F 9 al, A _— - - a ” 4 “nn > — ur — > er ——— 2 & — — — ——— — — — ——— — J———— * Milli Mbhandlungen der Naturforſchenden Geſellſchaft in Zuͤrich. © erg | Mer wa | Erſter Band. - | % Zürich, i Bey Heidegger und Compagnie 1761, Vorrede. 2 uf H £ W 8 ir wagen es eine kleine Samm⸗ Ri lung von einigen Abhandlungen IE einer Naturforfchenden Gefellfchaft an das Licht zu geben, die vielen Leſern viel— leicht nur nicht einmahl dem Namen nach be a kannt LA SETE Vorrede. kannt ſeyn wird; wir müßten alſo in dieſer Vorrede von dem Urſprung, der Einrichtung, und den Abſichten dieſer unſerer Geſellſchaft Nachricht geben, wenn es nicht in der er— ſten Abhandlung, die wir lieferen, geſchehen waͤre; wir haben alſo nichts anders als die Urſachen anzugeben, warum wir mit un— ſeren Arbeiten in dem Druck erſcheinen; eb was zu dem wir uns faſt nicht haben ent fchlieffen Können, denn wir fahen immer Grün de, wichtige Gründe, vor uns, die uns von diefer Unternehmung abhielten. Die vielen Dentfchriften der beruͤhmten Königlichen Acade- mien in Engeland, Frankreich, Deutſchland, die vielen Sammlungen und Abhandlungen der bin umd wieder aufgerichteten Naturforfchenden Geſellſchaften, welche wahre Schäte der Weis- heit und ein Maaßſtab find, wie weit fich dev menfehliche Verſtand hinauf ſchwingen koͤnne mußten Vorrede. v unften und, wenn fie ſchon dor umfere Bemuͤ⸗ Hungen die groͤßeſten Benfpiele zur Nachahmung find, dennoch abfchreden mit unferen minder ausgearbeiteten Abhandlungen öffentlich zu er⸗— fcheinen ; bierzu Fame noch die Erinnerung, daß man fich bey Stiftung unferer Gefellfchaft feineswegs Die Bekanntmachung unferer Arbeiten vorgenommen habe, wir glaubten daß wir oh— ne dieſen Weg durch unfere gemeinfchaftliche Bemühungen den Publica , beſonders unſeren fieben Mitburgern und uns ſelbſt, Mürtich ſeyn koͤnnen; wir glaubten daß unſere Schriften ber Ber nicht fo gar wichtig vorfommen würden, da wir ung zwar auch die Entdeckung neuer | Wahrheiten und des Nüslichen vorgenommen hatten „aber doch meiſtens darauf bedacht was ren, die Naturhiſtorie unſerer Gegenden genau unterſuchen, und das fchon bekannte zu dem gen unfers lieben Vaterlands anzuwenden; 3 R a Fe TE" vi Vearrede. ſo denkte man immer in unſerer Geſellſchaft, und wir waͤren vielleicht niemahlen von dieſer Denkungsart abgewichen, wenn wir nicht im— mer hätten hoͤren muͤſſen, daß man die Publi— eirung unferer Schriften als einen Beweis an— fehe, daß man in unferer Gefelfihaft nicht un. thätig feye; daß es num zur Mode geworden, daß eine jede Naturforſchende Geſellſchaft Durch Schriften befannt werde ; unfere Gönner und Freunde forderten ung Durch freundſchaftliche Vorſtellungen, und weilen fie immer geneigt find von unferen Unternehmungen guͤnſtig zu urthei- Yen, darzu auf; Gönnern und Fremden, die e5 gut meynen, darf man fich nicht hart naͤckig wiederfegen , man gabe nach, und alfo wurde beſchloſſen ein Bändchen herauszu—⸗ geben. Wir Haben aber aus unferer Samm- | kung wor den erſten Band vornehmlich dieje | nigen Abhandlungen ausgewehlt , Die einen | - Ein Dorrede; vıı Einfuf auf unſere Oeconomiſche Verfaſſung haben. In der I. Abhandlung wurde der Nutzen der Naturforfchenden Gefellfchaften entworfen , und bey dem dazumahlen gegebenen Anlaß von der Einrichtung unferer Gefellfchaft kurze Nach richt gegeben; Vorſtellungen von diefer Art, beſonders wenn fie mit einem rednerifchen Feuer begleitet werden, machen einen Eindruck, der nicht fo bald verfehwinden Fan, und zur Arbeit und Fleiß aufmuntert. Die Phofiealifche und Geoaraphifhe Bes ſtimmung von der Lage und Größe unſerer Stadt umd der daher rührenden Folgen Celte Abhandl. ), ift ein Vorwurf der uns fehr nahe angehet, und der unſerer ferneren en gen wuͤrdig iſt. —J—— Zu vi Vorrede. Zu dem Flor eines Staats traͤgt ſehr vie⸗ les bey, wenn der Ackerbau geaͤufnet wird, fo daß ſich die Einwohner aus dem Producten des Landes ernähren Tonnen ; wenn man den Krankheiten , die die Früchte und beſonders das Korn betreffen, zu begegnen weiß; wenn der wirklich ab den Wieſen, Feldern und Ne ben erhaltene Segen fo Tan beſorgt umd erhal⸗ ten werden, daß er uns Nahrung genug ver- ſchaffet, fo der Ueberfluß aufhoret, und Fehl jahre einfallen; wenn man Brenmmaterinlien auffuchet , die den fich etwan ereignenden Holz mangel erfeßen , und auch werhüten koͤnnen, daß man’ nicht in einen folchen — ge⸗ rathe, m ſ. w. Der Ackerbau wird immer der Vorwurf der Bemühungen unſerer vernünftigen Landwir- the ſeyn, die fich auch eifrig werden angelegen feyn — Vorrede. ix ſeyn laſſen zu unterſuchen, ob und in wie weit die wichtigen Erfindungen anderer Nationen fih in unferen Gegenden und auf unferem vers ſchiedenen Erdreich anbringen faffen , unterdeffen Haben wir ung ein Benfpiel von unferer Agri⸗ cultur in der Sandwirthfehaft eines Philofophi- ſchen Bauers zu - geben bemuͤhet, aus wel chem man fehen fan , durch was vor Mil tel unſer Erdreich fruchtbar gemacht , und die fo es bauen ſelbſt, gebeſert werden muͤſen, EX. Stid), | In dem III Stuͤck geben wir Nachricht von dem Feldbau im Land Appenzell; die genaue, Kenntnif eins Lands und der gewoͤhn⸗ lichen Art das Fed zu beſtellen muß jedem Gedanken der Verbeſſerung vorgehen; dieſe Abhandlung Tan auch ein Beyſpiel abgeben, wie man von dem Feldbau eine philoſo— 4 R phiſche 4 x Vorredoe. phiſche und ſyſtematiſche Beſchreibung koͤnne. Das IXte Stuͤck zeiget uns was man mit den nafen Weydgaͤngen vornehmen muͤſſe, da— mit fie einerſeits verbeſſert und anderſeits ver- fehiedene daher entfiehende Viehſeuchen verhuͤtet werden. Die bey ung gebräuchlichen Mittel gegen . den Brand im Korn hat man in dem Xiten Stuͤck angezeigt. Wie das Getreyd überhaupt und das Korn insbefonder in die Länge erhalten werden muͤſſe, if in dem VI. und IV. Stuͤck ausgeführt. In dem Xliten Stuͤck wird von dem rer chen Getrepdwachs und der Fruchtbarkeit des festen Jahrs überhaupt, als auch von ver ſchie⸗ RE % — Vorrede. xi ſchiedenen vorgelommenen Seltenheiten eine Er: zehlung gemacht. Das VI. Stuͤck liefert uns eine Beſchrei⸗ bung des Torfs, der Erzeugung deſſelben und eines Torf-Feldes in Ruͤti. So weit gehen die Oeconomiſchen Abhand⸗ lungen; unſere Aerzte haben in dem V. Stuͤck verſchiedene Beobachtungen von der Wirkung der Fieberrinde geliefert, und in dem Villten Stück einige Wahrnehmungen und Verſuche an— geführt, Die zu der Beſtaͤtigung des Halleri⸗ ſchen Lehrgebaͤudes von der Unempfindlichkeit der Sennen dienen. Wir haben die Abhandlungen in keiner ge— wiſſen Ordnung weder der Zeit noch der Ma— terien drucken laſſen, vielleicht mag die hier angefuͤhrte Ordnung die beſte ſeyn, wenn man es u. x Veaoerrede. es nothwendig zu ſeyn erachtet die Abhand⸗ lungen in einer etwelchen Syſtematiſchen Ord⸗ nung nach der Verwandſchaft der Materien zu leſen; wir werden uns auch in das kuͤnftige angelegen ſeyn laſſen dergleichen Materien vor⸗ zutragen, die nicht nur einen theoretiſchen ſon— dern auch practiſchen Nutzen haben; wir wuͤn⸗ ſchen herzlich, daß dieſe unſere Arbeiten nach unſeren Abſichten zu der Ehre des Hoͤchſten, und zu dem Vergnuͤgen und Nutzen des Ne benmenſchen und. beſonders unſers werthen Ba terlands dienen mögen. | Rede Rede— Von dem Einfluß der geſellſchaftlichen Ver⸗ bindungen, auf die Befoͤrderung der Vortheile, welche die Naturlehre dem — wenſchlchen Geſchlecht anbietet, Cr und dem ER den unfer Vaterland von der Nas , alomfosfhenten Geſellſchaſt e erwarten kan. von O. C. Hirzel, AM. De und Stattarzt. T. P. Hochgeehrtefte Herren! * * a heuttge Snlas, da ich Diebigen in eb or LE ner fo zahlreithen Menge verfammiet fehe, den Beſchaͤſtigungen unferer Gefellichaft in dieſer bequemen Wohnung mit verdoppeltem Eifer den Anfang zu machen erwecket in dem innerſten meines Herzens die froheſten Empfindungen, da er mir die Gluͤckſeligkeit, mit welcher GOtt unſer liebes Vaterland, ſegnet, in dem helleſten Geſichtspunct vor Augen leget; oder kan ein Gemuͤth, welches das Gluͤck eines Landes zu ſchaͤtzen nur die kleinſte Faͤhigkeit beſitzet, unems pfindlich bleiben, mern es ſiehet, wie die lieblichſten Früchte der Freyheit, der anerbornen Wuͤrde der menfch- lichen Natur, unter fortdaurendem Feieden und Ruhe unfers Diefe Rede ward von dem damaligen Geeretait der Gefell- fihaft den io, Jenner 1757, vorgelefen, da ſolche fich das erſtemahl in ihrer beftändigen Wohnung , auf dem Zunft- haus Loͤbl. Zunft zus Meifen verfammlete, Rede von dem Nutzzen x. 3 unfers lieben Vaterlands fich und darbieten; ung druckt feine Bekuͤnmerniß, Feine lag, auch feine Sorg, als nur wie ein jeder, Durch ein vernünftiges Leben bey der ‚allgemeinen Glücfeligkeit feine eigne bevefinen, oder mit andern Worten, die von GOtt im Ueberfuß, gefchenkten Vortheile zu feinem wahren beften anwenden möge; unfern Staatsmaͤnnern bleibt eine andere Vers richtung übrig, als die Einwohner zu Beförderung des, Feldbaues zu beſtaͤndiger Aeufnung des blühenden Zu: fanded unferer Fabriquen und Geiverben, und zu fort geſchtem Fleiß in Kuͤnſten und Wiſſenſchaften aufzumum⸗ ‚tem, dem Rafter und Gewaltthätigkeiten fich mit Much entgegenzufeßen , und die Tugend, diefe Grundvefte der freyen Staaten emporzubringen , und ſo die Glückfelig- keit eines jeden Mitglieds mit der allgemeinen Gluͤckſe ligkeit zu verbinden , da Hingegen die mieiften übrigen Staaten von Europa, mit Schrecken und Entfeßen den fürchterlichen Begebenheiten entgegenfehen , die das Ver⸗ derben ganzer Länder und Ausrottung groſſer Nationen drohen, Da auch dem redlichſten Staatsmann Fein an- derer Gedanfe übrig bleibt, als Gewalt mit Gewalt zus. ruͤcl zutreiben Verwuͤſtung mit Verwuͤſtung zu. daͤmpfen, und mit den gefaͤhrlichſten Mitteln den letzten Verſuch a wagen, die Verfaſſung des Lands zu erhalten, As 5 Diefes 4 Rede von dem Ciuten Diefes iſt ein wahrer obgleich ſchwacher Abrig "von der Gluͤckſeligkeit, die ein jeder vedlicher Patriot empfin⸗ det, und gegen dem unendlichen Guthäter , der uns auf eine fo ausnehmende Weiſe fegnet , mit Eindlicher Ehrfurcht und Anbetung feiner göttlichen Majeſtaͤt ver⸗ danket. an nn ri Die gegenwaͤrtige feyerliche Handlung iſt eine bon den Folgen dieſes gefegneten Zuſtands, da wir ung vers ſammlet, die angenehmen Spiele der Mufen zu betreiben, und ung zu Erweiterung unfers Kenntnife in der Na- turlehre zu ermuntern , damit wir daſſelbige zu dem Nutzen unſers Vaterlands fruchtbar machen fönnen, | Sie werden mir daher erlauben, daß ich den Empfins: dungen, die ſich in meiner Seele drängen, freyen Lauf Yaffe, und ihnen von dem Nusen, den. dad Vaterland von einer Naturforfehenden Gefellfhaft erwarten Tan, ein obwohl ſchwaches Bild vorlege, Unter allen Wiſſenſchaften/ in weichen die menfchliche Seelenkraͤfte ihre Hoheit und Würde gezeiget, bat: Feine die gefeitfchaftliche Verbindung nöthiger, als die Natur: lehre, welche fich nur auf Erfahrungen gruͤndet, nach: dem man der alten Schulweisheit Abſchied gegeben, welche mit dunkeln Kunſtworten über die erften Grund» fioffe Naturforſchender Befellfchaften. I ſtoffe der Dinge ihre Schuͤler zanken gelehrt; der Bar geiff „ dem unfre heutigen Weltweifen von der Natur⸗ lehre geben, beftehet darinnen; daß man alle Theile der Schöpfung in der Eörperwelt mit unumfangnem Ge müth betrachte, ihren Untexfchied genau bemerke, und fie fo nach ihren verfchiednen Ordnungen und Gefchleche teen kennen lerne, daß man ferner alle ihre Eigenfchaf- ten und Veränderungen mit der gröften Aufmerkſamkeit unterſuche, zu welchem Ende alle Mittel anzuwendem anfere Sinnen zu flärken, um auch die Keinften Um ftände der Veränderungen zu beobachten , und durch mannigfaltige Verbindungen der Coͤrper untereinander, die⸗ felbigen i in veränderten Stellungen. zu betrachten , damit man endlich aus Vergleichung ungehlicher Beobachtun; gen , einen deutlichen Begriff von der Ordnung und Geſctzen der Cörperwelt, welche und der gnädige Schöpfer | zur Betrachtung und Bewunderung vor Die Sinnen ge legt , herausbringe, Dieſer Begriff entdecket die — ungebfis her Wahrnehmungen , welche. die Kräfte auch Dev ‚ges übteften und feifigften Beobachter überfteigen, und wenn BE ſich auch nur innert die Grenzen der kleinſten Claß der Gefchöpfe einfchränten , und daher. fällt klar in die. EN! daß die Naturlehre einen. ungemeinen Vortheil 3A3 erhalte 6 Rede von dem Nutzen erhalte und ihrer Vollkommenheit genähert werde, wenn zu gleicher Zeit eine groffe Zahl weifer und von Vorur⸗ theilen befreyter Männer , ihr Leben dergleichen Beobach- tungen widmen „denn ach! wie unendlich find fie die Werke des Schöpfers , fü daß fich nom ihnen auch dem fleifigften Naturforfcher nur ein unendlich Heiner Theil entdeckt, jede Erſindung einer neuen Maſchine, welche unſere Sinnen ſchaͤrfet, entdecket und eine neue Melt, Die ung mit unendlichen Veränderungen in Erſtau⸗ nen ſetzet und flürzet oft die dem: Scheine nach weiß ſten und: unumſtoͤßlichſten Syſteme zu Boden, Die Inſecten fehienen den alten Weltveifen ein ver ächtlicher Theil der Schöpfung , ihrer Selrachtung und Aufmerkſameeit unwuͤrdig fie ſahen bie ruciften für ein ungefehres Werk der Faͤulung an, da fie in unfeen Ta gen die groͤſte Weisheit des Schoͤpfers in der unendli⸗ hen Verſchiedenheit des Baues ihrer Cörper zu bewun⸗ dern geben, nachdem die Erfindung der Vergröfferunge- gläfer uns in den Stand geſetzt, die kunſtbolle Emrich⸗ tung ihrer Glieder wu bemerken, Die Erfindung ent- deckte eine gang nene Welt, fie machte ung in ivenigen Fahren eine weit gröffere Anzahl der Einwohner unfers | Erdbodens bekandt, als man vorher in ſo viel Jahrhun⸗ berten nicht entdeckt hatte; und doch hat man kaum ange⸗ Naturforſchender Befellfchaften. * angefangen fich in dieſer neuen Welt umzuſehen. Welche Wunderwerke entdeckten und die verbeſſerten Elektriſchen Maſchinen, die dießmahl die ganze Welt mit Erſtaunen "Betrachtet, und deren tägliche Vermehrung und noch groͤſſere Wunder verfprechen , da jederman geſtehen muß daß dieſe Kraft der Corper ſich erft anfange zw ent— woickeln ; dieſe hanget mit den bisher befandten Eigen, ſchaften fo ſchwach zufammen, daß fich noch niemand getrauet, ihre Wirkungen aus den betandten Geſetzen der Natur herzuleiten und in ein zuſammenhangendes Sy⸗ ſtem der Naturlehre einzuſtechten; eben fo — ** iſt man noch in Anſehung des Nutzens dieſer Kraft, entdecken ſich noch von ferne dem Auge des Weiſen J ne Schimmer der Wahrheit, und ſchmeicheln und mit groſſen Erweiterungen des menſchlichen Kenntniſſes, da die entdeckte Aehulichkeit diefer Kraft mit dem Wir⸗ ‚Kungen des Blitzes und ſcheinen in ſeine geheime Geburts⸗ ladt zu führen, Allein es iſt uͤberſuͤßig durch mehrere Beyſpiele zu erweiſen wie ſehr unſer Kenntnis in ber Naturlehre durch vermehrten Fleiß dev Beobachter, % ert worden man darf uur Die Entdeckungen die, in⸗ 5 — Jahrhundert in der Nalurlehre gemacht op» ‚den mit der ehemaligen Kennitnid vergleichen, man. wird erſtaunen über den Wachsthum des menfchlichen Kennt: Aa niſſes 8 Rede von dem Nutʒen niſſes; fo ſehr wir in den ſchoͤnen Wiffenfchaften hinter den alten zuruͤckbleiben, fo daß uns kein Ruhm übrig fehei- net, als ber Ruhm der Stärke ihrer Genien nahe. zu Tommen, fo weit laſſen wir fie in dieſer Wiſſenſchaft zuruͤck was der weiſeſte unter den Engelländern, ihr groß fer Bacon, zur Erweiterung gruͤndlicher Wiſeenſchaften und Verbannung der unnuͤtzen und dunkeln Schulweis⸗ heit, nur als Philoſophiſche Wuͤnſche die in Platons Republit gehören , vortragen koͤnnen „sehen wir num glücklich erfüllet, nachdem die berühmten: Königlichen Geſellſchaſten der Wiſſenſchaften, die geöffeften Geiſter verſammlet, welche alle Kräfte ihrer groſſen Seelen auf genaue Beobachtungen gewendet , mit Hintanfegung ale ler Vorurtheile die natuͤrlichen Coͤrper ihren Sinnen, welche fie durch Erfindung tüchtiger Mafchinen geſchaͤr⸗ fet, vorgelegt, und es fo weit gebracht,, daß. die entfernte: ſten Weltkörper , fo wie die dem. Auge ſich entziehende Bewohner der Sonnenftäubchen ſich ihrer, Betrachtung unterworfen haben, ‚Sie haben Hochgeehrte ‚Herren! hiebon von Zeit in Zeit den beften Begriff bekommen, da ihnen durch verſchiet ene Mitglieder, von. den Ver⸗ tichtumgen der Königli chen Gefellfchaften umfiändliche Nachrichten mitgetheilt worden. — Naturforſchender Befellfchaften. 9 Man wird mir alfo leicht zugeben , daß die Natur; lehre von den geelffchaftlichen Verbindungen, den groͤſten Bortheil ziehe, und ſolchen allen ihren Wachsthum und Glanz zu verdanken habe, bierinnen aber unterfeheidet ſich diefe von den, Wiffenfchaften , die nur durch ange: ſtrengtes Nachdenken geoffer Geifter ihre Höhe exhalten, dieſe verlieren mehr durch geſellſchaftuche Verbindungen als ſie gewinnen, da durch jeden Zwang einzelne Genien in dem Schwung ihrer Gedanken gehemmet werden, und die geſellſchaftlichen Verbindungen ſolche nöthigen, fich zu ‚der geringern Fähigkeit ihrer verbundnen Freunde berabjulaffen , wenn fie Haß und Verbitterung aus⸗ weichen , und oft gegen die heftigſten Verfolgungen ich ſicher ftellen. wollen ; danu jeder Gedanke eines, groffen Geiſes, det ſich uͤber die gewohnte Denkensart erhebt, oder geheiligte Vorurtheile beftreitet umd die Schwach. ‚beit der „andern aufdeckt, wird als ein Eingriff in die Mechte der Geſellſchaft, eine Frucht des Hochmuths und Eigenſinnes oder als eine Beleidigung der Geſetze der Hoͤlichteit, der vermeinten Grundfdute des geſellſchaftli⸗ hen Umgangs verabfeheut, diefe gebietzu dag man feine ten nach dem Urtheil der mehreren einſchraͤnke. ẽs iſt die Urſach, daß groſſe Geier in den Willen: 4 deren Wachsthum fich auf das Nachdenken m A⸗ einzel 10 Rede von dein Nutzen einzelner Genien gruͤndet, auf Academifihen Boden ge- meiniglich fehrver auffonmen , oder dem unverföhnli- chen Haß und Berfolgung ihrer Amtsgenoſſen ausgefekt find, und daher kommt es auch Daß ihre Verdienfte meiftend erft nach ihrem Tode nach Würden gefchätt werden; man laͤſt Homeren und Miltonen im verborgnen durch göttliche Werke die Nachwelt mit Erſtaunen belehren, du welcher Groͤſſe in ihrem Weltalter die menfchliche Seele empor gewachfen , ihre Mitlebenden Eennen ihren Werth nicht ; es muͤſſen noch Jahrhunderte vorbeyge⸗ hen, ehe die Welt erkennt, daß Wolf in unfern Tagen | den höchfien Gipfel menjchlicher Weisheit erreicht habe, fein, mühfames Leben wurde mit den giftigften Verfol⸗ gungen verbittert , und er muſte feine edle Denkensart, der aufgewaͤrmten undenfenden Epicurifchen Philoſophie weichen ſehen; die Gebeine unſers Zimmermanns muͤſ⸗ fen lange vermodert ſeyn, che die Enkel feiner Mitbur⸗ ger erkennen, welchen Glanz fein Fleiß und reine Wahr: beitöfiebe in feinen Tagen der Religion gegeben. Allein aus eben diefim Grund ſcheinen die geſellſchaftlichen Verbindungen zu Befoͤrderung der Wiſſenſchaften der⸗ ‚gleichen Gelehrten ſchaͤdlich md eben daher find auch die Gefellfchaften ‚zu. Beförderung der. Naturlehre ihrem Gefoött ausgeſetzt, indeſſen ift aus dein angefüht- ten | Naturforſchender Befellfchaften. vr tem klar daß ihr Geſpoͤtt unbillig, und einen Mangel genugſamer unterſuchung der innern Notur der Wiſſen ſchaften verrathe. Es if aber noch ein Grund übrig, der die Nothe wendigteit dev gefellfehaftlichen Verbindungen zum Wachstyum der Naturlehre unfiteitig erweiſet, ich meyne die geoffen Unkoſten, welche dieſe Wiſſenſchaſten erheiſchen, und das Vermögen einzelner Gelehrten mehrentheils weit überfteigen. Es erheiſcht nemlich dag Wachelhum dieſer Wiſſenſchaften/ vollſtaͤndige Samm⸗ lungen nalurlicher Coͤrper ans dem dreyfachen Natur⸗ tele, welche aus allen Theilen der Welt muſſen ges nlet werden, e8 exfodert koſtbare Briefiyechtel, 100: durch die Gelehrten in Mittheilung ihrer Beobach⸗ tungen , einander au weitern Unterfichimgen und Pruͤ⸗ füngen eemuntern ; der Werth “einer zur dieſem Zweck Buůcherſammlung wird durch koſtbare Kupfer: Rüche ungemein erhöhet woint aan“ der Einbildimge: waft nothwendig hu Site bommen muß da eine tiche tige Zeichnung in einem Blick einen weit lebhaftern de Br als die genaueſte tind Kbarffinniäte Befhrei 9 unmöglich erwecken kan uoͤberdieſes wird ein ver Vorrat von Maſchinen erfodert, um Die Nour duch Verſuche m zwingen ihre verborgenften Schaͤtze 12 Rede von dem Nutzen Schaͤtze anfzudecken, welche ohne: dieſes unfern Sin⸗ nen gaͤnzlich verſchloſſen blieben. Daher kommt ed, daß das Wachsthum diefer Wiſſenſchaften, mit den darauf verwendeten Unkoſten in genauem Verhaͤltniß ſtehet, dieſe hatten die Freygebigkeit eines Karls und groſſen Ludwigs noͤthig zur ihrer Höhe empor zu: ſtei⸗ gen, und die Beytraͤge einzelner zerſtreuter Gelehrten zu dieſer Höhe, verſchwinden neben den Entdeckungen der durch die Großmuth mächtiger. Beſchützer ermunterten Geſellſchaften, ſo gewiß iſt der - Einfluß den folche auf die Beförderung dev "Naturlehre haben ; wir doͤrfen alfo nur die Vorzuͤge dieſer Willenfchaft an fich ſelbſt betrachten, um den Begriff volfftandig zu machen, was für Bortheile Naturforfchende kr Beet dem. menfch- lichen Gefchlechte ſchenken ch weiß zwar wohl, daß viele — von dee Wuͤrde diefer Wiſſenſchaft einen kleinen Begriff machen , nach ihrer Meynung wird die Natur deu menfchlichen Seele mehr erniedrigt als erhoͤhet, wenn man die Betrachtung des Coͤrpers zum Endzweck feiner Be mühungen macht, die Beftimmung des Menſchen iſt weit edler weit erhabner, feine unfterbliche Seele iſt es welche feine Betrachtung auf ſich ziehen ſoll, alles was dieſelbige nicht unmittelbar 'angehet , iſt der Betrachtung hoͤherer * Naturforſchender Befellfthaften. 13 höherer Elaffen menſchlicher Geifter unwuͤrdig, nur eine niedrige Claffe von Geiftern fan der Berechnung der Laufbahn der Geſtirne, oder der Betrachtung des Bares an den Cörpern Eleiner Ynfecten, die meiften . Stunden feines. Lebens aufopfern, fie verlieren die H0- beit und Würde des Menſchen aus ihrem Gefichte, und fehen an ihme nichts als ein bierfüßiges Thier, welches in beyden Kinnbacen mit 4. Schneidzähnen bewafnet iſt, und keinen merklichen Unterfchied dem Auge des Na— turforſchers entdecke, wodurch es fich von dem Affen an der Art unterſcheide, eine Wiffenfchaft welche den Men- ſchen mit. den Thieren vermengt, iſt der Hoheit des HErrn der Schöpfung nicht würdig. Dergleichen Ein: würfe gegen den Adel der Naturlehre werden oft von fonft weifen Männern gemacht, und verdienen nur darum einige Aufmerkfamteit ; ; ich will daher Anlas ar: die Vorzüge dieſer —— naͤher zu be⸗ * geſtehe indeſſen gern, daß man diejenigen mit Recht verlache welche ihren Begriff von der Natur⸗ lehre einig in einer weitfäuftigen biftorifchen Kenntnis natirlicher Törver fegen, und fich groß wiſſen, wenn fie Ale Sachen mit ausivendig gelernten Namen benennen welche mit einem lächerlichen Stolz ihre Na⸗ turalien⸗ 14 Rede von Sem Nutzen tnralienfammern , als Schäße der Weisheit betrachten, and wenn ein glücklicher Zufall ihnen einen imbekandten Stein, ein biöher unbemerktes Wuͤrmchen oder Pflanze au Handen bringt, mit einem triumphirenden Thon das F Sara anftimmen , und in ihrer thoͤrichten Einbildung fich zu den groffen Geiftern gefellen , die als wahre Ge 3 ſchenke der Gottheit, Durch Erweiterung der Gränzen menfchlicher Einficht den Namen der Wohithäter des menfchlichen Geſchlechts verdienen ;._ Diefe Kleine Geiſter verachten alle andere Wiſſenſchaften, und ſchaͤtzen feine Berrichtung hoc) als alle Winkel der Welt zu durchſu⸗ chen um neue Maturalien zu entdecken, oder Tag und Nacht den dem Tiegel-zu ſchwitzen, bis Die, glücliche Stunde erfeheint, da die vermifchfen Theile du eine bis⸗ ber unbekandte Maße zuſammenſchmelzen. Dergleichen unwuͤrdige Naturforſcher werden billig den Thoren bey⸗ geſellet, „welche ‚ausgerechnet. wie oft ein jeder Buch⸗ „ſtabe im Homer vorkomme, oder unter dem Schutt „alter Steine herumkriechen, und ſich auf verlohrne „Sprachen verſtehen,„und nichts für Weisheit hal: ten, als was fie auf Halb vermodertem Pergament Icfen koͤnnen. | Dergleichen Leute verdienen den Namen der Natur⸗ Sorfcher nicht, fie find ben dem Bau des menſchlichen Kent⸗ Yraturforichender Geſellſchaften. 15 Kentniſſes nur als Knechte anzufehen , die einem weifen Baumeifter den nöthigen Stoff zutragen; ihre Arbeit Dringet alſo auch ihren Nutzen, umd ift daher an fich ſelbſt nicht zu verachten, nur ihre Einbildung ift laͤcher⸗ lich / da fie fich von derfelbigen einen fo hohen Begriff: machen, und ein geringes Huͤlfsmittel zur Weisheit für bie Weisheit ſelbſt anfehen. Wenn ich Hingegen von den Vorzuͤgen der Natur⸗ lehre rede ſo verſtehe ich dadurch eine Unterſuchung der natürlichen Coͤrber, die den erhabenen Endzweck hät, die Kräfte der menfehlichen Seele zu entwickeln And zu fätten, eine Wiſſenſchaſt weiche auf det Leiter der natürlichen Dinge bis zut Betrachtung der Unend⸗ Tieheeit des weiſen Werkmeiſters emporfteiget , roelche dem Menfehen feine Beſtimmumg unter den Geſchoͤpfen GHOt- tes anweifet mb Fein Kenntnis zu weiſen Handlungen fruchtbar machet / womit fich die Befoͤrderung der irdi⸗ ſchen Glůckſeligkeit / durch die Anwendung dee Natur⸗ thrper/ Hr Erhaltung Verpflegung und Beluſtigung der Menſchen "von felbft verbindet. Dieſes ſoll der ROTE" Endtbett aller Kuͤnſten und Wiſſenſchaften ſeyn, ohne dieſen arten ſie in laͤppiſche Pedanterien aus, Laſt uns hierüber den Plato der Engellaͤnder, den weiſen Bacon aibren , "der mit deſchaͤrftem Blick den ganzen Ps Umfang 26 “Rede von dein Nutzen Umfang des menfehlichen Kenntniſſes durchſpaͤhet feine Ausartungen bemerfet, und zuerft Die glückliche Bahn gewieſen hat, auf welcher es nahe zu feiner Vollkom⸗ menheit geführt werden Ente, „Der gröfte Fehler „der Menfchen Cfpricht dieſer Weiſe) beftehet darinnen, „daß fie vom dem letzten Zweck der Wiffenfchaften ab⸗ „weichen, denn die einten fireben nach Wiffenfchaften „nur aus einer angebohrnen unruhigen Neugier, andere „um des Vergnuͤgens und Beluſtigung willen, andere »oberuͤhmt und angeſehen zu werden, wiederum andere „aus Eiferſucht, um ſich durch Vernunftſchluͤſſe hervor⸗ „uthun, die meiſten aber des Gewinns wegen zu ihrem „unterhalt, die wenigſten, daß fie das. göttliche ‚Ge- „schen der Vernunft zu dem Ruben des menfchlichen: Geſchlechtes anwenden, als wenn man in den Wiſſen⸗ „ſchaften ein Ruhebette auszuſuchen ‚hätte, / den erhitz⸗ „ten und Iermenden Geift darauf ausruhen zu laſſen, „ober einen Spagiergang g auf welchem das Gemuͤth frey ausſchweifen und ſich ergehen koͤnnte; ;. oder eine. „hohen Thurm von welchem das von Ehrgeitz —— „blähete Gemuͤth eine weite Außicht haͤtte oder ein, Schloß und. Boitwert zur Vertheidigung gegen krie⸗ geriſche Anfälle. ‚ober eine Werkſtatt ‚zum, Gewinn. und Handelſchaft und nicht vielmehr. eine reiche — „Schab- Naturforſchender Befellfchäften. 1 Schatzkammer und Behältnif zur Ehre des Werkmei⸗ „ſters aller Dinge und Huͤlfe des menfchlichen Lebens, Denn dieſes ift eigentlich, was Künfte und Wiſſenſchaf⸗ sten tieren ımd erheben würde, wenn man die Meberle ung mit der Ausübung enger als bisdahin verbinden „würde, Ich verftche aber biet umter dem Namen det Ausübung , nicht eine Handwerksmaͤßige und auf Ge winn abfehende Gelehrfamkeit , da ich gar wohl ein: stehe, wie fehr diefe dem Fortgang und Anwachs der „Wiſſenſchaften im Weg ftche , gleich dem goldenen „Apfel, welcher der Atalanta vor die Augen geworfen „wordens dieſer Hinderte ihren Lauf, da fie fich um— ehrte denfelben aufzuheben: Br r— . " „Declinat curfüs aurumque volubile tollit: Ich will aber auch nicht ‚- wie vom Socrates gefagt worden, die Weisheit vom Himmel herabzichen, und " sihten Aufenthalt auf der Erde einfehränfen ; d. i, die MNaturlehre beyſeits ſetzen, und mur die GSittenlehre „md Staatskunſt zur Ausübung anpreifen. Sondern „wie Himmel und Erde zuſammenſtimmen und fich | dereinigen, dem menſchlichen Leben Schutz und Er— \nbaltung zu geben; fo foll auch der Endzweck beyder Arrten der Weltweisheit diefer ſeyn, mit.Hintanfegung | aller eitlen, unnuͤtzen und unfruchtbaren Nachforfchune ar % „aen 2 * 18 Rede von dem Nutzen gen nur dasjenige beyzubehalten, was gruͤndlich und „fruchtbar if, Damit auf diefe Weife die Willenfchaften „wicht als eine Dirne zur Wolluſt, oder als eine »Dienfimagd zum Gewinn gemißbraucht, fündern als „eine Braut zur Erzeugung, zum Nutzen und anſtaͤndiger „Erquickung gebraucht werden. 5 Wir wollen nım fehen, wie herrlich unſere Braut, ich meyne die Naturlehre ausgeſchmuͤckt ſey, wie groß der Reis ihrer Schönheit und wie bequem, ung zu dee Urquell aller Schönheit und Vollkommenheit ganz nahe hinzuzufuͤhren. Nichts iſt zu dieſem groffen Endzweck ruͤchtiger, als die Betrachtung der Natur, und dieſes iſt eigentlich die Bemuͤhung, zu welcher der Menſch durch ſein Daſeyn beſtimmet iſt. Denn, wenn es eine Wahrheit iſt, daß die ganze Schoͤpfung die Ehre des unendlichen Werkmeiſters und die Offenbarung ſeiner Tugenden und Vollkommenheiten zum erſten Endzweck habe; ſo faͤllt von ſich ſelbſt in die Augen, daß nur darum der Menſch zum Einwohner dieſer niedern Erde erſchaffen, und mit den fünf Sinnen begabet worden, welche mit fo vieler Weisheit eingerichtet find: die Eins drücke Eörperlicher Dinge zu empfinden, damit die Welt auch im diefem Theil der Schöpfung feinen vernuͤnfti⸗ gen Zufchauer und Bewunderer der göttlichen Tugenden mangle, Vaturforſchender Geſellſchaften. 19 matigle, die aus jeder Greatur als dem helleſten Spiegel bervorglänzen. Ach wie herrlich ftrahlen uns diefe blen- denden Bilder allenthalben entgegen, und erzeugen in unſerer Seele das lebhafteſte Bild der göttlichen Voll fommenbeiten, fü, daß man durch dasienige, fb man in „den natürlichen Dingen wahrnimmt , durch untruͤgli⸗ ssche Schlüffe der Vernunft auf die Eigenfchaften GOt— „tes kommen fan. Die innere Möglichkeit der Dinge „führet und auf den Verſtand GOttes und deſſen Bee „ſhaffenheit; die Auffere Möglichkeit derfelben leitet uns „auf den Willen GHOtted und deſſen Befchaffenheitz „die Wirklichkeit derfelben bringt und zu der Erkentniß ssfeiner Macht; ihre Abfichten und die Art und Weife „wie dieſelbigen zu erhalten ihr Weſen eingerichtet, nebſt „bet Verknüpfung eines Dings mit dem andern , wo⸗ „durch dasienige im ihnen wirklich wird, was durch ssihe Weſen veränderliched in ihnen möglich iſt, ver— „hilft und zur Erfentnig der Weisheit GOttes; die „Vollkommenheit der Dinge in ihrer Art, der Bor: sstheil, den einer durch ihre Verknüpfung miteinander „ſchaffet, und die beſondern Umſtaͤnde, darinnen ſich „ein jedes Ding befindet, gewehren uns die Erfentniß „der Güte GOttes. Die Gewißheit der Wirklichkeit ines jeden ehe es kommet, zeuget von dem unberäns "2 82 | „derlichen ie) 20 Rede von dem Nutzen „derlichen Weſen GOttes und feiner Alhwirfenfett, „Die Zufaͤlligkeit der Dinge uͤberzeuget und von der „Nothwendigkeit des goͤttlichen Weſens. Und indem wir finden, daß kein Ding, etwas von ihm ſelbſt, ſon⸗ dern alles von GOtt hat, fo gelangen wir zu dem „Begriff von dem Eigenthume GHDtted, „ Diefes ift ein kurzer doch vollſtaͤndiger Grundriß der -gröffen Wahrheiten, die und die Naturlehre in Anfehung der göttlichen Vollkommenheiten anbietet Ich babe folchen von dem groffen Wolfen entlehnt, fd wie er ihn bey Anpreifung des fürteefichen Werks Heren Nieuwentyt, vorgetragen hat, Doch wir wollen den herrlichen Schauplatz der Na— tur näher betrachten, umd einem weifen Naturforfchee in feinen Betrachtungen nachgeben , wenn er auf dee Leiter det Dinge zum Thron des Allmächtigen aufftei- get. Um fich herum erblickt er zuerft feine Wohnung den Erdkreis, oder vielmehr einen Eleinen Theil vom der Oberfläche deffelbigen. Diefer it aus den einfache: fin Theilen zuſammengeſetzt: feine Sinnen haben hier feine Eunfiliche Verbindung der Theile zu einer beffimm- ten Verrichtung zu bewundern. Die Vermifchung und Zufammenhang ahnlicher Kluͤmpgen machen die Coͤrver des Mineralreichs aus, und geben den Teichteften Begriff von Naturforſchender Befellfchaften. Bı von einer einfachen Zufammenfekung , welche die Natur: - forfcher mit dem Namen des Wachstums durch ein äufferes anhängen der Theile belegt, Doch bey dieſer einfachen Zufammenfegung entdeckt fich fehon eine un. endliche Berfchiedenheit in Anfehung dee Figur , der Schwere , des Zufanmenhangs, und der Wirkung der Elemente auf diefelbigen. In den einten entdecket ſich ‚eine beftimmte immer gleichförmige Figur , die das Auge leicht bemerken und daher Kennzeichen der Arten hernehmen fan: von diefer Art find alle Sake, Cryſtallen, Spath u. f. fe Im andern hingegen ift Die Figur der Theile vor unfern Sinnen verborgen , obgleich die ‚Bleichformigkeit in dev Zufammenfekung des. Ganzen. auch eine regelmäfige Figur der Beſtandtheile vermu⸗ then laͤſt? von dieſer Art find die meiften Gattungen der Felfen , alle Erdarten und die Metalle, Nicht mins der Verſchiedenheit entdeckt ſich in Anfehung der eigen⸗ thimlichen Schwere von der leichteſten Exdart einer Steinkohle bis auf das volllommenfte Metall ,. welche in der alleveriten Zufammenfekung der fübtilften Ber Handtheile ihren Grund haben muß, da das beftimte Verhältniß dee Schwere auch in den Kleinen Theilen wahrgenermmen wird. Eine andere Verſchiedenheit ent⸗ decket fich bey Betrachtung des Zuſammenhangs der u 9 Coͤrper -22 Rede von dem Nutzen Coͤrper: daher find die einten weich, andere hart und zerbrechlich „. andere verbinden die Fefligkeit mit der ‚Biegfamkeit ,„ andere find mit einer Schnellfraft bega- bet, und in allen diefen Eigenfehaften zeigen fich ver- ‚schiedene Grade, welche nach beftimmten Maß fich im- „mer bey den beftimmten Arten und Gefchlechtern wahr nehmen laffen. Eine andere Verſchiedenheit entdeckt ſich durch Die, Wirkung der Elemente auf diefelbigen : die | ‚einen verlieren in der freyen Luft ihren Zufammenhang und Berbindung, fie verfallen in Staub und verwittern ; andere wie die Kalchfteine erharten in derfelbigen: in dem Waffer verfallen die einen in den fubtilften Staub, | wie Die Mergelarten ; andere werden dadurch erweicht amd Hangen mit einer Zahigkeit zufammen, wie die ver- ſchiedenen Arten von Thon ; andere löfen fich in dern Waſſer völlig auf, machen mit demfelbigen einen gleich- förmigen durchſichtigen füfigen Cörper aus, und laffen ſich hernach durch die Ausdunftung eines Teils des Waſſers wieder abfondern, da fie in Cryſtallen anfchiefz fen, wie alte Arten von Sahen; andere erfodern eine Verbindung des Waſſers mit feharfen Salztheilen, um fich von demfelbigen auf gleiche Weife auflöfen zu laſſen, wie die Metalle und Halbmetalle. Das Feuer verbren⸗ wet die einten zu einer Kalcherden, benimmt ihnen ihre Feſtig⸗ | Naturfe rſchender Gefellfchaften, 23 Feſtigkeit, und verwandelt ſie in eine lockere Erde, die ſich ſehr leicht zerreiben laͤſt, und ſich mit dem Waſſer unter einer ftarfen Erhitzung in eine zaͤhe Maße verei⸗ niget, die an der freyen Luft nach und nach erhartet; ‚andere verfallen in Gips, eine Art von Erde die mit Waſſer befeuchtet, ohne vorhergegangene Erhitzung, ſchnell in eine ſehr harte Maße zuſammenbackt. Andere laſſen ſich zu Glas ſchmelzen, andere bleiben in dem Feuer unverändert, nur daß fie ihre Härte vermehren, wie wir es an dem Lavetzſtein, Amiant uf. f. bemerken: andere flieffen bey einem beftimten Grad des Feuers in einen glänzenden undurchfichtigen Fluß: nemlich die verſchiednen Arten von Metallen, welche in einem hefti⸗ gern Grad in eine Art von Kalch und endlich in ein Bieffendes Glas verwandelt werden, Andere, nemlich die ‚fehwefelartigen Cörper, brennen in dem offenen Feuer, loͤſen fich dadurch in ihre Beftandtheile auf und fireuen- durchdeingende Gerüche aus. Dieſe Werfchiedenheiten machen nach ihren verfchiednen Verhältniffen in dem einfacheften Theil des Naturreiches eine ungehliche Menge von Gefchlechtern und Arten aus, und indem ſich folche in unendlich abgewechfelten Verhaͤltniſſen mit⸗ einander vermifchen, fo entftehen immer neue Verfchie: denbeiten , und vermehren die Zahl der untern Gat— D 4 tungen 34 Dede von dem Nutzen tungen und Abaͤnderungen ins unendliche. Linnaͤus zehlt 314. beſtimmte Geſchlechter, die ſich alle in ver⸗ ſchiedene Gattungen durch deutliche Merkmahle unter: scheiden laſſen: und duch. nur aus diefer Zahl von Ger fehlechtern laͤſſet ſich ſchon eine alle Einbildungsfraft überfteigende Zahl von einzelnen verfchiednen Erdarten herausbringen, die aug den Vermiſchungen dieſer Ge= fehlechter, möglich find, Indeſſen fehen wir den ſchoͤn⸗ ften Zufammenhang diefer Theile, aus deren Verbim dung der wunderbare Baur des Erdballs entſtanden ift. Bald thuͤrmen fich Felfen über Felfen gegen den Him: | mel empor , und erzeugen die hohen Alpgebirge, die ung, durch ihr maieftätifches Anſehen in Erſtaunen ſetzen, qus deren Senden. die Quellen der: Flüffe hervorſlieſſen, und den niedrigern Theilen der Erde Labſal und Er⸗ quickung zuführen , da aus ihrem Schoos die Fraftig- ften Kräuter hervorwachſen, welche zahlreiche Heerden von nüßlichen Hausthieren ernähren; oder fie erheben fih in ſanft- überivallende Hügel, welche ungehliche ' Brunnquellen ergieffen , und den edlen Weinftorf oder fruchtreiche Obitbaume dem befruchtenden Einfluß ber Sonnenftrahlen , in der angemeffenften Lage entge- genftellen ; oder fie bangen fich nach der Waag in weit rebreitete Ebenen zuſammen, Die bequemſte Lage zu Her⸗ Naturforſchender Gefellichaften. 25 Hervorbringung des zur Erhaltung des menfchlichen Gefchlechts jo müßlichen Getreydes; oder fie ſenken ſich gegen den Mittelpunct der Erde, zu tief ausges hoͤhlten Behaltwiffen der Waffer in Meeren und Sean: und alle diefe fo wichtige Veranderungen verrichten fie nach den einfachen Gefeen der Bewegung , welche fich dem Blick eines weiten Rewtons durch wenige Berfin che entdeckten, und doch ſo reich an unendlichen Wir⸗ kungen ſind. Wir befinden und hier noch immer bey dem aller; einfacheften Theil der Schöpfung, und doch zeigen fich fchon bey allen Tritten Spuren der Unendlichkeit, In— deffen kennen wie nur den kleinſten Theil, die Auffere Rinde des Erdballed, von deflen imerer Befchaffen; heit die Wirkungen der Erdbeben , die Feuerfveyenden Berge und hervoranellenden warmen Bäder , fo wie die Entdeckungen in den Bergwerken mit Schquex die perborgne Wunder, durch Muthmaſſungen uns vorkek len laſſen. Wie ehr vermehrt fich aber das Erſtaunen des betrachtenden Menfchen „ wenn er auf die Beſtim⸗ mung diefer Theile in der allgemeinen Haushaltung der Dinge fein Augenmerk richtet, und in feines Betrach—⸗ - tungen zu dem Kraͤuterreich fortfchreitet , welches feine Nahrung und den Grundſtoff feiner Theile aus dem 85 Mine Rede von dem Nutzen Mineralreich entlehnt, und die unendliche Verſchieden⸗ heit feiner Einwohner eben den verfchiedenen Mifchuns | gen der Erdarten und der verfchiednen Lage der Berge und Thaler zu verdanken hat, indem fie auf dieſe Weiſe dem Einfluß der Geftirne und den Veränderungen der Luft in unendlich abgeänderten Stellungen ausge fest werden, In dieſem Reich der Natur vermehrt fich das wun— derbare ins unendliche, Wir haben hier nicht mehr ein: fäche Edrper, die durch den Zuſammenhang aͤhnlicher Klimpgen entftanden, zu betrachten , obgleich auch ſchon von Diefer Seite betrachtet , eine weit mehrere Verſchie— denheit, und zufammengefetere Mifchungen vorkommen als in dem Mineralreich; fondern das, was hier unſrer Betrachtung am meiften würdig , ift die wundervolle Einrichtung ihrer Theile, welche eine Kunſtvolle Ma— ſchine ausmachen, durch welche der weifefte Endzweck der Erhaltung und Fortpflanzung der Pflanzen erhalten wird, Die ganze Pflanze ift aus unzehlichen Roͤhrgen und Blaͤſsgen zufammengefekt, in welchen die aus der Erde eingefogne Säfte aufbehalten, beweget und veräns ‚ dert werden, bis fie tüchtig werden die Pflanze zu ernäh: ren, ihr Machsthum zu befordern, und endlich den Sekten Zweck ihres Dafeyns dag Ey oder den Saamen . hervor⸗ F “ = Aaturforfehender Bejelkfthaften. 2 hervorzubringen, aus welchen , wenn er einen feiner Natur angemeffenen Wohnplatz in dem Schoos der ‚Erde gefunden, eine neue Pflanze hervorwachſet, welche durch die gleiche Structur, eine gleiche Beſtimmung erfüllet. Diefe Berrichtung der Wangen wird das Leben genennt, und eben dadurch unterfcheiden fie fich von den Eörpern des Mineralveiches: fie erfodert aber eine erftaunliche DVerfchiedenheit und weife Einvichtung der Theile, indem in der gleichen Pflanze verfchiedene Ver: richtungen wahrgenommen werden, welche zufammens ſtimmen müffen den leisten Zweck zu erhalten. Diefe thei- len fich in zwey Claffen ab, Die einen dienen zur Er haltung, die andern zur Fortpflanzung: zur Erhaltung, die Wurzel, der Stängel und die Blätter, deren jedem beſondere Berrichtungen eigen find. Die Wurzel fauget durch zarte hohle Faſern den Rahrungsſaft aus dem Erdreich , in welchem dieſelbige meiftentheils befeftiget ift, am ſich; diefer fteinet durch die Gefaͤſſe des Staͤngels in die Höhe, und wird durch die abwechſelnde Ausdeh⸗ nung und Zuſammenziehung der Gefaͤſſe, in denen er ſich beweget, welche eine Wirkung der in den Luftge- fällen verſchloſſenen Luft, auf · welche die Abaͤnderungen der aͤuſſern wirken, zu ſeyn ſcheint, verändert, und mit den eigenen einheimiſchen Saͤften dev Pflanze vermifchet, big + 28 . Rede pon dem Yrutzen bis er zu den nöthigen Verrichtungen bequem wird, da aus ihm beſondere Saͤfte die jeder Pflanze eigen find, wie es Die verſchiedenen Arten von Harzen, Ter⸗ pentin, Gummen, Zucker u. ſ. f. bezeugen, in eigenen dazu beſtimmten Gefaͤſſen abgeſondert, die Ausduͤnſtun⸗ gen erſetzt, und die Zwiſchenraͤume der ausgedehnten Fafern ausgefüklet werden , dag auf folche Weife die Pflanze ſich erhalten und auf eine beſtimte Groͤſſe an- yoachfen fan, Die Bewegung und Abfonderung der Säfte, feheinet fürnehmlich eine Verrichtung des Stängels zu ſeyn, weicher unter der Bedeckung der Auffern glatten Haut die lockere Rinde enthaltet , ein Ggvebe von Saft- und Luftfafern, zwiſchen! denen fich kleine Bläslein anhängen, fo daß die Bewegung der Säfte und ihre Veränderung und Verntifchung bier - fürnemfich gefchehen kan. An der innerſten Seite ver- dicket fich diefes Gewebe und machet das Buch aus, welches gegen dem Mittelpunct dee Pflanze je länger ie Dichter und fefter wird, Dafelöft aber einen Raum übrig laͤſt, welcher das innere Mark einfchlieffet : dieſes vertheifet fich in ungehliche Aefte weiche durch die feftere Subſtanz ter Holfafern durchdringen, und an der Rinde in Geſtalt der Knoſpen hervorſproſſen, die durch ihre Entwicklung in eine neue Pflanze hervor⸗ wachfen, Naturforſchender Geſellſchaften. 29 wachſen, und ſonderlich bey den Baͤumen das gleiche Gepwaͤchſe ind unendliche vermehten. Die Blätter ſchei— nen beſtimmt zu ſeyn, durch unzehliche kleine Def nungen die Luft und die darinnen ſchwimmenden zut Nahrung dienlichen Theile einzuſaugen, und den erzehl⸗ ten Theilen des Staͤngels zur Erleichterung ihrer Ver⸗ richtungen zuzuführen, zugleich aber durch die ausduͤn— ſtenden Gefäffe die Pſlanze der durch die Beivegung feharf gewordener Säfte zu entladen. Die zte Claffe der Verrichtungen der Pflanzen, bes ftehet aus den zur Fortofanzung dienenden Berrichtun- gen, Hierzu iſt fürnemlich die Blume mit ihren verfchie: denen Theilen beſtimmt: dieſe zeiger im einer kleinen Inbegriff alle Theile der Bilanzen, und fiheinet daher eine Entwickelung der Markfafern zu ſeyn, welche wegen des Widerftandes der durch das aufwachfen erharteten Fi⸗ bern, und det Abnahme der Triebkraft nicht mehr in nee Achte auswachſen, fondern ich zufantmenziehen, und dann durch den fehwächern Trieb fich in die verfchiede: nen Theile der Blume entfalten, da aus der Subflang der Ninde der Kelch, aus dem Buche die Blumenblätter; Aus den Holfafeen die Staubfaden, aus dem Mark der Blumenkolde, und aus der Vereinigung der zarteften Fa⸗ ° Yen des Marks der Saame entftchet, der durch dat ss Staub 30 Rede von dein Vutzen Staub der Staubfaden belchet wird, indem fich fülcher durch den Blumenkolben mit dem Grunditoffe des Saa— mens in den Saamenbehaͤltniß vereiniget; dieſer fehlief: fet alte Theile einer neuen Pflanze in einem faft unmerk: lich zuſammengewickelten Keim innert feiner markichten Subſtanz ein, und ift ald der letzte Zweck aller bisher erzehlten Verrichtungen anzufehen, da alle übrige Theile wenn dieſer feine Vollkommenheit erreicht, iu welfen ans fangen, und nach und nach durch die Faulung in Erde zerfallen, Die zur Ernahrung der lebenden Pflanzen dem Mineralreich neue Kräfte ſchenket. Diefe bisher erzchlte DVerrichtungen find allen Pflan⸗ zen gemein, und tichten fich nach einem alfgemeinen Geſetz der Natur, welches fich den genaueften Beobach> tungen der feharffinnigften Geifter entderfet , und ihren ununterbrochenen Fleiß im beobachten belohnet hat, da fie daraus einen ziemlich deutlichen Begriff von dem Wachsthum und der Fortpflanzung der Theile haben ſchoͤpfen koͤnnen. Aber wie eingeſchraͤnkt bleibt hier die Kenntniß auch des geuͤbteſten Naturforſchers, wenn er auf Die unendliche Verfchiedenheit der Pflanzen Achtung giebet, in deren jeder nach den gleichen Geſetzen ganz eigene ' von allen andern Arten unterfihiedene Säfte ſich er⸗ zaugen, bie ſichlldurch den Geruch, Geſchmack und at dere F . Naturforſchender Gefellichäften. 31 dere Eigenſchaften unterfcheiden , obgleich fie aus den nemlichen Erdarten ihre Nahrung ziehen, Man hat in der Gärtnerfunft die Mittel erfunden die aleiche Art von Blumen in hundert veränderten Farben hervorzu bringen. Aber welcher Naturforfcher befist Scharfin- nigkeit genug, auch nur ein wahrfcheinliched Syſtem zu erdichten , welches diefe wunderbare Begebenheit erklaͤ⸗ ven koͤnte. Gibt man aber zugleich auf die verfchiedene Structur in den beftimmten Arten und Gattungen acht, ſo vermehret fich Die Schwierigkeit die Wunder der Nature zu ergruͤnden ind unendliche, und bey jedem Schritt, den wir in diefen Unterſuchungen thun, muͤſſen wir mit heiliger Ehrfurcht die Unendlichkeit des Werk meifters der Natur verehren. Täglich vermehret fich die Zahl der neuentdeckten Gewächfe, deren ſchon mehr als 12000, befiimmte Arten ivon den Kräuterfennern be— - fehrieben find, die ſich durch eine befondere Einrichtung der in die Augen fallenden Theile unterſcheiden, ob- gleich man darbey die Abweichungen in Anfehung der Groͤſſe, Farbe, Geſchmack und Geruch nicht in Betrachtung uiehet. Nehmen wir aber die beſonderen Gewaͤchſe von jeder Pflanzenart zum Vorwurf unſerer Unterſuchung fo entdeken ſich immer neue Verſchiedenheiten, ſo daß in der nemlichen Pflanze wo alle Theile auf das 0 aller⸗ 32 Rede von den Nutzen allergenaueſte gleichbeſtimmet find, fich Dbch immer ein Um terſcheid zeiget, Der auch in Die Sinnen des ungeuͤbteſten Beobachters fallen muß. Ein Baum trägt viele fat {end Blätter: alle find in Anfehung der Figur, det Dichtigkeit, der Farbe, Oberfläche u, ſ. f. einander ſo “Ähnlich, daß ein Kenner aus einem jeden die beftimmte Art des Baumd beurtheilen Fan: vergleiche man fie “aber gegeneinander, fo wird man unter vielen taufenden nicht zwey finden, in welchen man nieht durch das bloffe "Auge einen Unterfchied bemerke: Daher der groffe Luib- nik, fich in Anfehung des Satzes des nicht zu unter ſcheidenden, kuͤhn auf eine folche Erfahrung berufen konte. So ſehr ift die Natur wo wir hinblicken mit Wunderh “erfüllet ; die ums unfere Umviffenheit, und die Unendlich | keit de8 Echövferd mit lauter Stimm an dad Hexz predigen. Bey diefem Beyſpiele bleiben wir in Fweifel- haftem Erſtaunen, ob die wunderbare Uebereinſtimmung einer ſo groffen Menge der Blatter, oder-ihre uncnd- liche Verſchiedenheit unſerer Betrachtung und Bewunde⸗ rung wuͤrdiger ſey. Allein die engen Schranken meiner Rede zwingen mich meine Betrachtungen abzukuͤrzen und anf andere Gegenſtaͤnde zu leiten: ich wuͤrde kein Ende finden, wenn ich auch nur alle allgemeinen Vers haͤltniſſe berühren ‚wollte, Bisher Yraturforfchender Geſellſchaften. 33 - Bisher haben wir, in der allgemeinen Haushaltung der Dingen, die einfachen Cörver des Mineral- und Pflan—⸗ zenveiches betrachtet , und allenthalben Spuren einer Une endlichen Kunft und Weisheit entdecket. Alles it mite einander auf Das genaueite verbunden , jeder Theil der Natur bietet Dem andern Külfreiche Hand an, das Mlie neralreich gibt den Pflanzen ihre Wohnung, ihre Bee frandtheile und Nahrung ; und diefe verfallen in ihrem Tode wieder zu Erde, und geben dem Mineralveich feine erborgete Schäße zuruͤck. Nicht weniger Schönheit und Ordnung, gibt uns die Verknüpfung. des Pflanzenreichs mit dem Thierreich zu bewundern, wo wir die oberfte Sluſe von der Kunſt und Weisheit ded unendlichen. Werkmeiſters entdecken, die er im diefem niedrigen Theil der Schöpfung geoffenbaret bat; da fich mit dem Leben der Dflanzen die Empfindungstraft der Sinnen und die will liche Bewegung vereiniget. Dieſes vollkommenſte ich des Erdkreiſes hatte das Pflanzenreich zu feiner, haltung und Nahrung. noͤthig, durch dieſes ſollten F oben Säfte des Mineralreichs ausgekochet und tuͤch⸗ macht werden, den Thieven eine, dem zarten Bau . f mitlichen Theilen, angemeſſene Nahrung zu geben, Wie einer, den lange der Kerker des Tageslichts bes saubt 6 at, wenn itzt feine fiegende Unſchuld ihn aus dem C dunkeln 34 Rede von dem Nutzen dunkeln Gewölbe herausfuͤhrt, und fich die Schönheiten _ der Schöpfung in einer weit verbreiteten Gegend feinem Blicke wieder darftellen: von dem allzuſtarken Eindruck des Lichts geblendet nichts unterfcheidet, und ihn der Schmerze zwingt, das Auge zujufchlieffen , das er bald wieder begierig eröfnet, feine Seele an den rührenden Auftritten zu erguicen, wenn das Auge dann wieder nach und nach feine Kräfte erholet, fich nicht fatt fehen fan, und von Vorwurf zu Vorwurf fehnell hineilt; Alſo fiehet mein Geift verwirrt und unentfchloffen, auf die Menge der Vorwürfe, melche von allen &eiten feine " Aufmerkfamkeit und Bewunderung an fich reifen, da er feine Blicke auf das dritte Reich der Natur hinwen⸗ det. Hier entdecket fich ihme zuerft, der Ban feines Eör- pers, deſſen geheimſte Triebfedern fein groffer Lehrer Albin ehemald vor feinen begierigen Augen aufgedeckt hatte. Lange Fahre hat diefer Weig die ſtaͤrkeſten Seelenkraͤfte nur diefer Betrachtung geweihet, Die auch die meiften Lebensftunden eined Hallers, der einen alle Borftellungen überfteigenden Fleiß, mit der Scharfſin⸗ nigkeit eined Genie verbindet , befchaftiget hatten, ſo wie fie fehon viele Hunderte der weifeften Menfthen, ein ganzes muͤhſames Leben durch, in einer immer wachſen⸗ den Lernensbegierde unterhalten hat, Die alle am Ende ge fiehen Nalurforſchender Geſellſchaften. 35 ſtehen muͤſſen, daß ſie erſt anfangen kleine Funken des Lichts zu entdecken. So viele Weisheit, hat der guͤtige Schoͤpfer, auf dieſen edelſten Theil der Schoͤpfung unter den Coͤrpern des Erdballs verwendet, daß er mit Recht verdienet, die kleine Welt genennet zu werden, Aber eben dieſe Weitläuftigkeit des edelſten Vorwurfes, baltet mich zuruͤck, einen Abriß dieſer Wundern zu mas chen Haller hat ein fürtrefiches Werk über dieſen Stoff geliefert, welches in etlich hundert Seiten (in einer Schreibart, wo die Gedanken dicht in einander ge draͤnget find) nach feinem Geſtaͤndniß nichts anders enthal⸗ tet, als den erften Grundriß von dem Bau des metifch: Achen Coͤrpers. Wem diefer fürtrefiche Grundriß bekandt iſt, wird mir gern verzeihen, wenn ich von dieſem herrli⸗ hen Vorwurf; nur dieſe allgemeine Anmerkung mache; daß wir hier fo viel Uebereinſtimmung imendlicher Vers ſchiedenheiten, fo viel Almacht und Weisheit des göttli- Chen Baumeiſters zu bewundern haben, als in dem Bau der ganzen Welt. Und doch Hat der Menfch von dem Affen hier nichts beſonders, fo daß er mit ihme, | in der groſſen Haushaltung der Erde, ein Gefchlecht aus⸗ be , welches von andern Gefchlechtern dev Thieren em nichts voraus hat. Das Lleinfte Inſect iſt, zu ung des Zwecks feined Daſeyns, mit eben fo wun⸗ C der- 36 Kede von dem Nutzen derwuͤrdigen Gliedern verfehen als das gröffefte Thier. Dieſes lehret uns ſeine aͤuſſere Structur, welche ſich allein (auch den beſtbewafneten Sinnen) entdecket, und uns eine nicht minder weiſe Einrichtung ſeiner innern Theilen ſchlieſſen laſt. Man betrachte nur die Wohnung der Bienen, und die Werke, der geſchaͤftigen Einwohner — dieſes weiſen Staats; ihr Honig, welches ſie aus den Saͤften verſchiedener Pflanzen bereiten, fo wie der Stoff, f ihrer durch eigne Kunſt verfertigten Wohnungen, aus dem Saamenſtaub, laffen und auf eine Eunftoolle Einrichtung ihrer Eingeweiden fehlieffen, die nicht weniger wunderbar als die Eingeweide eines Menfchen. Die Behendigkeit” ihrer Flügel und Fuͤſſe, die Bewegung des Stachels u. ſ. f. ſetzen alle, zur Bewegung der Thiere, dienen⸗ den Theile von Muskeln, Nerven, Blut und Pulsadern voraus, die unſere Aufmerkſamkeit in den groͤſſern Thieren entdecket hat. Betrachten wir dabey die weiſe Einrich⸗ tung ihres Staats, die Eintheilung ihrer Geſchaͤfte / die Auswahl der Pflanzen und derſelbigen Theile zu ih⸗ ten Verrichtungen, welche fo viele Aehnlichkeit mit den freyen Verrichtungen unſrer Seele haben , dann erlieget der Geift unter der Lat der Begriffe, Die er nicht zu entwickeln vermögend ift , und entdecket mit heilie { Ehrforcht den Finger GOttes, der in dieſem einzigen £leiner ee — Nalurforſtchender Geſellſchaften. 37 kleinen Vorwurf, deren die ganze Erde eine unendliche Menge enthaltet, fo unergruͤndlich ift; als in dem Bau der Veſte des Himmels, Wir haben nun, die 3. Reiche der Natur, mit ei: nem flüchtigen Auge durchloffen , und die Verbindung derfelbigen untereinander nur kurz berühret , allenthal- ben aber Spuren einer unendlichen Macht und Weisheit“ Itdeeft, Diefer fchone Zuſammenhang machet unſern Eu. aus, in welchen wir, einen beftändigen Umlauf und echfel der Dinge, durch taufendfältige Abandes | beinerken, welche nach den Geſetzen der Bewe— , durch die Wirkungen der Elemente hervorgebracht ‚ und doch bey allen diefen Veränderungen, wel⸗ ehe einem fehnellfieffenden Strom gleich find , erhaltet ch immer ein fich ähnliches fehönes Ganze, deſſen dun He Vorſtellung unſre Seele erquicket, und uns von der Groͤſſe des Geiſtes, der ſolche in ihrem ganzen Zu— fanımeı na einfiehet, einen fihauervollen Begriff gibt, * Kr kein, wie ſo gar wichts iſt Diefer, nach unferer Eins ſo unendliche Erdball, in dem Meere des Firmaments; deſſen Ausmeſſung der Durchmeſſer unſerer Erde h Dunct verſchwindet. Der groſſe Weltweile bat in einem fuͤrtreſichen Werkgen, den Begriff ‚von dem göttlichen Verſtand, wenn er fich auf einmahl i ; C 3 dem * 38 Rede von dem Nutzen den ganzen Zufammenhang des MWeltgebaudes deutlich « vorſtellt, zu erläutern und in Zahlen auszudrücken ge fücht, Er nimmt als eine Erfahrung an, daß ein gutes 7 menfchliches Auge, 8. Zoll weit von dem Vorwurf, den ; ed deutlich fehen folle, entfernet ſeyn muͤſſe; weil ed aber auf einmahl nicht mehr überfehen Ean, ald den Raum N der innert einem vechten Winkel eingefehloffen iſt, deffen Durchmeſſer er, nach den optifchen Grundfägen, weymahl ſo groß als die Entfernung, nemlich 16. Zoll beſtimmt. Dieſemnach iſt das Maß desjenigen, was der Menſch auf einmahl deutlich empfindet, und fich daher ſiinem Berftand vorſtellen an, einem Würfel von 16. Zullen alöich, | d. i. wie 4096. Zolle im Coͤrper. Da aber "der Ducchmeffer der Erdkugel, nach Eafini 472692924. Zoll enthält, fo verhaltet fich der menfchliche Verſtand zu einen welcher die ganze Erdkugel auf einmahl deutlich begreift wie 1. zu beynahe 40. Duadrillionen. Dieſes voraus geſetzt, berechnet er den Würfel einer Kugel, die [2 groß ald alle Weltgebäude, die fich bemerken laſſen, nemlich 478601103401885491200000, Erdendicken. Er nahm hier an, daß ieder Firftern in dem Firmame eine Some ſey, um die fich wie um die Sonne unfer Syſtems 15. Frefteenen bewegen, die unferer Erde aͤhn— lich feyen, und zufammen in dem Firmament eben da Al Raum Naturforſchender Befellfchaften. 39 Raum einnehmen wie unfer Sonnenſyſtem; ferner, daß in jedem Raum von 4. Graden zoo, Firiterne fich be finden, wie folches Galiläus in dem Orion durch ein Fernglas wahrgenommen. Diefemnach verhaltet fich ein Verſtand, welcher auf einen Blick die ganze Erdkugel deutlich faſſet, zu demjenigen, der alle Weltgebaude uͤberſiehet, wie go, zu einer Octilion. Wenn man alfo den Berftand, welcher alle Weltgebäude begreifet, fich als eine Linie vorftellet, fo muß diefe in 1000. Theile, einer davon wiederum in 1000., ein tauſendſter Davon. wie⸗ der in 1000. , und deren einer wieder in 1000, getheilet ‚werben, bis diefe Eintheilung dreyzehenmahl wiederhohlt wvorden iſt, wenn endlich der leiste Theil herauskommt, D muf er noch in 12500. getheilt werden, che dag Theilgen, welches den menfehlichen Verſtand ausdruͤcket, herauskommt. Und doch ift diefer berechnete Verſtand, unbegreifich uns feine Zahlen, nur ein unendlich Eleiner Theil von dem Verſtand GOttes, welcher fich auf einmahl alle mögliche Welten, und von allen, wie don unſerer Erde , im Die unendlich kleinen Theile | alles, überfichet. Wenn wir die Vorwuͤrfe die im | \ ‚einem Raum von 4098. Zollen, welcher die Kugel unſrer Vorſtellungskraft vorſtellet, nach den Entdeckungen, die: wir den Bergeöfferungsglafern zu danken haben, berech⸗ €4 nen 40 Nede von dem Nutzen nen, fb werden wir ebenfall, eine alle Einbildungskraft F ‚überfteigende Menge der Theile herausbringen , Die GOtt 1 auf einmapl in Diefeun Raum deutlich fichet. Dieſe ent: ö feliche Zahlen verfchieinden in einem Punet, wenn ‚wir betrachten, daß der unendliche Verſtand, zugleich alle Vorſtellungen und Gedanken aller vernünftigen Geſchoͤpfe h deutlich einſehe. Wohin führen dich diefe Betrachtungen . armer verächtlicher Erdemvuem ? fie führen dich vor den Thron des unendlichen GOttes, der alles mögliche auf ” einmahl überfichet und ordnet , deſſen Eigenfchaften, f Macht; Weisheit und Güte, alle unendlich find, Siehe ‚won dieſer Höhe auf das menſchliche Gefihlecht herab, ach, wie gar ‚nichts iſt die Weisheit des feharfiinnigften Menſchen, fie verſchwindet wie ein Tropfen Waſſer in dem Meer. Doch weg mit diefer ſtolzen Vergleichung, 7 jedes Maß, mit dem fi) ein endlicher Geift gegen den R unendlichen abmefien will, iſt ein, gotteslaͤſterlicher ‘ Stolz, ; Da und nun die Naturlehre, auf diefe Weife, die un⸗ endlichkeit GOttes gleichſam mit unſern Sinnen fuͤhlen laͤſt, wie kan dieſes Gefühl leer bleiben an Ehrforcht, Liebe und Bewunderung des goͤttlichen Weſens, und | wie fan deswegen eine Wiffenfchaft erhabner und nüklir eher genennt werden als die Naturwiſſenſchaft? Keim Wunder, F Yraturforfchender Befellfchaften. 41 Wunder, Daß die weiſeſten umter den Menſchen, auch dichenigen, die mit dem Feuer des Geiſtes GOttes ent- ſſammt, uns in der ‚heiligen Schrift ein vollkommnes - Bild der wahren Weisheit hinterlaffen, aus der Betrachtung der Natur, ihre Ermemterungen zum Lob und Preis des unendlichen GOttes hergenommen haben, die in dem innerſten unfter Geele einen heiligen Schauer erwecken. Hier haben ein Geift und Feuervoller Hiob, und. ein in feinem GOtt frolockender David die Macht, ihrer Vorſtellungen entlchnt, welche auch dem ruchlofe- fen Menfchen Thraͤnen der Ehrforcht und Liebe des göttlichen Gutthäters auspreſſen. | Nenn fich der Menfch, ben dergleichen Betrachtungen, don feinem Erſtaunen erhofet, fo muͤſſen folche nothwen— dig an den wichtigften Entfehlüffen fruchtbar werden, der unendliche Unterfchied den er zwiſchen dem uneinge ſchraͤnkten Verſtand GOttes und feinem eigenen ſo fehr eingeſchraͤntten einfiehet, wird ihm das Stege der Weis: | heit, die Demuth tief in fein Herz drücken. - Mit welcher } Verachtung wird er auf den niederträchtigen Stolz der "Gelehrten herabſehen, der oft bis zu einer verfluchten | | laugmung der Gottheit angewachfen ; mit welcher Feeidihen und heiligem Dank wird ſein gedemuͤthigter Geiſt, in den göttlichen Offendahrungen, den Weg zur ’ —3 G; wahren 42 Rede von dem Nutzen wahren Gluͤckſeligkeit ſuchen, und mit Ehrfurcht feinen Berftand unter die geoffenbarten Geheimniffe biegen. Je mehr ee feine Seelenkraͤfte geftärket, je leichter wird es ihm werden, folche gänzlich. dem Gehorfam des. Slam bens zu unterwerfen; daher. hat der weife Bacon mit Kecht die Anmerkung gemacht: Leves guftus in Philo- ‘ fophia movere fortaffle ad Atheifmum fed pleniores hauftus ad Religionem reducere: Ddiefe Betrachtungen werden ihn auch feine Beltimmung kennen lehren, er wird einfehen, dag alle Vorzüge, alle Würde und Bolk fommenheit der menfchlichen Natur nur von der Vers befferung feines Geiftes abhangen , und ex num dadurch feinem GOtt und Schöpfer ähnlich werden Eonne, und wie fehe wird ihn das Beyſpiel der Gottheit anfeuren, ihm auch in Anfehung des Willens ähnlich zu werden. Diefes wird in feinem Herzen alle gefellfehaftliche Tu— genden entflammen, ex wird alle feine Krafte in Bewe— gung ſetzen, den Nuten des menfchlichen. Gefchlechts: zu befördern , und einen reinen Eifer fir das. gemeine - Befte, Liebe zur Ordnnng, Gerechtigkeit und Gütigkeit fich eigen zu machen, fein Vergnügen wird gr ſchaͤtzen, ala das felige Gefühl, GOtt durch Wohlthun ahnlich zu ſeyn. Denn ihn überzeuget die Betrachtung der Tas | fur, daß er nur dadurch fich von deu Thieren unters feheiden F Kraturforfchender Befellfehaften. 43 feheiven kan, daß er nur dadurch wirdia werde, ein Herr der Schöpfung zu feyn. Wie wird er dem Trieb zur Tugend widerftchen können, da er in der Natur allenthalben die befte Ordnung entdecket, lauter Schön J heit und Vollkommenheit, da altes zu einem beſtimmten Zweck arbeitet, und da er allein eine unglücliche Aus— nahm machen würde, wenn er feiner Beftimmung un freu bfiebe; hierdurch würde er fich unter die verächt- Jichften Gefchöpfe erniedrigen. Daher kommt es, daf die weiſeſten Sittenlehrer , zu aller Zeit, den Schauplat ber Natur, ald die befte Tugendfchule angefehen haben, »Betrachte die Natur (ſpeicht die Zierde der Fürften, „der weife Antonin) in ihren Wirkungen und ahme fie „in deinen Handlungen nach. Es ift Tugend, wenn Du „nach einer freyen Ueberlegung ausübeft, was dort durch „natürliche Triebe gefchiehet. » Die göttlichen Schrift: fteller, weifen auch fehr oft den Menfchen, zu Erlernung feiner Pflichten, in die Schule der Natur; Gehe, zur Ameifen, und betrachte ihre Wege, daß du weis wer: deſt. Sie Hat feinen Fuͤrſten, keinen Treiber noch Herren, dennoch ſammlet fie im Sommer Epeift und traget in der Ernde ihre Nahrung zuſammen, du Fauler ie lang mwillt du fihlafen , foricht der Weifefte der Weiten, Auch unfer göttliche Erloͤſer hat feine meiften Lebens⸗ 44 Rede von dem Nutzen Lebensreguln und die Geheinmiffe des Neichd GOttes in Gleichniffen entdeckt, die er von den Werken der Na⸗— tur hergenommen hat. Lernet wie die Lilien des Felde wachſen. Sie arbeiten nicht, und ehe nicht, ich aber fage euch daß auch Salomon, in aller feiner Herrlichkeit, nicht als biefer eine bekleidet geweſen. Sp fruchtbar anf erzehlte Weife die Naturlehre in der Verbeſſerung unſers Herzens ſeyn kan, ſo bequem iſt ſie auch, die Kraͤfte des Verſtandes zu ſchaͤrfen. Sie gibt die beſte Gelegenheit an die Hand, die Vernunftlehre nach allen ihren Theilen in Ausübung zu bringen. Die Beobachtungen der Natur gewöhnen unfern Geift, zu einer genanen Aufmerkſamkeit auf alle vorkommende Sachen ;, twelche die Quelle alles Erkentniffes it. Wer in Verſuchen fich bet, wird bald erfahren, wie fich feine Begriffe in der Klarheit ſtaͤrken, und wie fehr Dadurch auch die Klarheit in den Vorftellungen der Einbildungs: kraft zunehme. Nicht weniger hilft uns die Naturwif fenfchaft za deutlichen Begriffen, mit denen wir die Merkmale der Dinge, welche fie von andern unterſchei— den, und vorſtellen. Diefe erfodern eine fortgeſetzte Aufz merkſamkeit, tie fich mit einer Unterſuchung, aller Theile einer vorkommenden Sache, verbindet , welche oft fich dor unfeen Sinnen verbergen, Wie Can man ſich aber | beſſer Naturforſchender Geſellſchaften. 45 beffer in diefen Nachforfchungen üben, als im der Werk ſtatt eines Naturforfchers , welcher die vorkommenden Dinge, nicht nur mit angefbannten Sinnen auf allen Seiten betrachtet, fondern diefelbigen mit den Eimftlich- fen Inſtrumenten, die feine Sinnen fehärfen koͤnnen, une terfüchet , oder durch neue Verbindungen mit andern Coͤrpern, die verborgnen Eigenſchaften an den Tag legt, und auf die Erfindung derſelbigen den groͤſten Scharf: ſinn anwendet, Diefe Hebung in den deutlichen Begrif— fen, bey Betrachtung der Natur, hat vor den abftracten Begriffen den Vortheil, dag man hier, die gefüchten Merkmale der Dinge, mit feinen Sinnen unterfcheiden, und alle Theile wirklich zerlegt vor fich fehen fa, Wie leicht muß es da nicht iverden, die abgefonderten Begriffe bon den Ordnungen , Gefchlechtern und Arten der h ‚Dinge fich lebhaft einzudruͤkken. Sulzer, der die Zu— ſammenſtimmung aller Wiſſenſchaften, zur Vervollkomm⸗ nung der Menſchen, ſo lebhaft einſiehet, hat daher mit Recht, in feinem fürteeflichen Werkgen von der Erzle * hung und Unterweiſung der Kinder, Die Anmerkung ge- * macht: „Wenn ein Lehrer die Botanik verftchet , fo hat net ein unendliches Feld,die Aufmerkfamkeit und das ordent⸗ ‚nliche Nachdenken feiner Schüler zu üben , wenn er ſie slehret Befchreibungen von Blumen zu machen, Weil Ari „ben 46 Rede von dern Nutzen „bey den Blumen der Unterſchied verfchiedener Gefchlech- „ter und Arten oft ziemlich Elein ift, fo wuͤrde dieſes „ungemein viel zur Aufmerkfamkeit und Ordnung bey: „tragen. Und weil die Blumen ohne dem Sachen find, „womit die Kinder gerne pflegen umzugehen, ſo winde sich, wenn mir die Einrichtung einer öffentlichen Schule „aufgetragen wäre, alle Tage eine Stunde für die Bo- „tanik verordnet.» Was er hier von der Botanik fagt, kan mit gleichem echt auch auf die andern Theile der Naturhiſtorie, fonderlich die Hiftorie der Inſecten ange wendet werden , Die in unfern. Tagen nicht weniger als die Botanik ausgearbeitet und in Ordnung gebracht worden , und nicht weniger ald fie die Neugier reitet, Diefe Hebung in deutlichen Begriffen, ziehet eine Leiche tiakeit und Gründlichkeit in den Urtheilen und Schlüffen unmittelbar nach fich, da diefe aus der Vergleichung der Beariffe und ihren Verbindungen oder Trennungen entftehen , und deswegen deſto richtiger und gründlicher werden, je deutlicher unſere Begeiffe find. Diefes ift infons derheit Elar in Anfehung der Schlüffe, da wir aus dem | Merkmalen einer Sache fehlieffen, unter was für einen allgemeinen Begriff diefelbige gehöre, Hier müffen alfd die finnlichen Vorſtellungen von den Merkmalen, welche die Betrachtung der Coͤrper an die Hand gibt, die lebung unge Naturforſchender Geſellſchaften. 47 ungemein erleichtern , daher die Meßkunſt, welche mit der Maturlehre ungzertrennlich vereiniget ift, von dem weifeften Männern für das befte Mittel angefehen wird, den Verſtand und Urtheilstraft zu fehärfen. Niemand bat diefes in ein helleres Licht geſetzt als der unfterbliche Wolf; der darüber an fich ſelbſt die befte Probe ge: macht, und durch die Zergliederung der Euclidäifchen Lehrart, fo tief in die Kenntnis der menfchlichen Seele S eingedrungen , dag noch Fein Sterblicher die Natur und Wirkungen der Krafte derfelbigen, fo deutlich entwickelt und in das hellefte Licht gefeßt, ald er es in feinen unvergleichlichen Werken gethan. Aus diefem Grund, xathet diefer groffe Weltweife mit fo viel Eifer an, fich auch nur aus diefer Abficht auf die mit der Meßkunſt verbundene Naturlehre zu legen. Der ste Theil feiner Latiniſchen Mefkunft enthaltet hierüber ſo fuͤrtreſiche Anmerkungen, daß, wenn wir nur diefes Werk von die— fern groffen Mann in den Händen hätten, wir ihn den: hoch als einen der gröften Guttbäter des menfchlichen k Geſchlechts verehren muͤſten. Ueberdieſes macht uns bie Nalurlehre in unſern Schluͤſſen behutſam, und lehret uns, gegen die Uebereilungen und Vorurtheile auf unſe— zer Huth zu fen, da man bier unsehliche Beyſpiele fiehet , daf die wahrfcheinlichften Schlüffe der tiefiinnige | ften “u . J 48 Kede von dem Nutzen ſten Weltweifen Durch eine einzige Beobachtung umge ftürzt worden. Wir haben dießmahl ein merkwuͤrdiges Beyſpiel vor und, da die Natur, Die Treue und Fleiß Hallers, ihres beften Schuler , zu belohnen, ihme die Eigenfihaften der Theile unſers Leibes in Anfehung der Reitzbarkeit und Empfindlichkeit entdeifet hat, Er fahe 7 beftüezt in den Flachfen und Hauten des Gehirns und der Bruft, die man bisher für den Sit der Schmerzen und Empfindlichkeit gehalten, eine vollige Unempindlich- feit, welches das allgemein angenommene Syſtem auch der weifeften und beften Aerzte zu Boden geſtuͤrzet. Wenn wir den bisher befchrichenen Nuten der Na⸗ turlehre beträchten, da foiche ung von den E Eigenſchaften GOttes das helleſte Bild vorleget, und uns zur Ver⸗ herrlichung des Schoͤpfers ermuntert, unſern Willen und Herz beſſert, und die Kräfte unſers Verſtandes ſchaͤrfet. Wenn wir damit den Bau unſers Coͤrpers ver⸗ gleichen, der unſerer Seele als ein treuer Gefehrte und geſchickteſtes Werkzeug, Die Coͤrperwelt durch Die Sinnen ſich vorzuſtellen, geſchenket worden, ſo muͤſſen wir daraus ſchlieſſen, daß die Betrachtung der Natur die wahre Beſtimmung der vernünftigen Einwohner unſers Erde’ balls ausmache. Gewiß machte fie in dem Stand der Unfchuld die wichtigfte Befchaftigung der erſten Menſchen Aug, Yraturforfchender Befellfchaften. 49 aus, wie uns die heiligen Buͤcher Mofis beleh en, nach denen GOtt der HErr allerley Thiere auf dem Felde, und allerley Vögel unter dem Himmel dem Menfchen zuführete , daß er fie befehe wie er fie nennete. Es baben auch die zwey gefchwifterten Genien Milton und Bodmer, diefen Begriff, im ihren göttlichen Gedichten, in das lehrreichſte Bild von einer unfchuldigen Lebens: art, die in der Betrachtung der Natur die reigendeite Befchäftigung findet, mit der gröften Wahrfcheinlichkeit ausgewickelt. Imfonderheit hat Bodmer feinen Noah mit aller Weisheit der heutigen Naturforfcher ausge: fehmückt, und dadurch dem Verdienſt unferd Weltalters ein ewig daurendes Denkmahl bey der Nachwelt geflifz tet, Diefe Herrliche Vorzüge der Naturlehre erfchöpfen | indeffen den Nutzen derfelbigen noch lange nicht, und \ 88 flehet und noch ein weites Feld offen , von denen Vortheilen, die fie dem menfchlichen Gefchlecht für den Leib darbietet ; denn GOttes unendliche Güte hat fo fehe für ung geforget, daß indem wir unfere Seelen— Hräfte zur Verherrlichung feines Namens und dem Nu— Ken des Nebenmenfchen zu vervollkommnen trachten ; wir zugleich den Genuß der irdiſchen Guͤter erlangen. Alle Kuͤnſte, welche zur Ernährung, Erhaltung und Geſundheit unſers Leibes dienen; alle Mittel welche die D ver⸗ 50 Rede von dem Nutzen verlohrne Gefimdheit wiederherſtellen, und die Zertren: nung des Coͤrpers verhindern; alles was zur Bederfung und Beſchuͤtzung des Leibes , oder zur Beluffigung der Sinnen dienet; altes dieſes find Zweige der Naturwif fenfchaft, und diefe Vortheile vermehren fich in gleichen | Verhaͤltniß, wie das Wachsthum diefer Wiffenfchaft, da fie nichts anders find , als Anwendungen der Kräfte ' und Eigenfchaften der natürlichen Coͤrper. Daher kommt t ed, daß wir die Arzneywiſſenſchaft und Haushaltungs⸗ ! kunſt, fich in allen ihren Zweigen zu dem herelichften Schaufpiel verbreiten, und mit den beften Früchten zieren fehen, nachdem jeder Theil derfelbigen; zu einem würdigen Gegenftand der Betrachtung der tieffinnigften { Weltweifen erhoben worden. Daher kommt cd, dag man in Europa einen edlen Wetteifer entllammet fiehet , den Feldbau zu befördern und ihn mit neuen Entdeefungen zu bereichern , die Fabriquen und Gewerbe zu verbeffern, die Schiffarth ficherer und bequemer zu machen, Kuͤnſte und Handiverfe zu vervollkommnen, und fich von deu Abhänglichkeit anderet Nationen , von denen man Die Mothivendigkeiten und Bequemlichkeiten erfaufen muͤſſen frey zu machen, Die Schwedifche Nation gibt und hiervon das merkwuͤrdigſte Beyſpiel, welche, durch die Verdienſte ihres groſſen Linnaͤus ermuntert, nach allen diefen x r Naturforſchender Geſellſchaften. 51 dieſen Abſichten einen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht hat. Hier firhet man, wie ſehr GOtt eine ganze Nation, durch die erhabenen Eigenfchaften eines einzigen Menfchen, fegnen fan. Linnaus hat unftreitig, Durch feine aufferordentliche Fähigkeiten, in feinen Lebensjahren der Naturhiſtorie einen folchen Grad des Wachsthums ges ſchenket, den fie in fo viel Jahrhunderten nicht erhalten | bat, fein tieffinniger Geift, entdeckte alle Mangel, die das Wachsthun einer fo edien und dem menfchlichen Ge— fhlecht ſo wichtigen Wiſſenſchaft verhindert, Er bahnte ſich desnahen einen ganz neuen Weg, die Werke der Natur zu unterſuchen, und fo zu beftünmen und zu be ſchreiben, daß ein jeder natürlicher Coͤrper, zu allen Zei⸗ ten und an allen Orten, mit Gewißheit konte erkennt, und alſo feine Kräfte und Eigenfchaften , mit Sicherheit um Nusen angewendet werden. Mit diefen Einfichten bereichert , durchwanderte er alle Reiche der Natur, mit einem aufferordentlichen Fleiß ; er ermunterte eine Menge Schüler, die mit gleichem Fleiß und Einficht alle Weltgegenden durchreiften, um neue Schaͤtze der Natur aufzudecken , und ihrem Vaterland die Vorteile anderer Nationen zu gewinnen. Er machte fich die Erfahrungen anderer Gelehrten , die in verfchiedenen Welttheilen ihr Leben den Beobachtungen gewiedmet, Do eigen, - rn ee Br 52 Rede von den Nutʒen eigen; da en ihre Werke nach feinen Einfichten derbeß ferte und in ein neues Licht fette, bis er fich endlich einen folchen Reichthum gefammlet hat, der jeden Um partheyiſchen, bey Durchleſung feines Naturfftemd, in ‚ Erftaumen feßt. Er verbande Damit eine ungehliche Menge nüßlicher Entderfungen, womit er die Arzney: kunſt und Haushaltungskunſt bereichert , und zuͤndete bey feiner Nation , einen auſſerordentlichen Fleiß und Eifer in dergleichen Unterfuchungen an, daß fie Durch die fürtreflichen Werke ihrer neuerrichteten Gefellfchaften, mit Recht, den Ramen einer Lehrerin des menfchlichen Gefchlecht3 , verdiene, Man darf mar die fürteefiche Abhandlungen ihrer Academie der Wiffenfchaften durch: blättern, um hiervon überzeuget zu fen, und den leb⸗ bafteften Begriff zu befommten , wie fehr, unfere leibliche Bortheile und der Reichthum einer Nation , durch die Unterfuchung der Natur befordert werde, Wenn wir den Zufanumenhang, dev bisher beruͤhr⸗ 3 ten VBortheile, welche die Raturlehre dem menfchlichen Gefchlecht anbietet, auf einmahl überfehen , ſo mahlet ſich in unſerer Seele, das ſchoͤnſte Bild, von dem Adel und Fürtreflichkeit diefer Wiſſenſchaft ab; Es ift als | Kein Wunder, daß folche, unter den vernünftigen Be wohnern der Erde, fo viele Verehrer gefunden, welche, die — Naturforſchender Geſell ſchaften. 53 ‚die meilte Zeit ihres Lebens, dergleichen Betrachtungen ‚widmen , umd alle ihnen von GOtt geſchenkte Seelen: fräfte, denfelbigen aufopfern. Kein Wunder, daß man ‚unter diefen , von den erbabenften Geiftern an, bis zu der geringfien Claß dem Vieh ich nahernder Menfchen, zehlet. Kein Wunder, daß bald Feine, auch. nur mittel mäßig volkreiche Stadt, in Europa ift , in deren fich nicht eine Geſellſchaft Wahrheitsliebender Gemüther vers -einiget, den Flor diefer Wiſſenſchaften, wenigftens bey ihren Milburgern, zu befördern. Dieſe Betrachtung hat auch, die Stifter unferer Ge ſellſchaft, ſchon vor ro. Jahren auf die Gedanken ge- bracht , in unferer Vaterſtadt eine- Gefellfchaft zu errich⸗ ten, damit eine ſo nuͤtzliche und für iche Wiſſenſchaft unter unſern Mitburgern allgemein uͤrde, und ſich die angeführten Vortheile derſelbigen, in alle Stände verbreiten möchten. Die Vorſehung hatte fie hierzu auf eine befondere Weife aufgefodert, da fie unfere Stadt, an unferm Heren Vorſteher Herrn Chorheren und Pro— feſſor Geßner, mit einem Burger geſegnet hat, der von feiner erſten Jugend an, die gluͤcklichſten Fähigkeiten der Seele, mit einem aufferordentlichen Fleiß, dieſer | edlen Wiffenfchaft gewidmet, und darinnen, ımerachter fine gelehrte Bemuͤhungen fehr oft durch Krankheiten D3 unter⸗ 54 Rede von dem Nutzen unterbrochen worden , zu einer folchen Höhe gewachſen, daß er, wegen dem weitläuftigften Kenntnif, des ganzen Umfangs aller dahin dienenden Wilfenfchaften , welches er, mit einer feltnen Geimdlichkeit und Gefchicklichkeit, in das fchönfte zufammenhangende Syſtem verbindet, als einer der aröften Geifter von allen Kennern verehret wird; daß die berühmteften Naturforfcher , feine Freund- fchaft und Briefmechfel, mit einem Eifer ſuchen, der ung überzeugend beweiſet, wie reich er fey , auch den geübteften Männern, aus dem Vorrath feiner geſamm⸗ Yeten Schäßen der Weisheit , wichtige Benträge in ih— ren Unterſuchungen zu fehenken; daß die beruhmteften Geſellſchaften der Wilfenfihaften , es ſich zur Ehre rech⸗ nen, feinen Namen unter die Zahl ihrer Mitglieder eine zuſchreiben. Ditſer Edle verbindet mit feiner Gelehr— ſamkeit, eine veine Liebe für dad Vaterland und Eifer für das gemeine Belle; in feiner Seele lodert die Flams me von der Liebe zur Wahrheit, die chemals feinen groffen Stammoater Conrad Geßner entlammte, unſe— rer Stadt , nach der feligen Glaubensverbeiferung, neben dem Ruhm , die Gottesgelahetheit auf den!ioberften Gipfel erhebt zu haben, das Recht zugeben, fich gles cher Verdienfie in Anfehung der Befdrderung der Nas turlehre und Arzneywiſſenſchaft zu ruͤhmen. Hier fahe man | | | | Yraturforfchender Geſellſchaften. 55 man alſo alle noͤthige Kraͤfte vereinigt, einer Naturfoks ſchenden Geſellſchaft das Leben zu geben , und ihre Bes mühungen , nach dem beften Plan einzurichten, Er nahme die Aufforderung verfchiedener patriofiz ſcher Männer , bey denen die Liebe zum Vaterland mit der Liebe des Wahren und Guten in gleichem Grad ge paaret gehet, mit dem gröften Vergmigen an; er ber gliche die Umftande feiner Mitburger , mit den Eintiche tungen, aller in Europa blühender Gefellfchaften der- Wiſſenſchaften, um daraus die bequemſte Eineichtung fuͤr unfer Vaterland berauszubringen. Die erfte Ord— nungen und Gefere unſerer Gefellfchaft, geben hiervon das ſicherſte Zeugniß. Indeſſen fanden die weifen Stif— ‚ter dieſer Geſellſchaft nöthig , noch vor dee Errichtung derſelbigen, die Mitglieder , durch eine nöthige Kenntniß An der Naturlehre, vorzubereiten, Diefem zufola , über: wahme der wuͤrdige Vorſteher Die Mühe, in einem voͤlli⸗ gen Aufammenbange die Raturlehre zu durchgehen, und die Wirkungen der Natur „ ihnen durch Verſuche zu zeigen, die er, mit feinem hierzu volftandigen Vorrath von Inſtrumenten, ins Werk gerichtet, und damit die Vorweiſungen einer groffen Zahl von Naturalien , aus feinen weltberuͤhmten Vorrath, verbunden. Auf eine folche Vorbereitung, wurde die völlige Errichtung der ®. Dd4 Ge⸗ Re 56 Rede von dem Nutzen Geſellſchaft au ſtand gebracht, und die Stifter derfelbi- gen hatten das Vergnügen, in kurzer Zeit über 70, ib: ver Mitburger beyſammen zu ſehen, die durch ihren Eifer, diefe Gefellfchaft mit den angefeisten Beyträgen an Geld und koſtbaren Geſchenken zu unterſtuͤtzen, Öffentlich zeigten , wie jehr fie der Reit dieſer Wiffenfchaften ein genommen, und wie Iebhaft fie, von den daher flieffen den DVortheilen , überzeuget feyen. | Diefe theilten fich in zwey verfchiefene Claſſen ab; bie einten verbanden ſich, wechfeläweife, über einen ie nen beliebigen Stoff , einen , in unfree Mutterfprache verfertigten, Aufſatz vorzuleſen, und nach Befchaffenheit des Vorwurfs, die zum Begriff und Beweis dienliche natuͤrliche Coͤrper oder Verſuche vorzulegen; die neueſten Abhandlungen der Geſellſchaften und andere Werke, die zur Erkenntniß der Natur dienlich ſind, bey Haus zu durchleſen, und daraus das merkwuͤrdigſte in ſchriftliche Auszüge zu bringen, um folche ebenfalls der Gefeltichaft vorzulefen; dagegen behielten fie fich die Freyheit vor, - alles was die Gefellfchaft , in Anfehung ihrer innern Eineichtung fo wohl ald die Deconomie derfelbigen , an— gienge, nach ihrem Gutbefinden mit Ausſchluß der uͤbri⸗ gen zu regieren; dieſe wurden Membra ordinaria ge- uennt. Die andere Elaf machten die Membra Honoraria Aus, Naturforſchender Befellfchaften. 57 aus , die ſich einzig das Recht ausbedungen, den oͤffent⸗ lichen Berſammlungen beyzuwohnen, im übrigen ſich, im Anſehung der Arbeiten, eine völlige Freyheit vorbe— halten , und fich nur verpflichteten , die Geſellſchaft durch ‚gleiche Geldaufagen, wie die übrigen Mitglieder , zu uns terſtutzen. Aus den arbeitenden Mitgliedern , wurde ein Vorſteher erwehlt, der alle Gefchäfte der Gefellfchaft ‚führen und vegieren , und bey den Verfammlungen, fd wohl was ihm felbft zum Nutzen dev Gefellfchaft beyge— fallen, als was vom andern ihm angebracht worden, vortragen ſollte, dem ein Seckelmeiſter, der die Einnah- men und Ausgaben der Gefelfchaft beſorgte, darüber eine genaue Rechnung führte, und in Abwefenheit des Vorſtehers deſſen Gefchäfte verrichtete, und 2. Schrei⸗ ber zugegeben worden, deren der einte das Tagbuch von den Vorleſungen und Verſuchen fuͤhren, der andere aber, die Erkandtnuſſen der arbeitenden Mitglieder, welche die Geſetze, Eineichtungen und häufliche Ge fehäfte der Geſellſchaft betreffen, zufiummentragen füllte. „Die Befchäftigungen felbft wurden in 5. Claſſen abaes theilt, nach den verſchiedenen Hauptvorwuͤrfen der Naturwiſſenſchaft, nemlich der Raturlehre in beſonderm Verſtand der Meßkunſt, der Naturgeſchichte, der Arz nennt und der Amvendung der Naturlchre in J d:; Küns 58 Bede von dem Yiugen Künften und Handiverken, und ed wurde darauf geſehem | daß man die Vorlefingen der Mitglieder fo viel Er nach diefen 5. Theilen vertheilte. ; So fürtreflich indeffen die Früchte waren , die man von einer folchen Gefellfchaft erwarten Eonte, fo. ſahe man doch wohl ein, daß folche niemahl den erhabenen Zweck erreichen Eönte, welchen die groffen. Königlichen, Gefellfehaften erreicht, da durch ihre Bemuͤhungen dieſe Wiſſenſchaften, in ſich ſelbſt betrachtet, einen groſſen Zuwachs erhalten, und das Kenntnis des: menſchlichen Geſchlechts erweitert worden. Dieſen groſſen Zweck zu erreichen, werden die ſcharfſinnigſten Naturforſcher, aus den entfernteſten Ländern und Koͤnigreichen, durch reiche Beſoldungen zuſammengebracht, und in den Stand geſetzt, alle ihre Zeit, allen ihren Fleiß und alle See— lenkraͤfte, nur demienigen Theil diefer reisenden Wit fenfchaften zu widmen, den fie fich, nach ihrem eignen | Behmaf, ausgewehlt haben. Bey ung hingegen müffen alle Mitglieder , diefe Beſchaͤftigungen, ſo wid) tig fie in fich felbft find, als ein zum Vergnügen bes flimmtes Nebenwerk anfehen,, von dem fie Feine andere Belohnung ; ald das Gefühl ihrer Schönheiten, und | das Bewuftfeyn, zur Beförderung des gemeinen Beften etwas beyzutragen, erwarten koͤnnen. Dazu kommt nochy | Naturforſchender Geſeliſthaften. ) noch, daß die meiſten derſelbigen in einem Beruf ſte⸗ ben, der nur ſchwach mit dieſen Wiſſenſchaften zuſam⸗ menhanget. Dieſes aber kan niemand berechtigen, dieſe Gefelk ſchaft als unnuͤtz zu verachten. Iſt und die Gabe vers ſagt, durch groſſe Entdeckungen dem menſchlichen Ge: ſchlecht zu dienen, fo koͤnnen wir doch dem Vaterland nuͤtzlch ſeyn, wenn wir unſere Mitbuͤrger mit dieſen Wiſſenſchaften bekandt machen, und den Verehrern derſelbigen, welchen die Vorſicht mehrere Faͤhigkeiten und Muße geſchenkt hat, die noͤthigen Mittel erleichtern, welche, das Vermoͤgen eines einzelnen Gelehrten, gar bald uͤberſteigen. Nutzens genug, wenn edle Gemüther, welche die Auferziehung und Auffere Umſtaͤnde verhin— dert, fich in den Wilfenfchaften umzufehen , bey reifen Alter , welched ihnen diefen Mangel mit Schmerzen fühlen laͤſt, Mittel finden , die Fehler der Jugend zu verbeſſern und ſich durch unverdroßne Uebung in dieſen Wiſſenſchaften, zu Befoͤrderung des gemeinen Beſten tuͤchtig zu machen. Nutzens genug, wenn dieſe Gefell- ſchaft Anlas gibt, die Liebe zum Wahren, zum Guten und Schönen, in der Stille auszubreiten, uud unde- merkt die Sitten unferer Mitburger zu verbeſſern. Nutzens genug, wenn edle Juͤnglinge, welche den Ehe ren⸗ 60 Rede von dem Nutzen : renftelfen unfers Staatd entgegen fehen, an den groſſen b Staatsmaͤnnern, welche die Gefellfchaft mit ihrem Zu— 1 tritte beehret, Beyſpiele vor ſich finden, daß Liebe und Fleiß in den Wiſſenſchaften zu dem großen Zweck fuͤh⸗ ven, das Wohlſeyn des Vaterlandes an hoben Ehrenftel len zu befördern , da durch deren weifen Rath und Beyhuͤlfe, das Aufnehmen unferer Geſellſchaft, p wie die Wohlfarth und Sicherheit des Vaterlands, mik j gleichem Gegen. angewachſen iſt. Dergleichen Früchte konte unfere Geſellſchaft fich ver⸗ fürechen, und wir fehen fie nun zum theil glücklich zur Keife gekommen, da wir von Zeit zu Zeit, ſo vide "Wahrheit und Tugendliebende Gemüther, ſich mit une vereinigen fahen, die das. Vergnügen der Wiſſenſchaften, den unnuͤtzen oft ſchaͤdlichen Ergoͤtzungen, Die leider une ter und nur gar zu fehr zur Mode geworben, vorgezogen, amd fich Durch die vorgetragenen Wahrheiten zu vielen nuͤtzlichen Meberlegungen haben aufwecken laſſen; da man den Gefchnad an diefen Wiffenfchaften fich täglich ausbreiten ſiehet; da fich die Aufmerkſamkeit, auf den anwendenden Theil derfelbigen , zu Beförderung Des Feldbaues und nüßlicher Künfte, täglich vermehrt , da bisher diefer wichtigfte Theil der Wilfenfchaften bey ung faſt vollig ode geblieben » ungeachtet derfelbige für und ins⸗ — — Naturforſchender Befellfchaftert. 