Vibrarp of tbe Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. I naAanNKan ) ‚00 outehende The gift of 68 (Je an ar Deal N No. 477, Like: Sorte a NE IF se Me DIE KARNISCHEN ALPEN. EIN BEITRAG ZUK- VERGLEICHENDEN GEBIRGS-TEKTONIK VON Dr. ERTrYZ FRECH, PROFESSOR DER GEOLOGIE Usxsp PALAEONTOLOGIE A. D. UNIVERSITAET BRESLAU. HERAUSGEGEBEN MIT UNTERSTÜTZUNG DES KÖN. PREUSS. MINISTERIUMS DER GEISTLICHEN, UNTERRICHTS- UND MEDICINAL-ANGELEGENHEITEN. MIT EINEM PETROGRAPHISCHEN ANHANG VON DR. L. MILCH. Mit einer geologischen Karte in 1 : 75000, einer tektonischen Specialkarte, einer tektonischen Uebersichtskarte der südlichen Östalpen, 16 Lichtkupferdrucken, 8 Profiltafeln und 96 Zinkdrucken. HALLE. MAX NIEMEYER. 1894. Der Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle XVII. Band. Vorwort. Das vorliegende Buch beruht auf geologischen Aufnahmen. welche ich in der Karnischen Hauptkette und den angrenzenden Gebirgen während der Sommer 1886—91 ausgeführt habe. Zur Einzeiehnung mussten die Generalstabskarten (1: 75000) benutzt werden, da die Originalmesstischblätter (1:25000) nur für den österreichischen Antheil des Gebietes ausgeführt sind und die italienischen Tavolette (1:50000) erst neuerdings zur Ausgabe gelangen. Die Herstellung der geologischen Karte, welehe nur der Buchausgabe des vorliegenden Werkes beiliegt, übernahm das K. u. k. militärgeographische Institut auf Grund der Befürwortung der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien. Bei der Ausführung der Buntdruckplatten dürfte die unter Leitung des Herrn HöpıLmoser stehende kartographische Abtheilung des genannten Instituts alles geleistet haben, was auf der ungünstigen schraffirten Terraingrundlage technisch erreichbar ist. Die photographischen Aufnahmen (ca. 120). welche als Vorlagen für die Liehtkupferdrucke (Heliogravuren) und die Zeichnungen gedient haben, wurden in den ersten Jahren von den Herren Professor MÜLLER (Teplitz) und Dr. von DEM BoRNE, später von mir ausgeführt. Dureh verschiedene, die Geologie und Palaeontologie der Karnischen. Alpen betreffende Mittheilungen wurde ich von IV den Herren Dr. A. Bittner, Dr. ©. Diener, Dr. F. TELLER, Professor Toura und Oberbergrath von MoJsısovics unter- stützt. Herr Professor Fduard Suess in Wien hat mir mit seltener Liberalität seine Tagebücher sowie die einen Theil der östliehen Karnischen Alpen betreffenden, mit bekannter Meisterschaft ausgeführten Zeiehnungen zur Verfügung gestellt. Bei der Herstellung des Registers haben mich die Herren Dr. LoescHhmann und Dr. MıcHAEL in der liebenswürdigsten Weise unterstützt. Allen genannten Herren spreche ich hier- dureh meinen verbindlichsten Dank aus. Die Herausgabe des vorliegenden Werkes wurde ermöglicht durch eine Subvention des k. preussischen Ministeriums der geistliehen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, die mich zu ehrerbietigstem Danke verpflichtet. In hat Einleitung . ’ Tabellarische Vehersiehl ne Rormationen A. Einzelschilderungen. Die Eintheilung des Gebirges I. Kap. Die Westkarawanken und die östlichen Karnıschen An bis zum Garnitzengraben (Silur, Devon, 'Irias).. . . , t. Der Hochwipfelbruch : 2. Die nördliche Silurscholle : 3. Der mitteldevonische Kalkzug des Dee ad Poludnigg 4. Der Kok J 5. Die Einklemmungen Allan Gekchien ischeh hen Silur und der abgesunkenen Triasscholle 5 6. Die Aufpressungen älterer Gesteine im Schlerndolomit von Malborget Enge : 7. Die Tektonik der Trias in lan Wera) : II. Kap. Das Gebiet der Querbrüche; Gartnerkofel bis Promosjoch (Silur, Carbon, Trias) LANE ER I. Der Gartnerkofel und die Triasberge bei Pontafel 2. Das Obercarbon der Gegend von Pontafel 3. Das altearbonische Eruptivgebiet des Monte Dimon . 4. Das Westende des Hochwipfelbruches und die Quer- verwerfungen des Incarojothales . Zusammenfassung von Kapitel I und I . III. Kap. Das ee ns der devonischen Riffe (Silur, Devon, nn DANN: u en ; „Der Baee er TE z Der Plöckener Ba cchruch end die im Osten ab- gesunkene Scholle . 3. Die Kellerwand Seite m ') Ein sinnstörender Druckfehler Ostkarawanken statt Westkara- wanken hat sich leider hier eingeschlichen. vI > SED . Der Gamskofel und die Plenge . Die Steinwand , . Das Wolayer Gebirge and die (oda Biänca . Der Hochweisstein (Paralba) IV. Kap. Die westlichen Karnischen a: ee Silur, ‚Devon ie 2. 3. 4. Allgemeines Die Gruppe der a. Die Gruppe der Königswand Das westliche Ende der ee V.Kap. Der Gailbruch und die palaeozoische Scholle am Dobratsch Dr Untercarbon, Grödener Sandstein, Trias) . 5 3. 4. VI. Kap. Die . Allgemeines S ! Das Gebirge zwischen Sillian a lern an: € Die Triasberge östlich vom Gailbergssattel . Das Ostende des Gailbruches und die palaeozoische Scholle am Dobratsch . Triasgebirge im Süden der Karnischen etledie (Venetianer und Julische Alpen) . ii 9% 4. Allgemeines . Die südwestlichen Ruhe en Game te liche Carnia) Die östliche Carnia . Die Julischen Alpen Petrographischer Anhang von Dr n. Milch 1. 92 Eruptivgesteine des Nötschgrabens (Untercarbon) A. Südlicher Eruptivzug . B. Nördlicher Eruptivzug Eruptivgesteine des Culm von lan als br Karnischen Alpen . A. Spilitische Mandelsteine . ; . B. Dynamometamorphe Gesteine der De i C. Porphyritische Gesteine . Sedimentgesteine des Culm . Gesteine von Forst zwischen Reissach und Kirehbsch imuGaılthal N m name A. Quarzphyllit . B. Ganggestein im Phyllit von Bor ae Rorkaael und Kirchbach B. Beschreibung der Schichtenreihe. VM. Kap. Der Quarzphyllit . Il, 22 Petrographische Merle nd nee Alter Das dioritische Ganggestein von Reissach und die geologische Vertheilung der Karnischen Eruptiv- gesteine,. una... 6 Se 191 191 194 3. Ueber die Verbreitung des Quarzphyllits in den Ost- alpen und sein Verhältniss zu anderen krystallinen Gesteinen (mit Tabelle S. 207) VIII. Kap. Das Silur A. Das Untersilur 1. Die untersilurischen Mantheren Schlen 2. Die petrographische Beschaffenheit der Mantkener Schichten a) Normale klastische Gesteme 5 b) Die grünen Gesteine (Schiefer und inte) und die Eruptivgesteine ce) Die Kalkbildungen der Manahener Schrekfen An die Entwickelung der Faciesbezirke 3. Die Versteinerungen der Mauthener Schichten . B. N Obersilur . . Allgemeines (nebst fepellanscher U Tebersieht s. 223) . > Das Profil des Wolayer Thörls 2 3. Die Fauna der Orthocerenkalke und ihre Verbreitung a) Zwischen Wolayer See und Oharnach-Alp . b) Die silurischen Korallen am Findenigkotel . «) Die Orthocerenkalke des Kok 3. Vergleichungen mit dem Obersilur anderer öniler IX. Kap. Das Devon Faciesentwicklung nnd Bestens in en KartRehen Alnen und Karawanken . Das tiefste Unterdevon Das mittlere Unterdevon Das höhere Unterdevon Das Mitteldevon . 5. Der Brachiopodenkalk les nalen Oberdevon 6. Der Clymenienkalk . » wwN Anhang: Ueber die oberdevonischen En, der Untergattung Trimerocephalus . ge (che Das alpine Devon im Vergleiche mit dem anderer (sebiete 1. Allgemeines : 2. Die „Greifensteiner ER an die Korllenkalke des Unterdevon 3. Uebersicht der een Eugen I. Korallenkalke.. : a) Ungeschichtete, reine Korallenkalke) u. allen b) Geschichtete Korallenkalke II. Brachiopodenschichten a) Brachiopodenkalke b) Brachiopodenmergel und Echieler c) Spiriferensandstein _ vw vw ve .> _ DD co ww we» vv Do Per vv vv ww [8 De pe [> Be Se re —1 > = > vyDDbDvDDDnDD er) D a 0 vv oh N So So So So SU D 00 00 00 VIII III. Zweischalerfaeies IV. Hunsrückschiefer und nal Bildenden V. Die Greifensteiner Facies V1. Die Cephalopodenschichten VIII. Die Old Red Sandstone-Facies . 4. Stratigraphische Vergleiche. a) Das Grazer Devon. b) Vergleich mit Böhmen ce) Nordfrankreich IR d) Vergleich mit den Wieder Seeern des Br e) Vergleich mit dem Unterdevon des Ural X. Kap. Das Carbon . $ 1. Das Teen : a) Die Nötscher Schichten in Pr Etase, sigantens b) Der Culm 2 2. Das Obercarbon (mit zwei aballen: Profil von Kroe und Auernigg S. 326; die obercarbonischen Brachio- poden S. 328) . Ueber die Bildungsweise :L er hantulen Schenken 3. Ueber die Verbreitung des Carbon in den Ostalpen . XI. Kap. Das Perm (Dyas) . I. Der Grödener Sandeen al der ee Voraeens 2. Der Bellerophonkalk £ 3. Die Stellung der sogenannten een Bee Die Stellung des Karnischen Carbon und Perm in der en Schichtentolge 1. Das en ak seine een a) Mittel- und Westeuropa. . , 2. Das Obercarbon und seine Verbreiiune 1 3. Das Perm (Dyas) und seine Abgrenzung vom Carbon Anhang: Ueber d. Vorkommen v. untercarbonischen Nötscher Schichten im Veitschthal (Mürzgebiet, Steiermark) XII. Kap. Die Trias - I. Die obere Trias und im Gliederune Y a) Die neueren Ansichten über die sn den Hauptstufen (mit Tabelle) . k b) Ueber die geologische teen der Trias- korallen c) Vergleich der Hallstätter u. ren: ea entwickelung . d) Kurze Uebersicht der nen ee Die Werfener Schichten . Der Muschelkalk : Ueber die pelagischen Renniunlenie dar ern Trias und die rothen Perm-Triasschichten ze SV Der Schlerndolomit und seine Aequivalente a) Die Buchensteiner Schichten b) Die Wengener Schichten . Die Raibler Schichten . Der Hauptdolomit und das Rhaot a) Die nördliche Entwickelung b) Die südliche Entwickelung IX Seite 404 410 411 414 419 419 422 C. Der Gebirgsbau der Karnischen Alpen in seiner Bedeutung für die Tektonik. XII. Kap. Tektonische Einzelfragen Il 2: or a ww Grabenspalten . : Die „Aufpressungen“ von Een len Ge- steinen in starren jüngeren Massen. Tektonische Klippen Blattverschiebung SR Complieirte Faltungs- nd Trterfölenzeischeinnneen.. a) Auswalzung an Brüchen (Hochwipfelbruch) b) Beeinflussung des Streichens der Schieferschichten durch Kalkmassen . c) Nachbrechen eingefalteter Kalkmassen bei Freue Gebirgsbildung d) In erlerenzerkcheinungen von verschiedenen Benenl richtungen . e) Blattverwerfung en Prlenkune ea reichen S XIV. Kap. Die Phasen der Gebirgsbildung in den Karnischen Alpen Ik Die palaeozoische Faltung . a) Die mittelearbonische Faltung in den Oaslnen b) Die earbonisch-permische Faltung im westlichen Theile der Alpen Die jüngeren (cretaceischen ud Karen) Baltın ken a) Cretaceische Gebirgsbildung b) Tertiäre Gebirgsbildung . Uebersicht der tektonischen Geschiehte der Kemischen Alpen Uebersicht der een hfekelune der KWekialpen XV.Kap. Die Karnischen Alpen in ihrer Bedeutung für den Bau des Gebirges . 1% > ww Das Bruchnetz der Berechen Nulnanı in seinem nr sammenhang mit den tektonischen Linien der Ostalpen Einfluss der Brüche auf die T'halbildung . Zur Tektonik der Östalpen . ; Kommen an Bruchlinien epungent von - Verzeiehniss der Illustrationen. Die Illustrationen bestehen aus: I. Abbildungen (86). Dieselben stellen dar kleine Profile oder Skizzen nach der Natur, Zeichnungen nach Photographien!) sowie Repro- ductionen von Photographien. 2. Grösseren Profiltafeln (VIII). Dieselben enthalten sche- matische Durchschnitte durch die ganze Kette und sind im natürlichen Maassstabe von Höhen und Längen?) auf Grund der kartographischen Aufnahmen entworfen. 3. Liehtkupferdrucken (Heliogravuren; XV]). Dieselben sind unmittelbar nach den Originalnegativen von der Firma Meisenbach, Riffarth & Co. in mustergiltiger Weise ausgeführt. 4. Zweitektonischen Kartenskizzen (8. 459 und S. 470). Ab- Profil- [ Kupfer- bildung| tafel tafel Zu 8.12. Der Faaker See mit dem Mittagskogel . 1 » » 15. Profil durch Osternigg und zen A I „ „17. Der Poludnigg von Süden . . . . : 2 „ „ 18. Der devonische Kalkzug des Sagran . . 3 >» 20. Schematisches Längsprofil des Kalkzuges Schönwipfel-Sagran - Gocman . k 4 » » 21. Querprofil durch Kok und Schunwapke 5 » » 23. Aussicht von der Krone nach Osten (von Eduard Suess) 6 „ „ 24. Die Einklemmung von en Se ar discher Gesteine am Achomitzer Berg . 7 » „» 24. Die Berge östlich vom Kok (von Eduard SUCH)" „al rt 5 !) Die von Herrn O0. Berner gut ausgeführten Vorlagen sahen in den Probedrucken wesentich besser aus, als in der endgültigen Ausführung durch das Schnellpressverfahren. ?) Mit Ausnahme von Profiltatel I, „ 10. 26. Die Bruchgrenze von Trias und Silur bei Thörl (Profil) . 28. Der Guggberg bei Melborget . Schematische Zeichnung zur Brn une von Tafel I . Aufquetschung von Muschelkalk i im ‚Sc Ilevr dolomit des Malborgeter Grabens ). Die Bruchgrenze von Silurschiefer und Trias in den Karawanken (Profil) . Die Brüche zwischen Oberearbon und Trias bei Pontafel: Der Gartnerkofel von Süd und Aussicht vom Gartnerkofel (von Eduard Suess) . . Das Profil des Beeiees südl. let: 2. Schematisches Profil des Gartnerkofels (ca- 1/34000) . . Weg zur Thörlscharte (von Eduard Suess). . Gartnerkofel a AR hörlhöhe von N. (von Eduard Suess) 5. Die Bruchgrenze im Dukagraben (von Eduard Suess) . Bruch zwischen kalkigem!) Schlerndolomit und Oberearbon (von Eduard Suess) . 9. Der Rosskofelbruch (von Eduard Suess) . Die Erosionsschlucht des Garnitzengrabens (von Eduard Suess) . Lagerung der Cerbonschichten nahen Krone und Garnitzen . . Die Zirkelspitzen von WSW. . . Die Zirkelspitzen . Der Rudniker Sattel (mit Hrklirnneshlate) . Die Bruchgrenze am Hochwipfel (zwei Auf- nahmen mit erklärender Umrisskizze) . . Schematisches Querprofil durch die Kar- nische Hauptkette zwischen Tresdorf und Paularo (1/37500) . Der Findenigkofel ; . Monte Dimon und Hoher Trieb von 0. . Einquetschung von Culm in Silur . Das Gailthal und die Karnische Hauptkette von den Vorhöhen des Reisskofels . Zwei schematische Profile durch den Polli- !) Non kalkigen. Ab-. bildung 9 10 13, 14 15 Profil- tafel II XI Kupfer- tafel XII 93. 99. 99. 100. 103. 104. 105. 106. 107. 107. 108. 108. nigg und die Kellerwand (1/50000 bezw. 1/75000). 77. Würmlacher ah von o. ee . Das Hochland der Devonischen Ritfe von AN. . Der Tischlwanger Kofel. E 3. Unregelmässige Aufwölbung der ren kette im Culmschiefer des Palgrabens . Der Cellonkofel vom Valentinthal (mit erläuternder Umrisszeichnung) 5. Der Cellonkofel von Süden 5. Der Cellonkofel von Norden . . Das Ostgehänge des Kollinkofels (mit, er- erläuternder Umrisszeichnung) . Der Kollinkofel von Osten (mit en der Umrisszeichnung) . Schichtenstauchungen in les Wand 5 Eiskars (vergrösserte Partie des linken unteren Theiles von Abbild. 35) . Die Wand des Eiskars vom oberen Va- lentinthal gesehen . 1. Der Südabfall der lerwand nt 2. Das Ineinandergreifen von Culmschiefer und devonischem Riftkalk auf dem Süd- abhang des Kollinkofels > Keilförmiges Eingreifen des Devonkalscs in die Culmschiefer oberhalb der Casa Moreretto . A Plenge und ne von dar En thener Alp AIR Das Ostgehänge des Wo tlreilap Ein silurischer Schieferzug im Devonkalk Die eingefalteten Devonkalke im Silur des Niedergailthales . Tiefenspitz von W. Die Grabenversenkung = Bordaclın al von der Spitze der Croda Bianca . Schematische Skizze der Umgebung der Bordaglia-Alp (1/12500) . 3 Das Hochland der devonischen Kalkriffe von Westen . Schieferzunge auf de Südabhang des Wolayer Gebirges . EN Die Croda Bianca von Den Der Kalkkeil der Croda Bianca von Asse netto Au bildung I Profil- “fel IV Kupfer- tafel vu Zu S. 108. a 1llWlolz y „lag IE 130. 134. 136. 139. 140. Die Croda Bianca von Westen . Die Croda Bianca von Norden (mit er- erläuternder Umrisszeichnung) Der Bladener Jochkofel . ar Schematischer Durchschnitt ech) Rau- denspitz und Monte Avanza (1/50000) 2. Das Oregione-Joch von Westen (mit Er- klärungsblatt) . Profilansichten der Hocbalplspıkz . Der in den Silurschiefer en Kalk- zug der Hartkarspitz . . Hochweisstein und oa von so. . Ein devonischer Kalkkeil in dem Silur- schiefer des Ofener Joches 5. Hochweisstein von W. . Königswand und Rosskarspitz von Süden (mit Erklärungsblatt) . . Monte Palumbina und Porze von en 23. Die triadischen und palaeozoischen Berge des Valle Visdende von Osten . . Vergrösserte Umrisszeichnung zu Taf. xI . Die westlichen Karnischen eg von dem Gipfel der Porze 3. Porze und Palumbina- neh von Wen 5. Die Königswand von SO. . 7. Die Liköflwand (mit erläuternder Umriss- zeichnung) s. Die Königswand von Westen m. er- läuternder Umrisszeichnung; Taf. XII u. Xlllschliessen unmittelbar an einander an) 5. Der T'scharknollen . Die Gatterspitz von Osten . Der Nordabhang der Pfannspitz von Don gesehen Der Nordabhang ln an wesen gesehen . Profile durch die Sans und Porze (1/50000) . Das Lienzer Gebirge (Urhelae) von de Mussen-Alp (1945 m). Der Gailbruch im Mocnikeraben bei Wer briach 2 Das nördliche Gailthaler een von Süden Die nordwestlichen Gailthaler Berge (mit erläuternder Umrisszeichnung) Ab- bildung 51 Profil- tafel VI XIII Kupfer- tafel vl IX XI XIV XIV . Der nördliche Theil des Gailbergsattels 7. Der Nordabfall des Jauken 9. Der Reisskofel von Süden . 2 . Durchschnitt durch die Triaskette zwisehen . Der Nötschgraben (Windische Graben) . Aussieht vom Dobratsch nach NW. . Pontebba von Süden. . Croda Bianca und Monte Vas : 70. Der Monte Amariana bei Stazione per 1a 72. Der Montasch von Luschari 2. Profil des Obergailberges 5. Das Profil von Forst zwischen Beissach . Profil durch die tieferen Mauthener . Das Profil des Wolayer Thörl . Seekopf und Wolayer See (mit erläutern- . Die Aussicht vom Osternigg nich Osten 8. Der Auernigg (1845 m) bei Pontafel von 3. Profil der Thörlhöhe (Reppwand d. 6. 56. Productus semireticulatus var. bathycolpos . Der Schinuz (Schlerndolomit) (von der Strasse gesehen) . Drau-undGitschthal (von Eduard Suess) unterhalb Bleiberg . Carnia (Provinz Udine) . und Kirchbach Schichten nördlich von Hermagor . der Umrisszeichnung) Westen (mit Erklärungsblatt) St. K.) vom Guggenberg (N) gesehen Schellwien (Pr. boliviensis auct.) Ab- tildung Profil- tafel Val VIII Kupfer- tafel Einleitung. Die Karnisehen Alpen sind in doppelter Hinsicht für die Geschiehte des gesammten Gebirges von Bedeutung: sie enthalten die vollständigste und versteinerungsreichste Ver- tretung der palaeozoischen Sehichtenfolge im Gebiete der Alpen und erweisen dureh die Eigentümliehkeiten ihres tektonischen Aufbaues das Vorhandensein eines earbonischen Hochgebirges aueh in diesem Teile Europas. Eine geologische Einzelbeschreibung des langgestreckten, OL in orographischer Hinsicht wohl begrenzten Gebirgszuges'!) zwischen Inniehen (Tirol) und Villach (Kärnten) erscheint somit in sachlieher Hinsicht wohl begründet. Die geologische Litteratur über unser Gebiet geht bis auf LeopoLp von Buch zurück, der das höhere Alter der Karnisehen Hauptkette („Transitionsgebirge*) gegenüber den umgebenden jüngeren Kalken mit scharfem Blicke erkannte. In den fünfziger Jahren wurde die erste Übersichts- aufnahme der Ostalpen seitens der k. k. geologischen Reichs- anstalt ausgeführt; die palaeozoischen Teile des Gebietes fielen LipoLv, PETERS und Stur zu, von denen der letztere die Karnischen Alpen aufgenommen hat. Die in verschiedener Hinsicht unvollkommenen Ergebnisse dieser ersten Untersuchung erklären sich im wesentliehen aus der ungewöhnlich kurzen Zeit, in der die Kartirung eines grossen Gebietes abgeschlossen '!) Die Grenzen der Karnischen Hauptkette sind nach Böhm: Kreuz- berg (1632 m), Sextenthal, Innichen, Pusterthal bis Sillian, Kartischthal, Thalsattel von Kartisch (1518 m), Lessachthal (Gail), Ober und Unter-Gail- thal bis T'hörl, Kanalthal [Gailitz, Tarvis, Thalschwelle von Saifnitz (797 m) Fella bis Pontafel], Rio Pontebbana, R. Pradulina, Sattel von Pradulina, Torrente Torrier (auf der G.-St.-K. steht der wnrichtige Name Truie), Paularo, Sattel von Ligosullo (1032 m), 'T'. Pontaiba, Paluzza, T. Gladegna, Sattel von Ravascletto (954 m), T. Margo, Comeglians, Canal di Gorto (Degano) bis Forni Avoltri, T. Degano, R. Avanza, Colle di Canova, Val dell’ Oregione (T. Piave), R. Rindelondo, Val di Londo, Forca di Palum- bina, T'. Digone, Candide, Padola, Kreuzberg. Frech, Die Karnischen Alpen. x 1 2 werden musste. Es ist bekannt, dass man auf Grund der bei Bleiberg und Pontafel aufgefundenen Carbonversteinerungen die ganze palaeozoisehe Schichtenfolge der Karnischen Alpen und Karawanken unter der Bezeichnung „Gailthaler Sehiehten*“ der Steinkohlenformation zuwies; allerdings hat schon LiroLD während des Verlaufes der ersten Aufnahmen das Vorkommen älterer Bildungen vermutet. Die palaeozoischen „Gailthaler Schiehten“, ein Name, der in mancher Hinsicht dem mesozoischen „Alpenkalk* vergleichbar ist, wurden von Srtache in ihre Bestandteile aufgelöst; derselbe konnte dureh glückliche Versteinerungsfunde das Vorkommen von Unter- und Obersilur sowie von älterem Devon feststellen. Für die Auffassung des Gebirgsbaues der östlichen Karnischen Alpen sind die allerdings nur in abgekürzter Form veröffentlichten Untersuchungen von SuEss massgebend geworden, dessen Scharfbliek die gewaltigen Senkungsbrüche zwischen Trias und Ober-Carbon erkannte. Auf die Einzelheiten der geologischen Erforschung unseres Gebirges näher einzugehen, liegt keine Veranlassung vor, da dieselben in der Schilderung der einzelnen Gebiete Berück- sichtigung finden werden. Zudem enthalten die Arbeiten SrAcHEs (1572—90), vor allem die Abhandlung über die palaeozoischen Gebiete der Ostalpen ), eine ausführliche Übersicht der älteren Litteratur. Ebenso glaube ich die sogenannte „oro-hydro- graphische“ Ubersieht oder besser die in Worten wiedergegebene Karte dem Leser ersparen zu dürfen, da dieselbe sich wohl leichter von dem Kartenblatte selbst abliest. Die Karnischen Alpen habe ich zum ersten Male im Sommer 1886 auf einer Studienreise besucht, welehe die ver- gleichende Untersuchung des älteren Devon zum Zweck hatte. Die in diesem und im folgenden Jahre beobachteten Thatsachen über die Ausdehnung des jüngeren Devon, über das Ineinander- fliessen der silurischen und devonischen Fauna?) waren zum Teil so unerwarteter Art, dass ich mich zu weiteren Forschungen veranlasst sah. Die palaeontologisch - strati- graphischen Ergebnisse derselben entsprachen allerdings nieht ganz den Anfängen, um so eigenartiger und anziehender waren ') Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1874. ?) Man vergleiche unten die Beschreibung des Wolayer Profils. dagegen die tektonisehen Probleme, deren Lösung mich während der drei folgenden Sommer (185885—90) im wesentlichen beschäftigt hat. Diese verschiedenartigen Richtungen der Forschung haben bereits 1887 ihren Ausdruck in zwei kleinen Aufsätzen „über das Devon der Ostalpen“ ete. und „über Bau und Entstehung der: Karnischen Alpen“ ') gefunden, deren weiterer Ausbau im folgenden unternommen werden soll. Trotz der geringen Ausdehnung des damals untersuchten Gebietes und trotz der Unfertigkeit, welehe jedem ersten Versuche naturgemäss anhaftet, erwiesen sich die 1887 ausgesprochenen Grundideen bei der Weiterführung der geologischen Aufnahmen als riehtig. Im einzelnen musste hingegen manches verbessert und berichtigt werden.) Eine in der Zeitschrift des deutsch -österreichischen Alpenvereins (1890) veröffentlichte Studie über die Karnischen Alpen ist für weitere Kreise bestimmt und behandelt in erster Linie die Oberflächen-Geologie unseres Gebietes. Die Anordnung der ganzen Arbeit entspricht dem zwei- fachen Ziel der Forsehung: Der erste Teil enthält die Schilderung der einzelnen Abschnitte der Karnischen Alpen und ihrer süd- lichen und nördlichen Vorlagen; im Anschluss daran werden die tektonischen Grundzüge der Karnischen Hauptkette unter Rücksichtnahme auf den gesammten Bau der Ostalpen über- sichtlich dargestellt werden. In einem weiteren Teile erfahren die Formationen unseres Gebietes eine gesonderte Behandlung; eine etwas ausführlichere Darstellung der Oberflächen-Geologie (alte Gletscher, Thalbildung, Seenbildung, Bergstürze) bildet den Schluss. Endlich soll dann noch eine Besprechung und Abbildung der wiehtigsten palaeozoisehen Versteinerungen des Gebietes folgen, so weit der Raum dies gestattet. Ein petrographischer Anhang bringt die mikroskopische Beschreibung der wiehtigsten Gesteine, welehe Herr Dr. MırcH in zuvorkommendster Weise ausgeführt hat. !) Zeitschrift d. deutschen geologischen Gesellschaft p. 659 bezw. 739. $ ?) Ich habe nicht bei jeder Kleinigkeit auf die vorgenommene Anderung hingewiesen, sondern begnüge mich, hier hervorzuheben, dass wo nichts besonderes bemerkt wurde, die spätere Darstellung selbstredend die massgebende ist. 1* Tabellarische Uebersicht der Formationen. Da die Beschreibung der einzelnen Formationen einem späteren Abschnitte vorbehalten bleibt, so muss dem topogra- phisehen Theile eine tabellarische Ubersieht den verschiedenen Horizonte vorausgeschiekt werden, welche dem Farbenschema der geologischen Karte entsprieht. In der Kamischen Hauptkette und ihren Vorlagen sind die folgenden stratigra- phischen Abtheilungen unterscheidbar: I. Quarzphyllit, ? eambrischen Alters, mit eingelagerten Glimmerschiefern und Diorit-Gängen. II. Silur, vornehmlich aus verschiedenen Sehiefer- und Grau- wackengesteinen bestehend, den Quarzphyllit eoneordant überlagernd. je 19) de An der unteren Grenze finden sieh local ehlori- tische Sehiefer. Feldspathführende Schiefer sowie grüne Quarzite und Sehiefer bilden un- regelmässige Einlagerungen im Westen der Kette. Lagen von diehtem oder krystallinem Kalke sind allgemein verbreitet. Die Gesammtheit der nur nach petrographischen Gesiehtspuneten zu glie- dernden Untersilurbildungen wird unter dem Begriff der Mauthener Scehiehten zusammen- gefasst. Öbersilurische Orthoeeren-Kalke (E,). Ill. Devon. Tiefstes Unterdevon (Zonen des Tornoceras in- exspectatum und der Irhynchonella Megaera). Unterdevonischer Riffkalk (F;). Mitteldevonischer Riffkalk (mit unterem Ober- devon). Ulymenienkalk. IV. Carbon. il Culm (Thonschiefer, Kieselschiefer, Grauwacke mit Arechaeovealamiten). Nötseher Schiehten. Quarzeonglomerate und kalkige Schiefer mit Produetus giganteus). Diabase, Porphyrite, spilitische Mandelsteine und Sehalsteine (Tuffe) des Unterearbon. Discordanz. Oberearbon. Discordanz. V. Perm. IE 2) [>P ‘“) e), Grödener Conglomerat („Verrucano“) und Sand- stein mit Decken von Bozener Quarzporphyr. Bellerophonkalk. VI. Trias. IR ie (Su 6. Werfener Sehiehten. Muschelkalk; das bunte Kalkeongomerat des unteren Muschelkalkes („Uggowitzer Breecie*) wird dureh eine besondere Farbe auf der Karte bezeichnet Raibler Quarzporphyr (deekenbildend). Buchensteiner Schichten und grüne Tuffe („Pietra Verde“), letztere z. Th. = oberer Muschel- kalk. . Wengener Schiehten. (Die Mergelentwickelung der Cassianer Schichten fehlt fast ganz.) Schlerndolomit und Kalk; Riffentwiekelung der Buchensteiner, Wengener und Cassianer Schichten. Raibler Sehiehten. Rhaet (nebst der oberen karnischen Stufe): Haupt- dolomit, Plattenkalk und Rauehwacke im Norden; Dachsteinkalk und Hauptdolomit im Süden. V1l. Diluvium. m Glaeialbreeeien. Glaeialsehotter mit Sehieferkohlen. Moränen. VIH. Jüngere Bildungen. 1. Flussterrassen. 2. Sehuttkegel (Recent und Diluvial). 8. Bergstürze. 4. Hochmoore. 5. Alluvium der Thalböden. A. Kinzelschilderungen. Die Eintheilung des Gebirges. Die Hauptkette der Karnischen Alpen birgt eine Reihe verschiedenartiger Landschaftstypen, in denen die Mannigfaltig- keit der geologischen Formationen zum Ausdrucke gelangt. Die einförmigen, grünbewachsenen Schiefer- und Phyllithöhen des Westens gleichen vollkommen den Vorbergen der Tauern, deren Fortsetzung sie sind. Die wildzerrissenen schmalen Kalk- kämme in der Mitte des Gebirges, welehe orographisch den Schieferhöhen scheinbar aufgesetzt sind, gemahnen an die Ketten der nordwestlichen Tiroler Kalkalpen; nur die Masse der Kellerwand ähnelt den bastionsartigen Plateauformen, welehe z. B. die Gegend von Ampezzo kennzeichnen. Auch dem Bergsteiger stellen die, z. Th. noch unerstiegenen Spitzen und Wände des Devonischen Riffkalkes „Probleme“, welche dienen der Dolomiten vergleiehbar sind. Der Westen der Karnischen Alpen, etwa vom Findenig- kofel an, trägt dagegen mehr den Charakter des Mittel- gebirges, obwohl einzelne Schieferhöhen wie der Hochwipfel fast 2200 m erreichen. Nur die Dolomitberge wie Trogkofel, Sehinouz und Gartnerkofel zeigen sehon oberhalb der Baumgrenze, also von 1800 m ab kühnere Formen. In rein orographischer Hinsicht würde eine Eintheilung in drei Hauptgruppen, die der Königswand, der Kellerwand und des Gartnerkofels am meisten dem Bedürfniss einer einfachen Gliederung entsprechen: Es sind dies die höheren 7 “ Erhebungen des Kalkes bezw. Dolomites, welehe dureh nied- rigere Schiefergebiete von einander getrennt sind. Auch die geologischen Eintheilungsgründe, welche in erster Linie den Gebirgsbau und das Vorherrschen der einen oder anderen Formation berücksichtigen, bedingen eine un- sefähr übereinstimmende Gruppirung. Bei dieser Betrach- tungsweise ist von der Thatsache auszugehen, dass in unserem Gebiete dureh gewaltige Dislocationen die Erdrinde in eine Anzahl verschiedenartiger Schollen zersehnitten ist. Jeder der 4, bei einer geologischen Eintheilung zu unterscheidenden Ab- sehnitte ist dureh abweichende Lagerungsformen und das Auf- treten verschiedener Formationen gekennzeichnet. Nur das Silur begleitet in langem, nirgends unterbrochenem Zuge den Nordabfail der Hauptkette und setzt stellenweise den Kamm des Gebirges zusammen. l. Der Westabschnitt entspricht genau der oroplastischen Gruppe der Königswand und reicht von Innichen bis zum Winkler Joch, bezw. bis zur Mitte des Valle Visdende. Die denselben zusammensetzenden alten Formationen, Quarzphyllit (?Cambrium), Silur und eingefaltetes Devon sind durchweg gefaltet und im wesentlichen synelinal angeordnet. II. Der Mittelabsehnitt des Hochweisssteins und der Kellerwand reicht bis zum Promosjoeh und zeichnet sich durch monoelinalen Aufbau und bedeutende Dislocationen, so- wie durch die grosse Ausdehnung des Culmschiefers aus, welehe nur mit einem Ausläufer in den nächsten Abschnitt hin- überreicht. Fast ebenso ausgedehnt sind Silur und der mäch- tig entwickelte devonische Riffkalk, während der Quarz- phyllit auf einen schmalen Streifen am Nordfusse des Gebirges beschränkt ist. Die östliche oroplastische Gruppe des Gartnerkofels zeich- net sich geologisch gegenüber den beiden westlichen Ab- schnitten dadurch aus, dass ungefaltete Bildungen, Oberearbon und Trias (nebst untergeordnetem Perm) an der Bildung der Hauptkette theilnehmen: III. Die geologische Gruppe des Gartnerkofels im engeren Sinne (bis zum Garnitzen- und Vogelbachgraben) wird im nach- folgenden nach ihrer hervorstechenden tektonischen Eigentüm- lichkeit als die Zone der Querbrüche bezeichnet werden. fe) Diese Störungen treten sonst hinter den längs verlaufenden Dislocationen zurück oder fehlen (wie im Westen) gänzlich. Man beobachtet in der Zone der Querbrüche Silur, Ober- :arbon, Trias (nebst Perm) sowie im Südwesten Culm. IV. Der Osten der Karnischen Alpen sowie der Westen der Karawanken ist gekennzeiehnet dureh den scharfen Gegen- satz der im ganzen flachgelagerten Trias des Südens und der sefalteten Silur- und Devonbildungen im Norden; dieselben sind dureh einen gewaltigen Bruch von einander getrennt. V, VI. Die nördlichen und südlichen Vorlagen der palaeo- zoischen Haupkette werden in einem fünften und sechsten Kapitel darzustellen sein: im Norden ist das alte Gebirge dureh eine tiefeingreifende Verwerfung abgeschnitten, und auch (die Transgressionsgrenze der südlichen Triasplatte (VI.) zeigt tektonische Unregelmässigkeiten mannigfachster Art. I. KAPITEL. Die Westkarawanken und die östlichen Karmnischen Alpen bis zum Garnitzengraben. (Silur, Devon, Trias.) Die Hauptkette der Karnischen Alpen und die Karawanken sind zwar dureh den tief eingerissenen Canon des Gailitzbaches orographisch von einander getrennt, bilden jedoch in tekto- nischer und stratigraphischer Beziehung ein Ganzes. Die Furche des Gailitzbaches, dessen Bildung im wesentlichen in postglaeialer Zeit erfolgte, ist ein echtes Querthal, dessen beiderseitige Gehänge einen im allgemeinen übereinstimmen- den Bau besitzen. 1. Der Hochwipfelbruch. Das massgebende Element im Bau unseres Gebirges ist eine gewaltige Längsstörung, die im Osten und Westen über den in der Überschrift bezeichneten Gebirgsabsehnitt hinüber- sreift und nach dem Berge, auf welchem sie am schönsten zu beobachten ist, als Hochwipfelbruch bezeiehnet wird. (Vgl. das betr. Liehtbild in Kap. Il.) Dieser Bruch, der der jüngeren, mioeaenen Periode der Gebirgsbildung angehört, verläuft, ab- gesehen von einigen kleinen Unregelmässigkeiten, der Haupt- richtung der Kette parallel und trennt die abgesunkene Trias- tafel von der stehengebliebenen bezw. aufgewölbten Silur- Devon-Masse des Nordens. Das tektonische Verhältniss der Gebirgsglieder prägt sich noch in den heutigen Höhen- verhältnissen aus: Die grössten Erhebungen sind durchgehends auf die nördliche Seholle beschränkt. Der Bruch verläuft auf der Südabdachung bis südlieh von Villach, wo er am Mittagskofel auf die Nordseite hinüberbiegt (vergl. das Bild des Faaker Sees). Die tektonische Verschiedenheit der steil auf- 10 gerichteten Silurschichten des Nordens und der flach gelagerten Triasbildungen des Südens ist auf dem Generalprofil Osternigg- Uggowitz (Taf. 1) zur Darstellung gebracht. Dasselbe trifft die Kette an einer Stelle, wo die tektonischen und stratigraphischen Schwierigkeiten in einer geradezu raffinirten Weise gehäuft sind. Unglücklieherweise ist gerade dieser Durehschnitt, der nur durch die Vergleichung mit den einfacher gebauten, angrenzenden Gebirgstheilen verständlich wird, von früheren Beobachtern, vor allem von STACHE zum Ausgangspunkt der Forschung ge- nommen worden. Abweichungen von der östlichen bezw. ostsüdöstlichen Riehtung des Bruches finden sich bei Thörl und am Kok- berge. Oberhalb von Thörl springt der Silurschiefer in Form eines rechtwinkeligen, ungleiehseitigen Dreiecks in die Trias vor. Nördlich vom Kok ragt ein spitzer, auf den ersten Blick paradox erscheinender Sporn von Triasdolomit in den Silur- schiefer hinein. Bei näherer Betrachtung der Karte verliert dieser eigentümliche, bajonnetförmige Verlauf des Bruches etwas von seinem Wunderbaren: der Hauptbruch verläuft von Kersnitzen bis zum Kok in einer fast genau südöstliehen Rieh- tung. Die steilen Sättel und Mulden des Silurschiefers und vor allem die theils eingefaltete, theils nachträglich ein- gebrochene Masse des Devonkalkes streicht dagegen genau O.-W.: Der Sporn der Trias, dessen Beobachtung durch den scharfen Farbengegensatz des schneeweissen Dolomits und des dunkelen Schiefers sehr erleichtert wird, bildet gewissermassen eine Interferenzerscheinung zwischen den beiden vorherrschen- den tektonischen Spannungs-Richtungen. 2. Die nördliche Silurscholle. Die nördliehe Scholle besteht im wesentlichen aus Silur- bildungen und besitzt einen regelmässigen Faltenbau — eine srscheinung, die für den gesammten nördlichen Abhang der Karnischen Hauptkette bezeichnend ist und im scharfen Gegen- satze zu den mannigfachen und eigenartigen Brüchen des südlichen Teiles steht. Den vorherrsehenden Schiefergesteinen sind Kalke in wechselnder Mächtigkeit eingelagert und zwar sind im Osten die halbkrystallinen Kalke auf die älteren Horizonte (des Silur beschränkt, während dieselben weiter westlich, 11 besonders am Abhang des Osternigg zum Gailthal, das vor- herrschende Gestein des gesammten Silur bilden. Ganz im Osten, zwischen Riegersdorf und dem Faaker-See (also schon jenseits der Kartengrenze), erscheint am Nordrande des Gebirges eine ziemlich breite Zone von grauem, halbkrystallinem, von Spathadern durchsetztem Kalk, vielfach unterbrochen von Schuttkegeln und Moränen, welche letztere der alte julische Hauptgletscher hier zurückgelassen hat. Am Neuwirth, bei Kopainig, Hitsch und am Zwanziger stehen diese hellen Kalke, an ihrer Farbe meist weithin siehtbar an; nordöstlich folgt ein Parallelzug von ähnlichen, durch Schuttkegel getrennten Fels- bildungen: St. Canzian (weisser, z. Th. röthlicher Kalk; Fallen flach SO.; vergl. das Bild „Faaker See“), die Ruine Finkenstein und Greuth. Die eigenartige Form dieser Höhen bildet einen malerischen Vordergrund für die höheren Gipfel der Westkara- wanken. Die letzteren bestehen von Grajsca (1959 m) an, wo der Hochwipfelbruch auf die Nordseite hinüberschwenkt, aus Trias- «dolomit und gipfeln in der schönen, weithin siehtbaren Pyra- mide des Mittagskogels (2144 m; vergleiche das gegenüber- stehende Bild). Unter den Triasgesteinen sind die im Rohiza- Graben häufigen Geschiebe von buntem Kalkconglomerat (unt. Muschelkalk) bemerkenswerth. Im Norden grenzen silurische Thonschiefer an den Bruch, in welehe bei der Alphütte Truppe (1440 m G. St. K.) noch ein Kalkzug eingelagert ist. Trias und Silur stossen nicht unmittelbar an einander, vielmehr weisen die Geschiebe von Grödener Sandstein im Goritsehacher und Rauschen-Bach darauf hin, dass diese Formation (wie weiter westlich, vergl. unten) in den Bruch eingeklemmt ist.!) Besondere Beachtung verdient das Vorkommen eines silurischen Eruptivgesteins, das allseitig von Moränen umgeben, im Goritschacher Bache bei der Höheneote (674 m) anstehend sefunden wurde. Es ist nieht unwahrscheinlich, das die durch Jüngeres Alluvium ausgefüllte, dem allgemeinen Streichen folgende ') Ich kenne, diesen, jenseits des genauer aufgenommenen Gebietes liegenden Theil der Westkarawanken nur durch einen, den Nordabhang und das Hügelland berührenden Ausflug von Fürnitz nach St. Canzian und Finkenstein. -IOIOYISTLIORIH SaAS 89P qIeyaago uayoy ld (NS) ATeXINTS punisfoyim wr uoyoH Ald (SS) TeFaıyasınyıs syy991 adıag Ar CAL) HWOTOPULTUOS IST [P3oysdeyyipr 20q -ı9uIag ’O UOA ’Z85 a0 -[ISZOoNSsFeIML wWOP U 998 KoyeRd AA "Y UOA 9Iydei3ojoyg A9ul8 YOrN ıy Id T "T Sunpirgqvy >= 13 Depression zwischen den nördliehen Kalkhöhen und dem Abfalle des Gebirges einem Schieferzuge entspricht, dem das Eruptiv- gestein eingelagert ist. Das letztere ist an dem einzigen, bis- her beobachteten Aufschluss vollkommen vermorseht. Doch kann man wahrnehmen, dass die Struetur im allgemeinen massig, hie und da auch geschiefert ist. Etwas besser schei- nen die in den Moränen z. B. bei Teehanting vorkommenden Gesehiebe erhalten zu sein. Leider sind die gesammelten Stücke aus der Kiste wäh- rend der Bahnbeförderung abhanden gekommen. Das Gestein ähnelte einem Diorit und bestand aus grossen, wohl ausgebil- deten Krystallen von dunkelgrüner (? Hornblende) und weisser Farbe (? Feldspath). Aueh weiter östlich, etwa von Krainegg an bis Gailitz besteht der Sockel des Nordgehänges der Karawanken aus halbkrystallinem Silurkalk, der bei Pökau und unterhalb des Schlosses Arnoldstein in schroffen weissen Wänden aus dem dunklen Tannenwald hervortritt. Doch schiebt sich bei Krain- egg ein dem allgemeinen WNW —OSO Streichen folgender Schieferzug in die Kalke ein. Derselbe tritt auch im Gail- thale bei Lind inselartig aus dem Alluvium und Glaeialsehotter hervor; man beobachtet hier einen grauen, quarzitischen, glimmerreiehen Thonschiefer. Der Kalk von Arnoldstein führt unbestimmbare Ortho- eeren, die sich am bequemsten in den Quadern der Gailitz- brücke beobachten lassen. Der Kalk ist besonders in der Umgebung des Ortes ziemlich rein, splittrig und anscheinend meist schiehtungslos; doch zeigen einige rothe Schiefer- einlagerungen am Wege nach Seltschach das allgemeine Streiehen bei flachem nach SSW gerichteten Fallen. Weiter westlich treten meist reinere Bänderkalke auf; im östlichen Fort- streichen beobachtet man an der Wurzenstrasse regelmässig gelagerten Kalkphyllit, der meist hellgraue, seltener dunkele oder röthliche Färbung zeigt und ebenso wie westlich bei Greuth durch Übergänge mit dem hangenden Thonschiefer verbunden ist. Der letztere ist also verschieden von dem nörd- licher liegenden Schieferzug und besitzt eine Breite von eirea 3 km. Untergeordnet finden sich Kieselschiefer-Einlagerungen in dem, die Masse des Gebirges bildenden bläulichen Thon- 14 schiefer, während Grauwackenzüge grössere Bedeutung be- sitzen. Der Ofen (1511 m) und der Kamenberg (1658 m) be- stehen aus diesen widerstandfähigen Gesteinen, die meist eine scheinbar dichte Beschaffenheit besitzen und dann alten Eruptivgesteinen täuschend ähneln. (Dasselbe „pseudo-eruptive“ Aussehen besitzen manche Culmgrauwaeken, z. B. diejenigen von S. Daniele bei Paluzza, deren klastische Natur sieh erst aus der mikroskopischen Untersuchung ergab.) Local finden sich in dem Schiefer Pyritwürfelehen (zwisehen Krainburg und Polaneg); auf ähnlichen Ursprung dürften braune Eisenoeker- beschläge hinweisen, welche an der Sehiefergrenze bei Krain- burg die Klüfte eines dunkelen Kalkes überziehen und Veran- lassung zu einem, natürlich verunglückten Bergbauversuch ge- geben haben. Der Nordabhang der Westkarawanken und auch die Kar- nischen Alpen bis zum Achomitzer Bach erinnern in Bezug auf die Gesteinsbeschaffenheit und die Form der bis zum Gipfel hinauf bewaldeten Berge vollkommen an manche Gegenden des Harzes oder des rheinischen Gebirges; die Sehiefer und Grauwacken des Unterdevon sind ebenso gefaltet und meist ebenso versteinerungsleer wie die alpinen Silurgesteine. Sogar die Form der Flussläufe ist dieselbe: die Gailitz beschreibt bei Thörl unmittelbar nach dem Verlassen des im Dolomit liegen- den, geradlinigen Canons sofort die für das Schiefergebirge bezeiehnenden Biegungen und Windungen. Der Kalkzug von Arnoldstein lässt sieh in ziemlich gleich- bleibender petrographischer Beschaffenheit nach Feistritz, Vordernberg und über die Grenzen des engeren Gebietes hin- aus bis Tröpelach verfolgen und zeigt somit eine für die si- lurisehen Kalklagen ungewöhnliche Ausdauer. Auch die saigere Schiehtenstellung und das westnordwestliche bis westliche Streichen hält an; nur zwischen Stossau und Maglern lässt sich eine zweimalige stumpfwinkelige Umkniekung deutlich beobaehten, welche ungefähr parallel zu dem bajonettförmigen Vorsprung des Hochwipfelbruchs bei Thörl verläuft. Zwischen Maglern und Draschitz ist der aus Bänderkalk und Kalkphyllit bestehende Zug dureh eine Längsfurche vom Nordabhang des Gebirges getrennt und bildet die Unterlage der, im wesent- 15 liehen von Moränen bedeekten Hoehflächen von Hohenthurm und Achomitz. Die Hauptmasse des Silur besteht weiter südlich aus Thonsehiefer; doch schieben sieh schon im der Gegend von Görlach und beim „Sommerwirth“ (oberer Achomitzer Graben) schmale Züge von Kalkphyllit bezw. von rothem Orthocerenkalk ein, die nach W zu an Mächtigkeit zunehmen. Am Nordabhang des Osternigg und von hier über den Gar- nitzengraben hinaus bildet der Kalk das vorherrschende Ge- stein. Erst bei Tröpelach beginnt wieder die Herrschaft des Schiefers. Die Wiedergabe all der einzelnen Kalkzüge in dem eben begrenzten Gebiet könnte in vollkommen eorreeter Weise nur auf einer in grösserem Maassstabe angelegten Karte er- folgen; doch glaube ieh behaupten zu dürfen, dass die zum kartographischen Ausdruck gebrachte Auffassung den natür- lichen Verhältnissen entspricht. In praktischer Hinsicht ist die Aufgabe, die zahlreichen saiger stehenden und in emander übergehenden Gesteinszüge innerhalb eines schlecht aufge- schlossenen Waldgebietes auszuscheiden, ebenso anstrengend wie eintönig. Die Aufnahme wird allerdings dadureh erleich- tert, dass innerhalb des gleiehmässig geneigten Nordabhangs die Kalkzüge zuweilen — aber nicht immer — als weisse, weithin siehtbare Wände hervortreten. Diese letzteren können vom Thal aus im allgemeinen sicherer in die Karte eingetragen werden, als dies während des Anstiegss möglieh ist. Eine kurze Übersieht von einigen der acht Durchquerungen, welche ich zwischen dem Achomitzer- und Oselitzengraben ausgeführt habe, gibt ein hinreichendes Bild von der petrographischen Beschaffenheit des Silur: Wenn man von Vordernberg auf dem gut unterhaltenen Alpweg zum Osternigg emporsteigt, 80 beobachtet man (vergl. die Karte): 1. Halbkrystallinen splitt- rigen, weissen Kalk, 2. Thonschiefer, 3. Kalk (wie 1), 4. Sehie- ter, 5. Kalkphyllit (bei der Höheneote 1205 sehwarzen Platten- kalk mit Kieselschieferlagen), 6. Schwarzen Thhonsechiefer (bei der unteren Vordernberger Alp), 7. Zweimaliger Wechsel von schwarzem Kalk und Thonschiefer auf der kurzen Streeke bis zur oberen Vordernberger Hütte, 8. An der letzteren Thon- schiefer, 9. Von der Unterfeistritzer Alp bis zum Absturz des Devonkalkes: halbkrystallinen Kramenzelkalk, roth, grau und 16 weiss mit Glimmersehüppehen; enthält Durehsehnitte grosser unbestimmbarer Orthoeeren sowie Crinoidenreste und entspricht ohne Zweifel dem Obersilur. Das Streichen ist WNW—-OS0, das Einfallen unter verschiedenen, meist sehr steilen Winkeln nach SSW gerichtet oder saiger. Beim Abstieg vom Achomitzer Berge nach dem gleieh- namigen Dorfe beobaehtet man von dem Grödener Sandstein ausgehend: 1. Silurischen Thonschiefer. 2. Kramenzelkalk und ». grauen Kalk NÖ fallend (bald nachdem der Achomitzer Alpweg die rechte Seite des rechten Bistriza- Armes erreieht hat) ea. 250 m breit. . Sehiefer (bis zur Vereinigung der beiden Quellbäche). Grauen Kalk (die Fortsetzung des vorwiegend aus Kramenzelkalken bestehenden Zuges der unteren Feist- ritzer Alp.) 6. Dann folgt bis abwärts zu dem Uoka-Hügel Thon- und Kieselschiefer in überaus wechselnder Streieh- und Fallrichtung, der in dem tief eingesehnittenen Bachbette gut zu beobachten ist. Der Schiefer streicht bis zur zweiten Sägemühle NNW—SSO und steht saiger, dann O—W saiger und verflacht später für eine kurze Strecke. Darnuf beobachtet man WNW—OSO saiger, dann NNW—SSO mit steilem WSW Fallen, dann wieder NW—SO fast saiger. Kieselsehiefer mit Granwacken Einlagerungen, der darauf folgt, fällt steil nach NO. 7. Beim Uoka-Hügel steht NW—SO streiehender, saiger gestellter Kalkphyllit an. Dann folgt S. Noeh einmal eine schmale Zone von Thonschiefer. Der krystalllne Bänderkalk des Armmoldstein- Vor- dernberger Zuges. NW (bis NNW)— SO streichend und saiger stehend. Den Grund, warum grade hier diese mannigfachen und im übrigen Silur nieht vorkommenden Unregelmässigkeiten der Lagerung auftreten, ist nieht ganz leicht zu verstehen. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass die Umbiegung des Gailbruches nach Süden am westlichen Abhang des Dobratsch m Ne) ‘ıZumpsq yonıqjegdımypog uapusrpaeflea M—O TyrJodun up Y9AMp P!IM UHUOTIBULOT 19p SunfragaoA ayorumyussto orT AaFalyosınIs YOSS 'NIRAINJIS MS ’uoAaı Ad "UTWOLOPULO]UOS) SELLL IT, ‘aspns uoA 3F1upnjod Aa -T9UTIT O0 UOA 'z35 Joy SOp auyeumny "ıDoJoyd aaut yoeN ‘; Sunpjrgqy or Brupmod RE OSNZ auch die Lagerung des alten Gebirges in störender Weise beein- flusst hätte. Im allgemeinen ist, wie sehon hervorgehoben wurde, die Lagerung des Silur am Nordabhang ungewöhnlieh regelmässig. wie z. B. die Schichten am Wege zwischen Dellach (bei Egg und der Dellacher Alp beweisen. Auf der Hochfläche von Egg bei Mellweg beobachtet man quarzitischen, regelmässig zerklüfteten Phyllit, der ausnahmsweise nach Norden (mit ea. 50°) einfällt und auch in einem schmalen Streifen auf den Nord- abhang der Karnischen Alpen (bei Nampolach) übergreift. Man steigt über die Flussterrasse von Dellach in das Gailthal hinab und trifft auf dem anderen Ufer zunächst Thonschiefer mit Quarzflasern, der normal mit 30—40° nach S-fällt. Darüber lagert halbkrystalliner Kalkphyllit mit gleichem Streichen. Nach oben zu wird der Kalk reiner und ähnelt stellenweise triadischen Gesteinen. Dann stellt sich ein schwarz und weiss gebänderter Kalkphyllit ein, der zwisehen 1200 und 1300 m von Thonschiefer mit Quarzflasern und quarzitischen Bänken überlagert wird. Der Thonschiefer setzt den flachen Rücken der Latschacher Alp zusammen und wird seinerseits in der Nähe der Dellacher Alp von gelblichem, steil SSW fallendem Kalkphyllit bedeckt. ‚Jenseits einer mit Alluvium und Moränen erfüllten Längsfurche steigt etwas steiler der devonische Riffkalk des Poludnigg empor. 3. Der mitteldevonische Kalkzug des Osternigg und Poludnige. Das mitteldevonische Alter des langgestreekten, aus weissem oder blaugrauem, halbkrystallinem Kalke bestehenden Zuges Osternigg — Poludnigg —Kersnitzen (vergl. die Landschaftsskizze Poludnigg-Schinuz S. 23) habe ich bereits 1588 durch einen glück- lichen Korallenfund an der Oberfeistritzer Alp feststellen können. Einige Jahre später wurden am Poludnigg und zwar an meh- reren Stellen des West- und Südostabhanges die gleichen Arten wiedergefunden: Oyathophyllum vermicnlare var. praecursor FRECH Heliolites vesieulosus PENECKE Favosites sp. Auch am Lomsattel kommen undeutliche Durehsehnitte von Korallen und Crinoiden vor. Die Zusammengehörigkeit des Frech, Die Karnischen Alpen, ) 18 Kalkzuges ist somit palaeontologiseh sichergestellt; über die petrographische und tektonische Einheitlichkeit des Ganzen kann ohnehin ein Zweifel nieht bestehen. Jedoch wurde die frühere Anschauung über die Lagerungsverhältnisse (Diseordante Auflagerung des Mitteldevon) dureh vermehrte Beobachtungen riehtiggestellt. Es liess sich an versehiedenen Stellen, z. B. am Lomsattel und deutlicher noch in dem parallelen Kalkzuge des Sagran nachweisen, dass das Mitteldevon und die verschiedenen Silur- gesteine in Wahrheit nebeneinander stehen, oder mit anderen Worten, dass die geologische Grenze von Kalk und Schiefer senkreeht über den Abhang streicht. (Vergleiehe die Ansicht des Sagran und Abb. 8.) Mein früherer Irrtum erklärt sich daraus, dass auf dem steilen Abhang des O—W verlaufenden oberen Uggwagrabens bei der Betrachtung en face der Kalk über dem Schiefer zu liegen scheint. Obwohl die Grenzbestimmung zwischen dem graublauen splittrigen, meist halbkrystallinen Devonkalk, dem weissen Triasdolomit und den Silurgesteinen fast nirgends irgend- welehe Schwierigkeiten macht, so fehlen doch andererseits deutliche Profile, da die Vegetationsdeeke bis auf die Gipfel hinauf reieht. Man ist also für die Beurteilung der Lagerung auf die allgemeinen, durch die Karte zum Ausdruck gebrachten geologischen Verhältnisse angewiesen. Der etwa dem unteren Mitteldevon (vergl. den stratigraphischen Teil) gleiehzustellende Ritfkalk grenzt an der Unterfeistrizer Alp an obersilurischen Orthocerenkalk, im Norden an die Kalkphyllite des Untersilur, im Süden an die Thonschiefer, Kieselschiefer und Grauwacken welehe an der Görtschacher Alp. dem Kesselwald und im Uggwagraben anstehen. . Die Ansicht des Poludnigg veran- schaulieht die Verschiedenheit der nebeneinander auftretenden Formationen. Im Uggwagraben befinden sieh die von Strache und SUESS aufgefundenen Fundorte der Leitformen des oberen und obersten Untersilur in unmittelbarer Nähe des disloeirten mitteldevo- nischen Kalkzuges. Wie das auf Tafel I dargestellte Generalprofil erkennen lässt, beobachtet man im Süden des mitteldevonischen Kalkes des Gocman die folgenden, WNW streiehenden und meist . saiger stehenden Schiehten: CFz’S Ss qqvy "[F20A) Yuu9195 (aeqjypıs UOgo SYUL) LEFoLyosin]Is oamp 98T SFTurIsg pun puryaeıs sap AnzjajwaeT Aydıpaou 19 -uBwdor sOp NITNUILDOLNIG AP 4391] Funz49sI1oT dp UT 'UAgSFABUR ATUTT HUT LOMP 48! SOYTENUOAA(T SEP 9zuean) Ord -([PYBSYON WOA) UBIFES SAP SnZAIeM Sy9aSTUoAap dag ’JI9A WOA "UOSJUV 'g Sunmpftgqqy 0S jeyı-embßn ANENUILDDONIO (mt 617) (AOPPINISINJIS) (uUOAAT u E07) (TOA9IT u zI6L) (uoAA(T) unwsog diy 4aZJ147SI9J-4390 bbıuua2sg unubng punyun}g ST MS NZ 19 Thonschiefer ohne Versteinerungen. Ein sehmales Band von Orthoeerenkalk. jraunen Orthisschiefer (oberes Untersilur— Caradoe) mit zahlreiehen Brachiopoden (Orthis Actoniae, Stropho- mena, Porambonites) und kleinen baumförmigen Monti- euliporiden; der Schiefer ist zum Teil von herabge- stürzten Kalkblöeken bedeckt. 4. Schwarzen Graptolithenschiefer mit Diplograptus folzum, Rastrites triangulatus, Monograptus und anderen Arten der oberen Grenze des Untersilur. 5. Orthoeerenkalk mit schleeht erhaltenen Orthoceren, steil SSW fallend. 6. Thhonsehiefer. h Der allgemeine Verlauf des Devonzuges verweist auf das Vorhandensein einer alten Einfaltung, das Angrenzen des Ge- steines an verschiedenartige ältere Gebilde hingegen auf einen jruch. Man dürfte somit der Wahrheit am nächsten kommen, wenn man den Osterniggzug als durch beide Vorgänge gebildet ansieht. Durch die carbonisehe Gebirgsbildung wurde der Devonkalk in das ältere Silur eingefaltet, und bei den späteren tektonischen Bewegungen brach die kompakte Kalkmasse weiter in das ohnehin geloekerte weichere Nebengestein hinab. Durch Überschiebungen, die weiter westlich eine so wichtige Rolle spielen, kann die anormale Schichtfolge in dem vor- liegenden Fall nicht erklärt werden, da die Grenze von Silur und Devon überall senkrecht verläuft. (Vergl. die Ansieht des Sagran und Abb. 8, S. 24.) Die Richtigkeit dieser Auffassung erhellt auch aus der Untersuehung der dem Osternigg im Süden vorgelagerten Kalk- masse. Hier sind auf einer dem Osterniggzuge parallelen, dureh (Juerverwerfungen unterbrochenen Längsstörung Triasdolomit, weiter östlich Obersilur, Devon und noch einmal Obersilur (am (Gocman mit Orthocerendurehsehnitten) in die aus älteren Silurschiefern bestehende Unterlage eingebroehen. Der Dolomit des Gaisrückens hängt mit der Masse des südlichen Trias zusammen, und der rothe obersilurische Orthocerenkalk des Schönwipfels ist dureh einen Querbruch von jener getrennt. Der versteinerungsleere, halbkrystalline Riffkalk des Sagran, weleher eventuell dem Unterdevon entsprechen könnte, ist I% SI NE 20 hingegen von den, die östliche und westliche Fortsetzung bildenden Obersilurzügen dureh Brücken untersilurischen Schiefers geschieden. Den soeben geschilderten, höchst eigentümlichen Bau habe ich dureh zahlreiche Ausflüge kennen gelernt und hebe noch besonders hervor, dass die Beschaffenheit der Ge- steine eine absolut bezeiehnende ist: die Schiefer, Dolomite und die verschiedenen Kalke sind auch trotz der Rasendeeke ziemlich gut von einander zu trennen. Das Ober- und Unter- silur ist an den kritischen Punkten (Gocman und Uggwagraben) reich an bezeiehnenden Versteinerungen. (Vergl. den strati- graphischen Teil.) Befände man sich in einem einfachen Schollengebirge, so könnte dieser eigentümliche Kalkzug als Schönnipfel Sagran Gogman Schlerndolomıt Urthocerenkalk Mitteldevon Unter Suur Orthocerenkalk Untersilur Untersilur Abbildung 4. Schematisches Längsprofil des von Schiefer unterbrochenen Kalkzuges Schönwipfel — Sagran — Gogman. ein, durch mannigfache Quersprünge und horstartige Quer- brüeken „zerhackter“ Grabenbruch bezeiehnet werden. Jedoch liegen in einem gefalteten Gebiete mit saiger gestellten oder steil N fallenden Sehiehten die Verhältnisse noch etwas verwiekelter. Man wird davon ausgehen "müssen, dass die Kalkmassen des Obersilur und Devon parallel zu der Längs- richtung des alten Gebirges in den biegsameren Silurschiefer eingefaltet wurden und dass das Devon der Mitte — vielleicht sehon in Folge älterer Querbrüche tiefer einbrach als die Flügel. Später, während der tertiären Gebirgsbildung, sank der ganze Zug noch weiter ein (vergl. das nebenstehende, schema- tisch gehaltene Diagramm), und insbesondere brach eine Trias- scholle in der Fortsetzung der alten Störungsriehtung nach. (Vergl. Abb. 6.) 4. Der Kok. Äusserst verwickelt sind die geologischen Verhältnisse am Kokberg, wo ausserdem der Umstand störend wirkt, dass der untere Teil des Ostabhanges infolge des üppigen Wiesen- wuchses nur spärliche Aufschlüsse zeigt. Der Gebirgsbau des Kok ist bereits durch die Nähe des Hauptbruches, der im Süden um den Berg herumzieht, wesentlich beeinflusst. Beim Aufstieg vom Uggwagraben zum Kok beobachtet man zunächst am rechten Ufer des Patameranbaches!) wo der Weg zum letzten Male den Bach überschreitet, eine helle quar- Schönmipfel N IN N N I R R N. S No Ss 5 Rok 38 S$ S R SR S\ S SS ß SS SS N S Sg DEN NS SUR ü 5% "I N 89 SS N Ro N 8 N) I IS De) [S} EN ZINN SIS 3 NE R geeTEen RR Sn S ı NS Sn S > \ IN Dr N S N RS RR S IN 8 Seen tee Sp Sf NE a 3 Er \g { Q K 8 | I x ae Sei EN alt in) rk a) ! SS TEN] | | nu SS m MB 1} Abbildung 5. Querprofil durch Kok und Schönwipfel. (Mit Benutzung einer Skizze von E. Suess.) zitische. wohlgeschiehtete Grauwacke (Untersilur), die unter ea. 45" nach SSW einfällt. Dieser untersilurische, aus Thonschiefer, Kieselschiefer und Grauwacke bestehende Zug streieht über den Sattel zwischen Kok und Sehönwipfel (Streichen NW— SO, Stellung saiger) durch den Tschurtschele Graben bis hinab zur Tscehurtschele Alp. trennt also die obersilurischen Orthoceren- kalke des Sehönwipfel von den gleiehartigen Schiehten des Kok. Die letzteren sind nicht als das normale Hangende des Untersilur aufzufassen, da sie WSW—ONDO streichen und unter '!) Der Name gehört offenbar zu den zahlreichen eorrumpirten Worten der G. St. K. 22 flachem Winkel (am Gipfel 30—40% abwärts noch weniger) nach SSW einfallen. Es ist wahrscheinlicher, dass auch die Kalke des Kok in ihre Schieferunterlage eingesunken sind, und dass der jetzt vorhandene Höhenunterschied lediglich auf die stärkere Abtragung der Schiefer zurückzuführen ist. (Vergl. das Profil.) Unklar bleibt hierbei der Zusammenhang der Kalke des Kok mit den östlieh im Uggwathal vorkommenden gleiehartigen Gesteinen; die Grenzlinien mussten hier in Folge des Fehlens von Aufschlüssen konstruirt werden. Die erhebliehere Breite der Orthocerenkalke des Kok erklärt sich aus der flachen Lagerung. Derselbe Umstand ermöglicht auch die Unterscheidung zweier Horizonte, von denen der untere, wie im stratigraphischen Teile aus- einandergesetzt werden wird, der Zone des Orthoceras potens entspricht, so dass der obere, versteinerungsärmere mit der höheren Zone des Orthoceras «alticola zu vergleichen wäre. Der tieferen Zone gehört das an zwei Punkten ausgebeutete Roteisenstein - Vorkommen an. Der verlassene Stolln, (2000 m), unterhalb dessen eine kleine, in Verfall begriffene Knappen- hütte (1920 m) steht, liegt nördlich des Kokgipfels und stammt aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts; die von diesem Betriebe herrührenden Kalkstein - Halden bildeten den jetzt ziemlich erschöpften Fundort der reichen, mit dem böhmischen Obersilur (E,) in allen wesentlichen Punkten übereinstimmenden “auna. Ausführlichere Angaben und Versteinerungslisten finden sich im stratigraphischen Teile sowie in einer neueren Mitteilung SrTACHES. Vom Schönwipfel aus erkennt man deutlich, dass das eigentliche, an sich versteinerungsleere, aus Roteisenstein und Braunstein bestehende Erzlager zwischen eine höhere und tiefere, eisengraue Kalkbank eingeschaltet ist. Weiter oben am Gipfel stehen dann typische rote, ziemlich leieht verwitternde Kramenzelkalke an (= Zone des Orthoceras alticola), welehe jedoeh nur spärlich Orthoceren enthalten. Der andere Stolln. weleher im Sommer 1890 wieder in Betrieb gesetzt worden war, liegt auf der Westseite des Kok weiter abwärts im T'schurtschelegraben an der Bergrippe, welehe das eben genannte von dem südlich folgenden Seitenthälchen trennt (ungefähr bei dem oberen SK auf der Ansicht des Poludnigg p- 23). Der Stolln setzt in grauen (hie und da roth gefärbten) (IL) FIWOTOPUISIJOS AOp Iz41S9q SunuyepsnYy 9489NaM AL *(H) UOYLEBIANO SEND opunadıapıo‘ wı (S) dap9LyaS AOYaSTı -nIs dopmiep *(O) anJISIOgQ NOoM pun Jergdrmuoyag u °331U19ISO - Purqyarıg - HHtupnjog (AI) INZAIEM AyostuoAdp AP YOITPION “9pI1qad UHNNIT UOA FOMyomp I8%7 USPIOM UAZUALK ALCL "UAUOTFEULIOT UOPUEFFANFME uedIy UENOSTUIBM AOP URISO u “uoyorgstuueu 1op Fyorstogen *O YIeCU HUOILMN A9P UOA YydIssny "ssong "IT UOA 'Z0%) 9 Sunptigqy 2 1%4haıspuo] Yoy 1ydranımyag biruusgsg ponyans haus. 6brupnyog ge NZ [9% En N - Kalken auf. welehe NNW-—-SSO streichen und WSW unter 40-— 52% einfallen. Aus dem Vergleich mit dem am Gipfel beobachteten südsüdwestliehen Einfallen ergiebt sieh, dass die Lagerung ın der Nähe des grossen Hochwipfel-Bruches bedenu- tende Unregelmässigkeiten zeigt. Die grauen Kalke, welche vornehmlich das Liegende des Eisensteines bilden, sind fossilleer, im Hangenden folgen zunächst rote Schiefer und dann rote Kramenzelkalke mit Orthoceren. Naeh den Angaben von F. SeELAND (Verhandl. d. geolog. Reiehsanstalt 1878 p. 36) wurde bei einem älteren Bergwerks- betrieb ein Lager entblösst, das im Liegenden aus 0,9— 1,3 m mächtigen Roteisenstein, im Hangenden aus 0,9 m mächtigen Braunstein besteht. Die 1. e. mitgeteilten Analysen ergaben für den Roteisenstein 50,67 Proe. Eisen, 0,66 Proc. Mangan, 0,07 Proe. Phosphor: 4 Proben des Braunsteins enthielten 51,78 Proe., 59,1 Proe., 71,4 Proc., 81,7 Proc. Mangansuper- oxyd. 5. Die Einklemmungen älterer Schichten zwischen dem Silur und der abgesunkenen Triasscholle. Der verschiedenen Unregelmässigkeiten, welche der Ver- lauf des Hoehwipfelbruches zeigt, wurde schon gedacht. Weitere Eigentümlichkeiten ergeben sich daraus, dass zwischen dem alten Gebirge und der abgesunkenen Scholle des Schlerndolomits einzelne Fetzen von den, die letzteren unterteufenden For- inationen eingeklemmt sind. (Vergl. Abbildung 7 u. S S. 24.) Weite Verbreitung besitzt vor allem der Grödener Sandstein, dessen Auftreten in den Westkarawanken schon oben erwähnt wurde. Bis zur Görtschacher Alp verläuft der Hauptbruch zwisehen Silur und dem Sehlerndolomit (bezw. lokal Muschel- kalk). Ein wenig westlich von den Hütten stellt sich jedoch wieder Grödener Sandstein und Mergel in typischer Entwiekelung ein, der von hier aus in geringer, durch „Auswalzung“ in den Bruchlippen stark redueirter Mächtigkeit bis zum Südabhang des Kok (oberer Tsehurtsehelegraben) hindurehstreieht. Die Wiederkehr der meist stark gestörten Sandsteinschiehten konnte am Achomitzer Berg (hier mit vereinzelten Conglomeratbänken), im Uggwagraben und an versehiedenen Stellen des Kokgehänges mit aller Sicherheit festgestellt werden. Die Zone der Grödener Sehiehten verbreitert sich am Achomitzer Berg durch das Hinzutreten der grauen wohlge- schiehteten Kalke und Rauchwacken des Bellerophonhorizonts, denen im Süden die rothen, versteinerungsreiehen Glimmersand- steine, Gastropodenoolithe und rothen Kalke der Werfener Schiehten, sowie endlich am Mulei das bunte Muschelkalk-Con- glomerat folgt. Ich habe mich an der betreffenden Stelle nieht mit Suchen aufhalten können und nur einige Myaeitensteinkerne mitgebracht. Eine von Herrn Professor TouLA gesammelte und mir gütigst zur Verfügung gestellte Suite enthält, wie die Mulei Achomitzer Berg > — | ' ' Schlerndolomit Buntes Con- Werfener Schichten Bellerophon Grödener Silurschiefer glomerat des kalk Sandstein (Mauthener Muschelhalkes Schichten) („Uggowitzer Breceie“) Abbildung 7 Die Einklemmung von Fetzen permotriadischer Gesteine am Achomitzer Berg. genauere Bestimmung lehrte, die sämmtliehen bezeiehnenden Formen der Werfener Schiehten so Tirolites cassianus, Natiria costata, Myophoria costata und Peeten venetianus. (Die aus- führliehe Liste folgt im stratigraphischen Teile) Das Vor- kommen der Werfener Sehiehten ist aueh früheren Beobaehtern nicht entgangen, das Auftreten einer fast vollständigen permo- triadischen Serie war jedoch bisher noeh unbekannt. (Vergl. das Profil). 5 Die lokale Erhaltung all dieser Formationen erklärt sich, wie ein Bliek auf die Karte zeigt, durch den Umstand, dass die jüngere Scholle mit einem stumpfen Winkel in das ältere Zu Seite 24. Ob. Feistritzer Alp Gocman Achornitzer Berg Mulei N ! } Pletscha-Bach Abbildung 8. Aufgen. unterhalb des Kokgipfels von E. Suess. Die Berge östlich vom Kok. s untersilurischer Schiefer. os obersilurischer Orthocerenkalk. d mitteldevonischer Riffkalk. g Grödener Sandstein. b Bellerophonkalk. w Werfener Schichten. tr Schlerndolomit. (Vergl. S. 18), Am Mulei liegt zwischen tr und w ein schmaler Streifen der bunten Conglomerate des Muschelkalkes. Bei dem im Vordergrunde stehenden Bergknappenhäuschen liegt der Hauptfundort des obersilurischen Eisenkalkes (Zore des Orth. potens). Die kleine Devonklippe am Gocman hängt mit dem Kalkzuge des Sagran zusammen. An letzterem Berge kennzeichnet das flachere Gehänge den Beginn des Silurschiefers. Die Berge in S sind die Julischen Alpen (Trias), » 25 Gebiet vorspringt. Gleichzeitig ergiebt sich aus dieser An- ordnung, dass die älteren Triasbildungen nur geringe Ausdehnung besitzen können. Die starren. wenig biegsamen Conglomerate dies Muschelkalkes treten nur auf einer ganz kurzen Streeke an die Oberfläche, die Werfener Scehiehten reiehen vielleicht bis zu den Bartolo-Wiesen hinunter; doch ist eine sichere Feststellung des Thatbestandes durch den dichten Pflanzen- wuchs unmöglich gemacht. Die Bellerophonschichten streichen in einem schmalen Streifen, (der in etwas übertriebener Breite gezeichnet werden musste), bis in den Uggwagraben hinab. Die plastischen und an und für sich mächtigen Grödener Sandsteine besitzen die weiteste Verbreitung. Ähnlieh ist das Auftreten von eingeklemmten Muschelkalken und Werfener Sehiehten an der Möderndorfer Alp, deren tek- tonische Eigentümlichkeiten im nächsten Abschnitte geschildert werden sollen. Eine in maneher Beziehung mit der obigen vergleichbare Erscheinung zeigen die Einklemmungen, welehe den Verlauf des Hauptbruches in dem ausspringenden Winkel südlich von Thörl auszeichnen. Man beobachtet an der Chaussee unmittelbar südwestlich von dem silurischen Thonschiefer einen NW — SO streicehenden, fast saiger stehenden Zug von bläulichem, weiss- seaderten Plattenkalk. der wohl sieher als Muschelkalk anzu- sehen ist. Derselbe ist stark zerrüttet und springt im unregel- mässigen Winkeln in den Schiefer vor. SW von dem Muschel- kalk folgt noch eine schmale Zone silurischer Thonschiefer und dann Triasdolomit, der stark gestört und von zahlreichen Spathadern durchsetzt ist. In demselben finden sich weiter noch zwei schmale Fetzen von Silurschiefer, die offenbar intrusiv in Spalten des absinkenden Dolomits eingequetsecht worden sind. Es dürfte bekannt sein, dass Brüche kaum jemals nach der beliebten Sehuldarstellung mit dem Messer geschnitten sind. Doch kann man selten in so deutlicher und bequemer Weise wie hier die mannigfachen, einen bedeutenden Bruch begleiten- den Verquetschungen und Versehiebungen beobachten. Eine anders geartete Unregelmässigkeit im Verlauf des Hoehwipfelbruchs findet sieh innerhalb des unteren Uggwa- gebietes, das überhaupt ein wahres Cabinetstück tektonischer Merkwürdigkeiten ist. Es wurde schon oben bemerkt, dass 26 der Verlauf des Bruches zwischen der ostwestlichen und WNW-—OSO Riehtung schwankt und zwar derart. dass es zur Bildung unregelmässiger eim- und ausspringender Winkel kommt. Ein Bliek auf die Karte zeigt die grosse Ausdehnung der bunten Muschelkalkeonglomerate im unteren Uggwathal, welche mit der „permischen Uggowitzer Breeeie* SrTAcHEs Ident sind. Ueber die Deutung dieses Gebildes wird im stratigraphi- schen Theile das Nöthige bemerkt werden. In tektonischer Hinsicht ist vor allem der Umstand wichtig, (dass die Muschelkalkeonglomerate allseitig von Verwerfungen eingefasst werden, welche. abgesehen von einer lokalen Ab- lenkung im Uggwagraben,. WNW—OSO oder O—W streiehen. Im Norden wird die Scholle des meist flach gelagerten Conglo- Abbildung 9. Die Bruchgrenze von Trias und Silur bei Thörl. 1 ist Triasdolomit, 2 Silurschiefer, 3 ein in die Silurschiefer eingequetschter Fetzen von Muschelkalk. merates von einem langgestreckten Bande zerknitterten und zer- quetschten Muschelkalkes begrenzt. (Vergl. Taf. I). Derselbe ist teils als thoniger Mergel, teils als dunkeler Plattenkalk mit Kalkspathadern und Hornsteinen (Guttensteiner Kalk) entwickelt und enthält nördlich vom Dürren Wipfel Crinoidenstiele und Spiriferina Penechei BiTtsERr. Der deutlichste Aufschluss des zerknitterten Gesteins neben dem Hlach gelagerten Dolomit findet sich nördlich von der Holzklause im Uggwabach (vergl. das Profil Osternigg-Uggowitz): doch konnte ich die sehr bezeieh- nenden Gesteine vom oberen Tschurtschelegraben bis zum Fella-Bach verfolgen. Das Vorhandensein eines Bruches ist ferner in dem Dureh- schnitte des Uggwagrabens halbwegs zwischen dem letzten Zu Seite 28. N N N NN ul KUN N N \ Abbildung 10. Der Guggberg bei Malborget. Schematische Zeichnung zur Erläuterung von Taf. 1. Standpunkt des rschieden). M, Muschelkalk. S. Schlerndolomit, ist etwas ve Beschauers (Der 27 Marterl und dem Dorfe Uggowitz deutlich zu beobachten. Das lokal etwas ausgebleiehte Kalkeonglomerat wird von dem weissen Dolomit dureh eine wohl unterseheidbare, 1,90 —2 m breite Masse von zerquetschtem und wieder verfestigtem Gang- kalk getrennt. Die gleichartige Farbe der beiden Gesteine macht die Untersuchung schwierig; doeh lässt eine genauere Untersuchung keinen Zweifel über das Vorhandensein der Störung. Sracue hat diese Stelle als normale Überlagerung gedeutet und auf Grund des Vorkommens abgerollter Fusulinen in dem Conglomerat dasselbe für permisch erklärt; das gleiche Alter ergab sich für die Dolomite dureh die unriehtige Deutung der disloeirten Carbonfetzen. (Vergl. unten.) Eine Verwer- fung konnte auch am Stabet, wo Conglomerat und Dolomit neben einander lagern, nachgewiesen werden. Das hier beob- achtete Vorkommen einer Linse von Raibler Quarzporphvr. (dessen Alter bekanntlich etwa dem oberen Muschelkalk ent- spricht, hat ebenfalls nichts befremdliehes. Man gewinnt somit den Eindruck, dass ein aus Muschel- kalkgesteinen bestehender „Horst“ rings von untergeordneteren Sprüngen eingefasst sei, welehe von dem Hauptbruche gewisser- massen abgesplittert sind. 6. Die Aufpressungen älterer Gesteine im Schlerndolomit von Malborget. Die ausgedehnte und meist in regelmässiger Lagerung befindliehe Conglomeratscholle des unteren Uggwagrabens ist tektonisch von den isolirten Vorkommen älterer Gesteine ver- schieden. welehe den Schlerndolomit der Gebirge nördlieh von Tarvis und Malborget durehsetzen. Bevor eine Deutung dieser eigentümlichen Vorkommen versucht wird, mögen die geologischen Beobachtungen kurz dargelegt werden. Die deutlichsten Aufsehlüsse finden sieh in der Gegend von Malborget und zwar ist in erster Linie das Muschelkalkvor- kommen des Guggberges zu nennen. Schon von der gegen- überliegenden Thalseite aus (der beste Standpunkt ist der Schwefelgraben bei Lussnitz) bemerkt man in einem umfang- reichen Aufschluss unterhalb des Guggberges (1482 m) grau- braune, dünne, stark gefaltete Sehiehten, die jederseits von dem massigen schneeweissen Dolomit umgeben werden. Der ganze 28 Aufschluss ist von dunkelem Tannen- und Föhrenwald einge- rahmt und auch für den landschaftliehen Charakter der niedrigeren Dolomitberge bezeiehnend. (Liehtb. Taf. I u. Abb. 10.) Einen genaueren Einblick in das merkwürdige Gefüge (dieses Berges gewährt der kleine Alpelspitz (A 1304 m), ein weit in das Thal vorspringender Aussichtspunkt, den man auf dem „Alpelweg“ von St. Kathrein aus in etwa einer Stunde erreicht. Der Weg führt ausschliesslich über den zerklüfteten bröckligen. hie und da Gyroporellen führenden Dolomit, der meist massig erscheint und nur ausnahmsweise, so an der Kathreiner Sägemühle, deutliche Schiehtung erkennen lässt. (Einfallen mit 50° nach SW). Der Dolomit baut in dem Auf- schlusse die Wände zur Rechten und Linken auf und setzt in unregelmässig verlaufenden Brüchen an den Muschelkalk- schiehten ab. Besonders bemerkenswerth ist ein, in die dünnen thonigen Platten vorspringender Dolomitzacken im westlichen Theile der Wand. Der Muschelkalk besteht aus dunkelen Plattenkalken. die bald mehr mergelig, bald kalkreicher sind, und die bezeiehnenden weissen Spathadern und dunkelen Hornsteine enthalten. Versteinerungen wurden zwar nieht gefunden, doch kann bei der vollkommenen petrographisehen Übereinstimmung mit den. im Profile des Bombasehgrabens zwischen Werfener Schiehten und Dolomit liegenden Gesteinen ein Zweifel über die Altersdeutung nicht bestehen. Die Muschelkalkschiehten sind, wie das Liehtbild erkennen lässt, in der mannigfachsten Weise zerquetscht uud verbogen und nehmen den breiten bewaldeten Rücken des Guggberges ein. Das Auskeilen nach unten zu dürfte nur scheinbar sein: es handelt sieh wahrscheinlich, — wenn nan die auf den Be- schauer zufallende Neigung des Gehänges berücksichtigt, — um ein Auskeilen im horizontalen Sinne. Das beschriebene Vorkommen könnte immerhin noch als disloeirte und zerquetsehte Einlagerung im Dolomit erklärt und etwa mit den Verhältnissen des Torer Grabens und der Raibler Scharte verglichen werden; man müsste hierbei jedoch die ziemlich unwahrscheinliche Voraussetzung machen. dass die Cassianer Mergel zufällig vollkommen versteinerungsleer seien und die petrographische Beschaffenheit des Muschelkalkes angenommen hätten. Jedoch erscheint diese, an sich etwas 29 gezwungene Deutung angesichts des Vorkommens von Werfener, Grödener und oberearbonisehen Gesteinsfetzen inmitten des Dolo- mites gänzlich unhaltbar. Verschiedene Carbonvorkommen von geringer Ausdehnung finden sich in der Gegend von Malborget innerhalb des Dolomitgebietes, und man kann sich wohl vorstellen, dass ein Fusulinenkalk in soleher Umgebung als Beweis für das permisehe Alter des Sehlerndolomits angesehen wurde. Zudem sind an den palaeontologisch unzweifelhaften Vorkommen ober- halb des Malborgeter Sperrforts die geologischen Aufschlüsse nieht sonderlieh deutlich. Auf dem westlich von den Festungs- werken in einem kleinen Graben emporführenden Fussweg findet man über dem anstehenden Triasdolomit typische Carbon- &esteine als lose Gerölle: glimmerhaltigen Grauwackenschiefer von grauer oder bräunlieher Farbe, sowie schwarzen, kalkigen, stark zerquetschten Thonsehiefer mit deutlichen Durehschnitten von Fusulinen. Unmittelbar vor der Stelle des alten Block- hauses „Tschalavai“ (cia la via), z. Th. noch innerhalb des unzugänglichen Festungsbereiches finden sieh diese Schichten anstehend. Hier erscheinen auch die bezeiehnenden weissen (Juarzeonglomerate des Obercarbon sowie lose Blöcke des bunten Muschelkalkeonglomerates. Das letztere steht deutlieh und an seiner Farbe weithin siehtbar auf der Ostseite des Forts an einem Punkte an, der ebenfalls nieht betreten werden darf. Diese dislocirten Vorkommen liegen in der streiehenden Fortsetzung der Muschelkalk- und Carbongesteine des Mal- borgeter Grabens, an deren Deutung als Aufquetschungen infolge der Klarheit der Aufsehlüsse nieht zu zweifeln ist. Bei der Wiehtigkeit der Beobachtungen erscheint eine eingehendere Sehilderung nothwendig. Die Mündung des von Jäh abstürzenden Wänden begrenzten Grabens liegt im Dolomit, der das vorherrschende, nur von einzelnen Aufguetsehungen durchbrochene Gestein bildet. An dem Kreuz (G. St.K.), welches den Vereinigungspunkt zweier von oben und unten kommender Wege bildet, beobachtet man das erste Vorkommen grauer imergeliger, hornsteinführender Plattenkalke (Str. WNW—08S0, saiger). Dann wieder Dolomit; im Rostagraben erscheinen graue Musechelkalkeonglomerate von geringerer Mächtigkeit und noch 30 einmal die obigen stark zerquetschten Plattenkalke, welche verkieselte Urinoidenstiele und Spiriferina Peneckei Brvrn. führen. Die petrographische Beschaffenheit der, in gleicher Ausbildung im Normalprofil des Bombasehgrabens wieder- kehrenden Schiehten hebt jeden Zweifel über die Altersdeutung auf. (Leider giebt die einzige sicher bestimmbare Versteinerung keinen Aufschluss über das Alter der Schichten: Speriferina Peneckei ist bisher nur in Dislocationsschollen gefunden worden und besitzt kaum irgend welehe Älmlichkeit mit anderen Muschelkalkformen, was jedoch angesichts der Ärmliehkeit der 3rachiopodenfauna ohne Bedeutung ist. Die einzigen entfernter verwandten Formen sind einige Cassianer Spiriferen, welche ebenfalls im Aussern an Retzia erinnern.). Nach einer längeren, dureh ungesehiehteten Dolomit ein- genommenen Strecke beobachtet man im Wuzergraben (unter- halb des Stabet): 1. Oberearbonischen, glimmerreichenGrauwackenschiefer, Sehieferthon mit Spirophyton Suessi Stur und sehwarzen Kalk mit Crinoiden, der in saigerer Stellung NW— SO streieht oder unregelmässig verquetscht ist. Hinter der ersten etwas mächtigeren Scholle sind noch zwei kleinere je 1—1,5 m breite Aufsehlüsse von Carbon siehtbar; jedoch bleibt es unsicher, ob dieselben dureh Dolomit vou einander getrennt sind. An dem nördliehen dieser Vorkommen, das aus thonigem Sandstein init Kohlenresten besteht, kann man die Verknetung mit dem Triasdolomit besonders deutlich beobachten; der letztere ist unmittelbar am Contaet zu einem grauen, vollkommen krystallinen Gestein umgewandelt, das Pyritwürfelehen und auf einer kleinen Spalte Rhombo@der von Dolomitspath enthält. 2. Auf die drei Carbonvorkommen, (welehe in der karto- graphischen Darstellung zusammengefasst wurden), folgt ein verhältnissmässig breiter Zug von den rothen Conglomeraten des Muschelkalks. 3. Nördlieh von diesem steht noch einmal am Wege Kohlensandstein und earbonischer Grauwackensehiefer an, ist jedoch ziemlich schleeht aufgeschlossen. 4. Dann folgt eine nieht sonderlieh breite Zone von Trias- dolomit, der vollkommen zertrümmert und von zahlreichen glänzenden Harnisechen durchsetzt ist. Zu Seite 31. un N In “ Y Abbildung 11. Nach einer photogr. Aufnahme des Verf. gez. von O. Berner, Aufquetschung von Muschelkalk im Schlerndolomit des Malborgeter Grabens. Die dunkel gehaltenen thonigen Schichten des Muschelkalkes (im südlichen und mittleren Theile des Bildes) sind steil aufgerichtet und allseitig von dem wenig gestörten, unge- schichteten, schneeweissen Dolomit umgeben. user 5. Die letzte Aufquetsehung besteht aus verschiedenartigen Gesteinen: man beobachtet rothes Triaseonglomerat, sowie vollkommen zerrütteten Carbonsehiefer mit ebensolchem röthliehen Kalk, der wahrscheinlich als röthlieher Fusulinen- kalk zu deuten ist. Fetzen von rothem Sandstein dürften auf den rothen Sandstein des unteren Muschelkalkes zu beziehen sein. Das Vorhandensein energiseher Disloeationen wird endlich noch dureh die massenhaft auftretenden Gangquarze bezw. die Kalkspathadern des Kalkes erwiesen. Auch das Vorhandensein von Quellen ist für die verschiedenen Aufquetschungen be- zeichnend. 6. Der Dolomit, weleher nördlich an diese letzte nnd am meisten verworrene Aufquetschung angrenzt, ist vollkommen krystallin, nimmt jedoch weiterhin wieder seine normale Beschaffenheit an. Am Lerchriegel (dort, wo der Fussweg aufwärts führt) findet sich noch ein klemes, auf der Karte nicht angegebenes Vorkommen von grauem, vollständig mit Spathadern erfülltem Kalk. Das Streichen des Dolomit ist, wo derselbe Schichtung zeigt, parallel zu den Aufpressungen WNW—OSO. Die Aufquetschungen sind nieht auf das linke Bachufer beschränkt. Von dem Punkte aus, wo das Muschelkalkeonglo- merat ansteht, beobachtet man unten im Graben eine theils saiger stehende, theis in der wunderliehsten Weise zerquetschte Masse von wohlgeschiehtetem grauem Muschelkalk, rings von schneeweissem Dolomit umgeben. Der Muschelkalk wird zwar, wie die beistehende Skizze ‘zeigt, zunächst von einer Schutthalde bedeckt, keilt aber, da keine Fortsetzung an der gut aufgeschlossenen Wand sichtbar ist, in der That nach oben zu aus. An keiner Stelle ist der inmtrusive Charakter der den Dolomit durchsetzenden fremdartigen Massen so deutlich zu beobachten wie hier. ° (Vergl. Abb. 11.) Zwei weitere Vor- kommen von Muschelkalk liegen nördlieh und südlich vom Trögelkopf auf dem Guggrücken; das südlichere derselben befindet sich in unmittelbarer Nähe des vom Alpelspitz aus aufgenommenen Aufschlusses (vergl. oben). Zwischen Malborget und der horstartig in das Dolomit- gebiet vorspringenden Muschelkalkscholle des Uggwagrabens tritt östlich vom Stabet ein Zug von Porphyrgesteinen auf, 32 der rings von Dolomit umgeben ist, Man beobachtet zwischen dem Stabet (1630) und der östlich bei der Höheneote 1415 m gelegenen Masessnikhütte die folgenden Gesteine: 1. Quarzporphyr, meist dureh Chloritlagen grünlich ge- färbt, zuweilen mit der ursprünglichen rothen Farbe. 2. In Wechsellagerung mit demselben rothen, zum "Theil srünlieh gefärbten, glimmerhaltigen, bröckligen Sand- stein. 3. Grünlichen -Porphyrtuff (Pietra verde) in massigen Bänken (1—3 wurden auf der Karte unter der rothen Eruptivfarbe zusammengefasst). 4. Dunkele Platten des unteren Muschelkalkes in typischer Entwickelung. 5. Dann folgt weisser Dolomit. In den gegenüberliegenden Julisechen Alpen sind der Quarzporphyr und die grünen „doleritischen Tuffe“ von Kalt- wasser als Lagergestein in die Triasserie eingeschaltet und vertreten den oberen Muschelkalk; der untere Muschelkalk zeigt hier wie dort die gleiche Entwickelung; somit kann es keinem Zweifel unterliegen, dass das anormale Vorkommen von Porphyren am Stabet als Aufquetschnng zu deuten ist. Es liegt dann hier der eigentümliche Fall vor, dass ein decken- artiges, zu dem normalen Sehichtenverbande gehörendes öruptivgestein nachträglich durch tektonische Bewegungen intrusiv in Jüngere auflagernde Gesteine hineingepresst worden ist. Gewissermassen die Verbindung mit den Aufquetschungs- schollen der Gegend von Tarvis vermitteln die Muschelkalk- vorkommen, welehe auf der Kalisehnikwiese südlich des Mulei und auf dem Kamme zwischen Kapin und Schwarzem Berg zu beobaehten sind. An dein ersteren Punkte, wo wie überall, das Vorhandensein von Quellen auf einen Gesteinswechsel hinweist, steht sehwärzlicher Plattenkalk mit Kalkspathadern sowie dunkelem Mergel mit Posidonia wengensis WIssM. an. Die Mögliehkeit ist nicht auszusehliessen, dass hier eine, dureh die genannte Wengener Musenel gekennzeichnete Einlagerung von Wengener Mergeln im Dolomit anzunehmen wäre. Jedoch sind die Aufschlüsse zu mangelhaft, um eine sichere Ent- scheidung zu gestatten. Das ausgedehntere Vorkommen am Kapin, das ieh verschiedentlich gekreuzt habe, besteht nur aus Plattenkalk, der zahlreiche Hornsteinknollen enthält und WNW-—-OSO streicht. An der Eisenbahnstation Tarvis und nördlich derselben durehsetzen verschiedene schmale, WNW—OSO streiehende Aufguetschungen älterer Gesteme den weissen Triasdolomit. Gegenüber dem Bahnhof selbst findet sieh ein, aueh von Diener!) erwähntes Vorkommen der Werfener Schiehten. Man beobachtet gelbliche oder graue, kalkige, wohlgeschichtete Mergel, die Glimmerblättehen auf den Schiehtflächen zeigen und eine Bank von diehterem grauen Kalk einschliessen. Die Sehiehtstellung ist saiger oder steil nach S geneigt. Ent- sprechend dem WNW—OSO geriehteten Streichen trifft man diesen sehmalen Zug von Werfener Schiehten auf dem gegen- überliegenden Fella-Ufer nordöstlich vom alten Bahnhof Tarvis an der Chaussee noch einmal anstehend. Der Aufschluss liegt genau an der Stelle wo Eisenbahn und Chaussee eine scharfe Biegung nach SO machen. Unter den alten Moränen des Weissenbaehgletschers beobachtet man hier zunächst die gelbliehen, grauen oder rothen Werfener Kalkmergel, die weiterhin in dunkelgraue, weissgeaderte Kalke übergehen. Dann folgen verschiedene, deutlich ausgeprägte Brüche, Ver- quetschungen und Versehiebungen, welche die Grenze gegen den weissen Triasdolomit bilden. Derselbe nimmt den südlichen Theil der Chausseeböschung und fast die ganze Länge des 3ahneinschnittes ein. Übrigens ist dis Dislocationsgrenze wegen der schärfer ausgeprägten Farbenverschiedenheit der Gesteine am neuen Bahnhofe Tarvis leiehter zu beobachten, als hier. Folgt man vom neuen Bahnhofe der Strasse in nordöstlicher Riehtung, so erscheint zunächst Gehängesehutt, weiter oberhalb steht an beiden Thalseiten Dolomit an. Das erste an der Chaussee aufgeschlossene Gestein ist tiefrother, bröckliger Mergel mit Lagen von weissem Mergelkalk, der infolge der weit ausholenden Biegungen der Strasse zweimal erscheint (zuerst an einem einspringenden, dann an einem ausspringenden ') Derselbe folgte der Deutung STACHES, welcher den Schlerndolomit für palaeozoisch hielt und sah demgemäss auch die Werfener Schiefer als eine unregelmässig abgesunkene Scholle an. lrech, Die Karnischen Alpen 3 34 Winkel), Streichen WNW—OSO, Fallen flach SSW (vergleiche Tafel I). Unmittelbar an die bunten Mergel grenzen die ausser- ordentlich verworfenenen und gestörten rothen Kalkeonglo- merate des Muschelkalkes, welche ebenfalls SSW einfallen und an zwei Stellen von der Strasse geschnitten werden. Der beste Aufschluss findet sieh am Mundloch des Goggauer Tunnels. In der WNW-Richtung keilen die Conglomerate bald aus, denn bei einer Exeursion durch das Thal des Wagenbachs konnte keine Spur von ihnen mehr entdeckt werden. Die bunten Mergel wurden in Anbetracht der vollkommenen petrographischen Uebereinstimmung mit dem Grödener Sandstein auf diesen bezogen, obwohl die Mögliehkeit nicht bestritten werden kann, dass unterer Muschelkalk vorliegt. (Auch in der letztgenannten Abtheilung kommen in den angrenzenden Julischen und Venetianer Alpen rothe Sandsteine und Mergel vor. Doch ist angesichts der grossen Mannigfaltigkeit der bereits beschriebenen eingequetschten Gesteine die Entscheidung über diese Frage von untergeordneter Bedeutung.) Die Nordgrenze des bunten Conglomerates ist an der Strasse vorzüglich aufgeschlossen; die Westeeke eines hier liegenden Steinbruches besteht noch aus dem Conglomerat, der ganze östliche Theil aus Dolomit. Ein zweiter schmälerer Zug desselben Conglomerates streicht an der Mündung des Wagenbaches bei dem Orte Goggau durch und ist auf seiner Südgrenze an einer Felswand entblösst. Auch an die Nordseite dieser Conglomeratauf- quetschung legt sieh ein sehmaler Streifen rother Mergel, der jedoch nur in der Tiefe der Fellaschlueht siehtbar ist. Die ostsüdöstliche Fortsetzung der eben beschriebenen Auf- quetschungen ist für eine längere Streeke dureh die Moränen des Weissenbachgletschers verdeekt, tritt jedoch in der Nähe des Schlosses Weissenfels wieder an die Oberfläche. Südlich des Sehlossberges beobachtet man eine schmale Zone bunter Conglomerate, nördlich desselben einen Zug von grauem mer- geligem Plattenkalk, welehe beide dem unteren Muschel- kalk angehören dürften und rings von dem Dolomit umgeben werden. Die Spalten, auf denen die Unterlage des Dolomits emporgepresst worden ist, setzen sich auf 4—5 km Entfernung fort und zeigen nur einen Wechsel in der Beschaffenheit der OF *)e) emporgequetsehten Sedimente. Es ist an sieh nieht auffallend, dass diese schmalen Mergelzonen ziemlich rasch auskeilen. In geringer Entfernung von dem, die Trias abschneidenden Bruch scheint im Canalgraben noch ein Zug von buntem Mergel oder Conglomerat die Dolomite zu durehsetzen; wenigstens deutet ein, allerdings nieht näher untersuchter grellrother Streifen am Gehänge des Kapin darauf hin. | An der Thatsache, dass im Gebiete von Malborget und Tarvis zahlreiche Fetzen und Sehollen der weicheren Unterlage in die hangende, von Sprüngen durehsetzte Dolomittafel hinein- gepresst wurden, dürfte angesichts der eingehenden, im vor- stehenden wiedergegebenen Beobachtungen ein Zweifel kaum möglieh sein. Die theoretische Bedeutung der Erscheinung soll in dem allgemeinen tektonisehen Theile erörtert werden: hier genüge der Hinweis, dass der ganze Vorgang viel von seinem Auffallenden verliert, sobald man den gesammten Aufbau der Gegend berücksichtigt. Das Triasgebiet auf dem Südabfall der Karnisehen Hauptkette ist als ein gewaltiger Längsgraben aufzufassen. Die Nordgrenze bildet der Hoehwipfelbruch, an dem eine vertikale, meh- rere tausend Meter betragende Verschiebung stattgefunden hat. Die Versenkung auf der Südseite, die ich von Leopolds- kirehen bis in das obere Savethal verfolgt habe, ist zwar deutlich ausgeprägt, besitzt aber viel geringere Sprunghöhe; der Sehlerndolomit ist hier etwa in die Höhenlage des Muschel- kalks oder der Werfener Schiehten abgesunken. Die Auf- quetschungen sind auf den Längsgraben selbst beschränkt und fehlen im Westen, wo der südliche Bruch sieh in eine unregelmässige antiklinale Wölbung umwandelt. Man braucht zur Erklärung der Aufquetschungen nieht einmal auf tieferliegende tektonisehe Ursachen zurückzugehen: Wo über einer plastischen Unterlage eine starre, von Rissen durehsetzte Deeke liegt, werden sehon infolge des Druckes der letzteren die weieheren Massen in die Spalten eindringen. In der Gegend von Pontafel waltet zwar dasselbe Verhältniss ob, aber infolge der geringeren Zerrüttung des Gebirges fehlen in dem Dolomit die durch- setzenden Spalten und daher aueh die Aufpressungen. 32 36 Ganz analoge tektonische Erscheinungen sind von DIENER aus den benachbarten Julischen Alpen und von BIrTnEr aus der Hochsehwabgruppe sowie vom Torenner Joch beschrieben worden. 7. Die Tektonik der Trias in den Ostkarawanken. Infolge der allgemeinen Vegetationsbedeekung sind die Aufsehlüsse in der Trias der Ostkarawanken so schlecht, dass ein Verständniss der verwiekelten Lagerungsformen nur aus der Untersuehung des Grenzgebietes der Karnisehen Kette gewonnen werden kann. CihinBerg 4 Abbildung 12. Die Bruchgrenze von Silurschiefer (1) und Trias in den Karawanken. In die Bruchspalte ist eine Scholle von Muschelkalk (3) eingebrochen. 2 Werfener Schichten, 4 Schlerndolomit. Auf dem reehten Fella-Ufer gegenüber von Thörl kann inan ausnahmsweise mitten im Walde den Einfluss von Gebirgs- störungen auf die Oberflächenformen beobachten. Im untersten Theile des Kolmwaldes findet sich hier im Gebiete des Kalkes, aber unmittelbar an der Bruchgrenze gegen den Schiefer und parallel zu dieser eine Anzahl tiefer Risse und Einbrüche, (die zweifellos dureh den Einsturz unterirdischer Hohlräume ent- standen sind. Die Tagewässer eirkulirten offenbar besonders häufige auf der Grenze der klüftigen Kalke und der undureh- lässigen Schiefer, lösten den Kalk unterirdisch aus und be- wirkten so den Nachsturz der auflagernden Massen. Östlich von dem oben geschilderten Vorsprung der Silur- schiefer bei Thörl dringt die Trias in das Silurgebiet vor und bedingt hierdureh, wie es scheint, weitere tektonische Un- regelmässigkeiten. In dem ausspringenden Winkel erscheinen nämlich unter dem Triasdolomit Muschelkalk (graue Platten- kalke) und Werfener Schiehten (rothe Glimmersandsteine, rother Oolith und grauer Kalk). während im Osten und Westen der Bruch zwisehen Schiefer und Dolomit liegt. Zwischen Wer- fener Schichten und Silurfschiefer tritt noch einmal ein schmaler Streifen von Muschelkalk auf; derselbe ist als eine graben- artig in die Bruchspalte eingesunkene Scholle aufzufassen. (Vergl. das Profil.) Diese stark disloeirte Scholle ist durch das mehrfach beobachtete Vorkommen von Bleiglanz ausgezeichnet. Dasselbe ist schon seit längerer Zeit bekannt und im Sommer 1890 dureh neuere Versuchsstolln der Bleiberger „Union“ aufgeschlossen worden. Am NW Abhang des Cibinberges wurde in einem (diehten rauchgrauen Kalke mit wenig Spathadern, der stellen- weise Rhizocorallien ähnliche Bildungen enthält, ein soleher Stolln getrieben. (Vergl. das Profil.) In dem flachgelagerten Kalke findet sich zweimal eine 2—3 em mächtige Lage von schwarzem Schieferletten; im Liegenden der oberen Lettenschieht kommen die Bleiglanzpartikel im Kalk einge- sprengt vor. Auch an dem zweiten Versuchsstolln (oberhalb des Maurer- Hofes) zieht eine Lettenkluft ziemlich horizontal in das Innere des Berges und entspricht einer unbedeutenderen Dislokation. Beim Abteufen eines kleinen Schachtes fand man noch 4 soleher Lettenklüfte übereinander. Die Erzführung ist an die Thon- lager gebunden, welehe die eireulirenden Wässer aufgehalten haben. Ein dritter älterer Schurf liegt weiter westlich im Kolm- walde oberhalb der Greuther Holzsehleiferei. Man hat dort eine bituminöse Reibungsbreceie gefunden, die aus dunkelem Kalk, Hornstein und eingesprengtem Bleiglanz besteht. Ein unmittelbar von der Bruchgrenze stammendes Stück zeigt auf dder einen Seite krystallinen Kalk mit Spathadern, auf der anderen einen Beschlag von Glimmer und Sehiefermaterial. Am Kopa und Trebischagraben verläuft der Hochwipfel- bruch zwisehen Dolomit und Silurschiefer; weiterhin an der Wurzener Strasse bilden wieder die stark zerrütteten grauen Plattenkalke des Muschelkalks die Grenze. Letztere umsehliessen oberhalb von Ratschach eine unregelmässige antiklinale Auf- wölbung von Werfener Sehichten. Dass noch weiter im Osten Grödener Sandstein in die Bruchspalte eingequetscht ist, wurde bereits erwähnt. Yr Mi er 43 7 \ Br Di a hr P er . ent Find Dy ® ET N l Thörl-Höhe Thörl-Scharte Schlerndolomit (Pietra verde, Tuff) Abbildung 13. Gez. von E. Suess. Kouin Kofel 2400m Trog- Kofeb Rudniker Sattel Alm T N (ES RS BE . 199b m. ! BR Pr : : \ P} a Me Ross-Kofül Madritscheng 2234 m j Abbildung 14. Gez. von E. Suess. Die Brüche zwischen Oberearbon (dunkel) und Trias (weiss) südl. von Pontafel. Oben: Der Gartnerkofel von $, Die nördliche Triasscholle ist durch gradlinigen Bruch von dem Obercarbon abgeschnitten und besteht aus Bellerophonkalk und Werfener Schichten (Thörlhöhe unterer Theil), Conglomerat des Muschelkalkes (Thörlhöhe), Muschelkalk, Pietra verde der Buchensteiner Schichten (Thörlscharte) und Schlerndolomit (Gartnerkofel). Unten: Aussicht vom Gartnerkofel nach W. Der obercarbonische (Graben-)Horst des Auernigg und Madritscheng zwischen zwei Triasschollen. Die begrenzenden Lüngsbrüche verlaufen parallel zu einander. (Für die Verhältnisse des Rudniker Sattels vergl. das Lichtbild). _ II. KAPITEL. Das Gebiet der Querbrüche: Gartnerkofel his Promosjoch. (Silur, Carbon, Trias.) In oroplastiseher und landschaftlicher Hinsicht bildet das zu schildernde Gebiet die wenig veränderte Fortsetzung der östlichen Karnischen Alpen. Jedoch erheischt das Auftreten neuer stratigraphischer und tektoniseher Elemente eine geson- derte Behandlung. Das flach gelagerte, durch Landpflanzen und Fusulinenkalke gekennzeichnete Obercarbon tritt, abgesehen von den oben beschriebenen kleinen Aufquetschungen, nur in diesem Gebirgsabschnitt auf, während das vornehmlich im Westen entwickelte Unterecarbon auf die Gruppe des Monte Dimon beschränkt ist. Ferner beherrschen Quer- brüche, die allerdings auch dem folgenden Abschnitte nicht fehlen. den Gebirgsbau — trotz des Dnrehstreiehens von Längsstörungen — vielfach in massgebender Weise. Der Nordabfall besteht, wie überall, aus silurischen Schichten, deren Lagerung im allgemeinen ziemlich regelmässig vertikal ist. deren Breite jedoch infolge der Querbrüche mannigfachen Sehwan- kungen unterliegt. Die Extreme betragen 1.1 und 85 km. In der Längsaxe und auf der Südseite des Gebirges besitzen die wild- zerklüfteten, meist in schroffen Wänden aufstrebenden Massen des Schlerndolomits grosse Verbreitung und sind theils dureh tektonische Störungen, theils durch die Wirkungen der Erosion in 5 Berggruppen gesondert, welche meist die Höhe von 2000 m übersteigen. Es sind dies der Gartnerkofel, der Sehinouz, der Rosskofel, der Trogkofel und der Monte Germula. Die stärkere Zerklüftung des Dolomits und die hierdurch bedingte Ausbildung von Steilwänden erklären die auf den ersten Bliek paradox erscheinende Thatsache, dass die genannten Berge den Charakter des Hochgebirges tragen, 40 während die gleiehhohen, aus kompaktem, wenig zerklüfteten Devonkalk bestehenden Erhebungen des Osternigg und Poludnigg gerundete Mittelgebirgsformen zeigen und bis zum Gipfel von einer kaum unterbrochenen Rasenhülle bedeckt sind. 1. Der Gartnerkofel und die Triasberge bei Pontafel. Die Haupterhebung des Gartnerkofels besteht aus Scehlerndolomit und hängt im Osten mit der ausgedehnten, in den vorhergehenden Abschnitten geschilderten Dolomittafel zusammen. Im Süden stellt das Oberearbon der Kronalp einen scharf ausgeprägten Senkungsbruch dar; die Grenze gegen denselben biegt an der Reppwand vor und bildet mit dem durehstreiehenden Hochwipfelbruch in der Gegend des Garnitzengrabens ein höchst verwickeltes System von Längs- störungen, die meist unter spitzen Winkeln von einander ab- splittern. Es ist nieht unbedingt sicher, dass die auf der Karte zum Ausdruck gebraehte Darstellung der tektonischen Verhältnisse in allen Einzelheiten der Wirkliehkeit entspricht. Die Schiehten sind fast durchweg versteinerungsleer und z. Th. petrographisch einander überaus ähnlieh. In zwei Horizonten, dem Untersilur und dem Mitteldevon kommen weisse halb- oder ganz krystalline Kalke, in zwei anderen (Bellerophon- und Muschelkalk) diehte eraue Plattenkalke vor. Rothe, glimmerige Mergel und Sand- steine finden sieh gar in drei Horizonten, den Grödener, den Werfener Sehiehten und im Liegenden der bunten Muschel- kalkeonglomerate. Diese bunten Schiehten sind nur in deutlichen Aufsehlüssen petrographisch unterscheidbar, während die in vielen anderen Fällen ausreiehende, rothe Färbung des Wald- bodens hier dem Geologen nur neue Räthsel aufgiebt. Die riehtige Auffassung der Sachlage wird weiter erschwert dureh einen ziemlich raschen Facieswechsel innerhalb der tieferen Triasschiehten. Die grünen Pietra verde-Tuffe der Scharte zwischen Thörlhöhe (Reppwand) und Gartnerkofel Keilen nach Osten zu ziemlich bald, die bunten Conglomerate des Musehelkalkes vor der Möderndorfer Alp aus; bei der letz- teren könnte allerdings auch ein Verschwinden dureh tektonische Bewegungen in Frage kommen. “u UOTWNOISICL AOp Zunyyary Ip uaqas AflaFd uopu1ade] [eutou gap pun Y[EYUOAaCT WOP uayosıaz -TapoTyosIn [Tg WaNaNyNLIDZ UOA UOZIaM 109ss91doSpne uro yuroyosı9 ODTOFSELLL -08ewaar 'Ipns soyoegznsay Ssop [yoAd SeAa ara "cr SunpitqgqV 2 C aTYTRpS aa say ö N S EP YTDy ARQOH e Aayarygsarmguua "ZRUMAPUINYIS yrrpaan I HTOHTFU3 AI RNIT Bunyasıan be YIPYJSTU AT YISTUORs (TATU ar shay Z {f c # TE AS WA 41 Der Hochwipfelbruceh verläuft, wie oben gezeigt wurde, östlieh vom Kok zwisehen Sehlerndolomit im Süden und dem Silur bezw. Devon des Poludniggzuges im Norden. In der Gegend von Klein-Studena erscheinen im Liegenden des Schlerndolomits: tiefere Triasbildungen in geringerer Mächtigkeit: man beobaehtet die dunklen Plattenkalke mit weissen Kalk- spathadern und Hornsteinen, welche den alpinen Muschelkalk kennzeichnen, sowie die Werfener Schiehten. Wie das neben- stehende Profil zeigt, sind diese unteren Triasschiehten nieht, wie in ähnlichen Fällen, gequetscht und von Harnisehen dureh- setzt. sondern bilden das normale Liegende des Schlerndolomits. Von der Egger Alp führt ein auf der Karte angege- bener, anfangs schwer zu findender Fusssteig dureh die weissen, hie und da bläulich erscheinenden Devonmarmore in die von sehroffen Wänden begrenzte Schlucht des Kreuzbaches. Die verschiedenen Gesteine sind an dem, auch landschaftlich srossartigen (aber nur Schwindelfreien zu empfehlenden) Steige vortrefflieh aufgeschlossen; jedoeh ist ein Standpunkt für den Entwurf einer, die natürlichen Verhältnisse im riehtigen Maass- stabe wiedergebenden Skizze oder Photographie nieht vorhanden. Ich musste mich daher während des Durchwanderns der Schlucht auf die Entwerfung des Profils beschränken, das mit Absicht etwas schematisch gehalten ist. Die bemerkenswertheste Er- scheinung ist unstreitig der zwischen Devon und Trias empor- gepresste, total zerrüttete und zerknitterte, von zahlreiehen Quarzadern durchsetzte schwarze silurische Thonsehiefer. Man könnte denselben als den „ausgewalzten“ Gegenflügel einer Synklinale betrachten, deren Kern der Devonkalk der Kersnitzen und deren Nordflügel das Silur nördlich der Egger- alp (der Oberndorfer Berg) bilden würde. Jedoch erscheint angesichts der sehr geringen Breite des Schiefers (der auf der Karte in vergrössertem Maassstabe wiedergegeben werden musste), die Annahme einer Aufquetschung wahrscheinlicher. Häufiger sind diese tektonisehen Erscheinungen in der Gegend von Malborget (vergl. unten). Die horizontale Ausdehnung des Sehieferstreifens über den Nordabhang der Möderndorfer Alp hin scheint nicht erheblich zu sein. Einen guten Einblick in den Aufbau des Gebirges gewinnt man auf dem Wege, der von Möderndorf über die Urbani- 42 kapelle und den Sehwarzwipfel zu der am Fusse des Gart- nerkofels liegenden Kühweger Alp führt. Für die nach- folgende Darstellung ist ausser den eigenen Aufzeiehnungen auch das Tagebuch von Herrn Professor Suess benutzt worden. Oberhalb des Schuttkegel des Garnitzenbaches quert man zunächst einen schmalen Zug von 1. Thonschiefer mit Quarzflasern, z. Th. quarzitisch ent- wickelt. Darauf folgt 2. Silurischer Kalkphyllit nebst grauem oder weissem Marmor, saiger oder mit 70—80° nach N—NO fallend. Deutliche, N—S streichende Klüfte könnten leicht für Sehiehtung angesehen werden, wenn die Bänder des Kalkes nicht die wahre Lagerung verriethen: auch rother Marmor folgt weiter nach oben. Mehr aufwärts bildet weisser Marmor die senkrecht zum Garnitzen- bach abstürzende Wand, auf deren Rand die Urbanikapelle steht; ein Theil der Wand wird von einer hohen NNO streichenden Kluftfläche gebildet. Der (gut unterhaltene aber auf der G. St. K. nieht mehr angegebene) Weg wendet sich nach W und führt bis nahe an den Sehwarzwipfel durch silurischen Kalkphyllit. Der ost-westlieh gerichtete Theil des Garnitzengrabens bildet hier die Grenze zwischen Kalkphyllit und dem wenig verschiedenen, etwas reineren, halbkrystallinen Devonkalk des Kersnitzenzuges. 3. Am Schwarzwipfel beginnt der Bellerophonkalk; man beobachtet unter der Halterhütte einen grösseren Aufsehluss von Rauchwacke,. bunte Schiefer vom Aussehen der Werfener Schiefer, dann etwas Gyps,. wenig hauchwacke, eine Lage von blutrothem Sehiefer mit Glanzflächen, dann folgt der hell- graue diehte geschiehtete Bellerophonkalk der Trögerhöhe. Die schlecht aufgeschlossenen bunten Schiefer stellen das verquetschte Auslaufende einer Zone von typischen Grödener Schiehten dar, die ich weiter östlich, am Fusse der Tröger- höhe, zwisehen Bellerophonkalk und Silur auffand. 4. Man findet weiterhin am Wege anstehend dunkelen Oberearbonschiefer mit eingelagerten Fusulinenkalken, Suess führt von dort Trilobiten, Fenestellen, Kuromphalus und Sprrifer an. (Hier ist der Hauptstandort der wunderbaren Wulfenia carinthiaca.) Cuoyan "[SI9A) 'SITOUL "LSTPEIS SOP [yorT Wr C—g = puIs ET !NTENUONLIL.T UO4OFYOTUOSDITUoM “wonead) YIeyloyasnpr 'yun 'g ‘urogspuwsiommmpe) pun -1OFoTLgog WOFOL 'z 'FEAOWOTSUOHNTEN mOIUng pım Ye’ WOIor "T sme I4o4804 19194290] | NIENTOYOSnAT uoA ( “sue nz uaIsQ yoeu ray ‘orızyds[ıoyL) opaaa PIJOLT UOA (q “(aarpryos daufagsuayong = "7 'O 'AIEM 40) ATEM UOIPNIOTUOSH3 woneıd UA (8 JIOeJasgun pam WOLOPLIOTYIg Spuazınysqe OpuRAA w9]L248 UT HOSISSWUr XOc] "N UOA oyoyfaoy,L pun [EFoNaIowmıeH dad "SSONg 'TT UOA 'zor) 'Lr Sunprigqy > - EG ah >— + = Fa r ynnwnjDun) == | a & 5 nt TPYTRPSA TU SYOH-MOyT, SUDyYOg- OU] 301 tu ID) Fr as NZ 45 5. Unterhalb des Weges beobachtete ich noch einen Auf- schluss von Grödener Mergeln, die aber nicht besonders deutlieh entblösst sind; darauf folgt 6. Bellerophonkalk zum zweiten Male. Dies eigen- tümliche Verhalten glaube ich folgendermassen erklären zu können (vergl. die Karte): Zwei spitzwinkelig in der Nähe des Schwarzwipfel eonvergirende Brüche begrenzen einen Keilhorst von Oberearbon (4), an dem im Norden und Süden der Belle- rophonkalk abgesunken ist. Der Betrag der nördlichen Ver- werfung war ziemlich erheblich (wenngleieh nieht mit dem kolossalen, weiter im Norden folgenden Hochwipfelbruch ver- gleichbar), die Sprunghöhe der südlichen Dislocation verhältniss- mässig gering, da hier in dem Bruch nur der zwischen Carbon und Bellerophonkalk liegende Grödner Mergel theilweise (mit Ausnahme des schmalen Streifens 5) verschwunden ist. Der nördliche, bei mehreren Gelegenheiten untersuchte Nordabhang der Trögerhöhe ist stark bewaldet, schleeht aufgeschlossen und mit all den verschiedenartigen in Frage kommenden Ge- steinen übersät, so dass die obige, mühsam errungene Auffassung nieht als vollkommen zweifellos zu bezeichnen ist. 7. Der im Osten und Westen der Kühweger Alp verstei- nerungsführenden (Pseudomonotis, Myacites fassaensis, Gastropo- denoolithe mit Holopella) Werfener Schiehten nebst dem grauen Muschelkalk sind in der Nähe der Alphütte durch das massenhafte Gerölle verdeckt. Der Muschelkalk entsprieht in dem Profile der Thörlhöhe den Schichten 2) und 3). S. Jenseits des Kühweger Baches beobachtet man rothen Schiefer und buntes Kalkeonglomerat (4 und 5 im Profil der Trögerhöhe) und darüber geschiehtete röthlichgelbe Kalke, welche ebenfalls zum Muschelkalke gehören und die Unterlage der schiehtungslosen schneeweissen Dolomitwände des Gartnerkofels bilden. Die Lage, welche diese Conglomerate am Gehänge einnehmen, ist auf den von Herrn Professor SUESS entworfenen Skizzen des Gartnerkofels (von N) und des Gar- nitzengrabens (p. 5L) zu ersehen. Die Aufeinanderfolge einzelner Schiehtgruppen des grossen eben geschilderten Durehscehnittes wird dureh die beiden fol- genden Profile verdeutlicht. Die Ansieht der Thörlhöhe von N erläutert die Sehiehten vom Bellerophonkalk bis zu den 44 bunten Conglomeraten. Man vergleiche auch die weiter unten folgende Skizze desselben Berges von der andern Seite. Die von Herrn Professor Suess meisterhaft dargestellte Nordseite des Gartnerkofels zeigt auf der Thörlhöhe die Con- slomerate und im Liegenden derselben die rothen Schiefer. IN 37 sııh en EN A SON 0% F Io ee AN \ £ 7 Par SS) \ DR SD R Ya Ss) na 8 “ = - 2 dp! \ 5 5 KORAN 5 n = = = Po Is Aen 5 OA [e) BES > na a SSR S jdo) = S a Er ehe < Son 5% EN E3% L 232 Sel2l = SS 97% = Soane oaın Ss oO Bor „za ee 2 = EB: o :oMıa5y ee - An AO o 8 [} SDy on ui gs Assag 5° a „as — AD H.ı3 0.8 9, Br En AEG =) Bag? A Se - oo Pa >} U > N ae > - = Sn» & a0 Po Zu FE = 3 Dan ES 5 S a “u oo Es > Sa ur nm: 07 Sm 8 Br am 230 ee en BIISmE, Se = 85 rt = & n>o = = © = al / = BUS - = Nor a E a ü _ So L = < nm2 5 2 a ie HH 7 Im Hangenden der weit am Abhang verfolgbaren Conglomerate erseheinen die oberen meist grau gefärbten geschiehteten Kalke, die keine Versteinerungen führen und dem oberen Müschelkalk oder den Buehensteiner Sehiehten entspreehen. Darüber türmen sich die schroffen Wände des Gartnerkofels auf. 45 Zwischen die oberen geschiehten Kalke und die von einer rothen Kalkbank gekrönten Uonglomerate schiebt sich an der Thörlsehärte ein bald auskeilendes Lager von Pietra verde (S) ein. Aus der nebenstehenden Ansicht ergiebt sich die verhältniss- mässig unbedeutende Mächtigkeit des Tufflagers; in demselben sammelte Herr Professor Svess ein interessantes Stück, ein von rothem Quarzporphyr umflossenes Kalkgerölle. Die Tuffe der Thörlseharte entsprechen in ihrer stratigraphischen Stellung vollkommen den Tuffen von Kalt- wasser bei Raibl, wie überhaupt die Trias des Gartnerkofels erosse Ähnlichkeit mit den tieferen Theilen des berühmten Raibler Profils besitzt. Wesentlich verschieden ist dagegen der südlich liegende Durehsehnitt des Bombasehgrabens, wo im Muschelkalk alle bunten Gesteine, Schiefer, Kalke und Conglomerate vollkommen fehlen — ein neues Beispiel für den häufig in der alpinen Trias beobachteten sehroffenFaeieswechsel innerhalb kleiner Gebiete. Die Südabdachung des Gartnerkofels ist flach und die Be- steisung des Gipfels auf dieser Seite ohne die geringsten Schwierigkeiten möglich, während die Foreirung der Wände des Nordabhanges ein bisher wohl noch ungelöstes alpinistisches „Problem“ darstellt. Die geringe Neigung des Südgehänges beruht vor allem darauf, dass die Wetterseite in der Kamnischen Kette nach Norden zu liegt; dazu kommt, dass der earbonische Horst des Auemigggebietes (vergl. unten) die triadische Graben- scholle des Gartnerkofels in früheren Zeiten überragte, aber von der Denudation stärker angegriffen wurde. Die Aussicht von der allseitig freiliegenden Spitze des Gartnerkofels ist für den Naturfreund ebenso anziehend wie für den Geologen. Mit besonderer Schärfe prägt sich der Gegensatz zwischen den grünbewachsenen gerundeten Carbon- bergen Garnitzen. Krone und Auernigg und den bleichen, in abschreekender Pflanzenarmuth emporstarrenden Kalksehroffen des Ross- und Trogkofels aus. (Vergl. die Abb. 14 auf S. 39.) Der Unterschied der Landschaftsformen tritt auf der unten wiedergegebenen Surssschen Zeiehnung (Aussicht vom Gartner- kofel nach W) in sehr bezeiehnender Weise hervor. Es hat den Anschein, als ob die Trias des Ross- und Trogkofels dureh einen im allgemeinen gradlinigen Bruch abgesehnitten sei, der 46 am Rudniker Sattel dureh einen ausspringenden Winkel unter- broehen ist. Das wahre Verhältniss, dass weiter unten be- schrieben werden soll, ist noch verwiekelter. Der Dolomit auf der Spitze des Gartnerkofels gehört, wie der Korallenkalk des gegenüberliegenden Rosskofels zu den in palaeontologischer Hinsicht einigermassen ergiebigen Gesteinen in der versteinerungsarmen Karnischen "Trias. Man beobachtet hier Gyroporellen in ziemlicher Häufigkeit; ferner sammelte SuEss eine, von Mossısovics als Daonella cf. tirolensts Moss. bestimmte Muschel. Dieselbe würde etwa auf Buchen- Sy a Pl, Abbildung 18. (rez. von E. Suess. Die Bruchgrenze im Duckagraben. steinen Sehiehten hinweisen. Weiter westlich am Sehulter- köferle (Bild des Garnitzengrabens) fand Surss Spiriferinen und Terebrateln aus der Gruppe der 7. vulgaris. Die tektonisehe Grenze auf der Südseite des Gartnerkofels ist in Folge des Farbengegensatzes schwarz (Carbon) — weiss (Dolomit) oberhalb der Watschiger Alp im Dukagraben (nieht auf den G. St. K. angegeben) sehr deutlich wahrnehmbar. Ueberall schiessen die von der absinkenden Triasseholle mit- &eschleppten, meist zerknitterten und zerrütteten Carbonsehiehten steil oder saiger nach dem Bruche zu ein. Auch die vor- ‘ztE 'S 'TOPı aop zyyguy 'ssong "[S19A "NIEISOBLEP 4A9PU0S9I UOTITTISUOq.LE,) UarOruN „du op pums syqday "NYYDLIOSNE [LOS puIs UOUOTFBULOT Oprog 'STOFOMLOWNIEH sop oospng ‘dıy AodryosruM “susqwaseyucL sop Troy] 1010q0 -([Oyunp) uogıed1sgo Pun WOTOPULITYIS USFINTEY UEYUOSIMZ yonıg 'ssong ' UOA 'zan) °T 9zzr18 ‘61 'AaV Va 077. PDT ER | j © ” 7) Eh N en NAZIN N Va N EN? = al BAT) EA IF NOS NZ 47 segend von Pontafel zu beobachten; hier lässt sich der Musehelkalk (meist in den Faecies fossilleerer Guttensteiner Sehiehten; nördlich von Costa an der Pontebbana mit Rauch- wiegend flach gelagerte Trias, (die am Südabhang verschie- dentlieh Andeutungen von Sehiehtung zeigt) ist neben dem Bruche steil gestellt (Abb. 19) oder local auf die Carbon- schiehten aufgeschoben (Abb. 15). Die beiden von Herrn Professor SuEss im östlichen Quellgebiet des Trögelbaches, im Dukagraben oberhalb der Watsehiger Alp aufgenommenen An- sichten veranschaulichen diese tektonischen Merkwürdigkeiten in unnachahmlieh klarer Weise. Die mit dem Gartnerkofel dureh den Lonaswipfel und Schinouz zusammenhängenden 'Triasberge der Pontafeler Ge- send bieten in tektonischer Hinsicht wenig bemerkenswerthes. Dass bei Pontafel selbst das Fellathal einer antiklinalen Aufwölbung der Werfener Schiehten und des Muschelkalkes inmitten der höheren Trias entspricht, wurde bereits von HAUER vor Jahren in klarer und unzweideutiger Weise ausgesprochen. Die Auffassung Sracıhes, der den Sehlerndolomit zum Perm ziehen will, bezeiehnet einen Rücksehritt gegenüber der älteren Anschauung. Ein antiklinaler Aufbau des Gebirges ist jedoch nur in der von Hauer näher untersuchten unmittelbaren Um- wacken) von der Mündung des Vogelbaehgrabens etwa bis zum Prihatbach verfolgen. Oestlich und westlich fehlt derselbe, so dass hier die Werfener Sehiehten des Südgehänges an den Sehlerndolomit des Nordabhanges unmittelbar an- grenzen: Die antiklinale Aufpressung von Pontafel hat dem- nach mit einer eigentlichen Falte wenig zu thun, sondern geht beiderseits in einen Bruch über, der, wie bei Tarvis ein Absinken der nördliehen Scholle bedingt. Man darf sonach auch hier die Triastafel des Schinouz, Trogkofel und Salin- ehietto als einen ungleichmässigen Graben auffassen, der auf der Nordseite stärker gesenkt ist, als im Süden. Der Ueber- gang eines Bruches in eine antiklinale Wölbung ist keineswegs ungewöhnlich und wurde z. B. von Mo,sısovics im Vilnöss beobachtet. Weiter im Westen spaltet sich die Zone des Rosskofels dureh den diagonalen Bruch des oberen Pontebbanathales in zwei schmale Längsgräben, deren nördlicher (Monte 48 Germula) zwischen Obercarbon und Obersilur eingesunken ist. Der südlich in der Nähe der Casa Varleet auskeilende Zug des Monte Salinchietto zeigt den für die Hauptscholle bezeiehnenden Bau; er ist ungleiehförmig zwischen dem ober- earbonischen Horst des Monte Pizzul im Norden und dem aus zerquetschten Werfener und Bellerophonschiehten bestehenden Gebiet des Monte Cullar im Süden eingebrochen. Das Triasprofil des Bombasehgrabens, durch welchen der einzige Zugang zu dem, im folgenden Abschnitte zu schil- dernden Carbongebiet der Krone von Pontafel aus führt, mag zum Schluss noeh kurz besprochen werden. Die ganze Schichten- folge ist infolge des Aussetzens der südlichen Verwerfung und der überaus grossen Sprunghöhe des nördlichen Bruches voll- kommen überkippt und fällt SW—SSW, so dass die ältesten, am Eingange des Grabens anstehenden Werfener Schichten thatsächlich das Hangende bilden. Dieselben führen stellen- weise Pseudomonotis in grosser Menge und zeigen im Bette des Grabens Wellenfurehen in besonders schöner Entwieklung. Der südliche Theil der Werfener Schichten ist mehr slimmerig-sandig, der nördliche mehr mergelig-kalkig, so dass der Uebergang zu dem Muschelkalk ein allmähliger ist. Letz- terer besteht vor allem aus dunkelen, diekbanekigen, von Spathadern durehsetzten Kalken und geht ebenfalls ohne scharfe Grenze in den dolomitischen Triaskalk über, der nur stellen- weise Andeutungen von Schiehtung zeigt. (Man vergl. das Profil des Malureh). Die geologische und landschaftliche Grenze des Oberearbon ist auch hier. überaus scharf. 2. Das Obercarbon der Gegend von Pontafel. Das Oberearbongebiet nördlich von Pontafel ist die einzige Gegend in der gesammten Karnischen Kette, die mehrfach von Geologen besucht und geschildert worden ist. Hier wurden die ersten bestimmbaren Carbonfossilien gefunden, welche Zu- sammen mit dem Vorkommen von Bleiberg — das earbonische Alter der gesammten „Gailthaler Schichten“ beweisen sollten. Später haben Trerze und besonders Sracıe!) die Gegend häufiger !) TIETZE, Kohlenformation bei Pontafel Verh. d. k. k. geol. R. A. 1872. p. 142. StacHE, Fusulinenkalke der Ostalpen ebd. 1573. pag. 291. STACHE, "UHHRLSTOSTAULOE AP SYUIT :YOAIMIBW SEP ITWOTOPUIDTyaS syddrmoqn aap pun Harmony sop UANNOTIOSUOAMWOAAIG UPNEIBTESPTHF AIP uazuoad yonısy uUNEPaOqN Ynyog yoanp ‘wop uy -yonaqloFoyssoy dad *ssong 'rp 'A 'za0) "0° "AAV N BR | / rer sumsoW / (/ Br . an / EMS n ENT f waypaMm (VW U Bbriueny Lu Bi UN U J ” I I. tn and / nen = Wein SS PEDAL 6 9OS nZ 49 besucht. Die Auffassung des letzteren lässt sieh kurz folgender- massen zusammenfassen: Das Carbon der Krone und des Auer- nieg enthält Vertreter der gesammten C'arbonhorizonte vom Kohlenkalk !) bis zum höchsten Carbon und geht nach oben zu allmählig in die „permocarbonisehen“ Fusulinidenschiehten der Krone und die weissen Dolomite und Kalke des Rosskofels und Gartnerkofels über, die als heterope Vertreter der Permfor- mation aufzufassen sind. /u ganz abweichenden Ergebnissen gelangte Surss durch wiederholte Untersuchung desselben Gebietes): „es ist leicht erklärlich, dass man die mächtigen liehten Triaskalksteine im Norden und im Süden für normal aufgelagert, ja sogar für eine Vertretung der permischen Zeit gehalten hat. Es sind dies aber im Norden wie im Süden an Längsbrüchen eingesunkene Massen (Abb. 20), und es ist nam entlieh die den Botanikern als Standort der wunderbaren Wulfenia carinthiaca bekannte Masse des Gartnerkofels reich an Triasversteinerungen nnd dureh sehr scharfen Senkungsbruch gegen das Carbon abgegrenzt.“ Ueher die stratigraphisch-palaeontologische Seite der Frage ist zunächst zu bemerken, dass die Schiefer, Grauwacken, Con- elomerıte und Fusulinenkalke des fraglichen Gebiets einen einheitliehen, dem oberen Carbon zuzureehnenden Complex dar- stellen und dass wahrscheinlich nur Aequivalente der oberen Ottweiler Schichten vorliegen. Gegen das Vorhandensein von Vertretern des Unterearbon sprieht die eingehende palaeonto- logische Untersuchung der Molluskenfauna durch Herrn SCHELL- wien. Die Bestimmung des Prod. gigantens durch StachE wurde auf keine Weise bestätigt: Wie die Exemplare der Wiener Universität und die Aufsammlungen an Ort und Stelle beweisen, handelt es sieh wahrscheinlieh um Produetus semiretieulatus. Ausserdem fanden sieh in den Schiehten des sogenannten Prod. giganteus?): Produetus cancriniformis TScHErx., eine Leitform des iiber eine Vertretung der Permformation (Dyas) von Nebraska in den Süd- alpen ibid. 1874 p. 57. STACHE, die palaeozoischen Gebiete der Ostalpen. Jahrbuch der k. k. geol. R. A. 1874. SrtacHE, Zeitschr. d. deutschen geol. Gesellschaft 36. p. 361 und 375. 1) Srache, ‚Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1874. p. 207. 2) Sunss, Antlitz der Erde I p. 343 und SCHELLWIEN, Fauna des Kar- nischen Fusulinenkalkes, Diss. Halle, 1892, p. 6. Frech, Die Karnischen Alpen, 4 50 russischen Oberearbon sowie Marginifera, eine auf Oberearbon und Permoearbon beschränkte Gattung. Gegen die Annahme von Unterearbon ist weiter anzuführen, dass die angebliche, von Stacuz an der Ofenalp beobachtete Discordanz auf einer untergeordneten Disloeation beruht. (Vergleiche den strati- graphischen Theil und die eingehendere Beschreibung dieser Stelle weiter unten.) Sollte ferner trotz des Vorkommens zahlreicher Triasver- steinerungen (wie Megalodon, Thecosmilia, Daonella, Tereb- ratula all. vnlgari; Gyroporellen) noch Jemand an das per- mische Alter der weissen Sehlerndolomite glauben, so sei vorgreifend bemerkt, dass am Gartnerkofel und am Monte Germula. die Grödner Sandsteine, die Vertreter des nor- nalen Perm, in einer Entfernung von 1 km bezw. 200 m von dem Dolomite in disloeirter Stellung vorkommen. Leider ist die unriehtige Anschauung Sraches — trotz der obigen Bemerkung von SUEss in die meisten neueren Lehrbücher, u.a. aueh in die Formationslehre Kaysers übergegangen. Die überaus zahlreiehen Begehungen, welehe ieh und auf meine Veranlassung die Herren von dem BornE und SCHELLWIEN zwisehen Auernigg und Oharnachalp ausführten, haben die Riehtigkeit der Surssschen Auffassung in nach- (lrückliehster Weise dargethan. Angesichts der Kartendar- stellung und der zahlreiehen hier wiedergegebenen Ansichten und Profile dürfte auch wohl für den Leser ein Zweifel über das Vorhandensein von Dislocationen kaum mehr bestehen. Man könnte nur darüber noeh im unklaren sein, ob das Carbon in seiner Lage verblieb und die Trias absank oder ob die Trias stehen blieb und das Carbon emporgewölbt wurde. Für (die letztere Auffassung wäre vor allem die Thatsache anzu- führen, dass die höehsten Carbongipfel um 200—300 m hinter den benachbarten Triasbergen zurückbleiben. Angesichts der flachen Schiehtenstellung, welehe der bei weitem grösste Theil (des Carbongebiets besitzt, und angesichts der an Umbiegung, nieht aber an Faltung gemahnenden Lagerungsformen, welehe die gestörten Theile des Carbon (Garnitzen) zeigen, erscheint jedoch die zweite Annahme a priori wenig wahrscheinlich. Ihre Unhbaltbarkeit ergiebt sieh aus der Betrachtung der Erosionsformen unserer Gegend. Der tief ausgefurehte Ein- “uoryepnunct 91ayRds YOmp YOIs FIRINL1O uoqıw) uopuesgapne STIB4SIOL Sop 98 "T 919914 TOSTydeLSoro IT TENUMp) uogWDIgO sep Spunısıayury “EIOWOTSUOHNTENTOYOSHNT UOA yaodvpıoyun * AWOJOPUIOTTOS Op PpumıSıEpro A wıy "SU9ATBAFUSZNULGH SOP JUONTOSSUOISOAT oIa "SSOnSg "A UOA "zen ‘Ts Zunpirgqy us aQuuas uormum I) 12404 “oyaız UN AUS az (Buaquors0) Jayoy-wauyumg TE Nas nz 51 sehnitt, in dem der Bombasehgraben die Mauer des Kalk- gebirges durehbrieht, wird dureh die heutige Oberftlächen- gestaltung ebensowenig erklärt, wie der Erosionsriss des oberen Garnitzengrabens zwischen Gartner- und Zielerkofel. Die Schieferhöhen des Auernigg und der Krone sind im Osten, Norden und Süden von höheren Kalkbergen umgeben und stehen. nur nach Westen mit einem niedrigeren, nach dem Gailthal zu abfallenden Schiefergebiet im Zusammenhang. Trotzdem fliesst nur ein geringer Theil der Gewässer auf diesem Wege ab. Man könnte, um diese paradoxen Ober- flächenformen zu erklären, die rückschreitende Erosion zu Hilfe rufen; da jedoch die Bäche nur auf der Wetterseite erodiren und die beiden in Frage kommenden Querthäler nach Norden Garnitzen Auernigg Krone Abbildung 22. Lagerung der Carbonschichten zwischen Krone und Garnitzen, gesehen vom Madritschene. und Süden gerichtet sind, erscheint dieser Erklärungsversuch wenig annehmbar. Man wird demnach auch durch diese Erwägungen zu der Voraussetzung geführt, dass die früheren Höhenverhältnisse von den heutigen gänzlich verschieden waren. Einstmals ragte das Niederungsgebiet der Krone und des Nassfelds über den Gart- nerkofel und den südlichen Kalkkamm empor und entsandte seine Gewässer über jene hinweg nach Nordost, Nordwest und Süd. Die Verwitterung trug die Schieferhöhen rascher ab als die Kalkgebirge, aber die Thätigkeit der fliessenden Gewässer hielt mit der Verwitterung gleiehen Schritt und sehnitt tiefer und tiefer, der ursprünglichen Riehtung folgend, im die Kalk- massen ein. Die Thäler sind also auch hier älter als die Berge. 4* OT DD Der zwischen Krone und Zirkelspitzen durchschnei- dende Querbruch bedingt das Absinken der Trias im Osten und ist in der Gegend des Lonaswipfels zwar an dem erheb- liehen Farbenunterschied der Gesteine gut kenntlich, aber nicht besonders deutlich aufgeschlossen. Dagegen findet sich süd- lieh von den Zirkelspitzen an der Alp im Loch der prächtige, von Surss im Antlitz der Erde erwähnte und hier nach Photo- graphien noch einmal dargestellte Aufschluss. Die aus Grau- wackenschiefer, Thonschiefer, schwarzen Fusulinenkalken und (uarzeonglomeraten bestehenden Carbonbildungen setzen an dem undeutlich geschiehteten, schneeweissen, dolomitischen Triaskalke haarscharf ab. Die Carbonschiehten sind unmittelbar am Bruch unter steilem Winkel geneigt und ziemlich stark zerquetscht, jedoch immer noch weniger gestört als z. B. die Aufgquetsehungen des Malborgeter Grabens. Jedoch ist auch hier ein an der Farbe leieht kenntlicher Streifen dunkelen Carbonschiefer intrusiv in eine Kalkspalte hineingequetscht. (Mitte des Bildes.) Die Carbonsehiehten nehmen ziemlich bald ihre flache Lagerung wieder an, was ja auch mit der obigen Annahme gut übereinstimmt, dass dieselben den bei den Dis- locationen in situ verbliebenen Theil darstellen. Hingegen sind die Triaskalke von kolossalen Rutsch- und Gleitflächen durehsetzt, die sieh unter spitzen Winkeln schneiden. Indem die Verwitterung und der Spaltenfrost an diesen Rissen ihre Thätigkeit vereinigten, kam die aueh für unsere „verworfene Gegend“ beispiellose Zertrümmerung zu Stande, welche die Zirkelspitzen kennzeichnet. (Abb. 24.) Die tertiären Erdkrustenbewegungen, welehe den NNO bis SSW verlaufenden Abbruch des Oberearbon bedingten, sind noch nieht zum Abschluss gelangt. Vergleicht man die von HoEFER entworfene Erdbebenkarte Kärmtens!) mit "unserer eeologischen Karte, so fällt die vollkommene Uebereinstimmung der von St. Michael im Murthal über Hermagor nach Pon- tebba verlaufenden Tagliamentolinie mit dem Zirkelbruch sofort ins Auge. Dem Querbruche der Zirkelspitzen sind diejenigen (uer- !) Denkschriften der kais. Akademie d. Wissenschaften. Wien. Math. naturw. Klasse 42 Bd. II. Abth. Taf. 1. -aSurapuro TIEF, mnz 9qjessep usrdg uassop ur !NIEASEILL UEUENUNSESgE wep uagsu (Jump) uoqiws1sgo saryasyanbı1az pun sErLa}1uyıaZ "MSM UOoA uszZMÄS[ONAIlzZ IA ‘TOuIaFg 'O UOA 'Z98 'sSOng ' UOA 8IYoAJ sOp Sunzmuag u ouIog 'P 'A "IL UOA mOwyBumy "130J0yd yoeN "cz, SunpjigqVv ©g omas nz 19 75] störungen ähnlich. welehe das westliche Ende des Ober- carbonzuges bilden. Nur ist am Lanzenboden und der Ohar- nachalp der Querbruch dureh die Interferenz einer längs ver- laufenden Disloeation winkelig gebrochen, und das Carbon stellt dem Silur gegenüber die abgesunkene Scholle dar. Nordwestlich von «ler Höheneote 1655 biegt der Zirkel- bruch in einem abgestumpften reehten Winkel um und verläuft in WNW (bis W)-Riehtung unter den Wänden des Skalzer Kopfs und des Malurehs bis zum Rosskofel und weiter. Tech bezeiehne diese für den Gebirgsbau und die Thalformen gleieh bedeutungsvolle Verwerfung als den Rosskofelbrueh. (S. 49.) Unter den Wänden des Skalzer Kopfs sieht man das (dunkele Carbon scharf an den weissen Triaswänden absetzen. Zwischen Malurech und Auernigg (Vergl. die Abb. 20) ist hinge- gen das dem Bruch (bezw. der Gesteinsgrenze) entsprechende Thal vollkommen mit Gehängeschutt und Moränenab lagerungen erfüllt. In geringer Entfernung westlich vom Zirkelbruch trifft man massige Conglomeratbänke an, welche in Folge der flachen Lagerung der Carbonscholle bis zur Krone (Fallen 20—30" NO) und weiter bis zum Auernigg durehstreiehen. Die Krone hat offenbar ihren Namen von den die Hochfläche krönenden ('on- glomeratsbänken erhalten. Das regelmässige, auf der Höhe zu heobaehtende Kronenprofil wird im stratigraphischen Theile eingehende Berücksichtigung finden. Weiter südlich beobachtet man bei der Annäherung an den Rosskofelbruch mannigfache Unregelmässigkeiten, so die angebliche „Diseordanz“ STACHES. Auch die Sehiehten, welche weiter abwärts unterhalb der Ofenalp anstehen, sind zum Theil ebenfalls aufgeriehtet, zum Theil jedoch flach gelagert und vielleicht als die untere Fort- setzung des Kronenprofils anzusehen. Ich entnehme den Auf- zeichnungen des Herrn Dr. SCHELLWIEN, der diese Gegend genauer untersucht hat, das nachfolgende: Unterhalb der Schuttmassen, welche den Anschluss an das Kronenprotil verdeeken, beobachtet man die folgenden söhlig gelagerten Schichten von oben nach unten. „LO. Weisses Quarzeonglomerat mit Anthraeit. ), Grauwackensehiefer ea. 15 m. 54 ) [0 0) . Dunkelgraue und violette, sehr fein spaltende Thon- schiefer mit Spirophyton Swuesst. 7. Sehr dünnbankige Fusulinenkalke ca. 25 m. 6. Quarzeonglomerat weiss gefärbt. Weiter abwärts Schuttbedeekung; die Schichten fallen auf der westlichen Seite des Baches, in dessen Bette eine Störung ver- läuft, mit ca. 45° nach NNO. Man beobachtet weiter unten: 5. Grauwackenschiefer sehr mächtig. . Quarzeonglomerat dunkelgrün ca. 2m. Grauwaekenschiefer ea. 30 m. Quarzeonglomerat, dunkelgrün ca. 5 m. a LE Thonschiefer, meist etwas grünlich gefärbt, sehr mächtig.“ Kehren wir auf die Höhe des Bergzuges Krone- Auernigg zurück. Das im stratigraphischen Theile wiedergegebene Profil des Auernigg (Taf. XVI) endet etwas nördlich von der Spitze des Berges an einem an sich untergeordneten senkreehten Längsbruch, welcher die Pecopteris oreopteridis führenden Thonschiefer des Auernigg unmittelbar neben Conglomeratbänke gebracht hat. Jenseits dieser nach Ost durchstreiehenden Störung sind die Carbonschiehten des Garnitzenberges unter mehr oder weniger steilen Winkeln nach Süd geneigt. Möglicherweise ist diese anormale Sehichtenstellung nur als eine Stauchungserscheinung im grossen aufzufassen; denn in geringer Entfernung verläuft nördlich der oben geschilderte Längsbruch des Dukagrabens, der die Trias des Gartnerkofels abschneidet. Die flache Lagerung des Auernigg hält im allgemeinen am Madritscheng und Madritschen Sehober an; beim Anstieg zu dem letztgenannten Berge beobachtet man flaches südwest- liches Einfallen, und auf der Höhe lagern die Conglomeratbänke (im Vordergrunde des Liehtbildes Rudniker Sattel) fast hori- zontal. Oberhalb der Rudniker Alp stehen blassrosa Kalke mit sehr zahlreichen Crinoiden und Fusulinen an. Weiter nördlich scheint auch die Störung der Garnitzenhöhe am Madritscheng durehzustreiehen; denn hier beobachtet man steiles SSO. Fallen. An der Nordgrenze des Carbon, zwischen Dom- ritsch und Tröppelacher Alp, fallen die Grauwackenschiefer und Fusulinenkalke nach N. 59 Die kesselartig eingesunkene Triasscholle des Trogkofels besitzt den Umriss eines gleiehschenkeligen, mit der Spitze nach Norden geriehteten Dreiecks, ist rings von Obercarbon umgeben und aus dieser leicht verwitternden Umhüllung dureh die Erosion gleichsam herauspräparirt. Innerhalb der Trias- masse selbst nehmen ungeschiehtete Bildungen die Höhe und den Siüdabfall des Trogkofels ein, während geschiehtete, oft röthlich gefärbte Kalke in den tieferen Horizonten am Zolagkofel und besonders in dem Kamme des Alpenkofels vorwiegen. Auch untergeordnete Störungen fehlen nieht. So beobachtet man von der Rattendorfer Alp aus am Alpenkofel ein dreimaliges, staffelförmiges Absetzen der geschichteten Triaskalke von S. nach N. Am Rudniker Sattel nähert sich der Rosskofelbruch der im Süden abgesunkenen Trias der Trogkofelscholle auf eine Entfernung von kaum !/, km. Trotzdem sind die Car- bonschiehten im Norden des Rudniker „Grabenhorstes“ (or0- plastisch = Graben, tektonisech —Horst) nur flach nach Nord geneigt, im Süden allerdings in fast saigere Stellung umgebogen und zerknittert. Hier beobachtet man eine ea. S m. mächtige, aus vollkommen zerrütteten Carbongesteinen bestehende quar- zitische Gangmasse und daneben Harnische, die bis 25 m Höhe besitzen; dieselben finden sich in beiden Formationen, besonders entwickelt jedoch im Carbon. Die wohlgeschiehteten Triaskalke des Rosskofels (mit Megalodon und Thecosmihba ef. confluens MÜNST.) zeichnen sich weiterhin durch regelmässige horizontale Lagerung aus (Liehtbild Taf. II und Abb. 14, S. 39). Am Rudniker Sattel fesselt — abgesehen von den tek- tonischen Eigentümlichkeiten — der grosse Versteinerungs- reichtum der Carbonbildungen die Aufmerksamkeit des Geo- logen. Man beobachtet beim Anstieg von O Schiefer mit Stein- kernen von Produetus semiretieulatus, auf dem Joch, unterhalb der schwer ersteigbaren Wände des Trogkofels die in Ge- schieben und im Grödener Conglomerat häufiger, im Anstehenden selten gefundenen blassrothen Fusulinenkalke, endlich beim Abstieg zum Trog tiefsehwarze Kalke mit Bellerophon (s. str.). Jenseits der stark disloeirten Gegend des Troges, welche dureh die Ausbildung eines eehten Kesselthales mit unter-. irdischem Abfluss in einer Höhe von ea. 1600 m ausge- 96 zeichnet ist (vergleiche die unten folgende Abbildung), wird die Lagerung des Carbon wieder flach und bleibt im wesent- liehen bis zur Oharnachalp ungestört. In der Gegend des Waschbühel. wo Silur und Obercarbon als versteinerungsleere Thonsehiefer entwickelt sind, beruht die kartographische Unter- scheidung im wesentlichen auf den Lagerungsverhältnissen; das Silur steht hier, wie gewöhnlich auf dem Kopf, das Ober- ‘arbon liegt söhlig. Die Berge zwischen der Maldatscehen- Hütte und Rattendorfer Alp, der Rattendorfer Riegel, Ring- mauer (2027 m) nnd Schulterkofel sind dureh mächtiges Ansehwellen der Fusulinenkalke sekennzeiehnet. Dieselben bilden hier, wie überall, das Hangende des Oberearbon, ent- halten aber nur unbedeutende schieferige Zwischenmittel, während z. B. am Auernigg und der Krone die Sehiefer auch in der hangenden Abtheilung der Masse nach überwiegen. Am Rattendorfer Riegel (Höheneote 1854 westlich vom Zolag- kofel) besitzen die Fusulinenkalke noch dunkele diehte Be- schaffenheit und enthalten zahlreiehe, schön herauswitternde Durchsehnitte verkieselter Fusulinen; weiter westlich am Schulterkofel werden dieselben grobkörnig und enthalten kohlensauere Magnesia in nieht unerheblicher Menge. Die rauen Fusulinendolomite und die dunkleren Kalke wechseln nit einander ab. Südlich von der Spitze des Schulterkofels verläuft parallel zu dem gewaltigen Hochwipfelbruch eine kleinere Störung innerhalb des Oberearbon, welehe das Absetzen der südlichen Fusulinenkalke der Ringmauer (um 150 bis 200 m) bedingt und somit den Gebirgsbau im gleichen Sinne wie der Hauptbruch beeinflusst. (Vergl. Liehtbild Taf. III und das Profil Taf. I.) Das Carbon südlich vom Hoehwipfel enthält am Lanzen- boden und der kleinen Kordinalp versenkte und einge- yuetschte Schollen von Grödener Sandstein, welche also — trotz der erheblichen orographischen Verschiedenheit — mit der Grabensecholle des Trogkofels in tektonischer Hinsieht vergleichbar sind. Man beobachtet vom Gipfel des Monte Pizzul am Nordgehänge des Lanzenthales einen langen rothen Streifen, der sich durch Untersuchung an Ort und Stelle als ein schmaler eingebroehener Zug von Grödener Sandstein und Mergel herausstellt. 97 Die Scehiehtenfolge beim Anstieg dureh den Rivo Cordin, einen der Quergräben des Lanzenbachs, ist von S nach N die folgende: l. Oberearbon: Grauwackenschiefer mit Conglomerat. 2. Grödener Schiehten: rothe Glimmersandsteine, steil nach Nord fallend, an der Basis mit weissen Mergel- sehiehten, oben mit Lagen von weissen Mergelknollen. 3. Oberearbon: Schwarze Thonschiefer und Conglo- merate, steil geneigt, am Sehulterkofel mit Spiro- phyton-Sandsteinen. 4. Die mächtigen, flachgelagerten Fusulinendolomite und -Kalke des Schulterkofelk. 