| COMPARATIVE ZOÖLOGY, Library of the Museum OF | AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, | The gift of \u Iancrım brguschL , | Moos lung N £K | 14 | nos No. 70: YA = 1% “Hy ö) Kos ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON DER SENOKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. ACHTZEHNTER BAND. MIT XXXIII TATELN. FRANKFURT A. M. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 1895. 4 IRETANGTaE: 1 ee} s a KIRTAN ERSTEN aksahiern 2 B E Er = ER er 5 rn x h Bemerkungen: Die Verfasser sind für den Inhalt ihrer Abhandlungen verantwortlieh. — 2 Inhalt, Ludwig Edinger, Untersuchungen über die vergleichende Anatomie des Gehirns. II. Das Zwischenhirn. I. Teil: Das Zwischenhirn der Selachier und der Amphibien. Mit fünf Tatelnsr (Ic Hei)... Se. oo 0 Bien Carl Chun, Die canarischen Syphonophoren in Aonographikeien Darstellungen, II. Die Honaphaiden nebst Bemerkungen über Monophyiden des Paeifischen Oceans. Mit fünf Tafeln in Farbendruck. (I. Heft.) sl. N NE H. von Ihering, Die Sülswasser-Bivalven Japans. Mit einer Tafel. (II. Heft.) j Hermann Engelhardt, Flora aus den unteren Paludinenschichten des Caplagrabens bei Podvin in der Nähe von Brood (Slavonien). Mit neun Tafen,. (I. Heft) A. 12-22. Carl Robert Thost, Mikroskopische Studien an Gesteinen des Karabagh-Gaus (Armenisches Hoch land). Mit einer Tafel. (II. Heft.) . hl, 2] : B ee a a H. Simroth, Über einige Aetherien aus den Kongofällen. Mit einer Tafel in Fazbendrl am. Heft.) H. Simroth, Beiträge zur Kenntnis der portugiesischen und ostafrikanischen Nacktschnecken- Fauna. Mit zwei Tafeln in Farbendruck und einigen Figuren im Text. (III. Heft.) M. Möbius, Australische Sülswasseralgen. II. Mit zwei Tafeln. (III Heft.) . ©...» ..%.. A. Andreae, Beiträge zur Kenntnis der tossilen Fische des Mainzer Beckens. Mit einer Tafel, Tue Re Au. 5. BE ine: Carl Heider, Beiträge zur Embryologie von Salpa füstformia Cuyv. Mit sechs Tafeln und ee Figuren im Text. (IV. Heft.) N elle. oe re Seite 3— 55 57—140 145—166 169— 207 211—270 273 —288 289—307 309— 348 351—364 367--455 Mind © Tr a 0 sahne u l ol A lenken Ih I sind j Iran öl We DENE NE ER 11 k Ii 7 TEE En} ik u wi FR [47 nu PH 7 Iuawt ta A are er BREITE UND IN. ri T in r. WR Ani DEREN me 2 ee A De PT ler “Kr naiv eharäu varıli Baer En e sat Ir: oe IT _ Br Pe 44 wi. vd ee: PEN ” De In mb Abe nal Dr vn d ah Fr datei weite) bei, „ran El ee u 2 a 7 ai De ut, ey ea 27 ie A ins 8 A u fin ser perl DEE zu Ri a: rue sl füh Eee 7 IA? Eee) ar au A sl A inf ge) ar j nn ' | a et ar) ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT, ACHTZEHNTER BAND. ERSTES HEFT. MIT X TAFELN IN FARBENDRUCK. FRANKFURT AM. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 1899. ' UA EN u, Dr et Es Bi 7 f H ak UNTERSUCHUNGEN VERGLEICHENDE ANATOMIE DES GEHIRNS. 2. DAS ZWISCHENHIRN. ERSTER TEIL: DAS ZWISCHENHIRN DER SELACHIER UND DER AMPHIBIEN. VON DR. LUDWIG EDINGER, PRAKT. ARZT, IN FRANKFURT AM MAIN. MIT FÜNF TAFELN. n* va m En Be nn —i, ® * # “ = # ’ Untersuchungen über die vergleichende Anatomie des Gehirnes. Von Dr. Ludwig Edinger. 2. Das Zwischenhirn. Nach einer Pause von fast 4 Jahren folgt den Untersuchungen über den Bau des Vorderhirnes bei einigen Tierordnungen hier ein neuer Beitrag zur vergleichenden Anatomie, welcher sich mit dem Zwischenhirne beschäftigt. Es sind zunächst nur die Verhältnisse geschildert, welche wir an den einfachst gebauten Zwischenhirnformen finden, an denjenigen der Selachier und der Amphibien. Den hier aufgefundenen Grundlinien wird man bei der Beschreibung der höher organisirten Gehirne wieder begegnen. Nach zwei Richtungen zum Mindesten differenzirt sich das Zwischenhirn weiter. Bei den Knochenfischen entwickelt es sich zu einem viel mächtigeren Körper, dessen volle Klarstellung mir trotz langjähriger Studien noch nicht gelungen ist. Diese Ordnung soll später in einer eigenen Abhandlung, zu der das Material schon stark angeschwollen ist, behandelt werden, Viel übersichtlicher liegen die anatomischen Verhältnisse bei den Reptilien und den Vögeln. Hier addiren sich im Wesentlichen zu den bei den vorhin genannten Ordnungen einmal erkannten Faserungen diejenigen, welche aus dem Vorderhirn und speziell aus dessen Rindengebiete stammen. Eine Anzahl neuer Ganglien tritt auf und es differenziren sich aus den bei den niederen Ordnungen noch nicht völlig vom centralen Höhlengrau getrennten Abteilungen deutliche Kerne von guter Abgränzung. Die Schilderung dieser letzteren Formen wird den Inhalt des nächsten Heftes bilden. Diese Untersuchungen beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Verhalten des Faser- verlaufes. Über die allgemeinen Formverhältnisse sind wir ja bereits durch eine Anzahl 5 BER treftlicher älterer Arbeiten orientiert. In Anwendung kamen eine Anzahl Kernfärbemittel, wie namentlich Lithioncarmin, dann die übliche Färbung mit Ammoniakkarmin und am häufigsten die Hämatoxylinkupferlackmethode Weigert’s, welche das Verfolgen der Markscheiden er- möglieht. Es wurde, wo immer möglich, das ganze Gehirn mit dem Schädel zusammen, zu- weilen nach vorhergehender Entkaltung, geschnitten. Zum Studium der Zellverhältnisse wurde, wenigstens bei den Amphibien, noch die durch Cajal verbesserte Golgi’sche Versilberung in Anwendung gebracht. Leider ist auch sie noch immer nicht sicher genug und neben den brillanten Resultaten, die sie in einigen Fällen giebt, neben den Aufklärungen, die sie na- mentlich für den Verlauf emiger Zellausläufer schafft, empfindet man immer wieder den dringenden Mangel einer guten auf Färbung der Zellen selbst basirten immer verlässlichen Methode. Es hat jedoch der Zustand meines Materiales nur in seltenen Fällen die Anwen- dung der Silbermethode gestattet. Noch ein weiteres Verfahren wurde geprüft: Die Unter- suchung nach Durehschneidung untergehender Nervenfasern mittels Osmiumsäure wie sie von Marchi, von Singer und Münzer u. A. geübt wird, aulserdem die Untersuchung von Gehirnen, an denen vor längerer Zeit ein Hirnteil entfernt worden war, an denen man also Faserausfälle erwarten durfte. Da nur Amphibien zu derlei Versuchen zu Verfügung ge- standen haben und nicht auch die mit so viel mächtigeren Gehirnen versehenen Selachier, so habe ich wenig erreicht. Bei den Amphibien bestehen nämlich die aus dem Zwischen- hirne entspringenden Züge alle nur aus wenig Fäserchen. So wird ihr Ausfall oder das Vorhandensein von ihren Zerfallprodukten leicht dem Untersucher entgehen. Dagegen sei hier schon erwähnt, dafs die beiden erwähnten Methoden mir beim Reptilien- und Vogel- gehirn gute Dienste leisten. Behuf Feststellung der Verhältnisse des Saccus vasculosus wurden nicht wenige Gefässinjektionen gemacht. Neben der Untersuchung reifer Tiere mittels der verschiedenen eben erwähnten tech- nischen Verfahren, neben der Untersuchung von künstlich verstümmelten Gehirnen, kam natürlich noch in Anwendung das Studium von Entwicklungsstadien, welche noch nicht alle Markscheiden besitzen. Namentlich für die Selachier hat es sich als sehr fruchtbringend er- wiesen. Die Wahrheit des Satzes, dals zur Klarstellung der Verhältnisse im Gehirn alle Me- thoden, nicht nur die rein anatomischen, heranzuziehen sind, hat sich bei Untersuchung des Zwischenhirnes ganz besonders aufgedrängt. Es besitzt dieser Hirnteil im Infundibulum, im Saccus vasculosus, in der Hypophysis, Anteile, die durch rein anatomische Untersuchung kaum aufgeklärt werden können. Hier hätte die vitale Färbung einzusetzen. Alles weist darauf hin, dals hier secernirende Organe vorliegen. Das Gleiche gilt von dem Plexus choroides. In seinen Maschen, über seinem Epithel, im Hohlraum des Ventrikels habe ich mehr als einmal geronnene Massen gefunden. Wer die epithelbedeckten Schlingen der Plexus einmal mit den Glomerulis der Froschniere verglichen hat, dem mufs sich die auffallende Ähnlich- keit im Bau aufdrängen. Arbeit giebt es also hier noch genug. Ihre Ausführung übersteigt die Kräfte des Ein- zelnen, übersteigt namentlich die des Herausgebers, der als ausübender Arzt sich begnügen muls hier ein nur kleines Scherfein zur Aufklärung bisher wenig bekannter Faserverhältnisse beizutragen. Das Zwischenhirn der Selachier. Einleitung. Die Litteratur über das Gehirn der Selachier ist eine ungewöhnlich grolse. Wir be- sitzen in ihr nicht nur sehr zahlreiche Beschreibungen, sondern auch eine so grolse Reihe von Abbildungen wie sie kaum für das Gehirn irgend einer anderen Tierordnung vorhanden sind. Alle älteren Schriften berücksichtigen natürlich nur den Bau soweit er mit blolsem Auge zu erkennen ist, die meisten beschränken sich überhaupt nur auf die Beschreibung des Äusseren. Die Auffassung der einzelnen Abteilungen wechselt oft, und es reicht die Ungewilsheit darüber, was man als Zwischenhirn, was man als Mittelhirn auffassen soll, wie andere Hirnteile zu deuten sind, bis in die neuere Litteratur hinein. Die älteren Autoren, als deren Vertreter ich hier J. Müller!) und Stannius’), dann Philippaux und Vulpian°) nenne, hatten die Ansicht, dafs hinter den mächtigen Vorderhirnhemisphären der dritte Ventrikel liege, dessen oberes Dach durch den Plexus choroideus und hinter ihm durch die Tubercula intermedia gebildet werde, zwei kleine oft durch eine Commissur verbundene Knötchen. Nach unten erstrecke sich der Ven- trikel dann in das grofse Infundibulum, dem hinten der Saccus vasculosus anhänge. Dicht hinter den Tubercula intermedia beginne das Mittelhirndach, homolog den Vierhügeln der höheren Tiere. !) J. Müller. Vergleichende Anatomie der Myxinoiden. 2) Stannius. Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere 8. 136 und ff. 3) Die Abhandlung von Philippaux und Vulpian in den Memoires de l’Academie des Sciences von 1855 ist auch defshalb von Interesse, weil sie nicht nur auf die Beschreibung der äufseren Verhältnisse ein- geht, sondern sich gerade als eine der ersten bemüht vom Faserverlaufe so viel als mit nacktem Auge er- kennbar ist, zu ermitteln. An die Vorlegung dieser Arbeit in der Academie des sciences hat sich eine lebhafte Debatte geknüpft in der Serres, Duvernoy sich des weiteren über die Homologieen der Corpora mamil- laria in der Tierreihe ausliefsen. Comptes rendus de l’Ac. des Seiences. Bd. XXXVII. Im Mit einer Monographie von Miclucho-Maclay') aus dem Jahre 1870 schlielst die Reihe derjenigen Beschreibungen des Selachiergehirnes, welche sich nur mit dem äufseren Bau befassen. Auf diese Monographie sei verwiesen, wer sich für die ältere Litteratur in- teressiert. In ihr wird man auch die reichhaltigste Sammlung von Abbildungen des Gehirnes der Knorpelfische finden. M. Maclay suchte an dem Selachiergehirn die fünfblasige Grundform des embryonalen Gehirnes aufzufinden und ist dabei in den für seine ganze Auffassung, wie wir später sehen werden, verhängnisvollen Irrtum verfallen, dafs er das bei den Selachiern sicher vorhandene Zwischenhirn übersehend, die zweite Blase in dem Hirnteil fand, den wir mit allen anderen älteren Autoren und auf Grund der heute besser gekannten Entwicklungs- geschichte als das Mittelhirn bezeichnen müssen. Da er das Mittelhirn als Zwischenhirn be- zeichnet, so muls er für das erstere einen weiter hinten liegenden Hirnteil finden und kommt so natürlich dazu, das vielfach gefaltete Cerebellum, (welches, das sei hier vorgreifend bemerkt, in seinem mikroskopischen Bau sich kaum von dem Kleinhirn anderer Wirbeltiere unter- scheidet) als Mittelhirn aufzufassen. Für das Cerebellum bleibt ihm dann nur ein kleiner, caudal dem wirklichen Kleinhirn angelagerter Lappen, übrig, der wahrscheinlich dem Quintus- gebiete angehört. Der Verwirrung, welche durch die neue Auffassung Miclucho-Maclays entstanden war, trat zuerst Stieda?) entgegen. Er betonte, dals es einen festen Punkt im Gehirn gebe, der überall gleich liege, den Abgang der Epiphyse. Der sei immer hinter dem Thala- musteil des Vorderhirnes und direkt vor dem Mittelhirndache. Sonach sei auch über den Ort, wo dies letztere bei den Selachiern zu suchen sei, kein Zweifel möglich. Das, was M. Maclay Zwischenhirn nenne, sei eben das Mittelhirn. Später hat sich ihm auf Grund beson- ders eingehender embryologischer Studien Rabl-Rückhard’°) angeschlossen. Dieser hatte noch zudem gegen einen inzwischen neu aufgetretenen Autor über das Fischgehirn, gegen Fritsch‘) sich zu wenden. Fritsch hat, wie im ersten Teil dieser Arbeit schon erwähnt. wurde, das ganze Mittelhirn für ein secundäres Vorderhirn erklärt. Auf die Fritsch’sche Lehre soll hier nicht nur defshalb nicht näher eingegangen werden, weil sie schon früher kurz dargelegt worden ist, sondern namentlich auch weil sie sich aller Forscher Zeugnis zufolge als ein vollkommener Irrtum erwiesen hat. Dieser Irrtum, einem Werk zu Grunde gelegt, 1) Mielucho-Maclay: Beiträge zur vergleichenden Neurologie der Wirbeltiere. Leipzig 1870. 