6 insbefondere beftimmt feheinet , indem GOtt unfer Ya terland durch feine Lage ſowohl, ald feine burgerliche Verfaſſung, zum Wohnplas der Ruhe und des Frie— dens gemachet hat, da fich alfo die ganze Staatstunft nur dahin einzufchranken fheint , daß die Fruchtbarkeit des Lands vermehrt, und und der Ueberſluß anderer Länder durch den Fleiß der Handelöleute und Fabricans ten eigen gemacht werde, Zu den bisher erzehlten Früchten unferer Gefellfchaft, gefellete ſich noch der öconomifche Flohr derfelbigen, da duch eine vernünftige Anwendung unfers Einftands und hbeicher Zuſchußgelder, ſchon fo beträchtliche Hülfs- mittel zu dieſen Wiſſenſchaften zuſammengebracht wor⸗ * I), welche die Aufmerkſamkeit durchreiſender Kenner ſich ziehen, und eine der gröften Zierde unferer dt ausmachen. In unfrer Buͤcherſammlung befigen wit, neben den koſtbarſten und beften Werken einzelner Gelehrten, die fich auf die fünf Haupttheile unferer Befchäftigungen beziehen, die gefammileten Abhandlun: gen Bald aller Gefellfchaften der Wiſſenſchaften in Eu— Nicht geringere Koften hat diefelbige , auf eine auserlefene Sammlung von Mafchinen ; die Unter der Natur zu erleichtern verwendet, Wir Haben: und bey den meiften , die Weltbekandte Gefchice lich: Ä 62 Bede von dem Yıuten lichkeit Herrn Branders in Augſpurg, zu nutze gemacht, i andere koͤnnen von der Fähigkeit unferer Landesieute, ach in Diefer Art von Künften, ein bewahrtes Zeugniß ablegen, insbefondere Die von Herrn Dietrich in Bafel Ä verfertigte Eünftliche Magneten, und feine neu erfindene Mafchine zu Bellimmung der Neigung der Magnetnas del, welche von allen Kennern als eine der wichtigften Entdeckungen beivundert wird. Neben dieſem, zieret unfere Gefellfehaft, eine für- trefiiche Sammlung von Vögeln, welche ein beſonderer Gönner derſelbigen mit Oehlfarben gemahlet, und bey jedem in einer finnreich ausgewehlten Landſchaft, den | Ort feines Aufenthalts und feine Lebensart ausgedruckt hat, In diefen zichen ſonderlich eine forgfältige Nbbik dung Der unterfcheidenden Merkmalen der Geſchlechter und Arten, nach den Beſtimmungen des groſſen Lin— naͤus, und die jedem eigne natürliche Stellung unſere Aufmerkſamkeit auf ſich, und verrathen den groſſe Kenner von den Sitten der Thiere, den Die unparthey ifche Welt in den neuen Fabeln bewundert, Diefe Eammlung enthaltet alle Voͤgel, die bisher in det Schweitz find beobachtet worden , ſo viel nemlich unſer wuͤrdige Herr Vorfteher und diefer Geift- und Kunftreiche Edelmann , bey einer Auſmerkſamkeit vieler Fahren, zu Geficht bringen können. Nicht Naturforſchender Befelliihaften. 6 Nicht weniger Aufmerkfamkeit verdienet, eine Samm⸗ fung von allen, in unfern Seen ;, Flüffen und Bächen fich befindenden, Arten von Fifchen. Bon diefen ift die eigne Haut , über ein nach der Geftalt ihres Leibes ge fehnittenes Stüf Baumrinden , gezogen und gedrocnet worden , wobey man fonderlich in Acht genommen, daß die Knochen der Floffedern und Fifchohren in ihrer na- türlichen Lage fich erhalten, da von diefen die vichtigften Beſtimmungen der Gefchlechter und Arten hergenommen ur. Diefe Sammlung ift von einem hieſigen Kuͤnſtler/ nach der Anleitung unſers Herrn Vorftehers verfertigt worden, der ſchon von vielen Jahren her, ſich eine zahlreiche Sammlung von gedoͤrrten Fiſchhaͤuten zuwegegebracht, welche er wie die gedoͤrrten Kraͤuter auf Wapier aufheftet, und ſo die Vortheile, die man nur der Aufbehaltung der Pflanzen eigen geglaubt, auch dies 2 der Naturhiftorie zueignet. Die gröfte Zierde unſers gefammleten Vorraths, machet die Sammlung ausgetrocfneter Kräuter aus, welche aus 36, Bänden in groß Regal: Folio beftehet, ‚deren jeder 200. Blätter enthaltet , und daher auch an der Zahl der Pflanzen wenig feines gleichen hat, fo wie fe ſich in der gründlichen und geſchickten Einrichtung beſonders ausnimmt. Es iſt dieſe, Die Frucht, einer faſt 64 Rede von dem Nutzen fait zojaͤhrigen Bemuͤhung und beiten Zeitvertreibs uns fers theureften Herrn Vorſtehers, der ſchon von feinen £indlichen Fahren an, mit einem aufferordentlichen Fleifr die Kränter und andere natürliche Corper zu fammeln angefangen, und ed darinnen fo weit gebracht, daß 4 ſchon in feinen erften Fünglingsiahren (nach dem Zeuge 4 niß des berühmten Haller in feiner Vorrede zu der y Manzengefchichte des Schweitzerlands) durch ein weits laͤuftiges Kenntnis in der Naturhiftorie, fich die vertraute Freundſchaft des unfterblichen Boerhave erworben hat ! Auf die Einrichtung diefer Sammlung hat unfer geofle Pflanzenkenner, fein ganzes Kenntnis in diefem Theil der Naturbiftorie angewendet, um die Gefchlechter und Gattungen der Pflanzen mit Gewißheit zu beſtimmen, und denfelbigen ihren wahren Namen beyzufchreiben. hi Er bediente fich , in Anfehung der Ordnung, des Linnaͤiſchen Syſtems, und zeigte meiſtens den Linnaͤt ſchen Namen, nach der in feinen Speciebus entſprechen⸗ den Nummer anz bey vielen find die Namen verfhiede ner anderer Krauterfenner und der Ort, wo Die Pflanze geſammlet worden, angezeiget. In Anſehung der Zahl der Pflanzen enthaltet dieſe Sammlung: 1. Beynahe alle Schweitzeriſche Pflanzen, nach ihren verſchiedenen Arten und Abaͤnderungen, welche er meiſtens, auf fein viel Naturforſchender Geſellſchaͤften. 6 dielen Reifen durch verfchledene Gegenden des Echiveli herlands, an ihren Geburtsort abgebrochen. 2. Die meiſten Graͤſer, die der ſelige Here D. Scheuchzer in. feiner vortrefichen Grashiftorie beſchtieben hat, und dat * biefe fremde und beſonders neue von Micheli in Italien und von Buxbaum in Rußland und Orient enldeckte Graͤſer. 3. Etliche hundert verſchiedene Arten von Moos, nach allen ihren Veraͤnderungsatten und meiftend mit ihren Blumen und Fruchttheilen. 4. Eine Sammlung don mehr ald 400, africanifchen Kräutern) welche der Heifige und gefchiekte Herr Garcin au Neue burg, auf dem VBorgebürg der auten Hofnung geſamm Jet Hat: 5. Alle Gewaͤchſe die nun feit einigen Jahren | in dem Garten der Geſellſchaft gepflanzt worden 6, Eine Menge fremder und in beyden Indien geſamm | Kia Kräuter aus den Ruyſchiſthen, ronovifchen hantifchen Sammlungen, und überhaupt find we mige Pflanjen, welche in Europaͤiſchen Gaͤrten unter⸗ halten werden, davon fich nicht etwas in dieſet Sanmilins befindet. J Neben den erzehlten Huͤlfemitteln zur Naturiſſen „iſt billig auch anzuführen der Krautergarten; I e mit vielen Unkoſten und nicht geringer Bemie | hung * Mitglieder, insbeſondere unſers Herrn Vor⸗ a E ſtehers 66 Rede von dem Nutzen ſtehers, angebauet und bisdahin unterhalten” worden, Es haben darinnen fchon bey Faufend fremde Pflanzen geblühet, worunter fich eine beträchtliche Zahl der fels tenften Arten befunden , fonderlich aus den Saamen, welche der felige Herr Gmelin, als die wichtigfte Be⸗— lohnung feiner rojährigen Reife durch Siberien , mit fich nach Haufe gebracht, und unferm Herrn Vorſteher, als feinem zaͤrtlichſt gelichten Freund, mitgetheilt hat. Indeſſen müffen wir gefichen, daß dieſer Garten , we— gen unausweichlichen Hinterniffen , nicht denjenigen Grad der Vollkommenheit erreicht , die der darauf geiwendeten, Bemuͤhung und Gefchiclichkeit unferd Herrn Vorſtehers entſprochen hätte, da und immer die nöthigen Winters Häufer gernangelt haben. Und das ſchwache Recht de nes Handlehens, nach welchen die Geſellſchaft denſelbi⸗ gen beſitzt, macht uns ſorgen, daß derſelbige nicht von beſtaͤndiger Dauer ſeyn werde, (*) 4 a “ (*) Diefe Vermuthung iſt leider in dem legt Be 1760ften Jahr eingefroffen , da unſerer Geſellſchaft dieſes Eehen entzogen worden, und fie dadurch ein fo betraͤchtliches Hilfemittel zur Erleichterung des Kenntniſſes in. der Naturhiſtorie, welches bisher mit vieler Mühe und Koſten unterhalten worden, auf einmahl verlohren bat, 3 Naturforſchender Geſellſchaften. 67 Es hat aber unfere Stadt, auch bey diefer Unvoll: kommenheit, vielfaltigen Nuten geſehen. Es können fol: ches verfchiedene Studierende bezeugen , die in diefem Garten den erſten Grund zu einer grimdlichen Kenntnis ir der Kräntergefchichte gelegt haben ; es Können folches bezeugen, ‚eine Menge der feltenften und fehönften Ge waͤchſe, welche faft in allen Garten unferer Stadt ges mein worden, nachdem fie in diefem Garten geblühet haben; es Eönnen folches auch die Mitglieder unferer Geſellſchaft bezeugen, die von Zeit zu Zeit aus den lebrreichen Vorweiſungen unſers Herrn Vorſtehers ſich —⸗ haben. J Vey allen dieſen Vortheilen, welche ſich die Geſell⸗ — ; durch die Gelvbeyträge ihrer Mitglieder, in ‚Kurzer Zeit zufammengebracht , konte fie ſich niemals ei» F beftändige Dauer verfichern. Wie leicht konte es —F | aefchehen , daß der Eifer unfrer Mitburger , für dieſe Art von Wifenfchaften erfaltete, und die Gefellfchaft daher, wegen Mangel der Mitglieder , die noͤthigen uögaben zu befizeiten auſſer Stand gefegt wurde, iR | waren wir von dem Nutzen einer folchen Ges ei + der erft, durch eine ununterbrochene Uebung —9 zu ſeiner rechten Groͤſſe anwachſen kan, | Isar überzeugt, daß wir uns nicht beruhigten, bie | E 2 wir | | 4 68 Rede von dem Nutzen wir durch Sammlung eines Hauptguts , welches hin⸗ reichend wäre, die nöthigen Aufgaben durch feine Zinſe abzutragen, von der beſtaͤndigen Dauer unſrer Geſell⸗ ſchaft verſichert waren. Wir nahmen hierbey unſere Zufucht, zu unſern Hohen Gnaͤdigen Landesvaͤtern, deren wachſames Auge auf alles, was das Wohl ihres Landes befoͤrdern kan, immer aufmerkſam iſt, und erhielten die hohe Gnade, ein ſolches Hauptgut unter ihrem Schuß durch Lotterien in ihrer Stadt und Land⸗ fchaft einzufammien, Hier fahen wir mit inniger Ruͤh— zung , einen allgemeinen Eifer ein fo nütliche® Werk zu befördern , eine Menge unferer Mitglieder, die bisher nur ald Zuhörer unfern Verſammlungen beygewohnet, nahmen bey uͤberhaͤuften Berufsgeſchaͤften, die weit⸗ haͤuftigſten Arbeiten, die die Einrichtung und Beſor— gung der Lotterien unumgaͤnglich erfordern, mit der groͤſten Freude auf ſich, ohne einigen Entgelt, als das Gefühl, für das Beſte des Vaterlands zu arbeiten, zu erwarten. GHtt fegnete diefen Eifer , und wir für ben und bald in dem Beſitz des geſuchten Hauptguts, welches fich num alle Jahr, unter großmuͤthiger Ver⸗ waltung des daruͤber geſetzten —2 , durch einen Theil feiner Zinfen vermehrt , da wir zu einen ununß ſtoͤßlichen Geſetz ae haben, daß nur ein be ſimnter Yraturforfchender Befellfchaften. 69 ſtimmter Theil von deffen Einnahme, auf die Ausgaben der Geſellſchaft füllte verwendet werden, | Und nun genieffen wir das Gluͤck, die Geſelſchaft das erſtemahl in diefer, nach ihren Abfichten fo bequemen Wohnung, verſammlet zu fehen, welche fie als ihr Eigen, thum anfehen fan, nachdem die HHrn. Vorgeſetzten voͤbl. Zunft zur Meiſen, ſchon bey dem erſten Plan ih- res praͤchtigen Zunfthauſes, mit unſe Geſellſchaft ei⸗ nen immerwaͤhrenden Lehenstractat geſchloſſen, und dem⸗ ſelbigen gemäß, die Eintheilung der Zimmer ſo einge⸗ \ richtet, daß wir fir alle Abſichten der Geſellſchaft gez’ Bequemlichkeit Haben. Dieſe haͤußlichen Beſchaͤftigungen, erfoderten bisher viele Zeit und Muͤhe, und verhinderten, daß die innere Wurſamkeit der Geſellſchaft keinen ſo ſchnellen Anwachs ethalten indeffen kan eine groſſe Menge unſerer Hand⸗ ſchriſten bezeugen, daß auch dieſe niemals aus den Au- gen geſetzt worden, wir hatten aber bisher Feine andere, Aofcht, als uns ſelbſt zu erbauen, und unſer Kenntnis zu erweitern , bis wir ung Kräfte genug gefammlet , un fern Mitburgern und der Welt nüßliche Dienfte zu lei- ſten/ welches num um ſo viel leichter gefehehen kan, da wir’ von allen übrigen Sorgen befreyet find, und ung keine andere Bemühungen übrig bleiben ,' als die Geſell⸗ i . €; ſchaft = 7a BRede von dem Nutzen schaft zu dem allgemeinen Nutzen fruchtbar zu machen. | Diefes ift Die Urſach, daf die arbeitenden Mitglieder, bey. | ihrer Iesten Zufammenkunft die Gefege der Gefellfchaft dahin abgeändert, daß, da biefelbige vorher fich nur alle, 14. Tage verſammlet hat, nun alle Wochen eine Zuſam⸗ menkunft gehalten werden, und man fich darinnen Demi ben follte, befondere Materien, die man für das gemeine, Beſte vor andern wichtig finden wird, mit verdoppeltem Fleiß zu unterſuchtn und in ein helles Licht zu ſetzen. Bisher habe ich HHrn. mich bemuͤhet, den Nuben den Naturforichende Gefellichaften dem menihlichen Ge. ſchlecht ſchenken, in einem kurzen Entwurf vor Augen zu. Yegen, und nachher einen gesreuen Abriß gegeben, was für Vorthetle unfer werthes Vaterland von unfrer Ge ſellſchaft bisher erhalten habe, und ferner davon erwar⸗ ‚ten könne, ch habe hierbey billig zu beſorgen, daR ich ihre Geduld nur gar zu lang mißbraucht habe , indeſſen kan ich nicht enden, Bis ich, gegen die verſchiedenen Claffen der Mitglieder, mein Herz der Empfindungen der Dankbarkeit, Winfchen und Ermunterungen entla⸗ den habe, Wie fehr bedaure ich hierbey, daß ich die Gegenwart unſers theureften Heren Vorſtehers miffen muß, den wie. billig, als einen Vater, Stifter und feſteſte Grundſaͤule diefer Eu Yraturforfchender Geſellſchaften. 7 bieſer Geſellſchaft verehren. Nur feine tiefe Einſichten und weitlaͤuftige Gelehrſam it machten eine Naturfor; fehende Geſellſchaft möglich , die meiſten und beſten Ver⸗ richtungen derſelbigen kommen von ihm bet, die wichtig⸗ ſten hat er ſelbſt ausgefuͤhret, und bey den Arbeiten der übrigen Mitglieder , haben feine Einfchläne und Beleſen⸗ heit nicht wenig Hülfe gekeiftet. Bey dem Mangel andes zer Arbeiten, hat er ung durch Vorweiſungen von Verfüs chen und natürlichen Eörpern, durch Nachrichten von neuen Schriften und andere gelehrte Neuheiten, aus feinen merbviedigen Briefivechfeln mit den gröften Natusfors ſchern, unterrichtet. "Er war für uns eine ſtets offene Vorrathskammer von nüklichen Kenntniſſen. Wie würdig machet ihn diefes, einer allgemeinen Liche und Hochach⸗ tung! wie würdig! daf jedes Mitglied diefer Geſellſchaft, En jeder redlicher Burger, feine Wünfche mit den meinigen dereinige, daß der Höchfte feine fo oft unterbrochne Geſund⸗ heit flärke, und ein fo theures Leben auf das hoͤchſte Alter ‚verlängere. Er fehenke ihm bald wieder mit erneuerten Leibs und Gemuͤthslraͤften, der gelehrten Welt, dem Bas terland und feiner Geſellſchaft. Ex laſſe ihn ferner, mit guuͤcklichem Erfolg, an der Erweiterung des menſchlichen Kenntnis arbeiten, fo können. wir gewiß verſichert ſeyn, w̃ unſere Geſellſchaft immer zunehmen und dem Vater⸗ land die gehoften Früchte zuwege bringen werde, E4 Ich 72 Rede von dem augen. 4 Ich ſchaͤtze es für ein befonderes Glück, daß ich ein: mahl den Anlas habe, den Höhen Standesgliedern, welche d unſerer Gefeufchaft durch ihren Zutritt die groͤſte Zierde und Anſehen geben, die Empfindungen meiner Seele zu entdecken, welche mit mir jeder vedliche Patriot fühlt, Sie find die Candle, durch welche die Vortheile der Wi fenfihaften dem Vaterland zufieffen, wenn Sie ganze Naͤch⸗ te durchiwachen, fein wahres Gluͤck zu überdenken, und durch Erhaltung, Befeitigung und Patriotifche Ausübung, unſerer von GOtt gefegneten Geſetzen und Ordnungen, zu befordern; wenn Sie das drohende Ungewitter zur Sei⸗ ten ablenken , und durch Ihre weife Bemührngen ; die langwierigſten und gefaͤhrlichſten Staatsgeſchaͤfte einem gluͤcklichen Ausgang ſich nähern; wenn Sie die Mittel entdecken, das Vaterland durch den Zufſuß fremder Gel— der zu bereichern, und des aufgchäuften Schuldenlaſtes, der Hier und dort unfer Pand druͤckt, zu entladen. Wenn durch Ihren Eifer, in den Eingeweiden der Erde Schaͤtze Ö entdeckt werden, dem immer zunehmenden Holmangel zu fenven. Doch wer will alles Gute nennen, welches Ih⸗ nen das Vaterland zu verdanken hat, Erlauben Sie mie ur, der Stiftung unferer Gefellfchaft zu gedenken, Mit # dem gröften Eifer exariffen Ihre dem Vaterland gang ge weihete Gernüther, die Vorfchläge unſers theureften Herrn Vorſtehers, und unterflüsten fie, von dem erſten Urſprung en Craturforfchender Befellfchaften. 3 an, mit den weiſeſten Rathſchlaͤgen, nur dieſen haben wir den blühenden Zuſtand derſelbigen zu danken; Ihr Bey: ſpiel lockte eine fo groſſe Menge ihrer lieben Mitburger any, | in diefe Gefelfchaft zu treten, fie Eonten eine Geſellſchaft, fuͤr die Sie ſo viel Eifer zeigten, nicht anders als dem Vaterland hoͤchſt wichtig anſehen, da ſie gewohnt waren, m Ihren Handlungen allenthalben dieſen groſſen Zweck zu bewundern. Goͤnnen Sie und ferner ihren Beyftand, theureſte Väter! umd gönnen und die Ehre, daß Sie müde von der Laft der Regierung in dem Schooß unferer Geſellſchaft ausruhen, Ihre Gegenwart wird den Fleiß ſamtlicher Mitglieder anfeuren, da fie ſehen, daß eben; Die Liebe zu den Willenfchaften Sie zu den wichtigen. Verrichtungen tuͤchtig gemacht, die jeder Redliche als | den beften Segen unferd Baterlandes der Gottheit ver- dantet. si Ich habe Ihnen HHrn. Wertheſte Membra Sftlina- aid, ‚einen ſchwachen Abriß vorgelegt, von dem Nuten, „den unſer Vaterland von uns erwarten kan; Ihre eige: nen Ueberlegungen werden Ihnen davon einen viel hel- en geben ; dieſer wird Sie überzeugen , daf bung der Pflichten, zu denen Sie fich in diefer verbunden, nicht gleichgültig fey, ımd daß Ride in Wiichten ihres Berufes unmittelbar folgen. Es; Sie er Rede von dem Nutʒen Sie werden dednahen mit Freuden ihre übrige Stunden einem fo nüßlichen Zeitvertreib weyhen. Die uͤbernom⸗ A menen Pflichten find fü leicht, daß Sie nur wenige Stunden, die wir unſern unnüsen und oft fehädlichen: Vergnügungen abbrechen, erheifchen Wir Eönnen das her yuit Recht ung inskuͤnftige einen Ueberfluß von Ar- beiten verfprechen, Wir haben ein weites Feld vor und, wo eim jeder nach feinem Gefchmad eine angenehme Arbeit auswehlen kan, und wir dörfen in der Wahl fühn unferem, Geſchmack folgen, da alle Wahrheit ihren Nutzen hat. Die Wiffenfchaften find hierinnen. dem Acker des alten Bauren bey dem Aeſopen ähnlich, dem er bey feinem Tod feinen Söhnen zum Erbe hinterlaſſen, mit der Nachricht, daß ein Schab in demfelbigen verborgen liege, deſſen Ort er aber forgfältig verſchwiege; ſeine Soͤhne gruben durch den ganzen Acker dem Schatz nach⸗ ſie fanden ihm nicht, indeſſen wurde durch die beſtaͤndige Arbeit und Umwerſen der Erde der Acker ohne ihre Ab⸗ ficht verbeffert und fruchtbar gemacht, Da, entdeckten fie endlich den Sinn ihres weifer Vaters, und fahen fich, bey der Fruchtbarkeit ihres Ackers in dem wirkfis chen Beſitz, de3 fo fehnlich gefuchten Schake, Eben fo verhält es fich mit dem Fleiß in den Wiffenfchaftene man endtdeckt nicht ſogleich einen in die Augen fallenden ® , Bote Yraturforfchender Gefellfchaften. 75 Vortheil, nichtsdeftoweniger aber trägt jede Arbeit das ihrige bey zu der Verbefferung , bis man endlich einen weitverbreiteten Nuten mit Erflaunen vor Augen fichet i Hrn. Wertheſte Membra Honoraria, ich hoffe Sir werden überzeugt ſeyn, daß ihre Beytraͤge zur Aufnahme dieſer Geſellſchaft nicht unnuͤtz verſchwendet worden, und dag Sie mit Recht ſich freuen koͤnnen, zur Exrich- tung und Erhaltung dieſes Werks durch ihren Beyſtand beygetragen zu haben, wir verehren hierinnen Ihren Eifer und Liebe für dad gemeine Belle. Ohne Ihre Beyhuͤlſe hätte dieſes nuͤtzliche Merk niemahl entfichen Fönmen, oder es hätte gar bald wieder zu grund gehen müffen. Erlauben Sig mie aber Sie zu bitten, daf Sie auch in Adficht auf die Befchäftigungen der Gefell: ſchaft ihre Beyhülfe gönnen‘; ich weiß; daß die meiften aus ihnen von Jugend an ihren Geiſt mit den Wiſſen⸗ haften ausgezieret Haben, und daß «8 ihnen fehr leicht ‚Fon muß, die Geſellſchaft durch geſchickte Arbeiten zu “erbauen. Diele haben bey ihrem Beruf häufige Gele: genbeit zu Anmerkungen, die für ung fehr wichtig und lieh kun tönnen ; überwinden Sie alfo eine Beſchei⸗ die durch ihe Uebermaß wirklich Schaden Ban u. Sie fehen mit welchen freundfchaftlichen ER Der: „6 "Rede von dem Nutzen ꝛc. Vertrauen, die Gefchäfte der Gefellfehaft, geführt wer⸗ werden, daß alle unnüße Zankſucht, alle neidifche und beiffende Beurtheilungen verbannet find, daß alle auch die geringften Beytraͤge mit einem frohen Dank anges 1 nommen werden. Was kan alſo eine Freundſchaftliche J Vertraulichkeit hindern; was kan hindern, daß nicht ein jeder ſeine Kraͤfte verſuche, dem Vaterland ohne Scheue nuͤtzlich zu werden? 4 Mir bleibt noch übrig, MHohrn. insgeſamt ein bes ftändiges Wohlergehen aus dem innerften Grund dev Seele anzuwuͤnſchen, GOtt erhalte Sie dem Leib‘ und. J der Seele nach gefund und im Segen; Er unterfüke 1 ihre edle Bemuͤhungen zu feinen Preiß und zum Nutzen des Nebenmenfchen, und laffe Sie, durch den ‚ganzen Kauf ihres Lebens, die Früchte der Weisheit und Tugend in einem dauerhaften Vergnügen ' n einerndten —* | — — — 004 Abhandlung “ Don der Sage und Gröffe der Stadt Zürich, auch denen daher rührenden natuͤrli⸗ chen Folgen. X von Dr. Johannes Geßner, ffentlichem Lehret der Mathematik und Phofls, Vorſteher der Geſellſchaft. 4 Vorgeleſen den 9. Jenner 1747: Vorbericht, Endlich haben wir es von unſerem theureften Herrn Vor⸗ ſteher erhalten koͤnnen, daß wir dieſe Vorleſung dem Publico mitzutheilen das Vergnügen haben; wir haben aus verſchie⸗ denen Gründen gewuͤnſcht, daß diefelbe in diefe Sammlung % einverleibet werde 5 fie iſt die erfie Abhandlung , die in der hiefigen Naturforfchenden Gefellfehaft verlefen worden, und fie ift vor fich ſelbſt michtig genug , um befannt:gemachet zu werden 5 dieſes find Auch die Urfachen, das wir ung.diefe Abhandlung unabgeändert, fo mie fie vor viersehen Jahren verlefen worden, von unferem Heren Vorſteher ausgedeten haben 3 Es werden fich auch unfere Lefer hieraus einen Bes griff von der Einrichtung unſerer Vorlefungen machen, daß fie nehmlich zu dem Nutzen aller Mitglieder, und duch derjea nigen, denen etwann Die einte oder andere Materie unbekannt ift, dienen koͤnnen; es wird alfo niemand fremd vorkommen, dag unfer wuͤrdigſte Here Verfaffer verfchiedene fonft bekannte Anfangsgründe der Phyſicaliſchen Wiflenfchaften hat einfliefe fen laffen, Die Serausgeber. x y ei r 2 ee fang zu machen, fo darf ich micht lang anfehen, was ich hierzu vor einen Vorwurf wehlen folle ; ich glaube achmlich, daß wir die Erfenntnig der Natur am beiten gu dem Nugen unfers wertben Vaterlands anwenden önnen, wenn wir vorhero die natürliche Befchaffenbeit Befeiben, befonderd unfezer Stadt genau einfhen, und wach dieſem Augenmerk die natürlichen Körper in das fünflige beobachten und betrachten werden. Diefes it Urfach , dag ich euch M. H. dermahlen mit einer Be über die Lage und Groͤſſe unſers urichs und die daher ruͤhrende natürliche Solgen im unterhalten gedente. ? Er go Abhandlung von ber Lage Es Tieget mir alfo ob 1. won der Lage und Gigend unſerer sſui ß zu handelt I. Derfelben Groͤſſe zu beſtimmen. I. Die Folgen herzuleiten, welche ſo wohl von der Page als der Groͤſſe derfelben nbhahgen , und entweder durch Vernunftſchluͤſſe oder Erfahrun. gen koͤnnen bewieſen werden. I Nichte ift fo klar, als daß ein jeglicher Ort der Welt einen Plag auf unferer Erdfugel einnehme: Diefer Mat laͤßt fich betrachten 1. entweder in Anſehung feiner Stellung oder Entfernung von angenommenen veften unbeweglichen Punkten; oder in Anſehung z ner natürlichen Beſchaffenheit, die man aus dem Waſſer, dem veften Band , und den umher liegende Bergen beurtheilet. Beydes zuſammen macht bie na⸗ tuͤrliche Lage aus, oder die Ordnung, nach deren ve Ort auf dem. Erdboden fich befindet, A 1. Betrachten wir die Gtellund unſers Zurichs, fo koͤnnen wir diefelbe beftimimen a. im Anfehung dei Breite, b. der Länge und c. der Höhe auf dem Erdboden; und Bröffe der Stadt Zürich. gi a. Die Breite iſt der Abftand des Orts von dem Meauator, und wird in den Graben des Merididn: Bo: gens ausgedruckt, der zwifchen dem Aequator ımd dem Ort enthalten it. Wenn die Mittag - Höhe der Sonne und die Abweichung derfelben gegeben wird, fb findet man die Aeguator = Höhe , welche von 90, Graben abge: sogen werden muß, um die Breite des Orts oder Die ihro gleiche Bol: Höhe zu Haben; man kan fie auch aus der vor und nach Mitternacht beobachteten Mittags Höhe eines nahe bey dem Pol gelegenen Sterns finden, Es wird dieſe Breite bey und gemeiniglich für 47 ze geſetzt; Herr Faͤſi (a) und Here Doctor Scheuchzer haben diefelbige genauer, aber beyde ungleich, angege— ben, der erfte für 47°, 14°, det andere für 470, 22% Es-ift und aber undefannt, Aus mas vor Beobachtungen Diefelbe beſtimmt worden. Man wird aber bemuͤhet fon dieſe Vol» Höhe auf das neue durch genaue Be * zu beſtimmen, und zu dieſem End eines ts von ſolcher Groͤſſe habhaft zu werden; daß die Minuten und Secundminuten darauf vernehm⸗ 1 feyen. (b) .$ b. Die — Exrgoͤtzlichk. p. 73. 6 Sint dieſer Zeit hat uns Herr Brander in Augſpurg einem vortreflichen Azimuthal- Quadrant und andere zu den 82 Abhandlung von der Lage b. Die Laͤnge auf der Exdfugel ift der Abſtand ei⸗ nes Orts von dem erſten Meridian; ſelbige wird Durch den Bogen des durch den Ort gezogenen Parallel - ir: kels, fo zwiſchen dem erſten Meridian und dem Meri, dian des Orts enthalten, beftimmt : man nennte diefen Abſtand die Länge, in dern ein gröfferer Strich der Er⸗ den von Abend gegen Morgen, als aber von dem Ae- tischen Inſeln oder die Infule Fortunate der aͤuſſerſte Theil der Welt geweſen, fo zu Ptolomaͤus Zeiten ges e gen Abend befannt ware, fo hat man von da an den Abftand der Derter nach der Länge der Erden zu jehlen angefangen , und durch diefe den erſten Meridian gezos gen; wiewohlen es willfürlich ware nach Belieben — einem Det den Anfang zu machen; wie dann auch aus Diefern Grund die Länge der Dexter fo verfgpieden ange geben wird, je nach dem der erſte Meridian durch er— ſchiedene Oerter gehet. Bond ziehet ſelbigen durch die Jacobs-Inſeln, Bleau durch die Inſel Teneriffa, Ricciolus durch die Inſel Palma; die Frangofer 2 den Obſervationen dienliche Inſtrumente verferfiget, | denen mir fihon verschiedene Beobachtungen angeſtellt he ben, wir wollen fie aber lieber öfters wiederholen , als mit der Bekanntmachung derſelben zu voreilig ſeyn. und Groͤſſe der Stadt zurich. 83 dald alle neue Erdbeſchreiber durch die Inſulam Ferri; andere durch verſchiedene nach genauen aſtronomiſchen Beobachtungen beſtimmte Dexter, als durch uranienburg in Schweden, Greenwich in Engelland, und durch die Sternwarte zu Paris. Und da jeder Ort der z. €, \ 25, Grad nach feiner Länge mehr gegen Abend liegt um eine Stunde fpäter Mittag bat, fo wird auch. die Hänge eines Orts durch den Yinterfchied der Zeit entweder gegeben pder gefunden. Die Lange unſers Zirichs Fan, bis wir die notwendigen Anftalten zu den aſtronomiſchen Beobuchtungen gemacht haben, nicht ge: nauer als die Breite angezeigt werden, und weichen die Herren, die ums ihre Beobachtungen hinterlaffen, auch hierinn ſehr von einander ab; Herr Saft fekt den Un— tenfehied der Zeit zwifchen Uranienburg und Zürich 25’ en Abend ; zwifchen Uranienburg und Paris 487; ich der Lnterfchied zwiſchen Zürich und Paris 23‘, Zürich) um 23° eher Mitag hat als Waris ; da mm 60, Minuten, 15. Grad des Aequators ausmachen, (ö geben 2 23‘ der Zeit 50, 45’ des Neguators , und da die Länge zu Paris von dem erften durch die Infulam erri gezogenen Meridian gleich ift 220, 30°, fo wäre ? Lange von Zürich 280, 15% Der felige Herr Doctor Scheuchzer bat Ao. 1707. den 17. Aprill die 52 Be⸗ 3 Abhandlung von der Lage “: Beobachtung der damals erfehienenen Mondsfinfternig an die Academie nach Paris überfendet , woraus Herr Maraldi (c) den Unterfchied der Zeit zwifchen Paris und Zürich 28° berechnet; hieraus wuͤrde die Länge | 290, 30! zu beftimmen feyn. Here Doppelmaier (d) fegt für, die Lange 28%, 42’, 20, Herr Tob. Meier 3 (e) 260, 10, Go daß bey diefer Ungewißheit die Be ſtimmung der eigentlichen Lage erft noch von genauen aftronomifchen Beobachtungen wird zu gewarten feyn. Ich foll aber nicht vergeffen anzuzeigen, was der rebliche und gelehrte Here Dr. Scheuchzer felbft (F) von feiner gemachten Beobachtung fehreibt. „Es muß, fagt er, „das Publicum bemachrichtiget werden, daß ich der Ob-. „fervation nicht wohl trauen darf. Es erfordern Be „uleichen Erperimente trefiche aftronomifche Lhren, wel „che vor der Obfervation ordentlich muͤſſen gerichtet „werden auf den wahren Mittag ; dergleichen eöftliche „subfidia wir hier nicht Haben, » | 4 — ( e) Mem. de l’Acad. des Sc, 1707. p. 55 * (d) Atl, Aſtronom. T. 15. (e) Mathem, Arlas T. XXIX. (£) Oreogr, Helv. p. 85, und Bröffe der Stadt Zurich. 85 ©. Wir wollen nun ferners fehen , wie richtig wir die Höhe: oder den Abitand unferer Stadt von dem | Mittelpuntt der Erden, und von dem Lifer des Meers werden ameigen konnen. Wäre die Erde eine runde Kugel , fo würden alle Theile gleich weit von dem Mittelpunkt derſelben abftiehen ; nun aber ift nach der Auscechnung. des Herrn Maupertuis (g) felbige “bey dem Aequator um 18440, Klafter oder 110640/, | oder 8, franzöfifche Meilen Höher ald bey dem Pol, und | b wäre unfer Zürich, fo fat gleich weit vom Aequa⸗ or und Bol abſtehet, beynahe um 4. Meilen weiter von dem Mittelounkt der Erde entfernt als der Pol, und hiemit auch um fo viel näher bey demſelben ald ein Punkt des k eauatord. Es ift ung aber mehr daran gelegen, Die dhe unferer Stadt über die Släche des Meers zu efimmen. Es find zwey Wege hierzu zu gelangen, nieder aus dem Kauf des Waſſers, oder aus ber Schwehre der Athmosphär. Da die Flüffe in das Meer ablaufen, fo muß diefes tiefer liegen als die übris gen Derter der Erden; wenn man, alfo nur den Fall des Waſſers mach der Länge des Wegs eines Fluſſes wi ſo wäre hieraus die Höhe eines Orts leicht zu b en, Der ſinnreiche und gelehrte öffentliche Leh- wi Msn 5 rer (66) Oeur. p. 6. zz; r — | 36 Abhandlung von der Lage ter dev Mathematik zu Danzig Here Kuhn, ein — glied der daſelbſt aufgerichteten phyſicaliſchen Geſellſchaft hat hieruͤber in ſeiner unterſuchung von dem Urſprung der Quellen und des Grundwaſſers ſo Ao. 1741. den Preiß bey der Academie zu Bourdeaux erworben hat, einen Verſuch gewaget, und beſtimmt, daß der Fall des Waſſers innerthalb einem Weg bon zoo Pariſer⸗ ſchuhen faſt allemahl uͤber einen halben Pariſerſchuh ber irage. Nun iſt der Weg der Limmath und des Rheins bis auf Baſel beynahe 15, von da auf Schenfenfcharig 85 und ferners nach Rynsburg und Catwyk, wo er fh in die Saridhügel verliert, und in die offene See ak gießt zu teutſche Meilen, zuſammen ızr M. Demnach giebt. diefe Länge einen Weg von 2.771.908 und wäre die Hoͤhe der Stadt über das Ufer des Meers 13814, Wollte man aber einen geraden Weg nach dert Meer annehmen, ſo würde felbiner ohngefehr 90 Meilen betragen , und kaͤme die Höhe von Zuͤrich auf 10308, Allein dieſe Höhe iſt allzuſehr von derie nigen unterſchieden, die aus der Schwehre der Ye mosphaͤr hergeleitet wird, als daß wir dieſelbe für wahrhaft anzugeben getraueten, Da die Luft ſchwehr if, Und mit einer Treibkraft verſehen, ſo muß die und tere von der oberen gedrückt werden, und um deſte | ſchweh⸗ ud Groͤſſe der Stadt Zurich. NY ſchwehrer ſeyn, folglich muß das Queckſilber in der Zoricellianifchen Röhren an einem niederen Ort von | der aufliegenden und druckenden gröfferen Menge der Luft höher ſteigen, und dargegen an einem höheren Dit tiefer fallen. Die mittlere Höhe des Queckſilbers iſt nach Caßini Ch) de la Hire (i) Krafts (k) und anderer Beobachtungen 28’ oder ein wenig mebr; in Zürich fan fie für 26! Pariferzol angenommen wer: den, und ift alfo der Unterfchied 18“.. Rechnet man nun daß der Unterſchied einer Linie in der Hoͤhe des Queckſibbers eine Höhe von go! über das Ufer des Meers anzeiget, ferner daß zwey Linien go» 81 oder er drey 80 RK81 8*82 oder 243° betragen , fo wird der dal des Queckſilbers auf 26; eine Höhe von 1593! oder beynahe 1600' ausmachen: Nach Mariotte 167), Nach Cahini 1251. Nach der Scheuchzeri: Tabelle 1196. Nach der Bernouflifhen Hy— votes und der von dem gelehrten Herrn Sulzer darzu verfertigten Tabelle 1568’; es würde alfo nach Iesten Berechnungen unfere Stadt fait achtmahl liegen als nach den erfien Kuͤhniſchen Saͤtzen: br 4 | Es 6 Mem, de FPAcad 1705, 23 1713 -(k) Comm, Petrop. T, IX, 88 ‚Abhandlung von der Lage. Es haben alfo diefe beyde Hypotheſes eine nähere Um: terfuchung noͤthig ehe man aus denfelben Schlüffe herleiten darf. | j 2, Die natürliche Befchaffenheit der Lage un: ſers Orts besiehet ſich a. auf das Gewaͤſſer deifelben, b. auf den Erdboden, ©. auf die umliegenden Berge, j — In Anſehung des Gewaͤſſers liegt unſere ea f an dem ben zehen Stunden langen, bis auf eine Stund breiten , und hin und wieder auf die go Klafter tisfen Se; deifen Waller von der St. Nicolausfaule zu rinuen anfaͤngt, und unter dem Namen der Aa nie durch die Stadt lauft ; die Breite bey dem Grendel ift 740°, und ziehet fich bey der unteren Brick auf 240l F zuſammen , lauft desnahen deſto ſchneller, und erweitert ſich gegen der langen Bruck bis auf 560*, allwo von. der Morgenfeite der Wolfsbach, ven der Abendſeite die Waſſer der Stadt und Schanzengraͤben in feige einfieifen und zufammen die Limmath ausmachen; vorhero ergießt fich auch in felbige das Dusch vo Aerme don der wilden Sihl abgeleitete Waller der zahmen Sihl, und etwas weiters untenher in einer Weite von 1700' die auf der Wefllichen Seite der Stadt vorbenflieffende Sihl felbft, fie vereiniger fich im | einem und Gröfe der Stadt Zurich. 89 Winkel von 45 Graden mit der Limmath, und msi zu Zeiten durch ihren Lauf das Waſſer dar Limmath in etwas auf. Nrun ſollte ich*von den in unſere Stadt geleiteten Brummen und Quellen handeln, dba aber M. 9. bien vom eine befondere Abhandlung von einem Mitglied Dies fer Geſellſchaft zu erwarten haben , ſo will ich dieſe Materie mit Stillſchweigen übergehen, und nd weni⸗ gem von dem | er Erdreich unferer Stadt veden. Es iſt daſſelbige tens ſandicht, auch mit guter Gartenerde vermiſcht; und wieder finden ſich im unſerer Stadt ſchwarz⸗ me Felſen von wilden Marmor, Das Erdreich gſeren Stadt ſcheinet auch viel veſter zu ſeyn, das in der kleineren Stadt, es finden, ſich auch in en Felſticke (1) 1, und dringet in der groſſen das Waſſer nicht fo tief in die Keller hinein, Donon auch dieſts ein Grund fan mag « dag das fl ende Seewaſſer Schleim und Lett an den Sand an: und den Durchgang des Waſſers verhindert, da egen das ſtark rinnende und ungeſtuͤme Waſſer der Sihl den Schleim und Lett wegſchwemmet und weit 1 bie Zu eindringet, gs, ce. Die (1) Scheuchzers Oryctograpl pag. 108, 2 « . 2 2 1 90 Abhandlung von der Lage c. Die Släche unſerer Stadt iſt ein wenig bergicht nach dem Lauf ded Strohms von Mittag gegen Nor den; auch erhöhet jich die gröffere Stadt nach und f nach Oftwerts von dem Ufer der Limmath an bis an i die Fortificationdwerker , von da an erhebet ſich dad I angranzende Land. weiters gegen Diten big an Sufene berg und Zurichberg , fo eine halbe bis drey Viertel Stund weit von der Etadt. entfernt und eiwan 2508 | hoch find , und fich von NOO nad) ONN ziehen. Die Kleinere Stadt Hegt faſt horizontal und nieder als die groffe Stadt; von der kleinen Stadt an erhebt” ſich das Land nach) und nach gegen Weiten an den in der Weite einer Stund entfernten Mbisberg , fo vor Albisrieden bis nach Waͤdenſchweil in die fünf Stund i Iang fich von NWW nach OSS afiredkt ; Der un. tere Theil deffelben, fo der Stadt gegen Abend vorüber iegt, iſt der hohe und ſteile Uetliberg, welcher gleich Bey dem Frieſenberg ſehr gähe wird ; die Höhe deſſel ben ift ach der von Herr Scheuchzer (m) Ao. 1711 gernachten Abmeſſung 1137’, da der Frieſenberg, der wie gemeldet an dem Fuß des Uetlibergs liegt, faſt die gleiche Höhe mit dem Suſenberg bat. Das der Uetle berg fehr Hoch ſeyn muͤſſe, kan man auch daraus — (m) Oreogr. P. 15% und Groͤſſe der Stadt Zurich. yx daß man ab demfelden 18 Hochwachten fehen kan, und daß man auf deinfelben eben die Bilanzen antrift, die auf niederen Alpen zu wachſen pflegen , als z. Ey. bie Monrauten, das Naterzinglein, Engelfüß und andere mehr. In der Weite von 3 Stunden von der Stadt erſtreckt fich yon Regenſpurg nach Baden der Laͤger—⸗ berg von RW nah NW; und faft in eben dieſer Weite von Spreitenbach bis Udorf von NEW bie W | der Zeiteroberg. Die entfernteren Berge liegen in einer Reihe Hacheinander von DO gegen SW, und find meiſtens | N Schneegebirge, die in folgender Ordnung ſtehen * Appenzeller, Glarner, Puͤndtner, Schweizer, Ur: ver, Waluiſer Alpen, davon die hoͤchſten nach barome | triſchen Ausrechnungen auf 9 bis roooo! über das Ufer des Meers und alſo im die Kooo! über Zuͤrich eis boͤhet find, im Ich koͤnte nun ferners anzeigen, daß unſere Stadt | mit Bergen die durch die Kunſt auſgefuͤhrt worden une fd , ich verſtehe darunter die Fortificationen die ı man Ao. 1642. aufgebauet hat, „ich laſſe es aber n der bisher gegebenen kurzen hiſtoriſchen Nachricht von der Cage beivenden und ſchreite N. Zu [4 f 92 — Abhandlung von der Lage E ‘I. Zu der Beſtimmung der Bröffe unferer Stadt 1. nach derfelden Ausdehnung und 2, nach der Anzahl der Einwohner. 1. Wer den von dem ſteißigen Herr Inſpector Vogel — gemachten Grundriß der Stadt Zuͤrich bey handen hat, dem kan nicht ſchwer fallen die Groͤſſe der Stadt Zuͤrich nach ihrer Ausdehnung durch die Rechnung zu beſtim⸗ men: Nach diefem beträgt die Fläche der Stadt felbften 6.099.200 Quadratſchuhe ſo ohngefehe 170 Jucharten zu 36.000! machen ; bievon nimmt Die Limmath 1,549.000° ein und alſo faſt den Dritten Theil. Rechnet man zu der Stadt ferner die innert den — ficationen liegende Vorſtaͤtte, ſo beträgt die Fläche 11,003.200°, es verhalten fich alfo die Vorſtaͤtte zu der Stadt beynahe wie 5: 6. Will man die Fortificas tionen bid an dad Glacid mit darzı rechnen, fo be kommt man vor die ganze fläche unferee Stade 15.458.314: Qugdratfchuhe , ſo beynahe 430 Juchar⸗ ten auswerfen. Bey diefer Berechnung macht dag Waſſer der Limmath , der Stadt - und Schanzengraͤ⸗ - ben‘ eine Fläche von 2.509.000, und alfo falt den fünften Theil der" ganzen Fläche aus, Den Umfang der | Etadt innert den Schangen finde 4220 Schritt, und um den bedeckten Weg 5720 Schritt , welches alfo faſt eine Stunde beträgt, 2, Run ‚ und Groͤſſe der Stadt Zurich. 93 2. Nm möchte ich wünfchen, daß ich mit eben dev Gewißheit von den in unferer Stadt befindlichen Woh—⸗ nungen und den Linwohneren ein Berzeichniß geben fönte. So viel ich bisdahin berichtet worden ‚ ſollen ſich in unferer Stadt nicht mehr ald 1300 Haufer bes finden , und die Zahl der Berburgerten Mannsverfonen die in die Zünfte eingefchrieben find folle Ao. 1730, in 2418 beftanden Haben , und fich alfo fint Ao. 1600, um den dritten Theil vermehret haben, da die Zahl der Burger dazumahlen genau mit der Yahrzahl 1600, ein⸗ | getroffen hat. Wenn alfo die Burgerfchaft in zehen Jahren um anwaͤchſt, fü fan man wohl annehmen, daß dieſelbe tie in 2500 Burgern beſtehen werde, | welche Zahl etwas geringer angenommen worden , wei ‚den die Geifilichen auf dem Lande und die Landſaͤſſen ' abzuziehen, dargegen die unverburgerten Einwohner und die Fremden beyzuzehlen waren. Will man nun anneh- ‚ men daß zu jeder Familie eines Burgerd mit Kindern und Gefinde 5 Perfonen gehören , fd kommt die Zapl der Eimvohner auf 12500. Es fommt fait ein gleiches 18 Betrachtung des Todten⸗ Regiſters heraus, die mitt- Zahl der Verſtorbenen belauft ſich bey uns auf a Berfonen , vechnet man nun dag von 25 jährlich eine fterbe, fo wird man 15005 Einwohner befommen, da 9% Abhandlung von der Lage | da aber die Verfiorbene in den Aufferen Gemeinden, die zu den Pfarrkirchen unferer Stadt gehören mit ger zehlt werden, und Die in bem Hoſpital fterbenden Lanz | destinder 5 oder z betragen, ſo muß dieſe Zahl ers tingeret werden ; und wird alfo nicht viel von 12500 unterſchieden ſeyn. (n) In London ift die Auzahl der Einwohner wohl 40, in Paris 33, in Wien 13, in Kom xı mahl gröffer; woraus fich etwelchermaffen die Verhaͤltniß der Groͤſſe diefer Städte gegen unfer Zürich abnehmen laft: J III. Da es nun an dem iſt, daß ich die ati Solgen, die von der befchriebenen Sage und Srö unferer Stadt abhangen , anzeigen foll, fo gedenke ich erſtens anzumerken , was aus jeden bemeldten Um— ſtaͤnden beſonders vor eine Folge und Wirkung durch Vernunftſchluͤſſe koͤnne hergeleitet werden. Zweytens was dieſe miteinander wirkende Umſtaͤnde auf die Waͤr⸗ In) Bey der von unſerer Geſellſchaft Ao. 1756; anche ten Zehlung der Einmohner unſerer Stadt hat es ſich gezelget , daß man fich nicht viel überrechnet, und der eigentlichen Anzabl ziemlich nahe kommt, wenn man annimmt, Daß die Familien des halben Theils det 2 2:00 Burgern aus 5 und des andern halben Theils aus + Perfonen beſtehen; dieſe Anzahl war dazumahl ırıad, und Bröffe der Stadt Zürich. 9 ‚me und Kälte, die Schwehre und Veränderung dev Luft, das Waſſer, die Gewaͤchſe und die Einwohner vermögen, und was und hiervon die Erfahrung lehre. 1. A. Die Page a. in Anfehung der Breite ſetzt und in den temperirten Weltftrich, und hiemit faft eben $ fern von den Falten Norden als den warmen Süden, Hierdurch genieffen wir die annehmliche Abänderung und den Nuten der vier Jahrszeiten, und ruͤckt die Sonne in dem Sommer bis auf 230, 52’ gegen ums \ fen Scheitel , erwärmt desnahen auch wegen dem zu— gleich auf 16 Stunden verlängerten Tag die Erde deſto Eräftiger: Im⸗ Herbſt und Frühling wird diefelbe auf 47° 22! von-unferm Scheitel entfernet, in dein Winter aber bis auf 70° 52°, dahero die Kälte dennzumahlen zus geboppelten Lrfachen vermehrt wird , indem einer⸗ 5 die Sonnenſtrahlen ſo gar fchief auf uns einfallen; und fie anderfeitd nicht laͤnger als acht Stunden über je Horizont fichet. Es muͤſſen alſo wegen der fp ver: * Entfernung der Sonnen von unſerem Scheitel ber Unterſchied der Wärme und die daher entſtehende * gen viel groͤſſer ſeyn als bey den nahe by dem A - Auator gelegenen Oertern. b. Die Länge unfers Orts hat nichts beſonders als in Veraleichung der Zeit mit ber Zeit von anderen Orts . ten 46 Abhandlung von der Bade ten die von berfehiedener Länge find; eine andere daher. | entftehende Veränderung beziehet ſich auf die Abrveichiing, der Magnetnadel im Compaß , f aber bisdahin noch auf keine gewiſſe Regel gebracht worden. | 6 * Hohe in * wir uns ei veſchant und) fern Leib ımd deffen Säfte drückt; fo daß diefelbigen, fi ch mehr erweitern und ausdehnen koͤnnen. Bey der Be rechnung daß die Fläche ded Leibe 16 Quadratſchuhe SED einen freyen Zugang auf den See hat, ſo wird eine geöffere Menge derfelden gegen die Stadt zugetrieben , wenn fie nicht Durch die aus N. und NW Dlafende Winde abgehalten werden. Nach Hert und Bröffe der Stadt Zurich. 97. Muſchenbroeks (0) Beobachtungen dünftet aus einem an der offenen Luft fiehenden Gefaͤß in einem Jahr 29” Waſſer aus, und der Dunſt deſſelben erfuͤllet beynahe einen Raum der 1000 mahl groͤſſer if als der Raum x Waſſers geweſen. Man kan alid leicht fchlieffen; wie groß die Menge dieſer waͤßrigen Dünfte in unferer Luft feyn müffe, da unfere Stadt mit ſo vielem Waſſer ‚umgeben iſt, und auch das Waffer einen fünften Theil von der Fläche derfelben ausmacht, Man fiehet ferners t der Zürich = und der Sufenberg unfere Stadt von D bis NO ziemlich bedeckt, da diefelbe hingegen von, NNO bis W den falten Nordroinden offen ſtehet, nur aß Durch den Lägerberg und Heitersberg die Winde von NW bis WB in etwas Hinterhalten werden; der etliberg und der Albis bededen die Stadt zum theil n NW bis S, und da von D nach SW eine Reihe. von Schneegebirgen fichet , ſo fin Mie Winde die daher Dlafen auch viele Zeit des Jahrs kalt, Der Sudwind der über Africa, das Mittellaͤndiſche Der , Italien und die Alpen gehet iſt warn und feucht , Wird aber durch die Schneegebirge temperirt, da hingegen der über das Eißmeer, Norwegen ; Die Nordſee und. Teutſchland blaſende Nordwind ganz 2“ G falt ke) Elem, Phyf. $, 1135. 3 i 98 Abhandlung von der Lage 4 Kalt md zuweilen feucht ift, Der Oſtwind fo durch 3 Perſien, die Tartarey, Polen, Ungarn, Deftreich blaͤſt, wird in etwas von dem Zirichberg gehindert, und if im Sommer warm im Winter falt, Der MWeftwind ſo über dag Atlantifche Meer und Frankreich wegftreicht N it meiſtens temperirt und feucht und wird von dem Uetliberg unterbrochen. Die Winde ſo aus Nebenge — genden blafen find viel gemeiner bey und, zuweilen find fie fo ungeftüm, dag Bäume und Wohnungen weggee riſſen werden; es iſt auch fo felten nicht , daß die aus entgegen geſetzten Gegenden blafende Sturmwinde, Wir belwinde und fogenannte Trombons auf unferem Zürich- i fee verurfachen. Ueber das gewahret man, daß, da die i Berge einige Winde aufhalten, zuweilen ganz verfehiedene Winde in der oberen und unteren Luft blafen, welches % man aus den Windzeichen und der Bewegung der Wok fen wahrnehmen kan. Endlich machet und die Lage des Zürich - und Wetlisergd gegen Morgen und Abend mehrentheils einen fehr warmen Sommer, da von dem einten Berg Vormittag und von dem andern Nach: mittag die Sonnenftrahlen gegen unfere Stadt aric. prallen. a B. Die Folgen die aus der Bröffe der Stadt und der Menge der sEinwohner zu ziehen haben nicht bloß und Gröffe der Stadt Zürich. 99 bloß allein ihren Nutzen in dem Cameral⸗ und Policey: weſen, ſondern ſie erſtrecken ſich nicht weniger auf die Geſundheit und das Leben der Menſchen. Die Erfah⸗ rung Iehret, daß ein gefunder Menſch in temperirter \ Luft täglich ohngefehe 2! Pfund durch die unempfind⸗ liche Ausduͤnſtung verliere, welches bey 12500 Einwohnern täglich 3123 Eentner beträgt, zu dieſen kommen noch die Dünfte aus den vielen unreinen heimlichen Dertern, den Kiechhöfen , den Hofpitäleen, der Meg s der Dampf und Rauch verbvennlicher Marerien aus fD dies Im Küchen, Oefen, MWerkftätten, die Häufige Ausduͤn⸗ fung aus der durch die Schanzen vermehrten Erdfläche; Wir find deinahen immer mit einer von fo vielen dem Athemhohlen Hinderlichen Dinften erfüllten Atmosphär umgeben; ; auch wird durch das Einathmen der Luft £lich ein groffer Theil ihrer Elaftisität entzogen, daß defto weniger zum Athemhohlen geſchickt wird, Bi e ich zu dieſem allem moch hinzufügen , daß f wenn mehrere Eimvohner in dem Bezirke einer Stadt befinden , die Gelegenheit zur Meppigkeit , wo— man fich viele KrankGeiten zugiehet , viel aröf werde, umd auch die entftehende epidemifchen Krankheiten fich viel weiter auebreiten , fo glaube daß ich mit allem Mecht den allgemeinen Schluß machen 8: koͤnne 100 Abhandlung von der Sage fönne (p), ed ſeye ein Ort defto weniger gefimd, eo mehrere Einwohner fich darimen aufhalten. Es beit tiget Diefes auch die Erfahrung der meiſten Swibenten, —4 die. und Todtenregiſter von den auf dem Land und Stadt verftorbenen Perfonen geliefert haben , welche zei: gen, daß immerhin auf dem Land 3 weniger von glei cher Anzahl Menfchen fterben als in der Stadt. 2. Es bleibt und noch übrig anzuzeigen , was die er⸗ wehnte miteinander wirkende Umſtaͤnde der Lage und Gröffe für Folgen bervorbringen in Anfehung der Waͤrme und Kaͤlte, der Schwehre und Veraͤnderung der Luft, des Gewaͤſſers, der Pflanzen und Einwohe ner, iu fo weit dieſes alles durch die Erfahrung J— kannt wird. J— Die Wärme und Kälte zeigt nach ihren verſchie⸗ denen Graden der Thermometer: Dann da die Wärme, die Coͤrper ausdehnt und die Kalte zufammenzieht , ® müffen die Grad des in dem Thermometer fich aus⸗ dehnenden Weingeiſts oder Queckſilbers die Grad der Waͤrme und Kaͤlte anzeigen. Nur kommt es bau an, daß man Diefe Grad richtig angebe, ı die Veränderungen darnach beftimmen zu Können. Zalley — (p) Conf, Sũsmilch Goͤttl. Ordnung Cap, 2. und 8, | | 2 und Bröffe der Stadt Zurich, or |; Zalley Ca) bat zuerſt angezeiget, daß dad Waſſer wenn es ſiedet feinen hoͤchſten Grad der Wärme erhalte, und auf der andern Seiten, daf die Kalte des Waſſers, wenn es zu gefrieren anfangt, auch feinen beftimmten und beftandigen Grad habe; ferners daf im dem unter irdiſchen etwas tiefen Höhlen die Luft temperirt feye, und weder ju Sommers - noch Winters - Zeit abgeanz. “dert werde, Hernach hat Sarenheid (r) diefes alled genauer beftimmt und gezeiget, daß die Warme des ſiedenden Waſſers erſt dannzumahlen beſtaͤndig fey, wenn die Schwehre der Luſt gleich bleibet, daß hingegen das Waſſer bey leichter Luft ſchon anfange zu ſieden, wenn feine Wärme viel geringer iſt. Aus dieſen Beobachtun⸗ gen hat der befannte Erfinder eines allgemeinen Wär: memeſſers Herr Michel du Lreft (s) feine Thermo- ‚meter reglirt, nehmlich nach der Hitze des fiedenden 63 Waſſers 4) Philof. Tranſact. Num. 197. p. 650. - (r) Philof. Tranſ. N. 381. Art, I. (s) Defiription de la Methode d’un Thermömetre Uni« ü G verfel. Daris 1741. 8. Sinther hat unfer Herr Vor⸗ fieher diefe Materie weitläuftiger in der Differtatione de " Theimofcopio Botanico. Tiguri 1754, abgehandelt, und Here Micheli felbft in den Adtis Helveticis, Vol. ” Bafıl. 1758. h a | J Waſſers bey beſtimmter Höhe des Queckſilbers im Ba rometer, und dem Grad der Kälte des Waſſers in dem, # Eiß. Dieſer Unterfchied der Wärme dehnt den rectiſicir⸗ ten Weingeiſt in der Proportion 898%: 1009 aus, und kommen von dem Grad der Wärme im fiedenden Waf Ü fer bis zu der temperirten Luft zoo dergleichen Theil i oder Grad , md von da bis zur Kälte des Waffers im Ei 165 heraus. Nach diefem Thermometer iſt der Grad der Kälte bey und in falten Wintern 22, und de Grad der Wärme bey gar heiſſem Sommer auch beynahe R 22, desnahen gleich weit von der temperirten Luft ent fernt , und ift alſo die Proportion der Ausdehnung wie 877:931. Nach den mit eben diefem Thermometer verglichenen Beobachtungen war die Kälte Ao. 1740. in Paris 2110 Ao. 1742. 231° Ao, 1709. 261°; A0.1745, ‚102 Abhandlung von der Lage in Tübingen 313°; im Veteröburg Ao. 1735. 1610 und die geöffefte Wärme 191%. Es wäre zu wuͤnſchen, daß der felige Here Doctor Scheuchzer die Beobach⸗ tungen der Witterung , die er von Ao. 1705. bis 1733. gemacht, und theils in den Naturgefchichten des Schwei— tzerlands, theils in den Breflauifchen und Erforder Sammlungen aufgezeichnet Hat, in Anfehung der Wär: me und Kälte mit einen reglirten Thermometer gema ht Hatte, ſo wären wir num im Stand aus der fo lange Reihe |? und Gröffe der Stadt Zürich. 103 ji Reihe feiner feifigen Beobachtungen verfchiedene nuͤtzliche \ Folgen zu ziehen, EB. Die Schwehre der Luft trägt ben uns felten eine geöffee Säule von Quedfilber dann 27”, auch fällt fie niemahlen oder felten unter 26 und ift alfo die mittlere Sir des Queckſilbers 263”, umd der Lnterfchied der Veränderung 1“ oder 12”; auch ift es gar nicht unge: wohnt , daß bey unaeftimen Winden fonderlich dem S und SW der Barometer in wenigen Stunden 5, 10, 12“ fallt, da er hingegen bey Nund NO eben ee ſteigt. x Die Veränderungen der Luft find fehr gemein and bringen ung verfchiedene Luftgefhichten hervor. Es zeiget ſich aus der Vergleichung der Witterung in ver— ‚ihiedenen Jahren, daß die Winde fo am meilten bey und | blafen fyen S. W. N. SW. NW. dargegen a wenigſten SOO. RWW. SOB. NOD. SEO. e übrigen, nehmlich O. SO. NNW. NO. zeigen » etwas mehr. Die Ungewitter find nicht felten, donnert jaͤhrlich etwan zwoͤlf bis zwanzig Tage mei⸗ bey SW. W. ‚und darauf folgenden NW. oder j . Der Regen und Schnee fallen häufig , und die Zahl der Tage in denen es vegnet verhaltet ſich zu w 64 den 4 ir; 104 Abhandlung von der Lage j 4 den übrigen beynahe wie 100: 365 fo fat 3 ausmacht; ‘ es regnet aber md ſchneyet meiftens bey SW. RE I, NW, felten von Norden, und gar nicht von a Die Reifen find fonderlich den zarten und frühen Ge: h waͤchſen ſehr ſchaͤdlich am meiſten wenn nach vorge⸗ angenem S. oder SW der Wind von NO zu blaſen anfangt , wie ed dann auch öfters bey NW. NO ſtark hagelt, ! Die Menge des herabfallenden Schnees und Regens wird nach der Höhe der Zollen gemeffen, auf welche das in einem Geſchirr gefammelte Regenwaſſer ſteiget; es beträgt zumeilen in einem Monath 7 bis ge zuweilen nur 1%, und wenn man die Summe durch ; das ganze Fahr zufammenrechnet , ſo kommt die mitte lere Höhe auf 3234 welches auf unſere Stadt 352.446. 6434 Centn. Waſſer betraͤgt: Ss iſt alſo leicht au erachten, daß ſowohl dieſes als das durch die Hitze von den Schneegebirgen abgeſchmolzene Waſſer Ds Eißes unſere Ströhme heftig verandere , wie dann die: aus den Schweißergebirgen entforingende Sihl oft mit Gewalt und Ungeſtuͤm anwachſet und ueberſchwemmun, sen verurſachet, beſonders wen dieſelbe noch den Lau ver Limmath aufhaltet. Da u EEE ae und Groͤſſe der Stadt Zürich. 108 Das Abnehmen und Aunehmen der Limmath laͤſt ſeh am beeuemſten mit einem Stab an einer Mauer bey welcher vie Limmath vorbey flieſſet abmeffen ; der unermiidete Herr Dr. Scheuchzer bat diefe Abmek fung an der Mauer der Warferfirche vornehmen laffen, und findet fich , daß das Zunehmen das Abnehmen im Aprill, May und Srachmonath übertreffe , und hiemit dannzumahlen der Fluß amvachfe , da er hingegen vom i 6) erbſt- bis Chriſtmonath allezeit Kleiner wird ; in den rigen Monathen. überteift das Abnehmen den Zus wach derfelben ; woraus fich alſo fehlieffen lalt, daß die Limmath nicht ſo faſt in den Monathen , wenn es am meiften regnet anwachfe, fondern erſt dannzumahlen venn zugleich die Wärme in den benachbarten Gebirgen Es Schnee auflöfet. gch uͤhergehe mehrere Umſtaͤnde von den Willerungs— * mit Stillſchweigen, weil hiervon in einer ei— Abhandlung von einem Ehren = Mitglied diefer efap wird Nachricht gegeben werden : Nur fol J einen Eugen Auszug aus den Anmerkungen beyfuͤgen, e der gelehrte Derham (t) aus DVergleichung dee 1 ihm zu Upminfter,, unſerem Herr Scheuchzer in und Her Tilli in Piſa Ao. 1708, gemachten ine En mieteo. 2 - (€) Phil, Tranſ. N. 314. 106 Abhandlung von der Lage | meteorologifchen Beobachtungen gezogen; Er findet dDaf, obgleich Die Wärme in der Schweitz geöffer als im | | Engeland, doch an beyden Orten die Warme und 4 ‚Kälte um gleiche Zeit anfangen, und gar oft miteinans der eintreffen, daß überdas die Winde oft übereinkoms men wenn fie nehmlich ftreng find, und lang währen; infonderheit wern fie von Norden oder Oſten wehen; daß das ganze Jahr hindurch der Barometer in Zuͤrich tiefer ſtehe als zu Upminſter, und zwar zuweilen uͤber 2 Englifche Zolle, gemeiniglich aber ſeye der Mittelun⸗ terſcheid ohngefehr ein halber Engl. Zoll, woraus zu ſchlieſſen, daß Zuͤrich eine Viertel Engliſche Meile hoͤher liege als Upminſter in Gegenhalt der Flache des Meers, oder daß Zuͤrich weiter von dem Mittelpunkt der Erde entfernet ſey als Upminſter; daß, je naher ein Ort ge gen dem Vol liegt, je groͤſſer auch die Aenderung deal Barometers ſey, zu Zürich 1, zu Paris 1 — u N Upminfter 1 6; daß das Queckſilber zuweilen zwar an zwey und mehr Orten falle und fleige, Doch daß ſch dieſes mehr zugetragen zwiſchen London, Lancashire, Paris und Upminſter, als zwiſchen Upminſter und Zürich ; ; daß es öfters regne zu Upminſter als Züri und Piſa, daß aber die Menge des gefallenen — durch das ganze Jahr, ſonderheitlich im Herbſt⸗ und, m un et IE y a und Groͤſſe der Stadt Zurid). 107 Wintermonath zu Zürich und Piſa gröffer fen als \ gu Upminfter , daß vermuthlich die Wirkungen der \ Schweiterifchen Alpgebivge felbft in Engelland ſpirbar \ even; daß die Höhe des gefallenen Regemvaffers zu 3274, zu Piſa — * zu Paris —* zu Rofel u Apknihter 19,7, alles in Englifcher Dei : hrage. * Es folgen die Wirkungen der Lage uuſerer Stadt auf die Bewächfe ; da aber diefes mehr zur Natuchi- ſtorie unſers Landes als der Stadt gehöret, fo wird es genug ſeyn anzuzeigen, daß die temperirte Himmels gegend unter deren wir wohnen, und die häufigen Aus⸗— Dinftungen, die und Regen und fruchtbare Zeiten be- ſchehren, vortreflich zu dem Wief - und Dbs - Wache, Acker = und Reb⸗Bau angemeſſen ſeyen, und daß we— gen den verſchiedenen Hügeln und Bergen die Weinre— ‚ben ‚, wenn fie an Orten, die dem Nordwind nicht J ausgeſetzt ſind, gepflanzet werden, gar wohl Be nur daß die Kälte des Winters und die ‚Bar Reifen den Reben, fowohl als den zarten und frühgeitigen Gewächfen nicht felten Schaden zus wid u. ru Endlich * 108 Abhandlung von der Lade Endlich foll ich von den Wirkungen der Lage und Grofe unferer Stadt auf die Lörper der Eins - wohner noch einige Betrachtungen beyfügen, Die vornehmſten Wirkungen entfliehen: 1. Bon der dünner ren und fubtileren Luft, 2. Bon den häufigen wäflerie gen Dünften. 3. Bon den ſtarken Abanderungen der ‚Wärme und Kälte in der Schwehre der Luft und den Winden, 4. Von der Menge der Eimvohner, 1. Die Luft, welche bey uns beynahe „5 mahl we— niger drüct als in Holland, macht den Bau unſers - Leibes etwas lockerer und zarter , die fluͤßigen Theile verden weniger gedrückt , dadurch gefchiehet es, Daß fie nicht fo dicht fondern vielmehr locker werden , und daß der ganze Leib eine deſto aröffere Erupfindlichkeit ‚bat, ß 2, Die wäfferigen Dünfte, die befonders die E— gen Oerter der Stadt in ſo groſſer Menge erfuͤllen, ſehwaͤchen das ganze Geweb der aͤuſſeren Haut und beſonders der Lunge: Kommt hierzu noch bey groſſer Hitze eine Faͤulnis in den ſtehenden Waſſern der Grde ‘dein Imd anderer an dem Eee gelegenen ſumpfichten “Gegenden ; fo verurſachet dieſer Gefiant anmoch eine“ Zufammenziehung dev veſten Theile und der Schwei lo — und Bröffe der Stadt Zurich. 109 löcher der Haut, es entitehen verfehiedene irreguläre Fieber, wo nicht diefe fchadliche Ausdunftungen durch die Winde zertheilt und verwehet werden, 3. Die heftige und einsmablige Abanderungen der Witterung haben deſto ‚aefährlichere Folgen , weil fie auf einen zärteren Leib wirken: Man bebente nur, wenn einsmahld der warme Suͤdwind auf den dorhergegangenen Falten Nordwind zu blafen anfängt, und darbey die Veränderung des Queckſilbers in dem | Barometer so bis 12’ beträgt , fo wird der Leib, deſſen Gefaͤſſe durch die ihn umgebende und druͤckende | Luft genugſam geftärket worden um die Säfte zu Hals ten und zu beivegen , munmehro um 31. Gentner weni⸗ ger. gedrückt, «3 muß fich demnach das in den Ges faͤſſen befindliche Gebluͤt durch feine Treibkraft erweite— ven, und mehreren Raum ſuchen, hierzu kommt noch Warme des Sudwinds , wodurch die Säfte fich noch mehr ausdehnen, md der, weilen er gemeiniglich noch feucht it, den Bau der veften Theile ſchwaͤcher FJogt; es iſt alſo eben ſo viel als ob in die Adern ungefehr oder 5 mehr Gebluͤt gekommen wire; E wo, joll fich dieſes Raum verfchaffen? es muͤſſen ae ja nothwendig die einte und andere Theile, befon- 110 Abhandlung von der Lage befonders die am fich ſelbſt ſchwach find , oder ſchon etwan durch vorhergenongene Krankheiten gelitten has ben, mehr und zum Nachtheil der Geſundheit uber: 3 fuͤlt werden. Wann dann auf dieſe Veraͤnderung in die Waͤrme wieder eine einsmahlige Kaͤlte bey blaſen⸗ dem Nord, NO, NW entftehet , fo zeiget ſich die Wirkung allervorderft an den der Kälte ausgeſetzten äufferen Theilen ; die durch die Wärme an die Haut und Lunge gezogene Feuchtigkeiten werden Durch bie fimdheit dienliche Ausduͤnſtung Hinterhalten , verſchie⸗ dene Verſtopfungen in der Haut, oder ueberfülungen der inneren Gefaͤſſe, oder beydes zugleich verurſachet. Es iſt alſo leicht zu erſehen, daß nichts ſo ſehr die Kraft der veſten Theile unſers Coͤrpers ſchwaͤche, al die durch dergleichen geſchwinde Veraͤnderungen ben urfachte Ausdehnung und Zuſammenziehung; es be; 1 gegnet alfo unſerem Eörper was einem aus Gtahel äubereiteten Bogen, der durch öfters wiederhofte ge⸗ waltſame Ansdehnmgen feine Treibkraft nach und. nach verlieret, und unnuͤtz wird. Ueber das ift die Bu v. J 3 und Bröffe der Stadt Zurich, 111 Beſchaffenheit unſers Leibes wegen der duͤnneren Luft und den vielen waͤſſerigen Duͤnſten zaͤrter als an an— deren Orten, wenn er nicht durch die Arbeit geſtaͤrkt | und erhärtet wird; und dieſes alles hat auch einen etwelchen Einfluß auf die Temperamente und Gemüthe art unferer Leute Der felige Herr Dr. Stheuchzer Hat jich von diefer Leichte der Luft die Urſach des Heimwehe der Schweißer herzuleiten bemühet (u), wiewohlen er nicht geringen Widerfpruch von Herr Verzaglia (x) und anderen Mitgliedern der Acade: mie zu Bolognen deſſentwegen zu gewarten gehabt hat, Dieſes iſt gewiß, daß bey dieſer Krankheit vielmeht Die Auferziehung, und die abgeaͤnderte Lebensart, be: fonders bey denen , die an die Milchſpeiſen gewohnt find, in Betrachtung zu ziehen , als aber andere Ur- fachen ; auch laͤßt fich diefe Krankheit an wenigen bon unferen in die Fremde reifenden Butgern verfpüren, wenn fie nur ihre VBequemlichkeiten dafelbft haben 4 Die die Menge der Linwohner einer Stadt Gefundheit Hinderlich fen, it fehon oben gejeiget J er Lu) Naturgefihichte des Schweiger, Th, (x) Comment, Inftitut, Bonon. T, 1, 112. - Abhandlung: von der Lage Es uͤberzeugen uns von dieſem allen die Beobach- tungen der bey und fürnehmlich fich aͤuſſernder Kranke heiten, wie felbige Durch Das ganze Jahr abwechfeln, In der Zeit des Herbſts und des Frühlings, da die ſtaͤrkſte Abaͤnderungen vorgehen, iſt nichts gemeiners als allerhand Arten Flußfieber, Lungenverſtopſungen, Entzuͤndungen der Augen; Pocken, Scharlachficher Frieſel u. ſ. w. Iſt, die Hitze des Sommers heftig, ſo finden fich nicht felten Hirnwuth und ſchlimme hisige Sieber ein; und mebrentbeild bey Ende des Augſtmonaths und anfommender Kälte von zuruͤckge— triebener Materie verſchiedene Arten des Durchfalls und die rothe Ruhr, wie wir deſſen verſchiedene Erem ⸗ pel vom Ao 1705. 1708. 1712. c. beſonders von letzt abgewichenem 1746. Fahr anführen koͤnten: Es ſind auch ſonderbar ſint einigen Jahren bey uns das ſo ge⸗ nannte Purpurfieber und die verſchiedenen Arten von Frieſel ſehr gemein worden. Die meiften Krankheiten aber , fo fich faft durch das ganze Fahr aͤuſſeren, find die verfchiedenen Arten Erampfichter und ſchmerzhafter Spannungen, und Zuſammenziehungen, das Zipper⸗ fein, die Gleichſucht, die verfchiedenen Krämpfe in Bliedern, Hauptfchmerzen , Zahnwehe, Magenkrampf/ Engbruͤſtigkeit, Nierenbeſchwerden und dergleichen, welche Krank⸗ * 9, und Gröffe der Stade Zürich), 113 Krankheiten alle , fo wohl ald das Purpurfieber , von gleicher Urſache hergeleitet werden Eönnen ; denn es werden auch durch die natürliche und ordentliche Ye wegung der Säfte die veften Theile angerieben, und die Salze der Hüfigen Theile feharfer , und diefe pflegt die Natur in dem gefimden Eorper entweder durch die Ausdampfung der Haut, oder den Urin auszuführen, woferne fie aber binterhalten werden, fo bleiben fie im den Gefäffen der bautichten Theile ſtecken, und verur⸗ füchen die erzehlten fehmerzhaften Zufälle 5; die zarte Eonftitution unferer Leiber, und die heftigen Abände rungen der Witterungen Binterhalten nicht nur öfters die Ausdämpfung der Haut, fondern fie treiben noch die Säfte häufiger im die inneren Theile zurück, fie ſchwaͤchen alſo fo wohl die Haut ald die inneren: Theile des Leibes, und geben hierdurch Anlas, daß gemeldte Krankheiten fich öfters wiederum von neuen melden Wenn ich annoch zugleich unfere Lebensart mit anfuͤh⸗ ren wollte, ſo wuͤrde fich zeigen , daß der Anlas zu diefen Zufällen noch gemehret werde, indem wir mei: ſtens durch unfer beftändigeds Eigen , ald welches fe wohl der Fleiß in der Handelichaft als in dem Stu— diren erfordert, die Kräfte des Leibes verringeren, und € ur durch die vielen warmen Getränfe von Thee . H umd 114 Abhandlung von der Lage ıc. und Coffee die fehädliche Materie mehr an die Haut als zu den Gefäffen der Nieren hintreiben, und alfo die fonft zarte und den aͤuſſeren Zufallen ausgefekte Haut fehwächen. Ich ende diefen meinen Vortrag , in welchen ich mir vornehmlich habe angelegen feyn laffen, das über diefe Materie allbereits bekannte zu unterfir- chen, mit dem einen umd anderen neuen zu vermehren, und daraus nüßliche Folgen herjuleiten : Es ift ung aber noch vieles und wichtiges in Diefer Materie unbe: kannt, swelches fich erit durch genaue und fleifige Be obachtungen und Unterfichtingen wird entdecken laffen; ich habe alfo zugleich ein überzeugendes Beyfpiel von dem Nuten und der Nothwendigkeit einer Phyſicaliſchen } Befellfchaft vorgeleat , in der angenehmen Hofnung , dag Ihr M. H. euch mit mir ein Vergnügen machen werdet, in das künftige mit vereinigtem Fleif auf der⸗ gleichen nuͤtzliche und unſeren Abſichten ange: meſſene Entdeckungen bedacht zu ſeyn. * IR 7 N) + Kurze Belchreibung des Ader = oder Feldbaues im Land Appenzell. von Laurentius Zellweger, Med, Dr. zu Trogen. Der Gefellfchaft vorgelefen den 13, Octobr, 1760, a 55 u ie — 858 ? Be u Del srengeet, ER, j; 8 J * ſt zu wiſſen, daß das Erdreich durchge— re hends bergicht, rauh und hart, wenige : waͤſſerig und ſumpfichte Gegenden ausge nommen, kan aber aller Orten durch Arbeit und Din: gung fruchtbar gemachet werden, 2, Sf des unangebauten sErdreichs halber zu bemerken, daß felbiges von ungleicher Art, da das einte, obſchon trocken und hart, dennoch etwelche Kräuter und mager Gras (wie auch gemeine Tannen und Lortannen oder Lerchen und Reckholderſtauden ıc.) gebiert, ſo von groß und Eleinem Vieh abgeätet wird , das andere aber nur milden Sevi, und gar das allerfchlimmfte nur hart, ſpitzig, kurz Gras trägt, wie Burft, welche beyde ohne Nutzen, und Sevi = und Burjiboden genennet wer | den; das wäfferige Erdreich zeuget Ried, fo ein Futter = vor die Pferde; mager lang feucht Gras, Streue ge nanntı | Dom Ader --oder Feldbau ıc. 117 nannt, Fahrn und dergleichen zum Mitmachen dien- Sich, worvon unten. a 3. Ein Buth mwird genannt der ganze Umfang des don einem Landmann eigenthüumlich befisenden Stück Bodens von Acer, Weid ıc. welche mit Hägen umge- ben oder umzaͤunet werden ; ein Acker, worauf Heu und Embd gepflanzet wird; Weid, wo das Vieh zu Sonmmerszeit das Gras wegfrißt; Wieſ, wo Ried Streue wachßt, dahero Riedwieſ, Streuewieſ und ch Streue-Maaſ; Baufeld und Brach, wo aller- ley Korn und Huͤlſenfruͤchte gepflanzet werden; Saar⸗ garten, wo Flachs gezeuget wird; ic. 4. Iſt zu beobachten, daß ein jeder Bauer ſein Haus und Stall oder Gaden auf feinem Guth ſtehend Hat, dahero die Haufer durch das ganze Land zerſtreuet ſtehen, welches ſowohl wegen der täglichen Aufſicht als der gelegenen Düngung ꝛtc. eine Bequemlichkeit ift , fo ‚bie nur in Dorfjchaften gefammlete Bauren wegen Ent: Tegenfei ihrer Guͤther nicht Haben Können, zu welcher Bequemlichkeit aber die groffe Menge der Brunnquellen, da ein jeder Bauer, das Menfchen und Vieh fo noͤ— ge Waſſer durch Teuchel zu feinen Scheuren lei: ‚kan, nicht wenig beyträgt, durch welches Mittel * 53 auch 118 Vom Ader - oder Selobau auch die Luft und Straſſen in Dörfern diefes Lands reiner behalten werden. 5. Die Güther . werden. ſowohl gegen der angren- zenden Nachbaren Guͤther, ald eines jeden Ader umd Weid beſonders umzaunet , worbey die Ordnung eingeführet, daß wann zweyer Nachbaren Aecker ‚oder Weiden aneinander ftoffen , felbige den Zwifchen -Hag oder Zaun den Marchen nach in gemeinen Koften auf: ö führen und unterhalten muͤſſen; wann aber des einten Weid an des andern Acker ſtoßt, iſt der Beſitzer der Weid pflichtin dem Acer, wie die Redart lautet, Schuß und Schirm zu geben und den Hag in feinem eignen ; Koften fo lang in Ehren und Beltand zu erhalten, bis er aus feiner MWeid auch Acker mache. Diefe Eivil- Ordnung fan eint und anderen vermögen , daf er feine rauhe Weid auch zu Heuwachs verbeffert, damit er von dern beſchwerlichen Hagen um die Helfte erleichteret werde, 6. Die Zaͤg werden meiftend von Latten und. Stecken auch Scheyen aufgeführt , ſeitdem fich aber hin und ber ein etwelcher Mangel des hierzu erforderlichen Holzes ereignet, hat man fehon eine geraume Zeit her LCebhaͤg, infonderheit den Strafen nad), aufzuwßanzen getrachtet, worzu man ſich dee Dorn-Geſtraͤuchen, Hagen⸗ im Land Appenzell, 119 Hagenbutten (welche am gefchtwindeiten einwurzeln und aufivachfen) Hafel = und anderer Stauden - Gavachfen, auch Eleiner Tannenbaumen ; bedient , welch Icktere, wenn ihre Aeftlein Einftlich ineinander gefochten und alljaͤhrlich gefchickt befchoren werden, die ftärkite, daur- baftefte. und zugleich die fchonften Haͤg ausmachen, de ren weggefehorne Abfchnitt Sodann in die Defen zum einheitzen, meiftens aber auf die Miſthoͤf (worvon her nach ) geworfen werden. | | | 7 Iſt noch zu bemerken, daß man uͤberhaupt in die⸗ ſem Land mehr auf Zeu- als Korn: Wachs bedacht, und mehr um Strohs = zum Miſtmachen, als um der Srucht - willen das Erdreich anſaͤet, obſchon daſſelbe, wenn es wohl gedunget wird, reichlich ausgiebt, Die Urfachen mögen folgende ſeyn: 1. Weil das Korn: Plangen mehr Zeit und Mühe erfordert als der Heu: wachs, welche Zeit die gemeine Leut zu denen im Sand N üblichen Fabriques anzuwenden haben; 2. weil die ber- gichte Gegenden vielen Ungewvittern und ſtuͤrmigen Win: den unterworfen, welche das Kom mehr als das Heu verderben umd ‚öfters zu Boden werfen, und 3. weil man allerhand Frucht mit wenigern Unkoſten als bey eignem pflanzen, aus dem in a Schwabenland der haben fan ꝛc. 24 IL. wenn 120 Dom Ader - oder Feldbau 11. 1. Wenn man unfruchtbar sErdreich, von was Art es fey, zu geſchwindem Heuwachs anbauen wild , wird daffelbige zuerſt durch einen von 3 paar Dehfen gezogenen Plug umgefehret , alfobald durch Haven Hein zerhacket, mit Haber angefaet (diefer wie bey allen anfaen gebraͤuchig durch Egken untergeſcharrt) und mit dem beſten Kuͤhmiſt dicht uͤber und uͤberleget; warn dann der Haber ı4 oder faſt 2 Schub hoch auf 4 aefchoffen , wird feldiger dem Vieh wegzufreffen über: laffen oder auch abgemähet und bey wiedermahligem auffchieffen das mähen wiederholet, und auf diefe Weite bat man fich des folgenden Jahrs ſchon des berten Heu: wachſes zu erfreuen, { 2. Andere Bauren , infonderheit Diejenigen welche nicht mit Ueberfluß an gutem Miſt verfehen, gehen anderft zu Werk: Es wird nämlich das befiere Erdreich (S. Iſten Abfchnitt $. 2.) umgepflüget, ein Fahr. lang den Einflüffen der Luft, Regen und Schnee augefekt, in Ruh gelaffen, hernach klein zerhadet , mit. Hofmift (worvon hernach) gedünget, und etivan auch mit Harn degoffen , und mit Haber vor oder nach der Düngung, beſaͤet; wann dann der Haber zur Zeitigung gelanget und im Sand Appenzell. 121 amd gefchnitten , wiederum umgepflüget , beffer gedünget amd beffer Korn (Fefen) angeſaͤet; das dritte Jahr, wann das Erdreich durch wiederholtes Düngen recht fett gemachet, fan man Gerften oder Bohnen anfaen, und bernach ein oder zwey Jahr mit faen eint oder andern Korns fortfahren , ohne weiters zu Dingen, bis man im 4 oder sten Jahr mit Hofmift und Haber anzufaen aufs neue anfanget , wann man ıa Brach- oder Bau⸗ feld behalten will; will man aber Heuwachs zeugen, fo wird im 3 oder aten Fahr, da gewöhnlich allerhand “ raut aufzufchiejfen pfleget , das Erdreich wohl ausge | eb. ‚ und mit Heublumen befaet, da zwar im erſten Jahr ein ſchlecht Heu wachßt, Neubauens genannt, bey beſſerer Düngung aber der Heuwachs geſchwind verbeſſeret wird; Zeublumen werden genannt, Die Geſame welche bey dem auffchütten des dem Vieh zur Fütterung geiviedmeten duͤrren Heus in der Tenne \ Durch die Gabel fallen, und entweder zum anfaen oder \ dem Vieh mit dee Streue auf ihr Lager zu freuen, \ Folglich zum Mitmachen, aufbehalten werden. 3 Wenn man den im eriten Abfchnitt $. 2. bemerk⸗ | ten Sei - und Burft - Boden befruchten will, kan man wenn guter Mift in Leberfluß vorhanden, darmit verfahren wie bievor $, 1, angeführt; in Mangel dieſes ö 25 Miſtð 122: Dom Ader - oder Selobau m Miſts aber wird die oberfte lache dereleichen Bodens durch eine Schneid - oder Schind- Hauen weggefchnit: | ten , die abgefchnittene Stück zufammen aufgehaufet, umd nachdem dieſe Haufen durch die Sonnenhige and gedödrret, mit beygelegtem Hol zu Aſchen verbrandt, welche wie auch andere Afche denen Brachen die befte Düngung giebt, hernach wird mit umpflügen ic. ver—⸗ fahren, wie hievor $. 2. gemeldet. J 4. Zu Verbeſſerung des allzuwaͤſſerigen sErd- reichs, wird entiveder an dem miedrigften Ende der N! Wieſe ein etlich Schuh tiefer Graben aufgeworfen, wel: eher offen gelaffen wird , oder es wird ein folcher Gras ben mitten durch die ganze Wieſe hindurch geführt, deſſen unterfter Theil den ganzen Graben hindurch auf beyden Seiten ohngefehr eines Schuhe Hoch mit platten Steinen eingefaffet und auch mit dergleichen Steinen bedecket wird, das übrige wird mit Erde zugefüllt, bie alles dem anftoffenden Boden wiederum gleich iſt; der— gleichen Gräben werden Dollgräben genannt, vermit teift weicher das uͤberfluͤßige Waffer algeführt, und eine ſelche ausgedollete Wieſe mit bequemer Duͤngung zu gu tem Heuboden gemachet wird. — — . Gar ſumpfig oder moraſtig Erdreich wird R mit eat überführt, Diefe mit Erde bedeckt, Has { ber y im Sand Appenzell: 123 “ber oder Heublumen oder beyde durcheinander angefäet, geduͤnget und hierdurch Heuboden erlanget, 6. Slachs zu pflanzen wird das hierzu auserſehene Erdreich zu Herbfizeit mit Schauflen umgehaden, den folgenden Frühling mit Hauen klein zerhacket, mit Harn begoſſen und angefäet, da dann wenn der Hargarten Mittagwertd lieget, der Leinfaame mit wiederholten bauen unter die Erde gebracht wird, damit er deito tiefer Wurzeln falle, Nordwerts aber nur mit Egken untergefcharvet wird ıc. welche Weife ben einigen Gat⸗ tungen Korn und in gewiſſen Gegenden und Jahrszei⸗ ten, vielleicht nicht ohne Nutzen zu beobachten wäre, wi vr III. Die angebauten Guͤther in ihrer Fruchtbarkeit zu zer min: bedient man fich pol gender Mittel ; 1. Die Acker werden altjährlich theils bey ausge⸗ hendem Herbſt, theils bey eingehendem Fruͤhling wenn das Gras anfangt zu ſchleſſen, mit dem beſten Kuͤh— miſt durch Furken duͤnn verſpreitet, uͤberleget; wenn Aber eint oder andere Gegend dieſes Erdreich? allzu⸗ hart und trocken, ſo daß ſelbige den Miſt, wie die Redart lautet, nicht an ſich ziehet, ſo wird eine ſolche ur trockne 124 Vom Ader - oder Selobau trockne Gegend mit Kühhaen , worein der auf den Weiden eingefammlete Kühmift eingerühret wird (wel⸗ e che Vermifchung man Blotter nennet) oder auch mit Menfchen- Harn und = Koth r überfchüttet, allgufeucht und waͤſſerige Gegenden aber, mit Kuͤhharn worein Pferde-Miſt gerubret, begoffen ; wenn das Erdreich allufett, und grobe Dicke Stengel von Herbis umbelli» feris in alugroffer Menge oder ander grob Kraut; treibet , fo wird im Frühiahr das erſt anfchieffende Gras von dem Vich abgeatst, oder ein Theil des Ackers { entiveder den ganzen Sommer hindurch ald eine Weib A genubet, oder umgepflüget und mit Korn oder Gerſte ꝛc. beſaͤct, und alfo auf eint oder andere Weiſe fortgefahe ven, big man wiederum Das gewohnte feine Heu zu er⸗ langen, verhoffet. | Des Heus halber Habe gleichfam im Vorbey— gang noch ein paar Anmerkungen beyzufügen: 1. Wenn das abgemähete Heu, es liege zerftreut oder an Schochen gehaͤufet, von lang anhaltendem Regenwetter mit oͤfters untermiſchten Sonnenblicken gaͤnzlich entkraͤftet und ſchier zur Faͤulniß gebracht wird, wird daſſelbe hernach ball “ man ed gedorrt in die Scheuren gefammlet, Lagerweis mit Salz beſprenget und alſo zu nutzbarerer Fuͤtterung eingeſalzen, welches Heu ſodann das Vieh begierig — frißt, im Sand Appenzell. 125 feißt, worbey man aber wohl Acht zu geben hat, daß ſich das Vieh nicht überteinfe, damit feine Bauchfluͤß oder Durchläuf entfichen. 2. Das Bras, welches nach eingefammleterh zweyten Heu oder Embd im Herbft anwachfet, wird von dem Vieh abgeetzet und fü begierig eingeſchlungen, daß es zu gähren anfangt und den Bauch fo heftig aufblahet, daß wenn man diefem Zur fall, den man die Voͤlle nennet, nicht geſchwind ber | gegnen Fan, das Vieh verreeft; wenn auch die gemeitts lich gebräuchliche Mittel 3. Er. ein Ey im Hals zer druckt Theriac, das einblaſen des Tabackrauchs ins Maul, oder Wegrich-Wurzel mit Salz beſprengt, ! Schwein = oder ander = Mift, auch chvan eine eiferne | Kelten ıc. ins Maul geftoffen um das Vieh zum kaͤuen umd rülpfen zu vermögen , nichts verfangen wollen, | wird nicht weit von der Huft und Ruckgrat, ein Def: ı fe in den Bauch geftochen , durch welche Wunde der. Dunſt ausfahrt, das Blaͤhen aufhört, und die Wunde ſich von felbften wieder fihlieffe. Die Voͤlle entſteht | manchmahl auch im Fruͤhjahr vom erſten Gras in den Weiden; ein Vieharzt hat als ein Geheimniß eroͤfnet, venn man im Fruͤhjahr einem jeden Stuͤck Vieh n erſten Tage che man es aus dem Stalle auf bie Weide geben laͤßt, 3 Handvoll Miet eingebe, ohne * De, 126 Dom Ader =» oder Keldbau He, Miet ift entweder pur Salg, oder mit Gruͤſch, Leim, 10. vermifcht) das Vieh den ganzen Jahrgang hindurch Feine Volle zu befahren habe, welches kaum glaublich, obfchon einige Bauren die Erfahrung hiervon zu haben, vorgeben ; foniten vermeint man, daß wenn man dem Vieh, che man es in das Frühlings = oder Herbft- Gras laufen laßt, den gröften Hunger mit Heu in etwas ftille, ſelbiges, ſo oft es gefchieht, das Gras nicht mehr mit fo heftiger Begierde einfchlinge und hier- durch die Voͤlle vermieden bleibe, 2. Die Weiden werden wie die Aecker mit dem ‚ beten Kühmift gedünget , mit dem Unterfcheid , daß ganze Furken = oder Miftgabeln vol Mift auf die Wei- den geleget und dieſe Hauflein Mift 1, ı2 oder 2 Schuh weit voneinander geföndert liegen, auch dieſe Dimgung des Eommerd noch ı oder 2 mahl wiederhofet wird, welch geduͤngetes Erdreich man den Stochfel nennet; in Mangel dieſes Miſts aber wird derfelbe Durch die im ten Abſchnitt $. 3. bemerkte üfige Dünge , nachdem das von der erfien Miſtduͤnge erzeugete Gras, aufgezeh⸗ vet iſt, erſetzet; man duͤnget aber insgemein nicht die ganze Meid, weil man gewahret, daß wenn das Nich nur fett Gras friſſet, ſelbiges zwar den erſten Sommer an Leib und Milch merklich zu - im Winter aber wieder ah \ im Sand Appenzell. 127 abnimmt, und wenn man fo fortfahret, zu ſtrauchen anfanget, ſo daf man genöthiget wird daſſelbe zu ver- Faufen oder zu vertaufchen. Dabingegen, wenn das - Vieh fett und mager, feucht und teoden Gras zu - freffen findet, es bey Leib und Milch und geſund ver: bleibet; man vermeynt aber auch, daß wenn man dem Vieh bey dergleichen Umftanden, ein wenig Heu zu fref fen giebet , ehe es auf die Weid gehet und wiederum wenn es von der Weid zurückommt, man obigem Uebel vorbauen könne, 3. Die Riet » und Streue - Wiefen werden nicht geduͤnget, wenn man fie nicht zu Heuwachs anbauen will; das allda fich befindende Waſſer ertheilt ihnen ſchon die erforderliche Fruchtbarkeit; manchmahl aber [ ‚werden felbige, infonderheit in trocdnen Sommern ae waͤſſeret, da man dann öfters, wenn diefes Waffer gut, die Riet-Wieſen bis auf 3 mahl bemähen und dieſes " Riet Heu den Pferden zur Fütterung einfammeln und aufbehalten kan; die Streue aber wird erſt zu Herbil- Zeit abgemäbet , zu der Scheur in etwas getrocknet auf einen Haufen gefammlet, und erfi wenn fie noch mehr ausgetrocknet anfangt grau (ſchimlicht) zu wer: den und fich zu etwelcher Faͤulniß neiget, unter Dach Bram. 128 vom Ader - oder Feldbau 4 Die Zaargarten werden, wie ſchon gemeldet, mit Harn unterhalten, und wenn der Flachs wegge— nommen, mit Rübfamen befach IV. Keil aber alle Mühe und Arbeit die rauhe Erde fruchtbar zu machen umfonft und vergebens wäre, wenn man derſelbigen nicht den behörigen Miſt einverleibete, | ald Habe von diefer Materie noch einige Anregung: zu machen: r. Die fihlechtefte Gattung Weit it der ſoge— nannte Zofmift, welchen zu ſammlen, man bey ei⸗ nem jeden Haus einen Miſthof unterhaltet, worauf alle Auskehreten aus dem Haus, das Waller womit man die Koch = und Eß-Geſchirre gewaſchen, alles abgehen: de von Garten - Erden = und Baum-Gewaͤchſen, auch uͤberfluͤßiger Koth von den Gaffen und anderer Unrath hin gefehmiffen wird, welches, wenn alles durcheinander verfaulet ift, die erſte Düngung auf die Brachen. aba giebet. Ben denen Etällen werden auch Miſthoͤf gehalten, auf welche die Auskehreten aus den Stäl: ten, zerhackete Neftiein von Tannenbäumen und der- gleichen Hägen, allerhand Unkraut, Laub 6. bin ges worſen R im Land Appenzell, 129 werfen und etwan auch .mit Harn begoffen werden ; ‚dergleichen Tannenaftlein, Kres genannt, werden auch ‚auf die fothigten Strafen geftreuet , um da von Mens ſchen und Vieh zertreten und dadurch ehender zur Faͤul⸗ niß gebracht zu werden; das von den Frucht = und ats ‚been Baumen abgefallene Laub wird im Herbſt einge fammlet und zu Mift gewiedmet , das Laub von den Buchbaumen ausgenommen, als hierzu untauglich, wird aber wenn es gefäubert und von der Sonne gedörrt in Saͤcke geſammlet, welche anfatt der Strohſaͤcke in Bettſtatten gelegt, und von den allerarmfien Leuten ‚Mich anftatt der Federdecken zu Bettdecken gebraucht den; dieſe Gattung Hofmiſt Diener ebenfalls auf die Brachen und infonderheit der von Kres und Laub auch * die Nebberg zu Dimgung der Reben, 2. Die nüglichit und gebraͤuchlichſte Gattung . it ift der auf folgende Weile zubereitete Rühmift: ‚Mm ſtreuet namlich auf das Lager in den Ställen da die Kühe liegen und ſtehen, alle Tage von der auf dan Streue⸗ Wieſen eingefammleten Streue, (in Mangel der Streue aber, Stroh) da dam die meift befudlete und der von dem Vieh fallende Mift mit einer Furken untereinander gewuͤrkt, und diefer Miſt auf die zunaͤchſt an den Stall angelegte ein wenig abhaldige Miſtbrugk BB: F all 130 Dom Ader - oder Feldbau alltäglich hinaus gervorfen wird; diefe Brugk wird von Dilfen oder dicken Brettern gemacht und mit einer Dadhung zu Verwahrung des Miſtſtocks vor Regen und Schnee, bedeckt, an dem Fuß derfelben aber ein Kaften von Hol, Bftück genannt, in die Exde einge, graben, damit die fluͤßige Materie aus dem Miſtſtock da hinein flieſſen koͤnne. Der Miſt, den die Kühe auf den Weiden fallen Iaffen , wird von Zeit zu Zeit, er mag ſchon ausgetröcknet oder noch feucht feyn, ſorg⸗ faltig , infonderheit ab den Ruheplaͤtzen da die Kühe übernachten eingefammlet, wie dann die Kühe in Som: mer - Tagen wenn die Hitze am gröften, in Ställen Be; halten und erft gegen Abend und über Nacht bis Mor: gen, ausgelaffen werden. 3. Diefer Tebtgenannte wie auch der Pferd = und Schwein: Mift (welcher unter allen der befte) desglei- chen der Unrath aus dem Haus-Kaften ( Menfchenkoth) die Lauge von denen Waͤſchen des Leinenzeugs und vom Sieden des zum Leimwvatt = Gewerb nöthigen Garns, auch die dadurch ausgelaugete Aſche, Aeſcherig ge nannt , werden in obgemeldten Kaften oder Bſtuͤck gebracht, und entweder alle dieſe Gattungen Miſts und Large untereinander gerührt und gebraucht, oder nur eint oder andere Gattung mit dem Harn vermifcht , je s nach ur —9 PR x 4 im Land. Appenzell. 131 nachdem man fett oder mager , trocken oder feucht, „hart oder weich Erdreich damit uͤherſchutten will, es ſey in Aeckern, Weiden oder Brachen ꝛc. dahero man auch zuweilen verſchiedene Bſtuͤck, um eins und andere Gattung dererley Germifihen befonders aufzubehalten, eingrabt. 4. Allerhand Aſche auch der obbenannte ausgelau- gete Aeſcherig wird auch auf Brachen und naſſen Boden ald eine Dünge trocken ausgeftreut, 5. Man bedient fich auch vielmahl des wäfferens flat einer Dinge, das Waſſer aber zeuget nicht fo ” kraͤftig Gras ald wie der Miſt, auch if nicht alles Waſſer Hierzu tauglich 3 felbiges zu erkennen kommt meifteng auf eine Probe oder auf die Erfahrung an; die ficherfte Manier felbiged aus feineg Natur zu er - kennen mag wohl feyn, mern man Achtung giebt, ob bey dem gewohnten Rung oder Lauf eines Waſſers ſchoͤn grün und fein Grad, oder nur Binz und grob Gras 1, aufichieffet, da dann das erftere zum waͤſſe— ren tauglich und nuͤtzlich, das andere nicht. Man k A vermeint übrigens dag das zum waͤſſeren dienliche Waſer zu trinken ungeſund ſey, welches wol ſeyn mag, wenn felbiges viel irdiſche oder mineralifche | J2 Theile 132 Dom Ader = oder Feldbau ıc, Theile mit fich führet , fonften zeiget die Erfahrung dag manchmahl auch das leichteſte und zum Kochen und trinken befte Brunnenwaſſer, das befte zum waͤſſe— zen if. Das Waffer , welches fich öfters in Kothig- ten Strafen , auf welchen viel Vieh und Pferde durchwandeln , in Menge ſammlet, Tan auch zu Befruchtung des rauhen Erdreichs dienlich ſeyn, wenn es Darauf geleitet wird, EE u Abhand⸗ N] Abhandlung Bon einer neuen Weife, das Getreyd lange Jahre ohne Verderbniß und Abs gang zu erhalten, und wie diefelbe zum. Nutzen unfers Vaterlands befonders anzuwenden wäre, von ‚Heinrich Sching, jünger, Der Gefellfchaft vorgelefen im Jenner 1760, Id quod Aeque pauperibus prodeft, locupletibus zque, Aeque negledtum pueris, fenibusque nocebit. Horat. N rd — er RL Mu BER — u N e.. MM a —2 —— BE HENEIETCHE CHILE NE KM, 3° an darf nicht erſt ſich bemühen, die Nothwendigkeit und den Nuken der ee Getreyd » Vorrathihaufer in einem Staate mit weit hergeholten Gründen zu beweiſen: Es fallt auch dem Kurzfichtigften in die Augen, daß ange - meffene und vbohleingerichtete Frucht - Magazine allemal die DVortreflichkeit einer Landes Regierung bezeichnen, und von derfelben nicht koͤnnen verabfaumt werden oh— ne eine der wefentlichften Pflichten aus dem Gefichte zu verlieren. Die Ungleichheit der Jahrgaͤngen, üfterer Mißwachs, und wirklich erduldende, oder auch nur an — den Grenzen berumfchleichende Kriege werden bald ein Volk in Theurung, und alle daher entfpringende öcono- mifche und politifche Uebel ftürgen, wenn nicht die Haushaltung des Staates und die Gefehe Vorſehung thun , und in wohlfeilen Zeiten die Obrigkeit und der Burger fo viel Vorrath zufammen fparen, daß bey ein⸗ ’ Abhandlung von der Erhaltung ꝛc. 13; einbrechender Noth Dadurch dem Uebel kan gefteuert, und durch Oefnung deffelben dem Jammer gewehrt werden. Iſt dieſes aber eine allgemeine Erforderlichkeit für jeden wohl policierten Staat , fo fünnen befondere Um: fände dei" Lage, und der mehr - oder wenigeren Frucht barkeit eines Landes folche Anftalten noch wichtiger und unentbehrlicher machen. Betrachten wir die Befchaf fenheit unferd Helvetiens überhaupt, und unfers Ganz tons insbefonder , unfere vielen Gebirge, die Unhinlaͤng— lichkeit unferd Fruchtwachſes zu der flarken Bevölkerung, und unfere daher entftchende Abhanglichkeit von benach- barten Provinzen, deren Beherrichere und aus eigenem Mangel , oder aus Kriegsſchwierigkeiten die in guten, und friedlichen Zeiten von ihnen genieffende Zufuhr hemmen Fönnen ; erwegen wir alle diefe Umftände, ſo werden wir defto Iebhafter empfinden , wie überaus nothwendig für unfere Republic veiche und wohl be: forgte , allgemeine und befondere Vorrathskammern feyn, und daß die Vermehrung derſelben niemals zu ſtark werden koͤnne. Ein Schatz von Korn iſt fuͤt uns in der Verfaſſung, in die und die Vorſehung geſetzt bat, ein viel eigentlicherer und nüßlicherer Schak als Millionen Goldes, dieſes fonft überall angenommenen Zeichens aller anderer Güter. 