n mm Km H 'iTk I ‘ mm ■mfößfSmwraBsMiBfeSßfc ‘ i i'lVCi i #ii't . i r-’* f ,:i .** * «! ■r-.fi %? M; .srtSMfflfc» .S f •» j-.'j'jll i]iH;-‘» fWt ft iÜXlwut JttgfjCTgötSfddti * fZ 3 6“ 5» . — - - " — - MMIigiD in ttitb MMti Miglsditi Landesanstalt. Neue Folge, Heft 66. Die Geologie des Nordabfalles der Eifel mit besonderer Berücksichtigung der ■ Gegend von Aachen. Vo n /^risH jvÜT. .. E. Holzapfel [© in Straßburg i. E. * - - Mit einer Geologischen Exkursionskarte für die Umgegend von Aachen yon W. Wunstorf, sowie mit 2 Tafeln und 15 Abbildungen. Herausgegeben von der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt. BERLIN. ! Im Vertrieb bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanatalt Berlin N. 4, Invalidenstr. 44 k iiriO. j A Preis 10 Mark. Abhandlungen der Königlich Preufsischen Geologischen Landesanstalt. Neue Folge* Heft 66 BERLIN. Im Vertrieb bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt Berlin N. 4, Invalidenstr. 44. 1910 Die Geologie des Nordabfalles der Eifel mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. Von E. Holzapfel in Straßburg i. E. Mit einer Geologischen Exkursionskarte für die Umgegend von Aachen von W. Wunstorf, sowie mit 2 Tafeln und 15 Abbildungen. Herausgegeben von der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt. BERLIN. Im Vertrieb bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt Berlin N. 4, Invalidenstr. 44 Vorwort. Die folgende Arbeit ist als Beitrag zu der Festschrift zum XL Allgemeinen deutschen Bergmannstage in Aachen geschrie¬ ben worden, die den Titel trägt : »Der Bergbau auf dei linken Seite des Niederrheins«. Sie wendet sich also in erster Linie an den- Bergmann. Hieraus erklären sich einige Besonderheiten : die Unvollständig¬ keit und Mangelhaftigkeit der Literaturangaben, das Nichtein- geken auf Angaben und Deutungen anderer und die Ungleich¬ heit in der Behandlung der einzelnen Formationen. Da dem Leser, dem die Arbeit in erster Linie zugedacht war, dem praktischen Bergmann, die weit zerstreute Liteiatui im all gemeinen nicht zur \ erfügung steht, glaubte ich in v ielen Fällen, besonders weniger wichtigen, auf die genaueren Hin¬ weise verzichten zu können. Es schien mir auch dem Bergmann der Praxis kein wesentlicher Dienst geleistet, wenn ich auf abweichende Ansichten und Anschauungen anderer Autoren näher eingegangen wäre, auch abgesehen davon, daß durch solche Erörterungen, die nicht immer hätten kurz gehalten wei¬ den können, der Umfang in unverhältnismäßiger TV eise zu- ö'e nommen hätte. O Leicht verständlich ist, daß diejenige Formation, die für den Bergmann das meiste Interesse hat, die Produktiv e Steinkohlenformation, in den stratigraphischen Erörterungen auch den breitesten Baum in Anspruch nimmt. Hierfür w ai allerdings noch ein weiterer Grund mitbestimmend, nämlich der. daß eine Arbeit, die einem auch in der Gegend nicht genau Bekannten ein klares Bild von dem Aufbau des flözführenden Vorwort. Carbons gegeben hätte, überhaupt nicht existierte, in dieser Hinsicht stand das Aachener Kohlenrevier gegen alle anderen in Deutschland sehr weit zurück. Seit den Arbeiten V. DECHEN’s, die eine außerordentlich große Menge von Einzelheiten aus Grubenaufschlüssen bringen, aber keine stratigraphischen Angaben enthalten, waren drei, das ganze Aachener Carbon im Zusammenhang betrachtende Arbeiten erschienen, von den Herren WESTERMANN1), DANNEN¬ BERG2) und SEMPER3). Allen drei Arbeiten haftet der Mangel an, der einen mehr, der anderen weniger, daß ihre \ erfasset' keine genügend umfassenden Beobachtungen an den Tagesauf¬ schlüssen gemacht hatten, die im Aachener Bezirk, wo Gruben¬ aufschlüsse heute in vielen Schichtenfolgen fehlen, unerläßlich sind, und zwar über das ganze Gebiet hin. Bei den topo¬ graphischen Verhältnissen des Gebietes ist aber die Erwer¬ bung dieser Kenntnisse eine mühsame, viele Zeit und Geduld erfordernde Arbeit. Ich bekenne gerne, daß ich manches Jahr in dem Aachener Gebiet herumgewandert bin, ohne mir ein klares Bild von dem Aufbau des Produktiven Carbons machen zu können. Den genannten Herren soll daher aus dem hervoi gehobenen Mangel ihrer Arbeiten kein besonderer Vorwurf gemacht werden. Zu dem Profil auf S. 160 ist im Text bemerkt worden, daß erst noch weitere Aufschlüsse abgewartet werden müßten, bevor eine Deutung der Lagerungsverhältnisse im Indetal mög¬ lich sei. Diese Aufschlüsse sind inzwischen hergestellt und haben ergeben, daß unmittelbar nördlich der am iN M -U fei dei Inde nach S einfallenden Bänke der knolligen Kalke (toikt) eine mit etwa 60^ nach KW einfallende Verweifung liegt. In ihrem Hangenden liegen zunächst die Grenzschiefer des 1) Verhandlungen des Naturhist. Vereins der Rheinlande. Bonn 1905, S. 1. 2) Geologie der Steinkohlenlager, I. Berlin 1908, b. 8b ft. 3) Verhandlungen des Naturhist. Vereins der Rheinlande. Bonn 1908, S, 22 R Vorwort. Oberdevons mit Spir. Seminoi und dann folgt die ganze Serie der senkrecht stehenden Bänke von Frasne-Kalk, so daß dieser demnach in seiner ganzen Mächtigkeit in dem Bruch aufge¬ schlossen ist. Das Indetal entspricht also, wie ich richtig ver¬ mutete, einer Mulde von Frasne- Schiefer, und die in dem Pro¬ fil als tk bezeichneten Kalkbänke sind tatsächlich Frasne- Kalke (toik). Der Druck der Arbeit mußte zum Schluß sehr schnell erfolgen und die zweite Korrektur in großer Eile erledigt wer¬ den. Aus diesem Grunde sind einige, z. T. sinnstörende Druck- fehler in die Arbeit hineingeraten, die ich weiter unten zu¬ sammenstelle. Soweit der Sinn nicht entstellt wird, und man den Druckfehler als solchen erkennt, habe ich eine Aufführung nicht für erforderlich gehalten. < 5 Einem von mir ausgesprochenen Wunsche, dieser Ausgabe der Arbeit die zum Bergmannstage besonders herausgegebene, von Herrn W UNS TORF zusammengestellte Exkursionskarte beizugeben, da sowohl die stratigraphischen wie besonders die tektonischen Auseinandersetzungen ohne Karte unverständlich bleiben müssen, ist die Direktion der Königlichen Geologischen Landesanstalt mit dankbar anzuerkennender Bereitwilligkeit n a e h ge k o m m e n . Die Karte ist von Herrn WüXSTORF — soweit deut¬ sches Gebiet in Frage kommt, nach meinen Spezialaufnahmen 1 1 : 25000) — mit großem Geschick bearbeitet worden. Trotz¬ dem wird der Leser gegenüber dem Text der Arbeit hier und da auf eine Abweichung stoßen, für die ich nicht ver¬ antwortlich bin. Ui Ui Druckfehler- V erzeichnis. S. 75 Zeile 10 von unten statt östlichen lies: westlichen. S. 99 Col. 3 statt Mariagrube über (untgpr) Flora 6 lies: über (unter) Flöz 6 geschichtl iclie T age S. 119 Zeile 20 v. oben statt: Marginulinaxends S. 128 » 8 v. unten » S. 185 » 5 » » » .193 » 7 » » » .194 » 4 » » » » » - - - - - - - ca - 0. » nicht mehr als im Norden » SO Marginulina ensis. geschichteteTone W. nicht, wie im Norden SW. Die nachstehende Beschreibung behandelt den Nordabfall des linksrheinischen Gebietes, das Hohe A enn mit den nörd¬ lich und östlich anschließenden Berglandschaften, die Kreide¬ berge der nächsten Umgebung von Aachen, das nordeifeier Triasgebiet und die Umgebung des \ eybaches und der Erft zwischen Mechernich und Rheinbach. Dieses Gebiet besteht geologisch aus den steil aufgerichteten, SW-NO streichenden paläozoischen Gesteinen des Cambriums, Devons und Carbons, den flach gelagerten Schichten von Trias, Kreide und Tertiär, sowie aus diluvialen und alluvialen Bil¬ dungen. Die Beschreibung dieser Ablagerungen beruht fast aus¬ schließlich auf eigenen Beobachtungen. Nur soweit bei der Steinkohlenformation die Aufschlüsse in den Gruben in Be¬ tracht kommen, hatte ich mich der wesentlichen Unterstützung einer Anzahl früherer Schüler zu erfreuen, insbesondere der Herren KAUFMANN, ETZOLD, BREWER, HEUFELDER, 0. BER- GER und HASSE. Den Herren Markscheider ElSENI und Har- LANDT bin ich für freundliche Mitteilung von Grubenprofilen zu Dank verpflichtet. Dankbar erkenne ich auch das Ent¬ gegenkommen an, das ich bei den Verwaltungen der Gruben, und bei den Herren Betriebsbeamten stets gefundeen habe. Herr VOGEL in Aachen hat mich bei seiner genauen Kenntnis von Teilen des Gebietes durch Mitteilung mancher Einzelheiten in dankenswertester Weise unterstützt. Für das Veybach- und Erftgebiet standen mir die Aufnahmen des Herrn 1 2 E. Holzapfel, Die’ Geologie des Nordabfalles der Eifel FUCHS auf den Blättern Euskirchen und Rheinbach zur Ver¬ fügung. Herr Markscheider Nehm hat mir ferner in bereit¬ willigster Weise seine Zeichenkunst bei der Anfertigung der Generalprofile durch das Gebiet zur Verfügung gestellt. Von der größten Wichtigkeit für mich war, daß die Herren POTONIE und GOTHAN die Bestimmung der Steinkohlen- pflanzen ausgeführt haben, so daß ich in der Lage bin. wenig¬ stens von einem Teil der carbonischen Schichtenfolgen authenti¬ sche Listen der Flora zu geben. — Allen diesen Herren ge¬ bührt aufrichtiger Dank! Die Abweichungen, welche die neueren Beobachtungen ge¬ genüber den Angaben der älteren, ziemlich umfangreichen Lite¬ ratur über das Gebiet ergeben haben, sind recht erhebliche. Trotzdem habe ich, entsprechend dem Zweck dieser Beschrei¬ bung, davon abgesehen, diese Abweichungen eingehend zu be¬ gründen, oder die früheren Angaben kritisch zu besprechen. Nur in einzelnen Fällen, vornehmlich bei neuerlichen Veröffent¬ lichungen, bin ich von dieser Regel abgewichen. Allgemeines und Topographisches. Topographisch besteht das Gebiet aus mehreren recht ver¬ schieden ausgebildeten Abschnitten. Im Süden zieht von der belgischen Grenze her das Hohe Venn von Südwesten nach Nordosten, eine flachwellige Hoch¬ fläche, die an der belgischen Grenze in der Bot ränge mit 691 m ihre größte Höhe erreicht und eine mittlere Höhe von etwa 600 m besitzt. Der Untergrund besteht aus Quarziten und Schiefern des Cambriums. Die Ober¬ fläche ist in den weiten und flachen Einsenkungen sumpfig, die Erhebungen sind von Quarzitschutt und tonigen Verwitterungsprodukten der Schiefer bedeckt, ebene Flächen tragen ausgedehnte Hochmoore. Die wenigen Täler (Rur-, Hill-, Schwarzbach- und Wesertal) sind weit und mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 3 flach, und schneiden wenig in die alten Gesteine des Unter¬ grundes ein. Erst im Gebiet der jüngeren devonischen Gesteine werden sie tief und steil wandig. Ihre Hänge sind bewaldet und von ihnen zieht sich der Wald gelegentlich auf die Hoch¬ fläche, während .hier der größte Teil Ödland ist. So ist das Venn durch seine Oberflächenbeschaffenheit zur Ansiedelung durchaus ungeeignet und fast ganz unbewohnt. An der belgischen Grenze noch breit, wird es nach Nord¬ osten hin allmählich schmäler. In gleichem Maße verliert sich der Charakter der Ebene, die in einen breit gerundeten, von SW nach NO über das Jägerhaus verlaufenden Bergrücken über¬ geht, der Fortsetzung einiger sich über das Plateau des A enns erhebender, breiter, sattelförmiger Rücken (Pannensterz, Steele usw.). Diese Verschmälerung bedingt einen leichteren Ab¬ fluß der Wasser. Zahlreiche, zum Teil tief eingeschnittene Täler gliedern die Flanken dieses cambrischeü Gebirgszuges, auf dem wohl noch sumpfige Gebiete, aber keine eigentlichen Torfmoore mehr Vorkommen. Das ganze Gebiet ist bewaldet und, mit Ausnahme des Ortes Roetgen, unbesiedelt. Auf der Südostseite des cambrisehen Gebietes folgt ein durch tief und steil Angeschnittene Täler (Rurtal und seine Nebentäler) reichlich gegliedertes, aus devonischen Schiefer¬ gesteinen aufgebautes Hochplateau, das durchschnittlich noch über 500 m Höhe hat und meist magere Feldfluren und Wiesen¬ flächen trägt, während die Talhänge bewaldet sind. Auch hier zieht sich der Wald, hauptsächlich Laubwald, oft auf die Hochfläche, und bedeckt ansehnliche Flächen (Losheimer und Hövener Wald, Ivermeter). Im Gegensatz zu diesen südlichen Gebieten, in denen die einzelnen Schichtenfolgen des Unterdevons Zonen von großer Breite bilden, und wo Schiefer und Grauwacken weite Flächen bedecken, bilden auf der Nordseite der alten Gesteine des Venns die einzelnen Zonen des Devons schmale Streifen. Die Abwechselung ist daher eine große, und in wenigen Stunden kann man ein vollständiges Profil durch das ganze Devon 1* 4 E. Holzappel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel und Carbon durchwandern. Daher ist auch die Oberflächen¬ beschaffenheit rasch wechselnd. Das aus devonischen und carbonischen Gesteinen auf¬ gebaute Gebiet bildet eine von der Hochfläche des cambrischen Gebirges nach Norden sich abdachende «Fastebene» (Peneplain^, eine Denudationsfläche des alten Faltengebirges. Da die im Süden liegende Haupterhebung, die Achse des Gebirges, und mit ihr dieses selbst nach Nioridosten hin einsinkt, ist die ursprünglich nach Nordwesten geneigte Peneplain in eine etwas windschiefe Lage gebracht worden. Der Rand des cambrischen Plateaus liegt in den westlichen Teilen des Gebietes durchschnittlich bei 450 m, in den östlichen beiläufig 100 m tiefer. Bis zu der Linie Aachen-Langerwehe, an der das alte Gebirge unter die junge Decke des Flach¬ landes untertaucht, fällt die Oberfläche bis auf 200 m im Mittel, also um rund 250 m ab. Dieser Abfall hält dann in der gleichen Richtung unter der Ebene noch weiter an, bis etwa — 600 m, also noch um rund 800 m. Diese Tiefen- We im Gebiet des Flachlandes ist aber nicht nur durch O gleichmäßige Abdachung bedingt, sondern zum wesentlichen Teile durch Senkungen an Verwerfungen hervorgerufen. Hier¬ in liegt ein scharfer Gegensatz zu dem Gebiet, in dem das alte Gebirge an die Oberfläche tritt. Hier sind wohl die gleichen Verwerfungen vorhanden, haben aber mit wenigen Ausnahmen die Oberflächengestaltung nur wenig beeinflußt. Diese Ausnahmen finden sich fast ausschließlich nahe der Grenze gegen das Flachland. Die Oberfläche dieser nach Norden geneigten Fastebene ist wenig gegliedert, doch sind zwei Abschnitte deutlich ver¬ schieden. Etwa bis zur Linie Eupen, Raeren, Venwegen, Vicht, Gressenich, Schönthal, Jüngersdorf reichen die Schiefer und Sandsteine des Unterdevons. Das von ihnen eingenommene Ge¬ biet ist durchweg bewaldet und nur schwach besiedelt. Die vielfach verzweigten Bachtäler, die in den südlich vorliegen¬ den cambrischen Gebieten entspringen, sind verhältnismäßig tief eingeschnitten und haben schmale Sohlen und steile Hänge. mit besonderer Berücksichtiguog der Gegend ^on Aachen. 5 Der nördlich der genannten Linie liegende Gebirgsabschnitt besteht aus kalkigen Gesteinen in mannigfacher Wechsellage- rung mit Schiefer und Sandstein. Dieses Gebiet des jüngeren Devons und Carbons ist topographisch weniger gegliedert. Einige niedrige Höhenzüge, im Streichen der Schichten liegend, sind durch die Erosion aus dem Untergrund heraus modelliert. Sie bestehen aus den schwerer verwitterbaren Gesteinen, Sand¬ steinen und Kalken vornehmlich, und die zwischen diesen lie¬ genden, leichter verwitterbaren Schiefer waren die A eran- lassung zur Bildung flacher Längstäler und Depressionen. Die aus dem Gebiete des Cambriums und Unterdevons kom¬ menden, nach aufwärts so mannigfach verzweigten Täler, haben sich zu wenigen, größeren Tälern vereinigt, die wenig tief ein¬ geschnitten sind und breite, ebene Talsohlen besitzen (Wehe-, Omer-, Vicht- und Wesertal). Anders verhalten sich die auf den Kreidebergen bei Aachen entspringenden Täler der Geul und Wurm. Sie entstehen aus einer großen Anzahl kleiner und kleinster Zuflüsse, sind dem¬ nach aufwärts stark verzweigt. Sie sind wenig eingeschnitten und haben schmale alluviale Sohlen, verbreitern sich aber be¬ deutend am Gebirgsrande. Dieses von den jüngeren devonischen und carbo nischen Schichten eingenommene Gebiet ist reich besiedelt. Wald findet sich außer an den niedrigen Talhängen nur sporadisch auf den Höhen, besonders auf den Sandsteinrücken, die zuweilen auch mit Ödland bedeckt sind. Ackerland ist fast nur in dem östlichen Gebietsteile vorhanden, während im Westen, ent¬ sprechend der hier vorherrschenden V iehzucht, die Oberfläche fast ganz von Wiesen eingenommen wird, die mit dichten Hecken eingezäunt zu sein pflegen. Auf die Kumpf fläche des alten Gebirges sind in der Um¬ gebung von Aachen, hauptsächlich nach Westen und Korden hin, die Kreideberge des Aachener Waldes aufgesetzt, deren Plateau sich bis rund 380 m, also fast 200 m über die Ober¬ fläche des alten Gebirges erhebt. Sie bestehen aus losen, flach- 6 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel lagernden Sandaufschüttungen von senonem Alter und sinken mit ihrer Unterlage nach N und NO hin ein. Nördlich von Aachen stellen sich über den Sanden die kalkigen Bildungen der höheren Senonstufen ein, und jenseits der holländischen Grenze sinkt auch die Kreide unter die junge Decke des Flachlandes. Die Oberfläche der sandigen Kreideberge ist, wie es ihre Natur voraussetzen läßt, in der mannigfachsten Weise geglie¬ dert und von zahlreichen Tälehen durchfurcht, die ihre Wasser nach der Geul und Wurm hin abgeben. Bemerkenswert ist, daß auf der Höhe des Aachener Waldes eine ansehnliche, fast ebene Fläche vorhanden ist. Die Oberfläche der Kreideberge ist bewaldet oder von Weideflächen bedeckt. Die Hügellandschaft am östlichen Fuß des Waldes gehört schon zum großen Teil zu dem Stadtgebiet von Aachen. Hier ist darum die Bebauung der Oberfläche eine 'mannigfaltigere. Die von den höheren, kalkigen Schichten des Senons eingenommenen Gebiete bilden im N. von Aachen eine wenig gegliederte, flachhügelige Landschaft, die durchweg von Feld¬ fluren bedeckt ist. Die am östlichen Gebirgsrande auf tretende Trias-Landschaft bildet ein rasch zur Niederung abfallendes Hügelland. Die älte¬ sten Schichten des Hauptbuntsandsteins liegen im W. und bilden bewaldete, meist mit Nadelholz bestandene Höhen, die bis über 400 m Höhe erreichen. Die aus Oberem Buntsandstein, aus Un¬ terem und Mittlerem Muschelkalk bestehenden, sich nach O. hin anschließenden Hügel sind vorzugsweise Ackerland, während man auf oberem Muschelkalk steinige Äcker und viel Ödland an¬ triff t. Die niedrigen, an das Flachland angrenzenden Keuper¬ erhebungen sind wieder vorwiegend mit Feldfluren bedeckt. Für die topographische Gliederung der Triasgebiete sind noch die zahlreichen engen und verhältnismäßig tief eingeschnittenen Täler und besonders die tiefen Schluchten, die das Wasser in die weichen Gesteine 'eingefurcht hat, bezeichnend. Der südöstliche Gebietsteil schließlich, der Abfall der Eifel mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 7 gegen die Erftniederung in der Gegend zwischen Mechernich, Euskirchen und Rheinbach, zeigt, entsprechend seinem ver¬ wickelten geologischen Aufbau, auch eine große Mannigfaltig¬ keit der Oberflächengestaltung. Das alte Gebirge fällt hier zwischen Bleibach und Erfttal steil, dann bis zum Jungbachtal flacher nach NO hin zur Ebene ab. Östlich vom letzteren Tal springt er kuliss^enartig nach N. vor, um zwischen Jung¬ bach- und Swistbachtal auch nach NO. ziemlich steil zur Niederung abzusinken. Zwei breit gerundete, aus Unterdevon bestehende, durchweg bewaldete Höhenrücken liegen hier im Streichen der Schichten, SW. -NO., und erheben sich von dem steilen Abfall zu Höhen von etwas über 300 m. Der nördliche dieser Höhenzüge, in seinem nördlichen Teile vom Billiger Wald gebildet, steigt nach SW. bis nahe an 500 m auf. Er trägt mehrere, z. T. ausgedehnte Schollen von Buntssandstein, und schneidet am Kalmuther Tal gegen mitteldevonische Kalke ab. Nach NW. taucht er unter die zusammenhängende Decke der Trias bei Mechernich mit steilem Einfallen unter. Im .Pflugberg bei Kalmuth steht in -j- 499 m noch Unterdevon an, im Bleibachtal bei Kahlenberg, in 2 Kilometer Entfernung in 320 m Oberer Buntsand stein. Die Oberfläche des De¬ vons liegt daher hier schätzungsweise bei -\- 220, ist also um 270 m gesunken. Inwieweit hier Verwerfungen mitgewirkt haben, ist noch nicht bekannt, und trotz Grubenaufschlüssen schwierig zu entscheiden. Der südöstliche unterdevonische Höhenzug des Elamersheimer Waldes erreicht östlich von Münstereifel eine mittlere Höhe von über 400 m und im Langer Kopf 524 m. Zwischen diesen beiden Höhenzügen liegt die aus Kalken und Mergeln zusammengessetzte, mitteldevonische Soetenicher Mulde. Ihre Oberfläche ist nur z. T. bewaldet, z. T. von Ackerland bedeckt, z. T. auch Ödland — wie alle eiieler Kalkmulden. Wegen des raschen Wechsels weicher, mergeliger Gesteine und widerstandsfähiger Kalke und Dolomite ist das Gelände im Gebiet des Mitteldevons reicher und mannigfacher g E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel gegliedert, als im Unterdevon, vor allem viel unregelmäßiger o-estaltet. Vielfach ragen Kalke und Dolomite als niedrige Eelsklippen aus dem oft steinigen Boden. Nach SV . steigt auch das Kalkgebiet erheblich an, und erreicht bei Jüngsheim 500 m. Hervorzuheben ist noch eine nahezu senkrecht zum Streichen von Satzvey über Antweiler nach Arloff verlaufende Senke, die von Tertiär ausgefüllt ist. Entwässert wird das Gebiet durch Veybach und Erft nach NO. hin. Beschreibung der auftretenden Schichtenfolgen. Von paläozoischen Ablagerungen treten solche von cam- brischem, devonischem und carbonisehem Alter auf. Sie bilden überall den tieferen Untergrund und treten im Hügelland fast überall 'zu Tage. Am Bande des Bumpfgebirges lagern ihnen im Osten die Schichten der Trias, im Westen der senonen Kreide ungleich¬ förmig auf. Das Tertiär erscheint im Gebirgslande in vielen, räum¬ lich eng begrenzten Partien, Erosionsresten einer ehemals zu¬ sammenhängenden Decke. Nur in dem Grenzgebiet zwischen Gebirgs- und Flachland besitzt es eine etwas größere Elächen- ausbreitung, wird aber häufig durch diluviale Ablagerungen verhüllt, die von hier auf das Gebirge übergreifen, und auch hier, besonders in Gestalt von Lehm, auf weitere Strecken hin die Untergrundgesteine bedecken. Eruptivgesteine sind selten und haben nur geringe Mäch¬ tigkeit. A. Das Palaeozoicum. I. Das Cambrimn. Die cambrischen Schichten des Gebietes bestehen aus schiefri¬ gen und quarzitischen Gesteinen. Die von A. DüMONT durch- mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 9 geführte Gliederung, die auch von dessen Nachfolgern und Schülern vollständig oder doch im Wesentlichen anerkannt wurde, hat auch für unser Gebiet Gültigkeit. Danach gliedert sich das Cambrium in drei Unterabteilungen, die als Systeme Devillien, Revinien und Sa Linien bezeichnet wurden. Wel¬ chen Rang im System diese Schichtenfolgen besitzen, ist bei dem Fehlen oder der großen Seltenheit von Versteinerungen nicht leicht zu entscheiden. Sie mögen hier als »Stufen« bezeichnet werden. Die älteren deutschen Autoren haben sich mit diesen Gesteinen wenig befaßt. V. DECHEN bezeichnet sie als ver¬ steinerungsfreie Ardennengesteine, ohne eine Gliederung oder eine Übertragung des DUMONT’schen Gliederungs-Schemas zu versuchen. Die Grenzen, die auf seiner Karte gezogen werden, sind willkürlich und falsch, da weite, vom Unterdevon einge¬ nommene Gebiete mit in die Ardennengesteine einbegriffen wur¬ den. Einige Korrekturen seiner Karte hat Y. DECHEN später gegeben. 1. Die Stufe von Deville die an der mittleren Maas — bei Deville und Fumay typisch entwickelt ist, besitzt im Gebiet nur ge¬ ringe Ausdehnung im Warchetal zwischen Malmedy und Pont, sowie in der Umgebung von Ligneuville. Sie be¬ steht aus hellfarbigen, meist grünlichen, sericitreichen Phylliten mit Einlagerungen heller, oft fast rein weißer Quarzite. Die den englischen Llanberhs - Schiefern von Penrhyn so über¬ raschend gleichenden Schiefer von Fumay sind im Gebiete nicht bekannt. Die vorhandenen Aufschlüsse gewähren keinen Einblick in die stratigraphischen Verhältnisse, doch ist durch die Ar¬ beiten von LOHEST und FORIR festgestellt, daß die viel be¬ sprochenen, hellen Quarzite von Grand Halleux zwischen. Sta- velot und Spaa sich sattelförmig aus den umgebenden Revin- schichten erheben, und so die ältesten Gesteine des Gebietes dar stellen. 10 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel 2. Die Stufe von Revin hat im Gegensatz zu der vorigen eine große Verbreitung. Sie setzt fast ausschließlich das Hohe Venn zusammen und bildet einen großen Teil der gebirgigen Landschaft im NW., N. und NO. des eigentlichen Venns. GOSSELET nannte das Vorkommen »Assise des Hautes Fanges«, ohne damit ihre Gleichaltrig¬ keit mit der »Assise de Revin« bestreiten zu wollen. Die Revin- Stufe besteht aus dunklen, meist schwarzen, dünnspaltenden, milden, phyllitischen Schiefergesteinen mit Ein¬ lagerungen dunkler — ebenfalls häufig schwarzer , seltenei etwas heller gefärbter Quarzite, von äußerst feinem Korn und großer Härte. Diese Quarziteinlagerungen treten bald in ein¬ zelnen Bänken, bald in mächtigeren Zonen auf, welche in der mittleren Partie besonders mächtig zu werden scheinen, und hier häufig bestimmend für die Oberflächengestaltung sind, in¬ dem sie als breitgerundete Höhenrücken die Umgebung über¬ ragen (z. B. Pannensterzkopf, Steele, Langschoß usw.). Einen Einblick in diese Schichtenfolge erhält man wegen der leichten Verwitterbarkeit der Schiefer nur selten, und im eigentlichen Hohen Venn ist überhaupt kaum ein Aufschluß vor¬ handen, während man solche hin und wieder in den benach¬ barten Tälern findet, insbesondere künstlich geschaffene, z. B. an der Straße vom Jägerhaus nach Zweifall, zwischen Rött- ,en und Rott, im Hilltal, besonders auf der belgischen Seite ö 1 u. a. a. O. mehr. Diese Aufschlüsse zeigen, daß nach oben hin die Quarzite spärlicher und weniger .mächtig werden und schließlich ganz aufhören. Der obere Teil der Revin-Stufe ist demnach ganz aus Schiefergesteinen zusammengesetzt, in denen sich nur häufig Einlagerungen von Gesteinen finden, die A. DüMONT »Quarzophyllades« nannte. Das sind Gesteine, in denen dünne, oft kaum 1 mm dicke, quarzitische Lagen mit ebensolchen von phyllitischer Natur abwechseln, die also einen überaus raschen Wechsel in der Sedimentation von Quarzsand und Tonschlamm anzeigen, ein Wechsel, der ja auch in den tieferen Schichten, mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 11 wenn auch in viel weniger schneller Wechselfolge vorhanden ist. Auf den Karten konnte diese rein phyllitische Zone ausge¬ schieden werden. Es ist das aber eine rein petrographi- sche Gliederung, da Fossilien nirgends beobachtet wurden, und bezeichnende Versteinerungen auch in Belgien und Frankreich nicht bekannt geworden sind. Gut aufgeschlossen ist diese Schieferzone im oberen V ehe- tal, im Hasselbachtal oberhalb des Forsthauses Jägersfahrt, im Salchbach- und Dreilägerbachtal u. a. a, 0. mehr. Die Schiefer der Revin - Stufe zerfallen leicht zu kleinen Schülfern, die durch ihre bunte Verwitterungs¬ farbe — weiß, braun und rot — ein sehr charakteristisches Bild geben. Größere Stücke zeigen dabei häufig lebhafte, stark metallglänzende Anlauffarben — goldgelb, hellgrün, blau und rot. Schließlich zerfallen die Schiefer zu einem grau¬ weißen bis lichtgelben, zähen, undurchlässigen Ton, der u. a. die Unterlage der Torfmoore auf dem Venn bildet. Auch sonst ist die Oberfläche der Revinschiefer häufig sumpfig, insbe¬ sondere in Quellgebieten. Auch die Sohlen der Täler sind im Gebiete der Revin-Stufe mit diesem wasserundurchlässigen Ton ausgekleidet und darum sumpfig, so daß sie sich nicht zur Wiesenkultur eignen und fast durchweg bewaldet sind. An dieser Beschaffenheit der Talsohlen erkennt man meistens schon mit bemerkenswerter Deutlichkeit, daß man in das Gebiet der Revin- Schichten eintritt. 3. Die Salmstufe läßt im Gebiet, ebenso wie im benachbarten Belgien, eine Zweiteilung erkennen. In der unteren Salmstufe setzt sich der in der Revin- Stufe beobachtete Wechsel von sandigen und tonigen Gesteinen fort und typische Quarzitphyllite gehören zu den häufigsten Gesteinen. Doch sind die sandigen Gesteine gröber, als in der tieferen Stufe, mehr Sandsteine und zuweilen glimmerreich, und die Schiefer, meistens von blauer Farbe, sind weniger phyl- 12 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel litisch, härter und nicht selten dachschieferartig. Im unteren Teile pflegen dickere Sandstein- und Schieferzonen mit ein¬ ander abzuwechseln. Die ersteren treten wohl im Gelände deut¬ lich hervor (Gebiet östlich des unteren Wehetales), die letz¬ teren eignen sich zuweilen zur Benutzung als Dachschiefer. Der ehemals nicht unbedeutende Dachschieferbergbau im oberen Wehetale — in der Gegend von Großhau, Kleinhau und Hürt¬ gen — war auf solche Schiefer gegründet. Transversale Schic ferung ist eine gewöhnliche Erscheinung. Die in höheren Lagen auf tretenden Quarzitphyllite lassen sich bei günstigen Lagerungsverhältnissen in großen Platten ge¬ winnen und liefern ein gesuchtes Material für Belagplatten (Schewenhütte). Oft sind auch die Quarzitphyllite ausgezeich¬ net transversal geschiefert. Man erkennt dann den YY echsel der sandigen und schiefrigen Lagen auf den Spaltflächen besonders schön (Lammersdorf, Jägerhaus). — Die Farbe ist graublau, durch Verwitterung grau. Im Wehetal, wo diese Gesteine eine größere Verbreitung haben, werden die höheren Lagen rot gefleckt und geflammt. Die Gesteine der unteren Salmstuf e verwittern schwerer als die Schiefer der Revin-Stufe. Die Abhänge der aus Salm-Schich ten aufgebauten Höhen sind darum steiler und bieten häufig gute Aufschlüsse. Die Oberfläche ist nicht sumpfig, da die Ver¬ witterungsprodukte eine mehr erdig -lehmige Beschaffenheit haben und keine wasserundurchlässigen Tone sind. Daher sind auch die Talsohlen nicht sumpfig und mit guten Wiesenflächen bedeckt. Von Versteinerungen findet man allenthalben im Gebiet Dictyograptus ßabelliformis ( Dictyonema sociale ), besondeis in den Schiefern, wenn keine transversale Schiefei ung voihanden ist. Da dies aber häufig der Fall ist, findet man das ge¬ nannte Fossil nur an beschränkten Stellen (z. B. beim Forst¬ hause Jägersfahrt, in den Dachschiefern an der Straße nach Kleinhau, bei Schewenhütte usw.). Die obere Salm-Stufe tritt im NO. des cambrischen Ge- mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 13 bietes am Gehänge des Thönbachtales (Nebentales des Wehe¬ tales) in einigen kleinen Einmuldungen auf. Eine größere Ver¬ breitung hat sie im Süden, in der Gegend von Recht. Die Ausbildung in diesen beiden Gebieten ist eine verschiedene. Im Thönbachtal am Hochwald liegen zu unterst lebhaft rote, dick¬ spaltende, glimmerige Schiefer, die überlagert werden von grün¬ lichen, rauhen, sandigen und glimmerreichen Schiefergesteinen mit unebenem Spalt. Die Schichten sind nicht gut aufgeschlos¬ sen, und das gegenseitige Verhältnis dieser Gesteine ist nur schwer zu ermitteln. Fossilien sind nicht vorhanden. In den südlichen Gebieten — Gegend von Recht — tritt die obere Salmstufe in derselben Ausbildung auf, wie im be¬ nachbarten Belgien, im Salmtal bei Salm-Chateau, d. h. sie zeigt eine weitgehende Metamorphose. Sie besteht im wesentlichen aus rot - violetten, dickspaltenden Schiefern, die auf den Spaltflächen von kleinen, hirsekorngroßen Knötchen bedeckt sind, die aus Eisenglanzkörnchen bestehen, die das Ge¬ stein erfüllen. Zwischengelagert finden sich dünne, nur wenige Zentimeter dicke Lagen eines dicht erscheinenden, strohgelben bis grünlichgelben Gesteins von großer Härte, das diese Härte massenhaft beigemengten, winzigen Granatkryställchen verdankt; es findet als Wetzschiefer (Coticule) Verwendung. Daneben treten uneben spaltende, grünliche Schiefergesteine auf. mit mehr oder weniger reichlich eingesprengten Ottrelith- kry stallen, die Ottrelith- Schief er. Beide Gesteine, die Wetz- schiefer sowohl als die Ottrelith-Schiefer, sind auf deutschem Gebiete weniger gut ausgebildet, als im Salmtal, von wo GOS- SELET der oberen Salmstufe den Namen Assise de Salm- Chateau gegeben hat. Über das Alter der Salmschichten ist zu bemerken, daß sie den Dictyonemaschiefern anderer Gebiete — England, Skandinavien, russische Ostseeprovinzen — gleichzustellen, also dem unteren Tremadoc der englischen Gliederung zu¬ zurechnen sind, das bisher allgemein als oberstes Glied des Cambriums betrachtet worden ist. Nach neueren Beobachtungen 14 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel in Norwegen und England enthält indessen die Zone der Dictyo- nemaschiefer eine Anzahl Trilobiten von echt silurischem Typus. Sie wird daher neuerdins mit Recht als Basis des Silurs am o-esehen. Das gleiche würde dann auch für die Salm-Schich- ten des Ardennengebietes gelten, die Revin-Schichten würden darnach als Obercambrium (Lingula f'lags), die Deville-Stufe als Mittecambrium (Llanberis) zu klassifizieren sein. Die Ähn¬ lichkeit der letztgenannten ist schon oben hervorgehoben. Die Mächtigkeit der unteren Salm-Schichten ist auf vielleicht 1500 m zu schätzen, die der oberen ist am Hochwald viel ge¬ ringer, vielleicht 3 — 400 m. II. Das Devon. Die devonische Formation ist im Gebiet mit ihren drei Ab¬ teilungen vertreten, die sich in ihrer Ausbildung auf das engste an das belgisch-nordfranzösische Gebiet anschließen, mit dem sie ohne Unterbrechung Zusammenhängen. Sie gehören dem¬ nach zu dem Gebiet, in dem mit wenigen Ausnahmen alle Schich¬ ten in der Brachiopoden- und Ivorallenfacies ausgebildet sind. Wie schon aus dem Fehlen silurischer oder doch jung- silurischer Ablagerungen gefolgert werden muß, liegt das Devon diskordant auf den älteren Gesteinen, bald auf Revin-, bald auf Salm-Schichten. 