2) Stieda: Über die Deutung einzelner Teile des Fischgehirnes. Ztschr. f. wiss, Zoologie XXIH. 5) Rabl-Rückhardt: Das gegenseitige Verhältnis der Chorda, der Hypophysis und des mittleren Schädelbalkens bei Haifischembryonen. Morph. Jahrb. VI. *) G. Fritsch: Untersuchungen über den feineren Bau des Fischgehirnes. Berlin 1878. das, wie keines vorher, reich an Angaben über Zellgruppen und Faserverlauf war, das mit ausgezeichneten Tafeln die wichtigen neuen Funde illustrirte, hat in der That die Forschung über das Fischgehirn aufgehalten. Es wurde zunächst aulserordentlich schwer sich nunmehr in Gegenden zu orientieren, in denen alle Faserzüge Namen empfangen hatten, die von an- deren Hirnteilen hergenommen waren. Nicht Jedermanns Sache ist es z. B. das tiefe Mark der Vierhügel da wiederzuerkennen, wo fortwährend von Balken und Stabkranz die Rede ist. Wer die ausgezeichnete Arbeit von Mayser über das Knochenfischgehirn studirt, wird er- kennen mit welchen Schwierigkeiten bald nach Fritsch ein Autor zu kämpfen hatte, wenn er sich an die Fritsch’sche Monographie anlehnen wollte, aber in der Deutung der Teile rich- tigerer Meinung war. Fritsch und alle späteren Autoren haben dann nicht mehr versäumt die Serienschnitt- methode und das Mikroskop anzuwenden. Trotz der Unvollkommenheit der älteren Technik haben wir durch sie doch schon eine ganz bedeutende Summe neuer Kenntnisse über das Selachiergehirn bekommen. Rohon!), der eine auf Zergliederung und auf Schnitte gegründete Beschreibung des Selachiergehirnes 1877 gegeben hat, erklärt das Mittelhirndach ohne nähere Begründung für das Zwischenhirn und bezeichnet den basalen Mittelhirnteil, also das Gebiet ventral vom Aquaeduet allein als Mittelhirn. Dies Mittelhirn hat also kein Dach. Über ihm „liegt gleich einer Haube das Zwischenhirn.“ Ausserdem uuterscheidet er zwischen Vorder- und Zwischenhirn die Regio ventriculi tertii. R. beschreibt das Ganglion habenulae als Tuberculum intermedium, wie es Gottsche, der es zuerst abgeschieden, genannt hatte. Seit Gottsche war es anscheinend vergessen. Er schildert zuerst die Auskleidung des dritten Ventrikels mit dem „centralen Höhlengrau.“ Die Commissura transversa hinter dem Chiasma, welche Stannius zuerst beschrieben hatte, setzt Rohon der Gudden’schen Commissur der Säuger homolog. Er lässt die Fasern dieser Commissur in das Vorderhirn abbiegen. Weniger befriedigend ist die Beschreibung des Infundibulum und des Saccus vasculosus. Die Hypophysis erfährt genaue, auch histologische Schilderung und im Gegensatz zu Miclucho Maclay erkennt Rohon, dals sie einen unpaaren Zapfen bis vorn an das hintere Ende des Chiasma schickt. Diesen Zapfen hatte M-M. auch gesehen, ihn aber, „als eine Differenzierung der Pia“, ausdrücklich von der Hypophysis getrennt. 1) Rohon. Das Centralorgan des Nervensystemes der Selachier, Wien 1877. Fast gleichzeitig mit der Arbeit Rohon’s erschien eine These von Viault!) über das Gehirn der Selachier. Dieselbe enthält Vieles damals Neue. Viault giebt eine recht gute Be- schreibung der äulseren Formen. und des zelligen Aufbaues des Zwischenhirnes. Die Beziehungen des Saccus vasculosus zum Infundibulum sind ihm jedoch nicht genügend klar geworden. Er erwähnt, dass Fasern aus dem Infundibulum in die Pedunculi cerebri und in den Lobus optieus gelangten, beschreibt solche aber nicht näher. Von anderen Teilen des Zwischenhirnes beschreibt er noch die Ganglia habenulae—ohne sie als solche zu be- nennen — deux petits tubercules—und sieht einen Teil des Optieus, nicht den ganzen, wie er gegen Dumeril polemisirend bemerkt, darin enden. Das Jahr 1886 brachte eine Arbeit von Sanders?) über das Selachiergehirn. Sanders schildert den Aufbau der Hypoaria, wie er das Zwischenhirn nennt, bei Rhina, Scyllium und Acanthias, auch bei Rochen. Er hat, wohl als der erste, hier die langen Fortsätze beobachtet, welche die Epithelzellen des Ventrikels nach auflsen schicken. Im Zwischenhirn beschreibt er keine Nervenzüge. Die Ganglia habenulae— Tubereula intermedia Gottsche— hat er gesehen, möchte sich. auch der ihnen bei Petromyzon von Ahlborn gegebenen Deutung als Ganglia hab. an- schlielsen, vermilst aber ein Ganglion interpedunculare. Er bildet ein in den Tubereula inter- media entspringendes Meynert’sches Bündel ab und bezeichnet es als solches. Das Epithel des Saceus vasculosus soll unmittelbar in das der Hypophyse übergehen. Es ist also die äuflsere Form des Selachierzwischenhirnes mehrfach, zum Teil in recht ausführlicher Weise geschildert worden und wir besitzen eine geringe Anzahl von Kennt- nissen über einige dort verlaufende Fasern und über einige Zellgruppen. Was die Deutung der Hirnteile angeht, so ist man durch die entwicklungsgeschicht- lichen Studien Rabl-Rückhardt’s und durch Stieda’s Darlegungen jetzt allgemein wieder auf die ältere, wohl durch Johannes Müller fest begründete Anschauung wieder zurückgekommen. Dals diese eine wohlbegründete ist, das beweisen auch die im ersten Heft dieser Abhandlungen gegebenen Abbildungen von fötalen Selachiergehirnen. Im Folgenden wird also unter dem Titel Zwischenhirn das Gebiet beschrieben werden, welches hinter der Vorderhirnanschwellung beginnt, ventralwärts sich in das Infun- '!) Viault! Recherches histologiques sur la structure des centres nerveux des plagiostomes. Archives de Zoologie experimentale 1376. 2) A. Sanders Contributions to the Anatomy of the central nervous System of vertebrate animals. Philosoph. transactions Bd. 177 Part 2. 1886, eo dibulum fortsetzt, dorsalwärts durch den Plexus choroides und die Ganglia habenulae mit der beide verbindenden Commissura Gang]. hab., nebst der Epiphysenbasis begrenzt ist. Die fron- tale Gränze ist wahrscheinlich mit dem immer an gleicher Stelle liegenden Chiasma gegeben. Die caudale ist nicht sicher zu bestimmen, wenigstens nicht am ausgebildeten Organe. Es gehen hier Zwischen- und Mittelhirn unmittelbar in einander über. Die vorbereitenden Untersuchungen haben schon gezeigt, dass im Zwischenhirn der Selachier sehr viel mehr Faserzüge entspringen, als bisher dort gesehen worden sind. Ihre Erforschung versprach um so lohnender zu werden, als die Verhältnisse bei den Selachiern viel einfacher und uncomplieirter sind als bei den anderen Fischen. So durfte man erwarten, dals das Studium des relativ Einfachen zur Erkenntnis des Complieirteren späterhin führen werde. Das Material, auf welches sich die folgenden Beschreibungen stützen, bestand aus Schnittserien durch die Gehirne folgender Selachier: Torpedo ocellata, Embryonen von 11, 18 und 22 Centimeter Länge. Von allen Horizonthal- und Sagittalschnittreihen, von zweien aulserdem Frontalschnittserien. In Summa 8 Serien. Torpedo ocellata, reif frontale Schrägschnittserie, Raja clavata. Eine Horizonthal- und eine Sagittalschnittreihe, Cephaloptera. Das sehr grolse Gehirn hatte die Dicke eines mittleren Apfels. Das daran noch hängende Rückenmark war so dick wie dasjenige eines dreijährigen Kindes. Frontalschnittserie. Seyllium canicula von 30 Cm. Länge. 4 Exemplare in verschiedenen Sehnittriehtungen. Dasselbe ausgewachsen. 3 Exemplare in verschiedenen Schnittrichtungen. Seyllium eatulus. Frontal- und Sagittalschnittreihe. Mustelus vulgaris. Sagittal- und Frontalschnittreihe, Im Ganzen lagen also 23 meist vollständige Schnittserien vor. Alle waren nach Weigert mit Hämatoxylin gefärbt und mit alkalischer Ferrideyankalilösung differenziert. Einige Carmin- und Anilinfarbenpräparate wurden aulserdem angefertigt. Allgemeines. Das Gehirn der embryonalen Selachier zeigt schon sehr früh eine rechtwinkliche Kopf- krümmung, die so angeordnet ist, dafs der höchste Punkt im caudalen Teile des Mittelhirn- daches liegt. Stellt man auf dieser Entwicklungsstufe den Embryo so, dals Rückenmark, Hinter- und Nachhirn horizonthal verlaufen, so sieht man, dafs das Mittelhirndach sich vor Abhandl. der Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 2 2 RE dem Öerebellum ventralwärts herabsenkt und dals das Vorderhirn den tiefsten Platz einnimmt, Der Boden des Zwischenhirnes steht vollkommen senkrecht auf die Längsaxe des Gehirnes. Er geht unmittelbar in die Basis des Mittelhirnes über, die gleich einem dicken Wulst- Haubenwulst hat His den gleichen Teil beim Menschen genannt—in ihn hineinragt. In späteren Entwicklungsstadien gleicht sich die Kopfkrüämmung aus. Das Gehirn streckt sich horizonthal. Dabei rückt der Haubenwulst noch weiter nach vorne in die Zwischenhirnhöhle hinein, der Ventrikel wird dadurch sehr verengt. Gleich der Mittelhirnbasis tritt auch das Mittelhirndach nach vorne und überdeckt so den grölsten Teil des Zwischenhirnes. Zwischen dem Vorderhirne und diesem so in die Tiefe gerückten Teil des Zwischen- hirnes bleibt bei den Selachiern ein frontaler Zwischenhirnanteil, der den weiten ursprüng- lichen Ventrikel behält. Er wird im Wesentlichen gebildet von einer jederseits vom ey Si KR Y Ventrikel liegenden Verdickung der Wand, die im Verhältnils zu NR > 3° den übrigen Hirnteilen und namentlich im Verhältnils und zu Proencenhal. 7 : 2 Be ER: / aadmp en analogen Zwischenhirnhälften der übrigen Ordnungen sehr Peduneul. Autt R n 2 B 5 2 e 1 Regioganglhab Miedrig ist. Der meist rundliche Querschnitt enthält im Wesent- Diencephalon: er lichen nur die aus dem Vorderhirn zu weiter hinten liegenden Hirnteilen ziehenden Bahnen und hat seit Langem den Namen Pedunculus cerebri erhalten. In Wahrheit entspricht dieser bei verschiedenen Arten sehr verschieden lange Hirnteil dem grölsten Teil delsen, was bei höheren Wirbeltieren Thalamus opticus wird. Es lagern sich seinem Gebiete später in der Tier- reihe die Thalamusganglien auf und an. An seinem caudalen Ende erhebt sich das Ganglion Fig 1 Gehirn von Seyiium catulus na penulae. Der Hohlraum zwischen beiden Pedunculis wird überdeckt von dem bald mehr bald weniger reich gefalteten Plexus choroides. Dieser schliefst sich, wie in dem ersten Teile dieser Abhandlungen gezeigt wurde, vorn an das Vorderhirn an und geht hinten direct in das Gewebe der Ganglia habenulae über. Zwischen beiden Ganglien liegt eine, besonders bei Scyllium catulus sehr breite, Commissur. Hinter derselben wölbt sich das Zwischenhirndach zur Epiphyse aus, Der caudale Zwischenhirnabschnitt wird zweckmälsig als Pars infundibularis be- zeichnet. Unter dem Mittelhirn an der Basis des Gehirnes hervorragend macht er ganz den Eindruck eines mächtigen Infundibulum und in der That ist er in den bisherigen Beschrei- bungen immer nur als ein solches aufgefalst worden. Der Ursprung von Fasersystemen aber, ee die bei allen anderen Tierordnungen nicht im Infundibulum sondern in den tiefen Teilen des Zwischenhirngraues entspringen, lälst auch bei den Selachiern erkennen, dals in der Pars in- fundibularis mehr enthalten ist als das Gebiet des Infundibulums der anderen Wirbeltiere. Aus dem starken Mittelteil erhebt sich hinten jederseits eine rundliche Verbauchung, der Lobus lateralis Infundibuli, Lobus infundibuli Autt. Aulserdem findet man, bei einigen Haien deutlicher als bei anderen ausgebildet, bei den Rochen aber immer