehungen der weiter landeinwärts gelegenen kleineren Kratere zum Kamerunmassiv wird an anderer Stelle zurückzukommen sein. Es sei hier nur noch festgestellt, daß im Gegensätze zu den Yulkangebieten im Innern, andere als Basaltergüsse i meist Plagioklas-Basalt mit reich¬ lichen Olivin- und großen Augit-Krystallen i am Kamerun bis- her nicht festgestellt sind. Die relativ geringe heutige Ver¬ breitung von Tuff, Lapilli und Aschengesteinen am Berge selbst, die alle bei zahlreichen kleineren Krateren noch recht gut er¬ halten sind (Diungo, Bali, Bamum), könnten vielleicht auch auf einen Altersunterschied hinweisen. doch werden natürlich auch die Höhe des Ausbruchskegels, der Grad seines Steilabfalles und seiner Ausdehnung, und der Gewalt und Höhe seiner Eruption, wichtige Momente für die Bildung, Ablagerung und Erhaltung der Tuff-, Aschen und Staubmassen bilden. Das einzig bisher ‘mit Sicherheit nachgewiesene Gestein des Massivs ist Basalt. In seiner typischen Ausbildung ist es bald fein- kry stalliner, bald porphy risch-grober Basalt, wie er unter Kr. 1 u. 2 i T eil IX i nach seiner petrographischen Beschaffenheit näher beschrieben ist. Auf die verschiedenen anderen Erscheinungs¬ formen, wie Brocken-, Stengel-, Säulenbasalt, poröse Basaltlava, mandelsteinartige Ausbildung (untere Schichten der Inseln, welche der Ambas Bay vorgelagert sind, da, wo die Lava offen¬ bar unmittelbar ins Meer geflossen, z. B. Insel Mandole,) habe ich J) Diese Ausführung hat durch die soeben während der Drucklegung ein- getroffenen Zeitungs-Nachrichten sich bestätigt, wonach plötzlich eine anscheinend bedeutende Eruption an den nördlichen und nordöstlichen Gipfeln des Berg¬ massivs sich bemerkbar machte, mit Erguß von Lava und erheblicher Feuer - und A s c h e n regen-E nt wi ck 1 u n g, in deren Begleitung heftige Erderschütterungen, sich bemerkbar machten, die die Regierungbauten in Buea mit Einsturz be¬ drohten und das Gouvernement zum Verlassen Bueas zwangen. 16 I. Teil bereits hingewiesen. Ein, in Victoria selbst, damals ange¬ schnittener und inzwischen fast völlig in seinem unteren Teile beseitigter Lavazug bestand lediglich aus dünnen Lagen, voll¬ ständig rissiger und in Nußgröße brechender Brocken-Lava, so daß er sich leicht abtragen ließ, während andere homogene Züge sich von außerordentlicher Festigkeit erwiesen. Es konnte am erwähn¬ ten Lavazuge durch die Beschaffenheit der Lava ohne Mühe der für Wegeschüttungen und Bauzwecke wertvolle Basaltklein¬ schlag unmittelbar entnommen werden. An vielen anderen Stellen bietet der homogene Basalt vorzügliches Baumaterial und Ge¬ legenheit zur Anlage von Steinbrüchen. Verhältnismäßig selten traf ich im Gegensatz zur Behauptung Stromer von Reichen- backs (1, S. 162) säulig abgesonderten Basalt. Die Funde von Trachyt durch Bur ton an der Westseite des Berges (in F. Burton: Abeokuta and the Cameroons Mountains. London. 1863. II. S. 160) und von Phonolith, durch Schwarz von der Südostseite des Berges, (B. Schwarz Kamerun, Leipzig. 1886. S. 290) haben bisher keine Betätigung erfahren. An Mineralien sind mir besonders größere Krystalle von Augit (bis zu 3 cm hoch ) und kleine, aber allseitig wohl aus- gebildete (3 mm Durchmesser) Krystalle von Olivin bekannt geworden. Diese sollen besonders zahlreich sich im vulkanischen Aschensande an der Manns-Quelle finden. Augite fand ich selbst auf dem Gebiete der Molive -Pflanzung in grobkrystalliner Basaltlava. Die Ausbildung der Augitkrystalle ist die gewöhn¬ liche der basaltischen Augite mit nachfolgenden Flächenkombi¬ nationen: M (110) ooP, r (100) ocPöö, 1 (010) ooPoo, s (111) P. Seltener sind einfache Krystalle, meist sind es Zwillinge nach (100) go P co, daneben treten auch je zwei Zwillinge, nach obigem Ge¬ setz sich durchkreuzend, nach (101) — P öö zu Vierlingen zusammen. Die Olivin-Krystalle zeigten ebenfalls die gewöhnlichste, meißel- förmige Ausbildung mit den Flächenkombinationen: n(110) oc P. 8(120) 00 P 2, T (010) ooPoo; ganz untergeordnet und meist nur als Rundung der Kanten (die Krystalle waren daneben auch etwas ab gerollt) zu erkennen, sind: d (101) Pöc; e (in) p. Das Kamerun- Berg-Massiv 17 Tuffe, Lapilli, Aschen und Bomben sind, wie bemerkt, am Ab¬ hänge des Kamerun-Berges selbst verhältnismäßig selten ge¬ funden worden. Aus der Literatur führt Stromer v. Reichen¬ bach S. 162 solche Lunde an, von denen die vom Kriegsschiffs¬ hafen und Cap Dibundja wohl die bekanntesten sind. Ich wies schon darauf hin, daß sich die große Masse dieser Ablagerungen jedenfalls in viel größerem Umkreise des Berges finden wird und meine Tuff- und Aschenschichtenfunde am mittleren Mungo, zwischen den Kreideschichten, bestätigen diese Annahme. Es ist sogar anzunehmen, daß ein großer Teil der fruchtbaren Lehm¬ ablagerungen des Küstengebietes bis Duala, und sogar bis Edea, aus den Verwitterungsprodukten solcher vulkanischer Ablagerun¬ gen besteht, die an Ort und Stelle ihre Umwandlung und Zer¬ setzung erfahren haben (eluviale Lehmlager). Beispielsweise habe ich Lapilli, Bimsstein- und Basaltbruchstücke vielfach in den später eingehender zu besprechenden Dibongo-Konglomeraten vom unteren Sanaga beobachten können. Es würde sich damit auch vielleicht der Schluß rechtfertigen, daß ein großer Teil der weiter landeinwärts und nicht unmittelbar an den Talhängen des Ka¬ merun gelegenen Gebiete für einzelne Zweige des Anbaus viel geeigneteren Boden abgeben würde, als die steinigen Basalthänge des Berges. Daß übrigens an den landeinwärts gelegenen klei¬ neren Vulkanen (Diungo, Krater von Joh. Albr. Höhe) noch vollständige Tuffmäntel vorhanden sind, erwähnte ich bereits. Ein sehr deutliches Profil durch Tuff schichten des Kamerun- Berges konnte ich allerdings auch an der Bucht von Kriegs¬ schiffshafen unmittelbar am Strande, an der sogenannten ,. Boten Wand“, beobachten. Es scheint sich hierbei um ein schon von Knochen hau er erwähntes Profil zu handeln. (Geologische L ntersuchungen im Kamerun-Gebiete (mit Karte). Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten 1895. VIII. S. 87. vergl. auch 1, S. 163.) Am Grunde des hier durch einen senkrechten Absturz nach dem Meere hin freigelegten und in Eig. 2 wiedergegebeuen Profils befand sich sehr dichter, feiner, schon stark zersetzter Neue Folge. lieft 62. 2 18 I. Teil Lehm, der, allem Anschein nach, aus Tuffen und Aschen ent¬ standen sein mag und teilweise so dicht und fest verhärtet er¬ schien, daß er große, der Brandung widerstehende Blöcke am Strande bildete (1). Gelb bis braun gefärbt, wird er nach oben dunkler und dichter, und wird schließlich von einer, mehrere Zentimeter starken, sehr harten, eisenoxydreichen Decke über¬ lagert, die in flachem Bogen an den Grenzflächen gewölbt, von den auf- und unterlagernden Schichten scharf getrennt und mit zahlreichen Vertiefungen bedeckt, und von Sprüngen durchzogen ist. Sie macht den Eindruck, als ob sie durch Frittung und Druck der darauf lagernden Massen entstanden sei (2). Figur 2 Profil an der »Roten Wand«, in der Kriegsschiffshafenbucht bei Victoria Etwa 30 cm unter dieser Decke stecken senkrecht im Lehm zahlreiche Pfahlwurzeln, bis zu 1 m Länge, die vollständig in Brauneisen- und Roteisenerz umgewandelt sind. Über dieser Decke erhebt sich bis zu 20 m eine Schicht hellgelben Lehms, der deutlich noch seine Entstehung aus Asche erkennen läßt, und in dem unten mehrere dichte Lagen harter, außen gefritteter, faust- bis kopfgroßer, rundlicher Basaltbomben eingebettet liegen, die nach oben spärlicher werden und regelloser verstreut sind (3 und 4). Der Hang ist von fein geschlämmtem, rotem Ge¬ hängelehm überdeckt (5). Eine Erklärung für die Entstehung dieser Ablagerungen ist an den oben angeführten Stellen bereits gegeben worden. Vielleicht muß man, da nicht nur die in den auf lagernden Aschen liegenden Bombenscharen, sondern auch die harten Deckschichten Das Kamerun-Berg-Massiv 19 selbst eine Wölbung erkennen lassen (eine Schichtung der auf¬ lagernden Lehmmassen war nicht mehr zu beobachten), eine spä¬ tere Hebung in die heutige Lage und damit auch wohl eine nega¬ tive Strand Verschiebung annehmen, mit der ja auch die Hisse und Sprünge der harten Decke zusammen hängen könnten, oder aber es hat sich einfach um einen aus Asche entstandenen Lehm¬ hang gehandelt, auf dem sich bereits Vegetation angesiedelt hatte, die dann durch die auffallenden heißen Aschen-, Lapilli- und Bombenmassen zerstört wurde, wodurch gleichzeitig die obere Lehmschicht gef rittet und verhärtet wurde. Baumstämme oder Blattreste und Abdrücke habe ich nicht auffinden können, son- 7 dem lediglich jene Pfahlwurzeln, die große Ähnlichkeit mit den Mangroven- Wurzeln haben. Sowohl der rote Gehängelehm, wie der gelbe Lehm der Profilschichten, würde für die Herstellung von Bausteinen sehr geeignetes Material abgeben, wie ich schon anderwärts betonte, (vergl. vorl. Mitteilungen S. 27). Die Analyse des Aschen¬ lehms ergab für die bei 103 0 getrocknete Substanz : Glühverlust . 16,68 v. PI. AL 03 -\- Fe2 03 . 50,50 ,, Si02 . 32,58 „ Auch guter, sehr reiner, weißer Ton, der für die Herstellung von Ton waren und feuerfesten Produkten in Betracht käme, ist viel¬ fach an den Hängen des Berges vorhanden. Besonders wies ich ihn in großer Ausdehnung durch Bohrungen auf der Plantage Kriegsschiffshafen nach, wo er die Spalten des Basaltes über¬ lagert, aus denen C02 entweicht. Es ist wohl anzunehmen, daß es sich hier um, durch pneumatolitische Vorgänge zersetzte, Tuff-, Aschen- und Basaltschichten handelt. Seine Analyse1) ergab für die bei 103° getrocknete Substanz: Glühverlust .... 15,9 v. H. A1203 -j-Fe203 . . . . 34,87 „ SiOo . . . 43.60 9 Diese beiden Analysen wurden von mir im Laboratorium der Versuchs¬ station zu Victoria ausgeführt. 2* 20 I. Teil Schließlich wäre noch das mehrfach beobachtete Vorkommen von basaltischen Flußkonglomeraten zu erwähnen, deren Bil¬ dung sich bis in die Gegenwart fortsetzt. Es konnte hier beob¬ achtet werden, wie schon der zweimalige Wechsel von Regen- und Trockenzeit genügt hatte, um frisch angeschwemmte Ge- steinsrollstücke (Fluß - Schotter) in e in sehr hartes Konglo¬ meratgestein überzuführen, wobei natürlich die lebhafte Wir¬ kung chemischer Agentien im tropischen Klima, besonders die erhöhte Löslichkeit des Wassers für Kieselsäure, aber auch die leichtere Oxydation der Eisenverbindungen und der hohe Kohlen- Säuregehalt der Quellwasser am Berghange eine wichtige Rolle spielen dürften. Ich beobachtete solche rezente Konglomerat¬ bildungen vielfach auch in anderen als Basaltgebieten. In der Urwaldzone waren sie häufig an den Einschlüssen von ganz rezenten Pflanzensamen (Baumfrüchten) als solche zu erkennen. Auf diese Bildungen und die charakteristische W eise, in der solche Konglomerate in verhältnismäßig kurzer Zeit der late- ritischen Zersetzung anheimfallen, werde ich noch im Abschnitt Latent (Teil VIII) zurückkommen, ebenso im Abschnitt Tektonik (Teil VII) auf die aus meinen Beobachtungen zu ziehenden allgemeinen Schlüsse über die mit der Auf¬ wölbung des Kamerunmassivs zusammenhängenden tektonischen Vorgänge, und ihren Zusammenhang mit den vulkanischen Aus¬ brüchen des Hinterlandes (Kamerunspalte Passarges). Die Beobachtung einer sogenannten ,, Ölquelle“ am Strande nahe der Kriegsschiffshafenbucht, wo einer der erwähnten Spalten im Basalt, aus der C02 entströmt, gleichzeitig geringe Menge eines dicken, starkriechenden Öles entweichen, legt die Vermutung nahe, daß das Öl sedimentären bituminösen in der Tiefe liegenden und vom Basalt bedeckten Schichten entstammen mag. Diesbezüglich verweise ich auf meine Aus¬ führungen in der vorl. Mitteilung S. 23. Bei der Behandlung der Mamfeschichten am Cross werde ich auf den vermutlichen Zusammenhang der Ölführung der genannten Quelle mit dem Bitumengehalte der Mamfeschiefer zurückkommen. Das^ Kamerun -Berg- Massiv 21 Was nun die im Gebiete des Kamerunberges vorhandenen Bodenarten anlangt, so sind sie, wie W ohltmann1) er¬ schöpfend dargetan hat, als außerordentlich fruchtbar und für die Plantagenanlage geeignet zu bezeichnen, obwohl sie sich als sehr kalkarm erwiesen haben 2). Vermut¬ lich sind die aus Aschen entstandenen Ablagerungen durch die intensive chemische Einwirkung, die außerordentlich großen Wassermengen, im tropischen Klima an Kalk entarmt. Diese Kalkarmut soll beispielsweise durch das Auf treten gewisser Pilz¬ krankheiten dem Cacaobau bereits' sich schädlich erwiesen haben, so daß man zum Teil zur künstlichen Kalkdüngung seine Zuflucht nehmen mußte. Daß aber, bei dem Bestand des Basaltes an Feldspaten, die continuierlich fortschreitende Ver¬ witterung und Zersetzung den Böden, gerade in den Plantagen der Kamerunhänge, genügend Kalk wieder zuführen müßte, wäre wohl anzunehmen (vergl. auch hierzu Teil XIII). b Bezüglich der Literatur vergl. Teil XIII. 2) Vergl. hierzu die Ausführungen im Teil XIII. Das sedimentäre Küstengebiet. Reise Victoria-Quala-Edea und Jabassi-Mundame. Im sedimentären Küstengebiete stellte ich zunächst Unter¬ suchungen über das V orkommen und den Ursprung von Kopal an. Der Kopal wird besonders in dem Küstenstrich südlich von Vic¬ toria, bis nach Duala hin, im Schwemmlande, durch Graben und am Strande ausgewaschen, gefunden. Wie ich bereits in meiner vorläufigen Mitteilung Nr. 9 S. 28 hervorhob, scheint es sich bei diesem V orkommen des Kopals um ganz regellos im jungen Schwemmlandsgebiete auf primärer Lagerstätte vorkommende Harzanhäufungen zu handeln. Gelegentlich sind nämlich dort beim Graben der tiefen Löcher, in welche die Eingeborenen die Yamsknollen zu senken pflegen (bis 3/4 m tief), solche Kopalstücke gefunden worden. Sie sind dann meist in Nestern angehäuft. Die Hauptmenge des von Kamerun in den Handel gelangenden Kopals stammt indessen vom Strande, wo er bei Abfall des Hochwassers am Kande der Creeks aufge¬ sammelt wird. Da ich dicht bei Victoria (am Wege nach Kriegs¬ schiffshafen) mehrere Urwaldbäume beobachten konnte, aus deren Zweigen Harz in großer Menge herabtropfte, das in bisweilen 1/4 — V2 m Durchmesser haltenden Klumpen und Lachen sich auf dem Boden sammelte und an der Sonne eingetrocknet, hell- bis dunkelgelbes (bernsteinfarbenes), dem Kopal ganz ähnliches, festes, durchsichtiges und lebhaft brennendes Harz ergab, so ist es sehr wahrscheinlich, daß es sich bei dem Kopal ebenfalls II. Teil. D as sedimentäre Küstengebiet 23 um solche ganz recente Harzanhäufungen handelt, die sich im Urwald bestandenen Schwemmlande an Ort und Stelle gebildet haben. Die von mir gesammelten Stücke stammten alle vom Meeresstrande bezw. den Ufern der Creeks. Es befanden sich sehr verschieden aussehende darunter, teils waren sie wasser- hell - durchsichtig, bald durchscheinend und undurchsichtig weiß, gelb und braun. Leider konnte ich im botani¬ schen Garten zu Victoria damals über den botanischen Namen des beobachteten Harzbaumes eine Auskunft nicht erhalten1). Später beobachtete ich am Wege Edea-Jabassi noch einen gewaltigen Urwaldbaum mit großen gefiederten Blättern (der offenbar eine große Verbreitung, wenigstens im Süden des Schutzgebietes besitzt, denn er war sowohl meinen Trägern aus Edea Avie einem Buli- Jungen gut bekannt), dessen weitverzweigte Wurzeln große Mengen von Harz aussonderten, das auch beim Ritzen der Rinde in reichlicher Menge entquoll. Die Eingeborenen benutzen dieses wasserhelle sehr aromatisch wohlriechende Harz, das nach dem Kochen und Er¬ kalten sehr hart wird, zu verschiedenen Zwecken. Sie formen Lichte daraus, indem sie um die Harzstange Bindfaden oder Lianenfäden als Docht wickeln, und bezeichnen diese im Küsten¬ englisch als ,,Blackman’s Lamp“. Eerner benutzen sie das Harz zur Herstellung von Ruß, den sie an einem über das brennende Harz gestellten kalten Topf niederschlagen. Dieser Ruß wird in die Wunden der frischen Tätowierungen eingerieben, um ihre Vernarbung aufzuhalten. Schließlich versiegeln sie damit Kürbis¬ flaschen, die mit Palmenwein gefüllt sind, und stellen auf diese Weise moussierenden Palmenwein her. Sie nennen das ITarz „Escho“ oder „Fitscho“. Vielleicht lieferte auch dieser Baum einen Teil des heute als Kopal gefundenen fossilen Harzes, so daß mindestens die hellen und dunkleren Abarten des Kopals wohl verschiedenen Harzbäumen entstammen. In seinen ,, Urwalddokumenten“ erwähnt Mansfeld aus dem P Wie Herr Prof. Dr. Potonie clie Güte hatte mir mitzut eilen, stammt der meiste Copal vermutlich, von einer Papilionacee. 24 II. Teil Ossidingebezirk (vergl. Dr. A. Mansfeld. Urwalddokumente Berlin 1908. Dietrich Reimer (Ernst Y ohsen) S. 95) eben¬ falls Kopalvorkommen. Dort heißt es wörtlich : ,, Außerdem findet man, wie im Sommer 1897 auf einer Dienstreise konstatiert wurde, 30 cm unter dem Yamsfeldboden fossilen Kopal.“ Es sollen dort vier Arten des Kopals festgestellt worden sein, doch kann es sich hierbei auch wohl zum Teil nur um unter verschiedenen physikalischen Verhältnissen erhärtete Harzmassen handeln. Ferner sagt Mansfeld ebenda „Von den Harzern liefert Cana- rium (Mansfeldi) (Eckoiname-Edjum, Anjangname-Ngdschuale, Banjangname-Helöwalum) ein dem Kopal ähnliches Harz. Der Baum kommt auf beiden Seiten des Croßflusses vor“. Er scheint ident mit dem von mir bei Edea beobachteten zu sein und die oben ausgesprochene Y ermutung wird dadurch bestätigt. Daß der Kopal auch hier unter dem Yamsfeldboden gefunden wird. * hat wahrscheinlich den einfachen Zusammenhang, daß gerade die Gruben für den Yamsbau, da sie ganz besonders tief an¬ gelegt werden, nur in tiefgründigem alten Urwald- und Schwemm¬ landboden gegraben werden. Die Yamskultur bietet eigentlich dem Neger die einzige Veranlassung, tiefer als für seinen übrigen Ackerbau, der immer nur die obersten Erdschichten benutzt, in den Boden einzudringen. In der näheren Umgebung Dualas wurde alsdann das im Schwemmlande bei Logobaba auf tretende Ölvorkommen besich¬ tigt, über dessen Herkunft die damals bei über 800 m eingestellte Bohrung, da sie bis zu dieser Tiefe keine anderen als die Schwemmlandsschichten durchsunken, keinerlei Aufschluß er¬ bracht hatte. Da meine späteren Reisen im Ossidingebezirk mir hierüber gewisse Vermutungen nahe legten, werde ich dort darauf zurückzukommen haben. Den von Knochenhauer (Geologische Untersuchung im Kamerun-Gebiet. Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten 1895. VIII. S. 89) bereits gegebenen Erklärungen für die Bil¬ dung der Creeks, die Ablenkung und Verlegung der Strom¬ mündungen, die dann Esch auch auf die von ihm zuerst beob- Das sedimentäre Küstengebiet 25 achteten, landeinwärts gelegenen, älteren Strandwälle erweiterte (2, S. 14 ff.), wie sie typisch am unteren Sanaga und W urilauf zu beobachten sind, möchte ich mich nach meinen Beobachtungen anschließen. Sogar glaube ich z. B. nicht nur in dem Ndonga- und dem Kwakwa-Creek ehemalige Mündungsarme des Sanaga sehen, sondern sogar annehmen zu sollen, daß letzterer früher durch den Sa-See1) nach diesen Creeks hin floß und sich von da in das Ka¬ merunästuar ergoß. Dies war auch die ganz richtige Vermutung des Premierleutnants Freiherrn von Stein, der den See zu¬ erst näher untersuchte und kartographisch festlegte (vergl. hierzu Mttlg. a. d. d. Schutzgebieten, Bd. X. Berlin 1897 p. 155 Über den Ossa- (Lungasi) See, Kamerungebiet, von Premierleutnant Freiherr von Stein). Ähnlich hat sich voraussichtlich die Mün¬ dung des Nyong nach Süden verschoben. Wahrscheinlich ist der nordöstlich Klein - Batanga gelegene See, wie der Sa - See, ein Pest des früheren Ästuars, der allmählich durch die vorgelagerten Schwemmlandsablagerungen vom offenen Meere abgeschnürt wurde. Beide behielten sehr natürlicher Weise ihre größere Tiefe, da sie dicht unterhalb der Schnellen und Fälle lagen, so daß der Aufbau der Strandwälle sich weiter meerwärts voll¬ ziehen mußte. Diese Erklärung für ihr Entstehen trifft also voraussichtlich auch für eine große Zahl der übrigen kleineren Standseen und zahlreichen Sümpfe im Küstengebiet und für die Bildung der Creeks zu. Ganz ähnlich können " wir heute noch des Sichvorschieben der Landzungen und allmähliche Sichabschnüren von Creeks im Kamerun-Ästuar beobachten, aus denen sich zweifelsohne mit der Zeit, wenn die Verbindung mit dem Meere almählich aufge¬ hoben wird, ebenfalls Strandseen bilden werden. Daß diese Landanschwemmung in großartigstem Maßstabe sich vollzieht, konnte ich nach heftigen Gewitterregen auf einer Fahrt über 9 Der Name des Sees ist bei den Eingeborenen jener Gegend nicht Ossa- See, wie , mir Herr Missionar Schürle-Edea, nach seinen Studien der Basa- Sprache mitzuteilen die Güte hatte, sondern Sa-See, und 0 Sa-See bedeutet nach dem Sa-See. 26 II. Teil das offene Meeer von Victoria nach Duala beobachten, wo be¬ ständig ganz enorme Massen von pflanzlichen und mineralischen Sinnkstoffen vom Wasser weit hinaus in das Meer mitgeführt wer¬ den, und wo sich der Vorgang der allmählichen Aussonderung die¬ ser Stoffe durch die entgegenströmende Mut in weit großartigerem Maßstabe beobachten läßt, als etwa z. B. im Delta des La Plata- Stromes, dessen Ästuar ich kürzlich zu beobachten Gelegenheit hatte. Auch eine fortwährende V erschiebung dieser Hauptab¬ lagerungszonen läßt sich, je nachdem Hochwasser oder Niedrig¬ wasser der Müsse mit Ebbe oder Flut des Meeres Zusammen¬ treffen, am Kamerun-Ästuar erkennen. Dies gibt eine zwang¬ lose Erklärung der von Esch (S. 16) erwähnten und überall in der Umgegend Dualas zu beobachtenden discordanten Pa¬ rallelstruktur solcher Strand wälle, besonders auch an der Joß- Platte bei Duala. Am deutlichsten habe ich diese Struktur am Steilufer des Canuhafens der Eingeborenen vor dem Gelände des Krankenhauses zu Duala (Joß-Platte) s. Abb. 1, aber auch an den Lehm- und Schotterlagern südlich der Niederlassung der katholi¬ schen Mission beobachtet. Alle die sehr ausgedehnten Sand-, Schot¬ ter- und Lehmablagerungen bei Duala, einschließlich der Joß-Platte, möchte ich jedoch als jungalluvial auf fassen und nicht als gleich¬ altrig mit den von Esch erwähnten posteocänen Strand wollen, wie ich sie typisch am unteren Sanaga bei Dibongo beobachtete. Außer der Lage führt mich dazu die Beobachtung, daß bei ihrem Aufbau weit weniger die jung vulkanischen Gesteine beteiligt sind, als an dem der Konglomerate von Dibongo, die doch noch zudem viel weiter vom Zentrum der vulkanischen Tätigkeit ent¬ fernt waren. Es ist also die Joß-Platte wohl erst nach dem Erlöschen oder dem Nachlassen der eruptiven Tä¬ tigkeit des Kamerunvulkans gebildet worden, während die Entstehung der Dibongo-Konglomerate noch in die Zeit der Haupttätigkeit fallen dürfte. Esch hob schon hervor, daß die Einteilung der von ihm als Typen der tertiären Strandwälle aufgeführten Gesteine eine rein petrographische sei und sich durchaus nicht zur Altersbestimmung verwenden ließe, Das sedimentäre Küstengebiet 27 da sie in jedenfalls gleichaltrigen aber petrographisch verschie¬ denen Bildungen vielfach ineinander übergehen. Da die Bildung solcher Strandwälle offenbar seit den ersten Eruptionen der oberen Kreidezeit, deren Produkt gewisse, später zu erwähnende Tuffe am Mungo bildeten, bis zur Jetztzeit sich fortsetzte, so wird man eben vielleicht aus dem reicheren Gehalt an vulkanischem Material auf die Bildung in der Haupttätigkeitszeit der Vulkane, d. h. in der Tertiärzeit schließen können. Da die ältesten und zugleich höchsten dieser Strandwälle dem unteren Tertiär an¬ gehören, so würde in diese Zeit die Haupttätigkeit der Vulkane fallen, während die späteren, bis in die Neuzeit fortgesetzten Eruptionen weit weniger heftig erfolgt wären und wahrschein¬ lich hauptsächlich nur umfangreiche Lavaergüsse umfaßt haben dürften. Übrigens sind diese Konglomerate noch in anderer Be¬ ziehung gut charakterisiert und dadurch von den jün¬ geren, ähnlichen Bildungen wohl unterscheidbar. Die an ihrer Zusammensetzung teilnehmenden Quarz-Brocken und -Kör¬ ner zeigen eine eigenartige Corrosion an der Oberfläche, die ihnen ein ganz eigenartiges Aussehen verleiht und bei oberfläch¬ licher Betrachtung ihnen eine gewisse Ähnlichkeit mit Diamanten gibt (scheinbare hohe Lichtbrechung), für die sie, wie Esch erwähnt (s. 2, S. 15), früher gehalten wurden. Diese Erscheinung beobachtete ich in allen drei von Esch (a. a. 0.) angeführten Gesteinstypen und möchte sie als eine Folgeerscheinung (che¬ mische Ätzung) der Beimischung der massenhaft an der Zu¬ sammensetzung teilnehmenden vulkanischen Produkte, und der damit in Zusammenhang stehenden hohen Temperatur des Was¬ sers, sowie seiner Anreicherung an chemisch wirksamen Be¬ standteilen, deuten. Für diese dadurch wohl charakterisierten Gesteine möchte ich, nach ihrem Hauptvorkommen, den Namen Dibongo-Konglomerate vorschlagen. Weit jünger als diese Kon¬ glomerate, und von ihnen wohl unterscheidbar, sind z. B. die von der Kriegsschiffshafenpflanzung erwähnten harten Basaltkonglo¬ merate, die Konglomerate der Joß-Platte und andere weit 28 II. Teil über das ganze Schutzgebiet verbreitete pluviatile Kon¬ glomerate. Alle diese Konglomerate, einschließlich der Di- bongo - Konglomerate, und zwar diese besonders lebhaft, weil sie schon, wie vermutet, älter sind, zeigen bis zu erheblichen Tiefen typische eluviale Laterit - Verwitterung. In dem besonderen Abschnitt über Latent - Bildung werde ich hierauf zurückkommen. Auch die zwischen jung- vulkanischen Deckschichten und den erwähnten Strandwällen ausgebreiteten, und die älteren Sedimentärschichten (Senon) ein¬ deckenden, Lehme und Lateritbildungen sind voraussichtlich zu¬ meist die zersetzten spättertiären und recenten vulkanischen Tuffe und Aschenschichten. Esch sagt nun bezüglich der Joß- Platte, 2, S. 15: „Als einer der am weitesten nach Süden vorge¬ schobenen Posten dieser Bildungen (zu ergänzen ist : in dem Gebiete zwischen Mungo und Wuri) ist die Joß-Platte anzu- sehen.“ Ich möchte sie nicht nur als eine der am weitesten nach Süden vorgeschobenen, sondern auch als eine der jüngsten dieser Bildungen ansehen, die zu den heutigen Alluvien hinüberleitet. Ohne Trage setzt sich die Bildung an jenen Küstenstrichen aus dem Tertiär, ja vielleicht aus der Kreidezeit (im Sandstein der oberen Kreideschichten finden sich ähnliche, konglomeratische, auskeilende Bänke !) bis in die Gegenwart fort und nur in den bei Dibongo beobachteten Konglomeraten, einschließlich der Sa- Sandsteine, die Esch als posteocäne Strand wälle bezeichnet, hat man wohl ältere Tertiärbildungen zu erblicken, die, von dem durch Oppenheim als wahrscheinlich Eocän bestimmten (s. Esch 2, S. 246 ff.) Tonschiefer, vom unteren Wuri, vielleicht nur faciell, nicht dem Alter nach, verschieden sein dürften. Wenn man das Vorkommen vulkanischer Tuffe und Aschen¬ schichten mit dicotylen Pflanzenresten, in Wechsellagerung mit den der oberen Kreide angehörenden, jedenfalls senonen Kalk-, Tonschiefer- und Sandsteinschichten am Mungo, ferner das Auftreten massenhafter Aschen, Lapilli, Bimstein und Lava - Brocken in den Dibongo - Konglomeraten berücksich¬ tigt, wo sie häufig (auch im roten Sa - Sandstein) nicht Das sedimentäre Küstengebiet 29 nur das Bindemittel der teils scharfen, teils gerundeten Quarzbrocken bilden, sondern teilweise die Konglomerate ganz zusammensetzen (auch die schon von Knochenhauer als Ton¬ eisensteine erwähnten Bestandteile dieser Konglomerate sind nach meinen Beobachtungen Basalt und Basaltlavaverwitterungspro¬ dukte), so erscheint der obenangeführte Schluß gerechtfertigt, daß jene Konglomerate ihre Entstehung der Zeit der Haupttätigkeit des Kamerun vulkans, und der diesen benachbarten, kleineren Vul¬ kane, als Strandbildung verdanken, während gleichzeitig die Ton¬ schiefer wahrscheinlich als Absätze tieferer Strandseebecken entstanden. Daß nach den bisher angestellten Beobachtungen Fossilien in jenen Strandbildungen gänzlich fehlen, ist wahr¬ scheinlich zu erklären durch die hohe Temperatur, die jene massenhaften Regen von heißen Aschen und vulkanischen Erup¬ tionsprodukten für Luft und Wasser am Strande zur Folge hatten. Leider macht dies eine endgültige Horizontisierung noch nicht möglich, um so mehr, da diese Barrenzüge, wie Esch schon hervorhob, zumeist eingedeckt sind von Lehm und Sand¬ ablagerungen, die, obwohl weiter landeinwärts gelegen, jünger sind und die Produkte der Anschwemmung und Auffüllung der durch die Strandwälle abgeschnürten Strandseen und Meeres¬ arme bilden. Diese Strandwälle sind durch die fortdauernde negative Strandverschiebung dann an einzelnen Stellen als Durchragungen dieser jüngeren ebenfalls vom Tertiär bis in die Jetztzeit fortdauernden Sand- und Lehmabsätze in den von Esch beschriebenen und das sedimentäre Vor¬ land erfüllenden Höhenzügen erhalten. Die Ausführungen, die Esch (S. 11 ff.) im übrigen über die Tertiärablagerungen Kameruns machte, kann ich nach meinen Beobachtungen im übrigen nur bestätigen. Neue Aufschlüsse hierüber sind mir nicht bekannt geworden. V on den sedimentären oberen Kreideablagerungen am Mungo, nach der Küste fortschreitend, wird man demnach die ganze Reihe der tertiären Ablagerungen zu vermuten haben, die hier gelegentlich durch in tiefere Meeres¬ buchten abgelagerte Tonschiefer, im Wesentlichen aber durch 30 II. Teil Strandwälle und zwischengelagerte Sand- und Lehmmassen dar¬ gestellt werden. Von diesen ist, der geschilderten Bildungsweise entsprechend, häufig das jüngere Sediment dem älteren Strand¬ wall landeinwärts angelagert und hier auch als Absatz eines alten Strandsees oder eines Creeks der Tonschiefer gebildet, der voraussichtlich fossilführend und deshalb möglicherweise hori¬ zontbestimmend sein wird. Im allgemeinen sind aber diese Schichtenfolgen, soweit sie älter sind, teils von vulkanischen Massen, Decken und Tuffen jüngerer Entstehung verdeckt, wäh¬ rend die jüngeren unter den recenten Bildungen lateritischer Zer¬ setzung und der Alluvien untertauchen, so daß ihr Vorhandensein dadurch verhüllt wird. Eine Parallelisierung oder Vergleichung der Kameruner Tertiärschichten mit den neuerdings von Par¬ kinson (in: „The Post-Cretaceous Stratigraphie of Southern Ni¬ geria. Quarterly Journal of the Geological Society LXIII. S. 308 — 312, 1907) in der angrenzenden englischen Kolonie Süd- Nigeria unterschiedenen drei Stufen tertiärer Bildungen, die er vom Hangenden zum Liegenden als : 1. Benin Sande 2. Jiebu- Series )T . 0 . q a i q Ligmte Series 3. Asaba-oenes \ bezeichnet, ist zur Zeit mit einiger Sicherheit nicht möglich. Viel¬ leicht sind die vereinzelten Sandablagerungen der Küste, die auch Esch erwähnt (S. 20), auf deren einer z. B. die Missions¬ station Lobethal, am unteren Sanaga liegt, sowie die im Norden der Bucht von Biafra weiter landeinwärts vorkommenden, horizontal liegenden, lose verkitteten Sande, mit den Benin-Sanden Parkin¬ sons in Parallele zu stellen, während die von Esch am Wuri bei Bonangando und etwa 15 km südlich von Japoma am Dibamba auf¬ geschlossenen Tonschiefer vielleicht den Asaba oder Jjebu-Schich- ten Parkinsons möglicherweise zu vergleichen sein dürften. Ich möchte erstere freilich, wenigstens teilweise, eher für jung¬ alluvial ansehen. Bei der Schwierigkeit infolge der eluvialen lateritischen Zersetzung gerade die tertiären Schichten genauer zu horizontisieren, die, wie ich vermute, selbst die Kreide- und Das sedimentäre Küstengebiet 31 Tonschieferschichten am Mungo noch bedecken, (ich fand im Lehm und Ton, die dort unmittelbar die zersetzten und teilweise ebenfalls in Lehm und Ton umgewandelten Kreideschichten be¬ decken, und ganz allmählich in diese übergehen, Fossilreste, Lammellibranchiaten und Gastropoden-Abdrücke, die zwar eine nähere Bestimmung nicht zuließen, die ich für Tertiär halte), wird man einigermaßen sichere Anhaltspunkte für eine Glie¬ derung nur bei der Herstellung von größeren frischen Auf¬ schlüssen erwarten können. In dieser Beziehung würde also wohl die Untersuchung der beim Bahnbau neuerdings geschaffe¬ nen Aufschlüsse vielleicht einige Klarheit bringen können. Auf die große Verschiedenheit der tektonischen Vor¬ gänge im Norden und Süden der alten Biafrabucht hat Esch (2, S. 21) bereits hingewiesen. Demnach scheint der Aufbau des Kamerun-Berges im engen Zusammenhang mit den Hebungen im Norden bezw. den dort vielfach beobachteten negativen Strand¬ verschiebungen zu stehen, die auch am Mungo die oberen marinen Kreideschichten im Laufe der Tertiärperiode beträchtlich über das Meeresniveau heraushoben. Wahrscheinlich ist, daß diese Hebun¬ gen sich weit nach Norden und Osten bis tief in das heutige Fest¬ land fortsetzten, wo wie später zu zeigen, auch die ausgedehnten Kreideablagerungen des Croßbeckens heute erheblich über dem heutigen Meeresspiegel gelegen sind. Die marinen Kreide¬ ablagerungen am Munjgo sind demnach wohl als eine große emporgehobene Scholle, oder als südlicher Band einer gewaltigen zusammenhängenden Hebung anzusehen, die unter dem Spiegel des damals offenen Meereis schnell ihr Ende fand, wie die Boh¬ rung bei Logobaba zeigt, die bis 800 m keinerlei anstehendes Gestein erreichte. Daß diese Hebungen sich nicht allein auf den z.B. von Esch als in früherer Zeit abgesunken angenommenen Teil der Biafra-Bucht erstreckten, ist aus den vielfachen Fortsetzungen der vulkanischen Ausbrüche bis tief in das Innere des Landes zu schließen, die, wie ich noch später zeigen werde, weite Ge¬ biete des krystallinen Grundgebirges durchbrachen, überdeckten und heraushoben, und zwar auch in Gebieten, die nicht dem 32 II. Teil Verlaufe der großen von Passarge angenommenen Kamerun¬ spalte entsprechen. Demgemäß möchte ich auch hervorheben, daß bei der heutigen Gestaltung des Festlandes als Hauptur¬ sache die hebenden Kräfte mindestens die gleiche Rolle gespielt haben werden, wie die vielleicht ebenfalls mit den vulkanischen Ausbrüchen in engem Zusammenhänge stehenden, meist nur lokalen Senkungen (vergl. hierzu Teil ATI). Das sedimentäre Kreidegebiet betrat ich zuerst auf meiner Reise von Jabassi nach Mundame, die ich deshalb, obgleich zeitlich den Reisen am rechten Sanagaufer folgend, hier zuerst behandeln möchte. Der AVeg führte von Jabassi1), der am AVuri unterhalb seiner Schnellen gelegenen Regierungsstation, anfangs durch ein ausgedehntes und hier durch Faltung und Erosion besonders zer¬ rissenes Gneisgebiet, nahe bis an die Ufer des Dibombe hin, dem, von seinem linken Nebenfluß Mabowe ab, roter Biotit-Granit, bald mit großen Feldspatleisten, bald von feinkörnigen Adern und Gängen durchzogen, folgte. Es scheint hier ein anderer, jüngerer Granit später durch den ersteren hindurchgeb'rochen zu sein. Die oberhalb Nyanga, bis zu den Fällen des Dibombe im Fluß anstehenden Sandsteine hat bereits Esch (2, S. 7 und 8) be¬ schrieben. Dicht an den Schnellen sind sie gröber, fast konglo- meratisch und werden nach dem Hangenden feinkörniger. Schichtung ist nur sehr selten und undeutlich zu erkennen. Die Sandsteine scheinen nach meinen Beobachtungen im allgemeinen nach S. bis SAV. einzufallen. Sehr häufig und deutlich zu beob¬ achten ist diskordante Parallelstruktur. Fossilien habe ich auch nicht in den geringsten Spuren auffinden können, ebenso fand ich, wie Esch, weder Tonschiefer noch Kalkablagerungen. Ob man es, wie Esch annimmt, hier mit Äquivalenten der am Mungo unterhalb Balangi bis Ndo anstehenden Sandsteine zu tun hat, muß dahingestellt bleiben. In diesen habe ich jedenfalls noch wiederholt kalkige Sandsteinzwischenlagen und Kalkbänke beobachtet. AVenn auch die Sandsteine am Dib'ombe, dem Granit an den Schnellen zweifellos unmittelbar aufgelagert sind, so wird ß AT ergl. Teil III. Das sedimentäre Küstengebiet 33 man doch die Frage nach idem Alter der Dibombe-Sandsteine bezw. ihrer Stellung zu den Mungoschichten vorläufig noch offen lassen müssen. Will man jedoch einmal mit einer faciell verschiedenen Ausbildung am Dibombe und Mungo rechnen, wie Esch es tut, was nebenbei gesagt, bei der häufigen Verschiedenheit gleich¬ altriger Strandbildungen, selbst auf kürzere Entfernung, gar nicht gezwungen erscheinen kann, dann würde nichts dagegen sprechen, daß wir es an den Dibombeschnellen mit gleich¬ altrigen Schichten wie an den Fällen des Mungo, also dem Liegendsten jener Kreideablagerungen, zu tun haben. Der weitere Weg führte mich von Nyanga zunächst nach Bayäle-Njombe, und zwar über Penja (Landschaft Mamelo), bis zu welchem Orte der Sandstein mehrfach von Basalt und Basalt¬ lavadecken überlagert ist, während in den tiefer eingeschnittenen Flußtälern unterlagernde Gneise und Granite, aber auch ge¬ legentlich die Sandsteinschichten durchragende Granite ange¬ schnitten sind. Bei Penja nun werden diese Basaltdecken mäch¬ tiger und sind über ein zusammenhängendes Gebiet ausgebreitet : da sie überall dem Sandstein auf gelagert sind, müssen sie jünger als dieser sein. In tiefer eingeschnittenen Flußtälern findet sich bisweilen der Sandstein bedeckt von Basaltaschen und Tuffen, auf denen dann die Basaltdecken liegen. In der Nähe der auf- lagernden Aschenschicht ist der grobkörnige Sandstein meist stark eisenschüssig und der sein Bindemittel bildende Limonit in strahliges Poteisen umgewandelt. Unweit des Ortes Njombe, in NNO. -Richtung von diesem Ort, befindet sich der Diungo oder Weiße Berg, (wie ich erst während der Bearbeitung erfahre, ist der Berg bereits früher von G. Conrau besucht woiden, vergl. Mitt. aus den deutschen Schutzgebieten, Bd. 11. 1898. Berlin, S. 194), ein erloschener Vulkankegel, den ich bestieg, da, nach den Erzählungen der Einge¬ borenen, dort interessante geologische Aufschlüsse erwartet werden konnten. Es wurde festgestellt, daß der Diungo ein sehr jugendlicher z. T. verstürzter Krater ist. Von dem ur¬ sprünglichen Tuffmantel des Kraters ist nur die östliche Seite 3 Neue Folge. Heft 62. 34 II. Teil erhalten geblieben, während der westliche und nordwestliche Rand offenbar einem späteren Einbrüche zum Opfer gefallen ist. Hier¬ bei ist jedenfalls der ursprünglich im Kraterkessel befindliche Kratersee ausgebrochen und hat sich am tiefsten Punkte des ent¬ standenen Einbruches von neuem gesammelt. Wir finden ihn heute in etwa 1 — 2 km Entfernung in westnordwestlicher Richtung im Dia-Dia-See wieder, dessen vielfach buchtige und sumpfige Umrandung in ihm auf den ersten Blick nicht mehr den Krater¬ see erkennen läßt. Wahrscheinlich war der Diungo der Haupt¬ eruptionsherd jener, in der weiteren Umgebung die Sandsteine bedeckenden, erwähnten Basaltdecken. Da sowohl der gut ge¬ schichtete Tuffmantel z. T. noch recht frische Cf esteine auf- weist, andererseits auch sich frische Aschen und Lapilli in der Nähe finden, so kann man wohl annehmen, daß er einer der jugendlichsten Kratere jener Gegend gewesen, oder wenigstens, daß seine Eruptionen bis in die neuesten Zeiten fortdauerten, wie das ja auch für die wohl gleichaltrigen Eruptionsherde anzu¬ nehmen ist, auf denen heute z. B. der Elefanten- und Sodensee liegen. Merkwürdig ist, daß heute noch der Tuffmantel ledig¬ lich von etwa 2 m hohem Grase bewachsen ist, während alle Berge ringsherum von dichtestem Urwalde bestanden sind. Es gewahrt einen eigenartigen Anblick, wenn man bei der Be¬ steigung von Westen nach anstrengendem Marsch durch das Dickicht des Urwaldes, das nur gelegentlich durch einige außer¬ ordentlich üppige Eingeborenen-, Earmen unterbrochen wird, plötz¬ lich an einer mit scharfem Rande gegen den Wald abgegrenzten Grasebene steht, aus welcher nun der grasbewachsene Kegel des Diungo zur Höhe von etwa 325 m, also 233 m über Njombe (das etwa 92 m Seehöhe hat) steil ansteigt. Nachdem man am Grunde des Kegels einen, fast wie künstlich hergestellt anmutenden, gleich¬ mäßig etwa 2 m tiefen und 10 m breiten Graben durchschritten und den Gipfel des Randes erstiegen, genießt man einen pracht¬ vollen Rundblick von der waldfreien Höhe auf ein großartiges Gebirgspanorama, aus dem besonders majestätisch sich in SW. der ferne Kamerun und in NO. und NNO. die Küpe- und Nlonako- Das sedimentäre Küstengebiet 35 Berge, sowie ganz im Hintergründe die Berge des Manenguba- Gebirges herausheben. Dem Umstande, daß der Berg mitten im Urwaldgebiet, frei von Baumvegetation und nur mit Gras bewachsen ist, verdankt er den Hamen Diungo, das ist weißer oder heller Berg, den ihm die Eingeborenen gegeben haben. Aus größerer Entfernung hebt er sich durch die Grasbewachsung im Gesamtlandschaftsbilde wir¬ kungsvoll hervor, namentlich zur Trockenzeit, wenn das Gras ver- dorrt ist und dann hell gefärbt erscheint. Ganz besonders deutlich beobachtete ich ihn beispielsweise später von Mundame aus (vom Hügel des damaligen Postengebäudes). Die älteren Eingeborenen von Njombe-Bajäle erzählen, daß noch zur Zeit ihrer Väter hier gewaltige Veränderungen der Erdoberfläche stattgefunden hätten, und es ist immerhin interessant, daß sich die Sage dieser geologischen Erscheinungen bemächtigt hat. Der alte Häuptling von Njombe ließ mir durch die Vermittelung einer noch älteren im Dorfe lebenden Frau etwa folgendes erzählen, was er mehr¬ mals sehr lebhaft während der Erzählung bestätigte, da es ihm von seinem Vater, der die Katastrophe mit erlebt habe, ebenso erzählt worden sei: „Die Bewohner von Njombe-Bajäle wohnten früher auf der Höhe des ausgedehnten Gipfels des weißen Berges, in dessen Mitte ein großer, fischreicher See lag, aus dem die Eingeborenen auch das Trinkwasser schöpften. Es war nun durch den Gott des Bergfeuers, der diesen See geschaffen, verboten, in das reine, klare See wasser unreines Wasser zu gießen, oder unsaubere Gefäße und Kleidungsstücke darin zu waschen. Dieses Gebot wurde häufig von den E rauen des Dorfes überschritten. Nachdem der Feuergott wiederholt sein Mißfallen darüber durch unterirdisches Donnern zu erkennen gegeben, wagte doch wieder eines Tages ein Weib, unsauberes Wasser in den See zu gießen. Da fing das Wasser an zu brodeln und zu kochen, stieg immer höher und höher, der Berg spaltete sich unter furchtbarem Donner; Feuer, Bauch und Dampf quoll aus dem Innern und verschlang die Missetäterin. Die kochende Flut des Sees stürzte sich ins Tal, viele Hütten und Menschen mit sich reißend und 3* 36 II. Teil alles zerstörend. Einige der Bewohner flohen und retteten sich, sie kehrten nach langer Zeit zurück und bauten die heutigen Dörfer Bajäle und Njombe auf/' Noch heute wagen die Einge¬ borenen aus Furcht vor dem von ihnen gefürchteten Eeuergotte sich noch nicht, jene Gegenden zu betreten und es kostete Mühe, den Häuptling zu bestimmen, mich auf den Gipfel zu begleiten, während seine Leute erklärten, ohne ihn sich nicht dorthin wagen zu dürfen. Offenbar hatten die Leute auch während ihres Aufenthaltes dort ein für sie recht unbehagliches Furchtgefühl. So kommt es wohl auch, daß in der direkten Richtung auf Mundame in der Nähe des Dia-Dia-Sees, dessen nähere Um¬ gebung allerdings auch teils sehr sumpfig, teils von dichtem Urwalde bestanden ist, keine Eingeborenenwege vorhanden sind, so daß man, um nach Mundame zu gelangen, den erheblichen Um¬ weg über Kwangsi nehmen muß. Wenn nun auch dieser Sage nicht allzuviel Bedeutung beizumessen sein dürfte, denn ähn¬ liche, mit den religiösen Anschauungen der Neger in Einklang stehende Sagen sind wohl auch in Bezug auf andere Krater¬ bildungen (See Epoehä, im Mamenguba-Gebirge) in Umlauf, so scheint jedenfalls daraus hervorzugehen, daß vor gar nicht langer Zeit (Sagen bilden sich natürlich bei den der Aufzeichnungen entbehrenden uncivilisierten Volksstämmen viel früher, als etwa bei uns) dort ein großes Einsturzbeben stattgefunden haben mag, verbunden mit erheblichen Dislokationen des alten Kraterrandes. Daß etwa dabei tatsächlich noch erneute Eruptionen stattge¬ funden hätten, wie man aus den Erzählungen vom Hervor¬ brechen von Feuer und Dampf schließen könnte, ist unwahr¬ scheinlich. Immerhin kann angenommen werden, daß diese Sage möglicherweise in engem Zusammenhänge mit wirklichen geo¬ logischen Vorgängen gestanden hat, und die ihr zu Grunde liegende Katastrophe kann tatsächlich in der Überlieferung von den Vorfahren der ältesten Bewohnern mit erlebt worden sein. Da die im Bau begriffene Bahn des Schutzgebietes am Fuße des Berges vorüberführen wird, so mag hier Gelegenheit genommen werden, auf diesen landschaftlich schönen und geo¬ logisch interessanten Punkt hinzuweisen, und auch darauf, daß das Das sedimentäre Küstengebiet 37 ganze Basaltdeckengebiet von ganz besonders hervorragender Fruchtbarkeit ist. Das Panorama ist eins der umfassendsten und großartigsten, das ich im Küstengebiet beobachtet habe. Am Wege Njombe-Kwangsi tritt dann bereits am kleinen Flüßchen Mbimbe wieder der Sandstein zu Tage. Nur noch einmal auf kurze Erstreckung von einer Basaltlavadecke über¬ lagert, bald nach SO., bald nach SW. und W. mit wechselnd 10 — 30°, meist mit 25 — 30° einfallend, bildet er stark zerklüftete und zerrissene Gebirgsformen und Schluchten. Feine Sandsteine wechseln häufig mit gröberen. Häufig sind harte eisenschüssige Sandsteinbänke und einzelne grobe Konglomeratbänke in den feinkörnigen Sandstein eingelagert. Zahlreich lassen sich Klüfte und Sprünge beobachten, so besonders im Bett des Palavannia, einem Nebenflüßchen des Mborne, dicht vor Kwangsi, ohne daß sich bei den Unregelmäßigkeiten der Lagerung und der all¬ gemein undeutlichen Schichtung eine Gesetzmäßigkeit erkennen ließe. Häufig treten auch hier Latente, bald typische eisen¬ reiche Oberflächenlaterite, bald reinweiße bauxitische, eisen¬ arme Latente besonders am Bande der Basaltbedeckungen auf. Dicht hinter Kwangsi, am Wege nach Mundame, bedecken nochmals Basaltlagen den Sandstein, der vom Njornbe ab wieder zu Tage tritt. Im Bett dieses Flusses sind deutlich 3 etwa SW. -NO. verlaufende Sprünge zu beobachten, die quer den Fluß durchsetzen, während die Schichten etwa mit 13° nach SO. einfallen. Solche Störungen machen sich dann am Bande des Sand- steingebietes noch vielfach bis zum Mungoübergang bei Mun¬ dame bemerkbar und namentlich scheint das Gebiet bei Mundame und oberhalb bis zu den Schnellen vielfach gestört und in ein¬ zelne Schollen zerbrochen zu sein. Allenthalben finden sich im Sandstein verschiedene Streich- und Fallrichtungen und auf Klüften und Sprüngen abgesetzte Brauneisenabscheidungen. Dicht an den Schnellen beobachtete ich wieder mehrere große etwa SW. -NO. verlaufende Spalten, während sich stromauf den roten Granit durchsetzend, ein ganzes System radial verlaufender und nach einem fernen nordöstlich gelegenen Zentrum der Störung 38 II. Teil hinweisender Sprünge und Klüfte vorfanden. An den Schnellen des Mungo setzt der Granit deutlich gegen den Sandstein ab und es finden sich gewaltige Blöcke einer ehemaligen Spaltenaus¬ füllung, die aus stark zerriebenen und von sekundärem Kalk¬ spat erfüllten Granitgruß bestehen (petr. Beschr. Kr. 21 und 22). Der oberhalb der Schnellen anstehende Granit ist stark gequetscht, die Quarze zum Teil in Aggregate von Trüm¬ mern zerdrückt (Teil IX, Kr. 20) und der Granit vielfach von Epidot-Adern durchzogen. Ob bei den geringen Höhen¬ unterschieden zwischen Granit und Sandsteingebiet vielleicht die Sandsteinbedeckung an einzelnen Stellen auch auf das heute höher gelegene Granit-Gneisgebiet, oberhalb des Bruchrandes Eschs übergreift, muß noch dahingestellt bleiben. Die erwähnte Erei- legung von den Sandstein unterlagernden Graniten und Gneißen am Wege Kjanga-Kjombe läßt vermuten, daß wohl im ganzen Sedimentärgebiete der Sandstein unmittelbar den altkrystallinen Schichten bezw. dem Granit auflagert. Von dem von Esch und anderen Autoren erwähnten Steilrande ist jedoch hier, wie auch sonst (ich komme darauf noch bei Besprechung der Er¬ scheinungen an den Sanaga-Fällen zurück), wenig zu beobachten. Vielmehr ist der Übergang von Granit in das Sandsteingebiet meist sanft und allmählich. Der angebliche Steilrand ist ja allerdings auch in der größten Ausdehnung von jungvulkanischen Gesteinen verdeckt, da solche jung vulkanischen Höhenzüge ihäufig sowohl im sedimentären Schwemmlande, wie im kry stallinen Grundgebirge auf setzen und von diesem zu jenem hinüberstreichen bezw. beide bedecken. Jedenfalls sind diese Ausbrüche basaltischen Magmas, wie ja schon das Kamerunmassiv mit seinen zahlreichen Krateren be¬ weist, keineswegs auf den sogenannten Bruchrand Eschs be¬ schränkt. Es kann überhaupt hier wohl nicht von „einem steilen Bruchrande' ‘ die Rede sein, vielmehr steigt das Gelände nach und nach, bisweilen sprunghaft in einzelnen Stufen an, worauf auch die Schnellen im Granitgebiet, also oberhalb des angeb¬ lichen Bruchrandes, hinweisen. Auf der ganzen Strecke vom Das sedimentäre Küstengebiet 39 Weißen Berge und Dia-Dia über den Elefantensee und Elefanten¬ krater (Job. Albrechts-Höhe) bis mindestens zum Sodensee ist durch sehr jungeruptive Ausbrüche der Band jedenfalls verwischt und eingedeckt *), da diese sich eben zum Teil schon auf sedimentärem Gebiete über die Gipfel der anschließen¬ den Höhen im krystallinen Gebiete erheben. In Fortsetzung der in Mundame für längere Zeit zum Zwecke der Untersuchungen der Mungoschichten unterbroche¬ nen Beiseroute begab ich mich später von dort nach Station Joh. Albrechtshöhe. Der Weg dorthin führte sehr bald, bei Mukonje-Earm, aus dem Sandsteingebiet in die überlagernden Basaltdecken des Barombi - Krater - Massivs, die namentlich an ihren untersten Hängen und da, wo Aschen- und Tuffreste sie eindecken, vorzüglich fruchtbaren z. T. tiefgründigen Farm¬ boden lieferten. Was nun die sedimentären Ablagerungen anlangt, die längs des Mungolaufes von den Schnellen bis unterhalb Ndo aufge¬ schlossen sind, so sind sie bereits in sehr eingehender Weise von Esch behandelt worden. Danach bestehen diese Schichten am Mungo aus Sandsteinablagerungen bedeutender Mächtigkeit mit zwischengelagerten Tonschiefern und Kalkbänken. Diese letzteren sind außerordentlich fossilreich und bergen neben Fisch- Knochen und -Zähnen, Krebsen, Seeigeln, Zweischalern, Brachio- poden und Gastropoden, eine große Zahl von Ammoniten, die früher von v. Koenen nach Auf Sammlungen von Dr. Wilsung und Prof. Wohltmann (Über Fossilien der Unteren Kreide am Ufer des Mungo in Kamerun. Abh. d. kgl. Ges. der Wissen¬ schaft zu Göttingen, Matth, phys. Klasse. Neue Folge, Bd. 1, Kr. 1. S. 1 — 48, Berlin 1897, und Nachtrag zu dem Vorigen. Ebenda S. 49 — 64, Berlin 1898) und später von Solger (vergl. 2, S. 88 — 285) eine sehr eingehende Bearbeitung gefunden haben, v. Koenen rechnete die Schichten danach zur un- l) Esch beobachtete auch einen allmählichen Übergang der von ihm als posteocänc Bildung bezeichneten Lehme, die sich an die Barrenzüge und Strand¬ wälle anlegen, in die geschichteten quarzfreien Tuffe des Barombi-Kraters, 40 II. Teil teren Kreide, während Solger, auf Grund seiner Untersuchung der Esch’ sehen Funde, zu der Ansicht kam, daß sie dem Turon und Senon angehören. Da ich mit einer erneuten genauen Untersuchung über die wirtschaftliche Verwendbarkeit der Kalk¬ vorkommen seitens des Gouvernements beauftragt worden, be¬ nutzte ich meinen Aufenthalt gleichzeitig zu einer abermaligen systematischen Aufsammlung von Fossilien, die vielleicht näheren Aufschluß über die noch von Solger offen gelassenen Fragen (vergl. 2, S. 240) bringen konnten und versuchte eine mög¬ lichst genaue Aufnahme der sämtlichen zugänglichen Schichten, die häufig erst nach mühsamen Aufschlußarbeiten gewonnen werden konnten und einen sehr großen Schichtenkomplex um¬ fassen, von dem bisher nur von vereinzelten, ihrer Fage nach nicht zweifelsfrei bestimmten Stellen Fossilien gesammelt wor¬ den waren. Die Bearbeitung der Fossilfunde hat in liebenswürdiger Weise Privatdozent Herr Dr. Harbort übernommen. Ihre Er¬ gebnisse wird er zugleich mit denen meiner Profilaufnahmen in besonderem Abschnitt veröffentlichen (vergl. Teil XII , Zu den dort gegebenen Schichtenaufnahmen ist noch er¬ läuternd zu bemerken, daß nicht, wie Esch und Solger an¬ nehmen, infolge des Vorhandenseins einer großen verschlunge¬ nen Schleife oberhalb Tiki oder Ediki lediglich ein anderer Anschnitt derselben Schicht vorliegt, sondern daß Elefanten- und Wohltmann-Bank zwei ganz verschiedene Kalkhorizonte einer ganzen großen Schichtenfolge bilden, die allerdings nur bei dem niedrigsten Wasserstande des Flusses zu verfolgen ist, wie ich dieses in meinen fortlaufenden Profilaufnahmen festlegen konnte. Die einzelnen immer wieder durch Ton schief erz wischenlagen ge¬ trennten Kalkschichten sind doch so verschieden in ihrer Zu¬ sammensetzung (bei der Wohltmannbank besteht das Hangende und Biegende aus kalkigen Sandsteinen, während Tonschiefer zurücktritt, der bei der Elefantenbank mit dem Kalkstein wech¬ sellagert), daß an das Vorliegen der gleichen Schichten kaum noch gedacht werden kann. Übrigens sind gerade da, wo dem Das sedimentäre Küstengebiet 41 Streichen und Fallen nach die gleichen Kalkschichten am Ufer wieder hervortreten müßten, letztere so von Lehm und Gerolle überdeckt, daß sie nicht zum zweiten Male beobachtet werden können. Störungen in der Lagerung der Mungoschichten konnte ich außer am Lande gegen den Granit nirgends mit Sicherheit fest¬ stellen, vielmehr ist das Str. unterhalb Mundame fast durchgängig 240 WKW.-OSO. mir o — 7° Einfallen nach SSW. mit geringen Ab¬ weichungen. In den hängendsten bei Kdo beobachteten Schichten ist es z. B. nahezu KW. -SO. mit 7° Einfallen nach SW. Allerdings ist das vom Liegenden ins Hangende (stromab) möglichst fort¬ laufend aufgenommene Profil doch an einzelnen Stellen (im Sand¬ steingebiet) so von jung vulkanischen Massen einerseits und terti¬ ären Lehm- und Sandbildungen, sowie jugendlichen Schwemm¬ lands- und eiuvialen Lateritbildungen andererseits überdeckt, daß hierdurch wohl größere Brüche oder Verschiebungen der Beobach¬ tung entzogen werden könnten. Außer Basalt, in erheblichen Geröllschüttungen, nehmen auch Basalttuffe vielfach an diesen Eindeckungen teil, die beispielsweise bei Balangi, aber auch etwas oberhalb Kdo in großen anstehenden Felsmassen zu beob¬ achten sind. Es konnte aber durch die Profilaufnahmen fest- gestellt werden, daß die bisher als Aufschlüsse derselben Schichten angesehenen Bänke besonders der Elefanten- und Wohltmannbank verschiedenen Horizonten angehören. Daß auch die Aufschlüsse der Profile III — VII1) nicht denselben, sondern höheren Horizonten angehören, ist nach Zusammensetzung und Lage der Schichten wohl nicht zu bezweifeln. Leider konnte die Schichtenfolge nach dem Hangenden besonders der Über¬ gang zu den tertiären Schichten nicht näher untersucht werden, da die hierfür erforderliche Zeit in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden Ergebnissen stand. Esch hatte bereits die stromab zunehmende Überdeckung der Schichten durch jugendliche Ab¬ lagerungen festgestellt) und da zudem sich die praktischen Schwierigkeiten mit der Verlängerung des Aufenthaltes dort b Yergl. hierzu Lageskizze III. 42 II. Teil vermehrten. Im Hangenden von Profil V konnten aber mit Sicherheit noch Kalk- und Tonschieferablagerungen als Zwischen¬ schaltungen der Sandsteine festgestellt werden, also bis Ndo ist die Schichtenfolge voraussichtlich eine fortlaufende. Diese hän¬ gendsten Kalkbänke konnten jedoch, wie nebenbei bemerkt wer¬ den mag, noch viel weniger für eine etwaige praktische Ver¬ wertung in Frage kommen als die genauer untersuchten des Liegenden, da sie vereinzelt und wenig mächtig, meist auch von sehr unreiner, sandiger Beschaffenheit sind. Auch deshalb mußte daher auf ihre weitere Untersuchung verzichtet werden. Be¬ züglich der praktischen Verwertbarkeit der liegenden Kalk¬ bänke ist auf die Ausführungen meiner vorl. Veröffentl. zu ver¬ weisen (Nr. 7, S. 25 ff.). Die Hauptschwierigkeiten für die Ausbeutung liegen, wie hier noch einmal zusammenfassend erwähnt sei, in der Lagerung in wenig mächtigen Bänken zwischen wertlosen Tonschiefern, in der schlechten Beschaffenheit vieler Bänke- (teils hoher Ton- und Dolomit-, teils hoher Sandgehalt ! 1)), vor allem aber in der Mächtigkeit der auflagernden Abraummassen, so daß größere Kalkmengen nur durch unterirdischen Be¬ trieb gewonnen werden könnten. Um eine Vergleichung mit den früheren Forschun¬ gen zu ermöglichen, habe ich die Bezeichnungen Ele¬ fantenbank und Wokltmannbank beibehalten, obwohl ich mir nicht verhehle, daß es eben dabei sich nicht um je eine Bank oder gar zwei Stellen derselben Bank handelt, sondern, daß bei beiden eine ganze Folge von Kalkbänken in Frage kommt, so daß man zweckmäßig nur von Schichtenfolgen an der Ele¬ fantenbank oder an der Wohltmannbank wird sprechen können. Bei dieser Sachlage wird es natürlich auch seine Schwierig- 0 Analysen von Durchschnittsproben SiC>2 CaO MgO a) Kalksandstein ans Profil V . 43,05 29,04 1,07 (könnte nur als Dvmgekalk in Frage kommen!) b) Harte Kalkbänke aus Profil I — Y .... 1 9,28J 42,07 1,34 (vielleicht als Baukalk zu verwerten!) Das sedimentäre Küstengebiet Figur 3 Lageskizze der Kalkstein- und Tonschiefer- aufschlüsse am Mungo von den Schnellen, oberhalb Mundame bis Ndo Maßstab 1 : 100000 Profil % ( Aufschuß bei Tiki nach [ sch u Solger) (Wo x\V \ i i i y , '//. Pröfil / j. Profil -Abschnitte 1-7 II \^e^antenbanh heztv Wohh I 2 mannbank %) Pro f fl II 'Jtmannbank !) \ -Vl/,, X\V" H \^Bcdä/fgi fff jf^Qufschluß bei Batangi ? ■.vWNv' _ / . fffJnach Esch u Solger) - %/,V,V,v * » \ ' c _V WVV // 1 1 ,\\v Noahs Fä VW'iwi, fPfofjl V Profil -Abschnitte 7-v ''w,', Z.T. ident, mit der Schichten - folge Eschs S6 1) *'"///,s>s$fFrofil &%?.•,, . ^/AVv '////' v,',v ^ N ^Wbn. 1 \ Profit VII ll > y-y V / ,.yy yt 1 1 \v / yyy 44 II. Teil keiten haben, zu verschiedenen Jahreszeiten und je nach der Verschiedenheit des Wasserstandes im Fluß (der z. B. bei Mun- dame um 10 — 12 m wechselt!) diese Bänke wieder aufzufinden und zu identifizieren. Hierzu kommt noch als weiterer, ver¬ wirrend wirkender Faktor, daß die Eingeborenen unter Ele¬ fantenbank gar nicht eine oder mehrere der Kalkbänke der lie¬ genden Schichtenfolge, sondern eine am anderen (rechten) Strom¬ ufer gelegene, große Sandbank verstehen, weil die Elefanten sie als Standort bezw. den Strom dort als Badeplatz benutzen. Um aber für die Folge eine genauere Vergleichung der ein¬ zelnen Forschungen zu ermöglichen, gab ich in der Lage- Skizze III eine Zusammenstellung der einzelnen wichtigeren Fundpunkte (wobei von der Erwähnung einzelner kleiner an¬ stehender Kalkschichten Abstand genommen wurde, besonders wenn es sich vermutlich um eine der an anderer Stelle schon einmal beobachteten Schichten handelte). Nicht identifizieren konnte ich die Fundstelle Esc h ’s bei Etea, die namentlich Solger verschiedentlich erwähnt, da ich einen solchen Ort weder auf der dem Esch’ sehen Werke beigegebenen Karte (leider ent¬ hält diese Karte auch sonst manche der im Text angeführten Orts- und Flußnamen nicht, so z. B. S. 6. Dörfchen Dikuma) noch auf den mir sonst zugänglichen Karten auffinden, auch an Ort und Stelle nichts über seine Lage ermitteln konnte. Ebenso war es mir nicht möglich, den Tonschiefer bei Dikuma und den bei Mundame unter dem Wasserspiegel vor¬ handenen Kalk, trotz des niederen Wasserstandes, aufzufinden. Da die Lage der Wohltmannbank, des Aufschlusses bei Tiki und desjenigen etwa 5 km unterhalb Balangi nicht näher von Esch, z. B. auch nicht nach der Flußseite, festgelegt sind, ist eine Vergleichung mit den meinerseits beobachteten Auf¬ schlüssen nicht mit voller Bestimmtheit möglich. Der von mir als Profil III bezeichnete Aufschluß unterhalb Tiki ist, wie es scheint, Esch nicht bekannt gewesen. Fossilien konnten von mir aus praktischen Gründen nicht gesammelt werden, von dem Das sedimentäre Küstengebiet 45 Profil II (Wohltmannbank) Profil III bei Tiki, uncl Profil VIII, das letztere wurde auch nicht schichtweise aufgenommen. Die ersten vom Sandstein petrographisch unterscheidbaren Ablagerungen fand ich, von den Mungo-Schnellen abwärts fahrend, am linken Flußufer etwa 3 km unterhalb Mundame an der geraden, fast genau Nord-Süd gerichteten Flußstrecke. In der nunmehr mit Profil I Profil-Abschnitt 1 — 7 bezeichneten Schich¬ tenfolge scheint die Kalkbank von Profil-Abschnitt 6 von den früheren Autoren (v. Koenen bezw. Auf Sammlungen von Prof. Dr. Wohltmann und Dr. Wilsing und Solger bezw. Aufs. Dr. Esch’s) als Elefantenbank bezeichnet worden zu sein, sie liegt auch etwa gegenüber der von den Eingeborenen Elefanten¬ bank genannten Sandbank. Einzelne von früheren Autoren er¬ wähnte kleinere, oder ober- und unterhalb der Elefantenbank angeschnittene Kalkvorkommen beziehen sich voraussichtlich auf die einzelnen Kalkbänke dieser Schichtenfolge. Etwa 2 km stromab, aber dem Schichtenverlauf nach von der vorigen Schich¬ tenfolge (dem Profil-Abschnitt 7) nicht allzuweit durch Sand¬ steinablagerungen getrennt, folgt am linken Ff er, weit in den Fluß vorspringend und ihn verengend, die Schichtenreihe* der Wohltmannbank der früheren Autoren, die ich mit Profil II be¬ zeichnet habe. Unterhalb Ediki folgt dann am rechten Ufer Profil III, das sich nur in seinem unteren rPeil am Fluß selbst, sonst in einer steilen Wand etwa 300 m seitwärts des Flusses im Hintergründe in einer alten Cacaofarm befindet. Diesen Aufschluß werde ich kurz als Profil III bei Ediki bezeichnen (auf diesen, wie auch die weiter stromab gelegenen Aufschlüsse wurde ich durch einen Bericht des Gouv. - Beamten Herrn Schmidt aufmerksam gemacht, der seitens des Gouvernements mit der wirtschaftlichen Bewertung der Kalkablagerungen am Mungo einige Zeit vorher beauftragt worden war). Bei Balangi fand ich dann auf beiden Ufern dicht über dem niedrigsten Wasserstande angeschnitten und durch 2 m reinen Sandstein getrennt, zwei je etwa 1 m mächtige Kalk¬ schichten, und zwar war die liegende sehr sandig, die hangende 46 II. Teil dichter, reiner Kalkstein, auf dem wieder weißer, kalk¬ freier Sandstein auflagerte. Fossilien konnten an diesem Auf¬ schluß nicht gesammelt werden, ich habe ihn auch nicht mit Kummer bezeichnet, er wurde kurz Balangi- Auf Schluß be¬ nannt. Dann folgt unterhalb Balangi, an einer fast Süd-Kord zurückfließenden Stromstrecke, am Beginn eines S-förmigen Bogens am rechten Ufer das Profil IV und unweit davon am linken Flußufer unter dem niedrigsten Wasserstande, mit Kalk¬ schichten, in Wechsellagerung mit Tonschiefer beginnend, und allmählich bis zu einer etwa 15 m fast senkrecht zum Fluß abfallenden Wand ansteigend, das Profil V. An dieser Wand ist die Schicht V 3g, ein sehr kalkiger Sandstein, besonders gut auf geschlossen und als leitend zu betrachten. Dieser Aufschluß beginnt schon etwas unterhalb von Koahs Farm mit wechsellagernden Tonschiefern und Kalkschichten und zieht sich stromab bis zur erwähnten steilen Wand hin, man könnte ihn also kurz mit Aufschluß unterhalb Koahfarm bezeich¬ nen. Möglicherweise ist die von Esch von etwa 5 km unter¬ halb Balangi erwähnte Schichtenfolge eine Abteilung dieses Profils. Das Liegende seiner dort angegebenen Schichtenfolge sollte demnach mit 35 m Mächtigkeit Kalkstein sein, der über den Wasserspiegel hervorragt, weiter stromauf aber überrollt oder von Alluvien verdeckt ist. Danach müßten diese 35 m etwa den liegendsten Schichten (Tonschiefer und Kalkstein) meines Profils V und vielleicht noch Profil IV entsprechen, die aber durch Sandstein von einander getrennt sind. Mäch¬ tigere zusammenhängende Kalkablagerungen konnte ich im Lie¬ genden des Profils V, das stark überrollt ist, überhaupt nicht nachweisen. Da Esch (2, S. 6) nicht angibt, ob sich die von ihm bezeichnete Schichtenfolge am linken oder rechten Flu߬ ufer aufgeschlossen fand, so ist eine Identifizierung kaum mehr möglich. Möglicherweise handelt es sich auch bei der von Esch angeführten Schichtenfolge um das stromabwärts am rechten Flußufer beobachteten Profil VI oberhalb der Mündung des Tungu, wenigstens würde hierauf die* Lagebezeichnung „etwa Das sedimentäre Küstengebiet 47 5 km unterhalb Balangi“ hinweisen, obwohl auch diese keinen genügenden Anhalt bietet, denn die gesamte Entfernung von ßakundu ba Bombe bis Balangi dürfte kaum 7 — j— 5 = 13 km betragen. Ein Kalksteinprofil VII schließlich befindet sich an der Mündung des Bakumba am rechten Ufer der möglicher¬ weise mit der (S. 7) von Esch erwähnten 4 m mächtigen Kalk¬ steinschicht „7 km oberhalb Bakundu ba Bombe“ ident ist. Den unterhalb des Landungsplatzes von Ndo am linken Ufer auf¬ geschlossenen Kalk erwähnt keiner der früheren Autoren, ich habe ihn, wie bemerkt, auch nicht näher untersuchen können, er wäre in Fortsetzung obiger Bezeichnung Profil VIII zu nennen. Was nun die von Solger (2, S. 200 ff. und 239 und 240) hauptsächlich auf Grund seiner paläontologischen Untersuchun¬ gen über die Lagerungsverhältnisse gezogenen Schlüsse anlangt, so ist diesen gegenüber nochmals darauf hinzuweisen, daß cs sich bei den Schichten an der sogenannten Elefantenbank nicht um die¬ selbe mehrfach an verschiedenen Stellen wieder angeschnittene Kalkbänke handeln kann, sondern um eine fortlaufende Schich¬ tenfolge mit mehrfach wiederholtem Wechsel von Tonschiefer und Kalkschichten. Diese Tonschieferschichten gehen sogar meist sehr allmählich in die Kalkbank über, durch Bildung von Ton¬ schieferhorizonten mit eingelagerten Kalklinsen, während nach oben die Kalkbänke meist von einer sandig-mergeligen, dünnen, fossilreichen Schicht bedeckt sind, auf die dann meist wieder reiner Tonschiefer folgt. In dieser durch sieben aneinander anschließende Profilabschnitte aufgenommene Schichtenfolge ist irgend eine Lagerungsänderung nicht vorhanden. Nicht völlig ausgeschlossen ist, wie bereits erwähnt, das Vorhandensein irgend welcher tektonischer Störungen in den namentlich zwischen Wohltmannbank und Profil III unterhalb Ediki, sowie zwischen diesen und den Profilen IV und V unterhalb Balangi gelegenen Sandsteinablagerungen, die abgetragen und überdeckt von ter¬ tiären, jung vulkanischen und recenten Lehm- und Lateritbildun- gen sind. Wie unwahrscheinlich aber auch hier etwa das Wieder¬ erscheinen derselben Kalk- und Tonschieferschichten, wie an 48 II. Teil der Elefanten- bezw. Wohltmannbank ist, ergibt neben einem Blick auf die Profilaufnahmen, aus dem die Unterschiede in der Zusammensetzung der Schichtenfolge erhellen, die Beob¬ achtung, daß im Streichen und Einfallen der Schichten nirgends erhebliche Unterschiede festgestellt werden konnten. Außer Zweifel stellen nun die fortlaufenden Aufnahmen des Profils V, daß es sich auch hier um eine ununterbrochene Aufeinander¬ folge von Schichten handelt. Somit bliebe nur die Möglichkeit, daß von Mundame abwärts eine Folge von Schichten angeschnitten ist (Elefantenbank Profil- Abschnitt 1 — 7), die ihre Fortsetzung ins Hangende in den Aufschlüssen der Wohltmannbank und des Profils III unterhalb Ediki bis zum Profil IV unterhalb Balangi findet, dann aber etwa durch einen zwischen Profil IV und V liegenden Staffelbruch die Schichten der Elefantenbank wieder in das Elußniveau gelangt wären. Aber auch dagegen spricht die Differenz in der Zusammensetzung der Schichten an beiden Punkten. Vor allem fehlt den liegenden Kalkschichten bei Profil V, der an der Elefantenbank sehr deutlich ausgeprägte, von sehr großen Ammoniten ganz erfüllte, wenig mächtige Kalk¬ horizont. Dagegen spielen in den höheren Stufen dieser Schich¬ tenfolge sandig-kalkige Schichten eine viel wesentlichere Polle, als etwa in der erwähnten stromauf aufgeschlossenen Schichten¬ folge, die ja allerdings dort auch vom Profil III ab sich wieder¬ finden könnte. An einen Eacies Wechsel gleichaltriger Schichten auf kurze Entfernung zu denken, wie es So lg er tut, indem er von Auskeilen der Kalkbänke im Tonschiefer spricht, ist deshalb kaum möglich, weil ich nie bei den bisweilen mehrere hundert m weit verfolgten Kalkbänken ein Auskeilen oder auch nur eine merkliche Mächtigkeitsänderung, oder schließlich auch nicht eine Änderung in der Gesteinsbeschaffenheit derselben Bänke und ihrer Zwischenlage, beobachten konnte. Wenn also eine Verwerfung oder ein Staffelbruch angenommen werden sollte, wie Solger es tut, so könnte er nur zwischen Ediki und Balangi liegen, während durch die fortlaufenden Aufnahmen bei Profil I (Elefantenbank) und Profil V unbestreitbar fest- Das sedimentäre KüsteDgebiet 49 gestellt ist, daß tatsächlich ein fortwährender Wechsel von Ton¬ schiefer-Kalkstein- und Sandsteinhorizonten vom Liegenden nach dem Hangenden stattfindet. Gegen einen solchen Bruch spricht aber auch die Beobachtung der nur im Profil V gelegenen Zwischenlagerung von Basalttuffen mit dikotylen Pflanzen¬ resten. Man muß daher, wrnnn man noch die Gleich¬ mäßigkeit der Lagerung und das Ergebnis der Unter¬ suchung des neuerdings ganz systematisch aufgesammelten pa- läontologischen Materials berücksichtigt, zu dem Schluß kommen, daß von Mundame bis unterhalb Ndo vom Mungo eine durch das gegebene fortlaufende Profil bezeichnete Schichtenfolge auf¬ geschlossen ist, die durch einen fortwährenden Wechsel von Sandstein-, Tonschiefer- und Kalksteinablagerungen charakteri¬ siert ist. Unter Berücksichtigung des vorherrschenden Einfallens von 5° würde sich die Mächtigkeit der ganzen beobachteten Schichtenfolge von den Schnellen bis Kdo (wo vielleicht die Kreideschichten ihr Ende noch nicht erreicht haben) zu etwa 1400 m ergeben, da die genannte Entfernung im Einfallen etwa 16 km (nach der Karte Esch 's gemessen) betragen würde, also wesentlich mächtiger sein als Esch (2, S. 5) glaubte annehmen zu sollen. Über die Entstehung fortwährenden Eacieswechsels in den Mungoschichten gibt Solger (2, S. 239) der Vermutung Ausdruck, daß es sich um eine . Meeresbucht gehandelt habe, die vielleicht schon durch Strandbarren und Wälle vom offenen Meere teilweise abgesperrt und nur zeitweilig wieder mit ihm in Zusammenhang gesetzt wurde. Wenn man annimmt, daß sich dann voraussichtlich je nach der Zufuhr der Sinkstoffe durch die einmündenden Elüsse Tonschiefer oder Sandsteine bildeten, und in, vielleicht durch klimatische Perioden bezcichneten Zeiten, bei Überflutungen und Verbindung mit der Hochsee kalkhaltige Wasser zugeführt wurden, so ergibt sich eine ganz wahrschein¬ liche Erklärung des häufigen Eacieswechsels. Vielleicht ist aber auch lediglich eine Richtungsänderung der Meeresströmung und eine damit in Zusammenhang stehende Verschiedenheit der sich bildenden Sedimente anzunehmen. Daß auch möglicherweise die Neue Folge. Heft 62. 4 50 II. Teil in Verbindung mit den vulkanischen Basaltausbrüchen der Kreidezeit erfolgten Niveauänderungen, eine Rolle bei die¬ sem Facieswechsel gespielt haben mögen dürfte aber eben¬ falls nicht ausgeschlossen erscheinen. In der untersuchten, im erwähnten Profil gegebenen Schichtenfolge ist nämlich das Auftreten basaltischer Tuffe, die in einzelnen Schichten Pflanzen¬ reste, und zwar Abdrücke von dicotylen Blättern führen, her¬ vorzuheben. Das Profil dieser Schichten ist in Skizze Nr. 4 wiedergegeben. Im Hangenden der bei Profil V unterhalb von Balangi aufgeschlossenen kalkigen Sandsteinbank V 3. g) fand sich in konkordanter Lagerung auf einer Reihe von Tonschiefer- Figur 4 Profil am Mungo (linkes Ufer) unterhalb Balangi. Profil V4 mit pflanzenführenden TufFschichten V4g. (s. Teil XII) Kälkstein h. Tonschiefer i. Heller, mürber Ton. Tuff- und Aschenschicht (sandig) mit dicotylen Pflanzenresten k. Basaltaschenschicht l. Tuff mit viel Gerollen vulkanischen Materiales, nach oben in Sandstein übergehend m — p. Sandstein- und Tuffschichten und Kalksteinschichten eine Tonschieferschicht (h), die allmählich nach oben sandiger werdend, ganz scharf gegen eine Schicht sehr weichen, weißen Tuff Sandsteins (i) absetzte (siehe Gesteins¬ beschreibung Nr. 25), hierauf folgte eine feinkörnige Aschen¬ schicht (k) und darüber eine mit Gerollen meist vulkanischen Ma¬ teriales (aus Basalt und Basaltlaven-Tuff, daneben aber auch aus Kalksteinbrocken bestehend,) erfüllte Tuff- und Aschen- Das sedimentäre Küstengebiet 51 Schicht (1), die allmählich in grobkörnigen, nach oben feiner werdenden, mit Aschen und Eruptivmaterial durchsetzten Sand¬ stein überging. Darauf lag, im Hangenden, von vulkanischen Resten freier Sandstein, dem in größerer Entfernung aber¬ mals Tuff Sandsteine von ganz ähnlicher Zusammensetzung zwischengelagert waren. Die genannten Tuffschichten ent¬ halten nun die im besonderen Abschnitt (Teil XI) von Dr. Menzel näher behandelten Pflanzenreste. Nach den geschilderten stratigraphischen Verhältnissen kann kein Zweifel obwalten, daß es sich um Tuff schichten handelt, welche den von Dr. Iiarbort nach meinen Eossilauf Sammlungen als Emseher bestimmten Schichten mit marinen Fossilien zwischen¬ gelagert sind. Dem widerspricht nicht der paläontologische Be¬ fund, soweit sich nach dem heutigen Stande der Kenntnisse der tropischen recenten Flora überhaupt Schlüsse ziehen lassen. Die konkordante Lagerung, das allmähliche Übergehen in die han¬ genden Sandsteine, die Aschen - Tuff - Geröllschicht, lassen vermuten, daß es sich um Strandbildungen mit einge¬ schwemmten Pflanzenresten handelt. Dies würde auf den Beginn der Basalteruptionen und den Aufbau der jung¬ vulkanischen Bergmassive (Kamerun) mindestens bereits am Ende des Senon hinweisen. Es bestätigt dies also die An¬ sicht Stromers von Reichenbach (1, S. 165), daß der Ka¬ merun sein gewaltiges Massiv in langer Zeitdauer aufgebaut haben dürfte. Da bisher Beimischungen vulkanischen Materiales in den Sedimentärschichten am Mungo (Sandsteinen) nur im Hangenden der erwähnten Tuff sandsteinschichten (n) beobachtet wurde (ich fand Sandsteine mit Schlacken, Tuff und Basalt¬ resten noch mehrfach stromab von Profil V). So wird man ver¬ muten können, daß diese Tuffe von den frühesten Basalteruptio¬ nen herrühren. Eine Reihe von sehr wahrscheinlich recenten Pflanzenresten, die sich ebenfalls in Basalttuffen anderen Orts in Kamerun vorfanden, und von verschiedenen Eundpunkten zum Teil vor Jahren, und zwar durch Düsen, Monke, Zimmerer am Westabhang des Kamerun, durch Diehl am Wakome, Ossi- 4* 52 II. Teil dingebezirk, am oberen Croß, gesammelt wurden, werden dem¬ nächst von Dr. Menzel einer genaueren Bearbeitung unter¬ zogen werden. Die auch vielfach die Hänge der Mungo- schichten eindeckenden und in großen Blöcken und Aufschlüssen am Mungoufer anstehenden, offenbar jüngeren Basalttuffe (in denen ich daselbst keine Pflanzenreste fand) sind unter Nr. 23, 24 der Gesteinsbeschreibung erwähnt. Eine Probe der weißen weichen tonigen Tuffe, die zahlreiche Abdrücke von Pflanzen enthielt, aus dem Profil V (Schicht 4i) gab folgende Analysen- resultate1) : Si02 . 62,97 v.H. Al203 + Ee203 . 24,66 „ CaO ' . 0,03 „ MgO . 0,25 ,, Glühverlust . 1.19 ,, Nicht bestimmt wurden die Alkalien. Dieses Material würde vielleicht bei geeignetem Zusatz von Kalk ein gutes Rohmaterial für Zement liefern, wie überhaupt die Verbreitung der Basalt¬ tuffe im Kamerungebiet ihre Verwendung zur Zementdarstellung nahelegt. In Rücksicht hierauf wäre eine weitere genauere chemische Untersuchung der verschiedenen Tuff Vorkommen je¬ denfalls von wirtschaftlichem Interesse, da voraussichtlich der Bedarf der Kolonie an Zement mit fortschreitender Kultivierung und vermehrtem Wege- und Brückenbau sich dauernd steigern wird. Uber die heutige Ausdehnung der Kreideschichten, die wir am Mungo aufgeschlossen finden, läßt sich mit einiger Sicher¬ heit nur vermuten, daß sie voraussichtlich sich nach Norden bis mindestens in die Gegend von Rio del Rey, wahrscheinlich auch noch weit in ,das Gebiet der englischen Kolonie Nigeria fortsetzen, so daß die von Düsen am Jongalowe und Lokele gefundenen Tonschiefer mit ihnen ident sein dürften. Als Binde¬ glied wird etwa, wie Düsen schon vermutete, der auf Schran’s ß Analyse ausgelührt von Dr. L. Brandt, Dortmund. Das sedimentäre Küstengebiet 53 Karte über den Mungofluß (v. Danckelmann, Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten, 4. Band, 1. Heft, Das Ka¬ merunbecken und seine Zuflüsse, Blatt Nr. 1. Der Mongo; er¬ wähnte „Tonschiefer, sowie etwas, oberhalb gelber Sandstein (vergl. auch 2, S. 10) ungefähr östlich vom Cottasee“, zu betrachten sein. Daß der Kamerunberg sich wahrscheinlich auf diesen Schichten aufbaute und sein Basalt sie heute bedeckt, wie wir es auf weiten Strecken auch sonst an den weniger mächtigen Basaltabalagerungen des Diungo und Barombi-Kraters beobachten konnten, ist sehr wahrscheinlich (vergl. auch hierzu meine Ausführungen über das wahrscheinliche Entstehen der sogenannten Ölquelle im vulkanischen Gebiet des Kamerunberges bei der Kriegsschiffshafenbucht). Bei der späteren Behandlung der sedimentären Ablagerungen im Croßbeckens v erde ich noch weiter auf den voraussichtlichen Zusammenhang dieser mit den Sedimentärschichten am Rande des Golfes von Guinea einzu¬ gehen haben. Möglicherweise hängen die im Norden und Süden der ehemals tiefer als heute eingreifenden Meeresbucht von Biafra, hinsicht¬ lich der Zusammensetzung der Schichten abweichenden Ablage¬ rungsverhältnisse innig zusammen mit den, jedenfalls während und hauptsächlich nach der Ablagerung der Kreideschichten sehr leb¬ haften mannigfaltigen tektonischen Veränderungen, von denen das ganze Gebiet wiederholt betroffen worden sein mag. Da diese wohl als Folge der eruptiven Tätigkeit in jenen Zeiten anzusprechen sind, oder wenigstens in engem Zusammenhang mit ersteren ge¬ standen haben dürften, so werden sie sich voraussichtlich auch auf ihre ganze Zeitdauer erstreckt haben. Jedenfalls ist an¬ zunehmen, daß die letzte dieser Veränderungen, die übrigens noch bis in die Jetztzeit nachzittert, eine allgemeine Hebung des Kontinentes ist, die sich übrigens nicht nur auf das heute von sedimentären Schichten bedeckte Gebiet, sondern bis weit in das altkry stalline Gebiet hinein erstreckte, wie ja auch die jungvulkanischen Eruptionen sich bis weit landeinwärts finden, ja gerade die jüngsten Ausbrüche, wie ich später 54 II. Teil zu zeigen haben werde, dort zu beobachten sind. Für diese Ansicht beweisend ist auch das beute in Höben bis zu 100 m über dem heutigen Meeresspiegel liegende Vorkommen der sedimentären Croßschichten, wie ich vorgreifend hier be¬ merken möchte. Dieser allgemeinen Hebung (der Zusammen¬ hang der Mungoschichten scheint lediglich an der heutigen Grenze gegen den Granit gestört) scheint ein Absinken vielleicht erst im Beginn des Senon und zugleich mit den ersten Eruptionen vorausgegangen zu sein. Ob aber hierbei, wie Stromer von Re i c h e n b a c h , Esch und Hi n t z e annahmen, ei n einziger großer bogenförmiger Steilabbruch an einem heute noch zu verfolgen¬ den Bruchrande stattfand, muß doch zweifelhaft erscheinen. Die heutige Gestaltung, die, wie ich ausführte, auch keineswegs eine scharfe topographische Scheidung von sedimentärem Vorland und krystallinem Hochlande zuläßt, ist demnach vielleicht zum Teil ein Produkt der allmählichen Hebung oder der in ihrem Gefolge naturgemäß auf tretenden tektonischen Veränderungen der vorhan¬ denen Schichten. Diesen Vorgängen wären dann auch die Bildun¬ gen der heutigen Schnellen und Fälle der Flüsse zuzuschreiben, die sich ja auch, wie bereits erwähnt, durchaus nicht nur an dem sogenannten Steilrande Esch ’s, sondern auch vielfach noch ober¬ halb der Grenze von Sedimentärgebiet und altkry stallinen Ge¬ biete vorfinden. Man wird demnach zwar wohl an einer Einteilung in sedi¬ mentäres Randgebiet und krystallines Innere des Festlandes fest- lialten können, ohne aber eine ganz scharfe örtliche Trennung beider etwa nach der Topographie vornehmen zu können, was schon durch die auf lagernden, beide Gebiete zum größten Teil eindeckenden jungvulkanischen Massen gehindert wird. III. Teil. Das allkrystalline Gebiet. Reiseroute Edea-Jabassi. Mit Beendigung der Reise Duala-Edea begann ein etwa zwei Monate währender Aufenthalt im sogenannten altkry stalli¬ nen Gebiet Esch’s (2, 23). Eine unfreiwillig verlängerte Warte¬ zeit in Edea selbst benutzte ich zunächst zu einer Durchforschung der nächsten Umgebung der Station, namentlich auch in Rück¬ sicht auf das vermeintliche Vorkommen von Gold im und am Elußlaufe des Sanaga, das bereits Knochenhauer früher (Mitt. a.. d. d. Schutzgeb., Bd. 8, Heft 1, S. 103—105) beschäftigt hatte. Trotzdem durch diese Untersuchungen schon die Unwahrschein¬ lichkeit des Goldvorkommens festgestellt worden, erhielten sich doch unter den dort lebenden Kaufleuten die Gerüchte von solchen Gold Vorkommen im Flußlaufe mit Hartnäckigkeit. Offen¬ bar brachten auch hier, wie so häufig, die goldglänzenden kleinen Glimmerblättchen, die den Sand sehr zahlreich erfüllen, und von Esch (2, 26) aus dem, auch von mir wieder aufgesuchten, großen Quarzfelsen oberhalb der Nordfälle erwähnt wurden, die Täu¬ schung hervor. Nach dem Ergebnis meiner erneuten Untersuchun¬ gen ist jedenfalls, wie ich bereits früher eingehend erörterte, (vorl. Mitt. S. 31) nicht der geringste Anhalt für das Vorkommen von Gold im Sanagagebiet überhaupt bisher vorhanden. Ebenso er¬ wiesen sich angebliche „Kupferfunde“ aus der Gegend von Edea, nach den mir dort vorgewiesenen Proben, lediglich als kleine 56 III. Teil krystallisierte Eisenglanzschüppchen und -ausscheidungen inner¬ halb lateritiseher Eisenerzbildungen. Offenbar handelte es sich um Eisensteinsbildungen, wie sie bereits von Knochenhauer und Esch beschrieben wurden. Eine weitere Untersuchung wurde dann dem Sa-See und den dort und am Sanaga bei Di- bongo auf tretenden Gesteinsbildungen, wohl tertiären Alters, dem Sa-Sandstein und den Dibongokonglomeraten, sowie den sie be¬ gleitenden Brecciengesteinen gewidmet, deren Ergebnis ich be¬ reits in Teil II erörterte. Auch die nächste Umgebung Edeas selbst, besonders das Gebiet der Eälle und Schnellen des Sanaga oberhalb von Edea wurde näher erforscht. Die für den geologischen Aufbau des Gebietes aus meinen Beobachtungen gezogenen Schlüsse bestäti¬ gen im allgemeinen die Ausführungen Esch’s über seine Tektonik. Esch nimmt einen Abbruch des gesamten von ihm als ,, sedimentäres Vorland“ bezeichneten Gebietes an und betont des öfteren, wie deutlich der Abbruchrand, dessen Ver¬ lauf er im einzelnen genau angibt, an verschiedenen Stellen zu beobachten sei. Als besonders deutlich und beweisend be¬ trachtet er die Stellen, an denen die Flüsse über den „Rand“ herabstürzen, die Wasserfälle. Mit Esch übereinstimmend habe ich feststellen können, daß an den heutigen Fällen sehr deut¬ liche Wirkungen tektonischer Veränderungen im Gneis und Amphibolith vorhanden sind, ebenso daß, wie Esch ausführte, das von Knochenhauer (a. a. O.) gegebene Profil für die Gegend unterhalb der Fälle bis Dibongo irrig ist. Der Gneis fällt näm¬ lich im allgemeinen unterhalb der Eälle ganz allmählich nach dem Meere (W) hin ein, wie auch Abbildung 2 zeigt, und wird schon 3 km unterhalb der Eälle vön den Dibongokonglomeraten, dem Sa-Sandstein und den jüngeren Schwemmlandsschichten überdeckt, zeigt aber auch sonst, wenigstens soweit er am Eluß- lauf zu beobachten ist, keinerlei Störungen. Aber darin kann ich Esch nicht bedingungslos beipflichten, wenn er die Störungs¬ zone eben nur an den ,, Abbruchsrand“ verlegt. Gegen einen solchen scharfen Abbruchrand spricht, daß auf dem linken Sanaga- Das altkrystalline Gebiet 57 ufer bei Edea schon sein Verlauf durchaus nicht mehr deutlich zu verfolgen ist und nicht mehr mit dein Steilabsturz der Flu߬ wasser zusammenfällt, denn hier finden sich unterhalb der Fälle noch Hügel und Bergzüge altkrystalliner Gesteine, die fast an Höhe den oberhalb der Schnellen befindlichen Gebieten gleich¬ kommen (u. a. Berg der Baseler Missionsstation, viele Höhen am Wege nach Jaunde), die auch meist deutliche Faltungs- und Aufrichtungserscheinungen erkennen lassen. Hier müßte dem¬ nach der Abbruchrand, mindestens von den Fällen ab, etwa längs des Sanag-a-Flußbettes nach Westen verlaufen, um erst w^esent- lieh unterhalb nach Süden umzubiegen, denn man wird nicht gut an beim Abbruch stehengebliebene Horste dabei denken können. Viel wichtiger erscheint mir aber der Umstand, daß nicht, wie Esch annimmt, oberhalb der Schnellen Gneis, Glimmerschiefer und Amphibolith ganz gleichmäßige und un¬ gestörte Lagerung zeigen, sondern im Gegenteil beweisen meine folgenden Aufnahmen am linken oberen Sanagalauf, daß jene Gebiete, mindestens etwa bis in die Gegend der Missionsstation Sakkebajeme, das Bild eines außerordentlich gestörten, gefalteten, z. T. ganz ineinandergeschobenen, wild zerrissenen Gebirgslandes aufweisen. Vielfach fand ich z. B. auch Spalten und Sprünge, die auf jüngere Verwerfungen und Brüche hindeuten. Wenn Esch sagt: ,.Die Schieferung und Flaserung der Gesteine möchte ich vielmehr Kräften einer weiter zurückliegenden Periode zuweiseiU, so möchte ich demgegenüber auf die Ausbildung der so außer¬ ordentlich mannigfaltigen Verschiedenheiten in der Lagerung der Gesteine im altkry stallinen Gebiete, wenigstens am linken Sanasraufer hiirweisen. Diese kann nicht allein der in frühester o Zeit stattgehabten Druckwirkung zugeschrieben werden, die das Gestein überhaupt zum Gneis werden ließ. Sollte nicht auch für jene Gebiete eine spätere allgemeine Hebung anzunehmen sein, die naturgemäß zu neuen Spannungslösungen durch Faltungen und Brüche führen mußte? Für das Küstengebiet ist die Hebung ja ohne weiteres durch die Erhebung der jetzt bis zu beträcht¬ lichen Höhen (Dibongo) über den Meeresspiegel aufragenden 58 III. Teil Sedimente ohnediess bewiesen. Man wird also wohl vielmehr mit einer Gesamthebung des Festlandes rechnen müssen, die jedenfalls weit später eintrat, als die tektonischen Vorgänge deren Wirkungen im allgemeinen den heutigen Charakter der Gesteine bedingten, und bei der vielleicht randliche Teile, zum Teil ganz ungestört, oder wenig emporgeschleppt, fast in ihrer früheren Lage verblieben, wogegen Esch ein Absinken gerade dieser randlichen Teile annahm. Im übrigen verweise ich hier auf die in einem besonderen Kapitel über die Tektonik des Schutzgebietes zusammengefaßten Ausführungen. Die Gesteine der Edea-Fälle und ihrer nächsten Umgebung sind sowohl von Esch (2, 24 — 27) schon des Näheren erörtert und durch eine Zahl mikroskopisch - petrographischer Be¬ schreibungen belegt worden, wie auch andererseits Hintze, in seiner vornehmlich nach petrographischen Gesichtspunkten aus¬ geführten Arbeit eine große Zahl von Gesteinsbeschreibungen gegeben hat (3), auf die hier im allgemeinen verwiesen werden kann. Aus der großen Reihe der Gneis Varietäten, die schon an den Fällen in scheinbarer Regellosigkeit mit einander wechseln, sind nur zwei ganz besonders charakteristische Typen zur er¬ neuten mikroskopischen Untersuchung gelangt. Ihr Befund ist unter Nr. 3 und 4 des petrographischen Teiles näher erörtert. Nr. 3 ist das Gestein breiter den Gneis scheinbar gangartig durchsetzender Adern, wie sie besonders auffällig an der süd¬ lichen Seite der tief einschneidenden von Esch erwähnten Wasserrinne der Nordfäile auftreten (s. Abb. 3). Es stellen diese in sehr verschiedenen Richtungen durch das Gestein setzenden Adern wohl nur dynamonietamorphe Veränderungen des Gneises dar. Das Gestein Nr. 4 tritt häufig in eigenartigen kuppenförmigen Einlagerungen im Biotit-Gneis auf, weshalb ich seine Entstehung aus eruptiven Einlagerungen der Gneise annehmen möchte. In Riesenblöcken fand sich dieses Gestein, z. B. auch im Stations¬ hügelgelände von Edea. Die beigefügten Landschaftsbilder von den Nord- und Südfällen des Sanaga oberhalb der Station Edea (Nr. 3 Das altkrystalline Gebiet 59 und 4), sowie von einigen der liier massenhaft zu beobachtenden gewaltigen Gesteinsauswaschformen (Strudellöchern ) oberhalb der Nordfälle (5) und eines Teiles der Stromschnellen oberhalb der großen Fälle (6) sollen die schon von Esch gegebenen Schil¬ derungen des Gebietes näher veranschaulichen. Von den Gesteinen, die in buntem Wechsel auftreten und fast alle erdenklichen Glieder1) der Gneis-Glimmerschief er-Gruppe umfassen, seien nachstehende Typen, als immer wiederkehrend und mit einander wechselnd, erwähnt: Echte Biotit-Lagengneise, Augen- und Flasergneise, diese, meist amphibolfreie Feldspat- Quarz-Zwischenlagen mit gänzlich zurücktretendem Biotit und Amphibolit, und häufig pegmatitisch grobe Struktur aufweisend. Aplitische Gänge, die sich schon äußerlich durch ihre schwerere Verwitterbarkeit und mechanische Zerstörbarkeit durch das Was¬ ser namentlich in den Flußläufen aus dem umgebenden Gestein deutlich herausheben. Quarzadern mit goldiggelben Glimmer¬ blättchen, (vergl. 2, 26) typisch im großen Riff oberhalb der Nordfälle, aber auch solche mit reichlichen Pyrit-Ausscheidun¬ gen, namentlich in Gerollen unterhalb der Südfälle. Lagen¬ weise Anreicherung von Biotit bis zum Übergang in Glim¬ merschiefer. Amphibolreiche Gneise. Amphibolithe sehr ver¬ schiedener Varietäten. Unter letzteren besonders auffallend durch häufig deutlich kry stallin körnige Struktur, die in Nr. 4 beschriebene, bereits erwähnte Varietät. Dieses Gestein wurde dann noch häufig an der Route Edea-Jabassi in der Nähe des unteren Sanaga angetroffen und erscheint in großen linsen- oder inseiförmigen Einlagerungen im Biotitgneis, läßt meist die Gneis¬ struktur überhaupt nicht erkennen, hat ein mehr körniges Ge¬ füge und zeichnet sich schon äußerlich durch seine, vom sonsti¬ gen Gneistypus verschiedenen Verwitterungsformen im Gelände aus, da es meist in wollsackähnlichen Riesenblöcken den typischen Eindruck der Granit Verwitterung hervorruft. ß Bezüglich einer weiteren Trennung oder Einteilung der einzelnen Glieder der Gneißformation, etwa nach der Art ihrer vermutlichen Entstehung, in Ortho- und Paragneise, verweise ich auf den petrographischen Teil (IX) dieser Arbeit. 60 III. Teil Das gesamte von mir am rechten Sanagaufer bereiste Ge¬ biet mit seinen zahlreichen verschiedenen Landschaften und Volksstämmen, welche die Karte nachweist, bot bis Jabassi in der Zusammensetzung der Gesteine trotz der erwähnten Mannigfaltigkeit der Gesteinsvarietäten ein durchaus ein¬ heitliches geologisches Bild. Außer den erwähnten Glie¬ dern der Gneis - Glimmerschiefer - Formation wurden andere Gesteine nicht angetroffen. Häufig waren Einlagerungen von Granit, die aber mit an Stauchungen, Pressungen and Faltun¬ gen teilgenommen haben, im allgemeinen also als Gneis-Granite oder Granit-Gneise oder Lagergranite zu bezeichnen und, weder nach den mikroskopischen Bildern der Dünnschliffe noch nach den Lagerungsformen, deutlich von den Gneisen abzutrennen sind. Sie gehen vielmehr ganz allmählich in letztere über und scheinen von den heute noch im Schichten verlauf erkennbaren tektonischen Störungen, Faltungen und Brüchen mitbetroffen zu sein und man wird ihnen demnach ein hohes Alter zuschreiben und sie als integrierende Bestandteile der archäischen Gneise auffassen müssen. Eine Tabelle der an allen Punkten des bereisten Gebietes, wo es mir tunlich erschien, auf genommenen Schichtenmessungen, die am Schlüsse dieses Teiles folgt, läßt erkennen, daß im all¬ gemeinen Gneis und Glimmerschiefer NNO. -SSW. streichen, mit vielfachen, aber nicht eben wesentlichen Abweichungen, wenn man von einzelnen, schon vorher als jüngere Störungsgebiete erkannten Zonen absieht, in denen dann auch meist von Messun¬ gen Abstand genommen wurde. Vielleicht könnte man aus den Messungen noch auf eine andere im Gegensatz zur obigen Eich¬ tling fast genau N.-S. verlaufende, vielfach herrschende Streich¬ richtung, besonders in den Glimmerschiefergebieten, schließen, die ja übrigens auch schon durch die physikalisch-geographischen Verhältnisse (Verlauf der Bergketten und der Flußläufe) ange¬ deutet zu sein scheinen. Der Wechsel des Einfallens weist im allgemeinen auf eine bald steilere, bald flachere wellenartige Auffaltung hin. Naturgemäß kommen auch Kreuzungen und Das altkrystalline Gebiet 61 Störungen dieses Wellensystems einerseits, und Brüche und Ver¬ werfungen andererseits, recht vielfach vor, und mehrfach konnte ich schraubenzieherartig gewundene Schichten und durchein¬ andergedrückte Faltungserscheinungen, sehr häufig auch bis ins Kleinste gehende Fältelungserscheinungen beobachten. Die angedeutete scheinbare Gesetzmäßigkeit wird aber zum min¬ desten vielfach verwischt durch die Auslösung anders gerich¬ teter, wie anzunehmen, jüngerer tektonischer Kraftwirkungen. Einen Zusammenhang mit den großen Bruchlinien, wie sie be¬ sonders von Passarge (Adamaua, Berlin 1895) angenommen wor¬ den sind, habe ich in jenen Gebieten nicht auffinden können. Das Verzeichnis der im Gebiet ausgeführten barometrischen Höhenmessungen (vgl. tabellarische Zusammenstellung, Teil XIV.) läßt erkennen, daß die Gebirgsbildung etwa sich im allgemeinen zwischen Höhen von 400 — 800 m bewegt. Ebene oder flache Gebiete sind fast gar nicht vorhanden und in sehr geringerer Ausdehnung auf wenige alluviale Ebenen beschränkt. Meist erhält das Gebirge durch die Erosion und die dichte Urwaldbedeckung, durch die Unwegsamkeit und ungünstige Wegeführung einen weit schrofferen Charakter, als es in Wirklichkeit seinen Höhenunter¬ schieden nach besitzt. Zu erwähnen wären noch die als Neu¬ bildungen vielfach und im ganzen Gebiete verbreiteten älteren alluvialen Sand-, Lehm- und Konglomeratbildungen, die bereits durch Lateritisierung umgebildet worden sind, auf die jedcoh hier nicht weiter eingegangen werden soll, da diesen, auch sonst im Schutzgebiet verbreiteten und wichtigen Gesteinen ein be¬ sonderes Kapital gewidmet werden soll. Es würde nach diesen Ausführungen zu wenig Interesse bieten und zu eintönig wirken, hier im einzelnen der eingeschlagenen Route zu folgen, so daß ich mich auf die Besprechung einiger mir wichtiger erscheinender Wegeabschnitte und Beobachtungen beschränken kann. Die Gebiete am Sanaga, die ich zunächst stromauf von Edea berührte, bestanden aus typischen Gneisen und Amphi- bolithen in mehrfachem Wechsel, wobei häufig der bereits er- 62 III. Teil wähnte wenig gneisartige, meist massig auf tretende und fein¬ körnig ausseliende, sehr harte Amphibolith (Nr. 4 der Gest.- Besehreibung) eingelagert auf trat. Alle diese Gesteine sind äußerst reich an Titan- und Magneteisenerz-Körnern, die dem¬ entsprechend auch in der Hauptsache, die, fast in allen Flußläufen reichlich zu beobachtenden, schweren, schwarzen Sande zu¬ sammensetzen, die außerdem auch reichlich Zirkon, stellenweise Granat und Titanit enthalten. Daß diese typischen, schweren, schwarzen Flußsande zum Teil den Magnetit und das Titaneisen auch vielfach der Aufbereitung lateritischen Materials verdanken, das aus den genannten Gesteinen entstand, bei deren Zerfall diese Mineralien sich nicht veränderten, wird noch an anderer Stelle zu erörtern sein. Diese Erzsande finden sich in recht ansehnlichen Mengen unterhalb der Fälle ünd Schnellen (besonders reichlich an den Sanaga-Fällen bei Edea) häufig vollständig aufbereitet und nur aus metallischen schweren Teilen bestehend, in Vertiefungen des anstehenden Gesteins. In ihnen würde meines Erachtens etwa vor¬ handenes. Alluvialgold zu suchen sein. Meine vielfachen und ein¬ gehenden Untersuchungen dieser Sande hatten jedoch, wie er¬ wähnt, diesbezüglich keinen Erfolg. Sehr deutlich geflaserte Biotit¬ gneise wurden unter anderem typisch in der Nähe des Flüßchens Maloo beim Dorfe des Bito angetroffen. In einer breiten Zone folgt alsdann, die bereisten Gebiete der Landschaften Lungassi und Ndokombog bedeckend, ein Glimmerschiefergebiet. Meist ist das herrschende Gestein typischer Biotitglimmerschiefer, dessen Biotit oberflächlich durch Bleichung und Verwitte¬ rung dem Muscovit ähnlich wird. Auch ursprünglich schon aus Biotit und Museo vitgemengen bestehende Glimmer¬ schiefer kommen bisweilen vor. In diesen Fälle q scheint der Muscovit sekundär aus Granaten und Feldspaten her¬ vorgegangen zu sein, die noch häufig den Kern solcher Mus- covitanhäufungen und Knoten bilden. Ein größeres Störungs¬ gebiet, mit deutlicher Spaltenbildung beobachtete ich beim Dorfe des Iiiodot, diese Störungen stehen scheinbar in Verbindung mit der Auffaltung zweier nahegelegener etwa 200 m hoher Das altkrystalline Gebiet J 63 Berge, Makuba und Ekokon genannt. Ein besonders hornblende- reiches Gestein mit reichlicher Granatführung, und metallische Einsprenglinge (Magneteisen) enthaltend, findet sich in der Land¬ schaft Ndokombog am Flüßchen Nja (s. Gest.-Beschreibung Nr. 5). Vielfach ist namentlich der dunkle biotitreiche Glimmer¬ schiefer grobflaserig durch eingelagerte Quarznester, und es treten auch bis zur Stärke von mehreren Zentimetern an¬ schwellende Eeldspatz wischenlagen und augenförmige Linsen auf. Charakteristisch sind dann für jene Gebiete noch Quarzzwischen¬ lagerungen, die durch Druckwirkung und durch sehr fein¬ schuppige zwischengeschaltete Muscovitblättchen vollständig schiefrig geworden sind und mikroskopisch den Eindruck von feinkörnigen Quarzitschiefern machen. Ein typisches solches Ge¬ stein ist unter Nr. 6, Teil IX, beschrieben. Häufig tritt auch in diesen Gesteinen Chlorit, frischer und grünlich gebleichter Biotit an Stelle des Muscovites, und Granat tritt hinzu, so daß sie gelb, bläulich, grau und grünlich variieren. Solche Quarz- schiefer mit frischen Biotit-Blättchen und Schuppen finden sich unter anderem am Muke in der Landschaft Ndogomakumag. Bei ihrem geringen Gehalt an verwitterbaren und zersetzbaren Be- * standteilen bilden sie einen stellenweise häufigen Bestandteil der Laterit-Konglomerate und der Strandwälle, besonders auch bei Dibongo am unteren Sanagalauf. Sie sind deutlich unterscheid¬ bar von anderen ebenfalls häufig angetroffenen quarzitischen Einlagerungen, die an anderen Stellen auf treten und nur aus ein¬ zelnen, meist glasklaren Quarzkörnern und Splittern bestehen, mit ganz unregelmäßigen, meist scharfen Kanten und Spitzen. Allem Anscheine nach handelt es sich ursprünglich bei letzteren jedoch nicht um bereits umgelagerte und wieder verfestigte Kör¬ ner, denn es fehlt an frischen Stücken jegliches Bindemittel, son¬ dern lediglich um, durch Druckwirkungen völlig zersprengte und in einzelne Körner zerbrochene, größere, aderartige Quarzaus¬ füllungen. Diese bilden, in abgerolltem Zustande, ebenfalls einen häufigen Bestandteil der erwähnten Konglomerate und lieferten u. a. wohl auch die glashellen abgerollten äußerlich korro- 64 III. Teil dierten Quarze der Dibongokonglomerate, die ich bereits im Teil II erwähnte, und die zur Verwechselung mit Diamanten Veranlassung gegeben haben. Die Drage, ob es sich dabei etwa um spätere Spaltenausfüllungen in den Schichten krystalliner Gesteine durch Neuabsatz von Quarz aus wässerigen Lösun¬ gen handelt, muß vorläufig noch offen bleiben. Ich fand sie meist nur als große Geröllblöcke und in gangförmigen Einlagerun¬ gen, die den Glimmerschiefer quer zur Schieferung durchsetzten, im Gegensatz zu den schiefrigen oben erwähnten Quarziten, die parallel der Schieferung eingeschaltete Lagen bildeten. Un- verkennbar ist eine gewisse Ähnlichkeit dieser Quarzbreccien mit gewissen Süßwasserquarzen. In der Landschaft Ndogombok treten die oben erwähnten Zwischenlagen von Quarz und Deld- spat im Glimmerschiefer zurück und es macht sich dafür eine allgemeine Granatführung geltend, wie sie besonders reich¬ lich beim Dorfe des Ntala und (in Kry stallen bis zu mehreren Zentimetern Durchmesser) unweit des Dorfes des Een beob¬ achtet wurden. Hier findet sich dann zudem wieder eine deut¬ liche lokale tektonische Störung, die sich u. a. durch eine deut¬ liche Quellenspalte bemerkbar macht. Ganz allgemein finden sich in jenen Granat- Glimmerschiefergebieten die Granaten im Elußgerölle herausgewaschen und auf weite Strecken ist der Verwitterungsboden des Urwaldes und der Därmen mit abge¬ rundeten zersetzten Granaten übersät, die äußerlich kaum zu unterscheiden sind, von den an anderer Stelle noch eingehender zu erörternden kugeligen Eisenkonkretionen, den letzten Pro¬ dukten lateritischer Verwitterung. Beim Durchschlagen der meist in Brauneisen umgewandelten Knollen, erkennt man jedoch noch deutlich die Krystallstruktur. Vielfach findet sich im Dlußsande dieser Glimmerschiefergebiete auch Cyanit in abgeschliffenen plattigen Stengeln bis zur Länge von D/2 cm und vereinzelt Turmalin in noch wohl erhaltenen Kry Stallumrandungen. Beide scheinen der V erwitterung noch länger zu widerstehen als die Granaten. Die Granaten gehören meist zur Varietät der ge¬ wöhnlichen Kalktongranaten, vereinzelt fand ich auch klare, Das altkrystalline Gebiet 65 schön kolumbinrot gefärbte Eisentongranaten (Almandine), die aber meist nur klein waren und dicht von feinschuppigem Glim¬ mer umhüllt erschienen. Granatglimmerschiefer finden sich dann noch vornehmlich in den Landschaften Muam (Bauern), Logtelleb (hier stark gepreßt und muscovitführend) Lohega und Ndogo- makumag. Im Fluß Epahe, beim Dorfe des Mbo, (Landschaft Ndogo- makumag) treten in schraubenzieherartig gewundenen Schichten eines dunklen granatfreien Biotitglimmerschiefers wieder dicke bankige Feldspatlagen auf. Beim Dorfe Ngamba (Hptlg. Nsoga Landschaft Lohega = Ndo- gohegha) finden sich streckenweise phyllitisch aussehende Quarz- schiefer dem Glimmerschiefer eingelagert, der auch hier häufig Quarzlagen und -Schnüre enthält. Vielfach wechselt mit dem Glimmerschiefer hier ein sehr harter grüner Quarzhornblende¬ fels (G. B. Nr. 7) und ein brauner Granatquarzfels. In der Landschaft Ndogomianag, unweit des Dorfes des Ilptlg. Nag, finden sich nahe dem Fluß Massimbo, einem Neben¬ fluß des Ekern, reine Magneteisenerzlagen von 1/2 — 1 cm Mäch¬ tigkeit, in einem dichten z. T. feinfaserig-filzigen, schiefrigen biotithaltigen Amphibolith. Unweit davon, in den Landschaften Ndogonkong und Banem, nahe dem Ewim, geht dieses Gestein in sehr dichten, harten, biotitarmen Gneis über, in dem sich auf weite Erstreckung hin Einlagerungen eines körnigen Ge¬ menges von Quarz und Magneteisen finden. Es lassen sich hier einzelne erzreichere Horizonte unterscheiden. Eine wahllos im Durchschnitt auf gesammelte Probe zeigte folgende Zusammen¬ setzung : 41.45 Fe 40,71 Si02 (vielleicht z. T. Ti02) 0,26 Mn 0,38 MgO 0,66 P 0,00 CaO Das Gestein ist deutlich polarmagnetisch und beeinflußte stark Neue Folge. Heft 62. O 66 TTI. Teil die Magnetnadel auch in größerer Höhe über dem Erdboden, woraus man vielleicht auf ausgedehnte Tiefenerstreckung schließen darf. Vielfach finden sich auf diesem Gestein mächtige lateritische Brauneisenerzbildungen. Im kleinen Flüßchen Ilelip der Landschaft Banem findet sich dann der Augit-Gneis, dessen mikroskopische Beschreibung unter Nr. 8 gegeben wurde, mit dem magneteisenerzreiche und grobflaserige Gneise wechsellagern, und der bisweilen sehr grob¬ körnig und jede Parallelanordnung verlierend, den Eindruck mächtiger alter Eruptiv-Gesteinseinlagerungen im Gneis her¬ vorruft. Auch der hohe unwegsame Gebirgskamm, der zwischen den Dörfern Bimbong und Majegha überschritten wurde, bestand aus Gesteinen, die offenbar erst durch tektonische Wirkungen, und zwar durch die Auffaltung, Gneischarakter angenommen haben, sie sind durch Nr. 9 der petrographischen Beschreibung charakteri¬ siert. Blöcke dieses Gesteins in ungeheurer Größe und Zahl bilden das großartige Felsenlabyrinth des Pado-Elußtales. Schon in den unmittelbar folgenden Bergzügen der Landschaft Ndokumbang ist das herrschende Gestein ein Granat-Amphibolith der Nr. 10. Dieser geht durch eine breite Zone typischen biotitarmen Gneises, in dem bandförmig, quarzreiche, mit Granat durchsetzte Aus¬ scheidungen mit Feldspat- und Feldspatbiotit-Quarzlagen wech¬ seln, in den augitreichen Biotit-Hornblendegneis, der Nr. 11 über. In der Landschaft Ndogobong treten an dessen Stelle reine Biotit¬ gneise mit deutlicher Lagenstruktur. An einzelnen Stellen, die sich auch im Gebirgsverlauf als besonders ineinandergeschoben und gestört erkennen lassen, vorzüglich beim Dorfe Sanje, gehen sie in echte Augengneise mit Quarzknauern über, um die sich Eisenglanzschüppchen mantelartig lagern, und bedingen so ein eigenartiges warziges Aussehen des Gesteins und der sie be¬ deckenden Gerölleschichten. In der Landschaft Ndogonjam, an den Hängen der nach den Ufern des Dibamba hin gelegenen, zahlreichen, koulissen- artigen Bergketten, wechseln Biotitgneise mehrfach mit Amphi- bolitlien, deren besonders starke Faltung und Fältelung nahe Das altkrystalline Gebiet 67 dem Fluß die Annahme bestätigt, daß hier der Fluß einer tek¬ tonischen natürlichen Gebirgseinsenkung (ohne daß etwa ein Ab¬ bruch deutlich erkennbar ist) folgen mag. Am rechten Dibamba- Ufer, in der Landschaft Ndokamag, zeichnet sich der glimmerarme Biotitgneis (Nr. 12) ebenfalls durch zahlreiche starke Faltungen und Brüche aus, doch lassen diese irgend einen einheitlichen Verlauf nicht erkennen. Das ganze Gebiet zwischen Dibamba und Wuri ist eine sehr flache wellige Ebene. Der Gneis ist meist von wechselnd mächtiger Schwemmlands- und Ver¬ witterungsschicht überdeckt, die aus sehr fruchtbarem Lehm be¬ steht, in welchen die Flußläufe ein bis mehrere Meter tief ein¬ geschnitten sind. Sie erreichen meist hier Tiefen von 1,50 bis 1 m. Vielfach bilden sie alluviale Ebenen mit Flußschotter und Sandterrassen, legen aber auch bisweilen den anstehenden Gneis im Flußbett bloß. Bei der Station Jabassi (etwas stromauf von der Station) wird der Gneis, der hier ganz besonders gestört und in den ver¬ schiedensten Richtungen von Sprüngen durchsetzt erscheint (auch hier konnte ich keinen einheitlichen Abbruchrand etwa in der Nähe der, oberhalb Jabassi gelegenen Wurischnellen beobach¬ ten !), von mehreren Adern derben Magnetits durchzogen, die bis zu mehreren Zentimetern Mächtigkeit anschwellen, aber na¬ türlich praktisches Interesse nicht bieten. Wichtiger ist schon das Vorhandensein eines zumeist bis fast 2 in erbohrten ausge¬ dehnten alluvialen Tonlagers, in einem alten Nebenflußtale des Wuri, dicht bei dem Stationshügel. Der Ton ist außerordent¬ lich rein und dürfte für bessere Tonwaren, Verblendsteine, feuer¬ feste Steine usw. wohl zu verwenden sein. In dem stark durch die Erosion zerfurchten Gelände nahe der Station findet er sich noch mehrfach und ist früher für Kalk gehalten worden und auch als Ersatz für solchen mit gutem Erfolge zum Weißen der Ilauswmnde verwendet worden1). Übrigens wird er von den ß Hierfür ist er vom hygienischen Standpunkt aus in Ermangelung des Kalkes auch sehr zu empfehlen, einmal, um Hauswände und Dächer zur besseren Ableitung der Sonnenstrahlen weiß zu tünchen, dann aber auch zur Gewöhnung der Eingeborenen, die ihre Hütten damit tünchen, an größere Sauberkeit. 5* 68 III. Teil Eingeborenen dazu benutzt, sieb während der Zeit der Trauer den Körper weiß zu färben (Weiß ist dort die Farbe der Trauer, wie bei vielen Neger Stämmen), und außerdem wird er als Me¬ dizin namentlich von den Frauen (zur Zeit der Schwangerschaft ) genossen. (Ein Analogon zu der bekannten sogenannten „e߬ baren Erde“ der Südsee.) Wollte man rückschauend versuchen, sich ein Bild vom Aufbau der bereisten Gebirgsgegenden zwischen Sanaga und W uri zu machen, so wird man annehmen müssen, daß zu ihrer heutigen Gestaltung eine große Reihe von, seit den frühesten geologischen Zeiten bis zur Gegenwart fortwirkenden, tektoni¬ schen Kräften tätig gewesen ist. Ein erheblicher Teil der Ge¬ birgsbildung dürfte der Emporwölbung der ursprünglichen Ge¬ steinsdecke, vielleicht teilweise sedimentären Ursprungs, durch sehr alte Tiefengesteine zuzuschreiben sein, die dann an den folgenden Störungen, besonders Faltungen und Stau¬ chungen, teilnehmend, selbst den Charakter des Gneises und Amphibolith.es angenommen haben dürften. Wie ich bereits be¬ merkte, scheinen die jüngsten dieser Störungen, vielleicht auch mit einer allgemeinen Hebung der Continentmassen zusammen¬ hängend, im allgemeinen etwa in den westlichen Teilen einer WNW. nach OSO. in den östlicheren einer W. nach 0. sich äußern¬ den Kraftwirkung und dementsprechenden Faltung der Gesteins¬ schichten zu entsprechen. Bei der V erworrenheit der heutigen Gebirgsformen, dem Kreuz und Quer ihrer Hauptrichtungen und Achsen wird man jedoch hierüber bis zum Vorhandensein, syste¬ matisch jeden Gebirgszug berücksichtigender Einzelmessungen der Gesteinsrichtungen, über Vermutungen nicht hinausgehen können. Das Gleiche dürfte voraussichtlich mindestens für große Gebiete des noch geologisch bisher ganz unerforschten Südens des Schutzgebietes gelten. Was schließlich die Aussichten betrifft, in jenen Gebieten irgend welche Bodenschätze aufzufinden, die vielleicht schon heute von Interesse für eine wirtschaftliche Ausnutzung sein könnten, so muß betont werden, daß zwar auf dieser Bereisung Das altkrystalline Gebiet 69 nirgends, auch nur Anzeichen von Lagerstätten solcher Mine¬ ralien beobachtet werden konnten (von den erwähnten Eisen¬ erzvorkommen muß dabei, da sie ihres geringen Wertes wegen nicht in Betracht kommen, abgesehen werden); daß aber natürlich eine solche innerhalb des dichten Urwaldes, und auf den diesen durchschneidenden wenigen Wegen sich bewegende Bereisung eines so verschwindend kleinen Teiles des ausgedehnten alt- krystallinen Gebietes des Südens des Schutzgebietes keinerlei Schlüsse auf die Abwesenheit von solchen Bodenschätzen recht¬ fertigt. Die in vielen Teilen dieses Gebietes beobachtete feine Verteilung von Erzteilchen, unter denen Titaneisenerz, Magnet¬ eisenerz, Magnetkies, Pyrit, Arsenkies vielfach, Kupferkies, ver¬ einzelt beobachtet wurden, könnte immerhin auch gelegentlich zu größeren wertvollen Erzanhäufungen geführt haben, die bis heute noch durch üppige tropische Vegetation dem Auge verborgen bleiben, und die aufzufinden vielleicht mit fortschreiten¬ der Kultivierung des Landes wohl eher möglich sein dürfte, als auf einer nur auf schmalen vereinzelten Pfaden sich bewegen¬ den einmaligen Bereisung. Auffällig bleibt es allerdings, daß keinerlei Kunde durch die Eingeborenen über solches Vorkom¬ men von Bodenschätzen zu den Europäern gelangt sein sollte. Auch die gelegentlich von mir mit besonderem Interesse be¬ trachteten Zauberkästchen der Bewohner jener Gegenden, bargen niemals interessantere Gesteine oder Mineralien. Außer ganz wertlosen nur besonders durch Form oder Farbe dem Feger absonderlich erscheinenden Gesteinsstücken, fand ich vielfach Quarzkry stalle, Bruchstücke kleiner Glimmer tafeln, in einem Falle ein Stück Rutil, gelegentlich die flachen im Wasser an¬ geschliffenen Cyanitkry stalle, aber nie irgend welche Erze oder wertvollere Mineralien. Bei der verhältnismäßig häufigen Erz¬ führung gerade der altkrystallinen Schichten im allgemeinen und der teilweise verhältnismäßig immerhin schwachen Bevöl¬ kerung jener Urwaldgebiete, wird man vielleicht diese Argumente nicht allzu hoch einschätzen dürfen. Die altkrystallinen Faltungsgebiete jener Gegend verdienen 70 ITT. Teil * aber auch vom rein bodenwirtschaftlichen Standpunkte aus, selbst dann ein hohes Interesse, wenn die Hoffnungen auf das Auffinden von Bodenschätzen sich nicht erfüllen sollten. Die außerordent¬ liche Fruchtbarkeit des Bodens, wo immer er sich in dem wild zer¬ rissenen Gebirgslande nur zu stärkerer Bedeckung des Gesteins anhäufen konnte, wie in zahlreichen Flußtälern und an sanfteren Berghängen, die im Gegensatz zu anderen Gegenden immer noch dicht zu nennende Bevölkerung dieser fruchtbaren Ge¬ genden, wird ihre Bedeutung für die Kolonial Wirtschaft in erster Linie bedingen. Die schwere Zugänglichkeit infolge der vielgegliederten Oberflächenformen und der teilweisen Be¬ deckung mit dichtestem Urwald, werden zwar die planmäßige Kultivierung voraussichtlich von jenen Gegenden noch länger fern¬ halten, als von anderen diesbezüglich viel günstiger gelegenen Teilen des Schutzgebietes, aber gerade für die wertvolleren Landesprodukte, wie z. B. Ölfrüchte, Harze und Gummi, die auch Schwierigkeiten des Transportes eher ertragen können, werden diese Gebiete in der Zukunft erhöhtes Interesse gewinnen. Ein¬ zelne Gegenden, wie vornehmlich die ebenen Gebiete zwischen Wuri und Dibamba werden schon heute mit als die reichsten Ölpalmengebiete der Kolonie zu bezeichnen sein und für sie wird auch, bei der Nähe des von Jabassi ab schiffbaren Wuri, der Anbau von Mais, Reis, Tabak, Baumwolle, Kartoffeln und der großen Zahl einheimischer Kulturfrüchte, wie Erdnuß, Ba¬ taten, Makabo, Yams, Zuckerrohr, dann aber auch neueinzu- führender Fruchtbäume wie Zitronen, Apfelsinen, Ananas usw. sich als Eingeborenenkultur einträglich gestalten lassen. Die Be¬ wohner der schwer zugänglichen Gebirgsländer zwischen Sanaga und Dibamba werden die gewöhnlichen Ackerbaukulturen nur in¬ soweit vorteilhaft betreiben können, als sie zur eigenen Ernährung und zur Viehhaltung erforderlich sind (Hühner und Kleinvieh¬ zucht, Schafe, Ziegen, Schweine, aber auch Rindvieh), für sie wer¬ den Öl und Gummi (vielleicht auch Baumwolle, Kaffee, Kakao, Tabak) die Hauptausfuhrprodukte bilden, also die Anlage ent¬ sprechender Kulturen das wichtigste bleiben. Infolge des Bas altkrystalline Gebiet 71 Fehlens schiffbarer Flußläufe werden die ungeheuren Schätze des Urwaldes an Hölzern zunächst nicht für die Verwertung in Frage gezogen werden können. Zur möglichst vorteilhaften Verwertung der Anbauprodukte aber wird man in jenen Gegen¬ den der geschickten Wegeführung eine besondere Sorgfalt wid¬ men müssen. Ein großes Interesse erfordern aber auch die in dem Gefälle der Wasserläufe zur Entfaltung kommenden un¬ geheuren Energiemengen. Es mag nur angedeutet werden, wie groß ihre Summe allein an den Fällen des Sanaga bei Edea ist, die dauernd ungenutzt verloren geht, während zu gleicher Zeit deutsche Gesellschaften im Auslande (Schweden und Norwegen) Anlagen zur Ausnutzung solcher Wasserkräfte und Umformung in elektrische Energie errichten und betreiben. Vielleicht ist gerade durch die Möglichkeit, diese Energie zur Herstellung von Stickstoff Verbindungen zu Düngezwecken zu verwenden, ein Weg gegeben, auch in jenen Gegenden, wo mit ihrer Ver¬ wendung zu Licht- und Kraftzwecken vorteilhaft noch nicht wird gerechnet werden können, eine nutzbringende Ausbeutung dieser Kraftmengen anzubahnen. 