54 Ein 136 Abhandlung Ein guter Haushalter ift aber nicht nur überhaupt darauf bedacht, einen>für allerhand Zufalle hinlaͤngli— chen Vorrath anzufchaffen, die Klugheit fodert noch mehr von ihm, er wird zugleich alles jein Nachſinnen und Aufmerkfamkeit anwenden, auf die möglichlt wohl: feilfte Erwerbung eines folchen Vorraths, auf Die bes quernfte Verwahrung, und auf die ficherfte und dauer: Haftefte Erhaltung deffelben; er wird fich allemal freuen, wenn er einen neuen Kunftgriff entweder felbit entdedt, oder von andern erlernt, der ihm aus dieſem, oder Cis nem andern Geſichtspunkte betrachtet, einigen mehreren Nuten bringt; ja er wird auch die Eleinfie Verbeſſe— rung für wichtig halten , und niemals aus Vorurtheil gegen dieſelbe eigenfinnig ſeyn, und fie verachten oder periperfen nur etwan darum, weil fie neu und unge wohnt iſt. Die Vollkommenheit und Güte des Ganzen fan nur aus der Genauheit, Richtigkeit, und möglich: fien Güte der Theile entſtehen, umd wir beißen diejenige eine fürtrefiiche Deconpmie , wo jedes befondered Stuͤck mit dem gleichen Fleiß und Aufmerkfamteit bearbeitet und vervollkommnet wird, Es ift nicht genug viel Korn dufammen zu legen, die Kunft daffelbe vor allerhand Arten der Verderbniß zu erhalten, und zwar mit den mwenigften Koften, Arbeit und Raum, ift allerdings ein wuͤrdi⸗ von der Erhaltung des Getreyds. 137 wuͤrdiger Gegenftand des Nachdentend der Naturkündi- ger und der Wirthfchafter in verfchigdenen‘ Zeiten und Laͤnderen geweſen, und ihre angeftellten Verſuche zwecken unmittelbar auf das Wohl der menſchlichen Ge- fellfchaft ab. Wir, meine theureſte Mitburger , find billig von Re— aungen des lebhafteften Dankes gegen unfere theurefte Landesoäter und Gnadige Hohe Obrigkeit durchdrungen, wenn wir alle die fehönen und groffen Veranftaltungen wie zu des Landes Wohlftand überhaupt, fo auch ins- befonder in Anfehung der zahlreichen und wohlverwalte⸗ ten Getreyd » Borrathshaufer betrachten , die wir dero wachenden Vorſorge, Weisheit und Landesvaterlichen Reue zu verdanken haben, und welche den Segen ihrer “milden Regierung fo vorzüglich bezeichnen. Nirgends in der ganzen Eidgnoffhaft findet man fo anfehnlichen Vorrath an Korn , ald in unferem Zürich. Iſt aber die Hauptanlage zum Unterhalt in Elemmen Zeiten bey und anfehnlich, und wird dazu keine Auf | wendung groffer Summen gefpart, fo können wir uns auch zugleich rühmen , daß unfere Anordnungen Klug und firtrefich find, ſowohl einer anfangenden Theure, beyjeiten zu begegnen, als auch in der Methode, unfern Vorrath auf die laͤngſten Zeiten zu erhalten. In Anſe⸗ a" 4 hung 138 Abhandlung bung des letzteren will ich nur ein paar Umfrände an: führen , die diefes, hinlänglich zeigen werden. Der Ruf davon hat fich fehon ſo lange und fo weit ansgebreitet, daß allbereit im Jahr 1667. der Koͤnigli⸗ chen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu London von dem Herr D. Pell ald eine befondere Merkivirdigkeit die Nachricht eingegeben worden, es werde zu Zürich: gojähe riges Korn in dem vollfommenften Zuftand aufbehalten, Der Kornhaufen von etlich soo Mütten, der auf dem Chor der hieſigen Heiliggeiftd = Kirche liegt , ift aber wirklich noch viel Alter, indem er von dem heißen Som- mer von 1540. her ift, und ſich num über die 200 Fahre ſo gut erhalten hat, daß nur dann umd wann ein an⸗ gefreffenes Körnleim gefunden wird. Diefe gute Mey- nung von unſerer Kornerhaltungs » Theorie hat auch big itzo bey unſeren Nachbaren fortgedauert, zum Beweis deffen ift bekannt, daß vor wenigen Jahren die Loͤbl. Kornlammer zu Bern, vor gut. befunden ,. einen befon- deren Abgeordneten in der Perfon des Herrn Zallers anbero zu fenden, um von unferer Lobl. Kornkammer eine Freund Eidgnöfifche Mittheilung von der Einrich- tung unferer Getreydhaufer , und der Art, das Korn zu behandlen , fich auszubitten. Gleicherweife gefchahe eine nemliche Erkundigung im Jahr 1756. von Seiten der von der Erhaltung des Betreyds. 135 der Loͤbl. Republic Genf durch den Herrn Naville: Welchen beyden Anſuchen von den vornehmſten Ehren— gliedern unferer Regierung auf das liebveichfie entfpro- chen, und ſamt aller möglichen Erläuterung zugleich auch einige Saͤcke von bemeldter alten Frucht zu belie- digen Verſuchen übergeben worden. | Allein fo glücklich vwoir in unferer Korn: Volicey auch immer find, und ſo vorträglich und bewahrt unfere Methode ſeyn mag, fo lehrt und doch die tägliche Er— fahrung, daß alles menfchliche Wiſſen ftets noch eines Zuwachfes fähig, und von der Vollkommenheit entfernt bleibt, und danahen wäre es ein ftrafbarer Stoß, und ſo viel darauf einzubilden, daß wir dadurch unbiegfam gegen jeden beiferen Unterricht und neuere Entdeckungen würden. Mir haben uns wohl bey unferer bishes tigen Einrichtung, bey der von unferen Vätern ererbten Manier befunden, unfere Alten find weile genug dewefen, was wollten diefe neuen uns Ieb- ren können, find allzuniedrige und fehädliche Vorur- theile, als daß fie der weiſen Mann mit hinreiſſen, und unthätig machen ſollten, nach neuer Erkentniß zu five den, und zu prüfen, che er verwirft. So gewiß es aber iſt, daf dieienige, denen die groffe Haushaltung unfers Vaterlands anvertraut if, die weis - u feften 140 Abhandlung ſeſten Maximen befolgen, und ihren Eifer fuͤr die Ver⸗ vollkommnung aller Theile der Oeconomie wachtſam und rege erhalten, und nichts ihres beurtheilenden Blickes unwuͤrdig halten, was einen naͤheren oder ent- fernteren Einfluß darauf haben kan: Eben fo gewiß und fühlbar iſt es, daß neben dem Hausvater auch jeder Hausgenof, neben der Obrigkeit auch der Burger und Ynterthan Durch die beiligften Geſetze der Gefellfehaft verbunden find, zu Erzielung der allgemeinen Wohlfarth alles beyzuteagen , was ihre verfchiedenen Beziehungen, oder ihre verfchiedene Talente ihnen zu thun Anlas ge ben. Derjenige Burger ift ein fchasbarer Mann , der befondere gute Entdeckungen in irgend einer - Sache macht, und felbige dann feinen Mitburgern mittheilt, und allen aufammen ift nicht nur erlaubt , fondern ihre weientlichften Pflichten fodern fie felbit dazu auf, ihre trenen Bemühungen, und von reinen und Ehrfurchte- vollen Mbfichten befeelten Vorftellungen in den Schoos der Vater des Lands zu werfen, und derfelben Klug- beit anheimguftellen, in wie weit folche Beobachtungen angewendet zu werden verdienen. Eben ein folch unſchuldiger und rechtmäfiger End- zweck iſts, welcher auch ung ermuntert , mit gegenwaͤr⸗ tiger Abhandlung unfern theureften Mitburgern Nach richt von der Erhaltung des Getreyds. 141 richt von einer neuen Weiſe mitzutheilen, das Getreyd au langer und gefimder Aufbehaltung fähig zu machen; welche Methode fo vortheilhaft zu feyn feheint, daß die- felbe bey und einzuführen von dem allerwichtigften Nutzen feyn würde Wir haben dabey fein eignes Verdienſt, wir find nicht die Erfinder davon, fondern machen nur 7 was wir von andern erlernt, und nehmen uns Freyheit, die patriotiſchen Wuͤnſche unſers Herzens mit einer dem Vaterland ſchuldigen Ehrfurcht uͤber die zu machende Anwendung zu aͤuſſeren, und allerunter- thanigft an den Tag zu geben. Der Plan diefer Borlefung wird fo fen, daß L Wir erftlich eine kurze Erzählung machen werden von der Art, nach welcher bisdahin ſowohl bey anderen Bölkern überfmupt, ald auch in unſerer Stadt insbefonder die Magazine angelegt , und die aufzufchüttende Frucht behandelt worden, wo wir zugleich auch unterfüchen werden, was für Mängel und Schwierigkeiten ben dieſer Weile übrig bleiben. U. Zernach werden wir Nachricht geben, durch was für Mittel man fint einigen Jahren bedacht ge weſen, dieſe Mängel und Schwierigkeiten au he— Ran, . ben, £42 Abhandlung ben , und zwar hauptfächlich werden wir Die Er⸗ findung eines Ftaliäners, Intieri genannt, ſamt den in Genf von Herr Dupan annoch gemach- ten Verbeſſerungen dieſer Intieriſchen Methode anpreiſen, und Die Zuverläfigkeit und Güte der- felben aus der Natur der Sache feibit, und mit unumſtoͤßlichen Erfahrungen beweiſen, und d groſſen Vorzug dieſer neuen Art vor a > darthun, II. sEndlich werden mir mit einer ehrerbietigen Frey⸗ muͤthigkeit die Gruͤnde beſtimmen, die uns ver— moͤgen ſollten, dieſe neue Behandlung des Korns auch bey uns einzuführen, theils für die Hpch- oberkeitl, Landsmagazine, theild auch zum Ges brauch und Nuten des Privatburgers, I. Die Gefchichte Takt uns in einer völligen Unwiſſen— heit über die Einrichtung der Kornvorrathshaͤuſer der älteften Nationen : Erſt bey den Nömifchen Schriftitel- leren fangen wir an etwas von ihren Grundfäßen über diefen Punkt zu finden; Das was wir bey Denfelben Te- fen, und die Weiſe der fpäteren und heutigen Zeiten geben ung zwey Hauptmameren an die Hand , nach welcher von der Erhaltung des Getreyds. 143 welcher dad Getreyd und die Feldfrüchte zu erhalten ‚getrachtet werden. a. Die erftere durch die Vergrabung in Gruben, Hoͤlen, oder Gewölbe, wo, durch die Hemmung aller Aufferer Luft, die Gahrung und das Beykommen der Inſecten verhindert, und das Korn lange Fahre gut behalten wird. Diefes war fonderheitlich in den mit: tägigen Ländern der Romifchen Bottmäfigkeit, in Cap- padogia, Thracia, in Hifpania citeriori, und um Car- thago herum in Hebung, und ift heut zu tage noch in Ungarn, Bolen , und Moskau, und auch in einigen Vrovinzen Frankreichs befant. Es wurden diefe Ciſter⸗ nen bey den Alten in Form eines Conus gemacht , un— ten weit, oben eng; zu Verhütung der Feuchtigkeit freuten fie vorher Spreuer auf den Boden, ehe .fie das Korn hineinlegten, hernach ftopften fie die Oefnung mit Erde ſtark zu: Sie gaben vor , daß fich die Frucht darin 50 ja 100 Fahre bielte, nach dem Zeugniß des Varro, Columells, Palladius und Plimius. Und in den Denkfchriften der Königl, Gefelfchaft der Wit ſenſchaften zu Paris wird gefagt, daß die Polaken und Ungarer ohne groffe Auswahl des Erdreichs viereckigte Gruben graben , den Boden und die Wände feft ſtam⸗ pfen, und mit Dielen oder Bretern befleiden , theils * 144 Abhandlung um das Zuſammenfallen der Erde, theils auch die Feuchte zu verhindern; wenn die Grube angefuͤllt iſt, ſo decken fie ſelbige mit Erde zu, Gras wächst auf ihren Magasis nen, und fie pflügen darauf. Dexgleichen leicht zu ver⸗ fertigende Vorrathskammern werden auch. zuweilen im Gegenden gebraucht , Die Öfteren Nevolutionen und Kries gen ausgeſetzt find, wo der von Raub = und Hungere- noth bedrohte Eimvohner fein Eigenthum der Gewalt: thaͤtigkeit des unbarmherzigen Eroberers auf dieſe Er zu entziehen ſucht. b. Die zweyte und geivöhnlichere Art der Magazinen ift dieſe: Das ſo trocken als immer möglich eingefams melte Korn wird in befonders dazu gewidmete fefte Ge: baude gebracht, welche gemeiniglich ein ablanges Viereck ausmachen , und vier, fünf, ja zumeilen gar fieben Stockwerk Hoch gemacht werden , und deren Richtung gegen die truckneſten Himmelögegenden und dem Nord wind geht: Auf jedem Stockwerk bringt man vor ein⸗ ander über genugfame Defnungen oder Yenfter an zur nöthigen Durchluftung ; die imvendigen Wände werden mit gelöfchtem Kalk getünkt , die Böden von Dielen oder auch von Barkfteinen verfertigt, und dad Korn auf denfelben ausgebreitet. Ben und befinden fich die Hoch: oberkeitl. Vorrathshaͤuſer theils auf den alten Kirch - und Klofter- von der Erhaltung des Betveyds. ä4s “ slofter Böden, welche verfchieden orientiert find, theils find dazu im vorigen Jahrhundert ganz neue, und fchöne Gebaude nach eben bemeldten Marimen angelegt wor den ,. deren Fenfter.= Defnungen mit engem — und mit Wetterlaͤden verſehen. Alle Feldfruͤchte und ſonderbar das Getreyd , und unter dem Getreyd am allermeiſten der Dinkel, find ihrer Natur nach zweyen Hauptzufällen ausgeſetzt, wel: che daffelbe verderben, wenn die Kunft und Sorge des Haushalters nicht entgegen arbeitet, und fie unfchädlich macht: - Denn eritlich bleibt auch bey dem heiffeften Jahrgang und. Ernd immer mehr oder weniger innere Feuchtigkeit in jedem Koͤrnlein zurid , und der Keim erftirbet felten ganz, fondern fängt bey naffer warmer Witterung wieder an zu treiben , und verurſachet eine Gaͤhrung, wodurch viel Unordnung , fehlimmer Ges ſchmack, und oft gänzliches zu Grundgehen des Korn entſteht. Und zweytens iſt ein zahlreicher Schwarm vom Inſecten vom verfchiedener Art und Geftalt ein groffer und furchtbarer Feind des Getrends ; die einten diefer Thiergen ſuchen in der mehlichten Subftanz , und im denn Keimlein der Körner ihre Nahrung , andere wähe len: gar die vollfommneren Körner zum Behaͤltniß ihrer Ener, woraus. beftändig: eine unzahlbare Menge neuer ER K Freſſer 145 Abhandlung Sreffer fortgepflanzt wird; die Feuchte oder Weichlichkeit des Getreyds erleichtert allen Inſecten ihre Arbeit, wel he ihnen zuweilen zum Schaden des Eigenthuͤmers ſo ſehr gelingt, daß kaum die Helfte der maͤhlichten Maſſe übrig bleibt, Dem erferen dieſer Webel zu fleuern , nämlich der verderblichen Gährung des Kornd, ift man bedacht, die Urfache derfelben durch eine beſtaͤndig unterhaltene Troͤckne zu heben, und dieſes zuwege zu bringen bedient man fich des öfteren Siebend und Werfens des Kornd, als wodurch die Wärme der in dem Haufen untenlie genden Körner verhindert , und durch beftandige Abaͤn⸗ derung ihres Eleinen Dunftkreifes dem Gähren vorge: tommen wird. In unſeren biefigen Magazinen werden bierin folgende Methode und Regeln befolget, wobey wir ums jederzeit fehr wohl befimden haben: Wenn die Zehnden und Gefälle, oder auch frifch gefauftes Korn eingebracht wird , mißt man daffelbe erſtlich und laßt es durch das Staubfieb gehen, fpreitet es hernach auf die Böden aus , aber nicht höher ald 4 oder 5 Zolle; Diefes neue Korn muß 3 bis 4 mal von feiner Ankunft an bid in den Monat Aprill den Winter durch mit hoͤlzern Schaufeln geworfen werden; beym Anfang des Frühlings werden die bisher gefchloffen geweſenen Fen⸗ ſter⸗ | von der sErhaltung des Betreyds, 147 fterläden alle geöfnet, und die Bearbeitung des Korns wird mit vielem Fleiße vorgenommen; in diefem exften Jahre geht es dreymal durch) das Staubfieb , als int April oder May, im Auguft, und gegen Martini, in der Zwiſchenzeit wird es alle 8 Tage wenigfteng einmal unfeblbar geworfen; bernach werden die Läden wieder gefchloffen , und das Korn bleibt den ganzen Winter" uͤber unbetaſtet; im Maymonat des zweyten Jahrs wird es zum aten mal geſiebet, hernach 8 bis 9 Zolle hoch gelegt, und alle 14 Tage einmal geworfen; das dritte bis ing fechste Fahr fährt man fort, es oft mit der Schaufel zu rühren , jedoch nach und nach etwas felte- ner, woben auch die. Mate bis auf 18 Zolle erhöhet wird; im sten Fahre wird es zum leßtenmale gefiebet, umd nunmehr nur noch einigemal geworfen, aber das mit jährlich fortgefahren, es mag fo alt werden, als es till, wenigftens big ind zote Fahr, bey obigem Alter‘ von 6 Jahren wird es bis 3 Schuhe hoch gehäuft, als lein fürohin niemald mehr höher, | Wider die zweyte Quelle des Verderbniſſes des Kotns/ wider die verfchiednen Inſecten, werden gar vielfältige Mittel verſucht, der ruͤhmet dieſes, ein andrer preifet ein andres für Eräftig an. Da es eine allgemeine Wahr; nehmung it, dag dieſe Thiergen das Nütteln oder ſtarke 8a Ber 148 Abhandlung Bewegen nicht vertragen koͤnnen, fo ift das Eichen und öftere Werfen auch in Diefer Abficht von groſſer Wür- fung und Nuten , diefe Raͤuber abzuhalten und zu tö- den. Die Alten überzogen den Boden und die Mände mit einem Pater aus Leim, Spreur oder Kieyen, und Oehlheffen, und verkütteten damit alle Spälte, weil diefe Miſchung den Mäufen und dem Kornwurm für widrig gehalten wurde; oder fie mifchten die Oehlheffe, Amurca , unter das Korn ſelbſt; oder fie gebrauchten Chalcidiſche oder Cariſche Kreidenerde, oder auch Wer: muth. Die heutigen Oeconomiſchen Schriften enthal⸗ ten einen ganzen Catalogum von Recepten verſchiedener Pflanzen, Saamen, Terpentingeruchs, Vitriols, Schwe⸗ felrauches , Tabacks, und anderer bitterer und ſcharfer Dinge, über deren Wuͤrkung aber fie einander ſehr wiz derfprechen , und der einte nicht ‚gelten laſſen will, was | der andere für geprüft angiebt. Allein gelingt es endlich vermittelft itzt befchriehener Mitteln, Mühe, Arbeit und Sorgen dad Getreyd in denjenigen Zuftand zu bringen, Daß feine Erhaltung möglich und dauerhaft wird, fo bleibt dennoch den. Wirthſchafteren gar vieles zu wuͤnſchen übrig. Denn die erftere Methode mit den unterirdiſchen Magazinen taugt nicht wohl im gemeinen Leben, und in teichen und von der sErhaltung des Betreyds. 149 und bevölferten Staaten, wo ein immerwährender Kreis- lauf der Handelfchaft feyn muß , deſſen diefe Vergra— bungen nicht fähig, indem fie die Schwierigkeit mit fich führen, daß wenn die Grube einmal geöfnet iſt, man dann das darin enthaltene Korn an einem fort verfchleife fen und gebrauchen muß, fünften es zu grunde geht. = Und in Anfehung der gevöhnlicheren Behandlung empfin- den wir noch gar wichtige Unvollkommenheiten und nach- theilige Umftände, die wir £ürzlich bemerken wollen, 1. Diefelbe Fan nicht verhüten, daß nicht immer ein. groſſer Verluſt, Abgang oder Schiweinung des Korns entitche, denn das Werfen hemmt niemals alle Gaͤh— zung, alles Antaften der Inſeeten, immer wird diefen ein beträchtlicher Theil zum Raube, mehr oder weniger, ie nachdem der Jahrgang trodiner oder naffer, und die Anftalten glücklicher und emfiger, oder aber das Gegen⸗ theil ind. Die Erfahrung belehret uns leider, daß ge— meiniglich im erſten Jahre 5, 6 auch 7 vom hundert Schweinung zu erdulden iſt, im zweyten Jahre 2 bis =}, und fo ſucceſſive etwas weniger in den folgenden Jah— ven, bis ungefehr ind zwanzigſte. Das ganze Facit aber beträgt 20 bis 25 aufs hundert. Welch ein beträchtli- cher Verluſt! Welche Verringerung des Capitals! Es werden sooo Mütte Frucht gekauft, im eriten Jahre 83 ver 10... Abbandlund ‚verliere ich fehon 70 davon, und nach zwanzig Fahren bleiben mir nur noch 750. Um wie viel könte ich das Quantum meines Vorraths ausdehnen mit dem gleichen Gelde, wenn ich ein Mittel fände , diefen Abgang zu verhüten ! —2. Da ich nach diefen Regeln mein Korn in den erſten Jahren nur etliche Zolle hoch , und zuletzt hoͤch⸗ ſtens 3 Schuhe Hoch Haufen darf, ſo muß ich gar groffen Raum zu diefer Ausbreitung haben , beträchtlis che Gebäude , deren Erbauung und Unterhaltung mich fehr viel koſten, und meinen Vorrath natürlicher weife mer£lich vertheuern. Auch je weiteren Platz folche Ge- bäude einnehmen, und fich ausdehnen, um fo viel mehr und wahrfcheinlicher find fie auch Feuer, Wetter, und anderen Gefahren ausgeſetzt. — Ein gröfferes Quantum in einem engeren Raum aufbervahren zu koͤn⸗ nen, wäre alſo wieder eine wichtige Vervollkommnung, deren Mittheilung allen Dant verdiente, 3. Die mühfame Bearbeitung, und vielfältige J ſicht bey groſſen Magazinen erfordert viele Leute, die alle belohnet ſeyn muͤſſen, welches wiederum einen groſ⸗ ‚fen Artickel in der Rechnung ausmacht, und zu vielen heimlichen Schweinungen Anlas geben fan. Danahen iſt es feine een Aufgab, eine Methode zu erfin- : “ den, a En BE nF SEES. a — von der Erhaltung des Betreyds. 151 den, wobey das Korn durch einzelne oder wenigere Operationen zu feiner erforderlichen Austrocknung ge⸗ bracht werden Könte, und alfo wenigere Manceuvres, wenigere Hände erheifchte. Mer erkennt nicht die Wichtigkeit dieſer Punkte? Wer wuͤnſcht nicht die Hebung diefer Mangel und Schwierigkeiten ? Sind fie nicht des Fleißes des Nas turforfcherd und des Haushalterd werth? Laßt uns feben , „in wie weit es denfelben hierin fint einigen Jahren gelingen, und was für neue Mittel fie ver- ſucht und erfunden. II. Da es ſtets darauf ankommt, dag man die Feuch- tigkeit des Korns ald die Urfache der Gaͤhrung, vere hindern und austrocknen könne, fo ift man auf die Idee gekommen, diefed vermittelft einer ftarfen Durchluftung mit Blasbaͤlgen zu bewuͤrken. Der durch verfchiedene müßliche Erfindungen berühmte Englifche Gottsgelehrte, Dr. Zales, theilte feine finnreichen Verſuche hierüber Ao. 1742. der Königl, Gefelifchaft der Wiffenfchaften du London zum erftenmale mit. Dieſe Ventilatores wurden unten an Kornböden angebracht, und man glaubte derfelben Wirkung kräftiger , wenn fie die Luft 84 aus 152... nn Abhandlung...” aug einem trocknen oder mit Feuer erwaͤrmten Orte - ſchoͤpften ; zugleich wurde diefe Durchblaſung mit dem - Dampf angezuͤndeten Schwefels begleitet: Die Schif: fart 309 aus diefer Erfindung groſſen Nutzen. - Diefes Hülfsmittel-hat gegen dev Methode des. Werfens diefen Vorzug, daß es weniger mühfam iſt; einzelne Hände fonnen ein grofles Quantum Getrend mit wenigen Sträfz ten fü ſtark und in fo kurzer Zeit erfrifchen und durch- blaſen, als fonft mehrere Menfchen in einigen Tagen mit, dem Werfen nicht thun koͤnnen, auch ift der. Durch die Inſecten leidende Abgang und Verluſt geringer, weil die durch den Blasbalg in das Korn getriebene neue Luft das Ausfchliefen der Wurmpüpchen hintertreibt, Dieſe Hallefifehe- Erfindung ift bald darauf von dem gelehrten Franzofen , Herrn Duhamel Dumonceau durch viele merkwuͤrdige und fchöne Erperimente beitäs tiget, und dahin vervollkommnet worden, daß er auch in Anſehung des Raums der Kornbehaͤltniſſe erſtaunlich viel Platz, und hiemit auch groͤſſere Bau = und. Unter⸗ baltungskoften erſpart, und zugleich auch die Verwah⸗ rung des Getreyds dem Zukommen der Mäufe, des Staubs / und der Unteeu der Bedienten beſſer vers ſchließt. Er macht nämlich hökerne Kiften von will— führlichem Inhalt ‚von dicken Bretern, am Boden der⸗ — * > von der Erhaltung des Betreyds, 154 derſelben wird ein Beuteltuch, oder auch ein Dratwerk Ängebracht , der Deifel aber mit einigen Luftlöchern. derſehen, wenn num diefe Kiſten oder Gehalter mir Frucht angefüllt jind, fo wird die Luftbeivegungs = Mas chine bey dem ‚Dratgitter angefext, und das Korn fü öft-angeftifcht, als es noͤthig it. Er hat auch zierliche Modelle, und Borfchriften gegeben , wie dieſe Methode auf groſſe Landmagazine zu appliciren ſey. "Da nach derſelben das Korn fo hoch gehaͤuft werden kan, als man will, oder die Veſte des Gehalters tragen mag; ſo wird zum Exempel ein folcher Gehalter, der 10 Schuhe an den Seiten zu 1o Schuhen in der Höhe enthält; N 1000 cubifche Schuhe Korn faffen , fir welche Maſſe nach der fonft gewöhnlichen Art ein Kornboden von sg Schuhen in der Länge zu 19 in der Breite, und alfo Er Duadratiehuhen in der Dberfläche erfordert wurde. J Bemůuͤhungen dieſer beyder verdienten Rinner 7 ihnen in Engelland und Frankreich vielen Ruhm, de und vielen Dank zuwege gebracht, und find mit ſonder⸗ % en Nutzen angewendet worden. Noch fürteeficher, und. allen andern biedahin Be . ‚ten Methoden. vorzüglicher, aber iſt die Doͤrrungs Wien , hope, die wir einem Neapolitaner, mit Namen Bar⸗ |° M Intieri, zu verdanken haben. Rs Dieſer 154 Abhandlung Diefer Intieri hatte in den zwanziger Jahren bie Kornzehenden des Haufed Corfini in Verpachtung ge nommen. Da dies Getreyd von der geringften Art war, indem es in einem feuchten Grunde gervachfeny und daher wegen der in diefer Gegend Italiens herr⸗ fehenden Hiße der Verderbniß fehr unterworfen, ſo kam er, des geringen Preiſes ungeachtet, dabey in groffen Verluſt, dann entiveder mußte er dad Korn zur Unzeit verkaufen, oder ſo er es zur Speculation aufbehalten wollte , fo erforderte dag Quantum deffelben fo groffen Raum und fo viele Bearbeitung, die noch Dazu dem Verderbniß nicht widerſtund, daß die darüber gehenden groffen Unkoften das Korn ihm fo vertheuerten , daß er nichts darauf gewinnen Eonte. Sein eigner Vortheil machte ihn erfindfam; nachdem er alle andre Kunftgriffe gebraucht, und unzureichend befinden , verfüchte er das Korn zu böreen, und auf diefe Weife feinen Zweck zu erreichen: Es gelung ihm, er erbaute eine Darre, oder | Geftell von gefenkten Hökern Breterlagen in verfchicde- ner Ordnung, die mit einer feſten Maur umfchloffen, und oben mit einem Gewoͤlb bedeckt wurde, durch wel⸗ ches don oben herunter durch verfchiedene Löcher das Korn bineingefchüttet wurde, welches Dann auf die ver: ſchiedenen Breierflachen hinunterrann, und fich da durch * J von der Erhaltung des Getreyds. 155 durch ſeine eigne Schwere ordentlich gleich ausbreitete. Zwiſchen dieſen Darrgeſtellen befand ſich unten in der Machine ein feſtgemauerter Graben oder Vertiefuug, in welche durch eine eiferne Thüre eine auf Räderen fich bewegende Kollpfanne mit angezsundeten Holzkollen hin: eingefchoben wurde, welche ihre Hitze durch den ganzen Dfen in gleichem Grade ausbreitet. An beyden Sei: tenmauren waren £leine Oefnungen mit Schlieffen, durch welche das Korn wieder durch feine eigne Schwere ge drückt von fich felbft, nachdem es dörr genug, auslaus fen , und in darunter gehaltene Saͤcke auf die allerbe- quemſte Weife gefalfet werden konte. Auf diefe Art trocknete und dörrte er in wenigen Stunden fein Ge treyd ſo gut, daß er es hernach in hohe Haufen legen, umd ohne einige weitere Bearbeitung viele Fahre ohne Abgang und Krankheit erhalten, und die Epoque eined teureren Preifes zum Verkauf abwarten konte: Wo: durch er in kurzer Zeit fir fih und feine Erben ein be traͤchtlich reicher Mann geworden iſt Dieſe Intieriſche Korndarre nun iſt der eigentliche Gegenſtand dieſer Abhandlung. Alles aber was win davon wiſſen, die Geſchichte derſelben, die Beweiſe ih · res Nutzens, und die genauere Kenntniß ihrer Einrich⸗ alles zuſammen haben wir dem großmuͤthigen und ver⸗ \ 156 Abhandlung verbindlichen Unterricht einiger erlauchten Standsglieder der Vortreflichen Republic Genf, und insbeſonder der unermuͤdeten Gütigkeit ded Herrn Confeiller Dupan zu verdanken, deffen Verdienſte um fein eigned Vater land fowohl, als fein edler Eifer auch den Bundsgenof fen deffelben nüßlich zu feyn , uns die Pflicht auflegen, hier öffentlich zu bezeugen , wie fehr wir ihn fir feine groſſen Bemühungen über diefe Materie verbunden find. Alle die weitläuftigen Memorialia, die Riße und Zeich- nungen, die genauen Modelle, die Proben gedoͤrrten Kornd, und des davon gebacnen Brodes , die ich heute (*) diefer Gefellfchaft vorzulegen die Ehre habe, haben wir von feinen Handen empfangen. Seine pa- teiotifche Gefinnung ruhete nicht , bis er den Gebrauch einer fo nüßlichen Machine in den Vorrathshaͤuſern feiner Republic eingeführt hatte, er verbefferte dieſelbe noch vielfaͤltig, und traͤgt nun alles bey, daß ſie auch in dem ganzen Umfang Helvetiens bekant und ange wendet werde, Ich werde blofferdinas die Berichte diefer würdigen Magiftratsperfon zum "Faden meiner ferneren Erzehlung nehmen. Das (*) Diele Abhandlung ward im Jenner 17600. vorge leſen. SÄLZ er © einen Korn vermifchen müften. Allein dieſe und viele 4— 3 von der Erhaltung des Getreyds. 147. - Das Hofpital zu Genf unterhält ſtets für feinen Ge brauch einen proportionirten Vorrath. Der Schaden, amd groſſe Verluft den derfelbe von Zeit zu Zeit erlitte, erreate den thätigen Eifer ded Herrn Dupans, al3 damaligen Mitalieds der GSpithalsverwaltung , aller Mitteln nachzuforfchen , wodurch Diefer Nachtheil zu verhüten wäre. Eben diefer Here war e8, der, wie oben gemeldet, durch den Herrn Naville eine Befihrei- bung unferer Züricherifchen Kornbehandlung aufnehmen ließ , nach welcher er dann die bisherige Genferif.he Die thode in einigen Stuͤcken zu verbeffern Anlas fand. Al fein fo genau er diefelbe auch befolgen lief, und fo um. ermuͤdet er noch andere Mittel, den Schwefeldanpf; und den Tabadrauch verſuchte, ſo fand er doch, dag weder die Gährung ded Korns, noch die Inſecten da durch gänzlich vermieden werden. Hierauf trachtete er, die lesteren dadurch zu verbannen, das er die auf dem Kornhaufen entftchende Decke mit einer befonders dazu verfertigten Machine wegheben ließ, che man das Korn. ‚wieder warf, damit auf diefe Abeife die mit Inſecten⸗ Eyern angefüllten Klumpen fich nicht wieder mit dem andere Maaßregeln waren alle umfonft, der groſſe Abs, gang der erfteren Jahren wurde nicht vermieden. Herr Dupan 158 Abhandlung Dupan ließe fich aber durch dieſen fehlechten Erfolg nicht abſchrecken, folgende Erfahrungen führten ihn auf eine neue Spur: „Die Seiden -Coccons werden in eir „nem Dfen gedörrt, daß der Wurm fterbe, und fich „nicht wieder ald Sommervogel herausbeiſſe. — In „Italien werden die Erbſen, Linſen, und andere Huͤl⸗ „ſengewaͤchſe, um fie vor dem Anfreſſen der Würmer „zu verwahren, entweder in den Backofen gelegt, nach⸗ „den Das Brod herausgezogen worden , oder fie wer— „den eine Minute lang in fiedendes Wajfer gethan, und „darauf wieder an der Sonne getrocknet. — Im „Spithal hatten fie Caſtanien, die Inſecten griffen fie „an, man fpreitete fie in einem ob dem Backofen befind- lichen warmen Gemache aus, und finther hielten fie „lich ſehr gut. — In eben dieſem warmen Ort ließ „Herr Dupan 200 Saͤcke Korn doͤrren, welches den „ganzen Sommer hernach in 5 bis 6 Schuhe hohen „Haufen Sag, im Wintermonat durch das Staubſieb „gieng, amd finther ſchoͤn, geſund und gut blieb; „8 Säde wurden gemalen und gaben unvergleichlich „Brob.,„Dieſe verfchiedenen Beobachtungen beredten den Herrn Dupan, daß die Dorrung ein fichered Mite tel zu Erhaltung des Korns ſeyn müßte, um von der Erhaltung des Betreyds. 159 Um aber bievon eine ganzliche Gewißheit zu befome men, lief er in allen Gegenden Europens Nachfrage halten, und alles fammeln, was ihm irgend ein meh— reres Licht geben konte. Der Erfolg feiner Correſpon denz beftund unter anderem in folgenden Nachrichten. a. Bon Herrn Dunant , Director des Hofpitals, der viele Jahre zu Petersburg geweſen, und von Herrn Corro, der in Rußiſchen Dienften geftanden, vernahrm er, daß in Liefand die Bauren ihr Korn in Aehren 30 Stunden lang dörren, daß diefes Korn nicht mehr teeibe , fondern in hohen Haufen ohne Befchadigung von Inſecten gelegt bleibe , auch auf Schiffe gebracht erde, wo es der Witterung und langen Reife unge- achtet, zu feiner Erhikung mehr komme. b. Aus Amfterdam berichtete man ihn, daß dafelbft das Korn in einem verfchloffenen, mit Englifchen Steine tollen eingeheisten Drt gebörrt, und dann 3 oder & folch gedörrten Korns mit ungedörrtem vermenget, und ur Schiffart gebraucht werde. | ©. Nachher Lam der Tractat ded Intieri Herm Dupan zuhanden, worin er eine fehr erwuͤnſchte, aus⸗ führliche Abhandlung von langen zsjährigen Erfahrun⸗ gen, famt einer genauen Befchreidung der von diefem Dann — 160 BEER Abhandlung Mann erfundenen Korndarre fand, So wahrfcheinlich ihm der ganze Inhalt diefer Schrift vorkam, und ſo . wenig. er an der Wirklichkeit und Zuverläfigkeit der darin angegebnen Proben zweifelte, ſo wollte er doch: in einer Sache, die dad Publicum angeht, auch. die feus pulofefte Behutſamkeit nicht unangewendet laſſen. Da in dieſem Buch unter andrem die Anzeige enthalten, da die Königliche Kornkammer zu Neapoli, nachdem zfte erfahren , daß Intieri zu Santa Maria di Capua „eine folche Korndarre habe, Commiflarios dahin ge „ſchickt, die daſelbſt wirklich 4000 Saͤcke gedoͤrrten Korns ,vom Jahrgang 1731 und 1732 von Mazoni, der ſchlechteſten Gegend des Koͤnigreichs, 20 Palmes „hoch aufgehaͤuft gefunden, und daß auf derſelben Be— „richterſtattung hin beſchloſſen worden ſeye, eine viel » „oröffere in den Magazinen des Staats aufzurichten, „welche 230 Saͤcke fafen würde; welche Darre zwar „eine Zeitlang gebraucht , hernach aber wieder auf Die Seite geſetzt worden ſey, „ſo ſetzte dieſer Umſtand von dem unterlaſſenen Gebrauch der Darre zu Nea⸗ poliı unfan Herrn Dupan in eine etwelche Berlegenheit und Argwohn, der ihm veranlaffete im Jenner 1752 an den Herzog von Grotailles deswegen zu ſchreiben ice, au 4 — in —— den Tod des Intieri, die | “ Site von der Erhaltung des Betreyds. 161 Güte und Vortreflichkeit feiner Machine, und die Zeugs niſſe des Marchefe Rinuccini, und des Herrn Zilippo Centelano , die beyde auch dergleichen Darren erbauen laffen, meldete. Bey diefer Berficherung hoher Stande. perfonen ruhete Herr Dupan noch nicht, fondern trug dem Heren Jurine, der von Genf nach Neapel veifete, auf, ſich verfönlich nach) Santa Maria zu erheben , und den Augenfchein einzunehmen. Auch dieje Erfundigung befräftigte alles: Herr Jurine hatte gefunden, daß das Kom 20 Franzöfifche Schuhe hoch gelegen, und die Nefen des verftorbenen Intieri ‚ verficherten ihn, daß es niemals fehadhaft geworden. In Anfehung aber der Königlichen Kornhäufer zu Neapel berichtete er, da keineswegs eine widrige Erfahrung an der Unterlaffung des Doͤrrens fehuld , fondern der Grund fey diefer: Dieſe Magazine beſchaͤftigten vorher eine groſſe Menge Leute, von denen 3 bey diefer neuen Methode unnuͤtz und uͤberſtuͤßig geworden. Die Stellen und Aemter wurden ehedem alten Bedienten Groſſer Herren zuge- theilt, viele ruinirte Leute von gutem Hauſe wurden zu Oberaufſehern gemacht, alle dieſe zogen ihren Verdienſt und Unterhalt von ſo weitlaͤuftigen Magazinen, und wußten ſich dabey zu bereichern: Sollten dieſe Leute wohl ſolchen Neuerungen, wodurch ihnen ihr Brod ent— L zogen 162 Abhandlung zogen wurde, fb ruhig zugefehen haben? Mein, fie feR- ten alle ihre Kräfte zufammen , und flürsten durch ihre vereinten Intrigues eine dem allgemeinen Beſten fo höchft nüßliche , als aber ihrem eigenen befonderen Intereſſe fehädliche Erfindung und Einrichtung. d. Bon Neapel iſt ein Modell der Intieriſchen Korndarre durch Kaufleute nach Marfeille gekommen; der Pater Pezenas, Profeflor der Mathematik daſelbſt hatte die Aufficht uber die Erbauung einer fülchen Ma: ine zum Nutzen der Stadt; die Proben wurden vor den Echevins angeftellt , fie geriethen fb wohl, daß der Verbal - Procefs davon nach Hof eingefandt wurde, Diefe Umftande famt einem Eleinen Modell erhielt Herr Dupan wiederum durch eigenhandige Memoires von dem Pater Pezenas ſelbſten. e. Da in der Intieriſchen Schrift Priefe von Heren Marechal, Oberauffeher der Fortificationen in Languedoc eingerückt find ,. aus denen erhellet,, daR durch ihn, zufolg Königlichen Befehls, dergleichen Darren in verfchiedenen Grenzfeſtungen, als zu Straßburg, Colmar , Lille angelegt worden , ſo beſchickte Herr Dupan auch von daher beſtimmte Erlaͤuterungen und Berichte; Herr Michelet und Bellani, die ehedem mehr von der Erhaltung des Getreyds. 163 mehr Vorurtheile wider diefe Methode als fir diefelbe gehabt, ertheilten wieder die vergnüglichiten Antworten. Nachdem nun unfer forgfältige Herr Dupan alle dieſe Vergwiſſerungen bey handen hatte, ſo legte er dieſelben ſamt dem von Marſeille erhaltenen Modell der Loͤbl. Direction des Hoſpitals vor, und riethe zu Errichtung einer ſolchen Darre an: Sein Vorſchlag wurde genehmiget , und die Ausführung des Werks ihm, und dem Herrn Guainier, ancien Auditeur de Juftice, aufgetragen. Die Darre wurde ob dem Bad: ofen des groſſen Hofpitals erbaut, und geriethe fehr wohl. Weil aber zu Erfparung der Koften, und um nicht mit allzuvielen Schwierigkeiten zu ftreiten zu has ben , die ein gröfferes Gebäude bey Hafferen neuer Neojecten erregt hätte, ein eingefchränkter Platz ges braucht werden mußte, fb wurde die Machine nur von einem Inhalt von ı2! Saͤcken Korns. Allein nachdem die damit gemachten Verſuche der Hofnung entſprochen, und man die Vortrefichkeit und groſſen Nutzen dieſer Dörrungsart einfah , ſo wurde bald darauf diefe Spi— thalsdarre auf 25 Saͤcke vergroͤſſert, und zugleich eine groſſe von 64 Saͤcken für die allgemeinen Magazine „der Republik angelegt. Die ganze Stadt iſt unge: mein mit diefen neuen Anordnungen zufrieden , und ©2 beat 164 Abhandlung hegt gegen bie großmuͤthigen VBeförderer derfelben Die ſchuldigſte Erkentlichkeit. Aus Den vielen mitgetheilten Genferiſchen Experi— menten und Beobachtungen, will ich hier nur einige ausſchreiben, die die Guͤte dieſer Methode in allen Ab⸗ ſichten beweiſen. | A. Im Fahre 1757 dörrte man im Spithal 300 Muͤtte. 760 davon wurden auf eine Schuͤtte gelegt, die fint - langem von Inſecten angeitecft war. Diefer eisen (denn in dafigen Gegenden hat man meiſtens nur Weiben) wurde 73 Schuhe hoch gelegt , und ben _ ganzen Sommer 1758 in feinen weg bearbeitet. Im Herbfimonat zeigten fich die Inſecten allee Orten, die man aber nicht forte , nach 3 Wochen verfchwanden fie. Die Unterfüchung der Oberfläche des Kornhaufens zeigte, daß fie das Mehl des Körnleind nirgends koͤn— nen anbeiffen , nur in einzelnen wenigen nicht wohl gedörrten war der Keim etwas berührt, Won eben dieſem Weitzen wurde auf eine andere Schuͤtte, die ſich hart unter den Zieglen des Spithaldachs befindet, in s Schuh hohe Kiſten verſchloſſen, wo keine aͤuſſere Luft zukam; er hielt ſich ſinther vollkommen gut. B. Herr — von der Erhaltung des Getreyds. 165 B. Herr Dupan nahm Kornwuͤrmer und Reuter, umd that fie mit einigen gedörrten Koͤrnern in eine Eleine Schachtel. Nach Verlauf vieler Wochen hatten fie ein einides Koͤrnlein angefreſſen; fie mußten alle Hunger ſterben, weil die Körner durchs doͤrren ihnen allzuhart geworden. C. 108 Säde vom Jahr 1757 find im doͤrren auf 105 herunter geſchwunnen. Das Mahl davon bat viel mehr Waſſer verfchluckt ald Mahl von ungedoͤrrtem, ſo daß 30 Pf. Maͤhl allzeit ı bis 2! Pf. mehr Brod ga ben, Ein Mütt gedoͤrrter war durchgehend eraiebiger als ein ungedörrter, der erftere wurde vor dem Malen ſtark angefeuchtet , und doch drang diefe Feuchtigkeit nicht bis in die Mitte dee Koͤrnleins, dieſes blieb ſtets noch trockner ald anders. D. Die Loͤbl. Korntammer hat A. 1759. 141 Güde von gleicher Frucht und Haufen genommen , feldige wohl Durcheinander gemifcht, und dann in zwey gleiche Hälften von 70: Säcen getheilt. Die einte Halfte ift in der Darre gedörrt worden, und ift auf 673 Saͤcke hinunter gefchwunnen, welches ein Abgang von 5 vont hun⸗ dert war. Das gedörrte Korn ward vor dem Malen 36 Stunden lang angefeuchtet mit ı Mach Meer auf © den 166 Abhandlung den Muͤtt. Nach diefer Anfeuchtung gab das Korn wieder 70% Säde im Maͤß, gemahlen gab es 7245 Pf. Mähl; das ungedörrte hinaegen 7308 Bf. , und alfo 63 Pf. mehr: Deffen ungeachtet gaben die erfteren 9260 Pf. Brod, die letzteren hingegen nur 9050 Pf. , und alſo 210 Pf. weniger, auch war die Qualität des Brods geringer ald von gedörrtern, E. Auch mit Reife, das von Würmern angeſteckt warr machte man eine Probe, und dörrte daſſelbe; die Wuͤr⸗ mer giengen zu Grund, das Reis bekam keinen unguten Geſchmack, es ward noch beſſer. F. Herr Dupan hat von Korn, das langſam in einem gemeinen Ofen gedörrt worden, 200 Körner füen laſſen, Kein einiges davon hat getrieben. Von in der Darre gedörrtem find etwan 4 bis 6 vom hundert zum Keimen gekommen , aber viel ſchwaͤcher ald von unge- dörrtem Gaamen. Wenn man mun alles bisher angeführte zufammen nimmt, und erſtlich feft ſetzen kan, daß der Hauptgrumd der Gährung ded Korns in dem noch nicht erftorbenen Keim und der inneren Feuchtigkeit liegt; daß das Doͤr⸗ ven die Treibkraft des Keims tödet, und die Hike Der Darre die innere Feuchtigkeit austrocknet; daß dieſeni⸗ gen von der Erhaltung des Betreyds, 167 gen Inſecten, die von auffenher dem Korn Schaden thun, fich nicht mehr. halten fonnen, wo weder Feuch⸗ tigkeit, noch Zaͤrte des Getreydes ihnen das Anfreffen erleichtern; daß die Eyergen derjenigen Thiergen, Die fehon auf dem Feld , und aljo vor der Dörrung in die Körner geheckt worden, nothiwendig bey der anhaltenden Hitze, und einer gewiſſen Art von Kochen , da namlich das Korn in der Darre folchergeftalt fchweift , daß es ganz naß wird, gänzlich erfieckt werden muͤſſen; daß das einsmalige Erkalten dieſes Dampfenden oder ſchweiſ fenden Korns die Hautlein oder Hulfen dermaſſen erhär- tet, daß die auffere Luft auf die inwendige mehlichte Subſtanz zu wuͤrken gehemmt wird; fo ift es auch ge nugſam aus der’ Natur der Sache felbit erwieſen daß durch dieſe kuͤnſtliche Trocknung des Korns eben dasie- nige zuwegegebracht wird, aber auf einmal, in Zeit von 12 Stunden, was bey der alten Methode des Wer— fens, langſam in Zeit 20 Jahren gefchieht. Wann zweytens die Zeugniffe fo vieler glaub wuͤrdiger Männer und Hoher Standsverfonen , fo viele a utentifche N Berichte , fo viele Facta nicht in Zweifel gezo gen wer- den können; wenn wir die bimdigen Erfahrun gen einer mit uns verbundenen Republik, das von derfe Iben uns sur Probe gefandte Korn , und das daraus gebackene | 24 Brod 168 Abhandlung Brod hier vor Augen liegen haben , fo wird auch mit Grunde niemand wider die hiftorifche Gewißheit und Uns: triiglichkeit der Korndorcung etwas einwenden Eönnen. Bieten nun alfo die Natur umd die Erfahrung ein- ander die Hand, uns zu vergwiffern , daß durch ein ſolches Dörren das Korn zur Aufbehaltung fo fähig gemacht werde , ald immer durch unſere bishero ge- übte Methode des Werfens ıc., fo wollen wir itt die wichtigen Vorzüge und groffen Vortheile deffelben bes ſtimmen. a. Bey dieſer Erhaltungsart hoͤret Abgang, Gaͤh— rung, und alle daher entſpringende ſchaͤdliche Zufaͤlle, als Inſecten, Feuchtigkeit, Schimmel, unguter Ge ſchmack von dem Zeitpunkt der Doͤrrung an auf eine mal auf. b. Wegen der Tröcne und erlangten guten Eigen- fehaft des Getreyds Fan daffelbe nun fo hoch gelegt werden, als immer die Feftinkeit ımd Einrichtung des Gebäudes zugeben , und kan hiemit in einem viel ein- geſchraͤnkteren Raum ein ungleich gröfferee Quantum versvahret werden: Iſt alſo eine Deconomie in der Er: bauung und in Ehrenhaltung derzerforderlichen Magae zinen. x & Es von der Erhaltung des Betreyds. 16 c. Es ift nicht nöthig , das Getreyd füroshin mehr zu bearbeiten; etwan einmal daffelbe zu fieben, um es "von dem fich darauf fegenden Staub zu reinigen , iſt die einzige Sorgfalt ; wenn es aber in Käften verſchloſ ‘fen wird, fo ift auch dieſes nicht erforderlich. Durch diefe Befchaffenheit wird wiederum beträchtlich in dem Unkoften erſpart. Die in dem erfteren Theil diefer Abhandlung erzehl- ten Mängel der alten Methode werden alfo durch diefe neuere abgethan, und alle die wichtigen Deſiderata der Wirthfchafter auf eine fehr erwuͤnſchliche Weife erfüllet: Der Nuken der menfchlichen Gefellfehaft wird durch diefe vervollfommnete Zubereitung unfers nothivendigften Lebensvorraths weſentlich befoͤrdert. III. Erwaͤgen wir nun nochmals die Verfaſſung und die Unmſtaͤnde unſers lieben Vaterlands, in welchem gar vieles Erdreich und Geland zum Ackerbau unbequem iſt, und wo der blühende Zuftand unferer Handelfchaft und Fabpjauen die Dorfichaften fo bevölkert , daß in mans cher oft der Halbe Theil der Einwohner nicht einen Schub breit liegende Güter und Feld beſitzt, fondern ‚feinen Unterhalt einig von der Spinneren und Gewebe Lt; sieht, 170 Abhandlung zicht, das alſo unfer eigne Fruchtwachs bey weiten nicht zulangt, und zu foeifen, fondern wir und auf Die Zufuhr aus Schwaben und anderen deutfchen Grenzen ſtitzen muͤſſen: Nehmen wir einmal an, diefe fremde Zufuhr werde aus eint oder anderer Urfache gehemmt, und es wuͤrden noch zugleich unfere Fabriquen und Ge: werbe fich fteden , wie groß wuͤrde unſer Elend wer⸗ den! das Brod ſtiege dann natuͤrlicher Weiſe auf einen hohen Preis, der dannzumal noch empfindlicher und amertraͤglicher ſeyn wuͤrde, indem eine groſſe Menge Menſchen aller Mitteln beraubt waͤren, durch ihren taͤglichen Schilling dieſe Theure einigermaſſen erdulden zu koͤnnen: Der Hunger wuͤrde gegen alle Vorſtellungen taub ſeyn, und der aͤuſſerſte Jammer und Unordnung wuͤrde und zerruͤten. Man kan an ſolche Zeitläufe nicht ohne Schrecken und Schauer gedenken, und eben deswegen, wer unter und wird nicht mit dankbarer Ruͤhrung unſern theureſten Landesvaͤtern zuſegnen, daß ihre Vorſorg und Treue uns durch Anlegung reicher Magazinen vor ſolch grauſamen Uebeln zu ſichern ohne Unterlas bedacht iſt. Iſt aber ein ſolcher Vorrath eine ſo hoͤchſtwichtige Sache fuͤr uns, ſo kan ja kein Wand⸗ griff, keine Erfindung, die auf eine leichtere Anſchaf— fung, oder auf eine bequemere und vortheilhaftere Er- hal⸗ von der Erhaltung des Betreyds. 171 haltung deſſelben abzwecken, und umwichtig bleiben 5 eine vervollkommnetere Methode , unfer Korn auf den Nothfall aufzupeben , Tan ums nicht gleichgultig feyn, die Klugheit wird und ermahnen , diefelbe zu verfüchen umd zu gebrauchen, | Erlauben Sie mir, daß ich mit meinen ſchwachen Borftellungen ihrem feurigen Eifer für das allgemeine Beſte auch diefen Anlas empfehlen dorfe, das Inftitutum unferer Geſellſchaft unferem Publico nüklich zu machen. Wem koͤmmt es beffer zu, unferer Gnaͤdigen Hohen Landesobrigkeit von dieſer verbefferten Korntheorie die unterihänigfte Eröfimmg zu thun, und unſerer theuren Burgerfchaft einen Beariff davon zu geben , als Euch, die die Anmuth zu den Wilfenfchaften , und die Liebe zum, Vaterland zufammen verbindet , und in einer fo lobenswurdigen Harmonie vereiniget : Euere. erlauchten Einfichten jollen entſcheiden, ob die Gntierifche Korn: darre nicht wichtig genug , oder derfelben Güte nicht auverläßig genug ſey, daß wir fie öffentlich anpreifen dörfen. Dann ſollte auch nicht für nöthig geachtet werden, | e Landsmagazine jemals zu vermehren und zu ver- faͤrken (kan aber ein Vorrat unter folchen Umſtaͤnden, — als ” 172 ‘ Abhandlung als die unfrigen find, jemal zu überflüßig werden?) fo ift es Doch eine Negel der Vernunft, quod poteft fieri per pauca, fruftra fit per plura Wenn wir durch eine neue Methode mit wenigerer Mühe, mit gleicher oder mehr Sicherheit, mit wenigeren Unkoſten eben das ausrichten und zuwege bringen Eonnen , was wir bisdahin mit vieler Arbeit, ausgefest allerhand wideigen Zufällen , mit viel gröfferer Geldanwendung thun mußten, warum follten wir nicht das erfiere er- wehlen? Warum folllen wir nicht eine Machine, eine Kerndarre gebrauchen, wo einzelne. wenige Perſonen erfordert werden , zum Exempel 60 Mütte Korn mit vieler Bequemlichkeit, in Zeit 12 Stunden, vermittelft 30 Bf. Holzkollen, fo zu doͤrren, daß dann Feine wei— tere Operation nöthig iſt, es gefimd und gut, ohne Abgang, zum Mahl und Brod vortrefich, auf lange Zeiten zu erhalten, wo wir vorher eine Menge Arbeiter gebrauchten, die in dem erfien Jahren das Korn alle s Tage und alle 14 Tage mühfam werfen oder rühren mußten , und doch mit allem Aufivand von Kräften und Yefoldungen einen Schaden oder Verluſt von 20 vom hundert am Capital nicht hindern Eonten? Warum follte e8 ung nicht eben fo lieb ſeyn, auf einen Platz oder Boden, wo von dem ältefin Korn nur 1000 Mütte [3 gelegt * — von der Erhaltung des Getveyds. 173 gelegt werden konten, nun auf den nemlichen Platz 3000 und mehr zu legen? Gewiß wenn man diefe Wortbeile augefteht , wie fie dann erwiefen find, fb wird man fich der Einführung einer foldyen Sache mit Grunde nicht widerfeßen Eönnen. Oder was fonte man etwan Dagegen einivenden, was möchten und für Schwierigkeiten daran hindern ? Laßt und allem nachdenken, alles überlegen. 1. Wollte man etwan fagen: „Wer weiß ob dieſe „Erzehlungen nicht zu fehr gefchmückt find ? Bey neuen „Onventionen ift man eingenommen, man verbirgt fich „gern die nachtheiligen Seiten, und ergößet fich nur „an den fchönen ?, Allein wir wollen alle anderen gedruckten und befonderen Schriften und Nachrichten nicht anführen , wir wollen nur bey denjenigen Ge- währleiftungen bleiben , die wir in der Nähe haken, die ein jeder zu prüfen im Stande ill: Genf ift nicht weit entfernt, und wer nur ein wenig Die Gtaatöver- ? faffungen unferer Bundsgenoffen kennt, weiß, wie für- teefich dieſe Kleine Republik in allen ihren Gefeken, Anordnungen, und Maafregeln if. Die Erfahrungen find nicht im Kleinen geinacht worden , ſondern mit grofien Quantis, mit vielen 1000 Miütten, etliche Fahre nacheinander ; die zte Darre ward erit nach etwas Zeits 17% ze! Abhandlung Zeits erbaut, ald man den Nutzen genugſam empfün: den Hatte; die Situation von Genf veranlaffet den Mas giftrat nicht nur zu bloffen Vorrathsmagazinen, fondern felbft auf gaviffe Art zu einem Korn - Negotio , es ift alfo.natürlich zu glauben, er würde diefe neue Methode nicht angenommen haben, wenn ber Erfolg noch zwei: - felhaft ware. Freylich daurt die Dörrung in Genf erft fint 1756, aber haltet fich die Frucht in den erften gefaͤhrlichſten Jahren gut, fo ift für die folgende gewiß auch nichts zu befuͤrchten, es laͤßt ſich aus der Natur der Sache folgern; und geſetzt auch, ein Kornhaufen geriethe nach einiger Zeit aus dem einten oder andern Grunde noch in einige Verfchlimmerung , ſo wäre in diefem ungewohnten Falle bald wieder geholfen, man dörfte dieſes Korn nur noch einmal in die Darre thun, e3 wide darum aber weder im Koften noch in der Mühe der alten Methode noch fange nicht gleich zu fte- ben kommen. Haben wir aber an diefen Vorgängern noch nicht genug , fo fehen wir, daß auch andere noch nähere Nachbaren gelehrfam, und entfehloffen find, Diefen Un- terricht zu nutzen: Loͤbl. Stand Bern iſt wirklich im Begriff, eine Korndarre zu errichten, der um die ges lehrte Welt und um fein Vaterland gleichverdiente Here Landvogt Engel ift einer der Beförderer diefer Verbeſſe— rung von der Erhaltung des Betreyds. 175 eng dafelbft. Diefer Vatriot zeigte durch ein weitlaͤufti⸗ ges Memoriale die ausnehmende Nutzbarkeit diefer Me thode, und befteitte alle zu machende Einwürfe und Hin: derniffe mit fo viel Gefchieklichkeit, ald Muthe, Der Er folg war, daß die Antegung ſolcher Darre Oberkeitl. er— kannt, und Here von Brafenried von Carrouge exprefs mit einem erfahrnen Baumeilter nach Genf gefandt wire: de, um alles defto genauer- zu beobachten, und in Bern exequiren zu können, Alſo Eönnen uns alle Beyſpiele ermunteren , aber keins abſchrecken. (*) 2. „Sollte es aber vielleicht der auf ein folch neues „Etabliffement zu verwendende Koſten thun Eonnen ? „Sollte dieſer nicht vielleicht den daraus zichenden Vor— stbeil überfteigen ; unfer meilte Vorrath, wird man fagen, hat nun ſchon feinen meiten Abgang erlitten, und be „darf keines Dörrens mehr. „ — Die Koiten dee Er: banung einer folchen Darre find ſo unbeträchtlich gegen den daher flieſſenden Nutzen, daß fie niemals eine Schwie— | rigkeit abgeben koͤnnen, waren fie auch zehnmal groͤſſer, Pb würden fie doch von dem Gewinn verfihlungen. Here theilt ung folgende Bau: Rechnung ira —— au 64 Mütte haltenden Darre mit, rg Das # ce) Nün iſt die Darre in Bern wirklich erbaut: Und L. Stand | Baſel if auch im Begriff, ein aleiches zu tbui, 176 Abhandlung _ Das Hokwart . . . 300 2, — Genfer: Corrent Die eiferne Thür . » 32 = — Die Kollpfanne » » » 59 = 10f Die gegofinen Näder daran 29, = 10 Das übrige Eifenwerl . 30 = — — 418 — % Das Mauerwerk ift nicht angeſchlagen: Gefekt es fofte fo viel als obiges alles zufammen, fo macht es niemals mehr ald 1000 L., oder 600 fl. Man rechne aber die Darre würde bey) ums Eoften 2000 fl. 120 Mütte Korn in 24 Stunden zu dörren, brau- chen fie 6 Mann, deren Solda 160ß. thut 2 fl. 16f. Und Kollen dazu 6o Pf. Eoften hoͤchſtens - 8 - 3f. 248. Welches auf den Muͤtt nicht gar Batzen bringt für die Dörrungskoften. Das groffe A. 1672 erbaute Magazin im Tha— flacher , ſo 18000 fl, gekoſtet haben foll, foll nach der alten Methode , da das Korn etiwag über 2 Schuhe hoch gelegt wird, 30000 Mütte faſſen können. Laßt uns auf dieſes Quantum nun cal- euliren ; auf 30000 Muͤtte Doͤrrungskoſten aa Baben ihn: 20:02 20. zo a Obwohl k ; von der Erhaltung des Getreyds. 177 Obwohl Fein wirklicher Abgang durch die Doͤrrung entficht , indem was die Frucht an Gewicht und Maͤß verliert , doch im Anfeuch- ten vor dem Mahlen, und im Mahl und Brod vollkommen erfest wird, fo wollen wie doch zur Sicherheit desCalculd 2 vom hundert fupponiren, fo Auf 30000 Mütte betragen, 600 Mütte, und Diefe zu 4 fl, angefchlagen . : 4 2400 fl. Iſt alfo die Summ aller Koften . » 5337 fl. 20ß. Wann hingegen auch in die Wagjchaale der alten Methode, Keine Befoldung der Arbeiter, feine ungleiche Erbauungs = und Unterhaltungs: often der Gebäuden (dann io koͤnnen ing gleiche Magazıı gar bequem 100000 gedörrte Mütte geleat werden) gebracht wird, fondern einzig und allein zo vom hundert gewiſſe Schweinung für 20 Jahre auf den —— 30000 Muͤtten, im Preiſe zu 4 f. gerechnet werden, ſo if diee Summ sooo Mütt, und 2240 fl, W y B ’ w | „gebe ich den Betrag des vorigen Calculs ab 5337 fl. 208. So iſt Vortheil bey der neuen Erhaltungsart 18662 f.20 f. 1 SEE * RE: Sag Welched | 178 Abhandlung Welches eine Summ, die meines Bedunfens , beträcht- lich genug iſt; und alfo wird durch diefen Calcul die Sache miehr empfohlen , alg aber verunglimpft. (*) 3. „Iſt aber bey diefer Dörrung nicht groſſe Feuers: „gefahr ? — Auch würden nicht ohne Zweifel die Kollen „durch diefe neue Anwendung für unfere Profeßionen „vertheurt, umd der Holmangel vermehret ? Hierauf antworten wir, daß gar feine Feuersgefahr bey dieſen Korndarren iſt: Das gebrauchende Feuer ift Fein Ie- bendiges Feuer , und befindet ſich ja in einen fleinern Gebäude und verſchloßnen Gewoͤlb; füllte jemald das Holzwerk darin in Brand gerathen, fo müfte es bloffer- dings zu Kollen verbrennen, das ware das argite Uebel, das begegnen koͤnte; dann auffert das Gewoͤlb Fan das Feuer nicht kommen , und auch) in demfelben muß es gleich exfticht werden , wenn nur die engen Luftlöcher der Darre mit einem Zapfen geftopft werden. Jeder Einwohner hat in feiner Haufe mit feinem Feuerherd ungleich mehr Gefahr, als fich bey einer folchen Dörr: machine befindet. — Der mehrere Gebrauch der Kol: En will auch nichts fagen: Kür 30000 Mütte Korn braucht (*) Se gröffer eine Darre gemacht wird, defto weniger £oftet die Erbauung, und die Dörrung in der er tion gegen eine Elsinere, von der Erhaltung des Betreyds, 179 braucht man ungefehr 600 Fuber Kollen , das verdient feine Aufmerkfamkeit, eine einzige unferer Wullfabriquen verfchleißt beynahe jährlich fo viel: Ueberdas käme es vielleicht nur auf guten Willen und Application anj fo koͤnte zu dieſem, wie zu hundertfältig anderem Ge: brauch , unfer fo verfennte , und aus Vorurtheil vers achtete reiche Steinkollen - Schat angewendet und fehr nüßlich gemacht werden, + „Allein eine folche Neuerung muß ja nothtvendig „auch eine Abänderung in den Ordnungen, und ver- „gönnten Nußnieffungen der Amtleuten und Oberfeitl, k „Kornverwalteren nach fich ziehen , die ihre bisdahin „genoffene Emolumenta fehmäleren, und ihnen fehr em: „pfindlich fallen würden. Sf aber diefe Schwierig. feit von einer folchen Erheblichkeit, daß darüber das allgemeine Befte des Landes vernachläßiget werden muͤß⸗ te? Es wird der Weisheit unferer Gnaͤdigen Landes: pätern ein leichtes feyn, die Sachen fo einzuleiten, daß dem Amtmann wegen des etwan hiebey verlierenden ‚eine folche Schadloshaltung , und gewiffere Befoldung beſtimmt werde, die ihn vollkommen teöftet , und doch den von der Dörrung gezeigten Gewinn und Vortheil nicht eflentialiter verringert. M2 Dieſe 180 Abhandlung Diefe ist berührten Bedenklichkeiten wider Die Ein: führung der Korndörrung werden wohl die ftaͤrkſten ſeyn, welche forgfame Leute hervorfüchen möchten, ein fo nuͤtzlich erwieſenes Etabliffement zu verfchreyen oder zu binderen: Welchen klugen und edelgefinnten Mann aber werden fie irre machen, oder abſchrecken Eonnen, dazu Hand zu bieten ! Iſt nicht vielmehr von dem Charakter unferer Nation und unſerer Stadt mit Grunde zu vermuthen, es werde jeder Buraer und jedes Mitglied unferer Regierung wuͤnſchen, daß ein Verſuch bey unferen Landsmagazinen von Diefer ge priefenen Methode möchte gemacht , und wenn derfelbe der Erwartung entfpricht , der Gebrauch der Darre gänzlich eingeführt werden. Wie viel wohlfeiler Fame in Zukunft UGnHrn. der anzuſchaffende Vorrath zu ſtehen? Wie viel ſtaͤrker Eon. te hiemit derfelbe mit dem nemlichen Capital angelegt werden? Wie hinreichend würde fürohin der dießma— lige Raum unferer Magazinen zu einem zehenfach groͤſ— feren Quanto feyn? Mit wie viel Erfparung von Koften und Mühe koͤnten die bisdahin gebrauchten, und mit Ruͤhrung des Korns befchäftigten Werkleute, zu ander: wärtiger müßlicher Arbeit gezogen werden ? Aber was noch wichtiger ift: Was für Vortheile würde dieſe ver- beſſerte ⸗ von der Erhaltung des Getreyds. 181 . befferte Methode zumege bringen, in Abficht auf den Ueberfluß und den mäßigen Preiß des Brods in unferm Lande. Da das auffchüttende Korn nicht mehr fo viel Umftande erfordert , nicht mehr fo leicht Schaden nimmt, und Verfchlimmerung umd Abgang leidet, fo darf man auch nicht mehr fo viel Bedenken tragen, diefen Vorrath anzugreifen , dem Burger und dem Landmann bey Steigerung des Korns auf den Maͤrk— ten denjelben zu oͤfnen, und in leidenlichem Preiſe zu überlaffen. Der Staat kan ohne einige Gefahr oder Verluſt fich auf gewilfe Art in ein Frucht - Negotium einlaffen, wodurch er den doppelten Endzweck erreicht, Wohlfeile und Voͤlle im Land zu erhalten, und doch zugleich die Gelder der Republik mit Nutzen anzuwen— den, das Beyſpiel der Loͤbl. Republik Genf zeiget dieſes auf eine unumſtoͤßliche Weiſe. Hochgeehrteſte Herren » das find die beſonderen Gründe, welche die Anwendung der Yntierifchen Korn- darre uns belieben , und zur Vervollkommnung unferer ‚allgemeinen Landmagazinen anrathen füllen: ch bitte ‚aber um Erlaubnif, den Nuten diefer Methode auch och aus einem anderen Gefichtspunfte zeigen zu dor fen, wie nämlich diefelbe neben der Obrigkeit auch dem Privatmann fo wohl für fich felbft vorträglich . M 3 ſeyn, 182 Abhandlung ſeyn, als auch durch ihm wiederum auf das Wohl der ganzen burgerlichen Geſellſchaft Einſtuß haben Tonne, Welchem rechtſchaffnen Züricher überfieffet ie das Herz von Freude, wenn er einen Blick auf den For, auf den Reichthum und Segensvollen Ueberfluß feiner Vaterſtadt wirft! Die immer ſchoͤner und präch- tiger aufgeführten Gebaude ; derfelben inwendige Aus⸗ zierung mit allem was Bequemlichkeit und ein feiner Geſchmack nur immer erheiſchen; der Glanz in unſe— rem Aufwand; der Ueberfluß bey unſeren oͤffentlichen und beſonderen Luſtbarkeiten, Ergoͤtzungen und Geſell⸗ ſchaften, ſind alles ſo viele Anzeigen einer gluͤcklichen Handelſchaft, und eines erwuͤnſchten Kreislaufes des Gewinns und der Nahrung. Dieſer Wohlſtand ver- anlaffet bey jederman nach Proportion des Stande t und Vermögens einen Vorrath nicht nur von aller- band Lebensmitteln und Nothiwendigkeiten, fündern auch oft von ſehr entbehrlichen Dingen ; jeder Hab- bafte Burger verfchaft fich allezeit das Beduͤrfniß fir feine Haushaltung auf ein ganzes Yahr hinaus, at Hy und Heikung, an Butter, an andern verfchiede- nen Eßwaaren; und was den Wein beteift, fo findet man unfre Keller fo angefüllt , dag man zweiflen kan, | ob von der Erhaltung Des Getreyds. 183 ob mehr Wafler dann Wein im unſerer Stadt fer, Inzwiſchen wachfen diefe Dinge alle im Lande felbften, fie werden in genugfamer Duantitat gezogen , und find zuletzt allemal um Geld zu befommen oder zu entbeh- ven: Aber bey Niemanden , auch bey dem Keichften nicht, der Tonnen Goldes beſitzt, trift man den ge tingften Vorrath von demjenigen an, was die allge: meinfte, die unentbehrlichite Speife des Menfchen aus- macht , was unferm eignen Lande mangelt , was ung von Fremden abhänglich macht‘, was zu gewiſſen Zei- ten um kein Geld zu kaufen ware, Brod; wer fojte das glauben =*> =» = = Mas mag aber wohl die Urfache ſeyn, daß man bey Leuten , die fonft in allem Ueberfluß ſchwimmen, faum für eine Woche, oder höchftens für einen Monat Brode im Haufe findet? Was mag der Grund feyn, daß der Meiche gleich dem Taglöhner , zu einzelnen Vierten , oder einzelnen Mütten weis Maͤhl beym Miller kauft, und nicht auch einen Kornbaden unter- hält , der ihm wenigſtens auch ein Jahrlang ernehren könte ? Einmal der Geitz und der Mangel find nicht die Urfache davon , denn fonft wuͤrden die nemlichen Leute auch nur zu Eimern weis Wein Kaufen, fie M 4 wuͤr⸗ 184 | Abhandlung winden nicht bey taufenden Capitals in Silber » Kalten und Porcellan - Schranfen , wo fie feinen Zing bringen, unnuͤtz ſchimmern laſſen. Es iſt vielmehr ſehr wahr- ſcheinlich, daß nur Die bisherige ſehr mühfame und beſchwerliche Erhaltung des Korns, deſſelben vielfältige Krankheiten und Zufalle, der Dazu erforderliche groffe Platz, und die faumerliche Verhinderung allerhand Diebftals viele Hausvaͤter abgefchrecft Haben , fich ei- nen gewiſſen Vorrath anzufcharfen. , Wenn num aber alle dieſe Schivierigkeiten gehebt find, wenn man vermittelt des Dorrens das Getreyd fo zurichtet, daß man daſſelbe ohne einige Gefahr der Verderbniß in Faffer oder Kiffen verfchlieffen, und in jeden fonft unnügen Winkel hinlegen kan , wo es kei— nen Raum: verfchlägt , Keiner Wartung bedarf, in feine Gährung kommt, und verfchloffen var Staub, Maäufen , und der Unteren des Gefindes gefichert iſt: So follte man mit allem Grunde fich bereden Dorfen, die neue Bequemlichkeit werde den gröfferen Theil der Hausvätern anreiken, einen bisdahin verabfaumten, und doch ihnen und dem gemeinen Wefen fo ausneh— mend erfprießlichen Voxrath anzufchaffen und zu unter⸗ halten. Zu dem Ende hin wuͤrde die Hohe Lands— Obrig⸗ von der Erhaltung des Betveyds. 185 Obrigkeit, oder die cine oder andere untergeordnete Amtsberwaltung irgendwo eine kleinere Darre von 12 bis 20 Muͤtten erbauen, die zu dieſem Privatgebrauch beſtimmt waͤre, wohin jeder Burger, der Luſt dazu bat, fein beliebiges Quantum Korn zu dörren bringen Üönte , es ſeye min umſonſt, weil diefe Ausgab des Lands - Souverains wuͤrdig, die Arbeiter dazu fehon ohne das in Beſoldung ſtehen, und dem Lande da— durch genugſam Vortheil zuwaͤchſt, oder aber um ei- nen fehr geringen Dörrerlohn , welchen der Varticular allzeit mit Freuden bezahlen wird zum Gegemverth ſo vielen Vortheils. Laft ung nun fir einen Augenblick den frölichen Gedanken denken, und und vorftellen, unfere Mitburz ‚ger werden , von folch ſtarken Gründen durchdrungen, Diefes ausüben , und nach ihren Umſtaͤnden ein meh— rerers oder wenigeres — Korn ſich kaufen, und alfo aus eignem Trieb das thun, wozu an vielen Or—⸗ Y ten, fonderlich etwan in Grenzftädten , die Einwohner den Befehl des Landesherrn und der Gefeken Serbunden werden , was für eine Reihe angenehmer ftelit fich dann unferer Betrachtung dar! 2 u * * Ms In J—— Abhandlung In wohlfeilen trocknen Jahren, wo der Preis des Korns niedrig iſt, thun ſich da einige Burger und dort einige zuſammen, und laſſen in einer Gegend oder Provinz , woher unfer offentliche Kornmarkt keine Zu: fuhr zieht, ein, zwey, dreyhundert Mütte Kaufen; diefed thun fucceflive bald alle Einwohner, und ihren Beyfpiele folgen die Communen und Zünfte, die Bur- gerlichen Gefellfchaften , die Familie - Funde x. und nach und nach fammelt fich , ohne dadurch erregte Steigerung vorm Kornhaus , ein fo fchöner und be> trächtlicher Vorrath zufammen , daß diefer nun mit dem vorher einzelnen DOberfeitlichen Borrath verbunden, das heifame Mittel abgeben kan , welches eine Then: rung fo zu fagen unmöglich macht, Der einte Haus: vater wird das Fahr durch fich von dieſer Provifion fpeifen, ein groffer Theil der bemittleteren und reiches von aber wird diefes fein kleines Magazin zu dem all⸗ täglichen Gebrauch nicht angreifen, fondern wie vor bin von dem Müller und Beer Mahl und Brod taufen , und nur erft, wenn die Preife vorm Korn⸗ haus aus dem einen oder andern Grunde fich erhöhen, anfangen von demfelben zu effen, um durch die Ber minderung der Concurrenz der Kaufer den Preis wie der fallen zu machen : Fahrt aber dem ungeachtet die Stei⸗ * von der Erhaltung des Getreyds; "187 Steigerung fort , fo oͤfnen dann die Obrigkeit , die Zuͤnſte, die Familien - Caffen gefchwinder ihren Vor— rath, weil derfelbe fie nicht mehr fo hoch anliegt, ih— nen nicht mehr fo viele Umſtaͤnde zu erneueren Eoftet als chedem: Die unferem werthen Zürich zur Gerech- tigkeit aerechnete , fo gepriefene Mildtpätigkeit in All⸗ mofen und Liebeswerken wuͤrde auch in diefer vervoll- fommneten Korn-Confervation einen neuen Kunftgriff und Anlas finden, in feiner reichen Austheiluna gegen die Armuth bey Klemmen Zeiten das Verdienftliche der befonderen Gutthätigkeit durch den beyfälligen Gefichts- punkt der Wohlfeilerung zu erhöhen. In Summa es wäre eine fehr natürliche Folge- von allem dieſem, daß wir einen Theil unferer Gelder auf die allerjicherfte, und nüßlichfte Weife anlegen , das Brod beftändig in einem fehr befcheidnen Preiße effen, Proſeßionen ; Ge- u werbe und Handelfchaft erleichteren , die Adhänglichkeit unſeres Landes verminderen, und hingegen unfere und unferer benachbarten lieben Eidsgenoffen Wohlfarth und Gluͤckſeligkeit befeftnen Konten, Die Phantomen und Gefvenfter , mit denen dew Geiſt des Widerſpruchs alle Verbeſſerungen wegzu— ſchrecken ſucht, werden zwar auch hier der Einbildungs- kraft 138 Abhandlung von der Erhaltung ꝛc. kraft einiger Furchtfamen ihr Gaukelwerk vorfpielen, und fie aus dieſem Zufammenhang anftatt Gegen und Gedeyen , Fluch und Ungluͤck propheceyen heiſſen: Fuͤrkauf, Wucher, und Unterdrüdung werden ihnen als wahrfcheinliche Folgen fich darftellen, Allein wer mit geſundem und uneingenommenem Nachdenken um fich herſchaut, wird nichts von Diefen ſchrecklichen Ges falten erblicken können, fondern fich mit Grunde freuen, wenn eine fo heilſame Berbefferung zu Stande kommt. (*) Bemer⸗ (*) Die in dieſer Abhandlung ausgeführten Gründe, leuch— teten der Geſellſchaft fo helle in die Augen, daß fie file che ins kurze zufammenziehen und in einer demüthigen Bittfchrift MEnHrn. Kechenräthen übergeben lich , wels ehe folches fo meit genchmiget, daß Sie es für den täglichen Rath zu bringen geruhet. Unſere GnHrn. nah⸗ men folche, nach dero MWeltbefandten Eifer und Liebe für alles was zur Aufnahme ihrer lieben Angehörigen dienen Fan auf, mürdigten die Bemühungen der Gefellfchaft ihres hohen Benfalls und Aufmunterung zu Fortfegung ihres Fleifes, und übergaben ihe unter der Aufſicht beye der Hochgeachten Herren Geckelmeiftern aus Hberfeitli- chen Koften eine folche Darre zu erbauen. Bemerfungen von Der Wirkung der Fieberrinde, verfchiednen Krankheiten. 3 > & —* 5 — * * F 2 RR: ee 1. In einem dreytaͤgigen Wechfelfieber, welches mit einer Schlafſucht begleitet geweſen. von Dr. 3. Zeinrich Rahn und Dr. Salomon Schinz. SR X E * in Herr von 45 Jahren Temperamenti N. SE fanguineo - cholerici wird den 22 Aug. ce 1757 von einer Febri Catarrhali benigna überfallen; den 2 Sept. veränderte fich ſolches in eine Febrim intermittentem , den 9 determinirte es fich in eine quotidianam, von welcher Zeit an fich bey jedem Paroxyfmo eine ſtarke Schlaffucht einftellte ; man gab den Kranfen Medicamenta antifebrilia, aͤuſſerlich ad . plicirte man rubefacientia,, V. S. & Veficatoria, allein dad Coma fomnolentum wurde von einem Paroxyfmo I zu dem anderen heftiger und gefährlicher ; da num obige Medi — Bemerkungen von der Wuͤrkung ꝛc. 191 Medicamente ohne Wuͤrkung waren, ſchritte man den reten zu dem Gebrauch der Fieberrinde, und machte folgende Verordnung : ®. Confery. Rofar. Cort. Chin. fubtilifl. pulveris. ana Dr. IL, M. F. Mafla e qua F. Boli No. VI. S. Auffer dem Fieber einen alle Stunden zu nehmen, In dem Fieber wurde ihm eine Fühlende Saamen⸗ Milch mit Campher und ein ftärfender Julep wechfel- eis gegeben : Schon den erften Abend hatte das Fie- ber mit dem fopore 'merflich abgenommen; den 13 be kam der Herr Patient wieder Dr. IIT. Corticis , auf dieſes zeigte fich in dem Mein, der bisdahin allezeit heil geblieben, ein ſtarker Satz, und die Umftände beſſerten ſich noch mehr: Bis auf den 19 werde auf gleiche Art eontinuirt , da dann das Fieber und die Schlaffucht ganz ausgeblieben, Den 2ı zeigte fich ein neues Fieber cum Angina inflammatoria & Aphtis, welches aber durch behörige Arzneyen auch wieder gehoben worden. Den 26 und 27 wurden wieder etliche Dofes von dem Cortice verordnet, worauf der Herr Patient von allen Bieberifchen Bewegungen befreyet worden, und den Dctober 192 . Bemerkungen October durch vermittelt des Seri Lactis duleis wieder zu völliger Gefimdheit gelanget, Merkwuͤrdige und die- fer ähnliche Bemerfungen findet man hin und wieder bey den Obfervatoribus, am meiften aber verdienen ge- Iefen zu werden, Werlhof Obfervationes: de Febribus pag. 105-109. Torti Therapeutice fpecialis ad Febres periodicas perniciofas ; Trilleri Differtatio de Corticis perüviani ufu Senibus, Gravidis & Infantibus falutari; Klerich Differtatio Inaug. fub Præſidio Excell. de Hal- ler Getting® 1750. habita, in welcher der Herr Ver foffer drey Obfervationes Medico - Practicas anführet; | deren die erſte de Febre foporofa five apopledtica ter tiana remittente handelt. Moericke Diflertatio de Febre tertiana intermittente foporofa utplurimum funefta, fe- liciter tamen curanda , habita fub Prefidio Cl. Sieg- wart Tübing« 1739. DER ae ı zur Dir Js von der Wuͤrkung der Sieberrinde. 193 II. In dem Ruckfall eines Pockenfiebers, von Dr. Conrad Rahn. Ein Knab von 3 Fahren bekommt im Merzen 1759. die Borken, es zeigte fich kein fchlimmes Symptoma, auch kamen die Pocken in groffer Menge zum Vorſchein, wuch- fen ordentlich, füllten jich mit einem guten Pus, ich trac- tirte ihn Methodo confueta mit temperantibus leniterque diaphoreticis, und alles gienge fehr gut. Allein da die Blattern anfiengen dürre werden, zeigte fich wiederum ein aufferordentlich heftiges Fieber mit Delirio, Sedibus in- voluntariis, Pedibus eedematofis, ich fragte allem fleifiig nach um auf den Grund folcher fchlimmen und unerwar⸗ teten Symptomatum zu fommen, endlich fagte man mir der Knab Habe mit groͤſtem Luft eine groffe Menge halb duͤrrer Blattern geeffen, da ich dann fehlof dag Virus variolofum habe diefes heftige Fieber erwecket. Ich ver- ‚ordnete ſcopo roborandi & antifebrili folgendes: %. Puly. temper. Cort. Chin. ana Dr. femis. M. F. Pulv. Div. in VI part. zqu. "ig. Morgens und Abends I. in beliebigem Vehi- eulo zu nehmen. N Auf 194 Bemerkungen Auf den Gebrauch dieſer Pulver wurde alles wieder beſſer und der Knab kame nach und nach zu voͤlliger Geſundheit, und befindet ſich nun 2 Fahre lang ſehr gut. War diefed nicht eine Art von Einpropfung? Wann die Materia variolofa vorher nicht haufig ad Periphe- riam Corporis getrieben worden wäre , wären dann nicht neue Exanthemata gefommen? Wenigfiens fahe ich die Sache von diefer Seite an, und um fo viel mehr als Herr Trembley von Genf Ao. 1757. meinem lieben Vater erzehlet, daß ein Knab eine (Kinds - Blatter) ge eſſen, welche bey ihm den gleichen Effect gemachet , den fonften die Inoculation zu haben pflege. Bon dem Nutzen der Fieberrinde, in den Pocken-Fiebern koͤnnen stachgefehen werden. Monro in den Eflais d’Edinbourg Tom. IV. p. 120. fgg. Dr. Walds Schreiben an Dr. Willmot ,; welches Dr. Huth feiner Sammlung ver chiedener die Fieberrinde betreffender Abhandlungen und Kachrichten, die in Nürnberg 1760, 800 gedruckt worden inferirt hat, Roſen & Bergü Differtatio de Variolig curandis habita Upfalie 1754. Ein Brief von Dodtor Bayly an Doctor Jemberton in dem 47ten Theil der Tranfadt. Philofoph. p. 27. faq. Burchardus in Com- merc. Litter. Nor. Ao. 1741. p. 261. 1. In von der Würfung der Sieberrinde. 195 Ill. In einem Ruckfall des Pockenfiebers. von Dr. 9. €. Hirzel, Stadtarst. “ Den zoten Augſtm. 1760. ward ich zu einem jähris gen Knablein berufen, daſſelbige war von einem hefti— gen Fieber überfallen welches gichterifche Bervegungen begleiteten , dad Geficht war dabey ganz roth ; ich ver- muthete fügleich e8 werde ein Pocenfieber feyn , da vorher ſchon zwey von feinen Gefchwifterten, an dieſer Krankheit in der Eur gehabt, welche bey denfelbigen mit den leichteften Zufällen glüclich vorbeygienge, ſon⸗ derlich bey dem fo zuerft angegriffen worden , da man, den erſten fiebrifchen Anfall ausgenommen, in dem ganzen Lauf der Krankheit, da fich fehr wenige wohl: gewachſene Pocken zeigten , kaum etwas von dem Fie- | ber verfpürte, Bey dem andern war es fehon heftiger es zeigten ſich auch die Pocken viel häufiger , fie wuch- fin langfamer , ſo wie die Eiterung auch langfamer | ſolgte, bey dem Knaͤblein ſahe ich an der Heftigkeit Anfalls ſchon zum voraus, daß dieſe Krankheit nicht wenig heftig werden wuͤrde, unerachtet ich durch barimittel und eine gute Diät derſelbigen vorzubauen | Na geſucht | ) 196 Bemerkungen gefücht hatte. Bey dieſem Anlas muß ich anmerken, daß ich in meiner Praxi eben das was andere Aerzte oft wahrgenommen , daß wenn die Poren in einem Haus ſich einfinden die ſpaͤther angegriffnen die Krank— heit in einem heftigern Grad ertragen muͤſſen, ſo daß ich es faſt fuͤr ein Geſetze der Natur halten muß. Ich gab dem angegriffnen Knaben eine gelind Schweißbe— foͤrdernde Mixtur mit etlichen Tropfen von dem Spir. C. C. Succin. Den zıten ſahe man in dem Geſicht die Pocken ſehr dichte hervorkommen, die Hitzen waren immer ſehr ſtark, da aber der Knab von den Med. faſt nichts nehmen wollte, ſo ließ ich ihn zum Getraͤnk Linſen in Zuͤbliwaſſer (X) kochen, und mit ein wenig Citro⸗ nenfaft und Zucker angenehm machen. Den ızten - fahe man die Pocken merklich wachfen , das Fieber war immer heftig, beut entledigte er ſich bey dem $. H. Stuhlgang von einer ſchwarzen erharteten Mater vie, darauf folgte bald ein fluͤßiger Stuhlgang, welches mich beforgen machte, daß der Trieb nach der Ober: fläche möchte gehemmt und bey entffandener Diarrhoea die nothigen Kräfte allzuſtark gefchiwacht werden , ich lich ihm danahen, da N feine Arzneyen beyzubringen ware [*) Der Züblibennn bey dem Gpithal in Zurich, fuͤhrt ein Waſſer von beſonderer Reinigkeit und Leichtigkeit. von der Würfung der Kieberrinde. 197 waren, aus dem Linfendecoct mit ſuͤſſen Mandeln eine Milch zum Getränk machen. Auf diefed ließ Die Diarrhoea bald nach, die Pocken wuchfen nach) und nach und loffen haufig zufammen , weil ich aber fahe daß der Trieb der Natur nicht ſtark genug war, ließ ich verfüchen ob ihm nicht anftatt der Mirturen in Milch- pappen Schweißbefördernde Pulver beyzubringen wären: _ 3. Pulv. antepilept. march. Dr. femis. Ocul. Cancr. Antim. Diaphor. Nitri. depurat. ana. Scr. femis. M. div. in VI. p. xq. Zugleich ließ ihm ein Stuͤck Campher über das Herz grüblein anhängen, in Hoſnung daf die zarten Aus— duͤnſtungen dejjelbigen durch die einfaugenden Gefälle in das Gebluͤt gebracht, und ihre Winkung durch Erhale tung und Reizung der Lebenskcäfte und Hinderung der Fäulnif thun würden. Neben dem lief ich eine Blaſe mit warmer Milch anfüllen, und auf den Unterleib auflegen, n durch einen folchen gelind erivarmenden und erwei⸗ } a. Ueberfchlag den allzufchiwachicheinenden Trieb = äuffern Oberfläche zu befördern , auf dieſes der gehofte beffere Trieb; den 160ten wurden % zufammengeloffnen Pocken fonderlich an den Füßen N 3 ſchwarz⸗ 198 Bemerkungen ſchwaͤrzlich, und fiengen an hier und dort in Die Tiefe zu freffen und Kleine Gefchrwüre zu machen, Den ıgten da die Eiterung faſt über den ganzen Leib ſich gegeiget hatte, fiengen die Pocen aller Orten an trucken zu werden, der Speichelfituß ließ völlig nach und ward der Mund gang dürre , der Knab mar dabey ganz fehwach , mir machte dieſes bange , da dieſer Zufall ein Zeichen einer Zurüctretung des Eiters, welches fehr oft den Tod nach fich ziehet, ich erinnerte mich hierbey einer Anmerkung die mir der diegmalige Prof. Med. & Bot. in Tübingen Herr Gmelin von feinem fel, Herrn Brus - der mitzutheilen die Gütigkeit gehabt , daß in diefen Umftänden ein oder zwey Dofen vom Merc. dulc. die allerbeſten Dienfte Teifteten, da ſolche einen leichten Speichelftuß zumwegebrächten: 3. Antim. Diaph. Ocul. Cancr. ana Scrup. I. Merc. dulc. gr. I. div. in. p. æq. 2 Tage nacheinander des Morgens zu nehmen. Diefes that feine völlige Wirkung , der Mund ward wieder feucht, der Speichelfuß ziemlich Häufig , ımd die Eite rung gieng über den ganzen Leib recht gut von ftatten, die Pocken fingen nach und nach an zu doͤrren und abzufallen,, das Geficht angenommen, wo an der Stirn und Naſen immer dicke Rinden feft faßen. Den 26ten zeigten fich von neuem fiebrifche Bewegungen mit geoffer Ent: # von der Wuͤrkung der Sieberrinde. 199 Entkräftung, und gaͤnzlicher Beraubung des Schlafes, ich nahm hier meine Zufucht zu der Fieberrinde , deren Würkung in bösartigen Fiebern heut zu tag niemand mehr unbekandt feyn fan, da folche der Faͤulniß un: gemein widerſteht und die Lebenskräfte anf eine bewun- dernswuͤrdige Weife unterſtuͤtzt: 3. Ocul. Cancr. Antim. Diaph. Nitr. depur. ana Sc. L Cort. Ch. Ch. Dr. I, M. div. in VI. p. æq. Bey dem Gebrauch diefer Pulver fahe ich mit vielem Bergnügen , wie fich die Natur augenfcheinlich erholete, das Fieber ſich ftillete, und mit ruhigem Schlaf auch die Kräfte fich .einftelleten , und die felten dicken Rinden fich nach und nach abfchäleten , ſo daß fi) den sten September der Knab wieder bey völliger Gefimdheit und Kräften befand, und ich mit einem laxirenden Kraͤuter⸗Thee der Cur ein geſegnetes Ende machen Tonte, ze. * —* #% RE 2 + Pr ta IV. In 200 Bemerkungen IV. * In einem irregulaͤren Fieber, pm $ 4 A Dr. S. Schinz. Ein fuͤnf und ein halb jaͤhriger Knab von einer waͤſſerigen und ziemlich fetten Leibesbeſchaffenheit wurde gegen Ende des Hornungs Ao. 1759, von den Pocken⸗ fieber uͤberfallen, die Pocken kamen ohne einige gefahr: liche Zufälle häufig zum Vorſchein, fo daß der Leib davon ganz voll geworden ; fie dörrten aber langſam ab, und wenige derfelben find zum flieſſen gekommen; der Knab hatte fehr wenige Arzneymittel noͤthig, ſo ge lind war die Krankheit, und es wurde auch zu rechter Zeit ein Lariemittel eingegeben. Den 29 Merz findet fich Morgens um zehen Uhr ein uneriwarteter Fieberanfall mit Froſt und ſtarken Hiten E - ein, den 30 und 31 Eommt das Fieber zu gleicher Zeit wieder ; dieſes Fieber, welches vermuthlich von zurück gebliebener Pockenmaterie hergelommen , hatte die Ä Art eines täglich abwechſelnden Fiebers; «8 wurden temperirende Mirturen und gelinden Schweiß treibende Pifanen gegeben: Den ı Aprill und die darauf folgende 4 Tage bleibt das Fieber aus, ohne daß bey einem der vorhergegangenen Fieberanfällen eine critifche Auslaͤh⸗ rung ed von der Wuͤrkung der Sieberrinde, 201 rung durch den Schweiß und den Urin gefchehen ware: Diefes war die. Urfach daf etliche Tage nacheinander ge iind larivende Billen aus dem Rhebarber - Ertract und dem verfügten Queckſilber gegeben worden. Den 8 April überfallt den Knaben Morgens um fechd Uhr wieder ein Froſt, und es ftellten ſich alle An— zeisungen eines Fiebers in ſtarkem Grad cin; der Puls war fehr ſchnell und voll, die Haut heiß, trocken, der > Urin fart gefärbt und bliebe Hell, die Eifensluft war „Febr gering und der Durſt ſtark; den 9 iſt das Fieber auf die gleiche Zeit wieder da, der Patient verfiele zu: ai in einen Schlaf , aus dem er erſt Nachmittag Wehen aufiwachte; Nachts um sehen Uhr Kommt ein meer Anfall, und das Fiber endiget ſich erſt gegen Morgen ; den ro und die darauf folgende Nacht bleibt das Fieber aus; den xı kommt der Anfall Morgens um feben Uhr und if wieder mit einem tiefen Schlaf be ; die Darauf folgende Nacht war fehr unruhig N md ter kleine Patient lag im ſiarken Hiken; den 12 Nacht zwifchen dem ı2 und 13 war Fehr unrubig, m der Patient Morgens darauf den ı3 fehr ſchwach, de Vvuls ſchluge weniger geſchwind, und der lang aus— Ns geblie- 202 Bemerkungen gebliebene Stuhlgang erfolgte einmahl, aber mit Be: ſchwerde. Diefes zweyte Fieber hatte alfo anfanglid) wieder die Art eines täglich abwechfelnden Fiebers und zwar mit einer Schlafſucht, es wurde aber bald irre: gulär, umd endlich fehiene es fich zum theil in ein täglich anhaltendes , zum theil in ein täglich gedoppeltes Fieber zu verwandeln ; ſo bald das Fieber diefe letzte Geftalt an fich genommen iſt der Patient in einer beftändigen Betäubung gelegen, die Haut war immer trocen, und der Urin dünn, rauhe, und ohne Satz; ich bemühete mich fehon den ıı dem Vatient die mit Rofenzucker und Rofenfaft in eine Latwerge gebrachte Fieberrinde einzu geben, ich Eonte fie ihm aber nicht beybringen ; den 13 verfuchte man es auf das neue, und der Patient befam in Zeit von etlichen Stunden etivan ein halbes Quint- lein von der Fieberrinde, die Würfung war fehr er: winfcht, der Schweiß, der bisdahin allezeit ausgeblie- ben, fam zum Borfchein; der Urin veränderte fich und fieß einen Satz zu Boden fallen, und der Patient be: kam offenen Leib, man fette den Gebrauch diefes Mit: tels etliche Tage lang fort‘, die Crifis hielte immer an, und der Knab gelangte bald zu feiner Gefundbeit. “ Y von der Würkung der Sieberrinde, 203 | V. In den Mutter» Krankheiten, „bon Dodor Conrad Kahn. Erſter Sall, Eine Magd von etlich und 30 Fahren , welche ihre Menfes zwar regular jederzeit aber in geringer Menge gehabt, klagte über verlohrnen Appetit, Starke Blehun— gen, heftige Spafmos im Unterleib und Rüden, da num diefe Beſchwerden fie ſchon ein ganzes Fahr fehr gepla— get, und fich bey vielen ohne die geringfte gute Wuͤr— fung gebrauchten Arzneyen von Zeit zu Zeit vermehret hatten, ift fie davon fo fehr entkräftet worden, daß fie die nöthigen Gefchäfte nicht verrichten Eonte. Den 6 April 1760 verordnete ihr ein Decodtum purgans aus "Rhab. Fol. Senn. und Sale angl. da diefes gute Wür- kung gehabt fo gab ich ihr den 14 folgende Mirtur und Nillen : %. Ag. Fonic, Meliff. Chamom. ana Unc, Il. Pulv. abforb. Dr. II. Eledt. Diafcord. Frac. Unc, femis. Julep. Rofär. Unc. I, M. D. ad Vier. ®. Güm, am- mon. leni igne liquat. Extra. Cham, Millefol. Cichor. FHor. Til. Poeon. ana Dr. femis. Caftor. Croc. ana Scrup. femis. ol. Anis, deftiliat. @t. V. M. F. Pil. Pond, Gr. 1. S, den 204 Bemerkungen S. den Tag über alle 3 Stunden 2 Löffel, voll von der Mirtur und bey fehlafen gehen zo Pillen zu nehmen. Bis den 28 ware ed immer gleich , und zeigte fich nicht die aeringfte Beſſerung, ich mußte hiermit auf £räftigere Mittel bedacht feyn. Da ich diefen Umftänden nachdachte, erinnerte ich mich in des grofen Syden⸗ hams Werken gelefen zu haben, daf er in fülchen Um— ftänden , befonders wenn von langer Dauer diefer Be ſchwerden der Eorper fchon merklich geſchwaͤcht worden, von dem Cort. Chin, Morgens und Abends zu Scrup. I. gegeben die befte Wirkung gehabt, um nun in einem ähnlichen Fall den Methodum medendi diefes unver: werflichen Mannes einzufchlagen verordnete ich folgen- des: 2». Cort. Chin. fubtiliff. pulveris. Unc. femis. D. in XII. part. æq. D. ad,Ch. x. Summit. Mil- lefol. Flor. Papav. errat. Chamom. Til. ana Pug. Il. Inc. M. D. ad Chart. S. die Kräuter Morgens und Abends wie Thee zu gebrauchen, in der erften Taffe ein Pulver und bey fchlafen gehen obige Villen zu nehmen, Den 14 befame Nachricht von guter Befferung ; ließe demnach die Patientin noch 6 Tage mit diefen Arzneyen continuiren, worauf fie die Schmerzen gänzlich verlof ven. Den 30 gabe ihr ein Pulv. lax. aus Rad. Jalap. und [2 von der Wuͤrkung der Fieberrinde. zos und Crem. Tart. welches cum euphoria gewuͤrket. Den sten May gabe ich ihre, da fie noch nicht groſſe Luft zum effen und nicht viel Krafte hatte von dem Spir. nitri. dulc. caftor. Morgens und Abends 40: so . Tropfen davon in beliebigem Vehiculo zu nehmen; be: fahl ihe auch eine Gelatinam nutrientem zu machen, und davon in jede Suppe 2 Löffel voll zu thun. Nach wenigen Tagen brachte fie mit vielen Freuden die Nach- richt daß fie num über nichts mehr zu Klagen habe, als über eine Eleine zurückgebliebene Mattigkeit in den Glie— dern, ich viethe in dem Nydelbad zu baden ; das Bad und die Ruhe wirkten fo gut, daß fie nach 8 Tagen von da völlig geſund und fröhlich zuruͤckkkam. Sie hat auch bis jetzo nicht das geringfte von obigen Befchwer- den verſpuͤhret. Zweyter Sal. ine Jungfrau von etlich und 20 Jahren, die in ihren jüngern Jahren, befonderd , da fie menftruata werben füllte , vieles gelitten, Elagte fih den 9 May 1760 über verlohrnen Appetit, Blehungen, und beynahe unleidentliche Spafmos in dem Magen , die fie dann in wenigen Tagen fehr entkraͤftet; die kurz vorher gemachte Eur machte mir Muth den gleichen Methodum Medendi elle 206 Bemerkungen einzufchlagen. Ich gab ihr allervorderfi ein Det, ließ fie von dem 15 bis 26 May oben befchriebene Bul- ver, Thee und Billen nehmen ; von Tag zu Tag nab- men die Befchwerden fehr ab, und da fie zu Ende des May über nichts mehr zu Klagen hatte, endete ich Die Eur mit einer Potiuncula laxante mannata. Auch bey diefer Berfon hat fich, Gott Lob! bis auf diefe Stunde nicht der geringſte Ruckfall obiger Befchwerden gezeiget. Bon dem Nuten des Corticis chinæ in Paflione hy- fterica fan gelefen werden Herrn Dr. Millet Differtation, die er Ao. 1726. zu Paris defendirt und in ſelbiger die Frage unterſucht hat, An kina kina Hyſtericis? x. BA * Rn n "FRE * " Se ei Sr 3 Se Te 47 [ * * von der Wuͤrkung der Sieberrinde. 