1. Das Unterdevon. A. Die (jedimie-Stufe, (nach dem Orte Gedinne im südlichen Belgien benannt) beginnt mit einem meist groben Konglomerat von wech¬ selnder Mächtigkeit, einem echten Transgressionskonglomerat, das gelegentlich fehlen kann, oder doch auf geringe Mächtigkeit zusammenschrumpft. Es besteht aus dicht ge¬ packten Gerollen von Quarz und Quarzit, die durch ein sandi¬ ges, häufig auch durch ein Tonschiefer - Bindemittel verkittet sind. Die Färbung ist grau, gelblich oder grünlich, selten röt¬ lich. Das Gestein ist meist fest, so daß es in der Nähe mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 15 seines Ausgehenden in Blöcken herumliegt (Wesertal. Warche- tal am Peterberg usw.). Selten ragt es in Gestalt von Fels¬ klippen aus dem Boden hervor (Bichelley bei Kalterherberg). Zuweilen aber ist es auch locker und zerfällt zu grobem Geröll (Kennweg auf dem Hochwald, Straße von Eupen nach Montjoie). Auf der Südseite des cambrischen Gebietes folgt über dem Konglomerat eine mächtige Zone von Arkosen mit eingelagerten Sandsteinen. Die Arkosen sind grünlichgrau gefärbt, grob¬ körnig und bestehen aus wenig gerundeten, gewöhnlich vassei- hellen Quarzkörnern, die fast erbsengroß werden können. Die Zwischenräume sind mit meist weiß gefärbtem Kaolin ausge¬ füllt. Von seiner Verbreitung und typischen Entwicklung in der Gegend von Weismes hat das Gestein den Kamen Arkose von Weismes erhalten. Sie wird in vielen Steinbrüchen ge¬ wonnen und als Wegebaumaterial geschätzt. Im Warchenne-Tal sind große Steinbruchsbetriebe, in denen Material für die Pack¬ lage der Eisenbahnen gewonnen wird. Bei Arimont und Gdoumont finden sich grünlich- und gelblichgraue Sandsteine eingeschaltet, in denen DEWALQUE eine Fauna entdeckt hat, die im wesentlichen folgende Formen ent¬ hält: Chonetes Omalivsi de Kon., Strophomena rigida de Kon., Rhynchonella aequicostata DE Kon., Spirifer Dumontianus de Kon., Pleurodictyum sp. Im Verlauf nach KO. nimmt die Arkose einen abweichenden Charakter an, sie wird mehr oder weniger stark metamorpho- siert, besonders in der Gegend von Lammersdorf und Bicke¬ rath. Diese Metamorphose besteht im Wesentlichen darin, daß aus dem Kaolin Minerale neu gebildet worden sind, ins¬ besondere Glimmer. V. LASAULX hat das Gestein von Lammers¬ dorf, wo gute Aufschlüsse sind, beschrieben1). Hier und schon weiter im SW, in der Gegend von Montjoie, wechsellagert die Arkose mit dunklen Schiefern. Weiter nach KO. hin nimmt sie mehr und mehr an Mächtigkeit ab, und in der Umgebung des !) Yerhandl. des Naturhist. Vereins Rheinl. Bonn. Bd. 41, S. 458 ff. 16 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Wehetales sind meist nur noch Spuren im Hangenden des Kon¬ glomerates vorhanden. Nur hin und wieder — so im Thonbach- tal _ ist sie deutlich erkennbar, vielleicht aber nur wegen der omten Aufschlüsse. Auf der Nordseite des cambrischen Gebietes ist die Arkose gleichfalls schwach entwickelt oder fehlt auch ganz, wie im W eser- tal bei Hupen. Von hier nach NO. hin kenne ich sie anstehend nur im Salchbachtal oberhalb Zweifall. Über der Arkose von Weismes folgt eine mächtige Zone bunter, roter und grüner Schiefer, von GOSSELET als bunte Schiefer von Marteau bezeichnet, mit Einlagerungen hell¬ farbiger. meist lichtgrüner, quarzitischer Sandsteine, die sehr charakteristisch sind, meist dünnplattig, mit vielem, weißem Glimmer auf den Schichtflächen. Die Schiefer enthalten häufig Knollen eines unreinen, kieseligen Kalkes von roter und bunter Färbung. Am Ausgehenden sind die Kalkknollen ausgelaugt, die Schiefer erscheinen dann zellig und löcherig. Selten, so im Salchbachtal bei Zweifall, schließen die Kalkknollen ;zu wenig mächtigen Knollenkalken zusammen. Auf der Südseite des Cambriums, von Malmedy bis zum Wehetal, haben auch die bunten Schiefer eine Metamorphose durchgemacht. Sie sind in seidenglänzende Phyllite von vio¬ letter Farbe, oft grün geflammt, um gewandelt, und die einge¬ lagerten sandigen Gesteine sind krystallinisch geworden (Call¬ bachthal) und gleichen mehrfach den Gesteinen, die K. KOCH im Taunus als »körnige Taunus-Phyllite« bezeichnete. Weiter nach NO. hin, am Hochwald, werden die Schiefer lebhaft rot und bröckelig, und sind mehr Schiefertone als Tonschiefer. Diese Ausbildung zeigen sie auch auf der ganzen Nordseite des Cambriums, von Schewenhütte bis zur Landesgrenze und darüber hinaus. Im Hilltal sind den roten Schiefern nahe der Basis einige konglomeratische Schichten eingelagert, in denen die Rollstücke von Quarz und Quarzit, die selten Wallnuß- 0-röße erreichen, durch rote Schiefersubstanz verbunden sind. o mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 17 B. Die Siegen er Stufe. Über den bunten Schiefern von Marteau folgt eine Zone san¬ diger Gesteine von im frischen Zustande blaugrauer, verwittert gelb werdender Färbung. Das Gestein ist hart und splitterig, und besteht aus wasserhellen Quarzkörnern, zwischen denen reichlich kleine, stecknadelkopfgroße Körnchen von weißem oder gelbem Kaolin liegen. Es gleicht vollständig der Oden¬ spieler Grauwacke Denckmann’s. Diese Schichten finden sich gleichmäßig auf der Südseite wie auf der Nordseite des camb rischen Sattels, wenn sie auch in der Ggend von Malmedy, Recht und Montjoie wenig in die Erscheinung treten. Von Bickerath an aber lassen sie sich im zusammenhängenden Zug bis nach Jüngersdorf hin verfolgen. Sie sind vielerorts in Steinbrüchen aufgeschlossen, da sie ein geschätztes Wegebau - Material liefern. Zwischenlagerungen grauer, milder Tonschiefer sind häufig, aber nicht mächtig. Hin und wieder kommen auch dünne, rötliche Schief erz wischen¬ lagen vor. Die höheren Partien der Siegener Stufe sind auf den bei¬ den Sattelflügeln verschieden ausgebildet. Auf der Südseite folgt eine in der Querlinie etwa 10 — 12 Kilometer breite Zone von vorwiegend schiefrigen Gesteinen mit Einlagerungen schief¬ riger Grauwacken, Grauwackensandsteinen und seltener weißen Quarziten. Die Schiefer sind öfters rein und eben spaltend, als Dachschiefer ausgebildet. Die z. T. alten Schiefergruben bei Kalterherberg, bei Kesternich, an der Erkensruhr usw. bauen bezw. bauten auf solchen Lagen. Das Gebiet dieser Schichten ist noch wenig studiert, und wenn sich auch Anzeichen dafür ergeben haben, daß eine Gliederung, vielleicht ähnlich wie im Siegerlande, oder in den angrenzenden Gebieten von Belgien und Luxemburg möglich ist, so ist eine solche noch nicht durchgeführt worden. Versteinerungen sind anscheinend äußerst selten. Aus der Gegend von Montjoie sind Rensselaeria crassicoxta Kays, und 2 18 E, Holzapfel, Hie Geologie des Nordabfalles der Eifel Spirifer primaevus St. (von Herrn Lehrer Köhler in Montjoie ge- funden) bekannt geworden. Auf der Nord Seite des Hauptgebirgssattels folgen über den geschlossenen Arkose-Sandsteinen graue, schiefrige Gesteine, oft flaserig mit unregelmäßigen Einlagerungen sandiger Gesteine, die denen der tieferen Schichten noch vielfach ähneln. Einzelne Schieferlagen sind reich an Knollen von Brauneisenstein, die an¬ scheinend aus Sphärosideriten hervorgegangen sind, und nahe der oberen Grenze werden die meist recht rauhen Schiefer leicht rötlich und grünlich geflammt und gefleckt. Besonders im Hassel¬ bachtal am Ausgang von Zweifall und im oberen Fischbachtal ist diese höhere Partie der Siegener Stufe gut zu sehen. Von Fossilien haben sich in Schiefern mit Brauneisenstein- knollen bisher nur eine Anzahl Exemplare von Rensselaeria crassicosta bei Mularzhütte *) gefunden. C. Das jüngere Unterdevon. Zeigen schon die oberen Partien der Siegener Schichten auf der Nordseite des Cambriums wesentliche Unterschiede von denen auf der Südseite, so werden bei den höheren Schichten diese Unterschiede so groß, daß z. Z. eine Parallelisierung noch nicht möglich ist. Auf dem südlichen Sattelflügel liegt die obere Grenze der Siegener Schichten etwa auf der Linie Gemünd-Harper¬ scheid. Im Hangenden stellen sich zunächst graue, milde Schiefer und rauhe, sandige Gesteine, und dann in der Ge¬ gend von Schleiden rote Sandsteine ein. Näheres übei diese Schichtenfolge und ihre Altersstellung im Unterdevon ist noch nicht bekannt. Auch das Unterdevon am Nordabfall der Eifel gegen die Erftniederung ist nur unvollkommen bekannt, wenn auch hier eine für kartographische Zwecke brauchbare Gliederung durch- o-e führt worden ist. Die eigentümlichen Verhältnisse des Unter- ö i) X)ie von dem verstorbenen Herrn Winkhold in Eupen gefundenen Stinke befinden sich in der Sammlung des Naturhistorisclieu "Vereins in Bonn. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen 19 devons bringen es mit sich, daß genauere stratigraphische Be¬ stimmungen nur auf Grund von über weite Flächen — hier wohl über die ganze Nordeifel — ausgedehnten Untersuchungen vorgenommen werden können. — In dem in Frage stehen¬ den Gebiet hat Herr A. FUCHS1) die folgenden Schichten¬ folgen 'getrennt. o o 1. Rheinbacher Schichten, milde graue Schiefer mit pflanzenführenden Grauwackensandsteinen, nach oben mit verwaltenden bunten, quarzitischen Sandsteinen. Diese Schichten setzen fast den ganzen Billiger Wald sowie die bewaldeten Berge der Rheinbacher Gegend zu¬ sammen. Versteinerungen kommen vor, scheinen aber noch nicht bearbeitet zu sein. 2. Billige Schichten, milde, häufig rotbraun ver¬ witternde Schiefer, mit Einlagerungen fester, graugrüner Sandsteinbänke. Nach oben hin zellige Quarzite. Da diese Schichten unmittelbar von den Gesteinen mit Spirifer cultrijugutus überlagert werden, gehören sie dem Ober-Koblenz an, mag man die Cultrijugatus- Schichten noch zum Unterdevon rechnen, wie Herr FUCHS das tut, oder als Basis des Mitteldevons betrachten. Wahrscheinlich liegen die Rheinbacher Schichten noch hoch über den Siegenern. Über die dazwischen liegenden wissen wir z. Zt. noch recht wenig. Auf der Nord seite folgt eine mächtige Serie fossilfreier, roter Gesteine, Schief ertöne und Sandsteine, die früher von E. KAYSER als Vichter Schichten2) zusammengefaßt wurden, ein Name, der leider nicht verwendbar erscheint, da er nicht eindeutig ist. Er wurde zuerst nicht etwa für diese Schichten¬ folge bei A icht gebraucht, sondern für rote Schichten im Liegen¬ den der Cultrijugatus- Schichten der Eifel, und sohte hier ein bestimmtes Niveau bezeichnen, das etwa den Ober-Koblenz- 9 Jahrbuch der kgl. Preuß. Geolog. Landesanst. für 1904, S. 544. 2) Z. d, d. geol. Ges. 1875, S. 3 12. 2* 20 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Schichten entsprechen würde. Die »Vichter Schichten« von Vicht, die den Typus darstellen müßten, entsprechen dem nicht. Sie reichen bis hoch in das Mitteldevon hinein, und müssen, da sie sich allmählich aus den Siegener Schichten mit Rensselaerici crassicosta entwickeln, auch noch tiefere Schichten als Ober- Koblenz einschließen. Auch mit dem benachbarten Belgien ist keine Überein¬ stimmung vorhanden, abgesehen selbstverständlich von der un¬ mittelbaren Fortsetzung unserer Schichten im Tal der Vesdre. In der Regel werden — so auch von E. IvAYSEB und V. DECHEN — die roten Schichten auf dem Südflügel der Aachener Mulde mit der »Assise de Burnot« oder dem »Poudingue de Bur not« parallelisiert. Aber zunächst ist die »Assise de Burnot« überhaupt keine »Assise«, d. h. Zone, da sie keine Fossilien führt, und nicht paläontologisch charakterisiert werden kann. Sie ist die rote Facies gewisser Unterdevon-Stufen oder von Teilen solcher, hat aber in den verschiedenen Gebieten ihres Auftretens einen verschiedenen Umfang. Die amtliche geologische Karte von Belgien hat die roten Schichten des Vesdre- Tales, die übereinstimmende Fortsetzung der unserigen, gegliedert und mehreren »Assises« zugewiesen, dabei aber die Beobachtungen in ein wenig brauchbares Schema hineingezwängt. Diese Gliederung ist daher für uns nicht anwendbar, und es müssen für die erkennbaren, wesentlich auf petrographische Merkmale gegründeten Unterabteilungen ört¬ liche Bezeichnungen gewählt werden. a) Die Zweifaller Schichten. Es ist dies eine Folge von roten, grünen und bunten Schie¬ fertonen mit eingelagerten dünnen, ebenso gefärbten Sandstein¬ bänkchen. Als besonders bezeichnendes Gestein treten in Bänken oder mächtigeren Paketen dunkelweinrote Grauwacken mit mehr oder weniger reichlichem Kaolingehalt auf. Das Gestein ist meist fest und hart, seltener mürbe, und wird an manchen Stellen zur Beschotterung von Nebenstraßen gewonnen. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 21 Es ist manchmal ziemlich grob und enthält gelegentlich ein¬ zelne bis haselnußgroße Quarzgerölle. Gut zu beobachten sind diese Schichten am Kehrberg bei Eupen, im Münsterwald südlich von Yenwegen und Frie¬ senrath, und besonders im Yichttal zwischen Zweifall und Jäger sfahrt und in den Fischbachtälern. b) Das Yichter Konglomerat. Nach oben hin bildet die Grenze ein mächtiges Konglo¬ merat, das eine ausgezeichnete und leicht kenntliche Leit¬ schicht bildet. Die Gerolle, die selten über Faustgroße er¬ reichen, bestehen in der Hauptsache aus Quarz und cambrischem Quarzit, sie sind wohl gerundet und durch ein grobsandiges Binde¬ mittel verkittet. Die Farbe ist vorwiegend dunkelrot, hin und wieder aber auch gebleicht. Das Gestein ist meist fest, und ragt dann wohl in mauerartigen Felsen aus den Gehängen — Kluckenstein bei Vicht, östlich von Gressenich usw. und über¬ schottert in oft recht großen Blöcken die Abhänge. Zuweilen ist es mürbe und zu einem groben Kies zerfallen (Kehrberg bei Eupen). Welchem der verschiedenen und verschieden benannten Konglomerate in Belgien das von icht entspricht, ist noch nicht unzweifelhaft festgestellt. Daher war ein neuer Name erforderlich. c) Die Friesenrather Schichten. Über dem Konglomerat folgt eine Schichtengruppe, die als Frie!senrather Schichten zusammengefaßt werden mag. Rote, grüne und bunte Schiefertone bilden die Hauptmasse, ähnlich wie in den Zweifaller Schichten. Die Farbe ist aber eine leb¬ haftere als in diesen, und das Gestein ist mehr bröckelig und erinnert an die bunten Mergel des mitteldeutschen Rots und Keupers. Als charakteristische Einlagerungen erscheinen meist dünngeschichtete, dunkle, grünliche Sandsteine und Grau¬ wacken, meist nur mit geringem Kaolingehalt. (Gelegentlich werden diese Sandsteine zu Wegebau zw ecken gebrochen, wie zwischen Mausbach und Krähwinkel. Kicht selten finden sich in ihnen stark zertrümmerte und unbestimmbare Rflanzenreste, 22 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Das beste Profil durch diese Schichten ist im Bett des \ iich,tbache s am Dorfe Vicht aufgeschlossen, wo man einen oftmaligen Wechsel der roten und grünen Gesteine sehen kann, der durch Faltung bedingt zu sein scheint. Hier beobachtet man auch in den roten Schiefern gelegentlich unreine Kalk¬ knollen, sowie in geringer Höhe über der Basis eine hellfarbige Arkose oder ein kleinstückiges Konglomerat aus Quarzkörnern und fleischfarbigem Feldspat bestehend, einem in situ aufgear¬ beiteten Granit fast gleichend. Das gleiche Gestein wurde, wenn auch nicht anstehend, noch an anderen Stellen, südlich von Venwegen und Hahn beobachtet, in ähnlicher Höhenlage über dem Konglomerat. Nahe der belgischen Grenze kommen in Verbindung mit diesen grünlichen Grauwacken reinere Quarzsandsteine von hell¬ grauer bis fast weißer Farbe vor. In diesen und in grauen, sandigen Schiefern hat sich eine kleine Fauna gefunden, die in der Hauptsache mit der übereinstimmt, die Herr E. KAYSER aus gleichen oder ähnlichen Einlagerungen aus dem Gileppe- tal und von Pep ins t er beschrieben hat1). Die hauptsächlich¬ sten Formen sind: Spirifer carinatus Schn., Sp. subcuspidatus Schn. var. alata Kays., Sp. daleidensis Stein, Cyrtina heteroclita Defr., Athyris cf. concentrica v. B., Sp. aff. inflatus Schn., Ortho- tetes umbracidum v. Schloth. sp., Lpptagonia rhomboidalis ahlb., Productus sp., Rhynchonella daleidensis Köm., Centronella (Tri- geria) sp., Meganteris Archiaci Vern., Fenestella sp., Tentaculites scalaris Schloth., Cryphaeus laciniatus Röm. , Homalonotus sp. Ferner eine Anzahl unbestimmter Zweischaler und Schnecken von mangelhafter Erhaltung. Diese Fauna liegt im Korneier Wald bei Eupen in geringer Höhe über dem Konglomerat. Ihre stratigraphische Stellung ist im oberen Teil des Ober-Koblenz zu suchen. ö Annales de la soc. geolog. de Belgicjue. Bd. 22, 1894, S. 177 ff. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 23 2. Das Mitteldevon. 1. Das Mitteldevon am Nordabfall der Eifel. In den südöstlichen Teilen des Gebietes zeigt das Mittel¬ devon die für die Eifel bezeichnende Ausbildung mit Ab¬ weichungen in Einzelheiten, die auch innerhalb des Gebietes selbst bemerkbar sind. Die Schichten des Mitteldevons bilden eine verwickelt gebaute Mulde, die vom Kalltal zwischen Kall und Nettersheim nach NO. bis über das Erfttal hinaus streicht, und als Soetenieher Mulde bekannt ist. Die Gliederung des Mitteldevons ist vollständig. Dieses beginnt mit 1. den Cultrijugatus- Schichten die von vielen Beobachtern zum Unterdevon gezogen werden, zu dem es auch paläontolögisch und petrographisch viele Be¬ ziehungen besitzt. Die Cultrijugatus-Schichten sind vorwiegend tonig-sandig — haben also in dieser Hinsicht noch unterdevonischen Cha- rakter — , enthalten daneben aber auch Kalke, Platten- und Knollenkalke, die nach oben hin zunehmen, Crinoiden-Kalke und Kalkmergel. Eine besonders ausgezeichnete Schicht ist ein bis mehrere Meter mächtig werdender, aber auch stark zusammenschrumpfender, oolithiseher Roteisenstein, der etwa in der Mitte der Schichtenfolge liegt, und von KAYSER als obere Grenze des Unterdevons betrachtet wird. Versteinerungen sind meist wenig zahlreich, zu nennen sind : Spirifer cultrijugatus . Röm., Sp. subcuspidatus Schn., Or- t hot et es lunbr acutum Schlth. (sehr groß), Chonetes dilatata Röm., Ch. semiradiata Sow., Rhynchonella Orbignyi Vern., Merista plebeja Sow., Atrypa reticularis L. Neben diesen Braehiopoden finden sich selten Korallen. Man beobachtet die Cultrijugatus-Schichten gut im Kal- muther Tal. Auch in der Umgebung des Erfttales finden sich manche guten Aufschlüsse, besonders in den Kalken, in denen viele Steinbrüche angelegt sind. 24 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel 2. Die Eifel-Schichten. Sie bestehein wesentlich ans Kalkmergeln und Kalken. Da¬ neben treten eigentümliche, plattige Kalksandsteine auf, die den südlichen Kalkmulden in der Eifel fehlen. Die Kalke sind z. T. reich an Korallen, während in den Mergeln im Allge¬ meinen Brachiopoden vorwalten. In den westlichen Teilen der Soetenicher Mulde, im Urfttale, sind die Schichten der Eifel-Stufe nicht gut zu stu¬ dieren, bis auf die hochliegenden Platten-Sandsteine, die am südlichen Ausgang des Dorfes Soetenich gut aufgeschlossen sind. Im Erftgebiet gliedert Herr A. EüCHS1) die Schichten über der Cultrijugatus-Zone in folgender Weise : 1. Eavpsitiden-Kalk, deutlich geschichtet, 2. Unterer Brachiop odenkalk, mit Spiriferenbänken, 3. Oberer Brachiop odenkalk, knollige Kalke und Mergel¬ schiefer, reiche Brachiopoden-Fauna, 4. Fpssilr eücher Korallenkalk, 5. Feste Brachiop odenbank. Diese Schichten werden als unterer Teil der Eifel-Stufe zusammengefaßt. Der obere Teil besteht aus plattigen Kalk¬ sandsteinen, die als Kirspenicher Plattenkalk bezeichnet werden, und mit fossilreichen Mergeln und Kalken abwechseln. Letztere fehlen im Urfttal oder treten doch stark zurück. Die Fauna der Eifelstufe ist eine reiche, als bezeichnende Formen sind zu nennen : Spirifer intermedius SCHLTH., Sp. elegans Stein., Rltynchonella Wählender gi, Strophomena lepis Schn., Retzia ferita v. B., Pentamerus galeatus D., OrtUis te- iragona Rom., 0. opereularis und viele andere Brachiopoden und Korallen. Das Obere Mitteldevon (Givet-Stufe). Das obere Mitteldevon mit String ocephcilus Burtini läßt in der Soetenicher Mulde, wie überall, eine Zweiteilung erkennen. Die untere Abteilung ist durch Kalksteine mit l) Jahrbuch der kgl. Preuß. Geolog. Landesanst. 1904, S. 544. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 25 zwischengelagerten Mergelschichten, die obere durch Klotzige Kalke und besonders Dolomite ausgezeichnet, die, wie überhaupt Dolomite, zur Felsbildung neigen. In der un¬ teren Abteilung der Cyathophyllum quadrigeminum in be¬ stimmten Lagen häufig, und tritt nicht selten riffbildend auf, ebenso C. Darwini FRECH (Urfttal). Die bankigen Kalke werden an vielen Stellen in z. T. ausgedehnten Steinbrüchen gewonnen, z. B. im Urfttal, südlich von Keldenich, bei Weyer und an vielen anderen Orten. Einzelne Bänke, besonders Mer- o’el und mit solchen wechsellagernde knollige Kalkbänke ent- halten eine reiche Fauna. S tv inigoc ephcihis Burtini ist fast allent¬ halben und manchmal in Menge vorhanden. Hervorzuheben ist, daß die »Crinoiden-Schicht«, die in den südlichen Kalkmulden der Eifel als Grenzschicht gegen die Eifelstufe auftritt, in der Soetenicher Mulde nicht vorhanden ist, (wenigstens nicht in ihrer normalen Ausbildung. Die obere Abteilung der Givet-Stufe ist. vorwiegend dolomitisch. An der Stolzenburg im Urfttal, am Girzenberg bei Soetenieh, bei Eiserfey usw. kann man die klotzigen Dolo¬ mite u. a. gut beobachten. Fossilien sind selten oder vielmehr bei der Umwandlung von Kalk in Dolomit zerstört worden. Nur vom Girzenberg bei Soetenieh ist eine reiche Fauna bekannt, die aus den Grubenbauen auf Brauneisenstein stammt, der hier ehemals gewonnen wurde. 2. Das Mitteldevon am Nordabfall des Hohen Venns. 1. Das Untere Mitteldevon. Es ist oft betont worden, daß in der Aachener Gegend und im Fortstreichen der Schichten im A esdre-Tal in Belgien die »Calceola-Schichten« fehlen. Im A erstehenden ist der Fauna von Kornei bei Eupen und den gleichwertigen aus Belgien ihre Stellung im oberen Teil des Ober-Koblenz an¬ gewiesen worden, in Übereinstimmung mit Herrn E. KAI¬ SER. Über ihr liegt noch die Hauptmasse der hier als 26 E. H olzaffel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Friesenrather Schichten zusammengefaßten roten Schiefer und dunkelgrünen Grauwacken. Es ist danach wahrscheinlich, daß diese das ältere Mitteldevon mit vertreten, was auch G. DewalqüE annahm. Ein Beweis hierfür ist allerdings nicht zu erbringe m und eine Grenze nicht zu ziehen, wenn man nicht die genannte, kleine Fauna von Kornei bereits ins Mitteldevon setzen und die Grenze an die Basis des groben Konglomerates legen will. 2. Das Obere Mitteldevon. Das Obere Mittel de von oder die Givet- Stufe läßt, wie fast überall, eine Zweiteilung erkennen. Die unter je Abteilung;, die Quadrigeminum-Schich- ten, zeigen eine recht bunte Zusammensetzung aus hell¬ farbigen. oft rein weißen, groben Quarzsandsteinen, ge¬ legentlich konglomeratisch werdend, grauen bis gelblichen oder bräunlichen, sandigen Kalken oder kalkigen Sande n, violettroten, seltener reinroten Schiefern, grauen, kalkigen Mergelschiefern und einzelnen linsenförmigen Einlagerungen grauer, reinerer Kalksteine. Die Aufschlüsse sind durch- weg schlecht, und darum ließ sich nicht feststellen, ob die genannten Gesteine systemlos mit einander ab wechseln, wie es den Anschein hat, oder ob sie in bestimmter Weise einander folgen. Man kann diese Schichtenfolge, welche gewöhnlich am Fuße von Gehängen oder in der Sohle von Talsenken liegt, die dem Schichtenstreichen folgen, noch einigermaßen beobachten am Bahnhof und am Stenderich bei Eupen, bei Katharinenplei, beim Dorf Vicht am Fußweg nach Breinig und in dem Tal, das von Vicht nach Mausbach hinaufführt. Hier liegt in diesen Schichten ein Brauneisensteinlager, das in früheren Zeiten ab¬ gebaut wurde. Nach dem Material der zahlreichen Schachthalden liegt es zwischen kalkigen Mergelschiefern und Kalken. Fossilien sind in den kalkigen Schichten, seltener in den Sandsteinen vorhanden, aber nicht häufig, und wegen der schlech¬ ten Aufschlüsse schwer zu erlangen. Hauptsächlich kommen vor: Cyathophyllum quadrigeminum mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 27 und C. Darwini Fr.1) (häufig zwischen Mausbach und Breinig), C. dianthus , Heliolites porosa, Spirifer undifer Röm., Spir. inflatus Schnur, Cyrtina heteroclita Defr., Athyris concentrica , Merista pru- nulum. Schn., Orthis striatula v. Schloth. sp., Atrypa reticularis und aspera , String ocephalus Burtini Defr., Uncites gryphus , Para- cyclas antiqua Goldf., Myophoria rhomboidea Goldf. und ver¬ schiedene Gastropoden ( Murchisonia , Turbonitella , Naticopsis usw.). Die obere Givet- Stufe besteht aus derben, bis meter- dicken, zuweilen noch dickeren Bänken eines dunklen, fein¬ körnigen bis fast dichten Kalkes, der an der Luft rasch aus¬ bleicht. Schieferzwischenlagen sind selten und über Tage noch nicht beobachtet worden. Auf Grube Breiniger Berg waren solche ehemals aufgeschlossen. Versteinerungen sind nicht häufig, und in der Regel nicht aus dem Gestein herauszu- ' lösen. -Nur wenn durch örtliche Umstände begünstigt — z. B. unter einer Decke tertiärer Sande, oder an einer Kluftwandung — die Verwitterung weit vorgeschritten ist, lassen sich Fos¬ silien sammeln, was heute fast nirgendwo mehr der Fall ist. Die 'meisten Fossilien, die bekannt geworden sind, stammen von der Grube Breiniger Berg, einige wenige vom Stenderich bei Eupen und von Raeren. Wichtig sind: String ocephalus Bur¬ tini, (bei Eupen eine Lumachelle bildend), Uncites gryphus Defr., Macrochilina arculata, Murchisonia turbinata (in weitester Fas¬ sung), Turbonitella sp., Megalodus abbreviatus. Seltener sind Ko¬ rallen, von denen namentlich Heliolites porosa vorkommt. Stroma- toporiden sind häufig. Amphipora ramosa Schulz bildet, wde auch in andern Gebieten, Bänke. Ob diese aber ein bestimmtes Ni¬ veau einnehmen, konnte noch nicht festgestellt werden wegen der schwierigen Lagerungsverhältnisse, von denen später die Rede sein wird. 3. Das Oberdevon. Die Abgrenzung von Mittel- und Oberdevon ist, wie fast b Herr Frech führt diese Art aus dem Oberdevon von Stolberg an (Z. d. d. geol. Ges. 1885, S. 120), was eine Verwechslung zu sein scheint. 28 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel überall auf der linken Rheinseite schwierig, und praktisch meist unmöglich. Die Grenze fällt in den mächtigen Zug dickbankiger Kalke, der auf der V. DECHEN’schen Karte als »Eifelkalk« ein¬ gezeichnet ist, und wird durch eine Schieferlage von 1 — 3 m Mächtigkeit gebildet. Der obere Teil des »Eifelkalkes« der älteren Autoren gehört daher in das Oberdevon, ist aber bei der großen Gesteinsähnlichkeit und der Seltenheit an charakte¬ ristischen Versteinerungen, fast nur Korallen, schwer von dem Mitteldevonkalk zu trennen. Das Oberdevon ist in zwei Stufen gegliedert, von denen die untere, die Frasne-S'tu f e, eine recht mannigfaltig zusammen¬ gesetzte Schichtenfolge darstellt, während die obere, die Fa¬ rne nno- St, ufie, gleichartiger ausgebildet ist. A. Die Frasne-Stufe. Die Frasne-Stufe besteht aus zwei petrographisch verschie¬ denen Abteilungen, einer unteren, fast rein kalkigen, und einer oberen, wesentlich schiefrigen, in der Lagen von Knollenkalken Vorkommen. Die Grenzen zwischen diesen beiden Abteilungen sind nicht scharf, vielmehr findet ein allmählicher Übergang statt. Die Grenze ist auch scheinbar keine stratigraphische. Eine solche ist wegen der faciellen Verschiedenheit auch nur schwer zu ziehen. Zu ihrer Feststellung können in erster Linie die Korallen dienen, die noch nicht genügend durchgear¬ beitet sind, aber immerhin schon eine Gliederung anzeigen. Die B rach iop odenfauna zeigt im Gegensatz zu den Korallen keine solchen Verschiedenheiten, daß man nach ihr eine Gliederung- vornehmen könnte, etwa wie sie am Südflügel der Dinantmulde möglich 'war, trotzdem mit diesen Gebieten manche Überein¬ stimmung herrscht. a) Die Grenzschiefer. Das ältere Oberdevon beginnt mit der schon erwähnten Lage von grauen, bei der Verwitterung bräunlich werdenden, meist dünnblättrigen, etwas kalkigen Schiefern, die vereinzelte Knollen grauen, feinkörnigen Kalkes enthalten. Örtlich können durch Zunahme der Kalkknollen unreine Knollenkalke entstehen. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 29 Man sieht diese Schieferschicht nur höchst selten aufge¬ schlossen. Zur .Zeit ist sie nur an zwei Stellen zu sehen, in dem dritten Steinbruch nördlich von Vicht auf der westlichen Talseite und in dem CourtlTschen Steinbruch bei Wehnau im Wehetal, wo sie kalkknollenreich bezw. als Knollenkalk ent¬ wickelt ist. Ehedem war sie in der Grube Breiniger Berg gut aufgeschlossen, wo der Bequemlichkeit halber die streichenden Strecken in ihr aufgefahren waren. Vielleicht gehören auch die liegenden Schiefer in dem Kalkbruch an der Kahlgrachtsmühle bei Verlautenheide hierher, doch ist dies paläontologisch nicht sicher gestellt, da hier Versteinerungen nicht beobachtet worden sind. Als charakteristische Leitformen, die wenigstens im Aache¬ ner Gebiet in höheren Schichten nicht mehr Vorkommen, sind zu nennen: Spirifer bisinus Le Hon (auch in Belgien bez. Frank¬ reich nur aus dieser Schicht bekannt), Sp. Seminoi Abich (= Sp. Malaisi Goss) und Avicula Mariae Fr. Sonst kommen noch vor: Atrypa » reticularis « (ziemlich grobrippige Form), Strophonella Du - tertii und Manticoceras intumescens. b) Der Frasne-Kalk, der über der Schieferbank folgt, hat 150 — 200 m Mäch¬ tigkeit (auf Breiniger Berg 61,6 Lachter), ist in dicke Bänke (bis 1 m und darüber) abgesondert und von den Mitteldevonkalken im allgemeinen durch hellere Farbe — licht- aschgrau und violettgrau — - verschieden, enthält aber auch dunkle Bänke. Noch häufiger als der Givet-Kalk wird er in Stein¬ brüchen gewonnen zur Mörtelbereitung und zur Herstellung von Werksteinen, Treppenstufen, Belagplatten, Fensterbänken, Vieh¬ trögen usw. Von Raeren an über Friesenrath, Schmidthof, Wal¬ heim, Hahn, Venwegen bis zum Vichttal ist eine fast zusammen¬ hängende Reihe von Steinbrüchen in ihm eröffnet, besonders in seinen höheren Bänken. Auch bei Verlautenheide wird er gebrochen. Der schönste und ausgedehnteste Aufschluß ist in dem Steinbruch der neuen Walheimer Kalkwerke am Bahnhof Walheim. Versteinerungen sind selten, mit Ausnahme von sphäroidi- 30 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel sehen Stromatoporen, die häufig gesteinsbildend auftreten. In einigen Bänken sind auch örtlich Korallen angehäuft. So kommt in der Gegend von Walheim in einer hochliegenden Bank in Menge Phillip säst raea cf. Davidsoni vor. Etwas höher liegt eine Bank mit Endophyllum priscum und Phillip sastraea sp. n. Eine andere Bank, die tiefer liegt, führt, obwohl selten Cyathophyllum basaltiforme. Einzelne Bänke sind mit einer der Amphipora ramosa ähnlichen Stromatoporide angefüllt. Vor¬ aussichtlich ergibt eine Bearbeitung der Korallen noch eine weitere Gliederung der Kalke. Von Brachiopoden finden sich nur seltene Durchschnitte. Der Frasnekalk des Aachener Gebietes mit seiner Schiefer- Basis gleicht auffallend, petrographisch und paläontologisch, den Kalken, die am Südrand der Dinant-Mulde im Hangenden des Givet-Kalkes liegen, und von der belgischen Karte auffallender Weise als oberer Givet-Kalk, Gvb, bezeichnet werden, obwohl sie PHillipsastraea, Cyathophyllum basaltiforme und Spirifer V er n e u Ui entha 1 1 e n . Die Kalke des Oberdevons sind, zusammen mit denen des Mitteldevons oft dolomitisiert, anscheinend von Verwerfungen aus. Die dolomitischen Regionen sind an der Oberfläche unregel¬ mäßig begrenzt und halten im Streichen nicht aus. Im Profil des Vichtbachtales steht z. B. auf der Westseite Dolomit, auf der Ostseite dagegen Kalk an. Bei Venwegen, Mausbach und Gressenich breitet sich Dolomit über große Flächen aus. In solchen Fällen ist natürlich eine Abgrenzung von Ober- und Mitteldevon noch mehr erschwert als sonst oder unmöglich. c) Die Frasne-Schiefer. Nach oben hin werden die Kalke knollig und gehen ohne scharfe Grenze in dünnbankige Kramenzelkalke von geringer Mächtigkeit über. Man sieht diese Knollenkalke in vielen Brüchen zwischen Walheim und Breinig aufgeschlossen, beson¬ ders schön in dem großen Steinbruch beim Bahnhof Walheim. Versteinerungen sind häufig, aber nur aus verwittertem Ge¬ stein herauszulösen. Man findet : mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 31 Phillipsastraea ananas Goldf. » pentagona Goldf. Alceolites suborbicularis Lam. Spirifer Verneuili Murch. » Archiad Murch. » tenticulum A. \ . » pachyrhynchus A. Y. Ortliis Iwanowi Tsch. Strophonella Dutertii Orthotetes sp» Atrypa cf. reticularis L. » aff. aspera V. Schloth. Athyris n. sp, (kleine Form, einige hoch liegenden Bänke ganz erfüllend) Ambocoelia sp. n. Pentamerus cf. brevirostris Phil. Khynchonella cuboides Marc. Liorchynchus megistanus Le Hon und noch manche anderen, selteneren Arten. Fundpunkte sind insbesondere Walheim und ein kleiner Aufschluß hinter dem Marienschacht von Breiniger Berg. Diese Kramenzelkalke unterscheiden sich daher paläonto- log-isch — im wesentlichen durch ihre Korallenfauna — erheb- lieh von den tieferen, bankigen Kalken, und schließen sich auf das engste an die über ihnen folgende Schieferzone an, mit der sie die Phillipsastraea- Arten gemeinsam haben. Karto¬ graphisch aber läßt sich die Grenze nur bei sehr guten Auf¬ schlüssen festlegen, sie ist daher stets aus praktischen Grün¬ den über den obersten Kalkbänken gezogen worden. Die über den Kalken folgenden Frasne- Schiefer lassen eine Zweiteilung erkennen, paläontologiseh und z. T. petro- graphisch. Die Aufschlüsse sind durchweg ungünstig, da die Schiefer mit Wiesenflächen bedeckt zu sein pflegen, aus denen nur hin und wieder einzelne Kalkbänke oder Linsen als fläche Erhebungen hervorragen. Ein durchgehendes Profil ist z. Z. 32 E, Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel nirgends vorhanden, war aber ehemals in dem tiefen Stollen der Grube Breiniger Berg aufgeschlossen. Daher ließ sich die Zweiteilung auch kartographisch nicht festlegen. Die unteren Frasne-Schief er gleichen den Schiefern an der Basis des Oberdevons. Es sind im frischen Zustande hell¬ graue, schwach kalkige, an der Oberfläche dünnblättrige, bräun¬ lichgrüne Schiefer mit vielen winzig kleinen Glimmerblättchen. Sie gleichen durchaus den Erasne-Schiefern in Belgien und Nord¬ frankreich. Kalkknollen von unregelmäßiger Gestalt sind bald häufig, bald nur vereinzelt vorhanden. Einlagerungen kalkiger Schiefer, mergeliger Kalke mit Übergängen in reinere Kalke kommen vor, ebenso linsenförmige Elaserkalke. Gegen die unterlagernden Knollenkalke ist keine scharfe Grenze vorhanden, wie man bei Walheim gut beobachten kann, beide gehören auch paläontologisch zusammen. Fossilien sind meist selten, an einigen Stellen aber in Menge vorhanden, na¬ mentlich in den kalkreichen Einlagerungen. Allgemein kommen vor: Spirifer Verneuili, Atrypa longispina RlG., Orthis Iwanowi Tschern. , Productus subaculeatus Murch., Strophonella retrorsa Kays., Phillip sastraea ananas und Ph. pentagona. In den kalki¬ gen Schiefern bei Walheim sind häufig Strophalosia membranacea , seltener Spirifer pachyrhynchus und Productus sericeus. Auf Brei¬ niger Berg kamen in einer 50 m über dem Kalk liegenden Ein¬ lagerung von Kalkmergel neben den gewöhnlichen Formen noch vor: Darwinia rhenana Schlüt. , Melocrinus hieroglyphicus , Lio- chynchus formosus , Rhynchonella cuboides M., Dielasma elongatum und einige andere Formen. An anderen Stellen sind in dem gleichen oder ähnlichem Niveau flaserige Kalke aufgeschlossen, die eine wesentlich ärmere Fauna enthalten, z. B. im Hangenden der bankigen Kalke bei Verlautenheide, wo man früher in Menge Korallen fand — Phillip sastraea ananas und pentagona , Alveolites suborbicularis und Aidopora , dagegen nur wenige Brachiopoden — Spir. Verneuili , Orthis Jwanowi und Atrypa sp. Die Kalke die früher in Burt¬ scheid. in der heutigen Kaiserallee und in der Moltkestraße auf- mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 33 geschlossen waren, und von denen man an der Burtscheider Abtei noch etwas sehen kann, gehören diesem Niveau an. Die obe.nen Frasne-Schief e r , die Matagne-Schief er . unterscheiden sich von den unteren äußerlich durch ihre dunkle, oft fast schvmrze Farbe. Auch sie sind dünnblättrig und ent¬ halten Linsen von Knollenkalken. In den schwarzen Schiefern findet man, z. B. beim Marienschacht von Breiniger Berg und zwischen V alheim und Hahn Abdrücke von Bucliiola retrostriata. Sie entsprechen daher im großen und ganzen den Matagne- S chief ern Belgiens. In den Kalkeinlagerungen finden sich Ko¬ rallen und zwar: Phillips astraea micrommata und Hennahi , Cya- thophyllum tinocystis Fr., Alveolites suborbicularis und einige noch nicht näher untersuchte Formen, sowie Receptaculites Neptuni und Iscliadites Vicht ensis. Man kann diese Kalke beobachten am Weg von Walheim nach Hahn, bei Yenwegen, Vicht und Verlautenheide. Früher waren sie auch bei der Frankenburg in Aachen-Burtscheid fossil¬ reich aufgeschlossen, sind jetzt aber überbaut. Hier, im Aache¬ ner Sattel, haben aber die umgebenden Schiefer nicht mehr die Natur der Matagne-Schief er , sie unterscheiden sich nicht wesentlich von den tieferen Schiefern. — Die Verschiedenheit der Fossilführung in diesen Frasne- Schichten ist z. T. durch die Natur der Gesteine bedingt. So fehlt z. B.: Rhynchonella cuboides stets in den schiefrigen Gesteinen, stellt sich aber sofort ein. sowde Kalke erscheinen, während andere Formen, vor allem Orthis Iwanowi und Spirifer Verneuili weniger empfindlich sind und in allen auftretenden Ge¬ steinen in gleicher Häufigkeit Vorkommen. Auch die Korallen sind naturgemäß in Kalken häufiger als in Schiefern. Von Wichtigkeit ist die Verteilung der Phillipsastraea-Äi'ien. In den dickbankigen Kalken kommt Phill. cf. Davidsoni , eine noch nicht sicher bestimmte Form, vor. In den knolligen Kalken und in den tieferen Kalklinsen und im Schiefer findet sich Ph. ananas und pentagona , und in den 3 34 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Kalken der Matagne Schiefer Ph. cf. micrommata Köm.1) und die confluenten F ormen, unter Ausschluß der anderen Arten. Auch die Cyathophyllen sind bezeichnend für die einzelnen Schichten. So findet sich C. tinocystis nur in den Matagne- Schiefern, C. ba- saltiforme nur in den bankigen Kalken u. s. f. B. Die Famenne-Stufe. Das oberste Devon, die Famenne-Stufe, besteht in den südlichen Gebieten, im Hangenden des mittel- und ober¬ devonischen Kalkzuges, der von Eupen bis Wehnau hin¬ zieht, aus zwei Abteilungen, einer unteren, schiefrig-kalkigen und einer oberen, sandig-schiefrigen. Weiter nördlich, im Aachener Sattel, dem einzigen Gebiet, in dem die Stufe noch einmal vollständig heraustritt, ist dieser Unterschied ver¬ wischt. Zwar ist auch hier in der unteren Abteilung gelegent¬ lich das Auftreten kalkiger Schichten, vereinzelt sogar reinerer Kalbe und Schiefer zu beobachten (z. B. in der Stadt Aachen an der Trierer Straße, bei Verlautenheide und Flaaren), aber der allgemeine Charakter der Schichten ist in der ganzen Stufe der gleiche. Es ist der gleiche Unterschied, den GOSSELET aus dem westlichen Belgien und dem östlichen Frankreich beschrieben hat und als Facies du Nord, Fa¬ cies du Süd und Facies intermediair e bezeichnet (L’Ardenne S. 594). Die Ausbildung in unseren südlichen Gebieten ent¬ spricht der Facies intermediaire GoSSELET’s, die im Aache¬ ner Sattel der Facies du Nord, wie sie in der Mulde von Namur vorhanden ist. Die V erhältnisse sind demnach ähnliche, wie in der Frasne - Stufe. Auch in dieser treten in den nördlichen Ge¬ bieten die in tieferem Wasser abgelagerten Matagne-Schiefer ö Diese Form ist auch die bezeichnende Art der oberen, roten Riffkalke der Dinant-Mulde. Hierdurch wird die mehrfach erörterte Frage nach dem Alter dieser Kalke beantwortet, ob sie gleiches Alter mit den sie umgebenden Mata- gneschiefern habeu, oder älter sind, wie dies Dupont wollte. Da die betr. Phillip sastraea- Art bei uns nur im Niveau der Matagne-Schiefer liegt, so haben die Riffe von Vodele etc. auch das Alter der Matagne-Sehiefer. mit besonderer Berücksichtigung der (regend von Aachen. mit ihren Buchiolen nicht auf, und sind durch rauhere Schiefer mit Korallen ersetzt. Im Süden war daher zur Oberdevonzeit tieferes Wasser als im Norden, und das gröbere klastische Ma¬ terial kann nicht aus dem Süden gekommen sein, sondern mut¬ maßlich von Norden her. a) Die untere Famenne- Stu fe. besteht im Süden aus verschieden ausgebildeten, meist rauhen, glimmerigen Schiefern, mit oft reichlichen Knollen eines grauen Kalkes und linsenförmigen Einlagerungen von grauen Flaser¬ kalken. A on dem Frasne-Schiefer unterscheiden sie sich durch größere Härte, ihren Glimmerreichtum und ihre meist auch etwas sandige Beschaffenheit und mehr graue Färbung. An der oberen Grenze tritt regelmäßig ein rotgefärbter, oft un¬ reiner und glimmeriger Flaserkalk in einer oder mehreren Bänken auf, der sich örtlich in rote Kalkknollen auflöst (z. B. zwischen Yenwegen und Cornelimünster). Auch in den Famenne - Schiefern sind im allgemeinen die Aufschlüsse nicht gut, wenn auch besser als in dem milderen Frasne-Schiefer. Man beobachtet sie gut bei Stockem (bei Eupen), am Weg von Walheim nach Brandenberg, zwischen Hahn und Breinig, im Wehe- und Sürbachtal u. a. 0. Die roten Kalke sind aufgeschlossen in der Gegend von Walheim, Breinig, Mausbach und Wehnau. An der Basis der leicht erkennbaren höheren Sandsteinzone sind sie leicht aufzufinden. Fossilien sind in den Famenneschiefern an einigen Stellen reichlich vorhanden, an anderen selten. Der beste Fundpunkt liegt an dem Weg von Walheim nach Brandenberg. Die wuchtigsten Formen sind: Spirifer Verneuili Mürch. , Spirifer (Cyrtia) Murchisoni de Kon. , Rhyncho7iella pugnus M. , Rh. acu- minata M., Rh. triaequalis Goss, und einige andere Arten aus ihrer Verwandtschaft ; Productus cf. subaculeatus M., Chonetes cf. hard- re7isis, Orthis cf. striatula v. Schloth., Orthotetes consimilis. Von besonderem Interesse ist die Fauna der oberen Schich¬ ten, Schiefer mit abgeplatteten Kalkknollen und rote Flaser- 3* 36 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel kalke. Hier fanden sich außer einigen kleinen Brachiopoden ( Orthis , Liorhynchus und Productus ), einige Ammonitiden, und zwar Chiloceras- Arten: Ch. Verneuili M. , Ch. globosum M. , Ch. amblylobum und einige andere. In den Kalkknollen-Schiefern er¬ reichen diese Formen die ungewöhnliche Größe von bis 15 cm Scheibendurchmesser (Breiniger Berg und Bahneinschnitt nörd¬ lich von Hahn). In den roten Kalken haben sie dieselben Ab¬ messungen, wie in den ihnen gleichstehenden Enkeberg'er Kalken Westfalens, mit welchem Namen die roten Kalke, bei der paläontologischen und petrographischen Übereinstimmung direkt bezeichnet werden können. b) Die obere Famenne-St ufe. ist ,als Sandstein entwickelt, der in Belgien seit alten Zeiten den Namen Condroz-Sjajndstein empfangen hat. Es sind im frischen Zustande blau- oder grünlichgraue, feinkörnige Quarz¬ sandsteine mit tonigem Bindemittel und viel Glimmer, der auf den Schichtflächen nicht selten Spiegel bildet. Beim Ver¬ wittern geht die Farbe in ein charakteristisches gelbbraun oder braungelb über. Das Gestein ist meist in dünne, nur selten 1/2 m erreichende Bänke abgesondert und wechsellagert in un¬ regelmäßiger Weise mit grünlichen, sandig-glimmerigen Schie¬ fern. Einzelne Lagen haben Kalkgehalt und werden beim Ver¬ wittern zellig und mürbe, oft zerreiblieh. An der oberen Grenze kommen auch Einlagerungen unreiner, meist kiesliger Kalke vor. Versteinerungen sind nicht selten, meist aber als schlechte Stein¬ kerne und Abdrücke erhalten. Die häufigsten Formen sind: Spirifer Verneuili M., Rhyncho- nella f letiensis Goss., Strophalosia productoides , Aviculopecte?i aquis- granensis , Dolabra unilateralis ( Cucidlaea Hardingii aut.) und viele andere Zweischaler. Pflanzenreste sind stellenweise sehr häufig, meist aber unbestimmbar. Von Archaeopteris hibernica fanden sich fruktifizierende Wedel in Aachen. Rhodea Condrusorum ist stellen¬ weise häufig. Versteinerungsfundpunkte sind: die Steinbrüche nördlich von mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 37 Walheim, Straße von Oomelimünster nach Yenwegen, Eisen¬ bahneinschnitt nördlich von Breiniger Berg, alter Bruch südlich vom Derichsberg im Vichttal, Brüche gegenüber dem Krahnen- sterz zwischen Stolberg und Büsbach, Höhe des Hammerberges, Hohlweg bei Helrath und noch viele andere. Eine Gliederung der Sandsteine, wie sie MOURLON im Ourtlhetal durchgeführt hat, ließ sich bis jetzt im Aachener Gebiet nicht ausführen, obschon auch hier Y erschiedenheiten erkennbar sind, allerdings zunächst nur petrographische, so daß eine darauf begründete Gliederung keinen Anspruch auf eine andere, als rein örtliche Bedeutung erheben kann. Die untere, nach oben nicht deutlich begrenzte Partie ist durch harte, graugrüne, oft etwas kalkige Sandsteine ausgezeich¬ net. die meist in dünnen, seltener in dicken Bänken auftreten, und wegen ihrer Härte ein gutes Material für Wegebauten, Pflastersteine und Bausteine liefern. Am besten sind sie auf¬ geschlossen in dem Tälchen westlich von M alheim und an dei ö Bahn Walheim-Cornelimünster. Auch als Schleifmaterial für Marmor werden sie gebraucht und weit versandt. Y ersteinerun- sren sind außerordentlich selten. o An einer Stelle, südlich vom städtischen Wasserwerk Bran¬ denberg, wurden in diesen unteren Schichten kalkige Einlage¬ rungen beobachtet, die sonst nicht bekannt sind. In den höher liegenden Schichten sind einzelne dicke Bänke eines mürben, hellgelben, meist recht fossilreichen Sandsteines, offenbar eines ausgelaugten Kalksandsteines charakteristisch, die die Mehrzahl der überhaupt gefundenen Versteinerungen ge¬ liefert haben. Dolabra unilateralis und Aviculopecten aquisgra- nensis sind hier nicht selten (Walheim, Derichsberg usw.). Die obersten Partien endlich, die am besten bei Binsfeldhammer im Vichttal aufgeschlossen sind, bestehen aus harten, kalkigen Sand¬ steinen und sandigen Kalken in mäßig dicken Bänken, die durch rauhe, gefleckte und geflammte, bröckelige Sandschiefer von einander getrennt werden und ein gutes Pflasterstein- material liefern. In den Schiefern kommen gelegentlich Reste 38 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel von Fischen (Holoptychius) vor. Nur wenig unter der oberen Grenze kommen in der Umgebung von Cornelimünster einige Kalkbänke vor, eingelagert in grünliche, sandige Schiefer. Bei Binsfeldhammer sind es statt der Kalkbänke einzelne, oft große Kalkknollen. Überhaupt sind die Profile, selbst in so benach¬ barten Gebieten, wie Cornelimünster und das Vichtbachtal, in ihren Details nicht immer übereinstimmend. Auch im Aachener Sattel, wo die Famenne-Schiefer an der Basis nicht ausgeschieden werden können, treten Kalke zwischen den Sandsteinen und Sandschiefern auf. Z. T. sind es recht unreine, etwas knollige Kalke, die z. B. bei der Frankenburg ehemals beobachtet werden konnten, »Ma- cigno’s« der belgischen Geologen, die hier in einem tiefen Niveau liegen. Einem ähnlichen, vielleicht dem gleichen Niveau gehören reine, rote Kalke, z. T. als Crinoiden- kalke ausgebildet, an, die an der Trierer Straße, dicht nördlich der Elsaßstraße anstehen (jetzt zugebaut) und voll¬ ständig den roten Crinoiden - Kalken gleichen, die von De- WALQUE1) und DüPONT2) von Les Forges bei Dolhain be¬ schrieben worden sind, hier auch ein tiefes Niveau einnehmen und ebensowenig im Streichen aushalten, wie bei Aachen. Ganz neuerdings sind ähnliche oder gleiche Kalke auch in dem südlichen Zug von Famenne-Sandsteinen aufgeschlossen worden am Wege zwischen den beiden Pumpstationen des Aachener Wasserwerkes (Brandenberg und Schmidthof). Auch hier sind sie im Streichen nicht verfolgbar. Die Mächtigkeit der Famenne-Stufe beträgt etwa 600 m, von denen rund 100 m auf die untere Schieferzone kommen. III. Das Carbon. Das Carbon des Aachener Gebietes ist, wie in dem größten Teil von Westeuropa, in zwei, durch ihre Gesteinausbildung 1) Annales de la soc. geologicjue de Belgique, Bd. 8, S. 122 und 181. 2) Bull. Acad. Beige, ser, 111, Bd. 12, S. 508. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 39 scharf von einander geschiedene Abteilungen gegliedert, eine untere, rein marine, wesentlich kalkige, den Kohlenkalk, und eine obere, nur zum kleinsten Teil marine, aus Schiefern und Sandsteine aufgebaute, die man als flözführendes oder produktives Carbon zu bezeichnen pflegt. Ob die Grenze zwischen diesen beiden Abteilungen eine stratigraphische ist, läßt sich wegen der abweichenden Ausbildungsweise nicht leicht bestimmen. Die bezeichnenden Fossilien des Kohlenkalkes, die Brachiopoden und Korallen, können zu dieser Bestimmung nicht verwertet werden, da sie im flözführenden Carbon mit vereinzeltem Aus¬ nahmen fehlen, und wir über ihre vertikale Verbreitung über¬ haupt noch wenig wissen. Einen Anhalt gewähren allein die Ammoniten, die ja in allen Formationen die Leitfossilien ersten Banges sind. In Belgien ist die oberste Zone des Kohlenkalks, die mit Productus giganteus , durch Gon. sphaericus und G. striatus charakterisiert, Arten, die auch im westfälischen Culm die obere Kalkzone charakterisieren und hier gleichfalls mit Prod. giganteus (Öse bei Iserlohn) zusammen Vorkommen. Über diesen Kalken folgt in Belgien die Zone von Choquier, die auf der belgischen Karte als Hla bezeichnet wird und von Ammoniten in der Hauptsache Gon. diadema enthält. In Belgien ist daher die obere Grenze des Kohlen¬ kalkes eine strati graphische. Im Aachener Bezirk ist Prod. gi¬ ganteus noch nicht beobachtet worden, kommt aber in der Nähe der Grenze bei Bleiberg vor. Im Geultal aber kommt in den oberen Bänken neben Prod. corrugatus Lonsdaleia duplicata und Litho- strotion irregidare vor, Formen, die in England die oberste Zone des Kohlenkalks bezeichnen (Hilby’s Zonen D2 und Dg)1)- In geringer Höhe über dem Kalk kommt bei Aachen Gon. diadema , die Form von Choquier, vor2). Diese Zone muß daher trotz ihrer verschiedenen Gesteinsausbildung als Äquivalent der Zone von Choquier angesehen werden. Die Grenze zwischen Kohlenkalk und flözführendem Carbon 9 Quaterly Journal, Bd. 64, S. 34. 2) Semper, Die marinen Schichten des Aachener Obercarbons. Verband]., des Naturhistor. Vereins. Bonn 1908, S. 221 ff. 40 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel ist daher auch im Aachener Bezirk eine stratigaphische und fällt zusammen mit der im Lütticher Becken. Die weitere Frage, oh diese Zone des Gon. diaclema noch zum Untercarbon zu rechnen ist, oder ob die Scheide so be¬ deutend ist, daß man sie schon zum Mittelcarbon zu stellen hat, ist, wie alle derartige Fragen, von geringerer Bedeutung, da bei der großen Facies Verschiedenheit solche Grenzbestimmun¬ gen nur konventionell sein können. Herr RenieR bezeichnet die Flora des »Houiller sans houille« (H 1 a) als »nettement di- nantienne«, also als untercarbonisch. Sie enthält aber nach dem gleichen Autor bereits etwa 10 mittelcarbonische Arten der dritten Flora POTONIE’s, stellt also eine Übergangsflora dar. — Da die Frage nach einer stratigraphischen Gliederung des Car¬ bons im Aachener Bezirk nicht gelöst werden kann, so soll hier der Betrachtung auch nicht eine Gliederung in Unter- und Mittelcarbon zu Grunde gelegt werden, sondern die alther¬ gebrachte im Kohlenkalk und flözführendes Carbon. 1. Der Kohlenkalk. Der Kohlenkalk ist, wie der Name sagt, eine fast ausschlie߬ lich kalkige Schichtfolge, vorwiegend aus grauen dickbankigen, zuweilen fast ungeschichteten Kalksteinen und Dolomiten zu¬ sammengesetzt. Schieferige und sandige Gesteine treten sehr zurück und bilden höchstens dünne, nur selten bemerkbare Zwischenlagen. Die Mächtigkeit des Kohlenkalkes beträgt im östlichen Teile des Gebietes etwa 250 m, im westlichen ist sie größer. Die Gliederung des Kohlenkalks in 3 Abschnitte, wie sie in den Karten vorgenommen ist, in Crinoidenkalke an der Basis, darüber Dolomite und oben dickbankige, graue Kalke, ent¬ spricht genau der von DüMONT für den belgischen Kohlenkalk auf gestellten. Die neueren, zahlreichen Gliederungs versuche in Belgien haben noch kein allgemein brauchbares Resultat gehabt, sondern nur Abteilungen von größerer oder geringerer örtlicher Bedeutung, fast ausschließlich auf petrographischer Grundlage mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 41 geschaffen. Selbst die beiden Hauptabschnitte, die allgemein anerkannt worden sind, die Tournay- und die Vise-Stufe sind bis heute noch nicht genügend paläontologisch begründet. Es ist aber zu betonen, daß die bei Aachen durchgeführte Glie¬ derung auch nur zum allerkleinsten Teile auf paläontologischer Basis . beruht. Zu einer solchen lieferte das Gebiet wegen der sehr großen Armut an Versteinerungen bisher keine aus¬ reichenden Unterlagen. Aus allen diesen Gründen ist auch vermieden worden, die einzelnen Unterabteilungen mit Stufen¬ oder Zonennamen zu belegen. a) Der Crinoidenkalk. Diese untere Abteilung des Kohlenkalks, die dem oberen Devon gleichförmig auf gelagert ist, besitzt nur geringe, 20 m meist nicht übersteigende Mächtigkeit. Nur im Westen, in der Gegend von Herbesthal, ist sie etwas größer. Der Crinoidenkalk besteht aus meist dünnen, dunkel gefärbten, an Crinoidenresten reichen Kalkbänken, die gewöhnlich eine wulstige Oberfläche haben und durch dünne Lagen uneben spaltender, kalkiger Schiefer von einander getrennt sind. Zuweilen werden die Kalkbänke dicker, bis fast, 1 m, und werden dann gelegent¬ lich als Bausteine gebrochen. Im allgemeinen sind die Aufschlüsse in diesen Schichten schlecht. Ein vollständiges Profil ist nur an zwei Stellen auf¬ geschlossen, in der Grube Eossey und in dem ersten Eisen¬ bahneinschnitt südlich der Station Cornelimünster. Sonstige bessere Aufschlüsse finden sich noch in dem Hohlweg von Nütheim, bei der Bleihütte oberhalb Cornelimünster, am Brocken¬ berg bei Büsbach und im Krapoeler Wäldchen südlich von Herbesthal. Versteinerungen, meist allerdings schlecht erhaltene, sind häufig. Sie zeigen an der Basis noch einen reichlichen Einschlag von devonischen Typen, die nach oben hin schnell verschwinden und einer rein carbonischen Fauna Platz machen, wie dies DANZ1) beschrieben hat. Die wichtigsten Formen sind: 0 Zeitschr. der Deutschen geol. G-es. 1893, S. 594 fl. 42 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Cyathophyllum ciquisgranense Frech *) Clisiophyllum praecursor Frech --) Syringopora ramulosa v. Schloth. Michelinia favosa de Kon. Clathrodiction aquisgranense Dantz Platycrinus sp. Actinocrinus cf. stellaris de Kon. Orthotetes crenistria Phil. Procluctus cf. longispinas Sow. » » costatus Sow. Spirifer tornacensis de Kon. » distans Goss. (? non Sow.) » glaber Mart. Athyris Roysii Lev. Rhynchonella moresnetensis de Kon. ( R . Gossel eti Oehl) Euomphalus tuberculatus de Kon. Phanerotinus sp. (sePr große Form) Pkacops bergicus Drev. (< granulatus der belgischen Autoren). Zuweilen ist der Crinoidenkalk örtlich, besonders in der Nähe von Störungen, dolomitisiert und ist dann wohl schwer von dem überlagernden Dolomit zu unterscheiden. Auf der geo¬ logischen Karte des Altenberger Feldes ist er in solchen Fällen nicht verzeichnet worden. Er fehlt aber in keinem Profil, in dem die Grenze von Devon und Carbon ausgeschlossen ist. In dem Schacht des Wasserwerks für den Herbesthaler Bahnhof wurden in der Zone des Crinoiden-Kalkes mehrere Meter mächtige sandig-kalkige Schiefer aufgeschlossen, in denen das Fossil, das von den belgischen Geologen als Spiriferina octoplicata bezeichnet wird, vorkommt, und das in Belgien eine be¬ stimmte Zone des unteren Kohlenkalkes charakterisiert. In der Nähe von Dolhain hat DEWALQUE die gleichen Schiefer beob¬ achtet. Weiter im Osten sind sie auch in den vollständigen Profilen nicht vorhanden. *) Diese beiden Arten sind von Herrn Frech von Aachen bezw. Stolberg als oberdevonische beschrieben worden, stammen aber aus dem unteren Kohlenkalk. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 43 Daß die Crinoidenkalke in die in Belgien als Tournay stufe bezeichnete Schichtenfolge gehören, folgt aus ihrer Lagerung, ihrem Gesteinscharakter und ihrer Tauna. Sie scheinen auch die in Belgien noch zum Devon gerechnete Zone von Iiastieres und Comblain-au-Pont, ausgezeichnet durch Rhynchonella mores- netensis de Kon. (= Rh. Gosseleti Oehl.) noch mit zu umfassen, welche Art östlich des Aachener Waldes allerdings nicht beob¬ achtet worden ist. b) Die Dolomite. Die mittlere Abteilung des Kohlenkalks besteht aus dick- bankigen, oft undeutlich geschichteten Dolomiten von gelb¬ licher, bräunlicher oder schwärzlicher Färbung. Das Gestein ist körnig und oft ziemlich grobkörnig. Im allgemeinen sind die tieferen Partien heller gefärbt, etwa strohfarbig, während die oberen dunkelgrau bis fast schwarz sind und bei der Ver¬ witterung braun werden. In den östlichen Gebieten, der Gegend von Stolberg, findet sich zwischen diesen beiden Dolomiten eine bis etwa 7 m mäch¬ tige Zwischenlage von gelbbraunen, sandig-glimmerigen Schiefern eingeschaltet, die denen des jüngsten Devons vollständig gleichen. Diese Schiefer sind zur Zeit aufgeschlossen in den Steinbrüchen am Bärenstein bei Binsfeldhammer, am Derichsberg, auf Grube Diepenlinchen und besonders gut in den Steinbrüchen am Siegelsbleck bei Hastenrath. In den westlichen Gebieten wurden sie nicht beobachtet. Der obere, dunkle Dolomit ent¬ hält häufig durchschnittlich hühnereigroße Hohlräume, die mit weißem, großblättrigem Kalkspat ausgefüllt sind (»Dolomie a geodes« der belgischen Geologen). Versteinerungen fehlen dem Dolomit fast ganz, nur Syringoporen kommen stellenweise vor, und hin und wieder begegnet man einem mangelhaften, unbe¬ stimmbaren Steinkern eines großen, glatten Spirifer. — Die Mächtigkeit des Dolomites erreicht selten 50 m. — Wie überhaupt Dolomite, so neigen auch die des Kohlen¬ kalkes zur Felsbildung, die aber wegen der geringen Mächtigkeit 44 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel des Gesteins nur bescheiden ausfällt (Kornelimünster, Derichs- berg usw.). Wegen seiner Niveaubeständigkeit scheint der Dolomit eine ursprüngliche Bildung zu sein, und nicht, wie der des Devons und des oberen Kohlenkalkes durch nachträgliche Umwandlung aus Kalksteinen entstanden. c) Der obere Kohlenkalk. Die Hauptmasse des Kohlenkalks wird von den über dem Dolomit folgenden hell bis dunkelgrauen Kalken gebildet, die in bis 3 m dicke Bänke abgesondert sind. Das Gestein ist fein¬ körnig bis dicht, von flachmuscheligem Bruch. Hin und wieder finden sich Einlagerungen dünner, wenige Zentimeter mächtiger, tonig-kieseliger Schichten von schwarzer Farbe, besonders nahe der oberen Grenze. Kieselknollen (Cherts) von heller oder dunkler Färbung sind in den westlichen Gebieten (Geultal, Fonzen ) verbreitet, östlich des Aachener Waldes aber noch nicht beob¬ achtet. An einigen Stellen nördlich von Dorf und am Bärenstein wurde die Einlagerung einer etwa 1 m mächtigen, groben Brec- cie beobachtet, in der bis kopfgroße, gelegentlich noch größere, kantige Stücke von grauem Kohlenkalk in ein, alle Zwischen¬ räume ausfüllendes, kalkiges Zement eingebettet liegen. Da diese, Schicht sonst nicht beobachtet wurde, läßt sich nicht sagen, ob sie ein bestimmtes Niveau einnimmt. In den östlichen Gebieten finden sich riffartige, undeutlich geschichtete bis ungeschichtete Kalke. Bei Eilendorf, Stolberg, Hastenrath etc. liegen sie an der Basis, unmittelbar auf dem Do¬ lomit und zwar mit unregelmäßig ausgebuchteter Grenze, die am Bärenstein gut zu sehen ist. Bei Hastenrath liegt an der Basis dieses Biffkalkes eine unregelmäßige Schicht von grobem, weißem Quarzsandstein, die den Eindruck einer Diskordanz noch ver¬ stärkt. Ob eine solche tatsächlich vorhanden ist, d. h. ob hier Schichten fehlen, ließ sich bei dem Mangel an paläontologischen Belegen nicht ermitteln. Der Riffkalk pflegt an seiner Basis mit breiten Zonen von meist stengeligem Kalkspat durchzogen mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 45 zu sein, die so charakteristisch sind, daß man zuweilen auch bei mangelhaften Aufschlüssen diese »Spat-Zone« erkennen kann. Die höheren Partien der Riffkalke sind vielfach oolithisch aus¬ gebildet Auch in anderen Niveaus kommt es gelegentlich zur Bildung von allerdings schwächeren oolithischen Riffkalken. Solche liegen z. B. bei Eilendorf und Krauthausen unmittelbar an der oberen Grenze. Versteinerungen sind im oberen Kohlenkalk sehr selten, im Osten noch mehr als im Westen. Trotz der vielen und großen Steinbrüche gelingt es nur ausnahmsweise, ein bestimmbares Fos¬ sil zu finden, wenn man auch hier und da Durchschnitte ,von Brachiopoden, manchmal sogar in größerer Anzahl, sieht. Die hauptsächlich beobachteten Arten sind : Syringopora sp, Lithostrotion irreguläre E. u. H. Lonsdaleia duplicata Orthis resupincita Mart. Chonetes papilionacea Phil. Productus corrugatus M’Coy Dielasma cf. hastatum Sow., ferner eiuige mangelhafte Gastropoden (Euomphalus). V. Dechen führt von Stoib erg noch auf: Prod. semireticulatus und stricitus. Diese wenigen Fossilien geben keinen Anhalt zu einer Gliederung. 