sehr deutlich vorhanden, in der caudalen Verlängerung des Infundibulums noch einen Lobus posterior oder Saccusinfundibuli. Der caudale Teil der ventralen Infundibulumwand ist wesentlich durch einen vielfach gefalteten Epithelsack dargestellt, in den reichlich Blut- gefälse zapfenförmig eingewachsen sind. Man bezeichnet ihn als Saccus vasculosus. Der Saccus vasculosus liegt direkt auf der Hypophysis. Bei verschiedenen Selachiern bietet das Zwischenhirn ziemlich verschiedene Bilder, namentlich was die Ausbildung des Mittelstückes, das Vortreten der Seitenhälften, die Weite des Ventrikelanteiles und schlielslich den Saccus vasculosus betrifft. Ich werde zunächst das Zwischenhirn von Seyllium canicula genauer beschreiben, so wie es sich bei klemen Exemplaren von ca. 30 cm Länge darstellt. An Hand der dann einmal festgestellten Verhältnisse sollen darauf die Bilder besprochen werden, welche sich bei grölseren Exemplaren des gleichen Tieres und bei anderen Haien ergeben haben. In dem zur Beschreibung kommenden Stadium sind die allermeisten Faserzüge bereits mit Markscheiben umgeben und man wird sich von hier aus leicht im dem Gehirne älterer Tiere zurechtfinden. Daran wird sich die Schilderung des Rochengehirnes reihen. Auch hier soll von früheren Stadien zu reiferen fortgeschritten werden. Man wird sich überzeugen, dals, soweit nicht die äulsere Form, sondern der Faserverlauf in Frage kommt, zwischen beiden Gehirnen, dem der Rochen und dem der Haie, eine durchgehende, sehr grolse Ähnlichkeit besteht. Das war zu erwarten, nach dem was wir vom Gehirne der Säuger bereits wissen. Es besteht gewils ein grölserer Unterschied zwischen der Gehirnform des Menschen und der des Kaninchens als zwischen irgend zwei Selachiergehirnen und doch wissen wir, dals eine grolse Anzahl Fasern beiden völlig gemeinsam sind, ja dals in dem Gehirn des Menschen wahr- scheinlich nur das durch die grölsere Ausdehnung der Rinde bedingte Plus gegenüber dem Kaninchengehirn vorhanden ist. Der diesseits der Rinde und des Stabkranzes liegende Mechanismus ist wahrscheinlich beiden Hirnen völlig gleich. Re Spezielles. 1. Haie. Seyllium canicula, S. catulus, Mustelus. Bei Seyllium canicula sind die beiden Seitenhälften des frontalen Zwischenhirn- abschnittes, die Peduneuli cerebri, ziemlich lange rundliche Stränge, die bei dem 30 cm langen Exemplar nur einen markhaltigen Faserzug enthalten. Es ist der Teil des Basalen Vorder- hirnbündels, der im ventralen Zwischenhirngebiete in der Pars infundibularis endet. Beide Peduneuli sind von oben her durch die Gefälsschlingen des Plexus choroides zugedeckt. Diese gehen caudalwärts, direkt vor dem Mittelhirndache, in zwei konische Erhabenheiten, die Ganglia habenulae über. in der Mittellinie sind beide Ganglien durch eine breite Brücke unter einander verbunden. Der Sagittalsschnitt durch ein Ganglion, welcher in allen lateralen Partien dem einer ausgebauchten Flamme gleicht, ist hier fast kreisrund. Jedes Ganglion besteht aus zwei geweblich von einander sehr verschiedenen Teilen, einem frontalen und einem caudalen. Der letztere wird in seinen median liegenden Partien vom ersteren noch umfalst. Der frontale Abschnitt ist aulsen von dem Epithel des Ventrikels überkleidet, das hier nicht seine schöne Zapfenform hat, sondern in kleine rundliche Gebilde verwandelt ist. Er besteht ganz aus rundlichen Ganglienzellen, an denen sich hie und da ein nach hinten gerichteter Fortsatz erkennen liess. Diese liegen in einem feinen Netzwerk das sie, wenigstens an den gehärteten Präparaten, nur lose umfalst. An mit Weigerts Färbung behandelten Schnitten erkennt man sofort, dals ein Teil der Zellen sich mehr schwärzt, resp. schlechter differenziert als ein anderer. Die dunkeln Zellen liegen zerstreut unter den helleren. Aus dem vorderen Abschnitte entspringen mehrere Bündel. 1. Ein feiner Zug, der sich rückwärts wendet und im Grau des Mittelhirndaches nach hinten ansteigt. Er löst sich wohl da auf. Seine Fasern sind viel feiner als solche, welche langen Verlauf zu haben pflegen. „Tractus Ganglii habenulae ad Mesocephalum.“ 2. Das Meynertsche Bündel. Fasciculus retroflexus. Dieses mächtige Bünde] entwickelt sich aus dem ventralen und caudalen Abschnitt und zieht in Anfangs gestreckter später sich leicht convex nach unten krümmender Richtung nach der Gegend hinter dem Oculomotorius. Beide Faseiculi retroflexi gelangen an die Hirnbasis und treten dort von aulsen an das Corpus interpedunculare heran. Dieses ist ein birnförmiger Körper, an dessen fron- talen Teilen die Zusammensetzung aus zwei paarigen Hälften leicht zu erkennen ist. Weiter hinten verschmelzen beide Hälften zu einem rundlichen Stücke, dem Körper der Birne. Das IN Corpus interpedunculare beginnt im Bereich des vorderen Drittels der Wurzelfasern des Oculomotorius und reicht nach hinten bis in Frontalschnittebenen, welche den Eintritt des Corpus restiforme in das Cerebellum enthalten. Sein kaudales Ende verschmälert sich etwas, so dals doch keine reine Birngestalt vorhanden ist, vielmehr oben auf der Birne noch ein kleiner Kegel sitzt. Über den feineren Bau habe ich nur wenig ergründen können. Die Hauptmasse wird von den im Corpus quer dahin ziehenden und sich unter einander verpflechtenden Fasern der Fasciculi retroflexi ausgemacht. Die einzelnen Endausläufer dieser Bündel verschränken sich von rechts und von links her kommend so untereinander, dals es wahrscheinlich ist, dafs sie sich unter einander verbinden. Wenn man beide Arme ausstreckt und die Finger der Hände dann in einander faltet, dann hat man das Bild des hier geschilderten Systemes. Die Schultern entsprechen des Gangliis habenulae, die leicht gekrümmten Arme den fasc. retrofl. und die Hände mit den verschränkten Fingern stellen das Corpus interpedunculare dar. Zwischen den Fasern liegen zahlreiche rundliche Körner und eine krümelich feinkörnige Substanz. Das ganze Corpus nimmt, wenn nach Weigert mit Hämatoxylin gefärbt und dann mit alkalischer Ferrideyankalilösung entfärbt einen blaugrauen Ton an, der sich von dem der markhaltigen Nervenfasern unterscheidet und dem der Neuroglia ganz unähnlich ist. Spätere Untersuchungen werden sich auf die vom übrigen Hirngewebe verschiedene chemische Be- schaffenheit dieses Körpers zu richten haben. Der Name, „Corpus interpeduneulare“ ist hier gewählt worden, weil der Körper ganz an der Stelle liegt wo das Ganglion interpedun- culare der anderen Wirbeltiere liegt, weil er auch ganz die gleichen Beziehungen zum Meynertschen Bündel hat, wie dieses, weil aber nicht mit Sicherheit zu behaupten ist, dals es sich hier um ein Ganglion handelt. Fritsch, der das Meynertsche Bündel als „gelatinösen Zug“ beschreibt, kennt auch die Anschwellung, in der es an der Basis endet. Der Fascieulus retroflexus enthält zahlreiche markhaltige Fasern aber auch viele glasig helle, die nicht die Hämatoxylinfärbung annehmen. 3. Im caudalen Abschnitte des Ganglion habenulae sieht man mit reichlichen Pinseln ein Fasersystem entspringen, dessen Züge medianwärts treten, sich mit denen von der anderen Seite kreuzen und dann an der Aulsenseite des Zwischenhirnes herabziehen. Sie verlieren sich in dem Fasergewirre an der Mittelhirnbasis und soll deshalb das Bündel als Tractus descendens Ganglii habenulae bezeichnet werden. Die Kreuzung kaudal von den Gangliis habenulae ist, wenigstens bei anderen Wirbeltieren, bereits gesehen worden und hat von Osborn den Namen Superior Commissura empfangen. Da die meisten Fasern dieses Zuges nicht markhaltig sind, so bin ich über den ventralen Entpunkt nicht in’s klare ge- kommen und es wäre nicht unmöglich, dals er schon im Zwischenhirne liegt. Da wo die Fasern abwärts ziehend in das Bereich des Tractus opticus kommen, dem sie medial anliegen, wird ihre Verfolgung unsicher. Der erwähnte Tractus ist nach dem Fasciculus retroflexus der stärkste Zug aus dem Ganglion habenulae. 4. Man erkennt auflser den genannten Zügen im Ganglion habenulae noch ein viertes System. Es handelt sich um Fasern ohne Markscheiden, die aus dem frontalen in den caudalen Abschnitt eindringen. Im Ganglion habenulae haben also 4 verschiedene Systeme von Nervenfasern ihren Ursprung oder ihr Ende. Die Epiphyse ist eine lange nach dem Schädeldach zu gerichtete Ausstülpung des Ventrikelepithels dicht hinter dem Ganglion habenulae. Die, bei meiner Härtung, fast kubischen, Zellen sitzen auf einer starken Membrana propria. Auf der caudalen Seite geht das Epithel der Epiphyse unmittelbar über in die Epithel- lage, welche die Unterseite der Platte deckt, in welcher die bereits dem Mittelhirn zugerechnete Commissura posterior liegt. Der Raum zwischen dem Mittelhirndache und dem Epiphysen- schlauche ist durch ein gefälsreiches lockeres Gewebe wenigstens in seinem basaleren Abschnitt, also unmittelbar dorsal von der Commissura posterior, ausgefüllt. Die Pedunculicerebri, die seitlichen Abschnitte des frontalen Zwischenhirngebietes,,. sind an ihrer Basis nur durch dünne Gewebsmassen von dem Schädelraume abgeschlossen. Da, wo sie in den Pars infundibularis übergehen verdickt, sich der Boden sehr wesentlich. Diese Verdickung, die in der ganzen Wirbeltierreihe wiederkehrt, dient zur Aufnahme des- Sehnervenchiasma und mehrerer Kreuzungen von anderen Fasersystemen. Man wird sie: zweckmässig als Pars chiasmatica bezeichnen. Hinter der sehr verdickten Pars chiasmatica verdünnt sich, wenigstens in der Mittel- linie, der Boden des Zwischenhirnes wieder bis zur einfachen Epithellage. Der Zugang aus dem breiten weiten Ventriculus tertius zu dem Ventrieulus infundibuli wird durch einen engen Gang, von an meinen gehärteten Präparaten, kreuzförmigen Querschnitt gebildet. Das- Infundibulum ist ein mächtiger Körper der sich in mannigfachen Ausstülpungen zu ganz. verschieden gebauten Gebilden differenziert. Die einfache Epithellage, welche seinen Boden bildet, wird in der sagittalen Ebene durch die hier dicht anliegende Hypophysis als Leiste in den Ventrikel hineingedrängt. Diese in der Medianebene verlaufende Leiste trennt den Ventrieulus infundibuli in einen medianen EEE und zwei laterale Abschnitte Der laterale Abschnitt erweitert sich etwas caudaler jederseits zu einem Recessus lateralis, dem an der Aulsenseite der Lobus lateralis infundibuli entspricht. Das caudale Ende des medianen Infundibularabschnittes endet in zwei ganz verschieden- artigen Ausstülpungen. Dorsal schlielst es mit einem kurzen dickwandigen Blindsack ab, dem Recessus posterior Infundibuli, Saccus infundibuli, ventral geht er ganz direkt in den Saceus vasculosus über. Die Wand verdünnt sich plötzlich zu einer einfachen Epithellage, die beider- seits an die mediale Wand der Lobi laterales angränzt, welche auch in ihren medialsten Abschnitten diese Verdünnung zeigt. Hier also, wie im frontalen Abschnitt ist der Hohlraum des Zwischenhirnes nur durch eine einfache Epithelschicht vom Schädelinneren getrennt. Eine dünne Bindegewebsschicht scheint hier und da über dem Epithel nachweisbar. Durch eindringende Blutgefälszapfen wird dieses Epithel in mehreren Falten nach dem Inneren des Ventrikels vorgestülpt. Dieser dünnwandige Teil des Infundibulums ist der Saccus vasculosus. Die Hypopiysis mit ihren Drüsenschläuchen liegt ihm aufsen vielfach so dicht an, dals er, wie es scheint nicht immer richtig von dieser getrennt worden ist. S. die Horizontalschnitte Tafel II. Der Eingang in den Saccus ist ziemlich enge. So kommt es, dals man an vielen Schnitten den Saccus ganz vom Infundibulum getrennt, dieses von hinten polsterförmig umfassen sieht. Das ganze Infundibulum ist aufsen von einem feinen Filz von Neurogliafäserchen umgeben, der an verschiedenen Stellen eine verschiedene Dicke hat. Ganz hinten am Mittel- stück, da wo die Hypophyse an jenes herantritt, liegt eine besonders dichte Ansammlung des Stützgewebes von etwa eiförmiger Gestalt. Im Mittelstück folgt nun nach innen ein ziemlich lockeres und an Zellen reiches Gewebe. Die markhaltigen Nervenfasern