72 III. Teil Zusammen Stellung der Gesteinsmessuugen im altkrystallinen Gebiete der Reiseroute Edea-Yabassi. Ortsbezirk Streichen Einfallen Bemerkung 1. Südfälle des Sanaga . . . 40° NO. -SW. 60° W. 2. Am Yaundewege bei Edea 10° N.-S. o GO 3. Dicht oberhalb der Nord- Fälle y. Edea. (Nebenfluß- lauf) . ONO. — WSW. 35° 70° WNW. 4. Sanaga-Bett etwa 5 km 70° oberhalb Edea. linkes Ufer 124° OSO.— WNW. SSW7. Fälle und Schnellen. 5. KL Wasserlauf nördl., un- ONO.— WSW. 70° Wasserfälle. weit der vorigen Messung 60° NN Wh 6. Nähe der Einlag. des Gest. Nr. 4 etwa 2 km oberhalb Nähe der Einlag. des Gest. der vorigen Messung . . . 120° OSO.— WNW. Nr. 4, der Beschr. 7. Im Bette des Lolioma, NNO.— SSW. 55° Wasserfälle. (Landschaft Lnngasi) . . . 30° WNW. 8. Nähe größerer Auffaltun¬ gen (Bergketten) hinter Njuma-Dorf. 2A . ONO W Q W 65° Aufgefaltete Bergketten. 55° w -LN Vy » > > O N > . SSW. 9. Nähe des Dorfes desEkujub 25° NNO. -SSW. 60° OSO. Einlag. derber Quarzpar¬ tien. 10. Nähe des Dorfes des N jebet, 55° nvn W5W 20° Zeigt starke Faltungen und am Flusse Valoo . WiNU. >> o \\ . NN Wh Störungen, W indung der Schichten, Wasserfälle. 11. Dorf des Ntala, (Landsch. Ndogombog) . ») r) NNO. -SSW. 80° Granat-Glimm ersc 1 i ief er. O0u WSW. 12. Dorf des Een, unweit des NO —SW 70° Granat- Glimmerschiefer Mang.(Nebenfl. des Sanaga) 50° NW. Spalte, Quelle. 13. Nähe des Dorfes des Nko- 60° Im Biotit-Glimmerschiefer jok, Eluß Epahe . 45° • NO.— SW . NWh ohne Granaten, dicke Feid- spatlagen enthalten. 14. ' Epahe-Bett, dicht hinter NNO. -SSW. 20° Dicke Feldspatlagen im Bi- vorig. Messung . 28° WNW. otitgneis-Glimmerschiefer. 15. desgl. 40° NO.— SW. 60° NW. S cl j i c h t e n . s ehr au b en f ö r mig gewunden, versch. Streichr. 16. 1 Nähe desMarktpl. Tunjok. N.-S. 280° Biotit-Glimmerschiefer mit Landsch. Ndogomaliumag 10° W eingelagerten Quarziten. 17. Nähe des Marktpl. Mabin 70° ONO. -WSW. 65° SSO. baukig abges. Quarzite im Glimmerschiefer. Das altkrystalline Gebiet 73 Streichen 18. Luga - Dorf. (Landschaft Muam.) . , . . . . 200 NNO. -SSW. ? Granat -Muscovit - Biotit- Glimmer-Schiefer. 19. Dorf des BejoDg-Bilouga. (Landsch. Logtelleb.) . . . 0° N.-S. W. wie vorher mit V2 cm gro¬ ßen Granaten. 20. Dorf Ngambe (Hauptlg. Nsoga. Landschaft Ndogo- hega — Lohega) am Flusse Uwa oder Jwa . - 170° N.-S. 70° O. Muscowithaltiger Biotit- Glimmerschiefer mit Quarz¬ schnüren. 21. Wasserfälle (15 m hoch, zwischenDorf d SomNgok und Dorf des Hptlgs. Bibo. (Ldsch. Ndogomakumag) . 0° N.— S. 70° w. Quarzreiche Lagen im Biotit-Muscovit- Glimmer¬ schiefer. 22. Dorf des Nag. (Landsch. Ndogomianag) Bett des Mang. (Fälle) . . 80° 0.— w. 80° N. Gneis-Glimmerschiefer mit Lagen von feinschuppigen Biotit - Muscov. Quarz, Feld spath. 23. Dorf Misseng, Hptlg. Mebo. (Landsch. Banem) . 60° ONO. - WSW. 23° SSO. Harte Gneise mit wenig großen Biotitblättern. Nähe der Magneteisenstein-Ein- O lagerungen. 24. Oberer Flußlauf des Pate oder Pado. Bergrücken zwischen Dorf Bimbong (Hauptlg. Gogiol) u. Dorf Majegha. (Hauptlg. Loga) 30° NNO. SSW. 5° SSOb Biotit-Gneis mit lagenwei¬ sen Schnüren von Feldsp.- Adern und Quarz knauern. 25. dgl. etwas talabwärts . . . 65° ONO.- WSW. 3—7° SSO. Biotit-Gneis mit Granat. Sehr hartes granitähn- liches Gestein. (Gest. Be- schreibg. Nr. 9.) 26. • Unweit Dorf Majegha (Hptlg. Loga) im Bett des Makuka, einem- Nebenfluß des Ebo . NNO. -SSW. 20° Biotit-Hornblende-Gnois. 35° WNW. 27. Dorf Ekiba (Hptlg. Bekim) (Ldsch. Ndokumbang. Fluß Somabai) . 40° NO. -SW. 20° SO. Biotit- Augit-Gneis m. deut¬ lichen Lagen von Feldsp., Quarz-Augit-Biotit. 28. Vor DorfBileg. (Landsch. Ndogobong) . 65° ONO. -WSW. 10° SSO. Biotit-Gneise, (unweit der typ. Augengneise.) 29. Im Bett des Nduma, Neben¬ fluß des Dibamba . 40° NO —SW. NW. SO. stark gefaltete Biotit-Fla- sergneise. 30. Am Dibamba - Übergänge unweit Dorf Ndogibingele 70° ONO.— WSW. 5° SSO. typ. Biotit-Gneis. 31. ImFkagela. (Nebenfluß des N.-S. 50 —55° Lagen von Biotit-Gneis mit Quarz und granitarti¬ gen Zwischenlagen. Viel Faltungen und Störungen. (Gest. Beschrbg. Nr. 12.) Dibamba) . 1ÜU i W. Hauptstreichen demnach: ONO. — WSW. mit Abweichungen meist nach S. Orts bezirk Einfallen Bemerkung IV. Teil. Das sedimentäre Gebiet am Croft (Ossidinge-Bezirk). Reiseroute Joh. fllbr. Höhe- Mamfe. Die Regierungsstation Joh. Albrechts-Höhe, die von Mundame aus erreicht wurde, ist auf dem hohen Steilrande des Stratovulkans eines erloschenen Kraters gelegen. Dem Alter nach scheint er einer der jüngsten Vulkane des Schutzgebietes zu sein, und ist wohl als gleichaltrig mit dem Diungo und dem Soden-Krater anzusehen. Die Station befindet sich etwa 120 m über dem Spiegel des, den alten Kraterkessel ausfüllenden Elefanten-Sees (Barombi ma Mbu). Die Schichtung der Aschen und Tuffe läßt sich dicht unterhalb der Station deutlich beobachten. Hier ist der hohe Rand offenbar durch eine Radialspalte aufgebrochen und hat dadurch dem Wasser des Sees einen Abfluß verschafft, gerade an der Stelle, wo noch heute der Tuffmantel seine größte Höhe hat. In einer grotesken Schlucht, mit fast senkrecht ab¬ fallenden Wänden, die trotz der alles überwuchernden üppigen Tropenvegetation doch in malerischer Weise den nakten Fels, in bizaren Verwitterungsformen, weiß schimmernd her vor treten lassen, windet sich das Abflußwasser des Sees über gewaltige Blöcke des Tuffgesteins und harter Basaltlava, so gleichzeitig einen bequemen Zugang zum See bildend, der übrigens seines Fisch- und Krebsreichtums wegen Veranlassung zur Anlage eines beliebten Marktplatzes der anwohnenden Eingeborenen ge¬ geben hat. Die starke Tufflage nahe des Kraters bedingt die Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge- Bezirk). 75 besondere Fruchtbarkeit jener Gebiete. Hervorzuheben wäre noch die gesundheitlich vorzügliche Lage der jetzigen Station, fast auf dem Höhepunkt des Kraterringwalles. Zwar schwer zugänglich, da sie nur auf Treppen oder in sehr lang am Steil¬ hange hinlaufenden Serpentinen erreicht werden kann, ist sie, wie es scheint, fieberfrei. Von Johann Albrechtshöhe wandte ich mich zunächst, der großen Balistraße folgend, nach Norden. Dicht hinter dem Dorfe Kumba, am Fuße des Kratermassivs, sind die unterlagernden Gneisschichten freigelegt. Meist ist es typischer Biotitgneis, der, da wo ihn Basaltlavazüge bedecken, am Contakt, wie zunächst bei dem Dorfe Ekiliwindi, meist in plattige Gneise und Biotitglimmer¬ schiefer übergeht. Offenbar sind diese Basaltlavazüge und Decken vom Barombikrater herabgeflossen, und sie bedecken auch das weite Gebiet zwischen Mundame und der Station Johann Al¬ brechtshöhe, hier die Grenze zwischen Sandstein und Gneis über¬ lagernd. Die Umwandlung des Gneises, über plattigen Gneis in Glimmerschiefer, (z. T. musnovitführend) steht jedenfalls mit dem Contakt eruptiver Ströme und Decken in Zusammenhang. An den Berghängen finden sich, hier nur auf dem Gneis zu beobachten, vielfach Oberflächenlaterite in ihrer eigentümlichen schlackig-porös-schwammigen Erscheinungsform. An anderen Stellen habe ich Überdeckung dieser Konglomerate durch jüngere Basaltergüsse feststellen können. Sie finden sich hier be¬ zeichnenderweise nicht auf den jugendlichen Lavazügen. Dem¬ nach scheinen diese Latente jedenfalls älter als die letzten Lavaergüsse zu sein. Es findet sich auch hier wieder schwarzer Titaneisensand, meist in Vertiefungen und an flachen Stellen der Binnsale vielfach, nach den häufigen Ge¬ witterregen deren Boden bedeckend. An den tiefer einschnei¬ denden Flußläufen ist dann wieder der Gneis mehrfach muscovit- ftihrend angeschnitten (s. Gest.-Beschr. Nr. 26), so z. B. in dem Bette des Lolo, an der ihn überquerenden Hängebrücke, ferner bei dem Dorfe Bakundu (266 m), und am ersten TTegübergang ^Hängebrücke) über den Mungo, von wo ab er bis zum Dorfe 76 IV. Teil Ekokoboma mit geringer Unterbrechung durch Basaltlava herrscht. Bei Talangi oder Talanaye wurde die große Bali- Straße verlassen, um auf direktem Wege nach Esudan gelangen zu können, Basaltgerülle, die vielfach in den Elußläufen und am Wege auf treten, verraten die Nähe von Basaltzügen oder Mas¬ siven. In weiter Erstreckung ist hier der Boden von erbsen- bis nußgroßen schwarzen Concretionen. einem manganreichen lateriti- schein Verwitterungsprodukt und mit Boteisensteinbruchstücken bedeckt. Im Bett des oberen Mun-Aya ( hier Bake genannt ) ist am Weg ein kleines Granitmassiv angeschnitten, und bildet im Flusse zahlreiche Fälle und Schnellen. Von hier ab beginnt wieder Basalt, der beim Dorfe Ayong, in einem größeren Massiv bis 459 m ansteigt und die ganze, hier flach-wellig, hügelige Landschaft bis Sekam und dicht vor Abas bedeckt, an den flachen Hängen und Tälern einen vorzüglichen tiefgründigen Verwitterungsboden bildend, auf dem eine charakteristische Park¬ landschaft, d. h. niederer Busch mit Gras und einzelnen hohen Bäumen, besonders Ölpalmen, sich ausbreitet. Dieser Basalt ge¬ hört offenbar einem von den früheren getrennten und scheinbar älterem Massiv an. Massenhaft finden sich hier die, von den früheren deutlich unterscheidbaren Latente, meist aus Konglo¬ meraten entstanden. Bei Abas findet sich, vom Basalt nur durch * eine kurze Überdeckung durch Verwitterungsboden getrennt, zu¬ nächst ein sehr grobkörniger weißer z. T. konglomeratischer Sandstein, der nur aus den Bestandteilen des Granits, und zwar von Muscovitgranit besteht. Die Feldspate bilden das Zement und verkitten teils abgerollte, teils breccienartig zerbrochene Quarze, daneben finden sich Muscovitschüppchen bis zu mehreren Millimetern Durchmesser. In einzelnen Lagen sind diese aus Mus- covitgranitgrus verkitteten Sandsteine durchschwärmt von nuß- bis kopfgroßen Quarz-, Gneis- und roten Granit-Geröllen. Im Bette des Babi. dicht bei Abas, sind diese bankigen Ablagerungen in mehreren Metern Mächtigkeit angeschnitten. Sie zeigen etwa Str. 30° NNW.- SSO. mit 25—28° Einfallen SSW. Sie liegen hier in 218 m Seehöhe (Gest.-Beschr. Nr. 27 u. 28). Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 77 Über das Alter oder gar die Formationsstellung dieses Sand¬ steins ließ sich zunächst nichts weiter feststellen, da er gänz¬ lich fossilleer erschien. So vielfach auch Stücke angeschlagen und untersucht wurden, zeigte er nie andere als die erwähnten Bestandteile, besonders niemals Basaltbrocken. Während ich an¬ fangs geneigt war, diese Konglomeratsandsteine nur für ganz lokale junge Bildungen anzusprechen, läßt sich aus dem Fehlen von basaltischen Bestandteilen wohl schließen, daß er älter als die in der Umgebung befindlichen Basaltmassive ist. Bald hinter Abas werden diese Sandsteine durchragt und unterlagert von mehreren Kuppen grüngrauen und roten Granites (siehe petro- graphischer Teil Kr. 29), denen in der Folge wieder Sand¬ stein auflagert. Im Bette des Babi, beim Wegeübergange, findet sich der Granit gut aufgeschlossen und setzt dann die folgende Kuppen zusammen, während oberhalb und unterhalb (beim zweiten Flußübergange) der Sandstein angeschnitten ist. Er ist hier zunächst derselbe wie bei Abas, wechselt aber weiterhin mehrfach in der Zusammensetzung, bald fein, grau, oder grob, breccienartig, bald weich, tonig, glimmerführend in ge¬ wissen Zwischenlagen, bald so hart und dicht, daß er für die Vegetation undurchdringbar, größere freie vegetationslose Fels- platten bildet, bald in deutlicher Schichtung, bald gebankt, bedeckt er das Gelände bis kurz hinter den Übergang über den Mun-Aya (145 m), in dem er als grauer grobkörniger Sandstein mit zwischengelagerten Konglomeratbänken, mit Gerollen bis zu Kopfgröße in gewaltigen Felsblöcken, in Bänken und allerhand Auswaschungsformen beobachtet werden konnte. Das Streichen wurde hier als O.-W., Einfallen 30 — 35° S. bestimmt. Bei der Unübersichtlichkeit des dicht bewachsenen Geländes konnte an eine etwaige Horizontisierung der verschiedenen Sandsteinarten oder Konglomeratbänke nicht gedacht werden, auch war ich da¬ mals geneigt, sie nur für örtliche fazielle Unterschiede zu halten, während ich nach späteren weiterhin zu erörternden Beobachtun¬ gen, heute sie für einzelne aufeinanderfolgende durchgehende Horizonte halten möchte. Bei dem fesWestellten Einfallen und der O 78 IV. Teil beobachteten petrographischen Gleichartigkeit sind wohl die Kon¬ glomeratbänke am Mun-Aya mit denen bei Abas zu identifizieren. Fossilien waren auch hier nicht auffindbar. In dem kleinen Flüßchen Ajangmariede folgten dann sehr stark gefaltete und gequetschte Biotitglimmerschiefer, die eigenartige hellrote Gra¬ natkörner enthalten und allmählich in Granatgneisglimmer¬ schiefer zum Teil mit großen Feldspatknauern übergehen, bald nach S. mit etwa 45°, bald nach 0. noch steiler, bald nach W. mit 80° einfallen, also hier starke Störungen erlitten haben. Auf diesem Glimmerschiefer findet sich nun im Bette des Ekang angeschnitten, ein eigenartiges Gestein, dunklen Aus- sehends, ungeschichtet und von zahlreichen Gerollen und Ge¬ steinsbruchstücken, meist Granit, Gneis, Glimmerschiefer, aber auch Basaltbrocken ganz verschiedener Größe bis zu 1/2 in Durch¬ messer erfüllt. Es ist offenbar ein konglomeratiseher Basalttuff, wie er am Bande eines Basaltmassivs etwa in einem Gewässer zum Absatz gelangt sein mag, in das gleichzeitig Gerolle hin¬ eingeschwemmt oder in der Brandung gebildet wurden. Neben den Basalttuff massen, die von Brauneisenausscheidungen erfüllt sind, finden sich auch zahlreich, zerbrochene, kantige Basalttrüm¬ mer und Breccien. Das Gestein ist näher beschrieben unter Nr. 30 und 36. Bei der relativ weiten Entfernung der nächsten Basalt- massive von dieser Stelle, muß wohl mit einer früher ausge¬ dehnteren Bedeckung mit Basalt gerechnet werden, als sie heute zu beobachten ist; wahrscheinlich reichten jene später weiter nördlich gefundenen Basaltdecken (von Tenaku-Ivembon) bis hier hinab. Es folgten dann vielfache durch den Biotitglimmer¬ schiefer hindurchragende Muscovitgranitstöcke und pegmatitische Adern, von denen die mächtigste, bisher bekannte, ihrer Glimmer¬ führung wegen, einer genaueren Untersuchung unterzogen wurde. Die wesentlichsten Ergebnisse dieser Untersuchung seien hier noch einmal zusammengefaßt (vergl. hierzu auch vorl. Mitt. S. 16). Der glimmerführende Pegmatitgang bei Esu- dan (222 m) (am Flüßchen Gomonjungo) verdankt seine Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 79 Entstellung vermutlich, der gangförmigen Anstrahlung (Apophyse) eines Granitlakkolithen in den auflagernden Biotitgneis. Der untersuchte Gang (in 715 m Höhe) streicht etwa N.-S. und fällt mit 40° W. ein und zeigt durchschnittlich 2,5 m Mächtig¬ keit. Die Gangfüllung besteht in großen Eeldspat- und Quarz- Aggregaten, die häufig in getrennten Individuen, bis zu 1 m mächtig, nebeneinander lagern, oder sich in schriftgranitischer Ausbildung gitterartig durchdringen. Der Feldspat ist weißer Orthoklas, der Quarz milchweiß, trübe bis durchscheinend. In dem hangenden Teile des Ganges, und zwar in etwa 1/3 der Mächtigkeit stellen sich große Glimmeraggregate in allen Größen¬ kombinationen bis zu 60 X 60 cm ein. Meist bilden sie keil¬ förmige Kugelausschnitte mit 3 — 10 cm Stärke an der Peripherie. Häufig ist der Glimmer durch den Gebirgsdruck stark zer¬ quetscht und seine Sprünge sind von asbestartig aussehenden Glimmerfasern erfüllt. Einzelne Stücke zeigen deutlich zonaren Aufbau. Jenseits einer O.-W. hindurchsetzenden Verwerfung waren die Aggregate weniger zerquetscht, auch schien sich hier die Glimmerführung nicht nur auf das hangende Drittel der Mächtigkeit zu beschränken. An anderen accessorischen Mineralien konnte im Gange nichts aufgefunden werden, jedoch finden sich an den Sal¬ bändern zahlreiche Granatausscheidungen. Beobachtet wurden hellrote, z. T. durchsichtige, sehr splittrig spröde Krystalle, bis zu 3,5 mm Durchmesser zeigend. Sie gehören zur Granat¬ varietät der Eisentongranaten und sind häufig von einer Eisen¬ verwitterungsrinde (Brauneisen) überzogen. Dort, wo sie von Quarz umschlossen sind, erscheinen sie meist hell und durch¬ sichtig, da, wo sie dem Glimmer benachbart auf treten, meist dunkler und dann häufig von Glimmerblättchen durchwachsen. In dem angrenzenden Biotit-Gneisglimmerschiefer setzt sich die Musc-o ■ vitglimmerführung fort, und vielfach strahlen in diesen kleine und kleinste Gangtrümmchen mit pegmatitischer Aus¬ füllung hinein. Der Glimmer ist typischer Muscovit und von vorzüglicher 80 IV. Teil Reinheit. In dicken Tafeln rötlich-braun durchsichtig, in Spalt- stücken wasserhell, eignet er sich nicht nur vorzüglich zur Her¬ stellung aller technischen Glimmerwaren, als welche in erster Linie Lampenzylinder, Laternenscheiben und Scheiben für eiserne Öfen in Betracht kommen, (fälschlich als Marienglas bezeichnet), sondern er ist infolge des völligen Fehlens der bei anderen Glim¬ mersorten häufig vorkommenden fremdartigen Mineralein¬ schlüsse, welche die Nichtleitfähigkeit für den elektrischen Strom beeinträchtigen, ganz besonders geeignet für Verwendung als Isolationsmaterial beim Bau elektrotechnischer Apparate. Hier¬ für macht ihn noch die Verbindung einer verhältnismäßig ge¬ ringen Härte mit hoher Biegsamkeit ganz besonders brauchbar. Diese Eigenschaften lassen den Glimmer von Esndan technisch wertvoller erscheinen, als die bisher bekannten, für die Technik wichtigen und bisher wohl allein in größerem Maßstabe ge¬ wonnenen ostindischen Varietäten, den vielbegehrten Ruby. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sich bei weiterem Vordringen in die noch nicht durch Witterungseinflüsse zer¬ setzten und veränderten Teile der Spalte die erwähnten guten Eigenschaften noch erhöhen. Bei dem Probeabbau war, wie erwähnt, der ,, eiserne Hut“ des Ganges noch nicht durchfahren, vielmehr fanden sich noch überall mit Lehm und Ton erfüllte Risse und Spalten im Gestein. Bezüglich der Möglichkeit, die beschriebene Lagerstätte wirt¬ schaftlich auszubeuten, sei folgendes bemerkt: Glimmer mit den Eigenschaften des bei Esudan vorkommen¬ den ist ohne Frage ein sehr gesuchtes Material, und jedenfalls wird sich sein Wert mit der voraussichtlichen Steigerung des von der elektrotechnischen Industrie benötigten Quantums noch ständig erhöhen. Zur Zeit hat er je nach Größe der gelieferten fehlerfreien Tafeln einen AVert von 2,50 — 15 M für das Kilo¬ gramm, wobei allerdings zu berücksichtigen bleibt, daß nur ein Teil des zu fördernden Rohglimmers solche Tafeln liefern würde. Bei billigen und intelligenten Arbeitskräften, wie sie in Indien beisspielsweise zur Verfügung stehen, oder bei Anwendung ge- Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 81 eigneter maschineller Einrichtungen, würde sich noch ein er¬ heblicher Teil der sonst als Abfall der großen Tafeln verloren zu gebenden Bruchstücke zu sogenanntem Spaltglimmer verar¬ beiten lassen, der in großen Mengen verbraucht wird, aber viel geringwertiger ist. Die bergmännische Gewinnung des Glimmers würde infolge der günstigen Lage des Ganges kaum auf Schwierigkeiten stoßen. So weit nicht Tagebau angängig, wird sich die Gewinnung durch Stollenbau bewirken lassen. Lösung der Wasser und Beför¬ derung bis zur Höhe des Ortes Esudan werden sich einfach gestalten lassen. Die Beförderung auf der nur etwa 50 km bis zur Wasserverladung betragenden Strecke entweder nach Ndian oder zum Croß würde sich jedenfalls auch bei geeigneten Maßnahmen, einfach und nicht allzu kostspielig ausführen lassen. Nicht ausgeschlossen erscheint es, daß bei Vorhandensein geeig¬ neter Transportmittel, der zum Teil sehr reine Eeldspat den Transport lohnen könnte, auch sei darauf hingewiesen, daß mög¬ licherweise beim weiteren Abbau des Ganges größere ver¬ wendungsfähige Granaten sich finden könnten. Nr. 31 der Gest. -Beschreibung bezieht sich auf den Band (Contact) des Pegmatitganges mit dem Biotitgneisglimmerschiefer im Hangenden des Ganges, wo vorzüglich die erwähnte Granat¬ führung sich findet. Die Abbildung Nr. 8 zeigt den Gang selbst, Nr. 7 einen Teil des Ganges mit den eingewachsenen Glimmeraggregaten. Wenig unterhalb der Glimmerfundstelle im Elüßchen Mako- kome (254 m) finden sich die in der Abbildung Nr. 9 wieder¬ gegebenen gewaltigen Geröllemassen des Bio'titgneises, die einen Einblick in die enorme Erosionstätigkeit eines während der Trockenzeit so unscheinbaren Wässerchens gestatten. Die nähere Umgebung Esudans bildet ein großes zusammen¬ hängendes, durch Haltung und Erosion vielfach zerrissenes Gneis¬ glimmerschiefer-Bergland (s. Gest. -Beschreibung Nr. 33), dem sich nach Osten eine große Beihe von Museo vitgranitmassiven anschließen. Diese setzen sich noch über die Grenze auf das eng- 6 Neue Folge. Heft 62. 82 IV. Teil lische Gebiet fort. Ihre höchsten Erhebungen auf deutschem Ge¬ biete sind die Anom- und Okuri-Berge. Letzterer 1150 absol. } Sie scheinen sich in WSW. Bichtung bis über die Hewett-Berge 1180 m) bei Ekundukundu in einer großen Zahl von Kuppen fortzusetzen. Auf englischem Gebiete scheinen ihnen die großen Stöcke der Awa- und Oban-Berge (ca. 1200 absol.) anzugehören. Die Granitlakkolithen, wohl mit Sicherheit in einer weit zurück¬ liegenden geologischen Periode emporgedrungen, sind heute in großer Ausdehnung durch die Erosion und Abrasion freigelegt. Sie sind erheblich älter als die Sedimentärschichten, die aus ihnen entstanden und haben auch vielfach an den tektonischen Veränderungen teilgenommen. Da der Granit häufig von peg- matitischen Adern durchzogen und vielfach grobkörnig ist, kön- nen die mir zahlreich zugetragenen Nachrichten vom Vorkommen „großer“ Muscovitglimmerblätter an den westlich der von mir eingeschlagenen Route nach Ossidinge verlaufenden Wegen, be¬ sonders am Wege Rio del Rey-Ikassa-Mbabon-Ossidinge bald oberhalb Ndian beginnend, und bis nach der Landschaft Eko- neman reichend, nicht wundernehmen. In den untersuchten Fällen hat es sich jedoch nur um Blättchen bis zu 2 cm Durch¬ messer gehandelt. In Verfolg meiner früheren Ausführungen wird man auch mit Vorteil Glimmerausscheidungen von prak¬ tischem Wert, wenigstens im deutschen Gebiete, an dem Grenz- gebiete des Gneisglimmerschiefers mit dem Museo vitgranit zu o o o suchen haben. Dicht bei Esudan, vornehmlich im Bette des Nakanda unter¬ halb der Wegekreuzung deutlich zu beobachten, setzen durch den Gneisglimmerschiefer zahlreiche eruptive Gänge, die, weicher als das umgebende Gestein, vom Wasser leichter ausgewaschen, häufig ein tiefes Wasserbett oder quer zum Fluß verlaufende tiefe Rinnen bilden. Dieses Ganggestein fand sich denn auch bisweilen als Geröll im Nakanda und mehrfach auch in anderen, oberhalb ge¬ legenen Elußläufen. so im Maribe und Monomate am Wege zur Glimmerfundstelle, es ist somit wohl als weiter verbreitet an¬ zusehen. Es ist im petrographischen Teil unter Nr. 34, 35, 37. 38 näher beschrieben und ist danach den aplitischen Spaltgang- Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 83 gesteinen etwa den Bostoniten und Quarzbostoniten zuzurechnen. Daneben fanden sich auch mehrfach Gerolle von Trachyttuffen. wie sie in Nr. 32 beschrieben wurden, und des Diabases Nr. 39, über deren Herkunft ich nichts näheres ermitteln konnte. ln den Gerollen weisen dann noch pegmatitische Biotitaus¬ scheidungen, vereinzelte Quarzrollstücke mit Chromeisenstein¬ teilchen einerseits und Turmalinkrystallnädelchen andererseits, wohl auf Contacte oder pegmatitische Adern hin, die von den Müssen durchbrochen werden. Neben Feldspat¬ anreicherungen fanden sich im anstehenden Gestein auch bisweilen Quarzadern, die bis zur Mächtigkeit von meh¬ reren Metern anschwollen und stets taub befunden wurden. Frei¬ lich führten sie häufig winzige, goldglänzende Glimmerschüpp¬ chen, die dem Laien leicht Gold vortäuschen könnten. Meist sind die aus dem Gelände hervorragenden Quarzrücken und Kuppen dort gerade zur Ansiedelung von den Eingeborenen benutzt wor¬ den. Da ich mehrfach anderwärts beobachtete, daß Steine von den Eingeborenen als Fetische behandelt wurden (entweder eigenartig geformte Felsen, oder solche Steine, die von dem herrschenden Ge¬ steintypus abweichendes Aussehen hatten, so im Sandsteingebiet Schieferplatten oder Basaltblöcke, im Gebiet der krystallinen Schiefer, Sandsteinblöcke, Mineralien z.B. Glimmertafeln, llutil kry stalle, in den Zauberkästchen, meist der Haussas), so glaube ich, daß neben dem natürlichen Vorteil des Erbauens der Hütten auf hervorragenden und sehr trockenen Quarzfelsen auch ein Aber¬ glauben der Eingeborenen damit in Zusammenhang steht. Leider konnte ich nichts Näheres darüber ermitteln, doch wurde mir mehrfach der im Innern des Dorfes hervorragende weiße Quarz¬ fels als etwas Besonderes gezeigt und häufig fand sich um einen solchen hervorragenden Block einer jener auch anderwärts beob¬ achteten Dorfgärten mit allerhand ,, Medizins-Pflanzen gruppiert, unter denen eine Cactus-Art, sowie eine Bromeliacee, die auf einem Baumrindenstück, in der Luft hängend wächst, und der wilde spanische Pfeffer fast in allen durchreisten Gebieten eine 6* 84 IV. Teil besondere Rolle spielen. Es ist also wohl möglich, daß die Neger auch in dem Stein eine ihrer Medizinen sehen. Es sei dann der V ollständigkeit wegen noch das Auf¬ treten einiger beobachteter spärlicher Grafitausscheidungen und das einzelner eingesprengter Andalusitkry stalle im Gneis¬ glimmerschiefer des oberen Nakanda erwähnt, sie weisen wohl auf starke Dynamometamorphose des Gesteins hin. Auf das Vorhandensein sehr deutlicher Spuren tektonischer Wirkungen, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Auf¬ wölbung der zahlreichen Granitkuppen im engen Zusammenhang stehen, aber auch jüngerer solcher Störungen, an denen diese Granite selbst teilgenommen haben, habe ich bereits früher aufmerksam gemacht. Zahlreiche Messungen zeigten eine fort¬ während wechselnde Gesteinsrichtung auch Verwerfungen, Spal¬ ten und Sprünge, die, wie es scheint, in völliger Regellosigkeit den Gneis durchsetzen, konnten mehrfach beobachtet wer¬ den. Eine deutliche Verwerfung mit etwa 3 m Sprunghöhe ließ z. B. die nähere Untersuchung des Pegmatitganges an der Glimmerlagerstätte erkennen. Außer der näheren Untersuchung der Glimmerlagerstätte bot aber der Aufenthalt auf der Höhe bei Esudan noch die Mög¬ lichkeit eines ebenso selten großartigen wie wertvollen Ausblicks auf die geologische Gestaltung des demnächst bereisten Gebietes, d. h. der Gegend am Croß. Eine durch Abholzen der Urwaldbäume künstlich gewonnene Lichtung nahe der Glimmer¬ lagerstätte, bot einen offenen Ausblick auf das nach NO. sich erstreckende Gelände. Freilich die Ungunst der tropischen Witterungsverhältnisse gestattet nur sehr selten überhaupt einen weiteren klaren Blick (nur vor oder nach großen Ge¬ wittern und Regengüssen, am Ende und Anfang der Regen¬ zeit). Aber hier bot sich ein solcher an einem Mor¬ gen meines Aufenthaltes dort in geradezu überwältigend schöner Weise. Nach einem heftigen Nachtregeh zeigte sich um 53/4 Uhr morgens bei klarer Luft die in weite Fernen übersehbare Gegend durchwogt von einem blendend weißen Nebelmeer, aus dem sich in wunderbarer Schärfe in den leb- Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge- Bezirk) 85 haf testen von dunkel schwarzgrün bis tiefblau und bis dunkel¬ blau sich nach der Tiefe des Bildes abzeichnenden Farben, die in paralleler Richtung hintereinander liegenden Höhenzüge ab¬ hoben. Dies alles überflutet von dem, erst tiefrot, dann leuch¬ tend orangegelb und weiß durch alle Farbentöne des Spectrums laufenden Lichte der aufgehenden Sonne. Alles überspannt von einer in großen Höhen schwebenden und einen starken Contrast zu dem Weiß des untenliegenden Nebels bildenden, grauen Wolkenschicht und von dem lebhaften Grün der nahen Urwald¬ bäume malerisch umrahmt. Nach einer Photographie ist von einem mir verwandten Künstler das farbenprächtige Bild wieder¬ zugeben versucht worden (s. die farbige Abbildg.). Mit völligem Aufgang der Sonne, also innerhalb weniger Minuten, war die prachtvolle Färbung verschwunden und der Nebel verwischte, sich hebend, die scharfen Konturen der Bergketten, und zerfloß in dem eintönigen undurchsichtigen Grau des tropischen Tages. Dieses wunderbar farbenprächtige Bild bot zugleich einen will¬ kommenen Einblick in die Gestaltung des Croß-Gebietes. Das Bild zeigt in der Richtung NO. eine Reihe von hintereinander aus dem die Täler fast gleichmäßig bedeckenden Nebelmeer auftauchenden Höhenzügen, die also im allgemeinen SO.-NW. verlaufen, und wohl die Sättel einer ausgedehnten Wellenfaltung jenes ganzen Gebietes darstellen, was übrigens auch dann durch einzelne Beobachtungen am weiteren Reisewege bestätigt werden konnte. Es wurde nun von Esudan der Weg nach Bakut ein¬ geschlagen, der über Gneis mit vereinzelten muscovithaltigen Pegmatitadern führte und nichts Bemerkenswertes bot. Der breite und wasserreiche Mun Aya, der kurz vor dem Dorfe wieder überschritten wurde, fließt ebenfalls über gewaltige Gneisblöcke, Schnellen und Fälle bildend, dahin. Dicht hinter dem Dorfe Bakut trifft man auf kurze Ent¬ fernung, am Wege nach Enkore, die schon von Abas, aus dem Mun Aya, am Wege Basu - Esudan erwähnten, geschichteten groben Sandsteinkonglomerate auf kurze Entfernung am Ufer des Mobate wieder aufgeschlossen, die alsbald von e inem ausge¬ dehnten Granitmassiv unterbrochen werden, dessen Rand sie 86 IV. Teil bedecken. Bald hornblendereich, bald den Biotit ganz zurück¬ treten lassend, und dann fast nur aus Quarz-Orthoklas bestehend, wechselt der Granit in Zusammensetzung und Aussehen mehr¬ fach. Bei dem kleinen Flüßchen Burabeng wird er dann ziem¬ lich plötzlich von überlagerndem Basalt abgelöst, der bald sehr steil zu dem Basaltmassiv von Enkore (171 m) ansteigt (Be¬ schreibung des Gesteins s. unter Nr. 41). Die hervorragende Fruchtbarkeit dieses Basaltbodens, ge¬ genüber dem angrenzenden Sandstein und Glimmerschieferboden verdankt die Gegend der offenbar leichter erfolgten Ver¬ witterung der den Basalt früher bedeckenden und an einzelnen Stellen noch anstehenden porösen Basaltlava- und Tuffablagerun¬ gen, die einen meist tiefgründigen Lehmboden hinterließen. Nach steilem Abstieg dicht hinter dem Dorfe, am Flüßchen Baso, be¬ findet sich eine deutlich zu beobachtende Contactzone des nun folgenden Biotitgneises mit diesem Basalte. Es finden sich hier typische Adinolen und lagenweise scharfe Concentrationen von Feldspat- und Biotit-Schnüren, sowie schiefrige Ausbildung des Gneises. Schon nach einer halben Stunde Weges tritt man nun auf dem eingeschlagenen Wege über Nkimedschi-Mbakan-Tawo- Ossidinge in ein großes Gebiet zusammenhängender Sedimentär¬ schichtenbedeckung ein. Anfangs sind mittel- bis feinkörnige Sand¬ steine zu beobachten, die nur aus Quarz, Orthoklas, Biotit oder Muscovit bestehen, bald feiner, bald gröber im Korn erscheinen und bei etwa 60° WNW. Streichen und 25° SSW. Einfallen im Flußbett des Bakure etwas gröber werden und hier zahlreiche kohlige Pflanzenreste einschließen, die leider eine Bestimmung jedoch nicht zuließen. Abwechselnd folgen nun bald feinkörnige Sandsteine, bald grobe Konglomerate, bald mit eckigen und wenig abgerollten Granitstücken durchsetzte, fast breccienartig aus¬ sehende Sandsteine. Dicht hinter Ajajundib ist der Sandstein von eigenartig schlackig porösem Gestein überlagert, daß bei der Verwitterung in die bekannten mehrfach erwähnten kugeligen Manganconcretionen zerfällt, es scheint hier aus poröser schwam¬ miger Basaltlava entstanden, und zwar handelt es sich, wie ich Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidiage-Bezirk; 87 später ermitteln konnte, um die zersetzten Reste einer von Osten her das Gelände überziehenden Basaltdecke. Deutlich zu be¬ obachten ist hier noch der Contact von Basalt und Sandstein, der den Sandstein zum Teil mit harten manganreichen Rinden überzogen oder eine fleckig schwarze Färbung infolge Mangan- concentrationsbildung hervorgerufen hat. Als Ein- oder Zwischen¬ lagerung des feinkörnigen, weißen Quarzsandsteines finden sich bei Mbakan und Nkimedschi (95 m) blaue und rote, tonig-glim- merige Schichten, in den tieferen Taleinschnitten, in denen dann auch auf Spalten die noch näher zu erörternden Salzquellen auf- treten. Das Gelände, das bis dahin ganz regelmäßig wellenförmig zu verlaufen schien, war hier teilweise deutlich verstürzt und zer¬ brochen. Wie auch die spätere Untersuchung und analoge Be¬ obachtungen anderwärts im Sandsteingebiete ergaben, handelt es sich hier um Einbrüche, die durch die Auslaugung der wahr¬ scheinlich in der Tiefe liegenden Salzablagerungen oder salz¬ haltigen Sandsteine entstanden. In Abb. 10 ist einer der dort beobachteten Einbruchskessel wiedergegeben. Der weitere Weg führt dann zunächst bis Ossidinge durch das Sandsteingebiet, unzählige Schluchten, die regellos inein- andergeschoben erscheinen, kreuzend, die offenbar teils Erosions- erscheinungen sind, teils aber mit der erwähnten welligen Faltung Zusammenhängen (z. B. Höhe eines Wellenkammes bei km 18 vor Ossidinge 154 m). Trotz aller wild zerrissenen Schluchten und zahlreicher in den verschiedensten Richtungen verlaufender Brüche und Yerwerf ungen, von denen übrigens einige zu gro¬ tesken, landschaftlich hervorragend schönen Wasserfällen Ver¬ anlassung gaben (einen der schönsten, bisher unbekannten Fälle, von etwa 20 m Höhe bildet das kleine Flüßchen Akumajib, dicht am Wege, unweit Tawo), ist doch die NW. -SO. verlaufende Gesamtrichtung der Täler und Höhenzüge deutlich erkennbar, die immer wieder vom Wege durch- und überquert werden. Bei der Station Ossidinge (72 m) fallen bei der Annäherung an das Croßflußbett eine ganze Reihe von regellos durchein- ander geschobenen, häufig steiltrichterförmigen Tälern und Yer- 88 IV. Teil tiefungen auf. Es sind wieder die schon bei Aiwawa-Nkimedschi beobachteten Einbrüche. Diese versumpften Einbruchskessel bie¬ ten ohne Frage wohl einen geeigneten Boden für die .Reisfarmen der Station, aber sie sind auch andererseits natürlich nicht von Vor¬ teil für die Sanierung der als sehr ungesund erkannten Stations¬ gebietes. Die mit enormem Arbeitsaufwand durchgeführte gänz¬ liche Abholzung und Vernichtung des Urwaldbestandes am Ufer wird deshalb die erwünschte Wirkung der Sanierung nur in beschränktem Maße ausüben können. Das Flußbett des Croß ist nahe der Station in einer offenbaren V erschiebung nach Norden begriffen und der Elmß hat am Südufer eine erhebliche Masse von Schottern in deutlichen Terrassen abgelagert, auf denen die Stationsgebäude angelegt sind, während er am Nord¬ ufer sich unmittelbar in die Sandsteinfelsen eingegraben hat. Auch alluvialer sehr gut zur Herstellung von Ziegeln geeigneter Lehm findet sich an den Hängen dieser Terrassen. Trotzdem und obwohl auch der Sandstein in gewissen Schichten gutes Baumaterial liefern würde, bestanden die Wohn- und Dienst- srebäude der Station bedauerlicherweise damals nur aus Lehm- O hütten und Wellblechbaracken. Im Bette des Croß und seiner kleinen Zuflüsse sollen bei der größten Trockenheit unterhalb der Station einige Salzquellen zu Tage treten, die angeblich auch von den Eingeborenen zur Salzkocher ei verwendet werden. Bei meinem Dortsein konnte ich salzhaltige Quellen des hohen Wasserstandes wegen nicht feststellen; dieses Vorhandensein von Soolquellen ist aber durch¬ aus wahrscheinlich. In der Folge begab ich mich nach dem oberhalb Ossidinge am Croß gelegenen Mamfe, wo ich während der folgenden Regen¬ zeit Quartier aufschlug, um von hier a.us in einzelnen Reisen das Sandsteingebiet näher zu erforschen. Der Weg Ossidinge- Mamfe am linken Croßufer führte durch gleiche Sandstein¬ schichten, wie vor Ossidinge, zunächst nach Essagim, dann über Nsehang nach Mamfe. Die Oberflächengestaltung ist die schon erwähnte. Stark verbrochene Schichten bilden wirr ineinander- Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge- Bezirk) 89 greifende Täler, die vertieft durch die Erosion, mit vielfach gewundenen Höhenrücken, und teils steilen Abfällen abwechseln. An verschiedenen Stellen, so unter anderem am Übergang über den Aibabat, lassen sich noch deutlich Brüche feststellen. Hier sind in einem Wasserfall die weicheren, unter harten, gröberen Sandsteinbänken liegenden, feinkörnigen Sandsteinschichten vom Wasser ausgewaschen und bilden eine große Höhle, in der be¬ quem 20 — 30 Menschen Platz haben. Das Streichen wurde dort zu Oh., das Einfallen mit 15° S. gemessen. Es scheint sich hier um Parallelbrüche des später zu erwähnenden großen Croßtalbruches zu handeln. Im übrigen wechselt häufig sehr feinkörniger Quarzsandstein mit mittelkörnigen und groben Sandsteinen und Konglomeratbänken. Die Ent¬ stehung aus Granitgrus läßt sich hier nicht mehr gleich deut¬ lich erkennen, wie am Rande des sedimentären Gebietes, doch handelt es sich auch hier um ein Gemenge von Quarz-, Glimmer¬ und Feldspatkörnehen, von denen die letzteren stark kaolini- siert und vielfach in reinen weißen oder eisenschüssigen Ton um¬ gewandelt sind und das Zement des Sandsteins bilden. Der Biotit ist meist zersetzt (ehloritisiert). Vorherrschend findet sich aber Museo vitglimmer, der häufig in feinster Verteilung das Zement durchsetzt. Dem höheren Grade der Zersetzung ent¬ sprechend ist auch der Sandsteinboden hier von vorzüglicher Fruchtbarkeit. Freilich wird der Sandsteinacker- oder Farm- boden noch schneller durch die Kultur erschöpft sein, als etwa Basaltverwitterungsboden. Aus Erfahrung wissen die Eingebore¬ nen dies wohl, denn sie nehmen im Sandsteingebiet viel schneller einen Platzwechsel ihrer Farmen vor. Natürlich fällt dies bei der Methode der Farmbearbeitung, die meist nur die alleroberste Humusschicht mit der flachen Hacke umkehrt, erst recht ins Gewicht, während bei tiefgründigem Pflügen dasselbe Farm¬ stück wohl weit länger gute Erträge liefern würde. Die Ein¬ geborenen ziehen es indessen vor, sobald die obere humusreiche Schicht durch den Anbau aus genutzt ist. eine neue Farm durch Fällen der Urwaldbäume herzurichten, während die alte (nur 90 IV. Teil oberflächlich), erschöpfte Farm durch jahrelange Brachezeit, in der der Boden von niederem Busch und Unkraut überzogen wird, ihren Humusgehalt der oberen Schichten wieder ergänzt. Das Urwaldschlagen und die Herrichtung eines Urwaldbodens zur Farm ist den Negern eben eine gewohnte Arbeit, während sie das Pflügen gar nicht kennen. Erst die Steigerung des Landwertes wird auch hier auf die intensivere Ausnutzung des Bodens einwirken, so lange genügend jungfräuliches Urwald¬ gebiet vorhanden ist, hat der Neger keinen Grund, von seiner Gepflogenheit abzugehen. Sehr selten gestatten die wenigen zusammenhängenden Auf¬ schlüsse eine Feststellung des Schichtenverlaufes. Meist bestehen die Schichten aus ganz gleichmäßigen Sandsteinen ohne erkenn¬ bare Schichtung, etwa vergleichbar unserem Heuscheuersandstein. Bei Nscliang 1 122 in), ebenso im Bald vor Nschang, zeigten zahl¬ reiche große Basaltgeröllblöcke die Nähe eines Basaltvorkommens an, das dann auch auf einer späteren Reise unweit davon auf¬ gefunden wurde (s. Gest.-Beschr. Nr. 50, 51). Weiteren Ein¬ blick in die Lagerungsverhältnisse der Schichten ergaben dann erst mehrfache Reisen vom Stützpunkt Mamfe (122 m) aus, und die Beobachtung der am Orte selbst in vorzüglicher Weise durch den Croß aufgeschlossenen Schieferschichten, für die ich des¬ halb in der Folge den Namen Mamfeschiefer anzuwenden vor- ö schlage. An der linken Uferseite des Croß (Anlegestelle der Canus, Bar¬ kassen und Leichter der Gesellschaft Nord-West-Kam. und ihrer dort gelegenen großen Faktorei) ist vom Strom am etwa 20 m steil ansteigenden Ufer eine ganze Schichtenfolge angeschnitten, aber natürlich meist überrollt und verschüttet und nur bei niedri¬ gem Wasserstande bis in größere Tiefen zu beobachten. Ab¬ bildung Nr. 11 zeigt das Ausstreichen der Schieferschichten am Croßufer. Durch Schachtarbeiten, die mit der Errichtung der dort erbauten ersten maschinellen Anlage zur Entschalung der rohen O O Palmenkerne in der Kolonie in Verbindung standen, war das Profil zum Teil schon gut erschlossen und konnte durch ver- Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 91 hältnismäßig geringe Schürfarbeiten noch vervollständigt werden. Es wurde hier nachstehende Schichtenfolge vom Wasserspiegel des Croß nach oben fortschreitend, also vom Liegenden zum Hangenden, festgestellt. Profil I am Croß-Ufer bei Mamfe: 0,65 m kalkig-kieselig-schiefrige Bank. Sehr hart, enthält einzelne kohlige Pflanzenreste. Durch dünne, reinere Kalkzwischenlagen, im Querbruch bandartig gestreift. 0,90 ,, Schiefer, stark muscovitkaltig. Abwechselnd grob¬ körnig und sehr fein und dicht, dann mit einzelnen ein- gelagerten Kohlenflözchen bis 4 mm Stärke und linsen¬ artigen kohligen Anhäufungen. 1,06 ,, kalkige Bank (auskeilend, linsenartig). 0,50 „ Schwarzer Schiefer mit Fischresten! Wenig bituminös in den feinschiefrigen Lagen. Wechselnd fein und grobschiefrig, mit 5 linsenförmig auskeilenden 2 bis 3 cm dicken kalkig-dichten glimmerreichen Bänken. An der Basis stark mit kohligen Pflanzenresten durch¬ setzte sandig - glimmerreiche Schichten, Kohlen-Linsen, bis 7 mm stark, und ganz sandige Zwischenlagen mit Kohlenresten (vergl. hierzu Teil X). 0,25 ,, har te kalkig-tonige Bank. Sehr dicht, wenig schiefrig, mit kohligen Pflanzenresten (Häcksel). 0,60 ,, Schiefer. Mus covitr eich, grobschiefrig, schwarz-braun. 0,12 „ kalkig-kieselige Bank, sehr hart. 1,65 ,, Schiefer! Oll, hart, grobschiefrig-plattig, sehr dicht, glimmerreich, nach oben dickschiefriger werdend und hier kohlige Pflanzenreste enthaltend, sehr wenig mer¬ gelig, bituminös. 0.20 ., kalkig-sandige Bank. Grobkörnig, mit größeren Schieferrollstücken, glimmerreich. 0,60 ,, Schiefer. Stark sandig, grobkörnig, stark mit Pflanzen resten durchsetzt, grob-plattig-schiefrig, glimmerhaltig. 0,25 ,. Sands fein bank. Hart, dicht, etwas kalkig und glimmer- führend. 92 IV. Teil 2,00 m Sandstein - Schiefer. Nur wenig schiefrig, mit kohligen Pflanzenresten, mit 6 eingelagerten kalkig-sancligen glim¬ merreichen harten Zwischenlagen, 1 — 4 etwa 0,05 m, 5 und 6 0,18 m stark. 0,10 ., Sandsteinhank. Etwas glimmerreich mit Gastropoden- steinkern ( unbestimmbar). 3,00 „ Schiefer. Ohne zwischengelagerte Sandsteinbänke, bituminös, mit zahlreichen Kalkknauern, in gewissen Horizonten. 1,00 „ Konglomerathank, sehr tonig bröckelige Bank mit zahlrei¬ chen Schiefer- und kalkigen Rollstücken (auf dieser steht die Ölfabrik). Mehr als 25 m. Es folgen nach oben (am Croßufer oberhalb aufgeschlossen) wechsellagernde Schieferschichten und Sandsteinbänke, mit Überwiegen der letzteren, die häufig nur durch ganz dünne Schief erz wischenlagen getrennt sind. Die sandigen Bänke selbst sind zum Teil in sich schiefrig. Darauf folgen, nach etwa 8 m, bankige, kalkhaltige Sandsteine, die nach etwa 6 m in dichte ungeschichtete Sandsteine übergehen (Aufschlüsse der Steinbrüche). Unterhalb des Wasserspiegels des Croß setzen sich noch etwa 10 — 12 m die Schieferschichten in die Tiefe fort und sollen bei niedrigstem Wasserstande im Flußbett zu beobachten sein. Außer einem unbestimmbaren Gastropodensteinkern und zahl¬ reichen ebenfalls unbestimmbaren kohligen Pflanzenresten (Hack- sei) konnten in diesen Schichten nur einige Eisehreste1) aufge- funden werden. Diese Reste hatte Herr Professor Dr. Jäkel die Güte näher zu untersuchen. Das Ergebnis dieser Untersuchungen wird in besonderem Abschnitt von Herrn Prof. Jäkel lie¬ benswürdiger Weise selbst (Teil X) erörtert werden. Danach lassen diese Reste auf cretacisches Alter, wahrscheinlich jung- ß Ganz kürzlich sind der Kg]. Geol. Landesanstalt zu Berlin aus denselben Schichten noch eine große Zahl wohlerhaltener und vollständiger Fischabdrücke von Mamfe zugegangen, deren Bearbeitung wohl weiteres Licht über das Alter der Croß-Schichten verbreiten dürfte. Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 93 cretacisches, schließen, und zwar handelt es sich jedenfalls um Brackwasserbildungen, also etwa unserem europäischen Wealden entsprechende Ablagerungen, was auch die übrigen Reste, so¬ wie der petrographische Charakter der Schichten zu bestätigen scheinen. Das Streichen wurde hier und im nahen Sandsteinbruch¬ aufschluß zu 8° NNW. -SSO., das Einfallen zu 23° nach WSW. festgestellt. Die obere Schichtenreihe ist teilweise in einigen Steinbrüchen aufgeschlossen, die im SSO. und SO. des vorstehen¬ den Profils gelegen sind. Danach sind in dem entfernter von der Faktorei und etwas höher gelegenen Bruch etwa die mitt¬ leren Schichten der oberen 25 m des vorstehenden Profils sicht¬ bar. Am Grunde des, in diesem Sandsteinbruche beobachteten Profils, walten schiefrige Sandsteine neben einzelnen 5 — 20 cm starken Sandsteinbänken vor (3 m), diese Bänke werden nach oben immer dichter und stärker und gehen dann in mehrere Bänke von ca. 40 cm Mächtigkeit und deutlicher Quaderung über. Die zwischengelagerten, die Bankung hervorrufenden weicheren Schichten bestehen aus sandigem, glimmer- und ton¬ reichem Material. Die gesamte hier beobachtete Mächtigkeit be¬ trägt 6 m. Mit aller Bestimmtheit läßt sich das Profil natürlich nicht horizontisieren, da Fossilien nicht aufgefunden wurden und die Schichten hier schon eine Verschiebung gegen das Profil I zeigen. Sie streichen hier etwa 29° und fallen mit 17° SW. ein. Überall sind die Spuren von Änderungen in der Fagerung fest¬ zustellen. Wenig flußabwärts der Bootslandestelle z. B. sind die Schichten gänzlich verbrochen und in einzelne Schollen aufge¬ löst. Der tief eingreifende Creek und die Talbildung südlich der Faktoreigebäude verdanken ihr Entstehen offenbar tektoni¬ schen Vorgängen. Es scheint hier sich nicht hauptsächlich, wie bei Ossidinge um Einbrüche infolge Auslaugens tiefer gelegener Salzschichten zu handeln. Allerdings soll auch hier im Innern des Creeks eine Salzcpaelle vorhanden sein, aus der die Be¬ wohner zur Trockenzeit Soole schöpfen und sie auf Salz ein¬ kochen, doch konnte in der Zeit meines Aufenthaltes die Quelle bei dem hohen Wasserstande der Regenzeit nicht beobachtet 94 IV. Teil werden. Eine in der Nähe angesetzte Handbohrung, die etwa über die Lage der salzführenden Schichten hätte Aufschluß geben können, mußte aufgegeben werden, da die harten eisen¬ schüssigen Verwitterungsrinden der verbrochenen Sandstein¬ schollen dem senkrechten Eindringen des Bohrers unerwartete Schwierigkeiten bereiteten. Allenthalben sind Brüche und Sprünge zu beobachten, namentlich nach dem Ufer des, oberhalb Mamfe in den Croß mündenden Bali, der zum Teil auf einer Bruchspalte zu fließen scheint. Die noch höher gelegenen Sandsteinschichten sind im näher der Faktorei gelegenen Bruche aufgeschlossen, es sind dichte, fast ungeschichtete Sandsteine, die nach oben von unregelmäßigen Sprüngen zertrümmert sind, von denen die Verwitterung con- centrisch nach dem Innern fortschreitet und eigenartige, schalige Absonderung hervorruft. Durch diese Zersetzung des ursprüng¬ lich weichen Zementes werden diese angewitterten Sandsteine nach Verlust der Bergfeuchtigkeit sehr fest und hart, während der frische unzersetzte Sandstein für Bauzwecke zu weich ist und leicht durch Verwitterungseinflüsse zerfällt. Auf den Spalten und Sprüngen dieses Sandsteins sind häufig Adern von fast reinem Brauneisenstein, als Zersetzungsprodukt des Sandstein¬ zements ausgeschieden. Bisweilen zeigt der frische Sandstein, besonders in einzel- nen Schichten, deutliche Kreuzschichtung. Ein sehr klar aufgeschlossenes Profil, im SO. des Prof. I in etwa 2 km Entfernung gelegen, fand sich durch einen kleinen linken Nebenfluß des Bali angeschnitten, dicht oberhalb der Mündung des Bali in den Croß. Ob dieses Profil II die liegenden oder hangenden Schichten des Profils I umfaßt, konnte bei dem Mangel jeglicher bestimmbarer Fossilien und dem Vorhanden¬ sein zahlreicher Anzeichen tektonischer Störung nicht mit ab¬ soluter Sicherheit ermittelt werden. Vermutlich handelt es sich jedoch um die hangenden Schichten von Profil I, d. h. um die¬ selben, die aus dem von Mamfe entfernter gelegenen Steinbruch erwähnt worden sind. Der Bali ist in seinem letzten von SO. nach NW. verlaufenden Teile sehr tief und schlammig und scheint Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-BezirU) 95 hier auf dem Ausstreichen der liegenden Schief er schichten zu fließen. Der erwähnte kleine Flußlauf stürzt, Wasserfälle bil¬ dend, über zahlreiche untereinanderliegende Terrassen, zuletzt über die unterhalb der 1,50 m hohen Quadersandsteinbank ge¬ legene dichte Sandsteinschicht senkrecht zum Bali ab. Die weicheren Schieferschichten sind meist ausgewaschen und es ent¬ standen weite Wasserbecken, deren vorderer Überlauf rand von den härteren herausragenden Sandsteinbänken gebildet wurde, wodurch prachtvolle Cascaden entstanden. Das Streichen wurde hier zu 315, das Einfallen 20° WSW. gemessen. Es ergab sich nachstehendes Profil II vom Wasserspiegel des Bali aus, also vom Liegenden zum Hangenden gemessen : 1,75 m massige uu ge schichtete Sandsteine , teilweise vom Bah bedeckt, darunter Schiefer. 1,50 „ Quadersandsteinhank. 0,15 ,, Sandstein, weich, wenig schiefrig. 0,05 „ Sand schiefer. 0,70 „ Quader sandsteinbank. 1,00 ,, Tonschiefer, schwarz, dicht, bituminös. 0,30 „ Sandsteinbank, regelmäßig gequadert, hart, weiß, fein¬ körnig. 0,20 ,, Tonschiefer, schwarz, dicht, bituminös. 0,55 ,, Schiefer, dickplattig, sandig, grau, feinkörnig, glimmer¬ reich. 0,40 „ Sandstein, hart, wenig schiefrig. 0,45 ,, Sandstein, sehr schiefrig, grau, feinkörnig, glimmerreich. 0,70 ,. 3 S and st ein b änke. Hart, weiß, feinkörnig, quaclrig, sehr muscovitführend, durch dünne, tonige Lagen getrennt. 1,50 „ Sandschiefer, tonig, hell, in Aviederholter Wechsellagerug mit bis 0,20 m starken, harten, feinkörnigen, weißen Sandsteinbänken. 0,20 „ Tonschiefer, sandig, hell. 0,50 „ Tonschiefer, schwarz, dicht, plattig abgesondert, mit kohligen Pflanzenresten, bituminös. ,, Tonschiefer, grau, weich, wenig schiefrig, glimmerreich, schwach sandig. 1,70 96 1Y. Teil 0,20 in Sandstein, weiß, feinkörnig, hart. 0,15 „ Tonschiefer, klau, dicht, wenig bituminös. 0,55 ,, Schiefriger Sandstein in 6 maligem W ech.sel mit reinen harten Bänken. 0,05 ,, Sandstein, schiefrig durch kohlige Zwischenlagen. 0,20 „ Sandsteinhank, gelb bis weiß. 0,05 ,, Sandstein, sehr weich, gleichmäßig dicht. 0,30 ,, Sandstein, gelb, feinkörnig, quadrig. 0,15 ,, S a ll d s t e in , hellgrau, tonig, glimmerreich. 0,30 ,, Sandstein, feinkörnig, weiß bis gelb, sehr mucovithaltig. 0,40 ,, Sandstein, schiefrig, grau, glimmerhaltig, feinkörnig, in dicker, gleichmäßiger Bank. 0,15 ,, Sandstein, sehr tonig, weich, schiefrig. 0,20 ,, Sandsteiilhailk, sehr feinkörnig, weiß-gelb. Mit einer in den obersten Sandsteinschichten unweit Mamfe angesetzten bis 12 m niedergebrachten Handbohrung wurde nur dichter, bald grob-, bald feinkörniger Sandstein aufgeschlossen, mit weicheren tonigen Zwischenlagen und teilweise sehr tonig- glimmerreichen bald blauen, gelben, grünen oder rötlichen Zwi¬ schenlagen, ähnlich wie sie nahe bei Ajukaba (Aiwawa) an¬ stehend schon festgestellt wurden. In dem verhältnismäßig übersichtlichen, waldfreien Ge¬ lände dicht bei der Faktorei konnte dem Leiter der¬ selben sein Wunsch, geeignete Stellen für die Beschaffung von Bausteinen, Lehm (als Bindemittel) und für die An¬ lage eines Grundwasserbrunnens bezeichnet zu erhalten, leicht erfüllt werden. Erstere sind in den erwähnten Sandstein¬ bänken, deren brauchbarste bezeichnet wurden, reichliche Lelim- ablagerungen an den Hängen der dicht bei der Faktorei gelege¬ nen Täler durch entsprechende Untersuchung festgestellt worden. Eine zur Brunnenanlage vorzüglich geeignete Stelle konnte dicht bei dem Wohnhaus des Faktoreileiters angegeben werden, die übrigens auch ohne Schwierigkeiten für die Kesselanlage der Ölfabrik nutzbar gemacht werden könnte. Bei der neuerdings wieder, wie verlautet, in Aussicht genommenen Verlegung der 1 1 O O O Regierungs-Station Ossidinge nach Mamfe wäre etwa diesen Ver- Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 97 hältnissen schon bei der Anlage der Station Rechnung zu tragen. Ganz entschieden muß aber von der Errichtung der Station auf den zwar hochgelegenen, aber sumpfigen Sandsteinplateaus des rechten Croßufers, vom geologischen Standpunkte aus, ab¬ geraten werden. Es wird später auf die geologischen Verhält¬ nisse des rechten Croßufers noch zurückzukommen sein. Zunächst seien noch die weiteren Untersuchungen und Be¬ obachtungen auf der linken Croßseite erörtert. Auf einem Erkundungsmarsche nach dem Dorfe Bissomawang wurden mehrfach rote, blaue und grüne tonig-glimmerreiche Ein¬ lagerungen im massigen, bald fein-, bald mittelfeinkörnigen Sand¬ stein der oberen Schichten beobachtet, die jedenfalls Teilen der Schichtenfolge des Profils II entsprechen. Einige, unweit Marnfe gelegene Rinnsale und Bachläufe zeigten erhebliche Mengen von schwarzem, schwerem Sande, der sich meist als Titaneisen mit wenigen Körnern Magneteisenerz heraus¬ stellte, auch einige Gerolle von Turmalinquarzfels mit deutlichen strahligen Turmalinabsonderungen (s. Gest.-Beschr. Nr. 62) wur¬ den beobachtet. Beide Funde legten die Nähe von Contacten irgend welcher Eruptivgesteine oder die pegmatitischer Gänge nahe. Ich vermute, daß es sich um die Contacte der später nicht sehr entfernt aufgefundenen Basaltmassive handelt, da in einiger Ent¬ fernung schon mehrfach Basaltgerölle beobachtet werden konnten. Das Gebiet des Dorfes Bissomawang selbst weist Basalt- Ver- witterungs-Boden auf. Eine weitere Reise galt der eingehenderen Untersuchung der Salzquellen bei Aiwawa-Ewinsi. Zunächst wurde auf dem Wege nach dort bei Nschang das Basaltgebiet erreicht, das auf dem Wege über Batop, Mpot, Ogomoko, Afab durchquert wurde. Dicht bei Mbakang wurde der erste Sandstein wieder festgestellt. Es bestätigte diese Reise die schon früher gewonnene Auf¬ fassung, daß östlich des Weges Esudan-Ossidinge die Sandstein¬ schichten von Basaltdecken überlagert sind, die auf weite Er¬ streckung eine sehr fruchtbare Ebene geschaffen haben und da¬ durch Veranlassung zu den volkreichen Ansiedelungen dieser Neue Folge. Heft 62. 7 98 IT. Teil Gegend gaben und gleichzeitig ein sonst im ganzen bereisten Gebiete nicht gefundene, fast ununterbrochene, weit ausgedehnte ebene Geländefläche bildeten. In der Xähe der Soolquelle bei Aiwawa wurde das Streichen der Sandsteinschichten zu 130 Einfallen 2 — 3° XO. bestimmt, an anderen Stellen schwankte es bis 11 0 und wurde auch nach XX. beobachtet. Die sämtlichen bei Aiwawa, Ewinsi Xkimedschi, Xlbakan entspringenden Soolcjuellen liegen nahe dem Bande der Basaltbedeckung der Sandsteine. Der Ort Ewinsi selbst liegt auf Basalt, die Soolquelle des Dorfes tief im Elußtal am linken Ufer des in die Sandsteinschichten eingeschnittenen Akulajib, die von Aiwawa am rechten Ufer dieses Flusses. Die Quelle von Xkimedschi-XIbakan liegt am Ufer des Bakabe. Das Elußtal des Akulajib bildet am XYegübergange eine etwa 300 m breite sumpfige Ebene (Grabensenke) und steigt am rechten Elußufer dann ziemlich schnell steil am Sandsteinhange an. Der Sandstein ist von mehreren nach verschiedenen Bichtungen meist XO. verlaufenden Sprüngen durchzogen, auf denen die Sool- cjuellen teils vom Flußwasser bedeckt, teils zwischen auflagern¬ den Gerolle- und Schuttmassen empordringen, und zwar unter¬ halb des Hochwasserspiegels der Eliisse. Dicht beim Dorfe Ewinsi findet sich im Tale zweier kleiner Xebenflüßchen des Akulajib eine ganze Folge von Sandstein¬ schichten aufgeschlossen, deren oberste schiefrige, rote und grüne glimmerreiche Sandsteine bilden, dann folgt nach unten bankiger mittel- bis grobkörniger gelber Sandstein, deutlich schiefrig- plattige, bald dünne, bald mächtigere Schichten roten und grünen, hier feinschuppig, kalkig-chlori tischen Tones, wie er auch in der Xähe der Quelle bei Aiwawa beobachtet wurde. Diese Schichten scheinen äquivalent den oberen Sandsteinbänken über dem Profil I bei XIamfe, also Teilen des Profils II. zu sein. Es sind dies wahrscheinlich die liegenden Schichten jener massi¬ gen ungeschichteten Sandsteine der umliegenden und bis Ossi¬ dinge durchquerten Höhen und des Hangenden 'der Schiefer bei XIamfe. Die Quelle von Aiwawa liegt etwa 65 m über Xleereshöhe. Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 99 Das Dorf Nkimedschi 115 und Aiwawa 103,5 m (nach eig. hypsom. Messg.). Über die wirtschaftliche Bedeutung dieser Salzquellen und ihre heutige Verwendung durch die Eingebore¬ nen, verweise ich auf die bezüglichen Ausführungen meines vor¬ läufigen Berichtes (Mitteilung a. d. d. Schutzgebieten, H. 1. 1908;. Die genaueren von den gesammelten Proben im Labor, d. Kgl. Pr. Geol. L.-A. zu Berlin ausgeführten Analysen ergaben nach¬ stehende Resultate : Im Liter enthält die Soole von Aiwawa: a) selbst entnommen b) von den Ein ge- c) Mutterlauge von (nach Fassung der borenen geschöpft 100 1 Soole von Aju- Quelle) kaba enthielt im Liter: Si02 0,023 g 0,060 § 0,651 g F e2 O3 -P Al2 O3 Spur. Spur. \ F e-2 03 0,192 „ ! Kl2 O3 0,186 ,, CaO 0,069 „ 0,113 1 5 0,489 „ MgO 0,076 ,, 0,107 n 0,530 „ k2o 0,154 „ 0,157 11 2,853 „ Na, O 15,580 „ 15,184 11 111,38 „ CI 17,620 „ 17,750 11 129,149 „ C02 0,206 „ 0,424 11 1,350 „ H2S04 Spur. Spur. Spur. J 4- Br nickt nachweisbar nicht nachweisbar nicht nachweisbar Ges. R. 29,562 g im 1. 29,962 214,9884 bei 180° getrocknet. Dies entspricht bei a 28,95 g Na CI und somit einem Salz- gehalt von rund 6 Gewichtsprozenten in der Soole. Das Salz (selbst abgedampft) enthielt : In HCl Unlösl. 0,13 v. H. Na2 O 52,37 Si02 0,06 11 CI 59,92 Fe203-Al203 0,14 n co2 0,12 CaO 0,22 11 Ho SO, t Spur. MgO 0,26 11 k20 0,48 11 Feuchtigkeit bei 105° C: 0,08. J-j-Br. nicht nachweisbar. 7* 100 IY. Teil Dies entspricht 99,85 v. IT. NaCl. Danach hätte die Soole von Ajukaba (Aiwawa) etwa einen Ge¬ halt von 6 v. TI. und wTar wenig durch fremde Bestandteile verun¬ reinigt, besonders nach dem Dassen der Quelle. Kali ist nur in sehr geringen Mengen vorhanden, während J und Br. selbst nicht in Spuren in den Mutterlaugen nachweisbar war, auch II2S04 fehlt fast ganz. Vielleicht ist hiernach der Schluß berechtigt, daß die Quellwässer nur salzhaltigen Sandsteinschichten ent¬ stammen. Auffällig ist der C02-Gehalt, der sehr wahrscheinlich an CaO-MgO gebunden ist, während TI2S04 fehlt, danach scheint das Quellwasser mit Gips oder Anhydritschichten nicht in Be¬ rührung gekommen zu sein. Die Abb. Nr. 12 zeigt die Quelle nach der Beendigung der Arbeiten zu ihrer Fassung. Die primären Salzablagerungen sind nach meinen Beob¬ achtungen mit großer Wahrscheinlichkeit in den liegenden Schich¬ ten der später bei Mamfe und auf dem rechten Croß-Ufer bei Kescham und Ayang aufgefundenen bituminösen Schiefer zu vermuten. Die Soolen treten an Stellen deutlicher tektonischer Wirkungen (Verwerfungen, Spaltenbildung, Brüche usw.) zu Tage, die an einzelnen Stellen wohl in Zusammenhang mit den jüngeren Basaltlavaausbrüchen zu bringen sind. Auffallend ist das Fehlen von Salzquellen auf dem ganzen rechten Croßufer, trotzdem auch hier Verwerfungen und tektonische Veränderungen jüngeren Datums nicht gerade selten zu sein scheinen und es sich immerhin um ein größeres zusammenhängendes Sandstein- Schiefergebiet handelt. Besonders fehlen die Solquellen auch im stark tektonisch veränderten Gebiete am linken Croß-Ufer jenseits des Bali. Man wird vielleicht daraus auf eine Beschränkung des Vorhanden¬ seins der liegenden salzführenden Schichten und Sandsteine auf ein kleineres etwa östlich nur bis Mamfe reichendes Sedimentär¬ becken schließen können. Erwähnenswert ist noch der Umstand, daß mit dem Empor¬ quellen der Soole an mehreren Stellen das Entweichen von Gasen beobachtet werden konnte, die mit blauroter Flamme verbrannten Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 101 und die ich als Kohlenwasserstoffe ansprechen möchte, ihr Auf¬ treten kann nach der Feststellung bituminöser Schiefer im Lie¬ genden der anstehenden Schichten nicht überraschen, konnte ich doch aus den bituminösen Schiefern bei Mamfe ein ziemlich reich¬ liches Destillationsprodukt erhalten, ein gelb-braunes dickflüssiges Öl, in Farbe, Geruch und Aussehen ganz ähnlich dem mir von Logobaba (Duala) bekannten Erdöl. Einen weiteren in der Nähe gelegenen Schichtenaufschluß bot das Bett des Monäiboka, eines kleinen Nebenflusses des Bakabe an dem Wegübergange, dicht bei den Quellen von Nki- medschi-Mbakan, am früher bereits berührten Wege Nkimedschi- Baran, der abermals zwecks eingehender Untersuchung der La¬ gerungsverhältnisse eingeschlagen wurde. Das Einfallen ist hier zu 10 — 12° NO. Streichen SO. -NW. bestimmt worden. Der Weg durchschneidet dort, in SW. Lichtung verlaufend, erst die blaugrünen, fonigen Schichten von Aiwawa, dann den Bergliang hinauf erst feinkörnige, dann gröber werdende weiße bis gelbe Sandsteine. Hinter dem Morambo dicht vor dem ehemaligen Tsitako folgen harte Konglomeratbänke mit steilem Abfall zum Fluß auf halber Höhe von großen Gerollen roten Biotit-Granitites erfüllt, die offenbar einem unweit davon zwischengelagerten Mas¬ siv roten Biotit-Granitits entstammen. Bei dem alten Tsitako, da wo der Weg nach Ewuri abzweigt, finden sich auf dem bis dahin alles überdeckenden Schwemmlande erst Sandsteinbrocken, dann schwarze Schiefer, es folgt dann offenbar von Basalt über¬ deckter Schiefer oder Sandstein. Dicht vor dem Ejemane streichen dann in der obigen Lage Schiefer aus, dann folgen sehr feinkörnige und im Fluß selbst etwas gröbere, weiße bis graue, glimmerreiche Sandsteine. Jenseits des Flusses findet sich von Verwitterungsprodukten (basaltischen Ursprungs) über¬ deckt, offenbar Schiefer, grauer, roter und weißer Sandstein, der sich vielfach in einzelnen Schollen und Bruchstücken zeigt und schließlich im Flußlauf des Baran die bereits früher er¬ wähnten, konglomeratisclien, bankigen Sandsteine mit dünnen schiefrigen Zwischenlagen bildet, in denen viel kohlige .Pflanzen¬ reste liegen. Hier ist das Einfallen im Gegensatz zu den an 102 IY. Teil anderen Stellen gemessenen mit etwa 3° NW. bestimmt worden, die einzelnen Sandsteinbänke sind dort 50 — 60 cm stark. Der Rückweg von Aiwawa nach Mamfe wurde zunächst wieder nach Tsitako-Abokum und von dort über Ewuri-Kembon- Ossing-Bissomawang genommen durch das bereits erwähnte Basalt¬ deckengebiet, aus dem nur kurz vor den ersten Hütten von Ossing, auf geringe Erstreckung wieder ein roter Biotit-Granit hervorragt. In dem später von Mamfe aus am linken Croß-Ufer über Tinto eingeschlagenen Weg nach Bamenda (der direkte Weg am rechten Croßufer über Widekum war damals des feindlichen V er- haltens dieses Häuptlings wegen, noch nicht benutzbar) konnten die Sandsteinschichten bis in die Gegend von Eeinschang am Fuße der Ali-Berge verfolgt werden. Bei Badschu Akakbe von einem eruptiven Ganggestein, einem Bostonit (s. Gest. -Beschrei¬ bung 55 — 57), in dem sporadisch Gold gefunden wurde (s. hier¬ über Näheres vorl. Mitteilung), und von einem Granitstock (Gest.- Beschreibung 58) unterbrochen, sind sie am Fuße der Ali-Berge, offenbar durch die aufgelagerten Trachyte der Aliberge meta- morph verändert und vielfachen Störungen unterworfen gewesen. So wurde unweit Akakbe das Str. O.-W. und Einf. mit 24° N. ge¬ messen, während die im Wasserlauf des Mamue anstehenden, infolge starker Pressung stenglig zerfallenden Schiefer- und Sand¬ steinschichten etwa 7°— 25° Str. und etwa 40° SSO. Einf. zeigten (vergl. Gest. -Beschreibung Nr. 59, 60). Wir wenden uns nun dem rechten Croß-Ufer zu. Es muß hier zunächst eines Fundpunktes von Schiefer Er¬ wähnung getan werden, der mir die erste Kunde vom Vorhanden¬ sein dieser Schiefer überhaupt brachte. Vom Oyi - Flusse, dicht bei dessen Mündung in den Croß, hatte der damalige Be¬ zirksleiter von Ossidinge, Oberleutnant Buthut, der ein großes Interesse der geologischen Forschung entgegenbrachte, und selbst auf allen seinen Reisen eifrig sammelte (seine Sammlungen sind dem Naturhistorischen Museum in Berlin überwiesen worden, harren aber bisher, soviel mir bekannt, noch der Bearbeitung), mir schon in Esudan eine Probe eines bituminösen und stark ge¬ quetschten fast phyllitisch aussehenden Schiefers vorgelegt, der Das sedimentäre Gobiet am Croß (Ossidingc Bezirk) 103 teilweise von einzelnen etwas kalkigen Knoten dickt durcli- sch wärmt war. Dies Gestein war für Kalk gehalten worden. Die damit in einem Ziegelofen vorgenommenen Brennversuche hatten zwar ein negatives Resultat ergeben, doch konnte die interessante Tatsache festgestellt werden, daß die Ziegel in der Kühe der Haufen des Oyi-Schiefers wesentlich mehr Hitze er¬ halten, also besser gebrannt waren, was bei der Tatsache des Bitumengehaltes leicht erklärlich schien. Leider war es mir der ungünstigen Regenzeit und anderer schwieriger Verhältnisse wegen nicht möglich, die Fundstelle selbst zu besichtigen. Ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich diese Schiefer bei dem mehrfach o 7 erörterten Allgemeinstreichen der Schichten mit denen vom Mamfe identifiziere, die hier nur lokal gestört und in knotig- phyllitisehc Schiefer umgewandelt sind, allerdings muß vorläufig aus Mangel an Aufschlüssen und Vergieichsmomenten, wie etwa Fossilien oder genaue stratigraphische Aufnahmen noch die Frage, ob es nicht etwa ältere, liegende Schiefer sind, offen bleiben (s. Gest.-Beschr. 42, 43). Die erste re Auffassung gewinnt an Wahrscheinlichkeit durch das Auftreten von schwarzen, bituminö¬ sen Schiefern bei Kescham und Ayang am rechten Croß-Ufer, deren Nachweis mir auf einer Reise über Bakum-Kescham dem Laufe des Moane aufwärts bis Amebessu und von dort dem Mao abwärts folgend über Bakum nach Mamfe zurück, gelang. Zunächst fiel auf dieser Reise der jenseits des Stromes bemerkbare deutliche Gesteinswechsel am rechten Croß-Ufer auf, wo keine, Spur der Mamfc-Schiefer, dagegen sehr grobe, harte, eisenschüssige Sandsteinschichten, mittelfeinkörnige ungeschich¬ tete Sandsteine überlagernd, sich dort fanden, wo dem Einfallen der Schichten gemäß jenseits Schiefer zu erwarten gewesen wären. Eine genauere Erkundung der Croß-Ufer an der oberhalb der Balimündung beginnenden Enge, zeigte, daß hier, ganz offen¬ bar eine erhebliche Verwerfung, ein Bruch vorliegt, dem der Stromlauf heute im Großen und Ganzen entspricht, und zwar so, daß auf dem rechten Croß-Ufer die höher gelegenen, auf dem linken Ufer längst erodierten Schichten stehen geblieben sind. 104 JV. Teil Nicht nur bis zu 25 m hohe Steilufer in der Enge, wie sie die Abbildungen Nr. 13 und 14 zeigen, das liier ganz anders ver¬ laufende Streichen und Einfallen der Schichten, sondern auch zahlreiche in der Stromrichtung verlaufende Abbrüche, die Ter¬ rassen in den Sandsteinschichten bilden, weisen darauf hin. Die erwähnten harten Konglomeratsandsteine bilden hier und an mehreren Stellen am Wege nach Kescham eine für die Vege¬ tation undurchdringliche Schicht und so entsteht hier das merk- O würdige Bild großer mitten von dichtestem Urwald umgebener, freier oder grasbewachsener Gesteinsflächen, deren weiße Flecken man vom jenseitigen Ufer aus dem dichten Urwaldgrün sich abheben sieht. Einen Blick auf eine dieser Platten veranschau¬ licht die Abbildung Nr. 15. Auf diesen geneigten Flächen rieselt fortwährend Wasser herab und gibt damit Veranlassung zur Ansiedlung einer ganz eigenartigen, sicher für den Botaniker sehr interessanten Sumpfflora. Zur Regenzeit bilden sich über die mehrere qkm umfassenden Flächen Cascaden. die weithin weiß schimmern und spiegeln. An vielen Stellen hat sich eine erste Gras- und Moosnarbe angesiedelt, deren einzelne Individuen lange borstige Stengel entwickelt haben, die auf dem glatten Boden hinkriechen, wie die Zweige des Knieholzes, an das sie auf den ersten Blick lebhaft erinnern. Sie erreichen eine Höhe bis zu 0,15 m und die reichlichen Verwesungs-Produkte der in der Trockenzeit absterbenden Blätter liefern eine erste moorig¬ erdige Bedeckung des harten Felsen, auf der sich dann Moose und Sumpfpflänzchen ansiedeln. An vielen Stellen ist die harte Fläche übersät mit kleinen Quarz- und Roteisensteinroll¬ stücken, die offenbar dem konglomeratischen Sandstein selbst entstammen. FTrter diesen Gerollen fand sich auch ein etwa 3 cm langer abgerollter Amethyst-Krystall. Eine dieser freien Flächen hat auch bereits im Anyamr- J O Aufstand als Stützpunkt der Schutztruppe strategische Bedeutung gehabt. Sie sind, wie bereits erwähnt, als Platz für die Er¬ richtung der von Ossidinge nach Mamfe zu verlegenden Reg.- Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bczirk) 105 Station in Aussicht genommen worden. Das Liegende der harten Konglomeratbank dieser Flächen bildet mittel- fbis feinkörniger weißer Sandstein, mehrfach zeigen sich auch noch hier etwa NW. verlaufende Sprünge und Verwerfungen, die an einzelnen Flußläufen, so am Bietakuai landschaftlich reizvolle hohe Wasserfälle (insgesamt etwa 25 m Höhe) in mehreren Cascade n, enge Schluchten und großartige Auswaschformen bilden. Bis- ■weilen schneidet auch der Weg hier wieder harte Kotiglomerat¬ bänke. Am Wege Bakum-Kescham treten dann noch einmal zwei von Urwald freie Sandsteinflächen mitten in diesem auf, ganz analog denen am rechten Croß-Ufer bei Mamfe. Es scheint dem- nach, wenn man sie derselben Schicht zurechnen will und von den erwähnten zahlreichen Sprüngen und Verwerfungsspalten absieht, auch am rechten oberen Croß-Ufer das Generalstreichen etwa SO. -NW . zu sein. Kurz vor Kescham (die Höhe des Ortes selbst wurde zu etwa 127 m gemessen 1 ist dann eine ganz ähnliche Schichten- folge von sandigen Schiefern und Sandsteinbänken aufgeschlossen, wie sie früher von Mamfe beschrieben sind. Obwohl hier kein zu¬ sammenhängendes Profil, dem bei Mamfe vergleichbar, aufge¬ schlossen und die nach unten folgenden, im Flußlauf des Moa angeschnittenen Schichten der Tonschiefer meist stark verwittert waren, gelang es doch, einige Belegstücke zu finden, die eine Übereinstimmung der Schichten wahrscheinlich machen. Sowohl der Bitumengehalt, wie die aus gewissen Schichten beobachteten Anhäufungen harter kugel- und linsenförmiger Kalkconcretionen, die dann in den Oyischiefern die ganze Schicht erfüllen, legt die Vergleichung gewisser Horizonte nahe. Oberhalb des Flußufers ist das Streichen hier etwa gleich dem bei Mamfe, das Einfallen mit etwa 15° etwas sanfter. Im Flu߬ lauf selbst zeigt der Schiefer aber an einzelnen Stellen erheb¬ liche Störungen, Sprünge, ja selbst bis ins Kleinste gehende Fältelung. Auch hier liegt das Bett des 5Vasserlaufes wieder offenbar auf 10(1 IV. Teil dem Ausstreichen der Schieferschichten und ist an vielen Stellen tief und schlammig und deshalb unpassierbar, so daß es nur an der engsten Stelle auf einer Brücke zu überschreiten ist. Hier findet sich am Flußufer ebenfalls eine kurze Folge von Sandsteinbänken in Wechsellagerung mit Schieferschichten auf¬ geschlossen1). Es muß demnach wohl angenommen werden, daß der Schiefer hier, etwa 15 km nördlich, durch einen Bruch, durch 7 7 7 wellige Faltung oder sonstige tektonische Störung in nahezu o O O O derselben Höhenlage wie in Mamfe abermals zum Ausstreichen gebracht wurde. Auf der weiteren, nach NO. gerichteten Wegstrecke wird dann zumeist ungeschichteter feinkörniger bis mittelkörniger, O O 0 7 meist weißer bis gelber Sandstein durchquert, der schließlich am Mburi-Übergange grobkörnig wird und viel Biotitblättchen enthält und kurz darauf am Meso, einem kleinen Nebenflüsse des Mburi, als mittelkörniger Sandstein ausstreicht. Von hier ab treten wir wieder in ein zusammenhängendes, aber durch tektonische Wirkungen arg zerrissenes Granitgebiet ein, durch das der Weg, dem Laufe des Moane an seinem linken Ufer auf¬ wärts folgend, bis zum Dorfe Amebessu führt. Er überschreitet eine sehr große Zahl der linken Nebenflüsse, die z. T. in vielen Schnellen und Fällen von den steilen Ufern über gewaltige Geröllemassen herabstürzen, zum Teil ganz unter gewaltigen Schuttmassen verschwinden, um erst nahe dem Flußlauf wieder hervorzubrechen. Einen der in Bezug auf seine Höhe gro߬ artigsten Fälle bildet der Apogeya dicht vor seiner Mündung. Hier fällt das Wasser wohl 50 — GO m herab, teils senkrecht, teils in ausgeschliffenen Binnen, in Gischt aufgelöst dahinschießend und im Grunde zwischen gewaltigen Geröllemassen sich wieder O O vereinigend. Die Abbildung Nr. 16 gibt den Anblick dieses Falles wieder. Das Gestein, zunächst ein roter grobkrystalliner Granit, geht allmählich in grauen Granitit über, der sich durch besonders reichliche Ausscheidung großer Biotitblättchen aus- l) Vermutlich den Schichten des Profils II, am B .di, entsprechend. Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 107 zeichnet. Es tritt dann bisweilen ein Wechsel in der Größe der krystallinen Ausscheidung auf, bisweilen finden sich Peg- matitadern (in deren einer ich einen, wohl 10 cm Durchmesser haltenden, wohl ausgebildeten Orthoklaskrystall fand) oder beson¬ ders mächtige Eeldspatausscheidungen. Endlich wechseln diese Granite in der Earbe, sind bisweilen hornblendereich bei zurück¬ tretendem Glimmer und geben dem Granitit eine rote Eigenfarbe, um am Apogeja wieder in sehr dichte und harte, graue, feinkörnig krystalline Varietäten überzugehen. Beim Dorfe Amebessu er¬ weitert sich plötzlich das bisher enge Tal des Moane und bildet einen weiten rings von einzelnen etwa 300 m rel. hohen Berg¬ kuppen (etwa 10 — 12) umgebenen Talkessel, in dem sich zahl¬ reiche Quellarme vereinigen, die zwischen den erwähnten Höhen herabfließen. Der Vereinigungspunkt liegt etwa 185 m über Meereshöhe. Außer den bereits beschriebenen Gesteinstypen fand sich unter den Gerollen, also den umliegenden Bergkuppen entstam¬ mend, noch der Quarzporphyr Nr. 45. Anstehend konnte ich ihn dort nicht beobachten. Die Verschiedenartigkeit häufig sehr dicht beieinander liegender und sich teilweise gegenseitig durch¬ dringender Granitvarietäten läßt vielleicht auf mehrere zeitlich getrennte Bildungsperioden dieser Gesteine schließen. Kurz hinter dem Talkessel, den der Weg bald verläßt, wird der Granitit auf weite Erstreckung von Biotitgneis abgelöst. Ich übergehe die Schilderung der einzelnen, meist wildromantischen Täler und Bergzüge und die Erwähnung der Unzahl der zu überschreiten¬ den Gewässer, die ich lediglich in ihren Hauptzügen durch Routenaufnahme und die Zeichnung einiger Gebirgsprofile für die kartographische Bearbeitung festlegen konnte. Der Typus des Gesteins ist gleichmäßig Biotitgneis, der am Moa vorüber¬ gehend in Zweiglimmergneis mit relativ großen Muscovitschüpp- chen übergeht. Am Mangamu und Bielloku finden sich Granit¬ einlagerungen im Gneis, dem bald darauf im Makua wieder der erste Sandstein in mittelgrobem Korn mit großen eingelagerten Feldspatbruchstücken in mehreren bis 1 m mächtigen Bänken folgt, bald darauf findet sich schwarzer bankiger Schiefer mit 108 IY. Teil Streichen N.-S. und Einfallen etwa 10° W., dessen Schichten bald unter einer Deckschicht von Verwitterungsboden unter¬ tauchen und sich der weiteren fortlaufenden Beobachtung ent¬ ziehen, doch sich in mehreren der folgenden Wasserläufe wieder angeschnitten finden, so im Babucho mit Streichen 310 — 130 und Einfallen 10° O. Sie fallen also hier ganz anders wie kurz vorher. Es folgt dann hinter Eatop erst feinkörniger, dann mittelfeinkörniger Sandstein und weiterhin eine etwa 0,40 m starke, sehr kalkige Sandsteinbank. In dem bald darauf über¬ schrittenen Wasserlauf Ngome finden sich wieder mehrere teils kalkige, teils stark muscovithaltige Sandsteinbänke hier mit Streichen 100 — 280 und Einfallen 10° N., von denen eine, etwa 20 cm stark sich durch einen Gehalt an Bleiglanz auszeich¬ nete, der sich fein verteilt, aber auch in kleinen Drusen und Höhlungen in Krystallen angehäuft, und zum Teil mit Weißblei¬ erz überzogen, vorfand. Auf die etwaige wirtschaftliche Be¬ deutung dieses Vorkommens habe ich bereits in meiner er¬ wähnten vorläufigen Veröffentlichung hingewiesen. Einen vorzüglichen Aufschluß lieferte alsdann der Moa dicht vor Ayang, in dessen Bett in großartiger Weise eine ganze Folge von Schiefer- und Sandsteinschichten, fast im Streichen angeschnitten sind. Dicht am Übergang über den Moa bilden die härteren Sandsteinbänke quer durch den, hier etwa 80 m breiten Fluß verlaufende Barren, über die das Wasser brausend und schäumend in breiten Cascaden mehrere Meter herabfällt, ein landschaftlich prachtvolles Bild liefernd. Wie an der bleiglanzhaltigen Sandsteinbank ist auch hier das Streichen 100 — 280, dagegen das Einfallen 17 — 20° S.-N., woraus wohl auf eine starke Faltung oder tektonische Störung geschlossen werden kann. Das hier beobachtete Profil vom Liegenden zum Hangenden ist folgendes: Profil III im Moa bei Ayang. 0,20 m harter Sandstein, feinkörnig, dicht, reichlich kalkig. 0,50 ,, Schiefer, dünnplattig. Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 109 0,35 m Sandsteinbank. Sehr hart, spröde, sehr feinkörnig, dickt. Beim Verwittern in einzelne Lagen zerfallend. 1,00 ,, Schiefer, schwarz, unten kalkig, in einzelnen Lagen knotig, durch Kalkconcretionen. 0,80 ,, Schiefer, schwarz, oben etwassandig, braun, mit kalkigen runden bis ovalen Concretionen. 0,10 ,, Sandsteinbank, feinkörnig, kalkig, hart. 0,40 ,, Sandstein, durch sehr dünne tonige Zwischenlagen schiefrig erscheinend. 0,12 „ Sandsteinbänke. Zwei harte, feinkörnige Bänke (0,4, 0,8) die obere mit serieitischen Zwischenlagen. 0,20 „ Sandsteinbank. Hart, feinkörnig, kalkig, wo unzersetzt, weiß; verwittert, braungelb. 0,20 „ Harte Sandsteinschicht. Bleiglanzführend, glimmerreich (ident mit der im Ngome). 0,30 ,, 2 Sandsteinbänke, gleich stark, feinkörnig, dicht, glim¬ merreich. 0,70 „ Sandstein, dicht, feinkkörnig, hart, ungeschichtet, grau. 0,45 ,, Sandstein. Plattig-schiefrig, grau-gelbrot. In einzelnen dünnen, etwa 1 — 3 cm starken Platten mit schwarzen, sehr dünnen, serieitischen Zwischenlagen, in den oberen Lagen stark verdrückt und knotig. 0,30 „ Sandsteinbank. Dicht, weiß, feinkörnig, derb. 2,00 ,, Sandstein. In einzelne Lagen von 0,10 — -0,(30 m Mäch¬ tigkeit zerfallend, oben deutlich schiefrig. Schwarze, sehr dünne, glimmerreiche Zwischenlagen, Sandstein, fein-, mittelfeinkörnig, zu oberst kalkhaltig. Auf den Schichtflächen deutliche Wellenfurchen zeigend ! 0,20 ,, Schiefer. Schwarz, hart, stark nach Bitumen riechend, von vielen Eisenkiesknoten durchschwärmt. Im Liegenden wechselnde Schiefer und Sandsteinschichten die zur Zeit nur im Wasser aufgeschlossen waren, aber sehr wahrscheinlich in der Trockenzeit hier weitere Erforschung zu¬ lassen. Die hängendste stark bituminöse Schieferschicht zeigte das 110 IV. Teil in Nr. 46 — 49 der Gesteinsbeschreibung erörterte mikroskopische Bild. Zu erwähnen ist noch, daß sich im Fluß lauf bei Ayang eine Menge kehliger Reste auf sammeln ließ, die ähnlich den Kohleschmitzen und Linsen im Mamfeschiefer offenbar einer oberhalb durch den Fluß angeschnittenen Schicht entstammten und demnach wohl darauf hinweisen, daß diese hier aufge¬ schlossenen Schichten bereits die liegenden jener Mamfeschichten sein dürften. Auch der ziemlich steile Aufstieg vom Moa-Über- gang nach dem Dorfe Ayang schneidet noch vielfachen Wechsel von Schiefer- und Sandsteinschichten an. Ebenso sind in den Wasserläufen am Wege Ayang - Mbakum noch wieder¬ holt Sandsteinbänke und Sandsteinschiefer aufgeschlossen. Diese sind aber nicht ohne weiteres zu horizontisieren, da sie bereits unweit des Profils schon ein wechselndes Streichen, nämlich im Dantje etwa 60 — 240°, mit 12° NW. Einfallen zeigen, also offenbar gegen die Schichten des Profils III verworfen sind. Ein dichter, schwarzer Schiefer tritt noch einmal über schiefrig¬ plattigen Sandsteinbänken im Kuongem, in der Nähe des neu auf- gebauten Teiles von Bakum auf, dem dann ungeschichtete Sand¬ steine bis zum alten Dorfe Bakum folgen. Da der Weg von Ayang sich etwa in NNW. Richtung bewegt, müßte er bei normalem Schichtenverlauf in gleicher Höhenlage, etwa die hangenden Schichten der Ayangschichten durchschneiden. Sehr auffällig ist die Ähnlichkeit der Ayangschichten mit den Mamfeschichten, die allerdings ohne vorliegende große tektonische V eränderun- gen (Brüche oder Faltungen) hier nicht wieder auf treten könnten. Der große im Croßtal angenommene Bruch gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit. Leider wurde ich in der näheren Er¬ forschung der hier scheinbar durch die tektonischen Vorgänge sehr komplizierten Lagerungsverhältnisse verhindert, durch Ver¬ waltungsmaßnahmen seitens des Stationsleiters von Ossidinge. Damit waren meine Reisen im Croßgebiet und Bezirk Ossi¬ dinge beendigt. Bisher waren in dem Schutzgebiet Kamerun überhaupt nur von sedimentären Schichten die des unteren Mungolaufes (Obere Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 111 Kreide) und die im Küstengürtel von Esch erwähnten Tertiär¬ gebilde bekannt, und einige Fundpunkte von Sandsteinen, Ton¬ schiefern und Phylliten aus dem deutschen Benue- und dem Sharigebiet. Im übrigen schien das weite Gebiet der Kolonie nur Gesteine der Primärformation Gneis, Amphibolit und Glimmer¬ schiefer neben vielfachen vulkanischen Gesteinen, unter denen Granite und Basalte die Hauptrolle spielen, zu enthalten. Meine Untersuchungen ergaben nun das Vorhandensein ausgedehnter Sedimentärablagerungen im oberen (deutschen) Croßbecken. Über die Ausdehnung dieser Ablagerungen der Croß-Schich¬ ten, wie ich sie kurz nennen möchte, wurde bisher folgendes beobachtet : Die äußersten Spuren der sedimentären Bedeckung zeigten sich im Süden bei Abas etwa unter 5° 20' Nördlicher Breite, die östlichsten bei 9° 30' westlicher Länge am Abfall der Aliberge, westlich Tinlo, während der nördliche Hand unweit des 6°. Breitengrades bei Kescham beobachtet wurde. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß sich hier die sedimentären Schichten noch weiter nach Norden erstrecken und jenseits eines sich nördlich Kescham einschiebenden Granitmassivs noch nachweisen las¬ sen werden, wie die Auf Sammlungen des Majors von See¬ fried (Ostgrenzexpedition) vermuten lassen1), die ich flüchtig zu betrachten, Gelegenheit hatte. Ein Sandsteinfund, den E. Zintgraff (Nord - Kamerun, Berlin 1895) von Bifa etwa 20 km nordwestlich Bafut erwähnt, scheint auch darauf hin¬ zuweisen. Zintgraff sagt, S. 244 mit Bezug auf Bifa: „Es war ein tief in Sandstein eingeschnittener, etwa an die Klamm bei Eisenach erinnernder, schmaler Pfad., der auf dieser Seite einen leicht zu verteidigenden Eingang zu ihrem Dorfe bildete/' Hier muß aus eigener Anschauung aber hinzugefügt werden (meine Reise führte mich später mehrmals nach dem gerade ß Sowohl Sandsteine, besonders harte kieselig kalkige Bänke, wie auch schwarze bituminöse Tonschiefer, die petrographisch denen der Croß-Schichten vollständig gleichen, finden sich mehrfach, besonders »vom Wege Tama-Kum« »aus dem Mb um- und Laka-Lande«. 112 IY. Teil zur endgültigen Unterwerfung im Endkampf gezwungenen Bafut und den diesen benachbarten Landschaften Babeka, Bamedjung und Bamedjang), daß die großen Häuptlingsdörfer jener Ge¬ biete Ineist durch ähnliche sie umgebende Hohlwege, tief in den Fels gehauene Schleichpfade, zu betreten sind. Diese dienten offenbar sehr erklärlichen strategischen Zwecken. In den .erwähnten Gebieten standen sie jedoch zumeist in den sehr weichen Trachyttuffen jener Gegend, die ich an anderer Stelle zu erwähnen haben werde und die begreiflicherweise mehr als ein¬ mal Veranlassung zu YTerwechslungen mit Sandsteinen gegeben haben. Eigentliche sedimentäre, oder genauer, Gesteine, die nicht der Primärformation und der Reihe der jüngeren oder älteren Eruptivgesteine angehören, habe ich auf meiner Reise in jenen Gebieten, abgesehen von spättertiären und jüngeren Konglo¬ merat- und Lateritbildungen nirgends angetroffen. Danach würde die Beobachtung des Sandsteinvorkommens bei Bafut noch der Nachprüfung bedürfen. Die nördliche Grenze der Sedimen¬ tärbedeckung konnte also bisher nicht mit Sicherheit festgestellt werden, da gerade jene Landesteile, wie erwähnt, damals noch nicht bereisbar waren. Zweifelsohne sind deutlich erkennbare Sedimentär schichten aber im Gebiete der Nordgrenze noch mehr¬ fach vorhanden. Im Westen ist die Sedimentärbedeckung noch mit Sicher¬ heit bei Nsagpe nachgewiesen, wo bekanntlich noch eine Salz¬ quelle entspringt und sogar noch weiter südwestlich im Rio del Rey-Gebiet, wo Düsen (P. Düsen: Om nordvästra Kamerun omrädets geologi (mit Karte) (Geol. fören, i. Stockholm förh. 1894, Bd. 16, H. 1) Tonschiefer, Kalksandsteine und Sandsteine (s. Cit. in deutscher Übersetzung Esch S. 9 u. 10) am Ndian, Lokele, Isambenge, Massake und Jongalove fand. Ich werde darauf noch zurückzukommen haben. Daß sich jedenfalls das sedi¬ mentäre Gebiet über die nordwestliche deutsch-englische Grenze nach Süd-Nigeria hinein fortsetzt, ist mehr als wahrscheinlich, so daß hier nur eine LTnterbreehung desselben durch die an anderer Stelle bereits erwähnten Granitmassive, die Anom-Berge \ Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 113 und auf englischem Gebiet die Awa- und Oban-Berge anzunehmen wäre. Im allgemeinen ist also die Sedimentärbedeckung von 5° 20' — 6° 30' nördlicher Breite reichend, zwischen 9° — 9° 30' westlicher Länge, wenigstens soweit dieser Abschnitt in das deut¬ sche Gebiet fällt, festgestellt. Ein Teil dieses Gebietes ist nun, wie ich zeigte, von Basaltergüssen und Decken überlagert, während anderwärts Granit und Gneisgebirge die sedimentäre Bedeckung durchragen. Nach Süden setzt sich das Gebiet möglicherweise noch bis zur Breite 4° 30' an der Mündung des Ndian fort, wie aus den Funden Dusen’s (a. a. 0.) vielleicht zu schließen ist, doch ist es dann hier wieder durch ein ausgedehntes Basaltgebiet durchbrochen und überdeckt, das etwa von Barika bis Lobe, also ungefähr von 4° 55' — 5° 10' reicht. Ich komme nun zu der Frage des etwaigen Zusammenhanges dieser Sedimentärschichten mit anderen schon bekannten Schich¬ ten und die damit verknüpfte Frage ihres Alters. Über das Alter der Mamfeschichten oder Croß-Schichten läßt sich mit aller Sicherheit auf Grund der Lagerungsverhältnisse nur der Schluß ziehen, daß sie jünger als die zahlreichen Granitmassive sind, aus deren Bestandteilen sie sich zumeist aufgebaut haben, aber älter als die Basalte, von denen sie in der Ebene südöst¬ lich Ossidinge überlagert werden. Sehr wahrscheinlich gehören sie, wie nach dem einzigen bisherigen Fossilfunde zu schließen ist, der unteren Kreide an, und sind brackische Bildungen, die etwa unserem Wealden entsprechen (vergl. hierzu Teil N). Sie stehen offenbar mit den jenseits der Grenze auf englischem Gebiete in Süd-Nigeria vorhandenen Sandsteinablagerungen, die denen des Croßbeckens ents23rechen dürften, in engstem Zu¬ sammenhänge. Diese Sandsteinschichten Süd-Nigerias sind von John Parkinson (The Geology of the Oban Hills (Southern Nigeria) in: The Quarterly Journal of the Geological Society of London vol. 63, 1907, S. 313) der Kreide zugerechnet worden. Die von Parkinson für das englische Gebiet entworfene Skizze der Verbreitung dieser Schichten habe ich für die Sedimentär¬ bedeckung auf das deutsche Gebiet in der Kartenskizze der Fig. 5 Neue Folge. Heft 62. 8 114 IV. Teil Figur 5 SKIZZE DER VERBREITUNG DER SEDIMENTÄR -SCHICHTEN am CROSS-FLUSSE (Grenzgebiet zw. Deutsch-Kamerun u.Britisch-Süd-Nigeria) ] Basalt Gneiß, Amphibol ithJ Glimmerschiefer, Granit Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 115 fortgesetzt. Auf welche Schlüsse Parkinson die Altersbestim¬ mung gründet, ist mir nicht bekannt geworden. Vielleicht haben wir es demnach mit einer großen allgemeinen Meeresbedeckung Nordafrikas zur Kreidezeit zu tun, deren östlicher Strand etwa längs der heutigen Grenze der Sedimentärbedeckung, dem Steil¬ rande Esch ’s verlief, dann nach Osten ausbiegend, längs der hohen Gneis- und Granitmassive im heutigen deutschen Gebiet hinzog und aus der längs des Strandes zahlreiche Gneis- und Granitinseln, wie die Anom- und Oban-Berge herausragten. Hier im Osten, im heutigen Croß-Becken, und in weiten Teilen der angrenzenden englischen Gebiete Nigeriens hat sich dann jeden¬ falls die Abschnürung großer Meeresbuchten vollzogen, die zur Ablagerung von Salz, zur Bildung großer brackischer Becken, zur Entwickelung einer reichen Flora und schließlich zu aus¬ gedehnten Dünen- und Strandbildungen führten, die uns heute in Form der Sandsteinablagerungen entgegentreten. Bei der Unsicherheit der Altersbestimmung der Benuesand- steine1) kann man vermuten, daß möglicherweise ein Zusammen¬ hang dieser mit den Croß-Schichten besteht, ja daß vielleicht das gesamte mittlere Nordafrika zur Kreidezeit von Meer be¬ deckt war und zu diesen Sedimentärbildungen sowohl Benuesand- stein, wie die Itabirit-führenden Sandsteine der Goldküste und Togos gehören, ebenso vielleicht die sicher mit den Mungo¬ schichten teilweise gleichaltrigen Kreideablagerungen von Algier und Tunis. Auf die Übereinstimmung der Faunen letzterer, mit denen vom Mungo, hat z. B. Solger in seinen Ausführungen mehrfach auf Grund der paläontologischen Befunde hinge¬ wiesen2). Er sagt z. B. (2, S. 222): ,,Ihre (der Mungokalke) Am¬ monitenfauna zeigt die engsten Beziehungen zu derjenigen Al¬ giers" (vergl. im übrigen Solger ’s Schlüsse bezüglich der Zwei¬ schaler S. 232 — 233). Von ganz besonderem Interesse war !) Man hat bisher (vergl. 3, S. 294) aus dem Umstande, daß sie gewisse Quarzporphyre im Benuetal zwischen Garua und Yola überlagern, lediglich ge¬ glaubt schließen zu können, daß sie postdyadischen Alters seien. 2) Dies wird auch durch die neueren Untersuchungen Harborts (s. Teil XII) bestätigt. 8* 116 IY. Teil in Bezug hierauf auch die auffällige Übereinstimmung ge¬ wisser in Togo vorkommender Sandsteinschichten, auf die mich in liebenswürdiger Weise Herr Dr. Koert aufmerksam machte, in ihrer petrographischen Beschaffenheit mit gewissen Sandstein¬ horizonten von Mamfe. Möglicherweise läßt sich also in Zukunft ein geneti¬ scher Zusammenhang von Croß - Schichten, Mungo -Schichten und Benue- Sandstein untereinander feststellen. Für die Mungo- Schichten ist das obercretacische Alter sicher nachgewiesen, für die Croß-Schichten ihre Zugehörigkeit zur Kreide u. a. nach den Untersuchungen Jäkels wahrscheinlich, gegen das cretaci- sche Alter der Benue-Sandsteine spricht bisher nichts. Edlin- ger (4, S. 5) hat am Hossere Duli ein Stück wahrschein¬ lich einer Conifere entstammenden fossilen Holzes gefunden, so daß die allgemein bisher für fossilleer gehaltenen Benue- Sandsteine sich schließlich doch vielleicht mit Hilfe von Fossil¬ funden später horizontisieren lassen werden. Ob diese petrographisch so verschiedenen Bildungen der Mungo-, Croß- und Benue-Sehichten nur faziell verschieden, aber gleichen Alters sind, oder verschiedenen Altersstufen der Kreide angehören, wie ich auf Grund der stratigraphischen Verhält¬ nisse, besonders am Croß, annehmen möchte, wird sich heute noch nicht mit voller Sicherheit entscheiden lassen, besonders da nach den Ausführungen Jäkels die Möglichkeit, daß die Mamfe-Schichten auch der oberen Kreide angehören, also etwa brackische Äquivalente der marinen Mungokalke sein könnten, nicht von vornherein von der Hand zu weisen ist. Nach dem bisherigen Stande der Kenntnisse der sedimen¬ tären Schichten Kameruns kann man demnach wohl etwa fol¬ gendes Schema für ihre Horizontstellung aufstellen: Paläozoisch. ? Phyllite und Grünschiefer von Nord-Adamaua. Sili- fizierte Quarz-Konglomerate und Breccien. Magnetit* Quarz-Aggregate, Quarzitschiefer des altkrystallinen Gebietes. Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-ßezirk) 117 Mesozoisch. ? Salzhaltige Sandsteine oder Salzablagerungen im Lie¬ genden der Croß-Schichten. Untere Kreide. Liegende Sandsteinschichten der Schiefer am Croß, Oyi-Schiefer ? (bituminös). Ayang-Schiefer, bituminös, teilweise mit Eisenkies. Bleiglanz-führende Sandsteine des rechten Croß- Ufers. Benue - Sandsteine ? Kalkige Sandsteine und Plattensandsteine, meist reich an Muscovit, bis¬ weilen bituminös (vielleicht Äquivalente in Togo?). Mamfe- und Kescham - Schiefer (bituminös) mit vielen kohligen Pflanzen- und einzelnen Eisehresten. Obere Kreide (Emscher). Mungo- und Dibombe-Sand- stein-, Tonschiefer- und Kalksteinschichten mit zwi¬ schengelagerten Basaltaschen- und Tuff schichten, welche dikotyle Pflanzenreste führen. Massige hangende Sandsteine der Croß-Schichten mit Konglomeratbänken, teils kohlige Pflanzenreste führend. ? K ä n o z o i s c h. Tertiär. Tonschiefer. Strandwälle des Küstengebietes, Basalttuffe, Aschen-Lehme der Küstengebiete. Quartär. Basalttuffe mit dikotylen Pflanzenresten (Cap Dibundscha, Ndekoa), Aschenlehme. Alluvium: Elußschotter - Terrasse der altkrystallinen Ge¬ biete (Banjo), Fluß-Konglomerate. Kouglomeratische Strandwälle der Küste (z. B. Joßplatte) meist mit deutlicher Kreuzschichtung. Mangroven-Schlamm, Sandwälle am Sanaga (Lobe¬ tal). Der durch den früher erwähnten Ausblick von Esudan aus gewonnene Eindruck, der von den folgenden Einzeluntersuchun¬ gen bestätigt wurde, läßt schließen, daß wir es im Croßbecken im allgemeinen mit einer in zahlreiche Wellen gefalteten Sedi- 118 IY. Teil mentär-Bedeckung zu tun haben. Die einzelnen Wellen sind NNW. -SSO. gerichtet, müßten also einem SSW.tNNO. wirken¬ dem Schube ihre Entstehung verdanken, und würden sich dem¬ nach ebenso wie der Croßtalbruch keiner der beiden großen von Passarge aufgestellten Richtungslinien der Kamerun- oder der Benuelinie anpassen (vergl. Dr. S. Passarge: Adamaua, Berlin 1895, S. 387 ff). Dem Verlauf der Wellen entsprechend, beobachten wir den Verlauf der Quellenzüge der Soolquellen des Gebietes, deren ich bereits in meiner vorl. Veröffentlichung Erwähnung getan und die sich in 3 NNW. -SSO. verlaufende parallele Reihen anordnen lassen, nämlich 1. Nsakpe (4 Quellen) -Inokum-Mbenjan (8 Quellen). 2. Nsanakang (1 Quelle), Nkimedschi (1 Quelle), Mbakan (1 Quelle), Ewinsi (1 Quelle), Aiwawa (3 Quellen). 3. Ossidinge (2 Quellen), Mamfe (1 Quelle). Hiervon scheinen bei Inokum und Mbakang die meisten und die ergiebigsten Quellen zu liegen. Bei Mbakan, Nkimedschi- Ewinsi-Aiwawa hängt das Hervorbrechen der Soolquellen, wie erwähnt, sehr wahrscheinlich mit den Störungen am Rande eines Basaltmassivs zusammen, auch für die übrigen, soweit ich sie gesehen habe, sind tektonische Einflüsse wahrscheinlich, so bei Ossidinge die erwähnten Einbrüche, bei Mamfe die besprochenen Schichtenverwerf ungen im Croßbette. Nicht selbst beobachtet habe ich die Quellen von Nsanakang, Nsakpe und Inokum- Mbenjan. Es ist erwähnenswert, daß der jetzige Bezirksleiter von Ossidinge südwestlich Eomodjo einen etwa 1 1/2 qkm großen See aufgefunden hat. Der Beschreibung nach (vergl. Dr. A. Mansfeld. Urwalddokumente. Berlin 1908, Dietrich Rei¬ mer (Ernst V oh sem), S. 4 ff.) handelt es sich um einen großen Einbruchskessel im Sandsteingebiet (die Ränder sind auffallend steil). Über die Lage sagt M. wörtlich : ,,Der See ist ungefähr in der Mitte zwischen Eomodjo (südlich Nsanakang und Nsakpe einerseits und zwischen Eomodjo-Ajanka (südlich) anderseits ge¬ legen).“ Da ich auch ähnliche Einbrüche von Ossidinge, Mamfe, Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 119 Aiwawa erwähnte, ist neben dem natürlichen Angeschnittensein der salzwasserführenden Schichten in den Synklinalen der Schichtwellen durch die tiefer eingeschnittenen Mußtäler, noch mit anderen tektonischen Vorgängen zu rechnen, die Verwerfun¬ gen und Zerberstungen der Deckschichten zur Folge hatten. Auf den großen längs des Croßtales bei Mamfe etwa WNW.-OSO. verlaufenden Bruch habe ich bereits hingewiesen. Noch viel häufiger scheinen solche Schichtenstörungen nach den ange- stellten Messungen im nördlich des Croß bereisten Sedimentär¬ gebiete zu sein. Hier scheint namentlich der nordöstliche Teil, am Bande der krystallinen Schiefer- und Granitgebiete durch eiti nordöstlich gelegenes Störungsgebiet vielfach aufgebrochen und verworfen zu sein. Das Auftreten der stark gequetschten, fast in Knotenschiefer umgewandelten Schiefer an der Oyimündung, die außer dem Bitumengehalte wenig mit den Mamfe-Schiefern gemein haben, das diesen letzteren wieder sehr ähnelnde Auf¬ treten der bei Kescham beobachteten Schiefer, die wieder so wenig mit denen von Ayang übereinstimmen, macht hier das Vorliegen zahlreicher Verwerfungen noch wahrscheinlicher. Erst spätere ins Einzelne gehende Aufnahmen werden hier die La¬ gerungsverhältnisse völlig klären können. Fig. 6 der Skizzen gibt ein ungefähres Querprofil der Croß-Schichten von S. nach N., wie es sich aus meinen Aufnahmen ergab. Der Beiseroute folgend, habe ich es in zwei Teile zerlegen müssen, deren erster in der Linie Bakut-Ossidinge, der zweite, aus zwei Bouten kombiniert, in der Richtung Mamfe-Kescham bezw. Batschu-Ntai- Ayang, d. h. etwa N.-S., verläuft, also nach Osten seitlich gegen den ersten verschoben ist. Wenn man sich danach ein ungefähres Bild über das Ent¬ stehen der sedimentären Schichten jenes Gebietes machen will, so wird man sich, wie ich schon anderwärts erwähnte, eine weit von der West-Küste bei Bio del Bey in das Innere reichende Meeresbedeckung etwa im Beginn der Kreidezeit (tiefere Sedi¬ mentärschichten sind noch unbekannt) vorstellen müssen, viel¬ leicht verursacht durch tektonische Vorgänge oder eine allge¬ meine Transgression des Kreidemeeres. Aus den Fluten dieser Figur 6. Querprofil durch die Schichten des Sedimentärbeckens am Croß. Von S. nach N. (kombiniert) 120 IV. Teil Anschluß Basu Mun Aya, 145 m »Sandstein Fälle des Akumajib P VV-ÄJ p aq ) vmv A CD O C T_YyL?% \r - Baniat t 'Xyrk Mobäte ■ Sandstein Bakunge ^ — Kilometertafel 18. 154 m - Bawan cd ■ Ekang Otop E schiebe p m Mamfe, 120 m Croß Ayang, 135 m Schiefer Moa Schiefer Bakum, 166 m / 1 m 4 - Kescham, 110 m Moa // m iEt /'i - o; i - . ■V-v-ro- "»'Ci V.r-v.r-^ rxy- 1 . n- I. r\i O- 'I - .'2 ; ^ Nkore, 170 m Cj "N - - Bakurum Bakure Sandstein mitkohligen Baran Pflanzenresten Ajajundib ’Abokum Ejemane Morambo Ebobi Mbakang Schiefer Bakole 4>- - Nkimedschi TJl ö CD Os Ö-* a» cd CD p Anschluß Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge- Bezirk) 121 Gewässer ragten zahlreiche Inseln, meist aus Granit und Ge¬ steinen der Gneis-Glimmerschieferformation bestehend, hervor, die am Strande zur Bildung der mehrfach beobachteten Rand- konglomerate des Gebietes führten. Diese bestehen völlig aus den Bestandteilen jener Gesteine, wobei der Muscovit der Mus- covit-Granit-Massive des Nordwestens eine hervorragende Rolle spielt, da er sich fast in allen dortigen Formationsgliedern in großer Menge vorfindet, während in den tieferen Teilen des Meeres Schiefer und kalkige Sandsteinbildungen entstanden, die in einzelnen engeren Becken durch massenhaft hineingeschwemmte organische Reste, namentlich Pflanzenreste, die sich sehr häufig noch beobachten lassen, aber wohl auch tierische Reste (Fische) einen Bitumengehalt erhielten. Die Ursache der häufigen Wech¬ sellagerung von Schiefern, kalkigen und reinen Sandsteinen ist, wie schon bei Erörterung der Entstehung der Mungo-Schichten erwähnt, leicht durch wechselnde Meeres-Strömungen und da¬ durch bedingten W echsel in der Zufuhr der Sinkstoffe zu er¬ blicken, soweit es sich nicht etwa lediglich um mit Klimawechsel zusammenhängende Massen- und Richtungs-Änderungen der die Materialien der Schichtenabsätze herbeiführenden Zuflüsse han¬ delte. Mit einer allmählichen Auffüllung, Abschnürung und Aussüßung einzelner Meeresbecken ging dann eine zuneh¬ mende Versandung Hand in Hand, die schließlich zur Dünen¬ bildung führte, entsprechend dem Auftreten von zahlreicheren Sandsteinbänken und dem Übergehen dieser nach oben in massige Sandsteine, wahrscheinlich Strand- oder Dünenbildungen. In den zunächst periodisch vom offenen Meer getrennten Buchten fand dann eine Salzabscheidung, die Bildung von Lagunen und braeki- schen Sumpfbecken und endlich eine dauernde Trennung vom offenen Meere statt. Durch die Ansiedelung einer reichen Flora waren dann zugleich die Bedingungen für die Bildung von Kohlenablagerungen gegeben. Schließlich muß dann eine allge¬ meine Hebung und Zerberstung des Gebietes stattgefunden haben, die möglicherweise mit dem Ausbruche ausgedehnter jüngerer Eruptivmassen in Zusammenhang stehen mag, die im Osten und Nordosten gewaltige Trachytgebirge auf türmte. In diesem Gebiet 122 IV. Teil begann nun die Erosion ihr Zerstörungswerk und gab ihm in Verbindung mit fortdauernden tektonischen Veränderungen seine jetzige Oberfiächengestaltung. Über die in wirtschaftlicher Beziehung aus meinen Forschun¬ gen zu ziehenden Ergebnisse habe ich an anderer Stelle berichtet (vergl. m. vorl. Mitteil.). Als eines der wichtigsten will ich nochmals hier den Zusammenhang dieser Schlußfolgerungen mit den bekannten Petroleumfunden bei Logobaba (Duala), also im Schwemmlande der Westküste des Schutzgebietes hervorheben. Es erscheint mir kaum zweifelhaft, daß es sich in den bitumi¬ nösen Schiefern von Oyi, von Mamfe, Kescham und Ayang um die Ursprungsgesteine jenes Ölvorkommens handelt, die in der Bucht von Neu-Guinea in der Tiefe unter dem Drucke der auf- lagernden Schichten zum Teil auch durch die Auflagerung der vulkanischen Massen ihr Öl abgaben. Hierfür scheint mir unter anderem das bereits früher (Teil I) erwähnte Vorhan¬ densein einer „Ölquelle“ im Basalt der Kriegsschiffshafen¬ bucht zu sprechen. Diese erwähnte Entstehung der Ölquellen im Schwemmlande durch Abgabe des Bitumengehaltes von bitumi¬ nösen in der Tiefe liegenden Schiefern vorausgesetzt, würde man zweckmäßig mit etwaigen Bohrungen dem Bruchrande sich nähern müssen, wo die abgesunkenen Schichten voraussichtlich nicht mehr in dem Maße von jüngeren Schwemmlandsbildungen überdeckt sein würden, als bei Logobaba (hier hat man bekannt¬ lich bis über 800 m gebohrt, ohne andere Schichten als das junge Schwemmland zu erreichen) und Aussicht vorhanden wäre, die ölführenden Schichten selbst anzutreffen. Daß man damit auch zweckmäßig in den Bogen zwischen KW. und 0. rings um das Kamerunmassiv, also etwa in der Richtung von Buea auf Rio del Rey einer- und Yabassi andererseits wird vorgehen können, ergibt sich aus dem vermutlichen Verlauf der sedi¬ mentären Bedeckung. Was das Salzvorkommen im fraglichen Gebiete anlangt, so läßt sich heute noch nicht mit einiger Sicherheit sagen, ob die Soolquellen ihren Salzgehalt nur der Auslaugung salzhaltiger Ton- Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 123 oder Sandsteinschichten verdanken, was ich wohl annehmen möchte, oder ob es sich um ausgedehntere Lager anstehenden Salzes handelt. Wenn auch die Menge der vorhandenen Sool- qu eilen diese Frage gar nicht brennend macht, da in den Sool- quellen selbst vielleicht die aussichtsreichste Quelle zur Erzielung . wirtschaftlicher Vorteile liegt (des ungleich geringeren Anlage¬ wertes von Salinen gegenüber Bergwerken, der Vorteile der Betriebsweise ersterer habe ich an anderer Stelle Erwähnung getan), so würde man doch auch hier schon des nahen Zu¬ sammenhanges von Soolqu eilen und Ölführung wegen, in einem Gebiet, wo mit ziemlicher Sicherheit Bitumen haltende Schichten in der Tiefe und gleichzeitig weitere Aufschlüsse über das primäre Auftreten des Salzes zu erwarten sind, einige orientierende Bohrungen niederbringen müssen. Über die wirtschaftliche Bedeutung des Glimmervorkommens bei Esudan habe ich in meiner vorl. Mitteilung mich ausgelassen. Dort erwähnte ich gleichfalls das Vorhandensein von Bleiglanz in gewissen Sandsteinschichten am rechten Croß-Ufer und von Gold in feiner Verteilung in einem Bostonit bei Batschu-Akakbe. Beide Vorkommen bedürfen zur Beurteilung natürlich noch wei¬ terer Untersuchungen. Bei der Wahrscheinlichkeit des geneti¬ schen Zusammenhanges der Ablagerungen des Croß und des Benuebeckens wird möglicherweise auch ein reicheres Bleierz¬ vorkommen auf deutschem Gebiet, etwa dem englischen von Wukari entsprechend, zu erwarten sein. Auf die für alle Aufschluß- und Gewinnungsarbeiten und ■eine etwaige zukünftige Nutzbarmachung von Mineralschätzen des Gebietes so bedeutungsvolle verhältnismäßig leichte Zugäng¬ lichkeit und die diesbezüglich außerordentliche günstige Lage des Bezirkes habe ich bereits anderenorts hingewiesen (vergl. vorl. Mitteil.). Schon jetzt müßte man übrigens mit der Schaffung geeig¬ neter und notwendiger Verkehrswege vorgehen. Da der Bezirk von der im Bau begriffenen Bahnlinie weit abliegt, müßte der Bau einer Verbindungsstraße nach dieser Linie angestrebt wer- 124 IV. Teil den, der das Befahren mit Automobillastzügen für Salztransporte gestatten würde, wobei allerdings die Frage des Brückenbaues eine bedeutende Schwierigkeit abgeben wird. Jedenfalls müßte eine et¬ waige Salinenanlage mit dem Absatz ihrer Produkte gerade nach dem Hinterlande rechnen können. Aber für alle diese und zahl¬ reiche weitere Yerwaltungsf ragen wäre die Berücksichtigung der geologischen Verhältnisse des Gebietes von Bedeutung. Im Zusammenhang hiermit sei z. B. auf das weit ausge¬ dehnte Vorkommen von Basalt, als einem für Wege- und Brücken- 7 O pfeilerbau ganz besonders geeigneten Material hingewiesen. Die¬ ser ist, wie meine Aufnahmen an den Hauptstraßen beweisen, durchaus nicht, wie Dr. M. (Urwalddokumente S. 4) meint, auf Barika an der Südgrenze des Bezirkes und die Wasserfälle bei Abokurn (ersteres Basaltvorkommen habe ich nicht selbst beob¬ achtet) beschränkt. Das erwähnte Basalt -Vorkommen an den Wasserfällen bei Abokurn nämlich bezieht sich offenbar auf das von mir bei dem alten Tsitako und am Wege nach Ewuri beobachtete und sich nördlich bis Nschang ausdehnende Massiv (es gibt nämlich min¬ destens 2 verschiedene Dörfer Abokurn im Bezirke, außer dem obigen, eins, das dicht bei der Station Ossidinge gelegen ist), und bildet demnach . nur den Rand eines ausgedehnten Basalt- eruptions- und -Deeken-Gebietes. Aus dem geschilderten topographisch-geologischen Bilde des Gebietes wird sich dann weiter der Schluß ziehen lassen, daßv die Hauptverkehrsstraße, die bisher wohl die von mir benutzte war, sich weit vorteilhafter über die zudem sehr fruchtbaren und volkreichen Gegenden des erwähnten Basaltdeckengebietes verlegen ließe. Man würde damit einen vorzüglichen Boden für die Wegebauten gewinnen, und auf eine sehr große Er¬ streckung die Anlage von Brücken sparen, da der Weg (viele kleine Verbindungswege bestehen hier schon) fast immer auf der breiten, fast ebenen Wasserscheide zwischen Croß und Mun Ava geführt u O werden könnte, die von größeren Flußläufen frei ist. Dieser Weg könnte fast bis Dekoa am Bali in nahezu gerader SO.- Das sedimentäre Gebiet am Croß (Ossidinge-Bezirk) 125 Eichtung clurchgeführt werden und dort Anschluß an die be¬ stehenden Straßenzüge nach Tinto und Bali-Bamenda und da¬ durch an die Bahnlinie erhalten. Die Mängel der bisher im allgemeinen gewählten Wegeführung in Kamerun habe ich be¬ reits hervorgehoben. Hier machen sie sich ganz besonders gel¬ tend. da die Verkehrs Straßen ohne jede Rücksicht auf die topo¬ graphisch-geologischen Verhältnisse angelegt sind, die wohl hier gerade vielfach eine weit zweckmäßigere Wegeführung gestatten würden. Schließlich würde auch die Kenntnis der Bodenverhältnisse des Bezirkes von weittragendster Bedeutung für die Verwaltung sein können. Es sei hier nochmals auf die Unterschiede in der Fruchtbarkeit und Anbaufähigkeit der verschiedenen Boden¬ arten. des Granit- und Gneisverwitteruimsbodens einerseits, so- wie des Basaltverwitterungsbodens und des Bodens des Sand¬ stein- und Schiefergebietes andererseits hingewiesen, ebenso auf die Bedeutung, die eine Reform der jetzigen Bearbeitungsweise und Einführung von europäischen Feldbearbeitungswerkzeugen, wie Pflug und Spaten bei den Eingeborenen haben könnte (vergl. hierzu auch Teil XIII). V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinfo- Bamenda und im nördlichen Bamenda-Bezirke. (Hochlandsgebiete.) Der Rand des Sedimentärgebietes am Croß zieht sich, wie bereits bei Besprechung jener Ablagerungen erwähnt, bis an die Hänge der Aliberge in der Landschaft Feinschang hin, wo die Schichten vielfach gebrochen, z. T. in Schollen aufgelöst, auch emporgehoben und stark durch Druck verändert erscheinen. So findet sich der dort sehr harte Sandstein vielfach und bis ins Kleinste gehend, von Klüften, Rissen und Sprüngen durchzogen, so daß schwer selbst ein Handstück davon zu gewinnen ist, und auch der Schiefer erscheint vollkommen stenglig abgesondert. An einem der Quellflüsse des Mamue, kurz nach dem Eintritt in die Landschaft Feinschang, beobachtete ich die letzten zusammenhän¬ genden Sandsteinschichten, die sich an einem stark verwitterten und zersetzten Granit anlegten, der die Unterlage der Sedimentär¬ gesteine hier am Rande bildet. Mit dem Aufstieg zum Paß an den Alibergen finden sich bald darauf, den Granit überlagernd, weiße, stark zersetzte Gesteine, die dann auf sehr weite Er¬ streckung hin das Bergmassiv eindecken. Auf den ersten Blick erscheinen sie ganz ähnlich dem vorher beobachteten, stark dy- namometamorphisierten Sandstein, von dem sie durch einen am Wsege zwischengelagerten Granit der Gest. -Beschreibung Nr. 58 getrennt sind. Dieses Gestein überlagert ebenfalls den Granit und V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda usw. 127 wird voraussichtlich an änderen Stellen die Sedimentärschichten überlagern, oder in diese übergehen. Direkt beobachten konnte ich eine solche Aufeinanderfolge am Wege allerdings nicht. In ganz hervorragender Weise findet es sich aufgeschlossen, wenig seitwärts des Weges nach Tinto, an der landschaftlich zu den reizvollsten Punkten meiner Reise zählenden hohen Wasserfällen des Bako. Ich fand hier das harte, einem dynamometamorphosier- ten Sedimente sehr ähnelnde Gestein (Gest.-Beschr. Nr. (io) von zahlreichen quer zum Flußlauf, etwa in R. 310 streichenden Sprüngen durchsetzt, die fast senkrecht (80°) und nach NO. einfallend, Veranlassung zu den in drei Terrassen etwa 50 m herabstürzenden Fällen gegeben haben. Die mikroskopische Untersuchung der Gesteine zeigt, daß es stark dynamometamorph veränderte Trachyte und Trachy ttuffe sind (s. petrographische Gesteinsbeschreibung Nr. 61, 62, 65, 66). Es sei hier erwähnt, daß Trachyte uns in der Folge noch sehr oft, und in ganz charakteristischer Weise besonders im Bamenda-Gebiet, entgegen¬ treten und daß sie gerade dort eine früher nicht vermutete Rolle im geologischen Aufbau der ausgedehnten Inlandsgebiete spielen. Vorgreifend sei bemerkt, daß sie die Produkte gewaltiger, jün¬ gerer Eruptionen sind, welche den großen und ausgedehnten ba¬ saltischen Ausbrüchen jener Gebiete als trachy tische Nachschübe folgten. Solche Trachy tergüsse sind bisher schon bekannt ge¬ worden durch die petrographische Beschreibung einiger von Esch am Manenguba - Gebirge gesammelter Gesteine (vergl. Esch’s petrographische Gest.