207 VI. In einem kalten Brand, welcher von einer innerlichen Urſache herruͤhrte, von Dr. J. Heinrich Rahn und Operator Frieß. Ein Kaufmanns-Bedienter 23 Jahr alt, eines voll⸗ bluͤtigen Temperaments, dem Anſchein nach geſund und ſtark, iſt Ao. 1758. den 17 Septembr. von einem Froſt uͤberfallen worden, und darauf verſpuͤhrte er etwas Schmerzen in der Mitte des oberen linken Arms, achtete ſolches aber nicht viel und ſchliefe die Nacht durch gar wohl. Den 18 hat ſich der Schmerzen aus dem Arm in die Finger gezogen , ein Chirurgus hat ihm das Eau dArquebufade warm übergefchlagen , allein ed vermehr⸗ ten fich nicht nur die Schmerzen gar beftig , fondern es wurden auch der Daumen, Zeige- und Mittel-Finger ganz fihwarzblau, Empfindung und Bewegung nahmen ſehr ab, die Haut an den Spiten der Fingeren war eingefchrumpfen und wie hol darunter , als wenn das Fleifch eingetrocnet und dürre geworden wäre, an dem Carpo und der Arteria cubitali fühlte man den gewohn⸗ ten Puls nicht mehr, wohl aber an der Arteria fubaxil- kari und Brachiali: In biefen Umſtaͤnden wurden wir au 208 Bemerkungen zu Rath gesogen ; pro ufu externo verordneten wir ein Balneum ex Lavendula, Rore marino, Scordio c. Vino, der Herr Patient hatte aber die Hand kaum eine viertel Stunde darin, ſo famen die Schmerzen wieder fehr heftig, Daher er folches alfobald auf die Seite gethan, worauf fich die Schmerzen wieder verlohren ; darauf verfüchte man ein Maniluvium emolliens ex Flor. Cha- mom. Samb. HB. Malv. Bismaly. in halb Waffer und halb Milch gekochet ganz Taulicht zu gebrauchen , allein es Hatte das gleiche Schickfal mit dem erfien ; Daher wurde ein Unguentum verordnet ex Axung. Canis, Taxi, Muris alp. Caſt. & ol, Lumbr. terreftr. welches der Pa— tient wohl vertragen konte: pro ufu interno wurde fol- gende Mixtura antispasmodica verordnet: 3. Ag. Ceras. Nigror. Nymph. ana Unc. IH. Pulv. antispasmod. Stahl. Dr. H. Julep. Rofar. Unc. I. M. S. alle 2° Stunden 2 Löffel voll zu nehmen, In der Zwifchenzeit wurde allemal Scrup. I. Cort. Chin. in warmer Brühe oder Thee gegeben, die Nacht darauf war ziemlich ruhig, den 19 fahen die Finger in Dorfo Manus wieder ziem— lich natürlich aus, aber in Vola Manus waren fie noch dunkelbraun und bleich, Empfindung und Bervegung zeigten fich in etwas, Nachmittag Fam ein fehr ſtarker Schweiß, welcher 24 Stunden dauerte, es aufferten fich auch. zugleich Rn von der Wuͤrkung der Sieberrinde, 209 zugleich die Schmerzen wieder, befonders an dem Mittel: finger , welcher beynahe feine Empfindung hatte, man konte auch noch feinen Puls fühlen, dabey war der Urin hoch-roth. Den 20 befand fich der Herr Patient in gleichem Zuſtand, auſſer daß Digitus annularis & minimus auch fihmerzhaft und fchwarz wurden , man | verfischte den Dampf von warmen Waſſer um die Strictur zu heben ; allein nät dem gleichen Effect wie bey den Bädern. Den 23 hören die Schmerzen auf, und alle Finger werden wieder ziemlich natürlich, Bis— dahin hat man an den innerlichen Medicamenten nichte abgeänders Den 24 wurde ein Laxans aus Manna und Sale anglico geordnet, und weil man dem Schweiß die Beſſerung zu danken zu haben glaubte, fo ließ man | den Herrn. Patienten zu Beförderung beſſelben nebft obi- gen Arzneyen unterweilen IV. Unzen vom Decocto Lignor. nehmen. Den 30 beiferten .die Finger almahlich , der Schweiß aber ift nicht wieder gekommen , auch den Puls führte man noch nicht. Den 4. October Tonte der Here Patient. wieder. ziemlich. wohl fehreiben und auf der Flöten foielen, die Finger fahen wieder ganz natürlich aus, die Haut an den Spiten berfelben gieng ab. Sint ein paar Tagen ift die Spitze des Mittel fingerd wieder etwas inflammirt , gefchwollen. Man + O ſpuͤhrte 210 Bemerkungen von der Wurkung ꝛc. foührte den Puls wieder etwas. Den 12 war der Puls wieder völlig natürlich wie an der anderen Hand. Den 16 verreißte der Herr Patient geſund nach Leipzig. Auch ein Erempel de Pulfu deficiente vide in Antonü de Haen &c. Ratione Medendi Part. III. p. 146. Es wäre zu wünfchen, daß auch bier zu Land die Herren Chirurgi verſuchten, was der innerliche und Aufferliche Gebrauch der Fieberrinde in dem heißen und Falten Brand, ſowohl von innerlichen als aufferlichen Urfachen , für vortrefliche Würkung habe, wer dazu Luft hat, der wird gar gute Anleitung finden in des Herrn de Haen Ratione medendi Tom. III. p. 141. In des 5 Herrn Stördd Anno Medico primo p. 19. 101. 114. “md 139. In den Comment. Bononienf. T. U. Part. I. P. 196 - 211. von Mollinello und Bazano. In den Effais & Obfervat. de Medecine de la Soc. d’Edinb. T. II. p. 38. und 49. T. IV. p. 54. & fag, T.V. p. 115. von Goolden, Paisley und Monroe, In den Obfervations de Medecine, Chirurgie &c. T. VI p. 178. fgg. &c. (I Erzehlung einiger Beobachtungen aus den Torf » Zeldern in Rüti von Hs. Konrad Heidegger, des Raths von der Freyen Wahl und GSeckelmeifter, Borgelefen den 13 Novembr. 1752, | P N ; SERERRNT 2% WER: EBEN *x } Ko: BEER > ren NISEUTEIEPEDEEE * * 3% "A x * * gg a 6 1% chon in dem vorigen Jahre, Habe ich den HEBT denenfelben von meinen 4 Auszügen aus Herr Degeners Unterſu— chung vom Torf, und meinen darüber, Zucignungs- weile auf unfer Land , beygefügten Anmerkungen etwas vorzulefen, und handleten. diefelben dazumahl hauptfäch- lich, von der Erklärung und inet einer Sacherklaͤ⸗ rung des Torfs, Meine Gedanken die ich von dem Stoff und der Zeugungsart diefer , uns ſo nüßlich = und nöthigen Brandmaterie gefaffet Hatte, find zum theil beftärket, theild deutlicher worden, als ich den 23ften des verwi— chenen Brachmonats , nach dem Befehl einer Loͤbl. Torf -» Eommifion , von eint = und andern Torf- Lane dern, befonders denen , die dem Elofter Rüti als Lehen zugehoͤren, den Augenfchein einnahme, und gewiſſe jahre lich gewohnte Verfügungen machte, welche die Landes: vaͤter⸗ Beobachtungen aus den Torffeldern ıc. 213 väterliche Borforge Unferer Gnädigen Herren und Obern, für Ihre Stadt und Angehörige, erfodert, Ich vergak nämlich bey diefem Anlas nicht, daß ic) ein Mitglied dero Gefellfchaft zu feyn die Ehre habe, und daf , im der gleichen Zeit, da ich die Hochobrig— feitliche Befehle ausrichtete, nm das Graben und Be: arbeiten des Torfs zu befürderen , in Ordnung zu brin- gen umd zu erhalten, auch für genugfame Anſchaffung auf künftigen Winter bedacht zu feyn, ich nicht aus der Acht laffen follte , ’eint = und anders in Erfahrung zu bringen und zu beobachten, was zu Phnficalifcher Betrachtung diefer wunderbaren Materie und derfelben gründlicher Kentnif einigermaffen dienlich feyn möchte, Ich werde alfo kurz erzehlen, was ich theils ſelbſt geſehen theild glaubwürdiges gehört, und dann einine Schluͤſſe daraus ziehen, die ich dero Erleuchteten Beur- theilung, von derfelben mehrern oder wenigern Wahr: füheinlichkeit oder Grimdlichkeit , übergeben will. Meine Beobachtungen betreffen : J. Den Torfgrumd und die Torfmaterie ſelbſten. I. Das Holz ſo man in den Torfgeimden antrift. ‚IM. Die unter dem Torfgrund liegende Erde , oder den Boden des Torfs, O 3 J. Das 234 _ Beobachtungen 1. Das fo geheiffene Kreue Land zu Nüti, fo das ent- ferntere von dem Amthauß iſt, ift ganz ſumpfigt, fü daß der Boden unter dem Fuß weichet und nachgiebet. Die Gberfläche ift feine Erde , oder Braswafen, fondern nichts ald Mooß und Sumpf - oder Riet- pflanzen. Auf diefem ganzen Bezirk der etwan 32 Jucharten betragt, Habe ich Feine andere als folgende: antreffen konnen, von welchen ich die nomina trivialia Linnei anführen, und folchen die Namen, mit denen tie die Eimvohner bezeichnen, vorſetzen will. a. Mick, Mooß, Sphagnum paluftre album & tubrum. Bryum cefpititium,. Dieſes macht ſo zu fagen den gefamten Teppich aus , der dieſes Land bedecet. b. Rietgras, (Wollengra8) Eriophorum vagina- tum , & Polyftachium. Carex pulicaris & ra- mofa. Schoenus nigricans, & marifcus. Die Wurzeln haben lange und etwan eines Fingers breite Blätter, die man oft in dem Torf fiehet. ©. ing, Juncus glomeratus, effufus, filiformis, i d. Wilder Rosmarin, Andromeda polifolia. e. Katzen⸗ rn a Fe 1 aus den Torffeldern in Rüti. 215 e. Katzenſchwanz, Equifetum limofum. f, Bruͤſch, Erica vulgaris. - 8. Bockbeeriſtaude, (Moosbeere) vaccinium oxy- coccos. h. Wildercoſtanz (Waſſerminz) Mentha aquatica. i. Sonnenthau, Drofera rotundifolia & longifolia, aus diefem laßt ſich aller Orten ein ficherer Schluß machen daß Torf vorhanden , Hingegen laßt es fich nicht aller Orten fehen , wo Torf angetroffen wird. So bald man anfängt in diefem Grund ftechen , fo findet man, wie ich eben angemerket habe, Keine Decken von Erde, ſondern nichts als ein Gewebe von diefen Kräutern und Wurzeln, das aber noch nicht genug. ſam verfaulet ift, mithin keinen tüchtinen Torf abgiebet, fondern wenn es dürre wird, ganz leicht ift und wie Stroh davon brennet. Seine Farbe ift noch rohe und gelblicht, und ziehet fich nicht ins dunkle, Dieſe Lage des umteifen Torfs (wenn wir ihn fo heifen dörfen ) iſt etivan ı Bis 2 Schuhe tief , und wird ald Abraum betrachtet, neben fich geleget, und feiner Zeit, wenn der Torf an einem Ort ausgefiochen iſt, wieder in den Graben geworfen. 94 In, 216 Beobachtungen In dem alten Sande hingegen , das näher gegen dem Amthauf Rüti lieget, iſt die Oberfläche an etli- chen Orten ı bi$ 2 Echuhe tief, fefte Erde - und ein Graswafen , doch auch mit Mooß vermifchet, und zeinet fich das Waſſer erſt, wenn die gute Erde ald Abraum weggeftochen ift, und der Torfarund zum Vorſchein kommet. Es ift auch wohl zu merken, Daß der Torf in dem alten Lande überhaupt , befonders wo er mit Wafen und guter sErde fo tief bededfet iſt, gemeinialich ſchwaͤrzer und beffer iſt, als in dem lockern Grunde des neuen Landes, Noch weniger iſt zu vergeſſen, daß obgleich mei⸗ ſtens der Torf ſich immerhin gegen der Tiefe verbeſ— fert, mithin die untern Stiche den obern vorziigiehen find, dieſe Regel doch bisweilen ihre Ausnahm leidet, ſo daß gegen der Mitte oder noch tiefer, bey dem zten oder sten Stich , der Torf wieder gelber, roher und fihlechter wird, und auf dieſe fühlechte Lage dennoch wieder eine beffeve, fehwärzere und weichere folgen Kan. Welche Frregularität nicht nur zu Rüti , fondern auch an anderen Orten dann und wann beobachtet wird, I. In aus den Torffelvern in Rüti, 217 il. In Anfehung des Zolzes ſo man in den Torfgruͤn— den findet, fo liegt daſſelbe bald in den unterſten, bald in den mittleren , bald in den obern Stichen. In dem Rütiland giebt es meiſtens Sörchen = oder Fichtenholz, danedın aber auch Kichen, Birken, Erlen, und Weiß = und KRothtannen. Das Erlenholz faulet am färkiten , das Sichten- bolz aber am wenigften, und wird , wenn. es wieder. an die Luft kommet und ertrodnet, fehr hart. Dad Eichenholz vermodert oft, daß man es mit den Spas ten abftechen fan. | Man trift abagehauenes Hol an, und vom Wind umgeſtuͤrztes, einzelne Aeſte, und ganze Stämme und Bäume von allerhand Gröffen. Sie liegen nicht nach gleicher Lage, fondern durcheinauder. Doch will man beobachtet haben, daß die umgeſtuͤrzten, beſonders die groſſen Baͤume, meiſtens von Abend gegen Morgen lie: Ich habe felbften in dem alten Lande in des Y Böt hi von Horaen Antheil, eine fehr groffe Fichte ngefehe 1! Schuhe dick im Durchſchnitt, noch liegen fehen , die nach der angegebenen Lage , geftürzet war; O und 218 Beobachtungen x und nach dem DVorgeben Wachtmeifter Cafpars im Hülleftein, Hat felbiger unlängft in feinem Torfgrumd, fo auch im alten Sande lieget, eine sEiche die wohl 3 Schuhe im Durchfchnitt gehalten haben folle, in glei cher Lage umgeftürzet angetroffen. Ein anderer Torfgraber bezeugete daß er in dem neuen Lande vor etwas Zeit, etwan 3 Schuhe tief in dem Torf, einen Alt, und dad von demjelben ab- gefchnittene Kreiß, an einem Häuflein daneben liegend, gefimden habe, Ben diefem Anlas erzehlete noch ein anderer Arbeiter von Waͤdenſchweil gebuͤrtig, daß man zu Zolligen im Waͤdenſchweilerberg, als man Torf gegraben, im zten Stich und alſo 6 bis 7 Schuhe tief, eine Straß mit Pruͤglen belegt, entdecket habe. III. Was endlich die Erde unter dein Torfgrund betrift, ſo foll diefelbe in dem neuen Sande durchgehende ein blaufichter Sätten fern. Im dem alten Lande wol len fie weißen und blaulichten Lätten, auch biswei len, aber felten, fteinichten Boden , auch Gries an getroffen haben , ob aber unter dieſem Stein - und hi ’ Gries: aus den Torffeldern in Ruͤti. 219 Griesarumd fich nicht bald wieder Latten finde, haben fie mir, aus Mangel gemachter Unterfüchung nicht fa- gen önnen. | Diefes find nun die Beobachtungen, die ich auf meiner Reife, in einigen tvenigen Stunden machen Eon: nen. Wenn ic) aar keine Schluͤſſe daraus ziehen wollte, - f wide ich an meinem Ort diefe Nachricht unfrucht- bar fichen laffen. Ich will es alfo wagen, meine Ge danken um etwas au entderfen , aber nicht in der Ab- ficht meine Schlüfe als ungerweifelte Wahrheiten dar- augeben. Das gegründete Mißtrauen in mteine- eigene Einfichten verbietet mir folches. Neben Dem da meine Beobachtungen , nur an wenigen einzeln Orten gemacht worden, fb wäre es allzu verivegen, umd wuͤrde aegen Regeln der Vernunftlehre freiten, wenn ich meine auf alle Materien die in verfchiedenen andern und Gegenden , unter dem Namen des Torfs | umen oder dazu gerechnet werden, ohne dieſelben näher zu kennen und unterſuchet zu haben, gelten Taffen i Wenn alfo meine Ausdruͤcke ſchon allgemein inen werden, fo follen fie doch nut auf die Gegen- | nd die Materie die ich auf meiner Reife, laut borg er Nachricht , gefehen habe , verftanden ſeyn \ mb ihre Kraft haben. *7 Ich — 220 Beobachtungen Ich ſchlieſſe alfo Daß der weſentliche Stoff des Torfs beſtehe aus mehr oder minder vermodert- und verfaulten Riet—⸗ und Woaffer - Kräutern und Wurzeln; und den Ur⸗ fprung deffelben begreife ich folgender maffen. Wenn eine Gegend einen Laͤttichten Grund hat, und die Lage derfelben zugleich fo befchaffen ift , daß das Waſſer fo Darauf fallet, feinen Ablauf nicht finden fan, ſo wach: fen auf einem foldyen najfen und Lättichten Grunde die ihm angemeffene, namlich Kiet - und Waffer - Kraus ter. Wenn fie zur Zeitiaung gelanget find , fo fallen die Sämlein ab, und bringen alfo jährlich neue hervor. Die alten Kräuter und Wurzeln verfaulen , aber lang: ſam, weil jie nicht verdorren fondern naß bleiben, folg- lich giebt e8 alle Fahr durch die neuen Kräuter einen neuen Anwache , und wird die Materie alfo vermehret, - und muß durch die neuen Anlagen in die Hohe wach— fen. Dieſe Kräuter und Wurzeln die fo allgemach vers faulen, gleichen einem Schwamm, der das Wafler in ſich ſchlucket und haltet , und darum auch in den heile feften Sommern , und wenn es am wenigſten regnet, | dennoch nicht leicht. vertrockne, fondern allezeit ſum⸗ xiicht bleibet. Die — — 1 2 aus den Torffeldern in Rüti. 221 ° Die Befchaffenheit der neuen Landes in Rüti zeiget folches dadurch , daß die ganze Oberfläche nicht die min— defte Spur don Erde zeiget , fondern von oben an bis auf den Laͤttengrund, nicht? als mehr und weniger ver- faulte und aufgelöfte Kiet - und Waffer = Kräuter und Wurzeln enthaltet, Aus dieſem Begriffe folget alſo ferner Daß der Torf nicht urfprünglich von der Schö- pfung herruͤhre und in feiner beſtimmten Menge erfchaf: fen worden ſey, die fich durch den Gebrauch wohl ver- mindern , aber nicht wieder anfegen und vermehren koͤn⸗ ne, fondern daß der Torf, (Bas nöthige vorausgefekt ) täglich anwachſen koͤnne, und wirklich anwachſe, wel: ches, durch die angegebenen Beobachtungen der Torf: ſtechern, von dem abgehauenen Aft und darneben liegen- den Kreifi, fo etwan 3 Schube tief in dem Torfgrund gelegen ‚und dem im Wäpdenfchweilerberg , 6 bis 7 Schuhe tief im Torf entdeckten Wege von Prügeln, \ (im Fall felbige wahrhaft find , wie ich die mindefte Urſach nicht finde, an der Treu diefer Auffagen zu zwei⸗ fein) bis zur ungezweifelten Gewißheit zu fteigen fehei- net Wohin auch dienen kan daf ein Torfitecher , der eben im diefen Gedanken vom Anwachs des Torfs ftehet, um aus 222 Beobachtungen aus viechähriger Erfahrung bemerket haben will, daß in dieſem Torfland zu Rüti, der Torfgrund in einer Zeit von s Fahren, ungefehr un ı Schuhe anwachie und höher werde, Sch fehlieffe drittens Daß der Torf nicht hHauptfächlich und weientlich aus verfaultem Holz entitehe , fondern felbiged nur ein 2 zufällige Ding oder Beymaterie ſey. Es Tan nämlich Torf feyn und wahrer Torf, ohne daß verfaultes Holz dazu nöthig ſey. Daß aber die mehrere oder wer nigere Beymiſchung diefer ober jener Art, in mehrere oder wenigere Faͤulung und Auföfing gegangenen Hol zes, eine etwelche Varietaͤt des Torfs in Anfehung fer ner Farb und Güte machen Eonne , wird nicht wohl zu verneinen ſeyn. Obwohl felbiges vielleicht nicht ſo oft und in folchem Grad gefchiehet, als davor gehalten wer: | den dörfte, zumanl die Beobachtungen zeigen , daß die wenigften Arten des Holzes in eine gaͤnzliche Faulung in dem Torfgrund gehen, auch Die Dienge des darin befindlichen Holzes gegen den Torfgrund verglichen fehr gering ift, und alfo nicht fo viel Veränderung machen fan. Um fo weniger aber wird der Urſtoff des Torfs felbften oder deffen hauptfächliche umd wefentliche Mas terie wriger> aus den Torffelvern in Rüti. 223 terie aus verfaultem Hol; beſtehen, ja e8 ließe fich aus; rechnen und durch Galcul zur Ueberzeugung zeigen, daß alles Hol fo auf einer beitimmten Oberfläche der Erde fiehen fan , wenn ed gänzlich verfaulet und aufgelöfet waͤre, bey weiter nicht eine folche Menge Materie aus- tragen, und einen folchen Raum ausfüllen würde, als fich in den Torfgründen, unter einer gleich groffen Ober: fläche findet. Diefe einzige Anmerkung iſt von folcher MWichtigkeit und Ausfchlag in diefer Sache , Daß wenn man fie ausführlicher und genauer darlegen und beftim- | men wollte, ber Unterfchied erfiaunend groß herauskom men würde, Nach diefen Echlüffen werde ich verleitet, meine ebe- dern angegebene Erklarung des Torfs, daß er nämlich eine sErde fey, die, wegen mehrerer oder wenige ver Beymifchung, noch lebender oder todter, mehr oder minder verfaulter Pflanzen, oder beyder zu⸗ ‚Gleich , nad) deren Ausgrabung und Dörrung zum brennen tüchtig iſt, um etwas auszubeffern, und weniger ziweydeutig , mithin beftimmter zu machen. Ich Habe nämlich das Wort Erde, in einem zweydeuti⸗ ‚gen Verſtande gelaifen, und nicht beflimmet, ob ich da- durch Erde verfiche die zum Steinreiche gehöret, oder die aus dem Pflanzenveiche entſprungen; ia Durch die darauf 224 | Beobachtungen darauf ‚folgende Worte fiheinet der Verſtand eher auf das erſtere nämlich auf das Steinreich zu gehen. Obwohl ich nun dießmahl nicht Taugne, daß in dem Torf fich nicht dergleichen Art Erde befinden Eönne, ja bin und wieder wirklich befinde , ſo gehört doch die Erde des Steinreiches nicht zum Wefen des Torfs, fondern ift ihm vielmehr fremde und zufällig ; und ift biemit weit entfernet, daß fie das Befthlecht des Torfs anzeigen Eönne, Es giebt auch Torf der eigentlich noch gar nicht zur Erde zu zehlen ift, weil die Pflanzen wenn fie folen den Namen sErde befommen durch die Faͤu— lung in eine ganzliche Aufloͤſung und Zerftorung muͤſſen gegangen feyn, verfihiedener Torf aber, befonders der ſchlechtere, der doch um deswillen nichts deitomweniger wuͤrklicher Torf ift, blos aus ineinander vermifchten und gleichfam geflochtenen Kräutern und Wurzeln befte- het, und alfo noch gar nicht durch eine ganzliche Aufd- füng zur Erde geworden if. Da nun das Gefchlecht in einer Erklärung ven der Befchaffenheit feyn muß, daß Feine Arten der Sache die erklärt wird ſich finden, die nicht unter Das angegebene Geſchlecht gehören, fo koͤnnen wir nicht einmahl die Pflanzenartige, geſchwei⸗ ge denn die Steinsrtige oder aus beyden vermifchte Erde zum Befchlecht des Torfs angeben, fondern muͤſſen ein * j aus den Torffeldern in Ruͤt. 226 ein allgemeinereds Wort ſuchen; und alſo wuͤrde nach meinen diefinahligen Begriffen der Torf füglicher er Elärt werden fünnen ; daß er eine aus allerhand Sumpf: Pflanzen und deren Wurzeln, die nach und nach mehr oder minder in die Saulung ge sangen find, entitehende Materie feye, die nach ‚ deren Ausarabung und Dörrung zum brennen tuͤchtig wird. So ſehr wahrfeheinlich mir mm diefe, auf die ges machte Beobachtungen gegrimdete Schlüffe vorkommen, ſo will ich Doch nicht verfchweigen, daß bey diefer Torf: Materie immer noch viel befonders und ſchweres anzu⸗ treffen iſt, das ſich weder aus dieſer, noch vielleicht eis ner andern annehmenden Hypothefe allein, und ohne auf andere äuffere , und am verfchiedenen Orten verfchiedene - Umftände und derfelben Verbindung miteinander, Acht zu geben, fo leicht und binlänglich erklären und aufs | loͤſen laͤßt. Boceſtehet der Torf ans Wurzeln und Kraͤutern, die nach und nach anwachſen und dann verfaulen, fo febeint zu folgen , daß , ie tiefer man grabt , ie mehr ſollten { die untern in die Fätılung gegangen ſeyn, weil diefelben um fo länger tod und der Verweſung unterworfen ge: weſen. Z. E. Wenn nach der Auſſage des Torfgraͤbers, 226 Beobachtungen der Torf fih alle s Jahr um ı Schuhe in die Höhe vermehret, und der Torfgrund wäre 10 Schuhe tief, ſo wäre hiemit der unterfie Torf so jährig, und der mittlere nur 25 jährig, und ſo ferners. Hiemit follte der ſo so Fahr gefaulet mehr aufgeloͤſt ſeyn, als der ſo nur 30 Jahr alt ift, der 30 jährige mehr als der 20 jährige ıc. ° Der am meiften aufaelöfte ift der beſte Torf, und der wenigft gefaulte hingegen, der fchlechtefte Folglich follte nach unverruckten Graden der Torf beffer feyn, je tiefer er lieget. In unferm Lande findet es fich auch meiftene ſo. Doch Haben meine oberzehlten Be— obachtungen gezeiget , daß bisweilen der Torf Lagen weife ſich ändert , und gegen der Tirfe wieder etwan eine Lage von einem halben oder ganzen Stiche, fehlech- ter, gelber und unverfaulter zum Vorſchein kommt, da der Torf ob und unter dieſer Lage beffer if. Woher fan diefes kommen ? Wenn ich nicht fürchtete allzuweitlaͤuftig zu werden, jo Eönte ich wohl muthmaßliche Grimde angeben, Die wenigftens dahin dienen wuͤrden, zu zeigen, daß diefe Un: gleichheit nicht al3 ein Eimvurf gegen mein Syſtem ges braucht werden fünte, Ich will nur beyläuftig fragen ; wird zu der Faͤulung nichts ald die Länge der Zeit er fodert ? Kan felbige nicht von mehrerer oder minderer | Naͤſſe, aus den Torffeldern in Rüti, 227 Naͤſſe, Witterung ic. gehindert oder befördert werden? Jimmt man nicht vergebens an , der Torfgrund liege, ſo zu fagen, im Waſſer, und alfo fey er oben und unten in gleicher Naffe, da er hingegen eher als ein Schwamm zu betrachten ift der das Waſſer in fich faßt und Halt? etc. Mit einem Wart e8 können andere Gründe vorhanden Fun, die dieſe Begegnuß möglich machen, ohne meiner > Hypotheſe von der Materie und dem Anwachs des Torfs zu ſchaden. Bey Herrn Degener aber findet ſich noch etwas weit ſtaͤrkers; denn nach feinem Bericht iſt in den Torf gründen zu Wetrecht die Ordnung der Güte des Torfs juft umgekehrt gegen der unfrigen, und wie Die angeges bene Hypotheſe e8 (wenn feine befündere Umſtaͤnde ein anders verurſachen) zu fodern ſcheinet. Nämlich die ſchwarze am färkfien aufgelöfte, ganz weich anzufuͤh⸗ lende Materie, liegt die oberfte, die mittlere ift etwas weniger gut, und die fehlechtefte, oder am wenigften aufgeloͤßte, roͤtheſte Materie, ſchwammicht und voller Zäfern , liegt zu unterſt; umd diefe Ordnung der Torflagen folle zu Utrecht die gewohnte fern. Go verwunderlich als diefe umgekehrte Ordnung vorkommet, fo dörften vielleicht die Gründe davon wohl entdeckt wer⸗ den, wer man die Befchaffenbeit des Orts, der Lage ü %2 der 228 Beobachtungen der unterirdifchen Waſſern, der Art der Materie oder der Zafern md Wurzeln aus denen Diefer Torf beſtehet, und andere Umſtaͤnde betrachten und gegeneinander hal: ten, und was aus der einten und anderen Sachen-Ver: bindung entſtehen muͤſſe, wohl unterfuchen und überles gen würde, Hoch eine Frage lat ich aus meinen Beobachtun⸗ gen ſelbſt, auf die Bahn bringen. Wie fan mit diefer Hypotheſe von der Zeugung und Anwachd des Torfs übereinfommen, daß an vielen Orten die Dberfäche des Torfgrunde aus Erde beitehet , die zum Steinreich gehort, oder wenigitens aus vermifchter guter nicht fümpfichter Erde, ‚die einen mit wenig YTO9OS vermieng- ten Braswafen trägt, und ı bi8 2 Schuhe tief ift? Wie hat da der Anwachs entſtehen oder fortgehen koͤn— nen? Oder wie iſt diefer Torfgrund mit trocfener guter ‚ Erde bededet worden? Warum finden fich die Waſſer erft, wenn ver gute Abraum weggeftochen ift ? Könte man diefe Schwierigkeit nicht fo auföfen ? das durch den amvachfenden Torf der Boden nach und nach über das im Grund fiillliegende Waffer fü erhöhet worden , daß die Feuchtigkeit nicht mehr in fo groffer Menge ald zur Nahrung der Sumpfkraͤuter nöthig if, bi8 auf die Oberfläche fonte angezogen werden ; worzu noch | | | aus den Torffeldern in Rüti, 229 noch kommen können, daß duch Ueberſchwemmungen, von den umliegenden Anhöhen Erde zugeführt worden, die die obere Rinde noch mehr ausgedrocknet, und nach und nach zu Hervorbringung allerhand Arten von Wiefen- fräutern tüchtig gemacht. Man will in dem Torffelde bey Rüfchliton bemerkt haben , daß der Torf fich in einer ziemlichen Tiefe unter einem Huͤgel durchziehe, der auf folche Weiſe fich nach und nach Tan aufgchäufe haben, Geſetzt aber diefe Aunöfing wuͤrde die gedachte Schwierigkeit nicht fogleich zu jedes Befriedigung bes ben , und die Art und Weile aller diefer Begcaniffen deutlich erklaͤren, würde diefer Torf darum aufhören eine ſolche Materie zu ſeyn wie ich angegeben habe, da doch der Augenfchein ſelbſten, auch in eben demſel⸗ ben Torf, die Wurzeln und Zaͤſern, und alle Anzei— gen von mehr. oder weniger verfanten ; fumpfichten Krautern, befonders auch durch die Vergroͤſſerungsglaͤ⸗ ſer, deutlich und ohne einigen Zweifel uͤbrig zu laſſen, darſtellet? von der Wuͤrklichteit auf die Möglichkeit wird die Folge immer gut ſeyn, und der Mangel meiner Eins ficht von der Art der Möglichkeit, in dem cinten = oder andern befondern Falle , die Wuͤrktichteit ſelbſten nicht aulbeben koͤnnen. P3 | Ich 230 Beobachtungen aus den Torffeldern ıc. Ich ſolle aber billig die Gedult Mr. Hrn, durch Vortragung meiner eigenen Muthmaſſungen, nicht mift brauchen, fondern Derofelben Scharfiinnigkeit uͤberlaß fen, entweder mie Sinleitung zu geben , wie ich unbe fchadet meiner Hypothefe, alle dieſe Fragen auföfen Eon- ne; oder aber grimdlichere und glücklichere Hypotheſen ſelbſten, auf die Bahn zu bringen, durch welche allein, und ohne Hilfnehmung fremder Almftände, der Ur— fprung, die Natur, und die wefentlichen und zufaͤl⸗ ligen sEigenfchaften des Corfs, auf eine leichte, deutliche, und vollſtaͤndige Art, fich erklaͤ⸗ ven laſſen werben — — Abhand⸗ Abhandlung über die ® Derfchiedenen Arten Das Getreyd zu bewahren, und derſelben Auswahl. von Dr. Fohannes Geßner, Öffentlichen Lehrer der Mathematik und Phyſie, Chorheren des Stifts zum Groffen Münfter ꝛe. Motficher der Geſellſchaft. Aus dem Lateiniſchen überſetzt. * Eee a a ä * ** * *5 Eu DE = ET 5 u ee 0 I 3 BE & — D — ieſe Abhandlung iſt eine Academiſche 3 Streitſchrift, welche 8 Candidatis SE Ne S. Minifterii zur Uebung und zur Vertheidigung übergeben worden, che fie den Zutritt u dem Philoſophiſchen Eramen erhalten haben; wir glauben es werde unfern Lefern nicht unangenehm feyn ; wenn wir bier ein Verzeichnis von denjenigen hoͤchſt fchätbaren Abhandlungen lieferen, die unfer tür digfte Here Verfaſſer bey gleichen Anlafen gefchrieben bat; fie find in der Ordnung folgende: “ Specimen Inaugurale de Exhalationum Natura, Caufis & Effedtibus. ‚ Bafılex 1729. De Frigore. Tiguri 1734. De Vegetabilibus. Pars I. 1740. urn SENREE Zen Zr Pars II. 1741. Diefe zwey Abhandlungen find in Holland und Halle nachgedruct und den Rinndanifchen Schrif: ten beygefuͤgt worden, De Dorbericht. 233 De Principiis Philofophie Naturalis. 1742. ' De Principiis Corporum. 1743. - - - - - Pas I. 174. Ente Pars Il. 1745. De Corporum Motu & Viribus. 1746. De Effedtibus qui a Virium Compofitione producun« Sur. - 1747. De Termino Vitz. 1748. Nachgedruckt in dem Excerpto Litterat. Bernenf. ji In das Italiaͤniſche uͤberſetzt, mit Anmerkungen. Florenz 1761. ‘De Motibus variatis. 1749. De Motibus variatis Supplementum, in quo Vires Centrales exponuntur. 1750. De Natura & Viribus Fluidorum. 1751. De Petrificatorum Differentiis & varia Origine. 1752. De Petrificatorum variis Originibus , precipuarum _Telluris mutationum Teftibus. 17356. Diefe zwey Streitſchriften find 1760, in Leiden nachgedruckt worden. De Ranunculo Bellidiloro & Plantis degeneribus. 1753. Nachgedruckt in dem Excerpto Litterat. Bernenf. De Hydrofcopiis conftantis menſuræ. 1754. %5 De 234 Vorbericht: De Thermofcopio Botanico. 1755. j In das Deutfche überfet, in dem Hamburgifchen Magazin T. XVI. pag. 288. In das Franzöfifche uͤberſetzt. Baſel 1760. De Triangulorum Refolutione, primario Mathefeos ad Phyficam applicate Fundamento. Pars I. 1757. --....- Pars II. De Triang. Sphericis. 1758. Phytographia facra generalis. 1759. Phytogr. facre gener. Pars practica prior. 1760. De variis Annon& confervande methodis earumque deledtu. 1761. Nachgedruckt in dem Excerpto Litterat. Bernenf * * * Derjenige, der fich ein Bergnügen gemacht hat diefe Abhandlung in das Deutfche zu überfegen, hat anfang- lich einen Verſuch von einer freyen Ueberfesung ge macht, allein bey Entgegenhaltung derfelben gegen das Original gefunden , Daß es beffer feye fü wenig von der nachdrüclichen Schreibart die in, dem Original vor- fommt abzuweichen ald immer möglich , er hat alfo mehr auf die Gache felbft ald auf eine ausgewehlte reine Schreibart gefchen. Entwurf #3 °& + 235 EEE EL ZEN IE | Entwurf der ganzen Abhandlung. - & $. 1. Der Anlas zu der Verhandlung diefer Materie. F. 2. Die Einrichtung der Abhandiung. $. 3. Yon dem Getreyde überhaupt und den Gattungen dejfelben, $. 4. Welches die Beftandtheile in den Früchten und dem Getreyde feyen , Die au der Nahrung des thieri- ſchen Coͤrpers dienen. 6 5. Die aleichen zu der Nahrung dienende Beftandtheile find auch die Urfach der imvendigen Verderbniß des Getreydes , von de nen es verſchiedene Hauptgattungen giebt, welche an: gezeiget werden. F. 6. Diefe Verderbniß bat aber auch ihren groſſen Nutzen, und ift ein bimdiger Be— weis von der weislich eingerichteten Haushaltung in der Natur. Es giebt uͤberdas auch eine aͤuſſere Ur— ſach der Verderbniß des Getreydes, und dieſe find 6, 7. Verſchiedene Inſecten. F. 8. Dem Korn und dem Maͤhl inabefonder find "folgende Inſecten auf faßig, 1. Der weiße Kornwurm. 2. Der Wurm aus der Weitenmotte, 3. Der Reuter. 4. Der ſchwarze Mählkäfer, und 5. die Maͤhlmilbe. F. 9. F Man 36 Entwurf Man kan aber der Verderbung des Getreydes ver- fehievene Mittel entgegen ſetzen, die fich auf folgende Glaffen bringen -laffen. I & 10, Berhinderet man die inwendige Bewegung in dem Getreyde, indent man a. den freyen Zugang der Luft abhaltet; b. & 1x. Die Feuchtigkeit zerſtreuet, entiveder durch die Erluftung, oder die Warme; und indem man c. $ 12, Das Getreyde und befonders die Früchte würzet oder einmacht. I. $ 13. Das ziweyte Mit: tel befichet darin, daß man die in den Saͤften der Krüchte, und in dem mit dem Getreyde abgefochten Waſſer entftandene Gaͤhrung maͤßige, und dieſe Saͤfte in Form von Moſt, eingekochtem Wein (Sapz & De- fruti), Gallerten, Syrup, Muß (Rob), Ertract auf behalte. Gleich gut halten fie fich in die Länge und find nutzbar, wenn fie in Mein, Birren - und Apfelmoft oder in Bier veränderet worden. $. 14. Oder wenn der Wein felbft in Weingeift , Alcohol oder das flüchtige Weinoͤhl, fonft Quinteffenz ge nannt ‚übergegangen iſt. $. 15. Dergleichen geiſtige Getränke kan man aber auch mit Teichter Mühe aus dern Getreyde erhalten, ohne daß die Veränderung in Mein und Bier vorgehen muß, namlich durch Die Deſtillation; und auch ſelbſt die Hefen die von der⸗ | felben der ganzen Abhandlung. 237 felben übrig bleiben, Tan man zum Nutzen anwenden, IT »$. 16, Das Korn erfordert aber vor allem Ges treyde aus eine befondere Sorge. 6 17. Desnahen auch die Art daſſelbe aufzubehalten bey verfchiedenen Voͤlkern und in verfchiedenen Ländern ſehr unterjchie- den ift. 6. 18. Gemeiniglich behaltet man es in Ma- gazinen auf; Die entweder unter der Erde aufgebauet werden, oder 6. 19. über derfelben, in den bey und gebräuchlichen Vorrathshaͤuſern. Die Inſecten wer- den aber von der Frucht abaehalten, ı. durch der- gleichen Mittel die ihnen ganz zuwieder find, 2. $. 20, Durch fleißiges Umrühren der Frucht zu rechter Zeit. 3. $ 21. Durch das Erluften mit befonderen Werk zeugen. 4 $ 22. Durch das Ausdörren , worzu $. 23. der Intieriſche Ofen ſehr behilflich it; von deſſen $. 24. groſſen Nutzen wir durch die Grunde und Verſuche des Herrn Dupans binlänglich über- zenget werden. F. 25. Wir geben alſo der Intieri— ſchen Art das Korn zu behandeln wegen ihrer Vor— treRichkeit vor allen anderen billig den Vorzug. §. 1. Ei 238 Abhandlung EEE = = — — — TER RER 5:2 DD ‚Fe. re“ lei 1 lej E 15 8 wird vielleicht meinen Lefern fremd vor- e| fommen, daß ich, ehe ich die Befchreibung der in der heiligen Schrift vorkommenden Pflanzen, welche ich im meinen Acadernifchen Abhandlungen vor mich genommen , zu Ende gebracht habe, von dieſer "Materie wider alle Erwartung abweiche, und die Be- forgung des Getreydes zu dem Stoff der Academiſchen uebung vorlege: Ich the dieſes aus verfehiedenen Gründen ; denn ed fame mir vor, daß die in dem practifchen Theil der biblischen Pflanzenbeſchreibung vor⸗ kommende Beftimmung und Erzehlung der verfchiedenen Speifen, die man aus dem MW anzenreich her hat, nicht übel mit demjenigen zuſammenhange, was ich von Der Bewahrung derfelben vorzutragen wwillens bin. Es kame noch hierzu die groffe, erſtaunungswuͤrdige und bey Menfchen Gedenken faft niemahlen erfolgte Frucht— barkeit des verſtoſſenen Jahrs in allen Arten von Fruͤch— ten und Getreyde, welche niemand betrachten Tonte, ohne von einer tiefen Ehrfurcht und Herzensdankdarkeit | segen einen ſo gütigen , guadigen und veichen Geber alles Guten das Getreyd zu bewahren. 239 Guten innigſt gerührt , und aufgemuntert zu erden, diefem ſo milden Gutthäter ein wirdiges Opfer des Lobs umd Danks zu bringen, und fürgfältig bemuͤhet zu on, daß diefe feine Gaben zu dem beften Nutzen ane gewendet werden, Damit es nicht das Anfehen habe, als ob wir dieſe fchönen Gaben gering achten, und übel ans wenden oder ſo gar mißbrauchen wollen. Da wir alfo wegen der Menge des Getreydes Nahrung vor etliche Jahre genug haben, fo müffen wir forgen, daß daffelbe nicht unnuͤtz verfchivendet werde, oder aus einer von ſelbſt entfichenden Verderbung Schaden leide , fondern daß es auf eine zum Gebrauch bequeme Zeit und auf den Fall der Noth unbefchädigt aufbehalten werde; aus diefen Gründen Habe ich mich auch entfchloffen, die gleiche Materie in der jährlichen Gedächtnißrede auf Caroli M. Tag abzuhanden. Einige meiner geehrteften ‚Zuhörern, deren Einfchläge ich billig zur Vorſchrift mei- ner Handlungen machen fol, haben nach Anhörung die: fer meiner Rede mir angerathen, dag ich diefelbe in die fonft zu verfertigende Streitſchrift einkleiden möchte, Um nun dem Rath diefer Hochzuchrenden Herren , die ich von Herzen hochachte , zu folgen , theile ich hier dem geneigten Lefer dasjenige noch voeitläuftiger ausge: führt mit, was ich in meiner Rede von den verſchie⸗ denen 240 Abhandlung denen Arten das Getreyd aufzubewahren, und-berfelben Auswahl, mimdlich vorgetragen habe. ; F. 2. Ich ſoll alſo anzeigen 1. Was das Getreyd ſeye, und was es vor Gattungen deſſelben gebe. 2. Auf was vor verſchiedene Arten es Scha⸗ den nehmen koͤnne. Und 3. Was gegen die Verderbniß uͤberhaupt und eine jede Gattung insbeſonders vor Mittel vorgekehrt werden, und was man vor eine Auswahl derſelben machen ſolle. Ich glaube auch nicht, daß jemand diefe Beforgung des Getreydes ald überflüßig, oder unnuͤtz, oder fo gar als unerlaubt anfehen werde, Denn wenn fchon die gar. zu groffe, angfthafte und zuweitgetriebene Sorge, welche aus einer Begierde nach Reichthümern, und aus einer mißteauifchen Gemuͤth gegen die Göttliche Vorfehung entfiehet, einen Chriſten unanftändig , ja ſo gar thöricht und fündfich ift, als welche fich mehr auf irdifche und vergangliche als aber auf himmliſche und ewig bleibende Dinge erfiredet, fo ift e8 und doch erlaubt , die Ge— ſchenke des gütigen GOttes zu ihrem befiimmten Ends zweck auf eine vernuͤnftige Art anzuwenden, Dusch eine ſorg⸗ das Getreyd zu bewahren, 241 forgfältige Einrichtung , daß man Keinen Mangel habe, wenn etiwan entweder bey und oder bey unferen Nach⸗ barn die Früchte des Feldes Schaden leiden, oder durch Kriege und Einguartirungen von Truppen im ans granzenden Orten, oder durch Mifverfiändnif , oder gewinnfichtige Leute das Getreyd werth und theuer wird, Zu diefer Eugen Sorgfalt werden wir von unſerm götts lichen Exlöfer in jener Gleichniß aufgefordert, in wels cher er deniehigen ald einen Elugen Haushalter angiebt; der aus feinem Vorrath altes und neues hervorzubringen J J bat, Ca) Fa Gott ſelbſt hat den Juden in dem Jahr vor dem Sabbatjahr, das ift dem fechsten Fahr, einen Segen vor die drey folgenden Jahre verliehen, daß das Getreyd zu Dem Gebrauch vor dad GSabbat - und dadı darauf folgende Saͤejahr aufbehalten werden koͤnte. (b) Wir werden darzu durch das Beyſpiel Joſephs aufges muntert , der fo klug gewefen iſt, die Früchte von den fieben fruchtbaren Jahren auf die darauf folgende lange Theure aufzubehalten. Co) Wir werden auch darzu durch die Ermahnung des weifeften Könige Salemons angetrieben , wenn ex die auf dem zukünftigen Mangel Q be⸗ (a) Matth. Cam 13. v. 52. a (b) 2 Buch Mofis Cap 25, v. a1, 22, (ce) 1 Buch Mofis Cap. 41. v. 35. 242. Abhandlung \ beforgte Ameife dem Faulen zu einem. Erempel und ei- ner Aufmunterung zue Arbeit vorftellt: (Cd) Damit ich nichts melde von den. Eugen Anftalten der Biene, wel che. in. dem Sommer genug Honig und Materie zum Wachs zufammenfammelt , Damit es ihr in dem Wins ter weder an Nahrung noch an der Behaufung fehle; und von vielen anderen Beyfpielen von Thieren, die aus einem von dem Schöpfer ihnen mitgetheilten Trieb, in dem Sommer vor den Mangel des Winters forgen. $. 3. Unter dem Namen de3 Betreydes (Anmona) verfichet man gemeiniglich den jährlichen Genuß oder Abtrag von allen Früchten aus dem Pflanzenreich, und zwar kommt diefer Name allen Früchten ohne Unter: feheid zu, wie der Name des Obſts (Pomona ) allen Früchten von den Obftbaumen gegeben wird; Andere haben diefe Benennung nur auf die Feldfrüchte einge: ſchraͤnkt; andere Hingegen find weiters gegangen, und haben diefen Namen auch auf die Nahrung die man aus dem Thierreich hat ausgedehnt, das Fleifih, Milch, Kaͤs, und auch auf die Zubereitungen aus dem Plan: zenreich, den Moft, Wein. Andere haben den Namen Annona demjenigen Weſen felbft gegeben, aus deſſen Güte wir Diefe reiche Gaben her haben, Annona wurde ‚die (d) Sprüche Salom Cap, 6, das Getreyd zu bewahren. 243 die Goͤttin des Ueberfluſſes und der Fruchtbarkeit des Jahrs geheiſſen, 7ys Fudmizs a) tuläus Hie. (e) Des- nahen kommen auf Steinen und Muͤnzen die Auffchrifs ten DIVE ANNONE zu Ehren vor. Am aller: meiften aber wird das Betreyde, Annona , in dem Verſtand genommen, daß es alle Arten von eßba—⸗ ren Srüchten fo auch des Korns md der Zuͤlſenge⸗ waͤchſen bezeichnet, die man zur Speiſe gebraucht und auf behaltet. Es gehoͤren alſo hieher alle eßbaren Fruͤchte und Saamen. Hiemit aus den fleiſchichten und ſaftvol⸗ len Fruͤchten, die Bieren, Aepfel, Quitten, Speier⸗ beerli, Meſplen, El + und Arles-Bieren, Citronen, VPomeranzen, Limonen, Feigen, mit den unzehlbaren Abaͤnderungen aller dieſer Gattungen von Früchten. Aus den Steinfruͤchten, die Quetſchen, Pirſing Barillen, Kirſchen, Thierli, Oliven. Aus den Ruͤrbisgewaͤchſen, die groſſen und brei— ten Kürbis, die Waſſerkuͤrbis, die Cucumern, Angurig; Melonen, und ihre eßbaren Saamen, Aus den Beerigattungen , die Erdbeeren, Him⸗ beeren, Brombeeren, Maulbeeren, St, Johannesträubli, QD 2 und (e) SALMAS, Plin, Exerci”, in C, I, Solinum p. 177. 244 Abhandlung und die edle Weintraube, mit allen verſchiedenen Arten und Abanderungen, welche der Boden, die Himmeldge gend, und die verfchiedene Warte hevvorbringt, Aus den Nußgewaͤchſen, die verfchiedenen oͤhl⸗ und mählichten Kernen des Nußbaums, der Hafelitaud, des Buchbaums, der Kaftanien , der Pinien, Piftacien, Mandeln, Aus den Erdgewaͤchſen, die Saamen der ver: fhiedenen Korngattungen, des Sommer - und Win: ter- Weizen, des Korns oder Dinkeld, des Polniſchen Weitzens, des Roggens, der Gerften, des Fenichd, des Hirſes, Haberd, Buchweitzens, Reiſes, des welfchen oder türkifchen und indianifchen Korns: Dder die Saa- men der Zuͤlſenfruͤchten, der Bohnen, Erbfen, Erven, Wicken, Feldbohnen, Ziſern, Linfen. Von welchen Fruͤchten allen wir ein ausfuͤhrlichers Verzeichniß in der oben angeführten letzten Diſſertation gegeben haben, 8, 4. Alle diefe Früchte verfchaffen unferem Cörper dr dienlichfte Nahrung, fie empfehlen fich unſern Sin- sen durch die mannigfaltige Abanderung ihres angeneh— men Geſchmacks und Tieblichen Geruche. Sie find aber wegen ihren fulsichten oder fehleimichten Theilen ( partibus das Betreyd zu bewahren. 245 ( partibus fuis glutinofis ) zur Nahrung dienlich, durch welche die veften Theile unfers Cörpers zugerüftet oder wiederhergeftellt , oder die verlohrnen Säfte erfekt, oder die aus der Bewegung derfelben entftandene Schärfe gedemmit werden. Derohalben war nothivendig, daf diefe zaͤhe ſultzichte Subftang mit einer weicheren und zärteren Materie vereiniget tourde , damit fie durch die wirkenden Kräfte unferer Eingeweide darvon wieder leicht abgefondert werden Eonte. Diefes zu der Nah— rung dienliche fehleimichte Wefen der Speifen befichet aus der genauen Mifchung einer von dem falzichten Ur— ftoff aufgelöften zarten Erde mit Och! und Waffer , die nach der Menge des beygemifchten Waſſers in fuͤßiger, weicher oder veſter Geftalt erfcheint; in den efbaren Früchten der Pflanzen ift fie entweder die aus Gefäffen und Bläschen beftehende Subſtanz derfelben felbften, oder aber der in den Höhlen der Gefäffen enthaltene Saft. So lang eine Bewegung diefes Safts in der noch) lebenden Pflanze ftatt findet, fo bleibt dieſe verfchie- dene falzichte‘, waͤſſerige, öhlichte, erdichte Materie gar leicht in ihrer Verbindung, ‚und fie wird durch eben dieſe dienliche Bewegung vor dem Verderben und Un— tergang gefichert: So bald aber diefe inwendige Bewe⸗ gung des Saftd aufhört, fo werden alle diefe Materien D 3 ’ nach 246 Abhandlung nach den Gefeßen der Schwehre ımd der Verwandſchaft der Eörpern auseinander gefeht , und das Geweb der Pflanze wird wegen der Zaͤrte und Weiche zernichtet und in feine erſte Beftandtheile aufgelöft, eben fo wie das Waſſer, wenn es lang ftillftehet , zu faulen ans fangt, J G. 5. Daher kommt es, daß eben der Zuſam⸗ menfluß von verfihiedenen Wiaterien in dem glei: chen zarten Cörper , der zu der Nahrung noth: wendig war, auch die Urſach der von felbft ent: ſtehenden Derderbung ift, wenn fie nicht durch cine fleißige Sorgfalt abgewendet wird. Denn diefe von ſelbſt entfichende Veränderungen find gerneiniglich verfchreden nach der Art einer jeden Pflanze, nach der Menge der eingemiſchten Feuchtigkeit, und nach dem verſchiedenen und abgeaͤnderten Grad der Waͤrme. Ueberhaupt, die in dem ruhenden Saft ent: baltene Materien ſo aus Sal, Dehl und Waffer beites hen, löfen ſich in ihre Beftandtheile auf-, das dickere und fehwehrere füllt zu Boden, das dünnere ſteiget üder ſich, und fiegt in die Luft weg; wenn nun die fluͤchti— gen Salze verlohven gegangen, fo werden auch Die Durch diefelben aufgelöfte Erdentheilchen ausgeftoffen , und in dem auf diefe Art die Verbindung der Theile aufgeho⸗ ben das Betreyd zu bewahren, : 24 ben worden , ſo dringet die frey gewordene Luft mit Gewalt in Geſtalt von Blafen hervor ; andere Theile der Pflanzen vereinigen fich wieder mit anderen mit Gewalt und einem Anreiben , wodurch die ganze Maſſe erhitzt wird, und fo bald diefe ftarkere Bewegung ihren Anfang genommen, ſo wird dag zarte Geweb, welches die fluͤſ— figen Theile einfchließt, gar leicht in feine erſte Faſern aufgelöft, und nach dem der Grad der Auföfung mehr ‚oder weniger lang währet und fortgefet wird, fb ent ſtehet aus der aleichen Pflanze eine andere Art von Mifchung. Auf diefe Weife werden die ſulzichten, zaͤhen und füffen Safte der Pflanzen durch eben eine folche iniwer- dige Bewegung, welche wir die Bährung heißen, ver- dünnert, und die fubtiler gewordene Salze und Oehle in einen fauerlichten geiftigen Saft, den Dein, ver- anders, Wenn die aleiche Bewegung fortgefeßt oder verftärkt wird, und fich dadurch die Salze noch mehr fubtilifiven, und mit dem Dinner gewordenen Oehl ver⸗ einigen, fo entſtehet ein ſtark ſaurer Saft, welchen man Eßig heißt: Die noch immer anhaltende Gaͤhrung, ſo die verdünnerten Geifter- wegiaat , erzeuget einen de- fchmadlofen Saft, welcher endlich, wenn noch ein gröfferer Grad der Dünnung ſtatt hat, in eine faule 4 Brühe 048 Abhandlung Brühe abgehet, aus welcher fiinkende alcalifche Aus: dünftungen wegfiegen , die die Luft mit ihrem üblen Geruch anfüllen. Diejenigen Pflanzen aber, welche das Oehl in groͤſ— ferer Menge in fich haben, oder Die durch das Aus: drücken aus den Kernen oder Früchten herausgebrachte Dehle felbft , indem fie durch dag ftillfiehen verderben, verändern ihre entwickelte fcharfe Säure in eine ran: zichte Schärfe, ( in rancorem ) die deſto fehädlicher ift, weil fie mit ihrem Dehl den Theilen hartnaͤckiger anhanget + Desnahen haben die durch das Alter fcharf: gewordene Kernen einen fo brennenden und den Gau— men angreifenden Gefchmad, Auch felb die Korngat- tungen , die Hülfenfrüchte, und das aus denfelben berei- tete Mähl, bekommen durch dad Alter, wenn fie nach- laͤßig aufbehalten werden, einen unangenehmen , etwas faulenden und bittern Gefchmad, 6, 6, Und diefes ift das allgemeine Loos alles Ge treydes uͤberhaupt, fo daß, wenn ed nicht bald nach der Einfammlung gebraucht , oder eine jede Gattung auf eine ihrer Natur angemeffene Art beforgt wird, es von fich ſelbſt in eine Säure, in eine ranzichte Schärfe , oder in eine faulende Wiaterie , abgehet. Man das Betreyd zu bewahren. 24% Man kan aber aus eben diefer von ſelbſt entftchenden Beranderung der Pflanzen die bewunderungswuͤrdige Weisheit des Schoͤpfers ganz deutlich erkennen, nach welcher alle natuͤrliche Dinge in einer ſolchen geſchickten Verbindung miteinander ſtehen, daß alle zu einem ge— meinſchaftlichen, und je eines dem andern zu einem wechfelweifen Nutzen dienen muß. Denn die ganze Natur, alle ihre Gefehöpfe, alles was Leben hat ift im- ‚mer wirkſam, daß in dieſer unendlichen Verfchiedenheit und Mannigfaltigkeit der, Theile allenthalben ; und zwi— ſchen ihnen allen , die volllommenfte Uebereinſtimmung feye, und nichts unfruchtbar oder laͤhr oder muͤßig feyn muͤſſe. Auf diefe Art werden immer neue einzelne ‚Dinge hervorgebracht, und der Untergang eines jeden dienet zu der Hervorbringung eines anderen Die Pflanzen alſo, nach dem fie in dem verfchiedenen Stän- ‚ben ihres Lebens, in dem fie wachſen, blühen , reife ‚Früchte hervorbringen, den Thieren entiveder Nahrung oder Vergnügen, oder Behauſung, oder Arzneyen ver- ſchaffet, und alfo ihren Nutzen geleiftet und ihr Lebens⸗ . ‚ziel erreicht haben , fterben, und verkehren fich wieder in. „Staub, gehen wieder in Form von Ausdünftungen in bie Luft , und loͤſen fich in dergleichen Elemente auf, ‚die fid) dann auf das neue in einer andern Ordnung u Os verei⸗ 250 Abhandlung vereinigen, und andere und neue individua hervorbrin⸗ gen. Ja daß auch eben diefe Pflanzen, che fie zu die ſem letzten Grad der Auflöfung gelangen , zu der Nah— rung und Erhaltung unzehlbar vieler Thiere, befonders der fo groffen Schaaren von Inſecten dienen: Dann die Pflanzen wenn fie anfangen welk zu werden, und auch die Früchte, indem fie in den Anfängen ber na: türlichen Verderbung find , geben eine jede ihrem In— fect ihre eigene und angemefjene Nahrung und Lnter- balt. Diefe alſo, wenn fie von den Ausdünftungen der faulenden und angeſteckten Frucht und Saamens herbey⸗ gelockt werden, kommen nach ihrem natuͤrlichen Trieb haufenweis, und eignen ſich das zu keinem beſſern Ge⸗ brauch angewandte Getreyde zu, und wenden es zu ih⸗ rem Nutzen mit groſſer Geſchicklichkeit an, und auch zu dem Nutzen der Haushaltung der ganzen Natur. Auf dieſe Art veraͤndern und zieren ſie immer den Schau— platz der Welt, das unreine und verdorbene nehmen ſie weg, indem ſie das ſaure, das ranzichte und das faule verzehren, damit fie nicht mit ihren ſchaͤdlichen Ausfluͤſ fen die Luft anftecken. Sie verarbeiten. zugleich alles in ihren Eingeweiden, die man fich nicht Elein genug vor⸗ ftellen Fan , im fo kleine Theile, wie fie zu der Einrich- tung der organifthen Theilen in den Naturkörpern zu einer das Betreyd zu bewahren. „a einer ungehinderten Ausuͤbung ihrer Berrichtungen erfor: dert werden. (k) Desnahen if die Menge der Inſecten fo groß, desnahen find fie fo verfchieden, und fo zur Erſtaunung fruchtbar, damit wohl kein Mangel an die: fen gefiffenen Aufwaͤrtern ſeye, die immerdar die aufaclö- ſten und vorher ausgenutzten Corper aufnahmen, die das verdorbene verzehrten ; und die jede einzelne Theilchen ‚gu neuen Nutzen bequem machten. Es find auch Feine Inſecten in geöfferer Anzahl als eben die, die das faule aufzehren , denn wie viel giebt es nicht allenthalben Mücen, Grasmüden, Schnaden, Kathkaͤfer, und ihre Wuͤrme von verfchiedener Art , die fih nur aus den faulen Coͤrpern nähren ? wie unzehlbar ift nicht die Brut von Wurmformigen organifchen Eörpern in den verdor: benen Saften? fo daß das durch ein Vergroͤſſerungsglaß gefchärfte Auge in einem einigen Tropfen etliche Millio— nen derfelben ſchwimmen fiehet. Auf gleiche Art, giebt es auch viele befondere Infecten, die das ſaure verzeh- ren, wie man es aus fo vielen Gattungen und Arten von Inſecten beweiſen Tan, die den Sommerfrüchten auf: (f) J. H.WINCKLER Orat, quam mirabiles fint, quam- que neceflarie in Animalibus parvitates Lipf. 1739: 4 Und GARCIN dans la Bibliotheque Raifonnee, 252 Abhandlung auffatig find (g), wie auch aus den unzehlbaren Kleinen Schlänglein, die fich in den fauren Saͤften, dem Efig und den gährenden Kleiftern (Pappen) aufhalten. Ans dere aber Halten fich lieber an das ramichte, wie die Mlben, die Speckkaͤfer, Thiere die denenjenigen, die Anatomifche preparata, Vögel, Fifch , vierfüfige Thiere und Inſecten in ihren Sammlungen aufbehalten, fehr verhaft find Ch). Derohalben gefchiehet es auch bey dem Getreyde, daß auch ſchon der erſte Grad einer fchadhaften Verwelkung oder Verderbniß die Inſecten in groffer Menge berbeyloct , welche man als eine auffert dem Getreyde befindliche Urſach der Verzehrung anfe ben fan, und welche die der Gährung oder Faulnif nahen Früchte und Saamen vor fi) und ihre Brut verwenden, ehe fie völlig aufgelöft und in die Luft ver- fireuet werden. 6.7. Dieſe Inſecten verlegen und verzehren das Getreyd entweder in dem Krant oder in den Früchten, und . (g) Conf. LINNAI Pandora Infetorum, Amenit. Aca- dem, Vel. V. Holmiz 1760. 8. p. 232, (h) Vid. J. E. HEBENSTREIT de Vermibus Anatomi- corum adminiftris. Lipf. 1741. HALLER Differt, Anat, Vol, VII p. 339: das Getreyd zu bewahren, 253 umd zwar auf verfchiedene Art Ci). Sie verderben Die Pflanze in ihrem Kraut, da einige der Wurzel, andere dem Stiel oder dem Halm, andere den Blättern , wie derum andere den Blumen Schaden zufügen, oder fo gar ihre Eyer in die junge Frucht legen. Auf diefe Art verivüften die Raupen von verfchiedener Art, ſowohl die einfamen als die gefelligen , fo auch die Meyenkaͤfer, die Dbft » Steinobft - und andere Bäume, andere ziehen mehr den Kohlkräutern den Korngattungen und Huͤlſen⸗ feiiehten nach, Die in ganzen Heerfchaaren einherzie: hende Heuſchrecken freſſen alles was grün ift vor ſich ber auf. Die Blattlaͤuſe, oder das Meelthau, verun: ftalten die ganze Pflanze, und machen fie noch mehr welt, Der Kermes und die Schlupfweſpen verurfachen verfchiedene fchadhafte Knoͤtgen an den Pflanzen. Die Ruͤßelkaͤfer zernichten die Blumen, und die Grasmuͤcken die Wurzeln. Der Roggen: Nachtvogel, dad Schlupf: weſpe, die Schaumwürme verlegen die Halmen auf de> nen fie fich aufhalten. Andere Inſecten legen ihre Eyer im (i) Es koͤnnen hierüber Friſchen, Reaumürs, Röfels ‚Schriften nachgefehen werden, und insbeſonders LIN- NAUS de Noxa, de Miraculis, de Flora & Pandora Infetorum , in Ameenit, Academicis ‚in Fauna Suecica, & Syft, Natur. 254- Abhandlung in die Spelzen felbft , die dann die Körnlein angreifen und verderben „3. Ex, die Aehrenmuͤck Mufca Frit in der Gerfien und andern Korngavachfen. Andere legen ihre Eyer in den Keim, und die Daraus herkommenden Wuͤrmchen verzehren die veifen Korner und Hülfenfaa: men, zum Beweiſe der Rüffelkäfer oder Reuter in Korn und Saat, und der zu dem Gefchlecht des Speckkaͤfers gehörige Käfer der fich in den Erbſen aufhaltet , welcher nach dem Bericht ded beruͤhmten Herrn Kalms, öffent lichen Lehrers der Haushaltungskunſt zu Aboa (k), daß plane (k) Kalms Befchreibung der Reiſe, die er auf Befehl der Schwediſchen Academie, nach dent Nordlichen America unternommen bat, zweyter Theil. Götfingen 1757. p. 315% Man ift durch ein verächtliches Inſeet genoͤthiget wor⸗ den, die fo nutzbare Ausfaar der Erbſen aufjugeben, Es legt ein Fleineg Ey meiftens in jede der zarten gruͤnen Erbſen, deffen Wurm den Winter durch in feiner Erbs lieget, und verzehrt allermeiſt derfelben eßbaren Theil, Endlich verwandelt fih der Wurm in einen Fleinen rauen haarigten Käfer mit kurzen Fluͤgeldecken, weiſſem Hinterleib und zwey schwarzen Flecken; welcher durch dns Loch, fo er in die Huͤlſe gemacht hat, auskriecht, und davon fliegt , um neue Erbfenfelder zu fuchen, bey denen ev fich paaren und feine Brut mit hinlänglichen Kutter verfeben Fan, a u u a das Betreyd zu bewahren. 255 pflanzen der Hülfenfrüchte in dem Nordlichen America hindert, Andere fchaden den reifen Früchten, wie die Wuͤrme der Rüffelkafern, der Gallapfelivefpen, der Mot- ten, der Mücden, fie fchaden den Aepfeln, den Bieren, Kirfchen , Quetfchen , den Himbeeren, den Kernen dev Mandeln, Hafelnüffen, Yaumnüffen, in denen fie ihre Wohnung haben. Andere Inſecten kommen von auffen her zu den Baumfrüchten und den Trauben in groffer Anzahl, z. Er. die Wefven, Ameiſen, Kellerwürme, Den trocdenen Früchten fehaden infonderheit die Reuter, die Fruchtwürme die von den Nachtvögeln kommen; das Mahl und Brod verzehren die Milben, Maͤhlwuͤrme, und Maͤhlkaͤfer; die groſſe ſchwarze Stubenfchabe, fo von den Ruſſen Dracan genannt wird, und bey ihnen jeher gemein it, zernaget alle Gattungen Speifen, ja fü gar das Holz , fie haſſen fie desnahen wie. Die Peſt. Aus der fo groffen Anzahl der Fnfecten, ‚die die Baumes früchte, das Korn, und die Hülfenfrüchte verzehren will ich nur der vornehmften Meldung thun ; die auf den Kornböden und in dem Maͤhl groifen Schaden an- vichten. Denn es wird und viel leichter feyn die Mittel zu beflimmen , Die man ihnen entgegen fügen fan, und darbey anzuzeigen auf was vor eine Weife der daher zu beforgende Echaden verhindert, und das fich fehon i . wirklich 256 Abhandlung - wirklich zeiaende Verderben in feinem Fortgang aufge— halten werde, wenn wir erft ihre Einrichtung, ihre Art, ihren Fleiß, ihre Aufführung , ihre Haushaltung, die Zeit wenn fie fich zeigen , die Derter in welche fie fich einfehleichen, und die Theile welche fie verwuͤſten, ken⸗— nen werden. Diefe fchädlichen Infecten find die Korn⸗ motte, die Weikenmotte, die Reuter , der Mähltdfer, und die Maͤhlmilbe; deren mit Fleiß nach der Natur gemachte und in Kupfer gebrachte Zeichnung wir an dem Ende liefern ; wir haben fie dem Fleiß und der Gefchielichkeit Herin Heinrich Fuͤeslins, der Gottsge— lahrtheit Candidat, der auch eben diefe Abhandlung vertheidigen helfen wird , zu verdanken ; ein Here der nebft einer zulänglichen Kenntniß in der Naturhiftorie, befonders den Inſecten, auch eine groſſe Fertigkeit in der Zeichnungskunft befikt, $. 8. Unter den Inſecten die dad Korn verzehren ift das erſte umd bekannteſte das Raͤuplein dev Korn⸗ motte Phalene Granelle , da3 man gemeiniglich den weiffen Kornwurm heifet , die Holländer nennen ihn den Wolf, Er fommt von dem Eleinen Nachtvogel ber, welchen Herr Linnaͤus von feinem Aufenthalts » Ort Granelam (1) die Kornmotte genennet hat, Diefer jetz (1) Syſtem. Nat. Edit. 10, f+ 537. n. 259. das Betreyd zu bewahren. 257 zernaget am liebſten diejenige Gattung Getrehdes, welche wir Korn, die Deutſchen Dinkel, und die Franzoſen Efpauere heißen, wiewohlen er auch den Weiten, Rog— gen und Haber nicht unangetuftet läßt. Diefe allenthal: ben gemeine; und auch nach dem Bericht der Keifebes fehreiber in den Heiffefteh Gegenden Perfiend nicht unbes faunte Raupe (m) darf man war weniger (als die nachgehends vorkommenden Reuter) beſorgen, weil ſie nur einen geringen Theil des Koͤrnleins ausfrißt, naͤm⸗ lich nur den Keim, oder bie in dem Saamen einges wickelte junge Pflanze mit den naͤchſt anliegenden Maͤhl⸗ theilchen. Der Nachtvogel, aus dem dieſes Wuͤrmchen entſpringt, kan demjenigen die auf die Kornboͤden kom⸗ men nicht unbekannt ſeyn, er iſt ſehr klein, und hat eine ſolche Gleichheit mit der Kleiderſthabe, daß der ſcharfſichtige Leeuwenhoek (N) ihn von derfelben nicht verfchieden gehalten; Diefer Eleine Vogel fliegt gegen Ende bed Meyens zur Abendjeit haufenweis in den Kornböden herum, an R der (m ) — Reife ⸗Beſchreibung nach Partien, L. IV. c. ı. p. 161; ‘n) Arcan. Nat. dete&t, Delph, 1695. 4. Epilt. 71. p. 272. um Icone f 2.3 258 Abhandlung der Farb iſt er weiß und ſchwarz gefedket, die Flügel find beynahe cplindrifch, der Kopf iſt weiß , und die Stirne fiehet ein wenig hervor, Er fonımt häufiger herbey !geflugen , wenn die weicheren und feuchteren Koͤrnlein bey herannahender Wärme in eine inmwendige Bewegung gebracht worden, und bey den rege gemach- ten Begetationseräften zu feimen anfangen, und darbey einen fanerlichten Geruch durch den ganzen Kornhaufen ausbreiten; durch diefen ſtarken Geruch werden fie aus einem von der vorforgenden Natur in fie gelegten Trieb angelockt, und fliegen in Menge herbey , und wenn fie” fchon mit ihrer weichen und gewundenen Zunge vor fich felbft dem Körnlein nichts ſchaden, fo legen fie doch in daffelbe ihre Eyer, weil fie darinn vor ihre Jungen den bequemſten Ort zue Nahrung und zur Verpflegung fine den, fie hängen zwey, drey, zehen, ia bis auf fechzig Eyer dem Korn vermittelt eines zahen Schleim an, Aus denfelben fehlieffen nach dem Grad der Wärme der Luft , oder derienigen , die von dem aufgchäuften feuch- ten Korn ſelbſt entſtehet, in wenigen Tagen kleine blaß— gelbe Wuͤrmchen mit rothem Kopf, in Geſtalt von Rau: ven, aus. (o) Diefe zernagen die zarteften Theile, fie dringen (0) De REAUMUR Memoires fur IHift. des Inſectes. T. III. Tab, 20, fi 14, 16. Röfels Infeeten Belufigung. T.k p 4 Tab.'ı2. das Getreyd zu bewahren. 259 dringtu fiPin den aufgehenden Keim ein, und verber- gen fich alfo in dem Körnlein ſelbſt, in welchen fie ganz ficher leben und fich ernehren koͤnnen. Sie bereis ten fich überdas aus Faden , die fie ziehen, eine Dede, und verwickeln in dieſelbe Heine Eörnichte Theilchen, die den bloffen Augen wie Maͤhl vorkommen, bey einer ge⸗ nauern Unterſuchung aber vor nichts anders als das in den Eingeweiden in dieſe Form gebrachte Koth erkannt werden. Man kan aber eben dieſes Koth zu Gold machen, indem es faſt das beſte Futter abgiebt die Voͤgel and dem Huͤhnergeſchlecht zu maͤſten, und gemei- niglich um den halben ober dritten Theil des Preißes — der Frucht ſelbſt verkauft wird. Dieſe kleine Raupe wenn ſie den Keim und das benachbarte Maͤhl des Koͤrnleins, in welchem ſie gebohren worden , verzehret hat, Fan gar Teicht das zweyte, dritte und noch meh- i rere Körnlein zuſammenfuͤgen ‚vereinigen, in eine Ku: gel beveftigen, und fich auf diefe Art eine weitere Be» hauſung zuruͤſten, in welcher fie wohnen und genugſam Sbeiſe haben koͤnne, und die, wenn ſchon der ganze Kornhaufen umgeruͤhrt wird, ſich wegen der ſtaͤrkern Verbindung durch die zaͤhen Faden nicht zertrenne, und elfo einen ficheren Sir verſchaffe, in dem der Wurm ine Verrichtungen ungeftört zu fand Bringen koͤnne. \ *F NE 260 Abhandlung So wohne er in Raupengeftalt in alcngGattängen von Getreydhanfen big in den Herbiimon«th, zu wel: cher Zeit er, indem er das Ende feines Wachsthums erreicht hat , unruhiger wird, die Eſſensluſt veriert, hin und ber lauft, über die Fläche der Kornkaufen wan- dert und allenthalden feine Faden ziehet. Auf diefe Art wird von der groffen Menge der Wuͤrmen eine belzichte Dede oder Schicht uber den ganzen Haufen gezogen, die wenn fie zerfiört und weggezogen wird beynahe in Zeit von drey Tagen wieder. hergeftellt if, In dieſem Geweb bleiben einige wenige Würmchen ruhig bannen, der weit geöffere Theil aber lauft allenthalben Hurtig herum amd hänget ſich mit feinen Faden an die Wände und innert die Spalte an, und bereitet fi) aus denfelber und aus dem Hol das ev anfrift fleine Gehaufe, in welchen er ganz ficher den Winter zubringet. In dieſen Huͤlſen ziehet der Wurm ſeine Sa, aus, und verändert fich in eine Puppe, welche mn „a den zweyten Stafel oder Zufland des Eins aufeben fan , aus welchen er, nachdem die hautichte harte Dede zerriffen und aeborften ift, in dem Frühling mit vier Flügen in Geftalt eines Nachtvogels bervorz kommt. Diefer Eleine Vogel wird befruchtet, er em pfängt , legt Eyer, und flirbt nachdem ev durch alle diefe Lebensitufen geganaen ift. - Der / 845 Betreyd zu bewahren, 261 Der dichtere und dürrere Theil des Maͤhls aber, beſonders derjenige, der der Rinde oder Kleye des Korn anflebet , und durch die gährende Bewegung nicht zu ftark erweicht und duͤnn gemacht worden ift, bleibt viele Zeit und Jahrhunderte unbefchädigt legen. Diefe In— fecten verzehren nach. der verfchietenen Befchaffenheit des Getrended das erfie Fahr wenn es angefreffen wird, faft den 35, im zweyten Jahr den z5 oder 75, in dem dritten den 35, und alfo in abfteigender Ordnung be- ſtaͤndig weniger bis auf das ſechszehende oder achtzehende Fahr, im welcher Zeit das ganze fat um den fünften - Theil abgefehtwunden iſt; da unterdeffen der übrige Theil- wegen feiner vefteren , duͤrreren und der Gährung faft ununterworfenen mählichten Subſtanz unbefchadigt bleibt. Der zweyte weiffe Rornwurm ift mehr dem Wei⸗ ten (Froment) und der Gerften eigen , als aber an: dern Korngattungen , bey ung ift er feltener anzutreffen; auch diefer wird aus den Eyerchen der Weigenmotte > (Pbalenuule Tritici) (p) erzeuget. Diefe Motte ift von “ der vorhergehenden an ihren gelbbraunen , flachen dem Boden gleichlaufenden Flügeln leicht zu unterfcheiden. Das Wuͤrmchen derfelben frißt nicht nur den Keim auf, fon- R3 dern (p) De REAUMUR Mem. T. II, Tab, 39. £ 9. 2r. 262 _ Abhandlung dern auch alles was mählicht in dem Korn ift, er hat aber vor fein games Leben an einem einigen Körnlein genug , er lebt in demfelben wie in einer in zwey ge⸗ getheilten Huͤlſen, er wird in demſelben ernaͤhrt, und bringt fein ganzes Leben zu, bis er aus der Puppe in Mücengeftalt ausfihlieft : Er erhaltet fich mit einer be: wunderungswuͤrdigen Sparſamkeit aus einem einigen Koͤrnlein den ganzen Sommer durch. Denn er verſorgt fein Roth, das ſich auch als weiſſe Koͤrnlein zeiget, in den Fähren Raum feiner Wohnung, Damit er es, wenn er nun alter geworden, zur Zeit des Mangeld wieder daher nehmen könne; erft dann wenn aller Vorrath aufgebraucht worden , wicelt- er fich innert der Rinde des Koͤrnleins in ein wullichted Geweb ein, gehet in die Puppe über, und erfcheint ald Vogel mit feinen vier mählichten Flügeln zur Zeit des Frühlings. Diefe Raupen Haben aber auch ihre geſchwornuen Feinde , die viele derfelben , und das gar bald ı um. bringen; dieſe Feinde find namlich fehr Kleine Mücken aus dem Mefpengefchlechte, man heiffet fie Schlupf⸗ weſpen; ſie verletzen mit ihrem Stachel die Raupen, legen ihre Eyer ein, und die aus denſelben entſprin— gende Wuͤrmchen verzehren das inwendige der Raupen. Das das Betreyd zu bewahren. 263 Das dritte dem Getreyd fchädliche Inſect ift det Reuter in dem Korn Curculio frumentarius., und Ge: trend gramarius , (q) der auch wegen feiner Vielfreßig— feit den würdigen Namen der Vielfraß, Gzrgzlio, erhal: ten hat; andere heiffen ihn den ſchwarzen Kormvurm, die Holländer Klander , die Franzoſen Calandre , die Deutfchen Blander , Wippeln , ſchwarzer Korn: wurm , unfern Leuten find dieſe Inſecten unter dem - Kamen Keuter bekannt, weil fie wegen ihrer Geſchwin— digkeit und Hurtigen plündern mit Huſaren verglichen werden können. Denn fie find auf gleiche Weife wie die graufamen Verheerer, die in dem Krieg alles um: reifen und zerftören, und nur noch traurige Merkmahle der zerſtoͤrten Gebäude zuruͤcklaſſen, allem und befonders dem frifchen Getreyde, und wenn es auch ſchon noch in feinen Aehren eingefchloffen it, und auch dem Haber ſehr auffäßig, und laſſen faſt nichts als das laͤhre Spren „und die Rinden zuruͤck. Sie fehaden aber ſowohl wenn fie noch in der Hülle des Wurms leben, als wenn fie % fi ſchon in Käfer verwandelt haben. Diefer Kafer ift 4 Klein, kaum eine Linie breit und Drey lang, an der Farb yr. R4 braun- (g) LINNAI Syft, n, ı1. ı2. 3°. LEEUENHOECK Contin. Epiftolar. Lugd. Batav. 1689, Epift, add. 6 Aug» p. 56. c. Icon. 264 Abhandlung braunroth, die Stirne verlängert ſich in einen einwarts gebogenen hoͤrnernen Schnabel. Der Bruſtſchild hat Dupfen, die Fluͤgeldecken find geſtreift; die Fuͤhlhoͤrner find gelenkt, dag aͤuſſerſte Gelenk iſt kugelfoͤrmicht, fie entſtehen wo der Ruͤſſel ſeinen Anfang nimmt. Mit dieſem ſpitzigen hoͤrnernen Ruͤſſel, und den an dem End deſſelben ſich befindlichen harten Kiefern, oͤfnet er ſich ohne viele Muͤhe den Weg in das innere des Korns; ſeine harten Fluͤgel und ſtarker Bruſtſchild, der wohl die halbe Leibeslaͤnge betragen mag und rauh iſt, beſchuͤtzet ihn genugſam gegen die aͤuſſern Anfaͤlle; er hat ein ſehr hartes Leben, daß er nicht bald weder von der Kaͤlte noch von der Hitze Schaden leidet; denn er kan eine Hitze ausſtehen, die nach dem allgemeinen Waͤrmemeſ⸗ fer von dem Grad des fiedenden Waſſers mır zo Grad abftebet. (r) Den Winter durch fchläft er , in dem Frühling aber lebt er wigder uf. Dieſe Reuter leben alfo von dem Maͤhl der Koͤrnern, und legen ihre Eyer in das zarte und weiche Korn , damit Die aus denfelben entfpringenden Wirmlein ihre Nahrung in einem ſichern Drt finden können. Und ich habe aus fichern Erfah— zungen, daß in Zeit von einem einigen Monath fat der dritte (r) Du HAMEL Trait& de la Confervation des Grains & en particulier du Froment, ä Paris 1753. 12. Chap. 2, das Getreyd zu bewahren. 26; dritte Theil des Korns von diefen Inſecten aufgefreiten worden fee. Gegen Ende des Meyensd legen fie ihre Eyer , doch nicht mehr auf einmahl ald bis auf fünf, ein jedes in ein befonderes Koͤrnlein, fie gebahren aber öfters. Die Winme brauchen zwey Monath Zeit um ſich in Reuter zu verwandeln. Die Würme der Reuter werden haufig von Milben befchädiget, Mehrere Nach⸗ richten von dem Kornreuter kan man von Leeuwenhoek in angezogener Stelle einziehen, und in jeinen Arcan. Nat. 275. allwo er eine Zeichnung des Frumentarii aeliefert bat; unfere Befchreibung und Zeichnung betrift Den ge meinen Reuter des Getreydes granarium , der groffer und an der Farb mehr braunroth iſt. Die zwey Inſecten die mir noch zu befchreiben uͤbrig bleiben fchaden mehr dem Mahl und dem Brod ald aber dem Getreyde feld. Das eine derielben ift der gelbe Mahlwurm, (3) eine Brut von dem ſchwar—⸗ zen Maͤhlkaͤfer. Das andere iſt die Maͤhlmilbe. Der Maͤhlwurm haltet fich in dem Mähl, beſonders wenn es alt iſt auf, und verjebret daffelbe , fo auch das Brod, er zernaget auch die zaͤrtern Rinden der Rs Baͤn⸗ (s) 3 Leonh. Friſch Beſchreibung von allerley Juſeeten in Deutſchland MI, Theil. Berlin 1721. 4. p. 1. Tab, I, 266 Abhandlung Bäumen, Er wird faft einen Zoll lang, und ift eine Linie breit, er ift fehr glatt ſo daß er die Maͤhlhaufen durchminiren Tan ; an der Farb iſt er gelbroth , blaß, die Stirne breit , caftanienfarb, Der Kiefer zangenfoͤr— mig, mit, dem er dad Holz zernagen und durchboren fan, desnahen er auch zu den Holzwuͤrmern gezehlt wird, In diefer wurmförmigen Huͤlle iſt er faft den dritten Theil des Jahrs eingekleidet, er frißt unterdeffen eine nicht geringe Menge Mähl, und. verunreiniget daf felbe mit feinem ſchwarzen Kath, und mit feinen Hau: ten, die er zum dritten oder viertenmahl abändert, Wenn er das Ende feines Wachsthums erreicht hat, ſo friecht er auf'den Boden des Maͤhlkaſtens, und rüftet eine Höhle in dem Holy zu, fo groß fie vor den zukuͤnf⸗ tigen Kafer nothwendig ift, im diefer ruhet er unter dem Maͤhl ficher , ziehet fich in eine Buppe zufammen, und aus diefer zwenten Hülle gehet er in dem Mayen unter der Geftalt eines ſchwarzen Kaͤfers hervor, der Fühlhör: ner hat mit linſenfoͤrmigen Gelenken, von denen aber das aͤuſſerſte kugelrund iſt; der Brufifchild iſt fach gewoͤlbt, mit einem merklichen Bord, der Kopf raget aus dem Leib hervor, die Fluͤgeldecken ſind hartlecht und geſtreift. Sie laſſen ſich bey Anfang des Sommers Häufig ſehen, fie begatten ſich, und gebaͤhren ſehr viele blaßgelbe Ener, aus das Getreyd zu bewahren. „26: ‚aus denen dev vorhin befchriebene Maͤhlwurm heraus: kriecht, welcher von dem Mähl, Brod, und Mahlipei- sen lebt. Dieſe Würmer find den jungen Vögeln eine fehr angenehm⸗ Speiſe. Die Maͤhlmilbe (t), dergleichen ſich auch in dem Kaͤſe aufhaltet, die aber von derjenigen Kaͤſemilbe die ſich in eine. ganz kleine Muͤcke verwandelt gang verfchie- den, iſt ein kleines Thierchen , Das man von bloffem Aug kaum fchen Fan, es hat kaum die Grofe des Eyes einer Laus, und durch das Bergröfferungsglas die Form von einer breiten Laus; das Haupt ift zugeſpitzt, Der Bauch rundlicht enformig , an der Farb blaß, fat ducchfichtig , hat acht braunrothe Füffe, von denen die Hintern länger find, der Rücken ift borſtig. Dieſe Milde vervielfältiget ſich mit einer fall unglaublichen Geſchwin⸗ digkeit, Sie macht dad Maͤhl geſchmack- und kraftlos, indem es nicht mehr aufgähret, und zu der Nahrung untauglich wird. Man trift fie oft in altem Maͤhl an. ESie ſcheinet nicht von der Hautmilbe unterſchieden zu ſehn, die die Raud Hervorbringt, und ein unangenehmes * beiſſen ct) Acarus Siro. LINN. Syſt. n. 15. & Arflosnitat. Acad, il. 333. LEEUENHOECK Arcan, p. 376. Epiſt. 77. c. Ic. £ 8.9.10. BLANKARD Theat, Inſect T. 14, £. A.B. Ad. Liofienf. 1682. p. 319. 268 Abhandlung beiffen verurfachet. Daher hat die Raud der Kinder an denjenigen Orten ihren Urfprung, wo man diefelben um das wundiverden der Haut zu verhüten, mit Mahl an- ſtatt der Bährlappen beftreuet. [a Es giebt aber auch noch mehr Gattungen von Scha: den, die von andern Thieren der Frucht zugefügt wer— den, indem Kornfreffende Vogel, die Maͤuſe und Mar: der einen groffen Theil derfelben verzehren, und mit ib: ven Koth unfauber machen. Wir übergehen aber dieſe Thiere, indem fie durch eine gehörige Sorge leicht von der Frucht abaehalten werden koͤnnen. $. 9. Nachdem wir mn die vornehmſten Urfachen durchgangen haben , die das Getreyde verzehren oder verderben , und Die man , wie wir gefehen haben , ſo⸗ wohl in der Natur des Getreydes ſelbſt als von auſſen her ſuchen muß, ſo kommen wir jetzt zweytens zu denje⸗ nigen Mitteln, die man der Verderbung uͤberhaupt und einer jeden Gattung derfelben insbeſonders mit Sicher: beit entgenen feen Fan. Gleichwie die Merzte die Krank beiten am beften heilen, wenn fie dergleichen Mittel an- wenden die den ausfindig gemachten Urfachen entgegen find, alſo werden auch wir durch eine gefchickte An— wendung desienigen , was die Lirfachen der in dem Ge: treyde von felbit entftehenden Verderbung verhindern Eat, das Betreyd zu bewahren. 269 kan, die Verderbung felbftr und dann zugleich auch die Vebel die fie von auffenher nach fich ziehet, namlich den Zugang der Infecten verhüten. Es wird alfo erfordert , daß man ben der ſo wei: chen Befchaffenheit der Früchte und des Getreydes erit- lich die aus der Menge umd der verfchiedenen Art der eingemifchten Feuchtigfeiten zu beforgende inwendige Gahrung oder Bewegung derhindere , inden man den Zugang der fich abändernden und befonders der war: men Luft wehret, die Feuchtigkeiten vertagt , und die Früchte mit einem Zufas von Gewürz einmacht. Aweytens daß man bie fchon entftandene Bewegung fü mäfige, daß die Feuchtigkeiten in die beften Säfte ver: wandelt werden; und endlich daß ber fihon entitandene Schaden in feinem weitern Fortgang aufgehalten, und die Inſecte getödet werden, (. so, Die von felbit entftchende mwendige Bährung , die die Früchte und das Getreyde verderbt, wird verhindert erfilich wenn man den freyen Zu« gang der Luft, insbefonders der beftändig abwechfeln- den und warmfeuchten Luft, abhaltet. Denn fo balb die Luft entzogen wird, die man ald das vornehmfte Werkzeug der Bewegung anfehen Fan , und Die wegen ihrer Schnellkraft von der Warme und Kälte alle Au— den: 270 Abhandlung genblicke eine Veraͤnderung leidet, ſo — * den die Bewe⸗ gungen der Gaͤhrung oder der Faͤulniß gaͤnzlich Hinter: halten. So werden wir aus den Boyleiſchen (u) Be obachtungen beichrt, daß die der Verderbniß unterwor⸗ fenen Eorper , zum Beweife die Baumfrüchte, und die Theile des thieriſchen Coͤrpers, in dem Inftlähren Raum lange vor derfelben beivahret werden. Das gleiche wird: durch. die Beobachtung des Herrn Deslandes beitati- get, (w) welcher Kirſchen und Himb:eren vier Mo: - - nath lang unter der Luftvompe ganz friſch aufbehalten hat. Das gleiche erfolgt auch in der zuſammengedruͤck⸗ ten Luft. Es iſt auch nicht undienlich wenn man die Früchte in Papier einwickelt, oder in Sand oder Oehl legt , und fie alfo vor- der Berührung der äuffern. Luft verwahret. (x) Ein zweytes, wirkfameres und leichtes - res Mittel die von der Wärme und Kälte entſtehende Wirkung der Luft zu verhindern if, wenn man die ſafti. (u) Rob. BOYLE Exper. Phyſico-Mechanic. Conti; Ik. Genev;, 1672. 4. (vw) DESLANDES maniere de confervet les Grains pP. III. dans le Recueil des differens Traites de Phy- fique. A Bruxelles 1736. 12, (x) Man Fan hierüber dns Hamburgiſche Magazin nad» ſehen. T. J. p, 70. T. IL. p. 50. NET EEE, k , ’ J en —— wi: das Betreyd zu bewahren. 2771 foftigeren Fruͤchte und Betreyde in dergleichen Oertern verforget; wo allezeit der gleichgemäßigte Grad der Wärme iſt, biemit in tiefgegrabenen Kel- lern und Gruben, oder in fälteren Höhlen, deren Kälte durch eingelegte Eißſtuͤck fünftlich unterhalten wird. An diefen Dertern legt man die Früchte auseinander, oder man legt fie auf Stroh und Spreu, oder man verſteckt fie in Sand, oder man hängt fie an Faden, durch welche Hilfsmittel fie lange unbefchädigt aufbehalten werden. Und es ift befannt, daß auch ſelbſt Das Fleiſch und die todten Coͤrper der Thiere auf dieſe Art vor der Faulnif und den Würmern bewahret werden, und keine andere Beranderung leiden, als daß ſie austrocknen. Gar Oder man muß die allzugroffe in dem Getreyde fich befindende Feuchtigkeit zerſtreuen, damit die Verderbniß verhütet werde, die von den fremdartigen Theilen , fo diefen Feuchtigkeiten benge- mifchet find, und fich leicht von einander abfondern, zu entitehen pflegt ; damit ferners die gar zu flarke Erwei— hung der veften Theilen von denen fie umgebenden flüf ſigen Theilen, ald wodurch alles der Zerfiöhrung nur mehr ausgefet wird, ausgewichen werde, und damit alfo in. das Gegentheil das Getrende eine beffere Troden heit und Veſtigkeit erhalte , um fo wohl der Zertren nung “12 i Abhandlung nung und Aufloͤſung als auch den inwendigen gährenden Bewegungen defto beffer widerſtehen zu können. Diefe Seuchtigfeit wird durch eben die alles umgebende Luft zerffreuet , und das um fd viel fiarker, wenn fie durch den Wind bewegt wird , oder die Sonnen - oder die gemeine Wärme des Feuerherds darzu kommt, Desnahen Halten firh die In die Luft gehängte und dem natürlichen Zug derfelben ausgeſetzte faftigere Früchte und auch fe.bft die Trauben viel Tänger, als wenn fie auf dem Boden liegen , weil fie nämlich in den erſten Fall allenthafben gleich erluftet werden: Hingegen diejenigen die auf dem veften Boden liegen, werden viel gefchiwinder faul, weil fie an demjenigen Theil, auf dem fie aufliegen, nicht ausduͤnſten können, Je gröffer aber die Oberfläche ift , die der Luft ausge: fest wird, und je geöffer die Anzahl der die Luft beruͤh⸗ renden Punkten iſt, deſto ficherer werden Die Früchte aufbehalten und deſto geſchwinder ausgetrocknet. Diefe Dberfläche wird durch die Zertheilung auf jedem belies bigen Grad vermehrt; Die erite Zertheilung bringt zwey neue Oberflächen hervor , die zweyte vier, die dritte acht, die fechste vier amd fechjig, u. 1 8 Die Austrocknung gehet beffer von ſtatten wenn die Bewegung darzu kommt / durch die bald tie kr —8 das Getreyd zu bewahren. 273 die bald eine andere Flaͤche der Luft ausgeſetzt wird, indem das Korn mit der Schaufel umgeruͤhrt, oder durch beſonders darzu eingerichtete Candle aus den obes ven Boden in die unteren gelaffen wird, Das gleiche gefchiehet , wenn man zu der Frucht und dem Korn ben Zugang Des natürlichen oder des Durch verfchiedene Blasbälge erweckten Windes gejtattet, fie mögen jetzt nach der Methode des Herrn Defagulier (y) wie ein Schwungrad, das fich geſchwind herumdrehen läßt, und die Luft durch eine" fich von dem Mittelpunct entfernende Kraft mit Gewalt herausiagt, eingerichtet feyn, oder fie mögen nach der Erfindung des Herrn Triewalds (2) die Form von einem Iedernen oder wie Here Zales an— giebt (a) von einem aus Ho zugerichteten Blasbalg haben, die Sache fommt auf eines heraus, Dieſes erluften dienet nicht nur allein zu dem aus— zrocknen, um Die Verderbung abzuhalten, ſondern die gleiche Bewegung die die Feuchtigkeit zerſtreuet, erſetzet die feuchte und warme Athmosphaͤr die ſie verjagt durch einen kuͤhlen und trocknen Luft, ſie haltet die Bewegung m, S der () Tranſactions Philofoph, N. 437: 1. Tab, &, (2) Echwedifige Stockholmiſche Abhandl.1744, P. 254 4a),Defeription du Ventilateur , ä Paris 1744. 12, 274 Abhandlung * der Gahrung und Faͤulniß aufs und fie vertreibt die Inſecten, die dergleichen ſtarke Erfchütterungen nicht wohl leiden können, Die Austrocknung wird deflo ges wiſſer geſchehen, wenn die Luft die man hinzulaͤßt aus warmen und trocknen Orten Kommt. Diefes alled aber wird defto balder zu End gebracht, wenn die Wärme der Sonnen oder des Feuerherds das ihrige beytragt. Wenn das Getreyde in Defen und in verfchloffenen Gemaͤchern getrocknet wird, fo muß man befonders dafür forgen , daß die Oefen ſo eingerichtet werden, daß ſie lange warm bleiben, und ihre Waͤrme uͤber eine groſſe Flaͤche ausbreiten koͤnnen, und darbey kein groſſer Aufwand von Zeit, Muͤhe, Holz, Kollen, Torf und Steinkollen erfordert werde, In welcher Abſicht von unfern Leuten Die finnreiche, und durch die Erfahrung verbefferte und zu einer gröfferen Vollkom⸗ menheit gebrachte Erfindung verſchiedener ſowohl zu Stadt als Land aufgebaueter Oefen geruͤhmt wird, die zu dem doͤrren aller Arten von faftigen Früchten, der Kirfehen, Duetfchen, Aepfeln, Bieren mit ſehr groſſem Nutzen gebraucht werden. Man hat auch noch diefen Vortheil von dem dörren , daß der Umfang der faftigen Früchte dadurch um zwey= drey - ja zehenmahl einer wird, ſo daß Die Früchte, die zuerft einen geoffen Raum das Getreyd zu bewahren. 275 Raum eingenommen haben , nunmehr in einem Beinen Behaͤltniß aufbehalten werden koͤnnen. f. 12. Das würsen , ſo auf verfchiedene Art zu gefchehen pflegt , erhaltet die Früchte gar gut, indem durch eine gefchickte Mifchung mit Salz und Gewürze die von felbft entſtehenden Veränderungen binterhalten werden, Denn auch felbit die zartern und ſo gar die unreifen Früchte, wenn fie mit fiedendem Waffer aufger weicht werden , halten fich in Zuckerfaft oder in- Honig, gar lang, ſo daß man fie ohne Gefahr in entfernte Ort: ſchicken darf; oder man pflegt auch fie in die Auflöfung von warmen und gelautertem Zucker zu bangen, damit: fie nachgehends in der Luft mit einer cryftallenförmigen Zuderrinde überzogen , und ſo ganz ficher bedeckt wer: den. Andere Früchte behaltet man in einer Brühe auf; die aus Salt, Eßig, einem geifiigen Saft oder Gewürz beſtehet, und auf dieſe Art werden fie por der Verders bung , wie es die Natur einer jeden Gattung erfordert, bewahret. Es weiß 3. B. jederman, daß die Bieren, Aepfel, Cucumern, Dliven fich durch diefe Mittel viele Monathe lang erhalten Taffen, E „ 813, Eine andere Art vor der Verderbung zu be wahren beftchet darin, dag man die in einer jedweden Gattung des Getreydes entfichende Veränderungen, durch S 2 die 276 Abhandlung die Einſchraͤnkung der inwendigen Bewegungen fo mäßige, daß die Gahrung weder zu langſam noch zu geſchwind gefchehe , fondern dag man ihr einen füls chen Grad zumegezubringen trachte , der je den beften Saft, nachdem e8 die Natım einer jeden Gattung mit fich bringt , bearbeiten könne. Aus denjenigen Früchten alfo die fich ſchwerlich lange Zeit ohne fich zu verderben aufbehalten laſſen, ald z. B. den Aepfeln, Bieren, Trauben , Beerigattungen , Kan man die Säfte durch das preifen von den vefteren uns ſchmackhafteren Theilen abfündern und herausbringen,' und Diefe werden durch eine gemaͤßigte Gaͤhrung vor der Verderbung geſichert und in ein edleres Getraͤnk verwandelt. Oder man kan aus den gleichen Saͤften, wenn ſie ob einem Feuer das nicht rauchet mit Sorg⸗ falt zu einer verſchiedenen Dicke eingekochet werden, al⸗ lerhand nuͤtzliche Zubereitungen, die in die Lange dauren, erhalten. Auf dieſe Art werden die weichen und ſafti— gen Früchte zerftoffen , die harteren gerafpelt oder in eis ner hökernen Mühle zermalmet , und dann unter die Preſſe gebracht, Durch dieſes vpreffen wird aus dem’ wohlſchmeckenden Aepfeln, den honigſuͤſſen Bieren, und Trauben, und aus den verſchiedenen Gattungen von Beeren md: Steinobft ein angenehm. füler oder ſauer— lichter das Betreyd zu bewahren. 277 lichter Saft ausgedrückt, den man entweder durch die Ruhe oder das Durchfeugen von feinen Hefen faubert und läutert, man heiffet ihn Moſt. Diefer bleibet an fühlen Orten in Gefäffen die eine enge Defnung haben, befonders wenn man ihn mit Dehl deeft, eine Zeitlang unverändert. Diefer Moft wem er halb eingefochet wird, und darbey am Geſchmack gleich bleibt wird Sapa geheiffen, eben aus dem Grumd weil er fich lang unver ändert aufbehalten Lift. Wenn der Moft eingefotten wird, daß nur noch ein dritter Theil übrig bleibt, ſo heiffet man ihn von dem einfieden Deſpaatum, wenn Die ſes alt wird, fo wird es noch Mber, und hiemit zu dem aufbehalten tauglicher. Wird der Moft wohl ge- Täutert, und ob einem gelinden Feuer eingefochet , bie ein Tropfen, den man zur Probe auf ein kaltes Blech fallen laßt, faft wie Eiß gerinnet,' und zwar fü, daß er durchſichtig bleibet, fo nennet man ihn Sultze oder Gallerte. Wenn er einem dünnen Honig gleich fichet, ſo giebt man ihm den Namen Sprup, wenn er aber wie dickes Honig ift fo fommt er unter dem Namen Muf (Rob) vor, (b) Extract wenn er noch dicker oder überall veft ift. Es koͤnnen alſo auf diefe Art die guten Saͤfte der Früchte, nach Abfonderung der un— ie 53 brauch⸗ (b) BOERHAAVE Chem. T. II. P- 26 278 Abhandlung brauchbaren irdenen Materie gar füglich aufbehalten, und als eine Würze und Arzney gebraucht werden, fie- verfehen auch die Stelle des Honigs und Zuders, oder wenigſtens koͤnten ſie es mit gutem Nutzen thun. Gemeiniglich aber wird der gleiche Saſt der Fruͤchte und des Getreydes in reinen Geſchirren beſonders in hoͤlzernen Tonnen einem gemaͤßigten Grad der Gaͤhrung ausgeſetzt, und zwar ohne daß man etwas vorhero mit ihm vornimmt, als daß man ihn etwan mit Waſſer verduͤnnert wenn er allzuſchleimig oder zaͤhe iſt, oder wenn er in das Gegentheil allzuwaͤſſerig iſt, zuvor ein wenig einkochen laͤßt, damit er deſto kraͤftiger und nach Proportion an Oehl und einem ſuͤſſen Salz reicher ſeye. Auf dieſe Art wird in Frankreich (ce) aus den Muſca⸗ tellertrauben der Malvaſeyer zubereitet , indem man den Moft bis auf 3 einfochet. Er komnmit alfo mit dem den Alten unter dem Namen Carezum befanten Wein überein, welcher nach dem Bericht des Palladius (d) | aus (ec) GARIDEL Hiftoire des Plantes de la Provence, à Aix 1715. f. p. 503. s (d) PALLAD, L. XI, Tit. 18. in Scriptoridus Rei Ru- ſticæ Veter. Latinis, Curante M. GESNERO, Lipf. 1735° 4. P. 994. das Getreyd zu bewahren. 