5. Thonsehiefer auf der Spitze des Schulterkofels. Die im Lanzenthal von der Maldatschen-Hütte bis zur Alp Pittstall ziehende „Grabenspalte* mit Grödner Sandstein ist als gradlinige Fortsetzung des Hauptbruches anzusehen, der seinerseits dem Lanzenbache folgt und dann im reehten Winkel zweimal scharf umbiegt. Jenseits des nördliehen Knicks legt westlich von der Pittstall-Hütte ein schmaler Fetzen röther Schichten in der Spalte, welehe hier auf eine kurze Strecke den Rosskofelbruch bildet. Eine zweite kürzere Grabenspalte hegt etwas nördlich von der Pittstall-Alp und tritt in der Mitte des Liehtbildes Hoch- wipfel-Rosskofel deutlich hervor. Die dritte ausgedehntere Scholle von permischen Bildungen ist an der Alphütte Klein Kordin (welehe auf rothen Mergeln steht) sowie westlich von derselben aufgeschlossen und grenzt im Norden unmittelbar an den, das Silur abschneidenden Hochwipfelbruch. Die rothen wohlgeschiehteten Mergel mit ihren weissen Knollen sind, wie auf der linken Seite des erwähnten Liehtbildes deutlich zu beobachten ist, zu einer Störmigen Falte zusammengeschoben. Die rothen Glimmersandsteine treten hier hinter den Mergeln zurück, und die rothen Conglomerate der Grödener Schichten tinden sich nur in vereinzelten Blöeken. Ausserdem beobachtet man am südlichen Rande der Scholle von Klein-Kordin hell- graue hauchwaeken, vollkommen zerknittert und zerquetscht: dieselben entsprechen einem Fetzen von Bellerophon- schiehten und sind ebenfalls auf dem Liehtbilde siehtbar. In tektoniseher Hinsieht ist der Umstand von besonderer Wiehtigkeit,. dass die bedeutenderen Vorkommen von einge- broehenem Perm in unmittelbarer Verbindung mit den beiden grossen Längsbrüchen stehen, welche das Oberearbon im Norden und Süden begrenzen. Auch der Einfluss der Querbrüche ist unverkennbar. Die Fortsetzung derselben Querverwerfung, welche im Lanzengraben das Oberearbon absehneidet,. bedingt weiter nördlich das Ab- breehen der Permscholle von Klein-Kordin. In den zwischen- liegenden Carbonbildungen macht sich diese Dislocation nicht weiter bemerklieh. Die westliche, jenseits dieser Querstörung liegende schmale Scholle des Oberearbon zwischen Straninger- und Oharnach- Alp zeigt im wesentlichen flache Lagerung und ist dureh das Vorwiegen der verschiedenartigen Schiefer, Grauwacken und Conglomerate (letztere u. a. auf der Spitze des Wasehbühel) ausgezeiehnet. Die ersteren enthalten östlich und westlich von (ler Straninger Alp Versteinerungen: bellerophon (Stachella) Edmondia af. tornacenst Ryekh. und Derbyia af. senili; Fusulinenkalke sind weniger verbreitet. Doeh finden sich noch ganz im Westen an dem @Querbruch der Oharnachalp (die schwarzen Kalkbänke mit bezeiehnenden Versteinerungen (Bellerophon [Stachella] sp. und Fusulinen) in steil aufgerich- teter Stellung unmittelbar neben dem Silur. Dureh die in tektonischem Sinne als Längsgraben aufzu- fassende Triasscholle des Monte Germula wird der auch im Süden meist von Trias begrenzte Horst des Monte Pizzul von dem nördlichen Carbongebiet getrennt. Das Oberearbon zeigt auch hier flache Lagerung und die gewöhnliehe petrographische Beschaffenheit: Grauwackenschiefer herrschen vor, seltener sind Fusulinenkalke mit Versteinerungen, Thonschiefer mit Spirophyton Suessi und Quarzeonglomeraten; die letzteren zeigen an der Forea di Pizzul ausnahmsweise schwarze Farbe und steile Sehichtstellung. Auch die Braun- eisensteinschalen, welche an der Garnitzenhöhe und dem Rud- niker Sattel in Menge vorkommen, finden sieh hier wieder. Eigenthümlieh sind dem Oberearbon des Pizzul rothe thonige Nierenkalke, welche den Orthocerengesteinen des Silur ähneln, 59 Im Westen überlagert das Oberearbon die grünen spilitischen Mandelsteine des Culm, welehe sieh bis in die Nähe der Casa Pizzul erstreeken. Den sonst beobachteten Verhältnissen ent- spreehend dürfte die Ueberlagerung eine discordante sein; doch haben weder Herr von dem BorxE noch ieh bei der Unter- tersuchung des westlichen Pizzulgehänges ein einigermassen deutliches Profil entdecken können. Besser sind die Aufscehlüsse des Confingrabens. Man beobachtet in dem oberen wilden Theile des Baches, unterhalb von Casarotta ein Profil, in dem die schwarzen, vollständig zerrütteten Schiefer und verquetschten dunkelen Kalke des Oberearbon von weissem Triaskalk scheinbar überlagert werden. In Wirklichkeit sind beide durch den Bruch getrennt und stehen nebeneinander. Auch die Südgrenze des Carbon, die Verwerfung gegen die Trias des Monte Salinchietto ist durch die Erosion gut aufgeschlossen. Man sieht vom linken Pon- tebbana-Ufer, dass zwischen das nördlieh liegende. dunkele Carbon und den weissen Schlerndolomit im Süden Fetzen und Schollen des Muschelkalks und (?) Grödner Sandsteins an unregelmässigen Rutschflächen und kleineren Brüchen einge- quetscht sind. Es sind dies also genau dieselben Erscheinungen, welehe in grossartigerem Massstabe an der Möderndorfer und Achomitzer Alp beobachtet wurden. Das Oberearben des Monte Pizzul brieht im Contingraben an einem schräg und unregelmässig verlaufenden Querbruch ab. dessen Riehtung grossentheils diejenige des Thales bedingt. Weiter oben durchbricht der Bach theils in schrägem, theils in nordsüdliehem Laufe die vom Rosskofel zum Monte Germula hinüberstreichende Mauer des Triaskalks. Auch diese eigenthümliche Thalbildung ist wohl kaum durch rücksehreitende Erosion zu erklären: hier sowohl, wie im Bombaschgraben dürften die Thäler älter sein, als die jetzigen Oberflächenformen der Berge. Nach der neueren Nomenelatur ist das Thal als ein epigenetisches zu bezeichnen. ') Es könnten auch Werfener Schichten sein; ich habe die Stelle nur vom anderen Ufer gesehen und konnte dieselbe infolge des Regens und der Höhe des Baches nicht in situ untersuchen. 60 3. Das altearbonische Eruptivgebiet des Monte Dimon. Südlieh von dem dureh den Pollinigg-Bruch abgesehnittenen Obersilur breitet sieh ein ausgedehntes Gebiet aus, das theils aus normalen, theils aus eruptiven Culmgesteinen be- steht. Im Süden desselben bilden die, auf den abradirten älteren Falten flachlagernden Grödener Sandsteine die geo- logische und oroplastische Grenze der Karnischen Hauptkette. Einige Reste von Grödener Mergeln finden sich auf dem Monte Paularo und Monte Dimon: dieselben sind hier (durch spätere Gebirgsbewegungen in die Culmgesteine einge- faltet, folgen dem Streichen derselben und haben in Folge des Druckes eine vollkommen schiefrige Beschaffenheit angenommen. Die Aufnahme des Gebiets wurde durch den raschen Ge- steinswechsel von eruptiven Bildungen, verschiedenartigen Tuffen und normalen Sedimenten ebenso erschwert wie durch die Un- senauigkeit der Karten (Fehlen der Isohypsen, Höhenangaben und Wege) auf italienischem Gebiet. Ausserdem wurde ich fast bei sämmtlichen in dem vorliegenden Gebiete gemachten Exeursionen derart dureh Nebel gehindert, dass es fast un- möglich war, die Ergebnisse der einzelnen Tage mit einander in Beziehung zu bringen. Auf der Karte sind unter der rothen Farbe sämmtliche Gesteine eruptiven Ursprungs zusammengefasst; es sind dies spilitische Mandelsteine, welche die bei weitem über- wiegende Masse der vulkanischen Gesteine darstellen, quarz- führende, feldspathreiche Porphyrite, schiefrige Diabase (in dynamometamorpher Umwandlung!) Schalsteineonglo- merate und Tuffe. Vielleieht sind am Monte Dimon selbst einige, besser als Grauwackengestein zu bezeiehnende grüne Schiefer mit durch die Eruptivfarbe bedeekt. Die Unter- suchungen des Herrn Dr. Minen haben ergeben, dass makro- skopiseh die grünen sedimentären Sehiefer des Monte Paularo von den ebenso gefärbten geschieferten Diabasen und Mandelsteinen derselben Gegend kaum zu trennen sind; dasselbe gilt für den braunen Porphyrit der Costa Robbia und ') Nach «den Bestimmungen des Herm Dr. MırcH, dessen ausführliche Beschreibung sich in dem petrographischen Anhange findet. 61 die Sedimente dieses Fundortes. Doch ist bei dem erheblichen Vorwiegen der spilitischen Mandelsteine der Fehler nieht sehr ins Gewieht fallend. Am deutlichsten heben sieh die in sehroffen Felswänden abbreehenden Eruptivgesteine aus den, sanftere Bergformen zeigenden Schiefern im Süden der Promosalp ab. Im übrigen vermoehte ieh nur dureh eine Anzahl paralleler Begehungen, die im Folgenden kurz beschrieben werden mögen, die erfor- derliehen Aufschlüsse zu gewinnen. Den Ausgangspunkt der die beiden Abhänge des Caroj- Thales betreffenden Exeursionen bildet die obere Promosalp. wo der Culmschiefer durch die unregelmässig aufgequetschte Antiklinale des Clymenienkalkes (vergl. unten) von den einge- lagerten Eruptivmassen getrennt wird. Der Sattel, über den ein Fusssteig in östlicher Richtung zur Cerecevesa-Alp hinüber- führt, bezeiehnet die geologische Grenze zwischen dem Por- phyrit bezw. dem Schalstein mit zerquetschten Kalkgesehieben und rothen Eisenkieseln einerseits sowie dem normalen Culm- sehiefer andererseits. Der letztere streicht NW (bis WNW) bis SO, zeigt steiles Nordfallen oder saigere Schiehtenstellung und begleitet den Weg bis zu der Sehuttanhäufung, auf welchem die Alp Stua di Raina steht. Die zahlreichen Bruchstücke rothen Orthocerenkalkes, die man am Wege findet, stammen aus dem vom Elferspitz und Hohen Trieb hinüberstreiehenden Zuge, dessen Verlauf auch hier noch im kleinen verschiedene Knieke und Biegungen zeigt. An dem gegenüberliegenden linken Bachufer, an der Holzklause von Stua di Raina tauchen diese Obersilurgesteine unter dem Gehängesehutt auf; man beobachtet an dem guten, nach Paularo führenden Alp- wege 1. graue schiefrige, mit Schiefern wechsellagernde Kalke Str. NW (bis WNW)—SO Fallen steil NO; -2. graue Crinoidenkalke, sehr wenig mächtig mit unbestimmbaren organischen Resten, vielleicht ein eingefalteter Fetzen von Unterdevon; 3. rothe und graue kalkige Schiefer; 4. rothen Kramenzelkalk. Nach einer längeren aufschlusslosen Strecke beobachtet man Thonschiefer und Kieselsehiefer (Str. NW-—SO) mit Lagen von grauem, halbkrystallinem Kalk. (Die an sich untergeordneten Schieferzüge sind kartographisch nicht ausgeschieden, da ihre Verbreitung an dem dieht bewal- 62 deten, weglosen und schlecht aufgeschlossenen Gehänge des Monte Germula (non Zermula) ohnehin nieht verfolgt werden konnte. Die Grenze gegen das Carbon ist ebenfalls wegen man- eelnder Aufschlüsse und Aehnlichkeit der Schiefergesteine nicht festzustellen. Die flachgelagerten Thonschiefer, welehe an der Stelle anstehen, wo der Weg den Rivo Tamai kreuzt, fallen jedoch mit grosser Wahrscheinlichkeit dem Ober- arbon zu. Unmittelbar darauf folgt, von den Schiefern wahrscheinlich dureh eine untergeordnete Verwerfung «etrennt, eine Serie eruptiver Schichten, an deren Gleichartigkeit mit den Gesteinen des Monte Dimon nicht zu zweifeln ist. Doch sind beide dureh die normalen Culmgesteine des Chiarso-Canons von einander getrennt. Am Wege nach Paularo herrschen grüne (zuweilen röthlich gefärbte) spilitische Mandelsteine vor, die bis zum Torrente Rufose (Rufuseo) durehstreichen; in gerin- ringerer Ausdehnung finden sieh sehiefrige Diabase, grüne, kalkreiche Scehalsteine mit Mandelsteingeröllen und Quarz- adern sowie grüne Schiefer. Der unterearbonische schiefrige Diabas, der an der Südgrenze ansteht, wird vor den ersten Häusern von Paularo discordant von den flach S fallenden Bänken des Grödener Sandsteins bedeckt; letzterem sind Mergelsehiehten mit Knollen und Lagen von grauem Kalk ein- gelagert. Eine zweite Begehung führte mieh von der Promosalp auf dem linken gegenüberliegenden Ufer des Chiarso nach Treppo Carnieo. Zwischen dem Cereevesa Joch und der Alp Fon- tana fredda folgt man fast genau der Grenze des Culmschiefers (Fallen steil SW) und der grünen bezw. grauschwarzen Por- phyrite. Die Kieselschiefereonglomerate des Culm enthalten Gerölle von rothem Silurkalk. Von Fontana fredda nach der Casa Dimon in Cima und di Mezzo führt ein guter (auf der Karte nieht angegebener) Weg zuerst über Schutt, dann über grünlichen Thonschiefer und Kieselschiefer. Vor der Casa Culet springt der silurische Kalkzug des Hohen Trieb mit einer kilometerlangen SSW gerichteten Querverschiebung in das Culmschiefergebiet vor. Auch die Culmkieselschiefer b23) sind aus ihrem gewöhnlichen Streiehen (NW — SO) in das der (uerverschiebung (SSW—NNO) umgebogen und fallen steil nach dem Bruche zu (OSO). Hingegen streichen die roth und srau gefärbten, theils sehiefrig, theils kramenzelartig ausge- bildeten Silurkalke NW (bis NNW)—SO und stehen saiger. Das weichere Gestein ist also von dem härteren in seiner Richtung beeinflusst. Unmittelbar südlich der Casa Culet biegt der Weg wieder in den Culmschiefer zurück (Str. NNW—SSO Fallen steil ONO oder saiger); letzterer hält bis in die Nähe der Costa Robbia an. Im Rivo Maggiore weisen zahlreiche Blöcke von Grödener Sandstein neben weniger häufigen Eruptivgeröllen auf die relative Verbreitung dieser Gesteine am Monte Dimon hin. An den Costa Robbia führt der Weg noch eine kurze Strecke dureh schmutzigbraunen Porphyrit, der vom Grödener Sandstein bedeekt wird. Einen Einbliek in die verwickelte Zusammensetzung der Eruptivbildungen des Monte Dimon gewinnt man dureh eine Wanderung, die von Tisehlwang über die Höhe des Kammes und dureh das Mauranthal nach Treppo Carnieo führt. Beim Aufstieg dureh das Thal des Rivo Moscardo beobachtet man zunächst normalen Culmschiefer, dann folgen dunkele Glimmergrauwacken und grüne, grauwackenartige Schiefer, die den Uebergang zu den schiefrigen Eruptivgesteiuen zu ver- mitteln scheinen und den Abhang bis weit hinauf zusammen- setzen. Die grünen Sedimente vom Monte Paularo ähneln ge- wissen Spiliten und geschieferten Diabasen bei makroskopischer Betrachtung ausserordentlich und sind daher bei der geologischen Aufnahme vielleieht nieht immer richtig abgetrennt worden. Trotzdem vermochte Herr Dr. Mivcn bei der mikroskopischen Untersuehung keinen Uebergang zwischen den „pseudoerup- tiven“ Sedimenten und den Eruptivgesteinen zu finden. Vor dem Gipfel des Monte Paularo sind zwei schmale Züge von Grödener Sandstein in den Culm eingefaltet. An dem Gipfel des genannten Berges findet sieh ein z. Th. grünlich z. Th. röthlich gefärbter Porphyrit, der mit Tuffen unmittelbar zu- sammenhängt; der eigentliche Gipfel besteht aus röthlichem Schalsteineonglomerat (mit Geröllen von Porphyrit und spiliti- schem Mandelstein). 64 Auf dem, in östlieher Riehtung zum Monte. Dimon ver- laufenden Kamme finden sich wieder Grödener Mergel (roth und grün), die mit NW— SO Streichen und saigerer Schichten- stellung eingefaltet sind und vollkommen Sehiefercharakter angenommen haben. Darauf folgt nach ©: l. Grünliehes oder röthliehes Schalsteineonglomerat init Geröllen von spilitischem Mandelstein. (Dies Ge- stein stimmt äusserlich durchaus mit Nassauer Vor- kommen [Dillenburg, Haiger| überein, die z. Th. auch dem Culm angehören. 57 2. Diehter grüner Spilit (ohne Mandeln, im mikros- kopischen Gefüge mit den Mandelsteinen überein- stimmend.) Derselbe verwittert in schroffen Zaeken, während der eigentliche 3. aus rothem und grünem Grödener Schiefer beste- hende Gipfel eine flache abgerundete Form besitzt und vollkommen mit Gras bewachsen ist. Beim Abstieg in südlicher Riehtung fand sieh an einem kleinen, auf der Karte nieht verzeichneten See 4. grünes und rothes Culmeonglomerat mit Geröllen von spilitischen eisenhydroxydreichen Mandelsteinen, von (Juarz und serieitreicherem sowie serieitärmerem Sandstein; auch der letztere ist theilweise von Eisen- hydroxyd durchtränkt. Am Südabhang findet sieh ferner die letzte, wenig ausgedehnte Einfaltung von Grödener Sandstein. (Dieselbe konnte nieht eingetragen werden, da Nebel und die Ungenauigkeit der Karte die Orientirung erschwerte.) Der Eruptivzug des Dimon ist durch das Vorkommen von quarzhaltigem, Feldspat führenden Porphyrit ausgezeichnet, während der metamorphe Diabas mit Biotitblättehen bisher nur im Osten, am Torrente Chiarso gefunden wurde. Spilitische Mandelsteine sind in beiden Zügen das vorherrschende Eruptiv- gestein. Im obersten Mauranthal steht grüner Schiefer an, der neben dem erwähnten Grödener Sandstein NNW—SSO Streichen bei saigerer Schichtenstellung zeigt. Im mittleren Theile des 65 Thales erschweren Vegetation und Sehuttbedeekung die Beob- „ehtune, so dass die Grenze hier nieht mit voller Sieherheit festgestellt werden konnte; im unteren Thale finden sich be- reits wieder Culmgrauwacken, die auf Klüften stellenweise Malachitbeschläge zeigen. Der diseordant auflagernde Grödener Sandstein zeigt einige tektonische Unregelmässiekeiten; un- mittelbar an der Gesteingrenze beobachtet man einen, dureh untergeordnete Verwerfungen bedingten Weehsel von a) Grau- wacke, b) Grödener Sandstein, e) Grauwacke (ein schmaler WNW-—0OSO streichender Streifen), d) Grödener Sandstein. Das letztere Gestein fällt an der Mauranbrücke bei Treppo Carnieo steil nach SW ein. In dem nächsten Parallelgraben des Rivo Mauran, dem kivo Pit ist in das grüne Eruptivgestein ein Fetzen von kohligem Schiefer eingequetscht, der bei den Bewohnern von Ligosullo vergebliche Hoffnungen auf Steinkohlen erweckt hat. Wenn man in dem Thal des genannten Baches eine gute halbe Stunde steil aufsteigt. so erscheint unmittelbar im Lie- genden des Grödener Sandsteins die erste etwa 4m mächtige Lage von schwarzem, kohligem Schiefer. Derselbe fällt unten 45° nach SO. Weiter oben trifft man das grüne, stark zer- setzte Eruptivgestein, welchem eine 12 m mächtige Sehiefer- partie in unregelmässiger Weise eingefaltet ist. Fallen und Streichen konnte wegen der vollständigen Zerquetschung dieser Kohlenschiefer nicht festgestellt werden. In dem Schiefer kommt ein etwa Üentimeter starkes Schmitzehen bröckliger anthraeitischer Kohle vor. Weiter aufwärts trifft man nur Eruptivgestein an. 4. Das Westende des Hochwipfelbruches und die Querverwerfungen des Incarojothales. Das tiefere Silur der Karnisehen Hauptkette, die Mau- thener Schiehten, sind dureh einen regionalen Faeieswechsel zwischen Kalk, Sehiefer und grauwackenartigen Ge- steinen ausgezeichnet: Im Osten, sowie vor allem in den an- grenzenden Karawanken sind die Grauwacken verbreiteter als die auf den Nordrand beschränkten Schieferzüge. Am Oster- nigg gewinnt allmälig der Kalk die Oberhand und am Po- Frech, Die Karnischen Alpen. 2 66 ludnigg sowie im Durehschnitt des Garnitzengrabens findet sich dieses Gestein ausschliesslich. Allerdings ist hier durch tek- tonisehe Vorgänge die Breite der Silurzone ausserordentlich verringert. Doch besteht noch der ganze Nordabhang des Sehwarzwipfels aus halbkrystallinem, zuweilen schwarz und weiss gebändertem Kalk und Kalkphyllit. Derselbe streicht bei Tröppelach in westnordwestlieher Richtung an dem O—W verlaufenden Nordabhang des Gebirges aus, ohne dass von einer eigentlichen Weehsellagerung die Rede sein könnte. Beim Aufstieg durch den Oselitzengraben beobachtet man z. B. Kalk- phyllit, der in spitze, saiger stehende Sättel und Mulden zu- sammengesehoben ist. Weiter im SO ist an einer Stelle im 3achbett die Grenze gegen den im S folgenden Silurschiefer (bei dem Höhepunkte 1035 m) entblösst. Der Kalk ist ge- quetscht, zertrümmert und von zahlreichen Sprüngen durch- setzt, obwohl an der ursprünglichen eoneordanten Aufeinander- folge beider Gesteine wohl kein Zweifel bestehen kann. Es handelt sich also um eime Dislocation, die nur durch die sehr verschiedenartige Härte der Gesteine bedingt und für den tek- tonischen Aufbau des Gebirges ohne besondere Bedeutung ist. Zudem folgt der Hocehwipfelbruch, von dem das oben beschriebene System untergeordneter Sprünge abgesplittert ist, in geringer Entfernung weiter im 8. Am Hochwipfel selbst und westlich etwa bis zum Ker- nitzelgraben besteht der ganze Nordabhang des Gebirges aus silurischem, saiger stehendem Thonschiefer mit unter- geordneten Grauwacken- und Kieselschieferbänken. Im Bach zwischen Tröppelach und dem Ederwiesele findet man auch ein aus Brocken von Kieselschiefer, Grauwaeke und Thon- schiefer bestehendes Silureonglomerat. Von silurischem Kalk habe ich hier weder bei zahlreichen Durehquerungen des Ge- birges noch bei der Untersuchung der ausgedehnten Schutt- kegel (Dobernitzen, Straniger Graben) eime Spur gefunden. Die Feststellung des Bruches wird dadurch erleichtert, dass auf einer über 14km langen Strecke zwisehen Schwarz- wipfel und Wasehbühel die im Süden abgesunkene Seholle aus Obercarbon besteht. Wo in dem letzteren, wie zwischen Hochwipfel und Schulterkofel die Fusulinenkalke vor- walten, stellt sich der Bruch mit einer modellartigen Deutlich- 67 keit dem Auge des Beobachters dar. Auch der rein land- schaftliche Gegensatz zwisehen den grünbewachsenen, sanft aufsteigenden Scehieferhöhen und den Wänden des flach ge- lagerten Kalkes ist höchst eindrucksvoll. Als drittes, ab- weiehendes Element folgen weiter südlieh die Abstürze des sehiehtungslosen Triasdolomites. (Vergl. das Liehtbild III.) /Zwisehen Oharnachalp und Waschbühel wird die grosse Längsverwerfung dureh einen Querbruch abgeschnitten. Zwischen Feldkogel und Würmlacher Alp sind die Mauthener Schiehten wiederum dureh grössere Häufigkeit der Kalkeinlagerungen ausgezeichnet. Dieselben verstärken sieh nach O zu in etwas unregelmässiger Weise, bis an der Mau- thener Alp ein ähnliches Maximum, wie am Poludnigg zu beobaehten ist. Den landsehaftlichen Charakter des Gebirges beeinflusst die grössere oder geringere Häufigkeit der Kalkein- lagerungen kaum in irgendwelcher Weise. Die gerundete Form der waldbedeekten Schieferberge ist auch für die geschiehteten Kalke bezeiehnend. Nur hie und da erinnern hellere Wände und weisse Schutthalden an das Vorkommen eines widerstands- fähigeren Gesteines. Oberhalb der Baumgrenze heben sieh die Kalkzüge naturgemäss deutlicher ab. Die prächtigen Buchen- waldungen, welehe den unteren Theil des Gehänges (bis ea. 1400 m) bedeeken, sind nieht auf den Kalk beschränkt. Die Eintragung der meist wenig beständigen Kalkzüge beruht auf zahlreichen Durehquerungen des Gebietes. Einige Auszüge aus meinen Tagebüchern mögen die Darstellung der Karte erläutern: A) Durehsehnitt von Kirchbach zum Inearojothal. Ueber den Sehuttkegel und die deutlich ausgeprägte Terrasse empor zum Straninger Alpweg: Thonschiefer des Untersilur Streichen NW (bis NNW)— SO, Fallen steil NO oder saiger. Der Kalkzug des Feldkogel, der östliehste von allen streicht nur in einer Breite von 4—5m zum Weg hinab und keilt hier ganz aus. (Auf der Höhe des Feldkogels sind die zu dem Kalkzug gehörenden, fast durehweg saiger stehenden Silurge- steine vortrefflieh aufgeschlossen; man beobachtet von N nach S: 1. Graue Thonflaserkalke. Streichen NNW—SSO. 2. Thon- sehiefer, von 1. dureh eine untergeordnete Disloeation getrennt. Hr 68 3. Rothen Kramenzelkalk. 4. Thon- und Kieselschiefer. Streiehen WNW-0S0O. 5. Auf der zweiten Kuppe breeeienartiges Conglo- merat: Brocken von Kieselschiefer, Grauwaecke und Sehiefer in Schiefermasse. Streichen WNW—OS0O. Fallen sehr steil N. 6. Auf der dritten Kuppe: Thonschiefer. Streichen W—0, saiger. 7. Uonglomeratschiefer. 8. In der Einsenkung südlich von der dritten Kuppe: schwarzen, weiss verwitternden Kiesel- schiefer. 9. Thonsehiefer. 10. Kieselschiefer. Das Durchstreichen der Schichten zu der gegenüberliegenden Buchacher Alp ist deutlich verfolgbar.) Das durchweg flach gelagerte Carbon (mit einer Dolomit- schieht südlich der Straninger Alp) liegt als regelmässiger Graben zwischen dem Silur des Nordens und Südens. Der südliche Rosskofelbruch verläuft auf dem reehten Ufer des Marehgrabens, dessen westnordwestlicher, beinahe mit der Kamm- höhe zusammenfallender Verlauf unmittelbar durch die Dislo- cation bedingt erseheint. Das Obersilur im Süden besteht zunächst am Bruch aus rothem Kramenzelkalk mit Orthoceren; an der Umbiegung des Bruches unweit der Alphütte Pittstall wird der ausspringende rechte Winkel von Kieselschiefer gebildet. Weiter folgt im Süden schwarzer Kalk mit verkieselten Crinoi- den und an der Alphütte Meledis Thon- und Kieselschiefer (NNW—SSO, saiger) nebst Kieselschiefereonglomerat und Grau- wacke. Die Weehsellagerung dieser beiden Gesteine, deren genaue Wiedergabe auf der vorliegenden Karte undurehführbar ist, kennzeiehnet das Obersilur bis zur Oharnachalp. Den Abstieg zur Hütte Stua di Raina unternahm ich dureh einen steilen Graben, der vortreffliche Aufsehlüsse, aber auch mehr als genügende Gelegenheit zum Klettern bot. Die Aufeinanderfolge von N nach S ist: 1. Orthocerenkalk (an der Thörlhöhe und dem Findenigkofel. 2. Schiefer (Casa Meledis). Die dunkele kohlige Beschaffenheit dieser Gesteine macht es wahrscheinlich, dass die Graptolithen TARAMELLT’S von hier stammen; leider blieb mein Suchen erfolglos. 3. Ortho- eerenkalk, grau, z. Th. roth, meist kramenzelartig ausgebildet Streichen NW (bis WNW)— SO, Fallen steil NO oder saiger. 4. Graptolithenschiefer steil NO fallend, verschwindet unter dem Gehängeschutt der Stua di Raina. Die Horizonte 1 und 4 sind einheitlich zusammengesetzt und viel mächtiger als 2 und 3. 69 Die beiden letzteren sind besser als eine überaus mannigfache Weehsellagerung von Kalk, Kieselschiefer, Thonschiefer und Grauwaeke aufzufassen so zwar, dass in 2 die Schiefer, in 3 die Kalke überwiegen. Noch weiter südlich erreiehen im Canon des Torrente Chiarso die Kalke (3,) eine, wohl auf Schuppenstruectur zurück - führbare, bedeutende Mächtigkeit. 3) Durehsehnitt Nölblinger Graben—Oharnachalp. Man beobachtet an dem von Dellaeh ausgehenden Alpweg: Nahe der Mündung einen breiten Zug grauer, diehter klüf- tiger Kalke (der zum Feldkogel nach SO durchstreieht). Weiter Thonsehiefer mit Einlagerungen quarzitischer Grau- wacke, tiefschwarzen dünnschiehtigen Thonschiefer mit ein- zelnen Kalkknollen (NW—-SO saiger) und einen zweiten Zug von diehten, grauen und röthliehen Thonflaserkalken. Weiter aufwärts quert ein dritter, schmaler Zug von grauen und rothen Kramenzelkalken den Bach; an der Vereinigung der beiden Quellbäche steht kieseliger Thon- schiefer (NW—SO) an. Die vierte Einlagerung, schwarzer Kalk und grauer Kramenzelkalk (NNW—SSO, saiger), beob- achtet man in dem westlichen Thal, das in seinem oberen Theile noch Andeutungen eines fünften nach O zu aus- keilenden sehmalen Zuges von Kramenzelkalk zeigt. Die herrschenden Gesteine in dem Sammeltrichter des Nölblinger Baches nördlieh von Kollen Diaul (Collen diaul Thörl G. St. K.) sind kieselige Thonschiefer, Kieselschiefer und Grauwacke; dieselben ziehen östlich bis zur Oharnachalp dureh. Hier keilt derW N Wstreichende aus rothem, hellem Kramenzel- kalk und sehwarzgrauem Eisenkalk bestehende Zug desFindenig- kofels aus und erleidet vorher noch eine an sieh unbedeutende, aber gut zu beobaehtende Dislocation. Der sehr steilSSW fallende Kalk ist im Liegenden von sehwarzem, kohligem Kieselschiefer, im Hangenden von Thonschiefer begrenzt; der westliche Theil des Zuges ist um etwa 200 m abgesunken und gleichzeitig nach N verschoben. Im Vordergrunde des Bildes erscheinen die N fallenden Sehiehtköpfe des um einen viel bedeutenderen Be- trag abgesunkenen Oberearbon; beide Querbrüche verlaufen in NNO Richtung. 70 Auch auf dem Südabhang des Findenigkofels keilen die Kalkzüge nach Westen zu aus; der nördliehe derselben, welcher die unmittelbare Fortsetzung des die Höhe des Findenigkofel bildenden Lagers darstellt (1 im Durchsehnitt A) enthält im Westen verkieselte Riffkorallen des Obersilur (Aectinostroma, Heliolites, Oyathophyllum; vergl. den stratigraphischen Theil). Mangelhaft erhaltene Orthoeeren sind in den Kramenzel- und Eisenkalken der Oharnachalp und des Findenigkofels allgemein verbreitet, wie sehon Srur erkannt hat. C) Durehsehnitt Kronhofgraben— Hoher Trieb. Im S. Findenrigkofel BruchimBetragevor ca 200mm Oharnach Alp N E Fusulinenkalk, 5. Silurschiefer 0, Orthecerenkalk, K.Kieselschieter, Abbildung 25. Der Findenigkofel. unteren Theil des Grabens steht auf dem rechten Ufer grauer klüftiger Kalk an — das Ende des Feldkogelzuges. Dann Thon- schiefer (WNW—OSO, saiger) und weiter aufwärts eine Ein- lagerung von grauem oder schwarzem wohlgeschiehtetem Kalk. Streichen WNW—0S0, Einfallen steil SSW (= 2. Kalkzug des Nölblinger Grabens). Unterhalb der beiden verfallenen Säge- mühlen beobachtet man in einem Seitengraben wieder Schiefer, der unregelmässig, schmitzenartig in den Kalk hineingepresst ist. Der dritte, schmalste Zug besteht aus grauem Thon- flaserkalk und streicht zum oberen Quellarm des Nölblinger Grabens durch. el Dann kreuzt man einen breiten, aus grauen und rothen Kramenzelkalken bestehenden Zug und betritt weiterhin einen Absehnitt des Bachlaufes, in dem das rechte Ufer aus typischen rothen Orthoeerenkalken, das linke aus ebenso bezeichnenden Culmgesteinen, Thonschiefern, Kieselschiefern und Kieselschiefer- eonglomeraten besteht. Die Altersdeutung kann um so weniger einem Zweifel unterliegen, als die hier anstehenden Schiefer die Fortsetzung des palaeontologisch (Promosalp) und strati- graphisch (Ueberlagerung des Clymenienkalkes) wohl gekenn- zeichneten Angerthaler Culmes bilden. Das Bachbett entspricht also einer z förmigen, nach SSW gerichteten Umkniekung des Kramenzelkalkzuges. Diese eigenthümliche, bruchlose Umbiegung eines immerhin ziemlich breiten Kalklagers lässt sich beim Durehwandern des Thales nieht deutlieh übersehen. Jedoch konnte ich bei einer Begehung des Schieferkammes zwischen Dreisehneidenspitz (Köderhöhe der G. St. K. 2281 m) und Skarnitzen-Hütte den eigenartigen Verlauf des Kalkzuges auf das genaueste beob- achten. Die Farbe und die Verwitterungsformen des beider- seits von dunkelem Schiefer begrenzten Kalkes lassen über die Abgrenzung um so weniger Zweifel, als grade die wichtigsten Punkte waldfrei und nur mit spärlichem Graswuchs bedeckt sind. Nach der südwärts gerichteten Umbiegung streieht der Orthocerenkalk zum Hohen Trieb, dessen Gipfel er bildet und weiter zum Chiarso-Thal durch. (Vergleiche die Land- schaftsskizze Hoher Trieb und Monte Dimon.) Auch die kleinen auf der Karte wiedergegebenen Kniekungen des Kalkzuges heben sieh deutlich ab. An dem auf halber Höhe des Berges hinführenden Steige beobachtet man etwas westlich von der Alp Peeeol di Chiaul die untenstehend wiedergegebene Ein- quetschung von Culmgestein zwischen die Sehiehten des Silur- kalkes. Südlich von Peeecol di Chiaul erfolgt eine stumpf- winkelige Rücekbiegung nach N, die allerdings den Betrag der Umkniekung im Kronhofgraben nicht erreieht. Immerhin ist die ganze Erscheinung als Herauspressung eines Gebirgs- segmentes unter dem Einflusse einer von NNO nach SSW wir- kenden Kraft aufzufassen. Eine gleiche Deutung erfordert die winkelig umgrenzte silurische Kalkmasse am Westabhang des Monte Germula. Im allgemeinen werden unter dem Einflusse 72 derartiger Kräfte „Blattverwerfungen“ zu Stande kommen, wie sie Surss vom Wildkirchli ‚am Säntis und von Wiener Neustadt besehreibt. Man könnte die hier beobachtete Er- seheinung als „Blattverschiebung* in Gegensatz zur „Blatt- verwerfung“ stellen. Naturgemäss werden die Vorbedingungen für die besehriebene tektonisehe Erscheinung selten gegeben sein. Dieselbe dürfte nur dort zur Ausbildung gelangen, wo eine steilgestellte, härtere, aber immerhin nicht gänzlieh starre Sehieht (der Kramenzelkalk ist ziemlich thonreich) von plasti- seheren Gebirgsgliedern eingeschlossen und unter allseitiger Belastung befindlieh ist. Wie schon bemerkt, bildet der mannigfach verbogene Silur- zug Chiarsothal—El- ferspitz die Grenze zwi- schen dem Culm und dem älteren Palaeozoieum des Nordabhanges der Haupt- kette; weiter westlich, am Pollinigg, wird das Obersilur dureh Unter- Ru, Yy/'; // Graumaci U] //ıy devon ersetzt. Hier be- DIE A I einflusst die sehon be- In Schiefer v i x . . Gm Silur schriebene Disloeation am Turon laser a eindrüekliehsten die Form Abb. 27. N der Berge und mag daher Eingu 2 , te n inquetschung von Culm, als „Pollini © g brueh“ (dunkel) in Silur (hell) westlich von Peccol di Chiaul. bezeiehnet werden. Die weiteren Umbiegungen und Kniekungen in der Plöckener Ge- send werden im nächsten Abschnitte zu behandeln sein. Die theoretische Erklärung der theils längs, theils quer zur Gebirgsriehtung verlaufenden Disloeation ist keineswegs leieht. Auf Grund des Kartenbildes würde es naheliegend erscheinen, das staffelförmige (Kronhofbach und Casa Culet) Vordringen des Silurs naeh Süden als eine Aufsehiebung der älteren auf die jüngeren Bildungen zu deuten. Dieser Annahme scheint jedoch die Abb. 26 auf Seite 72 zu widersprechen, welehe das einzige deutliche Profil des Silurzuges enthält. Der Kalk fällt scheinbar mit etwa 45° unter den Culmschiefer ein, und zwischen beiden fehlt die ge- "yonaıgp-Sd1um]og 10p 3301] mn) pun anprs.togo uoyasinz (AO) AIEAUIISIOYNN WOYISTINTISIOGO SHR AOL] UONOF sop ZURUABPION AOP ‘ABJOTUOS LUENOSTINTISIOIO SnE punazı IpPIOA AOp SOIeUL SPP SJaLL Top pun S usqeIsyang wop *‘qelıy weyop ‘ı ‚ıL "UIJOTNOSWIN sSnE IqaB9q ’P WE9AOOO) UOMOSIMZ SOPIL SEP AyIm Old 'uSISpurg TOUAPüAIN 9391] uoumg sap azyıds 10p Fne “uauragspopuwpy pun uayrıkydıog “uasvquigq uaydstuoqiwsrarun SNE FU9JSOA Y9OP vsHAaD12) pun UOULLT HUONL uayosımz J91499 seq "oO UOA geLL]L AEyOoH pun uoWwIqd 9JuoNI "A9uIaE O0 UOA 'Z90 "PIOA sap AMUTUMMY "ı3090yd A9UIO TON (WUH0ZZ) gan] Jayoy y9op nS343349J KAREL VA "95 SUNPTTGAV vowig 32uoW 75 sammte Mächtigkeit des Devon. Aus dem Einfallswinkel des Bruches könnte man schliessen, dass der Culm dureh einen schräg verlaufenden Senkungsbruch abgeschnitten sei. Dem widersprieht jedoch der eigentümliehe, nur durch Faltung er- klärbare Verlauf des Silurzuges. Ausserdem stehen, wie die Messungen ergaben, die Sehiehten am Hohen Trieb ganz oder annähernd saiger; der scheinbar geringere Betrag des Ein- fallswinkels beruht auf dem schrägen Streichen des Kalkzuges über den Abhang. Man muss also doch auf die Ueberschiebung zurück- sreifen und sieh vorstellen, dass das Devon zuerst einge- faltet und dann vom Silurschiefer übersehoben wurde. Eine ähnliche Erscheinung werden wir weiter westlich am Rathhauskofel wiederfinden; nur ist bei letzterem die tekto- nische Bewegung in kleinerem Massstabe erfolgt. Ein ursprüngliches Fehlen des Devon anzunehmen, ist bei der mächtigen Entwiekelung dieser Formation im Osten und Westen unmöglich. Zwischen den beiden plastischen, aus Schiefer bestehenden Widerlagern konnte dann der Silurkalk- zug seine eigenartig gewundene Form annehmen. Auch während der mioeaenen, durch Brüche gekennzeich- neten Gebirgsbildung- folgten in unserem Gebiet die Dis- locationen zum Theile der NNO-Riehtung. Der Abbruch des Oberearbon an der Oharnachalp und im Lanzengraben sowie (die grosse, die Jüngeren Bildungen abschneidende Störung am Monte Germula weisen darauf hin, dass die uralte earbonische Dislocationsriehtung in späterer Zeit wieder auflebte. Zusammenfassung von Kapitel I und Il. Die Triasplatte der Westkarawanken und östlichen Kar- nischen Alpen kann als ein, der Hauptriehtung des Gebirges folgender Längsgraben aufgefasst werden, dessen nördliche und südliche Begrenzung sehr verschieden ist. Die Julischen Alpen sind eine Scholle mit flach gelagerten Schiehten, die am Nordabfall eine regelmässige Folge der Trias erkennen lässt; die südlichen Karnischen Alpen sind so weit abgesunken, dass der Sehlerndolomit derselben. im allgemeinen neben den Werfener Schichten der Julischen Alpen liegt. Der 74 Betrag der Grabensenkung ist im N grösser als im 8. Allerdings ist die nördliche Dislocation nieht nur durch Absinken der Triasplatte sondern vor allem dureh erneuerte Aufwölbung der älteren Palaeozoisehen Bildungen entstanden. Im Osten bildet ein einfacher Bruch die Grenze von Silur und Trias; weiter westlich schieben sich zwischen die beiden Haupt- formationen untergeordnete Horste und Gräben ein, so dass ein staffelförmiger Abbruch entsteht. Etwa 10 Kilometer weiter im Westen werden durch Querbrüche die jüngeren For- mationen abgeschnitten. Graphiseh werden die soeben geäusserten Ansichten durch die beiden schematischen Durchsehnitte Osternigg — Uggwagraben und Hochwipfel—Monte Germula veranschaulicht °qe yoıjgnap uagsayy UT YOIS IqayU suopoqleys, Ioydessary sSOp ZunzJos}1oT OIP 'OSSL.LOL-TEIORIN OTCı *UOSSBIO3 SSIOM Puls odua]. pun [eJoNswery *uroyy ‘SZ1urjog SOp Ayrayıeyy UayosTuoAap aIq -uayjey uaıadeja3uro pun uUIJOTLOS UAYdSLIn]IS Sne (1BFFTUOSUNn;)) YOoyone] sap omyeusny yLLU uoya}soq 9d1Lag uUeUSNByU93 [oyunp PL "S[EJONSIOY SOP USYOUIOA UP U0A 9yayjdne oydstuıey oIp pun Tewmeg seq “I9ulag 'O U0A 'Z93 JIa A Sop amyeuyny '18ojoyd 19uT0 YOeN "8z Zunpgigqy } Nr assoler DRG BU a —— 5 rn Re dyaaungnom ie ann EN abuaja "dsusgnus 13J04500N ‚PupaLıomoy SPOyonD’I nz 9J04SUmD%) Bbrunog zmdsuagg uro} cu as NZ III. KAPITEL. Das Hochgebirgsland der devonischen Riffe, (Silur, Devon, Culm.) Im Herzen der Karnischen Alpen fehlen die jüngeren, nach der mittelearbonisehen Faltung gebildeten For- mationen so gut wie vollständig; das ganze Gebiet besteht aus altpalaeozoischen Gesteinen, deren verwickelter Faltenbau dureh die energische Denudation des Hochgebirges freigelegt ist. Wie an einem geschiekt präparirten und injieirten anatomisehen Objekt sind die Grundzüge wie die feineren Einzelheiten des inneren Baues mit plastischer Deutlichkeit wahrnehmbar. Die Rolle der injieirten Flüssigkeit übernimmt die Vegetation, welche den Gegensatz der reinen Kalk- und Schiefergesteine schärfer hervortreten lässt. Der geologische Bau und die oroplastische Form unseres Gebietes wird in erster Linie durch die devonischen Riffe be- dingt, welche unregelmässig in die älteren und jüngeren Schiefer eingefaltet, zuweilen aueh dureh Querbrüche abgeschnitten sind. Die Berggruppen des Pollinigg, der Kellerwand und des Hoch- weissteins bestehen aus devonischem Riffkalk und heben sich durch Farbe und Form scharf von den Sehieferhöhen ab (Abb. 2 6); nur der Zug der Steinwand*setzt sich aus grünem, z. Th. aus Eruptivmaterial bestehendem Quarzit zusammen, dessen Gebirgs- formen etwas an die des Kalkes erinnern. Doch kennzeichnet die dunkelgrüne Farbe (Cresta Verde) das Gestein als eigen- artiges Gebilde. 1. Der Pollinigg. Der O—W verlaufende Kamm des Pollinigg besteht aus devonisehen, fast versteinerungsleeren Riffkalken, die im Grossen und Ganzen ungeschiehtet sind, zum Theil jedoch ein 76 flach südliches Einfallen zeigen. Dieselben scheinen im Süden unter den steil stehenden Culmschiefer des Angerthales ein- zufallen und sind auf allen übrigen Seiten von Sehiefern und Kalken silurischen Alters begrenzt. Von einer regelmässigen Zwischenlagerung kann jedoch desshalb keine Rede sein, weil auf der Südseite des Pollinigg jede Andeutung von Clymenien- schiehten fehlt. Auch verläuft die Gesteinsgrenze senkrecht über den Abhang, während die Kalke nach S einfallen. Im Westen schneidet der Plöckener Querbruch die Masse der höheren devonischen Kalke von den steil aufge- richteten bunten Kalken und Schiefern des Obersilur ab, in welehe das Valentin-Thal eingesenkt ist. Gegenüber dem Eder- hof sehwenkt der Querbruch allmälig in die Längsriehtung (O0 weiterhin ONO) um und bedingt die Einquetschung einer schmalen Falte des devonischen Riffkalkes in die silurischen Sehiefer (Abb. 26, Mitte). Man muss annehmen, dass analog den oben geschilderten Verhältnissen des Osternigg auch hier eine, bei der earbonisehen Gebirgsbildung eingequetschte Kalkfalte später in unregelmässiger Weise weiter eingebrochen ist. Wenn man nur den heutigen Zustand berücksichtigt, würde der schmale Kalkzug der Würmlacher Alp am ehesten mit den Spaltenver- senkungen des Grödener Sandsteins (Lanzen) zu vergleichen sein. Der WSW—ONO streichende Kalkzug spaltet sieh östlich dies Kressbaches in 2 Aeste, von denen der nördliche, an Breite wesentlich redueirte bis in die Gegend des Kronhofs zu ver- folgen ist. Es scheint, dass an dieser Disloeation die beiden nördliehen silurischen Kalkzüge des Kronhofbaches abschneiden. Der devonisehe Kalkzug bildet die nördliche Begrenzung eines Längsthales, in welehem das Würmlacher Alpl!) liegt. Der südliehe Kamm besteht aus dem rothen, obersilurischen, hie und da Orthoceren führenden Kalk der Elferspitz, der von dem Culm des Angerthales durch den, an Sprunghöhe zunehmenden Polliniggbruch getrennt ist. Man erkennt auf der linken Ecke des Bildes Laucheeck — Kellerwand— Gams- ') So wird das Kar nördlich der Elferspitz von den Einwohnern be- zeichnet; auf der G. St. Karte steht hier mit grosser Schrift Würmlacher Alpe. Der letztere Name kommt nur dem ziemlich ausgedehnten Weide- gebiet zwischen den Höheneoten 1180 und 1959 zu. “ine, un: 17 kofel (vergl. unten) deutlich, wie hinter der steil abfallndene Kalkwand der gerundete Schietergipfel des Laucheek hervor- schaut. (Der östliche Verlauf dieses Kalkzuges und Bruches ist oben geschildert worden.) Den besten Einblick in den eigentümlichen Aufbau des Polliniggs gewinnt man auf dem, auch landsehaftlich höchst genussreichen Wege von Mauthen über den Kressbach und die Scharte zwischen Pollinigg und Elferspitz nach dem Plöekenwirthshaus. Beim Anstieg von Mauthen nach S (Missoria) trifft man zuerst phyllitischen Thonsehiefer mit Quarz- flasern (tiefere Mauthener Schiehten) in flacher, unregel- Elferspitz N. Würmlacher Alp vorr 0) . Abb. 29. mässig sattelförmiger Lagerung; derselbe bildet das Liegende der silurisehen Sehiehtenfolge. Weiter aufwärts finden sich halbkrystalline, graue Bänderkalke in saigerer Stellung (Str. O—W bis WSW—ONO), etwas weiter östlich am Schlosse Waldegg streicht derselbe Kalk WNW—OSO und steht eben- falls saiger. Dann betritt man die südliche, in das anstehende Gestein eingeschnittene Thalterrasse, die Fortsetzung des Lessacher Thalbodens, welehe weiter östlich die letzten glacialen Schutthügel trägt. Das ganze Nordgehänge oberhalb Missoria besteht wiederum aus silurischem Thonscehiefer mit eingelagerten Grauwacken, 78 die weiter östlich dureh eine Abzweigung des umsehwenkenden Plöekener Querbruches abgesehnitten werden. Oberhalb des Höhenpunktes 1180 quert man das von Silurschiefer umgebene Devon und beobachtet steiles südliehes Fallen der undeutlieh gesehiehteten grauen Kalke, welche hie und da Korallenreste (Cyathophyllum sp.) enthalten. (Die Stelle ist auf dem Bilde p. 78 links oberhalb der Tannen deutlich siehtbar). Der Boden der Würmlaecher Alpe besteht aus O—W strei- ehendem saiger stehendem Silurschiefer mit Kieselschiefer- broeken (weiter oben mit Grauwacke und Kieselschiefereonglo- merat). Der Schiefer enthält etwas unterhalb einer scharf ausgeprägten Thalstufe, fast unmittelbar an der Grenze des Devon eine Einlagerung von dunklem, rothbraun verwitterndem Eisenkalk, der in früheren Zeiten abgebaut und in Wetzmann verhüttet wurde. Auf den alten, beinah verwachsenen Halden sammelte ich: Phacops Grimburgte FRECH? Orthoceras dulce BARR. (Syst. Sil. Vol. II. t. 294, 215.) Orthoceras potens BARR? Orthoceras transiens BARR? Murchisonia sp. (Eine ähnliche, auf der gegenüberliegenden Würmlacher Alp anstehende Schieht wurde ebenfalls früher bergmänniseh aus- gebeutet.) Nach Ersteigung der erwähnten, noch ganz dem Schiefer angehörenden Thalstufe beobachtet man am Ostabhang des Pollinigg ein eigentümliches Eingreifen der Silurschiefer in die Devonkalke. Der unregelmässige Verlauf der Grenze erklärt sich aus der verschiedenen Härte der in einander ge- kneteten Gesteine. Der mechanische Contact ist hier wie überall durch massenhaften Gangquarz gekennzeichnet. Die gleichen Contaeterscheinungen treten in grossartigerem Maasstabe am Kollin- und Rathhauskofel auf. Die Seharte zwisehen Pollinigg und Elferspitz, welehe den Uebergang zum Angerthal bildet, beruht ebenfalls auf dem Eingreifen einer Schieferzunge zwischen den silurischen und devonischen Kalk. Auch am Elferspitz sind die verschiedenen Silurgesteine, schwarze wohlgeschichtete Plattenkalke, graue und rothe Thon- /3704sWwRg "OSSRLIAJTPIOLIN SIp pun Teysjter) sep Spunısjoym Wr yorydsJoy] uoA yoıpıou Zueyqy Aap SpunızıopıoA WI] — ’UaNDIyaS Jeuaymem AP AeJEIOS Tayasiniistorun "yag "yfe’y] AOyosLınyıstogun "Sg "GUUOLOF UOAAA WOA YonIgT AOUENPOLT UP Y9anp [EFOYUOL|EIZ WE) NLYUIADOYIAN AAYOSTINJISIEIO "SO "NIENYIN aaydstuoAaapaeyuN] 'q "(asqn Suwygep.ioNn Up JuR [EJoyU]oNy] pun -uoflay) uayosIMz pTouyog UEUNIS op Juw 377915 “yanıqaaıu]]og 1ap uapraq UAYISIMZ “NTLYLOLDDOYNIO UOHEU YOayonvr] we IF91]) Aagoryaswng) 0 (UPEUOSIONM UOA YOLPIOU EpunasıapIoA UT) ulo4spurg AOUPpaLg "19 "NT UOA 9YyIy USUOSTUOAST ASP PuUeIy9oH Seq "a9Ulog] ’O UOA 'ZO8 'IAA Sop Aurugny "18040yd Du? UOeN ‘og SunppiqqVv ı Si RER S iR) S Sins ORTS & Q S S SS S: S S S ® — o ® SE S [>) S = > = SI I ® S I S o © S SZ Ss SI I Q us} = — S (er) =; ° Q >: © u S ® Q SS = N 2 Ser S N = © > Q Be vn. £ Arsen 79 flaserkalke sowie graue Eisenkalke mit Orthoeeren') in der aben- teuerlichsten Weise miteinander verknetet. Auf dem Südabhang folgen die O—W streichenden, meist saiger stehenden Thon- und Kieselschiefer des Culm. (Vergl. d. Profil des Pollinige.) Der Devonkalk des Pollinigg ist splittrig, leieht zer- bröckelnd und vielfach von dolomitischer Beschaffenheit. Ausser- dem findet sich eine ea. 80 m. mächtige Lage von Quarzit im oberen Theil des nördlichen Pollinigggehänges und ist schon von weitem an ihrer dureh Flechten verursachten grauen Färbung leicht von dem Kalke zu unterscheiden. Dass die Verwerfung am Südabhang des Pollinigg mit der alten Faltung zusammen- hängt,. wird u.a. dureh das Vorkommen einer eingeklemmten Scholle von rothem Orthocerenkalk zwischen Devon und Culm- schiefer bewiesen. Dieselbe greift von Westen her nicht son- derlich tief ein und hängt mit dem, gegenüber an der Ver- einigung von Valentin- und Plöckenbach anstehenden Kalke zusammen. Man kreuzt das Vorkommen auf dem Wege, der vom Plöckenwirthshaus zur Himmelberger Alp führt. 2. Der Plöckener Querbruch und die im Osten abgesunkene Scholle. Während der Pollinigg die nördlichen Silurbildungen von dem südliehen Culmgebiete trennt und in dieser Hinsicht die- selbe tektonische Stellung wie die Kellerwand einnimmt, ist die orographische Fortsetzung des letzteren ein in tektonischer Hinsicht wesentlich abweichendes Gebilde: Die Hochfläche des Pal und der scharfe Kamm des Tischlwanger Kofels sind eine unregelmässige, antiklinale Aufwölbung von Mittel- und Ober- devon, die rings von Culmsehiefern umgeben ist und im Osten an der Promosalp normal unter dieselben hinabtaucht. Im Westen trennt der, ein wenig östlich vom Plöckenpass in nordsüdlieher Richtung verlaufende Querbruch das Mittel- und Oberdevon des Palgebirges von dem tieferen Devon des Cellon- kofels.. Auf das Vorhandensein einer Dislocation weist, abge- sehen von der ausserordentlieh tiefen Einsehartung des Kammes !) In einer früheren Publieation (S. deutsche geol. G. 1887, p. 690) hatte ich die Elferspitze als Fortsetzung des devonischen Pollinigg ange- sehen — die Obersilurversteinerungen wurden erst später hier aufge- funden. so der gestörte Verlauf der Kalkschiehten hin, deren Biegungen, Verquetsehungen und Brüche von der Plöckenstrasse aus deut- lieh zu beobachten sind. Die tiefe Einschartung des Kammes ist auf einer, weiter unten folgenden Abbildung in eharakte- ristischer Weise wiedergegeben. Am schärfsten prägt sich der Plöckener Querbruch an dem Wirthshaus selbst aus; hier grenzt die östliche aus Culm und Mittel-Devon bestehende Scholle an die westliche, welche letz- tere von Silur und Unterdevon aufgebaut wird. Man könnte zur Erklärung dieser wunderlichen Verhältnisse annehmen, dass die östliche aus Pollinigg und Tischl- wanger Kofel bestehende Scholle abgesunken, die westliche gleichzeitig blattförmig nach Süden verschoben sei. Der unterdevonische Pollinigg ist dann die Fortsetzung des unterdevonischen Cellonkofels, die Culmschiefer des An- serthales entsprechen der Culmzunge der Collinetta-Alp (südlich des Cellon), der mitteldevonische Pal ist dem gleich- alten Kalkzuge zwischen Casa Collinetta und Casa Monuments homolog. Zweifellos hängt ferner das Umbiegen des gesammten Streichens aus OSO—WNW in ONO— WSW zwischen Valen- tinthal und Niedergailthal mit dem Vorhandensein der Blatt- verschiebung zusammen. Die Abweichung des Streichens ist auf den erwähnten kurzen Gebirgsabschnitt besehränkt. Es scheint als ob die von Norden wirkende Faltung die im OÖ und SO gebildete Senkuug später zu überschieben versucht habe. Immerhin haben in einem durch zweimalige Gebirgsbildung disloeirten Gebiete derartige tektonische Construetionen nur einen secundären Wert. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Verschiebungen und Brüche der ersten Gebirgs- bildung durch die spätere Massenbewegungen wieder aufgerissen und in unregelmässiger Weise weiter ausgebildet werden. Es ist dann nicht immer möglich, die mannigfachen tektonischen Veränderungen bis ins einzelne zu verfolgen, um so weniger, als, abgesehen von der Hochgebirgsregion und einzelnen tiefen Erosionsrissen die Aufsehlüsse vielfach unzureichend sind. Jedoch wird meist aus der eingehenden Aufnahme emes zu- sammenhängenden Gebietes die klare Anschauung über die Grundzüge des Gebirgsbaues hervorgehen. sl Grade bei der Beurteilung des Plöckener Querbruchs lässt sieh der Einfluss palaeozoiseher, tertiärer und jüngerer Erdkrustenbewegungen deutlich nachweisen. Die Versenkung der östlichen Scholle geht wohl auf die earbonische Fal- tung zurück; denn weiter nördlich in der Gegend des Gailberges ist von einer derartigen Bewegung kaum etwas wahrzunehmen; ebenso deutet die mechanische Verknetung von Schiefer und Kalk in der Kollin- und Pollinigg-Gruppe auf eine energische Faltung hin, während die Trias des Lienzer Gebirges derartige Anzeichen eines bis auf das äusserste gesteigerten Gebirgs- druckes nicht erkennen lässt. In der nördlichen Fortsetzung des Plöckener Querbruchs, am Gailbergsattel, findet sich dagegen eine von Norden nach Süden verlaufende Dislocation, welehe den grossen, der Längsriehtung des Gebirges folgenden Gailbruch durchsetzt und der Nord-Süd-Verschiebung der Plöcken entspricht. Das Alter dieser Störung ist also jJungmesozoisch oder tertiär. Endlieh verläuft, wie die HoEFER’sche Erdbebenkarte Kärn- tens!) zeigt, in ganz geringer Entfernung westlich, parallel zu der Querbruchzone Gailberg-Plöcken die „Ober- vellacher Erdbebenlinie“. Es ist sogar möglich, dass diese Linie mit dem Plöcekener Querbruch vollkommen zusammen- fällt; denn wie die Uebersicht der Erdbeben (l. e. p. 60 und 61) beweist, beruht die Konstruktion derselben nur auf dem gleich- zeitigen Auftreten der Erdbeben in St. Jacob (Lessachthal) und Ober-Vellach im Möllthal. (SW—NO.) Die weitere Fortsetzung derselben, für welche keine bestimmten Daten vorliegen, könnte also ebenso gut in rein südlicher, wie in südwestlicher Richtung erfolgen. Jedenfalls ist das Fortwirken der gebirgbilden- den Kraft bis in die Jetztzeit von Bedeutung. Die an dem Plöckener Querbruch und der Längs- verwerfung des Pollinigg abgesunkene Scholle zeigt einen ziemlich regelmässigen Verlauf der O—W streichenden Falten. Die fast durchweg auf dem Kopfe stehenden Culmschiefer des Angerthales werden von den wohlgeschichteten Kalkbän- ken der Olymenienstufe unterteuft; letztere fallen zwischen 1) Denkschriften der kaiserlichen Akademie (Wien) math. naturw. Kl. DeBd. II Ahth> 730: Frech, Die Karnischen Alpen, 6 82 Plöekenpass'!) und grossem Pal steil nach N. ein und nehmen an Breite allmälig zu. Dwurchschnitte von schlecht erhaltenen Clymenien finden sich fast überall. Der Fundort, von dem die sämmtlichen im stratigraphischen Theile aufgezählten Ver- steinerungen stammen, liegt am Südgehänge des Grossen Pal im oberen Theile des Palgrabens, in unmittelbarer Nähe einer auf der Generalstabskarte angegebenen, aber nieht mit Namen belegten Alphütte. Der Punkt ist leieht wieder aufzu- finden, denn die Versteinerungen kommen ausschliesslich 2 m. im Liegenden der Culischichten unmittelbar neben einem (Querbruch vor, welcher die Fortsetzung der Ülymenienschiehten einige hundert Meter nach Süden verwirft. Die Clymenien- kalke bilden den steilen Nordabfall des Tischlwanger Kofels und sind hier durch ‘zahlreiche untergeordnete Brüche zer- stückt; sie setzen dann, immer noch versteinerungsführend, bis zur oberen Promosalp fort, fehlen hingegen am Südabhang der Kalkkette so gut wie gänzlich. Eine eigentümliche, klippenartige Ausbildung besitzen zwei kleine, reihenförmig angeordnete Kalkkuppen, welche sieh vom Tisehlwanger Kofel in nordöstlicher Richtung ab- zweigen und südlieh von der Promosalp in einer steil zu dem kleinen Promos-See abstürzenden Wand endigen. Dieselben sind als die dislocirten Reste einer, in früherer Zeit ein- heitlich ausgebildeten Antiklinale anzusehen. (Vgl. die Abb.) In dem am weitesten nach Osten vorgeschobenen Kalkvor- kommen der oberen Promosalp wurden Clymeniendurchsehnitte beobachtet: ebenso enthalten die Culmschiefer in dieser Ge- send undeutliche Abdrücke von Calamiten und anderen Pflanzen. Auch die Grenze dieser eonecordant und normal auf einander folgenden Formationen ist dureh untergeordnete Störungen ge- kennzeichnet, wie die zerrüttete Beschaffenheit der Schiefer und das Vorkommen ausgedehnter Harnische im Kalk beweist. Dieselben treten in der Nähe der Promosalp und am Nordab- hang des Tischlwanger Kofels auf, lassen sich jedoch unge- ') Das Durchstreichen der Clymenienschichten bis zum Pass habe ich erst bei späteren Begehungen festgestellt; bei der Abfassung nıeiner ersten Arbeit hatte ich hier eine, durch Dislocation zu erklärende Lücke in der Schichtenfolge annehmen zu müssen geglaubt. (Vgl. die Profiltafel S. 76.) Zu Seite 82. — RS o© :O >) I & o oO IS j=} Q Q\ Promos-Berg. Berner, von O, gez Aufnahme des Verf. Nach einer photogr. Abbildung 31. Der Tischlwanger Kofel. Aus letzteren besteht der Gross-Pal im Vordergerunde Eine Antiklinale von oberdevonischem Riff- und Clymenienkalk (K) in Culmschiefer. des Bildes. alk (K) durch den Culm = > a > [= et n 8 = - = 12] en je} > e N rS I n es = = © Es) ler‘ — je} mn ° S © - a © SS = a = = fe be ee) = < - © = {10} {=| =) N » © un - = u ' 7 - © ra = | hindurchgepresst, Zu Seite 83. Abbildung 32, Nach einer photogr. Aufnahme von Prof. K. Müller und Skizzen des Verfassers gez. von E. Ohmann. Unregelmässige Aufwölbung der Devonkalke im Culmschiefer des Palgrabens. GD. Geschichteter Devonkalk (weiter südlich von Culm begrenzt). In der Mitte massiger Devonkalk, der mit einer gewaltigen Rutschfläche gegen den Schiefer abbricht. Die dunkele Schraffur des Schiefers sollte etwas weiter (bis Sch.) reichen. Im Hintergrunde ; Devonkalk D. 33 zwungen durch die sehr verschiedenartige Härte der unter starkeın Drucke befindlichen Gesteine erklären. Auf der Südseite des Kalkzuges Pal—Tischlwanger Kofel fehlen infolge einseitiger, ungleichförmiger Aufwölbung die Clymenienschiechten. Die Bruchgrenze ist nördlich von Tischlwang durch das Aufsetzen einiger Silber und Kupfer führender Gänge ge- kennzeichnet, deren Vorkommen durchaus an die weiter unten zu beschreibenden Gänge der Avanza erinnert. Der Abbau der Erze wurde von Gailthaler Bergknappen betrieben, die vor etwa 300 Jahren den bis jetzt deutsch gebliebenen Ort Tischl- wang gegründet haben. Leider sind die Gruben seit Langem verlassen, so dass ich über das Vorkommen der Erze nichts Weiteres in Erfahrung zu bringen vermochte. Auch am Nordabfall des Tisehlwanger Kofels findet sich ein kleiner Versuchsstolln, zu dessen Abteufung Ein- sprengungen von Kuferlasur in Kalkspath Veranlassung ge- geben haben. Auf der Hochfläche des kleinen Pal!), einem von tiefen Furehen durehsetzten Karrenfeld finden sich bezeichnende mittel- devonische Korallen: Cyathophyllum caespitosum GOLDF., Uyatho- phyllum Lindströmi FREcH, Alveolites sp. (grosszellig), Favosi- tes sp., Stromatoporella sp. Auf dem Südabfall sind infolge der stärkeren mechanischen Pressung die Kalke umgewandelt und zum Theil marmorisirt, so dass organische Reste hier gänz- lich fehlen. Parallel zu dem breiteren Zuge des Pal verläuft auf beiden Seiten des Val Grande ein schmaler, dureh Erosion mannigfach "zerstückter Streifen devonisceher Kalke. Man findet im Osten der Plöckenstrasse, an der Mündung des von der Casa Pal Grande herabfliessenden Grabens, südlich von dem Kalke des Pal Culmschiefer und dann eine saiger stehende Masse von ungeschiehtetem Kalk. Dieselbe ist nach Norden zu dureh die, auf dem Bilde dargestellte kolossale Rutseh- fläche abgeschnitten. Im Süden lagern sich noch geschiech- tete gelbliche Kalke mit steilem Südfallen an; dann folgt die Masse des Culmschiefers, in dem besonders das Vorkommen ') Derselbe bildet den Vordergrund der Abb. 37, 8. 92. 6* 84 lauehgrüner Kieselschiefer bemerkenswert erscheint. Schon LEoPoL.n vox Buch beschreibt die merkwürdige Stelle: „Nur kurz vor Tamaun (Timau, Tisehlwang) erscheint wieder eine unglaublich schroffe, ganz glatte Wand, völlig unersteiglich. Es ist diehter Kalkstein, dem ähnlich, wie er oben am Passe vorkam. Die ganze Masse sieht nicht anders aus, als wäre sie von oben, von der Höhe herabgestürzt, und hier auf fremd- artigen Boden; und wahrscheinlich ist es auch so. Grauwacke und Thonschieferschiehten umgeben sie von allen Seiten.“ (LzoxHarD’s Taschenbuch XVII, 1824, S. 403.) Der nördliche Schieferzug ist in dem Palgraben durch prächtige, im grössten Maassstabe entwiekelte Reibungsbreeeien von Kalk im Schiefer ausgezeichnet. Die westliche Fortsetzung unseres eigentümlichen Vor- kommens ist eine kleine, rings von Gehängeschutt umgebene Kalkmasse auf der rechten (westlichen) Seite des Palgrabens und ferner ein südlich vom Val Grande liegender Kalk- keil, der von der Strasse aus leicht wahrzunehmen ist. Im Osten vereinigt sich der Parallelzug wieder mit der Masse des Tischlwanger Kofels. 3. Die Kellerwand. Auch die jenseits des Plöekener Querbruchs aufragen- den Devonriffe sind in einen nördlichen und südlichen Zug gegliedert. Zwischen beiden liegt die Silurmasse des hauchkofels, ein unregelmässiger, von Dislocationen umgebener, antiklinaler Aufbruch. Im Wolayer Gebirge vereinigt sich der nördliche Kalkzug mit dem südlichen. Die unterdevonischen Kalkbänke im Hauptkamme des Cellon sind unter sehr steilem Winkel nach SW geneigt und von mehreren Brüchen durchsetzt, an denen ein staffelförmiges Absitzen nach Süden zu beobachten ist. Die beiden Seitenan- siehten des Cellonkofels bringen diese Verhältnisse zur An- schauung. (Taf. IV und Abb. 33.) Bei einer Betrachtung von Nord scheint der Berg aus horizontalen Sehiehten zu bestehen (Abb. 34), da die Streiehriehtung des Kammes der der Schichten vollkommen parallel läuft. Im Cellon kommen, abgesehen von grauen massigen Riff- MS C "TOAPLL TWIOA ANJIS SEP YONIT AOUEYDOLT AOp Juuaı} N WT "PULDTOZEI UIWUMN UAYOTP]S uap Fruu pums uoyPIgog uspuaypaaadsyua ATq 3/07] -1U 1770, z Zeyegtutten AITTRL Wr -I9FJPETIOFFNE TLOIS ULLI) um 919393 yaey UOAAPAIOFL[) Sep 4SI ApunadıapıoA Tu Teyguguote A moA [eFoyuoITey dad (a 72/04 407732 FE Mag NZ (pumaS1opaoA) AIENUOAALT UOA [ION AOLII[OST ur uaq[asuap ur :soonzupp>ur]]oj) sap AarFaıyosun,) (uausF[eya3 [oyunp) op UasE A pun uopng mr aofray "UOAAPIEYU() sap OyTeyuopyerg opusleF MSS T1IS "uSpns UOA TEFONUOITEY Aa “a9ulag 'O UOA "295 "JIAA SOp Atuyeumy "15090yd our yUOeN "gg SunpIlqgY N Hl ll) e 2 e Väte: “pIauyasS aundg 'G8 as nz to) kalken (mit Endophyllum sp., Favosites sp., Oyathophyllum u. a.) besonders die bräunlichen Plattenkalke häufig vor. Südlich vom Cellonkofel greift eine etwa ?/, km. breite, zusammengepresste Synklinale von Culmsehiefer tief in die devonischen Riffkalke ein. (Man vgl. das Uebersiehtsbild 30 >.73, die Ansicht des Cellon von Süden und das Liehtbild Taf. IV.) Man kann dieselbe, wie schon erwähnt wurde, als die nach NAT Y N ERTATE UN N A NASE Abbildung 34. Nach photogr. Aufnahmen gez. v._E. Ohmann. Der Cellonkofel von Norden. Die steil nacı SSW geneigten Bänke des devonischen Kalkes sind scheinbar flachgelagert. Untergeordnete Verwerfungen bedingen ausserdem ein staffelfürmiges Abbreehen nach Süden, wie die Schicht DD erkennen lässt. Der Vordergrund besteht aus Obersilur (dunkel), das durch einen scharfen Bruch von dem Devon getrennt ist. Süden verschobene Spitze des Angerthaler Culm auffassen, oder annehmen, dass die zwischen Kalkzügen eingeschlossene Schiefer- zone am Südabhange des Pal die abgesunkene östliche Fort- setzung darstelle. Diese aus saigeren Culmschichten bestehende Synkli- nale der Collinetta-Alp ist insofern für den Gebirgsbau von Bedeutung, als sie die fast auf dem Kopf stehende Scholle des Cellonkofels von der flachgelagerten Kalkmasse Ss6 der Kellerwand trennt. Von einem Standpunkte etwas ober- halb der unteren Valentinalp ühbersieht man mit einem Bliek die kulissenartig hintereinander liegenden Schollen, die flache Lagerung am Kollin und die saigere Stellung der Sehiehten am Üellon'). Man kann sogar fünf etwas verschiedenartige, dureh ungleiche Färbung und Dieke der Platten ausgezeichnete Schiehteneomplexe durch die beiden Sehollen hindurch verfolgen. Das von diesem Standpunkte aus aufgenommene Liehtbild ist auf Taf. IV. wiedergegeben. Das Verhältniss der saigeren und der flachgelagerten Seholle erweckt die Vorstel- lung, dass das gewaltige Riff der Kellerwand und des Wo- layer Gebirges innerhalb der in Faltung begriffenen Gebirgs- sehiehten wie ein Klotz stehen geblieben. bezw. nur von untergeordneten randlichen Störungen betroffen sei. Am Cellon- kofel war dagegen die Mächtigkeit der Kalke infolge ursprünglicher Verschiedenheit oder späterer Denudation ge- ringer. Dieselben konnten somit hier von der gebirgsbildenden Kraft gewissermassen überwältigt und mit eingefaltet werden. Den besten Überbliek über die verschiedenen zum Theil höchst eigenartigen Faltungserscheinungen gewinnt man auf einem vom Plöckenpass nach Westen gerichteten Ausflug. - Un- mittelbar südlich von der Passhöhe führt die alte Kömerstrasse nach W ab, um in weitem Bogen ausholend die Tiefe des Val Grande zu gewinnen. Der stark veränderte und gestörte, z. Th. marmorisirte Devonkalk trägt die Reste einer römischen Insehrift und die uralten Wagengeleise. Der im Süden folgende, zusammengeschobene, O—W streichende Culmschiefer hat Anlass zur Entstehung eines O—W streichenden Längsthales gegeben, an dessen Mündung die vordere Casa Collinetta steht. Das Thal endet am Fusse des nach O zu sanft abdachenden Kollinkofels mit einem wohl ausgeprägten Kar, oberhalb dessen das erste Liehtbild „die Grüne Schneid“ zwischen Kollin und Cellonkofel auf- genommen worden ist. (Taf. V.) Man erkennt rechts unten ') Es hat auf Taf. IV den Anschein, als seien die Schichten des Cellon nach N übergekippt; doch beruht dies z. Th. auf perspektivischer Täuschung und ist in Wirklichkeit nur für einen Theil des am höchsten aufragenden Kammes zutreffend. Thatsächlich macht sich auf der anderen Seite eine Schichtneigung nach SSW geltend. (Abb. 33.) 87 und links oben den unregelmässigen Verlauf der Grenze; am letzteren Punkte, also genau am Fusse des Kollin sind in einem wilden, schwer zugängliehen Graben alle Einzelheiten des un- regelmässigen mechanischen Contaetes wahrzunehmen. In dem Kalk beobachtet man eine, parallel zur Gesteinsgrenze verlau- fende Klüftung, welche ebenfalls auf die Faltung und Pressung zurückzuführen ist. In den Culmschiefer, der hier Archaeocalamites radratus enthält, zieht nach O ein langer, z. Th. winkelig verlaufender Streifen isolirter Kalkblöcke hinein, die man bei ober- flächlieher Betrachtung für lose aufgelagert hält. Die nähere Untersuchung zeigt jedoch, dass dielben fest in den Culm- schiefer eingepresst sind und aller Wahrscheinlichkeit nach (die abgequetschten Endigungen einer schmalen Kalkfalte dar- stellen, welche jetzt sammt dem umgebenden Schiefer durch die Denudation entfernt worden ist. Rechts oben erscheint auf dem Bilde eine Reihe niedriger Kalkzacken. welche dem Culmschiefer scheinbar aufgesetzt sind. In Wahrheit stehen sie saiger neben demselben und sind die westlichen Schiehten- köpfe der aufgeriehteten Devonkalke des Cellonkofels. Schon oberhalb der Collinetta-Alp und am Südabfall der Grünen Sehneid beobachtet ınan zahlreiche Blöcke von Reibungsbreecien,. die in bedeutenderer oder geringerer Grösse ausgebildet sind. Auch die eben beschriebenen abge- quetschten Endigungen der Kalkfalte könnten als solche auf- gefasst werden. Meist liegen unregelmässig begrenzte, halb marmorisirte und zerklüftete Kalkbrocken in einer aus zer- quetschtem 'Thon- und Kieselschiefer bestehenden Grundmasse: seltener greift der Schiefer intrusiv in Risse und Klüfte des Kalkes ein. In allergrösstem Maassstabe treten die mechanischen Con- taeterscheinungen dem Beschauer nördlich vom Kamme der Grünen Schneid entgegen. Das Liehtbild, Ostabfall des Kollinkofels (Taf. VI), welches von dieser Stelle aus aufgenommen wurde, gieht, besser als Beschreibungen, einen Begriff von dem hier herrschenden wilden Durcheinander. Der untere Theil des aus Schiefer be- stehenden Abhanges ist etwas von Sehutt überrollt; doch treten auch hier die grösseren im Schiefer liegenden Kalk- 88 massen als steilere Abstürze hervor. Besonders bemerkens- werth ist ein schmaler Kalkkeil, der rechts unten in den Schiefer eingreift. Die in der Mitte und etwas rechts gelegenen Schiefer- keile sind die letzten Ausläufer der Collinetta-Synkli- nale:; der eine derselben ist bereits durch die Denudation äusserlieh von dem übrigen Schiefer getrennt. Über den letz- teren führt der einzige, einigermassen gangbare Steig in das am Fusse der Kellerwand auf einer Terrasse liegende Eiskar: man kann auf diesem Wege die eigenthümlichen Oberflächen- formen beobachten, welche die Verwitterung in einem so eigen- artig zusammengesetzten Gestein schafft. Sehroffe Kalkwände wechseln mit sanfteren Schieferhängen, und besonders eigen- tümlich sind die häufigen Unterhöhlungen und tief einge- rissenen, stark verzweigten Gräben, deren Entstehung auf den häufigen Gesteinsweehsel zurückzuführen ist. Die von Schieferkeilen durchsetzte Kalkmasse, welche die Mitte und den rechten Theil des Bildes einnimmt, zeigt bereits die flache Schichtenstellung, welche für die Keller- wand bezeiehnend ist. Im Norden werden die Kalkmassen des Cellonkofels und der Kellerwand im Wesentlichen dureh den Plöckener Längsbruch begrenzt, dessen östliche Ablenkung oben be- sprochen wurde. Am deutlichsten macht sich diese Störung am Cellonkofel geltend. Hier besteht der grünbewachsene, sanfte Umrisse zeigende Vorberg aus silurischem Sehiefer und Kalk, von dem die schroff emporragenden Wände des Devon tektonisch und orographiseh scharf getrennt sind. (Vel. das Übersichtsbild Abb. 30, 8. 78, ferner Lichtbild Taf. IV.) Die Störung verläuft dann in WNW-Riehtung zur oberen Valentinalp. oberhalb deren man die Thonschiefer und schwarzen Plattenkalke des tieferen Obersilur in unmittel- barem Contact mit den grauen Devonkalken beobachtet. Man könnte bei oberflächlicher Betrachtung an eine einfache Überlagerung denken, erkeimt jedoch bei näherer Untersuchung an dem unregelmässigen Absetzen der devonischen Kalk- blöcke nach unten, sowie an den mannigfachen Faltungen und Kniekungen der Silurschiefer das Vorhandensein einer Ver- werfung. -ITA 'JeL oA '95ueppS Sunpprqsuy ınz ATENHTH aadısseun ssep os ‘Fıppwipe Sunygaryag oIp gEpurmyosıaa nz uago pen '(42498yoAmp uoFUn10IS uoyorpFruueu uoA pun) 4o4yoTy9so3 yaımap uALTOUL UALaFOI} AUTOS UT IST ATey 9yostuoAapıayun AO -UOU9S93 TeyyurusfeA UEAIOgO UIOA ‘sIeNsIg Sop pueM Id -I9u1aH] 'O UOA ‘zB autog 'p "A "IL UOA Suyeugny -ı3040yd A9ut yYOeN ce Sumpgigqy 63 RS NZ P re = 89 Die Strecke zwischen oberer Valentinalp und Wolayer See ist durch eine, in dem von zahlreiehen Störungen durch- setzten Gebiete selten vorkommende Regelmässigkeit der Sehiehtenfolge ausgezeichnet. Das schon früher beschriebene') klare und versteinerungsreiche Profil des Wolayer Thörls wird im stratigraphischen Theil noch einmal in vervollständigter Form gegeben werden. (Man vgl. unten die betr. Abb. u. Profil S. 76.) Die einzige hier beobachtete tektonische Unregelmässigkeit besteht in einer Umbiegung des Streichens aus SW nach 8. Trotz des im Grossen und Ganzen wenig gestörten tektonischen Aufbaues beobachtet man verschiedene kleinere Disloea- tionen besonders am Abhang des Eiskar. Dasselbe ist als gewaltige, im Umriss dreieckige Terrasse der Kellerwand in Norden vorgelagert. Das nebenstehende Bild der Wand des Eiskars stellt den wenig unterhalb des Wolayer Thörls aufgenommenen Ausbliek nach O dar; man erkennt, dass die flach gelagerten, in ihrem unteren Theile deutlich geschiech- teten Devonkalke nach oben zu allmälig massige Struetur annehmen und von verschiedenen senkrechten Klüften dureh- setzt sind. Links (N.) unten beobachtet man eine mit Brüchen verknüpfte flexur-ähnliche Stauchung der tieferen Schich- ten, die auf dem nebenstehenden Kupfer-Liehtdruck in grösserem Maassstabe als auf dem Uebersichtsbilde dargestellt ist. Dieselbe legt, wie besonders hervorgehoben werden muss, etwa einen halben Kilometer südlich von dem Plöckener Längs- bruch und ist, trotzdem die Höhe des, über dem Schneefeld beginnenden Sprunges ea. 200 m. beträgt, doch nur als eine untergeordnete Störung anzusehen. Auch die Lage des Wolayer Sees ist durch eine unter- geordnete Disloeation und zwar durch eine Querverschie- bung der rothen, das tiefste Unterdevon bezeichnenden Kra- menzelkalke nach S. gekennzeichnet. Das Ausmass derselben beträgt nur einen halben Kilometer. Die im Norden des Sees auf einem kleinen Hügel anstehenden rothen Kalke und Thonschiefer des tiefsten Devon setzen sich im Süden zwischen Kellerwand und Seekopf fort und ziehen durch die Schutt- Y) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. 1887. 8.683 —688. 90 massen des oberen Wolayer Thals z. Th. verdeekt unter den Wänden des Wolayer Gebirges hin. (Man vergleiche das Lieht- bild Taf. XV im stratigraphischen Theile.) Das südliche Ein- fallen der Schiehten tritt auch hier deutlich hervor. Der stolz aufragende Seekopf ist die Profilansicht eines ziemlich breiten, langgedehnten Kalkzuges. Der massige Riffkalk zeigt local, besonders in den tiefsten und höchsten Theilen, Andeutungen von Schiehtung. Unter den mannigfach zusammengesetzten Bildungen des tiefsten Unterdevon tritt besonders eine, die Schiefer- und Kramenzelkalke unterlagernde, massige Kalkbank hervor, welche einen Damm im Süden des Sees bildet. Von diesen tiefsten Grenzschichten bis hinauf zum Oberdevon, ist. wie bereits früher auseinandergesetzt wurde), die devonische Sehichtenfolge im Massiv der Kellerwand fast durchweg versteinerungsführend entwickelt. Es ist mir seit- dem gelungen, die weitere Verbreitung des Oberdevon durch bessere Versteinerungsfunde festzustellen und eine naturge- mässere kartographische Abgrenzung des mittleren und unteren Devon durchzuführen. Die Schiehten fallen im Grossen und Ganzen flach, nur zwischen Kellerwand und Monte Cogliano mit 40%°—50°% nach SSW (oder S) ein, und somit liegen im Norden die älteren, im Süden die jüngeren Bildungen. Die Basis bildet das mannig- fach gegliederte Obersilur. (Vergl. den stratigraphischen Theil.) Über den unteren Grenzhorizonten des Goniatites nexspectatus und der Rhynchonella Megaera, die noch eine Menge silurischer Arten enthalten, folgen im oberen Valen- tinthal und am Wolayer See graue Kalke mit der reiehen Fauna von Konieprus (F,). Neben zahlreichen Korallen finden sich vor allem Crinoiden, Brachiopoden und Gastropoden, seltener Vertreter der übrigen Thierklassen. Das gegen früher wesentlich erweiterte Verzeiehniss der Arten ist im stratigra- phischen Theile enthalten. Dem geschiehteten und ungeschiehteten Unterdevon dürfte etwa die Kalkmasse bis zur Höhe des Eiskars zu- zurechnen sein; somit würde die oben abgebildete Wand ins- gesammt dem Unterdevon zufallen. Leider habe ich bei einem ') Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. 1887, S. 690 ff. I} "OPTION IP BOAOT AOp zayoıyoswpny apumısıopıoA WT "u 0087 N 0084 UOYOSIMZ SONTENYTY UEYOSILOAHP SOP AOpfegualtey oA90]sUOLBII.0OA -puemao][oy A9p TIEJAepnS AOA Iouogg 'O UOA 'z08 "Jay sop Puyeugmy "togoyd ou URN -9g Sunprigqy 4 . = Zr > %s Ba en, punM.tol[loy JoJo M ouvı[Do) OJLoN T6 21aS NZ 91 Besuche des Eiskars keine genauer bestimmbaren Versteine- rungen gefunden; ein Orthoceras, ein Goniatitenbruchstück (Aphyllites?) und einige kleine Favositiden gewähren keine bestimmten Anhaltspunkte. Auch die z. Th. recht schwierigen Abstiege, die ich’ vom Kollinkofel zum Eiskar und, bei einer anderen Gelegenheit, zur Grünen Schneid unternahm, erwiesen sich in geologischer Hinsicht als ziemlich unfruchtbar. Aller- dings muss man bei derartigen Klettereien die Aufmerksamkeit auf andere Dinge, als auf Versteinerungen richten. Auf der Höhe des Kammes zwisehen Kollinkofel und Kellerwand!) habe ieh den schon früher beschriebenen, dem ») Über die Namen Kollinkofel, Kellerwand und Monte Co- gliano (Coglians G. St. K.; die Identifizirung des Seekopfs mit dem Monte Cogliano bei STACHE, Zeitschrift der deutschen geol. Gesellschaft. 1556. p. 340 ist offenbar ein lapsus calami) bestehen in der Litteratur, vor allenı aber auf der G. St. K. selbst manche Unklarheiten. Ich glaube nach einer Überkletterung der Schneide vom Kollinko’el bis zur Kellerwand und einer Umgehung der ganzen Gruppe im Süden (über die Forea di Moreretto) Folgendes feststellen zu können: Die nebenstehende Skizze, welche nach einer Photographie (Standpunkt Forca di Moreretto) ange- fertigt wurde, zeigt den Monte Cogliano (W), die Kellerwand (0), und zwischen beiden eine scharf ausgeprägte Einsenkung, den „Keller“. Die beiden Gipfel sind auf der G. St. K. durch die Höhenecoten 2799 und 2810 bezeichnet, aber mit ungenauen Namen versehen. Der westliche, von Collina aus leicht ersteigbare Berg (2799 ın.). führt den Namen Monte Cogliano vd. Coglians, (false = Kellerwand G. St. K.). Der östlich gelegene Kollinkofel der G. St. K. (2810 m.) ist die Kellerwand der Umwohner. Die Kellerwand ist ein einziges Mal (durch Grohmann) direkt vom Eiskar erstiegen worden. Ein weniger schwieriger, allerdings nur für kletterfeste, und schwindelfreie Steiger gangbarer „Weg“ führt von dem weiter östlich gelegenen, auf der G. St. K. nicht besonders bezeichneten Kollinkofel hinüber. Auch bei letzterem lassen sich noch mindestens zwei Gipfelpunkte unterscheiden; am weitesten nach Osten ge- rückt ist ein niedrigerer, etwa als kleiner Kollinkofel zu bezeichnender Höhenpunkt, der von der Collinetta-Alp gut zu erreichen ist und den österreichisch-italienischen Grenzstein trägt. In sehr geringer Entfernung westlich liegt, von dem kleinen Kollin durch emen tiefen, schwierig zu durchkletternden Einschnitt getrennt, der eigentliche grosse Kollin- kofel, die Fundstätte des Stringocephalus und Macrocheilos arculatum. Derselbe kommt an Höhe der Kellerwand ungefähr gleich. Die Lage der Gipfelpunkte lässt sich am besten auf dem oben p. 78 wiedergege- benen Bilde „das Hochland der devonischen Kalkritfe von N“ übersehen; auf demselben ist jedoch der Monte Cogliano durch die Kellerwand voll- kommen verdeckt. 92 obersten Mitteldevon angehörenden Kalk mit ziemlich zahl- reichen Versteinerungen anstehend gefunden. Die Grenze von Mittel- und Unterdevon musste infolge des Fehlens von Ver- steinerungen in den Zwischenhorizonten etwa in der halben Höhe des Berges, also am Eiskar durchgezogen werden. Das Vorkommen des Oberdevon beruhte bisher auf dem Funde eines vereinzelten Blockes mit Alhymchonella pugnus am Ostabhang des Kollinkofels. Seitdem habe ich z. Th. auf der Collinetta-Alp, z. Th. am eigentlichen Ostabhang des Kollin- kofels, noch weitere Arten gesammelt. Dieselben kommen mit Ausnahme von einigen unwiehtigen Varietäten auch im Iber- ser Kalk des Harzes vor: Rhynehonella eubordes SOW. pugnus Mont. acuminata MART. ? contraria A. ROEM sp. (Iberg bei Grund). ? contraria var. obesa. FRECH (nur alpin). Athyris globosa A. RoEM sp. (Kübeland). es var. elongata FRECH (nur alpin). Spirifer Uruü FLEMM. Orthis striatula SCHL. Produetella forojuliensis FRECH (viearüirend f.subaenleate) 5 Herminae Frecn (Rübeland). Die früher geäusserte Meinung, dass ein stratigraphisch un- trennbar mit dem Mitteldevon verbundenen Rest von Oberdevon auf dem Gipfel erhalten geblieben sei, ist etwas zu modifieiren. Entsprechend der allgemeinen Neigung der Schiehten dürften sich diese Reste eher auf dem Südgehänge bezw. — in etwas disloeirter Stellung auf dem Ostabhang befinden. Da Mittel- und Oberdevon vollkommen isop entwickelt sind. erscheint eine Trennung der Horizonte nur an solehen Stellen denkbar, wo Versteinerungen gleichmässig vertheilt vor- kommen; das Auftreten desselben ist jedoch im höchsten Grade unregelmässig. Das höhere Oberdevon, der Ulymenienkalk, scheint zwischen dem Iberger Kalk und dem Culm zu fehlen. Einige an der Collinetta-Alp gefundene Blöcke ähneln allerdings petro- graphisch dem Clymenienkalk des östlichen Gebirges, sind aber gänzlich versteinerungsleer. Forca di Moreretto. y ifliptt® N | N NÄETARRTIEN I FRLTTE FM fin Berner. gez. von 0. Aufnahme des Verf. Nach einer photogr. Abbildung 37. Das Ineinandergreifen von Culmschiefer (dunkel) und devonischem Riffkalk auf dem Südabhang des Kollinkofels. Der Riffkalk, von dem eine isolirte Klippe (DD) inmitten des Culms liegt, gehört z. Th. dem unteren Oberdevon (lberger dem Mitteldevon, z. Th. Im Vordergrunde des Bildes der Kleine Pal; zwischen diesem und dem Kollinkofel der Plöckenpass. Kalk) an. 0) 93 Der Siidabhang des Kollinkofels und der Kellerwand ist bis Collina und weiter bis zur Croda Bianca überall dureh das eigenthümliche keilartige Eingreifen des härteren Kalkes in die weiehen Culmschiefer gekennzeichnet (Abb. 36) und ent- hält mitteldevonische Korallen (Uyathophyllum caespitosum Gt. und heterophyllum M. Evw.). Ein längerer Keil liegt östlich von der Casa Monuments, ein kürzerer, den man von dem Wege Wolayer See-Collina gut übersehen kann, nördlich von der Casa Moreretto. (Vergl. die nebenstehende Abb. 38.) Auch im Kleinen zeigt der Contaet von Kalk und Schiefer die üblicheu Quetschungserscheinungen. Abbildung 38. Keilförmiges Eingreifen des Devonkalkas (hell) in die Culmschiefer (dunkel). Oberhalb der Casa Moreretto bei Collina. » Das ausgedehnte, vom Südabhang der Kellerwand, dem Val di San Pietro, der Senke von Ravaseletto und dem Canal di Gorto eingeschlossene Gebiet besteht, wie die einförmige Gestalt der grünbewachsenen Kämme (Abb. 37) schon von weitem erkennen lässt, durchweg aus Culmge- steinen. Ich kenne nur die eben genannten Grenzwege aus eigener Anschauung, und habe hier so wenig Bemer- kenswerthes gefunden, dass ich von einer weiteren Unter- suchung des Inneren absehen zu können glaubte. Am Ost- Eingang von Collina kommen in einem, am Bache anstehenden Gestein Abdrücke von Archaeocalamites vor. An der Südgrenze 94 des Culm zwisehen Mieli und Povolaro steht zwischen dem Culmschiefer und den transgredirenden, aber dureh einen untergeordneten Bruch abgeschnittenen Bellerophonkalken ein grauer Thonflaserkalk an; es muss unentschieden bleiben, ob derselbe als eine Einlagerung im Culm oder als aufge- presstes älteres Gestein aufzufassen ist. Srtur giebt vom Monte ÜCrostis und Monte di Terz Eruptivgesteine an, die also die Fortsetzung der Diabase des Monte Dimon bilden würden. 4. Der Gamskofel und die Plenge. Die quer zum Streiehen verlaufende Disloeation der Plöcken ist, wie erwähnt, wahrscheinlich als eine unregel- mässige Blattverwerfung mit abgesunkenem Ostflügel aufzu- fassen. Das anormale ONO—WSW Streichen zwischen Valen- tinthal und Wolayer Gebirge deutet auf das hohe Alter dieser, der earbonischen Gebirgsbildung zuzurechnenden Störung hin. Die Einschartung des Plöckenpasses und der mittlere Theil des Valentinthales ist unmittelbar durch die Blattwerfung vorgezeichnet, wie ja diese Form der Dislocationen auch sonst zur Bildung von Querthälern Veranlassung giebt. Die uralte, dem Valentinthale und dem Plöcekenpasse folgende Verkehrsstrasse ist auch von früheren Beobaehtern, LEOPOLD von BucH, TARAMELLI und STACHE untersucht und beschrieben worden. Auch Srur erinnert häufig an das „Nor- mal-Profil des Plenge“. Wie nach dem Vorhergehenden kaum bemerkt zu werden braucht, ist gerade das Valentinthal die ungeeignetste Stelle zum Studium der normalen Schichtenfolge. Zu den tektonischen Schwierigkeiten gesellt sich ein rascher “acieswechsel von Kalk und Sehiefer innerhalb des an und für sich versteinerungsleeren Untersilur. Auch erschwert das diehte Unterholz, sowie die Steilheit der Gehänge und Gräben im unteren Valentinthale die Untersuchungen ungemein. Wege sind in diesem Gebiete in höchst geringer Zahl vor- handen. Trotz zahlreieher, in allen möglichen Richtungen unternommener Touren bin ich noch nieht über alle Einzelheiten ins Klare gekommen!). ') Meine frühere Darstellung (Zeitschr. d. deutschen geol. Ges. 1887, >. 682) wird durch die nachfolgende verschiedentlich ergänzt und verändert. 95 Auf der alten Römerstrasse, die von Mauthen auf dem linken Ufer des Valentinbaches zum Plöckenwirthshaus führt, übersehreitet man zunächst die aus schlecht aufge- schlossenen Glaceialschottern aufgebaute Terasse von Maria Schnee und betritt dann das Gebiet des Untersilur. Das- selbe besteht im wesentlichen aus halbkrystallinen Kalken und Kalkphylliten; die Thonscehiefer erscheinen nur als Einlagerungen. 1. Das tiefste Glied der ganzen Schichtfolge, ein Thon- scehiefer mit Quarzflasern, ist nur unten an der Mündung des Valentinthales aufgeschlossen und hier dureh Wechsellage- rung mit dem Kalkphyllit verknüpft. (Vergl. das Profil S. 76.) 2. Der erste Aufschluss, den man in den untersilurischen Mauthener Schiehten beobachtet, enthält grauen Kalk mit weissen Spathadern. Weiter folgt krystalliner Kalk- thonsechiefer, der nach oben zu in reinen, weissen, halb- krystallinen Kalk übergeht; die deutlich ausgeprägten Klüfte verwischen die Schiehtung. An einer Wegbiegung eröffnet sich ein grossartiger Rückblick auf die aus weissem Kalk be- stehenden schroffen Wände des unteren Valentinbaches. 3. Die nächste, längere Strecke des Weges führt dureh eine Thonschiefereinlagerung. Das Streichen ist meist W-—0, das Einfallen äusserst wechselnd, zuweilen flach S, zu- weilen saiger. Bemerkenswerth sind Einlagerungen von eonglomeratischer Grauwacke mit Quarzbrocken (z. Th. wasserklar), sowie graue Quarzite mit Schwefelkies. 4. Unmittelbar vor dem Ederbauer erscheinen bei einem Heiligenbild wieder die Kalkphyllite; dieselben werden aber bald von dem ausgedehnten Gehängeschutt bedeekt. der das Entstehen zweier Gehöfte in dem abgelegenen Thale ermög- licht hat. 5. Das erste anstehende Gestein, das zwischen dem Til- liacher Hof und den Sägemühlen des Thalgrundes aufgeschlossen erscheint, ist ein schmaler Zug blauer Thonschiefer, wahr- scheinlich ebenfalls eine Einlagerung. Fallen steil SSW. 6. Darüber folgen in grosser Mächtigkeit halbkrystalline Bänder- und Schieferkalke ‚von grauer, seltener von rother Farbe, wohl umgewandelte Orthocerenkalke. An der Vereinigung von Valentin und Plöckenbach liegen wieder mäch- 96 tige Schuttmassen. An dem Leitersteg, welcher die weit ausholende Serpentine der Strasse abschneidet, treffen wir rothe und graue Kalke mit Orthoceren, meist von diehter Beschaffenheit. Das Fallen und Streichen wechselt hier, wo die Kalkmassen des Cellon, Pollinigg und Mooskofel wie ein Schraubstock gewirkt haben, in der abenteuerlichsten Weise. Wo der Weg im Angesichte des gastlichen Plöckenhauses den Wald verlässt, erscheint noch einmal Silurkalk, der bald von Moränen und jüngerem Bachalluvium bedeckt wird. Westlich und südlich von dem Plöckenhause steht an der kömerstrasse, die in einem weit in das Valentinthal einschnei- denden Bogen die Höhe erreicht, überall silurischer Thon- schiefer an. Die Grenze gegen die Kalke des Leitersteges ist durch Gehängeschutt und Wald bedeckt. Ueber dem Thon- schiefer liegen die rothen und schwarzen Orthocerenkalke des Cellonvorberges. Die letzteren lagern im allgemeinen flach, nur am Ostabhang kommen local aufgeriehtete Schiehten (vergl. Lichtbild Taf. IV, ganz links) vor. Trotzdem ist gerade hier das flache Durchstreichen einiger mächtiger schwarzer hornsteinführender Kalkbänke für den unteren Theil des Ab- hanges bezeichnend. Auf dem Vorberge des Cellon ist die Zone des Orthoceras alticola (u. a. mit Orthoceras pectinatum und Cheirurus inter- medrus) sehr versteinerungsreich ‚entwickelt. Genauere Angaben finden sich im stratigraphischen Theile. Der oben beschrie- bene Bruch zwischen dem flachen gelagerten Silur und dem steil aufgerichteten Unterdevon ist in einigen Gräben so deut- lich aufgeschlossen, dass man im buchstäblichen Sinne die Hand darauf legen kann. (Vgl. oben die Abb. 30 8.78, 34 8.85 und Liehtbild Taf. IV.) Die Tektonik des Gebirges zwischen dem Valentin- baeh und dem schutterfüllten Sittmooser Thal lernt man am besten auf dem Pfade kennen, der von Mauthen über die aussichtsreiehe Mauthener Alp an den Fuss der Wände des Mooskofels führt. (Vergl. das Uebersichtsbild S. 78.) Am Lampreehthof biegt ein Alpweg von der Plöckener Strasse ab und schliesst beim Anstieg grauen splittrigen Kalk m saigerer Schiehtstellung auf. Die Streichriehtung ist hier noch NW (bis WNW)— SO. 97 Sehr bald erscheint Thonschiefer, der eine weithin ver- folgbare Einlagerung darstellt, aber höchst wahrscheinlich von den beiden, an der Plöckener Strasse beobachteten Schiefer- zügen getrennt ist. Das Streichen ist bei der unteren Hütte WNW (bis W)—OSO saiger. Bei der oberen Hütte beobachtet man ein steileres oder flacheres Nordfallen; unterhalb der aus Kalk bestehenden nördlichen Kuppe (A 1785 m.) der Mauthener Alp hat der grünliche, Kalkflasern und Gangquarz ent- haltende Thonschiefer bereits das vorherrschende NO-Streichen angenommen. Die eigentliche Hochfläche der Mauthener .Alp be- steht aus Kalk und macht mit ihren unregelmässig ver- theilten, moorerfüllten Vertiefungen den Eindruck, als ob ein altes Karrenfeld von Vegetation überzogen sei und als ob das Versickern des Wassers in den Kalkklüften die Heraus- bildung eines regelmässigen Abflusssystems verhindert habe. Erst weiter südlich streicht der Thonsehieferzug wieder auf die Hochfläche und fällt flach NNW. Unterhalb der Wände des Mooskofels biegt der Schiefer jedoch ans der vorherr- schenden WNW—OSO-Riehtung nach S um, erweist sich also in seinem Verlauf als vollkommen abhängig von der Grenze der devonischen Kalkmassen. In dem Weidegebiet der unteren Valentin-Alp ist das anstehende Gestein durch Gehängeschutt bedeckt; man vermag also nicht zu unterscheiden, ob der eben beschriebene Thonschiefer der Mauthener Alp mit dem auf dem nördlichen Gellongehänge anstehenden gleichartigen und gleichalten Ge- stein (Streichen NW bis WNW—SO, Stellung saiger) unmittelbar zusammenhängt. Die Aenderung des Streichens erklärt sich wohl aus der Nähe des ebenfalls WNW verlaufenden Plöckener Längsbruches; auch höher hinauf tritt im Thale (nahe der oberen Valentinalp) derselbe untersilurische Thonschiefer auf. Weiter aufwärts, südlich von der Höheneote 1371, vereinigt sich der WNW streichende Plöckener Bruch mit der genau O—W verlaufenden Dislocation, welche die Südgrenze des Gamskofels bildet. Der vereinigte Bruch trennt dann weiter das nördlich liegende Devon des Wolayer Thales von den Silurschiefern der Maderkopfalp. Die Ver- schiedenheit der beiden Schollen ist sehr erheblich. Nördlieh Frech, Die Karnischen Alpen, 7 98 bezw. nordöstlich liegen die flachgelagerten, diekbankigen, reinen Kalke des Devon, die nach W zu ihre Schiehtung ver- lieren, nach O zu steil aufgerichtet sind; südlich, am Raueh- kofel streichen die schiefrigen Plattenkalke und Sehiefer des Silur von NO nach SW und stehen saiger. Wo Schiefer un- mittelbar an die devonischen Riffkalke grenzen, tritt natur- gemäss die Grenze besonders scharf hervor. Der Bruch fällt unter einem Winkel von ca. 70° nach N ein, das abgesunkene Devon bildet also das Hangende. Die Verwerfung liegt fast genau in der Seharte des tauch- und Gamskofels und wird bei ihrem Eintritt in das Valentinthal durch eine devonische, vom Gamskofel herab- geglittene Gehängescholle verdeckt. Die diekbankigen reinen Unterdevonkalke, welche noch auf den Abhang des Rauchkofels hinübergreifen und reich an Korallen sind (OUyathophyllum af. helianthoides, Favosites), fallen flach nach S, die silurischen Plattenkalke steil nach SO. Vom Thal aus sieht man die Sehichtflächen der Devonkalke und kann dieselben nach Farbe und Structuar nur unvollkommen von dem angrenzenden Silur unterscheiden. Es hat den Anschein, als ob die Silurschichten eine torsionsartige Umdrehung erfahren hätten, während in Wahrheit eine hinabgeghttene Scholle jüngeren Kalkes neben den am Ort verbliebenen älteren Schichten liegt. Der Abbruch der Gehängescholle hängt offenbar mit der Zersplitterung der Hauptverwerfung zusammen. Der Nordrand der kleinen Scholle bildet die genaue Fortsetzung der Bruch- grenze von Devon und Silur am Gamskofel. Die fortgesetzte Zersplitterung der Verwerfungen ist offenbar in unserem, von einer zweimaligen energischen Ge- birgsbildung betroffenen Gebiete die Regel. Wie weiter unten eingehender auseinandergesetzt werden soll, treffen die Aus- läufer der Villnösser Bruchlinie auf die Gruppe der Kellerwand und bedingen die ungewöhnliche Verworrenheit des Gebirgsbaues. Der Plöckener Bruch streieht kaum einen Kilometer in der normalen Richtung nach WNW weiter. Dann tritt eine Umbiegung nach WSW ein, und in den jähen Nordwänden des Wolayer Gebirges verschwindet jede Spur einer Störung. Eine westnordwestliche Fortsetzung scheint zu fehlen; jedoch beob- v Wi 1 | N 66 ug NZ ern - dAT umenrL A9p uoA zydsusqnayg "T9WLIag 'O UOA 'Z93 'JIOA SOp USZZINS pun uowgeugny uoostydeadojoyud Journ vy aou [840 JSnnyy2DY p ‘u op pun oZusId zuudsuagnJg Zu Seite 99. Bathhauskofel Grub u YDENSPIE Gamskolel NN N in! \ IN F | IN A Ih l ı Abbildung 40, Nach photographischen Aufnahmen von Dr. v. d. Borne und Skizzen des Verf. gez. von O. Berner. Das Ostgehänge des Wolayer Thales, von der unteren Wolayer Alp geschen, Ueberschiebung des devonischen Kalkes (K) durch silurischen Schiefer (S, doppelt schraffirt), Der letztere erscheint auch zwischen Grubenspitz und Gamskofel, 99 achtet man oberhalb der unteren Wolayer Alp im Lahnagraben einen eigentümliehen, schmalen, WNW streiehenden Schiefer- zug inmitten der Devonkalke, der weiter westlich mit den Graben- Brüchen der Bordaglia- Alp und dem disloeirten Nordrand der Avanza-Masse unmittelbar zusammenhängt. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass es sich hier um ein „Wiederaufleben“ des Plöekener Längsbruches handelt, dessen weitere Verfolgung späteren Abschnitten vorbehalten bleibt. Die viereckig be- grenzte, von Dislocationen allseitig umgebene Kalkmasse des Gamskofels und der Plenge ist vor allem dureh die Ein- faltungen und die Ueberschiebungen von Silur auf Devon ausgezeichnet, welche entsprechend der anormalen Streich- richtung von NNW nach SSO erfolgt sind. (Man vergleiche vor allem das schematische Profil Rathhauskofel-Kellerwand.) Von der Höhe der Mauthener Alp beobachtet man, dass in dem gegenüberliegenden Gebirgszug der nördliche und süd- liche Gipfel (Plenge und Grubenspitz) ebenso wie der untere Theil des Abhanges aus Kalk besteht und dass eine Schiefer- masse scheinbar muldenförmig aufgelagert ist!). (Abb. 39.) Ein ähnliches Bild enthüllt sich von der gegenüberliegenden Seite, der beste Standpunkt ist die Hütte der unteren Wolayer Alp. Das Vorhandensein einer Ueberschiebung zeigt sich hier wesentlich deutlicher; der Schiefer ist flacher aufge- lagert, die Grenze beider Gesteine äusserst unregelmässig, und endlich liegt auf dem Gipfel der Grubenspitz der Kalk wieder scheinbar über dem Schiefer. (Abb. 40) Wie ein Vergleich mit dem ersten Bilde beweist, hängt dieser Kalk mit der scheinbar im Liegenden auftretenden Masse unmittelbar zusammen. Das Silur ist also local an bezw. in das Devon hineingepresst. Ausserdem findet sich in der Scharte zwischen Grubenspitz und Gamskofel ein isolirter, nicht sehr ausgedehnter Schiefer- keil im Kalke und bildet in tektonischer und topographischer Beziehung den Uebergang zu den am Mooskofel beobachteten Einpressungen. (Abb. 41 u. 47 u. d. schematische Profil S. 76.) ') Anfangs hatte ich diesen Schiefer für Culm gehalten und diese Auffassung auch auf einer früheren veröffentlichten Kartenskizze zum Aus- druck gebracht. Die petrographische Beschaffenheit lässt keinen Zweifel über das silurische Alter. 100 Die Untersuchungen des anstehenden Gesteins stimmen auf das Beste mit den Vorstellungen überein, welche der Be- obachter von den gegenüberliegenden Bergen aus über den tek- tonischen Verband von Silur und Devon gewonnen hat. Beim Anstieg von der Ramunda-Alp zur Scharte zwischen Rath- hauskofel und Grubenspitz trifft man zunächst steil aufge- riehteten, rothen Kramenzelkalk, der dureh den Gebirgs- druck halbkrystalline Beschaffenheit angenommen hat; weiter- hin steht violetter und grüner Schiefer an, der weiter westlich, an der Steinwand, als leicht kenntliche Einlagerung in dem normalen Silurschiefer auftritt. Der dunkele Thon- schiefer, der wie in dem NW liegenden Gebiet die Masse, Gamskofel SEE RER Mooskofel, ' X Wera „ EE Be Ar EEE \ GREE ee ‚ N N FE Er. nn 0 . - RO £ SE mr Er \ 3 = j N \ | E = ; \ \ “= | \ S IN \ i \ we N \ u e Pa ! | N | L A | \ A Ta u: = f 2 = send \ Pa —< S nn „> } Ni > St = | \ EN ' Et IS De \ N een \ S - = > NS S E I I & = Se = >> u — Abbildung 41 Ein silurischer Schieferzug im Devonkalk. (Aufgenommen vom südlichen Thalgehänge des Valentinthales.) des Silur bildet, steht durchweg auf dem Kopf und streicht am Rathhauskofel WSW—ONO. Das zackenförmige Ineinander- greifen von Kalk und Sehiefer, die Reibungsbreeeien und der unregelmässige Verlauf der Grenze ist besonders auf dem westlichen Abhang gut zu beobachten; hie und da dringen horizontale, bis 7 m. mächtige Kalkkeile im den Schiefer ein. Wie am Kollinkofel trifft man auch hier isolirte Kalkblöcke im Schiefer und Schieferintrusionen im Kalk. Am Mooskofel sind nur noch Reste einer ehemals bedeu- tenderen überschobenen Masse vorhanden. Wie man auf dem Bilde „das Ostgehänge des Wolayer Thales“ erkennt, stehen die Devonkalke des Gamskofels fast vollkommen saiger, und am 101 Mooskofel ist dasselbe Verhältniss zu beobachten. Eine über (diese saigeren Kalkbänke hingeschobene Masse muss hie und (dla intrusiv zwischen die Schiechtfugen eingreifen; auf diese Weise ist das Vorhandensein eines in seinem unteren Theile gespaltenen Schieferzuges ) zu erklären, der schräg über den Südabhang des Mooskofels hinzieht. Derselbe ist am besten vom Eiskar oder von der Grünen Sehneid zu überblicken (vergl. Abb. 41). Vom Plöckenwirthshaus sieht man nur das Ausgehende des Zuges, eine dunkele Masse, die scheinbar als Kappe dem Gipfel des Mooskofels aufsitzt. Die nähere Unter- suchung des Anstehenden zeigt auch hier an der Grenze von Kalk und Schiefer ein zackenförmiges oder bloekartiges Ineinandergreifen beider Gesteine sowie ferner typische veibungsbreeeien. Der devonische Riffkalk hat eine halb- oder ganz-krystalline Beschaffenheit angenommen. Man er- kennt innerhalb einer dunkleren Grundmasse helle, völlig krystallin gewordene Flasern und kann dieselben als Reste von Korallen deuten, die unter der Einwirkung des Druckes ihre Struetur vollkommen verloren haben. Gamskofel und Plenge, die in oroplastischer Hinsicht durch den schutterfüllten Erosionsriss des Sittmooser Thales zerschnitten sind, bilden tektonisch ein Ganzes und sind von den Silurkalken der Mauthener Alp durch einen im wesent- liehen N—S verlaufenden Querbruch getrennt. Auch diese Dis- loeation könnte als eine westliche Absplitterung des Plöckener (Juerbruchs aufgefasst werden. Die weit nach N vorspringende Masse devonischer Kalke, die vielleicht stellenweise unmittelbar an den Quarzphyllit angrenzt, ist als eine ausgedehnte Sen- kungseholle aufzufassen. Leider macht der massenhafte Ge- hängesehutt am Nordabhang der Plenge genauere Beobachtungen unmöglich. Allerdings ist weiter westlich, unterhalb der Herren- stiege ein schmaler Schieferstreifen zwischen dem Devon- kalk und dem Gehängeschutt aufgeschlossen. Auch am Ost- abhang des Sittmooser Thales sind Beobachtungen möglieh; hier grenzt der Quarzphyllit ohne sehiefrige Zwischenlage un- mittelbar an die grauen halbkrystallinen Kalke und Kalk- phyllite der Mauthener Alp. (Vergl. d. Profil S. 76.) !) Auch dieser Schiefer muss entsprechend der veränderten Auffassung als Silur (nicht als Culm) gedeutet werden. 102 5. Die Steinwand. Der dureh sein abweichendes NO-Streichen gekenn- zeichnete Gebirgstheil zwischen Wolayer Gebirge und Valentinthal ist in südlicher Richtung aus dem Gesammt- verbande herausgedrängt worden, wie vor allem das Vorspringen des Devonkalkes in das Culmgebiet zwischen Plöckenpass und Collina beweist. Die östliche Begrenzung unseres Absehnittes wird durch die zwei Querbrüche des Plöckenpasses und des Mooskofels gebildet, an denen die meist wohlgeschiehteten Silurgesteine mit massigen Devonkalken zusammenstossen. Weniger scharf ist die westliche Grenze des dureh seine fast unglaublichen Dislocationen ausgezeiehneten Gebirgstheiles gegen die weiter folgende, einfacher gebaute Kette. Es lässt sich eine, durch mancherlei Interferenzerscheinungen ausgezeich- nete Umbiegung des Streichens in der Nähe der Kreuzen (A 2152 m.) beobachten. Auch ein Querbruch ist angedeutet. Die Grenze von Devonkalk und Silurschiefer zeigt am Stallon- kofel dieselbe nord-nordöstliche Richtung wie der wesentlich aus Bellerophonkalk bestehende Längsgraben der Bordaglia-Alp. Zwischen beiden streichen allerdings die grünen Quarzite und die Tihonscehiefer des Silur ungestört durch. Die scheinbar verworrene Tektonik des Kreuzengebirges wird verständlich, sobald man die Interferenz des anormalen NO-Streiehens mit der normalen WNW-Richtung zum Ausgangspunkt der Erklärung nimmt. Die beiden tiefen Seharten, welehe die Kalkwände des mittleren Wolayer Thales unterbrechen, sind durch antiklinale Auffaltungen von Mauthener Schiefer zu erklären. Die neben der unteren Wolayer Alp auskeilende Schieferzunge von Lahna entspricht bereits der normalen WNW-Richtung. die breitere Furche des Heuriesenweges streieht hingegen nach ONO. Die eigentümliche Verbreitung der grünen Silurgesteine zwischen Säbelspitz und Steinwand, der Verlauf der devonischen Kalk- züge zwischen Kreuzen und Vetta Navastolt beruht ebenfalls auf dem mehr oder weniger seharf ausgeprägten Umsehwenken aus der ostnordöstlichen in die westnordwestliehe Richtung. Am schärfsten ist die Umknickung des Streiehens in dem weissen Kalkzuge ausgeprägt, weleher im Quellgebiete des Niedergailbaches dem grünen und blauen Silurschiefern ein- gefaltet ist. Das erste der beiden Bilder (Abb. 42) zeigt Zu Seite 103. Säbelspitz Stallonkofel Abbildung 43. Sabelspitz Kreuzen Niedergail-Thal Abbildung 42. Die eingefalteten Devonkalke im Silur des Niedergailthals. Auf Abb.43 kommt nur Silurschiefer (dunkel) und Kalk7vor; auf Abb. 42 ist das Silur in Grünschiefer (Gr.) und Thonschiefer getrennt. K, und K, entsprechen dem südlichsten Theil von Abb. 43. 105 (das Ende des südlichen Kalkzuges der Kreuzen und den NO streiehenden Theil der Niedergailfalte. (Die Skizzen wurden beim Abstiege vom Wasserkopfe zu der Niedergailhütte aufge- nommen und stellen das östliche Thalgehänge dar.) Schon die Thatsache, dass die Grenze der normalen Silurgesteine und der (rünschiefer quer zum Streichen der beiden Kalkzüge verläuft, deutet darauf hin, dass hier eine Drehung der tektonischen Axe erfolgt ist. Einen klaren Ueberbliek gewährt selbstredend nur die Karte. Die zweite Ansicht versinnbildlicht das unregel- mässige Auskeilen des Kalkzuges. (Abb. 43.) Weiter westlich wendet das Streichen wiederum nach WNW um und bleibt mit geringen Abweichungen bis Inniehen, d.h. bis zur Vereinigung der Karnischen Hauptkette mit der „Schieferhülle* der „Gneissalpen* unverändert. In rein oroplastischer Hinsieht ähnelt der westlich von dem Querriegel des Wolayer Gebirges liegende, aus zwei parallelen Ketten bestehende Absehnitt den Zügen der Keller- wand und des Gamskofels. Das südliche Kalkgebirge der Avanza und Paralba bildet die Fortsetzung der ersteren und erreicht in dem Hoehweisstein (Paralba 2691 m.) fast die gleiche Höhe. In touristischer Hinsicht bildet die meines Wissens bisher noch unerstiegene Avanza eines der schwierigsten Probleme im gesammten Karnischen Gebiete. Hingegen ist der stolze Aussichtspunkt des Hochweissteins vom Oregione-Joch aus leicht zugänglich. Der nördliche, verhältnissmässig kurze Zug der Stein- wand ist an Höhe (A 2514m.) dem Gamskofel (2516 m.) gleich und ebenfalls von der höheren südlichen Kette dureh 'Thon- schiefer getrennt, der zur Ausbildung eines kleinen Längsthales (Torrente Degano und Rivo Sissans) Veranlassung gegeben hat. Die grünen quarzitischen und schiefrigen Gesteine der Steinwand, Raudenspitz und Tiefenspitz sind den alt- silurischen Mauthener Thonschiefern normal eingelagert und allseitig durch Uebergänge verbunden. (Man vergleiche die Beschreibung des Profils Obergailberg-Raudenspitz im strati- graphischen Theile.) Insbesondere beobachtete Herr RoMBERG, der den Südabhang der schwer zu ersteigenden hauden- spitze genauer untersucht hat, ganz allmälige Uebergänge zwischen normalen 'Thon- und Quarzitschiefern und den grünen, . 104 sehiefrigen und quarzigen Gesteinen. Bei dem Anstieg von der Brennerhütte zur Raudenspitz trifft man zunächst phylli- tischen Schiefer (mit schwarzen Kieselschieferlagen) und dann grünliche Schiefer und Quarzite. Den letzteren sind unweit der Höhe der Raudenspitz zwei Züge des gewöhnlichen phylli- tischen Thonschiefers eingelagert. Der südliche dieser Züge enthält graue Conglomerate mit Geröllen von rothem Eisen- kiesel, wie sie weiter östlich am Rosskarspitz wiederkehren. Trotz dieser Uebergänge, welche die kartographische Abgrenzung der grünen Gesteine nieht unerheblich ersehweren, ist der landschaftliche Unterschied gegenüber den gewöhn- lichen Mauthener Schiefern augenfällig. Die schroffen, dunkel- blaugrün gefärbten Wände der quarzreichen Gesteine heben sich scharf von den gerundeten Schieferkämmen ab. (Man vergleiche die nebenstehende Ansicht der Tiefenspitz.) Schon die Spärlichkeit des Pflanzenwuchses auf den Quarziten er- möglicht eine leichte Unterscheidung. Der Kalkgehalt der (Juarzite wird dureh eine bemerkenswerthe botanische Eigen- tümliehkeit, das häufige Vorkommen von schönen Edelweiss an der Raudenspitze erwiesen. Wie überall in dem Karnischen Gebiet, ist auch an der Steinwand der Nordabsturz durch besondere Sehroffheit ausge- zeichnet. Die weitere Nordabsenkung der Hauptkette besteht im wesentliehen aus Thonschiefer mit wenig mächtigen Einlage- rungen von gelbliehem Kalkphyllit und Marmor. In strati- sraphischer Hinsieht beansprucht der allmälige Uebergang des altsilurischen Thonschiefers in den ceambrisehen Quarzphyllit einiges Interesse. Auf dem Kamme des Obergailberges sind die sämmtlichen in Frage kommenden Gesteine gut aufge- schlossen. (Vergl. das Profil im stratigr. Theile.) 6. Das Wolayer Gebirge und die Croda Bianca. Das Wolayer Gebirge ist in geologischer Hinsicht die unmittelbare Fortsetzung der Kellerwand und des Monte Co- gliano (oder Coglians G. St. K.).. Zwar hängt der tiefe Ein- schnitt des Seekopf Thörl mit einer unbedeutenden Querver- schiebung des Gebirges nach S zusammen; aber die Ueber- Zu Seite 104. N N Nach einer photogr. Aufnahme des Verf. gez. von OÖ. Berner. Abbildung 44, Die Tiefenspitz (ca. 2400 m.) von W. Der durch schroffe Formen ausgezeichnete Berg besteht aus grünem Quarzit) Gr.), die niedrigen Höhen der Umgebung aus weicherem Thonschiefer (8). 105 lagerung der mannigfachen Grenzhorizonte des Silur und Devon durch den massigen Riffkalk tritt an der stolzen Pyramide des Seekopfs mit derselben Deutlichkeit hervor, wie am Wolayer Thörl. Die auch im Bilde (Taf. XV) wiedergegebene ver- schiedenartige Färbung des Devonkalkes ist als Andeutung von Schiehtung innerhalb der Riffmasse aufzufassen. Der Wolayer Kamm, dessen nördlieher Steilabsturz durch eigentümliche, auf Verwitterung zurückführbare Höhlen in der Wand (Tangellöcher) ausgezeichnet ist, biegt bald in eine Kreuzen, Unholde Säbelspitx Stallorkofel 2152m SW -—7 NO Abbildung 45. Gez. von Dr. Franz E, Suess. Die Grabenversenkung (Bellerophonkalk) der Bordaglia-Alp von der Spitze der Croda Bianca. D Devonischer Riffkalk, B Bellerophonkalk. Die Schiefergesteine des Silur sind dunkel punctirt. meridionale Riehtung um. Dieser abnorme Verlauf ist wesent- lich durch Verwitterung bedingt und nur indireet auf tek- tonische Ursachen zurückzuführen. Im Osten wie im Westen wird das Wolayer Gebirge durch Niederungen begrenzt, welche theils nur aus Mauthener Schiefer (Wolayer Alp), theils aus Bellerophonkalk und Mauthener Schiefer bestehen. Der Bellerophonkalk, welcher zwischen der Alp Bor- daglia di sotto und der Kreuzenspitz ziemlich unerwartet inmitten des devonischen Riffkalkes auftritt, zeigt flache La- 106 gerung und die typische Zusammensetzung aus dunkelen, etwas bituminösen Plattenkalken und Rauchwacke. Dass diese Graben- versenkung die südwestliche Fortsetzung der aufgepressten Anti- klinale des Heuriesenweges bildet, wurde bereits erwähnt. Die Aufwölbung des Silurschiefers inmitten des Devonkalkes dürfte während der älteren Faltungsperiode erfolgt sein, der Einbruch des Bellerophonkalkes gehört selbstredend einer jün- geren Phase der Gebirgsbildungen an und ist als letzter Aus- läufer der Villnösser Bruchlinie aufzufassen. Somit haben hier in den alten Dislocationsriehtung auch in späterer Zeit wieder Störungen stattgefunden. Der Einbruch des Bellerophon- kalkes inmitten des Devonge- bietes ist durch mehrere tek- tonische Erscheinungen ausge- zeichnet. Innerhalb des erste- ren Gesteines beobachtet man zwei aufgepresste Fetzen von typischem Grödener Sand- stein. An der Grenze von Devon und Perm sind ferner schmale Züge von phyllitischem Mauthener Schiefer empor- gedrückt worden, welche eime Abbildung 46. Schematische geradezu abenteuerliche Zer- der Umgebung der Bordaglia-Alp trümmerung erkennen lassen. (ea. 1: 12,500). Vorn auf dem unteren Theil 1. Phyllitischer Silurschiefer. 2. Devonischer (der Abb. 45 (Herr Dr. F.E. Suvess Riffkalk. 3. Grödener Sandstein. 4. Belle- a Gr) . rophonkalk, fertigte dieselbe freundliehst für mieh an) ist der östliche Streifen siehtbar. Der andere längere Schieferstreifen findet sich im Westen (ist also auf der Abb. nieht wahrnehmbar). Die Aufquetschungen an der Bordaglia-Alp gehören zu den ver- worrensten, die ieh in dem genannten Gebiete kennen gelernt habe. Wie die kleine. etwa in vierfachem Maassstabe der G. St. K. entworfene Planskizze zeigt, treten zwischen Bordaglia di sotto und der Kreuzen die folgenden Gesteine auf: 1. De- vonkalk, 2. phyllitischer Schiefer, verhältnissmässig breit, 3. Grödener Sandstein, 4. Sehiefer, 6. Grödener Sand- stein, 6. Schiefer, 7. Grödener Sandstein (4—7 in *(S) AIEM WEYOSTINTISIOIO FNR 494894 TEFENyoNRY dacı °(S) ans sousgoyosaqn zyıdsusqnır pun [eFoNySWer UoyosImz '(g) daroryosangıg uoA yunysum ‘dev -BILSEPAOg A9p (T) AIBNUOydoxs[ag Jusydorqadurs op ApunadaopıoA wr (A) ATEM WONDSTLOAAPASFUN pun -Toyyrur sn® UHYHKA HBAOE UAN]]PISOFAEP UAFSTOUL ALCT -(UOZNOAY) U9JSOM UOA Oylasley USYOSTUOASP A9p puefy9oH Seq -a9mIOg '0 UOA 'ZO8 AuIog "p "A "IL UOA Alugeuzuy "a8oroyd 1auro UOBN *ıp Sunpiiqgqv y ‘(u 66,7) ounybog arzuoy ("w OST) Punmsaypay "(u gYyPz) /aJoyyanny 'abugag JadnjoM "(UL HET) /40YsWwng zydsuagn4g 20 2 NZ -(PaUnp) aaporyoswpn,) pun AIENYIT WOYOSTLOAAP UOA UAFHPASAAPUBUTDUL SOdTULIoFuoSUunZ souelg epoay Aap [oJdın moA HFıgeH aakeloM Sea ‘sp Sunpiragqv LOL 3Y19S wZz 107 schmalen, oft nur wenige Meter breiten Zügen), 8. Bellerophon- kalk, breiter, 9. Sehiefer. Die beiden Quelläste des kleinen Bordagliabaches vereinigen sieh unweit der Casa di sotto und folgen genau der Grenze des devonischen Riffkalkes gegen die eingesunkenen bezw. aufgepressten Massen. Anf dem neben- stehenden Uebersiehtsbild 47, Kellerwand-Gamskofel, er- kennt man im Vordergrunde den auskeilenden Bellerophonkalk und Silurschiefer. Eigenartige Faltungserscheinungen kennzeichnen den Süd- abhang des Wolayer Gebirges und vor allem die „Weiss- wand“ (Croda Bianca, auch Monte Ombladet genannt, 2200 bis 2300 m.). Vom Gipfel des genannten Berges beobachtet man auf dem Südabhang des Wolayer Gebirges eine langge- streekte Sehieferzunge, welche tief in den Kalk hineingreift. Die beifolgende Skizze veranschaulicht das Ineinandergreifen beider Gesteine, erlaubt aber keinen sicheren Rückschluss auf die Riehtung der alten Faltung. Der Kalk könnte in den Schiefer eingepresst sein, aber der umgekehrte Fall wäre eben- falls denkbar. Die Beobachtungen an der Croda Bianca gestatten sichere Folgerungen. Der im Grossen und Ganzen flachgeneigte Süd- abhang des Berges besteht vorwiegend aus Culm; unter den sesteinen erscheint der in anderen Gebieten vorherrschende dunkele Thonschiefer verhältnissmässig selten. Die Stelle des- selben nehmen rothe und grüne Schiefer ein, welche z. Th. mit gefaltetem Grödener Mergel verwechselt werden könnten. Ausserdem sind Kieselschiefer und Grauwacken sehr verbreitet. In diese verhältnissmässig plastischen Gesteine ist von N her eiu ursprünglich zusammenhängender Keil von devonischem Riffkalk hineingetrieben worden. Dass eine echte Faltungs- erscheinung vorliegt, beweisen die umgebogenen Kalkschiehten auf dem Liehtbild mit aller erforderlichen Deutliehkeit. Der in der mannigfachsten Weise zusammengeschobene ältere Kalk wird im Hangenden und Liegenden von jüngerem Schiefer ein- gefasst. Jedoch ist ein von W nach O gelegter Dnrehschnitt weniger geeignet, die Riehtung der Einfaltung zu erläutern. Hierfür vergleiche man die kleineren Skizzen und Abb. 49. Das sehönste Beispiel derselben findet sieh an der grossen, rund begrenzten Kalkmasse südlich des Gipfels und ist in einem 108 Wasserriss neben einer auf der Karte nieht angegebenen Alp- hütte aufgeschlossen. Drei Gesteinszonen, ein schneeweisser Kalk, ein brauner durch Eisenoxydhydrat gefärbter Kalk und schwärzlicher Sehiefer sind hier in der wunderlichsten Weise durcheinander geknetet. W. a — AN en — = = SER a. er _ _ = a = S —e = N S Be N ie _ Abbildung 50. Der Kalkkeil der Croda Bianca von Frassenetto. Die ungleiche Härte der beiden Gesteine sowie vor allem das Vorhandensein zahlreieher Klüfte in dem Kalk lassen es erklärlich erscheinen, dass dieser letztere bei der Einfaltung Abbilduug 51. Die Croda Bianca von Westen. Ein zersprengter Kalkkeil Im Culmschiefer. in verschiedene Sehollen auseinander getrieben wurde. Dass der in die Risse des Kalkes eindringende Schiefer eine sprengende Wirkung entfaltet, wurde bereits verschiedentlieh (Wolayer Gebirge) beobachtet. Das eigentümliche Vorkommen 9 von 7 oder S getrennten Schollen eines zweifellosen devonischen Zu Seite 108. . und des Verfassers. jun es Herın E. Suess izzen d. Nach Sk Abb. 49. Die Croda Bianca von Osten. Der Berg besteht aus Culm (dunkel), in welchem ein aus devonischem Riffkalk (weiss) bestehender, gebrochener Kalkkeil horizontal eingeschoben ist. Im Hintergrunde die Triasberge von Bladen. 109 Riffkalkes inmitten des Culms ist auf diese Weise am ein- fachsten zu erklären. Gegen die Annahme von Einlagerungen spricht schon das Vorhandensein von Reibungsbreeeien. Es braueht kaum bemerkt zu werden, dass die zahlreichen kleinen Kalkmassen auf den verschiedenen Skizzen grossentheils unter sich zusammenhängen und nur durch die Rasendecke getrennt erscheinen; das einzige objeetiv richtige Bild giebt die Karte, deren Massstab, allerdings für die vorliegenden verwiekelten Verhältnisse kaum ausreicht. Die allgemeine Neigung der Kalkschollen ist von Nord nach Süd geriehtet und die beiden an der Strasse unterhalb von Frassenetto aufgeschlossenen halbkrystallinen Vorkommen sind beinahe 4 km. von der zusammenhängenden Masse des Wolayer Gebirges entfernt. Die Kalkschollen, welehe den Gipfel und den Beginn des nach S ziehenden Kammes der Croda Bianca umgürten, lassen die ursprüngliche Verbindung am deutlichsten erkennen. (Vergleiche die Skizzen.) Es wäre denkbar, dass die beiden äusserlich dureh Schiefer getrennten Scehollen im Inneren des Berges noch zusammenhängen. Die weite Verbreitung der Kalkblöcke im Thale von Frassenetto macht eine grössere Ausdehnung derselben in früherer Zeit wahrscheinlich. Das allmälige Auskeilen der Schollen nach Süden, der in der gleichen Riehtung mehr und mehr gelockerte Zu- sammenhang, sowie die Verbindung der Keile mit der Haupt- masse des Kalkes im Norden, lassen den Schluss unabweisbar erscheinen, dass die faltende Kraft von Nord nach Süd gewirkt hat. ‘. Der Hochweisstein (Paralba). Die stolze Pyramide des Hochweissteins verdankt ihre allseitig freie Lage einer tektonischen Unregelmässigkeit, welche innerhalb des westlichen Gebirgsabschnittes die einzige erheb- liehere Abweichung von dem regelmässigen Faltenbau darstellt. Der zusammenhängende Zug der massigen altdevonischen Riff- kalke wird durch einen nach Süden eindringenden Keil silu- rischer Thonschiefer gewissermassen auseinander getrieben nnd stellt somit einen nach Norden offenen, verzerrten Bogen dar. Den östliehen Abschnitt desselben bilden Monte Avanza und 110 Monte Ciadenis, eine gewaltige, nach allen Seiten jäh ab- stürzende Masse von halbkrystallinem Devonkalk; den westlichen Theil stellen der Hochweisstein und die Hochalplspitz dar. In der Mitte liegt eine niedrigere, von zahlreichen Verwerfungen und Rissen durehsetzte namenlose Spitze, die ich als Bladener Joehkofel bezeichnen will. (Vgl. die nebenstehende Abb. 52.) An dem Bladener ‚Jochkofel ist die Wirkung der gebirgs- bildenden Kräfte am energischsten zum Ausdruck gelangt. Die unregelmässigen Risse in demselben entsprechen durehweg Verwerfungsklüften, welche das Gestein quer durehsetzen und im Norden wie im Süden deutlich hervortreten. Eine physiognomische Aehnlichkeit mit den Zirkelspitzen ist zwei- felsohne vorhanden — nur bot der massige, halbkrystalline Riffkalk des Bladener Jochkofels der Verwitterung weniger Angriffspunkte als der bröcklige, leicht zerfallende 'Trias- dolomit. Die orographische Trennung unseres Kalkkopfes von der aus massigem Riffkalk bestehenden Avanza und Paralba be- ruht auf dem beiderseitigen zungenförmigen Eingreifen weicherer Kalkphyllite Am Avanzajöchl (im 0) dringt auch eine Zunge von schwarzem typischem Silurschiefer weiter vor. Hauptsächlich wird jedoch der massige graue Kalk des Bladener Jochkofels von bunten und grauen Bänderkalken oder Kalkphylliten eingefasst, die als umgewandelte Kramenzelschiehten des tiefsten Devon zu deuten sind und auch am Oregione-Joch im Westen der Paralba wiederkehren. Es ist unmöglich, über den tektonischen Wirrwarr, der in einandergeschobenen, gepressten und deformirten Schiefer, der massigen und der geschichteten Kalke vollkommen ins Klare zu kommen. Im Allgemeinen darf man annehmen, dass, wie am Seekopf und Wolayer Thörl hier die devonischen Riff- massen von bunten thonreiehen Kalken und wechsellagernden Thonschiefer nnterteuft werden; letztere haben jedoch am Bladener Joch infolge des höheren Gebirgsdruckes eine halb- krystalline Beschaffenheit angenommen. Die zwischen den Bänderkalken lagernden Schiefer am Bladener Joch — west- liche Ecke der obigen Skizze — wurden auf der Karte eben- falls zu dem tiefsten Devon gezogen, da auch im Wolayer Profil ein derartiger Schiefer zwischen den Kramenzelkalken ‘z94pepodure ([oyump) dopaııypsanyıs pun (MILÄydyTeM AH) uoAapıayuN maIaNOTgOSa3 UOA AFNZ SESIAPIOq PULS stay AOSIssewesarum uf 'uroIsstıaay9oH pun BZuwAYy UAYUDSIMZ OYOnTT I9p UT ATENHIY WOYDSTILOAAP UOA ASSERT 9424989ANP us4fedssuorye9ofsteT uoA ‘OuroIN Sum -[OFOoNy90F AauspeIT IOA ‘sc Zunpprgqv Papanı YOoF Aauapp]g mzuvay IONWPOF WUapııg OIT as nz 111 auftritt. Die Farben der Bänderkalke und Kalkphyllite sind am Bladener Joch überaus mannigfaltig, schwarz, grau, gelb und roth in verschiedenen Abstufungen. Während im Silurschiefer des Ofener Joches die Häu- figkeit der Gangquarze auf tektonische Verschiebungen hin- deutet, sind an den gefalteten Bänderkalken des Bladener Joches noch weitere Einzelbeobachtungen möglich. Abquetschungen und überschobene Falten treten in Handstücken ebenso deut- lich hervor wie im tektonischen Aufbau des ganzen Gebirges. Man nimmt vor allem wahr, dass Zerreissungen und Verschie- bungen, welche durch die spätere Ausfüllung mit weissem Kalkspath sichtbar werden, der Riehtung der Falten und Fältchen parallel verlaufen und somit gleichzeitig mit diesen entstanden sind. Viel seltener sind Kalkspathadern, welche die ersteren quer durchsetzen und somit auf spätere Zer- reissungen hindeuten. Eigentliche Reibungsbreeeien sind infolge der mannigfachen Uebergänge von Kalk und Sehiefer ziemlich selten und bisher nur an der Forcella dell Oregione (westlich vom Hochweisstein) beobachtet worden. Einige im Handstück zu beobachtende Faltungserscheinungen werden im allgemeinen Theile beschrieben werden. Der äusserst krummlinige und unregelmässige Ver- lauf der geologischen Grenzen zwischen Avanza und Hart- karspitz beweist, dass in diesem Absehnitt des Gebirges die Faltung — also die earbonische Gebirgsbildung — das maassgebende Moment gewesen ist. Die Verwerfungen der Jüngeren miöcänen Phase zeichnen sich durch Gradlinigkeit aus. Nur am Südabhang der Avanza, wo die Grenze von Kalk und phyllitischem Sehiefer fast senkrecht verläuft, könnte man an ein späteres Nachsinken der gewaltigen Kalkmasse denken. Die Gesteinsgrenze ist hier dureh Vorkommen von silberhaltigen Erzen — Fahlerz, Kupferkies, Bleiglanz und viel Sehwerspath — gekennzeichnet. Der alte von R. HoERNES eingehender geschilderte Bergbau ist längst zum Erliegen ge- kommen!'). (Vergl. das schematische Profil der Avanza.) Die Riffmasse des Hochweissteins ist abgesehen von den Kalkphylliten des Bladener Jöchls fast allseitig von silurischen !) Verhandlungen der Geol. Reichsanstalt. 1876, 112 Schiefergesteinen verschiedener Zusammensetzung umgeben; nur im Norden führt ein schmaler Zug von grauen Kalken zwischen Ofener- und Oregione-Joch hinüber zur Hochalpl- und Hart- karspitz. Das Lichtbild „das Oregione-Joch*“ bringt den Verlauf (dieses Kalkzuges zwischen dem Nordabhang der Paralba und dem Hochalpspitz zur Darstellung. Die pralle Wand der Pa- ralba (5) entspricht, wie ein Vergleich mit den Uebersiehts- skizzen lehrt, nur dem unteren Drittel des eigentlichen Ab- hanges, der hier (im Oregione-Thal) gewaltige Rutscehflächen — bis zu 120m. Höhe — zeigt. Die dunkele, rasenbedeckte Höhe im Hintergrunde begrenzt das Ofener Joch, die weiter nördlich liegende steile Kalkwand bildet den südlichen Eck- thurm der HochalplIspitze. Letztere besteht aus einem eigen- tümlichen, in steilen hellen Wänden abbreehenden feldspath- führenden Silurschiefer, dessen Bergformen aus der Ent- fernung oder bei schlechter Beleuchtung mit denen des Kalkes verwechselt werden könnten. Der feldspathführende Schiefer — nach Dr. MırcH möglicherweise ein umgewandelter Quarz- porphyr — bildet offenbar eine Einlagerung im Silur. (Ge- naueres über die petrographische Beschaffenheit des beim ersten Anblick an Knotenschiefer erinnernden Schiefers im strati- graphischen Theile.) Jenseits des erwähnten Eekthurms zieht der Kalk auf dem Nordabhang hinüber und unterlagert, wie das Profil der Hochalplspitz zeigt, den Feldspathschiefer scheinbar. In Wirk- lichkeit handelt es sich wohl um eine horizontale Ein- faltung des letzteren. Denn auf dem Südwestabbhang der Hochalplspitz (im Piavethal) gehen die grauen oder grünen feldspathführenden Schiefer dureh ein Zwisehenglied grünlicher Schiefer in die gewöhnliche Schiefergesteine der Mauthener Sehiehten über. Dass die Hochalplspitz von höchst ener- gischen Faltungsvorgänge betroffen worden ist, beweisen die Einquetschungen von schwarzem, graphitischem Schiefer auf der Nordostseite. Dieselben stellen vollkommen zer- rüttete, von Gangquarzen durchsetzte Massen dar und bilden eine zusammenhängende Zone am unteren Theile des Gehänges. Das Auskeilen der Schieferkeile in südlicher Riehtung deutet darauf hin, dass die faltende Kraft von Nord gewirkt hat. 113 Der Kalkzug bedingt trotz seiner verhältnissmässig ge- ringen Breite die anormale NNW-Richtung der Hauptkette; an der Hartkarspitz wird derselbe etwas breiter und gewinnt noch einmal die Höhe des Kammes, verschmälert sich dann aber wieder. Der weitere Verlauf ist reeht verwickelt. Un- mittelbar westlich vom Gipfel der Hartkarspitz streieht der hier deutlich geschichtete Kalk auf den Nordabhang, bildet Hochalplspıtx Aub. 53 u. 54. Profilansicht der Hochalplspitz. Die Spitze besteht aus Feldspathschiefer (FS) des Silur. Darunter lagert eingefalteter Devonkalk; in letzterem finden sich Einquetschungen von schwarzem, graphitischem Silurschiefer, Abb. 54: Einzelansicht einer solchen. dann noch einmal die Kammhöhe für eine kurze Strecke und schwenkt auf die Südseite der Kette hinüber, indem er gleich- zeitig ein wenig nach O zurückbiegt. Auf den beiden folgenden, von entgegengesetzten Stand- punkten aus aufgenommenen Ansichten des Hochweissteins und der Hartkarspitz ist der Zusammenhang des Kalkzuges nur unvollkommen zu beobachten; man glaubt vereinzelte Ein- quetschungen vor sich zu haben allerdings findet sieh auch Frech, Die Karnischen Alpen. 5 114 eine solehe südwestlich der Hartkarspitz (vergl. die Abb. 56 unter 2—4) und eine zweite, noch kleinere südöstlich der Steinkarspitz. Doch habe ich mieh beim Umwandern der sanzen Bergkette von dem auf der Karte dargestellten Zu- sammenhang des Kalkzuges von dem Hochweisstein bis zu dem Spitzchen 5 überzeugen können. Man vergleiche auch Abb. 56. Die Grenze zwisehen Devonkalk und Silursehiefer ist in ähnlicher Weise dureh zackenartige Vorsprünge und Zungen sckennzeiehnet, wie der mechanische Contact von Devon und Culm. Allerdings ist das scheinbar äusserst verwickelte In- einandergreifen der Gesteine am Bladener Jochkofel zum Theil dureh ursprüngliche Wechsellagerung, zum Theil auch dureh perspeetivische Verkürzung des Bildes zu erklären. Um so Hartkarspitz EN ZN S Ne: Abbildung 55. Der in den Silurschiefer (dunkel) eingefaltete Kalkzug der Hartkarspitz von Nordwest. deutlicher ist dagegen der nebenstehend abgebildete Sporn von Devonkalk, der in den Schiefer des Ofener Joches vor- dringt. Der Abhang ist gleichmässig auf den Beschauer zu geneigt. Man kann sich leieht vorstellen, dass derartige Vor- sprünge wie an der Croda Bianca — dureh die Faltung auch vollkommen abgetrennt werden können. In ähnlieher Weise sind die vereinzelten Kalkblöcke an der Hartkar- und Steinkarspitz zu erklären. Sehon bei der Beschreibung des Mooskofels wurde darauf hingewiesen, dass umfangreiche Kalkmassen, welche mit anormalem Streiehen in die Schiefer eingefaltet sind, auch die Riehtung der letzteren in massgebender Weise beein- flussen. Wie gewaltig der Hochweisstein über die um- ne SIoF9TIOS UATINUNP S9P ATEYLMUUT HALL 9SSTIOM JOIMP YOIS J9uy9LIZ ISnZAYNTey Ppuopaysne nz MS eu ı9([ 'ce 'qqYy WOUSULLOUSSFNE HS U94ZI9S9FUAFAFYUI Ip U0A ‘a9p ne aIm auDT9ZEq UOqLISTONgT uAqTPSUOP u pums zydsaeyjaegg A0p Aamepsny ardL 'OS U0A zydsıesyIreg pun UTOISSIIMUOOH "I9UIOT 'O UOA 'ZEd YoaıT 'T pım amIog 'p 'A AT UOA TÄwyeumy usotostydeasojoyd yOeN '9e SUNPTIgqY "zuudsunyjuny Jap daynnysny "u13}SSI3MY90H FI OS NZ run OOSPION AOp uw Idury zydswsrie dap NIE 0a "uowurwsnz zy1dsjpIfeypog Aap up "urogspurg AOUSPOIN 9) "NIENHIN TOyostuoAad "4 "BPU9pSIA aIeA Sep SYUI9Y ’U94SsO M UOA (eqrexeg) uIl948ssI9 MyU90H "Tom1og] "0 UOA 'Z08 "OA SEP uazzıyg pun uewmwumy uayostderdojoyd YoeN "ınyıs sop aofoıyosyyedsppad "A "teyoryosangıg 'S ‘ge Sunprgqv N NS 7 " I } ‚ N an, If fi, U ul3}SSIaMY9J0H "SIE opaS nz "zyrds/djny9oY "zy1dsuny}4nHY 115 &ebenden Schieferkämme hervorragt, das zeigt das neben- stehende Landschaftsbild in anschaulieher Weise; dem ent- sprechend besitzen auch die Schiefer auf eine Entfernung von 2—3 km. eine vorwiegend nördliche, auffallend unbestimmte Streiehriehtung. Ebenso deutet die grosse Häufigkeit von Gang- quarz auf bedeutende Disloeationen hin. Der nachfolgende 3ericht über den Aufstieg vom Valle Visdende zum Ore- sione-Joch giebt zugleich eine Uebersicht der mannigfachen Schiefervarietäten des älteren Silur. (Vergl. Abb. 58 und das Liehtbild des Oregione-Joches.) Der Weg — einer der wenigen im Valle Visdende, Ofner Joch Tiefenspiutz Yom Bladener Joch, EI Abbildung 57. Gez. von E. Suess jun. Ein devonischer Kalkkeil in dem dunkelen Silurschiefer des Ofner Joches. welehe riehtig auf der österreiehisehen G. St. K. angegeben sind!) — führt von der Hüttengruppe südlich des Namens „Valle di Carnia“ zuerst dureh. die Schotter des Antolobaches und erreieht zwischen diesem und dem Torrente Piave anstehendes Gestein. Am Wege sind die folgenden Schichten siehtbar: 1. Weisser oder hellgrünlicher serieitischer Phyllit, NW— SO streichend, saiger stehend oder steil SW fallend. (Bei diesem Gesteine war die Bestimmung Quarzphyllit oder 1) Das betr. Blatt der italienischen Tavolette ist leider erst ein Jahr nach Abschluss meiner Arbeiten im Gebirge erschienen. 116 Mauthener Sehiefer? zweifelhaft; angesichts der geringen Mäch- tigkeit des Serieitphyllites und der Unmöglichkeit, das schlecht aufgeschlossene und kartographisch meist unrichtig dargestellte Valle Visdende genauer aufzunehmen, wurde der letztere Aus- weg gewählt. Nach der mikroskopischen Untersuchung ist das Gestein grauwackenähnlich.) 2. Einige Bänke von Kalkphyllit, Streichen N (bis NNW) —S. Fallen steil O. 3. Schwarzer, weissgeaderter Kieselscehiefer, wenig mächtig. 4. Schwarzer, dünnblättriger, glimmeriger Thonschiefer, ebenfalls wenig mächtig. Streicht NNO—SSW; saiger. 5. Einige Bänke von Kalkphyllit. Streichen N—S saiger. 3. Grünlieher Thonsehiefer, ziemlieh mächtig: Streichen N—S, Fallen steil ©. Der Schiefer wird weiterhin glimmer- reich und phyllitisch, zeigt bedeutende Störungen und ist sehr mächtig. Das Streichen biegt aus der reinen Nordriehtnng nach NNW, dann wieder nach N, dann nach NNO und wieder nach N um; die verschiedenen Aenderungen vollziehen sieh in kurzen Zwischenräumen. 7. Weiter oben steht röthlicher Grauwackenschiefer von geringer Mächtigkeit und dann wieder grünliecher, seiden- glänzender Schiefer an. 8. Eine Strecke weit fehlen die Aufschlüsse. Sodann be- obachtet man Thonschiefer mit vielem Gangquarz. Streichen NNW-—SSO, saiger, dann N—S. 9. Auf der Höhe des Rückens zwischen Antolo- und Piave- thal findet sich eingefaltetes Grödener Conglomerat. Das Ein- fallen ist steil und nach NW gerichtet. Unten im Piavethal ist der Sandstein nur auf eine kurze Strecke hin aufgeschlossen. 10. Weiter aufwärts im Thale erscheint noch einmal grün- licher Thonschiefer. Streichen N—S, saiger; dann 11. Feldspathführender Schiefer der Hochalplspitz. 12. Der schmale Zug von Devonkalk (N—S streichend zwischen Hochweisstein und Hochalplspitz) mit stark gepressten schwarzen, gelben und rothen Kalkphylliten. (Dieselben konnten kartographisch wegen ihrer geringen Ausdehnung nicht aus- geschieden werden.) — 117 15. Thonschiefer mit viel Gangquarz, das Gestein der Foreella Oregione und des Ofener Joches. Weiter abwärts findet sich im Piavethal in der Nähe der Häusergruppe Costa Zuceco noch ein Vorkommen von Quarz- phyllit, das jedoch zu beschränkt ist, um kartographisch aus- geschieden zu werden. Auf einem Wege, der ungefähr parallel zu dem oben be- schriebenen Durehsehnitt in der Tiefe des Piavethales führt, beobachtete ieh ebenfalls nur schiefrige Gesteine, die nieht zum Quarzphyllit gerechnet werden können. nämlich: 1. Grünliehen phyllitischen Schiefer NNW (bis NW) —SSO Fallen mit ca. 20° WSW. 2. Kalkphyllit (= 2 der obigen Seite) mit gleichem Fallen wie 1. Die weiteren Aufsehlüsse sind infolge der Schuttbe- deekung lückenhaft; es herrscht ein grünlicher Thonsechiefer (mit eingelagerten Bänken von serieitischem Phyllit) vor. Am Colle diCanova steht hellgrüner, glimmeriger Quarzschiefer an. Das Streichen ist NNW (bis NW)—SSO saiger, stimmt also fast mit dem normalen überein. Der Einfluss des Kalk- massivs der Paralba ist hier kaum mehr wahrnehmbar. IV. KAPITEL. Die westlichen Karnischen Alpen. (Quarzphyllit, Silur, Devon.) 1. Allgemeines. Der Westabsehnitt der Karnisehen Hauptkette bildet ein typisches, den Rheinischen und noch mehr den Thüringer bergen vergleichbares Faltengebirge. Die steil aufgerich- teten älteren Bildungen, die gewaltigen, randlichen Sen- kungsbrüche und die flachgelagerten jüngeren For- mationen sind hier wie dort in gleicher Weise entwickelt. Die meist saiger gestellten Quarzphyllite und Silur- sehiefer, welche weiter östlich nur den Nordabhang des Ge- birges bilden, wiegen bei weitem vor; einige Züge von devo- nischem Riffkalk (Porze und Königswand) nehmen auf der Karte einen verhältnissmässig geringen Raum ein, beein- flussen aber die ganze Physiognomie des Gebirges in erheb- lichem Masse. Anstehende carbonische Gesteine fehlen voll- kommen, und das Perm ist auf einige eingefaltete Fetzen von Grödener Sandstein beschränkt. Eine grössere Einfachheit in der Zusammensetzung des westlichen Theiles ist, im Gegensatz zum Osten, unverkennbar. Reehnet man, was aus geologischen Gründen unabweisbar ist, die phyllitische Vorstufe der Gailthaler Alpen zur Hauptkette, so besitzt diese letztere zwischen Valle Visdende und Sıllian synklinalen Bau: Quarzphyllit im Norden und Süden, Silur nebst eingefaltetem Devon in der Mitte. Dagegen sind die östlichen Theile der Hauptkette im Grossen und Ganzen dureh einen monoklinalen Aufbau gekennzeiehnet: Quarzphyllit und Silur im Norden, die jüngeren Formationen (zuweilen in der Folge: Devon, Unterearbon) im Süden, 119 Die Regelmässigkeit des Faltenbaues erscheint im Westen wenig gestört. Die ungleiche Breite, welehe die Schieferge- steine auf der Karte einnehmen, wird — wie überall — dureh die grössere oder geringere Zahl der Falten bedingt, in welche dasselbe Gestein gelegt ist (Schuppenstruetur). Drehungen im Streichen wie an der Mauthener Alp oder an der Paralba, sowie grössere Brüche fehlen vollkommen. Das keilförmige Ineinandergreifen verschiedenartiger Gesteine er- folgt nur noch in kleinerem Maasstabe. Stumpfwinkelige Wendungen in der Riehtung der Falten, wie sie an der Porze und am Rosskar auftreten, sind im Vergleieh zu den im Osten beobachteten Unregelmässigkeiten unerheblieh. Die einzige ausgedehntere Dislocation, der Einbruch der Triassceholle des Sasso Lungerin liegt bereits an der Südgrenze der Haupt- kette. Der regelmässige Faltenbau des westlichen Absehnittes ist bereits von STACHE im Grossen und Ganzen riehtig erkannt und die Bedeutung der, dureh silurische und devonische Versteine- rungen sicher horizontirten Gesteine für die Deutung der sogenannten Schieferhülle der „Gmneissalpen“ hervorgehoben worden.!) ı) Das Paralba-Silvella-Gebirge, Verhandl. der geol. Reichsanstalt, 1883 8.213 fl.: „In erster Linie bildet dieser Nachweis (des Silur) den Aus- gangspunkt für die schärfere Altersbestimmung der dem krystallinischen, älteren Gneissgebirge aufgelagerten, durch tektonische Störungen in Bruch- und Faltenthälern sowie selbst auf Rückenlinien erhalten gebliebenen, ver- schiedenen subkrystallinischen Facies palaezoischer Formationen, unter welchen das Silur die hervorragendste Stelle einnimmt, nicht minder in den Nordalpen wie in den Siüdalpen.“ Ich halte den Inhalt dieses Satzes im Allgemeinen für richtig, kann jedoch in Bezug auf die Auffassung der de- vonischen Kalkzüge nicht ganz der Meinung STACHES folgen. Ich glaube nicht, dass die Kalkmassen theils dem Schiefer „direkt aufsitzen*, theils „ein- gebettet“ sind, sondern halte die letztere Auffassung für allein zutreffend; dieselbe ist dahin zu erweitern, dass es sich theils um normale Einlagerungen von Silur, theils um Einfaltungen von Devon handelt. Man vergleiche die nachfolgende Darstellung. Ebenso ist die am gleichen Ort geäusserte Ansicht, „dass die tektonische Hauptanlage des Grundgerüstes der Ostalpen schon vor der Ablagerung der Dyasformation bestand“, nur theilweise mit meinen Beobachtungen in Einklang zu bringen. Ein Hochgebirge bestand aller- dings in der betreffenden Zeit, aber die Hauptanlage desselben war, wie schon die — unzweifelhaft vorhandene — umgekehrte Faltungsrichtung beweist, ganz wesentlich verschieden, 120 Der Regelmässigkeit des Faltenbaues entspricht der ein- fache Verlauf der Kämme, vorausgesetzt, dass keine Kalkriffe die Eintönigkeit der Schieferhöhen unterbreehen. Allerdings wird diese modellartige Ausbildung der Bergformen dureh den parallelen Verlauf der Hauptthäler — Valle Visdende und Kreuzbergsenke im S, Lessachthal im N — wesentlich mit be- dingt. Auch die in gleieher Höhe liegenden Nebenthäler zeigen einen überaus gleiehförmigen Charakter. Den Abschluss bildet ein Endkar mit einer mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Thalstufe. Der Mittel- und Unterlauf des gleichmässig ge- neigten Thales ist ausnahmslos von massenhaftem Gehänge- schutt erfüllt. 2. Die Gruppe der Porze. Das ziemlich ausgedehnte Gebiet zwischen Hartkarspitz und Tilliacher Joch besteht fast ausschliesslich aus den ge- wöhnlichen Thonschiefern des Untersilur und bietet wenig Bemerkenswertes. Die Tagebuehnotizen über die Begehung der verschiedenen Querthäler zeigen somit auch eine unge- wöhnliehe Gleichförmigkeit. Vom Winkler Joch ist das Vor- kommen schöner Faltungserseheinungen im Kleinen zu erwähnen. Der Nordfuss des Gebirges zwischen dem Niedergail- und Luggauer Thal wird von Quarzphyllit gebildet. Ein auch weiter östlich (bei Mauthen) beobachtetes Uebergangsgestein, Thonsehiefer mit wohlausgebildeten Quarzflasern kommt im Dorfer Thal sowie am Eingange des Rollerthales vor. (Str. NW—S0, Einfallen steil SW.) Grünliche und röthliche, z. Th. arkosenartig ausgebildete Grauwacken und Grauwackenschiefer finden sich vornehmlieh in dem Schuster- und Winkler Thal bei Kartitsch. Ausserdem erscheinen noch in dem silurisehen Thonsehiefer hie und da schmale Lagen von Kalkphyllit, so am Gamskofel, am Sonnspitz (hier mit Orthocerenresten) so- wie am Schulterkofel. Der Südabhang zum Valle Visdende ist dureh das Vor- kommen verschiedener Denudationsreste von Grödener Sand- stein ausgezeichnet, die z. Th. — so am Rivo Rindelondo — ziemlichen Umfang besitzen. Das Valle Visdende verdankt seine Entstehung der Gesteinsverschiedenheit zwischen der palaeozoischen Kette und den im Süden vorgelagerten Trias- DS MBH) "CH HIÄYUA "Ya oT 'A anf SOp Aejoryag Punın "yayg nm) 'oypemnear) "In "NEN yINT JOYOSTUOA I YWIS4N "U94SO UOA 92107 pun eurqwnjeg 9YUoML ‘66 Sunptigqv a, BEN = ll _ \ \ | a \, \ EN N IN N esig-- : on 5 x l h NL 3 e G LG —— | ä PeZalh EZ 2 ee P ee | u a Bla: 19 = \ Rh | | » e NN \ : B Be GEN 7 Sr TeT pas nz 121 bergen des Comelieo. Die Basis der letzteren bildet der leicht verwitternde Grödener Sandstein, der — abgesehen von den Werfener Sehiehten — ausschliesslich von härteren Kalken überlagert wird. Aueh die palaeozoischen Sehiefer, Grauwacken. Quarzite und Kalke setzen der Verwitterung im allgemeinen mehr Wiederstand entgegen als der Grödener Sandstein. Am deutliehsten ist der Gegensatz der Gesteine an dem östlichen und westlichen Eingang des Valle Visdende ausgeprägt, wo den devonischen Riffmassen des Hocehweissteins und der Porze die triadischen Dolomitwände des Scheibenkofels und des Sasso Lungerin gegenüberstehen. (Abb. 60 8. 