-Beschr. Nr. 41 — 43. S. 69 ff.). Scheint also schon der Trachy t eine große Rolle beim Aufbau des Manenguba-Gebirges gespielt zu haben, so ist aus einer Reihe von Beobachtungen zu schließen, daß die ausgedehnten Gebirgsgegenden nördlich des Manenguba, mit ihren ganz merk¬ würdig anmutenden Tafelbergen und in Terrassen abfallenden Höhenzügen, ebenfalls aus Trachyt und Trachyttuffen bestehen. Es ist auch zu vermuten, daß die seiner Zeit von der Station Fontemdorf gemachte Meldung, wonach vielfach Kalk im dorti¬ gen Gebiet gefunden sein sollte, auf eine ähnliche Verwechslung 128 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda von sehr feinen, stark zersetzten, weißer Schreibkreide ähnlichen, Trachyttuffen zurückzuführen ist, wie ich eine solche später aus dem Bamenda-Bezirk (Babanki-Tungo) noch zu erwähnen haben werde. Geologische Aufsammlungen sind in dem erst kürzlich für Europäer erschlossenen Gebiete nach meiner Bereisung durch Pro¬ fessor Hass er t gemacht worden. Damals gestattete meine Reise¬ route leider nicht eine Erforschung dieser in ihren Formen so eigenartig anmutenden Bergketten, deren Panorama vorzüglich vom Postenberge Tinto zu beobachten war. Die oben ausge¬ sprochene Vermutung wird weiter noch gestützt durch meine später im nördlichen Bamendabezirk gewonnenen Beobachtungen an ganz ähnlichen Bergformen (Babanki-Tungo-Groß-Babanki- Bamedjung-Lakom). Hier wie dort, stehen die Trachyteruptionen in engstem Zusammenhänge mit gewaltigen Abbrüchen und Ein¬ senkungen, die allenthalben den eigenartigen terrassenartigen Aufbau der Bergformen und das Entstehen der zahlreichen Wasserfälle bedingen. An den Berghängen der Aliberge finden sich vielfach, so z. B. am Monienbera, Gerolle und Trümmerblöcke von Gra- nititen (vergl. Gest.-Beschr. 63), die darauf hinweisen, daß> die Aliberge in ihren Grundzügen Granitlakkolithen waren und die Trachyteruptionen hier voraussichtlich die alten Granitquell¬ kuppen durchdrungen haben. Der augitführende Hornblende- Granitit der Nr. 64 z. B., fand sich wenig unterhalb der Fälle des Bako und entstammt wohl Granitschollen, die vom Trachyt in größere Höhe emporgerissen wurden. Die Traehyte finden sich mehrfach unterlagert von rotem Biotitgranit, der in den Flußläufen angeschnitten ist. Im Nere- bedie findet sich der Granit d. Gest.-Beschr. 67 anstehend und als Gerolle vielfach der Augit-Trachyt Nr. 66, am Bafing heller Zweiglimmer-Granit von dem Trachyt Nr. 68 eingedeckt. Bei einigen Schollen eines weißen Granitsandsteins an den TaT ■ rändern kleinerer Wasserläufe, besonders am rechten Ufer des Nsike, treten noch einmal Sedimentärschichten auf, die offen¬ bar emporgehobene Rand schollen der Croß-Schichten darstellen und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 129 und z. T. aus weißen, mittelfeinkörnigen, kaolinreichen, teils aus schwarzen, muscovitreichen, stark gefritteten und rneta- morphosierten Sandsteinen bestehen (vergl. Gest.-Beschr. 59, 60). Einen deutlichen Aufschluß bot dann der Taleinschnitt des Uäh, in dem sich das beistehende Profil am rechten Flußufer beob¬ achten ließ : Figur 7 Wasserspiegel des Uäh, bei Tinto Profil am Uäh, südlich Tinto a. Biotit -Glimmerschiefer mit reichlich eingesprengtem Pyrit und unregelmäßig verlaufenden, tauben Quarzadern. (Am linken Flußufer stark gestaucht und muscovitisiert.) b. Roter Granit, mit reichlich eingesprengtem Pyrit, an den Stellen größerer Mächtigkeit pegmati tisch. c. Feldspatbasalt mit diabasischer Struktur (s. Gest.-Beschrbg. Nr. 71). d. Eluviale Gesteinszersetzungsschicht. Demnach war auch hier deutlich der Durchbruch eines Granites durch den Biotitglimmerschiefer und derjenige eines Basaltes durch Biotitglimmerschiefer und Granit zu beobachten. Glimmerschiefer und Granit waren mit Pyrit-Einsprenglingen durchsetzt, wie sie auch in dem ganzen Granit-Glimmerschiefer- Gneisgebiet des Tinto-Postenberges später beobachtet werden konnten. Die Pyritführung scheint demnach hier vom Granitit auszugehen. Allerdings habe ich auch andererseits in großer Entfernung von jenem Basalt, der hier pyritfrei erscheint, ähn- 9 Neue Folge. Heft 62. 130 Y. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda liehe pyrithaltige Basalte und Trachyte (vergl. Nr. 62 der Gest.- Beschreibung) gefunden. Der sonst nur accessorisch den Graniten beigemengte Pyrit, findet sich hier in sonst selten beobachteten Mengen, ebenso ist er hier im Glimmerschiefer einge¬ sprengt häufig, während die den Glimmerschiefer zahlreich durch¬ setzenden Quarzadern völlig taub und frei davon sind. Unweit des erwähnten Profils vom Uäh-Übergange findet sich mehrfach Basalte der Nr. 69 d. Gest.-Beschr. anstehend und frisch, sie haben den Granit in Gängen und Kuppen durchbrochen und bilden Decken auf diesem. Auf den Hängen des Dscharambi - Tales sind sie ihrerseits von noch wohl erhaltenen Tuffen überlagert, die von großen Bomben und ge¬ rollten Lavastücken erfüllt und z. T. vollständig konglomeratisch ausgebildet sind (s. Gest.-Beschr. Nr. 70). Das nun folgende Granit-Gneis-Glimmerschief ergebiet ist in vorzüglicher Weise am Tinto-Postenberge und den Steilhängen des tief eingeschnittenen Pi-Tales (Paktorei Tinto der G. N. K.) aufgeschlossen, besonders gut im Bett des Biette, eines kleinen linksseitigen Nebenflüßchens des Pi. Der Übergang über den Pi liegt nur noch 120 m hoch. Der Granit wechselt vielfach in der Ausbildungsform, bald biotitreich, bald stark hornblende¬ führend und biotitarm, scheint er den Glimmerschiefer meist in Gängen zu durchbrechen, bildet auch gelegentlich größere zu¬ sammenhängende Stöcke und nimmt häufig gneisartigen Cha¬ rakter an. Auch hier zeigt sich reiche Pyritführung des gesamten Gesteins. Die Gest.-Beschr. Nr. 72 und 73 beziehen sich auf ein¬ zelne Typen dieses in seiner Ausbildung stark wechselnden Ge¬ steins. Streichen und Einfallen des im Flußbett anstehenden Biotit¬ glimmerschiefers wechselt vielfach, vorherrschend fand ich Streichen NO. -SW., Einfallen etwa 60° NNW. Hier und in der Polge findet sich der Glimmerschiefer vielfach von Quarz und Feldspatzwischenlagen durchsetzt, die jedoch keinerlei Erzführung auf weisen. Am .ersten Übergänge des Bakone fällt das Gestein dagegen mit 50° OSO. ein. Von hier ab ist es mehrfach von Muscovit - Granit durchbrochen und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 131 (z. B. in der Gegend von Tajon) (169 m), der bisweilen pegmatitische Ausbildung zeigt und dementsprechend Muscovit- täf eichen bis zur Größe von etwa 1 qcm aufweist. An die Stelle des Glimmerschiefers tritt typischer Biotitgneis, der bald biotit¬ arm, bald von glimmerreichen Zonen durchsetzt, bald reich an Pyrit-Einsprenglingen, bald frei davon, in mannigfachen Varie¬ täten auf tritt und am Flüßchen Kitsche wieder von Granitit abgelöst wird. Unweit des Dorfes Sabbe (215 m) beim Übergänge über den Croß (hier Manyu genannt) vom Zusammenflüsse mit dem linken Quellarm Bafue an, führte der Weg zunächst am rechten Manyu-Ufer aufwärts. Es beginnt nun von hier aus der Steil¬ aufstieg zum eigentlichen Graslands- und Hochlandsgebiete (Bali- Aufstieg). Das Haupteinfallen am Aufstieg beträgt etwa 40° WSW. Der Aufstieg bietet in den tief eingeschnittenen Flußtälern mit ihren enormen Schutt- und Geröllmassen, zahlreichen Schnellen und Fällen, ein großartiges Bild von der Wirkung der Erosionstätigkeit des Wassers. East genau mit der Erreichung des Randes des Steilanstieges und dem Wechsel der Vegetation vom Urwald- zum Grasbestand, tritt hier auch ein Wechsel in den geologischen Verhältnissen ein. Während der Anstieg ledig¬ lich an den Steilhängen des Gneises emporklomm, zeigt der Gneis sich auf der Höhe vielfach von Granitgängen und Stöcken durchsetzt und diese sind wieder von Basalten durchbrochen, wie sie in Nr. 78 und 79 beschrieben sind. Von der Höhe aus führt nun der Weg durch ein geologisch sehr einförmiges Gebiet, über dessen Aufbau der über die weiten Grasflächen zum ersten Male frei hinschweifende Blick alsbald von den ersten Berggipfeln einen umfassenden Eindruck gewinnt, dem dann die einzelnen Beobachtungen am Wege ganz ent¬ sprechen. Das Hochland, (die Höhe beim Wege bei Baminji betrug 1285 m, der auf ganz kurzer Wegestrecke bewältigte Höhenunterschied demnach über 1000 m) in seiner Unterlage aus den typisch am Baliaufstiege beobachteten Gneisen be¬ stehend, an die sich bei Tinto ein breiter Mantel von Glimmer- 9* 132 Y. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda Schiefern anlegte, ist auf der Höhe vielfach durchbrochen von zahlreichen Granitkuppen, die, von der Erosion schon in früheren geologischen Zeiten bloßgelegt, dem Gebiet wohl schon den Cha¬ rakter eines bergigen Hochlandes verliehen. In neuerer geo¬ logischer Zeit sind nun, wie es scheint, mit Vorliebe diesen Granitausbrüchen oder -auf Wölbungen folgend, jüngere basalti¬ sche Eruptivgesteine, teils in Kuppen emporgewölbt worden, teils haben sie die Granite und den Gneis durchbrochen und Veranlassung zu weit sich ausdehnenden Ergüssen und Decken- biklungen und zahlreichen Tuff-, Aschen- und Breccien-Bildun- gen gegeben. Das daraus entstehende Bild bietet nun in typischer Weise der Weg nach Bali. Über fast zahllose Basaltkuppen führend, taucht er in den dazwischenliegenden Tälern immer wieder in ihre Unterlage, die Gneise und Granite hinab, die vielfach von den Wasserläufen angeschnitten sind (s. Gest.-Beschr. 78). Gerade dieses scheinbar regellose Emporquellen der zahl¬ reichen Basaltkuppen, die hier durchaus nicht in Linien oder erkennbaren Richtungen angeordnet scheinen, so daß man etwa mit Passarge annehmen könnte, daß sie Glieder der großen Spaltenausbrüche seiner hypotetisclien Kamerunspalte darstellen, hat hier in ganz charakteristischer Weise die Wegführung er¬ schwert, so daß die Summe der verlorenen Steigungen eine enorme auf dieser Strecke ist, um so mehr, da man, vielleicht aus strategi¬ schen Gründen, mehr Wert auf die möglichst direkte Richtung, als auf die möglichste Vermeidung von Steigungen gelegt zu haben scheint. Es mag hier nur angedeutet werden, daß als Ver¬ kehrs- oder Transportstraße naturgemäß eine Rührung des Weges unter möglichster Vermeidung von verlorenen Steigungen sehr wohl sich selbst in diesem für die Wegeführung schwierigen Gelände ermöglichen ließe, sofern man die durch Höhenunter¬ schiede bedingte Wegverlängerung nur in der Horizontalebene durch Windungen, Bogen oder Krümmungen, die den Berg- hänfen folgen, nutzbar anzuwenden versuchte. Für den Ein- blick in den geologischen Aufbau des Gebietes erwies sich frei¬ lich die gewählte Wegeführung als besonders günstig. An der und im nördlichen Bamenda-Bozirke (Hochlandsgebiete) 133 Grenze von Gneis oder Granit mit den durchbrechenden Ba¬ salten war ein scharfer Contact hier nirgends zu beobachten, dagegen hatte der Flußlauf des Croß einige schöne Contact- stücke als Gerolle schon am Fuß des Balianstieges geliefert, wie eins unter Nr. 74 näher beschrieben ist. Gneis und Granit waren gewöhnlich verändert. Neben schiefriger Absonderung stellte sich gewöhnlich eine starke Muscovitführung ein, eine Beobachtung, die ganz allgemein auch für die später bereisten Gebiete, besonders des Bamenda-Bezirkes mit seinen jungerup¬ tiven Basalt- und Trachyt-Gebirgsmassen Geltung hatte. Daß der unterlagernde Gneis naturgemäß infolge der basaltischen, wohl auch schon der älteren Granitdurchbrüche, mannigfache Lageveränderungen erlitten, wurde wiederholt durch Messungen bestätigt. Mit der Annäherung an Bali-Dorf stellten sich die Basaltkuppen immer zahlreicher ein. Sie stehen häufig durch Decken miteinander in Verbindung, und werden dicht vor dem, auf einer Zahl solcher Basaltkuppen gelegenen Dorfe Bali noch einmal durch Gneis und hellen, stark gequetschten Granit unter¬ brochen. Sowohl die Häuptlingsgehöfte, wie auch die weither erkennbaren Bauten der Baseler Missionsstation liegen auf Ba¬ saltkuppen. Der Basalt an dem Missionshügel ist in seiner petro- graphischen Beschaffenheit unter Nr. 82 näher beschrieben. Er ist vorzüglich säulig abgesondert und lieferte dadurch ein ganz hervorragendes und verhältnismäßig leicht zu gewinnen¬ des Baumaterial für die Missionsgebäude. An einer Seite des Berges ist der Basalt von einem dicken Tuffmantel eingedeckt. Der Tuff (Gest.-Beschr. 82) besteht zumeist aus, durch Gas- exhalationen zersetzten und gebleichten Bimsstein-, Lapilli- und Schlackenmassen, die durch feine Aschen verkittet sind. Er ist durch di$ Verwitterung und Zersetzung von Kalk befreit, so daß er sibh in seiner jetzigen Zusammensetzung zur Herstellung von Zement nicht mehr eignet, wozu ihn zu verwenden ja bei seiner Ähnlichkeit mit Puzzolan und Traß an und für sich nahe liegen würde. In ihrem ganzen Habitus gleichen diese Tuffe außerordentlich den Bimssteintuffen des Brohltales am Rhein, 134 Y. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda Die Analyse1) einer Probe solcher Tuffe von dem Missions stationshügel zu Bali ("Gest. -Beschreibung 82) ergab : Si02 . 59,80 v. H. Al2 Og . 20,57 o Ee203 . 5,66 r> CaO . 0,38 o Mg 0 . . 0,60 ',5 K20 H- Na20 . . . . 7,99 55 Glühverlust .... 6,45 55 101,45 Auffallend ist hierbei der hohe Gehalt an Alkalien, bei geringem Kalkgehalt. Sehr wahrscheinlich ist er auf die Absorption von Kali und Natronsalzen durch Zeolithe und einen größeren Ge¬ halt an noch unzersetzten Alkalifeldspat- oder Leucitteilchen zu¬ rückzuführen, die sich im mikroskopischen Bilde nicht mehr sicher erkennen ließen. Möglicherweise würde es durch geeignete Nachforschungen gelingen, ein weniger zersetztes und kalkreicheres Material auf¬ zufinden, da zahlreiche Hänge vor Bali (s. Gest.-Besclir. 80) davon bedeckt erscheinen • (sie sind infolgedessen weithin weiß leuchtend). Vielleicht könnte man auch durch einen geringen Kalkzusatz ein etwa dem Puzzolan ähnliches Produkt erhalten. Erwähnt sei noch, daß sich vielfach in dem Tuff des Missions¬ berges Holzreste bis zu mehreren qcm Größe in ziemlich frischem Erhaltungszustände vorfinden. Für die Wasserversorgung des hochgelegenen Bali-Dorfes ist eine an der Grenze zwischen Basalt und unterlagerndem Gneis am Berghange entspringende Quelle, kohlensäurehaltigen Wassers (Eisensäuerling) von besonderer Wichtigkeit. Die nicht von Tuffen bedeckten Basaltkuppen sind viel¬ fach hier im Orte, aber auch besonders am Wege nach Barne nda hinter Bali-Dorf, jenseits des Fosckete- Tales vielfach von Ba- 0 Die Ausführung dieser Analyse hat in liebenswürdiger Weise Dr. L. Brandt, Dortmund, übernommen. und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hocklandsgebiete) 135 salteisensteinen bedeckt, die z. T. ganz vorzügliche Erze dar¬ stellen; wie ich bereits in meiner vorläufigen Mitteilung S. 29 unter Anführung nachstehender Analyse erwähnte : Roteisenerz von Bali Fe Si 02 . Mn . CaO. MgO P . . 12,26 0,35 0,00 0.00 0,17 Diese Erze sind laterisierte Basalte. Sie treten an ver¬ schiedenen Berghängen in bedeutender Mächtigkeit auf und kön¬ nen immerhin später bei geeigneten Transportmitteln von Be¬ deutung werden. Auf die überaus große Fruchtbarkeit jener Gegenden mag hier nur kurz hingewiesen werden. Basaltverwitterungsprodukte und Tuffe haben in dem gesamten Gebiet einen vorzüglichen in den Tälern und an ihren Hängen tiefgründigen Ackerboden geschaffen und so ist es leicht erklärlich, daß gerade hier eine der volkreichsten Ortschaften entstehen und sich ein so kraft¬ voller Volksstamm entwickeln konnte, wie es die Balis sind. Daß trotz Jahrhunderte langem, sehr intensiven Anbau von Pisang- (Planten) Bananen, Mais, Tabak, Bataten usw. dort doch noch bei geeigneter Anbaumethode, besonders aber durch eine leicht zu bewirkende zweckmäßige Bewässerung, oder bessere Verteilung der Wassermengen durch geeignete Wasserwirtschaft, noch in Zukunft die Ertragfähigkeit dieser Gebiete wird ge¬ steigert werden können, ist zweifellos. Klima und Boden¬ beschaffenheit lassen übrigens vermuten, daß außer den ge¬ nannten heute von den Eingeborenen betriebenen Kulturen auch Korn und Weizen, Kartoffeln, Baumwolle, Peis, Tabak, der ja schon von den Eingeborenen gebaut wird, sehr wahr¬ scheinlich auch Wein, vorzüglich gedeihen würden. Daß alle Arten europäischer Gemüse bei entsprechender Pflege dort 136 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda wachsen, zeigte mir ein Blick in den Garten der Missions¬ station. Unmittelbar hinter Balidorf führt der Bamenda-Weg durch das besonders fruchtbare Tal des Foschete mit seinen sanfteren Hängen. Im Flußbett selbst findet sich ein Gesteinsaufschluß, der in nebenstehender Figur 8 wiedergegeben ist. Figur 8 Profil am Foschet, bei Bali a. Kavernöse, zersetzte Lava. b. Schwarze Aschensande, Lapilli und Bomben. c. Aschen- und Lavadecken-Schicht mit eingelagerten großen Basaltblöcken. d. Tufflöß und Humusdecke. Auf die scheinbar durch Gasexhalationen zersetzten und gebleichten Laven der Schicht a erfolgte hier offenbar ein "Regen von Aschen, Lapilli und Bomben, in deren letzter Dauer, wohl infolge des Zerberstens des Kraterrandes, gewaltige Ba¬ saltblöcke herabrollten, während gleichzeitig an einzelnen Stellen neue Lavaergüsse herabflossen. c ist dann von ungeschichtetem sehr feinem, sandigen, losen Tuff material überdeckt, was etwa durch Windtätigkeit abgelagert sein mag, und nach der Ober¬ fläche in eine tonige humusreiche schwarze Decke übergeht. Nach alledem kann angenommen werden, daß das heutige Balidorf und die Missionsstation auf den heute z. T. verstürzten Besten eines alten zerborstenen Kraterrandes liegen dürfte, über dessen einstigen Aufbau sich wohl erst nach eingehenderen Unter¬ suchungen weitere Vermutungen aufstellen lassen können. Ver- und im nördlichen Bainenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 137 mutlicli steigt am jenseitigen Foscliete-Ufer der alte Kraterrand wie¬ der an. Es finden sich liier am Aufstieg neben schlackigen Basalt- geröllen, ähnliche weiße Tuffe am Hange, die den an mehreren Stellen vorzüglich säulig abgesonderten und freigelegten Basalt eindecken. Die aufrecht stehenden Säulen bilden hier, in ver¬ schiedenen Höhen abgebrochen, natürliche Treppen am steilen Anstieg. Bis zu dem kleinen Flüßchen Jauschi bietet sich nun das gleiche geologische Bild am Wege. Eine ganze Zahl von Ba¬ saltkuppen, die regellos nebeneinander zu liegen scheinen, sind durch hier meist sanfter abfallende Täler getrennt und bedeckt von den erwähnten Tuffen, grobem Basaltschutt, Lavastücken und einem, durch seine außerordentliche Fruchtbarkeit ausge¬ zeichneten Basaltverwitterungsboden. Vielfach finden sich an den Hängen verkittete Konglomerate aller dieser basaltischen Produkte, die in typischer Weise laterisiert sind und intensiv rot gefärbt erscheinen, ebenso lateritische Eisenrindenbildungen und mächtigere Lagen der früher erwähnten Roteisensteine. Einige über die anderen Basaltkuppen besonders hervor¬ ragende, bieten einen guten Fernblick über die zahlreichen um¬ liegenden Höhen. Die Bergformen der, sich von hier aus dem Blicke bietenden Gebirgspanoramen lassen auf die Gleichartig¬ keit des geologischen Aufbaues jener Gegenden schließen. Ganz besonders fallen auch hier wieder verschiedentlich die Tuff¬ bedeckungen der Bergkuppen und die teilweise sehr steilen Hänge ins Auge. Mit ihrer weithin leuchtenden hellen Farbe, die meist noch verstärkt wird durch eine Bedeckung mit eigenartigen weißen Flechten, der ersten Vegetation, die an den steilen Hän¬ gen sich anzusiedeln beginnt, und die sie wirkungsvoll von der dunkleren Grasbedeckung auf weite Entfernungen sich abheben läßt, machen sie den Eindruck gewaltiger Gletscherströme, da sie infolge der Erosionswirkung der plötzlich herabstürzenden Wassermassen tropischer Gewitterregen, wie herabfließend aus- sehen. Dies ist für die gewaltig ausgedehnten Basalt- und 138 Y. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda Trachyt-Gebiete der von mir bereisten Teile des Bamenda-Be- zirkes ein ganz charakteristisches, immer wieder sich bietendes Bild. Von dem erwähnten kleinen Flüßchen Jauschi ab wird noch einmal ein größeres zusammenhängendes Biotit-Granit-Massiv ohne Bedeckung durch jüngeres Gestein durchquert, und zwar bildet es heute in seinen Oberflächenformen ein deutlich welliges Hügelland, in dem die Wellenkämme ziemlich parallel SO. -NW. verlaufen. Auch hier zeigt sich wieder in bezeichnender Weise die Abhängigkeit einer praktischen Wegeführung von der Er¬ kenntnis des geologischen Aufbaus des Gebietes. *Der heutige We g kreuzt nicht sehr zweckmäßig alle die zahlreichen Täler und Höhenzüge. Am kleinen Flüßchen Schilli, dicht unterhalb der Barne nda- höhen, beginnt dann wieder die Tuffbedeckung, aus der noch in tieferen Taleinschnitten der unterlagernde hier stark musco- vitisierte Granit und Gneisgranit hervortritt, der bereits am Naka auf kurze Erstreckung einen Basaltdurchbruch und Basalt¬ bedeckung aufwies. Von weit her läßt sich schon das Bild der Bamenda- Trachy t-Höhenzüge mit seinen charakteristischen Steilabstürzen und abgebrochenen Rändern beobachten. ' Vom Schilli ab beginnt dann der Aufstieg an den Rändern dieses gewaltigen jungeruptiven Kratermassivs von Bambuluae- Bamenda, auf dessen südlichen Ausläufern die Station Bamenda er¬ baut ist. Der terassenartige Aufbau, sowie die Zusammensetzung der Bergzüge und steilabfallenden Höhenränder aus Laven und Tuffen finden sich dann mehrfach im Bamenda-Bezirk wieder, so bei Lakom, Groß-Babanki, Babanki-Tungo, am Kogam und Batmatschem im südlichen Bamum, in Bansso u. s. f. Auf die Ähnlichkeit und den vermutlich analogen Aufbau der Gebirgs¬ züge nördlich des Manenguba-Gebirges habe ich bereits an an¬ derer Stelle hingewiesen. Das allgemein an den Steilrändern herrschende Gestein ist ein häufig geschichteter oder lagenweise und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 139 abgesonderter Tuff, dessen petrographische Beschaffenheit unter Nr. 92 erörtert ist. Meist weiß, bis lebhaft rosa und durch eisen¬ hydroxyd-reiche Zwischenlagen und Kluftausscheidungen lebhaft gelbrot, violett und braun gefärbt, bestehen diese Tuffe offenbar aus dem in feinste Teilchen zerstäubtem traehytischem Magma. Vielfach sind diese Staubmassen wieder zu hartem Gestein durch Druck oder Frittung verfestigt und erfüllt von teils wohlaus- gebildeten, teils deutlich gerundeten und wie randlich geflossen er¬ scheinenden Sanidinkrystallen, die bis mehrere Millimeter Größe erreichen. Im äußeren Habitus des Gesteins ist die, den Trachyt- tuffen ganz allgemein zukommende Eigenschaft des Sichrauh- anfühlens bezeichnend und ihre Ähnlichkeit in der häufig deut¬ lichen Schichtung und in der Farbe mit Sandsteinen, für die sie ja scheinbar (vergl. Sedimentärgestein von Bafut nach Zint- graff) von allen Reisenden bisher gehalten wurden. Sie werden vielfach, wo sie durch die Erosion angeschnitten, oder wo, wie in vielen Ortschaften jener Gebiete, die Wege tief in sie einger schnitten sind, als natürliche Umwallungen der Eingeborenen- Dörfer, wie in Bafut, benutzt. In Bamenda werden sie in einzelnen Lagen gebrochen und lassen sich ganz wie Sandsteine leicht zu Bausteinen verarbeiten. Die einzelnen Lagen sind häufig durch flache Höhlungen und Wölbungen der auflagernden Schichten von einander getrennt. Äußerlich verraten sich solche dann ge¬ wöhnlich schon durch den hohlen Klang beim Anklopfen des Gesteins. Aus diesen Tuffsandsteinen, wenn man so sagen darf, war zum Beispiel das damals einzige Steinwohnhaus für die Europäer der Station errichtet. Da die eingesprengten, viel¬ leicht leicht zersetzbaren Sanidinkrystalle nur einen sehr ver¬ schwindenden Bruchteil des ganzen Gesteins ausmachen und nur klein sind, ist es immerhin ein dauerhaftes Baumaterial. Durch seine Widerstandsfähigkeit unterscheidet es sich vorteilhaft von den, durch ihre leichte Verwitterbarkeit zu so trauriger Be¬ rühmtheit gelangten Trachytlaven von Niedermendig, deren V er- wendung zum Kölner Dombau schon heute das stolze Bau¬ werk in so bedauerlicher Weise in seinem Bestände bedroht. 140 Y. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda Die Gesamtheit dieser feinkörnigen, rauhen Trachyttuffe möchte ich für die Folge, da sie vielfach wiederkehren, mit dem Namen Trachyttuffe Typus Bamenda bezeichnen. Eingelagert oder in bisweilen mächtigen Decken und Zwischenlagen eingeschaltet in diesen Tuffen, finden sich dann häufig dichte, sehr harte meist eutaxitisch geflammte Laven, deren mikroskopisches Bild in Nr. 87 näher erörtert ist. Häufig hüllen diese, deutlich fluidal struierten Laven auch fremdartige Einschlüsse, Basalt- und Trachytbruchstücke und -Lapilli ein. Sie zeigten bisweilen Gneis- und Granitbrocken, zusammenhängende Tuff stücke des oben erwähnten Typus Bamenda und Obsidian¬ stücke. Sie haben ebenfalls eine weite Verbreitung, ich will sie als Lavadecken Typus Bamenda bezeichnen. Über ihre Ent¬ stehung kann kaum ein Zweifel herrschen, es sind herabge¬ flossene Laven, auf die noch zur Zeit ihrer Bewegung Asclien- und Lapilliregen der Eruptionen herabfielen oder beim Tlerab- fließen von ihnen mitgerissen wurden. Bisweilen zeigen diese Laven eine säulige Absonderung, wie sie ja typisch vom Basalt (bes. bei Bali beobachtet) vielfach bekannt sind. Einzelne große Gerölleblöcke solcher Laven, wie sie die Llöhen unterhalb des Bamenda-Steilhanges zum Teil bedecken, täuschen dann leicht infolge ihrer säuligen Absonderung von fern eine deutliche Schichtung vor, wie die Abbildung Nr. 17 erkennen läßt. An¬ dererseits sind unter den Tuffgesteinen auch solche mit deut¬ licher Schichtung nicht selten, wie ich ja dies schon erwähnte und später besonders am Wege Groß-Babanki-Lakom noch deut¬ licher beobachten konnte. Als drittes Glied reiht sich diesen beiden ein als Trachyt- breccie, Typus Bamenda, zu bezeichnendes Gestein an. Es findet sich besonders an den Steilabstürzen der Lavazüge in die Täler und besteht aus einem wirren Durcheinander von allen vul¬ kanischen Produkten, Lavastücken, Tuffmassen, Glasstücken, Bomben, Granit-, Gneis-, Basalt- und Trachytbrocken, meist in eckigen durch Tuff verkitteten und in einander gepreßten Massen bisweilen auch lokal, deutlich abgerollte Gesteinsfragmente ein- und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 141 schließend. Dieser Typus findet sich außer bei Bamenda unter anderem noch charakteristisch am Steilanstiege von Babessi nach Bansso. Es handelt sich hierbei jedenfalls um die von den Lava¬ zügen mitgeführten und randlieh am Ende und auf dem Grunde der Ströme zusammengeschobenen und zusammengeballten Ge¬ steinsbruchstücke, die man nach ihrer Entstehung vielleicht am anschaulichsten mit den Gletschermoränen vergleichen könnte, wenn man sich an Stelle der Eismassen des Gletschers die flüssigen Lavamassen tretend denkt. Schließlich gehört hierzu das eigentliche Ergußgestein zu allen diesen vulkanischen Pro¬ dukten, der massige Traehyt. Er ist bei Bamenda selbst selten charakteristisch aufgeschlossen, sondern hier meist durch die anderen Gesteinstypen verdeckt, dagegen setzt er die hohen Kraterränder des nahen Bambuluae-Massivs und insbesondere seine höchste Erhebung, den Muti-Berg zusammen, weshalb ich ihn Typus Bambuluae nennen möchte. Bezeichnend für dieses Gestein sind die Nr. 91 und 94 der Gest.-Beschr. Naturgemäß lassen sich zwischen diesen erwähnten Typen mannigfache Übergänge beobachten, wie sie ja auch anderer¬ seits in buntem Wechsel auf treten, aber im Wesentlichen werden sich alle Gesteinsvorkommen der Trachyt-Eruptionsgebiete auf diese 4 Typen zurückführen lassen. Zahlreich sind daneben mannigfache Zersetzungsprodukte der erwähnten Gesteine vertreten. Eine große Rolle spielen in den Taleinschnitten der Eliisse weiche, lehmartige, sehr fruchtbare Bodenarten, die ihre Entstehung wohl z. T. der auf bereitenden und zusammentragenden Tätigkeit der Winde verdanken, und ganz analog dem von Bergeat1) zuerst beschriebenen äolischen Tufflöß entstanden zu sein scheinen. Sie bilden, in mächtigen Lagen häufig bis in größere Tiefen laterisiert und intensiv rot gefärbt (z. B. auch auf dem Farm¬ gelände der Station Bamenda), den vorzüglichen Ackerboden b A. Bergeat, Die äolischen Inseln. München 1899. 142 V. Teil. Reiserouten Mnmfe-Tinto-Bamenda an sanfteren Talhängen und den Standort der für das Land- sehaftsbild so charakteristischen und wirtschaftlich so wuchtigen Bestände an Weinpalmen (Raphia vinifera) in den Tälern und Schluchten. (Bekanntlich liefern diese Palmen nicht nur den in jenen Gegenden überall in großen Mengen hergestellten Pal¬ menwein, ein sehr erfrischendes und angenehmes Getränk, son¬ dern auch fast allein das nötige Feuer- und Bauholz der Neger¬ behausungen, ja selbst das Material für Fähren und Floßbau, wie am Nun-Übergange. Die Entstehung dieser Bodenarten wird sehr überzeugend veranschaulicht, wenn man die Wirkungen der besonders im Januar und Februar über jene Gegenden hinfegenden Sand¬ stürme zu beobachten Gelegenheit hat. Ein einziger solcher nur wenige Stunden anhaltender Sturm, häuft oft nach Zentimetern zu messende Sand- und Stauban' wehungen zusammen, ja er läßt sie sogar in geschlossene Räume durch Fugen und Ritze in sehr wenig angenehmer Weise hineindringen. Selbstverständlich spielen bei dem periodischen enormen Wasserreichtum der Tropengegenden auch jungalluviale Bildun¬ gen eine gewisse Rolle, wenngleich auch bei dem Vorherrschen steiler Talränder und dem meist starkem Gefälle der Wasser¬ läufe sie bei weitem nicht die Verbreitung haben, wie man wohl anzunehmen geneigt sein könnte. An steilen Berg¬ hängen und unter überhängenden Gesteinsabfällen, am Grunde steiler Felswände finden sich häufig ganz jugendliche Konglo¬ merate, aus vielen, verschieden großen, im Wasser abgerollten Gesteinsstücken bestehende, durch lehmige und tonige Binde¬ mittel verkittete Gesteine. Ihre Entstehung ist bei der Berück¬ sichtigung der bei tropischen Gewittergüssen plötzlich herab¬ stürzenden Wassermassen sehr erklärlich. Diese reißen selbst größere Gesteinsstücke mit großer Gewalt mit sich, um sie am Grunde der Felswand in Wällen und Barren abzusetzen, worauf dann schon eine kurze, dem Regen folgende Trocken- und Hitze¬ periode genügt, wie ich an anderer Stelle ausführte, sie fest und im nördlichen Bamemla-Bezirke (Hochlandsgebiete) 143 zu verkitten. In anderem Zusammenhänge habe ich schon darauf hingewiesen, daß diese jugendlichen alluvialen Konglomerate selten lateritische Verwitterung, wenigstens nicht in der cha¬ rakteristischen Rotfärbung durch Eisenoxydausscheidung auf- weisen. Sand und alluvialer Lehm nehmen naturgemäß in jenen schrofferen Gebirgsgegenden eine untergeordnete Bedeutung an. Sie finden sich kaum außerhalb der Elußläufe ebenso wie Kies und Flußschotterterrassen, die eben dann meist fest verkittet und von den erwähnten Konglomeraten nicht zu trennen sind. Das Fehlen guten, als Bindemittel zu Bauzwecken verwendbaren Lehmes war z. B. für die Station Bamenda zur Kalamität geworden, da der erdige laterisierte Tufflöß sich wenig haltbar erwies. Ich konnte damals der Station ein geeignetes Material in dem kaolinisierten Zersetzungsprodukt einer stark musco vit- haltigen und hauptsächlich aus Gesteinsbrocken der Gneisunter¬ lage entstandenen Tuffbreccie nackweisen, das ein vorzügliches steinhart werdendes Bindemittel für Bauzwecke lieferte. Die W as- serversorgung von Bamenda, einer Station, die doch immerhin als vorgeschobener befestigter Posten in einen Belagerungszustand versetzt werden könnte, war damals eine ungenügende, zumal auch in Friedenszeiten die Wasserbeschaffung am etwa 15 Mi¬ nuten entfernten, außerhalb der Stationsumwallung gelegenen Flußlaufe, erheblichen dauernden Arbeitsaufwand erforderte. Des¬ halb war man vor meinem Dortsein daran gegangen, innerhalb des Stationsgeländes einen sehr geräumigen Brunnenschacht im anstehenden Tuffgestein abzuteufen, weil ein Unteroffizier der Station, der sich für einen Kundigen der Wünschelrute ausgab, dort die „Wasserader“ mit seiner „Rute“ glaubte gefunden zu haben. Da er aber wohl kein „zünftiger Rutengänger“ geAvesen, wollte das Wasser sich bei einer Tiefe von 15 m noch nicht zeigen, während das Gestein bedenklich hart und fest wurde. Ich konnte nun an der Hand sehr einfacher geologischer Be¬ trachtungen, zwar nicht auf dem Stationshof selbst, auf den steilen Tuff hängen, aber in unmittelbarer Nähe, eine Stelle be- 144 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda zeichnen, an der ein starker Grundwasserstrom unweit der Ober¬ fläche vorhanden sein konnte. Ein an dieser Stelle wenige Meter tief gegrabener Brunnenschacht lieferte selbst in der da¬ mals größten Trockenheit sehr reichlich gutes, klares Wasser, das natürlich vor dem Wasser des bisher benutzten offenen Wasserlaufes einen wesentlichen Vorteil schon in hygienischer Beziehung bot, dann aber auch natürlich gerade in der Trocken¬ zeit eine angenehme erfrischende Temperatur auf wies. Es konnte also hier auch ohne Wünschelrute dem Wassermangel Bamen- das dauernd abgeholfen werden. Der tiefe Brunnenschacht auf dem Stationshofe konnte, wohlverdeckt (der Moskitogefahr we¬ gen) als Cisternenbrunnen für den Notfall und für die Bewässe¬ rung der nahegelegenen Gemüsegärten der Station geeignete Verwendung finden. Weit verbreitet ist im Tuff- und Lavagebiet allenthalben die Bildung von jugendlichen Eisenerzen, die sich hauptsächlich in Spalten des Gesteins, aber auch oberflächlich als Binden und Krusten, aus Brauneisenstein bestehend, vorfinden. Meist sind sie da entstanden, wo dauernd Quellwasser über einen Berghang rieselt, oder in Gesteinsvertiefungen ohne Abfluß sich kleinere Wasserlachen und Sümpfe bildeten, in denen Pflanzenwuchs die Abscheidung der Eisenverbindungen nach Analogie der be¬ kannten Raseneisenerzbildungen beschleunigte. Diese Erze bil¬ den meit das Rohmaterial der überall in den Graslaudsgebieten betriebenen Eisengewinnung, neben der auf bestimmte Gebiete beschränkten Spinnerei von Baumwolle und Weberei zu Stoffen, sowie der Herstellung von Lederarbeiten im Ilaussa- und Fullah- Gebiet, wohl der einzigen von den Eingeborenen betriebenen Industrie. Ein durch seinen hohen Eisengehalt, sein eigenartiges Auftreten besonders bemerkenswertes Erz fand ich in Bangangu, einem kleinen nahe Bamenda, an den erwähnten Tuff- und Lava¬ steilhängen gelegenen Dorfe, das ganz besonders durch seine Eisenproduktion unter den Eingeborenen schon lange und weithin bekannt ist. und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 145 Eine Analyse1) des dort beobachteten Erzes ergab: Fe . 55,40 y. II. Mn . . . 8,43 „ CaO . 0,89 „ P 0,12 „ MgO . C> O o O Si02 . 9,21 „ Es zeichnet sieh also durch hohen Eisen- und Mangangehalt vorteilhaft von den übrigen quarzreichen Lateriteisensteinen aus. Von eigenartigem schlackigen Aussehen, ist es vielfach von meist parallelen Röhren durchzogen, die deutlich die ehe¬ mals in ihnen enthaltenen Pflanzenstengel und Wurzeln erkennen lassen. Es macht ganz den Eindruck eines stark ausgedörrten oder gefritteten Raseneisenerzes. Bei meiner Anwesenheit wurde es von den Eingeborenen am Rande eines kleinen Flußlaufes unter den Wurzeln eines Riesenbaumwollbaumes mit vieler Mühe hervorgeholt. Leider fehlte es an einem für die endgültige Entscheidung über sein Entstehen notwendigen Aufschlüsse, da die Eingeborenen es eben nur an verschiedenen, offenbar nicht miteinander im Zusammenhang stehenden Stellen in kleinen Schürflöchern in den Felsentälern und Vertiefungen gewinnen deren Umgebung ganz charakteristisch mit der sonst spärlichen Baumvegetation bedeckt ist. Dies wreist schon auf das höhere Alter der Bildungen hin, als man es den sonstigen, den Raseneisen¬ steinen zuzurechnenden Erzen wohl zuschreiben muß. Ganz ähnliche Bildungen fand ich später im Bafut-Gebiete. Man könnte versucht sein, diese Erze für alte Eisenschlacken früherer Schmelzungen der Eingeborenen zu halten, doch spricht dagegen entschieden sowohl die Zusammensetzung wie das Vorhandensein der erwähnten röhrenförmigen Umhüllungen alter Stengel und Wurzelreste, so daß wohl nur die oben gegebene Entstehungs¬ weise in Betracht kommen kann; freilich muß die Frage nach dem Entstehen der eigenartig schlackig gefritteten Struktur ß Durch gütige Vermittelung von Herrn Direktor F. Gr aß mann im Laboratorium des Eisen- und Stahlwerkes »Union« in Dortmund ausgeführt. Neue Folge. Heft G’2. 10 146 Y. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda noch offen bleiben. Alte Eisenschlackenhalden sind natürlich in jenen Gegenden nicht selten anzutreffen, meist aber als solche nach Lage und Aussehen zu erkennen, und von obigen Erzen zu unterscheiden. Ich fand sie typisch in Babungo, Bansso, Mwela und Banjo. Auf die weiteren Beobachtungen über die Eisengewinnung einzugehen, würde hier zu weit führen. Der Weg nach Bagangu, zum größten Teile dem ausgebauten Ver¬ bindungsweg Bamenda-Eontem folgend, führte über zahlreiche Kuppen und Lavazüge des offenbar zu den Tuffen gehörigen Ergußgesteins. In den Flußtälern zeigte sich mehrfach das schon vor Bamenda beobachtete liegende Gestein aller dieser jung¬ eruptiven Bildungen, ein museovitreicher Gneis-Granit ange¬ schnitten. Deutlich ließen sich auch hier die an den Enden der Lavazüge, da wo diese steil ins Tal abstürzten, zu Kuppen und Anhöhen auf gehäuften Breccien beobachten mit ihren cha¬ rakteristischen steilen nur mit spärlicher Elechtenvegetation be¬ deckten Hängen. Eine weitere von Bamenda aus unternommene Reise führte mich in das gerade im Kriegszustände und kurz vor der end¬ gültigen Unterwerfung befindliche Land der Bafuts. Der im • allgemeinen N. und NNO. zunächst bis Bandeng eingeschlagene Weg führte bis dahin durch ein sanft welliges Gneis und Granit¬ gebiet, mit mehreren fast N.-S. verlaufenden tiefer eingeschnitte¬ nen Tälern. An einzelnen Punkten fanden sich Reste kleiner Basaltdurchbrüche und namentlich beim Häuptlingsdorfe Ban¬ deng (1318 m) mehrfach der Tuff vom Typus Bamenda. Der Weg führte bis dahin durch ein sanftwelliges Gneis- und Granitgebiet, das sich am Flüßchen Mellie zu einem bedeutenderen Höhenzuge mit charakteristischer Granittrüm¬ merbedeckung erhebt, ein Zeichen, daß hier wahrscheinlich der Granit nicht von Eruptivgestein und Tuffen eingedeckt war. die am Dorfe selbst wieder in der von Bamenda typisch be¬ schriebenen Weise den Granit überlagern. Hier finden sich denn auch in den weichen Tuff tief eingehauen, die in den Ort führenden Schleichwege, wobei die stehengebliebenen Tuffwälle als Befestigungen und Schutzmauern seitens der Eingeborenen und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 147 verwandt wurden. Im stark gequetschten Gneis am Fuße der Bamenda-Station konnte ich mehrfach mit Brauneisenerz und milchweißem zerriebenem Quarz erfüllte Gänge beobachten, so¬ wie im Granitmassiv am Mellie zahlreiche Pegmatitgänge, ohne daß einer dieser mehrfach näher untersuchten Gänge beachtens¬ werte Erzführung aufwies. Die weitere Reise Bamenda-Bamum führte alsdann durch das ausgedehnte Gebiet der jung vulkanischen Bedeckung mit allen den bereits beschriebenen Gesteinstypen, die hier in buntem Wechsel aufeinander folgten. In deutlichen schiefrigen Lagen abgesonderte Ergußgesteine wechselten mit blasig-schlackigen Basaltlaven, deren mikroskopischer Befund in Nr. 96 erörtert ist, und den Basalten der Nr. 98, sowie ausgedehnten von Tuffen bedeckten Gebieten. Durch die Erosion freigelegt, fiel ein etwa 150 m hoher Bergrücken des grobkrystallinen Augit-Trachytes der Nr. 95 auf. Vielfach fanden sich, am Wege angeschnitten, stark kaolinisierte Tuffe und zusammengeschwemmte Kaolin¬ lager. Beim Abstieg in das Tal von Babanki-Tungo überschreitet der Weg den Rand eines gewaltigen Einbruchskraters und führt auf einem nach dem Innern des ehemaligen Kraterkessels sich hineinziehenden Rücken hinab, nach beiden Seiten einen über¬ wältigend imposanten Einblick in die gewaltigen Einbruchstäler zu beiden Seiten des Weges bietend mit ihren jenseits teils fast senkrecht, teils in einzelnen Terrassen abgebrochenen Rändern, über die mehrfach schäumende Wasserfälle herabstürzen. Dieser Felsgrat, den der Weg benutzt, setzt sich dann in der weiten rings von den Steilrändern umgebenen Tale in mehreren beim Abbruch stehen gebliebenen Felsnadeln deutlich fort, die ganz unvermittelt, fast senkrecht bis zu etwa 100 — 120 m aus dem Tale emporragen und neben den grotesken Steilrändern mit ihren Felsstürzen den Namen ,,Felsental“ von Babanki-Tungo recht- fertigen. Diese Felsnadeln, die ich als ,, Nadelhorste“ be¬ zeichnen möchte, deren zwei die Abbildung Nr. 18 wie¬ dergibt, bestehen in ihrem Sockel aus dem auch sonst in der Umgebung vielfach anstehenden und freigelegten Museo vit- 10* 148 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamcnda gneis, auf dem Trachyt und Trachyttuffe gelagert sind, die nun auch in herabgestürzten Trümmern den Sockel zumeist ein¬ decken. An einzelnen Punkten, besonders in der Nähe der im Bilde dargestellten Felsnadeln, ist das stark gepreßte und ge¬ quetschte Unterlagsgestein der jungvulkanischen Massen stark muscovitführend. Die einzelnen Muscovitblättchen erreichen ge¬ legentlich die Größe von 1 — 2 qcm auch sollen sogar bis hand¬ tellergroße Tafeln in der Nähe gefunden worden sein. Ich sah solche nicht die Eingeborenen wußten auch keine Fundstelle dafür anzugeben. Es ist nach dem mutmaßlichen Entstehen zu urteilen dort kaum auf etwa wirtschaftlich ausbeutbare Glim¬ mervorkommen zu rechnen. An dem Abhange, dem der IV eg vom Talrande aus folgt, finden sich bedeutende Ablagerungen von feinerdigen weißen Massen, die lange von den Europäern der Station Bamenda für Kalk gehalten wurden und dort auch an dessen Stelle mit gutem Erfolge zum Tünchen der Haus¬ wände benutzt wurden. Diese feinerdigen Massen sind offenbar die durch Gasexhalationen am alten Kraterrande zersetzten und gebleichten Tuff- und Brecciengesteine (vergl. Nr. 97 der Gest.- Beschreibung), sie enthalten1): 73,42 v. II. Si02 17,44 „ A1203 + sind also sehr kieselsäurereiche Zers halten Kalk nur in Spuren. Eine zweite Probe ergab 2) : Si02 . A1203 . Fe203 . CaO . Fe203 etzungsprodukte 73.16 15.86 1,76 0 15 • MgO . . Glühverlust 026 2.72 und ent- Die zu 100 fehlenden 6.09 v. II. dürften im wesentlichen Al¬ kalien sein, die nicht bestimmt wurden. Also auch hier ist ]) Bezüglich Ausführung der Analyse vergl. S. 145. 2) Analytiker: Dr. L. Brandt, Dortmund. und im nördlichen Bamenda Bezirke (Hochlandsgebiete) 149 jedenfalls der Gehalt an Alkalien noch ein überraschend hoher, was immerhin vielleicht später Interesse für die Verwendung solcher Tuffe als Düngemittel oder für die Bewertung der aus ihnen entstandenen Böden und ihre Verwendung für Anbau¬ zwecke bieten könnte. Nachdem der Weg vom Ort gleichen Namens in Höhe von 1300 m durch das weite Tal von Babanki-Tungo geführt, das be¬ deckt von ausgedehnten Mais- und Hirse(Guineakorn)-Farmen, sich durch besondere Fruchtbarkeit auszeichnet, zu der die vielen von den umgebenden Hängen herabgespülten und stark zersetzten Ge¬ steinsfragmente offenbar mit die Veranlassung boten, steigt er abermals am jenseitigen Talrande empor. Der am Fuße des Anstie¬ ges mehrfach zu Tage tretende Biotitglimmerschiefer zeigt sich hier von Zweiglimmergranit durchbrochen, auf dem wiederum jungvulkanische Massen lagern. An diesem Talrande treten in er¬ heblicherem Maße, z. T. glasige, z. T. porös schlackige Laven (vgl. Xr. 99) an die Stelle der Tuffe, aber auch letztere finden sich noch mehrfach. Nach Durchschreiten eines kleineren Erosionstales steigt der Weg in das breite fruchtbare Tal des Fung herab, aus dem dann jenseits des Flusses der langgestreckte charakteristisch schon weither kenntliche Höhenzug von Bakembat oder Balikum- bat bis 1444 m ansteigt. Mit seinen steil abfallenden Hängen, die nur auf dem in Serpentinen schräg hinauflaufenden Wege über¬ haupt zu ersteigen sind, hebt sich der Höhenzug weithin aus dem Landschaftsbilde heraus, durch seine eigenartige sargdeckelähn¬ liche Form weithin kenntlich. Die tief in das Gestein eingeschnitte- nen Hohlwege, die zu dem auf dem Höhenrücken liegenden aus¬ gedehnten Ort führen, lassen sofort die Zusammensetzung aus den hier sehr gleichmäßig und dicht erscheinenden Bamenda- Tuffen und Biotit-Trachytlaven erkennen (vergl. Xr. 101 ). Häufig sind diese hier von einem Netzwerk dichterer, harter Gesteins¬ adern durchzogen, die an freien Felsflächen allenthalben aus- gewittert sind und eine eigenartige gitterartige Zeichnung des gewittert sind und eine eigenartige gitterförmige Zeichnung des 150 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda zeigte dieselbe Gesteinsfolge. Den Tuffen folgte der unter¬ lagernde Granit der hier wieder in freigebliebenen und mit den typischen Zerfallsprodukten der Granitmassive bedeckten woll- saekähnlichen Blöcken und Trümmern bedeckt erschien. Der Granit ist hier ein grauer Granitit des gewöhnlichen Habitus. An einzelnen Stellen, so an den kleinen Flüßchen Ntschingo, Sefo und Ya-Ya greift Basalt (vergl. Nr. 100) in flußabwärts herab¬ reichenden Zungen über den Granit und zeigt hier auch eine Reihe seiner typischen Verwitterungsformen, besonders reichlich an den Contaetanschnitten. Mehrfach finden sich hier im Granit weithinziehende, meist etwa NW. -SO. verlaufende tiefe Spalten und Sprünge, die mit tektonischen Veränderungen im Gefolge der nahen Basaltdurchbrüche oder mit diesen folgenden Einbrüchen in Zusammenhang zu stehen scheinen. Unweit des Ya-Ya steigt der Weg in ein zusammenhängendes Basaltgebiet hinan bis Bagam erreicht ist, das wiederum, wie die meisten Ortschaften jener Gegend, auf einem von Tuffgestein mit seinen typischen Kaolin¬ lagern eingedeckten Bergrücken liegt, der von trachy tischen Durchbrüchen gebildet wird, welche die offenbar älteren und von ihnen überlagerten Basalte durchdrangen. Von Bagam (1235 m) aus, wurde das Bambuluae-Gebirge bereist. Das geologische Bild, das diese Route bot, war im wesentlichen dem bisher beobachteten ähnlich. Durch das aus Biotitglimmerschiefer bestehende Grundgebirge war vielfach Granit hindurchgebrochen, durch den nun wieder Basalt empor¬ gedrungen war, aus dessen Eruptionsschloten dann meist trachyti- sche Magmen in jüngster Zeit sich ergossen und gewaltige hier bis zu über 2000 m Höhe ansteigende Vulkangebiete auf bauten und sie mit Laventuffen, Aschen und Breccien eindeckten. Nur an wenigen Stellen ist der Glimmerschiefer in größeren zu¬ sammenhängenden Schollen mit emporgehoben, und dann durch tief eingeschnittene Elußläufe bloßgelegt, so z. B. bei Bagam- Bamega. Hänge- und Talsohlen sind hier meist von feinstem, rotem, durch Wind zusammengetragenem Staube überdeckt. Hier wie schon in Bamenda und auch sonst mehrfach auf dieser Reise, und im nördlichen Bamenda-Bezirkc (Hochlandsgebiete) 151 besonders noch später in Galim-Bagam und mehrorts in Bamum ganz besonders aber im Banjo-Bezirk beobachtete ich ziemlich regelmäßig periodisch auftretende sehr kräftige und stundenlang andauernde trockene Landwinde, die aus NO. wehend, diesen Staub mit sich führten. Der daraus entstehende Lehmboden ist zumeist von charakteristischen Rissen und Sprüngen durchzogen. Da sich diese Bildungen aus äolisch aufbereiteten, meist lateri- sierten Gesteinsteilchen zusammensetzen, sind sie wohl am treffendsten als Lateritlöß zu bezeichnen. Dieser Lateritlöß be¬ dingt die außerordentliche Fruchtbarkeit jener Gebiete^ den Reichtum und die kraftvolle Entfaltung der sie bewohnenden Volksstämme. Am Fuße des Steilanstieges zum Bambuluae- Höhenzuge beobachtet man deutlich, daß sich dort die Trachyte, (vergl. Gest. - Beschr. Nr. 102) stark gepreßt und meta- morphosiert^ unmittelbar dem Granit auflagern. Letztere nehmen dann an der Bildung der Tuffe^ Konglomerate und Breccien- gesteine lebhaften Anteil und veranlaß ten dadurch eine besonders intensive Kaolinisierung und leichte Zersetzbarkeit dieser Ge¬ steine. Von dem 1880 m hochgelegenen Dorfe Bambuluae wurde das ausgedehnte Kratergebiet besucht, dessen Mittelpunkt der etwa 1 qkm große idyllisch gelegene Kratersee gleichen Namens bildet. Abbildung Nr. 19 gibt den Blick auf einen Teil des Sees wieder. Sein Spiegel liegt etwa 2145 m über Seehöhe und ist in weitem Bogen von den stehengebliebenen Resten des vielfach verbrochenen Kraterrandes umgeben. Diese ragen heute in grotesken und bizarren Formen, scheinbar wirr durcheinander geschoben, empor. Als einer der stattlichsten dieser Reste ist der Muti wohl der höchste Gipfel des gesamten Massivs und wohl nahezu 3000 m hoch anzusehen. Auch hier fehlt es natürlich nicht an zahlreichen tiefen Spalten und Grabeneinsenkungen, die sich durch plötzlich auf tretende Schluchten mit steilen Rän¬ dern und mehrere Meter tiefe, weithinlaufende Gräben äußerlich kenntlich machen und auf die mit den Eruptionen Hand in Hand gehenden oder ihnen folgenden tektonischen Veränderungen schließen lassen. 152 Y. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda Von Bagam aus führte der Weg über Galim-Bagam zum Nun und seinem hier wenig breiten in den unterlagernden Gneis eingeschnittenen Tal, dessen Ränder beiderseits von Basaltkuppen eingefaßt sind, zwischen denen und über die auch der Weg hinführt. Auf den Höhen sollen beiderseits am Wege noch ver¬ schiedentlich Kraterseen verborgen liegen, von denen bisher nur der am linken Nun-Ufer südlich der Straße gelegene Monun- See bekannt geworden ist, andere sollen, nach den Berichten der Eingeborenen, nordöstlich von Galim-Bagam und nördlich der Straße und des Monun-Sees liegen. Alle diese Seen sind offenbar, wie der Bambuluae, Kraterseen, zu denen auch ohne Frage die sehr ausgedehnten Wasserbecken des weit nördlich auf etwa 6° 15' Breite gelegenen Mauwes-Sees und des auf 6° 30' gelegenen Ndü-Sees zu rechnen sind, ebenso des kleinen später in der Land¬ schaft Bamum von mir beobachteten Sees von F opengam. im Batpui-Gebirge. Ihre Zahl wird sich voraussichtlich mit der genaueren Erforschung des Landes vermehren. So reizvoll der Anblick der breiten Wasserader des Nun auch in landschaftlicher Beziehung sein mag? namentlich wenn man zur Trockenzeit dort¬ hin gelangt, wo auf allen umliegenden Basaltkuppen und Berg¬ zügen fast jede Vegetation erstorben ist und die abgebrannten Grasflächen den trostlosen Eindruck frischer Lavafelder vor- täuseheip so wenig interessant ist er vom geologischen Stand¬ punkte. Der Nun bildet hier eine sehr wenig ausgedehnte, allu¬ viale, sich zwischen den Bergrücken hindurchwindende Ebene, mit schlammig sumpfigen Ufern, welche die Entwickelung geradezu erschreckend vieler Moskitos begünstigen, so daß eine am Nun oder in dessen Nähe verbrachte Nacht (die Moskitoplage war auch schon in Galim-Bagam sehr arg) trotz doppelten Moskitonetzes und aller sonstigen Vorsichtsmaßregeln zur Tortur wird. Freilich bieten gerade auch diese Insekten wohl die Hauptveranlassung zu dem überaus bunten und interessanten Gewimmel zahlreicher Arten von Wasservögeln und der in ihrem Gefolge erscheinenden Raubvögel^ die in wirklich überraschender Weise den Elußlauf in eine riesige Vogelvoliere zu verwandeln scheinen. Auch der und im nördlichen Bamcnda-Bczirke (Hochlandsgebiete) 153 freilich durch bedauerliche Raubfischerei der Eingeborenen arg geschädigte Fischreichtum hängt wohl mit dem Überfluß an In- sekten-Nahrung in jenen Moskitogegenden eng zusammen. Hinter den in einzelnen Schollen aus dem sonst flachen, sumpf artigen Flußbett hervorragenden Gneisblöcken, finden zahlreiche Flu߬ pferde ihre kühlen Lagerplätze und hoch aus den verdorrten Gras¬ flächen der anliegenden Berge steigen Antilopen und Büffel in großer Zahl herab, um an den frischen Sumpfgräsern des Flußtales zu äsen, so daß hier auf kleinem Raum in der Trocken¬ zeit ein erstaunlicher Wildreichtum und Sammelpunkt tierischen Lebens vorhanden ist. Die beiderseits des Nun vom Wege berührten Berge, aus Basalt bestehend, lassen häufig noch die Umrisse alter Krater- massive erkennen. Gelegentlich finden sich zusammenhängende Züge blasiger Basaltlaven und dichte Trümmer und Gerölle- massen an den Hängen. Das gänzliche Fehlen von Tuffen, die häufig zu beobachtende deckenförmige Ablagerung und der ganze, flachere Aufbau der Bergzüge lassen vermuten, daß in jenen Gebieten das langsame und über weite Zeiträume sich er¬ streckende Emporquellen von Lavamassen, die dann sich über weite Gebiete ausbreiteten, eine größere Rolle spielten, als jene mit gewaltigen Aschen- und Staubregen verbundenen Eruptionen, denen z. B. die Bamenda-Tuffe ihre Entstehung verdanken. Jedenfalls sind auch diese Basalte wesentlich ältere Bildungen als jene. Ihre petrographisehe Charakteristik ist unter Nr. 103 gegeben. Nur sehr vereinzelt ragen aus der allgemeinen Basalt¬ bedeckung Schollen des Grundgebirges hindurch oder dieses ist durch Erosion bloßgelegt. Solche Schollen von Biotitgneis und Glimmerschiefer finden sich charakteristisch bei Foma-Dorf (Ba- gankop) in Höhe von 1215 m. Von da ab beginnt dann der Aufstieg zu dein über den Nko-Ngam oder Kogam führenden Paß. einen der drei hohen Bergmassive, die den südwestlichen Teil der Landschaft Bamum einschließen, deren andere beiden. Batpui und Bapale, ich noch später zu erwähnen haben werde. Wenig unterhalb der Paßhöhe 1725 m) über die beiderseits 154 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda die steilen Gipfel etwa noch 75 m hoch emporragen, finden sich am Berghange in der Längserstreckung des Kammes lang hinlaufende, tiefe, senkrechte Bruchspalten, die auf den Abbruch rundlicher Teile des Massivs schließen lassen und dicht unter¬ halb tritt deutlich typischer Museo vitgranit zu Tage, der im Contact mit Basalt von einem bis 1 m mächtigen Quarzgange durchzogen ist, der offenbar schon die Aufmerksamkeit vorüber¬ reisender Europäer erregt hatte, denn er fand sich an mehreren Stellen neuerdings angeschürft. An den von mir hergestellten Auf¬ schlüssen war der Quarz nur von Adern durchzogen, die teilweise mit Brauneisen erfüllt waren, ohne daß ich das frische unzersetzte Gestein zu erreichen vermochte. Vielleicht hatte man auch den in dem umgebenden Granit in pegmatitisehen Adern in kleinen Täfelchen auf tretenden Museo vit hier in größeren, brauchbaren Tafeln zu finden gehofft^ was jedoch wohl als aussichtslos be¬ zeichnet werden niuß^ da offenbar die fragliche Quarzader erst sekundärer Entstehung ist und nicht mit den kleineren pegmatiti- schen Adern in genetischem Zusammenhänge steht. Ich hatte damals der Verpflegungsschwierigkeiten meiner Trägerkolonne wegen, keine Gelegenheit, durch tiefer gehende Schürfung dem Gange nachzuforschen, konnte mir auch nach dem Befunde der Stücke des eisernen Hutes irgend einen Erfolg nicht versprechen. In der Höhe des Passes bot sich ein umfassender Rundblick über die nahegelegenen Bergzüge mit ihren tief bis an die Gipfel eingreifenden Schluchten, der deutlich die Konturen eines weit sich ausdehnenden rundlichen Bruchgebietes hervortreten ließ. Der steile Abstieg auf der anderen Bergseite, die am jenseitigen Rande eines tief in das Bergmassiv einschneidenden Tales sich hinziehende Bergkette^ deren Ränder in deutlichen Terrassen mit fast senkrechten Wänden abgesunken waren, ließen erkennen, o * 1 daß der Kogam im 'wesentlichen ein durch tektonische Wirkungen^ Aufwölbungen, randliehe Abbrüche und Absinken einzelner Teile stark zerstörtes basaltisches Massiv darstellt. Trachyt und seine charakteristischen Tuffe konnte ich nirgends nachweisen. und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 155 Von dem am westlichen Fuße des Kogam gelegenen Dorfe des Fonje ab führt der Weg durch die für die ganze Umgebung des Häuptlingsortes Fumban und den größten Teil der Land¬ schaft Bamum charakteristischen Basaltdeckengebiete. In seiner Unterlage ein welliges Gneisgranitgebiet, ist es durch gewaltig ausgedehnte Basaltdecken überdeckt, die ver¬ mutlich aus jenen erwähnten, heute noch bestehenden Gebirgs¬ zügen herabflossen. Stark erodiert sind diese Decken vielfach der Zerstörung anheimgefallen und haben die Granitkuppen frei¬ gelegt, wie das typisch beim Orte Fumban selbst zu erkennen ist. Die Zersetzungsprodukte der Basalte, auch hier wieder nicht zuletzt die lateritisehen, haben den fast überall an den sanften Berghängen der flachen, durch die Basaltbedeckung fast ein¬ geebneten Wellen tiefgründigen und außerordentlich fruchtbaren Boden gebildet. Klima und Boden bedingen die Fruchtbarkeit dieser Gebiete, die ohne Frage berufen sind, dereinst eine Stätte für deutsche Ansiedler zu werden. Mais Reis, Hirse (Guinea- korn)5 Pisang, Tabak, Baumwolle, Tomaten, Erdnuß, Kassada, Zuckerrohr^ Bataten, Kartoffeln gedeihen hier allenthalben und ich glaube^ daß auch die meisten unserer heimischen Getreide- und Gemüsearten wahrscheinlich auch Wein hier gedeihen wird. Daß die Eingeborenen auch eine ganze Zahl von anderen Nutz¬ pflanzen anbauen, zeigte mir u. a. ein Gang über den Markt von Fumban, wo zahlreiche Produkte des Landes feilgeboten wurden^ unter denen mir z. B. Indigo, Curcuma- Wurzel, Cola und zahlreiche verschiedenartige Hülsenfrüchte auffielen, von denen wieder die Bohnen- und Erbsenarten ganz besonders bevorzugt zu werden schienen. Daß Bamum eins der reichsten Gummi¬ länder sein könnte, wie es dies ja früher war, wenn man nicht durch schonungslosesten Raubbau alle Gummipflanzenbestände vernichtet hätte^ verdient hervorgehoben zu werden, und zwar ist anzunehmen, daß außer Gummilianen auch andere Gummi¬ pflanzen wie Kixia, Hevea usw. hier wachsen und den Anbau lohnen würden. In erhöhtem Maße gilt hier das schon bei Bali über die 156 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda Anbaufähigkeit des Landes Gesagte, denn die sanften Berg¬ formen die damit in Zusammenhang stehende bessere, weit tief- gründigere Bodenbeschaffenheit, das gesunde Höhenklima bilden die Grundlage seiner Besiedelungsfähigkeit und seiner strich¬ weise dichten Bevölkerung durch den kraftvollen Stamm der Bamums. Welchen ungleich höheren Anbauertrag alle diese Ge¬ biete liefern könnten wenn für rationelle Wasserwirtschaft ge¬ sorgt würde, für die hier das gegebene Gelände wäre, die aber den Eingeborenen völlig unbekannt ist. mag hier nur angedeutet werden. Durch leicht unzulegende Stauweiher und Berieselung O O während der langen Trockenperiode würden jedenfalls hier außer¬ ordentliche Kulturergebnisse zu erzielen sein. Mitten in dem soeben geschilderten Gebiete liegt Eumban. der Wohnsitz des Häuptlings der Bamums, Joja, auf zahlreichen, durch flache Täler von einander getrennten, meist aus Granit mit wenig mächtiger Basaltbedeckung bestehenden Bergkuppen verstreut, in 1148 m Seehöhe (am äußeren Wallgraben). Das eigenartige Aussehen, das Leben und Treiben, dieser imposanten is Neger stadt der Bamums mit der ihr eigenen ver hohen Negerkultur sind schon von anderer Seite vielfach ge¬ schildert worden. Von Banium führte mich eine Reise. die zum Zwecke der Untersuchung eines angeblichen Salzvorkommens unternommen wurde in großem Bogen über Kutjä, Basset, Eosset, in die zwischen den drei früher genannten Bergzügen des Batpui. Kogam und Bapale gelegenen Ebenen, die sich ganz besonders durch ihre erstaunliche Fruchtbarkeit auszeichnen, so daß ich sie als die Kornkammer Bamums bezeichnen möchte. Meilenweit reiht sich hier häufig Farm an Farm, meist mit Mais oder Guinea¬ korn (Hirse ) bestanden. Es befinden sich hier auch reiche Farmen des Häuptlings Joja, die von seinen Getreuen sorgsam bearbeitet werden und diese sammeln in riesigen Vorratshäusern den für seine Hofhaltung und seine Truppe benötigten Wintervorrat. Außer Korn fand ich alle schon vorher auf gezählten Produkte vielfach, besonders auch Bohnen und Kürbisse (Gondo im Duala- Dialekt. in Bamum Ndschu genannt), Tabak und Baumwolle. und im nördlichen Bamenda-Bezirke 'Hochlandsgebiete) 157 Die Veranlassung zur Reise bot die Beobachtung, daß viel¬ fach auf dem Markte zu Bamum ein eigenartiges Salz, das nicht aus Europa eingeführt (wie das meiste dort verhandelte) und auch nicht mit dem von den Haussas überall feilgebotene Natron¬ salz der Seen Inner- Afrikas ident zu sein schien. Als Herkunfts¬ ort wurde mir der im Süden gelegene Ort Fosset angegeben und mir auch von dem Häuptling Jo ja bestätigt, daß von dort größere Salzmengen an den Markt gebracht würden. Da ich auch von dem damaligen Stationsleiter Hauptmann Hirt ler in liebenswürdiger Weise darauf aufmerksam gemacht worden war. daß im südlichen Bamum besonders in der Gegend von Bangangte ein lebhafter Salzhandel getrieben werde und man annehmen müsse, daß sich Salz dort fände, hielt ich eine nähere U Liter- / * suchung in Rücksicht auf die wirtschaftliche Bedeutung solcher Vorkommen immerhin für angezeigt : da ja auch das Salz in allen jenen Gegenden, besonders noch weiter nach dem Innern, einen ebenso begehrten als kostbaren Handelsartikel bildet. Der Erfolg war freilich in sofern ein negativer, als festgestellt wurde. daß> O j O 7 Salz- oder Sookjuellen in jenen jungvulkanischen Gebieten nicht vorhanden sind. Das wirklich von Fosset stammende Salz war dort, wie vielfach in den Graslandsgebieten, und zwar hier in größerem Maßstabe, aus der Asche der zu diesem Zwecke in großen Massen verbrannten Gräser ausgelaugt. Die Gewohnheit. o o o dieses Auslaugen an einer im Basalt (vergl. Gest. -Beschreibung Nr. 108 ) entspringenden Quelle kohlensauren Wassers der Um¬ gegend vorzunehmen, wo ein regelrechter Salzgewinnungsbetrieb eingerichtet war. gab dann Veranlassung, diese Quelle selbst für den Salzspender anzusehen. Das Wasser dieser Quelle, die vollständig versumpft war. zeichnete sich durch Bildung erheblicher Mengen von kohlen- O O sauren Natron- und Eisensalzen aus. die sich teils auf der Ober- fläche in Häuten absetzen, teils Veranlassung gaben, zu massen¬ hafter Bildung von Rasen- oder Sumpferz. namentlich an den Wurzeln der üppig wuchernden Sumpfpflanzen. Eine Analyse der gesammelten weißen Oberflächenbildungen des Sumpfes ergab : 158 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda In HCl unlösl . 3 33 033 v. H. Si02 . 11 Fe203 . 1 78 1 5? Mn2 0 3 ...... 0 27 11 AL03 . 0.59 11 CaO . 48.19 11 MgO . . . 1 24 11 k2o . 0 58 11 Na20 . 0,12 11 C02 . . . 38,09 11 H2So4 ...... 0,94 11 CI ....... . 005 11 Eeuchitgkeit bei 105° C 1 30 ; 11 (Laboratorium der Königlich Preußischen Geologischen Landes¬ anstalt). Eine Analyse des fraglichen Salzes läßt erkennen, daß es sich um dieses Kunstprodukt handelt, besonders auffallend ist der hohe K-Gehalt. Die Analyse ergab : In HCl unlösl . 0,30 v. H. Si02 . 0 08 F e.20o -f- ALOg . 0,05 ,, ALO3 ...... 0,05 „ CaO . . . 011 „ MgO ....... 0.09 „ K20 . . . 58,20 Na20 . . . 1,28. „ C02 ...... . 0 32 „ ILSO4 . 13.51 „ CI ....... . 33,86 ,, Feuchtigkeit bei 105° C 0,22 „ J. und Br. nicht nachweisbar. (Labor, d. Kgl. Preuß. Geol. Lds.-Anst.) Eine andere Bewandtnis hatte es mit dem angeblichen Salz- reiclitum des südlichen Bamum. Tatsächlich wird von diesen Gebieten aus .ein schwunghafter Handel nach den salzarmen und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 159 Gegenden des Graslandes mit ihren großartigen Märkten in allen größeren Ortschaften betrieben. Die Eingeborenen jener Gegenden pflegen nun das Salz nicht in der bei uns gebräuch¬ lichen körnigen oder pulvrigen Form zu verwenden, sondern in Form von sogenannten Salzstangen oder Büscheln, in denen es auf den Marktplätzen feilgeboten wird. Der Grund hierfür ist der der größeren Sparsamkeit und besseren Transportfähig¬ keit, besonders bei feuchtem Wetter, wobei sich körniges Salz leicht auflöst. Um dem Salz größere Konsistenz zu verleihen und es zu Stangen formen zu können, wird ihm nun mit Vorliebe etwas von dem in jenen Gegenden überall vorhandenen Kaolin zugesetzt und hierauf das angefeuchtete Gemisch in Röhren von Bananenblättern gepreßt und am Feuer oder der Sonne gedörrt. Die meisten Eingeborenen führen dort fast stets Salz in dieser Form bei sich. Daraus haben nun einige findige Negerköpfe besonders in Bangangte einen Vorteil zu ziehen ge¬ wußt. Sie beziehen auf der Haupthandels- und Einfuhrstraße nach dem Innern über Jabassi (nur für die nördlichen Teile der Kolonie, während die Haupthandelsstraße des Südens über Kribi- Lolodorf-Jaunde führt), das körnige europäische Salz, welches bis dahin per Wasser gelangt. Dieses wird nun durch Zusatz von Ton ., verbessert'’ und in die erwähnte Form gebracht und nach dem Innern verhandelt, was natürlich für die Händler einen guten Gewinn ab wirft. Nach Ermittelung dieses Zusammen¬ hanges gab ich die Weiterbereisung jener Gebiete auf, um so mehr, da die geologische Beschaffenheit der angrenzenden bis¬ her bereisten Fandstriche von vornherein das Vorhandensein von Soolquellen wenig wahrscheinlich machte; fehlte es doch an allen sedimentären Ablagerungen, während in den jungeruptiven ähn¬ lichen Gebirgsbildungen anderwärts keine Spur etwaiger aus Chlornatriumexhalationen stammenden Ablagerungen angetroffen wurden, um die es sich ja möglicherweise hätte handeln können. Der Weg führte mich nun am West- und Stidabhange des hohen Gebirgsmassives, des Batpui entlang, dessen Profil von der Westseite mit seiner steilen Hauptspitze die Abbildung Nr. 20 160 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda veranschaulicht. Bei dem kleinen Örtchen Fopayom (nach der Mitteilung des Herrn Missionars Göhring, Fumban, der mich liebenswürdigerweise auf den Ort aufmerksam gemacht hatte, heißt der Ort Fopengam, das entstanden ist aus Wupengam, was in der Sprache der dortigen Eingeborenen 20 Bäume be¬ deutet) am Südfuße des Batpui. bestieg ich ein interessantes, sehr junges Kratergebiet des in seiner ganzen Ausdehnung jung¬ eruptiven Gebirgsmassivs. Die ursprüngliche Unterlage bildet auch hier wieder typischer Hornblendegneis (vergl. Kr. 105) der. mit emporgehoben, am Rande durch Erosion freigelegt ist. Hier finden sich dann auch vereinzelt Schollen und gangartige Einlagerungen des Quarz-Porphyrs Kr. 160, die darauf hin weisen, daß hier schon die Basalte dem Durchbruch älterer porphyrisclier Eruptivgesteine gefolgt sind. Auf dem Gneis ruhen hoch sich auf¬ türmende Basaltmassen, durch welche dann wieder in jüngster Zeit eine Eruption, offenbar trachytischen Magmas, erfolgt ist. Auf weite Erstreckungen ist das Gestein von Tuffen und Laven des Typus Bamenda eingedeckt. Mit aller Deutlichkeit läßt sich am Krater von Fopengam der wohlerhaltene, geschichtete hohe Tuffmantel aus einem wirren Gemisch von Aschen. Lava¬ stücken, gerundeten Bomben, Lapilli bestehend, beobachten, auch weit in das Tal hinabreichende, vielfach übereinandergreif ende Lavazüge, die in großer Ausdehnung von Aschenschichten und wie gekörnt erscheinenden. Lapilli, offenbar dem letzten Produkt der Tätigkeit dieses Kraters, überdeckt sind. Die Zwischen¬ lagerung solcher Lapillischichten, die mehrfach, besonders cha¬ rakteristisch im Flußbette des Sange in mehreren Metern Mäch¬ tigkeit in steilen Wänden angeschnitten sind, zwischen einzelnen Lavazügen, läßt auf mehrere zeitlich sich folgende explosions¬ artige Ausbrüche schließen. Tief im Grunde des noch voll¬ ständig in seiner Trichtergestalt erhaltenen Tuffmantels liegt ein etwa 500 qm großer Kratersee1); rings von den steilen l) Der See scheint ident mit dem au? der provisorischen Karte von Teilen der Bezirke Ossidinge, Bamenda und Dshang (auf Grundlage der Aufnahmen des Hauptmann Glauning usw. unter Leitung von M. Moisel konstruiert und und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 161 Wänden umgeben, die etwa 75 m herabstürzen, scheint er gänz¬ lich unzugänglich zu sein. Die umliegenden teils merkwürdig geformten Bergkuppen, lassen darauf schliefen, daß liier im Gefolge des Kraterausbruches Einsenkungen und Brüche ent¬ standen. Eine der umliegenden Bergkuppen zeigt eine deutliche trichterförmige tiefe Einsenkung von gewaltigen Dimensionen, seitlich nahe der Spitze. Die nähere Beschreibung des mi¬ kroskopischen Bildes der Lava, wie sie am Euße und auf halber Höhe des Kraters ansteht, ist in Kr. 107 gegeben, während 104 einen mitgerissenen Einschluß der Basaltlava, offenbar einen Aus¬ würfling des Kraters darstellt. Mit der Entfernung vom Euße des Bergmassivs tritt aus der Basaltbedeckung dann der unterlagernde Gneis wieder vielfach zu Tage, so typisch bei dem Orte Fouön oder Bäuon (Häuptlingsgehöft 1125 m hoch1)), oder wie bei Eosset der Granit. Wie auch an den anderen Gebirgs- rändern, z. B. des Kogam, waren auch hier in größerer Ent¬ fernung vom eigentlichen Bergmassiv noch vielfach die Spuren bedeutender Dislokationen zu beobachten, die sich am Bück- w ege nach Bamum besonders deutlich am Abfall des Band¬ höhenzuges von Bäuon (Batbäuon = Hügel von Bäuon durch die Eingeborenen benannt) erkennen lassen, über den der Kdslia in mehreren romantisch gelegenen Fällen sich herabstürzt. Auf der Höhe dieses randlichen Gebirgszuges, der nach K. allmählich in die sanftwellige Hügellande von Eumban sich verliert, findet sich wieder die dort als charakteristisch erwähnte Basalt¬ bedeckung. Der Basalt zeigt hier den in Nr. 109 beschriebenen Habitus und ist an den Hängen vielfach typisch laterisiert und rot gefärbt. Von dem Dorfe Kundumbod bis nach Eumban gezeichnet) verzeichnet en Mfu-See zu sein. Da aber Mfu nur Wasser bedeutet (vergl. Mfu-Akang-Salzwasser) so schlage ich vor, diesen See nach dem in un¬ mittelbarer Nähe gelegenen Orte, Fopengam-See zu nennen. ß Ganz allgemein haben die Ortschaften dort mehere ähnliche Namen, wie Föuon und Bäuon, Fosset und Basset, es scheint, daß der mit Fo gebildete Name etwa unser Ober und Ba unser Unter bedeutet, und die Namen für ver¬ schiedene Teile der langgestreckten Ortschaften gebraucht werden. Neue Folge. Heft 62. li 162 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda hinein, dehnt sich ein weites Granitgebiet ohne Basaltüberlage¬ rung aus, dessen Bedeckung mit den charakteristischen Trüm¬ mern der Granitverwitterung schließen läßt, daß hier niemals der Granit von Basalt überdeckt war, oder doch mindestens schon seit recht langer Zeit denudiert wurde. Wie auch in Balidorf, so geschieht die Wasserversorgung des volkreichen Ortes Fumban z. T. namentlich zur Trocken¬ zeit und für die an den Bergkuppen gelegenen Gehöfte, zweck¬ mäßigerweise aus einzelnen an den Hängen am Contact von Granit und Basalt hervorbrechenden Quellen, deren eine z. B. dicht unterhalb der Missionsstation entspringt. Es war hier nicht schwer, einer Wasserkalamität, die durch Versumpfung der Quelle nahe der Missionsstation in Eumban entstanden war, abzuhelfen. Nachdem man das Quellbecken gründlich von Schlamm und massenhafter Eisenoxydbildung befreit und ein kleineres Becken mit dauerndem Überlauf geschaffen hatte, und die Quelle möglichst bis zum gesunden Gestein abgegraben hatte, lieferte sie ein vorzügliches Quellwasser, während vorher das Wasser fast ungenießbar und selbst nach dem Filtrieren nach kurzer Zeit wieder voller Eisenhydroxydabsatz war. Am Berg¬ hange war natürlich die Quelle mit Basaltgeröll und Schutt überschüttet gewesen, durch den das Wasser langsam hindurch¬ sickerte und sich, da es kohlensäurehaltig war, mit Eisensalzen sättigte, die es naturgemäß bei AArlust der Kohlensäure in Form von Hydoxyden wieder ausschied. Durch die geschilderten Ma߬ regeln war also dem Übelstande hier leicht abzuhelfen. Ähn¬ liche Wasserabsätze fanden sich vielfach im Basaltgebiete. Eine daran besonders reiche Quelle, die angeblich von dem Wild mit Vorliebe aufgesucht wird, befindet sich bei Dschibuta. Der von dort stammende Wasserabsatz zeigte nachstehende Zusam¬ mensetzung : In HCl unlösl . 9,10 v. H. Si02 ....... 902 und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 1 G 3 Mn203 . 0,30 CaO . . . 300 Mg 0 . 003 k20 . 0.26 a2 0 ....... 0.66 C02 ....... 1 73 h2so4 . Sp. V". . . . 1 44 ■> CI ....... . 0 56 Ii2 0 . . 25,94 j J und Br nicht nach- weisbar Summe 100,29 (Labor, d. Kgl. Preuß. Geol. Lds.-Anst. ) Das stattliche und mit seiner eigenartigen Negerkultur höchst interessante Fumban. den Sitz des europäer-freundlichen Häupt¬ lings Joja verlassend, wandte ich mich nach NO. zunächst nach Babessi. um von dort aus das kürzlich unterworfene Bansso zu bereisen, auf dessen angebliche Mineralschätze ein dem Gou¬ vernement zugegangener Bericht des früheren Stationschefs von Bamenda hingewiesen hatte. Etwa bis zum Dorfe Matapi 1170 m) dem Farmdorfe zu Fumban. das hauptsächlich die reichen Farmen der Häupt¬ lingmutter von Bamum birgt, ist Biotitgneis überall anstehend, um von hier ab wieder unter der Basaltbedeckung zu verschwin¬ den. die allenthalben wieder vorzüglich fruchtbaren Boden liefert, der von weiten Grasflächen an den Berghängen und dichten Baphia-Palmen- und Laubholz-Busch in den Tälern bedeckt ist. Die Verwitterungsprodukte sind dieselben schon öfters beschrie¬ benen, neben dem groben Basaltschutt und -Gerolle der Berg¬ halden spielt der Basal t-Laterit-Löß eine wesentliche Polle. Viel¬ fach finden sich auch die charakteristischen Basalteisensteine und Brauneisenerzrinden und -Krustenbildungen. An den Tal¬ rändern der Flußläufe, typisch am kleinen Flüßchen Nschi, fin- 11* 164 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto Barnen da den sich bisweilen hart verkittete Flußkonglomerate. offenbar recente Bildungen. Da wo der Weg die Ausläufer einer fast O.-.W. sich hinziehenden etwa 350 m (rel.) hohen Hügelkette überschreitet, unweit Bangola zeigt sich wieder das bekannte weiße Trachyttuffgestein, das auch vielfach von den Steilhängen des Gebirgszuges leuchtet und darauf schließen läßt, daß diese Bergzüge den vom Batpui bekannten Aufbau zeigen, doch scheinen auch hier ältere Gesteine, besonders Granite, mit in größere Höhen emporgehoben worden zu sein. Die steilabstürzen- den nackten Felsen an den Höhenrändern dicht beim Dorfe Bangola (1352 m) über die schäumend ein hoher Wasserfall (Yama genannt) herabstürzt, bestehen aus den unter Nr. 110 be¬ schriebenen Trachyt. Der meist auf Basalt lagernde Trachyt bildet dort überall die Ausläufer der nahegelegenen, sich etwa 500 — 600 m rel. im Osten erhebenden Gebirgsketten, deren schroffe Abfälle und z. T. weithin leuchtende kahle, weiße Hänge ihr Bestehen aus Trachyt und seinen Tuffen vermuten lassen. Die Unterlage von Basalt und Trachyt bildet auch hier wieder Granit, der in einzelnen flachen erodierten Kuppen diese durchragt (Gest.-Beschr. 111). Die flachen breiten Flußtäler sind mit erheblicheren Allu¬ vialablagerungen. einem Gemisch von Basalt-, Trachyt-, Granit- Geröllen, besonders aber vielen feinen, den Trachvttuffen und dem Laterit-Löß entstammenden Detritus-Material erfüllt, das einen außerordentlich fruchtbaren Boden bildet. Die Täler sind z. T. wie das flache breite Tal des oberen Nun von sehr feuchten Wiesengeländen bedeckt und würden hier sich wohl vorzüglich zur Reiskultur benutzen lassen. Heute sind sie nur zum kleinsten Teil von den Farmen der Eingeborenen bedeckt, die sich beson¬ ders im fruchtbaren Tal des Mado im stattlichen Dorfe Babessi (1399 m) angesiedelt haben. Von Babessi aus führte nun der Weg nach Kumbo, dem Häuptlingsdorf der unlängst unterworfenen Landschaft Bansso. zunächst in steilem Anstieg auf einen, hier unmittelbar den Granit durchbrechenden Trachythöhenzug hinauf dessen Hänge und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 165 auch, hier wieder, wie ich dies schon aus den früheren Traehyt- gebieten schilderte und noch später vielfach beobachtete, deut¬ liche Stufen (Terrassen) zeigten, die ursprünglich durch rand- liche Steilabbrüche gebildet, später durch Tuff eingedeckt wur¬ den. Dieser Trachyttuff (s. Gest.-Beschr. Nr. 112) hat hier eine außerordentliche Verbreitung' und ist oft von zahlreichen Brocken und Rollstücken verschiedener Gesteine, besonders der Granite. Basalte, Trachyte erfüllt, so daß er in ein ganz cha¬ rakteristisches, insgesamt meist rosa oder violett oder auch rein weiß (durch Gasexhalation gebleicht) äußerst hartes (später ver- kieseltes) Breccien- und Konglomeratgestein übergeht, das seine verschieden gefärbten Gesteinstrümmer deutlich hervortreten läßt. An verschiedenen Stellen ra°:t auch hier wieder noch der Basalt durch den Trachyt. dessen früheren Ausbruchskanälen also wohl auch hier der Trachyt im Wesentlichen gefolgt sein mag. Dieser Basalt (s. Gest.-Beschr. 113) unterbricht noch viel¬ fach am vielgewundenen und oft in die Täler hinabsteigeuden, und dadurch beschwerlichen Wege, den bedeckenden Trachyt. Der Granitit der Gest.-Beschr. 114 bildet die Unter¬ lage beider und setzt namentlich die hohen Kuppen und Berg¬ züge vor und im Häuptlingsdorf Kumbo zusammen, das auf einzelnen unmittelbar durch den Granitit hindurchgebrochenen Trachythängen und von Trachyttuffen eingedeckten Granit¬ kuppen gelegen ist. So befindet sich z. B. der Marktplatz des Ortes eingeschnitten in weiches, auf der Höhe lagerndes weißes Trachyt¬ tuff gestern, während unweit davon der Granitit in mächtigen kahlen Felsplatten und Blöcken als das eigentlich gebirgsbildende Gestein ansteht. Große, z. T. gangartig verlaufende, z. T. massig eingelagerte und auf der Oberfläche als große Flecke erscheinende helle Gesteinsausscheidungen, sind einfache schlierige aplitische Differenzierungen des Magmas (Zurücktreten der dunklen Ge¬ steinsgemengteile) vergl. Gest.-Beschr. 115). Mit der Beobach¬ tung dieser augenfälligen Erscheinung hatte man hier auf das Vorhandensein von Quarzriffen mit Goldgehalt geschlossen! 166 Y. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda Ebenso stellten sich auch die Berichte von Vorhandensein von Kalk, als auf Verwechselung mit den weißen Trachyttuffver- witterungsprodukten beruhend, heraus. Der Reichtum des Landes besteht in seiner Farmwirtschaft (die z. Z. meiner Bereisung allerdings noch arg infolge des unlängst beendeten Krieges dar¬ niederlag). Alle die so oft genannten Anbaupflanzen der Ein¬ geborenen gedeihen auf dem Basalt und Trachytverwitterungs- boden der Täler und Talhänge vorzüglich und die weiten mit Gras bedeckten Bergrücken liefern gute Viehweiden. Ganz be¬ sonders erfolgreich scheint hier die Gewinnung von Honig be¬ trieben zu werden, der in den gesamten Graslandsgebieten ein mühlos von den Eingeborenen gewonnenes Nahrungsmittel ist. und sehr wohl für Eingeborene Avie Ansiedler, sobald die Ge¬ biete durch Verkehrs- und Anschluß wege an die Hauptbahnlinie dem Handel erschlossen sein werden, als Ausfuhrprodukt in Frage kommen könnten. Ganz besonders reich an Honig sind nach meiner Beobachtung die Gegenden, in denen, Avie auch in Bansso? viel Kola-Bestände vorhanden sind, ob dies mit der Nahrung in Zusammenhang stellt^ die die Blüte dieser Bäume den Bienen bietet^ oder ihrer Vorliebe für die Stämme alter Kolabäume für die Anlage ihrer Stöcke, habe ich nicht er¬ mitteln können. Was ich schon früher für andere Gebiete (Bali. Bamum usw.) bezüglich der Aussichten für eine künst¬ liche Bewässerung erwähnte, gilt, vielleicht in noch höherem Maße, für die Gebirgsgebiete Banssos. Durch ein AAmites von zahlreichen, scheinbar regellos an¬ geordneten Kraterkesseln, z. T. noch mit einzelnen Quellkuppen und deutlichen LaAmzügen bedecktes, durch viele Abbrüche und Steilabstürze noch unregelmäßiger geformtes und AATild zerrissen erscheinendes, jugendliches Basaltgebiet führte nunmehr der Weg in das noch jüngere und noch romantischere und in seinen Berg¬ formen und Steilabstürzen noch zerrissener erscheinende Tracliyt- felsental von Mwelle, in dem sich in großartigster Weise alle Erscheinungen des Einbruchstales von Babanki-Tungo und Bam- buluae wiederholten. und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 167 Das Dorf Mwelle oder Mwela selbst (Hptlg. Fowandu) ist 1548 m hoch im Tal gelegen, dessen groteske Bänder nach meiner Schätzung weit über 2000 m emporragen müssen. Trachyt- laven. meist in der eigenartig buntgeflammten und geschmitzten dichten Formen (vgl. Gest.-Beschr. Nr. 116), vielfach von weißge¬ bleichten Tuffen und Brecciengesteinen eingedeckt, setzen die Bänder des, von einzelnen niederen Querzügen, stehen gebliebenen Horsten und emporgequollenen Kuppen erfüllten, ausgedehnten Tales zusammen. Die Abbildung Nr. 21 gibt nur einen Blick in eins der zahlreichen kleineren Zweigtäler des gewaltigen Haupt¬ tales kurz bevor dies durch einen etwa 600 m breiten, beider¬ seits von steilen etwa 150 m ansteigenden Felsspitzen einge¬ faßten Querrücken (Paß) von einem in das Tal des Berges und nach Babungo sich fortsetzenden tief einschneidenden Tal ge¬ trennt erscheint. Ruhte der Trachyt im Felsental oberhalb Ba- bungos vielfach unmittelbar auf stark muscovitisierten Biotit¬ gneisen und Glimmerschiefern (genau wie bei Babanki-Tungo auch hier Muscovittafeln bis zu 3 qcm Größe vielfach aufweisend), so fand sich der Ort Babungo (Hptlg. Sange) 1213 m hoch wieder auf ausgedehnten Basaltablagerungen, deren fruchtbarer Verwitterungsboden, wie so oft beobachtet, wohl gerade die Veranlassung zur Ansiedelung gebildet haben mag. Ganz allgemein haben die Eingeborenen die Beobachtung gemacht, daß der dunkle, viel lehmigere Basaltverwitterungs¬ boden weit fruchtbarer und ergiebiger, besonders bei dauerndem Anbau (seltener Platzwechsel der Farmen !) ist, als der Trachyt- tuffboden, der einmal viel spärlicher gebildet, auch meist von har¬ ten (stark verkieselten) schwer verwitterbaren Gesteinsblöcken (Konglomerat- und Breccientuffen) durchsetzt ist und sich des¬ halb schwerer kultivieren läßt. Vielleicht spielt auch, wie ich glauben möchte die Kalkarmut dieser Gesteine, sowie ihr ge¬ ringer Gehalt an leicht verwitterbaren (laterisierbaren) Gesteins¬ gemengteilen, schließlich auch ihre viel jüngere Bildung eine nicht unwesentliche Rolle dabei. Babungo zeichnet sich sofort vorteilhaft nicht nur durch reiche Farmen und schöne alte Baum- 168 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda bestände (auch Ölpalmen und Kolabäume reichlich) vor dem kah¬ len unbewohnten, nur von großen Herden mannshoher Affen be¬ völkerten Trachytgebieten aus, sondern der Markt und die Bauten des Ortes lassen sofort einen besonderen Reichtum und eine höhere Kulturstufe der Bewohner erkennen. (Unter anderem fand ich hier vielfach selbst geschmiedete Eisenwerkzeuge für die Farmbearbeitung nach europäischen Mustern (Schaufel. Spaten. Hacken), überhaupt lebhafte Eisenindustrie (einziger von mir beobachteter mehrere Meter hoher Eisenschmelzofen.) Die Beschaffenheit einer dicht beim Dorfe im Eobu an¬ stehenden und dort in einzelnen Lagen übereinandergeflossenen Basaltlava läßt die Gest.-Beschr. des D. Schl. 117 erkennen. Dieses Gestein findet sich vielfach als Material zahlreicher Lava¬ züge. In den Talsenken und auf den Spalten offenbar älterer Basalte findet sich vielfach reiner weißer Ton. der zur Her¬ stellung tönerner Pfeifenköpfe, sowie von Schmelzöfen und Windformen für diese, von den Eingeborenen vielfach benutzt wird. Einzelne der zahlreichen auf dem weiteren Wege nach Babanki - Tungo überschrittenen Basaltquellkuppen gewähren einen umfassenden Rundblick auf die vielfach eigenartig ge¬ formten Bergketten, deren einzelne Teile (auch ein Zeichen der regeren Kultur) von den dortigen Eingeborenen mit verschiede¬ nen Kamen belegt wurden. So unterscheiden sie in dem gro߬ artigen Rundpanorama, das sich von Babungo aus bietet, von KKW. über S. n. K. herumgehend, Mowangi, Wumo, Tschale. Eungole, Kugu, Kki, Eufugei, Kuetissonjon (später überstiegen) Mbellung. Das geologische Bild blieb nun auch auf dem weiteren Wege annähernd das gleiche, folgte dieser doch im wesentlichen dem Verlaufe der Babanki - Tungo - Trachytketten, nachdem der aus stark gequetschten Muscovitgranitkuppen und -Rücken bestehende Kuetissonjon-Höhenzug überstiegen war. Vielfach ist auch die¬ ser Granit von Basalten und Trachyten durchbrochen und reichlich finden sich Contactzonen dieser Gesteine unterein¬ ander. So stellt z. B. das Gestein der Kr. 119 einen sol- und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 169 dien Contact eines Basaltes mit dem Granit und Nr. 118 einen der in mächtigen Decken ihn eindeckenden Traehyte dar. Bisweilen finden sich in dem Granit pegmatitische quarz- reiche Adern, die vielfach in feinschieferige Quarzite mit zahl¬ reichen Muscovitblättchen und fleckigen Eisenglanzschuppen- Anhäufungen durch Pressung umgewandelt sind, an anderen Stellen ihre ungestörte pegmatitische, z. T. schriftgranitische Ausbildung noch deutlich beobachten lassen. Beim Dorfe Bamessing (1209 m). Hptlg. Montu, war der Weg am Bande, des schon beim Hinmärsche an anderer Stelle berührten Riesenkratereinbruchskessels von Babanki - Tungo, nach dem Innern dieses Kessels herabgestiegen. Dieser Rand zeigte auch hier wieder die Spuren des alten x4bbruehes in steilen Felswänden und Terrassen und bestätigte die Annahme, daß dieses gewaltig ausgedehnte Tal ein von den Resten zahl¬ reicher Eruptionsherde rings umgebenes gewaltiges Senkungs¬ gebiet darstellt. Noch einmal wurde dieser steile Rand am Wege nach dem am jenseitigen Abfall 1493 m hochgelegenen Bambilli (Hptlg. Wemu) überschritten und konnte hier mit den typischen Einzelerscheinungen der über senkrechte Felswände in romantisch schönen Fällen (50 m hoch) herabstürzenden Wasserläufe, der steilen terrassenartigen Bruchränder, der z. T. noch weit geöffneten Bruchspalten, abermals beobachtet werden. Die Höhenränder werden auch hier in weiter Erstreckung von Trachytbreccien und Tuffen bedeckt, deren petrographi- sclie Beschaffenheit in Nr. 120 beispielsweise erörtert ist. Auch der jenseitige Talrand zeigt hier einzelne gewaltige, vom abgebroche¬ nen Steilhange losgelöste, steile Einzelfelsmassen, ähnlich den beschriebenen Nadelhorsten von Babanki-Tungo. Hier sind sie z. T. umgestürzt und ragen als kahle Riesenblöcke (wohl 100 m hoch) aus der flachen Talebene von Bambilli hervor, die von zahlreichen Flußarmen durchzogen, ein äußerst fruchtbares (Wasserwirtschaft), von zahlreichen Eingeborenenfarmen nur zum Teil bedecktes Gebiet darstellen, das sich über das wellig ge¬ faltete und noch ab und zu von Trachytzügen überdeckte 170 Y. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda Granit-Gneisgebiet, über Bafreng mit seinen reichen Anpflanzun¬ gen, bis an die Steilränder des bereits früher beschriebenen Bamenda-Höhenzuges fortsetzt. Von Bamenda wurde nun der schon auf dem Hinmärsche benutzte Weg nach Bali wieder ein- geschlagen und von dort zunächst eine Bereisung des Barneta- Berglandes ausgeführt. Aus dem Bali-Basaltgebiet führte der Weg alsbald durch ein ausgedehntes altes stark erodiertes Gneisfaltengebiet zum Häuptlingsplatz Bameta 1227 m), der schon auf einigen durch den Gneis hindurchragenden alten Granitkuppen gelegen ist. (s. Abb. Nr. 22). Damit begann eine beschwerliche Wanderung durch ein weithin zusammenhängendes Granitbergland, in dem die einzelnen Kuppen und Bergrücken, durch von der Erosion vertiefte Täler und Schluchten getrennt, regellos und wirr durch¬ einander und z. T. in einander gepreßt zu liegen scheinen. Diese Bergkuppen haben sich zu recht beträchtlichen Höhen emporgewölbt. So liegt das Dorf Tungie (Hptlg. Bakua). das ich als Unterkunft wählte 1990 m hoch. Die meist ^rasbe- wachsenen Felshänge sind hier häufig überdeckt von Riesen¬ felstrümmern und werden gelegentlich zu fast vegetationslosen Geröllehalden. In den Tälern und an den der Erosion weniger zugänglichen flachen Hängen finden sich die spärlichen und meist zu größeren Dörfern vereinten Eingeborenen-Ansiedelungen mit reichen Farmen und gelegentlichen Waldbeständen. Besonders reich waren die Gneis- und Granitgebiete Bametas an reichen alten Ölpalmenbeständen, deren Früchte, wohl bisher nur zum geringsten Teil von den Eingeborenen verwertet, einen nicht zu unterschätzenden Reichtum jenes unzugänglichen Gebirgslandes dar stellen dürften. Das Gestein ist im ganzen Gebiet ein sehr gleichmäßiger grauer Granitit mit wechselndem Gehalt an schwarzem Biotit, gelegentlich ist er von pegmatitischen Adern durchzogen. Auch Quarzadern, meist von Pyrit durchsprengt, konnten mehrfach beobachtet werden, ebenso an einzelnen Stellen späterer tektonischer Störung, eine starke Zersetzung der Feld- späte^ die sich durch ihre Rotfärbung anzeigte, sowie eine lebhafte und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 171 Epidotisierung, so daß rot-grüngefleckte Granitvarietäten entstan¬ den. Im Elnßbett des Ngue waren in der für alle dortigen Granit¬ gebiete charakteristischen Weise gewaltige Gerölleblockpackun- gen zu beobachten, über die in zahlreichen Schnellen und Eällen die Wassermassen dieses Flusses schäumend zu Tal stürzten. An seinem rechten Ufer zeigte sich vereinzelt ein Basalt- durchbructg der hier ganz unvermittelt zwischen die Granit¬ kuppen eingeschoben, die Gleichförmigkeit des Gesamtbildes unterbricht. Vom Rastpunkte, dem Dorfe Bamundum (Ba-Mun- dum, (Hptlg. Sanschilli), 1272 m hoch, am Hange eines ver¬ einzelten Trachytdurchbruches gelegen wurde am rechten Ufer des Mukore. der sein geröllereiehes Bett tief in den Felsen ge- graben, ein hoher steiler Felsgrat erstiegen, auf dem nunmehr der Weg entlang führte. Etwa in der Richtung SSO. verlaufend, und weithin beiderseits von tiefen Längstälern begleitet, zu denen scharfe Grate und steile Kuppen und Felswände am jenseitigen Hange herabstürzen, erreicht er seine größte Höhe mit 1769 m in flachen, dem Rücken aufgesetzten Granitkuppen mit typischen Riesen-Granit-Verwitterungsblöcken. die häufig in hoher Packung aufeinander getürmt erscheinen. Von hier aus bietet sich ein um¬ fassender Rundblick über das ausgedehnte Gewirr von Fels¬ graten und Kuppen und dazwischen tief einschneidenden Tälern. Nur einige gewaltige eigenartig steil geformte nadelartig zer- spaltene Bergspitzen ragen im NNW. noch über den Profilauf¬ nahmehorizont heraus. Die an allen Punkten mit umfassenden Überblicken ständig aufgenommenen Bergprofile und Panoramen können im Einzelnen hier nicht erläutert werden, sie haben auch nur größeres Interesse für den Topografen und Kartografen. Das Gestein aller dieser Bergrücken ist ein wenig sich ändernder grauer Granit, wie er bereits in den Bameta- und Bamundum-Bergen herrschte, so daß geologisch diese Gebiete entschieden zusammenzufassen sind, obwohl sie politisch zu ver¬ schiedenen Yolksstämmen oder Landschaften gehören. Vom Mu- köre ab, rechnet jenes Granitgebiet beispielsweise zu Bafut. Mit der Annäherung an das Häuptlingsdorf Bafut und damit an die 172 Y. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto Bamenda Hauptkette der jungeruptiven Durchbrüche von Bamenda-Gr. Babanki stellen sich auch hier im Granitgebiet zunächst ein¬ zelne Basaltdurchbrüche ein. Das Gestein einer solchen, mitten zwischen dem Granit eingeschobenen Kuppe ist unter Nr. 121 näher beschrieben. In der Nähe des Basaltcontactes ist der Granit besonders grobkry stallin. Der Basalt an den Hängen ist mehrfach von den schon aus dem Bali-Gebiet bekannten Basalt¬ roteisensteinen überlagert. Der Granit ist auch auf der zurück¬ liegenden Wegstrecke bisweilen von Quarzadern, meist peg- mati tischen Ursprungs durchzogen und stellenweise finden sich Quarzgerölle mit Pyrit oder, nach dessen Zersetzung, löcherig gewordene und von Brauneisen durchsetzte Quarzstücke. An¬ dere Mineralien als Eisenkies waren nicht darin aufzufinden. Ein eigenartiges, sehr dichtes, völlig verkieseltes Quarzbreccien- oder Konglomeratgestein^ ebenfalls von Eisenkieseinsprenglingen reichlich durchsetzt fand sich unweit der Ufer des Mesam oder Med schäm (Gest.-Beschr. s. u. Nr. 122) der tief bis in den stark gequetschten und gefalteten Biotitgneis, die Unterlage des Gra¬ nites, eingeschnitten hat. Die Breccie ist offenbar eine später verkieselte Gehängebreccie. oder ein wenig weit transportierter verfestigter alter Flugsand, der wahrscheinlich starken Druck¬ wirkungen ausgesetzt war und hier eingefaltet wurde. Auffällig ist der gänzliche Mangel an zersetzbaren Silikaten und die frische Erhaltung der eingewachsenen Eisenkieskörnchen. Über weit ausgedehnte stark denudierte und immer mächtiger von Ver¬ witterungsboden und Alluvien in den Tälern eingedeckte, aber immer noch zu grotesken Plöhen zügen ansteigende und in tief eingeschnittenen Tälern hinabstürzenden Granitgebirgsbildungen, die hier vielfach in den Tälern reich an alten Laubbaum- und Ölpalmenbeständen und ausgedehnten Farmen sind, gelangte ich abermals nach Bafut^ das ich bereits schon einmal von Bamenda aus berührt hatte. Das Häuptlingsdorf, damals zugleich Kriegs¬ lager der Kegierungstruppe, ist am Rande eines der vereinzelten Basaltdurchbrüche gelegen. So war z. B. der Untergrund des von dem Häuptling vor seiner Flucht in Brand gesteckten statt- und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 173 liehen Häuptlingsgehöftes aus lauter einzelnen Basaltsäulen auf- gebaut. Das die zum Häuptlingsdorf führenden Wege z. T. tief in Basalt und Trachyttuffe eingeschnitten sind (gewissermaßen als Laufgräben und Verteidigungswälle) erwähnte ich bereits früher, ebenso, daß diese Gesteine früher als sedimentäre angesehen wurden. Ich habe Sedimentärgesteine bei meiner zweimaligen Durchkreuzung Bafuts nicht angetroffen. Voraus¬ sichtlich sind sie indessen im Nordwesten in den niederen Ge¬ bieten an der englisch-deutschen Grenze vorhanden. Auch der weitere Weg nach Bamedjung führte mehrfach durch Trachyt- und Basalttuffablagerungen, die auf dem Granit liegen (es scheint, daß das Vorhandensein dieser Tuffe geradezu die Aus¬ wahl der Eingeborenen- Ansiedelungsplätz-e mit bestimmt hat, und zwar neben ihrer leichten Bearbeitung zu befestigten Plätzen, auch des Bestandes alter, in dem tiefgründigen Boden wurzelnder Bäume wegen). Dieser Trachyttuff ist in Nr. 123 beschrieben, und hat hier Veranlassung zur Ansiedelung des Dorfes Bawue (Unterhäuptling Bolefo) gegeben, das mitten in einem ausgedehn¬ ten Walde mit uralten Baumbeständen versteckt gelegen ist. Auch Basalt und Basaltlaven stehen in einzelnen Kuppen am Wege an, oder sind in Decken von nahegelegenen Kuppen herabgeflossen und bilden die Geröllebedeckung der Berghänge, die steil nach dem Tale des Mowui hin abfallen und sich ebenso jenseits wieder zum Höhenzuge von Bamedjung erheben. Sie lieferten wieder vornehmlich den fruchtbaren Earmboden. Auch bis kurz vor Bamedjung sind die Bergzüge, wie schon bei Bamundum, meist zu steilen Graten geformt, die in den verschiedensten Rich¬ tungen verlaufen, und durch tiefeinschneidende Täler von ein¬ ander getrennt erscheinen. Sie bestehen aus dem typischen Granit, der auf der vorhergehenden Reiseroute beobachtet wurde und sind kurz vor dem Dorfe wieder von Basalt und Trachyt überlagert. Nahe dem Dorfe erscheint schon das alte Granitgebiet vielfach zerbrochen und tektonisch gestört. Aus¬ gedehnte Abbrüche an den ferner gelegenen Felswänden, die sich aber scharf in der verdorrten Grasbedeckung abheben, und deutlich das Einsinken und Abrutschen großer Geländeteile be- 174 Y. Teil. Reiserouten Mamfe Tinto-Bamenda obachten lassen, gewaltige Spalten und Risse am Wege, deuten darauf hin. daß hier z. Z. sich noch tektonische Veränderungen in größerem Maßstabe vollziehen. Im Dorfe selbst, das umgeben von altem Hochwald, romantisch auf der Felshöhe gelegen, fin¬ den wir wieder die weißen Trackyttuffe, durch die vielfach in den tiefen Wegeeinschnitten, Schollen von stark muscovitisiertem und gequetschtem Granitit herausragen. Vom 1180 m hoch ge¬ legenen Dorfe aus, erreicht der "Weg alsbald das eigentliche Basalt-Trachytgebiet. das sich im Höhenzuge von Groß-Babanki wieder zu jenen schon von Babanki-Tungo bekannten grotesken Bergformen mit seinen weithin leuchtenden weißen Trachyttuff- steilrändern und waldgekrönten Höhen erhebt, denen auch hier einzelne stehen gebliebene Nadelhorste vorgelagert erscheinen. Der weite, dem Höhenrande folgende Einbruchskessel, an seiner tiefsten Stelle 1208 m über Seehöhe, bildet ein äußerst fruchtbares Gebiet, da es reichlich von Wasseradern durchzogen ist. Es war damals aber nur zum kleinsten Teile angebaut. Von hier aus wurde nun der in die Bergzüge von Bekom sich fortsetzende Babanki - Höhenzug überschritten. Das geo¬ logische Bild ist das schon mehrfach beschriebene. Einzelne niedere Basaltdurchbrüche und Quellkuppen sind dem Höhen¬ zuge hier randlich vorgelagert, der sich offenbar im We¬ sentlichen aus Trachyt und den schon von Bamenda, Bambuluae und Babanki-Tungo erwähnten Gesteinstypen aufbaut. Eutaxy- tiscli geflammte, dichte Trachytlaven wechseln auch hier mit den sie meist eindeckenden, vielfach deutlich geschichteten und wieder eine gewisse Terrassenform der Hänge und Steilränder begünstigenden Tuffablagerungen und mit Breccien und Konglo¬ meratgesteinen, die durch Tuff material verfestigt sind und se¬ kundär verkieselt erscheinen. Mannigfaltig und meist bizarr sind die Bergformen, bald flach sargdeckelförmige Rücken, bald wild zerrissene in einzelne Spitzen aufgelöste Grate und Eeldspitzen bildend, die teils schief, fast überhängend, sich emporstrecken. Sie bilden das regellose Chaos der Bekomberge, das man von der Paßhöhe hinter Babanki Und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 175 aus überblickt. Bevor der Weg den höchsten Teil der Bekom- berge erreicht, werden die Vorberge, Granitkuppen mit ein¬ zelnen Basaltdurchbrüchen, durchquert. Im Bette des Mugom findet sich ein deutlicher Contact von Trachydolerit (Gest.- Beschr. 124), der hier einen typischen Museo vitgranit durch¬ bricht und in ihm plattige Absonderung hervorrief. Hier, wie auch in den übrigen beobachteten Bällen, sind feinverteilte Eisen¬ kiesausscheidungen das Einzige, was an Metallführung zu be¬ obachten ist und es scheint, daß die Basalt- und Trachyterupti- onen jener Gebite allgemein nicht Erzbringer gewesen sind, wie wohl vielfach anderwärts. Über randliche Basaltzüge steigt dann der Weg über deutlich abgesetzte Terrassen im Trachyt- gebiet zum höchsten Punkte, dem Passe der Bekom-Berge empor. (Die ausgebaute Straße berührt nicht das Dorf, das noch hoch über dem Wege auf sehr schwer zugänglicher Höhe erbaut ist.) Im geröllereichen Tale des Giungo führt vom Hauptwege zwischen bizarr geformten Basaltquellkuppen, wie sie die Ab¬ bildung Nr. 23 zeigt, ein schmaler, steil emporsteigender, kaum gangbarer Pfad, nach dem auf steiler Trachythöhe gelegenen Häuptlingsdorfe Lakom (Hptlg. Koimfoi. 1948 m). Vielfach ragt noch der Basalt auf den Höhen aus dem meist aus Trachyttuffen bestehenden Gesteinsmantel hervor und es hat den Anschein, als ob auf weite Erstreckung lediglich eine den Basalteruptionen folgende, anhaltende, oder wiederholte explosionsartige Eruption trachytischer Magmen hier stattgefunden hat, die dann ausge1 dehnte Gebiete mit staubförmigen, schnell durch Verkieselung sich verfestigenden Massen eindeckten. Die Basaltergüsse haben hier im wesentlichen die heutige Gebirgsgestaltung vorbereitet. Trachyttuffe und Breeciengesteine solcher Tuffe, die meist aus Basaltbruchstücken, trachytischen Bimssteinstückchen, gelegent¬ lich auch aus Brocken des unterlagernden Gneisglimmerschiefers bestehen, herrschen heute vor. Seltener sind Trachytlaven an¬ stehend zu beobachten. Es scheint nur ein gewaltig ausgedehnter Ausbruchsherd, unmittelbar da, wo heute das Häuptlingsdorf sich befindet, vorhanden gewesen zu sein. Von da ab läßt sich wieder, 176 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda eine eigenartig terrassenartige Abstufung der Trachytkette be¬ obachten, wie sie das Bild Nr. 23 besonders deutlich erkennen läßt. Am Nordhange der Bekomberge schließt sich an diese höch¬ sten Gipfel trachy tischen Ursprungs ein ausgedehntes Gebiet von Basalt, der unter Nr. 125 näher beschrieben wurde, auf den nur noch vereinzelt^ wie bei dein Dorfe Nschany abermals trachy tische Tuffe, meist von hellgelblich bis weißer, weithin¬ leuchtender Farbe lagern. Sie bilden zugleich die letzten Durch¬ brüche jungeruptiver Gesteine am eingeschlagenen Wege, denn dieser tritt hier in ein zusammenhängendes^ sehr altes und von jüngeren Dislokationen kaum berührtes Granitbergland ein. Dies alte Granitbergland von Bafum zeigt typisch alle jene der Granit¬ denudation besonders eigentümlichen Verwitterungsformen. Die Bergformen sind meist flache, häufig sehr ausgedehnte, massige, gerundete Kuppen mit zumeist sanften Hängen, die von Granit¬ rundhöckern und Gesteinstrümmern in allen Formen und Größen bedeckt erscheinen durch welche sie in große Gesteinsschutt¬ halden verwandelt sind? unter denen nur gelegentlich noch das anstehende Gestein wahrzunehmen ist. Einzelne tief erodierte Flußtäler vervollkommnen in ihren außerordentlichen Dimen¬ sionen das typische Bild der Denudationslandschaft. Die Ab¬ bildung Nr. 24 zeigt einen einzelnen, freilich wenig umfang¬ reichen Abschnitt aus dieser ausgedehnten eigenartigen Land¬ schaft. Zwischen 1100 und 1400 m etwa schwankend (der Häupt- lin gsort Bafumbuny Hptlg. Ntam, liegt 1288 m hoch), stellt dieses Gebirgsland ein vorzügliches Viehweidegebiet dar, während die Anbaufähigkeit auf die flachen Talböden und sanften Hänge beschränkt, gering ist. Allerdings zeichnen sich die relativ weni¬ gen Farmen, der übrigens wie alle jene Gebirgsgebiete sehr schwach bevölkerten Landschaft Bafum, durch vorzügliche Er¬ träge auch bei längerem Anbau derselben Parzellen aus. wahr¬ scheinlich infolge der Zufuhr immer frischen Gesteinsverwitte¬ rungsmateriales und der dadurch bedingten Zufuhr von Kali- und im nördlichen Barnen da-Bezirke (Hochlandsgebiete) 177 und Kalksalzen. Der Granit ist ein typischer, grauer Granitit und ändert hier, im Gegensatz zu zahlreichen anderen Granit¬ gebieten. namentlich im altkrystallinen Gebiete am Sanaga seine Erscheinung auf einem gewaltig großen Gebiete überhaupt kaum, wenn man von einzelnen schlierigen Bildungen und den bisweilen sich anhäufenden Quarzadern absieht, die wohl, meist peg- mititischen Ursprungs, wenig Aussicht auf die etwaige Führung wertvollerer Mineralbildungen bieten. So viele solcher Adern ich auch in diesem und dem folgenden Kentu- und Kambo-Berg- lande sowie früher im Bameta-Granitgebiet untersuchte, so konnte ich doch nie Anzeichen einer etwaigen Erzführung auffinden. Genetisch scheinen diese Gebiete, besonders Bameta- und Bafum- Bergland. in Beziehung zu einander zu stehen, d. h. etwa gleich¬ altrige Emporwölbungen zu sein, während aber das Bametaberg- land noch streckenweise durch jüngere Durchbrüche (Basalt» und damit zusammenhängende Dislokationen, neuerdings Ver¬ änderungen erlitten zu haben scheint, stellt die alte Granit¬ masse von Bafum einen lediglich durch Erosion veränderten Ge- birgssockel dar. Im Nordwesten längs des Steilabfalles und jen¬ seits desselben in der Ebene, ändert sich dieses Bild möglicher¬ weise. Vom Häuptlingsdorfe Bafumbum folgt der Weg im Wesentlichen dein erst schmalen, wild romantischen Tale des Ngula bis zu dessen Vereinigung mit dem Ngumo. Beide fließen gemeinsam dem Kembe zu. der wieder mit dem stattlichen Kem- bingo sich zur Katsena vereinigt. Nach der Vereinigung von Ngumo und Ngula erweitert und verflacht sich das Tal. die etwa 300 — 400 m ansteigenden Höhenränder treten zurück und eine weite fruchtbare Ebene, durchzogen von zahlreichen Wasser¬ adern. den überall aus den umliegenden Gebirgsländern herab¬ fließenden Bächen, breitet sich aus. Hier liegen dann auch, ein äußeres Zeichen der größeren Fruchtbarkeit darstellend, größere volkreichere Eingeborenen -Ansiedelungen. Eomfuka, zwischen Kembe und Kembingo und Ba-Mungong am nörd- O _5 O O m liehen Talrande, deren reiche Farmen wertvolle Ölpalmen¬ bestände, Tabak und vor allem Negerkorn (Mais) in üppigstem 12 .Neue Folge, lieft G2. 178 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tmto-Baroenda Wachstum neben allen den sonst vielfach genannten Eingebore- nenkulturen auf weisem Wie meist in reichen Gegenden, findet sich auch hier eine größere Haussa-Niederlassung als Stützpunkt für den umfangreichen Handelsverkehr dieses Volkes, der die Hauptprodukte der nahegelegenen reichen Gebirgslandschaften Kambo? Kentu, Bansso, besonders Kola, Kautschuk und Elfen¬ bein über die englisch-deutsche Grenze auf die nahen englischen Transportstraßen des Benue-Gebietes leitet. Beim Übergang über den Kembo in dessen Bett hier zur Trockenzeit immerhin noch mit etwa 25 m Breite, erhebliche Wassermassen reißend hinab¬ fließen. fand ich im Gerolle Stücke einer Pegmatitader des Granits mit reichlicher Molybdänglanzausscheidung. Sie er¬ innerten in ihrem Habitus unwillkürlich an mir bekannte ähnliche Vorkommen von Striegau und sind immerhin als einzige bekannt gewordene Erz- Ausscheidung in jenen Gebieten der Erwähnung wert. Hervorgehoben sei noch, daß diese breite fruchtbare Tal¬ ebene mit ihrem Wasserreichtum bei hier leicht zu bewerk¬ stelligender Wasserwirtschaft ein vorzügliches Siedelungsgebiet abgeben würde. Am Rande des Granitberglandes hinführend, tritt schließlich der Weg in ein deutlich flach gewelltes (Verlauf der Wellenkämme etwa NW. -SO.) Gneisgebiet ein. an dessen Rand ein vereinzelter Basaltdurchbruch beobachtet wurde, näm¬ lich in das aus Biotitgneis, Amphibolit und krystallinen Schiefern sich zusammensetzende Gebirgsland von Dumbo-Kentu. Während die zahlreichen Wasserläufe des bis dahin durch¬ reisten Gebietes mit den erwähnten größeren Wasseradern das Ab¬ flußgebiet derKatsena bilden, überschreitet der Weg Dumbo-Kentu etwa halben Weges nach Kentu die Wasserscheide zwischen Donga und Katsena, den beiden bedeutenden linken Zuflüssen des Benue, die außerordentlich wasserreich, ihre Quellen in den hohen Ge- birgsländern des deutschen Gebietes haben. Möglicherweise sind diese beiden Ströme auch auf deut¬ schem Gebiete noch weit hinauf schiffbar und bieten hier vor¬ aussichtlich sehr beachtenswerte geeignetere Transportwege für die Produkte dieser Landschaften, als nach der sehr unzugäng- und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 179 liehen deutschen Seite hin. was übrigens, wie erwähnt, von den Haussa-Händlern. die alle Handelsprodukte über die Grenze nach dem großen englischen Markte Takum bringen, längst ausge¬ nutzt wird und für die weitere Kultivierung dieser Gebiete immerhin von erheblichem Interesse sein wird. Dicht bei dem Dorfe Dumbo (1067 m hoch gelegen) und auch weiterhin am Wege nach Kentu, finden sich im Gneis mehrfach Quarzadern sehr erheblicher Mächtigkeit, die sich meist weithin aus dem Gelände als Quarzrücken herausheben. Diese Quarze sollten nach den Berichten des Elefantenjägers Taylor, eines in jenem Gebiete seit Jahren umherziehenden Engländers enorme Schätze an Gold bergen. Sie wurden von mir verschiedenen Orts ge¬ nauer untersucht und angeschürft, doch konnte dabei keine Spur des edlen Metalles entdeckt werden. Ebenso lieferte die pein¬ liche Untersuchung vieler Eluß sande jenes Gebietes auch nicht den geringsten Anhalt für die Richtigkeit der Behauptungen Taylor 's. Es handelt sich bei diesen Gängen um pegmatitische Adern des Granits, der unmittelbar bei Dumbo wieder auf weite Erstreckung den Gneis ablöst. Viele Adern sind mit reich¬ lichen Quarzkrystalldrusen erfüllt, deren Krystallindividuen bei Dumbo etwa die Länge von 5 cm erreichen, allseitig wohl aus¬ gebildet. meist milchweiß-trübe, vielfach auch wasserhell und klar erscheinen. Sie finden sich auch vielfach am Wege in Rollstücken und Drusenfragmenten. Außer den gewöhnlichen Kombinationen der Säulen und Rhomboeder, vereinzelt auch der Traepzoederflächen, habe ich andere Elächen an den Krystallen nicht beobachtet, ebenso fanden sich keinerlei andere Mineralien als Feldspat und Glimmer mit dem Quarz vergesell¬ schaftet. Bisweilen sind diese Adern vollständig derb, milch¬ weiß und liegen in gewaltigen viele Kubikmeter großen Blöcken am Berghange oder ragen, in bis 2 m breiten Rücken aus dem erodierten Biotit-Granit heraus. Vereinzelt sind noch wenig aus¬ gedehnte Reste der nicht völlig erodierten Gneisdecke zu be¬ obachten. Häufig erscheinen die einzelnen Bergzüge vollständig in- 12* 180 V. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda einandergeschoben, oder in einzelne regellos und wirr durch¬ einander liegende, bald rundliche Bergkuppen oder langgestreckte und vielfach gewundene Rücken aufgelöst, die im allgemeinen etwa 1000 m hoch, durch zahlreiche bis etwa zu 600 m Höhe einschneidende Täler getrennt werden. Naturgemäß boten sich hier der Wegeführung ganz besondere Schwierigkeiten, und da man seiner Zeit nur wenige Europäer auf der Station Bamenda zur Verfügung hatte, zu deren Bereich politisch dieses entlegene und unwegsame Gebiet gehört, so mußte der Weg durch einen schwarzen Schutztruppen-Unteroffizier gebaut werden und bietet nun leider das typische Muster eines Weges, wie er in der Kolonie nicht gebaut werden sollte, was doppelt bedauerlich erscheint, da für die meist von Negern benutzten Verkehrsstraßen eine Wegeverlegung weit schwerer durchführbar ist, als die Neu- aniage eines Weges. Unter den höheren Bergen des Gebietes fällt durch eine bizarre Spitzenform sehr weit hin ein beim Dorfe Bebegato gelegener hoher Felskegel auf, der, seiner eigenartigen Eorm wegen, einen besonders guten Richtungspunkt für den Reisenden bietet. Einen besonderen Namen der Eingeborenen für diese Felsspitze. die aus senkrecht abgebrochenen Granitblöcken auf¬ getürmt ist. wie ich später feststellte, ist nicht vorhanden. Viel¬ leicht kann sie zweckmäßig in Anlehnung an den Ortsnamen mit Gato-Spitze bezeichnet werden. Der Granit wechselt am Wege mehrfach, zwischen fast biotitfreiem und pegmatitisch ausgebildeten Adern mit größeren Biotitblättern (bis l/2 qcm) einer-, und feinkörnigen Muscovitgranit andererseits. Bis¬ weilen lassen sich Spalten und Sprünge offenbar sehr jugend¬ lichen Alters meist in NW. -SO. Richtung verlaufend, beob¬ achten. an denen sich in den Elußläufen Schnellen und Fälle bildeten. Mit der Annäherung an den Steilabfall nach dem Dorfe Kentu. das ganz am Fuße einer steilansteigenden hohen Gebirgskette nur noch 316 m hoch gelegen ist. zeigen sich immer deutlicher in Gesteinsbeschaffenheit und Gebirgsformen die Spuren starker Pressung und Faltung. Der ausschließlich und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 181 die stark ineinandergepreßten Bergrücken zusammensetzende feinkörnige Muscovigranit, wird stellenweise gröber und ist häufig auf weite Erstreckung vollständig einheitlich mit 1/2 bis 1 cm großen glänzenden Museo vittaf ein durchsetzt^ die in nester¬ artigen Pegmatitlinsen am Hange des Steilabstieges angeschnitten, sogar bis zu 15 cm Durchmesser aufweisen, verwittert silber¬ weiß, frisch außerordentlich klar und durchsichtig und bis¬ weilen schwach rosa gefärbt, erscheinen. Unweit davon wird der Granit, der hier biotitführend ist (vergl. Gest. -Beschrei¬ bung 127), mehrfach von einem dunklen Olivindiabas (Gest.- Beschr. 126) gangartig durchsetzt und beide Gesteine, besonders aber letzteres, zeigen sich reich an Eisenkieseinsprenglingen. In etwa 1 Stunde wird der Abstieg am steilen Hange von etwa 1100 auf 316 m trotz der ungünstigen Wegeführung nach dem Dorfe Kentu und dem Tale der Bissaula, einem wasser¬ reichen linken Zufluß der Donga. bewerkstelligt. Von Kentu ab flacht sich das Gelände sanft und allmählich nach den Ufern der Donga hin ab und bildet hier eine weite fruchtbare aber wenig volkreiche Ebene. Koch bis in die jüngste Zeit ständig beunruhigt und dezimiert durch die Raubzüge der in den nörd¬ lich angrenzenden fruchtbaren Landstrichen ansässigen Fullah- stämme. die hier ihr Hauptgebiet für die Beschaffung ihrer Sklaven seit langer Zeit gehabt haben, ist der dort angesessene Stamm der Bantuneger fast aufgerieben und seine Reste sind in die wilden Gebirgsgegenden des Kentuberglandes zurückgedrängt worden, an deren steilen Abhängen und unzugänglichen Tal- rändern ihre Dörfer versteckt und außerordentlich zerstreut lie¬ gen. Um diese gruppieren sich besonders reiche Mais- und Guinea-Kornfarmen. Die waldreichen Schluchten bergen viel¬ fach noch Bestände an Kautschuk-Pflanzen, die noch nicht der Verwüstung anheimgefallen sind. Kur vielfach gewundene und versteckte Schleichwege führen zu diesen Ansiedelungen und •sind außer den Bewohnern meist nur den Haussa-IIändlern be¬ kannt. Der im Bogen von Kentu über Dorf Taken (550 m). Abafum^ Laka (729 m), Bebe-Gato gewählte Rückweg nach 182 Y. Teil. Reiserouten Mamfe Tinto-Bamenda Dumbo machte mich mit einigen dieser versteckten Nieder¬ lassungen und dem Charakter der Gebirgsbildung bekannt. Das im Süden des Ortes Kentu in weitem Bogen schroff aus der Ebene ansteigende Gebirgspanorama erhebt sich in dem Pic von Kentu, einer steilen Spitze aus aufeinander getürmten gewaltigen Granitblöcken, die sich auf einem fast allseitig ge¬ rundeten und nur mit spärlicher Moos- und Grasvegetation in den Pissen und Spalten bewachsenen massiven Eelssockel auf- bauten, bis zur größten absoluten Plöhe von 1318 m. also fast genau 1000 m über den Ort Kentu. Die Abbildungen Kr. 25 und 26 zeigen einen Teil des Panoramas mit dem imposanten unmittelbar über dem Orte gelegenen Gipfel des Pic’s7 dessen erste Besteigung in seinem letzten Teile von mehreren Seiten fast unmöglich und schließlich auf dem eingeschlagenen Wege nur außerordentlich schwer ohne alpine Ausrüstung zu bewerk¬ stelligen war. Hier wie noch mehrfach in diesem Granitgebiet treten Orthiophyre wie sie in Nr. 129 d. Gest.