entspringen offenbar aus diesen Zellen, denn man sieht ihre allerersten feinen Reiserschen hier überall dahinziehen und oft genug dicht an die Zellen herantreten. Es wird aber Aufgabe anderer, mit besseren Methoden durchgeführter Unter- suchungen sein müssen, über das eigentlich Histologische Klarheit zu bringen. Der Ventrikel des Mittelstückes ist von einem einschichtigen Cylinderepithel ausgekleidet, welches, wenigstens an den mir vorliegenden Exemplaren, keine Flimmern trägt. Die peripheren Ausläufer der Epithelzellen können weithin nach aulsen verfolgt werden. In den beiden Lobi laterales liegt zwischen dem immer lange Flimmern tragenden Epithel und der peripheren Gliaschicht, nicht ein Gewebe wie es das Mittelstück aufweist, sondern es schlielst sich eine schmale lockere Körnerschicht direkt an das Epithel an. Auf sie folgt nach aulsen der hier schmale Gliasaum. ee Die Epithelzellen dieses Gebietes sind viel länger als in den anderen Teilen des Infundibulums. Das Epithel des hier dicht angrenzenden Saccus vasculosus ist wieder niederer, gedrungener. Ich habe wiederholt Bilder von genau median liegenden Schnitten gesehen, in denen eine Öffnung aus der Hypophysis in den Saceus vasculosus zu führen schien. Aber das Epithel des einen grenzt so dicht an das der anderen, dals es nur des Ausfalles weniger Zellen bei der Schnittführung bedarf um eine solche Kommunikation künstlich zu erzeugen. Das Material hat mir gefehlt um diese wichtige Frage zu erledigen. W. Müller beschreibt in seiner Arbeit über die Hypophysis und den Prosessus infundibuli cerebri diese Organe bei Mustelus lävis. Wenn ich seine Schilderung richtig verstehe, ist ihm der Saccus infundibuli nicht entgangen. Er bezeichnet ihn als mittlere Abteilung des Infundibulum, dessen hinterste ihm der Saccus vasculosus ist und dessen vordere von den Teilen dargestellt wird, die oben als Infundibulum bezeichnet sind. Seitdem hat, wie es scheint Niemand, mehr das eigentümliche Gebilde studiert.!) Es ist mir mit den angewandten Methoden nicht möglich gewesen im Zwischenhirne des jungen Haies bestimmte Gangliengruppen aus der Masse der in den dorsalen Teilen des Infundibulargebietes überall zertreuten Zellen abzugrenzen. Was bei reiferen Tieren ermittelt wurde, folgt weiter unten. In diesem Gebiete entspringen alle Fasersysteme "des Zwischen- hirnes soweit sie nicht ihren Ursprung in den Gangliis habenulae haben. Man erkennt die folgenden: 1. Das hintere Längsbündel Fascieulus longitudinalis posterior. Es entspringt im medialsten Grau jederseits von der Mittellinie mit einem Pinsel ziemlich dicker Fasern. Rohon hat seinen Ursprung trotz der hier ganz einwandsfreien Bilder in das Vorderhirn verlegen wollen. Die Fasern wenden sich bald nach ihrem Ursprung dorsalwärts, kreuzen den aus dem Ganglion habenulae hier herabziehenden Fasciculus retroflexus, Dann wenden sie sich caudalwärts, ziehen durch den Oculomotoryskern im Mittelhirne hindurch, wobei sie an Masse gewinnen und gelangen so dicht unter das Epithel des Ventriculus quartus. So ziehen sie caudalwärts weiter bis sie am Anfangsteil des Rückenmarkes in dessen Vorder- !) Anmerkung bei der Correetur. Der Recessus posterior Infundibuli wird neuerdings auch von Gaskell beim Hundshai, beim Schafe und bei Ammocötes beschrieben. Gaskell: On the relations between the structure, funetion, distribution and origin of the cranial nerves, together with a theory on of the origin of the nervous system of vertebrata. Journal of Physiology Vol. X. S. 153. Und: On the origin of vertebrates from a erustaceanlike ancestor. Quarterly Journal of micros- kopieal seienee 1890. a stränge gelangen. Bei keiner Tierart ist mir so wie hier am jungen Hai die Verfolgung des ganzen Bündels von seinem Ursprunge ab auf wenigen Schnitten gelungen 2. Caudal vom Fasc. longitud. post. entspringt, etwas lateraler, aus der Gegend vor und über den Lobi laterales ein zweiter sehr mächtiger Strang, ebenfalls mit einer breiten pinselförmigen Ausbreitung. Der Stil dieses Pinsels tritt in sanftem Bogen aufwärts und dann nach hinten, bleibt aber im basalen Gebiete und endet dicht hinter den letzten Oculomotorius- wurzeln in einer Kreuzung. Dort gelangen die Fasern auf die andere Seite. Sie ziehen dann weit nach aulsen und wenden sich nahe der Aulsendäche nach oben, um in das Cere- bellum einzutreten. Das sind die Bindearme, Processus cerebelli ad Diencephalon. Rohon hat den letzten Teil ihres Verlaufes richtig beschrieben, es ist ihm aber der Ursprung im Zwischenhirn entgangen. Da der Ursprung der Bindearme bei den Säugern, Vögeln und Reptilien aus wohl charakterisierten Kernen erfolgt, so gewinnt der eben mitgeteilte Befund eine besondere Wichtigkeit. Wir erfahren dadurch, welche Gegenden des Zwischenhirnes bekannter Gehirne der dorsalen Infundibulargegend bei den Selachiern gleich zu setzen sind. Aus anderen Hirngebieten treten in den Infundibularteil des Zwischenhirnes: 3. Aus dem Vorderhirn ein Zug des basalen Vorderhirnbündels. Derselbe löst sich zum Teil im ventralen Gebiete auf, zum Teil ist er mit seinen zarten Fäserchen bis fast an das caudale Ende des dorsalen Teiles zu verfolgen. Beide Anteile zerfasern sich allmählich. 4 Dicht hinter dem Chiasma liegt im Boden eine mächtige Decussation (?) starker Fasern (Commissura transversa Autt). Sie durchzieht fast die ganze Breite des Infundi- bulums und es wenden sich nahe der lateralen Aufsenfläche ihre Fasern rückwärts und aufwärts um sich im hinteren Bereich des Mittelhirnes nahe dem Dache dann der weiteren Beobachtung zu entziehen. Diese einer Schlinge gleich das Zwischenhirn umfassende Commissur ist ihrem Verlaufe nach mit der Meynert’schen Commissur. der Säuger und anderen Vertebraten identisch.?2 Vergl. Fig 6, 7, 8. Taf. I. Decuss. transv., desgl. Fig. 9 und 10. Taf. II. 5. Dem Zwischenhirn allein gehört noch eine Kreuzung an, welche ich als Decussatio infundibuli bezeiehnen möchte. Sie stammt aus starken, nicht sicher markhaltigen Fasern, welche aus der dorsalen Gegend des Zwischenhirnes (oder schon aus dem Mittelhirne) beider- seits herabsteigen. Fig. 10, 12, 14. Taf. II. An der Stelle, wo die beiden lateralen Säcke vom Mittelstück des Infundibulums abgehen, vereinen sich jederseits die bisher mehr zerstreuten Fasern zu zwei bis drei kleinen nun dicht beisammen liegenden Bündelchen. Nun kreuzen der Abhandl. d. Senckenb. naturf Ges. Bd. XVIII. 3 er le Zug von rechts und der von links in der Mittellinie und es begeben sich die gekreuzten Schenkel jederseits in der Seitenwand nach hinten, wo sie bis in die Falten des Saccus vasculosus hinein verfolgt werden können. Es scheint, dals diese „Traetus sacei vasculosi“ sich dort aufsplittern. 6. In den caudaleren Ebenen liegt dicht unter dem Epithel des Ventrikels noch ein lockeres Gewebe mit einzelnen Zellen, das centrale Höhlengrau. In diesem lassen sich zahlreiche sehr feine markhaltige Fäserchen erkennen. Sie streben zumeist nach abwärts. Aus diesem System des centralen Höhlengraues ziehen ventral vom Fasciculus retroflexus, also im Bereiche des Zwischenhirnes, zahlreiche feine Fäserchen quer über den Ventrikel weg. Ohne praejudizieren zu wollen ob es sich nicht etwa hier um eine Kreuzung handelt, nenne ich diese über den Ventrikel im hinteren Teile des Zwischenhirnes ziehende kleine Brücke Commissur des centralen Höhlengraues. Taf. II. Fig. 11. Über die Aufsenseite des Zwischenhirnes zieht in von hinten nach vorn abfallender Richtung der Sehnerv einher. Er stammt aus dem Mittelhirndache und es gelangen seine Bündel schliefslich an die Hirnbasis vor das Infundibulum. Dort bilden sie mit denen der anderen Seite eine Kreuzung. Ob alle oder nur ein Teil der Sehnervenfasern in das Chiasma eingehen, lälst sich mit einfachen anatomischen Methoden nicht entscheiden. Hier kann nur die Methode künstlich gemachter Degenerationen Sicherheit bringen. Medial vom Optieus ziehen die Schenkel der Decussatio transvera zum Mittelhirndach; lateral von ihnen, also ganz an der Aufsenseite des Zwischenhirnes liegen die noch mark- losen Züge des Mantelbündels. Wir werden bei Betrachtung der Verhältnisse am reifen Tier auf dieses näher einzugehen hahen Hier sei nur erwähnt, dals beim 30 cm langen Scyllium die Fasern dieses Bündels wenigstens in den caudaleren Ebenen doch einige wenige Mark- scheiden haben. Fig. 9 und 10. Taf. II. Der gröfste Teil der aus dem Vorder- und Zwischenhirn entspringenden Faserbündel ist bei dem 50 cm langen Scyllium markhaltig. Wendet man sich nun zum Studium erwachsener Tiere, so zeigt sich bei Seyllium canicula und besonders deutlich bei dem Scyllium catulus, dafs nur wenige Züge dem Bilde, das hier einmal gewonnen worden ist, hinzuzufügen sind. In dem ersten Hefte dieser Untersuchungen wurde gezeigt, dals aus dem Vorderhirne der Selachier zwei verschiedene Faserstränge entspringen. Aus seinen basalen Teilen, speziell aus seinem Stammganglion stammt das basale Vorderhirnbündel, aus seinen dorsalen Gebieten, dem Hirnmantel, entwickeln sich die Fasern eines als Mantelbündel bezeich- neten Zuges Diese beiden Faserzüge sind bei reifen Tieren in ihrer Totalität markhaltig. gu Man erkennt, dals aulser dem schon beim jungen Tiere markhaltigen Faserzuge des basalen Vorderhirnbündels zum Zwischenhirn noch ein weiterer und viel stärkerer Antheil existirt, welcher weiter durch die basalen Hirnteile abwärts zieht. Dieses dicke Bündel erfüllt den grölsten Teil der Pedunculi cerebri. Da wo seine starken Fasern in die Region gelangen, wo der Tractus opticus über das Zwischenhirn hinweg zum Chiasma zieht, liegen sie diesem medial enge an. Die Fasern des Mantelbündels sind viel feiner. Aus den lateralen Gebieten des Vorderhirnmantels entspringend, bleiben sie immer aulsen am Pedunculus cerebri liegen. Sie gehen demgemäls auch aulsen über den Tractus opticus weg. So sind die Sehnerventractus lateral und medial von Faserzügen begrenzt, welche aus dem Vorderhirn stammen. Fig. 5. Taf. I. Dicht hinter dem mächtigen starkfaserigen Chiasma treten die feinen Fasern der Mantelbündel an die Hirnbasis und kreuzen dort mit den gleichnamigen Bündeln der anderen -Seite. Decussation der Mantelbündel, Decussatio postoptiea. Fig. 6. Aus der Kreuzung steigen dann die Fasern wieder dorsalwärts und gelangen weiter hinten in eine Rinne, welche über dem Infundibulum liegend, aufsen eine deutliche Grenze von Zwischen- und Mittelhirn bildet. Dort verlaufen sie weiter caudalwärts. Es scheint, dals sie sich schlielslich an der Aulsenseite des caudalsten Mittelhirngebietes in die Höhe krümmen und im Mittelhirn enden. Dieser letzte Punkt konnte nicht ganz sicher gestellt werden, weil in den Stadien, wo das Mantelbündel markhaltig ist, auch so viele andere Fasersysteme des Mittelhirnes markhaltig sind, dals es sich nicht sicher in den hinteren Ebenen abscheiden lälst Vielleicht gelingt die Verfolgung des Bündels an frischem Material von grolsen Exemplaren. Es muls das Bündel als weilser Strang an der Aufsenseite des Opticus und senkrecht zu diesem in sagittaler Richtung verlaufend, wohl zu erkennen sein Die Fasern der Commissura transversa, welche ebenfalls hinter dem Chiasma, aber dorsaler als die Kreuzung der Mandelbündel liegt, scheinen bei den reifen Tieren stärker und sicher massiger vorhanden zu sein. Es handelt sich nach den hier gewonnenen Bildern wahrscheinlich nicht um eine Commissur sondern um eine Decussation. Die Verhältnisse des Infundibulums und seiner Anhänge bieten nichts, was sich nicht auch an den jüngeren Tieren schon ergeben hätte; das gleiche gilt von der dort entspringenden Faserung. Anders ist es mit dem dorsalen Zwischenhirngebiete. Man erkennt nämlich an den erwachsenen Tieren sehr deutlich, dafs von den zwei Gangliis habenulae nur das eine gut ausgebildet ist, während von dem der anderen Seite in nur wenig Schnitten ein schmaler dünner Streif zu erkennen ist. Aus dem grölseren Ganglion entspringt ein kräftiger Fasci- 3* a culus