2. Das Produktive Carbon. Über den obersten Bänken des Kohlenkalkes folgt mit scharfem Facieswechsel das Produktive Carbon, aus Schiefer¬ tonen, Sandsteinen, Konglomeraten und Kohlenflözen zusammen¬ gesetzt. i) v. Schlotheim bat diese Art von Cornelimiinster und Yisell (Yise) als Terebratulites striatulus beschrieben, ohne zunächst einen anderen Fundpunkt an¬ zugeben. Orth, striatula v. Schloth. ist daher, streng genommen, als Synonym von Orth, resupinata zu betrachten, und eine carbonische, keine devonische Form. 4(5 E Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel 1. Die Schief ertöne sind hellgrau bis schwarz, bald fein und milde, bald grob und sandig, als Sandschiefer ausgebildet, mit Übergängen in Sandsteine. Die Aufschlüsse über Tage sind selten und meist schlecht. In den Kohlengruben dagegen ist das Gestein allenthalben zu beobachten und hier zeigen sich im all¬ gemeinen keine wesentlichen Unterschiede in der Gesteinaus¬ bildung zwischen den tieferen und den höheren Schichten. Auch die Zunahme der Sandschiefer nach oben hin, die Herr WESTER- MANN Q beobachtet zu haben glaubt, ist kaum vorhanden. Auch in den tieferen Lagen sind Sandschiefer häufig. Besonders er¬ wähnenswert ist ein Schiefer im Hangenden von Flöz Nr. 6 auf Mariagrube, der sich durch seine schwarze Karbe, große Härte und gleichmäßiges Korn auszeichnet und eher einem dach¬ schief erartigen Tonschiefer als einem Schief er ton gleicht. 2. Die Sandsteine kommen in einzelnen dünneren oder dickeren Lagen oder in verschieden mächtigen Schichtenpaketen vor. Es sind vorwiegend Quarzsandsteine von mittlerem Korn und kieseligem, selten tonigem Bindemittel. Daher sind sie durchweg hart und spröde. Ihre Karbe ist weiß bis grau, selten dunkelgrau. Charakteristisch ist ihre starke Zerklüftung, daher sind sie in den Kohlengruben die hauptsächlichsten wasser¬ führenden Gesteine und wenig beliebt. Wegen dieser Zer¬ klüftung lassen sie sich auch nicht in größeren Stücken gewinnen und können daher nicht als Werksteine verwendet werden, da¬ gegen liefern sie ein ausgezeichnetes Material für Pflastersteine und zu Wegebauten, und werden in vielen, zum Teil ausgedehnten Steinbrüchen abgebaut. Wegen ihres geringen Gehaltes an Al¬ kalien, der auf dem Zurücktreten oder Kehlen von Glimmer beruht, finden gewisse Sandsteine Verwendung zur Herstellung feuerfester Steine. Die Beschaffenheit der Sandsteine scheint für die einzelnen Horizonte bezeichnend und darum zur Hori¬ zontbestimmung verwertbar zu sein. Bei dem häufigen Kehlen anderer Kennzeichen ist dies von Bedeutung. Eine spezielle, auch mikroskopische Untersuchung der Sandsteine verspricht ß Yerhandl. des Naturhist. Vereins. Bonn 1905, S. 1 fl. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend jvon Aachen. 47 daher Resultate für die Geologie des Steinkohlengebirges. In den tieferen Lagen führen die Sandsteine durchweg Kaolin, sind also als Arkose;n oder Arkosesandsteine ausgebildet. In den höheren sind sie kaolinfrei, oft fast glasig, wäh¬ rend sich ganz oben wieder kaolinführende Sandsteine ein¬ stellen. Die Sandsteine sind in den tieferen Partien des Produktiven Carbons am häufigstem und mächtigsten, ohne den höheren zu fehlen. Sie wechseln mit den Schiefern in durchaus regelloser Weise ab. Nur einige von ihnen haben eine größere Erstreckung im Streichen, die meisten keilen schnell aus und man findet sie in benachbarten Profilen oft nicht wieder. 3. Die Konglomerate, im Volksmunde »Pockensteine« oder kurzweg »Pock« genannt, sind meistens kleinstückig. Die Gerolle werden selten über walnußgroß und haben meistens die Größe einer Haselnuß, indessen kommen auch über faustgroße Ge¬ rolle vor, und gewisse Lagen bestehen örtlich aus durchschnitt¬ lich faustgroßen Rollstücken. Daneben kommen auch recht kleinstückige Konglomerate vor, die in Sandsteine, mit denen sie stets verbunden sind, ohne Grenze übergehen. Das Binde¬ mittel ist Sandstein von derselben Art, wie er mit den Konglo¬ meraten zusammen vorkommt. Daher sind diese ebenfalls meist harte und spröde Gesteine und in ähnlicher Weise zer¬ klüftet wie die Sandsteine. Doch kommen auch nur schwach verkittete Gerölllagen vor, die leicht zu einem mittelgroben Kies zerfallen. Die Gerolle bestehen hauptsächlich aus Quarz, oft fast nur aus diesem. Daneben kommt häufig schwarzer Eeuer- stein oder Kieselschiefer vor, dessen Herkunft unbekannt ist. In einigen Lagen finden sich Rollstücke von Kalk, der stets verkieselt ist und darum seine ursprüngliche Beschaffenheit nicht mehr erkennen läßt und seine Herkunft nicht verrät. Durch Aus¬ laugung dieser Kalkgerölle wird das Gestein an der Oberfläche löchrig. — Besonders interessant ist ein Konglomerat, das in der Grube Karl Friedrich aufgefunden wurde: In einem grob- 48 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel körnigen, festen, weißgrauen Arkose-Sandstein liegen zahl¬ reiche, meist flache, aber wohlgerundete Cferölle von carbonischem Schieferton fest eingebacken. Es zeigt dieses Gestein auf das Deutlichste, daß während der Ablagerung des Carbons eine Erosion eben erst gebildeter, aber schon verfestigter Kohlen¬ schiefer stattgefunden hat. Die Schichten der Konglomerate haben meist ansehn¬ liche Dicke und wenn das Gestein fest ist, ragen sie, besonders bei steiler Schichtenlage, oft als Felsen aus den Gehängen hervor, z. B. bei Gedau, bei Büsbach, am Ichenberg bei Eschweiler usw. Häufig bilden die Konglomerate, ähnlich wie die Sandsteine, im Streichen der Schichten liegende Bergrücken, die sich mehr oder weniger über ihre aus Schiefer bestehende Umgebung er¬ heben (Donnerberg bei Stolberg, Stolbergerheide, Brander Wald usw.). Die Gehänge dieser Erhebungen sind mit oft großen Brocken und Blöcken von Konglomerat überstreut, so daß man leicht ein falsches Bild von der Mächtigkeit und Verbreitung des Gesteins erhält. Die Konglomerate sind beschränkt auf die unteren Partien des Produktiven Carbons. Einige lassen sich weit im Streichen verfolgen, während andere nur örtlich auf treten. 4. Die Kohlenflöze, die den Schiefern und Sandsteinen eingelagert sind, verteilen sich durchaus unregelmäßig in der Schichtenfolge. Ihre Zahl ist sehr groß, aber nicht genau zu be¬ stimmen. Zählt man die schwachen, unbauwürdigen Elöze, die Flözehen und Riffel mit, so beträgt ihre Zahl mehrere Hundert. Aber auch die Zahl der bauwürdigen Elöze läßt sich nicht mit Sicherheit ermitteln, da es bisher noch nicht gelungen ist, die einzelnen Vorkommen mit Sicherheit zu identifizieren, und da ein Flöz an einer Stelle bauwürdig sein kann, an einer anderen nicht. Die tiefsten Elözchen liegen etwa 100 m über dem Kohlen¬ kalk, sind aber z. Z. nirgends bauwürdig. In den tieferen Schich¬ ten des Produktiven Carbons liegen noch eine ganze Anzahl namenloser, durchweg nicht bauwürdiger Elöze von geringerer mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 49 Stärke und unreiner Beschaffenheit. Man sieht solche gelegent¬ lich in Steinbrüchen aufgeschlossen. — Höher hinauf werden die Flöze häufiger und mächtiger, so daß sie schon in alten Zeiten einen lebhaften Bergbau veranlaßt haben. Auf die einzelnen Vorkommen wird weiterhin zurückzukommen sein. Gliederung des Aac h e n e r Produktive n Ca r b o n s. Die Unterlagen für eine stratigaphische Gliederung des flöz- führenden Carbons im Aachener Bezirk sind noch recht mangelhaft. Es hängt das zum großen Teil zusammen mit der Seltenheit guter Aufschlüsse in den Schiefern außerhalb der Gruben. Versteinerungen finden sich aber fast nur in den Schie¬ fern und nur sehr selten in den häufig und gut aufgeschlossenen Sandsteinen. Insbesondere sind deshalb die tieferen Partien von über 1000 m Mächtigkeit in paläontologischer Beziehung nur schlecht bekannt, da Grubenaufschlüsse fehlen, weil die ehe¬ mals vorhandenen schon lange nicht mehr zugänglich sind. Indessen lassen sich nach Lagerung, Gesteinsbeschaffenheit, Flözführung und zum Teil auch Fossilführung eine Anzahl auf¬ einander folgender Schichtgruppen unterscheiden, von denen einige, durch ihren Kohlenreichtum wichtige, seit alten Zeiten besondere Kamen führen. Die übrigen unterscheidbaren Schicht¬ gruppen mußten hier, um sie kurz bezeichnen zu können, mit Lokalnamen belegt werden. Da die Schichten des produktiven Carbons die jüngsten sind, die an der Faltung teilgenommen haben, so bilden sie die innere Ausfüllung der Mulden. Mehrere dieser Mulden sind schmal und eng, so daß nur die untersten Schichten des produktiven Carbons in ihnen liegen. Nur zwei sind so weit und tief, daß in ihnen auch höhere Schichten enthalten sind, die Eschweiler- oder Inde- mulde und die Wurmmulde. Beide sind in Bezug auf die in ihnen auf tretenden Kohlenflöze schon oft beschrieben worden, dabei ist aber die Gesteinsausbildung und die Fossilführung wenig oder gar nicht berücksichtigt worden. 4 50 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel 1. Die Inde-Mulde. Nur in der Indemulde und in den kleinen Nebenmulden sind die Schichten von der Basis an entwickelt, während die i A\ urmmulde im Süden von einer großen Störung begrenzt wird, die nicht nur den Kohlenkalk, sondern auch ansehnliche Teile des produktiven Carbons unterdrückt hat. Die Schichten der Indemulde zeigen von unten nach oben das folgende Profil: 1. Di e Walk orner Schichten. Zu unterst liegt jeine 100 bis 150 *m mächtige Folge von Schiefern und charakteristischen Sandsteinen. Im allgemeinen macht sich von Westen nach Osten eine Zunahme der sandigen Bestandteile bemerkbar. Westlich des Aachener Waldes findet man mehrfach sehr milde, feine, schwarze Schief ertöne, gelegent¬ lich Alaunschiefer (Walhorn). Im Osten z. B. auf Grube Diepen¬ linchen, sind die Schiefer rauh und sandig und enthalten viele Sands t e i n z w i sehe n 1 agen . Mächtigere Sandsteine treten in diesen östlichen Gebieten nur in einem Horizont auf. Sie sind rein weiß gefärbt, oft rot gewölkt und führen Kaolin in kleinen Körnchen. An ihrer Basis, oder in ihren unteren Partien, liegt ein meist feinstückiges Konglomerat, das etwa 5 m mächtig ist. In den westlichen Gebieten fehlt dieses Konglomerat. Nach dem charakteristischen Vorkommen in der Burgholzer Mulde, wo gute Aufschlüsse vorhanden sind, wird dieser Sandstein als der Burgholzer Sandstein bezeichnet. Er ist überall in vielen Steinbrüchen aufgeschlossen, da er in ausgedehntem Maße als Wegebaumaterial, zu Pflastersteinen und feuerfesten Steinen verwertet wird. Ein vollständiges Profil durch den Burgholzer Sandstein ist am westlichen Gehänge des Vichtbachtales bei Stolberg in einer Reihe aneinander anschließender alter Steinbrüche zu sehen. Hier sind aufgeschlossen von unten nach oben: mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 51 Quarzkonglomerat und weißer Arkose-Sandstein ... 7 m Sandschiefer . 0,5 » Dünnscliiclitige, schiefrige, weiße Sandsteine . . . . 1,5 » Kohlige Lage . 0,25 » Graue, scliwacli sandige Schiefertone, mit undeutlichen Pflanzenresten . 5 » Schiefrig-plattige, weiße Sandsteine . 1,5 » Derber, sehr harter, quarzitischer Sandstein von gelben Adern durchzogen . . 5 » Kohlige Lage . 0,20 » Graue Sandschiefer . 1 » Dünnplattige, weiße Sandsteine . 1 » Dicke, weiße Sandsteinbank . 0,5 » Kohlige Lage . 0,20 » Weiße Sandsteine, in Bänken von 20 — 30 cm .... 2 » Weiße, dünnschichtige und schiefrige Sandsteine ... 2 » Kohlige Schieferlage . 0,05 » Weißer, bankiger Sandstein . 4 » Grauer, bröckeliger Schieferton . 4 » Von Versteinerungen fanden sich in dem Sandstein nur einige schlechte Steinkerne von Calamiten und Artisien. Auch sonst sind Fossilien in dieser untersten Zone des produktiven Carbons selten, vielleicht nur wegen der schlechten Aufschlüsse. Bei Walhorn liegt in dem Burgholzer Sandstein ein tiefschwarzer Alaunschiefer, der häufig Gonatites diadema und massenhaft Posi- doniella laevis enthält. Im Osten tritt an Stelle dieses Alaun¬ schiefers ein stark toniges Kohlenflöz. Von dem Vorkommen bei Walhorn kann man diesen Horizont als den Walhorner Horizont bezeichnen. Eine obere Grenze ist bei den mangel¬ haften Aufschlüssen nicht festzustellen. 2. Der Wilhelmine Horizont. Die nächstfolgende, nach unten nicht scharf abzugrenzende Schichtenfolge kann nach dem in ihr liegenden Wilhelmine- Flöz als das Wilhelmine-Niveau bezeichnet werden. Es 4* 52 E. H olzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel besteht aus einem Wechsel von Schiefertonen und wenigen Sand¬ steinen und besitzt vielleicht 350 m Mächtigkeit. Die Sand¬ steine sind meist nicht mächtig, können aber lokal auch größere Mächtigkeit erreichen* Einige sind gelb und fein porös. Gruben¬ aufschlüsse fehlen zur Zeit ganz. Ein fast vollständiges Profil hat man an der Straße von Büsbach nach Brand. Schwache, meist unreine, nicht bauwürdige Kohlenflöze sind mehrfach vorhanden, doch ist in der Pegel nicht festzustellen, ob es sich um verschiedene, oder um Wiederholung derselben Flöze han¬ delt. Am Wege von Büsbach nach Brand kann man 4 schwache Flözehen beobachten, von denen die beiden tieferen durch 2—3 m sandiger Schiefer getrennt und hier ehemals in der Grube Wilhelmine abgebaut worden sind und daher als Wilhelmine- Elöze in allen Beschreibungen Vorkommen und auf den Flöz¬ karten verzeichnet werden. Es ist aber zweifelhaft, ob alle die Flözehen, die in dieser Schichtfolge bekannt wurden und auf die verschiedene Grubenfelder verliehen worden sind, auf Wilhelmine bezogen werden dürfen, wie dies gewöhnlich ge¬ schieht. Dem Willi elmi ne-Ni veau gehören die örtlich anschwel¬ lenden, aber unreinen Flöze an, die in der Lonzener Mulde, in der Donnerkaul, auf Grube Sibylla gebaut worden sind. Die Schichten bilden hier eine enge, noch durch einen Sattel geteilte Mulde mit üb er sc höbe ne m Südflügel, so daß die an¬ geblichen 7 Flöze nur Wiederholungen zweier zu sein scheinen, die ihrer Lage nach mit Wilhelmine identisch sein könnten. Auf Sibylla ist auch eine kleine Flora1) gefunden worden, aus der Pecopteris aspera Br. *2) hervorzuheben ist, da diese Form im benachbarten Belgien auf die Zone II 1 b, die die gleiche Höhen¬ lage in der Reihenfolge der Schichten besitzt, beschränkt ist. Im Willi elmi ne-Ni veau kommen auch mehrere marine Einlagerungen vor, sind aber mangels guter Aufschlüsse wenig ') Vergl. Westermann, a. a. 0. S. 13. Die hier* gegebenen Bestimmungen sind einer Revision bedürftig. 9) Nach Bestimmung des Herrn Gothan. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 53 bekannt geworden. Im Aachener Wasserstollen sind dunkle harte Schiefer durchfahren worden , in denen Productus carbona- rius Sow., Chonetes sp. und Euphemvs Urii Flem. Vorkommen1). An der Elgermühle und bei Gedau kommen in einem feinporösen, ursprünglich wohl kalkigen, grauen Sandstein nicht sicher be¬ stimmbare Zweischaler und Choneten vor2). 3. Das Gedauer Konglomerat. Nach oben folgt ein bis 25 m mächtiges, oft recht grobes Konglomerat, das Gedauer-Konglomerat, mit hellfarbigen, kaolinführenden Sandsteinen verbunden und mit solchen wechsel¬ lagernd. Dieser Konglomerathorizont ist lange bekannt, da das Gestein in der Gegend von Stolberg auffallende Höhenzüge und Felsen bildet. Es ist in allen älteren Beschreibungen erwähnt worden, in denen, immer nur von einem und zwar von diesem Konglomerat die Rede ist. Im Gegensatz zu dem Burgholzer Konglomerat ist es auch in den südwestlichen Gebieten vorhanden, scheint aber nach Osten hin auszukeilen. 4. Der Krebs-T r aufe-Horizont. Es folgt wieder ein mannigfacher Wechsel von Schiefern und Sandsteinen, mit mehreren unreinen, wenig bekannt ge¬ wordenen Kohlenflözen. Auch diese Schichtenfolge ist durch¬ weg mangelhaft aufgeschlossen. Einige der hierher gehörigen Sandsteine von hellgrauer Farbe und kaolinhaltig, kann man im Brander Walde, am Nordabhang des Donnerberges, und auf dem Nordflügel der Indemulde im Probsteier Wald beobachten. Keiner von ihnen zeigt besondere Eigenschaften, sodaß man ihn wieder¬ erkennen könnte. In diesem Niveau werden gewöhnlich 2 Kohlenflözchen angegeben, Krebs und Traufe, die nur durch wenige Meter Schiefer von einander getrennt sind, und auf die früher verschiedene Abbauversuche gemacht worden sind. Auf den Flözkarten sind sie eingetragen, meist nicht nach tatsäch- ]) Semper, a. a. 0. S. 273. 2) Yergl. Semper, a. a. 0. 54 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel liehen Aufschlüssen. Die Bezeichnung Krebs und Traufe scheint eine ähnlich unbestimmte zu sein, wie Wilhelmine, da offenbar mehrere Flözehen Vorkommen, die dann für die beiden genannten gehalten werden. Das Ausgehende von Flöz Traufe liegt bei Birkengang rund 150 m über dem Gedauer Konglo¬ merat am Donnerberg. — Die Gesamtmächtigkeit dieses Krebs- Traufe-Niveaus mag 400 m betragen. Marine Einlagerungen kommen vor, sind aber gleichfalls wenig bekannt. Am Bahnhof Stolberg fanden sich auf den Halden eines Yersuchsschachtes schwarze Schiefer mit Gon. car- bonarius v. B. (bezw. Listeri ), Gon. sp.1), Aviculopecten pa- pyraceus und Posidoniella laevis. In diesem Horizont scheinen auch die ersten Carbonicolen im Aachener Ke vier vorzukom¬ men. Solche wurden z. B., wenn auch vereinzelt, in rauhen Schiefern in dem Bahneinschnitt westlich vom Bahnhof Stol¬ berg gefunden. Über die Flora ist nichts bekannt. 5. Die Außenwerke. Etwa 60 m über dem oberen Sandsteinpacken des Krebs- Traufe-Horizontes, 200 — 250 m über Flöz Krebs, folgt ein örtlich mit kleinstückigem Konglomerat verbundener, heller, quarzi- tischer, kaolinführender Sandstein von etwa 6 m Mächtigkeit, in dessen Hangenden das Flöz Kleinkohl Aussenwerke liegt. Hiermit beginnen die Eschweiler Außenwerke. Wenn öfters die sämtlichen unter den Binnenwerken liegenden Schichten als Außenwerke bezeichnet werden, so ist das ein Mißverständ¬ nis2). Die Außenwerke besitzen eine Mächtigkeit von 50 — 100 m und 5 bauwürdige Kohlenflöze, von unten nach oben: Kl ein - kohl, Großkohl, Splüeß, Eule und Julcher neben, einem unbiauwürdigen (Krall). Das Profil dieser Schichtenfolge ist 0 Vergl. Semper a. a. O., S. 224. Diese Form wird von Herrn Semper als Gon. reticulatus aufgeführt, von dem sie verschieden ist. 2) Herr Müller (Z. f. pr. Geol. 1909, S. 357 ff.) zählt sogar die Außen¬ werke nach oben bis inkl. Fl. Kessel! Diese Willkürlichkeit ist offenbar begründet auf einem Mißverständnis der Ausführungen des Herrn Westermann, der Fl. Kessel noch zu den mageren rechnet. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 55 aus Tafel I Profil 1 u. 2 zu ersehen, Die Flöze, die früher auf den, Gruben James, Atsch, Probstei und Ichenberjg gebaut worden sind, lieferten eine Kohle mit 9 — 12 v. Id. flüchtiger Bestandteile und sehr hohem Heizwert. Nach den Unter¬ suchungen von BRIX, die V. DECHEN mitteilt, hat die Kohle des Flözes Großkohl den größten nutzbaren Heizeffekt von allen deutschen Kohlen. Zur Zeit sind diese Flöze nirgendwo aufgeschlossen. Ihre Flora ist so gut wie unbekannt. Einige spärliche Farnreste von Jamesgrube, vermutlich aus den Außen¬ werken stammend, enthalten neben 2 neuen nur eine bekannte Art, Mariopteris Dernoncourti Zeill. Von marinen Einlagerungen ist nichts bekannt1). 6. Der Breitgang-Horizont. Nach oben folgt eine etwa 350 m mächtige, flözarme Zone mit mehreren mächtigen Sandsteinlagen. Im westlichen Muldenteil liegt 20 m über dem hängendsten Flöze der Außen¬ werke (Jülcher) ein bis 20 m mächtiger, lichtgrauer, kaolin- führender, örtlich mit feinstückigen Konglomeratbänken ver¬ knüpfter Sandstein, über dem in 5 m Höhe das unterste Flöz dieser Zone (Brei t gang) folgt, dessen Ausgehendes am alten Jamesschacht bei Münsterbusch liegt. Zwischen Breitgang und dem 50 m höher liegenden Flöz Lei mb erg liegt., namentlich in der westlichen Muldeniwendung in großen Brüchen aufge¬ schlossen, ein mächtiger, gelbgrauer, rauh anzufühlender Sand¬ stein, der auch im Vichtthal hinter der Fabrik von Schleicher mit flachem Süldfallen jaufgeschlossen ist. In dem Rest der Breitgangszone, in dem noch die beiden nicht bauwürdigen Flöze Huppenbroich (29 cm) und Langenberg (29 cm) liegen, treten keine weiteren, mächtigen Sandsteine auf, bis nahe an die ') Herr Müllkr sagt (a. a. 0.), in der Indemnlde sei nur eine marine Schicht im Liegenden von Kleinkohl bekannt, außer der Goniatiten- Schicht am Bahnhol Stolberg, von der er behauptet, daß ich versäumt habe, ihr Niveau festzulegen. Beides ist falsch. Weder ist die Festlegung des Niveaus versäumt worden, noch ist in unmittelbarer Nachbarschaft von Kleinkohl eine marine Schicht bekannt. Allgemein unter Kleinkohl liegen allerdings mehrere. E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel 56 obere Grenze, wo bei Birkengang ein etwa 15 m mächtiger, aschfarbiger, rauher, kaolinführender Sandstein auftritt, der wieder mit kleinstückigen Konglomeraten verbunden ist und in solche übergeht. Vielfach ist dieser Sandstein sehr grob und polymikt, und die klastischen Elemente bestehen aus dem gleichen Material wie die der Konglomerate. Namentlich treten schwarze Lyditkörner deutlich hervor. Die Sandsteine der Breitgangzone zeigen übereinstimmend eine graue bis gelbgraue Färbung und ein charakteristisches fein-poröses Gefüge und fühlen sich rauh an. Sie enthalten sämtlich Kaolin, meist als Ausfüllungsmasse zwischen den Quarz¬ körnern und gleichen zum Verwechseln den Werksandsteinen, die in Westfalen früher zum Flözleeren Sandstein, neuerdings in die Magerkohlengruppe gestellt werden. — In dem östlichen Teil der Indemulde, im Felde von Esch- weiler-Reser ve, in dem die Schichten nicht zu Tage ausgehen, wurden die unter Tage aufgeschlossenen tiefsten Schichten und Flöze mit denen der Breitgangzone parallelisiert, bis etwa 25 m unter Flöz Breitgang selbst. Das Profil dieser Schichten ist in dem Normalprofil von Esch weiler-Reser ve Tafel I, Profil 7) enthalten. Über die Richtigkeit dieser Parallelisierung habe ich kein eigenes Urteil gewinnen können, da die betreffen¬ den Schichten heute schwer oder kaum zugänglich sind. Das Profil weicht allerdings ganz erheblich von dem im westlichen Muldenteile ab. So fehlt, im Liegenden vom Breitgang der Sandstein, der bei Atsch 20 m mächtig ist, ganz, und ebenso ist der mächtige Sandstein im Liegenden von Leimberg nicht vor¬ handen. Trotz der allgemein sehr großen Veränderlichkeit der Profile im Streichen scheinen diese Bestimmungen nicht ganz gesichert. Die Flora der Breitgangzone ist kaum bekannt. Auf einer alten Halde von Flöz Leimberg beobachtete ich Neuro- pteris Schieham. Herr Gotha N bestimmte vom Bahnhof Stol- berg: Mariopteris muricata und Sphenopteris obtusiloba. Marine tierische Reste sind neuerdings in großer Anzahl, .aber schlecht mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 57 erhalten, in einem durch Verwitterung bräunlichen Schiefer¬ lager am - Bahnhof Stolberg gefunden worden. Herr SEMPER führt von hier auf1): Euphemus Urii Fl. Aviculopecten papyraceus Sow. » gentilis Sow. » f interstitialis Phil. Leiopteria laminosct Phil. Nuculana sp. Protoschizodus axiniformis Portl. Chonetes aff. hardrensis Sow. Productus carbonarius de Kon. » concinnus Sow. Orthotetes crenistria Phil. sowie zahlreiche, z. T. vollständige, aber nicht gut erhaltene Crinoiden. Vereinzelte Exemplare von Anthracomya cf. Williamsoni finden sich in grauen Schiefern, die nach der Flözkarte nahe der oberen Grenze liegen müssen, in dem tiefen Wasserriß, der die westliche Fortsetzung der Hundsgracht bildet. 7. Die Binnenwerke. Östlich an dem zuletzt erwähnten Sandstein bei Birken- gang streicht eine große Verwerfung, die Zittergewand, vor¬ bei und östlich von dieser folgt das Flöz Padtkohl, mit dem die oberste Abteilung des flözfuhrenden Carbons in der Inde- mulde beginnt, die Eschweiler Binnenwerke. Sind schon die Beobachtungen in den älteren Schichtenfolgen über Tage erschwert, so kann man solche in den Binnen werken so gut wie überhaupt nicht anstellen, denn das Gebiet, in dem diese zu Tage ausgehen, im Eschweiler Walde, ist mit alten Halden so überdeckt, daß man anstehendes Gestein über¬ haupt nicht sieht, und außerdem ist die Oberfläche von einer dicken Verwitterungsschicht überdeckt. Nur auf dem Nord- l) a. a. 0. S. 273. 58 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel flügel sieht man bei Eschweiler-Aue einige geringe Aufschlüsse in Sandsteinen und Schiefern und ebenfalls ganz unbedeutende bei dem Bahnhof von Weisweiler. Man ist daher bei der Betrachtung der Binnenwerke aus¬ schließlich auf Grubenaufschlüsse angewiesen. In den west¬ lichen Teilen der Mulde bis zur Sandgewand. ist der Bergbau schon seit Langem zum Erliegen gekommen. Insbesondere sind die obersten Elöze hier schon seit uralten Zeiten abgebaut, so daß man von ihnen nicht viel mehr als ihre Existenz kennt. Über die Beschaffenheit der tieferen Schichten geben einige Schacht¬ profile (Tafel I, Profil 3 — 6) Aufschluß. Diese Profile lassen die außerordentliche Veränderlichkeit der Schichten, schon auf ganz geringe Entfernung hin, deutlich erkennen. So liegt im Schacht Neugroßkohl das Flöz Kaiser in Schiefer, auf Wil¬ li elmi na mitten in einem mächtigen Sandstein. Den gleichen Unterschied zeigt Elöz Gyr auf Wilhelmina und Friedrich- Wilhelm. Dabei liegen die Schächte Wilhelmina und Neu¬ großkohl 420 m, der letztere und Friedrich Wilhelm 500m. dieser und Neugroßk-ohl nur etwas über 100 m von einander entfernt. Der Teil der Binnenwerke, der östlich der Sandgewand 7 o liegt und auf der Grube Eschweiler Reserve aufgeschlossen ist, ist der einzige, der heute der Beobachtung zugängig ist. Das Normalprofil der hier aufgeschlossenen Schichten ist in Tafel I, Profil 7 dargestellt, hauptsächlich nach den Aufnahmen des Herrn Referendars KAUFMANN. Bei der schon betonten Veränder¬ lichkeit der Schichten und Elöze ist es erklärlich, daß eine Pa¬ rallelisierung der einzelnen Elöze auf Schwierigkeiten stößt, die noch dadurch vermehrt wird, daß die Zahl der Elöze nach Osten hin zuzunehmen scheint. Als Hauptleitflöz kann das Elöz Gro߬ kohl gelten, daß im westlichen Muldenteil überall als ein reines und mächtiges Elöz von 125 cm erscheint und in gleicher Be¬ schaffenheit und mit gleichen Nebengesteinen auch auf dem Südflügel von Eschweiler Reserve auf tritt. Aber schon auf dem Nordflügel ist dieses Elöz im östlichen Baufelde kaum wieder zu erkennen, da es hier aus mehreren Kohlenpacken besteht, mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 59 die durch schnell auf 1,80 m anschwellende Bergemittel ge¬ trennt sind. Entsprechend der tieferen Lage und der dadurch bedingten größeren Weite der Mulde treten bei Nothberg eine Anzahl jüngerer Elöze auf, die westlich der Sandgewand fehlen. Dem Profil sind auch die im Liegenden der Binnenwerke, d. h. des Flözes Padtkohl, aufgeschlossenen Schichten zugefügt, soweit sie im Grubenfelde bekannt geworden sind. Die Zweifel an ihrer Bestimmung habe ich oben ausgedrückt. Die Sandsteine der Binnenwerke sind vorwiegend, und nach oben hin durchweg, kaolinfrei, es sind reine, harte und split.terige, oft fast glasige Quarzsandsteine von grauer Farbe. Unter den Gesteinen der Binnenwerke ist das nur örtlich auf tretende, nur auf dem Südflügel von Eschweiler Reserve be¬ kannte Konglomerat zu erwähnen, das zwischen den Flözen Kaiser und Hartiekohl auf tritt und durchaus den tieferen Konglomeraten gleicht. Es ist klein- bis mittelstückig und mit Arkosesandsteinen verknüpft. Häufig enthält es Kohlenstücke von unregelmäßiger Begrenzung, die zum Teil Gerolle zu sein scheinen. Die Kohle der Binnenwerke hat auf Eschweiler Reserve die gleichen Eigenschaften, wie westlich der Sandgewand. Die Flöze bis K eis s ei einschließlich haben eine schwachbackende Flammkohle, die höheren eine gut backende Kokskohle. Die folgende Tabelle gibt die von Herrn Kaufmann ausgeführten Analysen : N o r d f 1 ü g e 1. 280 m-Sohle 380 m -Sohle Asche Gas Asche Gas Kessel .... 2,87 18,42 3,15 18,96 Großkohl 3,43 19,6 3,74 20,8 Schiemmerich . 4,78 21,4 2 20,9 ITnpp . 10,46 23,4 5.27 22,1 Mumm . . . . 5,84 23,8 6,42 24,2 Bücking . 2,65 21,3 8 22,8 Plattekohl . 3,78 20,6 2,33 29,1 Scholl . . . . 1,83 22,4 4,57 25,1 F urth .... 3,43 26,8 2,88 27,9 60 E. Hoi apfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel S ü dfl \ Igel. 380 m- -Sohle 490 m-Sohle Asche Gas Asche Gas Kessel . „ . 