-Beschr. cha¬ rakterisiert sind, in breiten Gängen, und umfangreichen Teilen der Granitlakkolithen auf, diese gleichsam stellenweise wie mit einem Mantel umhüllend und durch ihre eigenartige, besonders deutliche schalige Ablösung die Unzügänglichkeit dieser Kuppen hervorrufend. Die wilde Zerrissenheit und das teilweise bizarre Aussehen jenes Gebietes das wirre Durcheinander der Berg¬ formen und Bergspitzen läßt vermuten, daß hier mehrfach nach der Aufwölbung der Granitkuppen noch Dislokationen statt¬ gefunden haben. Der häufige Wechsel der Granitvarietäten zwischen grauem typischen Granitit und in Farbe und Korn recht verschiedenen Hornblende-Graniten auf einem räumlich nicht allzu ausgedehnten Gebiete und deren teilweise scharfe Abgrenzung gegen einander, sowie die Art ihrer Durch¬ dringung deuten wohl auch auf zeitlich von einander getrennte Tiefengesteinsbildungen hin. Bisweilen finden sich in den Flußläufen als Gerolle Biotit - Hör nf eise, wie sie in Nr. 128 von einem dicht beim Dorfe Abafum gefundenen Block beschrieben sind. Am Fuße der bereits früher erwähnten Steilspitze von Bebe-Gato? die weithin in ihrer imposanten Form und im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 183 auffallend, aus größerer Nähe das Bild Nr. 27 darstellt, fand ich Gänge des Microdiabasporphyrits der Nr. 131. deren Contact mit Granit Nr. 130 darstellt. Leider schien eine Besteigung der vielfach geborstenen steilen Spitze, die von einem gewaltigen Schuttmantel von Biesenblöcken am Grunde umgeben war, ohne großen Zeitverlust und ohne geeignete Ausrüstung nicht möglich. Auch hier scheinen wie am Pic von Kentu, Orthophyre eine ent¬ scheidende Bolle bei der Anlage der heutigen Formen ge- spielt^ und die Erosion diese nur noch schroffer und grotesker herausgearbeitet zu haben. Während in den höher gelegenen Gebieten überall der Granit, bald äußerst feinkörnig, bald grob¬ körnig, fast pegmatitisch, freiliegt, findet er sich in den Tälern und Flußläufen des Abfalles nach Dumbo mehrfach auf weite Erstreckung von Amphybolithen überlagert, wie sie nach ihrem typischen Auftreten in Nr. 133 beschrieben sind. Von Dumbo bereiste ich andere, außerordentlich schwer zu¬ gängliche und deshalb noch fast gar nicht mit der Kultur in Berührung gekommene Gegenden des Kentu-Berglandes. Granit und Gneis sind auch hier das überall herrschende Gestein. Ein vereinzelter Basaltdurchbruch mit folgendem trachytischen Nach¬ schübe fand sich beim Dorfe Tissa (1253 m) unmittelbar den hier offenbar schon vorher durch die Erosion freigelegten, also wohl sehr alten Granit, durchdringend. Dagegen befand sich das Dorf Andi (973 m) (Abbildung 28) am Steilhange eines den Biotit¬ gneis (Nr. 135) durchdringenden Diabasporphyrit-Durchbruchs (Nr. 137a). diesen lokal in ein hartes und dichtes, fast adinolen- artig aussehendes sprödes Gestein (Nr. 136) und Hornblende- Gneis (Nr. 137) umwandelnd. Bisweilen weisen Gerolle in den Flußläufen auf vereinzelte weitere Basaltdurchbrüche hin. wäh¬ rend im Tale des Somfe vor Mandi und am Aufstieg nach diesem, Granat-Biotit-Glimmerschiefer mit breiten zwischenge¬ lagerten Feldspatlagen, nach denen das ziemlich konstante Ein¬ fallen etwa zu 17° OSO. bestimmt wurde, als Beste der ursprüng¬ lichen sonst wohl überall erodierten, kry stallinen Gesteins¬ bedeckung vorhanden sind. Im kleinen Flüßchen Kemme ist abermals ein Basaltdurchbruch durch die nunmehr auf weite 184 Y. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda Erstreckung herrschende Gneisbedeckung erkennbar, einzelne sehr frische Trachytgerölle weisen auch hier wieder auf nicht unmittelbar am Wege zu beobachtende gelegentliche Durch¬ brüche dieses Gesteins hin. Aufgefalteter Biotitgneis in ziem¬ lich gleichmäßiger Beschaffenheit^ bisweilen von Amphybolith- gneis abgelöst^ bildet die zahlreichen Höhen bis zum Dorfe Ko (749 m). Am weiteren Wege nach Berabe (625 m) mit den von reichen Ölpalmenbeständen und üppigen Farmen bedeckten umliegenden Höhen, findet sich in einen stark gequetschten und gefalteten Glimmerschiefer durch einen Flußlauf angeschnitten, ein ausgedehntes Massiv des Gabbro-Amphyboliths, der in Kr. 140 beschrieben ist. Seine Riesentrümmerblöcke erfüllen das Flu߬ bett in gewaltiger Packung. Er gewinnt noch an Interesse durch eine reiche Durchsetzung mit sulfidischen Erzen, besonders Magnetkies, aber auch von Kupferkies in geringeren Mengen, so daß hier immerhin die Möglichkeit des Vorhandenseins von An¬ reicherungen solcher Erzausscheidungen besteht wie sie ja in Gabbros nicht selten sind. Die Unmöglichkeit der längeren Ver¬ pflegung einer größeren Trägerkolonne, hinderte damals die im dichtesten Urwald an sich schon außerordentlich erschwerte ein¬ gehendere Untersuchung, da die Entfernung zur nächsten Ein¬ geborenenansiedelung zu groß und die dort erhältlichen Ver¬ pflegungsbedürfnisse, wie häufig auf diesem Teile der Reise, kaum für einen Tag ausreichten. Abb. Nr. 29 zeigt das mit Riesentrümmerblöcken erfüllte Flußbett. Der weitere Weg führte mich mehrmals hinab in die wasser¬ reichen Täler der linken Donga-Quellarme, die hier alle den Namen Ako tragen und meist in außerordentlich beschwerlichem und steilem Anstieg wieder durch waldreiche Schluchten mit reichen, alten Ölpalmenbeständen und Kautschukpflanzen in Höhen bis etwa 1000 m hinauf. Mehrfach wurden Eingeborenen- Ansiedelungen an den bewaldeten Hängen versteckt berührt, deren, freilich wenig ausgedehnte, reiche Farmen Planten, Mais und Hirse (Guinea-Korn) reichlich aufwiesen, während die Öl¬ früchte fast in jedem Dorfe in einer besonderen Ölpresserei ver- und im nördlichen Bamenda- Bezirke (Hochlandsgebiete) 185 arbeitet wurden. Abb. Nr. 30 gibt einen Blick von einem dieser kleinen Jemberre-Dörfer (877 m hoch) in das Ako-Tal und auf die nach diesem abfallenden Höhenzügen. Das sie aufbauende Gestein ist Biotitgneis. Seine Zusammensetzung (Gest.-Beschr. 142) läßt seine Entstehung aus Granitit vermuten, der auch bis¬ weilen noch weniger gequetscht, massiger und grobkörniger zu beobachten ist. Nachdem ich die Landschaft Kodja mit dem Häuptlingsdorf des Giwa. einem besonders romantisch am Berghange (573 m gelegenen Örtchen durchquert, von wo aus sich ein weiter Blick in das flache Tal der Douga eröffnete^ wurde der Weg in die Landschaft ivambo fortgesetzt. Diese umfaßt ein stark erodiertes Granitbergland mit im Norden vereinzelten im südlichen Teile häufiger werdenden Basaltdurchbrüchen. Der Granit, der in seiner Zusammensetzung durchaus dein von Bameta und Bafum gleicht, bildet auch hier, besonders am kleinen Llüß- chen Dschembori. von den typischen Verwitterungsformen, riesi¬ gen, wollsackähnlichen Blöcken bedeckte, bis 1500 m hohe flache Kuppen (Lager am Dschembori 1492 m). Abbildung Nr. 31 gibt einen Blick über eine solche Kuppe. Unverkennbar ist überall hier in dem Gesteinshabitus der Gebirgs- und Ver¬ witterungsformen der genetische Zusammenhang dieses Gebirgs- landes mit denen von Bafum und Bameta. Sie stellen offenbar die ältesten und am längsten in größerem Zusammenhänge un¬ gestört. lediglich den Wirkungen der Erosion ausgesetzt gewese¬ nen Teile des Hoehgebirgslandes dar und bilden seinen nord¬ westlichen Band. Im Süden steigt das Kambo-Bergland allmäh¬ lich bis zu Höhen von etwa 2000 m empor. Das erste der be¬ rührten Kambo-Dörfer ist 1750 m hoch in der Nähe zahlreicherer Basaltdurchbrüche gelegen. Der Basalt ist typischer Leldspat- basalt (Gest.-Beschr. 143 . der von ihm durchbrochene Granit hat auffallende Ähnlichkeit im ganzen Habitus, Farbe und Zu¬ sammensetzung. teilweise bankiger Absonderung usw. mit dem Granittypus von Striegau in Schlesien. Die vulkanreichen Ortschaften, in waldreichen Talschluchten mit viel Kola- 186 Y. Teil. Reiserouten Mamfe-Tinto-Bamenda Gummipflanzen und Ölpalmen gelegen, sind von fruchtbaren Farmen mit reichen Mais- und Guineakornbeständen umgeben. In den wasserreichen Talniederungen, besonders auf dem Basalt¬ verwitterungsboden, finden sich Bambusrohr und Bapliiapalmen häufig. Letztere, so wie eine von ihr verschiedene Palmenart mit dattelähnlichen Blütenrispen und Fruchtständen, von den Einge¬ borenen Ya genannt, liefern den auch hier von den Eingeborenen geschätzten Palmenwein (Mimbo). Auch dieses Gebirgsland zeich¬ net sich übrigens, wie das nahe Bansso, wieder durch besonderen Peichtum an Bienen und Honig aus. Häufig finden sich als Lateritverwitterungsprodukte des Basaltes Braun- und Poteisen¬ steine. Das zweite vom TYege berührte große Kambo-Dorf des Häuptlings Fondu liegt wieder am Rande ausgedehnter Basalt¬ durchbrüche in 1941 m Höhe, die hier meist Decken und ver- j einzelte stark abradierte Ivuppen bilden und dem ganzen Ge- birgslande mehr den Charakter des Hochplateaus verleihen. Beim Dorfe Sop oder Esob (1550 m) (Hptlg. Kuenso) der :nördlichsten Kiederlassung der Bamurns. zeigt sich bereits einer der im süd¬ lichen Teile so ausgedehnten Trachvtdurchbrüche. Yon hier erfolgte nunmehr der Abstieg in das Quellgebiet des Mbam. Das Kambo-Bergland bildet demnach einen Teil der YTasserscheide zwischen Donga und Mbam. also zwischen Benue und Sanaga. Den Rand des Hochgebirgslandes bilden auch hier steile und von der Erosion stark zerfurchte Granitbergzüge (Granitit s. Gest.- Beschr. Kr. 145) mit tief eingeschnittenen Tälern, häufigen aus¬ gedehnten Klippen- und Trümmerblock-TYollsackbildungen. Am Rande wechselt auch hier der Charakter des Granits vielfach und läßt deutlich die Spuren starker tektonischer Yeränderungen in gneisartiger Ausbildung. Schieferung und plattiger Abson¬ derung erkennen. Diese Ränder weisen, wie ich mehrfach auch anderen Orts betonte, vielmehr auf die gebirgsbildende Empor¬ wölbung und Auffaltung des gesamten Hochlandes hin als auf ein allgemeines Absinken der heutigen Flachlandsgebiete wie es Hassert (vergl. 5) z. B. anzunehmen scheint. Am Flüßchen Kko, einem der zahlreichen Quellarme des Mbam, war bereits mit 875 m and im nördlichen Bamenda-Bezirke (Hochlandsgebiete) 187 nach besonders beschwerlichem Abstiege über steile Granitzüge der Fuß des Hochlandes erreicht. Nach nochmaligem Aufstieg über die hohen Randgebirgsrücken, auf deren äußerstem, steil nach der Ebene von Ntem abfallenden, adlerhorstgleich das Einge¬ borenendorf Ntem gelegen ist. führt der Weg hinab in das sich weithin ausdehnende faltig wellige Gneishochland von Ada- maua. mit den Landschaften von Banjo, Galim, Tibati, Ngambe. Die Abbildung Nr. 32 gibt einen Blick auf einen Teil des Höhen¬ randes von Ntem. vom Tale aus gesehen wieder. VI. Teil. Das altknystalline Hochland von Süd-fidamaua. Reise Ntem-Banjo-Galim Tibati-Ngambe-Ditam Yabassi. Mit dem Abstieg in die Ebene von Ntem und das Tal des Maitelori wurde, zugleich mit dem Eintritt in den Verwaltungs¬ bezirk Banjo7 das ausgedehnte und geologisch ziemlich einförmige altkrystalline Hochlandsgebiet von Süd-Adamaua betreten. Der Weg Atem-Banjo führt noch vielfach über die randlichen weit in das Hochlandsgebiet hineinragenden Gebirgszüge von Kentu- Kambo und Mambila hinweg. Im großen und ganzen stellen die bereisten Teile von Adamaua ein welliges, bisweilen außer¬ ordentlich stark gefaltetes^ sehr altes Gneis-Amphibolit-Glimmer- schiefer-Bergland day das seit seiner Bildung, also durch ge¬ waltige Zeiträume der Denudation und vielleicht der Abrasion unterworfen war. In sehr früher Zeit haben dann noch Auf¬ wölbungen alter Tiefengesteine^ in erster Linie von Graniten, weniger häufig von Dioriten und Diabasen, Dislokationen her¬ vorgebracht. Zum Teil sind solche Tiefengesteinsmassive in gewaltiger Erstreckung heute völlig denudiert und bil¬ den den Gesteinsuntergrund jener von Verwitterungsboden bedeckten Gegenden. Anderen Orts, wo sie die Gesteins¬ decke offenbar zu erheblicheren Höhen emporgewölbt haben, bilden sie, von dieser Decke durch die Denudation entblößt, ver¬ einzelt massige Gebirgszüge, die namentlich am Bande des vorher VI. Teil. Das altkrystalline Hochland von Süd-Adamaua 189 bereisten Iiochgebirgslandes zu erheblichen Höhen noch heute an- steigen. Meist haben diese Gesteine auch schon an Faltungen. Stauchungen und Pressungen teilgenommen und dadurch ihren Charakter verändert. Bezeichnend ist jedenfalls, wenn man von diesen einzelnen, über das wellige alte Gneishügelland unregel¬ mäßig verteilten Tiefengesteinsmassen absieht, das Vorhanden¬ sein sehr tiefgehender eluvialer Lateritbildung und das fast gänz¬ liche Fehlen junger Eruptivgesteinsmassen und damit zusammen- hängender jugendlicher Störungen in jenen Gebieten. Durch die fruchtbare alluviale Ebene des Maitelori. eines größeren wasserreichen rechtsseitigen Zuflusses des Mbam, führte der Weg zunächst über ein stark denudiertes. mit Trüm¬ merblöcken bedecktes niederes Granit-Massiv zum Fuße eines außerordentlich steil abfallenden, sargdeckelförmig in seiner Längserstreckung ausgedehnten, einheitlichen, etwa 200 bis 250 m relat. hohen und NNO. -SSW. verlaufenden Granitrückens, dem Ngungue, dessen Seitenansicht vom Wege Abbildung Nr. 33 darstellt. Als Produkte der für die tropische Verwitterung charakteristischen schaligen Gesteinsablösung infolge der Inso¬ lation sind die steilen vegetationslosen Hänge anzusprechen, die dem Berge auf weite Entfernung hin ein eigenartiges Aussehen verleihen. Der graue, meist sehr dichte und feinkörnige Granitit, der dieses Bergmassiv zusammensetzt, ist in Nr. 146 beschrieben. Die Ausläufer und Hänge des Ngungue bilden vielfach mächtige Gesteins-Schutt- und Blockhalden. Zwischen mehreren solchen stark ab radierten und mit Blöcken überhäuften flachen Kuppen liegt das Dorf Kinkau, (760 m), das Abb. Nr. 34 wiedergibt. Überhaupt befinden sich die kleineren Fullah -Ansiedelungen jener Hochlandsgebiete meist in den durch Felsblöcke unzugäng¬ lichen und ihnen damit natürlichen Schutz gewährenden Ge- birgshängen. Auch das am Wege nach längerer Wanderung über flache Gneishügellandschaft berührte Dorf des Seriki Barka, Maharba (735 m) liegt am Fuße eines größeren Bergmassivs, des Bande, dessen Profil in der Abb. Nr. 35 wiedergegeben 190 YT. Teil. Pas altkrystalline Hochland von Süd-Adamaua ist. Es hat den Anschein, als ob dieser Berg von Tuffen, und zwar trachytischen Ursprungs eingedeckt wäre, wenig¬ stens bestand er. soweit ich ihn im unteren Teile untersuchen und besteigen konnte aus dem in Nr. 147 beschriebenen ver- kieselten, brecciösen Trachyttuff, der auch in Bieseublöckeu seine randlichen Schutthalden bildete. Noch andere vereinzelte, ähnliche, etwa 100 — 150 m hohe Kuppen tauchen entfernter vom weiteren Wege seitwärts aus dem welligen Gneisberglaude auf. das dann in dem Libau-Bergzuge bis zur Höhe von 1224 m. beim Dorfe Libau. aufgefaltet ist. Stark gequetschte Biotit- Gneise mit Quarzschnüren, die recht deutlich alle Faltungen und Quetschungen mitgemacht haben und erkennen lassen. Biotit-Granatglimmerschiefer, hier und da von grobkör uig-krystal- linern Granitit durchdrungen, der ebenfalls stark an Faltung und Quetschung beteiligt, also älter als diese ist, sind für den Steilanstieg charakteristisch. Am kleinen Flüßchen Yiadjeudere ragt durch den dort sehr f einlagigen dichten Biotit-Gneis eine einzelne stark abradierte Kuppe eines Orthophvrs hindurch, der unter Nr. 149 näher beschrieben wurde. An den Berghängen finden sich als Gesteins-Verwitterungsprodukt, neben roten eisen¬ reichen Latenten, mehrfach rein weiße, wenig plastische, weiche, völlig zersetzte Gesteine, in den Senken auch vielfach plastische Ton- und Lehmböden. Der Biotit-Gneis wird dann vorüber¬ gehend am kleinen Flüßchen Madelle durch dichten Zweiglimmer¬ gneis abgelöst, über den zahlreiche Gerolle eines schwarzen, sehr feinkry stallinen, brecciösen Idornblende-Biotit-Gneises der Beschreibung Nr. 148 ausgebreitet sind. Auf kurze Erstreckung folgen dann zusammenhängende, zumeist grobkörnige Granitit- massen. in gewöhnlich flachen, geröllebedeckten Kuppen, oder langgestreckten Rücken, deren einer am Flüßchen Tapade sich aus dem Granit- Aplit Nr. 150 zusammensetzt. Dann wechseln hornblendereiche Biotit-Gneise mit reinen Biotit-Augen- und Flasergneisen ab. Die Höhenunterschiede sind meist gering (Höhe am Tapade 1295 m. Dorf Tukurua 1212 m), die Hänge sanft und von Laterit bedeckt, die Täler mehrfach sumpfig und Reise Ntem-BaDjo-Galini Tibati-Ngambe-Ditam Yabassi 191 mit Bambus und Sumpfpalmen bestanden. Erst beim Orte Banjo, der Station Banjo, dem Mittelpunkt des ganzen Verwaltungs¬ bezirks, der etwa das gesamte Gebiet der Lamidate Banjo, Tibatg Galim und Gasehaka umfaßt, wird das wrellige Gneis¬ hügelland wieder von einem Ilöhenzuge, den Banjobergen, unter¬ brochen, die in ihrer höchsten Erhebung 1600 m hoch empor¬ steigen. Der höchste Gipfel ist in der Abb. Nr. 36 wiedergegeben und besteht aus gewaltigen aufeinandergetürmten Granitblöcken, von denen die beiden, wie Kopf und Rumpf eines Kiesen aus¬ sehenden, weithin erkennbaren, höchsten Gipfel von den um¬ wohnenden heidnischen Negern (den Sklaven der Eullahs) als Götzen verehrt werden. Dicht beim weit über zwei flache Gneis¬ hügel ausgebreiteten Ort Banjo steigt der Granitbergzug ziem¬ lich steil etwa 350 m empor. Abbildung Nr. 37 zeigt einen Blick von der Höhe des Berges über den ausgedehnten Ort. während Nr. 38 den Anblick eines Gipfels mit den charakteristi¬ schen Verwitterungsformen des Granits wiedergibt. Das Hauptgestein des Bergzuges ist ein typischer grauer Granitit. der aber bisweilen in Korn und Zusammensetzung sich ändert. So zeigt sich an einzelnen Stellen eine porphyrische Ausbildung (s. Gest.-Besehr. Nr. 154). besonders reichlich und auffällig aber ist eine ausgedehnte Schlierenbildung sehr fein¬ körnigen, dunklen und dichten, harten, schwarzen Gesteins, das näher unter Nr. 152 und 153 beschrieben ist. Erwähnens¬ wert ist dann noch, nahe dem Gipfel, ein vereinzelter, stark denudierter Durchbruch des Trachytes Nr. 151. Irgend welche erkennbaren Dislokationen scheint dieser kleine Durch¬ bruch nicht hervorgebracht zu haben. Er scheint neben dem ebenso vereinzelt aus dem Kentuberglande erwähnten, so weit mir bekannt geworden, den nördlichsten jungeruptiven Trachytdurch- bruch darzustellen. Allerdings sollen jüngere Eruptivdurch¬ brüche, nämlich Nephelin-Basalte, Eeldspat-Basalte, Andesite und Phonolithe bei Ngaumdere (vergl. 1, S. 174) noch vorhanden sein. Vielfach ist der Granit, namentlich am Fuß des Bergzuges, 192 VI. Teil. Das altkrystalline Hochland von Süd-Adamaua von breiten Quarzadern durchsetzt, in denen der Quarz meist in deutlichen und bis 5 cm langen Krystallen ausgeschieden er¬ scheint. Am Ausgehenden sind die Krystalldrusen häufig mit dichten und harten Bildungen von braunem Glaskopf überzogen. Sonstige Mineralien konnte ich bei der allerdings nur oberfläch¬ lichen Untersuchung einzelner solcher Gänge nicht beobachten. Dagegen fanden sich im Schwemmlande rings um den Berg, vielfach am Wege ausgewaschen, neben Brauneisensteinstück¬ chen, bis zu 4 cm Durchmesser aufweisende abgerollte Fragmente von Rutilkry stallen, die vermutlich solchen Quarzadern entstam¬ men. Diese Krystallbruchstücke weichen in ihrem Aussehen etwas von dem gewöhnlichen Habitus des Butils ab. sie zeich¬ nen sich z. B. durch besonders hohen diamantartigen Glanz aus. Der Strich ist meist hellrot, an einzelnen Stücken jedoch dunkler bis schwarz, und diese ähneln dann am Meisten dem Nigrin, an¬ dere sind dagegen deutlich rot durchscheinend. Eine Bestimmung der Titansäure ergab für die eine dunkle Probe I. 69,6 v.H. Ti02 für eine zweite, äußerlich von der ersten wohl unterscheidbare II. 85,0 v.H. TiOg1). Der Pest zu 100 scheint fast lediglich Fe203 zu sein, wenigstens enthielt I. 29,8 v.H. Fe203. Jedenfalls sind die dunkleren Varietäten demnach dem Nigirin, der nur 11 bis 14 v.H. Fe203 enthält, nahestehende, bisher nicht be¬ kannte, noch eisenreichere Rutil Varietäten, deren abweichen¬ des Aussehen wohl lediglich der isomorphen Beimischung größerer Mengen von Eisenoxyd zuzuschreiben sein dürfte, während die helleren Stücke der Probe II. dem Nigrin zuzu¬ rechnen sein dürften. Sie scheinen übrigens auch den Einge¬ borenen schon früher aufgefallen zu sein, denn sie fanden sich bisweilen angehäuft in der Nähe der mehrfach am Berghange früher betriebenen Eisenschmelzen und ihrer alten Schlacken¬ halden. es scheint also, daß man Versuche gemacht hat, sie zum Schmelzen zu benutzen und sie deshalb zusammengetragen hat. Die erwähnten Gangbildungen erscheinen immerhin einer ge- ß Die liier gegebenen Analysenresultate verdanke ich der Güte des Herrn Dr. Brandt, Dortmund. Reise Ntein-Banjo-Galim Tibati-Ngambe-Ditam Yabassi 193 legentlichen eingehenderen Untersuchung durch Schürfungen wert, da sie einmal nicht als lediglich pegmatitische Adern auf¬ zufassen sein dürften andererseits bei der Nähe der Station die Bearbeitung wesentliche Schwierigkeiten nicht bereiten würde. Von Station Banjo führte mich der Weg zunächst nach Galim. von wo über das Vorhandensein von Soolquellen mehrfach berich¬ tet worden war, die für die Viehzucht jener Gegenden von jeher ein ganz besonderes wirtschaftliches Interesse boten. Danach schienen dort interessante geologische Aufschlüsse sich erwarten zu lassen. Die ohne erhebliche Höhenunterschiede wellig¬ hügelige Landschaft, die überall in Denudations- und Erosions¬ bildungen sowie in der bisweilen mächtigen Bedeckung mit elu- vialem Laterit die alte ungestörte Gneisbedeckung erkennen ließ, bot wenig des geologisch Interessanten. Vorherrschend fanden sich typische Biotitgneise, die nur selten in hervorragenden Felsen und in Wasserläufen freigelegt waren, meist aber von Verwitterungs¬ boden überdeckt erschienen. Die größeren Wasserläufe, in flachen alluvialen Senken sich hinziehend, waren meist mit steilen Ufern in eine bis mehrere Meter mächtige jung-alluviale Schwemmland¬ schicht eingegraben. Diese bald von groben Elußschottern, bald von Sand oder schwarzen, humosen, feingeschlämmten Boden¬ schichten gebildet, erfüllen überall die flachen Senken und geben ihren äußerst fruchtbaren Untergrund ab. Das vorherrschende Ge¬ stein ist auch hier allenthalben Biotitgneis^ der häufig stark gefaltet und gequetscht erscheint. Diese über ausgedehnte Flußschotteranhäufungen in der Trockenzeit mit wenig Gefälle dahinfließenden Wasser, unweit Banjo noch zum Mbanq dann zum Djerem führend (beides rechts¬ seitige Zuflüsse des Sanaga)^ stürzen mit ungeheuren Wasser¬ massen nach jedem größeren Gewitter und besonders -in der Regenzeit reißend zu Tal. die Flußablagerungen ständig um¬ arbeitend und das Bett d_es Flusses verlegend. So führen sie auch von weither mancherlei fremdartige Gerolle mit sich. Einige solcher weisen darauf hin. daß die hohen in der Ferne gelegenen 13 Neue Folge. Heft 62. 194 VI. Teil. Das altkrystalline Hochland von Süd-Adamaua Berge von Mambila und des Djauro Gotil deren Profile sich mehrfach, besonders günstig von Arnados - Dorf beobachten ließen, mindestens teilweise aus quarzfreien Porphyren be¬ stehen oder von Tuffen eingedeckt sein mögen, die aller¬ dings am Wege nicht anstehend beobachtet werden konnten, aber voraussichtlich jenen höheren Bergzügen entstammen. Nr. 155 der Gest.-Beschr. stellt solchen quarzfreien Porphyr und 157 verkieselten Trachyttuff dar, wie sie sich als Gerolle des Mao Banjo und später in verschiedenen Varietäten mehrfach besonders im Mao Wure finden. Die kieselige Grauwacke Xr. 15G scheint darauf schließen zu lassen, daß vielleicht auch paläo¬ zoische Ablagerungen, die in der Ebene wohl allenthalben wieder denudiert sein mögen, vielleicht in Schollen und Fetzen durch jün¬ gere Dislokationen mit emporgehoben wurden und dort wohl noch vereinzelt erhalten sind. Erst spätere Untersuchungen werden über ihren etwaigen Zusammenhang mit den aus den nördlicher gelegenen Gebieten, z. B. aus der Umgebung des Ssari-Massivs bekannten Phylliten, Aufschlüsse bringen können. Möglicher¬ weise sind es jedoch die Reste veränderter uralter konglomerati- scher Bildungen, vielleicht auch sind es den heutigen ähnliche, dynamometnmorphosierte. lateritiselie Bildungen. Über ihr Alter und ihre Entstehung lassen sich zur Zeit kaum Vermutungen aufstellen. Der Biotitgneis, bisweilen hornblendereich, wird am Mao Tapare von dem in Xr. 158 beschriebenen Granit-Amphibolit durchbrochen, der dann beim Dorfe des Arnado (1058 m), einem Sklavendorfe des Lamido von Banjo, dicht am Mao Wure, einzelne flache Kuppen bildet, zwischen denen sich der Eluß in einer Schotterterrasse eingegraben dahinwindet. Abbildung Xr. 39 zeigt einen Teil des Elußlaufes. Zwischen diesen Granitkuppen entspringt eine der bisher für Soolen gehaltenen Quellen jener Gegenden. Auf Spalten im Granit empordringend, ver¬ liert sich das Wasser alsbald im durchlässigen Schwemmboden und erst durch Abgraben wird das Quellwasser in einzelnen, bis auf das feste Gestein hinabreichenden kleinen Schächten gesam- Reise Ntem-Banjo- Galim Tibati-Ngambe-Ditam Yabassi 195 melt, in denen es dann bis unweit der Oberfläche brodelnd empor¬ quillt, von wo aus es durch Schöpfen dem Vieh zugänglich ge¬ macht wird. Allmählich verschlammt die Brunnenstelle und es wird an einem anderen Platze eine neue angelegt. Das Auftreten und die Zusammensetzung des Quellwassers ist ganz analog dem bei Galim. auf das noch näher zurückzukommen sein wird. Auf der weiteren Wegestrecke zeigt der Biotitgneis viel¬ fach besonders starke Faltung, häufig dichte hornblendereiche Einlagerungen, nesterartige Anhäufungen von Biotit, ist meist steil aufgerichtet und geht bisweilen in typischen, von Quarz¬ lagen unterbrochenen Biotitglimmerschiefer, oder, namentlich in der Nähe von Granitdurchbrüchen, die mehrfach seitlich des Weges höher emporragende Kuppen bilden, in scheinbar contact- metamorph veränderte Amphibolite über, wie sie unter Nr. 159 vorher beschrieben wurden. Die bisweilen grobporphyrisch aus- gebildeten Granite führen besonders große bis 5 cm lange und gut ausgebildete Feldspatkrystalleinsprenglinge. Das Gestein macht sich meist durch große Blöcke schon von Fern kenntlich. Daneben wurde am Rande einer ausgedehnten, nun folgenden zusammenhängenden Granitbedeckung, unweit des Überganges über den Kui, der Durchbruch des in Nr. 160 beschriebenen Olivin-Diabases und des Gabbros Nr. 161 beobachtet. Beide heben sich lediglich aus dem stark denudierten Gelände durch zahlreiche grobe Trümmerblöcke und etwas schroffere Hügel¬ formen hervor. Der Granit bildet gegenüber dem Gneis meist etwas steilere Bergformen, Kuppen und langgestreckte Rücken, mit tiefer einschneidenden Tälern. Der Granit hat im wesent¬ lichen die in Nr. 162 beschriebene Zusammensetzung, ist jedoch zumeist grobkörniger und von widerstandsfähigeren, schlieren¬ artigen. feinkörnigeren Einlagerungen durchsetzt, die dann auch zur Hervorbringung der heutigen Erosionsformen sichtlich mit beigetragen haben. Jenseits des etwas tiefer eingeschnittenen Madankali (1024 m) setzt sich dieselbe Granitgebirgslandschaft zunächst bis Galim hin fort. Dorf und Postenanlage von Galim (1064 m) sind auf einer 13* 196 VI. Teil. Das altkrystalline Hochland von Süd-Adamaua Reihe von niederen Granitkuppen gelegen, die das linke Ufer des Mao Bana oder Mambana umsäumen. In einer flachen, von Schwemmland etwa 3 m hoch eingedeckten Niederung einge¬ graben. ist er am rechten Ufer ebenfalls von einer Reihe etwas höherer Granitberge eingefaßt. Diese boten mit ihren zu einem gewaltigen Felsenmeer zusammengehäuften Trümmerblöcken den widerspenstigen Galim’s immer wieder Schlupfwinkel und er¬ schwerten ihre auch heute, ohne den dort stationierten Posten noch nicht gesicherte Unterwerfung. In der zwischen beiden Hügelreihen gelegenen flachen Ebene, die Abbildung Nr. 40 zeigt, fließt der Mao Bana dahin. Am Fuße der niederen Granit¬ hügel entspringen nun hieiq ganz wie bei Arnados Dorf auf Spalten im Granit Mineralquellen, deren Wasser jedoch durch das Schwemmland nicht emporgedrungen, sondern unterirdisch in der flachen im anstehenden Granit ausgewaschenen Talmulde durch den bedeckenden Schwemmboden abfließen. In diesen gra¬ ben nun auch hier die Eingeborenen 2 — 3 m tiefe Schächte, bis sie den Spiegel des Grundwassers erreichen und machen das Was¬ ser durch Schöpfen dem (Vieh zugänglich. Bei den während meiner Anwesenheit neu angelegten Brunnen konnte ich das, etwas freie C02 führende Wasser emporquellend beobachten. Nach einigen Wochen des Gebrauchs wird der alte Schacht verlassen und ein neuer an anderer Stelle angelegt. Offenbar entspringen die nicht unmittelbar sichtbaren Quellen am Talrande unter der Deckschicht und fließen nach dem Talboden ab. Da die Schwemmlandsschichten von tonigen Ablagerungen bedeckt sind, erhält dies Quellwasser in der Talsohle einen entsprechenden Auftrieb, der sich beim Durchsinken dieser Deckschicht bei An¬ lage eines neuen Brunnens deutlich bemerkbar macht. Das Wasser eines solchen Brunnens ergab nach der Analyse im che¬ mischen Laboratorium der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt nachfolgende Zusammensetzung : Ges. Rückstand bei 180° getrocknet: 3758 mgr. im 1 ferner enthielt das Wasser im 1: Reise Ntem-Banjo-Galim Tibati-Ngambe-Ditam Yabassi 197 43 mg Si02 8 77 F e2 03 10 n A1203 107 77 CaO 24 77 MgO 99 77 k2o 2037 77 Na90 u 2364 77 C02 Spur 77 h2so; 77 CI nicht nachweisbar : J und Br. Demnach handelt es sich im wesentlichen um, an kohlensaurem Natron reiche Quellwasser und nicht um Salzsoolen, wie bisher angenommen wurde. Voraussichtlich ist der hohe Alkaligehalt das Lösungsprodukt der granitisehen Feldspäte in kohlensäure¬ haltigen Wässern. Nach dem Eintritt dieser mit C02 impräg¬ nierten Quellwasser in die Schwemmlandsschichten wird voraus¬ sichtlich innerhalb dieser, die sich zumeist aus dem Detritus des Granits zusammensetzt, sich noch weiterhin die Lösung solcher Feldspatteilchen vollziehen, die hier voraussichtlich noch vorbereitet und lokal beschleunigt wird durch die allmählich bis auf das anstehende Gestein hinabsickernden Zersetzungs¬ produkte der in beträchtlichen Mengen rings um die Brunnen abgelagerten tierischen Exkremente. Daß diese Wirkung nicht gering zu veranschlagen sein dürfte, kann man wohl annehmen, wenn man beobachtet, welche Mengen von Vieh tagtäglich diese Brunnen belagern. Nicht nur von allen umliegenden grasreichen Gebirgshängen, sondern von weither pflegen besonders die Her¬ den des nomadisierenden Hirtenvolkes der Bororos zu diesen Quellen getrieben zu werden, und während meines kurzen Aufent¬ haltes dort, konnte ich eine große Zahl solcher Viehtrupps beob¬ achten. Dabei löste eine etwa 120 — 150 Stück zählende Herde fast die andere ab. Abbildung Nr. 41 zeigt Teile solcher Herden beim Tränken. Interessant war nebenbei die Beobachtung, daß dort zwei nach ihrem Aussehen und besonders der Bildung ihrer Hörner 198 "VI. Teil. Das altkrystalline Hochland von Süd-Adamaua ganz verschiedene Arten des stattlichen Buckelviehs sich trotz viel¬ facher Berührung an der Tränkstelle nicht kreuzen, sondern ganz rein nebeneinander erhalten. Die den ansässigen F ullahs gehörigen Tiere sind auf den ersten Blick von denen der noma¬ disierenden Bororos zu unterscheiden. Das Vieh der letzteren zeichnet sich durch seine außerordentlich stattliche Gehörnbildung aus. Erstaunlich ist es, zu beobachten, mit welcher Gier sich nicht nur Rindvieh, sondern auch Pferde und Kleinvieh nach dem Genuß des Mineralwassers drängen. Von den Eingeborenen wird ihm eine hohe Bedeutung für die Viehzucht zugeschrieben. Nach ihrer Anschauung soll es nicht nur das stattliche Aussehen, be¬ sonders eine schöne glatte Haut und gute Körperfülle hervor- rufen, sondern besonders auch einen bedeutsamen Einfluß auf die Vermehrung der Herden, das Ausbleiben von Fehlgeburten und sonstigen Krankheiten haben. Man wird wohl alle diese "Wirkun¬ gen auf eine, bei den enormen Grasvorräten jener Gegenden nicht unwichtige Regulierung des Stoffwechsels der Tiere zurück¬ führen müssen. Offenbar erhöht der Genuß dieses Wassers die Freßlust und Aufnahmefähigkeit der Tiere für die Nährstoffe. Daß das Wasser, wie ich übrigens selbst praktisch erprobte, eine die Verdauung befördernde Wirkung ausüb t, kann bei der durch die Analyse festgestellten Zusammensetzung nicht Wunder nehmen. Von Interesse war übrigens noch die Feststellung, daß so gierig sich alle Tiere nach dem Genüsse jenes Wassers drängten, weder dort, noch auch sonst, wo ich Großvieh antraf (einschließlich meiner Reittiere), diese Tiere, etwa wie bei uns, Gefallen am Kochsalz fanden. Außer Ziegen und Schafen, die es nur gelegentlich und meist nicht eben gern annahmen, wurde es von dem Vieh verschmäht. Ob dies nur mit dem Unbekannt- sein der Tiere mit dem Kochsalz zusammenhängt, vermag ich nicht zu entscheiden, immerhin wäre eine weitere Erforschung dieser Tatsache bei der außerordentlichen Bedeutung, die schon heute die Viehzucht für jene Graslandsgebiete hat, nicht ohne Interesse. Um den Besitz der für die Viehzucht so wichtigen Quellen ist natürlich vielfach unter den Eingeborenen erbittert Reise Ntem-Banjo-Galim Tibati -Ngambe-Ditam Yabassi 199 gekämpft worden, und so ist wohl auch zu erklären, daß die schließlicken Inhaber des Gebietes, das früher kraftvolle, krie¬ gerische Volk der Galims, sich mit ganz besonderer Zähigkeit und Ausdauer der Unterwerfung und Erschließung ihres Ge¬ bietes durch die Europäer zu widersetzen wagte. Von jeher zogen die Besitzer der Quellen von allen den zahlreichen nomadi¬ sierenden Trupps der Bororos und den von weither kommenden Viehtrupps der im Norden ansässigen Fullahs für die Benutzung der Quellen Steuern und Abgaben ein. Heute bilden jene außer¬ ordentlich fruchtbaren, aber menschenleeren, wenig besiedelten Gegenden nicht nur des Banjo-Bezirkes, sondern auch des ge¬ samten bis nahe der Küste bei Jabassi auf dem Rückmarsch bereisten Graslandsgebietes vielleicht die für die Zukunft wert¬ vollsten der ganzen Kolonie, nicht allein als vorzügliche Vieh¬ zuchtländer, sondern auch für jeglichen Betrieb von Farmen, für alle Eingeborenenkulturen, besonders aber für Mais, Reis, Weizen, Tabak, Baumwolle, Gummipflanzen. Kaifee, Tee usw. Hierbei würden voraussichtlich gerade in jenen, für die Viehzucht geeigneten Gegenden, in Zukunft für die Beackerung zu verwendende Tiere eine intensive, der unseren ähnliche Landbe¬ stellung ermöglichen. Wer diese Gebiete bereist hat, kann meines Erachtens keineswegs die jetzt noch in maßgebenden Kreisen, wie es scheint, vielfach verbreitete Ansicht teilen, daß Kamerun / kein Land für deutsche Besiedelung sei. Umsomehr ist es zu beklagen, daß der Weiterbau der Manengubabahn zunächst über Bamum bis Banjo heute in so weite Ferne gerückt erscheint. Nicht die Küstenstriche mit Urwald- und Sumpfklima, mit ihrer viel dichteren und so gänzlich unkultivierten und teils trotzdem degenerierten Eingeborenenbevölkerung werden für die Zukunft der Kolonie jene für das Mutterland erhoffte und erwünschte Bedeutung gewinnen, Siedelungsgebiete für seine Volksüberpro¬ duktion und Märkte für seine Waren zu schaffen, sondern jene reichen, viel gesünderen, fieberfreien, weiten, fruchtbaren, heute nur schwach von intelligenteren Volksstämmen besiedelten Gras¬ landsgebiete, die durch Bahnbauten zu erschließen und damit 200 VI. Teil. Das altkrystalline Hochland von Süd-Adamaua der Besiedelung durch Europäer zugänglich zu machen, eine dankbare Aufgabe der Regierung sein sollte. Die Nr. 163 und 164 der Gesteinsbeschreibung beziehen sich auf das charakteristische Gestein, den Granit der Höhen¬ züge bei Galim. Da, wo der weiter eingeschlagene Weg nach Tibati den Mao Bana abermals berührt, wird der Biotitgneis, der kurz vorher den Granit abgelöst hat, von einem Quarz-Horn- blende-Glimmer-Diorit (Nr. 165) durchbrochen, ebenso nahe des Wegüberganges über den Mao Beli (s. Gest.-Beschr. Nr. 166). Von da ab bildet wieder Biotitgranit bald quarzreiche, bald biotit¬ reiche, schlierige Ausscheidungen auf weisend, den Untergrund der ausgedehnten, mit Schwemmboden und Lateritbildung be¬ deckten flachen Hänge, deren Bedeckung mit typischer Savan- nen-Vegetation in den teilweise sumpfigen, mit alluvialem Lehm erfüllten Flußtälern, von Palmen-, Bambus- und Buschwald-Be¬ ständen unterbrochen wird. Häufig finden sich an den Hängen metamorphisierte Granit- breccien, wie sie in typischer Ausbildung in Nr. 167 beschrieben sind, in ausgedehnten anstehenden Felsbildungen. Allmählich senkt sich auch das Gelände, da der Weg im allgemeinen der Richtung der Flußläufe folgt. Bei einem der nördlichsten Farmendörfer von Tibati werden nur noch 900 m Höhe ge¬ messen, und der Sitz der Lamidos, der eigenartige jenseits des Mao-Meng, am rechten Ufer, in dessen breiter, alluvialer Ebene gelegene, von imposanten Lehmmauern, Befestigungswerken und Torhäusern umgebene Ort Tibati, liegt beim Gehöft des Lamidos, ebenfalls 900 m hoch und etwa 18 m über dem Spiegel des Mao- Meng. Die weite, flache, jungalluviale Ebene des Mao-Meng dehnt sich gerade in der Umgebung der Stadt weit aus, der Fluß windet sich hier in einem großen Bogen durch flache, z. T. versumpfte Wiesengelände, die er bei jedem Hochwasser weithin überflutet. Weiter stromauf, da wo der eingeschlagene Weg nach dem Ort den Fluß kreuzt, treten teilweise die Granithügel dicht heran. Ihre Hänge sind mit Lateritblöcken und Felsen von z. T. Riesen¬ dimensionen bis in den Fluß hinein bedeckt. Abbildung Nr. 42 Reise Ntem-BaDjo-Galim Tibati-Ngambe-Ditam Yabassi 201 zeigt eine solche Flußuferansicht. Weiter unterhalb bilden aus¬ gedehnte, zwischen 3 und 5 m mächtige Schwemmlandsbildun- gen, bald Flußschotter und Konglomerate, bald Sande, häufig aber auch feingeschlemmte fruchtbare, humos-schlammige De¬ tritusmassen ausschließlich die steilen* Flußufer. Sie bilden den Untergrund der außerordentlich fruchtbaren Wiese agründe, die zahlreichen Kindviehherden und Pferden nahe dem Ort selbst, in weiterer Entfernung reichem Wildbestande, besonders Anti¬ lopen, reiche Nahrung bieten. Auch hier liegt noch viel kost¬ barer und ertragreicher Boden unbebaut, und viel ausgedehntes fruchtbares Wiesengelände unbenutzt. So weit ich den Fluß befahren habe, konnte ich von weißen Sandsteinen, die nach einer früheren Meldung bei Tibati die steilen Flußufer bilden sollten, nichts feststellen. Da jede nähere Ortsbezeichnung für diese angeblichen ,, Sandsteine am Steilufer des Mao Meng" fehlten, verzichtete ich auf weitere Erkundungen, umsomehr, da auch nirgends entsprechende Gerolle tctwa auf ein solches Vorkommen weiter stromauf hindeuteten, während die weite flache alluviale Flußebene sich stromab auf Sehweite erstreckte. Der weitere Weg führte nun durch wenig hügeliges, von starker Verwitterungsschicht und Lateritbildungen bedecktes und von Savannenvegetation bestandenes Gneisgelände hin. Nur vereinzelt ließen in der Nähe der Flußläufe größere Felsbrocken oder anstehende Felsen den Gesteinsuntergrund erkennen, so be¬ sonders da, wo der Weg den Shote- und den Bujang- oder Bute- Bergen sich nähert, die jedenfalls teilweise noch vom Gneis eingedeckte Granitmassive darstellen. Auch am Wege nahe der fruchtbaren, von saftigem Grase bestandenen, z. T. sumpfigen Flußebene des Makai wurden alsbald Granitberge überschritten, die sich schon von fern wieder durch die steileren Geländeformen ankündigten. Die Zusammensetzung dieses Granits ist in Nr. 169 beschrieben. Vielfach wechselt der Granit und zeigt mit der Zerrissenheit der Bergformen zunehmend, häufig starke Pres- sungs- und Faltungserscheinungen. Regellos erscheinen Berg- 202 YI. Teil. Das altkrystalline Hochland vod Süd-Adamaua züge und Kuppen durch und ineinandergeschoben. Dicht am Wege beobachtete ich einen etwa D/2 qkm großen langgestreck¬ ten See zwischen den Bergkuppen liegend, auf den ich durch zahlreiche den Weg kreuzende Flußpferdspurren aufmerksam wurde. Einen Namen konnte ich von den Eingeborenen nicht erfahren. Da mir unter dem ihn bevölkernden Wassergeflügel einige Beiherarten besonders auf fielen, möchte ich vorschlagen, ihn „Reihersee“ zu benennen. Im Tal des kleinen Flüßchens Bimbange beobachtete ich steile Felswände, bis zu 10 m mächtig die Flußufer bildend, die völlig zersetzt waren, doch äußerlich die Struktur des Gra¬ nites beibehalten hatten. Der Fluß hatte sich hier bis zu dieser erheblichen Tiefe unmittelbar in das offenbar durch die Verwitterung gelockerte Gestein eingegraben. In weiter Erstreckung herrscht nun weiter ein roter, ziemlich fester und dichter Granit, wie er in Nr. 170 vom Flüßchen Ya näher beschrieben ist, er wird hier vielfach von mit Eisenglanz durch¬ setzten Quarzadern durchzogen. Immer häufiger treten auf den Höhen, die sich hier wieder auf etwa 1000 m erheben, auf beiden Seiten des Weges große Granittrümmerblöcke auf. Der rote Granit ist wieder in einen typischen grauen Granitit übergegangen und immer deutlicher heben sich einzelne höhere Rücken und Bergkuppen, von Trümmerblöcken übersät, aus dem Gewirr der Hügelformen heraus. Vielfach sind sie mit sehr alten hohen Ölpalmenbeständen und von Buschwald bedeckt. Auf einem ausgedehnteren Rücken von prachtvollem alten Walde bedeckt, in dem Ölpalmen und Riesenbaumwollbäume vorherr¬ schen, befindet sich auf der ganzen weiten durchreisten Strecke seit Tibati das erste Eingeborenendorf Lomonji (1020 m). Vom außerordentlich steilen Hange mit Gneis-Glimmer¬ schieferbedeckung, den der Weg vom Lomonji-Berg hinabführt, bietet sich ein freier Ausblick auf das hohe Niwa oder Ngua- Bergmassiv, die Abbildung Nr. 43 wiedergibt, an dessen Fuß nunmehr der Weg über zahllose kleinere Granithügelketten und flache Kuppen hinführt. Vom dicht unterhalb des Hauptberges Reise Ntem-BaDjo-Galim Tibati-Ngambe- Ditam Yabassi 203 gelegenen Orte Ngua bietet sich abermals ein vorzüglicher Aus¬ blick auf den Berg, den Abbildung Nr. 44 veranschaulicht. Das Gestein des Berges ist in Nr. 171 und 172 beschrieben. Mit der größeren Entfernung vom Bergmassiv treten wieder flachere und sanftere Berghänge und statt des Granits, Gneise verschie¬ dener Zusammensetzung auf, die bald biotit-, bald hornblende¬ reich und vielfach stark chloritisiert und epidotisiert und stellen¬ weise sekundär stark mit kieseliger Substanz infiltriert sind. Streckenweise von fruchtbarem, tiefgründigem Verwitterungs¬ boden bedeckt, sind diese Hänge nur an wenigen Stellen, so bei dem reichen Earmdorfe des Umo angebaut. Auch hier liegen ganz gewaltige Flächen prachtvollen fruchtbaren Bodens als Grassteppe brach, oder sind mit üppigen Urwaldbeständen be¬ deckt. Erst beim Häuptlingsdorfe Ngambe (777 m) finden sich reiche, aber wenig ausgedehnte Farmen. Auch die weitere Wege¬ strecke, nachdem der wasserreiche, etwa 60 m breite Kim oder Kern überschritten, der über Boma-Bukamba führende Weg, durchzieht wellig-hügeliges fruchtbares Gneisverwitterungsland mit abwechselnd üppiger Wald- und ausgedehnter Grasbe¬ deckung. An der Stelle des alten Bukamba ist der Biotitgneis, hier nahezu N.-S. streichend und fast senkrecht einfallend, grafit- haltig (vergl. Nr. 173 der Gest.-Beschr.). Flache Hügel und Wellen, mit 10 — 50 m Höhenunterschieden, bilden das Gelände bis zum heutigen Dorfe Bukamba. Die weiten fruchtbaren Wiesen¬ gelände sind von Antilopen und Büffelherden belebt, die sie tren¬ nenden Waldstreifen vielfach mit wildwachsenden Kixia-Bäumen (Gummipflanze) durchsetzt, die freilich meist schon dem Messer der Eingeborenen zum Opfer gefallen sind. Alte Ölpalmen¬ bestände krönen zumeist die höheren Berghänge. Mehrfach boten sich Ausblicke auf die später bei Ditam und Mba noch deut¬ licher zu beobachtenden umliegenden Bergzüge der Jungwa- und Mba-Berge im S. und SSO. und der Mpog- oder Mpocli-Berge im OSO., die mehrfach durch Peilung festgelegt werden konnten. Mit außerordentlich steilen Felswänden, vegetationslosen Hän¬ gen und ihren bizarr gestalteten und zerrissenen Bergformen, 204 VI. Teil. Das altkrystalline Hochland von Süd-Adamaua erheben sie sich aus dem flachen Gneisgebiete ziemlich unver¬ mittelt. Allem Anscheine nach bestehen sie aus Granit. Die offenbar mit ihrer Emporwölbung zusammenhängende Faltung und Pressung der Gneisschichten macht sich weithin an ihren Rändern bemerkbar. Diese unwegsamen, zahlreiche Schlupf¬ winkel bietenden Gebirge haben auch die dort ansässigen Ein¬ geborenenstämme wieder ganz besonders zum Widerstande gegen die Europäer veranlaßt, besonders unter der Leitung der Häupt¬ linge Ngute, nach denen der ganze Volksstamm wohl auch die Ngutes genannt wird. Auch für die nun folgenden flachhügeligen Gneisgebiete gilt das bereits früher in Bezug auf Fruchtbarkeit, geringe Bevölkerung und Besiedelungsfähigkeit Gesagte. Geo¬ logisch ist das ganze Gebiet außerordentlich einförmig. Erwähnenswert erscheint mir das Vorkommen einer, einige Kilometer breiten Zone eines stellenweise lediglich aus Quarz und Magnetit bestehenden, bisweilen daneben von Hornblenden durchsetzten Gesteins, nahe des Mbam-Überganges von Mba un¬ weit des Dorfes Ntok, am linken Ufer des Mbam. In einzelnen Lagen ist der Magnetit überwiegend, so daß reiche Eisenerze vorhanden sind. Voraussichtlich würde sich ein gleichmäßiges Verhalten im Streichen und der Mächtigkeit dieser Einlagerungen feststellen lassen. Im Auftreten und in der Zusammensetzung hat dieses Gestein, eine Einlagerung im Gneis jener Gegend darstellend, eine große Ähnlichkeit mit dem früher vom rechten Sanaga-Ufer beschriebenen, ob es vielleicht mit jenem in geneti¬ schem Zusammenhänge steht, kann z. Z. noch nicht entschieden werden. •' In dem Kapitel über Laterit werde ich auf diese Gesteine zurückkommen, da ich vermute, daß sie dynamometamorph ver¬ änderte alte Lateritbildungen darstellen mögen. V on Interesse war dann ferner noch die Beobachtung, daß auf weite Erstreckung am Wege dicht hinter Ditam (284 m) die sanften Gneisberg¬ hänge sich mit eigenartigen, meist 10 — 15 m Durchmesser und 1 — 3 m Höhe aufweisenden, kleinen Bergkuppen regellos be¬ deckt zeigten, so daß diese anfangs unwillkürlich den Eindruck Reise Ntem-Banjo-Galim Tibati-Ngambe-Ditam Yabassi 205 künstlicher Herstellung lier vorriefen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um große, dem Gneis eingelagerte Quarzlinsen, die sich durch die Verwitterung in dieser Weise bemerkbar machen. Sie verdanken also ihre Entstehung einer ins Große übertragenen Flaserbildung des Gneises. Hierbei sei noch einer anderen mehr¬ fach, besonders deutlich schon früher im Sandsteingebiete am Croß gemachten Beobachtung Erwähnung getan, die vielleicht von Wert für die allgemeine Geologie sein dürfte. Hach sehr heftigen plötzlichen Gewitterregen, besonders nach längerer Trockenzeit, beobachtete ich, daß da, wo leichter sandig-toniger Boden mit gröberen Geröllstücken durchsetzt, früher bei weniger heftigen Regenfällen zusammengeschwemmt worden waren, sich nun eigenartige, bisweilen bis zu 15 cm hohe Pyramidenstumpfe bildeten, auf deren Spitze eines dieser Gerolle liegen blieb. Diese schützten also offenbar die darunterliegenden, nur lose ver¬ kitteten Sandmassen vor dem Aufprallen des Regenwassers und damit vor dem Eortgespültwerden. Die eigenartige kantige Form der entstehenden Gebilde kann wohl nur eine Folge der Druck¬ wirkung des auflagernden Gesteinsstückes sein. Es sind dies offenbar den bekannten Erdpyramiden von Bozen nach ihrer Entstehung ähnelnde Bildungen im Kleinen, deren Beobachtung hier immerhin in Rücksicht auf die Annahme über die Ent¬ stehung dieses Phänomens Interesse bot. Im Bette des Mbam bildet der Gneis, der auch hier besonders stark gefaltet und gepreßt ist, zahllose Schnellen und Klippen. Vom Dorfe Ba (650 m) bis zum Nun-Übergange ist das Gelände meist flach und vielfach versumpft. Es findet sich häufig reiner, weißer Ton als Gesteins- Verwitterungs-Produkt, nahe dem flachen Ufer der Flüsse. Der Boden ist meist ein tiefgründiger außer¬ ordentlich fruchtbarer und von saftigen Wiesen bedeckt, der Gesteinsuntergrund ein im Aussehen sehr wechselnder, aber zu¬ meist sehr dichter und harter Biotitgneis, er ist in den Flußläufen allenthalben besonders im Bette des Ngu oder Ngoru, dem der Weg einige Zeit folgt, vielfach angeschnitten. Alluvien und eluviale Bildungen nehmen zugleich mit der Abflachung der 206 VI. Teil. Das altkrystalline Hochland von Sud-Adamaua Höhenformen zu, bis weit jenseits des Überganges über den Nun, der hier in drei breite reißende Arme geteilt ist, allmählich wieder steilere Bergformen auftreten. Beim Haussa-Dorfe San- sani findet sich der Augit-Diorit Nr. 174, zunächst, wie es scheint, als vereinzelter ausgedehnter Durchbruch, und erst einige Stun¬ den vor dem etwa 350 ,m betragenden Steilabstiege vom Dorfe des Bambassi zu dem des Fombo (Landschaft Tup.) löst den Biotigneis der Eklogit der Nr. 175 ab, der weiterhin deutlich schieferig abgesondert, etwa NW. -SO. streicht und mit 70° SW. einfällt. Als typisch für den ganzen Randgebirgszug, der zu¬ meist in schroffen Hängen abfällt, kann der Augit-Amphibolit der Nr. 176 aus dem Nihaba (Eombo- Wasser) und der Granat- Amphibolit Nr. 177 von einem der letzten Ausläufer der Höhen¬ züge bei Bari (Nähe des Häuptlingsgehöftes) gelten. Der Rand dieses ganzen Massivs wird in der Ebene von Biotitglimmer¬ schiefer in breiter Zone bis 'zum Dorfe Songbissi (284 m) gebildet, dem wieder anfangs deutlich in Lagen abgesondert, Biotitgneis folgt, der ganz flachwellige Hügel bildet. Immer häufiger stellt sich in den Talsenken Hochwald ein, der schon am etwa 150 m breiten flachen Laufe des Makumbe völlig den Charakter des für den Küstenstreifen bezeichnenden Urwalds angenommen hat, aber noch hier und da von grasbewachsenen Flächen unter¬ brochen erscheint. Einzelne flache Höhen sind auch dann weiter¬ hin noch mit Gras bewachsen. Vereinzelt findet sich bei Kundu’s Hütten noch einmal das Gestein der Nr. 178, ein offenbar dem am Steilabstieg in Tup beobachteten, verwandtes Gestein. Auf äußerst schlechten Schleichwegen der Haussas, die vielfach die mit Gerollen erfüllten Flußbetten benutzen, oder durch dich¬ testen unwegsamen Urwald führen, wird das Dorf Ntiba des Häuptlings Fomekena in der Landschaft Ndem (162 m) erreicht. Ganz nahe diesem finden sich mehrere Meter mächtige gang¬ artige Adern eines reinen, milchweißen Quarzes, in dem, am Ausgehenden, offenbar als Zersetzungsprodukte von einge¬ sprengten Mineralien (Hornblende und Granat) in Nestern und Reise Ntem-Banjo-Galim Tibati-Ngambe-Ditam Yabassi 207 Gängen Manganerzbildungen sich finden, deren Zusammen¬ setzung aus nachstehender Analyse1) ersichtlich ist: Si02 . . 13,97 v.H. Fe . 9,87 „ Mn . . 33,34 ,, CaO . 0,74 „ P . 0.349 Danach wäre dies Erz sehr wohl verwendbar, trotzdem kann aber des Mangels jeder Transportmöglichkeit wegen an eine vorteilhafte Gewinnung heute nicht gedacht werden. Der Gneis ist auf dem weiteren Wege wieder stark gefaltet, zeigt aber keine erkennbar vorherrschende Streich- und Ein¬ fallsrichtung. Da, wo auf das linke Ufer des Wuri übergegangen wird, streicht er etwa O.-W. und fällt mit etwa 45° nach N. ein. er veranlaßt auch hier wieder vielfach Schnellen und Fälle / des stattlichen Flusses. Beim Dorfe Ndogumassang beträgt die Seehöhe nur noch 445 m. Noch einmal wurde eine breite Zone von Biotitglimmerschiefer festgestellt, im übrigen aber herrscht bis Jabassi einförmig Biotitgneis. Charakteristisch sind auch hier wieder häufige Lateritbildungen, meist sind es laterisierte Gehängekonglomerate. Eine auffällige Ähnlichkeit zeigt sich im ganzen Landschaftsbilde wie im geologischen Bilde mit dem bereits vom rechten Sanaga-Ufer bekannten und beschriebenen. Mit der Annäherung an Jabassi nimmt immer mehr die Urwald¬ bedeckung zu, und die von diesem entblößten Flächen sind zumeist von Farmen der Eingeborenen eingenommen. Ganz besonders reich ist dieses Gebiet an prachtvollen alten Ölpalmenbeständen. Es muß übrigens wohl als eins der volkreichsten Gebiete der Kolonie gelten. Mit dem Wiedereintreffen in Jabassi war die Reise, soweit die geologische Aufnahmetätigkeit in Frage kam, beendet. b Ausführung der Analyse wie S. 145. VII. Teil. Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun. Das deutsche Schutzgebiet Kamerun ist, dies kann als end¬ gültig festgestellt gelten, zum weitaus größten Teile heute von den Gesteinen der altkrystallinen Formationen bedeckt. Da¬ neben finden sich eine Reihe alter Tiefengesteine und, in ge¬ wissen Teilen besonders ausgedehnt, jungeruptive Ergußgesteine. Gneise, Amphibolith e und Glimmerschiefer, vereinzelt auch Phyllite einerseits, Granite und untergeordnet auch Syenite, Dio- rite, Gabbros und Diabase, besonders aber Basalte und Trachyte andererseits, sind die Hauptgesteinstypen, die heute das Ge¬ biet der Kolonie einnehmen. Diesen gegenüber treten die sedi¬ mentären Schichten stark in den Hintergrund, wenn man dabei von den unmittelbaren Verwitterungsresiduen, vornehmlich jener altkrystallinen Gesteine, den Latenten und einer Reihe jüngster fluviatiler Ablagerungen absieht. Vor allem scheint der Süden des Schutzgebietes1), wenn man darunter etwa den südlich des Sanaga belegenen Teil der Kolonie verstehen will, ausschlie߬ lich von den Gesteinen der altkrystallinen Formationen und den erwähnten alten Tiefengesteinen heute erfüllt zu sein, die im Gebiete der Flüsse Sanga und Ngoko von jungalluvialen *) Vergl. zu diesem Teile, den Großen Deutschen Kolonial-Atlas 1:1000000. Bearbeitet von P.Sprigad e und M.Moisel (Dietric h Reimer [ErnstYohsen]). Lieferung 1, Kamerun. VII. Teil. Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 209 Bildungen überlagert erscheinen. In diesem Teile der Kolonie scheint auch selbst die Reihe der jungen Ergußgesteine, der Basalte und Trachyte nicht mehr am geologischen Aufbau be¬ teiligt zu sein. Allerdings sind, wie hervorzuheben ist, über¬ haupt jene Gebiete bisher von der eigentlichen geologischen For¬ schung noch nicht berührt worden, und obige Annahme stützt sich nur auf die Berichte und gelegentlichen Auf Sammlungen anderer Reisender. Danach könnte der geologische Aufbau des Gebietes als ein äußerst einfacher erscheinen, wenn nicht der Einblick in seine Gestaltung im Laufe der geologischen Epochen verhüllt und beeinträchtigt würde, durch die große Reihe der zahl¬ reichen nach und nach zur Auslösung gekommenen tektonischen Kräftewirkungen. Gerade da, wo deutlich als Schichten sedi¬ mentären Ursprungs erkennbare Ablagerungen fehlen, die uns aus ihren Dokumenten an Fossilien, ihren Lagerungsverhält¬ nissen unter einander und zu den Schichten der archäischen Formation Schlüsse auf ihre Altersverhältnisse gestatten, muß naturgemäß eine weit größere Summe anderer Beobachtungen vorhanden sein, um uns die Kenntnis des ungefähren Alters solcher tektonischer Veränderungen zu vermitteln. Wenn nun noch die Spuren jener, sich vielleicht über gewaltige Zeiträume verteilenden Umwälzungen sich gegenseitig verwischen und andererseits uns heute vielfach verhüllt werden, durch die Be¬ deckung mit Verwitterungsprodukten, so wird es vielfach un¬ möglich sein, die erwünschte Klarheit über diese Vorgänge un¬ mittelbar zu erhalten und man wird häufig über Vermutungen bezüglich des Verlaufes und Eintritts solcher tektonischer Ver¬ änderung in diesen Gebieten kaum hinausgehen können. Es mag gleichwohl versucht werden, an der Hand der bis¬ herigen Forschungen ein Bild von diesen Vorgängen zu ent¬ werfen. Die heutige Oberflächenbeschaffenheit, das topographische Bild des Schutzgebietes, kann im allgemeinen und in großen Zügen wohl heute als bekannt gelten. Von Westen, von der Neue Folge. Heft 62. 14 210 VII. Teil Küste des atlantischen Oceans aus, steigt das Land im nörd¬ lichen Teile erst allmählich, dann vielfach sprunghaft, schein¬ bar in einzelnen Terrassen nach dem Innern hin an. Während der Süden, allem Anscheine nach ein vielfach regellos zer¬ rissenes und zerklüftetes Gebirgsland darstellt, dessen höchste Bergzüge gerade unweit der Küste, dieser annähernd parallel ver¬ laufend, sich im allgemeinen in Höhen von 400 — 800 m bewegen, steigt im Norden das Festland allmählich bis 2000 m, im Muti bei Bambuluae (Bamenda-Bezirk), der wohl höchsten Erhebung des Festlands-Inneren, sogar auf nahezu 3000 m, empor. Nach Osten dacht sich dann dieses Hochland wieder stufenweise ab, um schließlich in die weiten Ebenen des Tsad-Schari-Beckens hin abzufallen, die nur noch wenig über dem heutigen Meeres¬ spiegel gelegen sind. Eine ganz besondere Stellung nimmt das umfangreiche Kamerun-Gebirgsmassiv ein, das sich auf dem flachesten Teile der westafrikanischen Küste, unmittelbar am Strande, bis über 4000 m und damit zur größten 4Iöhe im Schutz¬ gebiete überhaupt erhebt. Das ganze ausgedehnte Gebirgsland Kameruns ist nun heute aufgelöst, zerrissen und zerteilt in eine sehr große Zahl ein¬ zelner Gebirgsstöcke, Berggruppen und Höhenzüge, die schein¬ bar regellos verlaufen, zum Teil ineinandergeschoben erscheinen und zumeist durch tief einschneidende, aber in ihrer Form und Breitenausdehnung sowohl, als in ihrer Längserstreckung außer¬ ordentlich wechselnde Täler getrennt sind. Beim Marsche durch diese wildzerrissenen Gebiro’s^eo’enden, o o o mit ihren vielfach schroffen und beschwerlichen Anstiegen, die sich fast unendlich oft zu wiederholen scheinen, gewinnt man unwillkürlich den Eindruck, daß dieses wüste Chaos der Berg- f'ormen sich kaum jemals endgültig wird entwirren lassen. Kaum daß man irgend ein hervorragendes Bergmassiv, das in seinen Formen, seiner Lichtung und seinem Aufbau größere Gleich¬ mäßigkeit zu verraten scheint, einmal in das Auge gefaßt hat und seinem Verlaufe zu folgen versucht, so baut sich in ganz anderer Lichtung ein neues Bergsystem auf und recht unver- Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 211 mittelt gehen alle einheitlichen Beobachtungsgrundlagen ver¬ loren. Diese Erscheinung ist das ganz natürliche Produkt einer ganzen Reihe und Zahl der in den gewaltigen Zeiträumen seit der Bildung jener Gesteinsdecken zur Wirkung gekommenen tektonischen Kräfte. Je mehr wir uns durch Einzelforschungen, und nur diese können wohl hier die erwünschte Einsicht vermitteln, der Kennt¬ nis aller dieser uns heute so verwirrend entgegentretenden Ver¬ änderungen in der Gestaltung nähern, desto mehr wird sich das Chaos aufzulösen beginnen, das uns heute noch bei der Be¬ reisung entgegentritt. Erschwert wird übrigens in jenen Tropengebieten jeder Überblick über die Geländeformen durch äußere Bedingungen. Ist es im Küstengebiet vielfach der Urwald, der selbst höhere an sich als Aussichtspunkte gegebene Berggipfel als solche unbrauch¬ bar macht, uns den Überblick über Bergformen und Gebirgsver- lauf vielfach verhüllt, so sind andererseits die klimatischen Bedin¬ gungen für solche Beobachtungen dort ungleich ungünstiger als in ünseren Breiten. Die mit Feuchtigkeit gesättigte Luft, die selten unterbrochene Bildung von Wolken und Nebel, verhüllen meist schon die allernächsten Bergformen, und nur die Zeit kurz vor oder nach den Gewittern und Regengüssen, besonders am Beginn und am Ende der langandauernden periodischen Regen¬ zeiten des Jahres bieten im allgemeinen weiten und freien Ausblick. Man ist nun seit Beginn der Erforschung dieser Gebiete bestrebt gewesen, durch Auffindung leitender Grundsätze und gemeinsamer Gesichtspunkte eine gewisse Ordnung oder Ge¬ setzmäßigkeit für den Aufbau dieses, so unentwirrbar er¬ scheinenden Chaos aufzufinden. Nach rein äußerlichen Merk¬ malen, die ja freilich vielfach der Ausdruck eines tiefer be¬ gründeten inneren Zusammenhanges darstellen, hat man nach der heutigen Vegetationsbedeckung jene Gebirgsländer eiuge- teilt in Urwaldgebiete und Graslandsgebiete. Aber in diesem Palle läßt sich ohne Präge eine Einteilung bezüglich des Baues, 14* 212 VII. Teil der Zusammensetzung oder des Entstehens der heutigen Ge- birgsformen auf die Yegetationsbedeckung nicht begründen. So auffallend deutlich an einzelnen Stellen der Wechsel von Ur¬ waldbedeckung und Graslandschaft mit dem Aufstieg in die Hochlandsgebiete auch sein mag, wie z. B. am Bali-Aufstieg zwischen Sabbe und Baminji, so allmählich vollzieht er sich an anderen Stellen. Weder die Gesteinsbeschaffenheit noch die Höhenlage scheinen hierbei maßgebenden Einfluß ausgeübt zu haben, denn wir finden typischen tropischen Regenwald ge¬ legentlich in gleichen Höhenlagen, wo wir sonst meist Gras¬ bedeckung zu finden gewohnt sind. So findet sich dicht bei der Station Bamenda ein solcher ausgedehnter Wald mitten im Graslandsflora. Ohne diesem interessanten Phänomen hier weiter den sich, wie auf den Höhen von Bamedjung und Bamedjang, und noch mehrfach sonst, ausgedehntere Waldungen1), während andererseits das Grasland, die Savanne, in ganz geringe Höhen¬ lagen, namentlich im Süden, aber auch schon am Wuri bei Yabassi sich bis nahe der Küste hinabzieht. Wir finden also diesen V egetationswechsel ganz unabhängig von dem Gesteins¬ untergrunde. Gneis und Glimmerschiefer, Granit, Basalt, Trachyt, alle bedecken sich hier mit Baumvegetation, dort mit Graslandsflora. Ohne diesem interessanten Phänomen hier weiter nachgehen zu können, möchte ich der Vermutung Raum geben, daß hierfür klimatische Bedingungen, insbesondere Wind- und Luftfeuchtigkeitsverhältnisse wohl zumeist die Ursache abgebe n mögen. Schon bei anderer Gelegenheit wies ich darauf hin, welche außerordentlichen Unterschiede in klimatischer Beziehung gerade auf dem nur wenige Breitengrade des Tropengürtels umfassenden Reisewege, abgesehen von den Höhenlagen, mir entgegentraten. Die immer feuchtwarme Luft der Küstengebiete, die mit Wasser beladenen Seewinde, die dauernde Nebel- und ß Vielleicht kann man jene hochgelegenen tropischen Urwälder auch als Galleriewälder bezeichnen, obwohl sie mir der von Schweinfurth (vergl. A. Supan. Grundzüge der physischen Erdkunde 3. Auflage. Leipzig 1903, S. 742) für jene gegebenen Beschreibung nicht zu entsprechen scheinen. Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 213 Dunstbildung jener Regionen, steht beispielsweise in auffallen¬ dem Gegensätze zu den heißen, trockenen Sandstürmen, die aus dem Innern des Festlandes in gewissen Jahreszeiten über die Graslandsgebiete der Hochländer fegen. Schon auf ganz kurze Entfernung vom Äquator ist z. B. der Beginn und Verlauf der Regenzeiten und ihr Wechsel mit den Trockenperioden, wie bekannt, so vielfachen Änderungen unterworfen, daß man wohl behaupten kann, daß keine Zone bezüglich des Schwankens der klimatischen Verhältnisse so große Gegensätze und Unterschiede auf weist, wie die Tropen. Klima, d. h. hauptsächlich Tempe¬ ratur-, Wind- und Feuchtigkeitsverhältnisse werden also ver¬ mutlich in erster Linie den Vegetationscharakter jener Gegen¬ den bedingen, nicht die geologischen Verhältnisse an sich. Wie wenig bei dem so häufigen Wechsel und der Mannig¬ faltigkeit der Gebirgsformen die topographische Aufnahme allein geeignet erscheint, uns ein Gesamtbild von dem Aufbau jener Gebiete zu vermitteln, bedarf keiner weiteren Belege. Einei solche muß ja übrigens der Schwierigkeit der Darstellung und der ungeheuren Kleinarbeit wegen, durch die sie nur allmählich geschaffen werden kann, für lange Zeiten aus dem Bereiche des Erreichbaren ausgeschaltet werden. Demgegenüber wird die Geologie zunächst berufen sein, eine gewisse Gesetzmäßigkeit des Aufbaus zu erkennen. In allen den von mir bereisten Gebieten tritt die gemeinsame Unter¬ lage der heutigen Oberflächenformen in den Gesteinen der Gneis- Glimmerschief er-Formation zutage. Gneis, Amphibolith, Glim¬ merschiefer bilden teils den Sockel der Gebirge, teils die Decke der Unzahl der Gebirgs- und Tal-Züge jener Gebiete. Wir finden sie in mantelförmiger Anlagerung an alte Eruptivstöcke, wie im südlichen Ossidinge-Bezirke, oder den Bergketten der Balue- und Rumpi-Berge, oder des Bafarami-Gebirges, oder weite wellig-hügelige Gebirgsländer bildend, wie etwa im Gebiete zwischen Tibati-Ngambe und Jabassi ; wir finden sie als Unter¬ lage der Basalt- und Trachyt-Gebiete von Bambuluae, Bamenda, Bekom, Mwelle, Bansso, wie in den ausgedehnten Gebirgsländern 214 VH. Teil von Bameta, Bafum, Kentu, Kambo, Banjo, in tiefer eingreifen¬ den Erosionsrinnen angeschnitten. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß die weiten Gebiete heutiger altkrystalliner Bedeckung den Ursprung ihrer Formen der Faltung und der mit ihr in Verbindung stehenden großen Zahl tektonischer Veränderungen verdanken. Ob diese sich im ganzen Gebiete etwa in einheit¬ lichen Richtungen bewegte, ist zweifelhaft, vielmehr scheint es, daß sie in verschiedenen Teilen des Gebietes auch in recht verschiedenen Richtungen in die Erscheinung getreten .sei. Je¬ denfalls ist aber mit einiger Sicherheit anzunehmen, daß sich im Laufe der Zeiten viele solcher in verschiedenen Richtungen verlaufende Störungen vereinigt haben. Im Teil III habe ich bereits darauf hingewiesen, daß sich vielleicht für das altkrystal- line Gebiet am rechten Sanaga-LHer, zwischen diesem Flusse und dem Wuri, ein der ursprünglichen Auffaltung vielleicht ent¬ sprechendes N.-S. -Streichen der Höhenzüge als vorherrschend noch erkennen läßt, wie es z. B. auch die der Küste nächst¬ gelegenen randlichen Gebirgszüge des südlich des Sanaga ge¬ legenen altkry stallinen Gebirgslandes und vermutlich auch ein großer Teil dieses ganzen Gebietes aufweisen. Je weiter wir nach dem Innern des Festlandes gelangen, desto mehr scheinen allerdings auch hier diese Richtungen, vielleicht nur durch anders gerichtete Wellensysteme, vielleicht auch durch ursprüngliche Interferenzen und durch Torsionen verwischt. Es wurde bereits früher hervorgehoben, daß im östlichen, rechtsseiti¬ gen Sanagagebiet die vorwiegend N.-S. verlaufende Richtung durch eine ONO. -WSW. -Richtung ersetzt erscheint, wie ja auch der Verlauf der Wasseradern schon im Kartenbilde erkennen läßt, wir finden also einen Richtungswmchsel bereits in nicht allzu¬ großer Entfernung. Eine gewmltige Veränderung in dem ursprünglichen Wellen- und Faltensystem brachte dann das wohl in der Hauptsache im Archäikum und frühesten Paläozoikum eingetretene Empor¬ quellen gewraltig ausgedehnter Tiefengesteinsmassen hervor, das neue und, wie es |den Anschein hat, viel regellosere Oberflächen- Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 215 formen gestaltete. Vielfach läßt sich noch heute die Veränderung und Umgestaltung erkennen, die dieses neue Moment im Bilde des ursprünglichen Faltensystems hervorbrachte. Bisweilen schiebt sich ein solcher Klotz eines alten Tiefengesteins quer in ein älteres Wellen- und Faltensystem ein, wie ich es besonders deutlich in den Gebirgslandschaften Kambo und Kentu beob¬ achtete. Anderwärts, wie z. B. in den Hügelländern Bamums, bilden zahllose einzelne regellos angeordnete Kuppen und Kämme solcher Tiefengesteine, deren Gesteinsdecken und ursprüngliche Hüllen längst der Denudation zum Opfer gefallen sind, den Untergrund weiter Gebiete und lassen wie etwa in dem wild zerrissenen Granitberglande von Bameta nichts mehr von der ursprünglichen Faltung erkennen. Hierzu traten dann, das an und für sich schon recht wechselvolle Oberflächenbild noch weiter verändernd, die auf einen breiten Gürtel über den Norden des Schutzgebietes ausgebreiteten Basalt- und Trachytergüsse. Ursprüngliche Auffaltung, Emporquellen alter Tiefen¬ gesteine, Erguß junger Eruptivgesteine sind also im Allgemeinen die gebirgsbildenden Faktoren jener Gegenden gewesen. Natur¬ gemäß wirkten, wie schon erwähnt, gerade infolge der beiden letzten Momente und in innigem Zusammenhänge mit ihnen die neugestaltenden tektonischen Kräfte noch fort und gerade der Erguß der jungen Eruptivgesteine hat, wie ich vielfach zu be¬ obachten Gelegenheit hatte, gewaltige Einbrüche zur Folge ge¬ habt, wenn man nicht annehmen will, daß beide in dauernder Wechselwirkung mit einander standen und daß eben auch beide den Ausgleich der bestehenden Spannungserscheinungen dar¬ stellen. Auf Grundlage dieser geotektonischen Betrachtungen kann man nun eine gewisse Gliederung der heutigen Oberflächenbildun¬ gen des Schutzgebietes vornehmen, die wohl auch für die geo¬ graphische Gliederung im Großen und Ganzen brauchbar sein wTird, wenn diese ja auch naturgemäß hierbei eine große Summe nichtgeologischer Momente wird berücksichtigen müssen. Es wäre danach etwa zu unterscheiden : 216 VII. Teil I. Das altkry stalline Faltungsgebiet, dessen heutige Ober¬ flächenformen im Wesentlichen das Produkt der ursprüng¬ lichen Faltung und der Aufwölbung alter Tiefengesteine sind, die zum großen Teile die tektonischen V eränderun- gen mit erlitten haben, vielfach selbst in Amphibolitlie und Gneise übergeführt wurden, also heute integrierende Bestandteile dieser Gesteine bilden und wahrscheinlich im Großen und Ganzen nur durch Denudation und Erosion modifiziert wurden. In einem breiten, etwa zwischen Sanaga und der Nord west¬ grenze gelegenen Gürtel dieses Gebietes treten als gebirgs- bildende Glieder Basaltdurchbrüche hinzu. Diese sind, soweit bisher bekannt, auf die im Norden einer etwa in der Verlän¬ gerung des Wuriiaufes auf der gleichen Breite nach Osten ge¬ zogenen Linie belegenen Gebiete beschränkt. Südlich dieser Linie habe ich wenigstens auf meinen Reisen keine jungeruptiven Gesteine mehr beobachtet und es liegen auch bisher keinerlei Meldungen oder Auf Sammlungen seitens anderer Reisenden aus jenen Gegenden hierüber vor. Wenig sicher ist dies noch im Ge¬ biete der Ostgrenze, das noch sehr wenig bekannt und von Geo¬ logen überhaupt noch nicht bereist ist, doch weisen auch die Be¬ schreibungen von Gesteinsstücken jener Gegenden, die bisher dort gesammelt wurden, keine jungeruptiven Gesteine auf (vergl. 1, S. 100). Demnach könnte man innerhalb des altkry stallinen Faltungs¬ gebietes unterscheiden : A. Das südliche altkry stalline Gebiet ohne jungeruptive Ge¬ steinsergüsse, das im allgemeinen seine Oberflächenformen behielt. B. Das vielfach von Basalten durchbrochene, nördliche, alt- krystalline Gebiet teilweise mit häufigen jüngeren Störun¬ gen, die im genetischen Zusammenhänge mit den jung¬ eruptiven Ergüssen zu stehen scheinen. Zu A würden wir demnach den gesamten Süden des Schutz¬ gebietes von der Küste bis zum Sa.nga-Ngoko-Gebiet im Osten Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 217 und bis zum Sanaga im Norden zu rechnen haben, ferner zu B den nördlichen Teil des Schutzgebietes mit Ausnahme der Ge¬ biete sedimentärer Bedeckung, also des sedimentären Vorlandes Esch ’s, der Cross-Benue-Tsad-Shari-Logone-Becken und der später genauer zu umschreibenden Hochlandsgebiete des Inneren. Besonders wäre hierzu der von Passarge (Adamaua, Berlin, 1895, S. 370) als „Schollenland von Adamaua“ bezeichnete Teil zu rechnen. Je weiter wir diese Gebiete nach Norden verfolgen, desto mehr scheinen sich die zur Auslösung gekommenen tek¬ tonischen Wirkungen abzuschwächen und sich schließlich nur auf die Auffaltung einzelner großer Gebirgsmassive und ver¬ einzelte Durchbrüche jungeruptiver Gesteine in dem sonst gleich¬ mäßig flach wellig geformten Faltungsgebiete zu beschränken. II. Die Gebiete heutiger Sedimentärbedeckung. Esch hat für die sedimentären Gebiete am Mungo und die Auffüllungsgebiete der ehemals tief in das heutige Fest¬ land eingreifenden Bucht von Biafra den Abbruch rand- licher Teile des Festlandes, etwa in einer durch die heutigen unteren Stromschnellen bezeichneten Linie angenommen. Im Teil II habe ich bereits darauf hingewiesen, daß man sich sehr wohl auch vor stellen könnte, daß zunächst, zur Kreidezeit etwa, eine Transgression des Meeres und an deren Ende eine allge¬ meine Hebung des Continentes stattfand, bei der einzelne rand- liche Teile abbrachen und nur in geringere Höhen mit empor¬ gehoben wurden, als das übrige Festlandsgebiet. Sicher ist mit einer solchen Hebung zu rechnen, denn sonst könnten heute die marinen Mungokalkschichten nicht bis etwa 100 m über dem Meeresspiegel liegen. Ob aber die an den Schnellen und am sogenannten Abbruchrande Esch ’s zu beobachtenden Störungs¬ linien mit einer ehemaligen, viel früheren Senkung der rund¬ lichen Teile, oder mit der allgemeinen Hebung allein Zusammen¬ hängen, muß vorläufig noch dahingestellt bleiben. Außer der Auf¬ schüttung der Sedimente im Aestuar der Kamerun-Ströme, der Aufschüttung gewaltiger Eruptivgesteinsmassen im Kamerun- 218 VII. Teil massiv, ist eine allgemeine Hebung des Festlandes zweifellos an der Verlandung der inneren Teile der Biafra-Bucht beteiligt gewesen. Es scheint sogar, daß eine solche allmähliche Hebung bis zur Gegenwart noch fortdauert. Im Wesentlichen hing sie voraussichtlich mit dem Empordringen der gewaltigen Basalt- und Trachyteruptionen des Tertiärs und Quartärs zusammen. Die übrigen Sedimentärgebiete Kameruns kennen wir bis¬ her nur wenig, doch werden wahrscheinlich auch für diese ähn¬ liche Vorgänge Geltung haben, wie für die Biafra-Bucht. Marine Transgression und folgende allmähliche Hebung, wie sie sich ja in der langsamen Abschnürung von Meeresteilen im Ge¬ biet der heutigen Cross-Schichten erkennen läßt, sind auch hier wohl die Hauptfaktoren für die heutige geologische Gestaltung jener Gebiete gewesen. Wir werden diesen Gebieten außer der Sedimentärbedeckung an der Bucht von Biafra das Cross- und Benue-Becken und die scheinbar nur von jüngeren Alluvien eingedeckten Ebenen des Tsad-Shari-Logone-Beckens und der Ströme Sanga und Ngoko zuzurechnen haben. III. Als eine dritte Einheit möchte ich jene im Innern des nörd¬ lichen Schutzgebietes gelegenen Hochgebirgsländer zusammen¬ fassen, die ihre Abgrenzung nach dem altkry stallinen Faltungs¬ gebiete zumeist in sehr steilen Gebirgshängen haben, wie sie bezeichnend am Bali- Auf stieg zwischen Tinto und Bali und auf der Nordseite etwa in den Abstürzen des Kentugebirgslandes zum Tale der Donga zu beobachten sind. Nur im Süden läßt sich eine solche scharfe Trennung zwischen altkrystallinem Fal¬ tungsgebiet und dem Hochlandsgebiet nicht machen, vielmehr scheint hier, von den Steilhängen des Manenguba-Gebirges abge¬ sehen, ein allmählicher Übergang, eine gleichmäßige Abdachung in die altkry stallinen Gebirgsländer des Südens vorzuliegen. Viel¬ leicht könnte man das Tal des Mbam als einen Teil der Begrenzung des Hochgebirgslandes auffassen. Diese Hochlandsgebiete sind wohl als diejenigen der größten, vielfachsten und anhaltendsten tektonischen Störungen zu betrachten, zugleich umfassen sie die Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 219 Hauptausbruchszone der ausgedehnten Basalt- und Trachyt- ergüsse, die in erheblichem Maße an ihrer heutigen Gestaltung teilnahmen, und in deren Gefolge eine Reihe jüngster tektoni¬ scher Störungen in zahlreichen Einbrüchen zur Auslösung kamen. Diese Hauptstörungszone, vielleicht schon ursprünglich das Zen¬ trum der Haltung»- und Aufwölbungserscheinungen, steigt zu¬ meist mit steilen Bändern aus dem altkrystallinen Bruchgebiet empor und erhebt sich aus den flachen und weniger gestörten Gebieten des Westens und den ebenen nur durch einzelne höhere Balten und eruptive Durchbrüche unterbrochenen flachen Gneis¬ gebieten des Inneren. Es ergibt sich damit für das gesamte Gebiet der Kolonie vom Standpunkte der Tektonik etwa die Dreiteilung in alt- krystalline Ealtungs- und Bruchgebiete, Gebiete heutiger Sedi¬ mentärbedeckung und Hochgebirgsländer des Inneren mit zahl¬ reichen jungvulkanischen Gebirgsmassen. Jedes dieser drei Ge¬ biete wird dann an sich wieder nach seinen heutigen Ober¬ flächenformen, also zumeist vom physikalisch-geographischen Standpunkte aus, eine weitere Gliederung erfahren können, die naturgemäß auch in innigem Zusammenhänge mit den einzelnen tektonischen Erscheinungen stehen wird. Eine solche Gliederung und Auflösung in einzelne Gebirgselemente ist z. B. von Esch schon für einen Teil des altkrystallinen Ealtungs- und Bruch- gebietes durchgeführt worden und sie ist neuerdings auch von Idassert fortgesetzt und für einen Teil der inneren Hochgebirgs- gebiete versucht worden (vgl. 5, Bd. 21, Jahrg. 1908, Heft 1, 2, 4). Esch sowohl wie Hassert scheinen anzunehmen, daß das gesamte Gebiet der Kolonie ursprünglich ein den heutigen Hochlands¬ gebieten analoges Gebirgsland gewesen sei, aus dem lediglich durch gewmltige Senkungen die Bruchstufen des altkrystallinen Faltungsgebietes und der Gebiete heutiger Sedimentärbedeckung entstanden seien, daß also die inneren Hochlandsgebiete die letzten Beste der ursprünglichen Gestaltung der Oberflächen¬ formen dar stelle. Auch Bassarge scheint im Allgemeinen diese 220 VII. Teil Ansicht zu teilen (vergl. Adamaua, Berlin. 1895). Demgegen¬ über möchte ich in den heutigen Ilochlandsgebieten das Zen¬ trum der tektonischen, noch bis in die jüngsten Zeiten fort¬ wirkenden Dislokationen vermuten, die in den anderen Gebieten weniger heftig und andauernd zur Auslösung kamen. Die weiten flachen Gneisgebiete des Nordens der Kolonie des von Passarge als „Schollenland von Adamaua“ bezeichneten Teiles des Schutz¬ gebietes, hätten demnach nicht durch ausgedehnte Senkungen ihre heutige Gestalt erhalten, sondern sind die Reste eines von der Abrasion und Denudation zur heutigen geringen Höhe abge¬ tragenen wellig gefalteten Gneislandes, aus dem sich die Reste einstiger höherer Falten, oder durch Tiefengesteine aufgewölbter Kuppen noch hier und da zu beträchtlichen Höhen erheben. Das Gebiet von Bamum, um nur ein weiteres Beispiel zu er¬ wähnen, möchte ich nicht, wie Hassert, als ein ausgedehntes Senkungsfeld ansehen, sondern als ein im Wesentlichen stark ab¬ radiertes Gneis-Granitbergland in dem die Aufschüttung jung¬ eruptiver Gesteinsmassen und vereinzelte vielleicht damit zusam¬ menhängende kleinere Einsenkungen und Abbrüche, die heutige Oberflächengestaltung bedingten. Im Allgemeinen möchte ich also einer Hebung, die ja offenbar wenigstens den ganzen westlichen Teil des Continentes betroffen hat, die vielleicht in engstem Zusammenhänge mit dem Ausbruche der jungeruptiven Gesteine stand, eine Hauptrolle bei der Gestaltung der heutigen Ober¬ flächenformen besonders jener Hochlandsgebiete zuschreiben. Versuchen wir nun eine weitere Gliederung1) dieser drei nach den vorstehenden Ausführungen anzunehmenden tektoni¬ schen Einheiten auf Grund der heutigen Oberflächenformen vor¬ zunehmen, die wohl zumeist das Endergebnis der durch die Erosion noch schroffer herausgearbeiteten tektonischen Störun¬ gen darstellen, wenn auch nicht immer dieser Zusammenhang 9 Naturgnraäß kann diese Gliederung nicht den Anspruch machen, eine vollkommene, oder endgültige Einteilung darzustellen, sie wird sich vielmehr mit dem Fortschreiten der topographisch-geographischen und der geologischen Aul¬ mahnen verändern, ergänzen, berichtigen und vertiefen lassen. Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 221 heute mit voller Deutlichkeit erkennbar blieb, oder schon zweifels¬ frei festgestellt erscheint. Das altkrystalline Gebiet würde demnach, wie schon oben angedeutet wurde, zerfallen in das nach ursprüng¬ licher Faltung und nach dem Empordringen alter Tie¬ fengesteine nicht mehr wesentlich gestörte altkrystalline Ge¬ biet des Südens, das seine heutigen Oberflächenformen im übrigen wesentlich der Erosion verdankt und in die westlich, östlich und nördlich der Steilhänge der inneren Hochlandsgebiete ge¬ legenen wellig gefalteten Gneisgebirgsländer. Eine in das Ein¬ zelne gehende Gliederung der Oberflächenformen des Südens ist zur Zeit noch nicht möglich, da diese Gebiete überhaupt bisher noch nicht geologisch erforscht sind. Im Osten und Norden des Iiochgebirgslandes treten aus dem wellig gefalteten Hügellande einzelne höhere Gebirgszüge hervor, die teils alte Gneisfaltengebirge, teils die Aufwölbungen alter Tie¬ fengesteinsmassive darstellen. Mit einem schroffen Abfall, den Passarge als den „Rand des Plateaus von Adamaua“ bezeichnet und der vielleicht einen uralten, mit der ursprünglichen Faltung in Zusammenhang stehenden Bruch darstellt, geht dieses Gebirgsland in die flachen und niederen zum Teil völlig ebenen Gneisgebiete über, die noch vereinzelter die Spuren späterer tektonischer Veränderungen erkennen lassen. Immerhin sind auch in diesen Gebieten noch eine Reihe gewaltig emporgewölbter Gebirgs- massive vorhanden und selbst Ergüsse junger Eruptivgesteine treten hier, wie auch schon oberhalb des Randes, noch auf, wenn auch im allgemeinen nicht in erheblicher Ausdehnung. Es ließe sich dieses ausgedehnte Gebirgsland, oben als IB bezeichnet, etwa wie folgt von der Küste nach dem Innern fortschreitend gliedern : 1. Das Gneis-Glimmerschiefergebiet zwischen Wuri, Sanaga und Unterlauf des Mbam. Von der Küste allmählich bis nach dem Quellgebiet des Wuri hin zur Höhe von etwa 800 m ansteigend. Es enthält am rechten Sanaga-Ufer und im Quellgebiet des Wuri bis zu 1000 m ansteigende 222 VII. Teil Gebirgsmassive, meist aus Graniten, Gabbros und Dioriten bestehend. Im einzelnen sind diese Gebirge noch nicht erforscht. Basalt oder überhaupt jüngere Eruptivgesteine sind aus dem Gebiet nicht bekannt. 2. Das Gneisgebiet zwischen Sanaga-Jlbam und Djerem. Es umfaßt politisch etwa den Bezirk Yoko. Es bewegt sich in Höhen von 600 bis 1000 m, ist im allgemeinen wellig gefaltetes Hügelland mit zahlreichen einzelnen höher emporragenden Gebirgsstöcken, die, soweit be¬ kannt, teils Gneisauffaltungen, teils Granitmassive dar¬ stellen. Junge Eruptivgesteine sind nicht bekannt. Es sind bisher hiervon bekannt : a) Die Yangwa-Berge, südöstlich Ditam. Granit? b) Die Lomonji - Berge nordöstlich Ngambe. Gneis¬ faltengebirge. c) Die Niwa- oder Ngua-Berge nordöstlich Ngambe. Granitmassiv. 3. An dieses Gebiet schließt sich im Norden an, das wellige Gneisbergland (s. Gest.-Beschrbg. Nr. 172 u. 173) von Tibati-Galim, politisch etwa die Lamidate Tibati und Galim umfassend. Zwischen 800 und 1200 m hoch, mit einzelnen massigen Gebirgsstöcken, wie dem Djauro Pangel am Nordrand des Gebietes (900 — 1200 m hoch). Granit-Massiv (s. Gest.-Beschrbg. Nr. 169 u. 170). Ferner mit den Shote- und Bute-Bergen südwestlich von Tibati, die wohl Gneisfaltengebirge sind. Dieses Gebiet enthält in den Elußtälern breite alluviale Ebenen mit ausgeprägten Elußschotterterrassen, wie am Mao-Meng, Mao-Bana, Mao- Tapare. Junge Eruptivgesteine sind auch aus diesem Ge¬ biete nicht bekannt. Vereinzelt scheinen Diabase und Quarzporphyr vorzukommen. 4. Das Banjo-Bergland, ein altkrystallines Hügelland von etwa 800 — 1000 m Höhe, mit einer Reihe höherer Gneis- faltengebirgsstöcke und Granitmassive. Zu ersteren rech¬ nen die Libau-Berge (1200 m), zu letzteren die im hoch- Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 223 sten Gipfel bis über 1600 m ansteigenden Banjoberge (s. Gest.-Beschrbg. Nr. 151 — 154). Nur in letzteren ist bisher ein vereinzelter Trachytdurchbruch bekannt. Stellenweise scheinen auch Porphyre vorhanden zu sein. 5. Das Gaschaka-Hügelland. Höhe 300 — 500 m? Geologisch noch unerforscht, scheinbar Granitkuppenbergland mit dem Djauro Gotil im SW. Dieser etwa 600 — 1000 m hoch, besteht vielleicht z. T. aus Porphyren und Por¬ phyrtuffen, wie aus Gerollen des Mao-Banjo (s. Gest.- Beschr. Nr. 155) zu schließen ist. Sonst wohl aus Biotit- Granat-Glimmer schief er zusammengesetzt. 6. Das Gendero-Gebirge, das Hauptquellgebiet des Mbam, es bildet einen Teil des Steilabfalles, den Passarge als Nordrand des Plateaus von Süd-Adamaua bezeichnete. Geo¬ logisch noch unerforscht. Nach den beobachteten Gerollen spielt vielleicht Diabas bei seinem Aufbau eine Rolle. 7. Das Kontscha-Bergland. Etwa 200 — 600 m hoch. Geo¬ logisch unbekannt. 8. Das Tschebtschi-Gebirge, in Höhen bis 2000 m. Be¬ kannt sind daraus : Granit, Gneis, Basalt. 9. Das Alantika-Gebirge. Höhe 600 — 1500 m. Bekannt : Gneis-Granit. 10. Schari-Massiv. Höhe 600 — 1500 m. Bekannt: Gneis, Glim¬ merschiefer, Phyllite und Grünschiefer, Granite. 11. Die Tiefebene von Bubandjidda, mit vielen bis 1000 m ansteigenden Inselbergen, bestehend aus : Biotitgraniten, Glimmerschiefern, Gneisen (Pyroxen- und Amphibol-Gn.), Quarzitschiefern, Augitsyeniten, Quarzporphyren, Horn- blendeporphyriten, Grauwacken- und Knotentonschiefern (paläozoisch?) (vergl. hierzu 4, S. 5 — -8). 12. Das Bubandjidda-Bergland. Höhe 800 — 1300 m. Besteht nach Edlinger (4, S. 8 — 10) aus archäischen Gneisen und Graniten (Amphibol- und Pyroxen-Graniten), Glim¬ merschiefer und Eruptivgraniten und Syeniten. Enthält silificierte Eruptiv- und Reibungsbreccien, sowie Quarz¬ porphyr- und Minette-Gänge. 224 VII. Teil 13. Das Bergland von Ngaumdere. Höhe 600 — 1300 m. Be¬ kannt: Gneis, Granit, Basalt (erloschene Kratere!) (s. 1, S. 174). Nach Edlinger (4, S. 14) sind weit verbreitet Deckenbasalte, neben Plagioklasbasalten auch Nephelin- basanite, Nephelintephrite, Nephelinite. Daneben finden sich auch Phonolithkuppen. 14. Das Gneisbergland von Adumre. Höhe 200 — 300 m. Scheinbar sich aus Gneis, Amphibolit, Granit, Diabas, Quarzporphyr zusammensetzend (vergl. 4, S. 1). 15. Das Mandara - Gebirge. Hohe ? Nach Passarge NNO. -SSW. streichend, besteht es hauptsächlich aus Gra¬ nit. Die Höhen bestehen vielleicht aus Basalt und Pho- nolith. Es treten auch Diabastuffe auf. 16. Das Libe-Gebirge. Höhe? Geologisch unbekannt. 17. Das Gebiet südlich von Ngaumdere zwischen Djerern, der Ostgrenze und dem Oberlauf des Sanaga (Lom.). Höhe? Geologisch unerforscht. Voraussichtlich welliges Gneis¬ hügelland mit einzelnen höheren Faltungsgebirgen und abradierten Tiefengesteinskuppen. Getrennt von den erwähnten Teilen des nördlichen alt- krystallinen Gebietes ist der zwischen Hochgebirgsrand und sedi¬ mentärem Küstengebiete gelegene westliche Teil zu betrachten, das sogenannte „altkrystalline Bruchgebiet“ Eschs. Es weist gegenüber den vorher erwähnten viel reichlichere auf verhält¬ nismäßig viel kleinerem Raum, und deshalb heftiger zur Aus¬ lösung gekommene Störungserscheinungen auf. Nach den Unter¬ suchungen EsclVs und Hasser Us läßt sich dieses Gebiet etwa wie folgt gliedern: 1. Die Rumpi-(Balue-)Berge. 1400 — 2000 m hoch. Nach E. u. H. Horst mit NO. -Streichen. Besteht aus Granit und Gneis und ist nach H. von einer Basaltdecke über¬ lagert. 2. Die Bakundu-Senke. Untergrund und Ränder nach Esch Gneis, selten auch Basaltkegelberge. Letztere sind nach Hass er t häufiger. Nach diesem stellt sie einen Teil des westafrikanischen Grabens dar. Die Tektonik des Schutzgebietes [Kamerun 225 3. Der Mungozug. Höhe bis 1100 m. SW. -Streichen. Alt- krystallines Gestein, von Basalt bedeckt (Esch). 4. Die Mungosenke. Nach Esch einer Verwerfungslinie ent¬ sprechend. Nach Hassert ein Grabenbruch, der sich im Kiddetale fortsetzt. 5. Das Bafarami-Gebirge. Horste bis 2000 m hoch. (Esch und Hassert.) 6. Das Nkosi-Bruchland. Etwa 600 — 1200 m hoch. Von Aschen und Basalt bedeckt. Häufig junge Krätere (Ex- plosionskratere). Den Untergrund bilden altkry stalline Gesteine: Biotitgneise und feinkörnige Granitite, sowie Hornblendesyenite (Esch). Nach Hassert Bruchstufe von Nyasosso. 7. Der Kope. Bis 2070 m hoher Horst. Syenitstock (por- phyrisch ausgebildeter Syenit). Aufbau eines Vulkans am NO. -Abhange. Die Basis der Horste ist mit einem dichten Mantel von basaltischem Gestein eingehüllt. Viel¬ fach sind basaltische Tuffe aufgelagert (Esch). 8. Die Nlonako-Berge. Nach Hassert ein typischer Hörst. 9. Die Ebene von Bangem. Von Hassert als Bruchkessel auf¬ gefaßt. 10. Die Senkungsebene von Nguski-Bakumo. Von H. als ehe¬ maliges Seebecken bezeichnet. (Die Begründung hierfür ist mir nicht bekannt geworden.) 9 und 10 stellen, w-ie es den Anschein hat, Teile des von Esch als Nkosi-Bruchland (6) zusammengefaßten Gebietes dar. Vom Westrande des Hochgebirgslandes wären etwa noch hinzuzufügen : 11. Die Hewett- und Anom-Berge. Granitmassive. 12. Das Gneisbergland von Esudan - Bakumba (Bakogo) zwischen 300 und 1000 m. 13. Das Tinto-Ali-Bergland. Höhe etwra 200—600 m. Gneis, Glimmerschiefer, Granit, Basal t-Trachyt. 14. Die Fontemberge. Gneis, Granit und Trachyt? 15 Neue Folge. Heft 62. 226 VII. Teil 15. Gebirgsland von Biteku (rechtes Croß-Ufer). Gneis-Granit- Ealten- und Erosionsgebirge. Eür die von ihnen bereisten Gebiete nehmen Esch und Has s er t im allgemeinen eine Zahl von stehengebliebenen Horsten und dazwischenliegenden Grabeneinsenkungen und Bruchfeldern an. Vielleicht ist auch für diese Gebiete, wie ich es bereits all¬ gemein für die Oberflächenbildungen des Schutzgebietes her¬ vorhob, der Auffaltung und Emporwölbung, der Hindurch¬ pressung einzelner Gesteinskerne durch die auflagernde Hülle und der folgenden starken und andauernden Erosions Wirkung eine etwas größere Wirksamkeit bei der Hervorbringung der heutigen Gebirgsformen zuzuschreiben, als es die genannten For¬ scher anzunehmen scheinen. Immer sind es Stöcke oder Züge alter Tiefengesteine, die heute als Erhebungen aus der Gneis- Glimmerschieferbedeckung emporragen und an ihren Bändern, oder häufig sogar diese Gesteine durchdringend, also offenbar ihren Bahnen folgend (wie dies übrigens fast im ganzen Schutz¬ gebiete zu beobachten ist) finden sich die Ausbrüche der jung- ♦ eruptiven Gesteine. Im Allgemeinen scheinen demnach die tek¬ tonischen Störungen dieser Gesteine mit dem späteren Empordrin- gen glutflüssigen Magmas in Zusammenhang gestanden zu haben. Für die Altersbestimmung dieser Dislokationen ist die Feststellung Esch ’s von Wichtigkeit, daß Basaltdecken über gewisse Teile der Basis des Küpe, von den Bandspalten und vom Krater bei Horst 7 herabfließend, sich ausgebreitet haben und Tuffmassen, die flacheren Höhenunterschiede einebnend, sich aufgelagert haben. Ähnlich ist von Esch für Mungozug, Nkosi-Bruchland und Bakundusenke die Eindeckung durch Basaltdecken und Tuffe festgestellt worden. Hass er t hat dies auch für die Bumpi- Berge bestätigt. Demnach müssen bei Beginn der Basalt¬ eruptionen die grundlegenden tektonischen Veränderungen schon vorhanden gewesen sein, wir werden sie also als prätertiär1) ß Aus den früheren Ausführungen geht hervor, daß ein großer Teil der Basalte des Küstengebietes tertiäres Alter hat, daneben aber Ausbrüche basal¬ tischen Magmas sich bis in die Jetztzeit fortsetzen. Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 227 anzusehen haben. Die erwähnten Gebirgszüge zwischen Hoch¬ lands- und Sedimentär-Gebiet sind von Esch als Randgebirge bezeichnet worden. Da sie weder dem Steilrand des Hoch¬ landes noch dem Rande des Sedimentärbeckens gleichgerichtet sind, sondern das ganze Störungsgebiet meist quer in den ver¬ schiedensten Richtungen durchziehen, wird man sie vielleicht bezeichnender als Gebirge des randlichen altkrystallinen Bruch¬ gebietes oder der zweiten Gebirgsstufe benennen. Die Hewett- und Anom-Berge im Nordosten dieses Gebietes, nahe der englischen Grenze gelegen, sind scheinbar lediglich durch die Erosion freigelegte Granitstöcke, wie sie auch ganz ähnlich im nördlichen englischen Grenzgebiet in Süd-Nigeria sich in den Oban-Bergen finden. Jedenfalls liegen sie in einem weit weniger gestörten Gebiet als die vorhergenannten Gebirgs¬ züge und weit ab von den Hauptrandlinien der tektonischen Störungen. Vielleicht sind sie jüngeren Ursprungs als diese. Sehr deutliche Störungsgebiete bilden demgegenüber wieder die Bergländer von Tinto-Ali und von Eontem, bei denen es noch zu jung vulkanischen Ergüssen und weitausgedehnten Eindeckun¬ gen durch Trachyte gekommen ist, sowie das Biteko-Bergland, das scheinbar frei von solchen Ergüssen, deutliche Spuren tek¬ tonischer Störungen in Verwerfungen und Brüchen auf weist, die hier vielfach die alten Tiefengesteine mit betroffen haben. Noch wenig erforscht, in Bezug auf seine Oberflächenbeschaffen¬ heit und Tektonik ist das Gneisbergland von Bakogo und die zwischen diesem und dem Hochlandshöhenrande befindlichen Ge¬ biete. Es scheint sich hier eine Zone geringerer Störungs¬ erscheinungen im Nordwesten jenseits der Balue-Berge an die zwischen Kamerun-Massiv und Manenguba-Gebirge vorhandene Zone sehr starker Störungen anzuschließen. Die weitere Gliederung der als sedimentäre Gebiete zu¬ sammengefaßten Einheit, die Esch als die dritte am meisten abgesunkene Bruchstufe bezeichnete, ergibt sich aus dem heuti- • gen Verlaufe der großen Stromgebiete, so daß etwa zu trennen wären : 15* 228 VII. Teil 1. Das Sedimentärbecken der Bucht von Biafra, mit den Kreide- und Tertiärablagerungen am Mungo und Dibombe und den tertiären und recenten im Küstengebiete von Kio del Key bis Kribi ausgedehnten Strand- und Ästuar- Ablagerungen. 2. Die sedimentären Kreideschichten des Cross-Beckens. 3. Das sedimentäre Benuebecken. 4. Das Logone-Schari-Tsadsee-Becken. 5. Das jungalluviale Sanga-Ngoko-Becken. Wie im Teil IV ausgeführt, werden sich möglicherweise sehr enge Altersbeziehungen zwischen dem Biafra-Becken einer¬ seits und den Cross- und Benuebecken andererseits und der beiden letzteren unter einander ergeben. In diesen spielen auch jung¬ eruptive Ergüsse und teilweise Eindeckungen der Sedimentär¬ schichten durch Basalte, meist an den Rändern nach dem Hoch¬ gebirge eine Rolle, so im Biafra-Becken die Durchbrüche der Soden -Barombi und Diungo-Kratere, im Crossgebiete unter an¬ derem die Eruptionsherde von Nkore und Nsliangy von denen aus sich Basaltdecken über das Gebiet zwischen Mun Aya und Croß ausbreiten. Unter diesen Basaltmassiven spielt seiner Größe und Ausdehnung wegen, eine besondere Rolle das Kamerun¬ gebirge, das sich im Innern der Bucht von Biafra unmittelbar aus dem Meere aufbaute und demgemäß sich auf älteren sedi¬ mentären Schichten erhebt. Das Hochgebirgsland umfaßt nur etwa 1/15 des gesamten Schutzgebietes und dehnt sich etwa zwischen 4x/2 und 7° nördl. Breite vom Manenguba-Gebirge im Süden, bis zum Kentu- und Ntemberglande im Korden aus. In seiner Ost- West-Erstreckung reicht es von einer vielfach bogig, oder gezackt verlaufenden Linie Manenguba-Kentu bis zum Tale des Mbam und geht hier, wie erwähnt, mit allmählichem Abfall in das altkry stalline Ge¬ biet über. Gemeinsam ist diesem Hochgebirgslande der Durchbruch jüngerer Eruptivgesteine, der Basalte und Trachyte und diö Bedeckung mit deren Eruptionsprodukten, wenn auch die Grund- Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 229 läge der heutigen Oberflächengestaltung, namentlich an den Rändern wohl schon sehr viel früheren tektonischen Vorgängen zuzuschreiben sein dürfte. Eine Gliederung könnte nach den heutigen Oberflächen¬ formen und dem vermutlichen geologischen Aufbau etwa in nachstehender Weise erfolgen: 1. Das Manenguba-Gebirgsland (Diabas, Basalt, Trachyt). 2. Die Mbo-Idochebene. (?) 3. Das Bali-Bergland (Gneis, Granit, Basalt). 4. Die Bambuto-Berge. (?) 5. Das Bameta-Bergland (Granit, vereinzelt Basalt). 6. Das Bafum-Bergland (Granit). 7. Das Kambo-Bergland. (Granit, Basalt.) 8. Das Kentu-Bergland (Gneis, Amphibolith, Granit, verein¬ zelt Basalt, Trachyt). 9. Das Bambuluae-Bamenda-Bakembat-Massiv (Granit, Basalt, Trachyt). 10. Der Babanki-Höhenzug (Basalt-Trachyt). 11. Das Bansso-Bergland (Gneis, Granit, Basalt, Trachyt). 12. Das Bekom - Bafume - Bergland (Gneis, Granit, Basalt, Trachyt). 13. Der Höhenzug von Babungo-Mwelle-Oku (Granit, Basalt, Trachyt). 14. Das BamumTIügelland mit den Bergmassiven des Kogam, Batmatschem, Batpui und Bapale (Gneis, Granit, Basalt, Trachyt). Das Manenguba-Gebirge ist ein dem Kamerun-Massiv ana¬ loges jungvulkanisches Gebirge am Rande des Hochlandssteil¬ randes. Neben Diabas und Basalt ist vom Manenguba auch Trachyt beschrieben (s. 2, 2, p. 69, Nr, 41 — 43). Die Beschreibung des Trachytes (Nr. 43) vom Ringwall des Ebogga-Kraters weist darauf hin, daß auch hier, wie im ganzen Hochlande, die Trachvte Nachschübe der Basalteruptionen waren. Andererseits sind die Ba- salt-Trachyt-Ergüsse dort offenbar einer älteren Diabas-Eruption gefolgt, denn Esch beschreibt (Nr. 44) einen typischen Diabas, ,,der in mächtigen Eelsen auf dem westlichen Teil des Kammes 230 VII. Teil des Manengubagebirges zwischen Ninong und dem Ebogga-Krater etwa 200 m unter dem Niveau des Kraterbodens“ ansteht. Durch die gleichartigen Kraterausbrüche, die im ganzen Hochlands¬ gebiete nachgewiesen sind (Trachyt), steht es seinem Aufbau nach in engem Zusammenhänge mit diesem, aber es verdankt seine Ent¬ stehung nicht nur diesen Trachytergüssen, sondern auch zum großen Teil diabasischen Ergüssen, die bisher ebensowenig wie Trachyte aus dem Kamerungebirge bekannt geworden sind. Man wird daher vom geologischen Sandpunkte aus das rein vulkanische Manenguba-Cfebirge zweckmäßig nicht, wie es Hass er t (Heft 3. S. 160) vorschlägt, mit den altkrystallinen, basaltbdeckten Höhenzügen und Talsenken des „Bruchgebietes“, von deren Bruchrändern alte Ergußgesteine bisher nicht bekannt sind, zum „Manengubasy stem“ zusammenfassen können, sondern es wohl eher den Ilochgebirgsgebieten angliedern müssen. Die Mbo-Ebene ist nach Hasser t (Heft 3) ein Kesselbruch und. war ehemals ein Seebecken, was allerdings noch der geo¬ logischen Belege bedarf. Die Mbo-Berge, die Fortsetzung des Bafarami-Gebirges und „Rand“ des Hochlandsgebietes, bestehen nach Id. (Heft 3) aus Graniten und Urgesteinen. Das Bali-Bergland setzt sich in seiner Unterlage aus Gneis zusammen, der vielfach durch Granite emporgewölbt wurde. Diese Granite waren bereits durch die Abrasion freigelegt, als, meist örtlich den Graniten folgend, die Basalteruptionen ein¬ traten. Diese bildeten vielfach den Granit überdeckende Quell¬ kuppen, aber auch größere Kratere mit Lavaströmen, Ring¬ wällen und Tuffbildungen, wie sie in Teil Y besonders vom Häuptlingsdorf Bali beschrieben wurden. Trachyt ist an meinem Reisewege dort nirgends beobachtet worden. Die Bambuto-Berge sind nach Hass er t „ein deutlich aus¬ geprägter Horst“, sie scheinen aus Granit und Gneis aufgebaut zu sein. Das Bameta-Bergland ist ein stark erodiertes, sehr altes Gra¬ nit-Gebiet, mit regellos ineinander geschobenen und sich gegen¬ seitig durchdringenden Granitstöcken. V ereinzelt finden sich Ba¬ saltdurchbrüche. Es ist meist ebenfalls stark erodiert und ent- Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 231 spricht nicht dem politischen Bameta-Gebiet, sondern setzt sich von dort in die Landschaften Bafut und Bandeng hinein fort und vielleicht auch nach Westen in die geologisch noch unbekannten Gebiete von Widekum, wo es den Band des Hochlandes bildet. Das Bafum - Bergland ist die nördliche Fortsetzung des vorigen. Es stellt ein mit den charakteristischen Verwitterungs¬ formen der Granite, zahlreichen Bundhöckern und wollsackähn- lichen Blöcken bedecktes Gebirgsland dar. Von jüngeren Störun¬ gen scheint es in geringem Maße betroffen worden zu sein. Das angrenzende Kambo-Bergland weist häufige Basalt¬ durchbrüche im gefalteten Gneis-Granitgebiet auf. Dement¬ sprechend zeigen sich häufiger Spuren jüngerer tektonischer Veränderungen . in Brüchen und Spalten. Das Kentu-Bergland ist ein typisches altes Ealtungsgebiet, im Wesentlichen aus Gneis, Amphibolith und Granit zusammen¬ gesetzt, mit außerordentlich wild zerrissenen und wirren For¬ men und daher auch besonders unzugänglich. Ganz vereinzelt finden sich auch jüngere Eruptivdurchbrüche (Trachyt). Das Bambuluae-Bamenda-Bakembat-Massiv bildet nahezu den mittleren Teil des gesamten Hochlandes und besteht im Wesent¬ lichen aus Gneis-Granit-Unterlage mit wenigen Basaltdurch¬ brüchen, aber gewaltig ausgedehnten, im Muti zur größten Höhe von nahezu 3000 m emporsteigenden Traehytgebirgen. Es scheint, daß eine Beihe von Krateren, von denen heute noch derjenige von Bambuluae am deutlichsten durch den großen Kratersee Bambuluae erkennbar ist, das Material für die aus¬ gedehnte Trachytbedeckung" geliefert habe und daß von dort aus Laven und Tuffe sich bis Bamenda einerseits und nach Bakembat andererseits ausbreiteten. Den Trachyt- Ausbrüchen folgten dann offenbar ausgedehnte Senkungen und Einbrüche, die zumeist längs der, in einzelnen Wällen angeordneten Höhen sich hinziehen, aber auch gelegentlich tief in die Vulkanmassive eingreifen, von denen dann nur noch verbrochene Bänder und Trümmer erhalten geblieben sind. Als besonders bezeichnend für diese Vorgänge sind die gewaltig ausgedehnten Einbruchs¬ kraterkessel bei Babanki-Tungo, Bambuluae und Mwelle anzu- 232 VII. Teil sehen. Der Höhenzug, auf dem Bakembat (Balikumbat) gelegen ist, stellt einen beiderseits von tiefen Einbrüchen begrenzten Horst dar. Ihre nördliche Fortsetzung finden diese Trachytdurch- brüche, in derselben Weise charakteristisch von tiefen Einbrüchen und dadurch entstandenen Steilrändern der Trachythöhenzüge begleitet, im Zuge von Groß-Babanki. Hier finden sich auch am Talrande ganz ähnlich grotesk geformte, steile Nadelhorste, wie am Talrande von Babanki-Tungo (s. Abb. Nr. 18). Weiter setzen sich diese Trachytdurchbrüche in die Landschaften Ba- medjang, Bamedjung und Bafut einerseits fort, andererseits in nördlicher Richtung in die Landschaften Bekom und Bafume, wo sie die durch ältere Faltung, durch die Aufwölbung alter Tiefengesteine und durch zahlreiche Basaltdurchbrüche die an sich schon stark zerklüfteten Oberflächenformen durch Ergüsse und folgende Einbrüche außerordentlich verwirren. Ganz absonder¬ lich sind denn auch die Bergformen und Gruppierungen der Berge in jenen wild zerrissenen und unwegsamen Gebirgs- gebieten. Eine durch die Einbrüche und die V erteilung der Tuffmassen in sehr bezeichnender Weise bedingte Terrassen¬ form der Berghänge macht sich hier ganz besonders deutlich bemerkbar (s. Abb. 23). Vielleicht bezeichnet der größere der Ndü-Seen die Stelle des Hauptausbruchskraters. Die Tuffe, die in ganz erheblichen Massen den Haupteruptionen gefolgt zu sein scheinen, füllten vielfach kleinere Senken und Täler an den Berghängen auf und trugen so zur Bildung der heute zu beobachtenden Terrassenformen der Hänge bei, die ihre An¬ lage vermutlich den erwähnten Einbrüchen verdankten. Eine andere Zone solcher Trachytdurchbrüche, deren ein¬ zelne Glieder keineswegs etwa auf einer einzigen Spalte an¬ geordnet zu sein scheinen, sondern regellos über ein ausgedehntes Störungsgebiet verteilt erscheinen, verläuft über Babungo nach Mwelle (Mwela), Bamuku (mit dem großen Kratersee Mauwes) und zieht sich schließlich mit s;anz vereinzelten Durchbrüchen O bis tief in das Kentugebiet hinein, während sich eine andere M Reihe von Trachytdurchbrüchen über Babessi nach Bansso und Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 283 in ihren letzten Spuren sogar bis jenseits des Hochlandssteil¬ randes bei Banjo hinzieht. Die Anordnung aller dieser Durch¬ brüche erscheint gleich regellos, wie die der zahlreichen Basalt¬ kuppen des Bali- und Bamum-Berglandes und eine Trennung in solche einzelne Zonen, wie sie oben angedeutet wurden, stützt sich im allgemeinen nur auf die Anordnung der auch zumeist unregelmäßig verlaufenden Einsenkungen. Diesen Gebieten gegenüber erscheint das zwischen Nun und Mbam gelegene Bamumhügelland viel weniger durch jüngere tektonische V eränderungen beeinflußt. Im Wesentlichen ein wellig gefaltetes Gneisbergland mit zahlreichen durch die Erosion freigelegten Granitkuppen wurde es von zusammenhängenden Basaltdecken überlagert, die hauptsächlich dem Gebirgszuge entstammen dürften, der den westlichen Teil der Landschaft heute erfüllt und sich, etwa von N. nach S. verlaufend, in die Gebirgsstöcke der Mba- od Konkia-Berge, den Batmatschem, den Batpui und den Bapale gliedern läßt. Ihnen scheinen sich im Süden in Ba-Ngangte noch einige weniger hohe, im Einzelnen nicht bekannte Gebirgsglieder anzuschließen. Die von diesen Ausbruchscentren herabgeflossenen Lavendecken sind im Bamum- hügellande vielfach schon durch die Erosion zerstört, so daß der unterlagernde Granit, wie in der Nähe Eumbans mehrfach freigelegt ist. Auch hier haben lokal in der Nähe der alten Kratere Einbrüche stattgefunden, so daß die alten Kraterränder nur noch selten erhalten sind. Solche Senkunffsgebiete finden sich vielfach in unmittelbarer Nähe der Eruptivmassive, wie z. B. am Ostrande des Batpui, ohne sich jedoch auf sehr weite Entfernungen zu erstrecken. Gleichzeitig sind nahe der Erup¬ tionsherde erhebliche Verschiebungen, Emporquetschungen des altkry stallinen Untergrundes mit eingetreten. Die jüngeren Er¬ güsse sind auch hier wieder zumeist den Wegen der alten Tiefen¬ gesteine gefolgt und sind vielfach gerade in den größten Höhen¬ lagen, am Gipfel alter, durch die Erosion freigelegter Tiefen¬ gesteinsstöcke durchgebrochen. Wir finden also heute Gneis und Granit vielfach über dem Niveau der Basalt-Kuppen des heutigen Hügellandes. Die Entstehung dieser Gebirge als jung vulkanische 234 VII. Teil durch Anhäufung basaltischer und trachytischer Eruptionspro¬ dukte, auf alten Tiefengesteinsstöcken sich aufbauend, erscheint mir fraglos, während Hass er t sie als typische Horste und den ganzen übrigen weitaus größten Teil des Bamumhügel- landes mit allen den zahlreichen Granitkuppen als ein weites Senkungsfeld auffaßt. So sagt er z. ß. (5, Heft 4, S. 196): „Sein (des Kogam) geologischer Bau und seine Oberflächenformen, die mit denen der stehengebliebenen Schollengebiete durchaus überein stimmen, zeigen deutlich den ehemaligen Zusammenhang an.“ Mir scheint weder der Nun noch der Mbam lediglich tek¬ tonischen Linien oder alten Senkungsgebieten zu folgen, son¬ dern zumeist sich in tiefen Erosionstälern eingegraben zu haben. Hierauf weisen z. B. die in den Elußläufen, wo ich sie über¬ schritt (den Nun zwischen Bagam und Bamum, sowie zwischen Babessi und Bangola, den Mbam bei Gä oder Ba und unweit Kudue) zahlreich das Strombett durchquerenden Gneis- und Granitbarren hin. Wenn hier tektonische Veränderungen vor¬ lägen, so würden diese quer zur Stromrichtung verlaufen, also das Wasser würde nicht großen Bruch- oder Verwerfungsspalten folgen. Diese Barren sind aber überhaupt nur das Produkt der in dem lagenweise verschieden harten Gestein sich ver¬ schieden bemerkbar machenden Erosionstätigkeit des Wassers. Am Nun-Übergange bei Galim-Bagam finden wir z. B. beider¬ seits die Ufer mit Basalt überdeckt, in den der Strom sich bis auf die oberhalb des Überganges vielfach aus dem Wasser ragen¬ den (in der Trockenzeit!) Gneisfelsen durchgenagt hat. Diese, in sich stark gefaltet und gestaucht, was ja bei der Nähe zahl¬ reicher Granitstöcke und der Durchbrüche des Kogam und Bat- matschem natürlich erscheint, durchkreuzen nunmehr in ver¬ schiedensten Richtungen den Elußlauf. Eine tektonische Störung, die etwa den heutigen Verlauf des Flusses bedingte,- konnte ich wenigstens an jenen Stellen nicht feststellen. Im allgemeinen bieten die heutigen Gebirgsformen jener Hochlandsgebiete ein schwer entwirrbares Durcheinander dar, was z. B. auch Hassert treffend hervorhebt, indem er (5, H. 4, S. 189) sagt: „Im übrigen geht in dem unaufhörlichen und be- Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 235 schwerlichem Auf und Nieder die Auffassung der Großformen des Landschaftsbildes fast ganz verloren. Tektonische Wirkun¬ gen durch Verwerfungen und die Arbeit der Erosion kombi¬ nieren sich hier zu einem kaum entwirrbaren Durcheinander.“ Vergebens sucht man hier nach den von Passarge (Adamaua. Berlin. 1895, S. 387 ff.) als die ,, Hauptrichtungen in Kamerun“ bezeichneten Störungslinien. In den von mir bereisten Gebieten habe ich ein Vorherrschen dieser Richtungen, der „Kamerun¬ linie“ und der „Benuelinie“ weder im Verlauf der tektonischen Störungen noch in der Richtung der Gebirgszüge vorherrschend feststellen können. Weder meine Beobachtungen am rechten Sanaga-Ufer, noch die in den Hochlandsgebieten, ergaben An¬ haltspunkte für jene Annahmen. Der Verlauf einer großen, sich weit in das Innere des Festlandes hinziehenden Bruchrichtung oder Spalte in der „Kamerunlinie“, an die etwa die Hauptaus¬ brüche der jungen Eruptivgesteine (Basalte und Trachyte) ge¬ bunden gewesen wären, ließ sich nicht feststellen. Freilich fehlt es besonders in den Hochlandsgebieten nicht an jungeruptiven Ergüssen, die gerade, oder nahezu mit dieser Linie zusammen¬ fallen, und sogar würde die höchste vulkanische Erhebung, der Muti, etwa in die Richtung Kamerun-Manenguba fallen, wenn man aber beispielsweise den zwischen dem 5. und 6. Breitengrade und dem 9. und 11. Längengrade gelegenen Erdoberflächenaus¬ schnitt in das Auge faßt, in dem die Hauptmasse der jung¬ eruptiven Durchbrüche sich findet, so liegen diese nicht etwa längs des Durchschnittes der Kamerunlinie angehäuft, sondern scheinbar regellos über die ganze Fläche verteilt. Man müßte demnach für jene Gebiete mit einem völligen Zerbersten jener Richtung in zahlreiche andere untergeordnete Ablenkungen rechnen, ähnlich wie man etwa für eine Gangspalte die Auf¬ lösung in Trumms und Trümmchen kennt, die ja auch nicht aus¬ schließt, daß sich jenseits einer solchen Störungszone des Ganges, dieser wieder zusammenschließt und ungestört fortsetzt. Einen Beweis für das Vorhandensein dieser Hauptrichtung. aus der Ver¬ teilung der Basalt-Trachyt-Durchbrüche im Schutzgebiet wird man jedoch daraus nicht herleiten können. Nach dem scheinbaren 236 VIT. Teil Fehlen jeglicher jungeruptiver Gesteine im ganzen Süden des Schutzgebietes (es ist kein solches Gestein aus Gebieten südlich des Sanaga bisher bekannt geworden) könnte man vielleicht die Beschränkung jener Ergüsse auf eine breite etwa SW.-NO. ver¬ laufende Zone annehmen. So wie Passarge’s Hauptrichtungen Kameruns ein Analogon bilden würden, zu den Hauptrichtungen in Ost- Afrika, der Somali- und der Erythräischen Richtung (SSO.- HNW.), so hat man auch für Kamerun, entsprechend den Er¬ gebnissen der Forschung in Ost-Afrika versucht, den Verlauf eines großen westafrikanischen Grabens aufzufinden. Meine Be¬ obachtungen im bereisten Gebiete haben keine überzeugenden Beweise für das Vorhandensein eines solchen Grabens erbringen können. Mindestens sind hier die Spuren eines solchen etwa früher vorhandenen einheitlichen Grabens so durch spätere anders ge¬ richtete Dislokationen gestört und verwischt worden, und ihr Verlauf war vielleicht schon von vornherein so gewunden und zerteilt, daß es nicht möglich erscheint, ihn heute noch zu er¬ kennen. Mit Sicherheit feststellen konnte ich einen Bruch im deutschen, d. h. oberen Croßtale, ob er aber mit dem nach- der An¬ nahme ganz anders gerichteten westafrikanischen Graben in ir¬ gendwelcher Beziehung steht, ist noch sehr zweifelhaft. Daß die Flußtäler des Benne, des Mbam, Djerem, Nun, Sanaga keines¬ wegs Einbruchstäler oder Grabensenken, sondern zumeist Ero¬ sionstäler sind, ebenso wie die des Schari und Logone, betonte ich bereits. Daß in ersteren die Menge der zum Absatz gelangten Alluvien gering ist, hängt lediglich mit der topographischen Gestaltung des Gebietes zusammen. Hasser t hat, wie die erwähnten Berichte ergeben, sich sehr eingehend mit dem Problem des westafrikanischen Grabens be¬ faßt. Er glaubte seinen Beginn in der Bakundusenke erblicken zu können, mußte indessen schon bei Johann- Albrechtshöhe eine Gabelung, dann verschiedene Querbrüche und Ablenkungen und schließlich das völlige Verschwinden an den Hängen der Mbo- Berge feststellen (5,Mdeft 3). Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 237 Es ist hierbei noch zu bedenken, daß schließlich auch das Bruchgebiet von Bändern eine Fortsetzung der Bakundusenke dar¬ stellen könnte, oder auch andere Teile des von Esch als „Nkosi- Bruchland“ zusammengefaßten Gebietes, von dem unter anderem das Senkungsfeld von Ngushi-Bakumo nur einen Teil bildet, dem Graben entsprechen könnten. Alles in allem scheint es sich mehr um eine fast eisblumenartig gegliederte Verzweigung eines solchen Bruches oder um den gelegentlichen Zusammenschluß zahlreicher einzelner sehr verschieden gerichteter* und auch möglicherweise dem Alter nach ganz verschiedener Brüche zu handeln, die auch durchaus nicht immer vom geo¬ logischen Standpunkte aus Einsenkungen oder gar Gra¬ bensenken zu sein brauchen. Der Nachweis des Vorhanden¬ seins einer bevorzugten Bruchrichtung müßte in diesen heute vorliegenden verworrenen Oberflächenformen sich auf ganz ge¬ naue ins einzelne gehende Messungen der Gesteinsrichtungen und das eingehendste Studium des Verlaufes der einzelnen Bruch¬ linien stützen. Wenn überhaupt, so erscheint mir die Bezeich¬ nung „Schollenland“, die Pas sarge für die altkrystallinen Ge¬ biete des Innern anwandte, auf diese zwischen Hochlandsgebieten und sedimentärem Küstengebiet liegende Zone intensivster tek¬ tonischer Störungen zu passen, denn hier scheinen nach den bisher angestellten Forschungen einzelne sehr verschieden ge¬ richtete und umrandete „Schollen“, etwa wie die Scherben eines Gefäßes in einer Erdschicht eingebettet, in der Decke des alt¬ krystallinen Gebirges zu liegen. Was oben von der Fortsetzung des „Grabens“ im altkrystallinen Gebiete gesagt wurde, gilt in gleicher Weise von der durch Hass er t angenommenen schein¬ baren Fortsetzung durch das Hochlandsgebiet im „Senkungs¬ felde“ von Bambuluae. Im gesamten Hochlandsgebiete ist, wie ich mehrfach hervorhob, eine Gesetzmäßigkeit weder für die Anordnung der jungeruptiven Durchbrüche, noch der sie be¬ gleitenden Abbrüche und Senkungen, von denen das Senkungs¬ gebiet bei Bambuluae eben nur einen ganz kleinen Zweig dar¬ stellt, mit einiger Sicherheit" nachweisbar. Unverkennbar ist lediglich der Zusammenhang von Eruption und folgender Sen- 238 VII. Teil kung, aber, wie erstere regellos über ein weites Gebiet verbreitet erscheinen, so ist wohl auch keineswegs die eine Senke die unmittelbare Fortsetzung der anderen, sie stoßen vielmehr häufig aufeinander, vereinigen sich gelegentlich zu ganzen „Sen¬ kungsfeldern“, um sich bald wieder in Richtung und Verlauf zu trennen. Dem Bambuluae-Senkungsgebiet ganz ähnliche sind zum Beispiel von mir bei Babanki-Tungo, am Trackythökenzuge bei Groß-Babanki (in beiden Fällen mit den charakteristischen Nadelhorsten) und annähernd in gleicher Richtung bei Bamed- jung und Bamedjang in mehreren Verzweigungen beobachtet worden. Andererseits erstrecken sich aber solche Senkungs¬ gebiete auch über Babungo-Mwelle-Oku und Bamessiog bis tief nach Bansso hinein, während erstere scheinbar ihre Fortsetzung in die Berge von Bekom finden, um sich dann ziemlich un¬ vermittelt zu verlieren oder durch Gebirgs-Querzüge gänzlich abgeschnitten zu werden. Wir finden also auch hier mindestens Gabelung, Verzweigung und mehrfache Richtungsablenkung des „Grabens“. Danach kann weder die Idee des „Westafrikanischen Grabens“ noch diejenige der „Hauptrichtungen in Ka¬ merun“ für die von mir bereisten Gebiete als zutreffend oder mindestens nicht als heute noch deutlich erkennbar angesehen werden. Im bereisten Gebiete sind die heuti¬ gen Oberflächenformen also nicht das Produkt einzel¬ ner durchgreifender und sich weit über das Festland hinziehender Störungen, sondern einer großen Summe nach Zeit des Eintritts und Maß der Wirksamkeit und Richtung recht verschieden gearteter Spannungsaus¬ lösungen der Erdrinde. Wollte man nun auf Grund unserer bisher vorliegenden Kenntnis versuchen, sich ein Bild von der historischen Ent¬ wickelung jenes Teiles der Erdoberfläche zu machen, die heute das deutsche Schutzgebiet Kamerun bildet, so würde sich etwa Folgendes ergeben: Die ältesten Spuren der geologischen Geschichte bleiben auch für dieses Gebiet noch in Dunkel gehüllt und sind durch Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun 231) die folgenden dynamischen Vorgänge der Faltung und Pressung verwischt, so daß es kaum gelingen wird, mit einiger Sicherheit die Entstehung der, den allersgrößten Teil des Gebietes be¬ deckenden Glieder der Gneis- und Glimmerschieferformation fest¬ zustellen. Zahlreich waren die Aufwölbungen und Auffaltungen, die sich wahrscheinlich teils in der archäischen, teils in der paläozoischen Erdepoche1 ), vornehmlich durch das Empordringen von Graniten, Dioriten, Syeniten und Gabbros bildeten und sie scheinen im Wesentlichen die Grundzüge der heutigen Ober¬ flächengestaltung geliefert zu haben. Ein gewisser Unterschied in dem Alter oder der Art ihrer Entstehung läßt sich zwischen diesen Gesteinen im Süden und im Norden des Schutzgebietes vielleicht erkennen. Während sie dort vielfach von den dynami¬ schen Wandlungen der Oberflächenbedeckung mit betroffen wur¬ den, sind sie hier im allgemeinen ungestört geblieben und nur durch die abtragenden Kräfte von der sie einhüllenden Deck¬ schicht befreit worden. So entstanden jene ausgedehnten Granit¬ bergländer des Inneren, die noch heute, stark erodiert und de- nudiert, wie ihre Verwitterungsformen beweisen, in Höhen von 1000 — 2000 m emporragen und wohl schon in sehr früher geo¬ logischer Zeit die Gestaltung der heutigen Hochlandsgebiete vor¬ bereiteten. Sie bilden jetzt zumeist die Pänder des Hochlandes, wie z. B. die Granitgebirgsländer von Bameta, Ba-Mundum, Bafum, Kentu und Kambo. Die weiten, heute niederen und flachen Gebiete des Inneren sind neben einzelnen, hoch sich emporwölbenden Falten der altkrvstallinen Decke auch vielfach durch alte Tiefengesteine zu erheblicher Höhe emporgewölbt worden. Sie treten uns heute in den aus der flachen Ebene hoch aufragenden Gebirgsmassiven, wie z. B. den Alantika- Scliari-Bubandjidda-Gebirgen entgegen. Meist sind sie der sie ein¬ hüllenden Deckschicht entkleidet. Zugleich scheinen durch !) Infolge des Fehlens bestimmbarer präkretacischer Sedimente, und der früher erwähnten Feststellung, daß gewisse Kreideablagerungen sich hauptsäch¬ lich aus den Bestandteilen dieser Eruptivgesteine zusammensetzen, kann freilich mit absoluter Sicherheit nur auf präkretacisches Alter der meisten Kameruner Granite o-eschlossen werden. Q 240 VII. Teil solche Emporwölbungen in der paläozoischen Zeit aus den zum Teil wohl vom Meere überfluteten Gebieten des Innern sedi¬ mentäre Absätze mit emporgehoben worden zu sein, deren Reste uns heute in den Phylliten und Grünschiefern entgegentreten, die verschiedene Forscher von dort erwähnen. Für diese Gebiete hat voraussichtlich auch in sehr frühen Zeiten die Abrasion er¬ heblich umgestaltende Bedeutung gewonnen. Verhältnismäßig unbedeutend scheinen die Eruptionen der Diabase, Quarzporphyre und Melaphyre gewesen zu sein. Die Quarzporphyre sind, so¬ weit bisher bekannt, wohl meist nur in Gängen und sehr ver¬ einzelten Eruptivstöcken innerhalb der älteren Gesteine noch er¬ halten. Dafür, daß sie in beträchtlicher Ausdehnung etwa früher vorhanden, der Denudation anheimgefallen sind, haben sich bis¬ lang Anzeichen nicht ergeben. Erst mit dem Ende der Kreide¬ zeit setzt, über eine weit ausgedehnte Zone ausgebreitet, eine gewaltige Eruptionstätigkeit ein, die von erheblichen Dislokatio¬ nen gefolgt wird. In breitem Streifen sich von der Westküste des Festlandes bis tief in das Innere hineinziehend, bildet sich hier vielleicht eins der ausgedehntesten Basalteruptionsgebiete des Erdballes. An der Küste baut sich das bis zu 4000 m Höhe aus dem Meere emporsteigende Kamerunmassiv auf. In breiter Zone bis tief in die Mederungsgebiete Nord-Adamauas brechen zahlreiche Kratere basaltischen Magmas aus, bedecken sich weite Flächen mit Lavadecken und Basalttuffen und staut sich ba¬ saltisches Magma zu gewaltigen massigen Kuppen an. Zumeist folgen ihre Ausbrüche den Wegen der alten Tiefengesteine, breiten sich aber in gleicher Weise über die schon damals in ihren Oberflächenformen verschieden gestalteten Gebieten des V orlandes, des Hochgebirges und des inneren Flachlandes aus. Die zahlreichsten und ergiebigsten Eruptionen erfolgten jedoch im Hochlandsgebiete. Bis in die aller jüngste Zeit setzten sich diese Ergüsse eruptiven Magmas fort. Besonders wieder im Hochlandsgebiete folgen den basaltischen Ergüssen reichliche, von vielfachen explosionsartigen Eruptionen gefolgte Ausbrüche von Trachytlaven, die das Oberflächenbild jener Gebiete ge¬ waltig wandeln. Mit diesen Eruptionen scheint eine allgemeine Die Tektonik des Schutzgebietes Kamerun CD 241 Hebung der gesamten von ihnen betroffenen Gebietsteile ver¬ bunden gewesen zu sein, die bewirkte, daß bisher vom Meere bedeckte randliche Teile des Hochgebirgslandes aus den Fluten emportauchten, die vielleicht erst im Beginn der Kreidezeit über die am Rande besonders stark abradierten Festlandsteile sich er¬ gossen hatten. So wurden nunmehr die sedimentären Absätze der Mungo-Cross- und Benueschichten zu ihrer heutigen Höhen¬ lage emporgehoben. Die jedenfalls vornehmlich in Zusammen¬ hang mit den jungen Eruptionen erfolgten Spannungsauslösungen haben dann mannigfaltige Dislokationen zur Folge gehabt. Na¬ mentlich. im Gefolge der Trachyteruptionen, also in der Phase der erlöschenden Eruptionstätigkeit (gerade die letzten Ausbrüche sind in jenen Gebieten, im Gegensatz zu der wohl sonst meist beobachteten Folge, solche trachytischen Magmas) treten dann die mehrfach erwähnten Einbrüche auf, die nun allenthalben im Hochgebirge die eigenartigen terrassenartig geformten Berg¬ hänge bilden und überhaupt die alten, vorzüglich durch die Erosion geschaffenen Oberflächenformen in ein chaotisches Durcheinander verwirren. Während dieser ganzen Phase erup¬ tiver Tätigkeit fortwirkend, füllen sich die noch in ständiger allmählicher Hebung begriffenen teils noch unter dem Meeres¬ spiegel gelegenen Ränder des Festlandes mit den Produkten der Denudation und der von den Kraterexplosionen herrührenden Tuffmassen und so bildet sich vornehmlich der breite Gürtel tertiärer und recenter Schwemmlandsschichten z. B. in der Bucht von Biafra und im Croßbecken. Mit der Einebnung und Aus¬ gleichung der ursprünglich schrofferen Oberflächenformen durch die Denudation, vermehrt sich in den flacheren Gebieten die Bildung eluvialer und alluvialer Gesteinszersetzungsprodukte, die uns heute als Laterite oder in den großen Flußtälern des Inneren, des Schari, Logone, Benne, Sanga und Ngoko als jungalluviale Absätze entgegentreten. Neue Folge. Heft 62. 16 VIII. Teil. Latent. Literatur. 1. Francis Buchanan, A Journey from Madras tlirough the Countries of Mysore, Canara, and Malabar. London 1907. S. 436, 440, 441. 2. J. B. Logan, The Quarterly Journal of the Geological Society of London. Vol. VII. 1851. (Notices of the Geology of the Straits of Singapore.) 3. H. B. Medlicott and W. T. Blanford, A. Manual of the Geologv of India, 2. ed. von R. D. Oldham. Calcutta 1893. (Literatur¬ angaben zahlreicher früherer Einzelbeschreibungen s. S. 369 — 390 Ch. XV. Latente.) Memoirs of the Geological Survey of India Calcutta 1856 bis Gegenwart, insbesondere : 4. » I (1856), S. 3, Notice derived form a Report of Stirling by Tliom. Oldliam in: Preliminary Notice on the Coal and Iron of Talcheer in the Tributary Mehals of Cuttack. 5. » I (1856), S. 69 — 72, W. T and H. F. Blanford and Wm. Theo¬ bald jun. in: On the Geologien! Structure and Relations of the Talcheer Coal Field , in the District of Cuttack. 6. » I (1859), S. 265 — 274, Notices derived from the Reports of W. T. Blanford, Harry Child, Jos. C. Medlicott, W. L. Wilson by Oldham in: On the Geological Structure and Phvsical features of the Districts of Bancoorah, Midnapore and Orissa-Bengal. 7. » I (1859), S. 280 — 294, W. T. Blanford in: Note an the Latente of Orissa. 8. » II (1860), S. 78 — 88, 90, Henry B. Medlicott in: On the Vind- hyan rocks and their associates in Bundelcund. 9. » III (1861), S. 139, W. T. Blanford in: On the Geological Struc¬ ture and Relations of the Raniganj Coal Field, Bengal. 10. » IV (1864), S. 168, H. F. Blanford in: On the Cretaceous and other rocks of the South Arcot, and Tricliinopoly Districts, Madras. Yltl Teil. Laterit 243 11. dsgl. IV (1864), S. 257, 260, 267, Wiliam King jun. and Roh. Bruce Foote in: On the Geological Structure of portions of the districts of Trichinopoly, Salem and South Arcot, Madras. 12. » IV (1864), S. 372 — 373, wie vorher, Economic Geology. 13. » VI (1864), S. 367—372, W. T. Blanford in: On the Geology of the Taptee and Nervudda valevs and some adjoining districts. 14. » IX (1871), S. 68—70, A. B. Wynne, Memoir on the Geology of Kutch. 15. » X (1873), S. 27—41, 43—54, R. Bruce Foote, On the Geology of parts of the Madras and North Arcot Districts. 16. » XII (1876), S. 200 — 221, R. B. Foote, The Deccan Traps iron-clay (Latente) Formation. 17. » XIII (1877), S. 222 — 223, V. Ball, Geology of the Rajmehal Hills. 18. » XVI (1880), S. 175 — 180, William King, The Gneis and Tran¬ sition Rocks and other Formations of the Nellore Portion of the Carnatic. 19. » XVIII (1881), S. 122 — 124, O. L. Griesebach, Geology of the Report an the Section between the Bolan* Pass in Biluchistan and Grislik in Southern Afghanistan. 20. » XX (1884), S. 45 — 55. R. Bruce Foote, On the Geology of the Madura and Tinnevellv Districts. 21 » XXR7 (1890), S. 217 — 233. Philip Lake, The Geology of South Malabar, dgl. S. 239 — 246. (Appendix enthält eine Zusammenstellung aller früheren Theo¬ rien und umfangreiche Literaturzusammenstellung.) Records of the Geological Survey of India. I (1868), XXX (1897). 22. » I, S. 64. W. Blanford, Latente of Kiui near Yeot mahal. 23. » I, S. 72. H. B. Medlicott, Latente of the hüls south of Goonah. 24. » III, S. 12—13. R. Bruce Foote in: Geology of neighbourhood of Madras. ■ 24. » III, S. 41, Hacket Countrv near Gwalior. Raipoor hiü in: On the Kymore Sandstone. 26. » IV, S. 47. C. J. Wilkinson in: Sketch of Geolog’ical Strukture of the Southern Konkan. Latente in South Konkan. 27. » V, S. 27. W. T. Blanford, Latente South east of Eüore in: Sand¬ stone of the Godavarv vallev. 28. » V, S. 59. W. T. Blanford, Latente of Orissa in: Geology of Orissa. 29. » V, S. 97 — 98. W. T. Blanford, Latente of Deccan in: Geology of Bombay Presidencv. 30. » V, S. 99. W. T. Blanford, Latente of the Konkan. 31. » VII, S. 119 — 120. V. Ball, Latente as a buüding stone: in Building and ornamental Stones of India. 32. » VIII, S. 118. V. Ball, Latente in: Raigarh and Hinger Coal field. 33. » X, S. 99 — 100. Mailet, Latente (Manganiferous ore). 34. » X, S. 169 — 171. V. Ball, Latente in: Malianadi basin and in vicinity. 16* 244 VIII. Teil 35. dsgl. XII, S. 111. Wynne, Laterite in: A. Geological reconnoissance from the Indus. Hill of Bakkarkauch. 36. » XII, S. 151 — 157. R. Bruce Foote, Geological features of tke Madnra district. 37. » XII, S. 203 — 205. R. Bruce Foote, The Lateritic Formation in: Geology of North Arcot District. 38. » XIV, S. 139 — 148. F. R. Mailet in: On the ferruginous heds associated witli the Basaltic Rocks of North Eastern Oster in relation to Indian laterite. 39. » XV, S. 90 — 93. W. King, General Geology of the Travanoore State. 40. » XV, S. 96 — 102. W. King, Warkilli and Quilon Beds in Travancore. 41. » XV. S. 103—113. F. R. Mailet, Iron Ores etc. in North Eastern part of Jahalpur (Lateritic ores). 42. » XVI, S. 116 — 118. F. R. Mailet, On Laterite and otlier Manganese ore occuring at Gosulpur, Jahalpur District. 43. » XVIII, S. 199. W. King. Progress of Geological work. Chattisgarh Division. Laterite of the Deccan Trap-Series. 44. » XIX, S. 106, 107. R. B. Foote, Geology of parts of Bellary and Anantapur Districts. 45. » XIX, S. 160. Oldham, Note on the Geology of Northern Jesalmer. 46. » XXII, S. 220 — 226. Bose, Manganiferous Iron- and Manganese Ores. 47. » XXIII, S. 111, 112. Joh. Walther, Jena, transl. hy. Bruce Foote. Report of a journey through India in the winter of 1888 — 89, vergl. auch Verhandlungen d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin Nr. 7, 1889. 48. » XXIV. Joh. Walther, Jena, On veins of Graphite in decomposed Gneis (Laterite) in Ceylon; vergl. a. Z. d. D. Geolog. Ges. Jahrg. 1889. 49. Rob. Hartmann, Skizze der Landschaft Sennar. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde N. F. 14, 1863. Berlin. 50. O. Lenz, Chemische Analvse eines Laterit-Eisensteins aus Westafrika. Verhandlungen der Iv. K. Geologischen Reichsanstalt in Wien 1878. S. 351. 51. Büchner, Über den Natur Charakter des siidwestafrikanischen Hoch¬ plateaus zwischen 7° und 10° südlicher Breite. Das Aus¬ land. 1883. S. 847. 52. Doelter, Cornelio, Über die Capverden nach dem Rio Grande und Futali Djallon. Leipzig 1884. S. 220 — 225. 53. Pechuel-Loesche, Westafrikanische Laterite. Das Ausland. 57. Jahrg. 1884. S. 401—406 und 423—428. 54. Th. Posewitz, Das Lateritvor kommen in Bangka. Petermanns geographische Mitteilungen, Gotha, Justus Perthes. 33. Bd. 1887. S. 20—25. 55. A. Schenck, Über den Latent und seine Entstehung. Ztschr. d. D. Geol. Ges. 1890. S. 610—611. Laterit 245 56. S. Passarge, »Über Latente und Roterden in Afrika und Indien« a) Report of the 6. international geographical congress held in London. London 1896. b) Adamaua. Berlin 1895. 57. M. Bauer, Beiträge zur Geologie der Seyschellen, insbesondere zur Kenntnis des Laterits. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geolog'ie und Paläontologie Jahrg. 1898, vol. II. Stutt¬ gart 1898. S. 163—219. 58. M. Bauer, Über die Natur des Laterits, Petermanns Mitteilungen 1898. 59. J. Walther, Einleitung in die Geologie, 1894, Bd. HL S. 803 — 811. 60. y. Richthofen, a) Führer für Forschungsreisende. Neudr. der Aufl. von 1886. Hannover 1901. S. 455. b) China, 3. Bd. Berlin 1882, auch Mitt. aus den deutschen Schutzgebieten, 1894. VII. S. 33. 61. H. Credaer, Elemente der Geologie. 9. Aufl. Leipzig 1902. S. 104, 274. 62. A. Supau , Grundzüge der Physikalischen Erdkunde. 3. Auflage Leipzig 1903. S. 434, 528, 531. 63. T. H. Holland, On the Constitution, Origin an Dehydration of Latente. The Geological Magazine. New Series. Dec. IV. Vol. X. Jan. — Dez. 1903. S. 59 — 69. 64. 31. Bauer. Beitrag' zur Kenntnis des Laterits, insbesondere dessen von Madagaskar. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Festband zur Feier de s 100jährigen Bestehens. Stuttgart 1907. S. 33 — 90. 65. W. Koert, Geologisch-agronomische .Untersuchung der Umgegend von Arnani in Ostusambara. Sonderabdruck aus den Berichten über Land- und Forstwirtschaft in Deutsch-Ostafrika, heraus¬ gegeben vom Kaiserl. Gouvernement von Deutsch-Ostafrika (Biologisch-Landwirtschaftliches Institut in Amani). Band II, Heft 3, 1904. (Als Sonderabdruck nicht im Buchhandel er¬ schienen.) 66. Joli. Walther, Das Gesetz der Wüstenbildung in Gegenwart und Vor¬ zeit. Berlin 1900. S. 159, 160. 67. E. Kaiser, Über Bauxit- und lateritartige Zersetzungsprodukte. Monatsber. d. D. geol. Ges. 1904. Heft 3, S. 17 — 26. 68. H. Warth und F. J. Warth, The Composition of Indian Latente. The Geological Magazine. New Series. Decade. Rh Vol. X. London 1903. 69. A. Lieblich, Bauxit. 28. Bericht der oberhess. Ges. fürNatur- und Heilkunde. S. 57 — 98. Gießen, April 1892. 70. Köbrich, Magnetische Erscheinungen an Gesteinen des Vogelsberges, insbesondere Bauxiten. Zeitschrift für prakt. Geol. 13. 1905. S.23. 71. Davilla, Tonindustrie-Zeitung. 1897. S. 132. Bauxit. Zeit¬ schriftenschau: (aus Teknisk Tidskrift). 246 VIII. Teil 72. F. Wohltmann, Der Plantagen!) au in Kamerun nnd seine Zukunft. Berlin 1896. 73. F. Wohltmann, Ein Beitrag über Latent- und Roterde. Journ. für Landwirtschaft. 1894. S. 385 — 389. 74. F. Wohltmann, Über den Kulturwert der tropischen Lateritböden. Journ. für Landwirtschaft. 1891. S. 148—159. 75. F. Wohltmann, Handbuch der tropischen Agrikultur. Leipzig 1892. Bd. I. S. 121—256. 76. I. Chautard et P. Lemoine, Sur la genese de certains minerais d’alumine et de fer. Dicomposition lateritique. Compt. rend. 146. 1908. P. 239. Zuerst ist dem Gesteinstypus des Latentes hauptsächlich von den Engländern in Indien ein großes Interesse entgegenge¬ bracht worden, da er dort ein wesentliches Glied im geologischen Aufbau jener Tropengebiete bildet. Sj)äter haben auch Forscher anderer Länder sich wiederholt an dem Studium dieser Ge¬ steine, besonders auch außerindischer Vorkommen, beteiligt, wie später noch eingehender erörtert werden soll. Meine Eeisen in Kamerun boten mir nun vielfach Gelegen¬ heit, selbst über Laterit und Lateritbildung Beobachtungen an¬ zustellen, da dieses Gesteinszersetzungsprodukt auch dort wesentlich an der Gestaltung der heutigen Oberflächen¬ formen teilnimmt. Auch in den anderen deutschen afri¬ kanischen Kolonieen spielen Lateritbil düngen im geologischen Bilde eine große Bolle und gewinnen gerade dadurch heute ein um so größeres Interesse auch für uns Deutsche. Andererseits mangelt es heute noch an einer zusammen¬ hängenden und umfassenden Darstellung der Forschungs¬ ergebnisse über diese Gesteinstypen und der für ihre Bildungs¬ weise gültigen Anschauungen. Es mag deshalb im Folgenden eine solche an der Hand aller bisherigen Forschungsergebnisse und der eigenen Beobachtungen zu geben versucht werden1). b Das Verzeichnis der liier benutzten Literatur ist mit fortlaufenden Num¬ mern versehen, auf die im Text Bezug genommen wird, soweit sie im Original eingesehen werden konnte. Wo die Originalliteratur nicht beschafft werden konnte, oder die Literaturangabe lediglich nach anderen Autoren zitiert wurde, ist diese jedesmal im Text vollständig beigefügt. Latent 247 Das Wort „Laterit“ wurde im Jahre 1807 von Francis Buchanan (1, S. 436) für gewisse Gesteinstypen von Südindien (Central parts of Malabar) geprägt. Dort werden nach B. diese Gesteine fast ausschließlich als Bausteine benutzt. Sie sind in feuchtem Zustande weich, so daß sie mit Eisenwerkzeugen leicht geschnitten werden können. An der Luft werden sie alsdann so hart wie unsere gebrannten Lehmziegel und liefern daher vorzügliche Bausteine. In mehreren der Eingeborenendialekte jener Gegenden wurden sie aus diesem Grunde, wie B. sagt, als ,,die Bausteine“ bezeichnet, daher wählte er auch den Namen Laterit für das Gestein, dem sie entstammen. Er sagt wörtlich (1, S. 441): ,,The most proper Englisk name would be Latente from Lateritis, the appelation that may have given to it in Science.“ B. glaubte übrigens darin die ,,Argilla lapida“ des Wallerius wieder erkennen zu können1). Er nannte das Gestein auch an anderer Stelle (1, S. 436) „Indurated clay“, aus dem er gewisse Eisenerze (also Bestandteile oder Einlagerungen des Latentes) beschrieb, die in Lagen, Adern und vereinzelten Blöcken jenen durchsetzen. Die Anschauung, die mehrfach in der späteren Literatur auftaucht, daß der Name von „later“, der Ziegelstein, der ziegelroten Farbe wegen2), ursprünglich abgeleitet sei, ist 1) Ich habe in der Übersetzung des Wallerius (physisch-chemische Be¬ trachtungen über den Ursprung der Welt, besonders der Erdwelt mit ihrer Ver¬ änderung, zusammengetragen von Johann Gottschalk Wallerius, aus dem Lateinischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen von D. Christian Friedrich Keller, Erfurt 1782) nichts finden können, was diese Vermutung bestätigen könnte. 2) So sagt z. B. Walther (59, S. 803): »Während in den bisher beschrie¬ benen (nicht tropischen) Faciesbezirken als Verwitterungsprodukt eisenhaltiger Gesteine ein gelb oder braun gefärbter Lehm entsteht, bildet sich in den Tropen eine rotgefärbte Masse, die man wegen ihrer ziegelroten Farbe und weil sie gelegentlich auch zur Backsteinfabrikation benutzt wird, als Laterit bezeichnet hat«. Und von Richthofen (60, S. 456): »Der Reisende bemerkt ihn (den La¬ terit) zuerst an der ziegelroten Farbe der Landstraßen und des alles durch¬ dringenden Staubes. Er erhielt von dieser Eigenschaft durch Buchanan seinen Namen (nach later, der Ziegelstein)«. 248 VIII Teil jedenfalls als irrig1) zu bezeichnen. B. erwähnte die rote Barbe auch in ganz anderem Zusammenhänge. Er sagt (1, S. 440) wört¬ lich : „It (what he has called indurated clay) contains a very large quantity of iron in the form of red and yellow ochresN Ganz richtig sagt z. B. Blanford (6, 284): ,,The name (brick-stone) was given on account of the employment of the rock in buil- ding . . Brickstone bedeutet eben im Deutschen neben Ziegel¬ stein, Backstein, auch Baustein überhaupt. Die Verwendung des Latentes als Baustein in Madras gab also die ursprüngliche Veranlassung zu seiner Benennung, nicht, wie später angenommen wurde, die ziegelrote Farbe, die aller¬ dings für viele eisenreiche Vorkommen charakteristisch ist. Irrig ist ebenso die Auffassung, daß der Xante Latent gewählt wurde, weil, wie Walther (59, S. 803) sagt, die so bezeichnete rotgefärbte -Masse ,, gelegentlich auch zur Back¬ steinfabrikation benutzt wird“. Nicht Backsteine (also gebrannte - .oder gebackene — Steine), unsere roten Lehmziegel, son¬ dern durch Trocknen gewonnene Bausteine stellte man in In¬ dien daraus her. Auch in anderen Gebieten werden übrigens die gleichen Gesteine zu Bauzwecken vielfach verwandt, so berichtet Pose¬ witz (54, S. 24) von Bangka: ,,Der zeitige Lateritblock wird als Baustein verwendet. “ Dagegen ist nirgends über ihre Ver¬ wendung zur Ziegel- oder Backsteinfabrikation die Bede. Pose¬ witz sagt z. 14 (1. c.) über ihre technische Verwendung nur: ,, Einige Tonsorten sind zur Ziegelfabrikation und Töpferei ge¬ eignet“ und „der eisenhaltige rein plastische Ton, als gelbe und rote Bangka-Erde bekannt, wird in Indien vielfach zum An¬ streichen der Häuser benutzt“. Daß sie aber von den Einge¬ borenen Bangkas zur Ziegelfabrikation benutzt wurden, sagt P. nicht. In Kamerun dient ebenfalls der zellige Latent vielfach b Dies hat bereits S. Pas sarge (56, 672) hervorgehoben (wie mir erst nachträglich bekannt wird). Er sagt wörtlich: »Die rote Farbe hat mit der Be- nennnng nichts zn tun, denn erstens wird das Gestein an der Luft braunschwarz und zweitens teilt der Laterit die rote Farbe mif den lockeren »red soils«. Laterit 249 als Baustein seiner Eigenschaft cles Erhärtens wegen. .Dies muß ausdrücklich gegenüber S. Passarge hervorgehoben werden, der (56. 672) wörtlich sagt: „Nirgends in ganz Afrika wird der rote Boden in der Weise wie in Indien als Baustein verwandt, sondern stets nur als Lehm beim Bau der Lehmwäude.“ Ich habe auf meinen Reisen vielfach gerade dieselben zelli- O gen Oberflächenlaterite. die in der englischen Literatur so oft beschrieben sind (sie bleiben, so lange sie im Lehmboden und feucht sind, weich), zu Bauzwecken verwendet gesehen. Ganze Häuser habe ich nie daraus errichtet gesehen, aber vielfach bildeten solche Lateritblöcke das Material für den Unterbau der Negerhütten, da sie ausgetrocknet, besonders widerstandsfähig 0 7 0 7 O gegen Regen sich erweisen. Ebenso fand ich gerade im Iloch- landsgebiete diesen Laterit vielfach zur Herstellung von Schutz¬ mauern (Ortsbefestigungen) verwandt. Ähnliches beobachtete ich übrigens im französischen Senegal, in der Guinee francaise und in Süd-Nigerien, in der Umgegend von Lagos. Diese Verwendung ge- 0 7 O O O O O wisser Latente scheint demnach auch in Afrika allgemein bekannt und verbreitet zu sein. Der Name Laterit wurde aber jedenfalls überhaupt zuerst auf Gesteinszersetzungsprodukte angewandt, die jene Eigentümlichkeit des Erhärtens an der Luft besaßen oder wenigstens solche eisenreiche leicht an der Luft erhärtende Einlagerungen enthielten. Dieser Umfang des ursprünglichen Begriffes Laterit verschob sich indessen in der Lolgezeit. Mit der weiteren Erforschung Indiens wurden ähnliche Ge¬ steine, aus anderen Gebieten stammend, unter demselben Namen „Laterit“ vielfach beschrieben. Hierbei stellte es sich indessen heraus, daß sehr erhebliche Unterschiede zwischen diesen ein¬ zelnen Vorkommen festzustellen waren. Besondere Schwierig¬ keiten ergaben sich aus der Beobachtung der Verschiedenartig¬ keit der Entstehungsbedingungen einerseits und dem Bestreben, nur ein bestimmt gekennzeichnetes Gestein mit dem Namen La¬ terit zu belegen, andererseits. Bezüglich der Bildung des Latentes hatte Buchanan an den so bezeichneten Gesteinen von Rajmehal Hills festgestellt: 250 VIII. Teil „They must be considered as a kind of breccia as they contain ferruginous nodules in an argillaceous cement“, während Colbe1) (Madras Journ. Lit. and S. IV. 100) zuerst darauf hinwies, daß Gerolle von kry stallinen Schiefern darin Vorkommen und es daher ein durch mechanischen Absatz entstandenes Gestein sein müßte. Demgegenüber betonten andere Forscher, daß die von ihnen beobachteten Latente entschieden ,,in situ/' entstan¬ den sein müßten. So stellte Voysey (Journ. of the Ass. Soc. Beng. II. 298 — 392 XIII. 853, XIX. 190 — 269) einen allmählichen Übergang aus Basalt in Laterit fest und glaubte, daß es sich um Absätze aus Schlammergüssen („muddy eruption“) handele, die mit den Basaltergüssen gleichzeitig erfolgt wären oder mit ihrer Eruption in Zusammenhang ständen. Ebenso stellte Clark (Madr. Journal VIII, 334) eine unzweifelhafte in situ-Bildung der von ihm beobachteten Latente aus Gneis fest. II m solche aus verschiedenen Gesteinen in situ gebildeten Produkte von den zuerst als Laterit benannten nicht in situ gebildeten Vorkommen zu unterscheiden, gab er ihnen einen neuen Namen, nämlich „Lithomarge“ und unterschied. 1. Lithomargic-Laterite, 2. Quartzy-Laterite, 3. Detrial-Läterite. Er glaubte nun, daß auch die ursprünglichen, als Laterit bezeichneten V orkommen zum größten Teil ebenfalls in situ gebildet und nur reicher an Quarz seien, weil sie aus quarz- reicheren Gesteinen entstanden waren. Gleichzeitig hatte Voysey für die aus Basalt entstandenen, tonigeren Vorkommen den besonderen Namen „iron clay“ an¬ gewandt. Demgegenüber trat wieder Capt. Newbold (Jour. Boy. As. Soc. VIII 237. IX. XII.) für die Bildung der Laterite im Wasser auf mechanischem Wege ein und bekämpft die Theorie Voy- 9 Für den Beginn dieses historischen Überblickes stützte ich mich im wesentlichen auf die Ausführungen Lakes (21 Appendix) ohne in jedem Falle die Originalliteratur nachzuprüfen. Later it. 251 sey’s. Er nahm also sekundäre und nicht primäre Bildung an. Logan (2) beschreibt von Singapore alle typischen Arten von Latent, sowohl primärer, wie sekundärer Entstehung aus Se¬ dimentär-, Eruptivgestein und Alluvien entstandene Krusteneisen¬ steine, und zellige Formen, die er als ,, tubulär and cavernous“ bezeichnet. Bezüglich der Herkunft des Ee äußert er die eigen¬ artige Ansicht (337), es sei durch Lösungen oder mit Dämpfen durch Eruptionen zugeführt worden, er sagt: ,,The iron was not injected in a fluid state into the strata as lava is into fissures, but was either imbibed, or, as is most probable conducted by vapours, gases, or electric currents. The ferruginous and quartzos ferruginous rocks, including latente, wherever minutely examined prove to be the original rock of the situs metamorphosed and not a foreign rock injected from beneath.“ Für die äußerlich mit Eisenoxydrinde bedeckten Gesteine, deren Natur deshalb schwer zu erkennen, wählte er den Namen „iron masked“ und schlug vor, alle diese mit Eisenausscheidung imprägnierten Gesteine (die aus Sandstein, Konglomerat, Tonen, Schiefern usw. in gleicher Weise entstehen können), als „the iron-masked rocks of the Indo-Australien regions“ zu bezeich¬ nen. Zu diesen rechnete er dann auch alle auf eruptivem Wege mit Ee-Lösungen imprägnierten Gesteine als „plutonically ferru- ginated rocks“ und unterschied von diesen wieder die durch eruptive Gesteine metamorphosierten eisenreichen Gesteine als „proper plutonically iron masked rocks“. Die im Trapp - Gebiete tätigen Forscher, besonders Aytoun (Edin. New. Phil. Journ. ser. 2 IV, 67), stellen dann die in situ-Entsteliung der Latente ihres Gebietes und demnach das Vorhandensein zweier auf verschiedene Weise gebildeten Arten von Latent fest. IL. T. Blanford beschäftigte sich wiederholt mit der Frage der Entstehung und der Ein- teilun g des L at erites (5, 6, 7). Er kam zu dem Schlüsse: 1. Der Laterit entsteht durch Oberflächenzersetzung oder -Veränderung. 252 VIII. Teil 2. Die Quelle für das im Latent enthaltene Eisen liegt außerhalb desselben. Ferner meinte er, es müßten zwei Arten von Latent unterschieden werden, von denen er sagte : 1. „That the overlying form contains pebbles and boulders evidently transported from some distance, and is con- sequently the result of deposition from water. 2. That the underlying form is clearly and unmistakebly the result of the alteration in situ of the rock in whicli it rests.“ Also auch er unterschied eigentlich schon primäre und sekundäre Latente, schlug aber für die erste Form den Namen: ,, proper Latente“, für die zweite: ,, Lithomarge“ vor. Über die Her¬ kunft des Eisens, das nach der Ansicht der meisten früheren Forscher aus der Zersetzung des unterlagernden Gesteins her¬ rührte (s. u. a. Benj. Babington Geolog. Transact. 1. ser. V. 328,. der auf die Entstehung des Fe203 aus Hornblenden hin¬ wies), glaubte er feststellen zu können, daß es aus dem Magnet¬ eisen der Ursprungsgesteine stamme, das anfangs zusammen¬ geschwemmt, erst Konkretionen bilde und von diesen aus in die Tiefe gelange. Er beobachtete eine allmähliche Abnahme des Eisengehaltes nach der Tiefe bis zum Grundwasserspiegel und darauf wieder allmähliche Zunahme und belegte dies durch eine Reihe von Analysen (7, S. 291). Blanford schloß daraus daß das Fe der Lithomarge aus dem darüberlagernden Latent stamme. Bezüglich der großen in Ton eingebetteten löcherigen Laterit- blöcke, die er, wrie viele andere vor ihm beobachtete, glaubte er. sie für marine Strandbildungen halten zu sollen. Später kommt er sogar nach weiteren Forschungen in Bengalen zu der Ansicht, (9), daß alle als „detrital form44 bezw. Bildungen marinen Ur¬ sprungs anzusehen seien. Neben Blanford betonten besonders Stirling (4) und Medlicott (8) die Breccien und Konglomerat- Natur gewisser Lateritvorkommen und stellten seinen Detritus- Charakter fest. Welche Verwirrung nun allmählich in Bezug Laterit 253 auf die Auffassung des Begriffes Laterit Platz gegriffen, zeigen die Worte Medlicott’s (8, S. 79). „Those who know that in Indian U-eology, latente is one of the many personifications of „confusion“ will charitably suppose that J am indentifying totaly district things.“ So rechnete z. B. Lyell noch 1865 in seinen „Elements of Geology“ den Laterit unter die „igneous rocks“ und bezeich- nete ihn als ,,a red jaspery bricklike rock composed of silicate of aluminia and oxide of iron or sometimes consisting of clay, coloured red, with ochre“ (vergl. 73, S. 150). Robert Bruce Foote (15; 16) schloß dann aus seinen Beob¬ achtungen in Süd-Madras, daß die dortigen Latente überhaupt nicht in situ entstanden sein könnten, da die unterlagernden Gesteine viel zu arm an Fe-haltigen Mineralien waren und sie außerdem dort deutliche Geröllestücke führten, sie müßten also aus anderem Laterit durch Umlagerung entstanden sein. Eine Reihe von Forschern (12, 13, 14, 15,) stellte weiter an verschiede¬ nen Eundpunkten stets wieder das Auftreten deutlicher Konglo¬ meratbildung und jener vielfach vorher erwähnten eigenartig löcherigen Modifikationen fest, ohne der Erklärung ihrer Ent¬ stehung näher zu kommen. Foote (15) beschränkt schließlich den Namen Laterit, um der Konfusion zu entgehen, er sagt: „to avoid such confusion the term „latente C ( is in tliis- report, applied only to a truly sedimentary rock of (in all probability) marine origin" und schlägt (16) vor, nur auf die von Blanford zuerst als Laterit bezeichneten Typen, und zwar nur für die offenbar sedi¬ mentären Ursprungs, den Namen Laterit anzuwenden. Da die ähnlich aussehenden, bisher ebenso bezeichneten Tonerde- Eisen¬ oxydgesteine des Deccän-Trapps aber ganz anderer Entstehung seien, wollte er diese nach dem Vorgänge Voysey's wieder „iron clay“ nennen, mußte aber auch für diesen „iron clay" dann wieder zweierlei Arten, eine lediglich durch Verwitterung entstandene und eine aus der ersteren durch Zusammenschwem- 254 VIII. Teil men entstandene Art, deren Ursprungsmaterial nicht mehr zu erkennen war, annehmen. Er sagt hierüber unter anderem (16, S. 219) : „The iron clay is not unfrequently a breccia in struc- ture, owing to the presence of numerous small angular fragments of white veinquartz which are frequently seen in similar iron clays far away from the gneiss rocks, and about the wholly trappean origin of which there can be no doubt.“ Hinsichtlich der Herkunft des Ee sagte er, die Umwand¬ lung des Gesteins in Latent sei verursacht durch : „a process of concretional solidification from the infiltration of surface waters liolding iron in solution“. Ball (17) stellte dann nochmals ausdrücklich fest, daß zwei verschiedene Arten von Laterit als Überlagerungen des Basaltes sowohl wie auch anderer sehr weit von d-iesem entfernter Ge¬ steine vorkomme, daß also diese zwei Typen nicht auf die Trapp¬ region beschränkt seien. W. King (18) berichtet von auf Sandsteinschichten auf¬ tretendem Laterit, in die letzterer allmählich übergehe, diese würden noch von Oberflächen-Breccien und Konglomeraten jün¬ gerer Bildung überlagert. Aus der Lagerungsform der verschiedenen Lateritarten glaubte man schließlich eine Unterscheidung in: „High level Latente“ und „low Level Latente“ vornehmen zu können, von denen der „High level“ so benannt, weil er meist sich auf ebenen Hochflächen vorfand (namentlich in der Trappregion), mehr oder weniger ident mit dem „in situ“ gebildeten oder, wie man ihn vielfach auch jetzt nannte, mit dem primären Laterit sein sollte. Dagegen sollte der „Low level“ der Laterit der Täler und Abhänge, im Wesentlichen Detritus-Laterit, dem sekundären La¬ terit entsprechen. Man mußte sich indessen bald überzeugen, daß typischer „High level“ gelegentlich in tiefer gelegenen Ke¬ gionen auf Ebenen unter dem „Low level“ vorkam und schlie߬ lich „Low Level“ auch in größeren Höhenlagen sich fand, so daß auch diese Unterscheidungen nicht durchgreifend sein konnten. Laterit 255 Sehr eingehend beschäftigte sich dann auch Ph. Lake (21) mit der Festlegung des Begriffes Laterit. Er trennte zwei Arten : 1. vesicular Laterite, 2. pellety varieties, dabei sollte 2 durch geringeren Gehalt an eisenreichem Binde¬ mittel von dem an der Ostküste Indiens häufigen „pisolitic la¬ terite“ zu unterscheiden sein. Beide Arten sollten die röhrenförmigen Varietäten auf weisen, 2 sollte aus Trümmern von 1 entstehen und häufig konglomerati- schen Charakter auf weisen. Die tiefer liegenden wären durch Ab¬ waschung und Zusammenschwemmung der höher liegenden ent¬ standen. Häufig kämen dann Zwischenbildungen beider Arten vor. Er schlug dann eine weitere Einteilung nach den physi¬ kalischen Verhältnissen des Landes vor und unterschied danach Laterite in : 1. The Coastal region, 2. The undulating region, 3. The gorge region, 4. The plain of the foot of the Ghats, und nach der Lagerung und dem Alter : 1. Plateau L., 2. Terrace L., 3. Valley L., dabei sollte 1 auf einer Ebene durch marine Denudation gebildet worden sein, 2 und 3 in Elußtälern aus 1. Da aber auch unter 2 in situ zersetzter Gneis vorkam und auch Lateritarten vorhanden wa¬ ren, die sich in keiner der 3 Gruppen unterbringen ließen, so mußte L. selbst die Unzulänglichkeit der Einteilung zugeben, besonders sah er eine Schwierigkeit im Vorkommen des Detritus-Laterits im Gebiete des Plateau-Laterits. Um möglichst allen Schwierigkeiten Rechnung zu tragen, wollte er unter Verwendung seiner obigen Trennungsweise ein¬ teilen : 256 VH!. Teil Group. Plateau L. Terrace Y alley Nature of tlie L. yesicular Pellety j partly yesicular ( » pellety 0 r i g i n Nondetrital Detrital Partly uo detrital » detrital. Iu einem Appendix (21, 239 — -246) gibt Lake dann eine Zusammenstellung aller bis dahin vorliegenden Forschungen und der damit im Zusammenhang aufgestellten Theorien über die Lateritbildung (nebst zahlreichen Angaben von Literaturstellen). Er kommt darin (S. 245) zu der Ansicht, daß die so weit von einander abweichenden Anschauungen über das, was die ein¬ zelnen Forscher Latent nennen und darüber, wie sie seine Bil¬ dung auffassen, im Wesentlichen von dem Beobachtungsgebiete abhängig ist, daß also in diesen verschiedenen Gebieten die äußere Erscheinungsform dessen, was man Latent nenne, ganz verschieden sei. Eine erneute Zusammenfassung aller vorgängigen Beob¬ achtungen rührt dann von Medlicott und Blanford her (3, S. 369 bis 390) ebenfalls unter Angabe zahlreicher Literatur¬ stellen1). Sie selbst sagen in Bezug auf den Latent : ,,It is almost invariably a surface formation and according to some observers, nothing but a form of soil, but it becomes an important formation from the very large area in India, wliich it superficially covers.“ Im übrigen gaben sie dort eine zusammenfassende Schil¬ derung aller der Gesteine, die bisher als Latent bezeichnet wurden, der Konglomerate, Konkretionen, „small pisolitic no- dules“, eisenreichen Tone, die sie „normal form“ nennen, röhrig- löcherigen, kavernösen schlacken- und lavaähnlichen Yorkom- men. Letztere nennen sie „traversed by small irregulär tortuous tubesT Sie stellten fest, daß niemals Laterit die ursprüngliche Form eines Eruptivgesteins sei, wenn er auch sehr häufig mit solchen verbunden vorkomme. Er ist nach ihren Aus- ') ln der mir vorliegenden 2. Auflage vou K. D. Oldham, Calcutta 1893 wesentlich ergänzt und verbessert. Laterit 257 führungen immer durch Veränderung aus anderen Ge¬ steinen hervorgegangen, und kann sowohl aus Sediment¬ ais aus Eruptivgestein durch Zersetzung entstanden oder selbst sedimentären Ursprungs sein. Alle Gesteine gehen da¬ nach erst in „Lithomarge“ und dann in Laterit über. Dieser Über¬ gang ist nicht immer scharf zu beobachten. Häufig werden die tonigen Schichten der Lithomarge (während die oberen Fe reiche¬ ren Lateritschichten, von denen das Fe nach der Tiefe ab nimmt, widerstandsfähiger sind) ausgewaschen und die oberen Laterit¬ schichten brechen zusammen und bilden ein Gestein von Detritus- Habitus; auch können an anderen Stellen solche Lateritteilchen zusammengeschwemmt oder angehäuft werden. Sie sehen eben¬ falls den Unterschied zwischen High Level L. und Low level L. nicht als durchgreifend an und glauben nur einen Altersunter¬ schied beider annehmen zu sollen. Bezüglich des Namens be¬ tonen sie, daß Bucha nan sehr wahrscheinlich beide Arten L. damit belegen wollte, und daß man auch beide damit bezeich¬ nen dürfe, da der Name nur die heutige Zusammensetzung, nicht aber die Art der Entstehung des Gesteins andeuten solle. Weiter stellen sie fest, daß der Laterit nie über 5000 Fuß Höhe beobachtet worden sei, ohne diese Tatsache irgend wie zu er¬ klären, oder Schlüsse’ daraus zu ziehen. „High level“ ist nach ihren Beobachtungen sowohl über Trapp als auch über ältere Gesteine verbreitet, dagegen wird der „Low Level“ nicht nur an den Küsten gefunden, sondern ist im ganzen indischen Ge¬ biet verbreitet. Die auch hier, wie früher von vielen an¬ deren Autoren beschriebenen, charakteristischen, kugeligen Kon¬ kretionen („nodules“) können sich, wie die Forscher meinen, in den Ebenen Indiens durch Sand und Ton von neuem ver¬ kittet, wieder zu Gesteinen verbinden, die in ihrem Aussehen dem Laterit sehr nahe kommen. Sie sehen schließlich High level L. als eine Oberflächenbildung an, und glauben, daß nur gewisse eisenreiche Gesteine in Laterit umgewandelt werden können. Aber auch der low level L. soll nach Lake (21, 217) eine Oberflächenbildung sein, so daß also schließlich wieder die Neue Folge. Heft 62. 17 258 VIII. Teil Unterscheidung zwischen High und Low Level völlig verwischt wird. Deshalb sagen die Verfasser schließlich: „The word „la¬ tente“ must be used either as purely a lithologica.1 or as a chrono- logical term, not indifferently as either, but as the word was originally intended to describe a peculiar variety of rock ir- respective of its age or origin, to which too a fresh name would have to be adopted if the familiär one were abandoned, it is the lithological sense of the word, which it is rnost desirable to retain.“ Inzwischen waren ähnliche Gesteine auch in außer¬ indischen Gebieten beobachtet worden. So hatte z. B. Doel- ter (52) seine Beobachtungen über afrikanische Latente und vor ihm v. Rieht ho fen (601>) über solche aus China und Ceylon veröffentlicht. Doel ter wies ebenfalls besonders auf die Ver¬ wirrung in der Auffassung des Wortes Laterit hin, er sagt: „Laterit ist eigentlich, so wie der Begriff jetzt auf gef aßt wird, weder ein Gestein noch ein Formationsbegriff, sondern ein Aus¬ druck für eine eigentümliche Oberflächenzersetzung.“ Er macht zuerst den V orschlag, dem Laterit den Namen des Gesteins hinzuzufügen, aus dem er offenbar entstanden sei, also Basalt-, Gneis-, Granit-Laterit zu unterscheiden. Diesen stellte er gegen¬ über die klastischen Latente oder Detritus-Laterite, die er auch aus den von ihm bereisten Gegenden typisch beschrieb, v. Richthofen begnügte sich im Allgemeinen mit der Beschreibung der von ihm beobachteten Latente, deren häufiges deutliches allmähliches Übergehen in Gneis er hervorhob. Er bezeichnete den Laterit (China 3. Bd. Berlin 1882) als schwammig-zeiliges den Eisengehalt konzentrierendes Gewebe, dessen Höhlungen mit einer helleren, oft weißlichen Substanz angefüllt sind, und als das Residuum der Zersetzungsvorgänge anzusehen sei. Sehr eingehend berichtet P e ch u el - L o e s cli e (53) über W est- afrikanische Latente. Er findet eine große Übereinstimmung dieser mit den aus Indien beschriebenen und unterscheidet auch hier etwa entsprechend dem high und low level L. der Eng¬ länder. 1. Laterite von zelligem Gefüge in ursprünglicher Lagerung. 2, Laterite von dichtem Gefüge in sekundärer Lagerung. Latent 259 Yon Bangka beschrieb dann Posewitz (54) aus Schiefern und Sandsteinen entstandene Latente und unterschied dort ebenfalls 2 Typen : 1. Latent in ursprünglicher Lagerung, 2. Latent auf sekundärer Lagerung (Detritus-Latent). Er erwähnt auch ganz ähnliche zellige Lateritvorkommen und Eisenkonkretionsbildung, wie sie aus Indien bekannt sind und weist darauf hin, daß im dortigen Gebiete der Detritus-Laterit an den Abhängen auf tritt, während der primäre die Höhen selbst einnimmt. In der Bildung der Eisenkonkretionen und der zelli- gen Lateritblöcke sieht er Oberflächenbildungen, die schon in größerer Tiefe sich vorbereiten. Mit einer besonders der bisherigen Verwirrung gegenüber hervorzuhebenden wertvollen Klarheit hat dann A. Schenk (55) eine alle Zweifel beseitigende und alle Beobachtungen berück¬ sichtigende Einteilung der Latente vorgenommen. Er unter¬ schied-: A. Primäre oder Eluvial-Laterite, und zwar : a. Tiefenlaterite, lateritisehe Gesteinsmassen, bei denen die ursprüngliche Struktur noch erhalten ist, und die wir als Granitlaterit, Gneislaterit, Dioritlaterit, Diabaslaterit, Glimmerschieferlaterit, Sandsteinlaterit usw. bezeichnen können, b. Oberflächenlaterite, aus den ersteren hervorgehend. B. Sekundäre oder Detritus-Laterite (alluviale, aeolische, marine Latente). Im Jahre 1896 beschäftigte sich S. Passarge (56a, 874) mit dem Problem der Lateritbildung und stellte eine eingehende Arbeit darüber in Aussicht, deren Veröffentlichung indessen, wie ich kürzlich vom Autor selbst zu erfahren Gelegenheit hatte, nicht mehr beabsichtigt ist. Nach dem erwähnten Berichte auf dem VI. internationalen Geogr. Kongreß in London macht Pas¬ sarge einen Unterschied zwischen Roterden (red soils) und den zeitigen Lateritkonkretionen. Er betrachtet die Lateritbildung 17* 262 VIII. Teil exotherme chemische Reaktion und daß hierbei Ener¬ gie frei werde, die dann die Abspaltung von H20- Molekülen aus den Limonit- und Hydrargillit-Molekülen und damit den Übergang von Ee203, 3 H20 zu Fe203 einer- und von A1203, 3 H20 zu A1203, H20 andererseits bewirke. Die Neigung (tendency) zur Krystallbildung, bei welcher Energie entwickelt wird, sei also der Grund für den Wasserverlust. Eine glänzende Bestätigung haben die vorher erwähnten Schlüsse Bauer ’s alsdann noch durch zahlreiche Analysen in¬ discher Latente seitens IT. und F. J. Warth’s (68) sowie die Arbeit von J. Chautard und P. Lemoine (76) über Latente von Guinea nach Analysen von Pisani gefunden. Da noch im folgenden auf die bisher vorliegenden Bearbeitungen wieder¬ holt wird zurückgegriffen werden müssen, mögen hier diese kurzen Angaben genügen. Bevor ich selbst nun zu der Frage Stellung nehme, welche Deutung heute zweckmäßig dem Worte Laterit zu geben und wie eine geeignete Einteilung des Begriffes Laterit vorzunehmen sei, mag erst an der ITand aller erwähnten früheren Forschun¬ gen und meiner vielfachen eigenen Beobachtungen die Art der Entstehung der Laterite zu erörtern versucht werden. Die Verbreitung der unter dem Namen Laterit bisher zu¬ sammengefaßten Gesteinstypen vorzüglich in der heißen oder Tropenzone läßt ohne weiteres den Zusammenhang ihrer Bil¬ dung mit den Klimaverhältnissen jener Gegenden vermuten. Laterit ist als gegenwärtige oder rezente Bildung bisher nur in Gegenden mit tropischen Klimabedingungen beobachtet worden1). ]) Die Feststellung Bauer’s, daß Laterit dieselbe oder ähnliche Zusammen¬ setzung wie die Bauxite habe, scheint dieser Annahme zu widersprechen, da anzunehmen ist, daß sich Bauxite auch heute noch in der gemäßigten Zone (z. B. am Vogelsberg oder in Süd-Frankreich, Ungarn usw.) bilden. Da aber einerseits dasselbe Endprodukt häufig in ganz verschiedener Weise entstehen kann, andererseits auch in der gemäßigten Zone sehr wohl auch örtlich ähnliche Bedingungen für die Gesteinszersetzung herrschen können, wie in den Tropen, so kann die Tatsache der Bildung von Bauxit gelegentlich auch in gemäßigtem Klima zunächst Nichts gegen den Zusammenhang von Klima und Lateritbildung beweisen. Laterit 263 Nach Supan (62, 528) bedeckt der Laterit „ein volles _ • Viertel des ganzen Festlandes“ und „ist den Tropen eigentüm¬ lich44. Nach v. Thilo (62, 527) ist seine Verteilung in Pro¬ zenten der betreffenden Erdteile bezw. Breitenzonen : 800 — 60° N = 0 60° — 20°N = 6 20° — 60°S = 15 20°N — 20° S = 63 Ges. Festland =25 Das Vorhandensein auch in den subtropischen Zonen ist dabei im Wesentlichen auf diejenigen Teile beschränkt, die kli¬ matisch den Tropen zuzurechnen sind, oder doch Klimabedingun¬ gen auf weisen, die in gewissen Faktoren mit dem Tropenklima übereinstimmen. Wenn wir die Tropenzone als Klimazone auf¬ fassen, die ja durchaus nicht genau mit der zwischen den 20. Parallelkreisen gelegenen zusammenfällt, so ergibt sich ein noch genauerer Zusammenhang zwischen Tropenklima und Laterit- bildung. Auch Wohltmann z. B. (73, S. 149) sagt hierauf bezüg¬ lich „Der Lateritboden ist (vielmehr) eine allgemein verbreitete Erscheinungsform des ganzen Tropengürtels, dessen Bildung und Entstehung weder auf marine noch auf Süßwassereingriffe zu¬ rückzuführen ist, sondern ausschließlich auf eine ungeheuer lange ungestörte Einwirkung intensiver tropischer auf die Zersetzung und Verwitterung eisenführender Gesteinsmassen wir¬ kender Klimafaktoren“ und ebenda: „Nur dort wird die Bildung des Lateritbodens haben vor sich gehen können und auch heute nur noch vor sich gehen, wo tropische Klimaverhältnisse lang- andauernd und intensiv auf die Zersetzung eisenhaltiger Gesteine einwirken.“ Dieser Zusammenhang ist von den meisten Forschern bestätigt und angenommen wrnrden. Auch gewisse Gesteinstypen aus weit zurückliegenden Formationsbildungen, die uns heute in anderen Klimazonen entgegentreten, wie z. B. gewisse Ab¬ lagerungen des Kotliegenden und des Buntsandsteins sind mehr- 264 vm. Teil fach als frühere, den heutigen Lateriten entsprechende Bildun¬ gen angesprochen worden1). In solchen Fällen hat man dann auch aus anderen Beob¬ achtungen auf ein tropisches Klima während der Gesteinsbildung schließen können (z. B. üppige tropische Steinkohlenflora im Carbon) und daraus eine Verschiebung der Klimazonen im Laufe der geologischen Zeitalter hergeleitet (vergl. hierzu u. a. die Arbeiten Nathorst’s, z. B. N. «1. f. M. G. u. P. 1902 II. S. 318 ff. u. 1899 II. 337 sowie Joh. Walther (66, 159, 160), also auch in diesen Fällen würden Lateritbildung und tropisches Klima abhängig von einander gewesen sein. Diese Tatsachen scheinen zu folgendem Schlüsse zu berechtigen: Die Lateritbildung ist eine dem Tropen klima eigentümliche Zersetzungserscheinung der Ge¬ steine. Es mögen nun zunächst einmal alle Komponenten des tropischen Klimas im Einzelnen betrachtet werden, in ihren Äußerungen auf die Gesteinsumgestaltung. Beginnen wir mit den Faktoren für die mechanische Zerstörung und Umsetzung der Gesteine. Wir wissen, daß in der heißen Zone nicht nur weit höhere mittlere Temperaturen herrschen, als in den ge¬ mäßigten Zonen, sondern besonders wichtig wird die Beob¬ achtung, daß die Temperaturschwankungen nicht nur hinsicht¬ lich ihrer Größe, sondern auch der Plötzlichkeit ihres Ein¬ trittes am beträchtlichsten unter dem Äquator sind und im all¬ gemeinen von da nach den Polen hin sich vermindern. Nur ein Beispiel von meinen Reisen in Kamerun sei hierfür ange¬ führt: Auf der Höhe des Dorfes Bambuluae (Bamenda-Bezirk') unweit des Muti-Berges konnte ich am Morgen um 6 Uhr noch 9° und bereits um 2 Uhr nachmittags 42° feststellen, also eine Tem¬ peratur-Differenz von 33°. Ähnliche Beobachtungen konnten vielfach angestellt werden, und solche Schwankungen bilden zu gewissen Zeiten (während der großen ‘ Gewitterstürme vor dem Einsetzen der eigentlichen großen Regenzeit) die Regel. *) Vergl. u. A. 73, 153 — 154. Laterit 265 Sehr erhebliche Temperaturunterschiede kommen z. B. auch zum plötzlichen Ausgleich, wenn nach längerer Regenlosigkeit einer der bekannten Gewitterstürme (Tornados) sehr schnell herauf¬ zieht und seine Regenmassen, die meist etwa 17 — 20° Tem¬ peratur (nach eigenen Messungen) aufweisen, über das sehr viel höher erhitzte Gestein sich ergießen1). Eine bekannte Tatsache ist die hohe Bedeutung der In¬ solation für die tropische Verwitterung der Gesteine (vergl. hierzu u. a. 60, 89 — 93; 61, 86, 124). In ihrer Wirkung bezüglich der Lockerung der Gesteinsmassen gewinnt sie mindestens die¬ selbe Bedeutung wie in den gemäßigten Klimaten etwa der Frost. Sie äußert sich bekanntlich in der bezeichnenden schaligen Yer- witterungsablösung, wie sie eben besonders häufig in den Gebieten großer Temperaturschwankungen beobachtet wird. Zur mechanischen Zerstörung der Gesteine wirken dann aber in besonders hohem Grade die starken und mit ungeheurer Plötzlichkeit und Heftigkeit herabstürzenden Wassermassen der tropischen Regengüsse. Gerade auch in Kamerun sind außer¬ ordentlich hohe Niederschlagsmengen beobachtet worden und so¬ weit diese überhaupt bisher gemessen wurden, besitzt z. B. der Ort Bibundi der Kameruner Westküste, nördlich Victoria, überhaupt die höchste bisher bekannte Regenmenge auf dem afrikanischen Eestlande. Die durch die Insolation gelockerten, aber auch die durch die später zu erörternde chemische Umsetzung zerstörten Gesteinsteile werden von den Höhen in die Täler hinabgeführt und zusammengeschwemmt. Es entstehen so Detritusmassen, die geeignet sind, das Wasser viel leichter eindringen zu lassen [und weit länger zurückzuhalten, als das feste Gestein und ihm infolge der mechanischen Auflockerung eine größere Angriffs¬ fläche für die chemische Zersetzung bieten. Naturgemäß finden 9 Nach 59, 801 soll z. B. der Erdboden sich bis zu 84,6° C erwärmen (nach Hann, Handbuch der Klimatologie), auch Pechuel-Loesche ermittelte häufig im Boden an der Loango-Knste eine Insolationstemperatur von 75° und darüber. Einmal stieg dieselbe sogar auf 89° C. (vergl. 73, 156); ich selbst habe in Kamerun uur Gesteinstemperaturen bis 55° gemessen. 2 66 VIII. Teil wir in dieser mechanischen Wirkung des Wassers an sich keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Tropen und gemäßigten Zo¬ nen, um so erheblicher ist aber der graduelle Unterschied in¬ folge der ungleich größeren Niederschlagsmengen in den Tropen. Dies zeigt sich auch in der Form der entstehenden Detritus¬ produkte. Während in der gemäßigten Zone, oder überhaupt in Gegenden mit gleichmäßig verteilten und mäßigen Regen- fällen ein Hauptzersetzungsprodukt der Gesteine der Gehänge¬ lehm ist, der bald durch Regenwasser zusammengeschwemmt, bald an Ort und Stelle durch die Verwitterung des Gesteins entstanden ist, treten an dessen Stelle sehr häufig in Gegenden plötzlicher reichlicher Regenfälle eigenartige Konglomerate, die ich analog Gehängekonglomerate nennen möchte. Sie unterschei¬ den sich vielfach durch eine zwischen Breccien und Konglo¬ meraten stehende Struktur von den bekannten natürlich eben¬ falls in den Tropen sich bildenden wohlgerundeten Flußschottern. Als Zement führen sie das den Tropen eigentümliche Haupt¬ zersetzungsprodukt der Gesteine, den Latent, und so entstehen die unter den Beschreibungen fast aller Lateritvorkommen eine so große Rolle spielenden und so vielfach in der Literatur er¬ wähnten Lateritbreccien und Konglomeratbildungen. Naturgemäß hängt aber die Bildung solcher Gesteinszersetzungsprodukte nicht lediglich von der Menge der Niederschläge ab, vielmehr bildet die Oberflächen-Gestaltung des Geländes dafür eine Haupt¬ bedingung. Genau so, wie wir also unter Gehängelehm unserer Breiten vom Regenwasser zusammengeschwemmte Gesteinszer- setzungs- und Auflockerungsprodukte1) einerseits, dann aber auch an Ort und Stelle entstandene Zersetzungsprodukte verstehen, gibt es auch in den Tropen entsprechende Bildungen, Gehänge- ') Man bezeichnet diese allgemein als alluviale Bildungen, da aber hierunter auch, und zwar vornehmlich alle Bildungen ständig fließender Wasser, wie Flußschotter, Flußlehme und Flußsande verstanden werden, so ist diese Bezeich¬ nung nicht deutlich genug und man müßte die alluvialen Gebilde wenigstens etwa in fluviatile und pluviatile scheiden, zu deren letzteren unsere Bildungen zu rechnen wären. Laterit 267 konglomerate einerseits, und eluviale Bildungen andererseits und diese letzteren weichen ebenfalls in den Tropen in der Zu¬ sammensetzung von denen der gemäßigten Zonen ab. Während es dort meist sandige Lehme sind, finden wir in den Tropen die große Gruppe der eluvialen Latente. Wir finden also : In gemäßigten Klimaten In den Tropen als pluviatile Bildung a) zusammengeschwemmter Ge- a) Gehängekonglomerate und kängelehm Sande (Detrituslaterit); als eluviale Bildung b) an Ort und Stelle entstände- b) Eluviale Latente. ner Gehängelehm. Im allgemeinen wird sich bei größeren plötzlichen Begenfällen, wie sie in den Tropen häufig sind, die Menge der zusammenge¬ schwemmten Bildungen gegenüber den eluvialen wesentlich ver¬ mehren, und letztere werden meist nur an sehr geschützten oder ebenen Flächen zur Bildung kommen können, während die Ge¬ hängekonglomerate die Hauptbildungen aller tropischen Gebirgs¬ gegenden sein werden. Feinere Detritusmassen werden hier zu¬ meist mit den ungeheuren Wassermassen den Flüssen zugeführt, die ebenfalls plötzlich stark anschwellend, sie in erheblicherem Maße dem Ozean zuführen, als in den gemäßigten Zonen. Darin finden wir auch eine Erklärung der so ausgedehnten und raschen Ästuarbildung an der afrikanischen Westküste1). Wenn wir demnach den Unterschied der mechanischen Wir¬ kung des Wassers in den Tropen gegenüber unserer Zone zu¬ sammenfassen wollen, so können wir etwa sagen: Die Menge der pluviatilen Gebilde in den Tropen ist größer als in der gemäßigten Zone. Infolge der Plötzlichkeit der Begenfälle finden sich häufiger grobe Detritusmassen,’ besonders Konglomerate und Brec- b Es besteht also eine Abhängigkeit der Ästuarbildung der Flüsse nicht nur von der topographischen Gestaltung des Landes und damit des Gefälles der Flüsse, sondern auch von den Niederschlagsmengen und ihrer zeitlichen Ver- 7 O O teilung. 268 VIII. Teil eien, als in anderen regenärmeren Breiten, während die feineren Detritusmassen in erheblicherem Maße dem Ozean zugeführt werden und die Ästuarablagerun- gen vermehren. Das Verhältnis von Fluß- zu Meeres¬ bildungen (Strandbildungen) verschiebt sich in den Tropen zu Gunsten letzterer. Die Summe von Fluß- und Strandbildungen ist dort wesentlich größer als in den anderen Zonen. Hinweise auf diese Tatsachen finden sich u. a. bei Supan (62, S. 531) und v. Richthofen (60, S. 455). Da diese Detritusbildungen vielfach aus bereits durch tropi¬ sche Verwitterung zersetzten, laterisierten Gesteinsfragmenten bestehen, sind sie vielfach in der Literatur als eine Klasse der Latente bezeichnet worden, von einzelnen Autoren als Detritus- Laterite oder sekundäre Latente z. T., von Blanford z. B. schlechthin als „die Latente“. Da aber auch in den Tropen einerseits gelegentlich Konglomerate aus frischen, noch nicht late- ritisierten Gesteinen Vorkommen können, andererseits solche, oder Konglomerate mit lateritischem Bindemittel erneut der Lateriti- sierung anheimfallen, so wird man zu unterscheiden haben zwischen : Detritus-Lateriten z. B. Lateritkonglomeraten = Konglomeraten mit lateritischem, Bindemittel (Zement), Lateritsandsteinen = Sandstein mit lateritischem Bindemittel (Zement) und Lateritisierten Detritus-Gesteinen z. B. Lateritisierten Konglomeraten, Lateritisierten Sandsteinen. Auch die Windwirkung kommt für die mechanische Um¬ setzung der Gesteine als bedeutsam in Frage, doch wird sie im allgemeinen keine wesentlich größere Rolle als in anderen Kli- maten spielen. Die mechanische Veränderung der Gesteine in den Tropen durch Temperaturschwankungen (Insolation) durch das Wasser der Regengüsse und den Wind bereitet also im allgemeinen die Latent 269 Lateritbildung nur vor, macht das Gestein ihr zugänglich, leitet sie ein und begünstigt sie, oder sie bewirkt eine Umlagerung bereits vorhandener Lateritbildungen. Von ungleich größerer Wichtigkeit bei der tropischen Gesteinsverwitterung sind nun aber die chemischen Vorgänge. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß bei höhe¬ ren Temperaturen chemische Reaktionen im allgemeinen leichter zur Auslösung kommen und sich schneller voll¬ ziehen, daß also die chemischen Zersetzungsvorgänge inten¬ sivere sein werden, als bei niedrigeren Temperaturen. Dies gilt auch für die Tropen und die chemischen Umsetzungen der Gesteine dort. Chemische Vorgänge sind in hohem Grade abhängig von physikalischen Bedingungen, das bedarf keiner Einzelbeweise. Die Umwandlung der Gesteine ist im Wesent¬ lichen Auflösung und Wiederausscheidung aus wässerigen Lösun¬ gen. Beim Mangel an Auflösungsmitteln werden also diese Vor¬ gänge in geringerem Maße eintreten, als beim Überfluß daran. Dies rechtfertigt ohne weiteres den Schluß, daß in regen¬ reichen Gebieten gleicher Temperatur die Zersetzung und Um¬ bildung der Gesteine eine wirksamere sein wird, als in regen¬ armen, wie viel mehr also in regenreicheren Gebieten mit höheren Temperaturen, wie es eben die Tropen gegenüber den gemäßigten Klimaten sind. Diese fast selbstverständlich erscheinenden Schlüsse sind hier nur deshalb hervor gehoben, weil Holland (63, 64) wört¬ lich in Bezug auf die Lateritbildung sagt : ,,It is hard to believe that the few degrees by which a tropica! exceeds a temperate climate is sufficient to so strikingly increase the Chemical activity of the weak organic acids percolating through the soil.“ Vergegenwärtigt man sich zur Beurteilung der Rolle, die „wenige“ Grade schon bei der Gesteinsauflösung werden spielen können, eins der einfachsten Beispiele von Gesteinsauflösung, etwa die von Chlornatrium durch Wasser, so ist die Bedeutung weniger Temperaturgrade leicht ersichtlich. Außerdem be- 270 VIII. Teil schränkt sich aber der Unterschied zwischen gemäßigtem und heißem Klima durchaus nicht auf wenige Temperaturgrade der Jahresdurchschnittstemperaturen, oder die chemische Wirksam¬ keit der schwachen organischen Säuren, wie H. anzunehmen scheint, sondern neben den Temperaturunterschieden ist in erster Linie, wie erwähnt, die Menge des Lösungsmittels von Bedeutung, ganz abgesehen von anderen chemischen Vorgängen, die mit den abweichenden physikalischen Verhältnissen in den Tropen Zu¬ sammenhängen, auf die im folgenden noch zurückzukommen sein wird. Um bei dem oben gewählten Beispiele zu bleiben, würde sich für die Auflösung von Steinsalz in den beiden verschiedenen Zonen etwa Folgendes ergeben: Nach Spitaler (62, 85) beträgt die Jahresdurchschnitts¬ temperatur zwischen dem 40. und 50. Breitengrade der nörd¬ lichen Halbkugel 10,3°, zwischen 0 und 10° jedoch 26,1°, und nach Murray (62, 143) die Niederschlagsmenge (auf dem Lande) zwischen 40° und 50° 610 mm, zwischen 0 und 10 aber 2120 mm. Es würde sich also danach in den Tropen allein infolge der Niederschlagsmenge, also infolge der Vermehrung der Menge des Lösungsmittels etwa die 31/2 fache Menge auf dieselbe Ober¬ flächeneinheit bei gleicher Temperatur, und jedenfalls bei der den höheren Lufttemperaturen der Tropen entsprechenden höhe¬ ren Gesteins- und Wass-ertemperaturen ein mehrfaches Vielfaches des Steinsalzes, als in den gemäßigten Klimaten, auflösen. Ganz ähnlich würden eine ganze Reihe anderer, viel verwickelterer chemischer Umsetzungs- und Auf lösungs Verhältnisse sich ge¬ stalten. Darauf bleiben indessen die Unterschiede zwischen Ver¬ witterungsvorgängen der Tropen und der gemäßigten Klimaten nicht beschränkt. Vielfach ist angenommen worden, daß ein hoher Saleptersäuregehalt infolge der bei tropischen Gewittern so außerordentlich heftigen und häufigen elektrischen Entladun¬ gen die auf lösende Wirkung der Regenwassermassen erheblich vermehre, besonders aber zur Ausscheidung des Eisens in den Laterit 271 Verwitterungsprodukten als Fe203 mitwirke und dadurch die charakteristische Farbe vieler Latente hervorrufe1). Nach Walther (59, 802) sind in Caracas (nach Mnntz und Marcano, Meteorol. Zeitschr. 1889 S. 435) in den Jahren 1883 — 85 über 100 Proben von Regenwasser auf ihren Gehalt an Salpetersäure untersucht worden. Es ergab sich hierbei, daß im Durchschnitt 2 mgr. Salpetersäure in einem Liter Wasser, einmal sogar 16,25 mgr. beobachtet wurden (vergl. auch Supan 62, 134). Auf die Menge der zur Entladung kommenden Elek- trizitätsspannungen hat Hartmann (49, 7) hingewiesen, und ich selbst kann diese Feststellungen aus eigenen Beobachtungen be¬ stätigen, so zählte ich z. B. im Februar 1906 am Unterlauf des Sanaga in Kamerun als Mittel von 30 in regelmäßigen Zeit¬ abständen innerhalb dreier Gewittertage (Tornadozeit) vorge¬ nommenen Beobachtungen in der Minute rund 10 Blitzschläge, wobei noch häufig mehrere nicht getrennt gezählt wurden, die gleichzeitig an verschiedenen Stellen des Horizontes erfolgten. Neben der Bildung von Salpetersäure durch die elektrischen Entladungen ist ajber auch die Ozon-Entwicklung zu berück¬ sichtigen, die in den Tropen eine ungleich größere sein wird als in anderen Klimaten. Man wird zugeben müssen, daß die Menge der oxydierenden Substanzen, die auf diese Weise ent¬ stehen, recht wohl zur Erklärung der schnellen Oxydation der Fe- Verbindungen ausreichen dürfte. Ob dabei etwa noch andere Vor¬ gänge, wie die Tätigkeit von Mikroorganismen (vergl. 56, 675 und 73, 157) in Frage kommen, harrt noch der Erforschung. Man hat bisher angenommen, daß in den Tropen eine so leb¬ hafte Oxydation herrsche, daß sich trotz des ungeheuren und sprichwörtlichen Vegetationsreichtums keine Humussubstanzen im Boden längere Zeit erhalten, diese vielmehr alsbald durch 9 Die rote Farbe kann nach den neueren Anschauungen durchaus nicht mehr als für alle »Latente« bezeichnend angesehen werden, wir wissen jetzt, daß es Latente in allen Farben von rein weiß und gelb zu rot, dunkelbraun und schwarz gibt, und daß diese Farbe nur von der Menge und den Menge¬ verhältnissen des im ursprünglichen Gestein der Latente vorhandenen Eisens, der Tonerde und des Mangans abhängt. 272 VIII. Teil Oxydation beseitigt werden. Die chemische Untersuchung der sechs auf meinen Reisen gesammelten Bodenproben aus ganz verschiedenen Teilen Kameruns (vergl. Teil XIII) hat ergeben, daß der Boden immerhin noch Humusmengen von 1.75 — 4.99 v.TI. enthält, man wird also von Armut an Humusstoffen nur in Rück¬ sicht auf die sehr viel größeren Mengen von vegetabilen Stoffen sprechen können, die infolge der üppigen Tropenvegetation dem Boden voraussichtlich zugeführt werden. Es kann also keinem Zweifel unterliegen, daß die durch Oxydation der Humusstoffe gebildeten organischen Säuren und Zersetzungsprodukte, deren relative Menge jedenfalls eine erheb¬ lich größere sein wird als in anderen vegetationsärmeren Kli- maten, an ihrem Teile zur schnelleren und reichlicheren Zer¬ setzung der Gesteine beitragen werden. Eine andere Erage ist, ob sie die Natur der entstehenden Zersetzungsprodukte beeinflussen werden, so daß eben hier la- teritische Verwitterung der in unseren Breiten bekannten Art der Gesteinszersetzung gegenüberstehen würde. Da nur die Menge nicht die Zusammensetzung der durch Oxydation der Humusstoffe entstehenden Produkte voraussichtlich in den Tropen geändert wird, so wird jedenfalls auch der Einfluß dieser Zer¬ setzungsprodukte auf das Gestein nur graduell nicht generell ein anderer sein. W enn z. B. Pas sarge (56, 675) annimmt, der Mangel an Humus begünstige die Bildung roter Hydrate, weil er das Fehlen von Reduktionsprozessen bedinge, so kann diese Erscheinung eben nur als eine Folge der ganz besonders energischen und reichen Oxydationsvorgänge im tropischen Klima angesehen werden, die ja allerdings ihrerseits wieder zum Teil vielleicht der Vege¬ tation verdankt werden. Insofern würde also möglicherweise eine indirekte Einwirkung der Tropenvegetation auf die Laterit- bildung zuzugeben sein. » Von einer ganzen Zahl von Forschern indessen ist nun der Vegetationsbildung der Tropen eine unmittelbare, oder gar allein die entscheidende Mitwirkung: bei der Bildung; der La- O o Laterit 273 terite zugeschrieben worden (vergl. u. a. 3, S. 386. 60a, S. 457. 21, S. 245, 246 und bes. 55, S. 611). Diese Annahme fand ich jedoch in Kamerun durchaus nicht bestätigt. Ich fand z. B. typisch gleiche, zellige Oberflächen-La- terite, einerseits sowohl im dichtesten Urwaldgebiete, wie in offenbar niemals in absehbarer Zeit vordem bewaldeten Graslands¬ gebieten, andererseits fand ich prachtvollste Wald Vegetation auf Lateritboden, und Grassteppe auf tiefgründigem Lehmboden. Meine Beobachtungen stehen also in dieser Beziehung nicht in Einklang mit der einzelner anderer Forscher, vielmehr bewiesen sie mir, daß der Laterit durchaus nicht in seiner Entstehung an das V orhandensein einer dichten Vegetation gebunden sei. Bichtig ist nur, daß da, wo in Lateritgebieten mit zusammen¬ hängenden Oberflächenlateriten (Zellenlateriten ) Urwald gänz¬ lich abgeholzt wird, infolge des raschen Versinkens des Regen¬ wassers und der anderwärts erörterten Umwandlung der (in dauernd feuchtem Zustande weichen und für die Pflanzenwurzeln immerhin durchdringbaren) Ee-Hydrat-Konkretionsbildungen in harte, gänzlich für die Pflanzenwurzeln undurchdriogbare Ee203- Rinden, -Poren und -Röhrenauskleidungen schwer wieder Vege¬ tation, insbesondere Wald, anzusiedeln ist und daß solche Gebiete dann häufig steril bleiben. Sobald aber z. B. eine mechanische Zer¬ störung der Oberflächenlaterite erfolgt, ist auch wieder eine günsti¬ gere Vegetationsbedingung gegeben1). So erklärt es sich auch, daß gewisse Lateritgebiete, wie es z. B. v. Richthofen von Ceylon berichtet (Z. d. D. Geol. Ges. 1860, S. 526), sich gerade durch hohe Fruchtbarkeit auszeichnen. Es werden also keineswegs Lateritbildungen ganz allgemein und in jedem Falle als die Vege¬ tation hemmend bezeichnet werden dürfen. Es ist danach zti schließen : „Nicht die Bildung der Laterite ist unmittel¬ bar abhängig von dem Vorhandensein der Vege- ]) Innerhalb von sterilen zusammenhängenden 0 b erf 1 ä chenl at erit- Gebi e t en konnten z. B. gelegentlich üppige Eingeborenenfarmen beobachtet werden. Neue Folge. Heft 62, 18 274 VIII. Teil tation, wohl aber die Vegetation in gewisser Weise vom Vorhandensein von Lateritbildung.“ Auch Passarge '(56, 676) scheint diese Anschauung zu teilen, denn er sagt : „Jedenfalls möchte ich fast glauben, daß die Vege- tation stärker vom Laterit beeinflußt wird als umgekehrt.“ V ergegenwärtigen wir uns nun zunächst einmal alle die Umstände für die chemische Umwandlung der Gesteine, die eine Folge des tropischen Klimas sind und im Maße oder im Wesen von denen in anderen Klimaten abweichen, so müssen als be¬ sonders wichtig hervorgehoben werden : 1. Die ungleich größere Menge des Lösungsmittels (Regen¬ wasser) im tropischen Klima. Diese an und für sich weit höhere Menge kommt dazu noch in einem wesent¬ lich kürzeren Zeitraum zur Wirkung, da wir zumeist ausgesprochene Regenzeiten (Winter) und Trockenzeiten (Sommer) zu unterscheiden haben. 2. Der regelmäßige Wechsel zwischen Zeiten außerordent¬ lich reicher Niederschläge und gänzlicher Trockenheit. 3. Das Vorhandensein besonders günstiger Bedingungen für Oxydationsvorgänge im Tropenklima. 4. Die höheren Temperaturen der Lösungsmittel. Die Wirkung dieser Faktoren bei der Gesteinszersetzung soll nun im Einzelnen verfolgt werden. Von allen Gesteinsbestandteilen sind Quarz, Titaneisenerz und Magneteisenerz die widerstandsfähigsten. Von vielen For¬ schern ist übereinstimmend festgestellt worden, daß sowohl die in situ entstandenen, wie die Detritus - Laterite, den Quarz im ursprünglichen Zustande, bisweilen mechanisch abgerollt oder zersplittert, nie aber chemisch verändert enthalten. Meine Be¬ obachtungen in Kamerun haben dies bestätigt. Eine einzige Aus¬ nahme, die ich im Teil 3 näher erörterte, nämlich das Vor¬ kommen stark geätzter Quarzrollstücke in den Dibongokonglo- meraten am unteren Sanaga scheint, wie ich dort erwähnte, mit den durch die vulkanischen Eruptionen geschaffenen besonderen Latent 275 Bedingungen zusammenzuhängen. Im übrigen deuten eine ganze Reihe von bereits früher besprochenen Quarzkonglomerat- und Brecciengesteinen ebenfalls auf die schwere Zerstörbarkeit des Quarzes selbst unter tropischen Verwitterungsbedinguugen hin. In ganz charakteristischer Weise tritt Titaneisensand in den Kameruner Lateritbildungen auf. Er ist fast immer (natürlich hängt seine Anwesenheit im eluvialen Laterit von seinem Vor¬ handensein als ursprünglicher Gesteinsgemengteil ab; der deut¬ lich hervortretende Bestandteil der alten Lateritböden und kann sich besonders in Detritus - Oberflächeniaterite zu ganz be¬ trächtlichen Mengen anhäufen, so daß jeder Regen ihn in den Wasserrinnsalen in natürlicher Aufbereitung anschwemmt. Auch die schweren schwarzen Elußsande, die ich sehr vielfach in den Elußläufen beobachtete (besonders am Sa- naga und Wuri), stammen wahrscheinlich zum großen Teil aus solchen Lateritbildungen. Sie fehlten in keinem der durch¬ reisten Gebiete mit reichlicher Oberfläehen-Lateritbildung, gleich¬ gültig, ob das anstehende Gestein Sediment-1) oder Eruptiv¬ gestein war, vor allem aber beobachtete ich sie in den Gebieten der Detritus-Laterite. Meine Wahrnehmungen bestätigen also durchaus die Anschauungen Bauer’ s (64, 56) über die Her¬ kunft und das Verhalten des Titaneisenerzes in den Latenten2). Der von G. Linck lediglich als Verwechselung angesehene, von G. C. Du Bois festgestellte .Gehalt von 14,08 Ti02 in einem Ober- flächen-Laterit von Surinam erscheint nach meinen Beobachtun¬ gen durchaus glaubhaft (N. Jahrb. f. M. usw. 1905. II. 69 und 64, 56) besonders, da es sich eben um einen Oberßächen-Laterit (der vielleicht aus einem Detritus-Laterit entstanden) handelt. Übrigens verhält sich auch Magneteisen nach meinen Be¬ obachtungen ganz ähnlich, denn ich fand es oft in den erwähnten Sanden mit Titaneisenerz vergesellschaftet (durch schwachen *) Hier konnte ich sie sowohl im Sandstein seihst, also dort schon auf zweiter Lagerstätte, wie im auflagernden Oberilächen-Laterit, also wohl schon auf dritter oder vierter Lagerstätte beobachten. 2) Vergleiche anch die Analysenresultate Pis an i ’s (76). 18* 276 . VIII. Teil Magneten leicht zu trennen), hierauf dürfte dann wohl auch die von Bauer (64, 56) zitierte Feststellung zurückzuführen sein, daß der Bauxit vom Vogelsberg nach Köbrick (70) stark magnetisch sei. Andererseits erhellt daraus sofort die Irrigkeit der u. a. von Blanford (?) aufgestellten Hypothese, daß die Eisenver¬ bindungen der eisenreichen Oberflächen-Laterite aus der Zer¬ setzung dieser Magneteisensande herrühre. In auffallender Über¬ einstimmung mit diesen Feststellungen über das Auftreten und Verhalten des Titan- und Magneteisens stehen die Beobachtungen Liebrich’s (69) über dasjenige in den Bauxiten des Vo¬ gelsberges, wie auch Bauer (64) schon hervorhob. An an¬ derer Stelle werde ich darauf zurückkommen, wie gerade aus dem Vorhandensein reichlicher Mengen dieser schwarzen Sande sogar ein gewisser Rückschluß auf das Alter der Lateritbildung mir gelegentlich möglich erscheint. Von den übrigen Bestandteilen der Gesteine, den Sili¬ katen, werden wir annehmen dürfen, daß diese in erhöhtem Maße in den Tropen der Zersetzung anheimfallen. Man wird diese Vorgänge nicht erörtern können, ohne auf die analogen in unseren Klimaten zurückzugreifen. Als einer der häufigsten und wuchtigsten Zersetzungsvorgänge gilt die der Feldspäte. Früher allgemein als Kaolinisierung bezeichnet, d. h. als Auf¬ lösung des Feldspatmoleküles unter Abscheidung des Kaolin¬ moleküls, eines hydratisierten Al-Silikates der Grenzformel H4A12 Si24)9, unter Fortführung der Alkalien und Alkalischen Erden als kohlensaure Salze und der ihnen entsprechenden Si02. Be¬ sonders We'inschenck (Grundzüge der Gest. -Kunde und die Gesteinsbildenden Mineralien) erkannte später, daß diese Um¬ wandlung im Wesentlichen auf pneumatolitische Vorgänge (post- vulkane Gasexhalationen) zu beschränken seien, während bei der großen Masse der Gesteinsveiwitterungsprodukte, die man bisher als hauptsächlich aus Kaolin bestehend angenommen hatte, den Tonen und Lehmen, ganz anders geartete Silikatzersetzungs¬ produkte, wohl auch Hydrosilikate, aber anderer Zusammen- Latent 277 setzung die Hauptrolle spielen1). Nach Weinscheiick ’s Ansicht kommen vielleicht hierbei Serizitisierungs Vorgänge in Betracht. Jedenfalls müßten diese Hydrosilikate mit dem Kaolin die Eigen¬ schaft der Plastizität gemein haben. Es liegt nahe, in ihnen Übergangsglieder zwischen dem unzersetzten Silikatmolekül und dem Kaolinmolekül zu vermuten. Da es aber noch nicht gelungen ist, mit Bestimmtheit die chemische Zusammensetzung, zumal die Konstitutionsformel der Hauptbestandteile vieler der sicher nicht auf pneumatolitischem Wege entstandener Tone festzu¬ stellen, da ebenso ihre mikroskopische Untersuchung hierüber wenig Aufschluß zu geben berufen sein wird, weil es sich mög¬ licherweise um eine Reihe chemisch verschiedener amorpher Alu- minium-Hydrosilikate handelt, so wird man über Vermutungen über die Natur der entstehenden Zersetzungsprodukte wenig hin¬ ausgehen können. Jedenfalls aber wird man schließen dürfen, daß wenn infolge pneumatolitischer Vorgänge Kaolin durch Zersetzung der Gesteine entsteht (ich habe solche Kaolinlager typisch pneuma- tolitischen Ursprungs auch in Kamerun vom Hange des Kamerun¬ massivs beobachtet und erwähnt), doch die Bildung toniger Pro¬ dukte ohne solche Gasexhalationen nicht ausgeschlossen erscheint. Auf den Spalten des Basaltes des Kamerunberges wie der meisten tätigen und dem Erlöschen nahen Kratere entweicht noch heute C02 in erheblichen Mengen, worüber im Teil I berichtet wurde. Es ist also anzunehmen, daß auch hier die C02 die Kaolinisierung bewirkt. Hierbei muß selbstverständlich auch H20 zugegen sein. C02 ist nun aber nach der allgemeinen Annahme das Haupt- Agens der Zersetzung in unseren Klimaten und sie zirkuliert in wässerigen Salzlösungen, oder mechanisch gebunden aller- wärts, also wird sie vermutlich auch die Veranlassung der Bil¬ dung der erwähnten vom Kaolin verschiedenen Hydrosilikate, der nicht auf pneumatolitischem Wege entstandenen Tone und Lehme sein. Danach würden beide, Kaolin sowohl als Ton, schließlich durch die Einwirkung von C02 entstanden sein, und man würde etwa für die Kaolin- Verwitterung die Wirksamkeit großer J) Diese Anschauung wird allerdings keineswegs von allen Forschern geteilt. 278 VIII. Teil freier Mengen von C02 vielleicht auch unter besonderem Druck und Temperaturverhältnissen bei Gegenwart von H20 für die tonige Zersetzung (damit mag hier allgemein die Bildung der hypotetischen Hydrosilikate bezeichnet werden) das Vorhanden¬ sein kohlensäurehaltiger Wässer oder schwacher kohlensaurer Salzlösungen anzunehmen haben. Es ist damit schon die An¬ nahme gegeben, daß im ersteren Falle die Zersetzung eine weit¬ gehendere, energischere sein wird als in letzterem, was die Be¬ obachtung zu bestätigen scheint. Andererseits wird eine scharfe Grenze zwischen Kaolinbildung und Tonbildung schwer zu ziehen sein. Nur vom Vorhandensein der C02, ihrer Menge und Bin¬ dungsform wird vermutlich das Endprodukt der Zersetzung ab- hängen. Es wäre also zu schließen : Sowohl Kaolinverwitterung, wie tonige V e r w i 1 1 e - rung entstehen durch die Einwirkung von C02. Wahrscheinlicher Weise entsteht bei Einwirkung von C02 in Gasform oder im Status nascendi, d. h. auch da, wo sie etwa aus mechanischer Absorption durch Tem¬ peratur- oder Druck Veränderung aus wässerigen Lösun¬ gen oder beim Zusammentreffen dieser mit anders ge¬ arteten Lösungen befreit wird, Kaolin, bei der Ein¬ wirkung auf das Feldspatmolekül, etwa unter Abschei¬ dung eines Ka-Natronsilikates. Bei Einwirkung von neutralen oder sauren Lösungen kohlensaurer Salze fin¬ det dagegen ein weniger energischer Austausch der KNa- V erb indun gen und damit die Entstehung anders zusam¬ mengesetzter Al-Hy drosilikate statt. Bei dieser Annahme würde die Tatsache ihre einfache Er¬ klärung’ finden, daß unzweifelhaft Kaolin gelegentlich auch da vorkommt, wo postvulkane Exhalationen füglich nicht angenom¬ men werden können, oder erklärlich erscheinen. Das Wesen der Bildung aller dieser Eeldspat-Umwandlungsprodukte scheint mir demnach das Vorhandensein und die Einwirkung von C02 auf das Feldspatmolekül zu sein. Entsprechend, wenn auch durch die Gegenwart von Metallverbindungen (bes. Fe und Mn) kom- Laterit 279 pliziert, wird die Zersetzung der anderen Gesteinsgemengteile Biotit, Muscovit, Hornblende, Augit in unseren Klimaten sich vollziehen, eingeleitet, und bewirkt durch die C02. Daß da¬ neben noch andere Zersetzungs Vorgänge stattfinden, die eben dann auch andere Zersetzungsprodukte liefern werden, die ihrer¬ seits dann auch gelegentlich Ton und Lehm mit zusammensetzen, ist durchaus wahrscheinlich, aber über ihren Umfang und ihre Be¬ deutung und die Art, wie sie sich vollziehen, ist es z. Z. noch nicht möglich, völlige Klarheit zu gewinnen. Es mag hier nur auf die Vorgänge der Serpentinisierung, Muscovitisierung, Chlori¬ tisierung usw. hingewiesen werden, auf die näher einzugehen hier nicht beabsichtigt ist. Von besonderer Wichtigkeit bleibt jedenfalls der Schluß aus den vorhergehenden Ausführungen: Silikat - Zersetzungs Vorgänge in Gegenwart von freier C02 ergeben Kaolin, bei Gegenwart von gebunde¬ ner C02 (in Form von Salzen) ergeben andere (tonige) Al -Hydro silikate. Für die Verwitterung im Tropenklima können wir aus dem Gesagten folgern, daß entsprechende Zersetzungsprodukte wie in gemäßigten Breiten sich ebenfalls dort, und zwar über¬ all da bilden werden, wo C02 oder kohlensaure Salze neben Wasser reichlich vorhanden sind. In gleicher Weise wird hier durch pneumatolitische Vorgänge Kaolin und auch bei Zir¬ kulation C02-haltiger Salzlösung Ton entstehen, bei der Menge der vorhandenen C02 und den günstigen Temperatur Verhält¬ nissen, wird diese Zersetzung sich naturgemäß noch leichter und schneller und in größerem Maßstabe vollziehen als bei uns. Wenden wir uns nunmehr zu einer anderen Verwitterungsart der Feldspäte, der bauxitischen Verwitterung. Bei dieser ent¬ stehen bekanntlich schließlich nicht Al-Hydro-Silikate, sondern kieselsäurefreie Al-Hydrate (von den Verunreinigungen abge¬ sehen !). Hinsichtlich der Entstehung dieser Verwitterungsprodukte sind in der Hauptsache zwei verschiedene Theorieen aufgestellt worden. 280 VIII Teil Eine Anzahl von Forschern war geneigt, der Einwirkung von Chlor und Schwefelsäure haltenden Gasen und Dämpfen diese eigenartige Umwandlung des Eeldspatmoleküls zuzuschrei¬ ben. Während Lieh rieh (69, 97) nachwies, daß hei der Bauxit¬ bildung Al-Hydrat in Lösung geht und sich später als Ilydrar- gillit in Konkretionen wieder ausscheidet, ohne daß er die Be¬ dingungen dieser Vorgänge feststellen konnte, vermutete Köb- rich (70, 25) gewisse Beziehungen postvulkanischer Wasser- und Gaseffusionen zu dem Prozeß der Bauxitisierung des Basaltes und wies auf die Hypothese Davilla’s (71) hin, wonach der Ab¬ satz von Tonerde- und Eisenoxydhydrat unter Mitwirkung von Salzlösungen und Kohlensäure vor sich gehen würde, etwa nach der Formel: Al2 Si2 07 4- 6 Na CI = Al2 Cl6 4- Na6 Si2 07 Al2 Cl6 3 Ca C03 4- 3 H20 = 3 Ca Cl2 4- 3 C02 4- Al2(OH)6. Von Du Bois (Min. u. petrogr. Mitteilungen 22. 1902. S. 19) ist für einen Laterit - Bauxit von Surinam ebenfalls die Mitwirkung von H2 S04 bei seiner Ent¬ stehung als wahrscheinlich bezeichnet worden. Die aus- Eisenkies des Ursprungsgesteins entstandene H2 S04 sollte hierbei Al-Sulfat bilden, aus dessen Lösungen dann Alkalien die Tonerde als Plydrargillit ausscheiden würden. Bauer bemerkt (64, 61) hierzu: „Die Laterit-Bildung selber, die Umwandlung torierdehaltiger Mineralien und Gesteine in Hydrargillit ist aber sicher nicht auf die Wirkung der Schwefelsäure zurückzuführen, wie es Du Bois tut. Diese würde ja auch die Tonerde auf- lösen und die Gesteinsstruktur vollkommen zerstören. “ Man wird diesen Ausführungen B’s. beipflichten müssen, wenn man bei dem Vorgänge etwa an das Vorhandensein freier Ii2S04 denken sollte. Zirkulieren nun aber Sulfatlösungen der Alka¬ lien oder Alkalischeri Erden, so könnte man sich sehr wohl eine allmähliche Umsetzung intermediär gebildeter Alumini- umhydrosilikate (die sich ja unter Umständen ebenfalls ohne Zerstörung der Gesteinsstruktur an Stelle der Feldspäte setzen) in Hydrargillit ohne Zerstörung der Gesteinsstruktur nach Ana- Laterit 281 logie der Entstehung von Pseudomorphosen vorstellen, also ganz wie bei dem von Bauer zum Vergleich herangezogenen Bei¬ spiel der Serpentinisierung würde sich Hydrargillit einmal durch direkte Mineralumsetzung, dann aber auch auf Klüften und Spalten oder in Form von Konkretionen aus wässerigen Lösun¬ gen, beim Zusammentreffen dieser mit andersgearteten Lösungen bilden können. An sich würde also dieser Auffassung, namentlich wenn man eben an die Einwirkung von Salzlösungen (etwa Chloriden oder Sulfaten), nicht die freier Säuredämpfe denkt, sehr wohl zugestimmt werden können1). Auch die Schwierigkeit, die E. Kaiser (67, 27) z. B. für das Auftreten von chlor- oder schwefelsäurehaltigen Lösungen (Salz¬ lösungen) an einzelnen Punkten, an denen bauxitische Verwitte¬ rung sich nachweisen läßt, etwa im Rheinischen Schiefergebirge, findet, ist kaum vorhanden, denn es ist nicht ersichtlich, wes¬ halb schwefelsaure Salze oder Chloride nicht auch gelegentlich (man denke nur an Soolquellen, Bitterwasser, Eisenkieszer¬ setzungsprodukte usw.) in erheblichen Mengen abseits postvul¬ kanischer Exhalationen zirkulieren und unabhängig von jenen auf die Gesteinszersetzung, besonders der Silikate, und in ganz anderem Sinne, einwirken sollten, als die entsprechenden kohlen¬ sauren Salze der Alkalien und alkalischen Erden. ^ Nach den Ausführungen E. KaiseRs (67, 17 — 26), der hauptsächlich der oben erwähnten Schwierigkeit Rechnung tra¬ gen wollte, wäre im Gegensatz zur vorigen Theorie vielmehr anzunehmen, daß sich bei der Bauxit- Verwitterung zunächst ebenfalls erst als Zwischenprodukte gewisse, nach ihrer Zu¬ sammensetzung vorläufig nicht feststellbare amorphe Al-Hydro- silikate, also garfz wie bei der tonigen Verwitterung unserer Breiten bilden sollen, aus denen durch Alkali-Lösungen die J) Vergleiche hierzu auch) die jArbeiteu /Hornung’s über ^ Halurgometa- mophose, Zeitschr. der D. G-eol. Gesellsch. 1904, auf die ich leider erst nach Beendigung der Drucklegung aufmerksam wurde, weshalb ich mich hier mit diesem Hinweis begnügen muß. 280 VIII Teil Eine Anzahl von Forschern war geneigt, der Einwirkung von Chlor und Schwefelsäure haltenden Gasen und Dämpfen diese eigenartige Umwandlung des Eeldspatmoleküls zuzuschrei¬ ben. Während Lieh rieh (69, 97) nachwies, daß hei der Bauxit¬ bildung Al-Hydrat in Lösung geht und sich später als Ilydrar- gillit in Konkretionen wieder ausscheidet, ohne daß er die Be¬ dingungen dieser Vorgänge feststellen konnte, vermutete Köb- rich (70, 25) gewisse Beziehungen postvulkanischer Wasser- und Gaseffusionen zu dem Prozeß der Bauxitisierung des Basaltes und wies auf die Hypothese Davilla’s (71) hin, wonach der Ab¬ satz von Tonerde- und Eisenoxydhydrat unter Mitwirkung von Salzlösungen und Kohlensäure vor sich gehen würde, etwa nach der Formel: Al2 Si2 07 + 6 Na CI = Al2 Cl6 -b Na6 Si2 07 Ala Cl6 -b 3 Ca C03 -+- 3 H20 = 3 Ca Cl2 -b 3 C02 -h Al2 (OH)6. Von Du Bois (Min. u. petrogr. Mitteilungen 22. 1902. S. 19) ist für einen Laterit - Bauxit von Surinam ebenfalls die Mitwirkung von H2 S04 bei seiner Ent¬ stehung als wahrscheinlich bezeichnet worden. Die aus- Eisenkies des Ursprungsgesteins entstandene H2 S04 sollte hierbei Al-Sulfat bilden, aus dessen Lösungen dann Alkalien die Tonerde als Hydrargillit ausscheiden würden. Bauer bemerkt (64, 61) hierzu: „Die Laterit-Bildung selber, die Umwandlung tonerdehaltiger Mineralien und Gesteine in Hydrargillit ist aber sicher nicht auf die Wirkung der Schwefelsäure zurückzuführen, wie es Du Bois tut. Diese würde ja auch die Tonerde auf- lösen und die Gesteinsstruktur vollkommen zerstören. “ Man wird diesen Ausführungen B’s. beipflichten müssen, wenn man bei dem Vorgänge etwa an das Vorhandensein freier Ii2S04 denken sollte. Zirkulieren nun aber Sulfatlösungen der Alka¬ lien oder Alkalischen Erden, so könnte man sich sehr wohl eine allmähliche Umsetzung intermediär gebildeter Alumini- umhydrosilikate (die sich ja unter Umständen ebenfalls ohne Zerstörung der Gesteinsstruktur an Stelle der Eeldspäte setzen) in Hydrargillit ohne Zerstörung der Gesteinsstruktur nach Ana- Latent 281 logie der Entstehung von Pseudomorphosen vorstellen, also ganz wie bei dem von Bauer zum Vergleich herangezogenen Bei¬ spiel der Serpentinisierung würde sich Hydrargillit einmal durch direkte Mineralumsetzung, dann aber auch auf Klüften und Spalten oder in Form von Konkretionen aus wässerigen Lösun¬ gen, beim Zusammentreffen dieser mit andersgearteten Lösungen bilden können. An sich würde also dieser Auffassung, namentlich wenn man eben an die Einwirkung von Salzlösungen (etwa Chloriden oder Sulfaten), nicht die freier Säuredämpfe denkt, sehr wohl zugestimmt werden können1). Auch die Schwierigkeit, die E. Kaiser (67, 27) z. B. für das Auftreten von chlor- oder schwefelsäurehaltigen Lösungen (Salz¬ lösungen) an einzelnen Punkten, an denen bauxitische Verwitte¬ rung sich nachweisen läßt, etwa im Rheinischen Schiefergebirge, findet, ist kaum vorhanden, denn es ist nicht ersichtlich, wes¬ halb schwefelsaure Salze oder Chloride nicht auch gelegentlich (man denke nur an Soolquellen, Bitterwasser, Eisenkieszer¬ setzungsprodukte usw.) in erheblichen Mengen abseits postvul¬ kanischer Exhalationen zirkulieren und unabhängig von jenen auf die Gesteinszersetzung, besonders der Silikate, und in ganz anderem Sinne, einwirken sollten, als die entsprechenden kohlen¬ sauren Salze der Alkalien und alkalischen Erden. ^ Nach den Ausführungen E. Kaiser’s (67, 17 — 26), der hauptsächlich der oben erwähnten Schwierigkeit Rechnung tra¬ gen wollte, wäre im Gegensatz zur vorigen Theorie vielmehr anzunehmen, daß sich bei der Bauxit-Verwitterung zunächst ebenfalls erst als Zwischenprodukte gewisse, nach ihrer Zu¬ sammensetzung vorläufig nicht feststellbare amorphe Al-Hydro- silikate, also ganz wie bei der tonigen Verwitterung unserer Breiten bilden sollen, aus denen durch Alkali-Lösungen die J) Vergleiche hierzu auch) die | Arbeiten /Hornung’s über ^ Halurgometa- mophose, Zeitsehr. der D. Geol. Gesellsch. 1904, auf die ich leider erst nach Beendigung der Drucklegung aufmerksam wurde, weshalb ich mich hier mit diesem Hinweis begnügen muß. 282 VIII. Teil Hydroxyde durch Fortführung der Si02 entständen. Diesbezüg- sagt Kaiser (67, 27) wörtlich: „Während das Auftreten von chlor- oder schwefelsäure- haltigen Lösungen an den einzelnen Punkten Schwierigkeiten verursacht, ist das von Alkalilösungen, sei es in der Form eines Carbonates, Silikates oder auch vielleicht Hydrates, namentlich aber auf den Sprüngen des Rheinischen Schiefergebirges ge¬ geben.“ Es ist danach anzunehmen *), daß K. unter Alkali-Lösun¬ gen ganz allgemein alkalisch reagierende Salzlösungen, z. B. auch der alkalischen Erden, der Tonerde usw. verstanden wissen will. Er stützt sich bei seiner Annahme auf die Untersuchungen von Lemberg (Zeitschr. d. D. Geol. Cfes. 1883. 35. S. 537 ff. und 1887. 39. S. 539 ff., sowie 1888. 40. S. 625 ff.). Es soll hier nicht weiter erörtert werden, welcher von den beiden angeführten Theorien für die Bauxitentstehung der Vor¬ zug zu geben sein wird, ein Beweis wird auch meines Erachtens nur durch entsprechende exakte Laboratoriumsversuche zu er¬ bringen möglich sein. Wenn wir nun mit Bauer annehmen wollen, daß die Laterit- verwitterung analog der Bauxitverwitterung sich vollzieht, so würde auch für erstere die Möglichkeit des Verlaufes der che¬ mischen Vorgänge nach einer der erwähnten Theorien vorhan¬ den sein. Betrachten wir zunächst die ersterwähnte Theorie in Rück¬ sicht auf die besonderen Verhältnisse tropischer Verwitterung, so wäre freilich kaum ersichtlich, wie gerade unter tropischen Klimabedingungen etwa Chloride oder Sulfate in solchen Mengen sich bilden und finden sollten, daß so allgemein verbreitete Ge¬ steins-Zersetzungsvorgänge durch sie hervorgerufen werden soll- ß Bei der Annahme, daß nur Lösungen der Salze der Alkalien die bau¬ xitische Umsetzung bewirken könnten, wäre nicht einzusehen, weshalb diese dann nicht überall da vorsichgehen sollte, wo Feldspäte in Kaolin oder Ton umgesetzt werden, denn gerade in Folge dieser Zersetzung werden solche Salze der Alkalien in großer Menge in Lösung gehen, also auch im Gestein zirkulieren. Laterit 283 ten. Nun könnte man aber sehr wohl annehmen, daß ähnlich wie Chloride und Sulfate sich auch Salze der Stickstoffsäuren verhalten könnten1) und solche Salze werden voraussichtlich in¬ folge der vielfachen elektrischen Entladungen in der Gewitter¬ zeit sich in erheblichen Mengen zu bilden vermögen. Wie bereits erwähnt, nimmt man für das Gewitterregen¬ wasser der Tropen einen hohen Gehalt an Salpetersäure oder Saleptrigersäure an. Es läßt sich nicht leugnen, daß die früher erwähnten Feststellungen hierüber (59, 802) recht unzulänglich sind, und es gewinnt zweifellos in Rücksicht hierauf, wie übri¬ gens auch Passarge (56a, 675) hervorhob, eine möglichst ge¬ naue und umfangreiche Bestimmung der im Wasser tropischer Gewitterregen enthaltenen Stickstoffverbindungen eine erhöhte Bedeutung. Die bereits erwähnten Beobachtungen über die elek¬ trischen Entladungen bei Tropengewittern lassen indessen ver¬ muten, daß die Bildung solcher Stickstoff Verbindungen wohl so erheblich sein könnte, daß sie wesentlichen Einfluß auf die Ge¬ steinsumwandlung auszuüben im Stande wäre. Wohltmann (72, 10) berechnet z. B. die Menge des dem Tropenboden pro Hektar und Jahr durch Gewitterregenwässer zu¬ geführten Stickstoffes auf 40 — 50 kg, während sie in unseren Breiten etwa 12 kg beträgt. Da W. dieser Berechnung etwa 70 — 200 Gewitterregentage in den Tropen gegen 18 bei uns zu Grunde legt, so würde selbst unter der Annahme, daß ein Gewitterregentag der Tropen in dieser Hinsicht gleich einem solchen in unseren Breiten zu setzen sei, die Stickstoffmenge dort sogar 4 — 11 mal so viel als bei uns betragen. Es wäre aber k zu berücksichtigen, daß tropische Gewitter, wie z. B. auch meine früher angeführten Beobachtungen über die Zahl der elektrischen Entladungen beweisen, in Bezug auf Zahl und Intensität dieser bei weitem unsere Gewitter übertreffen. Danach würde sehr wohl in der Menge der in den Tropen für 0 Es würde eben dann bei dieser Art der Zersetzung in erster Linie auf das stärker oder in anderer Weise wirkende Säureradikal ankommen, als es bei den kohlensauren Salzen, also bei der Kaolin- und Tonverwitterung zur Wirkung gelangt. 284 VIII. Teil die Gesteinsumwandlung wirksam werdenden Stickstoffverbin¬ dungen eine Erklärung für die Eigenart der Tropenverwitterung begründet sein können. Vielleicht könnte man auch in dem Umstand, den Wohltmann (73, 74) aber auch andere Forscher (z. B. Ra mann. Bodenkunde. Berlin 1905) erwähnen, daß Tropen¬ böden im allgemeinen, besonders aber die tonerde- und eisen¬ reichen alten Lateritböden eine besonders hohe Aufnahmefähig¬ keit für Stickstoff1) zeigen, und hohe Stickstoffgehalte auf wei¬ sen, eine Begründung dafür sehen, daß tatsächlich im Tropen¬ klima den Stickstoffverbindungen auch hinsichtlich der Gesteins¬ umsetzung eine besondere Rolle zuzuschreiben sein könnte. Wenn also, was allerdings noch durch entsprechende La¬ boratoriumsversuche zu bestätigen bliebe, eine Umsetzung der Silikate etwa nach der erwähnten Annahme Davilla’s möglich wäre, so könnte man wohl annehmen, daß im Falle der Ent¬ stehung des Bauxites etwa Chloride und Sulfate im Falle des Laterits Salze der Stickstoff säuren, beide Male unter Mitwirkung kohlensaurer Salze, deren Gegenwart ja leicht zu erklären wäre, die Umsetzung der Feldspate (und ähnlich anderer Silikate) be¬ wirken würde. Damit wäre auch zugleich eine hinreichende Erklärung des später näher zu erörternden Verhaltens der Eisen- Verbindungen und der Tatsache gegeben, daß sich im Bauxit und im Laterit sowohl konkretionäre ATHydrat(Gibbsit)-Bildun- gen als auch unmittelbare Umsetzungen der Silikate (Pseudo- morphosen) nachweisen lassen. Nach Kaiser 7 s Theorie müßten wir für die tropische Ver¬ witterung das Vorhandensein alkalischer Lösungen annehmen, was gerade in Hinsicht auf die höhere Säurebildung infolge der elektrischen Entladungen Schwierigkeiten verursachen würde. Es ist ja zweifelsohne anzunehmen, daß durch die Zersetzung der in größerer Menge in den Tropen vorhandenen vegetabilischen Produkte und die günstigeren Zersetzungsbedingungen auch ent¬ sprechend größere Mengen von Ammoniak entstehen werden, !) Vergl. hierzu und bezüglich der Erklärung dieser Eigentümlichkeit Teil XIII. Latent 285 aber ebenso wird die Menge der entbundenen Kohlensäure größer sein und demnach eine Bindung des etwa entstehenden Am¬ moniaks alsbald erfolgen. Es muß zugegeben werden, daß die Entstehung alkalischer Gesteinszersetzungsprodukte vielleicht er¬ klärt werden könnte, wenn man den Wechsel von Kegen- und Trockenzeit im Tropenklima berücksichtigt und zweifelsohne liegt auch darin eine der hauptsächlichsten Sonderbarkeiten tropischen Klimas. Man könnte sich wohl denken, daß neutrale Salze, z. B. der Kohlensäure, die sich etwa während der Regen¬ zeit gebildet hatten, sich infolge der andauernden Einwirkung von ITitze und Trockenheit in der Trockenzeit in alkalische Salze -\- Kohlensäure spalten könnten, etwa, um ein möglichst einfaches Beispiel zu wählen, nach der Formel für die Atzkalk- darstell'ung CaC03 = CaO.-j- C02 und daß dann die so entstehen¬ den alkalischen Lösungen bei eintretendem Regen in der von Kaiser angenommenen Weise einwirken könnten. Man wird aber bedenken müssen, daß voraussichtlich ein solcher Vorgang der Bildung alkalischer Salze, wenn überhaupt bei diesen Tem¬ peraturen anzunehmen, nur auf die obersten Bodenschichten (wo ja allerdings, wie erwähnt, bis 84° C herrschen können) be¬ schränkt bleiben würde. Außerdem ist zu bedenken, daß weder bei der Bauxitbildung bisher ein Zusammenhang dieser etwa mit der Zirkulation alkalischer Wässer, noch in den Tropen das Vorhandensein einer dauernden oder zeitweiligen Alkalität des Bodens nachgewiesen oder beobachtet worden ist und daß es kaum anzunehmen sein dürfte, daß ein solcher wichtiger Zu¬ sammenhang bisher unbeobachtet geblieben wäre. Andererseits kann nicht verkannt werden, daß die Theorie Kaiser’ s den Vorzug hat, die chemischen Vorgänge in der einfachsten Weise zu erklären. Nach alledem werden erst weitere Beobachtungen chemi¬ scher Natur hinsichtlich der Berechtigung dieser Tlieorieen Klar¬ heit schaffen können und es soll deshalb nicht weiter auf das Für und Wieder eingegangen werden, sondern nur festgestellt werden, daß tatsächlich unter den Einwirkungen tropischen 286 VIII. Teil Klimas, d. h. bei der zeitweilig vorhandenen überaus großen Menge von Lösungsmitteln, dem gänzlichen Fehlen desselben in einem anderen langen Zeitraum, der Menge der durch elek¬ trische Entladungen entwickelten Stickstoff Verbindungen, ge¬ nügend Bedingungen für eine ganz anders als bei uns geartete Gesteinszersetzung vorliegen dürften. Ob diese nach einer der angeführten, oder vielleicht auch in noch ganz anderer AVeise verläuft, dies zu entscheiden muß jedenfalls der Arbeit des Che¬ mikers Vorbehalten bleiben, und es wäre mit Freuden zu be¬ grüßen, wenn etwa auch die vorstehenden Zeilen dazu beitragen würden, durch exakte chemische Untersuchungen bezüglich die¬ ser Fragen Klarheit zu schaffen. Wir haben bisher von den lateritischen Zersetzungsvorgän- gen, abgesehen von dem Verhalten und Verbleib von Quarz, Titaneisen (Magneteisen), Alkalien, Alkalischen Erden uns im Wesentlichen mit dem Verhalten der Tonerdesilikate beschäftigt, weil sie die Hauptrolle in den eluvialen Lateriten spielen, die Bauer sehr verständlicherweise zum Ausgang seiner bedeutungs¬ vollen chemischen Untersuchungen wählte, da aus ihnen allein Schlußfolgerungen von so weittragender Bedeutung für die Ent¬ stehung der Latente erwartet werden konnten. Nun bilden aber die eluvialen Latente nur einen Bruch¬ teil aller Latente, ja sie wurden, wie dies aus den historischen Erörterungen hervorgeht, erst viel später als die ursprünglichen Gesteinsumwandlungsprodukte bei Bildung der Latente über¬ haupt erkannt. Bekanntlich wurden sie zeitweilig unter dem Namen ,, Lithomarge“ durch die indischen Geologen von dem Latent abgetrennt, denn letzterer ist, meist im Gegensatz zu dem eluvialen Laterit, sehr eisenreich. Man wird also das Ver¬ halten des Eisens (und Mangans) bei der Lateritisierung als mindestens gleich wichtig bei der Lösung des Lateritproblems auf fassen müssen. Von einer ganzen Reihe von Forschern, be¬ sonders von Pass arge (56a) und Wohltmann (73, 74) ist das V erhalten der Eisenverbindungen hingegen wie¬ der als das allein für das Lateritproblem Maßgebende erachtet worden. Dies haben aber die Untersuchungen Bauer ’s Laterit 287 als irrig erwiesen. Das eigenartige Verhalten beider Reihen, der Al- Verbindungen, soAvie der Fe- Verbindungen unter den be¬ sonderen Bedingungen tropischer Verbitterung bedingen eben die Entstehung des Produktes, des Laterits. Im Folgenden Avollen A\rir uns daher mit dem Verhalten der Eisenverbindungen ein¬ gehender beschäftigen. Gegenüber dem Verhalten der Eisenverbindungen in un¬ seren Klimaten zeigen diese in den Tropen eine Nei¬ gung zur besonders leichten und schnellen Oxydation, die von allen Forschern beobachtet worden ist, so daß sie eben vielen als der eigentliche und für die Lateritbildung bestimmende Vorgang erschien (vergl. 56a)5 besonders da sie ja auch am auf¬ fälligsten durch die mit der Lateritbildung verknüpfte lebhafte Färbung der Fe- und Mn-haltigen Zersetzungsprodukte äußerlich in die Erscheinung tritt. Während in unseren Breiten die Hauptmenge der bei der Verwitterung der Gesteine gelösten Eisenverbindungen in Form von Oxydullösungen in die Phefe sinkt, um erst dort beim Zu¬ sammentreffen mit anderen Lösungen Umsetzungen und Aus¬ scheidung zu erfahren, werden in den Tropen die Eisenver¬ bindungen vielleicht infolge des Gehaltes des Gewitterregen¬ wassers an salpetriger Säure oder sonstiger Oxydationsvorgänge (Sauerstoffentw. der Vegetation, Ozongehalt der Luft) energisch oxydiert und bereits in den obersten Gesteinsschichten zur Ab¬ scheidung als Hydroxyde gebracht. Bezüglich der chemischen Vorgänge, die eine solche Abscheidung bewirken, kann auf die analogen Ausführungen üb^y die Zersetzung der Tonerdeverbin¬ dungen und die gelegentlich analogen Vorgänge in unseren Breiten verwiesen werden. Unter den Mineralien kennen wir mehrere wohl charakterisierte Hydroxyde von ganz verschie¬ dener Zusammensetzung, Avie Xanthosiderit Fe203, 2 H20, Limonit 2 Fe203, 3 H20, Göthit Fe203, H20 und Turgit 2 Fe203, H20, 288 VIII. Teil und es scheint, daß noch eine ganze Reihe von vielleicht amor¬ phen Zwischengliedern verschiedener stöchiometrischer Formeln zwischen diesen vorhanden sind. Auch bei der Bildung der La¬ tente entstehen, wie es scheint, eine ganze Reihe solcher durch verschiedenen Wassergehalt sich unterscheidender Hydroxyde, die leicht ineinander übergehen und eine gewisse „Beweglich- keitu der Eisenverbindungen bedingen, wie sie Passarge (56a) hervorhob1). Schon in der Farbe machen sich diese, vom hellen Gelb bis zu tiefem Braun wechselnd bemerkbar. Ihr Übergang in einander scheint lediglich von dem größeren oder geringeren Grade der vorhandenen Feuchtigkeit und der Temperatur abzu¬ hängen. Bei längerer Trockenheit und hoher Temperatur gehen sie schließlich unter Verlust allen AVassers in das rote Oxyd oder sehr wasserarme, diesem nahe stehende Hydroxyde (die z. B. auch schon roten Strich zeigen) über. Während die Hydroxyde sich einerseits bei Trockenheit in wasserärmere « Plydroxyde umwandeln, bei Feuchtigkeit in wasserreichere Hydroxyde wieder rückwandeln können, ist das Fe2Os der wei¬ teren Zersetzung oder AATederauflösung unzugänglich. Solange das Fe noch in der Form der Hydrate vorhanden ist, Avird es leicht wieder gelöst und fortgeführt und wie es scheint, mit .Vor- liebe, sei es infolge gewisser katalytischer Vorgänge oder in¬ folge von Massenwirkungen an der Oberfläche schon vorhandener Avasserärmerer Fe-Hydrate oder Fe-Oxydbildungen abgeschieden, und leicht ebenfalls in solche übergeführt. So entstehen die für die Oberflächenlaterite so bezeichnenden glaskopf artigen Eisen¬ rinden- und Krustenbildungen, sowie die Auskleidungen der Hohlräume und Röhrenformen der porigen und schlackigen Ober¬ flächen- oder Zellenlaterite. Damit hängt ferner offenbar zu¬ sammen die von so vielen Forschern beobachtete Eisenkonkreti¬ onsbildung in den Latenten. Ein ganz ähnliches Verhalten der Eisenverbindungen ist z. B. auch bei der Bildung der roten Schutzrinden der Wüstenverwitterung beobachtet worden. a) FeTIydrosilikate, etwa analog den hypothetischen Al-Hydrosilikaten sind bisher nicht bekannt! Laterit 289 So stellt Joli. Walther (66, 22 — 23) über die braune Schutz¬ rindenbildung der Gesteine in der Wüste nach Beobachtungen Sicke nbergers und in Ergänzung seiner hierauf bezüglichen Ausführungen in: „Die Denudation in der Wüste“ fest: „Die gelben Strich gebende Rinde ist in der Regel der Anfang der Schutzrindenbildung und die rote Eisenoxydrinde entsteht stets durch Wasserverlust aus dieser, doch kann man die Eisenoxyd¬ rinde durch Feuchtigkeit wieder in hydratisierte Rinde ver¬ wandeln, so daß sie gelben Strich gibt. Dieser Vorgang kann mit dem Feuchtigkeitsgrade der Luft wiederholt umgewechselt werden.“ Ähnliche Beobachtungen konnte ich auch für das Verhalten der Hydrate im Tropenklima anstellen, nur scheint mir, wie ausgeführt, eine Rückwandlung in wasserreichere Hydrate nur dann noch möglich zu sein und einzutreten, wenn noch nicht das wasserfreie FegCM), sondern ein sehr wasserarmes Hydrat (das dann übrigens auch schon rötlichen bis tiefroten Strich zeigt) vorhanden ist, und zwar scheint die Schwierigkeit der Rückwandlung und Wiederaufnahme von Wasser mit von dem Grade des vorangegangenen Wasserverlustes abhängig zu sein. Passarge (56a) hat das Vorhandensein zweier verschie¬ dener Fe - Oxydhydrate, oder Hydratreihen, der roten und der gelben angenommen und, wie erwähnt, eine gewisse Beweg¬ lichkeit der Eisenverbindungen beobachtet und in ihrem Ver¬ halten die Erklärung der Lateritbildung geglaubt suchen zu sollen. Er trennte z. B. die Roterden oder „red soils“ von den Latenten mit zelligen Eisenkonkretiouen. Hierüber sagt er (56a, 675) wört¬ lich : „Demnach möchte ich, entsprechend der Einteilung Wohlt- mann’s, die roten Böden ohne Konkretionen als Roterden oder „red soils“ den roten Böden mit Konkretionen als Laterit gegen¬ überstellen“, und er nahm für die Roterden an, daß das Fe in !) Daß wirklich, wasserfreies Fe-203 an der Zusammensetzung namentlich der zelligen und porigen Laterite teilnimmt, wird einmal bewiesen durch die häufige Bildung lateritischer Roteisensteine (besonders Basaltlaterite), dann aber lassen auch z. B. die Analysen Pisani ’s (76) darauf schließen. Neue Folge. Heft 62. 19 290 VIII. Teil ihnen in Form von gelben Hydraten vorhanden sei, die durch Austrocknung in Hydrate mit wenig H20 z. B. Hydrohämatit übergehen, während die zeitigen Konkretionen aus roten Hydraten bestehen. Demgegenüber muß festgestellt werden, daß die gelben Fe- Oxydhydrate offenbar nicht von den roten Hydraten zu trennen sind, sondern, vielmehr, wie betont, leicht durch verschiedene Zwischenglieder, die übrigens auch durch entsprechende Über¬ gangsfarben gekennzeichnet sind, in einander durch Wasser¬ verlust übergehen, so daß ein gelbes Hydrat das eine wasser¬ reichste, das wasserfreie Fe203 das andere Endglied einer fort¬ laufenden Reihe von Fe-Oxydhydraten bildet, die durch Wasser¬ aufnahme oder Abgabe in einander überzugehen vermögen. Ist jedoch einmal alles Wasser verloren und das Hydrat in das wasserfreie Oxyd übergegangen, so ist aus dem labilen ein sta¬ biler Zustand der Fe-Verbindung geworden. Bei dieser An¬ nahme, die, wie ich noch später zeigen werde, auch noch in gewissen Beobachtungen ihre Stütze findet, erklärt sich auch das verschiedene Verhalten und das Zusammenvorkommen von roten Böden und zelligen Konkretionen (Lateriten) unter gleichen V er- witterungsbedingungen. Passarge sagt hierüber (56a, 675): „Warum sich Roterden und Laterit in einem Lande, bei gleichem Klima, nebeneinander finden, dürfte durch die Beschaffenheit des Muttergesteins be¬ dingt sein. Jedoch können wir uns noch kein Bild davon machen“ 1). In der Tat ist, wie ich ebenfalls annehmen möchte, die Zusammensetzung des Muttergesteins hierbei das Maßgebende. Ist das Gestein reich an Fe, so entstehen bei Lateritverwitterung Zersetzungsprodukte, die viel Avasserreiche Hydrate enthalten und in denen die Aluminium-Zersetzungsprodukte und der Quarz eine untergeordnete Rolle spielen. Die Menge dieser Verbindun¬ gen und ihre Labilität veranlaßt Konkretionsbildungen, bevor sie durch Austrocknung in den stabilen Zustand des Fe203 über- x) Vergl. auch 75. 162. Laterit 291 geführt werden. Der Zustand völliger Austrocknung müßte sehr lange andauern, oder würde sehr hohe Temperaturgrade erfor¬ dern, um bis zur völligen Umwandlung auch der innersten Kon¬ kretionsteile in Ue203 sich fortzusetzen. Anders bei den roten Böden. Hier war der Fe-Gehalt des Gesteins von Anfang an gering, gegenüber dem Gehalt an Quarz und Tonerde Verbindun¬ gen und demgemäß auch die Ausscheidung der gelben oder roten Oxydhydrate beschränkt. Diese geringen Mengen erleiden viel eher den Übergang zu Fe203, da die Tonerdehydrate, wie es scheint, eine noch größere Fähigkeit besitzen, sich der Wasser¬ abgabe. zu widersetzen, so daß gerade auch bei dem gemein¬ samen Vorkommen der Tonerdehydrate und Eisenoxydhydrate und dem Überwiegen ersterer, ein schnellerer Übergang der geringen Mengen Eisenhydratverbindungen in Ee203 zu¬ mal bei feiner Verteilung begünstigt wird. Bezüglich die¬ ses Verhaltens der Al - Verbindung sagt z. B. auch Hol¬ land (63, 68): „Aluminic oxyde thus shows a greater affi- nity for water than ferric oxide does.