279 aus Moft bereitet wird, von dent mar z abrauchen laßt, fo daß noch 3 übrig bleiben (e); Einen gleichen Wein erhaltet man auch aus den Rofinen Uvis pa/fs (F) oder den durch das aufhängen gedörrten Trauben. (8) 70% . Colu⸗ (e) Einige hießen dieſes Getraͤnk Carenum, APICIUS COELIUS de Opfoniis & Condimentis L X, c. annot, M. LISTERI, Amitel. 1709. 8. p. 50. nennet es Carz- num, welche Benennung Zurnerus Adv. 13. 2, von den Caribus den Einwohnern in Carien, die diefes Getränf erfunden haben, herleitet. (f) Dem £efer zugefallen theile ich aus Garidels angezoge⸗ nem Werk p- 301. die Art wie die Roſinen getrocknet werden mit: „On lie les Raifins avec du filet noüe de „deux bouts, & on les plonge dans de la Leflive „bouillante , ou l’on en mele un peu d’huile, jufqu’ä „ce que les Raifins fe rident. On les expofe enfuite „au Soleil pendant fix à fept jours, & on les range „enfuite dans les Caiffes, en les preflant doucement,,, Die Art wie man aus diefen Roſinen, den groffen ſo— wohl als den Eleinen, Rein bereitet iſt ſehr Verfchieden. Man Fan hierüber Kalms Reiſe nah Canada p. 24 nachichen. (g) Uvx pafle werden fie a pendendo, von dem aufe hängen, genennet , weil fie an die Sonne aufgehängt r werden, 280 Abhandlung Columella erjehlet, Ch) daß die alten Römer auf folgende Weife Wein aus Nofinen gemacht haben; fie fammelten die reifen Trauben, und hangten fie an die Sonne, zu Nacht bederkten fie diefelben, Damit fie nicht naß und feucht wurden, warn fie dann nun doͤrr ge: worden, fo rupften fie die Beeren ab, thaten fie in ein Faß, und übergoffen fie mit Moft, fo bald fie aufge: ſchwollen, brachten fie Diefe Beeren auf die Zrotte, um einen Saft herauszudrucken, der die Kraft von allen diefen Beeren enthielte. Es wird aber auch ohne dieſe kuͤnſtliche Zuberei⸗ tungen der Moſt von fü ın Trauben in reinen Gefaͤſſen an fühlen oder temperirten Orten Durch eine gelinde Gaͤhrung in ein fanerlicht geiftiged Getränk den Wein verändert, Das Necktar der Sterblichen, dieſe fo ſehn⸗ lich erwuͤnſchte und belichte Wohlluſt, das befte Getraͤnk und zugleich Die befte Arzney, die die Krafte ftärket und aufweckt, die Wärme vermehrt , die Faulnif; abhaltet und die Schmerzen flillet, „Der Wein ift Die Milch . der werden, damit durch diefelbe und durch den freyen Zug der Luft ein groſſer Theil der Feuchtigkeit gerfirenet werde. (h) COLUMEILA L. XII, c. 32. Auct. Rei Ruſt p. 804. das Betreyd zu bewahren. 281 der Alten, er belebet den Witz, und lehrt Kuͤnſte: Er ruft dem Scherz und dem jugendlichen Spiel hervor, er macht vor Freuden aufhuͤpfen, und entdedet Ge heimniſſe (1), er färket in der Hofnung, durch ihn wird auch der unbewafnete feurig, daß er fih in den Streit menget, den befümmerten benimmt er ihre bange - Sorgen; er weckt fehlafende Begierden auf, und macht in Affecte ausbrechen, er verurfachet, daß jederman auch der, der fonft in der Aufferften Armuth darbet, feöhlich wird. Genießt man ihm aber unmafig, fo wird er faft dem Gift aleich, er betäubet , ſchwaͤchet und verderbet Die aͤuſſerlichen und innerlichen Sinnen , ſo auch die willkuͤhrlichen Bewegungen, dann entfichen Zittern der Glieder, Schluckſen, Brechen, Fieber, Raferen, Wahn- witz, Gichter , Schlafſucht, Schlagfuf: Oder fein Gift ift langſam toͤdend, indem die Nerven durch Die - geiftigen Getränke gar zu oft und ſtark angereist und dadurch locker und fchlaff werden, fo daf fie durch den Verluſt ihrer Reitzbarkeit viel ſchwaͤcher auf die Gefäffe wirken koͤnnen, und die in denfelben und in den Einge- weiden ftockende Säfte in waͤſſerige Feuchtigkeiten ger Rieffen, und alfo die Weinfaufer in mitten des Waſſers S; an (i) HORAT. Epift- L. I. Epift. 5. BOERHAAVE Chem, ll: p. 185- LINN- Amenit · Academ- Ill p. 192. 282 Abhandlung an der Waſſerſucht ſterben. Man darf aber um dieſes ſchaͤndlichen Mißbrauchs des Weins willen keineswegs dieſes goͤttliche Geſchenke gering achten, oder nachlaͤßig beſorgen. Es werden auch ähnliche geiſtige Getränke aus dem Saft der Bieren, Aepfeln und verfchiedenen Beeren (k) ungefehr auf die gleiche Art zubereitet. Daher kommt der Aepfel-umd Bieren - Moft , ein Getränk dem kaum eines gleich Eommt in Aufloͤſung der zahen Saften und der Steingewwächfen in unferem Cörper , und in Hei⸗ fung der Engbrüftigkeit, der Gelbenſucht, des Zipper leins, des Steins, welches durch die Erfahrung in die: len Fällen beftätiget worden , nachdem dieſes Diatetifche Mittel von Lobb (1) einem berühmten ng Ant angepriefen worden. Man hat auch fehon von den älteften Zeiten her durch die Kunft aus Den Korngattungen felbft Wein und geiftige Getränke herauszubringen gewußt; dann indem die (k) Speötacle de la Nature T. II. pı 385. Ralm Reife nach Nord America II. p. 243- (1) Theoph: LOBB Traä. de diffolventibus Calculos ac euratione Calculi & podagre ope Medicamentorum- Bafıl, 1742 8- $- 675 *720- & 756 » 792. das Betreyd zu bewahren. 28} die reife, trockene, und wohlgefäuberte Korngattungen in Waffen eingeweicht , auf Haufen gefchuttet, und lzu den Anfängen der Gahrung und Vegetation gebracht, nachgehends wieder auseinander gebreitet, umgeruͤhrt, durch dad erluften an dem fernen keimen gehindert, ob einer gelinden Wärme getrocknet, ferners abgeköchet und mit bitten Sachen gewuͤrzet werden, fo geben fie das bey allen Völkern gemeine und beliebte Getranf, dad Bier. Alle diefe Gattungen von Getränk, ſie mögen jeht aus den Trauben oder aus den Bieren, Aepfeln, Ber- ren, oder aus den Korngattungen herkommen, erhalten nur diefe befchriebene aeiftige und ſaͤurliche Einenfihaft, die den Wein bezeichnet , wenn durch die Einſchrankung der Bewegung in dem mährenden Säften verhindert wird, daß fie in Efig übergehen, (ausgenommen man begehre denfelben zu dem einbeigen und dem würzen der Speifen) oder daf fie fo gar in eine unnuͤtze ftinfende Brühe verwandelt werden., Desnahen muß man die Gährung der in reinen Gefäffen enthaltenen Saͤften, nachdem es eine jede Gattung befonders erfordert , ent weder verhindern oder verſtaͤrken. Wir verhindern die felbe durch die fühle und temverirte Luft der tieferen Keller; durch das Kochen, welches die Säfte zu einer zu 234 Abhandlung zu der Gaͤhrung untauglichen Dichtigkeit bringt; durch die gänzliche Hemmung der Gahrung in den befchloffe- nen Gefäffen vermittelft der Wirkung der zufammenge- drückten Luft felbft , wenn nur die Gefälle ſtark genug find dieſen gewaltfamen Bewegungen zu wiederſtehen; durch die Veränderung der Salze; durch das einwickeln und verdickern anderer Theile vermittelſt der Beymi⸗ ſchung von ſaueren Dingen oder des Schwefel = und Weingeiſt-Dampfs, oder adftringirender , zäher , alcali- feher Coͤrper. So aber diefe Gahrung allzuſchwach iſt, fo wird fie durch Meth, Honig , Zucker, Rofinen, die Wärme, und befonderd den Hefen des gährenden Weins oder Bier, welche man fonft auch Blumen heiffet, verftärkt. (m) G, 14 Wer aber die veikende und aufivecfende Kraft des Weins, welche in den durch die Gährung verdünnerten und in Geifter verwandelten Dehlen und Salzen ihren Sitz hat, von den wäflerigen und erdiche ten Theilen abgefondert haben will , der kan durch eine gehörige und auch wiederholte Deftillation den reineften Weingeift erhalten, in welchem in einem ſechsten Theil des Raums, den der Wein zuvor eingenommen, wenn | er (m) BOERHAAVE Chem: II. 166: das Betreyd zu bewahren. 285 er naͤmlich ſtark iſt, nach den Beobachtungen Herrn Neumanns (n) alles geiſtige Weſen vereiniget iſt, hingegen iſt nur ein zwanzigſter oder noch kleinerer Theil geiſtig, wenn der Wein ſchlecht und ſchwach iſt: Das meiſte das nach der Deſtillation uͤbrig bleibet iſt Waſſer nebſt einem kleinen Theil von zaͤhem Oehl, und etwas von einem veſten Salz und Erden. Es muß aber niemand glauben, daß der wohlgerei⸗ nigte Weingeiſt, den die Scheidekuͤnſtler Rectificirten Weingeiſt oder Alcohol heiſſen, und der, wenn er angezuͤndet wird, ganz abbrennt ohne etwas zuruͤckzu⸗ laſſen, gar kein Waſſer mehr in ſich enthalte; man wuͤrde irrig denken, denn der groͤſſeſte Theil des Wein— geiſts iſt Waſſer, das aber mit dem duͤnn gewordenen Oehl und Salz in der engeften Verbindung ſtehet. Man fan aber durch die Kunſt auch dieſe Mifchung aufloͤſen, daß man das, mas eigentlich die Kraft des Weins aus— macht , im einem fehr Eleinen Raum darſtellen kan, wel ches aber darbey hoͤchſt wirkſam iſt. Dieſe wirkfame und ſehr ſubtile Beftandtheile des Weins werden durch die Mifchung des reineſten und wohlgeläuterten Vitriol— Sal- n) Prælect. de Yino & Chemix Medicz Dogmatico- . Experiment, T, II. part. 4. p #41 Zuͤllichau 1752. 4, 286 Abhandlung Salpeter = und Salz » Geifted herausgebracht. Dann dieſe mineralifche Geifter, indem fie fehr begierig nad) der Bereinigung mit Waffer find, entziehen dem Wein geift alles waͤſſerige, welches nicht ohne eine heftige Be- wegung , die einen groffen Grad der Wärme hervor: bringt , gefchiehet, fo daß das zu dem höchften Grad der Subtilität gebrachte Dehl obenauf ſchwimmet, oder durch eine gelinde Wärme gar leicht abgeföndert werden fan. Dieſes ift ſo zart, durchdringend und ätherifch, daß es gar bald in die Luft flienet , und kaum in ald- fernen und mit gleichen Stöpfeln wohl verwahrten Ge faffen eingefchloffen werden kan; es hat einen fehr ange: nehmen und durchdringenden Geruch , ed erfüllet Die Luft augenblicklich mit einem aromatifchen Dunſt, es faffet fehr geſchwind Feuer es iſt das kraͤftigſte Mittel den Görper zu reißen, und gefchwinde Veränderungen in demfelben hervorzubringen, es iſt endlich das ſtaͤrkſte Aufoͤſungsmittel, deſſen man ſich in der Chemie in ak len Arten von Aufloͤſungen bedienen Kan. Man Kat ihm nach den verfchisdenen Graden feiner Reinheit, Die es durch Die Mitchung mit verfehiedenen falsichten Gei⸗ ſtern, amd durch die Defüiltation über den abforbirenden Erden erhaltet, auch verfchiedene Namen gegeben; man heißet es Weinohl, verfügen Vitriol » Salz = Salpeter- Geift, Das Betreyd zu bewahren. 287 Geiſt, den Atherifchen Saft des Srobens, den Regie— senden Geift (Spir. Rector), die Quinteffenz aus dem Alflanzenreich, Die von den Scheidekünftlern in allweg hochgehalten wird, weil fie die wirkfamen Beſtandtheile des Weingeiſts in einen zehenmahl Eleineren Raum ein- fehlieffet, fie ift alfo von dem Wein felbft, und zwar von dem beften der fechzigite, von dem fehlechteften der zweyhundertefte Theil, Die Alten zehlten fie zu den Ge- heimniffen der Kunſt. Die Kunft wie man diefes Weine oͤhl bereiten mülfe hat Conrad Geßner zuerft aus den Handfehriften ded Valerius Cordus bekannt ge- macht, (0) Diefes faft unbekannte Arzneymittel hat befonders der berühmte Scheidefünftler und Arzt Sried- rich Hofmann in den Ruf gebracht (p), der die hoͤchſt wirkfame fehmerzenftillende Kraft dieſes Mittels durch ben glücklichen Gebrauch in vielen Krankheiten erwiefen hat. Sinther haben viele AÄerzte diefes vor- trefliche medicinifche und chemifche Product durch fehöne Ber- (0) VAL. CORDI Annsotationes in Diofcoridem — de Artificiofis Extradtionibus. Stud- C, GESNER!, Ar- . genter- 1561. fol: p. 228. b. & C. GESNERI Evonym. 1. de Remediis fecretis Pars II- Tig- 1569. 8. p. 161- (p) FRID. HOFMANNI Obferv- Chemic- Hal. Magd. 1722. p. 173. 288 Abhandlung Verſuche in ein helleres Licht gefeßt, und vor andern aus Herr Pott (9) Broß, du Hamel, Yellot, (r) öimmermann. (5). J. 15. Es ift aber auch ein Furzer und mit we: nigeren Unkoſten begleiteter Weg, aus verfihiede- nen Theilen des Betreydes Das geiftige Weſen berauszubringen, ohne daß die Veränderung in Wein oder Bier vorgehen muß, Denn man fan gar füglich den Geiſt durch die Deftillstion erhalten, auch felbft aus den nach dem ausdruͤcken des Safts zuruͤckgeblie— benen trockenen und vefteren Theilen., oder den Tre fteen der Trauben, Bieren , Aepfeln, wenn fie zur Gaͤhrung gebracht worden ; oder nach wirklich vor: bergegangener Gahrung aus verfchiedenen Gattungen der Beerigewachfen und des Steinobſts der Kirſchen Quetſchen m ff; oder aus den Hefen des Weins und Biers; oder aus der Gerften und über; Gaupt allen mählichten Korngattungen und Hülfenfrüch: ten, (q) J. B. POTT Exercitat. Chemicz — de Acido Vi. trioli & Nitri vinofo.. Berol, 1738: 4. pı 159% (r) Mem, de l’Acad. Roy: des Scienc, 1734 p.4L, 1739, p- 62. 1742. B, 379. (sy % Ohr. ZIMMERMANN Grundſaͤtze der Theoret. und Prartifchen Chemie, Dvesden 1755, 4 P- 162, das Betreyd zu bewahren. 289 ten, befonders wenn fie mit Roggenmahl vermifcht wer: dar, Durch Die wiederhohlte Deſtillation und Reinigung kan ein ſo vollkommener geiſtiger Saft herausgebracht werden, als der beſt rectificirte Weingeiſt ſelbſt iſt. Die von allem Geiſt entbloͤſte, aus einem zaͤheren Oehl, veſteren Salz, und zaͤrteren Erde beſtehende Ma: terie, ſo nach der Deſtillation uͤbrig bleibet, hat auch noch ihren Nutzen; denn ſie iſt ein nahrhaftes Futter vor die Schweine, ſie dienet zu dem Duͤngen der Aecker, und wenn man ſie in der Waͤrme trocknet und in cylinder oder vierecke foͤrmet, fo koͤnnen fie mit +. Nuten wie die Lohftöck oder Torf zum Feuer gebraucht werden, $. 16. Bisdahin haben wir die Arten abgehandelt, auf die fih das Getrende überhaupt, die Früchte und Feldfruͤchte entweder undefchädiget erhalten, oder zu ſolchen Speifen und Getraͤnken bereiten laffen , daß fie leicht in die Lange, und auf den Fall der Noth auf: behalten werden Eonnen, Wiewohlen man aber zu al- lem Getreyde Sorge haben muß, ſo wird man doch geftehen , daß die Rorngattungen diefelbe vorzüglich verdienen: Dann dieſe geben die faſt bey allen Men— ſchen bekannte, und allen Altern und zu allen Jahrszei⸗ > tem höchft angemeffene Speiſe, dad Brod, welches 7 von 290 Abhandlung von GOtt unferem erften Stammpater Adam zur Nah: rung gegeben worden, eine Speife, welche alle andere Nahrungsmittel erfesen oder mit allen denfelben genof fen werden kan, und die alſo wegen ihrem groffen und allgemeinen Nutzen in weit grofferer Menge als alle an- dere Speifen verzehret wird, und aus deren Mangel ei- nem Land die traurigften Folgen zuwachſen koͤnnen. Dann wer zittert nicht bey der Vorſtellung alles des Elends , das mit dem Kornmangel verknüpft it? Zu was vor Handlungen und Thaten werden nicht die Menfchen durch den nagenden Hunger getrieben? Was - vor ungewohnte und unnatuͤrliche Speifen genieffen fie nicht dannzumahlen , fie ftillen den Hunger nicht nur mit rauhen Kräutern , fondern auch mit dem Grafe dem gewöhnlichen Futter des Viehes, mit geſchmacklo— fen und unnahrhaften Wurzeln, ‚mit Baumrinden, mit Thieren ab denen die Natur fonft einen Abfcheuhe hat, ia fd gar mit kranken Thieren und tödtlichen Aaſſen. Wie viele werden nicht durch die Hungersnoth getrieben ihe Vaterland zu verlaſſen, und in unbekannte fremde Gegenden hinzuziehen ? Wie viele trift man nicht auf den Straffen und Gaſſen ausgemergelt und entſeelt an, wie viele die aus Hunger entfräftet ein fieches und elen⸗ des Leben durchfchlepven , weit harter ab der Todt? Und das Betreyd zu bewahren, 291 Und damit allem diefem Jammer und Elend vorgebo— gen werde, iſt von ben Altefien Zeiten her dieſe Befor gung des Korns eines der vornehmſten Augenmerfen der Könige, Fürften und Obrigkeiten gewefen , fie iſt «8 dermahlen noch , und wird es immer bleiben, fonder- beitlich in denenjenigen Ländern, die ihren Einwohnern nicht genug Frucht liefern können, und die ſtark bevoͤl⸗ fert find , oder deren angraͤnzende Derter wenig oder gar keine Frucht herborbringen , oder wo es zuweilen ſchwer fallt durch die Zufuhr von anderen Orten her den Mangel des Getreydes zu erleichteren. Denn wer will in einer volfreichen Stadt , oder in theuren Zeiten und in Fehliahren den Einwohnern Nahrung verfchaf: fen, wenn nicht ein groſſer Vorrath von Lebensinitteln vorhanden iſt? Und wer Ean nicht leicht finden, daß in einer Stadt, im deren fich viele Menfchen aufhalten, und mern fie duch mit mittelmäßig groß iſt, in Zeit don einem Fahr eine groffe Menge Korn verbraucht: werde; wenn man auf einen Einwohner täglich nicht mehr ald 3 Pfund Brod rechnet , welches den dritten Theil eines Brods, wie es bey und verkauft wird / ausmacht, und wenn man annimmt, daß ein Muͤtt Frucht hundert Mund Brod gebe ,. fo fommt jährlich auf einen Einwohner ungefehr drey Mütt heraus; 72 wie 292 Abhandlung wie viel wird alfo nicht erfordert , um etliche taufend Menfchen zu ernehren ! f. 17. Die Mt und der Ort die Frucht zu beforgen und aufzubehalten find bey verfchiedenen Voͤllern und in verfchiedenen Ländern fehr ungleich; denn man beivahret die Frucht entweder in Garben wie fie ab dem Feld Ipommt, oder in ihren Fefen (Spel- zen) Ct), oder gerellet, hiemit bloß auffert ven Spel- zen, oder gebrochen , oder gemahlen , oder endlich in Brod gebaden. Die Frucht wird in den Barben nicht nur big man fie drefchet , welches gemeiniglich gegen Ende des Jahrs zu gefchehen pfiegt, in den Scheuern aufbehal- ten , fondern man hat ed an einigen Orten im Ge brauch , fie auf diefe Art viele Fahre durch gut umd unbefchädiget zu beivahren. Herr Deylandes berichtet daß es in Nieder - Bretagne fo gebrauchlich feye, (u) Dans (et) Wir überfeßen Gluma durch Spelz , worunter der Blumenbecher der Grasarten verftanden wird , andere überfegen Gluma durch Hülfe; mir nehmen aber Hülfe und Schote vor die Venennungen Siliqua und Legu- men AN, (u) lc p. 12 s das Betreyd zu bewahren. 293 Dans toute la Bafle - Bretagne , les Bles fe gurdent d’une maniere aflez particuliere. Lorfqu’ils font cou- pes, on choifit un terrain d’environ 5 à 6 pieds de diametre qu’on nettoye foigneufement , & qu'on ap- planit avec des rouleaux de bois. On prend enfuite les epis avec leur tiges qu’on arrange für ce terrain, en obfervant de tourner les epis vers le centre: On les eleve ainfi les uns au - deflus des autres jufqu’a la hauteur de 9 a 10 pieds, & on charge le Sommet de grandes mottes de terre. Ces fortes de Magafıns durent trois ans de fuite : Mais fitöt qu’un endroit fouffre quelque domage , & quil s’y gliflent des tau- pes ou des mulots tout le refte court grand rifque. Wie man nach diefer Methode in Schweden verfahre berichtet Seffelius. (w) In Faͤſen und Spelzen behaltet man diejenigen Korngattungen auf, deren veſte und dauerhafte Huͤlſe (folliculus) durch das dreſchen nicht abgehet, als z. Er. unfer gemeines Korn oder Dinkel, Far oder Spelta der Alten. Ferners diejenigen Gattungen ben denen die Spelze dem Körnlein, des Saamens felbft anwachſet, z. B. die Gerfte, Reis, Haber. T 3 Oder ACvv) Schwediſche Abhandl. T. V. Ao. 1743. p. 43. 294 Abhandlung Oder man behaltet die Körnlein auffert ihren Spelzen und Schoten ganz bloß auf, wie den Wei- Ben, Roggen, Türfifchkorn, Feldbohnen, Erbfen, Kaͤfen, und auch den Dinkel felbft, wenn er in einer befonders darzu eingerichteten Mühle die durch den Wind die Faͤſen wegiagt gefauberet, oder, wie wir ed heißen , in einer Rellen gerellet wird. Ober man bricht die Körn- lein, um fie aufgubehalten, indem man von der Gerften, dem Haber, Reis den härtern Theil der Spelze mit der damit verknüpften hanrichten Spitze (arifta) abbricht, und von dem mählichten Theil des Körnleins abfündert. Oder man zerreibet die Frucht in Maͤhl in den | MWaffer - Wind - und von Thieren getriebenen Mühlen. Oder man wirket dad Mahl mit Waffer laͤßt die An- fange der Gährung über daffelbe ergehen , die man aber durch das Backen in dem Feuer bald wieder un: terdrückt, wodurch man das Brod erhaltet , welches, wenn e3 zweymahl gebaden wird , noch mehr aus: trocknet, und fich dadurch noch beffer in die Länge "haltet. $. 18. Die Frucht liegt in den Magazinen entive- der offen, oder man fihlieffet fie in Kiften und Faͤſſer ein. Diefe Magazine find entweder unter der Erben, oder man führet fie über diefelbe auf. Die das Betreyd zu bewahren. 295 Die unterirdifchen Magazine find Höhlen unter der Erden , die man in Cappadocien und Thracien, Eeuex, Siros, nenne, in dem Köniareich Spanien haben fie zu diefem Gebrauch tiefe Gruben, 3. Er. in der Gegend um Garthagena und Huefia herum. Sie belegen den Boden diefer Derter mit Stroh, und bewahren diefelbe vor dem Zugang der Luft und der Näffe, bis die Frucht zu dem Gebrauch herausgenommen wird. Der Weisen haltet fich auf diefe Art wohl so und der Hierſe mehr als 100 Jahre. (x) m diefen verborgenen Or— ten, fie mögen jest in Stein gehauen feyn, oder in ein veſtes und trockenes Erdreich gegraben ‚oder von Zie- gen und Steinen aufgemauert werden, fan man die Früchte gar füglich und gut aufbehalten. In Morgen land, in Africa (y) find fie von dem älteften Zeiten her bekannt gewefen ; man teift fie auch fehe Häufig in Arabien und der Türken an, allwo fie Matamor (z) T4 ge (x) VARRO de Re Ruflica 2.1. c 63. p.m. 224. COLU- MELLAL.I.c, 6. $. 15, p. 405. PLIN. Hift. Nat. LXVIII. (y) Die Einwohner in Africa haben auf ihren Aeckern und faft ben allen ihren Häufern Höhlen unter der Erde um die Frucht aufsubehalten. A, HIRTIUS Bell, Afric, c- 57, (z) On ferre le Bled dans les Matamores ou Magazins fouterreins, J’ai vü quelquefois 200. ou 300, de ces Mata- 296 Abhandlung ° geheiffen werden. Diefer Gebrauch ift nachgehends auch in der Gegend von Piſa in Ftalien, und in der Stadt felbft aufgefommen, (a) Man bedient fich auch der gleichen Methode die Früchte aufzubehalten gar ftark in Polen, Rußland (b) und in denfelben Gegenden. Und daß fie auch in Frankreich nicht unbekannt feye haben wir ans der Erzehlung des Heren Soupille (c), aus welcher wir zugleich abnehmen können, wie viel zu der Erhaltung des Korns beytrage, wenn es von einer, ent: weder durch die Feuchtigkeit und dem Kornſtaub von ſelbſt entftandenen, oder durch die Kunft durd) Ueber- ſtreuung mit Kalk formirten Schichte, überzogen wird. Die Befchreibung des Heren von Louville ift folgende, Dans un Magazin place dans un Souterrain à Sedan, taille dans un Roc & aflez humide, il y avoit dedans un Matamors enfemble , dont les plus petits pourroient contenir 400. boifleaux de Bleds.. SHAVV. Voyage de la Barbarie, à la Haye 1747. 4. T. I, pP. 33, 283, DESLANDES I, c. p. 112, Allgemeine Reifen. T. 11. p. 489. (a) Jul. PONTEDERA Antiquit, Latinarum, Gr&carum- que enarrationes & Emendat, Patav. 1740. 4. P- 169- (b) Tranfaät. Philof. 1667: n,25. 11. Schwedische Abhanıl. T. VII. 1745. p. 189. (ce) Mem, de Acad. Roy. des Sciences 1708. p. 71, 4 das Betreyd zu bewahren. 297 un tas de bled fort confiderable qui y etoit depuis 110. ans, puisqu’on n’etoit point entre dans cet en- droit, dont il a falu demolir la porte, qui étoit mu- see depuis ce tems. Ce tas etoit rev&tu d’une forte croute dure & de l’epaiffeur d’un pied, formée de la germination des Grains exterieurs de la fuperficie. Sous cette troute fe trouva un bled d’un grain aflez gros, beau & bon, & l'on fit du pain qui fe trouva excellent. On eft fi perfuade de Yutilite de cette eroute, qu’on fe fert en quelques endroits des moyens fuivans pour la former, entr’autre A Chälons ou ilya des Greniers publics, ‚dans lefquels on conferve des grains pendant 30. ou go. ans, & on le renouvelle enfuite. Ils choififfent le bled le plus beau & du meilleur cru , quiil eft poflible, & apres l’avoir tra- vaille, ils en font un tas aufli gros que le plancher le peut porter, ils mettent enfuite de la Chaux vive en poudre tres fine, ils en foupoudrent tous les tas egalement jufqu’a qu’il y en ait envirom 3. pouces de haut, puis avec des arrofoirs on humedte cette Chaux, laquelle faifant une forte liaifon avec le bled forme une croute, les grains de la fuperficie germent & pouflent une tige d’environ un pied & demi de haut, à laquelle on ne tonche point, I’hyver furvient & ER elle 298 Abhandlung elle perit, & Von n’y regarde plus que la neceffite ne preffe les habitans, $. 19. Die. Alten baueten ihre Magazine über die Erde an hohe und luftige Orte , die dem Oft = und Nordwind ausgefeßt, hingegen vor dem feuchten und warmen Suͤdwind verivahret waren. Die Wände und den Boden faßten fie mit marmelirtem Gipswerk ein; oder wo fie es nicht fo machten, fo übertünchten fie diefelbe mit einer Mifchung aus Thon mit Kleyen und Dehlhefen , welche die Mäufe und Würme von dem anfreffen abhaltet, und den Kornlein eine gröffere Ve— ſtigkeit und Hävte giebt. Die Bohnen und Hülfens fruͤchte behielten fie in Dehlgefehieren auf, die fie mit Afche bedeckten, und fie alfo vor der Verderbung lange bewahren koͤnten. Die Inſecten zu verragen und abzu= balten, beftreuen einige den Meißen mit Dehlhefen, und mifchen unter 1000 Mütte ungefehr ein Viertel derfelben. Andere gebrauchen andere Mittel , als 4. Er. Chalci⸗ difche oder Garifche Kreide (d) oder Wermuth u. ſ. f. Die Landwirthfchafter (Ce) und die Infſectenken— ner (d) VARRO L, 1. c.67.p. 223. VITRUVII Archit-L.I.c.4 (e) Herrn von Hochberg Adelich Landleben, II. Zheil. ſuͤrnb. 1695, & L. VII, c. 52. p- 71. Gefellfchaftliche Erzeh⸗ das Betreyd zu bewahren. 299 ner CF) empfehlen uns in ihren Schriften eine Menge Mittel, die die Kornwuͤrmer und die Reuter vertreiben und todten follen , und zwar die Bilanzen fo einen Knoblauchs Geruch haben, alle bittere Sachen, die Zubereitungen aus dem Terpentin, den Bitriol , den Schmwefeldampf, und befonders den Tabacksrauch; an: dere belieben die Hopfen, Hollunderblüthe, das Lende- kraut, das Flöhekraut , Eſelkuͤrbis, Koſtenz, Oehlſaa—⸗ men. Dieſe Mittel alle werden von einigen gebilliget, von anderen aber verworfen, ſo daß man wegen dieſem Wiederſpruch nichts gewiſſes von ihrem Nutzen ſagen fan, Einmahl hat Here Du Zamel durch feine Ver— füche dargethan, daß die Reuter von dem Terpentin md dem Terpentingeift Eeinen Schaden leiden. Der Dampf des brennenden Schwefels iſt wohl ſtark genug um die Fnfecten zu töden, aber es ift ſchwer ihn in alle Derter der Kornboͤden zu leiten, und zu verhüten, daß das Korn nicht davon fiharf werde, Gegen die Reuter rathet man , daß man die Böden und Wände mit Vitriolwaſſer, und befonders der Vermifchung deffel- ben Erzehlungen für Lichhaber der Naturlehre 2c. Hamb. 1753, A: AR Re 9 h \ (f) ALDROVANDI Hilft. Infetorum L- VII. Francof 1618. & p- 117. 300 Abhandlung ben mit abaefochtem Knoblauch befeuchte, Herr Paſtor Aſum (g) hat durch feine erft neulich angeftellte Pro— ben dieſes Mittel vor gut befunden, Gegen die Korn- wuͤrmer befonders den weiffen , wird wegen dem Kno— . blauchsgeruch als ein unteigliched Mittel das mit dem Baurenfenf, fo breite Schoten hat, abgekochte Waffer be: liebet, Herr Linnaͤus heiffet dieſes Kraut Thlafpi ar- venfe, den Acker» Baurenfenf, In den Deconomifchen Nachrichten Ch), die durch die grofmüthigen Anfalten des Freyherrn von Zohenthal zu Leipzig publicirt wer den, wird das Pfenningkraut , welches von der Figur feiner Schoten den Namen hat, als ein gutes Mittel vorgeſchlagen, Das aber von einigen mit dem Pfenning- oder Natur» Kraut verwechfelt wird, welches nach Sin- maus Lyfimachia Numularia iſt. Diefes Mittel haben fie au? den Deconemifchen Nachrichten ohne den ei- gentlichen Erfinder zu nennen in den Journal Oecono- mique (i) übergetragen , und aus Ießterem Werk im die Gefellichaftliche Erzehlungen. (CK) Daß durch diefes Kraut \ (g) Schredifche Abhandl. 1753. 162. (Ch) Deronomifche Nachrichten, Num- 12. 20, «(i) Journal Oeconomique 1751. Mars. n. 1. Ck) Gefellfchaftliche Erzehlungen. T. TI. p- 186. das Betreyd zu bewahren. 301 ‚Kraut die Bettwanzen vertrieben werden verjichert. Herr Erhart (1). Wer von der Einrichtung und Erbau— ung der Kornboden mehrers zu willen. verlangt , der kan die Schriften ded Herrn du Hamel (m) nachfehen, und dasjenige was der gelehrte Herr Merret in dem - Englifchen Gefelfchaftöfchriften (n) von den Magazi- nen in London , Danzig, und in Rußland aufgezeich- net hat. $. 20. Andere geben das dftere und zu rechter Zeit . aͤngeſtellte umruͤhren des Korns ald das befte Mittel daffelbe zu bewahren an, weil dadurch die Inſecten und ihre Eyer geftöhrt, die warme Athmosphar zeriagt, und die Gährung gehindert werden. Und diefes gefchie- het vermittelft einer Murffchaufel, oder des Siebens, oder des Schüttens des Kornd durch Hökerne Canäle aus den oberen Boven in Die unteren. Dieſes iſt ge- wiß, dag nur durch diefe Behandlung Dinkel von dem Fahr 1540 , hiemit. über zweyhundert Jahre, auf unſe— von (1) Erharts Oeconomiſche Pflanzen⸗Hiſtorie. T. VL. p. 313. (m) Traite de la Couteryation des Grains. à Paris 1753. 12. & Lipf: 1755. % Germanice ex veriione Cl. TITil Cap: 6: (n) Tranfad- Phit. |. c- 302 Abhandlung ren Kornböden gar gut erhalten worden, und man redet davon als von einer hoͤchſtwichtigen und merkwürdigen Sache allenthalben. Herr Pell (0) hat Ao. 1667, vor der Königlichen Gefelfchaft zu London erzehlt, daß die Zürcher fehon Sojähriges Korn in ihren Magazinen haben; der etliche Hundert Mitte groffe Kornhaufen, der auf den Kornböden ob unferer Prediger - Kirchen liegt, ift noch wohl älter, und in dem ſehr trockenen Sommer Ao. 1540, gewachfen ; die Körnlein dieſes Dinkels, von denen nur ein Kleiner Theil noch in feinen Spelzen liegt, find fall bis auf den heutigen Tag unbe— fchäadiget , denn man trift fehr felten eineg an, das von den Wuͤrmern angefreffen if, Die bey uns gebräuchliche Art das Korn zu behandeln ift folgende, Das Korn, und befonders der Dinkel, den man vor allen Korngat: tungen aus aufbehaltet , wenn er gedrofchen worden, wird gemeiniglich nach dem Herbft zugeführt, und nach- dem er gefänberet und geficbet worden, fb wird er auf dem Kornboden s bis 6 Zolle hoch aufgehäuft; Den inter über wird der Zugang der Kalten und feuchten Luft durch Zufchlieffung der Fenfterläden gehinderet; In dem May und Augſtmonath, als zu derjenigen Zeit, da die Inſecten ihre Eyer legen und ſich verwandeln, wird Co) Tranfad- Phil- Num · 25- 11- das Betreyd zu bewahren. 303 wird er durch ein flaches von Drath geflochtenes Sieb geivorfen. In den Sommermonathen laßt man ihn erluften, indem durch die Fenftergitter, durch welche die Vögel und andere fchädliche Thiere abgehalten wer: den, die auffere trockene Luft durchziehen fan: Man rühret ihm überdas alle Wochen mit hölzernen Schau: feln um, bis zum Herbft, dann wird er wieder gefichet, und fo läßt man ihn den Winter über liegen: In dem folgenden Fahr wird er wieder gefiebet , und nur alle zwey Wochen umgavorfen: Auf Diefe Art verfahret man fechs Fahre lang, nur dag Das umrühren nicht fo gar oft wiederholt wird ; von dem fechsten bis auf das zwanzigfie Jahr wirft man es des Jahrs dreymahl um; von diefer Zeit an hat man feinen Schaden oder Schweinung mehr zu deforgen, denn nachdem der Keim ausgefreſſen worden , oder font nach ſechs oder zehen Jahren erftorben, und das Korn dörrer geworden, fo kommt es nicht nfehr leicht in eine Gaͤhruug, eben weil die Koͤrnlein härter find und der Keim nicht mehr zur Vegetation gebracht werden Ean. Die Inſecten können fich auch nicht wohl einniften, wenn der Boden und die Wände der Magazinen mit Kalk oder Gips übertüncht , und zu Frühlings = und- Herbſtszeit, wenn die Inſecten an die Wände triechen, oder 304 Abhantiung oder aus ihren Eyern ausfchlieffen, fleißig mit rauchen Befen ausgefehrt werden. (p) $. 21. Andere haben das gleiche auf eine, ficherere und weniger mühfame Art durch das durchblafen zu bewverkftelligen getrachtet. Der Englifche Gottögelehrte Stephanus Hales (q), der befonderd durch feine wichtige Entderfungen und Erfindungen in der Naturs und Deconomie - Wiffenfchaft berühmt worden if, hat Ao. 1742. der berühmten Königlichen Englifchen Gefell- fchaft, und nachgehends in einer befonderen Abhandlung vierecfichte Blasbaͤlge von Holz vorgefchlagen , die man an die unteren Theile Der Kornboden anbringen koͤnne, damit fie durch ihr ſtarkes blafen die Entwicklung der Würmer in den Kornhäufen verhinderten, die Gaͤhrung hemmeten, und die Feuchtigkeit verjagten,, und fonder: bar wenn e3 ſo eingerichtet werden fan, daß dieſe Blas- bälge die Luft and trockenen und durch das Feuer er: wärmten, „der mit Schwefel » und wie fie es in Schwe: den im Gebrauch haben, mit Tabadfsrauch fo der Frucht unfchädlich if, angefüllten Orten fchöpfen fonnen. Die (p) DESLANDES p. 131, (g) Tranfa&t, Philof. 1742: n. 462 Defcription du Ven- tilateur. à Paris 2744: 12. traduit de l’Anglois par Mr. DEMOURS. das Betreyd zu bewahren. 305 Die Erfahrung Hat auch gezeiget, dag man die auf dieſe Art behandelte Frucht ohne Schaden in Kiften weit hin verfchicken könne, Diefe Methode das Korn zu erluften Hat Herr du Zamel Demonceau (r) dich viele Verſuche de währt erfunden , und mit Zunukmachung der Halefe ſchen Erfindungen mit neuen Zufäsen vermehrt, und den Nutzen derfelben Ao. 1745. vor der Königlichen Academie der Wiffenfchaften zu Paris erwiefen. Dieſe Methode hat er nachhero Ao. 1753. mit Anführung‘ vieler neuen Verſuchen und Entdeckungen in dem oben gelobten Werk von der Aufbehaltung des Korns (5) weitläuftig erklärt, in demfelben hat er gar ſchoͤn ge⸗ geinet wie man die Blasbalge gar komlich durch Wind⸗ müblen beivegen koͤnne, und was man den Kiften und: Kornböden vor eine Form geben und wie manfie ein: richten müffe ; und überhaupt hat: er alles was zu der Materie von der Behandlung des Korns gehöret durch die deutlichfien Verſuche in ein helles Licht geſetzt. Aus dieſen Experimenten werden wir: belehret, Daß ein Konz Min haufen » (r) Mem. de l’Acad, Roy, des Scienc. 1745, & [Hift. p, 4, (s) Traite de la Confervation des Grains & en partisu- k ze lier du Froment, ä Paris 1753. 12, 306 | Abhandlung haufen von 94 Cubicſchuhen, der auf dieſe Art die drey ‚ erften Monathe alle 15 Tage 8 Stunden lang, nachge hends alle Monathe, und in den folgenden Fahren nur den zweyten oder dritten Monath einmahl, vermittelit des Ventilateurs durchblaſen worden , über ſechs Jahr lang unbefchädigt verblieben ſeye Ct). Durch diefes alle zivey Tage vorgenommene erluften und Durchblafen ſolle das feuchte und, Feimende, oder Durch die Gaͤhrung, himmel und graue unangenehm gewordene Korn vollig verbeſſeret und brauchbar worden ſeyn. I 22. Aber auch dieſe Erluftung ſelbſt wird wegen ihrer Bortreflichkeit in Erhaltung der Frucht annoch weit mehr von der Methode diefelbe auszudörren übertroffen. Dann da eben die Feuchtigkeit die vor⸗ nehmſte Urfache ſowohl der inneren Bewegung als der Verderbung ift , fo halten wir durch dieſes ausdoͤrren die Urſache der Gaͤhrung ſelbſt, und die von auſſen her kommende Inſecten ab. Dadurch werden auch die Eyer der Inſecten ohne fehl zu grund gerichtet. Diejenigen die Haute von Thieren und ausgeftopfte Thiere ſelbſt in ihren Naturalienfammlungen aufbehalten , haben fein beffeves Mittel fie vor der Faumif und den Würmern Mr verwahren, als wenn fie Diefelben in heißen Defen | ſleißig (t) Ibid. Chap. II. Exper. I, das Berreyd zu bewahren. 307 feifig dörren, und wenn fie dieſes etliche Jahre hinter einander wiederhohlen , ſo werden fie vor der Zerflöhs rung geficheret. Die allgemeine Erfahrung zeiget auch, dag die Frucht ſo in trodenen Sommern, oder in trockenen Ländern und Orten wachst , oder fo in der Sonnenwärme wohl reif und döre wird, lange Zeit ‚unbefchadigt bleibe. In den Englifchen Geſellſchafts⸗ Schriften findet man auch (u) daß die Ruſſen die Frucht in groffen Defen wohl dörren , che fie diefelbe in ihre unterirdifche Kornbehältniffe verforgen. Man kan auch aus demjenigen , was Herr Härleman von den Methoden das Korn zu beivahren fehreibet , fchlieffen, daß das Dörren der Frucht in Schweden gar gemein ſeye, denn er rathet, dag man eine Vorrathskammer aus Stein oder Ziegeln aufbauen und oben darauf ein Rohe ſetzen folle, damit man durch daffelbe die Frucht bineinfchütten koͤnne, bis fie voll werde; das Rohr folle. man dann mit Kalk zufüllen, um den Zugang der auf - feren Luft zu hindern: Auf diefe Art verfichert er, laſſe fich die zuvor in dan Darrgemächern ausgetrocknete Frucht, gar gut aufbehalten (w). Daß auch bey uns dergfei- hen Fruchtdarren vor einigen Jahrhunderten bekannt uU 2 und (u) Tranſact. Philof. loc, cit. Ser) Schwediſche Mhandl, 1745, VII p- 191, 308 Abhandlung und in Uebung geweſen ſeyen, erhellet aus den alten Civil⸗ Verordnungen oder dem Richtbrief der vermuth— lich um das Fahr 1300. errichtet worden (x). ob aber diefe Darren zu dem doͤrren des Korns vor die Magazine, oder aber nur zu dem röften des Weitzens, der Gerften, ded Habers, ums diefelben defto leichter in ein koͤrnichtes Mahl zermalmen oder zerbrechen zu koͤn⸗ nen, oder zu einem anderem Gebrauch gedienet haben, will ich nicht fo gewiß beſtimmen. "Einmahl fan man fehon aus der Menge der Feuchtigkeit die die neue Frucht in fich hat, die Nothwendigkeit des doͤrrens ein: fehen , wenn man die Frucht vor der Verderbung ficheren wild, Nach den Wahrnehmungen dee Herrn du Zamel ift in Frankreich die Wärme im Sommer nach dem NReaummrifchen Thermometer 30 Grade, Zu dem 38 Grad der Wärme verliert der Weisen in’ Zeit | von (x) Helvetifche Bibliothee, 2te$ Stu, Zürich 1735. 8. ibid. p, 78. lepitur. Der Rat und die Burger fint ge- meinlich übir einkommen mit der pfaffheit vvillen — das nieman enkein, tarren corn ze terrenne haben nach machen fol — doch ift mit gemeinem rat er- loubet dien Gozhüfern ze Sant Blefien uf Zürichbere ze Oetenbach , ze Seldenovve , diem Spital, dien dürftigen an der Sile jeglichem ein tarre da fi ir Korn ufle terren, 2 | Das Getreyd zu bewahren. 309 von 24 Stunden 35 feined Gewichts, in dem 51 Grad den Zr doch ſo daf der Keim noch gut bleibe. Diefe Gründe überzeugten den Herrn du Zamel (y) hin: Ianalich von der Vortreflichkeit der Methode , durch das ausdörren die Frucht vor der Verderbung und den In— fecten zu bewahren , und er ließ desnahen nach dem ihm von Herrn Marechal Dberaufieher der Veſtungswer⸗ fern in Languedoc zugefchicten Modell des Intieriſchen Dfens eine folche Darre aufrichten, vom welcher er eine ſehr genaue Befchreibung und Zeichnung in feinem vor- trefiichen Werk aeliefert , und zugleich angezeiget bat, daß ein in dieſer Darre gedoͤrrte Menge Frucht von 90 Cubicſchuhen, auch ohne das obbefchriebene durchblaſen etliche Fahre ganz gut geblieben feye, und daß durch diefes doͤrren fehlechte Frucht die noch darbey von der Gaͤhrung einen unangenehmen Geruch) gehabt, denfelben ‚gänzlich verlohren habe. 22. Diefer Intierifehe Ofen befichet aus vielen ſchief liegenden und gleich weit voneinander abſtehenden Bretern, die mit einer Mauer umgeben werden: Ober— halb ſind Oefnungen durch die das Korn aufgeſchuͤttet wvird, welches dann durch feine eigene Schwehre hinun— en u; terfallt () loc. eit; p. 121. 310 Abhandlung terfallt, und fich auf den vielen Flächen ganz ordentlich vertheilet. In Mitte dieſes Gehaͤuſes ift Raum vor ei— nen Ofen oder Kollpfannen , damit die Wärme durch die ganze Darren gleich ausgetheilet werde, Unterhalb find auf zweyen Seiten Defnungen, aus denen, wenn ihre Schieber aufgezogen werden, das Korn durch feine eigene Schwehre wieder auslauft. In der Warme in deren ein Ey hart wird, und die in dem Reaumuriſchen Thermometer 60 Graden entfpricht, wird das Korn in Zeit von ı2 Stunden eben recht hart , um fich in die Lange aufbehalten zu Iaffen, wovon diefes ein Zeichen ift, wenn ed unter den Zähnen in Stüdgen zerfpringt s Bon welchem allem man fich einen vollftandigeren Be- griff aus den Schriften des Intieri (z) und des Heren du Hamel machen kan; aus welchen ınan fe ben kan, daß ald Bartholomäus Intieri von Florenz, ein ſehr verfländiger und fleifiger Mann, vor etfich und dreißig Jahren die Gefälle von Frucht des Haufes Corfini zu Capua in dem Königreich Neapoli beforgte, nachdem er alle andere Mittel, dag Korn aufiubehalten, . vergebens angewandt, er endlich auf diefe Art zu doͤrren und die darzu Dienliche Darre gefallen feye, und diefelde | | mit (z) Traitt de la Confervation des Grains, par Mr, Barthol, INTIERI 1754 ' das Getreyd zu bewahren. 311 mit vielem Rutzen gebraucht habe: Die auf dieſe Me: thode behandelte Frucht hat ev nach den Jahren unbe fehädiget in feinen Vorrathskammern bis auf die zwanzig Schuhe Hoch anfbehalten. Seine Darre faffete so Muͤtt Feucht, die er innert ı2 Stunden mit einem Aufwand von so Pfunden Kollen ausdörrete, Nach diefer Mer thode find auf Königlichen Befehl an verfehiedenen Or⸗ ten in Frankreich zu Colmar, Straßburg, Lisle unter der Aufficht des Heren Mareſchal gleiche Korudarren aufgerichtet worden; und auch zu Marfeille Durch die Beforgung des berühmten Pater Pezenss üffentlichen Lehrers der Schiffbaukunſt dafelbft. $. 24. Aus dem bisher erzehlten laͤßt fich nun leicht fehlieffen , dag dieſes doͤrren der Frucht fein laͤhres Hirn⸗ gefoinft feye , welches bald wieder verſchwindet, oder ein Rüchtiger Verſuch welcher Keinen Grund hat und nur auf einem laͤhren Gefchwäk beruhet , fondern daß es Durch gültige Proben von mehreren Jahren durch Tin-” tiert und andere feharfiinnige Männer, die zu den Er- fahrımgen die beſte Tüchtigeeit haben , beftätiget werde. Die buͤndigſten Verſuche ımd Beweife von der Vor⸗ wefſlichkeit und Gewißheit dieſer Methode haben wir dem Hochedelgebohrnen Herrn Conleiller Dupan in Genf zu verdanken, der mit einem unachahmlichen Fleiß und eifer bewunderungswuͤrdigen Klugheit und Scharf: U4 fin- * - 312 Abhandlung finnigkeit, diefe Sache in allen ihren Theilen ſorgfaͤltig unterſucht „ mit den unzweifelhafteſten Zeugniffen bekraͤf tiget, und mit feinen eigenen Verſuchen noch völlig ge gen alle Einwendungen geficheret hat, diefer Herr bat - auch noch überdag feine groſſe Einfichten in der Mathe matik zu der Berbefferung dieſer Koendarre angewendet, und bey derfelben viel neues und nüßliches angebracht, wie man es aus demjenigen fehen fan, was er Ao. 1758. der Hochanfehnlichen Kornkammer in Genf vorgelegt hat; und auch aus dem was der um fein Buterland, und um die Wilfenfchaften hochverdiente Herr Samuel Engel vegierender Landvogt zu Echalens in einer eige- nen Schrift (a), und unfer gelehrte und werthgefchäte tefte Herr Heinrich Schinz in feiner mit groſſem Fleiß, und in, einer ausbündigen Schreibart abgefaßten Ab: handlung von der Erhaltung des Getreyds (b), welche er in unferer Phyſicaliſchen Gefellfchaft verliefen, vorge: tragen haben. Aus diefem allem alfo , und befonders auch aus dem, was der grofmüthige Befoͤrderer diefer nüßlichen Methode felbft Herr Dupan, unferer Phyſi—⸗ caliſchen Gefellfchaft auf ihr Begehren guͤtigſt mitzuthei- len (a) Abhandlung uͤber eine neue Weiſe das Getreyd lange Jahre ohne Verderbniß und Abgang zu erhalten. Bern 1759.f. (b) Dieſes iſt eben die Abhandlung die wir unſern Leſern in dieſem Bande liefern, | das Getreyd zu bewahren. 313 fen die Gewogenheit gehabt hat, find wir belchret wor— den, daß dasienige, was in dem Intieriſchen Werk von dem glücklichen Erfolg geruͤhmt wird, zu Reapoli durch ‚die ficherfien Zeugniſſe, und durch die auf Königlichen Befehl ‚angeftellte Unterſuchungen, und faft Durch den allgemeinen Ruf bejtätiget werde, und daß dem Bey ſpiel des Erfinders zufolg der Herzog von Grotaille, ‚der Marggraf Kinuccini , und Herr von Centelano mit dem beiten Erfolg aleiche Darren gebrasicht 5; und daß ſie auch zu Marſeille, Colmar, Etrafburg der Ers wartung ganzlich entforochen haben. Daft über das viele Zeichnungen und Modelle von dieſer Machine nach Engel land haben verfchickt werden muffen. Daß von Ao. 1757. viele Hundert Mütte zu Genf auf Haͤuſen, die fieben und mehr Schuhe hoch liegen, auch ohne einiges —— oder durchblaſen unbeſchaͤdigt erhalten werden, und zwar an Orten, an denen ehedem Die Inſecten gewimmelt ha— ben. Daß das beſte Brod daraus bereitet werde; welches wir auch ſelbſt an dem Brod wahrgenommen haben, dad wir aus dem uns von Harn Dupan zu unſten Verſuchen gütigit zugefchickten aedörrten Kom haben baden laſſen. Daß die Koͤrner fo hart werden, daß die Inſecten ihnen nichts mehr abgewinnen können; daß der Keim ausdorre , und von 200 gefäcten Körnlein kaum fünf oder ſechs aufſchieſſen. Daß die Schweinung deg “ u; Ge: 314 Abhandlung Gewichts und Raums fehr Hein und kaum 5 bie groß ſeye, und dieſelbe Durch das befeuchten ded Korns, ehe es gemahlen wird, wieder erſetzt werde, Daß in der Genfer Korndarre 24 Mütte in Zeit von 12 Stunden, ne mit 30" Pfnden Kollen gedörrt werden. Wir follen- endlich auch mit den dankbareften Gefinnungen - anführen, daß unſere Phyſicaliſche Gefelffchaft durch die günftige Beſorgung und Gütigkeit ded Herrn Du: van ein Modell von eben der vortrefichen von ihm verbefferten Machine befiket, in welchem die ganze Einrichtung nach dem veriüngten Maaßſtab fehr genau vorgeftellet ift, welches er auch noch mit einer um: ftandlichen Befchreibung , wie dad Model in das Groſſe aebracht werden müffe, und auf was vor eine Art die Machine zu gebrauchen füye , zu — die Geſaͤlligkeit gehabt hat. $.25. Wie weit alſo dieſe Intieriſche Kornbehand⸗ lung allen anderen Methoden vorzuziehen ſeye wird fich leicht zeigen, wenn man fie mit denſelben vergleichet, Die Frucht ſo man in Barben aufhehaftet if vor den Inſecten und andern ſchaͤdlichen Thieren keineswegs ficher, fie ift auch der Feuersgefahr mehr ausgeſetzt, und nimmt fehr vielen Maß ein. Iſt fie noch in Sefen fo hat man nichts deſto weniger die Reuter zu erſorgen, zu dem daß ſie auch noch faſt einen dreymahl groͤſſeren Raum einnimmt, Wird das Getreyd zu bewahren. 313 Wird fie mit einer Kalkſchichte bedeckt ; ſo laͤßt ſie ſich nachgehends ſchwerlich von dem Kalk ſaͤubern, und wenn dieſe Schichte Spaͤlte wirft, fo haben die Inſecten durch dieſelbe wieder einen Zugang. Will man ſie gemahlen aufbehaften, fo iſt bekannt, daß das Maͤhl einen faſt noch Halb fo groſſen Raunerfordert als das. Korn, und dag es von dem Maͤhlwurm und den Milben guoffen Schaden lei⸗ det, auch von der Feuchtigkeit, welche das lockere Mahl leicht annimmt, gar bald unangenehm wird, und einen ein wenig bittern und faulenden Geſchmack erhaltet ; die gelinde vegetabilifche Säure und das fehleimichte Weſen des Maͤhls wird zerfiort, fo daß nur ein dichtes und ſehr ſchwer zu verdauendes Brod darausentitchet. Dieſer fau⸗ dende unangenehme Geſchmack aber kan auf keine Weiſe auch nicht einmahl durch das wiederholte baden gehoben werden, fondern es entfichen gar oft Daher befonderd in. den Lagern fihlimme böfartige Fieber. Die Frucht in Brod gebacken aufzubehalten hat auch feine groſſen Unbe— quemlichkeiten, es erfordert ein fehr groſſes Behaͤltniß, es iſt dem Schimmel unterworfen, und den Inſecten die das Brod und auch den Zwieback angreifen, den Kaͤferu, Spedfäfeen, Schaben, Mäpleäfern, ihren Würmen, und den Miden. Selbft diejenige Fruchtbehandlung, die eine, der befien ifl, das werfen bat ihre Schwierigkeiten ; denn. es iſt iiht hinlaͤnglich genug die Reuter zu vertreiben, und ; es 316 . Abhandlung es hat in Dad. Gegentheil noch die Wirkung, daß es dieſe Inſecten die ſich ſonſt nur oben auf den Kornhaufen befin⸗ den in die Haufen ſelbſt einmiſchet; es iſt auch genug be⸗ kannt/ daß dieſe Methode eine muͤhſame, langwierige, und viele Jahre lang Meſetzte Arbeit erfordert, und daß, weil man die Haufen nur zwey oder wenige Schuhe hoch machen darf, die Magazine ſehr groß umd weitläuftig ſeyn muͤſſen. Und endlich fan man es mit aller Mühe und Sorge nicht dahin bringen, Daß nicht nach der verfchiedenen Qualität der Frucht fat ein + oder z don dem ganzen abfehiveine; denn fie Teidet fo fang von dem Kornwurm Schaden, bie der Kein entweder verfreſſen oder font wegen Alter unnuͤtz md das Kornlein hart worden iſt. Ueberdas verliert die alte Frucht den befondern Geruch der Aelte nicht fo bald; das daraus bereitete Maͤhl kan man auch jehr ſchwer zur Gaͤhrung bringen, daß alfo nur ein dichtes und veſtes Brod daraus gemacht werden kan, wenn es nicht mit friſchem Maͤhl gemiſchet wird. Letztens was dad durchluften betrift, ſo iſt auch dieſes vor ſich allein nicht genugſam, denn man muß es gar oft wiederhohlen, wenn man wicht das ausdoͤrren zu Hilfe nimmt. In das Gegentheil die Methode das Korn zu dörren, die durch die unzweifelhafteſten Erfahrungen der vorſich⸗ tigſten Männer hinlaͤnglich beſtaͤtiget worden, iſt den Urſa⸗ chen der Verderbniß unmittelbar entgegen geſetzt, fie verjagt die . das Getreyd zu bewahren. 317 die Feuchtigkeiten, macht die Körner hart und ficheret fie dadurch gegen die Anfälle dev Fnfecten ; fie zernichtet den Keim der die innere Gaͤhrung befördert und den. nfecten Nahrung verfchaffet ; fie richtet die Inſecten und ihre Eyer zu grunde. Sie ift auch allen Gattungen des Korns gleich zuträglich. Sie ift weder der Qualitaͤt fchadlich , indem fie ihre feinen unangenehmen Geſchmack mittheilt , noch entziehet fie etwas der Mählmaterie, fondern die Quantität ‚bleibt gleich. Sie erfodert auch eimen viel geringer Auf⸗ wand der Zeit, des Raums) und der Unkoſten. Deun die "Feucht , wenn fie einmahl doͤrre iſt, laͤßt fich ohne dieſes muͤhſame umwerfen viele Fahre lang auf Haufen, die viele Schuhe hoch find, ohne einigen Verluſt oder Schweinung erhalten, entweder offen auf Kornboͤden, oder in Fällen, Kiften, oder in Vorrathskammern, oder in befondern Be⸗ haͤltniſſen mit beweglichen Wänden. ff. Die Köften die über das aufbauen einer Darre achen, werden bald wieder durch die aufhörende jährliche Schweinung und durch die - verringerte Anzahl der Arbeitsiente eingebracht; Und die wirkliche Ausubung diefer Methode bat gar keine Schwie⸗ rigkeiten die fich nicht durch ein geringes Nachdenken und ‚Durch Fleiß leicht heben laſſen. Aus dieſem allem machen wir endlich den richtigen Schluß , daf die Methode das Korn zu dörren ſehr ſicher und unfehlbar, und die nüglichite und bequemſte Art feye die Frucht zu erhalten. Erklaͤ⸗ 313 . Abhandlung Erklärung der Siguren. ‚PHALENA Granela, die Rornmotte, Motte mit | neisförmig gezeichneten weiß und ſchwarzen Fluͤ⸗ gen, und weiſſem Kopf. LINNausn 259. ROES. I part. 4. Tab. 12. A. Der weiße Kornwurm. B. Der gleiche Wurm wie er einen Faden ziehet. c. Ein Dinkellörnlein, in dem ſich ein junger Wurm aufhaltet, und deſſen Koth die Form von weilfen Kügelchen hat, D. Mehrere Koͤrnlein, wie fie der Wurm durch feine Fäden in einen Klumpen oder Kugel vereiniget hat. E Ein Gehaͤuſe, innert welchen er an den Wänden banget, °F. Die Raupe wie fie mit ihrem Leib auffert das Gehaͤuſe herfuͤrraget. Pi G. Die Puppe des Kornwurms. | Die Kornmnoite in dem Flug. I Die gleiche Motte wenn fie mit beſchloſſenen Fluͤ— gen einhergehet. PHALENA das Betreyd zu bewahren. 319 PHALIENA Trizii, die Weitzenmotte, REAVM. * * F G. T.2. T. 3% Die in der Gerfte oder Weiten wohnende — Die gleiche Raupe vergroͤſſert vorgeſtellt. Ein Gerſtenkorn von der Seite ihres Einſchnitts gezeiget. Das Korn entzweygeſchnitten, damit man die von dem Thier geſponnene feidene Zwiſchenwand, dere mittelft deven es in zwey getheilet wird, fehen koͤn . ne; in Das innere Theil legt 8 das Koth, und in dem auſſeren wohnet das Thier und wird daſelbſt in eine Puppe verwandelt. Ein Weitzenkorn. Das gleiche Korn wie es von dem — in zwey Behaͤltniſſe getheilt worden. Die Weitzenmotte. CURCULIO Granarius, der ablange Keuter im B. Getreyde mit langem Ruͤſſel, punctirtem Bruſt⸗ ſchild ſo die Range der Fluͤgeldecken hat. zınn. n. 12. Er wird in verfchiedener Stellung und Befchäftigung nach der Natur vorgeftellt. Der vergröfferte Ruͤſſel mit der Freßjange an dem End. TENEBRIO 320 Abhandlung Gas Getreyd zu bewahren. TENEBRIO molitor, totus niger. vınm. n. 1. der Schwarze Maͤhlkaͤfer. A. Der gelbe Maͤhlwurm. rrıscm T..IL r.' B. Der Kopf mit zangenformigen Kiefern, durch das . las vergqroͤſſert. C. Die Puppe. D. Der and derfelben entfpringende Käfer, ÄCARUS farine. Lınn.n, 15. die Maͤhlmilbe. A. Viele Milben die über ein Blaͤtgen Talk laufen. B. Des Männchens, Microſcopiſche Vorftellungen 3 C. Des Weibchens, D. Des Eyes. Ks 3 “ | Beſtaͤ⸗ Beftätigung des Halleriſchen Lehrgebaͤudes von der Unempfindlichkeit verſchiedener Theile Des menſchlichen Chrpers, beſonders der Sen⸗ nen, durch einige Chirurgiſche Beobach kungen und Verſuche, von Hans Rudolf Burkhard, Operator, und Demonftrator der Zergliederungsfunft auf dem Pheztro Anatomico zu Zuoͤrich⸗ IR. Hotbalb feulpes. Die mut % bezeichnete Figuren nd durch das Microfcogpuum zergrößfert ——— EEE, J an Jahre 1748. wurde ich zu einer Jung⸗ u Fran von 27. Fahren berufen, die in ’ der "Mitte des Irochten Wandfnocheng (Os Parietale) (*), eine Geſchwulſt in Größe eines mittelmafigen Apfels Hatte; vor 10, Yahren hatte fie einen heftigen Fall gethan. und an gleichem Drt eine große big auf den Knochen gehende Wunde gehabt, welche in Zeit von 10. Wochen geheilet worden; im ‚Anfang verfpürte fie ‚an diefer Gefchwulft gelinden und fvannenden Schmerzen , welcher. aber da die Geſchwulſt angewachſen, auch heftiger und zockend geworden. — Nachdem ſich eine fuctuation gezeiget, exoͤfnete ich die Geſchwulſt, nach herausgelaſſenem Eyter fande mit dem (*) Die deutſchen Benennungen find aus der von Herrn von Haller niit einer Vorrede begleiteten Onomatologia Medica, Am; Sranffurt und Leipzig. 8. 1756, entlehnt. Beſtaͤtigung des Zalleriſchen Schrgebäudes, 923 tem Sucher (Sonde) eine wenigſtens einen Zelle große ‚Entblöfung der Hirnſchale, und um dieſe herum die äntegumenta noch ziemlich. weit bis auf die Hirnſcha⸗ lenhaut (Pericranium ) untergraben. Wenn mit dem Sucher auf die Hirnſchalenhaut kame, hatte die Kranke keine Empfindung , dieſes miachte mich fuͤrchten, es ſeye dieſe entbloͤßte und auf der Hirnſchale noch veſt ſitzende Haut ihrer Nahrung beraubet und tod, werde ſich in der Folge abſoͤndern, und mir die Heilung ſchwer ma⸗ chen; dieſes geſchahe aber nicht, ͤndern es gienge ein rundes einen halben Zoll großes. Stuͤck von der ent— bloͤßten Hienſchale bis auf die harte Hirnhaut (dura Mater) weg; da nun die gemachte Oefnung nicht groß genug ware die entbloͤßte Hirnhaut und die Oefnung in ber Hirnſchale behoͤrig zu, beſorgen, auch über dag F die Tätegumenta mehr und mehr unterfreſſen wurden, ſo erweiterte ich dieſelbe in Beyſeyn Herrn Doctor und MRathsherr Rahnen genugſam, und bediente mich, um alle Theilenvor der Verderbniß zu verwahren , des Balſami commendatoris, da nun die entbloͤßte Hirn⸗ baut; die Hirnſchalenhaut «bey altem dieſem nicht fehmerzten, fo ware es mir nach meinen damaligen Ber griffen ganz unfaßlich, daß ſo empfindliche Theile fein. Gefühl von der : Application des Balſams haben follen, ß —* 3 J J YA % 2 ’ Ja no Beftätigung - da Doch, wenn von dem Balſam an die Rander der Wunden und fülglich an: die Ränder der Haut gekom⸗ men, die Patientin eine Minuten lang: einen heftigen Schmerzen empfande, weil ich nun auch von den beys nahe allgemeinen Qorurtheilen vom der greifen Empfinds lichkeit dieſer Theile eingenommen ware, ſo vermuthete ich. immer. nichts gutes von der Sache, indeffen wuchſe die Defuung: der Hienfchale nach und nach zu, Die Hirnſchale wurde wieder mit ihrer Haut überzogen, auch die Wunde heilte zu, und die Patientin gelangte zu vol- tiger Gefumdheit , und ‚befindet fich PiS jetzo ganz wohl. il. Im Jahre 1753. wurde ein gefinder ſtarker Mann von 22. Fahren mit einer Senfe an dem Vorderarme einwaͤrts naͤchſt der Handwurzel (Carpus) ‚geringe dere letzet, Doch ſo, daß ein Aſt von der Armfpindelpuld: ader (Arteria ‚radiea ) mit verletset worden; ein Bauer verbande ihn Die Wunde, Die in 10. Tagen beynahe ugeheilet war, da er aber in der ‚Erndte eine Garbe auf den’ Wagen hehen wollte, ift Die Puldader wieder aufgefprungen und bat heftig geblutet ; man uͤbergabe Die des Hallerifchen Tehrgebaͤudes. 323 die Beſorgung dieſer Wunde einem Wundarzt, allein 8. Tage lang ftellte fich die Verblutung täglıch ein nach diefen 8. Tagen brannte er ihn mit einem. ziem⸗ lich großen glüenden Eifen fehr ſtark, auf dieſes legte fih das bluten 8. Tage lang , nach dieſem aber kam es heftiger ald vorher; in diefen Umftänden berufte man auch mich, da ich dann ben meiner Ankunft fo gleich einen Tourniquet angelegt, und bey Untetfuchung dee Munde fande, daß die Verblutung nur. durch einen Eleinen Aſt nächft der Hand gefchahe, dutch das bren- nen aber der Stamm von oben benennter Pulsader und. die Senne des inneren Armſpindelmuskels ( Tendo Mufculi radiei interni ) mit ergriffen worden ; indem fih eine Baumnuß große wahre Pulsadergeſchwulſt ( Anevrifma) zeigte, und man an der Seine die bloßen Fibern ſahe. Ich unterband die Pulsader hinter der Geſchwulſt mit aller Behutſamkeit ganz ‚allein , auf die entbloͤßte Senne thate von dem Terpentingeiſt, und a beforgte übrigens die Wunde behoͤrig; in diefer Zeit hatte ich Eine Acht auf die Empfindlichkeit der Sem ne, fondern forgte nur, felbige wo möglich noch zu ret⸗ ten, Nach 2. Stunden blutete ed wieder heftig , ich zeg den Tourniquet wieder an, bande die Wunde auf, fande dag die Pulsader an dem Band abgeriffen, mußte rl 53 fie 326 a Beſtaͤtigung ſte alſo wider meinen Willen weiter hinten unterbinden; und dem Band einen Beveſtigungspunct an oben er⸗ wehnter ohne dem ſchon verletzter Senne geben , und alſo ſelbige mid unterbinden j; ohne auf die Empfind- Fichkeit der "Serie zu achten, >glaubte ich num feye fie derlohren; auf meiner Heimreiße ftellte ich mir eine Menge Schlimmer Zufälle ; die: wegen dieſer unterbun⸗ denan, und wie ich fälfchlich glaubte, fehr empſindli⸗ dien Senne , nothwendig entfliehen müffen vor, bald teöftete- ich mich damit, daß ich nichts anders thun koͤn⸗ sin, um gefährliche Verblutungen zu verhindern bald aber ſtellte ich mir diefes mein Verfahren als eis nen großen Fehler vor, allein die Sache gieng fehr gut und zeigten fich feine vom dieſen fchlimmen Zufaͤl⸗ km - Nach 3. Wochen, da die Heilung der Wunde ſchon ziemlich weit gekommen, und das Band nicht laffen wollte , mußte es auffchneiden und herausziehen, in 8. Tagen war die Wunde zugeheilet-, und der Mann: befindet fich bis gegenwärtig fo wohl, daß, wenn er. feine Narbe Hätte, er nicht mehr wüßte, welche Hand verletset geweſen feye, > 2 des Zalleriſchen Lehrgebaͤudes. 327 11). Im Jahr 1756. verletzte ſich ein Mann von etlich und drebfig Fahren mit einem Meſſer die hintere: Schinnenpuldader (Arteria tibiea poftica) etwan drey Finger über dem inneren Knoͤtlein ( Malleolus inter- nus ) man verftopfte die Wunde mit Spinmvebeny, vier Tage thate es gut, hernach blutete es wieder heftig, man füllte die Wunde wieder mit Spinnwe⸗ ben aus, und oben daruͤber legte man noch Zunder, es thate wieder vier Tage gut, hernach aber hat es wieder mit ſtarkem Trieb geblutet, man berufte eis nen benachbarten Wundarzt, der ihn verbunden , vier Tage gieng es gut, bernach aber kam das bluten noch heftiger, auf ein neues Verband ſtillete fich dus bluten wieder für vier Tage, kam aber hernach fe ker ald noch niemalen : bey diefen Umſtaͤnden bat man mich zu dem Patienten zu kommen, ich fande denfelben ſehr entkräftet, mit ſchwachem, geſchwindem und ungleichen Buls, ich adplicirte ihm einen Tot niquet; bey der Unterfuchung fande eine Zoll grofe Wunde, die von dem ausftopfen ganz rund geivorden, einen guten Finger breit um die Wunde hatte an der &4 Haut 328 ra Beſtaͤtigung Haut und Fett der Brand augeſetzt, ich fehnitte dieſe verdorbene Theile weg, und unterfach mit einer ſtark gekruͤmmten Nadel die verletzte Pulsader , und trach⸗ tete forgfältig von den anderen nahe gelegenen Theilen nichts mitzufaſſen, nachdem ich ſie unterbunden, und den Tourniquet nachließe, zeigte fi ch Eein Blut mehr, ich berbande den Palienten behoͤrig und bliebe die Nacht bey ihm, er ſchlief ziemlich gut , und befande ſich des Morgens wohl, Machmittags da fich durch den Verband eine Eyterung zeigte , verbande ich ihm friſch und fand ein gutes Enter, fo auch den dritlen und vierten Tag; ; den vierten aber Abends kam das bluten wieder, der Patient bekam einen Froſt und darauf ſtarke Hitzen, such mar das Bein ſtark ge⸗ ſchwollen, ich aaplicirte den Tourniguet , eroͤfnete die Wunde und fand rings um felbige die Tegumenta pon dem Falten und noch weiter don dem heißen Brand angegriffen, und noch entferntere Theile Yoaren entzündet, ich fehnitte fo gleich alles bit auf das ge⸗ ſunde weg, fo daß die Wunde eine Hand groß ge— worden, und in derſelben der Schinnbeinnerve ( Ner- vus Tibieus ) der lange durchbohrende Zeeheinmuskel € Mufeulus flexor longus digitorum pedis ) der Bieg- muskel des großen Zeehen (Flexor pollicis) und der tintere des Zallerlſchen Fehrkebäudes, 329 hintere Schinnbeinmustel ( Tibieus poftitus J mit if ven Sennen bloßlagen, ich unterftäch die Pulsader ſo Hoch ich Eonte, und nahm an derfelben oberem Ende eine gute Menge Faſern von Muskeln zum Beveſti— gungspunct, hernach Tief ich das Tourniquet nach; da biutete es an dreyen Orten, und wurde bey dem innern Kuötlein von Unten nach aufwaͤrts getrieben; das untere zertrennte Ende der Ader blutete am mei— ſten; ich mußte um neue gefaͤhrliche Verblutungen zu derhüten, dieſt Ligatur an der Senne des Biegmuskels des großen Zeehens beveftigen , und alſo diefelbe init unterbinden / da ich Die zwey anderen Aeſte unterban— de, faßte fo viel andere Theile mit ald zur Beveſti— gung noͤthig war, und fo winde das bluten völlig ge fillet. Des folgenden Tages hat die Wunde vieles und ganz gutartiges Enter gegeben ; 3 wm die Fer⸗ fenfenne (Tendo Achillis) herum war de kalte Brand wieder an die Integumentä gekommen, die ich dann wegnähin , den folgenden Tag war die Haut ( Membrana ) der entblößten Ferſenſenue misfärdig; ich nahm fie Auch weg ohne daß der Patient üher Schmerzen klagte, dieſes machte mich fäcchten die Senne möchte verlohren gehen ; des folgenden Tages, da di Eyterung immer gut ware, fande anch einige x** Faſeren 330: Beſtaͤtigung Faſern von det Senne angelaufen, dieſe naͤhme nebſt einigen an Farbe geſund ſcheinenden Faſern, ohne daß es der Patient eimpfande , weg; diefes machte mich glauben die Senne müßte wirklich ſchon tod ſeyn, auf Befehl bewegte der Patient den Fuß; de nun die Zeit der gewohnten Verblutung twieder an rückte, adplicirte ich über dem Knie den Tourniquet des Herrn Petit, drückte die Kniefehlenpulsader (Arteria popli- tea) gelinde, auf die Nacht zeigte ſich Fieber, doch weit geringer als vorher , ich ſchraubte den Tourniquet et- was mehr zu , des folgenden Tages vor dem Verband ſchraubte ich ihn ein wenig auf, das Fieber waͤhrete noch, die Eyterung war gering, an der Ferfenfenne wareh wieder einige Faferen angelaufen, die ich gleich den anderen ohne Empfindung des Patienten weg— nahme, nach den Verband -fchraubte den Tourniquet wieder etwas harter zu; Nachmittag Fam ein gelinder Schweiß mit vieler Erleichterung, an der Ferſenſenne waren keine Faſern angelaufen, doch war dieſelbe unempfindlich, ich konte mir bey dieſen Umſtaͤnden gar nicht vorſtellen, was noch aus der Senne wers Den würde Die Wunde wurde alle Tag fchöner; und fienge an neues Fleiſch zu wachfen. Am achten Tage nad) dem letzten unterbinden der Pulsader R wide h des Zallerifchen Lehrtzebaͤudes. 33% wurde mir Abends fat berichtet , ‚der Patient habe entfelichen Schmerzen; da ich hinkam, fande ich am der Ferfe ( Ealx ) eine ſtarke Geſchwulſt und Entzüns dung, und in der Mitte fihon einen ſchwarzbraunen Flecken, deſſen Durchmeffer etwan einen halben Zoll betragen hat, der. ganz unempfindlich war ; und dei Patient Hatte ein ſtarkes Fieber ; ich nahm fo gleich die harte todte Haut und von dem untenliegenden von dem falten Brand angegriffenen Fett weg, bis der Kranke über Schmerzen Elagte und anfienge zu bluten, da füllete die Oefnung, in die geräumlich eine Baumnuß Hätte Tegen koͤnnen, mit Bourdonets im dert Balf. Commendat. mit Rofenhonig befenchtet Aus, am Morgen mußte wiedek eine große Menge von dem Brand angegriffenes wegſchneiden, doch war die Wunde in ihrem Grunde ſchoͤn, friſch und vothr die erſte Wunde war immer ſchoͤn, in den folgenden Tagen gienge ed am beyden Wunden immer gut. Gegen den finfichenden Tag von dem legten unter binden, da’ feine von den Ligaturen laſſen wollte, fehnitte alle Tage eine auf und nahm fie weg, und zwar zuerſt unterwaͤrts die Eleinen , und. zulest amt neunzehenden Tag die oberfte, ‘Die Heilung gieng an ‚der Ferfe ſehr geſchwind, fo daß fie cher dann in dreyen 332 Er Beſtaͤtigung dreyen Wochen zu Ende ware; Auch die große Wunde Heilete geſchwind, ſo daß in der fünften Woche oben gefagte Sennen vollkommen bededfet waren; die Fer fenfenne wollte fich fehwerlich geben, und ich Eonte fie mit nichts als mit dem Peruvianiſchen Balſam bezwingen ; daß fie fich in der achten Woche auch gabe, und in der gehenden war eine vollfommene fhos ne Narbe da; IV. Den 15. May 1761, wurde von Herrn Ztengleh, Hberkeitlich beftellten Arzt am Detenbach einer Weib: yerfon von 30. Jahren ein Krebsartiges Geſchwuͤr hinter dem linken Ohr meggefchnitten. Durch diefen Schnitt wurden die Sennen des Zigen - ımd Nierem förmigen Maͤußleins ( Mufculi fternomaftoidei & fple- nii ) entblöffet. Diefes gabe Herrn Door und Stadt arzt Zirzel und mir Gelegenheit, vor einer ‚großen Zahl von Zufehern, durch einen Verſuch das Halleri⸗ fche Lehrgebäude von der Unempfindlichkeit der Sennen zu prüfen, zu diefem Ende wurden einige Fafern mit dem Scalpell quer durchſchnitten und Die Sennen an vers ſchie⸗ des Zalleriſchen Lehrgebäudes, 333 fihiedenen Orten durch Stiche gereist. Die Patientin fühlte hierbey nicht die geringfie Befchwerde, da fie hinge⸗ gen bey der geringſten Reitzung an der Haut, über ſtarke Schmerzen Elagte. Den vierten Tag hernach wurde bey. dem Verband in Beyſeyn Herrn Dodor und Kathöherr Bahnen und Herrn Doctor und Stadtarzt Hirzels, dieſer Verſuch mit dem Ehftein wiederholt, wo fich ein gleicher Erfolg zeigte , und dadurch diefe Wahrheit auffer aller Zweifel geſetzt wurde, da der Erfolg des erften Verſuchs einge Unempfindlichkeit des Gemuͤths von der Angft und Schrecken, den die Ope- ration erweckt, von Zweiſlern hätte können zugeſchrie⸗ ben waden ae En ER J a \ x 5 "Ve x z - Im Jahre 1758. hatte ich eine etlich und zwamig Sabre alte Jungfrau zu beſorgen, die auf dem Ruͤcken der Hand eine doppelte Geſchwulſt hatte; ich nenne dieſe Geſchwulſt doppelt, weil ſich zwey verſchiedene zeigten, die aber miteinander Communication hatten, und hiermit nur eine ausmachten. Bey; genauer, Unz kerfüchung "zeigte. es fich, daß der größere Theil vor- Ines. 2 waͤt * Er 334 | Beſtaͤtigung waͤrts bey dem Ligamento transverfo feinen Anfan nahm, und bis an das vordere End der Mittelhand gieng, und fo groß wie ein Ey war, die £leinere aber wear gleich hinter obigen "Band in der Größe eines Daͤubeneyes; zwifchen diefen beyden Gerchwulften mach- fe dieſes Band einen halbrumden erhabenen Hals; wenn man an der vorderen drückte, ſo ward die hintere have ter und angefuͤllter, Dritte man aber an der hinteren, fo wurde Die andere mehr angefuͤllet und hart’, fie ſaßen beyde veft auf und waren unbeweglich ; ich fühe fie vor eine Bälgleingefchwulft ( Tumor Cykicus'y any die in der Scheide der ausſtreckenden Sennen (Vagina Tendinum .extenforum ) entftanden , und alſo wegen ſchon ſehr langem Wachsthum, amd der in derſelben vermuthlich Dichten Materie, und da von Anfang vers fchiedene zertheilende Mittel ohne Wirkung gebraucht worden , nicht anderft als mit dem Schnitt koͤnne yes heilet werden ; das aber ſchwere Folgen’ Haben koönte; deffen ungeachtet ; da die Patientin uͤber "unleidenie chen ſpannenden Schmerzen Hagte', und gar nichts arbeiten konte; die Gefahr, ſo man vorſahe, wenn die Geſchwulſt immer groͤßer würde; uͤberdas da ich Exem⸗ pel wußte, daß entbloͤßte und leidende Sennen koͤnnen erhalten werden, am meiſten aber, da des Herrn von Zallers e des Zalleriſchen gehrgebaͤudes. 335 Zallers Buch von den empfindlichen und reitzbaren Thei⸗ len der Thiere mir zu handen gekommen, und ich aus demſelben belehret worden, auch aus eigener Erfahrung ſchon wußte, daß die Bänder und Sennen unempfind⸗ lich und unreitzbar ſeyen, entſchloſſe ich mich die Ope- ration zu machen. Ich machte dann über Die ganze Geſchwulſt der Länge nach durch die Integumenta ei» nen Einfchnitt , feparivte felbige bis auf den erſten Grund der Geſchwulſt, sröfnete beyde Side, aus de— 'nen dann ein ganz dichter, weißer gekoͤrnter Brey her— auskame, nachdem nun dieſe Materie alle weg war, ſo fehnitte ich mit dee Schere die ziemlich dichten Haͤute der ausgeleerten Saͤcke ſo weit als ich konte weg verſchonete aber ſehr behutſam das Ligamentum transverlum , ba nun alles dieſes weg war, ſo fahe ich "alle Sennen der Streckmuskeln der Finger (Extenfo- — digitorum) blos liegen, gewahrete auch zugleich, daß felbige durch die Geſchwulſt und derſelben griefichte "Matetie durchgegangen ; indem noch hier und dort ben dem beivegen der Finger Eleine Körner dabon zwifchen “den Sennen hervorkamen. Nach gemachten Verband hatte die Patientin zienilich heftigen Schmerzen, der aber nach und nach abnahın. Den vierten Tag hatte ‚se wieder heftigen Schmerzen, am fünften Morgens Heßen 336 Beſtaͤtigung ließen erſt alle Baͤuſchlein, und zeigte ſich die Eyterung, ich gebrauchte ein Balſamiſches Digeſtiv warmlicht, es erweckte aber großen Schmerzen, des ſolgenden Tags nahme ein einfaches Digeflio mit ein wenig Ter⸗ pentingeiſt darauf erfolgte wieder bey drey Stunden heftiger Schmerzen, kurz der Schmerz fam nach. je- dem Berband aller nur erdenklichen Abanderungen | von Balfamifchen = md Digeflib , E Y itteln ungeachtet, dabey aber war die Wunde fehön und die Eyterung immer; gut. Dieſe Schmerzen machten mich gang irre, ich glaubte in Den vorhergehenden Bemerkungen un⸗ truͤgliche Beweiſe von der uUnempñndlichteit der Ser nen gehabt zu haben, und hier glaubte ich das Gegen⸗ theil zu ſehen; nach etwan vierzehen Tagen da die Wunde von dem Umkreiß gegen dem Mittelpunct Alle fieng zu perwachfen , unterſuchte genau an welchen Theilen der Schmerz ‚empfunden Iperde , ich Driikte daher die Sennen mit der Pincette, ich ſtach daren mit einer Nadel, beſtriche ſie mit einem geiſtigen bal⸗ ſamiſchen Mittel, von allem dieſem ennpfand die Pa⸗ tientin nicht den geringſten Schmerzen, wenn aber et was zwiſchen die Sennen hineinkam, ſo fühlte fi e hef⸗ tigen Schmerzen , dieſes zeigte mir deutlich daß nicht die Sennen ſondern die über , neben und unter den- ſelben des Zalleriſchen Lehrgebäudes. 337 felben laufenden Nerven empfindlich und die Urſache der empfimdenen Schmerzen feyen. Uebrigens gieng es mit der Heilung fehr gut, die Batientin reißte ‚nach wenigen Wochen geſund heim, und Fan bis diefe Stunde ohne die geringfte Befchwerde ihren Berrich- tungen abwarten. Aus diefen Bemerkungen, befonders aus der letzten; zeiget fich deutlich wie «8 gefommen, daß Boerhane, von Swieten, Platner und andere große Männer mehr , die Samen , breiten Sennen ( Aponeurofis ) die Beinhaut (Perioftium) vor fehr empfindlich hielten, und von deren Verlekungen gefährliche Folgen befuͤrch⸗ teten; ihre Bemerkungen kan man nicht laͤugnen / als lein vielleicht haben ſie die wahre Urſache der beſchriebenen Zufaͤlle nicht eingeſehen; es ſind naͤmlich nicht benennete Theile, die wegen ihrer Empfindlichkeit Schmerzen amd andere üble Zufalle verurfachen, fondern die durch dieſelben vertheilte Nerven Urfache davon. Ych will, die Sache deutlich zu machen, einige wenige Beyſpiele anſuͤhren. Wenn durch eine ſtarke Quetſchung an dem Kopf unter der Aponeurofi epicranii ſich aus der Gefäßen 7 ö P aus⸗ 338 Beſtaͤtigung ausgelaufenes Gebluͤt anhaͤufet, Durch welches die Apo- neurofis ausgedehnt wird , davon ſpannender Schmerz amd andere üble Zufalle entfiehen, Hat man gleich den Schluß gemachet , es entfiche alled von der leidenden- Aponeurofi , da doch, wenn man die Aefte des Stirn- nervend (Nervus frontalis) des Schlafnervens (tempo- ralis) u. ſ. f, Die fich über die Aponeurofin ausbrei- ten, genau betrachtet, man leicht einfehen kan , daß fie. auch mit gefpannet werden, daher dann der Schmerz und alle andere Zufäalle auch kommen müf fen , welche nach gehobener Urfache der Spannung fü nd auch verlieren, Es ift nicht zu laͤugnen daß bey dem abnehmen eines Gliedes, das abichaben der Beinhaut den heftig- ſten Schmerzen verurſachet, aber ift der Schluß , den man daraus gezogen , richtig ? Hiermit ift die Bein— haut fehr empfindlich. Wenn man. diefe Theile genau unterficchet, fo findet man Hin und wieder Nerven- Aeſte, die über die Beinhaut hinlaufen, z. E. eiu ſtarker Aſt von dem Schenfelnerve ( Nervus crureus ) auft an der inneren Seite des Knies gegen dem Schinnbein ( Tibia) und an felbigem bis zu dem Fuß herunter; wenn nun bey dem abnehmen des Schinn. des Zalleriſchen Lehrgebaͤudes. 339 Schinnbeins Diefe Nerven gar nicht oder nicht gang durchfchnitten werden, welches oft geſchiehet, wenn man, der Schneide des Meffers zu fchonen , felbiges. nicht genug auf den harten Knochen aufdrüdet , und man dann die Beinhaut abfehabet , fo muͤſſen noth⸗ wendig Die fich noch da befindlichen Nerven mit zer⸗ riffen werden , und Diefes verurfacher den heftigſten Schmerzen , deffen Grund hiemit in den Nerven und nicht in der Beinhaut zu füchen ift. Man glanbte auch, daß bey dem Aderlaffen die 3 geringfte Verlegung der Senne , oder der breiten fen: nichten Haut des zweykoͤpfichten Armmuskels (Apo- neurofis Bicipitis ) von gefährlichen Folgen ſeye, allein wenn dieſes waͤre, ſo muͤßten, da ſo viele ohne Kennt⸗ niß der Theile Aderlaſſen, und beſonders auf dem Land die Lebermilzader (Vena baſilica) oͤfnen an dem Ort, da ſie am erhabenſten iſt und alſo auch am meiſten auflieget, vermuthlich auch dieſe Theile oft verletzet werden, ſich öfter ſolche ſchlimme Zufaͤlle zeigen , die aber ſehr ſelten ſind; da aber doch bey ſonſten geſun— den Perſonen fich zuweilen fo gleich auf das Aderlaſſen Schmerzen und anderes mehr einftellen, fo wird man bey genauer Unterfchung finden, daß ein verleiten Nerve . „2 die 740 Beſtaͤtigung die Urſache davon iſt, welches bey Eröfnung obgedach- ter Blutader leicht gefchehen fan, indem der innere Hautnerve ( Nervus cutaneus internus ) fehe ungleich gegen dem Vorderarm lauft, da er bald einwaͤrts von der. Ader entfernet iſt; auch Habe ſchon oft gefehen, daß der. große Aft entweder unter oder über der Ader mitten da man aderlaft gelaufen; im Jahr 1754. Sande. bey einer etlich und soiahrigen Frauen, daß diefer Nerve felbft mitten durch die Lebermilzader gegangen, gerade an dem Ort, wo man gewoͤhnlich die Ader oͤf⸗ net r doch fo dag der Nerve einen eigenen hautigen Canal hatte; wie leicht hatte nun nicht diefer noch ziemlich große Nerve verletzet werden und fülche üble Zufälle nach fich ziehen Können, die in vielen Büchern angefuͤhret werben. vl. Zugabe 3u den vortehenden Beobachtungen. In dem Jahre 1759. wurde zu einem Mann von 63. Fahren berufen , der fchon zwey Tage an einem eingefperrten Bruch (Hernia Incarcerata ) krank gele- gein umd von ‚einen Wundarzt olwohl ohne auten Erfolg des Hallerifchen Lehrgebaͤudes. 341 Erfolg doch gehörig mit Breyumfehlägen (Cataplaſma) und Clyſtiren beforget worden. Der Kranke war ein ſtarker alter Bauer , er hatte aber ſchon einen ganzen Tag Schluchfen , und zuweilen ein heftiges erbrechen. Bey Unterfuchung des Bruches fande ich rechter Seits in den Leiften eine ovale einer Kauft große Bruch- Geſchwulſt, die aber gang befonders lage, ſo daf fie nicht wie ein anderer Leiftenbruch von dem Bauch— ring fehief noch aufivarts gegen dem Darmbeinftachel (Spina Hei) fondern ganz transverfal von dem Bauch- ring gegen dem Schenkel; dennoch ganz in den Lei: fin geftanden, dahero fahe ich es vor einen einge- ſperrten Leiftenbruch an (Hernia incarcerata inguinalis) Ich trachtete fogleich den Bruch zuriick zu fehieben, zu dieſem ende legte ich den Kranken mit der Bruſt niedrig und mit dem Becken erhöhet; den Schenkel auf der Seite des Bruches Tiefe ihm aufheben , daß er mit den Ferfen aufitunde und das Knie erhöhet war, damit das Weichenband ( Ligamentum Fallopii ) um die Bauchmusteln um den Annulum herum ſchlapp gemachet wurden; hernach fuhre ich mit der rechten Hand unter dem erhabenen Knie durch gegen dem Bruch, mit der linken aber kame der rechten u huͤlfe, und drückte he mit beyden Händen gelinde auf j D 3 den 342 Beitatigung den Bruch, und ſuchte fb dad herausgefallene durch den Bauchring durchzubringen, ein Theil davon gieng «gleich zuriick ohne große Mühe , auswärts aber gegen dem Darmbein bliebe eine einen großen Apfel große ‘harte Gefchwulft unbeweglich, da nun etwas zuruͤckge— ‚bracht worden, hofte ich, daß noch alles Tonne zu- xuͤckgeſchoben werden, wenn ich zuvor den Bruch er: weichte; zu dieſem ende gabe ich dem Kranken ein Clyſtier, falbete die Geſchwulſt mit Althea - Salb und ‚legte darüber einen Breyumſchlag, nach Verfluf einer ‚Stunde da das Elyftier wieder , wie es eingefprißt ‚worden, weagegangen, legte ich den Patienten wieder ‘gleich wie oben geſagt worden , und ſuchte auf das ‚neue das herausgetretene zurucdzubringen ; da es ‚aber nicht beffer gienge ald das erſtemal gabe ich ihm ein Tabad - Ehyftier und verfuhre mit dem falben und ‚Breyumfchlag wie oben; nach einer Stunde machte ‚einen abermahligen Verſuch ob ich etwas zuruͤcktreiben könne, ich war aber nicht glücklicher als die vorinen male, ich beforgte dann den Bruch wieder wie fchon :gefagt ; im der Zeit aber wurde das erbrechen und Das fehluchfen heftiger. Der Patient Drange gar fehr darauf „daß ich ihn ſchneiden folle, ich gab ihm aber zu bedenken 1. Daß er fihon alt ſeye. 2. Daß es des Zalleriſchen Cehrgebaͤudes. 34 es ſchon lange angeſtanden, und ſich vor meiner An kunft fehon Zeichen einer Entzimdung gezeiget, 3. Daß wenn die Operation glücklich gemachet werde, den⸗ noch im dem Verfolg fich tödliche Zufälle einftellen Tonnen. Der Mann eriviederte, ſo wie er feye muͤſſe er fterben , warn ich ihm fehneide koͤnne er auch fter- ben, er koͤnne aber dadurch auch vielleicht gefund werden, und deöwegen wolle er gejchnitten ſeyn, ich verfprach bis Morgens frühe alles bereit zu machen; und fagte, daß es fich die Nacht durch noch zeigen werde was zu thun ſeye. Des Morgens war der Kranke ganz munter und freudig , und beharrete aller Vorſtellungen ungeachtet, die ich ihr nochmalen madı- te darauf, daß er wolle gefchnitten feyn. Ich ge Dachte im Anfang ihn ohne die Caftration zu fehnei- den, allein dad Alter des Patienten, und die Erwe- gung daß ich ihn nicht alle Tage felbften beforaen koͤn— ne, und daß er gleich nach gemachter Eur wieder an harte Arbeit gehen müfe, machten daß ich fir das beſte hielte ihm. zur caftrieren., Nachdem alles zu ber Operation nöthige bereit, der Mann gehörig geleget und beveftiget war, machte ich einen Einſchnitt, vers längerte denfelben genugfam , fünderte den Hoden bie an den Bauchring ab, und fande dag der Leilten- d4 bruch 344 Beſtaͤtigung bruch nur eines Taubeneyes groß war, und daß er ſich leicht ohne den Bauchring zu erweitern zuruͤck⸗ bringen ließe. Ich ſahe nun erſt, daß die immer hart gebliebene Geſchwulſt ganz etwas anders als ein eingeſperrter Leiſtenbruch ſeye. Nachdem ich den Lei⸗ ſtenbruch zuruͤckgebracht und die Ligatur gemachet hate te, unterſuchte ich die harte Geſchwulſt und fande Daß ed ein eingefperrtee Schenkelbruch ſeye, ich Töne derte fogleich Die noch anhangende Fetthaut vun dem gepreßten Vorfall ab, da kam der da befindliche aus— getretene Darım in der Größe eines Apfels ganz braun mißfarbig zum Vorfchein , der Sad von dem Darm⸗ fell, in dem er eingefchloifen war, war ganz von dem falten Brand angegriffen , fo daß bey dem anfühlen ganze Stüder davon abliegen. Der eingefverrte Darm war an dem Weichenband nach aufwärts gegen die Leiſten gedruͤckket, ſo daß er über bemeldetem Band einen rechten Falten machte, und von demfelbigen ſo gepreilet wurde, daß ed unmöglich war , felbigen an feinen: Ort zurück zu bringen ohne dag Band zu durch— fchneiden , dieſes thate ich dann auch fünieich , und zwar an der inneren Seite des Prolapfus , weil es we gen vem Falten fo der Darm machte von auffen her nicht. geſchehen konte; überhaupt hielte dieſes ſehr ſchwer, des Hallerifchen Lehrgebaͤudes. 345 4 ſchwer, weil auf keine Weiſe ohne Gewalt eine Sonde creufe beyzubringen war , ich mufte alſo das Biftouri auf den Zeigefinger der rechten Hand fegen, mit der linken aber den Prolapfum etwas auf die Seite sichen, und mit dem Spitzen des Biftouri , die Schneide auf: warte kehrend das Band durch etliche kleine behutſam gemachte Schnitte durchſchneiden, oder gleichſam nur durchritzen, welches aber, wie der Kranke auf Be: fragen feldften fagte, ohne die geringite sEmpfin: dung von Schmerzen geſchahe, fo Bald das Band Durchfihnitten war , konte ich ohne es mehr gu erwei— teren den Bruch zuruͤckbringen, und fo bald dieſes ge: ſchehen, ſagte der Kranke, nun ift mir wieder wohl. Da num , wie oben gefagt worden , der Saccus her- niofus meiftens ſphacelirt war, ſo konte ich feine Li- gatur machen, ich legte alſo, um den weiteren Vor— fall zu verhiten vor die Oefnung ein Bruchpolfter (Pelotte de charpie) und bey kommender Heilung mußte ich trachten durch Fleifchmachende Mittel ( In- earnantia ) und comprellion die Defnung zu verfchlief fen, übrigens verbande ich ihm nach den Reguln der Kunft, und eine Stunde nach ber Operation ließ ich ihm auf dem linken Arm eine Ader oͤfnen, worauf er fich wohl befunden, nur ftellte fich nach etwan | ds 2 Stun: "346 Beftätigung 2 Stunden ein Durchfall ein, den er aber ſchon, ehe der Bruch einaefperrt worden, gehabt hatte, er wollte auch nichts dagegen einnehmen weil ;, wie er fagte, er alle Jahr ein paarmal einen folchen Durchfall habe, und fich darauf recht wohl befinde, Bey dem erſten, zweyten und dritten Verband zeigte fich noch wenige Eyterung , bey dem vierten aber ftellte fie fich ordentlich ein, bey dem fünften gienge auch die Pelotte weg, bey dem fechsten als oben bemeldeter Wundarzt die Pelotte wegnahm, lief vieles ftinkendes Waſſer heraus, er berichtete mir die: fed und fügleich reifte ich zu dem Patienten, da fügte man mir der Durchfall habe beftändig angehalten, der Mann aber feye immer munter geblieben und habe ‚nichts einnehmen wollen, jetzo aber war er fehr ver- jagt und jammerte er muͤße fterben, da ich allem ge: nau nachfragte, fagte er mir das Schluchſen habe fih ſchon an den zweyten Tag nach der Operation verlobren, der Durchfall Habe freylich immer angehal: ten, er habe aber Luft zum effen aehabt, und deswe— gen habe ihm der Durchfall nicht angft gemacht, aber dag flinkende Waſſer fo ieko zur Bunde hinausgehe, erſchrecke ihm umd er müße daran fterben, ich trachtete ihn des Hallerifchen Lehrgebaͤudes. 347 ihn zu troͤſten, und endlich beruhigte er ſich. Nach— ‚dem ich ben Verband weggethan hatte, kamen alte fange viele Winde ; hernach Faces mit ſtinkendem - Waffer, deffen ungeachtet hatte ich noch Hofnung eine " gluͤckliche Cur zu machen , weil ich ſicher glaubte der eröfnete Darm feye einer von den dicken und zwar ‚der blinde, ich vemigte die Wunde und verbande fie gleich den vorigen malen, und überfandte dem Maun bon den Eledt. Diafcord. Fracaft, in warmer Milch des Tags etlichemal einen Kleinen Meſſerſpitz voll zu nehmen, auf diefes ftillete fich der Durchfall ein we nig , Doch gab er fich nicht gang , er fagte mir ‚auch es werde nicht beffer werden bis er wieder dörfe Wein trinken, ich erlaubte ihm dann gegen dem eilften Tag ‚bey, dem Eſſen ein wenig Wein zu trinken , worauf auch. der Durchfall fich völlig verlohren. Die Eytez rung nahm von Tag zu Tag zu, durch die Defnung wo der eingefperrte Bruch war gienge ein großed Stück weg, welches vor ein Stirk von dem Darmfell und dem verdorbenen Darm anſahe, dabey aber kamen beftän- dig Winde und Faces heraus , an bem achtzehenden Tag gienge dieſe Membran durch die Enterung fort, ich legte aber immer noch eine Pelotte de Charpie por die Oefnung, über der Wunde aber legte comprefles gra- 348 Beſtaͤtigung des Zalleriſchen Lehrgebaͤudes. graduées um die Oefnung zu comprimiren, in die Def nung ſelbſten thate von dem Peruvianiſchen Balſam, deſſen Wuͤrkung ſo gut war daß auf den ein und zwanzigſten Tag beynahe feine Faces mehr zu der Oefnung herausgiengen; durch eine fehlechte Diet aber zog fich der Kranfe Grimmen zu, umd die Defnung wurde wieder groͤßer, allein dieſe neuen Zufaͤlle verloh- ren fich bald, in vier Wochen war die Defnung völlig periwachfen , und in der fechsten Woche die Wunde ganz zugefchloffen. Nach einigen Wochen bekam er abermalen Grimmen und einen Durchfall , und die Munde öfnete fich wieder eined Federfield groß und ergoſſe ſich aus felbiger ein flinfendes Waffer, alles diefeg wurde aber bald wiever gehoben, und wurde die Heilung vollfommen und dauerhaft, fü daß er bis auf diefe Stunde ohne ein Bruchband zu tragen die ſchwereſten Arbeiten ungehindert verrichten Fan, FR * Anlei⸗ Anleitung, wie man durch Verbefferung der naffen Weydgaͤn⸗ gen, und vernünftige Sorgfalt, im Dandel, Verpflegung und Gebrauch des Viches den Bieh - Seuchen vorbauen koͤnne. ELIEDEE SEE SEE DEE DIE RTE LES) 7 AX/r I ind ⸗ EA 0, u u h * 73 5 EEE RE *. ** * Er * RER ee vn se = : * Is haben Unſere Gnaͤdige Zerren mit a, BE * nicht geringem Bedauren verneh⸗ >x > 3 Een nr * e d nt & = * — man. DE aß ſi * gen or nz Jahren ihre liebe Angehörigen bier und dort, durch verfihiedene berumfchleichende Seuchen * Bir Eonten nicht umhin diefe Verordnung hier einzu ruͤcken, da diefelbine fo genau mit unfen Xb ü übereinfommt , umd überdiefes verfchiedene Mitglieder der Geſellſchaft, als Vienfiger des Sanitätrathe, daran . J 352 Vorbericht. volk eine Anleitung mitzutheilen, wie durch Ver— beſſerung der Weydgangen und gute Ordnungen im Handel, Verpflegung und Gebrauch des Die bes unter GOttes Segen dergleichen Seuchen Tönte vorgebauet werden; Welches hiermit, die— fer hohen Verordnung zufolge, in nachitehen- der Anleitung befchiehet, und manniglich zu ge fliſſener Beobachtung nachdrüdlichtt empfohlen wird. Bor ! 