123). Die Vorbedingungen für die Entstehung einer ausgedehnten Senkung waren demnach vorhanden, umsomehr als das Gebiet auch von zahlreichen Störungslinien älteren und jüngeren Ur- sprungs durchsetzt ist. In einer wahrscheimlich postglaeialen Zeit war das Vis- dendethal von einem See eingenommen, dessen Vorhandensein dureh ausgedehnte Terrassen erwiesen wird. Die Vorstellung eines ehemaligen Seebeekens ist sogar den Bewohnern des Thales geläufig. Die ausgedehnte Sehuttbedeekung der Gehänge bedingt trotz des diehten Tannenwaldes den Wildbacheharakter sämmt- licher Wasserläufe. Ueberall sind in dem alten, aus horizontal gelagertem Sehotter bestehenden Seeboden breite Flussbetten eingefureht; dieselben werden nach jedem grösseren Regenguss von tosenden, Sehlamm und Geröll führenden Wassermassen durehbraust, liegen aber bei gewöhnlichen Witterungsverhält- nissen troeken: Das Wasser versinkt ganz oder teilweise in dem Sehutt. Die Sehuttbedeekung ist der geologischen Untersuehung des Thales ungemein hinderlich; ausserdem erschwert der Tannenwald, welcher nur den ebenen Seeterrassen teilweise fehlt, den Ueberblick, und die Mangelhaftigkeit der G. St. K. macht eine genauere Aufnahme zur Unmöglichkeit. Die Wege sind auch wohl zur Zeit der Aufnahme (in den Dreissiger Jahren) z. Th. unriehtig eingezeichnet worden. (Wenigstens besitzen ausgedehnte Häusergruppen wie die, das ganze Jahr hindurch bewohnte Costa Zueco auf der Karte keinerlei Wegverbindung:.) Jetzt stimmt kaum noch der eine oder andere Fahrweg. Auch 122 das Terrain ist überaus flüchtig behandelt; so fehlen die weit- hin siehtbaren Kalkwände im unteren Dignas- und Londo- Thal, und nicht einmal die Flussläufe sind genau. Da zudem auch die Zugänglichkeit und die Unterkunftsverhältnisse des Thales sehr mangelhaft sind, so kann die geologische Aufnahme auf Genauigkeit in allen Eiuzelheiten keinen Anspruch machen. Nur die geologisch wiehtigen Punkte, die Umgebungen des Hoch- weissteins und der Porze sind wiederholt und eingehend unter- sucht worden. In landsechaftlicher Hinsicht ist das so gut wie unbekannte Thal eine wahre Perle: weite, parkartige mit Bäumen besetzte Wiesenflächen, diehter, üppiger Tannenwald, im Hintergrunde die dunkelen Kämme der Schieferhöhen und die schroffen bleichen Wände des Kalkes — all das vereinigt sich zu einem eindrucksvollen Bilde. Der petrographische Charakter der Mauthener Schiefer ist, wie erwähnt, höchst eintönig. Am Steinkarspitz findet sieh eine unbedeutende Einlagerung von grünem, ehloritischen Quarzit; eine mächtigere Lage des gleichen tuffartigen Gesteins zeichnet die nördlichen Vorberge der Porze aus, grenzt also unmittelbar an die dolomitischen Devonkalke. Man kreuzt diese Gesteine auf dem viel betretenen Uebergang des Tilliacher Joches, zu dem auf der österreichischen Seite eine gut angelegte, jetzt ver- fallene Fahrstrasse emporführt, die für den Holztransport !) nach Italien bestimmt war. An dieser Strasse vermag man den Uebergang von dem gewöhnlichen, bläulichen Thonschiefer zu hellgrünem Thon- schiefer (Bärenbadlahnereck) und den hell oder dunkel ge- färbten chloritischen Quarzitschiefern Sehritt für Schritt zu verfolgen. Das Streichen der meist vertikal gestellten Schiefer ist im Allgemeinen entsprechend dem regelmässigen Verlauf des Devonkalkes normal NW (auf dem Joch lokal NNW)— SO. Ein Streifen ehloritischen tuffartigen Schiefers begleitet den Südabfall der Porze. Das Hauptlager streieht hinüber zum Heret (auch Herat augesprochen, 2430 m.) und Rosskar- spitz (2508 m.). Besonders an dem letzteren Berge treten !) Auf der italienischen Seite wurden die Stimme durch Holzriesen hinabgeführt, (es m 24 'aqv 'TBroA) "WOTopuLoTyog "1 NTeNTPUOSAN "m uoyoryog L8URFIO MA '"M 'ATENUOYdoIT[ET "q "UTSISpurg A9uopga) '3 "NIENFIM LOUOSTUOAAT "AT 'AJOTJOS KEUNIH '"yag 'ı9 (oydemneag I) :mııg 'NITÄYdZArnNd 'yg (IX FeL SPPHAFIOTT sSOp Summe mZ) "U9ISO UOA SPuspsıA AIleA SOp PFI2g UEYDSTOZOoHBTed pun USUYOSITPeLN) Id 'TI9 A SEP 9ZZINS UAUETLLWOUSSTNE ATUAELSOIOUT Ip ur FIOZUD19]2 AUT UDeN ‘09 Zunpirqgqy 425503] 92.10] vurgwungnf U zyof-purgeun]uf u24abung ossog HozLpıyDg azUoyy® ET ARE NZ 125 (man vergleiehe die Abb. 61 „Aussicht von der Porze*) die charakteristisehen Abstürze des dunkelgrünen Quarzits hervor, welehe etwa die Mitte zwischen den gerundeten Formen des Schiefers und den Steilwänden des Kalkes halten. Am Heret steht hellgrüner, selten dunkelgrün oder grau gefärbter Glimmerquarzit an, der die steile Thalstufe im Leiterthal bildet und am Plankenkofel auskeilt. Den Uebergang zu dem normalen Thonschiefer bildet hier Quarzitschiefer (blauer Thon- schiefer mit weissen oder braunen Quarzitschichten.) Streiehen WNW (bis NW)—0OSO, Einfallen steil NNO. Am Rosskar, einem typiseh entwickelten, wohl erhaltenen Cireus mit flachem seröllbedeektem Boden walten die Chloritschiefer vor; verein- zelt finden sich darin Conglomeratlagen mit Geröllen von srauem oder röthlichem Quarzit und Blutjaspis. Das Devon der Porze besteht in der Haupterhebung wesentlich aus dolomitisehem Kalk, seltener aus reinem Kalk; der nach dem Valle Visdende zu streiehende Zug setzt sich aus Kalkphyllit und Marmor zusammen. Versteinerungen sind zwar hier noeh nieht gefunden worden, fehlen aber weder in der unmittelbaren östlichen Fortsetzung (Favosites sp. am Obstoanser-See), noch an der Paralba (Durchschnitte von Plen- rotomaria im Torrente Piave und Striatopora sp. am Hoch- alplspitz). Als beweisend für das devonische Alter der Kalke sehe ieh vor allem die Einquetsehungen von Thonschieferfetzen an, welehe den Kamm und den Nordabsturz auszeichnen. Die- selben fehlen den eingefalteten und gequetschten Devonkalken des Karnischen Gebietes nirgends, während sich bei den ein- gelagerten, petrographisech oft ununterscheidbaren Silurkalken Derartiges niemals nachweisen lässt. Das Devon des Porzegebietes besteht aus zwei, im Grossen und Ganzen parallel verlaufenden Zügen, welche im Osten, im Val Dignas zusammenhängen, im übrigen aber durch verschiedene Schiefergesteine von einander getrennt sind. (Vgl. das Liehtbild Taf. XI sowie Abb. 59 u. 60.) Der nördliche Zug bildet die stolze Erhebung der nach N schroff abfallenden, nach S zu sanfter abgedachten Porze. Der Verlauf desselben ist theils WNW (die an sieh höchst wahrscheinliche Verbindung der beiden Theile ist an der Casa Dignas durch Sehutt unter- brochen) theils nach W, theils nach NW gerichtet. Die W—O 124 streicehende Strecke entsprieht der grössten Breite und der höchsten Erhebung des Zuges. Das allmälige Auskeilen des Zuges in der NW-Richtung ist auf dem Liehtbild Taf. X. und der von W aus aufgenommenen Skizze des Monte Palum- bina (S. 126) zu beobachten. Allerdings streicht der Zug noeh auf den Nordabhang des Kammes hinüber und findet erst dort, unmittelbar vor der Königswand sein Ende. Die letz- tere ist selbstverständlich als die einfache Fortsetzung der Porze anzusehen. Die ungleiehe Breite und das lokale Aus- setzen der Kalkzüge ist wohl kaum auf eine schon ursprünglich vorhandene verschiedenartige Mächtigkeit der Riffe zurückzu- führen. Vielmehr dürfte die Einfaltung in die Schiefer in un- gleichmässiger Weise bis zu verschiedener Tiefe erfolgt sein, und die ungleiche Denudation im Gebirge hat dann des Wei- teren dazu beigetragen, um den ursprünglichen Zusammenhang der Kalkzüge zu unterbrechen. Der südliehe Parallelzug der Porze ist bereits in dieser Weise in zwei Absehnitte geteilt. Der schmalere und kürzere westliche Teil des Zuges bildet die Spitze des Monte Palum- bina, der etwas ausgedehntere Ostabschnitt den Nordabfall des tief eingeschnittenen Val di Londo und vereinigt sich weiter- hin mit dem Nordzuge. In ganz ähnlicher Weise wie es an der Königswand der Fall zu sein scheint, trennt die Kalkfalte den südlichen Quarzphyllit von den Silurschiefern im Norden. Die Aufeinanderfolge der Gesteine von der Porze über den Monte Palumbina nach Süden ist somit eine mamnigfaltige. Wie die Abb. 59, 60 und das schematische Profil Porze—Sasso Lun- gerin erkennen lassen, beobachtet man: 1, Den dolomitischen Devonkalk der Porze. 2. Mauthener Sehiefer bis zur Höhe des Monte Palum- bina und zwar: a) grünen ehloritischen Schiefer am Contaet steil NO fallend, b) serieitischen Grauwackensehiefer und Grau- wacke, e) gewöhnlichen dunkelen Thonsehiefer, als Griffelschiefer entwickelt. (a—e sind auf dem Profil nieht getrennt.) 3. Devon des Monte Palumbina, weisser, halbkrystalliner Kalk und Marmor. 4. Quarzphyllit bis zum Filone della Costa Spina; Strei- chen WNW—OS0, saiger. Der Phyllit ist z. Th. hell und seri- sop pun zyLdsıey1ssoy A9p ayZzıen‘) oumı3 uoyypanyyoınp uOAYLKE UPFET} UOA OTp apımadıopıoA wT "uuptezodsne 2 oxa][ey orp pun (T anyeusig our yommp OyTEeNUOAALT uUaNaNeFFFJUTD oLp PuIs (anILS) StoFoTyog uapusyosLIoytoA Sep qfeyaouu ‘9ZIOA A9p [SJÄIH WEP UoA UEdIYy USYOSTUIBY UOYOITISOM OIdT “a9urg ‘0 UOA ‘ZB 'JIOA Sop omyeuruny "ı30joyd aour0 yoeN ‘*I[9 Sunpirgqy EI%s 19395 wu 7 ande Pupapjoyıf UlonR] 207 +121190]9°SS0L) PUDUSBINOY zndsuuggg -104S50%4 SET AUS NZ 125 eitisch, wie im Piavethal, z. Th. dunkel und von normaler Be- schaffenheit, z. Th. quarzitisch. 5. Dunkele mergelige Plattenkalke mit Kalkspathadern und Hornsteinknollen: unterer Muschelkalk (Guttensteiner Facies), im Osten unterlagert von kalkigen, typisch entwickelten Werfener Sehiehten (mit Zweischalern). Dieses bisher unbe- kannte Vorkommen stellt eine räumlich sehr beschränkte Seholle dar, die auf der mannigfach gestörten Transgressionsgrenze von Phyllit und Grödener Sandstein eingesunken ist. 6. Grödener Sandstein in der Foreca di Palumbina, srossentheils von dem Dolomitschutt des Sasso Lungerin be- deekt, nach O und W weiterstreichend. Jenseits einer bedeu- tenderen Verwerfung folgt dann 7. Sehlerndolomit, der in steilen Wänden den Nordab- sturz des Sasso Lungerin bildet. Man vergleiche zur Erläuternng des Vorstehenden vor allem den schematischen Durchsehnitt Porze—Sasso Lungerin auf der Profiltafel. 2. Die Gruppe der Königswand. Die Gruppe der Königswand und Pfannspitz bietet scheinbar eine Reihe von recht verwickelten geologischen Bil- dern, wie ein Bliek auf die zahlreichen beigegebenen Ansichten beweist. Sobald man jedoch die senkrechte Aufriehtung sämmt- licher Schichten erkannt und die Unterschiede der z. Th. unmittelbar nebeneinander stehenden Silur- und Devonkalke richtig aufgefasst hat, bleibt ein nicht sonderlich schwieriges Faltengebirge übrig, in dem hie und da ein rascher Wechsel gleiehalter Gesteine eine gewisse Abwechselung bedingt. Quer- verwerfungen treten hingegen sehr zurück. Nur die Dis- loeation des Sägebaches und das plötzliche Abbrechen des devonischen Kalkzuges der Liköflwand ist wohl auf Quer- brüche der älteren Gebirgsbildungsphase zurückzuführen. Wie bereits erwähnt, keilt der Kalkzug der Porze auf dem Nordabhang des Silvella-Rückens allmälig aus (Abb. 62), um nach kurzer Unterbrechung in der Königswand wieder auf- zusetzen und zu erheblicher Breite und entspreehenden Höhe anzuschwellen. Genau im Profil gesehen macht der Kamm der Königswand den Eindruck einer schroff aufragenden Spitze, 126 eines kleinen Matterhorns. Das Liehtbild zeigt denselben Berg halb im Protil, so dass der nordwestliche Abschnitt eoulissen- artig vortritt. Bemerkenswerth ist ferner die Thatsache, dass auf der nördlichen (Wetter-)Seite der Kalk in viel ausgedehn- terem Masse entblösst erscheint, als auf dem Südabhang. Das östliche Küppchen am Fusse der grossen Königswand (= Kinigat 2510 m., die höchste westliche Erhebung auf der G. St. K. „kleiner Kinigat“ misst 2676 m.) besteht aus gelblichem Abb. 63. Nach einer photogr. Aufnahme des Verf. gez. von O. Berner. Die Königswand von SO. Eine eingefaltete und durch Denudation freigeleste Masse von devonischem Riffkalk in- mitten untersilurischer Schiefer (dunkel). Der langgestreckte Kamm ist hier genau im Profil dargestellt. Kalk, der übrige Berg aus einem grauen, klüftigen, halb- krystallinen, theilweise geschiehteten Gestein. Nach Westen, nach dem Rosskofel und dem Obstoanser See zu ver- schmälert sieh der Zug allmälig und geht zugleich aus der nordwestlichen in die westliche Richtung über. Der Kalkzug keilt ein wenig westlich von dem Obstoanser See (Obstanz ist die eorumpirte, „hochdeutsche* Form der G. St. K.; ob Stoans —= über den Steinen), dessen Entstehung er veranlasst hat, endgiltig aus. (Vergl. die Abb. 67 S. 130.) Das schon "X EL U EZ1'S 09 'qqy 'ISIoA 'aTeRToyadsnM UOA a]Toups UOUHYUNSOFUTO A9UT9 SUB Yyogsaq „wurds 2350) ıp euoirg“ ToFnH auopg docL 'MWOTopuaaıyog "AL "UlPIEpueg d0uepOAt) °x) *(pusfroysne MN yovu dory ‘92107 pun wurqumpeg 9JUoM we) uoAaq ‘a 'anpsaegun sap Aogalyasunıd "yog-'a9 ‘aopoıyos 'S 'MlÄyd 'Ud "U9IJS9 M UOA Y2op wuıqunfeg pun 92104 ‘9 Funpırgqy } roormanumma / vurdg DJ50) yauolıd unabum[ossng anquumppa top "9er 2S NZ FRRRRBT TEN 127 von STACHE festgestellte Vorkommen von Favositen ist, zu- sammen mit dem geologischen Auftreten für die Altersdeutung beweisend. _ Der Nordwestabhang der Königswand ist — unmittelbar nördlich von der Pfannspitze — durch das intrusive Eingreifen einer schmalen schwarzen Schieferzunge in den Kalk ausge- zeiehnet (links unten auf dem Liehtbilde: NW-Absturz der Königswand). In ausgedehnterem Masse finden sich diese An- zeichen mechanischer Pressung am Nordwest- und am Nord- ostabsturz der Liköflwand, dem nördlichen devonischen Par- allelzuge der Königswand. (Taf. XII.) Die im Grossen und Ganzen parallel verlaufenden, unregelmässig-welligen, dunkelen Bänder, welche auf der linken Seite des Lichtbildes hervor- treten, erwiesen sich bei näherer Untersuchung sämmtlieh als eingepresste Schieferfetzen. In ausgedehntem Massstabe beobachtete ieh die gleichen Erscheinungen auch auf der Nord- ostseite des genannten Berges; hier treten wahre Reibungs- breecien auf und des Weiteren wird der geologische Aufbau dadurch verwickelt, dass ein schmaler Zug von gelbem, krystal- linem, silurischem Kalkphyllit stellenweise in unmittelbare Be- rührung mit dem devonischen Riffkalk tritt. Auch hier kann man stets beobachten, dass die Grenze des Riffkalkes gegen den Silursehiefer durch unregelmässige Quetschungserscheinungen, die des Kalkphyllits durch allmäligen petrographischen Ueber- gang gekennzeichnet ist. Erwähnenswerth ist endlich die Be- obachtung, dass im Osten, wo der Kalk der Liköflwand an einer annähernd N—S streiehenden Verwerfungslinie äbbrieht, auch der hier anstehende serieitische Schiefer meridionales Streichen angenommen hat. Der Westen der Karnischen Hauptkette ist ebenso wie die Mitte und der Osten durch ein loeales Ansehwellen der untersilurischen Mauthener Kalke ausgezeichnet; jedoeh erreichen dieselben nieht entfernt die bedeutende Mächtigkeit wie anderwärts. Ein schmaler Kalkphyllitzug beginnt am Resler Knollen oberhalb des Stuckensee’s, zieht — parallel zum Streichen der Devonmassen — im Norden der Liköflwand ent- lang, schwillt im Erschbaumer Thal erheblieh an und lässt sich dann weiter bis zum Sägebach südlieh von Sillian ver- folgen. 128 Eine sehr mannigfaltige Zusammensetzung zeigen die Silur- gesteine, welche an den Nordabhang der Königswand an- gepresst sind. Man beobachtet hier, wie das nebenstehende Liehtbild erkennen lässt, von S nach N in steiler Stellung nebeneinander: 1. Schwarzen silurischen Kalksehiefer (auf der Karte nicht von der Masse der Mauthener Schiefer getrennt) mit Griffelschiefer wechsellagernd. 2. Grauen silurisechen Quarzit. Ziköflwand Tscharknollen Königswand Schwarter silurischer ZEN — > Kalkschiefer s 4 As s Abb. 64. Der Tscharknollen. Die Skizze veranschaulicht den Zusammenhang der beiden vom gleichen Standpunkte und in unmittelbarem Anschlusse aufgenommenen Lichtbilder Taf. XII und XIII. s Silurschiefer. K Devonkalk. 3. Grünlichen, fleekigen Chloritschiefer. Weiter folgt der normale Thonschiefer der Mauthener Schiehten mit dem nördlichen Kalkzug. Das stärkere Anschwellen des silurischen Kalkes im Ersch- baumer Thal erfolgt an der Maurerspitze (2290 m.), wo, wie die untenstehende Arc’cht (Abb. 66) zeigt, der Kalk nördlich fällt und dureh Wechsellagerung in den Schiefer übergeht. Der südliche, auf demselben Bilde sichtbare Kalkzug, weleher die Spitze des Rosskofels bildet, ist die stark verschmälerte 129 Fortsetzung der devonischen Königswand. Zwischen beiden liegt ein mittlerer, aus gelben, braunen und schwarzen Bänder- kalken des Silur bestehender Zug, der ziemlich erhebliche Mächtigkeit aber geringe Längserstreekung besitzt und (in der Mitte des Bildes) zur Entstehung eines ziemlich jungen Wand- bruches Veranlassung gegeben hat. Der devonische Kalkzug des Rosskofels und das nördlich angrenzende, bald auskeilende silurische Kalklager sind auf Abb. 65. 4 Die Gatterspitz von Osten. Conforme Einlagerungen silurischer Kalke und Kalkphyllits im Schiefer. der nächsten Ansieht (Abb. 67) von der anderen Seite, von dem Obstoanser See aus dargestellt. Der eigentümliche Umriss der beiden einander genäherten Kalkköpfe erleichtert die Ver- gleiehung mit der Abb. 66. Die scheinbare Breite des wohl- geschichteten Devonkalkes im Vordergrunde des Bildes erklärt sich aus der Lage der Ansicht (Halbprofil.. In Wirklichkeit bildet der Devonkalk einen verhältnissmässig schmalen, die Er- haltung des Sees bedingenden Damm. Frech Die Karnischen Alpen. 1) 130 Das Kalklager der Maurerspitz (Abb. 66) schwillt nördlich des Obstoanser Sees erheblich an und bildet eine weisse, pralle, das Winkler Thal quer durehsetzende Wand. Dieselbe hat zur Entstehung eines zweiten Seebeckens Veranlassung gegeben. das jedoch bereits ausgefüllt bezw. durch die immer tiefer einschneidende Erosion entwässert worden ist. STACHE führt von hier silurisehe, nieht näher bestimmte Korallenreste an. Wie das obenstehende Profil der Westseite des Winkler Thales (Gatterspitz 2431 m.) zeigt, wird der weisse, halb- krystalline, massige Silurkalk im Süden von einer Reihe klei- nerer, aus phyllitischem Kalk bestehender Einlagerungen be- gleitet. Aueh diese setzen weiter nach Osten bis zum Säge- bach fort. Die beiden in Rede stehenden Züge bestehen im Hollbrucker Thal aus grauen, halbkrystallinen Bänderkalken sowie aus weissen und gelblichen Kalkphylliten. 3. Das westliche Ende der Hauptkette. Nach dem endsiltigen Auskeilen des Devonkalkes, welcher Silursehiefer und Quarzphyllit trennt, stellt sich weiter im Westen ein verhältnissmässig wenig mächtiges Lager von chlo- ritischem Schiefer an der Grenze beider Gesteine ein. Man beobachtet in dem grossartigen Kar, das zwischen Widder- schwin und Eisenreich (2664 m.) den Abschluss des Sehuster- thales bildet, graue, violette und hell- bis dunkelgrüne Chlo- ritschiefer, die durchweg reich an Serieit sind. In unmittelbarer Verbindung mit diesen Gesteinen tritt ein Thonsehiefer auf, der fein vertheilten Quarz sowie zahlreiche Flasern und Gänge desselben Minerals enthält. Die Chloritschiefer ziehen hinüber bis in das Hollbrucker Thal, wo sie den Thalriegel unterhalb des Endkars bilden und (wie am Tilliacher Joch) in Verbindung mit grünen quarzitischen Gesteinen auftreten. Dieser Zug konnte zusammen mit den Kalkphylliten bis in das obere Sägebachthal (unweit Sillian) verfolgt werden. Hier brechen Thonschiefer, Chloritschiefer und Kalke plötzlich quer gegen das Streichen ab, und weiter westlich findet sich aussehliesslich Quarzphyllit. Wenn man auf dem gewöhnlichen, von Sexten nach Sillian führenden Touristenwege die Helmspitze (2430 m., Fallen des Quarz- 30. u Seite 1 4 — Pfannspit; Rosskofel Maurerspitz 2290 m Nach einer photogr. Aufnahme u. Skizze des Verf. gez. von OÖ. Berner. Abbildung 66. Der Nordabhang der Pfannspitz von Osten gesehen. sche Kalkzug gelagert, der südliche, devoni g ein d dem Silurschiefer (dunkel) regelmässi sin Die beiden nördlichen silurischen Kalkzüge (SK) efaltet. > eing {) © t unregelmässi 18 “Fr wir“ A ‘5998 IH8UROISgIO KOp Sunzuaadag Aydıpıau 9rp IPpI!q pun spınısıopıoA wur Juroyosıo (MAL) SIEFOASSOy sop SnzyIeyl oy9sTUOASP IE "Modejedurs Sısarwmjodsı ([ONUnp) AaJolydsımyIg wop 481 (MS) Inzyey Oyostınyıs "OyOIT4WOMPIOL IO(l "U9U9S9F U9ISIM UoA ZUÄSUUBJT A9p SUeUgepAaoN Ad "I9uUIag 'O UOA 'z93 "JaoA 8OP 9ZZIyS 'n owuyeuzny 'ı8oyoyd aouro yoeN ‘*,9 ZunpjiggqVy 1370 4ssoy zyıdsuungg puomsßiuoy DET NOS NZ RT ER FIINES ae a a PR, phyllits auf dem Gipfel 45° nach NO) überquert, findet man dieses einförmige Gestein überall anstehend. Ebenso trifft man am Nordgehänge des Drauthales zwischen Arnbach und Sillian ausschliesslich Quarzphyllit. Die Linie des Sägebaches dürfte also einem Querbruche entsprechen; denn ein Auskeilen der silurischen Gesteine in einer nach Westen zu aufsteigenden Synklinale ist unwahrscheinlich. (Vergl. die Karte.) Wenngleich über das Vorhandensein eines (Juerbruches kaum Zweifel bestehen können, so ist doch eine ge- nauere kartographische Feststellung desselben nicht ausführbar, da gerade das kritische Gebiet theils mit glacialen Bildungen oder Gebirgssehutt bedeekt, theils mit diehtem Walde be- standen ist. Ein synklinaler Aufbau der gesammten Hauptkette ist also nur für die kurze Strecke zwischen Sägebach und Winkler Thal nachweisbar, östlich ist derselbe dureh die unregelmässige Ein- faltung von Devon und den Einbruch der Trias, westlich dureh die beschriebene Querverwerfung gestört. Der nördliche Gegenflügel der Synklinale wird von den Vorhügeln der nördlichen Gailthaler Berge gebildet, soweit dieselben aus Quarzphyllit bestehen. Die geologische Grenze zwischen diesem Gestein und den Mauthener Schiefern ist bis in die Gegend von Unter-Tilliach das Gailthal. Erst am Aus- gange des Luggauer Thales trifft man anstehenden Quarzphyllit auf dem Südabhang (Streichen NW bis WNW-—SO, saiger). Nur am Leiterhof — zwischen Ober-Tilliach und Kartitsch — beobachtet man ein kleines Vorkommen von Thonsehiefer auf dem nördliehen Gehänge. (In ganz ähnlieher Weise ist zwischen Mauthen und Nötsch das Thal auf der Scheide der beiden, verschieden harten Gesteine eingeschnitten; auch hier giebt es nur eine einzige räumlich sehr beschränkte Ausnahme, das Uebergreifen des Quarzphyllits auf den Südabhang bei Nampolaech.) Erheblich breiter als der nördliche Phyllitzug ist der „Südflügel“ der unregelmässigen Synklinale, der sich zwischen dem Drauthal (Sillian—Innichen) und dem Piave (Comelieo Inferiore—Prezenajo)ausdehnt. Im Südwesten, zwischen Inniehen und Comelieo Inferiore wird der Quarzphyllit durch die trans- gredirenden Grödener Schiehten überlagert, im Südosten 9* 132 dureh Brüche begrenzt. Ueber das weitläufige, aus einförmigem Gestein bestehende Gebiet ist wenig zu sagen — nur das Verhältniss des Quarzphyllites zu dem Grödener Sandstein er- heiseht eine kurze Bespreehung. Ueber diesen Punkt besteht eine scheinbar schwer zu erklärende Meinungsverschiedenheit zwischen STACHE und R. HoErNESs. Während nach dem ersteren Forscher das Perm in den Karnischen Alpen überall diseor- dant auf dem Quarzphyllit liegt, nimmt der letztere an, dass zwischen Sexten und Comelico sämmtliche Schichten ohne grosse Diseordanz und in regelmässiger Lagerung auf einander folgen und dass nur „untergeordnete Störungen und Falten im Phyllit wahrzunehmen seien“ (Verhandlungen der geologischen Reichsanstalt 1876 p. 65). In gewissem Sinne haben beide Geologen Reeht: An der tief eingreifenden Bedeutung der Discordanz der Grödener Sehiehten ist selbstredend nicht zu zweifeln. Jedoch sind diese Schiehten in der Gegend des Kreuzberges durch die spätere Aufwölbung der Karnischen Hauptkette mit betroffen und — local — aufgeriehtet worden. Man beobachtet zwischen dem Kreuzberg und Candide in den vortrefflichen Aufschlüssen der neu erbauten Strasse steiles W—WSW-Fallen des Grödener Sandsteins bezw. vertieale Stellung desselben. Der Phyllit, ein glimmerreiches, dunkelbläuliches Gestein mit Quarzflasern (stellenweise thonschieferartig) zeigt im Grossen und Ganzen dasselbe Streiehen und Fallen; allerdings ist das letztere mehr WSW bis SW gerichtet. Trotz des im Wesentlichen überein- stimmenden Streiehens ist auch hier eine Discordanz an den erwähnten vortreffliehen Aufschlüssen (welche zur Zeit der Hoernes’schen Aufnahme noch nieht vorhanden waren) mit voller Deutliehkeit zu beobachten: Der Phyllit ist überall stark gefaltet oder gefältelt und in die denkbar ver- wiekeltsten Biegungen gelegt. Die Grödener Schichten, die infolge ihres bedeutenden Thongehaltes einen hohen Grad von Plastizität besitzen, sind trotzdem nirgends gefältelt sondern nur aufgeriehtet: Die Phyllite haben eine wahre Faltung und Zusammenpressung (zur Carbonzeit) erfahren, die Grödener Sehiehten sind während der jüngeren (miocaenen) Aufwölbung der Karnischen Hauptkette an der Grenze gegen dieselbe auf- &eriehtet worden. Dass es in dieser schmalen Störungszone auch zu localen Faltungen gekommen ist, wurde sehon weiter im Osten (Monte Dimon, Valle Visdende) beobachtet, wo Fetzen des permischen Gesteins eingefaltet im älteren Palaeozoieum vorkommen. Auch am Monte Spina und Col Rossone (nördlich von der Kreuzbergstrasse) finden sich zwei derartige unregelmässige Synklinalen, und ein ähnliches Vorkommen kenn- zeichnet die Rotheeke (2393 m.) oberhalb des Matzenbodens. (Ich habe diese rothen Sandsteine nieht in situ untersuchen können, zweifle jedoch angesichts des Vorkommens von losen Grödener Gesteinen am Fusse der betreffenden Berge und des überaus augenfälligen Farbenunterschiedes nieht an der Richtig- keit der Deutung). Eine analoge tektonische Erscheinung, die antiklinale Aufwölbung von Phyllit inmitten der permischen Gesteine, findet sich zwischen dem Kreuzberg und Padola. Die neue Strasse (deren Riehtung auf der G. St. K. ungenau angegeben ist), kreuzt diesen Phyllitzug zu wiederholten Malen. Auf das Vorkommen von rosenrothen Fusulinenkalken im Grödener Conglomerat bezw. Verrucano (besonders deutlieh an der Brücke der neuen Strasse über den Torrente Padola), sowie von Stromenden der Bozener Quarzporphyre im gleichen Gestein am Matzenboden und bei Danta (Comelieo) hat bereits R. HOERNES in der erwähnten Mittheilung hinge- wiesen. (Man vergleiche ferner die Karte, den schematisehen Durehschnitt Comelieo—Königswand und die Profile von Loretz, Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft 1876.) Der westliche Ausläufer der Karnischen Alpen ist ein langgestreckter, niedriger Quarzphyllitrücken, der sich westlich von dem Abfall der Helmspitze bis nach Inniehen hin er- streekt und verschiedene Denudationsreste der Grödener Con- slomerate trägt. Der Quarzphyllit, der innerhalb des Fleekens Innichen (Streichen NW bis WNW— SO, saiger) abbricht, setzt jenseits der Drau ohne Unterbreehung fort, wie sehon die übereinstimmende Form der Berge erkennen lässt. Die Angaben der Hauver’sehen Uebersiehtskarte, welche nördlich „Thon- schiefer* südlich „Steinkohlenschiefer* verzeiehnet, sind somit ungenau. V. KAPITEL. Der Gailbruch und die palaeozoische Scholle am Dobratsch. (Phyllit, Untercarbon, Grödener Sandstein, Trias.) 1. Allgemeines. Die Aehnliehkeit der nördlichen Gailthaler Gebirge mit den Nordtiroler Kalkalpen ist schon vor Jahren von EmM- RICH mit scharfem Blieke erkannt worden: Die Entwickelung von Lias, Rhaet und Cardita-Schiehten in nordalpiner Facies sowie das Fehlen der Bellerophonkalke!) sind in erster Linie bezeiehnend. Auch in tektoniseher Hinsicht stellen die Berge zwischen Drau und Gail ein Stück Nordalpen dar, das sich ebenso sehr von dem verwiekelten Faltenbau der Tauern und der Karnischen Alpen, wie von den flachgelagerten, durch Brüche zersehnittenen Hochflächen der südlichen Trias unterscheidet. Surss vergleicht das Lienzer Gebirge mit einer „dreieekigen, monoklinal nord- wärts geneigten Scholle mit aufgeschlepptem oder gestauchten Seheitel“ 2). Jedoch besitzt das Gebirge einen vollkommen regelmässigen, an den Jura oder die Voralberger Ketten erin- nernden Faltenbau. Wie die Aussicht von der Mussenalp nach W (vergl. das gleichnamige Bild 68) erkennen lässt, besteht die südliche, breite Seite des Dreieeks aus einer weitgespannten regelmässigen Antiklinale, an die sieh im Norden die schmale Synklinale des Rauehkofels bei Lienz mit ihren Kössener und Adneter Sehiehten3) anschliesst. Das Gebirge gleicht also im (uersehnitt einem liegenden «2, dessen südlicher Bogen wesent- lich ausgedehnter ist, als der nördliche. !) Abgesehen von einem zweifelhaften Aequivalent derselben bei Nötsch. 2) Antlitz der Erde I, S. 340. *) Ibid. S. 340. Zu Seite 134. N \ IN). IR \ A R N (\ N N il \ u \ ID RUN ü NINN INN Q N x N N N N Nach photogr. Aufnahmen des Verf. gez. von O. Berner. Abbildung 68. Das Lienzer Gebirge (Unholde) von der Mussen-Alp. 1945 m. isenschuss (2612 m.) bildet die Axe Die Spitze des Die Antiklinale des rhaetischen Plattenkalkes tritt deutlich hervor. der Antiklinale, Auf den wiehtigen Umstand, dass die obere Trias ım Norden zwisehen Sillian und Lienz, sowie zwischen Lienz und Oberdrauburg von dem Quarzphyllit dureh Brüche getrennt sei, hat bereits Surss (l. e.) hingewiesen. Von viel einschneidenderer Wichtigkeit ist jedoch die gewaltige Brueh- linie, welehe zwischen Sillian und Villach auf dem Nord- gehänge des Gailthales die obere Trias im Norden von dem Palaeozoieum im Süden trennt. An einigen Stellen, im Gailthal und bei Deutsch Bleiberg ist das Vorhandensein von Dislocationen bereits von SUESS!) und Mossısovics nachgewiesen worden. SueEss hat insbeson- dere hervorgehoben, dass die beiden nördlichen Seiten des Dreiecks Sillian— Lienz — Greifenburg von Brüchen gebildet werden und dass der Gitschbruch seine gradlinige Fortsetzung im Drauthal fände: Von der Richtigkeit der letzteren Annahme habe ich mieh nieht überzeugen können, da die Pässe zwischen Gitseh- und Drauthal besonders stark mit Glacialbildungen be- deekt sind, und da ferner ungünstiges Wetter meine Ausflüge in dieser Gegend wesentlich beeinträchtigte. Jedenfalls finden die tieferen Triasbildungen (bis zu den Carditaschichten aufwärts) jenseits der Linie Weissensee — Greifenburg keine Fortsetzung nach Westen, sei es, ‘dass dieselben durch die von SuEss an- genommene Fortsetzung des Gitschbruches abgeschnitten sind, sei es, dass sie einfach in westnordwestlicher Richtung aus- streichen und an dem Draubruch abschneiden. Die haupt- sächliche Fortsetzung findet der Gitschbruech jedenfalls in west- licher Riehtung; derselbe streicht, im Gebirgsbau und den Ober- tlächenformen deutlich unterscheidbar, in flachem, nach S eon- vexem Bogen um den Reisskofel herum. Einen vortrefflichen Aufschluss zeigt der Moenik-Graben nordwestlich von Weiss- briach. Da die verschiedenen Eigentümlichkeiten des Gail- bruches:) hier mit vollkommener Deutlichkeit erkennbar sind, möge eine kurze Schilderung desselben gegeben werden. !) Suess, Antlitz der Erde I, S. 139, 140. 2) Diese Bezeichnung ist wohl vorzuziehen, trotzdem der SuUESS’sche Name Gitschbruch die Priorität hat; man kann nicht wohl eine tektonische Linie, welehe auf eine Strecke von mehr als 100 km. der T'halfurche der Gail parallel verläuft und die Entstehung derselben bedingt hat, nach einem Nebenbache benennen. 136 An der von Weissbriach nach Gössering führenden Strasse beobachtet man bis zu der den Moenikgraben über- schreitenden Brücke anstehenden Quarzphyllit. Jenseits steigen plötzlich die ungeschichteten dolomitischen Kalke der oberen Trias in steilen Wänden empor, ohne dass Grödener Sandstein hier auch nur andeutungsweise sichtbar wäre. Auf einem am nördlichen Bachufer unterhalb der Wand entlang führenden Holz- wege trifft man bald wieder Quarzphyllit; der Bach entspricht Dolamitd Rhaet NNW, Moecnik Graben Abbildung 69. Der Gailbruch im Mocnikgraben bei Weissbriach. Rhaetischer Dolomit neben steil aufgerichtetem Grödener Sandstein und gefaltetem Quarzphyllit. also nicht genau dem Bruche sondern hat sich in das weichere Gestein eingegraben. Etwa S00 m. (in der Luftlinie) kann man in dem gut gangbaren Bachbett den hie und da quarzitische Bänke führenden Phyllit verfolgen, bis Kalkschutt (von der nördlichen Wand stammend) die Aufschlüsse verdeckt. Weiter westlich beobachtet man im Bachbhett neben saigeren O—W streiehenden Phylliten die steil nach Nord fallenden Grödener Sandsteine und Mergel (vergl. das Profil). Die beiden Gesteine liegen zwar mit gleichem Streichen und Fallen nebeneinander; doeh ist diese Coneordanz nur eine scheinbare, durch Gebirgsdruck bedingte. Denn in anderen Durchsehnitten überlagert der Grödener Sandstein discordant die sämmtlichen älteren palaeozoisehen Sehiehten vom Phyllit bis zum Oberearbon. Zudem fehlt im Moenikgraben das basale Conglomerat, und die gut aufgesehlossene Grenze von Sandstein und Phyllit ist durch Quetsehungs- und Reibungserscheinungen gekennzeichnet. Von Abfaltersbach bis zum Fusse des Dobratsch, wo der Schutt des Bergsturzes die Aufschlüsse verdeckt, liegt der Bruch zwischen den jungtriadischen (meist rhaetischen) Kalken und dem Quarzphyllit. Der den letzteren discordant überlagernde Grödener Sandstein ist in steiler Stellung und ganz wnregelmässiger Breite in die Bruchspalte einge- klemmt. Derselbe fehlt nur selten (Abfaltersbach. St. Loren- zen, Gitsehthal) gänzlich, ist meist als rother, 10 bis einige hundert Meter breiter Streifen weithin am Gehänge sichtbar und schwillt nur einmal zu grösserer Breite an (2,5 km. bei Kötschach). Der regelmässig gefaltete Streifen von nordal- piner Trias ist also auf der langen Strecke Abfalters- bach—Greifenburg zwischen zwei tiefe Brüche einge- senkt. Man wird diese Brüche mit Rücksicht auf die Lagerung der angrenzenden Schichten als Faltungsbrüche zu bezeichnen haben und von den Tafellandbrüchen der südalpinen Trias unterscheiden müssen. Schon TELLER hat das Lienzer Ge- birge als Fortsetzung der langen von Bruneck durch das Villgrattener Gebirge ziehenden Triasfalte aufgefasst, die bei Winbach östlieh Sillian im Drauthal ausstreieht und bis Abfaltersbach auf etwas über 10 km. unterbrochen ist. Der Nachweis, dass das Lienzer Gebirge beiderseits!) von tief- greifenden Brüchen begrenzt ist, bestätigt diese Ansicht in jeder Beziehung. In dem weiter östlich zwischen Drau und Gail liegenden Gebirgszug bildet nur im Süden ein Bruch die !) Die trüheren Beobachter, vor allem EMmMRICH und STUR, deuteten die Schichtentolge auf dem südlichen Abhang als regelmässige Ueber- lagerung, indem sie den — damals von den Werfener Schichten nicht ge- trennten — Grödener Sandstein als Buntsandstein und den angrenzenden Theil des rhaetischen Plattenkalkes als Muschelkalk deuteten. 158 Grenze, während nördlich die Trias in regelmässiger Folge den Grödener Sandstein und Phyllit überlagert. Im Einzelnen ist über den Gebirgsbau des nördlichen Gail- thaler Gebirges das Folgende zu bemerken: 2. Das Gebirge zwischen Sillian und dem Gailberg. Das Ende des von TELLER aufgefundenen Bruneceker Kalkzuges östlich von Sillian ist durch eigentümliehe petro- graphische Veränderungen ausgezeichnet: Bei Parggen steht normaler diehter Triaskalk an, in der Schlucht von Wim- bach ist die Beschaffenheit desselben halb krystallin und erinnert an die palaeozoischen Kalke des Karnischen Gebietes. Rutseh- und Gleitflächen sind ausserordentlich deutlich und in grosser Flächenausdehnung vorhanden; ihr Streiehen ist nord- westlich bei vollkommen saigerer Schiehtstellung. Auf der etwa 11 km. langen Strecke zwischen Parggen und Abfaltersbach ist im Drauthal auch nicht die geringste Andeutung von triadisehen Gesteinen vorhanden. Quarz- phyllit ist das einzige anstehende Gestein, welches zur Beob- achtung gelangt. Der Punkt. wo Drau- und Gailbruch unter sehr spitzem Winkel zusammenstossen, liegt schräg gegenüber der Eisenbahn- station Abfaltersbach, unmittelbar gegenüber der Mündung eines von Norden kommenden Wildbaches (Gerichtsbach). Die Sehiehten sind durch die Erosion des Drauflusses vorzüglich aufgesehlossen. Der spitze Sporn rhaetischer Gesteine, der in den Phyllit hineindringt, besteht hier aus wohlgeschichteten dunkelen Mergeln und gleichgefärbten dünnplattigen Mergel- kalken. Die Mergel streichen bei sehr steilem Nordfallen O—W (bis WNW); die Kalke sind von den wenig mächtigen Mergeln durch eine untergeordnete Verwerfung getrennt, von krummfläehigen Harnischen durchsetzt und stehen (bei NW— SO-Streichen) saiger. Das normale Streichen in dem Gebirgsdreieck südlieh von Lienz ist von Ost nach West gerichtet. Die vorwaltenden Gesteine sind Hauptdolomit und rhaetischer Platten- kalk (nebst Kössener Schichten). Den Kern der mehrfach be- schriebenen Synklinale südlieh von Lienz bilden rothe Adneter Dt AT “YOpILq93 07494 Ang UayOSTLABM ASP AAForyasanısıoguf) wop uUoA UEpIem (NO9Y00H SIq [ASa;NZ) SOpunası1a To‘ sap, odrag aIq "uadıaq "u9pns UOA OFATIIH AOeygjTeHg SYUaTpAoU SedL "wouaag] *O UOA 'Z83 "Jaay SOp Huyeupay "1504044 A9uT9 DEN ZRIUOBS uapuadeimme aoyoy ‘uopuoyorsoq ATEM WAHNDSNEELT SUR Up UOA adeLIoA Ppuayarsad yLTÄyg Smw orp yuuaay yanıqıren) LOcı ‘0, Sunpirgaqy YO -UNUR)L N [Il wi } I jpguzp12T, 1 zonıgJod — Fe >T - n a3 _— E 2 = u 1892 ur gLER “5056 Wdoyuasogy SSNUISUISIT 19704u9667 a17op apa 6ER NZ was ura7suaparg Jabızyıdy NIPUIOR 139 Liaskalke, deren gefältelte Schiehten an der Lienzer Klause ge- sen das Drauthal ausstreichen. Nördlich von dem Lias erscheint wieder die rhaetische Stufe, hauptsächlich dureh das Kalkriff des Rauchkofels vertreten; die tieferen Triasglieder scheinen, soviel man aus den bisherigen Darstellungen!) entnehmen kann, zu fehlen. Der Grödener Sandstein, weleher am Tristacher See bei Lienz durehstreieht sowie der darunter lagernde Phyllit der Heimwälder dürften demnach schon dureh den Draubruch von der jüngeren Trias geschieden sein. Ob die von der Mussenalp aus beobachtete Antiklinale des Eisenschuss nach Westen fortsetzt, konnte bisher nieht mit voller Sicherheit festgestellt werden. Jedoch ist die Annahme a priori wahrscheinlich und lässt sich ferner ziemlich unge- zwungen aus einem von EMmMRICH beschriebenen?) Profil über das Schönjoch urd den Eeken- (oder Eggen G. St. K.) Graben ableiten. Der Verfasser glaubt zwar — im Sinne der oben erwähnten Ansichten — eine regelmässig absteigende Schiehtfolge vom Lias zum Phyllit annehmen zu müssen. Doch ist es wahrscheinlicher, dass sich in dem Profil die mergeligen Kalke 2) und 4) entsprechen und den Hauptdolomit einsehliessen. („Dolomitbreeeie und Dolomit, wohlgeschichtete Bänke zu tau- senden nebeneinander gestellt.“) Die Schiehtenfolge 4) („graue, aussen braune Kalke“) wird — allerdings unter Vorbehalt — auf St. Cassian bezogen. Da jedoch aus diesen Bildungen ausser den stratigraphisch unerhebliehen Cidaritenstacheln Dimyodon („Ostrea*) intusstriatus und „Lithodendren* angeführt werden, erscheint die Deutung als Rhaet näher liegend. — Die „Litho- dendren“ der jetzt in Halle befindlichen Enuricn’ehen Samm- lung habe ich sämmtlich eingehend untersucht und aus dem Lienzer Gebirge jedenfalls keine der an sieh leicht kenntlichen Cassianer Arten gefunden; die einzige näher bestimmbare Art ist Thecosmilia Omboni Svorp. (2), die zuerst aus dem Rhaet von Azzarola (Lombardei) beschrieben worden ist?). Das weiter südlich, zwischen 4) und dem Grödener Sand- stein des Gailthales gelegene Gebirgglied ist, wie EMMRICH !) Man vergleiche besonders SuEss, Antlitz der Erde. 1. 8.340. ?, Jahrbuch der geol. R.-A. 1855. 8. 444 ff. >) Palaeontogr. XXXVIL 8.17, T. IL, Fig. 3. 140 angiebt, wieder dolomitisch: a) Dolomitbreceie, b) Stinkschiefer im Weehsel mit bituminösem Dolomit, e) Dolomitbreeeie, d) dolo- mitische Stinkschiefer, e) weisser, krystallin-körniger Dolomit, f) Rauchwacke. Dies Vorwalten dolomitischer Gesteine in den prächtigen Felswänden des Eckenkofels (Eggen G. St. K. 2587 m.) habe auch ich beobachten können. Wahrscheinlich handelt es sich um eine neuerliche Aufbiegung des Hauptdolomits. Die Kössener Sehiehten 4) würden demnach eine zusammen- gepresste Synklinale mit parallelen Flügeln bilden. Das Lienzer Gebirge im Ganzen bestände dann aus einem von Synklinalen begrenzten Hauptsattel und einem halben durch den Gailbrueh zersehnittenen Sattel im Süden. Ich habe leider keine Gelegenheit gefunden, das ausserhalb des Bereiches der Karte liegende Gebirge näher zu untersuchen, sondern mich auf die Verfolgung des Gailbruches beschränken müssen. Die beiden aneinander grenzenden Gesteine bilden auch landschaftlich die denkbar schärfsten Gegensätze: In schroffen Wänden stürzen die hellen Dolomite und Kalke zum Thale ab, aus tief eingeschnittenen Gräben quellen weite, öde Schuttströme hervor; die Vegetation be- schränkt sich, abgesehen von den in tieferen Lagen vorkom- menden Wäldern, auf spärlichen Graswuchs und Knieholz. Hingegen zeigen die Phyllitberge durchweg gerundete Formen und sind — schon weil ihre bedeutendste Erhebung, die Wolfserau nur um 300 m. die Baumgrenze (2000 m.) überragt — von einem zusammenhängenden Vegetationsmantel bedeckt. Die landschaftliche Erscheinung des aus diesen verschie- dienen Elementen zusammengesetzten Gebirgszuges hängt von der Ausdehnung der nördlichen Kalkzüge ab. Die Breite der Phyllithöhen unterliegt keinen Schwankungen. Im Westen ragen, wie das von S aufgenommene Landschaftsbild (Abb. 70) zeigt, nur einige Kalkspitzen, der Rauchkofel, der Spitzen- Stein und der Breitenstein über die gleiehförmigen Vor- höhen des Phyllites empor. Die bedeutendste dieser Massen ist der Breitenstein (ca. 2400), dessen Seitenansicht das Licht- bild Taf. XIV zeigt. Das Vorhandensein des Bruches erkennt man auf dem Abhang deutlich an dem senkreehten Verlauf 141 der Kalkgrenze. Merkwürdigerweise zieht dieselbe gerade über die Höhe der Alpelspitz. Die jüngere, vom Drauthal her wirk- same Erosion hat sieh also nicht an den Wechsel des Gesteins sekehrt, sondern Alpelspitz und Breitenstein von emander ge- trennt. Den Gegensatz bildet die, während unendlich langer Zeiträume wirksame Denudation, welche den vollkommenen Parallelismus zwischen Gailbrueh und Gailfluss bedingt. Der letztere hat sieh offenbar auf der uralten, durch Ver- witterung erweiterten Gesteinsgrenze eingeschnitten, um dann allmälig in das weichere Gestein hinabzugleiten. Mit der Demmlerhöhe (23753 m.) beginnt der zusammen- hängende Zug der stolzen Kalk- und Dolomitgipfel, Ecken- kofel, Eisensehuss (2612 m.), Rosenköpfel (2618 m.), denen die niedrigen Phyllithöhen nur als flache Hügelreihe vorge- lagert sind. Unser Uebersichtsbild (Abb. 70) bringt die mit dem inneren Bau des Gebirges in unmittelbarem Zusammenhang stehenden Landschaftsformen anschaulich zur Darstellung. Im Einzelnen wurde über den Gailbruch und die an- srenzenden Gesteine zwischen Obertilliach und Kötschach Folgendes beobaehtet: Der Phyllit nimmt nördlich des erstge- nannten Ortes durch gleichmässigere Vertheilung des Quarzes den Charakter von Glimmersehiefer an; auch am Stein- rast! (Fallen steil SW) erinnert derselbe noeh an das letztere Gestein. Am Tuffbad (die G. St. K. hat die kuriose Ortho- graphie Tupfbaad) stellt sieh ein normaler Quarzphyllit mit dunkelen Granaten (Pyrop) ein. Auch am Gemeinberg (nördlieh Liesing) beobachtet man gelegentlich Granaten sowohl im Phyllit wie im Glimmerschiefer. Bei Tseheltsch tritt wieder der weiter westlich durchaus vorherrschende, normale (nieht Glimmerschiefer ähnliche) Quarzphyllit auf. (Fallen flach NO.) Granatphyllit findet sich im Panulwald nördlieh St. Jacob sowie westlich von Kötschach (Streichen OSO—WNW). Die wechselnde Breite des arg verdrückten und zerquetschten Grödener Zuges wurde schon erwähnt; bezeiehnend ist das anormale Streichen am Eckenkofel (WSW—ONO) und das regellose Durcheinander von Conglomeraten und Sandsteinen. Sonst bilden die ersteren mit grosser Regelmässigkeit die Basis der Sehichtserie. Ein wirkliches Auskeilen der Grödener Zone ist — abgesehen vom Westende des Bruches — nur am 142 Tuffbade zu beobachten; auch am Eekenkofel ist die Breite der rothen Sandsteine und Conglomerate sehr unbedeutend, ihr locales Verschwinden jedoch durch die Uebersehüttung mit Kalkgeröll bedingt. Am Satteljoch findet sich ein schon von früheren Be- obachtern erwähnter, stark verwitterter Quarzporphyr, der in scharf begrenzten Klippen aus dem Sandstein hervorragt. Derartige Vorkommen werden meist als Stromenden der Bozener (uarzporphyre gedeutet. Dass der Sandsteinhorizont an der Grenze der klüftigen Kalke überall durch kalkhaltige Quellen ausgezeichnet ist, bedarf kaum der Erwähnung. Eine derselben, das schon er- wähnte Tuffbad bei St. Lorenzen, dient der Gebirgsbevöl- kerung zu Heilzweeken und hat bereits einen ziemlich ausge- dehnten Hügel von Kalktuff abgesetzt. Während im Westen vor allem Dolomite (am Grabenbach bei Ober-Tilliach mit eingelagerten schwarzen Mergeln) an der Bruchgrenze vorherrschen, beobachtet man im Osten die typi- schen Mergel und dunkelen Plattenkalke rhaetischen Alters. Ein Ausflug von Kötschach auf die Mussenalp lehrt eine ziem- liche Mannigfaltigkeit von Gesteinen kennen. Am Röthelkreuz quert man den Grödener Sandstein und trifft dann graue, splittrige, dolomitische Plattenkalke, stellenweise bitu- minös und rauchwackenartig. Streiehen O—W (bis WNW), “allen sehr steil N. Die Höhe der Mussen wird von dunkelen, knolligen Plattenkalken mit schwarzem Hornstein und tho- nigen Zwischenlager gebildet. Seltener sind reine Kalke und Einlagerungen von Glimmersandstein. Beim Abstieg nach St. Jacob beobachtet man auf den Proniglwiesen schwarze ge- bänderte Kalke und tiefschwarze Kalkschiefer. All diese Ge- steine stimmen mit den am Gailbergsattel beobachteten überein und deuten anf Rhaet hin; Versteinerungen sind leider weder hier noch dort gefunden worden. Die Mussen ist bekannt durch ihren üppigen Graswuchs und ihren Reichtum an seltenen Alpenpflanzen. Einen eigen- tümlichen Gegensatz hierzu bildet das vollkommene Fehlen von Quellen. Der Thongehalt des Kalkes erklärt die eine und die steile Stellung der Schiehten die andere Erseheinung. 143 3. Die Triasberge östlich vom Gailbergsattel. Der Sattel des Gailberges ist die einzige Stelle, an der der einfache Verlauf des Gailbruches durch verschiedene tek- tonische Unregelmässigkeiten unterbrochen ist. Die Entstehung der tief eingesenkten Furche im Gebirge hängt zweifellos mit diesen Erscheinungen auf das innigste zusammen. Es handelt sich im wesentlichen um die Interferenz eines Querbruches mit der grossen Längstörung, die hierdurch auf die Streeke von 9 km. in drei, im Wesentliehen parallel verlaufende Sprünge zersplittert wird. Bei dem Versuch, die eigentüm- liehen, auf der Karte zum Ausdruck gebrachten Verhältnisse zu deuten, wird man ferner davon auszugehen haben, dass Grödener Sandstein und Phyllit in unmittelbarer Zusammen- gehörigkeit die südliche Scholle bilden. Von der Mussen her streichen Grödener Sandstein und ein schmaler Zug von schneeweissem Dolomit in der normalen OSO-Riehtung auf Laas zu, brechen hier aber plötzlich quer gegen das Streichen ab. Nach einiger Entfernung taucht in- mitten des Grödener Sandsteins am Gehöfte Lanz ein langer, schmaler, aus rhaetischem dunkelem Kalk und eingelagerten Mergeln bestehender Zug wieder auf und streieht bis in die Gegend von Dellach weiter. Im Süden grenzt dieser Kalk (der schon von Stur erwähnt wird) theilweise an Phyllit. Man könnte im Zweifel sein, ob hier ein einfacher Gehängebruch oder die Fortsetzung der ursprünglichen Bruchriehtung in einer Grabenspalte vorläge, wird jedoch das letztere anzunehmen haben. Denn thatsächlich entspricht der mit Kalk angefüllte Graben der normalen Störungsrichtung, während dureh einen südlich des Gailbergsattels gelegenen, etwa nach NNO gerich- teten Querbruch die Fortsetzung des Triasgebirges um etwa einen Kilometer nach Norden verworfen wird. (Richtung und Länge des .Querbruches konnten nicht genau festgestellt wer- den, da der auf der Passhöhe angesammelte Gehängesechutt das anstehende Gestein an den entscheidenden Punkten verdeckt.) Man durchsehneidet also auf der Gailbergstrasse von Nord nach Süd zuerst Rhaet, dann 2) Grödener Sandstein (mit einer reichliehen Quelle an dem Heiligenbild; Streiehen NW bis WNW— SW, saiger), 3) den schmalen, in der Oberfläehen- 144 form der Landschaft deutlich hervortretenden Dolomit. (Der- selbe trägt oberhalb von Laas eine Burgruine). 4) Grödener Sandstein steil ONO fallend. Der weiter südlich folgende Phyllit ist an der Chaussee durch Moränen und Gehängeschutt verdeckt. Es handelt sieh also im Wesentlichen um die im Lan- zengraben beobachtete tektonische Erscheinung (vergleiche Seite 57), wo ebenfalls die Hauptstörung (des Rosskofels) durch einen Querbruch nach Norden verworfen ist; auch hier ver- läuft in der normalen Bruchriehtung eine schmale, von jüngeren Gesteinen angefüllte Grabenspalte. Dass der Plöckener Querbruch in der Fortsetzung der Störung des Gailberges liegt und dass beide einer Erd- bebenlinie entsprechen, wurde schon oben erwähnt. Das Gebiet zwischen den beiden Längsstörungen, der Südabhang des Juekbühel besteht aus Grödener Sandsteinen und Conglo- meraten, deren ungewöhnliche Ausdehnung wohl z. Th. darauf zurückzuführen ist, das auch hier Versenkungen stattgefunden haben. Auf dem Wege von Kötschach zum Jauken, am sogenannten „Faden“ liegt im Grödener Sandstein ein kleines Vorkommen von Bozener Quarzporphyr, das östlichste, welches bisher zur Beobachtung gelangt ist. Am Gailbergsattel sind, wie die Abb. 71 zeigt, die schwarzen mergeligen Plattenkalke des Rhaet steil aufgerichtet und z. Th. unregelmässig zusammengestaucht und verdrückt. Weiter östlich nehmen ältere Triasgesteine an dem Aufbau der nördlichen Kalkzone, wenn auch nur in beschränkter Aus- dehnung Theil. Parallel zu dem Hauptbruch verläuft ein schmaler Zug von Carditasehiehten. Am Nordabhang des Juekbühel wurden die charakteristischen dunkelen schiefrigen Mergel der Carditaschiehten, wenngleieh ohne Versteinerungen beobachtet. Oberhalb der Dellacher Alp streicht der Zug auf den Südabhang hinüber und an der Kreuz-Tratten') fand ich grünliehe Glimmersandsteine, wohlgeschiehtete dunkele !) Der oft vorkommende Name Tratten bedeutet eine von Wald um- sebene Wiese, Oyley 91auror aloıfoy N WT ‘4yosyonbaoz pun 4949119 Sne [Io4s purs Joey sOp OyTeyuapyerg uasıoFırau usfoyunp 9Iq (USU9S9F 9SSELJg AOp UOA) sSTOyyesZaogqlten Sop TIOey.L oyormpaou dad aaumg 'O UOA 'z95 'JA9A sOp awuygeugny "' ı3040yd 19ul yOeN % 4 7 V M H 2 Mu mw ap ES \. nam FT Mas NZ 145 Mergel und oolithische Kalkmergel mit undeutlichen Terebrateln und Spiriferina Lipoldi Brrrx. (det. Brrrxer). Die letztgenannte Art ist eine der Leitformen der Carditaschiehten. Leider habe ich die Ausdehnung des Zuges der Raibler Schiehten nieht mit aller erforderliehen Genauigkeit feststellen können. Da sich auf der Mussen keine Andeutung dieses Horizontes fand, halte ieh die Annahme für gerechtfertigt, dass der Querbruch des Gailberges die weitere Fortsetzung abgeschnitten habe. Auch bei der Besteigung des Reiss- kofels von SO fanden sieh keine Spuren der Cardita- sehiehten; es ist somit wahrscheinlich, dass dieselben an der stumpfwinkeligen Umbiegung des Bruches in dieser Gegend ausstreichen. Die sehmale dolomitische Kalkzone zwischen den Cardita- schiehten und dem Bruche habe ich als Aequivalent des — auch am Dobratsch vorkommenden — Wettersteinkalkes angesehen. Versteinerungen wurden allerdings nicht beob- achtet. Das nördliehe Triasgebiet besteht wohl ausschliesslich aus Gesteinen vom Alter des Hauptdolomites und der Koessener Schichten. Es wäre nieht ausgeschlossen, dass ein zweiter Zug von Carditasehiehten nördlich von dem oben erwähnten durehstreicht; wenigstens habe ich bei der Alp Schätzen Mergel und Glimmersandstein und an dem Bergwerksweg in der Nähe der Steiner Kammern Mergel und Oolithe beobachtet. Leider macht das Fehlen von Versteinerungen eine sichere Entschei- dung unmöglich. Falls sich das Raibler Alter und der Zusammenhang des Zuges Schätzen-Alp— Steiner Kammern nachweisen liesse, würde die Auffassung der Tektonik des Gebirgszuges selbstredend geändert werden müssen. Statt der einfachen Reihenfolge l. Rhaet (einschliesslieh der zweifelhaften Carditaschiehten).' 2. Hauptdolomit (am Jauken in überkippter Stellung), 3. Car- ditaschiehten, 4. Wettersteinkalk, 5. Gailbruch würde Folgendes anzunehmen sein: Die Schiehtengruppe 1 (Mergel und Plattenkalke) umfasst Aequivalente des Rhaet und der oberen karnischen Stufe. Die beiden Züge von Carditasehichten begrenzen eine unregelmässige Antiklinale von Sehlerndolomit Frech, Die Karnischen Alpen. 10 146 bezw. Wettersteinkalk '), weleher letztere noch einmal in einem schmalen Zuge am Gailbruch aufgebogen erscheint. Leider haben mich die auch für alpine Triasgebiete un- gewöhnliche Versteinerungsarmuth und das ungünstige Wetter des Sommers 1891 an der Lösung dieser Frage verhindert. Jedenfalls beschränkt sich dieselbe auf das engere Gebiet des Jauken, ohne die im Osten und Westen angrenzenden Triasgebiete zu berühren. Jauken und Reisskofel bilden in- folge mehrfachen Umbiegens des Gailbruches eine nach S vor- springende Halbinsel, und sind im W zweifellos, im OÖ möglieher- weise durch Querbrüche begrenzt. Ueber die Gesteine und ihre Lagerung am Nordabhang des Juekbühel (1891 m.) und Jauken (2252 m.) habe ich Folgendes feststellen können: Beim Aufstieg von Oberdrau- burg zum Adamskofel trifft man die schwarzen, Hornstein führenden Plattenkalke des Rhaet, welehe auch am Gailberg und der Mussen auftreten, in saigerer Stellung oder steil Nord fallend. Jenseits der zweifelhaften Carditaschichten an der Alp Schätzen erscheint Hauptdolomit (Streichen WSW—ONO, Fallen steil N), dann die sicheren Carditaschiehten, dolomitischer Wetter- steinkalk (bezw. Sehlerndolomit) und der Gailbrueh. Die schwarzen rhaetischen Plattenkalke nehmen in ziem- licher Breite den eigentlichen Nordabfall des Gebirges ein. Beim Aufstiege zum Jauken beobachtet man auf dem neuge- bauten Bergwerkswege zuerst steiles (anormales) NW-Fallen, weiter aufwärts steiles Einfallen nach WSW. Bemerkenswerth ist hier auf den Sehiehtflächen das Vorkommen von Wülsten, welche an Rhizokorallien erinnern. Auch weiter östlich zwischen Dellach und Greifenburg streiehen diese eharakteristischen Schichten weiter: Im Massbach oberhalb Gassen stehen mer- gelige Plattenkalke mit Rauchwacke (Streichen NW—SO . saiger) an, und unterhalb von Eben sind dieselben Gesteine im Liegenden der Moränen durch die Erosion der Drau freigelegt. Auch auf dem Nordufer der Drau finden sich zwischen Nör- sach, Oberdrauburg und Dellach einige dureh Seitenbäche von '; Der erzführende Kalk des Jauken würde dann zu dem älteren Horizonte gehören. Für diese Altersdeutung wäre auch der Umstand anzuführen, dass die Erzführung bei Bleiberg und Arnoldstein auf die älteren Triaskalke beschränkt ist. "WIOUUBY LOUTOIK Alp ApundropioA UT "OFa1qar) AOLUNTELH UONOTIPIOU WI OY[EM-SEIL], uopuoayunzrapq dep Sungsder] olderT "USANEL SOP [[EFqBPpıoN A0d N “TOulvtp 'O UA 'Z00 "JIOA SOL ujuvy "ıDoJoyd A9UT9 UOUN oz) Sunprrqqy PIENENV, 147 einander getrennte Vorkommen der rhaetischen Kalke. Der Draubruch folgt also aueh hier nieht dem Thale, sondern zieht auf dem nördlichen Gehänge entlang. Der Fluss hat sein Bett, das ursprünglich der Gesteinsgrenze folgte, später in die weichen rhaetischen Mergel und Rauehwacken eingegraben. Bei Nörsach, am Westende der auf dem Nordgehänge liegenden Trias ist (ausserhalb des Bereiches der Karte) ein schmaler Fetzen von Quarzphyllit in die rhaetischen Kalke eingepresst. Die Grenze zwischen den arg gestauchten und sequälten Quarzphylliten und der Trias verläuft über eine kleine Einsattelung nördlich des Rabantberges. Der südliche Theil des letzteren besteht aus grauen diehten Plattenkalken, die in einer mächtigen Wand zu der Strasse westlich von Ober- (lrauburg abstürzen. Vorwiegend finden sich sehwarze, dünn- geschiehtete Kalkmergel, Mergel und Rauchwacken. Dieselben streichen O—W und sind meist verbogen, verdrückt und ver- quetscht. Die besten Aufschlüsse gewährt der Wurmitzbach bei Oberdrauburg, in dem die weichen Gesteine in den abenteuer- liehsten Formen verwittern. Die verhältnissmässig sehr bedeutende Breite der rhaeti- schen Mergel und Plattenkalke ist wohl dadurch zu erklären, (dass dieselben zwischen dem harten Quarzphyllit im Norden und dem ebenfalls widerstandsfähigen Hauptdolomit im Süden in eine Reihe spitzer Syn- und Antiklinalen zusammengepresst sind. Dieselben sind im Einzelnen nicht mehr nachzuweisen, (da naturgemäss die Schenkel derselben parallel stehen; es bil- det sich also eine Art von Sehuppenstructur ohne Ueber- schiebungen. Ein Zug von meist kalkig entwiekeltem Hauptdolomit be- ginnt, wie oben erwähnt, an der Schätzenalp. Derselbe nimmt in der Nähe des Jauken infolge der Verringerung des Fall- winkels erheblich an Breite zu. In der Lücke zwischen Juck- bühel und Jauken fallen die Schiehten mit etwa 45°, auf dem Siidabhang des letztgenannten Berges mit etwa 12° nach Süden ein. Die deutliche Sehiehtung und das flache Einfallen wird auf der Ansieht des Jauken von N gut zur Darstellung ge- bracht (Abb. 72). Der Bergbau auf dem Südabhang des Jauken ist neuerdings von der Trifailer Gewerkschaft wieder in Betrieb 10* 148 gesetzt worden. Das Erz ist lagenförmig in die Kalkschiehten eingesprengt, aber nur dort in reichlicherer Menge vorhanden, wo die Sehiehten von Klüften durehschnitten werden; man ge- winnt Bleiglanz und Zinkblende, welche letztere im Ausgehen- den in Kohlengalmei umgewandelt ist. Die ungewöhnliche Breite, welehe der Zug des Haupt- dolomites am Jauken annimmt, ist zweifellos auf die überaus flache Lagerung (12°) zurückzuführen und prägt sich land- schaftlieh in der geringen Neigung aus, welche der obere Theil des Südgehänges besitzt. Auch am Reisskofel ist die Lagerung offenbar flach, obwohl das vollkommene Fehlen jeder Schieh- tung (Vergl. Abb. 73) in den wildzerrissenen Wänden des Süd- schänges diesen Schluss nur mittelbar gestattet. Das Ge- stein des Reisskofels ist nur in den unteren Theilen stärker dolomitisch, sonst im Wesentlichen kalkig; ganz an der Basis findet sieh plattiger Kalk in geringer Ausdehnung. Das Ge- stein verwittert ungewöhnlich rasch und erschwert hierdureh die Besteigung des Berges. Die Schutthalden erreichen er- hebliche Ausdehnung, und der in das Thal hineingebaute Schuttkegel ist der ausgedehnteste im ganzen Flussgebiet der Gail. Der Dolomitzug des Sattelnoek (2037 m.) oder kleinen Reisskofels ist die verschmälerte und niedrigere Fortsetzung des Hauptgipfels nach Osten; dieselbe endet in der bereits oben beschriebenen Wand über der Moenikbrücke bei Weiss- briach. Doch besteht auch jenseits des Gitsehthales der Trias- zug zum grössten Theile aus Dolomit. (Vergleiche die Profil- tafel VII S. 150.) Da, wie erwähnt, der Draubruch in der Gegend von Greifenburg erlischt, so überlagern hier die Perm- und Trias- schiehten in regelmässiger Folge den Quarzphyllit, werden aber dann dureh den Gail- (bezw. Gitseh-)Bruch scharf abgeschnitten. Im westlichen Tlieile des Gebirges, bei Steinfeld, am Weissen- see und bei Weissbriach ist das anstehende Gestein vielfach durch Mosänen und Gehängesehutt verdeckt. Bei Tröbelsberg und beim Kreuzwirth beobachtet man weissen und dunkelen, ıneist massigen Kalk mit Spathadern, (wahrscheinlich Muschel- kalk). Am Kreuzbergpass zwischen Weissbriach und dem Weissensee bestehen die niedrigen Berge jederseits aus weissem, gop ‘IL pun 'n uayosImz ‘grwofopgdnep 93H} ‘IL "USPNS UOA [PFONSSIOY A9q fe 1yo opunadıopıoA w "yonıqyrey) ye op Zueuawy op pueg 10uopoag °9 “MILLYT "U "u1998 "douIag 'O UOA 'z88 "OA SOp Puyeupny uoyostydeao4oyd tour youN ‘er, Sunpfigqy je! ALTES MUST, oT RS NZ 149 kleinklüftigem Hauptdolomit, der leicht verwittert und in Schutt- strömen das Thal überdeckt. Der Durchschnitt Lind (Drauthal)—Weissensee— St. Lo- renzen (Gitschthal) ist durch E. Surss in meisterhafter Weise geschildert worden; seine gleichzeitig entworfenen und mir in zuvorkommendster Weise zur Verfügung gestellten Profile (T.VII S.150) erläutern die folgende Darstellung (Antlitz der Erde I, p: 358. Anm. 43): „Im Fellbach oberhalb Lind beginnt der Anstieg. Wir gehen über südlich geneigten Thonglimmer- schiefer, weleher gegen oben grüne Lagen aufnimmt. Es folgt gegen Süd geneigt der Grödener Sandstein und in schönem Auf- schlusse beinahe senkreeht gestellt die untere Trias, dabei Lagen mit Spirrferina fragelis, Retzia trigonella u. A. Auf der Höhe des Rückens liegt Marmor, blaugrau und gesehichtet, 50 —60° S ein wenig in W geneigt. Wir steigen über zahlreiche Schichtenköpfe hinab zum Weissensee, denn der Triaskalk ist steiler gegen Süd geneigt als der Abhang. Der See liegt bei- läufig im Streichen; wir kreuzen ihn an seiner engsten Stelle; erst steigen wir jenseits über weissen Dolomit, dann folgt schwarzer Schiefer mit Resten von Fischen und Krebsen, wohl der Fischschiefer von Raibl, hier mit Hornsteinlagen, er ist nur 30—40° 5 etwas in W geneigt. Der zweite Rücken ist er- stiegen und gewährt uns einen herrlichen Bliek über die süd- lichen Gipfel; noch immer hält dieselbe Fallriehtung an; unter der Lorenzer Hütte folgt brauner Schiefer mit zahlreichen Schalen von Cardita. Die Neigung ist 45" Süd. Dem Schiefer folgt Dolomit, in grösseren Wänden entblösst. Absteigend er- reichen wir geschichteten Kalk; es ist der Plattenkalk.* Der letztere entsprieht dem Rhaet, der Dolomit dem Haupt- dolomit; weiter westlich, bei Weissbriach ist, wie oben er- wähnt, der ganze Zug dolomitisch, so dass hier die Dolomit- entwickelung durch das gesammte Rhaet hindurchreichen dürfte. Bekanntlieh kommen ähnliche Beispiele heteroper Differen- zirung in der alpinen Trias häufig vor. „Der Plattenkalk stellt sieh steiler, endlich senkrecht und vollzieht einige S-förmige Beugungen; ein kurzer Abhang folgt gegen St. Lorenzen; der Plattenkalk biegt auf dieser kurzen Streeke fächerförmig bis zu 30° Nordfallen um. Die Sohle des Gitschthales ist erreicht. Der grüne jenseitige Abhang ist 150 Phyllit.') Jede Fortsetzung der mächtigen, in Süd geneigten Serie, dureh welehe wir seit dem Köhlerhause ab Fellbach gegangen sind, ist verschwunden. Der Weg betrug in der Luftlinie 9 km., die Mächtigkeit zum mindesten 3—4 km. Alles ist abgesunken an dem Gitschbruche.“ Etwas weiter östlich, in der Höhe von Hermagor, habe ich einen zweiten, parallelen Durchschnitt dureh die Trias- bildungen aufgenommen, der allerdings nur bis zu den Raibler Fischschiefern hinabreieht, aber den Plattenkalk in breiterem Durehsehnitt und besseren Aufsehlüssen trifft. In dem an der Bodenalp entspringenden Bach, der von SO her in den Weissen- see mündet, beobachtet man aufwärts steigend zunächst dun- kelen, bituminösen, dünnplattigen Kalk und den schwarzen Raibler Fischschiefer, der dann auf das Nordgehänge hinüber- streicht. Auf der Höhe der Thalwasserscheide liegen einige Moränenhügel sowie gewaltige Mengen von Gehängeschutt mit kleinen aufgedämmten Wasserbeeken. Erst jenseits der Bo- ddenalm (1242 m.) beginnt der Aufstieg zu dem Pass zwischen Golz (2008 m.) und Möschacher Wipfel (1899 m.). Der Ab- hang besteht zunächst aus blaugrauem, geschichtetem Kalk, dann aus weissem, splittrigem, dolomitischem Kalk, in der Mitte undeutlich geschichtet, sonst massig (= geschichteter Dolo- mit bei SuEss s. 0.) Etwa in der Höhe von 1400 m. erscheinen die unzweifelhaften Carditaschiehten, hier versteinerungsleer, und alsdann der Hauptdolomit. Jenseits der Passhöhe geht der z. Th. kalkig entwickelte, meist geschichtete Hauptdolomit allmählig in Plattenkalk über. Derselbe bildet, wie bisher init steilem Südfallen, den ganzen Abhang und ist dureh das Vorkommen zahlreieher Einlagerungen von Rauchwaeken sowie von mergelig-sandigen Gesteinen ausgezeichnet. Die einzigen bestimmbaren Versteinerungen sind kleine Steinkerne von Megalodus Tofanae HoERN.? (Vergl. Profil-Tafel IX.) Den dünngeschichteten Plattenkalken sind zunächst bei -a. 1500 m. Höhe braune sandige Mergel und Rauchwacke und weiter abwärts Oolithe (mit Schneckenresten und Cida- ritenstacheln) eingelagert; bei ca. 1450 m. erscheinen wieder !) Der etwas weiter abwärts auch auf dem diesseitigen Abhange zum Vorschein kommt. 151 braune, sandige, unregelmässig geschichtete Mergel mit Terebratelresten. In ea. 1300 m. Höhe entspringt aus einer Einla- gerung von grünen und bräunlichen Mergelsandsteinen eine schöne Quelle. Bei 1100 m. Höhe erscheint brauner und bläu- licher Kalkmergel, weiter abwärts eine Sehieht von röth- liehem Dolomit mit Steinkernen, innig mit Rauchwacke verbunden. Alle diese rhaetischen Mergelgesteine sind durch diekere oder dünnere Lagen des normalen Plattenkalkes von einander getrennt. Jenseits des an der Veränderung der Landsechaftsformen deutlich kennbaren Gitschbruches liegt auf der Nordseite des Gitschthales die Hochfläche von Radnig. Die ausgedehnten Moränen derselben sind z. Th. durch den Gehängeschutt der Kalkberge verdeekt; weiter abwärts erscheint wiederum, durch spätere Erosion freigelegt, der Quarzphyllit. Ein isolirtes Vorkommen dieses Gesteines findet sieh im Möschacher Graben fast unmittelbar am Fusse der Kalkwand. In dem nach Norden zu einspringenden Winkel, den der Bruch am Gailberg bildet, liegt fast ausschliesslieh Grödener Sandstein; das ähnlieh umgrenzte Gebiet des oberen Gitseh- thales_ besteht hingegen fast durchweg aus Quarzphyllit denn am Fusse des Reisskofels zieht sich die bis dahin ziem- lich breite Sandsteinzone ausserordentlich zusammen und keilt im Moenikgraben, wie erwähnt, gänzlich aus. Erst nördlich von Nötsch erscheinen dann wieder Grödener Schichten. Die Breite und somit auch die relative Höhe der Phyllit- zone unterliegt zwischen Grafendorf, Weissbriach und Hermagor- Vellach erhebliehen Sehwankungen; die scharfe Abgrenzung gegen das nördliche Kalkgebirge ist überall die gleiehe, wie die Ansichten des Reisskofels und des Vellacher Egels zeigen. (Abb. 73 und weiter unten.) Durch eigentümliehe Erosion und Flussverlegung (vergl. unten) ist bei Hermagor die in Rede stehende Gesteinszone in drei Theile zerschnitten worden: den ausgedehnten, mit 1658 m. im Hohenwarth eulminirenden Gebirgszug im Westen, die Hochfläche von Radnig im Norden und die inselartig vom Presseker See und von Flussläufen umgebene Hochfläche von Egg im Osten. In den beiden letztgenannten Gebieten besitzen die Moränen des alten Gitschgletsehers bedeutende Ausdehnung. Der Quarzphyllit bietet wenig Bemerkenswerthes. Das Vorkommen des Kalkphyllits und eines Dioritganges bei Reissach wird im stratigraphischen Theile ausführlicher be- sprochen werden. Hervorzuheben ist das Fehlen von Granat- phylliten und Glimmerschiefern sowie das gelegentliche Vorkommen quarzitischer Bänke; dieselben erscheinen an der Chaussee unmittelbar südlich von Hermagor und bei Mell- weg auf der Hochfläche von Egg. Hier zeigt das Gestein zwei sehr deutliche, unter reehtem Winkel gekreuzte Kluftriehtungen und fällt unter 50° nach N. Endlich findet sieh dort, wo der Weg von Hermagor durch den Egger Forst emporführt, eine wenig mächtige Einlagerung von graphitischem Schiefer. (Vergl. das Profil durch das ältere Silur im stratigr. Theile.) 4. Das Ostende des Gailbruches und die palaeozoische Scholle am Dobratsch. Bei Ober-Vellach dreht der als Gitschbruch bezeichnete, WNW—0OSO streichende Theil des Gailbruches genau nach OÖ um und verläuft in dieser Richtung bis Ober-Kreuth bei Blei- berg. Hier biegt der Bruch fast genau in rechtem Winkel nach Süden um. lenkt aber westlich von Nötsch allmälig wieder in die alte Riehtung zurück. Das bastionsartige Vor- springen der nach Osten und Westen auf weite Entfernung sichtbaren Masse des Dobratseh hat also eine tieferliegende tektonische Ursache. Die Umbiegung des Bruches bei Kreuth bedingt zu- gleich die Zersplitterung desselben sowie eine Vermin- derung der Sprunghöhe: Die Aufquetschung von Muschel- kalk (in der Faeies der Guttensteiner Kalke), welehe man im Bachbett zwischen Kreuth und Deutseh-Bleiberg beobachtet, ist zweifellos als eine Fortsetzung des Bruches in der ursprüng- lichen östlichen Riehtung aufzufassen. Weiter östlich scheint diese Dislocation noch einmal in dem Vorkommen der Car- ditaschiehten bei Heiligengeist aufzuleben. — ‚Jüngere Sehichten liegen hier im Thal, während die Höhen aus älterem Kalke bestehen. — Oberflächlich ist bei Bleiberg und weiter im Osten alles durch Gehängeschutt oder künstliche Geröllhalden bedeekt; der Bergbau hat bei Bleiberg selbst die „Bleiberger“ (= Raibler) Sehichten mit dem nordalpinen Car- 153 nites floridus sowie im Liegenden derselben die erzführenden Kalke aufgeschlossen. Der erzführende Kalk von Bleiberg (mit Megalodus triqueter WULF. s. str.) gehört ebenso wie der des Dobratsch (mit Pseudomelania ef. Rosthornt HoERN. Sp.) dem Horizonte des Wettersteinkalkes an. abweichend von Mossısovics!) — dieser Bleiberger Längsdislocation geringere Bedeutung beizumessen. Allerdings hat schon dieser Forscher vermuthet, dass möglicher- weise im Osten von Bleiberg ein Punkt gefunden werden könne, „an welehem die Verschiebung gleieh Null ist.“ Es ist somit An der kurzen Nord— Süd gerichteten Strecke des Bruches östlich vom Nötsehgraben trennt derselbe den Grö- dener Sandstein von dem Wettersteinkalk des Dobratsch; es fehlen also Muschelkalk und ? Werfener Schichten (8. 157). Auf der O—W gerichteten Strecke zwischen Kreuth und der Win- dischen Höhe grenzt hingegen der Wettersteinkalk des Nor- dens unmittelbar an die Conglomerate und Grauwacken der unterearbonisehen Nötscher Schichten. Die einschneidende Bedeutung der gewaltigen Gailbruch- linie ist bereits von MoJsısovics im Jahre 1872 mit klarem Blicke erkannt worden. Derselbe hat den Bruch über Her- magor bis Weissbriach im Gitsehthal verfolgt und ebenfalls richtig hervorgehoben, dass sich nach Westen zu der verti- kale Abstand der längs dem Bruchrande anstehenden Forma- tionen steigert.?2) In der Gegend von Nötsch grenzt Grödener Sandstein, bei St. Stefan Unterearbon an den Wetter- steinkalk der Nordscholle; auch bei Matschiedel und Polland treten Grauwackenschiefer und Conglomerate (Str. NW— SO, saiger) auf, dienach dem Bruche zu eine mehr und mehr zerrüttete Beschaffenheit annehmen. Bei Hermagor, wahrscheinlich sogar schon in der Nähe von Förolach, wo der Gehängeschutt !) Verhandlungen der geologischen Reichsanstalt 1572. 8.352. 2) Allerdings bin ich betreffs der Deutung einiger Einzelheiten zu ab- weichenden Ergebnissen gelangt; ich habe „unterhalb der Windischen Höhe“ nicht den Grödener Sandstein in Contact mit Wettersteinkalk beobachtet; am letzteren Orte verläuft der Bruch zweifellos zwischen Untercarbon und Trias. Der Grödener Sandstein redueirt sich auf einen geringen Denudationsrest im Hangenden des Carbon, der westlich der Windischen Höhe bei der Höheneote 1427 ansteht. 154 alles verdeckt, steht südlich des Bruches Quarzphyllit, nörd- lich der rhaetische Plattenkalk bezw. Hauptdolomit an. Wo die Grenze von Wettersteinkalk und Plattenkalk liegt, bezw. wo die Carditaschiehten des Möschacher Wipfels gegen den Bruch ausstreichen, habe ich leider nicht feststellen können. Entspreehend dem allgemeinen Streichen müsste dies in der Gegend der Windischen Höhe der Fall sein. Das Vorkommen von Bleiglanz und Zinkblende nördlich der Windisehen Höhe ist. wie am Reisskofel, zum Theil auf die Disloeationen des Gebirges zurückzuführen. Eine weiter westlich „nahezu parallel zum Drauthal“ ver- laufende Längsverwerfung hat ebenfalls v. MoJsısovics von Villach bis in die Gegend von Paternion verfolgt. „Am nörd- lichen Bruchrande stehen theils Muschelkalk, theils die unteren Glieder der norischen Stufe an, ziemlich flach nach Süd ein- fallend; am südlichen Bruchrand trifft man mit steilem nörd- lichen Verflächen bald Hauptdolomit. bald Wettersteinkalk, bald Carditasehiehten.“ Das Einfallen der Schiehten nach den Verwerfungen zu ist eine Erscheinung, die BittnEr auch in den nördlichen Kalkalpen beobachtet hat. Das Gebiet, welches im Westen des Dobratseh und im Süden des Tschekele-Nock durch die zweimalige Umbiegung des Gailbruches abgegrenzt erscheint, bildet das sogenannte Mittelgebirge von St. Stefan und enthält zwei geologisch und landschaftlich verschiedene Theile. Der Nordosten, etwa ein Drittel des ganzen Gebietes besteht aus carbonischen Conglomeraten und Sehiefern mit eingelagerten Eruptiv- lagern; im Südosten bildet Quarzphyllit in der Fort- setzung der Egger Hochfläche das Grundgebirge, ist jedoch fast durchweg von Glacialschottern bedeckt. Das aus wider- standsfähigem Gestein bestehende Unterearbon bildet ein be- waldetes Hügelland, das in den Badstuben (1360 m.) gipfelt. Das Culturland der Phyllitfläche besitzt eine wesentlich ge- ringere Höhe (720—780 m.) und ist von tiefeingesehnittenen Bächen durchfureht. (Vergl. die im allgemeinen Theile fol- gende Abb.: „Das Mittelgebirge von St. Stefan“.) Die Tektonik der palaezoischen Scholle ist überaus lehr- reich: Die Grenze von Carbon und Phyllit ist ein WNW —OSO streichender Bruch („Bruch von St. Georgen“), der am i be 5 PR 15% 7 Zu Seite 155. Koves Nock Dobratsch Abbildung 74, Nach Suess, Aequivalente des Rothliegenden, Taf. I. Der Nötschgraben (Windische Graben) unterhalb Bleiberg. Q. Quarzphyllit, D. Untercarbonischer Diorit; zwischen beiden der Bruch von St. Georgen. C. Untercarbonische Nötscher Schichten. G. Grödener Sandstein (über- lagert transgredirend das ältere Gebirge). Tr. Wettersteinkalk, vom Carbon und Perm durch den winkelig umgebogenen Gailbruch getrennt. 155 besten im Nötschgraben aufgeschlossen ist (vgl. Abb. 7b). Die Störung ist jungearbonischen Alters, denn der am Fusse des Dobratsch in flachgelagerten Bänken auftretende Grödener Sandstein überdeekt dieselbe, ohne seinerseits irgendwie dis- loeirt zu sein. Unmittelbar daneben erscheint der posttriadische Gailbruch, welcher hier aus der meridionalen Riehtung wieder nach Osten umbiegt. Wir unterscheiden also: 1. Jungearbonisehe Faltung und Ausbildung des Bruches von St. Georgen. 2. Transgression des Grödener Sandsteins. 3. Entstehung des Gailbruches in posttriadischer, (wahrscheinlieh eretaceischer) Zeit. Die weitere Ausbildung desselben fällt in das Tertiär. Die hier beobachteten Thatsachen sind von grosser Be- deutung, da im Gebiet der Karnischen Hauptkette zwar zahl- reiche Faltungen und Ueberschiebungen der älteren Gebirgs- bildung, aber keine einfachen, gradlinigen Brüche von gleiehem Alter zur Beobachtung gelangt sind. Aus anderen Warneh- mungen wurde gefolgert, dass die carbonische Faltung von Norden nach Süden geriehtet war, und das ausschliessliche Auftreten einfacher Brüche im Norden stimmt mit dem Vor- kommen der Ueberschiebungen im Süden gut überein. Die Zusammensetzung des Unterearbon ist recht mannig- faltig. Eruptivdecken, Tuffe und Schalsteine wechseln mit Grauwackenschiefern, Conglomeraten und Thonschiefern ab. Den besten Durehschnitt durch die palaeozoische Seholle im Westen des Dobratseh gewährt der Nötschgraben (Ab- bildung 74); man beobachtet an der Chaussee zwischen Nötsch und Bleiberg die folgenden meist vortrefflieh aufgeschlossenen Schichten: l. Quarzphyllit von typischer Beschaffenheit; derselbe steht in ganz flacher Lagerung oberhalb des Nötscher Sehutt- kegels bis Labientschach hin am Wege an. 2. Glaeialschotter. 3. Grödener Sandstein, flach gelagert, im Liegenden der Schotter für eine kurze Streeke aufgeschlossen. 4. Quarzphyllit, Streichen WNW—OSO, Fallen steil SSW, oberhalb einer Wassermühle gut aufgeschlossen. 156 5—8 Nötscher Schiehten (Unterearbon) und zwar: 5. Körnigen Diabas (bezw. Diorit; die blaugrüne Horn- blende ist nach Herrn Dr. Mıuch aus Augit entstanden — vergl. den petrographischen Anhang), von dem Quarzphyllit durch eine gewaltige Dislocation getrennt, die sich in der Form der Landschaft nnr dureh einen kleinen Bacheinschnitt kennzeichnet. An der Bruchgrenze ist das Eruptivgestein sehr deutlich ge- schiefert. 6. Dunkle Conglomerate mit zahlreichen weissen Quarz- geröllen und Grauwacken, steil SSW fallend (an der Stelle, wo die Strasse auf das linke Ufer hinüberführt). 7. Thonschiefer, WNW—OSO streichend, saiger stehend. Der westlichen Fortsetzung dieses Zuges gehört der bekannte Fundort des „Bleiberger Kohlenkalkes“ mit Produetus giganteus am Gehöft Oberhöher!) an. 8. Grünliche Grauwacke, im Aussehen manchen Eruptiv- gesteinen ähnlich (an das Gestein von S. Daniele erinnernd). Die Grauwacke ist dieht, grün, von zahlreichen Klüften und Sprüngen durchsetzt und verwittert z. Th. braun, z. Th. roth. Eingelagert finden sich Bänke von Schalsteineonglomerat, das Diabasgerölle und Blöcke eines weissen oder rosafarbenen marmorisirten Kalksteins (bis 1 m. Durchmesser) enthält. (Man vergleiche den petrographischen Anhang.) 9. Thonsehiefer, enthält oberhalb der Mündung des Thorgrabens eine kalkreiche Bank voll von Produetus giganteus (mit seltenen Zweischalern und Korallen, meist Lonsdaleia flor:i- formis). 10. Grödener Sandstein in dieken Bänken, ganz flach NO fallend, das Unterearbon disecordant überlagernd (an der Mündung des Erlachgrabens). Die Hangendschiehten des rothen Sandsteins bestehen nach Svess (vgl. unten) zunächst aus „wech- selnden Bänken von mürbem, gelblicehweissem Sandstein; da- zwischen liegen schwarze, glimmerreiche Schiefer, blau- graue, thonige Schiefer und kalkige Zopfplatten. Myaeiten- steinkerne kommen vor. Höher beobachtet man stark ge- !) Der Fundort liegt etwas westlich vom Gehöft im Walde an einem in gleicher Höhe am Berge hinführenden Wege; man sammelt die aus kalkigem Schiefer herauswitternden oder herabgerollten Versteinerungen in einer kleinen Geröllhalde. wundene Bänke von dünngesehiehteter Rauchwacke und slimmerigem Sandstein, schwarzgrau und röthlich (den Wer- fener Schiefern ähnlieh). Darüber Bänke von dünngeschichtetem dunkelgrauem Kalk, weissgelb an der Aussenfläche und hoch oben noch mit glimmerig schieferigem Zwischenmittel. Gyps kommt in Adern und Schnüren von den ersten Raueh- wacken an bis hinauf vor.“ Die zuletzt beschriebenen Schiehten sind ein Aequivalent der Bellerophonkalke oder der Werfener Schichten. 11. Muschelkalk, vom Grödener Sandstein dureh eine Verwerfung (Gailbruch) getrennt. Mergelkalke und dunkele kalkspathreiehe Kalke, NW— SO streiehend und in verwickelte Falten zusammengepresst und gestaucht. Der Muschelkalk verschwindet unter dem natürlichen oder künstlichen Gehänge- schutt. Der Abhang zur Reehten und Linken des Bleiberger Längsthales besteht aus 12. Wettersteinkalk. Auf dem nördlichen Thalgehänge grenzt, wie Abb. 75 (S. 160) deutlich erkennen lässt, der Wettersteinkalk unmittel- bar an das Untercarbon. Weitere Aufschlüsse bietet die östlich der Chaussee lie- gende Mündung des Nötschgrabens, wo Quarzphyllit (Thon- glimmerschiefer) und weiter aufwärts Grödener Schiehten an- stehen; die letzteren sind hier local dureh das Vorkommen von Kalk und Gyps ausgezeichnet. Ich entnehme dem mir in liebenswürdigster Weise zur Verfügung gestellten Tagebuche !) des Herrn Prof. Ep. Surss die nachfolgenden Angaben: „Der Nötsehgraben ist in seinem untersten Theile beider- seits in ONO fallenden Thonglimmersehiefer eingeschnitten. Blöeke von Gyps |weiter östlich anstehend getroffen, Verf.] fallen von den Abhängen des Dobratsch in den Graben. Im ') Ungefähr die gleichen Angaben sind in der Arbeit über die Aequi- valente des Rothliegenden in den Südalpen enthalten. (LVII. Band d. Sitzbt. d. k. Akad. d. Wissenschaften. I. Abth, Febr.-Heft. Jahrg. 1868.) Jedoch ist die Auffassung des Gebirgsbaues dort eine durchaus ab- weichende. Der Quarzphyllit (Thonglimmerschiefer) der nach meiner Ansicht die Basis des Palaeozoieum bildet, soll zwischen Carbon und Grödener Sandstein liegen (l. e. p. 23). Ich habe es daher vorgezogen, das Tagebuch, welches nur die thatsächlichen Beobachtungen enthält, an Stelle der Publication zu berücksichtigen. 158 östliehen Arm legt sich auf den Thonglimmerschiefer schiefriger Kalk mit Talkblättehen von grell grüner “arbe, entsprechend dem Quecksilbervorkommen von Kersch- dorf (vergl. unten). Etwas höher fliesst der Bach im Streichen des Thonglimmerschiefers, weleher zuerst 30—40° N, dann steil S fällt. Nun folgt ein ganz neues Glied und zwar blaugrauer, sehr thoniger Kalk mit grösseren Höhlungen voll Ocker und dünnblättrigem Schiefer von ockergelber Farbe ganz ohne Glimmer [zu den Grödener Schiehten gehörig]. Fallen Süd. Der thonig-scliiefrige Complex ist einige Klafter stark, dann unterteuft von einer licht-gelblichen, mürben |Grödener| Sand- steinbank, welehe 30° 5 füllt. Der blaugraue Schiefer wieder- holt sieh mitsammt den Sandsteinbänken. Es sind die typischen Zopfplatten und man sieht, dass das convexe Relief stets der unteren Seite der Schieht ange- hört. Die eingeschalteten Sandsteinbänke sind ebenflächig, und der neu erscheinende glimmerreiche Sehiefer ist meist schwarz mit kleinen, weissen Glimmerblättehen bedeekt, bald roth wie Werfener Schiefer; sehr undeutliche Spuren von Myaeiten. Zurück in den lHlauptstamm des Nötschgrabens; unten Thonglimmerschiefer, Fallen NNO—NO, dann sehr flach, fast schwebend. An der linken Thalseite gewahrt man nun im Waldgrunde den Sattel der Zopfplatten, bald darauf im Liegenden den rothen Sandstein. Viel manmnigfaltiger ist die rechte Thalseite. Hier sieht man infolge einer Verwerfung zunächst den blaugrauen Mergel mit Zopfplatten, darunter das rothe Sandsteineonglomerat (60° SSO-Fallen) und unmittelbar darunter mit gleichem Fallen den Thonglimmerschiefer. Das SSO-Fallen hält an, wird nach und nach im Thonglimmer- schiefer steiler und plötzlich besteht wieder der ganze hohe Abhang aus den Bänken des rothen Sandsteins und Conglo- merats. Der Graben ist hier einige hundert Fuss tief einge- schnitten. Fallen des Sandsteins 30-—35° nach Ost, des liegenden Thonglimmerschiefers 30-35" nach Süd bis SSO.“ Die Discordanz ist auch hier deutlich wahrnehmbar. Es ist also festzuhalten, dass der grellgrüne, schiefrige Kalk zum (@uarzphyllit gehört, während der blaugraue (? Belle- rophon-)Kalk das Hangende der Grödener Schichten bildet. Eine ungefähre Uebersicht des merkwürdigen Neben- einanders der Formationen im Nötsehgraben giebt die ebenfalls von E. Surss entworfene Landschaftsskizze (Abb. 74). In der südliehen, dureh den Bruch von St. Georgen abge- trennten Phyllitmasse nimmt besonders das Vorkommen von Kupferkies, Silber- und Queeksilbererzen die Aufmerk- samkeit in Anspruch. Der Bergbau, der besonders im vorigen Jahrhundert blühte, ist allerdings schon längst zum Erliegen gekommen. E. Surss schreibt über die geologischen Verhältnisse dieses Gebietes: „Wir wenden uns nächst Emmersdorf in dem Graben aufwärts, der aus der Gegend von Tratten nach St. Paul hinabkommt. Zunächst empor über geschliffenen Morä- nensehutt [ein vereinzeltes Vorkommen, das nicht von dem Glaeialschotter getrennt wurde; vergl. unten]. Dann der mem- branöse Thonglimmerschiefer, der im frischen Zustande viel dunkeler aussieht, als auf alten Flächen; stellenweise fein runzelig. Fallen 250°—30" nach O. Bei einer kleinen Mühle folgt darüber eine derbe massige Felsart von mehr kalkiger Beschaffenheit, die einen Absturz ausmacht. Gegen oben stellt sich senkrechtes Fallen ein, es folgt etwas schwarzer Schiefer mit schwarzen thonig-kalkigen Einlagerungen und weissen Adern, dann grüne Waeken mit rothen Besehlägen. Das Fallen ist eonstant Süd..... Ueber Aeeker nach Kerschdorf; der Thonglimmerschiefer fällt SSW. Unterhalb des Ortes im Graben legt sich auf denselben eine scheinbar derbe Masse, welche hauptsächlieh aus liehtem Kalkschiefer besteht, der mit talkigen Häutchen auf den Schiehtflächen belegt ist. Hier findet man Zinnober und gediegen Quecksilber. Der Kalk, welcher auch zuweilen blaugrau ist, enthält viel Erz. theils als rothen Beschlag auf den Klüften, theils in Ver- bindung mit Schwefelkies auf kleineren Kalkspathgängen, sel- tener in Verbindung mit Quarzgestein. Auch gediegen Queck- silber kommt in Tropfen auf Kalkspathgängen vor. Auffallend ist die grell liehtgrüne Farbe des Talkes oder Glimmers im Kalk und in den benachbarten Schiefern. Das Gestein stimmt mit den derben Massen an der Mühle im vorderen Graben und im Nötschbach (östlicher Arm) überein.“ Dass der Gailbruch am Südabhang des Dobratseh entlang streicht, wurde schon mehrfach erwähnt. In der That lässt 160 sich am Südabhang des Berges der Quarzphyllit bis über das Dorf Sack hinaus verfolgen, der rothe Streifen des Grödener Sandsteins zieht sogar weithin siehtbar unter dem Kalkschutt bis zur sogenannten Kanzel hin. Man wird also annehmen dürfen, dass der Hauptbruch auf dieser Seite bis in die Ge- gend von Villach verläuft. Die gegenüberliegenden Kara- wanken bestehen aus untersilurischem Schiefer und erheben sich zu Höhen, welche hinter der des Dobratsch nur um einige hundert Meter zurückbleiben; der Quarzphyllit von Nötsch, der erst wieder östlich von Villach siehtbar wird, bildet wohl wie im Westen das Liegende der Silurschiefer und grenzt andrerseits mit oder ohne Zwischenlagerung von Grödener Sandstein — an die von dem Gailbruch abgeschnittene obere Trias. Der Dobratseh (oder Villacher Alp) besteht im Wesent- lichen aus Kalk vom Alter des Wettersteinkalkes mit Gyropo- rellen und i’seudomelanien (cf. Chemmnitzia Rosthorni HoERN.) Riesenoolithe, oft rothgefärbt, sind überaus häufig; der Kalk ist in Allgemeinen massig und von gewaltigen Klüften dureh- setzt; nur am Schlossberg ist deutliche Schiehtung ausgeprägt. Am oberen Theile des Westabhanges, zwischen Kuhriegel und Rudoltsbrunnen finden sieh local splittrige z. Th. breeeienartige Volithe. Die Hochflächenform des nach Osten zu allmälig ab- dachenden Dobratsch ist bedingt durch die fast schwebende Lagerung des Gesteins und kehrt im nördlichen Gailthaler Gebirge nirgends wieder. In diesem sind die langgezogenen Ketten (Abb. 75), welche die Voralberger und westlicheren Tiroler Kalkalpen kennzeichnen, durchaus vorherrschend. Pla- teaus von der Form der Villacher Alp sind hingegen charakte- ristisch für den Nordosten und Siiden der Ostalpen. Dass das Auftreten der Carditaschichten (Corbis Mellingr, Carnites floridus) bei Heiligengeist mit einer untergeordneten Störung zusammenhängt, kann wohl keinem Zweifel unterliegen; die Kette im Norden des Bleiberger Längsthales gehört zu dem- selben Horizont wie der Dobratseh, und die jüngeren Cardita- schichten liegen zwischen beiden in der Tiefe. Leider fehlte es mir an Zeit. um diese in der geradlinigen Fortsetzung der Kreuther Muschelkalkaufpressung liegende Dislocation näher zu untersuchen. Tschekele Nock N Fr ’ Zu Seite 160, P27 En x EB ” P > s P ER ee en ri re ’ u Nach einer Photogr. von A, Beer gez. von O. Berner. Abbildung 75. Aussicht vom Dobratsch nach NW. Im Vordergrunde Kowes Nock (1823 m, 1.), aus Wettersteinkalk bestehend, Im SW dieses Berges das durch den Gailbruch abgeschnittene Untercarbon (dunkel schraflirt), Unmittelbar über 1 der Wiederschwing (Wettersteinkalk). 2 Goldeck 2139 m. und 3 Latschur 2238 m.: Krystalliner Kalk und Kalk- phyllit der Schieferhülle, Jenseits der Drau die Tauern. Drau Kellerberg 161 Der Dobratseh ist berühmt als Aussichtspunkt, (Abb. 75) noeh berühmter vielleicht als Urheber des mächtigsten Berg- sturzes, der in historischer Zeit im Gebiete der Alpen vorge- kommen ist. Die gewaltige Ausdehnung der Trümmermassen wird dureh die Karte!), die noeh immer nieht verharschte Wunde des Südabhanges durch das weiter unten folgende Bild veranschaulicht. Wohlbeglaubigte Nachriehten verbürgen die Thatsache, dass ein Erdbeben die unmittelbare Ver- anlassung des schreekliehen Ereignisses gewesen ist. Wir haben den Gailbruch, dessen Riehtung mit der gleiehnamigen Erdbebenlinie auf der Karte Höfers ziemlich gut übereinstimmt, bis an den Siüdabhang des Dobratsch verfolgt. Die in dieser Dislocationsriehtung wirksamen seismischen Kräfte sind also seit grauer geologischer Vorzeit bis in die Jüngste Vergangen- heit lebendig geblieben: Die im Bau der Erdrinde begrün- dete Störung, welehe die Ausbildung des ganzen Thalsystems bedingte, hat noch in jüngster Zeit umgestaltend in die Ge- schiehte des Thales eingegriffen. !) Die ausführlicheren Nachrichten über den Sturz, über die Auf- dämmung der Gail ete. siehe in dem Abschnitt über Bergstürze. Frech, Die Karnischen Alpen. 11 VI. KAPITEL. Die Triasgebirge im Süden der Karnischen Hauptkette, (Venetianer und Julische Alpen.) 1. Allgemeines. Die Karnische Hauptkette wird im Norden und Süden fast ausschliesslich von triadischen Gebirgen begrenzt, deren tek- tonischer Aufbau wesentliche Verschiedenheiten erkennen lässt. Im Norden erhebt sich der aus nordalpiner Trias bestehende, in regelmässige Sättel und Mulden gelegte Zug des Gail- thaler Gebirges; derselbe wird durch den Gailbruch, eine der grossartigsten einheitlichen Verwerfungen in den Ostalpen scharf abgeschnitten. Das im Süden angrenzende, aus permotriadischen Ablage- rungen bestehende Gebirge ist mannigfacher zusammengesetzt, unterscheidet sich jedoeh von den Gailthaler Alpen durch be- stimmte stratigraphische und tektonische Merkmale. In stratigraphischer Hinsicht ist hervorzuheben, dass der Bellerophonkalk im Norden fehlt (bzw. durch zweifel- hafte, wenig mächtige Bildungen vertreten wird); hingegen ist derselbe im Süden, vor allem in der Carnia mächtig entwickelt. Während die Werfener Schiehten (ebenso wie die Grödener Sandsteine) eine auffallend gleichartige Entwickelung zeigen, ist für den Muschelkalk das Fehlen der bunten Kalkeon- glomerate und Schiefer im Norden hervorzuheben. Bei der imannigfachen Faciesentwickelung der Norischen und Karnisehen Stufe lassen sieh im Norden und Süden der mediterranen Trias- provinz keine einheitlichen Unterschiede feststellen. Doch darf das Zurücktreten eruptiver Gesteine im Norden hervor- gehoben werden. Im Gailthaler Gebirge fehlen dieselben gänz- 163 lieh, während in der Carmia die Pietra-verde-Tuffe und im Osten die Raibler Quarzporphyre eine wichtige Rolle spielen. Die Verschiedenheit der Raibler Sehiehten ist bekannt: In den Gailthaler Bergen und auf dem Nordabhang der Karawanken herrscht die nördalpine Entwiekelung der Carditaschiehten (= Bleiberger Schichten) vor, im Süden finden wir, soweit nieht die dolomitische Rifffacies platzgreift, rothe Schlernplateau- oder graue mergelige Torer („Raibler“) Schiehten mit versehiedenartigen organischen Resten. Carnites floridus uud Cardita Guembeli kennzeiehnen u. a. die nördliche, Myophoria Kefersteini und Pachycardia rugosa die südliehe Entwiekelung. Aus der obersten Trias ist nur das Fehlen schwarzer dünnsehiehtiger Plattenkalke!) und Mergel im S hervor- zuheben, während der Hauptdolomit allgemein verbreitet ist. Der Dachsteinkalk im engeren Sinne, der helle, z. Th. röthliehe, diekbankige, reine Kalk mit Megalodonten und Theeosmilien ist bekanntlich in Südtirol und Venetien das weitaus vorherr- schende rhaetische Gestein, tritt aber bemerkenswerther Weise in den Gailthaler Alpen sehr in den Hintergrund. Intektoniseher Hinsieht wird die südliehe Grenze der altpalaeozoisehen Gesteine der Karnischen Hauptkette im Wesent- lichen dureh die transgressive Auflagerung der permo- triadischen Sehiehten gebildet: Doch ist diese Linie vielfach durch Brüche gestört, die man als Fortsetzungen der im W beobachteten Villnösser und Sugana- (bezw. Antelao) Linie auffassen darf. In tektonischer Hinsicht lässt sich die Südgrenze der Kar- nischen Hauptkette in die folgenden Abschnitte zerlegen: 1. Normale Auflagerung des am Aussenrande aufge- bogenen Sextener @ebirges zwischen Innichen und Comelieo (S. Stefano); an letzterem Orte bildet die Fortsetzung der !) Ich gebrauche diesen Namen nicht in dem Sinne von SUESS (= Dachsteinkalk), sondern in rein petrographischem Sinne für die wohl- geschichteten, dünnbankigen, meist dunkel gefärbten und mit Spathadern versehenen rhaetischen Kalke der Gailthaler Gebirge. Diese Gesteine stimmen mit dem Guttensteiner Kalk petrographisch oft vollkommen (ab- gesehen vonder Hornsteinführung) überein und sind auch früher mit dem- selben verwechselt worden. I * 164 Villnösser Linie die Grenze von Quarzphyllit und Scehlern- dolomit. 2. Vorspringen der Bladener Trias in das palaeozoisehe Gebiet; im Norden normale Transgression, im Westen (Sasso Lungerin bis Monte Curie, Profil-Tafel VI), und im Osten (Monte Vas) Brüche. 3. Normale Auflagerung zwischen Forni Avoltri und Comeglians. 4. Bis Paularo ist die Auflagerung ungestört (am genannten Orte) oder durch unbedeutende Brüche, die Aus- läufer der Sugana - Antelao-Linie gekennzeichnet (Senke von Ravaseletto). 5. Westlich von Paularo (am Monte Salinchietto) lebt die Sugana-Linie in einem System paralleler, tiefeingrei- fender Längsbrüche wieder auf, geht dann (Pontafel) in eine Antiklinale und östlich (bei Leopoldskirehen) wieder in emen Bruch zwischen dem gesenkten Sehlerndolomit (N) und der unteren Trias (S) über. Dieser Längsbruch, der Savebruch bildet weiterhin die Südgrenze der Karawanken und reieht dureh das Fella-, Gailitz- und Savethal nach Osten bis zum Beginn des Laibacher Senkungsfeldes. Die Karawanken kennzeiehnen sieh also nieht nur dureh die Gleiehartigkeit des tektonischen und stratigraphischen Aufbaues sondern auch dureh die Einheitlichkeit der süd- liehen Grenze als die unmittelbare Fortsetzung der Kar- nischen Hauptkette. Die vorwiegende Begrenzung durch Brüche im Norden und Süden und vor allem der Umstand, dass die Hochregion der Karnischen Kette die um vieles jüngeren Gailthaler und Vene- tianer Berge entschieden überragt, rechtfertigen die Annahme einer antiklinalen Aufwölbung des gesammten Karnischen Längszuges. Die im Süden an die Karnische Hauptkette angrenzenden Triasalpen sind zum Theil durch mustergiltige Aufnahmen der wissenschaftliehen Kenntniss erschlossen, zum Theil so gut wie unbekannt. Das erstere gilt insbesondere für den westlichen und östlichen Theil des Gebietes. Das letztere bezieht sich auf das, in tektonischer Hinsicht sehr verwickelte Berg- land zwischen Pontafel und Paularo. Ueber die angrenzenden "yddıyasqan '"Mzaq JOIy9TLI9DFnE [1948 purs uoryDryos oyoıywurs "(WM WM) AENTPYOSUM UOA AUOZ Jul? UApILaq UOYOSIMZ "UAFNOTTOS AUFL MA SUB I49IS9q SOHUryaH uayDLpıou sap 11SyJ. aaayum A9p pun punıdaopıoA I9g 'SMWOTOPUITLIS SPP UOWLIOT UAYOSTISTIOINEAIEUD ALP uUFTaz Apunadasyumg wm Haag ld "uspns UOA TqqgsJuoT “au O UOA 'zad aaa 'TYy UOA erydeadojoy.T Aauta peN *,, Zunpfigqy FIT Nas nz 165 Theile der Carnia und der Julischen Alpen liegen keine ein- sehenderen Veröffentliehungen vor; jedoch ist, der Gebirgsbau überaus einfach. 2. Die südwestlichen Triasberge. (Sexten, Comelico, westliche Carnia.) Die Sextener Gebirgsgruppe gehört noch zu den in dem Werke von Mo,sısovics („die Dolomitriffe*) behandelten Gebiete und ist von R. HOERNES genauer aufgenommen worden. Die gesammte permo-triadische Sehichtenfolge ist vollständig vertreten von den Grödener Conglomeraten bis zum Daehstein- kalk, der die stolzen Gipfel der Rothwand, des Zwölfers und der Drei Zinnen zusammensetzt. (Man vergl. besonders die Profil-Tafel VI 5.132 reehts unten.) „Die tektonischen Verhältnisse der Sextener Gebirgsgruppe sind ausserordentlich einfach. Im Centrum und am Innen- rande herrscht söhlige Lagerung. Am Aussenrande, im Pusterthal bei Toblach und im Sexten-Thal (sowie im Comelico) fallen die tieferen Schiehten ziemlich steil vom Phyllit weg gegen Süden. In den höheren Schichten nimmt dann der Fallwinkel allmählig ab, bis sich die söhlige Lagerung ein- stellt. So erscheint die Sextener Gebirgsgruppe als ein hori- zontaler gelagerter Gebirgstheil, dessen nördlicher und östlicher Aussenrand aufgebogen ist.“!) Es braucht kaum bemerkt zu werden, dass diese peripherische Aufbiegung auf das beste mit der Ansicht übereinstimmt, dass die Karmnisehen Alpen in ähnlicher Weise wie die Centralkette emporgewölbt seien. „Mit dem Südrande der Sextener Gruppe fällt der östliche Theil der Villnösser Bruchliuie zusammen. Der Monte Rosiana und der Monte Malone bei Auronzo bilden eine verworfene Scholle am Nordrande der Bruchlinie und gehören tektonjsch noch der Sextener Gruppe an.“ (l.e.) Der Villnösser Bruch zieht, wie die Untersuchungen von Harada lehren?) in östlicher Riehtung weiter und trennt den am Colle di Mezzo Giorno durch Hauptdolomit überlagerten Schlerndolomit von 1) Dolomitriffe S. 301. 2) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bd. 33 (1883). S. 162 ff. 166 dem Quarzphyllit des Nordens. Der letztere trägt an der Mündung des Val Frisone Denudationsreste von Grödener Sand- stein und Bellerophonkalk. Der Villnösser Längsbruch wird an dem Westabhange des Eichenkofels (Terza pieeola) dureh einen von Norden, vom M. Curie her kommenden Querbruch abgeschnitten. Wir betreten hiermit das Gebiet der Bladener nach N vor- springenden Triasberge. In der Abgrenzung derselben gegen das Palaeozoieum wechseln kurze Quer- und Längsbrüche Moni» Vas CGroda blanca 2 0 Abbildung 76. Croda Bianca und Monte Vas. Dureh eine Verwerfung sind die Werfener Schichten (W) unmittelbar neben den devonischen Riffkalk (D) gebracht. Im Hangenden der Werfener Schichten erscheint Muschelkalk. in scheinbar unregelmässiger Weise mit der normalen Trans- gressionsfläche ab. Trotzdem herrscht eine merkwürdige Symmetrie in der Vertheilung der einzelnen Sehollen: Die beiden Eektürme, Sasso-Lungerin im W (Vgl. Abb. 60 5.123 und Profil-Tafel VI) und Monte Vas (Abb. 76) im Osten bestehen aus jüngerer Trias bis zum Sehlerndolomit bezw. bis zum oberen Muschelkalk aufwärts und sind auf der Aussenseite durch kurze winkelige Brüche von dem älteren Palaeozoieum geschieden; nach dem Inneren des Triasgebietes zu folgt im 167 Liegenden die normale Sehiehtenserie bis zum Bellerophonkalk abwärts. Die Disloeationen des Sasso Lungerin und des Monte Vas setzen sich in das palaeozoische Gebirge fort: Die Scholle von Muschelkalk und Werfener Sehiehten am Filone di Costa Spina nimmt dem Sasso Lungerin ge- genüber dieselbe Stellung ein, wie die Versenkung der Bor- daglia-Alp gegenüber den Monte Vas. (Man vergl. oben die betr. Abbildungen S. 123—126 und Abb. 45 S. 105.) Auf der gemeinsamen Unterlage der Bellerophonkalke lagert östlich vom Sasso Lungerin der Monte Sehiaron und westlich vom Monte Vas der Monte Cadin. Beide besitzen genau die entsprechende Lage und zeigen nur auf der Südseite unerhebliehere Verwerfungen. Den orographisechen und geo- logischen Mittelpunkt der nördlichen Bladener Triasberge bildet das Riff des Scheibenkofels und des Monte Rinaldo mit einigen eingelagerten heteropen Mergelzungen. (Herr Dr. Diener machte mich auf das Vorkommen der letzteren aufmerksam.) Südlieh vom Monte Rinaldo und Monte Ferro liegt das Längsthal von Bladen, eingesenkt in die Antiklinale der Buchensteiner Schichten. Auf dem gewöhnlichen Wege, der von Bladen (Cima Sappada) durch das Thal des Zötzbaches (Torrente Sesis) zum Bladener Joch emporführt, durchquert man in dem Nordflügel der Antiklinale ein regelmässiges Profil der gesammten Trias: Die Buehensteiner Schiehten sind als dunkele Plattenkalke entwiekelt und enthalten massen- haft Pietra verde als Einlagerung. Bemerkenswerth sind die mannigfachen Fältelungen und Kniekungen, welche diese weichen Sehichten zwischen den Riffmassen erlitten haben. Weiterhin folgen Muschelkalk (als Guttensteiner Kalk ent- wiekelt), Werfener Schiehten, Bellerophonkalk und, an der abgebrannten unteren Zötzhütte, Grödener Sandstein. (Vgl. Profiltafel V.S.111.) Die regelmässige peımotriadische Schieht- folge bildet einen höchst bezeiehnenden Gegensatz zu den wild ineinander gefalteten und zerquetschten Devonschiehten des Bladener Joches. HArADA deutet die unregelmässige Bladener Antiklinale wohl mit Recht als Ausläufer der Villnösser Linie. Ist doch 168 das Abwechseln von Brüchen und Falten in derselben Dis- locationsriehtung eine häufig (unter andern auch bei Pontafel) beobachtete Erscheinung. Die Dislocationen am Monte Vas, wo Werfener Schiehten unmittelbar an Devon grenzen'), (vergl. die Abb. 76) sowie der Einbruch der Bordaglia-Alp bezeichnen das Wiederaufleben dieser Dislocationslinie. Man wird somit auch den Plöckener Längsbrueh und den Polliniggbrueh als weit entfernte östliche Fortsetzungen der Villnösser Dislocationslinie ansehen dürfen. Die Bezeich- nung als Plöckener Bruch erscheint jedoch sehon mit kück- sicht auf die zahlreichen Unterbreehungen gerechtfertigt, welche den Verlauf dieses Spaltensystems kennzeichnen. In der nächsten Umgebung von Forni Avoltri steht — ab- gesehen von Flussterrassen und Moränen -- Grödener Sandstein an (nicht, wie die Karte HarApas angiebt, Culmschiefer); von hier bis Comeglians überlagert dasselbe Gestein transgredirend die gefalteten altpalaeozoischen Bildungen. 3. Die östliche Carnia. Von Comeglians nach Osten bezeichnen wieder für eine Strecke Dislocationen von verhältnissmässig geringer Sprung- höhe die Südgrenze der Karnischen Hauptkette und zwar be- treten wir hier die Region der Sugana-Brüche. Die Betrachtung der Bruchkarte in Mossısovics’ Dolomit- riffen (S. 516) lehrt, dass die bedeutende Dislocation, welche im oberen Val Sugana die Südgrenze der uralten Cima d’Asta bildet, von dort aus in nordöstlicher Riehtung über Primiero und Agordo nach Pieve di Cadore zieht, überall den Aufbruch älterer Triasgesteine inmitten der jüngeren Kalkmassen bedingend. Ein wenig nördlich von der Heimath Tizians vereinigt sich der Antelao-Bruch mit der Sugana-Limie. Bei Lorenzago, östlich von Pieve di Gadore beobachtet man sogar drei von Perm umgebene, kleine Aufbrüche von '!) Am Ostabhang des Berges grenzt weiterhin der Muschelkalk bezw. der Werfener Schiefer an den Culm; die verquetschte Partie von Grödener Sandstein, welche Harada von hier angiebt, ist in Wirklichkeit nicht vor- handen; die rothe Färbung des Culmschiefers, die auf dem ganzen Abhang des Croda Bianca zu beobachten ist, hat zu dieser Verwechselung Anlass gegeben. 169 Quarzphyllit. Die drei parallelen Spalten, an denen das ältere Gestein an die Oberfläche tritt, werden jedoch westlich vom Piave theils vereinigt, theils durch einen Querbruch abge- lenkt. Südlich von Bladen, am Abhang des Eulenkofel, des Hinterkärl, des Monte Siera und Monte Tuglia trennt ein tief- eingreifender, ONO streichender Bruch den Sehlerndolomit der genannten Berge von dem ausgedehnten Werfener Schiefer- gebiet von Zahre (Sauris). Zwischen Prato Carnieco und Forni Avoltri hört der nach NO streichende Bruch plötzlich auf. Hingegen wird die östliche Fortsetzung dureh ein, in der Tiefe des Canale di San Canziano (Avausa) gelegenes Vorkommen eines, wohl als Culmschiefer zu bezeiehnenden Gesteines („Phyl- lit“ bei Harapa) angedeutet. Ein unzweifelhaftes Wiederaufleben der Sugana-Linie ist in der, fast genau Ost—West streichenden Senke von Ravascletto zu beobachten. Soweit nieht die ausgedehnten vom Monte Clavais stammenden Schutthalden die Beobachtung erschweren, stösst hier der Culm an Bellerophonkalk. Der Grödener Sandstein, dessen Mächtigkeit zum mindesten auf 200—250 m. zu veranschlagen ist, ist also verschwunden; doch findet sich südlich von Zovello in der Tiefe des Gladegna- Thales ein unverhältnissmässig schmaler, stark von Störungen durchsetzter Streifen dieses Gesteines (vergl. Profiltafel III), der bei Cereivento unter den alten Flussterassen und den ge- waltigen Schotteranhäufungen des Torrente But verschwindet. Östlich von Paluzza bis Paularo bildet auf eine Streeke von 11km. der flachgelagerte, in gleiehförmiger Brei- tenerstreckung auftretende Grödener Sandstein die untere Grenze der permotriadischen Schiehtenfolge. Auch die Berge im Osten und Westen des Torrente But, die Monti di Sutrio, der Monte Uueeo und Monte Tersadia besitzen, wie schon die Betrachtung aus der Ferne zeigt, einen überaus regelmässigen Aufbau. Bemerkenswerth ist die bedeutende Flächenent- wiekelung des gypsreichen Beilerophonkalkes (besonders zwischen Comeglians und Sutrio) sowie der Werfener Schichten. Der Bellerophonkalk besteht im Wesentlichen aus Rauehwacke und dolomitischer Asche, welche beide der Verwitterung schnell unterliegen. Wesentlich hierauf ist die Entstehung gewaltiger Abrutschungen und Schuttkegel zurückzuführen, welche beson- 170 ders die Gegend des Schwefelbades Arta auszeichnen. Die Bellerophonschiehten haben hier — ebenso wie bei Lussnitz und Malborget — zur Entstehung einer an Sehwefelwasserstoff reichen Quelle Veranlassung gegeben. Die Ausscheidung der Formationen auf den Monti di Sutrio und Tersadia musste, da ich keine Zeit zu ausgedehnteren Be- gehungen hatte, theils auf Grund von Beobachtungen & vue, theils mit Benutzung der Taramellischen Karte erfolgen; ich habe diese in hohem Grade unzuverlässige Zusammenstellung nur für die in Rede stehende, ungewöhnlich einfach gebaute Ge- send zu Rathe gezogen. Auch die Hauersche, auf den Auf- nahmen Srur’s beruhende Uebersichtskarte ist in diesem Ge- biet wenig brauehbar; dieselbe verzeichnet u. a. die ausge- dehnten Ablagerungen von Bellerophonkalk als Raibler Schich- ten. Oestlieh von Paularo beginnen — als unmittelbare Fortsetzung der Sugana-Linie die Brüche bezw. Antiklina- len der Fella- und Savegebietes, die schon in einem vor- hergehenden Abschnitte kurz geschildert worden sind. Auch das südwestlich von Pontebba liegende Bergland der östliehen Carnia ist von zahlreiehen Brüchen und Auf- faltungen der weichen Werfener und Bellerophon-Schichten durchsetzt, gehört aber leider in tektonischer Hinsieht zu den am wenigsten bekannten Gegenden der Ostalpen. Eine flüchtige Begehung des Gebietes zwischen Paularo und Pontebba hat mich nur die Sehwierigkeiten, welche hier noch ihrer Lösung harren, kennen gelehrt. An der Strasse, die von Paluzza bezw. Arta zu der Stazione per la Carnia führt, beobachtet man zunächst den oben erwähnten Bellerophonkalk, der unterhalb von Arta dureh einen O—W verlaufenden Längsbruch abgeschnitten ist; Muschelkalk und oberes Perm befinden sich hier in gleicher Höhenlage. Die von dem härteren Kalk gebildete Bergrippe tritt deutlich hervor. Bei Zuglia beobachtet man im Liegen- den des Muschelkalkes die rothen Werfener Schiehten. Süd- lich von Tolmezzo erscheint an einem zweiten Bruche massi- ger Triaskalk, wohl vom Alter des Sehlerndolomites. Derselbe wird, wie es scheint, normal von dem wohlgeschiehteten Daehsteinkalk des Monte Amariana bei Stazione per la Jarnia überlagert. Auch diese Kalkmassen werden von einer -[OFOyNNUOg a9dıye 03 uro IIMFIO SOpILg SOp punısıapıoA UT 'NIENUTSISUOBA UOA Aeumyrruvy Huay9oLga3 TENayag um Our -(upf) ZUIAOLT) eruaeg eL aad uorzeIg 19q euellewy 9JUoM Ad "IOULIT O UOA 'ZOD aan "M 'FOIT uoa awyeugny *ı30joyd ur OeN 8 > Sunpftqqy 02T NOS NZ 171 O—W streichenden Längsstörung durchsetzt, die als eine im Scheitel aufgebrochene Antiklinale zu deuten ist und somit keine bedeutendere Vertikalverschiebung verursacht hat (Abb. 78). Die weissen Kalke der Carnia zerfallen in Folge der zahl- reichen Klüfte überaus leicht; die Heftigkeit der Regengüsse und die Spärlichkeit des Baumwuchses erklären die gewaltigen Scehuttmassen, die in trostloser Einförmigkeit die gesammte Breite des Tagliamento-Thales erfüllen. Die Linie Pontafel-Chiusaforte entsprieht nach DIENER!) einer Querverschiebung, doch macht dieselbe sieh erst in der Gegend von Studena in ihren Anfängen bemerkbar; hier liegen inmitten der vorherrschenden Werfener Schichten zwei schmale, aus Schlerndolomit bestehende Grabenversenkungen, die rings von Quer- und Längsbrüchen begrenzt sind. Nur der zwischen Aupa und Studena liegende Dolomit, welcher grossen- theils von Werfener Sehiehten, im Westen auch von Bellerophon- kalken umgeben wird, konnte genauer untersucht werden. In- folge der leichteren Zersetzbarkeit der älteren Trias ragt der tektonische Graben in orographischer Beziehung als „Horst“ hervor. Eine in vieler Hinsieht vergleichbare Stellung nimmt der zwischen Oberearbon und unterer Trias eingebrochene Dolomit des Monte Salinchietto ein. Der mit Alpweiden und Wäldern bedeekte Höhenzug des Monte Glazat und Monte Cullar besteht aus O—W strei- chenden, verquetschten Falten von Werfener Scehiehten und Bellerophonkalk, welche offenbar die Fortsetzung der Pon- tafeler Antiklinale bilden (Abb. 77). Die Stauchungen und Faltun- gen treten deutlich am Pradulina-Sattel hervor, wo ein Zug der Werfener Scehiehten zwischen Schlerndolomit und Bellerophon- kalk auskeilt. Der letztere enthält am Monte Cullar unbe- stimmbare Reste von Zweischalern. 4. Die Julischen Alpen. Der südöstliche Theil der Karnischen Hauptkette ist, wie im ersten Kapitel auseinandergesetzt wurde, als ein !) Jahrbuch der k. k. geol. R. A. 1884, 8.70, 172 zwischen den Julischen Alpen und dem aufgewölbten palaeozoisehen Gebiet eingesunkener Längsgraben aufzu- fassen. Die südliche Verwerfung, der „Save-Bruch“ tritt im Fella-, Gailitz- und Savethal überall mit der grössten Deutliehkeit hervor: Im Norden liegt Schlerndolomit (hie und da von aufgepressten Fetzen der älteren Gesteine durch- setzt), im Süden erscheinen in gleicher Höhenlage die Wer- fener Schiehten. Auch deren Liegendes, die Bellerophonkalke, sind im Schwefelgraben bei Lussnitz aufgeschlossen. Nur bei Pontafel geht, wie bereits früher erwähnt, die Verwerfung in eine steile antiklinale Auffaltung über. Die Werfener Schiehten (Abb. 77, im Vordergrunde) werden im Norden und Süden von Muschelkalk (Guttensteiner Facies) und Sehlern- dolomit überlagert. Der Wall der Julischen Alpen besteht östlieh von der disloeirten Region der Carmia aus einer vollkommen regel- mässige Schichtenfolge des Trias von den Werfener Schiehten bis zum Dachsteinkalk.. Die Gleiehförmigkeit des geolo- gischen Aufbaus prägt sich mit seltener Sehärfe auch in den Formen der Landschaft aus. (Man vergleiche unten das Bild „Obertarvis von Nord“.) Ueber einer bewaldeten, aus Werfener Schiefer und Muschelkalk bestehenden Vorstufe bauen sieh die schroffe- ren bis zu 2000 m. und mehr aufsteigenden Berge des Sehlern- dolomites auf: Lipnitz, Brda, Zweispitz und Mittags- kofel (2091 m.) bilden eine geschlossene Mauer, der sieh jenseits des Seissera-Thales die wilden Jäger und weiterhin der Kö- nigsberg sowie die Fünfspitzen bei Raibl anschliessen. Das Längsthal von Dogna entspricht ungefähr der Einlagerung der weichen Raibler Sehiehten, die über die Raibler Scharte und den Torer Sattel weiter streichen. Weiter südlich erhebt sich als dritte Staffel die majestätische Mauer des Daeh- steinkalkes mit ihren scheinbar unersteiglichen Wänden, aus- gezeichnet dureh die deutliche, fast nirgends fehlende Bankung. Der Monte Usez und Montasch (2752 m.), weiter südlieh der Visehberg (2669 m.) und der Mangart (2678 m.) bilden diese höchste Erhebung des Gebirges (Abb. 79). Der Dachsteinkalk dehnt sich nach Süden als eine weite, an Höhe allmälig ab- nehmende Hochfläche aus. "uodıy uSgOSI[nF IHp NIENUTSISTDELT A9Iade[edydeLT "[ABYOSNT UOA YOSBJuoM AOd "ıaudag ’0 UOA 'ZE8 199 "V UOA Alyde13ojoyg AeulE YOeN "5: Zunpfragav ud oa Hıyv4sı 4 - RG, > 1m . am MAN 3% (6) ne ns ZN ALTE EN 4 un a MM Name“ 173 Die westliehen Julischen Alpen sind mir — abgesehen von einem Ausflug nach Raibl — nur dureh die allerdings häufig genug genossene Aussicht bekannt, welche die Höhen der Kar- nischen Hauptkette gewähren. Herr Dr. Aug. v. BöHnm in Wien hat das Gebirge zwischen Raibl, Pontafel und Chiusaforte näher untersucht, die Ergebnisse seiner Aufnahmen jedoch nieht ver- öffentlieht. Derselbe bestätigte mir jedoch mündlich in freund- lichster Weise, dass die Anschauung von dem überaus ein- fachen Aufbau der Julischen Alpen, welehe sieh aus der Be- trachtung der Gebirgsformen ergiebt, aueh den thatsächlichen Verhältnissen entspricht. Genauer sind wir über den östlichen Theil des Central- stoekes der Julischen Alpen unterriehtet. Die älteren Arbeiten von FOETTERLE, Stur und besonders die klassische von Surss verfasste Monographie der Umgegend von Raibl, berücksichtigen vor allem die Stratigraphie. In neuerer Zeit hat Diener!) eine anziehend geschriebene Darstellung der öst- liehen Julischen Alpen veröffentlicht, in der besonders der tektonische Aufbau des Gebirges und die heteropen Ver- hältnisse der in die Korallenriffe eingreifenden Mergel- zungen eingehend und sachgemäss geschildert werden. Eine ziemlich abfällige Kritik dieser Arbeit hat Srur 1887 in einem der bemerkenswerthen Jahresberichte der k. k. geologischen Reichsanstalt veröffentlicht. Es sei ausdrücklich hervorgehoben, dass ich an den von mir besuchten streitigen Puneten der Umgegend von Raibl durehgängig die Ansicht Dieners bestätigt fand. Es liegt somit keine Veranlassung vor, die Kritik Srur’s zu berück- sichtigen. Der von Diener untersuchte Gebirgstheil grenzt im Wesent- lichen an das obere Savethal bezw. die Karawanken und bildet nur zum kleineren Theile die Vorlage der Karnischen Haupt- kette. Die flach gelagerte mesozoische Tafel der Juli- schen Alpen wird von zwei Systemen kurzer, z. Th. inter- mittirender Verwerfungen zersplittert, die sich nahezu unter rechten Winkeln kreuzen. Meridional verlaufende Quer- brüche spielen die hervorragendste Rolle und scheinen bereits ’) Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt 1884. 174 weit im Westen zu beginnen, wo der Durchbruch der Fella zwischen Pontafel und Chiusaforte einer Querverschiebung ent- spricht. Die Blattflächen im Erzberge bei Raibl, die Störung am Fallbach (Raibl) und die Grabensenkung des Lahnthales gehören dem gleichen System an. Während die ersteren echte Querverschiebungen darstellen, ist im Lahnthal ein Absinken des Oberflügels mit der horizontalen Disloeation verbunden. Dies Bestreben, den Ostflügel zu senken, tritt in den östlich folgenden Querbrüchen, der Flexur am Aus- gange der Velika Pischenza bei Kronau und vor allem in der grossen Kermalinie (vergl. die tektonische Karte) noch viel ausgesprochener zu Tage. Die mesozoischen Tafeln brechen staffelförmig nach dem Laibacher Senkungsfeld zu hinab. Diener, dem wir im Vorangegangenen wesentlich gefolgt sind (l.e. 8. 703, 704), führt die Quer- und Längsbrüche auf die adriatische Senkung zurück, während im Sinne der früheren Ausführungen die Längsstörungen dureh die anti- klinale Aufwölbung älterer Schichten zu erklären sind. Da- gegen liegt selbstredend keine Veranlassung vor, an dem Zu- sammenhang der Querbrüche mit der Laibacher Senkung zu zweifeln. Die NW streiehenden Disloeationen, so den Mirnikbruch und die bedeutendere, am Bjelopolje zersplitterte Triglav- linie bezieht Diener — ebenfalls mit Recht — auf die dina- rischen Faltenbrüche. Der letzte Ausläufer derselben im Gebiete der Karnischen Hauptkette ist die nordwestlich streichende Muschelkalkscholle von Uggowitz und der in gleicher Richtung fortsetzende Theil des Hochwipfelbruches. In den dinarischen Ketten, in welehen die Faltung nach SW gerichtet ist, erscheint der Südflügel als der tiefer liegende Theil, eine Thatsache, die vor allem an der Isonzolinie bei Tolmein klar hervortritt Am Triglav und Mirnik ist hin- gegen ebenso wie weiter westlich in der Fassa— Grödener Tafelmasse, an der Rosengartenflexur und an der Vilnösslinie der nördliche Flügel gesenkt. In den Karnischen Alpen er- scheint an dem Hochwipfel- und Polliniggbruch der nörd- liche Theil emporgewölbt. Es dürfte schwer halten, diesen mehrfachen Wechsel in der Riehtung der Absenkung einfach auf den adriatischen Einbruch zurückzuführen. Es liegt näher, 175 im Sinne der oben entwickelten Anschauung anzunehmen, dass das im Allgemeinen horizontal gelagerte Gebirge der Südalpen theils durch antiklinale Aufwölbungen älterer Schichten, theils durch die damit zusammenhängenden Emporzerrungen der Trias disloeirt worden ist. Der Einfluss der adri- atischen Senkung würde sich somit auf die südlichsten Dislocationen, den Isonzobruch und die Belluneser-Dis- loeationslinie besehränken, welche letztere nach Ansicht der italienischen Geologen die Fortsetzung der ersteren bildet. Petrographischer Anhang von Dr. L. Milch. 1 Eruptivgesteine des Nötschgrabens (Untercarbon). A. Südlicher Eruptivzug. Sämmtliche Handstücke tragen den Charakter mässig ver- änderter Eruptivgesteine; eine undeutliche Sehieferung nähert die Gesteine zwar den Amphiboliten, doch ist niemals der Ha- bitus des massigen Gesteins vollkommen verwischt. Dem un- bewaffneten Auge erscheinen sie dunkelgrün bis schwarzgrün mit weissen Flecken, die sich bisweilen unvollkommen parallel ordnen; man erkennt in dem dunklen Theile Hornblendespalt- flächen, in dem hellen glanzlose, weisse bis schwachgrünliche Feldspathe. Unter dem Mikroskop erweist sich das Gestein als fast ausschliesslich aus bläulich grüner Hornblende und Plagioklas zusammengesetzt. Der Amphibol trägt den Charakter der gemeinen Horn- blende: der Winkel e:i ist nicht gross und der Pleoechroismus ce = blaugrün b = grün mit einem schwachen Stich in olivengrün a = gelb. Gewöhnlich tritt die Hornblende in grossen Partieen auf, doch hat sie nur. selten streng krystallographiseche Begrenzung, in der Regel erscheint sie unregelmässig, oft in langgezogenen 407 Fetzen, die sich jedoch fast immer auf annähernd dieksäulen- förmige Gestalt zurückführen lassen. Germ treten verschieden orientirte Hornblendeindividuen zu grösseren Fleeken und Putzen zusammen. Kleinere abgerissene Theile finden sieh allenthalben in dem Gestein vertheilt. Der Feldspath ist Plagioklas mit oft gut erhaltener poly- synthetischer Zwillingsbildung; wo er Begrenzung zeigt, erkennt man breite Leisten oder Tafeln, die in Verbindung mit den /willingsgrenzen auf eine ursprünglich nach M diektafelför- mige Ausbildung schliessen lassen. Gewöhnlich ist der Feld- spath trübe, bei starker Vergrösserung erkennt man als Ursache sehr zahlreiche kleine Serieitblättehen, die sich hauptsächlich auf den Spaltrissen gebildet haben und von hier in das Innere vordringen. Quarz findet sieh in weit geringerer Menge; gewöhnlich sind mehrere Körnehen, die alle undulöse Auslöschung zeigen, zu einem Haufen aggregirt. Titanit ist in einzelnen Körnern, Aggregaten und kleinen Krystallen sehr verbreitet. Auffallend ist das Fehlen der Erze. Geht man von diesem relativ am wenigsten umgewandelten Gestein zu den mehr geschieferten Varietäten, so verändert sich der mineralogische und strueturelle Charakter im Prineip nicht, nur die Merkmale der Metamorphose werden stärker. Die grüne Hornblende wird zu langen Flatschen, der Feld- spath verliert die Leistenform, es bildet sich eine rohe Lagen- struetur heraus. In manchen Fällen umgeben Serieitzüge, dureh Eisenhydroxyd gelb gefärbt, die einzelnen Quarzkörnehen und erfüllen die Spaltrisse der Hornblende, sehr häufig tritt ein biotitähnliehes, unregelmässig gelbbraun und braungrün ge- streiftes Glimmermineral ein, das gewöhnlich mit der grünen Hornblende innig zusammenhängt und augenscheinlich aus ihr hervorgegangen ist; bisweilen wurde auch Granat beobachtet. Grosses Interesse bietet das Vorkommen von Quetschzonen in diesen Gesteinen. Sie bestehen aus den schon genannten Ge- mengtheilen, doch spielt hier Quarz unter den farblosen Gemeng- theilen eine viel bedeutendere Rolle als in dem eompaeten Gestein. Hornblende tritt in kleinen Säulchen auf, wie überhaupt hier das Korn viel feiner ist; auch sind sie dynamometamorph weiter Frech, Die Karnischen Alpen, 12 178 entwickelt, als das Gestein, in dem sie auftreten. So tritt beispielsweise das braune Glimmermineral zuerst in Quetsch- zonen eines Gesteins auf, dem es sonst fremd ist, und findet sieh auch dort, wo es in den Gesteinsverband eintritt, haupt- sächlich in ihrer Nähe und ziemlieh sparsam, während es in der Quetschzone selbst eine grosse Rolle spielt. Epidot wurde im Gesteinsverbande niemals, wohl aber in den Quetschzonen der stärker metamorphosirten Gesteine beobachtet. Von diesen Quetschzonen völlig verschieden sind Spalten- ausfüllungen von Serieit und Quarz; sie durchsetzen das Ge- stein und die Quetschzone in gleicher Weise, sind also jünger als die letzteren. Neben der durchaus anderen Mineralaus- füllung unterscheiden sie sich auch dadurch, dass sie die Ge- mengtheile wohl verwerfen, aber nie zertrümmern, so dass die Zusammengehörigkeit der Krystalle auf beiden Seiten immer unverkennbar ist, während die an die Quetschzonen stossenden Gemengtheile natürlich in keinem Zusammenhange stehen oder je gestanden haben. Mit den Gesteinen des südlichen Eruptivzuges im Nötsch- graben zeigt ein Handstück vom Hörmsberg bei Bleiberg die grösste Aehnliehkeit, doch ist die Anordnnng der Hornblende einerseits, des Feldspaths andererseits bei gänzlichem Verlust der Krystallformen zu ziemlich breiten Lagen viel vollkommener, als bei den beschriebenen Gesteinen. Erwähnenswerth ist der nieht unbeträchtliche Zoisitgehalt dieses Gesteins. Jedenfalls liegen in allen diesen Gesteinen veränderte Eruptivgesteime vor. Die blaugrüne Hornblende stimmt, obwohl sie durchaus compact, niemals uralitisch ist, mit Umwandlungs- bildungen in anderen metamorphen Gesteinen überein. Das Vorkommen des Feldspaths in erhaltenen Leisten und Tafeln sowie das Fehlen jeder Andeutung von porphyrischer Struetur führt zu der Annahme, das ursprüngliche Gestein gehöre in die Reihe der holokrystallinen, diabasisch - körnig (ophitisch) struirten Diabase. In diesem Falle wäre die blaugrüne Horn- blende aus Augit entstanden, aus dem sie sich fast immer zu bilden pflegt. Dann erklärt sich auch das Fehlen der Erze: es war ursprünglich Ilmenit vorhanden, der sehr oft unter der Einwirkung des Gebirgsdruckes sich in Titanit (Leukoxen) umwandelt. 179 Einige chemische Bestimmungen führen auf die saureren Glieder der Diabasfamilie; dıe Analyse ergab: SiO, 52,55 9), Al, 0, 18,56 1e,.0,5) 78,76 Ca 0 6,89 Mg 0 5,58 92,58 Auf die Trennung von Fe OÖ und Fe, O,, die Bestimmung der Alkalien und des Wassers wurde verziehtet, da diese Zahlen für die in Frage kommenden Gesteine nieht besonders charakteristisch sind. B. Nördlicher Eruptivzug. Während die der Untersuchung zugänglich gemachten Ge- steine des Südzuges sämmtlich als eompaete Eruptivgesteine zu bezeichnen sind, trägt kein Handstück des nördlichen Zuges diesen Charakter. Das unbewaffnete Auge unterscheidet zwei Arten: l. Breeeienartige Conglomerate von diehten, grünen, rund- lichen bis eckigen Gesteinsstücken untermiseht mit weissen (uarziten, durch nieht besonders reichliehes, Kalkiges Uement verkittet. 2. Diehte, graugrüne Gesteine mit muscheligem Bruch, von sehr zahlreichen Klüften durchsetzt. Unter dem Mikroskop zeigt sich, dass eine strenge Grenze zwischen diesen Gesteinen nieht vorhanden ist. Die breeeienartigen Conglomerate bestehen aus sehr ver- schieden grossen Stücken, die im Handstück bis zu vier Centi- meter im Durchmesser haben. Bei der geologischen Aufnahme wurden Blöcke von 1 m. Durchmesser beobachtet. Die Um- grenzung ist selten ganz rund, noch seltener aber scharfeckig; in der Regel ist eine polygonale Gestalt mit gerundeten Kanten und Eeken zu erkennen. Die grosse Mehrzahl dieser Stücke besteht aus der blaugrünen Hornblende, die schon bei den Ge- steinen des Südzuges beschrieben wurde, und Plagioklas, der *) Fe, 0, + FeO (als Fe, 0, bestimmt). 180 in einigen Fällen dureh Zoisit fast völlig vertreten wird. Titanit in Körnehen ist auch hier verbreitet, zahlreiehe Stücke führen auch Eisenerz, Epidot ist recht selten. Bei aller Verschieden- heit, die die einzelnen Stücke in der Grösse und dem Mengen- verhältniss der Hauptgemengtheile zeigen, besitzen sie einen semeinsamen Zug, eine sehr ausgeprägte lineare Anordnung der Gemengtheile. Diese lineare Anordnung ist in den ein- zelnen Stücken vollkommen unabhängig von ihrer Lage im Conglomerat: an der Grenze des einen hört sie auf und die Lagen des Nachbarstückehens bilden mit ihr beliebige Winkel. Ob diese lineare Anordnung eine primäre Fluidalerscheinung oder seeundär dureh Gebirgsdruck entstanden ist, ist schwer zu unterscheiden; im ersten Falle müsste man eine Abrollung der Lapilli und eine moleeulare Umlagerung ohne Aenderung der Struetur, oder Wassertransport von Bruchstücken fluidal struirter Gesteine annehmen; im zweiten Falle hätte der Ge- birgsdruck, wie der Weehsel in der Richtung der linearen An- ordnung zeigt, jedenfalls vor Bildung des Conglomerats gewirkt, es wären schon geschieferte Stücke zu dieser Bildung verwendet worden. (Aus geologischen Gründen ist die letztere Annahme nicht eben wahrscheinlich; an dem unterearbonischen Alter der Breeeien ist nicht zu zweifeln und die älteste in unserem Ge- biete nachweisbare Phase der Gebirgsbildung gehört dem Ober- carbon an. Fr.) An der Bildung des Conglomerats betheiligen sich ferner Bruchstücke grosser blaugrüner Hornblendekrystalle, marmorisirte Kalke, quarzitische Sandsteine, selten grössere einheitliehe Quarzkörner sowie das ausschliesslich aus Carbonat bestehende, oft spärliche Caement. Bei Abnahme des Korns werden die erwähnten linear struirten Bruchstücke seltener, es liegen nur wenig erkennbare Reste von ihnen in einer feinkörnigen allotriomorphen Masse von Bruchstücken der blaugrünen Hornblende, des Plagioklases, untermischt mit Quarz und Epidot. Die diehten graugrünen Gesteine endlich, die die Haupt- masse des nördlichen Zuges bilden, bestehen ausschliesslich aus diesem alliotriomorphen Gemenge der genannten Mineralien in einer Anordnung, die sich am Besten mit der gewisser Grauwacken vergleichen lässt. (Ein ganz ähnliches Gestein, das man beim ersten Anblick für eruptiv zu halten geneigt 181 war, tritt im Culm bei S. DAnIELE unweit Paluzza auf; nach der von Herrn RouBErG ausgeführten mikroskopischen Unter- suchung erwies dasselbe sich ebenfalls als Grauwacke. Fr.) Eruptivgesteine des Culm von der Südseite der Karnischen Alpen. A. Spilitische Mandelsteine. Die Hauptmasse der culmischen Eruptivgesteine gehört zur Gruppe der spilitischen Mandelsteine. Makroskopisch erscheinen die vom Monte Dimon, den Ufern des Torrente Chiarso, Monte Paularo, Monte Pizzul stam- menden Stücke sehr verschieden, doch zeigt das Mikroskop, dass sie alle, soweit es die Zersetzung noch erkennen lässt, dem Spilittypus angehören und auch innerhalb dieses Typus nur sehr geringe Variationen aufweisen. Die Hauptunterschiede, die dem unbewaffneten Auge auf- fallen, beruhen in der Menge der erfüllten Mandelräume und der Färbung des eigentlichen Gesteine. Die Menge der Man- deln schwankt in den weitesten Grenzen: neben Gesteinen, die geradezu an Blattersteine erinnern, finden sich fast oder gänz- lich mandelfreie. Ebenso stark wechselt die Farbe des Ge- steins; es kommen schwarzgraue, grünsehwarze, graue, grüne, dunkelbraune und braunrothe Varietäten vor. Unter dem Mikroskop treten alle diese Verschiedenheiten zurück und ein gemeinsamer Charakter kommt zur vollen Geltung: die Gesteine, wie sie auch gefärbt sein mögen, be- stehen, unbekümmert um die Menge der Mandeln, wesentlich aus sehr langen schmalen Feldspathsäulehen, die geradezu trichi- tische Formen annehmen. Intratellurische Einsprenglinge sind sehr selten, doch wurden einige Male grosse tafelförmige Plagio- klase, theilweise durch Carbonat und Chlorit ersetzt, beob- achtet. Grössere Chloritpartieen ‚mit eigentümlich selbststän- diger Begrenzung, die sich sehr vereinzelt finden, lassen sich vielleicht als umgewandelte intratellurische Augite deuten. 182 Die triehitischen Feldspathleistehen liegen in einer aus Chlorit und Ilmenit, resp. Chlorit, Magnetit und Titanit beste- henden Grundmasse. In günstigen Fällen ist der Chlorit zwischen den Feldspathleistehen in eckigen Räumen eingeklemmt, nimmt also die Stelle des Augites ein; ist die Zersetzung weiter fort- geschritten, so schwimmen die Leistehen in einem zusammen- hängenden Chloritteig. Aggregation dieser Leistehen zu Sphäro- krystallen ist selten, wurde aber beobachtet; typisch dagegen und selbst in stark zersetzten Gesteinen noch sehr gut zu er- kennen ist Fluidalstruetur; die Leistehen umfliessen die in- tratellurischen Einsprenglinge und die Mandelräume in höchst vollkommener Weise. Für die Farbe der Grundmasse ist das Vorhandensein von Ilmenit resp. die Art seiner Umbildung maassgebend, je nach- dem durch diese Gesteinseomponenten die Farbe des Chlorit für den Gesammteindruek nieht wesentlich verändert, stark modifieirt oder gänzlieh aufgehoben wird. Ist hauptsächlieh Ilmenit mit seinem graubraunen Farbentönen entwickelt, so bleibt die Grundmasse grün oder wird graugrün; findet sich an Stelle des Ilmenit Titanit in kleinen Körnchen und spiessiger Magnetit in sehr feiner Vertheilung, so wird die Grundmasse dunkel und ist schliesslich das Erz als Limonit vorhanden, so erscheint das Gestein braun bis roth. Ist sehr viel Limonit vorhanden, so wird in extremen Fällen die Grundmasse im Sehliff undurchsiehtig und man sieht dann die Feldspathleistehen anscheinend in Eisenhydroxyd eingebettet. Die Mandeln sind hauptsächlich von Carbonat erfüllt, bis- weilen von einem Individuum, dessen Spaltrisse gewöhnlieh‘ gebogen sind oder schwach divergiren, oder von mehreren Individuen, die vom Rande nach der Mitte zu wachsen und scharf an einander absetzen. Bisweilen sind die Mandeln auch von chloritischen Substanzen erfüllt, seltener von amorpher Kieselsäure und Chaleedon. Auch gemischte Mandelausfüllungen kommen vor, bei denen Chlorit mit Carbonat und Kieselsäure zusammentritt und bald den Rand, bald das Centrum bildet. In einem an Eisenhydroxyd sehr reichen Spilit vom Monte Pizzul bei Paularo betheiligt sich aueh Limonit mit Carbonat zusammen an der Ausfüllung der Mandeln. Ein grosses Gerölle aus dem „Schalsteineonglomerat“ 183 vom westlichen Kamme des Monte Dimon unterscheidet sich in keiner Weise von den eben beschriebenen Spiliten; an dem Aufbau eines feinkörnigeren hellrothvioletten „Sehalsteineonglo- merats“ vom Südabhang des Monte Dimon betheiligten sieh ausser sehr eisenhydroxydreichen Spilitbruchstücken noch Quarz und serieitreichere und sericitärmere Sandsteine, die auch theil- weise von Eisenhydroxyd durchtränkt sind. B. Dynamometamorphe Gesteine der Diabasfamilie. Nieht auf Spilite, sondern auf körmnige Diabase oder Diabas- porphyrite lassen sich zwei Gesteine aus der Umgebung von Paularo zurückführen. Eines dieser Gesteine aus dem Culm des Torrente Chiarso bei Paularo ist hellgrün, etwas schiefrig und erhält dureh grosse dünne gebogene Biotitblätter ein eigentümliches Aussehen. Unter dem Mikroskop fallen zunächt grosse Chloritflatschen auf, die mit uralitischer Hornblende in inniger Beziehung stehen. Bald liegt der Uralit in grösseren Säulen in dem Chlorit und umsehliesst dann bisweilen Reste eines schwaehgrünlichen bis farblosen Augits, bald ist die Chloritflatsche von einem Saum von uralitischer Hornblende umgeben, deren Längsaxe senk- recht auf der Chloritflatsche steht. Im Chlorit liegen ferner noch sehr zahlreiche Epidot- und Titanitkörnchen. Die wenigen Augitreste wie die ganze Ausbildung des beschriebenen Mineral- aggregats beweisen, dass das ganze Gebilde aus Augit ent- standen ist. Diese grossen Chloritflatschen liegen in einer Grundmasse von Chlorit, Hormblendefasern, in einem feinen, farblosen Mo- saik von augenscheinlich neugebildetem Feldspath und Quarz, sehr zahlreichen kleinen Epidotkörnehen, Titanitkörnchen und Caleit. Alle diese Gemengtheile werden von grossen, sehr dünnen Biotittafeln von ungefähr 2—4 mm. Durehmesser regellos durch- setzt. Oft sind diese radial geordnet und, obwohl die jüngsten Gemengtheile, wie sie durch ihre Einschlüsse zeigen, doch mechanisch deformirt, geschleppt und treppenförmig ver- worfen. 