retroflexus, dessen dreikantiger Querschnitt weithin verfolgt wird. Aus dem kleineren - Ganglion stammt ein dünneres und nicht markhaltiges, ebenfalls dreikantiges Bündel. In seinen vorderen Ebenen enthält es ein markhaltiges Bündelchen, welches sich aber nicht nach hinten begiebt, wie die anderen Fasern sondern nach oben aulsen zieht und sich in der Commissura Ganglii habenulae verliert. Aus jedem Ganglion habenulae zieht ein Faserzug ventralwärts in die Hirnschenkel. Es ist ein dünnes Bündelchen, welches sich dorsal vom basalen Vorderhirnbündel anlegt und bald sich nicht mehr von dessen Fasern unterscheiden läfst. Aus der Analogie mit ähnlichen Zügen bei Amphibien vermuthe ich dals es vorder- hirnwärts gelangt. Tracetus Ganglii habenulae ad proencephalon. Ueber beide Ganglia habenulae weg zieht die Commissura Ganglii habenulae oder Commissura thalami dorsalis Man unterscheidet in ihr sofort einen frontalen Abschnitt von einem caudalen. Der frontale Teil ist dünner, besteht nur aus markhaltigen Nervenfasern, die sich zu beiden Seiten der Zwischenhirnwand herabsenken und im Fasergewirr des Chiasma verloren gehen. Der caudale Abschnitt ist wesentlich dicker und viel langgestreckter. Er bildet ein aus marklosen Zügen bestehendes Dach, das von den Gangliis habenulae bis zur Epiphysenaus- stülpung reicht. Die letztere schlielst sich hier nicht wie bei anderen Selachiern unmittelbar an die Ganglien an. In diesem Teil der Commissur verlaufen nur spärliche markhaltige Nervenfasern. Die dorsalsten und lateralsten sehe ich mit aller Sicherheit beiderseits den den Epiphysenschlauch auf eine Strecke weit begleiten. Der Hohlraum vom Vorderhirne bis zu dem Ganglion habenulae ist durch eine doppelte epitheliale Platte gedeckt. Zwischen ihren beiden Wänden verlaufen Blutgefälse. Ausstülpungen wie sie weiter vorn den Plexus choroides charakterisieren, sind nur spärliche in den lateralen Partien, vorhanden. Schon im Bereiche der Ganglia habenulae ändert das Ventrikelepithel seinen Charakter im dorsalen Gebiete. Bis dahin waren es Zellen von dünnem Körper, der sich sehr rasch nach aufsen in einen langen Faden verwandelte, den man weithin (siehe Abbildungen) verfolgen kann. Im dorsalen Gebiete innerhalb und besonders caudal von der Habenularegion treten dicke Zellen auf, die einen kürzeren oder doch weniger deutlichen Fortsatz besitzen. Von diesen Zellen wird eine Art Rinne gebildet, die den Ventrikel von oben her abgrenzt. Hinter der Commissur schliefst sich diese Rinne zum Epiphysenschlauche. Gleich darauf tritt die, bei dem untersuchten Exemplare auffällig dünne, Commissura posterior auf. In der erwähnten Rinne finde ich eine geronnene gleichförmige Masse, die ganz so aussieht als würde hier eine Art Sekret in die Hirnhöhlen ergossen. Die Hypophysis der erwachseuen Tiere besteht aus gewundenen und mit Seitenästen versehenen Schläuchen, in denen ich ganz sicher ein Lumen erkenne. Wenigstens ist es so in den grölseren Stämmchen, in den Seitenästen erhält man mehr den Eindruck solider Epithelzapfen. Lockeres an Rundzellen reiches Bindgewebe liegt zwischen den Schläuchen. 2. Mustelus. Nach der Beschreibung der Verhältnisse bei Seyllium erübrigt noch auf Einiges ein- zugehen, was sich bei Mustelus lävis, von dem zwei sehr grolse Exemplare untersucht wurden, ergeben hat. Die meisten Anordnungen und Züge sind natürlich die gleichen wie bei den Scyllinmarten, deshalb geschieht ihrer nicht nochmals Erwähnung. Für den Verfasser war die Untersuchung der mächtigen Gehirne aber von sehr grolser Wichtigkeit. Denn hier liefsen sich alle die einmal bei kleineren Formen gefundenen Bündel als starke Züge besser verfolgen und es war möglich Alles bis dahin Erschlossene noch einmal nachzuprüfen. Der Recessus posterior Infundibuli ist sehr kurz, der Saceus vasculosus bedeutend entwickelt. In frontaleren Regionen ist der letztere nur durch emige wenige Epitielfalten dargestellt, welche in den aufserordentlich engen Hohlraum hinein hängen. Weiter hinten aber geht er in ein mächtiges Gebilde mit zahlreichen Lappen und Windungen über. Die kräftige Decussatio infundibuli ist nicht markhaltig. Direkt über derselben liegt eine dinne aus markhaltigen Fasern bestehende Commissur, deren laterale Ausläufer dorsalwärts bis in das hintere Längsbündel verfolgt werden können. Dieses Bündel entspringt hier ganz wie bei den anderen Haien. Ich lasse es dahingestellt ob auch bei diesen eine Verbindung der medialsten Fasern des Fasciculus longitud. posterior mit denen der anderen Seite sich nach- weisen lässt. Trotz eifrigen Suchens ist sie bisher nur bei dem Mustelus nachzuweisen gewesen. Die Meynert’schen Bündel, von denen das der einen Seite sehr viel schwächer als das der anderen ist, entspringen aus dem frontalen Abschnitte der ungleichen Ganglii habenulae. Sie umfassen den zellreichen caudalen Abschnitt wie eine markhaltige Kappe von voıne her. Beide Bündel sind als markhaltige Stränge bis in das mächtige Corpus inter- pedunculare zu verfolgen. 3. Rochen. Torpedo, Raja, Cephaloptera. Die äulsern Formverhältnisse des Infundibularteiles sind bei den ver- schiedenen Rochen, welche untersucht wurden verschiedene. Wir haben oben bei den Haien gesehen, dals sich aus dem Infundibulum jederseits ein Recessus lateralis infundibuli ausstülpte und dafs zwischen diesen beiden caudal ein kleiner Recessus posterior lag. Ventral stülpte sich dort die Infundibulumwand aus zum Saccus vasculosus. Im wesentlichen lassen sich natürlich auch hier die gleichen Verhältnisse wiederfinden. Aber die Lobi laterales sind sehr viel geringer entwickelt während aus dem Recessus posterior ein eigener nicht unbedeutender Hirnteil geworden ist. Einem langen Schlauche gleich ragt er hinten aus dem Infundibulum heraus und liegt zwischen Hirnbasis und Saccus vasculosus. en O Der Recessus posterior infundibuli wird schon frühe angelegt und ist seine Lage auf Tafel III, Fig. 21 an der Abbildung eines Sagittalschnittes durch einen 4 cm langen Embryo von Torpedo acul. sehr wohl zu erkennen. Er bleibt aber, wie es scheint, länger als andere Hirntheile im Wachstum stehen, wenn anders mich mein beschränktes Material nicht täuscht. Denn bei dem 11 cm langen Embryo und bei dem von 18 cm ist er noch immer unbedeutend. Erst bei den reifen Rochen ist er zu einem mächtigen Gebilde geworden. Hier soll an Hand von Fig. 24 a—h die Pars infundibularis des Zwischenhirnes von Torpedo acul. geschildert werden. Sie ist ein in den frontalen Ebenen dickwandiger Körper. Der kleine Ventrikel ist durch einen engen Gang von fast dreiseitigem Querschnitte mit dem übrigen Hohlraum des Zwischenhirnes verbunden. An der ventralen Seite ist er nur durch eine dünne Epithelplatte vom Schädelraum getrennt. (a) Diese Platte wird durch die direkt ihr anliegende Hypophysis etwas ventrikelwärts vorgebaucht. Die Lobi laterales infundibuli sind ziemlich klein (b) und der in sie hinein gehende Recessüs lateralis sehr enge. Ihre caudale Wand flielst mit der Begrenzung des Recessus posterior zusammen. Dieser letztere ist ein zungenförmiger Körper, dessen äulsere Gestaltung man als Saceus infundibuli, Infun- dibularschlauch, vielleicht bezeichnen könnte. Er reicht caudalwärts bis in die Ebenen, wo die ersten Wurzelfasern des Oculomotorius austreten. Seine innere epithelbedeckte Aus- kleidung bildet zahlreiche Falten, die alle sagittal gestellt, von oben her in der Recessus posterior hinein hängend, diesen in ein System von in sagittaler Richtung verlaufenden Hohl- räumen spalten. (d—g) Die Grundsubstanz scheint ein gleichmälsiges feines Gliagewebe zu sein. Die Hohlräume sind von einem Epithel ausgekleidet, welches auf einer reichlichen Körnerschieht zu ruhen scheint. Meine Präparate erlauben nicht etwas Näheres über diese Körner auszusagen, vielleicht handelt es sich auch um ein geschichtetes Epithel. Die innersten Zellen tragen lange Flimmern, Es war vorhin davon die Rede, dafs die basale Wand des Infundibulums viel dünner als die anderen Wände sei und nur von einer Epithellage gebildet werde. Diese „Basalplatte der Infundibulums“ stülpt sich beiderseits aufsen von der ihr in der Mediane anliegenden Hypophysis sackartig aus. Sie hat ein ganz anderes Epithel als die übrigen Teile der Infundibularwand, ziemlich dicke kurze Cylinderzelben von etwas blasigem Aussehen, mit einem rundlichen Kerne. Zwischen den einzelnen Epithelzellen treten massenhaft runde Körperchen hindurch, die sich in der Weigertschen Hämatoxylinlösung so schwärzen, dafs sie nicht mehr entfärbt werden, wenn die Präparate in Differenzierungsflüssigkeit kommen. Diese Körperchen liegen in allen Höhen der Zellen, sind, solange sie sich nahe deren Basis befinden, etwas in die Länge gezogen und werden runder, je mehr sie sich der freien Innenfläche des Ventrikels nähern. Einige scheinen in den Hohl- raum zu fallen. Am allerdichtesten sitzen sie ganz dicht an der Ventrikeloberfläche zwischen und auf den Epithelzellen. Man hat ganz den Eindruck als handele es sich hier um durchwandernde Elemente. Dieselben haben etwa die Gröfse der Kerne von Leukoeythen. ONE Die sackartige Ausstülpung, welche die Basalplatte des Infundibulums jederseits bildet, vergrölsert sich nach hinten zu einem reichlich gefalteten Gebilde. Die Falten und Vor- stülpungen entstehen dadurch, dals massenhafte Blutgefälse überall unter dem Epithel auf- treten und dieses vorstülpen. Was hier beschrieben wird, ist der Saccus vasculosus. Sein Entstehen aus der Grundplatte des Infundibulums scheint mir bisher noch nicht genügend bekannt. Der Saceus vasculosus wird nach hinten hin immer mächtiger und es erheben sich seine lateralen Partien hoch hinauf an den Seitenteilen des Infundibularschlauches, ja in weiten caudalen Ebenen umschliefst der Saceus jenen Schlauch fest an allen Seiten aufsoer an der dorsalen. Er ist viel länger als der Infundibularschlauch und umfalst jenen also auch von rückwärts (g, h). Der Hohlraum des Saceus vasculosus steht nur in den frontalen Ebenen in direkter Kommunikation mit demjenigen des Saccus infundibuli. Etwa an der Grenze des vorderen Drittels der Länge tritt zwischen beiden eine horizonthal gestellte Platte scheidend auf. Von nun an bleiben die beiden nach Bau, äuflserer Form und Beschaffenheit ihrer Auskleidung so verschiedenen Teile des Unterhirnes auch getrennt. Man findet in allen nun folgenden Schnitten immer den Saccus infundibuli über dem Saccus vasculosus, der ihn auch an den Seitenteilen umgiebt. Vergl. die Schnittserie Fig. 24. Das caudale Ende des Saccus vascu- losus liegt unter dem Corpus interpedunculare, diesem ziemlich dicht an. Fig. 24h. Bis an diese Stelle findet man den medialen Teil seiner Grundplatte, denjenigen, welchen die Hypo- physis nach innen vorwölbt, immer gleichmälsig als glatte und nicht wie die Seitenteile gefaltete Platte. In den caudalsten Ebenen sehe ich an dieser Platte das Epithel nicht mehr und man hat ganz den Eindruck als rage hier die Hypophysis frei in den Hohlraum des Saccus herein, als öffneten sich ihre Schläuche in diesen. S. u. Die Hypophysis besteht aus einem System mit trübem Fpithel ausgekleideter Schläuche, die alle einen ziemlich weiten Hohlraum haben. Zwischen den Schläuchen liegen lockere Bindegewebsbündel und einige Blutgefälse. Es treten einige markhaltige Nerven- fäserchen in die Hypophyse ein. Dieselben stammen vielleicht aus der Decussatio infundibul. Die Decussatio infundibuli liegt dorsal über dem vordersten Teile des gemeinsamen Infundibularhohlraumes. Sie sendet ihre Schenkel dann nach rückwärts, wo sie zunächst in der Scheidewand zwischen Lobus medialis und lateralis, dann aber, weiter hinten, im Dache des Saccus vasculosus dahinziehen. Die Fäserchen bleiben noch eine lange Strecke caudal- wärts im Saccus vasculosus nachweisbar. Ein direkter Zusammenhang mit den Fäserchen in der Hypophyse wurde nicht gesehen, doch ist er sehr wahrscheinlich. Sicher gelangen auf keinem anderen Wege Nervenfasern bis in die in