3,16 27,5 8,95 18,73 Großkolli . 1,49 22,7 4,75 23.1 Schiemmerich . . 23,3 5 61) 6,21 16,8 Hupp . . . . 2,45 23,9 5,27 17,9 Mumm . 2,16 26,8 4,30 19,8 Der auffallend hohe Gasg ehalt von Flöz Sc lilem mer auf der 380 m-Sohle des Südflügels ist begleitet von einem besonders hohen Aschgehalt. Ähnliche Erscheinungen sind auch sonst beobachtet und werden auf eine Beimengung von Brand¬ schiefer zurückgeführt2). Die aufgeführten Analysen zeigen, daß auf dem Südflügel in oberen Teufen die Kohle gasreicher ist, als in den unteren und auf dem Nordflügel. Sie ergeben ferner zwar eine allge¬ meine Zunahme der flüchtigen Bestandteile vom Liegenden zum Hangenden, aber auch so viele Unregelmäßigkeiten und Ver¬ schiedenheiten im gleichen Flöz, daß man die Beschaffenheit der Kohle bezw. den Gehalt an flüchtigen Bestandteilen hier ebenso wenig, wie anderswo, zur Bestimmung der einzelnen Flöze verwenden kann. — Noch weiter östlich liegt die alte Grube Weisweiler. Da der Betrieb hier bereits 1873 stillgelegt wurde, ließen sich keine Beobachtungen mehr anstellen. Auch hier folgt über einem mächtigen, flözarmen Mittel, das der Breitgangzone zu ent¬ sprechen scheint, eine flözreiche Schichtenfolge, die Binnen¬ werke. Die Schichten des Südflügels, die allein aufgeschlossen sind, stehen am Ausgehenden senkrecht, bezw. sind etwas über¬ kippt, wie auf dem Südflügel von Eschweiler Reserve. In die¬ sem steilen Südflügel haben die Flöze von P ad t ko hl bis Mumm mit einiger Wahrscheinlichkeit bestimmt werden können, wenn auch mit erheblichen Verschiedenheiten in Ausbildung- und Be- O ]) Mittel aus 3 Analysen. 2) Yergl. Krusch, Jahrb. der kgl. Preuß. Geolog. Landesanst. 1908, S. 53. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 61 schaffenheit der Zwischenmittel. Besonders ist das starke Zu¬ rücktreten der Sandsteine auffallend, da nur zwischen Padt- kohl und Gyr ein etwas mächtigerer Sandstein von 7 m liegt. In 125 m Tiefe hat dann der Schacht eine mit 40° nach Süden hin einfallende Störung durchfahren, unter der die Schichten mit 40° nach Norden fallen. Diese Störung kann nur eine Überschiebung sein und ist vielleicht die östliche Fortsetzung der auf Eschweiler Reserve bekannten. Die in ihrem Liegen¬ den auf tretenden Schichten müssen daher jünger sein, als die im Hangenden. Die beiden nach Norden auf gefahrenen Quer¬ schläge haben noch zwei Störungszonen angetroffen, liegen dieser schwierigen Lagerungsverhältnisse haben die versuchten Flözbestimmungen kein befriedigendes Resultat ergeben kön¬ nen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß hier bei 11 eis weder noch höhere Schichten auf treten, als in Eschweiler Reserve1). Leider ist über die Eossilführung der Schichten in Weisweiler nichts bekannt. Die paläontologischen Verhältnisse der Binnen¬ werke sind, dank den Grubenaufschlüssen in Eschweiler Re¬ serve, besser bekannt, wie die der älteren Schichten. Tierische Reste sind, mit Ausnahme ganz vereinzelter Carbonicolen in den hängendsten Sandsteinen, trotz wiederholten und eifrigen Suchens nicht gefunden worden. Von der Flora aus den west¬ lichen Muldenteilen wissen wir wenig. Das Vorkommen der von ÄN DR AE als von Eschweiler stammend beschriebenen Pflan¬ zen ist unsicher. Wie Herr WESTERMANN zutreffend ausführt, stammen manche Arten sicher von Grube Anna, also aus der Wurmmulde, so daß der Fundort Eschweiler soviel besagt als: Gruben des Eschweiler Bergwerks Vereins. In den Abbildungen fossiler Pflanzen, herausgegeben von H. POTONIE, werden von Grube Centrum aufgeführt Sig Maria elegantula (Fl. Gyr), Sphenopteris Laurenti Andr. und Ovopteris rutaefolia Gütb.. letztere beide ohne Angabe der Flöze, b Die Erörterungen in der Revierbeschreibung über die Weite der Indo- Mulde bei Weißveileru entbehren hiernach der tatsächlichen Unterlagen. 62 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Auf einer alten Halde von FL Padtkohl fand ich Sigülaria cf. rugosa und Neuropteris Schlehani . Auf Eschweiler Reserve haben die Flöze Kessel (1), Gro߬ kohl (2), Schiemmerich (3), Hupp (4), Bücking (5), Spier- ling (6), Plattekohl (7), Scholl (8) und Furth (9) nach den Bestimmungen der Herren POTONIE und GüTHAN folgende Arten geliefert : Sphenopteris obtusiloba Brongn. Alloiopteris grypophylla Göpp. . . Mariopteris muricata v. Schloth. . Pecopteris plumosa Brongn. . Alethopteris Serli Brongn. . . . » lonchitica v. Schloth. Neuropteris gigantea Sternb. . Sphenophyllum sp . Calamites Suckowi Brongn. . . » cannaeformis v. Schloth. » varians Sternb. . . . Stigmaria ficoides Sternb. Lepidodendron obovatum Sternb. . Aspidiaria sp . Berg er ia sp . Sigülaria elegantula WEISS . » mamillaris Brongn. . . » aff. mamillaris Brongn. . » cf. Boblagi Brongn. . » aff. rugosa Brongn. . » elongata Brongn. . Syringodendron (meist rhytidolep ) . Cordaicanthus sp . 1. 2. 3 2 2. 3. 7. 8 5 3 3 3 1 1. 3. 4. 5. 6. 9 4 7 1. 3. 4. 9. 2. 3. 4 1 3 2. 5 5 4 6 7 7 1. 2. 3. 5. 6. 7. 8 5. Herr Y\ ESTERMANN1) führt eine nicht unwesentlich reichere 1 lora auf. Bei dei aus der Schwierigkeit der Bestimmungen sich ergebenden Unsicherheit verzichte ich hier auf deren Wie- ») a. a. 0. S.i27 ff. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 63 dergabe, zumal sie z. T. erheblich von den oben gegebenen ab¬ weichen. Zweifellos ist aber die Flora eine reichere, als die gegebene Liste angibt. Hervorzuheben ist als negatives Merk- mal das Fehlen der leicht kenntlichen Lonchopteriden. Mit Ausnahme von Alloiopteris grypophylla sind alle an¬ geführten Formen Bestandteile der Flora 4 PoTOXIE’s,. während die genannte Art als bezeichnend für die Flora 3 angegeben wird1). Da auch Neuropteris Schlehani vorkommt2) (Flöz Schiemmerich und Padtkohl), so hat man die Binnenwerke in den tieferen Teil des mittleren flözführenden Carbons (Flora 4) zu stellen. Es liegt aber kein erkennbarer geologischer oder paläontologischer Grund vor, mit Flöz Kessel eine Scheide zu machen, wie es Herr WESTERMANN zu tun geneigt ist, und erst mit diesem Flöz die Flora 4 zu beginnen. Alloiopteris grypophylla kommt ja auch noch in Flöz Groß ko hl vor, also erheblich über dem Flöz Kessel. Die östliche Fortsetzung der Indemulde. Weiter im Osten ist in neuerer Zeit das flözführende Carbon der Indemulde durch eine größere Anzahl von Bohr¬ löchern in der Gegend von Frentz, Lamersdorf, Inden, Lu- cherberg und Pier nachgewiesen worden. Da diese Bohrungen meistens nur bis zum ersten Kohlenfunde niedergebracht worden sind, geben sie über die Zusammensetzung des Carbons nur geringen Aufschluß. Die erbohrte Kohle schließt sich meist der der höheren Binnenwerksflöze an imd besitzt 20 — 28 v.H. flüchtiger Bestandteile. Bemerkenswert ist das Zurücktreten von Sandsteinen, obschon diese nicht fehlen, sowie das Auf- treten von tierischen Versteinerungen in vielen Bohrungen, na¬ mentlich auch von marinen Formen, unter denen Goniatiten am häufigsten sind. Daneben fand sich bei Lamersdorf und Luch erb erg Aeiculopecten papyraceus , auch Carbonicolen und Kajaditen sind stellenweise nicht selten. Äußerst spärlich dagegen *) Lehrbuch der Pflanzenpaläontologie. S. 372. 2) Ist in vorstehender Liste nicht anfgefuhrt. 64 E. Hol zapf KL) Die Geologie des Nordabfalles der Eifel waren Pflanzenreste, fast nur Calamiten-Bruclistücke, sowie Neu- ropteris giganteci , N. Schlehani und Manopterü muricata. Leider reichen die gefundenen Fossilien zu einer sicheren Niveaube¬ stimmung nicht aus, da alle bestimmbaren Formen eine große vertikale \ erbreitung haben, doch liegen ersichtlich die bei Frentz und Lamersdorf erbohrten Schichten auf dem Nord- Hügel der Mulde unter den Binnenwerken. 2. Das Carbon in der Wurmmulde. Während in der Indemulde, besonders auf deren Südflügel, die Schichtenfolge vom Kohlenkalk an aufwärts über Tage be¬ obachtet, und eine gleichförmige Aufeinanderfolge festgestellt werden kann, bis zu den Gebieten, wo die Grubenaufschlüsse beginnen, die dann ein fast lückenloses Profil bis zu den höch¬ sten auftretenden Schichten ergeben, liegen in der Wurmmulde die Verhältnisse wesentlich anders. Zunächst ist die Unterlage des flözführenden Carbons, der Kohlenkalk, nicht vorhanden. Auf dem Südflügel grenzt das Oberdevon mittelst einer Über¬ schiebung an das produktive Carbon. Der Kohlenkalk ist unter¬ drückt und mit ihm eine nicht näher bestimmbare Folge von auf ihn folgenden Schichten. Die tieferen Schichten der Inde¬ mulde bis zum Burgholzer Sandstein treten in den zwischen Inde- und Wurmmulde gelegenen, kleineren Nebenmulden bei Nirm, Helrath usw. auf, fehlen aber in der Wurmmulde. Sie müssen daher unter der Überschiebung liegen. Desgleichen fehlen die Gedauer Konglomerate, sowie Sandsteine, die mit denen der Eschweiler Außenwerke oder tieferer Niveaus ver¬ gleichbar wären. Allerdings hat weiter im Osten, bei Erberich, ein Bohrloch ein Konglomerat angetroffen, das den tieferen Kon- / glomeraten der Eschweiler Mulde durchaus gleicht. Es lag an der Oberfläche des Carbons jund auf dem Bohrkern sind oligocäne Austern aufgewachsen. Hier treten also nördlich der Überschie¬ bung Schichten auf, die im Liegenden der Außenwerke ihren Platz finden. Doch sind die Verhältnisse hier im Osten noch nicht geklärt und würden auch, wenn sie es wären, keinen Bückschluß auf die im Westen zu Tage ausgehenden Schichten mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 65 gestatten. Bei Ha^al kommt allerdings, wenn auch nicht deut¬ lich aufgeschlossen, ein Sandstein vor, der mit dem hängend¬ sten Sandstein der Breitgangzone vergleichbar ist. Die Lagerungsverhältnisse der Wurmmulde sind sehr ver¬ wickelte. Durch die große Überschiebung sind im südlichen Teil die Schichten zu vielen engen und scharfen Falten zusammen¬ gestaucht, zu denen auf dem Nordflügel noch zahlreiche Über¬ schiebungen kommen, so daß die Feststellung eines Profils der nicht durch Grubenbaue aufgeschlossenen Schichten auf unüber¬ windliche Schwierigkeiten stößt. Dazu geht das produktive Carbon nur in engbegrenzten Gebieten zu Tage aus, ist aber sonst von jüngeren Schichten, Kreide, Tertiär und Diluvium überdeckt. Über die Schichtenfolge im Liegenden des tiefsten in den Gruben aufgeschlossenen Flözes (Steinknipp) lassen sich daher nur einige allgemeine Bemerkungen machen, mit Ausnahme der Ergebnisse eines Bohrloches bei Pannesheide, durch das 160 m Schichten im Liegenden von Steinknipp erschlossen worden sind (vergl. Profil 9 auf Tafel I). In der Stadt Aachen sind an vielen Stellen durch Brunnen¬ grabungen, Kanalarbeiten usw. Schichten des produktiven Car¬ bons aufgeschlossen worden, stets in nächster Nähe der Über¬ schiebung, an einigen Stellen in der Sandkaulstraße mit einem ziemlich mächtigen, aber am Ausgehenden sehr unreinen Kohlen¬ flöz. J. BEISSEL hat über diese Vorkommen ausführlich be¬ richtet'1). Ich beobachtete schwarze, milde, carbonische Schie¬ fertone noch bei Kanalisationsarbeiten auf dem Seilgraben und bei Fundamentgrabungen in der Martinstraße. Diese südlichsten Partien der Wurmmulde scheinen wenig* Sandsteine zu enthalten. J. BEISSEL erwähnt nur einen solchen vom Bahnhof Kölntor. Bei Plaal, am Ravels¬ berg, treten im Liegenden der Störung dünnschichtige, harte Sandsteine auf. Ein wenig nach dem Hangen¬ den zu sind drei schwache Kohlenflözchen bekannt, die b Der Aachener Sattel, S. 67. Ö6 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Elözcjhen von Haalheide, die früher irrtümlicherweise mit den Wilhelmineflözchen der Indemulde parallelisiert wor¬ den sind. Weiter nach Norden folgen Schiefer und Sandsteine, letztere wenig mächtig, grau gefärbt, hart und kaolinfrei. Bei Kaisersruh wurde vor vielen Jahren ein Yer suchsschacht abge- täuft, aus dem milde, schwarze Schiefertone mit zahlreichen Versteinerungen, Aviculopecten papyraceus und Goniatites aff. reticulatus herausgefördert wurden. Die gleichen Schichten wurden weiter im Osten in dem Versuchsschacht bei Neußen aufgeschlossen, von wo eine Probe mit den gleichen Versteinerun¬ gen im Breslauer Museum liegt. Nördlich von Kaisersruh liegt am Aussichtsturm ein etwas mächtigerer Sandstein mit süd¬ lichem Einfallen, der aber gleich nördlich von dort ein steiles Hechte bildet. Von hier bis zum Elöz Steinknipp walten Schief er tone vor. Dieselbe Schichtenfolge ist auf der West¬ seite des Wurmtales beim Paulinerwäldchen und am Abhang gegen das Soersertal zu beobachten. Auch hier sieht man fast nur Schiefer mit wenigen, dünnen, wenig charakteristischen Sand¬ steinlagen, am Wege von Soers nach Behrensberg. Das Ein¬ fallen wechselt schnell und oft. An dem gleichen Wege sieht man auch zweimal das Ausgehende eines Kohlenflözes. Öst¬ lich vom Soerser /Haus ist ein Stollen getrieben worden, der fast ausschließlich Schiefer und Sandschiefer, sowie zwei schwache Kohlenflözchen durchfahren hat. In der Schlucht nördlich vom Pauliner Wäldchen stehen ebenfalls fast nur Schiefertone an. Alte Halden zeigen, daß hier früher Bergbau getrieben worden ist. Es herrscht die, freilich nicht erwiesene, Anschauung, daß in diesem Gebiet das Flöz Steinknipp in mehrfacher Wieder¬ holung auf tritt. Weiter südwestlich ist im Soerser Tal an verschiedenen Stellen das Auftreten von Kohlenflözen bekannt, die zur Ver¬ leihung von Grubenfeldern (Schwarzdrossel) geführt haben. Näheres hat nicht ermittelt werden können, da das Gebiet im Bereiche des Aachener Quellenschutzes liegt. Es ist somit erwiesen, daß zwischen der großen Überschie- mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 67 bung und dem Flöz Steinknipp eine mächtige Folge von Scliicht- ten, vorwiegend Schiefern, liegt, in denen an mehreren Stellen Kohlenflöze auf treten. Uber die näheren Verhältnisse allerdings hat bisher nichts ermittelt werden können. Auch ist das Ver¬ hältnis zu den höheren Schichten, von Flöz Steinknipp an auf¬ wärts, unbekannt. Es ist anzunehmen, daß mehrfach Falten und Überschiebungen als Begleiter der Hauptüberschiebung auf- treten. Welche Einwirkung sie haben, ist unbekannt, ebenso wo sie verlaufen. Von Flöz Steinkni pp an beginnen die Grubenaufschlüsse. Über Tage treten die Schichten nur an den Gehängen des Wurmtales auf. Die Entblößungen sind auch hier mangelhaft und gestatten nicht die Aufstellung eines Profiles. In der Wurmmulde sind mehrere Abschnitte gesondert zu betrachten, zunächst der seit Jahrhunderten bekannte Teil west¬ lich des Feldbisses, auf dem die Gruben Gouley, Königsgrube, Kämpchen, Laurweg, Voccart usw. bauen, und ein östlicher, zwischen Feldbiß und Sandgewand liegender. Die östlich der letztgenannten Störung, sowie die weiter westlich liegenden Teile der Wurmmulde sind nur wenig, hauptsächlich durch Bohrungen bekannt geworden. Der westliche Mulden teil. Über den Aufbau der Schichten in diesem Muldenteil, von Flöz Steinknipp an aufwärts, geben die beiden Normalprofile von Grube Voccart bezw. Laurweg auf dem Nord flti geh und von Grube Gouley auf dem Südflügel, die ich dem freundlichen Entgegenkommen des Herrn FlSENI verdanke, ausreichende Aufschlüsse (Taf. I, Nr. 8 u. 10). An das Profil von Voccart schließt das erwähnte Bohrloch von Pannesheide an. Diese Profile zeigen, daß bezüglich der Gesteinsbeschaffenheit auch in der Wurmmulde ein lebhafter Wechsel vorhanden ist, wenn auch vielleicht nicht in dem Maße, wie in der Indemulde. Die Sandsteine sind durchweg grau gefärbt, kaolinfrei, meist feinkörnig, mit kieseligem Bindemittel, oft fast glasig (die so- 5* 68 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel genannte Mauerlage der Bergleute). Daneben finden sich asch¬ graue, grobe, oft mürbe Sandsteine mit großen, ihellen Glim¬ merschüppchen. Sie scheinen auf die höheren Schichten be¬ schränkt. Die Natur der Sandsteine ist die gleiche, wie in den lEschweiler Binnenwerken. Tierische Versteinerungen haben sich nicht gefunden, bis auf vereinzelte Carbonicolen, die auf Grube Laurweg im Han¬ genden von Flöz Kl ein je Barsch von Herrn A OGEL aufge- funden wurden, und von vereinzelten Fischschuppen im Han¬ genden 'von Flöz Merl. Stratigraphische Aufschlüsse geben diese Fossilien nicht. Die Flora dieser Schichtengruppe ist keine sonderlich reiche. Herr WESTERMANN hat eine Aufzählung der von ihm in den einzelnen Flözen (gesammelten Arten gegeben. Die folgende Liste ist zusammengestellt nach den Bestimmungen der Herren GOTHAN und JONGMAN1). Die letzteren beziehen sich nur auf die Vorkommen von Domanialgrube, wo nur die untersten Flöze gebaut werden. Das Bild der Flora ist daher noch ein recht lückenhaftes. Sphenopteris Laurenti Andr. » rotundifolia Andr. » Schatzlar ensis St. » obtusiloba Brongn. Neuropteris tenuifolia v. Schloth. » Schlehani Stur » c jigantea Sternb. » rectinervis Kidst. Alethopteris lonchitica v. Schloth. Mariopteris muricata v. Schloth. Lonchopteris rugosa Brongn. » Bricei Brongn. Calamites Cisti Brongn. » undulatus Sternb.. Fl. Gr. Mühlenbach » » » » » » » » » » » » » Gr. Athwerk » Steinknipp -Gr. Mühlenbach » Klein Langenberg u. höher » » » » » » Gr. Mühlenbach-Steinknipp i) Memoir of tlie Gov. Inst, for thc geol. Expl. of the Netherlancls, No. 2,, S. 168. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 69 Calamites cf. Suckowi Brongn. Aster ophyllites equisetiformis Brongn. Fl. G. Mühlenbach Lepidodendron obovatum Stern b. » aculeatum Sternb. Sig Maria elegantula A\ EISS » ritgosa Brongn. » elegans Brongn. » discofera Kön. sp. Lepidostrobus G-einitzii Schimp. Stigmaria ficoides Sternb. » Gr. u. Kl. Mülilenbacli » Merl » Kl. Athwerk » Steinknipp u. a. » Gr. Mülilenbacli » » Steinknipp etc. Hiermit ist offenbar die Flora nicht erschöpft und ein syste¬ matisches Aufsammeln wird noch manche Art ans Licht brin¬ gen. Schon die Aufzählung bei Herrn W ESTERMANN läßt er¬ kennen. daß noch manche anderen Formen Vorkommen. ,Von ihrer Aufführung ist aber aus den bei Besprechung der Esch- weiler Binnenwerke aufgeführten Gründen abgesehen worden. Die Flora der tieferen Flöze ist arm an Farnkräutern, die der höheren reicher. Wichtig ist das Vorkommen von Neur. Schle- liani im Flöz Gr. Athwerk und von Lonchopteriden in den hängendsten Flözen von Langenberg an aufwärts. Herr V ESTER- mann führt sie allerdings schon von Flöz Gr. Athwerk an, wo sie demnach mit Neuropteris Schlehani zusammen Vorkommen würden, was wenig wahrscheinlich ist. Auch versichert Herr Gothan bestimmt, daß sie nicht tiefer als Flöz Klein Langen¬ berg Vorkommen. Diese Flora gehört, wie die der Eschweiler Binnenwerke, zur vierten Flora des Herrn Potonie. Typisch ältere Formen fehlen. Das Auftreten von Neur. Schlehani im tieferen Teile deutet an, daß diese Partie der unteren Abteilung des mittleren produktiven Carbons angehört, während das Vorkommen echter Lonchopteriden in den höheren Flözen diese dem mitt¬ leren Teil des mittleren produktiven Carbons zuweist. Eine Grenze ist z. Zt. nicht zu ziehen. Die Ansicht von dieser Zu¬ gehörigkeit der Wurmflöze über Steinknipp teilen auch die 70 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Herren WESTERMANN1), der sie zuerst bestimmt ausgesprochen hat, Klein2) und van Waterschoot van der Gracht3). Scheinbar im Widerspruch mit dieser stratigraphischen Stellung steht die Beschaffenheit der Kohlen, die ausgesprochen mager sind. Auf Grube Voccart ergab eine Untersuchung der einzelnen Ulöze durch Herrn Referendar BREWER folgende Resultate: Aschengehalt Flüchtige Bestandteile der Kohle der aschen¬ freien Kohle Fl. Gr. Langenberg . . 2,81 9,34 9,61 » Meister .... . 4,07 8,58 9,94 » Geelarsch . . 4,23 7,16 7,47 » Croat . . . 4,26 8,10 8,46 » Furth . . . . . 4,43 7,86 8,02 » Rauschenwerk . 3,56 6,01 6,23 » Gr. Athwerk . . 4,52 7,14 7,48 » Merl . . 2,87 6,48 6,47 » Kl. Mühlenbach . . 3,72 6,20 6,44 » Steinknipp . 1,83 6,36 6,48 Herr HASSE fand auf Grube Gouley die folgende Zusammen setzung der Kohle : Aschengehalt Flüchtige Bestandteile der Kohle der aschen¬ freien Kohle Fl. Gr. Langenberg . . 1,30 8,74 8,86 » Meister .... . 3,22 9,04 9,39 » Geelarsch. . . 4,27 8,58 8,96 » Croat .... . 3,66 7,69 7,98 » F urth .... . 3,52 8,52 8,83 » Senteweck . . 3,71 7,77 8,07 » Ley . . 3,47 9,43 9,77 » Rau sehe werk . . 1,14 9,16 9,26 » Kl. Athwerk . . 3,10 12,09 12,48 » Merl . . 3,15 9,92 10,24 b a. a. 0. S. 59. 2) Ann. Soc. geol. de ßelgique. Bd. 30, 1908/09, S. 236. 3) Mem. of the Government Institute of the geolog. Explor. of the Nether- lands. Not 2, S. 97. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 71 Die Kohle backt nicht, sondern gehört zur Gruppe der Sandkohlen. Diese Resultate stimmen zwar nicht in ihren Einzelheiten mit den Ergebnissen der älteren Untersuchungen durch KARSTEN die v. DECHEN1) mitgeteilt hat, geben aber doch im allgemeinen ein ähnliches Bild. IvARSTEN’s Analysen ergeben eine noch ge¬ ringere Menge flüchtiger Bestandteile, von 4,4 bis 7,2 v. H. auf nicht äschenfreie Kohle berechnet. Die Proben zu den Unter¬ suchungen Karsten ’s sind aber von anderen Stellen entnom¬ men worden. Die Elöze des Wurmre vieres westlich vom E eidbiß sind sonach weniger gasreich, als die der Eschweiler Binnenwerke und auch noch magerer, als die schwachbackende Kohle der Außenwerke, von denen das Elöz Großkohl noch 12,3 v. H. flüchtige Bestandteile enthält. Diese starke Entgasung kann also nicht auf ein höheres Alter zurückgeführt werden, sie ist nur ans den Lagerungsverhältnissen zu erklären, durch die An¬ nahme, daß durch die außerordentliche, mechanische Bean¬ spruchung bei der Stauchung der Schichten im Liegenden der großen Überschiebung eine so weitgehende Entgasung herbei- geführt wurde. Herr STAINIER'2) hat gezeigt, daß fast allgemein die flüchtigen Bestandteile der Kohle im Liegenden einer Über¬ schiebung geringer sind, als in dem mechanisch weniger be¬ anspruchten Hangenden. Die westlichsten Teile der Wurmmulde. Die Muldenlinie der Wurmmulde steigt, wie meistens die Muldenlinien des Gebietes, nach Westen zu an. Bis jetzt ist erst die Muldenwendung der hangenden Flöze (Langen¬ berg bis Eurth) bekannt. Infolge mehrerer, nach Westen ein¬ fallender Störungen ist die Mulde von Steinknipp an den westlichsten Aufschlußpunkten der Grube Laurweg noch ziem¬ lich weit, und cs ist nicht bekannt, wo die Muldenwendung b Reg.-Bez. Aachen, S. 165. 2) Bull. soc. beige de geologie. Bd. 19, 1905, S. 105. 72 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel dieses llözes liegt. An der Oberfläche ist hier das Kohlen¬ gebirge von jüngeren Ablagerungen überdeckt. krst jenseits des Aachener Waldes, im Geultal, tritt es wieder an die Oberfläche. Hier liegen die V erhältnisse we¬ sentlich anders, als bei Aachen. Auf der Südseite des pro¬ duktiven Garbons tritt hier Kohlenkalk auf, der vielfach in enge und steile Falten gelegt ist, in ähnlicher Weise wie das flözführende Carbon bei Aachen. Diese Stauchung des Kalkes deutet darauf hin, daß auch eine Überschiebung in seinem Han¬ genden liegt, von der weiterhin die Rede sein wird. Auf den Kohlenkalk folgen nach der neuen belgischen Karte gleich¬ förmig, die Schichten des produktiven Carbons, zunächst H1? dann IR, eine Anschauung, mit der allerdings, und zwar mit Recht, nicht alle belgischen Fachgenossen übereinstimmen. Auf holländischem Gebiet hat neuerdings Herr Klein1) eine marine Schicht mit Goniatiten aufgefunden. In der Zwischenstrecke zwischen dem Geultal und den Auf¬ schlüssen bei Kohlscheid sind auf preußischem Gebiete eine An¬ zahl von Bohrlöchern auf Steinkohle fündig geworden, bei Ors¬ bach (ein I löz von 1,8 m), auf dem Vetschauer Berg, bei Vetschau und Richterich. Die Zugehörigkeit dieser Flöze ist zweifelhaft und nur soviel sicher, daß sie, entsprechend der ganzen Lage der Mulde, unter Steinknipp liegen müssen. ln neuerer Zeit sind in der Grube Karl Friedrich bei A etschau einige Flöze aufgeschlossen worden, deren magere Kohlen sich nicht wesentlich von denen der tieferen Flöze bei Kohlscheid unterscheiden. Sie enthalten im Mittel 5 v. H. flüchti¬ ger Bestandteile. Auf Karl Friedrich treten zwei, durch Herrn VOGEL auf- gefundene, marine Schichten mit vielen Versteinerungen auf. 9 Niederrhein, geolog. Verein, 1909, S. 86. Die Schichten mit Arkosen und Konglomeraten werden hier zu Hi der belgischen Karte gerechnet, was nur zum Teil richtig ist. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 73 unter denen sich Gon. carbonarius v. B. *) durch Häufigkeit aus¬ zeichnet. Herr Semper führt außerdem noch an: Goniatites reticulatus Phil.* 2) » atratus DE Kon. Orthoceras Koninckii d’Orb. Pterino'pecten papyraceus Sow. Posidonia membranacea Sow. ? Productus semireticulatus Sow.3). Es kann nicht zweifelhaft sein, daß diese Eauna tiefer liegt als Flöz Steinknipp. Das häufigste Fossil, Gon. carbonarius , ist die bezeichnende Form der tieferen westfälischen Mager¬ kohlengruppe. Fast alle bekannten Exemplare, auch das V. BuCH’sche Original4), stammen aus der Gruppe des Hauptflözes. Auch in Belgien liegt der kaum zu trennende, bezw. auch in Westfalen vorkomniende G. Listeri im Westfalien inferieur, in Herrn STAIXIER’s 5) »Assise de Chatelet«. Nach Herrn ÜENIER6) ist er häufig im Hangenden von Flöz Ilarvy. Hiermit stimmt gut überein, daß die Sandsteine von Karl Friedrich kaolinreiche Arkosen sind. ß Ich nenne die Art G. carbonarius v. B., nicht subcrenatus v. Schloth., wie Herr Semper. Wenn auch Beyrich nachgewiesen hat, daß beide Namen synonym sind, so bleibt der v. ScHLOTHEnfische doch immer nur ein Sammlungs¬ name, da er nicht durch eine Abbildung erläutert ist. Bei einer Identität mit G. Listeri müßte natürlich dieser ältere Name Verwendung finden. 2) In der Auffassung des Herrn Semper. 3) Eine recht sonderbare Liste der Fauna gibt Herr M. Müller (Zeitschr. für prakt. Geol. 1909, S. 57 ff.). Nicht nur, daß er Glyphioceras subcrenatum und Gastrioceras carbonarium — das er den Autoren Crick und Foord zuschreibt — nebeneinander, unter verschiedenen Gattungsnamen auf führt, hat er sogar unter den plattgedrückten Exemplaren von Karl Friedrich den Pericyclus Bairi aus der Kinderhoock-Group erkannt! Als Autor von Aviculopecten papy¬ raceus wird (Sow.) Zittel genannt! usw. 4) Über Ammoniten in den älteren Gebirgssckichten, S. 153, wo v. Dechen das A'orkommen aus dem Hangenden des Hauptflözes der Gr. Hoffnung bei Werden beschreibt. 5) Bulletin de la soc. beige de Geologie, Bd. 19, 1905, S. 1 ff. 6) Annales de la soc. geologique de Belgique, Bd. 36, 1909 B, S. 154. 74 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Die Flora von Karl Friedrich ist durch die Veröffentlichung des Herrn MÜLLER nach den Bestimmungen der Geologischen Landesanstalt bekannt geworden. Sie enthält die folgenden, sicher bestimmten Arten : Adiantites sessilis Pot. Neuropteris Schlehani Stur (häufig) » gigantea Stern b. Lepidophlogos laricinus Sternb. Sigillaria elegantulci A\ eiss » mammilaris Brongn. » Boblay i Brongn. » Voltzi Brongn. Lepidodendron obocatum Sternb. » dichotomum Sternb. Stigmaria ficoides Sternb. Calamites Suckowi Brongn. » Cisti Brongn., außerdem einige nicht sicher bestimmte Formen. Diese Flora, das Vorkommen von Adiantites sessilis , die Häufigkeit von Neue. Schlehani , führt zu der gleichen Alters¬ bestimmung wie die Fauna. Es ist die Flora 3, und kenn¬ zeichnet die Schichten von Karl Friedrich als Äquivalente von Teilen der westfälischen Mag er k o h 1 e n g ru p p ü . Keinen- falls liegt ein Grund vor, sie »irgendwo in der Nähe der oberen Eschweiler Binnenwerke einzureihen«, wie es Herr SEMPER ge¬ neigt ist zu tun. Zwischen den Aufschlüssen von Karl Friedrich und denen von Laurweg zieht eine, auch im Diluvium erkennbare, nach O. fallende Störung hindurch — nicht der etwas sagenhafte Rich¬ ter ie her Sprung — , an dem die Schichten von Laurweg nach W. hin, die von Karl Friedrich nach 0. hin abschneiden werden. Die letzteren werden sich voraussichtlich im hVlde Melanie wieder finden. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 75 Der östliche Teil der Wuirmmulde zwischen Feldbiß und Sand ge wand. Von Königsgrube und Gouley aus sind die östlich des Feldbisses liegenden Flöze in Abbau genommen worden, hauptsächlich im Felde Gemeinschaft. Die Schichten gehen hier nicht zu Tage aus, sind vielmehr von mächtigen tertiären und diluvialen Ablagerungen bedeckt. Die Baue von Gemeinschaft sind schon seit Jahren nicht mehr zugänglich ; es war darum nicht möglich, das Schicht¬ profil auf seine nähere Beschaffenheit und Fossilführung zu stu¬ dieren bezw. das nach Grubenbildern aufgestellte Normalprofil, das ich der Freundlichkeit des Herrn FlSENI verdanke1) (Taf. I, Profil 11), nachzuprüfen. Die Flöze führen eine schwachbackende Flammkohle mit einem Gehalt an flüchtigen Bestandteilen von 13 — 16 v. H. Die Schiclitgr uppe von Mariagrube, die östlich von Gemeinschaft liegt, hat in der Wurmmulde eine ähnliche Lage wie die von Grube Gouley, sie liegt der großen südlichen Störung am nächsten. Das Normalschichtprofil (Taf. I, Profil 12) gibt über die Gesteine und Flöze Auskunft. Die Sandsteine haben durchweg den gleichen Charakter wie im östlichen Teil der Wurmmulde, es sind graue, harte, kaolin¬ freie Sandsteine. Die auf tretende Kohle ist in den höheren Flözen, von Fl. C Fl. L, eine backende Fettkohle mit 18 — 20 v. II. flüchtiger Be¬ standteile, in den tieferen Flözen eine Flammkohle mit 15 bis 17 v. H. Gas. Genauere Angaben über die Natur der Kohle nach den Untersuchungen von Herrn Referendar IlEUEELDER, dem ich auch für seine wesentliche Beihilfe bei der Auf¬ stellung des Normalprofils zu Dank verpflichtet bin, gibt die folgende Tabelle: 0 Das von Herrn v. Waterschoot v. d. Gracht veröffentlichte Profil von Gemeinschaft, a. a. 0. Fig. 3, stimmt aus mir unbekannten Gründen mit diesem nicht überein, das allerdings auch Abweichungen von der Aufstellung Wagner’s in der Revierbeschreibung (S. 29) zeigt. 76 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel 45z Ort der Probeentnahme Flüchtige Bestandteile Aschen¬ gehalt 10. 1. Platte 630 m-Sohle 14 3 2. Ke eilte 630 » 15 3 9. 1. Platte 630 » 13 -9 » 560 » 16 4 9 44 • Rechte 630 . » 12 o O » 560 » 13 4 7. 1. Platte 630 » 14 4 6. » 630 » 16 8,2 2. Rechte 630 » 17 4 4. 1. Platte 490 » 17 3 3. » 490 » 14 4 C. » 250 » 15 5 1. Rechte 360 » 17 4 D. 1. Platte 250 » 15 3,5 3. Rechte 300 » 17,5 3,5 E. 1. » 250 » 16 3,5 4. » 250 » 18 * 3,5 3. Platte 300 » 99 1 1 3,4 G. 1. Rechte 250 » 17,3 5 2. » 250 » 17 4,5 1. Platte 250 » 20 3,5 2. Rechte 300 » 15,4 4 H. 1. » 250 » 16 5 J. 1. » 200 » 15 4,5 1. » 250 16,5 4,5 9 • » 250 » 17 5 L. 1. » 200 » 20 3 1. » 250 » 20 3,5 Die Zahlen, die v. Dechen1) angibt, sind nicht unwesentlich höher. Nach ihnen ergab schon Flöz 4 ein Koksausbringen von 77,96 v. II., gleich 22,04 v. H. Gas, eine Zahl, die offenbar zu hoch ist. ]) Aachen, S. 166. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 77 Die auf Mariagrube aufgeschlossenen Schichten sind im Ge¬ gensatz zu denen der westlichen Wurmmulde verhältnismäßig reich an tierischen V ersteinerungen. Zunächst liegt über Flöz 5 eine nur 25 cm dicke Schicht, die fast ganz aus meist verdrückten Exemplaren von Carbonicola cf. aquilina be¬ steht. Eine ähnliche Form kommt mehr vereinzelt im Han¬ genden von Flöz 4 vor. Carbonicola , zusammen mit Najadites , findet sich im Hangenden von Flöz C, sowie im Hangenden eines schmalen Flözchens unter Flöz 8. Wahrscheinlich werden sich derartige Muschelschichten noch in größerer Anzahl finden. Von größerer Wichtigkeit ist die marine Schicht im Hangenden von Flöz 6. Hier liegt ein schwarzer, harter, fast dachschiefer¬ artiger Schiefer von sehr gleichmäßigem und feinem Gefüge, der eine kleine, marine Fauna enthält, die hier zuerst von Herrn Referendar SACHSE x) im Jahre 1901 entdeckt wurde. Sie ent¬ hält mit Schwefelkies überzogene Goniatiten* 2), ferner Aviculopecten papyraceus und Lingula mytiloides. Das Auftreten einer verein¬ zelten marinen Schicht in einer mächtigen Schichtfolge muß besonders hoch bewertet werden. Es kann Herrn WESTERMANN nur zugestimmt werden, daß diese marine Schicht über Flöz 6 mit der gleichen Lage über Flöz Katharina in West¬ falen identifiziert werden muß, die die gleichen Versteinerungen enthält und petrographisch idejnt ausgebildet ist. Es kommt hinzu, daß in neuerer Zeit in dem Flöz 6 auch die gleichen, dolomitischen Konkretionen mit strukturzeigenden Pflanzenresten durch Herrn Assessor KUCKUCK aufgefunden wor¬ den sind, die mit denen des Flözes Katharina in Westfalen über¬ einstimmen. Es entsprechen also die Flöze bis zu Flöz 6 herauf der westfälischen Fettkohlenpartie, gehören somit stratigraphisch in die gleiche, große Schichtengruppe, wie die magere Kohle westlich des Feldbisses und die Eschweiler Binnenwerke. 9 Herr Sachse hatte schon die Übereinstimmung mit FJ. Katharina er¬ kannt, die von L. Cremer mir mündlich bestätigt wurde. 2) Nach Herrn Semper Gon. reticulatus , eine Bestimmung, der ich nicht bei¬ pflichten kann. Cf. weiter unten. 78 E. Holzappel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Die .Flora der Flöze von Mariagrube ist nach den neueren, von Herrn POTONIE ausgeführten Bestimmungen, in der Haupt¬ sache die folgende: Flöze Palmatopteris furcata Brongn. forma alata Pot . H. Sphenopteris ohtusiloba Brongn. » tnfoliata Brongn. . Mariopteris muricata Zeill. . Pecopteris Miltoni Art . 8. C. D. H. » plumosa Art . B. C. D. H. » aff. aspera Brongn. . H. Alloiopteris coralloides (Gutb.) Pot. . E. Alethopteris decurrens Art . 8. 4. Lonchopteris rugosa Brongn. 11. 8 . C. E. H. Neuropteris heteropliylla Brongn. . . 8.E. II. » rarinervis Bunb. 7. 8. » gigantea Stern b. 17. 1 1 . G. » pseadogigantea Pot. D.E II. Sphenophyllum cuneifolium Zeill. . D.E » saxifragaefolium Sternb. D. Lepidodendron obovatum Sternb. . 8. 5. 4. C. E. Lepidostrobus sp . 11. 8 H. Aspidiaria . 8. Sigillaria scutellata Brongn. D. » sp. ( rhytidolep ) . II. » rugosa Brongn . 8. G. Cordaites sp . D. D. H. C. 11.10.8.4. C. D.E. H. Die Flora ist demnach eine mannigfaltigere, als in den Schichten westlich des Feldbisses, sie läßt keine wesentlichen Verschiedenheiten zwischen höheren und tieferen Schichten er¬ kennen, vielleicht mit Ausnahme der Tatsache, daß in den höheren Schichten die Gattung Palmatopteris auftritt. Die Flora führt zu dem gleichen Ergebnis, das aus der marinen Schicht über Flöz b gefolgert worden ist, daß die Schichten von Mariagrube der mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 79 mittleren produktiven Steinkohlenformation und zwar einer höheren Partie angehören. Im Liegenden des Profils, das bis Flöz 13 herunterreicht, ist noch eine mächtige Schichtfolge mit zum Teil dicken Kohlen¬ flözen in den oberen Sohlen durchfahren worden. Die Schich¬ ten waren aber in ihrer Lagerung so stark gestört, daß ein eigentlicher Abbau nicht stattgefunden hat. Aus diesem Grunde, und weil die Aufschlüsse auf der 120 m-Sohle heute nur schwer zugänglich sind, ließen sich auch die Daten zu einer Vervoll¬ ständigung des Normalprofils nicht feststellen. Die Angaben in dem Profil sind nach der Aufstellung bei WAGNER1) gemacht worden, in der die Gesteinsbeschaffenheit der Zwischenmittel nicht angegeben ist. Über die Natur der unter Flöz 17 erwähnten Störung konnte ich nichts ermitteln. In der Nähe der Wasserhaltungsschächte setzen einige nach Nordwesten fallende Sprünge hindurch. Weiter nach Süden verzeichnen die Grubenrisse mehrere nach Süden einfallende Überschiebungen, die hier naturgemäß als Begleiter der erst weiter im Süden folgenden Hauptüberschiebung zu er¬ warten sind. Dann können die südlich lieo-enden. also über- schobenen Flöze nur älter sein,; als solche sind sie auch stets betrachtet worden. Die näheren Verhältnisse dieser Schichten¬ folge, insbesondere ihre Fossilführung, sind aber nicht be¬ kannt. Indessen liegt, wie bereits erwähnt, in der Breslauer Sammlung ein Schieferstück mit Gon. aff. reticulatus, das von BaüR an F. BöMER mitgeteilt wurde und wahrscheinlich aus dem Schacht bei Neußen stammt, also aus noch südlicheren Schichten2). Annagr u b e. Nördlich von Mariagrube, mit dieser markscheidend, baut die Grube Anna. Es ist bezeichnend für die Un- ') Beschreibung des Bergreviers Aachen S. 27.. 2) Es trägt die Etiquette: »Aus dem Felde von Mariagrube«, stammt dem¬ nach nicht aus dieser Grube selbst, in deren Felde der alte Schacht bei Neußen der einzige sonstige Aufschluß ist. 80 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Sicherheit, die bezüglich der Identifizierung von Flözen und Schichten herrscht, daß bis vor kurzein bezüglich der Flöze von Maria und Anna Meinungsverschiedenheiten bestanden, trotz der großen Nähe der Feldorte von einander. Erst in jüngster Zeit ist durch einen Durchschlag festgestellt worden, daß Flöz H von Maria gleich Flöz 3 von Anna ist. Hieraus ergibt sich im allgemeinen die Deutung der anderen Flöze. Über Flöz 6 Anna, dem Hängendsten auf Maria gebauten (L), sind noch eine große Anzahl von Flözen aufgeschlossen (bis zum ver¬ gangenen Herbst im ganzen 16, bis Flöz 20), die einander fast mit mathematischer Regelmäßigkeit folgen. Das Normalprofil der Schichtenfolge von Anna7 allerdings nur bis Flöz 17 reichend, ist in Taf. I, Profil 13 wiedergegeben, es ist aufgenommen von Herrn Referendar O. BERGER. Die Natur der Kohle ergibt sich aus der folgenden Zusammen¬ stellung, die ebenfalls nach den Analysen des Herrn BERGER gemacht ist, der nur hinzuzufügen ist, daß die Kohle eine gut backende Kokskohle ist. O Flöz E. D. C. B. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 9. 12. 15. Flüchtige Bestandteile, auf aschenfreie Kohle berechnet 21,8 21,8 22,7 21,07 21,4 20,06 20 24.8 21,06 21,1 25.9 26 28,28 Tierische Versteinerungen sind in mehreren Niveaus beob¬ achtet worden, aber nur Süßwasserformen, z. B. über Flöz D, mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 81 Flöz 3 usw., wie aus dem Profil hervorgeht. Neuere Bestim¬ mungen der Pflanzen aus der Schichtenfolge von Anna liegen nicht vor. Ich kann daher nur auf die Ausführungen des Herrn WESTERMANN verweisen, unter allem Vorbehalt bezüglich der dort gegebenen Bestimmungen. Bemerkenswert ist die Häufig¬ keit der Lonchopteriden. Höhere Schichten als mittleres Pro¬ duktives Carbon sind nicht nachgewiesen1). Grube Nordstern. Das Normalprofil der Grube Nordstern, die nach Westen hin mit Anna markscheidet, ist in Taf. I Profil 14 wiedergegeben, größtenteils nach den Aufnahmen des Herrn Referendars ETZOLD. Die Schichtfolge von Nord¬ stern zeichnet sich durch starkes Zurücktreten der Sandsteine aus, die nach oben hin fast verschwinden, aber auch in den tie¬ feren Partien nicht die Rolle spielen, wie in den benachbarten Gruben. Eine befriedigende Parallelisierung, selbst mit der mark¬ scheidenden Grube Anna, ist daher auch nicht gelungen, und selbst der Versuch, die Flöze gruppenweise zu parallelisieren, hat keine einleuchtenden Ergebnisse gehabt. So hat man ver¬ glichen Flöz A bis C von Anna mit Flöz Emilie bis E von Nordstern, D bis G von Anna mit G bis Maria von Nordstern, J bis M von Nordstern mit 2 bis 5 Maria. Nach dieser An¬ nahme würde Flöz L von Nordstern gleich Flöz 4 Maria sein. Über beiden liegt eine fossilführende Süßwasserschicht, die aber in beiden Fällen petrographisch und paläontologisch durchaus verschieden ist. Über Flöz 4 Maria finden sich ver¬ einzelte kleine Carb. cf. aquilina über Flöz L Nordstern, da¬ gegen ein abweichendes Gestein mit großen Carb. cf. acuta. So wenig Gewicht auch auf das Auftreten von derartigen Sü߬ wasserschichten überhaupt zu legen ist, so scheint diese Ver¬ schiedenheit eine Gleichalterigkeit auszuschließen. — Die Pa- l) Aus welchem Grunde Herr Müller (Zeitschr. für prakt. Geol. 1909, S. 357 ff.) mit Fl. 1 die Äquivalente der westfälischen Gasflammkohlenpartie be¬ ginnen läßt, ist nicht ersichtlich. 6 82 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel rallelisierung der Schichten von Anna und Maria mit Nord¬ stern muß nach allem diesen zweifelhaft bleiben. — In der Nähe der Markscheide der Gruben Anna und Nord¬ stern sind die Aufschlüsse unzureichend, haben aber Störungen, und zwar Sprünge und Überschiebungen erkennen lassen. Es setzt {hier ein Seitenast der westlichen Störung (Hauptsprung ) hindurch, der nach W. hin einfällt. Die Partie von Nordstern ist /daher die gesunkene, und es ist wahrscheinlich, daß die Flöze von Nordstern jünger sind als die von Anna. Leider ist die Elora von Nordstern noch nicht durchgearbeitet. Marine Schichten sind nicht bekannt. Mehrfach treten dagegen Schichten mit 1 iranischen Muscheln auf, z. B. über den Flözen N, F, 12 und L. Im Hangenden von Flöz L fand sich auch das wohlerhaltene Exemplar eines Anthracomartus- ähnlichen Arachniden. Zu bemerken ist noch, daß in Flöz L kleine Kon¬ kretionen eines kristallinischen Dolomites Vorkommen, die eine von der des Flözes 6 Maria ganz abweichende Be¬ schaffenheit haben und keine Pflanzenreste einschließen. Die Fortsetzung der Wurmmulde östlich der Sandg ©wand. Von Mariagrube aus wurden nach Durchfahrung der Sand¬ gewand auf der 630 m-Sohle einige Aufschlüsse auf der Ost¬ seite der genannten Störung gemacht, ein eigentlicher Abbau aber nicht eröffnet. Man traf einige dicht beieinander hegende Flöze und eine Süß wasser Schicht. Die auf tretende Flora ent¬ hielt, wie Herr Westermann mitteilt, Annularia stellata v. Schloth., die beweist, daß die hier aufgeschlossenen Schichten jünger sind als alle sonst im Aachener Revier bekannten, und der oberen Abteilung des mittleren Produktiven Carbons angehöre u. Äquivalente der oberen westfälischen Gasflammkohlenpartie sind, da die genannte Annularia eine bezeichnende Leitforni der Flora 5 des Herrn POTONIE ist. Im übrigen sind die weiten Gebiete östlich der Sandgewand mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 83 nur durch Bohrungen aufgeschlossen, demnach nur unvollkom¬ men bekannt. Über einige Gebiete werden mehrere im Ab- täufen begriffene Schächte demnächst Auskunft erteilen. Der die Wurmmulde im Süden begrenzende Devonsattel, der zum letzten Male an der Sandgewand bei Helrath sichtbar ist, wurde erst weht im Osten im Indeta-1, bei Altdorf durch eine Bohrung wieder aufgefunden, die hier die Sandsteine des jüngsten Devons antraf. Der Sattel ist demnach von Helrath über Pat¬ tern nach Altdorf zu projektieren. Die Kohle, die in den Ge¬ bieten dicht nördlich dieser Linie bei Erberich und Nieder¬ merz erbohrt wurde, ist als Eßkohle klassifiziert worden und hatte 14—19 v. H. flüchtiger Bestandteile, stimmt also in die¬ sen Eigenschaften mit den tieferen Flözen von Mariagrube über¬ ein. In einem nicht fündig gewordenen Bohrloch1) zwischen Erberich und Niedermerz wurde eine dunkle Schieferschicht mit zahlreichen Aviculopecten und Goniatiten gefunden, über der eine Lage mit Carboiiieola folgte. Man ist versucht, hier an den Horizont über Flöz 6 von Maria zu denken, doch be¬ saß das Gestein eine etwas andere Beschaffenheit und ein Kohlenflöz wurde nicht angetroffen. Weiter im Norden, etwa nördlich der Linie Hön¬ gen - Aldenhoven ist fast das ganze Gebiet systematisch abgebohrt worden. Fast durchweg handelt es sich nur um Fundbohrungen, die naturgemäß wenig Aufschluß ge¬ ben. Es erübrigt sich daher hier eine Besprechung dieser Vorkommen, es mag nur erwähnt werden, daß in diesen Gebieten die Schichten flach liegen, und daß anscheinend ein sehr großer Reichtum an Kohlenflözen vorhanden ist. Die Kohle ist meistens gasreich (bis 35 v. H.) und backt gut. Unter den Sandsteinen dieser offenbar hoch liegenden Kohlenflöze sind bemerkenswerter V eise grobe, kaolinführende Arkose-Sand- steine vorhanden. Wir haben hierin eine Analogie zu den höchsten in Westfalen bekannten Kohlenflözen. l) Man kam in eine Störung. 6* 84 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Die Bezieh ungen der Schichten westlich und östlich des Feldbisses. Während man vor Herstellung ' von Grubenaufschlüssen auf Gemeinschaft glaubte, die hier nur durch Bohrungen bekannt gewordenen Flöze seien jünger, als die westlich des Feld¬ bisses liegenden, da sie keine mageren, sondern halbfette Kohlen führen, hat sich später die Anschauung befestigt, daß auf bei¬ den Seiten des Feldbisses die gleichen Schichten und Flöze liegen, und man hat beide im einzelnen miteinander identifiziert (von Merl bis Sandberg). Wie WAGNER mitteilt, glaubte man zu beobachten, daß das Verhalten in der äußeren Beschaffen¬ heit, den Lagerungsverhältnissen und den Zwischenmitteln so übereinstimmend sei, daß man kaum an einer Identität zweifelte. Einen Vorbehalt macht WAGNER allerdings für die im Felde von Königsgrube östlich vom Feldbiß aufgeschlossenen Schichten, in denen die tieferen Flöze, angeblich Merl bis Furth, liegen sollten. Die verschiedene Beschaffenheit der Kohle blieb unerklärt. Man hat wohl versucht, eine Erklärung in der Bedeckung durch das Tertiär zu finden, die östlich des Feldbisses eine Entgasung verhindert habe. Es könnte sich hierbei nur um die tonigen Schichten an der Basis des Ter¬ tiärs, das Oligocän, handeln. Diese Tone liegen aber heute noch auch westlich des Feldbisses im nördlichen Teile auf den Kohlen und haben eine Entgasung ebensowenig gehindert, als die an Tonen reichen Schichten, die auf Karl Friedrich das Deck¬ gebirge bilden. Hier gehören sie sogar der Kreide an, haben also sehr viel länger eingewirkt. Die Eschweiler Flöze haben auf Centrum, wo sie unbedeckt zu Tage ausgehen, die gleiche Beschaffenheit wie auf Reserve, wo sie mächtig überdeckt sind. Auch Herr Krusch1) betont neuerdings, daß die Überdeckung des Kohlengebirges auf den Gasgehalt der Flöze ohne Einfluß sei. An eine Einwirkung der Verwerfung des Feldbisses darf man gleichfalls nicht denken, da die übrigen Störungen gleicher b Jahrb. der Kgl. Preuß. Geol. Laudesanst. für 1908, S. 49. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 85 Art, z. B. die Sandgewand in der Eschweiler Mulde, keinen Einfluß auf die Beschaffenheit der Kohle ausgeübt haben. Da es sich auch nicht um einen allmählichen Übergang in der Be¬ schaffenheit der Kohle, sondern um ein scharfes Aneinander¬ stoßen von mageren und halbfetten Kohlen handelt, so scheint es notwendig, zu der alten Auffassung zurückzukehren und die Flöze östlich des Feldbisses für jünger anzusehen als die west¬ lich liegenden. Es ist zuzugestehen, daß ein anderer Beweis als eben diese verschiedene Beschaffenheit der Kohle zur Zeit nicht erbracht werden kann, insbesondere kein paläontologischer, der erst mög¬ lich sein wird, wenn Gemeinschaft wieder zugänglich ist. Die Tatsache, daß in den einzelnen Kohlenrevieren die Ge¬ halte an flüchtigen Bestandteilen und die Backfähigkeit der Kohlen von unten nach oben zunehmen, ist, trotz der zahlreichen und großen Abweichungen im einzelnen, einem jeden Bergmann geläufige Erscheinung. Sie hat auch eine, wenn auch etwas beschränkte Gültigkeit für die in der Kohlenbeschaffenheit nicht normale Wurmmulde. Auf Grube Yoccart nimmt der Gasgehalt von 6,5 im Flöz Steinknipp bis 9,6 v. H. in Groß Langenberg zu. Auf Grube Maria ergibt die mitgeteilte Tabelle ebenfalls eine allgemeine Zunahme des Gases und der Backfähigkeit von unten nach oben. Die Verhältnisse auf Anna und weiter im Norden, in Holland, die Herr KLEIN1) jüngst erörtert hat, kön¬ nen hier freilich zum Vergleich nicht herangezogen werden, da in diesen Gebieten mit dem Übergang in einfache Lagerungs¬ verhältnisse sich auch die »normalen« Gasgehalte der Kohlen herausbilden. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, daß nach der oben gegebenen Tabelle auf Grube Gouley diese Zunahme der flüchtigen Bestandteile nicht vorhanden ist, sondern eher eine Abnahme von unten nach oben bemerkbar wird. Aber im allgemeinen ist auch in den stark gestauchten Teilen der Wurmmulde diese Zunahme vorhanden, und ich l) Animles de la soc. geolog. de Belgique, Bd. 36, 1909, S. 236, 86 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel zweifele nicht daran, daß die Flöze von Gemeinschaft im all¬ gemeinen jünger sind als die westlich vom Feldbiß liegenden. Daß andererseits die Flöze von Gemeinschaft und Maria über¬ einstimmen, daß z. B. das sogenannte Flöz Langenberg von Gemeinschaft das Flöz 10 von Mariagrube ist, unterliegt kaum einem Zweifel. Verhältnis der Inde- und Wurmmulde zueinander und zu benachbarten Gebieten. Für den Vergleich der Aachener Steinkohlenbildungen mit benachbarten Gebieten kommen die Ruhrmulde und die Lütticher Mulde in erster Linie in Betracht. Die nach Westen zunächst liegende Mulde von Herve ist leider noch nicht genügend be¬ kannt, um zum Vergleich herangezogen werden zu können, ebenso sind die Verhältnisse in dem nördlich angrenzenden Hol¬ land noch zu wenig geklärt 5 für sie muß umgekehrt noch das Aachener Gebiet Anhaltspunkte zu Bestimmungen liefern. Ein Vergleich nicht in unmittelbarer Nachbarschaft gelege¬ ner Gebiete muß in erster Linie auf paläontologischer Grund¬ lage beruhen. Ein derartiger Vergleich ist aber zur Zeit noch erschwert, zum Teil deshalb, weil auch in anderen Ge¬ bieten, zum Beispiel in Belgien und Westfalen noch keine eigent¬ liche stratigraphische Gliederung der Steinkohlenschichten durch¬ geführt ist. In Westfalen ist die auf die Kohlenbeschaffen¬ heit gegründete Einteilung, die nur z. T. eine stratigraphische ist, auch den neueren Untersuchungen zu Grunde gelegt wor¬ den. Im Lütticher Becken liegen bis jetzt die Verhältnisse nicht wesentlich anders. Die Abteilungen und Stufen, die Herr STAINIER unterscheidet, sind nicht auf paläontologischer Grundlage begründet. Unter den tierischen Versteinerungen kommen in erster Linie oder einzig die Ammoniten in Betracht, die auch hier, soweit sie überhaupt Vorkommen, wirkliche Leitfossilien sind. Leider aber fehlen sie mächtigen Schichtenfolgen ganz, und ebenso betrübend ist, daß ihre Erhaltung meist eine mangel- mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 87 hafte, zur Bestimmung nicht ausreichende ist. da sie in den j O Schiefern mehr oder weniger, meist allerdings mehr, verdrückt zu sein pflegen. Es hat gelegentlich den Anschein, als ob eine Gliederung des flözführenden Carbons nach den Ammoniten mit der flori- schen Gliederung, wie sie bei uns namentlich von Herrn Po- TOXIE durchgeführt worden ist, nicht im Einklang sei. Ich glaube, daß dieses, wenigstens zum Teil, nur scheinbar der Eall ist, und daß dieser Schein durch unrichtige Bestimmungen her- vorgerufen wird. So sind z. B. vielfach die Goniatiten mit stark geschwungenen Anwachsstreifen ohne weiteres als G. reti- culatus Phil. !) bestimmt worden, obschon diese Art der Streifung wohl ein Gruppenkennzeichen ist. nicht aber als ein Art-Merk¬ mal betrachtet werden darf. Wir sind freilich noch nicht in der Lage, diese Trage nach allen Seiten hin zufriedenstellend beantworten zu kön¬ nen, immerhin ergeben sich schon einige Tatsachen. Die Elora 1 POTOXIE’s. die des Culrn, ist in ihren oberen Teilen begleitet von Gon. spJiaericus und G. stnatus , Formen, die in der kalkigen Ausbildung des Untercarbons von Procluctus giganteus- eclelburgensis begleitet sind. Etwas höher hegt die Flora der belgischen Zone H 1 a, der Zone von Chocjuier, die nach den Mitteilungen des Herrn Eexier noch eine vorwiegend untercarbonische ist, aber doch schon einen merklichen Ein¬ schlag von mittelcarbonischen Arten enthält und dadurch einen Übergang von Elora 1 zu Flora 2 darstellt. Der bezeichnende Goniatit dieser Stufe ist Goniatites cliadema. Diese Form kommt im gleichen Niveau in Westfalen vor. von wo sie mir aus den oberen Alaunschiefern des Culm vorliegt. Der Flora 2 gehört nach der Gliederung des Herrn Po- TOXIE das Flözleere in Westfalen an. Sie ist begleitet von O ß G. reticulatus ist eine charakteristische Form, deren am meisten in die Augen fallenden Merkmale die Nabelform, die scharfen Einschnürungen, die spirale Streifung, und die durch diese bedingte Gitterskulptur ( reticulatus /) ist. gg E. Holzapfel., Die Geologie des Nordabfalles der Eifel einem. Goniatiten aus der Verwandtschaft des G> reticulatus , wahr¬ scheinlich dieser Art selbst1). Die Flora 3 liegt in Westfalen in den Magerkohlenschichten, in denen der bezeichnende Ammonit der Goniatites carbonarius ist. Ob hier, wie u. a. Cremer anführt, noch der Goniatites reticulatus vorkommt, erscheint zweifelhaft. Es kommen freilich noch andere Goniatiten vor, sie sind aber noch nicht sicher be¬ stimmt und ermöglichen vielleicht eine weitere Gliederung. Die Flora 4 ist sehr selten von Goniatiten begleitet. Es ist hier nur der eine marine Horizont über Flöz Katharina (Flöz 6, Mariagrube) bekannt, in dem ein schlecht erhaltener, soweit ich übersehen kann, nicht näher bestimmbarer Goniatit nicht selten ist. Lüdwig2) hat ihn als Nautilus Vonderbecki beschrieben, unter welchem Namen ihn auch CREMER anführt. Herr Frech 3)|bezeichn et Ahn3" als - Tlialassoceras atratum , eine Form des Horizontes von Choquier, und Herr SEMPER4) bestimmt die Art als Goniatites reticulatus , in dessen Verwandtschaft sie auch gehört, .wenn ich auch von einer Identität nicht über¬ zeugt bin. Die Form muß jedenfalls den Namen Gon. Vonder¬ becki Ludw. sp. tragen, bedarf aber noch einer näheren Defi¬ nition. In Begleitung der Flora 5 sind Goniatiten bisher noch nicht gefunden, wenigstens nicht beschrieben worden. Ob die von Herrn KrüSCH5) erwähnten Funde aus der westfälischen Gas- flammkohlenpartie Goniatiten enthalten, und welchem Niveau sie angehören, ist noch nicht bekannt. Die Verbreitung der Goniatiten im flözführenden Carbon scheint hiernach nicht in Widerspruch mit der floristischen Glie¬ derung’ zu stehen, jede Flora hat ihre besonderen Goniatiten- 1) Von Haspe und Fröndenberg liegen mir Exemplare vor, die ich von solchen von Hebdon-Bridge und Yal of Todmorden, den Original-Fundorten von Phillips, nicht unterscheiden kann. 2) Palaeontographica Bd. 10, S. 28 !., Taf. 48, Fig. 4. 3) Lethaea geognostica Bd. 2, S. 345. 4) a. a. 0. S. 257. 5) a. a. 0. S. 58. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 89 Arten. Die Goniatiten werden, wenn die Fauna genauer stu¬ diert sein wird, voraussichtlich noch eine weitere Gliederung des flözführenden Carbons ermöglichen. Einem Vergleich der Aachener Carbon-Schichten sollen die in vorstehender Beschreibung unterschiedenen Unterabteilungen zu Grunde gelegt werden. Es wurden unterschieden in den südlichen Kohleinmulden : 1. Der Walhorner Horizont mit dem Burgholzer Konglo¬ merat und Sandstein, 2. der Wilhelmine-Horizont, 3. der Gedauer Konglomerat- und Sandstein-Horizont, 4. der Krebs-Traufe-Horizont, 5. die Außenwerke, örtlich mit Konglomeraten beginnend, 6. der Breitgang-Horizont, 7. die Binnenwerke. Die Gesamtmächtigkeit dieser Schichtenfolge ist auf 1800 m zu schätzen. In der Wurmmulde sind auf ge führt Wiorden : 1. Die Schichten auf dem Südflügel, im Liegenden der großen Überschiebung, 2. die Schichten von Karl Friedrich, 3. das flözarme Mittel im Liegenden von Steinknipp, 4. die Schichten von Steinknipp aufwärts, westlich vom Feldbiß, 5. die Schichten von Gemeinschaft, Mariagrube und Anna. 6. die Schichten von Nordstern, 7. die Schichten östlich der Sandgewand. Eine unmittelbare Aufeinanderfolge ist nur nachgewiesen zwischen den Schichten von Maria und Anna, sowie zwischen 3 und 4. Wie das flözleere Mittel (3) sich zu Karl Friedrich ver¬ hält, ist unbekannt, dagegen kann die Zusammengehörigkeit von Gemeinschaft und Mariagrube als gesichert angenommen wer¬ den (Flöz Langenberg auf Gemeinschaft gleich Flöz 10, Maria¬ grube). Unbestimmt ist auch das Verhältnis von Nordstern und 90 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel der Schichten östlich der Sandgewand zu Anna bezw. Maria¬ grube, wenn auch die auf Mariagrube nach Durchfahrung des Feldbisses aufgeschlossenen Schichten stratigraphisch festgelegt sind. Unsicher bleibt auch die Stellung der liegendsten, nicht ge¬ bauten Flöze auf Mariagrube, und schließlich ist das nähere Verhältnis der südlichsten Schichten der Wurmmulde bei 'Wür¬ selen, Haal, Neußen, im Soerser Tal zu den weiter nördlich in Gruben aufgeschlossenen nicht geklärt. Angaben über die stratigraphische Stellung einzelner dei beschriebenen Schichtenfolgen sind schon bei dieser Beschiei- bung gemacht worden. Sie mögen hier kurz wiederholt weiden. 1. Der Walhorner Schiefer führt den echten Goniatites diadema. Er ist daher als ein petro graphisch abweichend aus¬ gebildetes Äquivalent der Zone Hla in Belgien, der Alaun- scliiefer von Ratingen und Velbert und der obeien Alaunschiefei des Culms in der Gegend von Hagen und Iserlohn zu betrachten. 2. Der Wilhelmine-Horizont hat bisher keine zu strati¬ graphischen Zwecken brauchbaren tierischen Versteinerungen ge¬ liefert. Auch die Flora ist wenig bekannt. Die von Grube Sibylla bei Lonzen vorliegenden Arten, besonders Pecopteris aspera o-ehören der Zone II 1 b in Belgien an, wohin auch Herr RENIEB die Schichten von Sibylla stellt. Die Flora von Hlb enthält noch eine kleine Anzahl älterer Formen, ist abei nach Henn ReNIER eine Übergangsflora zur westfälischen Stufe; sie ent¬ hält einige Arten, die Herr POTONlE als leitend für seine Flora 2 bezeichnet, insbesondere Sphenophijllum tenerrimum *) und Sphe- nopteris elegans1 2). Die Äquivalente des Willi elmine-Horizontes sind daher m Westfalen im Flözleeren oder Teilen desselben zu suchen. 3. Der Gedauer Horizont, der bis an die belgische Grenze zu verfolgen ist. scheint dem »Poudingue houiller« (Idle) der belgischen Geologen im Lütticher Becken zu entsprechen, mit 1) Von Herrn Benier aus Hlb angeführt. 2) Von Herrn Westermann von Lontzen auf geführt. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 91 dem Herrn STAINIER seine Etage namurien abschließt. Er ist fossilfrei, darum paläontologisch nicht zu charakterisieren. 4. Der Krebs- Tr auf e-Hori zont hat bisher nur sehr wenig Pflanzenreste geliefert, man wird in ihm die Flora 3 erwarten müssen. Von marinen Versteinerungen führt Herr SEMPER einen Goniatiten als Goniatites reticulatus auf, den ich vor Jahren auf einer Halde beim Bahnhof Stolberg gesammelt habe. Ich glaube nicht, daß diese Form, von der mir verhältnismäßig gute Stücke vorliegen, der echte reticulatus ist. Er gehört einer bisher nicht beschriebenen, wohl charakterisierten Form an. Mit ihm zusammen fand sich Goniatites carbonarius, die Leit¬ form der westfälischen Magerkohlen, in deren Niveau der Krebs- Traufe- Horizont zu stellen ist. 5. Von den Aussenwerken, die schon lange nicht mehr zu¬ gängig sind, ist weder eine reichere Flora, noch eine Fauna bekannt geworden. Mariopteris Dernoncourti , die einzige auch anderswo vorkommende Art, kommt im Departement du Nord in den unteren und mittleren Abteilungen vor. Herr Renier stellt die wenig mächtige Schichtfolge zur unteren Zone A der mittleren Stufe nach Zeiller. Man kann wohl nicht an der Richtigkeit der von Herrn WESTERMANN geäußerten Ansicht zweifeln, daß die Aussenwerke ihre Äquivalente in Teilen der westfälischen Magerkohlengruppe finden. 6. Auch aus dem Breitgang-Ho r izon t kennen wir fast keine Flora. Mit Ausnahme von je einem Exemplar von Mariopteris muricata , und Sphenopteris obtusiloba sind keine Pflanzenreste gefunden worden. Die relativ reiche, marine Fauna vom Bahnhof Stolberg enthält leider keine für unsere Zwecke stratigraphisch verwertbaren Formen. Die Altersstellung kann daher nur aus der Lagerung gefolgert werden. Als Liegen¬ des einer, eine Flora der tieferen Abteilung des mittleren produktiven Carbons beherbergenden Schichtenfolge läßt sich die Breitgangzone ebenfalls in die Äquivalente der westfälischen Magerkohlengruppe einreihen, mit der ja auch eine so grosse Übereinstimmung in der Ausbildung der Sandsteine herrscht. 92 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Es würde sonach in der Indemulde die Schichtfolge vom Gedauer Konglomerat an bis zu den Binnenwerken als Äquivalent der westfälischen Magerkohlengruppe zu betrachten sein. Die Flora allerdings kann diese Gleichstellung nicht stützen. Die 5 oder 6 sicher bestimmten, in je einem Exemplar vorliegenden Arten kommen sowohl in Flora 3 als 4 vor. Sie widersprechen also der Zurechnung wenigstens auch nicht. Alle anderen ~V er- hältnisse aber sprechen nur für diese Zurechnung. Vor allem ist die vollständig identische Ausbildung der Sandsteine zu be¬ tonen, und die marinen Einlagerungen. Im mittleren produktiven Carbon fehlen am ganzen Außenrande des varistisehen Gebirgs- Bogens auf dem Kontinent marine Einlagerungen vollständig, mit Ausnahme der einen, die sich mit gleichbleibenden, sehr bezeichnenden petrograp hischen und paläontologischen Merkmalen durch die ganze Ruhr mul de (Flöz Katharina), das Aachener Revier (Flöz 6, Maria) und das Lütticher Becnen (Flöz Gr. Bac) verfolgen lässt. In denselben Gebieten sind aber marine Einlagerungen in der unteren Abteilung häufig. Dieses Verhalten zeugt deutlich, daß man auch im Aachener Revier die Schich¬ tenfolge mit den marinen Einschaltungen nicht in ein höheres Niveau versetzen darf. — Die Ähnlichkeit mit der westfälischen Magerkohlen¬ gruppe kommt auch zum Ausdruck durch die verhältnis¬ mäßig unregelmäßige Verteilung der Flöze. Man kann auch eine Ähnlichkeit darin finden, daß in beiden Gebieten etwa in der Mitte eine Gruppe bauwürdiger Kohlenflöze beieinander liegt, die Auße n werke in der Indemulde, die Flözgruppe Mausegatt- Kr ef tens che e r in Westfalen. Die Mächtigkeit der Schichten¬ folge ist allerdings in beiden Gebieten nicht unerheblich ver¬ schieden, in Westfalen über 1000 im, nach der neueren Abgrenzung noch mehr, in der Indemulde etwa 800 m. Auf diese Verschieden¬ heit kann man (aber nicht das geringste Gewicht legen. 