3 ) 0. (-E 353 KETTE REEL Bon der nothwendigen Verbeſtem der naſſen Weydgaͤngen. 2 & | 8 it unſtreitig, daß die meiſten Krankheiten A des Viehes, beſonders aber die Lungenſucht, von den ſchlechten und verdorbenen Weydgaͤngen herz rühren, da diefe Krankheit felten anderfhvo ald an des nen Orten gralivet , welche fumpfichte Weydaange has ben; es iſt auch ſolches leicht zu begreifen , da Durch das ſtehende Waffer der Boden nach und nach loder und verfänrt wird, daß die guten Gras Arten verders den müfen, und Hingegen nur fehlechtes Kiedt - Gras, Hakbart, Binfen, Mies ic. ıc. gezeuget wird , welches = Be dem Viehe ein feblechtes unnahrhafte® Futter‘ giebt z gu geſchweigen, daß dad Vieh auf den naffen Stellen allenthalben Löcher in den Grund trittet, und ſo den— N ſelbigen völlig unfruchtbar macht ; neben diefem faͤngt 8 f jet ſtillſtehende Waller an zu faulen, und erzeuget eine 3 unzaͤh⸗ 354 Anleitung unzähliche Menge Ungeziefer, welches dafjelbige dem Viehe zum Trank höchft ungefund mache, Aus Be: trachtung deffen haben. Unfere Gnädige Herren von Zeit zu Zeit durch Hoch - Dberfeitliche Mandat anbes fohlen, daß bey Frühling - undHerbfi - Zeit die Def: nung und Säuberung der Graben zu Ableitung des Waſſers in den Wieſen und Wendgangen gefliffenlich volfiveeft werde; man hat aber hierinfalls neben einer fräflichen Saumfeligkeit auch wahrnehmen müffen, daf durch ungefchichte Handthierung dieſe Defnung der Graͤ⸗ ben mehr zum Schaden ald Nuben vorgenommen wor: den, da folche theild fo ſchlecht und liederlich geraumt, auch in fo geringer Anzahl gemachet worden, daß das Waſſer keineswegs dardurch abgezogen werden Tan ; anderstheild ganz verkehrt vorgenommen worden, da man die aus dem Graben geraumte Erde und Schlamm dicht an dem Graben angeleget , und dardurch eine Erhöhung gemachet, welche einem Damm gleichet, und meiftend noch zu einem Fußweg dienen muß, Dar durch aber fo feft getretien wird, daß es den Ablauf des Wafferd würklich verhindert, und verurfachet, daß fich das gefallene Regen » Waffer nothwendig zwifchen dieſen Erhoͤhungen ſammeln muß. Unter 3ur Derbefferumg der Meydgängen ıc. 355 Unterricht, wie die Bräben überhaupt müffen \ geöfnet werden, Man muß daher diefe Defnung der Gräben auf eine ganz andere Weis anftelen, damit nicht allein dad unnüße und ſchaͤdliche Waffer abgeleitet, fondern. auch die Vertiefungen und Löcher mit dem ausgegrabnen Schlamm und Erde audgefüllet , und nach und nach erhoͤhet werden. Zu diefem Ende muͤſſen die Gräben mit wohlgeſchliffenen Schaufeln (damit man auch die Wurzeln damit abſtechen Eönne ) geftochen werden, und wahren fehräg, fo daf ein Graben, der an der Ober- Bläche der Erden 5, Schuhe breit, in einer Tiefe von 23. Schuhen, nicht mehr als 13. Schuhe in der Breite haben fol; und ein 6, Schuhe breiter in einer Tiefe von 5. Echuben, 3. Schuhe in der Breite habe, uf fl Denn wenn man die Erde gerad herunter abfticht , fü muß Die Erde von den Seiten bald nachfallen , der Waſen finfen und den Graben ausfüllen; den heraus⸗ gegrabenen Schlamm und Erde fol man zu beyden Seiten des Grabens Hin und wieder an kleine Hau⸗ fen anlegen , den Waſen aber befonderg thun. Die Erde laft man an diefen Kleinen Haufen über den Winter liegen, damit ſolche Ducch den Froſt mürbe gemacht und durch Regen amd Schnee befruchtet werde; 34 fol⸗ 356 Anleitung folgenden Frühling aber muß man folche mit Stoß— baren auf dem Grund zwifchen den Graben folcherger fialten vertheilen und ausbreiten, daß damit die Vers tiefungen erhöhet, und der Boden gegen die Gräben abhaldig gemachet werde, Mit dem abgefiochenen Wafen fol man die einges teettenen Löcher ausfüllen , oder fülchen in Haufen ſchlagen, an welchen er wenigſtens 2. Jahre liegen ſoll, damit er zu Erden verfaule, und ſodann wie die übrige Erde könne gebraucht werden. Wenn man die Gräben auf folche Art oͤfnet, ſo Hat man Daher nicht nur den Nuten, daß die Wiefen und Weydgaͤnge getrocdnet werden , fondern die ausge grabne Erde dienet ihnen auch zu einer würklichen Düngung und Beförderung eines guten Graswachſes, welchem man fehrner darmit nachhelfen fol, daß man über dergleichen Stellen, Heu = Blumen oder Klee⸗ Saamen ausſtreue. Was die Anzahl und Groͤſſe der, Gräben betrift, muß dieſelbige nach der Verſchiebenheit der Lage der Wieſen und Weydgaͤngen verſchieden ſeyn. Verbeſſe⸗ zur Verbeſſerung der Weydgaͤngen ıc. 357 Derbefferung der Sumpfen an hohen und abhaldigen Orten. Erſtlich, Hoch und abhaldig gelegne Suͤmpfe rühe ten meiftens von verborgenen Quellen ber, welche kei— nen Abfluß Haben , fich Daher unter dem Wafen aus— breiten und die Erde fchlammicht machen, man muß aljo diefen Quellen Luft machen, und nach Befchaffene beit ihrer Gröffe in geöffere oder Kleinere Gräben lei— ten, für jede Quelle muß man einen folchen Haupte Graben machen, und in diefelbige fo viel Neben-Gräb- fein, als nöthig iſt, alles verfeiste Waſſer abzuleiten; dieſe koͤnnen aber nachher, wenn der Boden ertrocnet, wieder abgeyen , der Haupt: Graben aber muß beftän- dig in gutem Stand unterhalten werden , damit das Duell: Waffer fich niemals wieder ſtecken koͤnne. Ders gleichen Waſſer tan den niedrigen Wiefen durch Waͤſſe— tung fürtrefliche Dienfte leiften. Derbefferumg der Süumpfen an hohen, darbey aber ebenen Orten. Wenn zweytens dergleichen Suͤmpfe zwar auf einer Anhöhe, darbey aber ganz eben liegen, fo muß der Haupt = Graben fü weit fortgeführet werden , bis das Water durch die Abhaldigkeit des Orts einen genugfa- 33 men 358 Anleitung men Fall bekommt; und nach diefem muß man fich mit der Tiefe und Breite richten; da der Graben alle mahl zu oberft weniaftens z, breiter ald tief feyn poll, Fehrner iſt nöthig, daß an folchen Orten mehrere Ne ben = Graben , als in dem erften Falle gemacht, auch folche beftändig unterhalten werden, um das auf diefen Ebenen angehäufte Regen » Warfer abzuführen, welches an dergleichen Drten nicht weniger ein Land moraflig machen kan, als unter dem Boden verborgene Quellen. Aus diefen Gräben kan das Waffer fo wohl , als aus den erſten, zur Waͤſſerung gebraucht werden, oder man Tan folches in beyden Falten in Kleine Meyer und Waf ſerſammler leiten , welche bey entftehenden Feuersbrun⸗ ften, wenn fie nahe an den Dörfern liegen, wichtige Dienfte leiften koͤnnen, und zugleich wenn fie mit Fiſchen befeist wurden, einen beträchtlichen Nuten brächten. Verbefferung der Suͤmpfen an niedrigen Orten, neben einem vorbeylaufenden Sluf, oder Bach. Die dritte Art hat eine niedrige Lage in Thälern, durch. welche ein Fluß, Kleinere oder gröffere Bäche durchlanfen; Hier fol man den Haupt- Graben gegen Ddirien Fluß oder Bach leiten; wenn Diefe tiefer als dee Sumpf sur Verbeſſerung der Weydgaͤngen ıc, 353 Sumpf liegen, ſo braucht es weder ſo viele noch fh tiefe Gräben, als wenn fie fich in gleicher Lage mit dem Weydgang befinden, In diefem Fall braucht es weit mehrere , breitere und tiefere Gräben, von 4. 5 bis 6. Schuhen in der Breite, und 3. bis 4. Schuhen in der Tiefe. Man muß zuweilen 2. und mehrere dei gleichen Haupt » Gräben machen , die entweder nebeh einander, oder Creutzweiſe liegen muffen, und in folche ſehr viele Eleine Neben- Graben leiten, welche nicht we⸗ niger ald die Haupt- Graben beftändig offen zu behal⸗ ten. Da aber bierinnen der ungehinderte Lauf des vor—⸗ beyflieſſenden Fluſſes oder Baches höchft- nothwendig iſt, fo ſoll den Landleuten bey hoͤchſter Strafe verbotten ſeyn, den Lauf derſelbigen durch Schwellen zu hindern, wie leyder von Ungehorſamen und Wiederſpenſtigen, zum Schaden des Landes, oft gefchiehet, Verbeſſerung der Sumpfen in ganz tiefen Orten, Die vierte und fehlimmfte Art von Suͤmpfen find diejenigen, weiche ganz niedrig liegen, und von den um— liegenden Gegenden altenthalben überhöfiet werden , aus welchen daher das fiehende Waffer nirgendbin kan abge deitet warden, die man um Defwillen zu nichts tüchtig 34 achtet, 366 Anleitung = urn ns achtet, ald grobe Streue zu tragen, obgleich auch die⸗ felbigen zu verbeffern find, menn man nemlich ein ſol⸗ ches Land ben einem trocknen Jahrgang mit ſo viel Breiten und tiefen Gräben durchfchneidet, ald genugfam iſt das Waſſer altes zu falfen , weiches ſodenn meiften- theils in die freye Luft ausduͤnſte. Man muß aber an folchen Drten die Graben 8. und mehr Schuhe breit machen , und die ausgeworfene Erde gegen Die tiefere Seiten verbreiten , die bey den Anhoͤhen liegende Plaͤtze aber mit der daſelbſt abgegrabnen Erde erhöhen, - Derbefferung der Orten, wo auf hartem Boden, wegen Tiefe der Sage, Das Waſſer liegen bleibt. Endlich iſt eine fünfte Art von Suͤmpfen, wo das Hafer in einem tiefen Dit obgleich anf hartem trocke— sem Boden liegen bleibt; An folchen Stellen ſoll man in der Mitte des ſtillſtehenden Waffers tiefe Löcher machen, bis man auf einen Sand - Grund kommt, und folche fodenn mit Kugel- Steinen ausfüllen, welche oben nut der guten Erde zu decken, weil auf Diefe Weiſe das ftehende Waffer in den Sand» Grund gezo— gen wird , und Dafelbit verfeiget, Anle⸗ zur Derbefferung der Weydgaͤngen ic. 361 Anleitung , wie die vorgefihlagene Derbefferungen auf den Bemeind - Bütern in Ausübung zu bringen. Da ed aber in allen diefen Fallen auf eine geſchick⸗ te taugliche Art die Graben zu oͤfnen ankommt, ſo follen darzu in jeder Gemeind tuͤchtige Leute ausgeſucht werden , welche um einen billigen Taglohn aus dem Gemeind = Gut diefe Arbeit , unter Aufſicht der Ge meinds = Borgefetsten, unternehmen; dargegen aber fon- ten die allgemeinen Frohnungen bey dem Gemeindwerf, die ohnedem meiſtens unnuͤtze ſind, abgeben. Durch dergleichen Tagloͤhner ſollen alle erzehlte Graͤben von Zeit zu Zeit geſaͤubert und unterhalten werden, wozu die bequemſte Zeit gerade vor und nach dem Winter befunden wird; Es ſollen daher Die Vorgeſetzten ieglis en Orts verpflichtet feyn, im Herbft ſowohl als im Frühling den Augenfchein in den Wieſen und Wenden enzmehmen , und die Eigenthümer ihrer Pflicht zu erinnern , auf den Gemeind-Guͤtern aber, allenthalben, wo es nöthig, durch geſchickte Tagloͤhner die Verbeſſe— zung vornehmen zu laffen, auch die Saumfeligeh oder Widerſpenſtigen zu gehöriger Strafe den HHerren Ober: und Landvoͤgten zu laiden. 38 vn 162 Anleitung Don Perbefferiimg der Weydgaͤngen, durch Dfläanzen der Waffer - Bäumen; Neben det bisher erzehlten nothwendigen Defnung der Gräben‘, findet man zu Verbeſſerung der naffen Riedtern umd Weydgängen , von ganz befonderin Nuken , das N lanzen verfchiedener Arten von Baumen , welche in naſſen Böden wohl fortkommen ; dergleichen alle Arten von Wendftöcden, Earbachen, Erlen und an weniger naſſen Drten die Efchen find. Diefe Baume verbeffern nicht nur den Boden, da fie Die Feuchtigkeit an fich zie— ben, fondern fie geben auch dem Viehe in der heiffen Sommers: Zeit einen fühlenden Schatten, zu geſchwei⸗ gen, daß die Ziveige, fonderlic) von den Efchen ein gu—⸗ tes Futter, auch alle dieſe Baume in kurzer Zeit durch das Studen eine ziemliche Menge Brenn: Holz zu Ber fchonung der Waldungen geben koͤnnen. Diefem zufolge folfen alle Wendaange mit dergleichen Bäumen beſetzt werden, doch ſo, daß zwifchen 2. Baus men z0. bis 40, Schuhe Raum übrig gelaffen werde, dabey foll man fich in Auswahl der Bäumen nach Be fchaffenheit des Bodens richten, In gar tiefen und fumpfichten Böden kan man fich verſchiedner Arten von Wenden-Baumen bedienen, welche zur zur Derbefferung der Weydgaͤngen ꝛc. 365 Kur Pflanzung eine fehr geringe Mühe erfodern. Mau ſchneidet nemlich von einem gefunden Weydſtock 10, Schuhe lange Stangen ab, doch fa, daß fie unten nach einer Seiten ſchief zugefchnitten werden. Diefe Stangen ſtelet man 4. bis 3. Tage vorher, che fie gepflanzt werden , mit dem Ende , das in die Erde hinein foll, in Waſſer, nachher ſteckt man fie 13. Fuß tief in Die Erde , beveftnet fie an einem flarken Pfahl, und vers wahret fie mit Doͤrnen, damit das Viehe darvon abge⸗ halten und verhindert werde, daß es folche, ehe fie ſich durch Wurzeln genugſam beveftigt , nicht umftoffe, | Die Sarbachen koͤnnen auf gleiche Weile gepflanzet werden. Man fihneidet die Stangen '6. Fuß lang, und fo dick, wie eine Kindsfauſt. Unten zu müffen fie ſchief zugefchnitten ſeyn, und 15. Zol tief in die Ers - ben gefeßt werden; Die Erlen wachſen an Halb firmpfichten Orten, duch fehr leicht. Man bedienet fich hierzu 4. Schuhe langer Stangen , welche im Anfang des April müſſen cbgeſchnitten, und gleich den vorhergehenden Bäumen gepflanzet werden, Die Eichen erfodern einen etwas trocknen Boden und bey deren Berpflangung mehrere Sorgfalt , indem au; man 364 Anleitung man die jungen Bäume mit der Wurzel ausgraben muf, worbey forgfältig zu verhüten, daß fie fo wenig , als möglich ; verleist werden , duch daß die Verpfanzung nicht aus einem fruchtbaren Boden in einen fehlechtern gefehehe, weil fie fonft fehr ſchlecht forrkommen. Damit aber diefe Pflanzung der Baͤumen mit Nach: druck bewveräftelligt werde, fo fol einem jeden Gemeinde: genoffen , welcher Viehe auf den Weydgang auslaͤßt, obliegen , nach der Zahl des Biches alljährlich einige don den erzehlten Arten der Baumen zu pflanzen, und follen die Vorgeſetzten der Gemeind darüber gewiſſenhaft wachen, auc die Saumſeligen oder Widerſpenſtigen an feine Behorde zur wohlverdienten Straf laiden; widrigenfalls bey vorgenommener Vihitation man der Unterlaffung halber die Borgefegten zur Verantwortung und Etrafe ziehen wird, Verbeſſerung der Weydgaͤngen, durch Abmaͤhung des alten Riedt-Graſes, Ausrottung der Schaͤrmaͤuſen, Dornen, Diſteln ꝛc. ꝛc. Ueber dieſes ſollen die Vorgeſetzten auch gefliffene Sorge tragen, daß die Weydgaͤnge von den Gemeindde genoſſen ſauber ımd wohl in. Ehren gehalten werden, Dieſem zur Derbefferung der Weydgaͤngen ꝛc. 365 Diefem zufolge fol alle Herbſt die Streuung forgfältig abgemähet werden, weil fonft der Bins und anderes Ried» Gras, wenn folche über Winter, oder gar einige Sabre ftehen bleiben, andere und beffere Gras - Arten er ftecken, zur Fortpflanzung unzählichen Ungeziefers helfen, und dem ausgehungerten Viehe, ſo aus Mangel des Fut- ters im Frühling allzufruͤh auf die Weyd gelaffen wird, eine fehlechte und ungefinde Nahrung geben. Fehrner follen die Schärhäufen fleißig verfioffen, und die Scharmäufe, fo viel möglich, ausgereutet werden, welches fehr leicht auf folgende Art gefchehen koͤnte, wenn man, nachdem die Schärhäufen weggeftoffen worden, in mitten vor das Loch ein Ellen slanged Rüthe dein einftecfte , derm da fich die Schärmäufe ſolches weginftoffen bemühen, wird es in Bewegung geſetzt, md gibt ein Zeichen, daß die Scharmaus vor dem Loch fich befinde, worauf man herzufchleichen , und mit einer Schaufel hinter der Schaͤrmaus die Erde durchſtechen, und fo mit der Erden die Schaͤrmaus herauswerfen kan. ‚Man kan auch, diefer ſchaͤdlichen Thieren deſto ehender Aoszuiverden , einen befondern Maufer verordnen , der denſelbigen nach gewohnter Art Fallen ſetzen ſoll. Gleichergeſtalten ſollen die kleinen Huͤgelein in den Weydgaͤngen, unter welchen mebrtheils Helz oder alte Wur⸗ 366° Anleitung Wurzeln anzutreffen, verftoffen, und das darinnen ſtecken⸗ de Holz, oder Wurzeln ausgerifien werden, Nicht weniger fol man die auf Werden aufwach⸗ ſende Hauhechlen, Diſtlen und Dornen fleißig ausrot⸗ ten, weil ſich ſonſt ſolche alhaͤhrlich ſtark ausbreiten, und oͤſters die beſten Stuck von einem Weydgang unnuͤtz machen. Die Sorgfalt uͤber dieſe Stuck kan man dem Vieh = Hirten auftragen, und ihne zu dem Ende auf Unkoſten der Gemeind mit Schaufeln und Karft verfe: ben; Er wird bey fd vielen müßigen Stunden ed in kurzer Zeit fehr weit bringen koͤnnen, und in diefer Ver— richtung einen nüßlichen Zeitvertreib finden. | Fehrner follen alle Fruͤhiahr, che das Vieh auf Die Weyde getrieben wird, Dusch einen befonders darzu be fieliten, alle Grun = Häge , zu denen das Vieh kommen Tan, von auflebenden Unreinigkeiten und Spinnweben Keifig gefäubert erden , da. in folchen ein haͤufiger Saamen von Unziefer ſteckt, welcher von dem Viehe mit dem abgenagten Keim dee Stauden mit nicht ge— ringem Schaden an ihrer Geſundheit verſchluckt wird; zu gefchweigen , daß bey anmachfender Sommer > Hik daraus, fo wie aus den, an den Frucht - Bamınen Durch unverantwortliche Nachlaͤßigkeit liegen — Wurm-Reſtern, eine unzehliche Menge Unziefer er: wachst, zum Verbefferung der Weydgaͤngen ıc. 367 wächst, welches an allen Gewaͤchſen, wie leyder be tannt , unbefchreiblichen Schaden verurfachet Zu welcher Zeit Das Vieh auf die Weyd zu treiben. Weilen aber auch die beiten Wendgange dem Vieh zum Schaden gereichen muͤſſen, wenn man dajjelbige allzuſpaͤt gegen dem Winter, oder allufruh nach dem Winter dahin auslaft , wenn das alte Grad son Reifen und Kälte verdorben und halb verfault, oder an deffen ftatt noch fein junges hervorkeimen fonnen, fo foll auch hierinnfalls geforget werden, dag man im Herbſt den Weydgang zur rechten Zeit befchlieffe , und im Frühling nicht ehender wieder eroͤfne, bis das hervorgewachſene umge Gras dem Viehe ein gefindes Futter geben Eau, Auch foll denen Biehe- Hirten eingefchärft werden, da fie bey etwann entftehendem Reifen das Viehe nicht ehender, als bis derſelbe wieder völlig weg iſt, zur Weyd führen, ” ” And eben deßwegen ift Unſerer Gnaͤdigen Herren ernſtlicher Wil, daß die Vorgeſetzten Achtung geben, daß die Gemeindögenoffen nicht mehr Vieh unterhalten, ld dieſelbigen wohl zu überwintern vermögend find, weil das Ueberftellen des Viehes Ueſach iſt, daß man das ausgehungerte Vieh ſo fruͤhe auf die Wende treibt, * son 36 Anleitung wo es mit dem fehlechten , halb verfuulten Sutter Den Samen zu allerhand Krankheiten, a ber. Lun⸗ genſucht, in fich fchlucket. Don Säuberang der Brunnen. Dannethin folge auch auf die Bruͤnnen und Teöge, daraus das Vieh getrankt wird, forgfaltig Acht. geges ben werden , daß ſolche beſtaͤndig ſauber und rein, sich mit gutem frifcehem Waſſer verfehen feyen, weil der Geſundheit nichts nachtheiliger ald das Saufen ei— nes verfaulten und mit allerhand Unreinigkeiten verdor— benen Waſſers. Es ſollen daher auch die Viehe-Hir— ten verhuͤten, daß das Viehe auf den Weyden aus kei⸗ nen ſtehenden und verdorbenen Pfuͤtzen faufe, Don Uebertreiben und Erhitzen des Viehes. Da man auch gewahren muͤſſen, daß das Viehe, ſonderlich in Sommer , zur Heu = und Ernd⸗Zeit, oder am benachbarten Orten zur Zeit der Zurzacher Jahrmarkten, auf eine unvernuͤnſtige hoͤchſt- ſchaͤdliche Weiſe zu harter Arbeit angeſtrengt werde, wordurch fie ſich ungemein erhitzen, und nachher Durch Vernach⸗ laͤßigung mit, begierigem Saufen erkälten, welches ſchwere hitzige Krantheiten, ſonderlich Milzſucht, Ries genden ——— | zur Derbefierung der Weydgängen ıc. 369 genden Brand, u. f f. nach fich ziehet, ſo wird alles Ernſts eingefchärft, dem Hornviche mit alubefchwerli- cher Arbeit zu ſchonen, und auf die Erhitzung dem—⸗ ſelbigen in warmen Staͤllen ſorgfaͤltig abzuwarten, ſol⸗ ches auch nicht ehender zum Trinken zu laſſen, bis es ausgeruhet, und ſich von der ſtarken Erhitzung wieder erholet hat. Don Semmung des Schleichhandels, durch Einführung der Sanitaͤts-Scheinen. Endlich da die traurige Erfahrung gelehret, daß oft: mald durch den verderblichen Schleichhandel ab frem⸗ den Markten, oder von Juden, oder von angefteckten Drten her, um einen niedrigen Preis, aus boshafter und unvernünftigee Gervinnfücht abfchätiges Vieh er kauft, und damit fchlimme Seuchen in ein fonft gefun: des Ort eingeführet worden , fo iſt Unſerer Gnaͤdigen Herren ernftlicher Wil und Meynung , daß folcher ‚Lands » verderbliche Schleichhandel gänzlich und bey ho— her Strafe unterlaffen werde, auch koͤnftighin keiner kein Stuck Vieh in ſein Heimath bringen doͤrfe, es ſeye dann mit einem Oberkeitlichen authentiſchen Sanitaͤts⸗ Schein vkelſehen, daß ſolches von einem geſunden, von anſtecken⸗ den Seuchen befreyten Ort herkomme, und ſoll ein Kaͤufer Ya dieſen 379 Anleitung Zur Verbeſſerung ꝛc. diefen Schein dem Gemeinds-Vorgeſetzten zuftellen; der fölche zu alfählig = nothwendig befindendem Bericht aufs behalten ſolle. Zu dem Ende hin ſollen in jeder Gemeind einem vedlichen Vorgefeisten gedruckte Scheine jugeftellet werden , damit er bey einem gefchehenden Kauf oder Tauſch, nebft Befchreibung des Viehes, den Namen des Käufers und Verkäufers, famt dem Ort und Tag des Kaufs, beyfchreiben, und mit Unterfchrift feines Na: mind, diefem Schein die nöthige Kraft geben Eünne, Für einen folchen Schein folle er als eine billigmaͤßige Bezahlung 2, 8, zu beziehen haben; dargegen aber liegt ihm die Pilicht ob, über die ausgefertigten Scheine ein or: dentliches Verzeichniß zu führen, und die mit anderswo— her in fein Dorf erkauftem Viehe mitgebrachten Scheine nach obenangebrachter Vorfchrift aufzubehalten, Diefen zum heilfamften Nutzen der lieben Angehöri- gen abzweckenden Ordnungen , wird jeder Vernuͤnftige mit dankbarſter Ehrforcht nachzufommen , und fich fo vor Schadey und Unglück zu feyn fich befleiffen, Geben den 13. Septembris 1760, Pr&fident und Senität> Räthe der Stadt Zürich. Die Die Wirthſchaft Philoſophiſchen Bauers, entworfen von H. C. Hirzet, M: D: und Stadtarzt. — — reine 2 2 3% Er Er 2%: se SR &5 — a — EEE EINE * FR: & »® Rie Landwiſſen ſchaft it unſtreitig, der Auf: —— merkſamkeit der Weiſeſten und Beſten würdig , indem ſich, auf eine wohlein⸗ gerichtete Haushaltung des Landes, die Glückfeligkeit des Staates grimder Wir fehen in dem gemeinen Leben , daß oft die beften Eigenfchaften, ein aufgeklär ter Verſtand, Kunft, Wilfenfchaft , felbft Redlichkeit und Tugend, unnuͤtze werden und endlich gu grunde ge ben, wenn in einem Haufe eine Eluge Einrichtung der ° Haushaltung mangelt. Eben fb verlieren auch bie ng beften Geſetze und weifeften Staatsverfaffungen alle ihre Kraft, und konnen ein Land von feinem gänglichen Herderben nicht retten, wenn nicht durch cine Eluge Einrichtung der allgemeinen Haushaltung der Unterhalt der Eimvohner ficher geſtellt wird ; wenn dad Land nicht genuafame Früchte tragt , feine Einwohner zu er: nähren , oder der Fleik der Einwohner durch Arbeit in Fabri⸗ Die Wirthſchaft eines Philofophifchen ıc. 373 Fabriguen fo viel geroinnt , daß man die mangelnden Nothwendigkeiten gegen feine Arbeit eintaufchen Kan, Dieſes letzte Mittel fallt fo fehr in die Augen, daß man fich leicht betriegen läßt , folches dem erſtern vor zuziehen, da man fichet, daß durch blühende Fabriquen nicht nur die Nothwendigkeiten gewonnen , fondern noch große Reichthuͤmer gefammlet werden, die oft das Arm; fie Land, über die finchtbarften Länder erheben, und feine Macht wie die Zahl feiner Eimvohner zum Erz ſtaunen vermehren. Indeſſen bleibt diefes Mittel alles zeit unficher,, fo lang dad erſtere, die Verbefferung des Feldbaues, unterlaſſen wird. Durch dieſe wird der vor— geſetzte Zweck unmittelbar erreicht, und kan nicht ſo leicht durch ein wiedriges Schickſal zertriimmers werden, Wenigſteus bleibet der Staat , in welchem die Früchte des Landes die Eimvohner ernähren, von andern Laͤn—⸗ dern unabhaͤnglich. Da Hingegen auch das reichfte Land, das feine Nothwendigkeiten von feinen Nachbarn erfaufen muß, eben dadurch von ihrem Gluͤck und Willen abhangen muß. Unfer Vaterland ift von dem Hochften auf eine’ aufferordentliche Weife geſegnet. Wir genieſſen bey ei- nem durch Yahrhumderte fortdanvrenden Frieden Die Früchte dev Freyheit, wir fehen Kuͤnſte und Wiſſen⸗ | Yaz schaften 374 Die Wirthſchaft fehaften unter uns blühen, und in ihrem gefolge Reich: thum, Ueberfluß und Freude, die Zahl der Einwohner hat fich ungemein vermehrt, und mit dieſer Vermeh⸗ rung fliege der Fleiß und Erfindung neuer Arbeiten in gerechtem Verhaͤltniß, die Handlung und Fabriquen find dadurch ſo anfehnlich angemachfen , daß und die Zei: chen des Reichthums von allen Orten haufig zuflieffen. Indeſſen hat und ter Mangel der Nothwendigkeiten, oft ben unferem an fich in der That rauhen Erdreich, in die gröfte Berlegenheit gefeßt, wenn Unfruchtbarkeit oder Kriege die benachbarten Provinzen Deutſchlands gedrudet , und uns beforgt gemacht , daß ung unfere Kornkammer möchte verfchloffen werden, m derglci- hen Umſtaͤnden, da die Lebensmittel um Geld nicht oder fehr ſchwer zu erhalten find, bleiben die gröffen Reichthuͤmer unnuͤtze, aller Segen verſchwindet, Friedg, Freyheit, Ausuͤbung der Gerechtigkeit, die beſten Guͤter der Menſchen koͤnnen ein von Hunger ſchmachtendes Volk nicht erquicken. Die Einwohner werden genoͤthi⸗ get in Gegenden zu ziehen, wo fie ihre Nahrung leich- ter finden koͤnnen, auch wenn fie die edle Freyheit mit der Sclaverey vertauſchen müffen. Die: Betrachtung bat mein: Gemüth fehon oft mit Bangiafeit erfület, die durch die allgemein herrſchende Bor: Se - eines Philoföphifchen Bauers. 375 Vorurtheile nicht wenig verfkärkt wurde, daß die Na— tur amferd Vaterlands keine Verbeſſerung leide, da die wenigſten Gegenden zu dem Feldbau bequem, allent— halben aber der harte ſteinichte oder lettichte (kleyichte) Boden eine folche Mühe in der Feldarbeit erheifche, Die durch eine mittelmafige Erndte nur fehlecht bezahlt würde, Indeſſen richtete mich die Betrachtung auf, ‚dag oft Vorurtheile, die eine völlige Umwahrheit zum Grunde haben , fich fo allgemein ausbreiten, daß fie zu— lest die völlige Macht der Wahrheit erhalten koͤnnen. Ich fette mich alfo uͤber dieſe Vorurtheile weg, umd ſuchte mich von dem Grund oder Ungrund derſelbigen durch eigne Einſicht zu uͤberzeugen. Ich forſchte zu dem End bey allen Gelegenheiten, dem Zuſtand des Feldbaues in verſchiedenen Theilen unſers Landes nach, ich erforſchte alle Arten der Guͤter, die Anzahl des Viehes, das Berhaktn:f gegen einander, den Werth der Güter und ihren Nutzen, und aus devgleichen Un— terfüchungen entdeckte ich, daß die Mängel der Frucht barkeit, nicht der Natur des Landes , fondern dem Verfall des Feldbaues zuzufchveiben feyen. Denn woher follte fonft Fommen daß in dem nemlichen Dorf dee Unterfcheid im Werth der gleichen Gattung von Bo— den ſo verſchieden iſt, daß die beiten bie ſchlechteſten Aa4 Wi 376 Die Wirthſchaft oft zehenmahl überfteigen , und daß der Nutzen mit den Werth in ziemlichem Verhaͤltniß fichet , daß die nemlichen Stüde Landes zu verfchiedenen Zeiten einem gleichen Lnterfcheid im Werth unterivorfen find, Ich habe Güter gefehen , die vor 20, Fahren wenigſtens um drenfachen Werth verkauft worden wären, bey andern hingegen habe ich auch das Gegentheil erfahren , daß Güter mit taufenden bezahlt warden, aus welchen erſt vor einem Menfchenalter kaum fo viel Hunderte erloͤſt worden wären, Dieſer Unterfcheid vühret nirgend an— ders her , ald von dem ungleichen Fleiß und Geſchick— lichkeit , welche auf die Feldarbeit verwendet werden, und Ichret und alfo die Möglichkeit , die Fruchtbarkeit unfers Landes zu verdoppeln, und und dadurch von der bisherigen Abhänglichkeit zu befreyen, Dieſes ermun- terte mich den Mitteln nachzudenken, wie das fo heil: ſame Werk, von deffen Möglichkeit ich jetzt überzeugt war, würflich in den Stand zu bringen wäre, Ach freute mich , den Anlas zu haben, meine Gedanken ei- ner Gefellfchaft Batriotifcher Männer vorzutragen , die fich diefe Abficht zu einem von den wichtigften Vorwuͤr⸗ fen ihrer Befchaftigungen gemacht haben. - Allein, wird man in einer fo wichtigen Sache, mei- ne Einfchläge annehmen ? Wird man mir nicht vor= werfen? eines Philoſophiſchen Bauers. 57 werfen ? daß ich auffer die Granzen meiner Einfichten und meines Berufes ausſchweife, und mich an einen fremden Stoff wage, wo mir meine Lebensart alle nöthige Mittel verfage, da die Verbeſſerung ded Landes Erfahrungen erheifche, daran ich ganglichen Mangel Iei- de, indem ich Keinen Fußbreit Landes befike , in wel- chem ich dergleichen felbft hätte anſtellen Eonnen , auch von meinen Berufsgefchaften nur wenige Stunden übrig babe, mir die Erfahrungen der Landwirthe, durch Be fichtigung ihrer Güter umd lehrreiche Unterredungen ei gen zu machen. Diefem Vorurtheile gegen meine Bemuͤhungen zu begegnen, welche ich aus redlichem Gemuͤth nur darum unternommen, daß ich meine Mitburger, die beſſere Einficht und Gelegenheit Haben, zu einer unferm Land höchfiwwichtigen Befchäftiaung ermunterte, muß ich be zeugen, daß die Landwirthſchaft wirklich die liebſte Be- fehäftigung eines wichtigen Theils meiner Lebensiahren ausgemacht habe. Ich brachte von dem sten bis m das fechszehende Fahr meines Alters, in den Fahren, in denen die erften Begriffe in unſerem Gemuͤth die lebhafteſten Eindrücke machen, mein Leben in Cappel zu, nachdem Unſere Gnädige Landeöväter meinem feli- gen Vater die Beſorgung dieſes Klofters aufgetragen Yas hatten, 378 Die Wirthſchaft hatten, da hatte ich haufige Gelegenheit bey einem weitläufigen Vorwerk, die Landwirthfchaft in Anfehung der Viehzucht und des Ackerbaues kennen zu lernen. Ich nahm bey allen Anlaffen Antheil daran, und lief feine Feldarbeit ungeprüfet liegen. Bey anmwachfenden Jahren brachte ich alle meine Ruheflunden , die mir von meinem Studieren übrig blieben , in Gefellfchaft der vernünftigften Bauren zu, und unterredete mich mit ihnen von den Fehlern des Feldbaues und den Mitteln folche zu verbeffern. Niemal* erinnere ich mich diefer feligen Zeiten ohne die innigfte Rührung. Da empfande ich. mit meinen eignen Sinnen die Vorzüge. des Landlebens. Von allen Seiten boten mir die Schön- heiten der Natur die feligften Vergnügen an, und et werten den erfien Wunfch in mir, einen Beruf aus- zuwehlen, der mit der Betrachtung der Natur in der genaueften Verbindung ſtunde. Damals empfande ich die Wahrheit der Lobſpruͤche, die ich bey veiferem Al ter, in den unfterblichen Schriften der Griechen umd Römer dem Feldbau geben ſahe. ch empfande, wie wahr der weite Socrates bey. Xenophon gebrochen : „Auch die alücklichkten der Menfchen koͤnnen den Felt- bau nicht ermangeln, Er entzuͤndet die Seele mit Fleiß uud Eifer zur Arbeit, und vergnuͤget fie zugleich mit eines Philofophifchen Bauers. 379 mit einer füffen Wolluft, Er vermehrt das Vermögen und übet den Leib , fo daß man alles in feiner Macht hat, was einem freyen Menfchen anftandig if. » Denn nicht nur teagt die Erde ihren Arbeitern , den Unter— halt des Lebens, fie gebiehrt ihnen auch den Stoff zur Wolluſt, fo wie alles was zur Zierde des Leibes , des Hanfes und der Tempel dienet ; und Diefes begleiten die füffeften Gerüche und eine frohe Abwechslung für das Beficht, Ueberdieſes trägt und ernährt fie mannigfal- tige Speifen (denn die Viehzucht ift mit dem Feldbau verbunden ) zum Dpfer für die Götter und zu dem eignen Gebrauch. Allein da er einen großen Ueberfluß aller Dinge ſchenket, fo laͤſt er folchen nicht mit Weich lichkeit genieſſen, fondern er ftarket den Leib durch die Kälte des Winters und die Hitze des Sommers, und gewöhnt ihm alle Arbeiten zuierteagen ; und da fich ‘© welche mit ihren Händen das Werk angreifen nadend üben, fo vermehrt er ihre Kräfte und Stärke, Und da er die des Morgens früh aufweckt, welche den Boden fleißig durchpfluͤgen, und fie nöthigt fich hurtig bin und her zu bewegen , ſo macht er fie ſtandhaft zur Arbeit, tapfer und mannlich, Denn man hat immer in der Stadt oder auf dem Land auf bes ſtimmte Zeit gelegne Gefchäfte zu verrichten. Darzu » komme 380 Die Wirtbfchaft kommt noch, dag einem der feinem Vaterland als Reu⸗ ter dienen will, der Feldbau zu Unterhaltung der Pfer⸗ de fehr bequem ift: Wenn einer zu Fuß dienen will, fo macht er den Leib abgehärtet und ſtark, und treibt ihn an, wie zu fleißfiger Bewegung ber Erde fb zur Verfolgung der wilden Thieren = = = Wo ift eine Kunſt, welche ihren Verehrern Die Nothwendigkeiten fo reichlich mittheile, und die Arbeit fo gut belohne ? welche die Gaͤſte reichlicher verpflege? wo fan man ſich im Winter leichter bey einem großen Feuer oder in warmen Bädern eriwärmen ? wo in den ſchwuͤlen Sommertagen fröficher , an Waflern , often Winden und Schatten leben als auf dem Lande = = = » Ein Wunder , wenn ein freyer Menfch, eine angenehmere Beſitzung, und frohere Lebensart, welche zu allen Ver— richtungen bequem ift, genieſſet. Hier lernt man die Gerechtigkeit von felbiten, da diejenigen Die beſte Beleh⸗ nungen genieffen die ihre Arbeit am beiten verrichten. Der Feldbau lehrt und auch einander beyfpringen, und mit dem mangelnden unterſtuͤtzen, da nur durch Die Hülfe der Menfchen das Feld recht gebamet werden far. Hier lernt der Feldherr fich feine Voͤlker gehor— ſam machen, da er diefe Kunft bey den Arbeitern aus: üben ſiehet, die durch Belohnung des Fleißes und i ſtand⸗ —— u Zu A eines Pbilofophifchen Bauers. 381 fimdhafter Beltrafuna der Nachläfigkeit, zum Eifer in der Arbeit gereist werden. Denn die Arbeiter müf fen von dem Ackermann nicht minder ald die Solda— ten von ihrem Feldheren ermuntert werden , und man muß die Knechte cben fo ſehr und noch mehr als Freygebohrne, durch die Hofnung anfrifchen, daß fie willig im Dienft bleiven. Auch lernt man- hier am beften die Götter verehren, da von ihrer Regierung ale led abhanget, denn oft nehmen Hagel, Reif, Froſt, Troͤckne, Platzregen, Bert und andere Seuchen, auch das weg, was mit dem beften Fleiß und gröfter Kluge beit bearbeitet worden. Derjenige hat aljo wohl ge fprochen , der den Feldbau die Mutter und Säug- amme aller übrigen Künfte genennt, Denn wenn es um diefen wohl fiehet , fo blühen alle Künfte , wenn und aber die Noth zwinget dad Feld zu verlaffen und ungebauet liegen zu laffen, fo werden faft alle übrige Kuͤnſte zu Waffer und Lande ausgetilget. Diefe Wahrheiten , welche der Weisheit eine? So: rates wuͤrdig find, empfande ich in meinen Jugend: jahren in ihrer vollen Starke. Ich hatte hierbey Ges legenheit, einen wichtigen Theil des menfchlichen Ges fehlechtö kennen zu lernen, dem der thörichte Stolz der großen Welt mit Verachtung anſiehet, und in eine niedti- 382 Die Wirthſchaft niedrigere Ordnung der Geſchoͤpfe verweiſet, den Bau⸗ zenftand, welcher der Betrachtung des Weiſen in der That wuͤrdiger iſt, als irgend eine Ordnung des menfch- lichen Gefchlechts, denn hier fichet diefer die menfchliche Patur , in einer dem Stand der Natur fich nähernden Einfalt vor ſich, und entwickelt die Fähigkeiten der Seele und ihre verfchiedene Krafte um fo viel leichter; da fie fich im Keinen entlehnten Schmuck verlarven. Hier Ternte ich Durch ein anfchauended Erkenntniß die große Wahrheit , daß die wahre Größe des Menſchen allen Standen gemein ſeye, und daß fein Beruf fo niedrig, in welchen nicht die gröften Fähigkeiten der Seele zu dem allgemeinen Nuten konnen angewendet werden. ch fahe auch allerithalben gleiche Belohnung der Tugend, in dem Bewuſtſeyn einer vernünftigen Anwendung feiner Kräfte, dem Wachsthum im Guten und Wahren, umd der daher entſtehenden Ruhe des Ge: muͤths. Ich ſahe auch alle‘ die verfchiedeneh Grade und Gattungen des menfchlicehen Genie, die wir ſo ſehr in’ der großen Melt bewundern Der Bauren— ftand hat feine Lycurgen, Socraten , feine Platonen und Homeren, auch feine Lucianen , fo wie er hingegen auch alle Arten von Lafterhaften und Böfen ernährt: Dad munfchliche Gefehlecht unterſcheidet ſich alfo bier von - der eines Philoſophiſchen Bauers. 383 der großen Welt nur in Anfehung der Vorwürfe der Seelenfräfte, Hier hat man alfo die befte Gelegenheit die Natur der menfchlichen Seele Eennen zu lernen und die wahren Begriffe von der Größe und Gluͤckſe— ligkeit des Menfchen zu entwickeln. Hier lernte ich ven Stolz der Gelehrten verlachen, die fich einbilden, durch ihre Gelehrfamkeit zu einer hoͤhern Claſſe von Geiftern vervollfommmet zu feyn, da ihr Verſtand doch oft von Vorurtheilen ganz benebelt , und ihr Wille, in der Sclaverey der. Leidenfchaften gefeffelt ift, welches ihr Stolz über die Gelchrfamkeit dem Auge des Weiſen ſchon genug verrathet. Alle niedrige Befchreibungen von den Sitten und Einfichten der fo geheifinen Wil: den kamen mir hier. verdächtig vor, und ich bedaurte daß wir noch immer Mangel hatten, an Philoſophiſchen Meifebefchreibern , die mit gefehärften Blicken die Natur des Menfchen in den Wilden unpartbeyifch unterfüch- ten, ich bin gewiß, daß ihre Entdeckungen, die Pſy— chologie ungemein aufheitern, und den Menſchenfreunden Gelegenheit geben wuͤrden, die Güte und Weisheit des Schöpferd, in der Anordnung des menfchlichen Ges ſchlechts dankbar zu beiwumdern. Wir würden findeny daß dieſe Wilden mit mehreren echt die gefitteten Gaͤſte, dig ihnen ihre Güter und Freyheit rauben, für wild 334 Die Wirthfehaft wild anfehen, und da Diejenigen, denen man Europaͤi— ſche Sitten und Wiffenfchaft geſchenket, fehr vernünf tig handeln, daß fie bey der erſten Gelegenheit zu der einfältigen und vernünftigen Lebensart ihrer Mitburger zuruͤckfliehen. Alles, was ich bisher von dem Vergnügen und Ju: ben des Landlebens gefagt, wird mich entfchuldigen, Daß ich in vielen muͤßigen Stunden, die auch bey der ae ſchaͤftigſten Lebensart übrig bleiben , zu den Freuden meiner Jugend zurückkehrte, meine fruͤhe gefchöpfte Be— griffe erweitere, und mich dadurch in den Stand ſetze, meine Mitburger zu einer ſo edlen Bemuͤhung aufzu⸗ muntern, und ihnen die Bahn anzuweiſen, Durch Ber befferung des Feldbaues, die Wohlfarth unſers lieben Vaterlands zu befördern; und bier eine nicht umuͤtze Ruhe von den oft ſchweren Arbeiten meines Berufes zu finden. Neben dem Vergnügen, welchen mir die Landwilfen: ſchaft ſchenket, treibt mich auch die Pflicht an, derfel: bigen einen Theil meiner Zeit zu wiedmen, da ich als beſtellter Stadtarzt, nicht nur für die Gefimdheit der Menichen zu forgen habe, welches mich verbindet. die verfchiedenen. Lebensarten. kennen zu lernen, fondern mie überdiefes auch obliegt , ben anfteckenden Seuchen für die ER ce —“ eines Philoſophiſchen Bauers. 385 die Geſundheit des Viehes zu ſorgen, welches Die Kennt- niß des Feldbaues fehr nöthig macht , indem in der Beſchaffenheit der Wicfen und Viehweiden meiſtens der Grund von diefen Seuchen zu füchen if. Die Anlei- tung, den Viehfeuchen durch Verbefferung der Viehwei— den vorzubanen , welche dieſer Sammlung einverleibt worden, giebt hiervon ein Benfpiel, Diefe zweyfache Urfache reiset meine Seele, die Begriffe ‚von der Wirthſchaft unfers Landes , derfelbi- gen Mängel und Berbefferungen, je mehr und mehr zu entwickeln und aufzuheitern. Dieſe Iehret mich das Gluͤck nach Würden ſchaͤtzen, ein Mitglied einer Geſell— fehaft zu feyn, welche diefen beliebten Gegenftand fo oft zum Augenmerk hat, und wo ich den Anlas habe, ohne Mühe, die wichtigſten Entdeckungen kennen zu ler nen, die bey unfern Zeiten, bald in allen Theilen Eus ropens, mit fo viel Eifer geficht und gefunden werden, dabey ich felbige auf die Umſtaͤnde unfers lieben Vater: Jands zueignen höre, Indeſſen muß ich bekennen, dag mir die bisher ge⸗ wohnte Art nicht Die befte feheingt, Man ift allzube— gierig nach neuen Erfindungen, ehe man Die alten ge nugſam kennen gelernt , man glaubt den Zweck erreicht zu haben, wenn man neue Arten von Gras oder Ge Sb treyd 386 Die Wirthſchaft treyd den Bauten mittgeilt , oder wenn man neu er: fundne Werkzeuge und Gewohnheiten das Feld zu bauen befchreibet , . oder neue. bisher . unbefandte Theile der Wirthſchaft, z. Er. die Pflanzung der Maulbeecbäume zu dem GSeidendau , einzuführen anrathet. Hingegen glaube ich, man. follte vor allen Dingen die Befchaffen« heit unſers Landes kennen lernen, und fich Die Künfte der fleifigften und beiten Landwirthe befandt machen, durch welche fie ihre Neder vor andern aus fruchtbar machen , fo daf fie oft mehr ald zweyfachen Nutzen ‚ ziehen, gegen dem nächft an fie gränzenden Nachbar ; diefe folte man alsdenn allgemein befandt machen , und den Mitteln nachdenken, wie man unter den Landleuten einen loͤblichen Wetteifer erwecken koͤnte. Diefed ift oh— ne Zweifel der Teichtefte Weg, die Berbefferung der Land. yoirthfehaft in den Flor zu bringen, da auch der eine fältigfte Keine Schwierigkeiten vor fich fiehet , welche Hingegen fich fo haufig einfinden, fo bald man von neuen Erfindungen redet. Bald fiehet man folche als eine Befchimpfung unferer redlichen Voreltern an, von denen wir die gewohnten Arten Das Feid zu bauen er- erbt, deren Einficht, Fleiß und Tugend wir zu fchaken, and zu einem ermunternden Beyſpiel zu machen; fü piel Urſach haben, Bald fiehet man die Neuerungen für eines Philoſophiſchen Bauers. 387° für Vortheile an, die freylich in andern Ländern ſehr beträchtlich feyen , die fich aber zu der natürlichen Be fchaffenheit unferd Landes nicht ſchicken. Bald wirft man dargegen ein, daß ſolche in ſich betrachtet wohl ihren Werth haben koͤnnen, daß aber folches in Ver gleichung deffen, ſo wir nach gewohnter Art aus unfern Aeckern ziehen, gering feye, oder Doch wenigſtens ſol⸗ ches nicht übertreffe, und daher ald unnüke zu verach⸗ ten u. ſ. f. - Hingegen, wenn man Die Beyſpiele der gefchickteften Landleute zue Nachahmung anpreift , ſo fan fich. ein je der von dem Rutzen durch feine Sinnen überzeugen, die Erfahrung lehrt, daß fich diefe Gewohnheiten zu der natürlichen Befchaffenheit des Landes fchicken, und man kan die daher zu erwartenden Vorteile zum voraus berechnen, Zu dem müffen wir bekennen , daß es in unferm Baterland an der Kunſt das Feld zu bauen nicht: fehle ; ein durchreifender Fremder wird über die Manniofaltigkeit der Früchte, in einem fo wilden und rauhen Lande, erſtaunen, da er in einem engen Bezirk die Früchte bald aller Europäifchen Climaten vereinigt ſiehet, wenn er durch fruchtbare Getrendfelder reifet die zu beyden Seiten mit Weinhügeln eingefchloffen find; da ‚die Dürfer in Wäldern von Obfibanmen verficdt Boboz liegen 1 — le 488 Die Wirthſchaft biegen , und auf den hoben Gebirgen zahlreiche Heerden blöden. Ich: glaube auch, wie koͤnten den Fremden nicht geringe Dienfte leiſten, wenn wir ihnen die Ue— bungen unſerer weiſeſten und beſten Landwirthe mittheik tem. Es fehlt und nur an Scribenten, unſerm Water: land auch. den Ruhm in der Landriffenfchaft "eigen zu machen, deu es in andern. Wiffenfchaften mit fo vielem Recht beſitzet. Ich will zwar damit dad Verdienſt großmiithiger: Mitburger nicht fchwächen, da fie aus ihrem ueberfluß große Koſten anwenden, die neuerfundnen Feldgeraͤthe ſich anzuſchaffen, verſchiedne Arten von Saamen zu neuen Gras und Getreydarten, und neue Gattungen von Baͤumen und Staudengewaͤchſen, von fremden Orten kommen zu laſſen, und in ihren Aeckern zu pruͤfem Dieſe Bemuͤhung iſt des groͤſten Lobes wuͤrdig, und ſchon oft iſt auf dieſe Weiſe ein großer Vortheil in unſer Land eingefuͤhrt worden. Die Erdaͤpfel und das tuͤrkiſche Korn (Mays) koͤnnen ſolches bezeugen, ſo wie der Gebrauch des Torfs. Allein dieſe Art die Verbeſſerung der Wirthſchaft zu befoͤrdern iſt ungewiſ ſer und langſamer. Sie iſt ungewiß, denn oft werden in den Schriften der Gelehrten, die vorgetragenen ‚Sachen verſtellt, und die Sachen, welche man lobet, über eines Dhilofophifchen Bauers. 389 über ihre Natur vergröffert, der Wis nimmt mehrtheils alzuvielen Antheil bey den Befchreibungen , zu dem - fan man erft durch lange Erfahrungen überzeugt were den, ob die Neuerungen: fich für unfer Land ſchicken, und ob fie im großen die Vortheile die wie bisher aus den Lande gezogen übertreffen. Die Verfuche gerathen in einem mwohlgewarteten Garten insgemein ſehr wohl, aber wenn man fie allgemein macht, fo verſchwindet der Nuten , welcher von den Unkoſten, die über die Arbeit gehen, verſchlungen wird. Die neuen Erfindin- gen wirken auch ſehr langſam, fie muͤſſen erſt zu ein- geführten Gewohnheiten werden , der Bauer muß durch die Reihen vieler Jahre, von den Vortheilen überzeugt werden, ehe er die alten Vorurtheile ablegt, und feine ererbten Künfte gegen neue vertaufchet. ı ch Habe über diefen Vorwurf Keinen beffern Rath gefunden, als den, welchen Socrates bey Xenophon giebt: „Ich habe, fagt er, mit befonderem; Fleiß und Aufmerkſamkeit Achtung gegeben, welche in jeder Art von Kuͤuſten für die kluͤgſten und weiſeſten gehalten werden, denn da ich fahe, daß bey den nemlichen Be fehäftigungen , die einten arm bleiben ; da fich andere fehe bereichern, ſetzte es mich in das gröfte Erſtaunen, und ich fande es der fehärfeflen Erforfchung und ae: Bb 3 nauer 396 Die Wirthſchaft nauer Unterſuchung vor allem aus würdig 3 ich fande auch bey meinem nachforfchen einen eignen gang befon- dern Grund darum, Dieienigen welche ohne Vorbe— dacht, in den Tag hinein ihre Gefchäfte führten, fahe ich fich felbft fchaden. Hingegen diejenigen welche nach beftimmten Abfichten und mit gutem Vorbedacht ihre Gefchäfte fleißig verrichteten , ſahe ich folche leichter und hurtiger auch mit größerem Vortheil ausführen. Wer von diefen lernen will, der wird fein Vermoͤgen zu bermehren unverdroffen werden, und fich große Schäße | erwerben , auch wenn eine feindfelige Gottheit gegen ihn arbeitete, » Ich fande einen folchen Mann, da Har Bo geli einer meiner Tiebiten unb beften Freunde, mit dem ich mich oft über die befte Art, den Feldbau in unſerm kieben Vaterland in den Flor zu bringen unterredet, Jacob Gujer von Wermetfchweil in dem Kiechfpiel- Ufter zu mir führt, Ich verdanke meinem Freund diefe Bekandtſchaft ald eine der ſchaͤtzbarſten Gutthaten, denn niemahl hat mir der Umgang eines Mtenfchen fb viel Vergnügen gemacht , ald der Umgang mit dieſem fürtrefichen Mann. Ich bewunderte in ihm, die groͤſten Fähigkeiten dee menfchlichen Seele, in einer edlen unge: fchminiten Einfalt: Die Beſchreibhung der Wirthſchaft dieſes — eines Philofophifchen Bauers. 4. dieſes wuͤrdigen Manns wird, nach der angefuͤhrten Erinnerung des weiſen Socrates, zu Verbeſſerung der Landwirthfehaft die befte Anleitung geben, und Die für- nere Bemühungen zu dieſem edlen Endzweck, werden fich dahin beziehen, daß man die Bauern zu einer edlen Nacheiferung anfrifche , indem man durch öffentliche Belohnung und Erhebung feiner VBerdienfte ihnen zeige, daß fie bey fleifiger und gefchickter Ausübung ihres Be— rufes, neben dem Segen des Himmels, auch den beften Ruhm und Benfall der Menfchen erhalten koͤnnen. Ich werde, bey der Befchreibung der Wirthfchaft die- fe8 Mannes, ihm beftandig mit dem Namen Kleinjond benennen , unter welchen er bey feinen Mitburgern be kandt if. Ich finde ihn in dem ganzen Zufammenhang aller feiner Umftände fo fehön, daß ich mich ſelbſt an: Klagen müfte, wenn ich durch den geringften Nebenum⸗ fand diefes Bild verderbte Ich habe keinen Mann vor mir, der fich aus dem verachteten Baurenftand, durch den Umgang mit den Einwohnern der Stadt, emporzuheben und fich den Sitten der Städte zu nd bern gefücht, noch weniger einen Mann, der durch den Umgang mit Gelehrten, die Bücher kennen gelernt, und fich zu einem Halbgelehrten erhoben hätte. Klein: 3099 hat feine Vorzüge der Natur und eignem Nach: : Bb a4 denken 402 Die Wirthſchaft denken zu verdanken, er !blicbe vergnügt bey feinem Stand, er füchte fich nicht einmahl zu einem Vorge— festen in feinem Dorf zu erheben. Er lebt mit einem feiner Brüder in einer unzer— trennten Haushaltung, welche reichlich mit Kindern ge- fegnet ift, er felbft zahlt darunter ſechſe, und fein Bru— der fünfe; alle find, eine Tochter ausgenommen , doch minderjährig und unerzogen. Mach ſeines Vaters Tod E iheilte fich fein verlaffenes Vermögen unter fünf Bruͤ— der, der ältefte nahm feinen Antheil an liegenden Gier tern weg, zwey andere leßen fich für ihren Antheil von den beyden übrigen auskaufen. Kleinjogg behielte alfo mit feinen Bruder Felix einen Hof übrig, welcher ohngefehr 94. Jucharten Landes enthalte. Darunter befinden fich An Wirfen oder Mattland 15. Fucharten oder Morgen Aeckern 45. Weiden 24. Waldung 10, Sa. 94, Jucharten. Er fehaist dieſen Hof ohngefehr 8000, fl, am Werth. Nah des Vaters Tod hafteten auf demfelbigen 4000, fl. Schulden; dem älteften Bruder bezahlten fie fuͤr eines Philofophifchen Bauevs. 393 fire feinen Antheil 7505 fs welches fie nechher wieder ererbt: Nach deſſen Tod zuhlten fie einem jimgern Bruder 1000, fl fo daß fie auf diefem Hof; der höch- ſtens go00: fl; am Werth hat, 5000, fl. verzinfen muffen, Diefe Schuld ift in der That fehr groß, und berech- tigte die Nachbaren diefer Manner dem Schein nach nut gar zu wohl zu ihrer Vermuthung, daß diefe Brüder einen unertraͤglichen Laft fich aufgeladen Haben , welcher fie ganz gewiß zu Boden drücken wirde , da fie alle Jahr wenigſtens 200; fl, an Zinfen ab einem Gut zu bezahlen hatten, welches fehr im DBerfall ware, und deffen Ver: bejferung ‚ohne großen Geldaufivand unmöglich ſchiene, da in diefer großen Haußhaltung wohl viele zu ernähe ren wären, aber bey einem fo weitläuftigen Gut nur wenig arbeitende Hande fich befanden, fo dag man fich nothwendig der Taglöhner, welche fich in dieſem Land, wegen dem Flor der Fabriquen wohl bezahlen laſſen, wuͤrde bedienen muͤſſen. Diefe Schiwierigkeiten wuͤrk⸗ ten bey Kleinjogg , was fie ihrer Natur nach bey je- derman wuͤrken ſollten, wovon man aber faft immer das Gegentheil fiehet, Sie fpornten feinen Fleiß und Eifer an, folche zu überwinden, Er dachte/den Mitteln dur Verbefferung nach, und führte folche ohne Anftand getroft aus. GHDLL ſegnete feine Standhaftigkeit, auch J ® b; der 394 Die Wirthfchaft der boshaftefte Neid muß geftchen, dag er feinen Hof ‚ohne fremde Beyhuͤlfe oder Anhaufung feiner Schulden ungemein verbeffert. Seine Kinder wuchfen unter Ge nuß einer vollkommnen Gefimdheit , im Ueberfluß alles nothwendigen zur Hofnung an, ihm mun bald fein Vermoͤgen mit Nachdruck vermehren zu helfen , feine Zinfe wurden alle Fahr. auf den beftimmten Tag be zahlt, und fein Vorſchlag reichte Hin, die Mittel zu mel: v rerer Verbeſſerung anzufchaffen, und von Zeit zu Zeit neue Feldſtuͤcke anzukaufen. Er wiederlegte alſo das allgemeine Vorurtheil, daß der uͤberhaͤufte Schuldenlaſt die Verbeſſerung der Wirthſchaft unmoͤglich mache, weil er die Bauren auſſer Stand ſetzt, das noͤthige Feldgeraͤthe und Duͤngungsmittel anzukaufen. Er tm terhaltet bey ſeinem Hof an Viehe 4. Kuͤhe 3. Ochſen 1. Werd 2. Schwein Sa 10, Stuͤck. Die Kuͤhe ſind von mittelmaͤßiger Groͤße, wie es in dieſem Bezirk gemein iſt, doch wohl unterhalten und geben reichlich Milch, die kleinſten ſchaͤtzet er am Werth 20. fl. N eines Philoſophiſchen Bauers, 395 20, fl. eine 25. f. und die gröfte 30. f, Die Milch don diefen Kuͤhen wird aanzlich in der Haushaltung verbraucht, Er rechnet für ihren Unterhalt neben dem feifchen Gras, fo er ihnen den Sommer durch giebt, fir jede 2, Fuder Heu. Seine Hchfen find wohlgewachſen von so. fl. am Werth. Sie find ungeachtet der vielen Feldarbeiten, darinnen fie ihm gute Huͤlfe leiften fehe fett, Ex rech— net für jeden jährlich 3. Fuder Heu. Neben diefem ſucht er auch durch das mäften der Ochſen feinen Vor— teil, er mäftet jährlich 2. oder 3. Stück, er kauft einen folchen um ar. fl. ein, in 10. Wochen Maftzeit verzehrt folcher xt Fuder Heu, wenn man das Fuber Hu am Werth s. fl. anrechnet, fo bleibt ihm bey dem Verkauf des gemäfteten Ochfen um 56. fi. an Ge winn für feine Arbeit 3. fl. Diefer Vortheil ift in der That am fich fehe gering, ae nicht allemahl er⸗ halten werden, da durch allerhand Zufaͤlligkeiten, der Ochſe bey der Maftung mager bleiben und der Werth des Viehes fich verändern kan, Aber diefes ift nicht der Bortheil den Kleinjogg bey dem mäften füchet. Er füchet einen weit beträchtlichkren in der Vermeh⸗ zung der Düngung zu Verbefferung feiner Güter, Das 396 Die Wirthfchaft Das Pferd haltet er in feiner Wirthſchaft für fchädlich, und hat fich daher vorgeſetzt folches zu verkaufen, und dargegen die Zahl feiner Dchfen zu vermehren ; weil fein Unterhalt fehr koſtbar ift, da ed neben dem Schmal- futter eben fo viel Heu frift al eine Kuh , und von einem folchen dem Schmid jährlich wenigſtens 4. fl. Schmidlohn bezahlt werden müffen ; überdiefes nimmt deſſen Werth bey anwachſendem Alter immer ab, das hingegen an den Hchfen durch die Maftung noch etwas gewonnen werden kan, er befindet, daß man mit glei hen Unkoſten, die ein Pferd erheifchet, 2, Ochſen erhal: ten fan, zugeſchweigen daß der Pferdmiſt zu Duͤngung der Güter lange nicht fo dienlich als der Mift von dem Hornbieh, Der eigentliche Nutze, den er von feinem Vieh be: siehet, beftehet, neben dem Butter und Milch für. die Haushaltung , in der Hulfe bey der Feldarbeit und dem Miſt, den er mit. b Grund ald das Fundament bon der Berbefferung des Feldbaues anfichet, Er wen» dete daher jederzeit feine aröfte Aufmerkſamkeit auf die Vermehrung deffelbigen , und ware in dieſer Bemuͤ⸗ hung ſo gluͤcklich daß er von ſeiner geringen Anzahl Viehes jährlich hundert Fuder Miſt ſammlet, da er im Anfang von der gleichen Anzahl Viehes kaum den halben — eines Philoſophiſchen Bauers. 397 halben Theil zuſammengebracht hatte, obgleich er auch damahls ſo viel machte als ein andrer Bauer in fir nem Dorf. Er machte daruͤber die Anmerkung, man unterhalte insgemein allzuviel Vieh. Dieſe Anmerkung kame mir bey dem erſten Anſchein wunderlich vor, und ich ſahe ihn als einen eigenſinnigen paradoxen Men— ſchen an, aber er loͤſte das Raͤthſel zu meiner gänzlie chen Befriedigung auf. Bey vielem Viehe, ſagte er, wird mau gezwungen, ſolches im Sommer fo viel als immer möglich auffer dem Stalle in den Weiden laufen zu laſſen, dadurch geht der Mift für die Wirthſchaft ver ohren, ‚das Vieh findet auf fehlechten Weiden nur ge ringe Nahrung und giebt Daher nur wenig Milch, wenn man den Mangel nicht mit frifchem Gras, fo in die Krippe gemähet wird, erſetzt. Im Winter Fan man fie nur fchlecht füttern , welches die Urfach von aller hand Krankheiten werden fan, und wegen Mangel des Heues wird mehrtheils ein großer Theil des Strohes key dem füttern verbraucht, dadurch wird die Materie des Miſts vermindert, und den Guͤtern alſo die zur Verbeſſerung unentbehrliche Düngung entzogen. Hierin⸗ nen entdeckte ich eine der wichtigſten Urſachen von dem Verfoll des Feldbaues in unferm lieben Vaterland, mo Foft alter Orten mehr Vieh unterhalten wird als man den 398 - . Die Wirtbfihaft den Winter durch fattfam ernahren kan. Welches den Aeckern und Wiefen die Nahrung entziehet, da das Vieh feldft bey fchmachtendem Hunger fonderlich ‘gegen dem Fruͤhjahr darbet, die Kraͤfte zur Arbeit und die Milch verkert , und ſo dem Anfall perfchiedener Arten von Krankheiten bios geſtellet wird, welches die Erfah— zung leider! nur gar zu wohl beftätiget, Unſer Kleinjogg unterhaltet alſo nicht mehr Vieh als er mit Heu und Gras das ganze Jahr durch Wdohl ernähren fan. Allee Stroh wird mit großer Sorgfalt zum. Strenen aufgefpaart. Er legt auch dem Vieh fü viel Stroh unter, daß man in feinem Stalle bis’ an die Knie in dem weichen Lager einſinkt. Ueberdieſes füchet er alles, was ich zum Streuen ſchicken fan aus feinen Gütern zufammen , das Laub von den Bauen, Moos, Riedtgras u. ſ. f. Er fat: de vor allem aus in den Eleinften Aefigen und Nadlen der Tannen und Sichten, feinen großen Vorrath, und widniete der Zubereitung derfelbigen Die meiften Stun— ben , die von der Seldarbeit übrig blieben, er fande auch dieſe Beſchaͤftigung wegen ihrem Einfluß auf die Berbefferung der Güter fo wichtig, daß er nirgends mehr den Mangel genugfamer Hülfe zur. Arbeit be daurte, und aus Diefem Grund fichet er bey dem Woechs⸗ ne eines Philofophifchen Bauers. 398 Wachsthum ſeiner Kinder einem großen Segen entge— gen, da er uͤberzeuget iſt, daß es nur an arbeitenden Haͤnden fehle, mit der nemlichen Anzahl Viehes ſeine 100. Fuder Miſt bis auf 150. zu vermehren, Im Herbſt pflegt er, in den aufſteigenden Zeichen des Mondes zu dieſem End in den Wald zu gehen, dann ſchluͤpft er mit dem ganzen Leib unter die dichte— ften Gebüfche von jungen Tannen und Fichten , fehnei- det mit einem krummen Meffer die übertüßigen fehleche ten Bäumchen ganz weg, von den übrigen aber die umterften Reihen von Neften , ein gleiches thut er bey den erwachfenen Baͤumen, dann bindet er die ab- aefchnittene Ziveige in Bindel zufammen, fie nach Haus zu tragen, allwo er fie in einem Schopf in großen Hat: fen bis zu ihrem Gebrauch verwahret, ‚Die Zubereitung diefer Ziveige zum Streuen giebt ihm bey müßigen Stunden, und fehlafofen Nächten ei⸗— ne angenehme und leichte Befchäftigung , da er mit | feinem frummen Hagmeffer die zartefien Zweige von den groben abfchneidet, und von dem harten Holz die Nadeln abſtreifet, um ſie zur Streuung auf beſondere Haufen zu werfen, die harten holzichten Zweige legt er zu bequemer Brandmaterie beſonders. Auf dieſe Weiſe ſammlet er eine Menge der beflen Materie zum Mill, - Die 400 Die Wirthichaft die fonft gemeinlich in den Waldungen ungenußt verfauts let, und für den Feldbau verlohren gehet. Er Hat bierinnen einen unfchägbaren Schatz entdedet , der in unferm Lande fait vollig unbekandt geblieben, oder doch nur fehr fchlecht zum Vortheil angewendet worden, nach der gleichen Art wie wir es in Herrn Dod. Zell⸗ wegers Beſchreibung des Feldbaues im Land Appenzell beſchrieben ſehen, da man die Zweige von Tannen und Fichten in die Landſtraſſen ſtreuet, Damit fie von Men— ſchen und Vieh zertreten und fo durch einen Anfang der Faͤulniß zu einer fehlechten Art von Miſt gemacht werden. Unſer Kleiniogg hat aber Daraus die befte Art von Mit zubereiten gelernet, welches an fich ſehr ſchwer fcheinet , da die häufigen harzichten Säfte ded Nadel: Holzes folches gegen die Faͤulniß ſtark beſchirmen. Als lein ein angefborntes Nachdenken und Fleiß uͤberwin— det alle Hinderniffe. Kleinjogg uͤberwand diefe Durch feine eingeführte Ordnung den Vieh zu fireuen , und cine befondere Beſorgung der Miftftatt, In Anfehung des erſtern laft er die Streue allemahl eine Woche lang in dem Stall unter dem Viehe liegen, amd firenet alle Tage trockne Streue darüber, auf diefe Weiſe wird die Streue von den Auswürfen des Viehes wohl durchdrungen, ımd die Faͤulniß fangt ſchon flark x an, — — — — eines Philoſophiſchen Bauers. 401 an, ehe fie auf die Miſtſtatt kommt. Man wird zwar den Einwurf machen, den ich ihm felbft machen muß fen, daß die ſtarken Ausdinftungen von der verfaulten Streue der Geſundheit des Viehes nachtheilig ſeye. Er verſicherte mich aber, daß die Erfahrung das Ges gentheil gelehrt, da er immer mit dem gefundeften und Sebhafieften Viehe gefegnet geweſen; er haltet aber ſol⸗ ches nichts defto weniger veinlich, da er alle Tage trockne Streue über die angefeuchtete firenet, und ſo dem Vieh ein warmes umd weiches Lager bereitet, Neben diefem wechfelt er mit der Streue in einer beftändigen Ordnung ab, damit die verfchiedenen Arten Echichtenweis übereinander in der Miftftatt zu liegen kommen, und fo die befferen Arten die Faulnig der fehlechteren befördern. Er ſtreuet nämlich im Anfang des Herbfis, die erften acht Wochen durch, Stroh; dann auf eine gleiche Zeit Tannen und Fichten Zweige, “dann wiederhohlt er das Stroh oder Riedtgras che er Wieder von den Nadeln ftreuet u. ſ. f. In Anfehung der Beſorgung der Miftftatt, giebt er forgfältig Acht, dag der Mift niemahl allzuſehr aus: trockne, da auf folche Weife die Gaͤhrung und Faͤul⸗ nig auf einmahl gehemmt wird. Der berühmte Herr von Reaumur bat in feiner Abhandlung von Ausbruͤ— gt tung 403 d Die Wirthſchaft tung der Eyer durch den Miſt und die Waͤrme der Oefen angemerkt, daß man bey verminderter Waͤrme, den Miſt nur mit friſchem Waſſer begieſſen doͤrfe, um durch eine neue Gaͤhrung, den Grad der Waͤrme zu erhoͤhen. Unſer Kleimogg bedient ſich zu Befoͤrderung der Faͤulniß einer gleichen Art, da er ſeinen Miſt, durch oͤftere Begieſſung in beſtaͤndiger Gaͤhrung unters * haltet. Zu dieſem End hat er ſieben große Kaſten ver⸗ fertigen laſſen, in welchen er das darein geleitete Waſſer zur Faͤulniß bringt. In den Boden dieſer Kaſten ſchuͤt⸗ tet er Aſche und wohlverfaulten Kuͤhmiſt, darüber giefe jet ex eine ziemliche Menge fiedend Waſſer, und fuͤllet endlich den Kaften mit friſchem Brunnenwaſſer an. Er hat gelernt auf gplche Wiſe innert 3. Wochen ein wohlverfauftes Waffer zubereiten, da fonften, ohne das zugieffen von fiedendem Waffer , die Faͤulniß in 9, Wo⸗ chen kaum ſo weit gebracht wird. Auf ſolche Weiſe hat er beſtaͤndig eine erſtaunliche Menge von gefaͤultem Waſſer, ſeine Wieſen und Aecker damit zu duͤngen, und den Miſtſtock feucht zu erhalten. Da dieſes aber nicht geringe Arbeit und Koſten erfodert, welche leicht den daher flieſſenden Nutzen uͤberſteigen koͤnten, fo richtete er feine Arbeit ſo ein, wie fie die wenigſte Mühe und Koften erfoderte, Diefes nennet er in feiner | Sprache, Me un; eines Philoſophiſchen Bauers. 403 Sprache, man müfe der Naͤhe nachgehen , und machet es in allen feinen Handlungen zum erſten Grundfas, In diefem Fall grube er in feinen Baum— garten nähe bey dem Waͤſchhaus, ein wenig in ber Höhe, einen Sodbrunnen, aus welchen er das Waffer durch eine hoͤlzerne Rinne in den Wafchkeffel leiten, amd Dadurch die Arbeit der Waſſertragens erfparen kan, die Waiferfammler hingegen find zu gleichem End unter feinem Stalle und Wagenfchöpfen eingegraber An der niedrigſten Seite feiner Miftftatt , iſt eine tiefe Grube angebracht, in welcher fich das von dem Mift abpieffende Waſſer fammiet , damit ed fo von neuem über den Miſt gegoffen werden, und er eine defio gröf fere Menge von feinem gefaulten Waſſer auf feine Guͤ— ter verführen Eönne, Diefed begieffen des Mifts brachte ihn auf die Ge- danken, die kleinen Tannaftchen in Faͤulniß zu bringen, ‚ohne, folche dem Viehe zur Streue unterzuleaen, Er fchlast folche in Haufen zuſammen, bedeckt fie mit Erde die Ausduͤnſtung zu bintern, und begieffet fie ſo⸗ dann täglich mit feinem gefaulten Waſſer, bis fie in eine ſchwarze Erde verfallen find. Er if von dem Nuten der Waͤrme zur Befürde- tung der Faͤulniß Yo wohl überzeugt , daß er glaubt; Gc2 man 404 Die Wirthſchaft man Fönte iede, auch die unfruchtbarfte Erde, nur Durch das verbrennen fruchtbar machen. Aus eben dem Grund fchlieffet er aus der Hitze und Troͤckne ei- ned Sommers auf eine große Fruchtbarkeit des folgen- den Jahrs. In feiner Sprache macht die Waͤrme faul und fett, er fagte mir in der Mitte des Wins tevd im Jahr 1759, voraus, es werden in dem fol- genden Sommer 3, Garben eingefammelt werden , wo man fünften nur 2, eingefammlet babe; der Erfolg be: frätigte ſeine Auſſage in dem vorigen Fahr, wie bie Fruchtbarkeit des laufenden Fabrs eine ähnliche Auffage, ‚die er bey dem trocinen Sommer des vorhergehenden aethan hat, denn würklich übertrift die Fruchtbarkeit diefes Jahrs in den meiften Früchten den letzten Jahr⸗— yang , wenn man den Schaden ausnimmt , welchen die feharfen Nordwinde im Anfang des Aprillmonats, an dem Getreyde verurfachet haben. Mit diefem häufigen Mift ; dem er durch feine Ge⸗ ſchicklichkeit von feinem wenigen Vieh bereitet , begnit get er fich nicht , fondern er vermehrt feinen Vorrath noch auf alle mögliche Weit. Er kauft gemeinlih noch für 14. fl. Mift von andern , neben 6. Faffen " Torfafchen , deren jedes ungefehr 4. Tanſen anfüllet. Er bezahlt das Fuder Miſt mit 2. fl. und ein Faß Torf⸗ eines Philofophifchen Bauers. 405 Torfafchen mit x. fl. und findet ihre Würkung mit dem Werth an Geld im gleichem Berhältnif. Vieberdiefes wendet er feine Aufinerkginteit auch auf andere Düngungsmittel, Er reifte zu dem End in das Amt Regenſperg, in welchem der an dem La- gerberg haufig gefundene Mergel zu Berbefferung der Güter mit großem Vortheil angewendet wird , um fol: hen genau kennen zu lernen, und fich deifen Nuten und Art folchen zu gebrauchen befandt zu machen. Er fande dieſes Mittel fo fürtreflich,, daß er obgleich ohne Erfplg allen Fleiß angewendet hat, folchen in. dev Nahe zu finden, mar fchade daß dieſer redliche Bauer bisher die hierzu fo nöthige Beyhülfe eines Erdborers bat entbehren muͤſſen! Er fande hingegen eine der Wuͤrkung nach Ahnliche Düngungsart in dem ausge grabnen Gries, wovon wir nachher bey der Anbanung feiner Korifelder reden werden. Ein ander Duͤn— gungsmittel finder er in dem abgeftochenen Raſen gra— fichter Aecker und Weyden, die man zu dem. Feldbau niriſtet. Er laͤſt dieſe 2. Jahre lang an der freyen ut fiegen , damit fie umter dem Einfuß der abiwech- wa Inden Witterung verfaulen, und fo zur Düngung der tr ydfelder und Wieſen tuͤchtig werden. Keine Vor— anti zwingen ihn neue Vorfchläge zu verwerfen, er Cc3 haltet 406 Die Wirthfihaft haltet alfe der tinterfüchung wuͤrdig, und nimmt fie je derzeit dankbar an. Ueberhaupt haltet er jede Ber: miſtchung einer andern Art von Erde für ein bequemes Duͤngungsmiftel, und wenn fie nur in der Farbe ver ſchieden find , ſo daß er glaubte feine Accker verbeffern zu konnen, wenn er nur aus dem einen Die Erde auf den andern ohne allzugroße Unkoſten führen koͤnte, ſo ver⸗ beſſert der ſchwere Boden den leichten, Letten den Sand, rother Letten den blauen u: f fi Wir haben nun von feinen Bemühungen in Anfe Hung der Dimgungsmittel Rechenfchaft gegeben, welche er mit allem Recht für das Fundament des Feldbaues anfieget , da durch folche die Erde viel leichter und beſſer fruchtbar gemacht wird , als durch Die fleißigfte Bearbeitung, welche Herr Tull für ſich allein genug: ſam finden wollen, das Erdreich fruchtbar zu machen. Man nehme einmahl an, daß die Düngungsmittel nach feiner Meynung nichts anderd thun, ald Durch eine entzuͤndete Gahrung die Erde locker zu machen und zu erwärmen, fo muͤſſen fie auch in diefer Abficht in die kleinſten Erdkloͤße weit beffer wuͤrken als eine blos mechanifche Zerbrechung und Zertheilung derfelbigen, da indeffen die falzichten und ühlichten Theile in dem Miſt zur Ernährung der Pflanzen nicht wenig beytra— gen A en | \ eines Philofophifchen Bauers. 407 gen müffen. Gewiß ift , dag die, Verbindung beyder Arten den beften Nutzen zuwege bringen würde , went der Landmann Muße genug bekommen koͤnte, nach) der Anleitung Herrn Tulls und feiner Nachfolger, Die 5 lder, nachdem fie vorher wohl gebünget worden, zu bearbeiten, Wir wollen nun feine fernere Bemuͤhungen in dem verſchiedenen Arten von Gütern betrachten. Seine Wiefen liegen alle in flachem Felde, und be ftehen aus folgenden Stücken. Jucharten. Geben an Hen und Embd. Fuder. 1. Der Baumgarten, deſſen bedient er fich . den Sommer durch dem Vieh in Die, Kridpe zu grafen. 6, Die Wiefen im Loch an 5. Stüden, welche alfe konnen gewaͤſſert werden. geben ı2. “ + Die Langwieſe. 8. 4. Im Wynicken. Dieſe beyde müffen geduͤnget werden. - 3 — —— — Sa.ıs. Jucharten geben jährlich an Heu u. Embd 27. Fuder. Cc4 Neben 408 Die Wirthfchaft Neben dieſen hatte er annoch eine Wiele welche 3. Jucharten enthielte, und gewaͤſſert werden Eonte, in einem benachbarten Dorfe um den Zinf von 44. fl. in den Wacht genommen , welche er durch eine getreue Ar- beit ungemein verbefferte, Durch feinen Fleiß hat er die Heuerndte mit 8. Fu—⸗ dern vermehrt, welches beynahe 3 ausmacht, Ich frag: fe ihn, warum er aus den 4. Jucharten im Wynicken nur 7. Fuder ziehe, da er aus «iner gleichen Zahl Ju— harten in der Langwieſe 8. Fuder bezoͤge. Er fande die Urach in dem Mangel des Miſts und arbei- tender Hände, welche ihn Bisher verhindert feine Ber befferungen zur Vollkommenheit zu Bringen. Das Heu ift gemeinlich gegen dem Embd in verdoppeltem Ver— haͤltniß. Eine Juchart Wieſen erfodert nach ſeiner Meynung zu genugſamer Duͤngung alle zwey Jahre 10. Fuder Miſt, oder 20. Faͤſſer voll Torfaſchen welche er in trocknen Wieſen fuͤr die beſte Duͤngung haltet. Eine andere eben fo vortheilhafte Art der Duͤngung macht das wälleren der Wiefen aus , ſo daß Kleiniogg zwifchen einer wohl gedüngeten und wohl gewaͤſſer— ten Wieſe keinen Unterfchied findet, Hierbey aber kommt es | | | 3 eines Philofophifchen Bauers. 409 es fo wohl auf die Natur des Waſſers, als die Ark, wie folches durch die Wiefen geleitet wird, fehr viel an. Was die Eigenfchaft des Waſſers betrift, fo iſt reines Quellwaſſer das befte, infonderheit wenn es gerade Yon der Quelle in die Wiefen geleitet werden fan, indem es nach feinem befinden in feinem Lauf die Kraft nach und nach verlieret; ich fan zwar den Grund hiervon nicht deutlich genug begreifen, doch berechtigt mich Dies ſes nicht in feine Wahrnehmung einigen Ziveifel zu ſetzen, da ich bey ihm in allen andern Faͤllen die beften Eigenschaften eines Beobachtungsgeiſtes angeteoffen, eine ſehr Elare und Iebhafte Empfindung der Gegenſtaͤnde, und eine von Vorurtheilen ungeftörte Aufmerkfamfeit. » Nur bedaure ich, daß er fich nicht gewoͤhnt hat, feine Begriffe deutlich zu machen, und bey allen Anläfen das beftimmte Maa der Größen anzumerken. Die Klar «heit der Begriffe , iſt für ihm Hinveichend , aber fie iſt nicht bequem genug andern einen richtigen Begriff bey- zubringen, und eben bierinnen umnterfcheidet fich der natürliche Genie, von einem welcher durch Kunft und ‚Fleiß ausgeziert iſt, bey jenem Haben die Begriffe zwar eine auſſerordentliche Klarheit, ſo daß auch die kleinſten Umſtaͤnde, welche bey einem Gegenſtand vor- fonımen , fich in der Seele lebhaft vorfichen , aber er Ci; bemuͤ⸗ 410 Die Wirthſchaft bemühet fich nicht; folche auseinander zu feen , und mit Worten auszudrucken, eben ſo druͤcket fic) das Maaß der Dinge überhaupt lebhaft in der Seele ein, aber es wird folched nicht nach einem angenommenen Maaßſtab beſtimmt, und fo bleiben die Begriffe noch immer dunkel und unvolltäudig und gehen meiſtens für andere verlohren, Ich munterte daher dieſen Mann auf, dieſen Fehler zu verbeſſern, ich gab ihm einen Begriff von der Wirthſchaftlichen Buchhaltung , und erweckte in ihm die Luft, einen feiner Söhnen im fehreiben und vechnen fleißig zu üben, weil er erſt durch ein genaues Verzeichniß der angewendeten Arbeit und Koſten, des bezogenen Nutzens und der dabey zu⸗ geſtoſſenen Zufaͤlligkeiten, koͤnte in Den Stand geſetzt werden, von dem eigentlichen Werth ſeiner Verbeſſe— rungen ein vernuͤnftiges Urtheil zu faͤllen, da ſich auch der ſcharfſinnigſte Geiſt, der ſich nur auf feine Empfitt«- dungen verläft, leicht betriegen Kan. Allein ich muß von meiner Ausſchweifumg zuruͤck⸗ kehren, feine Begriffe von den Waͤſſerungen zu befchreiz ben. Torfivaffer findet er fehr nachteilig, es verderbet den Raſen. Waſſer die viele Tofſteine bey ſich führen find ebenfalls ſehr fchädlich, fo dag man bey der Aus; wahl des Waſſers forgfältig ſeyn muß, weil man fonft RE 2 — a eines Philoſophiſchen Bauers. 411 fonft mit dem waͤſſeren mehr Schaben als Nutzen ſchaffet. Das ſicherſte Kennzeichen eines guten Waſſers iſt, wenn in demſelbigen Brunnenkreßich, Bachbomben/ und andre fette Pſlanzen wachſen, hingegen wo in ei— nem Bach nur Binſen, Moos und Riedtgras wachſen, zeiget es ein zur Waͤſſerung ſchaͤdliches Waſſer an. Was die Leitung des Waſſers durch die Wieſen an- belangt , fo müffen Die Haupt = und Neben = Gräblein, ſo eingerichtet feyn , daß Das Waffer fich über den groͤſt⸗ möglichen Theil der Wiefen ausbreite, zu diefem End muß der Hauptgraben den Anhöhen nach geführt wer— den, daß fich die Nebengraͤblein von demfelben ab ein . wenig fenken. Die Gräblein oder Candle müffen nicht tief ſeyn, damit das Waffen leicht uͤberlauſen und fich über die ganze Wiefen ergieffen Eonne, Man muß bey. Anlegung der Gräblein infonderheit darauf fehen, daß dad Waffer einen beftändigen Fall erhalte, und über: den Raſen wegriöle, weil eö allemahl anfängt zu faulen wenn es irgendwo liegen bleibt , !den Raſen verderbt, die Wiefen fumpficht macht , und fihlechte Grasarten pflanzet. Ueberdieſes muß man die Waſſergraͤblein oͤf ters abaͤndern, Damit die Wieſen an allen Stellen ‚die. gleichen Vortheile erhalten. Ben 412 Die Wirthſchaft Ben den Wäfferumgen vermehrt er die Duͤngungs kraft, indem er die oben angeführte Erde von verfaul- tem Raſen aus Menden und grafichten Feldern in ben Waſſerleitungen mit dem Waſſer vermifcht, und mit ſolchem über die Wieſen verſchwemmen laͤſt. Eine dritte Art der Duͤngung fuͤr die Wieſen findet er in dem verfaulten Herbſtgras, er verwirft daher das abweyden deſſelbigen als ungemein nachtheilig, da neben dem Verluſt dieſer Duͤngung, das Vieh den Raſen zer: trittet und in denſelbigen ſonderlich bey feuchter Witte tung Rocher eindrudfet, in welchen fich verdorbenes Wafz fer ſammlet, welches in dem Winter gefriert und die Graswurzeln verderbet. Ein never Beweis von dem Schaden einer überfüßigen Anzahl Viehes, wodurch man eben genothigt wird, alle Arten von Fütterung zuſammenzuſuchen, und wenn auch dadurch den Guͤtern alle Nahrung entzogen wird, und die ganze Wirthfchaft nach und nach auf dieſe Weiſe zu geumde gehen muß. Neben der Verbeſſerung der Wieſen, denket er auch auf die Vermehrung derſelbigen, er beobachtet aber alle— mahl den Grundſatz, daß man nicht an die Vermeh— rung Der Güter denten falle, bis man dieſenigen, welche man bisdahin befeffen , auf den beſtmoͤglichen Grad der Bolkommendeit gebracht hat, Denn, fagt er, wen eine ee te eines Philoſophiſchen Bauers. 413 einer noch nicht im · Stend geweſen, feine Güter auf die befte Art zu bearbeiten , und den möglichen Rutzen Daraus zu ziehen , wie viel weniger wird er es bey Vermehrung feiner Güter thun Fünnen, da füch die Ars beit noch mehr vertheilt, nothwendig müffen fü mehrere Güter zuſammen nicht mehr Frucht tragen, al3 vorher we⸗ nigere gethan ; da die Fruchtbarkeit mit der ‚Arbeit in einem genauen Verhaͤltniß ſtehet. Ja man wird wahr nehmen, wenn man gleiche Arbeit auf einen verdoppel⸗ ten Umfang von Gütern wendet , die man vorber auf einen einfachen wendete, daß man aus dem verdoppelten Umfang nicht einmahl- fo viel Nutzen ziehet, ald man vorher aus dem einfachen bezogen hat, man an alfo auch zu viel Güter befisen, wie e3 oben von dem Vieh ift angemerkt worden. Wie fehr wird diefer Grundfaß durch die Erfahrung bey den großen Bautenhöfen und Pachtereyen beitätigt , da oft aus einem großen Umfang wohlgelegener Güter faum z eingefammlet wird, gegen dem ſo man in wohlbevolferten Dörfern , da die Guͤ— ter vertheilt find, aus einem gleichen Umfang beziehen ſiehet. Zu dem Anbau neuer Wieſen wehlt er den fruchtbar⸗ ſten Acker aus, und reiniget denſelbigen vor allem aus von den Steinen, nachher bepfluͤget er ihn, und laͤſt den 414 Die Wirthſchaft den Furchen nach die Steine wiederum forgfältig auf fefen, und auf die Seite werfen, alsdenn ebnet er den Acer mit der Enge, und laͤſt dabey nochmahlg die uͤbergebliebenen kleineren Steine megiwerfen , dann bes ſaͤet er denfelbigen mit Heublumen In Auswehlung des Saamens wendet er keine fonderliche Sorgfalt an, da ihn die Erfahrung gelehret , daß die Verſchieden⸗ heit der Grasarten nur von der Belchaffenheit und Fette des Bodens herruͤhre, die fehlechtefte Wieſe die faſt überall mit Moos überdeckt ift, und magere duͤrre Grasarten trägt, wird die befien Arten von Klee Her vorbringen, fo bald fie durch eine angemeffene Düngung fruchtbar geriacht wird, Eine weife Einrichtuma des gütigften Schoͤpſers, wodurch der redliche Landmann der Muͤhe enthoben wird, fich eine weitlauftige Kennt: niß der Pfanzen zuwegezubringen; ſo wie koſtbarer Aus: gaben fuͤr den Grasſaamen, der ſonſten mit großer Muͤhe muͤſte geſammlet werden. Er darf nur ſeine Pflicht in getreuer Bearbeitung feiner Wieſen ausüben, und den Himmel fuͤr das uͤbrige ſorgen laſſen, die nahrhafteſten und geſundeſten Pflanzen werden freywillig hervorwachſen, von allen Orten ber werden die Geſaͤ— ine edler Kraͤuter durch die Luft: zuſammengetragen, welche nur einen ihnen angemefnen Boden nöthig haben ° hervor⸗ — — eines Philoſophiſchen Bauers. 415 hervorzukeimen, da in einem folchen die ſchaͤdlichen Gewaͤchſe ihre Nahrung nicht finden, und deswegen verdorren muͤſſen. Er wuſte alfo bisher von Künftlichen Wiefen nichts, doch hörte er die erſte Nachricht davon mit großer Aufmerkfamkeit an. Die Naturforfchende Gefellfchaft übergabe ihm einige Pfund Kleefanmen von Holländis ſchem Biefenklee: Trifolium pratenfe purpureum Majus Ray. hift. 944. Man bat ihn mit demfelbigen einen Verſuch anzuftellen. Er rüftete ztı diefem End einen nahe bey feinem Haus gelegnen Acker auf die vorhee beſchriebne Weife zu, und befäete Den einten Theil mit dem Hollandifchen Kleefarmen, den andern halben Theil mit den gewohnten Heublumen, ev duͤngete beyde Stüd gleich gut , uͤbergoſſe fie fleißig mit feinem gefäulten Waſſer, und gab genaue Achtung wie ſich diefe beyden Stücke in dem Nutzen gegeneinander verhielten, voriged Jahr Hatte er mit dem Hollandifchen Klee im Kleinen verfchiedene Proben angeſtellet, da er die einten Stellen düngete, andere, ungedunget liegen ließ, dieſes lehrte ihn daß e8 auch bey diefer Pflanze wie bey unfern getvohns ten Grasarten viel auf die Duͤngung ankam. Nun wollte er verſuchen, ob bey gleicher Arbeit und Duͤngung dieſe Grasart vor den gewohnten einen wuͤrklichen Vor— zug J dis, Die Wirthſchaft zug, hätte, bisher koute er es nicht ſinden, das nes fammlete Futter war and beyden Stuͤcken an der Menge’ gleich. Ich winfchte, daft von unvpartheyiſchen Land: wirthen, Die Berfuche mit andern fremden Gradarten, welche man fd fehr anpreift, dem Heilisheu und Luzerne, auf gleiche Weiſe angeflelt würden, damit man ihren Bortheil gegen den gewohnten Wiefen richtig berechnen koͤnte, ich habe ſchon von verfchiedenen Einſichtsvollen Liebhabern der Landwirthſchaft achort , daß ihre Ver— ſuche nicht den erwuͤnſchten Erfolg gehabt, und daß fie ſich beſſer befinden ihre Wieſen nach gewohnter Art wohl au pflegen, als neue Grasarten einzufuͤhren, da siberdiefes das Vieh von dem fetten Kleefutter fich leicht überfülle , und der Gefahr hikiger Krankheiten ausge: ſetzt werde, Er machte mich auf, einen befondern Umftand auf merkſam, der die Wiefen völfig zu grund richten Kan, wenn nämlich der Wegebreit allzuſehr überhand nimmt, welcher mit feinen breiten Blättern den Boden verdeckt, und das aufkeimen anderer Grasarten verhindert , er zeigte mir eine Wieſe, die fait völlig mit den % dieſer Pflanze verkleiftert war , und die dadurch vollig unfruchtbar geworden , er wuſte anch in diefem Fall fein andres Hilfsmittel vorzufchlagen, als die Wieſe umzu⸗ | | J eines Philofophifchen Bauers. 417 umzupflügen , und wenn fie einige Fahre Getrend ge tragen , wieder von neuem nach oben befchriebener Weiſe anzublümen. Wir wollen nun die Beftellung der Kornfelder dieſes vernünftigen Bouers betrachten. Die gemeinen Aecker find nach der allgemeinen Gewohnheit in drey unters- fehiedne Felder oder Zelgen abgetheilt, in jeder Zeige bat Kleiniogg 15. Jucharten. Die erfte Zelge ift dem Korn oder Weiten beftiimmt , zur Düngung giebt er jeder Juchart 6, Fuder Mift , die Auſſaat an Korn oder Spelt, deifen er fich mehrtheild bedienet, beſtehet in zeben Viertel Fäfen; gemeinlich erndet er auf einer Suchart hundert Korngarben auch noch mehr ein, dat; aus er. ungefehr 6. Saͤcke Faͤſen ausbrefchet, den Sad zu 10, Vierteln gerechnet. Der ganze Nuten einer Juchart, brfiehet demnach, aus 3. Malter und 12. Vier tel Fafen, und 30. Bund Stroh, In die zweyte Zeige foet er Roggen , Bohnen , Erbien oder Haber, zur Auſſaat braucht er 33 Viertel, und besichet davon ger Bea so, Garben , welches in mittlerem Verhaͤltniß 5, Mitt, Getreyde und 40, Bund Stroh ausmacht. —— dritte Zelge ruhet, und wird zu dem Kornbau wieder mugeruͤſtet, dieſe wird das Brachfeld genennt. 38 feinen eingefchloßnen Feldern hingegen fäet er alle D» Jahr 418 Die Wirthſchaft Fahr eine Getreydart an, fie muͤſſen aber zu dieſem End in 3. Jahren zweymahl geduͤnget werden. Er wendet daher auch ſeinen meiſten Fleiß auf dieſe Stuͤck Guͤter. Das Pfluͤgen einer Juchart Acker iſt eine voͤllige Tagsarbeit fuͤr 2. Männer und 4. Ochſen. Die erſte Zelge wird nach der allgemeinen Gewohn⸗ heit dreymahl gepflüget , das erſtemahl im Frühling vor dem Maymonath , das ziventemahl foaleich nach der Heuerndte, das drittemahl nach der Getrenderndte, Die ziweyte Zelge pflüget er, wenn es immer die übri- gen Feldarbeiten zulaffen; zweymahl, das erſtemahl ge— kade nach der Erndte, Diefes wird das Gtreuchen genennt , das zweytemahl gerade vor dem befaen des Feldes. Ben dem Pfluͤgen fiehet er ald die wichtigfte Anmerkung an, daß man leichtes Feld nicht tief pflüge, hingegen fehweres lettichtes Feld erheifehet tiefes pfluͤ— gen , damit die Wurzeln durch den locker gemachten Boden durchdringen, im erſten Fall aber fie genugfame Feſtigkeit erhalten. Je länger das gepflügte Feld vor dem faen liegen bleibt , deſto leichter Fan das Korn auffeimen, Der Roggen hingegen gebet beſſer auf, wenn man ihn in das frifch gepflügete Feld Cin Die neuen Aaren) ſaͤcet. Für den Rogaen ift der Teichte Boden ‚eines Philofophifchen Bauers. 419 Boden bequemer, bingegen kommt das Korn in felte- rem beifer fort. Den wichtigften Vortheil in Anfehung der Frucht barkeit, bemerkt er in öfterer Abanderung der Getrends arten, er nimmt daher mit der heftigften Begierde an, wenn man ihm von neuen Getrendarten Nachricht giebt, Er ift von der Wichtigkeit dieſes Vortheils fo feft über: zeugt, daß er in Anfehung der Fruchtbarkeit einen Un— terfcheid bemerkt haben will, wenn er dad Korn zur Auſſaat auch nur aus einem 2, Meilen von feinen Dorf entfernten Ort einkaufet. Eine Beobachtung , welche. einer fortgefeßten Unterfuchung ımd Aufmerkfams feit eines Naturforſchers hoͤchſt würdig iſt. Bey feinen Kornfeldern bringt er eine andere Art von Düngung an, deren Würkung ich mit Verwunde— kung betrachtet, da er mir nicht Tange vor der Erndte ein eingefchloffened Feld gezeiget hat, in welchen wegen Mangel der Zeit und arbeitender- Hände 3 diefen Vor— theil ermangeln müffen , mein in dergleichen Beobach: tungen ungewohntes Auge fahe einen fehr merklichen Unterfchied, dem er Jſchaͤtzte. Diefe Düngungsart be; fichet in der Vermiſchung des Gries mit der Ackererde, welche bier. in einer leichten röthlichten Haßelerde beſtehet. Dd 2 Dieſer 420 Die Wirthſchaft Diefer. Gries beftehet aus einem mergelichten Kies, der an der Farbe blaulicht ausfichet , er grabt demſel⸗ bigen an dürren unfruchtbaren Hügeln nach, wo ex ſich oft auf der. Oberfläche, oder doch nur wenige Schuhe unter dem Boden finden laͤſt. Wenn er die- fen. Kied ausgrabt , wirft er die groberen Kiefel auf die Seite , den veineren Kied aber führt er auf feine leichten Aecker, und breitet fie über diefelbigen vor dem - Blügen, wie fonft den Mift aus. Diefer Arbeit wied- met er die Tage ded Winters, die von den. meiften Bauern im Müfiggang oder wenig bedeutenden Haus: arbeiten verfchliffen werden. Er bat darbey den Bor: theil, dag feinen Ochfen durch die Schlittbahn die Are beit im verführen des Kiefes ungemein erleichtert wird. Er bezeugte daher letztern Winter eine ungemeine Freite de, da ihm die trockne Kälte eine Ianganhaltende gute Schlittbahn Hoffen lief. Die Würkung diefes Kiefes hat mit der Würkung des Mergels eine große Achne lichkeit, oder ift dem mit dem Kies vermifchten Mer: gel einig zugufchreiben, er entdecket den Grund derſel⸗ bigen in einer Erwärmung der Erde, und der Aus: rottung des geilen Graswuchſes, infonderheit der Klaffen (Rhinanthus Crifta galli Linn.) welche den Roggenfels dern wo fie überhand nehmen ſo ſchaͤdlich find, Daß fie an vielen Orten die Roggenerndte faft völlig zernichten. Er eines Philofophifchen Bauers. 421 Er hat auf diefe Weife die unfruchtbarſten Aecker, in die beften Kornfelder verwandelt, Er kaufte erſt letztes Jahr einen ſolchen verachteten Acker von 3 Ju— charten um 43. fl. welchen er durch feine Arbeit und die Vermiſchung des Gried in wenig Jahren zu dem Werth von 200, fl, zu verbeffern Hoffe. Er ift auch) in feiner Hofnung ficher , da er fehon mehr als einen folch fehlechten Acker, der wegen der Entfernung völlig verabfäumt worden , auf fülche Weife dhne andere Düngung zu einem guten Kornacker gemacht hat. Eine erftaunliche Verbefferung ; welche und von der Wahrheit feines Ausfpruches überzeugt, Es feye nur der Saumfeligkeit und Ungeſchicklichkeit der Bauren zuzuſchreihen, daß man in unſerm Land nicht einen Ueberfluß am Getreyde einſammlen koͤnne. Dieſe Art von Düngung iſt nicht unbekandt, aber fie wird wegen Saumfeligkeit der Bauren, fehr wenig gebraucht , die meiften wenden zu ihrer Entfchuldigung vor, obgleich nicht zu laͤugnen, daß dieſes übergrienen im Anfang gute Dienfte leiſte, fo werde der Acker nachher wieder fo fehlecht oder noch fihlechter ald er gewefen. Dan giebt gerne zır , daß diefe Arbeit nur auf eine beſtimmte Zeit ihre Wirkung thut , nachher aber eine Erneuerung oder Abänderung der Arbeit er- | Dd 3 heiſchet/ 422 Die Wirthſchaft Heifchet , ſie Hat diefed mit allen. andern Kunftmitteln das Feld zu bauen gemein, nur durch einen fortgefek- gen Fleiß, und beftändige Treue in der Arbeit, laͤſt fich die Erde zwingen, dem Menfchen ihre Schäte zu überlaffen. Kleinjogg verläßt fich auf diefen Grumdfak, und er fande fich noch hie betrogen, vielmehr muntert ihm der gefeanete Erfolg ſeiner Arbeit auf, aus feinen gemachten Verſuchen, durch Schlüffe neue Mittel zue Berbefferung herauszubringen. Seine Arbeit mit dem Kies , Führt ihm anf die allgemeine Anmerkung , daß iede Art von Erde ein tüchtiges Mittel zur Verbeſſe— rung einer entgegengefeten Art abgeben koͤnte. Die Entdedung einer bisher unbefandten Erde, macht ihm daher das Vergnügen ; welches der Geisige bey der Entdeckung eines Schatzes empfindet, Er hat bey feinen Aeckern eine andere Berbefferung in Anfchung der Wafferfurchen vorgenommen , ex fahe daß diefe in den Fruchtfeldern , viel Fußbreit Landes unnuͤtze machen, er bemerkte ferner, daß zu beyden Sei- ten dieſer Furchen , das Getreyd mehrrheils fehlecht aus: fahe, da die Wurzeln defjeldigen von dem fich darin: nen gefammelten Waffer verdorben worden. . Diefem Uebel zu fleuren, verwandelte er feine Wafferfurchen in befchloffene Gräben Er grabt einen ız did 2 Schuhe * tiefen > eines Vhiloſophiſchen Batters. 