Betracht kommenden Gegenden. Möglich wäre es aber, dafs die Hypophysis ein eigenes aus Ganglienzellen stammendes Nervensystem enthielte. Da ich aber nie irgend etwas Ganglienähnliches in ihr gesehen, so ist das sehr unwahrscheinlich. Nicht sehr verschieden von dem eben geschilderten Bau bei Torpedo sind die Ver- hältnisse bei Raja clavata. Dort sitzen dem dicken und auch nur mit engem dreiseitigen Hohlraum vom Ventrikel aus zugänglichen Infundibulum caudal zwei sehr kleine Lobi infundibuli an, die dorsal direkt in einen hier nur kurzen Saccus infundibuli, resp. Recessus posterior infundibuli übergehen. Der letztere hat die schmalen mit Zylinderepithel ausgekleideten Falten wie sie bei Torpedo beschrieben wurden. Ventral von ihm liegt der auffallend wenig gefaltete Saccus vasculosus. Er hat jederseits nur zwei grolse Ausstülpungen. Dieselben sind “von Flimmerepithel ausgekleidet, unter dem reichliche Gefälsquerschnitte sichtbar werden. Da, wo die Lobi laterales in den Saceus infundibuli übergehen, liegt die mächtige Decussatio infundibuli. Sie sendet in der Wand des Saceus vasculosus ihre Fasern rückwärts. Ventral von den Unterhirnteilen liegt die Hypophysis. Sie besteht aus soliden Epithel- schläuchen, deren im frontalen Abschnitte jederseits einer dahinzieht. Derselbe endet vorn mit einer hackenförmigen Krümmung. Weiter hinten ziehen zwischen den beiden Schläuchen mehrere Verbindungsbrücken und schlielslich münden sie in eine kugliche Anschwellung des Örganes, die sich ganz aus den vielfach gewundenen Schläuchen zusammensetzt In diesem caudalen Gebiete sind die, hier wesentlich weiteren, Schläuche mit einer kleinzelligen Masse erfüllt. Zwischen den Schläuchen verlaufen sehr reichliche Gefälsstämmchen. Vergl. Abbildung Fig. 23. Auflser den Gefälsen sehe ich noch zwischen ihnen zahlreiche dunkle Fäserchen, die ich für Nervenfasern halte möchte, ohne jedoch ganz sicher zu sein. Sie verzweigen sich auf das feinste aulsen an den Hypopysisschläuchen. Das reichhaltige Material, welches mir an Rochenembryonen, resp. an unausge- wachsenen Tieren der verschiedenen Gröfsen zur Verfügung gestanden hat, gestattete eine genaue Durcharbeitung des Faserverlaufes. Es hat sich dabei herausgestellt, dals alle Faserzüge, welche oben von den Haien beschrieben wurden, ganz genau bei den Rochen wiederkehren und dals dort keine neuen bei den Haien nicht vorkommenden beobachtet werden konnten. Die Untersuchung der Rochengehirne hat wesentlich nur für das zeitweise Auftreten der einzelnen Züge im Laufe der Entwicklung, dann aber auch für die Anhangsgebilde des Infundibulum, die dort besser entwickelt sind, als bei den untersuchten Haien, neue Auf- ziMan schlüsse ergeben. Dadurch, dals bei den verschiedenen Tieren immer wieder die gleichen Faserzüge im gleichen Verlauf beobachtet wurden, hat natürlich auch die Sicherheit dessen, was oben über die Züge berichtet wurde, noch gewonnen. Bei Torpedo ocellata von 11 cm Länge ist noch keine einzige im Zwischenhirn entspringende Faser aulser dem hinteren Längsbündel markhaltig. Von diesem finde ich aber auch nur jederseits eine einzige starke Faser vorhanden. Von dem Bindearm, den Zügen von und zum Ganglion habenulae ist noch keine Spur da, ebensowenig von den Commissuren, Aus dem Vorderhirn zieht ein zum basalen Vorderhirnbündel gehöriger dünner Strang in die lateralen Abteilungen des Infundibulum. Aulsen liegen spärliche zum Opticus gehörige Fasern, die vom Mittelhirn herabziehen. Die Mantelbündel, die Commissura transvera sind nicht markhaltig. Bei den Torpedos von 13 cm Länge sind dagegen schon eine Anzahl Faserbündel von Markscheiden umgeben. Im basalen Vorderhirnbündel, das aus dem Vorderhirn in das Zwischenhirn zieht, sind relat. viele Fasern markhaltig und man erkennt deutlich wie das Bündel in den hinteren Ebenen des Infundibulums sich in einer zellreichen kleinen Anschwellung verliert. Aus den dorsaleren Gebieten des Infundibulums entwickeln sich medial die Fasern des Fasciculus longit. inferior und etwas weiter lateral sieht man jederseits die Binde- arme entspringen. Die ersteren Fasern können in die Vorderstränge verfolgt werden, die letzteren bis zu einer mächtigen Kreuzung im caudaleren Gebiete der Mittelhirnbasis. Aus der Kreuzung ziehen dann jederseits die Fasern in das Cerebellum. Aufsen am Zwischenhirne liegen die erst zum Teile markhaltigen Fäserchen der Seh- nerven. Sie gelangen in das Chiasma frontal vom Infundibulum. Dorsal und etwas caudal vom Chiasma liegt die Decussatio (Commissura) transversa; eine deutliche Kreuzung in ihrer Mittellinie lälst auch hier den Namen Decussatio transversa vorziehen. Die beider- seitigen Schenkel gelangen medial von den Opticusbündeln in das Mittelhirndach. Aus dem centralen Höhlengrau ziehen spärliche markhaltige Bündelchen sehr nahe unter dem Vetrikelepithel ventralwärts. Sie kreuzen im Bereich des dorsalen Infundibulum- abschnittes und es ziehen dann jederseits die Fasern der „Deeussatio infundibuli“ m den ventralsten Infundibulumebenen caudalwärts. Sie verlieren sich wahrscheinlich im Saccus vasculosus. Die meisten Fasersysteme aus den Ganglia habenulae sind noch nicht markhaltig. Das gilt namentlich von den sich ventralwärts wendenden Zügen. Beide Ganglien sind unter Abhandl. der Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 4 en sich durch die bereits markhaltige Fäserchen führende Commissura Ganglii habenulae verbunden. Die Fasciculi retroflexj entspringen aus dem äulseren und dorsaler sitzenden Teil der Ganglien und durchziehen den gröfseren inneren Teil derselben. Sie sind in der Gegend ihres Ursprunges nicht markhaltig aber weiter hinten, nahe dem Corpus interpedun- eulare sind sie es. Beide Ganglien und beide Fascikel sind etwa gleich stark. Am Gehirne erwachsener Tiere, es wurden ein Raja clavata und eine Torpedoart untersucht, tritt zu den erwähnten Faserzügen noch die Kreuzung der Mantelbündel aus dem Vorderhirne. Aulserdem ist der Opticus nun markhaltig geworden. Man erkennt deutlich bei der Raja, dals caudal vom Chiasma noch zwei weitere Kreuzungen in dem Zwischenhirne liegen. Die erste ist diejenige der Mantelbündel, die zweite, etwas dorsaler liegende, gehört der Decussatio transversa an. Man kann die Mantelbündel nach der Kreuzung sehr gut in das Mittelhirndach verfolgen, wo sie sich zwischen den reichlichen Fasern des tiefen Markes verlieren. Etwas dorsal von der hier schon recht mächtigen Decussatio infundibuli liegt noch eine aus feinen, dem centralen Höhlengrau entstammenden Fasern bestehende Kreuzung. Dieselbe war schon bei dem 18 cm langen Tiere angedeutet, ist hier aber sicherer und aus reichlicheren markhaltigen feinen Fasern gebildet. Man wird sie zweckmälsig „ventrale Kreuzung des centralen Höhlengrau“ nennen. Etwas weiter caudal, schon im Bereich des Mittelhirndaches liegt eine Commissur ähnlicher Abstammung, die den Namen der hinteren Commissur des c. HG. verdient. Schliefslich wären noch die Resultate zu erwähnen, welche sich aus der Durchmusterung der langen Schnittserie durch das oben erwähnte ungemein grolse Gehirn der Cephaloptera ergeben haben. Es wurden dort alle bisher beschriebenen Verhältnisse wiedergefunden. Natürlich waren die Faserzüge alle dicker als sie bisher zur Ansicht gekommen waren. Der Zustand der Härtung hat aber nicht erlaubt die centraler liegenden Züge so schön zu färben, wie das bei den übrigen Gehirnen der Fall war. So konnte für diese nur im All- gemeinen die Übereinstimmung mit dem Bekannten konstatirt werden. Die peripherer liegenden Zonen aber und die nicht so dicken Pedunculi haben sehr gute Bilder ergeben. Auf Fig. 17—20,. ist die bei dem grolsen Tiere besonders schöne Kreuzung der Mandelbündel wiedergegeben. Nirgend wurde so deutlich als hier das Corpus gen. med. und der Opticus, welcher es durch- strömt gesehen. Hervorzuheben ist auch die relativ starke Ausbildung des Lobus posterior infundibuli. Die Lobi laterales sind sehr klein und fast ohne Hohlraum. Nur eine leichte Furche in der Seitenwand des gemeinsamen Ventriculus infundibuli, die nach dem Lobus lateralis gerichtet ist, stellt das Aequivalent des Recessus lateralis dar. Zusammenfassende Beschreibung des Selachiergehirnes. Erklärung der Abbildungen. Die vorstehende Darstellung ist an Einzelheiten, auch an Wiederholungen reicher geworden als es dienlich ist für den, der sich ein Gesammtbild vom Baue des Selachier- zwischenhirnes verschaffen -will. Es soll deshalb hier zum Schlusse noch zusammengestellt werden, was sich als dem untersuchten Material gemeinschaftlicher Character herausgestellt hat. Die Beschreibung wird sich fortlaufend auf die Abbildungen der Tafel 1—3 stützen. Sie kann deshalb kurz sein. Man unterscheidet zweckmässig am Zwischenhirne der Selachier eine frontale von einer caudalen Abteilung. Die erstere, die directe Fortsetzung der basalen und lateralen Abschnitte des Vorderhirnes besteht aus zwei bei den verschiedenen Arten sehr verschieden langen rundlichen Strängen, welche alle aus dem Vorderhirne zu caudaleren Partieen füh- renden Faserzüge enthalten. Sie werden von jeher als Peduneuli cerebri bezeichnet. S. Fig. 1, auf Seite 10. Der Hohlraum, welchen sie zwischen sich einschliessen, der Ventrieulus tertius, wird dorsal vom Plexus choroides abgeschlossen, dessen lange Falten tief in ihn hinein hängen, In den caudaleren Ebenen sitzen den Pedunculis jederseits die Ganglia habenulae auf. Jedes einzelne besteht aus zwei verschiedenen gebauten Abteilungen. Fig. 2, 3 und 8. Zwischen dem rechten und dem linken Ganglion kommen erhebliche Grössendifferenzen vor. Fig. 5. Caudal von den Gangliis habenulae findet man eine die Mittellinie überbrückende Faser- kreuzung, die Commiss. (Decuss.?) Gangl haben. Commissura tenuissima. Osborn. Fig. 6. Die caudale Abteilung wird zweckmässig als Pars infundibularis bezeichnet. Dieser Hirnteil schliefst sich ventral direct an die Pedunculi an. Er beginnt hinter dem ‚Chiasma mit einer mächtigen Anschwellung, an der die Zweiteilung deutlich angedeutet ist, dem Mittel- lappen des Infundibulum. Ihm sitzt, etwas caudaler, jederseits ein Lobus lateralis an und zwischen den beiden Lobi laterales ragt ein bei den Haien kurzer, bei den Rochen aber sehr ausgebildeter und mit besonderer innerer Anordnung versehener Lobus posterior nach hinten. Der Hirnventrikel, welcher sich in den infundibularen Abschnitt des Zwischenhirnes nur als ein enger Spalt fortsetzt, erweitert sich dort zu einem Ventriculus infundibuli, aus dem die Recessus laterales und hinten der Recessus posterior abgehen. Aus dem Bodenteil 4* = a des caudalen Infundibulumabschnittes geht durch mehrfache Einstülpungen der dort einfachen epithelialen Platte und durch bald mehr, bald weniger ausgebildete Wucherung derselben der Saccus vasculosus hervor. Fig. 21, 22, 24, Der Recessus posterior Infundibuli, seine Beziehungen zum Saceus vasculosus — Fig. 24 — und die Lage der Hypophysis zu beiden haben, soweit ich sehe, noch keine genügende Schil- derung in der bisher vorliegenden Litteratur empfangen. Nur Müller in seiner Arbeit über die Hypophysis scheint ihn richtig gesehen und beschrieben zu haben. Die Pars frontalis Diencephali wird an ihrer basalen Fläche durchzogen von dem aus dem Vorderhirne stammenden basalen Vorderhirnbündel. Fig. 1, 10, 13, 17—20. Von demselben biegt ein Theil, derjenige welcher zuerst markhaltig wird, ventralwärts und endet im Infundibularteil des Zwischenhirnes, Fig. 1 und 13, ein anderer zieht weiter und ist noch dicht hinter der Mittelhirnbasis nachweisbar. Zwei mächtige aus dem Mittelhirndache stammende Fasermassen treten in die Zu- sammensetzung des in Rede stehenden Zwischenhirngebietes ein. Es wird nämlich aussen überzogen von den starken Zügen desSehnerven, Fig.5u. 7, welche es umgreifend an seiner Basis im Chiasma kreuzen, Fig. 10. Medial vom Sehnerven ziehen aus den caudalen Partien des Mittelhirnes stammend die dicken Fasern der Decussatio transversa herab, indem