184 Die Grösse der aus Augit gebildeten Chloritflatschen im Vergleich zu den übrigen Gemengtheilen legt die Vermuthung nahe, ursprünglich sei das Gestein ein Augitporphyrit mit grossen Einsprenglingen gewesen; dass bei einer Umbildung die gebirgsbildenden Kräfte mitgewirkt haben, beweist die an- nähernd lagenförmige Struectur der Grundmasse, bedingt durch Wechsel ehloritreicher und quarz-albitreicher Zonen. Sehr ähnlieh ist ein grünes schiefriges Gestein von Pau- laro aus dem Culm nahe an der Grenze gegen den Grödener Sandstein. In den Chloritflatschen mit Uralit fehlen die ge- ringen Augitreste, sonst gleichen sie vollkommen den vom Torrente Chiarso besehriebenen Mineralbildungen, dagegen fin- den sieh hier noch Reste breiter Plagioklastafeln, die bisweilen trotz starker Umwandlung in Carbonat und Chlorit Zwillings- bildung erkennen lassen. Ilmenit ist in grösseren Fleeken vor- handen, oft schon sehr stark in Titanit umgewandelt, ferner treten als Neubildungen kleine Putzen eines olivengrünen, stark pleoehroitischen Glimmers auf. Die Grundmasse des Gesteins gleicht der des Schiefers vom Torrente Chiarso. Anhang. In dieselbe Gruppe umgewandelter Diabase ge- hört ein Gestein aus dem gefalteten Oberearbon der Stangalp (Steiermark) zwisehen Turracher Höhe und Reichenau. Das Gestein ist dunkelgrün und lässt im Handstück dunkle Glimmer- blätter erkennen. Unter dem Mikroskop erweist sich das Ge- stein als ein nieht übermässig veränderter Diabas. Hellrosa bis lederfarbener Augit liegt in grossen, oft lang säulenförmigen Krystallen in Feldspath (Plagioklas) und scheint manchmal die Form des Feldspaths zu bedingen, manchmal sich in seiner Be- grenzung nach ihm zu riehten. Mit Sicherheit lassen sieh diese Verhältnisse nieht entscheiden, da gewöhnlich die Ränder des Augit in Hornblendebürsten verwandelt sind oder noch häufiger der Augit in Chlorit übergeht, während auch der Feldspath sich zersetzt. Die Hauptmasse des Gesteins besteht aus Chlorit und Augit; feldspathreichere Theile, wie die oben beschriebenen, finden sieh nur selten. Ilmenit ist in grossen Tafeln vorhanden und allenthalben theilweise in Titanit verwandelt. Biotit findet sich in dieken, gewöhnlich etwas gebogenen Tafeln; er ist stark pleochroitisch in hellgelben und tiefdunkelbraunen Tönen, die stets ein eigenthümliches Roth enthalten. Quarz wurde in 185 einzelnen Körnchen nachgewiesen, ferner findet sich ein farb- loses, schwach lieht- und doppeltbrechendes optisch zweiaxiges Mineral, das vielleicht neugebildeter Feldspath ist, dessen Be- stimmung aber nieht gelang. C. Porphyritische Gesteine. Von vier Loealitäten wurden im Culm auftretende Por- phyrite untersucht: 1. fünf Minuten südlich vom Üercevesa Joch nahe der Schiefergrenze, 2. zwischen Cereevesa Joch und Fontana fredda, 3. aus dem Culmeonglomerat des Monte Pau- laro, 4. von Costa Robbia. Die drei erstgenannten zeigen dem unbewaffneten Auge grosse Feldspatheinsprenglinge von matt- weisser bis hellgrauer Farbe, in dem Gestein von Costa Robbia entziehen sie sich dureh ihre trübe Farbe der Wahrnehmung fast gänzlich. Die Farbe der Grundmasse ist sehr verschieden, grün beim Gestein vom Üercevesa Joch grauschwarz bei dem Porphyrit von Fontana fredda, rothviolett bei der Varietät vom Monte Paularo und sehmutzigbraun bei Costa Robbia. Die Porphyrite scheinen auf den westlichen Eruptivzug besehränkt zu sein. i Unter dem Mikroskop erweisen sich die Feldspatheinspreng- linge als Plagioklase. Die Krystalle sind gross, sehr gut be- grenzt, haben deutlich ausgeprägten zonaren Bau und oft gut erhaltene Zwillingsstreifung. Bisweilen sind mehrere Einspreng- linge mit einander verwachsen. Infolge des zonaren Baus findet man oft an einem Krystall nach Art und Grad verschiedene Umwandlungen der einzelnen Theile. Frische Zonen wechseln mit epidotisirten, serieitisirten, in Chlorit und Kalkspath um- gewandelten. Gern sind, wie besonders schön im Gestein von Costa Robbia, grössere randlich oft gerundete Complexe von Einsprenglingen (bis 6 Individuen wurden zusammenstehend beobachtet) von einem gemeinsamen Saume frischen Feldspaths umgeben, der in seinen einzelnen Theilen streng nach dem Individuum, an das er sich anlegt, orientirt ist. An Menge tritt unter den Einsprenglingen hinter dem Feldspath der Quarz zurück, doch ist er keineswegs selten. Er findet sich in grossen, corrodirten Körnern mit allen Eigen- schaften des Porphyrquarzes. 186 Einsprenglinge farbiger Mineralien wurden direet nicht beobaehtet, doch treten z. B. im Gestein vom Cercevesa Joch geradlinig begrenzte Chloritfleeken, im Gestein von Costa Robbia Anhäufungen von Erzen, zwischen denen sich neu- gebildete Serieitnädelchen, Quarzkörnchen ete. angesiedelt haben, auf, die sich nur auf Einsprenglinge farbiger Mineralien zurückführen lassen. So weit man es beurtheilen kann, scheint die Form dieser Gebilde mehr für Hornblende oder Augit, als für Biotit zu sprechen. Die Grundmasse zeigt bei den Gesteinen vom Üercevesa Joch und von Paularo sehr zahlreiche, lange Feldspathleistehen, die die Gesteine den andesitischen Typen der Porphyrite nähern. Ob thatsächlich Glas vorhanden war, ist nieht mehr zu erkennen; bei dem Gestein vom Cercevesa Joch schwimmen die Leistehen in einem aus Chlorit und Carbonat mit Serieit bestehenden Teig, bei dem Gestein vom Paularo sind die Leistehen durch ein aus Erz mit Serieitfäserchen bestehendes Caement verkittet, das durch seinen ausgeprägt zersetzten Charakter gar keinen Rückschluss auf die ursprüngliche Natur erlaubt. Bei den anderen Gesteinen besteht die Grundmasse aus einem feinschuppigen resp, feinkörnigen Gemenge von Chlorit, Serieit, etwas Erz und Quarz-Feldspath (?)mosaik, doch zeigen einige Feldspathleistehen zweiter Generation, dass ein prineipieller Unterschied zwischen diesen und den erst besehrie- benen Grundmassen nicht bestand. Beim Gestein von Fontana fredda verdient noch ein smaragdgrünes, stark doppelt- brechendes feinfaseriges Glimmermineral, das in der Grund- masse vorkommt und auch in die Feldspatheinsprenglinge ein- wandert, Erwähnung. Nach dem Gesagten sind die Gesteine quarzführende, feldspathreiehe Porphyrite; eine nähere Bestimmung ist wegen des zersetzten Zustandes der Gesteine nicht möglich. Sedimentgesteine des Culm. Von mehreren Loealitäten untersuchte Sedimentgesteine bieten wenig Bemerkenswerthes. Dunkelschwarze „Grauwacken“ von Mieli bei Rigolato und und vom oberen westlichen Abhange (des Monte Paularo, graugrüne Gesteine vom Fusse dieses Ber- ges, schmutzig braunrothe Sedimente von Costa Robbia bestehen 187 sämmtlich aus unregelmässig gestalteten und verschieden grossen Körnern von Quarz, gestreiftem und ungestreiftem Feldspath, die durch ein grösstenteils serieitisches Caement verbunden sind. Hierzu kommen bei den dunklen Grauwacken gern Biotitblättehen, deren Menge man aber makroskopisch wohl überschätzt, bei den braunen Varietäten Eisenhydroxyd ete. So auffallend aber makroskopisch die Aehnlichkeit einiger eulmischer Eruptivgesteine mit Sedimenten derselben Gegend ist — so ähneln die grünen Sedimente vom Monte Paularo sehr gewissen Spiliten und roh geschieferten Diabasen derselben Gegend, ebenso das Sediment von Costa Robbia dem braunen Porphyrit von derselben Loealitätt — war mikroskopisch kein Uebergang zwischen Eruptiv- und Sedimentgesteinen des Culm zu finden. {2} Da Gesteine von Forst zwischen Reissach und Kirchbach im Gailthal. A. Quarzphyllit. Sämmtlichen untersuchten Stücken des Quarzphyllits aus dem Gailthal ist der Wechsel von linsenartigen dieken (Quarz- zonen und Quarzknauern mit silberglänzenden dünnen glimmer- reichen Lagen, zwischen die sich wieder eoncordant quarzreiche dünne Lagen einschieben, gemeinsam. Sie tragen Spuren sehr starker Pressung an sieh, die dieken Quarzlinsen sind dabei einfach umgebogen, die Glimmerlagen und dünnen Quarzzonen in zahllose Fältchen zerknittert, während sie im Allgemeinen die Hauptfaltung der Quarzlinse zeigen. Demgemäss findet sich auf den Flanken der Falten eine feine Kniekung und Riefung. Im Sehliff bestehen die Quarzzonen fast nur aus Quarz- körnehen mit vereinzelten Chloritblättehen, die Glimmerzonen aus farblosem Glimmer und Chloritblättehen, die sich zu un- gemein fein gefältelten Strängen ordnen. Oft sind die Falten verworfen und an den Verwerfungen geschleppt, an den letz- teren finden sich dann viel kleine Magnetitkörnchen, die auch sonst dem Gestein nicht fremd sind. Quarzkörnchen sind 188 untergeordnet auch in diesen Zonen vorhanden. Unabhängig von der Faltung, also durch die gebirgsbildenden Processe entstanden, sind ziemlich grosse Biotite mit Pleochroismus zwischen rothbraun und hellgelb. In einem anderen Sehliff tritt zu den genannten Mineralien noch Turmalin in kleinen wohl begrenzten Säulehen mit starkem Pleoehroismus zwischen blaugrau resp. grüngrau und farblos sowie Granat in zahlreichen, grösseren Krystallen und runden Körnchen. Er ist immer sehr hell, farblos bis hellrosa und hellgelb und gern in grössere Chloritblätter eingebettet. Noch stärker metamorph erscheint ein Phyllit, dessen Silberglanz einen grünlichen Ton hat und an dem schon das unbewaffnete Auge grosse Magnetitkrystalle erkennt. Mikro- skopisch sieht man, dass zwischen Zonen von der eben be- schriebenen Beschaffenheit sieh andere einschieben, die haupt- sächlich aus Granaten und grossen Magnetiten bestehen. Letz- tere sind gern von Chlorit umgeben; verkittet werden die genannten Mineralien dureh viel Serieit, kleine Magnetitkörnehen und Chlorit. Die grossen Magnetitkrystalle umschliessen Granat- körnehen, erweisen sich also als jünger. B. Ganggestein im Phyllit von Forst zwischen Reissach und Kirchbach. In dem eben beschriebenen Phyllit tritt ein massiges, körnig aussehendes graues Eruptivgestein auf, das dem un- bewaffneten Auge weisse glanzlose Feldspathtupfen und glän- zende dunkle Spaltflächen der Hornblende zeigt. Unter dem Mikroskop weist das Gestein folgende Gemeng- theile auf: 1) Plagioklas in Durchnitten, die auf mässig dieke Tafeln schliesen lassen. Er ist ein ziemlich basischer Kalk -Natron- feldspath mit auffallend scharf ausgeprägtem zonarem Bau. Die inneren Theile sind sehr oft in ungewöhnlich grobkörnigen Saussurit umgewandelt und dabei scharf gegen die äusseren Zonen begrenzt, während die äusserste Zone keine krystallo- graphische Begrenzung zeigt, sondern in die Gesteinsmasse in unregelmässigen Formen zerfliesst. Hat Resorption der Kerne stattgefunden, so heilen die äusseren Zonen die Lücke nicht aus, sondern schmiegen sich eng an die Gestalt des Restes an. 189 2) Hornblende in grossen krystallographisch begrenzten Individuen. Sie ist braun mit einem Stich in das Olivengrüne. e:c wurde bis zu 20° gemessen, der Pleochroismus ist stark: a hellstrohgelb b braungrün c grünbraun. In dieser braunen Hormblende liegt in grossen Buchten oder auch grosse, innere Räume ausfüllend, ganz hellgrüne, faserige Hornblende, die von Titanit- und Erzkörnehen er- füllt ist und mit der braunen gleichzeitig auslöscht. Diese Hornblende ist jedenfalls seeundär gebildet, ob aber aus primären, mit der braunen Hornblende verwachsenen Augit- kernen, oder aus der braunen Hornblende vielleicht durch Austritt von Titan und Eisen entstanden, ist nieht in allen Fällen mit Sicherheit zu entscheiden; für eine Entstehung aus brauner Hornblende spricht jedoch das Vorkommen von dieser hellgrünen Hornblende mit wenigen, unregelmässig begrenzten Resten von brauner Hornblende. Nieht zu verwechseln ist diese faserige Hornblende mit einer anderen hellgrünen, die als Saum die braune Hornblende umgibt. Ihre Auslöschungsriehtung weicht etwas von der der braunen Hornblende ab; die Grenze der letzteren gegen den Saum ist fast immer streng krystallographisch, während der Saum sich nach aussen unregelmässig ausfranzt und auszackt. Die Gestalt dieser Zacken ist durch die Form der äussersten Feldspathzone bedingt, die in ihren Ausläufern wieder durch die Hornblendefasern beeinflusst ist. Wo mehrere Individuen der braunen Hornblende mit zer- setzten Buchten und Kernen zusammenliegen, wird der ganze Complex von einem gemeinsamen Saume der grünen Horn- blende umgeben; die einzelnen Teile des Saums sind dann streng nach dem Individuum der braunen Hornblende, an das sie angewachsen sind, orientirt. 3) Ilmenit ist in Tafeln mit prachtvollen Leukoxenrändern in grosser Menge vorhanden. Nicht sehr verbreitete intersertale Räume sind von Quaız, bisweilen in grösseren Körnern, ‘ seltener von Feldspathmosaik erfüllt; in ihnen liegen Spuren einer zweiten Generation von Horn- blende, die mit der saumbildenden vollkommen übereinstimmt, 190 Von seeundären Bildungen ist neben der bereits beschrie- benen faserigen Hornblende besonders der Saussurit erwähnens- werth. Er besteht aus viel Epidot und Zoisit in grösseren Krystallen und Körnern, hellgrünen, conventionell Serieit ge- nannten Glimmerblättehen, wenig Hornblendesäulchen und sehr untergeordnet Granat. Chlorit, auch in den intersertalen täumen verbreitet, findet sich in der Nähe der verschiedensten Gesteinseomponenten, auch Carbonat ist vorhanden. Die Struetur muss als panidiomorph mit Annäherung an eine porphyrische und Intersertalstruetur bezeichnet werden. Die Hauptmasse des Gesteins besteht aus Gemengtheilen der ersten Generation und ihren Umwandlungsprodueten, dem zonarstruirten Plagioklas mit Saussurit, der braunen Horn- blende mit der faserigen, fast farblosen, dem Ilmenit mit Leu- koxen. Der zweiten Generation gehören an: die ausgefaserten äussersten Zonen des Plagioklases, die saumbildende grüne Hornblende und die Ausfüllung der intersertalen Räume. Mineralbestand und Structur stellt demnach das Gestein in die Gruppe der dioritischen Ganggesteine, die in den Ost- alpen weit verbreitet sind. In dieselbe Gruppe gehört ein Ganggestein von der Wodner Hütte (Wolayer Thal), das dem Silurschiefer eingelagert ist. Es unterscheidet sich von dem Reissacher Gestein nur dadurch, dass die braune Hornblende noch Augitkerne umschliesst und dass die Andeutungen einer zweiten Generation von Hornblende auf ein Minimum beschränkt sind. B. Beschreibung der Schiehtenreihe. Vll. KAPITEL. Der Quarzphyllit. 1. Petrographische Merkmale und geologisches Älter. Der Quarzpyllit (oder Thonglimmerschiefer) bildet das älteste Glied der palaeozoischen Schiehtenreihe im Gailthal und zweigt sich bei Sillian unmittelbar von der „Schiefer- hülle“ der Tauern ab. Entsprechend dem einseitigen Aufbau der altpalaeozoischen Hauptkette zieht der Phyllit im Norden als regelmässiges 2!/;—4 km breites Band von Sillian bis Nötsch und wird im Süden von den silurischen Mauthener Schichten eoneordant überlagert. Nur im Westen tritt unser Gestein auch auf dem Südabhang der Hauptkette auf, so dass dieselbe hier für eine kurze Strecke als regelmässige Syn- klinale ausgebildet ist. Die makroskopische Betrachtung lehrt, dass das Gestein aus Quarzlinsen und Quarzflasern (oft von bedeutender Grösse) besteht, welehe mit dünnen, glimmerreichen Lagen wechseln. Die Farbe ist im frischen Zustande meist dunkel und schimmert ins Bläuliche oder Grünliche. Die starke Zu- sammenpressung und Fältelung des Gesteins tritt besonders in der Vertheilung der Quarzlagen deutlich hervor. Die von Herrn Dr. MircH ausgeführte mikroskopische Untersuehung (vergl. den vorstehenden Abschnitt) stimmt auf das beste mit diesem Befunde überein; die Glimmerzonen be- stehen hiernach aus farblosem Glimmer und Chlorit- blättehen sowie aus ziemlich grossen pleochroitischen Biotiten., 192 An aeeessorischen Mineralien werden oben (l. e.) Granat, Turmalin und Magnetit erwähnt. Von diesen ist der Granat von besonderer Wichtigkeit, da er stellenweise aueh als wesent- licher Gemengtheil auftritt; echte Granatphyllite (bezw. Granatglimmerschiefer) finden sich u. a. bei Maria Luggau, St. Lorenzen, St. Jacob und Kötschach in erheblicher Aus- dehnung. Von weiteren Abänderungen sind Einlagerungen quarzi- tischer (südlieh von Hermagor) und graphitischer Bänke (schwarze, feingeschichtete Schiefer im Egger Forst) hervorzu- heben. Endlich ist der Umstand von Wichtigkeit, dass die Thonglimmerschiefer gelegentlich in echten Glimmerschiefer übergehen (Gegend von Tilliach und Maria Luggau, Nord- sehänge oberhalb von Dellach im Gailthal). Andererseits finden sich glimmerarme Gesteine, die den Uebergang zum Thonschiefer bezeichnen (Kreuzberg bei Sexten, Comelico). Kalkphyllitbänke sind hingegen ausserordentlich selten und nur bei Reissach (vergl. unten) aus den hangendsten Partien des Phyllites bekannt. Da das Liegende des Phyllites unbekannt ist, so erscheint für die Altersbestimmung die genaue Untersuchung der im Hangenden folgenden Gesteine von besonderer Bedeutung: Ueberall im ganzen Gail- und Lessachthal folgen südlich von dem steil aufgerichteten Phyllit mit gleichem Strecken und Fallen die Thonschiefer und Kalke der Mauthener Schichten. Eine eoncordante Ueberlagerung der einen durch die anderen ist um so wahrscheinlicher, als südlich von den Mauthener Schiehten Obersilur und Devon lagern. Trotzdem ist mir nur eine Stelle bekannt geworden, wo der Uebergang von Quarzphyllit zum Schiefer mit unzweifelhafter Deutliehkeit zu beobachten ist. Meist hat sich gerade längs der Trenungs- fläche die Furche des heutigen Thales eingesehnitten, und auf der kurzen Streeke im unteren Lessachthal, wo die Grenze auf dem südlichen Gehänge verläuft, bedeckt der Gehänge- schutt die Aufschlüsse. Nur an dem Wege, der südlich von Liesing den tiefen Einschnitt des Gailflusses verquert und über den Obergailberg (1435 m) zum Frohnthal hinüber- führt, beobachtet man den allmäligen Uebergang vom Quarzphyllit zum Sehiefer. Es schieben sich dreimal 193 Lagen von typischem Thonschiefer in die Quarzphyllite ein, welch letztere in den hangendsten Bänken zum Theil glimmer- schieferähnlieh werden. Dann beginnt die Herrschaft des nor- malen bläulicehen Thonschiefers, dem unten einige dünne Bänke von Grünschiefer (3 —10 m an den verschiedenen Punkten mächtig) eingelagert sind. (Vgl. das nebenstehende Profil.) Weiter oben stellt sich an Stelle des etwa zu gleichen Theilen aus Quarz und Schiefermaterial bestehenden Thon- schiefers Quarzitschiefer ein; derselbe setzt den Kamm zu- sammen, dessen einer Kopf als Gemskofel (A 2114 m) bezeichnet wird (vergl. Profil VIL, S. 111; der Quarzitschiefer ist dort dureh ein Versehen als Thonschiefer bezeiehnet); auch eine Lage von Thonschiefer mit grossen Quarzflasern findet sieh beim Anstieg. Das Streichen (welches häufig abgelesen wurde), ist durchweg NW (bei WNW)— SO. Die Quarzphyllite und Thonschiefer stehen im Allgemeinen saiger oder sind sehr steil nach SW geneigt; nur in der Mitte des Profiles findet sich local ein flacheres Einfallen nach derselben Riehtung, das bei den Grün- schieferbänken 45% beträgt. Herr RomBErRG hat die Freundlichkeit gehabt, diesen Grünsehiefer und den Quarzitschiefer des Gemskofels mikro- skopisch zu untersuchen. Die Sehichtung des Grünschiefers ist auch im Dünnschliff deutlich; die grünlichen, welligen Schiehtbegrenzungen weichen den grösseren Krystallen (Mag- netit) aus. Die Hauptbestandtheile sind Chlorit und Quarz; ausserdem finden sich Magnetit, Epidot und Plagioklas. Der Quarzitschiefer (Obergailthal, 760 Sehritte westlich vom Roracher) besteht im wesentlichen aus Quarz. Chlorit ist weniger häufig; ausserdem finden sich Plagioklas und Rutil- nädelehen. An anderen Stellen (bei Mellach unweit Hermagor, Mauthen, Dorferthal bei Ober-Tilliach, Obstoanser-See) wird die Grenze von Quarzphyllit und Mauthener Schiefer durch einen Thon- schiefer mit grossen Quarzflasern gekennzeichnet. Das letztere Merkmal erinnert an den Quarzphyllit; hingegen fehlen die deutlichen dieses Gestein kennzeichnenden Glimmerblätter (nur am Obstoanser-See treten auch diese zuweilen auf); jedenfalls haben wir es mit einer wahren Uebergangsbildung zu thun. Westlieh vom Obstoanser -See, im Winkler, Holl Frech, Die Karnischen Alpen, 13 194 brucker und im Sägebachthal kennzeichnet — wie bei Ober- gail — eine mächtige Einlagerung von grünen Chloritschiefern den tiefsten Theil der Mauthener Schiefer. Für die Altersdeutung der Quarzphyllite ist der Umstand allein massgebend, dass dieselben das normale Liegende der Mauthener Sehichten bilden. Die letzteren entsprechen un- sefähr dem gesammten Untersilur (vgl. unten). Ein Hinab- reichen bis in das Cambrium ist angesichts ihrer grossen Mächtigkeit nieht auszuschliessen und wahrscheinlicher als die theilweise Zureehnung des Quarzphyllites zum Untersilur; jedenfalls ist also für das letztgenannte Gestein eine nicht näher zu begrenzende Stellung im Cambrium die naheliegendste Annahme. Für ein praecambrisches Alter sprechen keinerlei Gründe. 2. Das dioritische Ganggestein von Reissach und die geologische Vertheilung der Karnischen Eruptivgesteine. Porphyrische oder körnige Ganggesteine sind, wie eine neuerliche Zusammenstellung von TELLER! zeigt, in den Phylliten der Ostalpen weit verbreitet; die Auffindung von einigen derartigen Punkten in den Karnischen Alpen ist somit an sich nieht auffallend, wohl aber deshalb wiehtig, weil hier das geologische Alter dieser Eruptionen wenigstens mit annähernder Sicherheit zu bestimmen ist. Das am besten bekannte Gestein kommt am Südabhang der nördlichen Gailthaler Berge bei dem Gehöfte Forst dberhalb von Reissach vor; die Schiehtenfolge ist aus nebenstehendem Profil zu ersehen. Die Aufschlüsse in den kleinen Bachrissen sind stellenweise nicht schlecht; jedoch bedeekt leider diehter Waldwuchs die Grenzfläche des Eruptivgesteins gegen den Phyllit, so dass über etwaige Contacterseheinungen nichts in Erfahrung zu bringen war. Allerdings stösst in dem ersten Graben östlich von Forst das Eruptivgestein scharf an dem Phyllit ab; doch scheint hier eine Verwerfung vorzuliegen; wenigstens wurde keine Spur von Umwandelung beobachtet. Der Gang — denn ein soleher liegt wohl sieher vor — dürfte 1) Ueber porphyritische Eruptivgesteine aus den Tiroler Centralalpen. Jahrbuch der k. k. Geologischen Reichsanstalt 1883. 8. 715, 195 wenig über 100 m mächtig sein und hält auch im Streichen nur für einige Hundert Meter an. Die genauere Beschreibung des im S des Profils auftretenden eigentümlichen Serieitphyllites (mit Chlorit und grossen Mag- netitoetaedern, welche Granatkörner umsehliessen) ist im petrographischen Anhang von Herrn Dr. Mırcn gegeben. Es ist das einzige derartige Gestein, welehes ich im nördlichen Gailthaler Gebirge gefunden habe. ı ) 6 PBR EN = = Eur Buen E ee rse « \ [J [e} — - _, ES aa Abbild. 80. = =, a a RE = sa=aEBsS N Ei S 3 S u een SS re} — Le} a = e ot z 5 nn o Ru B og B* 5 De F << 3 ab m = be 2 << = Dasoe 2 lo] =B = [er BIST DHIT ne En + [= + I eerleen + er er ‘ L Le Das Profil von Forst zwischen Reissach und Kirchbach. Der Kalkphyllit, dessen Wechsellagerung mit Quarz- phyllit deutlich beobachtet werden konnte, ist schwarz und weiss gefärbt. Die deutlich ausgeprägte Klüftung des Diorits verläuft ungefähr parallel zur Sehiehtung des Phyllites. Einem offenbar übereinstimmenden Typus von Ganggesteinen gehören zwei räumlich begrenzte Vorkommen an, welche den Mauthener Schiefern der Hauptkette eingeschaltet sind. Das an der Wodner Hütte im Wolayer Thal vorkommende (Gestein unterscheidet sich von dem Reissacher dadurch, dass die braune Hornblende noch Augitkerne umschliesst. Da auch vergl. den petrogr. Theil) die Struetur unserer Diorite An- näherung an die porphyrische zeigt, ist ein Vergleich mit den 13* 196 dunkelen, augitreichen und quarzarmen Porphyriten von Vintl und Mühlbach '!) (Pusterthal) nicht fernliegend. Das dritte oben (S. 11) beschriebene Vorkommen gehört den östliehen Karawanken an, wo am Goritscehacher Bache inmitten des Alluviums ein grosskörniges Eruptivgestein vorkommt, dessen nähere Untersuchung durch ungünstige Um- stände verhindert wurde. Doch kann man angesichts der körnigen Struetur und des Vorkommens grosser dunkelgrüner und weisser Krystalle nur darüber im Zweifel sein, ob es sich um einen Diorit oder einen Diabas handelt. Auf Grund eines reichen Untersuchungsmaterials hat TELLER festgestellt, das schmale, meist wenige Meter mächtige Gänge porphyritischer Eruptivgesteine in den verschiedensten Theilen der Ostalpen vorkommen (Adamello-Gebiet, Brixener Granitwall, Antholzer Gruppe und Pusterthal). „Bald sind es massige, bald geschichtete Gesteine, in welehen diese Porphyrite zu Tage treten; sie durehsetzen sowohl die grani- tischen Kernmassen, wie ihre Gneissglimmerschieferumhüllung; sie durchbrechen die Gesteine der jüngeren Phyllitzone des Pusterthales und in der südlichen und westlichen Umrandung des Adamello reichen derartige Intrusionen sogar noch in per- mische und triadische Sehiehteneomplexe hinauf.“ „Angesichts der oft überraschenden Gleichartigkeit der Gesteinsentwiecke- lung an räumlich weit auseinanderliegenden Beobachtungs- punkten und der Uebereinstimmung, welche in Bezug auf Lagerungsform und Mächtigkeitsverhältnisse der Vorkommnisse besteht,“ liegt es nach TELLER zwar nahe, alle diese Gesteine als Ergebniss einer Eruptionsepoche aufzufassen; „begründen lasse sich eine solehe Auffassung aber vorläufig noch nicht.“ Die Eruptivgesteine, welche in verschiedenen Horizonten der Karnischen Alpen vorkommen, lassen die soeben angeführte Ansicht TELLERS wenigstens für den östlichen Theil der Ost- alpen als nieht zutreffend erscheinen. Unsere Dioritgänge können als unmittelbare Forschung der im Thonglimmerschiefer- gebiete des Pusterthales (TELLER 1. e. p. 743— 746) bei Bruneek und Mühlbach vorkommenden Porphyrite angesehen werden und sind auf das älteste Palaeozoieum (? Cambrium und Unter- )BReller#. 27.8747; 197 silur) besehränkt. Wie die tabellarische Uebersieht der For- mationen (S. 4) zeigt, sind das Obersilur und das gesammte Devon frei von Eruptivgesteinen. In den obersilurischen Sehiefern hätte ein dunkeles Eruptivgestein vielleicht unbemerkt bleiben können, aber für die weissen Devonkalke, auf deren Untersuchung besonders viel Zeit verwendet worden ist, muss ein solches Uebersehen als höchst unwahrscheinlich bezeichnet werden. Die eruptive Thätigkeit erreichte also mit dem Untersilur ihr Ende; für diese Annahme spricht auch die Verbreitung grüner, tuffartiger, z. Th. Augit führender Schiefer in den Mauthener Schichten. In das Unterearbon fällt dann der Erguss ausgedehnter deekenartig ausgebreiteter Massen von Diabas und spilitischem Mandelstein; das Oberearbon ist frei von Eruptivgesteinen, während weiter oben in den permisehen Grödener Sehiehten die Ausläufer der Bozener Porphyrergüsse auftreten. Bellerophonkalk, Werfener Sehichten und unterer Muschelkalk kennzeiehnen wieder eine Unterbreehung der vulkanischen Thätigkeit; an der oberen Grenze des Muschelkalkes liegen die Einschaltungen des Raibler Quarz- porphyrs. Die Annahme, dass die Ausbrüche eruptiver Gesteine in vier verschiedenen, durch Zwischenräume unterbrochenen Pe- rioden stattfanden, wird vor allem dureh das überall beobachtete Zusammenkommen von Tuffen und Eruptivmassen erwiesen; nur im Quarzphyllit und im Untersilur finden sich reine Gang- gesteine. Bemerkenswerth ist ferner der Umstand, dass die Diorite, Diabase und Porphyrite des Untersilur und Unterearbon einer- seits, die Quarzporphyre des Perm und der Trias andrerseits nahe. Beziehungen zu einander erkennen lassen und somit wohl demselben Bildungsheerde entstammen. Der bedeutungs- vollste Wendepunkt für die Tektonik wie für die petrographische Beschaffenheit der Eruptivgesteine des Karnischen Gebietes fällt in die Mitte des Carbon. 198 3. Ueber die Verbreitung des Quarzphyllites in den Ostalpen und sein Verhältniss zu anderen krystallinen Gesteinen. Da organische Reste im Quarzphyllit bisher weder gefunden sind noch auch voraussichtlich gefunden werden dürften, so ist man für die Beurteilung der Altersstellung lediglich auf die stratigraphischen Beobachtungen angewiesen. Der Quarzphyllit gehört zu der Gruppe der in der sogenannten Schieferhülle vertretenen halb- oder ganzkrystallinen Gesteine, welche die älteren Gneisse und Glimmerschiefer der Centralalpen hüllen- förmig umgeben. Für die Deutung dieser Gebilde sind die vor langer Zeit von RoLLE und Srur (Geologie der Steiermark S. 66) im Bachergebirge gemachten Beobachtungen bedeutungs- voll, nach denen die Gesteine der Schieferhülle diseor- dant den älteren krystallinen Gesteinen auflagern. In dem vorliegenden Falle liegt im Bachergebirge am Ufer der Drau das jüngste Glied der Schieferhülle, der Thonglimmersehiefer (Quarzphyllit) unmittelbar auf Gmeiss und Granit. StacnE hat das weitere Verdienst, den Gesteinen der Schieferhülle ihren Platz in der palaeozoischen Scehich- tenreihe angewiesen zu haben. Weniger geglückt ist die weitere Gliederung in die 1) Quarzphyllit-, 2) Kalkphyllit- und 3) Kalkthonphyllit-Gruppe, deren provisorischen!) Cha- rakter der Verfasser allerdings selbst hervorgehoben hat. Schon im Sinne der ursprünglichen Abgrenzung (Jahrb. der K. k. Geol. Reichsanst. 1874 8.148 ff. und Verhandl. 1874 S. 214) vertre- ten sich die Gruppen theilweise; so greift die Kalkthonphyllit- gruppe „tief in die Bildungszeit der beiden anderen Gruppen ein* und „repräsentirt wahrscheinlich ein Aequivalent aller ') Da der Verfasser im Jahre 1874 nur den „Versuch einer kritischen Darlegung des Standes unserer Kenntnisse von den Ausbildungsformen der vortriadischen Schichteneomplexe in den österreichischen Alpenländern“ oder „eine orientirende Vorstudie “ liefern wollte, so verbietet sich eine kritische Besprechung der damals veröffentlichten Ansichten von selbst. Auch in der späteren, 1885 in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft (S. 277 ff.) niedergelegten Arbeit konnte es sich noch nicht „um die angestrebte Durchführung einer endgiltigen Gliederung des alpinen Silur und noch weniger der ganzen palaeozoischen Schichtenreihe selbst“ handeln. 199 in den Nord- und Südalpen vertretenen palaeozoischen Gruppen bis zur Trias, wenngleich vielleieht nieht ohne starke Lücken“ (Verhandl. der Geol. Reichsanstalt 1874 8. 216). Ein weiterer Nachtheil der Eintheilung Sracnk’s besteht darin, dass den palaeozoischen „Gruppen“ ausgedehnte Massen tria- discher Kalke (Fellagebiet, Tribulaun und Kirehdach am Brenner) zugewiesen wurden. Die neueren Einzelaufnahmen im Gebiete der krystallinen Gesteine, die von HoERNES, VACEK und GEYER ausgeführt wurden, haben somit manigfache Aenderungen der obigen Gliederung zur Folge gehabt. Jedoch bestehen auch zwischen den genannten Forschern nicht unerhebliche Meinungsverschieden- heiten, was bei der Schwierigkeit des Gegenstandes nieht Wunder nehmen kann. Da nun die gesicherte geologische Stellung des in dem engeren Gailthaler Gebiete beobachteten Quarzphyllites viel- leieht über die Deutung der übrigen krystallinen Gesteins- gruppen Lieht zu verbreiten vermag, so erscheint ein kurzes Eingehen auf die neueren Arbeiten geboten. Der Quarz- phyllit des Gailthales setzt nach Westen zu unver- ändert fort. Die Angaben verschiedener Geologen sowie meine eignen Exeursionen im Gebiete des Pusterthales, des Ridnaun- und Brenner-Gebietes, des oberen Innthales und des Vorarlberges lassen hierüber keinen Zweifel. Aus der Umgegend von Bruneck (TELLER, Jahrb. d. G. Reiehsanstalt 1886 S. 744), vom Penser Joch, von Klausen (v. MoJsısvoirs, Dolomitriffe S. 123), Waidbruck (ibid. S. 123), von der Cima d’Asta (ibid. S.400 ff.) und von Recoaro (Brrrser, Jahrb. d. G. Reiehsanstalt 1883 S. 579) und vom Adamello wird der- selbe Quarzphyllit bezw. Thonglimmerschiefer als jüngstes bekanntes Gestein der krystallinen Reihe beschrieben und es liegt keine Veranlassung vor, an der Gleichartigkeit des Ge- steines mit dem der Gailthaler Berge zu zweifeln. Es sei u.a. noch besonders hervorgehoben, dass die Karnische Hauptkette in der Fortsetzung der Aufwölbungszone der Cima d’Asta liegt (vergl. unten). Besonders lehrreieh ist die eingehende petrographische Schil- derung — die einzige bisher veröffentlichte der Art — welehe Wırn. SALOMON von den Gesteinen der „Quarzphyllitgruppe Sracue's“ 200 entworfen hat, wie sie im italienischen Antheil der Ada- mello-Gruppe am Monte Aviölo auftritt. (Zeitschrift d. deutsch. geologischen Gesellschaft 1890 S. 467—469 und mikroskopisch- petrographische Uebersieht S. 528—535.) Da die Beschreibung fast Wort für Wort auf die Quarzphyllite des Karnischen Ge- bietes zutrifft und somit die weite Verbreitung einer petro- sraphisch einheitlich zusammengesetzten Gruppe er- weist, so möge sie im Folgenden wiedergegeben werden (S. 467 ff): Das vorherrschende Gestein im Ogliothal, der Quarzphyllit, besteht aus „abweehselnd dünnen Lagen von Quarzkörnchen in quarzitischem Gefüge und solehen von Phyllit, die ihrerseits wieder häufig mächtigere Knauern und Linsen von weissem, sröber körnigem Quarz“ umschmiegen..... Je nachdem nun darin die Zahl und Mächtigkeit der Phyllit- bezw. Quarzit- lager auf Kosten der anderen zunehmen, erhält das Gestein mehr der Habitus echter Phyllite oder echter Quarzite. Die letzteren sind nicht so häufig ausgebildet wie die Phyllite. Diese finden sich auch in zahlreiehen Varietäten, gehören aber immer der Glimmerschiefer-ähnliehen, deutlicher krystallinischen Abtheilung an, die man „Thonglimmerschiefer“ oder „glimmerige Phyllite“ zu nennen pflegt.“ ..... „Eehte Vertreter der mehr Thonschiefer-ähnlichen Sehistite treten nur ganz untergeordnet auf. | In unserem Gebiete im Comelico. | Dagegen entstehen umgekehrt durch Vermehrung des Glimmer- gehaltes und die dadureh bedingte Zunahme des Glanzes auf den Schiehtflächen Gesteine, die man vielleicht als Glimmer- schiefer bezeiehnen würde.“ Diese letzteren finden sieh in srösserer Ausdehnung im oberen Lessachthal, zwischen Ober- Tilliach und Liesing, treten aber am Monte Aviolo nur unter- geordnet und ganz local auf. „Ordnen wir nun all die Gesteine, welehe den bisher be- trachteten unteren Scehiefereomplex zusammensetzen, in einer Reihe an, entspreehend ihrer Verbreitung und Wiehtigkeit, so müssen wir mit den Quarzphylliten und normalen Phylliten beginnen. Es folgen dann Quarzite, kohlenstoffreiche Phyllite [unsere graphitischen Schiefer |, Chloritphyllite an der oberen Grenze der Quarzphyllite|, serieitische Phyl- lite [Reissach, Valle Visdende u. Comelieo |, Granatphyllite 201 [im Lessaehthal sehr verbreitet], Biotitphyllite, Feldspath- und Epidot- Amphibolite, Phyllitgneisse [die letzteren Varietäten fehlen im Gailthal], ganz vereinzelt auch Lagen von Feldspath führendem Quarzit, endlieh noch seltener Lagen von Thonschiefer-ähnlichem Phyllit-Schistit.“ Das zuletzt genannte Gestein ist im Comelieo recht verbreitet, wurde dagegen im Gailthal kaum beobachtet. Ueber die Gemengtheile bemerkt der genannte Verfasser weiter (8. 469): „In all den oben angeführten Varietäten der Phyllite ist Chlorit ein weit verbreiteter und eharakteristischer Gemengtheil. Neben ihm findet sich in ungefähr gleicher Menge Museovit und zwar entweder in grösseren, meist unregelmässig eonturirten Lamellen, oder als Serieit in winzigen Schüppehen... Biotit wurde nur selten beobachtet..... Turmalin ist con- stant aber nur spärlich vorhanden. Von den Eisenerzen herrscht der Ilmenit bei weitem vor. Magnetit scheint reeht selten zu sein und auch Pyrit wurde nur ganz vereinzelt beobachtet. Rutil tritt in sehr geringen Mengen auf. Die Titansäure scheint fast ganz und gar zur Bildung des Ilmenits verwendet worden zu sein.“ Auch am Monte Aviolo sind die Quarzphyllite älter als sämmtliche Eruptivgesteine. Die beschriebenen Gesteine wurden der älteren Abtheilung von StacneE's Quarzphyllitgruppe zugerechnet und überlagern ihrerseits die Gneissphyllite. Während die gleichartige Fortsetzung der Quarzphyllite nach Westen hin ausser Zweifel steht, ergeben sieh beim Ver- gleich mit den östlich gelegenen Gebieten allerhand Schwierig- keiten. Eine „Quarzphyllitgruppe“ wird zwar auch von VACER aus dem Grazer Beeken und von GEYER aus dem Oberen Murthal beschrieben; der petrographische Charakter derselben zeigt jedoeh wenig Aehnliehkeit mit dem Quarzphyllite des Westens. Die Riehtigkeit dieser Anschauung ergiebt sich am klarsten aus den Beschreibungen der genannten Geologen. Das Obere Murthal, das Gebiet der Aufnahmen G. GEYER'S (Verhandl. der Geolog. Reichsanstalt 1890 S. 203; 1891 S. 108 — 120; S. 352—-362) entsprieht einer W—O verlaufenden De- pression zwischen den beiden divergirenden Hauptästen der Centralkette, die man als Niedere Tauern und Norische Alpen bezeichnet. Diese letzteren bestehen aus den älteren 202 krystallinen Gesteinen (A), während in der zwischen- liegenden Bucht die jüngeren halbkrystallinen Schiefer und Kalke (B) erhalten geblieben sind. A. Das altkrystalline Grundgebirge zerfällt von unten nach 1% TE: oben in: Gneiss-Serie. 1. Hornblendegneiss, 2. Sehieferige oder porphyrische Gneisse mit Glimmerschieferlagern. Glimmerschiefer-Serie. 1. Grobsehuppiger, quarz- und erzreicher Glim- mersehiefer mit Pegmatit, Kalk- und Am- phibolitlagern, 2. Hellgrauer, feinschuppiger Granatenglimmer- schiefer (ohne Pegmatit u. Hornblendeschiefer). B. Die jüngere Gruppe der halbkrystallinen Gesteine be- steht aus: HE IN: der Kalkphyllit-Gruppe. An der Basis liegen grüne Hornblendeschiefer (Strahlsteinschiefer). Darüber folgen hellbraune kalkreicheSchiefer(Biotitschüppehen,dieht ver- filzt mit feinen Kalk-Lamellen, mit dünnen Lagen von blaugrauem, körnigem Kalke wechselnd); in dem Kalkschiefer erscheinen häufig schwarze sraphitische Schiefer. Dem oberen Theile der ganzen Gruppe gehören zwei oder drei Lager von wohlgeschichtetem krystallinem Kalke an. Crinoidenreste sind zweimal in den Kalk- schiefern gefunden worden. Diese Gesteine sind ferner in der Schieferhülle der Hohen Tauern, be- sonders zwischen Ankogel und Radstädter Tauern entwickelt und von den gleiehartigen Gebilden des Murgebiets nur durch eine geringe Unterbrechung getrennt. „Quarzphyllit“-Gruppe (in den beiden früheren Ver- öffentliehungen „Kalkthonphyllit-Gruppe“), welehe diseordant über dem Kalkphyllit bezw. über dem Granatglimmerschiefer lagert. Die Quarzphyllit- 203 Gruppe wird „nur zum geringen Theile aus dem gleich- namigen Gesteine gebildet. In vollständigen Profilen beobachtet man: 1. Dunkele graphitische Schiefer. 2. Quarzitische Schiefer mit Quarzitbänken, wecehsellagernd mit braunen kalkreichen Schichten. 3. Darüber folgt als Hauptmasse der ganzen Abthei- lung Grünschiefer mit untergeordneten Lagen von grünlichen Phylliten und Quarzitbänke. 4. Graue Thonschiefer. Auch bei Judenburg kommen in diesem Horizont vor: a) graue, milde, serieitisch glänzende, häufig graphitische Thon- schiefer. Mikroskopische Gemengtheile: Museovitschuppen mit untergeordneten Quarzlinsen. b) Grünschiefer. Mikroskopische Gemengtheile: Quarzkörner, rhomboedrische Carbonate, Plagio- klas, sowie Glimmer und Epidot. (Die Zusammensetzung dieser Gesteine stimmt gut mit der der Grünschiefer der Rauden- und Hoehspitz überein; vergl. unten.) e) Graue, oft sehr feinkörnige Kalke. Es bedarf wohl kaum des Hinweises, dass diese „Quarz- phyllit-Gruppe* auch bei weitherziger Fassung des petrographi- schen Begriffes mit den westlichen Quarzphylliten wenig gemein hat, und ähnlieh steht es mit der von VAcER beschriebenen „Quarzphyllit-Gruppe“ des Grazer Gebietes. Selbstverständlich ist den beiden genannten Geologen hieraus kaum ein Vorwurf zu machen, vielmehr liegt der Grund wesentlich in der un- bestimmten Begrenzung der krystallinischen Gesteins-Gruppen STACHE’S. GEYER weist sogar (Verh. 1891 5.358) ausdrücklich auf eine „eventuelle Verschiebung hin, welche die Auffassungen über die wahre Stellung jener Phyllite noch erfahren könnten“. Ueber die Stellung der halbkrystallinen Gesteine des Grazer Gebietes tobt derzeit eine grimme Fehde zwischen VAcER und R. HoERNES. (VACER, über die geologischen Verhältnisse des Grazer Beckens, Verhandl. d. Geol. Reiehsanstalt 1891 S. 41—50; Schöckelkalk und Semriacher Schiefer. Ebendaselbst 1892 S. 32 — 49. R. HoErNEs, Schöckelkalk und Semriacher Schiefer, Mit- theilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark 1892.) VACEK nimmt die nachfolgende Schichtenreihe an: 204 Unterdevon (Lantschgruppe VACER —= Dolomitstufe CLAR et auct.) Diseordanz. Schöckelkalk (bezw. Schöckelgruppe); an der Basis Grenzphyllit (Kalkschiefer) mit Crinoidenstielen. Diseordanz. Quarzphyllit-Gruppe (= Semriacher Schiefer CLaArR et auct.). Diseordanz. Granatenglimmerschiefer-Gruppe. Diseordanz. Gneiss-Gruppe. HoERNES bestreitet nun die zahlreiehen Diseordanzen, deren Vorhandensein in den von VACER aufgenommenen Gebieten nur vereinzelt von anderen Beobachtern bestätigt worden ist, und nimmt ferner — im Sinne von ULar — an, dass der Schöckel- kalk unter dem Semriacher Schiefer lagere — Die Schiehtenfolge ist also nach HoErNES: Unterdevon. Typischer Semriacher (frünschiefer (Chloritischer Hornblendeschiefer, dessen vollkommene petrographi- sche Uebereinstimmung mit dem Grünschiefer von Murau dureh GEYER und HoERNES ausdrück- lich hervorgehoben wird). Normaler Thonsehiefer mit eingelagerten Kalk- schiefern (zur Gruppe des Semriachers Sehiefers gehörig). Schöckelkalk. Erzführender Sehiefer mit Crinoiden (= Grenz- phyllit). Aeltere krystalline Gesteine. Aus der vorhergehenden Darstellung ergiebt sich, dass die Quarzphyllit-Gruppe des Grazer und des Murgebietes nur zum allergeringsten Theile aus Gesteinen besteht, welche diesen Namen verdienen und dass somit von einer Uebereinstimmung mit den Quarzphylliten des Gail- und Puster- thales nieht wohl die Rede sein kann. Als einer der wesent- lichsten Unterschiede sei das annähernd vollkommene Fehlen des Kalkes in den Gesteinen des Gail- und Pusterthales her- 205 vorgehoben. Das Vorkommen von Reissach bildet die einzige Ausnahme und findet sich an der oberen Grenze des Phyllites gegen die kalkreichen Mauthener Schichten. Es liegt somit nahe, an Stelle des wenig passenden Namens „Quarz- phyllit-Gruppe“ die Bezeichnung „Semriacher Schie- fer“ (welehe ohnehin die Priorität hat) für die fraglichen Ge- steine des Grazer und Murauer Gebietes in Anwendung zu bringen. Für die westlichen Quarzphyllite bleiben vielleicht als Aequivalent im Osten die oberen hellgrauen, feinschuppigen Granatenglimmerschiefer übrig. Zwar ist die petrogra- phische Beschaffenheit, wie hervorgehoben werden soll, nieht durchweg übereinstimmend. Aber im oberen Lessachthal kommen Jedenfalls Gesteine vor, auf welche die Bezeichnung Granaten- glimmerschiefer durchaus anwendbar ist (vergl. oben), und ferner sind die Abweichungen zwischen dem Granatenglimmerschiefer und dem westliehen Thonglimmerschiefer lange nieht so gross wie die Verschiedenheiten zwischen den Gesteinsgruppen, welche im Osten und Westen als Quarzphyllit bezeiehnet worden sind. Als Aequivalent des Semriacher Sehiefers und Schöckelkalkes sind die untersilurischen Mauthener Schichten anzusehen, welche ebenfalls aus normalem grauen Thonschiefer, kalkreichem Thonschiefer, Kalk, Grünschiefer und Quarziten bestehen (vergl. unten). Phyllitische Lagen sind, wie es scheint, ebenso selten, wie in den Semriacher Schiefern. Der Umstand, dass die genannten Schichten im Gailthal aus Kalk und Schiefer in unregelmässigem Facieswechsel zusammengesetzt sind, und im Liegenden bald aus dem einen, bald aus dem anderen Gestein bestehen, erklärt vielleieht die auffallende Meinungsverschiedenheit zwischen VACER und HoERNESs. Der letztere Forscher hat auch für die Grazer Gegend ausdrück- lich hervorgehoben, dass die relative Mächtigkeit der Thonschiefer und Kalke wechselnd sei und dass stellen- weise der Schiefer einen guten Theil des Seköckelkalkes vertritt. Wie unten auseinandergesetzt werden wird, entsprechen die Mauthener Schichten dem Untersilur, vielleicht sogar noch älteren Bildungen. Zu dem älteren Palaeozoieum haben aber auch die genannten Forscher den Schöckelkalk und Semriacher Schiefer gerechnet. Dass es sich nieht um alteambrische oder praecambrische Bildungen handeln kann, beweist das mehrfach 206 erwähnte Vorkommen von Crinoiden. VACEK rechnet seine Sehöckelgruppe sogar zum Obersilur, eine Anschauung, die nieht unmöglieh, aber auch nicht sicher erweisbar ist. Die Sehichtenfolge, welehe VACEK aus den nördlicher ge- legenen Gebieten des Wechsels und des Semmering be- schreibt, stimmt insofern nieht mit der des Grazer Beckens überein, als die Gruppe des Granatenglimmerschiefers fehlt. (Verhandl. d. Geolog. Reichsanstalt 1888 Nr. 2 und 1889 S. 16.) Ueber dem Gneiss liegt hier unmittelbar die Quarzphyllitgruppe, deren Gesteine jedoeh mit denen der gleichnamigen westlichen Formationsabtheilung besser überein- stimmen. Wenigstens beschreibt VAcEK vom Semmering die Zusammensetzung der Quarzphyllitgruppe wie folgt: 1) Grünschiefer von Payerbach und Reichenau. (ef. Semriacher Schiefer.) 2) Quarzarkosen mit serieitischem Bindemittel (Silberbergs - Conglomerate), 3) die Masse der typischen Quarzphyllite, 4) reiner Quarzfels, Diese Schiehtenfolge erinnert vollkommen an die im oberen Lessachthal (KarrırscHh, Ober-Tilliach) beobachteten Profile, wo ebenfalls über dem normalen Quarzphyllit Thonschiefer mit eingelagerten arkosenartig ausgebildeten Grauwacken (z. Th. mit Serieit) und Quarzitschiefern, sowie weiterhin die Grünschiefer des Heret und Tilliacher Joches auftreten. Kalkige Sehiehten werden aus diesen tieferen Horizonten vom Semmering nicht erwähnt; aber ein vollständiges Fehlen von Kalkbildungen in dieser Schiehtenreihe ist auch in den Kar- nischen Alpen nieht ungewöhnlich. Ob man weiterhin die Granatenglimmersehiefer des Mur- gebietes mit den typischen Quarzphylliten des Semmering un- mittelbar vergleichen kann, dürfte schwer festzustellen sein. Die folgende Vergleiehstabelle für die im Vorhergehenden erwähnten halbkrystallinen Gesteine ist der Natur der Sache nur als ein vorläufiger Versuch aufzufassen. Die von allen früheren Beobaehtern hervorgehobene Bedeutung heteroper Ver- schiedenheiten innerhalb gleichalter Horizonte erhellt auch aus dieser Uebersicht: 207 "SSIOLLH) "SSIOUK) "SSIOUK) oJ9Iy9S -19JoTy98 -IUNUTLSUSFRURLTE) -[HUNUSUOILURLN) e= AmfÄydzrend yıAydzend) -UOPIOULK) Topos | Topiöuu Te me PSIPoA UOSIssyur | -ypeyp un yreypspoyag| | 1ofporpsyey n ypey| @ryaF ey) ussoyay | -[oFoaun ur uosoyLy | | 35 19J91Y9S TOydstHIzrend) BD) | = I | < m. m | Most “1OJOIJ9SUoyL, “19J9IydSUOLL ‘Toppıypsuoys | 58 ‘ 5 3 ao B n | | —_ eo („oddnzspppiyd | goeq | 5 | -ITISUN.LL) AOUILLIWIS | -ZIEn)“) AOFOITOSUNI) | -19ABT A AOPOIUISUNIK) | “19J9TYOSUN.IK) "OIgIN) IOZUL) Teygmm PAIO "ZULIOWWUS -uodiy Sydstuıay “— ;untıquuv,) mjıs1ojuf] VIII. KAPITEL. Das Silur. A. Das Untersilur. 1. Die untersilurischen Mauthener Schichten. Der tiefere Theil der hierher gerechneten Schichten ist völlig versteinerungsleer, so dass die Abgrenzung gegen den @Quarzphyllit auf Grund der Gesteinsverschiedenheit erfolgen musste. Es wurde bereits in dem vorhergehenden Abschnitte ausgesprochen, dass die Zureehnung des Quarzphyllites zum Cambrium und die der höheren Schichten zum Silur nur auf ungefähre Riehtigkeit Anspruch machen kann. Auch die obere Begrenzung des Untersilur beruht im Ge- biete der Karnischen Alpen nur in dem (S. 15) beschriebenen Profile des Uggwagrabens auf streng palaeontologischer Grund- lage: Die braunen Orthisschiefer mit der Fauna des oberen Untersilur werden hier von kohligen Graptolithenschichten überlagert, welche der tiefsten Zone des Obersilur entsprechen. Jedoch ist meist das Obersilur palaeontologisch und petro- graphisch so gut charakterisirt, dass die Abgrenzung gegen die tieferen Sehiehten keine grossen Schwierigkeiten macht. Das- selbe besteht aus Orthocerenkalken mit der Fauna der böh- mischen Stufe E,; Thonschiefer treten im Obersilur nur unter- geordnet auf, können dann allerdings kartographiseh von den gleichartigen Untersilurschiefern kaum getrennt werden. Eine besondere Benennung des tieferen Silur wird bedingt durch die eigenthümliehe Zusammensetzung aus Thonschiefer (und klastischen Gesteinen), eingelagerten Kalken und ver- schiedenartigen Bildungen eruptiven Ursprungs (vereinzelte Diorite, ? Quarzporphyre und tuffartige Grünschiefer). 209 Ich bezeichne also als Mauthener Sehiehten das 1!,—2 km mächtige, mannigfaltig zusammengesetzte Gebirgsglied zwischen dem Quarzphyllit und dem ober- silurischen Orthocerenkalk (bezw. Graptolithenschie- fer). Dasselbe stellt die eigentümliehe ostalpine Ent- wiekelungsform des Untersilur dar; die obere und untere Grenze ist nieht überall vollkommen befriedigend festgelegt. Die palaeontologischen Beziehungen des ostalpinen Untersilur weisen mehr auf den Westen (Frankreich und England) als auf Böhmen hin; hingegen bildet die reiche Fauna des Karnischen Obersilur einen zweifellosen Ab- leger des böhmischen und leitet andrerseits nach Südwesten, nach Languedoe und Spanien hinüber. 2. Die petrographische Beschaffenheit der Mauthener Schichten. Die Masse der Mauthener Schichten besteht a) aus nor- malen klastisehen Gesteinen, vor allem aus Thonschie- fer sowie untrennbar verbundenen Grauwaeken, Quarziten und Grauwackeneonglomeraten; an der Basis bildet der Thonschiefer mit Quarzflasern eine ziemlich regelmässige Zone. Eingelagert finden sich b) Kalk und Kalkschiefer, e) verschiedene Eruptivgebilde und tuffartige Gesteine, welche theils klastischen, theils eruptiven Ursprungs sind. Diese Einlagerungen sind zum Theil auf bestimmte Horizonte beschränkt, gestatten jedoch ebenso wenig wie die Ver- steinerungen auch nur den Versuch einer durehgreifen- den Gliederung der mächtigen Sehiehtengruppe. a) Normale klastische Gesteine. Die folgenden Zeilen sollen naturgemäss nicht eine Wieder- holung der bereits gegebenen Localbeschreibung unter anderen Gesichtspunkten enthalten, sondern nur eine kurze Sehilderung der petrographischen und palaeontologischen Merkmale sowie eine Sehilderung der Faciesbezirke bringen. Die Hauptmasse, etwa ?/, der gesammten Mauthener Schichten des Karnischen Gebietes, besteht aus normalem Frech, Die Karnischen Alpen. 14 210 bläulichen Thonschiefer. Derselbe baut stellenweise, so am Hochwipfel und in der Gegend von Untertilliach das ganze Untersilur mit Ausschluss jeder anderen Gesteinsabände- rung auf. Die Schiehtenstellung ist fast immer steil oder ver- tieal; Schieferung und Schichtung fallen, wie die Einlagerungen anderer Gesteinsabänderungen erkennen lassen, meist zusammen. Druck- und Faltungserscheinungen wurden inmitten des Schie- fers selten (nur am Ofener Joch) beobachtet. Hingegen sind, wie die häufigen Hinweise in den Einzelbeschreibungen zeigen, die Grenzen der eingefalteten bezw. überschobenen Devonkalke durch eine grosse Mannigfaltigkeit von Einfaltungen, Reibungs- breeeien, Zerreissungen und Zerquetschungen gekennzeichnet; hier finden sich auch, wenngleich selten (Monte Palumbina, Königswand) echte Griffelschiefer. Die nördliche Grenze der Schiefer gegen den (Quarzphyllit wird, wie sehon oben erwähnt, meist dureh Vorkommen von Thonsehiefer mit Quarzflasern bezeieh- net, die eine einigermassen beständige Zone bilden. (Südlieh von Hermagor, Mauthen, Niedergail-, Roller-, Dorfer-Thal, Obstoanser See.) An dem letztgenannten Punkte tritt dies Ge- stein in unmittelbarer Verbindung mit den grau, violett oder grün gefärbten serieitischen Chloritsehiefern auf, welehe weiter westlich bis zum Sägebachthal bei Sillian die eigent- liche Grenzzone kennzeichnen. Im Sittmooser Thal (südlich von St. Jacob) fehlt die Grenzzone zwischen @Quarzphyllit und dem halbkrystallinen Kalk der Mauthener Alp — vielleicht infolge einer Verwer- fung. Weit im Osten, in den Karawanken, findet sieh im untersten Theile der Mauthener Schichten ein grauer, quarzi- tischer glimmerreicher Schiefer (Lind im Gailthal), bei Reis- sach und im östlichen Theile des Valle Visdende scheint ein serieitischer Phyllit den Uebergang der beiden Gebirgs- glieder zu bilden und am Obergailberg findet, wie oben er- wähnt, eine mehrfache Wechsellagerung statt: Eine karto- graphische Ausscheidung der unteren Zone erschien angesichts dieser mannigfachen Unregelmässigkeiten nicht empfehlenswerth. Unter den Einlagerungen im Thonschiefer ist zumeist der schwarze, meist weissgeaderte Kieselschiefer zu nennen, 211 der an verschiedenen Punkten in Lagern von geringer Mäch- tigkeit auftritt: Zwischen Krainburg und Podlanegg in den Ostkarawanken (hier mit Pyritwürfelehen). bei Arnold- stein, Achomitz, im Uggwathal (schwarze und weisse, überaus dünne Schiehten wechseln mit einander ab), Feld- kogel bei Reissach, Valle Visdende u.s.w. Die geringe Mächtigkeit der Kieselschiefer bildet einen bezeiehnenden Un- terschied der Silurschiefer und der sonst reeht ähnlichen Culm- gesteine, unter denen die Kieselschiefer eine hervorragende Stelle einnehmen. Die schwarzen graphitischen kieselreichen Schiefer, welehe sieh am Findenigkofel (S. 70), der Casa Mele- dis und am Hochalplspitz (5.113) finden, schliessen sieh den Kieselschiefern eng an, gehören aber wohl durchgängig sehon zum Obersilur. Grössere Verbreitung besitzen die Lagen von Grauwacke und Grauwackenschiefer, welche der Masse nach in den Westkarawanken den Thonschiefer übertreffen, im Osten der karnischen Hauptkette noch recht bedeutsam sind und nach Westen zu allmälig abnehmen. Die hervorragenderen Kämme der westlichen Karawanken bestehen aus diesem wider- standsfähigen Gestein, das häufig ein diehtes, gleiehförmiges Aussehen besitzt und dann an gewisse Eruptivgeseine erinnert; am Kamenberg kommt eine charakteristische Glimmergrau- wacke vor. Aus der Karnischen Hauptkette seien erwähnt die Vorkommen südlich des Poludnigg, bei Tröppelach (feste, quar- zitische Grauwacke), Mauthen, östliches Valle Visdende (Grau- wackenschiefer), Monte Palumbina (serieitische Grauwacke), Schuster- und Winkler Thal (arkosenähnliche Grauwacke und Grauwackenschiefer). Die gleiehförmig zusammengesetzten Quarzite gehen oft unmerklieh in die aus mannigfachen Gemengtheilen (Quarz- körner, Thonschieferbröckehen, Glimmer, Kieselschiefer, umge- arbeitete krystalline Schiefer) zusammengesetzten Grauwaeken über (arkosenartiger Quarzit südlich des Poludnigg), stehen jedoeh an Mächtigkeit und Verbreitung den ersteren bei Wei- tem nach. Graue Quarzite treten auf an der Königswand (Taf. XIII) und im Valentin-Thal (hier mit Pyrit); Quarzit- sehiefer (blauer Thonschiefer im Wechsel mit weissen oder braunen Quarzitlagen) findet sich am Gemskofel (vergl. oben 14* 212 S. 193) und im Leitenthal, hellgrüner, glimmeriger Quar- zitschiefer am Colle di Canova. Local sind die Grauwacken auch mit Conglomerat- lagen vergesellscehaftet, die jedoch, obwohl an verschie- denen Punkten beobachtet, stets nur geringe Mächtigkeit und Verbreitung besitzen: Unmittelbar oberhalb von Tröppe- lach findet sich ein aus Brocken von Kieselschiefer und Thon- schiefer bestehendes, verhältnissmässig feinkörniges Conglomerat; ein ähnliches Gestein steht am Feldkogel (S.68) und auf der Würmlacher Alp an (S. 78), wo dasselbe mit Grauwacke zu- sammen vorkommt und vorwiegend Kieselschieferbroeken enthält. Im unteren Valentin-Thal beobachtet man eine eonglomera- tische Grauwacke mit grösseren, z. Th. wasserklaren Quarz- körnern. b) Die grünen Gesteine (Schiefer und Quarzite) und die Eruptivgesteine. In unmittelbarem Zusammenhang mit den normalen klasti- schen Schiefern und Grauwacken und durch zahlreiehe Ueber- gänge mit ihnen verbunden finden sich grüne Gesteine (Sehiefer, Grauwaceken und Quarzite). Dieselben bilden Einlagerungen z. Th. von bedeutender Mächtigkeit, aber ge- ringer Längsausdehnung und heben sich landschaftlich dureh ihre sehroffen Formen und die dunkle blaugrüne Farbe von den normalen Thonschiefern scharf ab. (Vergl. die Abbildung der Tiefenspitz S. 104 sowie die des Heret und der Rosskar- spitz S. 124.) EinZusammenhangmit Eruptivgesteineniststellen- weise zu beobachten: Die grünen Schiefer und Quarzite er- scheinen vielfach in der Nähe von Eruptivgesteinen und lassen in ihrer kartographischen Begrenzung eine auffällige Aehnlich- keit mit den Mandelsteinen des Culm erkennen, welche ja auch den normalen klastischen Gesteinen eingelagert sind. Die mikroskopische Untersuchung lässt uns hinsichtlich dieser auch in anderen Theilen der Ostalpen verbreiteten aber wenig bekannten Gesteine so gut wie gänzlich im Stich. Sie lehrt nur, dass die Grünschiefer, abgesehen von den Bestand- theilen eruptiver Herkunft, reich an normalem klastischen 215 Material, d.h. an Quarzkörnern sind. Herr Dr. Mitch, der doch hinreichende Erfahrung auf dem Gebiete metamorpher Eruptiv- gesteine besitzt, schrieb mir auf Grund einer Durchsicht der gesammelten Handstücke und der davon gefertigten Dünn- schliffe: „Alle Gesteine sind so hochgradig metamorph, dass von Strueturresten gar nicht die Rede sein kann, und minera- logisch bestehen sie, von wenigen grossen Quarzen und Feld- spathen abgesehen, die ihrerseits auch wieder durch Quetschung charakterlos geworden sind, aus Neubildungen von Quarz und Feldspathmosaik, Chlorit, Serieit und Erz; damit lässt sich aber auch nichts anfangen.“ Unter diesen Umständen ver- ziehtete Herr Dr. MırcHn naturgemäss auf eine Beschreibung und Eintheilung der Gesteine. „Ich glaube sogar“, fährt der- selbe fort, „bei dem jetzigen Stande der Wissenschaft wäre eine Aufsammlung grosser Suiten nach einer vorläufigen mikro- skopischen Untersuchung, die erste Bedingung, unter der sich bei ähnlichen Gesteinen etwas erreichen lässt, auch noch ziem- lich hoffnungslos. Makroskopische Unterschiede verschwinden oft bei derartigen Gesteinen unter dem Mikroskop, ohne dass andere gute Merkmale an ihre Stelle treten, desshalb scheint mir eine Eintheilung auf Grund der geologischen Auf- nahme noch ein besseres Auskunftsmittel als eine Ein- theilung nach gekünstelten mikroskopischen Unter- schieden.“ Ich habe diese Worte wiedergegeben, um die geringe Rücksiehtnahme auf die mikroskopische Petrographie zu recht- fertigen. Uebrigens sei hervorgehoben, dass nach einer münd- lichen Mittheilung des Herrn Oberbergrath von MoJsısovIcs ganz ähnliche Erfahrungen bei einer auf seine Veranlassung ausgeführten Untersuchung von Tauerngesteinen gemacht wur- den. Bei anderen Gelegenheiten, vor allem bei der Unter- scheidung von dichten Eruptiv- und Grauwackengesteinen, welehe z. Th. eine auffallende äussere Aehnlichkeit besitzen, hat jedoch die mikroskopische Untersuchung recht wichtige Dienste geleistet. Das östlieher gelegene Verbreitungsgebiet der grünen Gesteine umfasst den schroffen Kamm Tiefenspitz — Steinwand (Monte Cresta Verde A 2514 m) — Kessel- kofel. (Vergl. Profil-Tafel V S.111.) Dasselbe sendet Ausläufer 214 nach Westen zur Hochspitz und nach Osten zur Gruben- spitz, wo inmitten der aufgeschobenen Silurschiefer violette und grünliche Schiefergesteine auftreten. Das Vorkommen der ersteren Farbenvarietät ist für dies Verbreitungsgebiet be- zeiehnend. Die Uebergänge in den normalen Thonschiefer (Weehsellagerung am Südabhang der Raudenspitz, graugrüner Schiefer am Wasserkopf) sind überall deutlich ausgeprägt. Die grünen quarzitischen Gesteine der Hochspitz (2592 m., südlich von Maria Luggau) bestehen, wie die Untersuchung von Dünnschliffen lehrte, in erster Linie aus zahlreichen Quarz- körnern und einem grünen chloritischen, die Färbung. bedin- senden Mineral, ferner aus Kalkspath, Plagioklas, hellem Glimmer, Epidot und Erz. Der Uebergang in den Thonschiefer erfolgt dureh Einlagerung von Quarzitbänken, die allmälig den ersteren verdrängen. Eine bemerkenswerte Folge des Kalkgehaltes ist das Vor- kommen von schönem Edelweiss auf der Hochspitz und Rau- denspitz (2485 m.). Diese Pflanze bevorzugt bekanntlich reinen Kalkboden und findet sieh im Urgebirge nur dort wo ein Kalk- sehalt (wie im Gloceknergebiete) nachweisbar ist. Wie oben angeführt wurde, besitzen im Murgebiet die Grün- schiefer die gleiche stratigraphische Stellung, wie in den Kar- nischen Alpen. Auch die petrographische Beschaffenheit stimmt überein, wie die Diagnose eines von G. GEYER gesammelten und durch von FOULLON untersuchten Grünschiefers von Judenburg beweist: Quarzkörner, rhomboedrische Carbo- nate, Plagioklas sowie Glimmer und Epidot; auch die be- treffenden Gesteine der Gegend von Murau bestehen aus (Quarz, Glimmer (? Chlorit) und Epidot-Aggregaten, wozu sich bisweilen noch rhomboedrisehe Carbonate gesellen. Die Gesteine der Raudenspitz enthalten die folgenden Mineralien: 1) Letzter Gipfel gegen das Frohnthal; graues Gestein mit rothem Einsehluss, wahrscheinlich Blutjaspis, wie am Heret (vergl. unten), enthält Quarz (Druckerscheinun- gen), Chloritsehüppehen, Plagioklas, Glimmer, Titanhal- tiges Erz mit Leukoxenrand. Schutthalde nach dem Frohnthal; frisches, körniges grünes Gestein: ehloritisches Mineral, Quarz, Augit LO (in reiehlicher Menge, z. Th. von Hornblende umran- det), Plagioklas, Kalkspath, Epidot, Erz. Das Vorkommen von randlich umgewandeltem Augit in diesem letzteren Gestein ist von besonderer Wichtigkeit, weil derselbe auf die theilweise Herkunft der Gemengtheile aus Eruptivgesteinen hinweist. In dem körnigen Gang- Gestein, welehes im Heuriesenweg oberhalb der Wodnerhütte im Wolayer Thal ansteht, ist der randlich in Hornblende umgewandelte Augit ein charakteristischer und wesentlicher Gemengtheil. (Vergl. oben S. 190.) Da zudem, wie oben an- geführt wurde, die Diorit- (bezw. Diabas-) Eruptionen bereits im Untersilur ihr Ende erreichten, steht niehts im Wege die eigentümliche Beschaffenheit der Grünschiefer auf eine theilweise Beimengung von vulkanischem Material zurückzuführen. Die stark zersetzten und umgewandelten Feldspath- sehiefer, welche die phantastischen Zacken und Spitzen der Hoehalplspitz bilden (S. 112. 113), sind nach Herrn Dr. Miıwon wahrscheinlich als umgewandelte, geschieferte Quarzpor- phyre aufzufassen. Dies Gestein, das auf der Karte beson- ders ausgeschieden wurde, erinnert etwas an Fleekschiefer und schwankt in der Farbe zwischen hellgrau und dunkelbraun, eignet sich aber wegen hochgradiger Zersetzung nicht zur näheren Bestimmung. Ein räumlich sehr besehränktes (daher kartographiseh nicht ausgeschiedenes) Vorkommen von grünen Quarziten an der Steinkarspitz (2518 m, südl. von Unter-Tilliach) bildet den Uebergang zu den weiter westlich, zwischen Valle Visdende und Königswand vorkommenden grünen Gesteinen. (Vergl. die Profil-Tafel VI auf S. 132.) Der quarzitische bezw. normal- klastisehe Charakter ist hier deutlicher wahrnehmbar, als in den Gesteinen der Raudenspitz. Die Farben sind we- niger lebhaft; da ferner Eruptivgesteine in der Nähe noch nieht nachgewiesen sind, so erscheint auch die tuffige Beschaffenheit dieser Gebilde weniger sicher. Die hellgrünen Thon- und Quarzitsehiefer, welehe z. B. im Leitenthal und am Bären- badlahnereek den Uebergang vermitteln, sind hier so mäch- tig, dass die Abgrenzung ziemlich willkürlich erfolgen muss. Vor allem ist man in dem über den Heret verlaufenden Zug 216 der Grünsehiefer oft in Zweifel, was zu diesen und was zu den normalen klastischen Gesteinen zu rechnen sei. Bemerkens- werth sind Conglomeratlagen (aus Brocken von grauem und röthliehem Quarzit, sowie aus Blutjaspis bestehend), welche in dem grünen Glimmerquarzit am Rosskar und Heret auftreten. Auch in dem schmalen Zug von Silurschiefer zwischen Porze und M. Palumbina findet sich grüner ehloritischer Schiefer. Der westlichste, isolirte Ausläufer der in Rede stehenden Gesteine ist ein fleekiger ehloritischer Schiefer, der wenig mächtig am Nordabfall der Königswand vorkommt. (Vergl. Taf. XIH S. 128.) ec) Die Kalkbildungen der Mauthener Schichten und die Entwickelung der Faciesbezirke. Während die Grünschiefer auf zwei kleine Gebiete inner- halb des Bereiches der Mauthener Sehiehten beschränkt sind, erscheinen Kalkbildungen verschiedener Beschaffenheit von den Westkarawanken bis in die Gegend von Sillian ver- breitet und übertreffen stellenweise die klastischen Gesteine so weit an Mächtigkeit, dass diese als blosse Einlagerungen erscheinen. Die Zusammensetzung der Kalke zeigt grosse Ver- schiedenheiten; zwischen den allerdings seltenen Extremen eines weissen diehten, an Triaskalk erinnernden Ge- steines (Latschacher Alp) und eines aus deutlichen Kry- stallkörnern bestehenden Marmors (Gemskofel, Ersch- baumer Thal) finden sich alle denkbaren Uebergänge. Am häufigsten sind halbkrystalline Kalke von verschieden- artiger Färbung, weiss (Pökau, Arnoldstein), röthlieh (St. Can- zian), grau (sehr verbreitet), weiss und schwarz gebändert (Tröppelach, Schwarzwipfel) u.s.w. Den Uebergang zu den Schiefergesteinen vermitteln thonige Kalke, Kalkschiefer und Kalkphyllit in den verschiedensten Abstufungen des Thongehaltes und der krystallinen Ausbildung. Die eigent- lichen bunten Kramenzelkalke mit Orthoceren und die den- selben entsprechenden krystallinen Thonflaserkalke und bunten Kalkphyllite gehören grösstentheils dem Obersilur an; doch finden sich im Osten, in der Gegend von Arnoldstein derartige Gesteine auch im Untersilur. a. D Zu Seite 21 Dellacher Alp Poludnigg Latschacher Alp Gail (Moräne) (Flussterasse) (Alluvium) Hochfläche von Egg Mellweg — m —— = = = w= m= Be 3 2, = WE >= >=, Te — . A: ie = zZ oe Mittetdevonischer Riffkalk. Bruch. Kalkphyllit. Thonschiefer mit Quarzjlasern u. quarzitischen Bänken. Kalkphyllit. Reiner, dichter Kalk. Kalkphyllit, Thonschiefer m. Quarzflasern. Quarzphyllit. Quarzitische Bänke. Quarzphyllit. Abbildung Sl, Profil durch die tieferen Mauthener Schichten südlich von Hermagor. 217 Eine genaue Schilderung der überaus zahlreichen Kalk- varietäten würde geringes Interesse beanspruchen und ist zu- dem in der Einzelbeschreibung der Gegenden enthalten. Hin- gegen erlaubt der regelmässige Verlauf der Mauthener Sehiehten auf Grund der durch die Kartirung gewonnenen Anhaltspunkte eine Schilderung der Faciesbezirke innerhalb des Kar- nischen Untersilur: 1) Im Westen der Karawanken liegt über a) einer dünnen basalen Schieferbildung b) ein mächtiges Lager von Kalken und Kalkphylliten, das den Nordfuss des Gebir- ges bildet; über dem Kalke lagert e) Grauwacke und Schie- fer. (Dies ist genau die bei Graz von HoErnEs beobachtete Reihenfolge: a) Grenzphyllit, b) Schöckelkalk, e) Semriacher Schiefer.) 2) In den östlichen Karnischen Alpen hält zwar das untere Kalklager weithin (bis nach Tröppelach) an, aber dar- über beobachtet man einen unregelmässigen Wechsel der Ge- steine: An der Göriacher Alp und im Bistritza-Graben finden wir Schiefergesteine mit eingelagerten Kalkzügen, am OÖsternigg das umgekehrte Verhältniss (Profil-Tafel I S. 15). Die letztere Ausbildung (man vergleiche das nebenstehende Profil) hält bis zum Schwarzwipfel an. In dem Durch- schnitte des Garnitzengrabens fehlt — abgesehen von dem basalen Thonschiefer mit Quarzflasern — der Schiefer ganz (S. 42). 3) Bei Tröppelach keilt der Kalk aus; am Rattendorfer Riegel und Hochwipfel besteht das ganze Untersilur aus kalkfreien Scehieferbildungen. 4) Am Feldkogel schieben sich wieder Kalklagen ein, die zunächst, noch etwa an die „hereynischen“ Kalklinsen der unteren Wieder Schiefer erinnern, allmälig aber an Mächtig- keit zunehmen (Profile S. 68— 71); Kramenzelkalke kommen auch hier in tieferen Horizonten vor. In dem Durchsehnitte des Kronhofbaches sind Kalk und Sehiefer an Mächtig- keit ungefähr gleich, am Nordabhang des Pollinigg (Profil- Tafel IV) überwiegt noch einmal der Sehiefer, tritt hingegen an der Mauthener Alp nur als Einlagerung auf (8. 95). 5) Durch den Devonkalk der Plenge wird der Zusammen- hang des Untersilurzuges beinah unterbrochen; weiter west- 218 lich herrsehen die normalen und die grünen Schiefer- gesteine unbedingt vor; wenig mächtige und bald aus-. keilende Kalkzüge finden sich nur am Gemskofel (Profil- Tafel VS. 111), Sonnstein (non Sonnspitz S. 120), Sehultern- kofel und im östlichen Valle Visdende (hier nur wenige Meter mächtig). Die Umgebung des Winkler Joches besteht aus reinem Thonschiefer. 6) Der Westen der Karnisehen Hauptkette ist etwa vom Tilliacher Joch an ausgezeichnet durch das andauernde Vorwalten der Thon- und Quarzitschiefer, denen die meist wenig mächtigen, aber weithin fortstreicehenden Züge von Kalkphyllit und Marmor eingelagert sind. Daneben kommen die Grünschiefer vor. Der überaus rasche und häufige Facieswechsel innerhalb der Mauthener Schichten ist, soweit meine Erfahrungen reichen, innerhalb der silurischen Formation beispiellos. Das Untersilur Schwedens zeigt zwar in Bezug auf die unregelmässige Ver- theilung der Kalkbildungen und Grapholithenschiefer einige Analogien; doch vertheilen sich hier die gleichalten heteropen Gebilde über viel weitere Strecken. Nur die alpine Trias zeigt ähnlichen Facieswechsel auf kleinem Raum und auch im Unter- devon von Nordfrankreieh (Seine Inferieure) sind nach der Darstellung von Barrors die Kalke als unregelmässige Linsen den vorherrschenden Schiefern eingelagert. In unserem Gebiete konnte das Anschwellen und Aus- keilen der verschiedenen Gesteine häufig Sehritt für Sehritt verfolgt werden. Im oberen Kernitzelgraben ist sogar eine allseitig scharf begrenzte und im Aufschlusse selbst aus- keilende Kalkmasse von einigen Metern Mächtigkeit mitten im Schiefer zu beobachten. Ausserdem schliesst die regelmässige Unterlagerung durch den Quarzphyllit und der gleiehförmige Verlauf der Grenze die Möglichkeit aus, die petrographischen Versehiedenheiten dureh Dislocationen zu erklären. 3. Die Versteinerungen der Mauthener Schichten. Dass die Kalkbildungen innerhalb der sedimentären For- mationen dureh organische Thätigkeit entstanden sind, wird wohl allgemein zugegeben. Welche Lebewesen die unter- 219 silurischen Kalke gebildet haben, ist Jedoch schwer zu entscheiden. Ich habe bisher unbestimmbare Orthoceren- und Crinoidenreste an der Unterfeistritzer Alp und im Uggwathal, Orthoceren in etwas grösserer Häufigkeit bei Arnoldstein gefunden. STAcHE führt Orthoceren von dem Sonnstein bei Maria Luggau, Ko- rallenreste (ohne nähere Bestimmung) aus dem Winkler Thale an. Die meisten Kalkbildungen erweisen sich jedoch als voll- kommen fossilleer und gewähren auch bei dem hohen Grade ihrer dynamometamorphen Umwandlung keine Hoffnung auf bessere Funde. Es liegt angesichts der Einlagerung mächtiger Kalkstücke in klastischen Gesteinen der Gedanke an Ko- rallenbauten immer am nächsten. Jedoch sind untersilu- rische Korallenriffe bisher noch nieht bekannt gewor- den. In den Kalken der Wesenbergschen Schicht Esthlands oder der Cineinnati group finden sich zwar recht ansehnliehe Anhäufungen von Korallen, aber keine Riffbauten. Es ist so- mit am naheliegendsten, auch für die Entstehung der Mauthe- ner Kalke nur die Mitwirkung von Korallen anzunehmen. Als Stütze für diese Annahme ist noch abgesehen von der oben er wähnten, etwas allgemein gehaltenen Angabe STACHE’s — die von mir gemachte Beobachtung anzuführen, dass die braunen z. Th. kalkigen Caradoeschiefer des Uggwathales (Profil- Tafel I S. 15) stellenweise ganz erfüllt sind von einer klein- zelligen, baumartig verzweigten Montieuliporide. Dieselbe ist auch den Schiehten von Grand-Glauzy, Languedoc eigen- tümlieh, wurde aber noch nieht näher untersucht. Von sonstigen Arten bestimmte ich aus denselben Schichten: 2. Monticeulipora petropolitana. Eıcnw. Selten. 3. Bryozoenreste, nieht näher bestimmbar. 4. Orthis Actoniae. Sow. Häufig. Davıpson, Monograph of the British Brachiop. III (Palaeontolog. Soc. Bd. XXII) t. 56. £.5. Languedoe, England, Brest (Oaleaire de Rosan). 5. Orthis ef. vespertilio. Sow. Ein Exemplar. DAvıpson ibid.t. SO EHE 17. Strophomena grandis. Sow. Ein Exemplar. Davın- son, Supplement t. 15. f. 6. er} (. Porambonites ef. intercedens var. filosa. Mc Coy bei Davınson Bd. XXI. 1.26. f£.1. S.196, Drei Exemplare. 220 8. Strophostylus nov. sp. Dieselbe Art kommt auch in Languedoe vor. StAcHE führt ausserdem noch Leptaena aff. sericea Sow., Strophomena expansa Dow. (auch in Languedoc), Orthis cf. so- laris und Orthis calligramma an (Zeitschrift d. deutschen geolog. Gesellschaft 1885 8.325). Ob die zuletzt genannte Form die- selbe ist, welche ich als ©. Actoniae bestimmt habe, oder ob die beiden nahe verwandten Arten zusammen vorkommen, steht dahin. Die Beziehungen der Fauna weisen nach Westen hin, wie schou die englischen Autorennamen erkennen lassen. Die böhmische Stufe D, (Königshofer Schiefer und Kossover Grau- wacke), welche diesem Horizonte entsprechen würde, besitzt eine abweichende Faeiesentwickelung, so dass nähere Ver- gleichungen ausgeschlossen werden. Als faunistischer Unter- schied sei jedoch das Fehlen der Gattung Porambonites in Böhmen hervorgehoben. B. Das Obersilur. 1. Allgemeines. Das Obersilur bildet in Bezug auf die Entwickelung der Facies die wenig veränderte Fortsetzung der Mauthener Schich- ten. Eine zufriedenstellende Trennung ist daher nur dort möglich, wo Versteinerungen vorkommen. Im Obersilur übertreffen die Kalke und zwar vor allem die bunten Orthoceren- kalke die Schiefer an Mächtigkeit; die letzteren erschei- nen fast nur als Einlagerungen. Die Umwandelung der Gesteine dureh Gebirgsdruck ist weniger weit vorgeschritten, Eruptiv- massen und Grünschiefer fehlen vollkommen. Die Mäch- tigkeit des Obersilur beträgt durchschnittlich ea. 400 m, am Wolayer Thörl etwas weniger (ca. 350 m), am Kok wahrschein- lich etwas mehr. Die Mächtigkeit des Untersilur ist also um das Vier- bis Fünffache grösser. Die klastischen Gesteine (Thonschiefer, Kieselschiefer und Grauwacke) sind dort, wo dieselben versteinerungsleer sind, was fast immer der Fall ist, von den gleichartigen untersilurischen (Gesteinen nieht zu unterscheiden und wurden daher durch- gehend mit derselben Farbe bezeichnet. 221 a) Die tiefste Zone des Obersilur wird von den dureh StacHhE entdeckten Graptolithenschiefern des obersten Uggwathales gebildet (Profil-Tafel I S.15). In den schwarzen stark bröckligen Schiefern habe ieh bei mehrfachen Besuchen des augenblieklich sehr schlecht aufgeschlossenen Vorkommens nur unbestimmbare Abdrücke von Monograptus gefunden. Stacnke hat in der Zeitschrift der deutschen geologischen Ge- sellschaft 1878 S. 327 eingehendere Angaben gemacht: FAta- strites peregrinus BARR., Diplograptus folium und pristis Hısına., Diplograptus acumimatus NICHoLs., sowie Mono- graptus sp. sp. sind häufig, (limacograptus selten, Clado- graptus und Dendrograptus zweifelhaft. StacHE vergleicht die Zone mit den böhmischen Schiehtgruppen D, und E,. Nun lassen sich aber in den Graptolithenschiefern der letzteren Stufe drei Zonen unterscheiden und zwar von unten nach oben a) mit Diplograptus, Ulimacograptus, Rastrrites peregrinus Barr. und Monograptus lobiferus, b) mit Mono- graptus preodon, e) mit Monograptus colonus und testis (J. KREJCI und K. FEistmantEeL, Uebersicht des Silurischen Gebietes im mittleren Böhmen 8. 68). Es bedarf wohl keiner weiteren Ausführung, dass die Kärntner Graptolithenschiefer der tiefsten böhmischen Zone, dem Rastritenschiefer voll- kommen entspreehen. Da man nun die letzteren allgemein zum Obersilur rechnet, erscheint SrtacHe’s Ansicht kaum an- nehmbar, der den Kärtner Horizont „eher dem Untersilur als dem Obersilur anschliessen“ möchte. Wollte man dem ge- nannten Forscher folgen, so müsste gleichzeitig der Nachweis erbracht werden, dass der unterste Theil von E, zum Unter- silur gehört.!) !) Auch ein Vergleich mit den übereinstimmenden Graptolithen- schiefern des südlichsten Schwedens (Schonen) beweist, dass im Sinne der allgemein angenommenen Gliederung die Kärntner Graptolithenschiefer zum untersten Obersilur gehören. Nach TULLBERG (Zeitschr. d. deutschen geol. Gesellsch. 1883 8.227) wird die Grenze von Ober- und Unter- silur in Schweden, Böhmen, England durch das erste Auftreten der Monograptiden gekennzeichnet; Rastrites peregrinus erscheint sogar (l.e. 8.236) erst in der dritten Zone des Obersilur von unten gerechnet. Diplograptus acuminatus ist das Leitfossil des untersten obersilurischen Horizontes. Dass die Kärntener Graptolithenschiefer die Leitformen meh- rerer Zonen in sich enthalten, wurde schon von STACHE bemerkt; doch 222 Graptolithenschiefer werden von TARAMELLI aus dem oberen Inearojo-Thal (Casa Meledis) angeführt. Ich habe dort schwarze kohlige Schiefer gefunden, welche petrographisch mit denen des Uggwathales übereinstimmen und ebenfalls in unmittelbarem Zusammenhang mit Orthocerenkalken stehen, war aber nicht so glücklich, Graptolithen in denselben zu entdecken. Im Profil des Uggwathales werden die Graptolithen- schiefer dureh Kalke mit unbestimmbaren Orthoeceren unmittelbar überlagert. Am Wolayer Thörl fehlen Schiefer in diesem Horizonte. Hier lagern unter den eigentlichen Ortho- cerenkalken schwarze hornsteinreiche Plattenkalke, aus denen als einziges bestimmbares Fossil ein Durehschnitt eines (amero- erinus Hann. (= Lobolithus BARR.) zu nennen ist. Diese eigen- tümlichen Gebilde finden sich in Böhmen im Obersilur (E;,) und im Staate New-York an der unteren Grenze des Unter- devon (Lower Helderberg). Die eigentliehen Orthocerenkalke werden über- all, wo eine bestimmbare Fauna gesammelt werden konnte, in einen tieferen und einen höheren Horizont getheilt: b) die Zone des Orthoceras potens, e) die Zone des Orthoceras alticola. Die palaeontologisehen Eigentümlichkeiten der beiden Zonen erheischen eine Besprechung in gesonderten Abschnitten. Ab- gesehen von den Schieferzügen, welche besonders am Hohen Trieb und Findenigkofel den Orthocerenkalken in unregel- mässiger Weise eingelagert sind, findet sich an dem letzteren Berg ein wenig mächtiger Kalkzug mit verkieselten ober- silurischen Riffkorallen, der einer der oberen Zonen ent- sprechen dürfte. Graphiseh würden die verschiedenen Zonen und Faeiesbildungen des Karnischen Obersilur etwa folgender- massen darzustellen sein: werden diese Zonen, bei deren minutiöser Unterscheidung man im Norden wohl eher zu viel als zu wenig gethan hat, sämmtlich zum Öbersilur gerechnet. 225 Aequivalente > . r, 1 . . alaeontologeische Zonen. Faciesbildungen 2 s. vlaeontologische e aciesbildung tn Böhmen: d) Obere Grenzzone mit Unregelmässige Orthoceras Richteri, Einlagerungen von | | \ E SG Thonschiefer, Korallenkalk c) Zone des Orthoceras Kieselschief | . e :selschiefer und £ 9 altieola (Kalk), = = : u a | 2 h EAUW AS INT indeniekofel. b) Zone des Orthoceras schiedenen potens (Kalk), Horizonten. l a) Graptolithenschiefer Schwarze Platten- mit Diplograptus, kalke am Wolayer Rastrites,, Olimaco: Thörl mit Camero- graptus. erinus. E, Die Selbständigkeit einer oberen dritten Zone mit Ortho- ceras Richteri bleibt angesichts der unzulänglichen Beobach- tungen unsicher; die wiehtigeren Versteinerungen des Ortho- eerenkalkes vertheilen sich in folgender Weise auf die Zonen: Unterdevon mit Goniatiten. Oberste Done Orthoceras Richteri BARR. Orthoceras alticola, subannulare, pectinatum, firmum, electum. S Harpes ungula, Enerinurus n. sp., Bronteus, Arethusina. n SQ | Bellerophon, Murchisonia attenuata, Pleurotomaria extensa, S S Platyceras. = S Antipleura bohemica, Lunulicardium omissum, Cardiola cornu SS copiae. en —— S Nucleospira inelegans, Petraia Abweichende Facies, Korallen- = semistriata. kalk: Actinostroma interlineatum, Chei ; Encri Monticulipora petropolitana, veirurus propinquus, Enecri- - ; P Bus | Alweolites Labechei, % nurus Novaki, Bronteus, Are- | 7, Er S ; i Oyathophyllum angustum. S thusina, Cyphaspis, Phacops, un e Bu Sphaerexochus. on te o Ss Orthoceras potens, originale, truncatum, dulce, Gomphoceras, S S Cyrtoceras, Trochoceras. D > . 5 . . = Platyceras cornutum, Po'ytropis discors, Murchisonia attenuata, S Natiria carinthiaca. | Cardiola cornu copiae, persignata, Lunulicardium, Tiaraconcha. — Aequivalente von E, 224 2. Das Profil des Wolayer Thörls. Für die Kenntniss des alpinen Obersilur und Devon bleibt das schon früher in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft (1887 8.683) von mir beschriebene Profil des Wolayer Thörls und der darüber liegenden Kellerwand nach wie vor die Grundlage. Eine ununterbrochene ver- steinerungsreiche Sehichtenfolge ist von der Basis des Obersilur bis zum Oberdevon nachgewiesen; wenn die- selbe angesichts der Steilheit der devonischen Kalkwände nicht ohne Unterbreehung zugänglieh ist, so kann doch über den Zusammenhang des Ganzen ein Zweifel nieht bestehen. Hier soll vorläufig nur von dem Obersilur und der Basis des Devon die Rede sein. Die Veränderungen, welehe die nachfolgende Beschreibung aufweist, bestehen im Wesentlichen in Erweiterungen der pa- laeontologischen Verzeichnisse. Jedoch ist die „weisse Kalklage SrtacHeE’s mit (Chei- rurus Sternbergi, Rhynchonella princeps, cuneata, Spirt- fer secans und viator* aus der Schiehtenfolge entfernt worden (l. e. 5. 648). Ich hatte auf Grund der Angaben des genannten Forschers (Zeitschrift der deutschen geol. Ges. 1885 5.337) die Vermuthung ausgesprochen, dass diese Kalklage irgendwo in den schwarzen Kalkschiefern läge und von mir übersehen worden sei. Nachdem ich jedoch im Ganzen zwölf Tage auf die geologische Untersuchung des kleinen Gebietes verwandt habe, ohne die weisse Kalklage zu finden, halte ich diese Vermuthung für unwahrscheinlich; viel näherliegend ist die Annahme, dass die erwähnten Brachiopoden aus einem von der gegenüberliegenden Wand stammenden Kalkblock herrühren und dass die Bestimmung der beiden speeifisch obersilurischen Arten (Sp. viator E, und Kth. cuneata E,) zu revidiren ist. Die drei anderen Arten sind im Wesentlichen unterdevonisch und erscheinen im höheren Obersilur in ganz vereinzelten Exemplares. Die Grenzstellung zwischen E, und E,, welche StTACHE für die obige Kalklage annimmt, hat somit auch angesichts der unveränderten Bestimmungen des genannten Forsehers etwas Gezwungenes. Auch sonst habe ich die von mir beobachtete Schichtenfolge nur ganz im gosuoygn nn .Q% "ı *[ama 8 wyost "engeJoadsxaut -s) yıuı Hfeglozusweıy ‘UoAad sojsa34u(] "G "U9I990YILO uawesırds run (ur o00D OxTenTpzusmeıy aygoy "Fr (N) S[Foyyoney sep Iueyay wy (AIEHUIINIOUNIO 191404) T[OI14]E 8EIHIOULJIK) BIP aU0Z 'E SpunıdıapıoA wu 4x9], wı OIM u9}y9LyDS J9p Ua]yeZ "ı9pjayJulıy uspuaıruusıad 8Ip SPuUnıIZIepIo A we (uOA9PASJUN] — 'INJISIOAO) ‘(U 9EIT) TAQU,L 10AefoM sop Iyoıd seq "I9u19g ’O UOA 'Z93 SIOSSRFIOA Sp UOZZIyNS pun aaıınm "M 108897017 UOA Auywumy 'ı3040yd d9urD YOeN 'z8 Sunpjrgqv tee US NZ 225 Allgemeinen mit den Angaben Stacne’s in Einklang zu bringen vermocht und sehe daher von einem weiteren Eingehen auf dieselben ab. Die Zahlen der Sehiehten stimmen mit dem früher ver- öffentliehten Profil sowie der Beschreibung überein. Die Schicht- sruppen 1 und 2 finden sich im obersten Theile des Valentin- thales, die Lage der übrigen ist aus der Abbildung ersicht- lieh. Die Angaben über die Mächtigkeit beruhen auf blosser Schätzung. l. Grauer und schwarzer Plattenkalk mit Horn- steinausscheidungen. Ca. 200 m. (Durch ein zu spät bemerk- tes Versehen ist auf der Profil-Tafel IV S. 76 dieser, dem un- teren Obersilur zuzureehnende Kalk als untersilurisch bezeichnet worden.) Unbestimmbare Orthoceren und Crinoidenstiele sind selten; wichtig für die Altersbestimmung ist ein Cameroerinus, 2. Zone des Orthoceras potens. 22. Unterer Eisenkalk; ein knolliger, sehr fester dunkler Kalk, viel Rotheisenstein enthaltend und daher rostbraun verwitternd. 15 —20 m. Die Fauna ist an anderen Fundorten (vergl. unten) reicher als am Wolayer Thörl: Cheirurus propinquus MSTR. (= Quenstedti BARrR.). (E,). Orthoceras potens BARR. (E,). Syst. Silur. t. 386, 386, 385, f. 4—6. t. 404, f.1—3. & truncatum BARR. = zonatum var. littoralis BAaRR. (E,). > ef. pelagium BARR. 5 Sp. Murchisonia aft. attenuatae LiNDSTR. Cardiola spuria MsTR. sp. (= persignata BARR. E,). 2b. Grauer Plattenkalk mit schleeht erhaltenen Or- thoceren. Ca. 30 m. In den Sehiehtgruppen 1 und 2 herrscht steiles SW-Fallen, das nun nach S umbiegt (60 — 70°). 3. Zone des Orthoceras alticola. Unterer rother Ortho- cerenkalk, mit grauem Kalke wechsellagernd. Die Schiehten sind in einer Mächtigkeit von 15 m. ganz erfüllt von vortrefflich erhaltenen Orthocerenresten. Alle anderen Versteinerungen sind selten. Frech, Die Karnischen Alpen 15 226 Harpes ungula BARR.? Syst. Silur. I t. 8. f£ 2—6. Ein wegen nngünstiger Erhaltung nieht ganz sicher be- stimmbares Bruchstück des Kopfes. E.. Enerinurus nov. sp. (verschieden von Einc. Novaki, weleher in der tieferen Zone vorkommt). Dronteus sp. Primitia sp. Orthoceras alticola BARR. Die gemeinste Art. (Syst. Sil. Vol. H. 1.359 £.1—5. Ztschr. der deutschen geol. Ges. 1887. 8.731. t.29 £.13--13b.) E.. A firmum BARR. Recht häufig. (l. e. t. 397 £. 10 —22. t. 426 f.11—13.) E.. a electum BARR. var. Ziemlich häufig. (l. e. t. 260 besonders f. 18, 25); war früher als O. inter- mittens bestimmt. Bei den alpinen Exemplaren, die sämmtlich nur geringe Grösse erreichen, sind die Kammerwände durchgängig etwas weiter von einander entfernt, als bei den böh- mischen.) E, E.. # Michelin‘ BARR. Ziemlich häufig. (l. e. t. 381.) E, e amoenum BAarRR. Ein Exemplar. (l. e. t. 395 £11, 1283.) EB: pleurotomum BARR.? Ein Exemplar. (l. e. t. 296.) E, E.. . subannulare Msır. bei Barrk. Ein Exemplar. (l.e. t.253, f.11, t.283.) E, E, und Elbersreuth. r ef. Neptunium BarrR. Selten. (1. e. t. 274.) E». bellerophon nov. sp. (Gruppe des b. bilobatus.) Pleurotomaria Sp. Cardiola cornu copiae GOLDF. (= Ü. interrupta Dow. et. auct.) E,. Lunulicardium omissum BARR. (].e. Vol. VI. t.237, £. IV.) Ey. Antipleura bohemica BARR. EB». Glassia obovata Sow. bei BarRR.? (Le. Vol. V. t. 34 1, f.5, 6,7.) E,—6. Meristella tumida BaRR. non Darm. (l.e. Vol.V. t.11, £.5, 4; die alpine Art stimmt mit der Abbildung BARRANDE’S überein, welehe letztere jedoch mit der bekannten Gotländer Form nichts zu thun hat.) Petraia semistriata MsTR. E, und Elbersreuth. 4. Graue und rothe, zum Theil hellgefärbte, wohlgeschich- tete Kalke, hie und da als echter Kramenzelkalk entwickelt, mit sparsamen Orthoeeren. Ca. 100 m. Ueber dieser 100 m. mächtigen Kalkmasse liegt höchst wahrscheinlich die Grenze von Silur und Devon, wie das Vorkommen zahlreicher Goniatiten in der nächsten Zone zeigt. (Vergl. das folgende Kapitel.) 5. Thonsehiefer und Kramenzel(-Knollen)-Kalk; Zone des Tornoceras inexspectatum und Uyrtoceras miles. Tiefster Devonhorizont. 5a. Thonschiefer, z. Th. grauwackenähnlich ausge- bildet. 6m. 5b. Grauer und rother Kramenzelkalk. 10 m. Die Aufsehlüsse auf der Ostseite des Thörls sind weniger leicht zugänglieh; auf der Westseite setzen die steil aufgerichteten Kalke das ganze Nordgehänge des Thales zusammen, reichen bis zum Wolayer See hinunter und bilden die nördliche Begrenzung desselben. (Vergl. Taf. XV.) Versteinerungen sind keineswegs selten aber meist verdrückt und schlecht erhalten: beloceras nov. sp. Ein Bruchstück, welehes die charak- teristischen Suturen und die zusammengedrückte Form der Schale deutlich erkennen lässt. Tornoceras Stachei Frech. (Zeitschrift der deutschen geo- log. Ges. 1887. 8.733. t. 28, f. 9—11a.) = inexspectatum FRECH. L. e. S. 733. t. 28, f. 10 —10b. Amnarcestes lateseptatus Beyr. Die häufigste Art. L. e. Sm732. 1: 285 Lal2ar 2a, Aphyllites sp. CUyrtoceras miles Barr. Nieht selten. Gomphoceras Sp. Orthoceras Sp. Urinoidenstiele. 228 6. Thonschiefer und Grauwacke. 6a. Feste, dünnschiefrige Grauwacke mit einer Con- glomeratbank. 6m. 6b. Bläulieher, dünngeschichteter Thonsechiefer, in der Mitte eine 2m. mächtige Bank von Kieselschiefer. Wohl entwickelt auf dem Ostabhang des Thörls. 20 m. 7. Graue massige, von wenigen Schiehtungsfugen dureh- zogene Kalke, versteinerungsleer. 25 m. Dieselben treten auf der Höhe des Thörls (Fig. 82) und unter den Wänden des Seekopfs (Taf. XV) deutlich hervor. S. Plattenkalk und Thonschiefer. 33 m. Sa. Grauer Plattenkalk; an der Basis mit einer Schicht, die aus kalihaltigem Wad und kalkhaltigem, braun verwitterndem Rotheisenstein (x) besteht. In Sa Cyrtoceras (?) sp. mit eng gestellten Kammerwänden. Sb. Rother, versteinerungsleerer Kramenzelkalk. 20m. Am Thörl und unterhalb des Seekopfes (Taf. XV). Se. Thonschiefer (wie 6b) nur am Ostabhange des Thörls und am Seekopf sichtbar. 5 m. 9. Massiger Kalk und Eisenoolith. Ya. Massiger, grauer Kalk, nur am Östabhange des Thörls siehtbar. 10 m. Derselbe scheint nach dem Seekopf zu gänzlich auszukeilen; wenigstens ist am Nordabhange desselben keine Spur mehr sichtbar. 9b. Brauner, feinkörniger Eisenoolith mit Quarz- körnern. 5m. Derselbe ist vorzüglich am West- abhange des Thörls aufgeschlossen und am Seekopf mit der folgenden Schicht unter einer Nummer zu- sammengefasst. 10. Zone der ARynchonella Megaera. Grauer, sehr dünn geschichteter Plattenkalk, nur am Westabhange des Thörls und am Seekopf siehtbar. 6 m. An der unteren Grenze, unmittelbar im Hangenden des Eisenoolithes liegt am Thörl die leicht wieder zu findende Bank von Crinoidenkalk mit Brachiopoden. Die Farbe dieses fast nur aus organischen Resten bestehenden Kalkes ist braun oder schwarz. Am häufigsten kommt Ahynchonella Megaera und — auf eine be- stimmte Lage beschränkt — KRetzia (?) umbra vor. Ebenso 229 finden sich die Orthoceren nur in einer dünnen Schieht. An- dere Brachiopoden (Atrypa, Athyris, Nucleospira) sind ebenso wie Schnecken und Zweischaler selten. Das Verzeiehniss der Versteinerungen findet sich in dem folgenden, das Devon be- handelnden Kapitel. 11. Darüber folgt der unterdevonische Riffkalk, der in seinen unteren und oberen Theilen undeutlich geschichtet, im Uebrigen massig ist (Taf. XV). Nähere Angaben über die sesteinsbeschaffenheit und Versteinerungsführung enthält das folgende Kapitel. 3. Die Fauna der Orthocerenkalke und ihre Verbreitune. a) Zwischen Wolayer See und OÖharnach-Alp. Obersilurische Orthocerenkalke sind westlieh von dem Wolayer Gebiet fossilführend nicht bekannt; aller- dings ist es im höchsten Grade wahrscheinlich, dass in den stark metamorphosirten bunten Kalkphylliten der Paralba auch Vertreter dieses Horizontes versteckt sind. Nach Osten zu streichen die leicht kenntlichen Orthoceren-Schichten fast ununterbrochen bis zur Oharnach- und Meledisalp weiter, wo an den oben beschriebenen Querbrüchen die Trias und das OÖberearbon erscheinen. Ein östlich gelegenes Verbreitungs- eentrum bildet der Kok und der Osternigg; doch wird auch hier das höhere Silur durch den grossen Längsbruch abge- schnitten, welcher spitzwinklig zu dem Streichen der älteren Schichten verläuft. Noch weiter östlich tauchen am Seeberg- sattel in den Karawanken ebersilurische Orthocerenkalke auf, welehe zweifellos mit den Karmnischen übereinstimmen, aber nur unbestimmbare organische Reste geliefert haben. In der unmittelbaren östliehen Fortsetzung des Wolayer Profils liegen die Orthocerenkalke des Cellonvorberges (Vergl. S. 84 u. 35), welche die Schiehtenfolge des erstgenannten Vorkommens in verschiedenen Beziehungen ergänzen. Abge- sehen von der deutlich ausgeprägten Verwerfung, welche das Öbersilur des Vorberges von dem Devon des Hauptgipfels trennt und vor allem die Grenzschiehten von Devon und Silur (Sehieht 6—10 = 120 m.) absehneidet, findet sich noch eine Reihe von untergeordneten Störungen und Schiehtenbiegungen; 230 dieselben sind jedoch für den Aufbau des Gebirges ohne be- sondere "Bedeutung und wurden daher in dem tektonischen Theile nieht erwähnt. Der Sockel des Vorberges besteht sowohl im Osten (Plöcken) wie im Norden (Valentinthal) aus Thonschiefer; ich habe denselben in meiner früheren Darstellung mit dem unmittelbar östlich angrenzenden Culmschiefer des Angerthales vereinigt, glaube jedoch jetzt, dass derselbe noch zum Silur zu rechnen ist. Petrographische und palaeontologische Unter- scheidungsmerkmale fehlen. Der Thonschiefer erstreckt sich weit nach Westen in das Valentinthal hinein und die Annahme eines solehen Spornes jüngerer Gesteine zwischen Devon und Silur erscheint höchst unwahrscheinlich, während dagegen das Vorhandensein eines Querbruches sowohl im Norden wie im Süden der kritischen Stelle deutlich erkennbar ist. Die La- gerung des Sehiefers (Streichen NW—SO saiger ganz unten; süd- liches Fallen weiter oben am Ostabhang) ist angesichts der zahlreichen Störungen ohne besondere Bedeutung. Jedoch scheint — soweit die nieht sonderlich günstigen Aufschlüsse einen Rückschluss gestatten — der 1. hornsteinführende graue Kalk den Thonsehiefer eoneordant zu überlagern. Diese Kalke, welche nur verkieselte Crinoidenstiele enthalten, entsprechen der ebenfalls mit 1 be- zeichneten Scehiehtengruppe des oberen Valentinthales (die Nummerirung bleibt auch weiterhin übereinstimmend). Die Kalke sind im Allgemeinen diekbankiger als jene, stellenweise dolomitisch und hie und da von Thonschieferlagen durchsetzt. Sie erscheinen als deutliches, weithin sichtbares Band am Ab- hang. Unterhalb des Höhenpunktes 1610 m. wird das Ein- fallen flach und biegt nach ONO um, eine Aenderung, welche dureh zahlreiche Schiehtenbiegungen und kleine Brüche ver- deekt wird. Auch die weiter im Hangenden folgenden Schich- tengruppen lagern flach. 2. Oberhalb des Punktes 1610 m. findet man grauen Orthocerenkalk mit undeutlichen organischen Resten =Zone des Orth. potens. 3. Darüber folgt rothbraun verwitternder Eisenkalk mit zahlreichen unbestimmbaren Orthoceren; ein weiter westlich gelegener Aufschluss mit besser erhaltenen Versteine- 231 rungen gehört wohl demselben Horizonte an. Hier wurde die Leitform Orthoceras alticola BARR. in grossen Mengen ge- funden; ausserdem sammelte ich Cheirurus propinguus MSTR. (= Quenstedti BAaRR.) und Bronteus sp. Auch ein am Ost- abhang lose gefundener Block von schwarzem Kalk enthielt — wenngleich weniger häufig — die bezeiehnende Art Or- thoceras alticola und ausserdem zahlreiche Exemplare von Orthoceras pectinatum BARR. (Syst. Silur I. t. 261, f.8—13, t. 275, f. 14—19.) Weniger häufig sind: Arethusina Hauer: Frecn (sonst in der Zone des Orth. potens am Kok). Pleurotomaria extensa HEIDENHAIN var. (die karnische Form ist mit der evoluten Art des nordischen Grap- tolithengesteines nahe verwandt). Platyceras nov. sp. (eine kleine, Strophostylus ähnliche Form mit einem Ausschnitt unter der Naht). Murchisonia attenuata LINDSTR. Nucleospira inelegans BARR.? (Syst. Silur. Vol. V. t.85, f. 1). Petraia sp. Ausserdem fand sich am Cellon lose das Bruchstück eines Trochoeeras, das den Windungsquersehnitt und die Seulptur von Trochoceras pulchrum BARR. besitzt. (Syst. Silur II. t. 28, f. 1—8. E,.) 4. Ueber der Zone des Orth. alticola lagert: 4a. Thonschieter (welcher am Thörl fehlt) in ziem- licher Mächtigkeit. 4b. Kramenzelkalk mit Orthoceren. Derselbe bildet die höchste Erhebung des Vorberges und fällt flach nach NO ein. Hier schlug ich aus dem anstehenden Ge- stein ein gut bestimmbares Orthoceras mit perlschnurförmigem Sipho (0. Richteri Bar. 1. e. Vol. II. t.318, 322, 323. E.). Dass die oberen Orthocerenkalke 4b dem mit 4 bezeich- neten Horizonte am Thörl entsprechen, kann keinem Zweifel unterliegen; weniger sieher ist die Entscheidung darüber, ob man für diese obere an sich hinlänglieh mächtige (100 m.) Sehiehtengruppe eine besondere Zone annehmen darf. Die Auf- findung einer besonderen Orthoceras-Art ist hierfür kaum hin- reichend. Der Devonkalk des Pollinigg und die denselben begren- zenden Dislocationen unterbrechen den Orthocerenkalk für eine kurze Streeke; am Elferspitz (Abb. 30 S. 78) setzt der letztere wieder auf. Nördlich von dem Steilabsturz derselben fand sich auf dem Würmlacher Alpl (S. 77) in den Eisensteinhalden eine kleine Fauna mit Orthoceras potens BaRR. und Ortho- ceras dulce BaRR.?, O0. transiens BARR., Murchisonia sp. und Phacops Grimburgi FrecH? Welcher der beiden Zonen dieser ursprünglich in einem Geschiebe gefundene Trilobit an- gehört, wird durch das vorliegende wegen ungünstiger Er- haltung nur annähernd bestimmbare Exemplar nicht sicher festgestellt. Das weitere Fortstreichen der in verschiedene Züge ge- spaltenen Orthocerenkalke über den Hohen Trieb bis zu den östliehen Querbrüchen ist ebenso wie die eigentümliche Blatt- verschiebung auf S. 67—73 beschrieben worden. Die an der Oharnachalp zahlreich vorkommenden und schon von STUR er- wähnten Orthoceren sind meist schlecht erhalten. Doch zweifle ich nicht, dass man bei hinlängliehem Zeitaufwande auch in diesen schwer zugänglichen Gegenden gute palaeontologische Ergebnisse erzielen würde: Das Auftreten von Orthoceras alti- cola, ©. subannulare und Murchisonia attenuata in einem Ge- schiebe lässt das Vorkommen der gleichnamigen Zone in diesem Gebiete gesichert erscheinen. Das betreffende Stück wurde von mir „wischen dem Grossen Pal und dem Tischlwanger Kotel gesammelt und kann, da in der Umgebung Culm und höheres Devon ansteht, nur durch Gletsehertransport vom Hohen Trieb hingeführt worden sein. b) Die obersilurischen Korallen am Findenigkofel. Von besonderem Interesse ist das Vorkommen obersiluri- scher Korallenkalke zwischen Findenigkofel und Torrente Cer- eevesa. In meiner früheren Arbeit war als leieht wahrnehmbarer Loealuntersehied des Karnischen Unterdevon und Obersilur das Fehlen von Orthoceren bezw. Riffkorallen hervorgehoben wor- den. Das mehrfach beobachtete Erscheinen von Petraia semi- striata Msır. (Östernigg, Zone des Orth. alticola) bestätigte die Regel, insofern diese kleine Einzelkoralle auch in anderen 233 Horizonten an das Auftreten der Cephalopoden, also an pela- gische Facies gebunden ist. Jedoch ist auch die Hauptregel von einigen Ausnahmen durehbroehen worden, trotzdem dieselbe im Allgemeinen ihre Giltigkeit beibehält. Im Riffkalk des Unterdevon findet sich ein vereinzeltes Vorkommen von Orthoceren und in dem obersten Horizonte des Obersilur erscheint am Südabhang des Fin- denigkofels bei Paularo eine Kalkbank mit verkieselten Riffkorallen. In geringer Entfernung von diesem Fundorte sammelte ich an der Alp Peceol di Chiaul in einem grau- rothen Kramenzelkalk ein vereinzeltes Stück von Mon- tieulipora petropolitana Pann., eine kleinzellige Form, wie sie mir in einem nicht unterscheidbaren Exemplar aus dem Wenlockkalk von Wenlock Edge vorliegt. Die kleinen Korallenstücke aus dem Kieselkalk dürften die ersten Ansiede'ungen der Riffkorallen sein, welche zur Zeit des Devon so gewaltige Bauten aufgeführt haben. Für diese Anschauung sprieht auch der Umstand, dass die Obersilurformen generisch mit denen des Unterdevon übereinstimmen. Nur sind die letzteren reicher an Gattungen und Arten. Die Namen der bisher bestimmten Arten sind: Actinostroma intertextum NICHoLs. Brit. Stromatop. t. 13, f. s—11 8.138. (Wenloek limestone, Iron Bridge.) Montieulipora petropolitana PAnD. (etwas grosszelliger als die Untersilur-Form). Heliolites decipiens M’Coy. Wegen schlechter Erhaltung nieht ganz sicher bestimmbar. Alveolites Labechei M. Epw. et H. Cyathophyllum angustum LONSDALE. ” | SP- Die typischen Obersilurformen wie Goniophyllum, Stauria, Acervularia, Omphyma und Ptychophyllum fehlen also. Hin- gegen stimmen die Arten gut mit baltischen und englischen Formen überein, von denen Originalexemplare zum Vergleich vorliegen. Eine Berücksichtigung der böhmischen Korallen ist nicht möglich, da die Herausgabe des betreffenden Bandes des Systeme Silurien noch nicht erfolgt ist. 234 StacHhE erwähnt einen durch Suvess am Scehönwipfel (nahe dem Kok) gesammelten grauen Kalk, in dem die Ko- rallen in Form von halbverkieselten Auswitterungen hervortreten. Derselbe dürfte ebenfalls obersilurisches Alter besitzen. e) Die Orthocerenkalke des Kok. (Zone des Orthoceras potens.) Die an gewaltigen Längsbrüchen eingesunkenen Massen triadischer Kalke biegen östlich vom Gartnerkofel ımd Sehinuz wieder auf den Südabhang der Hauptkette hinüber und in den so entstandenen flachen Ausbuchtungen finden sich Ge- steine von obersilurischem und devonischem Alter. Durch Profile (S.15 und 20, 21) und Beschreibungen (S. 22, 23) sind die geologischen Verhältnisse am Kok geschildert worden. Da die höheren rothen, der Zone des Orthoceras alticola gleichzustellenden Kramenzelkalke ausser un- bestimmbaren Orthoceren nichts geliefert haben, erübrigt es nur ein Verzeichniss der in dem tieferen Eisenkalke vor- kommenden Arten zu geben. Ich habe auf der alten, palaeon- tologiseh jetzt gänzlich ausgebeuteten Halde neben dem Berg- mannshäuschen (Abb. 8 S. 24) nur einige Versteinerungen ge- sammelt, um das Niveau zu bestimmen. STACHE bereitet seit längerer Zeit eine Monographie dieser Fauna vor und hat darüber in den Verhandlungen der Geologischen Reichsanstalt (1890 S. 121) eine vorläufige Mittheilung gegeben. Die nicht von mir herrührenden Bestimmungen sind im Folgenden mit (St.) bezeichnet. Aus den eigentlichen dunkeln, das Rotheisensteinlager be- grenzenden Orthocerenkalken sind zu nennen: Cheirurus propinguus MSTR. (= Ch. Quenstedti BARR.). Arethusina Haueri FrecH (Zeitschr. d. deutschen geolog. Ges. 1887. S. 736. 1.29, T.11). Encrinurus Novaki FRrEcH. Die häufigste Trilolitenart. (l. e. 8. 735. t. 29, ££ 5—9.) bronteus sp. „Acidaspis, Oyphaspis, Ampys, Proetus, Illaenus, Dionide, Sphaerexochus, Lichas, Phacops und Plumulites“ (St.). 239 Orthoceras potens BaRR. (Mit dieser, an sich wohl be- gründeten Art dürften eine ganze Anzahl Bar- 5 5 randescher Speeies zusammenfallen.) 5 truncatum BARR. ® pleurotomum BARR. (Syst. Sil. II t. 296). E, E.. 5 originale BARR. (l. e. t. 267, f. 1—9.) 2 Michelini BARR. (1. e. t. 381.) Cyrtoceras patulum BARR. (1. e. t. 110, f. 1—6, t. 26, f. 13 —16, t. 204, f. 8—15; ein junges, seitlich stark com- primirtes Exemplar mit einfachen, horizontalen An- wachsstreifen, das jedoch wegen seiner geringen Grösse nieht ganz sicher bestimmbar ist. Uebrigens bedarf auch bei Uyrtoceras die Zahl der von BARRANDE be- nannten Arten einer erheblichen Verminderung.) Gomphoceras sp. (aus rothem Kalk am Ostabhang). „Trochoceras, Nautilus und wahrscheinlich auch Goniatites, Hyolithes, Conularia, Cornulites“ (St.). Murchisonia attenuata LinDSTR. (= Loxonema ? attenwatum Linpström, Silurian Gastropoda. t. 18, f. 3—5.) Polytropis discors Sow. sp. (Horiostoma od. Oriostoma auct.); ein kleines Exemplar mit der charakteristischen Seulptur. Natiria carintiaca STACHE sp. (Die Unhaltbarkeit der Kayser’schen Gattung ‚Spirina, unter welehem Namen STACHE diese charakteristische Schnecke erwähnt, ist inzwischen von KoKkEn nachgewiesen worden.) „Pleurotomaria, Holopella, Naticopsis“. Im Ganzen ea. 30 Arten von Gastropoden. (St.) Cardiola cornu copiae Gr. (— interrupta Sow. auet.) „ gebbosa, signata, migrans, contrastans BARR. ete. (St.) Praelueina sp. „Liaraconcha ef. decurtata BARR. sp. (= Slava‘)), Matercula. !) In den devonischen Aviculiden, Abh d. preuss. geol. Landesanstalt IX, 3, S. 249, 250, habe ich den Versuch gemacht, die ezechischen Namen der böhmischen Zweischaler in einer der wissenschaftlichen Nomenelatur entsprechenden Weise zu verändern. In einem kurze Zeit darauf ver- öffentlichten posthumen Werke NEUMAYRS findet sich eine ausführliche Darstellungen der Palaeoconchen, deren Namen ebenfalls in lateinischer 236 (= Maminka), Lunulicardium, Hemicardium, Conocardium. „Orthis aff. humillima BARR., Strophomena aff. tristis BARR,; Dayia (Atrypa) navieula BARR.; Atrypa camalieulata BARR.: Meristella ypsilon BARR.“ (St.) „Monograptus aff. priodon, Retiolites n. sp.“ (St.) Petraia semistriata MSTR. Eine etwas verschiedene Fauna enthält der schwarze Kalk, welcher besonders durch den Reichtum an Beyrichien ausgezeichnet ist, sich aber wohl nur durch die Faciesentwick- lung, nicht dureh die stratigraphische Stellung von dem Ortho- cerenkalk unterscheidet. Derselbe enthält ausser den Ostra- coden: Platyceras cornutum His. sp. Praelucina resecta BARR. sp. ? (Dalla BarR., Syst. Sil. Vol. VE, t. 49 ündTt. 353.129). Lunnlicardium nov. sp. verwandt mit 2. umdulatum BARR. l. e. 1. 240, fl. Cardiola sp. Leptynoconcha bohemica BARR. sp. (= Tenka BARR. — vergl. die vorhergehende Anmerkung — |. e. t. 217, £ 1, 13, 14) 4. Vergleichungen mit dem Obersilur anderer Länder. Wie bereits in dem vorhergehenden Abschnitte bemerkt wurde, sind schiefrige, bezw. phyllitische Gesteine von silu- rischem Alter in den Ostalpen recht verbreitet. Dass neben den Vertretern des Untersilur auch obersilurische Schichten vorkommen, ist keineswegs unwahrscheinlich, aber nur an wenigen Orten durch Versteinerungen sicher erweisbar. In erster Linie ist hier die Gegend von Vordernberg und Eisenerz in Steiermark zu nennen (Srur, Geologie der Steiermark S. 90—96; StAacHE, Zeitschrift d. deutschen geolog. Ges. 1885. S. 286). Hier findet sieh eine mächtige aus schief- rigen und kalkigen Gesteinen bestehende Schiehtenfolge, deren Hangendes der zum Unterdevon (F—G) gehörende Sauberger Form erscheinen. Z. Th. stimmen die von NEUMAYR und mir vorgeschla- genen Aenderungen überein: Kralowna-Regina, Panenka-Puella. (Abhandl. d. Wiener Akademie. Bd. 38, S. 24 ff.) 237 Kalk!) bildet. Im Liegenden dieses Kalkes erscheinen (von oben nach unten): 4. Obere körnige Grauwacke. 3. Sehwarze Thonschiefer mit Eisenkies und Ortho- eerenresten. Grauwackenschiefer, z. Th. grau, z. Th. grünlich, Talkschiefer ähnlich. Ib. Untere körnige Grauwacke. la. Halbkrystalline Thonschiefer mit Einlagerungen von weissem körnigem Kalkstein und Chloritschiefer an der Basis. Unter la liegt der Quarzphyllit. Da eine Discordanz in den oberen Theilen dieser Sehichten- folge nicht beobachtet ist, so erscheint die Zurechnung eines allerdings nicht näher bestimmbaren oberen Theiles (etwa von 3 und 4) zum Obersilur unabweisbar. Noch ähnlicher sind den Karnischen Gesteinen die dunklen Orthocerenkalke des Krummpalbl-Gebietes nordwestlich von Vordernberg, deren petrographische Uebereinstimmung von StacHE ausdrücklich hervorgehoben wird. In der „nördlichen Grauwaekenzone“ liegt das schon 1847 durch v. Hauer bekannt gewordene Dientener Obersilur- vorkommen; doch haben die späteren Untersuchungen nur wenige neue Anhaltspunkte gegeben. Eine vollständige Ueber- sicht der durchweg zum Silur gereehneten Gesteine und ihrer Verbreitung hat Srtur veröffentlicht (Geologie der Steiermark S. 96). Auch ich kann nur hervorheben, dass die schiefrigen, phyllitischen und kalkigen Gesteine, die ich in der Ge- gend von Steinaeh-Irdning und Radstadt?) gesehen habe, I) ') Die neuerdings von VACER aufgestellte und von HOERNES energisch bekämpfte Annahme, dass die Erzformation dem Perm zugehöre, ist für die vorliegende Frage belanglos, da VACEK die Erzformation von den Kalken mit ihren devonischen („obersilurischen“ 1. e.) Versteinerungen trennt. Vergl. Verhandlungen der Geolog. Reichsanstalt 1856 8. 72 und HOoERNES, Mittheilungen d. naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark 1887. S.A. 8.8. ?) Heller Serieitphyllit bei Radstadt (erscheint in den Karnischen Alpen an der oberen Grenze des Quarzphyllites); blaue und grünliche Thonschiefer sowie grünliche glimmerhaltige Quarzitschiefer bei Filzmoos nördlich von Radstadt. 238 durehaus mit den Mauthener Sehiehten übereinstimmen; auch letztere übertreffen ja das Karnische Obersilur um das Drei- bis Vierfache an Mächtigkeit. Bei Dienten beobachtet man nach LipoLp und STACHE (l. e. S. 282) die folgenden Sehiehten von unten nach oben: I. Quarzphyllit, darüber II. Violette, dünnblättrige Glanzschiefer (den Ueber- gang zu I bildend). Ill. Versteinerungsführendes Obersilur: Schwarze Thon- und Kiesel-Thonschiefer, Kalke und eisen- späthige Dolomite. 1. Unterer Schiefer: a) Sehwarzer, graphischer Schiefer. b) Eisensteinlager mit Graphitschiefer, Pyrit- knollen und den Versteinerungen. e) Fester schwarzer Schiefer. 2. Feinblättriger Schiefer mit zwei Lagermassen von Eisenstein führendem Kalk. 3. Schwarzer Grauwackenschiefer. IV. Körnig-schiefrige Grauwacke. SrtacHE hält die Dientener Fauna für eine Grenzbildung von E, und E, (oder für die Basis von E,) und erwähnt auf Grund vorläufiger Bestimmungen die folgenden Arten (Verhandl. d. Geolog. Reichsanstalt 1890, 5. 123.): Orthoceras fasciolatum BARR.. dorulites BARR., serratulum BaRR., novellum BARR., semtlaeve BARR., culter BARR., confraternum BARR., infundebulum BARR. Cardiola cornu copiae GF., fluctuans Barr., bohemica BaRR., önsolita BARR. und einige neue mit böhmischen nahe verwandte Arten. Dualina longiuscula und neue Arten, verwandt mit D. se- dens BARR. und annulosa BARR. Leptynoconcha (Tenka, vergl. die obige Bemerkung) n. sp., verwandt mit 7. bohemica Barr. und Goniophorella (Spanila) nov. sp. verwandt mit Sp. cardiopsis. Der alte Fundort liegt an der Nagelschmiede; doch fand GÜMBEL auch am Altenberg und am Kollmannseek Reste von Trilobiten und Cardiola ef. cornu-copiae. Weiter östlich ent- 239 deekte derselbe Forscher bei dem Niekelerzstolln im Seh warz- Leogangthale Spuren „unzweideutiger Alpen“ sowie grade Monograptus-Formen; auch die Schichtfolge in der Gegend von Saalfelden und Kitzbüchel besitzt nach ihm die grösseste Aehnlichkeit mit dem Dientener Silur. (Verhandl. d. geolog. Reichsanstalt 1888, S. 189.) Dass die obersilurischen Bildungen der Ostalpen die un- mittelbare Fortsetzung des mittelböhmischen Silur bilden, ist eine bekannte Thatsache und auch in der vorhergehenden Darstellung mehrfach hervorgehoben worden. Jedoch herrscht keine vollkommene Uebereinstimmung der Faciesentwiekelung, wenngleich die Verschiedenheit weniger gross ist, als etwa zwischen der Stufe D und den Mauthener Sehiehten: Die Graptolithenschiefer sind in Böhmen viel mächtiger und von Diabas- und Tufflagern durchsetzt; auch die schwarzen ver- steinerungsreichen Knollenkalke und Kalkschiefer, welehe die obere Grenze von E, kennzeichnen, ähneln nur im Allgemeinen den schwarzen Plattenkalken am Wolayer Thörl. Von den beiden Hauptfacies, welche sieh in der Stufe E, unterscheiden lassen, hat nur der hellgraue Cephalopodenkalk (u. a. an der Dlouha hora) der durch den Reichtum an Zweischa- lern ausgezeichnet ist, in den bunten Orthocerenkalken der Karnischen Alpen ein Analogon. Jedoch bestehen noch hin- reichende palaeontologische Unterschiede; so fehlen z. B. die eigentümlichen dunklen Ostracodenkalke in Böhmen, und die petrographische Beschaffenheit ist so abweichend, dass eine Aufzählung der Unterschiede unnöthig erscheint. Die rothen obersilurisehen Orthocerenkalke stimmen in Bezug auf die Faciesentwiekelung vollkommen mit den untersilurischen Vaginatenkalken des Baltieum, den rothen Goniatitenkalken des Oberdevon (Martenberg, Ca- brieres), den bunten Hallstätter und den „bunten Cephalo- podenkalken“ des Lias überein. Eine vollkommene Gleich- heit besteht petrographisch zwischen den erwähnten Gebilden und der Zone des Orthoceras alticola;, die Eisenkalke der Zone des Orth. potens sind fast durchweg dunkler gefärbt. Von sonstigen Obersilurbildungen kenne ich nur ein ein- ziges Vorkommen, welches mit den letztgenannten Kalken vollkommen übereinstimmt; es ist der Orthocerenkalk von 240 Elbersreuth im Fiehtelgebirge. Ueber die stratigraphische Stellung desselben besteht noch immer Unklarheit. Graf Münster hat den Orthocerenkalk des genannten Fundortes und den Cly- menienkalk von Schübelhammer getrennt und die Sonderung sowohl in der Besehreibung der Fauna wie der Etikettirung der Sammlung sorgfältig durchgeführt; GümgeEr führt in seiner Beschreibung des Fichtelgebirges (S. 486 ff.) die Versteinerungen als aus demselben Horizonte stammend an. Nach einer Durchsicht des in München und Berlin befind- lichen Materials, desselben, welches Münster und GÜMBEL !) vorgelegen hat, kann ich mit voller Bestimmtheit die Ansicht aussprechen, dass die Elbersreuther und Schübelhammerer Kalke nicht eine einzige Art mit einander gemein haben. Hingegen kommt die grosse Mehrzahl der sicher bestimm- baren (d.h. in vollständigen Exemplaren vorliegenden) Arten des ersten Fundortes auch in der Böhmischen Stufe E, und ein Theil in dem Karnisehen Orthocerenkalke vor. Die Identität einiger Orthoceren (z. B. Orthoceras subannulare Msrr.) (Elbersreuth, E,, Stufe des Orth. alticola) wurde bereits von BARRANDE erkannt. Dass bei den Trilo- biten, Zweischalern und Brachiopoden dasselbe Verhältniss ob- waltet, ist dem genannten Forscher entgangen. Ich habe mich seit einiger Zeit mit dieser Fauna beschäftigt, aber noch keine Gelegenheit gefunden, die Untersuchung zum Abschluss zu bringen. Wenn auch an dem oben angeführten geologischen Ergebnisse nicht gezweifelt werdeu kann, so erschwert doch die verworrene Synonymik die Fertigstellung der palaeontolo- gischen Einzeluntersuchungen. Zur Erhärtung dieser Angaben möge die vollständige Syno- nymik von Üheirurus propinguwus und die Namen von einigen wichtigen übereinstimmenden Arten folgen: Cheirurus propinguus MsTR. sp. 1346. (alymene propinquwa MsTr. Beitr. III, S. 38, t. 4, f. 6. h Sternbergi id. ibid. 8. 37, t. 5, f. 5 Paradoxides brevimucronatus 1d. ibid. 8. 40, wo, 1 ') Gümbel hat nur die Münchener Exemplare untersucht. 241 1846. Cherrurus Quenstedti BARRANDE, Note preliminaire. S. 50. 1847. E “ CorpA, Prodrome. 8. 134. 1852. . R BARRANDE, Systeme silurien I, 41908 1240, 8.13, 14; DR. 1879. Cheir. propinguus GÜMBEL, Fichtelgebirge. S. 491. t. 100 EL, 18, 14 1888. Cheir. Quenstedti mut. praeceursor. FrEcH, Z. d. deut- schen geol. Ges. 1887. S. 735. t. 29, 22, 3 Die Gruppe des Cheirurus insignis BEyR. (Cheirurus s. str. bei F. Scumipr) ist auf Unter- und Obersilur beschränkt; es gehören hierzu ausser der vorliegenden Art Cheirurus exsul BEYR. (Untersilur), elaviger BEyr. (D) u.s.w. Ein einziges Mal ist bisher eine hierher gehörige Form auf der Grenze von Silur und Devon (Zone der Rhynch. Megaera) gefunden worden. Bei der Benennung der letzteren habe ich einen an sieh uner- hebliehen Irrtum begangen, indem gerade diese Form als zum echten Cheirurus propinquus (= (Quenstedti) gehörig be- stimmt wurde. In Wahrheit sind, wie eine ee ederhnlte Unter- suchung zeigte, die als mut. praecursor bezeiehneten Exem- plare mit den bei Prag und Elbersreuth vorkommenden ident; die Mutation aus der Zone der Ihynch. Megaera ist demnach als mut. devonica zu bezeichnen. Der Name MÜnsrEr’s verdient trotz gleichzeitiger Veröffentlichung den Vorzug vor demjenigen BARRANDE'S, der seine Beschreibung ohne Abbildung publieirte. Bemerkenswerth ist die ausserordentliche horizontale Ver- breitung der Gruppe. Cheirurus insignis BARR., eine mit der beschriebenen Art nah verwandte Form findet sich in England und in einer kaum unterscheidbaren Localform (Ch. niagarensis HALL) im Staate New York sowie in Wisconsin und Illinois. 2. Acidaspis gibbosa MsTR. sp. (GÜMBEL 1.ce. t. B, f. 33. 5.489. Trinucleus bei MÜNSTER.) — Acidaspis mira BaRR. E.. 3. Harpes franconicus GÜMB. (= Trinueleus gracilis MSTR.) — Harpes vittatus BARR. E, (der letztere Name ist beizubehalten, da ein Harpes gracilis von SAND- BERGER Schon beschrieben ist). Frech, Die Karnischen Alpen, 16 243 4. Cardiola cornu copiae GEF. — (ardiola interrupta, Sow. BARR. et auet. E, und Karnische Alpen. (Hiernach ist auch die For- mationsbezeiehnung der Abbildung in ZITTEL Handbuch II, S.50, deren Original von Elbersreuth stammt, zu berichtigen.) 5. Cardiola spuria MSTR. Sp. — (ardiola persignata BARR. E, und Zone des Orth. potens u. a. Zeitschr. d. deutschen geol. Ges. 1837, 2 6. Petraia semistriata Msır. Auch in E, und in den Karnischen Alpen. Die Art wurde von mir früher als aus dem Oberdevon stammend beschrieben. 7. Antipleura plicata MSTR. sp. — Dualina tenurssima BARR. Es. 8. Dualina ? lata MsTR. sp. — Dualina robusta BARR. Es. 9. Dualına ? interpunctata MSTR. Sp. — Dualina iners BARR. E;>. 10. Praelucina intermedia MSTR. Sp. — Paracardium amygdalum BARR. E». 11. Praelueina subsimilis MSTR. Sp. — Lunulicardium diopsts BARR. Leptynoconcha triangula MSTR. Sp. — Tenka BAarR. (die Gattung nur im Obersilur). 12. Pentamerus subeurvatus MSTR. Sp. — Pentamerus linguifer BARR. U. 8. W. Das versteinerungsarme thüringische Obersilur hat manche Beziehungen zu Böhmen und zu den Östalpen. Die „unteren Graptolithenschiefer“ sind der Stufe E, zu paralle- lisiren, mit deren ältester Zone ja der Graptolithenschiefer des Osternigg vergleichbar ist. Der Ocker- oder Interrupta-Kalk entsprieht E, bezw. den Orthocerenkalken von Elbersreuth und Kärnten. Schlecht erhaltene Orthoceren sind auch in dem thüringischen Horizonte vorgekommen. Die Fauna des südfranzösischen Obersilur ist noch zu wenig bekannt, um eingehendere Vergleiche hinsichtlich der Zonengliederung zu gestatten. Doch deuten die wenigen Formen, die ich dort sammelte und die etwas zahlreicheren 243 Arten, welehe französische Forscher in den Pyrenäen, ferner in Nordfrankreich und Catalonien gefunden haben, durch- aus auf Böhmen und die Ostalpen hin. Die Facies der bituminösen „schistes ampe@liteux“ mit ihren schwarzen Thon- schiefern und Kalkknollen, mit ihren Orthoceren, Graptolithen und Palaeoeonehen ist allerdings genau die gleiche, welche wir bei Dienten und an der oberen Grenze von E, bei Prag gefunden haben. Auch die Vorkommen der Sierra Morena, der Inseln Elba und Sardinien besitzen denselben Charakter. Für das Obersilur bestätigt sich also die Annahme einer mediterranen bis nach Mitteldeutschland reichenden Meeresprovinz, der „grande zone centrale“ BARRANDE'S. In der Gegend des heutigen französischen Centralplateaus etwa bestand, wie die vollkommene Uebereinstimmung der be- treffenden Ablagerungen in Nord- und Südfrankreieh beweist, eine Verbindung mit dem nordischen, bis nach Amerika reiehen- den Silurmeer. Man kann daher schon a priori annehmen, dass die eingehendere Untersuchung der nordischen und mediterranen Obersilurfauna einige Beziehungen zu Tage fördern wird. Von den nordischen Faeciesbildungen hat das Graptolithen- gestein noch die meiste Aehnliehkeit mit unseren Orthoceren- kalken und steht dem mittleren Theil derselben auch im Alter gleich. Einzelne Arten wie Pleurotomaria extensa HEIDENHAIN, Murchisonia attenuata LinDsTR., Glassia obovata Sow. und Bhynchonella Sappho BAarR. kommen sogar noch in den Alpen vor. Immerhin bleibt die Verschiedenheit der nordischen und mediterranen Schichten weit grösser als die Aehnliehkeit, wie die Vergleiehung von beliebigen Gotländer oder englischen Sammlungen mit solehen aus der Prager Gegend einem Jeden beweisen wird. Es sei nur hervorgehoben, dass das formenreiche Heer der sogenannten Palaeoeonchen mit verschwindenden Aus- nahmen (Cardiola, Lunulicardium) in England fehlt. In neuerer Zeit ist von JAEKEL die Vermuthung ausgesprochen worden, die Annahme, dass in Böhmen und England eine ausserordent- lich verschiedene Fauna lebte, „werde eine sehr bedeutende Ein- schränkung erfahren“. (JAEKEL, Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft 1889, S. 712.) Die Untersuchung der typischen Lo- ealitäten und ihrer Faunen hat mich zu der Anschauung ge- führt, dass die faunistische Verschiedenheit recht bedeutsam ist. 16* IX. KAPITEL. Das Devon. Faciesentwickelung und Gesteine in den Karnischen Alpen und Karawanken. Abgesehen von den Schichten der Grazer Gegend herrscht innerhalb des reich gegliederten südalpinen Devon eine bemer- kenswerthe Einförmigkeit in der Ausbildung der Facies. Nur die unterste und oberste Zone besteht aus Cephalo- podenkalken; sonst finden sich durchweg reine Korallen- kalke, welche hie und da reich an Brachiopoden und Crinoiden sind. Auch in den oberen und unteren Grenzbil- dungen ist Kalk die vorherrschende Gebirgsart. Nur vereinzelt kommen andere Gesteine vor; so die Schiefereinlagerungen an der unteren Grenze des Devon, eine quarzitische Lage am Pollinigg (Unterdevon) sowie dolomitische Kalke, welehe in geringerer Ausdehnung am Pollinigg und der Hartkarspitz, als vorherrschendes Gestein an der Porze auftreten. Unter den Kalkvarietäten herrscht ein hellgrauer oder weisslicher Kalk in sämmtliehen Devonhorizonten (mit Aus- nahme des obersten und untersten) bei Weitem vor. Verän- derungen werden vor allem durch dynamische Vorgänge bedingt; dieselben verursachen in erster Linie das Verseh win- den der organischen Struetur, insbesondere bei den Ko- rallen; letztere treten zuweilen noch an angewitterten Flächen, nicht aber im Sehliff, als sehattenhafte Umrisse hervor. Ein weiteres Stadium ist die Umkrystallisirung des Kalkes selbst, die jedoch niemals bis zu der rein körnigen Ausbildung vor- schreitet. Am meisten umgewandelt sind die schmaleren Kalk- züge des Poludnigg-Osternigg, der Porze und der Königswand. 245 Von weiteren Kalkvarietäten ist ein schwarzer, durch zahlreiche Gastropoden gekennzeichneter Kalk im Umnter- devon des Wolayer Thörl, ein schneeweisser Brachiopo- denkalk im Oberdevon des Kollinkofels gefunden wor- den, während rothe Knollenkalke das tiefste Unterdevon (Zone des Gontatites inexspectatus) kennzeichnen. Dieselben kommen iu nieht umgewandelten Zustande nur am Wolayer Thörl vor. Doch sind die halbkrystallinen Bänderkalke am Bladener Jöchl, vielleicht auch die Kalkphyllite des Torrente Chiarso und des Monte Palumbina (Porze, Val Visdende) um- gewandelte Gesteine des gleichen Horizontes. Eine etwas abweichende Beschaffenheit zeigen endlich noch die grauen wohlgeschiehteten Plattenkalke des obersten, Ulymenien führenden Devon. Die Faciesentwiekelung der Korallenkalke mit den localen Anhäufungen anderer Thierreste setzt weit nach Osten, bis in die Karawanken fort; die Lücke zwischen dem Osternigg und dem Seebergsattel ist nur dureh Disloeationen oder Denudation der Devonkalke zu erklären. Ich habe früher die Ansicht ver- treten, dass die, den verschiedenen Horizonten vom Obersilur bis Oberdevon angehörenden Kalkvorkommen der Gegend von Vellach als normale riffartige Einlagerungen der Schiefer und Phyllite aufzufassen seien. Auch Frreprıcn TELLER hat in seinem Aufnahmebericht ') von „Lagermassen* gesprochen, welehe den Schiefern mit gleichem Fallen und Streichen unter- geordnet wären, jedoch keine weiteren theoretischen Folge- rungen versucht — was auch bei der Undeutlichkeit der Auf- schlüsse der richtigste Ausweg war. Ich bin seitdem durch mündliche Besprechungen mit Herrn Dr. TELLER, vor allem aber durch die Untersuchung der, zahlreiche Vergleichs- punkte darbietenden Gegend der Liköfl- und Königswand zu einer etwas abweichenden Auffassung gelangt.?) Im Westen der Karnischen Alpen kann man an den dortigen vortrefflichen Aufsehlüssen beobachten, dass die der Schieferserie eingela- gerten Bänderkalke durch allmäligen petrographischen Ueber- !) Verhandlungen der geologischen R. A. p. 268, 269. 2) Eine erneute Untersuchung der Vellacher Gegend ist allerdings nicht erfolgt, würde auch bei der Unzulänglichkeit der in Betracht kom- menden Aufschlüsse kaum von besonderem Erfolge gekrönt sein. 246 gang mit denselben verbunden sind, während sich an der Grenze der eingefalteten bezw. eingepressten devonischen Riffkalke stets mechanische Druckerscheinungen bemerkbar machen, die an den erstgenannten Stellen fehlen. Es liegt nun jedenfalls nahe, die in einer gut aufge- schlossenen Gegend seither gewonnenen sicheren Ergebnisse auch auf die Karawanken zu übertragen und somit anzunehmen, dass nur die tiefste obersilurische Bänderkalkzone den Schie- fern eingelagert sei, während die, zu den verschiedensten De- vonhorizonten gehörigen Kalkmassen Einfaltungen darstellen. Die thatsächlicehen geognostischen Beobachtungen können — bei ihrer Unzulänglichkeit — mit der einen wie mit der an- deren Auffassung in Einklang gebracht werden. Auch der Aufsatz PENECKES steht dem nicht entgegen, da derselbe im Wesentlichen nur die auf einer gemeinsamen Exeursion gemachten Beobachtungen wiedergiebt. (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1887.) Die von PENECcKE (l. e. 8.270) veröffentlichten Beobaeh- tungen über die Riffbösehung und die Riffsteine am Rappold- riff lassen jedenfalls eine abweichende Deutung zu und sind daher auch in meinem ersten Aufsatze nicht berücksichtigt worden. Die Blöeke nehmen mit der Entfernung vom Riffe an Grösse ab und verändern ihre mineralogische Beschaffenheit: „Der Kalk derselben wird immer mehr krystallinisch, reich- lich von dureh Metalloxyde gefärbter Kieselsäure durchtränkt und von Quarzadern durchzogen, und schliesslich ist in den kleinsten und vom Riff entferntesten Blöcken der Kalk ganz ausgelaugt und dureh Kieselsäure ersetzt, so dass sie kaum oder gar nicht mehr von den in den Phylliten überall einge- lagerten Quarzlinsen unterschieden werden können.“ Von der besehriebenen Pseudomorphose von Kieselsäure nach Kalk, habe ich mich an der betreffenden Stelle nieht überzeugen können, glaube hingegen, dass die fraglichen Quarze eben die Quarzlinsen der Phyllite sind. Im übrigen habe ich die Beschreibung deshalb wiedergegeben, weil dieselbe Wort für Wort auf jede mechanische Contaetstelle zwischen Kalk und Schiefer in den Karnischen Alpen passt (Cellonkar, Rath- hauskofel). Der einzelne Punkt könnte allerdings auch als eine dureh Gebirgsbildung veränderte Riffböschung aufgefasst wer- den, weil eben eine kräftige Faltung alle ursprüngliche Struetur 247 zu verwischen vermag. Doch steht der Gesammtaufbau des Gebirges hiermit nieht in Einklang. Man darf somit annehmen, dass die Riffentwiekelung in dem Kärntner Devon von der Königswand bis Vellach, also auf einer Streeke von mindestens 170 km. vorherrschte, ohne dass gleichzeitig thonige oder san- dige Sedimente zum Absatz gelangten. Diese ausschliessliche Herrschaft des kalkigen Sediments ist keineswegs etwas Un- sewöhnliches, sondern kennzeichnet u. a. das höhere Mittel- devon der Eifel. 1. Das tiefste Unterdevon. (Die Zonen des Goniatites inexspectatus und der Rhynchonella Megaera.) Das tiefste Unterdevon enthält Versteinerungen nur am Wolayer Thörl (vergl. die betreffenden Abschnitte); die meta- morphosirten Gesteine des Bladener Jöchl und das seiner Alters- stellung nach zweifelhafte Vorkommen des oberen Chiarsothals (S. 69) haben ihre ursprüngliche Struetur vollkommen verloren. Aus den rothen Kramenzelkalken sind Thonflaserkalke und Kalkphyllite geworden. Oberhalb des Caion des Torrente Chiarso erscheinen in unmittelbarem Zusammenhang mit den scheinbar sehr mächtigen Kramenzelkalken graue dichte Kalke, welche an die der Kellerwand erinnern aber leider nur unbe- stimmbare organische Reste enthalten. Das an sich nicht un- wahrscheinliche Vorkommen von unterem Devon wurde daher kartographiseh nicht ausgeschieden. Die durch neue Aufsammlungen etwas vermehrte Fauna der Zone des Goniatites inexspectatus besteht aus folgenden Arten: beloceras nov. sp. 1 Ex. Tornoceras Stachei FRECH. > inexspectatum FRECH. Anarcestes lateseptatus BEyR. (Die häufigste Art.) Aphyllites nov. sp. aff. Zorgensi A. Rom. (=: fecundus BARR.) Oyrtoceras miles BARR. (E».) Mehrere Exemplare. Gomphoceras Sp. Orthoceras Sp. Crinoidenstiele, 248 Die bemerkenswertheste Erscheinung in dieser kleinen Fauna ist das Deloceras, welches dem oberdevonischen .belo- ceras maltilobatum zweifellos am nächsten steht. Die zahl- reiehen spitzen Loben sind an dem vorliegenden Bruchstück gut erhalten, über die Form der Schale lässt sich nur soviel sagen, dass dieselbe zusammengedrückt war und einen scharfen Rücken hatte. Ausserdem kommt für den Vergleich nur noch (elaeceras praematurum BARR. aus dem böhmischen Unter- devon in Betracht. Das Erscheinen dieser oberdevonischen Typen im Unter- devon verliert etwas von seinem Auffallenden, wenn man be- denkt, dass auch TscHErNYSCHEW einen nahen Verwandten des Goniatites intumescens, Manticoceras Stuckenbergi aus dem tiefsten Devon des Ural (Belaja-Kalk) beschrieben hat. Der- selbe kommt am Hüttenwerke Michailowsk zusammen mit einigen glatten eigentümlichen Merista-Arten (Merista glo- bus und prumum) vor, welche vollkommen den Typus der am Rhein in der „Greifensteiner Facies“ (vgl. unten) vorkommen- den Brachiopoden tragen. Es liegen also jetzt aus dem Unterdevon bereits Vertreter von fast sämmtliehen Goniatitengruppen vor, welche im Mittel- devon und unteren Oberdevon ihre Hauptentwickelung erfahren: Deloceras (Wolayer Thörl). Manticoceras (Ural). Celaecerus praematurum (& 3). Tornoceras (Kärnten, Cabrieres). Maeneceras (Cabrieres). Mimoceras (Böhmen, Fs; bis zum Mitteldevon). Pinacites (Böhmen F,; bis zum Mitteldevon). Aphyllites (Böhmen F.; Wolayer Thörl bis zum Mitteldevon). Anarcestes (Böhmen F3; Wolayer Thörl bis zum Mitteldevon). Maeneceras und Tornoceras, besonders aber Manticoceras und Beloceras dürften somit zu den „intermittirenden“ Typen zu rechnen sein; d.h. dieselben sind zur Mitteldevonzeit nach einem nieht näher bestimmbaren Theile des alten Devonmeeres ausgewandert und später wieder zurückgekehrt. Während in der unteren Zone die devonischen Typen — mit Ausnahme des Cyrtoceras miles — bei weitem vorwiegen, 249 enthält die höhere dureh eine nieht sonderlich mächtige Folge von Schiefern, Grauwacken und Kalken getrennte Zone eine „Superstitenfauna“ von vorwiegend silurischem Gepräge: Cherrurus propinguwus BARR. mut. devonica nov. nom. 1 Ex. (vergl. oben S. 241). Orthoceras Argus BARR. Häufig. Murchisonia Megaerae nov. nom.!) Platyceras ef. naticoides A. Rom. bei Kays. N ef. cornutum HısınG. Modiolopsis Sp. Vlasta (?) nov. sp. Atrypa marginalıs Daum. 1 Ex. Nucleospira pisum Dow. 2 Ex. Athyris subcompressa mut. progona FreEcH. Ziemlich häufig. r ef. fugitiva BARR. sp. Häufig. 1 obolina BARR. sp. Häufig. Retzia? umbra BARR. sp. Sehr häufig. Ithynehonella Megaera BARR. sp. Gemein. n Zelia BARR. sp. Häufig. S Sappho var. hircina BARR. sp. Häufig. Petraia sp. ’ 2. Das mittlere Unterdevon. Ueber den beiden tieferen Grenzzonen folgt am Wolayer Thörl der unterdevonische Riffkalk mit seinen reichhaltigen Anhäufungen von Brachiopoden, Gastropoden und Urinoiden. Schon früher habe ieh ein Verzeichniss der Arten veröffent- licht; doch ergaben die fortgesetzten Aufsammlungen an dem nur 1—2 Monate schneefreien Fundorte zwischen dem Thörl und dem See noch vieles Neue. Für die nachfolgende Liste ist zu bemerken, dass die sicher bestimmbaren und genauer untersuchten Arten der leich- teren Uebersicht wegen mit Manuscriptnamen bezeichnet wer- den. Leider konnte aus Mangel an Mitteln die Abbildung !) So bezeichne ich die früher als Murchisonia et. attenuata Lindstr. abgebildete Form. (Zeitschr. deutsche geol. Ges. 1887 pP. 730 t. 28, f. 1.) Neu gesammeltes Material aus dem Karnischen Obersilur erwies sich als vollkommen übereinstimmend mit der Gotländer Art, während die vor- liegende Form ein wesentlich höheres Gewinde besitzt. 250 nieht im Zusammenhang mit der geologischen Beschreibung er- folgen. Die Bezeiehnung sp. deutet auf die Unmöglichkeit näherer Bestimmung hin; nov. sp. bezeichnet solche Formen, deren Ver- schiedenheit von bekannten Arten nachweislich ist; W. bedeutet Wolayer Thörl, S. Seekopf-Thörl, V. obere Valentinalp. Harpes venulosus ÜGoRD. W. Cheirurus gibbus BEYR. W. Bronteus sp. W. Calymene reperta Orun.? W. Bull. soe. geol. de France. [3.] Bd. 17. t.18, f1. (Die oft genannte „Calymene Blu- menbachi“ aus dem Unterdevon von Erbray); der vor- liegende nicht sonderlieh erhaltene Kopf stimmt in allen wahrnehmbaren Merkmalen mit der, durchweg in verdrücktem Zustande erhaltenen französischen Form überein. Proetus sp. W. Trochoceras nov. sp. W. Orthoceras nov. sp. aff. degenero BarR. W. Syst. Sil. Vol. II. t. 356, f. 1—6. Oyrtoceras pugio id. ibid. t. 156, f.18—23, t. 308, f. 13—16 (— 0. perornatum id. ibid. t. 511, f. 1-5) F.. Pleurotomaria Grimburgi nov. sp. mser. W. Grosse evolute Form aus der Gruppe der Pl. labrosa HALL. * nov. sp. W. Eine Form aus der Gruppe der Pl. delphinuloides Gr. mit niedrigem Gewinde und mit breitem Sehlitzband. sp. BArroıs, Faune d’Erbray. t. 15, f. 4. p. 214. Murchisonia Davyi Barroıs W. (= M. Verneuili BAR- RANDE mser.; auch bei Konieprus (Subgenus Coelocaulus OEHL.). 5 Lebescontei OEHL. var. alpina mser. W, Unterscheidet sich von der nordfranzösischen Form (Bull. de la soeiete d’etudes scientifiques d’Angers 1887. t. 7, £.3) durch grössere Schlankheit des Gewindes. Bellerophon pelops HaıL var. expansa BarroIs W. Fossiles d’Erbray. t. 15, f. 14. 5. 210, 251 Bellerophon (Tropidocycelus) telescopus nov. Sp. mser. W. Eine breitrückige Form mit einem scharfen Rande zwischen dem Rücken und dem offenen, alle Umgänge zeigenden Nabel. Tremanotus fortis BarR. W. F\. * insectus nov. sp. mser. W. Eine grosse, auch bei Konieprus vorkommende Form. Oxydiscus Delanoui OEHL. sp. W. Euomphalus carnicus nov. sp. mser. W. Verwandt mit Eu. annulatus Gr. Trochus (Palaeotrochus) Annae nov. sp. mser. W. h „ pressulus TSCHERNYSCH. Sp. var. nov. alpina mser. W. (Besitzt bei gleicher Grösse einen Umgang weniger als die uralische Form „Platy- schisma“ pressulum 'TSCHERN. Unterdevon. Macrocheilos fusiforme Gr. Mitteldevon. Callonema (? Macrocheilos) Kayseri ÖEHL. W. (Bulletin de la soeiete d’etud. seientif. d’Angers. 1887. t. 6, f. 1.) Loxonema subtilistriatum OEnHL. ? W. (Bulletin de la soe. d’etudes seientifiques d’Angers 1887. t. 7, a) 5 ingens nov. sp. mser. S. Eine Riesenform mit weit zurückgebogenen Anwachsstreifen, einer deutlichen und einer undeutlichen Knotenreihe. a ? enantiomorphum nov. sp. mser. W. Eine links gewundene, hochgetürmte Art ohne deutliche An- wachsstreifen. Gattungsbestimmung daher unsicher. Holopea tumidula OeEurL. W. Ibid. t. 6, f. 7. Polytropis laeta BarR. sp. W. Konieprus (F,) Ural (= aff. Turbo laetus BARRANDE bei TSCHERNYSCHEW. Die Art ist nahe verwandt mit Uyelonema Guilleri BARROIS.) Polytropis involuta BarRoIs sp. ?W. Horiostoma BAR- Roıs, Erbray t. 13, f. 8. S. 218.) Platyceras mons BARR. W. - — plicatile Harn!) (Palaeontology of New !) Die „Species“ von Platyceras bei Hall sind im Allgemeinen zu eng gefasst; es kann daher nur auf die Uebereinstimmung oder Aehnlichkeit 252 York Ill. t. 59, f.10; Shaly limestone der Lower Helderberg group.) Platyceras aff. retrorso HALL W. (l. e. t. 59, f.9, Shaly limestone). n Silent Oenr. W. (Bull. soc. geol. de France 3: Bd. IE 1.162007 r cornutum TscHERN. W. (Unterdevon am Westabhang des Ural. t. 3, f. 29.) 5 28p: W. Philhedra epigonus nov. sp. mser. S. (Flache patellen- artige Form, verwandt mit Ph. radiata KoKEN aus dem untersilurischen Brandschiefer von Kuckers.) Myalinoptera alpina Frecn. W. (FrecH, Avieuliden des deutschen Devon. t. 18, f. 1, 1a. S. 139.) Avicula palliata BARR. E, W. scala BARR. mut. W. Amphicoelia europaea nov. sp. mser. W. Die aus dem amerikanischen Obersilur (Niagara group) besehriebene Gattung Amphicoelia, deren Selbstständigkeit ich früher für zweifelhaft hielt, stellt, wie einige Originalexemplare zeigen, eine wenig differeneirte Zwischenform von Avicnla und Myalina dar. Die neue, am Wolayer See vorkommende Art ähnelt in der äusseren Gestalt den bei Chicago gefundenen Formen und ist mit feinen radialen Streifen bedeckt. Aviculopecten sp. W. Gosseletia? nov. sp. W. Praelucina insignis BARR. sp. S. (= Dahla insignis BARR. Syst. Sil. VI. t. 354, f.8, 11. F\.) Conocardium artifex BARR. W. F,, Erbray (l. e. t.199, f. II = Üonocardium Marsi OEHL. bei BA- RoIs, Erbray t. 11, f4). nucella BARR. W. F3 1. ce. t.199, £.1. abruptum BaRR. W. Fı. sp. 8. einzelner Formen mit der eitirten Abbildung hingewiesen werden. Bei der oft schwierigen Gattungsbestimmung der Gastropoden habe ich mich des sachkundigen Beiraths von Herrn Prof. Dr. Koken zu erfreuen gehabt. 253 Schizodus ?nov. sp. W. Orthonota nov. sp. aff. perlatae BARR. 1. e. t. 256, f. 2. Mierodon discoideus BARR. sp. W. (Astarte BARR.) Lunulicardium ef. initians BARR. Sp. Spirifer falco,BiRR. W. (le. 1.8, 1.17, 22) n nov. sp. W. (verwandt mit Sp. metuens BARRANDE le»t32,:7:5): | n superstes BARR. 8. # ef. superstes BARR. W. % Nerei BaRR. W.S. % Thetidis BARR. W. var. ss derelictus BARR. W.V. (Syst. Sil. 1.74, £1, nahe verwandt mit Spirifer viator BARR. aus dem Obersilur.) e IM UM WS, BARR. 2 WS. (de. 1.3.21) 13 Najadum var. Triton BARR. W. Merista passer BArr. W. F;. (Selten). R herculea BARR. W. F.,. 