423 tiefen Graben, und wirft auf deffen halbe Höhe große Kießlinge hinein , bedecket fülche mit Tannaͤſten, und fülfet endlich den Graben mit der ausgegrabenen Erde aus. Auf diefe Weife kan er diefe Stellen wie den Ahr gen Ader bepflügen, und das Getreyd wachſet auf diefen verdedten Graben ſo leicht auf ald an andern Stellen. Auf gleiche Weit hat er einen Acker, der neben der Strafe eine niedrigere abfenkende Lage hatte, welcher da⸗ bee bey allen Regengüffen von dem abſchieſſenden Waß fer aus der Strafe uͤberſchwemmt und verdorben wur⸗ de, zu dem beſten Hanfland verbeffert, Einen ziemlich großen Einſchluß, hat er den Küchen: gewächfen, Gartenbohnen (Phaſeolen), Käfen (Scho— tenerbfen ) , Kabbis (Hauptkohl) u. f f. gewidmet, Diefes giebt feiner Haushaltung faſt den ganzen Som: mer durch eine genugfame Nahrung. Auch hierinnen bat er fich von andern Bauern unterfchieden , welche gemeinlich , auffert dem gemeinen Kraut (Mangold ), ſehr wenig Kuͤchengewaͤchſe pflanzen , defto mehr aber ju dem Brodt und Naͤhl ihre Zuflucht nehmen muͤſſen, Aund jo den Vorrath verzehren, welcher ihnen das nö. ihige Geld , zu den Unkoſten welche die Berbefferung erfodert , zuwegebringen ſollte. Diefes Stuͤck Land Dd4 hat 424 Die Wirthſchaft hat er feinen Rindern zu beſorgen übergeben; Er ſahe Diefes als eine leichte und angemeffene Arbeit any wyr⸗ bey. fie ſich zu haͤrteren Feldarbeiten nach und nach ge⸗ woͤhnten. Endlich macht einen wichtigen Theil feiner Wikth⸗ ſchaft (das Panzer der Rüben in dem Roggenfeld, und dem Obswachs, worinnen er fich bisher don an⸗ dern nicht unterſcheidet, will ich mit Stillſchweigen vorbeygehen) Die MW anzung der Exdäpfel aus, Er Hat diefe zuerſt in feinem Dorf zu einein wichtigen Theil der Wirthfehaft eihoben , da vorher nur wenige in Gartenbetten gepflanget worden: Dieſes Gewaͤchs erhebt er wegen feines fürtveflichen Rubens in det Haus Haltung über Alle andere. Er kan von diefer Frucht aus ı, Fucharten 200. Viertel erhalten, Er braucht davon in feine Haushaltung täglich 1. Viertel , und erſparet dadurch in einer Zeit von 3. Wochen einen Mutt Brodt, und haltet daher den Werth von 20, Vierteln dem Merth von einem Mütt Brodt gleich. Nach dieſer Rechnung zichet ei aus einer Juchart, wel che Erdaͤpfel trägt, den Werth von zo; Mütten Getreh⸗ des, da er in dem beiten Kornader nicht völlia 4. Malter Korn einerndtet,. welches bey den fruchtbarſten Jahrgaͤngen auf das hoͤchſte gerechnet 6. Muͤtt Kernen aus⸗ tines Philofophifchen Bauers. 42$ Austrägt. Dieſemnach verhaltet fich der Nutzen des Erdaͤpfellandes zu dem Nutzen des beiten Kornackers wie 10: 6. Ein betraͤchtlicher Unterſchied! worzu noch kommt, daß dieſe Art von Frucht gegen den Gefahren von der abwechfeltden Witterung in dein Schoos det Erde ficher liegt, ſo dag weder Fruͤhlingskaͤlte, noch Reif, noch Hagel, welche fo oft die befte Hofnung des Landmanns zu ſchanden machen, hier keinen merkuchen Schaden thun koͤnnen. Dieſes entdeckt uns eine neue Duelle des Troſts und der Hofnung, unſer liebes Na: terland durch eine angeinefnere Einrichtung der Land: wirthſchaft, von der Abhänglichkeit unferer Nachbarn nach und nach völlig zu befreyen. Wenn dieſes Pflan⸗ Gem der Exdäpfel allgemein wird; fo kan ein Reifiger Bauer aus einem Elcinen Bezirk Landes für ſeine Haus: haltung den nöthigen Unterhalt ziehen, und aud) bey ſchlechten Jahrgaͤngen deffelbigen verſichert ſeyn, da er neben dieſem für den Markt faſt eben fo viel Getreyd einfammlen Fan, als vorher, da es groͤſtentheils in die Haushaltung verbraucht worden. In der That leuch⸗ tet diefer Nuke fo Fehr in die Augen, daß in vielen Gegenden unferd Landes, fonderlich denjenigen, die ns „ber an die Alpen graͤnzen, und daher den Gefahren des Winters mehr ausgeſetzt find , das Pflanzen der | Ddz Ett⸗ 426 Die Wirthſchaft ‚Erdäpfel allgemein zu werden angefangen hat. Man wird es deswegen nicht für überfüfig anfehen, wenn ich die Behandlung eines fo mwichtigen Theils der Land: wirthſchaft umftandfich befchreibe, Er pflüget im Herbft den hiezu ausgeivehlten Acker einmahl um , nachdem er vorher , wenn er. von ln: kraut ftark überwachfen iſt, mit Gries überführt wor— den, Im Anfang des darauf folgenden Frühlings übers ftreut ex die Juchart mit 10. Fuder Mift, und bepfluͤ— get das Land von neuem „ darauf legt er die Erdapfel je 2. bis 3. Stuͤck beyfammen in die Furchen, doch fü, dag fie immer in einer Weite von einem Schuhe von einander weg liegen, man kan bierbey die groͤßeren Erdäpfel in Stücde zerfchneiden. Die Fuchart erfordert zur Auffaat 10, Biertel, Nach Diefen werden die aus— gefaeten Erdaͤpfel mit Miſt uͤberſtreuet, und auf folche Weiſe 14. Tage lang liegen gelaffen , exit dann wird das Feld mit der Enge eben gemacht. Man erwehlt zu dieſer Arbeit eine trockne Witterung, damit das Gras deſto leichter verdorre, weil es bey dem pflanzen der Erdaͤpfel am meiſten darauf ankommt, daß das Feld von Unkraut ſo viel moͤglich rein gehalten werde, fie muͤſſen eben deswegen, ſo bald die Pflanzen einen halben Schub hoch aufgewachſen, mit Sorgfalt gegäter wer- eines Philofophifchen Bauers, 427 werden. Nach dem gäten, Üübergieft er den Acer mit verfaultem Waſſer, wenn fi) darauf das Unkraut von neuen zeigt, fo muß das gäten zum zweytenmahl und öfterd zum drittenmahl \wiederhohlt werden. Im Herbfl, ohngefehr 14. Tage, nachdem die Getreydfelder angefüet worden, wird die Frucht aus dem Boden ausachoben, Zu dieſem End fehneidet er erftlich das Kraut ganz nahe an dem Boden ab, wenn er nicht Zeit gewinnen Eönnen, es 4. Mochen friiher zu thun, welches er beifer beit det , dieſes giebt dem Viehe ein geſundes und gut ſchmeckendes Futter, Das ausheben verrichtet er mit einer eifernen Gabel, mit welcher er tief in die Erde fticht; die ausgehebten Früchte werden in Körbe geſamm⸗ {et? und aus diefen in große Kornfäcke geſchuͤttet, wor: innen fie nach Haus gebracht werden, Er verwahret fie ſodann in dem Keller, ſo ficher ald immer möglich, gez gen das gefrieren, weil die gefrornen Erdapfel bey dern aufthauen fogleich zu faulen anfangen. Man Fan fie au dieſem End auch in Gruben verwahren , welche in einem trocknen Boden ausgegraben worden , und mit Stroh und Erde decken, wie man gemeinlich mit. den Rüben zu thun pflegt. Wenn die Erdäpfel fo gut ald möglich. ausgehebt find, wird das Land bepflüget, den » Diluge nach laſſen ſich noch fehr viele zurückgebliebene auf 428 Die Wirthfchaft auffammien , fodann wird das Feld mit Noggen oder Gerfien wie fonft ein Kornacker befact, der Egge nach gefchiehet die zweyte Nachlefe nicht ohne beträchtlichen Boriheil, und doch kan nicht verhindert werden ; daß nicht noch eine große Menge zuruͤckbleibe, welche nach ber aufzufchieffen anfangen und ſorgfaͤltig müffen gegätet werden. Uebrigens lehrte Kleinjogg durch die Erfahrung daß der Roggen in dergleichen Aeckern fo gut gerathe als ‚in dem Kornfeld, Im dritten Jahr fan man wieder Erdapfel oder Korn in folche pflanzen, er wechfelt aber lieber mit den Aeckern ab , weil er dieſe Art des an— bauens zur. Berbefferung Der Meder , wegen der forge fältigen Ausrottung des Unkraut, ungemein vortheil haft befindet, zugefchiveigen, daß nach der oben aflge- » führten Anmerkung , die Abänderung in den Arten der Bilanzen , zu beiferer Fruchtbarkeit nicht wenig beytraͤgt. Von den eingeſanmleten Erdaͤpfeln laͤſt er alle Tage für feine Haushaltung ein Viertel im Waſſer weich fie den, und fihüttet Die gefottenen Aepfel bey dem Yacht: eſſen auf den Tiſch, dann ſchaͤlen fie die Hulfen ab, und effen das Fleifch mit Sal. Zuweilen laͤſt er die geſchaͤlten Hepfel zu einem Muß Kochen. Die Hilfen find ſowohl für das Hornvieh ald die Schweine eine i ſchmack⸗ “ 1 eines Philoſophiſthen Bauers. 329 ſchmackhafte Speiſe. Er verſuchte aus den Erdaͤpfeln Brodt zu backen, doch konte er es mit dieſer Frucht allein nicht zu ſtande bringen, ed gelunge ihm aber ſehr gut folche mit gewohnten Brodtteig zu vermiſchen Zu diefem End nimmt er gefchälte Erdapfel und zer drücket diefelbigen in dem Brodttrog in warmem Wal fer zu einem durchgehende gleich dicken Brey, man muß fich dabey weder Zeit noch Arbeit gereuen laffen, damit nicht die yeringften ungerdrückten Klöfer übrig blei⸗ ben. Von diefem Brey mifcht er z, oder z unter den gewohnten Brodtteig, welcher mit defto groͤßerem Fleiß durchknettet und bearbeitet werden muß. Es giebt diefes ein recht ſchmackhaftes Brod, und er em pfindet an ſich, daß eim folches, nicht weniger Nahrung und Stärke gebe, als ein gemeined Brodt. Er verfüch- te gedörrte Erdäpfel in der Mühle zu einem Mahl zer: reiben zu laffen, und hofte auf Diefe Weife aus Diefer Frucht für fich alleine Brodt zu befommen , aber der Verſuch ift ihm bisdahin nicht gelungen. Es bleiben und bey der Befchreibung der Güter, noch) die Weiden und Waldung übrige, Die Weiden find in diefer Gegend meiftens entlegene Stücke Landes, welche zwifchen den Waldungen zerfireuet liegen , ger meinlich find fie fehr fchlecht , fo daß fie dem Vieh wenig 430 - Die Wirthſchaft wenig Nahrung geben, da fie mit Johanniskraut, Terz felsmilch, Heufchel, Farnkraut u. ff. faſt ganz übers deckt find, Es ift wahrfcheinlich, daß alle dieſe Stüde rhedem mit Holz bewachfen geweſen, nachdem aber Das Holz gefchlagen worden, und man nach der ſchaͤd⸗ lichen Gewohnheit , die bey uns leider allgemein if auf diefen leeren Holsboden das Vieh zur Weide laufen gelaffen, fo find dadurch die zarten Keime junger Baus me abgefreffen und zertreten, und ſo nad) und nach dieſe Stuͤcke zu oͤden Pläten werben , welche man zit Heiden für das Vieh beſtimmte. Mit wie viel Nuten diefes gefchehe, laͤſt ſich aus den Anmerkungen fehlief fen, welche wir oben, bey Anlas feinee Sorgfalt für die Vermehrung des Miftd, angeführt haben, - Kleitte jogg brauchte anfänglich diefe Weiden wie andere Baus ern. Alle ſechs Jahr befaete er fie einmahl mit Korn, und das folgende Jahr mit Haber , die übrige Zeit liche er auf felbigen fein Vieh zur Weide. Er fahe zwar gar bald ein, daß diefe Stuͤcke weit beſſer koͤn⸗ ten genutzet werden, und daß fie ſich Durch unver⸗ droßne Arbeit in gute Getreydfelder verwandeln ließen, aber er hatte im Anfang zu wenig Huͤlfe, und fande, bey ſeinen uͤbrigen naͤher liegenden Guͤtern, ſo viel zu verbeſſern, daß er keine Zeit gewinnen konte, dieſen Weiden eines Philofophifchen Bauers. 438 Weiden zu wiedmen. Da er aber mit den Anwachs feiner Kinder Hulfe befam , fo nahm er auch diefe Verbeſſerung vor. Vor allem aus grube er rings um das ganze Stüc einen 3 bis 4 Schuhe breiten Gira ben, 2 bis 3 Schuhe tief, Die audgegrabene Erde fegte er auf die innere Seite an Haufen, To dag Be einen Wall vorfichen, an diefem Wale laͤſt er die Erde 2 Fahre lang liegen und verwittern, mit Diefer überführt er hernach die unfsuchtbarften oder tieferen Stellen der Weide, bey gar tiefen Stellen, füllet er fie zuerfi mit zufammengelefnen Kiesfteinen aus, und übers deckt fie hernach mit diefer Erde, bedient fich fodann des Gries oder Mergelskies und Mifts auf die Weife, wie bey der VBerbefferung der Aecker angeführt worden. Diefe Verbeſſerungen haben einen fo gefegneten Erfolg gehabt, daß ein Theil Diefer Weiden feine beftbeftelkten Aecker ausmacht, welche ihm alle Jahr, abgewechſelte Fruͤchte reichlich eintragen, ja er hat wuͤrklich eine ſol⸗ che Weide zu ſeinem Hanfland gemacht, wozu gemein⸗ lich die edelſten und koſtbarſten Stuͤcke Landes angewen⸗ det werden. Dieſe Aecker liebet er vor allen andern vorzüglich, weil er in felbigen völlige Freyheit zu handlen hat, da er fich hingegen auf den gemeinen’ Dorfjelgen, nach der eingeführten Gewohnheit richten muß, Bon 432 r Die Wirthſchaft / Bon diefen Weiden Tiefe er 5. Fucharten, die nacht an feine Waldung grangten , zu Gehölze liegen. Er überläft das befaen der Farht - und Tannenfaamen gänzlich der Natur, inden ihm von dem Anbau der Waldungen bisher nichts befandt worden, da bey ung leider diefe Kunft annoch ganz fremde if, Man ſiehet gemeinlich die Waldungen für Wildniffen an, die völlig der Natur überlaffen ſeyen und Teine andere Arbeit erheifchen, als das Schlagen und Spalten des Holzes, und eben daher fommt es, daß der Holzmangel bey and fo fehr überhand nimmt. Ich habe vorhin fehon bemerft, daß die Weiden in dem Dorf Wermetfchweil nur als verdorbener Holzboden anzuſehen, da das wer dende Vieh die jungen Sproffen von Bäumen zu grund gerichtet hat, Eben diefer Urſach ift zuzuſchreiben, daß man auch in den Waldungen, die an fich die befte und fruchtbarfte Lage haben, große Stellen findet , die oft mehrere Fucharten ausmachen, welche von Holz ganz leer find, Sch würde mich glücklich ſchaͤtzen, wenn ich meine Mitburger zu einem fo wichtigen Theil der Land» wirthfehaft, deſſen Verabſaͤumniß von weiten dad ganj- liche Berderben drohet, ermuntern koͤnte. Kleinjogg Hat indeſſen in feinem Gehoͤlze, in einer andern Abſicht, eine Art von Wartung eingeführt, da er Erz eines Philofophifchen Bauers. 433 er zu Vermehrung des Mifts, die Zweige von Tannen und Fichten, fb wie den Moos und abgefallenes Laub von den Bäumen fammlet, Zu diefem End reutet er forgfaltig alles linkraut in feinen Wäldern aus, ver dimnert von Zeit zu Zeit das junge Hol, und fehneis det die unterften Aeſte bis nahe an die Krone weg, welches den Wachdthum des Holzes in fehöne gerade Stämme wicht wenig befördert. Jederman verwirft zwar dieſes auffiusen der Baͤume ald dem Gehölze ſchaͤdlich, er laͤſt ſich aber dadurch nicht ivre machen , er fiehet, dag feine Tannen und Fichten bey diefer Wartung ſo gut, und oft beifer fortwachfen , als die Bäume feiner Nachs barn. Man muß zwar befennen, dag bey dem erſten Anblick fein Gehölze ſchlechter feheint, weil man zwifchen den nackten Stämmen durchfichet, allein bey näherer Unterfuchung fande ich feine Auffage begründet , ich Tonte feine einzige junge Tanne entdeefen die verdorret war, oder nur einen duͤrren Aſt zeigte, welcher eine gänzliche Verdorrung drohete, unb doch waren feine Bäume meiſtens fehr ſtark aufgeſtutzt. Er machte vor einigen Fahren einen Verſuch, wie weit er ed hierinnen wagen dürfte, er flußte in 4 Juchart alle Bäume big an 3. Gelenke, die Stämme hatten im Yurchfehnitt & bis 1. Schuh, kaum 4. Stuͤcke find darüber verdorret, Ee bie 434 Diie Wirthſchaft die uͤbrigen ſtunden zwar eine geraume Zeit im Wachs⸗ thum ſtill, nachher aber wuchſen fie wieder ſo lebhaft fort, wie andre Baͤume dieſer Art. Er nahm wahr, daß alle Fahr fich ein neuer Kranz von Aeſten erzeug- te, und fehloffe daraus, daß man alle Jahr dem unter» ften ohne Gefahr wegnehmen koͤnte, und, wenn folches viele Fahre unterlaffen worden, ohne Schaden mehrere Keihen von Aeſten fich wegfehneiden liefen. Ich weiß indeffen wohl, daß dieſes wider die gemeine Lehre von den Wachsthum der Baume ftreitet , da die Er: fahrungen der beften Naturforfcher , eines Hales, Bon⸗ nets und Duhamel eriveifen, daß die Baͤume ihre meifte Nahrung Durch die Blätter aus der Luft an fich siehen. Kleinjogg will hierinnen bey den Nadelbäumen den Un: terfchied bemerkt haben, daß das behauen der Aefte we—⸗ nigfteng viel weniger fchade als ben andern, ich muß zwar befennen, daß feine Erfahrungen noch nicht lang genug fortgefest worden , darauf einen Grundfaß zu bauen, doch finde ich die Meynungen eines folchen Mannes, der fo viele Einficht und unpartheyifche Pruͤ⸗ fung allenthalben entdeckt, der Aufmerkſamkeit und meh: rerer Unterfüchung würdig. Das ift auch gewiß, daß durch die Wurzel in dieſe Baume fehr viel Nahrung komme , die fich bey vielen und großen Aeſten durch Diefelbigen vertheilen muß, da hingegen bey dieſer War⸗ A tung eines Philofophiichen Bauers. 435 tung diefe Nahrung ganz dem Stamme zu theil wirdy und aus dieſem Grund ein gemäfigtes fiugen der Baus me würklih zum Wachsthum eine gute Hülfe leiſtet. Uebrigend muß ich noch anmerken, daß feine Gehölze auf dein Boden von jungen Sproffen der Baume ganz dicht bedeckt ſind, da hingegen andere mit Mond und Dorhen beivachfen , und nur felten eine junge Baumes pflanze auffeimet: Diefe junge Sproffen geben ihm ime mer neue Materie zum Mift, Er fiehet daher fein Ges hoͤlze als die befte Streuewiefe an, da er aus jeder Ju⸗ chart jährlich 2; Fuder zur Streue nach Haufe führet. Wenn ich die bisher befchriebne Wirthfchaft dieſes Bauers betrachte, fb werde ic) in meiner Meynung bes ſtaͤrkt, daß der Mangel genugfamer Lebensmittel nicht der natürlichen Unfruchtbarkeit unferd Landes zuzufchreis ben feye, fondern daß man den Grund davon in einer verdorbenen Wirthfchaft ſuchen mufe Ferner ziehe ich daraus den Schluß, daß auch) der druckende Schulden: laſt, die Verbefferung des Feldbaues nicht unmöglich mache Wir fehen bier einen Hof vor ung, der im | Anfang ſehr unfruchtbar geweſen, und * Natur nicht die groͤſten Vortheile erhalten Hat, welcher uͤberdieſes mit großen Schulden beladen war; zum erſtaunen verbeffert, fo daß folcher jährlich beynahe zweymahl fo viel Früchte trägt, als vorhin, Ich habe es von Nachbarn gehört; €e2 die J 436 Die Wirthſchaft die nicht die beften Freunde unfere Kleinjoggs waren, daß die Guter dieſes Hofes, zu der Zeit, da er folchen übernommen, unter die allerfchlechteften gezehlet worden, und dag er dießmahl nach den Umfang feinee Güter vor allen die befte Erndte machte, Man fahe daher anfänglich die Uebernahme dieſes Hofes ald eine große Unvorfichtigkeit an, welche diefe zwey Brüder in kurzer Zeit in das Verderben ftürzen winde , und daß ein Auffall (Bankerot) unausweichlich ſeye. Man kan auch dieſes Urtheil nicht ganz dem Neid zufchreiben , der in Ausrechnung der Wahrfcheinlichkeit, von andrer Unglück, allzuſcharfſinnig geweſen, und ich zweifle, ob nicht vie meiſten, welche die Befchaffenheit der Wirthſchaft une ferd Landes kennen, nicht ein gleiches Urtheil gefället hätten, wenn man ihnen die Frage vorgelegt hätte, ob es möglich wäre, daß eine Haushaltung , die nicht mehr ald 4. erwachſene Menfchen in fich begriffe, darneben aber noch 11. unerzogne Kinder zu ernähren hätte, bey ‚einem Hof aufrecht ftehen koͤnte, der hoͤchſtens 8000, fl. werth zu ſchaͤtzen, darbey aber sooo. fl, Capital jährlich müften verzinſet werden. Indeſſen fehen wir hier dieſe Aufgabe, durch den Fleiß und Gefchicklichkeit dieſes Mannes, glücklich aufgeloͤſt. Wir wollen diefes zur Ermunterung anderer vedlicher Hausvaͤter durch eine Rechnung Deutlich machen. Aus eines Philofophifchen Bauers. Aus 15. Jucharten Kornfeld, ſammlet er 1500. Garben ein. Aus jedem 100. drifchet er 60, Viertel Korn aus ; geben alſo 15. Fucharten an Korn 56. Mal: ter 4. Viertel, Dad Malter gilt bey uns im Mittehverth 8. fl. Diefemnach ertragen 15. Jucharten Kornfeld an Geld 450. fl. Aus 15. Zucharten Roggenfeld ſammlet er, 5. Mütt auf die Juchart gerechnet, davon einer 4. fl. am Werth, 75. Mütt, geben an Geld 300.fl. 47 Summ der ganzen Einnahm Hiervon ziehen fich ab. Der Zehend ab dem Kornfeld. 45: fl. Der Zehend ab dem Roggenfeld. 30. fl, Auffaat in dem Kornfeld. 1o, Biertel in die Juchart , giebt auf 15. Juch.9. Mltr. 6. Viert. 75. f. Auſſaat in dem Roggenfeld. 34 Viertel in die Juchart, giebt auf 15. Juch. 13. Muͤtt. 52. fl. Der jaͤhrliche Zinß von 5000, fl, 4. von 100. 200, fl, Zinf fin die gewachtete Wieſe. 44 fl. 750. fl, Für 7. Fuder Mift und 6, Faß Torfafche. 20 fl. Summ der ganzen Ausgab Bleibt alfo nach Abzug der Yusgab von der Einahme Elarer Gewinn Ee3 466. fl. 284. fl. Ueber 8 — Die Wirthſchaft Ueber dieſes bleibt zum Nutzen der Haushaltung uͤbrig, die gange Erndte aus den verbeſſerten Weiden, an Getreyde, Erdaͤpfeln, Hanf und Kuͤchengewaͤchſen, ferner das Obs aus dem Baumgarten, und der Nutzen von den Kühen ımd Schweinen an Milch, Butter und Fleifh. Hingegen fiehet man auch aus Diefer Rechnung , mie leicht ein faumfeliger und ungeſchickter Bauer bey diefem Hof hätte zu grund gehen koͤnnen, da aus fchlechten und übel gewarteten Aeckern kaum die Helfte von deu berechneten Einkünften , auch bey fruchtbaren Jahrgaͤngen erhalten wird, und ein lieder: licher Bauer in Anfehung der Yusgaben an Taglöhıren, noch weit mehr Geld in feine Haushaltung noͤthig hat, als mam diefem braven Landwirth angechnen fan. Der Gewinn ab diefen Gütern, wurde von Kleinioga immer zu mehrerer Verbefferung oder dem Ankauf neuer Guͤ⸗ ter angewendet. Er haltet darfür , daß Diefes weit vortheilhafter feye, als wenn er aus demfelbigen das Hauptgut , ſo er auf feinen Gütern zu verzinfen über „nommen, ablöfete, weil er auf diefe Weiſe von 100, fl. weit mehr Nusen ziehen Fan als die 4 fl. welche er davon am Zing erlegen muß, da hingegen Diefer Zinf den Einwohnern der Städte nicht wenig wichtig ſeye, wenn dabey das ausgelichene Hanptaut wohl verfichert bleibt. eines Philofophifchen Bauers. 439 bleibt. Seine Schulden machen ihm alſo feine andere Sorge, als daß er alle Jahr den Zinß auf die be ftimmte Zeit erlegen koͤnne, und 'er fiimet dargegen im: mer auf Mittel, bey der Vermehrung der arbeitenden Hände, da er feine Söhne bey guter Gefundheit auf wachfen und an Leibeskräften zunehmen fiebet, feinen Hof zu erweitern, und feinen Nachkommen den Anlas zu verfchaffen, durch eine gefchickte Nachahmung in unermüdeter Anbauung der Erde, fich das gleiche Glück zu verfchaffen , welches er mit völliger Zufriedenheit genieffet, Es iſt einer befondern Aufmerkfamkeit würdig , daß die Verbeſſerung dieſes Hofes mit fo wenig Händen zu fand gebracht worden, da fich in dieſer Haushaltung nur vier eriwachfene Perſonen befanden, von denen die Weiber bey der Erziehung fo vieler Kinder, viele Zeit zu Hauf zubringen muften. Diefes beweifet ung, dag man den Mangel der Fruchtbarkeit unferd Landes vergeblich dem Mangel der Einwohner zufchreibe , nicht der Mangel der Menfchen zur Arbeit, fondern die Traͤgheit und Weich- lichkeit, die bey ung täglich fich vermehren, und die un: fichere dabey aber leichtere Arbeit fin Die Fabriquen, der harten Feldarbeit vorziehen, umd die üble Anwendung des Gewinſtes, find die Quellen des immer anwachſenden Elends. Ee 4 Wir 440 Dieie Wirthſchaft Wir ſehen demnach, daß man die Verbefferung der Wirthſchaft unſers Landes, von der fittlichen Verbeſſe— kung feiner Einwohner anfangen muͤſſe, erſt dann, wenn die Luſt zur Feldarbeit bey den Bauren angefeuret wor: den, ſollte man auf Phyſicaliſche Mittel denken, den Nutzen der. Guter zu vermehren, und die eingefuͤhrten Gewohnheiten gegen neue, welche durch genaue Pruͤfung vortheilhafter gefunden worden, zu verwechſeln. Dieſes iſt die eigenſte Meynung dieſes redlichen Mannes. Ach/, ſagte er oft zu mir, ſie koͤnnen nicht glauben, wie viel Verbeſſerungen zuwegezubringen waͤren, wenn Herren und Bauren zu dem allgemeinen Beſten einander recht helfen wollten, wenn die Bauren mit anhaltendem Fleiß und vernünftiger Einſicht das Erdreich bearbeiteten, um: fer Land wide für feine Einwohner überflüßige Früchte tragen , aber es fehlt Teider an diefen beyden Stuͤcken, Die Bauren Haben gemeinlich nicht Vernunfts genug, ihren eignen Vortheil einzufehen , deswegen folten die Herren, die keinen andern Beruf haben, als dem Beften des Landes hachzudehfen , den Bauren vorſchreiben, was fie zu thun hätten, und fie durch Dberfeitliches Anſe— hen und Strafen zur Arbeit zröingen Zu dem End jollten die Oberkeitliche Beainteten auf das Thun und Laſſen eines jeden Acht geben , und die Nachläfigen zur Ahn⸗ en eines Philofophifihen Bauers. 441 Ahndung und Züchtigung anzeigen. Hierbey koͤnten die Herren Prediger am meiſten ausrichten, wenn ſie, in ihren Predigten und Beſuchungen, die Leute beftän- dig zur Erfüllung ihrer Pflichten vermahnten, und ih nen zeigten , daß fie ihre Gottesfurcht nicht beijer an den Tag geben Konten, als Durch getrene Verwaltung ihred Berufed, und durch Gerechtigkeit gegen den Ne— benmenfchen , da man jedem giebt was ihme gehoͤrt. Diefe Herren find gemeinlich in ihren Predigten gar zu gelehrt, und geben weitläuftige Erklaͤrungen von den Terten , die der einfaltige Bauer nicht verftehet, bingegen fagen fie, nicht deutlich und einfaltig genug, wie man thun füllte Die meilten Leute glauben des— wegen, es feye mit dem Kirchenaehen, fingen und be ten alles ausgerichtet, und Ddiefes mache es gut, wenn fie durch Müfiggang, Koſtbarkeit in Kleidern , unmaͤſ— figes Eſſen und Trinken, das ihrige verthun, und dann andere zu betriegen ſuchen. Sch glaube Hingegen, es ſeye zehenmahl ſchlimmer, einen Menfchen nur um eis nen Heller zu betriegen, als eine Predigt zu verfau- men. Nur der Kan fich den Segen von GOtt verſpre— chen, der in feiner Arbeit getreu ift, und im Schweiß feines Angefichts fein Feld bauet. Ein fleigiger Bauer hat kein Fehljahr, er it immer zufiieden. Ein Müfig- Ee⸗ gaͤnger 442 Die Wirthichaft aänger Hingegen erwartet alles von dem Himmel, und fehreibt ed dem Unglüc zu, wenn ev weniger ein- ſammlet, als der fleißige. Weber diefes follten die Herz ven Landvoͤgte j die, welche den guten Erinnerungen der Predigern nicht folgen wollten , durch Strafen an Leib und Gut zur Arbeit antreiben , und zu dem End fleifig das Land durchreifen , die Beſchaffenheit der Güter mit eignen Augen kennen zu lernen, und zu flz hen, wer von den Unterthanen fleißig der Arbeit oblie- ge oder nicht , und mit diefen nach der aͤuſſerſten Schärfe verfahren , ach GOtt! wenn Diefes gefchehen würde, man würde ſehen, wie glüclich unfer Land. werden, und wie man an allen Nothwendigkeiten einen Ueberfluß bekommen würde, Er bezeugte über die Hoch— oberkeitliche Anleitung, den Viehſeuchen durch Berbeffe: rung der Weiden vorzubanen, eine ungemeine Freude, Aber , fagte er mir, jetzt follte man beftändig darauf und daran feyn, daß dieſe Ordnungen genau vollſtreckt werden, denn wenn man auf dieſes hin die Bauren machen läft, was fie wollen, und ihnen nicht den vech- ten Ernft zeigt, ſo wird es fchlimmer als vorhin, Es wäre beffer, man hätte gar Keine Geſetze gemacht, als den Bauren zu erkennen zu geben , ‚daß es mit. diefen Geſetzen fo firenge nicht gemeynt ſeye, fie machen fich — eines Philofophifchen Bauers. 443 fich eine folche Gelindigkeit gar zu leicht zu ihrem eignen und. des Landes Schaden zunuße, Ich verfeite dargegen. Eure Einfälle, lieber Klein: jogg, find fürtreflich fehon , wenn ihnen nur nicht fo piele unuͤberſteigliche Schwierigkeiten entgegenftünden,unfer Volk ift fich der Freyheit zu wohl gewohnt, daß es eine ſo genaue Einſchraͤnkung ertragen ſollte, die Aus— führung erheiſchet fo viele Arbeit, daß es den Beamte: ten unmöglich wäre, folche in ihrem ganzen Umfang in das Werk zu feen , wenn auch jederman die gleichen Einfichten und Willen Hatten, welches noch viel weni- ger zu erhalten ſcheinet. Glaubet mir , fagte er dargegen, alte dieſe Schwie— rigkeiten legen fich nach und nach von felbften, wen man die Sachen nur mit den rechten Ernft angreifet, Ein einziges Benfpiel Fan oft auf eine große Menge wirken , habt ihr noch wie gefehen „ mie eine wieder: ſpennige Heerde Schaafe, ſo leicht folget, wenn nur eines mit Gewalt über die Brugge geführt wird, wel: che fie fo fehr verabfcheueten ? Sie können auch ver: fichert feyn ; daß die Bauren es zulest dankbar erken- nen, wenn man fie mit Gewalt zu ihrem Beften füh. vet. Wenn ich fo viele Schwierigkeiten vortragen hoͤ— ve, fo glaube ich, es feye fein rechter Ernſt vorhanden, | und 444 Die Wirthſchaft und man ſcheue Die Arbeit. Man hat mir bey meiner Arbeit auch taufend Schwierigkeiten vorgeftellet , man hat meine Unternehmungen als unvernuͤnftig verlachet, ich ließ mich aber nicht abfchreden, wenn ich einmahl uͤberzeugt war; daß mein Vorhaben recht und gut feye, fo griffe ich die Arbeit mit Freuden an , und. führte fie muthig aus, und GOtt Tiefe fie mir nie mißlingen, meine Veraͤchter fahen es beſtuͤrzt, und folgten mir in vielem nach, fraget meine Nachbarn , fie werden gefte- ben müffen, daß die Sachen am Ende ganz anders berausgefommen, als fie fich im Anfang vorftelleten. Freylich ift e8 fo mit eurer Arbeit befchaffen, lieber Kleiniogg , wenn ihr was autes ausgedacht , fo gehet ihr geradenwegs darüber bin, und führet es mit euren Händen and, Bey der Herren-Hrbeit gehet es nicht fo, man muß erft andere überreden, daß ein Vorhaben an fich vecht und aut feye, che die Ausführung nur ein: mahl unternommen werden fan, und dann muͤſſen gar viele mit gleichem Eifer daran arbeiten, ehe fich etwas ausrichten laft. Verſuchet ed, verfeßte er, fo viel an euch ift, den: tet dem beften allemahl fleißig nad), und traget ed mit dem vechten Ernit und Eifer vor, und gebet bey der Ausführung ein Benfpiel ber erforderlichen Treue und Arbeit: eines Philofopbifchen Bauers. 445 Arbeitfamteit, der Segen fan unmöglich zuruͤckbleiben, immer wird etwas weniges ausgerichtet , und auch dee Eleinfte Erfolg muntert zu neuem Eifer und Nachah— mung auf, Morgen und Uebermoraen fommt immer etwas weniges hinzu, und fo machst endlich das Werk zu feiner Größe an. Ich habe meine Güter auch nicht auf einmahl verbeifern können, es verfloffen Jahre, ehe man den Nuten vermerfte, aber ich ließe darum nicht nach. Ihr befürget, anderer Benfall zu erhalten, glaus bet ihe dann nicht, daß die guten und gerechten Sa— chen nothivendig gefallen muͤſſen? es ſteckt etwas in und, das gerade ja fagt, wenn man ung die Wahrheit predigt, ſo ungerne ald man fie zuweilen hört, laſſet nur nicht nach, zuletzt fehamen fich alle, den Beyfall zu binterhalten, Aber ihr werdet durch den guten Erfolg im Eifer zue Arbeit beftändig ermuntert , jeder Schlag von eu⸗ rem Karſt, führt etwas von eurem Vorſatz aus , bey ‘der Herren = Arbeit ift oft alle Mühe völlig verlohren, wenn der befigemeynte Vorſchlag verworfen wird, Dies ſes macht die Seele Eleinmüthig , und löfchet den Ei- fer aus, man laft es endlich gehen wie es will, weil ‚doch nicht zu helfen iſt. Eben 446 Die Wirthfchaft Eben das ift nicht recht, fagte er darauf, eben da follte man feine Kräfte verdoppeln, weil man Dadurch von der Nothivendigkeit feiner Huͤlfe überzeugt wird; die Beruhigung des Gewiſſen, dasjenige getban zit haben , was man zu thun fehuldig war , ift der befte Lohn. Verlaſſet euch auf GOttes Vorſehung, eine fehlgeſchlagene gute Handlung ;, fan noch zu einer an⸗ dern Zeit gefegnete Früchte bringen, ich babe ſchon oft bey wiedriger Witterung alles verlohren gefchäßt , und doch zur Erndtezeit noch einen ziemlichen Segen einge: ſammlet. Wer fih in gerechten Unternehmungen auf GOttes Vorſehung verlaft , ift, mach des Apoſtels Aus⸗ fpruch , in der Hofnung ſelig. Man fage mir, was man will, wenn man recht mit Eifer gethan hat, was man hat thun follen, und koͤnnen, fo ift der Gegen am Ende niemahls auffen geblieben; Wie helle leuchtet hier die Wahrheit, von dem Aus— ſpruch Sockates, in die Augen, Daß man nirgends befz fer, die Gerechtigkeit, und die Kunſt zu regieren, erler⸗ nen koͤnne, als bey dem Feldbau. j Henn ich in den Gemüthern meiner Leſer, nur eis nigermaßen den Eindruck machen koͤnnen, den die wei: fen Reden dieſes Mannes , in: voller Stärke auf mich gemacht, fo werden fie begierig ſeyn, denfelben noch naͤher eines Philofophifchen Bauers. 449 näher kennen zu lernen,» und meine Bemuͤhung nicht mißbilligen , da ich ihnen nun auch das Hausweſen deifelbigen fchildern werde Es ift ſchoͤn, wenn einer in feinem Beruf fleifig arbeitet, und fein Vermoͤgen vermehrt, Aber noch fehoner ift es, und zeiget die Größe der Seele in ihrem vollen Licht , wenn ee den gefammleten Segen haushalteifch gebraucht. Unſer Socratifche Bodmer fagte oft in’ Gefellfchaft, wo; von der Berbefferung des Feldbaues und Vermehrung der Früchte, die Rede war: Dan follte die Leute lehren weniger effen , fo werde der wuͤrklich vorhandene Bor: rath zue Ernährung unferee Einwohner hinreichen. In diefein Theil der Haushaltungsktunft giebt unfer Kleine jogg ein nicht weniger lehrreiches Bild. Er übet in der Haushaltung, die Michten des Haus: vaters aus. Er ift zwar der jüngere Bruder, allein ber ältere hatte Verftands genug, Die größern Faͤhigkei⸗ ten, und Erfindimgsreichen Wit, feines jüngern Bru⸗ ders einzufehen , amd ihm die Anordnungen der Arbei—⸗ ten zu überlaffen, welche er ihm mit gleichem Fleiß ausführen Hilft. Nach dem Begriff, den fich Klein- jogg von den Pflichten ded Hausvaterd macht, würden die meiften Denfchen ihm die Ehre gerne gönnen. Nach diefem foll der Hausvater, ben allen Arbeiten, des 448 Die Wirthſchaft der erſte und der letzte ſeyn, und feine Gewalt erſtreckt ſich nicht weiter, als die übrigen Hausgenoſſen zur Nachahmung ſeines Beyſpiels anzutreiben. Wo es an dieſem fehlt , ſo iſt alle Muͤh und Arbeit verlohren, der Hausvater iſt die Wurzel, dieſe muß den Trieb geben, wenn die Wurzel verdorrt, ſo gehet der groͤſte Baum zu grund. Mit welchem Auſehen kan der Mei fter feinen Knechten befehlen , in der Arbeit umverdrof jen zu feyn, wenn er felbft nicht unverdroffen if, Mit welchem Nachdeuf kan er verordnen, was zu machen feye, wenn es der Knecht beffer verfichet. Ein folcher Meiſter wird feinen Hausgenoffen zum Gefpötte,, und wenn er feine unuͤberlegten Befehle mit Eifer vollziehen will, fo werden -folche eine unerträgliche Lafl. Hinge— gen, wenn der Meifter die befte Einficht hat, und in der Arbeit das beſte Beyfpiel giebt, ſo werben es Die Hausgenoſſen fi zur Schande rechnen , weniger zu ar⸗ beiten als der Meifter, Mein befter Fremd, erzehlte ee mie neulich , bate mich , feinem Knecht Anleitung zu geben, wie man die Verbefferung der Hecker mit dem Mergelkies behandlen müffe, er bezeugte mir darbey, daß diefer Menfch gute Einficht und Leibesſtaͤrke befise, nur fehade, daß er Alte jeilen in der Arbeit fich träge zeige, Ich nahm ihn mit eines Philofophifchen Bauers. 449 mit mir zur Arbeit: Vom frühen Morgen an bis an den foaten Abend, arbeitete er mit mir in die Wette, ich bewunderte die Stärke feiner Glieder , und feinen Fleiß. So bald ich meinen Freund ſahe, fagte ich ihm: du thuft Deinem Knecht unrecht, da du ihn der Trägheit beſchuldigſt, noch habe ich Keinen arbeitfame- ren Menfchen gefehen; er betheurte mir dargegen, daß er ihn oft, bey dem Nachfehen der Arbeit, muͤßig fiite de; Aber findeft du ihn auch müßig, wenn du neben ihm arbeitet? Das fan ich nicht fagen, verfeßte jener, - aber ich gebe ihm deswegen den Lohn, daß er die hars ten Arbeiten verrichte, und ich mich nicht allzufehr bes muͤhen müffe, es ift genug, daß ich die Arbeit anordne, und auf ihne Heißige Aufficht habe. Halteft du alfo die barte Arbeit für eine Mühe, die dich unglücklich macht? MWenigitens glaube ich, antwortete iemer, dag, wenn man das Bermögen bat, es wohl erlaubt feye, fich mehrerer Ruhe zu pflegen, und fich in Zucht und Ehr- barkeit zu vergnügen. Wenn dieſes nicht ware, fo wäre ja Fein Unterfcheid zwiſchen Reichen und Armen, und was huͤlfe der Segen, den uns GOtt durch mehreres Vermögen beſchehret. Wenn du dieſes glaubſt, ſo ver: wundre Dich nicht, wenn dein Knecht, in deiner Ab- wefenheit, muͤßig gehet ; denn es iſt natürlich, daß ein Sf jeder 450 Die Wirthſchaft jeder ſucht ſo gluͤcklich zu ſeyn, als es immer moͤglich if. Ich befinde hingegen, daß ich niemal gluͤcklicher, geſunder amd vergnuͤgter bin, als wenn ich meiner Ar: beit obliege. Und ich febe, verfegte jener, daß du im- mer die beſte Meynung haft, ich werde auch meinem Weib nicht mehr gehorchen, wenn.fie mich von der Arbeit abhalten will, unter dem Vorwand 7 daß ich ohne dieſes genug zu effen, und nicht nöthig habe, mit ſaurer Arbeit das Leben zu verkürzen. Er haltet feine Hausgenoffen , mit einer unerſchuͤt terlichen Standhaftigkeit, an, was er einmahl als recht und gut befchloffen, ihm ausführen zu helfen, und hin- gegen , was er als unnuͤtz und fehadlich anfichet , zur veriverfen, und fich deffen zu entwöhnen. Er nimmt für einen feften Grundſatz an, dag man zuerft das unnüße und fchädliche ausreuten müffe, che man an Verbeſſerungen denken doͤrfe. Go lange das Unkraut in einem Acker nicht ansgerentet wird , fo kan feine Düngung helfen, vielmehr nimmt das Unkraut überkand, und frift dem anten Saamen alles Fett und Nahrung weg , fo Fan such eine Haushaltung nicht beftehen , fo lang Müfige gang r Bracht und Verſchwendung darinnen herfchen, and wenn auch übrigens tie bemährtefien Mittel zur Verbeſſerung angewendet wuͤrden. Er rottete Daher mit dem | N Ei) u eines Philoſophiſchen Bauer. Ar dem aröften Eifer alle fehlimme Gewohnheiten aus feiner Haushaltung aus , aber hierinnen fande er an den Wiederſprüchen der Weiber viele Hinderniſſe, dieſe kon⸗ ten die ererbten Vorurtheile nicht ſo leicht fahren laß ſen, die Mißbraͤuche ſchienen ihnen durch die lange Uebung heilig. Doch uͤberwande er endlich auch dieſen Wiederſtand, der Beyfall, den er ſich bey verſchiede— nen hohen Haͤuptern unſerer Republik erwarbe, brachte ſie auf beſſere Gedanken, und num herfcht in der Haus ‚ haltung nur ein Herz umd ein Wille, So fehr werden Die Unterthanen gerührt, und zur Nachahmung ermun- tert, wenn ihre redlichften und beften mit dem ee der Obrigkeit geehret werden. Kleiniogg war der einzige Weinſchenk in feinem Dorf, feine Hauehaltung bezoge daher einen, dem Schein nach; beträchtlichen Gewinn ; aber eine nähere Unterſu— chung überzeugte denfelbigen von dem Gegentheil, ihn feyauerte vor dem Gedanke, daß feine Kinder durch das Beyſpiel der Gäfte möchten verdorben werden, da diefe beym Wein die Köftliche Zeit zur Arbeit verder— Den, ihr Geld, welches auf die Verbefferung der Wirte fehaft follte angewendet werden , unnuͤtz verſchwenden, und mit uͤbermaͤßigem trinken ihre Leibes = und Ges 2 ſchwaͤchen, daß fie zur Arbeit und Erfuͤl⸗ 5f2 lei > 452 ® Die Wirthſchaft dung ihrer Pflichten untüchtig werden. Er nahm bed nahen den feften Entfchluß , dieſem Uebel vorzubauen, amd feinem Gaft mehr Wein zu neben, als er zur Erfriſchumg des Leibes und Erhohlung der Kraͤfte, wenn er ſich bey harter Arbeit, oder anf Reifen abgemattet , noͤthig finde; denn hierzu Hielte er den ein von dem Schöpfer beſtimmt. Er fegte dieſes Maas, nach feiner eigenen Erfahrung, auf einen Schop⸗ pen (ohngefehr 1. Medicin, und am Gewicht ), und führte diefen Entfchluß mit der gröften Genaubeit aus, Allein es giengen Darüber feine meiften Gäfte, und ein großer Gewinn verlohren, die Hausmütter, von denen die einte in einem Wirthshaus erzogen war, wurden darüber ſehr erbittert, und führen ihn mit harten Wor- ten an. Sagten wir nicht immer, daß du mit deinen wunderlichen Einfällen, noch unfere ganze Haushaltung zu grund vichten werdeft ? Schon lange werden mir von jederman gehaffet, und fromme Leute prophezeyen nichts gutes, da du in allen Stücken von den Gewohnheiten unſerer frommen Alten abweicheft , jet fieheft du Die Früchte von deinem Eigenſinn, der fehönfte Segen, den wir von unferer Wirthfchaft bezogen, ift num verlohren, Heift diefes nicht den Kindern das Brodt aus dem Mund ſtehlen? Ach! Die armen Kinder werden noch zulet vor anderer eines Philsfophifchen Bauers. 453 anderer Hdufer das Brodt bettlen müffen. Faſſet euch, liebe Mütter, fagte er mit Lächeln, und überleget die Sache recht, ehe ihr mich verurtheilet ; hat es unfern Kindern bisdahin an irgend etwas gemangelt? Haben mir fie nicht mit GOttes Segen wohl ernährt , und ihnen noch immet die nöthigen Kleider anfchaffen Eon; hen? Es iſt wohl wahr, aber fie wachen immer. mehr an, und Haben defio mehr. gu ihrer Erhaltung noͤthig. Aber wachſen nicht. auch. damit ihre Leibeskraͤfte any welche fie tüchtig. machen, und in der Verbefferung der Güter zu helfen ? Tragen dieſe nicht. jet ſchon um vieles mehr. ein., als fie im Anfang eingetragen haben ? Und merket ihr nicht, daß. und nur Arbeiter mangelten; die Einkünfte noch größer zu machen? Danvieder koͤn— nen wir nicht3 eimvenden, war ihre Antwort, aber der Gewinn von dem Weinſchenken ift Doch auch nicht, . zu verachten , ein folcher Zufchuf, zur dem Nuken der Güter, kommt der Haushaltung allezeit zu gut. Aber, muß wicht immer jemand die Arbeit verfäumen., und den. Gäften abwarten , rechnet ihr diefen Verluſt an. der Feldarbeit fir nichts? Freylich, verſetzten fie, wird. an der Arbeit. etwas weniges verſaͤumt, aber: der Vor— theil uͤberſteigt den Schaden nicht wenig. Es ifb wahr, war feine Antwort, daß der Gewinn au Geld gröfer, 3 iſt 454 Die wirthſchaft iſt, als derjenige, den uns die Feldarbeit verſchaffet, aber meynet ihr, daß ein ſolcher Gewinn von GOtt geſegnet ſeyn koͤnne, Der aus anderer Schaden erwach⸗ ſet? Habet ihr noch niemahl die Weiber liederlicher Saͤufer klagen gehoͤrt, wie ungluͤcklich ſie die Schwel— gerey ihrer Maͤnner gemacht? Sehet' ihr nicht taͤglich, wie die Kinder der reichſten Vaͤter, bey den ſchoͤnſten Meyerhoͤfen zu grund geben, weil fie ſich dem Sau fen und Muͤßiggang ergeben? Glaubet ihr nicht , daß das Elend diefee Haushaltungen, zu GOtt um Rache ſchreye, über Die niederträchtigen, Wirthe, die derglei⸗ chen Hausväter verführet haben ? Man hat doch viele Wirthe gefehben , die von GOtt mit großen Reichthü- mern gefegnet worden, Aber auch viele, bey denen das Vermögen nicht auf den dritten Erben gekommen, ihre Kinder gewöhnen fich nach und nach an ein liederlis ches Leben, verlieren die Luft zur Arbeit, und indem fie gewohnt werden, bay anderer Schaden reich zu wer: den, fo werden fie betriegerifch und boshaft. Wollet ihr, daß unfere Kinder in gleiche Gefahr kommen? Soll alle unjere Mühe und Arbeit , die wir auf die Ber: beſſerung der ‚Güter gewendet haben, verlohren gehen, wenn unfere Kinder, durch das böfe Beyſpiel verderbt, fih dem Müfiggang ergeben, und in einem Tag mehr: ver⸗ eines Philofophifchen Bauers. Pr ® verthum‘, ald fie in 20 Tagen mit dieſem niederträchti- gen Gewinn erwerben können ? "Darfür behüte uns GH, war die Antivort, aber das ift feine nothwen⸗ dige Folge. Iſt es aber) verfekte er dargegen, nicht gar wahrfcheinlich, dag biefes gefchehen könne? Schet ihe nicht taͤglich, wie leicht die Kinder böfe Gewohn⸗ beiten an fich nehmen ? Das können wir nicht leugnen. Und geſetzt es gefchehe würklich „ was ihr für wahrz «feheinlich haltet , muͤſtet ihr euch nicht ſelbſt anfingen, daß ihr un dem Unglück eurer Kinder ſchuld ſeyt? Wenn ihr aber thut, was ich für gut” befunden „fo werdet ihr zwar weniger Reichtum ſammlen / aber die „Kinder werden ſich zur Arbeit wie wir gewöhnen, und ſich mit dem Segen vergnügen, den fie aus ihren Guͤ— ‚tern ziehen , und GOtt wird fie fegnen , wie er uns gefegnet hat. Mache was du willt, man muß Die ‚immer vecht laſſen, und wern man ſchon gewiß weiß, daß du unrecht haft, wenn- wir zuletzt unglücklich wer: ‚den, fo magft du es veranhvorten, Dieſes macht alle⸗ mahl den Befchluß von den Wiederſpruͤchen aus die ‚fine Standhaftigteit niemahl erſchuͤttern mögen, Er führte alſo fein vernünftiges Vorhaben aus, ader er wurde von feinen Mitburgern verlachet, und Diefe er munterten einen andern, zum Weinſchenk. Allein fie Sfa ſtuͤrzten 456 Die Wirthſchaft ftüneiten ich damit felbit in das Verderben, viele Haus: vaͤter verfpürten, wie fich ihre Söhne verfehlimmerten, und fiengen an, fich gegen Kleinjogg über die einveiffende Verſchwendung zu beklagen, die ihren Haushaltungen das gänzliche Verderben drohete. Kleinjogg entdeckte eine andere Quelle, des Verder⸗ bens der Haushaltungen, in der Gewohnheit, bey Kindtanfen, Jahrwechſel u. f. f. die Kinder zu be ſchenken. Er fagt, die Gefchenke gewöhnen die Kinder ſchon frühe, auf eine andere Weiſe als vurch Fleiß und Arbeit, Vortheil zu ſuchen, und geben einen Saa— men zum Müfiggang , welcher eine Wurzel alles Boͤſen iſt, da überdiefes dieſe Geſchenke meiftentheils in un⸗ nuͤtzen oft fehadlichen Speifen oder Spielzeug beftehen, und deönahen niemand zu aut kommen , da fie anbey Gegengeſchenke erheifchen , und alſo den Hanshaltun- gen Durch das ganze Fahr eine beträchtliche Ausgabe verurfachten. Er machte fich Daher ein Gefeke, weder von Gevattern, noch Verwandten, noch irgend jemand Geſchenke anzunehmen , and auch Feine zu geben, als wuͤrdigen Armen, Die wegen Mangel der Leibesträfte fich auſſer Stand befinden, ihr Brodt Durch Arbeit zu gewinnen. Die Allmoſen gegen unwuͤrdige, fiehet er für den geöften Schaden des Landes an, und rechnet fie 2 den x eines Philofopbifchen Bauers 457 den leichtfümigen Gebern zur Sünde. Er ſagt, fie wollen fich mur damit den Segen von dem Himmel er faufen, den fie mehrtheils in ungerechtem Gewinn ſetzen. Die Allmoſen dienen nur den Muͤßiggang zu unierfiügen, "welcher allerhand Lafter, Betriegerey, Diebſtahl ıc. nach ſich ziehet. Diefes gabe ihm die gröfte Mühe, ehe er es in völlige Uebung bringen konte. Man Elagte ihn einer Heftigfeit gegen feine unfchuldige Kinder , fo wie eines unveranhvortlichen Geige und Grauſamkeit ge gen die Armen an, Aber alles diefes Eonte ihn von feinem Entfchluß nicht zurückhalten , er führte feinen gutgefundenen Vorſatz glücklich aus. Seine Kinder haben num feine Begriffe , von der Annehmlichkeit dew Gefchente , fie find aber defto glücklicher bey dem zu: feiednen Genug des Nothwendigen zu ihrer Nahrung und Beanemlichkeit. Bey dem erſten Beſuch, den ich ihm in feinem Haus machte, wollte ich bey feinen Kin dern, mein Andenken durch Kleine Gefchenke angenehm machen, ich erfiaunte , da ich nicht die geringfle Nei- gung an ihnen fühe, folche anzunchmen, er date mich anfänglich, ich ſollte mir Feine Mühe geben , ich fahe diefes für ein gewohntes Compliment an, und wieder: hohlte mein Anerbieten, er drange darauf ernftlicher in mich, folches zu unterlaſſen, ich verfeiste dargegen, man Sfs müfte 458 Die Wirthſchaft muͤſte den Kindern auch einige Freude goͤnnen, und dieſes ſeye eine Kleinigkeit, die ich nichts zu achten haͤtte. Mir iſt nicht um euer Geld zu thun, antwor⸗ tete er mit Eifer, aber ihr macht mir meine Kinder unverſchaͤmt. Mit nicht geringerer Standhaſtigkeit, verbannete er den Unterſchied der Tage, in Anſehung des Wohlle— bens bey den Mahlzeiten, Sonn- und Feyertaͤge, Be: ſchluß der Heuerndte, Kornleſe, Kirmeſt, Kindstaufen, haben hierinnen vor andern Tagen keinen Vorzug. Es kame ihm wiederſinnig vor, an den Ruhetagen dem Leib mehr Nahrung zu geben, als an den Werktagen, da die Kraͤfte durch harte Arbeit verzehret werden, und dieſemnach eine mehrere Nahrung noͤthig ſeye. Deswegen vermehrt er die Mahlzeit, nach Beſchaffen— heit der Arbeit, Er fagte feinen Leuten voraus, daß fie am Beſchluß der Erndte nichts mehrers zu erwar— ten hätten, fie foliten aber nicht glauben, daß er diefes aus Geiß thaͤte, indem er wirklich die Koften, die darüber ergehen follten, auf die Werbefferung der Mahl zeiten, fo lange die harte Arbeit dauerte, verwenden wolle. Bey dem Tiſch trinkt er Feinen Wein , fondern. * er nimmt fein beſtimmtes Maas mit ſich auf dag "| Feld, und erquicket mit demfelbigen den Leib ‚wenn er anfangt "eines Philoſophiſchen Bauers. 459 mfangt von der Arbeit matt zu werden. Er maäftet die Schweine wie andere Bauern für die Haushal- nung , aber das Fleifch macht Fein beſonder Gericht auf feinem Tifch, alle Tage wird ein Stuͤck klein zer— fehnitten unter das Gemüß verkochet, welches dadurch nach feiner Erfahrung nährender und ftärkender wird. Je fehiverer die Speifen zu verdauen , je nahrhafter findet -er fie, eben deswegen ziehet er die Erdapfel allen andern Spuifen vor, und Roggenbrodt dem Weiten» oder Kernenbrodt. Er richtet feine Urtheile von der Nahrhaftigkeit der Speifen allenahl nach feinen Em— / pfindungen ;„ welche ihn um ſo viel weniger betriegen, weil er immer mit gleichem Fleiß arbeitet. Da empfin⸗ det er, daß er bey weichlichen Speifen weit cher er⸗ mattet, ald bey harten und unverdaulichen, Ueber alles , wendet er fine Aufmerkſamkeit, auf die Erziehung der Kinder , dieſe haltet er für feine heiligſte Dicht. Er fichet feine Kinder an als Geſchenke GOttes, denen er zur wahren Glückfeligkeit den Weg bahnen fol, und welche über ihn zum Simmel um. Rache fehreyen würden , wenn er fie auf Abwege ver— führte. Sein Grundfaß hierinnen iſt, forafältig zu verhäten, daß feine ſchlimme Begriffe, und ausſchwei⸗ fende Begierden in den zarten Gemüthern entfichen. Er | nahm 460 Die Wiethfehaft nahm wahr, daß die Kinder von dem Beyſpiel dee Alten alle. Meynungen und Sitten annehmen, und daß in den Kindern keine böfe Begierden entſtunden, wenn -fie nicht von den Alten in fie bineingebvacht wurden. Deswegen laͤſt er fie niemals aus den Augen, fie mi fen ihn fo viel möglich bey allen feinen Arbeiten beglei- ten , und nach ihren Kräften daran Theil nehmen, Er fücht jie auf dieſe Weiſe an feine angenommene Lebend- art und Sitten zu gewöhnen, und ihnen eine wahre Zufriedenheit beyzubringen, die er al3 das einzige Mit- tel zur Glückfeligkeit anfichet. Hingegen binterhaltet er fie, fo viel er immer fan, von andern Gefellichaften, Damit fie nicht die verdorbenen Sitten und Gewohnhei⸗ ten, die er mit faurer Mühe aus feiner Haushaltung verbannt, Kennen lernen, und fo darnach lüftern wer— den. Er bat fie aus diefem Grund niemals in die üf- fentliche Schule geſchickt, er beforgte, der Umgang mit ungefitteten Kindern auf der Straße und in ven Ruhe fiunden , möchte ihnen mehr fihaden , ald die Unter- weiſung im lefen und fchreiben nußen würde, Er untermiefe fie deswegen feldft, und wiedmete die- fer Befihaftigung. die Sonntäglichen Ruheſtunden. Aus eben diefem Grund gehen niemahl beyde Hausvaͤter zur Kirche, fondern es bleibt immer einer. bey den Kindern zurück, | * ⁊ —4 | } P} eines Philofophifchen Bauets. 451 zurück, fie in Ordnung zu behalten , und fb wohl in ven Gatechismus, ald auch dem lefen und fchreiben zu unterrichten. Eben deswegen laͤſt er fie zu feinen öffentlichen Luftbarkeiten, Jahrmaͤrkten, Kirchmeſſen ıc. gehen‘; damit aber ziehet er ſich viele üble Nachreden gu, man nennet ihm einen fecterifchen: Menfchen , einen harten Bater , der aus Geis feinen Kindern kein Vergnügen gonne, Du thuft unrecht, fagte ihn ein Nachbar, daß du gegen deine Kinder fo graufam biſt, und ihnen keine Freude goͤnnen magſt. Wer ſagt dir, war feine Antwort, daß ich ihnen keine Freude goͤnne? Sehen fie nicht immer fo gefimd und ſroͤlich aus ala die deinigen? Du läffeft fie ia, verfeite jener, zu keinem as gehen, wo die jungen Leute fich in Ehren unter— einander beluftigen, du verbieteft ihnen die Wirthshaͤu— fr, und neulich ließeſt Du deine Tochter nicht zur eriten Predigt gehen, damit fie nicht mit anderen, fich beym Wein und Tanzen luſtig mache, Meine Tochter, fag- te er, bezeugte Keine Luft darnach, fie fan bey Haufe lachen und froh ſeyn. Meynft du, man Eonne fich nicht . anders, ald bey unmafigen trinken und Sachen vergnügen ? Kanft du im Wirthshaus mehr als fatt eſſen? Kanſt du mehr als froh ſeyn? Dieſes eben nicht, verſetzte jener, aber ich finde Doch, dag es wohl erlaubt feye, zuweilen ein 462 Die Wirthſchaft ein uͤbriges zu thun. Man kan denn wieder deſto Hu tiger arbeiten. Ich habe doch ſchon oft geſehen, war Kleinjoggs Antwort, daß du den Tag hernach, wenn du dich im: Wirthshaus betrunken, zur Arbeit eben nicht am beſten aufgelegt wareſt, und dich über Wattigkeit und Kopfichmerzen beklagteſt, und du g& ſtundeſt ſelbſt, daß du dein unnuͤtz verſchwendetes Geld bereueſt. Ich fan es nicht leugnen, ſagte jener, ins deſſen iſt man nicht nur zur Arbeit, ſondern auch zur Freude in der Welt. Aber empfindeſt du keine Freude indem du arbeiteſt, und die geſegneten Folgen, von dei: nee Arbeit ſieheſt? Freylich macht mir diefes auch Freude. Und haft du auch fihon eine Reue empfun: den, wenn du den "ganzen Tag gearbeitet, und deinem Beruf ein Genügen geleiftet? Niemahls. Warum fir cheſt du denn nicht licher Freuden die du niemahl be reueſt, als jolche, die dich zur Arbeit untüchtig machen und oft Reue bringen? An jene ſuche ich meine Kine der. frühe zu gewöhnen, und fie dadurch glücklich zu machen, da ich verhüte, dag deine Freuden , indem fie ihnen allzugut ſchmecken möchten , fie nicht zuletzt in das Berdirben ftürgen, welches du bey vielen unglück then Haushallungen, fo wohl haft wahrnehmen kön— zun als ich, Merk⸗ eines Philofophifchen Bauers. 463. Merkwuͤrdig iſt die Art, wie er feine Kinder, Durch gereitste Ehrbegierde , zur Arbeit zu ermuntern fucht, Er laͤſt die jüngften Kinder fo lange ſie zu der Felde arbeit untüchtig find, ihr Mittaneffen auf dem. Boden, genieſſen, fo bald fie aber anfangen ,. ihmerbey dem Feldbau Hülfe zu leiſten, werben fie zu den Altern an den Tifch geſetzt. Er giebt ihnen Damit zu verfichen, daß ein Menfch , fo lange ex nicht arbeitet , und der Geſellſchaft Keinen Nusen fchaffet, noch als ein Thier anzuſehen feye, welches wohl auf die Ernahrung, aber nicht auf die Ehre eines Hausgenoſſen ein Recht hat. Uebrigens huͤtet er ſich forgfältig, ıumter den Kindern einen Unterſchied zu machen, ex liebet fie alle ‚gleich, feines Bruders Kinder. wie feine eigne; alle: weifet er mit gleichen Eifer und Standhaftigkeit auf Das gute, und nur Durch Gehorfum und gute Handlungen koͤn⸗— nen fie feine Liebkofingen gewinnen; fein Beyfall macht ihre ganze Belohnung aus, Er wird daher auc) von alten gleich gefürchtet umd geliebet. Gr gewohnt fie frühe an die gewohnten harten Epeifen, und giebt ihnen davon, ſo viel fie zu völliger Eattigung noͤthig haben, ex verhütet aber forafältig, ihre Begierde zum effen zu reitzen, indem er niemahl, nad) der fonft fo gemeinen Gewohnheit, die Belohnungen in leckerhafte Speifen ver⸗ 464 Die Wirthſchaft verwandelt. Seine Kinder haben daher für die Sei: fen eine Leidenfchaft, fie kennen kein ander Gluͤck von den eſſen, als den Humger zu fiillen , und find alfo in der Wahl der Speifen ganz gleichgültig, die gewoͤhn⸗ lichſten ſchmecken ihnen am beften. Eben deswegen kan er ohne Gefahr alle Vorrathskammern und Schraͤnke beftändig offen laſſen, er ift ficher, daß niemand, von der ganzen Haushaltung, ſolches mißbraucht, Ein gleie ches beobachtet er mit dem Schrank, darinnen er das Geld verwahrt , diefer ftehet allen erwachſenen Gliedern gleich offen, hierinnen hat niemand ein befonderes Recht, Da das ganze Vermögen allen gernein ift, ſo wird auch der Schein eines befondern Vortheild forgfältig audge: wichen, ımd Daducch verbannet er die Geldbegierde vollig aus feinem Haufe, Man fiehet dad Geld für nicht3 anders als ein Mittel an, der Haushaltung die Nothwendigkeiten anzufchaffen , und da alle Hausgenoſ⸗ fen dieſe beftändig im Ueberſtuß finden, fo entftehet auch keine Begierde, folche auffert dem Haus zu füchen. Diefes berechtigt feine Hofnumg, daß die Nachkommen, bis auf die ſpaͤten Enkel, in einer ungertrennten Haus— baltung ‚bereinigt bleiben werden, Sch babe ihn Dielen Begriff in einer Unterredung mit einem meiner erwehl⸗ teften Fremden fo ſchoͤn entwickeln gehört, dag ich mich nicht enthalten Fan, folche hier beyzuruͤcken. Dieſer eines Philoſobhiſchen Bauers; 465 Diefer Freund hat in fremden Kriegsdienften ein beftverdientes Glück gefunden , welches ihm nicht Hin: dert, fein Vaterland als ein redlicher Patriot zu lieben, Sein feiner Geſchmack, für alles was ſchoͤn und gut iſt, führt ihn, wenn er don dee Arbeit des Dienfts ‘ müde geworden , in den Schoos der Mufen , wo er - keine edle Ruhe findet; So bald er von diefem Sofras tifchen Bauer gehört, entſtunde bey ihm eine unwieder⸗ fehliche Begierde ; ihm von Perſon Kennen zu lernen, Sch erariffe den erſten Anlas, ihm dieſes edle Verqnuͤ⸗ gen zu verſchaffen; er bewunderte die auſſerordentliche Einſicht dieſes Mannes, und ſagte voll Liebe zu ihm: Lieber Kieiniogg» ich fehe, dab ihr ein fuͤrtrelicher Mann ſeyt/ und ich verſichere euch meiner aufrichtigen Liebe und Freundſchaft. Ihr habt viele Soͤhne, vertrauet mir einen von ihnen, ich werde gute Sorge fuͤr ihn tragen, und trachten demſelbigen im Dienſt ſein Gluͤck zu machen. Ich bin ihnen dafuͤr vielen Dank ſchuldig, ver- feste Kleiniogg, und ich verfichere fie; daß ich für fie, als einen recht redlichen und vernünftigen Mann , alle Hochachtung hege, aber ich Fan es, verzeihen fie mir, hicht über mein Gewiſſen bringen , eines von meinen Kindern von mie zu laſſen, che fie zu der völligen Reife des Berfiandes gekommen, — Sie find mir ‚von 69 | Hot 466 Die Wirthfehaft GOtt befchehrt worden, daß ich fie zu feier Ehre erziehe , und fie trachte glücklich zu machen , und ich will mit GOttes Hülfe am diefer Pflicht nicht treulos werben. Es iſt loͤblich, daß ihe fo denket, verfeßte mein Freund, aber trauet ihr mir denn nicht zu, daß ich eben fo gut für euer Kind forgen Eonne als ihr? Sch will in Ausübung diefer Pflicht eure Stelle ver: treten, und ich verfpreche euch alle Treue und Sorg— falt. Ich will das wohl glauben, erwiederte er , aber die Kinder find mein , und GHOtt hat mir diefe Pflicht auferlegt 5; ich kan diefe ohne Sünde nicht unterlaffen, oder einem andern auflragen. Ihre Gefchäfte würden ihnen nicht erlauben , die nöthige Aufſicht auf ihn zu baben, und wie leicht Taft fich ein junger Menfch im boͤſer Geſellſchaft verführen. - Glaubet ihr denn, daß man im Dienft feine tugendhafte und redliche Leute finde? Sch verfichere euch, man trift da fo viele Tu: gend und Gottesfurcht an, als bey irgend einer andern Lebensart. Ich zweifle daran nicht, da ich an ihnen ein fd ſchoͤnes Beyſpiel vor mir fehe , fagte Kleinjogg, aber wird mein Sohn allemahl die beften finden, fan er nicht ſo leicht in fehlimme Gefellfchaft kommen ? Ich werde diefes verhuͤten, fo viel ald möglich if, ver: fetste der großmüthige Officie. Doch Fan ich deſſen nie⸗ eines Philoſophiſchen Bauers, 467 niemahl gewiß verfichert ſeyn; da ich Hingegen zu Haus meine Kinder niemahl aus den Augen laffe, fie beglei- ten mich oder meinen Bruder immer bey der Arbeit, md an den Sonntagen vergnuͤge ich mich mit ihren mit Iefen und fingen, oder ich führe fie anf unſern Gütern herum, umd zeige ihnen die Arbeiten , und ih: ven gefegneten Erfolg, da weiß ich gewiß, daß fie nichts böfes lernen; wenn ich felbft recht Handle. Ich finde etıre Marimen bey der Kinderzucht fehr vernünf: tig; verfegte jener , aber da in eurer Haushaltung fies ben Söhne find, ſo werdet ihr fie nicht allezeit bey euch behalten Eönnen; ihr werdet ihnen auf verſchiede⸗ ne Weife ihr Glück ſuchen imüffen ; und da ift ber Kriegsdienſt nicht zu verachten, es hat fehon mancher brave Mann ein großes Glück darinn gefunden. Die: ſes fan dar wohl ſeyn, war Kleinioggs Antwort, aber ich habe Glücks aenug für alle unfere Söhne ; wenn fie fi) nur recht halten, und unverdroſſen zur Arbeit werden, der Boden der mich bisher ernährt; wird fie geliebts GOtt auch ernähren , wenn fie ihn mit Treu und Fleiß bauen, Man Fan aber auch in andern - Les bensarten fein Glück finden. Daran zweife ich keines⸗ wegs, wenn einer von Jugend auf daran gewöhnt wird/ und den Beruf recht erlernt. Meine Kinder find Gg2 bis⸗ 468 Die Wirtäfchaft bisdahin zu der Feldarbeit erzogen worden ; da mich Gott in diefen Beruf gefebt hat, fie kennen keinen an⸗ dern , und bleidt ihnen alfo Fein Wunfch übrig , als in diefem Beruf glüclich zu feyn, wenn GOtt das Werk ihrer Hände gelingen laͤſt, und ihnen den noͤthi— gen Unterhalt ſchenket. In dem Dienft würden fie eis nen. Beruf antreffen, von dem fie nichts willen , es wuͤrde fie die neue Arbeit vecht fauer ankommen , da fie bisher die Baurenarbeit mit Freuden verrichtet has ben, Gie werden fich aber bald an die neue Arbeit ‚gewöhnen , ein guter Kopf, der mit Fleiß ein Werk angreift, begreift jede Befchaftigung gar bald. Aber ‚er verlernet dann fein erſtes Handwerk, und wenn er „wieder zuruͤckkommt, fo fehlt es ihm entweder an Luft, oder an Gefchillichkeit, zu dem bat er fich an eine andere Ordnung im effen und trinken gewohnt , die fein Hauswefen in Verwirrung bringe, wenn er fich nicht wieder entwohnen kan, Einmahl mich duͤnkt daß es ſehr ſchwer ſeye, in einem Beruf ſein Gluͤck zu finden, wenn man nicht von fruͤher Jugend an dazu gewoͤhnt worden. Sie finden vielleicht, daß fie ungluͤcklich waͤ— ren, wenn fie mit meinen harten Speiſen den Leib naͤh⸗ ren müften , aber ich würde eben fo unglücklich fenn, wenn ich mich an ihre ſchmackhafteſten Seifen gewoͤh⸗ nen eines Philofophifchen Bauers. 469 nen müfte, ich würde nie fo gefund und froͤlich darbey ſeyn, als bey meiner ſchlechten Koſt, und ſo geht es auch mit der Arbeit, wenn ich den ganzen Tag mit meinen Haͤnden arbeite, ſo macht es mich geſund und friſch, wenn ich Hingegen mit dem Kopf eine anhal⸗ tende Arbeit. verrichten muͤſte, würde ich lange Weit befommen, und dabey ganz niedergefchlagen werden, die Gewohnheit macht hierinnen alles aus. Nach euer ren Gedanken twirde nur ein Beruf in der Welt feyn, wenn die Kinder immer den Beruf von ihren Vaͤ— tern erben müften. Was würde dieſes fehaden ? ver. feste er laͤchelnd, wenn alle Menſchen das Feld bauen, und fich durch die Arbeit ihrer Hände ernähren wuͤrden, fo wüfte man von feinem Betrug noch Gewaltthätig- feit, es würde allenshalben Zufriedenheit umd Ruhe: herſchen. Einmahl, ich habe noch niemand gefehen, mit dem ich mein Glück hätte vertaufchen mögen, und babe noch nie , weder Nothivendigkeit, noch Begierde empfinden, einem andern dag Seine zu rauben. Aber werden eure Söhne zuleit einander nicht im Wege ſtehen, und Fan euer Meyerhof Hinveichen , fie alle zu erhalten? Ye mehr der Boden bearbeitet wird , vers feste er, defto mehr beinget er Frucht, ich habe ſchon lange mit Ungeduld auf das Wachsthum unferee Söhne 93 gewar⸗ 470 Die Wirthſchaft gewartet, damit ich mein Gut in einen recht vollkom— menen Stand fegen koͤnne, umd wenn nichts mehr daran zu verbeffern ift, fo find noch viele verdorbene Güter übrig , die man um einen fehr geringen Preis ankaufen kan, um neue Berbefferungen vorzunehmen, Wenn nur ‚genug arbeitende Hande wären, am der Arbeit kan niemahl Fein Mangel feyn. Aber nach eu— rem Tode wird fich die Uneinigkeit unter eure Kinder einfchleichen, wenn fie die Güter vertheilen muͤſſen, und fie werden bey den Kleinen Stuͤcken, die jedem zu theil werden , ihre Lebensart , deren fie bisher gewohnt, nicht fortfeßen konnen. Eben deswegen füllen fie bie Guter nicht theilen, fondern in Friede einander helfen den Gewerb fortführen. Wie wollte das möglich feyn ? unter ſo vielen Menfchen, kan unmöglich ein gleicher Wille herfchen. Warum dad nicht ? wenn alle aus der Erfahrung wiſſen, daß fie in einer Lebensart glüc- lich und vergnügt leben koͤnnen, und daß ihnen nicht gu wuͤnſchen übrig bleibt, fie werden alle von Jugend auf der Arbeit gewohnt ſeyn, alle werden Speife und Kleidung genug haben, und weil fie nichts weiters zu wünfchen haben, fo müffen fie fich damit vergnügen. Allein kan nicht die Begierde, nach einer bequemliche- von Lebensart, nach weichlicheren Speifen, nach koſt— bareren eines Philofophifchen Bauers, 471 bareren Kleidern, in ihnen entftehen, und Uneinigfeit un⸗ ter ihnen entzunden? Wenn man gewohnt ift, bey eis ner gewiſſen Ordnung vergnügt zu feyn, ware fein Erz wiedern, fo Ean Feine Begierde nach einer andern entſtehen; eben deswegen Halte ich meine Kinder von allen Anlä- fen zurück, wo fie zum Müfiggang, oder Pracht, oder Schwelgerey Eönten verführet werden, und wenn eins mahl eine Gewohnheit durch Die Länge der Zeit erharz tet, ſo fan fie nicht mehr ausgerottet werden. ch zeige bey allen Anlafen meinen Kindern, wie die fchlim- me Gewohnbeiten in Unglück ſtuͤrzen, und wie hingegen durch Treu und Fleiß in dem Beruf, dad wahre Gluͤck gefunden werde, Geſetzt: Eure Grundfäke werden bey euren Nachkommen tiefe Wurzeln fchlagen, und fie koͤn—⸗ nen von aller Begierde nach einer weichlicheren Lebens, art frey bleiben. Sp konnen auch in ihrem Beruf Uneinigkeiten entfichen , es wird einer muͤſſen Meifter bleiben, und die andern gehorchen. Der fleifigfte und vernünftigfte wird Das Meifterrecht behalten, war Kiein- joggs Antvort, Denn wo feine böje Neigungen find, wird die Wahrheit und dag Recht auchevon den ein- fältigften erkennt werden, und diefe können nicht entfte- ben , wenn der Meifter , der eine Ordnung macht, gleich in die Sache Hineingehet , und den übrigen ein 894 gutes 472 Die Wirthſchaft gutes Beyſpiel giebt, der Meiſter hat keinen Vortheil vor den andern, nur dann, wenn er es bey dem bez fehlen bewenden laͤſt, werden die übrigen ungedultig zu folgen. Auf dieſe Weife trage ich die Hofnung zu GOtt, dag meine Nachkommen immer in Frieden und Ruhe beyfammen bleiben , und nicht noͤthig haben werden ; ihre Güter zu vertheilen, oder nach einem ans dern Beruf Tüftern zu werden. - Ihr habet ganz vecht; verfehte mein Freund, bleibet euren Grundfäßen getreu, ſo fan es nicht fehlen, die gefegneten Folgen Tonnen unmöglich zurückbleiben. GOtt wird eure Treue be; lohnen, ihr werdet Zufriedenheit, Liebe und Eintracht, noch unter euren Enkeln bluͤhen ſehen. Letztverwichenes Fahr, ward fein Bruder von der Dorſſchaft zum Schulmeiſter erwehlt, Kleinjogg ſahe dieſes als das groͤſte Gluͤck an, das ihm GOtt jemahl beſcheret hat. Er hofte nunmehr feine Grundſaͤtze all- gemeiner zu machen, und ſo die Gluͤckſeligkeit, die er bey der guten Ordnung ſeiner Haushaltung empfindet, über feine Mithurger auszubreiten,. Er fügte mir vok fer Freuden: Nun habe ich einen Gewalt in den Han den, Diefer giebt meinen Borftellungen einen großen Nachdruck, ihr glaubet nicht , wie viel der Gewalt zum Guten hilft, wenn man ihn vecht braucht, ich will um eines Philoſophiſchen Bauers, 473 num’ bey den Kindern anfangen , dad Uebel ausrenten, das Gute Fan nicht cher fortiommen , bis das Boͤſe zuerft ausgerottet it, und da kommt man am leichte: ſten bey der Jugend zurecht, ich will lieber zwoͤlf Kine der ziehen, als nen einzigen Alten, Die das fchlimme; deſſen fie fich lange gewohnt find, für wirklich gut ans fehen, und den für einen gefährlichen Neuerer halten, der die alten fchlimmen Gebräuche angreift, Bey die: ſem Vorfall überließe er mm die Unterweifung der Kin: der ganz feinem Bruder , und er befürgte defto flißi- ger die Feldarbeit. Indeſſen behielte er fich die Unter— weifung im Singen por , worzu gemeinlich die Nacht: ſtunden am Sonnabend beſtimmt ſind; denn das ſingen machte jederzeit ſein groͤſtes Vergnuͤgen aus, und er hat alle Melodeyen der Lobwaſſeriſchen Pſalmen im Ge— daͤchtniß, ſein Bruder hingegen beſitzt hierinnen weniger Geſchicklichkeit. Er fienge nun an, feinen Singeſchuͤlern das nächtliche herumfchiweifen nad) der Schule , und die Befischung des Weinhaufes zu verbieten; dieſes brachte das ganze Dorf gegen ihn auf, man drohete ihm von allen Seiten, aber er blieb unerſchrocken, und Achloſſe die ungehorſamen von der Schule aus, drohete ihnen, fie bey ihren Pfarrern zu verklagen, und wenn dieſes nicht helfen wolle, bey der Obrigkeit Beyſtand zu Br 695 ſuchen. 474 Die Wirthſchaft ſuchen. GOtt fegnete auch bier fein Unternehmen, und feine Schuͤler gehen jet, vielleicht Die einzigen im Lan- de, aus der Nachtichule file nach Hand. Nach die: ſem bewiefe er ihnen das lappifche, von den St. Niclaus⸗ und Faftnachtsbeluftigungen, und brach® damit zuwege, dag auf letzteres heiliges Weyhnachtsfeſt, der unfinnige Leem , zum erftenmahle unterblicb.e Ein merkmürdi: 908 Beyſpiel wie viel gutes durch eine unerfchütterliche Handhabung der Geſetze zumege zu bringen feyel Sei— ven Schulordnungen einen. mehreren Nachdruck zu ge: ben, nahme ex fich gerade von Anfang vor, fich mit dem fehr geringen beftimmten Lohn zu vergnügen, und von feinen Menfchen irgend ein Gefchenfe anzunehmen; Eben dadurch, fagte er, wird der Muth in Handha— dung der Ordnungen entkraͤftet: Man ſtreckt den Obern Gefchenfe dar, wenn dieſe nach folchen greifen, fo ver— letzen fie fich, und werden lahm. Er fücht feine Haushaltung ſo ımabhänglich zu ma— chen, als es immer möglich ift, er fichet daher zu, . das alle Nothwendigkeiten zur Nahrung und Kleidung auf feinen Gütern wachfen , und die Kleider von ſei— nen Hausgenoſſen verfertigt werden, Er hat zu diefem End cine feiner Töchter eben gelehrt, und erſt neulich einen Webkeller erbaut , hingegen macht ex fich aus der, eines Philofophifchen Bauers. 475 der Arbeit in die Fabriquen nicht piel, ex faat , dieſe allzubequeme Arbeit, nehme die Luft zur harten Felds arbeit, fehwäche den Leib, und fo verliere der Feldbau nach und nach feine Arbeiter, und muͤſſe endlich in voͤlligen Verfall kommen. Indeſſen verachtet er diefe Ar— beiten nicht ganz, ev fichet Die Fabriquen als einen großen Segen an, wenn man ihm recht gebraucht; fie ernaͤh— ven viele Menfchen , die entweder Feine Güter befisen, deren Anbau ihnen genugfamg Arbeit und Nahrung verſchaffen koͤnte, oder die zu der Feldarbeit, aus nas türlichem Unvermoͤgen, oder wegen Krankheit, untüch: tig ſind. Es verhaitet fich damit, nach feiner Mey: nung, wie mit den Spithaͤlern; diefe find für kranke und ſchwache Leute, als die ſchaͤtzbarſte Anordnung zu verehren, aber wenn geſunde, zur Arbeit tüchtige Leute dahin aufgenommen werden, ſo pflanzen fie nur Muͤß ſiggang, und verurfachen dem Land den gröften Scha: den, Ueberhaupt fiehet er in allen Dingen auf den Einfuß, den fie auf das Gemuͤth und die Sitten has ben , gr fiehet den gröflen Gewinn für das fehädlichfte Mebel an, wenn folcher das Gemüth verderben Kan. Aus diefem Grund verachtet er allen Vortheil von der Handlung ; das Gemüth wird dadurch allufehr für das Geld eingenommen, und nach und nach wird es nieder⸗ 476 Die Wirthfihaft niederträchtig und betriegeriſch. Bey der großen Frucht: barkeit des letzten Jahrs, fiele der Preiß der Früchte ungemein, die meiften Bauren waren darüber fehr nie- dergefchlagen , und oft machten fie boshafte und gottlofe Anmerkungen darüber, die reichen wollten ihre Früchte nicht verkaufen , und dachten auf Mittel ihren Borrath Auf theure Zeiten zu verfparen. Kleinjogg bliebe immee vergnügt, er gönnte es den armen Taglöhneen Herzlich gerne, ihre Brodt wohlfeil zu effen, und verkaufte zur gewohnten Zeit, feinen Ueberfuß an Früchten in dem. laufenden Preiß, ev fande es vortheilhafter , fein Geld fo gleich wieder an die Verbeſſerung der Güter zu wenden, ald die Feucht auf theure Zeiten zu fparen, und indeffen die Verbefferung liegen zu laſſen. Er ſpottet der verflellten Froͤmmigkeit deren, die bey jedem Gewinn , immer mit GOttes Segen prahlen, und dag GOtt Lob! beftandig im Munde führen. Ihr GOtt 5 Lob iſt ein hungriger Wunfeh nach neuem Vortheil, der mehrtheils mit anderer Schaden verbunden iſt. Das rechte GOtt Lob iſt, mit dem, was man mit Fleiß und Arbeit gewinnt, zufrieden zu ſeyn, und einem jeden das Seine zu goͤnnen. Die Kleider ſeiner Hausgenoſſen ſind reinlich, aber ohne Pracht. Er erweblt darzu den dauerhafteſten und darbey eines Philsfophifthen Bauers. 477 darbey mohlfeilften Zeug, er haltet die. Pracht in Klei— dern fuͤr eines der gröften Verderben der Haudhaltungen; und feine Leidenfchaft kommt ihm lächerlicher vor als dieſe. Wenn er in die Stadt kommt, ſo tragt er einen grauen Küttel von Zwillich , der mit eifernen Häftgen zugemacht wird, Und doch iſt dieſes cin Feyerkleid, welches er mit feinem Bruder gemein hat, und welches zu den Reifen beftimmt ift; Der erfte Grundfas in allen feinen Handlungen ift: Immer den nächften Weg zu gehen. Seine Scharf ſinnigkeit entdecket ihm denfelbigen leicht; daher herfchet in ſeinem Haus die befte Ordnung, jedes Geräthe hat in der Nähe, wo es erfodert wird, feinen Platz. Er braucht aber diefen Grundſatz nicht nur bey feiner Wirthſchaft, fendern derfelbige dient ihm auch in feiner fittlichen Handlungen zu einem Leitfaden. Er findet nichts leichter und kürzer; ald die Begriffe von dem echten und Guten, wenn nur der Wille gut if. In unſerm inneren fichet es detitlich gefchrieben, was in jedem Fall zu thun oder zu laffen feye, frage man nur ſich felbft, wenn es um eine Handlung gegen einen ane dern zu thun iſt, was man in gleichen Fall wuͤnſchen wuͤrde, daß andere gegen und thäten, und gebe man nur darauf Achtung, ob es ihm bey der Handlung um | dar 478 Die Wirthſchaft { das Her; wohl bleibe, In dem Bewuſtſeyn der Aus⸗ uͤbung ſeiner Pflichten, und der daher entſtehenden Ge— muͤthsruhe, ſetzet er feinen Begriff von der Glückfelig- keit. In den natürlichen Folgen unſerer Handlungen; entdecket er die Belohnungen und Strafen des gerechten Gottes, die Fruchtbarkeit ift die Belohnung eines fleif figen Feldbaues, fo wie die Gemüthsruhe einer guten fitlichen Handlung: Ich habe ihn noch niemahl nie: dergefchlagen gefehen ; auch wenn er mich in Krankhei— ten um Rath fragte, war er immer ruhig. Seine fen: tigen Augen lachen befländig aus feinem röthlichten ge: finden Gefichte, und entdecken einem Kenner der Ges ſichtszuge, bey dem erften Anblick, die Schoͤnheit feiner Seele Er ift fehr zur Freundſchaft geneigt, und ſchenkt . folche jederman. So ſehr er der Arbeit ergeben ift, ſo verlaͤſt er fie Doch gerne, wenn er einen Fremd dadurch gefaͤllig werden tan. Er trafe mich vor wenigen Po: heten in der Verfaffung an, meinen liebften Freund Heren Doktor und Stadt = Pınficus Zimmermann in Brugg zu befüchen , ich wuſte, daß ich Diefem edlen Menſchenfreund kein größer Vergnügen machen koͤnte/ als ihm die Schoͤnheit der menſchlichen Seele, in der Nähe von dem Stand der Natur zu zeigen; Er konte mir meine Bitte nicht verfagen, unerachtet er den fol⸗ . genden eines Philofophifchen Bauers. 479 genden Tag eine befchwerliche Rückveife vor fich fahe, die er in zehen Stunden kaum zurücklegen konte. Go fehr er alle Menfchen liebt, fo richtet fich doch feine Liebe in ihrem Grad, nach dem Eifer für die Wahrheit und das Recht, fo er in ihmen entdeckt, umd er zeigt fich in der Entdeckung derfelbigen ungemein fiharffichtig: Sein Umgang ift, auch wenn er einen Menichen das erſtemahl fiehet, von allem Zwang frey, und ſehr be redt; er drucket feine Gedanken auf eine ihm eigne ein: fältioe Art aus, Die ung überzeugt, daß fie nicht ent lehnt, fondern aus feiner eignen Kopf entwickelt feyen, und er hat oft nöthig fie durch Beyfriele oder Sinn⸗ bilder verftändlich zu machen, welche allemahl fich zu den Gedanken ganz richtig fehicken. So leicht ihm in: deſſen das reden ift, und fo gerne er redet, wenn er fiehet, daß man ihm gerne zuhoͤrt, fo leicht ift ihm dag ſchweigen, und eben fo gerne hört er zu, wenn andere reden, und zeiget durch ſchickliche Antworten, daß er init Aufinerkfamkeit zugehört habe. Nach jeder netien Wahrheit ift er fehr begierig , daher verwirft er nichts neues, che er es geprüft Hat, wenn es nicht ein offen. bares Merkmahl der Falfchheit an fich Hat, und hierin: nen unterfcheidet er ich am meiſten von den übrigen Bauern , bey denen die Borurtbeile für die ererbten Diey- 480 Die Wirthſchaft Meynungen mit dem Leben verivebt feheinen. Wenn er ; etwas gutes , oder einen neuen Vortheil entdeckt, iſt er ungeduldig , bi er folches andern mittheilen kan, und er giedt fich alsdenn alle Mühe, fie von deffen Güte zu über zeugen, amd ihre Vorurtheile zu beitveiten. dirgends iſt er vergnuͤgter, als in Geſellſchaften, wo von der Bez foͤrderung des gemeinen Beſten mit Eifer und Nach— druck geredet wird, da entdeckt er mit einer edlen Frey- muͤthigkeit feine Gedanken, und fehreibt allen Ständen mit vielem Verſtand die Pflichten vor, die ex mit Bey: foielen aus der Haushaltungskunft erläutert, Er redet bon den Fehlern frey , Doch ob ic Baͤuriſche Gtobheit; Alles dieſes bringt ihm den Beyfall aller redlichen die Einſichts genug haben, feinen Werth zu ſchaͤtzen, zus ivege, Ich habe ihn in viele Gefellfchaften geführt, die ich durch Erzehlung ſeiner Reden und Handlungen nach ſeiner Bekandtſchaft luͤſtern gemacht, und ich habe nie— mand geſehen, der nicht am Ende mit Erſtaunen feine Weisheit bewundert , und mir frey heraus geſagt, daß ich durch meine Erzehlungen nur einen £leinen Grad der Hochachtung erweckt, die in dem erften Umgang mit iyme auf das höchfte geftiegen, Ich habe Leute mit der groͤſten Hochachtung ihm erheben gehört, die im Anfang mit einem gefcharften Satyrifchen Wis ihn ange eines Philoſophiſchen Bauers. 48% angegriffen, und feine, Bewunderer mit ihm lächerlich du machen geſucht. Ich habe aus vieler Erfahrung be— finden, daß der Grad der Bewunderung Diefes Mans nes, fich nach dem Grad der Einficht und Redlichkeit verhalte. Dieſes ift die Urſache, daß verfchiedene un« ferer weifeften und beſten Standeshauptern, in dem Um gang diefes Mannes ihr geöftes Vergnügen finden, und ihn gerne anhören, wenn ev von den großen Pflichten der Regenten, vor ihnen feine Begriffe entwidelt, und ihnen das fehöne Bild ihrer eigenen großmuͤthigen Den: fensart und Handlungen zu betrachten vorleget. Diefer Beyfall macht ihm nicht. folk , er verbeffert nur feine Begriffe, an feiner natürlichen, einfältigen Aufführung, fichet man feine Veränderung Ich entdeckte ihm mein Vorhaben, feinen Character der Welt mitzutheilen , er gabe mir mit einer ungezwungnen lachelnden Miene zur Antwort: Thut es immerhin, wenn ihre glaubet, damit einen Nußen zu fchaffen; ich werde dadurch weder ſchlimmer noch beſſer werden, ob man mich lobe oder table. Indeſſen ruhet der Neid nicht, auch diefen vedlis chen Mann zu verfolgen, aber feine feinften Kunftgriffe enthalten ein wahres Lob, Ich hörte einem von feinen gröften Reidern mit Vergnügen zu. Er fehalte ihn eie nen ——— der ſich faſt zu tod arbeitete, und ſeine 56 Haus⸗⸗ 42 Die Wirthſchaft Hausgenoſſen zu gleicher Arbeit anhielte. Die Behand- fung mit dem Mergelkies habe er nicht erfunden , Die Alten Haben es auch gewuſt, aber fie Haben es nur ein⸗ mahl gethan, er fege es hingegen in feinen Aeckern alle zeit fort, und verderbe damit diefelbigen. Seine Erndte wird alſo ſchlechter ſeyn, mein Freund, als feiner Nach- barn? Das fan ich nicht fagen , fondern ich muß Des kennen , daͤß er bisdahin immer mehr als andere ge ſchnitten, obgleich er im Anfang die fchlechteften Güter Hatte, aber es kan gewiß in die Lange nicht aut hun, Habt ihr Proben davon? Nein das chen nicht, ‚aber jederntan weiß es fo gut als ich, und dieſes koͤnte noch angehen , aber mit dem behauen der Tannen verderbt er fein Gcehöße ganz und gar, Es werden ihn alfo ſchon viele Bäume verdorret feyn ? Ach Fan das nicht fagen, genug es fehadet gewiß. Woher wiffet ihr es denn fo gewiß? Jederman fügt es, wenn dem nicht alfo wäre, fo würden es andere auch fo machen. Aber fiehet man nicht , daß er das aufſtutzen der Baͤume, nur in einem gewilfen Grad, der unſchaͤdlich iſt, vornehme? Ich weiß es nicht, aber er ift fonft in al len Sachen ein befonderer Menfch, der immer vom Ar: beiten und Rechtthun vedet , und man fagt hingegen, daß er wenig bei, Aber faget mir, mein Freund, thut eines Philofophifchen Bauers, 483 thut er jemand Unrecht, oder hört man ihn viel ſchwoͤ⸗ ren und bojes reden? Nein, dies Lam ich nicht ſagen, ich muß vielmehr befennen , daß er-allemahl auf den angeſetzten Zeitpunct fein Verſprechen Hält, ich babe ihn auch nie jchwören oder bofes reden gehört, aber er redet immer vom arbeiten, und hat ganz befondere Mey- nungen, er laft feine Kinder nie in das Wirthshaus gehen, und gönnt ihnen feine Freude, fie müfen an Eonn = und Feyertagen im gleichen Kleidern wie an den Werktagen einhergehen. Er fan aber ſo⸗wohl ſchwaͤ⸗ gen, daf niemand mit ihm auskommt. Mein nächfier Freund gienge letzthin mit ihm fir den Nichter , in einem Gefihafte, darinnen er fehr über ihm erbittert war; dieſer fagte mir nachher, er wiſſe nicht, wie es gekommen fene; er habe ihm zuletzt vor dem Richter in allem vecht laſſen muͤſſen, da er doch in: feiner Seele überzeugt gewefen, und noch feye, daß er unrecht habe; er glaube, er habe ihn bezaudert, Wollte GOtt! dachte ich hierbey/ daß meine Feinde allemabl mich auf eine ſolche Weile verleumden muͤſten. Ich Hatte, die Bekandtſchaft diefes Mannes, ans fänglich nur in der Abficht geſucht, meine Begriffe von der Landwirthſchaft deutlich zu machen ich ſetzte mich weit über die Einfalt des Bauers hinauf, und wollte ba ihn 434. Die Wirthſchaft ihn unterrichten, und ihn durch Beftreitung feiner Vorurtheile tüchtig machen, der Naturforfchenden Ge: feltfehaft mit Deconomifchen Verſuchen an die Hand zu gehen; da fich Diefe borgenommen hatte, fleifige Baus zen durch Belohnungen anzufrifehen , die ausgewehlten Mittel zur Verbeſſerung des Landesy auf ihren Gütern in Uebung zu bringen. Mit. Erftaunen. fande ich ihn von allen Vorurtheilen frey, feine Mrtheilstraft fo rich⸗ tig als des gröften Weltweifen , und fein Wille und Herz völlig unter der Herrfchaft des Verftandes, Bey ihm find denken, veden und Handlen immer in der gröften Harmonie Wenn er feine Gedanken von den Pflichten jeded Standes ,» und von der allgemeinen Gluͤckſeligkeit, die daraus herfieffet, mir entdeeite , war ich. oft am Ende ganz auffer mir, ich horchte ihm mit Ehrfurcht zu, die Thranen vollten über meine Wangen ab, und ich glaubte mich in die. Gefellfchaft eines alten geiechifchen Weltweifen verſetzt. Einmahl fande er mich in einer bangen Stunde, Ich Eonte mich nicht hinter» halten, meine Klagen vor ihm auszufchütten, er ges. brauchte den Anlas mit Freuden, mich freundfchaftlich gu ſtaͤrken: Liebfter Doctor, fagte & zu mir, wenn ich einen Menſchen, unter Geſpraͤchen von unſetn Pflich⸗ ten, in Bangigkeit ſehe, ſo ſchlieſſe ich daraus, — er * FREE U 7 u A FE ET, eines Philoſophiſchen Bauers. 483 er anfangt einzuſehen, daß er bisher ſeinen Pflichten noch kein Genuͤgen gethan, und daß er die Sachen anderſt angreifen ſollte, als er bisher gethan hat; daß er dabey herzlich verlange, ſich zu beſſern. In dieſen Umſtaͤnden ſtehet er in großer Gefahr, den rechten Weg zu verfehlen; manch guter Menſch glaubte, mit ſeufzen und jammern ſeye alles ausgerichtet, er koͤnne nichts gutes thun, und die Froͤmmigkeit beſtehe nur darinnen, daß man beſtaͤndig bete und leſe. Ein ſolcher gehet fuͤr ſich und ſeine Mitburger verlohren, die Angſt nimmt beſtaͤndig zu, und fein ausgewehltes Mittel fuͤhrt ihn je mehr und mehr von dem rechten Weg ab; es iſt nicht anders, als bey denen, twelchen der Wind Sand in die Augen gewehet hat, wenn fie mit reiben ſolches berausbringen wollen, je mehr fie reiben, je mehr nimmt ber Schmerz zu, und dad Auge wird feuerroth, Ihr ſahet unfern lieben Fremd auf feinem Sterbebett, Wer der feine Einſichten, noch fein gottfeliges Leben, gaben ihm Eeinen Troft , er hatte fich von vielen Fahren her, in. dergleichen Umſtaͤnden der Schwermuth überlaffen, und wurde nach und nach fich und den Geinigen zur Laſt. Wer fich Hingegen in diefen Umſtaͤnden erinnere daß er GOtt nicht beifer diene, als durch eine. getreue Ausübung feiner Plichten , und nimmt fich im Ernſt Hh3 son, 486 Die Wirthſchaft vor, von dieſem Augenbliek an ſich zu beſſern, und greift das Werk zu gleicher Zeit an, der wird in, der Arbeit feine ganzliche Beruhigung finden , ed wird ihm um das Herz fo leicht und wohl werden, fo wohl, daß e3 nicht auszufprechen if. Ich war auch in diefen Um⸗ ftänden , ich machte es in meiner Jugend wie andere, nach und nach empfande ich, daß ich unrecht thäte, die Ange und Bangigkeiten nahmen überhand; im diefen Yinftänden Tiefe ich mich von den ſo gebeißenen Front men verführen ; ich wollte immer leſen und beten, aber es ward immer ſchlimmer; mein redliches Weib , Halfe mie auf den rechten Weg, fie fiellte mir den Verfall unſerer Haushaltung vor, und nöthiate mich zur Arbeit, Endlich machte ich die Ueberlegung, GOtt hat mich zu einem Bauer erfchaffen , und mich alfo zum Anbauen des Feldes berufen, bey dieſer Arbeit Fan ich mich und die Meinigen ernähren , und meine Kinder wiederum au dieſem Stand auferziehen. Ich nahme mir alfo vor, befiändig zu arbeiten, und einen Augenblick müßig zu gehen, und gegen alle Menfchen zu thun, was ich im gleichem Fall wünfchte, daß fie thäten, worinnen nach des Heylands Ausſpruch, das ganze Gefeg enthalten iſt. Da ward mir von einem Tag zum andern meine Bruſt erleichtert, amd wenn ich in meinen Ruheſtunden zu der heili⸗ eines Philsfophifchen Bauers. 47 heiligen Bibel zuruͤckkam, fo fande ich alles deutlich und tar, da mir vorher alles dunkel war; und mein beten erquickte mich in meinem innerften. Da fahe ich, daß Iefen und beten nichts helfe, bis man feine lichten erfüllet, aber dann geben fie dev Seele eine ungemeine Etärkung. ch verſetzte dargegen, ihr faget mir recht fehöne Sachen, und ich finde alles fehr begründet, aber lieber Kleiniogg , eure Arbeit it von ber ineinen gang verfchieden , meine beſtehet meiftend im Nachdenken, worzu die Bangigkeit mich ganz untüchtig macht , ich kan alſo in diefen Umſtaͤnden nicht arbeiten, wenn ich fchon will , zu dem werden durch befländiges nachdens fen die Nerven gefchtwacht, da die Handarbeit folche ftärket. Eure Arbeit macht das Geblüt Aüfig, und be: fördert feinen Umlauf; das nachdenken erheifchet Ruhe und Stille, dadurch wird das Geblüt dicht, und feine Bewegung langſam. Eure Arbeit vermindert alfo durch ihre Natur die Bangigfeit , da vie meinige fülche vers mehrt. Daher werde ich in diefen Umſtaͤnden gezwun— gen ,. von der Arbeit nachzulaffen ,, und in Geſellſchaft von Freunden, oder auf Spatiergängen, Ermunterung zu füchen. Dieſes ift auch Arbeit , erwiederte er, ihr fönnet in einer Geſellſchaft, von vernünftigen Freunden, unter Freuden und Scherz, das Gute fo leicht überle- 954 gen, \ 288 Die Wirthſchaft Der gen , als Hinter. dem Tifch. Ich Habe mich allemahl wohl erbaut, wenn ihr mich im dergleichen Geſellſchaf⸗ ten geführt habst , wo von allerhand Verbeſſerungen und Erfindungen in verjhiedenen Berufen, die Rede war; dieſes muntert nicht wenig zum guten auf, je eis ner fan ben, andern war lehren, das er nicht weiß, oder ihm in guten Unternehmungen anfriſchen, dieſes iſt der beſte Anlas, was ihr gutes erfunden habt, unker die Leute zu bringen. Die Spatziergaͤnge koͤnnen noch mehr nuͤtzen/ ihe koͤnnet auf ſolchen mit eiguen Augen feben, was auf dem Land vorgehet, worinnen die Bau: ren fehlen , und worinnen allgemeine Verbejferungen vorzunehmen wären. Ihr urtheilet vecht, lieber Klein- j099, fagte ich Dargegen. Ich warde eurem Rath fol- gen fo. aut ich fan , und. feinen Augenblick verfaumen, gutes zu thun, und ich. werde. für das Eünftige, nach genommenem Entſchluß ohne zaudern Hand. an dag Werk fehlagen, damit der beruhigende Gedanke in mei ner Seele ſich einwurzle, daß ich ein müßliches Mitglied der menfchlichen Gefellfchaft ſeye, das feine PM lichten getren erfülle, und ich mit Frenden , wenn es GOtt gefüllt, ein Leben verlaffen koͤnne, darinnen ich meiner Beſtimmung getreu geiwefen , und GOtt und meinen | Mebenmenfchen gedient habe, Ich kan auch verſichern, daß eines Philofophifchen Bauers. 