7. Die Schichten von Karl FRIEDRICH in der Wurmmulde gehören, wie aus ihrer Fauna unzweideutig hervorgeht, gleich¬ falls in das- Niveau der westfälischen Magerkohlengruppe, und die mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 93 Mora bestätigt diese Altersstellung. Die größte Ähnlichkeit hat der marine Horizont vom Hauptflöz. Es spricht nichts da¬ gegen, daß die Schichten von KARL FRIEDRICH in der Tat eine so tiefes Niveau einnehmen. In dieser Hinsicht stimme ich Herrn M. MÜLLER vollständig bei, halte es aber nicht für angezeigt, die einzelnen Elöze in Parallele zu stellen. Eine den marinen Schichten von Karl FRIEDRICH gleiche Einlagerung ist in der Indemulde nicht bekannt, wohl aber ist Goniatites carbonarius dort und zwar tief unter den Außen¬ werken beobachtet worden. Es sind daher wahrscheinlich die Flöze von Karl FRIEDRICH unter die Außenwerke zu stellen. Dann kann aber nur das Krebs-Traufe-Niveau in Frage kom¬ men, das, wie angegeben, ebenfalls den Gon. carbonarius ent¬ hält. 8. In die gleiche, große Abteilung des produktiven Carbons gehört auch sicher ein Teil der Schichten vom Südflügel der Wurmmulde, jedenfalls die Schichten, die bei Kaisersruhe und bei Neußen Pterinopecten papyraceus und Goniatites aff. reticulatus geliefert haben. Daß hier höhere Schichten eingefaltet sind, ist, wenn auch wahrscheinlich, doch nicht erwiesen. Ob ältere Vor¬ kommen, entzieht sich der Beurteilung. Jedenfalls liegen keinerlei Beobachtungen vor, die veranlaßen könnten, die Elöze von . II aal - heide mit Herrn M. MÜLLER in das Niveau des westfälischen Elözleeren, der Etage de Namur STAINIER’s in der Lütticher Mulde zu stellen. 9. Die Binnenwerke, die Schichten der Wurmmulde über Stein¬ knipp, die Schichten von Maria und Anna, enthalten die Flora 4. Sie gehören dem mittleren Produktiven Carbon an und finden ihre Äquivalente in Westfalen in der Ess-, Fett-, Gras- und unteren Gasflammkohlenpartie, die stratigraphisch zusammengehören, so¬ wie in der »Assise de Charleroi« STAINIER’s im Lütticher Becken. In dieser Beziehung stimmen die neueren Beobachter, insbesondere die Herren KLEIN und WESTERMANN überein. 94 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Beim Vergleich der westlich des Feldbisses gelegenen Wurmmulde mit Westfalen ergibt sich eine große Übereinstim¬ mung. In beiden Fällen liegt die flözreiche Schichtengruppe auf einem flözarmen oder flözleeren Mittel, dessen Mächtigkeit bei Aachen unbekannt ist. Es ist dies ein wesentlicher Grund für die Herren KLEIN und STAINIER, das Flöz Steinknipp direkt mit dem Flöz Sonnenschein zu parallelisieren. Marine Schich¬ ten fehlen vollständig. Süßwasser-Mollusken sind äußerst selten. Die Farnflora enthält in der unteren Abteilung, in Westfalen bis Flöz Krabbenbank, in der Wurmmulde bis Flöz Gros- sathwerk noch Neuropteris Schlehani, die dann aufhört. Die Lonchopteriden erscheinen in beiden Gebieten in der oberen Abteilung, bei Aachen von Flöz Klein-Langenberg an. Es liegt daher nahe, die unteren Wurmflöze für Äquivalente der westfälischen Esskohle, die anderen für solche der eigentlichen Fettkohle zu halten, ohne daß auch hier wieder eine scharfe Grenze gezogen werden könnte, oder bestimmte Flöze paral- lelisiert werden dürften. Ganz ähnlich liegen die Beziehungen bezüglich der Esch- weiler Binnenwerke. Auch diese liegen auf einem mächtigen flözleeren, oder richtiger flözarmen Mittel (Breitganghorizont). Sie enthalten gleichfalls keine marinen Einlagerungen und nur äußerst selten Süßwasser - Mollusken. Neuropteris Schlehani reicht bis Flöz Sehlem me rieh, ist also nur im unteren Teil vorhanden, fehlt aber dem oberen. Lonchopteriden fehlen noch, wie es scheint. Hieraus ergibt sich anscheinend zwang¬ los die Gleichstellung der Binnenwerke mit den Wurmflözen west¬ lich des Feldbisses und etwa eine Gleichstellung der Flöze Stein¬ knipp und Padtkohl, eine Gleichstellung, die im Aachener Revier seit Langem angenommen worden ist. Die oberen Grenzen bleiben natürlich unbestimmt. Herr WESTERMANN möchte allerdings die Äquivalente der Fettkohlengruppe im weiteren Sinne erst über Flöz Kessel beginnen, und dieses als das Hängendste der Magerkohle ansehen, d. h. des unteren Produktiven Car- mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 95 bons, wegen seiner geringen Backfälligkeit1) und weil bis hierher die Konglomerate reichen. Bezüglich der Grenze zwischen unterem und mittlerem Produktiven, der Klora 3 und 4. liegen die Verhältnisse besonders schwierig, weil die Plora 3 keine einheitliche, sondern eine Misch- und Übergangsflora ist. der eigentliche Leitformen fehlen. Man hat daher eine arten¬ reiche Floia notwendig, um eine stratigraphische Bestimmung mit einiger Sicherheit vornehmen zu können. Eine solche fehlt aber den untersten Binnenwerksflözen, in denen ande¬ rerseits keine Eormen Vorkommen, die für ein tieferes Niveau sprechen. Was die Konglomerate anlangt, so ist deren Be¬ deutung in der Steinkohlenformation noch nicht genügend geklärt und wir dürfen ihnen daher vor der Hand eine ausschlaggebende Bolle für die Altersbestimmung nicht zuerkennen und ihnen zuliebe die Grenze von der Basis der Innenwerke nach oben verlegen, auch schon mit Bücksicht darauf, daß diese Grenze von großer praktischer Bedeutung für den Berg¬ bau ist. Auch in Westfalen liefert Elöz Sonnenschein und die nächst höheren, wenigstens in den westlichen Gebieten, keine Kokskohle, sondern eine Eßkohle, und auch über Sonnenschein kommt noch örtlich ein Konglomerat vor, worauf Herr WESTER- MANN selbst aufmerksam macht. Aber alle neueren Beobachter halten an der alten, aus der Praxis hergeleiteten Gliederung fest und beginnen das mittlere Produktive Carbon mit der Eß- kohlengr iippe (z. B. Cremer, Krusch, Potonie, Gothan) und auch die geologische Landesaufnahme hat die gleiche Grenze beibehalten. — Eine Schwierigkeit bei der Gleichstellung der Elöze von Steinknipp aufwärts mit den Flözen von Padtkohl aufwärts ergibt sich aber. Bei Stolberg liegt bei Birkengang an der Stelle, wo die Flözkarten die westliche Muldenwendung des 9 Man sieht, daß immer wieder das auch bei Herrn Müller zu beob¬ achtende Bestreben hervortritt, die Qualität der Kohle selbst auf große Entfer¬ nungen hin zur Altersbestimmung der Flöze zu verwenden. 96 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Flözes Padtkohl zeichnen, westlich der Zittergewand, ein Sandstein, der das Liegende, vielleicht gar das Han¬ gende des Flözes Padtkohl bilden müßte. Dieser Sand¬ stein ist ein aschgrauer, grober, konglomeratischer Arkose- Sandstein und hat nicht, die geringste Ähnlichkeit mit dem reinen, glasigen Quarzsandstein im Liegenden von Ste inknipp. Er hat aber auch ebensowenig Ähnlichkeit mit dem Sandstein, der auf Eschweiler-Reserve im Liegenden des als Padtkohl be¬ stimmten Flözes auf tritt, der seinerseits dem Steinknipp- Sand¬ stein durchaus gleicht. Es ist daher kaum zweifelhaft, daß das Flöz, dessen westliche Muldenwendung die Flözkarten auf der Westseite der Zittergewand bei Birkengang angeben, aber anscheinend nicht nach tatsächlichen Aufschlüssen, nicht das Flöz Padtkohl ist, denn auch auf dem Südflügel der Indemulde, östlich der Zinkhütte, treten im Liegenden des Flözes, das hier als Padtkohl bezeichnet wird, dieselben Sandsteine auf, wie unter Steinknipp und auf Eschweiler-Reserve unter Padtkohl. Wir müssen also die Binnenwerke und die Flöze von Steinknipp aufwärts gleichstellen. Für die Schichtengruppe von Gemeinschaft, Mariagrube und Anna ergeben sich die stratigaphischen Stellungen von selbst aus den bei der Beschreibung der betreffenden Schichtengruppen gemachten Angaben. Sie entsprechen bis Flöz 6 Maria der west¬ fälischen Fettkohlengruppe, die höheren der westfälischen Gas- und eventuell Gasflammkohlengruppe, während die auf Maria östlich des Feldbisses bekannt gewordenen Flöze in die Gruppe der oberen westfälischen Gasflammkohlen mit Flora 5 gehören. Ich habe im Vorstehenden den Versuch gemacht, unter Berücksichtigung sämtlicher Merkmale, petrographischer, palä- ontologischer, tektonischer und geographischer, die einzelnen Schichtengruppen des flözführenden Carbons im Aachener Revier zu besprechen. Dabei hat sich die Möglichkeit ergeben, trotz vieler fehlender, besonders paläontologischer Daten, welche zum mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 97 Teil auch in Zukunft nicht zu erwarten sind, die einzelnen Schich¬ tengruppen in das System des Carbons ziemlich lückenlos einzu¬ fügen, wenn auch naturgemäß die Grenzen, wie überall, unscharf und mehr oder weniger willkürlich sind und unsicher bleiben, müssen. Leider haben aus diesem letzteren Grunde auch bei den Kartellaufnahmen die einzelnen Schichtenfolgen nicht, wie es wünschenswert gewesen wäre, ausgeschieden werden können. Vielmehr mußten die sämtlichen Schichten unter den Binnen¬ werken zusammengefaßt werden, wenn auch an der einen oder anderen Stelle eine Grenze erkennbar war. — Bei dieser Besprechung hat sich die bemerkenswerte Tat¬ sache ergeben, daß die bekannten Schichten der Wurmmulde mehr Vergleichspunkte mit den entfernt liegenden Vorkommen in Westfalen und Belgien zeigen, als mit der nahegelegenen Inde- mulde. Zum Teil mag dies seinen Grund darin haben, daß in der Indemulde die tieferen Schichten so wenig aufgeschlossen ünd bekannt sind. Aber auch hiervon abgesehen zeigt die Inde¬ mulde mancherlei Besonderheiten. In erster Linie rechne ich hierher in j)aläontologischer Hin¬ sicht die relative Häufigkeit mariner, brachiop odenführender Schichten, die große Productiden und Strophomeniden enthalten, während Lingula und Discina allgemein verbreitet sind. Der¬ artige Schichten sind bekannt aus dem Wilhelmine- und Breit- gang- Horizont1), also im Niveau des westfälischen Flözleeren und der Magerkohlen, aus dem ähnliche Vorkommen nicht beschrie¬ ben sind. Auch aus der Lütticher Mulde werden sie von Herrn STAINIER nicht aufgeführt. In England dagegen sind derartige Schichten bis in die Lower Coal measures bekannt. Wie sich die Wurmmulde in dieser Beziehung verhält, ist freilich schwer zu sagen, da hier das untere produktive Carbon nur auf Grube Karl Friedrich in geringer Ausdehnung aufgeschlossen ist. Hier !) Außer den in der vorstehenden Beschreibung aufgeführten Vorkommen sind mir noch einige weitere bekannt, die aber nicht genau horizontiert werden konnten, z. B. aus einem Bohrloch bei Dürrwiß, nördlich von Eschweiler ( Cho - netes , Orthothetes ) und bei der Elgermühle ( Productus ). 7 98 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel fanden sieh auch vereinzelt Exemplare eines semireticulaten Productus. Es geht aus diesen Vorkommen hervor, daß im Gebiet der Indemulde zeitweise andere Lebensbedingungen herrschten als in dem der Lütticher und Ruhrmulde. Es erinnert diese Verschiedenheit an eine ähnliche, die ich auf einer unter Führung des Herrn RENIER gemachten Exkursion kennen lernte. Die Schichten von Choquier, auf dem Südflügel der Lütticher Muhle, enthalten Goniatiten, Pterinopecten papyra- ceus, Posidoniella laevis , Lingula mytiloides und nur selten einen Productus (scabriculus). In der kleinen Mulde von Anh.ee, die eine ähnliche Lage hat, wie die von Eschweiler, sind die Schichten von H^ petrographisch abweichend ausgebildet (ver¬ härtete, teilweise kaum schiefrige Tone) und enthalten häufig Clio neben, Producten und Trilobiten (Phillip sia). Die von belgischen Geologen mehrfach erörterte Frage, ob die Mulde von Eschweiler eine ähnliche Rolle spiele, wie die kleinen Carbonmulden innerhalb der großen Dinant-Mulde, scheint sonach wenigstens in dieser Hinsicht bejahend beantwortet werden zu müssen. — Bei dem Studium des produktiven Carbons hat sich nirgendwo eine Discordanz, das Fehlen eines Schichtengliedes erkennen lassen, was auch aus der lückenlosen Einfügung in das System erkennbar wird. Lücken sind lediglich in unseren Kennt¬ nissen, die auf den mangelhaften Aufschlüssen beruhen, vor¬ handen. Ich kann daher Herrn SEMPER nicht beipflichten, der an mehreren Stellen eine stratigraphische Lücke zu finden glaubt. Die Unterscheidung zwischen »tektonischen« und »stratigraphi¬ schen« Lücken, die Herr SEMPER einführt1), halte ich für keine glückliche, schon deshalb nicht, weil hier der Begriff tek¬ tonisch sich nicht mit dem sonst üblichen deckt, wenn auch zur Hervorbringung einer solchen »tektonischen« Lücke tekto¬ nische Vorgänge im weitesten Sinne, in dem dieser Ausdruck nicht immer gebräuchlich ist, Voraussetzung sind. Zunächst wird !) a. a. 0. S. 226. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 99 © fl © ^ ; j V rH Od © 5 § .2 > "3 ^ co .fl! - i -fl «3 :Q CD CD fl fl O fl Sh O PR ^ fl © -fl :fl © © D _Q -fl fl ö A © r fl o Ebgi nd fl .9 A ö a o fl fl fl © -fl s <3 fl O 4_r a s © © fl © _Q -fl O ^ © > . r* co , Sh bß.fl Sr>D A © fl '.fl • I— ( 1 * fl ö fl fl © O ^OO -fl Sh fl z A Ü5 © w § £ fl fl © o o fl © -fl Tg .2 Jä 1 © g £ £ fl © © -fl fl „fl .2 O pqco fl -fl a « r* • r— I o o M £ © © £ a © -fl n -fl a © © co o fl © co j2 "fl CO < -fl o s •5 s> A CV. 8 o o ec •§ Sh 8 8 © ~c> fl 8 © 8* © co Magerkohlen © fl © o -fl -fl O -H CP Pr -fl Sh -fl © Sh © -fl -+J -fl <1 -fl a o N •l-R fl o _© '"© A3 C O fl 5 a o -fl fl o I -fl ■g .2 5 £ W i N A --O bß cfl <0 -je CO P- i i ^ ffi p- Ph • r— ( Ö fl Hfl © fl C3 • rH r-* 3 M co |zj © 5 co © fl © © "O © H 3 fl co fl © CO • P“R A M fl rfl c ^ £ .2 -fl fl © Ec. -Jfl M fl —i - 3 M fl A © -fl fl fl -fl fl o N bß fl A bß -fl • !-R © PQ fl o u— | O ffl M I T- ® © «ts ^ i Ö „fl © Sfl| cp I fl co -Q © fl M £ c 1 Tß a o M fl j © fl AD © o ec 8 8 •2 •v> © 8 © Ol co © fl © _© S! :Q -fl fl fl c3 fl © -P fl © -fl •rH -2 .8 8 © «c — ' •2 CO fl s "fl> 8 .8 Sfl ■»H So1 «c 8 fl © CN © fl © c ö fl o -fl 25 *l— 1 O I fl -fl © fl bß fl © fl fl fl öS >- A O ^ fl fl c3 ps J © -P fl fl O 2 fl fl s- o o bß-S fl fl pq fl 3 fl fl © -fl cS B g“ O - u -fl -fl fl ^ N-9 © co • t—i CO e Fe u erste in schütter im Aachener Kreid e gebiet. Die diluvialen Ablagerungen im Aachener Kreidegebiet be¬ stehen, wie diejenigen des übrigen Hügellandes, aus Schottern und Lehm. Beide zeigen gewisse Besonderheiten, die in der Hauptsache durch die große Menge der in beiden auftreten¬ den Feuersteinfragmente begründet sind. o o D ie Schotter lassen sich nicht auf einen bestimmten, noch jetzt vorhandenen Wasserlauf, etwa die Wurm, zurückführen. Mit Ausnahme einiger ganz unerheblicher Vorkommen im süd¬ lichen Stadtteil bei der Frankenburg sind Schotterterrassen der Wurm überhaupt nicht bekannt, jedenfalls eine bemerkenswerte Tatsache. Die auftretenden Kiese bestehen vor allem aus schwach ge¬ rundeten und kantigen Stücken und Scherben von Feuerstein, vorwiegend der grauen, opaken Abart, die ÜEBEY als Hornsteine bezeichnete. Die Größe der Stücke schwankt erheblich, kopf- große sind nicht selten. Größere Stücke sind häufig in scher¬ benförmige Teile zersprungen. Nicht selten sind große Blöcke von Sandsteinen, die der Kreide oder dem Tertiär entstammen können, ebenso findet man häufig Einlagerungen von Sandlin¬ sen. Gerolle paläozoischer Gesteine und von Gangquarzen sind meist selten, fehlen aber fast nirgends, die letzteren haben nur geringe Größe. In der näheren Umgebung von Aachen treten diese Anhäufungen loser Feuersteine hauptsächlich in zwei ver¬ schiedenen Niveaus auf. Zunächst sind zu erwähnen die sehr mächtigen Anhäufun¬ gen, die das Plateau de,s Aachener Waldes bedecken. Ihre Mächtigkeit ist schwer festzustellen, übersteigt aber örtlich 25 m. Sie werden gewöhnlich als eluviale Kreidebildun¬ gen aufgefaßt, als Rückstände der Auflösung und Zer¬ störung ehemals vorhandener Kreideschichten. Das Material be¬ steht fast ausschließlich aus den opaken Kieselgesteinen, die in den höheren, Schichten des Senons, den Maastrichter Schich¬ ten Vorkommen, die im Gebiet anstehend nicht, oder nicht mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 141 mehr vorhanden sind. Glasige, eigentliche Feuersteine sind selten .Gegen die Deutung als Kreide-Eluvium sprechen manche Tatsachen, zunächst die Ablagerung auf fast ebener Fläche, die nicht den Eindruck einer Erosionsfläche macht, nament¬ lich unter Berücksichtigung des Umstandes, daß diese Feuer¬ steine im größten Teil ihres Verbreitungsgebietes auf den losen Sunden des Untersenons liegen. Ferner stammt — nach all¬ gemeiner Annahme — die Mehrzahl der Feuersteine aus Maas t r i c h t e r S c h ic h t e n, und die belgische Karte bezeichnet sie direkt als: Maastr ichtien, facies d Alteration, conglo- merat ä silex. Bei einer rein eluvialen Entstehung müßte man erwarten, an der Basis eine Anhäufung schwarzer Feuersteine aus der weißen Kreide und über dieser die Maastrichter Feuer¬ steine anzutreffen, was nicht der Fall ist, vielmehr liegen die Kieselausscheidungen der verschiedenen Kreideschichten regel- los durcheinander. Die große Mächtigkeit der losen Feuersteine würde auch eine Mächtigkeit der erodierten Kreideschichten oder einen Reichtum derselben an Kieselausscheidungen voraus¬ setzen, wie er im Anstehenden nicht beobachtet wird. Schlie߬ lich ist von besonderer Wichtigkeit, daß den kantigen Feuer¬ steinscherben örtlich nicht selten Gerolle paläozoischer Gesteine und solche von Quarz und vollständig gerundeter Feuersteine beigemengt sind. Solche wurden z. B. auf der Karlshöhe und auf dem Preußberg beobachtet. Alle diese Beobachtungen er¬ geben, daß die losen Feuersteine des Waldplateaus, zwischen denen sich auch, wie schon J. BEISSEL beobachtete, Sandlinsen eingeschaltet finden, von bewegtem Wasser zusammengeschwemmt worden sind, also kein reines Eluvium darstellen. Ob sie in / tertiärer oder diluvialer Zeit abgelagert wurden, entzieht sich unserer Kenntnis. In die gleiche Gruppe gehören auch die außerhalb der heutigen Verbreitung der Kreide liegenden losen Feuersteine, insbesondere die auf dem Hohen Venn. Auch hier sind wohl¬ gerundete Gerolle von Quarzit den wenig oder nicht gerollten Feuersteinen beigemengt und, zwar nicht selten, örtlich sogar 142 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel häufig, wie bei Hattlrch ; feie zeigen auch hier wenigstens die Mit¬ wirkung von bewegtem Wasser1) deutlich. In einem 80 — 100 m tieferen Niveau findet sich bei Aachen eine ähnliche Ablagerung von Feuersteinen mit im wesentlichen gleichen Formen der Elemente. Häufiger als auf dem Plateau des Waldes finden sich Sandeinlage- r uimen und große Sandsteinblöcke. In den südlichen V or- O O kommen, im Burtscheider Wald, feind oberdevonische Sandsteine, ebenso schwach gerollt wie die Feuersteine, nicht selten und von .ansehnlicher Größe. Beim Cholerakirchhof, beim Forsthaus Hirschpark, bei Buschhausen, auf dem Chorusberg, bei Kuhscheid liegen diese 1) In einer früheren Mitteilung (Jahrb. der Geol. Landesanst, Berlin 1903, S. 499) habe ich diese Feuersteine als diluviale Ablagerungen aufgeführt, und mit solchen aus wesentlich tieferen Lagen bei Aachen verglichen, ohne eine Alters¬ gleichheit aus zu sprechen. Herr Rutot (Bull, societe beige de geologie 1909, p. 5) wendet sich mit lebhafter Bestimmtheit gegen meine Mitteilungen, die auf »observations peu claires et incompletes« begründet seien und meint, die Lösung des Problemes liege bei Boncelles. Herr Rutot nimmt an, daß die Feuersteine durch »eaux sauvages« abgelagert seien, glaubt also auch an eine Mitwirkung bewegten Wassers, hält aber die ganze Bildung für wesentlich eluvial, entstanden in vor-oberoligocäner Zeit, gestützt auf das Profil von Boncelles. Ich weiß nicht, ob Herr Rutot über die Feuersteine des Venns Beobachtungen gemacht hat, die »plus claires« und »moins incompletes« sind, als die meinigen, meine aber, daß zunächst eine Gleichaltrigkeit der Ablagerungen von Boncelles und vom Yenn zu beweisen sei. Auf die an beiden Punkten auftretenden »Eolithe« — selbst ihre Authenticität zugestanden — kann man sich doch wohl nicht stützen, da doch nicht alle Eolithe vor-oberoligocän sind. Immerhin gebe ich zu, wie ich schon angeführt habe, daß die Ablagerung der Yenn- und Aache¬ ner Wald-Feuersteine in vordiluviale Zeit zurückreichen kann. Ebenso will ich zugeben, daß die Feuersteine durch eluviale Vorgänge aus der Kreide heraus¬ gelöst sein mögen. Ihre Ablagerung an den Stellen, an denen sie heute liegen, ist aber, wie Herr Rutot selbst zugesteht, kein eluvialer A organg. Hierzu war bewegtes Wasser nötig. Ob das »Wildwasser« waren, mag dahingestellt bleiben. Eine klare Vorstellung von solchen kann ich mir nicht machen. Herr Steinmann hat jüngst die Feuersteinsohle der marinen Sande von Boncelles mit Eolithen, die, wie Herr Bonnet nachwTies, gar keine Eolithen sind, als marines Tiansgies- sionsgeröll gedeutet (Sitzungsber. der Niederrhein. Ges. Bonn v. 6/X1I. 09). Auf die manche Abweichungen zeigenden Feuersteine des Hohen \enns läßt sich diese Deutung nicht ohne weiteres übertragen, da vor allem eine Überdeckung durch marine Sande, wie bei Boncelles, fehlt. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 143 Schotter zwischen 240 und 250 m Meereshöhe, ebenso bei Beck, wo der Höhenunterschied gegen die auf dem Plateau des Waldes liegenden nur noch etwa 50 m beträgt. Diesem Niveau1) von Feuersteinschutt mit vereinzelten Gerollen sind die Vorkommen bei Seffent, Laurensberg und Berensberg zuzurechnen, die sich von hier in breiter Fläche bis Kohlscheid verfolgen lassen, wo sie über den Maas¬ schottern der Hauptterrasse zu liegen scheinen. In der¬ selben Höhe (-|- 250 m) finden sich gleiche Ablagerungen auf der aus Aache;nejr (Sand bestehenden Höhe nordöstlich von Altenberg, wo sie auch 80 m tiefer liegen, als das Plateau des Preußberges. 2. Der Löß und Lehm. Während der Löß und seine Umwandlungsprodukte im Flachland in weitester Verbreitung auftreten, findet er sich im Gebirgslande nur in beschränkter Verbreitung, obschon auch hier immerhin ansehnliche Lehmflächen vorhanden sind, die bis zu ansehnlichen Höhen aufsteigen. Aufschlüsse sind im Gebirgslande nur spärlich, auf vielen großen Flächen überhaupt nicht vorhanden, da Ziegeleien fast nur in der nächsten Umgebung der Stadt Aachen vorhanden sind. Typischer, kalkhaltiger Löß unter einer Lehmdecke wurde noch in der Gegend von Dorf und Breiniger Heide in -|- 280 m Meereshöhe beobachtet. Meist ist aber in dem Ge¬ birgslande die Entkalkung weit vorgeschritten, so daß echter Löß hier nicht mehr vorkommt. Die ansehnlichen Lehmflächen in der Gegend von Eynattein, Raeren, Walhorn und Herbesthal, die -(- 300 m Meereshöhe erreichen, sind aber echte Lößlehme. — Die Beschaffeinheit des Lehmes ist verschieden und ab¬ hängig von der Höhenlage und der Beschaffenheit seiner Unter¬ lage, die im Gebirgslande nirgends aus Kiesen, sondern aus den Gesteinen des paläozoischen Untergrundes besteht. Im Kreidegebiet dagegen liegt der Lößlelim auf dem Ors- ’) Nicht dem des Wald-Plateaus. 144 E. Holzappel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel bacher Plateau z. T. auf den Maas schottern, und auf dem Plateau des Aachener Waldes über dem mächtigen Feuerstein¬ schutt, bis zu etwa -]- 350 m Meereshöhe. Ob all diese Lößlehme einer Bildungsperiode angehören oder (mehreren, konnte bisher nicht ermittelt werden. In den tieferen Lagen der Wurmniederung und im Soerser Tal, wo der Lehm ansehnliche Flächen bedeckt, hat er normale Beschaffenheit, ist bis in ansehnliche Tiefen, meist über 2 m. entkalkt, aber nur selten aufgeschlossen. Er ist hier hell¬ farbig, in den tieferen Teilen aber, entsprechend der feuchten Lage, nicht selten in tonreiche Grauerde umgewandelt, die manch¬ mal, besonders in den das Gebiet durchziehenden Rinnen und Furchen eine recht dunkle, gelegentlich fast schwarze Farbe hat uttid dann wohl einen tertiären Ton vortäuschen kann. Von diesen tief gelegenen Gebieten zieht sich der Lö߬ lehm nach S hin auf fast gleichmäßig ansteigender Fläche bis auf die Höhen von Brand und Forstbach hinauf. Grau- erd ein sind hier seltener. In den mittleren Höhenlagen, bei Haaren, Eilendorf und Forst, wo viele Ziegeleien liegen, ist die Entkalkung und Verlehmung meist weniger tief eingedrungen. Auch hier ist Löß und Lößlehm recht hell gefärbt, oft streifig und sandreich. Lößkindel sind nirgends beobachtet. Die Mäch¬ tigkeit ist örtlich ziemlich groß, bis über 5 m, aber nur an wenigen Stellen bekannt. Der Lehm liegt hier meist auf undurchlässiger, carboni- seher Unterlage, und bei tiefen Aufschlüssen z. B. bei der Kanalisation von Eilendorf, konnte man sehen, daß er oberflächlich zwar stark entkalkt war, aber normale, gelbe Farbe hatte, während die tieferen, im Wasser liegenden Partien typische Grauerden waren. Das Gleiche kann man heute noch in der Ziegelei an der Trierer Straße, am Nordende des Exer¬ zierplatzes seheji1). In noch höheren Lagen, gegen die Höhe von Brand und ]) Diese Grauerden, von etwas grünlicher Farbe, habe ich früher für ter¬ tiäre Tone gehalten (Jahrb. der Geol. Landesanst. Berlin. 1905, S. 539). mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 145 Forstbach hin, wo ansehnliche Lehmflächen vorhanden sind, ist unveränderter Löß nur selten zu beobachten. Der Lehm liegt fast überall auf undurchlässiger, carbonischer Unterlage. Grauerden sind aber nur selten, dagegen findet man verbreitet einen zähen, sandreichefn, tonigen und undurchlässigen, meist streifigen Lehm von heller Farbe, der im trockenen Zustande sehr hart, im feuchten schmierig ist und oft viele kleine Kon¬ kretionen ivon Brauneisenstein enthält. Er liefert einen sehr unfruchtbaren Boden, und ist daher häufig von Wald bestanden, bildet aber gelegentlich auch direkt Ödland (Brander Heide). Auf durchlässigem Kalkuntergrund ist auch hier der Lehm nicht Vertont und von normaler Beschaffenheit. Vertonte, undurchlässige Lehme sind auch in den südwest¬ lichen ‘Gebieten, z. B. zwischen Eupen und Herbesthal, sowie im Bereich des Unterdevons vorhanden, wo die Unterlage un¬ durchlässig ist. . — Mit der Annäherung an die von Feuersteinschutt bedeckten Kreideberge nimmt auch der Lehm und Löß anfangs einzelne, dann zahlreichere, meist kleine Scherben kantiger Feuersteine auf. Aufschlüsse sind selten, und einen Einblick in diese Bildungen gewährten eigentlich nur die Aufschlüsse bei der Anlage des Bahnhofes Süsterfeld, die aber heute sämt¬ lich abgetragen sind. Ein jeder Aufschluß zeigte hier ein anderes Bild, doch kamen in allen mehrere Meter mächtige Ablagerungen von mehr oder weniger deutlich geschichteten, feinen Feuersteinsplittern mit einer lößartigen Zwischen¬ masse vor, die mit ebenfalls, wenn auch undeutlich geschich¬ teten, reinen, lößartigen, allerdings entkalkten Lehmen in Ver¬ bindung standen. Diese Ablagerungen enthalten in größerer oder geringerer Menge Landschnecken, Helix hispida, Papa, Succinea usw. und viele 'andere Formen, sowie vereinzelte Knochenreste von kleinen Nagern. Die gleichen Schichten werden es wohl gewesen sein, die 10 146 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Edel DEBEY bei dem Bau der Eisenbahn Aachen-Düsseldorf die zahl¬ reichen Reste von Arctomys geliefert haben1). Ob diese lößartigen Schichten noch an anderen Stellen, als in dem Tal zwischen Lousberg und W illkommsberg auftreten, ist mir nicht bekannt2). Auch DEBEY scheint sie nur von hier zu kennen. Sie liegen auf dem Grünsand oder dem Aachener Sand, und an ihrer Basis findet sich verschwemmtes und mit feinen Eeuersteinscherben untermischtes . Material dieser Unterlage, das gleichfalls Landschnecken enthält. — Abbildung 5. Profil im Löß am Ostabliang des Willkommsberges (Bahnhof Süsterfeld) (jetzt abgetragen). cr&ß Senoner Grünsand. der Verschwemmter, lehmiger Grünsand mit kleinen Feuersteinbrocken; viel Helix hispida. d2 Lößartiger Lehm, undeutlich ge schichtet, unregelmäßig verteilte Feuersteine. cif Regelmäßig geschichteter, kleinstückiger Feuersteinschutt, mit lößartiger Zwischenmasse. di Undeutlich geschichteter, lößartiger Lehm, mit viel Helix. d Löß u. Lößlehm, ungeschichtet. Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese Schichten im Wasser abgelagert sind, wofür auch einige gefundene Schalen von Pisidium, sowie die 'zahlreichen von DEBEY gefundenen Froschreste sprechen. Auf die Höhen des Willkommsbergies selbst greifen sie nicht über. In welcher Beziehung diese Ablagerungen zu den in der Sohle des Tales, dort wo es nach S aushebt, beim Bau des neuen hüttenmännischen Institutes aufgeschlossenen, groben, mit b Verhamll. der geol.-mineralog. Sektion der 25. Versamml. deutscher Na¬ turforscher u. Arzte. Aachen 1849, S. 119. 2) Eine gewisse Ähnlichkeit scheinen die nicht aufgeschlossenen Feuerstein- Kiese im Tal des Wildbaches bei Seffent zu besitzen. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 147 Gerollen untermischten und sehr rein gewaschenen Feuer¬ steinschottern steht, konnte nicht ermittelt werden. Diese letzteren sind augenscheinlich fluviatilen Ursprunges, . während die geschichteten Lehme wohl aus stagnierendem Wasser ab¬ gelagert wurden, daß das Tal zwischen Lousberg und Willkomms¬ berg in jungdiluvialer Zeit ausfüllte. Über diesen geschichteten Lehmen folgt in verschiedener Mächtigkeit normaler, ungeschichteter Lößlehm, der auf die höheren Teile des Willkommsberg über greift, und hier den feuersteinführenden Mergeln der Kreide direkt aufliegt. Das vorstehende Profil (Abb. 5) zeigt einen, bei Anlage des Bahnhofes vorübergehend vorhanden gewesenen Aufschluß. Eine gewisse allgemeine Ähnlichkeit mit diesen Vorkommen bei Aachen zeigt ein Profil in der Ziegelei zwischen Esehweiler und Bergrath. Hier ist Lehm in etwa 10 m Mächtigkeit auf¬ geschlossen. Die unteren Partien sind geschichtet und schließen bis klopfgroße Stücke von Kohlensandstein ein, während die oberep Partien ungeschichtet And. D. Die Eruptivgesteine. Eruptivgesteine spielen im Aachener Gebiet nur eine untergeordnete Rolle und sind auf das Gebiet des Cambriums beschränkt. Sie finden sich fast immer an wenig; be- gangenen Stellen und sind darum erst in neuerer Zeit auf¬ gefunden worden. Es treten Granite und stark zersetzte kera- tophyr-, vogesit- und diabasartige Gesteine auf. Granite sind von zwei Stellen bekannt, von Lamers¬ dorf, wo eine größere Masse stark zersetzten Granites in dem Bahneinschnitt dicht (nördlich der Station ansteht, und vom Herzogenhügel im Hilltal, wo die Verwitterung nicht ganz so weit vorgeschritten ist, und man im Bachbett sogar recht frisches Gestein beobachten kann. In beiden Vorkommen handelt es sich um einen ziemlich feinikiöir|nigein Biotitgranit, in dem Plagioklas schon mit bloßem Auge erkannt werden kann und reichlich vorhanden ist. 10* 148 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Als Kontakterscheinungen treten in der Nachbarschaft des Hilltal-Granites Knotenschiefer auf, die in ähnlicher ."Weise auch in der Umgebung des Lamersdorfer 4 orkommens, Avenn auch nicht in dessen nächster Nähe, vorhanden sind. — Die übrigen Eruptivgesteine des Gebietes sind durchweg so stark zersetzt, daß ihre Natur nur selber zu ermitteln ist. Es handelt sich meist um schiefrige, strohgelbe, gelblich¬ grüne und lichtbräunliche, zuAveilen auch fast AA^eiße Gesteine, deren Lagerungsform nirgends klar aufgeschlossen ist. Die Art ihrer Verbreitung läßt aber kaum einen ZAA^eifel, daß es sich um gangförmige Intrusionen handelt. Nach den Bestimmungen des Herrn BrüHNS sinid es vogesit- und keratophyrartige, in einigen Fällen auch diabasartige Gesteine. Im obersten Wehetal und am Gehänge des breiten Kückens von Langschoß gegen das Kallbachtal sind derartige Gesteine nicht selten. Vereinzelt treten sie auch sonst noch auf, wie Avestlich von Hürtgen, am roten Wehebach usav. Die Tektonik. Es 'sind zAvei zeitlich getrennte, im Aufbau des Gebirges zum Ausdruck kommende tektonische Bewegungen zu betrachten, der horizontale Zusammenschub, die Faltung der alten Gesteine, und die jüngeren, wesentlich in vertikaler Richtung erfolgten Be¬ wegungen. Das gefaltete Gebirge. > Die als paläozoische Gebirge aufbauenden Schichten sind aus Südosten gefaltet und bilden ein verwickeltes System von Südwesten nach Nordosten streichender Sättel und Mulden, mit zahlreichen Überschiebungen. Die drei Generalprofile durch das Gebiet auf Tafel II geben ein allgemeines Bild. Die ältesten Schichten liegen im Süden und bilden im Hohen V enn einen breitejn Sattel an den sich nach NW hin die AAreite, vielfach spezialgefaltete Aachener Mulde anschließt, in deren Innerem das produktive Garbon liegt. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aacheü. 149 1. Der Sattel des Hohen Venns. Über den näheren Bau dieses Sattels geben die mangelhaften Aufschlüsse nur unzureichenden Aufschluß. Nur soviel ist er¬ kennbar, daß die ^Schichten durchweg nach Süden einfallen. Zweifellos handelt e s sich um einen Sattel von verwickeltem Bau. Es erhellt dies schon aus der Lage der ältesten auftretenden Schichten, der Deville-Stufe im Ameltal, nahe der Südgrenze des cambrischen Gebietes. Weiter im Nordosten verlieben sich über die Fläche des Venus mehrere flache, im Streichen der Schichten liegende, aus derben Quarziten bestehende Höhenrücken (Pannensterz, Steele, Höhscheid usw. ), die gleichfalls nahe der Südostgrenze des cambrischen Gebietes liegen, und die, wie an ihrer nördlichen Fortsetzung, dem breiten Rücken von Langschoß, erkannt werden kann, einen Sattel bilden. Die] cambrische Zone* zeigt schon durch ihre bei Rötgen noch rund 10 km betragende Breite, daß sie vielfach in sich gefaltet sein muß. Bei Rötgen erkennt man eine breite Schiefermulde, die im Norden von einem Quarzitsattel, dem Sattel von [Münsterbilidbhe n begrenzt wird. Nur wenige Aufschlüsse, fast alle in den nördlichen Teilen des Gebietes gelegen, im Hill- und Wesertal, am Dreilägerbach und an der Straße Jägerhaus-Zweifall, gestatten einen Einblick in die Schichtenfolge. Überall fallen die Schichten steil nach Süden und zeigen viele, stets überkippte, Spezialfalten. Die Schichten sind überall in außerordentlicher Weise zusammengestaucht und zuweilen regellos und wirr durcheinander geknetet. Be¬ sonders gut ist diese Erscheinung in den großen Aufschlüssen zu sehen, die* für den Bau der Talsperre am Dreilägerbach bei Rötgen geschaffen sind. Hier sind die mit den Schiefern wechselnden Quarziteinlagerungen systemlos zerbrochen und zerrissen und be¬ sitzen keinen Zusammenhang mehr, so daß man die Art der Faltung nicht zu erkennen vermag. Südliches Einfallen ist aber auch hier stets vorhanden. — Das Devon lagert mit seinen tiefsten Schichten diskordant auf den verschiedenen Stufen des Cambriums. Diese Diskordanz 150 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel ergibt sich meist ohne Weiteres aus dem Kartenbilde, ist aber nur selten im einzelnen Aufschluß klar zu erkennen. Der beste derartige Aufschluß liegt im Wesertal oberhalb Eupen bei dem Forsthaus Langestal, wo das folgende, schon früher von mir mitgeteilte kleine Profil am westlichen Talrande aufgeschlossen ist (Abb. 6). Dieses kleine, lehrreiche Profil zeigt in gleicher Weeise, wie die viel schöneren, von Herrn CtOSSELET in seinem großen Werk über die Ardennen mitgeteilten Profile, daß die camb rischen Schichten vor Ablagerung des Devons nicht nur aufgerichtet und gefaltet waren, sondern auch, daß die Falten, offenbar durch das vordringende devonische Meer, abradiert waren. Der breite cam- Diskordanz des Gedinne-Konglomerates und der unteren Salm-Schiefer beim Forsthaus Langestal im Wesertal. cb3u Untere Salm-Schicliten. tuicgl Basal-Konglonierat des Devons. tuiff Bunte Gedinne-Schiefer. brische Sattel des Hohen Venns muß demnach in sibirischer Zeit Land gewesen sein. Diese vordevonische Faltung erfolgte gleich¬ falls aus Südosten, wenigstens streichen heute auch die Falten des Cambriums in SW-NO-Pichtung. Vermutlich ist es die gleiche Faltung, die in Schottlanjd in vor devonischer Zeit die älteren Gesteine auffaltete und daher von E. SüESS als die caledoni- sche Faltung bezeichnet wird. Diese Meinung vertritt auch der ausgezeichnetste Kenner des linksrheinischen alten Geebirges, Herr J. GOSSELET, dessen Arbeiten in erster Linie Klarheit in die verwickelten geologischen Verhältnisse des Ardennengebietes gebracht haben. O Wie weit aber die Tektonik des Cambriums auf dieser älteren, mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 151 vordevonischen Haltung beruht, und wie weit der Einfluß der jüngeren Faltung reicht, ist kaum im Großen und in allgemeinen Zügen erkennbar. Ein Beispiel liefert die Rötgener Mulde, Abb. 7, die bei Röt¬ gen selbst die schwarzen Schiefer der oberen Kevin-Stufe, weiter westlich auch Salm-Schiefer in steiler Schichtenstellung enthält. Etwa von der Mündung des Steinbaches an nach Westen, nimmt sie auch die Schichten des ältesten Devons auf, die zwar meist schlecht aufgeschlossen sind, aber doch eine flache Muldenstellung erkennen lassen, die schon aus der tiefen Lage der Gesteine, dicht über der Talsohle, erhellt. Abbildung 7. Sattel oon MunsterbiHchen ,, J Rötgerbtr Mulde Profil durch das Wesertal unterhalb der Bellesfurter Brücke. cb2u Revin - Quarzite. cb2o Revin-Phyllite. tum Gedinne- Konglomerat. tu io Bunte Gedinne -Schiefer. Diese verschiedene Lagerung, die steile Mulde der cambri- schen Schiefer, die flache der devonischen Gesteine zeigt, daß die Rötgeiner Mulde in vordevonischer Zeit vorhanden war, daß sie aber bei der späteren, carbonisehen Faltung einen weiteren Zu¬ sammenschub erfuhr. Der sie im Norden begrenzende Quarzitsattel von Münster- bildchen läßt sich von der Landesgrenze, von den sogenannten Binsterfelsen im Hilltal an nach Nordosten durch das Weser¬ tal über das Forsthaus Mospert, Münsterbildchen und den Rotter Wald bis ins Lensbachtal verfolgen, wo er unter die bunten 152 E- Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Schiefer der Gedinne-Stufe untertaucht. Besonders gut aufge¬ schlossen ist er in dem Durchbruch des Wesertales. — * An den cambrischen Sattel des Hohen Venns schließt sich nach Nordwesten die aus devonischen und carbonischen Schichten auf- gebaute, vielfach spezial-gefaltete Aachener Mulde an. Das mittlere produktive Carbon, die jüngste im Gebiet auf- tretende Schichtenfolge ist mitgefaltet, die Faltung demnach jünger als Mittel Carbon. Es ist die varistische Faltung von E. SüESS. Anzeichen für tektonische Bewegungen während der Devonzeit, wie sie in anderen Gebieten des Rheinischen Schiefer¬ gebirges beobachtet wurden, sind nicht erkennbar, wenn auch die faciell so verschiedene Ausbildung der aufeinanderfolgenden Schichten, der Wechsel von Strand- Ablagerungen mit solchen des tieferen Meeres, Strandverschiebungen während der Devon- und Carbon zeit anzeigen. Die Nord grenze des Cambriums. Daß sich das vordevonisch gefaltete alte Gebirge der carboni¬ schen Faltung gegenüber anders verhalten hat, als die flach- liegenden devonischen und carbonischen Gesteine, ist naturgemäß. Wenn auch, wie an dem Beispiel der Rötgener Mulde gezeigt wurde, die caledonischen Sättel und Mulden bei der varistische n Faltung enger zusammengeschoben worden sind, so verhielt sich das gefaltete Cambriuhi doch gegen den von SO kommenden Schub im wesentlichen als eine starre Masse. Die Nordgrenze des Cambriums gegen das Devon zeigt daher verwickelte Verhältnisse und ist im wesentlichen eine Überschiebungszone. In den weiten Waldgebieten im Westen ist die Ober¬ fläche von einer dicken Verwitterungsrinde und einer in breitem Strom von den südlich angrenzenden Quarzithöhen her¬ untergeflossenen Masse von Quarzitschutt überdeckt. Auf¬ schlüsse fehlen hier daher fast ganz, doch läßt die geringe Breite, 0 7 o o 7 welche das Band der Gedinneschichten vielfach zeigt, den Schluß zu, daß die Nordgrenze des Cambriums auch hier eine Überschie¬ bung ist. Weiter nach Nordosten hin ist diese Überschie¬ bungsgrenze deutlich erkennbar. An vielen Stellen allerdings mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 153 muß man sich begnügen, diese Tatsache festzustellen. Das Kartenbild, auch der Spezialkarten, das unter den gegebenen Verhältnissen immer nur mehr oder weniger subjektiv sein kann, gibt daher nur ein schematisches Bild der Lagerung. — Im Salchbachtal, das oberhalb Zweifall von Süden her ins Hasselbachtal mündet, war vor einigen Jahren bei der xAnlage einer 'Forststraße das folgende wichtige Profil aufgeschlossen. Abbildung 8. o JJW Kirchhardt SO. Schematisches Profil an der Kirchhardt im oberen Hasselbachtal. cb2o Revin-Phyllite. cb3 Salm-Schiefer, tuis Arkosen der unteren Gedinne-Stnfe. tunr Bunte Schiefer der oberen Gedinne-Stufe. Ü Überschiebung. Am Fuße der Kirchhardt sind die Schiefer der unteren Salmstufe mit einer flachen Überschiebung über die conglomera- tischen Arkosen der unteren Gedinnestufe hinweg geschoben. Zwischen beiden ist ein schmales Band von stark verdrückten Bevinschiefern eingequetscht. Auch das unter der Störung lie¬ gende Devon ist stark zerdrückt und regellos gelagert. Das aufwärts geschobene Cambrium aber hat auf seinem Bücken dis¬ kordant aufgelagerte Gedinne-Arkosen mit emporgetragen, die jetzt auf der Höhe der Kirchhardt eine flache Mulde bilden. Östlich von hier, im Gieschbachtal, oberhalb Forsthaus Jägers¬ fahrt, wird dann im Cambrium eine Überschiebung erkennbar — andere zweifellos vorhandene entzogen sich der kartographi¬ schen Darstellung — und verläuft, an vielen Verwerfungen hin und her springend, östlich am Forsthaus Süssendell vorbei bis zum Omertal. Hier schart sie sich mit einer östlich von Vicht beginnenden, zweiten Überschiebung, die hier die Grenze von Cajmbrium und verschiedenen Stufen des Devons bildet, und für die nach N verworfene Fortsetzung der Störung im Salbachtal 154 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel gelten muß. Von liier an verläuft sie nördlich an Schevenhütte vorbei durch das Wehetal. In ihrem ganzen Verlauf streicht sie steiler als die Schichten, so daß das Cambrium, je weiter nach X, mit um so jüngeren Schichten in Berührung tritt. Von Schevenhütte an verläuft das Wehetal bis nach Schöntal im Devon, aber die auf seiner Ostseite anstehenden Devon¬ gesteine bilden nur eine schmale Kulisse. Wenige Meter hinter dem Talrand liegt das liberschobene Cambrium und springt beim Schöntaler Hof an einer Verwerfung bid an das Tal vor. Die unter dem überschobenen Cambrium liegenden devonischen Schichten sind in der wirrsten Weise durcheinander geknetet und gestaucht, so daß die Karte hier nur ein schematisches Bild geben konnte. Am Sürbachtal springt die Überschiebung wieder nach SO zurück, und hier ist das Cambrium bereits bis an das Oibeirideivom herangeschoben. Der weitere Verlauf geht in NNO Richtung bis nach Jüngersdorf. Das Cambrium endigt halbwegs zwischen dein Sürbachtal und dem genannten Ort, und weiter nördlich legen sich die Oedinneschichten vom Südflügel des Hauptgebirgssattels auf das untere produktive Carbon vom Nordflügel. Die Störung hat hier ein ganz außer¬ ordentliches Ausmaß erreicht, das aus dem Profil Nr. 9 erhellt. Sie ist als die Jünger sdorf er Überschiebung bezeichnet. Bei Jüngersdorf bricht das alte Gebirge steil nach NO hin ab, unter mächtiger Tertiärdecke hat aber die Fortsetzung der Jüngersdorf er Störung, wenn auch nicht in ihrem genauen \ er¬ lauf, erkannt werden können. Ein Bohrloch östlich von Pier hat in 723 m Tiefe flachfallende Schichten der produk¬ tiven Steinkohlenformation angetroffen, die aller Wahrschein¬ lichkeit nach dem mittleren produktiven Carbon zuzurechnen sind. Ihre Fortsetzung im Streichen ist in der Gegend von Niederzier zu erwarten. Eine Bohrung am Nordausgang von Oberzier hat nun die Fortsetzung der oberen Gedinneschichten von Jüngersdorf angetroffen. — Das flache Einfallen der Carbon¬ schichten bei Pier deutet darauf hin, daß man sich in der Nähe der Muldenmitte, oder schon auf dem Nordflügel der Inde- mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 155 i Jh ,© CO CD 05 :0 CD £ cq •rH © br a 2 U O Ö nO • rH 42 4= CO d Ti £ ö öS m 'r~ • i— i 05 £ i— 1 o H-H 2 H— 1 Cß CS3 CO 2 . hh> d M hH 44 » a a -4^> 05 05 +j rH 9> 3 o 05 • rH O >s4 HH 43 a ■4—' ü 02 44 b Tertiär, d Diluvium. J Jüngersdorfer, W Weißweiler Überschiebun 156 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel mulde befindet. Östlich vom Rurtal ist demnach das tiefste Unterdevon vom Südflügel des Hauptsattels bis nahe an die Mitte der östlichen Fortsetzung der Indcmulde herangeschoben worden. (Vgl. Abb. 10). Abbildung 10. NW. BhrLAlbdorf BohrLLucherberg | Boh riocher b. Briden i ' i ' Ideales Profil durch die Inde-Mulde zwischen Altdorf und Echtz. (Höhenlage der Carbonoberfläche ca. — 400 m.) Maßstab 1 : 75000. to2 Famenne- Sandsteine. k Kohlenkalk. stu Unteres produkt. Carbon, stm Mittleres produkt. Carbon. tui Gedinne-Schichten. J Jüngersdorfer Überschiebung. Fs ist vorauszusehen, daß im weiteren Verlauf nach NO hin die ganze Indemulde unter dem überschobenen Unterdevon verschwinden wird. Über den weiteren Verlauf der Störung wissen wir aber nichts und werdep auch voraussichtlich nichts erfahren. Ebensowenig haben wir Anhaltspunkte dafür, ob in dem rechts¬ rheinischen Gebirge eine Fortsetzung dieser großen Störungs¬ linie vorhanden ist. Man könnte versucht sein, sie mit der Ennepe-Störung, die Herr LOKETZ beschrieben hat, in Verbindung zu bringen. Nach Herrn DENCKMANN aber ist diese, bis an den Abbruch des Gebirges am Rheintal nach Westen zu verfolg¬ bare Störung keine Überschiebung, sondern ein streichender Bruch. Es lassen sich allerdings auch diei an der Oberfläche zu beobachtenden Tatsachen bei der Jüngersdorfer Störung zum mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 157 Teil ebensogut durch «eine Absenkung des nördlich liegen¬ dem Giebirgstieiles, wie durch die Aufwärtsbewegung des südlichen erklären, so daß die Störung auch als streichender Bruch erscheinen könnte. Im Salchbachtal aber erscheint sie so unzweideutig als flache Überschiebung, daß eine derartige An¬ nahme ausgeschlossen ist. Wir haben es hier mit einem tektonischen Vorgang von einer im rheinischen Gebirge seltenen Großartigkeit zu tun. Seine besonderen Eigentümlichkeiten erhält er dadurch, daß die varis- tische Faltung ein brjeites gefaltetes Schichtensystem vorfand, das sich in der Hauptsache als starre Masse verhielt. Im SW wurde diese um ein verhältnismäßig geringes Maß über die Schichten des älteren Unterdevons herübergedrückt, weiter nach N hin aber wurde der ganze alte Sattel abgeschert und über die neugebildete Carbonmulde hinübergeschoben. B. Die Aachener Mulde. Auf dem Südflügel der Aachener Mulde folgen, abgesehen von den durch Störungen bedingten Lücken, die einzelnen Stufen des Devons und Carbons zunächst in normaler und einfacher Reihenfolge. Wie die Aufschlüsse in den verschiedenen Quer¬ profilen erkennen lassen, sind die Schichten der Unterdevon¬ stufen, in denen südliches Einfallen vorherrscht, in sich vielfach gefaltet und gefältelt, ohne daß es bei der Gleichartigkeit der Gesteine möglich wäre, die Einzelheiten dieser Spezialfaltung zu entziffern. Die Profile im Hill- und Wesertal, besonders das durch V. DECHEN und GOSSELET beschriebene Hasselbach- Profil sind gute Beispiele. Im Vichtbach-Profil erkennt man eine Wiederholung der charakteristischen graugrünen Grau¬ wackensandsteine in den Eriesenrather Schichten, die hier deshalb ein wesentlich breiteres Band auf der Karte bilden, als weiter im Südwesten, etwa in der Gegend von Walheim, Friesenrath und Raeren. Im Hangenden der roten Eriesenrather Schichten folgt das im Mittel etwa 600 m breite Band dickbankiger Kalke, das von 158 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel Eupen über Eueren, Schmidthof, Yennwegen, Yicht nach Gresse¬ nich verläuft und aus jüngerem Mittel- und älterem Oberdevon besteht, wie das zuerst Herr GOSSELET nachgewiesen hat. Die Grenze, aus einer wenig mächtigen Schieferschicht bestehend, liegt fast mitten im Kalk. Mittel- und oberdevonische Kalke sind einander ähnlich und nur bei guten Aufschlüssen und wenn es gelingt, Eossilien aufzufinden, unterscheidbar. Die Grenz¬ schiefer selbst beobachtet man nur sehr selten. Aus diesen Grün¬ den ist die Tektonik des Kalkzuges meist schwer, oft überhaupt nicht zu entziffern und konnte auf den Karten auch nicht mit der wünschenswerten Genauigkeit dargestellt werden. Bei Eupen fällt der Kalk flach, mit 20 — 30°, nach N hin ein. Seine Südgrenze ist eine Überschiebung, wie in einem, in den Ettestern abgeteuften Versuchsschacht des Eupener Wasserwerkes nachgewiesen wurde. Dieser Schacht zeigt folgendes Profil: Abbildung 11. Profil durch den Versuchsschacht und Querschlag des Eupener Wasserwerkes in den Ettestern. tmk Stringocephalenkalk. tum Kalk, Sandstein, Schiefer der unteren Givet- Schichten. tum Rote Schiefer der Friesenrather Schichten. al Alluvium, r Zertrümmertes Gebirge. Ü Überschiebung. An der Oberfläche scheinen die steil geneigten roten Schiefer unter den Kalk einzufallen. Nach einer längeren Unterbrechung ohne klare Auf¬ schlüsse sieht man dann in den Steinbrüchen bei Eaeren den Kalk in nahezu senkrechter Schichtenlage. Bei Schmithof und Walheim ist das Bild ein anderes, hier zeigt der Kalk eine aus¬ gesprochene Fächerstellung der Schichten. Die südlichst liegen- mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 159 den Bänke fallen verhältnismäßig flach, mit etwa 30° nach Norden. Die höheren Schichten werden immer steiler, schließlich senkrecht, und die hängendsten Bänke fallen widersinnig mit 70 bis 80 0 nach SO. Die Deutung dieser Lagerungsverhältnisse ist schwierig und bisher nur z. T. möglich. In allerneuester Zeit ist behufs Vorrichtung einer tieferen Abbausohle in dem großen Steinbruch der Neuen Walheimer Kalkwerke ein Aufschluß un¬ mittelbar über der Talsohle auf der Nordseite der Inde gemacht worden. Hier stehen die allerobersten Bänke des Frasnekalkes und ein wenig Frasne-Schiefer mit südlichem Einfallen an. Es entspricht daher das Indetal einer Mulde von Frasne-Schiefer im Kalk, die etwas nach W noch zu erkennen ist, dann aber an einer Verwerfung abschneidet. Diese neu aufgeschlossenen Kalkbänke lassen sich vor der Hand nicht mit den in der höheren Steinbruchsohle so prächtig aufgeschlossenen Kalkbänken in irgend welche Beziehungen bringen. Wenn normale Faltung vorläge, müßten die letzteren einen Sattel bilden, von dem bis jetzt ebensowenig, wie etwa von einer Überschiebung oder sonstigen Störung etwas zu be¬ merken ist. Es muß daher abgewartet werden, bis die erst im Anfang befindlichen Vorrichtungsarbeiten weiter vorge¬ schritten sein werden. Das Profil Nr. 12 auf Seite 160 gibt daher auch nur die tatsächlichen Beobachtungen wieder. Der Schlüssel zur Deutung der Lagerung im südlichen Teil des Kalkzuges findet sich vielleicht in der Umgebung des Vicht¬ bachtales. Auch hier fallen an der Nordgrenze des Kalkes die Schichten steil nach Süden, richten sich dann zur Senkrechten auf, und bei dem Dorf Vicht zeigen sie nördliches Einfallen. An diesen Fächern aber schließen sich noch weitere, wieder nach S geneigte Kalkbänke an. Hier bildet demnach die südliche, mittel- devonische Partie des Kalkes einen Sattel, von dem bei Walheim nichts zu sehen ist. Vielleicht ist hier die Südgrenze des Kalkes eine Störungslinie, ähnlich wie bei Eupen. Sie konnte aber bisher nicht klar gestellt werden. Im Vichtbachtal ist die Grenze zwischen Ober- und Mittel- 160 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel cro ß © o CJQ © © 3P N ß i-S © H-* © CS3 CD 0 ß cf“ P 2- !> ^ 53 — CD CO 13 © r-t“ CT.' f— ' ^ ß: co J3‘ co ß> CD <ß CD CD ß gs CP © P CO CO v—' p. B © © p p- B > © h-j m o B“ H-J* © ß3 e+- © © © KD « ö 3" © — w s s e o to q P © © p aq © © co p i— ' r> , co r-K CD i—i • ß © p C"t“ O u> o r—K CD W b o o o bO c-f- c bO CO r-K O M- 05 o co Fi ^ CD g o ß i=^ CD CD P b b pp © Si 03 ß i— ^ • P s, S- B to M CO H ö &s © q © q © ß FP £L © © f— n © © © © 'S q co LPJ FP © i 4? © co © td © © © B3 q © 8 P aq ß «> © Co ^ 2 o o o o e ©_ © q" p w © ß ^ • © i—« © >nd t-S o Sfc i— ■ ö I-S « ""o fl CT 03 CO fl W Liebig 03 2 3 fl 03 W O PS 1851. •- ,2 ’s ^ fl r* Si _ o ° O Chlornatrium 28,13 26,96 27,78 23,42 25,91 26,51 25,41 24,96 Chlorlithium .... 0,11 0,0004 0,04 0,0004 0,03 0,03 0,03 0,03 Chlorammonium 0,079 — 0,07 ■ — — — — — Jodnatrium .... 0,002 — 0,002 — 0,005' 0,005 0,005 0,004i‘ Bromnatrium . . 0,017 0,011 1 0,036 0,036 0,036 0,03 9 Hie Johannisbadquelle ist in die vorstehende Liste nicht aufgenommen worden, weil die früheren Messungen offenbar in Folge unzureichender Fassung der Quelle falsch sind. J. Beissel gibt 56,8° an. Bei neuerer Fassung wurde durch vorläufige, nicht sehr genaue Messung über 70° gefunden. mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Aachen. 213 Analyse von: 1 ,-0 Hamberg 1859 ' A i © fl ©= © O 1-^ fl § :g Ph £ Monheim 1829 Quirinus¬ quelle \ Kaiserquelle © 73 c H c © CO o P3 Cornelius- '■ quelle Liebig 1851 chwefelnatrium . . 0,0007 — 0,270 0,023 0,136 0,074 0,005 ckwefelwasserstoff — 0,031 0,018 0,014 — — ialiumsulfat .... 1,185 — 1,665 — — — — — latriumsulfat . . . 8,075 3,78 2,78 3,54 1,51 1,52 1,54 1,56 •trontiumsulfat . . 0,007 0,067 0,042 0,057 0,003 0,0025 0,003 0,002 fatriumbicarbonat 8,76 11,09 9,02 9,68 7,88 9,18 7,54 7,09 /Tagnesiumbicarbonat . 0,416 0,309 0,439 0,302 0,509 0,771 0,404 0,379 üalciumbicarbonat . . 2,680 1,620 2,085 1,090 2,474 2,274 2,648 1,89 Üisenbicarbonat 0,005 — 0,025 — 0,072 0,131 0,083 0,083 tlan g'anbicarb onat . . 0,004 — 0,007 — — — - — — datriumphosphat . . 0,006 0,189 0,007 0,166 — — — — lieselsäure .... 0,738 0,720 0,663 0,407 0,620 0,661 0,593 0,597 Organische Substanz . 0,026 — 0,016 0,371 0,978 0,769 0,915 0,972 Summa 45,74 45,47 44,68 39,78 42,98 44,48 42,11 40,14 Temperatur .... 72-76° 72,5° 59,8° 37,4° 49-50° 55° 48° 45-46° Untersuchungen der auf steigenden Gase liegen nur von der Kaiser- und Corneliusquelle in Aachen vor. Sie enthalten nach BüNSEN in Volumprozenten : Kaiserquelle Corneliusquelle Stickstoff . 66,98 81,68 Kohlendioxyd .... 30,89 17,06 Grubengas . 1,82 0,27 Schwefelwasserstoff . . 0,31 — Sauerstoff . 0,00 0,00 Die im Wasser absorbierten Gase enthalten, ebenfalls nach BüNSEN, in Volumprozenten : 214 E. Holzapfel, Die Geologie des Nordabfalles der Eifel usw. Kaiser- Cornelius- Rosen- Quirinus- q uelle quelle quelle quelle Stickstoff . 9 7,79 9,14 6,41 Kohlen dioxyd . . 89,4 92,2 90,31 93,25 Grubengas . 0,37 Spur 0,55 0,26 Schwefelwasserstoff .... — - — — — Sauerstoff . 1,23 — ■ . — — - Gasgehalt in 1 Liter W asser in cbcm ...... f . 142 161 161 114 Gesamtvolumen der freier}, und halb gebundenen Kohlensäure in 1 Liter Wasser (in cbcm). 257,5 283 252 154 Für die Burtscheider Quellen lie gen mir ähnliche Analy V sen nicht vor. ! Inhalt. Seite Allgemeines und Topographisches . . . 2 Beschreibung der auftretenden Schichtenfolgen . s A. Das Palaeozoicum . 8 I. Das Canibrium . 8 1. Die Stufe von Deville . 9 2. Die Stufe von Revin . 10 3. Die Salmstufe . 1 \ II. Das Devon . . . 14 1. Das Unterdevon . ; . 14 A. Die Gedinne-Stufe . 14 B. Die Siegener Stufe . 17 G. Das jüngere Untere Devon . 18 a) Die Zweifaller Schichten . 20 b) Das Vichter Konglomerat . 21 c) Die Friesenrather Schichten . 21 2. Das Mittel devon am Nordabfall der Eifel . . . 23 1. Die Cultrijugatus - Schichten . 23 2. Die Eifel-Schichten . , ... ....... 24 3. Das Obere Mitteldevon . 24 am Nordabfall des Hohen Venns ...... 25 1. Das Untere Mittel devon . 25 2. Das Obere Mitteldevon . 26 3. Das Oberdevo n ... . . 27 A. Die Frasne-Stufe . 28 a) Die Grenzschiefer . 28 b) Der Frasne-Kalk 29 c) Die Frasne-Schiefer . . - . 30 B. Die Famenne-Stufe . 34 a) Die untere Famenne-Stufe . 35 b) Die obere Famenne-Stufe . 36 216 Inhalt. Seite III. Das Carbon . 38 1. Der Kohlenkalk . 40 a) der Crinoidenkalk . 41 b) die Dolomite . 43 c) der obere Kohlenkalk . 44 2. Das Produktive Carbon . 45 Schiefertone (S. 46), Sandsteine (S. 46), Konglomerate (S. 47), Kohlenflöze (S., 48) Die Inde-Mulde . 50 1. Die Walhorner Schichten . 50 2. Der Wilhelmine-Horizont . 51 3. Das Gedauer Konglomerat . 53 4. Der Krebs-Traufe-Horizont . 53 5. Die Außenwerke . 54 6. Der Breitganghorizont . 55 7. Die Binnenwerke . 57 Die östliche Fortsetzung der Inde-Mulde . . 63 Die Wurmmulde . 64 Der westliche Muldenteil . 67 Die westlichsten Teile . 71 Der östliche Teil, zwischen Feldbiß und Sandge¬ wand . 75 Die Schichtgruppe von Mariagrube . 75 Annagrube . 79 Grube Nordstern . 81 Die Fortsetzung der Wurmmulde östlich der Sandgewand . 82 Die Beziehungen der Schichten westlich und öst¬ lich des Feldbisses . . 84 Verhältnis der Inde- und Wurmmulde zu einander und zu benachbarten Gebieten 86 B. Das Mesozoicum . 100 I. Die Trias . 100 1. Der Buntsandstein . ' . 101 a) Der Hauptbuntsandstein . \ . . . 101 Das Konglomerat von Malmedy . 103 b) Der Obere Buntsandstein . 105 2. Der Muschelkalk . 106 a) Der Untere Muschelkalk . 106 b) Der Mittlere Muschelkalk . 106 c) Der Obere Muschelkalk . 107 Der Trochitenkalk . 108 Die obere Abteilung des Oberen Muschelkalkes . 108 Inhalt. 217 Seite 3. Der Keuper . 109 a) Der Untere Keuper . 109 b) Der Mittlere Keuper . 109 c) Der Obere Keuper (Räth) . HO II. Der Jura . no III. Die Kreide . Hl a) Das Untersenon . 112 1. Der Aachener Sand . 112 2. Der Grünsand von Herve . 115 b) Das Obersenon . H8 1. Die Kreideniergel ohne Feuersteine . 118 2. Die Kreidemergel mit Feuersteinen . 120 3. Die Yetschauer Kalke . 12ß C. Das Kaenozoicum . 126 I. Das Tertiär . 126 Das Tertiär des Gebirgsrandes am Abfall des Ho¬ hen Venns . 126 1. Das Oligoeän . 126 2. Das Miocän . 127 3. Das Pliocän . 19g Das Tertiär am Nordabfall der Eifel . 130 1. Das Miocän . 130 2. Das Pliocän . 131 Das Tertiär im Geb irgs lande . 131 Die Mosperter Sande . 131 Quarzgerölle in den Trichtern der Kalksteine . . 132 Tertiäre Ablagerungen in der Umgebung von Aachen 134 II. Das Diluvium . ]36 1. DieSchotterterrassen . 136 Die Hauptterrassenschotter der Maas . 139 Die Feuersteinschotter im Aachener Kreidegebiet . 140 2. Der Löß und Lehm . 143 D. Die Eruptivgesteine . . Die Tektonik . ... 148 Das gefaltete Gebirge . . .148 A. Der Sattel des Hohen Venns . 149 Die Nordgrenze des Cambriums . 152 B. Die Aachener Mulde . 157 1. Der südliche H eil der Aachener Mulde . 164 Die Burgholzer Mulde . 165 Der Hammerberger Sattel . 166 Die Indemulde . .166 218 Inhalt. Seite Der Eilendorfer Sattel . 170 Die Nirmer Mulde . 171 2. Der Aachener Sattel . 172 3. Die Wurmmulde . 178 Die Verwerfungen . 179 Verlauf der Störungen im Flachlande . 192 Die Tektonik des Nordabfalles der Eifel . . 195 Das Alter der Verwerfungen . 197 Die Beziehungen der Verwerfungen zu den Erzlagerstätten . . 202 Die hydrologischen Verhältnisse des alten Gebirges, besonders der Kalke . 204 Die Aachener Thermalquellen . 206 nach den Aufnahmen von E. Holzapfel, für das niederländisch -belgische Gebiet nach W.G. Klein G.D. Uhlenbrock und II. Vogel, bearbeitet von W. Wunstorf. Herausgegeben. von der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt. Profil A-ß ( Schaufonberg -Pumpe - Königl. Forst Wenau) A B (NW) Wurm - Mulde Aachener Sattel Inde - Mulde Königl. Forst Wenau (SO) Soliaufenbore Mariadorf Röho Pumpe Maßstab l = >5000 Im Vertrieb bei der Königlich freußi schon Geologischen Landesanslalt. Berlin S 't. Imnhdcnstraße Vt Preis 1,50 M Profil 1 Abhandlungen der KinrigLPraiß.Gtolog.LandesanBtallNeue Folge, Bell 66. von Alsdorf nach Klein Hau auf der Westseite der Sandgewand Wein 3 Profile durch die Aachener Doppelmulde und den cambrischen Sattel von Lammersdorf. (Venn — Sattel.) Cb2u Quarzite der Kevin-Stufe. Cb2o PhyUlte der Ob. Kevin- Stufe. Cbs Untere Salm -Stufe. tui Oedlnne- 1 . „ i Stufe. tu2 Siegener ) tns Zwei f aller Schichten. tum Frleeenrather Schichten. tm Olvet- Stufe. toi Fraene- \ } Stufe. toi Fameniie-I k Kohlen kalk. Stu Unterem \ flözfüh- [ rcndee 8tm Mittlere s ) Carbon. (Cgi Conylomerat- Horizonte) In Stu lind die Schichten von Wallion und des Wilhel- mine-Horlzontcs miteinbegriffen. Die beiden Conglomerat- llorisonte in Stu elnd etwas zu hoch eingezeichnet. 0 Überschiebungen. Ol Aachener Os K urtscheider I fjygf. Os Förster [ »chlebung. Ü4 Jüngers darf er V Hochwald-Vencerfung. Wurm -Mulde Aachen- Bur tscheider Profil 1 von Bardenberg nach dem oberen Wehe-Tal auf der Westseite des Feldbisses und der Münstergewand. Burtscheider Sattel lorsteroattel Hirmer Mulde Verlautenheide j j ilde ßardenberg Grevenberg ! Marsbach | Würselen Aachener Maubqch P/?y Breinigerßerg Vichtlal Hesselbach tal Wohftal nerberger Sat,tel i BurghoUer Muli Lammers d orf er Sattel Maßstab 7. woooo. Profil 3 von Aachen nach Forsthaus Jägerhaus. Burtscheider ntfl mrm.r | Jltuij/e Burtscheid Aachener Satfet Lammersdorf e Sattel ? F. Jägerhaus Eicher Satte i Münsterbildchen L Sattel ; Rötgene i Mulde Wurm-Muld Forstbacher Mulde Hitfelder Mulde Gr.Kämpchen Nüttheim Walheim Friesenrath Vichtbacb KaWbacb Entw. und gea. von E. Holzapfel . Photclithogr.u.Oruck v.Leop.Kraatz, Berlin. » ßuchdruckerei A. W. Schade, Berlin N., Schulzendorfer Straße 26.