2 securis BARR. W. x Hecate BaARR.? W. „ (? Ihynchonella) baucis BAaRR. W. F,. Greifen- stein. Meristella Circe BARR. W. Athyris subeompressa FREcH. 8. 5 ef. Philomela Barr. V. W. Retzia Haidingeri BARR. W. „ membranifera BARR. sp. W. „ hov.sp. W. (verwandt mit A. decurio BARR). Anoplotheca? nov.sp. (aff. Retzia Dalila BARRANDE, Syst. Sir 36, 1) Atrypa comata BARR. W. Häufig. r reticularis L. W.S. Athyris Campomanesti Arch. Vern. W. Erbray (BAr- ROIS, Erbray t.7, f. 6). Karpinskia occidentalis nov. sp. mser. W. Rhynchonella nympha BARR. W. > nympha var. pseudolivontica BARR. W. (eest7153.6 3) h emaciata BAaRR. W, 254 Rhynchonella praecox BARR. W. ” ” „ amalthea BARR. W. S. nov. sp. (verwandt mit Rh. amalthea). 8. cognata Barroıs. W. (Faune d’Erbray. t. 9,-1.19.) gibba BARR. W.S. (Rh. princeps var. gibba BARR. — Subg. Welsonta.) princeps var. surgens BARR. W. V. Bureaui Barroıs var. (Faune d’Erbray t.5, f£.8. Subg. Wilsona.) nov. sp. (verwandt mit Ah. famula var. modica BARR. 1. e. t. 35, f. X.) Pentamerus procerulus BARR. W. (l. e. t. 119, f. 5.) ” Fr] procerulus var. gradualis BARR. W. \. (l. e. t. 150, £. 4.) Sieberi v. Buch. \. Janus BARR. F. 8. optatus BarR. W. F,. (Es liegt die glatte und verhältnissmässige schmale Form, Syst. Sil. t. 116, f. 6 sowie die breitere t. 22, f. 6 vor.) sp. V. Strophomena consobrina BARR. var. nov. carinthiaca mser. W. ef. Phillipsi BARR. 8. ef. armata BARR. W. Nov. Sp. >. (Leptagonia) depressa WanrL. W.S. Orthis praecursor BARR. W. (l. e. t.5—8, f. 3.) palliata BARR. W. S. occlusa BARR. W. elegantula Daum bei BARRANDE. W. (l. e. t. 65, £., 11, 2.) nov. sp. S. (verwandt mit 0. palliata). (Platystrophia) ef. Dureaui Barroıs. (Faune d’Erbray, t. 4, f 13; die vorliegende Form unter- scheidet sich nur dureh die geringere Anzahl der Rippen — 10 statt 14 — von der französischen Art.) 255 Orthis (Platystrophia) nov. sp. (verwandt mit O. deper- dita Barroıs 1. e. t. 4, f. 14 und „Spirifer“ Peleus BARRANDE 1. e. t. 74, f. IV). Streptorhynchus sp. (teste STACHE). Von Crinoiden liegen ausser zahlreichen unbestimmbaren Stielgliedern Kelehe vor von: Rhipidocrinus praecursor nov. sp. mser. W. (Die Art steht dem mitteldevonischen Rh. erenatus Gr. nahe; den Hauptunterschied bildet die geringe Grösse der Parabasalia. Das dritte Interradiale in dem Analradius ist besonders deutlich.) Hexacrinus Rosthornt nov. sp. mser. W. (Eine auch bei Vellach vorkommende Art aus der Verwandtschaft von H. pyriformis Schutze und pateraeformis SCHULTZE.) Uyathocrinus nov. sp. W. (Verwandt mit dem ober- silurischen O. longimanus ANG.) Dazu kommen zahlreiche Korallen, die der Masse nach alle übrigen organischen Reste überwiegen, und im Wesent- lichen mit den noch immer unbeschriebenen böhmischen Arten übereinstimmen; dieselben gehören zu den Gattungen Amplexus, Aspasmophyllum, Oyathophyllum (mehrere Arten), Endophyllum (Cellonkofel, ein grosser Stock aus der Verwandtschaft von End. hexagonum FrecH), Uystiphyllum, Favosites (mehrere Arten, darunter eine im Unterdevon weit verbreitete, kleinzellige Form aus der Gruppe des Favosites Goldfussi), Striatopora, Thecia, Aulopora, Heliolites, Monticulipora, Actinostroma. Von Korallen konnten bisher genauer bestimmt werden: Aspasmophyllum ligeriense BAaRrRoIS sp. (= Zaphren- tis ligeriensis Barroıs, Faune d’Erbray, t. 3, f. 1 p. 32 = Zuaphrentis bohemica BARRANDE Mser.) Uyathophyllum expansum M. Epw. et H. sp. (= Ptycho- phyllum expansum bei Barroıs l.e. t.1, f.3 p.55 —= (yathophyllum vexatum BARRANDE mser.) Diese bisher nur in der Gehängescholle zwischen Gams- und Rauchkofel gefundene Art ist ein Vorläufer des mittel- devonischen Cyath. helianthoides und hat mit dem äusserlich ähnlichen, aber aus compaeten Böden (ohne Blasengewebe) aufgebauten Piychophyllum des Ober- silur niehts zu thun. 256 Die Anzahl der von mir bisher gesammelten Arten beträgt etwa 130. Ausserhalb des versteinerungsreichen Wolayer Gebietes finden sich im Unterdevon der Karnischen Alpen fast nur Ko- rallenreste, znd zwar meist solche, die eine nähere Bestimmung nicht zulassen. Die bisher bekannt gewordenen Vorkommen sind Würmlacher Alp, Mooskofel (Alveolites sp., Montieulipora sp.), Plenge (teste Stur, nach SrtacHE hier auch Spirifer ef. togatus), Hochweisstein (Durehschnitte von Korallen und Gastro- poden in einem am Südabhang gefundenen Block), Hartkar- spitz (Striatopora sp.), Kalkzug der Königswand am Obstoanser See (teste STACHE). Der letztgenannte Geologe hat auch aus dem Gebiete des Wolayer Sees noch einige weitere Namen unterdevonischer Arten veröffentlieht und zwar: Atrypa lacerata BARR., Atr. ef. Dormitzeri BAaRR., Rhynchonella cuneata BARR., Spirifer digitatus BaRR., Strophomena Verneuili BARR., ferner vom See- kopfthörl (Monte Canale) Sperifer robustus BarrR., Pentamerus integer BARR. und Üonocardium prumum BaRR. Dass auch die obersilurische „weisse Kalklage* mit Spirifer secans, viator und Arhynchonella Niobe mit grösster Wahrscheinlichkeit dem Unterdevon zufällt, wurde bereits erwähnt. Das tiefere Unterdevon der Vellacher Gegend, der fleisch- rothe Kalk des Pasterkfelsens und der Korallenkalk des Storzi® steht den beschriebenen Bildungen der Karnischen Alpen gleich. Die Faciesentwiekelung der ersteren ist etwas ab- weichend, da in dem Gestein Riffkorallen gänzlich fehlen. Trotzdem sind eine Anzahl von Arten mit Karnischen Formen ident: Bronteus transversus BARR. Platyostoma naticopsis ÖEHL. var. gregaria BARR. Platyceras Protei Osun. (Bull. soe. g&ol. de France [3] Bd. 11. 1883. t. 16, f. 1—5 p. 608. Euomphalus sp. Praelucina sp. Rhynchonella Latona BARR. (nahe verwandt mit Rhynch. emaciata). e nympha var. pseudolivontca BARR. Rhynchonella princeps BARR. Pentamerus optatus BARR. Spirifer secans BARR. Orthis ef. palliata BaRrR. Strophomena pacifica BARR. en ef. bohemica BARR. Rhipidoerinus nov. sp. (verwandt mit Rh. crenatus, wie es scheint verschieden von Rhip. praecursor). Hexacrinus Rosthorni nov. Sp. mser. n nov. sp. (verwandt mit Hex. exsculptus G®.). 3. Das höhere Unterdevon. Höheres Unterdevon, das zeitliche Aequivalent der böh- mischen Stufen G, und G,, ist in den mächtigen Riffmassen der mittleren und westlichen Karnischen Alpen zweifellos vor- handen, aber nirgends versteinerungsführend bekannt. Aller Wahrscheinliehkeit füllt der obere graue Crinoidenkalk des Pasterkfelsens bei Vellach (Karawanken) diese Lücke aus. Noch grösser ist die Uebereinstimmung bei den Korallen- kalken, welche versteinerungsreich am SW Abhange des Stor- sitsch anstehen und dort bereits von TiETZE und STACHE aus- gebeutet wurden. Die wichtigsten von STACHE (l. e., S. 321) be- stimmten Arten sind: Phacops fecundus BARR., Calymene sp., Platyostoma ef. naticopsis var. gregaria BARR., (onocardium prunum BARR., Con. quadrans BARR., Con. artifex BARR., Con. abruptum BARR. und Con. ornatissimum BARR., Rihynchonella nympha BARR., Pentamerus galeatus DAaLm., Pentamerus integer BARR., Streptorhynchus distortus BARR. sp. u.8. w. Unter den von mir gesammelten Korallen befindet sich vor allem das weit verbreitete Uyathophyllum expansum M. Epw. et H. sp., Favosites-Arten aus der Verwandtschaft von Favosites Gold- -fussi M. Epw. et H. und Fav. reticulatus BLAINV, sowie Stria- topora Sp. Die Hauptmasse des Kalkes am Seeländer Storsitseh ver- tritt wahrscheinlich den höheren (G,) und tieferen (F,) Hori- zont des Unterdevon. Herrschend sind — wie am Wolayer Thörl — graue Kalke mit Korallen und Crinoidenbreeeien mit Brachiopoden, welehe die Rifflüeken ausgefüllt haben. Charak- Frech, Die Karnischen Alpen. 17 258 teristisch ist das Auftreten krystalliner Bänderkalke in un- mittelbarer Verbindung mit den diehten Korallenbildungen. Das nördlichste Vorkommen von Unterdevonkalk im Ge- biete der Ostalpen liegt in der Gegend von Vordernberg-Eisen- erz: Der „Sauberger Kalk“, der schon von älteren Autoren mit den Stufen F und G verglichen wurde, enthält Favosites, Pygidien von Dronteus (br. palifer BEYR, cognatus BARR., rhino- ceros BARR.) und Uyrtina heteroclyta. Die Seeländer Crinoidenbreecie besteht vor allem aus massenhaften, wohl meist zu Hexacrinus und Eucalyptocrinus gehörenden Stielgliedern; weniger häufig sind die zugehörigen Kelche, Brachiopoden, Gastropoden und Korallen. Die Ueber- einstimmung der Facies mit dem tieferen versteinerungsreichen Unterdevon der Karnischen Alpen ist augenfällig und erklärt das Fortleben zahlreicher Arten in dem höheren Horizonte. Daneben finden sich andere Formen, die in Böhmen für G, bezeichnend sind. Die faunistische Verschiedenheit, welche hier zwischen den Horizonten F, und G, besteht, erklärt sich im Wesentlichen aus der heteropen. Entwiekelung derselben: In den dunkelen hornsteinreiehen Knollenkalken von G, treten Brachiopoden sehr zurück und Riffkorallen fehlen so gut wie gänzlich. Das Vorkommen zahlreicher Brachiopoden in dem mit G, verglichenen Horizonte der Karawanken bedingt die Aehnliehkeit desselben mit der böhmischen Stufe F;. Aus dem Crmoidenkalke des Pasterkfelsens bestimmte ich die folgenden Arten: Phacops Sternbergi BARR. (G,). Cheirurus Sternbergt BARR. (F,, G,). Proötus ef. orbitatus BAaRR. (F,)). Ein isolirtes Wangen- schild. Dronteus sp. Acidaspis Sp. ; r Orthoceras Sp. bellerophon pelops var. erpansa BARROIS? (wegen schleehter Erhaltung nieht ganz sicher bestimmbar). Pleurotomaria Sp. Tremanotus involutus nov. sp. mser. (dureh grössere Invo- Iution von den beiden anderen Arten verschieden). 250 Platyostoma naticopsis ÖEHL. var. gregaria Barr. (Ob. Unterdevon von Nordfrankreich und FP'3). Platyceras Protei OEnL. „ uncinatum KAys. (Unterer Wieder Schiefer, Grei- fenstein, Cabrieres). Loxonema ? enantiomorphum nov. Sp. mser. Praelueina sp. Conocardium prunum BARR. (F,). Spirifer Nerei BARR. (F,—6G,). gi derelictus BARR. (F)). x falco BARrR. (F,). rn superstes BARR. (F,—G ,). POr&Sn: Merista herceulea BARR. (F,—G ,). Meristella Circe BARR. (F}). Athyrıs mueronata OEHL. (Ob. Unterdevon von Nordfrank- reich). » SP. Atrypa comata BARR. (F3). „ semiorbis BARR. (F},). „ reticularis L. Allgemein verbreitet. Ihynchonella Proserpina BARR. (F5). n nympha BARR. (F5, G,). j nympha var. pseudolivonica BARR. (F'3). . Sp. Pentamerus procerulus BARR. (F)). & ef. spurius BARR. " Sieberi v. Buch var. anomala BARR. (F}). h ef. optatus BARR. (F, und Mitteldevon der Eifel). Orthis subcarinata HALL (bei TSCHERNYSCHEW, Unterdevon des Ural.; t. 7, f. 97). Strophomena Phillipst BARR. (F3, G,). L ef. Stephani BARR. (F}). Hexacrinus Rosthorni nov. sp. mser. Eucalyptoerinus ef. rosaceus GrF. (ein Keleh und zwei iso- lirte Basalpyramiden). Cyathophyllum sp. div. Favosites sp. Heliolites sp. 260 4. Das Mitteldevon. Das Mitteldevon bildet in dem Normalprofil Wolayer Thörl- Kellerwand die hangende Fortsetzung der ungeschiehteten Riff- massen des Unterdevon und ist von diesem ebensowenig wie von dem darauflagernden Iberger Kalk durch bestimmte Gren- zen getrennt. Es wiederholt sich hier die häufig gemachte Be- obachtung, dass in mächtigen Korallenriffen die schärfere strati- graphische Scheidung aufhört. Ebensowenig wie in dem de- vonischen Kalk zwischen Rübeland und Elbingerode oder in den Dolomitriffen von Südtyrol und Kärnten vermag man hier sichere Grenzen zu ziehen, trotzdem gerade am Kollinkofel und auf der Kellerwand die versteinerungsreichen Nester häu- figer auftreten als in anderen Riffgebieten. Die petrographische Beschaffenheit bleibt sich in der ge- sammten Masse des Gesteins gleich. Es fehlen im Mittel- und Oberdevon schwarze Gastropodenkalke und Crinoiden- breceien; der graue Korallenkalk mit mehr oder weniger deutlichen Korallen und Brachiopoden ist überall die herr- schende Felsart. Unterschiede werden weniger durch ursprüng- liche ehemisehe Abweichungen als durch dynamische Umwand- lungen bedingt. Das allmählige Verschwinden der organischen Struktur und die krystallinische Umwandelung des Kalkes lässt sich bis ins Einzelne verfolgen. Das beste Studienobjekt bildet das überaus häufig vorkommende Actinostroma verrucosum. Von der tadellosen, zur unmittelbaren photographischen Wieder- gabe geeigneten Schlifftläche bis zur grauen indifferenten Kalk- masse, die nur hie und da noch undeutliche Reste der verti- kalen oder horizontalen Skelettelemente erkennen lässt, finden sich alle denkbaren Uebergänge. Von dem letzteren Stadium ist zu dem gänzlich der organischen Struktur entbehrenden Ge- stein nur ein kleiner Schritt. Wenn nieht die Beobachtungen an lebenden oder subfossilen Riffen hinreichende Belege für das Verschwinden der organi- schen Struktur lieferten, so könnte man diese alpinen Devon- kalke als zweifellose Beweisstücke verwenden. Es kann nicht Wunder nehmen, dass z. B. in dem Kalkzuge Poludnigg- Osternigg nur an vereinzelten Stellen Korallenreste vorkommen, während der halbkrystalline Kalk überwiegt. Man könnte 261 viel eher darüber erstaunen, dass überhaupt noch irgendwo in dem stark disloeirten Gebiet der Karnischen Alpen erkenn- bare organische Struktur erhalten geblieben ist. Man muss sich vorstellen, dass innerhalb einer, in dyna- miseher Umwandlung begriffenen Masse einzelne Theilehen infolge loealer Stauungen, etwa durch gewölbartigen Zusammenschluss des umgebenden Gesteins ihre ursprüng- liche Zusammensetzung bewahrt haben. So wird man sich die locale Erhaltung der Korallen in der stark zusammen- gepressten Kalkfalte des Osterniggzuges zu erklären haben. Das tiefere Mitteldevon ist am Kollinkofel ebenso wie das obere Unterdevon fast versteinerungsleer. Bruchstücke eines Aphyllites, eines Orthoceras und Farosites retienlatus Gr. ?, die ich im Eiskar unterhalb des Kollinkofels sammelte, erlaubten leider keine sichere Bestimmung. Dass die tieferen, Heliolites Barrandei führenden Korallen- kalke des Pasterkriffes bei Vellach (Karawanken) dem unteren Mitteldevon zuzureehnen sind, wurde schon früher bemerkt; dieselben enthalten Uystiphyllum vesiculosum Gr., Heliolites Barrandei Hoern. und eine kleinzellige Varietät des Fuvosites Goldfussi, die ausserdem in den Cultrijugatusschichten der Eifel, also in der tiefsten Zone des Mitteldevon vorkommt. (Ueber das Grazer Devon vergleiehe man die unten folgende Tabelle.) Vom Kamme Kollinkofel-Kellerwand, dem besten Vor- kommen des oberen Mitteldevon, liegen die nachfolgenden Arten vor: Actinostroma verrucosum GF. sp. (die häufigste Art des Mitteldevon, z. Th. in kopfgrossen Knollen). F clathratum NıcuoLs.? (Selten.) Stromatopora concentrica Gr. s. str. einfach und in Caumo- pora-form, Aulopora repens minor Gr. überwachsend. Beide Formen sind am Kollinkofel ziemlich selten, die (aumo- pora stimmt vollkommen mit einem Eifeler Exemplar überein, in dem dieselben beiden Arten vorkommen. Die allgemeine Verbreitung der eigentümlichen eommensualistisehen Form in sämmtlichen, mitteldevonischen Korallenkalken Europas von Devonshire bis Kärnten ist bemerkenswert. PENECKE eitirt dieselbe noch als „Uaumopora placenta PniuL.“ von Graz, 262 Favosites polymorphus GF. sp. Auf der höchsten Spitze des Kollinkofels in wenigen Exemplaren gefunden. Goldfusst M. Epw. et H. Seltener. Alveolites suborbieularis SAM. Häufig auf dem östlichen Vorgipfel des Kollinkofels. " reticulatus STEIN. Selten. Nov. Sp. ( Yeithopke yllum caespitosum GF. vermieulare Gr. var. praecursor FRECH. bathycaly& FrEecH? Sämmtliche Cyatho- phyllen liegen nur in einzelnen Exem- plaren vor. Orthis Goescheni FRECH. (Zeitschrift d. deutschen geol. Ges. 1891. t. 44, f. 2a—2E. S. 680. Atrypa retieularis. L. desquamata Sow. desquamata var. nov. alticola. (Ibid. t. 44, f. la — le. S. 680.) aspera Be, A concentrica v. B.? Uneites gryphus SCHL.? Pentamerus globus Bronn. (Ibid. t. 44, f. 4—4b. S. 679.) Waldheimia Whridbornet Dav.? Stringocephalus Burtini DEFR. (Ibid. t.44, f.3a—3d. 8.679.) Die Brachiopoden finden sieh wie die Gastropoden und Cephalopoden meist in einzelnen Exemplaren. Nur Stringoce- phalus Burtini ist auf der Spitze des Kollinkofel häufig, und Atrypa desquamata var. alticola erfüllt unterhalb des Keller- wandgipfels eine Lücke des alten Riffs. Holopella prligera SANDB. Platyceras (Orthonychia) conoideum Gr. sp. (Ihid. t. 44, f.6—6e. 8. 678.) Meaerocheilos areulatum ScuuL. (Ibid. t. 44, f. 5. S. 679.) (romphoceras Sp. Die vorstehende Liste bestätigt die schon früher ausge- sproehenen Ansiehten über die Stellung des karnischen Mittel- devon. Die ganze Fauna hätte ebensogut irgendwo in der Eifel oder in Westfalen gefunden sein können; es ist sogar bemerkenswert, dass der äusserst geringe Procentsatz von 263 Localformen (3 unter 27) von manchen rheinischen Fundorten z. B. Villmar und Soetenich bei Weitem übertroffen wird. Die sonstigen Mitteldevonfundorte Kärntens haben fast ausschliesslich Korallen geliefert; nur unter dem im oberen Pasterkriff bei Vellach gesammelten Material fand sich nach- träglich noch ein kleiner Spirifer sömplex, dessen Schlossrand auffallend kurz ist. Die übrigen Arten, welehe bei Vellach im unteren Theile des Rapold-Riffs (Haller Riegel) sowie in den höheren ungeschiehteten Theilen des Pasterkriffes vor- kommen, verweisen ebenfalls auf einen unmittelbaren Zu- sammenhang mit dem karmischen Mitteldevon. Der weisse Riffkalk ist ganz erfüllt von Alveolites suborbieularis sowie von Uyathophyllum caespitosum in geringerer Menge. Ausser- dem finden sich Favosites polymorphus GE. Favosites reticulatus Gr. Oyathophyllum vermieulare Gr. var. praecursor FRECH und Amplexus hereynieus A. RoENn. Am Südabfall des Kollinkofels fand ich in einer zackenartig in den Kulm vorragenden Kalkmasse an der Casa Monuments Endophyllum acanthieum FrEcH und Oyathophyllum ef. conglomeratum ScuLür. welehe beide auf höhere Schiehten des Mitteldevon hinweisen. Eine Anzahl verschiedener Mitteldevonkorallen sammelte ich auf der Hochfläche und dem Nordabhang des kleinen Pal oberhalb des Plöckenpasses: Montieulipora fibrosa GF.? Alveolites suborbieularis Lam. grosszellig. Fawosites Goldfussi M. Epw. et H. " reticulatus GE. Uyathophyllum Lindströmi FRECH. e caespitosum GEF. Auch diese kleine Fauna erinnert mehr an oberes als an unteres Mitteldevon. In dem östliehen Zuge des Mitteldevon zwischen Oster- nigg und Poludnigg sind infolge der weiter vorgeschrittenen dynamometamorphen Umwandlung der Kalke Korallenreste nur an wenigen Punkten gefunden worden. Der von mir im Jahre 1885 entdeckte Fundort auf dem Ostabhang des Osternigg (unmittelbar am Ende des Kalkzuges) ist bisher das reich- haltigste geblieben. 264 Am häufigsten sind hier (Zeitschr. der d. geol. Ges. 1887. S. 678): Alveolites suborbicularis GEF. Favosites Goldfussi M. Epw. et H. = reticulatus GF. Etwas seltener wurden gefunden: Uyathophyllum vermiculare Gr. var. praecursor FRECH. helianthoides GEF. # caespitosum GE. R hexagonum GEF. Hallia aff. callosae Lupw. sp. Columnaria? sp. Alveolites nov. sp. (aff. retieulato STEIN). Striatopora vermieularts M’Coy. Heliolites vesiculosus Pen. (wohl kaum verschieden von Hel. Barrandei R. HoERNn.). Aulopora minor GOLDF. umwachsen von Actinostroma (80- genannte Caunopora placenta). Die in den folgenden Jahren aufgefundenen Vorkommen erweisen die dureh geologische Beobachtung gewonnene Ueber- zeugung von der Einheitlichkeit des Kalkzuges auch durch palaeontologische Gründe, bieten aber in der letzteren Hin- sicht niehts Neues. Am Lomsattel finden sieh undeutliche Spuren von Korallen und Crinoiden. Am Ostabhang des Po- ludnigg sammelte ich Farvosites polymorphus und Helöolites Barrandei HorErn., am Westabhang desselben Berges die beiden genannten Arten und Fuwosites retieulatus GrF., Cyathophyllum vermienlare mut. praecursor FRECH, sowie Actinostroma sp. Der hier vorkommende Heliolites stimmt am besten mit der bei Graz und in den Karawanken vorkommenden Art überein. (PEnEcKE, Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1887. t. 20, £. 1—3). Jedoch ist die Verschiedenheit desselben von Heliolites vesiculosus Pen. (ibid. t. 20, fig. 4, 5) zum min- desten zweifelhaft. Die in meinen früheren Arbeiten (diese Zeitschrift 1887. S. 122 ff.) ausgesprochenen Ansichten über die geographische Verschiedenheit des Steirischen und Kärntner Mittel- devon haben sieh im Allgemeinen bestätigt. Allerdings wird Zu Seite 264. mojopydugr jay0yssıay wnz (UOA9(T) bbrupnjod (uoAA(T) PunyunyS (IMOJOoPuAa[yaS) J340Y449UJ4NH (AUOJopL.IOTYUOS) uayanıbbng (uogrwdasgo) aU0Jy ENUPLBIONILO) jeydımugyag (u0AaA) unubng (AmoTopuıayog) [34045s0Yy (antsıago) y0y —-—_-_--- -_—_. 3 Aufnahme des Verf. gez. von O. Berner, Nach einer photogr. Abb. 83. Die Aussicht vom Osternigg nach Osten. Mit besonderer Deutlichkeit treten die beiden parallelen Devonkalkzüge des Starhand-Poludnigg und des Sagran hervor. 265 dieser Gegensatz durch den Umstand verschärft, dass Diabas- deeken und -Tuffe, welche bei Graz in grosser Mächtigkeit auftreten, dem Devon der Karnischen Alpen und Karawanken vollkommen fehlen. Es besteht also hier derselbe Unterschied wie zwischen dem Lahngebiet und der Eifel oder Süd- und Norddevonshire. Allerdings sind durch die neueren Forschungen PENECKE’S auch bei Graz weitere rheinische Arten, vor allem Calceola san- dalina« aufgefunden; aber die Verschiedenheit bleibt trotz alle- dem noch wahrnehmbar genug, umsomehr, als fast jede aus dem Karnischen Gebiet neu bestimmte Art die Anzahl der westdeutschen Formen vermehrt. Dass die Sehiehten des Kollinkofels dem mittleren Stringocephalenkalk entsprechen dürften, wurde schon früher bemerkt; auch den Korallenkalk des Osternigg rechnete ieh früher demselben höheren Horizonte zu; jedoch dürfte das Vorkommen des bei Graz sehr niveaubeständigen Heliolites Barrandei wohl eher auf unteres Mittel- devon hinweisen. Unter den näher gelegenen mitteldevonischen Vorkommen, deren ehemaliger Zusammenhang durch die Uebereinstimmung der Faunen erwiesen wird, zeigen Olmütz und Schirmeck in den Vogesen verhältnissmässig geringe Uebereinstimmung. Beide dürften etwas tieferen Zonen des oberen Mitteldevon ent- sprechen. Die Sehiehten des Breuschtales bei Sehirmeck (Vogesen) sind der Crinoidenzone der Eifel unmittelbar zu vergleichen. Hierauf deutet das Zusammenvorkommen von Stringocephalus Durtini und Calceola sandalina, sowie die eharakteristischen Leitformen Retzia longirostris und Cupressocerinus abbreviatus. Die grösste Uebereinstimmung mit dem höheren Korallen- kalk der Karnisechen Alpen zeigt in facieller und stratigraphi- scher Hinsicht der sogenannte Massenkalk Westfalens und noeh mehr die Gegend von Elbingerode, wo ebenfalls mittel- und oberdevonischer Riffkalk untrennbar mit einander verbun- den sind. Auch in Belgien, sowie in Torquay (Süd-Devonshire) finden sich ähnliche mittel- und oberdevonische Riffkalke. Der Korallenkalk des Mittel- und Oberdevon der Karnischen Alpen stimmt vollkommen mit den gleich- 266 alten Bildungen in Mittel- und Süddeutschland (Vo- gesen, Belgien und England) überein; im unteren Mittel- devon (mit Heliolites Darrandei) sind sehon in den Karnischen Alpen einige unbedeutende faunistische Abweichungen vor- handen, die sich im Osten, bei Graz stärker geltend machen. Bemerkenswert ist dagegen die weite Verbreitung von Stringo- cephalus Burtini und Maerocheilos subcostatum, einem nahen ebenfalls in Deutschland vorkommenden Verwandten von Ma- crocheilos arculatum. Beide Arten finden sieh im oberen Mitteldevon des Ural, fehlen aber sowohl in Steiermark als in Languedoc. 5. Der Brachiopodenkalk des unteren Oberdevon. Das untere Oberdevon wird durch Brachiopodenkalke vertreten, welche am Ostabhang des Kollinkofels dem meist ungeschichteten, mitteldevonischen Riffkalke un- mittelbar auflagern. Eine Abgrenzung konnte daher nieht durchgeführt werden. Die vorliegenden Gesteine sind ein dunkelgrauer und ein schneeweisser, z. Th. halb- krystalliner Brachiopodenkalk. Korallen, welche mit Sicher- heit zum Oberdevon zu rechnen wären, sind bisher nicht ge- funden worden. Möglicherweise gehören hierher die Kalke mit Alveolites suborbicularis, welche den Vorgipfel des Kollin- kofels zusammensetzen; die genannte Koralle kommt bekannt- lich im Mittel- und Oberdevon vor. Weiter östlich in den Karawanken hat K. A. PENECKE am Christophfelsen bei Vellach einen Riffkalk mit Phillipsastraea Hennahi, Oyath. heterophylloides Frecun und anderen oberde- vonischen Korallen aufgefunden (Zeitschrift der deutschen geo- log. Gesellschaft 1887. S. 270). Die am Kollinkofel vorkommenden oberdevonischen Bra- ehiopoden sind: Productella Herminae FRECH. 3 forojuliensis FreEcn. Orthis striatula SCHL. Spirifer Urü FLEMM. Athyris globosa A. RoEn. s a var. nov. elongata FRrECH. ’ 267 Ithynchonella cuboides SOW. Sp. r pugnus MART. Sp. Kl acuminata MART. Sp. Roemeri Damss (Z. d. deutschen geol. Ges. 1868. t 11, f. 23—d) var. nov. plana.t‘) 5 5 var. obesa FRECH. Die eingehende Beschreibung der meisten Formen habe ich in der Zeitsehrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1891 gegeben. (t. 45, 46, 47. S. 673 — 677.) Die vorstehend genannten Arten finden sich mit Ausnahme der gesperrt gedruckten Localformen sämmtlieh in dem Ko- rallenkalk des unteren Oberdevon wieder, welcher bei Rübe- land und Grund im Harz seit langem bekannt ist. Auf das Vorkommen einiger Localformen ist kein besonderer Werth für die Unterscheidung zu legen. Dieselben sind sämmtlich mit den Hauptformen nahe verwandt (Prod. forojuliensis mit Prod. subaculeata) und gehören grossentheils zu Arten, welehe die bei Brachiopoden häufig beobachtete, starke Neigung zum Variiren besitzen. Man wird daher auch die oberdevonisehen Sehicehten des Kollinkofels unbedenklich als Iberger Kalk bezeich- nen können. Ausser den Harzer Fundorten ist der Kalk von Oberkun- zendorf in Schlesien (mergelreicher Korallenkalk) Langenau- bach in Nassau, verschiedene Bildungen aus Belgien (Frasnien) und Süd-England (Torquay) mit den alpinen Vorkommen zu vergleichen. Auch in Nordfrankreich (Cop-Choux), Russland (Centrale Theile und Ural) sowie in Nord-Amerika (Tully-lime- stone) finden sich alters- und faciesgleiche Bildungen. 1) E. KAySEr hat in einem Referat — mit Recht — auf die bisher nicht veröffentlichte Beobachtung hingewiesen, dass Rh. contraria A. ROEM. aus dem Kohlenkalke und nieht aus dem Oberdevon (wie A. ROEMER und Dames angeben) des Iberges stamme. Der Vergleich mit der eitirten Ab- bildung bei DAmEs beweist das Vorhandensein einiger Formunterschiede, welche die Bezeichnung der alpinen Rhynchonellen als Varietäten recht- fertigen; var. plana ist die von mir zuerst als Rh.? contraria bezeichnete Form. 1. e. t. 46, f. 7--10b. 6. Der Clymenienkalk. Das obere Oberdevon bildet einen verhältnissmässig wenig ausgedehnten Zug auf dem Nordabhang der Pal- Antiklinale zwischen Oberer Promosalp und Plöcken- pass; dasselbe erstreckt sich auf dem Südgehänge eine kurze Streeke weit in der Richtung nach Tischlwang. Das Gestein ist ein deutlich geschichteter, dichter, plattiger Kalk, der stellenweise (Plöckenpass, Freikofel, obere Promosalp) Durchsehnitte von Clymenien aber nur an einer Stelle eine rei- chere Fauna enthält. Dieselbe findet sich am Südgehänge des Gross-Pal-Rückens im oberen Theile des Palgrabens, in un- mittelbarer Nähe einer auf der Generalstabskarte angegebenen, aber nieht mit Namen belegten Alphütte. Der von mir zu wieder- holten Malen ausgebeutete, auf der Landesgrenze belegene Fund- ort ist um so leiehter wiederzufinden, als die Versteinerungen bis- her ausschliesslich 2 m. im Liegenden der Culmschiehten und zwar dort vorgekommen sind, wo ein etwa N—S gerichtetes „Blatt“ die Clymenienkalke nach S verwirft. Die Plattenkalke enthalten in den hangenden und liegenden Theilen dünnere Sehiehten, in der Mitte hingegen Bänke von grösserer Mäch- tiskeit. Das Vorkommen von Schwerspath auf Gängen ist bemerkenswerth, da derselbe auf diese Schichten be- schränkt ist. Es wurden bisher die folgenden Arten bestimmt; die eigen- tümliehen Localformen sind gesperrt gedruckt. Phacops (Trimerocephalus) carintiacus nov. SP. MSer. (verwandt mit Ph. anophtalmus nov. nom. von Kielce und Ebersdort). Ziemlich häufig. (Vergl. unten.) Olymenia (Gonioelymenta) speciosa MsTr. Selten. EA nov. sp. aff. speciosae. Selten. R (Oyr ei) laevigata MSTR. Die häufigste Art. i cingulata MsTR. Selten. 2 r Dunkert Msrr. Selten. 4 R binodos« Msır. Ein Exemplar. » nov. sp. aff. binodosae. Selten. 5 ae undulata Msrr. Sehr häufig. n ’ striata MsTRr. Häufig. Parodoceras sulcatum MSTR. sp. Häufig. 269 Tornoceras faleiferum Msrr. sp. Ziemlich häufig. nt planidorsatum Msır. sp. Zwei Exemplare. ir Escoti Frecn. (Die bei Cabrieres vorkommende Art zeiehnet sich durch den Besitz eines wohl- ausgebildeten runden Nathlobus aus.) 3 NOV. Sp. n nov. Sp. Prolobites delphinus Spv»G. sp. Ziemlich selten. Orthoceras sp. Nelten. Porcelllia nov. sp. (verwandt mit P. primordialis SCHL.). Ein Exemplar. Posidonia venusta Msrr. Ziemlich häufig. Posidonia venusta var. carintiaca FRECH. Selten. (FrecH. Avieuliden des deutschen Devon. 8. 71. tel. 12.16.) Cardiola (Buchiola) retrostriata v. B. Häufig. Lunulicardium sp. (verwandt mit L. subdeeussatum MSTR.). Selten. Camerophoria sp. Crinoidenstiele. Clathrodietyon philoclymenia FrecH. (Ein Exemplar der seltenen, auch am Enkeberg vorkommenden Spongie.) Die Zahl der den Karnischen Alpen eigentümlichen Formen ist auffallend gering, bemerkenswerth hingegen das Fehlen einiger verbreiteter Typen des CUlymenienkalkes, wie Uymaclymenia, Sellaclymenta, Discochymenia und Oyeloclymenia, vor allem das des überall häufigen Goniatitengeschlechtes Sporadoceras (Sp. Bronnt ete.). Das zunächst gelegene Vorkommen von Clymenienkalk ist dasjenige von Graz, die Fundorte des Fiehtelgebirges von Schlesien, Languedoe sind weiter entfernt. Die weite Ver- breitung der gleich gearteten pelagischen Fauna des oberen Oberdevon vom Ural bis Südfrankreich und Devonshire ist be- merkenswerth; das plötzliche Auftreten und Verschwinden einer reichen und mannigfach differenzirten Ammonitidengruppe hatte bisher etwas halbwegs Unerklärliches. Das neuerdings durch CLARKE im Staate New York festgestellte Vorkommen von typischen Ulymenien in einer 270 Sehieht, die man wegen des häufig auftretenden Gephyroceras und Tornoceras als unteres Oberdevon bezeichnen muss, wirft jedoch ein neues Lieht auf die Verbreitungsgesetze der devonischen Cephalopoden. Anhang: Ueber die oberdevonischen Arten der Unter- gattung Trimerocephalus. Ueber die Artbestimmung der zur Untergattung Trimero- cephalus gehörenden Phacopiden mit fehlenden oder redueirten Augen besteht seit längerer Zeit Unklarheit in der Litteratur. Der ursprünglich von EMMERICH aus dem Oberdevon von Sess- acker beschriebene Phacops eryptophtalmus besitzt ohne Zweifel an der Vordereeke der Wange einen kleinen Augenhöcker mit Facetten. Hierüber lassen die Angaben der Litteratur keinen Zweifel und ein von EMmMERICH bestimmtes Original des Ber- liner Museums, ein grosses breites Kopfschild, zeigt trotz der Steinkernerhaltung den Augenhöcker vollkommen deutlich. Dagegen haben F. RoEMER und E. TıerzE darauf hinge- wiesen, dass die im Clymenienkalk von Kielee (Polen) bezw. Ebersdorf vorkommenden Formen der Augenhöcker und Fa- eetten vollkommen entbehren. Beide Forscher haben auch bereits die speeifische Selbstständigkeit dieser Form vermuthet. Die Untersuchung des vollständigen und wohl erhaltenen Mate- rials des Berliner Museums bewies, dass über die Verschieden- heit beider Formen kein Zweifel bestehen kann. Die augen- lose Art, die man passend als Ph. (Trimerocephalus) anophtalmus nov. nom. bezeichnen könnte, besitzt, abgesehen von dem Haupt- unterschied der Augenlosigkeit, ein schmaleres, stärker ge- wölbtes Kopfschild; die Granulation, welche bei Phacops erypt- ophtalmus allgemein verbreitet ist, erscheint bei Phacops an- ophtalmus auf den Vorderrand der Glabella beschränkt. Als dritte Form kommt der im CUlymenienkalk des Pal vorkommende Trilobit hinzu, der sich sehon wegen des voll- kommenen Fehlens der Augen zunächst an Phacops anophtal- mus anschliesst. Jedoch ist die Glabella viel flacher, zuge- spitzter und wie bei Phacops Bronni ziemlich weit vorstehend; 271 ferner ist der Randsaum, welcher die Wangen seitlich umgiebt, wesentlich breiter als bei den beiden anderen Arten. Es kommen demnach 3 Formen im Clymenienkalke vor: 1. Phacops (Trimerocephalus) eryptophtalmus EMMR. 8. str. (hierher u. a. f.2 auf Tafel 16 bei Tırrze, Ebers- dorf, Palaeont. IX). 2. Phacops (Trimerocephalus) anophtalmus nov. nom. —= Phacops eryptophtalmus F. RoEMm. non EMMR. Zeitschr. deutsch geol. Ges. 1866. t. 13, f.6, 7 und Inzeel6, l: 3 Phacops (Trimerocephalus) carintiacus nov. sp. mser. Das alpine Devon im Vergleiche mit dem anderer Gebiete. 1. Allgemeines. Die Bedeutung, welehe die unzweideutigen Aufschlüsse des Wolayer Thörl für die vielumstrittene Hereynfrage besitzen, ist bereits in meiner ersten Arbeit hervorgehoben und seitdem auch von anderen Seiten anerkannt worden. Die Erweiterung, welche unsere Kenntnisse in dem vorliegenden und in anderen Gebieten seitdem erfahren haben, lassen eine erneute über- sichtliche Behandlung des Gegenstandes gerechtfertigt er- scheinen. Ueber die Grenzbestimmung zwischen Silur und Devon bestehen nur noch untergeordnete Meinungsverschiedenheiten, die am Schlusse dieses Abschnittes kurz besprochen werden sollen. Es erscheint somit auch überflüssig, den Namen „Her- eyn“ fernerhin beizubehalten; derselbe entsprieht jedenfalls keiner stratigraphischen Einheit wie Tithon oder Rhaet, son- dern ist gleichbedeutend mit einer eigentümlichen Ent- wickelung des Unterdevon bezw. (in sehr geringem Masse) des Mitteldevon. Beruht nun diese Abweichung von dem „normalen“ d.h. von dem zuerst genau beschriebenen Unterdevon auf physikalischen oder auf geographischen (heteropen oder heterotopen) Ver- schiedenheiten? BEYRICH und nach ihm die überwiegende Mehrzahl der Forscher haben die Frage in ersterem Sinne be- antwortet. E. Surss ist hingegen der Meinung, dass die her- eynische Stufe die südliche (bezw. mediterrane) Entwiekelungs- form des Unterdevon darstelle. (Antlitz der Erde. II. S. 288 „Im nördlichen Europa sieht man die hereynische Stufe nicht.“) Diese Anschauung entsprieht den neueren Erfahrungen nieht: Die inmitten des normalen rheinischen Devon gelegenen 273 Vorkommen von Greifensteim und Günterod enthalten — wie man auch über ihre genauere Horizontirung denken mag — doch eine typisch „hereynische“, d.h. fremdartige, mit böhmischen Schiehten übereinstimmende Devon-Fauna; endlich hat Winp- BORNE aus dem englisehen Mitteldevon, d. h. dem nördliehsten marinen Devongebiete Europas, neuerdings eine ganze Anzahl von Arten beschrieben, deren nächste Verwandte im böhmischen F vorkommen (z. B. Phacops batracheus verwandt mit fecundus, Arten von Proetus, Lichas, Bronteus | Thysanopeltis|, Artstozoe u. 8. w.). Die ursprüngliche, von KAYsEr ausgeführte Auffassung BEY- RICHS, dass das Hereyn eine verschiedene Facies des histo- risehen Unterdevon darstelle, ist vollkommen zutreffend; wenn allerdings Kayser die Hereynbildungen einfach als die „in tieferem Meere abgelagerten Aequivalente* der sandig-schief- rigen Loealbildung auffasst, so wird diese Ansicht der grossen Mannichfaltigkeit der Thatsachen nicht mehr gerecht, welche seit dem Erscheinen des grundlegenden Werkes (1878) be- kannt geworden sind. Man wird beispielsweise nieht annehmen können, dass ein Brachiopodenkalk des unteren Helderberg sich unter wesentlich anderen Bedingungen gebildet habe, als ein, dieselben Braehiopodengattungen enthaltender Schiefer der Coblenzschiehten. In dem einen Falle überwog die Zufuhr thonigen Sediments den auf organischem Wege gebildeten Kalk; aber die Meerestiefe, Küstennähe, Temperatur waren dieselben. Noch weniger können die Korallenriffkalke, welche im sogenannten Hereyn eine bedeutende Rolle spielen, als Bildungen des tieferen Meeres angesehen werden. Wie gross die Faeiesverschiedenheiten innerhalb des „her- eynisehen“ Unterdevon sind, zeigt die Thatsache, dass in Nord- frankreich, im Ural und im Staate New York (Lower Helder- berg, Oriskany) die Goniatiten, in den Karnischen Kramenzel- kalken die Braehiopoden, bei Greifenstein, Cabrieres und in den genannten Knollenkalken die Riffkorallen fehlen; die Ca- puliden, welche meist zu den bezeiehnendsten und häufigsten Formen gehören („Capulien“ BArrors), treten bei Cabrieres und Greifenstein in den Hintergrund; Trilobiten finden sieh im böhmisehen Gebiet in ausserordentlicher Menge und gehören in den Alpen zu den grössten Seltenheiten u. 8. w. Frech, Die Karnischen Alpen. 18 274 Die angeführten Beispiele, welche sich leicht ins Un= endliehe vermehren liessen, führen zu dem Ergebniss: „Das Hereyn umfasst die Gesammtheit aller Unterdevon- bildungen'!), welehe von dem historischen Unterdevon verschieden sind; Bildungen des tieferen Meeres sind im Hereyn häufig, treten aber keineswegs ausschliesslich auf. Historisches Unterdevon und Hereyn stehen also zu einan- der etwa in demselben Verhältniss, wie der mitteldeutsche Keuper zu den mannigfaltigen Faeiesbildungen der oberen alpinen Trias (Juvavisch-Karnische Stufe). Auch die letzteren wurden früher sämmtlieh für „Tiefseebildungen“ gehalten, bis man sich überzeugte, dass u. a. die Korallenbildungen und Megalodon(-Dachstein)kalke im flachen Wasser entstanden sind. Um dem Verständniss der Meeresverhältnisse zur Zeit des Unterdevon näher zu kommen, ist eine systematische Dar- stellung der Faciesbildungen das naheliegendste; dieselbe soll im Naehfolgenden versucht werden. Eine zusammenhängende Darstellung der schwierigen „Greifensteiner*“ und Korallen- kalke bildet den ersten, eine halbtabellarische Uebersicht der sämmtliehen Facies den zweiten Theil. 2. Die „Greifensteiner Facies“ und die Korallenkalke des Unterdevon. Bei einer früheren Gelegenheit habe ich die in den eigen- tümliehen „Greifensteiner Facies“ entwiekelten Unterdevon- faunen (= „Hereyn“) eingehend mit einander verglichen (Zeit- schrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1889. 5. 264 — 274). ‚Dieselben kommen auch bei Cabrieres und Konieprus vor und sind ausgezeichnet durch das Fehlen der Riffko- rallen und die Vergesellschaftung bestimmter Brachiopoden- sattungen mit Goniatiten (Aphyllites, Anarcestes, Pinacites, Mimoceras) und Tiefseekorallen (Petraia, Amplexus, Ro- mingeria). Unter den Brachiopoden wiegen vor die glatten Arten wie Spirifer indifferens und vor allem die glatten theils zu Merista theils zu Athyris (? und anderen Gattungen, z. B. Rhynchonella) gehörigen Formen: u. a. Merista passer, securis; ') sowie eimige zum Mitteldevon zu stellende Vorkommen, welche eine wenig veränderte Superstitenfauna enthalten (Günterod, Hasselfelde, Hlubocep). Merista (? Rhynchonella) Baueis, Athyris Thetis und andere stark in der äusseren Gestalt variirende Typen; weit verbreitet ist auch die glatte Orthis tenuissima. Unter den Trilobiten sind vor allem für die Greifensteiner Faecies bezeiehnend: Phacops fecundus major BAaRR.!) (der dem Riffkalke fehlt), Lichas (Arges) Haueri und Verwandte, Bronteus (Thysanopeltis), die Gruppe des Proötus eremita BarR. und planicauda BARR. (letzterer mit Pygidialstacheln wie die Gruppe des Dr. thysanopeltis), ferner die Formenreihe der Acidaspis (Trapelocera) vesiculosa BARR., die Gattung Cyphaspides NovAx; endlich die Gruppe des Or- thoceras raphanistrum (mit Rippen und Querstreifen). Andrerseits fehlen die grossen, diekschaligen, im Riffkalke häufigen Gastropoden (darunter die bezeichnende Platyostoma naticopsis, Tremanotus, Polytropis, die Gruppe der Pleuroto- maria delphinuloides u. a.), die gerippten und gestreiften Spiri- feren (Gruppe des Spir. paradoxus, Nerei und togatus mit ge- ringen Ausnahmen), die Formenreihe der Ithynchonella nympha und princeps (Wilsonia?)), die gerippten Orthisarten (Platy- strophia und Gruppe der Orthis palliata®)), die Gruppen des Pentamerus optatus, des Pent. acutolobatus und der Stropho- mena Stephani, endlich die Gattungen Retzia (die weit ver- breitete R. Haidingeri), Meristella (M. Circe), Atrypa (A. reti- cularis und comata), Streptorhynchus, Oyrtina und Chonetes (Gruppe des grobrippigen Chonetes Vernenili). Von den Trilobiten sind für die Riffkalke bezeichnend nur die Gruppen des Bronteus palifer und die überall (Erbray, Konieprus, Wolayer Thörl), wenn auch nur als Seltenheit vor- kommende Calymene. Trilobiten sind in den eigentlichen Riff- kalken, vor allem in den Alpen, bei Erbray (Loire Inferieure) sowie im Ural selten und kommen auch in Böhmen nur in ge- ringer Mannichfaltigkeit vor. Die Menge der Individuen ist allerdings bei einigen Bronteusarten (vor allem bei Dronteus ') KAYSER benennt die hier vorkommende Art neuerdings Phacops Potieri BAYL., was ich nach Untersuchung meines umfangreichen, grüssten- theils selbst gesammelten Materials nicht als zutreffend anerkennen kann. — Uebrigens handelt es sich um minutiöse Unterschiede. 2) Mit Ausnahme eines einzigen kleinen, bei Cabrieres gefundenen Exemplars. >) Mit Ausnahme von Orthis lenticularis bei Greifenstein. 18* 276 palifer und campanifer) bedeutend, aber die Riffbildungen, die schneeweissen Kalke von Konieprus sind doeh mehr dureh die mannichfaltige Entwickelung der Braehiopoden (vergl. oben) gekennzeichnet. Es ist wohl ferner nieht als Zufall zu betrachten, dass unter den Brachiopoden der Greifensteiner Facies gerippte und gestreifte Formen fast gänzlich fehlen; andrerseits finden sich unter den Trilobiten mehrere Gruppen mit stacheltragendem Pygidium, während die übrigen zu den betreffenden Gattungen sehörenden Arten ein glattrandiges Schwanzschild besitzen. Es sind dies die Gruppen des Proötus (Phaetonellus) planicauda Barr., des Bbronteus (Thysanopeltis) speciosus CorDA und die Gattung Cyphaspides, welche sich von Cyphaspis ebenfalls dureh die in Spitzen ausgezogenen Seitenrippen unterscheidet. Die biologischen Gründe, welche die betreffenden Trilobiten zur Ausbildung von Schwanzstacheln veranlassten und die Ent- wiekelung berippter Brachiopoden verhinderten, sind selbst- redend nicht mehr festzustellen. Jedenfalls sind gerade der- artige Beobachtungen geeignet, die schärfere Unterscheidung verschiedener Faciesbildungen zu ermögliehen. Es lässt sich durch statistische Darlegungen erweisen, dass die Faeiesbildungen des Palaeozoicum nur zum Theil Analoga in Jüngeren Formationen und in den heutigen Meeren haben, wie z. B. die Greifensteiner Schichten ganz eigenartig entwickelt sind. Eine auführlichere Erörterung würde hier zu weit führen. Die Riff-Facies ist — abgesehen von den Korallen — scekennzeiehnet durch die genannten gerippten Brachiopo- dengruppen!), verhältnissmässig zahlreiche grosse und diek- schalige Gastropoden, ferner durch das Zurücktreten der Trilobiten und das gänzliche Fehlen der Goniatiten. Auch Nautiliden erseheinen nur vereinzelt. Die Häufigkeit der Crinoiden ist nicht sonderlich bezeich- nend, weil Stielglieder derselben auch bei Greifenstein in Masse vorkommen. Die typischen Vertreter der Korallenfacies sind die weissen Kalke von Konieprus, die gesammten Riffkalke der ') Merista passer und Baueis ete. erscheinen im karnischen Riffkalke nur in ganz vereinzelten Exemplaren, während sie in der Greifensteiner Facies oft geradezu gesteinsbildend auftreten. 277 Karnischen Alpen und Karawanken, die Hauptmasse der Ober-Helderberg-Gruppe und der bläuliche Korallenkalk von Erbray. Ferner gehören hierher die Kalksteine der unteren Belaja im Ural, die zwar durch die geringere numerische Entwiekelung der Riffkorallen ausgezeichnet sind, aber in Bezug auf Gastropoden und Brachiopoden mit den übrigen Vorkommen übereinstimmen. Auch einige Fundorte der un- teren Wieder Schiefer des Harzes sind hierher zu stellen. Um Missverständnissen vorzubeugen, sei bemerkt, dass Ko- rallenfacies und Riffbauten keineswegs gleichbedeutend sind. kiffkorallen konnten mit ihren bezeiehnenden Begleitern in grösserer oder geringerer Häufigkeit auch an Stellen vorkommen, die für die Bildung mächtiger stockförmiger Massen ungeeignet waren. Die Korallenkalke gehören — im Gegensatz zu den oben erwähnten Greifensteiner Schiehten — zu denjenigen Bildungen, welehe unverkennbare Analoga in den mesozoischen und jün- geren Formationen besitzen und somit genauere Erwägungen über die Art ihrer Entstehung ermöglichen. Die Mächtigkeit der bedeutendsten devonischen Ritfe (Keller- wand S. 89) beträgt noch jetzt 1000—1200 m.; auch an der Paralba (S. 115) handelt es sich um ähnliche Massen. Wenn man bedenkt, dass auch an den verhältnissmässig wohlerhal- tenen Kalkbildungen die obersten Theile durchgängig abge- tragen sind, so gelangt man zu noch bedeutenderen Zahlen. Die Entstehung derartiger Massen durch die Thätigkeit organi- scher Wesen bildet eines der anziehendsten Probleme der Geo- logie und der vergleichenden Erdkunde. Die Schwierigkeit der Erklärung beruht vor Allem darauf, dass die pacifischen Korallenriffe eine Höhe von Hunderten von Metern über dem Meeresboden erreichen, während die riffbil- denden Korallen nieht unter 37 m. im Meere hinabgehen. Ver- einzelte Exemplare sind. lebend zwar noch aus einer etwa doppelt so grossen Tiefe herausgeholt worden, aber weiter unten werden nur abgestorbene Bruchstücke gefunden. Da die Annahme untermeerischer Vulkane oder selbstständiger Höhen- züge nur in vereinzelten Fällen möglich ist, wird man für die Erklärung mächtiger Riffbauten immer noch auf die von DaAr- wın aufgestellte Theorie zurückgreifen müssen. Derselbe nahm 278 bekanntlich an, dass ein ausgedehnter Theil des Meeresbodens in beständiger Senkung begriffen sei, und dass das Höhenwachs- thum der Korallen in gleichem Verhältnisse wie die Senkung fort- schreite. Die verschiedenartigen Formen, welche die lebenden Riffe unter diesen Umständen annehmen, sind für die Erklärung der uralten Riffbildungen ohne wesentliche Bedeutung, hingegen ist der Umstand wiehtig, dass nur für dünnere, krustenartige Riffe die Möglichkeit einer Entstehung auch unter anderen Be- dingungen (bei sinkendem oder unverändertem Meeresspiegel) nachgewiesen ist. Für die Bildung mächtiger Kalkriffe, wie wir sie aus ver- schiedenen Abschnitten der geologischen Vergangenheit der Alpen kennen, ist kaum eine andere Erklärung möglich, als die allmälige Vergrösserung des Abstandes zwischen Meeres- boden und Wasseroberfläche. Allerdings könnte man vermuthen, dass die vorweltlichen Korallen nicht dieselbe Lebensweise besessen hätten wie ihre lebenden Verwandten, oder mit anderen Worten, dass die geo- logiseh alten Riffe aus grosser Tiefe unmittelbar an die Ober- fläche emporgewachsen wären. Jedoch lässt sich aus der Art des Vorkommens fossiler Korallen eine Uebereinstimmung der Lebensweise mit den Bewohnern der heutigen Meere nach- weisen. Die Riffe der Jetztwelt sind durch die Häufigkeit von abgerollten Korallenstöücken gekennzeichnet, welche von den Wogen innerhalb der Lücken des Riffs oder am Fusse des- selben zusammengetragen werden. Gerundete Kollsteine, die in alten Riffen ebenso häufig vorkommen, wie in denjenigen der Jetztwelt, können nur durch die Thätigkeit der Brandungs- welle gebildet werden. Ein weiterer Transport derselben ver- mittelst der Strömungen des Meeres erscheint so gut wie aus- geschlossen. Man wird also aus dem Vorhandensein von zahl- reichen abgerollten Korallenstöcken in älteren Bildungen stets auf die Nähe einer Brandung und .somit auch auf das Ge- bundensein der Korallen an die oberen Meeresschiehten schliessen dürfen.) Diese Kalksteine finden sich am Wolayer Thörl, !) Es wäre noch der Einwand möglich, dass die gerollten Korallen aus älteren Riffen stammen könnten; dann müssten die Rollsteine andere Arten enthalten als der kompakte Riffkalk, was in den zahlreichen vom Verfasser untersuchten Fällen nicht zutrifft. 279 sowie in ganz besonderer Häufigkeit in den Riffkalken von Konieprus, wo Cyathophyllum expansum in allen möglichen Stadien der Abrollung vorkommt. Ferner habe ich beson- ders in den oberdevonisehen Riffkalken von Grund und Lan- genaubach abgerollte Korallenreste beobachtet u. 8. w. Die gleiche Folgerung ergibt sich aus den Formen des Wachstums der aus verschiedenen Individuen bestehenden Korallenkolonieen. Dasselbe wird bedingt einerseits durch das Bestreben, eine mögliehst grosse Fläche zum Zwecke der Nahrungsaufnahme zu entwiekeln, andererseits durch die Noth- wendigkeit, dem Anprall der Wogen kräftigen Widerstand entgegenzusetzen. Je nach der Stelle, welche die Korallen- kolonieen auf dem Riffe einnehmen, entwickeln sich Platten, unregelmässige Knollen, Pilze, Dome, mehr oder weniger zier- lich verzweigte Bäumchen, Rasen, aus parallelen Sprossen be- stehend, und endlich vorspringende Konsolen. Dazu kommen noch inkrustirende Rinden, welche das Gebäude in sich ver- festigen. Es ist nun eine bemerkenswerthe Thatsache, dass die Riffbildner der palaeozoischen Aera und der jüngeren Zeitab- schnitte, welehe zu ganz verschiedenen zoologischen Gruppen gehören, trotz aller Abweichungen des inneren Baues eine ausserordentliche Aehnlichkeit der äusseren Form besitzen. Man wird zur Erklärung dieses Umstandes das Vorhandensein gleiehartiger mechanischer Einflüsse annehmen müssen. Die alten Riffkorallen können also nicht in den wenig oder gar nieht bewegten Regionen der Tiefsee gelebt haben, sondern waren ebenfalls der Einwirkung einer Brandung ausgesetzt. Ein anders gearteter, immer wiederholter Einwurf gegen die Riffnatur älterer Kalkmassen gründet sich auf das viel- fach beobachtete Fehlen von organischer Structur im Kalke. Zwar liefert die Untersuchung lebender oder subfossiler Riffe hinreichende Belege für das Verschwinden der organischen Struetur, aber auch die Erforschung der Karnischen Devon- kalke bietet einige beachtenswerthe Fingerzeige. An Puneten, wo die gewaltige Mächtigkeit der Kalke oder andere Ur- sachen eine weitergehende dynamometamorphe Umwandelung des Gesteines verhindert haben, ist die organische Struetur der Versteinerungen noch gut erhalten. In den um vieles schmä- 280 leren'), tief eingefalteten Kalkzügen wie Osternigg-Poludnigg (Mitteldevon), Pollinigg, Hartkarspitz und Porze-Königswand sind dagegen kaum noch Andeutungen von Versteinerungen an ver- einzelten Punkten wahrnehmbar. Eine dynamische Umwandelung in weitergehendem Maass- stabe kann allerdings in den, nur durch Brüche disloeirten Trias-Dolomiten von Südtirol, Venetien und Kärnten nieht stattgefunden haben. Aber nach den neueren Beobachtungen Wänners bildet auch bei diesen das Fehlen bezw. die Selten- heit von Korallenresten keinen Beweis gegen die Riffnatur. Die weissen liassischen Kalkmassen des Sonnwendgebirges in Nordtirol, welehe mit rothen Liaskalken wechsellagern, stimmen in Bezug auf Lagerungsverhältnisse mit den korallenarmen Triasdolomiten überein, sind aber an vielen Stellen von den Resten riffbauender Korallen (Thecosmilia = Lithodendron auet.) erfüllt und somit als echte Riffbildungen anzusprechen. „Eine Reihe von Strueturerseheinungen, welche aus den Dolomitgebieten Südtirols beschrieben wurden, findet sich auch im Sonnwendgebirge wieder: Das Auskeilen der an manchen Stellen sehr mächtig entwickelten Kalkmassen, Ueber- gussschiehtung, Weehsellagerung mit den gleichzeitig gebil- deten Sedimenten grösserer Meerestiefen“ (insbesondere an den auskeilenden Enden der Riffmassen). Es ist jedenfalls von Wichtigkeit, dass derartige Lagerungsverhältnisse, welche sehon früher zum Theil aus theoretischen Gründen als für Korallen- riffe bezeiehnend angesehen wurden, einmal bei zweifellosen Korallenbauten nachgewiesen werden können. Wie schwierig die Beurtheilung der Frage sei, was man als fossiles Riff anspreehen darf und was nicht, lehrt ein Blick auf die dureh die eigenartige „Atollhypothese“ Dupoxt’s be- kannten Vorkommen Belgiens. Der äussere Umriss des alten Riffs ist selbstredend in einem gefalteten und stark denudirten Gebiete nieht mehr nachzuweisen; dagegen kann die Thatsache, dass ein grosser Theil der devonischen und earbonischen Kalke Belgiens von Korallen aufgebaut wurde, durch die Unter- suchung jeder beliebigen aus belgischem Marmor bestehenden Y‘) Der ebenfalls schmale Kalkzug des Pal stellt, wie oben ausgeführt wurde, eine verhältnissmässig wenig disloeirte Antiklinale dar. 281 Tischplatte in der unzweideutigsten Weise bestätigt werden. Ueber die Riffnatur scheint neuerdings eine gewisse Einigung zwischen den belgischen Geologen erzielt zu sein. Danach kom- men keine, den paeifischen vergleiehbare Korallenriffe im Carbon vor, vielmehr sind die gesteinsbildenden Stromatoporiden riesige, bis 15 m. mächtige Fossilien, die in einzelnen Horizonten beson- ders verbreitet sind und „gegen welehe die übrigen Schichten gelegentlich abstossen“.') Mit den letzten Worten haben die betreffenden Beobachter (Lonest und DE LA VALLEE POUssIN) eine vortreffliehe Definition für fossile Riffe gegeben. Das Ab- stossen der heteropen Bildungen an dem Korallenbau ist das wesentlichste Kennzeichen derselben; ob diese Korallenbauten nur riesige Fossilien von einigen Metern Dieke oder Gebirgs- massen von bedeutenderer Mächtigkeit sind, berührt das Wesen der Sache nicht. Die Vergleichung der devonischen Riffe bietet, wie BARROIS?) hervorhob, noch manche ungelöste Probleme; allerdings enthält auch die von ihm gegebene Zusammenstellung einige Unge- nauigkeiten. Es giebt z. B. im Unterdevon des Harzes ebenso- wenig Korallenriffe (reeif) wie bei Cabrieres; in dem erstge- “nannten Gebiete sind vereinzelte Exemplare von Riffkorallen, in dem anderen nur ein einziges Bruchstück eines Favositen ge- funden worden. Die Kalke beider Fundorte sind zwar wahr- seheinlieh organischen Ursprungs aber jedenfalls nieht durch Riffkorallen aufgebaut. Auch das Vorkommen der „reeifs“ bei Erbray (S. 325) lässt sieh nieht mit der Angabe S. 341 in Einklang bringen: „les caleaires d’Erbray ne sont pas des con- struetions eoralliennes proprement dites, on n’y trouve pas les srandes agglomerations de polypiers composes“. 3. Uebersicht der devonischen Faciesbildungen. Die Wiehtigkeit einer sachgemässen Berücksichtigung der Faeciesentwiekelung für theoretische Deutungen und für die prak- tischen Anforderungen der Feldgeologie geht aus den vorste- henden Andeutungen hervor. Die folgende Uebersieht enthält in halbtabellarischer Form die wichtigsten Facies des Devon: 1) Annales de la soc. g6ol. de Belgique. T. XVI, 8. CV. 2) Faune d’Erbray 8. 334. 282 I. Korallenkalke. a) Ungeschiehtete, reine Korallenkalke und Dolomite. Die Masse des Gesteins besteht aus Korallen und deren zer- riebenen Resten, welche wie in lebenden Riffen an Menge das organisch struirte Gestein übertreffen. In den unterdevonischen Riffen sind Tabulaten (Favositen) und Stromatoporen, in den mitteldevonischen Stromatoporiden, Favositiden und massige Cyathophyllen, in den oberdevonischen Phillipsas- traeen, Stromatoporiden und Favositiden, im Carbon Stromato- poriden die hauptsächlichsten Riffbildner. Daneben finden sich Brachiopoden, Gastropoden, Crinoiden und Zweischaler in ein- zelnen Exemplaren oder nesterartigen Anhäufungen. Nautiliden sind durchweg selten; das Vorkommen von Goniatiten am Iberg bei Grund ist eine einzig dastehende Ausnahme. Die Ver- theilung der genannten, weniger wiehtigen Gruppen ist in den Brachiopodenschichten (II) etwa die gleiche wie in I. Bei- spiele: Unterdevon: Karnische Alpen und Karawanken, Konie- prus. Mitteldevon: Kollinkofel, Osternigg, Vellach, Eifel (Dolo- mitentwickelung bei Gerolstein und Prüm), Paffrath, Belgien (Givetien), Westfalen, Elbingerode. Oberdevon: Vellach, Grund und Rübeland, Harz, Langenaubach (Nassau), Torquay (Devon- shire). b) Geschichtete Korallenkalke. Die Riffkorallen treten hinter dem sonstigen zum Theil mergeligen Sediment etwas zurück, sind aber immer noeh die vorherrschende Thierklasse; daneben werden die Brachiopoden häufiger. Diese Bildungen sind bei Graz, in Westdeutschland, Belgien, England und Südfrankreich (Cabrieres) die verbreitetste Facies des Mitteldevon; in Nordfrankreich und Amerika (Upper Helderberg von New: York bis Ohio) finden wir dieselben vor allem im oberen Unterdevon. II. Brachiopodenschichten. a) Brachiopodenkalke, meist mergelig, unterscheiden sich von der Faeies Ib, mit der sie durch vielfache Uebergänge verbunden sind, durch das Vor- wiegen der Brachiopoden und gehören in sämmtlichen Devon- gebieten u.a. im Mittel- und Oberdevon von Deutschland, Russland 283 und in der Lower Helderberg group, zu den verbreitetsten Bildungen. Im allgemeinen nimmt — wie in den heutigen Meeren — mit der Zunahme thoniger Bestandtheile die Häu- figkeit der Korallen ab; Ausnahmen von dieser allgemeinen Regel sind selten (Korallenmergel im Mitteldevon bei Gerolstein und im Oberdevon bei Aachen). Nicht hierher zu rechnen sind die Brachiopodennester, welche im Karnischen und Böhmischen Ge- biet lediglieh Lücken im Riff ausfüllen. Trilobiten erscheinen in II durchgängig häufiger als in I. b) Brachiopodenmergel und -Schiefer sind von Ila nicht scharf getrennt und nur durch grössere Häufigkeit der brachiopoden und abweichende Beschaffenheit des Sedimentes zu unterscheiden; Riffkorallen sind meist nur in einzelnen Exemplaren vorhanden und fehlen zuweilen gänzlich: Unterdevon von Nordfrankreich, Asturien, Bosporus und Nord- amerika; Schiefer der oberen Coblenzschichten (Olkenbach, Haiger). Im Mitteldevon allgemein verbreitet (z. B. Calceola- mergel in der Eifel und bei Torquay, Caleeolaschiefer des Ober- harzes, Hamilton group u. a. am Cayuga See, Russland). Im Oberdevon der Eifel (dolomitische Mergel von Büdesheim), Bel- gien (Famennien), Nordamerika (Chemung group), Russland. Local finden sieh in dieser Faeies Anhäufungen von Crinoidenstielen (Crinoidenschieht von Gerolstein und Kerpen in der Eifel), Hamilton group (Enerinal limestone) von New York. ec) Spiriferensandstein Dieser alte Name des Rheinischen und Harzer Unterdevon ist wohl am besten als Faciesbezeiehnung für diejenigen Sand- stein- und Grauwacke-Schiehten beizubehalten, in denen Bra- ehiopoden durchaus vorwiegen, Zweischaler, Crinoiden und Tentaeculiten einigermassen häufig sind, Gastropoden sehr zurück- treten, Cephalopoden und Riffkorallen nur in höchst verein- zelten Exemplaren vorkommen. Die Trilobitengattung MHomalo- notus ist fast überall für die vorliegende Facies bezeiehnend. Das Unterdevon in Westdeutschland, Belgien, Süd-Devonshire, in den Pyrenaeen und am Bosporus, der Oriskany-Sandstein in Nordamerika, das Famennien Belgiens z. Th., endlich das ge- sammte Devon von Nord-Devonshire gehören hierher. 284 Als besondere Ausbildungen lassen sich unterscheiden: «) Spiriferensandstein s. str. Die Gattung Spirifer waltet vor. Im ganzen Unterdevon überaus verbreitet. 3) Chonetesschiehten. Bestehen fast nur aus Choneten. Coblenzschiehten, Siegener Grauwacke, unteres Mittel- devon von Graz. y) Quarzite. Meist fossilleer (Quarzit-Dolomit von Graz und Languedoc, Ogdenquarzit in Utah). Wo wie im Taunus- oder CGoblenzquarzit, eine Fauna vorkommt, erscheinen die Formen des Spiriferensandsteins in be- sonderem Reichtum an Individuen und grosser Arten- armuth. do) Ctenoerinusbänke. Vereinzelt in den unteren und oberen Coblenzschichten. e) Ostraeodenschiefer. Anhäufungen von Ostracoden (Primitia nebst seltenen Beyrichieen) und Brachiopoden. Nur im tiefsten Unterdevon Belgiens. III. Zweischalerfacies. Die hierher gerechneten Bildungen sind nur locale Ent- wiekelungsformen des Spiriferensandsteins und mit diesem durch ähnliehe unmerkliche Uebergänge verbunden wie Korallenkalk und Brachiopodenkalk. Die Bedeutung der Vor- kommen liegt darin, dass im Devon!) die Zweischaler wenig- stens local die Brachiopoden in den Hintergrund drängen. Hierher gehören die folgenden einzelnen Vorkommen. a) Pterinaeensandstein von Ems. (Miellen) und Grupont (Belgisch Luxemburg); obere Coblenzsehiehten mit massen- haften Pterinaeen, selteneren Gosseletien und Brachio- poden. Sandige Hamiltonsehiehten der Gegend von Albany (New York); die Aehnliehkeit der letzteren mit den geographisch und geologisch abweichenden Coblenz- schichten ist bemerkenswerth. b) Gosseletiensandstein (Goss. devonica BARROIS) aus dem oberen Mitteldevon von Asturien. 1) Schon im Obersilur Gotlands kommen Sandsteine mit Plerinaea retroflexa, Avicula und Aviculopecten vor. 285 e) Schiefer mit Myalina bilsteinensis aus dem Mittel- devon (Lenneschiefer) von Bilstein und Schwelm in West- falen. d) Porphyroidschiefer von Singhofen (Nassau) mit Avieuliden und Dimyariern. e) Schiehten vom Nellenköpfehen bei Coblenz, eine Anhäufung von Dimyariern in den unteren Coblenz- schichten. f) Sandsteinbänke mit Dolabra (?) Hardingi, Ein- lagerungen im Oberdevon von Belgien (Famennien) und Nord - Devonshire. Die bisher betrachteten Bildungen sind sämmtlich an der Küste bezw. in flachen Meerestheilen gebildet worden, die folgenden sind als Absätze einer tieferen See bezw. als pelagische Sedimente aufzufassen. Berechnungen der ab- soluten Tiefe, in weleher einzelne Schiehten abgelagert sind, halte ich vorläufig noch für wenig aussichtsvoll. IV. Hunsrückschiefer und verwandte Bildungen (etwa als Palaeoconchenfacies zu bezeichnen). a) Die Verschiedenheit der Hunsrückschiefer von der Masse des Spiriferensandsteins und die Entstehung desselben in tieferen Meerestheilen wird von allen Beobachtern hervor- gehoben. Bezeiehnend für den Hunsrückschiefer und die mit demselben vergliehenen Bildungen ist das Auftreten grosser, dünnschaliger Muscheln (Praelueina | Dalila], Puella |Panenka| Lunulicardium, Hemicardium, Cardiola). Daneben finden sich Cephalopoden (Orthoceren, Cyrto- ceren und Goniatiten) sowie Tentaculiten. Brachiopo- den stehen nach Zahl der Arten und Individuen zurück, Die Dünnschaligkeit der Bivalven ist für diese an Cephalopoden reiche Faeies bezeichnend; nur hier finden sieh die eigentüm- liehen „Palaeoconchen“, während in den Sandsteinen, den Brachiopoden- und Korallenkalken dickschaligere Muscheln (z. B. Megalodon, Myalina erassitesta und bilsteinensis, Pteri- naea, Gosseletia) vorwiegen. Die Hunsrücksehiefer im engeren Sinne sind besonders durch die locale Anhäufung der in anderen palaeozoischen 286 Bildungen seltenen Seesterne und Crinoiden gekennzeichnet. Ein in mancher Hinsicht vergleichbarer Horizont der Pyre- naeen (Schiefer von Cathervieille) ist besonders durch Trilo- biten wie Thysanopeltis, Dalmanites, Phacops fecundus u. a.) ausgezeichnet; Vertreter der beiden letzteren Gruppen kommen auch am Rheine vor. b) Tentaeulitensehiehten. Auch die dureh das Vor- kommen von Orthoceren ausgezeichneten Tentaeulitenschiefer, welche im reehtsrheinischen Mitteldevon, in Thüringen (Knollenkalk des oberen Unterdevon), Böhmen (G,, mit zahl- reichen Goniatiten) im Unter- und Oberdevon von New York (Tentaeulitenkalk) und am Bosporus eine wichtige Rolle spielen, sind am besten hier anzuschliessen. Ueber ihre pela- sische Entstehung hat wohl nie ein Zweifel bestanden. Es sei ‘daran erinnert, dass die Tentaeuliten und Styliolen der in Rede stehenden Schiefer von den im Spiriferensandstein vorkommen- den Arten!) durchaus verschieden sind. Die schwarzen Kalk- linsen der Nassauer Schiefer mit den Wissenbacher Gonia- titen und Trilobiten sind sehon eher in die folgende Gruppe, die eigentlichen Cephalopodenschichten, zu stellen. e) Endlich schliessen sich die schwarzen, in mancher Hin- sicht eigentümlich entwickelten Plattenkalke der böhmischen Stufe F, und der Harzgeröder Ziegelhütte am besten hier an. (Noväk, zur Kenntniss der Etage F f,, Prag 1886.) Das massenhafte Auftreten von dünnschaligen Palaeoeonchen, Ce- phalopoden (Orthoceras, Cyrtoceras, erstes Vorkommen von Gyroceras), die Häufigkeit von Tentaeuliten (Tent. acuarius) und Trilobiten erinnern durchaus an die vorher erwähnten Faeies. Sehr bezeichnend für den Tiefseecharakter der böh- mischen Bildungen ist endlich noch die Anhäufung von Hexaec- tinellidennadeln (Acanthospongia), welche ganze Schichten zu- sammensetzen, erwähnenswerth die etwas grössere Häufigkeit kleiner Brachiopoden. Das Auftreten des eigentümliehen Capulidengeschlech- tes Hercynella sowie das Fehlen der Goniatiten in F, sind ') Der die Basis des Lower Helderberg bildende Tentaeulitenkalk dürfte zu dieser letzteren Gruppe gehören und — entsprechend dem Charakter der unmittelbar angrenzenden Schichten — im flachen Meere abgelagert sein. 287 als Merkmale von stratigraphischem Werthe anzusehen. Die in facieller Hinsicht verschiedenartig gedeuteten Posidonien- sehiefer des Culm stehen ebenfalls den besprochenen Bil- dungen nahe und dürften in tieferen Meerestheilen abgelagert sein. In diesem Zusammenhange könnten auch die zweifelhaften Graptolithensehiefer des Harzes erwähnt werden. V. Die Greifensteiner Facies wurde oben ausführlicher besprochen. Das Vorwiegen von den (im Devon sonst niemals massenhaft vorkommenden) Trilobiten, sowie von bestimmten glattschaligen Brachiopoden, ferner die Vergesellschaftung von Goniatiten, Orthoceren, Urinoiden, Tief- seekorallen und Tentaeuliten sind bezeiehnend; kleine Gastro- poden und Zweischaler sind selten. Ausser den erwähnten unterdevonischen Vorkommen von Greifenstein, Cabrieres, Ko- nieprus und Michailowsk dürfte der Rotheisenstein von Brilon und vom Büchenberg bei Wernigerode hierher zu rechnen sein (ob. Mitteldevon). Derselbe zeigt einige Anklänge an die gewöhnlichen Brachiopodenkalke. VI. Die Cephalopodenschichten zeigen trotz mancher petrographischer Verschiedenheiten grosse faunistische Uebereinstimmung. Cephalopoden sind unbe- dingt die herrschende Thierklasse und das Vorwiegen der einen oder anderen Gruppe (Orthoceratiten, Goniatiten oder Clymenien) ist wesentlich von dem Alter der betreffen- den Schichten abhängig. Daneben finden sich Zweischaler (Cardiola retrostriata, Posidonia venusta und Lunulicardium) und Riffkorallen (Petraa, Cladochonus, Amplexus, durch Häufigkeit in verschiedenen Oberdevon-Horizonten ausgezeich- net), seltener Trilobiten (Trimerocephalus), Brachiopoden (Ca- merophoria häufig in einzelnen Goniatitenschiefern) und Gastro- poden. Ein weiteres Vorwiegen der dünnschaligen Muscheln bedingt ein Hinneigen zu den, unter IV beschriebenen Faecies- bildungen; die schwarzen oberdevonischen Knollenkalke von Altenau (Harz), Wildungen und Cabrieres, die Knollen- kalke von Hlubocep und Hasselfelde mit zahlreichen Arten von Puella |Panenka| und Regina |Kralowna] stehen genau 288 in der Mitte und würden, falls dies noch nöthig wäre, die pelagische Entstehung der „Palaeoeonchen-Facies“ erweisen. Wesentlich nach petrographischen Gesichtspunkten lassen sich die nachfolgenden Subfaeies unterscheiden: a) Bunte Cephalopodenkalke; diehte, meist roth ge- färbte, vielfach eisenhaltige Plattenkalke mit wohl erhaltenen Uephalopoden. Unteres Oberdevon: Martenberg und Cabrieres, Eisenkalke und Rotheisensteine von Dillenburg. Mittleres Ober- devon: Cabrieres. Clymenienkalk: Ebersdorf in Schlesien, Fiehtelgebirge (Mehrzahl der Fundorte), Gross-Pal, Naples- Beds von New York. b) Kramenzelkalke. Bunte und graue Knollen- oder Nierenkalke mit sehleeht oder nur einseitig besser erhaltenen Steinkernen. Unterdevon: Karnische Alpen. Unt. Oberdevon: Saalfeld in Thüringen. CUlymenienkalk: Mehrzahl aller Fund- orte (Cabrieres, Enkeberg, Wildungen ete.). ec) Cephalopodenschiefer und -Mergel, fast stets dun- kel gefärbt, mit Versteinerungen in Eisenkies-Erhaltung. Die Goniatiten, Gastropoden und Brachiopoden sind fast sämmtlieh dureh geringe Grösse der Individuen ausgezeichnet. Mittel- devon: Orthocerasschiefer der Rheinlande und des Harzes. Unteres Oberdevon: Büdesheim, Cabrieres, rothe Schiefer von Torquay. Mittl. Oberdevon: Nehden, Cabrieres, Keronezee bei Brest. Diese Facies geht ohne schärfere Grenze in die Ten- taeulitenschiefer über, (denen Orthocerasschiefer und Kalk- linsen eingelagert sind). Ebenso stellen die in Nassau, Thüringen und Süddevonshire mächtig entwiekelten Cypridinenschiefer des Oberdevon nur eine besondere Ausbildung dar, oder genauer gesagt, sowohl die Nehdener Goniatitenschichten als die Kramen- zelkalke (z. Th.) sind nur Einlagerungen der Cypridinenschiefer. d) Die schwarzen schiefrigen Kalke mit Kalk- knollen, welche durch Häufigkeit der Goniatiten und dünn- schaligen Muscheln ausgezeichnet sind, schliessen sich eben- falls hier an. (Unt. Oberdevon von Südfrankreieh und West- deutschland. VII. Die Old Red Sandstone -Facies, ein Absatz aus riesigen Binnenseen mit Panzerfischen, Land- pflanzen, Eurypteren und Anodonta-ähnlichen Zweischalern sei 289 endlich . zur Vervollständigung der Uebersicht erwähnt; ein mariner Ursprung derselben ist unwahrscheinlieh. Einem ersten Versuche, wie dem vorliegenden haften natürlich eine Reihe von Unvollkommenheiten an. Vor allem ist, wenn irgendwo so hier die systematische Eintheilung cum grano salis aufzufassen. Wie auf dem Grunde der heutigen Meere die verschiedenen Sedimente und die Absätze ungleieher Meerestieten in einander übergehen, ebenso war es auch in der Vorzeit der Fall. Man muss sich somit stets darüber klar bleiben, dass die aufgezählten Typen nur eine relative Bedeutung besitzen. Es liesse sich z. B. wenig dagegen einwenden, wenn man die Palaeoeonehenschiehten und die Greifensteiner Faeies den Cephalopodenbildungen, die Zweischalerschichten dem Spiri- ferensandstein unterordnen wollte. Der unmerkliehe Uebergang von Korallen- und Brachiopodensehichten wurde bereits betont. Trotzdem zeigen, wie in den petrographischen Reihen, so aueh hier die Endglieder bedeutsame Unterschiede. Gewissermassen die Probe auf die Richtigkeit der gemachten Unterscheidungen würde durch die Wiedererkennung derselben innerhalb eines andersgearteten geologischen Bereiches gemacht werden können. Die alpine (mediterrane) Entwiekelung des Lias enthält ganz ähnliche Facies wie das Devon. Die geschiehteten und massigen Korallenriffkalke (I) sind am Rofan und Sonnwendjoch petrographisch sehr ähnlich entwickelt. Die im flachen Meere gebildeten Brachiopoden- und Zwei- schalerbänke der Grestener Sehiehten sind unseren gleieh- namigen Gruppen II und III vergleichbar; auch die „Grauen Kalke“ von Südtirol zeigen entferntere Beziehungen. (Doch ist den genannten Bildungen der litorale Charakter viel schärfer aufgedrückt als den devonischen, in einem flachen, ausgedehnten Meere zum Absatz gelangten Sedimenten.) Am deutliehsten ist die Uebereinstimmung bei den Cephalopodenbildungen ausge- prägt. Die „bunten Cephalopodenkalke“ sind eine von WÄHNER!) für die tiefsten Adneter Schichten (und die Hallstätter Kalke) aufgestellte Facies-Bezeiehnung, die, wie mir die Untersuehung !) Zur heteropischen Differenzirung des alpinen Lias. Verhandl. d. geol. Reichsanstalt 186, 7, 8. Frech, Die Karnischen Alpen. 19 290 des typischen alpinen Vorkommens erwies, ohne weiteres auf die Devonkalke übertragbar ist. Die Kramenzelkalke entsprechen den eigentlichen Adneter Knollenkalken (und den Pötschen- kalken der norischen Stufe), die Cephalopodenmergel endlich den Fleekenmergeln des Allgaü. Die letzteren gelten allgemein als Absätze eines tieferen Meeres, die Knollenkalke mit Cephalopoden werden von Mossısovics als umgelagerte Seichtwasserbildungen sedeutet, während WÄHNnER mit Recht darauf hinwies, dass die Oberseite der Adneter Ammoniten stets corrodirt oder auch gänzlich zerstört sei. Er schloss daraus auf eine chemische Zersetzung des Gehäuses, welche nur in grösseren Meerestiefen vor sich gehen könne. Auf eine Vergleiehung der Greifen- steiner Facies mit den Hierlatzkalken verweist schon die über- raschende Aehnliehkeit des Gesteins. Brachiopoden, und zwar hier wie dort stark variirende Formen, herrschen in beiden Faeies vor; Cephalopoden und Gastropoden treten wesentlich zurück, bilden aber doch einen eharakteristischen Bestandtheil der Fauna. Der Hauptunterschied zwischen der eigentlichen Ce- phalopodenfacies sowie den Hierlatz- und Greifensteiner Kalken besteht in der geringeren Häufigkeit der Cephalopoden. Das eigentümliche Vorkommen des Hierlatzkalkes in Klüften und Taschen des rhaetischen Dachsteinkalkes hat sich zwar bei der Greifensteiner Facies nieht nachweisen lassen; aber eine Aehnlichkeit besteht insofern, als aueh die letztgenannten Ab- lagerungen überall geringe Ausdehnung besitzen und vollkommen aus organischen Resten zusammengesetzt sind. Am Pie de Ca- brieres, wo ausgedehntere Aufschlüsse zu beobachten sind, be- steht leider die Masse des Gesteins aus schichtungslosen, ver- steinerungsleeren Kalk; es muss unentschieden bleiben, ob die Versteinerungsanhäufungen Ausfüllungen von Klüften oder nieht- umgewandelte Partien innerhalb einer durch Gebirgsdruck krystallin gewordenen Masse sind. 4. Stratigraphische Vergleiche. a) Das Grazer Devon. Ueber die Altersstellung des Grazer Devon habe ich vor oO kurzer Zeit einige Mittheilungen veröffentlicht, in denen ausge- führt war, dass der Kalk von Steinbergen durchaus dem Clymenienkalk entspricht und dass der von STACHE ver- schiedenen Horizonten zugeteilte Korallenkalk dem Mittel- devon allein gleich zu stellen ist. Der Kalk des Hochlantseh (an dessen Untersuchung ich durch schlechtes Wetter verhin- dert war), wurde dort in Uebereinstimmung mit Herrn Professor HoErnes dem Korallenkalk zugetheilt. (Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark für 1587.) Be- merkenswerth ist bei dieser Altersdeutung die Rückkehr zu den früheren, wesentlich auf F. Rormers Bestimmungen be- ruhenden Ansichten über das Grazer Devon. Seitdem hat K. A. PzxzcKe durch palaeontologische Unter- suchungen sowie durch geologische Beobaehtungen die Kennt- niss des Mitteldevon in erfreulicher Weise erweitert. (Dieselben Mittheilungen für 1887, S. 17.) Zu den wiehtigeren Ergebnissen gehört die Auffndung von Calceola sandalina auf der Tyrnauer Alp, sowie der Nachweis, dass der Hochlantseh- kalk nieht mit dem Korallenkalk der näheren Umgegend von Graz zu vereinigen ist, sondern dem höheren Mitteldevon entsprieht. Stringocephalus Bartini ist jedoch nicht gefun- den worden. Die Gliederung des Grazer Mitteldevon und die Verthei- lung der wiehtigeren Versteinerungen sind auf der nachfolgen- den Tabelle dargestellt. Die beiden Columnen rechts ver- anschaulichen die Altersdeutung PENECKE’S und meine in einem Punkte abweichende Auffassung. K. A. PENECKE rechnet die Kalke mit Heliolites Barrandei, d.h. den eigent- lichen (historischen) Korallenkalk der Umgegend von Graz zum oberen Unterdevon, weil die darüber liegenden Kalkschiefer und Calceolakalke angeblich die Fauna des tiefsten rheinischen Mitteldevon enthalten. Derselbe hat hierbei die Zusammenstellungen unberücksichtigt gelassen, welche E.KAYsEr und ich für die verticale Vertheilung der Brachiopoden und Korallen des rheinischen Devon gegeben haben. Hiernach ent- spricht die Fauna der alpinen Calceolakalke nicht den westdeutschen Calceolaschiehten in toto sondern nur deren oberstem Theile. Von den namhaft gemachten Ver- steinerungen kommen (yathophyllum planum, Endophyllum elongatum und Favosites polymorphus erst von den oberen Caleeolaschichten, Sperifer undiferus erst von der Urinoiden- 19* 292 schicht an aufwärts vor; auch Helolites porosus und Penta- merus globus haben ihre Hauptverbreitung erst von den oberen Caleeolaschichten an und finden sich tiefer nur als grosse Seltenheit. Die in der Tabelle nieht nummerirten Versteine- rungen sind allgemein verbreitet. Ebensowenig spricht die z. Th. recht eigenartige (Penta- merus Petersi und Clari) Fauna der Barrandeischiehten für eine Zureehnung zum Unterdevon. Die im Verzeiehniss PE- NECKES mit 1—8 bezeichneten Arten sind sämmtlich nur aus dem Mitteldevon bekannt, so vor allem Spirifer spe- ciosus, die Gattung (upressocrinus und Orthoceras victor BARR.; auch die Zone G,, der die letztgenannte Art entstammt, wird jetzt fast allgemein zum Mitteldevon gerechnet. Als unter- devonische Typen sind nur die zweifelhaften und schlecht er- haltenen Dalmaniten zu nennen. Vier weitere von mir bestimmte mitteldevonische Arten (so Cyath. Lindströmi) scheint PENECKE für abweichende neue Formen zu halten. Ein endgiltiges Urtheil hierüber ist selbstverständlich vor dem Erscheinen der Abbildungen unmöglich. Doch habe ich mich an einer Art (Oyath. Frechi PENECKE, die wir gemeinsam am ÖOsternigg sefunden haben) überzeugt, dass PENECKE den Artbegriff zu enge fasst. Die genannte Koralle stimmt vollkommen mit Oyath. vermieulare var. praecursor Frecu überein. Wenn die abweichenden Formen 1. e. als „Stammformen“ mitteldevonischer Arten angesehen werden, so kann man an Stelle dieses Aus- druekes mit demselben Rechte „vieariirende Formen“ einsetzen. Die Berufung PEnEcKES auf die ebenfalls gemeinsam ge- machte Entdeckung des Vorkommens von Heköolites Darrandei bei Vellach in den Karawanken ist ohne überzeugende Kraft. Allerdings befinden sich die Kalke mit Heliolites barrandei hier im Liegenden der Riffmassen, welche Alveolites suborbi- cularis führen und dem Stringocephalenkalk entsprechen; doch ist die Stellung der F-Kalke mit Spirifer secans, Bronteus transversus, welehe nach PENECKE das unmittelbare Liegende des Barrandei-Horizontes bilden sollen, einigermassen unsicher. Denn die genannten F-Versteinerungen sind bisher nur in losen Blöcken gefunden worden. Hingegen erscheint an der frag- lichen Stelle — wahrscheinlich unmittelbar im Liegenden der Barrandei-Kalke — ein Crinoidenkalk mit Phacops Unterdevon tschrift d. deutschen geolo böhmisehen i oberen dem ‘ht. (Vgl. oben und Ze der Sternbergt, or oO weisen “= pric (G,) ents Die Verhältnisse von Vellach « also grade die Unriehtigkeit der Ges. 1887. 8. 670.) CKES. N N Ansehauungen PknI N LI IOPOIYIS OBLIUIS (g pın 9 HAaNVMMuVe 9489IU9PIOULL,) sooyuj]) I = UOAOPIO} 9FNISFIWOLOT - NZIENO) UOA9PASJUN) -Uuf] SOIOJUu[) SBgBIe 2n) SNOUDUDT "1S4079] : "0 = MP HANVUUVe SmaumjuaT Pypoaumıpg 79 DWMosupdanm] „nyuoonyd naodonn)“ opunaımg soyyonar] sounmm nıodopny ") warıquaauos9 naodoywiun -[e/) 910Juj)] -U/] PIC ag AMSOAD,T'G‘ Teils 1) A1PWAIO 0.9 'snnymaD4 sopısoan, Jg unpnonaqum Yu (zei) UOA NEM snpulyıogdaggs y "ds sman.«osso.4dn,) ’g -U9TEAON) Ppundamg “07900 SDAI0JıQ "z snsonads “ofınds 'T Jo SPP YUOZLIOH uoroTOSL[O99 | %)— UOA9P.IO} SOJUOZLIONTOPURA uorgorgdS — -1eg] SOp ryLıe‘ Top ur ‘sopsoan, T ayamıg | NEINEJNER -snyesnlLım)) Bumle a IE SL NIEREN SAU Z B JLTU a DBuojo wunypiiydopuzg 'snsos0odsa7omaFT -UE SPP AOJ9Tyasy[e -P f pr ED summarq.ogns sap DouoEpEn -ooay ‘smusolongng naodopny “umsopnasoa -U9PIOULK) TOMPIPS — zunpfydızsh/) ‘snso4od sayyoyorf uryopuns A un soh.adg p "snydaomkjod sosomt 'G “wuny»buop ydopuzg 'z wnunyd yppA) T Y ONTEI-BJO9L) -Bjooape) PP) sngopb snuwnpwag "< ‘snualıp USIIIAS-SHEUAH90SUL.US wunammmoßrıppnb wenyyhydopk) yıu yeyyostuejy2oH 9yoWT LWAPPIO FPIO nsomods “nyoynpun *nymbraon] pımauk)) Yu yeyuoruourk],) HOT YOBU AMOANAT YPRu UOSUMIIUTOISIO A OSTLTOL AM 9JUOZLIOH UOSUNNOLT 294 b) Vergleieh mit Böhmen. Die devonischen Korallenriffe der Ostalpen stimmen in Bezug auf die Entwickelung der Fauna und Facies vollkommen mit den weissen Kalken von Konieprus überein; allerdings besitzen die letzteren viel geringere Mächtigkeit und sind auch in ihrer stratigraphischen Stellung auf den oberen Theil der Stufe F, beschränkt (der untere Theil wird von rothen Platten- kalken der Greifensteiner Faeies eingenommen). Bei einem Vergleich der vorliegenden böhmischen und ost- alpinen Fauna ist selbstredend davon auszugehen, dass die erstere bei weitem eingehender erforscht ist und dass somit das Fehlen einzelner Gruppen in den Ostalpen auf die Lücken- haftigkeit unserer Kenntnisse zu schieben ist. Ferner sind die Gastropoden, Crinoiden und Korallen der Prager Gegend noch nieht bearbeitet worden. Es bleiben also für den eingehen- deren Vergleich Trilobiten, Zweischaler und Braehiopoden übrig, deren Uebereinstimmung in Bezug auf Gattungen und die Mehrzahl der Arten augenfällig ist. Das Vorkommen neu- artiger Formen in den Alpen ist selbstredend anders zu beur- teilen wie der umgekehrte Fall; aber auch in dieser Hinsicht sind die Abweichungen gering: Bezeichnenderweise hat die eine der eigentümlichen Gattungen, das Atrypidengeschlecht Aar- pinskia TSCHERNYSCH. seine Verwandten im Ural, die andere, Myalinoptera Frecn (zu den Avieuliden gehörig) in Nordfrank- reich. Amphicoelia, deren nächste Verwandte im amerikanischen Obersilur leben, ist in Europa anderweitig nicht gefunden worden. e) Nordfrankreich. Die Unterdevonkalke von Nordfrankreich stellen in faeieller Beziehung die Mitte zwischen den Harzer und den böhmischen Vorkommen dar. Das Devon der Loire-Infer- ieure ist durch BArRoIS in einer geradezu mustergiltigen Loeal- monographie!) genauer untersucht worden und besteht aus einer ca. 1000 m. mächtigen Masse von Thonschiefern, welcher Kalkbildungen von verschiedener Dieke und verschiedenem Alter (Unter- bis Oberdevon) eingelagert sind. Die in erster Linie bedeutsamen Unterdevonkalke sind in drei palaeontologisch ') Faune du cealcaire d’Erbray, Lille 1889. 295 unterscheidbare Zonen gegliedert und besitzen eine Mächtigkeit von über 100m. (während die Kalklinsen des Harzes selten mehr als 10 m. erreichen und stets rasch auskeilende, linsen- förmige Massen darstellen). Der Charakter der Fauna innerhalb des Unterdevon- kalkes ähnelt nach der Beschreibung von BArRoIS am meisten dem der Vellacher Gegend: Crinoidenbreeeien wiegen vor, in anderen Bänken gewinnen Brachiopoden, Korallen oder Bryozoen die Oberhand (letztere sind in den Alpen sehr selten, bei Konieprus hingegen sehr häufig). Stets ist in einer bestimmten Bank eine Thiergruppe durch besondere Häu- figkeit ausgezeichnet. Eigentliche Korallenriffe werden nicht beobachtet. Nach der Tabelle sind die Riffkorallen in der unteren Zone am häufigsten und treten in der mittleren mehr zurück. Hier (und in der oberen Abhebung) findet sich die sonst für Cephalopoden- Facies bezeiehnende Gruppe des Orthoceras (Jovellanta) trian- gulare (G,, Hasselfelde, Bieken). Im übrigen stellen die oben (5.274) bei der Schilderung der Korallenfaeies genannten, bei Konieprus, in den Alpen und im Harz häufigen Brachiopoden und Gastro- poden den Hauptbestandtheil der genannten Fauna dar. Die geographischen Unterschiede sind im Allgemeinen unbe- deutend. Die glatten von Erbray beschriebenen Terebratuli- den Centronella und Uryptonella sind in Böhmen wahrschein- lieh unter anderen Gattungsnamen (vor allem wohl unter dem eigentümlichen Colleetivbegriff Merista BARRANDE non auet.) versteekt geblieben. Die möglicherweise hierher gehörenden Kärntner Brachiopoden sind ungünstig erhalten. Die in sehönen Exemplaren abgebildete Meganteris ver- breitet sieh bis zum Ural, fehlt aber inBöhmen und Kärn- ten. Die eigentümliche Avieulidengattung Myalinoptera ist bisher aus Böhmen und dem Ural noch nicht beschrie- ben worden. Die einzigen, dem Westen eigentümlichen Formen scheinen die gerippten, stark verbreiterten Athyrisarten (Gruppe der Ath. Ezgquwerra) zu sein; doch finden sich diese als Sel- tenheit wenigstens in den westdeutschen Coblenzschichten; auch Athyris Campomanesi (Wolayer Thörl) dürfte hierher ge- hören. Dagegen ist das Fehlen der Zweischalergattungen Puella (= Panenka) und Cardiola erwähnenswerth. 296 In stratigraphischer Hinsicht deutet BArroIs — wesentlich auf Grund palaeontologischer Analogien — die Kalke von Er- bray als tiefstes Unterdevon. Eine besondere Wichtigkeit wird hierbei dem Vergleich von Spirifer Decheni Kays. mit Sp. primaevus Kocu beigemessen. (S. 275). BARRoIS geht von der unrichtigen Annahme aus, dass der Spirifer Decheni der Wieder Schiefer auch im Taunusien vor- käme.!) Vielmehr bildet Sp. Dechen:t die Zwischenform von Sp. primaevus (tieferes Unterdevon) und Sp. eultrijugatus (unt. Mitteldevon), sprieht also grade für ein intermediäres Alter der Kalke von Erbray. Auch der I. e. genannte Spörifer Davousti kommt anderwärts im oberen Unterdevon vor. Ebensowenig könnten etwa die beiden von Erbray beschriebenen ? Herey- nellen für die Horizontirung als tieferes Unterdevon angeführt werden, da dieselben wohl besser als Platycerasarten von flacher Form zu bestimmen sind. Auch führt E. KAyYsEr neuer- dings Hercynella aus dem Mitteldevon von Günterod an. Grösseren Werth als auf die einzelnen Arten legt BARROIS mit Reeht auf die Uebereinstimmung der Fauna von Erbray mit dem unteren Wieder Schiefer, den er im Sinne der älteren, später verlassenen Anschauung als tiefstes Unterdevon deutet. Der Hauptquarzit soll den Coblenzschiehten im Ganzen und die unteren Wieder Schiefer dem tiefsten Unterdevon (Gedinnien) entsprechen. Jedoch ist das Liegende der Coblenzsehichten nicht das Gedinnien, sondern die Siegener Grauwacke und der Hauptquarzit entsprieht nicht den gesammten Coblenzsehichten sondern nur dem allerobersten Theile derselben. Man wird somit ‘schon auf Grund dieser Erwägung die unteren Wieder Schie- fer und die Kalke von Erbray etwa mit den unteren Cob- lenzsehiehten bezw. mit dem unteren G oder dem oberen Unterdevon von Vellach vergleichen können. Seither ist aueh OEHLERT?) auf Grund eingehender strati- graphischer Beobachtungen zu einer übereinstimmenden Auf- ') Spirifer Beaujani BECLARD aus der Siegener Grauwacke (= Tau- nusien) von St. Michel in Belgien stimmt nicht, wie BARROIS annahm, mit Spirifer Decheni, sondern — wie ich durch Untersuchung der Original- exemplare von BECLARD feststellen konnte — mit Spirifer primaevus überein. 2) Sur le Devonien des environs d’Angers, Bull. soc. g&ol. de France [3], t. 17, p. 742. 1890. 297 fassung über das Alter des Kalkes von Erbray gelangt. Die Kalkfaeies unterliegt nach ihm kleineren Schwankungen in ihrer stratigraphischen Stellung und geht auch in noch höhere Sehiehten des Unterdevon hinauf, da z. B. bei Laval der Kalk von Erbray im Hangenden der Schichten mit Athyris undata auftritt. Die folgende kleine Tabelle giebt der neueren Auffassung Ausdruck. Böhmen Harz Kalk von Erbray (Loire Inferieure), St.Malö und = Intere Fourneaux (Angers) Un c 2 > k x rn 4 \ 2 N X re Goble 5 Chassegrin (Sarthe) St. Untere Coblenzstufe 2 Wieder (Germain le Fouilloux ‘chi (Mayenne) | Schiefer Sandstein von Gahart Siegener @meracke) mit „Taunusien* | Taunusquarzit und | | Orthis Mounieri Hunsrückschiefer Tanner = Grauwacke Quarzit von Plougastel| Gedinnien | Aeltere Taunusge- steine In Bezug auf die Stellung des böhmischen „Hereyn“ be- steht immer noch eine Meinungsverschiedenheit zwischen deut- schen und französischen Forschern; F, G, H soll auch nach ÖEHLERT'S Ansicht ganz oder zum Theil dem „Silurien“ er- halten bleiben. Der Einwand, den derselbe gegen die in Deutschland herrschende Auffassung macht, ist allerdings leicht zu wider- legen: Der französische Forscher vermisst in Böhmen die Aequivalente für die mächtigen und palaeontologisch wohl charakterisirten Sandsteine von Gahart und die Quarzite von Plougastel. Wenn jedoch, wie ÖEHLERT selbst nachgewiesen hat, die Erbray-Kalke dieselbe hohe Stellung im Unterdevon einnehmen, wie die Wieder Schiefer, so vertritt naturgemäss die böhmische Stufe F die nordfranzösischen Quarzite und Sand- steine. Die Faeiesentwickelung ist allerdings ungemein ver- schieden. d) Vergleich mit den Wieder Schiefern des Harzes. Bei einem Vergleich mit den Kalken der unteren Wieder Sehiefer im Harze ist darauf Rücksicht zu nehmen, dass in 298 der Monographie Kaysers die Grundfrage der Zugehörigkeit zum Silur oder Devon im Vordergrunde stand und dass somit den verschiedentlichen faciellen und stratigraphischen Ver- schiedenheiten der einzelnen Kalklinsen nieht hinreichend Rech- nung getragen werden konnte. Auch abgesehen von den Haupt- gruppen der Graptolithenschiefer, Brachiopoden- und Gephalopodenkalke lassen sich noch verschiedenartige Un- terscheidungen machen. Betreffs der erstgenannten Bildungen ist daran zu erinnern, dass Graptolithen — abgesehen von einem in Böhmen an der unteren Grenze von F, gefundenen Reste und einem ebenfalls ver- einzelten Exemplar in der Lower Helderberg group!) — inanderen Devon-Gebieten niemals in grösserer Zahl aufgefunden sind. Die Harzer Graptolithen, welche eine vollständige kleine Fauna darstellen, werden — was das Auffallende ihres Erscheinens noch vermehrt — von der oberen Grenze des Unterdevon ange- führt. Von englischen und schwedischen Forsehern wurden der Annahme eines devonisehen Alters der Graptolithen bisher nur Zweifel entgegengebracht. Unter den Cephalopodenkalken sind drei Gruppen zu unterscheiden: a) Die Plattenkalke von Hasselfelde mit ihrer mittel- devonisehen Fauna, die zwischen G, (Prag) und Wissen- bach vermittelt. b) Die Kalke von Joachimskopf bei Zorge und Spra- kelsbach mit Aphyllites zorgensis A. RoEM. sp. (= Go- niatites evexus Kays. non BucH = Gon. fecundus BARR. ex parte) einer Art des oberen Unterdevon Böh- mens (G, @)). e) Die schwarzen Kalke der Harzgeröder Ziegel- hütte ohne Goniatiten, aber mit zahlreichen Or- thoceren (darunter Orthoceras dulce BARR. aus E,), Hereynellen und Praelueinen (= (ardiola bei Kays- — Praelucina + Dalila bei BARR.). Sehon KAYsEr wies auf die Aehnlichkeit dieses Fundortes mit den schwarzen Plattenkalken von Butowitz (F,) hin, welche !) Dieses von Herrn Prof. BEECHER in New Haven gefundenes Stück ist noch nicht näher bestimmt. 299 dieselben Thiergruppen enthalten. Es ist nicht sicher, dass diese Schiehten auch wirklieh die ältesten versteinerungsfüh- renden Bildungen der Wieder Schiefer sind; aber die Wahr- scheinliehkeit spricht dafür. Der Brachiopodenfaeies gehören die meisten Kalkvor- kommen des Harzes an und zeigen, soweit diese vorherr- schende Thierklasse in Betracht kommt, grosse Aehnlichkeit mit den Koniepruser Riffkalken (oberer Theil von F,): Ge- rippte Rhynehonellen, Spiriferen und Pentameren wiegen durchaus vor, während die bezeiehnenden Vertreter der reifensteiner Fauna so gut wie gänzlich fehlen; nur Phacops feeundus besitzt einige Verbreitung. Auch Riffkorallen kom- men, wenn auch nieht besonders häufig, an den Hauptfundorten der Brachiopodenkalke vor: Mägdesprung, Schneekenberg, Zorge und Radebeil. Die unter verschiedenen, meist aus anderen Gründen hinfälligen (Dania) Namen beschriebenen Ta- bulaten Dania, Emmonsie und Deaumontia gehören sämmt- lieh in die Gruppe des Favosites Goldfussi.‘) Eigentliehe Korallenkalke fehlen hingegen und damit auch die grossen diekschaligen Gastropoden wie Tremanotus, Pleurotomarta, Bellerophon, Loxonema. Formen aus der Verwandtschaft des Platyostoma naticopsis finden sieh hier wie bei Vellach auch in Braehiopodenkalken ohne Korallen; die Harzer Arten Platy- ostoma naticoides und Giebeli vertreten die böhmisehe Platy- ostoma naticopsis var. gregaria BARR. sp.?) (= Natica gregaria BARR.). Unter den Braehiopodenkalken nimmt der Scheerenstieg bei Mägdesprung eine etwas vereinzelte Stellung ein. Die Riffkorallen fehlen gänzlich; dafür findet sich allein hier ') Petraia findet sich auch hier im Cephalopodenkalke (Sprakels- bach. 2) Die sonstigen Platycerasarten finden sich in den Korallenschichten, den Brachiopodenkalken und in der Greifensteiner Faeies. Ihre Häufigkeit im „Hereynischen“ Unterdevon ist bemerkenswerth, aber vielfach, besonders von BARROIS überschätzt worden. Platycerasarten finden sich z. B. in den Grauwacken der unteren Coblenzstufe, im oberen Mitteldevon von Cabrieres und im Mitteldevon der Eifel recht häufig; in der Crinoidensebicht bei Gerolstein erscheinen diese Formen in solcher Masse, dass man diese Schichten mit demselben Rechte wie das Hereyn als „Capulien“ bezeichnen könnte, 300 Meganteris; auch Dalmanites (Odontochile) tuberceulatus A. RoEMER ist beinahe auf dieses "Vorkommen beschränkt. Beide Thiere deuten auf höheres Unterdevon: Odontochile kennzeichnet vor allem die Stufe G, und Meganteris findet sich am Rhein nur in den Coblenzschiehten. Doch soll nieht behauptet werden, dass diese Schichten einen von den übrigen verschiedenen Horizont einnehmen. Auch für die normalen Brachiopodenkalke ergiebt sich aus den oben geäusserten all- gemeinen Gründen eine Stellung im oberen Unterdevon (G,); der Umstand, dass die Fauna mehr an F als an G erinnert, ist ebenso zu erklären, wie der Charakter der Vellacher Kalke mit Phacops Sternbergi: In den Karawanken wie am Harz erscheint die für das böhmische F» bezeiehnende Fa- cies in höheren Schichten. Auch die Unterschiede der typischen Brachiopodenkalke (mit Favositen) und der Cephalo- podenschichten von Sprakelsbach und Joachimskopf (am letz- teren Orte kommen daneben auch Brachiopodenkalke vor), können recht gut durch die Annahme heteroper Verhältnisse innerhalb des oberen Unterdevon erklärt werden. Hingegen ist für die Vorkommen von Hasselfelde und Harzgerode eine höhere beziehungsweise tiefere stratigraphische Stellung sehr wahrscheinlich. e) Vergleich mit dem Unterdevon des Ural. Im Ural entsprechen, wie die vortreffliehen Arbeiten von TSCHERNYSCHEW zeigen, die Kalksteine der oberen Belaja der Stufe F, und den Korallenkalken der Karnischen Alpen. Die Faciesentwiekelung erinnert am meisten an die ver- einzelt bei Vellach vorkommenden korallenarmen Brachiopoden- kalke. Auch am Ural finden sich neben spärlichen Riffko- rallen die bezeiehnenden Brachiopodeu der Korallenfaeies, die gerippten Rhynehonellen und Spiriferen, Pentamerus optatus, eine Localform des Pentamerus acutolobatus, Strophomena Ste- phani, ein Verwandter von Streptorhynchus distortus, ausser- dem zahlreiche grosse Gastropoden, u. a. Trochus pressulus TSCHERN. sp., Platyostoma und Polytropis („Turbo“ laetus BARRANDE vom Ural ist eine vieariirende Form von „Uyelo- 501 nema“ Gauilleri, welehe Art bei Erbray und am Wolayer Thörl vorkommt). Bemerkenswerth ist das (im Westen nieht beob- achtete) Zusammenvorkommen von Hereynella mit den genannten Brachiopoden und Gastropoden. Orthoceren scheinen am Ural etwas häufiger zu sein als es sonst in derartigen Faciesbildungen der Fall zu sein pflegt; 'Trilobiten treten vollkommen zurück. Das unterge- ordnete Vorkommen der Greifensteiner Facies wurde sehon er- ‚ähnt. X. KAPITEL. Das Carbon. Die Diseordanz, welche in Nordeuropa, Südfrankreieh und Spanien das obere Carbon von den tieferen Schichten scheidet ist auch innerhalb der Karnischen Alpen in ausgesprochenstem Maasse vorhanden. Nach der Ablagerung der älteren Stein- kohlensehiehten erfolgte eine Faltung und Aufwölbung der ge- sammten älteren Bildungen; die beiden Carbon-Abtheilungen sind somit am leiehtesten und einfachsten nieht dureh die, in dem Unterearbon nur spärlich auftretenden Versteinerungen, sondern dureh die Lagerungsverhältnisse zu untersehei- den. Wenngleich die oberearbonischen Bildungen von zahl- reiehen Brüchen, Abbiegungen und Knickungen durchsetzt sind, so ist doch die Lagerung der petrographisch überaus mannigfachen Schiehten flach (Taf. XVI) oder unter geringen Winkeln geneigt, nur ausnahmsweise (Garnitzenhöhe) steil auf- geriehtet; die unteren earbonischen Bildungen stehen hingegen mit geringen Ausnahmen saiger. Der scharf ausgeprägten Diseordanz entsprieht die Ver- sehiedenheit der organischen Reste. Die beiden Abthei- lungen des Carbon haben in unserem Gebiet kaum eine einzige Art gemein, und auch die Gattungen weisen be- merkenswerthe Verschiedenheiten auf. Ebenso ist der allge- meine Charakter der Fauna in wesentlichen Punkten ab- weichend, trotzdem in der Faeiesentwiekelung viele Aehnlieh- keit besteht: Der Hauptunterschied ist das -Erscheinen von Fusuliniden, sowie der Brachiopodengattung Znteles und der Gruppe des Spirifer faseiger in der oberen Abtheilung. 809 1. Das Untercarbon. Das Unterearbon wird durch zwei Formationen vertreten, welehe räumlich von einander getrennt und ihrer Bildungsweise nach von einander verschieden sind: Im Norden des Gailflusses, westlieh vom Dobratsch, nördlich von Nötsch, stehen die Nötseher Sehiehten (nov. nom.) an, welche eine marine Fauna mit Productus giganteus enthalten und vorwiegend aus Grauwacken und Üonglomeraten bestehen. Auf der Südab- dachung der Karnisechen Hauptkette findet sieh typischer Culm, weleher Landpflanzen führt und vorherrschend aus Thonschiefer besteht. In beiden Gebieten spielen deckenförmig auftretende Diabase nebst den dazu gehörigen Tuffen eine wiehtige Rolle. Das lagerförmige Auftreten der Eruptivgesteine wird dadurch erwiesen, dass dieselben von der mittelearbonischen Faltung in gleicher Weise wie die normalen Sedimente mit betroffen wurden. a) Die Nötscher Schichten mit Produetus giganteus. Ein besonderer Name für die Nötscher Sehiehten erseheint nothwendig, weil das Auftreten der Fauna mit Produetus giganteus einen wesentlichen Unterschied von den südlichen, durch Landpflanzen gekennzeichneten Culmbildungen bedingt und weil die Bezeichnung „Kohlenkalk“ für ein äusserst kalk- armes, aus Grauwacke, Conglomerat und Schiefer bestehendes Gebilde nicht wohl angängig ist. Die vorherrschenden Gesteine der Nötscher Schiehten sind Grauwacke bezw. Grauwackenschiefer und Quarzeon- slomerat; der eigentliche Thonschiefer tritt zurück und enthält nur ausnahmsweise — in den versteinerungsreichen Bänken — etwas kohlensauren Kalk. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass das Material dieser klastischen Gesteine zer- störter Quarzphyllit ist; besonders treten in den Conglomeraten die weissen Quarzkiesel — die abgerollten Flasern des Phyllits — in der dunkelen Grundmasse deutlich hervor. Den normalen Sedimenten eingelagert sind zwei Grün- steinzüge, welehe in dem Durchsehnitte des Nötsehgrabens ihre grösste Mächtigkeit erreichen und nach W zu in den Grau- wacken auskeilen. Die beiden Eruptivlager des Nötschgrabens 04 sind nicht als Theile derselben Syn- oder Antiklinale bezw. als getrennte „Schuppen“ aufzufassen, da die petrographische Ver- schiedenheit sehr ausgeprägt ist. Andererseits kann die Alters- verschiedenheit beider nur unerheblich sein, da die Sehiehten mit Productus giganteus sowohl zwischen beiden Lagern wie nördlich derselben vorkommen. Der nördliche Zug besteht aus grünen Sehalstein- eonglomeraten, die besonders dureh das Vorkommen weisser oder rosafarbener, vollkommen marmorisirter Kalkgesehiebe aus- gezeichnet sind. Dieselben erreichen bis zu 1m. Durchmesser und sind wohl als umgewandelte Devon- und Silurkalke auf- zufassen, die von dem ausbrechenden Diabas mit emporgerissen wurden. Das gröbere krystalline Gefüge lässt diese contact- metamorphen Gebilde auf den ersten Blick von den Gesteinen unterscheiden, welche in den Karnischen Alpen auf dynamo- metamorphem Wege aus einer, wahrscheinlich gleiehartigen Grundmasse gebildet wurden. (Vergl. im übrigen den petro- graphischen Anhang oben.) Die in Verbindung mit den Schal- steinen auftretenden grünen Grauwacken sehen diehten Erup- tivgesteinen so ähnlich, dass erst durch die mikroskopische Untersuchung (vgl. oben S. 179) die wahre Natur dieser Gebilde ermittelt werden konnte. In dem südlichen Zuge des Nötsehgrabens finden sich fast ausschliesslich körnige, dioritische Gesteine, während Tufte und Sehalsteine gänzlich fehlen. Die Diorite sind an der Dis- locationsgrenze gegen den Quarzphyllit deutlich geschiefert. (Vergl. oben S. 176.) Die Fauna der Nötscher Schichten ist bereits im Jahre 1873 von DE Koninck monographisch beschrieben wor- den.') Leider sind die Abbildungen nieht sonderlich gelungen. insbesondere sind die Zweischaler (Taf. III) z. Th. wahre Zerr- bilder; jedoch unterscheidet sich die Bearbeitung vortheilhaft von den letzten Monographien des belgischen Forschers, welche die bekannte Confusion auf dem Gebiete der Kohlenkalkver- steinerungen zur Folge gehabt haben. In der Arbeit ist nur der reichere, seit langem bekannte Fundort beim Oberhöher !) Recherches sur les animaux fossiles 2. Monographie des fossiles earboniferes de Bleiberg en Carinthie. Bruxelles und Bonn 1973. 305 stimmt abgesehen von dem Zurücktreten der Zweischaler und Schnecken sowie der grösseren Häufigkeit der Korallen — mit der ersteren überein. Die Brachiopoden und unter diesen die Produeten (Pr. latissimus, gigantens und punctatus) bilden den bei weitem vorwiegenden Bestandtheil der Fauna. Crinoi- denstiele sind beim Oberhöher, Reste von Riffkorallen im Thor- graben häufig (Lonsdaleia rugosa M’Coy in typischen Exem- plaren, welehe von denen des niederschlesischen Kohlenkalkes nicht zu unterscheiden sind). Zweischaler und Sehnecken treten der Zahl der Individuen nach zurück, wenngleieh die Menge der Arten nieht unerheblieh ist. Cephalopoden und Trilobiten gehören zu den grössten Seltenheiten. Vereinzelt kommt auch der den Culm der südlichen Karnischen Alpen kennzeiehnende Archaeocalamites radiatus A. BRroNG. vor. Der gesammte Cha- 'akter der Fauna, vor allem die Häufigkeit diekschaliger Ge- häuse (Produetus latissimus, Spiriferen, Edmondia Haidingeriana, Euomphalus catillus) weisen auf eine Flachsee hin, in welcher dureh die Massen von thonigem und sandigem Sediment die Entwiekelung der Riffkorallen gestört wurde. Ueber die Gleichstellung der Nötscher Schichten mit der oberen Zone des belgischen Kohlenkalkes (Cal- eaire de Vise) kann angesichts der grossen Anzahl überein- stimmender Arten ein Zweifel nicht bestehen. Es sei daran erinnert, dass die viel umstrittene Gliederung des belgischen Kohlenkalkes in neuerer Zeit durch die Forschungen von DE LA VALLEE Poussin!) und DEWALQUE eine wesentliche Ver- einfachung erfahren hat. Die 6 „assises“ sind danach ebenso wenig als selbstständige stratigraphische Einheiten anzunehmen wie die 3 Gruppen von Tournai, Waulsort und Vise. Die mittleren Schiehten (von Waulsort) sind nur als Korallenfaecies der oberen bezw. unteren Zone aufzufassen und fehlen stellen- weise gänzlich. Es bleibt somit nur die untere Zone von Tournai und die obere von Vise übrig. Die Fauna der Nötscher Schiehten findet sieh in ähnlieher Entwickelung u. a. in Languedoe (Cabrieres), in Niederschlesien, bei Altwasser und im Fichtelgebirge wieder. Nur sind an beiden berücksichtigt; die im Thorgraben entdeekte kleine Fauna ’) Ann. Soe. geol. de Belgique. XVI. S. CV. Ref. von HOLZAPFEL im N. J. 1891 I, S. 408. Frech, Die Karnischen Alpen. 20 306 Orten die Gesteine kalkig, und infolge dessen treten auch die Riffkorallen mehr hervor. Die Fauna der kalkigen Schiefer des Oberhöher besteht nach den DE Konincer’sehen, in einigen Punkten beriehtigten Liste aus den folgenden Arten: (Die gesperrt gedruckten Formen gehen in das Karnische Oberearbon hinauf.) Zaphrentis intermedia DE Kon. Lonsdaleia rugosa M'Coy. Syringopora sp. (nur im Thorgraben). Urinoidenstiele. Archaeopora nexilis DE Kon. Fenestella plebeia M’Coxy. Diphteropora regularıs DE Kon. Prodiuetus giganteus MART. i II | anch im Thorgraben. 5 latıssimus DOW. 5 lineatus Marr. (Cora bei DE Kox.) ei semireticulatus MART. : Medusa DE Kon. > Flemingi SoW. = scabrieulus MART. pustulosus PHILL. g punctatus MaRT. . Buchianus DE Kon. (fällt wahrscheinlich mit Prod. pumetatus zusammen). ss fimbriatus DOW. 3 acnleatus MAR". Chonetes Duchtanus DE Kon. R Laguessianıus DE Kon. Koninckianns SEMENOW ? Orthotetes erenistria PiILL. Ortns resupinata MART. Ithynchonella pleurodon Pine. e sp. („acuminata ?* bei DE Kon.) Camerophoria sp. (von mir gesammelt). Athyris ambigua SOW. . planosuleata PHILL. Spirifer (Betieularia) linmeatus MART. ” (Martinia) glaber MaRrr. - ovalıs PHILL. 307 Spirifer bisuleatus SOWw. ” pectinordes DE Kon. a Hauerianus DE Kon. Terebratula (Dielasma) sacculus MAR. Edmondia Haidingeriana DE Kon. e sulcata PHinı. Cardiomorpha? tenera DE Kon. x coneentrica DE Kon. E ? subregularis DE Kon. Scaldia cardiformus DE Kon. Sangwinolites parvulus DE Kon. n undatus PoRTL. Pleurophorus intermedius DE Kon. Astartella Reussiana DE Kon. Niobe Iuciniformis DE Kon. „. nmenloides M’Cox. „ elongata DE Kon. Leda carinata? DE Kon. (Falsche Bestimmung.) Tellinomya MCoyana DE Kon. “ gebbosa FLEM. * rectangularıs M’Coy. Maecrodon? antirugatus DE Kon. ” plicatus DE Kon. Avieulopeeten deornatus PHILL. 3 antılıneatus DE Kon. concentrieostriatus M’Coy. x Bbarrandianus DE Kon. & Partschianus DE Kon. r Fitzingerianus DE Kon. R Hoernesianus DE Kon. " intortus DE Kon. 5 arenosus PHILL. n Heidingerianus DE Kon. a subfimbriatus DE Kon. (Die übermässig grosse Anzahl von Aricnlopeeten wird sich durch eine Revision erheblich verringern.) Limatulina intersecta DE Kon. 5 Haueriana DE Kon. sp. Pecten (Pseudamussium) Bathus D’ORB. 202 308 bellerophon (Euphemus) decussatus FLEM. bellerophon (Euphemus) Uri FLen. tenwifascia SOW. Pleurotomaria debilis DE Kon. > naticoides DE Kon. Ä aenta DE Kon. Euomphalus catillus MAR. Maerocherlus sp. (Ein M. kommt beim Oberhöher in typischen Exemplaren vor; der l. e. t. 4, f.O abgebil- dete Steinkern ist unbestimmbar.) Loxonema constrietum Marr. simile DE Kon. Naticopsis Sturi DE Kon. plieistria PHILn. Nautilus (Discites) subsulcatus Puiun. Phillipsia? sp. b) Der Culm. Auf der Südseite der Karnischen Alpen, zwischen Pau- laro und Forni Avoltri breitet sich ein ausgedehntes, theilweise auf den Hauptkamm hinübergreifendes Gebiet unterearbonischer Schiehten aus, welehe sich von den gleichalten Bildungen der Nordseite vor allem dureh das gänzliche Fehlen mariner Thier- reste unterscheiden. Nur Abdrücke von Landpflanzen kommen als äusserste Seltenheit vor und werden bereits von STUR er- wähnt:; von der oberen Promosalp liegen einige nieht näher bestimmbare Spuren, vom Ostabhange des Kollinkofels zwei Stammstücke von Archaeocalamites vor; letzterer erscheint, wie erwähnt, auch in den Nötscher Sehiehten. Die Lagerungsverhältnisse der südlichen Culmbildungen stimmen hingegen mit denen der Nötscher Schichten vollkommen überein. Dieselben sind in steile Falten gelegt und von den älteren palaeozoischen Bildungen dureh gewaltige Brüche ge- trennt (eine Ausnahme bildet nur die an wenigen Punkten be- obachtete Auflagerung auf Olymenienkalk). Der Grödener Sandstein lagert im Norden und Süden horizontal auf den abradirten Falten des Unterearbon. Die petrographische Beschaffenheit des Culm stimmt im Grossen und Ganzen mit der der Nötseher Schiehten überein; 309 Jedoch bilden in dem südliehen Gebiete dunkle, ebenflächige Thonschiefer das weitaus vorherrschende Gestein. Darin finden sich sehr häufig Einlagerungen von schwarzem Kieselschiefer, der selten eine hell- bis dunkelblaugrüne Farbe annimmt. (Tischlwang, Collina, Fontana fredda.) Weniger häufig als der Kieselschiefer sind dunkele, glimmerhaltige Grauwacken (8. Daniele bei Paluzza, unteres Mauranthal, Monte Paularo, Mieli bei Rigolato). Etwas grössere Verbreitung besitzen dunkele eonglomeratische Bänke, deren Rollsteme schwarze, aus dem Silur stammende Kieselschiefer sind, während die weissen (Juarzkiesel der Nötscher Sehiehten fehlen. Thonflaserkalke finden sich in geringer Ausdehnung südlich von Mieli. Ausgedehnte Lager von Eruptivgestein mit Tuffen und und Schalsteineonglomeraten sind im Gebiete des Monte Dimon und in dem Canon des Torrente Chiarso bei Paularo aufge- schlossen. Die Schalsteineonglomerate (vgl. oben) finden sich typisch westlich vom Gipfel des Monte Dimon und enthalten an dem Joch zwischen der Promos- und Cereevesa-Alp zer- quetschte (nieht marmorisirte) Kalkgeschiebe von wahrschein- lich silurischem Ursprung. Die Sehalsteine waren wohl ur- sprünglich sämmitlieh grün, verwittern aber oft roth und gehen in unmerklicher Abstufung dureh grüne Thonschiefer und Wacken in die normalen Culmsedimente über. Die karto- graphische Abgrenzung wird dann oft überaus schwierig. Unter den eigentlichen Eruptivgesteinen wiegen spilitische Mandelsteine bei weitem vor; viel seltener finden sich Porphy- rite (Fontana fredda) oder umgewandelte Diabase (Torrente Chiarso; vgl. oben den petrographischen Anhang). 2. Das Obercarbon.!) Das Oberearbon der Karnischen Alpen ist eine vor- wiegend marine Bildung und nimmt ein rings von Brüchen begrenztes, in der Längsaxe der Hauptkette gelegenes Gebiet nordwestlich von Pontafel ein; ausserdem finden sich in der Gegend von Tarvis einige dislocirte Schollen (oder Fetzen) von geringem Umfang inmitten des Schlerndolomites. Doch treten noch weiter im Osten in den Karawanken und der Fortsetzung ') Vergl. E. SCHELLWIEN. Die Fauna des Karnischen Fusulinenkal- kes I. Palaeontog. XXXIX, S. 1—16, 310 derselben in Steiermark (Weitensteiner Gebirge und Wotsch- dorf unweit Rohitsch) Gesteine dieses Alters auf. Der Carbonische Längshorst des Monte Pizzul bei Paularo ist nur durch eine schmale triadische Grabenscholle von dem Hauptgebiet getrennt und ist in stratigraphischer Hinsicht in- sofern von Wichtigkeit, als das Obercarbon hier die Diabas- mandelsteine des Culm überlagert (Profil-Tafel III, S. 58). Die Annahme einer discordanten Auflagerung ist so gut wie selbst- verständlich, da das Unterearbon stets in steile, meist saigere Falten gelegt ist, während das Obercarbon flach lagert und nur local von Brüchen disloeirt wird. Doch konnte in dem von Schutt und Vegetation bedeckten Quellgebiet des Torrente Rufuseo nirgends ein deutlicher Durchschnitt beobachtet werden. Der westlichste Punkt, an welchem in unserem engeren Gebiet bezw. in den Alpen überhaupt marines Oberearbon ge- funden wird, ist der Kreuzberg bei Sexten; hier kommen in dem Conglomerat an der Basis der Grödner Sandsteine zahlreiche Gerölle von röthliehem Fusulinenkalk vor, der — ent- sprechend dem massenhaften Auftreten des Gesteines — in der Nähe des heutigen Vorkommens einmal angestanden haben muss. Das vorherrschende Gestein des Obercarbon ist besonders in den tieferen Theilen Grauwackenschiefer, der theils in gröbere Grauwacken, theils in schiefrige, glimmerige Gesteine und in Thonschiefer übergeht. Der letztere findet sich in allen möglichen Farbenabstufungen und verschiedenartiger Feinheit des Korns, er enthält in einigen (höheren) Lagen Pflanzenabdrücke, in anderen Brachiopodensteinkerne. Wichtig ist ferner Quarz- eonglomerat mit weissen, aus zerstörtem Urgebirge stammenden Kieseln, die meist weiss, seltener grün oder schwarz gefärbt sind. Die Fusulinenschichten sind theils als kalkiger Thonschiefer, theils als grauer Dolomit, theils als echter Kalk, meist von schwarzer, seltener von heller oder rosa Farbe entwickelt. Der Kalk ist für die obere Abtheilung des Obercarbon bezeiehnend. Kleine Anthraeitflötzehen kommen vor und überrindender Brauneisen- stein ist an manchen Punkten sehr häufig. Der Brauneisen- stein dürfte meist aus zersetztem Schwefelkies entstanden sein. Vielleicht veranlasst dies Mineral auch den Schwefelgehalt der (ehemisch noch nieht genauer untersuchten) Quelle auf dem Nassfeld bei Pontafel, oll Ueber die mannigfache petrographische Ausbildung des Oberearbon könnte man Seiten voll schreiben. Ein anschau- licheres Bild gewinnt man dureh die Wiedergabe einiger Pro- file, deren Aufnahme durch die flache Lagerung und die zahl- reichen Gesteinsverschiedenheiten erleiehtert wird. Strache hat in der Nähe des an erster Stelle zu beschrei- benden Kronenprofils eine angebliche Transgression der Jüngeren flach gelagerten Sehichten über dem älteren steil stehenden Untercarbon angenommen. Surss beobachtete dagegen an der gleiehen Stelle nur eine untergeordnete Dis- location — eine Anschauung, die auch meiner Meinung nach allein den geologischen Verhältnissen entspricht. Ferner ist der angebliche, von Sracuk bestimmte Prod. giganteus bisher weder dort noch in dem angrenzenden Gebiet wiedergefunden worden. Die aus den disloeirten Bänken stammenden Pro- dueten gehören nach den Bestimmungen von Herrn Dr. SCHELL- WIEN meist zu Prod. semwiretienlatus; ausserdem fand sieh dort Prod. longispinus und vor allem mehrere Produeten die nur in höheren Carbonschiehten vorkommen: Productus semtreticulatus var. bathycolpos SCHELLWIEN, Prod. limeatus WAAGEN (Salt Range), Prod. cancriniformis TSCHErN. (Russisches Oberearbon) und Marginifera pusilla SCHELLW. Suess schildert die stratigraphischen Verhältnisse zwischen der Ofenalp und dem Beginn des normalen Kronenprofils fol- gendermassen: „Man beobachtet zuerst blaugrauen und gelben Schiefer mit harten Knollen (Fallen 60° N), dann mehrere Meter starke Bänke von Conglomerat, die steil aufragend den verworfenen und abgesunkenen Theil des Berges von der normalen Schich- tenfolge trennen. Bei genauerer Betrachtung beobachtet man, dass nur der südlichste Theil des Abhangs dislocirt ist. Die Schichtenfolge des verworfenen Stückes ist von N nach S: 1) Conglomerat 10—12 m; 2) knollige, graue Sand- steinbank, ea. 0,2 m. Darauf einige Schnüre von schwarzem Sehiefer; dann das fast senkrechte, dünne und vielfach ver- drückte Anthraeit-Flötzchen, auf welches zwei Schürfe über einander angelegt sind. Von Culm keine Spur. Im oberen Schurfe streicht das Flötz NNO und steht senkrecht. Oestlich, 312 unmittelbar neben dem Flötz, steht eine 0,7 m. mächtige, sehwarze knollige Lage mit zerquetschten Produceten an — Stacne's Zone des Prod. gigantens. Sie ist dureh einen etwa 0,5 m. starken Keil von eingezwängtem, abweichenden Gestein von dem Flötzehen getrennt, scheint dasselbe aber weiter unten zu berühren. .... Ueber der vorderen südlichen Flanke der Krone sieht man demnach flach gelagerte Schichten, die aber mit einer Transgression niehts zu thun haben“. Das normale Kronenprofil beginnt erst weiter abwärts; man geht über die Conglomeratbank nach der Ofenalp zu hinunter und beobachtet dann, wieder aufwärts steigend, die folgenden von Herrn Dr. SCHELLWIEN (1. e. S.7) näher unter- suchten Schichten: 1. Quarzeonglomerat, sehr mächtig. 2. Harter Quarzit 1 m. 3. Schiefer mit härteren Knollen, mild, liehtgrau; etwa 5 m. über der Sohle der Schieht fand Suess: Peeopteris oreopteridia Br@T.!) (wohl nieht dieselbe Pflanze, die SCHLOTHEIM Filieites oreopteridius nannte). 4. Dünne Lagen von glimmerigen Sandsteinplatten. 5. Schiefer wie 3, aber dunkler. Ziemlich viel bedecekter Boden, stellenweise dunkler glim- merreieher Schiefer (5). Wir erreichen eine flache Einsattelung, die uns vom eigentlichen Kronengipfel trennt und gehen in der Schicht gegen den Sattel der Strasse „Am Abrauf“, in Srache's Profil als Sattel zwischen beiden Thälern bezeichnet. Es ist nieht ganz sicher, ob das Profil gegen die Bretter- hütte hinab unmittelbar an das Kronenprofil angeschlossen werden darf. 6. Mächtige Folge von mildem Schiefer mit Sandstein- leisten, übergreifend zum Strassensattel. Oben mit dünnen Lagen von kalkigem, geschieferten Sandstein mit massenhaften Brachiopoden, deren Arten mit denjenigen der abgerollten Blöcke unter der Garnitzenhöhe (Spiriferensehicht) zum grössten Theil übereinstimmen. Aus dieser noch nieht genügend aus- gebeuteten Sehieht liessen sich bestimmen: ') Die Bestimmungen der Pflanzen rühren sämmtlich von Herrn Professor VON FrITScH her. 313 Phillipsia seitula Mexx. C(amerophoria alpina SCHELLWIEN. Spiriferina coronae SCHELLWIEN. Spirifer Fritscht SCHELLWIEN. Sperifer carnieus SCHELLWIEN. Spirifer Zittelii SCHELLWIEN. Sp. (Martinia) semiplanus WAAG. Sp. (Martinia) Frecht SCHELLWIEN. Sp. (Reticularia) lineatus Mar. Sp. Enteles Kaysert WAAG. Orthis Pecostt MARCOU. Derbyia Waagent SCHELLWIEN. Orthothetes semiplanus WAaAaG. Chonetes lobatus SCHELLWIEN. Chonetes latesinuatus SCHELLWIEN. Produetus aculeatus MART. var. Producetus gratiosus WaaG. var. occidentalis SCHELLWIEN. Produetus longtspinus DOW. Produetus semiretieulatus Marr. var. nov. bathycolpos. Produetus lineatus WAAG. Marginifera pustilla SCHELLWIEN. 7. Conglomerat, hauptsächlich an der Wand hervortretend. 8. Dunkler Schiefer mit Farn-Trümmern, schlecht aufge- schlossen. 9. Starke Conglomeratbank mit grossen, schlecht erhal- tenen Pflanzenstämmen. 10. Weehsel von milden Schiefern mit Pflanzenstämmen und Farnen, und pflanzenführenden Sandsteimschichten. Aus dieser Schieht stammen aller Wahrscheinliehkeit nach die von mir gesammelten Annularien: Annularia stellata Scuuorn. sp. häufig, Annularia spheno- phylloides ZENK. sp., einzelne Blattrosetten ohne grössere zu- sammenhängende Stücke, daher ganz einwandsfreie Bestimmung nicht ausführbar. 11. Conglomerat, wenig mächtig. 12. Kalkbank (z. Th. bedeekt vom Bach) mit Montieuli- poriden, Bellerophon (s. str.) sp., (onocardium nov. Sp., Spirt- fer Sp. 13. Dünne, söhlige Platten mit sog. Regentropfen. 314 14. Mit 13 eng verbunden, gelbe Sandsteinplatten mit vor- züglich erhaltenen Exemplaren von Produetus lineatus W AAG., Enteles Kayseri W a4G., Einteles Suesstt var. acuticosta SCHELL- WIEN, Urinoiden. Der Sandstein ist rhomboedrisch zerklüftet. Auf der obersten Bank an einer Stelle eine Rinde von Braun- eisenstein mit Pentaerinus. 15. Dünnplattiger, glimmerreicher Sandstein, z. Th. mit Kreuzschichtung, ziemlich mächtig. Hier fand sich: Asterophyllites eqwisetiformis SCHLOTH. Sp. Annularia stellata SCHLOTH. SP. Alethopteris oder Callipteridium sp. Dicht gedrängte, im rechten Winkel von der Spindel abgehende, 4—6 mm. breite, 17—21 mm lange Fiederblättehen mit sehr starkem Mittelnerv und sehr feinen, gedrängten Seeundärnerven, die sich gabeln und ziemlich schräg zum Rande endigen. Alethopteris oder Callipteridium sp., dieht gedrängte, im rechten Winkel zur Spindel stehende, 7 mm. breite, 10 mm. lange Fiederblättehen, die einen deutlichen Mittelnerv besitzen, sonst aber die Nerven nur undeutlich zeigen. Alethopteris Serlit BRET. ef. aqwilina SCHL. Pecopteris unita Bra. a oreopteridia Brer. (nieht die Scunornein’sche Art). > Candolleana BRET. arborescens SCHLOTH. SP. Miltoni Arrıs (einschliesslich P. polymorpha Brer.). pterordes BRET. Diotit BRET. Pluckenetii SCHLoTH. sp. (oder sehr ähnliche Art; hier nur sehr kleine Laubtheile). vielleicht (??) Sternbergi Göpr. —= truncata GERM. | Asterotheca|, zu genauer Bestimmung ungenügend. Gontopteris emarginata STERNB. (longifolia Brer.), = Dipl- azites emarginatus GÖPP. Neuropteris tenurfolia BRE"T. n ef. mierophylla BRGT. 315 Odontopteris alpina SVERNB. 55 ef. britannica GUT». Ihytidodendron bez. Dothrodendron Sp. 16. Conglomerat, 2 m mächtig. 17. wie 15. Sehlecht aufgeschlossen, z. Th. bedeekt dureh Kalk aus Schicht 19. 18. Gelbbrauner Sandstein mit Spuren von Muscheln. 19. Schwarzer Fusulinenkalk, 6—7 m entblösst, wahr- scheinlieh. mächtiger, mit Fusulinen und Archaeoeidariten, reiner und härter als in der Conoeardien-Sehicht. 20. Glimmerreieher Schiefer mit gelb verwitternden Klüften und einigen Bänken von hartem Sandstein, grossen Theils von 21 überdeckt. 21. Conoeardienschieht, unten schwarz und knotig, oben mit glatten bläulichen Rutschflächen. Fauna genau überein- stimmend mit derjenigen der Conoeardienschicht am Auernigg (n): Platycheilus (Trachydomia vE Kon.) aff. Wheeleri SuuM. ” = aff. canaliculatus GEN. Euomphalus (Phymatifer) pernodosus MEER. = canalieu- latus 'TRrD. Euphemus sp. Dellerophon (s. str.) Sp. Pleurotomaria aff. Martanı GEN. Murchisonta Sp. Helminthochiton sp. Conocardium wralicum VERN. Conocardium. 2 n0V. SP. Rihynchonella grandirostris Nov. Sp. Spirifer trigonalis Mart. var. lata SCHELLW. Sperifer fasceiger KEYSERL. Spirifer (Martinia) carintiaeus SCHELLW. Archaeocidaris Sp. Amplexus coronae FRECH (mser.). Amblysiphonella sp. 22. Gelber Sandstein, ea. S m, bildet den vorderen (süd- lichen) höchsten Gipfel der Krone. 23. Conoeardiensehieht — 21, gegen N sich sofort auf- lagernd, ea. 5 m. mächtig. Bildet den unteren Rücken des Gipfels, auf dem wenig Sandstein, aber viel Kalk (aus der 316 Conoeardiensehieht) vorkommt. Gegen N erscheint auf der Höhe noch einmal Schieht 22, und der nördliche Gipfel besteht aus 21. Die tieferen Sehiehten an der Ofenalpe und unter der- selben sind, wie oben erwähnt, durch Vegetation und Ge- hängesehutt der Beobachtung entzogen. Es muss zweifel- haft bleiben, ob die Gesteine, welehe weiter unten, nach der Tratten zu, im Bachbett anstehen, von den Schichten des oben wiedergegebenen Profiles eoneordant überlagert werden und so die normale Fortsetzung desselben nach unten bilden. Beim Aufstieg in dem Bette des genannten Baches, von der Stelle aus, wo er oberhalb Tratten an den alten Fahrweg von der Krone herantritt, beobachtete Schellwien 1. Thonschiefer, meist etwas grünlich, sehr mächtig. 2. Quarzeonglomerat, dunkelgrün gefärbt, ea. 5 m. 8. Grauwackenschiefer, ea. 30 m. 4. Quarzeonglomerat, wie 2, ea. 2 m. 5. Grauwaekensehiefer, sehr mächtig. Bis hierher fallen die Sehiehten auf der westlichen Seite des Baches, in dessen Bette eine Störung verläuft, ea. 45° NNO; dann folgen, nach- dem eine Sehuttmasse die Schiehten auf eme kurze Strecke verdeckt hat, in fast söhliger Lagerung: 6. Quarzeonglomerat, hell, wie in den höheren Lagen. 7. Sehr dünnbankige Fusulinenkalke mit Korallen, ea. 25 m. Dunkelgraue und violette, sehr fein spaltende Thon- schiefer mit sog. Spirophyton, Srur’s Physophyeus Suessi, ein zwar an manche Rhacophyllen erinnernder, aber. besser mit sog. Taonurus (Cancellophycus) zu vergleichender Körper, der selbstredend mit Algen niehts zu thun hat. Die von ungleich- seitigen eoneentrischen Rippen bedeckten Abdrücke erreichen einen Durchmesser von 30—40 em. 9. Grauwaekenschiefer, ca. 15 m. 10. Quarzeonglomerat, wie 6, mit Anthraeit. Nun folgen die Sehuttmassen, welche den Anschluss an das Kronenprofil unmöglich machen. In geringer Entfernung vom Beginn dieser Sehiehtenfolge fanden sich auf dem Rücken zwischen zwei Bächen, dieht am Kronenwege. Blöcke eines charakteristischen, schiefrigen, sandig-mergeligen Kalkes von grauer Farbe, welche eine grosse Zahl der von SCHELLWIEN Rn 317 beschriebenen Brachiopoden geliefert haben und 1. e. als „Spiri- ferenschicht“ zusammengefasst sind. Die Ursprungsstelle der Blöcke wurde nieht aufgefunden, doch kann es keinem Zweifel unterliegen, dass dieselbe aus den vielfach gestörten Schiehten (des Südabhanges der Garnitzenhöhe stammen. Das leicht er- kennbare Gestein hat sieh weder unter den Sehichten des Kronenprofils, noch unter denjenigen des Auerniggprofiles, noch an anderen Stellen des Carbon-Gebietes nachweisen lassen , auch nieht als Geschiebe. Einen sicheren Anhalt für die Altersbestimmung hat die Untersuchung der Fauna unseres Gesteins gewährt. Von den 31 vorkommenden Brachiopoden- Arten finden sieh 16 in der Sehicht 6 des Kronenpro- fils wieder, und zwar gerade bezeichnende, anderweitig nicht vorkommende Species, wie Enteles Kayseri Waac., Prod. gratiosus WaaG. var. oceidentalis SCHELLWIEN, Spirifer semi- planus WaaG. und Orthis Pecosi! Marcov. Auch Phillipsia scitula MEER ist beiden Lagen gemein. Der scheinbar grössere Artenreichthum der Spiriferenschieht dürfte darauf zurück- zuführen sein, dass dieselbe sehr viel besser ausgebeutet ist als die Kronenschicht. Bei dieser Uebereinstimmung der Faunen, in denen übrigens die Gastropoden gänzlich zu fehlen scheinen, dürfte die Annahme berechtigt sein, dass die Spiriferenschicht nur eine andre Ausbildung der erwähnten Bank des Kronen- protils ist. In der unmittelbaren tektonisehen und stratigraphischen Fortsetzung des Carbon der Krone liegt der Auernigg, an dessen Abhang ich das im Folgenden beschriebene und vor- stehend abgebildete Profil aufgenommen habe. Das Hochmoor des Nassfeldes bildet den Ausgangspunkt und der zurückge- legte Weg führt in etwa SW—NO-Riehtung zuerst steil am Westabhang des Auernigg empor und dann auf der Höhe in der Richtung der Garnitzenhöhe weiter. Um die Vergleiehung mit dem Kronenprofil zu erleichtern, habe ich die Sehiehtgruppen mit Buchstaben bezeichnet. Die Mächtigkeitsangaben beruhen durchweg auf Schätzung. Auch hier sind die genaueren Versteinerungsbestimmungen der Thier- reste (abgesehen von den Korallen) durch Herrn Dr. ScHELL- WIEN ausgeführt, der auch die Schiehten s und t dem Profil angereiht und die Aufsammlungen vervollständigt hat. 818 Man beobachtet die folgenden Schichten: a) b) @) d) IS h) ii ( — Quarzeonglomerat mit Grauwacke und Grauwacken- schiefer, ea. 60 m. Grauwackenschiefer und Thonschiefer, ea. 30 m., sanfter Anstieg. Gröberes und feineres Conglomerat, eine kleine Wand bildend, ea. 12 m; Kreuzschiehtung tritt deutlich hervor. Feingesehiehtete Grauwaekenschiefer, ca. 30 m, Einfallen flach, ea. 20° NO, oben mit undeutlichen Thier- und Pflanzenresten. Conglomerat, ea. 3 m, Absatz im Gehänge. Grauwackenschiefer, ca. 15 m. Fusulinenkalk, schwarz, in der Verwitterung hellgrau, eca.6 m, einen deutlichen Absatz bildend. Im oberen Theil erscheint eine sehiefrige Bank mit vielen Fusu- linen. Hier, auf dem Westabhang des Auernigg ver- läuft eine kleine Verwerfung von ea. 15 m Sprunghöhe; die beiden leieht kenntlichen Sehichten e und g sind dureh diese in gleiche Höhe gebracht. Der Auermigg- gipfel ist stehen geblieben, der nordwestlich gelegene Theil um den erwähnten Betrag abgesunken. In einem als Geröll im Bombaschgraben vorkommen- (len Gesteine, das petrographisch völlig demjenigen der erwähnten schiefrigen Bank gleicht, fanden sich: Orthothetes semiplanus WAAG. Spirifer (Martinia) Frecht SCHELLWIEN. Productus semireticulatus MART. Sp. Produetus lineatus WAA@. Chonetes latesinuatus SCHELLWIEN. Fusulina ef. longissima Fisch. Feingeschichtete Thon- und Grauwackenschiefer mit Produetus lineatus WaAG., ea. 7 m. Knolliger, dünngeschichteter Kalk mit Fusulinen, schwarz, grau verwitternd, ca. 6 m. Hier die eigen- thümliehen, hohlen Montieuliporiden. Diekbankige Conglomerate, oben, unten, sowie in der Mitte Grauwackenschiefer, in letzterem häufig schlecht erhaltene Calamiten -Stämme, ca. 30 m. 321 l) Fester, schwarzer Fusulinenkalk mit den Montieuli- poriden (wie in i), ca.Sm. Gut erhaltene, z. Th. aus- gewitterte Durehsehnitte von Fusulinen, ausserdem: Platycheilos sp. (zahlreiche Steinkerne). Maerocheilos aft. subulitoides GEM. Naticopsis Sp. Murchisonia Sp. Loxonema sp. Dellerophon (s. str.) Sp. Dielasma ? Toulai SCHELLWIEN. Dielasma ? carintiacum SCHELLWIEN. Athyris ? ef. planosulcata PHILL. ‚Sperifer (Retieularia) Iineatus MART. Sp. Spirifer (Martinia) carıntiacus SCHELLWIEN. m) Grauwacke, ea. 8m. Unten sehr feinkörniger, wohlge- schichteter Schiefer, oben gröbere Grauwacke. n) Conocardiensehicht, mergeliger Fusulinenkalk. 10 m. Steht auf dem eigentlichen, mit einem Holzkreuz ver- sehenen Gipfel an. Mit: Platycheilos (Trachydomia Kon.) aft. Wheeler: Smun. Euomphalus (Phymatifer) pernodosus MEEx. Bellerophon (8. str.) Sp. Murchisonia Sp. Untalis sp. Conocardium wuralicum VERN. Conocardium n. Sp. Bhynchonella grandirostris SCHELLWIEN. Spirifer (Martinia) carintiacus SCHELLWIEN. Spirifer trigonalis MArT. var. lata SCHELLWIEN. Spirifer fasciger Keys. Archaeoeidaris Sp. Lonsdaleia floriformis FLEM. mut. carnica mser. Amblysiphonella sp. Nach einer Einsenkung, welehe dem NO-Fallen der Sehiehten entspricht, folgt: 0) Grauwackenschiefer, ea. 5 m. p) Knolliger, feingeschiehteter Fusulinenkalk, ea. 5 m. q) Conglomeratbänke, an der Basis Grauwackenschiefer und Grauwacke, ca. 20 m. Frech, Die Karnischen Alpen. 2] r) Bläulieher, typischer Thonschiefer, mit Pflanzen und Grauwackenschiefer, letzterer sehr feinkörnig und dünn- geschiehtet, zum Th. von pappenartiger Beschaffenheit, mit vielen Wurmspuren, ea. 12 m, enthaltend: Calamites, zwei unbestimmbare Stücke, bez. Trümmer von solehen, vielleicht zu ©. varians GERM. und (. (istii Brer. gehörig. Calamites (Eucalamites WEıss) sp., Glieder von wech- selnder Länge (16, 13, 11, 8, 9, 14, 26, 67 mm) bei 25>—27 mm Breite. Stemmatopteris sp. (oder Caulopteris sp.). Pecopteris ef. oreopteridia BRONGN. (nicht die SCHLOT- HEIM sche sp.). Pecopteris pteroides BRONGN. Pecopteris Miltoni Arrıs (einschliesslich P. poly- morpha BRGT.). Sigillaria sp. — schlecht erhaltener Rest aus der Verwandtschaft der 8. elongata Brer., und 8. canalieu- lata BRET. Sigillarien-Blatt. s) Dunkeler, braun verwitternder Kalk mit massenhaften, vorzüglich herausgewitterten Fusulinen, ea. S m. Phillipsia seitula MEER. Conocardium n. Sp. Acanthocladia sp. Fenestella sp. Fusulina ef. eylindrica Fıscen. t) Grauwackenschiefer, ea. 5 ın. Weiter nach Norden zu sind die Grauwackenschiefer erodirt und der Kalk s kommt zum Vorschein. Hier endet das Profil an einem senkrechten Bruch. der weiter westlich schon die Thonschiefer abgeschnitten hat.. Ueberall besteht die nördliche Scholle aus Conglomeraten, die mit 45° nach O einfallen; über den Conglomeraten folgt Grauwackenschiefer und weiter im Hangenden eine graue, sonst nieht beobachtete Kalkschicht, die im wesentlichen aus dieken Crinoidenstielen (? Platyerinus) besteht, aber keine Brachiopoden enthält. Westlich, jenseits der mit Torfbildung bedeekten Depression des Nassfeldes treten die Carbonsehichten am Madritseheng wieder zu Tage. Von eharakteristischen Horizonten fand sich hier die Conocardienbank mit zahlreichen Exemplaren von Euomphalus (Phymatifer) pernodosus MEEX und Grauwacken- schiefer mit Spirifer ef. striatus MART. Rings um die Trias-Masse des Trogkofels, die in ihren unteren Partien aus geschiehtetem röthliehen Kalk besteht, tritt ein sonst nur als häufiges Geröll beobachteter blassrother Kalk auf, in welehem am Rudniker Sattel Fusulinen und zahl- reiche Crinoiden vorkommen. Im Geröll des Oselitzen- und Rattendorfer Grabens enthält dieser Kalk: Dielasma sp., KReti- cularia lineata Marr., Spirifer fasceiger KEys., Spirifer supramos- quensis NIK., Einteles Suessii SCHELLW. und neben wenigen Fusu- linen massenhafte Crinoiden. Im Lanzenboden herrschen wie anderwärts flach gelagerte Grauwacken- und Thonschiefer mit untergeordneten Kalkbänken vor, während die letzteren weiter nach NW hin gewaltig an- schwellen und die Schiefer fast ganz verdrängen. Dieser etwa 300 m mächtige Complex setzt den Sehulterkofel und den sich an seinen Südabhang anschliessenden, gegen Osten, nach der Rattendorfer Alm hin, stufenweise absinkenden Zug der „Ringmauer“ zusammen und besteht fast ausschliesslich aus wechselnden Bänken von dunklem Fusulinenkalk und hell- grauem Dolomit. Der feste Kalk, der petrographisch völlig der Schieht 1 des Auernigg gleicht, führt ausser spärlichen Fusu- linen und Crinoiden nur wenige kleine Brachiopoden (Athyris ef. planosulcata PrutL.), der Dolomit ist ganz versteinerungs- leer. Das mächtige Anschwellen dieses Dolomites ist die ein- zige facielle Differenzirung, welehe das Obercarbon erkennen lässt. !) Die westliche Partie unseres Gebietes zeigt im wesentliehen ebenfalls flach gelagerte Sehichten, in denen ieh unweit der Straninger Alp im Thonschiefer: Derbya Waageni SCHELL- wEın (oben 8.58 als D. aff. senili bezeichnet) und Edmondia aff. fornacensis RycKkH. sammelte. ') Tafel III auf S. 56 giebt das landschaftliche Bild dieser obercar- bonischen Kalke und Dolomite in bezeichnender Weise wieder, während die zahlreichen Abbildungen und Profile S. 39—58 mehr den morphologischen Unterschied von Carbon und Trias eskennen lassen. 21° 324 Aus dem Geröll der von den Höhen des Carbon-Zuges nach dem Gail- und Fella-Thale abfliessenden Bäche liegen die nachstehenden Fossilien vor: Aus dem Vogelbachgraben: Lima aff. retifera SHUM. Aviculopecten aff. affinis WALCOTT. Edmondia aft. sculpta Kon. Spirifer carmieus var. nov. grandis. Derbyia Waagent SCHELLWIEN. Prod. longispinus DOW. Marginifera pusilla SCHELLWIEN. Aus dem Bombaschgraben (abgesehen von den wähnten Stücken, welche aus Schieht g des Auernigg men scheinen): Euphemus sp. Orthothetes semiplanus WAAG. Prod. semiretieulatus MART. oben er- zu stam- C’alamites sp. Unbestimmbares, walzenförmiges Stein- kernstück, vielleicht zu ©. Suckorwit Brer. gehörig. Aus dem Oselitzengraben (ausser den oben genannten For- men des rothen Fusulinenkalkes): Naticopsis aff. pleistria PorTL. Lima aff. retifera Suun. Edmondia aff. sculpta. Produetus pumetatus MART. Produetus ef. cora ORB. Ausserdem fanden sich in einem schwarzen, schiefrigen Kalk vor der Lochalpe, der dort in grossen flachgeneigten Tafeln blossgelegt ist, jedoch ohne dass man etwas von dem Hangenden oder Liegenden beoboehten könnte: Phillipsia scitula MEER. Nautilus aff. nodoso-carinatus F. Röm. Euomphalus (Phymatifer) pernodosus MEER. Spirifer trigonalis MArT. var. lata SCHELLWIEN. Spirifer carnieus SCHELLWIEN. a supramosquensis NIKIT. Acanthocladia sp. COyathophyllum arietinum Fisch. Im Schuttkar des Südabhanges der Garmitzenhöhe wurde gesammelt: Cordartes principalis GERM. Sp. r (Pseudoeordaites) sp., vielleieht zusammengerolltes Laubstück von Ps. palmaeformis GöPpP. Neuropteris sp. Nach Gestalt, Grösse und Nervatur besser mit N. Rogersüt Lesq. als mit N. aurieulata Brer. überein- stimmend. ? Callipteris conferta STERNB. sp. — Zur sicheren Be- stimmung unzureichendes kleines Laubstück, doch des geolo- gischen Interesses wegen erwähnenswerth. Im Folgenden sind nach ScuELuwren die beiden wich- tigsten Profile, dasjenige der Krone nach Surss und das von mir aufgenommene Auernigg-Profil neben einander gestellt. Auch das von Sracnhe im Jahrbuch der Reichs: anaialı vom Jahre 1574 veröffentlichte Kronenprofil ist zum Vergleich mit der Susss’schen Aufnahme hinzugefügt. Die am besten erkenn- baren Horizonte: Die Conoeardienschicht, die Sehieht mit Pro- duetus lineatus, die hauptsächliehsten Kalkbänke und Pflanzen- horizonte zeigen die völlige Uebereinstimmung beider Profile, auffallen muss es jedoch, dass auch die Conglomeratbänke regelmässig durchstreichen. Doch dürfte die geringe Entfer- nung beider Localitäten (ca. 2,3 km) diese Erscheinung er- klärlich machen. Yydrur STU9M ‘uoJdon ww) 89 'OVVM SmDoun 'PouT -U9SOY "U9SOS "u OEL 'ET Yu IPLMNBIL N AOFOIUISUOLLT, Lwur) U Yva sm -DOUN "PO4T wı urogspurg "pr ( 92P47d0940 ‘Too "pP AU0Z "EL wg ed yjeyuaumsny IT >——— Hassan ae Toon ouuaa BEL TE en rer -ueyg wu T9J9TUIS "TULULIT) "GT — wog yerawopsuog) yo yerswmogsuoy '9L " ° " ° ° Jerowopsuon) "PL 1) | Fprpsuopraneg I oprpg IT " " PpPIgdsuozusng 'GT BI9WOLU0,) FY> - | aoporposuoqowanerg 7, ° ° ° ° ° ° wogspueg "sp " ° " ° (6) Yerawopsuon ‘IT ug 9 YNeyuaurasanAy I Fe a u yeyuaurasug "GL Fa RUTDSOEZ IT US BI AMIBMNGL TU B 9J9TIIS IPPLIWUL) 07 br ae Ale U9UTnSn. 