sie während ihres Laufes die basalen Vordernhirnbündel zum Teil durchqueren. Etwas caudal und dorsal vom Chiasma kreuzen sie; eine an der gleichen Stelle bei Säugern liegende Faser- kreuzung ist von Meynert zuerst beschrieben worden und wird seither als Meynert’sche Commissur bezeichnet. Fig. 9. Aus den dorsalen Abschnitten des Vorderhirnes stammt das Mantelbündel. Das- selbe liegt vorn dicht neben dem basalen Vorderhirnbündel, an dessen lateraler Seite. Fig. 17. Dann wird es durch die Opticusfasern von ihm geschieden und liegt nun eine Strecke aulsen dem Sehnerven an, diesen quer überziehend. Am hinteren Rande des Tractus opticus wenden sich seine Fasern medianwärts und kreuzen mit denjenigen, welche von der anderen Seite kommen in der mächtigen Kreuzung der Mantelbündel. Fig. 9, 10, 18, 19. Diese liegt also caudal vom Chiasma und direct ventral von der Decussatio transversa. Sie ist bisher nie von der letzteren getrennt worden. Nach der Kreuzung ziehen die Fasern der Mantelbündel schräg aufsteigend über das Zwischenhirn weg Fig. 10, und senken sich an dessen caudalen Teilen angelangt, in die Tiefe des Mittelhirndaches, das sie in diesen Gegenden erreichen. Weiter konnten sie nicht verfolgt werden. Das Mantelbündel ist dasjenige Bündel, welches am spätesten von allen Faserzügen des Vorder- und Zwischenhirnes markhaltig wird. Seine dicht hinter dem Chiasma liegende Kreuzung wurde zuerst vonHaller bei den Knochenfischen gesehen, sie ist inzwischen bei den Vertretern fast aller Vertebratenordnungen gefunden worden und wird gemeinhin als Commissura transversa Halleri bezeichnet. Ein an der gleichen Stelle bei Säugern vorhandenes Bündel trägt dort nach seinem ersten Beschreiber den Namen der Gudden’schen Commissur. Es wird am zweckmässigsten und am wenigsten präjudicirlich sein, wenn man die Kreuzung der Mantelbündel als Decus- satio postoptica bezeichnet. Der Name Kreuzung der Mantelbündel gälte nur für die Selachier, weil die Fasern aus dem Teile des Vorderhirnes entspringen, den man — vergl. die entwieklungsgeschichtlichen Untersuchungen im ersten Theil — als Mantel bezeichnen kann. Es ist aber leicht möglich, dass das betreffende Ursprunggebiet sich bei höheren Tierordnungen in Gebiete lagert, die nicht mehr dem eigentlichen Mantel angehören. Die Gränze zwischen Mantel und Stammganglion ist bei Selachiern eben nicht scharf. Beide Ganglia habenulae bestehen, wie schon erwähnt wurde, aus einem frontalen und einem caudalen Abschnitte. Die caudalen Abschnitte sind unter sich durch die Decussatio thalami dorsalis, oder Comm. Gglii habenulae, Fig. 5 und 6, vereint, ein Zug, der mark. haltige Fasern neben marklosen enthält. Die ersteren ziehen beiderseits aulsen am Zwischenhirn ventralwärts und können bis in das Fasergebiet an der Mittelhirnbasis verfolgt werden. — Tractus descendens Ganglii habenulae. Ein weiterer Faserzug aus dem Ganglion habenulae zieht rückwärts in das Mittelhirndach — Tractus @. hab. ad Mesocephalon dorsalis. Fig. 25. Aufserdem wurde nachgewiesen ein Tractus ad Proencephalon. Fig. 6. Dieser tritt vor dem Ganglion ventralwärts und konnte weithin nach vorn neben den Fasern des basalen Vorderhirnbündels verlaufend verfolgt werden. Ob und wo er im Vorderhirn endet, blieb unbekannt. Ein gleich verlaufender Faserzug bei anderen Wirbeltier- arten endet in der medialen Scheidewand des Vorderhirnes. Aus dem frontalen Abschnitte entspringt immer der Fasciculus retroflexus. Fig. 3. Dieser’ wendet sich caudalwärts und gelangt dabei in der Nähe der Oculomotoriuswurzeln an die Hirnbasis. Dort zieht er noch eine Strecke weiter dahin und endet in dem Corpus interpedunculare, sich dabei wahrscheinlich mit dem gleichen Bündel von der anderen Seite vereinigend. In den zerstreuten Zellmassen des Infundibularteiles wurden, um späteren, mit besseren Methoden ausgeführten Untersuchungen nicht vorzugreifen, keine Ganglien abgeschieden. Sicher liefs sich nur dicht unter den Fasern des Tractus opticus auf der Aufsenseite des Zwischenhirnes liegend ein Corpus geniculatum abscheiden. Fig. 8,19, 20. Aufserdem muls von dem eigentlichen Zwischenhirngrau ein centrales Höhlengrau geschieden werden, das in — 30 — wechselnder Dicke unter dem Epithel des Ventrikels liegt. Aus ihm stammen Fasern welche ventralwärts ziehen und dort eine Kreuzung, ventrale Kreuzung des centralen Höhlengraues, Fig. 11, bilden. Ebenfalls im centralsten Gebiete des dorsalen Zwischen- hirnabschnittes entspringen mächtige ventralwärts sich wendende Züge — Tractus ad decussationem infundibuli.- Fig. 12, 14. Diese enden im Saccus vasculosus nach ihrer Kreuzung. Das Corpus geniculatum, dessen Existenz an der gleichen Stelle bei allen Wirbel- tieren von Bellonci'!) nachgewiesen worden ist, entsendet nieht sicher Fasern in den Sehnerv, wenigsten keine markhaltigen. Der Optieus scheint es nur zu überziehen und einige seiner Fasern hindurch zu senden. Die eigentliche Ursprungsstätte der meisten Zwischenhirnfasersysteme ist die Pars infundibularis und speziell ihr dorsalstes Gebiet. Es entspringt dort jederseits nahe der Medianebene der Fasciculus longitudinalis posterior. Fig. 2,3. Das Bündel wendet sich dorsalwärts und sendet, im Bereiche des Mittelhirnes angekommen, seine Fasern alle nahe unter dem Epithel des Aquäduetus Sylvii in caudaler Richtung weiter. Sie können bis in die Vorderstränge des Rückenmarkes verfolgt werden‘ Wahrscheinlich empfangen die Fascieuli longit. post. im Bereich der Oculomotoriuskerne einen Zuwachs. Etwas weiter lateral und caudal entspringen die Processus ad cerebellum, die Bindearme. Fig. 2,13. Man sieht sie jederseits nahe der Hirnbasis bis fast an die caudale Grenze des Mittelhirnes ziehen. Da wenden sie sich plötzlich medianwärts und kreuzen in einer mächtigen Kreuzung — Bindearmkreuzung, Fig. 16, mit den gleichen Fasern von der anderen Seite. Nach der Kreuzung ziehen die Bindearme jederseits in das Cerebellum, Bei keiner Tierart konnte der Ursprung und der vollständige Verlauf der beiden letztge- nannten Bündel mit der Sicherheit festgestellt werden, wie es bei den Selachiern möglich war. So ist es gelungen im Ganzen 12 Faserzüge im Zwischenhirn der Selachier zu sondern und von den meisten den Verlauf festzustellen. Von diesen entspringen im Vorderhirne 2: Das basale Vorderhirnbündel und das Mantelbündel. Im Zwischenhirn selbst haben Ursprung 8 Faserzüge: Das hintere Längsbündel, der Bindearm zum Kleinhirne, der Fasciculus retro- tlexus oder Meynerts Bündel, die Tractus Ganglii habenulae ad Mesocephalon dorsales, die Tractus Ganglii habenulae descendentes und der Tractus ad Proeneephalum. Wahrscheinlich stammen auch aus dem Zwischenhirn die Fasern des centralen Höhlengraues und die Züge zur ') Bellonci: Über die centrale Endigung des Nervus Opticus bei den Vertebraten. Ztschrft. f. wiss. Zoologie. Bd, XLVII. ee Deeussatio infundibuli. Aus dem Mittelhirn stammen die Fasern der Decussatio transversa -und die ÖOpticusfasern. Die folgenden 6. Commissuren resp. Kreuzungen im Gebiete des Zwischenhirnes liessen sich nachweisen: Das Chiasma der Sehnerven, die Kreuzung der Mantelbündel aus dem Vorderhirne, die Decussatio transversa aus dem Mittelhirne, die Kreuzung der Tractus ad Infundibulum, die vordere Commissur des centralen Höhlengraues und die Decussatio Thalami dorsalis (habenulae), Es wurde schon oben erwähnt, dass sich auf dem rein anatomischen Wege nie sicher feststellen lässt, was eine Kreuzung und was eine Fasercommissur ist. Deshalb wurde hier der Name Commissur Querfasserverbindungen gegeben, in denen nicht sofort deutlich eine Kreuzung gesehen wurde. Man muss im Auge behalten, dass diese Bezeichnung so lange eine provisorische bleibt, als nicht Versuche mit der Degenerations- methode gemacht sind. Aus der folgenden Tabelle ist zu ersehen, bei welchen Tieren die oben beschriebenen Züge gesehen worden sind. Ein Plus- oder Minuszeichen in ihr soll zeigen, ob Markscheiden vorhanden waren oder ob sie fehlten. N Br eanie. | Re Toneie A en | Raja reif Bas. Vorderhirnbündel | | | A. Zwischenh. zug. + + En E= + + + | + B. Hinterh. zug. . — En +. + = — SL + Mantelbündel . . .. . _ - + -+ — en + IL Hinteres Längsbändel . + e- ES En un + + —- "Bindearm z. Cerebell. . . + + En _ + + + Decussatio infund. . . . + — + + E= — 22-62 -L Faseie. retroflexus, . . . —— +? +? + = Ari Sr ck ‚Deeussatio transversa . Zr + + + —_ + + + INES Sr Ar Ar Fr == Ar SF Ar ‚Commiss. Thalami dorsalis + + E= + — + + AL "Vord. Comm. d. Centr.-Hgr. | — ? + + + + — eu zu + Man erkennt, dass einige Fasern vorhanden sind, welche nicht sicher als markhaltig bezeichnet werden. Namentlich gilt dieses von dem Fascieulus retroflexus, Dieser nahm nie :so gut wie andere Bündel die Markscheidenfärbung an und schwärzte sich eigentlich nur bei ganz ‚grossen und alten Tieren gut. Aber auch bei solchen blieben immer noch viele Fasern ungefärbt. — 89 Mein Material ist nicht ausreichend gross, um eine Geschichte der Markscheidenbil- dung aus ihm zu ermitteln. Man erkennt aber doch, dass von den Zügen aus dem Vorder- hirn der im Zwischenhirn bleibende Anteil des basalen Vorderhirnbündels zuerst markhaltig wird, dann folgt der übrige Teil des gleichen Bündels und erst spät wird das Mantelbündel markweiss. Von den Zwischenhirnfasern umgeben sich zuerst einige, welche zum hinteren Längsbündel gehören, mit Markscheiden. Von den Fasern aus dem Mittelhirn zum Zwischen- hirn scheinen die zur Descussatio transversa (Meynert’s Commissur?) gehörigen vor den Zügen des Optieus fertig zu werden. Beim 18 Ctr. Torpedo und dem 30 Ctr. Scyllium waren sie wenigstens alle geschwärzt, während die Opticuszüge noch nicht alle Markscheiden besassen. Auf dieses in allgemeiner Beziehung sehr wichtige Verhalten soll näher eingegangen werden, wenn am Schlusse der Darstellung der Zwischenhirnfaserung die analogen Verhält- nisse von anderen Tierclassen bekannt gegeben worden sind. Die vorstehende kurze Beschreibung wird durch die Abbildungen ergänzt. Ab- weichend von dem meist geübten Gebrauche soll ihre Erklärung hier im fortlaufenden Texte erfolgen, weil sich bei demonstrirender Vorlegung der Zeichnungen Manches noch erläutern lässt, das im Texte vielleicht nicht klar genug dargelegt war. Zunächst ist in Fig. 1. ein schematisch gehaltenes und durchsichtig gedachtes Selachiergehirn dargestellt. An diesem soll der Zug der einzelnen im Text beschriebenen Bündel in möglichst einfacher Weise er- kennbar sein. Die Namen sind alle eingeschrieben. Alle Faserzüge aus dem Zwischenhirne sind roth, alle aus anderen Hirnteilen schwarz gehalten. In Figur 2, 5, 4, sind drei aufeinander folgende sagittale Schnitte durch das ganze Gehirn des 30 COtr. langen Scyllum abgebildet. Nr. 2 ist der medialst liegende Schnitt. Er geht fast genau durch die Sagittalebene. Man erkennt auf ihm die Lage des Ganglion ha- benulae zur Epiphysenausstülpung, zur Commissur posterior und zum Plexus choroides. Ausser- dem ist hier sehr gut die Ziammensetzung der Pars infundibularis zu studiren. Die mehr lateral liegende Figur 3 lässt den Ursprung des Fasciculus retroflexus aus dem Ganglion habenulae und den des Fasciculus longitudinalis posterior aus der Pars infundibularis gut er- kennen. Auf Figur 4 sieht man den Ursprung des gleichen Bündels, aber auch denjenigen desBindearmes, der bis zu seiner Kreuzung in der caudalen Mittelhirngegend verfolgt werden kann. Hier ist auch die Pars infundibularis des basalen Vorderhirnbündels sichtbar. Auf allen drei Schnitten wolle man auch die quer getroffenen Fasern der Decussatio transversa und Decussatio infundibuli DI. beachten. een Fig. 5 ist ein Frontalschnitt bei Scyllium catulus, der dorsal durch die Decussatio thalami dorsalis, und zwar den markhaltigen Abschnitt geht, ventral aber das Chiasma trifft. Sie soll die Zusammensetzung des Zwischenhirnes in dieser Gegend zeigen. Man erkennt auch die Grössendifferenz des rechten und linken Ganglions. Die Lage der Mantelbündel