“ Daß dann in den roten Böden keine Konkretionsbildung der Ee- Verbindungen mehr statt¬ findet, ist nach dem Gesagten ohne weiteres erklärlich. Her¬ vorzuheben ist aber, daß auch sehr geringe Mengen von Fe, wenn sie eben als Ee203 vorhanden sind, schon dem ganzen Boden oder Gestein eine tiefrote oder mindestens deutlich rote Farbe1) verleihen. Als Beweis führe ich die Analyse2) eines dun¬ kel ziegelroten erdigen Gesteins von Bali an, aus dessen Aussehen man sicher auf einen hohen Fe-Gehalt geschlossen haben würde, allerdings deutet das Gewicht sofort auf die Täuschung durch die Färbung hin: Si02 = 5,92 Fe: 3,42 Mn 0,13 Mg 0 = 0,17, der Rest war Al-Hydrat. Zusammenfassend möchte ich also schließen : 1. Sowohl Roterden als zellige Konkretionsbildungen der Tropen sind Lateritbildungen, deren Verschiedenheit ledig- 9 In diesem Zusammenhänge wäre auch an die bekannte Rotfärbung vieler eisenarmer Gesteine, z. B. des Rotliegenden und des Buntsandsteins, zu erinnern. 2) Über die Herkunft der Analyse vergl. S. 145. 19* 292 VIII. Teil licli auf der Verschiedenheit der Zusammensetzung des Ursprungsgesteins beruht. 2. In den Roterden ist das Fe vollständig in dem stabilen Zustand des Fe203, in den zelligen Lateritbildungen, zu¬ meist in dem labilen Zustande der Oxydhydrate vor¬ handen. Dem scheint zu widersprechen, daß tatsächlich die Rot¬ erden bisweilen sehr Fe-reich sind, und es bliebe in diesem Falle das Fehlen von Konkretionsbildung und wasserhaltigen Fe-Oxydhydraten zu erklären. Solche Fe-reiche rote Böden sind aber lediglich das Produkt, der Rückstand sehr langanhaltender Verwitterung, d. h. Auslaugung. Nehmen wir z. B. an, daß zunächst eine Fe-arme rote Erde etwa im wesentlichen von der Zusammensetzung 30 v. IT. Si02 (als Sand), 5 v. PI. Fe203 und der Rest als Hydratformen des Al vorhanden sei, so wird die weitere Verwitterung in einer Auslaugung der Tonerdehydrate bestehen und demgemäß sich Fe203 und Quarz prozentual an¬ reichern. Dies ist ein natürlicher Vorgang, wie er künstlich bekanntlich bei der Verarbeitung der Bauxite zur Anwendung gelangt. Ganz allgemein werden wir also schließen können: Eisen reiche rote Erden („red soils“) sind das Produkt sehr fortgeschrittener oder sehr lang andauernder oder sehr intensiver later iti scher Verwitterung eisenarmer Gesteine, und zellige oder konkretionäre Lateritbildun¬ gen sind das. Produkt sehr fortgeschrittener oder sehr intensiver later iti scher Verwitterung eisenreicher Ge¬ steine. Notwendig ist nun aber noch hervorzuheben, welche maßgebende und bedeutungsvolle Rolle bei der lateritischen Ver¬ witterung und dem hauptsächlich dafür charakteristischen Ver¬ halten der Fe- und Al-Verbindungen der Wechsel von sehr niederschlagsreichen und regenlosen Zeitabschnitten spielt, der ja den meisten Tropengegenden eigentümlich ist. In der regen¬ reichen Zeit wird im allgemeinen eine Rück Wandlung der wasser¬ armen Oxydhydrate in wasserreichere stattfinden, soweit sie nicht bereits in der vorhergehenden Trockenzeit in Oxyde übergeführt Laterit 293 wurden. In der Trockenzeit folgt dann der umgekehrte Prozeß und die Überführung neuer Mengen von Hydrat in wasserarmes Oxydhydrat oder wasserfreies Oxyd, und zwar scheint der Was¬ serverlust der Hydrate die Rückbildung wasserreicherer Hydrate zu übertreffen, so daß ständig ein gewisser Teil der Hydrate in Oxyd übergeführt wird. Daß, wie Pass arge (56a, 671) hervorhebt, das Verbreitungs¬ gebiet der Roterden nicht bloß die Tropen umfaßt, sondern auch die Subtropen und sogar das südliche Europa, ist demnach ganz verständlich, denn ihre Bildung hängt viel weniger von der höheren Temperatur als von der Verteilung bezw. einer gewissen Periodizität der Niederschlagsmengen im Verlaufe eines Jahres ab, die ja zwar im Wesentlichen auf die Tropen beschränkt sein wird, aber z. B. werden sich dauernd regenarme Gebiete auch außerhalb der Tropenzone ähnlich verhalten, umsomehr, da ihnen die Bedingungen, welche auf die Reduktion der Ee- Verbindungen hinwirken, z. B. die Vegetation, meist auch man¬ gelt1). Also auch in solchen dauernd regenarmen oder periodisch regenlosen Landstrichen außerhalb der Tropenzone wird die Bil¬ dung von Roterden in der gedachten Weise erklärlich sein2). Daß die indischen Lateritkonkretionsbildungen wesentlich von den afrikanischen verschieden seien, wie Pas sarge (56a, 72) annimmt, vermag ich aus den zahlreichen Beschreibungen ge-^ rade dieser indischen Laterittypen in der Literatur und meiner Beobachtungen in Kamerun nicht zu schließen. Diese schein¬ baren Unterschiede, hauptsächlich durch das Hartwerden an der Luft und eine gewisse Glasurbildung der indischen La¬ tente bedingt, sind, wie es mir scheint, ebenfalls lediglich eine Folge der Zusammensetzung der Ursprungsgesteine. Sind diese, wie zumeist in Indien, sehr reich an Fe-haltigen Mineralien, 9 Hiermit scheint auch zugleich ein Hinweis au! die analogen Erscheinungen bei der Schutzrindenbildung der Gesteine im Wüstenklima gegeben. 2) Roterden werden also nicht immer notwendig durch lateritische Ver¬ witterung der Tropen entstanden sein , sondern genau so wie Wüstenrinden¬ bildungen von gewissen auch außerhalb der Tropen sich findenden Klimabedin¬ gungen abhängen werden sie sich auch in anderen Klimaten finden können. 294 VIII. Teil wie im Trappgebiet, aus dem typisch zuerst die indischen La¬ tente beschrieben wurden, so vermehrt sich damit nach meinen Ausführungen die Neigung zur Konkretionsbildung. Besonders aber wirkt dazu noch ein Gehalt des Ursprungsgesteins an Mn mit. Im allgemeinen verhält sich das Mn ähnlich dem Fe, aber es zeigt, wie ja auch sonst aus seinem Verhalten bekannt ist, auch hier eine größere Neigung zur Konkretionsbildung und zur Wasseraufnahme und -Abgabe, so daß wir eine Vermehrung dieser Eigenschaften vom Al über Ee zu Mn annehmen können. Bei Anwesenheit von Mn im Ursprungsgestein habe ich bei¬ spielsweise in Kamerun mit Vorliebe jene typischen kugeligen Konkretionen angetroffen, die für gewisse Oberflächenbildungen dort geradezu charakteristisch sind und die auch in der indischen Laterit-Literatur so vielfach, allerdings wie es scheint, auch aus le¬ diglich eisenreichen Latenten als „nodular ferruginous rocks“ oder „iron kunkur“ (vergl. 6, 273) „nodules“ oder „pisiform lateritic gravel“ (vergl. 11) oder „small pisolitic nodules (vergl. 3, 371) usw. beschrieben wurden. Eine Analyse1) solcher Mn-Kugel-Kon- kretionen aus dem Ossidinge-Bezirk ergab z. B. 28.59 Si02 (fast nur als Quarz); 11.89 Fe; 13.36 Mn; 0.01 CaO; 0.36 MgO; 0.199 P und Al nicht bestimmt. Solche Mn-Beimengungen sind dann na¬ türlich auch von wesentlichem Einfluß auf die Färbung der La- teritbildungen, die dadurch häufig braun bis schwarz erscheinen und auch in Indien wird voraussichtlich die häufig dunkle und beim Austrocknen dunkler werdende Farbe gewisser Latente wie in Kamerun mit einem größeren oder geringeren Mn-Gehalt des Ursprungsgesteins Zusammenhängen, ebenso die Neigung zur Glasurbildung. Ein wesentlicher Unterschied für die Entstehungs¬ bedingungen ist dafür nicht anzunehmen. Auch hinsichtlich des Erhärtens der Latente an der Luft, offenbar durch Wasser¬ verlust der Fe- und Mn-Hydrate und Übergang dieser in Fe203 und Mn2 03, die sich eben dann auch durch viel Feuchtigkeit nicht mehr zu Hydraten rückbilden und die so vielfach als geradezu charakteristisch für Oberflächenlaterite von den in- b Über die Herkunft der Analyse vergl. S. 145. Laterit 295 dischen Geologen angeführt werden, habe ich ganz analoge Be¬ obachtungen in Kamerun machen können. Ich erwähnte be¬ reits (was allerdings Pas sarge in Adamaua nicht beobachtete), daß in den von mir bereisten Teilen Kameruns (und in den alt- krystallinen Südbezirken soll es noch viel allgemeiner Brauch sein) der Laterit in gleicher Weise zu Bauzwecken (Plausgrund und Y erteidigungswällen und Mauern) verwandt wird als in Indien. In Kamerun wußten die Neger sogar sehr wohl, daß nur dann der Laterit wirklich fest und gegen Feuchtigkeit wi¬ derstandsfähig werde, so daß er eine Regenzeit überdauern könne, wenn sie ihn unmittelbar bei Beginn der Trockenzeit abstachen oder ausbrachen und ihn während der ganzen Trockenzeit der trocknenden Wirkung von Temperatur und Luft aussetzten. Mehr¬ fach erklärten sie auf meine darauf bezüglichen Fragen, .ein zu anderer Zeit gebautes Haus würde keine Regenzeit über¬ dauern und sie könnten nur in dieser Zeit eine wirklich gute Hütte bauen, ebenso legten sie bei ihren Bauten mit Laterit großen Wert auf das Zusammenfügen der Blöcke in feuchtem, also weichem Zustande, und nicht etwa in bereits erhärtetem. In letzterem Falle hätten die Blöcke, Avie sie meinten, keinen Zusammenhalt bekommen. Dies alles erläutert trefflich das Ver¬ halten der Latente, das z. B. Holland (63, 65) wie folgt für die indischen Vorkommen kennzeichnet: „Soft, yelloAv masses, freshly cut out with a spade, gradually becorne hard and deepen in colour, until tliey approach a reddishbrown. Every Public Works officer knows this, and feels with satisfaction tliat his bridges, built with latente, 3trengthen with age1).“ Die Eingeborenen Kameruns Avissen z. B. auch gut aus der Erfahrung, daß ein im Boden eingebettet liegender La- teritblock, der so vor völligem Austrocknen geschützt ist, weich l) Auf diese Erfahrungen der Engländer und der Eingeborenen (in Indien und Kamerun) mag hier besonders noch in Rücksicht auf die Bedeutung hin¬ gewiesen werden, die der Brücken- und Wegebau auch notwendig für die Wege¬ führung in unserer wasserreichen Kolonie Kamerun in Zukunft geAvinnen wird. Aber auch sonst dürfte dieser Zusammenhang für die deutschen t erwaltungsbe- amten der Kolonie wissenswert sein. 296 VIII. Teil bleibt, ja, daß er noch nicht völlig ausgetrocknet und verhärtet, sehr leicht durch Wasseraufnahme wieder weich oder bröcklig wird, und benutzen diese Eigenschaft vielfach bei ihrer Verwen¬ dung zu Bauzwecken, indem sie etwa bereits an der Luft schwach getrocknete Stücke wieder mit Boden bedecken und anfeuchten und damit wieder erweichen und verwendungsfähig machen. Nie aber versuchten sie dies mit bereits bei früheren Bauten verwandten und eben bereits völlig erhärteten Stücken und er¬ klärten mehrfach und verschiedenen Orts, diese seien ein zweites Mal zum Bauen nicht verwendbar, da sie sich nicht verbinden würden. Diese Eigenschaft der Ee-Oxydhydrate, in da-s sehr be¬ ständige wasserfreie Oxyd überzugehen, offenbar wenigstens oberflächlich im Laufe einer einzigen Trockenzeit, konnte ich noch anderwärts beobachten. In einzelnen Elußläufen fanden sich Flußschotterbänke, die ihre Entstehung nur dem letzten Hochwasserstande verdanken konnten, und dennoch waren sie oberflächlich derart durch eine Eisenoxydrinde erhärtet, daß nur mit Hammer und Meißel Handstücke davon gewonnen werden konnten, die vollständig den Eindruck harter verfestigter Ge¬ steine hervorriefen. In dieser Hinsicht war mir nach meiner Rückkehr zur Küste, also nach Ablauf einer Regen- und zweier Trockenzeiten, die Wiederbeobachtung einiger solcher Basalt¬ konglomeratbänke von besonderem Interesse, worüber ich be¬ reits im Teil I berichtete, die ich vor meiner Abreise in einem kleinen Wasserlaufe nahe dem Meere und der „roten Wand“ der Kriegsschiffshafenbucht südlich Victoria mir bezeichnet, und z. T. vor der Abschwemmung durch aufgerollte Blöcke ge¬ schützt hatte. Ich fand die damals am Ausgang der Regenzeit noch ganz lockeren Konglomeratgebilde tatsächlich vollständig erhärtet und (wie auch bei anderen inzwischen beobachteten Vorkommen) in diesen harten deutlich erkennbaren Gesteinen noch Samen (kleine Nüsse und Kapseln) der umstehenden Ur¬ waldbäume eingeschlossen. In diesem Lalle war sogar die Er¬ härtung schon bis zu erheblicher Tiefe (bes. an einer Lichtung des Urwaldes) fortgeschritten und eine ganze Reihe anderer Laterit ‘297 vollständig erhärteter Konglomerate bildete vielfach den Unter¬ grund des kleinen Wasserlaufes, sie mochten vielleicht ältere verfestigte Schotteranhäufungen darstellen. Im Ossidingebezirk hatte ich dann, wie früher erwähnt, die eigenartige Erscheinung fast vegetationsloser oder nur mit eigenartiger und spärlicher Sumpf Vegetation bedeckter Sandsteinflächen mitten im üppigsten Urwald e beobachtet. Hierfür war ebenfalls die Bildung einer außerordentlich harten und selbst für die Pflanzenwurzeln un- durchdringbaren roten Eisenoxydschutzrinde auf dem fast nur aus Quarzteilchen bestehenden und mit Quarzsubstanz verkitteten Sandstein (wie es scheint, eines gewissen bestimmt zusammen¬ gesetzten Sandsteinhorizontes) die Veranlassung. Die auf den geneigten Sandsteinflächen in der Regenzeit reichlich herab¬ rieselnden Wasser hatten offenbar Ee-Verbindungen mitgebracht, oder auch schließlich durch Auflösung der ganz geringen Men¬ gen von Ee-haltigen Mineralien des Sandsteins Ee-Hydroxyd zur Ausscheidung gebracht und diese dünne Schicht war in der nächsten Trockenzeit sofort in die erwähnte Oxydrinde ver¬ wandelt worden, die nunmehr als Schutzschicht gegen die weitere Verwitterung: des Sandsteins wirkte. Ganz charakteristisch ver- schieden war der Vorgang der Verwitterung unweit davon in Sandsteinschichten, die reicher mit Tonerde und Ee-haltigen Sili¬ katen durchsetzt waren, hier fand eine deutliche Konzentration der Eisenhydrate, ihre Ausscheidung auf den Sprüngen und Rissen als Brauneisenstein und eine, mit der größeren Ver¬ witterung fortschreitende, deutliche Färbung der Sandsteine statt und auch diese wurden, anfangs sehr weich und bröckelig, nach völligem V erlust der Bergfeuchtigkeit und nach längerem Lie¬ gen unter dem Einfluß der Tropensonne außerordentlich hart und gut für Bauzwecke verwendbar, während sie, frisch ein¬ gebaut, sehr leicht zerfielen. Dies alles scheint mir das angenommene Verhalten der Ee- drate im Tropenklima zu bestätigen. Eine andere hierfür interessante Beobachtung konnte ich an den im Graslande so häufigen Bauten der Termiten anstellen. Diese pilz- und hut- artigen Gebilde von meist x/2 m Höhe und Durchmesser werden 298 VIII. Teil von den Termiten beim Beginn der Trockenzeit (dem tropischen Sommer, hinsichtlich der Vegetation allerdings mehr unserm Winter vergleichbar) aus meist eisenreichen weichen Laterit- bröckchen, zumeist aus Eisen- und Aluminiumoxyd-Hydraten be¬ stehend, errichtet. Schon die eine nun folgende Trockenzeit genügt, um dem ganzen Bau eine solche Härte und Wider¬ standsfähigkeit zu erteilen, daß er dem härtesten Gestein ver¬ gleichbar wird, und nur so ist es zu erklären, daß er den mit ungeminderter Kraft darauf herbaprasselnden Regenmassen der folgenden Regenzeit widerstehen kann. Die Eingeborenen wissen auch hier ganz genau, daß die ältesten Termitenbauten auch die bis ins Innere hinein festesten sind1) und daß sie mit der Zeit, also infolge weiterer Austrocknung, weiter erhärten. Im Urwaldgebiet, wo ebenfalls solche Termitenbauten häufig sind, sind sie im Gegensatz zur roten und dunkelbraunen Earbe in den Graslandsgebieten meist hellgelb oder hellbraun wie unsere Lehme gefärbt und viel Aveniger hart, sondern bröckelig ähn¬ lich unserm Lehm, offenbar, Aveil sie hier durch das Blätterdach der Urwaldbäume vor Austrocknung geschützt gar nicht im gleichen Maße austrocknen und erhärten können. Allerdings sind sie ja auch in der Regenzeit vor der Zerstörung durch den direkten Aufprall des Regenwassers geschützt. Die Fähigkeit der Hydroxyde des Al, Ee, Mn nach der Verschiedenheit der äußeren Umstände, Wasser aufzunehmen und wieder abzugeben, kann danach Avohl als erAviesen ange¬ sehen werden, umsomehr, als sie ja auch aus dem Laboratorium bekannt ist. Ich erinnere hier nur an die Beobachtung, daß Ee-Hydrat-Niederschläge, so lange sie nicht bis zur Rotglut er¬ hitzt sind, sich verhältnismäßig leicht in Säuren lösen ; wenn sie lange Zeit bei 70 — 80° getrocknet werden, leicht Avieder Feuchtigkeit aus der Luft anziehen, daß aber das Gewicht des Fe203 nach dem Glühen auch in feuchter Luft nahezu konstant bleibt, und daß dieses Ee2 03 sich alsdann in Säuren nur nach Auf- J) Sie Avählten nur solche, in Ermangelung anderer Steine, mit Vorliebe z. B. zur Herstellung des primitiven Kochherdes Avährend eines Nachtlagers. Latent 299 schließen mit KHS04 oder kohlensaurem Kalinatron wieder in Lösung bringen läßt. Ebenso ist es eine allgemein beobachtete Erscheinung bei fast allen hydratisi'erten Mn-Erzen und Braun¬ eisenerzen (nicht aber beim wasserfreien Mn02 oder Mn304), daß sie Eeuchtigkeit der Luft, und zwar als chemisch, nicht als mechanisch gebundenes Wasser, außerordentlich leicht auf¬ nehmen und abgeben, ohne daß sie irgend Avelche sonstigen Be¬ standteile oder Beimengungen (etwa Sulfate) enthalten, die eine Hygroskopicität veranlassen könnten. Holland (63, 65 f.) hat versucht, diese Eigenschaft der Al- und Ee - Verbindungen des Laterits näher zu begrün¬ den. Aus ihrem thermochemischen Verhalten einer- und dem physikalischen Verhalten der Krystallisationsneigung anderer¬ seits und der Kombination der dabei wirksam werdenden Kräfte, erklärt er den Vorgang der Wasserabspaltung, den er sicher richtig als einen nicht bloß mechanischen ansieht (63, 65. ,.The drying of laterite is not a case of mere loss of mechanically included water“). Er sagt nun z. B. (63, 65): „At the risk of sacrificing precision for brevity we can refer to this tendency for the physical molecules to come together and form crystals as stronger than the Chemical affinity between ferric oxide and water. The two manifestations of energy thus come into competition and the loosely held second and third mole¬ cules af water are ejected to permit the crystallisation of Ee203, H20 or possibly even the whole of the water, to form hematite Fe2 03, usw.u (s. bes. auch 63, 69 (3)). Meines Erachtens hieße es nur neue Schwierigkeiten in die noch recht aufklärungsbedürftigen Vorgänge bei der La- teritbildung hineintragen, wenn man die Lösung der Erage, auf Grund welcher Energie-Äußerung die Abgabe des Wassers der Hydrate sich dabei vollzieht, damit verknüpfen wollte. Ganz abgesehen davon, daß die wesentlichen und naheliegendsten Fak¬ toren für den Wasserverlust der Hydroxyde eben Temperatur und Trockenheit vielleicht auch die Gegenwart anderer Ver¬ bindungen etwa der Al-Hydrate, deren Keigung H20 aufzu- 300 VIII. Teil nehmen, größer als die von Fe203 oder Fe-Hyd raten, ist, sein werden, würde die Annahme der H/schen Erklärung unter an¬ derem sofort wieder die Frage auf werfen, wie dann die Rück¬ bildung der wasserreicheren aus den wasserarmeren Hydroxyden erklärt werden sollte. Ob übrigens Konkretionsbildung in jedem Falle gleichbedeutend mit Neigung zur Ivrystallisation ist, wie H. annimmt, muß füglich auch bezweifelt werden, da es doch wohl viele Konkretionsbildungen geben dürfte, die kein krystallines Gefüge aufweisen und, wie ja H. auch selbst andeutet, eine Konkretionsbildung sehr wohl auch auf der katalytischen Wirkung einer Substanz auf Lösungen dieser Substanz ange¬ nommen werden könnte, wie es für zahlreiche solche Bildungen auch mir recht wahrscheinlich erscheint. Schließlich müßte auch bei den Holland ’ sehen Annahmen immer ein Anstoß zur Aus¬ lösung der sich kombinierenden Energieformen vorhanden sein müssen, den eben auch Temperatur oder Lösungsmittel geben dürften. Nach diesen Andeutungen glaube ich von einem weiteren Eingehen auf die diesbezüglichen Ausführungen H.’s hier ab- sehen zu können. Vielleicht kann man noch mit einer ganz besonders wirksamen Einwirkung der reichlichen Mengen der Lö¬ sungsmittel rechnen, wie sie das Tropenklima liefert, so¬ wohl des Wassers an sich, wie der entstehenden wässerigen Salzlösungen auf die Silikate der Gesteine. Diese würde als weitere den Tropen eigene Zersetzungsvorgänge aufzufassen sein, an denen neben der höheren Temperatur und der größeren Menge wrohl auch die schon erörterte chemische Zusammen¬ setzung der zirkulierenden Lösungsmittel ihren Anteil haben dürfte. Daß tatsächlich eine solche erhöhte Lösungsfähigkeit für Silikate oder Si02 besteht, möchte ich u. a. daraus schließen, daß ich häufig noch stundenlang nach heftigen plötzlichen Gewitter¬ regenfällen, wenn in den Flußwässern erhebliche Mengen mecha¬ nisch gelöster Stoffe nicht mehr vorhanden waren, ein eigen¬ artiges Fluoresciren des Wassers wahrnahm, und dann auch Laterit 301 mehrfach beim Abdampfen solchen Wassers (natürlich nach dem Filtrieren) erhebliche Mengen von Kieselsäure im Rückstand fand, der dann gleichfalls sehr beträchtlich war. Da es mir nicht möglich war, die hierfür erforderlichen exakten Bestimmungen, die ja naturgemäß eine ganz besondere Sorgfalt erheischen, auf meiner Reise so auszuführen, daß ich meine Beobachtung durch Zahlen belegen könnte, so muß ich mich mit diesem Hinweis in der Hoffnung begnügen, daß vielleicht spätere eingehendere Forschungen über die Löslichkeits Verhältnisse der Silikate im Wasser der Tropen weitere Aufschlüsse erbringen werden. Zusammenfassend können wir nach den vorgängigen Aus¬ führungen schließen : Auch da,s eigenartige Verhalten der Fe- und Mn- Verbindung der Lateritbildung ist im Wesentlichen das Produkt der Verwitterung unter dem Einflüsse der den Tropen eigentümlichen Klima Verhältnisse, nämlich: 1. Periodizität der Regerifälle, d. h. Wechsel sehr regen¬ armer und außerordentlich niederschlagsreicher Zeitab¬ schnitte. 2. Außerordentliche Menge der Niederschläge und damit das Vorhandensein ungleich größerer Mengen des Lösungs¬ mittels als in den anderen Klimaten. 3. Gehalt der von außerordentlich vielen elektrischen Ent¬ ladungen begleiteten Gewitterregen an chemisch wirk¬ samen Stoffen (Salpetrige Säure, Ozon). 4. Hohe Temperatur. 5. Aus 3 und 4 resultierende eigenartige Zersetzungsvor¬ gänge der Silikate. 6. Aus 1 — 5 resultierendes eigenartiges V erhalten der Al-, Fe-, Mn-Verbindungen. Es mag nun, obwohl naturgemäß eine Wiederholung von bereits Gesagtem sich dabei nicht wird vermeiden lassen, noch einmal der ganze V organg der Lateritbildung, wie er sich nach obigen Ausführungen darstellen läßt, an einem Bei¬ spiel zusammenfassend erörtert werden, -wobei ich glaube dar- 302 VIII. Teil tun zu können, daß bei den erwähnten Annahmen über diese Verwitterungsvorgänge eine große Zahl der Schwierigkeiten, die sich bisher der Lösung dieses Problems entgegenstellten, eine befriedigende Erklärung finden wird. Nehmen wir hierzu an, daß eine große freiliegende und nahezu ebene frische Gesteinsfläche, etwa eines Hornblende-Gra- nitites, der tropischen Verwitterung ausgesetzt werden möge (dies wären etwa die Bedingungen für die Bildung der eluvialen La¬ tente), und beginnen wir etwa mit dem Eintritt einer Trocken¬ zeit, die Vorgänge der Verwitterung zu verfolgen, wobei natürlich im Wesentlichen nur gewissermaßen ein Normalfall in Betracht gezogen werden kann. Zunächst wird die Insolation mechanisch zersetzend auf die oberste Gesteinsschicht wirken und sie mit Rissen und Sprüngen erfüllen, sie lockern und schließlich in einen Gesteinsgrus verwandeln. Gelegentliche Regenfälle, die am Ende der Regenzeit und Beginn der Trockenzeit immer noch einzutreten pflegen oder auch Nebel- und Taubildungen, schließlich auch die Luftfeuchtigkeit werden bei der hohen Tropentemperatur die Silikate, in unserem Falle also in erster Linie E eidspäte, Glimmer und Hornblenden chemisch aufzulösen beginnen. Der reiche C02-Gehalt der Luft und des Regen¬ wassers, unter anderem aus der Zersetzung abgestorbener pflanzlicher Stoffe herrührend, wird dabei das chemisch wirksame Agens bilden und die Verwitterung wird, im allgemeinen der in unseren Breiten entsprechend, nur wahr¬ scheinlich sehr viel intensiver und energischer infolge der hohen Temperatur verlaufen. Es wird also die Bildung hydratisierter Al- Verbindungen und die Lösung der Alkalien und Alkalischen Erden aus den Silikaten eingeleitet werden, unberührt von diesen Vorgängen bleiben lediglich der Quarz, das Titan- und Magnet¬ eisenerz des Gesteins. Nun treten als Vorläufer der kommen¬ den Regenzeit heftige Gewitterregen ein. Infolge der zahlreichen elektrischen Entladungen1) ist das Regenwasser mit chemisch b Es mag hier beispielsweise nur einer der vorher erwähnten Theorieen Beehnung getragen, und bezüglich dieser Vorgänge auf die früheren erschöpfen¬ den Ausführungen verwiesen werden. Laterit 303 wirksamen Stoffen (nehmen wir an in der Hauptsache salpetriger Säure) beladen. Die in den obersten Gesteinsschichten vorhan¬ denen freien Alkalien werden nun etwa zunächst in Lösung gehen, dann ebenso etwa gebildeter CaC03, an beiden wer¬ den die obersten Gesteinsschichten entarmt, die Lösungen sin¬ ken auf Spalten und Rissen des Gesteins und den Haarklüften zur Tiefe. Neue Gewitterregenmassen treffen Verbindungen der Alkalien und Alkalischen Erden nicht mehr in zur Bildung von Salzen genügenden Mengen in den oberen Schichten an, sie zer¬ setzen nunmehr auch Ee- und Al - Silikate, aus denen aber, sobald sie mit den noch in tiefer gelegenen Schichten vorhandenen kohlensauren Alkalien und Alkalischen Erden in Berührung kom¬ men, Ee und Al in Form von Hydraten ausgeschieden werden. Hierdurch ändert sich nun die Zusammensetzung in den oberen Verwitterungsschichten, die schließlich nur noch aus Quarz, Eisen¬ sanden und Al-, Ee-, Mn- Hydraten besteht. Nach der Tiefe setzt sich dieser Austausch von Alkalien gegen die genannten Elemente fort und wird durch eine folgende Trockenperiode oder gewitterlose Zeit von neuem durch die Einwirkung C02- haltiger Wässer vorbereitet, zugleich beginnt ein Teil der Hydrate unter der Einwirkung der Trockenzeit und der hohen Tem¬ peratur sein Hydratwasser abzugeben und in Avasserärmere Ver¬ bindungen, vielleicht auch die Ee- und Mn-Hydroxyde zum Teil schon in Oxyde überzugehen. Durch erneute Lösung und Zir¬ kulation solcher Lösungen wird, vielleicht infolge katalytischer Wirkung von bereits vorhandenen wasserfreien Oxydteilchen eine Konkretionsbildung zunächst der Eisen- und Mn-IIydrate bewirkt, es bilden sich die eigenartig glaskopf artig struierten Röhren und labyrintischen Höhlenauskleidungen der Oberflächen (Zellen) Latente, die noch erfüllt von Quarzsand und Tonerde¬ verbindungen sind. Diese, anfangs noch hydratisierte Silikate darstellend, haben durch immer neue Zufuhr der chemisch wirk¬ samen Gewitterregengewässer allmählich ebenfalls unter Auf¬ lösung der Si02 die Form der Al-Hydrate angenommen, sie werden schließlich ebenfalls gelöst, aber schon unmittelbar darauf 304 VIII. Teil durch Alkalien und alkalische Erden, vielleicht auch das Al der darunterliegenden Hydrosilikate wieder in Form von Hydrat (Hydrargillit) ausgefällt. Es bilden sich also an der Oberfläche allmählich reine Fe-Hydroxyd- und Oxydschichten, die so häuf'i gen Krusten und Rindeneisensteine und löchrigen, zelligen Eisen¬ konkretionen, an deren Stelle bei Eisenarmut des Ausgangsge¬ steins häufig entsprechende eisenarme oder eisenfreie Bauxit¬ bildungen treten. In derselben Weise setzen sich diese Bildungen nach der Tiefe fort, immer der Folge entsprechend, daß von der Oberfläche nach der Tiefe eine Entarmung an Alkalien, alkali¬ schen Erden, Tonerde, Eisen, Mangan und natürlich auch an Kieselsäure der Silikate stattfindet. Dieser Auffassung ent¬ sprechen eine große Menge von Tatsachen, die durch die ver¬ schiedensten Forscher beobachtet wurden. Nur einzelne wenige seien hier erwähnt. Blanford (6, 291) stellte durch eine Reihe systematisch ausgeführter Analysen fest, daß der Fe-Gehalt eluvialer La¬ tente nach der Tiefe hin abnimmt und daß er deshalb nicht, wie andere Autoren vor ihm angenommen hatten, aus der Tiefe und dem noch weniger zersetzten Gestein, sondern vielmehr aus den oberen Gesteinsschichten stamme und von dort aus schließlich weiter den unteren Schichten zugeführt werde. Frei¬ lich kommt er in Verlegenheit, zu erklären, woher diese Men¬ gen des Fe denn schließlich stammen, und will sie auf die ursprünglich als Fe203 im Gestein vorhandenen Gemengteile zurückführen. Wir sahen indessen, daß diese Gesteinsgemeng¬ teile von den Lösungsvorgängen unberührt bleiben. Andererseits genügt aber die festgestellte Fortführung der Si02 der Silikate, des Kalkes, der Alkalien und schließlich der Tonerde vollständig, um die beständige Anreicherung der oberen Verwitterungs¬ schichten an Fe-Verbindungen zu erklären. Mit dem Schwin¬ den der Masse, bedingt durch die Auflösung und Fortführung bedeutender Teile des Gesteins, geht naturgemäß auch ein Zer¬ bersten der oberen V erwitterungsrinde, namentlich, wenn das Ursprungsgestein nicht sehr Fe-reich war und etwa die be¬ kannten löchrigen und zelligen eisenreichen Oberflächenlaterite Laterit 305 4 bildet, Hand in Hand, und so entstehen, obwohl eluvial ge¬ bildet, gewisse breccien- und konglomeratartige V erwitterungs- produkte, die sich dann vielfach überhaupt kaum noch von Detritusmassen unterscheiden lassen und so vielfach in der in¬ dischen Literatur Veranlassung zu Schwierigkeiten über die Er¬ klärung der Lateritbildung und über die Abgrenzung von „Low level“ und „High level Lateriteu geführt haben. Bauer (58, 64) hat im Wesentlichen eluviale Laterite möglichst an der Grenze des frischen Gesteins untersucht und dabei zwar eine Anreicherung an Ee und Al, aber immer doch nahezu das gleiche Verhältnis beider zueinander gefunden, hätte er indessen höhere eluviale Laterit- schichten untersucht, so würde das V erhältnis sich fraglos zu Gunsten des Ee verschoben haben. Es bestätigen die Beobachtun¬ gen B’s. ganz auffallend meine Schlüsse, denn so lange noch Alkalien und alkalische Erden und Hydrosilikate vorhanden sind, werden erst diese gelöst und fällen aus den Lösungen entsprechend Al und Ee wieder aus, erst wenn sie völlig verschwunden, be¬ ginnt die Anreicherung des Ee auf Kosten der Tonerdeverbindun- gen. Ebenso findet die von Bauer erwiesene Hydrargillit-Kon- kretionsbildung aus wässerigen Lösungen damit eine völlige Er¬ klärung, die schließlich mit Tonerde Verbindungen beladenen Lö¬ sungen tauschen diese eben gegen Alkalien und alkalische Erden aus, und so entsteht der Hydrargillit als Wasserabsatz. Die Entarmung der tropischen Bodenarten, besonders an Alkalien und Kalk, ist vielfach hervorgehoben worden, u. a. hat W ohltmann (72—75) besonders darauf hingewiesen. Auch Koert (65) hat darüber interessante Beobachtungen veröffentlicht. Aus meinen Beobachtungen kann ich diese Feststellungen nur be¬ stätigen. Unter anderem verweise ich auf die an anderer Stelle (Teil XIII) gegebenen Analysen von 6 verschiedenen in Kamerun entnommenen Bodenproben1) und gebe weiter hier eine Tabelle der Gehalte einer Reihe von mir entnommener Proben lateritischer Bildungen an CaO, MgO. ß Veröl- hierzu z. B. auch die Laterit analyseu Bauer’s <58, 64) und Pisani’s (76). Neue Folge. Heft 62. 20 306 VIII. Teil Latent, Roteisenstein, Bamum CaO 0,01 MgO 0,00 55 55 Bah .... 0,00 0,00 5? 55 55 .... 0,00 0,17 55 55 Babungo . 0,00 0,00 55 Brauneisenerz, Bez. Ossidinge . 0,01 0,21 Mn-Konkretionen, 5 5 55 0,01 0,36 Latent, Brauneisen, ,, Bamenda . 0,00 0,16 Kalk- und Kali-Armut bildet also geradezu ein Charakteristikum tropischer Verwitterungsböden, was zu wissen für den Pflanzer von eminenter Wichtigkeit sein dürfte. Im Gegensatz dazu sind die lateritischen Bildungen gewöhnlich verhältnismäßig reich an Phosphor und wohl auch Stickstoffverbindungen. Die Einge¬ borenen pflegen diesem Umstande der Kali- Armut (natürlich unbewußt und lediglich ihrer Erfahrung folgend) Rechnung zu tragen, indem sie ihre Farmen mit Vorliebe an steinigen Hän¬ gen anlegen, denn sie können dort (trotz der einmaligen größe¬ ren Arbeit bei Pierrichtung der Farm) viel länger reichlichen Ertrag erwarten, als im ebenen, steinfreien aber tiefgründigen Boden (dessen tiefgreifende Bearbeitung, etwa wie bei uns durch Pflügen, ihnen nicht geläufig ist), der meist recht bald an Nähr¬ stoffen erschöpft ist. Dies beruht im Wesentlichen auf der im¬ mer erneuten Zufuhr der fortschreitenden Gesteinszersetzungs¬ produkte in die an diesen entarmten Böden. Bei tonigen Bö¬ den kommt hierfür, wie aus den früheren Ausführungen hervorgeht (vergl. 67, 23), auch die Adsorption der Al- Plydrosilikate für Alkalien, besonders für Kali-Salze, in Frage. Ein anderes Mittel, trotz der leichten und schnellen Entführung der Alkalien durch das Regenwasser, diese in den oberen Ge¬ steinsschichten und damit den Pflanzen zugänglich zu erhalten, liefern letztere selbst. In den Grashochländern des Innern wer¬ den die Aschensalze des Grases, wie ich früher ausführte, viel¬ fach zur Plerstellung von Kalisalzen als Ersatz für Na CI von den Eingeborenen benutzt. Die Hauptmasse der von den Pflanzen (Gräsern) aufgespeicherten Kalimengen wird indessen dem Bo- Laterit 307 den durch die alljährlichen großen Grasbrände wieder zugeführt, und da diese in der Zeit größter Trockenheit erfolgen, mag auch nicht viel davon dem Pflanzenwachstum entzogen werden, denn es beginnt offenbar sofort von neuem den Kreislauf durch den Pflanzenkörper. Immerhin muß eine Erneuerung der geringen doch durch folgende heftige Regenfälle entführten Kalimengen irgendwie stattfinden, und dies geschieht sehr wahrscheinlich durch die Zuführung frischer Gesteinsbruchstückchen durch den Wind, durch Lößbildung, die, wie ich früher bereits erwähnte, in der Trockenzeit für die Graslandsgebiete eine immerhin deut¬ lich zu beobachtende Rolle spielt. Im Großen und Ganzen wird man aber ohne Präge zugeben müssen, daß es kaum zu er¬ klären möglich gewesen wäre, woher immer von neuem Lösun¬ gen kohlensaurer Alkalien kommen sollten, wollte man mit E. Kaiser1) (67, 21) die dort für den Bauxit gegebene Erklärung des Zersetzungsvorganges auch für den Laterit annehmen. Wenn nun auch nach den Untersuchungen E. Kaiser 7 s und J. M. van Bemelen’s (67, 22, 23) die Tonerdehydro- silikate die Fähigkeit der Adsorption von Kalisalzen in hohem Maße besitzen, so fehlt diese doch eben nach jenen Feststellungen den Tonerdehydraten, und diese bilden gerade meist die obersten Lateritschichten. Fraglos setzt sich nun aber auch die lateri tische Verwitterung in ihrer Eigenart gerade in den oberen Boden¬ schichten, die eben keine Alkali-Lösungen mehr führen, in gleicher Weise, wie in den in der Tiefe liegenden Gesteinsschich¬ ten fort und dies bedeutet eine weitere Schwierigkeit für die Annahme Kaiser 7 s und legt nahe, daß eben eine von oben her, also vermutlich durch das Regenwasser zugeführte Ver¬ bindung diese besonderen Umsetzungserscheinungen hervorrufen mag. Wollte man andererseits mit Holland (63, 61 f.) der Wirksam¬ keit gewisser Bakterien eine entscheidende Rolle bei der Laterit- b Kaiser sagt: „Kohlensäurehaltige Lösungen wandeln zunächst die Feld- späte, dann auch die übrigen Silikate in ein wasserhaltiges Tonerdesilikat und alkalihaltige Gewässer, dann dieses in Tonerdehydrat um.“ 20* 308 VIII. Teil bildung zuschreiben, so würden doch eine Menge von Tatsachen hierbei noch recht aufklärungsbedürftig bleiben. Zunächst müßte doch wohl erst, was nicht allzu große praktische Schwierig¬ keiten bereiten dürfte, der Nachweis vom Vorhandensein von Bakterien in lateritischen Bildungen überhaupt etwa mit dem Mikroskope erbracht werden. Aber auch dann wird man sich z. B. kaum vorstellen können, daß diese Bakterien ihr Dasein fristen und ihre Tätigkeit ausüben auch 100 m tief unter den Gesteinszersetzungsschichten, wo nach den Beobachtungen vieler Forscher die Lateritbildung ständig in der Tiefe fortschreitet. Ein Hauptargument Ho Hand ’s ist, daß ein scharfer und plötz¬ licher Übergang von den weichen Zersetzungsprodukten zu so frischem Fels stattfindet, daß unter dem Mikroskop keine Spur einer Zersetzung mehr darin nachgewiesen werden kann. Diese Beobachtung steht jedoch in offenbarem Widerspruche zu denen der meisten, auch selbst vieler indischer Forscher. Ich erinnere hier nur an die Ausführungen Blanford’s, (7), besonders aber Posewitz ’s (54) und Bauer’s (57, 58, 64) zu dieser Sache, die doch deutlich beweisen, daß für die Lateritbildung im All¬ gemeinen gerade der allmähliche Übergang der lateritisierten Substanz in den festen unveränderten Fels charakteristisch ist, und ich habe auch in Kamerun Ausnahmen hiervon bei elu- vialem Laterit nie beobachten können. Demgegenüber aber müßte man für einen vereinzelten abweichenden Fall, wie ihn Holland (Mem. Geol. Surv. Ind. 1900 vol. XXVIII S. 197) beschreibt, nach einer geeigneten Erklärung forschen, daß aber dafür die Wirksamkeit von Bakterien eine solche Erklärung sei, wird man kaum zugeben können, denn diese Bakterien wür¬ den ihre Angriffe auf das frische Gestein vermutlich auch nach dessen verschiedener physikalischer Beschaffenheit an einer Stelle reichlicher, an der anderen spärlicher bewirken und erkennen las¬ sen, so daß gerade dann eine gleichmäßige scharfe Trennung zer¬ setzten und unzersetzten Gesteins noch weniger zu erwarten wäre. Die scharfe Abgrenzung eines Korallenkalkes gegen Laterit, die Bauer (64, 77) aus Ceylon erwähnt, wo es sich, wie aus dem Laterit 309 Fehlen von Quarzsplitterchen im Kalk erwiesen wird, die im Laterit zahlreich vorhanden sind, um eine nachträgliche Auf¬ lagerung handelt, läßt doch vermuten, daß auch für ausnahms¬ weise beobachtete Fälle solcher scharfer Trennung von Laterit und unterlagerndem Gestein andere näher liegende Erklärungs¬ möglichkeiten vorhanden sind. Ebenso könnte ferner ein Detritus- laterit, ein lateritisches Konglomerat, wenn es etwa durch eine wasserundurchlässige Deckschicht vor den Verwitterungsein¬ flüssen in Zukunft geschützt wird, sehr wohl ganz frisch er¬ haltene Gesteinsbrocken mitten im Laterit enthalten, ganz abge¬ sehen davon, daß auch härtere, dichtere wasserundurchlässige Gesteinsbrocken, die eben festere, vielleicht schlierige Kerne im Gestein bildeten, der Lateritisierung länger widerstehen werden. So kann ich also auch in den Worten Hollands (63, 46): „This is true (a sharp and sudden passage from the soft decom- position product to a fresh rock) too, of boulders isolated from the main mass of rock and embedded in the decomposition pro¬ duct: within the distance of an inch one passes from the soft material, which we have unwittingly called clay, to ideally fresh, water clear feldspars“, einen zwingenden Grund für die Voraus¬ setzung der Bakterien- Wirksamkeit nicht sehen. Ich fand oft, namentlich bei durch Insolation hervorgerufener Gesteins - Zer- Störung, jener erwähnten und bekannten schaligen Ablösung, die Schale völlig zersetzt und aufgelöst, den Kern außerordentlich frisch. Solchen vorgängigen physikalischen Verwitterungs-Vor¬ gängen möchte ich analoge Beobachtungen, wie ich sie vielfach, z. B. sehr charakteristisch u. a. in den Sandsteinen des Ossidinge- Bezirks Kamerun (Mamfe) fand, zuschreiben, wo dann auch die Zersetzung deutlich durch farbige Eisenhydratbildungen an¬ gezeigt, schalig von außen nach innen f ortschritt. Ähnlich könnte man sich wohl auch in dem von Holland erwähnten Fall die Entstehung der „boulders“ denken. Alles in allem, und es würde zu weit führen, hier näher auf Einzelheiten einzugehen, scheinen mir die Holland ’ sehen Hypothesen über die Lateritbildung mit ihren zahlreichen Vor- 310 VIII. Teil aussetzungen über noch recht wenig erforschte und geklärte Gebiete, wie es die Lebensäußerungen der Bakterien oder die thermochemischen Vorgänge bei der Umsetzung komplizierter und an sich noch wenig bekannter1) chemischer Verbindungen und ihrer Aggregatzustände sind, nicht geeignet zu sein, Klärung in das so wichtige Problem der Lateritbildung zu bringen. Von ungleich größerem Interesse werden hierfür, wie schon ange¬ deutet, die Untersuchungen sein über : 1. Die chemischen Eigenschaften der Gewitterregenwässer der Tropen2). 2. Die chemischen Eigenschaften der Hydrate von Al, Ee, Mn. 3. Die chemische Zusammensetzung der Latente, besonders hinsichtlich des Verhaltens des chemisch gebundenen Was¬ sers, der Gehalte und Lösungsbedingungen der Alkalien und alkalischen Erden, vornehmlich aber der Si02 aus den Silikaten und der Bindungsformen von Al und Ee, Mn. Die bisherigen Ausführungen galten sämtlich den eluvialen Latenten, die ja ohne Frage für die Erkenntnis des Laterit- problems die maßgebendsten sein werden. Indessen bilden sie auch nur einen kleinen Teil dessen, was heute unter dem Be¬ griff Latent zusammengefaßt wird, und es muß deshalb auch ein Blick auf die übrigen Formen des Laterits geworfen wer¬ den. Wir sahen im vorhergehenden eine Form der Verwitte¬ rungsprodukte entstehen, die man mit dem Namen primäre oder eluviale Latente oder in situ gebildete Latente bezeichnet hat. Es ist ohne weiteres verständlich, daß sich im allgemeinen diese Vorgänge in der geschilderten Weise nur da werden abspielen J) So sagt z. B. Holland selbst in Bezug auf die Fe-Hydrate (63, 65): Our knowledge of the Constitution of ferrihydrates is very imperfect, and of tlie natural forms, far less precise than one would imagine from the number of specific names employed to distinguish forms wliich are probably niere mixtures, posessing insufficient individuality to crystallize. 2) Insbesondere wäre wichtig die Ermittlung des Gehaltes an Salpeter¬ säure und ihren Zersetzungsprodukten, etwa auch der eluvialen Latente und der Quellwasser. Latent 311 können, wo nicht durch mechanische Vorgänge, namentlich die erodierende Tätigkeit des Wassers eine Fortführung der Zer¬ setzungsprodukte in dem Maße ihrer Bildung stattfiodet. Damit ist auch schon das Vorkommen des primären Laterits auf ebene Flächen beschränkt, also ihre Abhängigkeit von der topographi¬ schen Gestaltung des Geländes festgelegt. Wir finden primäre La¬ tente denn auch vornehmlich in der Tat nur in ebenen Gebieten, und zwar fast unabhängig von den Höhenlagen. Da sie aber in Indien hauptsächlich auf den Hochebenen sich fanden und dort in ihrer Erscheinungsform wesentlich von den in den Tälern be¬ obachteten abwichen, nannten sie die englischen Geologen „high level latente“ zum Unterschiede vom „low level latente“ der Täler. Lake (21) nannte ihn, wie erwähnt, noch bezeichnen¬ der Plateaulaterit. Kompliziert wurde nun diese Trennung einer¬ seits dadurch, daß der primäre high level latente (deutsch nannte man ihn entsprechend Hochflächenlaterit) teilweise (allerdings nur in den obersten Schichten, was anfangs nicht genügend beachtet ward), scheinbar nicht als primär, sondern als Detritus- laterit erschien. Daß er in Wirklichkeit auch in situ entstanden war, erkannte man erst später. Andererseits trat aber eine Verwirrung dadurch ein, daß man da, wo man high level hätte erwarten sollen, nämlich im Tale, low level fand und umgekehrt. Beides erklärt sich aber heute ohne Schwierigkeit. In breiten Talebenen ist naturgemäß genau so, wie auf den indischen Hoch¬ ebenen die Bildung der eluvialen Latente aus dem anstehen¬ den Gesteine erfolgt, und * nur die ganz besondere Ober¬ flächengestaltung Indiens, besonders der Trapregionen, hatte es doa-t veranlaßt, daß in der Mehrzahl der Fälle der eluviale oder in situ gebildete Latent tatsächlich auf den Hochebenen lag und deshalb den Kamen high level erhielt. Daraus ergibt sich, daß diese Einteilung in high level und low level Latente keine allgemein gültige sein kann und nur vielleicht örtliche Bedeutung für gewisse Teile Indiens haben mag. Daß man auch low level auf der Hochebene fand, beruhte eben auf jener Auffassung der oberen in situ gebildeten aber scheinbar zu- 312 VIII. Teil sammengeschwemmten Schicht als Detrituslaterit. Andererseits wird man naturgemäß den „high level“ auch im ebenen tiefen Tropengelände zu erwarten haben. Längst hatte man nun aber den Tallaterit, den „low level latente“ als ganz etwas anderes erkannt als den primären La¬ tent. Ich betone, wie sich naturgemäß die Bildung des letzteren nur auf ebenen Flächen vollziehen konnte, in denen größere Höhenunterschiede das Abschwemmen der Verwitterungsschich¬ ten verhinderten. Überall da aber, wo sich Latent in gleicher Weise anfangs aus den Gresteinen an geneigten Flächen, oder Berghängen bildeten, mußte die Kraft des Regens oder des fließen¬ den Wassers die oberen gelockerten und der lateritischen Zer¬ setzung verfallenen Schichten loslösen und herabspülen, um sie an Hängen und am Grunde der Täler wieder zu vereinigen. Wenn so gelbildete Alluvien nun in der Hauptsache aus kleinen Latent- und Quarzstücken bestanden, so bildeten sie von neuem Lateritanhäufungen, Konglomerate und Breccien, die nunmehr als auf sekundärer Lagerstätte entstanden, den Namen Detritus- Laterite rechtfertigten. Durch Beimengung größerer u nzer setzte r Gesteinsbrocken, wie sie durch die früher geschilderten Vor¬ gänge der Insolation und der Temperaturschwankungen losgelöst und mit hinabgeschwemmt wurden, entstanden dann auch grobe Breccienbildungen und Konglomerate, deren Bindemittel De¬ trituslaterit war. So erklärt sich heute zwanglos die anfangs den indischen Geologen so auffällige Tatsache, daß mitten im völlig ümgewandelten, laterisierten Gestein teils ganz frische, teils nur wenig äußerlich veränderte und innerlich frische Gesteins¬ brocken (boulders) vorhanden waren. Wie einerseits nun das Aussehen der primären Latente ein recht verschiedenes sein kann, je nachdem sie aus den ver¬ schiedenen Gesteinstypen entstanden sind, z. B. aus Granit. Gneis, Amphibolit, Basalt, Nummulitenkalk, Sandstein, Kon¬ glomeraten, Tonschiefer, so mannigfaltig wird andererseits der Laterit Hl H Detrituslaterit auf treten, denn neben der Mischung aller Laterit- typen des primären Laterites wird er je nach den Bedingungen alle Korngrößen der zerstörten und zersetzten Gesteine enthalten können, oder andererseits sich aus einzelnen vorwiegend zu¬ sammensetzen. So verschieden nun auch diese ursprünglichen Erscheinungsformen sein mögen, die bei eingehender Unter¬ suchung eine jedesmalige Trennung in primären und Detritus¬ laterit ermöglichen (in den meisten Fällen wird die Unterschei¬ dung nun vielmehr nach den Lagerungsverhältnissen entschie¬ den werden können), so vollständig verwischt sich dieser Unter¬ schied wieder in dem Aussehen der Oberflächen beider. Natur¬ gemäß setzt nämlich sofort nach der Bildung des Detritus-La- terites, namentlich da, wo er weiteren Loslösungen oder Zu¬ führungen nicht mehr ausgesetzt ist, die lateritische Zersetzung in situ an solchen Detritus-Lateriten ein und nach kurzer Zeit finden wir hier genau dieselben Oberflächenformen wie beim eluvialen Laterit. Beweise hierfür sind u. a. die Dibongo-Konglo- merat-Bildungen Kameruns, die schon als lateritische Strandbil¬ dungen zum Absatz gelangten, aber in der Tiefe dicht sind, da¬ gegen an der Oberfläche besonders auffällig den Charakter der beschriebenen Oberflächenlaterite zeigen (sehr große Poren und Röhren und zellige Struktur). Wenn wir nun nach diesen Ausführungen versuchen wollten, eine möglichst treffende Definition des Begriffes Laterit zu O O geben, so müßte sie etwa lauten : * „Laterite sind Gesteinszersetzungsprodukte, die unter der Wirkung e i g e n a r t i g e r (tropische r) Klimaverhältnisse entstehen.“ Diese Definition deutet schon an, daß wir unter Laterit zu verstehen haben eine große Gruppe von verschieden gearteten Gesteinsformen, die eben nur die gleichartigen Entstehungs¬ bedingungen gemeinsam haben, dagegen eine große Mannigfaltig¬ keit der Erscheinungsformen, z. B. in Gestalt, Zusammensetzung, Farbe, Härte usw., besitzen können. 314 VIII. Teil Genau so, wie wir unter Lehm Gemenge von wasserhaltigen Tonerdesilikaten, verunreinigt durch Quarzsand und Eisen- bezw. Manganoxydhydrate verstehen, und seine Entstehungsart erst durch Zusätze andeuten, wie alluvialer Lehm oder Lößlehm usw., so werden wir mit' Latent eben auch nur eine lithologische Er¬ scheinungsform bezeichnen können und Hinweise auf die Ent¬ stehung erst in jedem Falle zur deutlichen Charakterisierung hin¬ zufügen müssen, und naturgemäß werden wir je nach den Bil¬ dungsbedingungen und der dadurch bedingten Zusammensetzung sehr verschiedene Varietäten des Latentes feststellen können. So werden wir beispielsweise stark sandigen (quarzreichen ) Laterit. stark tonigen (tonerdereichen) Laterit, sandig tonigen Laterit, konglomeratischen Laterit und eine ganze Reihe von Kombi¬ nationen dieser miteinander unterscheiden können. Der äußeren Erscheinungsform nach werden wir Rinden¬ oder Krustenlaterit, schlackige oder zellige Latente (diese etwa wieder nach Form und Größe der Röhren und Zellen in grob- und feinzeilige), weicherdige Latente, z. B. Roterden, Laterit- Lehm, -Konkretionsbildungen und Kombinationen dieser zu unter¬ scheiden haben. Jedenfalls braucht auch danach eine etwaige Beschränkung des Wortes Laterit auf gewisse Arten oder Erscheinungs¬ formen, die mehrfach vorgeschlagen wurde, gar nicht mehr in Erwägung gezogen zu werden, was ja bei der nun einmal dem Worte anhaftenden Bedeutung auch als mi߬ lich bezeichnet werden müßte, und der Name kann sehr wohl für alle äußerlich so verschiedenen Arten beibehalten werden. Das allen Latenten Gemeinsame ist eben die Entstehung unter gleichen klimatischen Bedingungen. Andererseits wird man ebenso auf die Anwendung neuer Namen füglich verzichten kön¬ nen, nur hinsichtlich der so häufig vorkommenden, vielleicht charakteristischsten Oberflächenlaterite, der überall in der Li¬ teratur als porig, zellig- schlackenartig -schwammig, in England als „tubulär“, „vesicular“, „cavernous“ bezeichneten Formen möchte ich der Einfachheit halber einen kurzen Namen zu wählen Laterit 315 vorschlagen. Vielleicht ist dafür die Bezeichnung „Zellenlaterit“ am geeignetsten1). Wenn wir uns nun schließlich die Frage nach einer ge¬ eigneten, allen den erwähnten Vorgängen bei der Bildung dieser Gesteine Rechnung tragenden Einteilung vorlegen, so kann hier¬ für von den zahlreichen bereits erörterten Vorschlägen früherer Autoren nur derjenige Schenck’s (55) in Betracht gezogen werden. Da, wie ich ausführte, die Oberflächenlaterite nicht auf die primären Latente beschränkt sind, sondern vielmehr in ge¬ nau denselben Erscheinungsformen sich auch aus sekundären Latenten bilden, und zudem häufig eine mindestens ebenso große Wichtigkeit für ein geologisch zu erforschendes Gebiet haben werden, wie die Gruppe des primären oder des sekundären Laterits, so schlage ich vor, sie als besondere Gruppe abzu¬ trennen und den anderen zu koordinieren. Demnach würde man einteilen können : a) Primäre oder Eluvial-Laterite (in situ gebildete Latente, „High level Latente“ der Engländer, z. T. Lithomarge der Engländer, Plateaulaterit, Tiefenlaterik), die weiter zu unterscheiden nach dem Ür sprungsgesteine wären. b) Sekundäre oder Detrituslaterite („Low level Latente“ der Engländer z. T., Tallaterit z. T.), die weiter zu unter¬ scheiden wären nach der Art der Bildung in : alluviale Laterit-Konglomerate, Laterit-Breccien, aeolische Lateritprodukte, vornehmlich Lateritlöß, marine Lateritsedimente. c) Oberflächenlaterite aus a oder b entstehend, und zu unter¬ scheiden der äußeren Form nach in: Zellenlaterite = porig - schwammig oder schlackig- ß Schlackenlaterit würde nicht empfehlenswert sein, da man einerseits damit unwillkürlich das Bild der Entstehung aus flüssiger Masse verbindet, andererseits ja auch durchaus nicht alle Schlacken zellig, porig, blasig sind. Auch Schwamm-Laterit würde z. B. nicht bezeichnend genug sein, da man mit Schwamm den Begriff des weichen unwillkürlich verbindet. 316 VIII. Teil zellige Konkretionsbildungen („mass full of pores an caveties“ oder ,, tubulär boulders“ der Engländer). Krusten- und Decken - Eisensteine (,, Latente Iron ores“), Eisen- und Mn-Konkretionen („Nodules“, „Pi- solitic nodules“, „Ferruginous nodules“, „manganic nodules“). Eisenerz- und Titaneisenerz-Sande. Laterit-Lehme = („iron clay“). Roterden („red soils“). Die Frage, wie wohl auf geologischen Karten zweckmäßig der Latent zu veranschaulichen sein dürfte, könnte vielleicht kurz dahin beantwortet werden, daß er genau wie bei uns der Gehängelehm, d. h. zweckmäßig durch eine besondere Schraffur auf der Farbe des betreffenden Grundgesteins (etwa kry stallinen Schiefern, eruptivem oder sedimentärem Gestein) anzudeuten und durch entsprechende Buchstaben seine Entstehungsart, d. h. ob eluvial, sekundär oder Oberflächenbildung, anzudeuten wäre. Zu erörtern bliebe noch, welches Alter vermutlich der La- teritbildung im allgemeinen wohl zuzuschreiben sein dürfte. Auch hier geben uns die Annahmen über die Bildung ohne weiteres Aufschluß. Da, wie oben gezeigt, die Lateritbildung nur von den Klimabedingungen abhängig ist, so werden wir im Allge¬ meinen in allen geologischen Perioden die Bildung von Latenten annehmen dürfen, sofern eben nur tropisches Klima geherrscht hat. Theoretisch müßten sich also in allen Gebieten, denen in früheren Zeiten tropisches Klima eigen war, Latente auch frühe¬ rer Formationen nachweisen lassen. Wie ich aber erwähnte, ist die Bildung und Erhaltung der Latente auch von den topo¬ graphischen Verhältnissen eines Gebietes abhängig. Da, wo sich in einer Periode etwa Latente bilden, werden sie bei Verän¬ derung der Oberflächenformen, etwa durch tektonische Wirkun¬ gen, in einer folgenden Zeit leicht wieder erodiert, umgelagert und werden an einer anderen Stelle erneut als jüngere Detritus- laterite zum Absatz gelangen. Wir haben demgemäß die äl¬ testen Latente auch in der Regel in den von Oberflächenver- Laterit 317 anderungen am längsten unberührt gebliebenen Gebieten zu er¬ warten. Weite Ebenen mit altkrystallinem Untergrund, in denen jüngere Störungen nicht nachweisbar sind, werden im Allgemeinen die ältesten Lateritbildungen erwarten lassen. In Gebieten jün¬ gerer Störungen werden die Latente im Allgemeinen jünger als diese sein, was natürlich aber nicht ausschließt, daß Reste früherer Lateritablagerungen vereinzelt erhalten bleiben und uns eine frühere Bildungsperiode anzeigen. Wenn wir die verschiedenen Erscheinungsformen, wie sie die aufgestellte Einteilung ergibt, in Bezug auf ihr Alter be¬ trachten, so läßt sich aus dem Prinzip dieser Einteilung schon schließen, daß im allgemeinen den primären Tiefenlateriten wohl das höchste Alter zuzuschreiben sein wird. Da, wo, wie viel¬ fach von verschiedenen Eorschern beobachtet wurde, primäre Latente sich in bedeutender Mächtigkeit (60 und mehr Meter, z. B. von Ball (17) beobachtet) auf altkrystallinen Gesteinen Gneis, Glimmerschiefer, Amphibolit, vorfinden, werden wir auch mit zeitlich weit zurückreichenden Lateritbildungen rechnen kön¬ nen. In der Regel werden sie älter sein als die Detritus-Laterite wenigstens desselben Gebietes, da einmal letztere aus ihnen zu¬ meist entstanden sein werden (natürlich können auch Detritus- laterite aus anderen Detrituslateriten oder aus Oberflächenlate- riten entstehen), und dann zu ihrer Bildung offenbar weit längere Zeiträume erforderlich sein werden, als für gleichmächtige De¬ tritusablagerungen (damit stimmt beispielsweise die Annahme der englischen Geologen über Altersverhältnisse von high level und low level, Plateau- und Tallaterit, vorzüglich überein). Elir das Alter der Detrituslaterite wird sich als Norm auf stellen lassen, daß sie jünger als die letzten tektonischen Vorgänge sind. Unter ihnen wird sich eine gewisse Altersunterscheidung je nach dem Maße ihrer Bedeckung mit Oberflächenlateriten vornehmen lassen. Die Oberflächenlaterite unter sich sind ja, wie ich bereits ausführte, an und für sich in ihren verschiedenen Formen auch verschiedene Altersbildungen, und zwar folgen sich etwa in der Reihe von jüngeren zu den älteren: 318 VIII Teil Krusteneisensteine, Zellenlaterite, Lehm mit eingestreuten zelligen Blöcken, Lehm mit runden Eisen-Mn-Konkretio- nen und Erzsanden durchsetzt. Einden wir z. B. ein Lehmgebiet mit den typisch auf La- teritbildung hinweisenden Konkretionen und Erzsanden, so wer¬ den wir es im allgemeinen für älter ansehen können als ein solches, dessen Oberfläche mit Krusteneisensteinen oder zusam¬ menhängenden porig-schlackigen Gebilden überzogen ist, und wer¬ den auch darunter eine viel ältere Lateritbildung zu vermuten haben als im letzteren Ealle. Freilich müssen hierbei die Na¬ tur des ursprünglichen Gesteins und die topographischen Verhält¬ nisse in Rücksicht gezogen werden, und es werden sich auf diese Weise im Allgemeinen nur Altersvergleiche oder ver¬ gleichsweise Altersbestimmungen zwischen Latenten desselben Gebietes (Gesteinsuntergrundes) und bei etwa sonst gleichen Bil¬ dungsbedingungen ziehen lassen. Immerhin werden solche Über¬ legungen gelegentlich sogar Rückschlüsse auf die tektoni¬ schen Verhältnisse eines Gebietes gestatten. Naturgemäß werden die Oberflächenlaterite der primären Latente, die ja fortwähren¬ der Weiterbildung (wie die primären Laterite selbst) und Um¬ formung ausgesetzt sind, schon mit dem Beginn der primären Lateritbildung ebenfalls zu entstehen beginnen. Es setzt sich also in solchen Gebieten zugleich die primäre Lateritbildung an der Oberfläche auf Kosten des unterlagernden primären La¬ tentes fort. Hiernach wäre noch die Frage zu erörtern, wie denn wohl Lateritbildungen früherer geologischer Perioden uns heute ent¬ gegentreten würden und ob solche bisher bekannt sind. Bereits erwähnt wurde, daß man wiederholt die Vermutung ausge¬ sprochen hat, gewisse Rotfärbungen älterer Eormationsbildun- gen rührten von der lateritischen Natur der diese Schichten zu¬ sammensetzenden Gesteinselemente her. So hat z. B. Walther die Rötung der Rotliegendschichten, besonders in Thüringen, mit einer früheren Lateritisierung in Zusammenhang gebracht Laterit 319 (J. Walther, Geol. Heimatskunde von Thüringen, 1902. S. 32). Eine ähnliche Erklärung nimmt z. B. auch Kr u sch für die Rötung des Carbons des Südrandes des Münsterer Beckens in Westfalen an (Monatsbericht d. Deutschen Geol. Ges. 2. 1909. S. 61), und für eine ganze Reihe von ähnlichen Bildungen wird sie in gleicher Weise hierfür herangezogen werden können. Es sei hier beispielsweise auf die lebhafte Rotfärbung gewisser paläozoischer Grauwacken des Oberharzes hingewiesen. Daß die Lateritbildung es, wie Zimmer mann (Über die Rötung des Schiefergebirges und über das Weißliegende in Ostthüringen, Monatsb. d. D. Geol. Ges. Nr. 3. 1909. S. 149 bis 155) annimmt, ,, niemals (oder mindestens nicht wesentlich) bis zu wasserfreiem Eisenoxyd, sondern höchstens bis zu roten Stufen des Hydroxyds gebracht habe“, kann ich nach meinen Beobachtungen nicht bestätigen. Ich verweise diesbezüglich auf meine früheren Ausführungen, besonders auch im Hinblick auf Roterden und Bildungen roten Glaskopfs als lateritischem Basalt¬ verwitterungsprodukt. Gerade Gebilde, wie die schon heute das Ee nur als Ee203 enthaltenden Roterden z. B., können sehr wohl die Grundlage der heutigen Rotliegendschichten abgegeben haben. Diese Rötung wird eben durch die gewöhnlichen Auslaugungs¬ prozesse deshalb auch nicht mehr in gewaltigen Zeiträumen ver¬ schwinden. Erst ein reduzierender Vorgang wird die Lösung einleiten und damit die Entfärbung ermöglichen, wie es Zim¬ mer mann ja auch für das Thüringer Weißliegende ausführte. Ganz analog kann man sich dann die Erhaltung oder Umwand¬ lung der übrigen lateritischen Verwitterungsprodukte vorstellen. Wir müssen annehmen, daß aus den verschiedenen Varie¬ täten der Laterite etwa durch Druck oder sonstige metamorphe Vorgänge auch sehr verschiedene Produkte entstehen werden. *■ Die primären und Detritus-Laterite, die ja tonerde- und quarz¬ reiche Zersetzungsprodukte liefern, werden uns dann etwa als Quarzitschiefer oder Grauwacken oder verhärtete kieselige, teils schiefrige Konglomerate und Brecciengesteine von verschiedenem Habitus entgegentreten, und solche sind z. B. typisch mehrfach 320 VIII. Teil in Kamerun von mir im altkrystallinen Gebiete beobachtet wor¬ den (Banjo - Gebiet). Demgegenüber würden die Ober- flächenlaterite offenbar eisenreiche Quarzite ergeben, und ich möchte die im altkrystallinen Gebiete mehrfach beobachteten Einlagerungen reiner Quarz-Magnetit-Gesteine, wie ich sie be¬ sonders in Teil III und VI beschrieb, als solche metamorpho- sierte uralte Lateritgesteine auf fassen, ebenso einen Teil der schieferigen Quarzite jener Gebiete. Es ist ersichtlich, daß sich in diesem Zusammenhänge ein ganz neuer Ausblick für die Theorie der Bildung gewisser Eisenerzlagerstätten, z. B. der kry stallinen Schieferformationen ergibt. Vielleicht sind solche eisen- und manganreichen Einlagerungen der krystallinen Schie¬ ferformationen, wie Eisenglanzschiefer, eisenglanzreiche Quarzite, reine Eisenglanzzwischenlagen dieser, besonders auch die große Reihe der Magnetiterzbildungen der krystallinen Schieferforma¬ tion zum großen Teil lediglich metamorphosierte ehemalige La- teritbildungen. Auf die Ähnlichkeit gewisser Erzvorkommen mit den indischen Lateriteisensteinbildungen haben, allerdings in an¬ derem Zusammenhänge und noch ehe die Natur der Latente hin¬ reichend bekannt war, mehrfach englische Geologen hingewiesen und damals daraus für die Entstehung der Latente Schlüsse ziehen wollen. Vielleicht wird sich heute für einzelne Eisenerzvor¬ kommen ein umgekehrter Schluß rechtfertigen lassen. Mc Gee (Geolog. Mag. New Series Dec. II. vol. VII (1880) S. 310) wies z. B. auf die Ähnlichkeit der Latente Indiens mit den Eisenerzablagerungen des oberen Mississiqpi, Mailet (38) auf die mit Eisenerzvorkommen von Ost-Irland im Basalt hin. Ganz kürzlich versuchte H. Behlen (Die Nassauischen Roteisen¬ steine. Wiesbaden 1909) die Entstehung der Roteisensteine Nassaus aus Latenten früherer geologischer Epochen herzu¬ leiten. Ohne zu diesen Ausführungen hier Stellung nehmen zu wollen, mag nur hervorgehoben werden, daß jedenfalls die Möglichkeit der Entstehung von Eisenerzbildungen aus den La¬ tenten älterer Formationen mit der fortschreitenden Kenntnis der Entstehung dieser Gesteinstypen auch für die Erklärung der Laterit 321 Genesis unserer heutigen Eisenerzlagerstätten eine größere Be¬ rücksichtigung verdienen wird. Es bliebe nun noch ein kurzer Blick auf das Auftreten der Laterite in Kamerun im Besonderen zu werfen. Wie dies schon aus meinen früheren Ausführungen zu folgern, werden schon die Oberflächenformen des Gebietes diesbezügliche Schlüsse ge¬ statten. Da die von mir bereisten Teile des Schutzgebietes wenige ebene oder schwach gewellte Flächen auf weisen, müßten die eluvialen oder primären Laterite dort zurücktreten. In der Tat fand ich sie typisch nur im flachen Küsten- oder Sedimentär¬ gebiet als Tonschiefer- und Mergel- und Sandsteinlaterite (Ufer des Mungo und Dibombe), und gelegentlich auf kleinen ebeneren Flächen zwischen beiden, ferner in der Umgebung von Duala (aus dem Schwemmland entstanden) und bei Edea (aus Gneis entstanden). Dagegen war der Detrituslaterit weit verbreitet und unter diesem, den zerrissenen und steilen Oberflächenformen des Landes gemäß, fanden sich in erster Linie Lateritkonglo- merate und Breccien, die geradezu typisch für die Gebirgsländer genannt werden können. Natürlich spielte aber die Hauptrolle im geologischen Bilde aller Teile der Oberflächenlaterit, der in seinen verschiedenen Erscheinungsformen meist äußerlich die Natur der unterlagernden lateritischen Bildungen verhüllte, die demnach nur an zufälligen natürlichen oder künstlichen Auf¬ schlüssen beobachtet werden konnte. Weiter wird man bereits an der Hand der früheren Ausführungen vermuten dürfen, daß die weiten, flachen, ebenen Gneis-Gebiete des Inneren Kameruns sowie die alluvialen Ebenen des Tsad-Schari-Logone-Beckens oder des Djah von primärem Laterit bedeckt sein werden. Daß er in der Tat in diesen Gebieten im geologischen Aufbau eine große Bolle spielt, ist den Ausführungen Pas sarge ’s (56) zu entnehmen. Bezüglich der Altersverhältnisse der Kameruner Laterite unter einander kann auf das oben allgemein hierüber Ausge¬ führte zurückgegriffen werden. Wir sahen im Teil VII über Tek¬ tonik, daß die jüngsten tektonischen Störungen im allgemeinen in Zusammenhang mit dem Basalt und Trachyteruptionen stehen, 21 Neue Folge. Heft 62. 322 VIII. Teil von denen nur die weiten ebenen Gneisgebiete des Hinterlandes und vielleicht gewisse große altkrystalline Gebiete des Südens wenig oder gar nicht berührt worden zu sein scheinen. Wir müßten demnach in letzteren Gebieten die ältesten zeitlich weit zurückreichenden Lateritbildungen und jedenfalls viel ältere als in den jungen Störungsgebieten zu erwarten haben. Tatsäch¬ lich scheint auch der Befund dem zu entsprechen, denn in den Gebieten der jüngsten Störungen, den Trachyt-Eruptiv-Gebieten, finden wir nur sehr vereinzelt ganz jugendliche Oberflächen- laterite (Krusteneisensteine), im älteren Basaltgebiete treten be¬ reits vereinzelt schlackenartig-p orige Bildungen neben reich¬ lichen Krusteneisensteinbildungen auf, während wir im alt- kry stallinen Gebiete vereinzelt primäre (entsprechend den jetzi¬ gen Oberflächenformen), sehr reichlich Detrituslaterite und vor¬ nehmlich die letzten Stadien lateritischer Bildung, Lehme mit Konkretionen und Eisensanden, namentlich auf ebenen Elächen, finden. Die Schilderungen der Latente Adamauas (56 b) lassen auch in jenen altkrystalline n und scheinbar am wenigsten ge¬ störten Gebieten die ältesten Latente vermuten. Um diese Schlüsse noch an einem besonderen Ealle zu erläutern, sei auf die im Teil II eingehend erörterten Dibongokonglomerate verwiesen, jene aus lateritischen Trüm¬ mern und vulkanischen Produkten entstandenen Brandungs¬ konglomerate. Wir finden diese im allgemeinen bedeckt von zusammenhängenden Partieen der bekannten Zellen- Laterite, während im nahe gelegenen Gneis - Gebiete bei Edea Lehme und Laterit-Konkretionen und -Sande vorherrschen, und würden daraus schließen können, daß letztere jünger als die Gneislaterite, aber, da sie eben schon fortgeschrittene Ober- flächenlateritbildung zeigen, auch nicht mehr ganz jugendliche Bildungen sein können. Aus den stratigraphischen Verhält¬ nissen, ihrer Zusammensetzung (aus Basaltaschen und Schlacken¬ teilen) hatten wir auf jungtertiäres Alter geschlossen, was der Befund der Latente ganz entschieden bestätigen würde. Zusammengefaßt würden also die Schlüsse auf das Alter der Kameruner Latente lauten : Latent 323 Jedenfalls über die Kreidezeit zurückreichendes Alter der Late ritbildun gen in den ungestörten alt- krystallinen ebenen oder schwach wellige n Hinterlands¬ gebieten (In Adamaua und im Süden des Schutzgebietes). Nach cretacisc lies Alter der Lateritbild ungen des altkry stallinen jungen Bruchgebietes und der Sedi¬ mentärgebiete. Quartäres Alter der Oberflächenlaterite der Trachyt gebiete. 21* IX. Teil. Petrographische Untersuchungen. Yon Dr. A. Klautzsch in Berlin. A. Tiefengesteine. 1. Grämte. Granitische Gesteine finden sich in weiter Verbreitung. Sie gehören zum größten Teil den Granititen zu, die durch ge¬ legentliche Hornblendeführung in Hornblendegranitite über¬ gehen. Vereinzelt findet sich auch Hornblendegranit oder M u s c o v i t g r a n i t. Die Granitite bilden zumeist mittel- bis feinkörnige, selten grobkörnige Gesteine von rötlicher, grünlichgrauer bis grauer oder gelblichweißer Farbe, deren Ton zumeist durch die Fär¬ bung der Feldspate bestimmt wird. Nur gelegentlich überwiegen dunklere Farbentöne durch das Vorherrschen von Biotit und gelegentlicher Hornblende. Des öfteren treten auch hell- bis grauweiße aplitische oder Quarzschlieren oder dunklere fein¬ körnige biotitreiche Schlieren innerhalb des Gesteinsgewebes auf. Die im allgemeinen sehr gleichmäßig körnige Struktur der Ge¬ steine zeigt manchenorts Übergänge in porphyrische Struktur durch das Auftreten einsprenglingsartiger größerer Orthoklase oder in gneisschieferige Struktur infolge von Gebirgsdruck. Der¬ selbe äußert sich stellenweise übrigens auch derart, daß echte Granitbreccien vorliegen, wie aus der Gegend der Mungo-Schnel¬ len (21, 22) oder vom Wege Galim-Tahati (167)*). b Die beigefügten Zahlen beziehen sich auf die Nummern der Handstücke in der Sammlung Grillemain. Petrographiscbe Untersuchungen 325 Der vorherrschende Gemengteil ist der Feldspat, der zumeist dem Orthoklas zugehört. Häufig ist ihm Mikroklin zugesellt, seltener und zumeist nur spärlich Plagioklas. U. d. M. erkennt man sodann häufig auch noch Mikroperthit. Der Feldspat ist zumeist nicht mehr frisch, sondern trübe und undurchsichtig und durch Verwitterungsvorgänge rot oder grau- bis milchweiß ge¬ färbt. Häufiger als die übrigen Gesteinsgemengteile zeigt er noch idiomorphe Gestaltung in Form tafelförmig nach M. aus- gebildeter Krystalle, die sich vielfach als Karlsbader Zwdllinge erweisen. Der Quarz, dem Feldspat oft an Menge gleich oder doch ihm sehr nahe kommend, bildet unregelmäßige fettglänzende, klare oder milchweiße, graue bis bläulichgraue Körner. Der Biotit tritt oft stark zurück und erscheint in Form dünner, schwarzer, oft stark glänzender Blättchen, deren Größe vielfach bis zu der feiner Schüppchen reicht, die regellos im Gesteinsgewebe verteilt liegen. Oft auch zeigen sie Neigung zu schlierenartiger Vereinigung. Durch die Verwitterung des Ge¬ steins werden sie oft matt, grünlich oder braun oder bleichen derart aus, daß sie muscovitartig erscheinen. In manchen der Gesteine, die als Hornblendegranitite be¬ zeichnet sind, tritt sodann Hornblende als charakteristischer Gemengteil hinzu, in Form kleiner schwarzer bis schwarzgrüner Körner, oder wenigstens in der Prismenzone idiomorph ent¬ wickelter Krystalle. Mikroskopisch zeigen alle diese Gesteine die normale Aus¬ bildung und Zusammensetzung. Die Hauptbestandteile sind ver¬ schiedenartige Feldspäte, Quarz und Biotit und in bestimmten Fällen Hoynblende. Als sonstige Gemengteile erscheinen Magnetit oder Titaneisenerz, Titanit, Apatit und Zirkon. Als Zersetzungsprodukte finden sich Chlorit, Muscovit oder Kaolin, Kalkspat und Brauneisenerz, z. T. in situ innerhalb der ver¬ witterten Kry stallkörner oder im Gesteinsgewebe infiltriert. Unter den Feldspäten über wiegt der Orthoklas, selten ganz frisch, zumeist getrübt, entweder zentral oder in netzartig- 326 IX. Teil maschiger Ausbildung durch beginnende Muscovit- oder Kaolin¬ schüppchenbildung. Des öfteren zeigt sich nebenbei eine Bil¬ dung grünlichgelber Epidotkörner. Zwillingsbildung nach dem Karlsbader Gesetz ist des öfteren zu beobachten, in einem Falle (171) auch nach dem Bavenoer Gesetz hier und da auch eine gewisse Zonarstruktur, zumeist allerdings nur in der Form der Differenzierung von Kern und Randzone, seltener in der Art mehrerer sich umschließender Hüllen. Mikroperthit ist weniger häufig. Man beobachtet jedoch oft die bekannte feinfaserige unregelmäßige Verwachsung des Orthoklas mit Albit. Unter den triklinen Feldspäten herrscht der Mikroklin, überall leicht kenntlich an seiner bekannten Gitterstruktur. Da er des öfteren Orthoklas als Einschluß enthält, so ist er wohl jünger als jener1). Umgekehrt erscheint der, besonders in den hornblendeführen¬ den Abarten sich einstellende, spärliche Plagioklas älter als die übrigen Feldspäte und von mehr idiomorpher Ausbildung. Er zeigt stets die bezeichnende polysynthetische Zwillingsbildung nach dem Albitgesetz und erweist sich nach seinem optischen Verhalten als Oligoklas. Hier und da zeigt er, ähnlich dem Felds{)at von Twedestrand, Einlagerungen feiner rötlichbrauner Eisenglanzschüppchen (Granitit vom Ya-Eluß, am Wege von Tibati nach Hgambe (170)). Im Gegensatz zu Edlingar’s Be¬ obachtungen2) erweist sich in den vorliegenden Granitgesteinen der Plagioklas also weit weniger basisch als in den Adamaua- gesteinen ; er bestimmte den Kalknatronfeldspat als Labrador, ja stellenweise als Bytownit. Der Quarz zeigt niemals eigene Krystallform, sondern bil¬ det die Zwischenmasse zwischen den übrigen Gesteinsgemeng¬ teilen. Oft ist er mikropegmatitisch mit Feldspat verwachsen. b Vergl. die gleiche Beobachtung bei W. Edlinger: Beiträge zur Geologie und Petrographie Deutsch-Adamauas. Inaug.-Diss. Erlangen. Braunschweig 1908, S. 22. 2) 1. c. p. 22. Petrographische Untersuchungen 327 Seine klaren Durchschnitte zeigen vielfach unregelmäßige Hisse und Sprünge, die ihn mitunter als in ein Haufwerk einzelner Felder zerfallen erscheinen lassen, mitunter aber auch doku¬ mentieren dieselben eine schalenförmige Absonderung oder deuten auf rhomboedrische Spaltbarkeit. Äußerungen des Gebirgsdrucks zeigen sich in ihm in fleckig-streifiger, felderartiger oder un¬ dulöser Auslöschung ; in den gepreßten Gesteinen auch in einer Auflösung in kleinkörnige Aggregate, Streckung und Einpressung in andere Gemengteile. Der Biotit tritt in recht wechselnden Mengen auf. Oft erscheint er als regelrechter. Ilauptgemengteil, oft aber auch tritt er stark zurück oder konzentriert sich in schlierigen Massen. Meist bildet er unregelmäßige Blättchen, die, wenn parallel oP (001) getroffen, des öfteren unregelmäßige sechsseitige Umrisse zeigen, meist aber bildet er schmale Leistchen oder Stengel, die sich zwischen den übrigen Gesteinsbestandteilen einlagern und daher vielfach Umbiegungen, Knickungen und Zerreißungen zei¬ gen. Der Pleochroismus der im frischen Zustand braunen bis gelblichbraunen Durchschnitte ist sehr kräftig. Den Verwitte¬ rungseinflüssen unterliegt der Biotit sehr leicht; dieses äußert sich in Ausbleichung, oft in fleckiger oder streifiger Form, und in der Umwandlung in grünlichen Chlorit unter Ausscheidung feinkörniger ferritischer Substanzen, die das Mineral bis zu ge¬ legentlicher Undurchsichtigkeit trüben. Die Hornblende gehört der gewöhnlichen grünen Horn¬ blende zu. Sie zeigt meist unregelmäßige Durchschnitte, und nur die charakteristische prismatische Spaltbarkeit bietet krystallo- graphische Orientierung. Ihr Pleochroismus schwankt zwischen bläulichen und bräunlichgelblichen Nuancen von Grün. Zwillings¬ bildung nach (100) kommt auch vor. Zumeist erscheint sie noch recht frisch ; beginnende Verwitterung zeigt sich in ge¬ legentlicher Ausbildung von Chlorit oder von Calcit und Epidot. Häufig zeigt sie mit Biotit regelmäßige Verwachsung, oder Horn¬ blende, Biotit, Magnetit und Apatit erscheinen in poikilitischer Durchdringung. 328 IX. Teil Die Akzessoria zeigen normale Ausbildung: Magnetit bildet vereinzelte unregelmäßige Körner • mehr stenglige oder zer¬ hackte Erzmassen gehören wohl dem Titaneisenerz zu, izu- mal sie randlich des öfteren von kleinen Titanitkörnchen um¬ geben sind; Titanit bildet Körner oder kleine Krystalle, Apatit kurze gedrungene Säulclien und Zirkon ebenfalls Körner. Titanit und Apatit sind besonders gern mit Biotit und Hornblende ver¬ gesellschaftet. Der Sekundärprodukte Chlorit, Muscovit, Kaolin, Calcit, Epidot und Brauneisen ist bereits gedacht worden. Bezüglich besonderer Erscheinungen und Abweichungen, so¬ wie der verschiedenartigen Schlierenbildungen und kontaktmeta- morpher Beeinflussungen sei auf die Einzelbeschreibung der ver¬ schiedenen Vorkommen verwiesen. Nr. 20. Granitit von den Mungo-Schnellen oberhalb M undame. Gepreßter mittelkörniger Granit mit rotem Feldspat und starker Epidotbildung. U. d. M. herrscht der Feldspat vor. (Orthoklas, Mikroklin, Mikroperthit). Fleckige Auslöschung. Durch beginnende Verwitterung vielfach getrübt, Neubildung von Muscovit und Epidot, Infiltration von Brauneisen. Quarz, zu einem feinen Grus aufgelöst, mit starker undulöser Aus¬ löschung. Biotit, stark zurücktretend, grünlich gebleicht, viel¬ fache Stauchungen und Druckerscheinungen zeigend. Magnetit in einzelnen Körnern. Apatit. Reichlich Epidot, etwas Chlorit und kiesiges Erz. Nr. 21. Kalkige Granitbreccie von ebendaher. Rötlich graues brecciöses Gestein mit zahlreichen größeren rötlichweißen Eeldspäten und Körnern von Kalkspat, der auch sonst das ganze Gestein in feinen Adern durchzieht. Im Dünnschliff erkennt man eckige Granittrümmer mit starken Druck- und Quetscherscheinungen, die durch Kalkspat verkittet sind. Orthoklas, Mikroklin und Quarz, reichlich Braun¬ eisen und Kalkspat. Petrographische Untersuchungen 329 Nr. 22. Granitbreccie von ebendaher. Rötlichgraue, körnige Breccie, mit vereinzelten größeren Ge¬ steinsbrocken. U. d. M. feinkörnigeres Gemenge von Körnern und Bruchstücken von Orthoklas, Mikroklin und Quarz, durch Brauneisen verkittet. Nr. 40. Ho rnblend egr anitit aus dem Bakungefluß (Ossidingebezirk). Mittelkörniges rötliches Gestein mit rötlichem .Feldspat, schwarzem, glänzendem Biotit, grünlichschwarzer Hornblende und wasserhellem Quarz. Hornblende und Biotit des öfteren schlierenartig vereint. U. d. M. feinkörniges Gemenge von überwiegendem Feld¬ spat mit Quarz, daneben chloritisierter Biotit, grüne Hornblende, etwas Magnetit. Akzessorisch Titanit und Apatit. Her Feldspat ist vorwiegend stark getrübter allotriomorpher Orthoklas, weniger Mikroperthit und seltener Mikroklin, und umschließt zahlreiche kleine, mehr idiomorphe Plagioklase mit Albit- und auch Periklin- zwillingsbildung (Oligoklas). Der Quarz zeigt oft randliche Grus¬ bildung und ist hier und da mit Feldspat granophy risch ver¬ wachsen. Nr. 63. Gr anitit am Flusse Moniembera am Weg Mamf e- T into. Gelblichweißes feinkörniges Gestein mit grünlichschwarzem körnigem Einschluß, der vorwiegend aus graugrünlichem Quarz, mit Biotitblättchen untermengt, besteht. Randlich vereinzelte größere Orthoklaseinsprenglinge und stärkere Brauneisenbildung. Der Dünnschliff zeigt ein körniges Gemenge von vorherr¬ schendem Orthoklas mit Quarz und spärlichem, grünlich ge¬ bleichtem Biotit, mit etwas Magnetit, Apatit und vielem Braun¬ eisen, besonders in der Übergangszone zu dem Einschluß. Dieser erscheint als ein wohl kontaktmetamorph umgeschmolzener Schiefer mit typischer Hornfelsstruktur. Er besteht aus einem äußerst feinkörnigen Gemenge von Quarz und bräunlichgelbem Biotit in kleinen Blättchen mit spärlichem Erz. 330 IX. Teil Der Glimmer des Granits ist in der Kontaktzone rotbraun gefärbt und stark ferritisiert ; hier und da zeigt er pleochroitiscke Höfe um winzige Zirkoneinschlüsse« Kr. 64. Au gitf ührend er Hornbien degranitit am AY e g zu den Fällen des B a k o , auf dem YY ege AI amfe-Tinto. Mittelkörniger grauer Granit mit milchweißem Feldspat, hellem Quarz und zurücktretendem dunklem Glimmer und schwärzlicher Hornblende. U. d. AI. vorherrschend Orthoklas und Quarz, wenig brauner, z. T. grünlich gebleichter Biotit und schwach bläulichgrüne Hornblende, z. T. in Verwachsung mit Biotit. Ihr Pleochroismus schwankt zwischen blaßbläulichgrün und bräunlichgrün. Zwillingsbildung nach (100). Stellenweise zonare Färbung : im Innern bräunlichgrün, randlich blaugrün. Alit der Hornblende vergesellschaftet, spärlicher, blaßgrünlicher bis farbloser Augit in Körnerform. Er umschließt stellenweise dieselbe, ist also älter als jene. Kr. 67. Granitit aus dem Kerebedie vor Tinto. Feinkörniges rötliches Gestein mit rötlichem Feldspat, farb¬ losem klarem Quarz und schwärzlichem Biotit. Letzterer tritt stark zurück und erscheint stellenweise tupfenartig lokalisiert. LT. d. AI. vorherrschendes Quarz-Feldspatgemenge. Der Feld¬ spat ist mindestens zur Llälfte Mikroklin, zur anderen Orthoklas, Alikroperthit und etwas Albit mit feiner Albitzwillingsstreifung und Zwillingsbildung nach dem Karlsbader Gesetz. Fast ak¬ zessorisch tritt Biotit, z. T. stark gebleicht und mit Eisenerz¬ ausscheidungen, sowie Magnetit auf. Spärlich Zirkon und Apatit. Lokal zeigen sich starke Druckerscheinungen und Zertrümmerun¬ gen der größeren Mineralkörner. Kr. 78. Granitit, am AYeg hinter dem Bali-Aufstieg. Feinkörniger, grauer, glimmerreicher Granit mit zahlreichen, trübweißen, einsprenglingsartig auf tretenden Feldspäten. Der Biotit bildet äußerst feine Blättchen, die stellenweise besonders reichlich angehäuft sind. U. d. AI. erkennt man ein feinkörniges Quarz-Orthoklas- Petrographische Untersuchungen 331 gemenge, untermengt mit braunen Biotitblättchen, innerhalb dessen vereinzelte größere Mikroklin- und Orthoklaseinspreng¬ linge liegen. Besonders in der Umrandung der Einsprenglinge, aber auch sonst im Gesteinsgewebe erscheinen Quarz und Feld¬ spat. vielfach in mikropegmatitischer Verwachsung. Erz fehlt vollkommen. Nr. 111. Granitit vom Weg B an gola-B ansso, am rechten Nun-Ufer. Fein- bis mittelkörniges helles Gestein mit Quarz und röt¬ lichweißem, frischem Feldspat und zurücktretendem Biotit. U. d. M. allotriomorph-körniges Gemenge von Quarz, Ortho¬ klas und Mikroklin und spärlichem Biotit und etwas Magnetit in Körnerform. Quarz und Feldspat sind hier und da grano- phyrisch verwachsen. Der Biotit zeigt gelegentliche pleocliroiti- sche Höfe. Nr. 114. Hornblendegranitit (augitfür end), typisches Gestein der Höhen beim Häuptlings dorf Kumbo (B ansso). Mittelkörniges graues Gestein mit rötlichen Feldspat- krystallen bis zu l1/2 cm Größe, die hier und da als Karlsbader Zwillinge ausgebildet sind und einsprenglingsartig im Gesteins¬ gewebe liegen. Des weiteren sind farbloser, klarer Quarz, dunkler Glimmer und grünlichschwarze Hornblende kenntlich. U. d. M. körniges Gemenge von Quarz mit Orthoklas, Mikroklin und Oligoklas. Hier und da granophyrische Ver¬ wachsung von Quarz und Feldspat. Spärlicher grüne Horn¬ blende (Pleochroismus ||ci hellolivgrün, jjb dunkelolivgrün, c blaugrün), bräunlicher Biotit und blaßgrünlicher Diopsid. Diese Bisilikate treten meist eng vergesellschaftet auf, zusammen mit Magnetit, Apatit und Titanit. Nr. 115. Aplitartige Schliere in dem Granitit Nr. 114. Nördlich des Häuptlingsgehöftes in Kumbo (Bansso). Feinkörnige Bildung mit vorwiegendem hellweißlichem bis blaßrötlichem Quarz. Dunkle Gemengteile spärlich und lo¬ kalisiert. 332 IX. Teil U. d. M. besteht das Gestein aus einem feinen allotriomorph- körnigen Gemenge von Quarz mit Orthoklas und Mikroklin. Quarz und Feldspat sind gelegentlich granophyrisch verwachsen : gelegentlich zeigt der Orthoklas auch perthitische Durchdringung mit Albit. Eisenerz und Glimmer erscheinen ganz akzessorisch in einzelnen Körnchen und Blättchen 5 letzterer ist meist chloriti- siert oder bis zu völliger Farblosigkeit gebleicht, so daß er von Muscovit nicht zu unterscheiden wäre, bewiesen nicht Übergangs¬ bildungen die Entstehung aus Biotit. Nr. 119. Granitit von den Kuetiss onj on-Bergen, Weg Babungo-Bam essin g. Das Gestein zeigt den Kontakt zwischen dunklem, krypto- krystallinem Basalt und hellem, feinkörnigem Granit. In der Kontaktzone ist der Basalt an Biotit angereichert und enthält stellenweise einige granitische Feldspäte. U. d. M. erweist sich der Granit als ein typischer Granitit mit Quarz, Orthoklas, Mikroklin, etwas Oligoklas und spärlichem grünlichgebleichtem Biotit. In der Kontaktzone wird das Ge¬ stein äußerst feinkörnig und reich an dunkelbraunem Biotit, der Orthoklas bildet weniger Körner, als kleine, nach dem Karls¬ bader Gesetz einfach verzwillingte Leisten; dazu tritt Titan¬ eisenerz in kleinen Körnern, tropfenförmigen Bildungen und zerhackten Formen und Apatit in zahlreichen feinen schlanken Säulchen und Nädelchen. Nr. 127. Granitit am Wege Dumbo-Keiitu, vor letzterem Ort. Dunkelgraues, feinkörniges, biotitreiches Gestein mit größe¬ ren Quarz-Feldspatschlieren und spärlicher Schwefelkiesführung. Das Gestein entstammt der Randbildung gegen den Diabas. U. d. M. erscheint das Gestein als ein feinkörniges allotrio- morphes Gemenge von Quarz mit vielem Orthoklas und Plagio¬ klas neben reichlichem stark chloritisiertem Biotit und Eisenerz. Der Biotit enthält hier und da Rutilnädelchen. Akzessorisch reichlich Apatit (öfters oc P. oP und 00 P. P. oP). Als Sekundär Petrographische Untersuchungen 333 Produkte innerhalb des Orthoklases Museo vit in feinen Schüpp¬ chen und Calzit, der auch sonst im Gesteinsgewebe auftritt. Stellenweise reichlich Schwefelkies. Nr. 145. Granitit vom Wege Sop-Ntem. Helles, gelblichweißes feinkörniges Gestein mit stark zurück¬ tretendem, meist in Brauneisen umgewandeltem Biotit. An einer Stelle eine kleine, aplitartige Schliere. U. d. M. feinkörniges Gemenge von Quarz mit trübem Orthoklas und spärlichem Mikroklin und Mikroperthit. Spär¬ lich Brauneisen, pseudomorph nach Biotit in Blättchen- und Leistenform. Apatit in einzelnen Körnern oder in Form kurzer, gedrungener Säulen. Nr. 146. G ranitit des N gungu e -Massivs, von Kinkau am Wege Ntem- Banjo. Helles feinkörniges Gestein, hauptsächlich aus Quarz und Feldspat bestehend, mit lokalisiertem, spärlichem, verwittertem Biotit. U. d. M. erkennt man ein feinkörniges Gemenge von Quarz und Orthoklas, der stark getrübt erscheint, neben sehr spärlichem olivbräunlichem Biotit und etwas Erz. Lokal erscheint schlieren¬ artig ein äußerst feinkörniges Gemenge von Quarz, Orthoklas, Erz und einer moosgrünen Hornblende in Körnerform, dem sich vereinzelter Titanit zugesellt. Nr. 152 — 154. Granitit der Banjoberge. (Nr. 152 u. 153 Schlier enbil dun gen.) Der Granitit der Banjoberge ist ein mittelkörniges helles Gestein mit zurücktretendem Biotit und lokaler porphyrartiger Struktur, s'b daß einzelne Quarze und Feldspäte einsprenglings- artig in einer sehr feinkörnigen Quarz-Feldspat-Biotit-Grundmasse liegen. Die im Gestein auftretenden Schlieren bilden äußerst feinkörnige dunkle, hauptsächlich aus Biotit und Hornblende bestehende Massen, innerhalb deren gelegentlich auch Quarz einsprenglingsartig auftritt. Der Granitit selbst (Nr. 154) zeigt einsprenglingsartig ein- 334 IX. Teil zelne größere unregelmäßig begrenzte Krystalle von Orthoklas, Mikroklin und Quarz innerhalb eines feinkörnigen, allotrio- morphen Gemenges derselben Mineralkomponenten mit reich¬ lichem braunen Biotit und etwas Magnetit. Akzessorisch Zirkon in winzigen schlanken Säulen oder kurzen, gedrungenen pris¬ matischen Krystallen und etwas Apatit. •Die Schlieren (Nr. 152 und 153) bestehen aus einem weit feinkörnigeren Gemenge derselben Mineralien nebst vereinzelten Körnern von grüner Hornblende und Apatit in Form feiner Nüdelchen. Gelegentlich zeigen sich einzelne größere Quarz¬ körner, teilweise in ein körniges Aggregat zerfallen und kranz¬ artig umrändert von feinen, neben einander gelagerten Biotit¬ blättchen. Als Sekundärprodukte finden sich einzelne Epidot¬ körner und Brauneisen. Eventuell könnte man diese Bildungen als kontaktmetamorph veränderte Gneiseinschlüsse deuten, wenn auch die Grenzen zwischen Schliere und Gestein keine scharfen sind. Nr. 162. Granitit, dicht bei Galim. Heller, feinkörniger Granit mit dunkler schwarzgrüner Schliere von sehr feinem Korn und mit kleinen Feldspatein- sprenglingen. U. d. M. erweist sich das Gestein als ein sehr glimmer¬ armer Granitit. Die Schliere erscheint als eine basische Aus¬ scheidung, bestehend aus einem Gemenge von kleinen Plagio¬ klasleisten, Magnetit, bräunlichem Biotit und blaugrüner Plorn- blende. Letztere beiden Mineralien erscheinen in Form zahl¬ reicher Blättchen und Körnchen. Sekundärer Entstehung ist Epidot. Nr. 163. Granitit von den Höhen bei Galim. Nr. 164. Granit aus dem Mambana bei Galim. Beide Gesteine gleichen sich mikroskopisch sehr, wenn auch makroskopisch das erstere Gestein mittel- bis grobkörnig, das letztere feinkörnig erscheint. Beide sind rötlichgrau und ent¬ halten neben Quarz und rötlichgrauem Feldspat, Biotit, ersteres Petrographische Untersuchungen 335 Gestein diesen wiederum mehr frisch, letzteres mehr chloriti- siert und mit Epidotneubildung. U. d. M. zeigen sie ein mittel- bis feinkörniges Gemenge von Quarz und Orthoklas, Mikroklin, Mikroperthit und Mikroklin- perthit und spärlichem Oligoklas, denen sich etwas bräunlicher oder chloritisierter Biotit mit reicher Epidotneubildung zu¬ gesellt. Magnetit und Titanit sind gern mit dem Bisilikat ver¬ gesellschaftet; Apatit tritt im gesamten Gestein verteilt auf. Das Mambana-Geröll läßt außerdem zwei Generationen von Quarz erkennen : eine ältere in rundlichen Körnern oder in Dihexaeder¬ form als Einschluß im Feldspat und eine jüngere, xenomorphe, als jüngste Gesteinsbildung. Kr. 169. Idornblendegranitit von den Grasebenen zwischen Tibati und Kgambe. Feinkörniges helles Granitgestein mit Biotit und Hornblende und mit vereinzelten größeren einsprenglingsartigen Orthoklas- krystallen. U. d. M. zeigen sich in einer feineren Quarz-Orthoklasmasse, teilweise in granophyrischer Verwachsung, einzelne größere Oligoklase mit feinen Albitz willingslameilen und Zonarstruktur, sowie einzelne Blättchen und unregelmäßige Körner von Biotit und grüner Hornblende, vergesellschaftet mit Magnetit, Apatit und Titanit. Kr. 170. Granitit, am Yafluß am Wege Tib ati-Kgambe. Mittelkörniges rötliches Gestein mit rotem Feldspat, grauem Quarz und grünlichem chloritisiertem Biotit. U. d. M. ein mittelkörniges Gemenge von Quarz mit frische¬ rem Orthoklas und Mikroperthit und stark getrübtem Oligoklas mit Eisenglanzinfiltration, ähnlich dem Sonnenstein von Twede- strand, untermengt mit chloritisiertem oder grünlich gebleichtem Biotit und Magnetit. Apatit und Titanit, letzterer in Körnern und in Kry stallschnitten mit der bezeichnenden Brief kuvertform. Das Gestein zeigt stellenweise Druckerscheinungen. 336 IX. Teil Nr. 171. Ho rnbl endegranitit am Wege Tib ati-Ngambe. Feinkörniges weißliches bis grünlichgraues Gestein mit trüb¬ weißem Feldspat und grünlichschwarzen Biotit-Hornblende-Ag- gregaten, die stellenweise schlierenartige Haufwerke bilden. Ver¬ einzelt auch größere einsprenglingsartige Feldspäte. U. d. M. neben Quarz Orthoklas (an einer Stelle Bavenoer- Zwilling), Mikroklin, Mikroperthit und Oligoklas, sowie zurück¬ tretend, Biotit und grüne Hornblende nebst Magnetit, Apatit und Titanit. Hier und da granophyrische Verwachsung von Quarz und Feldspat. Als Hornblendegranit mit akzessorischer Augitführung ist ein Gestein vom Niwa-Massiv am Wege Tib ati-Ngambe (Nr. 172) zu bezeichnen. Es ist ein mittelkörniges helles Granit¬ gestein, in dem neben Quarz rötlichweißer Feldspat und schwarz¬ grüne Hornblende sich etwa das Gleichgewicht halten. U. d. M. erkennt man neben Quarz und Orthoklas, Mikro¬ perthit und spärlichem Oligoklas größere Aggregate von grüner Hornblende mit Magnetit, Apatit und Titanit, denen sich ver¬ einzelt ein blaßgrünlicher Diopsidaugit zugesellt. Museo vitgranit findet sich im Bette des Schilli vor Bamenda (Nr. 86). Das Gestein ist ein feinkörniger heller, weißlicher Granit mit reichlichem Muscovit und mit pegmatiti- schen Schlieren von Feldspat, Quarz und hellem Glimmer. U. d. M. erweist es sich als ein feinkörniges allotriomorphes ”Gemenge von Quarz mit Orthoklas und spärlichem Mikroperthit, Mikroklin und Oligoklas, die stellenweise granophyrische Ver¬ wachsung zeigen. Daneben tritt reichlich in kleinen Blättchen und Schüppchen farbloser Muscovit auf. Quarz auch als ältere Bildung in Körnern und Dihexaedern im Feldspat. 2. Diorite. Dioritische Gesteine finden sich nur in zwei Vorkommen, und zwar als Quarzglimmerdiorit am Wege nach Gal im (Nr. 165) und am Wege Galim-Tibati (Nr. 166), wo es das charakteristische Gestein der Gegend bildet. Petrographische Untersuchungen 337 Die beiden Vorkommen erscheinen als feinkörnige, schwärz¬ lichgrüne Gesteine mit zurücktretendem Feldspatgehalt. Man erkennt neben Quarz hauptsächlich Biotit und Hornblende. Der Plagioklas tritt gelegentlich auch einsprenglingsartig hervor. U. d. M. erweisen sie sich als feinkörnige, allotriomorph- körnige Gesteine, die bei ihrem ziemlich reichlichem Orthoklas¬ gehalt wohl nur eine facielle Abänderung eines Granitstockes darstellen, zumal ja auch sonst in der Gegend Granite Vor¬ kommen. Neben Plagioklas von Oligoklas- bis Andesin-Cha- rakter, in mehr idiomorpher, z. T. leistenförmiger Gestaltung, findet sich reichlich Orthoklas, Quarz und zu gleichen Mengen¬ teilen olivgrüner Biotit und grüne Hornblende in unregelmäßigen Krystallkörnern, aber mit deutlicher prismatischer Spaltbarkeit. Akzessorisch erscheinen Magnetitkörner, Titanit und Apatit, als Sekundärprodukte Epidot in schwachgrünen Körnern und Mus- covitschüppchen im Orthoklas. 3. Gabbro. Zu den Gabbr ogesteinen gehören zwei Gesteinsvorkom¬ men am Wege Bamti-Galim (Nr. 161) und am W ege San- sani-Tup (Nr. 174). Beide erscheinen als hypidiomorph-körnige weißlichgrüne bis grünliche Gesteine von mittlerem Korn mit graiuveißem, frischem Plagioklas in Körner- und Leistenform, schwarzgrünen Augitkörnern und stellenweise schwärzlichem Glimmer. Im Dünnschliff erscheinen als Hauptbestandteile Plagioklas, hier und da etwas Orthoklas, Diallagaugit, Biotit und Eisenerz, als Ak- zessoria bräunlichgrüne Hornblende, Quarz, sowrie Apatit und Titanit. Der Plagioklas bildet zumeist isometrische Körner mit deutlicher Albitzwillingslamellierung und gehört seinem optischen Verhalten nach dem Labrador zu. In dem Gestein vom AVege Bamti-Galim tritt er auch vielfach in länglichen Leisten auf. Gelegentlich beobachtet man auch eine Zwillingsbildung nach dem Periklin- und dem Karlsbader Gesetz. Neue Folge. Heft 62. 22 338 IX. Teil Der Orthoklas bildet vereinzelte größere rundliche Krystall- körner in dem Vorkommen zwischen Sansani und Tup. Wie in seiner Orthoklasführung dokumentiert sich dieses Gestein auch in dem Auftreten von Quarz in kleinen Körnern oder als Zwischen¬ klemmungsmasse und von einzelnen bräunlichgrünen Hornblenden als ein Übergangsgestein zu granitischen oder dioritischen Bil¬ dungen. Der Augit gehört dem Diallag an; er wird im Dünnschliff in grünlichen bis blaßbräunlichen Karben durchsichtig und zeigt häufig die bekannten stäbchenförmigen oder staubartigen Inter¬ positionen, die ihn stark trüben. Gelegentlich zeigt er Ver¬ wachsungen mit tiefbrauner Hornblende oder randliche bis fleckige Umwandlung in blaugrüne, uralitische Hornblende. Die primäre Hornblende wird braun durchsichtig und bildet zumeist unregelmäßige Körner, seltener hypidiomorphe Krystalle. Sie gehört der gemeinen, braunen Hornblende an. Die blaßgrüne uralitische Hornblende hingegen, zeigt meist faserige Ausbildung. Der Biotit tritt in vereinzelten Blättchen auf und ist bei tiefbrauner Karbe stark pleochroitisch. Hier und da beobachtet man in ihm pleochroitische Höfe. Eisenerz ist nur spärlich vorhanden, gehört wohl dem Magnetit zu und ist gewöhnlich mit den Bisilikaten vergesell¬ schaftet. Apatit und Titanit treten in kleinen Kry stallen und Kör¬ nern auf, Quarz in xenomorphen Körnern als jüngste Bildung im Gesteinsgewebe. B. Ganggesteine. Zu den Ganggesteinen gehören außer gewissen pegmati ti¬ schen Bildungen Aplite und Bostonite. 1. Aplite. Die Aplite gehören granitischen Magmen zu und erscheinen makroskopisch als helle grauweiße bis rötlichweiße gleichmäßig Petrographische Untersuchungen 339 feinkörnige Gesteine, die im wesentlichen aus Quarz und Feld¬ spat bestehen. Vereinzelt treten einzelne der blaurötlichen Feld¬ späte oder der weißlichen Quarze einsprenglingsartig aus dem Gesteinsgemenge hervor. Ganz akzessorisch erscheinen einzelne kleine grünlichschwarze matte Biotitblättchen, die z. T. ferriti- siert sind. Die beiden Vorkommen dieser Art entstammen dem Bett des Bali vor Tinto (58) resp. hohen steilen Bergrändern am Weg Nt e m - B a n j o hinter G o d j e re (150). Sie erscheinen als hypidiomorph-körnige Aggregate von Quarz. und Orthoklas, denen sich in dem Bali-Gerölle auch noch spärlich Plagioklas zu¬ gesellt. Gelegentlich zeigen Quarz und Orthoklas auch grano- phyrische Verwachsung. Biotit findet sich ganz akzessorisch und erscheint zum größten Teil in Brauneisen umgewandelt, Eisenerzkörner sind klein und spärlich. Besonders in dem Bali- Gestein zeigt der Biotit in seinen äußeren Umrissen gewisse Anschmelzungserscheinungen und einem ferritischen opacitartigen Rand, was eventuell durch Kontaktwirkung zu deuten ist. 2. Bostonite. Die Bostonite sind graue bis grünlichgraue und grün¬ liche sehr feinkörnige bis dichte Gesteine mit eigenartigem Seidenglanz. Man erkennt hier und da weißlichen Orthoklas und grünlichschwarze Hornblenden in schlanken Säulchen oder in Nadelform; gelegentlich treten einzelne der Gemengteile auch einsprenglingsartig hervor. Stellenweise finden sich auch größere dunkelgrüne, dichte Schlieren, oder Kalkspat und Milchquarz bil¬ den größere Einschlüsse, wahrscheinlich als sekundäre Hohl¬ raumausfüllungen. Als Quarzbostonit charakterisiert sich ein Gerolle aus dem Monömate bei E Sudan (Ossidinge-Bezirk). U. d. M. erkennt man ein hypidiomorph-körniges Gemenge von Quarz und Orthoklas, in dem kleine schlanke Hornblendesäulchen oder -nädelchen liegen. Eisenerz ist nur spärlich vertreten. Der Orthoklas zeigt vielfach rechteckige Durchschnitte und Zwillings- 22* 340 IX. Teil bildung nach dem Karlsbader Gesetz. Die Hornblende gehört dem Arfvedsonit an, sie ist dunkelblaugrün und zeigt einen starken Pleochroismus zwischen dunkelblau bis blaugrün c und gelblich- bis weißgrün J_c. Ihre Auslöschungsschiefe beträgt auf M 15—17', c = a. Boston ite liegen vor als Gerolle aus dem Na kan da bei Esu d an (35, 37, 38), sowie aus der Gegend bei Batscho- Akagbe am Wege Mamfe-Tinto (Ossidinge-Bezirk) (53 — 57). Auch sie führen gelegentlich etwas Quarz ; im allgemeinen aber zeigen sie ein trachytisches Gemenge von Orthoklas mit eingesprengten grünen Hornblendesäulchen und -nädelchen. Die Hornblende erscheint bräunlichgrün bis grünlich mit -starkem Pleochroismus, sie gehört, teilweise wenigstens, wohl einer bar- vekitischen Varietät an.' Der Orthoklas bildet mehrfach, be¬ sonders in den porphyrischen Gesteinsabarten aus dem Nakanda, größere Einsprenglinge in Leistchenform oder tafelförmig nach M, zumeist aber erscheint er in Eorm kleiner Leisten und Täfel¬ chen, die sich in fluidaler Anordnung neben und über einander lagern oder strahlige bis federförmige Aggregate bilden. Der Feldspat ist jedenfalls der vorherrschende Gemengteil; gegen ihn treten alle übrigen Gemengteile stark zurück. Neben der häufi¬ geren Hornblende, finden sich in mehr vereinzelten Individuen Eisenerz in Körnerform, Apatit und chloritische und calcitische ' Neubildungen, die wohl durch teilweise Umwandlung des Biotits entstanden sind, der stets bereits soweit wenigstens angegriffen und verändert ist, daß er grünlich gebleicht erscheint. Die Ver¬ witterung des Gesteins führt in weiterem Fortgang (vergl. Nr. 35) zu reichlicher Neubildung von Chlorit und Calcit, die das Gestein in seinen miarolithischen Hohlräumen erfüllen. Eines der Gesteine aus der Gegend Batscho-Akugbe (Nr. 55) zeigt, wie schon erwähnt, dichtere schlierige Einlagerungen. Die¬ selben sind u. d. M. noch feinkörniger und erweisen sich als panidiomorphe Gemenge von Orthoklas, Ägirin und Leucit in schönen regulären Durchschnitten, charakterisieren sich also als leucittinguai tische Abänderungen. Die kleinen Leucitschnitte Petrographische Untersuchungen 341 zeigen gelegentlich im polarisierten Licht bei eingeschobenem Gipsblättchen vom Rot I. Ordnung schwache optische Anomalien wie Felderteilung und Zwillingsstreifung. 3. Pegmatite. Pegmati tische Bildungen erscheinen in Verbindung mit der Glimmerlagerstätte E s u d a n (31). wo sie sich in Übergängen aus Granit entwickeln, mit großen grauweißen doppeltspaltenden Orthoklasen, tombakfarbenen blättrigen Biotitkrystallen und grau¬ weißem Quarz und mit akzessorischer Führung von Granat und sekundärer Braueisenbildung, sowie als Turmalinquarzfels am Wege M arafe-Bissomawang (52). Dieses letztere Ge¬ stein verdankt wohl pneumatolytischen Prozessen seine Ent¬ stehung. Es erscheint als ein schwärzliches, feinkörniges Ge¬ stein, aus Quarz und Turmalin bestehend, letzterer oft in Säulen¬ form. Im Dünnschliff herrscht der Turmalin vor. Er gehört den Eisenturmalinen zu, ist bräunlich bis violett gefärbt, mit deut¬ lichem Pleochismus : c blaßbräunlich, J_c dunkelbraunviolett. Teils bildet er idiomorphe Säulen, teils körnige Aggregate. Stellenweise erscheint er reich an Gas- und Flüssigkeitsein¬ schlüssen, die ihn dann fast wolkig trüben. Querschnitte zeigen mitunter eine deutliche Zonarstruktur, die sich durch einen Wechsel der Farben bemerkbar macht. Des weiteren mag hierher ein Gestein gestellt werden, das am Biette ansteht am Weg von Tinto zur Faktorei Tinto der Gesellschaft Nordwest-Kamerun (Nr. 73). Es erscheint als ein durch reichliche Beimengung von Epidot grünlich gefärbtes Quarzgestein und ist am besten als Epidot-Quarzfels zu be¬ zeichnen. Es erweist sich u. d. M. als ein körniges Gemenge von Quarz und -Epidot, dem als Akzessoria sich Apatit und Titanit spärlich zugesellen. Vielleicht aber auch gehört es zur Verwandtschaft der krystallinen Schiefergesteine. 342 IX. Teil C. Kontaktgesteine. In Beziehung zu dem Granit der Gegend von Kentu steht wohl ein im Dorfe Laka in den K ent über gen anstehendes Gestein (Nr. 128), das als ein kontaktmetamorph beeinflußtes Schiefergestein anzusehen ist und am besten wohl als Biotit¬ schieferhornfels bezeichnet wird. Makroskopisch erscheint es als ein grünlichschwarzer Quar¬ zitschiefer, dessen einzelne Lagen durch Brauneiseninfiltration noch deutlicher hervortreten. Innerhalb der dichten quarzitischen Masse erkennt man einzelne kleine Feldspateinsprenglinge. U. d. M. erkennt man eine äußerst feinkörnige Quarzmasse, die von zahlreich parallel gelagerten winzigen bräunlichen Biotit¬ blättchen durchsetzt wird. Die Quarzkörner sind mit einander verzahnt und oft in der Schieferungsrichtung gestreckt. Die kleinen rundlichen und zackigen Biotitblättchen und -schüppchen sind des öfteren ferritisiert und mit Brauneisen erfüllt. Gleich¬ falls der Schieferungsrichtung parallel, lagern einzelne größere Orthoklaseinsprenglinge in länglichen bis rechteckigen Schnitten, aber ohne eigentliche Krystallumgrenzung. Sie wirken nur schwach auf das polarisierte Licht und zeigen fleckige bis felder¬ artige Auslöschung. Rundlich sind sie meist von einer schmalen feinkörnigen Quarzaureole umgeben; die feinschieferigen La¬ gen der Gesteinsmasse biegen um sie herum. Akzessorisch er¬ scheint Zirkon in deutlichen prismatischen Kryställchen der Form oo P. P und Eisenerz, das vielleicht dem Titan eisenerz zu gehört, da hier und da eine Art von schmalem Leukoxenrand an dem¬ selben zu beobachten ist. Ganz vereinzelt tritt auch in säulen¬ förmigen Schnitten bräunlicher Eisenturmalin auf, mit deutlichem Pleochroismus in bräunlichen und grau violetten Tönen. Während in diesem Gestein die kontaktmetamorphe Ein¬ wirkung des Granits zu erkennen ist, erweist ein Gestein dicht beim Dorfe Bebe Gato am Wege nach Dumbo (Nr. 130) den Kontakt eines Eruptivganges und zwar eines diabasporphyriti- schen oder melaphyrischen Gesteins mit Granit oder Biotitgneis. Petrographische Untersuchungen 343 Man. erkennt im Handstück innerhalb des braunen Gesteins keine weiteren Details ; im Schliff sieht man auf der einen Seite Bestandteile des Granites oder Gneises, nämlich unregelmäßige Krystallschnitte von Orthoklas (stark getrübt, mit Brauneisen¬ infiltration), Mikroklin, Quarz und dunkelbraunem, teilweise opa- citiertem Biotit, zwischen denen und innerhalb derer, auf Bissen und Klüften eine dunkel- bis hellbraun durchscheinende, paragonit- artige Masse eingedrungen ist, die auch meist die Hauptmasse des * Schliffes bildet. Sie zeigt stellenweise fluidalsträhnige Struktur, ist aber zum größten Teil sphärolithisch entglast. Die kleinen Sphärolithe zeigen stets zwischen Nicols ein negatives Inter¬ ferenzkreuz. An einzelnen helleren Stellen erkennt man kleine winzige Plagioklasleistchen und feinkörnige bräunliche Augit- aggregate, die zu dem porphyritischen Gestein überleiten. Die Kontaktwirkung beruht hier also auf dem kaustischen Vorgang der Einschmelzung des granitischen oder gneisartigen Neben¬ gesteins. Sie führte zur Bildung einer glasigen Übergangszone, ein Vorgang, der übrigens nach Bosenbusch wohl bei Basalten, nicht aber bei diabasporphyri tischen und melaphyrischen Ge¬ steinen bisher bekannt war1). Ein drittes Kontaktgestein am Wege Bebe Gato-Dumbo (Nr. 134) zeigt den Übergang von einem rötlichen mittelkörnigen Hornblendegranit zu einem grünlichschw_arzen feinkörnigen feld¬ spatführenden Gestein mit typischer Hornfelsstruktur. U. d. M. besteht der Granit aus getrübtem Orthoklas, klarem Mikroklin, grüner Hornblende, Titanit und spärlichem Erz. In der Überganszone zu dem Hornfels entwickelt sich reichlich Muscovit und Epidot in ziemlich großen Blättchen und säulen¬ förmigen Kry stallen. Der Hornfels selbst besteht dann aus einem feinkörnigen Gemenge rundlich-eckiger Körner von Quarz, Ortho¬ klas nebst spärlicher grünlicher Hornblende und mit reichlichem blaßgrünlichen diopsidischen Augit. Dabei ist in weiterem Ab¬ stand vom Granit eine stete Abnahme der Hornblende und Zu¬ nahme des Augits zu konstatieren. b Vergl. H. Rosenbusch: Elemente der Gesteinslehre. Stuttgart 1898, S. 320. 344 IX. Teil D. Ergußgesteine. 1. Quarzporpliyre. Quarzporphyre sind nur in zwei Vorkommen vertreten. Das eine dieser Gesteine ist ein Geröll aus dem Moane bei Biteku (Nr. 45) und ist ein Mikro granit, das andere entstammt den Hängen des Batpui (Nr. 106) und ist ein F elsitporpliyr. Das erstere ist ein graugrünliches Porphyrgestein mit idio- morphen Einsprenglingen von Quarz in Dihexaederform und Orthoklas mit gelegentlicher Zwillingsbildung nach dem Karls¬ bader Gesetz. Die Grundmasse erscheint dicht und krypto- kry stallin. U. d. M. erkennt man zahlreiche Einsprenglinge von Quarz und Orthoklas in einer mikrokrystallinen Grund¬ masse. Die Quarzeinsprenglinge zeigen zumeist unregelmäßige Umrisse, z. T. korrodierte Dihexaederform. Hier und da sind sie reich an linear angeordneten, also flächenhaft eingelagerten Gaseinschlüssen; vereinzelt zeigen sie eine durch feine Spaltrisse angedeutete kugelschalige Absonderung. Die Einsprenglinge von Orthoklas zeigen auch nur in seltenen Fällen idiomorphe Be¬ grenzung durch oP, ooP, Pöö, 2Poo und ooPA, zumeist haben sie unregelmäßige Umrisse. Gelegentlich erkennt man eine Zwillingsbildung nach dem Karlsbader Gesetz, mitunter in mehr¬ facher Wiederholung. — Die Grundmasse besteht aus einem allotriomorph-körnigen Gemenge von Quarz und stets getrübtem Orthoklas, denen zahlreiche kleine grüne, chloritisierte Biotitblätt¬ chen und -schüppchen, und Eisenerz in feinen Körnchen zwischen¬ gelagert sind. Die kleinen Biotitblättchen umranden vielfach aureolenartig die Quarzeinsprenglinge. V ereinzelt beobachtet man sonst noch Apatit in schlanken nadelförmigen Säulchen. Das zweite Vorkommen von den Hängen des Batpui (Nr. 106) ist grauschwarz und reich an kleinen Einsprenglingen von rötlichweißem, trübem Orthoklas und farblosem, klarem Quarz in Dihexaederform. Die Grundmasse erscheint dicht. U. d. M. erkennt man in felsitischer Grundmasse zahlreiche korrodierte und zerbrochene Einsprenglinge von Quarz und Ortho- Petrographische Untersuchungen 345 klas, denen sich Biotit zugesellt. Der Quarz zeigt vielfach pyramidale Formen, gelegentlich tritt noch das Prisma hinzu. Der Orthoklas ist nur selten idiomorph scharf entwickelt, meist bietet auch er nur unregelmäßige Kry Stalldurchschnitte. Oft ist er stark getrübt, bald zentral, bald randlich oder in fleckiger Weise. Der Biotit erscheint gelbbraun und bildet dicke, nach oP tafelförmige Kry stalle. Schnitte nach oP zeigen vielfach deut¬ liche, ungefähr hexagonale Umgrenzung. Er wirkt nur noch wenig t auf das polarisierte Licht infolge reichlicher ferritischer feinkörni¬ ger Ausscheidungen, so daß er stellenweise wie opacitiert erscheint. — Die Grundmasse ist felsitisch und besteht aus einem krypto¬ meren, innigen Gemenge von Quarz und Feldspat; reichliche Eisenerzeinlagerungen, in Form winziger Körnchen und Pünkt¬ chen lassen in ihrer wolkigen Verteilung in ihr vielfach deutliche Fluidalstruktur erkennen. Infolge dieser fluidalen Struktur ent¬ stehen stellenweise eckige und linsenförmige Bäume, innerhalb de¬ rer die Grundmasse krystalliner und als ein deutlich erkennbares Gemenge kleiner Quarz- und Orthoklaskörner, z. T. in grano- phyrischer Verwachsung, entwickelt ist. — Akzessorisch er¬ scheint innerhalb des Gesteinsgewebes etwas Magnetit in kleinen Kry stallen und Körnern, Titaneisenerz mit Leukoxenrand und Zirkon ; sekundär in lokaler Verteilung Brauneisenerz. 2. Quarzfreie Porphyre und Trachyte. Zur Gruppe der Orthophyre gehören drei Vorkommen vom Aufstieg zum Pik von Kentu (Nr. 129), als Flu߬ geröll im Mad j ende re bei Godjere am Weg nach Banjo (149) und aus dem Mao-Banjo am Weg Banjo-Galim (Nr. 155). Es sind graue bis gelblichgraue, bisweilen stark von Braun¬ eisen infiltrierte kleinporphyrische Gesteine mit Einsprenglingen von trüben, weißen bis gelblichweißen oder bräunlichen Ortho¬ klasen, die gelegentlich bis 1/2 cm groß werden, in tafelförmigen oder säulenförmig nach -a gestreckten Krystallen, denen sich gelegentlich noch verwitterter, z. T. in Brauneisen umgewandelter 346 IX. Teil Biotit zugesellt. In den ersten der drei Gesteine beobachtet man noch hier und da Eisenkies in kleinen blitzenden Fünkchen. U. d. M. erkennt man zahlreiche stark getrübte und nur wenig optisch wirksame Einsprenglinge von Orthoklas (z. T. Karlsbader Zwillinge), seltener solche von zersetztem Biotit in kleinen Leistchen und Blättchen, an dessen Stelle feinkörniges Brauneisen, winzige Augitkryställchen und stellenweise heller muscovitischer Glimmer getreten ist. Hier und da zeigen die Eeldspateinsprenglinge in der Randzone eine kranzförmige An¬ häufung von schlauchförmigen Interpositionen. — Die Grund¬ masse zeigt in den ersten beiden Gesteinen Trachytstruktur und besteht aus zahlreichen trüben, hypidiomorphen Orthoklas- kryställchen in Form von Täfelchen und Säulchen, denen sich ganz gelegentlich einzelne kleine Quarzkörnchen zugesellen. In dem dritten der Gesteine ist sie so stark von Braun eisen in¬ filtriert, daß man nur wenige Einzelheiten erkennen kann, doch treten hier vielfach kleine, oft terminal pinselförmig ausgefranste Feldspatleistchen in Erscheinung, die sich stellenweise zu knäuel- und sternförmigen Aggregaten vereinigen. Hier und da erkennt man auch Fluidalstruktur oder sphärolitische Aggregation. In reicher Verbreitung finden sich aber die geologisch jün¬ geren Äquivalente der Orthophyre, die Trachyte im Innern von Nordwestkamerun. Besonders um Bambuluae und Bame nda bilden sie das charakteristische Gestein der Gegend und ver¬ leihen diesem Gebiete in ihren hellen, grauen, gelblichen, röt¬ lichen bis violetten Farben ein bezeichnendes Landschaftsbild. Die vorliegenden Gesteine dieser Art sind fast ausschließlich mehr oder minder einsprenglingsreiche, porphy rische oder fast dichte, helle Gesteine mit meist rauher, seltener dichter, viel¬ fach fein poröser Gesteinsmasse. Von vitrophyrischen Ausbildun¬ gen liegt nur ein einziger Obsidian vor (Nr. 99). Eine weniger porphyrische als granitisch-körnige Abart bildet der Trachyt vom Kratersee des Bambuluae (Nr. 93). Viele der Gesteine, besonders der Bamenda-Gegend, zeigen ein buntfleckiges bis geflammtes Aussehen nach Art der von W. Reiß und anderen Petrographische Untersuchungen 347 s. Zt. als Eutaxite beschriebenen Eruptivgesteine, indem röt¬ liche bis violette Partieen in regelloser Anordnung sich mit gelb¬ lichen bis weißgrauen Partien mischen und sich durchdringen. Vielfach umschließen diese Gesteine auch richtige Gesteins¬ brocken von mehr krystalliner Struktur oder enthalten solche in schlieriger Verwebung. Nach dem mikroskopischen Bild er¬ weist sich diese Eutaxitstruktur nur als die Eolge einer wech¬ selnden Textur dieser Gesteine, indem ihre Grundmasse bald mehr * mikrogranitisch, bald mehr felsitisch struiert ist und erstere Teile dann reichlicher von sekundären Brauneisenkörnern infil¬ triert sind als die letzteren. In gelegentlichen größeren Hohlräumen eines Trachytger ölles aus dem Banga bei Nj ombe (Nr. 18) treten drusenförmig kleine 2 — 3 mm große, blaßviolette Amethytkrystalle auf von der Form P oder P coP. Die Farben der Gesteine schwanken zwischen weißlichen, grauen, gelblichen, rötlichen und violetten Tönen, seltener beob¬ achtet man grünliche bis schwärzlichgrüne Färbungen. Manche der Trachyte erscheinen makroskopisch dicht und ohne Ein¬ sprenglinge, zumeist aber tritt in mehr oder minder großer Zahl Sanidin, seltener Biotit oder schwärzlicher Augit als Einspreng¬ ling auf. Die Sanidin e bilden meist kleine Tafeln nach M, umgrenzt von ooP, oP und P öö oder erscheinen als nach der a-Achse gestreckte schlanke Säulen. Sie sind nur selten glasig frisch, meist sind sie trüb und erscheinen gelblichweiß bis rötlich; des öfteren auch sind sie durch reichliche Brauneisen¬ infiltration gelbbraun bis bräunlich gefärbt. Der Biotit tritt makroskopisch nur selten deutlich in Erscheinung. Er bildet meist dünne Blättchen von schwärzlicher bis bräunlicher Farbe, die fast in allen Fällen in Brauneisen umgewandelt sind. Augit bildet vereinzelte schwärzliche Krystallkörnchen. Viele der Gesteine sind wohl weniger verwittert, als wie durch Gasexhalationen und Eumarolenwirkung gebleicht und zer¬ setzt. Als Hauptprodukt dieser Einwirkung erscheint infolge der Zersetzung der Bisilikate eine reichliche Ausscheidung von Braun- 348 IX. Teil eisen, das in feinkörniger Verteilung diese pseudomorph erfüllt und das Gesteinsgewebe auch sonst infiltriert. Des öfteren tritt auch durch die Verteilung des Brauneisens im Gestein eine gewisse Schichtstruktur der Gesteine deutlicher in Erscheinung, die wohl durch das dünnschichtige Übereinanderfließen der Laven zu er¬ klären ist. Im Zusammenhang damit steht wohl auch eine des öfteren zu beobachtende stärkere Zerbrechung der Sanidinein¬ sprenglinge oder Biegung und Stauchung der dünnen Biotit- ' blättchen1). U. d. M. erkennt man meist porphyrische Struktur. Unter den Einsprenglingen herrscht der Sanidin, der zumeist recht frisch und klar durchsichtig erscheint. Er bildet schlanke, viel¬ fach quergegliederte Säulen oder breitere Tafeln mit teilweiser Elächenumgrenzung. Vielfach zeigen die Krystallschnitte Bie¬ gungen und Zerbrechungen oder Korrosionserscheinungqn. Manche derselben bergen randlich zahlreiche Einlagerungen kleiner schlauch- bis wurmförmiger Glaseinschlüsse. Gelegent¬ lich beobachtet man auch eine Zwillingsbildung nach dem Karls¬ bader Gesetz. Eine Folge der Zersetzung des Gesteins ist seltener eine Trübung des Sanidins durch beginnende Neubildung von Muscovit- oder Kaolinschüppchen als eine einsetzende Opali- sierung, zufolge deren die Krystallschnitte im polarisierten Licht nur noch wenig optisch wirksam erscheinen. Oft auch macht sich diese nur randlich bemerkbar. Auf Spaltrissen und Klüften der Krystalle zeigt sich häufig auch eine reichliche Einlagerung von körnigem Brauneisen. Der Biotit des Gesteins ist nur selten noch frisch. Seine kleinen dünnleistenförmigen Durchschnitte oder basalen Blätt¬ chen sind fast stets in Brauneisenaggregate pseudomorph um¬ gewandelt oder zeigen opacitische Resorption. Der Augit bildet kleine kurzsäulenförmige Krystalle, im Querschnitt oft mit deutlicher prismatischer und pinakoidaler ß Yergl. meine gleichen Beobachtungen an den Dacitgesteinen des Quilotoa in Ecuador in: Die Gresteine der ekuadorianischen Westkordillere von Rio Hatun- caniabis zur Sierra Hangagua. Inaug.