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SCHELLWIEN auf meine Veranlassung unternommen hat, sind bisher die Brachiopoden erschienen; die beiliegende Tabelle, welche gegenüber der Zusammen- stellung von E. SCHELLWIEN nur geringe Veränderungen auf- weist, enthält auch die sonst bekannten Fundorte der betreffen- den Arten. Die wenigen bisher gefundenen Korallen gehören nach meinen Bestimmungen zu folgenden Arten: 1. Oyathophyllum arietinum FıiscH., grosse massige Einzel- koralle aus der Verwandtschaft des Uyath. Stutch- burgi, zuerst von Moskau beschrieben. Weg von Pontafel zur Lochalpe. 2. Lonsdaleia floriformis FLEM. mut. carnıca (mser.) Cono- eardienschicht, Auernigg. 3. Lophophyllum proliferum M’ÜHEsneEvsp. (Wnurre, 100 Par. S. 101. t. 66. £. 4, E. Kayser in v. RICHTHOFEN China IV. S.194. t.29. f. ”—10). Diese in China und Nord- amerika verbreitete kleine Einzelkoralle fand sich auf (der Tratten unterhalb der Krone. 4. Amplexus coronae FRECH mser. Krone Schicht 21. Ueber die Bildungsweise der oberearbonischen Schichten. Eine kurze Besprechung erheischt der häufige, mindestens siebenmalige Wechsel zwischen klastischen Bildungen mit Landpflanzen und Kalken mit rein mariner Fauna. Die Schiehten mit Landpflanzen und diejenigen mit marinen Thieren stellen heteromesische Bildungen dar; die einen sind im Meere, die anderen in Lagunen oder Haffen zum Absatz gelangt. An der Thatsache eines scharf ausgeprägten Wechsels mariner und terrestrischer Verhältnisse kann um so weniger sezweifelt werden, als eine Mengung von Meeresorganismen und Landpflanzen nirgends beobachtet wurde. In der alten Strandzone sind gewisse feinkörnige Sandsterne und Grau- wackenschiefer (d und r des Auerniggprofils) abgesetzt, welche reich an Kriechspuren von Würmern und anderen Thieren sind, im übrigen aber keine organischen Reste enthalten. Zu Seite 328. Die oberearbonischen Brachiopoden der karnischen Alpen nach Dr. E. SCHELLWIEN. a ———————— Vorkommen in den karnischen Alpen Anderweitiges Vorkommen : . lee Arpreueige (Permoearbon) = Salon Name 3 en Ir ern 33 3 223 i = uropäise es Nord- E 2 & = Sonstige Fundorte 2 | Russland Spitz- China Afrika Amerika Indien 23 n 17] Sg Mjatsch- | Ar- gen Lo |Vadi e) Low & Upper Prod. Limestone En En ri M E 1 | Korn al an bel ee | Low. Mid. Up. = 1 1 | ++ | Stache's Zone des Prod. giganteus u. Vogelbachgraben . . 1. Marginifera pusilla SCHELLWIEN . = | an 2 = | — ze | a = +. + Auernigg h, Krone 14, Rudniker Sattel, Bombaschgraben, 2. Produetus lineatus WAAG. 7 | i | e£. = = U DES i u | Stache’s Zone d. Prod. 1 Alpaytens | | | | | — | — Oselitzengraben DR 3. ,„ ef. cora d’ORB. . : — | — lee] — = cf, a a ke er N E 4. . ef. multistriatus MEEK — ul — le ee Fre Fi a a Er a 4+ı— ' Stache’s Zone des Prod. giganteus ee - 5. „ eanceriniformis TSCHERN. _ — Ji a = = 4 a N ins + — ‚Stache’s Zone d. Prod. giganteus, Bombaschgr. - 6b. „ semireticulatus MART. i 1 Wa i el pe; i I. + + Stache’s Zone d. P. gig., piroplytonschiefer, Bonıbaschgraben 7. . semireficulatus MART. var. nov. bathykolpos ? 3 ee i — | ii i i le +!l+ g BE n ratiosus WAAG. var. nov. oceidentalis | a a — 'var.|var.| — ++ | Stache's Zone d. Pr. - Siganfeus u. . Vogelbachgraben 9. „ longispinus Sow. . WS i i _ a a N i = Merl +|+ r 10. „ aculeatus MART. var. var. | var. — ei a Dr a a I N | |Oselitzengraben 11. „ punetatus MArr. . P i i i — BE en i i =, +1 — 12. curvirostris SCHELLWIEN a _ | — | nz = = j-- +1—- |: 13. Chonetes papilionaceus PHILL. var.nov. varispina var. — et var. | \ | | = ne a 14. ef. granuliferus OWEN eh: . a a mia. or = ee | U DE re 15. lobatus SCHELLWIEN _ —- 1|-| — = 3,0 ee + | + | Bombaschgraben 16. „ latesinuatus SCHELLWIEN _ — | —ı a -—ı- a a ze +|1—- 17. „.- obtusus SCHELLWIEN a — —-—| a — = = Se ++ Bombaschgraben! A 18. Orthothetes semiplanus WAAG. SU BEE — —_ | i ——|+ PIaREnE > Alm, 1, Vogelbachgraben 19. Derbyia Waageni SCHELLWIEN . —| — | — - 14a 1-1 -|1-1|- + — 20. „__ excpansa SCHELLWIEN . _ _ ||) = ee Belene Ber 21. Orthis Pecosi MARCoU . _ —_ _ | _ a _ i i ii-|1-1|1- ++ 22. Enteles Kayseri WaAcG. = a u i _ i alle = ES er 23. „ _carnicus SCHELLWIEN . _ a ı —| — — N, — |-|1-|-|1— — | — | Oselitzengraben (roth. Fus. Kalk) 24. „ Suessi SCHELLWIEN | —ıl | — le | — el = + — Krone Schicht 14 . 25. var. aculicosta — _ _ _ — |ıa _ —ı-|a —|- ++ nlee), Oselitzengraben eoth. Fus” Kalk). 26. Spirifer (Retieularia) lineatus MART. sp. i i eh lei i i il—-|-|— +|— R 27. ,„ (Martinia) ef. glaber MArrT. i i _ ie — — Lil +/+| HERE „ e semiplanus WAAG. . _ _ i — = — _ 8 — li) —-|1- _ +? | Bombasch, raben . 2U0E „ = Frechi SCHELLWIEN 2 _ - _ u E u a u — | — | Auernig , Conoeardienschicht der Krone Se „ cariniacus SCHELLWIEN . — _ —_ | — — —_ —- I-|13|1—-|-— — | — )Madritsc eng . R Die „ ch striatus MART. Er — | il ? _ _ | — | — | Conoeardiensch. d. Krone u. Auernigg, Oselitzengr. Groth. F. K) 32. „ fasciger Keys. . RE I Er: 1 el ao i _ a Fa u En A SE +. + Im Loch, Rattendorfer Graben (roth. Fus. Kalk). . 33. „ Fritschi SCHELLWIEN (— a a | | | NI«. vgl. unten) i elle — | ce _ a || _ + + Im Loch, Spirophytonschiefer . 34. „ carnicus SCHELLWIEN . n a a | - a _ — rl — — Vogelbachgraben . . SD, var. grandis 5 a — _ = — —_ _|-|— = Gonde; a d. Krone u. . Äuernigg, Im Loch, Spirophyt. -Sehf. 36. „ trigonalis MaRrT. var. lata SCHELLWIEN var.| var. — _ _ —al nel u 37. „ Zitteli SCHELLWIEN er a —_ = = - | — a BEI Baer 38. var. a - |-| -— ı— Er Be el A u a 39. Spiriferina coronae "SCHELLWIEN 3 2 | a _ —_ a & —_— -ı-|1—- — | — Auermigg 1, Schulterkofel 40. Athyris? ef. planosulcata PHILL. eES ach. EC a a a er er 5 Er nn ©: 41. Camerophoria alpina SCHELLWIEN a a ı— — — _ _ el, —|— \ Pasterk i. Vellachthal, "Karawanken . 42. „ Saneti Spiritus SCHELLWIEN _ | | l—- I|-|1-|-][ı — — |Pasterk i. Vellachthal . : 43. ,„ latissima SCHELLWIEN Ze | Fe 2 +1— 44. Rhynchonella confinensis SCHELLWIEN & —_ _ -— || _ a ee en au Auernigg l, "Conoeardienseh. der Krone 45. „ _grandirostris SCHELLWIEN = _ == — _ = a —a || — — — | Auernigg 1 ee 3 46. Dielasma? carintiacum SCHELLWIEN a a _—ı — _ _ a De EZ [E +, — Auernigg Schicht 1 . AT. Toulai SCHELLWIEN : a a _-— | — _ = i— ident, a = affnis. SR RN 16 vr sheet, k 5 I Er: j eat = 25 ee er, vn j a tr Pe j . ; au i je 3 hr [} ER u NL i & du v 3 Fi f : ur , * r R » j R 6; : n x ‘ ’ + 3 For PR T Baer Kes 7 PIORRIER F % ‘ 329 Bei der Erklärung ist auszugehen von der in ungleiehem Maasse fortsehreitenden Abrasion der alten earbonischen Hoch- gebirge, deren Vorhandensein durch die in ganz Mitteleuropa beobachtete, stark gestörte Lagerung der älteren palaeozoischen Scehiehten (vom Culm abwärts) erwiesen wird. Das massen- hafte Vorkommen von Conglomeraten und die Häufigkeit der Landpflanzen im Oberearbon beweist, dass die alte Küstenlinie überaus nahe war. Man könnte nun darüber im Zweifel sein, ob der Wechsel mariner und terrestrischer Bildungen dureh loeale tektonische Bewegungen, oder aber durch örtliehe Verschiebung der Küstenlinie infolge von An- häufungen fluviatiler Sedimente, oder endlich durch allge- meine Oseillationen des Meeresspiegels herbeigeführt wurde. Der unmittelbare Einfluss tektonischer Umwälzungen an Ort und Stelle ist wohl auszuschliessen; denn ein mindestens siebenmaliges Auf- und Abwippen des Landes erscheint selbst in einer von tektonischen Bewegungen betroffenen Gegend wenig wahrscheinlich. Veränderungen durch locale Anschwem- mungen, wie sie heute an der Nord- und Ostsee sowie an der Adria beobachtet werden, haben zwar in gewisser Weise mit- gewirkt, sind aber nicht als alleinige Ursache anzusehen. Es bleibt also eine allgemeine Veränderung des Meeres- spiegels als Grundursache, die durch locale Ansehwem- mungen modifieirt wurde Auch gegen diese Annahme könnte die häufige Wiederholung heteromesischer Bildungen angeführt werden. Jedoch ist der Umstand bedeutsam, dass gerade während des letzten Abschnittes der eigentlichen Car- bonzeit die grossen Hochgebirge in Mittel- und Westeuropa abradirt wurden. Mag man sonst über die Theorie von SuEss getheilter Meinung sein, der die „eustatischen* (= fortdauern- den) „positiven“ Bewegungen der Strandlinie auf die Erhöhung des Meeresbodens dureh festländische Sedimente zurückführt: In der jungearbonischen Zeit, für welche die Bedeutsamkeit der Abrasion und Sedimentation durch zahlreiche Beobach- tungen festgestellt ist, wird der Einfluss dieses Factors auf die Meeresverschiebungen nieht hoch genug veranschlagt werden können. Es wurde also gleichzeitig durch die in der ganzen Nord- 390 hemisphäre erfolgende Zufuhr von Sediment und die Er- höhung des Meeresbodens ein Vorscehreiten des Meeres bedingt und dureh locale, an der Karnischen Küste besonders bedeutende fluviatile bezw. litorale Anschwemmungen vorübergehend ein kleinerer Bezirk dem Meere wieder abgewonnen. Besonders befördert wurde die gelegentliche Ausdehnung des Landes durch die Anhäufung mächtiger Con- slomeratbänke; dieselben sind wohl nur zum kleineren Theile als unmittelbares Ergebniss der Brandungswirkung anzusehen, im Wesentlichen durch Flüsse und Wildbäche aus dem Ge- birge herausgetragen und durch die Gezeiten sowie Küsten- strömungen auf dem Meeresboden ausgebreitet. sin allgemeines Vorschreiten des oberearbonischen Meeres ergiebt sieh für unser Gebiet schon aus der Thatsache, dass Fusulinen-Kalke mit marinen Versteinerungen nur im höchsten Theile der oberearbonisehen Schiehtenfolge vor- kommen. In der Entwiekelung dieser Kalke ist eine gewisse Differenzirung in horinzontalem Sinne zu beobachten. Die Fusulinenkalke des Auernigg und Madritscheng werden im Westen in der Gegend des Schulterkofel und Hochwipfel dolomitisch und schwellen gleiehzeitig mächtig an, so dass die eingelagerten Schiefer als dünne Zwischenmittel er- scheinen (Taf. III S. 56). Ein Wechsel marimer und terrestrischer Sehiehten, wie er in den Karnischen Alpen beobachtet wurde, ist im Bereiche der Steinkohlenformation nicht ungewöhnlich. Die von BARROIS beschriebenen Schichten von Lena in Asturien, welehe dem tieferen Obercarbon angehören (= Moskauer Stufe mit Sp. mosquensis = Millstone grit = Ostrau-Waldenburger Sehichten), stimmen in Bezug auf die Faeciesentwickelung vollkommen mit dem Karnischen Oberearbon überein. Das Gleiche gilt für die am Donetz entwiekelten Steinkohlenbildungen, in denen nur das Vorkommen abbauwürdiger Flötze einen kleinen Unter- schied bedingt. Im nordamerikanischen Carbon herrscht bekanntlich eine einheitliche Faciesentwickelung derart, dass im Osten terres- trische, im Westen marine Absatzbedingungen während der ganzen Bildungsdauer der Formation vorwalteten. In einzelnen Zwischengebieten, so in Nevada (Eureka), wo eingeschwemmte sl Landpflanzen und Iungenathmende Schnecken gefunden sind, vor allem aber in Texas finden wir enen Sehichtenweehsel, weleher dem alpinen in vieler Hinsicht zu vergleichen ist. Der zweite Jahresbericht der geologischen Landesaufnahme von Texas enthält eine Reihe sehöner Profile (Pl. XVI. 8.372), deren Betrachtung ein klares Bild von der Entwiekelung der Stein- kohlenformation gewährt. Unterearbonische Bildungen fehlen ; das in eine Reihe von Localgruppen gegliederte Oberearbon besteht aus abwechselnden Lagen vonSandstein und Schiefer- thon (nebst zahlreichen Uebergangsgesteinen), die an Masse überwiegen; eingeschlossen kommen Kohlenflötze vor. Fu- sulinenkalk deutet auf das intermittirende Vorwiegen mariner Bedingungen, Conglomerate auf gelegentliche Abrasionen, Gyps und Gypsthon auf eindampfende Lagunen. Der Wechsel der verschiedenen Gesteine ist äusserst bunt und in jedem Durchsehnitt verschieden. Ein regelmässiges Alterniren ist nirgends zu beobachten und eine bestimmte Tendenz der Strandversehiebung somit nieht erkennbar. Das Land bildete während der Bildung des gesammten Oberearbon den Uebergang zwischen dem westlichen Oeean und den Binnenseebecken des östlichen Nordamerika. In dem im Vorstehenden genannten Vorkommen wiegen entweder die marinen Schiehten vor (ob. Theil des Karnischen Oberearbon) oder es tritt der umgekehrte Fall ein (Texas) oder es sind beide im Gleichgewicht ausgebildet. Das Analogon zu den Vorkommen des Eureka-Distrietes, wo einzelne Land- organismen in marinen Kalken gefunden werden, bilden die bekannten Einschaltungen mariner Schichten in den terres- trischen Steinkohlenbildungen. Die Vorkommen des schottischen Caleiferous sandstone (tiefstes Carbon), erinnert noch am meisten an die besprochene Entwickelung des Obercarbon; hier erscheinen in einer fast 4000‘ mächtigen, klastischen Sehiehtenfolge vorherrschend Kohlenflötzehen und Landpflanzen, die zum Theil an Ort und Stelle gewachsen zu sein scheinen, daneben aber 18 verschie- dene Lager mit marinen Thierresten. Viel seltener sind diese marinen Einlagerungen im unteren produetiven Carbon (Waldenburger Horizont und Gannister beds) in der bekannten Zone, welche von Oberschlesien durch Westfalen und Belgien nach 392 England hinüberzieht. Selbstverständlich braucht man zur Er- klärung dieser Vorkommen noch weniger an Öseillationen der Erdrinde oder des Meeresspiegels zu denken, als in den bisher erörterten Fällen. Geht man davon aus, dass die Steinkohlen- flötze nebst ihren Sandsteinen und Thonen in weiten in oder unter dem Meeresniveau liegenden Inlandbecken gebildet wur- den, so liegt die Erklärung nahe. Wenn in einer solchen in der Nähe der Küste gelegenen „paralischen“ Niederung von aussen durch Brandung oder Sturmfluth der trennende Land- streifen durchbrochen wurde, so trat eine marine Ueberfluthung ein, die jedoch stets nur locale Bedeutung besass. Denn be- kanntlich sind die im Inneren des europäischen Continents gelegenen „limuischen“ Steinkohlengebiete (Saarbrücken, Fran- zösisches Centralplateau, Schwarzwald, Niederschlesien, Böhmen) frei von marinen Zwischenlagen. 3. Ueber die Verbreitung des Carbon in den Ostalpen. Die eigentümliche aus marinen Kalken und Landpflanzen- schiefern gemischte Entwickelung des Karnischen Ober- :arbon setzt aus dem näher beschriebenen Hauptgebiet weit nach Osten fort. Die westlichen Karawanken bestehen, wie erwähnt, aus silurischen und permo-triadisehen Schiehten. Aber schon südlich von Klagenfurt treten im Feistritzdurehbruch bei Neumarkt! Fusulinenkalke und Quarzeonglomerate auf (vergl. unten bei der Bespreehung der Uggowitzer Breeeie). Weiterhin tauchen in der Gegend von Eisenkappel an den gewaltigen Längsbrüchen, welche die Karawanken so gut wie die Karnischen Alpen durchziehen, neben dem Devon auch oberearbonische Gesteine empor. Surss (Aequivalente des Roth- liegenden S. A. 1868 8. 33) hat dieselben bereits eingehender beschrieben und hebt hervor, dass dieselben dem oberen Kohlen- kalke von LıroLp und FOETTERLE angehören. Die Gesteine dieses Vorkommens stimmen vollkommen mit den Karnisehen überein, und von den noch nieht näher untersuchten Versteinerungen scheint dasselbe zu gelten. (Eine eigentümliche Bedeutung als Amulette besitzen die beim Pasterkbauer unweit Vellach südlich von Eisenkappel vorkommenden Steinkerne zweier Cameropho- rien, U. Sancti Spiritus SCHELLWIEN und (. latissima SCHELLWIEN, 399 früher als Rhymeh. pentatoma bezeiehnet. Die ein undeutliches Kreuz bildenden Zahnstützen und Mediansepten scheinen die religiöse Verehrung dieser „Heilig-Geist-Stoand!’n“ zu erklären.) Weiter östlich in Untersteiermark treten in der Fort- setzung des Karawankenzuges noch mehrfach Oberearbonge- steine inmitten von Trias-Gebilden hervor, so vor allem in dem von TELLER beschriebenen Weitensteiner Gebirge und bei Wotscehdorf unweit Rohitseh Sauerbrunn. Sowohl das tek- tonische Vorkommen an grossen Längsrücken, wie die Be- schaffenheit der Gesteine stimmen vollkommen mit den west- lieheren Vorkommen überein. „Nur ausnahmsweise hat sich“, wie TELLER!) über das Weitensteiner Gebirge bemerkt, „der antiklinale Bau der Aufbruchswelle soweit erhalten, dass er Gegenstand einer profilmässigen Darstellung werden kann; in den meisten Fällen haben energische seitliche Stauungen die der Oberfläche zunächst liegenden Partien der earbonischen Sedimente in der Weise zusammengepresst und emporgedrängt, dass nur mehr eine Gesteinszone mit steil gestellten, regellos bald nördlich, bald südlieh einsehiessenden Schichten zur Be- obaehtung gelangt, die zwischen jüngeren Gebilden einge- schlossen, fast geradlinig über Berg und Thal hinzieht.“ Aus der Gegend von Wotsehdorf?) ist das Vorkommen der bezeich- nenden Gesteine, Schiefer, Conglomerate und Kalke mit Schrra- gerina zu bemerken. Ferner scheint der Umstand erwähnens- werth, dass die hellen Dolomite, welehe man früher (wie SrtacuE die entsprechenden Gesteine bei Pontafel) für palaeo- zoisch hielt, zur oberen Trias gehören. Derselben marin-terrestrischen Entwiekelungsform des Ober- earbon gehören die Pflanzenreste an, welehe aus Sehiefern des Spatheisensteinbergbaus Reichenberg bei Assling in Oberkrain von Srur3) beschrieben wurden; Pecopteris arguta ira. Pecopteris pteroides Brer. und Cordaites sp. Der ge- nannte Verfasser hebt hervor, dass sowohl die Pflanzen dieses Fundortes, wie diejenigen des Steinaeher Joches, der Stangalp und der östlichen Karnischen Alpen auf die Jüngste Schiehten- 334 reihe des Oberearbon“ hinweisen. Auch Herr Professor von Frrrscnh hat auf Grund der von ihm an anderem Material ausgeführten zahlreichen Bestimmungen (s. 0.) die Riehtigkeit dieser Auffassung bestätigt. Im Mediterrangebiet und im Innern Russlands be- sitzt das marine Oberearbon eine grosse Ausdehnung; wir kennen vereinzelte Vorkommen aus Asturien (BARROIS), dem nördlichen französischen Centralplateau (Morvan) und dem west- lichen Kleinasien. Hingegen ist weiter im Norden und Nord- westen der Karnischen Hauptkette keine Spur von typischem marinem Oberearbon (Fusulinenkalk) bekannt geworden. Die von England bis Oberschlesien verbreiteten marinen Einla- gerungen im unteren productiven Carbon (Gannister beds, Saar- brücker Sehiehten von Westfalen u. s. w.) sind von loealer Bedeutung und entbehren jedenfalls der bezeiehnenden Fusu- linen. Die geringe palaeontologische Uebereinstimmung, welche diese oberschlesischen Vorkommen mit dem Karnischen Fusu- linenkalk besitzen, beruhen wohl nur z. Th. auf dem höheren Alter der ersteren, denn bei ungestörter mariner Entwiekelung des Oberearbon (Russland) pflegt etwa die Hälfte der Arten den beiden Stufen gemein zu sein. Abgesehen von der Ver- sehiedenheit der Facienentwickelung (vergl. unten) sprechen auch wohl Gründe geographischer Trennung mit: Im Gebiete der heutigen Centralkette erscheint ausschliesslich die ter- restrische Entwiekelung des Obercarbon. Es sind, wie STUR nachzuweisen bemüht war, die obere und untere Stufe des produetiven Carbon an verschiedenen Fundorten vertreten; aber überall finden wir ausschliesslich Landpflanzen, nirgends die Spur eines marinen Restes. Die erwähnten marinen Einbrüche in das earbonische Lagunengebiet sind also aus einem nördlieh oder nordöstlich gelegenen Meere erfolgt, haben aber das mediterrane Meer des Ober- earbon nicht erreicht. Das letztere dehnte sich in ober- earbonischer und permischer Zeit von Asturien bis Aegypten (Uadi el Arabah) und Indien aus. Der Umfang dieses Meeres selbst unterlag den mannigfachsten Schwankungen. So herrschte in Asturien nur während des unteren Oberearbon (Stufe von Leia mit Sp. mosquensis) ein Wechsel mariner und terres- trischer Sedimente, während der dem Karnischen Fusulinen- kalk und den oberen Ottweiler Schichten aequivalente Horizont von Tineo nur Landpflanzen enthält. Von den eentralalpinen Carbonvorkommen gehören die Fundorte des Steinacher Joch (mit ihrer östlich des Brenner gelegenen Fortsetzung) sowie das ausgedehntere Gebiet Stang- alp-Turrach-Fladnitzer Alp zum oberen Oberearbon. Hin- gegen ist STUR geneigt, den die Uentralalpen im Norden be- gleitenden Zug krystalliner Schiefer mit den Pflanzenfundorten Wurmalp (bei St. Miehael ob Leoben) und Klamm bei Payerbaech dem mittleren Obercarbon, den Schatzlarer Sehiehten zuzuweisen. In der betr. Arbeit (Jahrbuch d. k k. geol. Reiechsanstalt 1883 S. 187) bezeichnet Stur die fraglichen Bildungen als „unterearboniseh“:; es entspricht dies der wenig empfehlenswerthen Ausdrucksweise des Verf., der als „Carbon“ nur das produetive Obercarbon bezeichnet. Von Klamm werden eitirt: (alamites Suckowi Ber., Neuropteris gigantea STBG., Lept- dodendron ef. Goepperti Pr&sL., Sigillaria sp., von der Wurmalp hat derselbe Autor bestimmt: Calamites ramosus ArTıs, Pecop- teri lonchitica Ber., P. ef. Mantelli Ber., Lepidodendron phleg- maria S1B6., Sigillaria ef. Horowskyi STUR. Siehere Aequivalente des pflanzenführenden Culm sind in den Ostalpen abgesehen von den oben beschriebenen Vorkommen nieht nachgewiesen, man müsste denn einen Theil der Thon- slimmerschiefer diesem Horizonte zuweisen wollen; doch lässt sieh diese Anschauung weder beweisen noeh widerlegen. Auch in den Westalpen ist das Oberearbon — ältere Schiehten scheinen zu fehlen — ausschliesslich dureh terres- trisehe Bildungen vertreten. Die Steinkohlenpflanzen der Tarentaise, von Wallis, vom Titlis und vom Tödi ent- sprechen in der Hauptsache den unteren Ottweiler Schichten, so Odontopteris Drardi, Neuropteris flexuosa und Sphenopteris nummmularia; zum Theil kommen dieselben auch etwas tiefer, in den oberen Saarbrücker (= Schatzlarer) Schichten vor, so Odontopteris heterophylla. Die letzteren würden also etwa den Vorkommen von St. Michael und Payerbach entsprechen. Ein fremdartiges, an das Rothliegende erinnerndes Element bildet allerdings Walchia piniformis, welche jüngeren Schichten ent- stammen dürfte. XI. KAPITEL. Das Perm (Dyas). Die grossen Schwierigkeiten, welche in anderen Gebieten die gegenseitige Abgrenzung und Gliederung von Carbon und Perm in anderen Gebieten macht, sind in den Ostalpen nicht vorhanden. Eine zweimalige Transgression, die des oberen Oberearbon und der mitteldyadisehen Grödener Sehieh- ten bedingt eine natürliche Eintheilung; die „mittlere Lücken- haftigkeit“, das Fehlen des unteren Obercarbon und älteren Rothliegenden, erleiehtert nieht nur die Uebersicht der For- mationen in dem engeren Gebiete, sondern auch die Ver- gleiehung mit anderen Ländern, wo eine lückenlose Entwickelung stattfand. Die mächtig entwickelte Dyas'!) der südlichen Ost- alpen besteht aus zwei eoncordant gelagerten Gebirgsgliedern, den Grödener Schichten („Verrucano“ und Grödener Sandstein) und dem Bellerophonkalk. Der erstere über- lagert transgredirend alle älteren Bildungen und wird sleiehförmig von Bellerophonkalk bedeckt. 1. Der Grödener Sandstein und der sogenannte Verrucano. Im Westen unseres Gebietes, in der Gegend von Bozen, wird das tiefste Glied der dyadischen Sehiehtenreihe von der Platte des Bozener Quarzporphyrs gebildet. Weiter östlich erscheinen nur noch isolirte Stromenden dieses Gesteins in- 1) Als „anglocentrisches“ Curiosum mag hier der Ausspruch eines im Uebrigen sehr verdienstvollen englischen Lehrbuches der Geologie (von J. Phillips, 1885 neu herausgeg. v. R. Etheridge) über das alpine Perm an- geführt werden. Pt. II 8. 312 steht geschrieben: „In the Alps the Permian strata are scarcely, if at all represented.“ 3937 mitten der Grödener Sandsteine und Conglomerate. Einige Vorkommen zwisehen Sexten und Comelieo (Danta und Kreuz- berg) sind schon von R. Hoerx&s kartirt, ein weiteres liegt im unteren Lessachthal nördlich von Maria Luggau, das öst- liehste Vorkommen findet sich am Wege von Kötschach zum Jauken. Im Allgemeinen wird der Quarzporphyr im Osten durch ein Transgressionseonglomerat vertreten, welches wahr- scheinlich das gesammte Gebiet der heutigen Karnischen Hauptkette überkleidet hat. Hierfür sprieht die voll- kommene Gleichheit der Faciesentwiekelung im Norden und Siiden sowie der Umstand, dass einzelne Fetzen auf tiefen Grabenspalten inmitten der Hauptkette erhalten geblieben sind; solche Ueberreste treffen wir am Achomitzer Berg und am Gartnerkofel, zwischen Paularo und dem Hoechwipfel sowie im Angesicht der Croda Bianca auf der Bordaglia-Alp. Die petrographische Beschaffenheit des Grödener Sand- steines und des engverbundenen sogenannten Verrucano ist am besten an der neuen Strasse zwischen dem Kreuzberg und Comelico zu studiren. Untrennbar mit der Masse der rothen oder grauen Sandsteine, Glimmersandsteine, Letten und Thone verbunden liegt an der Basis der Grödener Schiehten-Gruppe ein Conglomerat, dessen Rollsteine oft wenig gerundete Kanten zeigen. Doch wäre es unzutreffend, dasselbe als Breeeie bezeichnen zu wollen; es ist fast überall ein Uebergang in ein Gestein mit abgerundeten Rollstücken nachzuweisen. Die letzteren stammen zum grössten Theile aus dem Quarzphyllit und bestehen somit meist aus weissem Quarz, seltener aus Phyllitstücken. Local findet man Anhäu- fungen von Fusulinenkalkgeröllen (vergl. den Abschnitt über die Uggowitzer Breceie). Die Mächtigkeit des Conglo- “ merates wechselt ungemein; überall wird durch Vorwiegen des rothen Bindemittels und Zurücktreten der Rollsteine ein Uebergang in den normalen Sandstein vermittelt. Dem ent- spreehend ist das Conglomerat im Hangenden des Phyllites zuweilen nur 1 m mächtig, während in geringer Entfernung Wände von 25 m Höhe aufgeschlossen sind (Wasserfall unter- halb des Kreuzberges). Dies Conglomerat pflegt von den österreichischen Geologen Frech, Die Karnischen Alpen. 22 3938 allgemein als Verrucano bezeichnet zu werden. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass der Name vielfach in rein petrographischen Sinne für rothe Sandsteine und Conglomerate des Mediterrangebietes angewandt worden ist, deren genaueres Alter nieht festzustellen war; auch könnte eine weitere Ver- wendung des Namens für Sehiehtengruppen incertae sedis nieht beanstandet werden. In allen Fällen, wo man den fraglichen Bildungen einen bestimmten Platz in der Schiehtengruppe an- zuweisen vermag, erscheint eine Ausmerzung der alten Ver- legenheitsbezeiehnung um so mehr geboten, als an dem earbonischen Alter des eigentlichen Verrueano von Verruca bei Pisa nieht zu zweifeln ist. In der lehrreiehen Zusammenstellung, welehe L. MırcH ganz neuerdings über die wechselnde Auffassung des Verrucano gegeben hat!), erscheint besonders das Citat von DE STEFANI bemerkenswerth: „Le Verrueano typique appartient done au Carbonifere superieur“ (op. e. S. 85 u. Tabelle). Der ostalpine Verrueano, der an der Basis des Grö- dener Sandsteines liegt und auf das engste mit diesem verbunden ist, würde somit am einfachsten als „Uonglomerat der unteren Grödener Schichten“ oder kürzer als „Grödener Conglomerat“ zu bezeichnen sein. Es liegt ferner nahe, den Namen „Grödener Sehiehten“* für die ostalpinen Aequi- valente des deutschen Rothliegenden in der Weise anzuwenden, dass demselben das Grödener Conglomerat als tieferes und der Grödener Sandstein als höheres Glied untergeordnet wird. Wir haben also: 1) Grödener Conglomerat (= Verrucano auct.) den Bo - zener Quarzporphyr z. Th. vertretend, z. Th. Aus- läufer desselben umschliessend. 2) Grödener Sandstein mit untergeordneten Mergeln, Letten, Thon und sehiehtförmig angeordneten Dolo- mitknollen.?2) Am Dobratsch erseheint ausnahmsweise ') Beiträge zur Kenntniss des Verrucano. Leipzig 189?. S. 1—93 mit Tabelle. 2) Die rothen glimmerreichen Sandsteine unterscheiden sich von den ähnlichen Gesteinen des alpinen Buntsandsteins durch ihre Grob -- körnigkeit und Dickbankigkeit, vor allem aber durch das Fehlen der Muscheln, welche in dem jüngeren Gestein regelmässig und häufig auftreten. 339 blauer thoniger Kalk und Gyps in Verbindung mit Grö- dener Sandstein. Die vorgesehlagenen Aenderungen sind, wie kaum bemerkt zu werden braucht, rein nomenelatorischer, nicht sachlieher Art. Eine kartographische Ausscheidung des Conglomerates ist an den Stellen normaler Auflagerung überaus einfach, indem dort etwa das untere Drittel der gesammten Schiehtengruppe demselben zufällt. An den grösseren disloeirten Sehollen würde eine sehr eingehende Begehung nöthig sein, die aus Zeitmangel nieht überall durchführbar war. In den sehmäleren „Graben- spalten“, die in dem Gebiete der Karte am häufigsten mit dem untersten Transgressionsgestein erfüllt sein, sind Sandsteine und Conglomerate meist derart mit einander verquetseht, dass eine Abgrenzung in dem Maasstabe der Karte undurehführbar ist. Ueber die stratigraphische Stellung der Uggowitzer Breceecie, weleher von StacHE ebenfalls permisches Alter zu- sesehrieben wurde, ist weiter unten ausführlicher die Rede. Die Sehlerndolomite der Pontafeler Gegend und der oberste Theil der Fusulinenkalke, welche beiden Horizonte von STACHE ebenfalls ganz oder theilweise als permisch angesehen werden, gehören, wie aus der unten folgenden Darstellung hervorgeht, nieht hierher. Organische Reste sind in den Grödener Schiehten der Karnischer Hauptkette bisher nieht gefunden worden; doch erlauben die in angrenzenden Gebieten entdeckten Pflanzen- reste eine ziemlich genaue Horizontirung der in Rede stehenden Sehiehtengruppe. Die älteste hierher gehörige Flora wurde schon vor Jahren von E. Surss im Val Trompia zwischen einem unteren Porphyrlager und einer höheren Conglo- meratbank entdeekt und enthält die folgenden von GEINITZ bestimmten Pflanzen des Deutschen (mittleren) Rothlie- senden: Walchia piniformis SCHL. Sp. 5; filieiformis SCHL. Sp. Schizopteris fascienlata var. zwickaviensis GUTB. (unt. Abtheilung des mittleren Rothliegenden in Sachsen). Sphenopteris oxydata GOEPP. 5 Suessi GEIN. 340 Eine etwas höhere Stellung scheinen die bituminösen, Pflanzen führenden Schiefer von Tergioro im Pesearathal !) einzunehmen. Dieselben bilden nach VACER zwischen dem tiefsten, im Hangenden des denudirten Porphyrs auftretenden Conglomerat und dem Grödener Sandstein eine an der stärksten Stelle ea. 200 m mächtige linsenförmige Einlagerung und ent- halten nach Srur: Walchia piniformis SCHL. Sp. »„. fikeiformis SCHL. Sp. Ullmannia frumentaria SCHL. Sp. ?) 5 ef. selaginoides BRONG. SP. Schizopteris (Fneoides) digitata BRoNG. sp. (Daieria bei HEER). Für deutsche Verhältnisse wäre das Zusammenvorkommen von Ullmannia (Kupferschiefer) und Walchia (Rothliegendes) undenkbar. Allerdings sind hier die Floren des mittleren Roth- liegenden und des Kupferschiefers durch versteinerungsleere Transgressionsgebilde wie Oberrothliegendes und Zechstein- eonglomerat von einander getrennt. In den Alpen fehlen diese scheidenden Glieder, welche mit als Aequivalente des Grödener Sandsteines anzusehen sind, und ein Zusammenfliessen der Floren wäre somit nieht ausgeschlossen. Andrerseits ist die Bestimmung der einzelnen Ueberreste von Coniferen keineswegs so einfach, um Irrthümer auszuschliessen. Noch jünger, an den deutschen Kupferschiefer (unt. Zechstein) erinnernd, ist die von GÜMBEL?) zwischen Neu- markt und Mazzon entdeckte Flora, welche sich in den han- sendsten Theilen des Grödener Sandsteines, nicht sehr tief unter dem Kalke findet, der als Aequivalent des Bellero- phonkalkes anzusprechen ist. „Am häufigsten sind ausser den Zapfen Zweige von Voltzia hungarica Hr., dazu kommt Daieria digitata (Heer), Ullmannia Bbronni und U. Geinitzi?) (nach HEERr’s Auffassung), eine Anzahl der abgebildeten Carpolithus, ein Farnwedel, Calamites oder KEgquwisetites, einzelne Fisch- schuppen und eine Lingula.“ 1) Verhandl G.R. A. 1882. S. 43. ?) Nach Graf SOLMS sind die Unterschiede zwischen den einzelnen von älteren Autoren aufgestellten Arten von Ullmannia sehr zweifelhaft. >) VerhandlaGoR- AS 823: Sg 341 Besser erhalten ist die von Heer beschriebene Flora von Fünfkirchen in Ungarn, welche mit der Neumarkter voll- kommen übereinstimmt: Voltzia hungarica HR. „ Döckhiana Hk. Daieria digitata BRONG. Sp. Ullmannia Geinitzi HR. !) Schizolepis permiensis HR. Carpolithus Klockeanus GEIN. Sp. e humnicus HR. foveolatus HR. 5 Eiselianus GEIN. Sp. libocedroides HR. & Geinitzt HR. Fast die Hälfte der Arten stimmt nach Mossısovics mit solehen des deutschen Kupfersehiefers überein, und besonders bemerkenswerth ist das .Vorkommen der sonst nur aus rhae- tischen Schichten bekannten Gattung Schrzolepis. 2. Der Bellerophonkalk. Zwischen dem dyadischen und triadischen Sand- stein liegt in normaler Lagerung ein aus Kalk, Dolomit und Gyps bestehendes, meist recht mächtiges Gebirgsglied, das längere Zeit unbeachtet blieb, bis die Auffmdung durch Mossısovics und seine Mitarbeiter erfolgte. Der Bellerophon- kalk ist eine streng mediterrane Bildung; er fehlt nicht nur in den ganzen Nordalpen, sondern auch in dem nach nord- alpiner Art entwickelten Gailthaler Gebirge. Hier (Profil- tafel VII) wie dort verschmelzen dann die Grödener und Werfener Schiehten zu einer schwer zu gliedernden Sandstein- formation, und auf Grund dieser nordalpinen Beobachtungen hat man lange auch den Grödener Sandstein zur Trias gestellt. Das normale Gestein in unserem Gebiet ist ein grauer oder schwarzer meist wohlgeschichteter Kalk, der häufig dolomitische Beschaffenheit annimmt. Bezeichnend für den Horizont ist vor allem die bedeutende Entwiekelung von Rauchwacke und dolomitischer Asche, sowie die oft mäch- !) S. Anmerkung 2 S. 340, 542 tigen Anhäufungen von weissem Gyps. Während Rauehwacke aueh z. B. im Buntsandstein nicht selten ist, kann Gyps sowohl wegen seiner Mächtigkeit als wegen seiner grossen horizontalen Verbreitung geradezu als Leitfossil des Bellerophonkalkes angesehen werden. Die mächtigste Entwiekelung zeigt der- selbe in der italienischen Carnia zwischen Paularo und Paluzza, wo die Bäche tiefe Höhlungen hinein gefressen haben. Etwas weiter südlieh zwischen Arta und Cereivento beobachtet man eine mächtige Entwiekelung der Rauchwacken, welehe der Verwitterung nur geringen Widerstand zu leisten vermögen und somit zu gewaltigen Abrutschungen und Muhren Veran- lassung geben. Die Rauchwacke enthält als echter „Stink- stein“ einige bituminöse Substanzen und vor allem Schwefel- wasserstoff; die zu Heilzweeken benutzten Scehwefel- quellen von Arta bei Tolmezzo, von Malborget und Lussnitz bei Pontafel entspringen sämmtlich aus diesem Gestein. Die Aehnlichkeit mit dem mittkeren deutschen Zeeh- stein ist somit auch in petrographischer Hinsicht augen- fällig. Von Südtirol her verbreitet sich der Bellerophonkalk durch das Comelieco und die Carnia, wo er die Oberfläche auf weite Strecken zusammensetzt (Sutrio, Arta) bis in die Gegend von Pontafel. . Weiter östlich findet sieh noch ein kleines Vorkommen im Liegenden der Werfener-Schichten in dem Einschnitte des Sehwefelgrabens bei Lussnitz. Man beobachtet vom Ein- sang des Grabens aufwärts gehend in den unter ca. 20 nach SSW einfallenden Sehiehten 1) Hellen wohlgeschichteten Kalk mit Bänkchen voll un- bestimmbarer Zweischaler: 2) Rauchwacke und Asche (mit etwas Gyps); 3) Schwarzen Kalk mit Bellerophon (Stachella) und nach Stacnkz!) mit Spirifer vultur, Spirifer megalotis und Athyris janiceps; 4) Darüber liegen kalkige Werfener Schiehten mit bezeich- nenden Versteinerungen. 1) Verhandl. G. R. A. 1858. S. 321. 343 Der Bellerophonkalk hat wahrscheinlich, wie die älteren Dyassehichten das ganze Gebiet der heutigen Karnischen Haupt- kette bedeekt. Wenigstens lassen die verschiedentlich gegen- über der Croda Bianca (Abb. 45, 46 S. 105), am Hochwipfel (Taf. III S. 56) und an der Reppwand beobachteten isolirten Sehollen diesen hückschluss natürlich erscheinen. Die Nord- grenze der Verbreitung dürfte eine etwa dem heutigen Gailfluss folgende Linie gewesen sein. Besonders mächtig ist der Bellerophonkalk als ein meist ungeschichteter grauer Kalk in dem schönen beifolgend wieder- gegebenen Profil der Thörlhöhe (Reppwand) entwiekelt. Im Thörlhöhe vom Guggenberg (vorN.) 200m - Abb. 54. Profil der Thörlhöhe (Reppwand d. G. St. K.). Vom Guggenberg (N) gesehen; etwas schematisirt. d Bunte Kalkeonglomerate auf der Spitze der Thörlhöhe. 4 Rothe Glimmersandsteine und Schiefer. 3 Graue wohlgeschichtete Plattenkalke. 3—5 Muschelkalk. 2 Werfener Schichten ; rothe Schiefer. 1 Bellerophonkalk; massiger, oben undeutlich geschichteter heller Kalk, hie und da mit Rauchwacke. Osten der Karnischen Hauptkette scheint der Bellerophonkalk ganz zu fehlen; in den zahlreichen und eingehenden Mitthei- lungen F. TELLEr’s über die Ostkarawanken wird derselbe nirgends erwähnt. Die Fauna des Bellerophonkalkes ist in unserem Gebiete fast nur durch das nicht sonderlich reiche Vorkommen des Schwefelgrabens vertreten. Ausserdem fand ich unbestimmbare Zweischaler bei dem Uebergang von Pontafel nach Paularo. 344 Die interessanten, wesentlich an das Palaeozoieum erinnern- den Thierreste sind von STACHE !) untersucht worden und stammen fast sämmtlich aus dem östlichen Südtirol. Man wird kaum. daran zweifeln können, dass der Bellero- phonkalk ein Aequivalent des höheren deutschen Zech- steins ist, dessen Verschiedenheiten auf geographischer Trennung der Meere beruhen. Letzterer fehlt in Süddeutsch- land fast ganz; die Ausläufer finden sich in der Pfalz, in der Gegend von Heidelberg und den nördlichen Vogesen. Die räumliche Trennung ist also vorhanden und die Verschieden- heit der Faunen immerhin so gross, dass abgesehen von dem Vorkommen einiger allgemein verbreiteter Zweischaler (Dake- wellia ef. ceratophaga, Schizodus ef. truncatus) kaum nähere Beziehungen im einzelnen vorhanden sind. Auf mittleren oder oberen Zechstein verweist das Zurücktreten der Produeten (Prod. eadoricus als Seltenheit) in den Alpen. — Der bekannte Produetus horridus kennzeichnet durch sein massenhaftes Auf- treten den unteren Zeehstein und in der mittleren Abtheilung erscheint als letzter Ausläufer Produetus Howsei Kına. — Zu dem gleichen Sehlusse führt die Beobachtung, dass der obere srödener Sandstein noch die Flora des Kupferschiefers enthält. 3. Die Stellung der sogenannten Uggowitzer Breececie. Der von dem Dorfe Uggowitz auf die gleichnamige Alp führende Weg beginnt in weissem Dolomit und betritt ziem- lich bald das Gebiet der bunten Conglomerate und Breeeien, deren Material zumeist aus rothen Kalken vom Alter des Orthoeeren- und Fusulinenkalkes besteht. Nach SrtacnE (Verhandlungen der geol. Reichsanstalt 1878 S. 311) liegt die unterste Schicht des Dolomits „Sehichtfläche auf Schiehtfläche* auf der obersten der Breceeienbänke. Auf Grund genauer Be- obachtung und wiederholter Untersuchung der Stelle kann ich mit Bestimmtheit behaupten, dass die vermeintliche Sehicht- fläche eine auffallend glatt und regelmässig verlaufende, sehr steil nach Süden einfallende Verwerfung ist. Zwischen dem Dolomit und dem an der Grenze ausgebleichten !) Jahrbuch G. R. A. 1877, 1578. Vergleiche auch v. MoJsısovIcs Dolomitriffe S. 35. 345 Conglomerat liegt eine 1,90 —2 m mächtige Zone von voll- kommen zerquetsehtem und wieder verfestigten „Gang- kalk“ und der Dolomit selbst zeigt deutliche, glänzend polirte Rutschflächen. (Vergleiche das Profil Taf. I. S. 15.) Die Auffassung Srtacnes, nach der Dolomit und Conglo- merat in einander übergehen, erklärt sich daraus, dass das letztere nach Süden zu weiss und feinkörnig wird. In dem topographischen Theile ist der ausführliche Nachweis geführt worden, dass der „Längshorst“ des bunten Conglomerates rings von Störungen umgeben wird. An und für sich könnte die von STACHE angenommene normale Ueberlagerung der beiden Gesteine meiner Auffas- sung nur günstig sein, da das triadische Alter des Dolomites dureh zahlreiche Versteinerungsfunde (Diplopora, Daonella, Thecosmilia, Posidonia wengensis) erwiesen wird, während das Vorkommen der dem Dolomit angeblich eingelagerten Fusu- linenkalke auf der unriehtigen Deutung disloeirter Carbon- fetzen beruht. Auch die stratigraphischen Annahmen Sracne’s, welche das permisehe Alter des Sehlerndolomites erweisen sollen, sind sehr anfeehtbar. „Dass der Complex von hellen, zum Theil stark dolomitischen Kalken und Dolomiten, in welehen das Canalthal eingesehnitten ist, von der Buntsand- steinzone überlagert wird, welche bei Pontafel in die Thal- sohle tritt, ist ausser Zweifel.“ (l.e. 8. 312) Da in der Gegend von Leopoldskirehen das Alluvium des Thales Dolomit und Buntsandstein trennt, kann sieh die (nicht näher auf eine bestimmte Oertliehkeit präcisirte) Angabe SrACHES nur auf das Profil des Bombaschgrabens beziehen, wo thatsächlich die Werfener Schiehten das Hangende des Dolomits bilden. Aber zwischen Werfener Sehichten und Dolomit liegen hier Kalkbänke, welehe sehon von HAUER für Guttensteiner Kalk erklärt wurden, und die, wie die wiederholte Untersuchung des Profiles bewies, alle petrographi- schen Kennzeichen dieses Horizontes besitzen. Erst jenseits (nördlich der Guttensteiner Kalke) liegt der von SracHE als permiseh angesprochene Schlerndolomit. Die Schiehtenfolge ist also einfach überkippt. Da nun zudem bunte Kalkeonglomerate ein bekanntes 346 und häufig beschriebenes Glied des unteren Muschel- kalkes der Südalpen bilden, und da ferner die Conglomerate von Uggowitz vollkommen mit typischen Südtiroler Vorkommen (z. B. denen von Bad Ratzes und der Pufelser Schlucht) über- einstimmen, so liegt nicht die mindeste Veranlassung vor, die- selben für permisch zu halten. Dass das Vorkommen abgerollter Fusulinen in einer ausgesprochenen Conglomeratbildung für die Altersdeutung keine besondere Bedeutung besitzt, braucht kaum besonders betont zu werden. Jedoch sei daran erinnert, dass die kalkigen Fusulinengehäuse sich aus dem umgebenden Sehieferthon meist leicht herauslösen. Die Conglomerate treten in unserem engeren Gebiete nieht nur in disloceirten Fetzen sondern mehrfach, so an der Nordseite des Gartnerkofels und an der Strasse Tarvis- Kaltwasser in ihrer normalen Stellung zwischen Werfener Schiehten und triadisechem Dolomit auf. Leider hat die mit grosser Sicherheit ausgesprochene An- sicht Srtacne’s über das Alter der Uggowitzer Conglomerate verbunden mit dem Umstande, dass in dem echten Grödener Conglomerat zuweilen (z. B. am Kreuzberg) Fusulinenkalke in grösserer Anzahl vorkommen, mancherlei Verwirrung zur Folge gehabt. Eine derartige permische Kalkbreccie, welche petro- graphisch an die Usgowitzer Gesteine erinnert, aber eine wesentlich verschiedene stratigraphische Stellung besitzt, beschreibt Sracnz selbst in der bereits angeführten Mittheilung „über die Stellung der Uggowitzer Kalkbreecie“ (Verhandlungen der geol. R.-A. 1878 S. 312): In dem Durchschnitte des Feistritzflusses in den Ka- rawanken bei Neumarktl südlich von Klagenfurt beobachtet man von Nord nach Süd: 1) Eine mächtige Folge steilgestellter Bänke von Quarzit und Quarzeonglomerat. 2) Sandsteine mit dünnen Bänken von Quarzeonglomerat und dunkelen Thonschiefern mit Lager von Kalk- sandstein und Kalkknollen. Darin Fusulinen. 3) Eine mächtige Folge von lichtgrauen Kalken und dun- kelen Kalken bildet das oberste Glied des Carbon. 347 In dem oberen Niveau dieser Kalke kommen grosse kugelige Fusulinen (Sehwagerinen) vor. Die Kalke sind wie die tieferen Bildungen steil aufgerichtet (60 '— 70° S Fallen) und werden bei Neumarkt! von dem Feistritz- fluss in der sog. Teufelsschlueht durehbrochen. Ueber dem Ober-Carbon, an dessen Uebereinstimmung mit dem gleichartigen Horizonte der Karnischen Alpen nieht zu zweifeln ist, folgt (eoneordant oder diseordant? — nähere Angaben fehlen): 4) das Perm, gegliedert in a) eine mächtige klotzige Kalkbank, welehe durch zahlreiche Quarzkörner und grosse Quarzge- rölle bereits stellenweise einen eonglomeratischen Charakter zeigt, b) bunte Kalkbreeeie, unten noch mit zahlreiehen Quarzgeröllen, durch rothe sandsteinartige oder sehiefrig thonige Zwischenmittel gegliedert, e) rothgefärbtes Quarzeonglomerat mit rothen Sandsteinbänken, welche d) mit rothem Sandstein- und Thonschieferlager wechseln; letztere nehmen nach oben überhand. 5) Helle zum Theil dolomitische Kalk schichten. Die unter 4b—d) beschriebenen Bildungen stimmen so vollkommen mit den Grödener Quarz - und Kalkconglomeraten, sowie den Sandsteinen und Mergeln des Kreuzberges bei Sexten überein, dass man die Beschreibung unmittelbar übertragen könnte. Die petrographischen Verschiedenheiten von den Uggo- witzer Schichten ergeben sich ebenfalls aus der obigen fast wörtlich wiedergegebenen Beschreibung Stacues ohne weiteres. Dass die Kalke 5) den Bellerophonschichten entsprechen, ist sehr wahrscheinlich; doch könnte es sich auch um eine tiefere kalkige Abtheilung der Werfener Schiehten handeln. Etwas weiter östlich, im Vellachthale (Seelandsattel), liegen ebenfalls an der Grenze des Obercarbon gegen die Werfener Schiefer bunte Kalkbreeeien, welehe in ihren Einschlüssen sowohl wie in dem kalkig-sandigen Cement Fu- sulinen führen (TeLLer, Verhandlungen 1889 N. 16) und eben- falls von SrachE mit den Uggowitzer Gesteinen vergliehen wurden. 348 Auch in den Ostkarawanken, im Gebiete von Weiten- stein (Untersteier) hat TELLER (l. e.) dieselben Schichten in intermediärer Stellung zwischen Oberearbon und Werfener Schiehten nachgewiesen. „Auffallend ist auch hier der grosse Reiechthum an Einschlüssen von rosenrothen bis fleischrothen Kalksteinen, mit Fusulinendurchsehnitten, für deren Her- kunft gegenwärtig in dem ganzen Gebiet kein Substrat vor- liegt.“ Derselbe Ausspruch würde auch auf die Schiehten des Kreuzberges passen. „Einzelne dieser rothen Kalkbloekmassen besitzen so beträchtliche Dimensionen und zeigen so scharf- kantige Umrissformen, dass man unmöglich an einen Transport aus grösserer Ferne denken kann. Die Breceie trägt mehr den Charakter einer Strandbildung, welche eine an Ort und Stelle als riffähnliehen Küstensaum zum Absatz gelangte Kalkstein- bildung verarbeitet hat.“ Aus den vorstehenden Ausführungen ergiebt sich 1) Die „Uggowitzer Breeeie* STACHE’S sensu strietissimo gehört zum Muschelkalk. 2) Innerhalb der tieferen Grödener Schichten (sog. Verrucano) finden sich von den Grenzen Tirols bis Steier- mark Kalkeonglomerate, welche petrographisch den Muschelkalkeonglomeraten zum Theil ähnlieh werden, und wie diese aus der Zerstörung und Um- lagerung von rothen Fusulinen- und Orthocerenkalken hervorgegangen sind; man könnte diese „Pseudo - Uggo- witzer Conglomerate” im Gegensatz zu dem verbreiteteren Quarzeonglomerat als Kalkeonglomerat der Grödener Schichten bezeichnen. Die Stellung des Karnischen Carbon und Perm in der allgemeinen Schichtenfolge. In dem Karnischen Culm, den Nötseher Schiehten und dem Karnischen Obercarbon haben wir die beiden Hauptabtheilungen der Steinkohlenformation in mariner und nieht mariner Entwickelung vor uns. Im Unterearbon sind die heteromesischen Ausbildungsformen räumlieh getrennt, im Ober- carbon durch Weechsellagerung unmittelbar verbunden. Man könnte darüber im Zweifel sein, ob einer der ge- nannten Horizonte nicht mit dem alten Namen „Gailthaler Schiehten* zu benennen sei. Jedoch wurden unter dieser Bezeichnung, welche in vieler Hinsicht ein Analogon des „Alpen- kalkes“ bildet, bekanntlich alle palaeozoischen Schieht- sesteine — sogar mit Einschluss einiger Triasbildungen! — zusammengefasst. Die Beschränkung des Namens Gailthaler Schiefer etwa auf das Oberearbon würde somit immer zu Miss- verständnissen Anlass geben, welche die oben gewählten Be- zeichnungen gänzlich ausschliessen. Das Zusammenvorkommen der beiden palaeontologiseh scharf eharakterisirten Faciesbildungen auf kleinem Raume legt eine Vergleichung mit anderen Gegenden nahe, in welehen das gegenseitige Verhältniss dieser Entwiekelungsformen we- niger geklärt erscheint. Eine vergleichende Stratigraphie der Carbon- und Permbildungen gehört bekanntlich zu den dringendsten Er- fordernissen der Stratigraphie überhaupt. Noch im Jahre 1887 musste einer der hervorragendsten Fachmännner hervorheben, dass wir hier trotz der überwältigenden Menge von Einzelbeob- achtungen „an den allerelementarsten Grundzügen herumtasten.“!) !) Neumayr, Erdgeschichte II. S. 182. Die Uebersieht, welehe E. Surss seitdem in dem die Palaeo- zoischen Meere behandelnden Absehnitt des Antlitzes der Erde (II. S. 294 ff.)!) gab, zeigt zwar in der Darstellung der Stein- kohlenbildung die unerreichte Meisterschaft des berühmten Geologen, lässt aber in dem, die allgemeine Gliederung und die Transgressionen behandelnden Theile den vollkommenen Mangel von wissensehaftlich befriedigenden Vorarbeiten erkennen. Diese letztere Lücke ist zwar seitdem durch die Zusammen- stellungen, welehe WAAGENn in der Schlusslieferung seiner Saltrange-Monographie:) gab, theilweise ausgefüllt. Aber ganz abgesehen davon, dass durch einige in jüngster Zeit veröffent- liehte Schriften amerikanischer und russischer Forscher wesent- liehe Ergänzungen und Veränderungen nöthig werden, ist in der grossen Uebersiehtstabelle gerade die Darstellung des Karnisehen Carbon reeht unbefriedigend, — woraus selbstredend dem Ver- fasser derselben kein Vorwurf erwächst. Eine vergleichende Uebersicht der gesammten Formation‘) dürfte hier um so weniger am Platze sein, als — nach Einführung einiger allerdings nicht unwesentlieher Aenderungen — auf die Eintheilung WAAGEN’S verwiesen werden kann. Die Grundlage der Gliederung wird auch in der Stein- kohlenformation die Aufeinanderfolge der marinen Faunen bilden müssen — sehon um die Möglichkeit der Vergleichung mit anderen Formationen nieht zu verlieren; für die Ver- gleiehung der Landfloren mit dem marinen Normalsehema liegen jetzt glücklicherweise hinreichend zahlreiehe Anhalts- punkte vor. 1. Das Untercarbon und seine Verbreitung. a) Mittel- und Westeuropa. An der Basis der earbonischen Schichtenfolge liegen in Westeuropa und Russland Schiehten mit einer gemischten !) Von irgendwelcher Polemik glaubte ich um so mehr absehen zn müssen, als die Abweichungen der nachfolgenden Darstellung durch die wesentliche Erweiterung unserer Kenntnisse veranlasst ist. 2) Palaeontologia indica. Ser. XIII Salt Range Fossils Vol. IV Part. 2. Das Heft trägt zwar die Jahreszahl 1591; das Erscheinen erfolgte aber wie bei sämmtlichen Lieferungen des grossen Werkes infolge der Verzögerung des Druckes ganz wesentlich später als die Abfassung. >) Die Erörterung beschränkt sich durchaus auf die Nordhemisphäre. 351 Devon-earbonisechen Brachiopodenfauna (die Pilton beds in England, Caleaire d’Etroeungt in Belgien, Kalk von Ma- löwka-Murajewnia in Russland). Man rechnet dieselben meist zum Devon; doch haben sieh in älterer und neuerer Zeit auch Stimmen für ihre Zureehnung zum Carbon ausge- sprochen. In diesem, an sich sehr unwahrscheinliehen Falle würden dieselben als eine besondere Zone an der Basis des 'arbon zu betrachten sein. Besonders hat HoLzAPFEL in neuerer Zeit die Zureehnung der Pilton beds'!) und des Caleaire d’Etroeungt?) zum Carbon befürwortet. Wenn es sieh einfach darum handelte, eine nicht durch bestimmte Merkmale gekennzeichnete Zwischenfauna der höheren oder tieferen Formation zuzuweisen, würde eine ein- gehendere Erörterung der formellen Frage überflüssig sein. Jedoch beansprucht im vorliegenden Falle die Vergleichung abweiehender Faeiesbildungen auch sachliehes Interesse. In den Gebieten, welche dureh das Auftreten der genannten Local- faunen gekennzeiehnet werden, fehlt der eigentliche Cly- menienkalk und es liegt kein Grund vor, die Pilton beds und den Kalk von Etroeungt nicht als heterope Aequi- valente desselben aufzufassen. Man müsste andernfalls an- nehmen, dass Bildungen, welehe der erwähnten wohl eharak- terisirten Stufe vergleichbar wären, hier vollkommen fehlten, und dies ist bei der eoneordanten Form der Lagerung nicht eben wahrscheinlich. Vor allem sprieht die Fauna mehr für Devon; wenigstens enthalten die Pilton beds von Nord-Devonshiere, welche ich aus eigner Anschauung kenne, neben wenigen earbonisehen !) Palaeontologische Abhandlungen von DAmES und KAYSER. Neue Folge I. 1, S. 14. 2) Ibid. S. 10. Der hier angeführte theoretisch richtige Grund, dass das Auftreten „einer neuen Fauna“ die Grenze zwischen zwei Forma- tionen kennzeichne, ist im vorliegenden Falle nicht zutreffend. Denn einige wenige neue Brachiopodenarten, deren Abstammung von devonischen Formen kaum zu bezweifeln ist, können unmöglich als „neue Fauna“ be- zeichnet werden. Nur wenn neue Gattungen — wie die Ammoniten der Artinskischen Stufe sich aus älteren Formen entwickelt haben, oder eine fremdartige T'hiergesellschaft (Goniatiten im Unterdevon, Clymenien etc) einwandert, kann von einer neuen Fauna gesprochen werden. 392 Formen (Streptorhynchus erenistria, Productus praelongus) eine bei weitem grössere Anzahl devonischer Arten: Athyris con- centrica, Strophalosia productoides, Chonetes hardrensis, Spi- rifer Vernewili und vor allem auch die Gattung Phacops; letz- tere ist sonst nirgends im Carbon gefunden worden. Aus dem Caleaire d’Etroeungt werden vereinzelte Clymenien von HEBERT eitirt; eine Veranlassung, diese Angabe anzuzweifeln (Horz- APFEL 1. e. S. 11) liegt wohl kaum vor, da es sich um zwei schwer zu verkennende Formen handelt. Endlich ist noch hervorzuheben, dass alle Forscher (mit Ausnahme von DEWALQUE), welehe die erwähnten Loealbildun- gen aus eigner Anschauung kennen, dieselben zum Devon rech- nen. Wir betrachten dieselben daher ebenfalls, ebenso wie den korallenreichen Kalk von Malöwka- Murajewnia als litorale Aequivalente des pelagischen CUlymenienkalkes und lassen das Carbon mit den tiefsten Lagen des Culms und Kohlenkalkes beginnen. Der Culm gilt herkömmlicherweise als litorale, der Kohlenkalk als hoehmarine Bildung. Doch haben Horz- APFEL und KAYSER neuerdings mit Recht darauf hingewiesen, dass Riffkorallen, dieksehalige Gastropoden, Brachiopoden und Zweischaler, sowie eine spärliche Cephalopodenfauna unmög- lich als Kennzeichen pelagischer Faeies anzusehen seien. Für eine solehe würden viel eher die zahlreichen Goniatiten, Or- thoceren und dünnschaligen Muscheln (Posidonia) sprechen, welche die Schiefer des Culm kennzeichnen. Immerhin ist die grosse bei echten Tiefseebildungen niemals vorkommende Mächtigkeit der Culmsehiefer und die enge Verknüpfung derselben mit den Land- pflanzen führenden Grauwacken nicht eben für Tief- seebildungen bezeichnend. Wenn auch einmal durch einen vielbesprochenen und in seiner Bedeutung wohl etwas über- schätzten Dredge-Zug in mittelamerikanischen Meeren grosse Mengen von Landpflanzen aus tiefer See herausgefischt wurden, so wird man darauf hin noeh nicht eine Ausnahme zur Regel erheben und das Vorkommen von Landpflanzen als bezeiehnend für Tiefseebildungen erklären können. Schon die Ausdeh- nung, welche der typische Culm in Europa besitzt (Sehott- land — Portugal — Ostalpen — Schlesien) ist viel zu bedeutend, um eine allgemeine Verbreitung der Landpflanzen in einer Tiefseebildung naheliegend erscheinen zu lassen. Grade die Kieselschiefer, welehe man wegen des Vorkommens von Radiolarien als bezeiehnende Tiefseebildungen angesehen hat, sind in den Karnischen Alpen besonders mächtig und grade hier wurden bisher nur Landpflanzen in ihrer Begleitung ge- funden. Wie in den heutigen Meeren die Sehalen von Ptero- poden, Spirula oder Argonauta in flache Gewässer ge- trieben werden, ebenso kann dies auch früher den pelagischen Schalthieren widerfahren sein. Daraus, dass man bisher fälschlich den Kohlenkalk mit seinen Korallenriffen als Bildung des tiefen Wassers angesehen hat, folgt noch nicht die Richtigkeit des umgekehrten Satzes, dass nun der Uulm die Stellung des ersteren als abyssisches Se- diment einnehmen müsse. Vergegenwärtigen wir uns die un- gemeine Mannichfaltigkeit der devonischen Flachseebildungen (oben I—III), so ergiebt sich, dass in vollkommen naturgemässer Weise Kohlenkalk, Nötscher Sehiehten und Culm als versehiedenartige Faciesbildungen nebeneinander in flachen Meerestheilen abgelagert werden konnten. Die mächtige Ablagerung klastischen Sediments auf weiten Gebieten spricht für alles andere als Tiefseeablagerungen; aber auch die von HoLzapren in den Vordergrund gestellte Häufigkeit von Goniatiten und Orthoceren ist im vorliegenden Falle nieht ganz zu einwandfreien Schlussfolgerungen geeignet. Be- kanntlieh ist der untere Theil des produetiven Carbon in England (Coalbrook Dale, Gannister beds), Belgien (Chokier), im Ruhrgebiet und in Oberschlesien (Untere Waldenburger Sehiehten) reich an Einschaltungen mit rein marinen Resten. Unter diesen fehlen nun die eigentlichen litoralen Typen, wie sie etwa die Nötscher Schiehten auszeichnen, d. h. dieksehalige Bivalven, grosse Gastropoden und Brachiopoden ganz oder sind, wie die letztgenannten, nur spärlich vertreten. Dafür finden sieh in Menge Goniatiten, srosse Nautiliden und Orthoceren, kleine Gastropoden und dünnschalige Bivalven, also Organismen, die man sonst unbe- denklich als pelagisch bezeiehnet. Das ist die Fauna des Culmsehiefers. Die Sehiehten liegen eingeschlossen zwischen Kohlenflötzen und Landpflanzen führenden Bildungen, können Frech, Die Karnischen Alpen. 23 354 also unmöglich in den Tiefen des offenen Oceans abgesetzt worden sein. Die andere Möglichkeit, dass Goniatiten und Nautiliden zur Carbonzeit Flachseebewohner gewesen seien, erscheint angesiehts der aus älteren (Devon-) und jüngeren (Trias-) Bildungen vorliegenden Beobachtungen wenig wahr- scheinlich. Es bleibt also nur die Möglichkeit, dass durch plötzliche Ereignisse, etwa Sturm- oder Erdbebenfluthen, die Bewohner des hohen Meeres in Süsswasser-Lagunen und Sümpfe (Gannister beds) oder in Küstengewässer (Culm) gespült wurden und hier in Masse umkamen (Prod. Carbon) oder trotz ungünstiger Lebensbedingungen noch einige Zeit fortlebten (Culm). Geologische Kataklysmen sind ja in letzter Zeit sehr in Misseredit gerathen; aber die Mitte der Carbon- zeit, in weleher eine Menge tektonischer und erosiver Um- wälzungen durch Beobachtung sieher gestellt ist, dürfte in dieser Hinsicht eine Ausnahme machen. Die Ausdehnung der eigentlichen Tiefseesedimente zur Carbonzeit war nach dem Vorangehenden allerdings sehr gering- fügig: Der Marbre Griotte in Asturien und den Pyrenaeen, sowie der Goniatitenkalk von Indiana sind wahrscheinlieh die einzigen, auf das tiefste Unterearbon beschränkten Bildungen, deren Entstehung in grösseren oceanischen Tiefen schon dureh den Vergleieh mit den isopen devonischen Goniatitenkalken sicher festgestellt erscheint. Eine im wesentlichen überein- stimmende Entstehung dürften die Goniatitenkalke von Erdbach-Breitscheid in Nassau besitzen, deren räumliche Aus- dehnung jedoch eine überaus beschränkte ist. Die Tiefseebildungen des Palaeozoicum vom Typus der Paradoxides-, Olenus-, Graptolithen- und Cephalopoden- schiefer'), welehe bei häufigem Wechsel der Fauna äusserst geringe Mächtigkeiten besitzen, fehlen im Carbon nach unseren bisherigen Erfahrungen gänzlich. Jedoch lässt sieh in der gesammten Schiehtenfolge der Erdrinde dieselbe Erfahrung machen, dass gewisse Facies, so rothe Sandsteine, Korallenriffe, Steinkohlen und Erdölvorkommen, in ihrer 1) Z. B. Oberdevon von Büdesheim, Nehden, Wildungen (schwarze Kalkknollen). Cephalopodenkalke dürften stets nach den Erfahrungen der heutigen Tiefseeforschung (Globigerinenschlamm — Red elay) eine höhere bathymetrische Stellung einnehmen. Hauptentwickelung an bestimmte Formationen gebunden zu sein scheinen. Wahrscheinlich hängt diese Thatsache weniger mit Charaktereigenthümliehkeiten der betreffenden Formationen als mit unserer beschränkten räumlichen Kenntniss der Erdrinde zusammen. Die Tiefseebildungen des Carbon z. B. liegen wahr- scheinlich im Bereiche der heutigen abyssischen Regionen. Die „Unveränderliehkeit der Festlandssockel“ ist eine Hypothese wie viele andere, und wenn man neuerdings das Vorkommen tertiärer Haifischzähne in den abyssischen Tiefen als Beweis für die- selbe anführt, so vergisst man, dass hierdureh nur die Per- sistenz der Meerestiefen für die Tertiärzeit bewiesen wird. Dass die Culmgrauwacken, welche Landpflanzen (Lepidoden- dron, Archaeocalamites) führen und gelegentlich Kohlenflötze enthalten (Grossbrittannien, Horton series in Neu-Sehottland), in flachen Meeresbecken oder Lagunen zum Absatz gelangten, ist niemals bezweifelt worden. Innerhalb des Goniatiten füh- renden Culm (England, Westdeutschland) konnten bisher ver- schiedene Faunen nicht unterschieden werden. Die Posi- donien und Goniatiten (Glyphioceras sphaerieum, Pronorites mixo- lobus, brancoceras, Prolecanites) stammen jedoch, wie es scheint, durehweg aus höheren Horizonten des Culm, stehen also strati- sraphisch den oben verglichenen Gannister beds näher. Die liegenden Kiesel- und Adinolschiefer, die in Nassau, Westfalen und im Harz weit verbreitet sind, scheinen fossilfrei zu sein. !) In England, wo ein allmäliger Uebergang zwischen den höchsten Theilen des marinen Devon (Devonshire) bezw. des Old red sandstone und dem Carbon zu beobachten ist, wurde die Fauna dieser tieferen Bildungen bisher nur ungenügend studirt. Hierher gehört der tiefere Theil der ausserordentlich kalkreiehen Culmbildungen von Devonshire, die sogenannten Lower limestone 'shales von South Wales, Gloucester, Somerset und Devonshire mit mariner Fauna.?2) Hingegen sind weiter nördlich die Tuedian beds von Northumberland und noch mehr der Caleiferous sandstone von Sehottland, welche den Old red sandstone überlagern, reich an Landpflanzen und niehtmarinen Thierresten. Marine Versteinerungen, welehe im Caleiferous !) HOLZAPFEL |. ce. 8. 9. ®) H. B. WoOoDWARD, Geology of England p. 153. 23* 356 sandstone nicht fehlen, treten als eingeschwemmte Reste in einzelnen Lagen ähnlieh wie im Oberearbon auf. Die bisher erwähnten Bildungen sind nur zum kleinsten Theile rein mariner Entstehung. Faeies von dieser letzteren Zusammensetzung fehlen ebenfalls nieht ganz, sind aber ver- hältnissmässig wenig häufig. Es ergiebt sich somit, dass im Vergleich zum Oberdevon die Ausdehnung des unter- :arbonisehen Meeres in der Nordhemisphaere abgenom- men hat. o In Belgien, dessen subearbonische Sehichtenfolge zu so zahlreichen Diseussionen Veranlassung gegeben hat, ohne bis- her vollkommen geklärt zu sein, ist das tiefste Carbon dureh den Kalk von Tournai mit Spirifer tornacensis') vertreten. Die massigen Kalke von Waulsort, welche u.a. bei Dinant fehlen, stellen die Rifffacies des unteren und des oberen Horizontes (Vise) dar, und enthalten, abgesehen von den ge- birgsbildenden Stromatoporiden, ausschliesslich korallophile Formen. Der Kalk von Tournai besteht aus Crinoidenkalken („petit granite des Ecaussines“) und Kalkschiefern. Von besonderem Interesse ist das Vorkommen einzelner Goniatiten, deren weite Verbreitung für die Vergleiehung der Horizonte von Wichtigkeit ist. Die betreffenden Arten von Prolecanites und Glyphioceras finden sich in wenig abweichenden oder identen Arten im Kalk von Erdbach-Breitscheid in Nassau, im Marbre Griotte von Asturien und im „Goniatite limestone“* von Indiana wieder. Die höhere Stufe des Unterearbon, der Kalk mit Pro- ductus giganteus (Caleaire de Vise, Nötscher Schiehten S. 303) besitzt in mariner Entwickelung eine grössere Verbreitung als der tiefere Horizont. Auf die Einzelheiten der Verbrei- tung einzugehen, würde zu weit führen; doch sei so viel bemerkt, dass auf beiden Seiten des Nord-Atlantischen Oceans eine Oscillation des Meeres im positiven Sinne zu beobachten ist. Die Uebereinstimmung der Faunen ist schon im Oberdevon so gross, dass wir zur Annahme eines !) Die Verwechselung von Spir. tornacensis (Unt. Unterearbon) und Spir. mosquensis (Unt. Obercarbon) hat bekanntlich lange Zeit eine genauere Horizontirung der marinen Carbonbildungen unmöglich gemacht. 397 nordatlantischen Continentes gedrängt werden. Die pa- laeontologische Uebereinstimmung des Tully limestone und des Iberger Kalkes (Unteres Oberdevon) bildet die erste Andeutung. Noch bezeiehnender ist die nahe Verwandt- schaft der Flachseebildungen des höheren Oberdevon, wo die- selben in gleicher Faeies auf beiden Hemisphaeren entwickelt sind (Chemung group — Oberdevon von Nord-Devon, Fa- mennien in Belgien). Nur eine fortlaufende Küstenlinie oder eine zusammenhängende Inselreihe vermag die Ueber- einstimmung der auf die Litoralregionen beschränkten Zwei- schaler!) in Amerika und Europa zu erklären. Im obersten Devon kennzeichnet das Auftreten der Old-Red-Facies in New-York und im Osten der britischen Besitzungen (Catskill group) die weitere Ausdehnung terrestrischer Verhältnisse auf altem Meeresboden. Noch bezeichnender für das Vorhandensein eines nord- atlantischen Continentes ist die vollkommene Uebereinstimmung, welehe die organischen Reste und die Gliederung von Carbon und Dyas in Europa einerseits und auf Neu-Schottland sowie der Prinee-Edwards-Insel andrerseits erkennen lassen. Dem Glenga- riff grit von Süd-Irland und dem Caleiferous sandstone von Nord-Sehottland, weleher im wesentlichen terrestrischen Ursprungs ist und neben zahlreichen Landpflanzen und Kohlen- flötzehen nur einzelne marine Lagen enthält, entspricht die Horton series der Neuen Welt, in der die ältere Carbonflora (Stigmaria ficoides und Cyclopteris) sowie Kohlenflötze vor- kommen. AI diese Sandsteinablagerungen, welche die unmittelbaren Fortsetzungen des ebenfalls niehtmarinen Old red sandstone bilden, werden von dem marinen Kohlen- kalke mit Productus semiretieulatus bedeckt. Die gewaltige Ausdehnung der Platte des Kohlenkalkes auf der grünen Insel ist bekannt; in Amerika bezeichnet man die gleichalten Schichten als Kalk von Windsor.) !) Eine Zusammenstellung findet sich in meiner Arbeit über die Avi- euliden des deutschen Devon. S. 243—245. 2) Die weitere Schichtenfolge ist in Neu-Schottland von unten nach oben: 3) Sandstein mit Dadoxylon acadieum = Millstone grit. 4) Coal Mea- sures — Saarbrücker Schichten. 5) Rothe Sandsteine = Ottweiler Schichten bezw. rothes Oberearbon von Wettin. 6) Rothe Sandsteine mit Walchia und 398 Das Bild, welehes der heute vom nordamerikanisehen Continent eingenommene Erdraum während der älteren Car- bonzeit darbot, lässt sieh mit ziemlicher Sicherheit wieder- herstellen. Im Norden und Osten finden wir Festland, in der Mitte und im Westen Meer, an der Grenze beider Gebiete sowie im Süden einen eigentümlichen Wechsel von Lagunen, Sümpfen und flachen Meeresbuchten, wie wir ihn heute etwa im Mississippi-Delta beobachten. Die Kohlen- flötze und landpflanzenreichen Ablagerungen des Ostens kenn- zeichnen den Rand des grossen atlantischen Festlandes, dessen allmäliges Hervortauchen schon während des Endes der vorher- chenden devonisehen Zeit zu beobachten ist. Die Ränder des- selben können wir von Cape Breton im Norden der appalachi- schen Ketten bis weit hinab nach Süden verfolgen. Am besten bekannt sind dieselben in Pennsylvanien. Die gröbsten Gerölle, welehe die Flüsse dem Meere zuführten, sanken noch in den Lagunen des Festlandes oder unmittelbar neben den- selben in der flachen Strandregion zu Boden und häuften sich hier, zusammen mit den feineren plastischen Bildungen, Sand- stein und Schiefer zu gewaltigen Massen an (Pottsville eon- glomerate); schliesslich wurde die erhöhte Strandregion in Land verwandelt. Nach dem Inneren und nach Westen zu nimmt die Grösse der Gerölle allmälig ab und an Stelle der Sande und Schiefer beginnen sich Kalklagen allmälig ein- zusehieben. Am schärfsten bestimmbar und am besten wahr- zunehmen ist dieser Uebergang in den tiefsten Sehichten des Unterearbon, deren Entwickelung und Benennung äusserst mannigfaltig ist, deren gleiches Alter aber durch das Auftreten im Hangenden des Oberdevon (Chemung) gesichert erscheint. Die mannigfach entwiekelten und mit vielen Namen!) belegten sandigen Schiehten von Pennsylvanien enthalten im wesent- lichen die Landpflanzen des europäischen Culm (Zepidodendron, Palaeopteris, Triphyllopteris); jedoch kommen schon hier ein- Pecopteris arborescens = Rothliegendes. 7) Dolomitische Kalke mit Schizodus Schlotheimi und Pseudomonotis Hausmanni—=Wechstein (Magnesian limestone). ') Vespertine series der ersten Survey von Pennsylvanien (Rogers); Poeono sandstone der zweiten Survey (Lesley); Greenbrier von Stevenson. (Genaueres bei H. S. WırLıans, Correlation papers. Devonian and Carboni- ferous. 8. 94 ff. 359 gelagert kalkige Bänke!) mit marinen Arten vor, welehe weiter im Westen wiederkehren. In dieser Riehtung fort- schreitend treffen wir in Michigan die Marshall group und in Ohio die Waverley-Schichten, marine Bildungen, die fast aus- schliesslich aus Sandstein bestehen. Erst in Indiana (Goniatite limestone von Rockford), Illinois (Kinderhook group), Jowa und Missouri (Chouteau limestone) herrschen Kalksteine vor. Ebenso ist im ganzen Osten der Rocky Mountains, in Idaho, Utah, Co- lorado, Neu-Mexiko und Arizona der untere marine Kohlen- kalk ein im Gebirgsbau und im Charakter der Landschaft scharf hervortretendes Schiehtglied, meist das mächtigste des ganzen Palaeozoieum. In Utah hat der 7000 — 8000 ‘ mächtige Kalk seinen Namen von dem gewaltigen Wahsatsch- gebirge erhalten, umschliesst aber in seinen tiefsten Theilen noch Aequivalente des Devon. Weiter südlich im grossen Canon (Arizona) bildet der massige, schneeweisse, aber ober- flächlieh roth überlaufene Kalk des „Red Wall“ ein scharf nach oben und unten abgegrenztes Gebirgsglied. Die wild zer- klüfteten Thürme und Pfeiler gemahnen an die Formen der Tiroler Dolomiten. Aber weiter westlich und südlich, in Ne- vada und Texas, beweisen die geologischen Durchsehnitte schon wieder die Nähe eines earbonischen Festlandes. —2, Das Oberearbon und seine Verbreitung. Bekanntlich wurden früher in unriehtiger Verallgemeinerung der westenropäischen Verhältnisse die marinen Schichten als bezeiehnend für das untere, die Kohlenflötze als eigentümlich für das obere Carbon angesehen. Wenn man auch später mächtige marine Kalke im Oberecarbon kennen gelernt hat, so bleibt doch von der älteren Ansicht so viel übrig, dass terre- strische Bildungen und Kohlenflötze für das Unterearbon eine verhältnissmässig geringe Bedeutung besitzen (vergl. oben). Ferner ist die Thatsache erwähnenswerth, dass die produetiven !) Im Petroleumgebiet von West- Virginia unterscheidet WnırtE über dem Oberdevon 1) Pocono sandstone (ölführend), 2) Kohlenkalk (bis 30 m mächtig), 3) Mauch Chunk shale (cf. Culm), 4) Pottsville Conglomerate (= Millstone grit), 5) Lower Coal Measures, 6) Barren Coal Measures, 7) Upper Coal Measures, S) Perm (in terrestrischer Entwickelung). Bull. geol. soc. of America. Vol. HI. Pl. 6. 360 Steinkohlenbildungen der Südhemisphäre, besonders diejenigen Australiens schon der Dyas angehören; dies „Kohlenrothliegende“ fehlt bekanntlich auch in Deutschland nicht. Ueber der vergleichenden Stratigraphie des Carbon schwebt ein gewisser Unstern. Zuerst wurde durch die weite Fassung des Artbegriffes bei DE Koninck und Davıpson die palaeon- tologische Abgrenzung der einzelnen marinen Horizonte fast unmöglich gemacht. Nachdem durch mühevolle Untersuchungen, deren Hauptverdienst WAAGEN zufällt, dieser Uebelstand be- hoben war, wurde durch einen — allerdings mehr formellen als sachlichen — Missgriff Srur’s die Unterscheidung der niehtma- rinen Carbonabtheilungen in ähnlicher Weise erschwert. In den zahlreiehen, die Carbonflora und ihre Stratigraphie behandelnden Arbeiten des genannten Forschers findet sich durehgehend eine Auffassung über die Abgrenzung der beiden Hauptabtheilungen, welche mit der historischen Entwiekelung unserer Kenntnisse ebenso wie mit den geologischen und pa- laeontologischen Beobachtungen im Widerspruch steht. Die Waldenburger (= Östrauer) Schichten Sehlesiens werden ebenso wie ihr englisches Aequivalent, der Millstone grit, als Culm II zum tieferen Carbon gestellt. (U. a. im Jahrb. d. geol. R. A. 1889. S. 16; allerdings trägt die Abhandlung den bezeich- nenden Titel „Momentaner Stand meiner Kenntnisse über die Steinkohlenformation Englands“). Da man nach der längst ein- gebürgerten, auch auf dem Continent vielfach üblichen eng- lischen Bezeichnung Culm und Millstone grit als zwei durch Versteinerungsführung und petrographischen Charakter scharf geschiedene Bildungen ansieht, kann man nieht wohl den Culm s. str. als Culm I und den Millstone grit als Culm II bezeichnen. (Mit demselben Rechte würde man etwa den Schlerndolomit und Hauptdolomit als Schlerndolomit I und II neu benennen können.) Aus stratigraphischen Gründen ist die Aenderung Srur’s so unglücklich wie möglich. Die wiehtigste Disecordanz, welehe sich in den palaeozoischen Schichten Europas zwischen Schlesien (Darne'), dem Harz und Spanien, zwischen Frankreich und Kärnten findet, legt zwischen den Walden- burger Schiehten und dem Culm. Alle späteren, das Ober- !) Geologische Beschreibung der Umgegend von Salzbrunn. Abh. d. preuss. geol. Landesanstalt. Neue Folge. H. 13. 8. 131—138. 61 carbon und Perm betreffenden Discordanzen besitzen mehr locale Bedeutung. In phytopalaeontologischer Hinsicht ist die Ansicht Srur's stets von einem der hervorragendsten Kenner fossiler Pflanzen, von Weiss bekämpft worden und nach den eignen Arbeiten des Wiener Forsehers ist die Zahl der in „Culm I“ und „Culm II* vorkommenden Arten nieht bedeutend. Ganz allgemein gesprochen können Aenderungen des historisch gewordenen Formationsschemas nur dann Aussicht auf allge- meine Annahme haben, wenn nachweisbar unrichtige Paralleli- sirungen — wie in der „Hereynfrage“* — mit untergelaufen sind. Vor ganz kurzer Zeit hat Tierze — in wesentlicher Uebereinstimmung mit den obigen Ausführungen — auf die Unhaltbarkeit der Ansieht Srur’s hingewiesen. Da mir die betr. Notiz erst nach Niederschrift obiger Bemerkungen zu Ge- sieht gekommen ist, habe ich dieselben unverändert gelassen. Die Vergleichung der verschiedenen Vorkommen des Roth- liegenden und Obercarbon wird fast überall dadureh er- schwert, dass dieselben zum grossen Theile den Charakter einzelner Beekenausfüllungen tragen. Legen wir für eine Vergleiehung der terrestrischen Carbonbildungen Europas die Forschungen Stur’s mit der besprochenen Abweichung zu Grunde, so lässt sich in Europa und dem Osten von Nord- amerika fast überall eine Dreitheilung erkennen; die beiden älteren Floren zeigen eine wesentlich gleiehförmigere Verbrei- tung als die jüngere. I. Das unterste Sehiehtenglied umfasst die Ostrau- Waldenburger Schichten, die Flötze von Hainichen, Chem- nitz, den flötzleeren Sandstein von Westfalen, das „Terrain houiller non exploite* (Belgien) und den Millstone grit; dasselbe ist nach Osten bis zum Donez, ja bis zum West- und Ostabhang des Ural verfolgt worden und enthält auch hier bezeiehnende Landpflanzen wie Lepidodendron Veltheimianum Ste. und Volkmannianum STBG., (alamites approximatus BRE"T. und Stigmaria inaequalıs GoEPpP.! Ja von Spitzbergen, vom Robertthal in der Recherehe-Bay hat Herr eine Flora be- schrieben, die sowohl nach Ansicht des hoehverdienten Schweizer Forsehers wie nach Srur?) dem unteren Horizonte angehört. ’) STUR, Verhandl G.R.A. 1578.8.217 ff. 2) Ibid. G.R.A. 1877. S.S1. 362 Das Vorkonmen bekannter mitteldeutscher Arten wie Lepido- dendron Sternbergi Brar., Sphenopteris distans STB6G. und Cordaites borassifolius StBG. spricht hierfür. _ Andererseits dürfte das vollkommene Fehlen von Calamites nebst Astero- phyllites, von Annularien, Neuropteriden und Pecopteriden kaum, wie HEER annimmt, auf Mangelhaftigkeit der Aufsammlungen zurückzuführen sein, sondern wohl eher auf geographische bezw. klimatische Verschiedenheiten hindeuten. Im Osten Amerikas stimmen das Pottsville eonglomerate (Pennsylvanien) und der Sandstein mit Dadoxylon acadieum (Neu-Sehott- land) stratigraphisch und faciell vollkommen mit dem Mill- stone grit überein. II. Die Verbreitung der nächsten Flora der Saarbrücken - Schatzlarer Schiehten beschränkt sich bereits auf ein weniger ausgedehntes Gebiet. Es gehören hierhin die technisch wichtigsten Vorkommen Europas, die grosse Mehr- zahl der englischen, nordfranzösischen (Valenciennes), belgisehen und Saarbrückener Flötze, ferner die ganze produetive Sehiehtenfolge des Ruhrgebietes und ein sehr be- deutender Theil der Sehichtfolgen des böhmiseh-nieder- schlesischen und oberschlesisch-polnischen Beckens. Auch die Kohlenflötze am Donez gehören zum Theil hierher, wie das häufige Vorkommen der wichtigen Leitpflanze Neu- ropteris gigantea StB6. ergiebt. Jedoch sind genaue Floren- aequivalente aus dem fernen Norden oder Osten nicht bekannt. Die Kohlenflötze- von Neu-Scehottland liegen ebenfalls in diesem Horizont, aber die Gliederung des productiven Carbon in Pennsylvanien ist verschieden. Während dieser beiden früheren Abschnitte des Obercarbon wurden die europäischen Steinkohlenschiefer und Flötze in ge- waltigen dem Meere benachbarten („paralisehen“) Niederungen und Lagunen abgelagert, die von gelegentlichen Ueberfluthungen aus dem nordöstlich gelegenen Ocean (s. 0.) heimgesucht wurden. III. Indem etwa gleichzeitig die Auffaltung der earbonischen Hochgebirge in Mittel- und Westeuropa stattfand, erfolgte (zur Zeit der Ottweiler Schichten) durch den Wechsel der geographischen Bedingung eine Spezialisi- rung der einzelnen Local-Floren, welche, wie es scheint, in 369 den kleinen böhmischen Becken ihre höchste Entwicke- lung erreicht. Jede dieser Steinkohlenbildungen lagert — ähnlich wie die Vorkommen des französischen Centralplateaus — discordant auf einem Grundgebirge von meist archäischem Alter. Die Ablagerung in „limnisehen“ Gebirgsseen und Tiefebenen ist für die meisten Vorkommen wahrschemlieh und in Frankreich dureh den genauen Nachweis der „structure torrentielle“ des carbonischen Wildbachdeltas bei Commen- try zur Gewissheit erhoben worden. Es ist daher kein Wunder, wenn STUR für seine „Mirösehauer, Radnitzer, Zemech- und Wiskauer Schiehten* im Westen vergebens nach Aequivalenten gesucht hat.!) Denn überall auf der Linie Swansea, Bristol, Forest of Dean, Forest of Wyre, Shrewsbury lagert das lim- nische Oberearbon in isolirten Partien diseordant über viel älte- ren Gesteinen. Dasselbe gilt für die zahlreiehen Steinkohlen- beeken des Centralplateaus und diejenigen der unteren Loire. Auch für die vier, dem obersten Carbon (ob. Ottweiler Stufe) angehörigen Vorkommen des Sehwarzwaldes?) hebt SANDBERGER hervor, „dass sie in keinem Zusammenhang mit einander gestanden haben können, da sie fast keine Art mit einander gemein haben.“ Ausser in der genannten Gegend lagert auch in Thüringen (Wettin), Sachsen und im Banat das oberste Carbon discordant auf älteren Gesteinen. Die Vor- kommen von Saarbrücken und Niederschlesien (Walden- burg), welehe eine ununterbrochene niehtmarine Schich- tenfolge von der Mitte des Carbon bis zum oberen Roth- liegenden zeigen, sind seltene Ausnahmen. Dass die kleinen im Alter der Saarbrücker und besonders der Ottweiler Stufe entspreehenden Vorkommen der Central- alpen durchaus mit den isolirten mitteleuropäischen Becken übereinstimmen, braucht kaum besonders bemerkt zu werden. Ueber das Vorhandensein eines Hochgebirges, welches zur Car- bonzeit an der Stelle der heutigen südlichen und eentralen Ost- Alpen lag, besteht kein Zweifel; zum Ueberfluss erweist es noch ') Jahrb. G. R. A. 1889. 8. 1 ff. bes. S. 14. Nur die Rossitzer (obere Ottweiler Schichten) sind vertreten. ?) Hohengeroldseck, Hinterohlsbach, Baden-Baden, Oppenau. Vergl. SANDBERGER, Jahrb. G. R. A. 1890. 8. 90. 364 der häufige regellose Wechsel von Conglomeraten, Sandstein und Schiefer die Deltaausfüllung alter Seen. Die Mächtigkeitsverhältnisse der einzelnen Stufen stehen mit der eben entwiekelten Verschiedenheit der para- lischen und limnischen Entstehung in bestem Einklang. Der flötzleere Sandstein und seine englischen Aequivalente sind auf sinkendem Meeresboden in einem flachen Meere zum Absatz gelangt und verdanken ihr Material der massenhaften Sediment- zufuhr der Flüsse. Die Sandsteine besitzen daher die gewaltige Mächtigkeit (in England bis 5000 ‘) und Versteinerungsarmuth, welehe derartigen Bildungen häufig eigentümlich ist. Ganz andere Absatzbedingungen herrschten zur Zeit des mittleren Oberearbon, nachdem durch die Ablagerung des mächtigen Sandsteines ausgedehnte Gebiete dem Meere ab- genommen waren. In den weiten flachen Inlandsbecken, in wel- chen die Kohle wohl meist an Ort und Stelle, seltener durch Zusammenschwemmung gebildet wurde, und in welchen Seen und Sümpfe bestanden, ging die Sedimentirung viel langsamer vor sieh. Trotz der bedeutenden Dieke der Flötze ist die Ge- sammtmächtigkeit der Saarbrücker Schiehten sowie ihrer steinkohlenreichen Aequivalente nieht so bedeutend wie die des flötzleeren Sandsteins oder des obersten Carbon. Während der Ablagerung der letztgenannten Schiehten- gruppe war die Flötzbildung auf die Seebecken und Niederungen im Inneren der neuentstandenen Gebirge beschränkt; die local sehr bedentende Mächtigkeit, welehe infolgedessen hier zu beob- achten ist, ist ebenfallls bezeiehnend für die unter solchen Verhältnissen gebildeten Schuttkegel und Deltas. Was für das oberste Carbon gilt, trifft fast durchweg auch für die isolirten terrestrischen Vorkommen der nächstjüngeren Formation, des „Kohlenrothliegenden“ zu, das ja früher wegen des Vorkommens abbauwürdiger Kohlenflötze noch dem Carbon zugerechnet wurde (Manebach in Thüringen). Im obersten produetiven Carbon scheinen marine Einschaltungen, wie sie für die tieferen Schiehten dureh- weg bezeichnend sind, vollkommen zu fehlen. Hingegen ge- winnt zu dieser Zeit ein rein marines Schichtenglied, der Fusulinenkalk, in dem mediterranen Gebiet der alten Welt 369 d.h. zwisehen Asturien und Indien grosse Bedeutung. Aus- gedehnte Ablagerungen dieser Formation sind aus Japan und China bekannt und die faunistische Verwandtsehaft macht einen Zusammenhang mit Indien nieht unwahrseheinlich. Von den einzelnen Vorkommen des Fusulinenkalkes sowie von dem Abwechseln desselben mit terrestrischen Bildungen war bereits die Rede; es sei daher hier nur hervorgehoben, dass die Ausdehnung des Kalkes in Gebieten, welehen ältere Meeresbildungen fehlen, die Annahme einer localen Trans- gression gestattet. Die oben geschilderte Zunahme der kal- kigen Sedimente im obersten Theile des Karnischen Obercarbon führt zu demselben Rückschluss. Insbesondere ist aus dem öst- lichen Mittelmeergebiet und dem westlichen Indien von mittleren palaeozoischen Bildungen nur das Unterdevon des Bos- porus und das höhere Devon von Kleinasien und Armenien be- kannt. Fusulinenkalk liegt vor aus dem nordwestlichen Kleinasien (Balia in Mysien), von Chios, von Wadi el Arabah (Arabische Wüste von Aegypten), sowie aus der Salzkette — vorausgesetzt dass man die unteren Productuskalke hierher reehnet. Von einer grossen, allgemeinen Transgression kann um so weniger gesprochen werden, als gleiehzeitig mit dem Vorrücken des Meeres im Osten im westlichen Mittelmeergebiet der entgegengesetzte Vorgang eingetreten ist. In Asturien lässt sich dies am deut- lichsten verfolgen: Das untere und mittlere Obercarbon (Sehiehten von Lefia und Lama) bestehen aus einem Wechsel mariner und terrestrischer Schichten; das oberste Oberearbon, die Schichten von Tineo enthalten nur Landpflanzen. Ebenso ge- hören die zerstreuten Reste, welehe man aus Languedoe, den Seealpen, Sardinien und Toscana kennt, der obersten Stufe des terrestrisch entwiekelten Carbon an. ü Woher die östliche Transgression gekommen ist, lässt sich im einzelnen schwer nachweisen, um so weniger, als bei den drei Vorkommen des östlichen Mittelmeergebietes noch nicht festgestellt ist, ob oberer (Gshel-Stufe) oder unterer Fusu- linenkalk (Moskauer Stufe) vorliegt. Doch kann man immerhin so viel sagen, dass die von Suess!) befürwortete südliche Herkunft der Transgression deshalb wenig Wahrscheinlichkeit für sich hat, weil älteres ') Antlitz der Erde II. S. 213. 366 Carbon in mariner Entwiekelung aus den in Frage kom- menden Gegenden (Nordafrika, Arabien und Südindien) nieht bekannt ist. Die von StAacHE aus der westlichen Sa- hara beschriebene Fauna ist zwar cearbonisch, zeigt aber einen geographisch fremdartigen Charakter, der eine eingehendere Vergleiehung mit europäischen Horizonten nieht zulässt. Die von STACHE angenommene Zurechnung zur Stufe des Produetus giganteus kann nicht als sicher angesehen werden. Das Fehlen altearbonischer Marinbildungen im Süden könnte selbstverständlich dureh spätere Abrasion bedingt sein; aber es liegt näher, die Transgression des mediterranen Fusulinenkalkes aus anderen Gegenden herzuleiten, umsomehr als der Zusammen- hang der Faunen des Unter- und Oberearbon mit grosser Sieher- heit nachweisbar ist. (Bekanntlieh erschwerte gerade die nahe Verwandtschaft der meisten ober- und unterearhonischen Arten die genaue Unterscheidung der beiden Abtheilungen). Die Zahl der neuen Gattungen ist äusserst gering (Enteles, Meekella, bo- throphyllum, Petalaxis, @shelia) und ihre Ableitung von älteren Formen ohne Schwierigkeit möglich. Letzteres gilt auch für die Fusulinen. Für die Herleitung der oberearbonischen Transgres- sion des östliehen Mittelmeergebietes kommen in erster Linie der Westen und der Nordosten in Betracht. Im Westen ist der typische Kohlenkalk mit Produetus giganteus aus Astu- rien und Languedoe bekannt. Wenn auch aus Deutschland (von Niederschlesien her) Ausläufer des earbonischen Meeres bis in die südlichen Ostalpen (Bleiberg) hinabreiehten, so schneidet doch gerade die Bildung der earbonischen Hoch- gebirge einen Zugang von dieser Richtung her ab. Hingegen herrsehten im grössten Theile des mittleren (Moskau) und östliehen Russlands vom Beginne des Carbon an ununter- broehen marine Absatzbedingungen und an diese Gegend ist wohl für die Ableitung der mediterranen Transgression des Oberearbon in erster Linie zu denken. Mit Sicherheit lässt sich im hohen Norden von Russland selbst eine kleinere selbstständige Transgression für die in Frage stehende Periode feststellen: Am Timan liegt nach TSCHERNYSCHEW das untere Oberearbon (mit Sp. mosquensis) unmittelbar auf devonisehen Bildungen. 367 3. Das Perm (Dyas) und seine Abgrenzung vom Carbon. « 5 to} . Die Lösung der Frage nach der Selbstständigkeit des so- genannten Permischen Systems bezw. die Abgrenzung desselben vom Carbon ist dureh eine ganze Reihe sachlieher und formeller Schwierigkeiten und Irrtümer erschwert worden. In allgemeinerer Weise ist zuerst das Problem der „Zwischensehiehten“ (z.B. Tithon, Rhaet) kurz zu erörtern, deren Vertreter im vorliegenden Falle das Permo-Carbon der russischen Geologen (nicht das Permo-Carbon bei LAPPA- RENT!) u.a.) ist. Die Lücken der geologischen Sehichtenfolge in England und Deutschland haben bekanntlich eine allmälige Ergänzung gefunden und bei jedem dieser neu hinzutretenden Formationsgliedern erhob sich naturgemäss die Frage nach deı Zugehörigkeit. Man liest vielfach die Meinung, so u.a. in deı vortrefflichen Arbeit KArrınsky’s über die Artinskischen Ammo- neen,?) dass derartige Bildungen „einfach als Uebergangs- schiehten zwischen den Systemen zu bezeiehnen, nicht aber un- bedingt in einem derselben unterzubringen seien“. Zur Begrün- dung dieser Anschauung pflegt man die Künstlichkeit unserer stratigraphischen Eintheilung hervorzuheben. Dieser letztere Umstand ist jedoch so sehr als feststehende Thatsache anzu- sehen, dass — falls nicht ein anderes Eintheilungsprineip zu Grunde gelegt werden kann —, lediglich die Gründe historischer Priorität und äusserer Zweekmässigkeit für die Abgrenzung der Systeme oder Formationen in Anwendung zu bringen sind. Vom Standpunkte der Zweekmässigkeit kann es jedoch keinem Zweifel unterliegen, dass die allgemeine Einführung von „Zwischenschiehten“ das an und für sich künstliche System um kein Haarbreit natürlicher, wohl aber unbequemer und un- übersiehtlieher machen würde. Wir hätten dann die doppelte Zahl von Formationsnamen zu lernen, ohne dass sachlich irgend etwas gebessert wäre. Ferner würden, nachdem auf diese Weise der Grundsatz historischer Priorität verlassen ist, die formellen Streitigkeiten über die Zurechnung der einzelnen !) Derselbe fasst Perm und Carbon zu einem System zusammen, das er „Permocarbonifere“ benennt. Schon wegen dieser recht erheblichen Vieldeutigkeit ist die betr. Bezeichnung am besten ganz auszumerzen. 2) M&m. de l’Acad. de St. Petersbourg. Ser. 7. T. 37. 8. 95, 368 Stufen kein Ende nehmen. Denn die Reihe der „Zwischen- schiehten“ ist bereits ziemlich vollständig: Ordovieian, Hereyn oder Uebersilur, Permoearbon, Rhaet, Tithon, Liburnische Stufe. Eine Aenderung des Eintheilungsprinzips dadurch, dass im Sinne von SuEss und NEUMAYR die grossen Verschiebungen von Festland und Meer, sowie etwa noch die Perioden der Gebirgsbildung in den Vordergrund gestellt würden, erscheint für die mesozoische Aera diseutirbar. Für die palaeozoische Zeit ergeben unsere bisherigen Kenntnisse trotz ihrer Lücken- haftigkeit schon so viel, dass die erwähnten Veränderungen durchweg locale Bedeutung besitzen und daher für allgemeine Eintheilungen unanwendbar sind. Zuweilen hat sogar eine in einem Welttheil nachgewiesene grosse Transgression gar keinen bezw. einen negativen Einfluss auf die Verbreitung der Organismen. Die Paradoxidesschichten (Mitteleambrium) ent- halten in Europa und im östlichen Nordamerika eine in allen wesentlichen Beziehungen übereinstimmende Fauna. Im Ober- cambrium bedeckt eine ausgedehnte Transgression das heutige Nordamerika; aber in dieser Zeit ist von einer faunistischen Uebereinstimmung mit Europa keine Rede mehr. Auch die in Mittel- und Westeuropa überall nachgewiesene mittelearboni- sche Gebirgsbildung hat weder in Russland noch in Nordasien und Nordamerika irgendwelche Spuren hinterlassen. Man wird daher auf absehbare Zeit bei dem „künstlichen“ System verbleiben und sich bemühen müssen, dasselbe durch eine geschiekte Abstufung der Gliederung und umsichtiges Parallelisiren möglichst übersichtlich zu gestalten. Die viel- umstrittenen Zwischenschichten ordnen sich meist derart ein, dass durch ausgedehntere Forschungen die Gleichstellung der heterogenen Bildungen möglich wird, deren verschiedenartige Ausbildung anfangs nur durch Altersunterschiede erklärbar schien. Dies wenigstens war die Entwiekelung der Hereyn- und Tithon-Frage, während in der Rhaetischen Stufe eine thatsächliehe Uebergangsbildung vorliegt. Ungewöhnlieh eomplieirt ist infolge ursprünglieher Beobach- tungsfehler!) und unglücklich gewählter vieldeutiger Bezeich- ') Der Artinskische Sandstein, der Hauptvertreter des pelagischen Perm (bezw. Permo-Carbon) wurde anfänglich von MurcnHıson an die Basis des Öbercarbon (Millstone grit) versetzt. 369 nungen die vorliegende „permocarbonische* Frage. Die sach- liche Schwierigkeit der Parallelisirung mariner und Landpflanzen- führenden Schiehten erscheint für Europa gehoben, seitdem die Weehsellagerung des oberen Fusulinenkalkes (Gshel- Stufe) mit den Pflanzen führenden Aequivalenten der oberen Ottweiler Sehiehten feststeht. (Gleich alt sind ferner der Lower Produetus limestone (Amb) im Pendschab und die Upper Coal measures von Nordamerika: vergl. unten.) Ba BE 2 REN I DE n a Mi I, A, ME Abb. 85. Productus semireticulatus var. bathycolpos SCHELLW. (Pr. boliviensis auct.) Ob. Obercarbon. Die beiden oberen Exemplare aus der Spiriferenschicht, das untere Exemplar aus Schicht 6 der Krone. (Nach SCHELLWIEN.) Die Gshelstufe überlagert im Moskauer Gebiet den Kalk von Mjatschkowa (unteres Obercarbon; Moskauer Stufe bei Nıxırın) und bildet somit den jüngsten oberearbonisehen Horizont. Bei einem Vergleich mit den Karnischen Alpen ist angesichts der weiteren vertiealen Verbreitung sehr zahlreicher Arten besonderer Werth auf das Vorkommen von Euomphalus Frech, Die Karnischen Alpen. 24 370 pernodosus MERK (= canalieulatus TRAUTSCHOLD) und Spirifer supramosquensis NIK. (Jüngere Mutation des Spir. mosquensis — Spir. Fritscht SCHELLWIEN) zu legen. Beide Arten sind so- wohl dem unteren Oberearbon wie der marinen Dyas (Artins- kisehe Stufe) fremd. Auch die von Nıkımın als Prod. boliviens?s D’ORB. bezeichnete tiefeingebuchtete Mutation des Productus se- mireticulatus kommt bei Moskau und Pontafel vor. (Vergl.S.370.) Die Verwandtschaft der beiden Faunen würde noch mehr hervor- treten, wenn der Erhaltungszustand der russischen Fossilien gün- stiger und die Faciesentwiekelung der Gshelstufe der alpinen ähnlieh wäre: Die Stufe von Gshel besteht jedoch aus reinem Dolomit mit Versteinerungen in Steinkernerhaltung, die Karni- schen Braehiopoden stammen aus Kalk, Sehieferkalk und Schiefer. Andrerseits enthalten die mit den marinen Schiehten eng verbundenen pflanzenführenden Horizonte des Karnischen Ober- »ırbon nach der übereinstimmenden Ansicht von v. Frrrsch und Srur die Leitformen der oberen Ottweiler (= Radowenzer) Schiehten. Eine Parallelisirung der sonst schwer vergleichbaren marinen und terrestrisehen Carbon - Permbildungen erscheint somit nach unten wie nach oben ermöglicht: In erster Linie wird hierdureh die sehon von russisehen Forsehern (besonders KRASSNOPOLSKY) vermuthete Homotaxie der marinen Ar- tinskischen Stufe mit dem deutschen Rothliegenden (Cuseler und Lebaeher Sehiehten mit Landflora und Süss- bezw. Braekwasserthieren) zur vollen Gewissheit erhoben. Die Artinskisehe Stufe überlagert am Ural den oberen Fusulinenkalk, weleher mit der mittelrussischen Stufe von Gshel so gut wie ident ist (Nıxrrin); andrerseits liegen die Cuseler und Lebacher Schichten bei Saarbrücken über der Ottweiler Stufe und die gleiche Aufeinanderfolge Land- pflanzen führender Bildungen findet sieh im Waldenburger (Gebiet in Schlesien (Darum). Weniger leieht ist die Verglei- ehung des marinen unteren Oberearbon (Moskauer Stufe von Mjatsehkowa) mit den Sehatzlarer bezw. Saarbrücker und den Waldenburger Sehiehten (= Flötzleerer Sandstein in Westfalen = Millstone grit).') Da jedoch der obere Kohlenkalk mit Produetus ') Man vergleiche TSCHERNYSCHEW, Note sur le rapport des depöts earboniferes russes avec ceux de l’Europe oceidentale. Ann. soe. g6ol. du Nord. Bd. 17. 1890. Ref. im N. J. 1892. I. S. 542. 371 gigantens das Liegende der Moskauer Stufe einerseits, des „Wlötz- leeren“ und des Millstone grit andrerseits bildet, 80 wird sieh gegen eine ungefähre Gleiehstellung nieht viel einwenden lassen. Kestzuhalten ist jedoch daran, dass die Grenze zwischen dem unteren und dem oberen marinen Oberearbon keineswegs der Abgrenzung in den gleiehaltrigen terrestrischen Bildungen ent- sprieht: Man vermag im Oberearbon auf Grund der marinen Fauna zwei, auf Grund der Landflora drei Stufen von allgemeinerer Verbreitung festzuhalten. Nur die Grenze gegen das Unterearbon und das Perm ist deutlieh und unzweifelhaft. Die reichhaltigste und wiehtigste Marinfauna der Dyas- formation liegt in dem indisehen Produetuskalke, und eine kurze Besprechung desselben ist sehon mit Rüeksieht auf die neueren russischen Untersuchungen nothwendig, Durch die wiehtigen Beobachtungen KrassnoronsKyv's!) werden einige Ausführungen WaaGen’s über die Altersverhält- nisse der dyado-earbonischen Grenzbildungen riehtig gestellt. Der letztgenannte Forseher musste aus den unvollkommeneren, damals vorliegenden geologischen Angaben über den Ural den Schluss ziehen,?) dass hier eine erhebliehe Sehiehtenunter- hreehung vorliege. Dieser Lücke sollen die wiehtigen glaeialen „Boulder beds“ der Salzkette mit ihrer australischen Meeres- fauna entsprechen; die Artinskischen Sandsteine werden infolge- dessen nit der unteren Zone des Produetus-Kalkes (Amb und Katta beds) einerseits, mit den Lebacher Schiehten (Mittl. Koth- liegendes) andrerseits in Parallele gestellt. Thatsächlieh fand jedoch in dem alten uralischen Meer keine Unterbreehung des Absatzes, sondern nur ungleiehmässige Sedimentation und Faciesentwickelung statt.) Die Artinski- sche Stufe bildet also das marine Aequivalent des unteren tothliegenden (ÜUuseler Schichten) und ist andrerseits mit den mittleren Horizonten des Produetuskalkes zu ver- gleichen. Die Brachiopodenfauna der Artinskischen Sehiehten stimmt allerdings mit der des oberen Fusulinenkalkes in den meisten Beziehungen überein; ein neues Klement ı, Allgem. geologische Karte von Russland (Bl. 126 Perm-Soliansk), Vol. X1.1. 8.506 ff. Vgl. unten. ') Salt Range fossils. Vol. IV. Part2 (Geologieal results). 8.177. 24 372 der Fauna bilden jedoch die Ammoneen mit. ihrem ausge- prägten mesozoischen Habitus: Medlieottia, Propinacoceras, Popanoceras, Thalassoceras. Die palaeozoischen goniatiten- artigen Typen wie Glyphioceras, Gastrioceras und Pronorites treten zurück. - Die Ammoneen des Produetuskalkes, welehe der zweit- höchsten Zone (Jabi beds) angehören, lassen einen palaeozoi- schen Charakter kaum mehr erkennen: Formen wie Medlicottia, Popanoceras, Xenodiscus, Sageceras, Arcestes, ('yclolobus erinnern vielmehr an triadische Formen. Eine un- mittelbare Gleichstellung der oberen Produetushorizonte mit den Artinskischen Schichten erscheint somit ausgeschlossen. Ob man an die mittleren oder die unteren Horizonte der Salz- kette denken darf, ist auf diesem Wege nieht wohl festzu- stellen, da Ammoneen in denselben gänzlich fehlen. Hingegen hat TSCHERNYSCHEW auf Grund eines eingehen- den Studiums der Artinskischen Brachiopoden den Nach- weis geführt, dass dieselben die nächste Verwandtschaft mit der Fauna der mittleren Productuskalke zeigten (Mem. du Comite geologique III. No. 4). Hiernach würde sich für den unteren Productuskalk (Boulder beds!) und Amb beds — Speckled sandstone) ein oberearbonisches Alter ergeben. WAAGEN hat diese An- schauung früher (1857) vertreten, ist aber neuerdings wesent- lich auf Grund der Annahme der erwähnten Sehichtenunter- breehung am Ural zu einem abweichenden Resultate gelangt; er hält seine gesammte Produetus-Serie für jünger als das europäische Oberearbon. Die neuesten (nach WAAGEN’s letzter Arbeit erschienenen) Arbeiten russischer Forscher sind der älteren Ansieht günstiger. Vor allem hebt Nıkrrın?) hervor, dass die Perm- und Carbonablagerungen husslands !) Als gleich alt mit den nordindischen Boulder beds werden gewöhn- lich die Eceaschichten und die Dwykaconglomerate in Südafrika, die Talchirschiehten der ostindischen Halbinsel und die Bacchusmarshschichten von Australien angesehen. Alle diese Bildungen führen geschrammte und seschliffene Geschiebe, deren glacialer Ursprung von der Mehrzahl der Forscher angenommen wird. Die indischen Boulder beds enthalten eine australische Fauna. Vergl. u.a. WAAGEN Jahrb. d. G. R. A. 1857. 5. 170 und Salt Range fossils. IV. Tabelle. S. 238. >) Me&m. eomite geologique V, 5. lückenlos, ohne jede Unterbreehung abgelagert seien. Ferner ist nach den neuesten Mittheilungen von Nıkrrın über die Fauna des oberen Moskauer Fusulinenkalkes (Stufe von Gshel) und den älteren Angaben von TSCHERNYSCHEW über die gleichalten Schichten des Ural die Zahl der auch im unteren Produetuskalk vorkommenden Arten reeht erheb- lieh (22). Zu den 13 von WAAGEN angeführten Arten (Bd. IV. S. 164), welehe im oberen russischen Fusulinenkalk und im Produetuskalk in Indien vorkommen, treten noch hinzu: Spirifer fasciger Keys. (= musakhelensis Dav.) Sptr. semiplanus MAR. Spiriferina ornata WAAG. (ob. Prod. K.) Athyris pectinifera Sow. Retzia grandicosta Dav. Camarophoria Purdoni Dav. (mittl. Prod. K.) Dielasma elongatum SCHL. Produetus semiretieulatus var. bathycolpos SCHELLW. (= P. boliviensis bei NIKITIN. S. 0.) Fusulina longissima MoELL. Ueber die angeblichen, von WAAGEN in den Vordergrund seiner Beweisführung gestellten Diseordanzen im russischen Car- bon und Perm macht KrassnoroLsky (l. e.) die folgenden An- gaben: Im nördlichen und östlichen Theile des europäischen Russland wird der Fusulinenkalk von marinem Perm unmittelbar überlagert. Bei Beginn des Perm wölbte sich die dem heu- tigen Ural entsprechende Inselkette zu emem Gebirge auf. Im mittleren Ural ging die Erhebung rasch vor sich; hier lagern sandige Meeressedimente der Artinskischen Stufe, welche auf eine nahe liegende Küste hindeuten, über dem Fusu- linenkalk. Im südlichen Ural vollzog sich das Ereigniss lang- samer, denn hier finden sich über dem Oberearbon sandige Kalksteine und Mergel, welehe in grösserer Entfernung von der Küste abgesetzt wurden. Im eigentlichen russischen Beeken fand keine Erhebung statt; hier wird der rein marine Fusu- linenkalk von Artinskischen Sehiehten mit einer pelagischen Ammoneenfauna überlagert. Abgesehen von der scharf ausgeprägten Erhebung des Ural (welche eine gelegentliche, für die Chronologie nieht 374 ins Gewicht fallende Discordanz der Artinskischen Stufen über dem Fusulinenkalk bedingt) fand während der Permzeit ein langsames Zurückweichen des Meeres statt. Am Schlusse derselben befindet sich im Osten von Russland ein geschlossenes mittelländisches Becken. Gleiehzeitig mit der Gebirgserhebung erfolgte in den pelagischen Gewässern des mittleren Ural eine theilweise „Umprägung“ der Thierwelt. Man findet noch einzelne auf dem Goniatiten-Stadium verbliebene carbonische Typen (Gastrioceras, Pronorites) zusammen mit den Ammoneen von permo-triadischem Habitus und den Vorläufern der Zeehstein- fauna wie Modiolopsis Pallasi, Pseudomonotis speluncaria, Dake- wellia ceratophaga, Oythere curtha, Kirkbya permiana. Die letztgenannten Zweischaler und Ostracoden sind Seichtwasser- bewohner, welehe in den litoralen Teilen des Meeres lebten, während gleichzeitig in der tieferen See die Ammoneen-Fauna gedieh. Eigentliche terrestrische Bildungen fehlen; aber die Pflanzen des Artinskischen Sandsteines tragen bereits permi- schen Character. In den früheren, den Karnischen Fusulinenkalk behandeln- den Arbeiten Srache’s wurden die geologischen Verhältnisse des Amerikanischen Westens, insbesondere die Schichten von Nebraska eity mit Vorliebe zum Vergleich herangeholt. Die Uebereinstimmung einzelner Mollusken und Brachiopoden kann nieht Wunder nehmen, seit in dem Produetuskalk und der Artinskischen Stufe der enge Zusammenhang der Marin- faunen von Perm und Carbon entdeckt worden sind. Die geo- logische Sehiehtenfolge ist jedoch in dem mir durch eigene Anschauung bekannten „Far West“ gänzlich verschieden von’ den in den Alpen beobachteten und stimmt andrerseits in vielen wesentlichen Punkten mit der des Ural überein. In den Alpen finden wir zwei nicht unerhebliehe Diseordanzen, während in den beiden anderen Gebieten eine ununterbrochene Meeres- bedeekung vom Carbon bis zum oberen Perm zu beobachten ist. Abweichungen im Einzelnen, so das Einschieben einer mächtigen Sandsteinbildung an der Basis des Obercarbon (Aubrey sandstone des Colorado-Cahon) sind nieht selten, ver- mögen aber die überrasehende Aehnliehkeit der geolo- sischen Entwiekelung nicht zu beeinträchtigen. Auch aus 375 Texas ist neuerdings die pelagische Fauna der Artinski- schen Stufe bekannt geworden. Die Wichita beds, welche das oben besprochene Oberearbon unmittelbar überlagern, enthalten u.a. Medlicottia Copei Wurre und Popanoceras Waleotti Wurte, so dass jedenfalls eine ungefähre Altersgleich- heit mit der besprochenen russischen Stufe anzunehmen ist. Gegen Ende des Perm zeigte auch in Amerika die Ablagerung bunter gypsreicher Mergel und Sandsteine (ef. Kupfersandstein in Russland), die nur ganz ausnahmsweise spärliche Zwei- schalerreste enthalten, einen langsamen Rückzug desMeeres an. Von den sonstigen vereinzelt gefundenen permischen Ammo- neenfaunen besitzt, wie KARPINSKY!) ausführt, diejenige von Darwas in Buchara gleiches Alter mit der Artinskischen, wäh- rend die versteinerungsreichen Schiehten des Fiume Sosio in Sieilien etwas jünger sind. Es sei gestattet, hier die wenig beachtet gebliebene Thatsache hervorzuheben, dass die erste Feststellung des Alters der Sosiokalke das Verdienst von MoJ- sısovics?), nicht das von GEMMELLARO ist. Anhange. Ueber das Vorkommen von unterearbonisehen Nötseher Schiehten im Veitschthal (Mürzgebiet, Steiermark). Während des Druckes geht mir durch die Liebenswürdig- keit des Herrn Bezirksgeologen Dr. Koch (Berlin) eine kleine Sammlung von Versteinerungen zu, die derselbe 1892 in den mit Kalken wechselnden Schiefern des Grossen Veitschthal ge- funden und im Wesentlichen bereits riehtig gedeutet hatte. Eine genauere Bestimmung der nieht sonderlich günstig erhal- haltenen, meist verdrückten Steinkerne ergab das Vorkommen folgender Arten: Produetus semireticulatus Marr. Zwei gut erhaltene, sicher bestimmbare Exemplare. (Vise) Productus scabrieulus MART. Produetus punctatus MaRrT. (= Pr. Duchianus DE Kon. Bleiberg t. 1. f. 17, 17a entsprieht kleinen, etwas verdrückten Exemplaren von Pr. punctatus. !) Ueber die Ammoneen der Artinsk-Stufe. M&m. Ac. St. Petersbourg. Tome XXXVII. No. 2. p. 91. ?) Verhandl. G. R. A. 1882. S. 31. Orthis resupinata Marv. Zahlreiche kleine Steinkerne. Davıpson Carbon. Brach. Monogr. T. 30. f. 3,5 (ventral valve gut übereinstimmend). (Vise) Orthothetes erenistria PHILL. Orthothetes Sp. Spirifer octoplicatus Sow. (Vise) Suomphalus Sp. Bryozoenreste. Crinoidenstiele (in grosser Menge). Oladochonus Michelini M. Epw. et HAIME. Reste von Calamites. Ueber die Altersbestimmung der Kalke und Sehiefer des Grossen Veitschthals kann nach der obigen Liste ein Zweifel nicht obwalten: Sämmtliehe Arten kommen in der oberen Abtheilung des Unterearbon, der Stufe von Vise mit Productus giganteus vor, die hierdurch zum ersten Male im Norden der Centralkette festgestellt ist. Oberes Carbon, das durch Funde von Landpflanzen hier bereits verschiedent- lich nachgewiesen wurde, liegt nieht vor; das Vorkommen der sicher bestimmten Arten Orthothetes erenistria, Spürifer octo- plicatus, Orthis resupinata, Productus scabrieulus und Olado- chonus Michelini ist durchaus bezeiehnend für die tieferen Schiehten. Insbesondere geht die Gattung Cladochonus nicht in das Oberearbon hinauf. Für einen Theil der bisher dem Silur bezw. dem Ober- earbon zugereehneten „nördlichen Grauwackenzone* wird somit eine zuverlässige Altersbestimmung als Untercarbon ge- geben. Die facielle Entwickelung stimmt in allen wesentlichen Beziehungen mit der der südalpinen Nötscher Schichten überein; nur sind in den letzteren die Conglomerate weit häufiger, wäh- rend die Schichten des Veitschthales sich als kalkreicher er- weisen und der Eruptivbildungen entbehren. Auch hier haben wir es mit einer schiefrigen Entwiekelung des Unterearbon zu thun, welehe nicht als Culm zu bezeichnen ist. In nördlieher Riehtung vorschreitend finden wir gleichalte unterearbonische Schiehten erst bei Altwasser in Schlesien und im Fichtelgebirge. Das Vorkommon des Veitschthales bildet also die Vermittelung zwischen diesen Vorkommen und Kärnten. des l. Perm (vergl. Cap. XI Schluss) zu der 317 g N 18 tn ä Altersverhi h das sie isst PR c ING eher Form |] ehen Carbon w1S D « In tabell Karnis K yjeyf - wrmowA]y 9uogspugs po PJO | AIPM-UOUomÄL) :U0AOd | . | © | PVgpı] UoA NEM | = (puryoyag-noNn) OLE) 9AgIe N = E soLIas MOHN SUIDUA0] "ATES! = a nn ! wozueydpurrf pun solldS UOLIOH SısuUamUu.10g “wıdS | = = wygyasm>a A wozurydpur] AU | ogsoyy wougizun gran 23 u BUIMOT, UOA OS = sp Pun regen up wmy - (puwj90y»S) S = snayunbıb POAT | | wm)) 9LOISPURS (ra mer Hu; E == © oarge SNOLMIIR) snoyunbab sn7onpoLT 3 14 c . 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KAPITEL. Due Tre $ Die alpine Trias bildet die Fortsetzung der permischen Bildungen und ist mit diesen durch eoncordante Lagerung und petrographische Uebergänge eng verbunden. Wenn die Ostalpen mit Recht als das klassische Land der rein marinen Triasentwiekelung angesehen werden, so bildet das Gebiet der Karnischen Hauptkette in gewisser Hinsicht eine Ausnahme. Einmal fehlen demselben die gesammten Bildungen von den Raibler Schichten an aufwärts, und ferner ist die Versteinerungsarmuth der meisten Schichten eine derartige, dass der Schlerndolomit sowohl in der Karnischen Kette wie in den Karawanken wiederholt als Kohlenkalk bezw. Perm gedeutet werden konnte („Gailthaler Dolomit“ der älteren Beobachter, „permischer Dolomit“ bei STACHE.). Trotzdem ist die Bedeutung der Karnischen Hauptkette für die geologische Geschichte der Alpen zur Triaszeit unver- kennbar: Die Grenzlinie der nord- und südalpinen Ent- wiekelung der Trias folgt der Kammlinie des heutigen Ge- birges und verläuft auf der Südseite der Karawanken weiter nach Osten. Diese Thatsache ist mit besonderer Be- tonung der verschiedenartigen Entwickelung der Raibler Scehiehten schon von früheren Beobachtern hervorgehoben worden, aber erst bei der geologischen Einzelaufnahme mit aller Schärfe hervorgetreten. (Vergl. die Besprechung der Raibler Schiehten Absehn. 6.) Die besprochene Grenzlinie ist um so wiehtiger, als die Unterscheidung einer juvavischen und mediterranen Triasprovinz, welche früher den Ausgangspunkt für die geographische Gliederung der Alpentrias bildete, als unzutreffend nachgewiesen worden ist. 379 Im Norden des Gailthales fehlen die Bellerophonschichten wahrscheinlich vollkommen; die Entwickelung der Werfener Schiehten, des Muschelkalks und Sehlerndolomits!) ist vielfach übereinstimmend; nur das Fehlen der bunten Kalkeonglo- merate und Schiefer des Muschelkalks im Norden ist bemerkenswerth. Am schärfsten erscheint die Verschiedenheit in der Ent- wiekelung der Raibler Schichten und der Aequivalente des Hauptdolomits ausgeprägt. .In der Rhaetischen und oberen Karnischen Stufe ist die Facies der Kössener Schichten und der dunkelen, hornsteinreichen Plattenkalke auf den Norden, die des Dachsteinkalkes mit Megalodus im Wesentlichen auf den Süden beschränkt; Hauptdolomit findet sich im Norden und Süden. 1. Die obere Trias und ihre Gliederung. a. Die neueren Ansichten über die Benennung der Hauptstufen. Die Gliederung und Emtheilung der unteren Trias ist seit längerer Zeit unverändert geblieben; hingegen sind durch eine vor kurzem veröffentlichte Mittheiluug von MoJsısovics’2) die Anschauungen über die Gliederung und Parallelisirung der oberen alpinen Triashorizonte in wesentlichen Beziehungen um- gestaltet worden. Eine kurze Erörterung der neuen Anschau- ungen erscheint um so mehr geboten, als A. Brrrxer®), ohne die Ansicht von Mo,sısovics’ sachlich zu bekämpfen, in formeller Hinsieht wesentlich abweichende Vorschläge für die Benennung der verschiedenen Hauptstufen gemacht hat. Die veränderte Auffassung von Mo,Jsısovics’ lässt sich dahin zusammenfassen, dass die Hallstätter Kalke nicht eine eontinuirliche Folge über den korallenreichen Zlambaech- !) Ich verstehe unter diesem durch Kürze und gute Begründung aus- gezeichneten stratigraphischen Namen — etwa im Sinne der ursprünglichen De- finition von RICHTHOFEN’s — die Dolomit-Kalk-Entwickelung der Schichten zwischen Muschelkalk einschliesslich und Raibler Horizont ausschliesslich. °) Die Hallstätter Entwickelung der Trias. Sitz.-Ber. d. K. Akademie d. Wissensch. Bd. 101. Abth. I. S. 796. 3) Was ist Norisch? Jahrb. G. R. A. 1892. S. 387—396. 380 sehiehten bilden; letztere liegen nicht unter den Hallstätter Kalken, sondern als heterope Einlagerung in denselben. Die Reihenfolge der Hallstätter Cephalopoden- zonen wird — abgesehen von einigen Aenderungen im ein- zelnen — derart umgekehrt, dass die früher nach unten gestellten norischen Kalke (u.a. die grauen Kalke des Stein- bergkogels mit Pinacoceras Metternichi) das Hangende, die früher nach oben gerückte Zone des Trachyceras aomoides ( = Raibler Schichten) das Liegende bilden. Die Buchen- steiner und Wengener Schiehten von Südtirol, welche früher als Aequivalente der norischen Kalke (z. B. mit Pinacoceras Metternichi) galten, werden dureh versteinerungsleere Schiehten im Liegenden der Aonoides-Zone vertreten. Die juvavische Meeres - Provinz, welche zur Erklärung der faunistischen Ver- schiedenheiten innerhalb der norischen Stufe errichtet war, wird aufgelassen und im Anschluss hieran eine veränderte Be- nennung der Hauptstufen der oberen Alpentrias in Vorschlag gebracht. Um eine längere Auseinandersetzung zu vermeiden, stelle ich in tabellarischer Form die frühere und die jetzige Be- nennung von MoJsısovIcs’, sowie die abweichenden Vorschläge Birtner’s gegenüber: v. MoJSISOVICS v. MOJSISOVICS BITTNER Normale, unverändert 1869— 1891 1892 1892 gebliebene Schichtenfolge — m Kössener Schichten Is Juvavische St. Norische St. Hauptdolomit u. Dach- Karnische Stufe h steinkalk is Karnische St. Karnische St. Cassianer und Raibler Sehichten Buchensteiner und Norische Stufe... .. Norische St. Ladinische St.) Wengener Schichten | der Südalpen Alpiner Muschelkalk Die kritischen Einwendungen A. Brrrxer’s erscheinen z. Th. einleuchtend, seine positiven Gegenvorschläge sind als missglückt zu betrachten. Dass die Norische Stufe nicht grade im Ge- biete des alten Norieum fehlen und in Südtirol ihre nor- male Entwiekelung haben darf (Mossısovics 1892), dürfte 381 kaum zu bestreiten sein. Wenn aber Brrrxer auf Grund der älteren Benennung von Mo,sısovics’ die Norische Stufe im ge- sammten Gebiete der Alpen über die Karnische stellt, so wird allerdings der der verzwiekten nomenelatorischen Entwickelung Unkundige (und das sind bei Weitem die meisten Geologen) einen vollkommenen „Zusammenbruch“ der früheren Ansichten anzunehmen berechtigt sein. In Wahrheit handelt es sieh nur um eine für zwei vereinzelte Gegenden wichtige Aenderung; im Gesammtgebiete der Ostalpen bleibt die Aufeinanderfolge unverändert. Der Standpunkt der historischen Priorität, welehen BrrrxEr für die Horizont-Bezeiechnungen annimmt, ist formell klar und unzweideutig, führt aber in der Praxis, wo es sich um Ver- änderungen in der Bedeutung desselben Namens handelt, zu sehr erheblichen Unzuträglichkeiten. Der genannte Forscher will im vorliegenden Falle die Hallstätter und Zlambaehsehiehten, welche im Salzkammergut als norisch bezeiehnet wurden und dort ihre stratigraphische Stellung gewechselt haben, auch fernerhin als norisch be- zeichnen. Er berücksichtigt dabei nicht, dass die Aequivalente derselben, Hauptdolomit und Dachsteinkalk, welche nun eben- falls als norisch bezeichnet werden müssen, in den übrigen Theilen der Alpen eine bei weitem bedeutendere Verbreitung als jene besitzen und von jeher als wiehtige Vertreter der oberen Karnischen Stufe galten. Die Namen Norisch und Karnisch wurden allerdings schon 1869 von Mo,Jsısovics auf- gestellt, aber erst 1874 vollständiger begründet. Den Aus- gangspunkt der Gliederung bildete in dem letzteren Jahre die „mediterrane“ Triasprovinz und in dieser wurden Hauptdolomit und Dachsteinkalk als Glieder der oberen Karnischen Stufe betrachtet. Es dürfte das Naheliegendste sein, diesen Namen auch jetzt vorläufig noch beizubehalten, die Bezeichnung Noriseh aber angesichts der mit ihr zusammenhängenden Ver- wirrung ganz fallen zu lassen. Die allein in Frage stehenden Buchensteiner und Wengener Schichten (Norische Stufe von Moysısovics, Ladi- nische Stufe Bittner) können eine zusammenfassende Bezeich- nung um so mehr entbehren, als sie in den wiehtigsten nordalpinen Entwiekelungsgebieten palaeontologisch kaum ver- 382 treten sind. In der Partnach- und Reiflinger Facies sind die- selben ebenso wie die Cassianer Schiehten nur dureh verstei- nerungsarme, wenig mächtige Mergel mit einer, von der süd- alpinen vielfach abweichenden Braehiopodenfauna'), im Hall- stätter Gebiet dureh versteinerungsleere Kalke vertreten. Sogar in den vom Schlerndolomit oder Wettersteinkalk eingenommenen Gebieten bildet die ei-devant Norische Stufe zwar den unteren Theil der mächtigen Kalk - Dolomit-Massen, ist aber selbst in normalen Profilen kartographisch nur künstlich auszuscheiden. Es dürfte vorläufig am nächsten liegen, die Buchen- stein-Wengener Sehiehten mit dieser Combination der beiden Namen oder nach Mossısovics als Zonen des Trachy- ceras Ourionii (Buchenstein) und Archelaus (Wengen) zu bezeichnen. Die etwas grössere Länge des Namens dürfte durch die Unzweideutigkeit reichlich aufgewogen werden, welche weder der Bezeiehnung „Norisch“ noch „Ladiniseh*“ zu- kommt. Denn bei letzterem, recht unzweekmässigen Namen denkt man unwillkürlich zunächst an St. Cassian. Die Bezeiehnung kaun aus mehreren Gründen nur eine vorläufige sein; z.B. wäre die Frage wohl der Ueberlegung werth, ob die Eintheilung der zwischen Muschelkalk und Lias liegenden Schiehten in 4 Hauptstufen den geologischen Ver- hältnissen entspricht. Das Rhaet verdankt seine Ausscheidung als Hauptstufe dem transgressiven Auftreten in ausgedehnten Theilen Europas. Auch die Buchensteiner, Wengener und Cassianer Schiehten besitzen in palaeontologischer Hinsicht vieles Gemeinsame. Es wäre somit die Frage der Erwägung werth, ob man nieht die genannten drei Zonen als untere, die Aequivalente der Raibler Schichten sowie die des Hauptdolo- mites als mittlere und das Rhaet als obere Hauptstufe auf- fassen solle. Jedoch dürfte es sich nieht empfehlen, jetzt schon be- stimmte Vorschläge zu machen; vielmehr ist die Erledigung der Frage so lange zu vertagen, bis die Ergebnisse der in Vorbereitung befindliehen Monographien der triadischen Zwei- schaler, Gastropoden und der trachyostraken Cephalopoden vorliegen. Auch die Bearbeitung der Korallen ist noeh nicht abgeschlossen. ") A. BiTTneEr, Brachiopoden der alpinen Trias. S. 167. 383 Die frühere Eintheilung war bekanntlieh von Mosst- sovıcs aussehliesslich auf die Cephalopoden begründet worden. Es soll nieht bestritten werden, dass die Ammoneen für die feinere Einzelgliederung (schon vom Oberdevon an) die besten Handhaben bieten. Aber für die Abgrenzung der Haupt- sruppen, welche im vorliegenden Falle in der Umbildung be- griffen ist, kann die in absehbarer Zeit mögliche Heranziehung der übrigen Thierklassen nur von Vortheil sein. b) Ueber die geologische Entwiekelung der Trias- korallen. Die Erforschung der Korallenfaunen gestattet ganz be- stimmte Folgerungen in Bezug .auf die stratigraphische Gliederung. Zwar habe ich bisher nur die Bearbeitung der Hallstätter, Zlambach- und Rhaetkorallen zum Abschluss ge- bracht, aber die Cassianer Fauna immerhin hinreichend berück- sichtigt, um die wichtigsten Unterschiede hervorheben zu können. Es bedarf keiner weiteren Ausführung, dass die geo- logischen Ergebnisse, wie sie in Palaeontographica Bd. 37 S. 112 zusammengefasst wurden, infolge der veränderten Stratigraphie der Hallstätter Sehichtenfolge einer gründlichen Umgestaltung bedürfen. Jedenfalls entsprieht die beriehtigte Hallstätter Schiehtenfolge den Beobachtungen über die Entwiekelung der Korallenfaunen viel besser als die frühere Annahme, dass die Zlambachschichten unmittelbar über dem Muschelkalk lägen. Der innige Zusammenhang zwischen den Rhaet- und Zlambaehkorallen musste damals ebenso auffallend er- scheinen, wie die nahe Verwandtschaft der letzteren mit der Fauna des Hauptdolomites (bezw. Hochgebirgskorallen- kalkes). ‚Jetzt erscheint dieser Zusammenhang ganz natur- gemäss. Der korallenführende angebliche „Muschelkalk“ vom Rudolfsbrunnen bei Ischl, dessen stratigraphische Be- ziehungen keineswegs klar sind, dürfte auf Grund des Zlam- bacheharakters seiner Korallenfauna ebenfalls den Hallstätter Kalken zugerechnet werden. Eine seharfe Grenzscheide in der Entwiekelung der Korallenfaunen liegt über den Raibler Schichten. Die in diesem Horizont vorherrsehende Mergelentwickelung war dem Gedeiben der Korallen wenig günstig. Die spärlichen 384 vorkommenden Formen schliessen sich der Cassianer Fauna an. Es sind bisher beobachtet: Thamnastraea, Montlivaultia, The- cosmilia und eine Astrocoenia (von Heiligenkreuz), welche durchgängig zu den wenigen Typen gehören, die in ähnlicher Ausbildung nach oben fortsetzen. Hingegen gehen die Gat- tungen Coelocoenia (= „Phyllocoenia“ decipiens Lbe), Awosmilia (hierher auch „Rhabdophyllia® recondita), Microsolena (wahr- scheinlich generisch von den jurassischen Arten verschieden) und das Tabulatengeschlecht Araeopora (mov. sp. auf der See- landsalp.) nieht mehr bis in die Raibler Schichten hinein. In den Z/lambachschiehten und den Hallstätter Kalken erscheint eine vollkommen neuartige Korallenfauna, welche keine einzige Art und nur eine geringe Anzahl von Gattungen (Montlivaultia, T'hecosmilia, Isastraea!), Astrocoenia, Thamna- straea) mit den älteren Karnischen Bildungen gemein hat. Auch bei den, gemeinsamen Gattungen angehörenden Arten ist nur bei wenigen Formen von Montlivaultia, T’hecosmilia und Isastraea ein phylogenetischer Zusammenhang wahrscheinlich. Die grosse Mehrzahl der in den Hallstätter und Zlam- bachsehiehten vorkommenden Gattungen ist neu und offen- bar durch Einwanderung an ihren Fundort gelangt. Hierfür spricht besonders der Umstand, dass die altertümlichen, zu den palaeozoischen Pterocoralliern gehörenden Gattun- gen Gigantostylis, Coccophyllum und Pinacophyllum in tieferen alpinen Bildungen fehlen. Ferner sind neu die Familien der Spongiomorphiden, Gorgoniden, Heterastrididen, sowie die Unterfamilien Stylophyllinae und Astraeomorphinae mit den Gattungen Stylophyllum, Maeandrostylis, Stylophyllopsis, Ste- phanocoenia, Phyllocoenia, Khabdophyllia, Heptastylis, Hepta- stylopsis, Spongiomorpha, Stromatomorpha, Astraeomorpha, Procyclolites, Prographularia und Heterastridium. Die rhaetische Korallenfauna stellt, wie schon früher ausgeführt wurde, einen Ausläufer der oberkarnischen dar, während die liassische wieder mit der rhaetischen zusammenhängt. Die vollkommene Erneuerung, welche die alpine Korallen- fauna in der oberkarnischen Stufe (juvavischen Moss., norischen !) Elysastraea Lbe aus den Cassianer Schichten beruht auf einem pathologisch veränderten Exemplar von Isastraea. 335 Bittner nee Mo»s.) erfährt, wird durch die ununterbrochene Entwiekelung der Korallen in den folgenden Formationen noch auffälliger. Derartige leieht wahrnehmbare Abschnitte in der Entwiekelung einzelner Thierklassen sind massgebend für die stratigraphische Eintheilung. Auch manche Ammoneen er- scheinen in den Hallstätter Kalken in ähnlich unvermittelter Weise, so besonders die Tropitiden (Tropites, Halorites, Juva- vites, Sagenites und Distichites). Für die Herkunft der obertriadischen Korallen liegen bereits einige Anhaltspunkte vor. Die Korallen, welehe TouLa aus dem östlichen Balkan als neoeomische Arten beschrieben hat, wurden mir, da nachträglich Zweifel an der Richtigkeit der Deutung entstanden, vorgelegt und erwiesen sich als ober- karnisch. Ieh erkannte vor allem die durchaus bezeiechnenden Gattungen Astraeomorpha und Stylophyllum, ferner Thammastraea, Thecosmilia und Phyllocoenia in Arten, welehe denen der Zlam- bachschichten sehr nahe stehen. Heterastridium war schon früher durch SrtEInMAnN von dem gleichen Fundort be- stimmt worden. Dieselbe Gattung kommt auch in der ostindi- schen Trias am Karakorum-Pass (Himalaya) vor. Somit dürfen wir mit ziemlieher Sicherheit einen östliehen Ursprung der Korallenfauna der Zlambach-Hallstätterschiehten an- nehmen. Im westlichen Kleinasien (Balia in Mysien) liegen tria- dische Bildungen, welehe im Alter dem Rhaet und Haupt- dolomit (Brirrner) entsprechen, disecordant und transgredi- rend über dem Oberearbon (nach BuRowskı); es liegt nahe, die gleiehzeitig erfolgende Einwanderung der Korallen in das ostalpine Triasmeer auf diese östliche Transgression zurückzuführen. e) Vergleich der Hallstätter und Greifensteiner Faciesentwickelung. Die Beschreibung, welehe v. Mo,sısovics neuerdings!) von dem Auftreten der Versteinerungen innerhalb der Hallstätter Kalke entworfen hat, erheischt eine kurze Besprechung, da dieselbe von allgemeinerer Bedeutung für das Auftreten von 1) Sitz.-Ber. d. Kaiserl. Akademie. Wien. Bd. 101. I. Abth. 8.771. Frech, Die Karnischen Alpen. 25 386 Versteinerungen in reinen Kalkbildungen ist. In den eigent- lichen (fossilfreien) Hallstätter Kalken treten locale linsen- förmige Anhäufungen von Fossilien auf, die eine Dieke von 1 m selten übersteigen und eine Längsausdehnung von 10 bis 30 m erreichen. Neben den überall vorherrschenden Ce- phalopoden findet man fast in jeder Linse Schwärme von Halobien und verwandten dünnschaligen Muscheln. Alle son- stigen Thierreste, Zweischaler, Gastropoden, Brachiopoden, Crinoiden und Heterastridien sind selten oder nur local häufiger. Innerhalb der Linsen treten die Fossilien nicht, wie es in normalen Sedimenten der Fall ist, in annähernd gleichmässiger Vertheilung auf, sondern von einigen wenigen ganz gemeinen Formen abgesehen, finden sich einzelne Arten oder selbst Formengruppen wieder nur nesterförmig, in kleineren oder grösseren Schwärmen. An derselben Fundstelle werden gewisse Arten oft Jahre hindurch nicht angetroffen, dann aber plötz- lich wieder in mehreren Exemplaren gefunden. Diese Beschreibung passt fast Wort für Wort auf die Greifensteiner (Hereyn-) Facies des Devon, deren Eigen- tümlichkeiten oben (S. 274 und Zeitsehr. d. deutschen geolog. Gesellschaft 1889. S. 264) eingehender geschildert sind. Ins- besondere konnten in den tieferen, ebenfalls rothgefärbten F - Schichten von Konieprus in Böhmen vollkommen überein- stimmende Beobachtungen gemacht werden. Z. B. ist das Vor- kommen von Bronteus thysanopeltis, von Proteocystites flarus (zusammen mit Phacops fecundus), von Anarcestes lateseptatus und den mannigfachen Proötusarten bei Konieprus ein durchaus localisirtes. Zum Vergleich mit den Angaben von Mo,sısoviıcs’ über Hallstatt gebe ich die früheren (Zeitschrift d. deutschen geol. Ges. 1857. S. 337) über den Pie de Cabrieres veröffentlichten Beobachtungen wieder. „Die Versteinerungen sind unregelmässig nesterweis durch den unteren Theil der Kalkmasse vertheilt. An den einzelnen Fundorten erscheinen immer nur bestimmte Arten in grösserer Häufigkeit, die an anderen Punkten fehlen. So liegen in einem schwach mergeligen Kalk Spirifer indifferens Barr. (sehr häufig) und Orthis tenuissima BARR. (etwas seltener), die sonst nirgends gefunden werden; anderwärts kommt Phacops fecundus var. major. BARR. in ziemlicher Häufigkeit vor. Die 387 Mehrzahl der Trilobiten (Proötus) wurde zusammen mit zahl- reichen kleinen Braehiopoden an einem dritten Orte gesam- melt“ u. s. w. Bei Konieprus und am Kollinkofel lässt sich ein un- mittelbarer Zusammenhang von den die Versteinerungslinsen führenden Kalken mit Korallenkalken nachweisen, während die Hallstätter Kalke nur an wenigen Stellen dureh eingreifende Ko- rallenriff-Entwiekelung unterbrochen werden. Das Vorkommen von Greifenstein selbst ist räumlich äusserst beschränkt. Trotzdem kann man auch hier nachweisen, das bestimmte Arten nur an bestimmten Puneten vorgekommen sind. Jedenfalls besteht zwischen Devon und Trias auch die Analogie, dass sowohl die Greifensteiner wie die Hallstätter Faciesentwiekelung wegen des vollständig unregelmässigen Auftretens der Versteinerungen die schwierigsten und inter- essantesten Probleme bieten, deren Lösung in beiden Fällen trotz jahrelanger Arbeit noch nicht vollständig gelungen ist. d) Kurze Uebersicht der alpinen Triasbildungen. Trotz der im Vorstehenden berührten formellen Schwierig- keiten, die allerdings, wie ich aus eharakteristischen Aeusse- rungen nichtösterreichischer Geologen entnehmen konnte, dem Uneingeweihten den Eindruek grösster Verworrenheit machen, ist die normale Gliederung der alpinen Trias eine äusserst einfache!); allerdings werden dureh häufigen Facieswechsel mannigfache Aenderungen bedingt. Die geographischen Unterschiede bestehen wesentlich darin, dass bestimmte Faciesbildungen, so die Hallstätter Entwiekelung, die Süd- tiroler Tuffmergel oder die Salzburger Hochgebirgskorallenkalke und die Kössener Schiehten (Nordalpen, Lombardei) auf be- stimmte Gebiete beschränkt sind. Die Abgrenzung der mächtigen Kalk- und Dolomitmassen wird dureh drei, im Allgemeinen beständige Mergelhorizonte ermöglieht, von denen allerdings nur der untere niemals in rein kalkiger Facies erscheint. Es sind die Werfener (I, vergl. 1) Es ist dies selbstredend keine neue Wahrheit; u. a. hat A. BiTTNEr in letzter Zeit häufig auf die Einfachheit der Normalgliederung hingewiesen (Jahrb. G.R. A. 1892. 8. 393.) 25* 388 oben), die Raibler (III) und die Kössener Schichten (V, Rhaet); wir erhalten somit eine Reihe von fünf, allerdings paleontolo- gisch ungleichwerthigen Gebirgsgliedern, deren Aufzählung hier nur didaktischen Zweeken dient: I. Die Werfener Schiehten (Seisser Sehiehten unten; Cam- piler und Myophorienschiehten Lersıus non ROTHPLETZ oben; Haselgebirge von Berehtesgaden und Hallstatt mit Salz und Gyps), bilden das fast niemals fehlende Anfangsglied der Alpen- trias und bestehen aus bunten Sandsteinen, Schiefern und Kalk- mergeln mit massenhaften Zweischalern.- Reine Kalke sind selten. IIa. Im Hangenden der Werfener Schiehten (I) ist der Muschelkalk (lla) (Guttensteiner Kalk, Reichenhaller Kalk, Myophorienschichten RorupLerz non! Lepsıus!), Virgloriakalk im unteren Theile, Reiflinger Kalk z. Th. und Prezzokalk im oberen Horizont) meist deutlich unterseheidbar. IIb. Dann folgt im Hangenden der Sehlerndolomit (Wettersteinkalk der nördlichen Kalkalpen, Esinokalk der Lom- bardei, erzführender Kalk von Raibl, Bleiberg und Unter- Petzen). Zuweilen beginnt sehon im oberen Muschelkalk (Mendola- ı) Die Bezeichnung Myophorienschichten wurde, wie BITTNER aus- einandergesetzt hat, zuerst von LEPSIUS für eine Ausbildungsform des Süd- tiroler Buntsandsteins vorgeschlagen; für die nach BITTNER dem alpinen Muschelkalk angehörigen Myophoriensehiehten von ROTHPLETZ war schon trüher der Name Reichenhaller Kalk (versteinerungsreiche Facies des Gutten- steiner Kalkes) in Anwendung. Mir will es scheinen, als ob die strati- graphische Begrenzung der Myophorienschichten von ROTHPLETZ (Zeitschr. d. D.-Oest. Alpenvereins. 1SSS. 8.413) nicht hinreichend scharf sei, um eine Vergleichung desselben mit anderen Horizonten zu ermöglichen. Dieselben werden im Karwendel zwar vom Muschelkalk gleichförmig überlagert; hingegen sind die Lagerungsverhältnisse „an den beiden Orten, wo Werfener Schichten mit den Myophorienkalken zusammen auftreten, so gestört, dass man nicht sowohl von einer regelmässigen Ueberlagerung, als vielmehr nur von einer allseitigen Begrenzung der ersteren durch die letzteren spreehen kann.“ Die Rauchwacken, welche die Myophorienschichten kenn- zeichnen und auch in den Südalpen an der Grenze von Werfener Schichten und Muschelkalk auftreten, werden von mir zu den ersteren gerechnet (vgl. unten). Jedoch ist, ganz abgesehen von dem Fehlen der Versteinerungen im Siiden, die Mächtigkeit derselben nirgends bedeutend genug, um die Ausscheidung eines besonderen Gebirgsgliedes zu rechtfertigen. 389 dolomit, Spizzekalk) oder unmittelbar über den Werfener Schiehten die Dolomitentwiekelung (Mürzgebiet, Enns- thaler Kalkhochalpen, Koschutta in den Karawanken). Man bezeichnet dann diese bis zu den Raibler Schiehten rei- chende Dolomitmasse als Unteren Dolomit!). In den Süd- alpen liegen als heterope Aequivalente des wesentlich durch Korallenthätigkeit aufgebauten Dolomites zwischen Muschelkalk und Raibler Schiehten die dureh Cephalopoden und (an der oberen Grenze) dureh Korallen wohl gekennzeichneten Buchen- steiner, Wengener und Cassianer Schichten. Die geologi- sche Verbreitung der beiden tieferen Zonen in der Mergelfacies ist in den Südalpen weitaus bedeutender als die der höheren. Gleichzeitig fanden im Süden vom Muschelkalk an bedeutende vulkanisehe Ausbrüche statt, deren Material meist in der Form submariner, meist fossilreicher Tuffe zwischen den Dolomitriffen abgelagert wurde. In den Nordalpen liegen local mergelige fossilarme Bildungen (Partnachschichten t, A. BiTtneEr bezeichnet die untere Kalkmasse als „Muschelkalk im weitesten Sinne* und folgt hierin dem Vorgehen anderer, welche Wetter- steinkalk und ausseralpinen oberen Muschelkalk mit einander verglichen haben. Ueber diese Parallelisirung lässt sich wenig pro oder eöntra sagen, so lange wir über die Fauna des Wettersteinkälkes so ungenügend unter- richtet sind wie bisher. Diejenigen alpinen Faunen, welche nach dem neueren Umschwung der Ansichten mit dem mitteldeutschen Muschelkalk verglichen werden können, sind die der Buchensteiner und Wengener Schichten, und hier sind — selbst bei weitgehender Berücksichtigung facieller und geographischer Verschiedenheiten — die Unterschiede so gross wie möglich. Es sei nur daran erinnert, dass Ceratites, das bezeichnende Gephalopodengeschlecht des oberen Muschelkalkes, in den fraglichen Ho- rizonten der Alpen ebenso vollkommen fehlt, wie T'rachyceras in Deutsch- land. Auch E. FrAAS lässt (Scenerie der Alpen) den „Alpinen Muschel- kalk“ bis zu den Cassianer Schichten“ emporreichen. Allerding wird trotz der sachgemässen und klaren Uebersicht der Trias (S. 115 ff.) die Tabelle (S. 146) der Darstellung der verwickelten aequivalenten Faciesbildungen graphisch nicht gerecht. Vor allem veranlasst das wenig aussichtsvolle Bestreben einer Parallelisirung der alpinen und deutschen 'Trias manche Irrtümer; so wird der mittlere deutsche Muschelkalk mit den überaus versteinerungsreichen Cassianer und Wengener Schichten verglichen. Der- selbe ist eine locale, durch zeitweisen Rückzug des Meeres bedingte, wenig mächtige Schichtgruppe, die entsprechend der Art der Entstehung sehr arn an organischen Resten ist und auch nicht eine einzige eigentümliche oder neu auftretende Art enthält. 