489 daß die Erinnerungen und das Beyſpiel dieſes Menſchen, bey mir bisher nicht ohne gefagnete Wirkung geweſen. Man wird mir es daher nicht uͤbel nehmen, wenn ich die Weisheit dieſes Mannes, mit der Weisheit Socrated vergleiche. Schade! dag ihm ein Xenophon mangelt, feine Weisheit, in ihrer vollen Stärke, zu Vermehrung, der Tugend , allgemein befandt zu machen. Ich hoffe zwar, daß auch mein fehlechter Verſuch nicht ganz unnuͤtz ſeyn werde, wenn ich meinen Leſern direch meine Schilderung nur einen Theil des Vergnuͤ— gend erwecken kan, welches mich, bey Betrachtung des Urbilds, in meinen innerften gerührt hat. Männer von tiefen Einfichten werden dadurch erweckt werden , auf. die niedrigen Stände der menfhlichen Gefellfchaft, die. - Schärfe ihrer Beobachtungen zu richten. Die Kennts niß von den Eigenfchaften der menfthlichen Seele , und ihren natürlichen Kräften, würde daher ein neues Licht bekommen; die Begriffe von der Glücfeligfeit und wah— rem Größe des Menfchen , würden ſich gewiſſer beftimz men laffen , und der Streit dev heutigen Weltweifen, 9b die Cultur des Geiſts durch die Wiflenfehaften , der menfchlichen Geſellſchaſt mehr Nuten ald Schaden ge > bracht, wuͤrde fich von felbft entfcheiden. Ich din durch. dieſes Beyſpiel überzeugt worden „ daß in einem jeden 955 Stand 490 Die Wirthſchaft Stand die menſchliche Seele ihre Groͤße erreichen könne; | daß füch die groͤſten Fähigkeiten bey einem jeden zum Nuten des menjchlichen Gefchlechtd anwenden laſſen, und daß die wahre Größe des Menfchen, in einem rich⸗ tigen Verhältnig der Handlungen mit unfern Einfichten, beige. "Der Bauer, der Handiverker, der Gelehrte, der Regent, jeder findet in feinem Beruf Anlas genug, feine Seelenfräfte zu üben, und jeder ift in den Augen Gottes, der, die allgemeine Glücfeligkeit des menfchlie chen Gefchlechts , mit einem Blick überfichet, gleich fehäsbar, wenn er fein empfangene Talent in feinen Beruf wohl anwendet. Ein weifer Bauer Fan in der Stille auf die allgemeine Verbeſſerung ſo viel Einfiug haben , als der weiſeſte Geſetzgeber; fein Beyfpiel würkt unvermerkt auf feine Nachbarn, und verbeſſert nach und nach die Sitten eines Dorfs; denn wird dieſes andern zum Beyſpiel, und feine Eitten breiten fich über eine Pandfchaft aus; die daher fließende Gluͤckſeligkeit, fan fich den ſcharfen Blicken eines weifen Geſetzgebers nicht entziehen, und dieſer ziehet daher Stoff zu vers beſſerten Geſetzen, und fo wird endlich der Nutzen all gemein. : Diefe Betrachtung hat mich bewogen , dem zureden meiner Freunde nachzugeben, und dieſen Entwurf der Belt eines Philofophifchen Bauers. 491 Welt mitzutheilen, den ich-anfangs in feiner andern Mbficht - gemacht, ald meine Mitburger zur Verbeſſerumg des Feld⸗ baues zu ermuntern, und ihnen den Einzeften Meg nach diefem edlen Zweck anzuweifeni.Diefes Beyſpiel erweiſet die Möglichkeit der Verbeſſerung ummſtoͤßlich, und zeiget zugleich die Mittel zu derfelbigen an naͤm⸗ lich eine Vermehrung des Fleißes und: Eifers zur Ar— beit, und Mittheilung richtiger Begriffe von der beften - Einrichtung der Landwirthfchaft. > » Das erfie erheifcht seine fittliche DVerbefferung der Einwohner ;. das andre Phyſicaliſche Unterſuchungen. Den Fleiß und Eifer zur Arbeit kan nichts beſſer befordern, als die Ehre und der Nutzen, welche den, - felbigen zur Belohnung ausgefegt werden. Die Ehrbe. gierde iſt eine der wuͤrkſamſten Triebfedern unſerer Na⸗ tur, und wir bemerken ſolche fo allgemein bey allen Menſchen, und in allen Ständen, daß wir ben diefem Trieb eine der weifeften Abfichten des Schöpfers ent: decken, welche die Gefeisgeber als das allerbefte Muſter nachahmen follten. Die weifeften aus ihnen haben es auch zu allen Zeiten gethan, nur ift zu bedauern, daß den der Austheilung der Zeichen der Ehre, öfters nicht die nöthige Behutfamleit und Gerechtigkeit angewendet wird, da die verdorbene Welt; diefe für die Ehre ſelbſt Po 492 Die Wirthſchaft anſiehet, und ſich oft die ſchlimſten durch Liſt dieſe Zeichen erwerben; aber eben dadurch verlieren ſie nach und nach allen ihren Werth, Würden Adel und Or denszeichen / beſtaͤndig fichere. Zeugen ſeyn, für die dem Vaterland geleiftete Dienfte, fo wuͤrde jeder Anblick eis nes Edelmannd , oder eines Drdenseichen, eine jede Sede entlammen, fi gleicher Ehre durch angeſporn— ten Fleiß wuͤrdig zu machen. Wenn man hingegen fie: bet, daß. oft die feblechteften Menſchen mit den beſten gleiche Ehre genieſſen, daß dieſe Zeichen oft dem Laſter und der Wohlluſt zum Lohn gegeben werden, ſo wie ten ſie nichts, als Politiſche Kunſtgriſfe, fie bey allen feinen Laftern zu erichleichen. Im den freyen Staaten find die Ehrenfichlen Zeichen der Ehre. Selig if der Staat, und alles gerathe wohl darinnen, ein Eifer für das gemeine Befte brennt in dem Herzen eines je den Burgers, ieder firebt nach Berdienften , und prägek feinen Kindern, von früher Tugend an, den Begriff ein, daß man nur durch Fleiſt und Gefchieklichkeit Ehre und. Anfeben erlangen koͤnne/ wenn die Ehrenſtellen ſichere Belohnungen der Tugend und Verdienſten bleiben; aber unendlich iſt der Schade, wenn fie Lurch eine falſche Politik dem Muͤßiggang, der Schwelgerey, und andern Laſtern zu theil werden; da muß alles Gute zu grund y acheny eines Philofophifihen Bauers. 49}. gehen, die wichtigften Gefchafte bleiben in den Händen unwuͤrdiger Müfigganger unausgeführt liegen, die Nach⸗ eiferung zum Guten verfchwinder „und macht nieders trachtigen Kunftgrifren Platz, den ** der ah ger zu fehlen; ir ah Wenn man alſo durch die Ehre und eine ben Fleiß der Bauren reisen will; fo muß man bey ge⸗ rechter Austheiing der Zeichen alle Aufmerkfamteit ges. Brauchen: Es erheifchet demnach dieſes Mittel eine ans fehnliche Gefellfehaft von Männern, welche eine gründe liche Einficht in die Natur der Landwirthſchaft, mit einer unerſchuͤtterlichen Redlichkeit vereinigen ; und fich dadurch ein allgemeines Zutrauen erworben haben, denn derjenige muß ſelbſt für ehrwuͤrdig angefehen werden deſſen Beyfall zuin guten ermuntern fol. Ihre Einſicht ſoll aber nicht nur aus Buͤchern geſchoͤpft ſeyn, fer dern fich auf eiane Unterſuchungen gründen. Es follen alſo diefe Männer ſich zur Pflicht machen, die Befchafe fenheit des Landes genau kennen zu lernen, dieſes er⸗ fodert aber eine fehr weitläuftige Arbeit, da in unferer an fich nicht großen Landfchaft, die Landwirthfchaft ſo ſehr verfchieden iſt; die an Die Alpen gränzenden Gegen: den find zur Viehzucht bequem, und im folchen wird wenig Getreyde genflanzet , im den Hacheren Gegenden‘ des 494 Die Wirthſchaft des Greiſſenſeer⸗Kyburger⸗ und Regenſpergeramts u. ſof wird der Getreydbau ſehr ſtark betrieben; zu beyden Seiten des Zuͤrcherſees, in den Thaͤlern der Limmat, Shure, Toͤß und dem Rhein nach, macht der Rebbau den iwichtigften "Theil der Wirthſchaft aus; und auch dieſe Geſchlechte der Wirthſchaft theilen ſich wieder in verſchiedene Gattungen ab. So iſt der Rebbau an dem Zurcherſee, von dem Rebbau der Limmat nach, obgleich. dieſe beyden Gegenden nur durch die Stadt voneinan⸗ der getrennt werden, ſehr verfehieden ; beyde unterſchei⸗ den fich noch mehr von den Bauarten, Die an der Thur, der Töß, und dem Rhein, in Uebung find, Alle diefe Arten der Wirthſchaft muͤſſen indeifen einer. folchen Ger, felffchaft deutlich befandt feyn, Zu diefem Ende fol diefe von jedem Dorf fich einen umftandlichen Entwurf von der Befchaffenheit dev Wirthfchaft, der Anzahl der Ein- wohner, ihrem Vermögen an Vieh und liegenden Gütern; ſamt dem daher fieffenden Nusen, der natürlichen Lage t u. ſa f. zu handen bringen, und fich dabey nach den ges ſchickteſten und gluͤcklichſten Landwirthen erkundigen, da⸗ mit ſie von ihnen die Mittel erfahren können ; durch Die. fie ihe Vermögen vermehrt haben. Ueberdieſes fol eine felche Geſellſchaft don Zeit zu Zeit Deconomifche Reiſen vornehmen, ihre Begriffe durch eignen Augenſchein hel⸗ N ler eines Philoſophiſchen Bauers. 495 fer zu machen. Auf ſolche Weiſe kan fie endlich kuͤchtig werden, durch den Beyfall und Belohnungen, Die fie den beften Landwirthen ſchenket, die Einwohner unfers Landes zu einer allgemeinen Berbefferung anzufrifchen Zu diefem follte fie noch unter ihrer Aufſicht, Die neuen Erfindimgen, anfänglich in Gärten, und wenn fie da gelingen, im freyen Felde prüfen. laffeny und über dee ren Erfolg eine genaue Rechnung ziehen, Damit fie mit Ueberzeugung dergleichen neue Erfindungen als Verbeſſe— rungen andeingen, und zu. glücklicher Ausführung une fändliche Anleitung geben koͤnne. Wenn fich dieſe Gefellfehaft folchergeftalt zu eis nem ſo wichtigen Werk tüchtig gemacht, fo folte fie alle Jahr einige Dorfichaften beſonders unterfischen, und auf einen beſtimmten Tag die beſten Bauren vor fic) fommen laffen , und mit ruͤhrenden Ausdruͤcken ihren Beyfall zu erkennen geben, ſie als wahre Gutthaͤter des Vaterlands andern zum Beyſpiel vorſtellen, und ih— nen zum Zeichen des Beyfalls, die ausgeſetzten Beloh— nungen mittheilen. Ich wuͤrde hierzu ein beſonderes Schauſtuͤck auswehlen, auf deſſen einten Seite ein Ehrenmahl gepraͤget waͤre, welches in erhoͤheter Arbeit einem Bauer hinter dem Pflug vorſtellte, der von enem Genius mit einem Kram von verſchiedenen zuſam⸗ 496 Die Wirthſchaft eines Philoſophiſchen ıc. zuſammengeſchlungenen Feldfrüchten gekrönt winde, mit der Innſchrift: Dem beiten Bauer. Von dergleichen Belohnungen ift ein mehrerer Einfluß in Die allgemeine Ver⸗ befferung zu erwarten, ald von der gewohnten Art, da man den beften Schriften über einen wichtigen Stoff ei nen Preis beſtimmet, da nach unferer Art die Ausfüh- rung felbft unmittelbar erhalten wird, welche oft bey den. beften Vorfchlägen noch ſehr weit entfernt iſt. Hierinnen, ſtimmen die Gedanken des unfterblichent Kenophons im Hiero mit meiner Meynung überein * Eine der allernuͤtzlichſten Befchaftigungen , die man aber durch Nacheiferung gar nicht aufzumuntern pegt , der Feldbau würde ſehr gewinnen, wenn man von Dorfichaft zu Dorfichaft, Breife für die jenigen auffelste , welche das Land am beften bauen, Dadurch wuͤrden auf mannigfaltige Weiſe, beydes, das beſondere Intereſſe der Burger, und die Einkuͤnfte des Staats, vermehrt werden; und, was noch wichtiger iſt, bey mehrerer Entfernung von Muͤßiggang, wuͤrde auch mehr Tugend ſeyn. Wenigſtens haben ars beitfame Leute immer weniger Hang zum Bofen; Vor⸗ ⸗ Vorſchlag einiger durch die Erfahrung bewaͤhrter Hilfsmittel gegen den Brand im Korm . von Dans Heinrih Schultheß, zur Limmatburg, Qunttier - Hauptmann, j Der Geſellſchaft vorgelefen den 26. Jenner 1761, EDIT — 7 3 °D. 806 Brand in dem Korn if wie betannt ro eine der größeften Landplagen , die in binfällt, und das wenige das man etwan noch ein fammeln kan nicht von der beften Qualität, und auch der Geſundheit des Menſchen nicht fo zuträglich if. Es betriſt dieſe Plage vornehmlich den Weizen, fe daß er desnahen in unferem Land fehr wenig gepflanzt wird , ob er gleich fünften die ebelfte und erträglichfie von allen Winter - Feldfrüchten iſt. Man ift alfo billig beforgt , gegen diefe Krankheit de Getreydes Eräftige Gegenmittel ausfindig zu machen , ich will mich allein bey diefen Mitteln aufhalten, ohne etwas von * Kenn · zeichen des Brandes und den Urſachen deſſelben anzu führen ; jene koͤnnen niemand unbekannt ſeyn; dieſe aber I . kurzer Zeit fo großen Schaden antiche tet, daß auf einmahl die Hofnung einer reichen Erndte _ | | Vorſchlag bewährter Hilfsmittel gegen 1c. 499 find von verfchiedener Art, und man hat noch eine Reihe von Beobachtungen nöthig, «he man mit Ges wißheit hiervon etwas Tagen kam. Die Hilfsmittel gegen den Brand find verfchieden ; wenn dev Brand in der Frucht fchon anheſetzt hat, fo weiß man bisdahin feine Gegenmittel den weiteren Fort gang des Uebels aufjuhalten ; es kommt alfe allein auf ‚eine. gefehickte Zubereitung des Saamens an, che er in ‚die, Erde ausgeftreuet wird: Diefes fol man fich über: baupt zu einer Regel dienen laſſen, daß man keinen Saamen zum ſaͤen gebrauche, der wirklich angeſteckt und brandicht iſt: Man gewahret auch daß es ſehr dienlich it, wenn man den Saamen aus. benachbarten oder entfernten Gegenden kommen laßt, und ihn Dem jenigen der auf dem Erdreich felbft, dad. man anzuſaͤen ‚gedenfet; gewachſen iſt, vorziehet; man ſaͤet alfo den So men der an bergichten Gegenden gewachſen iſt in die Thaler an; und umgekehrt den Saamen aus det Shötern auf die Bergaͤcker. Diie kuͤnſtliche Zubereitungen des Saamens find fols J. Man nimmt zu dein Weitzen den man anſäͤen ol dm ı s Oder z Aſchen aus einem Ziegel » oder Kalt- * Ji⸗ oſen 500 Vorfihlag bewährter Hilfsmittel ofen , oder wo man diefe nicht haben Fan, nimmt man fo viel ungelöfchten Kalk, den man zu Pulver zerſloßt. Diefe Afche oder Kalkpulber wied mit dem Weißen in ein hoͤlzernes Geſchirr geihan , wohl untereinander ges mifcht , auch mit dieſem umruͤhren acht bis zehen Tage lang, alle ander Tag, fortgefahren ; Darauf wird Der Saame zugleich mit der Afche oder Kalkſtaub ausges ſtreuet. Weilen aber diefer Staub fehr feharf und beif end iſt, und dem Saͤemann in die Augen und Nafen ſſiegt, daß es faſt nicht auszuftehen ift, fo thut man wohl, wenn der Staub abgefünderet , und der Saas men durch ein Staubjieb geworfen wird. Diefed Mit tel halten verfihiedene Landleute geheim; es ift aber in unſerem werthen Vaterland fehon bey dreißig und mehr Fahren hin und wieder fo viel mir in willen mit un teüglichen Erfolg gebraucht worden , und zwar nicht te von den vornehmſten und gefiffenften Lundwirth- ſchaflern, ſondern auch von dem gemeinen Land = und Bauersmann: Ich meinerfeits habe dieſes Mittel fchon inigemahl mit erwuͤnſchtem Erfolg bey der Weitzenſaat angebracht; es ware mir auch ein Edelmann, ein grofs fer Kenner und Liebhaber der Landwirthſchaft befannt, der viele Fahre nacheinander, diefen Ofenſtanb mit dem befien Nutzen gebraucht bat; nach feinem Abfierben Hat 2 kin. | gegen den Brand im Korn. s01 fein würdiger Nachfolger dem Lehenmann ernftlich ein⸗ gefchärft in allem die Methode feines feligen Heren Va: ters in Dbacht zu nehmen, der Lehenmann konte nicht glauben, dag diefe Vermifchung mit dem Dfenftaube die Urſach ſeye, daß der Brand verhütet werde , vielleicht aber war die Träaheit mehr fchuld als der Unglaube, er fäete den Saamen unzubereitet aus, der Weiken wurde brandicht, und erft nach langen zureden mußte er geſtehen, daß feine. Saumpfeligkeit die Urſache des uebels geweſen ſeye. II. Das zweyte Mittel, ſo in unſerem Land ge⸗ ce wird , iſt von. einem xedlichen Mann Felix Burkhard von Oberrieden mitgetheilet worden , wel: ches in der: Pfalz uͤblich ſeyn folle,saltvo unferem Lands mann Diefed Mittel angerathen worden. Man gieſſe in ein irden Geſchirr eine Maaß fiß ſches Waſſer und loͤſe in demſelben ıı Loth blauen tein jerriobenen Vitriol auf, und ruͤhre zu diefem Ende den Vitriol in dem Waſſer ſleiig um. Nach vier und zwanzig Stunden wird der Saame mit Diefem Ritriol- ze benetzt und umgeworfen, man wirft den Sat nen acht Tage lang alle Tage einmahl um), und dann fan er angefüet werden. Diefes Mittel ift auf ein HR SH Bier 302 Vorſchlag bewährter: Zilfsmittel Viertel Weiten eingerichtet, der alfo benetzte Saamen muß aber nicht an der Sonne, fondern an dein Schal tern trocken werden. Die Wirkung diefes Mittels wird ſehr geruͤhmt, amd folk ſchon etliche Jahre lang recht gute Dienſte geleiſtet haben, wenn es alſo dem erſten gleich kommt, ſo iſt es billig vorzuziehen, indem dann keine Aſche oder Kalkſtaub dem Saͤemann beſchwerlich faͤllt. IT. Das britte Mittel iſt diefes, * Man nimmt auf ein Viertel Weitzen ein ten Salz und loͤſt ed in genugfamer Menge Waller aufs dann fehüttet man den Weiten in diefed Waller , laͤſt ſolchen ohngefehr zo. Stunden darinnen liegen, und ruͤhrt ſolchen in dieſer Zeit einigemahl in dieſer Salz brühe um, hierauf fehüttet man das Waffer in ein Ge ſchirr ab, den. Saamen aber thut man an einen trockenen Ort, und beſtreuet denfelben mit Kaltfaub, Dfenafche , oder ſonſt mit Holzaſchen, damit er teocen werde; nachgehends wird er angefaet, Diefes muß ich an⸗ merken , dag man den Saamen nicht ‚allzulange in der Salzbruͤhe liegen laffe, indem er fonft zu ſtark auf ſchwellen und zerſpringen, beſorglich nicht mehr zu dent anſaͤen dienlich ſeyn würde, a Man gegen den Brand im Korn, sog Man muß den Saamen um deswillen trocknen, weil der Saͤemann den naffen Saamen nicht qleich jerwerfen Ente. Es kommt aber bey dem Feldbau fehr vieles auf das gleiche ausfhen an. Dieſes Mits tel wird in Engelland und Frankreich als ohnfehlbar angerühmt : Ich babe letztverwichenes Spatiahr im Saufenberg ohngefehe 4 Muͤtt auf erzehlte Art zube⸗ reiten laſſen: Der. Saamen ift in Zeit von dreißig Stunden ziemlich aufgequollen , nachdem felbigen mit Kalkaſchen getröcknet, fo habe eine halbe Juchart date mit anfaen, und darneben einige Würfe von dem auf die No, I. angezeigte Art zubereiteten Saamen, und wiederum einige Würfe don gemeinem unzubereiteten Saamen ausftreuen laffen. Der im Salzwaſſer ein⸗ geweichte Saamen iſt ehender aufgegangen oder her: porgefeimt , und bis anjetzo viel fehöner und ſtaͤrker ls der andere Saamen fo zugleich mit angefäct wor den. Ob diefes Mittel in umferem Land von ſo guter Wirkung feye ald die Mittel I. und IL. wird die wie: derhohlte Erfahrung zeigen. Es würde mir darum am beften gefallen , weil es nicht viel Mühe giebt, und die abgezogne Salzbruͤhe mit gutem Nuten flatt der bey und fo geheiffenen Leki gebraucht werden Bun: r dem Viche das Futter zu befbrengen , wel—⸗ J ches 554 Vorſchlag bewährter Hilfsmittel ches ihm ſehr geſund iſt, und Luft zum Freffen macht.- Iv. Ein gleiches Mittel wird in. The Country Gentleman and farmer’s monthly director. by Bradley, pag. 156. angeruhmt, Man mache eine ftarfe wohl faturirte Lange von Kuchenfalz , zu diefer thue man noch fo viel geftoffe- nen Maun als fich in dieſer Salzlauge auflofen Kan, und rühre: dieſe Miſchung wohl untereinander, In dieſe Lauge wird der Saamen geworfen, welcher aber vorhero drey bis viermahl in friſchem Waſſer abge waſchen werden muß, darbey der oben auf jchwim- mende leichte Saamen ald nnd abgefonderet, der zu Boden fallende aber in obbemerkter Lauge 30 big 40 Stunden Yang eingewveicht wird; eine Nacht vorher ehe er gebracht wird mifcht man ihm mit gefiebtem ge: — Kalk, damit er trocken werde. ni Das fünfte Mittel if dieſes. Man Töfcht ein ‚Biertel Kalk in einer genugfamen Menge Waller , ſo dag, wenn man felbiges von dem Kalk, ableitet, man einen. Muͤtt Weisen darin eimveichen koͤnne. Diefes eimveichen erfordert ohngefehr 24 Stunden, während ® we gegen den Brand im Korn. sog welcher Zeit der Saamen fleifig umgeruͤhrt wird; hierauf wird der Saamen aus dem Kalkwaſſer ge: nommen, und darmit ferner wie No. I. verfahren. Dies Mittel ift alfo nicht fehr von dem No. L unter; fehieden , nur daß man in dem erſten Fall den Kalt trocken mit dem Saamen vermifcht, da er hingegen nach diefer letzteren Anleitung mit: Kalkwaſſer 'befeuch- tet wird, VI Durch den in der Auföfung des Arfenici ein- gewveichten und dann getrockneten Saamen folle ver Brand verhütet werden: Diefes Mittel ift an einigen Drten in Frankreich aebraucht worden, allein man fole wahrgenommen haben, daß die daraus gewachſe⸗ ne Frucht fehadlich geivefen. feve, desnahen man den ferneren Gebrauch dieſes Mittels verbieten müffen, VI. Endlich dienen überhaupt und faſt ohne Aus— nahm alle feharfe und Hikige Laugen; auch der Dau— benfoth mit dem Saamen vermiſcht und angefäct ; oder man laft diefen Koth gahren R weichet den Saas men darin ein, laͤſt ihn trocken werden , und fäct ihn an, Ji⸗ Dieſes 506 Vorſchlag bewährter Zilfsmittel gegen ıc. Diefes find die Mittel die bisdahin, nur das fechste ausgenommen, in unferem Land gebraucht wor: den , ich werde mir Mühe aeben den Gebrauch aller diefer Mittel zu wiederhohlen , diefelbe untereinander zu vergleichen , um in das Künftige die beften und vor— züglichften dem Landmann empfehlen zu koͤnnen; dieſe Verſuche werden mir audy Anlaß geben die Natur des Brands und die Urfachen deſſelben genauer zu unterfuchen. Das vornehmſte Werk, das über diefe wichtige Materie ge- fehrieben worden, melches ich hiemit auch zum lefen empfehle, ift des Heren Tillers Abhandlung von der Ur« fache , woher die Körner des Getreydes in den Achren verderben und ſchwarz werden, und von denen Mitteln, wodurch man diefen Zufällen zuvorfommen fon. Aus dem Franzöfifchen, Hamburg und £eipjig, 1757, % Hefchreis | Veſchreibung einiger Ao. 1760, beobachteten Selten⸗ heiten aus dem Pangenreich, von % Salomon Si B: Med. Doct. » Gefeltfehaft vorgelefen den 17. Aug. 1768. BEE E 0 DE DEE 0 9E VENEN EEE ERDE T Mil NE — a * Pa % * GE EREEIR Er ww > — Te: * — Sg ie deutliche Erklaͤrung der Merkwuͤrdigkeiten — * Rand dem Pflanzenreich, die man das letzte Jahr zu beobachten Aulaß gehabt hat, erfordert daß ich einige wenige Grundſaͤtze der Kraͤuterkunde zum voraus fee, ich muß nothwendig anzeigen 1. Was vor Theile das Geweb und den Bau der langen ausmachen. ı U. Was wir unter dev gewöhnlichen und gemeinen Einrichtung der Pflanzen verfichen. II. Auf was vor verfchiedene Arten die Pflanzen vor dieſer gewohnlichen Einrichtung abweichen. IV. Welches die Urſachen dieſer Abanderungen feyen, I. Man kan das Geweb der Mlanze am beften an den Bäumen Eennen lernen, weil ed an denfelben fehr Dicht und veft ift, da Hingegen die zarteren Pflanzen > eine in der Zergliederungskunſt geibte Hand erfordern; 4J Befchreibuug einiger Seltenheiten sc. 509 an dieſen unterfcheiden wir das Mark (Medullam), welches nach den Beobachtungen dis Wialpigbius (a) aus fubtilen hautichten Bläschen von verfchiedener Fi⸗ ur beftehet, die miteinander vereiniaet, find, und Durch die auch , beionders gegen dem Hol zu, verfchiedene Gefaͤſſe Hinlaufen. Diefed Mark wird ringsherum von den Holz (Ligno ) umgeben, welches aus Dichten velten Köhrchen beſtehet, die fehichtenmeis übereinander liegen; die aͤuſſerſte Schichte des Holzes if unter dem Namen Alburnum die weiße Solzhaut, die weiße Zolzſchale, befannı; das Holz wird mit der Rinde (Cortice) bes deckt, die fich von demfelben leicht abſondern laͤßt, ſie beſtehet aus veſten Faſern, die aber nicht ſo dicht anein⸗ ander liegen, ſondern vielmehr ſchwammicht ſind; die innere Haut der Rinde wird Liber die innere Rinden⸗ baut acheißen ; die Bläschen die fich zwifchen den ſchlappen Faſern der-Rinde befinden, wachfen mit ihren äuffern Enden zufammen, und geben die äufferfte zarte Dede, das Oberhäutchen ( Cuticulam oder die, Epi- dermidem. ) Dieſes ift die Strudtur die alle Pflanzen miteinans der gemein haben ‚ wir müffen nur noch ſehen, wie eben diefelbe zu der Bildung der Blumen und der Frucht- theile diene Ks: Die (a) Anatomia Plantarem, ‚310 Befchreibung einiger Seltenheiten © Die Theile der. Pflanze gehen in einem fort, fb dat 2 B. die Rinde Der Wurzel über der Erde die Rinde des Stengeld ; und dieſe endlich wo die Blume ihren Anfang nimmt Der Blumenkelch wird; die Zerglicde? tung ders Pängen‘y und die verfchiedenen von Zuge⸗ nius, Leeuwenhoeck, Bilfinger und anderen Naturfin: digern angeftellte Verſuche zeigen und diefed gar Deutlich: Ein Standengewäachd wenn ed mit Vorficht und den beborigen Handgriffen umgekehrt wird, fo daß die Aefte in die Erde eingegraben werden , und die Wurzeln-in der Luft fehweben, gebet keineswegs zu grund, die Wur⸗ zehn werden zur Aeſten, aus denen Blätter, Bluͤthe und Früchte ausſchlagen, und die ehemaligen Aefte vertreten die Stelle der Wurzeln ; wie koͤnte dieſes gefehehen, wenn nicht ein wahrer Zufammenhang der Theile waͤ— re? Die Wurzel einer Pflanze, die Durch den Boden eines Blumengefchiers durchdringt , wird in der freyen Luft zu einem Stengel , aus dem die Blätter und Fruchttheile hervorkeimen; und es ift auch bekannt, daß es eine Art die Gewächfe zu vervielfältigen oder fortzu- h pflanzen giebt , wenn die Blätter in Die Erde geſteckt werden. Es wird alfo nicht ſchwer ſeyn zu begreifen, daß auch die Fruchttheile ſelbſt den gleichen Bau ha- ben den alle andere Theile der Pflanzen, nur daß fie ihre Beſchaffenheit in etwas abgeandert haben ; Diele aa; Frucht: aus dem Pflanzenreich sır Fruchttheile find a. erſtlich diejenigen, die zu der Be, ſchuͤtzung der zärteren Theile dienen, namlich der Blu— menkelch und die Slumenblätter 5: b. zweytens die Werkzeuge die zu der Erzeugung des Gefames dien, die Blumenfäden, und der Blumenkolben mit ihs zen Theilen; und c. drittens die Frucht felbft , das Saamengehäus , Per Saamen und das Bette, oder die Blumen - und Fruchtflüke (Receptatulum ), a Der Blumenbecher ift die Rinde der Manze, Die Blumenblätter find die Fortfegung der Haut, Die wir die innere Rindenhamt (Liber) geheiffen haben. db Die Blumenfäden ( Stamina ) entfliehen aus dern Holz der Pflanze; der Blumenkolbe ( Piftillum ) entfeingt meiſtens aus dem Mark , wiewohlen ſich auch einige Fafern von dem Holz einmifchen,, um demfelben eine mehrere DVeftigkeit zu geben, © Das Mark macht eben auch den Saamen der Milanzen aus, nachdem die Befruchtung durch den sh menftaub vorgegangen iſt. (b) 1: Unter ee Herr Linnaͤus faſſet diefee in das Furge zufanımen t Mẽtus ex medullari fubflantia nequit novam vitäm in- iı nseheare ,„ nili prius Staminum ejlentia lignea Abforpta ⸗fuerit ab humore Piftilli., Philofoph. Botan: Steckholm. 1751 Pı 38 sı2 Beſchreibung einiger Seltenheiten I. Unter der gewöhnlichen Einrichtung verftche ich nichts anders ald Die beftimmten Arten der Pflanzen, wie fie. Die Natur an ihrem Geburtsort ohne Beyhilfe der Kunſt bildet, in Anfehung der Figur, Anzahl, Bros portion und. Lage. der Theile; ich verfiche alfo Darunter die wefentliche Strucktur, die in den. Pflanzen von der gleichen Art beobachtet wird ; aus dieſer Beſtimmung laͤßt ſich leicht folgern was IM. Die Abweichung von der gewöhnlichen * richtung oder Strucktur der Pflanzen ſeye: Sie iſt name | fich eine Abänderung der urfprünglichen Einrichtung umd Strucktur in einer oder mehreren von ihren möglichen Beziehungen und Berhältniffen, in der Figur, der Zahl, Proportion umd der Lage; fie werden Pflanzen die aus der Art fehlagen , oder Abanderungen der Pflanzen geheißen, Plante degeneres, varietates. Es find aber fo viele Abänderungen möglich als Theile der Pflanzen find; unſer theureſte Here Vorſteher hat dieſel⸗ ben in einem kurzen Inbegriff in feiner Abhandlung de Ranunculo Bellidifloro & Plantis Degeneribus , und } Herr Linnaus in feiner Philofophia Botanica gelieferet. Es koͤnnen Abänderungen in den Wurzeln geben, wir geben aber weniger darauf Achtung weil fie meiſtens in der Erde verborgen liegen, vielleicht wide es nicht ohne Nutzen | | ] ) { - aus dem Pflanzenreih. 513 Nutzen ſeyn, wenn man ſich mit dieſem Theil der Pflanzen ſo genau bekannt machen wuͤrde, als mit den übrigen Theilen derſelben, und es iſt ſehr glaͤublich daß durch eine recht genaue Unterſuchung derſelben die Phyſiologie der Pflanzen ſehr erweitert würde. Die Stihle wachſen zuſammen, und die Pflanze erſcheinet mit einem breiten Stengel (Planta laticaulis, faſciata); die Aeſte berühren und vereinigen ſich, und hieraus entforingen Kammfoͤrmige Pflanzen (Blante criftate), Die Blätter werden kraus, und vermehren fich in ihe ver Anzahl. Es iſt aber Fein Theil der fo vielen Abaͤn⸗ derungen unterworfen ſeye als die Blume; die Blaͤtter des Blumenbechers vermehren ſich gar oft, und es geſchiehet zuweilen, daß ſie ihre dunkelgruͤne Farbe mit einer bunten Farbe vertvechölen. Die Blumenblaͤtter nehmen an Große zu; es giebt mehrere Reihen derfel- ben; die Einfehnitte der Blumenblaͤtter änderen ab; die Saftgeuben ı Nedtaria , und die Blumenfäden ver⸗ wandeln ſich in Blumenblaͤtter, und die Blume wird gefüllt. Und wie die Theile, die den weſentlichen Thei⸗ len der Blume zur Beſchuͤtzumg dienen, verſchiedene Veraͤnderungen leiden, ſo geſchiehet es auch in den Fruchttheilen ſelbſt; die Blumenfaͤden, deren Anzahl gemeiniglich beſtimmt iſt, vermehren ſich, das gleiche begegnet sı4 Beſchreibung einiger Seltenheiten begegnet auch den Slumentolben , etwas das den Anz faͤngern der Botanik , die Die Kräuter nach dem ſchoͤ⸗ hen Syftem des Herrn Sinnäus kennen lernen fehr un: gelegen fällt. "Auf gleiche Art anderet auch die Zahl der Saamengehäufe , des Saamend und det Früchte ab. Oder es fchieffet aus der Mitte oder dem’ Rand einer Blume eine neue Blume hervor, man heiffet‘ der: gleichen Blumen: Slumentragende Blumen (Flores proliferos) ; wenn diefe zweyte herausfchieffende Blume noch. Stengelblätter hat , fo ift fie ein Flos frondofus, eine Taubichte Blume, | Ich muß auch noch dieſer Abaͤnderungen gedenken, daß eine Pflanze mit Beybehaltung der Proportion ihrer _ Theile viel größer ald gewöhnlich werden fan; und daß die Anzahl der aus einer Pflanze oder Baum hervor⸗ feimenden Blumen und Früchten die gewöhnliche Ord⸗ nung weit uͤberſteiget, ſo daß die Menge der Fruͤchte und der Producten die man aus den Fruͤchten her hat, weit groͤßer iſt, als ſie gemeiniglich zu ſeyn pfleget. Die entgegengeſetzten Abaͤnderungen find kuͤrz⸗ dich, folgende, die, Pflanzen werden kleiner, Blumen und Früchte find in geringer Anzahl vorhanden, und wenn die Pflanzen ausarten, fd ift mehr ein Mangel als aber. ein Ueberfluß der Theile wahrzunehmen. | IV. Die aus den Pflanzenreich. 515 | IV. Die Urfüchen die gu Diefen Abanderungen bey: tragen, find entweder a. in der Pflanze felbit zu —* oder b. auſſert derſelben. a. Es kan die erſte Anlage der Pflanze, die in dem Gaamen eingefehloffen if , von der allgemeinen Hrd- hung abweichen ; dieſe Abänderung Fan von der Be fiuchtung mit dem Blumenſtaub aus anderen Arren von Pflanzen herkommen; diefe giebt den Urſprung ven ſo geheiffenen Baftartpflanzen Plantis hybridis. Die weitere Ausführung diefer Materie wäre hoͤchſt über- füßig , da die gröffeften Kraͤuterkenner unſerer Zeit Sinnäus (c), Geßner (d), Bmelin (e), diefelbe eben ſo weitläufig ald grümdlich wit Anführung der feltenften Wahrnehmungen und Verfüchen abgehandelt Haben. s; ern wir aber annehmen daf die erfte Anlage der ange in Anſehung der Steuctur ſo ſeye, wie es die urſpruͤngliche Beſtimmung und die Art erfordert , ß Eonnen doch die Grade der Vegetationskräfte , die wit kt | * (e) Amenitat. Academ. & Philofoph. Botanica: ) De Ranunculo Bellidiforo. Tig. 1733: (e) J. G. Grein de Novorum Vegetabiliim poft Erei: tionem Exortu. 8. Tubing. 1749: 516 Beſchreibung einiger Seltenheiten nicht fo fait ihrer Natur nach als aber aus ihren Wir tungen fernen lernen, einen großen Unterfcheid in dem Pflanzen von der gleichen Art machen ; dieſe Vegetas tionstvafte koͤnnen ihr Gleichgewicht verlieren , ſo daß fie entweder in dem einten Theil färker find als in dem anderen , find fie zum Exempel in der Rinde ftärker fo werden die Theile des Blumenbechers eine aufferors dentliche Veränderung leiden u. f w.; und wenn zit dieſen Vegetationskraͤften eine gewiſſe Reitzbarkeit der Gefaͤſſe gehoͤret, wie wir denn dieſe Eigenſchaft den Pflanzen nicht wohl abſprechen koͤnnen, ſo kan dieſelbe wie in dem thieriſchen Coͤrper in verſchiedenen Theilen vermehret und verminderet werden, wodurch die Saͤfte der Gefaͤſſe auf verſchiedene Arten veraͤndert und zube— deitet werden, und auch der Zugang der Nahrungstheil⸗ gen mehr oder weniger geſtattet wird: Das Uebergeivicht dev Vegetationskraͤfte in den eine ten oder anderen Theilen, wie es zu dem Nutzen derje— nigen Theile die fie hervorbringen zu dienen feheinet, kan aber den andern Schaden zufügen; die Theile, im des nen das Wachsthum allzuſtark iſt, koͤnnen durch ihre Ausdehnung die naͤchſtliegenden Gefaͤſſe drücken , daß die Säfte nicht mehr ſo leicht dadurch beivegt werben. und fich der oder diefer Theil nicht entwickeln: fan, dar. ber aus dem Pflanzenreich. 517 her entſtehet eine Unvollkommenheit in den Pflanzen, Linnaͤus heiſſet dieſe Pflanzen Mangelhafte Pflanzen, Herbas mutilatas. b. Die aͤuſſerlichen Urſachen find ⸗der Geburtsort e. Die Wirkungen der Atmosphaͤr, und der Lufter— feheinungen , der Wärme , der Kälte, des Schnees, Regens, Reifens, Thaned. 7. Die Nahrung die man den Pflanzen zukommen läßt, der Dünger, . Die Be Schädigung der Bilanzen von Inſecten, und den Hagel, = Die äuffere Drüdung © Die Kunft und die bes fondere’ Warte. e. Die gleiche Wange kan nach ihrem verfchiedenen Geburtsort ſehr verandert vorfommen. Der Wunders baum, Ricinus vulgaris C. B., der in unferen Gärten eine jährliche Pflanze iſt, lebt in Creta viele Fahre ang, amd wird fo hoch, daß man mit Leitern an ihn hinaufz fleigen muß; in Sieilien folle er auch mehrere Fahre fang aushalten , in den Lebhägen viel vorkommen, und zu der Größe eines Holderbaums amvachfen (k). Man. fennt ein Alvenkraut faft nicht mehr wenn es etliche Fahre lang in einem fetten Erdreich verpfleget worden, die Weiden find auf den hoͤhern Bergen kaum einer Spange lang, da fie in den Thalern zo bis zo Schuhe Kk3 hoch (F) Raji Hiftor. Plant. T. I. p. 166. 518 Beſchreibung einiger Seltenheiten hoch werden. ' Herr Linnaus merket an, daß die Blaͤt⸗ ter ſehr abandern, nachdem die Bilanzen an einen wäffe- tigen oder aber an einem bergichten Ort wachen (8). 2. Was die zweyte äufferliche Urfach , nämlich die Wirkungen der Athmosphar betrift, fo vermoͤgen dieſe wohl das meiſte auf die Pflanzen; wenn Wärme, Kal te, Regeny Schnee, Thau in ihrer Ordnung abwechs feln, und ſich zu ihren vechten Fahrszeiten einfinden, fo werden Die Pflanzen in ihrem Wachsthum befdrdert, es wird auf dem ungebaueten Acer des Faulen auch zwi⸗ ſchen den Difteln gute Frucht hervorkeimen, die’ Wein: rebe wird felbft an Dertern, die font zum Rebbau un: bequem find , wie wir denn dergleichen Nebberge zum Schaden unferd Landes nur zu viele haben , veife Trau⸗ ben hervorbringen; mit einem Wort, diefe gefegnete Wir: kungen der Athmosphär bringen und die fruchtbaren Fahre, indem fie einerfeits dem P ianzenveich die befte Nahrung verſchaffet, und anderfeitd durch die Wärme die Vegetavonskraͤfte vermehret. Unter diefen Umſtaͤn— den kan, Wie wir es genennet Haben, in dem einen oder andern Theil der Pflanze ein Uebergewicht der Be: getationgkrafte entfichen , und alle die Folgen hervor⸗ bringen die wir angezeiget haben; wir wer den dieſes bald (g) Philofoph. Botan. p. 246. aus dem Pflanzenreich. 519 bald durch verſchiedene ⸗⸗ von si * Sabre beitatiget ſchen. Fehlen aber dieſe gefegnete * der Jahrsjeiten ſo entſtehet eher ein Mangel als aber ein Ueberfluß der Theile; bey dem Mangel der Waͤrme iſt der Trieb in den Pflanzen nicht ſtark genug um alle Theile zu ent⸗ wickeln, und ſie kommen ſelten zu ihrer Vollkommenheit. r.. Wie ungleich die Geſtalt und das Anſehen der Pflanzen feye, nachdem das Erdreich auf.dem fie wach- fon mehr oder weniger oder gar nicht gedüngt wird, weiß man auch ohne mein erinneren: Es mag jetzt nach der Meynung des Herrn Tulls der Duͤnger durch feine Gaͤhrung die Erdentheilchen auseinander feken, daß die Wurzeln ungehindert fortwachſen, und die Luft, der Regen , und das was in der Athmosphär zu der Nahrung dienliches herumſchwimmt, Durch dieſe Er- dentheilchen durchdringen und zu den anſaugenden Ge— faͤßchen der Wurzeln hinkommen koͤnnen, oder es mo⸗ gen wirklich die waͤſſerigen, oͤhlichten, ſalzichten und die von denſelben aufgelöfte ſubtile Erdentheilchen des Duͤngers in die Natur der Pflanzen veraͤndert werden, oder es mag beydes zugleich erfolgen, welches eben ſo glaublich iſt, fo iſt dieſes doch eine von allen Zeiten ber durch die Erfahrung beftätigte Wahrheit , dab es Kita nicht 520 Befchreibumg einiger Seltenheiten nicht gleichgültig ift, ob man ein Erdreich Dinge oder nicht; es wäre fehr gut und umfere Landleute waren gluͤcklich, wenn jie durch dat fleifige umackern allein, ohne zuthun des Düngers, auf eine behörige Art das Feld beftellen Eonten: Wie Elein, wie duͤnn ift nicht die Frucht im einem von der Wohnung des Landmanns entfernten Acker, wie vollkommen, dicht in einander ſte— hend und fihon Hingegen in einem nahgelegenen Felde, zu dem die Zufuhr des Düngers leicht ift, und an den man nichts von biefer Seite erſpart. & Der Riefel , der Hagel, md die Inſecten be schädigen Die Pflanzen; fie verderben entweder diefelben gänzlich, fo daß fie verdorren müffen; oder fie zerquet⸗ ſchen und durchftechen einzelne Gefäffe , daß der Saft derfelben durch die Wunden austritt , und unfoͤrmliche Knoten hervorbringt , zuweilen aber ift diefe Verletzung nicht fo ftark, daß nicht noch zum theil etwas organi- ſches herauskommen follte, wie wir es bey den Gall: aͤpfeln der Eichen , der Weiden, der Abe. ſ. w. ſo auch bey den Knofpen dev Roſenweide, Salicis rofex, ſehen koͤnnen, welche von chen dem durch den Stich der Fnfecten und bie in die Wunde geleate Eyer , ver: anderten Werklaufder Pflanzen, Organifmus, herfommen, Wie unendlich verfchieden muͤſſen nicht alfo die Theile der aus ven Pflanzenrveich.. 521 der Pflanzen werden , da fie die Behauſung von My— viaden von Inſecten find: Diefe von den Inſecten entfichende Beränderungen der Pflanzen Haben die groß fen Naturkuͤndiger Schwammerdam , Malpighius, de Reaumur, Linnaͤus gennafam unterfischt, ich wuͤr⸗ de mich zu weit von meinem Zweck entfernen, wenn ich mich in dieſe Materie einlaffen wollte, Hieher gehören auch der Roft im Getreyde Rubigo; der Kornzapfen , Hanenfporn , —— Ergot; der Brand, Uſtilago. Welche Krankheiten meiſtens den Inſecten zugeſchrieben werden, wiewohlen auch wiedrige Duͤnſte und Nebel, wie es ſich unſere Landleute vor— ſtellen, dieſe epidemiſche Krankheiten in der Frucht er: werfen Tonnen. *. Die Auffere Druͤckung vereiniget Wurzeln, Star gel, Blumen, Früchte und Saamen miteinander ; aus der genauen Vereinigung der Wurzeln der gemeinen Magliebe- mit den Wurzeln der Art Hahnenfuß, welche Linnaͤus Ranunculus bulbofus heißet , iſt vermuthlich der von unferem theuveften Herrn Vorfteher befchriebene Ranunculus Bellidiflorus , der Hahnenfuß mit der Slüthe der Mafliebe , entftanden. Ich Ean nicht anderft als etwas das die Hifforie diefer merkwuͤrdigen Pflanze bes trift in dem Vorbeygang beyſeten; ich habe etliche Tage em Kfz nachs 522 Beſchreibunn einiger Seltenheiten nacheinander dieſe Pflanze friſch und bluͤhend bey mei— nem theureſten und von ganzem Herzen hochgeachteten und geliebteſten Lehrer geſehen, ich war Zeuge von der Sorgfalt mit deren er dieſelbe unterfucht hat, er hatte die Gütigkeit und die Gedult mich von der Gewißpeit, daß diefe Pflanze ein Gefchöpfe der Natur und nicht der Kunft oder des Betruges feye, zu überzeugen; mein immer gütiger Lehrer wiefe mir, auch durch dad Ver: gröfferungsgla®, wie die Fafern des Gtengeld durch den Blumenftiel bis in den Blumenkelch der Mafliche fortaefeßet worden, ohne daß irgends ein Knoͤtchen oder eine Abanderung in dee Richtung der Fibern wahrzu— nehmen gewefen wäre; ic) habe auch gar wohl-bemerft; Daß in derjenigen Zeit, da der Mahler. diefe Pflanze abgezeichnet hat, Fein Theil vor dem andern welk ges worden, und daß eher die Blume des Hahnenfuſſes als der Maßliebe verdorben ware, wenn es nicht mei nem theurefien Herrn Befner beliebet hätte, der Ver: welkung durch Die Austrocknung zwiſchen Papieren vor: zukommen. Aus dieſer Beruͤhrung und Zuſammendruͤckung der Theile, beſonders wenn der Trieb ſtark iſt, und die Pflanze in einem fetten Erdreich ſtehet, entſpringen die breiten und kammfoͤrmigen Stiele der Pflanzen. Auf gleiche aus dem Pflanzenreich. 523 gleiche Art wachfen Aepfel , Bieren , Duitten u. f. w. aufammen, wie wir dergleichen Beyfpiele in der Erzeh— hung der Seltenheiten vorlegen werden. e: Wie durch die Kunft und die befondere Warte dergleichen Abanderungen der PM anzen hervorgebracht werden, Ean man in den Gärtnerbüchern nachfehen. Nachdem wir num die verfchiedenen Claffen der Ab- änderungen der Pilanzen und die Urfachen derfelben fürzlich dDurchgangen haben, fo kan ich num ungehindert zu der Ersehlung dee Seltenheiten fortfchreiten , die un- ſerer Gefellfchaft letztes Jahr entweder in Deiginal zu⸗ geſchickt, oder von denen uns fehriftliche und mündliche Nachrichten gegeben worden ; ich werde mich auch ſehr ſelten uͤber die vermuthlichen Urſachen derſelben aufhal— ten, da ſchon die meiſten in der vorgeſetzten kurzen Ab— handlung angezeiget worden; dieſes wird ich thun, daß ich nämlich die Hauptſumm der von unſerem Eh— ren = Mitglied und ehemahligen Sedelmeifter unferer Ge- felfejaft , Herrn Zans Conrad Meier , des Großen Kaths und Alt⸗ Spithalmeiſter, mit dem groͤßeſten Fleiß, Einſi cht und Genauheit verfertigten Meteorologiſchen Tabellen beyfuͤgen werde, indem die durch die Guͤte de Hoͤchſten gefegnete Wirkungen der Athmosphaͤr und der immer guͤnſtigen Witterung unſtreitig die vor: nehmſte 524 Beſchreibung einiger Seltenheiten nehmſte und allgemeine Urſach, wie der großen Frucht barkeit des Jahrs überhaupt , als anch der vorgefom:- menen Öeltenheiten waren. Unſere Geſellſchaft thate in dem Augfimonath in den öffentlichen Ayis - Blättern an dag Publicum Die eh— rerbietige Bitte, daß man ihre die Beobachtungen über die dazumahlen fchon eingefammelte, und noch erwar⸗ tete Früchte der Wiefen , ded Feldes und des Wein ſtocks einfenden möchte; fie bate fich, nebft der genauen Befchreibung der etivan wegen der Figur, Größe und Menge feltenen Früchten , auch eine Beftimmung der Lage und des Erdreich! , auf dem dergleichen Früchte gewachſen, böflichtt aus ; fie verfprache darbey, daß fie diefe Nachrichten dem geehrten Publico mittheilen werde, Wir find alſo durch unfer Verfprechen verbunden , un: fere Sammlung an das Licht zu geben, das Publicum wird es aber nicht ung fondern fich felbft zufchreiben, daß Diefe Sammlung, der großen Fruchtbarkeit und der ohne Ziveifel fehr vielen vorgefommenen Geltenheiten ungeachtet, dennoch fehr Klein iſt; wir theilen alles ſehr getreu und mit Bezeugung des ſchuldigſten Dankes mit, worvon man uns guͤtigſt Nachricht gegeben hat; man wird auch finden, daß die meiſten Seltenheiten in und um unſere Stadt herum beobachtet worden ſeyen; wie vieles aus ven Pflanzenveich, 325 vieles wird nicht unbemerkt in der großen umd fehönen Werkftatt der Natur auf unferer Landfchaft vorbenge: laffen worden feyn ! Die Fruchtbarkeit des Jahrs war Allgemein, die gewiffefte Probe davon iſt diefe, dag man nirgendg die ungerechte und die muͤrriſche Sprache des Mißver⸗ gnuͤgens hörte, mit gerührtem Herzen empflenge der Landmann diefe Gaben aus der fegnenden Hande des Höchften; es war ein Gerathiahr in allen Arten von Früchten und Getreyde , die Obfibäume Hatten durch— gehends noͤthig unterſtuͤtzt zu werden, damit fie nicht von der Laft ihrer Früchte niedergedrückt und zerriffen würden; die Felder verfprachen reiche und volle Gar: ben , der Weinſtock war ſo gefegnet , daß die Trotten von Moft überlauften. Wir wollen hiervon einige be fondere Beyſpiele anführen. Die Verhaͤltniß der Frucht: barkeit auf einer Kornzelge in einer Gemeinde an dem Greiffenfee ift in | den Jahren 1748. 1751. 1754. 1757. 1760, wie 25. 21% 18: 20% 26, Wenn wir alfo aus dieſer Berechnung die mittlere - Zahl nehmen, fo finder es fich daß fich Die Sruchtbar- keit dieſer Kornzelge in den mittelmägigen Jahrgaͤngen N durch 26 Beſchreibung einiger Seltenheiten durch die Zahl 26 ausdruͤcken laſſe, es verhaftet fich alfo die Fruchtbarkeit des letzten Jahrs zu der: Frucht barkeit eines‘ mittelmäßigen Jahrgangs wien3st 264 der wie 2722 13. Ich habe niernahlen geglaubt daß die Fruchtbarkeit fich jo fehwer beftimmen und mit an deren Jahrgaͤugen vergleichen laſſe, als ih & nun wirklich finde; aus dem Zehenden den der Zehenden: herr ab einem Diftwict Land einnimmt kan man nichts zuverläßiges fehlieffen , ich koͤnte hiervon viele und wer: ſchiedene Urſachen angeben, ich gedenke aber nur der vornehmſten daß naͤmlich der Zehende an gar vie⸗ vielen Orten nur uͤberhaupt geſchaͤtzet und verpachtet wird , ſo daß man ſelten das eigentliche Quantum bes ftimmt innen werden fan; Wie ungleich viel geben nicht die Garben aus? ich will zum Beweiſe atich wieder die Berhältnig ab diefer Kornzelge anzeigen: Zu einem Muͤtt Korn wurden an Fafen erfordert Ro. 1748. 1751. 1754 1757. 1760 Birth’ ii. um rn! 2 09 10, Die Fruchtbarkeit ift alſo wegen diefer Ungleichheit aus der Menge des wirklich gerelleten Korns beſtimmt worden: Es haben mir aber die genugfamen Nachrich- J = i ten ee rn aus dem Dflanzenveicd); 527 ten gemangelt um die Proportion recht genau anzeigen zu können; das Verhaͤltniß ift ſehr zuſammengeſetzt; cin Landwirthſchafter der dieſes VBerhältniß finden will, muß die Auffaat, die Menge der Garben, das Stroh, die Menge des Fafens die zu einem Muͤtt erfordert wird, und dad Gewicht des Mahls ıc, berechnen, Auf der vechte Seite des Zürichfees oder der Thal⸗ weilerfeite habe man an den meiften Orten in einem mittelmäßig guten Acer 130 big 140 Garben einges fammelt, ı2 bis 15 Garben Haben einen Muͤtt Frucht abgeworfen , und das darans bereitete Maͤhl ſeye an Gewicht 96 bis 100 Pfund geweſen; nach dieſem Be richt kan man alſo auf eine ſolche Juchart 10 Muͤtte zehlen. Ungleich viel weniger hingegen hat es auf den ſogenannten Weydaͤckern ausgegeben, die niemahlen ges düngt und nur alle 3, 4 bis 5 Jahre angefaet werden; das Verhältnif des Wachsthums auf guten Aeckern gegen der Ertragenheit auf den gut gedüngten Weyd⸗ dern folle feyn wie 8: 3. oft wie 2: u An ven aleichen Orten des Zürichfees ift wie an allen andern Orten die Weinlefe fehr reichlich ausgefallen: 30 bis so Eimer Wein wurden in einer Yuchart Neben gewuͤm⸗ melt , ohne den Zehenden, 40 Eimer fan man über: baupt auf eine Juchart vechnen, und man hat-auch einige 528 Beſchreibung einiger Seltenheiten einige Beyſpiele in Ruͤſchlikon, daß ed nach Abzug des Zehendes 16 Eimer in dem vierten Theil einer Juchart an Moſt ausgegeben habe, Auf der linken Seite des . Zürichfeed; oder dev Kügnachter Seite, iſt die Fruchtbar— feit eben ſo groß gervefen: Ab einer mittelmagigen Ju— chart von 32000 Schuhen hut man 7 Muütt Korn eins geerndet; ab einer wohl gebaueten groͤßeren Juchart von 360000 aber ıo Muͤtt oder roo Viertel, von wel- cher Summ aber der Zehende und der Saamen zum anſaͤen abzuziehen. Das Gewicht des Maͤhls auf dieſer Seite des Sees ſetzen fie 86 bis ge Pfund, doch ſollen auch in gewiſſen Falken big auf 95 Pfund geliefert wor: den ſeyn. Die Zuͤricher Maͤhl-Prob, die in Betrachtung der Dualität des in letztem Jahr gewachſenen Kornd auf Martini 1760. gemacht worden, ift folgende: Ein Mütt des allerbeften Kernens gibt an Zuͤricher— Gericht und Maͤß, nach Abzug des Müll: Lohus und des Sacks, an Mahl em Muͤtt, ein Viertel, zwey Vierling, Wwägen vier und neunzig Pfund. An Kruͤſch, ein Viertel, zwey Maͤßli aufgehaͤufet, wigt dreyzehen Pfund. | Er , * ; ’ sus dem Pflanzenreich. 529 Ein Muͤtt des mittelmaͤßigen Kernens gibt an Maͤhl ein Muͤtt, ein Viertel, ein Vierling, waͤgen ſieben und achtzig und ein hab Pfund. An Kruͤſch, ein Viertel, ein Bierling, wigt vierzehen Pfund. Ein Muͤtt des allergeringſten Kernens gibt an Maͤhl ein Muͤtt, zwey Vierling, waͤgen ſiben und ſibenzig Pfund. An Kruͤſch, ein Viertel, zwey Vierling, wigt ſechs zehen Mind, Es ſollen alſo ſiben und achtzig und ein halb Pfund Maͤhl am Gewicht, und ein Muͤtt, ein Viertel, ein Vierling am Maͤß, nebſt ein Viertel, ein Vierling Kruͤſch, am Gewicht vierzehen Pfund, allen denienigen gelieferet werden, welche das Mähl nach dem Yroda Schlag bezahlen. Ch) } Der GEbſtwachs ift an allen Orten ſo geſegnet ge weſen, daß man ſich einer ſolchen Fruchtbarkeit der Baͤume nicht zu entſinnen weiß; die Menge des Obſts war icherſchwenglich groß; dieſes iſt was man überhaup® _ davon fogen kan, denn das eigentliche Quantum Rift fich wegen der Ungleichheit der Bäume nicht wohl bes gı fine? Ch) Alle Arten von Gewicht und Maaß, die bey uns eins geführt find, werden im dem folgenden Band angezcigef und geometriſch beſtimmt werden. 530. Befehreibung einiger Seltenheiten ſtimmen ; man mußte einen Theil dieſes Segens dem Viehe zum Futter vorwerfen, weil es unmoͤglich war alles zur Speiſe anzuwenden, oder durch das Doͤrren vor der Verderbniß zu bewahren. Es wurde desnahen auch der Saft aus einer ſehr großen Menge zu Moſt ausgepreſſet, und die zuruͤckgebliebenen Treſtern zur Gaͤh⸗— rung gebracht und das geiſtige durch die Deſtillation ausgezogen; es find und ſichere Nachrichten zugekom⸗ men, daß nur in der Gemeind Waͤdenſchweil aus ſelbſt gewachſenem Obſt ungefehr 20000 Eimer Moſt ausge⸗ druckt worden ſeyen, und daß, wenn man das aus angraͤnzenden Orten zu dieſem Gebrauch angekaufte Obſt darzu rechne, die Summ wohl auf 30000 Eis mer feige: Die Waͤdenſchweiler treiben hiermit einen ftarfen Handel, befonders in das Oberland, ein einiger dieſer Handelsleute folle 24 Eimer Kirfchengeift gebrannt und eingelegt haben. Das Obft von dem letzten Jahr hatte auch noch diefe gute Eigenfchaft, daß es ſich gröftentheild bis in den Sommer diefes Jahrs gehalten bat, ohne faul zu werden ; diefer Segen in dem Obſt— wachs mag auch eine der vornehmſten Urſachen ſeyn, daß in dem letzten Jahr 22231 Muͤtt Kernen und Schmalſaat weniger vor hieſigem Kornhaus verkauft worden als in dem Jahr 1759. Das aus denn Pflanzenreich 31 Das Gras ift letztes Fahr nicht im der Menge ger wachfen wie diefed gegenwärtige Jahr , man fammelte nicht viel mehr als 20 Centner Heu auf einer Juchart des beften Mattlands ein, da man hingegen dieſes Jahr 30 big 40 Eentner erhaltet; doch folle es fehr Eraftig geweſen ſeyn, ſo daß die Qualität die Quantität faſt erſetzt habe. Wir koͤnnen aber die beſondere Fruchtbarkeit des Weinſtocks in einem nahe bey der Stadt an dem See gelegenen Garten nicht vorbeygehen, wenn ſchon die Beſchreibung derſelben in den Nachrichten, die durch die fleißige Beſorgung Herrn Hans Caſpar Zieglers mos nathlich zum Vorſchein kommen, von unſerer Geſellſchaft dem Publico mitgetheilt worden. (i) Der Garten, von dem hier die Rede iſt, iſt der Abraum eines großen alten Gebäudes, der in den ah des Beſitzers, Herrn Rodorfs im Seefeld, Behauſung ſtoſſenden Sumpf Ao. 1751. gelegt und mit ſchwarzer zes, Gartens “ (i) Fiegters Monathliche Nachrichten 1760, Herbſtmonath. Bey Leſung dieſer Beſchreibung muß man in Obacht nehmen, daß unter der Benennung iehtſahriges Holz Schoſſe ſo Ao. 1759. und unter dem Tiamen- diefjähs riges Holz Schoſſe fo Ao, 1760, gewachſen werfianden erden, 532 Befthreibung einiger Seltenheiten Gartenerde anderthalben Schuh hoch bedeeft worden : Die Größe diefed Gartens wird eine gute halbe Zus chart geſchaͤtzt. In den Allen deffeiben find Ao. 17353. hundert und zwanzig Reben, meiſtens Augſtenreben eins geichlagen worden ; jede Mebe ift an eiſernen Draͤthen auf zwey Seiten in vier Reihen gezogen, und an einer eiſernen Stange beveftnet , fo daß man einen fehonen in dev beften Symmetrie gepflanzten Weingarten in der Luft hat, Zwiſchen dieſen Neben ftehen die fchönften Fruchtbaͤume in Form von Pyramiden, ſo dag bey Anlegung dieſes Gartens auf die Schönheit und auf den Nuken zugleich gejehen worden. Diefe Reben laßt der Herr Eigenthümer aufferordentlich ſtark duͤngen. Leisted Jahr ( Ao. 1760, ) iſt zweymahl veſter = und viermahl Hüfiger - Dünger CL h. Miſt und Guͤllen) ugelegt worden. Der vefle Dinar wird nicht nur wie gebräuchlich zugelegt, fondern mit viel beifevem Rutzen untergegraben und mit Erde bedecket. Diefe fü wohl beforgte und angebauete Neben waren ungemein ſruchtbar; und aus Sorge, daß fie Schaden leiden moͤchten, ſolle ein Nachſchuß von mehr als tauſend bluͤe henden Trauben abgefchnitten worden feyn, ri) N j | dem dieſe Reben beſchnitten werden, wird die Marine unferer Rebleute nicht befolgt, daß man an einem aus dem Pflanzenveich. 533 einem Schoß nur 5, 6, oder hoͤchſtens 7 Augen ſtehen Pie, fondern der Beſitzer laͤßt die Schoſſe an den Drä- then viel weiter als gewoͤhnlich ſortwachſen, fo daß 12, 15, und noch mehrere Augen ſtehen bleiben ; des- nahen fahe man letztjaͤhriges Holz in der Länge von 6 bi8 10 Schuhen, und dieſes war noch überdas oͤfters nicht nur ‚einfach fondern gedoppelt, ſo daß zwey Schoffe aus einem Dit hervorgekommen, und Dennoch in eine ſo beträchtliche Lange gewachſen ſud. Au einer vierjäh- ‚rigen Rebe hat man am verfchiedenen Aeften 34 Schuhe letztzaͤhriges Holz ſtehen laſſen. Unter dieſen 120 Reben ‚seblte der Herr Beſitzer 60 Reben, deren die mindefle 300 und die ſo am mei- ſten hatten‘, goo und mehr Trauben getragen haben; überhaupt zu reden fahe man mehr Trauben ald Raub, md man fande dergleichen auch gedoppelte Trauben, Die aus dreyiährigem Holz ohne Laub hervorgewachſen waren, Bey der den 24 Herbftmonath vorgenommenen Weinleſe ſelbſt konte man diefe Zehlung der Trauben ‚genauer anftellen, umd man fande, daß das. Quantum der Trauben und des daraus gedruͤckten Mofts die all— ‚gemeine Erwartung noch weit — an den zwey erſten gegen einander. über fepenten Reben naͤchſt bey dem Eingang des Gartens wurden 1997 Trauben 813 ein⸗ 534 Beſchreibung einiger Seltenheiten eingeſammelt; an einer-anderen Rebe jehlte man 1075; und an einem einigen Aſt derſelben 172 Trauben. Aus den blauen Trauben wurden 10, und aus Den eigen 3 Eimer Moft gedruckt, daß alſo zu einer alk gemeinen Erflaunung das Quantum des Moſts 13 Ei- mer geweſen iſt. Andere feltene den zı Heumonath beobachtete Merk wuͤrdigkeiten find, daß zu gleicher Zeit ſchon vollkom— men erwachſene, Kleine (die kaum verbiühet hatten ) , und noch blühende Trauben an dem gleichen Rebſchoß ftunden; daß an zwey Orten 5 umd an einem anderen Drt 65 Trauben an einem Gtichl biengen; dag an letztjaͤhrigem Holz, fo in feinen Aeften ungefehr zı Schuh betruge, So bis 70 Trauben ſtunden; und daß aus Dief- jährigem Holz, fo aus fo gcheiffenen Knebeln herausge— fchoffen, 20 bis 30 Trauben hervorgekommen waren. Diefe Fruchtbarkeit war nicht nur an einem Ort des Gartens, fondern durchgehends zu beobachten. Den ro Herbſtmonath mufiten wir mit Verwunde— zung gewahr werden , daß dieienigen Trauben, die den 21 Heumonath entweder noch gebluͤhet oder kaum ver⸗ bluͤhet hatten, und die, wie man ſich ausdruckt, nur Wintertrohlen Hätten abgeben ſollen, wirklich zu ihrer Heife gelanget feyen , und dag noch Hin und wieder Trau⸗ ‚aus dem Pflanzenveich. 535 Trauben auf dad neue zu blühen angefangen haben ; tie ums dann an diefiährigem Holz drey Bey - oder neue Nebenaugen mit 4 blühenden Trauben gewieſen wurden. Berfchiedene Trauben waren vermuthlich we; gen der dazumahlen angehaltenen Troͤckne faſt ab der Nahrung gekommen, wobey dieſes befonders in die Auz gen gefallen, dag hin umd wieder die Trauben an deu äufferften Enden der Nefte ganz geſund geweſen, da fie hingegen an den ‚gleichen Aeften , näher gegen dem Hauptſtamm, ohne von dem Wetter Schaden gelitten zu haben, eingefchrumpfen und frank waren, Wenn die Höhe des Sees dazumahlen größer geweſen wäre, fo hätte der Here Befiger nichts von der Tröckne zu beforgen gehabt , indem das Waſſer durch den Grien⸗ boden leicht haͤtte durchdringen und die Wurzeln der Reben befeuchten koͤnnen; der See war aber zu dem Genuß dieſes Vortheils viel zu klein. Ao. 1759. mußte die Weinleſe in dieſem Garten wegen der großen Menge von Weſpen befchleuninet werden; Die Klage wegen diefen Inſecten war allge- mein , da fie hingegen verwichenes Jahr fehr felten vorkamen. Der Herr Beſitzer berichtete uns, daß er auch aus einer jedweden Rebe noch den fünften Reihen ziehen Lly4 wolle, 536 Sefchreibung einiger Seltenheiten wolle; wie er uns daun eine. Probe davon gewieſen hat; er iſt auch geſinnet mit verſchiedenen Gattungen von Reben den Verſuch anzuſtellen, ob fie ſich gleich wie die Augſtenreben behandeln laſſen. Der Wein von dieſen Neben von Ao. 1759, if fehr gut, ob er fich aber mehr als ein Fahr fang halte hat der Herr Befiker noch Leine Erfahrung angeſtellt. Ao. 1757. ſolle er fo geiftreich gewefen feyn , daß auch ein Held im trinken an einer halben Maaß weit mehr als genug gehabt habe, Wir wollen nicht vorher beſtimmen ob dieſe Neben durch ihre unerhoͤrte Fruchtbarkeit bald erfchönft wer⸗ den können, oder ob die Eache ſo in die Lange dau- ‚ren werde, wir tollen dieſes lieber der Erfahrung und der Zeit uͤberlaſſen. In einem bekannten Garten nacht bey der Stadt haben einige auf die gleiche Art geuflanzte Neben wegen ihrer Fruchtbarkeit unfere Aufmerkſanikeit an fich gezo— gen; worben diefes befonderd anzumerken , daß ſie, ſo Yang fie ftehen , nach Auſſage des Gärtnerd niemalen gedimgt worden. Eine diefer Neben, die in die Form eines Kugelbaums aefchnitten worden, bat etliche hun— dert Trauben getragen. , Ein aus Dem Pflansenreich. 5; -! - Ein fehr merkwuͤrdiges Beyſpiel von der Fruchtbar- feit einer einigen Reblaube, an deren Av. 1731, 4206 Trauben gegeblt worden, fan man in der Geſchichte der Königlichen Academie der Wilfenfchaften zu Paris von Ao. 1737. pag. 74. finden, In Anfehung der Größe , Figur, Anzahl, Propor—⸗ tion ıc, hat man folgende feltene Abänderungen be obachtet : An Blumen. Der geſchickte Migniaturmahler Here Rodolf Schel⸗ lenberg von Winterthur, der die ſchoͤnen Tafeln zu Der vortreſtichen mit vieler Lebhaftigkeit und Einſicht ge ſchriebenen Inſektengeſchichte meined wertbefien Freunde Heren Johann Heinrich) Sulzers verfertiget bar, Bat unſerm theureſten Herrn Borfteher eine merkwuͤrdige Roſam proliferam frondoſam zugeſchickt. Dieſe Nofe gehoͤret zu der Gattung die Linnaͤus mit ihrem Abge kuͤrzten Namen Centifoliam, die hundertblaͤtterige, heiß ſet. Der Blumenſtihl war ſehr die, und hatte anflatt der Heinen Stacheln ( Setarum hifpidarum ) wahre Doͤrne ( Aculeos ), fo daß man wermuthete, daß dieſe zugeſchickte Roſe, nicht ſo ſaſt aus einem Blumenſiihl (Pedunculo) als aber aus dem Stengel ſelbſt (Caule) 21; heraus⸗ 5338 Beſchreibung einiger Geltenheiten herausgeſchoſſen ſeye. Der Kelch dieſer Roſe war auf ſerordentlich groß, unter demſelben gewahrete man nicht das geringſte Merkmahl der jungen Frucht; die Blu— menblätter hatten gleichfalls eine ungewohnte Größe; imvendig fanden fich weder Blumenfaͤden noch Blu: menkolben: Durch die Mitte dieſer großen unfruchtba— ren Blume wurde der Stihl weiters fortgeſetzt, in der Entfernung von einem Zoll brachte dieſer Stihl eine zeue aber viel kleinere und unfoͤrmliche Blum hervor, deren Blaͤtter faſt die Figur der Saftgruben der ge— meinen Agleyen hatten; auch durch dieſe Blume durch wuchſe der Stihl fort, und endigte ſich in einer Ent- fernung von einem halben Zoll in etliche Stengelblätter (Foha), Oder wenn wir diefe aufferordentliche Blume phyſiologiſch befchreiben wollen, fo finden wir, daß die Rinde und die weiße Hohfchale des dicken Stihl, wie in allen andern Pflanzen, in’ den Kelch und Blumen blätter ausgebrochen feyen , daß aber das noch genug- fam bededte Mark, anftatt die Zeugungstheile, die Blu⸗ menfaden und Blumenkolben hervorzubringen, bey dem großen Trieb der Pflanze weiter fortaewachfen, und eine zweyte Blum gegeben Habe, und daß endlich bey der weitern Fortfeßung des Stihls aus denenjenigen Theilen, Die nicht zu der Bildung dieſer zwey Blumen von der Natur aus den Dflenzenreih, 53% Natur verwendet worden, noch Blätter ausgebrochen ſeyen. Eine ähnliche Zeichnung von einer ſolchen Roſe hat der gelehrte Herr Bonnet in Genf geliefat (k). In Her Wägmanns Garten in dem Thalader find nier weiße Bifamblumen, Centaurea mofchata Linn., mit ihren Stihlen aneinander gewachfen , "der Stihl wurde alſo platt; die 4 Blumen, die auf dieſem Gtihl gewachfen , waren. voneinander abgefonvert , ſtunden aber dennoch dichte beyſammen. * Auf gleiche Art ſind Herrn Doctor und Stadtarzt Sirzel 4 gelbe Ritterſporrenblumen, Tropzolum minus Linn, , zugebracht worden, Die aus einem chlindriſchen Stihl herausgewachſen; wenn alſo ſchon wahrſcheinli⸗ cher Weiſe die gleiche Urſach, naͤmlich eine aͤuſſere Druͤckung und Berührung der Stihle, dieſe Abande— rungen hervorgebracht hat, ſo iſt doch eine Verſchieden⸗ heit darin zu beobachten, daß in dem erſten Fall die vereinigten Stihle platt, in dem andern aber cylindriſch geworden; es kommt alſo, fo viel ich vermuthe, dar— auf an, ob ſich dieſe Stihle beruͤhren, gerad wenn ſie aus dem Stengel ausſchieſſen, und ob ſie ſehr Dicht und nahe beyeinander , fo zu fagen aus einem Punkten, . aus⸗ (k) Recherches fur Iuſage des Feuilles dans les Plantes. Planche XXV. 4. Leide 1754. Bm,” 540 Befchreibung einiger Seltenheiten ausfihlagen ; oder aber ob tie Stihle and mehreren Punkten hervorkeimen: jene wachſen ineinander , etz den von einer aemeinfhaftlichen Oberhaut umgeben, und erfcheinen in einer colmdrifchen Form; Diefe aber berüßren fich nur, wachſen zuſammen, und werden platt, ſo daß man meiſtens noch einen jeden beſondern Stengel unterſcheiden kan. An dem Weinſtock. Von verſchiedenen Orten her, als z. Ex. aus dem Landgut HHerrn Rathsherr Zirzels in der Weid, und von Oberglatt find uns ſowohl Diane als weiße Trauben zugebracht worden, deren Schoffe zuſammen⸗ gewachſen waren, ſo daß von dieſen vereinigten Schoſ— fen 10 bis zo Trauben herabhiengen; man gewahrete auch noch dieſes an einem dieſer Schoſſen, daß ein Trauben ang dem ſchwachen Hol herausgewachſen iſt, welches fonften von den Rebleuten, eben weilen feine Trauben aus demſelben auszufchteffen pflegen , wegge fehnitten wird. Bey den Reben und Feigenbaͤumen wachſen die Früchte aus dem harten , bey den Obſt— baͤumen hingegen aus dem ſchwachen Holz, Herr Landvogt von Blaarer von Wartenfee unfer- geſchaͤtzteſtes Ehrenmitglied hat in Engſtringen an einer Muſtca⸗ aus dem Dflanzenreich. 541 Muſtatellerreb einen Trauben gefunden, der aus dem Beyſchoß eines Beyſchoſſes hervorgekommen iſt. Den 20 Weinmonath wurde in unſere Geſellſchaft ein Zuͤrichertrauben gebracht, an dem ein Beeri, we ches in feinem Durchmeſſer 13 hatte, geflanden , der Durchmeffer aller anderen Berri war nicht großer ald 2 bie 3, Unter dent Obſt trafe man folgende Seltenheiten an. In dem Zeltweg, in dem Landgut Herrn Salomon Seffen Gerichtsherrn zu Nuͤrenſtorf, fande man an eis hem Aeſtgen eines Rouflelet - Birnbaums , oder eines Baums der braune punktirte Zuckerbieren tragt, einige Bieren aus dern Kronen Blätter, neue Bluͤthe und Früchte hervorgekommen find; aus den meiſten Bieren dieſes Baums kam eine neue Bluͤthe hervor, wie wir denn von dieſer Seltenheit Nachricht geben koͤnnen, daß die Frucht einer von dieſen Bluͤthen wuͤrklich zu ihrer Reife gelauget iſt; in der IL Tafel liefern wir die mit Fleiß nach ber Natur gemachte Zeichnung die #3 Bierenaͤſtgens. Fig. a. fleller bie im Wachẽthum begäffene junge vor, ‚Fr, ö de zweyte aus dieſer jungen Frucht — erwach⸗ 3 dl —— I. far. bh T TIB.II. NN 7 N * 4 * J EFN 1.A Na 7 I . I L. de [72 Her al N G Gef! Or 542 Beſchreibung einiger Seltenheiten erwachſene Blume mit ihrem Stihl, Kelch, Blumen- blaͤttern, Staubfaͤden und Staubgaͤngen (Stylis) Dieſe aus den jungen Fruͤchten herauskommende zweyte Bluͤthe iſt an verſchiedenen Orten beobachtet worden , meiſtens aber nur an Dem Rouſſelet - Birn- baum. Her von Grebel aus dem Beckenhof hat einen vollkommen erivachfenen Apfel , deſſen Stihl drey Ne benfruͤchte hatte, gütigft zuftellen laſſen. Diefer Apfel ift nach Knoops Pomologia eine Art gelber füßer Silberling; wie haben diefe Frucht merkwuͤrdig genug befunden um die Borftellung derjelben dem Publico mitzutheilen, man kan fie in ter IL Tafel nachfehen, Bon verfchiedenen Orten ber, als z. B. aus dem Randgut Heren Diredtor Werdmuͤllers, und von Klos ten find uns zuſammengewachſene und gedoppelte Aepfel von verfchiedenen Arten ,. Geftalten und Größen zuge⸗ bracht worden, Einige diefer Aepfel Hatten zwey Stih— le, und hiemit auch in dem Obſtſleiſch zwey Saamen⸗ behältniffe (Buͤtſchgen nach unferer Landesfprad) ). Andere hatten nur einen Stihl und dennoch auch zwey verfchiedene Sanmenbehältniffe mit ihren Saamen oder Kernlein: Jene beige ich zufammengeivachfene Aepfel, ’ iM aus dein Pflanzenreich, 543 in dem die Bereinigung durch eine Auffere Berührung in derjenigen Zeit, da die Früchte noch in ihrem Wachsthum begriffen waren, gefchehen iſt; die Figur wird alfp verfchieden ſeyn nach der Verſchiedenheit des Orts und der Zeit wo und wann fich zivey oder meh— rere Aepfel berühren. Dieſe Hingegen fan man gedop⸗ pelte, dreyfache Aepfel heißen, weil die Urſach der Ver⸗ mehrung und der durch dieſelbe veraͤnderten Figur in der jungen Frucht zu ſuchen iſt: Huf der jmgen Frucht der Aepfel, Bieren und Quitten, die nach dem Syſtem des Herrn Linnaͤus zu dem gemeinſchaftlichen Geſchlecht des Pyri gehören, ſtehen fünf Staubgaͤnge (Styli); wenn fich num Diefelben zu der Zeit der Blüthe mit der jungen Frucht in zwey oder drey Theile theilen , und die Triebkraft de3 Baums ſtark it, fo werden wir ans ftatt eines rundlichten Apfeld, Biere oder Quitte nach der Zahl der Zertheilung einen gedoppelten oder dreyfa⸗ chen nur auf einem Stihl ſtehenden Apfel, Biere ober Quitte haben, Es wuͤrde alſo uͤberſſuͤßig ſeyn, wenn ich mich mit der Beſchreibung aller dieſer verſchiedenen Figuren, die wir beobachtet haben, aufhalten wuͤrde; ich gedenke nur noch einer merkwuͤrdigen zufammenges wachfenen drenfachen laubichten oder grünenden Duitte, ‚die in dem Garten HHerrn Ehorherin und DBerwalter . Savaters Aauum peotneulo fertie Zar — —— — TROLL halb Seudps Car.g Geifer ad VabAL. 544 Beceſchreibung einiger Seltenbeiten Lavaters gewachfen if, Sie iſt in der IVten Tafel gezeichnet. Ich koͤnte niemahlen auch durch die weit laͤuſigſte Beſchreibung eine ſo deutliche Vorſtellung von dieſer Quitte machen, als ich es durch die Vorlegung dieſer Tafel zu thun im ſtande bin. Fig. I. und I. ſtellet die Quitte in verſchiedener Lage vor, F. J. Wie fie von obenher anzuſehen iſt. F. 11. Bon der unten Seite, oder der Seite des Stihls. F. IIE Sf der gemeinfchaftliche Durchſchnitt von allen drey Quitten. Fig. I. IL IM. if 1. Die untere vollfommene Quitte. 2. Die untere verdeangte kleine Quitte. 3. Die obere meiftens vollfommene Frucht, a. Sind die aus der Km der Quitte ı. hervorgru⸗ b. Aus der Kron der Quitte 2. nmende c. Aus Der Kron der Quitte 3. Blatter J Alle dieſe Blaͤtter ſind die durch das verſtaͤrkte Wachs⸗ % / thum vergroͤſſerte Blätter der Blumenbecher der 3 ʒ h Quitten, desnahen wir fie eine dreyfache Iaubichte oder gruͤnende Quitte genennet haben; Eig. IL d. Dev Stihl auf dem diefe ganze Frucht gewachfem: | m aus den Pflanzenreid). 545 Man hat aber nicht nur an den mit Fleiß ange Baueten Dertern fondern auch in Wildniffen die Folgen des vermehrten Triebs und des ſtarken Ba wahrnehmen können, Herr von Brebel, Landoogt zu Grimingen, hat aus ziner in feiner Herrfchaft gelegenen Waldung ein Neftgen Yon dem wilden Forren = oder Fichtenbaum, Pinus Syl- veftris, zugefchieft, aus dem 44 Zapfgen (Coni) in der ſchoͤnſten Ordnung dicht aneinander herausgeivachfen, ſo daß fie um das Xeftgen herum einen Cylinder oder Trauben formirten: Bey diefem Fichtentvauben konte ‘man befonders wahrnehmen , dag die Proportion des Maris gegen dad Holz und Rinde um ein merkliches größer geweſen feye als fie fonft zu feyn pflegt , dieſes Uebergewicht ift alſo ohnſtreitig die Urſach dev vermehr⸗ ten Anzahl der Fruchttheile geweſen, da dieſe, wie ich es in der Vorrede angezeiget, aus dem Mark ihren Urſprung haben. Man Hat auch an anderen Orten dergleichen Fichs tentrauben, die zwar in der Anzahl der Zäapfgen dem ſchon befchriebenen nicht völlig zugefommen, gefunden; Her Johann Martin Uſteri unfer wertheftes Ehreu⸗ mitglied hat verſchiedene derſelben von Neftenbach mit- gebracht. Unſer theureſte Here Vorſteher behaltet in Di m jeiner IE INN UN RN hr. Gesfler IN2E AU 4 Gefole TR. Hotzchalb Jkulps >46 Beſchreibung einiger Seltenheiten feiner ſehr fchönen und weitläufigen Naturalienſamm⸗ lung ein vierjähtiged Fichtenbaͤumgen auf, aus deſſen Stamm in der Mitte: 112 Zapfen herausgewachfen find (1), Allein ich übergehe verſchiedene andere Merkwuͤrdig⸗ keiten, weil ſie nicht ſo gar ſelten vorkommen, als die Beſchreibung eines monſtroſen Mangolts, Betz mon- ſtroſæ laticaulis C. B. Einer gemeinen Gartenzwiebel auf deren Haupt zwiſchen den Blumen 13 kleine Zwie⸗ beln, (Bulbi) gewachſen, Allii Cepæ capite bulbifero. Verſchiedener Nuſſentrauben des Nußbaums, oder vie- ler Nuſſen, die in Form eines Traubens aus einem Stihl herausgekommen. Gedoppelter, dreyfacher, viel⸗ | Facher und zufammengeiwachfener Kirſchen, Quetſchen, | sCeraforum, Prunorum bifidorum, trifidorum , Ich ' uͤbergehe auch die Befchreibung der veränderten Figuren der Fruͤchte von verfehiedenen Aufferlichen Urfachen; man hat ung ;. Er. einen Gefichtförmigen Apfel zugebracht, der dieſe Geftalt von der Drücung zwiſchen den Aeften des Baums erhalten hat, und es iſt auch gar leicht durch die Kunſt dergleichen Naturfpiele hervorzubringen; in den Ephemerid. Nat. Curioſ. (m) wird exzehlt, daß | ein (1) -Phytograph. ſaer. gener. Tig. 1759. P. 21. (in) Appendix ad Anniim X. Decur. II. Norimb. 1692. P. 59. aus dem Pflanzenveich. 547 ein Zuckerbecker auf den Einfall gerathen feye, eine fonft zu feinem Bachverk dienliche Form oder Modell, wel ches ein Menfchengeficht vorftellte, über einige in ihrem Wachsthum begriffene Mepfel zu binden. Diefe Aepfel follen fic) nach dem Modell volltommen gebildet haben; diefer Verſuch war fo nen und felten,. daß man nicht den geringften Betrug vermuthete; in das Gegentheil wird gemeldet, daß der zum Aberglauben geneinte Bobel diefe Gefichtähnliche Aepfel als — — are geſehen habe, Alle diefe merkwürdige Beyſpirle der Fruchtbarkeit und det vielen vorgekommenen Seltenheiten fordern von ung den herzlichfien Dane genen den auten Geber allet dieſer Wohlthaten, und eine anhaͤltende Bemuͤhimg, daß wir dieſe reiche Gaben nicht zum ſchwelgen ſondern zu einem vernuͤnftigen Gebrauch anwenden, Din Natur⸗ forfcher geben fie Anlaß , die Harmonie, Die Ordnung and die Kräfte der Natur zu bewundern; aus dei Mer gleichung der Fruchtbarkeit mit der Witterung lernet et einige von den Bedingniſſen kennen, die zu der Frucht: barkeit des Jahrs erfordert werden : Aber wie vieles fehlet ihm nicht noch die zuteichenden Gründe von allen Erfcheinungen angeben zu können ; er muß in der Er: klaͤrung immer zw der beſondern Trieb » oder Vegeta ⸗ Mim 2 tiono⸗ ra8 Beſchreibung einiger Seltenheiten tionskraft, deren Grade er nur aus den Beobachtungen kennen lernt, feine Zuſucht nehmen; wir Tonnen alſo auch überhaupt fagen, daß der Grad Diefer Vegetationd- Erafte ſehr groß geweſen ſeye, alle diefe Geltenheiten waren Beweiſe davon; ich will zum Befchlug nur noch einige Beyfpiele von diefen verſtaͤrkten Vegetationskraͤf— ten anführen: In dem Garten Herrn von Grebels in dem Bedenhof hat man an einem Aeſtgen von 3 Zol⸗ den ı3 vollfommen reife Bieren von Dderienigen Gat- tung gefunden, die man Sucrde verte , "oder grüne Zuderbiere heißet: In dem gleichen Garten find an ci- nem Pfirfingbaum über 6000 Pfirfing zu ihrer Reife gelanget. Woher kommt ed, daß nicht ein großer Theil diefer Fruͤchte abgefallen ehe ſie reif geworden find? Die Witterung war immer guͤnſtig, die Waͤrme fiiege in abgemefienen Graden , der Regen und Thau gaben den Planen die. beſte Nahrung, keine wiedrige Duͤnſte und Nebel erſtickten die Bluͤthe, und hemmten die Fruͤchte in ihrem Wachsthum; dadurch wurde der Trieb in der Natur verſtaͤrkt und die Vegetationskraͤfte vermehrt, die Säfte wurden in den Gefaͤſſen der Pflan- zen leicht beivegt, gehörig verändert, und von der Na tur zu ihrem beftimmten Gebrauch , beſonders zu der Bearbeitung der Früchte und des Gefams verwendet; desna⸗ aus dem Pflanzenzeich. 49 desnahen kamen fo wenige Früchte ab der Nahrung; fon dern erreichten ihren rechten Zeitpunkt. Dieſer gedops pelten Urſach, namlich den mich bis zu dem Ende des Jahrs immer gefegneten Einfüffen der Athmosphaͤr und der Witterung , und den durch diefelbe fehr verftärkten Vegetationskraͤften, hat man es alfo auch zuzufchreiben, daß, wie wir verfichert worden find, ein Paradiesapfel⸗ baum, Malus Paradifiaca, das letzte Fahr zu dem zwey⸗ tenmahl Blüthe und reife Früchte hervorgebracht hat; daß in der Engi in dem Herbfimonath ein Nußbaum auf das neue zu blühen angefangen hatz daß in dem Weinmonath falt reife Kornähren gefunden worden deren Saamen vermuthlic) nach der Noggenerndte mit: den. Rüben, Braſſica rapa, ausgeſaͤct worden; . daß die: Schoſſe an Mepfelbaumen in den Wintermonath und Chriſtmonath um etliche Zoll gewachfen find; daß im dem Ehriftmonatb Bluft an dem Thierlibaum, Cornus mafcula , wahrgenommen worden; daß Roſen gebluͤhet Baben u. ſ. w. Diefer- anhaltende Trieb iſt die Urſach, daß man in dem Jenner dieſes lauſenden Jahrs von verfchicder dien Hrten ber kleine Hepfel in der Größe vom kleinen Baumnuͤſſen gebracht hat, die auch ſelbſi in den mar gelinden Winter monathen fo weit angewachſen waren; Mm; Em 350 Beſchreibung einiger Seltenheiten. daß endlich in Bern ein auf einen Quittenſtamm ein: gepfropfier Birnbaum den 29 Decembre, zu drucken ane gefangen bat, und den 8 Januar, diefes Jahrs fihon völlig in Laub geftanden iſt; von Diefer Merkwuͤrdig— feit hat Her von Graffenried , Herr zu Worb, Mitglied der Botaniſchen Geſellſchaft zu Florenz und der Deconomifchen zu Bern, unferem theureften Herrn Vorſteher und durch ihn unſerer Gefellfchaft Nachricht gegeben, wir verdanken dieſem HHrrn ſchuldigſtermaßen dieſe und andere zugeſchickte merkwuͤrdige Botanifche Nachrichten, und die unferer Gefellfchaft zugleich ges machten gutige Anerbietungen: Ich aedenke nur zweyer feltener Früchten , die und Here von Graffenried guͤ— tigft zugeſchickt hat; Die eine ift Der Apfel des Mali frudtifere flore fugaci H. R. P. Pome figue, oder Apfel deſſen Frucht ohne Blüthe (oder vielmehr ohne daß die Blum Blumenblätter hat, Koribus apetalis ) hervor— kommt: %. Bauhin heißet fie Malum non florentem Tom. I. 2ı. In Heren Ehriftian Wolfs Kleinen Philos ſophiſchen Schriften, Halle 1736. 8, p- 305. fan man eine ganze Abhandlung über diefe Frucht leſen. Die zweyte Frucht it die Pflaume mit Kernen ohne Stein, Prunus nucleo nudo. Act. Acad. Reg. Parif. (n) Yu dem Fahr 1759, fol ein in einem beinernen Ring ein⸗ rd geſchloß (a) Memoites de l’Academ. 1735. pag. 373. Planche 18. aus den Pflanzenveich, - . 55, gefchloffener Kern beobachtet worden ſeyn, wie er in den Gedentfehriften in angeführten Stelle befchrieben und ge⸗ zeichnet iſt; dieſes Jahr aber gewahrte man nichts von einem Kernen in dem SFleifch, wiewohl in. der Bluthe nach eingeſchicktem Bericht nichts befondered wahrzunche men geweſen ſeye. Anmerkungen zu der nachſtehenden Meteoro⸗ logiſchen Tabell. R. Groͤßeſte Höhe des Queckſilbers im Barometer. a. Kleineſte Hoͤhe. D. Unterſchied zwiſchen der aröfieften und kleineſten Höhe, ſowohl in dem Barometer als Thermometer. G Groͤßeſter Grad der Waͤrme. c. Kleineſter Grad der Wärme, — Bird dem Grad der Warme vorgefekt, wenn der Thermometer unter dem temperirten geſtanden. V. Staͤrkſte Abwechslung des Thermometers in Zeit von 24 Stunden, Der Barometer it nach dem Pariſer Maaßſtab ir Zolle, und der Zoll in 12 Linien eingeteilt Zu Abmeſſung der Graden der Warme hat man: fi) eines Thermometerd nach dee Eintheilung des Herrn Micheli du Creſt bedient. Mm4 Meteo⸗ 352 Meteorologiſche Beobachtungen Meteorologiſche Beobachtungen von A. 1760, von 55. Conrad Meier, des Großen Raths, und Alt⸗Spithalmeiſter. Barometer. Thermometer. — tor ic, d. 29|— me ad, 2 25 sc Bin I . D.! U za D.| 1420 | VD Mn 7° Ad. sbisı4 27" a’ fit. d. 17 » a.» 20, 22 126! oliiic. D 231 — 16° D.| ı! oz D. 17° V.d.17.18 8° A d. 8 a7! ol Ka d. 14 4° 2.0. 18 261 ce d. 5— 1240 Dia 4 D.} 16° | V.d.13.14 ei A.Dd5:9 — * 271 oft a. 0, 26728. * — gi —* 6 Uv.d. DE His Jenner. Sornung. Mertz. April von Ad. 1760. 3 Witterung. Den r Nebel, den 2. 3 trüb, den 5 Regen , den 6 = 23 trüb, den 25 Regen, den 26 ſchoͤn, den 27. 28 trub, den 29 Regen. Den ı trüb, den 2 Regen, den 3. 4 trüb, den s Negen, den 6-13 ſchoͤn, den 14-17 Regen, den 18⸗21 duͤnn Gewoͤlk, den 22 Schnee , den 23 fchön, den 24:28 trüb, Den 1:4 trüb, den 5 - 15 Son⸗ Imenfchein, den 16 trüb, den 17. 18 Regen, den ı9 fehön, den 2ı. 22 Schnee, den 28 trüb, dann bis ze End ſchoͤn Wetter. Den ı fehon, den 2 trüb, den 3-6 Sonnenichein, den zo fehon, den 1? trüb, den 13. 14 ſchoͤn, den 135 trüb, .- den 16 Sonnenſch. den 17 teib, den 18 Regen, den 19 bis 24 fehön, den 25. 26 trüb, dann bis zu End Nebel. Mm Baro⸗ 554 Meteorologiſche Beobachtungen Barometer. Be — A. d. 23 FR 12. —J 4° a. d. 27 je c. A 2. 23 — 3° ol 51 | 17° ni Er A. d. 29, 30 F IOMIC. d. 13 — ad, 24,25 26 zul, ı5 ie D. ol gl | 161° |V.d.14.15 | ‚10° A.d. 5 bis ig 261 zoälll 7 181° a. d. 31 26 6G. en Be 0° D. ol 3341 — — 40 V.d.19.20 A.d. 1o bis 12 | 27“ of CR, — a. d. 25 26 zul ——— D. ol 4 D. ige “2 8° Mitte: von Ao. 1760, 555 Witterung. Den x trüb, den 2:6 Sonnen: ſchein, den zı = 13 trüb, den 14-17 May. im: den 19 Megen, deu zo ſchoͤn, den 23 trüb, den 26. 27 fchön, den 30 Gonnenfchein, y Den x = 5 ſchoͤn, den 7 trüb, deu — 8-13 fehön, den 15 Regen, den Srachmonath. | 2ı fihön, den 25 Regen, den 26. 27 Sonnenſchein, den 28 Regen , den 29 trüb, den 30 fihon. Den 1 = 6 fchön, den 9 trüb, den [re Regen, den 14 = 19 Sonnen Amonath. |fihein, den 22 fihön, den 27, 28 | trüb, ıden 29. 30 fihön, den 31 trüb, - Den 4. 5 Sonnenfchein, den 7. 8 fehön, den 9 Regen, den ı1, 12 trüb und Regen, den 19, fihön, den 22. 23, ſchoͤn, den 27, 28 trüb, t Augſtmonath. Baro⸗ 556 Meteorologifche Beobachtungen Barometer. Thermometer. Ad. 2 Dbis4|27 ONE 1] 12% a. d. 25 ei c. d. er D.| ot "oa Da | V.d.18.19 * Ad 2, ih a7 oMEIC, d. 3, 4 8. d. 24 251 ame d, 16) — g° D. | o!! el D. = 16° V.d.20.21 | 7 A.d. 25 * 30. d. 9 ı® a. d. 11. 12 26" olliflc.d. 3.4,|— 134° D.! 1 ozıı ER f gie | | al 3 IE Ara A.dasbigar|arl! om C.d. 3. 20 — 21° a. d. 20. 29. 31 26 ale. d. al: 108 D. ot zu D. 710 | — 4° Mitte: - Don Ao. 1760. 537 Witterung. Den 3. 4 Nebel, den 6-13 fchön, den 15 trüb, den 16-18 fihön, den 19 Regen, den 21 Regen , den 25 Regen, den 26 fehon, den 29 Regen, den 30 fihön Wetter. Berbiimonatb, Den 1:6 Morgens Nebel, Nach mittag fehon, den 3=z15 Regen und Weinmonath, | veränderlich, den 16, 17. fehön, den 19. 21, 22 Mebel, Nachmittag fehon; den 23 >25 Regen, ven 28. zı Regen, Den 3 Regen , den 6, 7 fehön, den 8 truͤb, den 9, zo veränderlich, 13 Nebel, Wintermonath. | 15 Regen, 16, 17 trüb, 21. 22 Schnee, 26 Schnee, 27 Regen, 28 Nebel, 39 Regen, 30 truͤß. Den ı Nebel, 4. z Regen, s. Schnee, 10, 11 Regen, 12 ſchoͤn, 14. 15 Nebel Chriſtmonath. | nd trüb, 19-21 Regen, 24. 25 veraͤn⸗ e derlich, 26 ſchoͤn, 27. 28 Nebel und une beſtaͤndig, den 31 Nebel. Inbalt 538 +3:)o( & BEL —— — eu I 2 FERT EEE TEE TEE Inhalt. L Rede von den Einfuf der gefellfchaftlichen Berbindun: gen, auf die Befordermg der Vortheile, welche die Naturlehre dem menfehlichen Gefehlecht anbietet, und dem Nutzen, den unfer Vaterland von der Naturfor: fehenden Geſellſchaft erwarten fan, von H. €. Hirjel, Med. Dod. und Stadtarzt. pag. 1. II. Abhandlung von der Rage und Größe der Stadt Zürich, auch denen daher ruͤhrenden natürlichen Folgen, von Dr. Johannes Geßner, oͤffentl. Lehrer der Mathema: tie und Phyſik, Vorſteher der Geſellſchaft. p. 77. IT. Kurze Beſchreibung des Acker - oder Feldbaues im Land Appenzell, von Laurentius Zellweger, Med. Doct. zu Trogen. pP. 115, IV. Abhandlung von einer neuen Were, das Getreyd lange Fahre ohne Verderbniß und Abgang zu erhalten, und wie-diefelbe zum Nuten unſers Vaterlands beſonders anzuwenden waͤre, von Heinrich” Schinz , juͤnger. P. 133. Bemer⸗ Inhalt. h 359 V. Bemerkungen von der Wirkung der Fieberrinde in verfchiedenen Krankheiten, pag. 189. VI. Erzehlung einiger Beobachtungen aus den Torf- Fels dern in Rüti, von Hans Conrad Heidegger, des Raths "von der freyen Wahl und Sedelmeifter. P. 211. VII. Abhandlung über die verfehiedenen Arten das Ge: treyd zu bewahren , und derfelben Auswahl, von Dr. Johannes Gefner , öffentl, Lehrer dev Mathematik und Phyſic, Chorheren des Stiftd zum Großen Muͤnſter, Vorſteher der Gefellfehaft. Aus dem Lateinifchen uͤberſetzt. p- 231, VII. Beftätigung des Hallerifchen Lehrgebäudes von der Unempfindlichkeit verichiedener Theile des menfchlichen . Eörperd , _befonderd_ der Sennen, durch einige_Chis rurgifche . Beobachtungen und Berfiche, von Hans Rudolf Burkhard, Operator, und Demonftrator der Zergliederungstunft auf dem Theatro Anatomico zu Zürich. —D— P. 321, IX. Anleitung wie man durch Verbeſſerung der naſſen Weydgaͤngen, und vernuͤnftige Sorgfalt, im Handel, Verpflegung und Gebrauch des Viehes den Viehfeuchen vorbauen fünne, P. 349» Die 360 Inhalt, x. Die Wirthfchaft eines Philoſophiſchen Bauers, entiwor- fen von 9. €. Hirzel, M.D. und Stadtarjt. Pag. 371. XI. Vorfehlag einiger Durch die Erfahrung bewaͤhrter Hilfömittel gegen den Brand im Korn, von Hand Hein: rich Schultheg , zur Limmatburg , Quartierhaupt⸗ mann. P 497- XI, Befchreibung einiger Ao. 1760. beobachteten Gel: tenbeiten aus dem Pilanzenveich , von Salomon ; Schin; f Med. Doct. p. 507. XII. Melebroldaiſche Beobachtungen von Ao. 1760, von Hs. Conrad Meier, des Großen Raths, und Alt: Spithalmeiſter. p. 552. Der Lefer beliebe die eingefchlichene Fehler alfo zu verbeffern. pag. 178. 1. 5. dele nicht. pag. 179. I 1. lege anſtatt ungefehr 6oo Suder, nicht 300 Centner, Bey den Verlegern ſind ſeit Kuren gedruckt worden, Die Kennzeichen der Inſekten, Nach Anleitutig des Königl, Schwed. Ritters und Leibarzts Kat Lin⸗ naͤus, durch XXIV. Kupfertafeln erlaͤutert, und mit derſelben natuͤrlichen Geſchichte begleitet von J. Sulzer, Doct. der Arzneygelahrtheit. Mit einer Vorrede des Herrn Johannes Geßners, Doc: der Arzʒneygelahrtheit, der Phyſik und Math. ordentl. bͤf⸗ . fentl. Lehrers ıc 4 761. Mit iluminieten Kupfer: _tafen a 6 fl. mit ungemablten & 4 fl. Die Wirthfehaft eines Phrlofophifchen Bauer; Ent worfen von 9. C. Hirzel. 8 761. 18 Er, Herrn Abrechts von Haller Vertheidigung gegen die Einwuͤrfe welche Herr Anton von Haen wider die Lehre von der Reigbarkeit und Empfindlichkeit der Theile des menſchlichen Leibes vorgetragen. Aus dem Lateinifchen uberfeßt, 8. 761. 8 Er. Dry neue Trauerfpiele, nämlich : Johanna Gran. Friedrich von Tokenburg. Dedipus. 8. 761. a5 u Noya Clavis Homerica : cujus ope aditus ad intelligen- dos fine interprete lliadis Libros omnibus recluditur. Interfperfe funt feletz Clarif. Virorum Camerarii, Clarki, Ernefti, cet. Annotationes & Scholia. Ope- ra Joannis Schaufelbergeri. Prefatus eft J. J. Brei- tinger. & 761: 54 tt. Continet hic Tomus Imus IV: primos: Libros Iliadis. Tomus Ildus ſub prelo. Bebensbefchreibung, Audachtähbungen, Herzensaefprache, in ungebundener, und gebundener Rede, nebft andern Poeſien der Frau Elifabeth Rowe, Aus dem Engl. Be verbeifert und vermehrt, Mit dem Portrait Verfafferin. 8. 751. ıfl. ı5 fr. Auserlefene Poeſien aus den meiften" und beften Engl. Dichtern, Hiebevor der Frau Rowe Andachtsübungen beygefuͤgt, nun aber — gedruckt, verbeſſert und vermehrt, 8. 761 Edmund Wallers geiftiche nike , aus Englifchen Verſen in Deutfche gebracht. 8, 761. 12 fr. Memei- Memoires fur la Structure interieure de la Terre, par ‚| M.:E, Bertrand. .-8..760.,.. 36... Der Schweizeriſchen Gefelfchaft in Bern Sammlungen von Landiwirthfchaftlichen Dingen, ıter Theil. 4 Stüde, Mit Kupfern. 8: Zurich 760, 2 f. 24 fu ; _ Der te Band wird in kurzem auch die Preſſe verlaffen. Das gleiche Buch in Franzöf. Sprache, unter dem Titulz Recueil de Memoires concernants l’Oeconomie Rurale par une Societe etablie à Berne en Suifle. Tome ler. IV. Parties. avec fig. 8. 760. 2 il. 2af . La fuite fous prefle. D. oh. Georg Zimmermann, von dem Nationalftoße, Zweyte durchaus verbeſſerte Auflage. 8. 760, sch ” Ham Sammel Formen Trofigeünde für Perſonen in krankltchen Umſtaͤnden. Aus dem Stanz. uͤberſ. und mit einigen Anmerkungen vermehrt von J. R. 8. 760. 15 Er, . Tableau du Siecle, par un Autenr connu. 8. 760. 36 fr, — erſter Aufſatz guldener Aepfel in ſilbernen Schaalen / di. erſte Sammlung derer Worte, geredet zu ſeiner Zeit, beſtehend aus 48. 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