-Diss. Berlin 1903. Petrographische Untersuchungen 349 Umgrenzung oder kleine körnige Aggregate. Er ist diopsid- artig und wird mit blaßgrünlichen Farben durchsichtig, zeigt öfters eine Umrandung von Brauneisen und ist vielfach poikili- tisch mit Eisenerz verwachsen. Gelegentlich beobachtet man auch Hyper sthen (Nr. 66) in schlanken Säulchen. Vereinzelt tritt auch unter den Einsprenglingen ein trikliner Feldspat auf, mit Albitzwillingslamellen, der sich als Oligo- klas erweist (Nr. 66) oder Anorthoklas (Nr. 95) mit äußerst feinem lamellarem Zwillingsbau. Eisenerz erscheint in einzelnen Körnern und Kry stall¬ schnitten und ist vielfach mit Augit verwachsen. Gelegentlich auch beobachtet man Olivin in einzelnen Kör¬ nern (Nr. 66) oder bräunliche Hornblende (Nr. 68). Die Grundmasse erscheint in den meisten der Gesteine hyp- idiomorph krystallin. Sie besteht hauptsächlich aus Sanidin in leistenförmigen und rechteckigen Schnitten, die sich in der typischen Form der sog. trachytischen Grundmasse associieren. Vielfach bilden sie Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetz. Zwischengelagert erscheinen zumeist Eisenerz und Augit in Körn¬ chen und mikrolithischen Nüdelchen. Häufig erkennt man eine fluidale Anordnung der Feldspatleisten; stellenweise auch äußert sich die Fluidalstruktur in der gebogen strähnigen Verteilung des feinen Eisenerzpigments. Als Sekundärprodukt erfüllt vielfach Brauneisen das Gestein, das auch gelegentlich in größeren Körnern auf tritt, .die braunrot durchsichtig sind und schwachen Pleo¬ chroismus zeigen. In manchen der Gesteine erscheint die Struktur der Grundmasse stellenweise dichter, mehr felsitisch und zeigt dann auch Neigung zu sphärolithischen Bildungen. Auf dieser wechselnden Zusammensetzung derselben beruht auch die schon oben erwähnte Eutaxitstruktur gewisser Trachyte. Schlierige, mehr mikrogranitische Bildungen von allotriomorph-körnigem Feldspat mit Erzpigment treten auch gelegentlich auf. Dem Gesteinsaufbau nach gehören die untersuchten PAachyte zwei deutlich geschiedenen Gruppen an, den Biotittrachyten mit Einsprenglingen von Sanidin und Biotit, und den Augit- 350 IX. Teil trachyten mit Augit neben Sanidin als Einsprengling und in der Grundmasse. Manche allerdings auch lassen nur Sanidin als Einsprengling erkennen und sind daher nicht näher zu klassi¬ fizieren. Zur Gruppe der Biotit-Trachyte gehören: Nr. 14 u. 15. Flußgerölle aus dem Mb eie zwischen Njanga und Bajäle. Das erstere Gestein zeigt porphyrische Struktur und enthält in einer gelblichgrauen feinkörnigen Gesteinsmasse spärliche Ein¬ sprenglinge von Sanidin. Der Biotit ist durchweg zersetzt. Sekun¬ däre Brauneiseninfiltration. — Das letztere ist weiß- bis gelb¬ lichgrau und dicht. Die Verteilung des Brauneisens im Gestein offenbart eine gewisse Lagenstruktur. U. d. M. erkennt man in einer trachytischen Grundmasse nur ganz vereinzelte Ein¬ sprenglinge von Sanidin und Biotit. Nr. 18. Gerolle aus dem Banga bei Nj ombe. Bläulichgrau, kleinporös, fast einsprenglingsfrei. In den Hohlräumen, die zumeist mit einer weißlichen Sinterkruste aus- gekleidet sind, gelegentlich kleine violette Amethystkrystalle. U. d. M. spärliche Einsprenglinge von Sanidin und zer¬ setztem Biotit. Innerhalb der trachytischen Grundmasse Quarz (Amethyst) auf mikrolithischen Hohlräumen. Nr. 32. Geröll des Makokome bei Esudan. Rötlich- bis weißlichgraues porphyrisches Gestein mit ein¬ zelnen rötlichen Sanidinen. U. d. M. erscheinen die Sanidineinsprenglinge wenig idio- morph entwickelt. Spärliche Quarzführung der Grundmasse, deren Feldspäte durchweg rechteckige Umrisse zeigen. Biotit zersetzt, Brauneisenbildung. Nr. 61. Vom W e^e Mamfe-Tinto. O Graue feinkörnige Gesteinsmasse mit einzelnen kleinen Sani¬ dineinsprenglingen. U. d. M. fast einsprenglingsfrei, reich an zersetztem Biotit. Brauneisen reichlich, besonders längs Gesteinsklüften. Spärlich Quarz in kleinen Körnchen. Petrographische Untersuchungen 351 Nr. 75. Geröll aus dem Manyu bei Tajon (nahe der Häng eb rück e). Blaßgelblichgraues Gestein, fast dicht, mit Einsprenglingen vereinzelter kleiner Sanidine und von reichlichem, grünlich ver¬ wittertem Biotit. U. d. M. erkennt man in trachytischer Grundmasse spärliche kleine Sanidine, die nur schwach polarisieren, und zahlreiche in Brauneisen umgewandelte Biotitblättchen. Akzessorisch erscheint mit dem Brauneisen Pyrit in kleinen Körnchen vergesell¬ schaftet. Nr. 94. Vom Rande des Kratersees bei Bambuluae. In gelbbrauner, fast dichter Gesteinsmasse wenige kleine Sanidineinsprenglinge, die von Brauneisen infiltriert sind. U. d. M. als Einsprenglinge zahlreiche kleine Sanidine, einzelne Oligoklase, reichlich zersetzter Biotit, etwas Magnetit. Die Eeldspäte zeigen meist unregelmäßige Umrisse, der Biotit erscheint öfters in sechsseitigen Täfelchen. Reichlich Brauneisen im Gestein, wie auch in den Eeldspateinsprenglingen und an Stelle des Biotits. Nr. 101. V on den Höhen bei Bakembat. Rötlichgraues bis grauviolettes, einsprenglingsfreies Gestein, mit Brauneiseninfiltration. U. d. M. übertrifft der Sanidin als Einsprengling den der Grundmasse nur wenig an Größe. Zumeist ist er wie der vor¬ handene Biotit von Brauneisen erfüllt. Grundmasse trachytisch. Nr. 116. V om Wege M welle- Babungo. Bräunlichroter dichter Trachyt. mit zahlreichen kleinen Sani¬ dineinsprenglingen. U. d. M. zahlreiche, oft nach dem Karlsbader Gesetz ver- zwillingte Sanidineinsprenglinge, gelegentlich auch in spitzrhom¬ bischen Schnitten nach Art des Feldspats der Rhombenporphyre, wenig ferritisierter Biotit und etwas Magnetit. Grundmasse trachytisch mit viel Brauneisen. Zu den Augit-Trachy ten gehören: 352 IX. Teil Nr. 62. Vom Wege Mamfe-Tinto. In einer grauen feinkörnigen Gesteinsmasse kleine ver¬ einzelte Einsprenglinge von Sanidin. U. d. M. erkennt man in trachytischer Grundmasse, aus getrübten Eeldspatleistchen, mit Augitkörnchen und Magnetit- kryställchen vermischt, bestehend, zahlreiche Einsprenglinge von Sanidin (öfters Karlsbader Zwillinge) und von vereinzelten idio- morphen, im Querschnitt von coP. ooPöö. ooPco begrenzten Augiten. Letzterer erscheint durchweg zu Brauneisen und Calcit zersetzt, auch die Sanidine zeigen beginnende Muscovitneu- bildung. Nr. 66. An der Hängebrücke über den Nerebebedie. Schwärzlichgrünes Gestein mit einzelnen Sanidineinspreng¬ lingen, das z. T. eine druckschieferige Ausbildung zeigt. U. d. M. sieht man zahlreiche Einsprenglinge von Sanidin, vereinzelte von Oiigoklas und in kleinen ungefähr säulenförmigen Kry stallen von blaßgrünlich durchsichtigem Augit, denen sich spärlicher Magnetit zugesellt Der Augit gehört teilweise dem Hypersthen zu. Akzessorisch erscheinen einzelne Körner von Olivin mit breitem Brauneisenrand. Die Grundmasse zeigt bei trachytischer Struktur reichlich Sanidin in Leistenform oder in rechteckigen Schnitten, Augit in kleinen Säulehen und Körnchen und Magnetit. : — Das Gestein erweist nach Mineralbestand und Struktur verwandtschaftliche Beziehungen zum Trachyt des Arsostromes auf Ischia. Nr. 95. Vom Wege Bamenda-Babanki-Tungo. Grünlichschwarzer Trachyt - mit zahlreichen größeren Ein¬ sprenglingen von Sanidin. U. d. M. erkennt man viele große Einsprenglinge von Sani¬ din, die z. T. mit Anorthoklas vergesellschaftet sind und einige wenige größere Augiteinsprenglinge, die mit Magnetit, der auch sonst als Gemengteil auftritt, poikilitisch verwachsen sind. Die trachytische Grundmasse ist reich an Brauneisen, das gelegentlich auch in größeren Butzen auftritt, und besteht aus kleinen Sanidin- Petrographische Untersuchungen 353 leistchen, untermischt mit Magnetitkörnchen und winzigen Augit- kryställchen, hier und da mit Eluidalstruktur. Nr. 102. Typisches Bamhuluae- Gestein, vom Aufstieg von Bagam nach Bamhuluae. Schwarz- bis graugrünes Gestein mit dichter Grundmasse und zahlreichen Einsprenglingen von Sanidin und einigen wenigen von schwarzgrünem Augit. Die Sanidine sind vielfach durch Brauneisen dunkel gefärbt ; letzteres auch sonst häufig im Gestein. U. d. M. beobachtet man in einer feinen, an Brauneisen reichen trachy tischen Grundmasse zahlreiche Einsprenglinge von Sanidin, die oft zerbrochen und auseinander gerissen erscheinen, und wenige kleine Einsprenglinge von grünlichem Augit, der gelegentlich randlich und .auf Klüften Brauneisenbildung zeigt. Brauneisen erscheint auch des öfteren in Form kleiner braun¬ roter Blättchen, durchsichtig und mit deutlichem Pleochroismus. Vielleicht auch handelt es sich hier um die als Rubinglimmer bekannte Abart des Goethits. Gleiche Blättchen erfüllen auch vielfach auf Klüften die Sanidineinsprenglinge. Nr. 90. Von Bagangu bei B amen da. Rötlichgraues porphyrisches Gestein mit dichter Grund¬ masse und zahlreichen Einsprenglingen von Sanidin. Gelegent¬ lich wechselnde, eutaxitische Färbung. U. d. M. erkennt man zahlreiche kleine Sanidineinsprenglinge mit beginnender Muscovitneubildung und einzelne sehr kleine zersetzte Augite. Die Grundmasse erscheint mehr felsitisch und zeigt schlierige -V erteilung des Eisenerzpigments und des sekundär gebildeten Brauneisens. Nr. 91. Von ebendaher. Gelblichgraues Gestein mit reichlichen Sanidineinspreng¬ lingen und mit dichter Grundmasse. U. d. M. zahlreiche Einsprenglinge von Sanidin, oft mit 'Zwillingsbildung nach dem Karlsbader Gesetz, und von zer¬ setztem Augit, an dessen Stelle randlich Brauneisen und im In¬ nern Calcit getreten ist. Vereinzelt Titaneisenerz mit rand- Neue Folge. Heft 62. 23 354 IX. Teil licher Leukoxenbildung. Die trachytische Grundmasse ist sehr feinkryställin und besteht aus Sanidinleistchen, Augitkörnchen, Eisenerz und Brauneisen. Nr. 93. Vom Kratersee bei Bambuluae. Kleinkörniges weißliches bis dunkelgelbgraues Gestein mit zahlreichen Sanidineinsprenglingen. U. d. M. erkennt man in einer felsitischen Eeldspatgrund- masse mit Erz- und Augitkörnchen zahlreiche kleine Sanidin¬ einsprenglinge in z. T. verrundeten Säulen und Täfelchen, so¬ wie spärliche kleine, zersetzte Augitkryställchen und etwas Magnetit. Spärlich Brauneisen. Zu den Trachyten schlechthin gehören endlich: Nr. 65. Yon den Fällen des Bako. Graues feinkörniges, fast dichtes Gestein ohne Einspreng¬ linge. U. d. M. erkennt man nur eine fluidalstruierte trachytische Grundmasse, aus vielfach parallelgelagerten Sanidinleistchen be¬ stehend, mit eingelagertem Brauneisen. Hier und da hat sich auf miarolithischen Hohlräumen Quarz abgeschieden in kleinen xenomo r p h e n K ö r n e r n . Nr. 68. Am Flüßchen Bafing vor Tinto. Graublaues Gestein mit dichter Grundmasse und zahlreichen kleinen glasigklaren Sanidineinsprenglingen. In feinkrystalliner Grundmasse von Sanidinleistchen, Augit- säulehen und Erz kleine Sanidineinsprenglinge, meist schlank- säulenförmig, öfters in Form Karlsbader Zwillinge, etwas Erz und ganz akzessorisch einige Kryställchen von brauner Horn¬ blende. Nr. 87 — 89. Yon B amen da. Alle drei Gesteine zeigen eutaxitische Ausbildung. Man erkennt in einer rötlich und grauweiß bis schwärzlich geflammten oder streifig gefärbten fast dichten Gesteinsmasse kleine Ein¬ sprenglinge von Sanidin, sowie weißliche oder schwärzliche brocken- oder schlierenartige Einschlüsse von mehr granitisch- körniger oder kleinporphyrischer Art. Petrographische Untersuchungen 355 U. d. M. beobachtet man zahlreiche kleine Sanidineinspreng- linge und etwas Erz bei vorherrschender Grundmasse. Dieselbe besteht, der eutaxitischen Ausbildung entsprechend, aus einem regellosen, oft wolkigen Wechsel von Teilen mit mehr körniger oder trachytischer Struktur und von felsitischer bis felsitisch- sphärolithischer Art. Letztere erscheinen klarer und freier von Eisenerz oder zeigen dieses in feinster Verteilung, erstere sind reichlich erfüllt von Limonit. Die kleinen Feldspatsphärolithe zeigen stets ein negatives Interferenzkreuz. Nr. 110. V om W7ege B am um -Bans so (Bangola- Weg). Violettgraues Gestein mit fast dichter Grundmasse und ein¬ zelnen trübweißen kleineren und größeren Sanidineinspreng¬ lingen. Im Dünnschliff sieht man nur wenige Einsprenglinge von verwittertem Sanidin, z. T. mit Epidotbildung und etwas Magnetit. Die Grundmasse ist mehr felsitisch; die kleinen Feldspätchen treten schlierig zusammen, so daß durch gleiche optische Orien¬ tierung derselben größere Pseudo-Individuen entstehen. Auch das feinkörnige Eisenerz ist schlierig-streifig im Gestein verteilt. Nr. 118. A us den Kuetissonj on-B er gen am Wege B abung o - B a m e s s i n g. Hellbläulicher, grünlichgrau geflammter Trachyt mit weni¬ gen kleinen Sanidineinsprenglingen. U. d. M. beobachtet man einzelne kleine Sanidineinsprenglinge in einer felsitischen Eeldspatgrundmasse. Schon im gewöhnlichen Licht erkennt man rundliche, an feinstem Eisenerz reiche Par- tieen, die regellos in der sonst farblosen Grundmasse lagern. Zwischen X Nicols erweisen sich jene als Feldspatsphärolithe mit negativem Interferenzkreuz, diese als felsitische Grundmasse. Nr. 138. Geröll aus dom Bette des Keine auf dem Wege Andi-Ko. Graues Trachvtgestein mit zahlreichen kleinen Sanidinein- sprenglingen, stellenweise rötlich geflammt. PT. d. M. enthält das Gestein schön idiomorph entwickelte Sanidineinsprenglinge. Die mehr felsitische Grundmasse ent- 23* 356 IX. Teil hält neben Feldspat zahlreiche winzige nadelförmige Augite, von Brauneisen erfüllt und sekundär Körnchen und Flecken von Calcit und etwas Quarz. Nr . 1 5 1 . Y o m B a n j o h e r g. Grünlichgraues Gestein mit dichter Grundmasse und gelb¬ lichbraunen glasigen Feldspateinsprenglingen • hier und da eutaxitisch'e Flammung. U. d. M. wenige Sanidine in einer felsitischen, z. T. sphäro¬ lithischen Feldspatgrundmasse. Fleckige Verteilung des f einst¬ körnigen Eisenerzes. Zu den vitrophy rischen Trachytbildungen endlich gehört der Obsidian vom Wege Babanki-Tungo-Bakembat beim Aufstieg zum Band des alten Einbruchkraters. Makroskopisch erscheint er als ein glasiges, schwarzes, splittriges Gestein, in blätterigen Lagen sich absondernd, mit vereinzelten Einschlüssen heller, weißlicher Trachytbrocken. U. d. M. erkennt man in einer fluidalstruierten schwach bräunlichen, an Gaseinschlüssen reichen Glasmasse, die mit fel- sitisch entglasten farblosen Partieen innigst gemischt ist, einige wenige sehr kleine Sanidineinsprenglinge und als eckige Ge¬ steinseinschlüsse Brocken mit trachytisch struierter Gesteins¬ masse. 3. Diabase, Melaphyre und Basalte. Diabase sind in einzelnen Vorkommen vertreten, z. T. als eigentliche Diabase mit ophitischer oder Intersertalstruk- tur, z. T. als Olivindiabase. Zu ersterer Art gehört : Nr. 17. Geröll des B anga bei Nj o mb e. Das schwarzgrüne, fast dichte Gestein enthält mit der Lupe noch erkennbare kleine Plagioklasleistchen und grünlichschwarze Körnchen von Pyroxen. U. d. M. zeigt es bei typischer divergent-strahliger Struktur zahlreiche zwillingslamellierte Plagioklasleisten, eingebettet in einem Gemenge von rötlich durchsichtigem Augit, untermischt Petrographische Untersuchungen 357 mit Eisenerz und Apatit. Der Plagioklas steht seinem optischen Verhalten nach zwischen Andesin und Labrador und erscheint recht frisch; der Augit weist meistens keine eigenen Krystall- formen auf, sondern ist in seiner Umgrenzung durch die benach¬ barten Plagioklasleisten bestimmt; er zeigt beginnende, ziemlich reichliche Calcitneubildung neben spärlichem grünlichen Chlorit ; das Eisenerz bildet Körner, z. T. in zerhackten Formen, und gehört dem Titaneisenerz an, hier und da auch mit schwacher Leukoxenbildung ; Apatit bildet lange Nadeln, vielfach mit zen¬ traler, einschlußreicher Achse. Ganz vereinzelt tritt in Blätt¬ chen und Schüppchen ein rötlichbrauner Biotit auf. Nr. 39. Geröll im Oberlauf des Nakanda bei Esudan (Ossidingebezirk). Das weißgrünliche Gestein enthält bei diabasisch-körniger Struktur zahlreiche weiße Plagioklasleistchen. U. d. M. zeigt es typische Intersertalstruktur, indem in den Zwickeln zwischen den in Augit eingebetteten Plagioklasleist¬ chen eine von Feldspat, Erz und Augitkörnchen gebildete Zwischenklemmungsmasse liegt. Die Plagioklasleistchen des Ge¬ steins, meist nach dem Albitgesetz verzwillingt, vereinigen sich häufig zusammen mit den Augitsäulchen zu moosartigen bis eisblumenähnlichen Aggregaten. Der Augit bildet Körner oder schlanke quergegliederte Säulen; Titaneisenerz tritt in Kör¬ nern, zerhackten Formen und strichförmigen Durchschnitten auf; Apatit erscheint gelegentlich, und Brauneisen erfüllt sekundär in fleckiger Verteilung das Gestein. Als Olivindiabase sind zu bezeichnen: Nr. 126. Vom Wege Dumbo-Kentu, kurz vor letzterem Ort. Di vergentstrahlig-f einkörniges Gemenge von Plagioklas mit schwärzlichgrünem Augit in grünlichschwarzer Gesteinsmasse. LT. d. M. setzt sich das Gestein zusammen aus zwillings¬ lamelliertem Plagioklas in Leistenform von Labradorcharakter mit zwischengelagertem Augit in Körnern und Krystallen und 358 IX. Teil stets völlig serpentinisiertem Olivin, z. T. in deutlichen Krystallen, denen sich reichlich Titaneisenerz und Apatit in nadelförmigen Säulchen zugesellen. Innerhalb der Plagioklase zeigt sich be¬ ginnende Muscovitneubildung und stellenweise Serpentininfiltra¬ tion • die Pyroxene zeigen gleichfalls wenn auch nur schwache Serpentinisierung verbunden mit Calcitbildung • der Olivin ist stets in der bekannten charakteristischen maschenförmigen Art . in Serpentin umgewandelt ; das Titaneisenerz zeigt Leukoxen- bildung und randliche Ansiedlung kleiner Titanitkörner. N r. 160. A m W ege Bamti-Gal i m . Frisches diabasisch-feinkörnigres griinliclischwarzes Gestein o O mit kleinen Plagioklasleistchen und grünlichschwarzen Augit- körnchen. Auch u. d. M. erscheint das Gestein recht frisch und basalt- ähnlich. An seinem Aufbau beteiligen sich bei divergentstrahliger Struktur Pyroxen und Olivin neben Eisenerz und Apatit, sowie reichlich Plagioklas, der aber jüngeren Alters als jene ist. Der Pyroxen vergesellschaftet; der Plagioklas ist leistenförmig und sichtig, dem Titanaugit an und ist recht frisch ; etwa gleicli- alterig ist der Olivin in Körnern und kleinen säulenförmigen Krystallen, terminal begrenzt durch 2 Poe, mit zahlreichen Eisenerzeinschlüssen und beginnender Serpentinbildung. Das Eisenerz ist Titaneisenerz und erscheint gern mit Olivin und Pyroxen vergesellschaftet ; der Plagioklas ist leistenförmig und erweist sich optisch als Labrador-Bytownit, ja steht mitunter dem Anorthit recht nahe. Akzessorisch beobachtet man gelegent¬ lich bräunlichen Biotit in unregelmäßigen Blättchen. Als Melaphyre sind zu bezeichnen: Nr. 131. Eruptiv gang, dicht beim Dorfe Bebe Gato am Weg nach Dumbo und Nr. 137 a. Yom Wege Dumbo -Ko vor Audi. Beide erscheinen makroskopisch als grünlich-gelblichgraue oder grünschwarze dichte Gesteine, innerhalb deren Masse ge¬ legentlich winzige Feldspatleistchen aufblitzen. Petrographische Untersuchungen 359 U. d. M. erkennt man in einer pilotaxitischen, hauptsächlich aus kleinen Plagioklasleistchen, Augitkörnchen und Eisenerz be¬ stehenden Grundmasse, mit gelegentlicher Fluidalstruktur, ganz selten vereinzelte kleine Plagioklaseinsprenglinge in Leisten¬ form, sowie reichliche kleine idiomorphe, pseudomorph in Calcit. Serpentin und Brauneisen umgewandelte Pyroxene und Olivine. Gelegentlich beobachtet man auch einzelne größere maschig ser- pentinisierte Olivinschnitte, deren Kerne von einem feinkörni¬ gen Quarzaggregat gebildet werden. Neben Serpentin entsteht auch bei dieser Umwandlung Tremolit in feinfaserigen Bildun¬ gen1). Die Grundmasse enthält reichlich Magnetit in regulären Krystallschnitten und in Form kleiner Körnchen ; die Augite derselben sind vielfach durch Brauneisen gelblichbraun gefärbt • als sekundäre Bildungen finden sich in ihr neben Limonit spär¬ lich Calcit und grünliche, serpentinartige Bildungen. Gelegent¬ liche kleine Gesteinshohlräume zeigen mantelförmige zonare Aus¬ füllung von Delessit. Reichlich sind im Gegensatz zu diesen Diabasen und Mela- phyren ihre geologisch jüngeren Äquivalente vertreten, die Ba¬ salte. Trotz mannigfachen Wechsels in der Struktur, zeigen sie eine ziemlich gleichmäßige petrographische Zusammensetzung, die sie alle insgesamt der Gruppe der Feldspatbasalte zu¬ weist. Ihrer Struktur nach kann man diabasisch-körnige, holo- krystallin-porphyrische und vitrophyrische Bildungen unter¬ scheiden; dem Auftreten als Einsprengling nach, könnte man Basalte mit Olivin als fast alleinigem Einsprengling und solche mit Olivin und Pyroxen, resp. mit Olivin und Plagioklas oder mit allen drei Mineralien als Einsprengling unterscheiden. Makroskopisch erscheinen die Gesteine schwarz bis grüm lieh- oder bläulichschwarz, gelegentlich durch Verwitterung und Lateritisierung auch bräunlich werdend. Ihre Textur ist bald dicht, bald porös bis schlackig. Ihre Struktur erscheint bald feinkörnig bis kryptokry stallin, bald porphyrisch mit mehr oder 9 ei. E. Weinschenk: Die gesteinsbildenden Mineralien. 2. Aufl. Frei¬ burg- i. Br. 1907, S; 146. 360 IX. Teil minder zahlreichen Einsprenglingen. Meist sind dieselben nur klein, erreichen aber in vereinzelten Vorkommen Größen bis 1 cm Länge. Sie zeigen dabei bald eine idiomorphe Entwicklung, bald die Form verwundeter und korrodierter Krystalle oder zer¬ brochener und eckiger Krystallkörner. Die petrographische Entwicklung der gesteinsbildenden Mi¬ neralien und der Grundmasse ist die bekannte, so oft schon bei den Eeldspatbasalten beschriebene, daß sie hier nicht erst wieder¬ holt werden möge, sondern sogleich auf die Einzelbeschreibung der verschiedenen Vorkommen eingegangen sei. Nr. 1. Kriegsschiffshafen bei Viktoria. Vom Kamerun- Massiv. In der Nähe des Strandes und der Ölquelle. Schwarzer Basalt mit zahlreichen größeren und kleineren Einsprenglingen von schwarzem Pyroxen und ölgrünem Olivin in dichter Grundmasse. U. d. M. erkennt man in pilotaxitischer Gruudmasse gut idiomorph entwickelte Einsprenglinge von rötlichem Titanaugit mit meist mehr dunkelviolett gefärbter Bandzone, von Olivin mit schmalen Serpentinschnüren auf Klüften und Spaltrissen, und von spärlichem Magneteisenerz. Die Grundmasse ist reich an Plagioklasleistchen, rötlichen Augitsäulchen und Magnetitkörn¬ chen. In miarolithischen Hohlräumen gelegentliche Serpentin¬ bildung und hier und da schwache Calcitausscheidung. Nr. 2. Viktoria, Steinbruch am Strand im botanischen Garten. Schwarz, porphyrisch, mit großen Einsprenglingen bis zu 1 cm Länge von Augit, begrenzt von ooPöö, coP und ooPa> in der Säulenzone. Pyroxen in großen Krystallschnitten bildet auch u. d. M. die alleinigen, aber zahlreichen Einsprenglinge. Er erscheint graugrün durchsichtig, zeigt aber um den Einschlüssen von Eisen¬ erz, das wohl titanhaltig ist, eine mehr blaßviolette Färbung, ist reich an farblosen bis bräunlichen Glasinterpositionen und zeigt gelegentliche schwache zonare Färbung. Die hyalopilitische Petrographische Untersuchungen 361 Grundmasse enthält innerhalb einer bräunlichen Glasbasis zahl¬ reiche kleine Plagioklasleistchen, Augitsäulchen und -körnchen, Eisenerz und kleine serpentinisierte Olivinkörner. Akzessorisch Apatit in Nadelform. Nr. 16. Unweit Njombe am rechten Ufer des Tsinga am Wege Nyanga-Nj ombe. Porös-schlackige grauschwarze Basaltlava mit weißlicher bis gelblichbrauner Krustenbildung in den kleinen Hohlräumen. Nur selten erkennt man in dem fast dichten Gestein einzelne kleine Augitkörnchen oder Plagioklasleistchen. Das Gestein zeigt u. d. M. zahlreiche kleine Einsprenglinge von Olivin. Augit und Plagioklas, die bei abnehmender Größe allmählich in die Grundmassenbestandteile übergehen. Der Ein- sprenglingsaugit ist Titanaugit und enthält zentral vielfach reich¬ liche farblose Glaseierchen. Gelegentlich beobachtet man Zwil- lingsbildüng nach — P 5c entsprechend dem Winkel der beiden Yertikalachsen von c. 131°. — Der Olivin zeigt schwache Serpen¬ tinbildung auf den Spaltrissen, das Eisenerz besteht sowohl aus Magnetit wie auch aus Titaneisenerz. — Die Grundmasse ist hyalopilitisch mit brauner Glasbasis. Akzessorisch Apatitnädel- chen. Nr. 41. Massiv bei Nkore ( 0 ssidinge-B ezirk. Dichter blauschwarzer Basalt mit kleinen Einsprenglingen von ölgrünem Olivin und vereinzelten Körnchen von Augit. Der Olivin bildet hier und da augenartige Aggregate. U. d. M. erkennt man zahlreiche kleine Einsprenglinge von Olivin mit beginnender Serpentinisierung und einzelne spär¬ liche von Augit. Gelegentlich erscheint dieser auch in Form kleiner, quergegliederter Säulchen mit schwacher Serpentinbil¬ dung auf den Querrissen. Dieselben gehören vielleicht, zumal sie orientiert auslöschen, einem rhombischen Pvroxen zu. ■ — - Die Grundmasse zeigt pilotaxitische Ausbildung. Serpentin auch sekundär im Gesteinsgewebe. 362 IX. Teil Nr. 50. A us (1 0 m Flußbett d © s Bakabe b 0 1 E w u r 1 (O s s i d i n g e - B e z i r k). Blauschwarzer Basalt, fast dicht, mit einzelnen kleinen leistenförmigen Plagioklasen und etwas Olivin. In gelegentlichen Hohl räumen ockriger Brauneisenabsatz oder weiße radialstrahlme O O Zeolithbildung. Die Struktur des Gesteines ist u. d. M. kleinporphyrisch mit Olivin als Einsprengling, geht aber bei Abnahme der Größe dieser rundlichen Olivinkörner mehr in eine diabasisch-fein- körnige über. Die Olivine sind ganz oder teilweise serpentini- siert und zeigen randlich, aber mehr oder weniger vollkommen, eine infolge Ausscheidung von Brauneisen erfolgte gelbbraune Färbung nach Art des Hyalosiderits. Die Grundmasse erscheint pilotaxitisch oder zeigt mehr oder minder Intersertalstruktur. Die Plagioklasleistchen derselben gehören, wie wohl zumeist, dem Labrador zu. Daneben reichlich Augit und Titaneisenerz. Als Sekundärprodukt erfüllt Serpentin stellenweise das Gestein, z. T. in sphärolithischen Aggregaten, und hier und da etwas Calcit. Nr. 51. Im Flüßchen Oma anstehend, am Weg Ossing- Tenbaku. Ziemlich dichter schwarzer Basalt mit einzelnen kleinen Plagioklasleistchen und mit Brauneisen in fleckiger Verteilung. U. d. M. kleinporphyrisch mit vorherrschenden Einspreng¬ lingen von Olivin und wenigen von Pyroxen. Der Olivin zeigt schwache Serpentinbildung. Die Grundmasse ist hyalopilitisch mit bräunlicher Glasbasis, reich an krystallinen Bildungen und erscheint an vielen Stellen mehr als ein glasgetränkter Mikro- lithenfilz von Plagioklas, Augit und Eisenerz, untermengt mit grünlichem Serpentin. Nr. 69. Nahe dem U äh bei Tinto. Grünlichschwarzes, kleinporphyrisches Gestein mit Feldspat- leistchen und Olivinkörnern. LT. d. M. erkennt man in pilotaxitischer Grundmasse zahl¬ reiche Einsprenglinge von Labrador (Schiefe auf M 16°) mit Petrographische Untersuchungen 363 polysynthetischen Albitzwillingslamellen und gelegentlicher Zo¬ narstruktur, und ganz vereinzelt solche von Olivin, die maschig von Serpentin durchzogen werden, der nach außen zu kräftiger grün und eisenreicher erscheint. Unter den Feldspateinspreng¬ lingen tritt auch gelegentlich Sanidin auf, in schlanken, glasig¬ klaren Leisten, so daß das Gestein wohl als eine Übergangs¬ bildung zum Trachydolorit aufzufassen ist. Nr. 70. Nahe dem Uäh bei Tinto. Makroskopisch sehr dem Gestein Nr. 69 gleichend, zeigt es u. d. M. zahlreiche Einsprenglinge von Plagioklas und einzelne von grünlichem Augit, Olivin und Eisenerz. Die Grundmasse ist pilotaxitisch und zeigt Eluidalstruktur. Die kleinen Augite und Eisenerzkörnchen treten gelegentlich augenartig zusammen. Ak¬ zessorisch Apatit in kleinen säulenförmigen Kry Ställchen, reich an linearen, parallel der Vertilkalachse eingelagerten schwärz¬ lichen Interpositionen. Im Querschnitt erscheinen diese dann radialstrahlig vom Zentrum ausgehend. Nr. 71. Profil am Übergang über den Uäh südlich Tinto. East dichtes, bläulichschwarzes Gestein mit einzelnen kleinen weißen Plagioklasleistehen und etwas Pyrit. U. d. M. zeigt das Gestein diabasische, divergentstrahlige Struktur. Zwischen den Plagioklasleisten kleine Augite, viel Eisenerz, wohl titanhaltiges Magneteisenerz, und Apatit in Nadel¬ form; Vereinzelte pseudomorph in Serpentin umgewandelte Oli¬ vinkörner. Serpentin und Calcit als sekundäre Bildungen. Nr. 74. Geröll eus dem Bäkon efliißch en am Wege Tinto-Bali. Das Handstück zeigt den Kontakt von Basalt mit Gneis¬ granit. Ersterer ist schwarz, fast dicht, mit kleinen Einspreng¬ lingen von Plagioklas und Olivin, und grenzt in scharfer Linie gegen weißlichen, feinkörnigen Gneisgranit, der sich durch Schwefelkiesführung auszeichnet. Im Dünnschliff erscheint der Basalt porphyrisch mit Ein¬ sprenglingen von Plagioklas und Olivin (mit schwacher Serpen- 364 IX. Teil tinbildung). Die hyalopilitische Grundmasse ist reich an einer braunen Glasbasis, erfüllt von zahlreichen Plagioklasleistchen, Augitkörnchen und Eisenerz. Der Gneisgranit besteht hauptsächlich aus Quarz und Ortho¬ klas und zeigt infolge der Kontakt Wirkung typisch-zuckerkörnige Struktur. An der Grenze erscheint er wie aufgerissen, so daß vielfach der Basalt apophysenartig in ihn eindringt. Nr. 77. Am B ali- Auf stieg unweit des Dorfes Baminji. Dichter schwarzer Basalt mit einzelnen Olivin-Körnchen. U. d. M. zeigt das Gestein eher diabasisch-körnige als por- phy rische Struktur bei pilotaxitischer Grundmasse. Labrador- leisten, Pyroxen, Olivin und Titaneisenerz in charakteristischer Vergesellschaftung. Der Plagioklas zeigt gelegentlich Zonar¬ struktur, der Olivin teilweise Serpentinisierung. Nr. 79. Vor Bali (Basalt kuppe) East dichtes grünlichschwarzes Gestein mit einzelnen Pla¬ gioklasleistchen und schwärzlichgrünen Körnern von Augit. Unter den Einsprenglingen herrscht im Dünnschliff der Olivin vor. Oft in guten Krystallschnitten, vielfach auch randlich stark korrodiert, mit Einschlüssen von Chromit. Ferner blaßviolet¬ ter Titanaugit, stellenweise mit schöner Zonar- und Sanduhr¬ struktur. Die Grundmasse ist hyalopilitisch, reich an brauner Glasbasis und erfüllt von Plagioklasleistchen, Eisenerz- und Augit¬ körnchen und -kryställchen. Letztere vereinigen sich vielfach zu büschelförmigen Aggregaten, bilden auch gelegentlich do¬ matische Durchkreuzungszwillinge. In den kleinen Gesteins¬ hohlräumen teils parallelfaserig, teils sphärolithisch struierter gelblichgrüner Serpentin. Nr. 81. Bali-, Basaltbruch der Baseler Mission. Kleinporphyrischer, .schwarzer Basalt mit z. T. bräunlichen Olivinkörnern und wenigen Plagioklasleistchen. Olivin und Augit bilden die Einsprenglinge, unter denen ersterer überwiegt. Grundmasse pilotaxitisch. Stellenweise treten die kleinen Grundmassenaugite augenartig zusammen. Petrographische Untersuchungen 365 Nr. 83. Am Fo sehet hinter Bali. Blauschwarzes Gestein mit einzelnen kleinen Einsprenglin¬ gen von Olivin und Plagioklas und stellenweisen fcldspatreiche- ren schlierenartigen Aggregaten. In gelegentlichen kleinen Hohl¬ räumen gelbliche Kalkspatkrusten. U. d. M. hauptsächlich Olivin und Augit als Einspreng¬ linge in ziemlich gleicher Menge. Innerhalb der pilotaxitischen Grundmasse reichlich Plagioklasleistchen neben Augit und Eisen¬ erz ; letztere beide bilden öfters schlierige Anhäufungen. Innerhalb des Gesteins Calcitansiedlung. Nr. 84. desgl. Gelblichgraues, schlackigporöses dichtes Gestein, mit Braun- eiseninfiltration. U. d. M. stark porös, einsprenglingsfrei, hyalopilitisch. Starke Brauneisenbildung, das auch die zahlreichen Hohlräume, oft in schaliger Form auskleidet oder sie ganz erfüllt. Stellenweise auch bildet grünlichgelber Serpentin die erste Kruste, bei ge¬ legentlicher sphärolithischer Struktur. Nr. 96. Weg B amend a-Bab anki- T ungo. Feinporöse, blauschwarze Lava mit wenigen Einsprenglin¬ gen von Olivin, Augit und Plagioklas. Unter den Einsprenglingen herrscht im Dünnschliff Olivin vor, z: T. in der Form des Iddingsits. Ferner Augit. Die Grundmasse ist pilotaxitisch und zeigt stellenweise schlierige Struktur. Nr. 98 desgl. In dichter schwarzer Gesteinsmasse zahlreiche kleine Plagio¬ klasleistchen und spärliche Olivinkörnchen. U. d. M. erkennt man Einsprenglinge von Plagioklas, z. T. mit Zonarstruktur, Augit und diesen gegenüber an Menge zu¬ rücktretend, von Olivin und Eisenerz. Die Grundmasse erscheint pilotaxitisch : Augit und Eisenerz bilden stellenweise Augen. Der Olivin zeigt schwache Serpentinbildung. 366 IX. Teil Nr. 100. Weg B a k e m bat- B a g a m. Schwarzes, dichtes v Gestein mit einzelnen kleinen Plagio¬ klas- und Augiteinsprenglingen. In pilotaxitischer Grundmasse, die von Brauneisen und Serpentin infiltriert erscheint, beob¬ achtet man im Dünnschliff Einsprenglinge von Plagioklas und von Olivin in einzelnen Körnern. An einer Stelle wird ein solches Olivinkorn kranzartig: von kleinen Pvroxenen umsäumt, die mit ihrer Säulenrichtung durchweg senkrecht zum Olivin¬ rand stehen. Nr. 103. K rat er am W ege B agam-Nun, unweit des N u n ü b e r g a n g e s. Eeinporöses, schwarzes Gestein mit zahlreichen bräunlichen Olivinkörnern und spärlichen Plagioklaslei stehen. Das stark poröse Gestein enthält u. d. M. zahlreiche Olivin- und Augiteinsprenglinge in einer stark glasigen hyalopilitischen Grundmasse. Die braune Glasbasis zeigt reiche globulitische Körnelung. Nr. 104. Krater bei F opajom. Graublaues, fast dichtes Gestein mit einzelnen Einspreng¬ lingen von Plagioklas, die Epidot- und Kalkspatneubildung zei¬ gen. Das Gestein erscheint wie gefrittet und zeigt splittrigen Bruch. Dieses Gestein ist wohl ein Kraterauswürfling. Es ist fast ein¬ sprenglingsfrei und zeigt ein pilotaxitisches Gemenge kleiner Plagioklasleistchen mit Augit und Eisenerz. Letzteres erfüllt so reichlich das Gestein, das man wohl an eine z. T. durch Plitzewirkung bedingte Bildung desselben denken kann. Als Verwitterungsprodukte zeigen sich Serpentin, Chlorit, Epidot und Kalkspat. Nr. 107. Krater bei F opajom (auf halber Höhe anstehend), Eeinporöse schwärzliche Basaltlava mit zahlreichen, bis 3 i cm langen Plagioklasleisten und Körnern von Olivin und Augit. Im Dünnschliff beobachtet man nur Olivin als Einspreng¬ ling in teilweise recht guten Krystallen, teilweise aber auch mit starken Korrosionserscheinungen. Die hyalopilitische, stark Petrographische Untersuchungen 367 glasige Grundmasse enthält in stark mikrolithischer Ausbildung Plagioklasleistchen, Augitkry Ställchen und Eisenerz. Nr. 108. Ort Fosset, Landschaft Bamum. Grünlichgraues, fast dichtes Gestein, in dem man gelegent¬ lich einige Plagioklasleistchen erkennt. U. d. M. beobachtet man in einer grobpilotaxitischen Grund¬ masse zahlreiche Einsprenglinge von oft stark hyalosideritischem Olivin, der vielfach von einem schmalen Saum kleiner Grund- massenaugite umzogen wird, und von rötlichem Titanaugit, mit gelegentlicher Zonarstruktur und Sanduhrform. In der Grund¬ masse herrscht leistenförmiger Plagioklas vor, neben Augit und Eisenerz. Sekundär Brauneisen. Nr. 109. Nd sehen g o-Fluß bei Kundu m bot, L a nd schaff Bamum. Grünlichschwarzer Basalt mit bis zu D/4 cm großen Ein¬ sprenglingen von Olivin und einzelnen glasigklaren, bis 'A/s cm breiten Plagioklasleisten in dichter Gesteinsmasse. U. d. M. zeigt das Gestein typische Intersertalstruktur. Die Plagioklasleisten werden oft von Augit derart umwachsen, daß die einzelnen Teile derselben orientiert auslöschen, also ein ein¬ heitliches Individuum darstellen. Ferner Olivin, zum größten P'eil serpentinisiert und Erz. Als Zwischenklemmungsmasse vielfach eine bräunliche, teilweise felsitisch entglaste Glasmasse. Nr. 113. Am Wege Babessi-Bansso. Dichtes schwarzes Gestein. An einer Stelle als Einschluß glasigklarer Sanidin von 2 cm Größe. In pilotaxitischer Grundmasse zeigt der Dünnschliff kleine Einsprenglinge von Plagioklas in Leistenform und zahlreichere von kleinen Olivinen und Augiten oft mit schönen Wachstunis¬ formen (Doppelstiefelknechtsform der Olivine, pinselförmig aus- gefranste Augitsäulchen). Der Olivin zeigt gelegentliche faserige Serpentinneubildung. Als Grundmassengemengteile Plagioklas¬ leistchen, Augit und Eisenerz. 368 IX. Teil Nr. 117. I m Flusse F o b u , hinter B a b u n g o , am eg B ab u n g o - B a m e s s i n g. Dichtes schwarzes Gestein mit einzelnen, von KalksjDat und Brauneisen ausgekleideten Hohlräumen. Mit kleinen spärlichen, teilweise oder ganz serpentinisierten Olivineinsprenglingen. Die Grundmasse ist pilotaxitisch und ent¬ hält Plagioklas, Augit und Eisenerz. Als Hohlraumfüllung Calcit, sphärolithisch, mit negativem Interferenzkreuz. Nr. 121. Kuppe am Weg Bamundum-Bafut. Das ziemlich dichte schwarze Gestein zeigt vereinzelte kleine Plagioklaseinsprenglinge. U. d. M. beobachtet man in einer pilotaxitischen Grundmasse reichlich Einsprenglinge von z. T. serpentinisiertem Olivin und \ _ spärlichere von Augit und Eisenerz. Der Augit zeigt gelegent¬ lich zonare Einlagerung zahlreicher Gaseinschlüsse zwischen Kern und Rand. Nr. 125. Geröll aus dem Bett des Elong, vor Jany, am Weg Lakom-Baf iimbum. Blauschwarzes, ziemlich dichtes Gestein mit kleinen Ein¬ sprenglingen von Plagioklas und Olivin. U. d. M. erkennt man Einsprenglinge von Augit, Olivin und etwas Plagioklas. Der Olivin ist stark serpentinisiert. Die Grundmasse erscheint bei reichlicher Feldspatausscheidung pilotaxitisch, zeigt aber durch die breitere, mehr rechteckige Form der Feldspäte Anklänge und Übergänge zu trachytischer Struktur. Nr. 143. Vielfach in der Landschaft Kambo verbreitetes Gestein. Schwarzes Basaltgestein mit kleinen Olivineinsprenglingen. Hier und da erkennt man in der sonst dichten Gesteinsmasse außerdem noch winzige Plagioklasleistchen. FT. d. M. zeigen sich innerhalb einer pilotaxitischen Grund¬ masse Einsprenglinge von viel Olivin und weniger Augit. Beide % Petrographische Untersuchungen 369 zeigen beginnende Serpentinbildung. Innerhalb der Grundmasse lassen sich zwei Generationen von Plagioklas unterscheiden. 4. Trachydolorite. Zu dieser Gesteinsgruppe gehören zwei Gesteinsvorkommen, von denen das erstere außerdem eine Übergangsbildung zum Ne- phelintephrit darstellt. Nr. 85. Am Weg Bali-Bamenda, hinter dem Foschet. Makroskopisch erscheint das Gestein grünlichschwarzgrau mit eigenartigem Glanz und fast dicht, nur hier und da erkennt man einige winzige Plagioklasleistchen. U. d. M. beobachtet man keinen rechten Gegensatz von Ein¬ sprenglingen und Grundmasse. Die Struktur erscheint mehr trachytisch. Den vorherrschenden Gemengteil bildet Plagioklas in Leistenform und von Labradorcharakter, z. T. in fluidaler Anordnung, dem sich etwas Sanidin gelegentlich zugesellt. Da¬ neben erscheint in rechteckigen Schnitten Nephelin, ferner röt¬ licher Augit nebst grünem Ägirin-Augit (Schiefe von c. 42 — 44° von c : c) und Titaneisenerz. Augit und Eisenerz erscheinen mehr als Zwischenklemmungsmasse zwischen den Feldspatleisten. Akzessorisch beobachtet man Apatit und gelegentlich bräunlich¬ grüne Hornblende in kleinen lappigen Blättchen. Nr. P24. Geröll aus dem Bett des Mugom auf dem Weg Babanki-Lakom. Das grünlichschwarze Gestein zeigt porphyrische Struktur und enthält zahlreiche bis 2 cm große Einsprenglinge von Sanidin mit rhombischem Querschnitt. In der feinkörnigen Grundmasse erkennt man Plagioklasleistchen, grünlichschwarze Körnchen von Augit und reichlich Schwefelkies in Körnerform. LT. d. M. beobachtet man um den größeren, z. T. von reich¬ lichen Muscovitneubildungen erfüllten Einsprenglingen von Sani¬ din eine divergentstrahlig struierte Grundmasse, bestehend aus leistenförmigem Plagioklas, körnigem, rötlich - violettem Titan- augit, Titaneisenerz und serpentinisiertem Olivin. Apatit erscheint in Nadelform und gelegentlich etwas bräunlicher Biotit. Manchen- 24 Neue Folge. Heft 62. 370 IX. Teil orts tritt der Augit auch in Torrn gut idiomorph entwickelter Krystalle auf. 5. Trachyt- und Basalttuffe. Die vorliegenden Tuffgesteine sind weniger Aschen- und Krystalltuffe, als echte Agglomerattuffe, in denen innerhalb vul¬ kanischer Sande lapilliartige Gesteinsbruchstücke zahlreich ein¬ gebettet erscheinen. a) T rachy ttuf f e : Nr. 80. Weg vor Bali. Gelblichweißer, feinsandiger bis toniger Tuff mit Braun¬ eisenflecken. U. d. M. erkennt man in einer erdigen, opaken Masse neben Brauneisen einzelne Bruchstücke von Sanidin und spärliche glasige, z. T. felsitisch entglaste Partieen. Nr. 82. Am Missionsberg in Bali. Gelblichweißer Schwemmtuff mit Bimssteinlapilli und schwärzlichen Lagen, z. T. mit Holzresten. U. d. M. erkennt man innerhalb der Bimssteinstücke nur farb¬ lose, gewundene Glasfäden, oft in fluidaler Anordnung, erfüllt von eingeschlossenen Luftblasen. Da gar keine Mineralbruch¬ stücke auf treten, kann der Bimsstein auch ein Basaltglas sein, zumal ja hier auch (vergl. Nr. 81) Heldspatbasalt gebrochen wird. Nr. 92. Aus den Steinbrüchen in den Höhen bei Bamenda. Graurötlich bis violett gefärbter schichtiger Trachvttuff mit einzelnen Sanidinbruchstücken. Auf den Schichtflächen Braun¬ eisenausscheidung. Innerhalb der erdigen, vielfach fleckig von Brauneisen erfüllten Gesteinsmasse, einzelne T rachy tlapilli mit trachytischer, feldspatreicher Grundmasse und vereinzelte Sani¬ dinbruchstücke. Nr. 97. Kaolinlager vor Babanki- Tungo. In hellgrünlichgrauer erdiger Masse zahlreiche Bimsstein¬ lapilli, T rachy tbrocken und kleine Sanidinfragmente. U. d. M. beobachtet man nur fluidal-strähnige, von zahl¬ reichen Luftblasen erfüllte Glasfäden, sowie vereinzelte kleine Sanidinkry stalle. Petrographische Untersuchungen 371 Nr. 112. Aufstieg von Babesssi nach. Bansso. Graugelblicher Brockentuff, von Brauneisen infiltriert, mit grauen, rötlichen oder gelblichen Trachytlapilli von wechselnder Größe mit kleinen Sanidineinsprenglingen. U. d. M. zeigen sich in einer erdigen, opaken, teilweise fluidalstruierten Masse zahlreiche Bruchstücke von Sanidin und trachytischen Gesteins. Stellenweise bräunliche unregelmäßige bis tropfenartige Glaspartieen. Nr. 120. Talrand von B abanki- Tungo auf dem Wege Babanki-Tungo-Bambilli. Gelblichweißer silifizierter Trachytbrockentuff mit kleinen Sanidinbruchstücken und Lapilli von grauem und schwärzlichem Gestein. U. d. M. erkennt man neben trachytischen Bestandteilen Fragmente von Liparit mit Einsprenglingen von Sanidin und dihexaedrischem Quarz in stark korrodierten Formen in fel- sitischer Feldspatgrundmasse. Das Ganze ist vielfach von fein¬ körnigem Quarz durchzogen und verkittet. Nr. 147. Am Berge Bande bei Mabarba am Weg nach Ban j o. Harter, splittriger, verkieselter Brockentuff mit zahlreichen rötlichweißen trüben Feldspäten und eckigen Bruchstücken eines grünlichschwarzen Gesteins. Nr. 157. Mao -Banjo, am Weg Banjo- Galim. Harter, splittriger, dunkelgrauer, verkieselter Tuff mit Brauneisenflecken, kleinen trübweißen Feldspatfragmenten und Neubildungen winziger Quarze. Anflug von Schwefelkies. U. d. M. erscheinen beide Gesteine stark silif iziert. Die trachytischen Gesteinsbrocken zeigen Neubildungen von Quarz und Calcit; ersterer verkittet in feinkörniger Ausbildung das ganze Gestein. Gelegentlich beobachtet man neben zahlreichen Sanidinfragmenten, die stellenweise opalisiert oder durch kör¬ nigen Quarz ersetzt sind, einzelne sekundäre bräunlich gefärbte Augitkörnchen. Brauneisen erfüllt fleckig die ganze Gesteins¬ masse. 24* 372 IX. Teil b) Basalttuff e : Nr. 23—25. Linkes Mungo- Ufer unterhalb Balangi. Gelblichweiße bis gelbbraune erdige Brockenschwemmtuffe mit grober Lagenstruktur, bei Wechsel von Lagen mit gröberem und feinerem Korn. Zahlreich sind Bröckchen basaltischen Ge¬ steins und seiner Mineralfragmente darin enthalten. LT. d. M. erkennt man in einer feinen, erdigen Substanz Bruch¬ stücke der Basaltmineralien, wie von Plagioklas, Pyroxen, und basaltischen Gesteins, vermengt mit aus Gneisen oder Graniten stammenden Fragmenten von Orthoklas, Mikroklin und Biotit. Nr. 30 u.3t). Aus dem Flußbett des Ekang am Weg Basu-E Sudan. Schwarzgrüner Brockenschwemmtuff mit großen Gesteins¬ brocken von Biotitgneis, Amphibolit und Basalt. Manche der Gesteinsbrocken zeigen deutliche Abrollung und abradierende Einwirkung des Wassertransports. U. d. M. erkennt man in einer bräunlichen erdigen Masse zahlreiche Bruchstücke von Feldspatbasalt und Gneis und ihrer Mineralien, wie Plagioklas, Olivin, Orthoklas, Mikroklin, Biotit und Quarz. Stellenweise beobachtet man auch auf Klüften ge¬ legentliche Silifizierung in Form feinkörniger, z. T. sphäro¬ lithisch struierter Quarzkörner. N r. 1 23. A m W e g e Bafut-Ba m e d j u u g. Grau- bis grünlichschwarzer kalkiger Brockentuff mit hyalo- sideritartigem Olivin, Plagioklasfragmenten und einzelnen braun- eisenschüssigen Olivinknollen. Gelegentlich auch Quarzbruch¬ stücke. LT. d. M. beobachtet man zahlreiche Basaltbrocken und ba¬ saltische Mineralfragmente (serpentinisierten Olivin und ba¬ saltischen Augit, pilotaxitische bis diabasisch-feinkörnige Grund¬ massenteile), die vergesellschaftet erscheinen mit aus Granit oder Gneis stammenden Quarz- und Orthoklasbruchstücken, alles mit einander verkittet durch feinkörnigen Calcit. Petrographische Untersuchungen 373 E. Krystalline Schiefergesteine. Von den einzelnen Abteilungen der krystallinen Schiefer sind in größerer Zahl Gneise, Amphibolite und verwandte Ge¬ steine sowie Quarzitschiefer vertreten. 1. Gneise. Die Gneise gehören zum größten Teil zu den Orthogneisen nach Mineralbestand und Struktur : nur wenige kann man den Paragneisen zugesellen. Eine ganz sichere Entscheidung darüber würde allerdings erst in jedem Falle die chemische Analyse er¬ bringen. Die meisten der vorliegenden Gesteine sind Glimmer gneise und zwar in der Hauptsache Biotitgneise. Durch Hinzutritt einzelner anderer Mineralien entstehen dann Hornblendebiotit- gneise, Z weiglimmergneise, Museo vitgneise und Horn¬ blendegneise mit Übergängen zu Amphiboliten. Durch den gelegentlichen Eintritt von Pyroxen oder Graphit lassen sich noch andere Unterabteilungen bilden. Als wesentliche Gemengteile erscheinen mikroskopisch Feld¬ spat, Quarz und Biotit, denen sich gelegentlich ergänzend oder vertretend Hornblende, Muscovit, Augit, Graphit, Granat und Eisenerz zugesellt. Als Nebengemengteile und Akzessoria treten noch auf : Apatit, Titanit, Rutil, Zirkon, Orthit, Graphit, Pyrit und Arseneisen (?). Sekundärer Entstehung sind Epidot, Chlorit, Kalkspat, Brauneisen und ein Teil des Museo vits. Über die einzel¬ nen Gemengteile und ihre petrographische Entwicklung ist nichts besonderes zu erwähnen. Sie zeigen die in allen Lehrbüchern er¬ wähnten Eigenschaften. Bemerkenswert ist nur, daß unter den Hornblendemineralien neben der gewöhnlichen Grünen Horn- blende auch Strahlstein vorkommt, sowie unter den Pvroxenen neben einem diopsidischen Augit auch Diallag und Omphazit. Unter den Eeldspäten herrscht Orthoklas und Mikroklin vor, häufig auch Mikroperthit, seltener erscheint Plagioklas in der Form von Oligoklas, Albit wurde nur in perthitischer 374 IX. Teil Verwachsung mit Orthoklas beobachtet. — Der Biotit gehört wohl zumeist dem Lepidomelan zu. Er enthält vielfach reich¬ lich körnige Eisenerzausscheidung und erscheint häufig gebleicht oder auch chloritisiert. — Der Muscovit bildet helle, im Dünn¬ schliff farblose Blättchen ; sekundär erscheint er als Verwitte¬ rungsprodukt der Eeldspäte in Form kleinschuppiger Aggregate. — Das Eisenerz bildet meist körnige Massen und ist zum größten Teil wohl Magnetit. Doch lassen gelegentliche leukoxenartige körnige Titanitränder an einzelnen Erzkörnern vermuten, daß hier teilweise wohl auch titanhaltiger Magnetit oder Titaneisen¬ erz vorliegt. — Erwähnung verdient noch der in dem Gneis aus der Landschaft Ndokombog am Njah (Nr. 5) vorkommende Orthit (?). Derselbe bildet im Dünnschliff säulenförmige farb¬ lose Krystallschnitte mit wenig scharfen, ungefähr parallel und senkrecht zur Säulenlängsrichtung gerichteten Spaltrissen, neben denen noch einzelne diagonal zu jenen gerichtete, gelegentlich auf- treten. Die Interferenzfarbe ist niedrig, etwa vom Grau der Eeldspäte, doch kommen auch tiefblaue Töne von der Art der Chlorite vor. Die Auslöschung erfolgt zumeist fast parallel der Säulenachse mit einer Schiefe von c. 1 — 2°. Im konvergenten Licht beobachtet man einen, mehr oder weniger exzentrischen Austritt einer positiven Mittellinie bei äußerst kleinem Achsen¬ winkel, so daß sich das Interferenzbild fast dem eines einachsigen Krystalls nähert. Die Struktur der Gesteine ist makroskopisch eine recht wechselnde, bald schiefrig, bald flaserig oder typisch lagen- förmisr1). Innerhalb der einzelnen Schichten ist sie zumeist mittel- bis feinkörnig, stellenweise auch durch größere einspreng¬ lingsartige Eeldspatkry stalle porph'y risch-körnig. Gelegentlich, namentlich in den dunkleren an Hornblende und Glimmer reicheren Gesteinen, wird sie auch fast dicht, bei undeutlicher Lagenstruktur und nähert sich der Struktur der Amphibolite. Die einzelnen Vorkommen sind : J) cf. bezüglich dieser Bezeichnungen die Definitionen bei H. Bosenbusch: Elemente der Gesteinslehre. Stuttgart 1898, S. 458, Petrograpkiscke Untersuchungen 375 Nr. 3. Nor elf alle des Sanaga bei Edea. Biotitgneis (Orthogneis), mit flaserig-scliiefrigcr Struktur, in¬ dem biotitreichere Lagen mehr flaserige bis linsenförmige Quarz- Eeldspataggregate umschließen. U. d. M. erkennt man in ziemlich granitisch-körnigem Ge¬ menge mit starker Kataklasstruktur Quarz, Orthoklas, Mikroklin und Mikroperthit in inniger Vermengung, stellenweise streifig zu feinstem Grus aufgelöst, Biotit in mehr zurücktretenden Blätt¬ chen und Leistchen, etwas Oligoklas, sowie Apatit, Titanit und Rutil. Epidot und Brauneisen spärlich. Nr. 4. Weg Edea- Jab assi, in der Nähe des Sanaga, oberhalb der Fälle. Dunkler Hornblende-Biotitgneis (Orthogneis) mit Quarz- Feldspat-Lagen und breiteren an Biotit und Hornblende reichen. Gelegentlich erscheinen augenartig einige größere Quarze und F eldspatkrystalle. U. d. M. zeigt das Gestein größere Körner von Quarz, Feld¬ spat, Biotit und Hornblende innerhalb eines feinsten Gruses der gleichen Mineralien, der dieselben in dünnen Häutchen umzieht. Der Biotit ist hellgelbbraun und bildet namentlich häufig feine, stark ausgequetschte und gebogene Blättchen; die Hornblende ist säulenförmig entwickelt bei unregelmäßigen Krystallumrissen und erscheint moosgrün mit deutlichem Pleochroismus zwischen blau¬ grünen bis bräunlichgrünen Tönen. Als Nebengemengteil etwas Eisenerz, Pyrit, Apatit und Titanit. Nr. 5. Landschaft Ndokombog am Njah ( rechtes Sanaga-Ufer). Hornblendegneis (Paragneis) mit schiefrig wechselnden La¬ gen eines hellen Quarz-Feldspatgemenges und dunklen fein¬ körnigen, hornblendereichen und quarzarmen. Akzessorisch Gra¬ nat und Fünkchen eines rötlich-silberglänzenden Erzes (vielleicht Arseneisen ?). U. d. M. erkennt man Quarz, Feldsspat, Hornblende und Orthit (?) in größeren Krystallschnitten, die vielfach, wie in 376 IX. Teil gewissen Sandsteinen und Breccien, in einem, an sekundärem Muscovit reichen, feinstem Quarz-Feldspaterguß liegen. Gelegent¬ lich poikilitische Verwachsung von Hornblende, Erz, Quarz und Feldspat. Reichlich Eisenerz und Kies, ferner Apatit, Titanit und Rutil. Nr. 8. L ändschaft Bauern, Flußlauf des Ilelip, rechtes Sanaga-Ufer oberhalb der Fälle. Dunkler Augitgneis (Paragneis?) mit dünnen, an Quarz und Feldspat reichen helleren Lagen und dunklen feinkörnigen mit vorherrschendem Augit und einzelnen Granatkörnern. U. d. M. erkennt man gleichfalls eine ausgezeichnete Lagen¬ struktur. Streifige Schichten von Quarz und Feldspatkörnern, z. T. mit Oligoklas gemengt, wechseln mit solchen von diallag- artigem Augit, einschlußreichem Granat, spärlichem rötlich¬ braunem Biotit und Eisenerz. Der Augit zeigt vielfach schwache olivgrünliche faserige Serpentinneubildungen, der Granat er¬ scheint durch zahlreiche schlauchförmige farblose Einschlüsse wolkig getrübt. Nr. 9. Bedeutender Ilökenzug am Wege von der L a n d s c 1 i a f t Ban e m z u r L a n d s c h a f t N d o k u m 1 ) a n 2; . Granatführender Biotitgneis (Orthogneis) von flaseriger Struktur. Granat und Biotit treten vielfach schlierenartig ver¬ gesellschaftet auf; der Feldspat bildet einsprenglingsartige Krystallkörner ; im übrigen erscheint das Gestein als ein ziem¬ lich feinkörniges Gemenge von Quarz, Feldspat und Biotit. IT. d. M. wechseln Lagen eines grobkörnigen Quarz-Feld- spatgemenges, z. T. mit Mörtelstruktur, mit Lagen von Biotit und reichlichem Granat. Der Feldspat ist Orthoklas, Mikro- perthit und spärlich Oligoklas. Als Nebengemengteile wenig Eisenerz, Rutil und etwas Zirkon. Nr. 11. Lands cliaft Ndokobong, Flußlauf des Bakumba, rechtes Sanaga-Ufer oberhalb der Fälle. Augitreicher Hornblende-Biotitgneis (Paragneis ?) mit dünnen Lagen von Quarz-Feldspat. Im übrigen dunkles, feinkörniges Petrograpkiscüe Untersuchungen 377 Gestein, reich an Hornblende, Biotit und Augit. Das Gestein erinnert teilweise an die Pyroxengranulite Sachsens und die Eurite Schwedens. U. d. M. beobachtet man ein hypidiomorph-körnigcs Mi¬ neralgemenge, das durch die Anordnung der Biotitblättchen eine gewisse Parallelstruktur zeigt. Man erkennt Quarz (ziemlich zurücktretend >, Orthoklas, viel Plagioklas (Andesin-Labrador), rötlich gelbbraunen Biotit, grüne Hornblende, Diallag, Eisenerz, Granat, Apatit und Rutil. Nr. 12. Geröll aus dem Ekagela, einem rechten Zufluß des Dibamba. Biotitgneis (Orthogneis) von heller Farbe mit schwacher Lagenstruktur durch mehr oder minder reiche Verteilung des Biotits. U. d. M. erkennt man reichlich Orthoklas, Mikroklin und Mikroperthit, Quarz und wenig Biotit von dunkelgrünlichbrauner Farbe, gelegentlich mit pleochroitischen Höfen. Etwas Magnetit und Apatit. Zwischen den Mineralkörnern in feinen Häutchen ein fast felsitisches Quarz-Feldspatgemenge. Nr. 13. Weg Nyanga-B aj äle. Flaseriger Biotitgneis mit Lagenstruktur, wobei helle Quarz- Feldspatlagen mit dunkleren glimmerreichen wechseln. Flasrig treten große blaßrote Orthoklase einsprenglingsartig hervor, z. T. Karlsbader Zwillinge. U. d. M. starke Kataklasstruktur. Orthoklas stark getrübt, zeigt beginnende Muscovitbildung, ferner Mikroklin und Mikro¬ perthit. Quarz, stellenweise mit Orthoklas granophyrisch ver¬ wachsen. Biotit, braun, vielfach zerlappt und schnurförmig aus¬ gequetscht. Als Nebengemengteile Zirkon, Apatit und etwas Eisenerz. Sekundäre Brauneisenbildung. Nr. 26. Am Weg Johann- Albrecktshöke- Ossidinge. O O Heller Muscovitgneis (Paragneis), feinkörnige Lagen zeigend, die sich durch ihren Wechselnden Glimmerreichtum unterscheiden. Gelegentlich Körnchen von Magneteisenerz. Innerhalb eines vor- 378 IX. Teil wiegend ans Quarzgrus bestehenden Zements sieht man u. d. M. größere Körner von Quarz, weniger solche von Orthoklas und Erz und zahlreiche Muscovitblättchen, vielfach von talkigen Schüppchen und parallel den Spaltrissen von Brauneisenkörnchen erfüllt, oft stark gequetscht und verbogen. Nr. 29. Aus einem kleinen Flußlauf hinter Abas. Hornblendebiotitgneis (Orthogneis), dunkel gefärbt, mit vor¬ herrschenden dunkleren, an Hornblende und Biotit reichen Lagen. Im Dünnschliff erkennt man ein ziemlich grobkörniges Ge¬ menge von Orthoklas, Mikroklin, Mikroperthit, Oligoklas und Quarz mit braunem Biotit, grüner Hornblende und Eisenerz. Als Nebengemengteile Apatit, Titanit und etwas Pyrit. Nr. 33. Geröll aus dem Makokome, bei Esudan (0 s s i d i n g e - B e z i r k). Zweiglimmergneis (Paragneis), grünlichweiß, mit Lagen¬ struktur, feinkörnig. Man erkennt Biotit, Muscovit, Quarz, Feld¬ spat. und Granat. U. d. M. sieht m|an innerhalb eines feinkörnigen Quarz¬ gruses Krystallkörner von Orthoklas und Oligoklas, rotbraunem Biotit und farblosen, von Talkschüppclien erfülltem Muscovit (beide Glimmer vielfach parallel verwachsen). Als Nebengemeng¬ teile Eisenerz, Apatit, Granat (meist mit Quarz in rundlichen Kör¬ nern poikili tisch verwachsen ) und spärliche fast farblose bis schwachgrünliche Hornblende. Nr. 14. Am Ufer des Makua, Nebenflusses des Moane, am Weg Mamf e-Biteku. Heller Hornblendebiotitgneis (Orthogneis) mit undeutlicher Lagenstruktur mit z. T. größeren Quarz- und Eeldspatkörnern und Biotitblättchen. Spärlich schwarze Hornblende in prismati¬ schen Körnern. U. d. M. zeigt sich nur wenig die Gneisstruktur. In hyp- idiomorph-körniger Anordnung vereinigen sich Quarz und Feld¬ spat als vorherrschende Gemengteile. Letzterer ist Orthoklas, Mikroklin, Mikroperthit und spärlich Oligoklas mit Albit- und Petrographische Untersuchungen 379 Periklinzwillingslam eilen. Kataklaser scheinungen äußern sich in Verbiegungen und Stauchungen und durch fleckige und undulöse Auslöschung. Ferner dunkelgrüne Hornblende, grünlichbrauner Biotit, Eisenerz, reichlich Titanit, z. T. in rhombischen Schnitten, Apatit und Eisenglanz in kleinen gelbrot bis bräunlich durch¬ sichtigen Blättchen. Nr. 72. Am Biette. Weg Tinto (Posten) nach Faktorei Tinto. Biotigneis (Orthogneis), hellfarbig, mit Lagenstruktur. Grob¬ körnige Quarz-Feldspatlagen wechseln mit schmaleren, biotit¬ reicheren. Der Feldspat des Gesteins erscheint teils rötlich, teils weißlich. U. d. M. starke Kataklasstruktur. Vorherrschend Quarz und Feldspat (Orthoklas, Mikroklin, Mikroperthit, Oligoklas), beide stellenweise granophyrisch verwachsen. Spärlich stark chloritisierter Biotit, Eisenerz, Titanit, Apatit, Pyrit. Die viel¬ fach getrübten Feldspäte sind oft zerquetscht und aufgerissen und in die Klüfte ist grusförmiger Quarz und Biotit eingepreßt. Sekundär auch Epidot. Nr. 76. Geröll aus dem Manju bei Tajon. in der Nähe der BI ä n g eb r ü c k e. Hornblende-Biotitgneis (Orthogneis), mit deutlicher Lagen¬ struktur. Helle feinkörnige glimmerführende Quarz-Feldspat¬ lagen wechseln mit dunkleren, biotitreicheren. U. d. M. wechseln gleichfalls Lagen von Quarz und Feld¬ spat mit solchen, an Biotit und Hornblende reichen, ab. Kataklas- erscheinungen. Quarz, Hornblende, Biotit und Eisenerz (stellen¬ weise mit randlicher Titanitbildung) oft poikilitisch verwachsen. Als Xebengemengteil Apatit. Hornblende und Biotit stellenweise auch parallel verwachsen, so daß die Längsrichtung der Biotit¬ blättchen der Vertikalachse der Hornblende parallel verläuft. Der Feldspat besteht aus Orthoklas, Mikroklin und spärlichem Oligoklas. 380 IX. Teil Nr. 105. Vom Fuße des Batp ui- Massivs bei Fopajom. Biotitgneis (Orthogneis), mit schiefriger Struktur, wobei helle feinkörnige Quarz-Feldspatlagen mit schmalen grünlichen biotit- reichen Äderchen wechseln. U. d. M. herrscht Quarz und Feldspat (Orthoklas, Mikroklin, Mikroperthit und Oligoklas) vor. Beide zeigen starke Quetschung und Zertrümmerung, fleckige und undulöse Aus¬ löschung und die Feldspäte vielfach Druckzwillingsbildung. Hier und da auch granophyrische Verwachsung von Quarz und Feld¬ spat. Der spärlichere Biotit ist gebleicht, chloritisiert und von Brauneisenkörnchen infiltriert. Auch er zeigt starke Druck¬ erscheinungen, die bis zu völlig feinpulvriger Zerquetschung des¬ selben gehen. Vielfach mit Eisenerz und Apatit vergesell¬ schaftet. Innerhalb der Feldspäte auf Klüften und Spaltrissen schwache Brauneisenbildung. Nr. 135. Am Wege Du mb o- Ko vor An di. Biotitgneis (Paragneis?), grünlichgrau, mit schiefrig-flasriger Struktur, wobei dunklere biotitreichere Lagen mit helleren feld¬ spatreicheren abwechseln oder diese flaserig umziehen, so daß das Gestein porphyroidartig erscheint. U. d. M. lagern einzelne größere Orthoklas- und Mikroklin- kry stallkörner in einer feinkörnigen Quarz-Feldspatmasse, unter¬ mengt mit kleinblättrigem grünlichen Biotit und Eisenerz (z. T. titanhaltig), Leukoxenrand, Titanitkränzehen). Akzessorisch etwas Pyrit. Nr. 130, 137 desgl. Granulitgneis (Paragneis), mit feinschichtiger Lagenstruktur. Feinkörnige rötlichweiße Quarz-Feldspatlagen wechseln mit grünen epidotreichen, biotitführenden Lagen. Stellenweise schichtige Einlagerung von körnigem Titaneisenerz (130). Auch u. d. M. tritt die Lagenstruktur deutlich in Erscheinung. In der Hauptsache sind es quarzitisclie feinkörnige Lagen, in die z. T. trüber Orthoklas in etwas größeren Körnern eintritt, in Wechsellagerung mit anderen, die neben feinkörnigem Quarz grünlichen Biotit, Eisenerz und Epidot in körnigen Schnüren Petrographische Untersuchungen 381 führen. Schichtig ist stellenweise in größeren körnigen und derben Massen Titaneisenerz eingelagert. Als Nebengemeng¬ teile Titanit und Pyrit. Nr. 142. Geröll aus dem Bette des Njö, bei dem Dorfe Kodjo. Biotitgneis (Orthogneis), von schwach flasriger Struktur. Das rötlichgrüne Gestein zeigt innerhalb einer feinkörnigen grün¬ lichen Gesteinsmasse einsprenglingsartig rötliche .Feldspäte. Quarz zurücktretend. Epidot- und Chloritbildung. U. d. M. beobachtet man größere, getrübte Orthoklas-, Mi¬ kroklin- und Oligoklaskörner in einer feinkörnigen, von chloriti- siertem Biotit erfüllten Quarz-Feldspatmasse. Als Nebengemeng¬ teile Apatit, Zirkon, Eisenerz und Pyrit. Nr. 148. Geröll des Madelle bei Godjere, am Wege nach Banjo. Biotitgneis (Orthogneis), von grünschwarzer Färbung, fast dicht, mit feiner Druckfältelung, stellenweise flaserig, indem die grünen, glimmerreichen Lagen hellere Schlieren von Quarz und Feldspat umziehen. U. d. M. erkennt man deutliche Lagenstruktur, verbunden mit starken Kataklaserscheinungen. Fast alle Gemengteile sind zu einem feinkörnigen Grus zerquetscht. Quarz, reichlich Orthoklas und Mikroklin, Biotit, grünlich und erzreich, fast pulverförmig aufgerieben, Eisenerz. Sekundär, reichlich gelblichgrüner Epidot. Nr. 168. Am Wege Tibati-Ngambe. O o Biotitgneis (Paragneis), von dunkler Farbe, aus feinen glim¬ merreichen Lagen sich zusammensetzend, zwischen denen, mehr in Form langgestreckter dünner Linsen, helle feinkörnige Quarz- Feldspatlagen liegen. U. d. M. deutlich schichtig, durch den Wechsel biotitreicherer Lagen mit solchen von Quarz - Feldspat. Die Gemengteile er¬ scheinen linsenförmig bis spindelartig parallel gelagert, ihre Größe sinkt von der feiner Körner bis zu felsitischer Ausbildung. Der rotbraune Biotit ist zumeist gänzlich zerrieben. Auch das spärliche Eisenerz lagert sich dünnschmitzenförmig ein. Ak¬ zessorisch vereinzelte Granatkörner. 382 IX. Teil Nr. 173. Am Wege Boma-Bukamba. Graphithaltiger Biotitgneis ( Paragneis), mit Lagenstruktur. Breite helle, äußerst quarzreiche Lagen wechseln mit feinkörni¬ geren grünlichen, glimmerreichen. Das ganze Gestein ist von feinen schwarzen, glänzenden Graphitschüppchen erfüllt. U. d. M. wechseln grobkörnige, feldspatarme Quarzlagen mit spärlicherem rotbraunen Biotit mit solchen, reich an Biotit, vermengt mit Strahlstein und Granat und spärlichem Eisenerz. Als Nebengemengteile Apatit und reichlich Graphit in schwarzen, in reflektiertem Licht matten Körnchen und Schüppchen. 2. Ainpliibolite und Eklogite. Die Gesteine dieser Typen erscheinen als Einlagerungen in den Gneisen. Sie sind bald mehr körnig bei wechselnder Korn¬ größe, bald mehr schiefrig. Durch Aufnahme von Augit (Diallag) bilden sich gelegentlich Übergangsformen zu Eklogit, die am besten wohl als Gabbroamphibolite bezeichnet werden. Im all¬ gemeinen sind es dunkle, schwarzgrüne Gesteine, die in verschie¬ denen Vorkommen durch reichlicheres Auftreten von Feldspat und z. T. auch Quarz hellere Farben annehmen. Diese treten besonders in den Gesteinen auf, die Übergänge zu Gneis bilden oder als metamorphosierte Gabbrogesteine erscheinen. Sie fin¬ den sich entweder ganz spärlich oder bilden dünne schmitzen- förmige Adern oder flaserige Aggregate. Unter den Gemeng¬ teilen herrscht in den Amphiboliten bis grünlichschwarze Horn¬ blende stets vor, in Form prismatischer Krystallkörner, die viel¬ fach schuppig parallel gelagert sind, daneben erscheint schwärz¬ licher Biotit oder Granat, denen sich in bestimmten Varietäten schwärzlicher Diallagaugit zugesellt. Unter den Feldspatgemeng¬ teilen erkennt man vielfach neben Orthoklas auch Plagioklas. Pyrit tritt gelegentlich in Form kleiner gelbglänzender Körnchen auf. Im Gegensatz dazu überwiegt in den Eklogiten der Augit. Mikroskopisch zeigen die diese Gesteine zusammensetzenden Mineralien nichts besonders Bemerkenswertes. Als Neben¬ gemengteile wurden außer den schon genannten noch beobachtet Pel rograph i sehe U n t ersu cli u n gen 883 Eisenerz, Apatit, Zirkon, Titanit, gelegentlich Andalusit und ein astrophyllitartiger Glimmer, als Sekundärprodukte Muscovit oder Talk, Calcit und Serpentin. a) Amphibolite. Nr. 132, 133. In einem Flußbett anstehend, am Wege B eb e-G a t o - D u mb o. Feinkörniges resp. schiefriges Gestein von grünlichschwarzer Farbe, hauptsächlich aus Hornblendesäulchen zusammengesetzt. Gelegentlich auf tretender Biotit vereinigt sich zuweilen schlieren¬ artig mit Hornblende. Spärliche Beimengung von Quarz und Feldspat. U. d. M. erkennt man ein feinkörniges Gemenge von grüner Hornblende, oft in größeren Aggregaten, mit Quarz und Feldspat, denen sich in Nr. 132 gelbbrauner Biotit nur spärlich, in Nr. 133 reichlich zugesellt. Des weiteren Eisenerz, Titanit, Zirkon (als Einschluß in Hornblende, - mit pleochroitischen Höfen). Unter den Feldspäten reichlich basischer Plagioklas. Der Orthoklas teilweise mit Muscovitschüppchen. Nr. 141. Am Wege B erab e- Ko dj o. Grauschwarzes feinkörniges Gestein, schiefrig, mit an Horn¬ blende und Biotit reichen Lagen mit spärlichem Quarz und Feldspat und einzelnen schmitzenförmigen Lagen, die fast nur aus Quarz und Feldspat bestehen. U. d. M. erscheint das gerade im Dünnschliff getroffene Gesteinsstück fast granitisch-körnig und besteht aus einem allo- triomorphen, feinkörnigen Gemenge von Quarz und Feldspat (Orthoklas, Mikroklin, Plagioklas) mit grüner Hornblende und Biotit nebst Eisenerz (mit Titanitrand), Apatit und Titanit. Die Plagioklase zeigen stellenweise Zonarstruktur, der Orthoklas auch Druckzwillingsbildung und beginnende Muscovitbildung. Quarz und Feldspat sind mehrfach granophyrisch verwachsen. Nr. 158. Mao Tapare, am W ege Banjo- Ga lim. Feinkörniges dunkles, hauptsächlich aus Hornblende und Biotit bestehendes Gestein, mit vereinzelten Quarz-Feldspatlagen und -schmitzen. 384 TX. Teil Gleicht mikroskopisch völlig dem vorhergehend beschriebe¬ nen Gestein Nr. 141, nur tritt hier mit der grünen Hornblende vergesellschaftet ganz akzessorisch noch etwas Diallag auf. Nr. 159. Am Wege Bamti-Kui. Grünlichschwarzes feinkörniges Hornblendegestein mit etwas Quarz und Feldspat und einzelnen größeren, hellbräunlichen Biotittäfelchen. Das Gestein zeigt u. d. M. eine ausgezeichnet poikilitische Struktur, indem neben der vorherrschenden grünen Hornblende, etwas Plagioklas und Quarz, eine helle, strahlsteinartige Horn¬ blende in kleinen Körnchen und Säulchen, rundliche Biotitblätt¬ chen, Andalusit, erfüllt von zahlreichen, schlauchförmigen Inter¬ positionen und Erzsonnen, poikilitisch verwachsen auftreten. .Der Glimmer erscheint von höherer Doppelbrechung, ist rötlichgelb¬ braun mit starkem Pleochroismus in rötlichbräunlichen und gelben Tönen und gehört vielleicht dem Astrophyllit zu. Nr. 177. Am Wege Tup-Fung. Dünnschiefrig-blättriges grünes Hornblendegestein mit Gra¬ nat und spärlichem Quarz und Feldspat. U. d. M. erscheint das Gestein ziemlich grobkörnig und enthält neben vorherrschender bräunlich durchsichtiger Horn¬ blende, die der gemeinen, eisenreichen Hornblende optisch zu¬ gehört, und Granat, spärlich Quarz und durch Museo vit neubil- dungen getrübten Orthoklas in poikilitischer Verwachsung. Der Granat enthält kleine Graphiteinlagerungen. Reichlich Apatit, ganz spärlich Biotit in kleinen Schüppchen und Blättchen. b ) G a b b r o - A m p h i b o 1 i t e . Als Gabbro-Amphibolite sollen Hornblendegesteine bezeich¬ net werden, die neben Hornblende reichlich Diallag führen, so¬ wie Plagioklas und etwas Quarz enthalten und deren Struktur im Dünnschliff stark an die der Gabbros erinnert. Nr. 52a. Dicht bei Marnfe, am Wege Nschang-Mainfe. Dichtes grünschwarzes Gestein von äußerst feinkörniger Struktur mit dünnschaliger Absonderung. Petrographische Untersuchungen 385 U. d. M. erkennt man bei allotriomorph-körniger Struktur, rundliche Plagioklaskörner (Labrador), z. T. idiomorph ent¬ wickelten Diallag, bräunlichgrüne Hornblende und reichlich Eisenerz. Quarz ist spärlich und erscheint zumeist mit Horn¬ blende poikilitisch verwachsen. Der Diallag zeigt stellenweise Neubildung von Calcit. Apatit spärlich. Nr. 139, 140. Am Wege Ko-Berabe. Schwarzgrüne Ilornblendegesteine , feinkörnig (139) oder von gröberem Korn (140), gemengt mit schwärzlichem Augit und spärlichem Plagioklas und Orthoklas und Quarz, welch’ letztere beide mehr schlierenartig vereint, oder dünnlagenförmig eingeschaltet auf treten. U. d. M. zeigt, dem makroskopischen Aussehen entsprechend, das Gestein Nr. 139 eine deutlichere Lagenstruktur, Nr. 140 dagegen eine sehr grobkörnige Ausbildung. Ersteres zeigt die Horn¬ blende stark zurücktretend und erscheint, abgesehen von den Quarzbeimengungen und starken Kataklaserscheinungen, sehr einem Gabbro ähnlich, letzteres enthält reichlich fleckig bläu¬ lichgrün und bräunlichgrün gefärbten Amphibol, sowie körnige Aggregate von Diallag mit beginnender innerer und randlicher Uralitbildung. Die uralitische Hornblende ist faserig, blaßgrün¬ lich und schwach pleochroitisch. Als Nebengemengteile er¬ scheinen Apatit, Titanit, Rutil und Eisenerz. Nr. 144. Yom Wege Kambo-Sop. Dunkles mittelkörniges Gestein, das vorwiegend aus Biotit, Hornblende und Augit besteht. Als Einlagerungen erscheinen körnige Aggregate von Quarz und Orthoklas nebst mehr leisten¬ förmigem Plagioklas. U. d. M. sieht man ein hypidiomorph-körniges Aggregat von Plagioklas nebst spärlicherem trüben Orthoklas mit sekun¬ därer Muscovitbildung, dem spärlich Quarz als Zwischenklem¬ mungsmasse beigesellt ist. Dazwischen lagern in enger Ver¬ gesellschaftung grüne Hornblende, brauner Biotit und spärlicher Diallag mit beginnender Uralitbildung nebst Eisenerz, vielfach Neue Folge. Heft 62. 25 / 386 IX. Teil poikilitisch verwachsen. Der Biotit zeigt oft lamellare Biegung und Aufblätterung. Spärlich Apatit und Titanit. Nr. 176. A m w ege Sansani-Tup im Fom bo- Wasser. Schwarzgrünes feinkörniges amphibolitisch.es Gestein mit spärlichem Quarz- und Feldspatgehalt. Spuren von Pyrit. U. d. M. sieht man in ungefähr lagenförmiger Anordnung kleinkörnige Aggregate von Quarz und Plagioklas wechsellagern mit solchen von Hornblende, Diallag, Biotit und Eisenerz in poikilitischer Verwachsung. Die Augite zeigen beginnende Ura- litisierung. Als Nebengemengteile Apatit und Titanit. Sekundär schwache Calcitneubildung. c)Eklogite. Nr. 10. Landschaft Ndokoböng, Fluß Somabai, rechtes Sanaga-Ufer, oberhalb der Fälle. Feinkörniges dunkelgrünes Gestein mit Augit und Granat in einzelnen Körnern. U. d. M. beobachtet man ein feinkörniges Gemenge von Omphazit in grünen rundlichen Körnern, verwachsen mit grüner Hornblende, Granat und Eisenerz. Nur spärlich Plagioklas und mehr als Zwischenklemmungsmasse. Stellenweise poikilitische Struktur. Sekundäre Brauneiseninfiltration. Nr. 175. Am Wege Sansani-Tup. Feinkörniges grünliches Gestein mit Augit und Granat und kleinen Lagen und Schmitzen von Feldsjmt und Quarz. Anflug von Pyrit. U. d. M. sieht man ein körniges Aggregat stark zersetzter Plagioklase (Muscovitneubildung), von grünlichem Augit, Granat, Eisenerz und Quarz. Letzterer bildet vereinzelte größere Körner und erscheint sonst zumeist in Form eines feinkörnigen Aggre¬ gates, das aderförmig das Gestein durchzieht, so daß man eventuell an eine spätere Silifizierung denken kann. Das Eisenerz zeigt zerhackte Formen und ist wohl Titaneisenerz. Als Nebengemeng¬ teile Apatit und Titanit. Petrographische Untersuchungen 387 3. Quarzschiefer. Diese Gesteine bestehen vorwiegend aus weißem körnigen Quarz mit spärlichen Nebengemengteilen. Die Struktur er¬ scheint durch die Parallellagerung der oft stenglichen Quarze schiefrig bis lagenförmig, wobei eine gleichorientierte Einlage¬ rung der übrigen Gemengteile statt hat. Als Nebengemengteile erscheinen Glimmer, z. T. auch Hornblende und Augit, alle aber stets zurücktretend gegenüber dem quarzigen Hauptgesteins¬ bestandteil. Nr. 6. Nahe dem Häuptlings dorf Een am linken Ufer des Mang. Das Gestein erscheint als ein helles, parallelstengliges Ag¬ gregat von Quarz, im Querbruch zuckerkörnig erscheinend, mit Einlagerungen von Muscovit in farblosen, glänzenden Blättchen und einem mehr smaragd- bis hellgrünlichen Glimmer, der dem Fuchsit gleicht. Die Glimmer schmiegen sich den Quarzen innig an und verleihen dem ganzen Gestein ein stark glänzendes Aus¬ sehen. U. d. M. erkennt man innig mit einander verzahnte Quarz¬ körner nebst spärlichem Muscovit (auf den Spaltrissen winzige erzige Ausscheidungen, die ihn oft stark trüben) und einem klaren, schwach grünlichen Fuchsit - artigen Glimmer mit schwachem Pleochroismus in bläulichgrünen und grünlichen Far¬ ben1). Die Quarze zeigen gelegentliche Parallelstreckung; die streifige undulöse Auslöschung verläuft ungefähr parallel dieser Richtung. Innerhalb der einzelnen Quarzkörner beobachtet man häufig parallel-reihig- angeordnete Schwärme von Flüssigkeits¬ einschlüssen. Auf den Gesteinsklüften hier und da winzige Körn¬ chen von Graphit. Ganz akzessorisch etwas Apatit, Rutil und Granat in fast farblos durchsichtigen Körnchen. ]) yergl. die Angabe bei E. Weinsclienk: Die gesteinsbildenden Mine¬ ralien. 2. Auflage. Freiburg i. Br. 1907, S. 183. a = lichtlmnmelblau, b u. c = zeisiggrün. 25* 388 IX. Teil Nr. 7. Landschaft Ndogomaknmak, am rechten Sanaga- Ufer oberhalb der Fälle. Das quarzitische Gestein zeigt schiefrige Struktur und ent¬ hält parallel der Schieferung eingelagerte dunkelgrüne Horn- blendesäulchen und vereinzelte mehr ölgrüne größere Augitkörn- chen. Etwas Pyrit. In einer druckschiefrigen körnigen Quarzmasse spärlich ver¬ streut, erkennt man u. d. M. bläulichgrüne Hornblende, oft mit bräunlichem Glimmer in winzigen Blättchen verwachsen, und di- opsidischen blaßgrünen Augit mit beginnender Serpentinbildung. Der Quarz zeigt starke Druckerscheinungen und ist stellenweise zwischen den einzelnen grobkörnigeren Quarzlagen zu einem feinen Grus zerrieben. F. Sedimente. Von sedimentären Gesteinen wurden eine Reihe von Sand¬ steinen, Grauwackenschiefern und Tonschiefern untersucht. 1. Sandstein. Die Sandsteine erscheinen als mehr oder minder eisen¬ schüssige verkieselte, aus verrundeten Quarzkörnern bestehende Gesteine, die zum größten Teile als ein verkieselter Gneis- resp. Granitgrus zu betrachten sind. Eines der Gesteine zeigt den Quarz in stark brecciöser Form und mag daher besser als verkieselte Quarzbreccie bezeichnet werden. U. d. M. bieten sie nichts besonders Bemerkenswertes. Nr. 19. Am linken Flußufer F einkörniger eisenschüssiger mengungen von Feldspatkörnern. d es B a n g a bei N j o in b e. Sandstein mit spärlichen Bei- U. d. M. erscheinen die Körner wenig verrundet, sondern meist eckig, was auf einen nur wenig weiten Transport schließen läßt. Die kleinen Orthoklaskörner sind getrübt und zeigen Mus- covitbildung. Brauneisen verkittet die einzelnen Körner. Petrographische Untersuchungen 389 Nr. 27. Aus dem Flußbett des'-Babi bei Basu. Feinkörniger heller Granit-Sandstein, aus Quarz- und Feld¬ spatkörnern bestehend, denen spärlich Muscovit- und Biotit¬ schüppchen beigesellt sind. Nr. 28. Aus dem Flüßchen Afoajub bei Basu. Schwarzgrauer Granit-Sandstein mit reichlichem trübweißen Feldspat. Vereinzelt auch größere Feldspatbruchstücke. U. d. M. bestehen beide Gesteine aus einem Gemenge von Quarz- und Feldspatkörnern, die von einer feinkörnigen Quarz¬ masse verkittet sind, innerhalb derer z. T. reichlich (28; Mus¬ masse verkittet sind, innerhalb derer z. T. reichlich (Nr. 28) Mus¬ covit- und Biotitblättchen lagern. Infiltration von Brauneisen. Nr. 59 u. 60. A u s d e m M amue, Nebenfluß des Bali, am Wege Mamfe-Tinto. Feinkörnige, eisenschüssige grauschwarze bis gelblichbraune Sandsteine, schwach bituminös, mit Muscovitschüppchen. U. d. M. erkennt man ein körniges Quarzfeldspataggregat in inniger Vergesellschaftung, von Brauneisen umzogen. Hier und da Muscovit in kleinen Blättchen und kohlige Substanz, die besonders die kleinen Feldspatkörner auf den feinen Spalt¬ rissen infiltriert. Nr. 122. Am Mesani (Medsckam) am Wege B a m u ndum-Baf u t. Grauweiße Quarzbreccie, aus größeren Bruchstücken von milchweißem und grauem Quarz bestehend, die durch dichten mattweißen Quarz verkittet sind. Hier und da Anflug von winzigen Pyritkörnchen. o J U. d. M. beobachtet man größere und kleinere eckig-splittrige Quarzfragmente innerhalb einer feinkörnigen, fast felsitischen Quarzmasse. Hie größeren Körner zeigen Druckerscheinungen und starke undulöse Auslöschung oder Felderteilung. Innerhalb der kieseligen Zwischenmasse etwas Pyrit, 390 IX. Teil Nr. 107. Am Wege Gralim- Tibati. Schwärzlichgrünes feinkörniges Gestein mit Quarz- und .Feld¬ spatkörnern und Chlorit- und Epidotneubildung. Von Brauneisen durchzogen und mit Adern von trübweißem, dichtem Quarz. Quarz- und trübe Feldspatkörner von wechselnder Größe lagern u. d. M. in einem feinen Quarzgrus, untermengt mit Muscovitblättchen, grünlichen chloritischen Massen und Epidot¬ körnern. In adriger Form durchzieht fast felsitischer Quarz das Gestein. Gelegentlich beobachtet man Apatit in Form kleiner Nüdelchen. 2. Schiefer. Die untersuchten Schiefergesteine gehören zum größten Teil zu den sog. Mamfeschiefern, die sich als stark bituminöse, z. T. kalkige Tonschiefer charakterisieren. Sie erscheinen als dunkle schwärzliche, plattige, feinschiefrige, dichte Gesteine, mit zahl¬ reichen Muscovitschüppchen, z. T. mit knolligen und der Schich¬ tung parallel gestreckten Kalkknauern, z. T. auch mit kohligen Pflanzenresten unbestimmbarer Art und mit kleinen Pyritknollen. Nr. 42, 43. Aus dein Oyi-Fluß, nahe seiner Mündung in den Cross-Fluß (Ossidingebezirk). Nr. 46 — 49. Aus dem Flusse Moa am rechten Cross- Ufer in der Nähe des Dorfes Ayang (Ossidingebezirk). U. d. M. erkennt man in Schliffen parallel der Schieferung ein feinkörniges, stark bituminöses Quarzaggregat, dem sich spärlich Feldspat zugesellt, vermengt mit reichlichem Kalkspat in feinkörniger bis kleinkrystalliner Ausbildung, mit mehr oder minder reichlicher Brauneisenführung und etwas Pyrit in kleinen Körnchen. Schliffe senkrecht zur Schieferung zeigen eine Art Fluidalstruktur oder Spindelstruktur bei deutlicher Schieferung, indem der Kalkspat linsenförmige feinkörnige Aggregate bildet, um die sich die bituminöse dunkle sonstige Gesteinsmasse herum¬ windet. Die kleinen Kalkspatkörner zeigen stellenweise sphäro¬ lithischen Bau. Nach dem makroskopischen Befund hat man Petrographische Untersuchungen 391 cs hier z. T. übrigens auch nicht mit reinem Calcit, sondern auch mit Braunspat zu tun. Nr. 15C. Mao- Banjo, am Wege Banjo- C-a lim. Schwarzes kieselschieferartiges Gestein mit einzelnen gelb¬ lichweißen Gallen. U. d. M. erweist sich das Gestein als eine kieselige Grau¬ wacke. Es besteht aus einem feinkörnigen Gemenge von Quarz und spärlichen matten, wie opalisiert erscheinenden Feldspaten nebst wenigem Muscovit, das Ganze völlig erfüllt von einer bitu¬ minösen, schwarzen, körneligen Substanz, deren fleckige mehr oder minder reichliche Verteilung eine gewisse schlierige oder Lagenstruktur erzeugt. Sekundäre Brauneisenbildung. X. Teil. Fischneste aus den Mamfe-Schiefern. Von Prof. Dr. 0. Jaekel. Mit Tafel 1. Aus schwarzen Tonschiefern von Mamfebach in Kamerun, die H err Dr. Guillemain auffand, gingen mir als einzige Ver¬ steinerungen dieser Schichtenfolge durch Herrn Dr. E. Harbort einige Fischreste zu, deren Bestimmung deshalb besonders wün¬ schenswert war, weil sie allein Anhaltspunkte über das geologische Alter dieser Schiefer bieten konnten. Die Erhaltung der Fisch¬ reste war leider nicht günstig, so daß es selir mühsamer Präparations¬ arbeit unter 30-facher Vergrößerung bedurfte, um wenigstens einen dieser Fisclie so weit klarzustellen, daß seine systematische Be¬ stimmung möglich wurde. Es ist dies eine neue Form von Knochenfischen, die offenbar in die Verwandtschaft von Portheus gehört, der mit anderen Formen zu einer Familie der Chirocen- triden zusammengefaßt wurde. Diese Familie der Chirocentriden ist von A. Smith Wood- ward (Cat. Foss. Fishes Brit. Mus. (Nat. Hist. Bd.1V, S. 87) aufge¬ stellt für eine Anzahl von Formen, die innerhalb der Malacopterygier schon äußerlich durch die auffallend schräge Stellung ihrer Mundspalte und die starke Bezahnung und kräftige Ausbildung und Bezahnung ihrer Maxillaria und der Dentalia am Unterkiefer ausgezeichnet sind. Hierher gehört von fossilen Formen der bekannte Portheus, von dem riesige Skelette aus der nordamerikanischen Oberen Kreide jetzt vielfach in europäische Museen gekommen sind, ' Tchthyo- dectes und Saurocephalus , von lebenden Formen nur der kleine Fisclireste aus den Mumfe-Schiefern 393 Chirocentrus clorab aus den indischen und ostasiatischen Meeres¬ teilen hierher. Die uns vorliegende Form ist leicht als Mitglied dieser Familie kenntlich, da sie deren Merkmale in allen erhaltenen Teilen gut erkennen läßt. Die Mundspalte zeigt die auffallende Richtung nach oben und beweist durch das Ausbleiben einer Ver¬ schiebung der Kieferhälften, daß der Kopf und Körper des Fisches sehr komprimiert war. Vom Unterkiefer sind zwei längliche Deckknochen deutlich sichtbar, das bezahnte Dentale und das unten gelegene Spleniale. Auch das Supra angulare scheint im Zusammenhang mit dem Hinterende des Dentale erhalten zu sein. Denkt man sich diese Knochen des Unterkiefers wieder zusammen¬ gefügt, so ergibt sich zwar keine so dicke kräftige Form desselben wie bei Portheus und Ichthyodectes , aber doch eine ziemlich starke Ausbildung der Mandibeln, die ein charakteristisches Merkmal der Familie bildet. Im Oberkiefer ist das Praemaxillare nicht klar in seiner Form zu erkennen, aber doch seiner geringen Größe und seiner typischen Lage nach kenntlich. Die große Ausbildung des Maxillare und seine Hauptbeteiligung an der Bezahnung sind an unserer Form gut zu sehen. Die Bezahnung ist, wie bei allen Chirocentriden, kräftig, bleibt aber in jeder Beziehung indifferent und primitiv im Rahmen der Familie. Die Zähne sind noch un¬ gleich groß, nicht komprimiert und zu einer vorderen und hinteren Kante zugeschärft, sondern gerundet im Querschnitt, und an¬ scheinend mehr acrodont als thecodonjt befestigt. Das sind Merkmale, die den primitiven Typen unter den Chirocentriden entsprechen. Von dem übrigen Kopfskelett ist zunächst der Mangel eines Rostrale hervorzuheben, das für einige der jüngeren Mitglieder der Familie charakteristisch ist. Die Augenhöhle ist ziemlich groß, die Abdrücke zweier Scleroticalplatteu sind erhalten. Von den visceralen Deckknochen der Wangenregion ist das Quatratum (Q) mit seinem verdickten Gelenkteil, das über ihm gelegene Metapterygiuvi und das vor ihm gelegene Ectopterygium erkenn¬ bar. Neben letzterem befinden sich die suborbitalen Platten (S02), die schon bei den mesozoischen Ganoiden typisch ausgebildet 394 X. Teil sind. Die Knochen der Schädeldecke sind leider nur in ihrer Gesamtheit erkennbar. Die Region des Ethmoid (E), der Fron- talia (F), der Supraoccipitalia (Soc), der Praefrontalia (Prf), Post- frontalia (Ptf), Epiotica (Ep) und Squamosa (Sq) ist nur undeut¬ lich markiert. Das für einzelne Mitglieder der Familie bezeich¬ nende Verhältnis der Supraoccipitalia zu den Parietalia ist leider nicht genau klarzustellen. Hinter der Wangenregion folgen auf¬ recht gestellte Elemente, deren eines wohl dem H yo mandibulare (H), das kleinere darunter (S) dem Symplecticum entspricht. Hinter und unter ihnen folgen die Kiemendeckelplatten. Von diesen ist das Praeoperculum sehr gut erhalten und mit den charakteristischen nach hinten und unten divergierenden Rinnen versehen. Das oben gelegene Operculum ist mäßig groß, unter ihm scheinen zwei Platten vorhanden gewesen zu sein. Es ist aber nicht sicher, ob die hier vorhandenen Grenzlinien natürliche Plattengrenzen sind, oder von zufälligen Brüchen herrühren. Der Schultergürtel läßt einen schmalen, aufrecht gestellten Stab (Sp) erkennen, der unten verdickt ist. Seine genauere Form ist an dieser Stelle nicht zu erkennen; er stellt aber zweifellos das Cleithrum dar. Besonders typisch für die Portheiden ist die säbelförmige Ausbildung und kräftige Verschmelzung der vorderen Radien der Brustflosse. Diese selbst ist nicht mehr im Zusammen¬ hang sichtbar, wohl aber zeigen einige isolierte Radien (Pc) deren typische, kräftige und gestreckte Form. Ihre Länge beträgt un¬ gefähr zwei Drittel der vKopfhöhe. Die Wirbelsäule ist in ihrem vorderen Drittel vorhanden, aber nur zum Teil so erhalten, daß die Form der einzelnen Wirbel¬ körper (W) einigermaßen kenntlich ist. Dieselbe zeigt bei zylin¬ drischer Form und rückwärts zunehmender Länge anscheinend zwei seitlich axial verlaufende Einbuchtungen. Auch einige obere Bögen sind hinter dem Kopfe sichtbar. Die Rippen (R) sind schlank und lang, im Bereiche des Brustkorbes erhalten. Auch runde Schuppen mit konzentrischen Anwachsstreifen sind an ver¬ schiedenen Stellen der vorderen Rumpfregion erhalten. In allen sichtbaren Merkmalen ordnet sich unsere Form dem Pischreste aus den Mamf’e- Schiefern 395 Typus der Chirocentriden unter, nimmt aber gegenüber allen fossilen Vertretern dieser Familie eine primitive Stellung ein, inso¬ fern von den drei Hauptmerkmalen derselben, der schrägen Mund¬ stellung, der kräftigen Ausbildung des Unterkiefers und der säbel¬ förmigen Ausbildung der vorderen Strahlen der Brustflosse, die beiden letzten erst noch relativ schwach ausgebildet sind und auch die Aufrichtung des Unterkiefers sich hier noch in mäßigen Grenzen hält. Auch in anderen Eigenschaften scheint unsere Form weniger o o spezialisiert als die bisher bekannten Gattungen aus der Kreide; so sind die bei Portheus , Spathodactylus und Ichthyodectes sehr ver¬ kleinerten Augen hier noch normal groß, das Dentale ist ziemlich schmal, das Masillare schmal und einfach gestreckt, die Kopf¬ knochen nicht so verdickt und skulpturiert, und ein prämandi¬ bulares Knochenstück ist nicht mit Sicherheit nachweisbar. Dazu kommt, daß die Kameruner Form kleiner ist als die bisher ge¬ fundenen fossilen Formen und auch in diesem nicht unerheblichen Punkte am Anfang der Familie zu stehen scheint. Es scheint hier also, so weit wir die neue Form nach ihren bisher bekannten Teilen beurteilen können, eine neue Gattung der Chirocentriden vorzuliegen, die sich auch von dem einzigen lebenden Vertreter derselben, der Gattung Chirocentrus, in wichtigen Merk¬ malen, wie dem runden Querschnitt der Zähne, ihrer akrodanten Befestigung und der Ausbildung der Brustflossen unterscheidet. Da sich der lebende Chirocentrus in diesem Punkte weit von den fossilen Formen entfernt und jenen ganz indifferent gegenübersteht, erscheint er mir überhaupt nicht als Deszendent jener großen fossilen Formen, sondern als ein selbständiger Zwischentypus zwischen den Portheiden und den Thrissopiden, von denen sie schon Heckei1) mit Recht ableitete. Diesen steht nun allem An¬ schein nach unter allen typischen Portheiden unsere Kameruner Gattung auch am nächsten. Ich möchte sie vorläufig wie folgt definieren. 9 Heckei: Die fossilen Fische Österreichs. Denkschriften der math.-phys. Klasse der Akademie der Wiss. in Wien, Bd. I, S. 17, Wien 1840. 396 X. Teil »Körper einfach, spindelförmig, seitlich komprimiert Kopf mäßig groß. Mundspalte schräg aufwärts ge¬ richtet, mit mäßig großen, ziemlich gl ei c h förmigen, im Querschnitt gerundeten Zähnen besetzt. Unterkiefer relativ schmal, desgleichen das Maxillare, das hinter dem Praem axillare den ganzen Oberkieferrand bildet. Augen ziemlich groß, Schädeldachknochen anscheinend nicht nennenswert spezialisiert, Rost rum fehlt. Praeo- porculum mit zahlreichen den ganzen Hinterteil des Knochens besetzenden Radialfurchen. Die vorderen Strahlen der Brustflosse nicht gegliedert, gestreckt, aber ziemlich kräftig a u s g e b i 1 d e t. Wirbel und Be¬ rippung wie bei Chiro centrites , Portheus und anderen M i t g 1 i d ern der Fa milie«. Ich nenne die neue Form Pr op orth eus Kameruni nach dem Gebiet, dem sie entstammt und hohe, daß weitere Funde eine genauere Klarstellung ihrer Organisation ermöglichen werden, als mir diese nach dem einen schlecht erhaltenen Fragmente mög¬ lich war. Die Art ist im Rahmen dieser Gattung und der Familie vor allem durch ihre sehr geringe Größe ausgezeichnet, indem sie nur etwa 19 cm Länge erreichen mochte. Die tatsächliche Höhe des Kopfes betrug etwa 2,5 cm, seine Länge bis zum Praeoporculum 2,3, bis zum Schulterbogen einschließlich 3,3 cm. Die beigegebene Taf*. 1 zeigt die erhaltenen Teile des einzigen leidlich erkenn¬ baren Exemplares. Ob einige weitere mir übersandten Fragmente von Fischen derselben Art und Gattung angehörten, vermochte ich bei ihrer sehr mangelhaften Erhaltung nicht zu entscheiden. Da einer derselben vom Rücken zu sehen ist, also dorsoventral zusammengesunken ist, glaube ich nicht, daß er unserem Formen¬ kreis angehörte, da die Kompression seiner Mitglieder bewirkt, daß diese stets horizontal in der Schichtfläche ausgebreitet sind und demgemäß eine Seitenansicht darbieten. Die morphogenetische Beurteilung unserer Form ist deshalb so wichtig, weil sie den einzigen Anhaltspunkt für die Altersbe- Fischreste aus den Mamfe-Schiefern 397 Stimmung der sie bergenden Schichten bietet. Über diese letzteren schrieb mir Herr Dr. E. Harbort, Berlin: »In einer Schiefer¬ formation bei Mamfe fand sich ein einziges (leidlich gut erhaltenes) Fossil, ein Fischabdruck, nach dem sich vielleicht das ungefähre Alter dieser Schichtenfolge feststellen ließe. Da über die strati¬ graphische Stellung der Mamfe -Schiefer noch nichts festgestellt ist, und die Schichten eine weite Verbreitung besitzen, ist der Fund vielleicht von Bedeutung«. Nach ihrem morphogenetischen Verhältnis zu den bisher be¬ kannten cretaceischen Vertretern der Portheiden im engeren Sinne (exklusive CJiirocentrus Cuv.) und speziell der im Neocom ge¬ fundenen Gattung Micro centrites Heckei1) einerseits und anderer¬ seits den oberjurassischen Thrissopiden, die wohl den Ausgangs¬ punkt der Portheiden bildeten, möchte ihr Alter als unter er et a- ceiscli und zwar etwa als Wealden anzunehmen sein. Bei der obigen Altersbestimmung bin ich mir selbstverständlich der Möglichkeit eines Irrtums bewußt, da es überall Formen gibt, oder wenigstens geben kann, die in ihrer Entwicklung hinter der nor¬ malen des betreffenden Formenkreises mehr oder weniger lange zurückblieben und also auch in späteren Zeiten, als man sonst an¬ nehmen möchte, primitive Merkmale darbieten. Gerade hier mahnt der indifferente CJiirocentrus aus dem indischen Ozean in dieser Beziehung zur Vorsicht. Immerhin soll man die Ausnahme nicht zur Norm stempeln und deshalb die m. E. nächstliegende Schlu߬ folgerung von der Hand weisen, daß Proportheus Kameruni ]) Die typische Art von Chiro centrites Heckei, Ch. Coronii Heckei stammt aus den Unteren Kreideschielern von Goriansk bei Görz in Krain. Der Schädel einer dieser Art sehr nahestehenden oder mit ihr identischen Form fand ich vor 9 Jahren in den gelben Kalkschiefern der Insel Lesina, von wo Heckei eine kleinere Art seiner Gattung als Chiro centrites microdon beschrieb, die aber später von Heckei selbst, Bassani und Smith Wood ward (Cat. foss. Fishes. Brit. Mus., Part. III, pag. 526) zu 7 hrissops gestellt wurde. Der freundlichen Be¬ mühungen meines Kollegen Abel in Wien ist es leider nicht gelungen, das Ori¬ ginal der typischen Art von Chirocentrites coronii ausfindig zu machen. Das mir gütigst zum Vergleich übersandte Exemplar schien mir eher zur Gattung Thrissops zu gehören. 398 X. Teil älter erscheint als die bisher bekannten Mitglieder seiner Familie und deshalb vermutlich in die Unterste Kreide zu stellen ist. Dünnschalige, stets zerbrochene Schalen von Ostracoden, die etwa 1 mm Durchmesser besitzen mochten, sprechen dafür, daß die unseren Fisch, enthaltenden schwarzen Schiefer in brakischen Becken abgesetzt wurden. Bei Abschluß des Druckes zeigte mir Herr Dr. Harbort, Berlin, noch einige weitere Platten dieses Gesteins, die in größerer Anzahl Exemplare eines kleinen Teleostomen, vermutlich aus der Verwandtschaft von Leptolepis , enthalten, in deren Schwanzab¬ schnitt die Wirbelsäule distal aufwärts gebogen war, fast noch wie bei Oligopleurus und Megalurus. Auch fanden sich in diesen Platten größere Estherien von ca. 5 mm Länge und sehr feinen konzentrischen Anwachsstreifen. Wenn die neuen Fischreste auch für eine präzise Altersbestimmung der Schichten keine sicheren Anhaltspunkte bieten, da sich entsprechende Typen noch bis in jüngere Schichten erhalten haben, so würden sie doch einer untercretaceischen Herkunft gut entsprechen. © XI. Teil. Fossile Pflanzenreste aus den Mungo- Schichten in Kamerun. Yon Dr. P. Menzel. Mit Tafel 2. Durch Herrn Dr. Gufllemain wurden mir einige Stücke eines Pflanzenabdrücke enthaltenden Basalttuffes vom. linken Mun^o- Ufer unterhalb von Balangi in Kamerun zur Untersuchung»’ über- geben, welche einer Folge vulkanischer Tuffe und Geröllschichten entstammen, die in völlig konkordanter Lagerung zwischen den durch die Untersuchungen von Esch und Solger nach ihrer Fossilfülirung als dem Senon zugehörig erkannten Sandstein-, Kalk- und Tonschieferablagerungen der Mungo-Schichten zwischen¬ gelagert auftreten, und die deshalb von Dr. Guil leinain eben¬ falls als senon angesprochen werden. Genaueres über die Lagerungsverhältnisse der Fundstelle O O siehe S. 50. Es handelt sich um eine Anzahl von Stücken grauen Tuffes, die neben verschiedenen unbrauchbaren Fragmenten einige besser O o erhaltene Reste dicotyler Blätter darbieten; trotz ihrer geringen Zahl und trotz ihres nur teilweise vollständigen Erhaltungszustandes erwecken diese Reste Anspruch auf Interesse, da fossile Überreste dicotyler Pflanzen aus tropischen Gebieten überhaupt und aus Afrika insbesondere bisher nur erst ganz vereinzelt bekannt ge¬ worden sind. Im Nachstehenden soll darum eine kurze Beschrei¬ bung derselben gegeben werden. 400 XI. Teil Legiiininosites albizzioides n. sp. Taf. 2, Fig. 1, 2, 3. L. foliis duplicato-pinnatis , pinnis multijugis ; foliolis oppositis . vel suboppositis , firmis , 7.2 — / 7 mm longis , 4 — 6 mm latis , brevissime petiolulatis , ovato-lanceolatis vel lanceolatis , 6cm inaequilatera sub- cordatis , apice rotundotis , integerrimis ; nervatione incomplete-actino- droma , nervis basalibus 5 — 7, validiore apicem attingente , ceteris brevioribus, camptodromis ; nervis secundariis angulis acutis egre- dientibus , arcubus conjunctis et ramis externis arcuatim anastomos- antibus instructis; nervis tertiariis rete laxum formantibus . Am häufigsten landen sich unter den untersuchten Resten Bruchstücke doppelt gefiederter Blätter, deren die Abbildungen, Taf. 2, Fig. 1 — 3, einige darstellen. Von dünner Spindel stehen zahlreiche, sehr kurzgestielte, fast sitzende, ganzrandige, festhäutige Fiederblättchen wagerecht oder unter stumpfen Winkeln ab. Da kein Exemplar vollständig er¬ halten ist, läßt sich nicht feststellen, ob die Blätter paarig oder unpaarig gefiedert waren. Die Fiederchen stehen so dicht, daß sie sich mit den benachbarten oberen und unteren Rändern teil¬ weise decken; sie sind von lanzettlicher bis eilanzettlicher Gestalt und etwas asymmetrisch. Die Basis ist schwach herzförmig aus- gerandet, der untere Teil des Blättchens etwas vorgezogen; die Blättchenspitze ist stumpf abgerundet. Vom Stielansatz gehen 5 — 7 Basalnerven aus, deren einer kräftiger vortretend als schwach exzentrischer Hauptnerv die Spitze erreicht, während von den übrigen schwächeren im oberen Teile des Blättchens 1 — 2, im unteren Teile 3 — 4 in kürzerem Verlauf bogenförmig, zum Teil geschlängelt aufsteigen und unter einander oder mit den Sekundärästen des Hauptnerven anastomo- sieren. Die zahlreichen Sekundärnerven entspringen unter spitzen Winkeln; sie bilden dem Rande parallele, bogenförmige Schlingen und sind mit ebenfalls boo’enförmio; verbundenen Außenästen aus- gestattet; die Räume zwischen ihnen sind von einem - lockeren Netze der Tertiärnerven ausgefüllt. Fossile Pflanzenreste aus den Mungo-Schichten 401 Vergrößerte Darstellungen der wohlerhaltenen Nervatur einiger Blättchen geben die Abbildungen Taf. 2, Fig. 1 a, 2 a, 3 a. Diese Blätter sind als Leguminosen- Reste anzusprechen und bieten die größten Anklänge an die doppeltgefiederten Blätter mehrerer Albizzia-kxten, deren verschiedene der heutigen Flora des tropischen und subtropischen Afrika angehören. Die vorliegenden Reste mit einer lebenden Art von Albizzia oder einer anderen Leguminose?i-G&ttxmg vollständig zu identi¬ fizieren, war mir nicht möglich. Von weiteren Blättern liegen nur Bruchstücke vor. Artocarpidium (juilleinaiiiii n. sp. Taf. 2, Fig. 4, 5, 6. A. foliis amplis , coriaceis , verisimiliter ellipticis, integerrimis ; nervo primario crasso ; nervis secundariis valiclis , angulis 60 — 80° orieniibus , camptodromis. curvatis , secus marginem ascendentibus , in- fimis ramos externos emittentibus ; nervis tertiariis numerosis , con¬ fer tis^ transversis, e nervo primario angulis subrectis , e secundariis angulis acutis egredientibus , areas oblongas includentibus. Die auf Taf. 2, Fig. 4, 5, 6, abgebildeten Bruchstücke großer ledriger Blätter gehören sicher zur selben Art; sie lassen sich zu ganzrandigen Blättern von vermutlich elliptischer Form ergänzen, die am Grunde anscheinend etwas verschmälert waren; sie be¬ sitzen einen starken Mittelnerven und kräftige, entfernt stehende, am Grunde mehr genäherte Sekundärnerven, die unter Winkeln von 60 — 80° austreten, bogenförmig aufsteigen und, dem Rand nahe lang auslaufend, durch quere Anastomosen unter einander verbunden sind, zum Teil auch stärkere Seitenäste auf der Außen¬ seite aussenden; die feinen, dichtgestellten, querlaufenden Tertiär¬ nerven entspringen aus dem Mittelnerven unter fast rechten, aus den Sekundärnerven unter spitzen Winkeln und schließen lang¬ gestreckte Felder ein. Diese Blätter erinnern in ihren erhaltenen Merkmalen an Blattformen verschiedener tropischer Pflanzen, insbesondere mahnen sie an manche Moraceen und bieten vor allem Anklänge an mehrere fossile Formen, die zu den Gattungen Artocarpidium Ung. 26 Neue Folge. Heft 62. 402 XL Teil und Artocarpoides Sap. gezogen wurden, und deren Vertreter so¬ wohl aus dein älteren Tertiär Europas bekannt sind, wie solche auch aus tertiären Schichten südlicherer Gebiete beschrieben wurden. Aus dem Pliocän Javas gibt M. L. Crie (Recherehes sur la flore pliocene de Java, S. 9, tab. III, fig. 1) ein A rto carpidium Martinianum bekannt, dessen Blatt er mit der lebenden Ficus leucantoma Poir. vergleicht, und H. Eng elhardt (Tertiäre Pflanzen¬ reste aus dem Fajüm, Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns und des Orientes. Bd. XX, S. 211, Taf. XVIII, Fig. 1, 2) beschreibt zwei Blattstücke aus dem Eocän Ägyptens, die er mit Watelets Artocarpidium Desnoyersi aus dem ältesten Tertiär des Pariser Beckens zusammenbringt. Unsere Blattreste stimmen nun mit keiner der beschriebenen Artocarpidium- bezw. Artocarpoides- Arten genau überein; von den zunächst stehenden treten bei A. Desnoyersi Wat. die unteren Se¬ kundärnerven unter stumpferen Winkeln aus; bei A. Martinianum Crie entspringen die am Grunde genäherten Sekundärnerven unter viel spitzeren Winkeln und haben im übrigen Teil der Blatt¬ spreite viel größere Intervalle, während bei Artocarpoides cono- cephaloidea Sap. von Sezanne die Sekundärnerven dichter stehen und steiler aufgerichtet verlaufen. Von rezenten Arten bietet Artocarpus integrifolia L. sehr * ähnliche Verhältnisse der Nervation dar. Combretiphylhim aciiminatum n. sp. Taf. 2, Fig. 7. C. foliis membranaceis , oblong o-ovatis, apice acuminatis ; nervis prominentibus; nervo primario valido; nervis secundariis alternantibus, angulis 60 — 70 0 orientibus , arcuatim ascendentibus, juxta marginem arcubus conjunctis ; nervis tertiariis conspicuis , angulis subrectis egre- dientibus , areas tetragonales vel polygonales includentibus. Es liegt nur die vordere Hälfte eines bis zu 8 cm Länge er¬ haltenen , an der breitesten Stelle 6 cm breiten, langelliptischen Blattes mit lang ausgezogener Spitze vor, von anscheinend weicher Beschaffenheit, dessen Nervatur deutlich hervortritt. Fossile Pflanzenreste aus den Mungo-Schichten 403 Vom Mittelnerven entspringen unter Winkeln von 60 — 70° alternierend kräftige Sekundärnerven, die, bogenförmig aufsteigend, dem Rande nabe durch Schlingenbogen verbunden sind, und deren Zwischenfelder durch deutliche, unter wenig spitzen Winkeln aus¬ tretende Tertiärnerven in vierseitige bis polygonale Felderchen ge¬ teilt sind. Dieser Blattrest besitzt eine Form und Nervationsverhältnisse, die eine eindeutige Bestimmung seiner Zugehörigkeit ohne Zweifel nicht zulassen. Er bietet Ähnlichkeit mit verschiedenen afrika¬ nischen Anonaceen , mit manchen Moraceen des tropischen Afrika — z. B. mit Trymatococcus africanus Baill. — , vor allem aber läßt er sich vergleichen mit mehreren rezenten Combretum- Arten des schwarzen Kontinents, wie C. laxiflorum Welw., C. mucronatum Schum, et Thonn., C. trichanthum Fres., C. collinum Fres., ohne aber sich völlig mit einer dieser Arten identifizieren zu lassen. Ich führe ihn deshalb unter einer Bezeichnung auf, die die ange¬ gebene Ähnlichkeit zum Ausdruck bringen soll. Phyllites sp. Taf. 2, Fig. 8. Rh. foliis ellipticis , utrinque angustatis , chartaceis; nervis secun- dariis angulis 50° orientibus , camptodromis , juxta marginem arcu- atim conjunctis, nervis tertiariis inconspicuis. Das Taf. 2, Fig. 8, wiedergegebene Blattfragment läßt bei seinem mangelhaften Erhaltungszustand eine auch nur annähernde Deutung nicht zu. Es läßt sich zu einem elliptischen, beiderseits verschmälertem Blatte von ungefähr 7 cm Länge ergänzen, dessen camptodromer Sekundärnervenverlauf nichts Charakteristisches dar¬ bietet. Blätter ähnlicher Bildung werden bei Pflanzen der ver¬ schiedensten Familien angetroffen; sie finden sich, um nur ein Beispiel anzuführen, bei manchen Randia- Arten der heutigen Tropenflora Afrikas. Nach dem Angeführten bietet die kleine fossile Florida vom Mungo nur eine sehr beschränkte Anzahl von überdies zumeist unvollständig erhaltenen Resten dicotyler Pflanzen dar, deren Deu- 26* 404 Xf. Teil tung nur annäherungsweise möglich ist; sie erlauben eben, sie mi Vertretern der rezenten Tropenflora in Vergleich zu bringen, an¬ dererseits bieten sie Anklänge an Formen aus alttertiären Lager¬ stätten, Einen sicheren Schluß auf das Alter der sie bergenden Schichten zu ziehen, gestatten sie nicht; sie liefern aber auch kein Hindernis für die Annahme, daß die Tuffe , in denen sie einge¬ schlossen sind, der Kreideformation angehören, wie ihr Entdecker auf Grund der stratigraphischen Verhältnisse des Fundortes ver¬ mutet, denn es darf angenommen werden, daß unter der tropischen Sonne des Kamerungebietes seit weit entlegenen Zeiten klimatische Bedingungen die Gestaltung der Pflanzenwelt beeinflußten, die von den heute dort herrschenden nicht wesentlich verschieden waren, so daß in diesem Gebiete voraussichtlich schon zur Kreide¬ zeit eine Vegetation bestand, die sich seitdem wohl weiter ent¬ wickelte, aber nicht in ihrem Gesamtcharakter wesentliche Umge- staltungen erfuhr, wie die Pflanzenwelt während der jüngeren Perioden der Erdgeschichte in Gegenden der gemäßigten Zone, wo Klimawechsel und Änderungen der Oberflächengestaltung auf die Vegetationsdecke mächtig einwirkten. Es steht zu hoffen, daß in Zukunft weitere Aufsammlungen neue und vermehrte Unterlagen für die Beurteilung der Flora bieten werden, deren Reste in den Schichten am Mungo erhalten sind. — Außer den im Vorstehenden beschriebenen Pflanzenfossiiien liegt mir zurzeit — ebenfalls durch Herrn Dr. Guillemain ver¬ mittelt — noch ein recht umfangreiches, in verschiedenen Samm¬ lungen auf bewahrtes Material von Pflanzenresten aus tertiären oder jüngeren Basalttuffen von mehreren Fundstellen aus dem Deutschen Schutzgebiete Kamerun zur Bearbeitung vor, dessen Bekanntgabe später erfolgen wird. XII. Teil. Profil der Kreideschichten am Mungo. Nach den stratigraphischen Aufnahmen von C. Güillemain und den palaeontologischen Untersuchungen von E. Harbort. Etwa 3 km oberhalb des Ortes Mundame tritt der Mungo aus dem altkrystallinen Gebirge in das von Esch als sedimentäres Vorland bezeichnete Küstengebiet ein und bildet an dieser Stelle Stromschnellen und -fälle. Von hier ab folgt stromabwärts eine ununterbrochene Schichtenfolge von Sandsteinen, Tonschiefern und Kalkbänken in vielfacher Wechsellagerung, die unterhalb Ndo unter tertiären und jüngeren Sedimenten verschwindet. Es ist bereits früher festgestellt worden und von Güillemain durchaus bestätigt, daß die Schichten ziemlich regelmäßig von WNW. nach OSO. streichen und mit 5 — 10° nach SSW. einfallen, so daß der Fluß bei den Schnellen die liegendsten, bei Ndo die hän¬ gendsten Schichten angeschnitten hat. Aus dieser Schichtenfolge wurden zuerst durch Wohltmann und Wilsing Fossilien von einzelnen Stellen der liegendsten Kalk¬ bänke zwischen Mundame und Tiki aufgesammelt. Diese wurden seinerzeit durch A. v. Koenen1) einer genauen Bearbeitung unter¬ zogen. v. Koenen war auf Grund zahlreicher Ammonitidenarten, x) A. v. Koenen, Über Fossilien der unteren Kreide am Ufer des Mungo in Kamerun. Abh. d. Kgl. Ges. d. Wissenseh. zu Göttingern Math -plivs. Klasse, N. F., Bd. I, Nr. 1, S. 1 — 48. Berlin 1897. — Derselbe, Nachtrag dazu. Ebendort 1898, S. 49 — 64. 406 XII. Teil die zwar einer von ihm neu aufgestellten Gattung, der Gattung Hoplitoicles zugerechnet werden mußten, Formen, die indes der unter- cretacischen Gattung Hoplites am nächsten vergleichbar waren, zu der Ansicht gekommen, daß die sedimentären Schichten am Mungo der unteren Kreide (Neocom) angehörten. F. Solger1) hat dann das von Esch in den Jahren 1897/98 am Mungo gesammelte und das früher bearbeitete paläontologische Material von neuem ein¬ gehend untersucht. Er kam auf Grund des sehr viel umfang¬ reicheren und planmäßiger an verschiedenen Stellen aufgesammelten Cephalopoden-Materials zu dem Ergebnis, daß die Kreideablage¬ rungen an den Mungo-Ufern turonen (vielleicht auch cenomanen) und senonen Alters seien2). Diese Schlußfolgerungen konnten indes von Solger nur unter der Voraussetzung gemacht werden, daß, entgegen den Feststellungen Esch’s, nach seiner Ansicht die Schichtenfolge wiederholt gestört sein mußte, so daß dadurch heute in dem Mungo- Profil turone und senone Schichten in wiederholter Aufeinanderfolge in die Erscheinung treten müßten. Wenn trotz¬ dem aber, entsprechend der Auffassung von Esch, eine ungestörte Schichtenfolge vorliegen würde, so glaubte Solger dann durch die Resultate seiner paläontologiscken Untersuchungen gezwungen zu sein, anzunehmen, daß in der ganzen Schichtenfolge gleich¬ mäßig eine turon-senone Mischfauna vorhanden wäre. Es blieben somit in diesen Schlußfolgerungen, die aus der paläontologiscken Bearbeitung hergeleitet waren, noch mancherlei Unstimmigkeiten. Solger bezeichnete es daher selbst als sehr wünschenswert, wenn an der Hand neuer, genauerer, möglichst fortlaufend und horizontweise vorgenommener Aufsammlungen eine Nachprüfung seiner Schlußergebnisse stattfinden könnte3). Diese Revision hat nun 1905/1907 C. Guillemain vorgenommen und versucht, das Kreideprofil am Mungo systematisch aufzu¬ nehmen, insbesondere auch Schicht für Schicht auf die Fossil- 9 F. Solger, Die Fossilien der Mungo-Kreide in Kamerun und ihre geo¬ logische Bedeutung, mit besonderer Berücksichtigung der Ammoniten. In Esch, Beiträge zur Geologie von Kamerun. Stuttgart 1904, S. 85 — 242. , 2) 1. c., S. 202. 3) 1. c., S. 240. Profi] der Kreideschichten am Mungo 407 führung hin durchzuklopfen und damit die Möglichkeit zu geben, die Aufeinanderfolge der Faunen genau zu untersuchen. Das so gewonnene Versteinerungsmaterial wurde alsdann von uns einer Durcharbeitung unterworfen, die schon heute zu den in der Folge erörterten stratigraphischen Ergebnissen führte. Eine genauere paläontologische Beschreibung des gesamten umfang¬ reichen Materials, insbesondere auch der Pelecypoden- und Gastro- poden-Fauna, die seinerzeit von Solger nicht näher beschrieben worden war, wird erst in einer später erscheinenden Lieferung zu geben möglich sein. Hier beschränken wir uns darauf, zunächst eine Zusammenstellung lediglich der stratigraphischen Ergebnisse auf Grund der an Ort und Stelle vorgenommenen Profilaufnahmen und der vorläufigen paläontologischen Untersuchungen zu bringen. In der folgenden Aufstellung sind im Anschluß an die ört¬ lichen Aufnahmen die einzelnen fossilführenden, meist durch Kalk- und Tonschieferlagen innerhalb der vorwiegend vorhandenen Sand¬ steinschichten gekennzeichneten Horizonte als einzelne Profile mit römischen Ziffern I — VIII bezeichnet. Naturgemäß konnte bei dem flachen Einfallen und der häufigen Bedeckung der Schichten mit jüngeren Ablagerungen die Schichtenfolge ein und desselben Aufschlusses nicht an einer Stelle aufgemessen werden, sondern an verschiedenen Orten in verschiedenen Abschnitten, die inner¬ halb der Profile mit fortlaufenden arabischen Ziffern bezeichnet wurden. Die einzelnen Schichten dieser Abschnitte sind weiter¬ hin durch die einzelnen Buchstaben des Alphabets unterschieden. Vom Liegenden zum Hangenden sind folgende Schichten fest¬ gestellt worden, die sich wahrscheinlich unmittelbar unterhalb der Stromschnellen von Mimdame dem Granit auflegen, der hier von deutlichen, mit Reibungsbreccie ausgefüllten Bruchspalten durch¬ setzt wird. Profil I. Umfaßt die ganze Schichtenfolge von den Strom schnellen bei Mundame bis zu den hängendsten, fossillführenden Ablagerungen gegenüber der Elephantenbank. Bezüglich der Lage der Elephanten- bank vergl. die Ausführungen C. Guillemains im Teil III. Auf etwa 5 — 6 km Entfernung von den Stromschnellen im 408 XII. Teil Einfallen stehen zunächst einige Meter grobe, arkoseartige Granit- grus-Sanclsteine und vorwiegend aus Granitgeröllen bestehende Konglomerate an. Nach dem Hangenden nimmt die Korngröße des Sandsteins allmählich ab und es folgen abwechselnd feinkör¬ nige und mittelkörnige Quarzsandsteine. Erst wenig unterhalb Mundame, unweit der Mündung eines kleinen linksseitigen Zu¬ flusses, tritt in dem gleichförmigen, weißen und gelben Sandstein nachstehende Schichtenfolge auf: 0,30 m Sandstein, tonig, feinkörnig, blaugrau. 2,10 » Grobe Conglomerate, nach unten allmählich in grob- und fein¬ körnige Sandsteine übergehend, mit kalkigem Bindemittel. 0,40 » Sandsteinschiefer, knotig, bläulich-grünlich. 