390 vergl. unten) zwischen Muschelkalk und Carditaschichten. Auch im Hallstätter und Reiflinger Gebiet finden sich an Stelle der drei Südtiroler Horizonte fossilleere, wenig mächtige Kalke, ohne dass eine Unterbreehung des Absatzes nachweisbar wäre. III. Die Raibler oder Carditasehichten (obere Abthei- lung: Torer und Opponitzer Kalke; untere Abtheilung: Schlern- plateauschichten von Südtirol, Bleiberger Sehiehten in Kärnten, Carditasehichten s. str. nach v. WÖHRMANN, Lüner Schichten in Vorarlberg; Reingrabener Schiefer, Lunzer Sandstein in Oesterreich) ') sind in ihrem unteren Theile von der Cassianer Stufe schwer zu trennen, wenn beide in Zweischalerfacies ent- wickelt sind. Der untere Theil der nordalpinen Carditaschichten entspricht dem Cassianer Horizont. Nur selten, so im Comelico und bei Reeoaro. sind die Raibler Schichten kalkig entwickelt; auch in der Trias der Centralalpen, am Ortler, Reschen- scheideek („Ortlerkalk“) und Tribulaun (Brenner) konnten die Raibler Schichten nicht ausgeschieden werden. Eine Gliederung der mächtigen Kalk- oder Dolomitmassen ist in solehen Fällen kaum möglich. IV. Die mächtige obere Kalk -Dolomit-Masse besteht aus drei aequivalenten Faciesgebilden, die in den Nordalpen zu- weilen eine regelmässige zonenförmige Anordnung erkennen lassen, dem versteinerungsleeren Hauptdolomit, dem an Megal- odon reichen Dachsteinkalk (= Plattenkalk Surss vergl. unten) und dem Salzburger Hochgebirgskorallenkalk; der- selbe ist u.a. auf der Südseite des Dachstein-, des Tännen- und Hagengebirges verbreitet und stellt eine unzweifelhafte Riff- bildung dar. Der Hallstätter Kalk (vergl. oben) mit seinen Cephalopoden reichen Kalklinsen entspricht, abgesehen von dem in gleicher Faeies ausgebildeten Muschelkalk der Schreyer Alp, ebenfalls den Raibler Schichten (Zone des Trachyceras . aonoides und Tr. austriacum) sowie dem Hauptdolomit. Die korallenreiehen Zlambaehschichten nehmen als Einlagerung ein hohes Niveau in dem Hallstätter Kalk ein. Die Gebiete des Hallstätter Kalkes sind stets durch Gebirgsbrüche von denen des Dachsteinkalkes getrennt und zeigen eine erheblich 1!) Schichten von Gorno und Dossena in der Lombardei. 391 geringere Mächtigkeit der Schichten als dieser (200 m gegen 1500 — 2000 m). V. Die Erscheinung des Rhaet wird ebenfalls durch Faciesverschiedenheiten wesentlich beeinflusst. Die rein kal- kige Entwiekelung der Hochgebirgskorallenkalke oder des geschiehteten Dachsteinkalkes mit Megalodon geht stellenweise (die letztere vor allem in Südtirol) dureh die Karnische und Rhaetische Stufe hindurch. Zuweilen finden sich Korallenbänke (Lithodendronkalk; Zithodendron= Thecos- milia) eingelagert in anderen Faciesgebilden. In der merge- ligen Entwiekelungsform beobachtet man eine Zweischaler- faeies (die schwäbische), zwei Brachiopodenfacies (die Karpathische und die Kössener, letztere mit Spirigera oxy- colpos) und eine Cephalopodenfaecies (die Salzburger mit C'horistoceras Marsh? und Pstloceras planorbordes). In einem mittleren Striehe der Nordkalkalpen erscheinen diese Facies in der genannten Reihenfolge übereinander!). 2, Die »Werfener Schichten. Die Werfener Scehiehten sind der (in Bezug auf Faeies- entwiekelung und Versteinerungsführung) beständigste Horizont der gesammten ostalpinen Trias und scheinen sogar in den Westalpen (Quartenschiefer) vertreten zu sein. Das verbreitetste Gestein sind rothe, sandige, glimmerreiche Schiefer, deren Schiehtflächen meist vollständig mit Steinkernen von Zweischalern („Myaecıtes*“, Pseudomonotis) bedeckt ist. Der Fossilreichthum ist zugleich das beste Unterscheidungsmerkmal von den rothen Grödner Schichten, die zuweilen in ganz ähn- licher Schieferentwiekelung auftreten und dann in stark dis- loeirten Gebieten, wie in der Gegend von Tarvis, verwechselt werden können. Vielfach gestattet das Vorkommen von groben rothen Sandsteinen, Dolomitknollen und Conglomeraten in dem tieferen Niveau auch eine petrographische Unterscheidung. Eine Verwechselung mit den Conglomeraten der Grödener ') Vergl. v. MoJsısovics, Dolomitriffe S. 74—78. 392 Sehiehten ist um so weniger möglich, als derartige Bildungen im Werfener Horizont überall so gut wie gänzlich fehlen. Die Werfener Schiefer liegen in ganz Südtirol, Venetien und Kärnten zwischen heteropen kalkigen Bildungen und sind sowohl mit den hangenden Muschelkalken wie mit den liegenden Bellerophonkalken durch Wechsellagerung verknüpft. I. Die liegende Abtheilung der Werfener Schichten be- steht aus grauen, gelben oder röthlichen Mergelkalken, die z. B. im Schwefelgraben bei Lussnitz Pseudomonotis Clarat führen und auch bei Pontafel (Bahnhof) gut entwickelt sind. II. Die mittlere, aus rothen glimmerigen Schiefern, Sandsteinen und Mergeln bestehende Abtheilung enthält in dem Lussnitzer Aufschluss (nach SACHE) Myacites fassaensts Wissm., Pecten venetianus Hav. sp. (Avicula bei HAUER, vergl. unten), Turbo ef. rectecostatus und Dinarites sp. Vereinzelte Arten sind auch auf der Kühweger Alp am Fusse des Gartnerkofels gefunden, so (nach E. SueEss) Myacites fassaen- sis und Pseudomonotis. Eine reiehere Fauna enthalten die rothen sandigen Werfener Schichten vom Achomitzer Berg; ich bestimmte aus der von Toura gesammelten und in der k. k. technischen Hochsehule zu Wien befindlichen Suite: Tirolites casstanus QU. SP. Natiria costata MsTR. sp.!) („Naticella“ auet.) : aff. costatae, eine grössere Form. Myophoria costata ZENK. Myaeites fassaensis WISSM. Pecten ef. discites BR. Pecten venetianus v. Hau. sp. 2) ') Die Ableitung der triadischen Schnecke von den palaeozoischen Natirien hat E. KOKEN ausführlich nachgewiesen. (Ueber die Entwicke- lung der Gastropoden Beilageband VI des N. J., S. 475.) Die Angabe I. c., dass Naticella costata aus den Wengener Schichten stammt, ist wohl nur ein lapsus calami oder ein Druckfehler. 2) Wie die Untersuchung der in der geologischen Reichsanstalt be- findlichen HAUER’schen Originale bewies, ist Avicula venetiana v. HAUER (Denkschriften der Wiener Akademie I. 8. 110. t. 18. f. 1-3) ein Peeten und mit Peeten Fuchsi (id. ibid. S. 112. t. 18. f. Sa, b) zu identifieiren. Die Verschiedenheit der beiden Formen beruht vor allem auf der abweichenden 393 Pecten sp. (gestreifte Art) Gervillia aft. polyodontae UREDN. Pseudomonotis angulosa Lersıus sp. die grossen auf- fallenden, von Brrrxzr (Verhandlungen der geolog. Reichsanstalt 1886. S. 389) besprochenen Formen. Auch am Achomitzer Berg fehlt die für die tieferen Schiehten bezeiehnende Pseudomonotis Clarai EmMmR. Hingegen stimmt die Fauna der ebenfalls aus dem höheren Werfener Schiefer von Südtirol, Südsteiermark und Eisenerz bekannten kalkigen Myophorienbänke im Wesentlichen mit der vorstehenden über- ein. Bemerkenswerth ist an der von Brrrxer!) gegebenen Zu- sammenstellung der Eisenerzer Fauna die Häufigkeit glatter Myophorien (M. ovata Br. und M. rotunda v. AL?) III. Die Rauehwaecken, Zellendolomite und Kalke, welche in Val Sugana, bei Reeoaro.und im Westen der Etsch die obere Grenze der Werfener Sehiehten kennzeichnen, finden sich aueh in unserem Gebiet, vor allem im Ponteb- banathal bei Pontafel wieder. Die bezeiehnenden aus Tirol beschriebenen rothen Gastropoden-Oolithe sind in schöner Entwickelung in den tieferen Schiehten des Achomitzer Berges sowie am Waltischer-Hof bei Arnoldstein gefunden worden. Hingegen sind weder reiehere Cephalopodenfundorte noch die Sandsteine mit Zingula aus unserem Gebiete bekannt. Sandsteine mit Wellenfurehen sind an der Mündung des Bombasehgrabens bei Pontafel aufgeschlossen und erinnern an die gleiehartigen Bildungen im rheinischen Spiriferensand- stein. Ueberhaupt erscheint die Aehnliehkeit mancher Flach- seebildungen des Devon mit den Werfener Schichten bemerkens- werth; vor allem ist die Uebereinstimmung der „Dolabra- sandsteine“ der höheren belgischen und norddevonischen Schiehten mit den Myacitenbänken unverkennbar. Bemerkenswerth ist die Gleichartigkeit der Gliederung Art der Erhaltung; Avicula venetiana liegt in grauem, kalkigem Sandstein und besitzt eine gut erhaltene Oberfläche, Peceten Fuchsi ist ein Steinkern aus rothem, glimmerigen Sandstein. ı) Verhandlungen der geologischen Reichsanstalt 1856 8. 389. Ver- gleiche ferner noch für die Werfener Schichten Mo,sısovics Dolomitriffe p. 42, BITTNER, Recoaro, Jahrb. d. K. K. geol. Reichsanstalt 1883, 8. 582, T. Harapva, Comelico, ibid. 8. 155. 394 der Werfener Sehiehten aueh im östlichen Südtirol. Hier unter- scheidet man nach Lepsius und BIrTxer!) von unten nach oben I. 1. Untere Röthplatten, in den oberen Bänken mit Pseudomonotis Claraı, II. 2. Gastropoden-Oolithe voll von Holopella gra- eilior, 3. Obere Röthplatten mit Tirolites Cassianus, Natiria costata und Myophoria costata; im oberen Theile dieser Schichten zeichnet sich eine My- ophorienbank aus, III. 4. Zellendolomit mit Rauchwacke und Gyps als obere Grenzbildung. Da die Gastropoden-Oolithe mit den echten Werfener Sehieferplatten wechsellagern und somit keine eigentliche strati- graphische Selbstständigkeit beanspruchen können, ergiebt sieh eine sehr bemerkenswerthe stratigraphische und facielle Ueber- einstimmung zwischen Osten und Westen. Die untere Ab- theilung (7) entsprieht den Seisser, die obere (//) den Cam- piler Schiehten von RıcHTHorFEN’s; die versteinerungsleeren Rauchwacken sind wohl vielfach — mit gleichem Reeht — zum Muschelkalk gestellt worden. 3. Der Muschelkalk. Der dureh seine Gesteine im Allgemeinen wohl eharakte- risirte Muschelkalk ist für den Aufbau des östlichen Theiles der Karnischen Hauptkette nieht unwichtig, zeichnet sich aber überall durch eine ungewöhnliche Armuth an Versteinerungen aus. Cephalopoden wurden bisher überhaupt nicht gefunden; die bezeiehnenden Brachiopoden des Wellenkalkes sind nur an einigen Fundorten in dem nördlichen Gailthaler Ge- birge vorgekommen. Bei der Versteinerungsarmuth der in Frage kommenden Bildungen und der Häufigkeit der Dislocationen konnte eine stratigraphische Scheidung in unteren und oberen Muschelkalk, ') Ueber die geologischen Aufnahmen in Iudicarien und Val Sabbia, Jahrb. der geol. R.-A. 1881, S. 222 ff. 395 die Zonen des Ceratites binodosus und trinodosus, nicht dureh- geführt werden. Die dunkelen z. Th. mergeligen Platten- kalke der Guttensteiner Facies mit ihren hellen Kalk- spathadern und Hornsteinausscheidungen und der braungelben Verwitterungsrinde sind jedoch ebensowenig zu verkennen wie die blutrothen glimmerigen Schiefer und die bunten Kalkeonglomerate des unteren Südtiroler Muschelkalkes. Sehr häufig ist in den angrenzenden Südtiroler und Venetianer Gebieten der obere Muschelkalk durch weissen Dolomit oder Kalk von den auflagernden Bildungen getrennt (Mendola- Dolomit, Kalk des Monte Spizze bei Reeoaro), und dieser kann von dem hangenden Schlerndolomit nur in sehr deutlichen Profilen ohne Hilfe von Versteinerungen unterschieden werden. In unserem versteinerungsleeren, arg dislocirten Gebiet musste auf eine Abgrenzung dieses Dolomites von den gleichartigen Bildungen der Karmischen Stufe verziehtet werden. Jedoch beweisen einige Brachiopoden, welehe Herr Professor SuESss im obersten Garnitzengraben nicht weit vom Schulterköferle sammelte, dass auch in der Karnischen Hauptkette ein Theil der Kalk-Dolomitmassen wohl noch zum alpinen Muschelkalk zu reehnen ist. Herr Dr. A. Brrrwer bestimmte die nicht sonderlich wohl erhaltenen Reste als Spiriferina Mentzeli Dunk., Sp. ef. fragilis ScHL., Terebratula ef. vulgaris SCHL. Vielfach dürfte auch der obere Muschelkalk durch die dunkelen Plattenkalke vertreten sein, so in dem Pro- file des Bombasehgrabens, wo ein allmäliger Uebergang in die jüngeren Dolomite und Kalke zu beobachten ist. In dem Profile bei Kaltwasser in den Julischen Alpen wird der obere Muschelkalk mitsammt den Buehen- “steiner Schichten dureh die „Doleritischen Tuffe von Kaltwasser“ vertreten. Dieselbe eruptive Faeies findet sich auch am Massessnik nördlich von Malborget und Uggowitz sowie am Gartnerkofel und wurde durch eine besondere Farbe (roth) ausgezeichnet. An der Thörlhöhe und dem Gart- nerkofel beobachtet man über den Werfener Schiefern eine mannigfaltig entwickelte Schichtfolge (Abb. 16 u. 17, S. 44, Abb. 84, S. 343): l. Grauen wohlgeschichteten Plattenkalk. 2. Rothen Glimmersandstein und Schiefer. 3. Buntes Kalkeonglomerat mit untergeordnetem rothen Kalk und Knollenkalk. 4. Grünen Porphyrtuff (Pietra verde), bald auskeilend; darin Kalkgeschiebe von Quarzporphyr umflossen. 5. Schlerndolomit, die Masse des Gartnerkofels bil- dend; im untersten Theile grauen, wohlgeschieh- teten Kalk, den Bucehensteiner Sehiehten entsprechend. Die Bildung der grünlichen Tuffe steht am Gartnerkofel wie bei Raibl in unmittelbarem Zusammenhang mit der der rothen „Raibler Quarzporphyre“. Da die Auffassung des Raibler Profils auch für die disloeirten, aber petrographisch gleich- artigen Gesteine der Karnischen Alpen massgebend ist, so muss ich ausdrücklich hervorheben, dass eine aufmerksame Begehung der Strasse Raibl-Kaltwasser die Angaben DIENERS !) durchaus bestätigt hat, was hier entgegen der von STUR?) ver- öffentlichten Kritik der Dirner’schen Arbeit ausdrücklich hervorzuheben ist. Die „beiden Muschelkalke bei Kaltwasser“ (l. e. S. 16) hat Herr D. Srtur „nicht gefunden,“ was auch in Anbetracht der Vertretung des oberen Muschelkalkes dureh die Tuffe (DiexEr l. e. 5. 664) nieht wohl zu erwarten war. Die bunten Conglo- merate bezieht derselbe Forscher auf die „permischen Uggo- witzer Conglomerate,* eine Anschauung, die auf die oben wider- legte Auffassung STAcHEs zurückzuführen ist. Aehnlich wie der erzführende Kalk von Bleiberg und Raibl (IIb der obigen Uebersicht) enthält auch der Muschel- kalk lagenförmig eingesprengten Bleiglanz. Das Vorkommen bei Armoldstein in den Westkarawanken wurde oben S. 37 (Abb. 12) beschrieben. Die Versteinerungsfunde im Muschelkalke der Kar- nischen Hauptkette beschränken sich, abgesehen von den oben erwähnten Brachiopoden, auf Crinoidenreste und die eigen- tümliche, einer Retzia ähnliche Spiriferina Peneckei BirTNnEr, welehe in den hornsteinreichen Plattenkalken des Malborgeter ') Jahrbuch der geol. Reichsanstalt 1884, S. 663. ?) Verhandlungen d. geol. Reichsanstalt 1587 (Jahresbericht) S. 17. 397 und Filza Grabens vorgekommen sind. Obwohl es sich in beiden Fällen um Aufquetschungen im Gebiete des Schlern- dolomites handelt, lässt die petrographisehe Beschaffenheit der Guttensteiner Kalke keinen Zweifel über die Alterstellung. Eine kleine Anzahl von Versteinerungen, welche aus dem Kofflergraben (Kreutzengraben) bei Feistritz an der Drau stammen, erwähnt K. A. PEnEcKE (Verhandl. G. R.-A. 1884, S. 382). Ueber Grödener Sandstein und kalkigen Werfener Schichten, die den Nordfuss des Bleiberger Erzberges bilden, erscheint ein dunkeler Kalk, der vollkommen an die dunkele Terebratelbank des Kaltenleutgebener Grabens erinnert. Der- selbe enthält Terebratula vulgaris ScHLT. in grosser Menge; seltener sind Arhynchonella decurtata Dxr., Retzia trigonella SCHLT., Spiriferina Mentzeli Dr. und Lima sp. Aus einem sehr tiefen Horizont des Muschelkalkes giebt auch E. Surss in dem oben 8.150 beschriebenen Durchschnitt Lind (Drau- thal)— Weissensee KRetzia trigonella und Spiriferina fragilis an. Ueber der Brachiopodenfacies des unteren Muschel- kalkes (Zone des Ceratites binodosus) folgt — wie am Weissen- see — ein dunkeler, splittriger, bankig abgesonderter Kalk mit zahlreichen Hornsteinausscheidungen, dessen unterer Theil dem oberen Muschelkalk (Zone des Ceratites trinodosus) entsprechen dürfte, während der höhere Theil den Buchen- steiner Schiehten (Zone des Trachyceras Reitzi) zu vergleichen ist. In den unteren Theilen des Kalkes sammelte K. A. PENECKE ebenfalls noch Terebratula vulgaris sowie Gastropoden (? Chem- ritzia und ? Trochus). Aehnliche sehwarze Kalke mit Brachiopoden und Ger- villien erwähnt TELLER aus der Umgegend von Vellach in den Karawanken (Verhandl. G. R.-A. 1887, S. 263). Das unserem Gebiet zunächst liegende Vorkommen der Cephalopodenfacies des unteren Muschelkalkes befindet sich in Val Talagona bei Pieve di Cadore; die Versteinerungen wurden meist durch v. Mo,sısovics bestimmt (Harapa, Jahr- buch der K.K. geol. Reichsanstalt 1883, S. 156) und gehören dem tieferen Muschelkalk an: Balatonites bragsensts LORETZ Ptychites sp. Arcestes sp. 398 Gymnites aff. Hrumboldti Moss. ? Balatonites ef. Ottonis v. B. Ceratites binodosus v. HAU. Pecten discites SCHLOTH. Die Cephalopodenfacies der höheren Zone des Ceratites trinodosus ist bisher weder aus dem Karnischen Gebiet noch aus dem angrenzenden Südtirol bekannt geworden. Die Haupt- fundorte derselben liegen in Judiearien, der Lombardei und im Salzkammergut (Schreyer Alp). Die manigfachste Facies- entwiekelung zeigt der Muschelkalk bei Reeoaro!), wo a) zu unterst Zweiscehalerkalke mit Enerinus graeilis, b) dann Brachiopodenkalke mit Enerinus kluformis und den schon oben (von Feistritz) angeführten Braehiopoden des deutschen Wellenkalkes und eingelagerten Landpflanzen- schiefern vorkommen. Diese beiden Facies entsprechen der Zone des Ceratites trinodosus. Darüber liegen e) rothe sandige Mergel von wechselnder Mächtigkeit, d) graue Kalke mit Gyroporella triassina, Thamnastrae- enrasen, Zweischalern (Aricula, Pecten, Myophoria ef. vul- garis) und Gastropoden; das hangendste Glied bilden die e) weissen Kalke des Monte Spizze. „Die obersten Lagen des Spizzekalkes gehen in rothbunte, erellgelbe, stellenweise auch breeeienartig gefleckte Gesteine über, welehe hie und da Hornsteinausscheidungen, sowie un- regelmässige tuffige Einsehlüsse zeigen“ (BIrTNEr). Diese Entwiekelung erinnert an die Beschaffenheit der an der oberen Muschelkalkgrenze liegenden Kalke des Gartner- kofels; leider fehlen an letzterem Orte die Brachiopoden, Zweischaler und Cephalopoden, welche diese Lager des Spizze- kalkes erfüllen. In Iudiearien unterscheidet BITTNEr: a. Unteren Musechelkalk = Horizont des Dado- erinus gracilis von Reecoaro, bildet die Masse des 1. | Muschelkalkes in einer Mächtigkeit bis zu 300 m und entspricht in Bezug auf Versteinerungsarmuth 1) Eingehende Angaben bei BITTNER, Jahrbuch der K.K. geol. Reichs- anstalt 1883, S. 584—594. ?) Jahrbuch der Geol. R.-A. 1581, 8. 229. 399 sowie petrographischen Charakter den Gutten- steiner Kalken oder den Plattenkalken des | Karnischen Gebietes. kn. Braehiopodenkalk (Niveau vom Ponte de | Cimego) Hauptlager des Ceratites binodosus und | Piychites Studer:. II. Oberen Muschelkalk (Niveau vom Prezzo und Dosso Alto), Zone des (eratites trinodosus, Dala- tonites euryomphalus und Ptychites gibbus. Die ausführliehsten Angaben über die Fauna des alpinen Muschelkalkes finden sieh bei Brrrxer (l. e. 8. 569 ff.) und bei Mossısovics Dolomitriffe (S. 46 ff.). 4. Ueber die pelagischen Aequivalente der unteren Trias und die rothen Perm-Triasschichten. Die grosse, zwischen der palaeozoischen und mesozoischen Thierwelt klaffende Lücke wird vor allem durch die Ver- steinerungsarmuth bezw. das Fehlen mariner Thierreste im Rothliegenden und Buntsandstein bedingt; die verarmte „sar- matische“ Thierwelt des Zeehsteins, welehe nur unter den Zweischalern vereinzelte neuartige Typen (Hinnites, Bake- wellia) enthält, ist nieht als vermittelndes Glied aufzufassen. Jedoch giebt es pelagische Ausbildungsformen der Dyas in verhältnissmässig geringer Zahl, die wir wenigstens in ihren Hauptvertretern kennen gelernt haben. Auch die an der Basis der Trias vorhandene Lücke, welche in einer fast noch fühlbareren Weise die fortlaufende Entwiekelung des thierischen Lebens zu unterbrechen schien, wird dureh neuere Forsehungen mehr und mehr ausgefüllt. In den Karnischen Alpen werden Altertum und Mittelalter der Erde durch eine ununterbrochene Reihe mariner Schichten verbunden. Da dieselben jedoch in den entscheidenden Hori- zonten versteinerungsarm oder versteinerungsleer sind, so er- scheint ein kurzer Hinweis auf die anderwärts beobachteten Faunen gerechtfertigt. Eine wie es scheint ununterbrochene palaeontologische Entwiekelung lässt die von Auıcn entdeckte und beschriebene 400 Sehichtenfolge der Araxesenge bei Djulfa (Armenien) er- kennen. Nach den Deutungen von Mossısovics !) enthält die- selbe folgende Horizonte: Oben thizocorallium führende Platten des unteren l'rias 1% Muschelkalkes. Ba . Schiefrig-kalkige Bänke mit Pseudomonotis ef. Clarai und ? Tirolites — Werfener Schichten. [ €. Dunkelgraue, feste, plattenförmige Kalke im | Wechsel mit bituminösen, Alaunschiefer ähn- liehen, gypsreichen Bänken = ? Bellerophon- \ kalk. | d. Bänke festen spröden Kalkes mit thonig-stei- | nigen Mergeln wechselnd. In den Mergelbänken finden sich Brachiopoden, besonders Produetiden. An der Basis des Horizontes e liegt die von Asıcn ausgebeutete Fundstelle von Ammoniten (Otoceras, Hungarites) und Goniatiten (Gastrioceras). Die Aehnliehkeit des höheren Theiles der Sehichtfolge mit alpinen Horizonten ist augenfällig, wenngleich für eine eingehendere Parallelisirung die Anhaltspunkte noch spärlich sind. Der oberste Permhori- zont könnte etwa dem Bellerophonkalk entsprechen; allerdings ist eine pelagische Ammoneenfauna, welche jünger ist als der obere indische Produetuskalk ?) und die Sehichten des Sosio auf Sieilien, in den Alpen nicht vorhanden. Die älteste triadische, dem unteren Bundsandstein ho- motaxe Ammonitenfauna kommt nach Mo»sısovics’) im Hima- laya (Spiti) vor. Es sind die von Griesbach entdeckten Otoceras-beds, welche hauptsächlich Xenodisceus, seltener Otoceras, Meekoceras und Prosphingites enthalten. Sowohl die Unterlagerung dureh Produetuskalke wie die Entwickelungs- stufe der Ammoneen weisen auf die tiefste Trias an. Gonia- titische Formen fehlen — abweichend von Djulfa — voll- ständig und die armenischen Otoeeras-Formen stehen auf einer tieferen Entwiekelungsstufe als die indischen Arten. Oh. Perm ') Verhandlungen der K. K. geol. Reichsanstalt 1879, S. 173. 2) KARPINSKY, Ammoneen der Artinskstufe 8. 92. 3) Sitzungsberichte d. K. K. Akademie d. Wissenschaften Wien, Bd. 101, Abth. I (1892) S. 377 401 Aueh in der indischen Salzkette überlagert die untere Trias in reieher Entwiekelung der Faunen den Produetus- kalk ohne deutliche Diseordanz, enthält aber eine durchaus abweichende Thierwelt. Bemerkenswerth ist der Umstand, dass in den 7 versehiedenen Ammoneenfaunen, von denen WAAGEN die 5 unteren mit dem Buntsandstein, die 2 oberen mit dem Muschelkalk vergleicht, nur eeratitenähnliche Formen vorhanden sind; Formen mit ammonitenähnlieher Lobenent- wiekelung, welehe bereits im oberen Produetuskalk vorhanden waren, fehlen vollkommen. Die Reihenfolge der Faunen ist nach WAAGEN!) von unten nach oben: 1. Unterer Ceratitenkalk: Gyronites (verw. mit Meeko- ceras, früher als Xenodiscus bezeichnet), Dinarites. 2. Ceratitenmergel: Proptychites, Meekoceras, Gyro- nites (selten), Dinarites. 3. Unterer Ceratitensandstein: Meekoceras, Dinarites, (eratites, Celtites. 4. Mittl. Ceratitensandstein: Flemingites, Meekoceras, Dinarites, Oeltites, Stachella. 5. Oberer Ceratitensandstein: Flemingitesschiehten, Flemingites, Acrochordiceras und sämmtliche in den tieferen Schichten vorkommenden Gattungen. Proptychites hat hier seinen letzten Vertreter. WaaGEn hebt (a.a. 0. 5.381) als wahrscheinlich hervor, dass „der grössere Theil dieser fünf Cephalopodenfaunen im Alter den Werfener Schichten vorangehe.“ Diese Annahme ist durchaus zutreffend, sowie man an Stelle der Worte „Werfener Schichten“ „Cephalopodenfauna der Werfener Schiehten“ (Zone des Tirolites cassianus) einsetzt. Die Ammo- neen kommen nur im mittleren bezw. (— wenn man von den höheren versteinerungsleeren Rauchwacken absieht —) im oberen Theile der Werfener Schiehten vor. Die unteren Wer- fener (Seisser) Schichten sind zwar nicht, wie WAAGEN be- merkt fossilleer, aber allerdings nur mit einer wenig bezeich- nenden Bivalvenfauna erfüllt; die Veränderungen der letzteren sind im Vergleiche mit der Umprägung der Cephalopodenfaunen kaum bemerkbar. ı) Jahrb. der geol. R.-A. 1892 (Bd. 42) S. 379 ff. Frech, Dice Karnischen Alpen, 26 402 Auf Grund der früheren unvollkommenen Kenntnisse konnte von Mo»,sısovics im Jahre 1879!) auf die Möglichkeit hin- weisen, dass der Bellerophonkalk mit seiner permischen Fauna dem deutschen Haupt- (oder unteren) Buntsandstein homotax sei, und dass demgemäss eine Revision der Grenzen von Meso- zoieum und Palaeozoicum stattzufinden habe. Jetzt hat der- selbe Forscher hervorgehoben, dass im Himalaya über den tieftriadischen Otoceras-beds ein mächtiger Schiehten- complex vorkäme, der den CGeratitenschiehten der Salzkette ungefähr entspräche. Wie die Vergleichung im Einzelnen ausfallen wird, kann erst nach dem Abschluss der von WAAGEN und DIENER be- sonnenen Bearbeitung der Faunen entschieden werden. Jedenfalls wird man aber so viel sagen dürfen, dass dem versteinerungs- armen), durch seine Bivalven nur ungenügend gekennzeichneten unteren Buntsandstein eine pelagische Ceratitenfauna von rein triadischem Gepräge entsprieht. Für die Richtig- keit der bisherigen Altersdeutung des unteren Buntsandsteins spricht ferner das Vorkommen von Gervilleia Murchisoni, die man neuerdings in weiterer Verbreitung kennen gelernt hat. Denn die Gattung Gervilleia ist permischen Schichten fremd; Gervilleia ceratophaga gehört zu dem Genus Dakewella. Während die der Basis der Trias entsprechende Ammo- nitenfauna nur aus Indien bekannt ist, finden sich eephalo- podenreiche Schiehten vom Alter des oberen Buntsand- steins ausser in den Alpen noch im südöstlichen Russland (Bogdo) und im nordöstlichen Sibirien an der Olenek- mündung ins Eismeer. Das Vorkommen von Ammoniten des Werfener Horizontes am Bogdo in der Astrachanischen Steppe ist besonders für die Altersbestimmung der fast versteinerungs- leeren „bunten Mergel“ von Bedeutung, welche den Norden und Osten des europäischen Russland grossen Theils bedeeken. Dieselben werden von der marinen Artinskischen Stufe unter- lagert und stellen somit eine Uebergangsbildung zwischen Palaeozoieum und Mesozoieum dar, die dem höheren Zeehstein und dem tieferen Buntsandstein aequivalent ist.2) Der ameri- 9 Dolomitriffe 8. 37. ?) Man vergleiche besonders das Referat im N. J. 1887, I, 8. 4, welches NIKITIn über AmALIıZzkys Arbeit „das Alter der Stufe der bunten Mergel im Bassin der Wolga und Oka“ veröffentlicht hat. 403 kanische Südwesten (Texas, Arizona), dessen geologische Entwiekelung während des letzten Theiles der palaeozoischen Aera so viele Analogien mit Russland zeigt, weist auch der- artige bunte Mergel in gleicher stratigraphischer Stellung auf. Die überaus spärlichen Funde von Zweischalern, welche von der Wolga wie aus Texas vorliegen, gestatten keine zu- verlässige Altersbestimmung. Rothe Sandsteine und Mergel liegen auch in den Nord- und Centralalpen (Ortler) d.h. dort wo der Bellerophonkalk fehlt, an der Grenze vonmesozoischen und palaeozoischen Schiehten. Auch im vorliegenden Falle ist die Unterscheidung von Grödener und Werfener Schiehten schwierig oder unmöglich. In den Alpen wurden die rothen Schiehten in einem flachen auf altem Festlande vordringenden Meere,in Westamerika und Russland in einem langsam aus- troeknenden Binnensee abgelagert. Im grössten Theile des letztgenannten Gebietes verschwand derselbe während der Triaszeit; nur im Südosten trat am Ende der Buntsandstein- epoche eine vorübergehende Transgression des hohen Meeres ein (Werfener Schiehten des Bogdo in der Astracha- nischen Steppe.) In Amerika beschränkt sich die negative Bewegung des triadischen Meeres auf den Südwesten (Texas, New- Mexico, Colorado, Arizona). Nördlieh davon liegt im Herzen des Felsengebirges (von 112° und 117" westl. L.) in Utah und Nevada ein weites Gebiet, in dem mesoz20- ische Ablagerungen gänzlich fehlen. Weiter nördlich greifen jedoch die Bildungen des arktisch-pacifischen Trias- ineeres bis auf den Ostabhang des heutigen Gebirges hinüber. Man kennt durch WnırE und PrarLE aus Idaho und dem westlichen Wyoming Kalke mit Meekoceras und Xenodiseus, welche etwa dem oberen Buntsandstein entsprechen.') Die eigentümlichen geographischen Beziehungen der ein- zelnen alttriadischen Cephalopodenfaunen, das Hinabreichen sibirischer Typen (Sibirites, Dinarites glacialis, Ceratites subrobustus und glacialis?)) bis in die Salzkette kann hier 1) Mo,sısovics, Verhandl. d. geol. R.-A. 1856, Nr. 7. 2) In der sechsten Cephalopodenzone, den oberen Ceratitenkalken WAAGEN |. ec. 8.381. Dieselben enthalten leiostrake Ammoniten aus der 26* 404 nur angedeutet werden. Andererseits schliesst sieh die Fauna des Himalaya durch die dort vorkommenden Ptychiten und Ceratiten (Dinarites) und Meekoceras mehr an alpine Bil- dungen an. Doch fehlen die für die europäische untere Trias bezeiehnenden Tiroliten und Balatoniten sowohl in Sibirien wie in Indien. Die Bearbeitung der interessanten indischen Faunen wird hoffentlich weitere Aufschlüsse bringen. 5. Der Schlerndolomit und seine Aequivalente. In den Triasmassen der Ostalpen sind scharfe Unter- scheidungen von Kalk und Dolomit schwer zu machen; nur die Endpunkte der Reihe kennzeichnen sich allerdings so- wohl in der ehemischen Analyse, wie in der Natur durch die sandige Verwitterungsoberfläche und die klüftige Beschaffen- heit des Dolomites. Für die meisten hierher gehörigen Ge- steine gilt jedoch der Ausspruch eines der Veteranen der Alpengeologie !), „dass man bei der Bezeichnung Kalk und Dolomit eine seharfe Unterscheidung nieht machen kann, man müsste denn jede einzelne Schieht chemisch analysiren; sehr häufig erweisen sich körnige, dolomitisch aussehende Gesteine als zum Kalk gehörig, wie andrerseits diehte kalkähnliche Gesteine eine dolomitische Zusammensetzung besitzen.“ Die äussere mikroskopische Betrachtung lehrt im vorliegenden Falle, dass ein ungeschichteter schneeweisser, sehr klüftiger Dolo- mit im Osten der Karnischen Hauptkette weitaus vorwiegt. Die oben wiedergegebenen Bilder des Gartnerkofels und das nebenstehende Liehthbild des Schinuz bei Malborget veran- schaulichen die landschaftliche Form dieses Gesteins. Zer- klüftung im Kleinen und senkrechte Absonderung im Grossen bilden fast überall den hervorstechendsten Charakter. Un- deutliche horizontale Sehiehtung beobachtet man z. B. am Fusse des Schinuz; seltener, so an der nah gelegenen Kathreiner Verwandtschaft von D. glacialis, Sibirites (10 Arten), Acrochordiceras (mit einer nah verwandten neuen Gattung), Celtites, Ceratites mit zahlreichen Gruppen, sowie eine verwandte Gattung; das Vorkommen von Balatonites wird als zweifelhaft bezeichnet. !) v. GÜMBEL, über die Thermen von Bormio und das Ortlergebirge, Sitz.-Ber. d. phys. math. K. bayer. Akad. d. Wiss. 1891, Bd. 21, 8.101. 'ON ‚gor 3479 "PIOA WOA 'IOU.L ImZz 9310q[eN 19q zY1dspediy uauULe]4 WOA 'SOITWOJOPWLIEIUOS SEP UEUIOFSFUNIEPUOSqY znuryog do "98 "aqv 405 Sigemühle finden sich deutlicher ausgeprägte Bänke (Fallen 50% SW.). Am Rosskofel (Taf. II), an der westliehen Kirche von Saifnitz, sowie am Dobratseh bildet geschiehteter Kalk das weitaus vorherrschende Gestein. Röthliche Färbung wurde besonders am Trogkofel, Alpenkofel und Dobratsch beobachtet. Die Versteinerungen, welehe bisher aus dem Sehlern- dolomit der Karnischen Hauptkette bekannt geworden sind, zeiehnen sieh zwar weder dureh zahlreicehes Vorkommen noch durch gute Erhaltung aus, genügen jedoch vollkommen um das triadisehe Alter des Gebirgsgliedes über jeden Zweifel zu erheben. SracHe hat bekanntlich früher den Schlerndolo- mit ebenso wie die Uggowitzer Breecie für permisch erklärt. Kalkalgen (Diplopor«a) besitzen die grösste Verbreitung; die- selben liegen vor vom Südabhang des Gartnerkofels (E. SuEss und eigene Beob.), vom Wege Pontafel zur Alp „Im Loch,“ vom Kapin bei Tarvis und endlieh vom Fusse des Mulei (Gruppe der Diplopora annulata'!) nach TouLa). Derselbe Forscher fand zwisehen Mulei und Achomitzer Berg Enerinus ef. granu- losus Msır. Während Kalkalgen eine gewisse Verbreitung besitzen, habe ich Korallen nur einmal zusammen mit einem unbestimmbaren Megalodon im Kalke des Rosskofels gefunden. Dieselben gehören zu der verbreiteten und bezeichnenden Trias- gattung Thecosmilia und sind mit T’hecosmilia confluens Msır. von St. Cassian nahe verwandt. Von besonderer strati- sraphischer Wichtigkeit ist ein von E. SuEss am Gartner- kofel gesammelter durch v. Mossısovics als Daonella ef. Taramellii Moss. bestimmter Zweischaler. Für den Kalk des Dobratsch sind die grossen turm- förmigen Schnecken des nordalpinen Wettersteinkalkes bezeich- nend. Die vorliegenden Durchschnitte erinnern an Pseudo- melania Rosthorni M. Horn. In dem Bleiglanz führenden Kalk von Deutsch Bleiberg, der dem gleichen Horizonte an- gehört, ist vor allem bemerkenswerth das Vorkommen von Megalodon triqweter WULFEN (8. str.; von den Arten des Daehsteinkalkes verschieden). Das Auftreten von Bleiglanz ist auch in Raibl an den tieferen Kalkhorizont gebunden. 1) Verhandl. d. geol. R.-A. 1887, S. 296. 406 Das Bleiglanzlager der Windischen Höhe und das des Jaukens wurde von mir nicht näher untersucht. (Ueberhaupt sei darauf hingewiesen, dass die Aufnahme des nördlichen Gailthaler Gebirges, abgesehen von der Grenzregion gegen das alte Gebirge, nicht vollkommen zum Abschluss gelangt ist.) Mergelige Zwischenlagen sind sehr selten; im Westen, in der Gegend von Pontafel fehlen selbige ganz, im Osten ist die Unterscheidung von den im gleichen Gebiete vorkommenden Aufquetschungen schwierig. Ein kleines fossilleeres Mergel- vorkommen im obersten Theile des Malborgeter Grabens ist wahrscheinlich eine Einlagerung; wie die Mergel der Kalischnik- wiese am Südabhange des Mulei (mit Posidonia wengensis Wıssm.) zu deuten sind, konnte wegen der Mangelhaftigkeit der Aufsehlüsse nicht festgestellt werden. Im Gebiete der Karnischen Hauptkette ist also fast aus- schliesslich reines Kalk- und Dolomitsediment zum Absatz ge- langt; die von den Quarzporphyrausbrüchen des obersten Muschelkalkes herrührenden grünen Tuffe, welehe auf der Grenze von Muschelkalk und Bucehensteiner Schichten stehen, besitzen nur ganz beschränkte Ausdehnung. Wie die fast überall beobachtete Schiehtungslosigkeit des Dolomites beweist, handelt es sich um Riffe, an deren Aufbau jedoch die Diplo- poren den Hauptantheil gehabt haben dürften. Oblitterirte Reste dieser Kalkalgen scheinen in den Karmischen Alpen häufiger zu sein als die oben erwähnten deutlicheren Vor- kommen; Korallen wurden, wie erwähnt, nur ein einziges Mal nachgewiesen. In den Dolomiten der centralalpinen Trias- zone sind ebenso wie in vielen Gebieten des nordalpinen Wettersteinkalkes nur Diploporen (mit Ausschluss der Korallen) als Gesteinsbildner bekannt geworden; man wird somit nicht fehlgehen, wenn man diesen gegen chemische Umwandlung wenig widerstandsfähigen Resten einen Hauptantheil am Auf- bau der geschichteten und ungeschichteten Kalk - Dolomit- massen zusehreibt. Die Ansicht von Mo»,sısovics, der die Diploporen nur als Bewohner der Lagunen und Riffkanäle an- sehen will,') dürfte somit kaum haltbar sein. In eingehenderer Weise hat J. WALTHER in einer „die !) Dolomitriffe S. 502. 407 Kalkalgen des Golfes von Neapel“ !) betitelten Studie die oro- genetische Wichtigkeit der kalkbildenden Algen betont. Der Verfasser geht von der im Dachsteinkalk gemachten Be- obaehtung aus, dass Bänke, die er als detritogen, psammogen und korallogen bezeichnet, mit einander wechseln; des weiteren finden sich Kalke ohne organische Structur („structur- los“ bei Warner). Auch in dem tieferen Kalkhorizonte der Trias (Wettersteinkalk und Schlerndolomit) herrsehen ungefähr die gleichen Verhältnisse; nur wiegen hier die „structurlosen“ Kalke und Dolomite bei Weitem vor. J. Warrnuer hat nun in Italien an recenten und jung- tertiären Kalken beobachtet, dass die den detritogenen Lagern eingeschaltetenLithothamnienbänke anorganische Structur annehmen und folgert daraus, dass auch die „diehten Bänke des Dachsteinkalkes aus Lithothamnien ähnlichen Kalkalgen ent- standen seien.“ Nun sind aber triadische Lithothamnien zur Zeit der Abfassung von Wartner’s Arbeit überhaupt unbekannt gewesen und auch seitdem nur in ganz vereinzelten Funden be- kannt geworden, deren Richtigkeit z. Th. noch näherer Prüfung bedarf. Man könnte nun an Stelle der Lithothamnien ähn- lichen Kalkalgen die Diploporen einsetzen. (Diese Ver- schiedenheit ist keineswegs unerheblich, da die einen zur Ord- nung der Florideen, die anderen zu der der Siphoneen gehören und etwa ebenso grosse Verschiedenheiten der Struetur auf- weisen, wie Korallen und Hydraetinien.) Aber selbst wenn wir den Diploporendolomit der östlichen Karnischen Alpen und den korallogenen Sehlerndolomit einer- seits, den „strueturlosen“ Dachsteinkalk und Hochgebirgs- korallenkalk andrerseits als analog gebildete Gebirgsglieder verschiedener Alterstellung auffassen wollten, so würden dem erhebliche, besonders von A. Birrtxer?) hervorgehobene Ein- wände entgegenstehen. Noch weniger gelingt es auf diesem Wege, eine Vorstellung von der Bildungsart des Hauptdolomits zu bekommen. Denn während der Karnische Dolomit und der Wettersteinkalk durch selteneres oder häufigeres Vorkommen !) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1885, 8. 229 bis 257. 2) Verhandl. d. geol. R.-A. 1855, S. 286 ff. 408 von Diploporen einen Hinweis auf die Entstehung geben, ist der Hauptdolomit in dem vorliegenden Gebiete (Comelieo, Reiss- kofel, nördl. Gitschthaler Berge) wie auch sonst im Allgemeinen fast fossilleer. Die Abwesenheit klastischer Bestandtheile macht die Theilnahme von Organismen an der Gesteinsbildung wahr- scheinlich; geht doch nach SrEinMmanN die Entstehung struetur- loser Kalke im Meere durch Vermittelung von Eiweissver- bindungen und schwefelsaurem Kalk wunausgesetzt vor sich. Jedoch sind wir betreffs der Beschaffenheit der Organismen, welehe bei der Entstehung des Hauptdolomits mitgewirkt haben, im Wesentlichen auf Vermuthungen angewiesen. Um so mehr muss angesichts mancher (allerdings meist mündlich geäusserter) Zweifel über die Entstehung von Sehlerndolomit und Hochgebirgskorallenkalk darauf hingewiesen werden, dass der Uebergang von organisch struirtem Kalk zu krystallinem Gestein nieht nur wahr- scheinlich, sondern in allen einzelnen Stadien nachweis- bar ist. Bekanntlich erhält sich die innere Structur fossiler Korallen am besten in Mergelschiehten, deren Wasserundurch- lässigkeit einer chemischen Umsetzung weniger günstig ist, als der von Klüften durchzogene und an und für sich im Wasser lösliche Kalk. Die besten bekannten Fundorte fossiler Korallen, Gotland, die Eifler Devonschichten, die Gosau und das Vieentiner Tertiär liegen sämmtlich in derartigen Bildungen; die Erhaltung ist im Allgemeinen um so besser, je kalkärmer und thonreicher das Gestein ist. Für die Beobachtung des Ueberganges von organischer Struetur zu krystallinem Kalk sind die Riffsteine (Cipitkalke) am meisten geeignet, welche die am Fusse des Riffes ange- häuften und ganz oder theilweise in Mergel eingehüllten Ge- rölle darstellen. An einem der berühmtesten, häufig be- schriebenen Vorkommen, dem Riehthofen-Riff zwischen St. Cassian und Cortina d’Ampezza konnte ich auf der Forcella di Set Sass, also auf der oberen der beiden in das Riff ein- sreifenden Mergelzungen die nachfolgenden Beobachtungen machen: Die vollkommen in den versteinerungsreichen Mergel eingebetteten Bruchstücke einer häufigen T’hecosmtlia zeigen im Dünnschliffe auch bei starker Vergrösserung alle Einzel- 409 heiten der inneren Struetur in vorzüglichster Weise. In einigen grösseren, mehr in der Nähe des Set Sass-Riffes ge- sammelten Stücken, ist die organische Struetur theilweise oblitterirt; doch kann an den hie und da erhaltenen Septen der Speeiescharakter noch deutlich festgestellt werden. Bei einer weiteren Gruppe von Stücken ist die äussere Form der Koralle deutlich erkennbar, die Struetur des Skeletts jedoch vollkommen verwischt und endlieh beobachtete ich theils im unmittelbaren Zusammenhang mit den letzteren Gebilden, theils in der Wand des Set Sass die bekannten verzweigten Systeme von eylindrischen Hohlräumen, welche auch am Sehlern die letzte Andeutung des fortgeführtenKorallengerüstes darstellen. Die Höhlungen sind hier wie überall mit kleinen Dolomitspathkrystallen bedeckt. Wenn man sich vorstellt, dass die Löcher endlich ganz mit Dolomitsubstanz ausgefüllt werden, so haben wir das am häufigsten auftretende Endproduet des ganzen Vorganges'!), den massigen Schlerndolomit. Es bedarf keines besonderen Hinweises, dass in den triadischen wie in den recenten Riffen der die Lücken ausfüllende Korallensand in umkrystallisirtem Zustande von den umgeänderten Korallen- stücken nieht zu unterscheiden ist. Selbstverständlich erfolgt die Umwandelung der Korallen- struetur in fossilen Riffen nieht immer in gleicher Weise. Für die Trias wie für die älteren Formationen scheint der Satz allgemeine Giltigkeit zu besitzen, dass im Dolomit die che- mische Umsetzung viel gründlicher vor sieh geht als im Kalk. Es ist mir z.B. niemals gelungen, aus den Eifeler Stringoeephalus-Dolomiten ein Stück mit bestimmbarer Korallen- struetur zu gewinnen, während in dem oberdevonischen Riff- kalke des Iberges ziemlich erfolgreiche Untersuchungen von Dünnschliffen ausgeführt werden konnten. In analoger Weise enthält auch der dem höheren Kalk- horizont (IV vgl. oben) angehörende Salzburger Hochgebirgs- korallenkalk an zahlreicheren Puneten Korallenreste von einigermassen bestimmbarer Form, während im eigentlichen Sehlerndolomit kaum noch Spuren erhalten sind. So lassen !) Die einzelnen Umwandlungsproduete gedenke ich in anderem Zu- sammenhange abbilden zu lassen. 410 sich am Hohen Göll (Berchtesgaden) und am Grossen Donner- kogel (Gosau) überall Reste von Korallen erkennen und eine Anzahl von Arten konnte mit grösserer oder geringerer Sicher- heit bestimmt werden.!) a. Die Buchensteiner Sehichten. Die mergelig-tuffigen Aequivalente des Schlern- dolomites fehlen im Gebiete der Karnischen Hauptkette so gut wie ganz und besitzen im Norden eine höchst geringfügige, im Süden eine grössere Verbreitung. Die einzigen hierher ge- hörigen Bildungen der Hauptkette sind ausser den zweifel- haften mergeligen Bildungen die grünen mit dem Quarzporphyr in Zusammenhang stehenden Tuffe des Massessnik bei Mal- borget und der Thörlseharte am Gartnerkofel. Am Massessnik oberhalb von Malborget bilden die Tuffe eine von Sehlerndolomit allseitig umgebene Aufquetschung; man beobachtet von SW nach NO die folgenden Gesteine: 1. Weissen Sehlerndolomit. 2. Grünen Porphyrtuff mit Geröllen von rothem Raibler (Juarzporphyr. 3. In Weehsellagerung mit dem Tuff erscheint glimmer- haltiger, bröckliger Sandstein, meist roth, sel- tener grünlich oder dunkel gefärbt. 4. Grünen Porphyrtuff in massigen Bänken. 5. Schwarzer Plattenkalk (Guttensteiner Kalk). Sehlerndolomit, von Porphyrgeröll überschottert; auf ersterem steht das Massessnikhaus (1415 m). _ m. . Dem Buchensteiner Horizont dürften ferner die grauen wohlgeschiehteten Kalke entsprechen, welehe am Nordabhang des Gartnerkofels zwisehen dem bunten Kalkeonglomerat und dem weissen Diploporendolomit liegen. Im südliehen Gebirge sind die lieht- bis dunkelgrauen kieselreichen Buchensteiner Kalke mit Hornsteinen und den ein- gelagerten Bänken des grünen Tuffes (Pietra Verde) besonders bei Bladen verbreitet. Der Weg, welcher von diesem Orte am Zötzbach (Torrente Sesis) zum Bladener Joch emporführt, ') Vgl. Palaeontogr. Bd. 37, S. 109; der Hochgebirgskorallenkalk ist hier weniger zutreffend als Hauptdolomit bezeichnet. 411 bleibt lange in diesem Horizonte. Bei Bladen finden sich nach Harapa Daonellen (wahrscheinlich Daonella Taramelli Mo»s.). In der Sehiehtenfolge, welehe man an der Strasse Raibl—Tarvis beobachtet, entsprechen die bekannten „Doleritischen Tuffe von Kaltwasser,* d.h. ein Complex von Schiefern, Sand- steinen, Tuffen und Conglomeraten dem oberen Muschelkalk und dem Buchensteiner Horizont. Der oberen Abtheilung der Tuffe ist ein Lager von rothem Quarzporphyr eingeschaltet. Die Aehnliehkeit mit dem Vorkommen der Thörlseharte (vel. oben) ist bemerkenswerth. Weiter im Osten, in den Karawanken ist der Buehen- steiner Horizont fast nur durch Dolomit und Kalk vertreten. Doch erwähnt F. Terver,'!) dass in den Sannthaler Alpen südlich vom Oistrizza im Liegenden der versteinerungsreichen Wengener Schichten ein Wechsel von plattigen bituminösen Hornsteinkalken, schieferig-mergeligen Gesteinslagen und Pietra- Verde-Bänken zu beobachten sei. Versteinerungen fehlen; je- doeh ist die petrographische Uebereinstimmung dieses im Osten sonst nieht wieder gefundenen Gesteines mit den Buchensteiner Schiehten bemerkenswerth. b. Die Wengener Schichten. Die Wengener Schichten besitzen eine ähnliche Verbreitung wie die Buechensteiner. Doch sind die kalkig-mergeligen und thonig-sandigen Glieder der Sehiehtfolge noch weit im Osten nachgewiesen. Das Verhältniss dieser das Riff umgebenden Schiehten zu den dolomitisch-kalkigen Korallenbildungen ist am besten am Monte Clapsavon in Tirol zu beobachten; ?) hier umgeben rothe Kalke mit Cephalopoden sowie Sandsteine und Schiefer mit Daonella Lommeli ein altes Riff auf drei Seiten, und in den zum Tagliamentothal hinabtauchenden Ge- birgslehnen sind Korallen- und Cidaritenkalke als Ausläufer des Riffes eingeschaltet. Die hier vorkommenden, zu Trachy- ceras, Arcestes, Procladiscites, Megaphyllites, Monophylltes, Meekoceras und (Gymnites gehörenden Ammoniten sind von Mossısovics beschrieben worden. t) Verhandl. d. geol. R.-A. 1885, S. 357. 2) Ibid. 1880, 8. 221. 412 In den Julischen Alpen ist der Wengener Horizont nur in der Dolomitfaeies vertreten; die früher hierher gereehneten Raibler Fischschiefer gehören der Cassianer Zone an. Aus dem Osten, aus der Gegend von Cilli in Südsteier- mark erwähnt jedoch TELLEr !) in den „Pseudogailthaler Scehiefern“ das Vorkommen von typischen WengenerVersteine- rungen wie Daonella Lommeli Wıssm. sp. und Trachyceras Julium Moss. Erst darüber folgen die kalkig-dolomitischen Bil- dungen. Auch im den Sannthaler Alpen besitzen nach dem- selben Forseher?) die stark bituminösen, bräunlich-sehwarzen Kalkbänke des Wengener Horizontes bedeutende Verbreitung. Dieselben trennen bier — ähnlich wie anderwärts die Cardita- schiehten — eine obere von einer unteren Kalk-Dolomitmasse. Die letztere entspricht dem Muschelkalk und z. Th. den Buchen- steiner Schiehten, die obere der Cassianer Stufe. Der Ver- steinerungsfundort, weleher die palaeontologischen Grundlagen für die Altersdeutung lieferte, liegt zwischen Oistrizza und Versic und enthält Trachyceras Archelaus L»eE. Monophyllites wengensis (Kuırstr.) Mo9s. Lobites n. sp. Chemnitzia ef. longissima MSTR. Daonella Lommeli WIissM. Sp. Posidonia wengensts WISSM. Perna (Odontoperna) Bbouei v. Hau. Voltzia Fötterlei STUR. Cassianer Schichten in mergeliger Facies fehlen in der Karnischen Hauptkette sowie im Osten derselben. Im Norden dürfte der schwarze „Raibler Fisehschiefer* (vgl. oben S. 149, 150 und das Profil) am Weissensee wohl als unge- fähres Aequivalent der Cassianer Schiehten angesehen werden können. Auf der Karte ist derselbe irrtümlich als zu den Buchensteiner Schichten gehörig angegeben worden. Diese Angabe konnte leider nieht mehr berichtigt werden. In den Nordalpen bilden die Partnachschichten das in der Mergelfacies entwiekelte Aequivalent der drei soeben besprochenen südalpinen Horizonte. ') Verhandl. d. geol. R.-A. 1885, S. 319. 2) Ibid. 1885, 8. 356 ff. 415 Als Partnachsehiehten sind ursprünglich von GümBErL be- kanntlich alle in der Partnachschlucht vorhandenen, vom oberen Muschelkalk (s. str.) bis zum Hauptdolomit (excl.) hinauf reiehenden Bildungen bezeiehnet worden. Den obersten Theil derselben bilden also die Aequivalente der Cardita- schichten. In den Partnachschiehten der typischen Loealität wies Srur schon 1865 die pflanzenführende Facies des Raibler Horizontes, den Lunzer Sandstein nach; auch nach der neueren Arbeit von SKupnos liegen die pflanzenführenden Sandsteine nur in dem jüngeren Niveau. Es ergab sich somit die Nothwendigkeit, den Begriff der Partnachsehichten, wenn derselbe überhaupt erhalten bleiben sollte, enger zu fassen. RorupuLErz bezeichnete diesen unteren Complex als Cassianer Schiehten, E. FrAaAs (im Wendelstein- gebiete) als Cassianer oder Partnachschiehten, während SKupHos den Namen Partnachschiehten annimmt, der also nur dem unteren Theile der früheren Partnachschiehten GÜMBELS entspricht.!) Die Bezeichnung Partnachschiehten ist dem Namen „Cassianer Schichten der Bayerischen Alpen“ schon desshalb vorzuziehen, weil dieselben ja, abgesehen von dem letztge- nannten Südtiroler Horizonte, auch noch den Buehensteiner und Wengener Schichten aequivalent sein müssen. Der im Liegenden der Partnach- und Buchensteiner Schichten folgende Horizont des oberen Musehelkalkes mit Ceratites trinodosus ist in den nördlichen und südlichen Kalkalpen gleiehmässig ent- wickelt. Ein den Partnachschichten des Wendelstein analoges Brachiopodenniveau mit Koninckina Leonhardi WıssM. Sp., triadica Bıirın., Spiriferina Fraasi Bırın. u.a. hat Bittner neuerdings im Ennsthale nachgewiesen.?) Die Fauna der nord- alpinen Partnach- („Cassian-“) Schichten besteht wesentlich aus Brachiopoden, unter denen sich einige bekannte Cassianer Arten wie Koninckina Leonhardi und Spirigera indistincta neben ganz eigenthümlichen Formen befinden; gerade der beste Kenner der Triasbrachiopoden weist in dem grossen diesen ') Vergl. A. Bittner, Verhandl. d. geol. R.-A. 1892, S. 307 (Referat über SKUPHOS, die stratigraphische Stellung der Partnachschichten ete. Geognostische Jahreshefte d. Kgl. bayer. Oberbergamtes IV. 1891). 2) Verhandl. 1892. S. 302. 414 Gegenstand behandelnden Werke darauf hin,') dass die frag- liehen Sehiehten ein tieferes Niveau einnähmen als die Cassianer. 6. Die Raibler Schichten. Für die Vertheilung der Organismen innerhalb der Raibler Schiehten bildet die Karnische Hauptkette eine wichtige Grenze. Jedoch kann ein Eingehen auf diese palaeogeographisehen Verhältnisse nur auf Grund einer eingehenderen Kenntniss der Zonengliederung des in Frage kommenden Horizontes erfolgen. Durch die Untersuchungen v. WÖHRMANN’S ist nachgewiesen, dass in den Nordalpen der untere Theil (1), des bis dahin als Carditaschichten bezeichneten Gebirgsgliedes nur Cassi- aner Versteinerungen enthält (u. a. Maerodon strigillatus, Opis Hoeninghausi, zahlreiche Cidariten) und somit diesem Horizonte (Zone des Trachyceras Aon. Mo,s.) entspricht. 2a. Darüber folgen ziemlich mächtige versteinerungsleere Kalke und dann 2b. die eigentlichen le saahune mit Carnites floridus und einer Fauna, welche viele Aehnlichkeit mit den faciell etwas abweichenden Schichten des Schlernplateaus besitzt. 3. Noeh höhere Bänke mit Ostrea montis Capriks und Pecten filosus (ohne Cardita Göimbeli) sind dem Horizonte !) A. BITTNER, Brachivpoden der alpinen Trias S. 152 u. 157. 2) v. WÖHRMANN benennt die drei von ihm unterschiedenen Horizonte I. Carditaschichten mit Cassianer Fauna, 2. Carditaschichten mit Schlernfauna, 3. Torerschichten. Da sich gegen die Deutung von 1. wenig einwenden lässt, halte ich auch dieBezeichnung CassianerSchichten für nothwendig, da anderenfalls das Vorhandensein von zweierlei Carditaschichten stets Verwirrung anrichten würde. Man würde in letzterem Falle zu sehr an die „oberen“ und „unteren“ Carditaschichten PICHLER’s erinnert werden, deren endgiltige Beseitigung doch gerade ein Hauptverdienst der Arbeit v. WÖHRMANN’S ist. Auch lassen sich gegen die Bezeichnung „Cardita- schichten mit Schlernfauna“ sachliche Bedenken geltend machen. Fehlt doch Carnites floridus, das bezeichnende Leitfossil der in Rede stehenden Nordtiroler Schichten am Schlern, während bezeichnende Schlernformen, Myophoria Kefersteini, Trigonodus, Pachycardia, Pecten Deeckei und die zahlreichen Schnecken, vor allem Pustularia alpina EICHW. („Chemnitzia“) in den Nordalpen nicht vorkommen. 415 des Torer Sattels (= Opponitzer Kalk in Niederöstreich) gleichzustellen. In Raibl selbst entsprieht der grössere Theil der mächtigen Schiehtenfolge von Dolomiten, Fischschiefern und Mergeln, welche man beim Anstieg vom Kunzengraben zum Torer Sattel übersteigt, den Cassianer (Fischsehiefer) und dem tieferen Theile der Raibler Sehiehten (1 und 2). Eine scharfe Scheidung der einzelnen Zweischalerbänke in Zonen, welehe an Kenntlichkeit etwa mit den Ammonitenzonen wett- eifern könnten, ist, wie schon oft hervorgehoben ist, nieht möglich. Die Faciesentwiekelung bedingt grössere Aehnlieh- keit als die Altersunterschiede !). Die Dreitheilung der bisher im Norden unter dem gemein- samen Namen „Carditaschichten“ zusammengefassten Gebilde stimmt auf das beste überein mit der sehon vor Jahren von E. Suess bei Raibl selbst aufgestellten Gliederung. Derselbe unterscheidet?) (die Zahlen sind dieselben wie oben): 1. Untere Gruppe: Fiscehführende Schiefer bis zu den tauben Schiefern; dazwischen Korallenbänke (Cassianer Schichten, Zone des Trachyceras Aon). 2. Mittlere Gruppe: Raibler Schichten im engeren Sinne, Schiehten mit Myophoria Kefersteini und Solen caudatus. Darüber Lage mit Joannites Joannis Austriae, Pinna und Spiriferina Lipoldi, zu oberst Bänke mit Megalodon carin- tacus (= Bleiberger Sehiehten und Sehlernplateauschiehten — Carditaschichten (2) s. str.). 8. Obere Gruppe: Torer Schiehten. Hauptlager von Astartopsis („Corbula“) Rosthorn‘, Myophoria W hateleyae, Odontoperna Douedi, Ostrea montis caprilis, Pecten filosus (= Opponitzer Kalke). Da v. WönrMmAanNn die Schiehtenfolge bei Raibl nicht aus eigener Anschauung kennt, so ist die Uebereimstimmung um so erfreulicher. Die Darstellung Diexer’s, welcher mehr den ı) Die vereinzelten Ammoniten, welche sich in den Torer Schichten gefunden haben, Arcestes Gaytani und Joannites cymbiformis sind ebenfalls nieht absolut bezeichnend, da dieselben schon in den echten Cassianer Schichten (I. oben) vorkommen und somit die letzteren mit den höheren Horizonten verbinden. BITTNXER, Verh. d. geol. R.-A. 1885, 8.65. 2) Jahrb. d. geol. R.-A. 1867, S.579. Vgl. auch A. BiTTneEr, Verh. d. geol. R.-A. 1885, 8. 59. 416 mannigfachen Faeieswechsel zwischen Fischschiefer, Zwei- schalerbänken und Korallenriffdolomit betont, widersprieht dieser Vergleichung nieht, da derselbe auf die Vertheilung der einzelnen Arten wenig Rücksicht nimmt. Doch ist jedenfalls soviel sicher, dass angesichts der wechselvollen heteropen Er- scheinungen die Feststellung der Zonengrenzen und die obigen Vergleiehungen der einzelnen Horizonte nur im Allgemeinen zutreffend sein können. Die Raibler Schiehten des nördlichen Gailthaler Ge- birges sind wenig mächtig, meist versteinerungsarm und ent- sprechen wohl zweifellos den nordalpinen Carditasehichten s. str. (2), den „Carditaschiehten mit Schlernfauna“ bei v. WÖHRMANN. Abgesehen von den altbekannten schwarzen Sehiefern mit (arnites floridus, welehe das Hangende des Bleiberger erzführenden Kalkes bilden, finden wir grünliche oder röthliehe Glimmersandsteine, wohlgeschichtete Mergel und oolithische Kalkmergel mit Zweischalern und Brachiopoden. E. Surss führt lardita aus der Gegend des Weissensees, E. TourA Lumachellen mit Corbis Mellingi v. Hau. und Myophoria Whateleyae v. B. von einem Fundorte zwischen Mittenwalde und Bleiberg an. Das Dellacher Vor- kommen von Terebratula und Spiriferina Lipoldi Brrrn. (= gregaria auet.), einer Leitform der nordalpinen Carditaschichten wurde schon oben (S. 145) erwähnt. Der Gegensatz von nordalpiner und südalpiner Entwicke- lung der Raibler Schichten setzt weiter nach Osten fort. Wie F. TELLER!) ausführt, sind in dem nördliehen der beiden Aeste des an der Nordabdachung des Loibl sich spaltenden Triasgebietes der Karawanken, im Gerloutz, Setitce, Obir und Petzen, die Raibler Schiehten nur in der nordalpinen Ent- wiekelung der Carditaschiehten bekannt. Wie in dem nördlichen Gailthaler Gebirge treten auch hier dunkele Mergelthonschiefer mit Halobia rugosa und Car- nites floridus, Kalke und Oolithe mit Cardita Göimbeli, Corbis Mellingi und Spiriferina Lipoldi auf. Im südllichen Aste, am Ostabhang der Koschutta findet sich der gleiche Hori- zont in der bei Raibl selbst vorherrsehenden Mergel- !) Verhandl. d. geol. R.-A. 1557, Nr. 14. 417 schieferentwiekelung. An keinem anderen Punkte der Alpen sind die beiden petrographisch und faunistisch ver- schiedenen Facies des in Rede stehenden Horizontes so nahe gerückt, wie hier. Zwischen dem südlichsten Vorkommen des Schiefers mit Halobia rugosa am Hochobir und den Raibler Mergeln am Potok (Kosehutta) liegt, in der Riehtung des Meri- dianes gemessen, ein Abstand von nur 3,5 km. Auch in den tieferen Triashorizonten bereiten gewisse Faciesversehiedenheiten die Herausbildung grösserer Unter- schiede vor. Der mit den Carditaschiehten eng verknüpften Facies des erzführenden Kalkes mit seiner reichen Gastropoden- fauna (Fladung, Unterpetzen) steht im Süden, in der Koschutta eine einförmige Dolomitentwiekelung (Schlerndolomit) gegen- über. Auch TELLER sieht somit die Annahme getrennter Bildungsräume für die Ablagerungen des nördlichen und süd- lichen Zuges der Karawanken als wahrscheinlich an. „Die Annahme, dass der heute an parallelen Längsbrüchen tief ein- gesunkene Streifen altkrystalliner Schiefer- und Massengesteine einstmals als Inselgebirge emporragte, liegt nicht ausserhalb des Bereiches zulässiger geologischer Hypothesen“. Eine fast vollständige Uebersicht der Fauna des Raibler Horizontes im Norden und Süden ist durch die vor Kurzem erschienenen Monographien von v. WönrMANN, KOKEN und Parona ermöglicht. Die geologische Vergleichung lehrt, dass abgesehen von den eigenartigen, durch reiche Entwickelung der Gastropoden und vollkommenes Fehlen der Brachiopoden ausgezeichneten Schlernplateaumergen die facielle Ent- wiekelung der Sehiehten im Norden und Süden die gleiche ist. Die vorherrschenden Zweischalermergel werden hier wie dort durch Bänke mit Landpflanzen (Lunzer Sandstein, Voltzia-Scehiefer bei Raibl) und reine versteinerungs- leere Kalke unterbrochen. Die wesentlichen Verschieden- heiten, welehe die Gattungen und die vorherrschenden Arten aufweisen, sind also durch geographische Trennung der Meere zu erklären. Für die nördliehen Carditaschichten sind bezeiehnend in erster Reihe die Leitformen Cardita Giinmbelt, Carnites floridus, Halobia rugosa sowie ferner Dimyodon in- tusstriatus und Sageceras. Reicher an eigentümlichen Formen sind die südlichen Raibler Sehichten infolge der mannig- Frech, Die Karnischen Alpen. 27 418 faltigeren Faciesentwiekelung. Von eigentümlichen Leitformen sind zu nennen Myophoria Kefersteini und Pachycardia Haueri, sowie ferner die Gattungen Trigonodus, Modiola, Myoconcha, Pustularia (die riesige „Uhemnitzia* alpina Eıcuw. vom Sehlern), Pseudofossarus, Neritaria, Holoyyra, Platychilina, Angularia, Undularia, Hypsipleura, Zygopleura, Katosira. Von einer ein- gehenderen Vergleichung der Fischfauna kann abgesehen werden, da die Unterschiede auf physikalische Verhältnisse zurückzuführen sind. Die Fische des Raibler Schiefers ge- hören zu rein marinen Gattungen, während die aus den Nord- alpen beschriebene Gattung Ceratodus wohl schon damals auf süsse oder brackische Gewässer beschränkt war. Weniger einfach ist die Frage nach der Lage und Er- streekung des trennenden Inselgebirges zu beantworten. Dass die alte palaeozoisch-krystalline Kette der Karnischen Alpen und Karawanken in erster Linie in Frage kommt, wurde schon oben erwähnt. Eine Fortsetzung dieser Insel nach Westen bis etwa zur Judiearienlinie ist aus tektonischen Gründen wahrscheinlich (vergl. den folgenden Theil). Doch kann andrer- seits diese Insel der obercarbonisehen Zeit nicht als De- nudationsrest des earbonischen Hochgebirges aufgefasst werden. Die Transgression der Grödener Sehiehten, welehe nicht in der offenen See sondern in einem Binnenmeere ab- gelagert wurden, überflutete bereits die alte Karnische Kette. Dann fand allerdings der locale von Süden her erfolgende Einbruch eines oberpermischen Meeres (Bellerophonsehichten) hier sein Ende. Doch ist dies ein Ereigniss von localer Be- deutung, da der Bellerophonkalk nicht nur im Norden sondern auch im Osten, in den Karawanken zu fehlen scheint. Während der Bildung des alpinen Buntsandsteins und Musechelkalkes sind einzelne Faciesbildungen, wie die bunten Kalkeonglomerate (Süd) oder die rothen 'Ammonitenkalke (Nord, z. B. Schreyeralp), auf bestimmte Gegenden besehränkt; aber die Verbreitung der vorherrsehenden Gattungen und Arten ist eine allgemeine. Man darf also weder an ein Fortbestehen der Karnischen Hauptkette noch — im Sinne älterer Anschauungen — an ein centralalpines Inselgebirge denken. Im Engadin und im Ortlergebiet sind Werfener Schichten und Guttensteiner Kalke vorhanden; weiter im Osten, von den Oetzthaler Alpen 419 an, sind dieselben zwar nieht mehr mit Sieherheit nachge- wiesen; jedoch sprechen keinerlei thiergeographische Er- wägungen für eine Trennung der alten Meere. Während der Bildungszeit der Buchensteiner, Wengener und Cassianer Schichten entwickelten sieh die Ablagerungen im heutigen Südtirol infolge der gleiehzeitigen Bildung von Korallenriffen und submarinen Eruptivlagern so eigentümlich, dass ein Vergleich mit den einförmigen Mergeln und Wetter- steinkalken der Nordalpen nur annähernd möglich ist. Er- wägt man jedoch die Schwierigkeiten, welehe die Vergleichung der vor Kurzem entdeckten Brachiopodenfauna der Partnach- schiehten (sog. „Cassianerschiehten“) mit den wohlbekannten südalpinen Horizonten macht, so erscheint die Annahme einer, den Norden und Süden trennenden Schranke nicht fernliegend. Das vereinzelte Vorkommen von Daonella Lommeli (nach v. WÖHRMANN) und die ärmliche Fauna der „Carditaschiehten mit Cassianer Versteinerungen“ sprechen jedenfalls nieht für eine ungehinderte Verbindung. Während des Absatzes der Raibler Schichten be- stand jedenfalls eine deutliche Schranke, ein Inselgebirge, das sieh in der Richtung der alten earbonischen Alpen wohl durch „posthume Faltung“ neu aufgewölbt hatte. Dass diese Aufwölbung schon zur Zeit der Buchen- steiner und Wengener Schichten begann, ist nach dem Vorhergehenden nicht undenkbar. ‘. Der Hauptdolomit und das Rhaet. a. Die nördliche Entwiekelung. Im Hangenden der Raibler Schichten folgt die obere Karnische Stufe der älteren Nomenelatur, die Juvavische (v. Moss. 1892) oder Norische (Brrrser, non Mo,sısovics) der neueren. Die Faciesbildung des Hauptdolomites ist in den Nord- und Südalpen am meisten verbreitet und eignet sich demnach am besten zur vorläufigen Benennung des polyglotten Horizontes. Der meist ungeschiehtete Hauptdolomit besitzt im nördlichen Gailthaler Gebirge, also im Norden des Gitschthales, im Zuge des Reisskofels (hier in mehr kalkiger Ausbildung), ferner am 205 420 Schatzbühel und Eekenkofel grosse Verbreitung und würde auch kartographisch von den wie es scheint aequivalenten dunkelen und hellen wohlgeschichteten Kalken nicht allzu schwierig zu trennen sein. Doch ist, wie erwähnt, die Unter- suchung des nördlichen Gebietes nicht zum Absehluss ge- kommen. Noch verbreiteter ist im nördliehen Gailthaler Gebirge ein schwarzer, mergeliger, z. T’h. bituminöser, Hornstein füh- render Plattenkalk. der am normalsten am Gailbergsattel ent- wickelt ist und auf den älteren Karten als Guttensteiner Kalk figurirt. Bei dem Mangel an Versteinerungen war für diese Altersdeutung das unmittelbare Angrenzen an den Grödener Sandstein (prius Buntsandstein) massgebend. Die Feststellung der Bruchgrenze einerseits und der Carditaschichten andrer- seits bedingen eine abweichende Auffassung, welche durch das Vorkommen einiger Versteinerungen im Osten und Westen be- stätigt wird. Aus dem Lienzer Gebirge eitirt Emmricn Dimy- odon intusstriatus; ferner findet sich daselbst T’hecosmiha Omboni Sropr., eine Art des Lombardischen Rhaet. Am Fusse des Golz bei Hermagor sammelte ich Megalodus Damesi Hozrn. (Materialien zu einer Monographie d. Gattung Megalodon: Denksehr. d. K. K. Akademie Wien. Bd. 42. T. V £.3; die auf- fallend kleinen Exemplare stimmen im Umriss vollkommen mit der eitirten Abbildung überein). Die Plattenkalke mit ihren Einlagerungen von merge- ligen oder sandigen Gesteinen und Rauchwacken nehmen, wie die beiden Profile des Gitschthaler Gebirges (oben 8. 149 und 150) beweisen, eine etwas höhere Stellung als der Haupt- dolomit ein und entsprechen der rhaetischen Stufe. Die Grenze beider ist keineswegs scharf, sondern wird z. B. am Möschacher Wipfel durch hellen wohlgeschichteten Kalk und Dolomit vermittelt. Die ungleiche Mächtigkeit, welche der Dolomit und der dunkele Plattenkalk im Zuge des Gebirges zwisehen Gitsehthal und Gailberg aufweisen, dürfte dadureh zu erklären sein, dass die über den Carditaschiehten beginnende Dolomitentwiekelung in dem einen Gebiete weiter hinaufreicht als in dem anderen. In der weiteren östlichen Fortsetzung der Karnischen Hauptkette, in den Ostkarawanken finden sich nach 42] TELLER!) am Fusse des Kleinen Obir und am Jögartkogel un- weit des Vellachdurehbruches Kalkschiefer und dunkele Mergel- kalke mit bituminösen Zwischenlagen, welche mit den Ge- steinen des Gailthaler Gebirges übereinstimmen und die Ver- steinerungen der Kössener Schichten an verschiedenen Fund- punkten enthalten. Von der Urtitsch-Hube (Kl. Obir) werden Terebratula gregaria SuEss, (ardıta austriaca v. H., Megalodus sp. u.a. angeführt. An der Uriehmühle finden sieh Avzicula contorta PoRrTL., Dimyodon intusstriatus EMMR. sp., Megalodus sp. und Terebratula gregaria, am Jögartkogel Modiola minuta Gr. Anomia alpina WınkıL. und Lithophagus faba WINKL. Die Bezeichnung Plattenkalk wurde im Vorstehenden in rein petrographischem Sinne für plattige, bituminöse, dunkele Kalke mit thonigen Zwischenlagen gebraucht, die Rhaetisches oder Oberkarniscehes (Juvavisches v. Moss.) Alter besitzen. E. Suess bezeichnet bekanntlich den weissen, thon- freien Dachsteinkalk in toto als Plattenkalk, was nieht im Einklange mit der sonst üblichen Namengebung steht und da- her auch keine weitere Nachahmung gefunden hat. Hingegen dürfte unsere Bezeichnung sich vollkommen oder fast vollkommen mit dem deeken, was man in den bayerischen Alpen nach v. Gümgers Vorgang als Plattenkalk bezeichnet. So schreibt v. Ammon:?) „Die Plattenkalke in den westlichen und mittleren Theilen der bayerischen Alpen bestehen aus einem Complex von bituminösen, meist grauen Kalkbänken, welehe nach unten in direetem Zusammenhange mit dem Haupt- dolomit stehen und von demselben in ihrer Hauptmasse nicht getrennt werden dürfen; die oberen, allerdings noch im All- gemeinen die gleiehe petrographische Beschaffenheit zeigenden Lagen schliessen dagegen Versteinerungen ein, welehe diese Region schon dem Rhaet einzuverleiben nöthigen.“ Den Haupt- dolomit selbst trennt der genannte Forscher auf Grund der Untersuchung der Gastropoden vom Rhaet, womit die Ergeb- nisse der Korallenuntersuchung (Zlambaehschichten — Koth- alpschiehten) gut übereinstimmen. Die Eigentümlichkeiten des Plattenkalkes der Gailthaler Alpen dürften darin bestehen, ı) Verhandl. d. geol. R.-A. 1888, Nr. 4. 2) Die Gastropoden des Hauptdolomits und Plattenkalks der Alpen, 422 dass derselbe meist viel bedeutendere Mächtigkeit besitzt und sicher noeh höhere, möglicherweise auch tiefere Horizonte um- fasst als das gleichnamige Gebilde der bayerischen Alpen. b. Die südliche Entwickelung. Der Hauptunterschied, welchen die südliche Ent- wiekelung der obersten Triashorizonte in Südtirol, in den Venetianer und Julischen Alpen sowie in Südsteiermark (Ober- burg) aufweist, besteht in dem vollkommenen Fehlen der dunkelen Plattenkalke und der Kössener Schichten. Die letzteren stellen sich erst weiter westlich in den lombardischen Alpen wieder ein, wo die Schichten von Azzarola eine mit den Mergeln der Kothalp am Wendelstein und den Voralpen bei Altenmarkt (Enns) vollkommen übereinstimmende Korallen- fauna enthalten. Das Fehlen der rhaetischen Mergel ist kein scheinbares; denn überall erscheint in den vorstehend ge- nannten Gebieten im Hangenden der wohlgeschichteten reinen Daehsteinkalke unmittelbar der Lias. Wie in den Oesterreichischen Alpen ist auch im Süden ungeschichteter Riffdolomit (oder -Kalk) mit wohlgeschichteten Megalodonkalken eng verbunden. Eigenartige Verhältnisse finden sich im Sextener Ge- birge, im Comelieo und in einzelnen Theilen der Julischen Alpen (Martulikgraben), wo die Raibler Schiehten dolo- mitisch-kalkig ausgebildet sind und wo dann die Kalk - Dolomitentwiekelung vom Scehlerndolomit (Buchensteiner Horizont) durch die Karnische Stufe bis in das Rhaet hinaufreicht. So überlagert am Colle di Mezzo Giormo und am Monte Cornon südlich von Comelieo Inferiore der Haupt- dolomit mit Turbo solitarius Ben. und Megalodus Gümbelı Srorr. unmittelbar ohne mergelige Zwischenlage den Sehlern- dolomit; ') übereinstimmende Betrachtungen machte R. HOERNES am Zwölferkofel und Monte Giralba. Der Dachsteinkalk des Ampezzaner und Sextener Gebietes besteht an der Basis aus schwach dolomitischen Kalken, in seiner grössten Mächtigkeit aus ziemlich reinem röthlichem Kalkstein und nur in seinen ') HARADA, Jahrb. d. geol. R.-A. 1883, 8. 172, 423 obersten Lagen unmittelbar unter den grauen Liaskalken aus stärker dolomitischem Gestein.!) In der Gegend des Antelao, im Val Oten, kommt in dem Dachsteinkalke ausser den vor- herrschenden Megalodonten eine reiche Gastropodenfauna vor.?) Die Faciesentwiekelung der obersten Trias in den Julischen Alpen bildet in mancher Hinsicht ein Analogon zu der des Berehtesgadener und Hallstätter Gebietes. Neben den vor- herrschenden wohlgeschichteten Massen des Karnischen und Rhaetischen Dachsteinkalkes (vergl. die Abbildung S. 170 und 172) finden sieh ungeschichtete korallogene Riffdolomite. Am Triglav®) ist die Grenze des geschichteten Kalkes und des von Korallen erfüllten Riffdolomites besonders scharf. Im Hintergrunde des Martulikgrabens!) zeigen die Korallenriff- dolomite am Ferdame Palica und Spik deutliche Uebergangs- schiehtung und ziehen weiter bis zur Wochein und Assling an der Save. Die Karte von Diener lässt das Gebiet des ge- schichteten und ungeschichteten Kalkes deutlich hervortreten. Ob die geographische Trennung der nördlichen und süd- lichen Meere, welche zur Zeit der Raibler Schiehten bestand, noch während der jüngsten Triaszeit angedauert hat, dürfte schwer zu entscheiden sein. Die Versteinerungsarmuth der meisten hierher gehörigen Bildungen gestattet keine endgiltige Lösung der Frage. Denn das Fehlen von Hallstätter Kalken im Süden kann ebenso wie die ungleiche Vertheilung der Kössener Schichten auf Faciesunterschiede zurückgeführt werden. !) v. Mossısovics, Dolomitriffe S. 284. 2), L..C. 8. 307. >) DIENER, Üentralstock der Julischen Alpen, Jahrb. d. gevol. R.-A. 1884, 8. 691. #) Ibid. S. 679. & Der Gebirgsbau der Karnischen Alpen in seiner Bedeutung für die Tektonik. Die Einzelheiten des geologischen Aufbaues der Karnischen Alpen sind im ersten Haupt-Abschnitte dargelegt worden. Im Folgenden soll der Versuch gemacht werden, die Grundzüge des tektonischen Aufbaues in grossen Zügen zu schildern und die einzelnen Phasen der Gebirgsbildung zu verfolgen. Die mannigfachen Thatsachen, welche die Untersuchung unseres verwiekelten Gebietes enthüllt hat, bedingen ein weiteres Ein- gehen auf tektonische Fragen. Da die Alpen das bei weitem am besten gekannte Hochgebirge der Erde darstellen, so beanspruchen neue hier gemachte Erfahrungen stets all- gemeinere Bedeutung. I. (Kap. XIII) Die Erörterung einiger tektonischer Einzelfragen allgemeinen Inhalts (Klippen, Aufquetsch- ungen, Grabenspalten u. s. w.) bildet den Inhalt des ersten Absehnittes. Es handelt sich gleichzeitig um Einführung einiger neuer Kunstausdrücke !) zur Bezeichnung von Erscheinungen, deren Eigentümlichkeiten bisher noch nieht in genügender Weise klargelegt worden sind. II. (Kap. XIV) In einem zweiten Abschnitte soll der Ver- such gemacht werden, die verschiedenen Phasen der Ge- birgsbildung in den Karnischen Alpen im Zusammen- hang mit der Orogenie des gesammten Gebirges ein- ') Vergleiche HEım und MARGERIE, die Dislocationen der Erdrinde. Zürich 1888. WURSTER u. Comp. 425 heitlieh darzustellen. Dieser Gegenstand ist kürzlich von DiEnER im Anschluss an die Abhandlung über den Bau der Westalpen eingehend erörtert worden; jedoch machen neu ge- wonnene Erfahrungen hie und da Aenderungen und Erweite- rungen notwendig. II. (Kap. XV) Eine Darstellung der tektonischen Leit- linien der südlichen Ostalpen bildet den Inhalt des dritten Hauptabschnittes. Schon der Umstand, dass drei der wich-, tigsten Tiroler Bruchlinien, die Iudicarien-, Villnösser- und Sugana-Linie in das Gebiet der Karnischen Hauptkette fort- setzen, lassen ein Hinausgreifen über die Grenzen des engeren Untersuehungsgebietes gerechtfertigt erscheinen. IV. Auf Grund der im Vorstehenden gewonnenen Anhalts- punkte soll der Versuch einer Erörterung der vielumstrittenen Frage gemacht werden, ob den „Senkungen“ oder.den „Hebungen“ der Hauptantheil an den Dislocationen der Erdrinde gebühre. Nach der neueren von Suess vertretenen Anschauung ist die Wichtigkeit der ersteren Dislocationsform, nach der älteren, neuerdings von LAPPARENT verfochtenen Theorie die der letz- teren bei weitem überwiegend. Es dürfte der Nachweis mög- lich sein, dass auf beiden Seiten die Wichtigkeit des einen, allein zur Erklärung benutzten Factors überschätzt worden ist. XII. KAPITEL. Tektonische Einzelfragen. Trotz der merkwürdigen Verwickelungen, welche der Ge- birgsbau der Karnischen Alpen zeigt, ist die Zahl der bisher noch nicht beschriebenen oder genauer begrenzten tektonischen Erscheinungen nicht sonderlich bedeutend. Dieselben sollen in der Reihenfolge des Buches von Heım und de MARGERIE be- sprochen werden. 1. «rabenspalten. (Man vergleiche HEeım und de MARGERIE, Dislocationen S. 36.) Am Lanzenboden und an der Kleinen Kordinalp (8. 56 u. 57, Tafel III und Profil III S.58) finden sich inmitten des von Brüchen durcehsetzten Obercarbon versenkte schmale Streifen von Grödener Sandstein nebst untergeordneten Resten von Bellerophonkalk. Dieselben stellen eine eigenartige Ausbildungsform von tektonischen Gräben dar. Eine besondere Bezeiehnung und Unterscheidung dürfte jedoch ge- rechtfertigt sein, weil die versenkten Schichten nicht, wie in einem normalen Graben flach liegen, sondern zu- sammengefaltet und zerquetscht sind (Tafel III, S. 56 links). Ferner sind diese schmalen Versenkungen in ganz bestimmter Weise unmittelbar von den grossen Längs- und Querbrüchen abhängig, welche das Gebirge durchsetzen. Die etwas breitere Scholle der Kleinen Kordinalp liegt an dem Hochwipfelbruch, ist also recht eigentlich in die Spalte zwischen Untersilur und Oberearbon eingebrochen. Die im Lanzenthal von der Maldatschen Hütte bis zur Alp Pittstall ziehende, mit Grödener Sandstein ausgefüllte Graben- 427 spalte ist die geradlinige Fortsetzung des Rosskofelbruches, der seinerseits dem Lanzenbache folgt und nach zweimaligem („bajonettförmigen“) Umbiegen sich wieder mit der Graben- spalte vereinigt. Als eine Grabenspalte von einfacherer Zu- sammensetzung ist der schmale Streifen von Triaskalken anzuseheu, der bei Laas und Kötschach in den Grödener Sandstein bezw. in den letzteren und den Quarzphyllit ein- gebrochen ist. (Man vergleiche unten den Absehnitt 5d „Interferenzerscheinungen“.) Als Grabenspalte ist auch die schmale aus Bellero- phonkalk und untergeordnetem Grödener Sandstein be- stehende Scholle an der Bordaglia-Alp zu bezeichnen (Abb. 45 u. 46 S. 105 u. 106). Dieselbe ist im Sinne der alten car- bonisehen Faltungsriehtung und anderseits in der Richtung des Villnösser Bruches eingebrochen und erscheint in sehr eigen- tümlicher Weise jederseits mit schmalen „Aufquetschungen“ von Untersilurschiefer eombinirt. Dieser von Untersilur flankirte Einbruch permischen Gesteins in devonischen Riffkalk ist wohl die eigenartigste der „pathologischen“ Deformationen, welche das Karnische Gebirge erlitten hat. 2. Die „Aufpressungen“ von älteren plastischen Gesteinen in starren jüngeren Massen. (Man vergleiche Heım und de MARGERIE 8. 66 „abgequetschter Gewölbe- kern“ und „Graberhorst“ ex parte bei BITTNER.) Während „Grabenspalten“ zu den seltenen tektonischen Erscheinungen gehören, sind die in der Ueberschrift bezeich- neten Aufpressungen im Gebiete der Alpen häufig und u.a. von A. Brriser und 0. Diener!) verschiedentlich erwähnt und riehtig gedeutet worden. Jedoch hat die jedenfalls eigen- artige Erscheinung, welehe morphologisch gewissermassen eine ') Jahrb. d. geol. R.-A. 1854, S. 6092 sagt C. DiEnER bei der Be- schreibung eines Vorkommens von „gequältem“ Werfener Schiefer im Dachsteinkalk der Tosc-Alp: „Die ganze Erscheinung macht vollständig den Eindruck, als sei durch das Absinken des Gebirges die weiche Unter- lage der Werfener Schiefer an dem Bruchrande zwischen dem stehen ge- bliebenen und dem abgesunkenen Flügel emporgepresst und gequetscht worden, analog dem Haselgebirge in manchen Salzlagerstätten der Nord- alpen“. 428 umgekehrte Grabenspalte darstellt, bei Hemm und MARGERIE keine Erwähnung und auch sonst wenig Beachtung gefunden. Der zunächst vergleichbare. ]. e. 5.66 erwähnte „abgequetschte Gewölbekern“ von Gneiss im Jurakalk des Gstellihornes ist eine untergeordnete Nebenerscheinung, welche auftritt, wenn unter hochgesteigertem Gebirgsdruek zwei Gesteine von ähn- licher Härte mit einander verquetscht werden. Als Auf- pressung bezeiehne ich hingegen das in den Ostalpen nicht seltene Auftreten eines verhältnissmässig schmalen Streifens von weichem Werfener Schiefer inmitten einer starren Masse von Jüngerem Triaskalk. Die Erscheinung wurde oben (S. 27— 36 Taf. I und Abb. 11) als Einquetschung in Spalten des jüngeren auflagernden Ge- steins gedeutet und kann der Natur der Sache nach sowohl in gebrochenem wie in gefaltetem Gebirge (Julische und Kar- nische Alpen) auftreten. Wie ausführlich dargelegt wurde, bilden die Aufpressungen auf dem Südabhange der öst- lichen Karnischen Hauptkette den hervorstechendsten tektonischen Charakterzug. Wo immer .ein spalten- reiches starres Gestein von einer plastischen Masse unterlagert wird, hat die letztere sowohl bei faltenden auf- wärts gerichteten, wie bei senkenden abwärts gerichteten Gebirgsbewegungen das Bestreben, intrusiv in die Spalten einzudringen. Bei der Beschreibung und Abbildung des Profils im Tor- rennerthal (das ich auch aus eigener Anschauung kenne) schlägt BrrrnEr die Bezeichnungen „Grabenhorst“ bezw., „wenn man annehmen will, dass der Torrennerthalzug zwischen den fix verbliebenen beiderseitigen Gebirgsmassen gehoben worden sei“, „positiven oder gehobenen Graben“ vor. Die langausgedehnten Aufbrüche von Werfener Schiefer inmitten von Dachsteinkalk oder Hauptdolomit, welche A. Brriser !) wiederholt aus den Nordalpen beschrieben hat, liegen in gefaltetem Gebirge und sind den beobachteten kleinen Aufpressungen vergleichbar, zeigen aber andererseits nicht unwesentliche Verschiedenheiten. Wie Bittner hervor- !) Verhandl. d. geol. R.-A. 1884, 8.78. Jahrb. d. geol. R.-A. 1887, S. 415, 416. Verhandl. d. geol. R.-A. 1887, 8. 97. 429 hebt !) herrseht in den aussen gelegenen Theilen der nördlichen Kalkalpenzone ein sehr eonstantes Einfallen nach Süden resp. gegen die Centralzone hin; man nimmt somit als den wesent- liehsten diesen Bau bedingenden Factor das Vorhandensein ge- sprengter liegender Falten, sowie Bildung von Uebersehiebungs- flächen an. Erst im innern Drittel des Gesammtprofils der Kalk- alpenzone pflegt sich eine umgekehrte nördliche Einfallsrichtung allgemein einzustellen. Die Scheidelinie der beiden Einfalls- richtungen ist in der Störungsregion zu suchen, welche als Aufbruchslinie Buchberg—Mariazell—Windischgarsten bezeich- net wird. Im dieser Störungszone treten Werfener Schichten derart zu Tage, dass die von beiden Seiten nach Süden bezw. Norden einfallenden Trias- und Juraschichten unter die bei weitem älteren Bildungen einzufallen scheinen. Es ist diese Linie also kein einfacher Aufbruch, von dem die jüngeren Schiehten allseitig abfallen müssten, sondern eine complieirte Zone grösster Störungen inmitten der Kalkalpen oder geradezu eine Zone der grössten Zertrümmerung des Kalkgebirges. Abgesehen von der Grossartigkeit der Erscheinungen unter- scheiden sieh also die „Aufbrüche“ in den gefalteten Kalkalpen von den Aufpressungen im gebrochenen Ge- birge durch das Einfallen der jüngeren Formation nach der Störungszone. Ausser diesen grossartigen Aufbrüchen finden sich auch in dem gefalteten Gebirge der nördlichen Kalk- alpen Aufpressungen älterer Gesteine, welehe in Folge ihrer geringeren Grössenverhältnisse mit den aus den Südalpen be- schriebenen Erscheinungen vollkommen übereinstimmen. So beschreibt Brriser aus der Gegend von Guttenstein in Niederösterreich einen, in zahlreiche Querschollen zertheilten Streifen Guttensteiner Kalke, der rings von Hauptdolo- mit umgeben ist; die begrenzende Verschiebungsfläche er- scheint bedeckt mit vertikalen Gleitspuren. In tekto- nischer Hinsicht erinnert unmittelbar an die Karnischen Alpen ein Zug von Lunzer Sandstein und Opponitzer Kalk (mit Versteinerungen der Carditaschichten), welcher ebenfalls in- 1) Verhandl. d. geol. R.-A. 1887, 8. 97. 2) Verhandl. d. geol. R.-A. 1592, S. 402. 430 mitten des Hauptdolomites gelegen und gelegentlich dureh Querverwerfungen aus einander gerissen ist. Auch an der Bordaglia-Alp ist, wie oben (S. 105) ange- deutet wurde, der Gang der tektonischen Ereignisse wohl der gewesen, dass bei der carbonischen Faltung ein schmaler Streifen silurischen Schiefers in den devonischen Riffkalk auf- gepresst wurde; bei der jüngeren Gebirgsbildung brach auf dieser nachgiebigen Unterlage der Bellerophonkalk ein. Hingegen wird man am Südabfalle der Karnischen Kette, in Bezug auf den zwischen Hochwipfelbruch und Fella-Savebruch gelegenen Graben (S. 35) nieht von eigentlicher Faltung als der Hauptursache reden können. Allerdings sind an dem Hoch- wipfelbruche, der Silur und Trias trennt, die älteren Schichten emporgewölbt worden; jedoch fanden spätere Nachbrüche statt (vergl. unten 5a), und die südlichere Störungslinie, längs deren Werfener Schiehten und Schlerndolomit aneinander grenzen, ist mit grösster Wahrscheinlichkeit als Senkungsbruch anzu- sehen. Die Deutung als Längsgraben wird im vorliegenden Falle auch durch den Umstand unterstützt, dass weiter west- lich, von Lussnitz und Leopoldskirchen an, wo der Fellabruch sich in eine Antiklinale verwandelt, die Aufpressungen gänz- lich fehlen. Die Aufpressungen bestehen aus Kohlenschiefer mit Fusulinenkalk und haben dadurch Anlass zu der irrtüm- lichen Vorstellung gegeben, der Schlerndolomit sei palaeozoisch. Man findet ferner Grödener Sandstein, Werfener Sehich- ten, Muschelkalkeonglomerat, Raibler Quarzporphyr und Tuff, vor allem jedoch die weichen plastischen Mergel- Plattenkalke des Muschelkalkes, welche in dem schönen Profil des Guggberges (Taf. III, S. 28) aufgeschlossen, sind. Die härteren Gesteine wie Porphyr und Conglomerat sind nur in wenig ausgedehnten Fetzen beobachtet worden. 3. Tektonische Klippen. Dureh UnuLie ist in neuerer Zeit der Nachweis geführt worden, dass die von NEUMAYR versuchte Deutung der Kar- pathischen Juraklippen nicht den thatsächlichen Verhältnissen netsprieht. Die Klippen sind nieht, wie NEUMAYR meint, 431 bei der Faltung als unnachgiebige starre Massen durch die weiehen Hüllschiehten hindurch gestossen worden, sie stellen vielmehr die Ueberreste einesalten eretaceischen Gebirgs- bogens dar, der von den Wogen des Flyschmeeres in einzelne Inseln und Klippen zerrissen wurde. Die heutige Form der Karpathenklippen ist also nieht auf tekto- nische sondern auf erosive Kräfte zurückzuführen. Für die Klippen von Hoch-Savoien hat D. HoLLANDE in neuerer Zeit den gleichen Nachweis erbracht.!) Trotzdem erseheint die Annahme, dass Sehichten von wesent- lich verschiedener Härte und Plastieität sich der Faltung gegen- über verschieden verhalten, so naheliegend, dass man fast a priori erwarten sollte, Klippen von der durch NEUMAYR ge- schilderten Zusammensetzung irgendwo zu finden. Diese tek- tonischen Klippen würden demnach auf dieselbe Grund- ursache zurück zu führen sein, wie die Aufpressungen. In dem einen Falle wird hartes unterlagerndes Gestein in weiehe auflagernde Massen hineingetrieben, in dem anderen werden weiche, tiefliegende Schichten in die Spalten einer darüberliegenden starren Felsart aufgepresst. In der That ist das oberdevonische Korallenriff des Iberges bei Grund (Harz), das rings von steil aufgerichteten Culmsehiehten umgeben ist, von jeher als starre, durch die auflagernden plastischen Schichten durchgestossene Masse an- gesehen worden. Der Umstand. dass die Culmschichten in der Nähe des Iberger Kalkriffes die normale Beschaffenheit zeigen und nicht, wie in den Karpathen, als Geröllmantel entwickelt sind, die Thatsache, dass kleine Fetzen von Culmschiefer sich in offenbar stark disloeirter Stellung auf der Oberfläche des Riffes finden, erheben die vorgeschlagene Deutung des Iberger Kalkes als „tektonische Klippe“ (im Sinne NEUMAYR's) fast zur Gewissheit. Als wichtig ist auch der Umstand hervorzu- heben, dass der ganze Iberger Kalkstock von zahlreichen Ver- werfungen, Harnischen, Erzgängen und -Nestern durchsetzt ist. Es sei endlich daran erinnert, dass BALTzEr und HEIM die Lehre von dem ungleiehen Verhalten verschiedenartiger !) Bull. soc. g&ol. de France [3]. Bd. 17, S. 690—718. Vergl. N. J. 1892, 1.8. 129. 452 Gesteine gegenüber dem Gebirgsdruck besonders entwickelt und Profile veröffentlicht haben, die bei fortsehreitender Denu- dation Anlass zur Entstehung tektonischer Klippenformen geben könnten. | In unserem engeren Gebiete finden sich am Tisehl- wanger Kofel und Promoser Jöchl, im Val Grande und an der Croda Bianca isolirte Massen von Devonkalk in- mitten des Culmschiefers, welehe nur als tektonische Klippen gedeutet werden können. Die beiden aus Clymenien- kalk bestehenden Klippen am Promoser Jöchl sind, wie die Abbildung 31 (S. 82) deutlich erkennen lässt, die Fortsetzung der Antiklinale des Tischlwanger Kofels und nur dureh die in ungleichem Material verschiedenartig wirkende Faltung von diesem und unter sich getrennt. Noch deutlicher tritt der Zusammenhang mit einer Antiklinale in den beiden kleinen, in der Tiefe des Val Grande liegenden Kalkkeilen hervor (vgl. Abb. 32 und S. 84). Eine etwas abweichende tektonische - Beschaffenheit besitzen hingegen die an der Croda Bianea vom Üulmschiefer umschlossenen Klippen von devonischem Kalk, welche die Ueberreste einer auseinander gesprengten liegenden Falte darstellen (vergl. S. 108 u. 109 mit fünf Ab- bildungen). An die tektonische Erseheinung von Harnischen, Reibungs- breecien, Erzvorkommen, welche die Grenze der Klippen kenn- zeiehnen und in dem topographischen Theile eingehender be- schrieben worden sind, sei hier nur kurz erinnert. Im Folgenden werden noch einmal übersichtlich die Unterschiede zusammen- gestellt, welehe zwischen Klippen tektonisehen und ero- siven Ursprunges bestehen: 1. Der geologische Altersunterschied zwischen den Kalken der Klippe und den Hüllsehiefern ist bei Gebilden erosiven Ursprungs meist bedeutend. Die savoischen und karpathischen Klippen gehören dem mittleren und oberen Jura, die Hüllschiefer der obersten Kreide oder dem Eocaen an. Der Iberg bei Grund dagegen besteht aus unterem Oberdevon, der Hüllschiefer ist unterearbonisch. An den Klippen des Promoser Jöchl (Clymenienkalk—Culm) ist überhaupt kein Altersunter- schied „wahrnehmbar. Im Val Grande bestehen die Klippen aus oberem oder mittlerem Devon; an der Croda Bianca wird r 453 das wahrscheinlich höhere Alter des Devonkalkes durch die horizontale Faltung erklärt. 2. Die Gesteinsgrenze ist bei Erosionsklippen durch einen Geröllmantel, bei tektonisehen Klippen durch Reibungsbreecien, Harnische und Erzführung gekenn- zeichnet; letztere ist selbst dort vorhanden. wo keine strati- graphische Lücke zwischen den in Frage kommenden For- mationen besteht (Promoser Jöchl). Der Erzbergbau hat am Iberg bei Grund wie bei Tisehlwang in früheren Zeiten grosse Bedeutung besessen; auch auf der Nordseite des Tischl- wanger Kofels finden sich an der Grenze von Clymenienkalk und Culm Spuren von Malachit und Kupferlasur, die zu einem Versuchsstolln Anlass gegeben haben. In der äusseren Erscheinung ähneln den tektonischen Klippen, die besonders im Westen der Hauptkette vorkommen- ‘den Kalkriffe der Königswand, Liköflwand und Porze Jedoch ist der tektonische Vorgang genau umgekehrt. Während am Promosjöchl die härteren Kalke durch die weicheren Schiefer hindureh gestossen wurden, sind hier die ersteren in ihre Unterlage tief eingefaltet und später durch die Wirkung der Denudation wieder „herauspräparirt“ worden (vergl. oben S. 118—130 bes. Abb. 62. 63 u. Taf. XII). 4. Blattverschiebung. (HEIM und de MARGERIE S. 75, Schiebungsflexur v. RICHTHOFEN, Führer für Forschungsreisende S. 608.) Auf dem Nordabhange des Hohen Trieb wurde in zwei saiger stehenden, von Schiefer eingeschlossenen Kalklagern eine bruchlose zweimalige Umkniekung beobachtet. Die rothe Farbe und die Verwitterungsform des von schwarzem Schiefer umgebenen südlichen (breiteren) Kalkzuges lassen über die Richtigkeit der kartographischen Abgrenzung um so weniger einen Zweifel aufkommen, als gerade die wichtigsten Punkte waldfrei und nur von spärlichem Graswuchs bedeckt sind (vergl. oben S. 71 und die Karte). Ein weniger ausge- prägtes Vorkommen von stumpfwinkliger Umbiegung findet sich in der südöstlichen Fortsetzung des einen Kalkzuges an der Alp Peceol di Chiaul. Frech, Die Karnischen Alpen, 28 434 Dieser jedenfalls selten vorkommende Fall von bruchloser Umbiegung ist, wie mir scheint, in der Natur noch nicht be- obachtet aber schon auf theoretischem Wege als wahrschein- lich angenommen und mit Namen belegt worden. v. RıcHT- HOFEN !) bezeiehnet ihn als Schiebungsflexur, HEIM und MARGERIE als Flexurblatt. Bei dem Namen Flexur denkt man zunächst an die Tektonik der Plateaux des amerikanischen Westens, während wir in unserem Falle ein typisches Falten- gebirge vor uns haben. Es würde daher diese irreführende Bezeichnung zu vermeiden und lieber der Name Blattver- sehiebung anzuwenden sein. Eine horizontale Dislocation, die durch einen Bruch ausgelöst wird, würde mit Surss als Blatt s. str., scharfes Blatt Heım und MARGERIE (Wildkirehli, Wiener Neustadt) oder im Gegensatz zur Blattverschiebung als Blattverwerfung zu bezeiehnen sein. Der von HEIM und MARGERIE vorgeschlagene Kunstausdruck „Bruchblatt“ (S. 74) klingt hart und undeutsch; ausserdem ist bei allen auf -blatt endenden Zusammensetzungen die Verwechselung mit anderen Blättern naheliegend. 5. Complieirte Faltungs- und Interferenzerscheinungen. Obwohl der ganze topographische Theil des vorliegenden Buches mit den in der Ueberschrift erwähnten Erscheinungen zu thun hat, mögen hier noch einige besonders verwickelte und seltene Fälle von geologischen „Fracturen und Luxationen“ kurz besprochen werden. Zum Theil (a und b) handelt es sich um Erscheinungen, die mit einfachen Faltungen oder Ver- werfungen zusammenhängen; viel verwiekelter sind die Vor- gänge, welche auf verschiedene, in demselben Gebirgstheile nacheinander wirkende Kräfte (Faltung und Bruch) zurück- geführt werden müssen. a. Auswalzung an Brüchen (Hochwipfelbruch). Die anfangs vielfach bezweifelte und bestrittene „Aus- walzung“* ist jetzt fast allgemein als ein wichtiger Factor in der Gebirgsbildung erkannt worden. Allerdings ist der !) Führer 8. 608. 435 Hoehwipfelbruch im Osten der Karnischen Hauptkette, der überaus mannigfache Erscheinungen dieser Art geliefert hat, in erster Linie dureh die erneute Aufwölbung des alten palaeozoischen Kernes gebildet worden. Hierauf deutet schon die erhebliche Höhe hin, bis zu welcher die leicht ver- witternden Silursehiefer emporragen. Die Höhe des Hoch- wipfels selbst bleibt um noch nicht 100 m hinter der des aus Triaskalk bestehenden Rosskofels zurück (2189 m — 2271 m). Da man nun — allgemein gesprochen — hier wie anderwärts in den Alpen unmöglich annehmen kann, dass die heutigen Höhen des Gebirges durch Absenkung der umliegenden Länder entstanden sind, muss man die ersteren auf, „Hebungen“ oder besser gesagt Aufwölbungen zurückführen. Andererseits ist jedoch der Brucheharakter an dem Hochwipfelbruch oft ungemein deutlich ausgeprägt. Be- sonders überzeugend wirkt in dieser Hinsicht die durch staffel- förmige Brüche und secundäre Gräben gekennzeichnete Grenze von Trias und Silur in den Westkarawanken (8. 36). Der scheinbar widerspruchsvolle Charakter des Hochwipfelbruches könnte am einfachsten dadurch erklärt werden, dass zuerst eine Aufwölbung der nördlichen, palaeozoisehen Zone stattgefunden hat. Die südlicher gelegenen Massen des Schlern- dolomites wurden zunächst mit emporgezerrt, brachen dann aber wieder nach und zwar erfolgte der Abbruch an den verschiedenen Absehnitten des über 30 km langen Bruches bis zu verschiedener Tiefe. Der Bruch bildet in seinem westlichen Theile, wo er ab- gesehen von einer kleinen Spaltenverwerfung Obercarbon und Untersilur trennt, einen sehr stumpfen, nach Norden offenen Winkel; vom Gartnerkofel an wird die vorherrschende Richtung SSO. Ueberall, wo diese Riehtung rein ausgeprägt ist, oder wo der Bruch etwas nach N. vorspringt, grenzt jüngerer Triaskalk unmittelbar an Untersilur; die älteren Glieder der permo-triadischen Schiehtenfolge sind hier dureh die wiederholten, entgegengesetzt wirkenden Gebirgsbewegungen ausgequetscht oder ausgewalzt worden. Nur an den haken- oder bajonettförmigen Aus- biegungen des Bruches konnten diese älteren meist ziemlich plastischen Gesteine sieh erhalten. So würde das un- 28* 436 regelmässige, rasch auskeilende Vorkommen älterer Schichten südlich von Thörl (S. 36) und am Achomitzer Berg zu erklären sein (vergl. Abb. 7, 8, S. 24 und Profil-Tafel I, S. 15). Allerdings sind an der bedeutendsten hakenförmigen Aus- buehtung, am Kok, ältere Schiehten (Grödener Sandstein) nur in geringer Erstreckung bekannt. Jedoch ist hier die ältere Sehiehtenfolge durch eine ungewöhnlich mächtige Ein- lagerung von Orthocerenkalk gebildet, und es ist einleuchtend, dass zwischen diesem harten Gestein und dem Schlerndolo- mit die weniger mächtigen bezw. plastischen Schichtglieder der permo-triadischen Serie ausgewalzt werden mussten. b. Beeinflussung des Streichens der Sehiefersehiehten dureh Kalkmassen. Die alten Schichten der Karnischen Hauptkette zeigen ein im Allgemeinen ausserordentlich regelmässiges Streichen in der Riehtung WNW-—OSO. Es ist daher von Wichtigkeit, die wenig zahlreichen Abweichungen festzustellen und den Gründen derselben nachzuforschen. Man beobachtet nun, dass dort, wo umfangreiche devonische Kalkriffe klotzartig und unregelmässig in plastischen Schiefer eingefaltet sind, das Streichen des letzteren sich der Richtung des ersteren anschmiegt. Am Süd-West-Abhange der Paralba konnte das NNW-SSO Streichen, welches an diesem Berge und der angrenzenden Hartkarspitz zu beobachten ist, auf 3 km Entfernung bis zum Rio d’Antola beobachtet werden. Allerdings darf man, wie die genauen Angaben S. 116 be- weisen, hier eher von einer allgemeinen Verworrenheit der Schiehtstellung als von einer bestimmten Streichriehtung reden. Doch scheint der altsilurische Kalkphyllitzug dem NNW- Streichen zu folgen. Vollkommen regellos wird das Streichen dort, wo mehrere Kalkmassen allseitig eine Schieferpartie um- geben. Während unmittelbar am Ostabhange des Mooskofels der Schiefer sich dem Kalke vollkommen anschmiegt (oben S. 97), sind in der Tiefe des Valentinthals zwischen dem ge- nannten Berge, dem Pollinigg und dem Cellonkofel die Scehiefersehiehten wie zwischen Schraubstöcken in der unregelmässigsten Weise verquetscht, verdreht und verschoben. 437 e. Naehbreehen eingefalteter Kalkmassen bei erneuter Gebirgsbildung. Im Durchsehnitt des Valentinbaches deutet das Zu- sammenfallen des Plöekener Querbruches mit der Quer- verwerfung des Gailberges und der Obervellaeher Erd- bebenlinie (S. 144) darauf hin, dass die eingefalteten devo- nischen Kalkmassen während der Kreide- und Tertiärzeit bei dem Wiederaufleben der gebirgsbildenden Kräfte weiter in die weichen Sehiefer eingebrochen sind. Noch deutlicher sind derartige Vorgänge auf dem Nordabhange des Kok zu beobachten. Wie der schematische Längsschnitt 5 auf Seite 20 zeigt, liegen im Sinne der Längsrichtung des Gebirges in der- selben Zone: Silursehiefer (Untersilur), Orthocerenkalk (Ober- silur), Silurschiefer, Mitteldevon, Silurschiefer, Orthocerenkalk, Sehlerndolomit. Ursprünglich waren Devon und Orthocerenkalk in den weieheren Schiefer eingefaltet, wobei das erstere infolge der massigen Struetur der Riffe an älteren Querbrüchen tiefer einsank. Der Umstand, dass auch der Schlerndolomit am Sehönwipfel in derselben Senkungszone liegt, beweist, dass bei einer jüngeren Gebirgsbildung (Kreide oder Tertiär) die alte Störungsrichtung wieder auflebte. d. Interferenzerscheinungen von versehiedenen Bruchrichtungen. Dort wo ein Hauptbruch eine andere Richtung an- nimmt oder wo Querbrüche das Gebirge durchsetzen, beobachtet man eigenartige „Interferenzerscheinungen“, wie man diese gegenseitige Beeinflussung von Spannungs- richtungen in übertragenem Sinne zu bezeichnen pflegt. Be- stimmte Anzeichen, welche für „Sehichtenverdrehung“ oder Torsion sprächen, habe ich nieht wahrnehmen können. Man beobachtet nur, dass der Hauptbruch durch ein in der Riehtung der schwächeren Spannung verlaufendes Sprungbündel eompli- eirt wird. In der Gegend des Kok biegt der Hochwipfelbruech aus OSO genau nach O um; aber in der ursprünglichen Richtung splittern zwei kleinere Sprünge in den Schlerndolo- mit ab und schliessen eine keilförmig begrenzte Scholle 438 von Muschelkalkeonglomerat (UÜggowitzer Breceie) ein. Der südliche Abschluss des letzteren wird wieder von einer genau O—W streichenden Verwerfung gebildet (oben S. 25 bis 27). Man würde im Laboratorium die gegenseitige Be- einflussung von zwei sich durchkreuzenden Spannungsriehtungen kaum besser zur Darstellung bringen können, als es hier in der Natur geschehen ist. Ein ganz ähnliches, infolge der grösseren Zahl der be- troffenen Formationen eomplieirteres Bündel von kreuzenden Sprüngen lehrte die kartographische Aufnahme am Nordab- falle des Gartnerkofels kennen: Hier biegt der Hoch- wipfelbruch aus ONO nach OSO um und die Brüche liegen somit theils in den beiden Hauptrichtungen theils genau in O—W. | Dort wo Querspalten das Gebirge durchsetzen, erweisen dieselben sich meist als die kräftigeren und lenken somit die Längsstörungen um Kilometer ab. Dann beobachtet man jedoch, dass eine schmale, mit Jüngerem Gestein ange- füllte Grabenspalte im Sinne der ursprünglichen Längsrichtung fortsetzt und sich schliesslich mit dem Hauptbruche wieder vereinigt. Es entsteht auf diese Weise eine Scholle, die un- gefähr die Gestalt eines rechtwinkligen Dreiecks mit sehr ungleichen Katheten besitzt. Die Länge der Hypotenuse be- trägt auf dem Lanzenboden (Rosskofelbruch) 4km, am Gailberg (Gailbruch) 9 km. Als „Interferenzerscheinung* ist auch die rechtwinke- ise Umbiegung der eingefalteten Devonkalke des Niedergailthales zu deuten (vergl. die Karte und Abb. 42, 43, 8. 103). Das durch den Plöckener Querbruch (Abschnitt e) nach ONO umgekehrte Streichen wendet hier in scharfem Winkel nach WNW zurück. e. Blattverwerfung mit Ablenkung des Streichens. Die Gegend des Plöckenpasses ist, wie im topographischen Theile eingehend dargelegt wurde, durch eine Reihe tektonischer Merkwürdigkeiten ausgezeichnet. In N (bis NNO)-Riehtung durehschneidet der Plöckener Querbruch das Gebirge; 439 östlich von demselben liegen (am Pal) die Devonkalke 1000 m niedriger als im Westen. Auf der letztgenannten Seite (zwischen dem unteren Theil des Valentin- und Wolayer- Thales) ist ausserdem das Sehichtstreiehen aus der nor- malen WNW-Richtung nach ONO umgedreht. Wenn das Unterdevon des Pollinigg dem Unterdevon des Cellon, das Mitteldevon des Pal der Mitteldevonzunge des Casa Monuments entspricht, so ist die westliche Seholle an einer Blatt- verwerfung in südlicher Riehtung etwas herausgedrängt und ausserdem in ihrer gesammten Streiehriehtung beeinflusst worden; gleichzeitig oder bei einer späteren Gebirgsbildung ist die östliche Scholle abgesunken. Wenn irgendwo, so wird in dieser „zone of diverse displacement“ die Chronologie der einzelnen tektonischen Bewegungen unaufgeklärt bleiben müssen. Treffen doch in einem dureh earbonische Faltung und Ueber- schiebung arg disloeirten Gebiet einerseits die Ausläufer des Villnösser Bruches, andrerseits die vom Gailberg her kom- mende „Obervellacher Erdbebenlinie* zusammen. Sogar das Auge des Laien beobachtet an der verzerrten Lagerung der Schichten und an der phantastischen Form der Kalkzacken, dass hier gebirgsbildende Kräfte in ungewöhnlicher Weise ihr Spiel getrieben haben. XIV. KAPITEL. Die Phasen der Gebirgshildung in den Karnischen Alpen. 1. Die palaeozoische Faltung. a. Die mittelearbonische Faltung in den Ostalpen. Die Annahme einer wiederholten Gebirgsbildung, welche das Gebiet der Karnischen Alpen betroffen hat, beruht nieht allein auf der grossen Zahl und Complieation der Störungen sowie auf dem Nebeneinander von gefalteten und ungefalteten Schollen: Vielmehr lässt sich der bestimmte Nachweis führen, dass die permische Transgression ältere Bruchlinien (die von St. Georgen) überdeckt und dass die Erscheinungen der Faltung und Aufriehtung mit verschwindenden Aus- nahmen auf die altpalaeozoischen Gesteine vom Culm abwärts beschränkt sind. Die Annahme mehrfacher Gebirgsbildung, die ohne den bestimmten Nachweis einer Transgression nur auf der Com- plieation der tektonischen Erscheinungen beruht, trägt stets einen hypothetischen Charakter. Im Karwändelgebirge hat RoruptLerz den Nachweis zu führen gesucht, dass auf eine mitteleretaceische, durch Brüche gekennzeichnete Periode eine Jüngere, tertiäre Faltungsphase gefolgt sei. Da jedoch nirgends in dem fraglichen Gebiete obere Kreide in transgredirender Lagerung bekannt ist, so könnte die Faltung ebenso gut ohne wesentliche Unterbreehung auf die Bruchperiode gefolgt sein.!) In einem anderen Falle erscheint eine wesentliche Aenderung !) Nur weil weiter östlich die soeben gekennzeichnete Form der Lagerung bekannt ist, wird auch für das Karwändelgebirge die Annahme einer mitteleretaceischen Faltung über das Niveau einer unbewiesenen Hypothese erhoben. 441 der gebirgsbildenden Kraft innerhalb ‘einer einheitlichen oro- genetischen Periode zum mindesten höchst wahrscheinlich: Das alte Harzgebirge ist nach Lossen dureh eine doppelte "altung gebildet, die das eine Mal in nordöstlicher, das andere Mal in nordwestlicher Richtung wirksam war. Jedoch kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die ganze Faltung in mittelearbonischer Zeit erfolgt ist: Denn während die altcar- bonischen Culmschiehten überall aufgerichtet sind, ist das obere, häufig rothgefärbte Carbon ungefaltet und fast ungestört dem Südrand der alten Masse über- und angelagert. In den Karnischen Alpen ist, abgesehen von der unzwei- deutigen Ueberlagerung einer älteren Bruchlinie, der Gegen- satz in der Sehiehtenstellung zwischen den bis zum Unter- earbon einschliesslich reichenden Formationen und den Jüngeren Bildungen scharf ausgeprägt. Steile Aufrichtung und Faltung ist für die ersteren die Regel (z. B. Profil-Tafel IV S. 76); Je- doch wurden die gewaltigen Devonischen Kalkmassen von der Faltung nur theilweise bewältigt und zeigen daher oft flache Lagerung. Ausgedehnte Ueberschiebungen erscheinen eben- falls auf die altpalaeozoischen Schichten beschränkt. Andrer- seits sind die jüngeren Formationen vom Oberearbon auf- wärts nieht gefaltet; flache Lagerung herrscht bei weitem vor (Profil-Tafel III S.58, Tafel III S. 56). Kleinere Falten finden sieh nur in unmittelbarer Nähe der Hauptbrüche (Abb. 23, S. 52, Abb. 19, S. 47) oder dort, wo schmale Fetzen weicheren Gesteins in Spalten des Dolomites aufgequetscht (Abb. 11, 5. 31) oder eingesunken sind (Profil-Tafel III, S. 58). Auch die randliche Aufbiegung, welche Perm und Trias in der Sextener Gegend zeigen, ist nicht als Faltung zu be- zeichnen. Der auffällige Gegensatz der Lagerung hat sogar bei der Kartirung praktische Dienste für die Unterscheidung indiffe- renter Schiefer geleistet. Dass die Verschiedenheit der Lagerung nur in der Kar- nischen Hauptkette und dem südlichen Gebirgsland wahrnehm- bar ist, sei hier noch einmal hervorgehoben. Das nördliche Gailthaler Gebirge ist in Bezug auf Faciesentwiekelung und Gebirgsbau ein Theil der Nordalpen. Auch in der östlichen Fortsetzung, in den Karawanken 442 ist wegen der geringen Intensität der älteren Faltung die Ver- schiedenheit der tektonischen Beschaffenheit wenig ausgeprägt. Wie aus der Tektonik des Gebirges und dem gänzliehen Fehlen des unteren Obercarbon (Ostrau-Waldenburger Schiehten — Moskauer Stufe) hervorgeht, fällt die hauptsächliche Auf- wölbung des Karnischen Alpengebirges in die Mitte der Carbonzeit'!). Doch ist dieser ganze Abschnitt der Erd- geschichte im Gegensatz zu der nur selten durch vulkanische Ereignisse unterbrochenen marinen Entwickelung der älteren palaeozoischen Perioden auch in unserem engeren Gebiete durch häufige Verschiebungen des Meeresniveaus, vulkanische Ausbrüche und Dislocationen gekennzeichnet. Zur jüngeren Devonzeit war fast ganz Europa noch von einem offenen, ziemlich tiefen Meere bedeckt, dessen Hoch- seefauna vom Ural bis Südfrankreich und von Devonshire bis Steiermark keine Unterschiede aufweist. Die massenhafte Anhäufung unterearbonischer klastischer Sedimente (Culm), welche in dem weiten Gebiete zwischen Russland und Portugal, zwischen dem Balkan und England den Kohlenkalk begleitet, weist auf eine wesentliche Aenderung der physi- kalischen Verhältnisse des Meeres hin. Ein allgemeiner kückzug bezw. ein Flacherwerden der europaeischen Meere kann, wie oben (S. 352—356) ausführlich dargelegt wurde, allein diese bemerkenswerthe Aenderung erklären. Das Gebiet der Ostalpen, in dem sogar die rein-marine Kohlenkalk- fauna bei Nötsch und im Veitschthal von klastischem Mate- riale umschlossen wird, zeigt diese Erscheinung in besonders ausgesprochenem Maasse. Halten wir uns gegenwärtig, dass die Mitte der Carbonzeit durch gewaltige faltende Bewegungen ausgezeichnet ist, so liegt der Gedanke nicht fern, das Flacher- werden der untercarbonisehen Meere durch den Beginn der Gebirgsfaltung zu erklären. In unserem engeren Ge- biete würde hierfür der Umstand sprechen, dass der unter- earbonische Culm mit rein terrestrischer Flora auf den Süden beschränkt ist; die Zone der grössten Faltungsintensität der mittelearbonischen Gebirgsbildung, die Ueberschiebungen an !) Nicht, wie ich früher auf Grund weniger ausgedehnter Unter suchungen annehmen musste, in das oberste Carbon oder Perm. 443 dem Südabhange des Kollinkofelzuges und der Croda Bianca grenzt unmittelbar an das Gebiet terrestrischer Entwickelung. Immerhin ist es im Gebiete der Karnischen Alpen während der Untercarbonzeit kaum zu einer eigentlichen Gebirgs- oder Inselbildung gekommen. Auch die vuleanischen Eruptionen, die gewaltigsten, welche wir aus diesem Gebiete überhaupt kennen, erfolgten submarin. Die Riehtung der earbonischen Faltung war eine südliche. Hierfür ist vor allem die Tendenz der Ueber- schiebungen beweisend, weniger der Umstand, dass den nörd- lich liegenden älteren Sehiehten südwärts Jüngere folgen. Das allseitig isolirte Silur, welches am Grubenspitz (Profil IV, S. 76, Abb. 40, S. 99) das Devon überschiebt, ist wegen der tiefgreifenden Denudation und allseitigen Isolirung für diese Auffassung nieht beweisend, ohne derselben andrerseits zu widersprechen. Hingegen zeigen die Ansichten des Süd- gehänges des Kollinkofels (S. 92), des Wolayergebirges (S. 107) und vor allem die zahlreichen besonders zu diesem Zwecke gemachten Aufnahmen der Croda Bianea (S. 108), dass die Kalkschollen im Norden mit der Masse des Devon zu- sammenhängen und dass nach Süden zu eine Auflockerung des Zusammenhanges und ein allmäliges Auskeilen statt- findet. In südlieher Riehtung ist ferner die Blattverwerfung des Plöekenpasses erfolgt. Surss hatte geglaubt, in der nordwärts gerichteten Con- vexität der drei Gebirgsbögen von Europa eine stetig nordwärts gerichtete Tendenz der Faltung erkennen zu können. Ich habe neuerdings!) die Annahme wahrscheinlich zu machen gesucht, dass innerhalb der plastischen Zonen der Erd- rinde die Riehtung der Faltung nicht dureh eine einseitig wirkende Kraft bestimmt ist, sondern dass die Vertheilung älterer starrer Kerne eine asymmetrische Entwiekelung der Faltenzonen bedingt. Ein eonvexer Faltungsbogen kann entweder dadurch entstehen, dass ein umfangreieherer älterer Kern von jüngeren Faltungen umwallt wird (Kar- pathen und Südtirol), oder dass eine Reihe solcher Kerne als stauende Hindernisse fungiren (Schwarzwald bis Böhmen). !) Die Tribulaungruppe am Brenner, 444 Sehr verwickelt wird der Verlauf der jüngeren Gebirge, wenn eine Anzahl älterer Kerne die in den Zwischenräumen ent- stehenden Faltenzüge beeinflussen (westliches Mittelmeer). Wenn auch wenig über die präcarbonischen Faltungen Europas bekannt ist, so steht doch fest, dass der bayerisch- böhmische Wald ein uraltes Gebirgsmassiv darstellt. Der nach N convexe Bogen der cearbonischen Hochgebirge des mittleren und östlichen Deutschland umgiebt nun diesen alten Kern wenigstens theilweise (Sudeten — Thüringer Wald). Der nach N concave Bogen der carbonischen Alpen könnte als Um- wallung der anderen Seite angesehen werden. In ähnlicher Weise umgeben der Apennin und die sieilischen nach Nord- afrika fortsetzenden Ketten das uralte Faltungsgebiet von Sardinien. Allerdings mahnen die Verschiedenheiten der Faltungs- richtung, welehe in scheinbar einheitlich gebauten Faltungs- gebieten beobachtet werden, zur grössten Vorsicht bei der Reeonstruetion älterer Gebirge. So ist nach Brrrser in der nördlichen Zone der nordöstlichen Kalkalpen die Faltung und die Richtung der Uebersehiebungen südwärts gerichtet, nur in der Nähe der centralen Kette tritt eine nördlich orientirte Faltungstendenz auf. In den die Brennerfurche begrenzenden Gebirgen beobachtet man, dass von einer Mittellinie aus die Uebersehiebungen im Norden nordwärts, im Süden südwärts gerichtet sind u.s. w. Ueber die Ausdehnung des ostalpinen earbonischen Hoch- gebirges kann man nur auf indirectem Wege eine Vorstellung erhalten. Das gesammte Gebiet der Ostalpen war zur Zeit des Devon und Untercarbon vom Meere bedeckt. Die nahe Uebereinstimmung der betreffenden marinen Bildungen mit den deutschen Vorkommen lassen diesen Schluss notwendig erscheinen. Allerdings war das durch abweichende Fauna und eigen- artige Sedimente ausgezeichnete Grazer Gebiet zur Mitteldevon- zeit dureh eine Inselbarriere gegen Westen abgeschlossen, wurde aber zur Oberdevonzeit wieder von der normalen Olymenien- fauna bevölkert. Auch kann mit Sicherheit angenommen werden, dass zur Zeit des Mitteldevon das mittelböhmische Meer gegen West und Süd abgeschlossen wurde. Das Gebiet 445 der heutigen Central- und Nordalpen war vollständig vom Meere bedeckt. Wenn in der sonst sachgemäss beschriebenen Uebersieht von Fraas') zur Zeit des oberen Devon und Carbon eine den heutigen Centralalpen entsprechende Insel figurirt, so beweist dies nur, wie schwer bei palaeo-geographi- schen Erwägungen die Abstraetion von den heutigen Ober- flächenformen ist. Schon die vollkommen gleichmässige Ver- theilung der devonischen und altearbonischen Meeres - Fauna musste diese Annahme einer langgestreekten Insel hinfällig erscheinen lassen. Dass Korallenriffe keinen Rückschluss auf „Landzungen“ oder „Untiefen“ gestatten, beweisen die Vor- kommen im heutigen Paeitie. Ganz abgesehen von diesen theoretischen Erwägungen haben die glückliehen Funde von Kocn?) und TourA°) das Vorkommen von marinem Unterearbon und Mitteldevon in den Nordalpen bezw. in den Niedern Tauern unmittelbar erwiesen. Erst in der Mitte des Carbon wurde die centrale und nördliche Hauptkette des heutigen Alpengebirges durch Fal- tung zu Gebirgszügen von wahrscheinlich mittlerer Höhe auf- sewölbt; gleiehzeitig wurde eine landfeste Verbindung mit den Hochgebirgen von Mitteleuropa ausgebildet. Die Sandsteine, Conglomerate und Kohlen des Oberearbon enthalten in der Centralkette der Alpen nirgends einen Hinweis auf marinen Urspruug. Das unterearbonische Meer hat sich also jedenfalls zurückgezogen. Wie schon oben S. 363 nachgewiesen wurde, er- innert die petrographische Beschaffenheit der eentralalpinen Car- bonvorkommen an die „structure torrentielle“* der Kohlenbeeken des französischen Centralplateaus. Der Absatz erfolgte also in Gebirgsseen und Thalniederungen. Die Zone stärkster Fal- tung und grösster Erhebung entsprach der heutigen Kar- nischen Hauptkette. Aus dem Gebiete der eentralen und nördlichen Ostalpen ist kaum eine Andeutung) palaeozoischer 2) S. 0.8.375 und Zeitschrift d. deutschen geol. Ges. 1893. 3) N. J. für Mineralogie ete. 1893. II. S. 169. +) Am Schneeberg, zwischen Passeier und Ridnaunthal, ist die Rich- tung der eingefalteten Triasdolomite und der an Dislocationen gebundenen Erzgänge verschieden von dem Streichen der alten Glimmerschiefer; man könnte hieraus den Schluss auf eine palaeozoische (vortriadische) Faltung der letzteren ziehen. !) Scenerie der Alpen. S. 71—97. S. 446 Falten bekannt. Die mächtige Einwirkung einer jüngeren Gebirgsbildung hat hier jede Erinnerung an die alte Zeit ver- wiseht. Es ist das kein Wunder, wenn man bedenkt, dass z.B. am Brenner Glimmerschiefer, Phyllit, Oberearbon und höhere Trias zu flachen Falten zusammengelegt sind, in denen jede Andeutung von Discordanz zwischen diesen altersverschie- denen Bildungen durch tektonische Kraft vernichtet wurde. Gleiehzeitig mit der Erhebung des earbonischen- Hochgebirges begann die Einebnung desselben, an der die Brandungswelle des von Südosten vordringenden Meeres und die denudirenden Kräfte des Festlandes gleiehzeitig arbeiteten. Zur Obercarbonzeit ragte das Gebirge noch hoch empor; hingegen scheint die etwa in die Mitte des deutschen Rothliegenden fallende Transgression des Grödener Sandsteines die Einebnung im Wesentlichen vollendet zu haben. Doeh reichte die südliche Transgression noch nieht weit, da bekanntlich der Bellerophonkalk im Centrum und Norden der Alpen fehlt. Als letzter Ueberrest der earbonischen Hoch- gebirge ist vielleicht die Landbarriere anzusehen, welche zur Triaszeit das deutsche Binnenmeer von der Hohen See im Süden trennte. Die tektonische Entwiekelung der im Osten die Haupt- kette fortsetzenden Karawanken ist eine durchaus überein- stimmende; nur die Intensität der alten Faltung scheint allmälig abgenommen zu haben. Die älteren palaeozoischen Sehichten bis zum Oberdevon einschliesslich (Unterearbon fehlt) sind stark gefaltet. Die eigentümliche tektonische Ent- wiekelung der jüngeren Carbonblldungen wird dadurch er- wiesen, dass die räumliche Trennung der Verbreitungsbezirke ebenso deutlich ausgeprägt ist, wie in der Karnischen Haupt- kette. Der Umstand, dass die Fusulinenkalke und Oberearbon- schiefer hier mitgefaltet sind, ist z. Th. auf die geringere Breite der Vorkommen zurückzuführen (Eisenkappel). Im Allgemeinen kann man ferner annehmen, dass das Gebiet, welches von der älteren Faltnng nur in untergeordnetem Masse betroffen wurde, während der jüngeren cretaceischen und tertiären Gebirgs- bildung um so erheblicher disloeirt werden konnte. Die auf bestimmte Zonen beschränkte Verbreitung des Oberearbon ist besonders deutlich an den östlichsten Vor- 447 kommen von Weitenstein und Wotsehdorf bei Rohitsch (Steier- mark, oben S. 333), wo ältere palaeozoische Sehiehten überhaupt fehlen. Die zerquetschte und zusammengedrückte Structur der oberearbonischen Aufbruchswellen, die am meisten an die oben beschriebenen „Aufpressungen“ erinnert, ist selbstverständ- lieh das Werk einer jüngeren Gebirgsbildung. Die demnächst zu erwartende ausführliche Darstellung TELLERr’s wird Näheres über den verwickelten Bau der Ostkarawanken bringen. b. Die earbonisch-permische Faltung im west- lichen Theile der Alpen. Solange man nach den früher vorliegenden, unvollständigen Beobachtungen die Faltung in den Ostalpen als unterpermisch oder spätearbonisch ansehen musste, deuteten die aus dem Westen vorliegenden Beobachtungen auf eine Gleiehzeitigkeit der alten Gebirgsbildung im Gesamtgebiete der Alpen hin. Nach neueren Untersuchungen ist es zweifellos, dass die Fal- tung der östlichen Alpen mit der Aufriehtung der ear- bonisehen Hochgebirge in Mitteldeutschland, Frank- reich und Südengland zusammenfällt. (Varistische und armorikanische Gebirge bei Suess.) Was westlich von Lu- gano und dem Ortlergebirge im Gebiet der Alpen an palaeozoischen Faltungen bekannt geworden ist, deutet auf ein sehr spätes earbonisches oder unterpermisches Alter. An den meisten Punkten ist allerdings eine genaue geo- logische Bestimmung der alten Gebirgsbildung ausgeschlossen, da vom Unterengadin bis zur Zone des Mont Blane meist Trias oder Lias diseordant den gefalteten älteren Sehiefer- gesteinen aufruht. Auch an den Punkten, wo „Verrueano“ die aufgerichteten Gneiss- und Glimmerschiefer bedeckt (wie im Aarmassiv nach BALTzEr), erscheint eine genaue Datirung der Gebirgsbildung ausgeschlossen, selbst wenn man den west- alpinen Verrucano dem Grödener Conglomerat der Ostalpen (= mittleres Rothliegendes oben S. 339) gleiehstellen wollte. In der Litteratur sind bisher nur zwei Angaben vorhanden, welche eine sichere Altersbestimmung der Faltung in dem west- lichen Theile der Alpen gestatten: Am Bifertengrätli an der Ostseite des Tödi fand 448 RornpLerz'!) zwischen Gneiss und Verrueano eingefaltet nnd diseordant von letzterem überdeckt Sandsteine, Conglome- rate und Thonschiefer mit Anthraeitschmitzen. Die Flora weist auf Oberearbon und zwar (nach freundlicher mündlicher Mit- teilung von Herrn Professor von Fritsch) auf untere ÖOtt- weiler Schichten hin (vergl. oben 8.335 und Tabelle S. 377). Im Wesentlichen übereinstimmend ist das Vorkommen von Manno am Luganer See. Hier lagert nach ScHMmipr und STEINMANN ein von Uonglomerat und Sandstein (= Grödener Sehichten) bedeekter Porphyrstrom über dem gefalteten Grund- gebirge. Tektonisch zu dem letzteren gehören carbonische Conglomerate, welehe ungefähr das gleiche Alter wie die Stein- kohlenformation des Tödi zu besitzen scheinen. Hiernach trat die alte Faltung in den Westalpen etwas später als im übrigen Mitteleuropa ein; sie fällt an die Wende von Carbon und Perm, in die Zeit der oberen Ottweiler und der Kuseler Schichten. Die gewaltigen Porphyrergüsse der dyadischen Zeit waren überall Jünger als die Faltung. Die Faltungsgebiete der earbonischen Ost- und Westalpen scheinen durch eine ungestört verbliebene Zone getrennt worden zu sein. Wie GÜMmBEL in der Beschreibung des Ortlergebirges?) mehrfach hervorhebt, lagert der triadische Ortlerkalk eon- eordant auf den alten Quarzphylliten, von diesen nur dureh wenig mächtige Vertreter der Grödener und Werfener Schichten getrennt. Allerdings hat v. GÜMBEL, (wie er ausdrück- lich hervorhebt) nur einen Theil des Gebirges untersucht, und es wäre somit nicht ausgeschlossen, dass die Coneordanz, ähn- lieh wie in manchen Aufsehlüssen der Brennergegend, durch tektonisehe Einflüsse bedingt ist. Dem würde jedoch der „im Ganzen sehr ruhige Aufbau“ des Ortlerstockes widersprechen. Eine gründliche kartographische Aufnahme des Gebirges, welche durehaus fehlt, könnte allein diese Fragen entscheiden. Die Anzeichen permischer Faltung in den westlichen !) Abhandl. d. Schweizer palaeontolog. Gesellschaft. 1579. Bd. VI. — Vergl. auch FRAAS: Scenerie d. Alpen. 8. s1. 2) Sitzungsberichte d. math.-physik. Klasse der K. bayerischen Aka- demie d. Wissenschaften. München. Bd. XXI. Heft 1. 1891. besonders S. 96 und S. 114. 449 Alpen sind von Diener!) in mustergiltiger Weise zusammen- gestellt worden. Es sei daher nur erwähnt, dass diese Faltung im Unterengadin, im Aarmassiv, im Glarner Gebiet (wahr- scheinlich), in den Luganer Alpen und in der Zone des Mont Blane nachgewiesen ist. In den südlieh und nördlieh an letz- lere angrenzenden Zonen des Monte Rosa und des Brian- connais, sowie in den Ligurischen Alpen lagern hingegen mesozoische und ältere Formationen eoneordant. Kırıan hat nicht ganz ohne Grund darauf hingewiesen, dass die Annahme älterer palaeozoischer Gebirgsbewe- gungen im Gebiete der Westalpen wahrscheinlich sei. Eine Diseordanz ist allerdings nur einmal, im Massiv von Pormenaz (Hoch-Savoien) von Michel L£vy beobachtet worden.?) Aber das gänzliche Fehlen palaeozoischer Meeresbil- dungen in den Westalpen, sowie die mit der ostalpinen über- einstimmende detritogene Beschaffenheit des Oberearbon lassen die Annahme von einigen, wenn auch nieht sonderlich hohen Gebirgszügen als nicht gerade fernliegend erscheinen. Aller- dings würde ein erheblicher Rückzug des Meeres ebensowohl hinreichen, um die vorliegenden Thatsachen zu erklären. 2. Die jüngeren (eretaceischen und tertiären) Faltungen. a. Öretaceische Gebirgsbildung. Ausser der bedeutenden Faltung, welehe in der Mitte des Carbon erfolgte (oben S. 301) hat möglicherweise eine Aufwölbung der alten Karnischen Kette vor oder zur Zeit der Raibler Schichten stattgefunden. Doch könnte die Entstehung eines Inselgebirges in der Mitte der oberen Trias auch durch den Rückzug des Meeres von einer älteren Un- tiefe veranlasst sein; in keinem Falle war das Ausmass der aus palaeontologischen Beobachtungen gefolgerten posthumen Faltung (oben S. 418 ff.) gross genug, um wahrnehmbare tekto- nische Spuren in dem stark disloeirten Gebirge zu hinterlassen. Die Fetzen von Grödener Sandstein, welehe auf dem Südabhang der Karnischen Hauptkette (M. Dimon, Comelieo) eingefaltet !) Der Gebirgsbau der Westalpen. Wien 1801. 8. 190-- 198. 2) Kırıan, Bull. soe. geologique de France. [3] Bd. XIX. 8. 650. Frech, Die Karnischen Alpen. 29 450 sind, könnten ebenso gut während der Tertiärzeit ihre heutige Lagerungsform angenommen haben. Das Vorhandensein einer mitteleretaceischen Gebirgs- bildung wird in den Ostalpen durch mannigfache Thatsachen bewiesen, während im Westen nur local eine Unterbrechung der marinen Absätze stattfand. Nur in den westlichen an den Jura angrenzenden Teilen der Schweiz sowie in einzelnen Bezirken des mittleren Schweizer Kreidegebirges fand am Ende der Neoeomzeit ein Rückzug des Meeres statt. Dasselbe kehrte erst in der Eocaenperiode wieder, so dass in dieser Gegend der Flyseh diseordant auf erodirten Neocomgesteinen lagert.') Auch für die französischen Alpen hebt Kırıay das Vor- handensein einer noch wenig studirten orogenetischen Phase zur Zeit von Jura und Kreide, sowie einer liassischen und cenomanen Transgression hervor: Bei Castellet überlagert nach ZaccAasnA und Porrıs das Tithon diseordant den Lias und in den Hochregionen der Cottischen und See- Alpen findet sich der Malm in breeeien- artiger (Guillestre) und korallogener Entwiekelung (Bareel- lonnette).?) In den Ostalpen besteht im Gegensatz zum Westen fast überall ein durchgreifender Unterschied in der Aus- bildung und Lagerung der unteren und oberen Kreide. Nach der übersichtlichen Zusammenstellung von €. DIENER °) hat schon PErErs 1852 auf die eigentümlichen Lagerungsver- hältnisse der Gosauschiehten in den nordöstlichen Alpen hingewiesen und betont, dass dem Absatze derselben eine Er- hebung und Sehiehtenstörung der älteren Formationsglieder vorangegangen sein müsse. Es hat ferner Mossısovics darauf aufmerksam gemacht, dass die grossen Stauungsbrüche der nordöstlichen Kalkalpen, die den Conturen der Südspitze der böhmischen Massen folgen, von der zwischen dem Rande der letzteren und den Kalkalpen durchstreichenden Flyschzone abgesehnitten werden, mithin älter als die Faltung der Flysch- zone seien. Seither hat Brrrwer gezeigt, dass der wichtigste >) Vergl. FRAAS, Scenerie der Alpen. S.249. 2) Bull. soe. g&ologique de France. [3] Bd. XIX. 8.651. >) Der Gebirgsbau der Westalpen. S. 209. . 451 jener Stauungsbrüche, die AufbruchslinieBuchberg-Maria- zell-Windischgarsten, an der die Aufpressung und Zer- trümmerung des Kalkgebirges ihren Höhepunkt erreichte, schon während der oberen Kreidezeit in annähernd gleicher Gestal- tung bestanden haben müsse; denn alle ausgedehnteren Vor- kommen der Gosauschichten sind mit geringer Ausnahme an dieselbe gebunden und lagern innerhalb dieser Störungszone zumeist wieder direet dem Werfener Schiefer auf. Ebenso konnte Mo,sısovics im Salzkammergut in Bezug auf das Auftreten der Gosaukreide feststellen, dass die Längenausdeh- nung der Gosaubecken sehr häufig mit bedeutenden alten Bruchlinien zusammenfällt, deren Ränder durch die Ablage- rungen der Gosaukreide überbrückt werden. Es verdient her- vorgehoben zu werden, dass diese Bruchlinien, deren Bildung sonach in die Zeit zwischen dem Neoeom und der Gosaukreide fällt, zu den wichtigsten, die Tektonik des ganzen Gebietes beherrschenden Gebirgsbrüchen gehören. Für die südliehen Ostalpen ist eine eretaceische Gebirgs- bildung wahrscheinlich, aber ebensowenig wie für das Kar- wändelgebirge und die angrenzenden Gebiete auf dem Wege unmittelbarer Beobaehtung zu erschliessen. Der von Mo,sısovics hervorgehobene Gegensatz zwischen dem Schollengebiete von Südtirol und dem jenseits der Belluneser Linie folgenden Fal- tungsland deutet auf ein ungleiches Alter beider Gebirgstheile hin; allerdings könnte die grössere Starrheit des gebrochenen Schollenlandes ebensowohl auf eine palaeozoische wie auf eine eretaeeische Gebirgsbildung zurückgeführt werden. Jüngere Kreide und Eocaen sind fast ganz auf die süd- liche, jenseits der Belluneser Bruchlinie und der frattura peri- adriatica liegende Faltungszone beschränkt. Immerhin giebt Mo.sısovics von zwei Puneten des Berglandes zwischen Enne- berg und Ampezzo, von Antruilles und vom Col Beechei das Vorkommen von Conglomeraten an, die aus Trias und Jura- geröllen sowie aus selteneren Quarzgeschieben bestehen und mit grösster Wahrscheinlichkeit der oberen Kreide angehören.) 1) Dolomitriffe S. 288. K. FUTTERER (Die oberen Kreidebildungen der Umgebung des Lago di Sta. Croce, 3.72) hat diese Angabe nicht beachtet und gelangt, indem er das vollkommene Fehlen von oberer Kreide in den nördlicheren Gebieten annimmt, zu ungenauen Schlussfolgerungen. 292 452 Da Neocomschiehten an den grossen Brüchen des Südtiroler Hochlandes häufiger erhalten sind, Gaultbildungen aber fehlen, würde die Combination dieser Thatsachen auf indireetem Wege die Annahme einer mitteleretaceisehen Gebirgs- bildung im Süden wahrscheinlich machen. Zu immerhin ähnliehen Schlüssen führen die Beobachtungen, die TELLER in der Gegend von Cilli (Südsteiermark) machte. Derselbe hebt hervor, dass ostwestlich streichende Disloea- tionen schon ursprünglich den Rahmen bestimmt haben, der für die Verbreitung der Tertiärgebilde massgebend war.') Da die obere Kreide fehlt, so ist eine genauere Altersbestimmung unthunlich. Das Vorkommen der Gerölle von permisehem Quarzporphyr und Sandstein, welehe nach Mossısovics?) wiederholt in den oberjurassischen Ammonitenkalken von Trient gefunden sind, scheint anzudeuten, dass die Trockenlegung des Hochlandes stellenweise schon am Ende der Jurazeit begann. Zu ganz übereinstimmenden Schlüssen berechtigen die Beobachtungen, welehe K. FurrErer neuerdings in der Friauler Kreide ge- macht hat: Die untere Kreide fehlt hier allerdings gänzlich ;°) doeh sind auf diesen Umstand keine weiter gehenden Folge- rungen zu begründen, da möglieherweise Versteinerungsarmut oder geringe Mächtigkeit der Schichten ihre Erkennung er- schweren. Die zur mittleren Kreide gereehneten Schiefer- kalke sind bituminös und enthalten Landpflanzen, was jeden- falls auf die Nähe der Küste deutet. Die in dem südlichen Theile von Friaul vorhandene Discordanz zwischen Kreide und Eoeaen fehlt im Westen und deutet darauf hin, dass auch während der sonst ruhigen Perioden vereinzelte Störungen im Gebiete der Alpen vorkamen. Nach alledem scheint es, dass theils im Laufe, theils segen Ende der Kreidezeit das Gebiet der südliehen Ostalpen trocken gelegt wurde; von der erneuten Trans- gression des eoeaenen Nummulitenmeeres wurde nur der südliche Rand des Gebirges betroffen. ') Verhandl. d. geol.. R.-A. 1889. Nr. 12. Sonderabdruck 8. 6. *) Dolomitriffe S. 528. >) Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. Sitz.-Ber. d. Kgl. preuss. Ak. d. Wissenschaften. 1893. 8.873. 459 b. Tertiäre Gebirgsbildung. Während zur palaeozoischen und mesozoischen Zeit die Entwiekelung der Gebirge nnd Meere im Osten und Westen des heutigen Alpengebietes die grössten Ver- schiedenheiten aufweist, wurden während der Tertiärzeit die Alpen zu ihrer heutigen Form aufgewölbt; die ver- schiedenen Phasen der Faltung stimmen somit im Osten und Westen überein. Während eine eretaeische Gebirgsbildung in den südlichen Östalpen nur auf indireetem Wege nachweisbar ist, haben die tertiären Gebirgsbewegungen in der östlichen Fortsetzung der Karnischen Hauptkette deutliche Spuren hinterlassen. Die Verbreitung altoligocaener Nummulitenkalke ist unabhängig von der deroberoligocaenen Sotzkaschichten und dureh mitteloligocaene Störungen bedingt.!) Andrer- seits haben die Faltungsprocesse, welche die vorherrschenden Längsverwerfungen und die untergeordneten Querbrüche der Karawanken bedingt haben, auch noch nach Ablagerung der aquitanischen Sotzkaschichten angedauert.?) Denn nur unter dieser Voraussetzung sind die Einfaltungen und Uebersehiebungen zu erklären, welehe einzelne Theile der in weitem Umfange über das ältere Gebirge transgredirenden Sotzkaschiehten erfahren haben. Eine mitteloligocaene (bezw. oligocaene) und eine miocaene Faltungsphase lassen sich auch in den Westalpen mit hinlänglicher Deutliehkeit von einander scheiden; die hauptsächlicehe Energie der Gebirgs- bildung wurde während der miocaenen Zeit entfaltet. Dass die seismischen Kräfte in posthumer Entwicke- lung noch in der Gegenwart an den grossen Längslinien thätig sind, beweist das Erdbeben des Dobratsch. Nach dem Vorstehenden haben in verschiedenen geolo- gischen Perioden tektonische Bewegungen und Verschiebungen der Strandlinie im Gebiete der Karnischen Alpen stattgefunden. Zu der tabellarischen Uebersicht ist Folgendes zu bemerken: Ein bestimmter Nachweis kann nicht erbracht werden, dass Gebirgsbewegungen sowohl in mitteleretaceischer wie !) TELLER, Verhandl. d. geol. R.-A. 1889, Nr. 12, Sonderabdruck 8. 7. 2) Id. ibid. 1889, Nr. 16/17, Sonderabdruck 8. 10. 454 in mitteloligocaener (prae-aquitanischer) Zeit stattgefunden haben. Als gesichert kann nur die Annahme betrachtet werden, dass in einer nicht genauer bestimmbaren Zeit am Ende des Mesozoieum oder am Beginn des Tertiär gewaltige Längsbrüche ausgebildet wurden. Sehr wahrscheinlich ist ferner die Ver- muthung, dass die miocaene Faltung, welche das aus ver- schiedenartigen Bestandtheilen zusammengesetzte Gebiet der heutigen Alpen zu einem einheitlichen Kettengebirge zusammen- schweisste, im Gebiete der Karnischen Hauptkette nur geringe Veränderungen hervorbrachte. Vielleicht sind die Querbrüche, deren jugendlicheres Alter aus dem Zusammenfallen von Erd- bebenlinien mit dem Zirkelbruch und dem Gailbergbruch her- vorgeht, theilweise erst in dieser jüngeren tektonischen Periode entstanden. Uebersicht der tektonischen Geschichte der Karnischen Alpen. Meeresschwankungen ohne wesentliche tektonische Ver- änderungen. Perioden der Gebirgs- bildung. 1.MittelearbonischeFal- tung, vorher submarine Erup- tion von Diabasdeeken, nach- her oberearbonische partielle Transgression (ausschliesslich der heutigen Centralzone). 2. Vollständige Eineb- nung des Gebirges und Trans- gsression der permotriadi- schen Sehichten, beginnend mit dem Erguss des Bozener (Quarzporphyrs und der Ab- lagerung des Grödener Sand- steins. 3. Trockenlegung der Haupt- kette und der Karawanken zur Zeit der Karnischen Stufe (be- sonders der Raibler Schichten). 455 Te ET ET BEREIT UT WORT ERTL TEE TEEN TE TE EEE LEERE SEEEEEEREEEESEREETNEEEE BCE WE. Vor VE TEUERSTE I VB CICERO 7 TEN ERTEamEEn Meeresschwankungen ohne wesentliche tektonische Ver- änderungen. Die Rhaetische Transgression überdeekt wahrseheinlieh die Karnisehe Insel. 6. Eocaene und oligo- caene Meeresbedeekung der Südzone der Ostalpen. Eine Ausdehnung derselben auf die palaeozoischen und triadischen Gebiete der Ost- alpen ist unwahrscheinlich. Perioden der Gebirgs- bildung. 4. Dureh eine sehr schwache mitteleretaceische Ge- birgsbildung wird wahr- scheinlieh der grösste Theil der südlichen Ostalpen trocken gelegt. Ein späterer Rückzug des Meeres wird durch die Liburnische Stufe des istro-dalmatisehen Küsten- landes angedeutet. 5. Längsbrüche im Sinne der alten Faltung werden in der Mitte des Tertiär (mittel- oligocaen) gebildet. Genauere Zeitbestimmung unmöglich. 7.Miocaene (postoligoeaene) Faltung, für die Karnischen Alpen wahrscheinlich von unter- geordneter Wichtigkeit, 8. in seismischen Be- wegungen bis zur Gegen- wart fortgesetzt (Erdbeben des Dobratsch an dem Gail- bruch. Tagliamento - Linie, Obervellacher Linie). 456 Die vorstehende Uebersicht dürfte abgesehen von ge- ringen localen Aenderungen — die Gebirgsentwickelung der ganzen südlichen Ostalpen zur Anschauung bringen. Nachzutragen wären nur für das Vicentinische die grossartigen Eruptionen der mittleren Tertiärzeit. Ausserdem ist hervor- zuheben, dass in demselben Gebiete eine sehr ausgesprochene Diseordanz zwischen dem Miocaen und den älteren 3ildungen bemerkbar ist. Ferner weisen die Jüngeren miocaenen Schichten am Südrande der Alpen noch nam- hafte Störungen auf. Auch die Entwickelung der eentralen und nördlichen Ostalpen zeigt nur wenige Abweichungen. Der Hauptunter- schied besteht darin, dass die Zone der stärksten Gebirgs- bildung zur mittleren Carbonzeit im Süden, zur mittleren Kreidezeit im Norden lag; nach Norden bezw. nach Süden nahm die Intensität der tektonischen Kraft jeweilig ab. Wir hatten gesehen, dass die earbonische Faltung in der Central- zone unerheblich war, während in den nördlichen Kalkalpen Aufsehlüsse älterer Schichten so gut wie ganz fehlen. Andrer- seits erreicht die eretaceische Gebirgsbildung gerade in den früher wenig oder gar nieht dislocirten Nordalpen ihren höchsten Grad; in der Centralzone sind keine Ablagerungen aus dieser Zeit bekannt und in dem schon gefalteten Südgebiet vermochte eine posthume eretaceische Aufwölbung keine erheblichen Spuren zu hinterlassen. Am Nordrande !) der Flyschzone der Ostalpen sind östlich von der Salzach jungmiocaene Schiehtstörungen nicht zu be- obaehten. Am Südrande der Ostalpen nehmen Jüngere Schichten an der Aufrichtung des Gebirges theil, als es im Nordosten der Fall ist. Die zeitliche Parallelität der Gebirgsentwickelung, welche zwischen den Ostalpen und dem mitteleuropaeischen Bergland besteht, setzt sich bis in die Tertiärzeit fort. Die alte Faltung des mittleren Carbon erfolgte in beiden Gebieten gleichzeitig und die Bruchperiode, welche die mitteleuropae- ischen Horste entstehen liess, fällt mit dem Höhepunet der Alpenfaltung zur Zeit des Miocaen zusammen. !) Vergl. DiEnER, Westalpen 8. 223. 457 Uebersicht der tektonischen Entwickelung der Westalpen. Zur Veranschaulichung der oben gemachten Angabe, dass die tektonische Geschichte der westlichen Alpen erst von der Mitte der Tertiärzeit an mit der ostalpinen zusammenfällt, möge eine tabellarische Uebersicht der hauptsächliehen Thatsachen hier gegeben werden. Dieselbe beruht im Wesentlichen auf den Zusammenstellungen von Disner und Kırıan:!) 1. Troekenlegung des westalpinen Gebietes am Beginn der palaeozoiscehen Zeit (eine palaeozoische Meeres- bildung ist nieht bekannt); eine schwache Faltung erscheint nieht ausgeschlossen. >. Faltung zur Zeit des obersten Carbon oder unteren Perm. Transgression des Verrueano (= Grödener Schichten). 3. Wenig oder gar nicht unterbrochene Meeresbe- deekung zur Zeit des Mesozoieum. Anzeichen von ere- taceischer Faltung fehlen. Hingegen verweisen einige Beobachtungen auf unbedentende Verschiebungen des Meeresniveaus zur Trias- und Jurazeit. Die Öentral- massive waren höchst wahrscheinlich vom Meere bedeckt.?) 4. Rückzug des Meeres am Ende der Kreidezeit und Transgression des Nummuliten führenden Eocaen. (Der Meeresrückzug am Ende der Kreidezeit ist ein Ereigniss, dessen Spuren in der ganzen Nordhemisphäre bemerkbar sind; die Transgression des Eocaen beschränkt sieh auf die Gegend des „eentralen Mittelmeeres“, d. h. auf die eurasiatische Faltungszone.) Faltungen der mittleren Tertiärzeit, welehe die einheitliche Ausbildung des heutigen Gebirges be- dingen. Gleichzeitigkeit der Faltungsphasen im - [eb | . !) DIENER, Gebirgsbau der Westalpen 8.218 ff., KıLıan, Bull. soe. geologique de France [3] Bd. 19, S. 650—657. ?®) Die E. FraAs’sche Karte (Scenerie der Alpen S. 223): Verbreitung der Jura-Meere in den Alpen, beweist, dass der Verfasser die von NEUMAYR für derartige Reconstruetion anfgestellten Grundsätze ausser Acht ge- lassen hat. Die Unmöglichkeit das „centralalpine Gebiet als Insel“ an- zusehen, wird sowohl durch den Hochseecharakter der zunächst liegenden nordalpinen Sedimente wie durch das verschiedentlich beobachtete Vor- kommen von centralalpinem, in Tiefseefacies entwickeltem Lias erwiesen, 458 Westen und Osten; gleichzeitig mit der miocaenen Faltung werden die wichtigsten Brüche in Mitteleuropa ausgebildet. a. mittel- (oder ober-) oligoeaene Falten und Brüche (Nummulitenschiehten und untere oligocaene Meeres- molasse sind disloeirt. Die Absätze der mittelmio- caenen, helvetischen Meeresmolasse deuten auf das Vorhandensein einer scharf ausgeprägten prae-hel- vetischen Gebirgsküste.) b. Stärkste Faltungsphase in nachhelvetischer (Jungmiocaener) Zeit. Die Faltung dislocirt die mittel- miocaenen helvetischen Schichten, ist aber jünger als die obermiocaenen Conglomerate (Les Mees). Das Meer ist auf das Rhonethal beschränkt. 7. Schwache jungpliocaene Faltungen sind nur in den randlichen Gebieten nachweisbar, und setzen sich durch die Quartärperiode bis in die Jetztzeit fort. (Moderne Erdbeben.) St.lorenzen oliasing > RR oStDaniel = 90) u escort I . | Ligosullo Fi er er im Gebiele der o%e» Karnischen, Julischen u.Venetianer Alpen I von Dr. Fritz Frech. 1: 500 000 3 7 1SKm. rs ee den Jüngere Brüche Aell.Erüche Antiklinsl- _Jynklinal- Aufquetsch- Rachen Axen Axen ungen Bergstürze > a Korae teisiritz Aufage. MP Photolith. d geogr Iith. Anst u. Steindr. v. C.L. Keller, Berlin E XV. KAPITEL. Die Karnischen Alpen in ihrer Bedeutung für den Bau des Gebirges. Die ungemeine Complieation des tektonischen Baues, welcher die Karnische Hauptkette auszeichnet, ist in erster Linie auf die Wirkungen einer mehrfach wiederholten Gebirgs- bildung zurückzuführen. Indireet hängt hiermit die That- sache zusammen, dass die Karnische Hauptkette die Grenze zweier Gebiete bildet, in welchem wesentlich verschiedene Typen des Gebirgsbaues zur Ausbildung gelangt sind. Das nördliche Gailthaler Gebirge ist durch die Ent- wiekelung der Formationen und der Tektonik ein nach Süden vorgeschobener Posten der Nordalpen. Die Grundanlage des Gebirges bilden Syn- und Antikinalen; auch die grossen Längsstörungen, in Sonderheit die der Drau und Gail im Norden und Süden sind eehte Faltungsbrüche: die Schenkel der grossen Triassynklinale — denn als solche ist das Lienzer Gebirge in toto aufzufassen — sind infolge des Uebermasses der Spannung abgequetscht oder mit anderen Worten in Brüche übergegangen. Im Süden grenzt an die Karnische Hauptkette das Bruch- und Schollengebiet der südalpinen Trias. Ab- gesehen von den den Bau des Gebirges beherrsehenden Senkungsbrüchen bilden die antiklinalen Aufwölbungen !) Gegenüber einer Annahme, welche in dem Gailbruch nur einen steilen Synklinalflügel sehen möchte, sei hervorgehoben, dass das voll- kommene Fehlen der im Norden und Süden wohl entwickelten Werfener Schiehten auf einen echten Bruch deutet; die Sprunghöhe des letzteren war allerdings stellenweise nicht bedeutend, 460 älterer Formationen (Cima d’Asta, Recoaro, Lorenzago) einen wichtigen Charakterzug dieses Gebietes; die bedeutendste der- selben ist die Karnische Hauptkette selbst. Der zweite Grund der ausserordentlichen Zersplitterung, welehe besonders das centrale Gebiet der devonischen Kalk- riffe auszeichnet, ist darin zu suchen, dass die drei wich- tigsten Bruchsysteme der südlichen Ostalpen sich hier wie in einem Brennpunkte vereinigen. Der Drau- und Gailbruch, welehe die östliehen Ausläufer der Judicarien- linie darstellen, bilden den Nordrand des Gebirges. Mit dem östlichen Theil des Karnischen Südrandes verbindet sich die Suganalinie, die Fortsetzung der emporgewölbten Cima d’Asta. Zwischen beiden trifft die wichtigste Verwerfung des nördlichen Südtirol, die Villnösser Linie, welche sich kurz vorher mit zwei weniger bedeutenden Dislocationen, dem Falzarego- und Antelao-Bruch vereinigt hat, auf die Hoch- region der Kellerwand und des Plöcken-Passes. Die gewaltige Zertrümmerung, welche theilweise eime ge- nauere Verfolgung der Dislocationstendenz unmöglich macht, beruht also auf historischen und localen Ursachen. 1. Das Bruchnetz der Karnischen Alpen in seinem Zusammenhang mit den tektonischen Linien der Ostalpen. Bei einer summarischen Uebersicht des Verlaufes der Hauptbrüche sind die auf die mittelearbonische Faltung zurückführbaren Dislocationen zu scheiden von den jüngeren, mitteleretaceischen!) oder tertiären Brüchen (vergl. das vorhergehende Kapitel. An manchen Punkten, besonders zwischen Osternigg und Poludnigg ist der unmittelbare Nach- weis möglich, dass die letzteren der Richtung der ersteren folgen. Auf der beiliegenden Karte wurde in diesem Falle die Signatur der jüngeren Brüche gewählt. Die Lage der tieferen Scholle ist durch das Zeichen des Pfeiles ausgedrückt. Auf der Kartenlegende ist dies Zeichen durch das Wort „Ab- senkungsriehtung“ bezeiehnet. Doch handelt es sich nur zum ') Eine abweichende graphische Bezeichnung von Faltungs- und Tafellandbrüchen würde die Uebersichtlichkeit beeinträchtigen. 461 Theil um unzweifelhafte „Tafellandbrüche“; andrerseits kommen „Faltungsbrüche“ (Gail und Drau) sowie am Hoch- wipfel „Hebungsbrüche“ (s. u.) in Frage. Absenkungsbrüche begrenzen vor allem die Scholle, welehe zwischen dem Sugana- Savebruch und dem östlichen Theile des Hochwipfelbruches (von Uggowitz nach Ost) gelegen ist und einen echten „Graben“ bildet. Hingegen fand auf dem westlichen Theile der Hoch- wipfellinie zwischen Osternigg und Hochwipfel eine Aufwölbung des nördlichen Silurzuges statt. Noch jetzt nimmt das Silur am Hochwipfel selbst eine orographisch höhere Stellung ein, als der gegen Verwitterung widerstandsfähigere Fusulinen- dolomit. An anderen Stellen ist die grössere Höhe der jüngeren Gebilde durch den Umstand zu erklären, dass die Nähe der breiten Gailthalfurche eine raschere Abtragung des Nordab- hanges bedingt hat. Der Beginn des Draubruches im Osten des karto- graphisch dargestellten Gebietes ist nicht genauer nachweis- bar, da die alten geologischen Aufnahmen unzureichend und die neueren noch nieht zur Veröffentlichung gelangt sind. Der Draubruch geht wahrscheinlieh östlich von Greifenburg in eine einfache Falte über. Wie das Susss’sche Profil von Lind (S. 150) zeigt, überlagern hier der steil nach Süd fallende Grödener Sandstein und die Trias den Quarzphyllit, sind also im Verhältniss zu letzterem als synklinale Einfaltung anzu- sehen. Ein unmittelbarer Zusammenhang von Gail- und Gitsch- bruch in der Gegend der Franzenshöhe ist unwahrscheinlich. Hingegen giebt Mo,sısovics an, dass „nahezu parallel mit dem Drauthal“ aus der Gegend von Villach in nordwestlicher Rich- tung bis Paternion eine Bruchlinie verläuft; möglicherweise ist diese östliche Verwerfung die Fortsetzung des bei Greifen- burg aufhörenden Draubruches. Auch der Anfang des Gailbruches östlich von Villach dürfte schwer nachzuweisen sein, da das Klagenfurter Becken in ausgedehntem Maasse mit Glacialbildungen, jüngerem Allu- vium und Seen bedeckt ist. Weiterhin fällt die Verwerfung mit dem Südrande des Dobratsch zusammen, um dann nach einem kurzen nordwestlich gerichteten Umbiegen weiter nach W zu streichen. Auch die Gegend des Bleiberger Erzberges ist von zahlreichen Längs- und Querstörungen durchsetzt, über 4623 deren Verlauf leider keine genaueren Nachrichten vorliegen.!) Die kleinen Abweiehungen und Unregelmässigkeiten, welche der Gailbruch in seinem weiteren WNW bis W gerichteten Verlaufe zeigt, die Querbrüche des Gailberges u.s. w. sind im V Kapitel (S. 134 ff.) ausführlich geschildert worden. Es sei hier nur hervorgehoben, dass das Vorhandensein eines Bruches auch inn Westen dureh die ungleichmässige, zuweilen bis zum vollkommenen Verschwinden gesteigerte Breite der Grödener Sehiehten, sowie durch das gänzliche Fehlen des Werfener Hori- zontes sichergestellt erscheint. Im Osten wird durch Ver- steinerungsfunde das geringe Alter der nördlichen Triaskalke erwiesen. Während der Gailbruch durchaus auf die Nordseite des Thales beschränkt ist, zeigt die Lage des Draubruches mannig- fache Abwechselung (vergl. die Uebersichtskarte). Die Sprung- höhe des letzteren ist viel bedeutender als bei dem ersteren; fehlen doch die Grödener Sandsteine mit Ausnahme des kleinen Gebietes am Tristacher See überall. Nachdem Gail- und Draubruch bei Abfaltersbach ihre Vereinigung vollzogen haben, verschwindet die Störung scheinbar vollständig und lebt erst ea. 10 km weiter westlich bei Wimbach unweit Sillian wieder auf. Die weitere Verfolgung derselben nach Westen lehrt, dass der Gailbruch zu demselben Sy- stem gehört wie die Judiearienlinie, und somit die gross- artigste Dislocation im gesammten Gebiete der Alpen darstellt. Von Wimbach bis Bruneck durchsetzt ein 33 km langer, aus Triasgesteinen und Liaskalken bestehender Zug jüngerer Bildungen das Villgrattener Gebirge; eine zweite parallel verlaufende Kalkfalte ist weniger bedeutend. Von Bruneek an bildet — ebenfalls nach TELLer’s Untersuchungen — der eruptive Granitzug Franzensfeste— Meran die ') In der älteren Arbeit von PETERS (Jahrb. d. geol. R.-A. 1856, 8.67 -90) wird der dem Wettersteinkalk zu vergleichende „erzführende Kalk“ zum Theil in den Horizont des Dachsteinkalkes gestellt; eine rich- tige Auffassung der verwickelten Lagerungsverhältnisse ist somit ausge- schlossen. Die neueren Angaben von MoJsısovics (Verhandl. d. geol. R.-A. 1872, S. 352) sind sehr kurz gehalten, da auch diesem Forscher nicht die für wirkliche „Detailaufnahmen“ notwendige Zeit zur Verfügung stand, 463 Fortsetzung der tektonischen Linie. Derselbe lagert wie ein Gewölbe unter den angrenzenden Gesteinszonen und er- reicht im Eisackthal seine grösste Breite. Am Penser Joch, zwischen Eisack und Passeier treten im Norden des Granites noch einmal eingefaltete Triaskalke in nordalpiner Entwicke- lung auf. Dieselben fallen nördlich, sind also in südlicher Riehtung überschoben. Auf der Südflanke des Granitzuges ist in der Gegend von Meran bereits der Brucheharakter ausgeprägt und verstärkt sich immer mehr. nachdem die Disloeation die Etsch überschritten und jenseits derselben in die eigentliche NNO— SSW-Richtung der Judiearienlinie (im engeren Sinne) umge- bogen ist. Der Verlauf der letzteren ist aus verschiedenen Darstellungen bekannt. Eine kurze Uebersicht der Länge der einzelnen Strecken beweist die Richtigkeit der oben geäusserten Behauptung, dass die 330 km lange Gail-Judicarienlinie die gewaltigste Störung im Gebiete der Alpen ist: Vom Idrosee bis Weissen- bach im Penserthal misst die Länge des eigentlichen im Norden durch Granit gekennzeichneten Judiearienbruches 128 km; von hier bis zum Eisackthal verfolgen wir die ein- gefaltete Trias 14 km weit. Von Stilfes im Eisackthal bis Bruneck beträgt die Länge des Granitzuges ca. 35 km, die der Villgrattener Triasfalten vom Dolomitriff bei Bruneck bis Wimbach bei Sillian 33 km. Nach einer wenig über 10 km langen Unterbreehung setzen bei Abfaltersbach Drau- und Gailbruch wieder ein; der letztere und vielleicht auch der erstere lässt sich bis Villach auf eine 110 km lange Streeke nachweisen, erreicht aber sein Ende wohl erst viel weiter im Osten. Die Gebirgsfaltung ist die ursprüngliche Ursache der tektonisehen Gail-Judiearienlinie In dem Mittelstück lässt sich ein eigentlicher Bruch überhaupt nieht nachweisen; die Wichtigkeit der Faltung geht ferner aus der Thatsache hervor, dass das Streichen der centralen krystallinischen Schiefer in der Gegend der Umbiegung des Judicarienbruches (Meran— Schneeberg) genau den verschiedenen Richtungen der tektonischen Linie parallel ist. Für das Gailgebiet ergiebt sich die Richtigkeit dieser Auffassung aus der vorhergehenden 464 Darstellung, für die Gegend von Judiearien aus den gründ- liehen Untersuchungen von VACER und BITTNER. Die genannten Forscher beweisen ferner, dass nieht nur im Norden sondern auch im Westen, in der Brentagruppe und am Gardasee die randlichen Gebiete des ostalpinen Schollen- und Bruchlandes durch regelmässige Faltungszonen gekenn- zeichnet sind. Während die randlichen Faltungsbrüche den Nord- rand der Karnischen Hauptkette bilden, treffen wir die Fortsetzungen der grossen Tafellandbrüche von Südtirol, die Villnösser- und Suganalinie im Öentrum und am Süd- rande unseres Gebirges. ‘An der Villnösser Linie ist ferner ein Zusammenfallen mit den älteren earbonischen Disloeationen nachweisbar. Die Einfaltung devonischer Kalkmassen in den west- lichen Karnisehen Alpen (Königswand, Heret, Porze, Val Visdende) gehören ausschliesslich der älteren, earbonischen Faltungsperiode an. Allerdings verläuft von dem am oberen Cordevole zersplitternden Villnösser Bruch ein Sprung in nordwestlicher Riehtung zum Sasso Lungerin und legt sich hier durch unregelmässiges Umbiegen nach W parallel zur Längsrichtung der Porze (Karte I und Profil-Tafel VI, S. 132, Mitte der oberen Abbildung). Die Unterbrechung der tektonischen Störungen im oberen Val Visdende ist vielleicht nur scheinbar, da die indifferente Beschaffenheit der altsilurischen Schiefer genauere Beobach- tungen ausschliesst. An der Hartkarspitz und dem Hoch- weisstein setzen die earbonischen Faltungsbrüche wieder ein, und bald wird hier wieder am Abhange des Monte Vas und auf der Bordaglia- Alm ein in normaler NO-Richtung streichender Ausläufer des Villnösser Bruches sichtbar. Der letztere ist die wichtigste Störungslinie des nördlichen Theiles von Südtirol und vereinigt sich westlich von dem kartographisch dargestellten Gebiete in der Gegend von Cor- tina d’Ampezzo mit zwei tektonischen Linien von geringerer Bedeutung, der Falzarego- und Antelao-Linie. Mannig- fache Unregelmässigkeiten, vor allem auch locale Unter- brechungen kennzeichnen die Villnösser Linie in Tirol wie in Kärnten. Oestlich von Monte Vas bildet ein Faltungsbruch von ge- ringer Sprunghöhe den Südrand des Kalkgebirges Kellerwand — Kollinkofel sowie des Zuges Pal — Tisehlwanger Kofel. Die innordöstlicher Riehtung fortsetzenden, mehrfach unter- brochenen und zersplitterten Villnösser Sprünge sind andrerseits (so an der Bordaglia-Alp) in Zusammenhang mit den carbonischen Störungen getreten.!) Der Nordostriehtung folgt nun die kurze Dislocation zwischen Bordaglia- Alm und Heuriesenweg sowie der west- liche Theil des Plöckener Längsbruchs; ganz unregelmässig verläuft die Bruchgrenze der Devonkalke an der Plenge und und dem Mooskofel, welche Berge durch das Auftreten silu- rischer Ueberschiebungen ausgezeichnet sind. Der Plöckener Längsbruch biegt bald darauf nach SO um und entsendet einen zweiten Sprung direet nach O. Diese südöstlichen Disloeationen werden von dem Plöckener Querbruch abgesehnitten, der seiner- seits bald in die Ostrichtung umbiegt. Auch der nördliche Zweig des Plöckener Längsbruches dreht an dem Elferspitz in die Südostrichtung um und lässt überall auf das deutlichste seinen Zusammenhang mit der earbonischen Faltung erkennen; die eigentümlichen Blattverwerfungen finden sich ausschliess- lich hier. In der nördlieh von Paularo gelegenen Region der Quer- brüche und Grabenspalten treten jungere Längsbrüche wieder im unmittelbaren Zusammenhang mit der östlichen Endigung des palaeozoischen Plöckener Bruches auf. Man könnte also diese jüngeren Störungen, den Hochwipfelbruch und den kürzeren Rosskofelbruch noch zu dem System der Vill- nösser Linie rechnen. Jedoch ist die Verworrenheit der palaeozoischen Faltungsbrüche zwischen Forni Avoltri und dem Kollen Diaul so gross, dass eine Verfolgung der jüngeren Dis- locationen durch diese Spalten gewiss aussichtslos erscheint. !) Auf der Karte (I) wurden dieselben sämmtlich mit der Signatur der älteren Dislocationen versehen, da eine unzweideutige Trennung schon aus sachlichen Gründen unmöglich erscheint und wegen des kleinen Maas- stabes der Karte auch graphisch undurchführbar wäre. Ein Nachbrechen der alten Dislocationen in späterer Zeit lässt sich mit voller Sicherheit nur für die Bordaglia-Alm, mit grosser Wahrscheinlichkeit für den Plöckener Längs- und Querbruch annehmen. Frech, Die Karnischen Alpen. 30 466 Der Rosskofelbruch ist mit dem östlichen Theile des Hoch- wipfelbruches darech zwei Dislocationen verbunden, welche quer zur Längsrichtung des Gebirges verlaufen (Zirkelbruch); sie schliessen somit das Pontafeler Obercarbon allseitig ein. Diese earbonische Scholle stellt — selbst wenn man von der eingebrochenen Triasmasse des Trogkofels absieht — keinen einheitliehen Längsgraben dar. Vielmehr könnte der west- liche und nördliche Theil des Oberearbon (im Verhältniss zu dem angrenzenden Silur) als Graben, der östliche und süd- östliche als Horst bezeiehnet werden. (Man vergleiche die Riehtung der Pfeile auf Karte I.) Es ergiebt sich somit auch aus dieser Erwägung, dass während der jüngeren Gebirgs- bildung das Silur an dem Hochwipfelbruche „gehoben wurde“; die südlich angrenzenden Sehollen erfuhren wahrscheinlich eine unregelmässige „Emporzerrung“, um dann später wieder nach- zubrechen. Südlieh vom Rosskofelbruch findet sich — ebenfalls durch einen Querbruch verbunden — eine dritte, die Trias des Monte Pizzul absehneidende Längsstörnng; in geringer Entfernung von dieser verlaufen die zu dem südlichen Sugana-Save-System gehörenden Dislocationen der Gegend von Pontafel. Der östliche Verlauf des Hochwipfelbruches, der von nun an das alte, im Wesentlichen silurische Gebirge des Nordens von der Trias im Süden trennt, wird zunächst durch eine ältere eingefaltete Scholle eomplieirt. Die Devonzüge des Östernigg-Poludnigg und Starhand sind zwar ähnlich wie die übereinstimmend gebauten Kalke der Königswand und Porze zur Carbonzeit eingefaltet, aber später weiter nachgebrochen (vergl. S. 431). Es splittern daher von dem im Süden vorbei- ziehenden, nach OSO streichenden Hauptbruch verschiedentlich Sprünge in rein östlicher Richtung ab. Nachdem auch der Hauptbruch wieder in die Ostrichtung umgebogen ist, folgt (zwischen Malborget und Weissenfels) die S. 27ff. und 421ff. besprochene Region der Aufpressungen; die- selbe wird südlich vom Savebruch begrenzt und ist als ein durch nachträgliche Senkung entstandener Längsgraben zu deuten. Nach der eigentümliehen bajonettförmigen Umknickung von Maglern setzt der durch staffelförmige Absenkungen compli- eirten Hochwipfelbruceh in die Westkarawanken hinüber. 467 Der weitere östliehe Verlauf ist hier noeh nieht näher erforscht; nur soviel steht fest, dass die Störung auf der Südseite des weithin siehtbaren Mittagskofels (Abb. 1) weiter streicht. Auch die im Vorstehenden schon mehrfach erwähnte Su- gana-Savelinie beginnt weit vor der Grenze unserer Karte und folgt zunächst mit fast genau westlichem Streichen dem Oberlauf der Save. Die N—S verlaufenden Querbrüche, deren bedeutendste bei Lengenfeld und Weissenfels auf den Save- bruch treffen, haben die Tendenz, das Gebirge nach Osten (Laibach) zu senken. Diese Querbrüche werden durch trans- versale Störungen verbunden. Ein Zusammenhang mit den „periadriatischen Brüchen“ dürfte kaum nachweisbar sein. Aus dem Thale der Wurzener Save setzt der Bruch in das obere Gailitz- und das Fellathal hinüber und folgt demselben bis in die Gegend von Pontafel. Ueberall bilden :Werfener- oder ältere Triasschiehten die Basis der Julischen Alpen im Süden, während im Norden Sehlerndolomit die Karnische Haupt- kette zusammensetzt. Kurz vor Pontafel, bei Leopoldskirchen erscheint für eine kurze Strecke eine Antiklinale ausgebildet, deren Nordflügel überkippt ist. Ein wenig westlich von Pontafel lebt der (im Norden von parallelen Störungen, im Süden von steilen Falten begleitete) Bruch wieder auf, erreieht aber östlich von Pau- laro ein vorläufiges Ende. Nach einer längeren Unterbreehung findet sich in der gradlinigen Fortsetzung der Savelinie, inner- halb der Senke von Ravaseletto, eine kleine Störung auf der Grenze der älteren und der permotriadischen Schichtenfolge. Sehärfer ausgeprägt ist der Suganabruch, die Fortsetzung der Savelinie im Gebirge zwischen Bladen (Sappada) und Zahre (Sauris); hier trennt derselbe die Dolomitmassen des Nordens von den Werfener Schichten im Süden. Im weiteren nach SW geriehteten Verlaufe des Sugana- bruches ist zunächst eine mannigfache Zersplitterung desselben wahrzunehmen Gleichzeitig beobachtet man an demselben Anfwölbungen älterer gefalteter Quarzphyllite, die als ver- kleinerte Abbilder der Karnischen Hauptkette anzusehen sind. Aus der Gegend von Lorenzago am Piave hat HArADA mehrere derartige von Grödener Schichten umgebene Vor- kommen beschrieben. Am Ende des nach WSW und W um- 30 * 468 biegenden Bruches liegt das von Granit durchsetzte Phyllit- gebirge der Uima d’ Asta. E. Surss hat dasselbe als Horst gedeutet, v. MoJsısovics hingegen auf Grund umfassenderer Untersuchungen angenommen, dass dasselbe „wie ein älterer Aufbruch unter dem jüngeren Deckengebirge emportauche*. Die Cima d’ Asta liegt an dem Sugana-Savebruch d.h. an derselben Disloeationslinie wie die Karnischen Alpen, und ist somit auch desshalb in Bezug auf die Art der Entstehung mit diesen zu vergleichen. Die genannten drei grossen Bruchsysteme der südlichen Ostalpen stehen, wie die Kartenskizze II zeigt (und bereits früher!) von mir dargelegt wurde) mit einander in bestimmter Verbindung und haben vor allem das Gemeinsame, dass an ihnen ältere gefaltete Bildungen inmitten der triadischen Deck- schichten: aufgewölbt sind. Es liegt nahe, den weit ge- spannten Bogen der Gail-Judiearienlinie und den die Sehne bildenden Sugana-Savebruch durch das Vorhanden- sein eines von Jüngeren Brüchen durehsetzten und von jüngeren Faltungen umwallten earbonischen Gebirgskernes er- klären. Die erste Anlage dieser Brüche dürfte in die ereta- ceische oder oligocaene Zeit fallen. Die im Süden folgende „frattura periadriatiea“, die Bel- luneser Linie und der im Osten anschliessende Isonzobruch verwirft hingegen das Triasgebirge gegen die jüngeren Kreide und Tertiärschichten; dieselbe gehört zeitlich sowie tektonisch einer späteren, wahrscheinlich miocaenen Bil- dungsperiode an. Parallel zu dem periadriatischen Bruche und somit diesem vergleichbar verläuft der weiter südlich folgende Randbruch (K. FUTTERER?)), weleher die Tertiärschichten des Südrandes von der oberitalienischen Ebene scheidet. Ueber den Zusammenhang der Karnischen Alpen mit den Gebirgen der Balkaninsel lässt sich leider wenig sagen. Allerdings wissen wir aus der geologischen Beschrei- ') Die Tribulaungruppe am Brenner. Richthofen- Festschrift. Berlin D. REIMER 1893. *) Dieser auf beiden Seiten des Tagliamento parallel zu der nörd- lichen „periadriatischen“ Störung verlaufende Bruch konnte auf dem fertigen Cliche nicht mehr nachgetragen werden. Zu Seite 468. = E77 = "Rovereto ...........- Autogr. M. Putz Kartenskizze II, Nach den Aufnahmen von E. v. Mojsisovics, E Suess, F. Teller, A. Bittner, M. Vacek, K. Futterer und F. Frech. Die geologischen Leitlinien der südlichen Ostalpen. 1: 1500000, Die vollen Linien bezeichnen die Brüche, die punktirten schiefe Falten (Flexuren nach E. Suess*), die durehbrochenen Ueberschiebungen (sämmtlieh nach Süden gerichtet). Die Pfeile geben das Streichen der Urgebirgsschichten an. * Eine echte Flexur trennt östlich von Botzen Schlern und Rosengarten, eine 5 au Th oo ur ® ”. Ü G el je "m N EZ ze m A N u Tr WAR ne si ehe te 2 BA a Ar 1 3 Yes aha Eh Bu pi: Te a anb: ARE Ben Be sale aikh, 2 L rein al R 2 De { ar de > af, Be: ee | 469 bung von Bosnien, dass die dortige Sehichtenfolge die grösste Aehnliehkeit mit der der Ostalpen besitzt (v. Mossısovics und BirtneEr): Ueber palaeozoischen Gesteinen, in denen wenigstens an einer Stelle Carbonfossilien mit Sicherheit nachgewiesen sind, liegt die permotriadische Serie mit Grödener Conglo- meraten, Sandstein, Bellerophonkalk und Werfener Sehiehten beginnend, ganz wie in den südöstlichen Alpen. Eine Diseordanz zwischen älteren palaeozoischen und Grödener Schichten wird zwar nur aus Serbien (Zujovies) angegeben, könnte aber aus dem transgressiven Charakter, welchen das basale Conglomerat!) auch in Bosnien besitzt, gefolgert werden. In diesem letzteren Falle würde das „orientalische Fest- land“, das von Mo»sısovics für die jüngere palaeozoische und ältere mesozoische Zeit angenommen, von TiETZE bestritten wurde, auch in orogenetischer Hinsicht wohl begründet erscheinen. Vorläufig kann aus dem NW-Streichen, welches sowohl in den alten palaeozoischen, wie in den jüngeren Theilen der bos- nischen Gebirge zu beobachten ist, eine Folgerung mit Sicher- heit gezogen werden: Ein direeter Uebergang der Kar- nischen Kette und der weiter östlich genau O—W streichenden Karawanken in die Dinarisechen Faltenzüge findet nieht statt. Jedenfalls spricht die vollkommene Unabhängig- keit des Streichens, welehe in den genau südlich von den Karawanken gelegenen Bosnischen Gebirgen zu beobachten ist, gegen die Annahme von Surss, der die Dinarischen Ketten ebenfalls als integrirenden Theil der fächerartig aus- strahlenden Alpen ansieht. Ein selbständiges Inselgebirge der Jüngeren palaeozoischen Zeit im Sinne von Mossısovics würde dieser Anschauung viel besser entsprechen. Wenn E. TıETzE?) hieraus einen Widerspruch der genannten Forscher herauseon- struirt (weil Mo,Jsısovics 1. e. S. 18 sich dem Vergleich von Surss im Allgemeinen angeschlossen hat) so erledigt sich dieser Einwurf damit, dass dasselbe Gebiet während der ver- !) Sowohl MoJsısovIics wie BITTNER betonen ausdrücklich, dass der untere Theil des „Werfener“ Complexes von Bosnien in Bezug auf strati- graphische und petrographische Beschaffenheit den Verucanoconglomeraten und Grödener Sandsteinen der Ostalpen entspricht. Jahrb. d. geol. R.-A. 1881 $. 192, 358, 365. 2) Z. d. geol. Gesellschaft 1881. S. 287. 470 sehiedenen Phasen der Gebirgsbildung eine ver- schiedene Rolle gespielt haben kann. Die von E. Tıerze in dem angeführten Aufsatze hervor- gehobene Schwierigkeit, dass das alte „orientalische Festland“, welches nur bis zur Liaszeit über dem Meere lag, auch später während der tertiären Gebirgsbildung noch als „stauendes Hinderniss“ für die Entwicklung der Dinarischen Ketten ge- wirkt hätte, würde unter der folgenden Voraussetzung ver- schwinden: Wenn man aus der stratigraphischen Ueberein- stimmung mit den südlichen Ostalpen anch den Hinweis auf eine gleiehartige tektonische Vorgeschichte entnehmen wollte, so hätten wir die Auffaltung eines jungpalaeozoischen Insel- gebirges anzunehmen, das erst während der Liaszeit vom Meere bedeckt wurde. Wenngleich dies Festland also nicht mehr über den Meeresspiegel hervorragte, so verblieb doch hier zweifellos ein abradirter alter Gebirgskern. Dass ein solcher, selbst wenn seine Lage in der Litoralzone des Meeres zu suchen ist, die weitere tektonische Entwicklung seiner Um- gebung zu beeinflussen vermag, ist einleuchtend.!) Nur die Bezeichnung „Festland“ ist bei einem überflutheten alten Ge- birgskern unglücklich gewählt. Leider verhindert die unvollkommene Kenntniss, welche wir von den älteren Formationen Bosniens besitzen, eine sichere Begründung der obigen Vermuthungen. Immerhin ist soviel klar: Wenn man annehmen will?), dass auch im Nordwesten der Balkaninsel zur Carbonzeit eine Faltung erfolgte, so stand das hierdurch entstandene „orien- talische“ Inselgebirge mit der weit nach Ost fortsetzenden alten Karnischen Kette in keinem unmittelbaren Zusammen- hang. Aber ähnlich wie die ursprünglich abweichend gebauten östliehen und westlichen Alpen durch jüngere tektonische Be- wegungen zu einem Gebirge zusammengeschweisst wurden, lässt ') In welcher Weise derartige versenkte alte Kerne den Gebirgsbau zu beeinflussen vermögen, das zeigen u. a. die schönen Profile, welche H. SCHARDT aus der Umgegend von Montreux veröffentlicht hat. (Eelogae geologicae Helvetiae IV Taf. 3.) ?) Ein bestimmter Beweis kann, wie aus dem vorhergehenden er- sichtlich ist, wegen Mangels an bestimmten Beobachtungen nicht geführt werden, 471 sich auch im SO, wenigstens in den der Adria zugekehrten Gebirgsfalten ein übereinstimmender Bau beobachten. Ver- schiedene Beobachter, welche zu verschiedenen Zeiten und völlig unabhängig von einander die äussere Zone der Gebirge vom Comer See und der Etschbucht bis zur Peloponnes untersucht haben, sind zu völlig übereinstimmenden Er- gsebnissen gelangt. Ueberall haben wir schiefe knieförmige Falten mit nach aussen geriehtetem Scheitel, in deren weiterer Entwieklung Brüche und Uebersehiebung der ge- birgseinwärts liegenden Schollen über die äusseren Zonen einzutreten pflegen.) Die eingehende von BrrrxeEr gelieferte Zusammenstellung der Litteratur weist diesen Gebirgsbau nach am Comer See, im Hochveronesisehen, Vieentinischen und Bellunesischen Gebiet, in Friaul, im Isonzothal, in Istrien, Dalmatien, Bosnien und der Hercegovina; nach den neueren Beobachtungen von Philippson ist im westlichen Griechenland und in der Peloponnes derselbe Grundzug des tektonischen Aufbaues zu erkennen. Der letzte, tertiäre Act des grossen erdgeschichtlichen Dramas, „die Entstehung des Alpensystems“, zeigt, wie wir auch hier sehen, eine einheitliehe Entwieklung in den entlegensten Gebieten des Mittelmeergebietes; der Anfang besteht aus einer Anzahl von Scenen, die zu- sammenhangslos oft in unmittelbar benachbarten Ge- bieten (Westalpen, Ostalpen, Bosnien) neben und nach einander gespielt haben. 2. Einfluss der Brüche auf die Thalbildung. In der zweiten Hälfte den Mioeännzeit erreichten die ge- birgsbildenden Vorgänge im Alpengebiete im Wesentlichen ihr Ende; Verwitterung und Erosion des fliessenden Wassers, deren Thätigkeit gleichzeitig mit der Emporwölbung begann, kenn- zeichnen den Abschluss der Tertiärperiode. Die Bedeutsamkeit dieser tertiären Denudation erhellt aus theoretischen Betrach- tungen ebensowohl, wie aus der bekannten Thatsache, dass das gesamte Abflussystem der Alpen vor dem Eintritt der !) BITTNER, Jahrb. d. geol. R.-A. 1881. S. 366 und 367. 472 Eiszeit in einer von der heutigen wenig abweichenden Form fertig gebildet vorlag. Die Denudationsprodukte der Neogen- zeit sind allerdings dureh die diluvialen Gletscher fast voll- ständig ausgeputzt worden; nur für sehr vereinzelte inneralpine Bildungen, wie das Mühlsteinconglomerat der Berchtesgadener Ramsau ist ein präglaeialer, tertiärer Ursprung nicht ausge- schlossen. Gegenüber der älteren „Kataklysmen-Auffassung“, welche in den Thälern klaffende Risse und Spalten der Erdrinde sah, ist in neuerer Zeit eine naturgemässere Anschauung getreten, die der Erosion des fliessenden Wassers den wesentlichsten Einfluss auf die Entstehung dnr Gebirgsthäler zuerkennt. Je- doch hat sich diese Betrachtungsweise von Uebertreibungen nieht freigehalten und den Einfluss von Gebirgsstörungen auf die Thalbildung gänzlich geleugnet. Es giebt allerdings viele Alpenthäler, welche die verschiedenartigsten Schichten und Gebirgsstörungen quer durchschneiden und somit reine Ero- sionsgebilde sind. Bei anderen Thalformen ist der Einfluss der tektonischen und petrograpischen Verhältnisse um so deutlicher erkennbar. Allerdings hat anch hier das fliessende Wasser die aktive Ausräumungsarbeit im Wesentlichen vollbracht; aber ebensowenig lässt sich verkennen, dass die Richtung, in der das Wasser seine ausnagende Thätigkeit ent- faltete, durch den Gebirgsbau vorgezeichnet war. Klassische Beispiele für derartige tektonische Hauptthäler bilden die Flussläufe der Gail, Drau, Fella und der oberen Save. (Man vergleiche die beiliegende Karte.) In anderen Fällen hat das Zusammenfallen von Brüchen mit wesentlichen petrographischen Verschiedenheiten wenigstens zur Bildung von längs gerichteten Nebenthälern Veranlassung gegeben, so am Egger-See, der Pontebbana, dem Winkler-Bach (bei Pontafel; vergl. unten), und auf der Linie Lorenzago—Prato Carnieo — Paluzza. Ein gemeinsames Merkmal dieser tekto- nischen Längsthäler ist ihre Zugehörigkeit zu verschiedenen Flusssystemen. So wechselt die Abflussriehtung des Wassers auf der zuletzt erwähnten. Längsbruchlinie viermal. Dieselbe lehrt uns ferner, dass nieht das Vorhandensein eines Bruches, sondern nur das geradlinige Aneinandergrenzen von ver- schiedenen Gesteinen den Anlass zur Herausbildung von 475 Depressionen giebt. Zwischen Paluzza und Paularo überlagern die weichen permiseben Gesteine (Sandstein, Gyps und Rauch- werke) die älteren Schiefer in einer geraden Linie, während weiter westlieh Brüche von verschiedener Sprunghöhe die Grenze der versehiedenen harten Gesteine kennzeichnen. Trotz- dem ist die Oberflächenform der Depression überall die gleiche. Die Vorbedingungen zur Bildung eines grossen tektonischen Längsthales waren auch hier theilweise gegeben; doch liegt die Friauler Carnia schon zu nahe an der Südabdachung des Gebirges. Daher treten hier die rein erosiven Querthäler als hauptsächliehe Abflussrinnen hervor, während die tektonischen Längsthäler in zweiter Linie stehen. Das nördlicher gelegene Gailthal zeigt das umgekehrte Verhältniss. Ein Bliek auf die gegebene Karte lässt erkennen, wo ein Bruch von Wichtigkeit für die Thalbildung war und wo nicht. Die palaeozoischen Brüche sind wegen ihrer Kürze und Un- regelmässigkeit für die Thalbildung bedeutungslos, umsomehr als sie häufig von den (mit ganzen Linien bezeichneten) jüngeren Brüchen durcehsehnitten werden. Zum Teil folgen allerdings die letzteren der Riehtung der ersteren. Im Gailthal wird die Abhängigkeit der Thalbildung von einem Bruche erst bei näherer Untersuchung deutlich; beide Thalgehänge bestehen von Tilliach bis Nötsch aus Thon- sehiefern und Thonglimmerschiefer, welche der erodirenden Kraft des Wassers gegenüber das gleiehe Verhalten zeigen und in ihrem Streichen von dem Flusse in sehr spitzem Winkel geschnitten werden. Jedoch ermöglicht die geologische Untersuchung des Nord- gehänges eine leiehte Lösung dieser auf den ersten Blick rätselhaften Thalbildnng. Von Abfaltersbach bei Sillian bis kurz vor Deutsch -Bleiberg zieht, kaum durch irgendwelche Unregelmässigkeit unterbrochen der Gaıilbruch parallel zu der Furche des Gailflusses. (Vergl. die tektonischen Linien der Karte.) Nördlich des Bruches erheben sieh die Triasberge der Gailthaler Alpen, südlich davon bilden die grünen, ge- rundeten Phyllithöhen die Vorlage gegen die heutige 'T'hal- furche. In den Bruch eingeklemmt ist ein Streifen von ver- tikalgestellten, roten Grödener Sandsteinen und Conglomeraten. Die leieht verwitternden Grödener Sandsteine boteu nun 474 dem Wasser den ersten Angriffspunkt, und die Ausbildung einer vollkommen regelmässigen Thalfurche wurde durch die parallel zu dem Bruche verlaufende Gesamtneigung des Ge- birges begünstigt. Später glitt das Flussbett naturgemäss tiefer und tiefer in die weicheren Schiefer hinab, und gleichzeitig wurden dieselben von der Verwitterung stärker angegriffen als die härteren Gesteine der Trias. Die Parallelität von Thal- furche und Bruch erklärt sich aus der gleiehförmigen Gesteins- beschaffenheit und Lagerung der Phyllite und Thonschiefer. Bedeutungsvoll für die Beschaffenheit der Thäler werden Ver- werfungen also nur dort, wo verschiedenartige Gesteine, etwa Kalk mit Schiefer oder Sandstein zusammenstossen. Wo hin- gegen Kalk an Kalk oder Dolomit stösst, wie am Poludnigg (Devon-Trias), da bleiben oft die bedeutendsten Störungen ohne jeden Einfluss auf die Oberflächenform. Eine Unregelmässig- keit im Verlaufe der tektonischen Linie des Gailthales und -Bruches findet sieh dort, wo der Bruch aus seiner zwischen O und OSO schwankenden Richtung etwas nach NO abgelenkt wird. Entsprechend der allgemeinen nach Osten gerichteten Abdachung des Gebirges hat sich auch hier die Hauptfurche in ihrer bisherigen Richtung fortgesetzt und verläuft also aus- nahmsweise nicht mehr parallel zu dem nach NO abspringenden Bruche. Das im Norden des Hauptthales liegende Phyllitge- birge, der Zug der Hohenmauth wird also hier ungewöhnlich breit, und infolge dessen hat sich auf der Bruchgrenze von Phyllit und Triaskalk') noch eine zweite spitzwinklig zum Gailthal verlaufende Furche, die des Gitschthales, eingesenkt. Aus dem geringeren Alter des Gitschthales erklärt sich die Thatsache, dass die Thalfurche hier weniger weit in den Phyllit abgeglitten ist, als im Gailthal. Das Thal der Gail ist überaus scharf in einen oberen und einen unteren Abschnitt gegliedert, eine oroplastische Scheidung, welcher auch die volkstümlichen Bezeichnungen Lessachthal (für die obere Terrasse) und Gailthal (für den Unterlauf) Reehnung tragen. Die Sohle des ersteren liegt 250—300 m über der des letzteren, wenn man unter der Thal- sohle die Terrasse versteht, auf welcher die Ortschaften des 1) Der Grödner Sandstein scheint hier vollkommen zu fehlen. 475 Lessachthales liegen; der Höhenunterschied zwischen den beiden nur 6 km von einander entfernten Orten Kötsehach und St. Jacob beträgt 240 m. Allerdings hat sieh die Gail in die alte Thal- sohle ein tiefes Bett mit steilen Rändern in postglacialer Zeit eingegraben und die Höhenverschiedenheit wird noch dadurch vergrössert, dass auf der alten Sohle des Lessachthals Glacial- sebotter in nieht unerheblieher Mächtigkeit lagert. Aber die erwähnte Stufe von 240 m besteht nur zum kleinsten Theile aus losen Massen, zum grösseren aus anstehendem Gestein. Es kann somit keinem Zweifel nnterliegen, dass dieselbe schon in präglacialer Zeit vorhanden war. Für das Verständniss der bezeiehnenden aus anstehendem Gestein bestehenden Querstufe des Lessachthals ist die That- sache von Bedeutung, dass auch das Gailthal auf seinem Nord- und Südgehänge eine schmale, vielfach durch jüngere Erosion zerrissene Längsterrasse aufweist. Dieselbe ist ebenfalls in das anstehende Gestein eingeschnitten, nach ihrer Höhenlage die unmittelbare Fortsetzung des Lessachthales und entsprechend den Gefällsverhältnissen des heutigen Thales nach Osten zu allmälig gesenkt. Vielfach liegen Einzelhöfe auf dieser Stufe, so im Süden Dölling (916 m, ca. 200 m über Mauthen), Krieghof, Kronhof, Ober- und Unter-Buchach (884 m), sowie Burgstall (790 m) bei Watschig (595 m). Denselben ent- sprechen auf dem anderen Thalgehänge Dobra, Lanz, Stollwitz, ferner die uralte Ansiedelung Gurina bei Dellach, sowie weiter- hin Wiesenberg. Auch dort, wo Höfe oder Felder fehlen, hebt sich die Längsterrasse als ein wohl gekennzeichnetes Element der Landschaft ab und liegt, wie die obigen Höhenangaben beweisen, überall ce. 200 m über der heutigen Thalsohle. Der Unterschied entspricht also ungefähr demjenigen von Kötschach und St. Jacob (240 m). Die letztere Zahl wird einmal durch die räumliche Entfernung der beiden Orte (6 km) und ferner durch die Mächtigkeit der Glacialschotter des Lessachthales vergrössert. Im unteren Gailthal sind die Hochflächen von Egg, St. Stefan, Hohenthurm und Seltschach als Fortsetzungen den Längsterrassen zu betrachten und wie die breiteren Flächen des Lessachthales mit Glacialgebilden bedeckt. Die um ca. 100 m geringere Höhe von Egg und Hohenthurm erklärt sich aus der Lage dieser Hochflächen, welche all- 476 seitig freiliegen und somit einer stärkeren Abtragung ausge- Setzt waren. Die Querstufe des Lessachthals und die Längsstufen, welehe das Gailthal begleiten, stellen also diejenige Form kombinirter Terassen dar, welche v. RıICHTHOFEN (Führer für Forschungsreisende S. 199) .als Strombeekenstufen bezeiech- net hat und entsprechen ohne Zweifel einem älteren Thal- boden der Tertiärzeit.e Die Annahme, dass auf der 47 km langen Strecke zwischen Kötschach und Feistritz (im unteren Gailthal) eine ca. 200 m mächtige und fast 2 km breite Ge- steinsmasse durch die diluvialen Gletscher ausgeräumt wurde, dürfte selbst extremen Anhängern der Glaecialerosion etwas weitgehend erscheinen. Es bleibt also nur die auch aus anderen Gründen (vergl. unten) wahrscheinlichere Annahme übrig, dass die fragliehe Erosionsarbeit durch fliessendes Wasser während der jüngeren Tertiärzeit geleitet wurde. — Aber wo kamen die Wasser- mengen her, welehe die Thalschle des Lessachthals unberührt liessen und nur von Kötschach an abwärts eine so tief ein- greifendo Thätigkeit entfalteten? Die Erklärung wird durch die Thatsache nahe gelegt, dass unmittelbar nördlich von Kötschach eine über 1000 m tiefe Einsehartung den Zug der Gailthaler Alpen unterbricht. Der Gailbergsattel liegt nur 970 m über dem Meere, während ca. 4km westlich der Scehatzbühel 2095 m und im Osten der 3 km entfernte Juckbühel 1891 m Höhe erreichen. Nun finden sich zwar im Süden des Passes einige tektonische Störungen, welehe den ersten Anlass für die Ausbildnng einer Scharte gegeben haben, aber im Norden streichen die widerstandfähigen Rhätschiehten ungestört über die Einsattelung fort und die Entstehung derselben ist somit vor allem auf erodirende Kräfte zurückzuführen. Kombinirt man nun mit dieser Thatsache das auffällige Absetzen der Lessachthaler Stufe unmittelbar oberhalb Köt- schach, so erscheint die Hypothese keineswegs zu gewagt, dass in einem mittleren Abschnitte der Tertiärzeit das obere Stromgebiet der Drau nieht durch das heutige Bett, sondern über den Gailberg und durch das Gailthal entwässert wurde. Besonderer Wert ist auf den Umstand zu legen, dass 477 der Gailbergsattel (970 m) ungefähr dieselbe Höhe besitzt wie die Lessachterrasse bei St. Jacob (948 m). Die etwas bedeu- tendere Höhe des Gailbergs erklärt sich aus den Massen von reeentem Gehängeschutt, welcher die Passhöhe überkleidet. Im Sinne dieser Hypothese würden also in der Thalgeschiehte des Gailgebiets während der Neogenzeit drei Phasen zu unfer- scheiden sein: 1. Ausbildung des alten dureh die Strombeckenstufen gekennzeichneten gleiehmässig von W nach O gesenkten Gail- bettes 200 m über der heutigen Thalsohle. 2. Ablenkung der Drau; dieselbe fliesst über den Gail- bergsattel, der infolge tektonischer Unregelmässigkeiten auf der Südseite als Einsenkung vorgebildet war, in das Gailge- biet und erodirt durch die bedeutendere Wassermenge das heutige Gailthal. Die Ablenkung der Drau erfolgte wahr- scheinlich durch die ?miocaenen Brüche und Einsenkungen, welche noch jetzt die tiefe Einschartung des Gailbergsattels kennzeichnen und hier eine rückwärts vorschreitende Erosion bedingten. Ein jüngeres Alten der Querbrüche ist auch aus geologischen Gründen nieht unwahrscheinlich. 3. Durch die Erosion wird während des letzten Ab- schnittes des Tertiärzeit das untere Draubett tiefer gelegt und der Fluss somit durch die abermalige Wirkung der rück- schreitenden Erosion in sein altes Bett zurückgeleitet. Bereits vor Eintritt der Eiszeit war das heutige Abflussystem fertig vorgebildet, wie die Verteilung der Glaecialsehotter und Mo- ränen beweist. Die letzteren haben nur im Verlauf der Nebenbäche untergeordnete Veränderungen der Abfiussriehtung bewirkt. Einen Gegensatz zu der regelmässigen Gestaltung des Thales im mittleren und oberen Laufe der Gail bilden die unregelmässigen Oberflächenformen, welche die Gegend zwischen St. Stephan und Villach auszeichnen. Aus dem Ost-West streichenden Zuge des Gailthaler Gebirges springt das lang gestreckte Kalkplateau des Dobratsch nach Süden vor. Im Norden wird derselbe von dem auf untergeordnete Störungen zurückzuführenden Längsthal von Deutsch - Bleiberg, auf den drei anderen Seiten durch weit ausgedehnte Niederungen be- grenzt. Die Form des Berges steht in unmittelbarster Ab- 478 hängigkeit von den geologischen Störungslinien. Von Hermagor bis Ober-Kreuth bei Bleiberg verläuft der Gailbruch genau in ost-westlicher Richtung, biegt dann in rechtem Winkel nach Süden um, lenkt aber westlich von Nötsch wieder in die alte Richtung zurück. Das westlich vom Dobratsch liegende Ge- biet besteht aus leicht denudirbaren Gesteinen der Stein- kohlenformation und aus Thonglimmerschiefer; dasselbe wurde durch die geschützte Lage in dem Winkel des Kalkgebirges vor völliger Abtragung geschützt und bildet jetzt das so- genannte Mittelgebirge. Der südliche Absturz des Dobratseh, dessen heutige Form durch den gewaltigen Bergsturz von 1348 verursacht ist, entsprieht also ungefähr der Bruchlinie. Auch der geologische Bau der stark abgedachten östlichen Hälfte des Berges kann nicht unmittelbar untersucht werden, da Glaeialbildungen ziemlich weit emporreichen und das an den Triaskalk angrenzende Gestein vollkommeu verdecken. Doch ist hier das Hervorbreehen von warmen Quellen (bei Bad Villach) als Anzeichen geologischer Störungen aufzufassen. Als tektonische Längsbruchthäler sind, wie erwähnt, auch die Linien Pontebbana-Fella-Gailitz-Save und das Drau- thal aufzufassen. Jedoch folgt in beiden Fällen die heutige Erosionsrinne viel genauer der alten Störungsrichtung, als es bei dem Gailthal der Fall ist. Bei der südlichen Längsbruch- linie ist der Grund naheliegend. Hier ist durch die Ver- werfung der Schlerndolomit mit den weichen Werfener Sand- steinen sowie dem leicht zerstörbaren Bellerophonkalk in dieselbe Höhenlage gebracht. Da die beiden letzteren nun normal von härterem Muschelkalk uud Schlerndolomit über- lagert werden, erscheint es selbstverständlich, dass der Wasser- abfluss dauernd in der schmalen Zone weicheren Gesteines erfolgt. Auch das Drauthal zeigt kaum Abweichungen von der Disloeationslinie (E. Surss), trotzdem die Gesteine die gleichen sind wie im Gailthal (Triaskalk und Thonglimmerschiefer). Allerdings zeigt der Bruch zwei deutliche Umbiegungen bei Lienz und bei Oberdrauburg; dieser gebrochene Verlauf dürfte wohl das Abgleiten des Flusses nach der Seite des weieheren Gesteins verhindert haben. Bei Oberdrauburg, bei Dellach (im Drauthal) und an einer 479 Stelle zwischen den genannten Orten liegen noch auf dem Nordgehänge schmale, stark disloeirte Fetzen von Trias. Die letztere ist hier die weichere, aus Mergeln und Rauchwacken bestehende Formation; der Thonglimmersehiefer ist quarzreich und ziemlich hart. Ein Abgleiten des Flusslaufes in nörd- licher Riehtung war somit gegeben. Bei Lienz bedingt das spitzwinklige Ausbiegen der Drau nach Norden, dass die Bruch- linie für eine kurze Strecke inmitten des südlichen Gehänges verläuft. Diese Abweichung ist jedoch nur durch die Ein- mündung der Isel bei Lienz bedingt, welehe die Drau an Be- deutung übertrifft und somit an ihrer Ausmündung eine be- deutendere Erosionsarbeit geleistet hat.!) 3. Zur Tektonik der Ostalpen. Es bestand ursprünglich die Absicht, einen kurzen Abriss der geologischen Leitlinien der Ostalpen im Anschluss an die Darstellung der Karnischen Kette zu geben, in ähnlicher Weise wie Ü. Diener dies für die Westalpen unternommen hat. Je- doch ergab sich aus dem Studium der Litteratur ebenso wie aus Besprechungen mit befreundeten Forschern, dass ein solcher Versuch zur Zeit undurehführbar ist. Wenn schon im Süden der Alpen empfindliche Lücken in der tektonischen Kennt- niss?) des Gebirges verschiedentlich vorhanden sind, so über- wiegen in der Centralkette und den nördlichen Kalkalpen die unvollkommen bekannten Gebiete die genauer durehforschten bei weitem. In den nördlichen Alpen wechseln wohl durehforschte und nicht genügend beschriebene Gebiete ungefähr mosaikartig mit einander ab, so dass eine ungefähre Uebersicht mit Hilfe eines gewissen Grades von Combinationsgabe erreichbar scheint. In den Centralalpen sind es aber fast nur die den süd- !) Eine zusammenhängende Darstellung der Oberflächengeologie, welche ursprünglich für das vorliegende Werk bestimmt war, musste mit Rücksicht auf die Kosten in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin (1592) untergebracht werden. Nur der vorstehende Abschnitt konnte in der zusammenhängenden Darstellung des Gebirgsbaues nicht übergangen werden. x 2) Ich erinnere nur an die nördlichen Gailthaler Berge, den westlichen Theil der Julischen Alpen, die östliche Karnia, das Ortlergebiet u. s. w. 480 lichen Theil der Oetzthaler und Zillerthaler Gruppe betreffenden ausgezeichneten Aufnahmen TELLER’s, welehe über die älteren „Uebersichtsaufnahmen“ hinausgehen. Wie wenig diese letz- teren den auf ein Verständiss des Gebirgsbaues geriehteten Ansprüchen genügen, beweist am besten die im Sommer 1892 und 93 in Angriff genommene Kartirung des Brennergebietes. Wenngleich hier die stratigraphische Deutung der älteren Auf- nahme im Wesentlichen (abweichend von den Karnischen Alpen) Bestätigung fand, blieb andrerseits von dem — aller- dings überraschend einfachen — Gebäude der früheren Profile kaum „ein Stein auf dem anderen“.!) Soweit die wenigen sicheren, die Centralkette betreffenden Anhaltspunkte Rück- schlüsse gestatten, sind dieselben bereits in dem vorstehenden Abschnitte verwerthet worden. Die einzige Erwägung von allgemeinerer Tragweite, welche auf Grund der bisherigen Anhaltspunkte möglich ist, betrifft die Vergleiehung von nördlichen und südlichen Kalk- alpen, oder mit anderen Worten die Frage, ob bezw. in wie weit die Alpen ein „symmetrisches“ Gebirge darstellen.?) Die Frage der symmetrischen oder asymmetrischen Ent- wiekelung der Kettengebirge, insbesondere der Alpen ist in theoretischer Weise nach dem Erscheinen der beiden Haupt- werke von Surss verschiedentlich erörtert worden. Die ältere bis zum Jahre 1875 herrschende Lehrmeinung nahm bekannt- lich an, dass die Centralzone durch eine vertikal wirkende „Hebung“, oder Auffaltung entstanden sei. Der Faltenwurf der nördlichen und südlichen Nebenkette wurde bedingt durch den seitlich nach Norden und Süden wirkenden Druck. In scharfem Gegensatze hierzu wird der einseitige, tan- sential von Norden nach Süden wirkende Druck von SUESS 1875 für die „Entstehung der Alpen“) ausschliesslich als !) Es soll dies selbstverständlich kein Vorwurf gegen die Pfadfinder der alpinen Geologie sein. Vielmehr beanspruchen die Leistungen der- selben zu einer Zeit, wo weder genauere Karten in grossem Maasstabe, noch Gasthäuser und Unterkunftshütten und geübte Führer im heutigen Sinne vorhanden waren, unbedingte Anerkennung. 2) Man vergleiche auch meine allerdings sehr kurz gehaltenen Aus- einandersetzungen in „Die Tribulanngruppe am Brenner“, RICHTHOFEN- Festschrift, Sonderabdruck 8. 28— 30. °) In dem gleichnamigen Werke. 481 tektonische Ursache angenommen. Die zusammengeschobenen Ketten des Alpensystems stauen sich an der Zone der alten Gebirgsrümpfe Mitteleuropas und treten in der ungarischen Ebene, wo der stauende Einfluss aufhört, fächerförmig nach Norden und Süden auseinander. Die fortschreitende Aufnahme des Gebirges, die im Osten der Etsch vor allem dureh Mo,sısovics und seine Mitarbeiter, im Westen durch Birtner, TELLER, VACER und Lepsıus ge- fördert wurde, liess erkennen, dass eine so einfache Grund- formel nieht die eomplieirten Verhältnisse des Gebirgsbaues auszudrücken vermöge. SuEss zögerte nieht den veränderten Voraussetzungen !) gerecht zu werden. Er hob die Wiehtigkeit des Einbruches der Adria hervor, dessen Einwirkungen er bis in die Central- zone der Alpen verfolgen zu können glaubt; er wies ferner 1) Antlitz der Erde I, 1855. Wenn mehrfach (und nicht mit Unrecht) z.B. Verhandl. d. geol. R.-A. 1885, S. 241ff.; 1586, S.374 auf die Umge- staltung hingewiesen worden ist, welche die modernen Ansichten über Gebirgsbildung durchgemacht haben, so kann im Sinne der Entwickelungs- geschichte hierin nur ein Vorzug gesehen werden. Während die Theorie von E. de BEAUMONT in starrer dogmatischer Form immer mehr ver- knöcherte und schliesslich allseitig verlassen wurde, liegt der Lehre von Suess eine Tendenz zu Grunde, die zu einer stetigen Entwickelung und Vervollkommnung führt. A. BiTTnEr wundert sich allerdings darüber, dass „der Urheber einer Idee“ selbst dann nicht aus seiner Reserve heraus- tritt, wenn die ursprüngliche Ansicht von den eigenen Nachfolgern und Anhängern „nach und nach total umgestaltet wird“. Wie BITTNER war auch ich in der Lage, auf Grund eigener Beobachtungen die SUESS’schen An- sichten umzugestalten, glaube aber, dass das von BITTNER hervorgehobene „Auffallende und Merkwürdige“ in sehr einfacher Weise erklärt werden kann. Wenn es sich um stratigraphische oder palaeontologische Be- obacehtungen handelte, so wäre allerdings der Urheber derselben verpflichtet, im Falle einer Coutroverse seine Wahrnehmungen unmittelbar zu verteidigen. So weit ist man aber auf dem Gebiete der Tektonik noch lange nicht. Wenn beispielsweise eine Discordanz von dem einen hoch- geschätzten Geologen als Product ungleichmässiger Faltung, von dem anderen als Transgressionserscheinung gedeutet wird (Karpathische Klippen, Glarner Alpen), so wird unmittelbar klar, das in der Deutung tektonischer Beobachtungen der subjeetiven Auffassung vorläufig noch ein grüsserer Spielraum gelassen ist, als auf anderen Gebieten der Geologie. Theorien werden wohl stets, besonders aber auf dem schwierigen Gebiete der tektonischen Geologie, der Umgestaltung unterliegen; im vorliegenden Falle ist dieselbe Hand in Hand mit einer Erweiterung der positiven Kennt- Frech, Die Karnischen Alpen. 31 482 darauf hin, dass die südwärts gerichteten Faltungen des Süd- randes aus dem Bestreben hervorgegangen seien, „die Senkung zu überschieben“ („Rückfaltung“). Infolge dieser von SuEss selbst eingeführten Aenderung wurde nun von einigen Kritikern angenommen (vgl. die Anm. S. 481), auch Surss sei thatsäch- lich zu der Lehre von dem symmetrischen Aufbau der Alpen zurückgekehrt; nur die Convexität bezw. Coneavität des „Aussen- und Innenrandes“ sei von der „einseitigen Ausbildung“ des Gebirges übrig geblieben. Da auch meine neuerdings ver- öffentlichten und durch die Aufnahmen des Sommers 1893 all- seitig bestätigten Beobachtungen über die nord- und südwärts gerichteten Ueberschiebungen am Brenner dieser Auffassung günstig zu sein scheinen, erscheint eine neuerliche Besprechung der Frage angezeigt. Kehrt doch in den Auseinandersatzungen BiTTneEr’s der Gedanke immer wieder, dass nachdem Surss selbst das Vor- handensein südwärts gerichteter Falten in den Südalpen zu- gegeben hat, ein wesentlicher tektonischer Unterschied gegen- über den Nordalpen kaum mehr vorhanden sei:!) „Wenn SuEss selbst zugiebt, dass die tektonischen Elemente im Norden und Süden der Centralkette dieselben sind, dass in den Nordalpen lange Brüche mit gegen vorne gesenkten Ketten vorkommen, und dass hier senkende Bewegungen nicht ausgeschlossen sind, während in den Südalpen Flexuren (oder schiefe Falten) eben- so auftreten wie in den Nordalpen, wo bleibt da der grosse Unterschied zwischen den beiden Gebieten, der nur durch ein- seitigen Schub des ganzen Gebirges zu erklären sein soll? Ob- wohl ich keineswegs ein Anhänger des ausschliesslich einseitig wirkenden Gebirgssehubes bin, und die von BrrrxEr hervor- gehobene Uebereinstimmung theilweise?) als richtig anerkenne, nisse gegangen. Da nun ferner die Anregung zur Erweiterung des Be- obachtungsmaterials in vielen Fällen (z. B. bei ©. DIENER und dem Ver- fasser) unmittelbar oder mittelbar auf Suess selbst zurückgeht, lag für diesen um so weniger Veranlassung vor, sich gegen etwaige hieraus hervorgehende theoretische Abweichungen zu wenden. 1) Jahrb. der geol. R.-A. 1887, S. 409. 2) Die „tektonischen Elemente im Norden und Süden der ÜUentral- zone“ sind nicht „dieselben“. Gebilde, welche der Cima d’Asta und den Karnischen Alpen vergleichbar, fehlen im Norden überhaupt, mag man dieselben als „Horste“ oder als Aufwölbungen auffassen. 483 halte ieh dennoch die Annahme der tektonisehen Gleiech- artigkeit von Nord- und Südalpen für gänzlieh verfehlt. Wie im XIV. Kapitel nachgewiesen wurde, ist die tek- tonische Vorgeschichte beider Gebiete in vielen Beziehungen abweichend: die südlichen Ostalpen haben in der Mitte der Carbonzeit, die nördlichen in der Mitte der Kreide- zeit eine Gebirgsbildung erfahren, deren Spuren jedesmal in der gegenüberliegenden Zone gar nieht vorhanden oder zweifel- haft sind. Aus dieser verschiedenartigen Vorgeschichte er- klären sieh die zahlreiehen Unterschiede, welche den Bau der nördlichen und südlichen Ostalpen kennzeichnen: 1. Eruptivgesteine, die im Norden so gut wie gänz- lich!) fehlen, sind im Süden seit der Dyas in fast allen geologischen Perioden in ausgedehntem Masse zum Aus- bruch gelangt. Nach den local beschränkten Diabasaus- brüchen der älteren Carbonzeit haben wir die altdya- dischen Quarzporphyre von Bozen, die ausgedehnten Quarz- und Augitporphyrlaven der mittleren und oberen Trias, endlich die Granite von Meran— Franzensfeste und dem Adamello, welehen letzteren mit Rücksieht auf die Con- taetveränderungen triadischer Kalke ein spät- oder nachtria- disches Alter zukommt. Während die Kreidezeit im Allge- meinen frei von Eruptionen geblieben zu sein scheint, ist in dem südliehsten Gebiete das Tertiär wieder durch massenhafte und ausgedehnte Ausbrüche gekennzeichnet. Warum die Süd- zone im Gegensatz zum Norden und dem Centrum durch diese Lebhaftigkeit vuleanischer Eruptionen gekennzeichnet ist, wissen wir nicht. Jedenfalls muss diese bedeutende An- häufung massiger Gesteine schon aus rein mechanischen Gründen den Gebirgsbau beeinflussen. So weist VACEK nach, dass die Disloeationen der Trientiner Gegend von den Granit- massen der Cima d’Asta und des Adamello in ihrem Verlaufe beeinflusst werden. Ebenso reichen die südwärts gerichteten Ueberscehiebungen des Gebietes zwischen Eisack und Etsch nicht über den Granitwall von Franzensfeste hinaus. !) Die kleinen Diabasvorkommen des Algäu bilden die einzige Aus- nahme. 31* 484 Ferner ist soviel klar, dass die Eruptionen der Süd- alpen nieht in Zusammenhang mit der „Innenseite“ des heutigen Gebirges stehen. Der heutige Gebirgsbogen ist Junger Entstehung, Eruptionen fanden aber hier schon zur Carbon- und Dyaszeit statt, als die Anordnung der da- maligen Kettengebirge eine gänzlich abweichende war: es erscheint nach dem Vorstehenden sogar nicht ausgeschlossen, dass die heutige Innenseite damals die Aussenseite war. 2. Obwohl die tektonisehen Elemente im Süden und Norden zum Theil die gleichen sind ,') ist die Vertheilung derselben im Norden und Süden gänzlich verschieden. Sieht man von den überall auftretenden Querbrüchen ab, so ver- laufen im Norden die langgedehnten Brüche und Falten der Centralkette parallel; im Süden wird der Verlauf beider dureh den langgedehnten gegen die Centralkette convexen Bogen der Judiecarien-Gail-Linie bedingt; die Villnösser- und Sugana-Save-Linie bilden die Sehne des Bogens, stehen also auch in keiner wahrnehmbaren Abhängigkeit von der Centralkette. 3. In einem fast überall wahrnehmbaren Zusammenhang mit diesem selbstständigen System von Dislocationen stehen die Aufbrüche älterer gefalteter Gesteine bei Recoaro, an der Cima d’Asta, bei Lorenzago, in der Karnischen Haupt- kette und den Karawanken. Die eigentümliche Vertheilung der Brüche und der alten Kerne dürfte auf die weite Ver- breitung eines ecarbonischen Faltungskernes zurückzuführen sein. 4. Die Vertheilung des gefalteten und gebrochenen Gebietes ist im Norden und Süden gänzlich verschieden. Während im Norden der Schollen- und Plateau-Charakter auf das verhältnissmässig kleine Gebiet zwischen den Berchtes- sadener Kalkhochflächen und dem Todten Gebirge?) beschränkt !) An den langen geraden Dislocationslinien erscheinen im Norden (Buchberg—Mariazell—Windischgarsten) wie im Siden (Sugana-Save-Linie) zuweilen dieselben Aufbrüche von Werfener Schiefer inmitten der jüngeren Triaskalke. 2) Watzmann, Untersberg, Göll, Steinernes Meer und Uebergossene Alm, Tennen- und Hagengebirge, Dachstein und Todtes Gebirge. Auch in der Rofangruppe am Achensee herrscht, wie u.a. die schöne photo- graphische Aufnahme der liassischen Riffe von F. WÄHNER zeigt, der 485 ist, bildet dasselbe im Süden die Masse des Ganzen von den Julischen Alpen im Osten bis in das westliche Südtirol. Im Osten schliesst sich der nordalpinen Schollenregion das ge- faltete Gebiet von Niederösterreich an, in dem das vorwiegende Fallen der Schichten nördlich von der Windisehgartener Auf- bruchslinie südwärts, südlich von derselben nordwärts gerichtet ist. „Grossartige, südwärts gerichtete Uebersehiebungen“ nimmt Mossısovics vor allem für das Mürzgebiet an. Im Westen folgen den Berchtesgadener Gebirgen die langgezogenen Ketten der Nordtiroler und Bayerischen Kalkalpen, in denen Faltungen, Faltungsbrüche und Ueberschiebungen den Ge- birgsbau beherrschen, wie sogar die in kleinerem Maasstabe ausgeführten geologischen Karten erkennen lassen. Die Fal- tungen sind hingegen im Süden auf die peripherischen Zonen beschränkt: sie begleiten, wie oben dargelegt wurde, die Gail-Judiearienlinie in ihrer ganzen Erstreekung und beherrschen ebenso — zusammen mit O—W streichenden Fal- tungsbrüchen — den Gebirgsbau der Karawanken.!) Ferner wird die südlichste Grenzzone vom Comer See bis Dalmatien dureh südwärts geschobene Falten gekennzeichnet. Der zum Theil nachgewiesene, zum Theil angenommene carbonische Gebirgskern erscheint allseitig von Falten umwallt; eine Aus- bildung dieser Dislocationsform über bezw. in der Kernmasse wird durch die Starrheit derselben verhindert. Während die Nordtiroler Kalkalpen gefaltet und zusammen- geschoben, bildeten sich in dem Hauptgebiete der Südalpen Plateaucharakter vor. Im Allgemeinen ist in dem genannten Gebiet die flache Lagerung nur durch Brüche unterbrochen; Faltungen gehören zu den Ausnahmen (GEYER |. c. S. 250). Die einzige übersichtliche Darstellung findet sich bei G. GEYER, Ueber die Lagerung der Hierlatzschichten in der südlichen Zone der Nordalpen zwischen Pass Pyhrn und dem Achen- see. Jahrb. d. geol. R.-A. 1886, bes. S. 245 ff. ') TELLER beschreibt (Verhandl. d. geol. R.-A. 1886, 8. 105) das Vor- kommen silurischer Gesteine am Seeberg in den Karawanken als anti- klinalen Aufbruch, der von Längsstörungen begrenzt wird. „Das Ge- birge ist buchstäblich in einzelne schmale Bänder und Streifen von Ge- steinszonen verschiedenen Alters zerschnitten“. Diese Häufung paralleler, meist sehr tief greifender Längsstörungen muss geradezu als das „hervor- stechendste Moment im Gebirgsbau des östlichen Theiles der Karawanken bezeichnet werden“. 486 Sprünge, längs welchen das Gebirge stufenweise gegen Norden emporgezerrt wurde (v. MosJsısovics), und an der Grenze der beiden verschiedenartigen tektonischen Regionen fand die höchste Emporwölbung des Gebirges statt. E. Suess hat bekanntlich den Versuch gemacht, die Bruch- linien der südliehen Ostalpen und vor allem auch die Ent- stehung der peripherischen südlichen Faltungszone mit dem Einbruch der Adria in ursächliche Beziehung zu setzen. Die Falten seien bestimmt, die Senkung zu überschieben. Nach den neuesten Angaben STAcHE’s über die tektonische Geschichte des dalmatinischen Küstenlandes !) soll nun aller- dings die neogene Faltung der dinarischen Ketten dem Ein- bruch des alten adriatischen Festlandes vorausgegangen sein; die beiden tektonischen Phasen wären sogar durch „die lange neogenquartäre Periode eines ausgedehnten, verhältnismässig stabilen Festlandbestandes“ von einander getrennt. Wenn sich diese vorläufigen Angaben bestätigen sollten, würde ein Zu- sammenhang zwischen den älteren Dislocationen der Ostalpen und dem quartären Einbruch der Adria nieht angenommen werden können. Dass die Gail-Judicarien- und die Sugana- Save-Linie nichts mit dem adriatischen Einbruche zu thun haben, wurde schon früher nachgewiesen.?) 4. Kommen an Bruchlinien „Hebungen“ vor? Im Vorstehenden ist bereits mehrfach darauf hingewiesen worden, dass die Karnischen Alpen und Karawanken, trotzdem Brüche die beherrschende Rolle im Gebirgsbau spielen, eine Emporwölbung, nieht einen Horst darstellen. Das nördliche Gailthaler Gebirge wurde in toto als eine Synklinale aufge- fasst, und somit konnte die südlich liegende Karnische Haupt- kette nur als antiklinale Aufwölbung gedeutet werden. Der Gailbruch ist der gebrochene Sehenkel der Falte. Die südliche Begrenzung des altpalaeozoischen Aufbruches berech- tigt zu demselben Schlusse. Wenn die Trias im Osten der ') Verhandl. d. geol. R.-A. 188S, S. 52 und Uebersicht der geolo- gischen Verhältnisse der Küstenländer, 1889, S.-A. 8.83. ?) Die Tribulanngruppe am Brenner, S. 31, 32. 487 Hauptkette nur dureh Absenkung in ihre heutige Lage ge- kommen wäre, würde die Höhe, zu welcher die silurischen Schiefer am Hochwipfel emporragen, schleehtweg unerklärlich sein. (Die Höhe der unmittelbar benachbarten Schiefer- und Dolomitberge ist fast gleich, trotzdem die Widerstandsfähig- keit des ersteren Gesteins gegen denudirende Einflüsse viel geringer ist.) Aehnliche, die verticale Bewegung betreffende Annahmen sind für die durch Hochwipfel-, Zirkel- und Rosskofelbrüche umgebene Carbonscholle notwendig. Auch diese aus weichem Gesteine bestehende Masse hat einst, wie die eigentümliche Anordnung der Thäler beweist, die Dolomitmassen überragt. Abgesehen von einzelnen späteren Nachbrüchen !) hat also im Allgemeinen eine Aufwärtsbewegung an den Dislocationen stattgefunden. Auch hier werden wir also zu derselben Anschauung ge- führt, die Mo,sısovics sehon längst für die Brüche von Süd- tirol ausgesprochen hat: An den grossen Längsstörungen des Gebirges fand eine ungleiehmässige Hebung oder besser gesagt Emporzerrung der Schollen statt. Es ist ohne weiteres klar, dass die Auffassung in unmittel- barem Widerspruch zu der Suzss’schen Lehre steht: Es giebt keine aufsteigende Bewegung im Festen ausser derjenigen, welche etwa mittelbar aus der Faltung resultirt. Eine ver- mittelnde Anschauung in dem Sinne, dass anfangs eine Hebung, später ein Nachbruch stattgefunden hätte, ist nur für einzelne Fälle,') nicht aber für die grossen Hochgebirge der Erde möglich. Die Untersuchung der Structur des einzelnen Bruches er- giebt keine unmittelbaren Anhaltspunkte für die Tendenz der Bewegung; Schleppungen und Abquetschungen der Schichten werden in genau derselben Weise erfolgen, mag nun die eine Scholle gehoben, oder die andere gesenkt sein. Wir werden also die geologischen und die Höhenverhältnisse in jedem einzelnen Falle in Betracht zu ziehen: und dann aus den sicher ') Die Längsscholle des Fellathales, die vom Hochwipfel- und Save- bruch begrenzt wird, dürfte theilweise auf einen derartigen Nachbruch zurückzuführen sein, 488 festgestellten Beispielen allgemeine Sehlüsse über die Tendenz der Erdkrustenbewegungen abzuleiten haben. Für die Alpen liegt nach dem Vorstehenden die Frage ziemlich klar: Die Einzelbeobachtungen beweisen für eine grosse Zahl von Brüchen Emporzerrung oder Hebung; für die bedeutendsten Dislocationen der Südalpen, die Gail-Judi- earien- sowie die Sugana-Save-Linie ist ein unmittelbarer Zu- sammenhang mit der Faltung nachgewiesen, und bei den anderen Dislocationen des Tiroler Schollengebietes wird der Bruchcharakter wahrscheinlich nur durch die Starrheit der Unterlage bedingt. Der grossartige und sicher festgestellte Einbruch der Adria fällt aber wahrscheinlich in eine junge geologische Zeit, in der die Aufrichtung des Gebirges schon ihren Abschluss gefunden hatte. Ein zweites für die Erörterung dieser Fragen mit Vorliebe herangezogenes Gebiet ist der amerikanische Westen, ins- besondere die Sehollenregion des Great Basin. Auch hier nimmt bekanntlich SuEss gewaltige Senkungen an, um das Vorhandensein von Brüchen zu erklären, während die ameri- kanischen Geologen an dem Vorhandensein von Hebungen fest- halten: „Die grossen Ketten und Plateaux der Felsengebirge sind durch vertieal wirkende Kräfte gehoben worden. Hori- zontale Compression fehlt ganz, oder wo sie spurenweise vor- handen ist, resultirt sie aus der Aufwärtsbewegung des plas- tischen Kernes, im geraden Gegensatz zu der meist verbreiteten Meinung über Gebirgsbildung, welehe die Aufwärtsbewegung zur Resultirenden einer unwiderstehlich wirkenden horizon- talen Zusammenschiebung macht. Die Berge des Westens sind also nicht dureh horizontalen Druck gebildet, sondern durch die Wirkung unbekannter Kräfte unter ihnen gehoben worden.“ !) So kurz der Aufenthalt war, der den europäischen Geo- logen der „great western exeursion“ im Jahre 1891 an den einzelnen hochinteressanten Punkten gegönnt war, so war es doch, dank der ungewöhnlichen Klarheit der Aufschlüsse, mög- lich, ein Bild von dem Bau des Gebirges zu erhalten. Von besonderem Interesse waren für die vorliegenden Fragen be- 1) DUTTON, VI Annal. Rep. 1884—85, S. 197. Vergl. BITTNEr, Jahrb. d. geol. R.-A. 1887, 8. 416. 489 sonders die Umgebungen der Basin Ranges (Utah) und der Rand des Hochgebirges der Front Range im Staate Colo- rado. Die grosse Randspalte des Gebirges, welche hier die Kreidebildungen der grossen Ebenen in ziemlich nahe!) Berührung mit den Graniten des Pikes Peak und den archaischen Gesteinen der Royal Gorge bringt, trägt ganz und gar nicht den Charakter eines Senkungsbruches- Statt der peripherischen Staffelbrüche und der Radialspalten, welche eine grosse Senkung begleiten, ist die Grenze durch einige Falten und schräge Verschiebungen und Uebersehie- bungen?) gekennzeichnet. Besonders bemerkenswerth ist die ruhige, ungestörte Lagerung, die „mesa structure“ der Kreide- und Tertiärbildungen in der grossen Ebene. Eine derartige Abwesenheit aller Brüche wäre für wirkliche Senkungsfelder unerhört. Ebenso wenig wie der Rand des Hochgebirges ist die Struetur des „Basin ranges“, der merkwürdigen aus Mono- klinalen oder durehgerissenen Antiklinalen bestehenden Gebirge von Utah durch Senkung des umliegenden Landes erklärbar. Auch im Great Basin umfasst die Vorgeschichte des Gebirges eine Reihe von mannigfachen Phasen. Abgesehen von einer grossartigen postarchaischen Transgression der Algonkischen und palaeozoischen Schichten sowie von kleineren Meeres- schwankungen der älteren und mittleren Aera, fand die haupt- sächliche Faltung z.B. in den Wahsateh- und Uintabergen am Ende der Kreidzeit statt. Das Eocaen transgredirt mit Con- glomeraten über die älteren aufgeriehteten Bildungen. Aber wie in den Alpen dauerten die Hebungen („uplift“) hier in ver- minderter Energie während der älteren und mittleren Tertiär- Tertiärzeit fort. Die Erscheinungsweise der heutigen I) Die zwischenlagernden palaeozoischen Gesteine, besonders Silur und Carbon, sowie die rothe Trias-Jura Serie ist durch die Dislocation stark redueirt und besitzt im Allgemeinen eine im Vergleich zu den sedimentären Vorketten anderer Hochgebirge gar nicht in Betracht kom- mende Breite. 2) Durch eine derartige Bewegung ist der devonische fischreiche Old-Red sandstone in das Untersilur von Canyon eity gerathen. Das regelmässige, von WArcorr publieirte Profil entspricht den natürlichen Verhältnissen nicht. 490 Basin-Ranges mit ihren durehgerissenen Synklinalen (Wahsateh), ist auf dies „uplifting“, dem eine energisch wirkende Denudation folgte, zurückzuführen. Die am meisten hervortretenden Brüche des Hochplateaux von Utah!) stehen in derselben Abhängigkeit von der Längsrichtung des Gebirges wie etwa die zweifellosen Faltungsbrüche der Nordalpen. Völlig verschieden ist die Anordnung der Einbruchs- spalten in echten Senkungsgebieten, wie sie etwa das Liparische oder Aegaeische Meer oder die Senkungen am Ostende der Alpen darstellen. Die soeben gekennzeiehnete Verschiedenheit ist dem Scharfblieke von Surss nieht entgangen: „Die Vorstellungen, welehe sich auf den engen umgrenzten Gebieten des mittleren Europas bilden, sind aber zum guten Theile nieht übertragbar auf jene weiten Regionen anderer Welttheile, in welehen hori- zontal geschichtete Platten auf ausserordentliebe Strecken hin durehsehnitten sind von grossen Störungslinien, in welchen der Begriff von peripherischen Linien selten, jener von radialen Linien noch seltener Geltung erlangen kann“. Auf eine Consequenz der Auffassung, die in zahlreichen Hochgebirgen oder Hochgebirgstheilen „Horste“* sieht, wurde schon hingewiesen. Man müsste nicht nur die Oceane, deren tektonischer Bau im Wesentlichen unbekannt ist, sondern auch die grossen Ebenen der Erde, wie die russische oder nordamerikanische Tafel als Senkungsgebiete auffassen. Ein solehes Senkungsgebiet müsste aber von Brüchen umgeben sein. Hingegen war am Rande der Rocky Monntains der Nach- weis möglieh, dass die vorliegenden Disloeationen nicht dem Typus der Senkungsbrüche entsprechen und an den Rändern der Russischen Tafel fehlen derartige tektonische Erscheinnngen überhaupt. Das Bild, welehes wir uns von dem Bau der Erdrinde zu machen haben, wird dureh Berücksichtigung neuerer Forsch- ungen immer verwiekelter. Während bei den älteren Geologen?), 1) Wiedergabe bei Sugss, Antlitz der Erde I, S. 163. 2) Und bei LAPPARENT, der, indem er einige Auswüchse der neueren Richtung mit Glück bekämpft, auch die wesentlichen und wichtigen Fort- schritte derselben zu. verkennen geneigt ist. (Vergl. Frecn, Zeitschrift d. Gesellschaft f. Erdkunde. Berlin 1587. S. 151ff. u. 155 ff. 491 vor allem bei Ernie DE Bzeaumont die selbständige Hebung womöglich jeder einzelnen Falte angenommen wurde, gliederte SuEss in grossartiger Uebersiehtlichkeit die Dislocationen in tangentiale und vertieale (senkende). Bei der einen Grund- form sind Faltung und mittelbar aus derselben resultirend Hebung, bei der anderen Bruch und Absenkung die Aeusse- rungen der tektonischen Kraft. Im Vorstehenden ist der Nachweis versucht worden, dass nicht nur gelegentlich, sondern als weit verbreitete Dislo- eationsform Hebungen an Bruchlinien vorkommen. In zwei Gebieten, deren eines seit Jahrzehnten ein Lieblingsgegenstand geologischer Forschung war, während das andere in unbesehreib- lich klaren und grossartigen Aufsehlüssen seinen inneren Bau enthüllt, konnte dieselbe Thatsache durch das Zeugniss ver- schiedener Beobachter nachgewiesen werden. Wenn ein schon einmal gefalteter starrer Gebirgsrumpf einer neuerlichen Gebirgsbildung (Aufwölbung) unterliegt, so erfolgt nieht eine zweite Faltung oder Emporwölbung, sondern eine Aufwärtsbewegung der Gebirgsmassen an grossen, einheitlichen, der Längsrichtung des Gebirges folgen- den Brüchen. Ich habe im Vorstehenden den Versuch gemacht, das Wenige, was über den tektonischen Charakter und die Bil- dungsgeschichte der Ostalpen sicher bekannt ist, in möglichst gedrängter Form zusammenzufassen. Möge man nachsichtig über die Mängel hinwegsehen, welche jedem derartigen Ver- suche anhaften, der bei dem Widerstreit der Meinungen jetzt doppelt schwierig ist. Für unsere Kenntniss des alpinen Gebirgsbaues gilt noch immer das Wort, mit dem vor 16 Jahren v. MoJsısovics seine Dolomitriffe abschloss: „Wir stehen am Beginne des Erkennens und Begreifens, ein weiter Weg liegt noch vor uns!“ Orts- und Sach - Register. A Aarmassiv 449 Abfaltersbach 137, 462, 463 Abflusssystem der Alpen 471 Acanthospongia 283 Achomitz 15, 211 — (Profil zum Achomitzer Berg) 16 Achomitzer Berg 436 Acidaspis gibbosa MSTR. sp. 241 Acrochordiceras 401 Actinostroma 255 — clathratum NICHOLS. 250 — intertectum NICHOLS. 233 — verrucosum GF. sp. 259 Adamello 483 Adamellogebiet 196 Adneter Knollenkalke 29. Adneter Schichten 134 Adria (Einbruch) 486 Aegaeisches Meer 490 Agordo 168 Alpelspitz, 1304 m, 28 Alpelweg 28 Altoligocaener Nummulitenkalke 453 Altwasser 305 Alveolites Labechei M. Epw. et H. 233 — nov. sp. (aff. reticulato STEIN) 264 — suborbicularıs LAM. 262, 263, 264 ' Amariana, Monte 170 Amblysiphonella sp. 315 Ampezzo 6 Amphibol siehe Hornblende Amphicoelia 294 — europaea Nov.Sp. mscr. 252 Amplexus 257 — coronae FRECH mser. 315, 328 — herceynicus A. ROEM. 263 Anarcestes (Böhmen F,, Wolayer Thörl) 248 — lateseptatus BEYR. 220 Angerthal SO Angerthaler Culm 5 Angularia 418 Annularia sphenophylloides ZENK. sp. 313 — stellata SCHLOTH. sp. 313 Anomia alpina WINKL. 421 Antelao 423 Antelao-Linie 464 Antholzer Gruppe 196 Anthraeitflötzchen 311 Antolobach 115 Antruilles 451 Apennin 444 Aphyllites 91 — (Böhmen F, Wolayer 'Thörl) 248 — zorgensis A. ROEM. sp. (= Gonia- tites evexus KAYS. 295 !) Die Namen der Autoren sind nicht aufgenommen. Araxesenge bei Djulfa 400 Arcestes 372 — Gaytani 415 Arethusina Haueri FRECH 231, 234 Argonauta 353 Archaeocalamites 93 — radiatus 87, 305 Archaeopora nexilis DE Kon. 306 Arizona 359 Arnoldstein 211 — (Kalkzug von) 13,14 Arta, Schwefelbad 170 Athyris ambigua Sow. 306 — Campomanesi Arch. Vern. (Wo- layer Thörl) 253, 295 — concentrica v.B.? 262 — Ezquerra VERN. 295 — globosa A. RoEMm. 266 — globosa var. nov. elongata FRECH 92, 266 — janiceps 342 — mueronata ÖEHL 259 obolina BARR. sp. 249 pectinifera SOw. 373 planosulcata PHILL. 306 subcompressa FRECH 253 — subcompressa mut. progona FRECH 249 Aspasmophyllum ligeriense BARROIS sp. (= Zaphrentls ligeriensis BAR- | ROIS 255 Astartella Reussiana DE Kon. 307 | Astartopsis (Corbula) Rosthorni 415 | Astrocoenia decipiens LBE. 384 | Asturien 334, 365 Asymmetrische Entwiekelung der Kettengebirge 480 ft. Atrypa aspera BRONN. 267 comata BARR. 253, 259 — desquamata Sow. 262 | marginalis DALM. 249 reticularis L. 233, 259, 367 semiorbis BARR. (F,) 259 | Auerigg 49 | Auerniggprofil 317 ff., 326 | Aufbruchslinie Buchberg - Mariazell- | Windischgarsten 429 493 Aufpressungen älterer Gesteine im Schlerndolomit von Malborget 27 Aufpressungen von älteren plasti- schen Gesteinen in starren jüng. 427 Augit helllederbraun in dynamometa- morphem Diabas 184 — grünlich, verbunden mit Uralit in dynamometamorphem Diabas 183 Augitporphyrlaven der mittleren und oberen Trias 483 Aulopora minor GOLDF. 264 — repens minor GEF. 259 Auswalzung 434 Avanza 103, 109 Avicula palliata BARR. E, W. 252 —- scala BARR. mut. 252 Aviculopecten antilineatus DE Kon. 307 arenosus PHILL. 307 Barrandianus DE Kon. 307 concentricostriatus M’Coy. 307 deornatus PHILL. 307 Fitzingerianus DE Kon. 307. —- Haidingerianus DE Kon. 307 Hoernesianus DE Kon. 307 intortus DE Kon. 307 Partschanus DE Kon. 307 — subfimbriatus DE Kon. 307 Axosmilia 384 Azzarola (Lombardei) 139 B Balatonites 404 — bragsensis LORTZ 397 Bänderkalke, graue des Polliniggs 77 Bärenbadlahnereck 2'5 Baieria digitata HEER 340 Bakewellia 399 — ceratophaga 374 Barcellonnette 420 Basin Ranges (Utah) 489 Bellerophon (Stachella) 58 — pelops HALL var. expansa BARR. W. 250 — tenwifascia SOW. 308 — (Euphemus) decussatus FLEM. 308 — (Euphemus) Urii FLEM. 308 494 Bellerophon (Tropidocyelus) telesco- | qus noVv.Sp. 251 Bellerophonkalk 336, 341, 426 Beloceras nov.sp. 227 — (Wolayer Thörl) 248 Berchtesgadener Gebirge 485 Beyrichien (Kalk) 236 Bifertengrätli an der Ostseite des Tödi 447 Biotit in Quetschzonen der Horn- blende-Gesteine des Nötschgrabens ar, 178 — in dynamometamorphen Diabasen 183, 184 — in Quarzphyllit 155 Bladen (Sappada) 467 Bladener Jochkofel 110 Bladener Jöchl, halbkrystalline Bän- derkalke 245 Blattverschiebuhg 72, 433 Blattverwerfung mit Ablenkung des | Streichens 435 Bleiberg 2, 152 Bleiberger Erzberg 461 Blutjaspis 1?3 Bodenalm 130 Bombaschgraben 2S, 45, 318 Bordaglia Alp 167, 427, 430, 464, 465 Bordaglia di sotto 105 Bosnien 469 Bothrophyllum 366 Bozener Quarzporphyre 133 Brachiodenkalke 281 Brachiopodenkalk des unteren Ober- | devon 266 Brachiopodenmergel und -Schiefer (Facies) 283 Brancoceras 355 Braunstein 23 Brda 172 Breitenstein (2400 m) 140 Brennergebiet 450 Brenner (Ueberschiebungen) 182, 444 | Brentagruppe 464 Brest 247 Briangonnais 449 Brixener Granitwall 196 Bronteus thysanopeltis 275, 386 — palifer 275 — transversus BARR. 256 Bruchblatt 434 Bruchnetz der Karnischen Alpen in seinem Zusammenhang mit den tektonischen Linien d. Ostalpen 460 Bruchsysteme (3) der südlichen Ost- alpen 465 Bruneck 137, 463 Buchach (884 m), 475 Buchacher Alp 65 Buchberg-Mariazell-Windischgarsten (Aufbruchslinie) 451 Buchensteiner Schichten 167, 351, 410 Büdesheim 354 Butowitz (F,), schwarze Plattenkalke von 298 Ü Cabrieres in Languedoc 239, 273, 257, 305 Calamites aproximatus BRGT. 361 — ramosus ARTIS 355 — Suckowi BGT. 335 Vise Caleaire de 305 Calceolamergel in der Eifel und bei Torquay 283 Calecevlaschiefer des Oberharzes 283 Calceola sandalina 265 Caleiferous sandstone (Schottland) 331 Calymene reperta ÖEHL. 250. Callipteris conferta STERNB. SP. (?) 325 Callonema (? Macrocheilos) Kayseri ÖEHL. 251, . Camerocrinus HALL. (= Lobolithus BARR. 222, 225 Camerophoria sp. 269 — alpina SCHELLWIEN 313 — latissima SCHELLWIEN 332 — Purdoni Dav. 373 -— Sanceti Spiritus SCHELLWIEN 332 Canal di Gorto 93 Canyon eity 489 Caradoeschiefer des Uggwathales 219 Carbon 302 ff. Carbon in den Ostalpen, Verbreitung desselben 332 Carbonische Gebirgsbildung 111 Carbon, karnisches, Altersverhältnis des 377 Carbon und Perm, die Stellung des Karnischen in der allgemeinen Schichtenfolge 349 Cardiola 285 — cornu copiae GOLDF. (= (. inter- rupta Sow. et auct.) E, 226, 235, 238, 242 — retrostriata 269, 257 — spuria MSTR. sp. (= Cardiola per- signata BARR. 242 Cardiomorpha? tenera DEKOoN. 307 | — concentrica DE Kon. 307 Cardita austriaca v. MH. — (Gwuembeli 163, 416, 417 Carditaschichten 145 Valle di Carnia 115 Carpolithus Klockeanus GEIN.Sp. 341 — Eiselianus GEIN. sp. 341 — foveolatus Hr. 341 — Geinitzi Hr. 341. — humnicus HR. 341 — libocedroides HR. 341 Carnia, östliche 168 — westliche 165 Carnites floridus 153, 160, 415, 417 Caroj-Thal 61 Casa Culet 62 Casa Dimon 62 Casa Monuments 439 Casarotta 59 Castellet 450 Cathervieille 255 Caunopora-Form. 259 Celaeceras praematurum (Gs) 248 Cellonkofel 50, s4 — Mächtigkeit der Kalke am 56 Centralplateau, französisches 243 Centronella 295 Cephalopvden-Schiefer und -Mergel 287 Cephalopodenkalke, bunte 287 495 Ceratites subrobustus 403 Ceratodus (Lunzer Sandstein) 415 Cercevesa-Alp 61 309 Cereivento 169 Chassegrin (Sarthe) 297 Chemnitzia Rosthorni HOERN. (Pseu- domelania) 160 Cheirurus gibbus BEYR. W. 250 — insignis BEYR. (Cheirurus Ss. str. bei F. SCHMIDT) Gruppe des Ch. insignis 241 — intermedius 96 — propinguus MSTR. mut. devonica nov. nom. 249 — propinquus MSTR. (= Quenstedti BARR.). (E,) 225, 231, 234, 240 — (Juenstedti BARRANDE (siehe Ch. propinquus) 241 — Sternbergi BARR. (Fr), 9) 224, 258 Chemung group 283 Chiarso-Cafon 62, 64, 247 Chiusaforte 171,174 Chlorit in spilitischen Mandelsteinen 181,182 — in Mandelräumen von Spiliten 152 — in dynamometamorphen Diabasen 183, 184 — in Porphyriten 185, 186 — in Quarzphyllit 187,185 Chonetes Buchianus DE Kon. 306 hardrensis 352 Laquessianus DE KON. 306 latesinuatus SCHELLWIEN 315 Koninckianus SEMENOW? 306 Chonetes-Schichten 253 Choristoceras Marshi 391 Ciadenis, Monte 110 Cibinberg 37 Cilli (Südsteiermark) 412, 452 Cima d’Asta 62, 462, 468 Uladochonus 297 — Michelini M. Epw. 376 Cladograptus 221 Clapsavon (Tirol) Monte 411. et HAIME 496 Olathrodietyon philochymena FRECH 269 Olimacograptus 221 Clymenienkalk 267 ff. Olymenia (Oyrtoclymenia) binodosa | MSTR. 268 — (Oyrtoclymenia) nov. sp. aff bino- dosae 268 | | — (Oyrtoclymenia) eingulata MSTR. | 268 — (Oyrtoclymenia) Dunkeri MSTR. | 268 — (Oyrtoclymenia) laevigata MSTR. 268 — (Goniochymenia) speciosa MSTR. | 268 (Oxyelymenia) 265 Coalbrook Dale 353 Coblenzquarzit 283 Coccophyllum 354 Coelocoenia (= Pyllocoenia) 354 Coglians (Monte) 91 Col Becchei 451 Colle di Mezzo Giorno 422 Collinetta-Alp 0 — Synklinale der 85 — Clymenienkalke an der 92 — Ausläufer der Synklinale sS Colorado 359 Columnaria? sp. 264 Comeglians 164 Comelico 163, 165 — Inferiore 131 Comer See 485 strıata MSTR. Complieirte Faltungs- u. Interferenz- | erscheinungen 434 Confingraben 59 Conglomerat, breccienartig, haupt- sächlich von Hornblendereichen Gesteinen gebildet Nötschgraben, | nördlicher Eruptivzug 179—1S1 Conoeardienschicht 315 Conocardium abruptum BARR. 252 — artifex BARR. 252 — nucella BARR. 252 — prunum BARR. (F,) 252 Conocardium wralicum VERN. 315, 321 Corbis Mellingi 160 Cordaites borassifolius STBG. 362 — principalis GERM. sp. 325 Rivo Cordin 57 Cornon, Monte 422 Costa Spina 124 — Zuceco 121 Cresta Verde 75 Cretaceische Gebirgsbildung 449 Crinoidenschicht von Gerolstein 253 Croda Bianca 93, 104, 107, 432, 443 Crostis, Monte 94 Cryptonella 295 Ctenoerinusbänke 253 Cucco, Monte 169 Cullar, Monte 48, 171 Culm, auf der Südseite d. Karnischen Alpen 308 Culmschiefer 7 Cupressocrinus abbreviatus 265 Cyathocrinus nov. sp. 255 Uyathophyllum angustum LONSDALE 233 — arietinum FISCH. 324, 328 bathycaly&e FRECH 262 caespitosum GEF. 93, 262, 263, 264 expansum M.Epw. etH. sp. (Pty- chophyllum expansum) 249 helianthoides GF. 264 heterophyllum M.E. et H. 93 heterophylloides FRECH 266 hexagonum GF. 264 Lindströmi FRECH 263 vermiculare GF. var. praeceursor 17, 264 — vexatum BARRANDE nıscr. 249,255 Cyelolobus 372 Oyeloclymenia 269 Uyphaspides 275 Cypridinenschiefer des Oberdevon 287 Cyrtoceras miles, Zone des 227 — miles BARR. (E,) 247 — patulum BARR. 235 Cystiphyllum 255 D Dadoerinus graeilis 398 Dadoxylon acadieum 357, 362 S. Daniele bei Paluzza 309 Daonella 46 — Lommeli Wıssm. 411 — Taramellii Moss. 411 Dayia (Atrypa) navieula BARR. 236 Dellach bei Egg (Gailthal) 17 — (im Drauthal) 478 Dellacher Alp 144, 146 Deltaausfüllung alter Seen 364 Demmlerhöhe (2373 m) 141 Dendrograptus 221 Derbyia Waageni SCHELLWIEN 315, 323 Deutsch-Bleiberg 477 Devon, das 244 ff. Vergleiche 272 ff. Devonische Faeciesbildungen, Ueber- sicht derselben 281 Devon, Grazer f. 290 — discordante Lagerung des 15 Devonischer Riffzalk 7 Diabas, dynamometamorph, Ufer des Torrente Chiarso bei Paularo 183, | 154 — Paularo, aus dem Culm nahe der Grenze gegen den Groedener Sand- stein 14 — Stangalp (Steiermark) zw. Tur- racher Höhe u. Reichenau 184, 185 — geschiefert im Nötschgraben und am Hörmsberg bei Bleiberg 177— 179 — Analyse 179 Dielasma elongatum SCHL. 373 — carinthiacum SCHELLWIEN 321 — Toulai SCHELLWIEN 321 Dientener Obersilur (Profil) 237, 238 | Dignasthal 122 Dimon, Monte 39, 309 — Monte, altearbonisches Eruptiv- gebiet des 60 Dimyodon intusstriatus EMMR. 139, 417,421 Dinarısche Faltenzüge 469 Freeh, Die Karnischen Alpen. 497 Dinarites sp. 392 — glacialis 403 Diorit 13 Diphteropora regularis DE Kon. 316 Diplograptus folium 19 — acwminatus NICHOLS 19 Discoclymenia 269 Distichites 385 Dlouha hora 239 Dobratsch 16, 477 — palaeozoische Scholle am 134 Dölling (916 m) 475 Dolabra (?) Hardingi 285 Doleritische Tuffe von Kaltwasser 32 Donnerkogel (Gosau) grosser 410 Dorfer Thal 210 Dossena, Schiehten von 390 Draschitz 14 Draubruch 462 — der Beginn des, im Osten 461 Dreischneidenspitz 71 Dürrer Wipfel 26 Dwykaconglomerate 372 Dyasformation 119 E Eekengraben 139 Eckenkofel 140, 420 Edmondia Haidingeriana DE Kon. 305, 307 — sulcata PHILL. 307 Egg 475 Egger Alp 41 Egger-See 472 Eichenkofel 166 Einklemmungen älterer Schichten zwischen dem Silur und der ab- gesunkenen Triasscholle 23 Einseitige Ausbildung der Alpen 482 Einteilung der Karnischen Alpen 6 Eisackthal 463 Eisenerz in Steiermark 236 Eisenkalk von Wetzmann 75 Eisenkappel 332, 446 Eisenoolith, brauner, feinkörniger, mit Quarzkörnern 225 Eisenreich (2664 m) 130 32 498 Eiskar an der Kellerwand SS Elba (Obersilur) 243 Elbersreuth im Fichtelgebirge (Or- thocerenkalk Obersilur) 240 Elbingerode 281 Elferspitz 61, 232 Encerinurus Novaki FRECH 234 Enerinus liliiformis 398 Ennteles 302, 366 — Kayseri WAAG. 313 — Suessi SCHELLW. 323 Eocaen 457 Eocaene und obligocaene Meeres- bedeckung der Südzone der Ost- | alpen 455 Epidot im Conglomerat des Nötsch- grabens 150 — in dynamometamorphem Diabas 183 — im Saussurit eines diorit-porphy- ritischen Ganggesteins 190 — in Feldspathen porphyritischer Gesteine 185 Erbray (Loire Inferieure) 275 Erdbach-Breitscheid 356 Erdbeben des Dobratsch 453 Erosionsformen bei Pontafel 51 Erosionsklippen 433 Erschbaumer Thal 127, 216 Eruptionen der Südalpen 484 Eruptivgesteine der südlichen Ost- alpen 483 — geologische Vertheilung der Kar- nischen und dioritisches Gang- gestein von Reissach 194 Etroeungt, Kalk von 351 Etsehbucht 471 Eucalyptocrinus ef. rosaceus GF. 259 Euomphalus 42 — carnicus nOV.sp. 251 — catillus MART. 305, 308 — (Phymatifer) pernodosus MEER. 315, 321, 324, 370 Eureka in Nevada 330 Eurypterus 287 Eustatische Bewegungen der Strand- linie 329 F Faaker See 11 Faden 144 Fallbach 174 Faltungsbrüche der Drau und Gail 457 Falzarego-Linie 464 Favosites sp. 17 — dGoldfussi M. Epw. et H. 263, 264 — polymorphus GF. 262 — reticulatus GF. 263, 264 Feistritz 476 (Gailthal) 14 Feistritzfluss, Durchschnitt des, in den Karawanken 346, 347 Feldkogel 67 Fella 27, 174, 487 Fenestella plebeia M’Coy. 306 Fichtelgebirge 305 Filieites oreopteridius SCHLOTHEIM 312 Filone de Costa Spina 167 Filza-Graben 397 Filzmoos 237 | Findenigkofel 6, 232 — Riffkorallen des Obersilur 69, 70 — Kalkbank mit verkieselten Riff- korallen 233 Finkenstein 11 Fladung 417 Flemingitesschichten 401 Flexuren (schiefe Falten) 174, 482 ı Förolach 153 Fontana fredda 62, 309 Forni Avoltri 164, 308, 465 | Franzenshöhe 461 ‚ Frassenetto 109 Frattura peri-adriatica 451, 468 Friauler Kreide 452 Frohnthal 197 Front Range (im Staate Colorado) 489 Fusulina eylindrica FISCH. 322 — longissima MOELL. 375 Fusulinenkalk, röthlicher 310 & Gahart, Sandsteine von 297 Gailberg (Gailbruch) 438 Gailbergsattel, Dislocation am 81, 420, 476 Gailbruch 134, 462, 486 — (Interferenz eines Querbruchs) 143 Gailitz (Canon) 14 Gail-Judiearienlinie 463, 485 Gailthaler Schichten 2 Gaisrücken (Dolomit) 19 Gamskofel 77, 94 Ganggestein, dioritporphyritisch, im Phyllit von Forst zwischen Reis- sach und Kirchbach 155—190 — körnige, porphyrische 194 Gannister beds 331, 353 Gardasee 464 Garnitzengraben 7 Gartnerkofel (Gruppe des) 6, 7, 39, | 438 sartnerkofel, Oberearbon mit Fusu- linenkalken am 39 Gastrioceras 372 Gastropoden, Kalk (im Unterdevon des Wolayer Thörl) 245 Gastropodenoolithe 43 Gatterspitz 130 Gebirgsrümpfe Mitteleuropas 481 Gemskofel (2114 m) 193 (Gemeinberg 141 Gephyroceras 269 (Germula Monte 39, 45 Gervilleia ceratophaga 402 Gigantostylis 384 Giralba 422 Gitschbruch 135 Gitschthal 474 Glacialerosion 476 Glaeialschotter 477 Glarner Gebiet 449 Glassia obovata SOW. 226, 213 Glazat Monte 171 Glyphioceras 372 — sphaericum 355 bei BARR. 499 Gneissalpen 119 Gocman (lies Go@man) 18 Göriach 15 Göriacher Alp 18, 23 Gössering 136 Goggauer Tunnel 34 Goniatites inexspectatus FRECH 90 (Gomphoceras sp. 262 Goritschacher Bach 11 Gorno, Schichten von 320 Gosaukreide im Salzkammergut 451 Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen 450 Gosseletiensandstein (Goss. devonica BARROIS Asturien) 283 Grabenhorst 428 Grabenspalten 426 Grafendorf 151 Grajsca (1559 m) 11 Granat in Quarzphyllit 18S Granatphyllite 192 Granitzug Franzensfeste — Meran 462, 483 Graptolithengestein 242 Graptolithenschiefer des Harzes 287 Grazer Gebiet (Mitteldevon) 444 Great Basin, Schollenregion 48S Greifenburg 135 461 Greifensteiner Facies 273ff., 287 Grestener Schichten 289 Greuth 11 Greuther Holzschleiferei, Reibungs- breecie an der 37 Grödener Sandstein (und Mergel) 23, 24, 43, 141, 336, 425 — Sandstein und der sogenannte Verrucano 336 Grubenspitz 443 Grüne Gesteine (Schiefer u. Quarzite u. die Eruptivgesteine 212 Grünschiefer 193 Grüne Schneid 86 Grund, oberdevonische Riffkalke von 279 Grundgebirge, altkrystallines, Ein- theilung des 202 Gshelia 366 32* 900 Gshelstufe 369 Gstellihorn 428 Günterod 273 Guggberg (1482 m) 27, 430 Guillestre 450 Gurina bei Dellach 475 Guttensteiner Schichten 47 Gyps, als Leitfossil des Bellerophon- | kalkes 342 Gyroporellen 46 H Hainichen, Flötze von 361 Hallia aff. callosae Lupw. sp. 264 Halobia rugosa 416, 417 Hamilton group 283 Harpes franconicus GÜMB. 241 — venulosus COED. W. 250 — vittatus BARR. E, 241 Hartkarspitz 111, 113, 274, 436, 464 — (Striatopora sp.) 256 Harzgebirge 441 Harzgerode 300 Harzgeröder Ziegelhütte 255 Haselgebirge 427 Hauptdolomit 419 Heiligengeist 152 Helderberg group 283 Heliolites Barrandei 261,264, 291,292 — decipiens M’Coy 233 — vesiculosus PENECKE 17, 264 Helminthochiton sp. 315 Helmspitze (2430 m) 130 Heptastylis 384 Heptastylopsis 354 Hercyn 273 Hercynella 285 Heret (Herat) (2430 m) 122 Hermagor 77, 151, 152, 478 Herrenstiege 101 Heterastridium 384 Heterope Mergelzungen am Scheiben- kofel 167 Heuriesenweg 102, 106, 465 Hexacrinus Rosthorni nov. sp. mser. 255, 257, 259 Hierlatzkalke 290 Himmelberger Alp 79 ‘ Hinnites 399 Hochalplspitz 112 Hochfläche von Egg 151 ı Hochgebirgsland der Devonischen Guttenstein in Niederösterreich 429 | Riffe 75 Hochlantsch 291 Hochobir 417 Hochschwabgruppe 36 Hochspitz (2592 m) 214 Hochweisstein (Paralba) 103, 109, 113 Hochweisstein (Paralba) (Gruppe des) 7, 464 Hochwipfel 6, 461, 487 Hochwipfelbruch 10, 41, 435, 436, 465 — bajonettförmige Umbiegung 14 —, östlicher Verlauf des 466 —, Westende des 65 Hoher Göll (Berchtesgaden) 410 Hohenmauth 474 Hohenthurm 15, 475 Hohenwarth 151, 232 Hohe Trieb 61, 433 Hollbrucker Thal 130, 193 Hologyra 418 Holopea tumidula OEHL. 251 Holopella 43 — piligera SANEB. 262 Homalonotus 283 Hömotaxie der marinen artinskischen Stufe 370 Hornblende (gemeine) blaugrün in roh geschieferten Diabasen des Nötschgrabens, südlicher Eruptiv- zug 176, 177 — (gemeine) in roh geschieferten Diabasen des Hörmsberg bei Blei- berg 178 — (gemeine) blaugrüne in Conglo- meraten des Nötschgrabens, nörd- lieher Eruptivzug 179, 180 — (uralitische) in metamorphem Dia- bas 183, 184 — braun, in einem dioritporphyri- tischen Ganggestein 189 Hornblende, hellgrün, in einem dioritporphyritischen Ganggestein 189 Horton series in Neu - Schottland 395 Hüllschiefer der Klippe 432 Hunsrückschiefer 285 Hypsipleura 418 I und J Jauken (2252 m) 144, 337 Iberg bei Grund (Harz) nische Klippe 431, 432 Idaho 359 Idrosee (Weissenbach) 463 Dlitsch 11 Ilmenit in spilitischen Mandelsteinen 182 — in grossen Tafeln in dynamome- tamorphen Diabasen 184 — in einem diorit-porphyritischen | Ganggestein 189 als tekto- | Incarajo-Thal, Graptolithenschiefer | des 222 — Querverwerfungen des 65 Innichen 1 Inselgebirge der Karnischen Alpen zur Zeit der Raibler Schichten 418 Interferenzerscheinungen von schiedenen Bruchrichtungen 437 Interrupta-Kalk 242 Intrusive Hineinpressung von Erup- tivgestein am Stabet 32 Joachimskopf bei Zorge, Kalke von 298 Joannites cymbiformis 415 — ‚Joannis Austriae 415 Jögartkogel 421 Isonzobruch 175, 468 Istro-dalmatisches Küstenland 455 Juekbühel (1891 m) 144, 476 Judenburg 203 — Grünschiefer von 214 Judicarien 464 Judicarienlinie 463 Julische Alpen 163ff., 485 — Mesozoische Tafel der 173 ver- >01 Julische Alpen, Centralstock der (östl. Theil) 173 Jungpliocaene Faltungen (Westal- pen) 454 Juvavische Stufe 419 K Kalischnikwiese 32 Kalkeinlagerungen Schichten 67 Kalkphyllit von Reissach 195 Kaltwasser 45 Kapin 32 ’ Karawanken 8, 257, 441, 442, 484, 485 —, tektonische Entwicklung 446 — (ÖObersilur) 246 Karnische Alpen, Gebirgsbau der, in seiner Bedeutung für die Tek- tonik 424ff. — in ihrer Bedeutung für den Bau des Gebirges 458 ff. Karpathenklippen 431 Karpinskia 'TSCHERNYSCH 294 — oceidentalis nov. sp. 253 Karrenfeld, altes, des Mooskofel 96 Karwändelgebirge 440 Kathrein, St. 25 Katosira 418 Keller 91 Kellerwand 6, 54 — flache Schichtenstellung der 88 — dreieckige Terrasse vor der 89 Kermalinie 174 Kernitzelgraben 218 Kerschdorf 159 Kersnitzen 10 Kesselkofel 213 Kesselwald 15 Kinigat (2510 m) 126 Kirchdach am Brenner 199 Kirkbya permiana 374 Kitzbüchel 232 Klamm bei Payerbach 335 Kleine Studena 41 Klippen, tektonische 430 — der Karpathen und von Hoch- Savoien 431 der Mauthener 502 Knollenkalke des tiefsten Unterde- von 245 Köderhöhe (2281 m) 71 Kofflergraben 397 Kolmwald 36 Königsberg 172 Königswand 118, 244, 245, 433 — (Gruppe der) 6 Kötschach 141, 192, 337, 427, 475 Kok 10, 436, 437 — geologische Verhältnisse 21 — Orthocerenkalke des 234 Kollen Diaul 465 Kollinkofel 281, 303, 443 — grosser und kleiner 91 Koninckina Leonhardi W ısSM.sp. 413 Konieprus 279 — (F,) Fauna von 90 Kopagraben 38 Kopainig 11 Korallenkalke (ungeschichtete) 251 — geschichtete 281 Korallenmergel (im Mitteldevon bei Gerolstein 283 Kordinalp 56 — Kleine 426 Koschutta, Abhang der 416 Kossower Grauwacke 220 Krainburg 14, 211 Krainegg 13 Kramenzelkalk (Obersilur) 227 — mit Orthoceren (Cellon) 231 — (Silurisch am Osternigg) 15 — Nierenkalke 61, 287 Kreide (Ostalpen) 450 Kressbach 77 Kreuzbach (Schlucht) 41 Kreuzbergsenke 120 Kreuzberg bei Sexten 310 Kreuzen (2152 m) 102 Kreuz - Tratten 144 Krieghof 475 Kronalp (Obercarbon) 40 Kronau 174 Krone 45, 49 Kronenprofil 311, 312, 326 Kronhof 475 | Kronhofgraben 70 Kiühweger Alp 42—43 L Laas 143, 427 Längsbruchthäler, tektonische 479 Lahnagraben 99 Langenaubach, Nassau 281 Lanzenboden 53, 438 Lanzenthal 426 Latschacher Alp 17 Lauscheck 76 Leitenthal 215 Leiterhof 131 Leitersteg 96 Lena in Asturien 330 Lengenfeld 467 Leopoldskirchen 164,430 Lepidodendron ef. Goepperti PRESL. 335 — Veltheimianum STBG. 361 — Volkmannianum STBG. 361 Leptaena aff. sericea Sow 220 Leptynoconcha bohemica BARR. Sp. — Tenka BARR. 236 — triangula MSTR. = Tenka BARR. 242 Lerchriegel 31 Lessachterrasse 477 Lessachthal 120, 474 Liburnische Stufe 455 Lienz 478 Lienzer Gebirge 458 Liesing 141, 192 Ligosullo 65 Liköflwand 125, 245 Limatulina intersecta DE Kon. 307 Limnische Steinkohlengebiete 332 Lind 149 Lingula 340 Liparisches Meer 490 Lipnitz 172 Lithodendron 139 Lithophagus faba WınkL. 421 Lochalpe 324 Lomsattel 17, 264 Lonaswipfel 47 Londothal 122 Lonsdaleia floriformis 156, 321, 328 — rugosa M’CoY 305, 306 | Lophophyllum proliferum M’Cuzs- NEY Sp. 321 Lorenzago 168, 460, 484 Lorenzen, St. 137 Loxonema constrietum MART. 308 — enantiomorphumnov. sp. mser. 250 — ingens nov. sp. mser. 251 — simile DE Kon. 308 — subtilistriatum OEHL.? W. 251 Luganer See 447 Luggauer Thal 120 Lumachellen mit Corbis Melingi v. Hau. 415 Lunulicardium sp. (verwandt L. subdecussatum MSTR.) 269, : Lunzer Sandstein 417 Lussnitz 170, 430 — Schwefelgraben bei 342 M Maerocheilos arculatum 91, 262, — fusiforme Gr. 251 — subeostatum 266 — aff. subulitoides GEM. 321 366 | Macrodon? antirugatus pe Kon. 307 — plicatus DE Kon. 307 — strigillatus 414 Maeandrostylis 384 Maeneceras (Cabrieres) 248 Maderkopfalp 97 Madritscheng 54 Madritschen Schober 54 Magnetit in Quarzphyllit 188 Malborgeter Graben 29 — Sperrfort 29 Maggiore, Rivo 63 Maglern 14 Maldatschen Hütte 426 Malöwka-Murajewnia, Kalk von, in Russland 351 Malurch 48 Mandelausfüllung durch Carbonat, Chlorit, Chalcedon in spilitischen Mandelsteinen 182 503 Mandelsteine, spilitisch vom Monte Dimon, Torrente Chiarso, Monte Paularo, Monte Pizzul 181—183 — als Geröll im Schalsteinconglo- merat vom westlichen Kamm des Monte Dimon 182, 183 Manebach (Thüringen) 364 Mangart (2678 ın) 172 Manno am Luganer See 448 Manticoceras Stuckenbergi 246 Marbre Griotte 354 Marginifera pusilla 311. 313, 324 Maria Luggau 192 Martinia carinihiaca SCHELLW. 315 Martulikgraben 425 Massessnik 410 Matterhorn 126 Mauranthal 63 Mauthener Schichten 65 — nntersilurische 208 ff. petrographische Beschaffenheit der 209 Mauthen, Schichtenfolge bei 45 Medlieottia 372 Meekella 366 Megalodon 55, 379 — carintiacus 415 —- Damesi HOERN 420 Gümbeli 422 — Tofanae HoERN 150 triqueter WULFEN 153, 405 Meganteris 295 Meledisalp 229 Mellweg 17 Mendola Dolomit 395 Meran, Südflanke des Granitzuges von 463 Merista herculea BARR. (Fs—G,) 259 — passer BARR. F, 253, 273 — securis BARR. 242 Meristella Circe BARR. W. 253, 259 — tumida BARR. non DALM. 226 — ypsilon BARR. 236 Mezzo, di 62 Michael, St., ab Leoben 335 Microdon discoideus BARR. 253 SCHELLWIEN 904 Mieli bei Rigolato 94, 309 Mimoceras (Böhmen F,) 248 Miocaene Faltungsphase 453, 454 Mirnikbruch 174 Miröschauer Schichten 363 Missoria 77 Mittagskofel (2091 m) 172 Mittagskogel (2144 m) 10, 11, 172, 467 Mittelearbonische Faltungen 440, 455, 460 | Mitteleretaceische Gebirgs- Bildung 450, 455 — Brüche 460 Mitteleuropäische Horste 456 Mittelgebirge (H. STEPHAN) 478 Mitteloligocaene Faltung 453 Mjatschkowa, Kalk von 369 Mocnikgraben 136 Modiola minuta GEF. 421 Modiolopsis Pallasi 374 Möderndorfer Alp 25 40 Möschacher Wipfel (1899 m) 150 Monograptus 19 lobiferus 221 priodon 221 colonus 221 testis 221 Monophyllites wengensis MJs. 412 Montasch 172 Mont Blane, Zone des 447, 449 Monticulipora petropolitana EICHWw. 219, 233 Montieuliporiden, baumförmige 19 Mooskofel 96, 465 — (Alveolites sp., Montieulipora Et 256 Moreretto, Casa 93 Moseardo, Rivo 63 Mürzgebiet 485 Mulei (Muschelkalk Conglomerate) 24 Muran 204 Murchisonia attenuata LINDSTR. 231, 232, 235, 243 — Davyi BARROIS 250 — Megaerae nov. nom. 249 Murgebiet 214 Muschelkalk, rothe Conglomerate des 30 Muscovit 200 Mussenalp 139 Myacites fassaensis WISSM. 43, 392 Myalina bilsteinensis 285 — crassisteta 285 Myalinoptera alpina FRECH 252, 294 Myophoria costata 24 — Kefersteini 163, 418 — Whateleyae 415 N Nachbrechen eingefalteter Kalkmas- sen bei erneuter Gebirgsbildung 437 Nachhelvetische (jungmiocaene) Zeit 458 Nampolach 17 Nassfeld bei Pontafel quelle) 51, 310 Naticopsis plicistria PHILL. 308 — Sturi De Kon. 308 Natiria carintiaca STACHE Sp. 235 — costata MSTR. sp. 24, 392 Nautilus (Discites) subsulcatusP HILL. 308 Nehden 354 Nehdener Goniatitenschichten 287 Nellenköpfchen bei Coblenz 255 Neocomzeit (Rückzug des Meeres) 450 Neritaria 418 Neumarktl 332 Neu-Mexico 359 Neuropteris fleeuosa 335 — gigantea STBG. 335, 362 Neustadt 434 Niedere Tauern 201, 445 Niedergailthal 402, 438 Niederösterreich (Faltungen) 485 Niobe elongata DE Kon. 307 — lueiniformis DE Kon. 307 — nuculoides M’Coy. 307 Nölblinger Graben 69 — Kalkalpenzone 429 (Schwefel- Nörsach 146 Nötsch 131, 152 Nordalpen 482. Nordamerikanische Tafel 490 Nord-Devonshire 351. Nordfrankreich u. Catalonien (Ober- silur) 243 | Nordtiroler Kalkalpen 485 | Norische Stufe (BITTNErR, non MoOJ- | SISOVICS) 419 Nucleospira inelegans BARR.? 231 — pisum 249 | 0 Oberearbon der Karnischen Alpen 309 ff. | Obercarbonische Schichten, Bildungs- | weise der 328 | Öberearbonisches Meer, Vorschreiten | des 330 ÖOberdrauburg 135, 146, 478 Oberfeistritzer Alp 17 Öberflächengeologie der Karnischen Alpen 3 OÖberhöher (bei Bleiberg) 306 Oberjurassische Ammonitenkalke v. Trient 452 Ober-Kreuth 152 Oberndorfer Berg 41 Obersilur (Allgemeines) 220 ff. — thüringisches 242 — südfranzösisches 242 Öbertarvis 172 Öbertilliach 200 Obervellacher Erdbebenlinie 81,439 | Obir, Kleiner 421 Obstoanser See 123,126, 129,198 Odontochile 300 Odontoperna Bouei 415 | Odontopteris alpina STERNB. 315 — Brardi 335 — heterophylla 335 Ofenalp 50, 312 Öfener-Joch 111,112 | Ögdenquarzit in Utah 283 | Öharnachalp 50, 52, 229, 234 | 309 Oistrizza 411 Old Red Sandstone-Facies 288 Oligocaene Falten und Brüche 458 Opis Hoeninghausi 414 Öregione-Joch 110, 112 Örientalisches Festland 469 Oriskany (Lower Helderberg), New York 273 — -Sandstein 283 Orthis Actoniae Sow. 19,219 — (Platystrophia) ef. Bureawi BARR. 254 — calligramma 220 Goescheni FRECH 262 palliata 275 Pecosi MARCOU 313 — resupinata MART. 306, 376 — cf. solaris 220 striatula SCHL. 92, 266 subcarinata HALL 259 tenwissima BARR. 386 Orthoceras 225 alticola, Zone des 22, 225, 240 alticola BARR. 96, 226, 231 amoenum BARR. 226 Argus BARR. 249 dulce BARR. 78, 232 electum BARR. var. 226 firmum BARR. 226 Michelini BARR. 226, 235 originale BARR. 235 pectinatum BARR. 96, 231 pleurotomum BARR. 226, 235 — potens BARR. 22, 78, 225, 230, 232, 235, 254 — Kichteri BARR. 231 — subannulare MSTR. (Elbersreuth, E,) 240 — tramsiens BARR. 78, 232 (Jovellania) triangulare 295 truncatum BARR. 225, 235 cf. vespertilio Sow. 219 — zonatum var. littoralis (E») 225 Orthocerenkalke des Cellonvorberges 229 — Eintheilung der 222 BARR. 906 Orthocerenkalke des Krummpalbl- Gebietes nordwestl. von Vordern- berg 237 — obersilurische 229 Orthothetes erenistria PHILL. 306, 376 — semiplanus WAAG. 313, 318, 324 | Ortlerkalk, triadisch 448 | Öselitzengraben 324 Östalpen, Tektonik der 479 Östernigg 229, 263, 461 — -Poludnigg 279 — — (Devonzug) 466 Östernigg und Poludnigg-Kersnitzen, Kalkzug des 17 | Östracodenschiefer 283 | Östrau-Waldenburger Schichten 442 | Ostrea Montis Caprilis 414 Öttweiler Schichten 335 Oxydiscus Delanowi OEHL. 251 P Pachycardia Haweri 418 — rugosa 163 Padola 133 | Paffrath 281 Palaeozoische Faltung 440 | Pal (grosser) 232 | Palgebirge 79 Palgraben 54 Palumbina, Monte (Porze, Val Vis- | dende) 124, 216, 245 | Paluzza 169 Paralba (2691 m) (s. Hochweisstein) | 103, 436 | Parggen 138 Parodoceras sulcatum MSTR. sp. 268 Partnach-Facies 382 | Partnachschichten (sog. „Cassianer- | schichten“) 419 Pasterkfelsen (Vellach) 256 Patameranbach 21 Paternion 154, 461 Paularo 164, 308, 465 — Monte 606, 309 Peccol di Chiaul Alp 71, 233, 433 Pecopteris arborescens 358 | — arguta BRGT. 333 Pecopteris lonchitica BRGT. 335 -— Miltoni ArTıs 322 — oreopteridia BRGT. 54, 312 — pteroides BRGT. 333 Pecten (Pseudamussium) Bathus D’ORB. 307 — discites SCHLOTH. 393 — filosus 414 — Fuchsi 393 — venetianus 24 Peloponnes 471 Penser Joch 199, 463 Pentamerus acutolobatus 275 — globus BRONN. 262 — optatus BARR. 254, 257. 275 — procerulus BARR. (F,) 254, 259 — sieberi v. BUCH var. anomala BARR. (F,) 259 Periadriatische Brüche 467 Perm (Dyas) (XI. Kapitel) 336 ff. — seine Abgrenzung vom Carbon 367 Permische 'Transgression 440, 454 Perna (Odontoperna) Bouei v. HAU. 41 Petalasxis 366 Petraia 237 — semistriata 226, 236, 242 Petroleumgebiet von West-Virginia 359 Pfannspitz 125 Phacops Bronni 270 fecundus 275, 299 Grimburgt FRECH 78 Sternbergi BARR. (G,) 258 ( Trimerocephalus) anophtalmus nov. nom. 268, 270 — — carintiacus nov. Sp. mser. 270 — — ceryptophtalmus EMMR. S. str. 269, 270 Philhedra epigonus nov. sp. mscr. 252 Phillipsastraea 281 Phillipsia? sp. 308 — scitula MEEK. 313, 324, 332 Physophyeus Suessi 316 Piave (Torrente) 115 — (Schichtenfolge an dems.) 115-117 Pieve di Cadore 168, 397 Pikes Peak 489 Pilton beds 351 Pinaeites (Böhmen F,) 248 Pinacoceras Metternichi 350 Pinna 415 Pit Rivo 65 Pizzul, Monte, bei Paularo 48, 58, 310 Plagioklas in roh geschieferten Dia- basen des Nötschgrabens, südlicher Eruptivzug 176, 177 — in roh geschieferten Diabasen, Hörmsberg bei Bleiberg 177 — in Conglomeraten des Nötsch- grabens, nördlicher Eruptivzug 180 — in spilitischen Mandelsteinen 181 — in metamorphen Diabasen 183, 184, 185 — in Porphyriten 185 — in einem diorit - porphyritischen | Ganggestein, Forst zw. Reissach | und Kirchbach 188 Plattenkalk der bayerischen Alpen | 421 Platyceras (Orthonychia) conoideum GF. sp. 262 cornutum 'TSCHERN. 252 mons BARR. 251 Protei ÖEHL. 256, 259 Sileni OEHL. 252 uncinatum KAYS. 259 Platycheilus (Trachydomia DE Kon.) aff. Wheeleri Suum. 315 — (Trachydomia DE Kon.) aft. cana- lieulatus GEM. 315 Platyostoma naticoides 299 — naticopsis 299 — — ÜEHL. var gregaria BARR. 256, | 259 Plenge 94 465 Pleurophorus intermedius DE Kon. 307 Pleurotomaria acuta DE Kon. 308 — debilis DE Kon. 308 exctensaqa HEIDENHAIN 243 — — var. 231 Grimburgi nov. sp. 250 — aff. Mariani GEM. 315 507 Pleurolomaria naticoides DEKON. 308 Plöckener Querbruch 437, 438 — und die im O.abgesunkene Scholle 79 — carbonische Faltung am s1 Plougastel 297 Pocono sandstone 358 Podlanegg 211 Pökau 13 Pollinigg 232, 279 — -Bruch 72 — Culm des 79 — (Unterdevon) 244 Poludnigg 17, 18, 263 Polytropis 275 — /aeta BARR. 251 — discors SOW. sp. 235 Pontafel 2 — Oberearbon der Gegend von 48 Pontebbana 47, 472 Popanoceras 3172 Porambonites 19 — cf. intercedens var. filosa 219 Porcellia nov. sp. (verwandt mit P. primordialis SCHL.) 268 Pormenaz (Hoch-Savoyen) 449 Porphyrite, feldspatreich, quarzfüh- rend, vom Cercevesa-Joch, zwisch. Cercevesa-Joch u. Fontana fredda, im Culm-Conglomerat vom Monte Paularo, Costa Robbia 155, 186 Porphyroidschiefer von Singhofen (Nassau) 285 Porphyrzug östlich vom Stabet 31 — seine Zusammensetzung 32 Porze 118, 244, 433 — Gruppe der 120,121 — -Königswand 279 Posidonia venusta MSTR. 268 — — var. carintiaca FRECH 269 — wengensis WISSM. 33, 345 Potok (Koschutta) 417 Pottsville eonglomerate 358, 362 Povolaro 94 Pradulina-Sattel 171 Praelueina resecta BARR. sp. (Dalila BARR.) 231 508 Praelueina (= Dalila) 285 Prato Carnico 168 Pressecker See 151 Prezenajo 131 Prihatbach 47 Primiero 168 Primitia 283 Prince-Edwards-Insel 357 Procyclolites 384 Productella forojuliensis FRECH 92, 266, 267 — Herminae FRECH 92, 266 313 — boliviensis D’ORB. 370 — cadoricus 344 — cancriniformis 'TSCHERN. 431 — fimbriatus Sow. 306 — Flemingi Sow. 306 — giganteus 49, 303, 306 — — (nach STACHE) 311 — gratiosus WAAG. var. oceidentalis | SCHELLWIEN 313 * horridus 344 Howsei KınG. 344 latissimus SOW. 306 lineatus MART. 306, 311, 313, 318 longispinus SOW. 313, 324 Medusa DE Kon. 306 praelongus 352 — punctatus MART. 306, 324, 375 — pustulosus PHILL. 306 — scabrieulus MART. 306, 375 — semireticulatus MART. 306, 318, 324 — — MART. var. bathycolpos SBHELL- WIEN 311, 313 Proetus (Phaetonellus) planicauda275 — eremita BARR. 275 Prographularia 384 Prolecanites 355 Prolobites delphinus SDBG. sp. 268 Promosalp 61, 308 Promosjoch 7, 432 Proptychites 400 Proteocystites flavus 386 Pseudofossarus 415 | | | Productus aculeatus MART. 306 var. | | Pseudomelania ef. Rosthorni HOERN. sp. 153, 405 Pseudomonotis 43, 48 — angulosa LEIPSIUS sp. 393 — (larai 392 — speluncaria 374 Psiloceras planorboides 391 Pterinaeensandstein (von Ems) 283 Ptychites sp. 397 — gibbus 399 — Studeri 399 Puella (= Panenka) 285, 287, 295 Pusterthal 196 Pustularia („Chemnitzia“) alpina EıcHnw. vom Schlern 418 Pyrenäen (Obersilur) 243 Pyrop 141 Q Quarz in roh geschieferten Diabasen d. Nötschgrabens, südlicher Erup- tivzug 177 — als Spaltenausfüllung im Diabas d. Nötschgrabens, südlicher Erup- tivzug 178 — in Conglomeraten des Nötsch- grabens, nördlicher Eruptivzug 150 — in Porphyriten 185 — im Quarzphyllit 187, 158 Quarzitschiefer (Obergailthal) 193 Quarzphyllit, Forst zw. Reissach u. Kirchbach 157,188 — — granat- und magnetitreich 188, 191 — Verbreitung des, in den Ostalpen und sein Verhältniss zu anderen krystallinen Gesteinen 198 Querbrüche, Gebiet der, Gartnerkofel bis Promosjoch 39 Querspalten 438 Querthäler (Friaul) 473 R Rabantberg 147 Radnig 151 Radstadt, Serieitphyllit bei 237 Raibl 45 Raibler Schichten 414 ff. — dolomitisch - kalkige Ausbildung 422 | tamunda-Alp 100 Randbruch 468 | Rappoldriff, Riffböschung und die | Riffsteine am 246 | Rastrites peregrinus BARR. 221 — triangulatus 19 Rattendorfer Riegel 56, 217 Rauchkofel 98 Raudenspitz 103, 214 Ravascletto 93, 467 — Senke von 169 Recherche-Bay 361 Reeoaro 199, 484 Regina (Kralowna) 257 Reichenberg bei Assling (Oberkrain) 333 Reibungsbreceien 84, 433 Reiflinger-Facies 382 Reissach 192 Reisskofel 145 Retzia 20 — grandicosta DAv. 375 Haidingeri BARR. 253 longirostris 265 membranifera BARR. sp. 253 trigonella 149, 397 Rhabdophyllia 354 Rhaet 421 Rhaetische Transgression 455 Rhipidoerinus nov. sp. 257 | — praecursor noVv. Sp. mser. 25 | Rhizocorallien 37, 400 Rhonethal 458 Ichynchonella acuminata MART.'92, 267 — contraria A. RöM. sp. (lberg) 92 — — var. obesa FRECH 92, 267 — cuboides Sow. 92, 267 — cuneata 224 — emaciata BARR. W. 253 — grandirostris SCHELLWIEN 315, | 321 | — Latona BARR. 256 — Megaera 90, 228 509 Rhynchonella Megaera BARR. sp. 249 — nympha var. pseudolivonica BARR. 256, 259 — pentatoma 333 — pleurodon Privı. 306 — princeps BARR. 253, 257, 259, 275 — var. surgens BARR. 254 Proserpina BARR. (F;) 259 pugnus MART. 42, 267 Sappho BARR. 243 — var. hircina BARR. sp. 249 Zelia BARR.' sp. 249 Ihytidodendron bez. Bothrodendron sp. 315 Ridnaungebiet 199 Riegersdorf 11 Riffbildner der palaeozoischen Aera 212 Riffdolomite der Julischen Alpen 423 Ringmauer (2027 m) 56 Robbia, Costa 60,63 Rockford, goniatite limestone von 359 Römerstrasse (bei Mauthen) 95 Rohitsch 310 Rosa, Monte, Zone des 449 Rosskarspitz (2508 m) 118 ff. Rosskofelbruch 39, 49, 53, 427, 435, 466 Rossone Col 133 Rotheisenstein, Vorkommen am Kok 22 Rothecke (2393 m) 133 Rother Sandstein 31 Royal Gorge 489 Rudniker Sattel 46 — Grabenhorst 55 Rudolfsbrunnen bei Ischl 353 Rückfaltung 482 Rufusco, Torrente 310 ınssische Tafel 490 S Saalfelden 239 Sägebach 125 Sageceras 312 Sayenites 385 Sagran, Kalkzug 18 510 Salinchietto, Monte 47, 48, 164 Sangwinolites parvulus DE Kon. 307 | — undatus PORTL, 307 Sannthaler Alpen (Steiner Alpen) 411 Sardinien 444 — (Obersilur) 242 Sasso Lungerin 119, 166, 464 Sattelnock (2037 m) 148 Scaldia cardiiformis DE Kon. 307 Schätzen-Alp 145 Schalstein 61 Schatzbühel 420, 476 | Scheibenkofel 167 | Schiebungsflexur v. RICHTHOFEN 433 | Schiefer, nördliche Grenze der, gegen den Quarzphyllit 210 | Schieferzunge zwischen dem siluri- schen und devonischen Kalk zwi- schen Pollinigg und Elferspitz 78 Schinouz 6 Schizolepis permiensis HR. 341 Schizopteris (Fucoides) digitata BronG. sp. (Baieria bei HEER) 340 | Schlerndolomit 27 ff., 404 ff. | Schneeberg zwischen Passeier und Ridnaunthal 445 Schöckelkalk 205 Schönjoch 139 Schönwipfel 19, 234 — Schlerndolomit 437 Schübelhammer 240 Schulterköferle 46 Schulterkofel 56, 336 Schusterthal 130 Schwagerina, Schiefer, Conglomerate und Kalke mit 333 Schwarzer Berg 32 Schwarz-Leogangthal 239 Schwarzwipfel 217 | Seebecken, ehemaliges im Visdende- thal 121 | Seebergsattel in den Karawanken (obersilur. Orthocerenkalke) 229 Seekopf Thörl 104 — (Taf. XV) 228 Seisserathal 172 Sellaclymenia 269 Seltschach 13 Semriacher Schiefer 205 Serieitphyllit 195 Serieitischer Phyllit 115 Swansea 363 Sexten 165 Sextener Gebirge 163 Sibirites 403 Sierra Morena (Obersilur) 243 Silur 208 ff. — mittelböhmisches 239 Silurischer Thonschiefer 41 Silvella (Paralba-Silvella Geb.) 119 Silvellarücken 125 Sittmooser Thal 46, 210 Skalzer Kopf 53 Solen caudatus 415 Somerset 355 Sonnstein 120 Sonnwendgebirge 279 Sotzkaschichten 453 Sphenopteris distans STBG. 362 — nummularia 335 — oxydata GOEPP. 339 — Suessi GEIN. 339 Spilitische Mandelsteine 60 Spirifer Beaujani BECLARD 296 — bisuleatus SOW. 307 — (Martinia) carintiacus SCHELL- WIEN 321 carnicus SCHELLWIEN 313 — var. grandis SCHELLW. 324 Davousti 296 Decheni 296 derelictus BARR. (F,) 259 — falco BARR. (F,) 253, 259 — fasciger KEYSERL. 302, 315, 321, 323, 373 — (Martinia) Frechi SCHELLWIEN 313, 318 — Fritschi SCHELLWIEN 313 (vgl. Sp. supramosquensis). (Martinia) glaber MART. 306 Hauerianus DE Kon. 307 infirmus BARR. 253 (keticularia) lineatus MART. 306, 313, 321, 325 Spirifer megalotis 342 mosquensis 330, 356 | Najadum var. Triton BARR. 254 | Nerei BARR. (F»—G1) 233, 254,259 octoplicatus SOW. 376 oralis PHILL. 306 paradoxus 275 pectinoides DE Kon. 307 secans BARR. 224, 257, 292 semiplanus MART. 313, 373 simplex 263 superstes BARR. (Fs—G,) 253 — supramosquensis NIK. (= Spirifer Fritschi SCHELL.) 323, 370 — tornacensis 356 | — trigonalis MART. var. lata SCHELL- | WIEN 315, 321, 324 | — Uri FLEMM. 92, 266 — viator 224 vultur 342 Zitteli SCHELLWIEN 313 Spiriferensandstein und -Schiefer 283 Spiriferina coronae SCHELLWIEN 313 — Fraasi BITTN. 413 — fragilis 149 | — Lipoldi Bittn. (= gregaria auct.) 416 | -— Mentzeli 395 — ornata WAAG. 373 — Peneckei BITTNER 26 Spirigera indistincta 413 — oxycolpos 391 Spirophyton Suessi STUR 30,54 Spirula 353 Spizze, Monte 395 Spitzenstein 140 Sporadoceras (Sp. Bronni) 269 Sprakelsbach 298 Stabet 27 Stangalp 333 | — -Turrach-Fladnitzer Alp (oberes Öberearbon) 335 Stazione per la Carnia 170 St. Canzian 11, 216 Steimacher Joch 333, 335 Steiner Kammern 145 Steinkarspitz (2518 m) 114,215 511 Steinwand (Monte Cresta Verde, 2514 m) 102, 213 Stigmaria ficoides 357 — inaequalis GOEPP. 361 St. Jacob 192, 475 St. Lorenzen 192 St. Malö 297 Storzie (Storsitsch) (beiSeeland-Vel- lach) 252 Straningeralp 58 Streptorhynchus erenistria 352 Striatopora sp. 123 — vermicularis M’Coy. 264 StringocephalusBurtini DEFR.41,262 Stromatopora concentrica GF. 259 Stromatoporiden 281, 381 Strombeckenstufen (Lessachthal) 476 Strophomena consobrina BARR. 254 — (Leptagonia) depressa W AuL 254 — expansa SOW. 220 — grandis Sow. 219 — pacifica BARR. 257 — Phillipsi BARR. (Ps, G,) 259 Strophostylus nov. sp. 220 Structure torrentielle 363 St. Stephan 153 Stua di Raina 61 Stuckensee 127 Studena 171 Suganabruch 467 Suganalinie 464 Sugana-Savelinie 467 ff. T Tabulaten 281 Tagliamentolinie 52 Talagona, Val 397 Tarentaise 335 Tarvis 27, 32 — Werfener Schichten am Bahnhof 33 Tellinomya M’Coyana DE Kon. 307 — gibbosa FLEM. 307 — reetangularıs M’Coy. 307 Tentaeulitenschichten 285 Terebratula gregaria SUESS 421 — (Dielasma) sacculus MART. 307 512 Terebratula vulgaris 46 Tersadia, Monte 169 Tertiäre Gebirgsbildung 453 Terz, Monte di 94 Texas (Obercarbon) 331 Thalassoceras 372 Thalbildung, Einfluss der Brüche | auf dieselbe 471 Thecia 255 Thecosmilia ef. confluens MÜNST. 55 — Omboni 139, 420 Thörl 10 Thörlhöhe, Reppwand 40 —- Profil der 343 Thörlscharte, Tuffe der 45 Tiaraconcha ef. decurtata BARR. Sp. 235 Tiefenspitz 183, 213 Tiefseekorallen 273 Tiefseesedimente, Ausdehnung der 354 Tilliacher Joch 120 Tirolites cassianus 24 Tischlwang (Timau) 63, 308 Tischlwanger Kofel 232, 432 — klippenartige Kalkkuppen am 82 Titanit in roh geschieferten Diabasen des Nötschgrabens, südlicher Erup- | tivzug 177 — in Porphyriten 132 — in dynamometamorphem Diabas 155 Todtes Gebirge 454 Tödi 335, 447 Tolmezzo 170, 342 Torer Graben 28 — Schichten 163, 415 Tornoceras 269 — (Kärnten, Cabrieres) 245 Escoti FRECH 268 faleiferum MSTR. 268 inexspectatum FRECH 247 inexspectatum (Zone des) 227 planidorsatum MSTR. sp. 268 Stachei FRECH 247 Tournai 305 — Kalke von 356 Trachyceras Aon 415 aonoides 350 Archelaus LBE. 412 Curionit 382 Julium MoJs. 412 Trebischagraben 38 Tremanotus 275 — fortis BARR. W. F, 251 — insectus noVv. sp. mser. 251 — involutus nov. sp. mser. 258 Treppo Carnico 62, 63 Trias 378 — in der Tektonik der Westkara- wanken 36 — -conglomerat 31 — -gebirge im Süden der karnischen Hauptkette 35, 162 Tribulaungruppe am Brenner 460 Triglavlinie 174 Trigonodus 418 Trimerocephalus 237 Triphyllopteris 358 Trochoceras pulchrum BARR. 231 Trochus (Palaeotrochus) Annae nov. sp. mser. 251 Tröbelsberg 148 Trögelkopf 31 Trögerhöhe 42 Tröppelach 14, 15, 66 Trogkofel 6, 39, 55 Trompia, Val 339 Truppe (Alphütte) 11 Tuffbad 141 Tully limestone 357 Turbo solitarius BEN. 422 Turmalin im Quarzphyllit 188 Tyrnauer Alp 291 U Uggowitz 27, 461 Uggowitzer Breccie 438 Uggwagebiet, unteres 25 Uggwagraben 18, 21 Uintaberge 459 Umknickung d. Kramenzelkalkzuges (Hoher Trieb) 71 Uncites gryphus SCHL.? 262 Undularia 418 Unterearbon und seine Verbreitung 350,442 Unterdevon, das höhere 257 — das mittlere 249 Unterengadin 449 Unterpetzen 417 Untersteiermark 333 Unter-Tilliach 131 Uokahügel (Achomiti) 16 Urbanikapelle 42 Urtitsch-Hube (Kl. Obir) 421 Usez 172 Utah 359 V Vaginatenkalke, untersilurische, des Baltieum 239 Valentinbach 79 Valentinthal, flexurähnliche Stauch- ung 9, 436 Val Grande, Kalkkeil am 4, 432 — di San Petro 93 Valle Visdende 7, 115, 121, 210 Varleet, Casa 48 Vas, Monte 166, 464, 465 Vellacher Egel 151 Venetianer Alpen 163#f. Vergleiche, stratigraphische 290 Verruca 338 Verrucano 336 Verschiebungen der Pollinigg- und Tischlwangelkofel-Scholle S0 Vicentinisches Gebirge 455 Villach 1, 461, 466, 477 Villgrattener Gebirge 157, 463 — Triasfalten 463 Villnösser Bruchlinie 98, 439, 469, 484 Vintl 196 Vischberg (2669 m) 172 Vise 305 Vogelbachgraben 7, 324 Voltzia Böckhiana HR. — Fötterlei STUR 412 Voltzia hungarica HR. 340 Voltzia-Schiefer bei Raibl 417 Vorberg 88 Frech, Die Karnischen Alpen. 341 513 Vordernberg im Gailthal (Profil zum Osternigg) 15 — (Steiermark) 236 W Wahsatehberg 459 Waidbruck 199 Walchia filieiformis SCHL. sp. 339 — piniformis SCHL. Sp. 3, 34, 335, 340 Waldheimia Whidbornei DAv.? 262 Wallis 335 Watschiger Alp 46 Waulsort 305 — Kalke von 356 Waverley-Schichten 359 Weissbriach 136 Weissenfels 34, 467 Weitenstein (Untersteier) 348, 445 Weitensteiner Gebirge 310, 333 Wengener Schichten 381, 411 ft. Werfener Schichten 24, 391—394 Westalpen (Obercarbon) 335 — tektonische Entwicklung der 457 Westkarawanken 466 — und die östlichen Karnischen Al- pen bis zum Garnitzengraben Gai- litzbach 9 — (nördliche Silurscholle) 10 — Grenze von Trias und Silur 435 — Landschaftliche Form des West- abhanges) 14 Wettersteinkalk 153 Widderschwin 130 Wildkirchli 434 Wildungen 354 Wimbach 462, 465, 467 Windischgartener Aufbruchslinie 485 Windsor, Kalk von 357 Winkler-Bach 472 — Joch 7 — Thal 193 Wiskaner Schichten 363 Wodner Hütte 196 Woiayer Gebirge 107, 443 — See, Regelmässigkeit der Schich- tenfolge am 59 « 39 >14 Wolayer Thal, Ortsgehänge des 100 Wotschdorf bei Rohitsch (Steier- mark) 333, 447 Würmlacher Alp 67, 232 Wulfenia carintiaca 42 Wurmitzbach 147 Wurzenstrasse 13 Wurzergraben, geolog. Schilderung des 30 1b2. 78, 2108 Z Zahre (Sauris) 467 Zaphrentis intermedia DE KON. 306 Zemech-Schichten 363 Zillerthaler Gruppe 450 Zinnober 159 Zirkelspitzen 52 Zlambachschichten 421 Zoisit in roh geschiefertem Diabas, Hörnsberg bei Bleiberg 175 — in Üonglomeraten des Nötsch- grabens, südlicher Eruptivzug 150 — im Saussurit eines diorit-porphy- ritischen Ganggesteins 190 Zone der Querbrüche 7 Zopfplatten 155 Zovello 169 Zuglia 170 Zweischalerfacies des Devon 283 Zweispitz 172 Zwischenschichten, Problem der 367 Zwölferkofel 422 Zygopleura 418 Seite » 16 36 H 05 291 3393 33 >51 395 404 Addenda et Corrigenda. lies Grauwacken statt Granwacken. Westkarawanken statt Ostkarawanken. Abb. 16 Unterschrift, lies Knollenkalk statt Krollenkalk. lies üblichen statt üblichen. „ Blattverwerfung statt Blattwerfung. Abb. 43 statt Aub. 43 Enerinurus nov. sp. ist. wie ein Vergleich mit dem Original lehrt. te} — (alymene subrariolaris MSTR. (Beitr. III. t. 5. f.1.) Die Art ist demnach als Enerinurus subvariolaris MSTR. sp. (= Uromus Muensteri GUEMB. ex parte) zu bezeichnen und desshalb von stratigraphischer Bedeutung, weil sie die nahe Uebereinstim- mung der Kalke von Elbersrenth (S. 240 ff.) mit der Zone des Orthoceras alticola beweist. lies (elaeceras statt (elaecerus. Bellerophon (Bucanella) telescopus statt Bellerophon (Tropidocyelus) telescopus. Das Citat bei Pleurotomaria sp. gehört zu Murchisoma Davyı BARROIS. Porcellia nov. sp. ist (nach Untersuchung des in Breslau befind- lichen Originalexemplars) identisch mit Goniatites porcellioides TırrTzE (von Ebersdorf) und wäre somit als Porcellia por- cellioides zu bezeichnen; der durch die Aenderungen der Genus- bestimmung sinnwidrig gewordene Speeiesname wäre besser in Porcellia Tietzei zu ändern. lies Purtini statt Bbartini. 1. Längsbrüchen statt Längsrücken. Titlis und — zu streichen. Nord Devonshire statt Nord Devonshiere. Avticula statt Articula. Gymnites statt Dinarites und Meekoceras. Zu Seite 15. Profil-Tafel 1. Nampolach, Gailthal Görtschacher Berg Vordernberger Wildbach Osternigg Gocman Pletscha-Bach Schabrania Filza-Thal Uggowitz — (635 m) (1434 m) (2035 m.) en GR \ © “= I 1% NN \ 1 / = 5 ara! { VAN NEREEN. er: U \ Ye! N LERNEN) ü LEN ı RLEF j1 1 Bla zT [ In In n N! \ an \ N Men \ | S S S IS Rolher N NS I SQ S T 2 A S IS ROTER DJ ’ S N 3 N Mitteldevon. Riffkalk N S SIR N S Orthoceren N Dr N Ss N 3 Schlerndolomit Muschelkalk Muschelkalkconglomerat Schlerndolomit ES 3 5 & S S PB} S SSES N S Kalk S Nee, N Be (Guttensteiner } R r3 x S 3 N. N EISEN Q v PN x N ( Uggonulzer Breccie) S S R S S n SS N gS SSISı SS en a Hal) x x S S Q a R & 8 S SS 58 Be Son S N \ 5 S R en N N N u N Ss 2 I R x x I S S S g AUS 2 1 N N < N S RS g Se 85 T I 8 R 3 N 2 X ES R & S S J D x S T N S I B N I 2 N F Untersilur S S Ne Schematisches Profil durch Osternigg und Uggwabach. Ca. 1/13750. (Mit theilweiser Benutzung einer Skizze von E. Suess.) Der devonische Riffkalk Ist in palaeozolscher Zeit (Mitteloarbon) eingefaltet und später weiter eingebrochen. Die Brüche zı hen Silur und Grödener Sandstein, bezw. Bellerophonkalk und Schlerndolomit gehören der Jüngeren Phase der Gebirgsbildung hin und erklären sich durch den Abbruch dor südlichen Trias-Scholle. Das Muschelkalk-Conglomerat nördlich von Uggawitz stullt einen untergeordneten Horst dar. (Vergl. 8, 18 ff. und S, "usrp21odorKr) Jrur IIWOTOPU10[y9S AOSssPM "L UALESSOP FRIAMOLFUOONTLN Sorung »9 pun YTENTOUDSNAL ‘9 -(4Y9PPI9A nyososugy 99 yaınp AApo Zunıo4s Mroupxoasrsgun auf Yoanp Jyorg um ‘puoyoIsue M pun OQ wr) uaryaryog zauapLaM 'G "GLWOTopua][ez 8er ru) yreyuordorppag °F 'NEIOLOTZUO) pun ursspueg dauEPALT) ‘eg "uoqIWOIDgO 'z AnIsıoyun sop AJOTgOSuUoyL ®L “YTkydyTey 'L (ususqanıgyosag gF N ZE'S AB map UoA YaIISQ SEO 430] Yruyasypand d10d) 'SSHEEUIOA UOgDINeu wm uosur] pun uoyoN 'OOOFE/T CO 'STEFoNAEUNARH sep [yord soyosmyemayag uagqeubuazyjaso —- uageubeyng (uw 0081 '%) (u 0091 '%) 4 aU01y SI3JOYJUaUJIeH sap Jaynejsny dıv 1abamyny ayoysabouL Jap Jaynejsny II PD JG HT EISG Zu Seite 58° Profil-Tafel III Gailfluss Hochwipfel Schulterkofel Lanzenkopf Lanzengraben Monte Germula Paularo — (617 m.) (2189 m.) (1822 m.) (Landesgrenze, 1500 ın.) (650 m.) In = N I u ES ; ul) = TI ! | \ Obercarbon > | S Pusulmen- N Obercarbon \ S L S Halk u Dotomit\ ee m 2 rn S: Conglomeral a I: = & } N onglomeral x SS VER $ Schlernaolomit iS discordant aufgelagert I x Y RI [2 Ku ER \ S S BE R LEEREN Untercarbor | IN E II RS RS N N Untersilurischer Thonschiefer S N Rs S x Geschieferte Mandelsteine « Dlabase S N N 3 3 Lg & | Schematisches Querprofil durch die Karnische Hauptkette zwischen Tresdorf und Paularo. Silur und Untercarbon sind in palaeozoischer Zelt gefaltet; Obercarbon und Grödener Sandstein sind transgedirend angelagert, Massstab 1/37500, Höhen und Längen im natürlichen Verhältnis, (Vergl. 5.56, wo unten statt Profil-Tafel I, — Tafel II zu lesen ist, und S. 66.) Zu Seite 76. Profll-Tafel IV. Mauthen Maria Valentinthal Schrakebier Pollinigg Spielböden Alp Angerthal Palgebirge Val Grande Torrente Gladegna Schnee (2333 ın.) (1325 m.) (1881 m.) (ea. 900 m.) oberh. Cereivento. Landesgrenze N \ Js km Mitteldevon ' H Bellerophon- ! Yevon ( _ S v Örödener Kalk Gaarzpnyit Monschieler Halbkrystall: Thonschieler Unterdevon. x Eulm (Thunschieter Clymenien Culm Sandstein Puarzilasern Kalk ‚Aiffkalk Si u ÄKteselschiefer Kalk BEBEERD), g NS Maulhener Schichten (Untersilur) + 1/50 000 Schartenkofel Gailfluss Wodmaier Rathhauskofel Rauchkofel Wolayer Kellerwand Casa Moreretto Monte Crostis Senke von Ravascletto Podlanig-Graben (Lessachthal) (1017 m.) (2463 m.) Thörl (2810 m.) Mader-Kopf (Vorberg) S te De f = N vonschicht, | $ STE \ I SS % Bruch R 3 R: S R vie Rifkalk des Bruch ek Schiefer g 3 S EI T LS Culmschieler Mhuchscher 3 Gröden. Paarsphyttit Su Devon Miltkalk 5 3 N 2 Devon. 3 3 I RRIERERTE In bedeutender Plallenkalk ® Sandstein ® IS 8 Yntersilur Ss N T Aifikalk % Sıv® hi Ä Longlom 4 & 3 x 3 N S ST SSN Ausdehnung 5 = N = so: Se 3 5 S55 Sn R m 8 v 13 8 ae Sugana -Save-Linie N . Se N Es az 3 R $ R ser D - S Re Y Li T Schematische Profile durch den Pollinigg und die Kellerwand. (Höhen und Längen im natürlichen Verhältniss.) Anm, zum oberen Profil: Die Morüne von Maria Schnee konnte nicht besonders angegeben werden. 1/75000 ARD Pr Piz CIIIA PRL-TgoIg me Sumzos21og oyaıpagu org) 'SSIWRYIOA uoyamıneu u uosuy pım uoyoH 0000891 'ezueAy 2JjuoMm pun zydsuspneg yaanp Yruyasydanı Aaydsyewayas E74 aan 77 MSS EIE N 0 URP7SpuDg 4aU2PpolgD £ IS S t % 794226 zung IJsıa1M LYPIYISU0Y] SPPISANNE yro>guoyclo12772g \ 77r10nf rn s2J21y>2Sun1g (2) 42607 4m gar ( LIYWISIANTISA2JUN (I) AYFNJISUOYL L2YI81INJIS424U72 VEIT PETW IN \ \ = Q \\ ALL \ FUEJOPULTWS | N ; 2\ h = I e N \ 4 (m c6F7) (ur FITe) uıpe) a]uoW ezueAy OAIY Yıambıag vBzUueny 2juom Ouebag jUa1lo] zudsuapney [2)04swaY A 1m E-Jo4T IT Mas nz Profil-Tafel VI. Zu Seite 132. Gailbach bei Porze 2508 m. Monte Filone 5 Sasso Monte Zovo — Comelico (Reichsgrenze) Palumbina di Costa 53 Lungerin (Casada) Er Spina Fi (ea. 2400 m.) Obertilliach (ea. 1340 m.) ‚Schlerndolomit Dorfer Thal _ x = ÄUNDNIUDDHLDTDDDD LU Biene rusencik EN B AUTkalk Werfaner Ar Prarıphyllit Grödener Sandatein =. 1 Conglomerat- ü a a Bellerophonkalk)y u 7 R Untersilurischer grüner Untusiluor N Puarz\ 7, H Untersilurischer Thon- und Puarz itschicter Rare u Aeahatl j nyltil Ve ! > ’ ' t ‘ h "Zullungbrüch Senhungsbräcke | NNO Tealaborsiach) ragen) Torrente Digone Col Rossone Comelico superiore Zum Monte Giralba (oberh. Padola) und Zwölferkofel — Spitziger Stein Dorfberg Gailbach Ofenspitz Hocheck Liköflwand Königswand (2327 m.) (2474m.) (2115 m.) (IIöchste Spitze 2676 m.) (2265 m.) (2111 m.) (1400 m.) 3 Grödener Sandıtein Puarzphyllie mit Conglomeratig) Ahuer r\ Hlattenk, irödener Puarzphyllit \ Untersilurischer Ihon- u (uarsilschtefer (th) Deventscher Riffkalk Salnei . #9) mit Kutkernlugerung (©) mit eingefalteten ketzen wu Silurschtefer /th) NNO L e f Schematische Profile durch die Königswand und Porze. 1/50000. Höhen und Längen im natürlichen Verhältniss. re t & Profil-Tafel VII. Zu Seite 150. St. Lorenzen im Gitschthal Weissensee Lind im Drauthal Fellbach Dolomit. Quarzphyllit Gitschbruch (Gailbruch) Plattenkalk (Rhaet) Retziatrigonella Spir, fragilie Unter, Muschel- kalk Dolomit Bunte Mergel m, ? Gyps Cardita-Schichten Dunkele dünnge- schichtete Kalke Geschichteter Do- lomit Raibler Fisch- Gröd, Sandstein schiefer Quarzpbyllit hteter Do- Grüne „Wucke® Quarzpbyllit Grüner Schiefer Geschichteter Do- lomit Quarzphyllit Daonella-Schich- ten m. Bactryllien Weisser dolomiti- scher Kalk Quarzpbyllit Blaugrauer Mar- mor 500—600 SchwurzerSchiefer Muschelkalk Retzia trigonella | Spir. fragilis | == 600-700 Dunkele Fl Sn er Te dünngeschichtete Kalke Gröd. Sandstein Unteres Profil Grüner Quarzphyllit Entworfen von E, Suoss. TÖsse.) \ x 1. 4'/sfacher G (Oben das Hauptprofil, unten der nördliche Theil in « Durehsehnitt durch die Triaskette zwischen Drau- und Gitschthal. -(apına uRqaSaduR SunuysTaz A9p Jne sfe [ro4s aodıuam sen ZunstoN 9Ip IST arforyasunır) wıop uf) pP 191 PJ Te II I T } I ty £ -uoyyoTyos AauUayuMmeN AAp Aaforyqdsuoyf wep nz YııfÄydzıend woA Fuwdaagen uadıewme uop 4819Z ‚segasqlledisqgo SOp [yoad [=] In} 5 “ RS eS Sg n S S Sy) = Sa :S S I ES I R S S8 8 STLRS Ss HN Si > „D PSEIES & Se SNESN R 3 3 S I SSODE (uappunın pun uaopıq S S SES > SSSSS S Ss SS N SsSöSs uud uasso4b Jıuı 10907) S S SOSE S SS 7 : © NS SS © NS NS nmhydzunnd ; nenn Glimmerschiefer Be TECH TE, ----------- Thonschiefer | a) ‘ON MS -ebasgo 'ssnieg "TITA fo. G- 11/047 SET us nZ 'nagabuun 1Wojopuuejuag uaßısseiu'wassıam UoA S41asuap r puis" ag) SO] eyjayasıın uajSunp sap usjyaryag us}yosganbaßıne "usyyaluy4az aıf) ‘Jebrogpep 199 Busabbng zog NH Mag n amaeubojoug oyd. 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Band 1. Heft enthält Frech, Dr. Fritz, Die Karnischen Alpen. Ein Beitrag zur vergleichenden Gebirgs-Tektonik Seite 1— 161. \ ee Nam allem DEC 30 1892 HALLE MAX NIEMEYER 1892 on DIE KARNISCHEN ALPEN. EIN BEITRAG ZUR VERGLEICHENDEN GEBIRGS-TEKTONIR VON Dr. FRITZ FRECH, PROFESSOR DER GEOLOGIE UND PALAEONTOLOGIE A. D. UNIVERSITAET BRESLAU. HERAUSGEGEBEN MIT UNTERSTÜTZUNG DES KÖN. PREUSS. MINISTERIUMS DER GEISTLICHEN, UNTERRICHTS- UND MEDICINAL-ANGELEGENHEITEN. MIT EINEM PETROGRAPHISCHEN ANHANG VON DR. L. MILCH. Mit einer geologischen Karte in 1 : 75000, einer tektonischen Specialkarte, einer tektonischen Uebersichtskarte der südlichen Ostalpen, 16 Lichtkupferdrucken, 8 Profiltafeln und 96 Zinkdrucken. / | > J RER alter der ‚rnı.ut TIAKSFI L 1sKl 77 ERAAAL \ "Zweite Lieferung. (Sehluss: Seite 161—515; Titel, Vorwort und Inhalt.) ... HALLE. MAX NIEMEYER. 1894. 2 WELL: =.