1,40 » Plattensandstein, schwach tonig und kalkhaltig. ? Sandstein, massig, mittel- bis feinkörnig, weiß bis gelb. Von hier aus bis etwa 400 m stromabwärts sind die Schichten schlecht aufgeschlossen, dann beginnt mit Tonschiefer nachstehende neue Schichtenfolge: la) 0,62 m b) 0,42 » c) 0,30 » d) 1 ,40 » 2a) 0,20 » Bröckelschiefer, glimmerreich, blaugrau bis graugelb. Enthält zahlreiche Fossilien, z. T. in Schwefelkieserhaltung: Pflanzenreste (unbestimmbar) Hoplitoides ? sp. Avicula sp. Leda cultellus v. K. Cordula cf. incurvata v. K. Telhna sp. Ton, fett, blau und grau, nach oben allmählich in Tonschiefer mit linsen- und knollenförmigen Kalkkonkretionen übergehend, mit : Lingula cf. truncata Sow. Nucula sp. Ton, sandig, mit Lagen von Kalklinsen. Plattensandstein. Tonschiefer, mit einzelnen, sandig- dolomitischen, harten Kalk¬ linsen. In diesen: Ostrea sp. Plicatula sp. Modiola? sp. Cgtherea plana Sow. » cf. tenuidentata v. K. u. a. C. sp. sp. Lucina sp. Liopistha ventricosa v. K. Actaeon ? sp. Profil der Kreideschichten am Mungo 409 b) 0,40 m Tonschiefer mit: Avicula sp. Leda sp. ind. Cardium sp.? Lima dilatata v. K. Seeigelresten. c) 0,10 » Tonschiefer mit vereinzelten Kalklinsen, enthaltend: Hoplitoides gibbosulus bipartitus (v. Koen.) em. Solg. Neoptycbites telingaeformis Solg. » sp. juv. Septifer cf. convolutus v. K. Liopistha n. sp.? Gervilleia sp. Cardium cf. perobliquum v. K. d) 0,30 » Tonschiefer, schwärzlich-blau, mit zahlreichen Cyprisschalen, ferner : Ostrea sp. Plicatula multiplicata v. K. Avicula sp. ind. Modiola sp. Leda sp. Septifer sp. sp. Cardium sp. Cytherea cf. Wohltmanni v. K. e) 0,20 » Kalkstein, hart, grau, nach oben tonig, mit: Mortoniceras nov. sp. aus der Verwandtschaft des M . texanum Roem. Hoplitoides iugens laevis (v. Koenen) em. Solger » cf. ingens laevis (v. Koenen) em. Solger » n. sp. » n. sp.? » cf. ingens v. Koen. sp. ind. » n. sp. ( bicarinatus Harb.) Ostrea sp. ind. Exogyra cf. auriformis v. K. Plicatula rugulosa v. K. (häufig) Pec-ten virgatus Modiola cf. plicifera v. K. Septifer convolutus v. K. Liopistha ? sp. » n. sp. Nerita multigranosa v. K. Gastropoda sp. (Steinkerne). 3a) 1,75 » Tonschiefer, schwarz, mit: Leda cf. cultellus v. K. Seeigelreste Lingula truncata Sow. 410 XII. Teil b) 0,40 m Kalklinsen schiebt in sandigem Tonschiefer mit: Exogyra sp. Pecten sp. juv. Corbula incurvata x . K. c) 0,40 » Kalkstein, hart, dicht. d) 0,05 » Kalksandstein, tonig, bröcklig, mit: Exogyra sp. Anomia sp. Pecten virgatus Sow. Lima dilatata v. K. (häufig) Lopatinia sp. Cytherea sp. Astarte? sp. Corbula incurvata x. K Dentalium sp. Turitella sp. Nerita multigranosa x. K. u. a. Gastropoda sp. 4a) 1,50 » Tonschiefer, schwarz, fossilarm. b) 0,10 » Kalk linsenschicht. c) 0,20 » Kalkstein, mit zahlreichen, großen Ammoniten, enthaltend Knochenreste Saurierzahn Decapoda sp. Cypris sp. lloplitoides ingens x. Koen. cf. nodifer Solger » ingens y. Koen. ex aff. nodifer Solger » cf. Wohltmanni x. Koen. » cf. gibbosulus x. K. Neoptychites telingaeformis Yar. discrepans Solg. Osirea sp. Exogyra auriformis x. K. Anomia sp. Plicatula rugulosa x. Iv. » placunea Lam. Pecten virgatus Sow. » cf. orbicularis x. K. Lima perplana x. K. » dilatata x. K. Modiola cf. plicifera x. Iv. Corbula cf. incurvata x. K. Pholadomya sp. Cytherea sp. sp. » Wohltmanni v. Iv. Liopistha n. sp. Patella sp. Nerita multigranosa x. K. Actaeon? sp. Profil der Kreideschichten am Mungo 411 5a) 0,05 m Blätterton, schwarzblau, fossilreich, mit: Seeigelresten Cypris sp. Plicatula sp. Anomia sp. Pecten sp. Corbula cf. incurvcita v. K. Cardium ? sp. b) 0,30 » Tonschiefer, fossilarm. c) 0,10 » Tonschiefer, nach oben stark sandig werdend. d) 0,55 » Kalkstein, hart. 6a — b) 1,30 m Tonschiefer, bröcklig, schwarz, im unteren Teile zahlreiche, meist unbestimmbare Abdrücke, Zweischaler- und Seeigelreste, daneben bestimmbar: Cypris sp. Avicula sp. Inoceramus sp. cf. Cripsi Mant. Cytherea cf. Wofiltmanni v. K. c) 0,30m Tonschiefer mit vielen Kalklinsen, schwarz. d) 0,10 » Kalklinsenschicht. e) 0,30 » Tonschiefer, schwarz, mit vereinzelten Kalklinsen. f) 0,25 » Tonschiefer, nach oben sandig, glimmerreich und bröcklig werdend. g) 0,20 » Kalkstein, nach oben tonig grau, in Linsen zerfallend. Mit zahlreichen Ammoniten. Die Kalke von c— -g führen folgende Fauna: Knochenreste Serpula octangula v. K. Bryozoa sp. Hoplitoides cf. ingens laevis (v. Koen.) em. Solger » cf. ingens costatus (v. Koen.) em. Solger Ostrea sp. Exogyra sp. Anomia laevigata Sow. (sehr häufig) Plicatula multiplicata v. K. (häufig) » rugulosa v. K. Pecten virgatus Sow. Modiola plicifera v. K. (häufig) Lima perplana v. K. » dilatata v. K. » nov. sp. Lucina sp. Tellina sp. » cf. phylloides v. K. Pholadomya sp. 412 XII. Teil Liopistha ventricosa v. K. 7a) 1,80 m b) 0,40 » c) 0,20 » d) 0,15 » e) 0,95 » 1) 0,20 » g) 0,10 » b) 2,00 » i) 1,00 » k) 2,00 » » D. Sp. Astarte sp. Area sp. » semiglabra v. K. Turitella sp. Nerita multigranosa v. K. Tonschiefer, fett. Tonschiefer mit Kalklinsen: Decap odenreste Oypris sp. Anomia? sp. Nerita multigranosa y. K. Kalkstein, hart, grau, mit zahlreichen Schalen yon Anomia sp. Tonschiefer mit Kalklinsen. Tonschiefer mit: Seeigelresten Avicula sp. Leda cultellus y. K. Tellina cf. phylloides v. K. Inoceramus? sp. Nerita multigranosa y. K. Kalkstein, hart, mit: Iloplitoides gibbosulus y. K. Exogyra sp. Anomia laevigata Sow. (sehr häufig) Plicatula multiplicata y. K. Panopaea ? sp. Mergelschiefer mit Kalklinsen, enthaltend: Anomia laevigata Sow. Tonschiefer, schwarz, blättrig mit: Seeigelresten Plicatula multiplicata Sow. Leda cultellus v. K. Pecten sp. juv. Tonschiefer, sandig-glimmerhaltig, graugelb mit Anomia sp. Plicatula rugulosa y. K. Liopistha sp. Sandstein mit allmählichem Übergang zum liegenden Tonschiefer. Hierauf folgt in unbekannter Mächtigkeit gelber grobkörniger Sandstein, der anfangs noch aufgeschlossen ist. Stromabwärts sind die Ufer überrollt und erst da, wo der Mungo den ersten rück¬ läufigen Bogen unterhalb der Stromschnellen beschreibt, ist das Profil der Kreideschichten am Mungo 413 folgende Profil II hauptsächlich an einer in den Fluß vorspringen- deu Klippe aufgeschlossen. (Wohltmann-Bank?) Profil II. a) 3,00m Sandstein, unten tonig, feinkörnig, nach oben abwechelud grob- nnd feinkörnig. b) 0,50 » Plattensandstein kalkig, wechselnd mit Plattenkalken. c) 0,50 » Ton, sandig, mit vielen großen Linsen eines fossilreichen, harten Kalksteins. d) 0,25 » Kalkstein, hart, fossilreich. Es folgt hierauf gleichmäßig feinkörniger Sandstein bis zum O o O Profil III, das wenig unterhalb des Dorfes Tiki oder Ediki am rechten Flußufer, etwa 200 m von diesem entfernt, in einer steilen Wand aufgeschlossen ist: Profil III. a) 0,80 m Kalkstein tonig, mit Peroviceras cf. subtricarinatum D'Orb., var. tridorsatum. Schlütk. b) 15,00 » Sandstein, überrollt. c) 8,00 » Kalksandstein. d) 1,30 » Sandstein, feinkörnig, tonig. e) 0,15 » f) 0,60 » g) 3,00 » h) 1,00 » i) 2,00 » » » » » » sehr feinkörnig, weiß, tonig. bankig abgesondert , werdend. tonig, feinkörnig und glimmerreich, feinkörnig. nach unten allmählich tonig Von hier ab folgt Sandstein mit gröberem Korn, meist über- rollt. Erst etwa 200 m oberhalb Balaugi findet sich am rechten Ufer ein kleiner Aufschluß mit folgendem Profil: a) 5,00 m Sandstein. b) 1,00 » » , kalkig. c) 2,00 » Sandstein. d) 0,80 » Kalkstein. Es folgt nunmehr Sandstein in unermittelter Mächtigkeit, bis zum Aufschluß Profil IV, an der Stelle, wo unterhalb Balingi der Mungo in einem rückläufigen Bogen fließt. Hier findet sich auf¬ geschlossen : Profil IV. a) ? m Kalkstein mit Spondylus ? Cytherea corbuloides 414 XII. Teil b) c) d) e-f) g) b) i) t) 1) m) n) o) P) q) r) la) b) c) d) e) 1) g) b) i) Tellina sp. Area sp. 0,20 m Tonschiefer, schwarz, mit harten dunklen Kalklinsen: Cypris sp. Inoceramus cf. Cripsi. Mant. 0,85 » Tonschiefer, schwarz mit Kalklinsenhorizont- (0,15 m). 0,10 » Kalkstein, schwarz 1,00 » Tonschiefer, schwarz, mit Cytherea sp. 0,20 » Kalkstein, hart, grau. 0,10 » Tonschiefer, gelb. 0,10 » Kalkstein, grauweiß, mit Cytherea cf. Wohltmanni y. K. Astarte sp. 0,20 » Tonschiefer, grau. 0,50 » Kalkstein, hart, grau mit • Hoploparia sp. Cytherea sp. 0,35 » Tonschiefer. 0,35 » Kalkstein, grau-schwarz, nach unten inTonschiefer übergehend, mit Cytherea Wohltmanni v. K. 0,65 » Tonschiefer, schwarz, oben gelblich und sandig. 0,15 » ■ » mit Kalklinsen, mit Barroisiceras cf. Brancoi var. armata. Solg. 0,85 » Tonschiefer, grau-gelb Tellina sp. sp. Pholadomya sp. ? » Sandstein, mürbe, grau-gelb. Einige hundert Meter stromab folgt nachstehendes Profil V. ? Sandstein. 0,75 m Kalksein. 2,00 » Tonschiefer, schwarz, fossilreich. 1,20 » Kalkstein, plattig, nach oben sich in Linsen auf lösend. 2,00 » Tonschiefer. 0,45 » Kalkstein. 1,70 » Tonschiefer, sandig, schwarz, unten mft Kalklinsen. 0,30 » Kalkstein, unten in Linsen aufgelöst. 1,20 » Tonschiefer, grau, mit Spondylus? sp. 0,30 » Kalkstein, hell grau-gelb, tonig mit Anomia laevigata Sow. Septifer sp. Lima sp. Area sp. Astarte cf. testicosta v. K. Profil der Kreideschichten am Mungo 415 k) 0,80m Tonschiefer, schwarz, enthaltend: Lopatinia sp. ind. Tellina sp. l) 0,20 » Kalkstein, hellgrau, mit Plicatula sp. Pecten sp. Septifer sp. Lucina sp. Area sp. Corbula incurvata v. K. Cytherea sp. Lopatinia sp. Natica sp. u. a. Gastropoden. m) 0,45 > Tonschiefer, sandig, bröcklig, grau-gelb, zu oberst Kalklinsen führend. n) 0,40 » Kalkstein, grau, hart. o) 0,15 »• Tonschiefer, sehr sandig, gelb-grau mit Knochenresten Cißherea sp. Leda cultellus v. K. Tellina sp. p) 0,20 » Kalkstein, grau-blau. q) 0,05 » Tonschiefer mit Anomia sp. r) 0,05 » Kalklinsenschicht mit Knochenresten Pecten sp. Cyprimeria? sp. s) 0,15 » Tonschiefer. t) 0,40 » Kalkstein. u) 0,20 » Tonschiefer, sandig. v) 0,16 » Kry stallisierter Kalksandstein. w) 0,60 » Tonschiefer, sandig. x) 0,65 » Kalkstein, nach oben in Kalklinsen aufgelöst. 2a) 3,10 » Tonschiefer, unten schwarz, nach oben grau bis gelb, sandig und glimmerhaltig werdend. Mit Fossilien, besonders auch kohligen Pflanzenresten. Im oberen Teile eine 0,10 m mächtige, graue, kalkig-tonige, harte Schicht, enthält: Lingula truncata Sow. Astarte testicosta v. K. Cardita nov. sp.? Cytherea noy. sp. b) 0,35 » Kalkstein, teilweise in Linsen aufgelöst, mit Fischzahn Decapodenrest (Exopodit.) Glypliaea sp. (Thorax) 416 XII. Teil Anomia sp. Pecten virgatus var. productus v. K. Tellina sp. Fusus sp. Turitella sp. Natica sp. c) 1,00 m Tonschiefer, die oberen 0,25 m mit Kalklinsen, enthaltend: Modiola p Keifer a y. K. Lopatinia lens Solg. d) 0,20 » Kalkstein, hart, dicht mit Spondylus? sp. Area sp. Astarte testicosta v. K. Cytherea tenuidentata v. K. Volutites sp. e) 2,00 » Tonschiefer, grau-gelb, sandig, fossilarm, mit einer Kalklinsen¬ schicht. f) 1,80 » Kalkstein, die mittleren 1,50 m bilden eine in wenig Tonschiefer eingebettete Kalklinsenschicht mit vielen Zweischalern und abgerollten, harten, sehr dichten, fossilfreien Kalkstücken. In dem darüber und darunter lagernden harten Kalke viele Kalk- spathdrusen und mehrfach kohlige Holzreste: Tissotia Fischeuri Grossouvre Peroniceras subtricarinatum var. tridorsatum Schlüt. (em. Grossouvre) Plicatula sp. Ostrea sp. Septifer convolutus v. K. Pecten virgatus Sow. Cytherea cf. corbuloides v. K. Cytherea sp. sp. Lopatinia lens Solg. (häufig) Area sp. Corbula sp. Astarte trigonella v. K. Cardium sp. Cyprina ? Actaeon ? sp. g) 0,50 » Kalkstein, dickplattig, am Grunde graue mergelige Schicht mit Ostrea sp. Anomia laevigata Sow. Septifer sp. Lima sp. Turritella cf. Kamerunensis v. K. 8a) 2,50 » Tonschiefer, schwarz, fossilleer mit Psammobia auriformis v. K. Leda cultellus v. K. 417 Profil der Kreideschichten am Mungo b) c) d) e) f) g) 0,50 m Tonschiefer mit Kalklinsen, unten mergelig sandige, graugelbe Schicht (0,10 m) mit Cardium sp. Turritella sp. 1,00 » Tonschiefer, bröckelig, kalkig, schwarz mit Serpula octangula v. K. Plioladomya sp. Cytherea ? sp. Tellina sp. 0,25 » Kalkstein, hart, mit vielen Zweischalern, bestimmt wurden: Pseudotissotia n. sp. Tellina sp. ( Psammosolen ?) Cytherea corbuloides v. K. Spondylus? sp. Area sp. sp. Area n. sp. Liopistha ventricosa v. K. Natica sp. Holzreste. 0,10 » Tonschiefer mit vereinzelten Kalklinsen. 0,25 » Kalkstein, hart, fossilreich: Cytherea elliptica v. K. Area sp. sp. (häufig). 2,10 » Kalksandstein mit einzelnen Kalklinsen: Tissotia latelohata Solg. Tissotia Tissoti Bayle. Osirea sp. Spondylus ? sp. Exogyra sp. Corhula incurvata v. K. Area sp. sp. Cytherea tenuidentata v. K. » Wohltmanni v. K. » sp. sp. » corbuloides v. K. Pholadomya sp. Cerithium ? sp. Fusus sp. 4a) 0,65 » Tonschiefer, fossilarm, nach oben sandig werdend und in Sand¬ steinschiefer übergehend, mit Astarte testicosta v. K. b) 0,30 » Kalkstein, hart, mit vielen Zweischalern: Cytherea sp. sp. Area sp. Cytherea ? sp. Neue Folge. Heft 62. 27 418 XII. Teil c) 0,20 m Kalkstein, bröckelig mit zwischengelagerten Tonschiefern: Exogyra sp. Anomia sp. Plicatula ? sp. Cardium ? sp. Area sp. sp. Cyprina ? sp. d) 0,50 » Tonschiefer, fossilarm, mit Cypris sp. Lingula sp. Liopistha ventricosa y. K. Corbula sp. Tellina sp. sp. e) 0,10 » Kalkstein, mit vielen harten Kalkgeröllen an der Basis. Septifer sp. f) 0,40 » Tonschiefer, grau mit schwarzen Kalklinsen, die nach oben häufiger werden, mit Cypris sp. Barroisiceras cf. Haberfellneri v. Hauer. Tellina sp. Lingula truncata Sow. g) 0,25 » Kalkstein, hart, grau, oben und unten tonig-sandig, mit vielen dickschaligen Zweischalern : Area nov.? sp. h) 6,00 » Tonschiefer, oben sandig, vielfach bröckelig und mehrere Lagen harter Kalklinsen führend: Calianassa sp. Cypris sp. Inoceramus sp. . Septifer sp. i) 2,50 » Ton, hell, mürbe, mit Pflanzenresten, vergl. die besondere Ab¬ handlung von Dr. Menzel. (Teil XI.) j) 5,50 » Sandige Tuff- und Aschenschicht mit vielen dicotylen Pflanzen-Abdrücken. Einzelne gröbere Gerölleschichten vul¬ kanischen Materiales zwischengeschaltet. k) 0,70 » Aschenschicht, braun, feinkörnig. l) ? bis 3,00 m aufgeschlossen, Tuff mit zahlreichen Gerollen vul¬ kanischen Materiales, nach oben in groben Sandstein über¬ gehend, der viel Aschen- und Basaltlävabeimeugungen führt. Es folgt hierauf grobkörniger, nach oben feiner werdender Sandstein in nicht bestimmter Mächtigkeit. Darauf legen sich abermals mehrfach Schichten wie i) und danach in erheblicher Mächtigkeit grobkörniger, glimmerführender, bröckliger Sandstein. Am rechten Stromufer, etwa 1,5 km stromab, (im Schichten- Fallen gemessen), folgt dann nachstehendes Profil der K rei d es chi eilten am Mungo 4 Hl Profil VI. a) ? m b) 0,50 » c) 0,70 » d) 0,20 » e) 0,80 » f) 2,00 » g) 0,50 » h) 1,10 » i) 2,50 » k) 4,50 » l) 0,20 » m) 0,80 » n) 0,75 » o) 0,80 » Sandstein, mittelleinkörnig, bankig abgesondert. Tonschiefer, sandig, kalkig. Sandstein, mittel- bis feinkörnig. Sandsteinschiefer. Sandstein, mittel- bis feinkörnig. Tonschiefer, sandig, mit einzelnen Kalkkonkretionen. Sandstein, hart, kalkhaltig, hellgrau bis gelb. Tonschiefer, nach oben in mittel- bis feinkörnigen Sandstein übergehend. Im Tonschiefer Kalkkonkretionen. Tonschiefer, blaugrau, mit Zweischaler- Abdrücken. Sandstein, unten feinkörnig, weiß, oben grobkörnig, gelb, z. T. rot. Sandstein, tonig-kalkig. Mergel, grau, mit härteren Konkretionen, fossilarm. Sandsteinschiefer, mergelig. Kalkstein, hart, grau, mit vielen großen Zweischalern: Lojjatinia obliqua Solg. Hierauf folgt massiger Sandstein in erheblicher Mächtigkeit, erst am Bakumba, der Mündung eines kleinen Zuflusses am rechten Stromufer, folgt abermals eine Reihe von Kalkstein-Touschiefer- Sandsteinschiefer-Schichten, die nicht einzeln aufgenommen wurden. An Fossilien enthielt das Profil VII: Astarte trigonella v. K. Lima dilatata y. K. Lucina sp. Corbula sp. cf. angulata. Cardium sp. Septifer sp. Turritella sp. sp. Fusus sp. sp. Profil VIII. Stromab wurde nur noch unterhalb Ndo am linken Stromufer eine Kalkstein -Einlagerung beobachtet. Fossilien wurden daraus nicht gesammelt. Von Ndo ab wurde der Strom nicht mehr befahren. v. Koenen und Solger haben ihre Altersbestimmung der Mungo-Schichten auf die Cephalopodenfauna begründet. Wir wollen daher zunächst auch hier nur auf die Bedeutung der Cephalo¬ podenfauna in dem vorstehenden geologischen Profil eingehen. Die Verteilung der einzelnen Gattungen auf die liegenden und hangenden Schichten gibt folgende Übersicht. 27* 420 XII. Teil Liegendes >■ Hangendes a) Hop litoides 1. H. gibbosulus v. Koen . . 2. » Ingens laevis (v. Koen.) em. Solger . . 3. » » nodifer (v. Koen.) em. Solger . . 4. » » costatus (y. Koen.) em. Solger . . 5. » Wohltmanni y. Koen. . 6. » bicarinatus n. sp. . . 7. » n. sp . b) Ne opty chite s 8. N. telingaeformis Solger . 9. » » discrepans Solger 10. » » sp. juv. . . . c) Mortoniceras 11. M. n. sp. Aus der Gruppe der M. texanum F.Koemer d) Peroniceras 12. P. subtricarinatum d’Orb. yar. tridorsatum Schlütb. em. Grossouvre. . . . e) Barroisiceras 13. B. cf. Brancoi Solger, yar. armata Solger . . . 14. » cf. Haberfellneri v. Hauer . f) Tissotia 15. T. Fischeuri Grossouvre em. Peron . » latelobata Solger . . » Tissoti Bayle . . . g) Pseudo tisso tia n. sp. fl 1 ® ^ o Cd d ^ 2 a s fl cp -2 C3 5m Cü i - 1 r-rt | fl ,±2 fl «- Ö :cä fl Oh fl tä 5-i CD fl Ph -d » (— ! *— J (— i fl fl ^fl « hS 5-( pO 05 fl Ci a ® fl a c3 1 0 + -f- + + + _+ + + + + + + + 0 Die dicken schwarzen Linien geben die durch Guillemains Aufsamm¬ lungen sicher nachgewiesene vertikale Verbreitung an. 421 Profil der Kreideschichten am Mungo Nach dieser Zusammenstellung könnte es nun den Anschein haben, als ob das Vorkommen der Gattungen Hoplitoides, Neoptychites und Mortoniceras auf das Profil I, also auf die liegendsten Schichten der Mungo-Kreide zwischen Mundame und der Elephantenbank, das Auftreten der Gattungen Peroniceras , Barroisicercis , Pseudotis- sotia und Tissotia dagegen auf die hangenden Schichten von Ediki stromabwärts bis unterhalb Balangi beschränkt wären. Damit stehen jedoch in vollem Widerspruch die Fundorts - Angaben, welche Solper in seinerUbersicht über die Ammonitenfauna der Mungo- Kalke V auf Grund der Esch’schen Originaletiketten ge- macht hat, sowie auch z. T. v. Koenens Angaben. Nach Solger fanden sich Vertreter der häufigsten Gattung Hoplitoides nicht nur in dem liegendsten Profil I, sondern auch bei Ticki, sowie bei Balangi und unterhalb Balangi und zwar gerade 6 recht bezeich¬ nende Arten selbst in den hängendsten Schichten bei und unterhalb Balangi. Ebenso wurden von hier zwei Arten von Neoptychites erwähnt. Andererseits erwähnt Solger aus den Aufschlüssen im Liegenden der Mungo-Schichten, der »Elephantenbank und Wohlt- mannbank« das Vorkommen von 2 Arten der Gattung Tissotia, 5 Spezies der Gattung Barroisiceras und das Peroniceras D ravidicum Kosmat. Wennschon es bei der relativen Seltenheit der Ammonitenreste überhaupt nicht weiter auffällig ist, daß die selteneren Formen von Guillemain nicht überall an den Orten wiedergefunden sind, von denen sie von den früheren Autoren beschrieben wurden, so bleibt es dennoch recht befremdlich, daß von Guillemain allein in dem Profil I, also der Elephantenbank, vielleicht auch der Wohlt- mannbank der älteren Autoren, Hoplitoidenarten und zwar in großer Anzahl gefunden wurden, während sich aus der ganzen hangen¬ den Schichtenfolge (Profil II — VIII) nicht einmal ein einziges Bruchstück von Hoplitoides unter dem von Guillemain gesammelten Material befand. Vielleicht erklärt sich dies dadurch, daß die meist größeren und darum in die Augen fallenden Hoplitoiden- reste an den Aufschlüssen in den hangenden Schichten von den früheren Besuchern der Fundorte aufgesammelt wurden, da ja b 1. c. S. 184—185. 422 XII. Teil die Ammonitiden nur dann dem Sammler zu Gesicht kommen, wenn sie in losen Blöcken oder z. T. aus dem Gestein herausge¬ waschen und herausgewittert sind. Immerhin bleibt es sehr merk¬ würdig, daß bei der letzten Aufsammlung in den liegendsten Schichten noch so viele gut erhaltene Hoplitoiden gefunden worden sind, in den hangenden dagegen nicht, sodaß die Vermutung nahe liegt, es möchten bei den früheren Aufsammluugen Verwechselungen der Etiketten vorgekommen sein. Wie dem auch sei, auf alle Fälle hat die Profilaufnahme durch Guillemain nachgewiesen, daß eine fortlaufende , durch keinerlei Störungen unterbrochene Schichtenfolge vorliegt. Auch die paläontologische Untersuchung stimmt mit diesen Ergebnissen insofern vollkommen überein, als eine einheitliche Fauna vorliegt, die, wie nunmehr ausgeführt werden soll, durch¬ aus den Charakter der so weit verbreiteten Emscherstufe der oberen Kreide trägt. Die Gattung Hoplitoides war bislang nur aus den Kameruner Kreideablagerungen bekannt geworden und konnte daher früher nicht unmittelbar für eine Altersbestimmung der Mungo-Schichten ver¬ wendet werden, v. Koenen hatte s. Z. angenommen, daß enge Beziehungen zwischen diesen von ihm beschriebenen neuen Formen und der Gattung Hoplites und Oxynoticeras der unteren Kreide beständen. Indes wurde bereits von Solger darauf hingewiesen, daß dieselben nicht derart waren, um für eine Gleichaltrigkeit dieser Fauna mit Unterer Kreide zu sprechen und er war darum zu der Überzeugung gelangt, daß die Hoplitoiden Abkömmlinge der Hopliten wären. Inzwischen hat nun kürzlich P e rvi n q u iere x) Hoplitoides ingens v. Koenen und verwandte Formen von der Basis des Coniacien von O. Riah. Dj. bou Dries in Tunis beschrieben, wodurch der Nachweis erbracht wurde, daß die Gattung Hopli¬ toides auch in Nordafrika zusammen mit Formen des untersten Senons bezw. der Emscher-Stufe vorkommt. Durchaus beweisend für das Alter der Mungo-Schichten für t b P er v in q uiere, Etudes de paleontologie tunisienne, Bd. I, Cephalo- poda. Paris 1907, Tafel 9, Fig. 8. Profil der Kreideschichten am Mungo 423 die Zugehörigkeit zur Emscher-Stufe ist für mich das Vorkommen der Gattungen Per onicer as und M ort oniceras , die sowohl für die Emscher- Ablagerungen in Norddeutschland, als auch für die gleichaltrigen Schichten des übrigen Europas als Leitformen gelten und auch für die Emscher- Ablagerungen bezeichnend sind, welche in Nordafrika, Amerika, Asien und Indien durch die gleichen Gattungen nachgewiesen wurden. Solper hatte bereits eine Per oniceras- Form von Diki be- schrieben und mit dem Peroniceras Dravidicum Kosmat aus der südindischen oberen Trichinopoly- Gruppe vereinigt, welches dort zusammen mit dem Placenticeras Tamulicum »einem nahen Ver¬ wandten von Placenticeras syrtale aus dem deutschen Emscher« vorkommt1). Aus dem Profil III und dem Profil V liegen uns nunmehr auch 3 Stücke von Peroniceras vor, die sehr gut überein - stimmen mit den von Schlüter2) als Ammonites tridorsatus be¬ schriebenen und abgebildeten Formen des deutschen Emscher. Grossou vre3) hat das Peroniceras tridörsatum wohl mit Recht mit Peroniceras subtricarinatum d*Orb. vereinigt, weil sich die s. Z. gemachte Trennung zwischen diesen beiden Formen mit einfachen Rippen und solchen, bei denen einzelne gegabelte Rippen vor¬ handen sind, wegen der vielfachen Übergänge zwischen beiden Typen nicht aufrecht erhalten ließ. Von Peroniceras Dravidicum Stob4) aus der oberen Trichino- polygruppe von Kurribiem in Indien unterscheidet sich P. subtri¬ carinatum var. tridörsatum Schl. (em. Grossouvre) durch stärkere Involution der Röhre, sowie durch abweichende Skulptur, insbe¬ sondere durch schwächere, aber zahlreichere Rippen. J) Solger, 1. c. S. 181 — 183. 2) Schlüter, Jüngste Ammoneen Norddeutschlands, Taf. V, Fig. 1, S. 26; Derselbe, Cephalopoden der oberen Kreide. Palaeontographica, Bd. 24, Taf. 41, Fig. 3 — 5, S. 158. . 3) Grossouvre, Ammonites de la craie superieure, Paris 1894, S. 94 — 97, Taf. 11, Fig. 1. 4) Stolitzka, Cephalopoda of the cretaceous rocks of Southern lndia. Bd. I, Taf. 31, Fig. 3, S. 54. Kosmat, Untersuchungen über die südindische Kreideformation. Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns und des Orients. Bd. IX, Taf. 23, Fig. 3, S. 190, 424 XII. Teil Peroniceras subtricarinatum wurde von Grossou vre1) aus dem Coniacien Frankreichs, von R ed t en b ach er2) aus den Gosau- bildungen der Alpen angeführt. Sehr nahe steht ihm hinsichtlich der Skulptur das Peroniceras Czörnigi Redtenbacher3), doch ist letzteres viel stärker involut. Schlüters4) Angabe, daß sich Peroniceras tridorsatum auch im Turon Westfalens (Paderborn) gefunden habe, steht vereinzelt da. Durchaus ähnliche Formen wurden aus Böhmen5) und aus den Kieslingswalder 6) Tonen von Schlesien beschrieben und auch von Prof. Dr. Johannes Böhm7) mehrfach aus den Emseher Schichten der subhercynischen Kreidemulde bestimmt. Nahe steht ihm auch nach Grossou vre8) der Ammonites tehamaensis Gabb. aus Kalifornien. Von besonderem Interesse ist endlich noch, daß das nahe verwandte Peroniceras Czörnigi Redten- bacher auch von M. Peron9) aus den Tissotien führenden senonen Schichten Algeriens angeführt wird. Von der zweiten für die Emseber Zone so typischen Ainino- niten-Gattung, der Gattung Mortoniceras , liegt nur ein einziges, aber gut erhaltenes Exemplar aus dem Profil I vor. Es schließt sich hinsichtlich seiner Gestalt und der Involution der Röhre ena: an die Formenreihe Mortoniceras texanum Römer, M. Zeilleri Grossouvre, AI. serrata-marginatum Redtenbacher, M. Emscheris Schlüter an. Bezüglich der Skulptur der Schale steht diese Form zwischen M. texanum , welches 5, Knotenreihen trägt, und dem 1 c. S. 97. 2) Redtenbacher, Cephalopodenfauna der Gosauschichten in den nord¬ östlichen Alpen. Abh. d. k. k. geol. Reichsanstalt Wien. Bd. V, Nr. 5, S. 125 Taf. 30, Fig. 3. 3) Ebenda, S. 105, Taf. 23, Fig. 4. 4) Schlüter, Jüngste Ammoneen Norddeutschlands, S. 26. 5) Fritsch und Schloenbach, Cephalopoden der böhmischen Kreide¬ formation. Prag 1875, Taf. 10, Fig. 1 — 3. 6) W. Dames, Verh. d. naturhist. Ver. f. Rheinland u. Westfalen. 1874, S. 97. 7) Nach freundlicher persönlicher Mitteilung. 8) 1. c. S. 104. 9) Peron, Ammonites du cretace superieur de l’Algerie. Mem. soc. geol. France. Nr. 17, S. 53 — 54. t Profil der Kreideschichten am Mungo 425 M. serrato-marginatum Redtenbacher, welches nur 3 Knotenreihen auf der Ventralseite aufzuweisen hat. Die Lobenlinie weicht in¬ sofern ab, als der erste Laterallobus unserer neuen Form viel flacher ist, als der der beiden vorher erwähnten Arten. Gleich¬ wohl muß diese Form als nahe verwandt angesehen werden. Die Formenreihe des Mortoniceras texanum gehört nun in Norddeutsch¬ land nach Schlüter1) dem Emscher-Mergel an. Nach Gross¬ ou vre2) soll sich in Frankreich das eigentliche M. texanum Römer erst im unteren Teil des Santoniens finden, während eine Anzahl nahe verwandter Formen, insbesondere das M. serrato-marginatum Redtenbacher, ferner das M. Zeilleri Grossouvre u. a. dem oberen und unteren Coniacien, also den äquivalenten Bildungen der Emscher Stufe angehören. Im übrigen besitzt die Formenreihe des M. texanum eine weite horizontale Verbreitung, da hierher gehörige Formen auch sonst noch aus Böhmen, aus den Gosau- bildungen3) der Alpen (d/. quinquenodosum Redtenbacher = M. texanum F. Römer), ferner aus Texas, Ägypten, Indien4) und, was uns besonders interessiert, auch aus den oberen Kreidebildungen Algeriens beschrieben worden ist5). Besonderes Interesse beanspruchen auch die verschiedenen Arten der Gattung Tissotia , welche aus den hangenden Schichten unterhalb Balangi gesammelt wurden, nach Solger aber auch bereits in den liegenden Schichten der Mungo-Kreide, der Elefanten¬ bank und Wohltmannbank beobachtet worden sind. Ich folge Solger6) und Peron7) in der engen Fassung dieser Gattung. Sie verstehen hierunter nur gekielte Ammonitiden mit ceratitenähn- lich gezackten Loben und ganzrandigen Sätteln einschließlich der¬ jenigen Formen, die einen Sekundärlobus oder mehrere im Außen¬ sattel tragen. Die Anzahl der Sekundärsättel schwankt zwischen x) Schlüter, Cephalopoden der unteren Kreide. Palaeontograpkica, Bd. 24, S. 156. 2) 1. c. S. 86. 3) Redtenbacher, 1. c., Ta!. 24, Fig. 3, S. 108. 4) Kosmat, 1. c. S. 145. 5) Peron, 1. c. S. 49 — 50. 6) 1. c. S. 158. 7) Peron, 1. c. S. 57. 426 XII. Teil 3 und 5. Tissotien kommen nach Solger1) vor »iu Frankreich, in der Gosau, in Algier, Tunis, Ägypten, auf den Molukken und in Peru«. Überall linden sich die Tissotien an der Basis des Senons bezw. im Coniacien. In Algerien aber kommen sie nach Peron zusammen vor mit Mortoniceras texanum Römer, Placenticeras syrtale und Peroniceras Czörnigi , also mit der Cephalopoden-Fauna der Emscher Stufe2). Von Balangi wurde bereits durch Solger3) eine zur Gattung Pseudotissotia gehörige Ammonitenform als Ps. Phillippii neu be¬ schrieben und abgebildet. Auch uns liegt eine neue Ammoniten- spezies vor, die der von Peron aufgestellten neuen Gattung Ps< udotissotia zugerechnet werden muß, weil die Sättel der im übrigen ceratiten- bezw. tissotienähnlichen Lobenlinien nicht voll¬ kommen ganzrandig, sondern durch einfache sekundäre Loben un¬ regelmäßig gezackt erscheinen. Die Form wird später näher be¬ schrieben werden, sie weicht in der Gestalt sehr von der Solgers- schen Art und den von Peron beschriebenen Formen ab. Peron4) hatte geglaubt, daß die Formen der Gattung Pseudotissotia einem tieferen Horizont angehörten, er rechnete sie zum Turon, während die echten Tissotien zweifellos dem untersten Senon angehören sollen. Da in dem Profil V bei Balangi die Tissotien mit den Pseudotissotien zusammen Vorkommen, so trifft diese Annahme wenigstens für Kamerun nicht zu. Hier ist auch die Gattung Pseudotissotia als untersenone bezw. Emscher-Gattung anzusprechen. Von der Gattung Barroisiceras fanden sich in dem von Guillemain gesammelten Material nur 2 Bruchstücke, die aus den hangenden Schichten, den Profilen IV und V unterhalb Ba¬ langi stammen. Solger lagen 10 Arten bezw. Varietäten vor, die zum größten Teil aus den liegenderen Schichten von der Wohltmannbank und von Diki, aber auch aus den hangenden Schichten stammen. Solger5) hat bereits ausgeführt, daß die 0 1. c. S. 196—197. Hier ist auch die betr. Literatur zu finden. 2) Solger, 1. c. S. 196. Peron, 1. c. S. 27. 3) Solger, 1. c. S. 162. 4) Peron, 1. c. S. 27. 5) Solger, 1. c. S. 197 — 198. Profil der ICreideschichten am Mungo 427 für die Kameruner Ablagerungen in Frage kommenden Barroisiceras- Arten in das Untersenon gerechnet werden müssen, da Barroisi - ceras Haberfellneri Hauer sowohl in Norddeutschland, als auch in Frankreich und der Gosaualp für die Stufe des Emscker und deren äquivalente Bildungen als Leitform zu gelten habe. t Die von Solger1) angeführte Gattung Acanthoceras , sowie die fraglich zu Phylloceras f und Place nticerasf gestellten Bruch¬ stücke gestatten, wie S olger . selbst angibt, keinerlei Schlußfolge¬ rungen auf das Alter der Mungo -Schichten. Sämtliche bislang aufgeführten Ammonitengattungen und -arten haben somit den Beweis geliefert, daß die Schichtenfolge am Mungo der Emscherstufe angehört. Nun hat aber Solger einige wenige Formen aus den Mungo- Kalken beschrieben, die turones Alter besitzen sollen und die ihn zu dem folgenden, hier wiedergegebenen Endergebnis seiuer strati¬ graphischen Untersuchungen veranlaßten: »Unterturon ist in den Mungo-Kalken jedenfalls vertreten, ebenfalls Einscher. Wahrscheinlich kommen auch oberturone Schichten vor, vielleicht auch cenomane. Dagegen liegen keine Gründe vor, noch ältere Schichten anzunehmen, und bis zur Auf¬ findung von Fossilien, die einwandfrei das Vorhandensein von unterer Kreide dartun, muß der Mungo-Kalk für Turon (bezw. Cenoman) bis Untersenon gelten2).« Da ferner diese turonen Formen zusammen mit den typi¬ schen senonen aus den gleichen Aufschlüssen gesammelt worden waren, glaubte Solger zu der Annahme gezwungen zu sein, daß entweder zwei verschiedene paläontologische Horizonte, Tu¬ ron und Senon, vorliegen müßten, die nur durch tektonische Vorgänge wiederholt in Erscheinung treten, oder daß eine Misch¬ fauna von turonen und senonen Formen sowohl in den liegen¬ den, als in den hangenden Schichten am Mungo vorkomme. Letztere Annahme schien ihm vom paläontologischen Standpunkt aus selbst sehr bedenklich3), erstere ist durch die Profilaufnahme, 0 Solger, 1. c. S. 199. 2) Solger, 1. c. S. 200. 3) Solger, 1. c. S. 202. 428 XII. Teil wie bereis oben erwähnt, widerlegt. Es ist daher noch erforder¬ lich, kurz auf die Formen einzugehen, die von So lg er als be¬ weisend für turones Alter der Schichten bezw. für eine Mischfauna von turonen und senonen Formen angesehen wurden. In Frage kommen folgende Formen: 1 . BaculPes cf. gracilis Stanton, 2. Puzosia Denisoni Stob, 3. die Gattung Neoptychites mit einer Anzahl neuer Arten. Bei der ersten Form, dem Baculites gracilis handelt es sich nur um ein Bruchstück, welches noch dazu schalenlos war, also nur um einen Steinkern. Solger wagte daher selbst nicht, es mit der amerikanischen Form bestimmt zu identifizieren. Da es andererseits nach Cragin noch zweifelhaft ist, ob die amerikanische Form nicht auch zusammen mit der Emscher Form Placenticeras syrtale in den Eagle-Ford- Schichten vorkommt, also diese Form bis in das Senon hinaufreicht, so halte ich es für völlig unzulänglich, auf dieses Bruch¬ stück hin Schlüsse auf turones Alter zu gründen. Die zweite Form, Puzosia Denisoni war bereits v. Koenen* 2) bekannt, der sie als Desmoceras Kamerunense abgebildet und be¬ schrieben hatte, auch bereits die Ähnlichkeit mit Puzosia Denison erkannt hatte, doch sich nicht entschließen konnte, seine Form mit derselben zu vereinigen. Solger3) lagen zwei neue Exemplare vor, die mit den von Stolitzka und Kossmat beschriebenen indischen Formen so ähnlich sind, daß er glaubte, die Kameruner Form mit diesen vereinigen zu müssen. Puzosia Denisoni findet sich aber in Indien in der »oberen Abteilung?« der Utaturgruppe von Odium, also in Schichten turonen Alters. Hierzu ist jedoch folgendes zu bemerken. Die Gattung Puzosia findet sich nach Pervinq liiere4) bereits in der Barremieustufe der unteren Kreide und geht in Tunis bis in die Stufe des Maestrichtien hinauf. Unter anderen kommen ganz ähnliche b Cragin, Contribution to the invertebrate Palaeontologie of the Texas cretaceons, S. 238. 2) v. Koenen, Nachtrag, Tafel VII, Fig. 1 — 3, S. 55. 3) Solger, 1. c. S. 103 — 105. 4) Peryinquiere, 1. c. S. 140. Profil der Kreideschichten am Mungo 429 Formen auch in den Gosaubildungen der Alpen, im Emscher Nord- deutschlands, im Untersenon von Böhmen, im Senon Frankreichs1) und Madagaskars vor. Auch in Indien gehen Arten aus der Formenreihe der Puzosia planulata Sow. nach Kossmat2) bis in die Trichinopoly -, ja selbst bis in die Aryalar- Gruppe, also bis in das Senon hinauf. Die ganze Gruppe der Puzosieu ist nun aber wegen der einfachen Skulpturen so wenig differenziert, daß zwischen den einzelnen unterschiedenen Arten alle möglichen Variationen vor¬ zukommen scheinen, so daß hinsichtlich der Speziesabgrenzung die Ansichten der einzelnen Autoren sehr weit voneinander abweichen und einer scharfen Artunterscheidung daher von vornherein mancher¬ lei Schwierigkeiten entgegentreten. Es erscheint mir überhaupt mißlich, derartig wenig charakteristische Formen, die an so weit von einander gelegenen Orten in Indien und in Kamerun gelebt haben, allein zur Altersbestimmung von Schichten zu benutzen. Selbst für den Fall, daß es sich in der Kameruner Art um die gleiche Form handelt, würde ich lieber glauben, daß sie durch mehrere Horizonte hindurch bis in das Senon hinaufgeht. Als ein besonders schwerwiegender Beweis für turones Alter der Mungo-Schichten wurde von Solger das Auftreten der Gat¬ tung Neoptychites angesehen. Die Gattung Neoptychites wurde von Kossmat3) für die beiden Arten N. Telinga Stol. und N. Xetra Stol. aus der unteren und mittleren Utaturgruppe (also dem Cenoman und Turon), von Odium in Südindien aufgestellt. Neoptychites Telinga Stol. beschrieb auch Peron4) aus dem Unterturon von Saumur in Algerien und Grossouvre5) nennt N. cephalotus Courtiller aus dem Turon als identisch mit ihm. Solger6) machte nun aus den Mungo-Schichten folgende neue Arten bekannt: 9 Grossouvre, Bull. soc. geol. de France, III. Serie 28, S. 878. 2) Kossmat, a. a. 0. S. 114 — 119. 3) Kossmat, 1. c. S. 163 — 168. 4) Peron, 1. c. S. 38 — 40. 5) Grossouvre, Bull, de la soc. geol. de France 3 ser. Bd. 24, S. 86, (nach Solger, 1. c. S. 194). p) Solger, 1. c. S. 105 — 122. 430 XII. Teil N. telingcieformis » » » var. elegans » » » » palmata » » » » discrepans » crctssus » » var. asgmmetrica » perovalis von Koenen. Neoptgchites telingaeformis Solger steht nun zwar dem N. Telinga Stol. aus Indien und Algerien sehr nahe, weicht in¬ dessen doch in manchen Punkten, sowohl in der Skulptur, als auch der Gestalt der Lobenlinie und dem Querschnitt von den indischen und algerischen Formen nicht unerheblich ab, aus welchem Grunde sich Solger auch nicht entschließen konnte, ihn damit zu ver¬ einigen und daher den Namen N. telingaeformis wählte. Die Gattung Neoptgchites besitzt demnach, ähnlich wie die Gattung Puzosia , eine größere vertikale Verbreitung, sie geht aus dem Cenoman in das Turon hinauf. Da nun alle übrigen Ceplia- lopodenformen, wie oben ausgeführt, durchaus den Charakter der Emscherfauna tragen, und andererseits die Neoptychiten sowohl in den liegenden, als den hangenden Schichten am Mungo nach¬ gewiesen sind und diese hier in den gleichen Schichten mit den typi¬ schen Formen des Emscher Vorkommen, so dürfte es näher liegen, daraus den Schluß zu ziehen, daß mehrere Arten der Gattung Neoptgchites auch bis in die Stufe des Emscher hinaufgehen, als die umgekehrte Schlußfolgerung zu machen, aus diesen Formen auf turones Alter der Ablagerungen zu schließen. Demnach ist für die Gattung Neoptgchites zurzeit eine vertikale Verbreitung vom Cenoman bis zum Emscher bekannt geworden. Hinsichtlich der übrigen Fauna, der Crustaceen, Gastroproden, Zweischaler und Echiniden ist zu bemerken, daß sich viele Formen eng an die von Peron aus Algerien beschriebenen Faunen an- schließen, aber auch eine große Anzahl kosmopolitischer Arten vor¬ liegen, die auch sonst überall im Untersenon bezw. der Emscher Stufevorkommen. Näheres wird darüber in der späteren paläon- tologischen Beschreibung mitgeteilt werden. 431 Profil der Kreideschichten am Mungo Zusammenfassung der stratigraphischen Ergebnisse. 1. Die Neubearbeitung der Fauna der Mungo-Schichten auf Grund des von Guillemain nach Horizonten gesammelten pa- läontologisehen Materiales hat die Untersuchungen von Solger insofern bestätigt, als auch nach diesen Ansammlungen an den Mungo-Ufern zwischen Mundame und Ndo nur Schichten der oberen Kreide vorhanden sind und kein Anlaß vorliest, an- zunehmen, daß auch noch Schichten der unteren Kreide ausge- 7 o bildet sind. 2. Die Mungo-Schichten bestehen aus einer ununterbrochenen Schichtenfolge von Sandsteinen, die mit Kalkhorizonten wechsel¬ lagern, denen vielfach Ton- und Mergelschiefer zwischengelagert sind. Für die Annahme von Störungen in diesem Profil hat weder die Profilaufnahme, noch der paläontologisehe Befund Anhaltspunkte gegeben. 3. Die in den Mungo-Schichten enthaltene Cephalopodenfauna insbesondere die Gattungen: Peroniceras , Mortoniceras , Tissotia, Pseudotissotia , Hoplitoides und eine Anzahl von Arten der Gattung Barroisiceras beweisen, daß die Mungo-Schichten der Emscher- Stufe zuzurechnen sind. Hierbei mag es dahingestellt bleiben, ob wir die Emscher Stufe, wie es manche Autoren vorziehen, an die Basis des Senon stellen, oder ihr eine selbständige, dem Cenoman, Turon und Senon gleichwertige Bedeutung zuschreiben. 4. Die Ammonitenfauna der Mungo-Schichten schließt sich, worauf schon Solger hinwies, eng an diejenige der oberen Kreide¬ schichten Algeriens an. Nachdem neuerdings Pervinquiere auch die Gattung Hoplitoides und mehrere übereinstimmende Arten der¬ selben aus dem Coniacien von Tunis beschrieben hat, werden diese Beziehungen der Kreide vom Mungo zu der Nordafrikas noch um vieles enger, zumal da diese Gattung aus anderen Gegenden bislang nicht beschrieben worden ist. 5. Die bei weitem überwiegende Mehrzahl der Ammoniten trägt untersenonen (bezw. Emscher) Charakter. Die Gattung Neoptychites , welche bislang nur aus cenomanen und turonen Ab¬ lagerungen bekannt war, kommt sowohl in den liegenden, als 432 XII. Teil auch iu den hangenden Mungo-Schichten vor. Daraus ist zu schließen, daß es sich um eine Gattung von längerer Lebensdauer handelt, die in Kamerun in die Emscher Stufe hinaufgeht. 6. Die von Solger aus Kamerun beschriebene Puzosia Deni- 'soni kann ebenfalls nicht als beweiskräftig für turones Alter der Mungo-Schichten gelten, da die Form einer zu indifferenten und außerdem sehr langlebigen Gattung angehört. 7. Die Emscher Zeit war für Kamerun eine Zeit der vor¬ rückenden Meerestransgression. Damit stehen in Übereinstimmung die auch an andern Orten der Erde vielfach gemachten Beobach¬ tungen, daß nach einer allgemeinen Regression des Meeres wäh¬ rend der Turonzeit mit den Ablagerungen der Emscher-Zeit neue positive Strandverschiebungen und Überflutungen vieler Festländer stattgefunden haben. XIII. Teil. Ergebnis der Untersuchungen ver¬ schiedener Bodenarten Kameruns. Von Dr. Guillemain. Literatur. 1. F. Wo hitmann, Der Plantagenbau in Kamerun und seine Zukunft. Berlin 1896. 2. F. Wohltmann u. H. Kratz, Über Böden aus Kamerun, Senegambien und Deutsch-Ostafrika und eine verbesserte Methode der Bodenana¬ lyse. Journal für Landwirtschaft. Jahrg. 1896, S. 211 — 234. 3. F. Wohltmann, Ein Beitrag über Latent- und Boterde. Journal für Land- wirtsch. Jahrg. 1891, S. 148 — 159. 4. F. Wohltmann, Über den Kulturwert der tropischen Lateritböden. Desgl., Jabrg. 1894, S. 385—389. 5. F. Wohltmann, Handbuch der tropischen Agrikultur, Bd. I. Leipzig 1892, S. 121-256. 6. E. Hamann, Bodenkunde. 2. Aufl. Berlin 1905. 7. W. Koert, Geol. agron. Untersuchung der Umgegend von Amani in Ostusambara aus Ber. über Land- und Forstwirtschaft in Deutsch- Ostafrika, II. Bd. 3. Heft. 8. F. Wohltmann, Die Deutsche Landwirtschaft und unsere Kolonien. Mitt. a. d. Yersuchsfelde d. landw. Akademie Bonn-Poppelsdorf. Sonder- abdr. a. d. Illustr. Landw. Ztg. 17. Jahrg. (1897), Nr. 'fl 2. 9. B. Grans, Die Bedeutung der Nährstoffanalyse in agronomischer und geo- gnostischer Hinsicht. Jahrb. der Kgl. Preuß. geol. Landesanst. u. Bergakad. 1902. XIII, 1. Soweit mir bekannt geworden ist, sind von der großen Zahl der verschiedenen Bodenarten, die naturgemäß in den weitaus¬ gedehnten und klimatologisch-physiographisch und geologisch so verschieden gearteten Landstrecken des Schutzgebietes vorhanden 28 Neue Folge. Heft 62. 434 XIII. Teil sind, bisher nur verschwindend wenige einer genaueren Unter¬ suchung hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung, insbe¬ sondere bezüglich ihres Nährstoffgehaltes und damit ihrer Ver¬ wendbarkeit zu nutzbringenden Kulturen unterzogen worden1). Daher sammelte ich auf meinen Reisen eine Reihe von Boden¬ proben, die schon nach dem geologischen Untergrund, der Art- ihrer Entstehung und Zusammensetzung, die Annahme zuließen, daß sie als verschieden und gewissermaßen als einige Normaltypen der dort vorkommenden Böden würden zu gelten haben. Die Proben wurden in der allgemein üblichen Weise mit aller Genauig¬ keit, allerdings nur aus den oberen Bodenschichten von 1 — 50 cm, in jedem Falle mindestens von 10 verschiedenen, gleichmäßig über eine größere, topographisch und geologisch möglichst gleich ge¬ staltete Fläche verteilten Stellen entnommen. Leider mußten im Laufe der Bearbeitung noch einige der Untersuchungen ausge¬ schieden werden, da die rechtzeitige Herstellung der chemischen Analysen bis zur Beendigung der Bearbeitung auf Schwierigkeiten stieß. Es verblieben dann im ganzen nur 6 Proben, deren Un¬ tersuchung aber immerhin, wie zu hoffen ist, einiges Interesse bieten dürfte, da es sich eben um Typen weit verbreiteter Boden¬ arten des Schutzgebietes dabei handelt. Die Untersuchungen wurden im Laboratorium der Königl. Geol. Landesanstalt zu Berlin unter Leitung des Herrn Prof. Dr. Gans ausgeführt'2), der mir das Ergebnis dieser Untersuchungen wie folgt (S. 435) freundlichst mitteilte. Nach Wohltmann’s Untersuchungen der Kamerunböden (2, S. 221) kann der Gehalt eines Bodens an Nährstoffen bezeichnet werden als: reich gut nicht genii gend bei Stickstoff . 0,2 0,1 0,05 v. H. » Kalk und Magnesia . 1,0 0,4 0,20 » » Phosphorsäure . 0,2 0,1 0,06 » » Kali (in kalter Salzsäure löslich) 0,2 0,1 0,05 » 0 Die Untersuchungen Woliltmanns beschränken sich auf die Basalt¬ böden des Kamerunbergmassivs. 2) Auch sonst bin ich Herrn Prof. Dr. Gans für seine freundlichen Rat¬ schläge bei Bearbeitung dieses Teiles zu Dank verpflichtet. Ergebnis der Untersuchungen verschiedener Bodenarten Kameruns 435 »Begutachtung der Böden nach den Analysenresultate n. I. n. 1 — 1 1 — 1 1 — 1 IV. Y. YI. 100 g Feinboden (unter 2 mm) nehmen an Stickstoff auf 52,8 51,6 76,5 22,7 33,2 22,8 Der Auszug mit kalter Salzsäure bei 48-stündiger Einwirkung enthielt: AL O3 . 3,87 5,99 3,37 1,32 1,63 1,48 Fe2 O3 . 6,08 18,98 11,32 3,02 1,92 3,33 CaO . . 0,17 0,27 0,08 0,06 0,11 0,13 MgO . 0,08 0,21 0,63 0,05 0,19 Spur IGO . 0,06 0,08 0,31 0,09 0,12 0,10 Na2 0 . 0,11 0,10 0,06 0,01 0,09 0,07 Si02 . — — — — ■ — — H2S04 . . . Spur Spur Spur Spur Spur Spur B2 05 . 0,09 0,11 0,08 0,03 0,06 0,05 Dei ’ Boden enthielt ferner : C02 (nach Finkener.) . . . Spur Spur Spur Spur Spur Spur Humus (nach Knop) . . 4,70 4,73 1,92 3,18 1,75 4,99 N. (nach Kjeldahl) .... 0,20 0,21 0,09 0,15 0,10 0,23 Hygroskop-Wasser bei 105° C. 2,89 3,92 4,46 1,39 1,15 1,32 Glühverlust ausschl. C02, hygrosk. H20 und Humus 9,82 12,40 8,96 4,39 3,51 3,52 In HCl Unlösliches (Ton und Sand und Nichtbestimmtes) 71,93 53,00 68,72 86,31 90,37 84,78 Summa 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 |ioo,oo I. Alluvialer Boden der breiten Ebene des Flüßchens Ketschum am Wege Bamum-Bangola. (Landkonzession der Gr. N. K.). II. Roter Basaltverwitterungsboden der reichen Farmen am Wege Bamenda- Bamum (Fomas Dorf Bagankop). III. Schieferverwitterungsboden am Crossufer bei Mamfe (Ossidinge-Bezirk). IY. Gneisverwitterungsboden der Umgegend von Esudan (Ossidinge-Bezirk). V. Alluvialer Sandboden der Ebene bei Ntem (Banjo-Bezirk). YI. Sandsteinverwitterungsboden der Umgegend von Mamfe (Ossidinge- Bezirk). Analytiker: I, II, V, VI Muenck; III, IV R. Wache. 28* 436 XIII. Teil Nach Probe I. » II. » III. » IV. » V. » VI. dieser Tabelle leidet: (am Flusse Ketschum) an Kalk- und Magnesia- Armut (auch Kali fehlt). (Weg Bamenda-Bamum) an Kalk- und Magnesia-Armut (Crossufa bei Mamfe) an Kalk- und Phosphorsäure- Armut. (Umgegend von Esudau) an Kalk-, Magnesia- und Phosphorsäure- Armut. (Umgegend von Mamfe) an Kalk-, Magnesia- und Phosphorsäure- Armut. (Ebene bei Ntem) an Kalk-, Magnesia- und Phosphor¬ säure-Armut. In der Hauptsache fehlt es den Böden an Kalk und Magnesia. Eine Kalkdüngung wird voraussichtlich die (nach der mineralogi- sehen Untersuchung des Herrn Dr. Guillemain) vorhandenen, bis jetzt schwerer löslichen Kalireserven in leichter lösliche Form überführen, um so mehr als bei dem Reichtum an Humus und Stickstoff auf eine energische Verwitterung der Böden zu schließen ist. Die Absorption gegen Stickstoff beweist, daß die Böden teils in genügender, teils in reicher Weise über Stoffe verfügen, die ein Auswmschen der löslich gemachten Nährstoffe zu verhindern imstande sind«. Diesen Ausführungen möchte ich noch folgende Einzelheiten hinzufügen : Der Boden I findet sich außer au dem angegebenen Ort der Herkunft dieser Probe in größerer Ausdehnung, besonders in den flachen Flußtälern der Hochlandgebiete, aber auch in den von mir im Kapitel VII (Tektonik des Schutzgebietes) als altkrystalline Gebiete bezeichneten Teilen des Schutzgebietes. Er erfüllt zumeist die flachen Flußtäler dort, wo zur Regenzeit die Wassermassen im Überschwemmungsgebiet sich ausbreiten. Er findet sich in größerer Erstreckung, z. B. in den sumpfigen flachen Tälern des Mbam und Nun, Mao-Meng, Mao-Bana usw. Der Boden ist dem¬ zufolge ein typischer, alluvialer Schwemmboden, ist meist schwarz (vom Humusgehalt) und, infolge sehr fein verteilten, ziemlich reich- Ergebnis der Untersuchungen verschiedener Bodenarten Kameruns 437 lieben Tongehaltes, wenig wasserdurchlässig. Nach seiner Lage würde er wohl in erster Linie für, auf feuchtem Boden gedeihende Kulturen, besonders für Reisbau in Frage kommen können, wozu er sich sicher vorzüglich eignet, da die Nährstoffe der oberen Schickten sich jedenfalls alljährlich durch Neuanschwemmungen ersetzen1). Mit gutem Erfolge ist er zweifellos in der Trocken¬ zeit aucli für Mais- und Tabakkultur brauchbar, wie vereinzelte Eingeborenenanpflanzungen beweisen. Von dauernden Kulturen würde wahrscheinlich Bambus- und - Zuckerrohr darauf gute Erträge liefern. Die Probe selbst stammte von unkultivierten, teils mit Busch, teils mit Gras bestandenen Flächen. Nr. II ist die Probe eines Bodens, der besonders im ganzen Hochlandsgebiete oder besser in den Graslandsgebieten eine außer¬ ordentliche Verbreitung aufweist, als Verwitterungsprodukt basal¬ tischen Gesteinsgrundes. Er ist meist rot gefärbt und in der Trockenzeit in den oberen Schichten staubförmig, und dort auch vielfach vom Winde umgelagert, so daß er geradezu als Basalt- lateritlöß bezeichnet werden könnte. Dies bedingt wohl auch seine außerordentliche Fruchtbarkeit, besonders auch da noch, wo er ohne Kulturwechsel wieder und immer wieder von den Einge¬ borenen zur Anlage ihrer Planten- (Musa), Bataten-, Kartoffeln- und dergl. Farmen mit Vorliebe benutzt wird. Seine Verbreitung ist eine sehr große, besonders konnte ich ihn in großer Ausdehnung z. B. in den Landschaften Bali, Bamenda, Bansso, Bamum, Kambo feststellen.2) Es ist anzunehmen, daß gerade dieser Boden sich in hervorragender Weise, namentlich bei geeigneter Einführung einer rationellen und meist so einfach herzustellenden Bewässerung während der Trockenzeit zur Kultur von Tabak und Baumwolle eignen wird, besonders da, wo er, wie vielfach, an nicht ganz ]) Damit hängt wohl auch der im Verhältnis zu den Pioben III und IV noch hohe Kalkgehalt, der hohe Humus-, Stickstoff- und Phosphorsäuregehalt (den Wohltmann als »reich« bezw. »gut« bezeichnet) zusammen. 2) Ähnlich dürfte auch der fruchtbare Boden des Basaltdeckengebietes im Ossidinge-Bezirk sich teilweise verhalten, wenn er auch stellenweis mehr dem Basaltverwitterungsboden im Küstengebiet (Kamerungebirge) gleichen dürfte. 438 XIII. Teil flachen Berghängen, noch reichlich von Gesteins(Basalt)trümmern durchsetzt ist, die neben den durch Windanwehung herbeigeführten kleinsten, unvollkommen zersetzten Gesteinspartikeln, dem Boden ständig neue Pflanzennährstoffe zuführen. Jedenfalls möchte ich ihn für einen der besten und fruchtbarsten Böden halten (beson¬ ders natürlich auch für Mais1) [Negerkorn], Hirse [Durakorn] und vielleicht auch Getreide[Weizen]anbau geeignet). Sein Gehalt an P2O5 ist nach Wohltmann »gut« und wenn auch seine Analyse an sich Mangel an Kalk und Magnesia zeigt, wie die sämtlichen untersuchten Böden Kameruns, so sind doch die Gehalte relativ hohe. Allerdings erscheint auch der Kali-Gehalt ver¬ hältnismäßig niedrig. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, daß die Probe von seit langer Zeit in Kultur befindliche^, zumeist mit Planten bestandenen Farmen stammt, also von Stellen, wo die Nährstoffe des Bodens sicher ganz besonders stark in Anspruch genommen waren. Anders würden sich aber voraussichtlich diese Verhältnisse auf Geländestrecken stellen, die zum ersten Male nach dem Brennen des Grases für Farmzwecke Verwendung finden würden, mindestens hinsichtlich des Kaligehaltes. Der Stickstoff¬ gehalt ist mit 0,21 nach W. sogar als »reich« anzusehen und die P2O5 mit 0,11 als »gut«, ebenso ist die Aufnahmefähigkeit für N eine hohe. Der für tropische Klimaverhältnisse wohl als relativ hoch zu bezeichnende Humusgehalt (mindestens hinsichtlich der anderen untersuchten verschiedenen Bodenarten) von 4,73 v. H. (der höchste hier überhaupt festgestellte) ist makroskopisch über¬ haupt kaum erkennbar (im Gegensatz zu I, wo ihn schon die Farbe deutlich verrät) und ist offenbar in vorteilhafter Weise äußerst fein verteilt. Von diesem Boden zu unterscheiden sind die Basaltverwitte- ♦ rungsböden des Küstengebietes, besonders am Kamerun- Gebirge, und am Mungo, die ja als einzige bisher iu großem Maßstabe be¬ baute, (Kakao- und Gummipflanzen-(Kikxia)-Farmen) am meisten bekannt geworden sind (vergl. die Arbeiten W ohltmanns, 1 bis 5) 0 Auf ihm gedeihen heute die reichen Maisfarmen des Häuptlings von Bamuni, z. B. in den Landschaften Fosset und Basset, die ich schon anderwärts als die »Kornkammern« dieses Landes und Volkes der Bamums bezeichnete. Ergebnis der Untersuchungen verschiedener Bodenarten Kameruns 439 und auf deren Zusammensetzung und Kulturfähigkeit deshalb hier weiter nicht eingegaugen zu werden braucht. Die Probe III stellt einen auf den ausstreichenden Schichten der Mamfe-Schiefer (Kalktonschiefer) entstandenen Boden dar. Er ist dementsprechend, soweit bisher bekannt, nur auf verhält¬ nismäßig ganz geringe Gebietsstrecken im Ossidinge-Bezirk und zwar besonders bei Mamfe, ferner unweit Aiwawa in der Nähe der Soolquellen, bei Ayang-Kescham und am Oyiflusse am rechten Cross-Ufer, beschränkt. Ihm ganz ähnlich scheinen die Tonschieferverwitterungsböden am Mungo-Ufer zwischen Mundame und Ndo zu sein. Er bildet einen ganz hervorragenden Bodentypus, namentlich da, wo er, wie an der Mündung des Bali in den Cross, durch größeren Humusgehalt gelockert erscheint, während er an sich außerordentlich schwer ist. Auch, er ist arm an Kalk, immerhin enthält er mit 0,7 1 °/o Kalk -f- MgO die höchste Menge dieser Stoße unter allen untersuchten Bodentypen. Der Gehalt an Kali ist mit 0,31 ebenfalls der höchste unter den untersuchten Böden und überschreitet wesentlich die obere Grenze der von Wohltmann für reiche Böden angegebenen Menge. Sowohl dieser Boden als auch der Typus VI, der Sandsteinverwitterungs¬ boden des Sedimentärgebietes, haben ganz besonders reiche Kali¬ reserven, denn der Boden ist wie die ihm zugrunde liegenden Gesteine, Tonschiefer und Sandstein, von Muscovit außerordent¬ lich reichlich durchsetzt, welcher der Zersetzung, wie es scheint relativ lauge zu widerstehen scheint. Der reichliche Gehalt des Bodens III an absorbierenden Substanzen scheint hier die Kaliführung besonders zu begünstigen. Die Aufnahmefähigkeit für Stick- Ce O O Stoff ist mit 76,5 die höchste der untersuchten Bodenproben, der Stickstoffgehalt mit 0,09 noch als gut zu bezeichnen. Im allgemeinen wird also dieser Boden als hervorragend gut zu gelten haben und sollte, da er besonders reich an Nährstoffreserven ist, für den Anbau von Dauerkulturen, wie besonders Kakao und Kixia-, Kaffee- und Tee-Pflanzungen ganz besonders bevorzugt werden. 440 Xni. Teil Es ist zu bedauern, daß infolge des geringen Areals, auf dem die Schieferschichten im allgemeinen wegen ihres steileren Ein- fallens, und der geringen Mächtigkeiten wegen, innerhalb mäch¬ tigerer Sandsteinhorizonte ausstreichen, diese Bodenart voraus¬ sichtlich nur sehr beschränkte Verbreitung haben wird. Jedenfalls aber wird sie auch ihre guten Eigenschaften auf den Typus V vielfach übertragen, mit dem sie gemischt, schon wesentlich weitere Verbreitung aufweist. Die Probe entstammte einem nicht in Kultur befindlichen, aber vom Urwald befreiten und mit niederem Busch bestandenen Gelände. Es sei hier die weitere Charakterisierung des Typus V an¬ geschlossen, der besonders für das Sandsteingebiet des Ossidinge- Bezirks und nur mit wenigen unbedeutenderen Unterschieden (geringere Kalireserven) für das Kreidesandsteingebiet am Mungo und Dibombe gilt. Der Mangel an Kalk, Magnesia und Phosphorsäure, der schnelle Zerfall, der durch Umlagerung bereits stark zersetzten Granitbestandteile (der meiste Sandstein im Ossidinge-Bezirk ist Granitsandstein) werden für kurze Kulturen (Mais, Kartoffeln, Bataten usw.) hier eine ganz besonders schnelle Erschöpfung der Nährstoffe zur Folge haben, wenn nicht durch das Heranziehen tieferer Bodenschichten für die Farmkultur eine teilweise Erneuerung ständig stattfindet. An anderer Stelle habe ich schon darauf hingewiesen, daß unter diesem Gesichtspunkte gerade für jenen Bezirk die Einführung europäischer Bearbeitungs- methoden (Pflug, Grabscheit) und des Kulturwechsels erhöhtes Interesse gewinnt. Je quarzreicher der Sandstein wird, desto weniger fruchtbar erscheint er naturgemäß und besonders die Einlagerungen gröberer Quarzkonglomerate sind für Kulturen wenig empfehlenswert. Im allgemeinen werden sich die Kreidesandsteiuböden wesentlich besser für forstwirtschaftliche als für landwirtschaftliche Zwecke ver¬ wenden lassen. Hier bliebe freilich noch die geeignetste Art der Aufforstung bezw. die dafür günstigst zu wählenden Baumarten festzustellen. Jedenfalls enthält das Gebiet gerade ausnehmend viele besonders große und kräftige Urwaldbäume, Ergebnis der Untersuchungen verschiedener Bodenarten Kameruns 441 Die Probe entstammte dem Urwaldgebiet. Die Probe IV wurde dem Gneisverwitterungsboden in der Nähe des Dorfes Esudan entnommen, und kann vielleicht als charakteristisch angesehen werden für viele der weit ausge¬ dehnten Gneisverwitterungsgebiete des Schutzgebietes. Es muß indessen hinzugefügt werden, daß in diesen Gebieten, die ja teils der Küstenzone, teils dem Hochgebirge, teils flachen und sanften Niederungen angehören, noch eine ganze Reihe verschiedener Boden¬ typen zu unterscheiden sein wird, von denen obiger nur einen einzelnen darstellt. Bei der ungeheueren Verbreitung dieser Boden¬ arten (wohl mehr als 3/s des ganzen Schutzgebietes, vornehmlich den ganzen Süden bedeckend) wird man ihren Untersuchungen in der Zukunft ganz besonderes Interesse widmen müssen. Besonders ist zu betonen, daß hier nach der topographischen Lage ganz verschiedene Stadien der Verwitterung (Lateritisierung) werden unterschieden werden müssen, worauf für die teilweise ähnlichen Verhältnisse in Ostusambara in trefflicherWeise besonders Koert (7) hinwies. Wenn auch vielleicht in Kamerun die Einteilung in jüngeren und älteren Rotlehm sich nicht in gleicher Weise wird durch¬ führen lassen, so wird man doch auch hier je nach dem Stadium der Verwitterung und der Art der Entstehung Ei uzeiunterschiede in der Bewertung der Böden zweckmäßig vornehmen. Im allge¬ meinen wird man im Gneis-Granitgebiet, überhaupt im altkrystal- linen Gebiet, zu unterscheiden haben, wenn man von den Waldböden des Küstengürtels (besonders im Süden) und der Flußtäler ab¬ sieht, soweit sie nicht überhaupt als alluviales Schwemmland zu bezeichnen sind, zwischen a) diesen tiefgründigen eluvialen Lateritlehmböden (mit eingestreuten Eisen-Manganerzkonkretionen) oder zusammenhängenden Oberflächenlateriten, die ich als alteluvial bezeichnen möchte, und b) den wenig tiefgründigen, lediglich an den Berghängen pluviatil zusammengeschwemmten, oder jungelu- vialen Gehängeböden. Die letzteren werden trotz ihrer geringen Tiefgründigkeit zwar die an Nährstoffen reicheren, aber für Bewirtschaftung im Großen weniger brauchbaren, steinigen Gerolle- oder Grusböden abgeben. 442 XIII. Teil Die entnommene Probe entstammt den in Kultur befindlichen und z. T. früher in Kultur gewesenen (die Eingeborenen jener Gegend nehmen öfters Ortswechsel ihrer Farmen vor) Boden in der Nähe des Dorfes Esudan. Der Mangel an Kalk, Magnesia und Phosphorsäure, an zeo¬ lithebildenden Stoffen, die, im Verhältnis zu den anderen unter¬ suchten Bodenarten, geringere Aufnahmefähigkeit des Feinbodens für Stickstoff, sollten eigentlich erwarten lassen, daß er wenig fruchtbar sei. Dies ist indes keineswegs durchweg der Fall. Es scheint vielmehr nur, wde an dem Orte der Probenahme, in der un¬ mittelbaren Umgebung der Dörfer, infolge dauernden und inten¬ siven Anbaues, eine arge Erschöpfung des Bodes an Nähr¬ stoffen stattgefunden zu haben. Wie anzunehmen, wird also die hier gefundene Zusammensetzung des Bodens keine typische sein. Immerhin lieferte auch dieser Boden noch leidliche Farmerträge. Ich möchte ihn als eine Zwischenstufe des von Koert in Ost- usambara als »jüngeren Rotlehm« bezeichueten Bodens zum »älteren Rotlehm« ansehen , denn an einzelnen Stellen geht er zum Teil, besonders an Berghängen, in zusammenhängende Zellenlaterite (Oberflächenlaterite) über, oder ist doch von ein¬ zelnen konkretionären Eisen - Mangau - Oxyd -Knöllchen reichlich durchsetzt. Da er meist außerordentlich tiefgründig ist (wie der Bau der für die Yamskultur angelegten Gruben und einzelne Handbohrungen erwiesen), so wird auch bei ihm jedenfalls ein wesentlich besseres Anbauergebnis infolge tieferer Ackerbearbeitung o O o zu erwarten sein. Bei der enormen Verbreitung dieser Bodenart wird man ge- rade ihr große Aufmerksamkeit widmen müssen, und nach den geeignetsten Anbaumethoden, wie vorzunehmendem Fruchtwechsel, Art der Beackerung, der möglichst vorteilhaftesten Form der Düngung usw. forschen müssen. Die Probe VI endlich stellt einen Bodentypus dar, der be¬ sonders in den Ebenen der Flußtäler im altkrystallinen Gebiete verbreitet ist, da wo die Flüsse das Hochgebirge verlassen und auf breiten, ebenen Flächen Gelegenheit haben, ihre mitgeführten Ergebnis der Untersuchungen verschiedener Bodenarten Kameruns 443 gröberen Sinkstoffe in weiter Ausdehnung abzusetzen. Er ist also als Fluß-Grand-Boden zu bezeichnen. Er fand sich z. B. in größerer Verbreitung in den Tälern der Donga und Katsena- Nebenflüsse, da wo diese die hohen Gebirgszüge verlassen, u. a. im weiten Tale von Ba-Mungong, in den Tälern bei Dumbo, Kentu, und an den Ostgrenzen des Hochlandes, u. a. bei Ntem (im Tal des Maitelori). Ganz besondere Verbreitung werden diese Bodenarten vielleicht noch in den nicht bereisten, flachen Tälern der großen Flüsse des Hinterlandes gewinnen, z. B. im Benue-, Shari-, Sauga- und Ngoko-Becken. Der Boden zeichnet sich in den tieferen Lagen (nahe am Flußlauf), d. h. da, wo genügend Feuchtigkeit vorhanden, durch ganz hervorragende Erträge aus, während er in den höheren Lagen (an den Tal¬ rändern), infolge zu schneller Austrocknung nach Beendigung der Regenzeit, leicht steril wird. Ohne Frage könnten jedoch auch diese Strecken durch künstliche Bewässerung (Staue) leicht außer¬ ordentlich ertragreich gemacht werden und mehrere aufeinander¬ folgende Kulturen im Jahre tragen, während der nahe am Flu߬ laufe gelegene Teil im allgemeinen nur eine Frucht zuläßt. Auf diesem Boden sah ich vielleicht die üppigsten Maisfarmen des ganzen Schutzgebietes. Der Wert dieses Bodens beruht zweifel¬ los in den hohen Reserven an Nährstoffen, die er aufweist, die also bei geeigneter Bewässerung am längsten andauernde Erträge versprechen. Die Probe wurde von etwas höher gelegenen, nicht in Kultur befindlichen Strecken entnommen. Die untersuchten Bodenarten können vielleicht einige Haupt¬ typen Kameruner Bodenarten darstellen. Es muß aber besonders darauf hingewiesen werden, daß sie nur Typen der auf einer ein¬ zigen Reise beobachteten Bodenarten sind, die nur etwa 1/ 4 des ganzen Schutzgebietes flüchtig berührte. Nicht berücksichtigt sind dabei z. B. die Böden des Küstengebietes, unter denen ich im Wesentlichen unterscheiden möchte: Den Jungalluvialen Küstenschwemmboden, den Basaltverwitterungsboden des Kamerun- Massivs und der sich daranschließenden kleineren Basaltmassive wie Diungo-, Elefanten- und Soden-Kratermassive usw. , (vielleicht 444 XIII. Teil auch des Manenguba-Gebirges), den, in schmalen Streifen die Flüsse unterhalb der Schnellen begleitenden Alluvialboden (ähnlich dem Typus VI), den Basaltaschenlehmboden im Küstengürtel. (Unter diesen finden sich dann wieder je nach dem Fortgeschrittensein der Lateritisierung verschiedene Typen.) Nicht hinreichend untersucht sind ferner, wie ich schon an¬ deutete, die verschiedenen infolge ihrer Ausdehnung wichtigen Bodenarten des Gneisgebietes, ferner die im Hochlandsgebiete (Bamenda-Bezirk) weit verbreiteten Trachyt- und Trachyttuffböden. Wenn die wenigen vorliegenden Untersuchungen nun überhaupt allgemeine Schlüsse gestatten, so könnte man sie unter Benutzung der Ausführungen Wohltmanns (siehe besonders 5) und der zahlreichen eigenen Beobachtungen wohl etwa in folgende Sätze zusammenfassen. 1. Infolge der tropischen Witterungsverhältnisse, ist der Boden in Kamerun (wie zumeist in den Tropen) viel mehr der schnellen Auswaschung der mine¬ ralischen Pflanzennährstoffe unterworfen, als im ge¬ mäßigten Klima. Dies hat eine allgemein zu beob¬ achtende Armut der Böden an Kalk, Magnesia, Kali und Phosphor säure zur Folge. Der relativ hohe Gehalt an Magnesia in den von Wohlt- mann untersuchten Böden der Hänge des Kamerunberges ist aus der GesteinszusammensetzuDg (wesentlicher Gemengteil des Kame¬ runbasaltes ist Olivin = (Mg, Fe)2 Si O4) zu erklären und ist daher eine Eigentümlichkeit der Gehängeböden solcher Basalte. 2. Die sprichwörtliche, üppige tropische Vege¬ tation verdankt ihr Vorhandensein neben den günstigen Kl imab edingun gen für pflanzliches Wachstum in erster Linie dem ungleich größeren Reichtum des Tropen- Bodens an stickstoffhaltigen Substanzen, gegenüber dem unserer Breiten. Der Stickstoff wird in Form von Ammoniak- und Stickstoff säuren aus der Atmosphäre durch das Regenwasser dem Boden zugeführt (vergl. bes. 1, S. 10). Ein wichtiger Umstand für die Stickstoffbindung ist der hohe Ergebnis der Untersuchungen verschiedener Bodenarten Kameruns 445 Gehalt an Humusstoffen, wie er sich namentlich bei den neuer¬ dings untersuchten Bodentypen ergab, der naturgemäß bei der viel intensiveren Zersetzung organischer Substanzen im Tropen¬ klima direkt, aber auch indirekt durch schnellere und vollständigere Aufschließunof der Mineralstoffreserven (aus unzersetzten Gesteins- und Mineralteilen) dem Pflanzenwachstum nutzbar wird. Auf den Wert hohen Humusgehaltes für die Auflockerung der Böden für die Bindung von Stickstoff und die Aufspeicherung von Feuchtig¬ keit für die Trockenzeit, haben u. a. Wohltmann (5) und Ramann (6, S. 152/155) hingewiesen. Die Ergebnisse der oben angeführten Analysen scheinen der Annahme wenigstens für Kamerun zu widersprechen, die man allgemein bisher machte (vergl. bes. 5, S. 169), daß sich die tropischen Böden durch Humusarmut aus- zeiclmen. Vielleicht beruhte eben diese Annahme auf der Täu¬ schung, auf die auch Wohltmann (1. c.) hinweist, die das äußere Aussehen der Bodenarten hervorruft, das allerdings auch bei den meisten gesammelten Kamerunböden keinesfalls einen so hohen Humusgehalt hatte vermuten lassen. Eine hohe Stickstoffabsorption ist aber selbst bei alten, an Mineralstoflen (Kalk, Magnesia, Kali) armen, und dann meist an Eisen und Tonerde reichen Lateritböden (vergl. Teil VIII) zu beobachten, auch selbst dann, wenn diese humusarm sind. Hier¬ auf bezüglich sagt z. B. Wohltmann (1, S. 11) wörtlich: »Nur in ihrem hohen Stickstoffgehalt, der beständig ersetzt wird, besteht die Kraft vieler Tropenbödeu« und »Für die Tropen¬ böden hat daher die alte LiEBiGsehe Theorie, daß man nur die durch Ernte entzogenen Mineralstoffe dem Boden zurückzugeben habe, nicht den Stickstoff, ihre beschränkte Bedeutung noch nicht ver¬ loren, wie es bei uns der Fall ist«. Ferner stellt Wohltmann (2, S. 219) die Überlegenheit der Kamerunböden, des Kamerun¬ berghanges gegenüber den gleichzeitig untersuchten Böden von Senegambien und Ostafrika in bezug auf ihre Zusammensetzung, namentlich den Stickstoffgehalt fest. Dies gilt nun auch für die weiter landeinwärts vorhandenen Bodenarten Kameruns, nicht nur für die Basaltböden des Kamerunbergmassivs, wie aus den neuen Annalysen hervorgeht. 446 XIII. Teil 3. So wenig günstig zusammengesetzt an sich die an Eisen und Tonerde reichen und an Mi ner al- N ähr- stoffen armen alten Lateritböden Kameruns scheinen mögen, wenn man den Maßstab unserer heimischen Agrikultur zugrunde legt, so zeigen sie doch immerhin noch eine bedeutende Fruchtbarkeit, die neben den g ü n s t i g e n Klimabedingungen voraussichtlich ihr Vor¬ handensein einer besonderen Aufnahmefähigkeit dieser Böden für Stickstoffverbindungen verdankt. o Die besondere Aufnahmefähigkeit für Stickstoffverbindungen O O wird von Wohltmann als eine den hohen Eisen- und Tonerde¬ gehalten zuzuschreibende Eigentümlichkeit angesehen, hierauf be¬ züglich heißt es z. B. 2, S. 220. »Infolge der enorm hohen Ton¬ erde- und Eisengehalte sind die Kamerunböden sehr günstig ge¬ stellt in bezug auf ihre Absorptionsfähigkeit, insbesondere auf die von Ammoniak« (vergl. auch 3, S. 155). Auch Ramann (5, S. 295) nimmt eine besondere Aufnahme¬ fähigkeit an Eisenoxyd reicher Böden für Stickstoff an, scheint damit allerdings nur die physikalische Stickstoffbindung zu meinen, denn er sagt: (5, S. 295) »Stickstoff wird, zumal durch Eisenoxyd, in verhältnismäßig großer Menge adsorbiert«. Nach den Untersuchungen von R. Gans (9) an nord- und mitteldeutschen Diluvialböden würde die Aufnahmefähigkeit für Stickstoff" vielmehr abhängig sein, einmal von der Menge der in diesen Bodenarten noch vorhandenen Mineralstoffe, die- für die Bildung von Zeolithen in Frage kommen könnten, ferner aber von der Menge der vorhandenen Humusstoffe und der Art ihrer Bindung und ihres Zusammenvorkommens mit den Mineralnährstoffen, be¬ sonders Kalk. Es muß hier dahingestellt bleiben, ob tatsächlich die chemische Zusammensetzung dieser Bodenarten einen ausschlaggebenden Einfluß auf ihre Fruchtbarkeit zu geben vermag, oder ob nicht etwa allein physikalische Beschaffenheit, die eben hier in erster Linie von der Art des Vorhandenseins von Eisen- und Tonerde¬ verbindungen abhängen könnte, und Klimabedingungen auch selbst Ergebnis der Untersuchungen verschiedener Bodenarten Kameruns 447 bei ungünstigster chemischer Zusammensetzung (nach der Auf¬ fassung unserer heimischen Agrikultur) diese Fruchtbarkeit hervor- rufen können, die tatsächlich zu beobachten ist. Erst wenn ein annähernd so reiches Annalysenmaterial vor¬ liegen wird, wie es z. B. R. Gans (9) für seine Schlußfolgerungen bezüglich der nord- und mitteldeutschen Diluvialböden benutzte, wird man voraussichtlich dieser Frage mit Erfolg näher treten können. Im übrigen scheint namentlich die Art des Vorkommens der Tonerde in tropischen Böden und die Rolle, die sie für die Pflanzenernähruno’ abgesehen von den indirekten Einwirkungen, auf den mechanischen Zustand des Bodens ausübt, noch nicht hinreichend erforscht zu sein. Die Tonerde wird hier, möglicher- 7 O weise, da sie häufig infolge der Eigenart der lateritischen Ver¬ witterung in Form von Hydraten vorhanden ist, eine ganz andere Rolle, wenigstens teilweise bezüglich der Pflanzenernährung spielen, als in unseren Breiten, wo sie zumeist als Hydrosilikat vor¬ handen ist. Sehr wahrscheinlich werden, wie bereits angedeutet, Tonerde¬ verbindungen z. B. eine viel wesentlichere Rolle bei der Zeolith¬ bildung spielen, als bei uns. Demgemäß wird man sich vielleicht auch nicht mit der Fest¬ stellung der im kalten Säureauszug löslichen Tonerde- und Eisen¬ mengen zur genauen Beurteilung tropischer Böden beschränken dürfen. Es dürfte also auch möglicherweise für Eisen und Ton¬ erde wohl das gelten, was Wohltmann (2, S. 224) in Bezug auf Kali in tropischen Böden sagt, daß nämlich auch die Unter¬ suchung mindestens des heißen, einstündigen Salzsäureauszuges empfehlenswert sei, um ein ungefähres Bild von den Eigen¬ schaften gerade dieser Lateritböden zu erhalten. Vor allem wird auch hier gelten, was R. Gans wiederholt hervorhebt, daß der Haupt wert der zu gewinnenden Analysenresultate in ihrer Ver¬ gleichbarkeit liegt, daß also der Ausarbeitung einer alle die Be¬ sonderheiten tropischer Verwitterungseinflüsse berücksichtigenden und dann allgemein angewandten Analysenmethode erhöhter Wert beizumessen wäre. 448 XIII. Teil 4. Für Tropenböden ist die Zufuhr mineralischer Stoffe wichtig, Stickstoffdüngung zumeist unnötig, ja voraussichtlich häufig schädlich. Dieselbe würde u. a. die Entwicklung tierischer und pflanz¬ licher Parasiten und Schädlinge, besonders bei gleichzeitigem Fehlen mineralischer Pflanzennährstoffe, nur begünstigen. (Vergl. 5, S. 254.) Die Zufuhr mineralischer Stoffe wird um so weniger wichtig sein, je mehr unzersetzte Gesteinsteile (außer Quarz) der Boden noch enthält. Deshalb sind steinige und mit Gesteinstrümmern durchsetzte Ge¬ hängeböden ohne Anwendung von Mineraldüngung, den alten, tiefgründigen Verwitterungsböden in den Tropen ganz besonders überlegen. Sie können dauernd, ohne sich wesentlich zu er¬ schöpfen, Kulturen tragen. Aus diesem Grunde ist auch der Vorschlag Wohltmann’s, an den Hängen des Kamerunberges Raubbau zu treiben, ganz berechtigt und unbedenklich. Am meisten werden naturgemäß alte, ausgelaugte Laterit- böden der Mineraldüngung bedürfen, und werden dann infolge ihres Stickstoffreichtums noch gute Erträge liefern können. So berichtet z. B. Wohltmann (2, S. 220) von der in Senegambien angewandten Kalk-Magnesia-Düngung alter, an mineralischen Nähr¬ stoffen verarmter, tiefgründiger Lateritböden, die mit Kaffeeplan¬ tagen bestanden waren. Auf die Wichtigkeit der Art der Analysenausführung, nament¬ lich in Rücksicht auf die Reserven an mineralischen Nährstoffen, besonders an Kali, in diesen Bodenarten wies ich bereits hin. Inbezug auf den Kalkgehalt wird man mit einem außer¬ ordentlich schnellen Verbrauch dieses Nährstoffes unter tropischen Witterungs- und Klimaverhältnissen zu rechnen haben. Dement¬ sprechend wird seine künstliche Zuführung an Bedeutung ge¬ winnen. Allerdings sagt Wohltmann (2, S. 219) »Tropische Böden benötigen ja überhaupt nicht eines derartigen hohen Kalk¬ gehaltes, wie wir ihn in Böden der gemäßigten Zone für wünschens¬ wert halten« und nimmt wohl auch hierauf schon Rücksicht bei der (2, S. 221) Festsetzung der Grenze für die Normalgehalte der Ergebnis der Untersuchungen verschiedener Bodenarten Kameruns 449 Tropenböden (vergl. auch 3, S. 155). Andererseits scheint doch aber ein gewisser Kalk-Magnesiagehalt keineswegs ohne wesent¬ lichen Einfluß auf die Ertragfähigkeit der Kulturen jener Böden zu sein, denn außer dem oben erwähnten von Wohltmann be¬ richteten Beispiel der Mineraldüngung aus Senegambien, hat man selbst auf den an Magnesia reichen Böden der Kamerunhänge Ver- suche mit Kalkdüngung für nützlich gehalten. Hier sollten diese Düngungen angeblich allerdings nur den indirekten Zweck ver- folgen, die Kakaopflanzen widerstandsfähiger gegen die sie befallen¬ den Pilzkrankheiten, namentlich gegen die Fruchtfäule des Cacaos, zu machen. Leider scheinen die Erfahrungen mit der Kalkdüngung noch zu keinem endgültigen Resultat gekommen zu sein. Jeden- falls weist aber andererseits Wohltmann (3, S. 158; 5, S. 134 bis 135) selbst auf die bedeutsame Rolle hin, die der Kalkgehalt der Tropenböden spielt, ebenso ist die Wichtigkeit der Magnesia (5, S. 243) und (5, S. 244) des Verhältnisses des Gehaltes an Kalk und Magnesia hervorgehoben. 5. Ganz besondere Bedeutung gewinnt in den Tropen, namentlich für alte, tiefgründige Böden, die tiefgreifende Bearbeitung nach europäischem Muster (Pflug, Grabscheit). Weniger wichtig wird dies für solche Böden alluvialer oder äolischer Bildung sein, denen ständig neue, unzersetzte und un- ausgelaugte Gesteinsteilchen von der Oberfläche aus zugeführt werden. Bei den Lateritböden wird voraussichtlich durch stän¬ dige, tiefgreifende Bearbeitung der Bildung lateritischer Kon- kretionen und namentlich von Oberflächenlateriten, die wegen J o ihrer Undurchdringbarkeit für die Pflanzenwurzeln Sterilität des Bodens bedingen, vorgebeugt. Ich glaube diese Ansicht u. a. durch die Beobachtung stützen zu können, daß tatsächlich einzelne Negerkulturen inmitten eines von Zellenlateriten bedeckten Ge- bietes vorzüglich gediehen, ferner durch die Wahrnehmung, daß auf weiten Gebietsstrecken zwischen Tibati und Ngambe, gerade da, wo auf dem alten Gneisverwitterungsboden nach der klima¬ tischen und physiographischen Beschaffenheit ausgedehnte Laterit- 29 Neue Folge. Heft 62. 450 XIII. Teil Bildungen hätten erwartet werden sollen diese fehlten, weil dort massenhaft die Tätigkeit von Regenwürmern zu beobachten war, die in kleinen Hügeln und turmartigen Gebilden bis zu 15 cm Höhe ihre Exkremente auf der Erdoberfläche aufbauten und somit dauernd die Ackerkrume durcharbeiteten. 7. Die Einführung einer geeigneten und leicht zu bewerkstelligenden Wasserwirtschaft, namentlich in den Inlandsgebieten (Hochländer des Nordens und G e - birgsländer des Südens) würde die Ertragsfähigkeit der Böden wesentlich erhöhen. Es möge genügen, in dieser Beziehung auf meine vielfachen entsprechenden Hinweise in den Teilen I — VI der Bearbeitung, dann aber besonders auf die Beweisführungen Wohltmanns (3, S. 158—159) Bezug zu nehmen. 8. Es ist anzunehmen, daß auch für die tropischen Böden Kameruns die Einführung des Kulturwechsels und der Frucht folge von erheblichem Einfluß auf die Ertragfähigkeit sein würde, sofern man nicht in der Lage ist, immer neue Strecken jungfräulichen Landes der Kultur zu erschließen. Alles in allem sind wir wohl heute noch bezüglich unserer Kenntnisse der Bodenarten unserer tropischen Kolonie Kamerun so in den Anfängen, und gerade die hier gemachten Ausführungen und die bisher vorliegenden Analysenresultate in Verbindung mit den Beobachtungen in der Praxis haben wohl mindestens gleich viele Fragen neu aufgeworfen als gelöst, daß es im Interesse der nutzbringenden Verwertung der ungeheuren Reichtümer liegen würde, die jene Landstrecken in ihrem Boden dem Mutterlande noch bergen, eine systematische Untersuchung der Bodenarten an Ort und Stelle, etwa durch die Begründung einer kulturtechni¬ schen Abteilung oder eines biologisch-landwirtschaftlichen Instituts ähnlich dem für Ostafrika, in Amani, auch für Kamerun anzu¬ bahnen. Schon das Interesse der bisher erst an der Küste bestehen¬ den Pflanzungen müßte dies erfordern, wie vielmehr die Absicht, Ergebnis der Untersuchungen verschiedener Bodenarten Kameruns 451 nun auch cler Frage des Anbaus von Tabak und Baumwolle in den reichen Gegenden des Hinterlandes näher zu treten. Daß eine solche Untersuchung der Besiedelung des Landes durch Europäer vorausgehen würde, die doch auch für Kamerun zum mindesten für die weiten Inlandsgebiete kommen wird und muß, könnte nur als Mittel diese zu fördern und mit zu veranlassen, im Interesse des Mutterlandes freudigst begrüßt werden. Nach diesen Ausführungen kann nur mit voller Überzeugung erneut darauf hingewiesen werden, wie richtig bereits Wohlt- mann (1, S. 36) vorausgesagt hat: »Somit ist also hier der Kolonisation ein weiter Spielraum geboten und die Zukunft wird höchstwahrscheinlich lehren, daß im Kamerungebiete noch anderweitig fruchtbares Land in sehr großer Ausdehnung zu finden ist.« Wenn Wohltmann (2, S. 220) weiterhin sagt: »Ich bin der festen Überzeugung, daß nirgends, in unseren gesamten afrikanischen Kolonien der Plantagenbau ein so dankbares, sicheres und vor allem auch schnell arbeitendes Feld findet, als gerade am Kamerungebirge«, so muß dies heute ganz entschieden auf alle die Teile Kameruns ausgedehnt werden, die nur irgend durch Bahn oder Straßenbauten der Besiedelung und Kultur erschlossen werden. Aber nicht allein fruchtbarer Boden ist in Kamerun auch außer am Basaltmassiv des Kamerunberges und der ganzen Küste in ungeheuerer Ausdehnung vorhanden, sondern dieser fruchtbare Boden kann sehr wohl, und damit befinde ich mich freilich im Gegensätze zu Wohltmann, ein Siedelungsgebiet für Deutsche werden. Ob W ohltmann, wenn er die Hochländer des Inneren Kameruns bereist hätte, auch geschrieben hätte (1, S. 38): »Man hat nun wohl hier und da erwogen, die deutsche Ein¬ wanderung nach Kamerun zu lenken, um Arbeitskräfte zu ge¬ winnen. Davon kann jedoch leider keine Rede sein! In dieser ganzen Kolonie gibt es nur einen Ort, in welchem sich Weiße dauernd niederlassen und alle körperlichen Arbeiten verrichten könnten. Das ist in der höheren Lage des großen Kamerun¬ berges, etwa zwischen 1000 — 2500 m über dem Meere,« 29 452 XIII. Teil will mir zum mindesten zweifelhaft erscheinen. Die meist über 1000 m gelegenen Hochlandsgebiete des Inneren, (den Süden kenne ich nicht) die Hochländer von Bali-Bamum, Bansso, Kentu, Kambo usw., die fruchtbaren Gebiete von Banjo -Tibati- Galim- Ngambe, sie alle werden nach meiner Ansicht vielmehr dereinst begehrte Siedelungsgebiete der Deutschen darstellen. Und wenn Wohltmann z. B. (8, S. 5) sagt: »Selbst auf den Hochländern dieser Kolonien (Ostafrika, Togo, Kamerun) wird sich das deutsche Landvolk nach meinen Erfahrungen und nach meiner festen Über¬ zeugung niemals derart einbürgern, daß dort dereinst große Acker¬ baukolonien entstehen« und dies weiter damit begründet, daß der germanische Volksstamm sich nach seiner Ansicht von allen eu¬ ropäischen Völkern am wenigsten tropischem Klima anpassen könne, so wird man dies nur dann gelten lassen können, wenn .man daran denkt, daß dort Ackerbau und Landbestellung ganz nach deutschem Muster sich etwa vollziehen sollte , oder daß eine kleinbäuerliche Besiedelung dort statthaben könne und der Kleinbauer sein Land mit Pflug und Egge allein bearbeiten solle. In dieser Beziehung dürften aber z. B. die Verhältnisse Deutsch- Ostafrikas von Interessse sein, wo tatsächlich schon in einzelnen Gegenden die mittleren und kleinen Baumwollpflanzer wesentlich mit zur Gesamtausfuhrmenge beizutragen beginnen. Weshalb aber die Deutschen, die übrigens auch u. a. z. B. in Brasilien und Au¬ stralien schon längst bewiesen haben, daß sie auch unter verän¬ derten Klima-, Lebens- und Anbaubedingungen sehr wohl sich als Kulturträger und -Pioniere eignen, nicht mindestens mit dem¬ selben Erfolge, wie die Holländer im Malaischen Archipel und die Engländer in Indien, beides Germanenstämme, ihre tropischen und in vieler Beziehung viel günstiger, weil näher dem Mutterlande gelegenen Kolonien kultivieren sollten, wäre nicht einzuseheu. Freilich werden deutsche Ackerbauer in Kamerun dem deutschen Bauern kaum je Konkurrenz mit ihren Erzeugnissen bereiten und nur in diesem Sinne dürfen wohl auch Wohltmann’s Ausführun¬ gen aufgefaßt werden. Die Produkte deutschen Landbaue« in den Ko¬ lonien werden vielmehr berufen sein, dem Mutterlande die Unsumme Ergebnis der Untersuchungen verschiedener Bodenarten Kameruns 453 von Einfuhrgütern zum Teil zu liefern, die wir heute dem Auslande ab¬ kaufen, d. h. in erster Linie Mais, Reis, Baumwolle, Tabak, Kaffee, Kakao, Gewürze, Früchte, tropische Hölzer, Kautschuck, Harze, Ölfrüchte, Elfenbein, vielleicht auch Seide usw. Die ungünstige Verkehrslage allein kann vielleicht zunächst die deutschen Ansiedler noch abhalten, schon heute auch hier auf deutschem Boden der Erde die Schätze abzuringen, deren Gewinnung Kultur und Fort¬ schritt, Zivilisation und Wohlstand bedeutet, wie sie es in so aus¬ gedehntem Maße auf fremdem Gebiet mit Erfolg getan haben. Der Bau von Verkehrswegen wird auch hierin schnellen Wandel schaffen und man braucht kein Prophet zu sein, um auch dieser unserer reichsten Kolonie mit der Einwanderung und Ansiede¬ lung deutscher Ackerbauer, auch wenn sie nur deutsche Tatkraft und Arbeitsfreudigkeit, deutschen Fleiß und deutsche Ausdauer, sowie ihre heimischen Erfahrungen mitbringen, und mit der Er¬ schließung der weiten fruchtbaren Gefilde des Inlandes durch Wege- und Bahnbauten, eine glänzende Entwickelung Vorhersagen zu können , sei es auch nur auf Grund der fast unermeßlichen Schätze, die fruchtbarer Boden unter den günstigen Wachstums- bedinguugen tropischen Klimas hervorzubringen vermag. XIV. Teil. Tabelle der hypsometrischen Messungen und Namenverzeichnis. In der folgenden Tabelle sind die im Laufe der Reise be¬ stimmten Höben verzeichnet. Sie wurden gemessen mit dem nach v. Danckelmann konstruierten Siedeapparate. Den Berechnungen wurden folgende mittlere, aus zahlreichen Beobachtungen in Duala gewonnene Tabellen zu Grunde gelegt, die indessen sehr wahrscheinlicher W eise sich mit der Vermehrung der Beobachtungen noch im Laufe der Jahre ändern werden. Aus diesem Grunde gebe ich auch die Einzelheiten der Berechnung, die dann jederzeit .eine spätere entsprechende Korrektur zulassen. Luftdruck in Duala im Meeresniveau, von allen Korrektionen der Schwere usw. befreit. Die Tabelle enthält die Ergänzung zu 700 mm. Tages¬ zeit I II III IV V Mona t VI VII VIII IX X XI XII 7a 57,7 57,4 57,2 57,8 58,8 60,2 60,5 60,3 59,7 58,8 58,1 58,1 2P 55,4 55,3 55,1 55,6 56,9 58,6 59,0 58,7 57,6 56,5 55,8 55,7 9P 57,6 57,0 56,6 57,2 58,2 59,7 60,0 59,9 59,3 58,4 57,8 57,7 Mittel 57,7 56,6 56,3 56,9 58,0 59,5 59,8 59,6 58,9 57,9 57,2 57,2 Lufttemperatur in Duala. Tages¬ zeit I II III IV V M onat VI | VII VIII IX X XI XII 7a 24,3 24,5 23,9 24,2 24,1 23,5 22,7 22,7 23,2 23,2 24,1 24,2 2P 29,3 29,5 29 9 29,1 28,5 27,2 25,6 25,5 26,1 26,7 27,9 28,6 9P 26,3 26,6 25,9 25,9 25,4 24,6 23,4 23,4 23,8 24,1 25,3 25,7 Mittel 26,6 26,9 26,3 26,4 26,0 25,1 23,9 23,9 24,4 24,7 25,8 26,2 Tabelle der hypsometrischen Messungen und Namenverzeichnis 455 Die Korrektion des durchweg angewandten Siede¬ thermometers betrug: bei 550 mm ± 0,0 mm » 600 » + 0,0 » » 650 » — 0,4 » » 700 » — 0,4 » » 760 » — 0,2 » Der mittlere tägliche Gang beträgt: Tages¬ zeit a) des Luft¬ druckes mm b) der Luft¬ temperatur °c 5a + 0,2 + 2,3 6 -0,2 + 2,4 7 -0,7 + 2,3 8 -1,1 + 1,8 9 -1,3 + 0,9 10 “1,2 -0,1 11 — 0,9 -1,1 12 -0,4 -2,0 1P + 0,3 -2,7 2 + 0,8 -2,9 3 + 1,2 -2,8 4 + 1,4 — 2,5 5 + 1,3 -1,9 6 + 1,0 -1,2 7 + 0,5 -0,7 8 ± 0,0 -0,4 9 -0,4 -0,1 Es wurde ferner als Grundlage die »Barometrische Höhen¬ tafel von Dr. W. Jordan. Zweite, bis 35° erweiterte Auflage. Stuttgart 1886« zu der Berechnung benutzt, bei größeren Höhen, für die diese Tafel versagte, wurde gemäß ihrer Grundlage (vergl. S. 94) direkt berechnet nach der Formel: h = 18464 (log 762 — log B ) (1 -+- 0,003665 t). Um den tropischen Luftfeuchtigkeitsverhältnissen Rechnung zu tragen, wurden die so gewonnenen Zahlen noch mit 1,009 multipliziert. 456 XIY. Teil Lfd. Nr. Gemessen Berechnet: Ortsbezeichnung Baro¬ meter Tem¬ pera! . °c Tages¬ zeit Datum Höhe in m 1 1 Sa-See i 753 26 645 19. I. 55 2 Edea. Wohnung des Bez.-A.mtm. 752,5 26 630 24. I. 61 3 Dorf des Mem. (Lungasi) 748 24 630 | 2. II. 110 4 » Ekujub. (Lungasi) 736 24 y00 3. II. 253 5 » Njebet 744 26 7OO 5. II. 170 6 » Njumai. (Ndogobonk) 718 20 7OO 7. II. 473 7 » » Een 720 23 645 9. II. 448 8 » Njumba-Bonok 710 23 7OO 10. II. 575 9 Marktplatz Tunjok. (Ndogomakumag) 713 23 6^5 n. 11. 533 10 Marktplatz Mabin. (Ndogomakumag) 708 261/ 2 1000 12. 11. 610 11 Dorf des Njah (Banem) 708 23 800 14. II. 603 12 Dorf Baso. (Landschaft Muani) 708 20 630 16. II. 592 13 Dorf Hunug. (Ldschft.Ndogabakin) 706 21 7OO 17. II. 618 14 Dorf Nganibe. (Hptlg. Nsoga, Land¬ schaft Ndogohega) 706 18 7OO 19. II. 617 15 Dorf Bibe. (Hptlg. Hino, Landschaft Ndogomakumag) 736 19Vi 7OO 21. II. 253 16 Dorf Mahnt. (Hptlg. Bille, Land¬ schaft Ndogomakumag) 718 2172 7OO 22. II. 472 17 Dorf Ongbisso. (Hptlg. Nag, Land¬ schaft Ndogomianak) 723 22 800 23. II. 417 18 Dorf Misseng. (Hptlg. Nebo, Land¬ schaft Banem) 738 21 '/» 700 24. II. 230 19 Häuptlgsdorf der Ldschft. Banem 737 23 700 1. III. 242 20 Oberer Lauf des Pado, hohe Berg¬ kette vor Dorf Majegha 692 2D/4 645 3. III. 790 21 Dorf Majegha. (Hptlg. Loga) 749 243/i 615 5. III. 95 22 Dorf Ekiba. (Hptlg. Bekim, Land¬ schaft Ndokumbang) 750 24 V2 645 6. III. 85 23 Dorf Bileg. (Ldschft. Ndogobong) 720 23 7i 7OO 7. III. 445 24 Ndogibingele, am Dibamba 754 2472 650 9. III. 40 25 Ngok. (Ldschft. Ndokamag) 749 24 7OO 10. III. 98 26 » Masaga am Mboma 756 2672 745 11. III. 23 27 des Hptlg’s Tia am Konge 750 24 700 27. III. 88 28 Nyanga.(AltesPostengebäude) 755,5 2472 645 29. III. 25? Tabelle der hypsometrischen Messungen und Namenverzeichnis 457 Lfd. Nr. Gemessen Berechnet: Ortsbezeichnnng Baro¬ meter Tem¬ pera t. °C Tag’es- zeit Datum Höhe in m 29 Dorf Piimaliv. (Hptlg. Xschia, Land¬ schaft Marti elo) 748 23 700 30. m. 110 30 Dorf Njombe. (Hptlg. Priso, Land¬ schaft Fan- Abo) 754 2374 74.) 31. III. 45 31 Weißer Berg (Dinngo), Gipfel 734 327 2 ]30 31. III. 270 32 Dorf Kvangsi. (Hptlg. Koko) 752 22 7OO 3. IV. 70 33 Mnndame. (altes Postengebände) 751 23 745 6. IV. 87 34 Reg.-Stat. Johann Albrechts-Höhe. (Veranda des Stat.- Gebäudes) 724 2172 645 30. V. 415 35 Elefanten-See. (Barombi-ma-Bu) Spiegel des Kratersees 734 22 7o 740 30. V. 290 36 Dorf Baknmba 738 227s 730 6. VI. 265 37 Ekokobnma 722 207 2 800 7. VI. 459 38 » Avong 736 21 7OO 8. VI. 286 39 Basu 734 2372 730 9. VI. 312 40 Abas 742 23 730 11. VI. 218 41 Übergang über den Mum Aya, nördlich Basn + 30 m 748 OO 700 12. VI. 145 42 Dorf Esndan 3/3 749 227a 730 28. VI. 220 43 Lager oberhalb der Glimmerlager- stätte bei Esndan 3/3 690 17,9 7OO 11. VII. 840 44 Wasserspiegel des Makokome, am Liebergang Esndan - Glimmer - fnndstelle 739,5 23,5 1030 10. VH. 254 45 Glimmerfnndstelle 701 18,5 soo 11. VII. 715 46 Dorf Nkore 746 233/4 800 20. VH. 170 47 Dorf Nkimedschi 752 2274 630 21. VH. 95 48 Wegetafel 18 km, am Wege Xki- medschi-Ossidinge 747 22 635 22. VII. 154 49 Ossidinge, Reg. -Station (Hof) 754 23 630 25. VH. 72 50 Dorf Esagim 754 22,8 600 27. VH. 73 51 » Ndschan 750 23 645 28. VH. 122 52 » Mamfe 750 23 7OO 31. VH. 122 53 Baknm (Hptlg. Xkeng) 754 2274 615 25. IX. 172 54 » Kescham 751 25 900 26. IX. 111 55 Wege-Übergang’ am Fluß Maniegetonto 749 213/i 630 28. IX. 125 458 XIV. Teil Gemessen Berechnet: Lfd. Nr. 0 r t s b e z e i c h n u n g Baro¬ meter Teni- perat. °c Tages¬ zeit Datum Höhe in m 56 W ege-Üb ergang am Biale 750 2 2 V2 645 29. IX. 115 57 Dorf Amabessu. (Hptlg. Obi, Land¬ schaft Bitekn) 746 24 800 1. X. 158 58 Dorf Fatop 749 22V2 730 4. X. 130 59 » Ayang 748 22 V2 745 5. X. 135 60 Aiwawa 753 24 Vs 800 8. XI. 68 61 Ewuri (Ewole) 745,5 22 Va 700 9. XI. 150 62 » Batscho Agagbe 739 23 Vi 7OO 21. XI. 227 63 Tinto - Weg unterhalb der Fälle des Bako 735 21 720 22. XI. 276 64 Übergang über den Fi. bei Tinto 747 22Va 935 25. XI. 140 65 Dorf Tajon 744 22 715 26. XI. 170 66 Dorf Sabbe 740 22>/j 700 27. XI. 215 67 Bali-Weg beim Dorfe Baminji 662 163/4 730 28. XI. 1288 68 Marktplatz im Dorfe Bali. (Häupt¬ lingsgehöft) 649 18 745 30. XI. 1363 69 Bamenda, Militär-Station 643 22 4°P 31. XI. 1460 70 Hänptlingsgehöft Bafut. 667,75 18,5 800 6. XII. 1115 71 Bandeng. (Marktplatz) 656 28 1230 7. XII. 1318 72 B ab anki-Tungo . (Marktplatz) 652,5 9 830 12. XII. 1300 73 Bakembat (Balikumbat), Markt¬ platz am Häuptlingsgehöft 642 16 615 13. XII. 1440 74 Bagam. (Häuptlingsdorf) 657 12 630 15. XII. 1235 75 Bambulnae, Dorf 610 12V4 7OO 16. XII. 1880 76 Kleine Anhöhe nordöstlich des Bambnlnae-Krater-Sees 592,5 24 Va 1100 16. XII. 2180 77 Höhe des Steilrandes am Bani- buluae-See 594 25 Va 2°p 16. XII. 2145 78 Dorf Galim-Bagam 661 14 Vs 600 19. XII. 1185 79 Nun-Übergang am Wege Bagam- Bamum 663 13 7OO 21. XII. 1165 80 Dorf Bagankop (Hptlg. Foma) 659 14Va 630 22. XII. 1215 81 Dorf des Fonje 660,5 12V4 7OO 23. XII. 1195 82 Paßhöhe am Kogarn 624 32 l°p 23i XII. 1725 83 Dorf Kot je 664 15 7OO 27. XII. 1156 Tabelle der hypsometrischen Messungen und Namenverzeichnis 459 Lfd. Nr. 1 Gemessen Berechnet: 0 rtsb ez eic-hnung Baro¬ meter Tem- Xi erat. °c Tages¬ zeit Datum Höhe in m 84 Talsohle bei Fopengam am Batpui 660,5 22'/ 2 1100 29. XII. 1220 85 Wasserspiegel des Fopengam- Krater-Sees 646 2D/2 500 p 29. XII. 1395 86 Dorf Föuon 666 1672 700 30. XII. 1125 87 Dorf des Matape 662 123/4 700 3. I. 1170 88 Häuptlingssitz Fumban, (Bamum), äußerer Wallo-raben 664,5 22 l00p 2. I. 1148 89 Dorf Bangola 648,5 137-2 700 4. I. i 1352 90 » Babessi 645,7 17 >/2 700 5. I. 1400 91 Häuptlingsdorf Kuinbo (Bamso), Häuptlingsgehöft 624 15 800 6. I. 2065 92 Dorf Mwelle 634 14 720 10. I. 1548 93 Babungo. (Hptlg. Sange) 659 1374 730 12. I. 1215 94 Bamessing* 659 n3/ä 7oo 13. I. 1209 95 Bambilli. (Hptlg. Wemu) 638 13 715 14. I. 1493 96 Bameta, Häuptlingsplatz 658 18 730 2. II. 1227 97 Tungie. (Hptlg. Bakua) 627 io3/4 730 3. II. 1990 98 Dorf Bamundum. (Ba - Munduni) (Hptlg. Sanschilli) 662 19'/4 7OO 5. II. 1272 99 Hoher Bergrücken am Wege Ba- mundum-Bafut. (größte Höhe) 618 23 1200 5. II. 1770 100 Dorf Bamedjung. (Hptlg. Soja) 662 19 630 8. II. 1180 101 Groß-B ab anki. (Unt erkunf tsliiitten am W ege nach Lakom, im Tale) 660 18 715 10. II. 1208 102 Lakom. (Häuptlingsdorf, Häuptling Koimfoi) 608 13 730 12. II. 1950 103 Dorf Bafum-Bum 654 1872 715 14. II. 1288 104 Dumbo. (Unterkunftshütten am Fuße des Bergzuges auf dem der Ort Dumbo gelegen) 671 I 2072 715 16. II. 1067 105 Dorf Kentu. (Faktorei der G. N. K.) 731 2372 7OO 19. II. 315 106 Pic von Kentu. (Höchste Spitze) 651,5 2472 l;,0p 19. II. 1318 107 Dorf Tissa. (Häuptlingsgehöft) 656 1672 730 24. II. 1253 108 » Andi 678 20 700 25. II. 975 109 » Ko 695,5 1672 730 26. II. 750 110 » Taken 712 23 i 730 20. II. 550 460 XIV. Teil Lfd. Nr. Gemessen Berechnet: Or t sb ez eichnun g Baro¬ meter Tem¬ per at. °C Tages¬ zeit Datum Höhe in m 111 Dorf Berabe 706 24 V2 700 28. H. 625 112 » Jemberre II 686 23Va 730 1. III. 875 113 Ko d j a . (Hp tlg . Giw a) 710 23 730 2. IH. 572 114 Wegeiibergang’ am Dsehembori (Weg Kodja-Kambo) 638 177s 700 3. IH. 1490 115 Dorf Kambo I. (Häuptlingsgeböft) 618 16 700 4. IH. 1750 116 K.ambo II. (Hptlg. Fondu) 603,5 13 645 5. IH. 1940 117 Sop. (Hptlg’. Knenso) 639 31 100 5. HI. 1515 US Ebene von Ntem. (Tal des Maitelori) 691,5 21,5 730 7. HI. 804 119 Dorf Kinkan 694 16 645 19. IH. 760 120 DorfMaharba. (Dorf d. SerikiBarka) 696 133/4 700 20. m. 735 121 Wegübergang am Tapade 652 1774 700 22. LH. 1295 122 Dorf Libau 658 17 630 21. IH. 1225 123 Dorf Tnknrna 659 18 615 23. HI. 1212 124 Militär-Station Banjo 664 2572 600 27. HI. 1258 125 Banjoberg. (Höchster Gipfel) boo 2872 900 27. HI. 1600 126 Dorf des Arnado 672 1974 730 1. IV. 1058 127 Wegeiibergang am Kui. 671,5 20 Vs 615 2. IV. 1068 128 am Mandankali 674,25 1872 6-30 3. IV. 1024 129 Galim Postenberg 672 217s soo 4. IV. 1064 130 Wegeiibergang am Mao Beli 674 1874 7OO 6. IV. 1025 131 Tibati-Farmdorf 684 1974 7OO 7. IV. 900 132 Wegeiibergang am Toomi 684 16 Vs 645 8. IV. 895 133 Tibati. (Häuptlingsgehöft) 684 1972 730 11. IV. 903 134 Wegeübergang beim Kondong 683 19 700 15. TV. 912 135 Dorf Lomonji 675 22 700 16. IV. 1020 136 » Ngambe 694 20 7OO 18. IV. 777 137 Ditam (Häuptlingsgeböft) 698,25 2174 7OO 24. IV. 722 138 Bä (Gä) JMbam-Überg’ang 704 22 7OO 27. IV. 650 139 » des Fombo (Landsch. Tup) 739 24 645 1. V. 245 140 Dorf Sonbissie. (Landschaft. Fung, Hptlg. Bangatsekom) 735 24 7OO 2. V. 285 141 Dorf Xtiba. (Häuptling Fomekena, Landschaft Ndem) 745,5 •233/4 745 3. V. 162 142 Dorf Xdogumassang (Hptlg. Gembe) 747 217 2 745 4. V. 145 Geographisches Namen -Verzeichnis. Abkürzungen: B = Berg. Bz = Bezirk. C = Creek. D = Dorf. D. H = Dorf des Häuptlings. F = Fluß. G = Gebirge. H = Häuptling. K = Krater. L = Landschaft oder Lamidat. M = Marktplatz. M. St = Militär-Station. Ms. St = Missions-Station. P = Pflanzung. R. St = Regierungs-Station. R. P = Regierungs-Posten. S = See. V = Volksstamm. Die Buchstaben und Zahlen beziehen sich auf die Quadranten der beiden beigefügten Karten. Die Figuren Nummern weisen auf die dem Text beigefügten Kartenskizzen hin. Abafum D . I D 3 Abas D . . . . . I A 6 Abokom D . . . . I A 5 Abokum D (2) . . . I A 5 Afab D . I A 5 Aja F . I A 6 Ajajundib D . . . I A 5 Ajang D . I A 5 Ajangmariede F . . • I A 6 Aibabat F . . . . I A 5 Aibanjak F . . . . I A 5 Ajong D . I A 6 Ajukaba-Aiwawa D . I A 5 Aiwawa-Ajukaba D . I A 5 Ako F . ID 3 Akulajib F . . . . • I A 5 Ali F . I A 5 Ali G . I B 5 Amamesso-Amebessu D . . I B 5 Amebessu Amamesso D . . I B 5 Andi D . I D 3 Anom G . II A 3. Fig. 5 Apogeja F . . . . I B 5 Arnado’s D . . . . II D 2 Aua-Berge .... II A 3. Fig. 5 Awa-Berge .... II A 3 Ba D ..... . II D 3 Babanki-Groß D . . • • . I C 4 Bakanki-Tungo D . . . • I C 5 Babeka D . . . . I C 4 Babessi D . I D 4 Babi F . IA6 Babungo D . . I C D 4 Babuclio F . I A 5 Baetakei F . I A 5 Bafing . IB5 Bafuin L . ICD3 Bafum-Bmn D . I C 3 Bafut DLV . I C 4 Bagani DLV . I C 5 Bagangu D . I C 5 Bagankop =Foma’s Dorf D . I D 5 Bajäle D . II B 4 Bakabe F . I A 6 Bake F . I A 6 Bakembat = Balikumbat DLV I C 5 Baki F-Bali-Badi . . . . I A 5 Bako F . IB5 Bakone F . I B 5 Bakum D - Mbakum . . . . I A 5 Bakumba D . I A 6 Bakumba D . I B 5 Bakunclu ba Bombe D . . II B 4 Bakundu D . Fig. 3 Bakure F . I A 6 Bakut D . IA6 Balangi D . Fig. 3 Bali DLV . I C 5 Bali F . IA5 Balikumbat — Bakembat DLV I C 5 Bambuluae D S . I C 5 462 Geographisches Namen-Verzeichnis Bambilli DL . I C 5 Bamedjang L D . I C 4 Bamedjung L D . I C 4 Bamenda M. S D Bz . . . I C 5 Bamiuji D . . . I B 5 Bamessing D . I C 5 Ba-Meta D L V . IBC4 Bamti DF . II E 2 Bamnrn D L V . I D 5 Ba-Mundum D L V . . . I B C 4 Ba-M imgong D . I D 3 Bana F (Mao) = Mambana = Mbana . II E 2 Bande G . II D 2 Bandeng DLV . I C 4 5 Banem L . . . . . . . . II C 4 Ba-Ngangte DLV. . . . I D 6 Bange . I D 3 Bangola D “ . ID4 Banjo L M. St G . II D 2 Bansso DLV . I D 4 Bapäle G = Kopale . . . I D 5 6 Baran F . 1 A 5 Bari D . I A 5 Barika D . II A 4 Barombi nia Mbu K.S = Ba- rombi-See . II B 4 Baso F . I A 5 Basset DL . ID6 Batbäuon DL . I D 5 Batmatschem G . I D 5 Batop F . IA5 Batop D L = Mbatop . . . I A 5 Batpui G = Bapit, . . . . I D 5 Batsclm-Agagbe D . . . . I A 5 Batscku-Ntai D . I A 5 Bauon D L = Fouon . . . I D 5 6 Bawue D = Bnwe . . . . I C 5 Bebe Gato DB . I D 3 Bejong-Bilonge D. H . . . II C 4 Bekim D.H . II C 4 Bekom DLV . I C 4 Berabe D . I D 3 Biete F . • . . IB 5 Bifa D . I B 4 Bimbong D . . II C 4 Bisaula F . . I C 2 Bissomabang = Bissomawan fr DL . . I A 5 Bito D. H . . II C 4 Boma D . . II D 3 Bombe F . . . . . . . . II B 4 Buea R. St D . . ÜB 4 Bujang G . . II E 2 Bukamba D . . II D 3 Bur ab eng F . . I A 5 Bitte G . . II E 2 Bum = Bafumbum D . . . I C 3 Creek- Ivwakwa .... . II B 5 Creek-Ndonga . . II B 5 Cross F . I AB 5 Dantje F . . I A 5 Ddekwa D=Ndekoa . . . I A 5 Dia-Dia S . . II B 4 Dibamba F . II B C 4 Dibombe F . . II B 4 Dibongo DB . . II C 5 Dibundja Cap . . II B 4 Di tarn DL . . II D 3 Diungo = weißer Berg K . II B 4 Djauro Gotil G . . . . II D 1 2 Djerem F . II E 2 3 Donga F . IC 2. D 2 3 Dumbo D . . ID 3 D&cliarambi F . . I B 5 Dschembori F . . . . . . I D 3 Dschenschimbo F . . . . I D 3 Ebo F . . . . II C 4 Edea R. St . . II C 5 Ediki = Tiki D . . II D 4. Fig. 3 Een D. H . . II C 4 Ejemane F . . I A 5 Ejang D = Ajang . . . . I A 5 Ekagela F . . II C 4 Ekang F . . I A 6 Ekern F . . II C 4 Ekoba D . . . . II C 4- Ekiliwindi D . - . II B 4 Ekokoboma D . . I A 6 Geographisches Ekoneman DL . II A 3 Ekokon B . II C 4 Ekujub D. H . II C 4 Ekundukundu D . II A 3 Elefanten SK . II B 4 Enkore D . I A 5 Epake F . II C 4 Esagim-Sangim D . . . . I A 5 Esudan D . I A 6 Ewim F . II C 4 Evrinschi D . I A 5 Ewuri DL . I A 6 Eyang = Ejang D . . . . IA5 Fatop D . I A 5 Fobu F . I C D 4 Foma D. H . I D 5 Fombo F D.H . II C 4 Fomekena D. H . II C 4 Fomfuka D . I D 3 Fonje D. H . I D 5 Fontem D Al. St . I B 6 Fondn D. H = Kambo . . . I D 4 Fopaiam = Wupengam D S I D 5 Fosset D. H . I D 6 Foschet F . I C 5 Fonon DL . ID5 Fowandu D. H == Mevelle . I D 4 Fürstenköke B . II B 4 F umban D . I D 5 Fufugei G . I D 4 Fungöle G . I D 4 Gä = Ba D . II D 3 Galim DL . II E 1 2 Galim-Bagam D . . . . I C D 5 Gasckaka L . II D 1 Giungo F . I C 4 Gogiol D.H ...... II C 4 Gomonjungo F . I A 6 Groß-Babanki D L = Esi-Ba- banki . I C 4 Hewett G .... H A 3. Fig. 5 Hino D.H . II C 4 Hiodot D. H . . II A 3 Namen -Verzeichnis 463 Ilelip F . . . . II C 4 Inokum 1) ... . . . . I A 5 Ja-Ja F . ... I C 5 Jani = Ndsckainy D ... I C 4 Jauschi F . . . . . . . I C 5 Jabassi R. St . . . . . . II B 4 Jemberre D . . . ... I D 3 Jongalowe F . . . . . H A B 4 Johann- Albrechtshöhe R. St II B 4. V Joss-Platte B = Dnala . . . II B 4 Jungwa G ==■ Jangwa -Berge II D 3 Kambo DL ... . . . . ID 3 Kamerun G . . . . . . 11 B 4 Katsena F . . . . . . I C D 3 Kem F = Kim . . II D E 3. D 2 Kembe F . . . . . . . I D 3 4 Kembi F . ... ID 3 Kembingo F . . . . . . I D 3 Kernbon DL... . . . I A 5 Kemme F . . . . . . . I D 3 Kentu D L G . . . . . . I D 2 Kesckain D . . . . . . . I A 5 Ketsckum F . . . . . . I D 5 Kim — Kern F . . . II D E 3. D 2 Kink au D . . . . . . . II D 2 Kitsche F . . . . ... IB 5 Ko D . . . . I D 3 Kogam = Nko-Ngam G . . I D 5 Kriegsschiffshafen P . . . II B 5 Kuetissonjon G . . . . I C D 4 Kugu B . . . . I D 4 Kui F . . . . . . . . II E 1, 2 Kumba D — Job. Albr. -Höhe 1IB4.V Kumbod . . . . I 1) 5 Kund umbot D . . . . I D 5 Kundu D.H . . . . . . II C 4 Kuongem F . . . . . . I Ad Kutje D . . . . I D 5 Küpe G . . . . II C 4 Kwakwa C . . . . . . . II C 5 Laka D . . . . ID 3 Lakom I) .... . . . IC 4 Libau D G = Ribau . . . II D 2 CO Ol 464 Geographisches Namen- Verzeichnis Loloma F . . n C 4, 5 Lobe F . . . II A 4 Lobetal Ms. St . . . . . . II B 5 Loga D. H . . . II C 4 Logobaba 1) ... . . . II B 4 Logteleb L . . . II C 4 Lobega L . . . II C 4 Lokele F . . . II A 4 Lolo F . . . II B 4 Lomonji DB. . . . . . II D 2 Luga D . . . II C 4 Lungasi L . . . II C 5 Mä F . . . I A 5 Mab in M . . .1104 Madankali F . . . . . II E 2 Madele F . . . II D 2 Madjendere F . . . . . . II D 2 Mado F . . . ID 4 Maliarba 1) . . . II D 2 Mabumbe F . . . . . . 11 C 4 Maitelori F . . . II D 2 Makai F . . . II E 2 Majegha D . . . II C 4 Makuba B . . . II C 4 Makokome F . . . . . . I A 6 Makua F . . . . I B 5 Maloo F . . . II C 4 Mambana = Mbana = Mao Bana F . . . II E 2 Mamelo L . . . II B 4 Mamfe D . , . I A 5 Marnue F . . . I A 5 Man di D . . . I D 3 Manenguba G . . . . . . I B 6 Mang F . . . II C 4 Mangamu F . . . . . . I B 5 Manns-Quelle . . . . . . II B 4 Manvu F . . . I B 5 Mao Bana = Mambana F . II E 2 » Meng F . . . . , . . II E 2 » Tapare F . . . . II D E 2 » Wure F . . II D 2 Maribe F . . . I A G Massake F . . . . . . II A B 4 Massimbo F ... . . . II C 4 Matin F . II C 4 Matape F H D . I D 5 Mamves S . I D 4 Mbakan D . I A 5 Mb akurn- Bakum D. ... I A 5 Mbellung G . I D 4 Mbenjan DL . I A 5 Mbo D. H . Mburi F . II C 4 Medscham = Mesam F . . . I C 4 Meine F . I C 4 Meng F . II E 2 Mesain-Medscham F ... I C 4 Meso F . I A 5 Misseng D . II C 4 Moa F — Mam . I A 5 Maone F = Mane .... I B 5 Mone F . I A 5 Motive P . II B 4 Mona'iboka F . I A 5 Moniembera F . I A 5 Monömate F . I A 6 Monün-See . I D 5 Morambo F . I A 5 Mowangi G . I C 4 j Mowui F . I C 4 Mpot DL . IA5 Mpoch = Mpog G ....HD Mpog = Mpoch G ....HD Mpumajib F . I A 5 Muam L . IIC4 Mufi F . I C 5 Mugom F = Muge .... I C 4 Mukonje P . II B 4 Mukore F . I C 4 Munaya F . I A 5, 6 Mundame R P D . . Fig. 3 u. 5 Mungong D ...... I D 3 Muti B ........ I C 5 Mwela = Mwvele DL . . ID4 Nag D. H . 1IC4 Naka F . I C 5 Nakanda F . I A 6 Ndekoa = Dekoa D . -. . . I A 5 Ndem D L V . II C 4 CO CO Geographisches Namen- Verzeichnis 465 Ndian DF.... . . II A 4 Nsike F . . . . . . I B 5 Ndo D . . II B 4. III. V Ntiba D . . . II C 4 Ndogohega = Lohega L . . 11 C 4 Ntok D . . . II D 3 Ndogomakumag L . . . II C 4 Nun F . . . . II C D 4, I D 5, 6 Ndogombog L . . . . II C 4 Ndogomianag C . . . . II C 4 Oban G . . . . . . Fig. 5 Ndog’ODjam L . . . . . II C 4 Okomoko D . . . . . . I A 5 Ndogonkong L . . . . II C 4 Okuri G . . . . 11 A3 Ndogumbang L . . . . II C 4 Ossidinge R. St . . . . I A 5 Ndonga C . . . . . . II C 5 Ossing DL ... . . . I A 7 Ndscha F . . . . . . ID 5 Oyi F . . . . I A 4 5 Ndscbainv = Janv D . . I C 4 Ndü = Ndi-S . . . . I C 3, 4 Pado = Pate F . . . . II C 4 Ndurna F .... . . II C 4 Pate = Pado . . . . . . II C 4 Nerebedie F . . . . . IB 5 Penja D = Mpenja . . . . II B 4 Ngamba D . . . . . II C 4 . . . II E 2 Ngambe DL. . . . . II D 3 Reiber-See .... Nffome F . . I A 5 Ri bau = Libau . . . . II D 2 Ngome D. H = Bukamba . . II D 3 Rio del Rey . . . II A 4. Fig. 5 Ngua DG. . v . II C 4. D 3 Sabbe D = Bangabi . . . I B 5 Ngu = Ngoru F . . . . II D 3 Sanaga F . . . . . II B 5. C D 4 Ngoru = Ngu F . II C 4, D 3 Sangim = Esagim D . . . I A 5 Ngue F . . . II D 3 Sange F . . . . I D 5 Ngula F . . . I. C 3 Sange D. H = Bähung o . I C D 4 Ngumo F . I C D 3 Sanje D . : . . II C 4 Ngungue G . . . . . II D 2 Sansani D . . . . . . . II C 4 Ngüte D. H . . . . . . II D 3 Sa-See (Ossa-See) . . . . 11 C 5 Nihaba F . . . . . . II C 4 Sekang = Ntscbang D . . I A 5 Niwa = Ngua D G . . . II D 3 Schilli F . . . . I C 5 Njanga = Nyanga D . . II B 4 Schote G = Ssote . . . II E 2 Njebet D. H ... . . II C 4 Sekam D .... . . . I A 6 Njombe D . . . . . . II B 4 Soden SK. . . . . . . II B 4 Njuma D. H ... . . II C 4 Somabal F . . . . . . . EC4 Nko F . . . II D 2 Somfe F . . . I D 3 Nko-Ngam = Kogam G . . ID 5 Som-Ngok D. H . . . . . II C 4 Nkore = Enkore D . . . I A5 Nlonako G . . . . . . II B 4 Tajon D . . . I B 5 Noah’s-Farm P . . . . Fig. 3 Talangi-Talanaje D . . . I A 6 Nsakpe D . . . . . . Fig. 5 Tawo D . . . I A5 Nsanakang D . . . . . II A 3 Tibati DL. . . . . . II E 2 Nsoga H . . . II C 4 Tiki = Ediki D . . II B 4. Fig. 3 Ntala D. H . . . . . . II C 4 Tinto D . . . . IB 5 Ntschingo F . . . . . I C 5 Tissa DL.... . . . I D 3 Ntem D . . . II D 2 Tschale G . . . . . . I C D 4 Nschang = Schaug D . . I A 5 Tsitako D . . . I A 5 Nschu F . . . I D 6 Tukurua D . . . . . . II D 2 Neue Folge. Heft 62. 30 466 Geographisches Namen-Verzeichnis Tungu F . II B 4 Weißer Berg = Diungo B . II B 4 Tungie D . I B 4 Wumo G . I C 4 Tunjok M . II C 4 Wupengam = Fopengam = Tup L . II C 4 Fopeiam D S . I D 5 Uäh F . I B 5 Wure F . II D 2 Umo D. H . II D 3 Wuri F . II B C 4 Victoria R. St . II B 4 Tafel 1. Proportheus Kameruni Ikl. l — natürl. Größe aus den Mamfe-Schiefern von Kamerun. Pm Praemaxillare, M Maxillare, E Ethmoid, F Frontale, Soc Supraoccipitale, Prf Praefrontale, Ptf Postfrontale, Ep Epioticum, Sq Squamosum, C Collare, Sc Scloroticalplatten , A Auge, Sor Suborbitale Platten, Ept Ectopterygoid, Mpt Metapterygoid , Q Quadratum, S Symplecticum , H Hyoinandibularc, Op Operculum , Pop Pracoperculum, Sop Suboperculum , Sp Schultergürtel, W Wirbelkörper, Df Dornfortsätze, Pc Petoralradien der Brustflosse, P. Rippen. Abhdlg.d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62. Tafel 1. Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin \Y 35. - Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 ge z. von Dr. Pa Menzel. Tafel 2. Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W 35. . o '.■Sr-"'' .Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62. Tafel I. Steilufer der „Jossplatte“ am Canuhafen von Duala. 2. Gneißschichten am Sanaga-Ufer unterhalb der Südfälle bei Edea. N / Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel II 3. Der Eingang zur großen Wasserrinne (Klamm) an den Nordfällen des Sanaga bei Edea zur Trockenzeit. 4. Südfälle des Sanaga bei Edea (Gesamtansicht) . Abhdlg. d Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel III 5. Strudellöcher im Gneis des Sanaga-Flußbettes oberhalb der Nordfälle bei Edea. 6. Blick auf die Stromschnellen des Sanaga, etwa 8 km oberhalb der Fälle von Edea. f V ' Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel IV Glimmertafeln im Pegmatitgange des Glimmerberges bei Esudan (Bez. Ossidinge). 8. Pegmatitgang mit Muscovit-Führung vom Glimmerberge bei Esudan (Bez. Ossidinge). Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel V 9. Gerölleblockpackung im kleinen Wasserlauf des Makokome bei Esudan (Bez. Ossidinge). 10. Einbruchskessel in den Kreide-Sandsteinschichten bei Ai'wawa in der Nähe der Soolquellen (Bez. Ossidinge). Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel VI 11. Ausstreichen der Mamfe-Schiefer am Croßufer bei Mamfe (Ossidingbezirk) Fundpunkt der Fischreste (Teil X). 12. Soolquelle im Sedimentärgebiet am Croß bei A'iwawa (Bez. Ossidinge) nach ihrer Fassung. Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel VII die Croß-Enge oberhalb Mamfe (Bez. Ossidinge). 13. Blick in 14. Blick auf das rechte Croß-Steilufer in der Enge oberhalb Mamfe (Bez. Ossidinge). V ■ . - Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel VIII 15. Blick auf eine der vegetationslosen Sandsteinplatten im Urwaldgebiet des rechten Croßufers ber Mamfe (Bez. Ossidinge). 16. 75 m hoher Wasserfall des Apogeja bei Amebessu im Granitgebiet des rechten Croßufers (Bez. Ossidinge). Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62. Tafel IX. ■/ 17. Block säulig abgesonderter Trachytlava, unterhalb der Steilhänge von Bamenda. 18. Typische Nadelhorste am Rande des Einbruchskraters von Babanki-Tungo (Bez. Bamenda). Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel X 19. Kratersee Bambuluae, nahe dem Muti-Berge. Trachytgebiet (Bez. Bamenda). 20. Kratermassiv des Batpui bei Fopajom. Ldschft. Bamum (Bez. Bamenda) . Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel XI 21. Kleines Quertal des gewaltigen Einbruchstales von Mwelle (Trachytgebiet) (Bez. Bamenda). 22. Granitkuppen mit Schuttbedeckung (stark erodiert) beim Dorfe Ba-Meta (Bez. Bamenda). Im Tale reiche Ölpalmenbestände und ausgedehnte Eingeborenenfarmen. Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel XII 23. Terrassenartiger Abfall der Trachytbergzüge bei Lakom (Häuptlingsdorf der Landschaft Bekom, Bez. Bamenda) links eigenartig geformte Basaltkuppen. 24. Granitkuppen mit Schuttbedeckung im Tale des Ngula (Landschaft Bafum, Bez. Bamenda). Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel XIII 25. Blick vom Dorfe Kentu auf den Steilrand des Hochlandes mit dem 1000 m rel. hohen Pic von Kentu (Bez. Bamenda). 26. Der Kentu-Pic vom Dorfe Kentu aus gesehen. Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel XIV 27. Steilspitze bei Bebe-Gato im Kentuberglande (Bez. Bamenda). 28. Bergsteilhang, auf dem Dorf Andi gelegen. (Bez. Bamenda.) - » Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel XV 29. Riesentrümmerblöcke eines Gabbro-Amphiboliths (mit Erzführung) beim Dorfe Berabe (Bez. Bamenda), 30. Blick auf das Ako-Tal im Kentuberglande (Bez. Bamenda). Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel XVI 31. Granitverwitterungsformen auf der Höhe des Kamboberglandes (Bez. Bamenda) am Flüßchen Dschembori. 32. Steilrand des Hochlandes vom Tale bei Ntem aus gesehen (Bez. Banjo). Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel XVII J7 33. Das Ngungue-Granit-Massiv vom Wege Ntem-Banjo aus. 34. Fullah-Dorf Kinkau, im Schutze von Granittrümmerblöcken erbaut. Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel XVIII. 35. Massiv des Bande (Trachyttuff) beim Dorfe Maharba (Bez. Banjo). 36. Gipfel des Banjoberges (1600 m) mit dem Steingötzen. (Granit.) Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel XIX 37. Blick vom Banjoberge über die beiden flachen Gneishügel, auf denen der Ort Banjo (Sitz des Lamidos) gelegen. 38. Granitverwitterungsformen am Gipfel des Banjoberges * Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel XX 39. Flußschotterterrasse des Mao-Wure bei Arnado’s Dorf. (Bez. Banjo.) 40. Flußschotterterrasse des Mao-Bana bei Galim gründe stark erodierte Granitkuppen, den (Bez. Banjo). Im Hinter- Talrand bildend. Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel XXI 41. Ebene des Mao-Bana bei Galim. Im Vordergründe die sogenannten Natronquellen. Im Hintergründe stark erodierte Granitkuppen. (Bez. Banjo.) 42. Flußufer des Mao-Meng bei Tibati mit Riesenlateritblöcken. (Bez. Banjo.) Abhdlg. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. F. Heft 62 Tafel XXII 43. Ngua-Bergmassiv vom Wege Lomonji-Ngua (Bez. Banjo). Granit. 44. Blick vom Orte Ngua auf das Ngua-Massiv (Granit). Bez. Banjo. Druck v. Dietrich Reimer (Ernst VohsenJ Berlin. Abhandlungen der Königl. Geolog. Landesanstall. Neue Folge, Heft 62. . Karte II. i SielißKobPtel 1:500000. rGssidii Gneiß, Glimmerschiefer, AmphiioliOi de. Granü, Dioril, Gabbro (J)i/ibas, Tarptiffp). Basalt. I- - I- TrachyL. !■ 1 Jt'rade. mako-Bjjc GEOLOGISCHE AUFNAHMEN in der URV\ALDZONE nördlich des SANAGA und im STROMGEBIE TdesMÜVMund oberDJEREM "Lite ?j DrGU ILLEMAIN (1905-190-7) Zusammengestellt auf Grundlage der von M.MOISEL Gearbeiteten Neuzeichiuing der- Karte vonKämerun 1:1000000 des Grossen Deutschen Kblonialailasses 1 : 1000 000. •bura KdpDQiuiidAchxu . DPGuiUemain ’sReisewzg. IHbanyo O-Wassa RNANDO-POO Druck v. Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) Berlin. 1 Buchdruckerei A. W. Schade, Berlin N., Schulzendorfer Straße 26. % ' . N KJ