lateral, der basalen Vorderhirnbündel medial von den Opticis ist zu beachten. Fig. 6, wie die vorige vom Sceyllium catulus, ist ein etwas weiter caudal liegender Frontalschnitt. Die Fasciculi retroflexi, die Tractus Ggl. hab. ad Proencephalon., die Decussatio transversa und ventral von ihr die Kreuzung der Mantelbündel sind sichtbar. _Beiderseits erkennt man die zum Chiasma (s. vorigen Schnitt) herabsteigenden Züge der Opticusfaserung. Fig. 7 giebt einen Schnitt wieder, der bei Seyllium canicula — reif — so angelegt wurde, dass die meisten Commissuren auf ihm sichtbar sind. Er fällt von hinten nach vorne schräg ab und geht dorsal durch die Lobi optici des Mittelhirnes, ventral durch das Chiasma. Dorsal ist zu erkennen: die Kreuzung des tiefen Markes des Mittelhirnes und die Commissura posterior, ventral liegt die Decussatio transversa und das Chiasma der Sehnerven. Die diffe- rente Dicke der Fasecieuli retroflexi möge beachtet werden. Fig. 8 stellt einen Frontalschnitt durch das Zwischenhirn des 18 Otr. langen Torpedo dar. Man sieht dorsal die Ganglia habenula, ventral die Corpora geniculata. Die Fasern des Sehnerven beiderseits aussen vom Ganglion habenulae, die Fasern der Decussatio trans- versa, die des basalen Vorderhirnbündels und des Fasciculus longitud. posterior sind in ihrer Lagerung zu erkennen. Wie sich die Verhältnisse der Commissuren und Kreuzungen an der Zwischenhirnbasis gestalten, zeigen am besten Horizontalschnitte. Solche sind in Fig. 9, 10 und 14 vom reifen Seyllium, in den folgenden drei Figuren 11, 12, 13 vom 18 Ctr. langen Torpedo abgebildet. Fig. 9 ist ein so tief gelegter Schnitt, dass noch ein Teil der Hypophose und die lateralen Hälften des Saccus vasculosus zur Anschauung kommen. Von vorn nach hinten folgen hier und im folgenden Schnitte auf einander die Optici resp. ihr Chiasma, die Mantel- bündel und die Decussatio transversa. Es ist nicht ganz sicher, ob die in Fig. 9 gezeichnete Kreuzung, welche jedenfalls dicht ventral von den Fasern der Dee. transversa auf 10 liegt, noch zu dieser gehört. Möglich wäre — Verhältnisse bei den Knochenfischen sprechen dafür —, dass hier noch eine weitere im Text nicht erwähnte Faserkreuzung läge. In Figur 10 wäre ausser dem bereits Erwähnten noch die Faserung zu der Decussatio Infun- dibulis zu bemerken. Der Schnitt der Fig. 14 geht dann direct durch die Bindearme und enthält noch den ventralsten Teil ihrer Kreuzung. Die medialsten Fasern des als Dec. trans- Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. >) ae versa hier bezeichneten Gebietes gehören schon den Fascieuli longit. post. an. Bei dem jungen Rochen, von dem Fig. 11—13 Schnitte bringen, sind die Fasern des Mantelbündels und die der Decussatio transversa noch nicht nachhaltig. Man erkennt hier aber besser als an den vorhergehenden Schnitten den Faserverlanf des basalen Vorderhirnbündels und sieht hier auch die ventrale Decussation des centralen Höhlengraues in Fig.11. Zu beachten ist hier auch die Configuration des Recessus posterior und des caudal von ihm liegenden Saceus vaseulosus. Figur 15 ist der Sagittalschnittreihe von dem 30 Ctr. langen Seyllium entnommen. Der Schnitt trifft gerade den Bindearm aussen von seiner Kreuzung. Man kann das Verhalten des Faserzuges bis in das Cerebellum hinein verfolgen. Der Frontalschnitt durch das Mittelhirn eines gleichaltrigen Scyllium, der Figur 16, ist durch die Bindearmkreuzung hindurch geführt. So gestatten die Zeichnungen dieser Tafel den Verlauf des Bindearmes bei den Selachiern durchweg zu verfolgen. An dem ventralsten Teile der Figur 16 erkennt man das Corpus interpedunculare und sieht die Anordnung der Fasern des Meynert’schen Bündels in ihm. Das Commissuren- resp. Kreuzungssystem der Regio chiasmatica ist bei Cepha- loptera so deutlich und kräftig ausgebildet, dass Abbildungen von Schnitten durch das Zwischenhirn dieses Tieres besonders lehrreich sind. Der Schnitt der Figur 17, ein Frontalschnitt, geht noch durch das Vorderhirn, dessen ventralstes Gebiet allein abge- bildet ist. Beiderseits vom Ventrikel liegen die basalen Vorderhirnbündel, ganz lateral erkennt man die dünnfaserigen Mantelbündel, ventral das Chiasma. In 18 beginnen die Mantelbündel ventral vom Chiasma zu kreuzen, in 19 setzt sich die Kreuzung fort und in 20 ziehen die gekreuzten Züge beiderseits aussen vom Optieus, der an eben dieser Stelle das Corpus geni- eulatum durchzieht, aufwärts. Auf dem letztgenannten Schnitt sind auch schon die fron- talsten Züge der Decussatio transversa angeschnitten. Caudal von der Mantelbündelkreuzung erscheint das Vorderende der Hypophysis. Die folgenden Abbildungen sind der Klarstellung der Verhältnisse am infundibularen Teil des Zwischenhirnes gewidmet. Zunächst zeigt die Figur 21 an einem sagittalen Median- schnitt durch einen 4 Ötr. langen Rochenembryo mit noch teilweiser erhaltener Scheitel- krümmung die beim reifen Tier vorhandenen Verhältnisse noch in schematischer Einfachheit. Der caudale Abschnitt des Infundibulum spaltet sich in zwei Teile, den Recessus posterior- Saccus infundibuli und dem Saccus vasculosus. Die Hypophysis liegt weder dem einen noch dicht an. Anders sind die Verhältnisse am erwachsenen Tiere. Der sagittale Medianschnitt, den Figur 22 vom Seyllium wiedergiebt, lässt rechts den Recessus posterior Infundibuli, links und ventral von demselben den Saccus vasculosus erkennen. Auch die dichte An- und Ein- =. kan wachsung der Hypophyse an den letzteren wolle man beachten. Hier liegt, wie schon oben bemerkt wurde, ein Verhältnis vor, das an frischem Material und auch mit physiologischen Methoden — Farbstoffinjectionen und dergleichen — geprüft werden muss. Die Form der Hypophysis, ihre Zusammensetzung aus einem frontalen hinten sich erweiternden Abschnitt und einem ventralen dickeren zeigt der Figur 23 abgebildete Horizontalschnitt bei Raja clavata. Schliesslich wolle man durch Verfolgung der Schnittserie Figur 24 a-h die verschie- denen Abteilungen studiren, welche aus dem einfachen Infundibularsack hervorgehen. Der ungeteilte Hohlraum vorn in a mit dem dünnen Boden, dem die Hypophyse anliegt, die Ausstülpung in die Lobi laterales in b und c, das Auftreten von Falten etc. im Mittelstück und im caudalen Abschnitte der Lobi laterales in d und das Entstehen des Recessus o. Saccus infundibuli dorsal aus dem Mittelstück, das Hervorgehen des Saccus vasculosus ventral aus dem epithelialen Bodenteil sind zu erkennen. In h. ist schliesslich nur Hypophysis und ein kleiner Teil desSaccus vasculosus noch in den Schnitt gefallen. In ce, d, e, wären wohl noch die Tractus ad decussationem Infundibuli zu beachten. Ihre Kreuzung ist nicht in einem der abgebildeten Schnitte enthalten. Wohl aber wolle man in f die zum Saccus vasculosus gehenden gekreuzten Fasern beachten. In e. lösen sich die Infundibulargebilde von der Hirnbasis, in g. ist die austretende Oculomotoriuswurzel getroffen, die ventrale Ausbauchung der Hirnbasis in h. ist durch das hier angeschnittene Corpus interpedunculare bedingt. Die Figuren dieser Schnittserie stammen von einem entweder Torpedo oder Raja angehörigen Gehirn. Es ist während der Härtung ein Versehen passirt, das die nachträgliche sichere Bezeichnung nicht gestattet. Figur 25 giebt einen etwas stärker vergrösserten Schnitt durch die Ganglion habenulae von Seyllium canicula wieder. Das Zwischenhirn der Amphibien. Einleitung. Wir besitzen erst seit neuester Zeit Arbeiten, die sich mit der Faserung eingehender beschäftigen, welche im Zwischenhirn der Amphibien ihren Ursprung hat. Es sind hier wesentlich die Untersuchungen zu nennen, welche Schulgin!), Köppen?), Osborn‘) !) Schulgin: Über den Bau des centralen Nervensystems der Amphibien und Reptilien. Odessa 1887, 2) Köppen: Zur Anatomie des Froschgehirnes. Archiy f. Anatomie und Physiologie. Anat. Abteilung 1888. % Osborn: Contribution to the internal Structure of the Amphibian Brain. Journal of Morphology Vol. 2. 1888. [S} | ee a veröffentlicht haben. Von des ersteren Arbeit konnte ich mir nur eine durch Laienhand angefertigte Übersetzung verschaffen, so dafs vielleicht manches nicht richtig von mir ver- standen ist. Die äufseren Formverhältnisse sind zu verschiedenen Zeiten mehr oder weniger ein- gehend beschrieben worden, am genauesten für den Frosch von Stannius'), Reilsner°) und Stieda°). Bei dem letzteren findet man auch die ältere Litteratur zusammengestellt. In neuerer Zeit haben sie dann noch durch Wiedersheim*) eine eingehende Schilderung erfahren. Fast alle älteren Untersuchungen beschränken sich auf den Frosch. Stannius zieht auch die Salamandrinen in den Bereich seiner Studien. Neuerdings aber sind wir durch Osborn auch mit den Gehirnen von Amphiuma, Necturus, Siredon, Proteus, Siren und Cryptobranchus bekannt geworden, Eine Anzahl von Schnitten durch die Gehirne verschiedener Amphibienarten findet man abgebildet bei Mason°), wo sie allerdings nur von ungenügenden textlichen Mitteilungen begleitet sind. Gehirne vom Amphibientypus haben dann noch Wiedersheim und Waldschmidt‘) bei Gymnophionen, Fulliquet’) bei Protopterus gefunden. Von einzelnen Teilen des Zwischenhirnes hat neuerdings die Epiphyse bekanntlich vielfache Bearbeitung erfahren und aufserdem besitzen wir eine Studie von W. Müller, welche sich mit der Hypophyse und den ihr benachbarten Gefilden beschäftigt. Auf dieselbe soll später eingegangen werden. Das Material, auf welches sich die folgenden Schilderungen stützen, ist ein an Exemp- laren zwar möglichst reiches, an Arten leider klein gebliebenes. So weit ich die Litteratur übersehe und soweit die eigenen Erfahrungen gehen, sind jedoch die Differenzen im Bau !) Stannius: Handbuch der Zootomie, Berlin 1856, und: Handbuch der Anatomie der Wirbeltiere, Berlin 1854. ?) Reilsner: Der Bau des centralen Nervensystems der ungeschwänzten Batrachier. Dorpat 1864. °) Stieda: Studien über das centrale Nervensystem der Wirbeltiere. Leipzig 1876. *) Wiedersheim: in Eckers Handbuch der Anatomie des Frosches. Braunschweig 1882. °) Mason: Minute Structure of the central nervous system of certain Reptiles and Batrachians of America. Newport 1882, 113 Tafeln. 24 Stn. °) Waldschmidt: Zur Anatomie des Nervensystems der Gymnophionen. Ien. Ztschr. für Naturwissen- schaft. Band XX, N. F. XIII. ?) Fulliquet: Le cerveau de Protopterus. Geneve 1886. a TR zwischen den einzelnen Arten so unbedeutende, dass durch die Beschränkung des Materiales voraussichtlich doch keine besondere Lücke entsteht. Untersucht wurden: Rana esculanta und temporaria. Schnitte in allen drei Richtungen, meist bei mehreren Exemplaren. Im Ganzen 15 Serien. Die gleichen, in geschwänzten Larvenstadien verschiedenen Alters in drei Richtungen, Salamandra maculata. Mehrere Exemplare in verschiedenen Richtungen. Eine Larve des gleichen Thieres. Triton reif und in Larvenformen verschiedenen Alters. 4 reife und mehrere Larven- exemplare. Axolotl. 4 Exemplare. Neben der meist angewendeten Markscheidenfärbung kamen in Verwendung die Kar- minfärbungen, die Golgi’sche Methode in ihrer Verbesserung durch Ramon y Cajal, die Fär- bung mit Hämatoxylin und schliesslich wurden eine Reihe von Injectionen des Blutgefäss- systemes und eine solche der Ventrikelhöhlen mit blauem Leim nicht ohne wesentlichen Nutzen für die Erkenntnis schwer zu verstehender Verhältnisse gemacht. Allgemeines. Das Zwischenhirn der Amphibien ist ein länglicher Hirnteil von annähernd eiförmigem Querschnitte. Der lange spaltförmige Ventrikel scheidet jederseits die Thalami optiei (sensu latiore) ab. Das Dach wird vorn durch den reich gefalteten Plexus choroides gebildet, dessen Ueberzug direct in das Epithel der Schlussplatte übergeht. An ihn schliesst sich caudaler eine Falte, der recessus praepinealis Autt., das Zirbelpolster, wie ich es bei den Fischen genannt habe. Auf diese folgt dann eine mit nur schmalem Eingang versehene rückwärts zunächst gerichtete Ausstülpung, der Epiphysenschlauch. Sein Epithel setzt sich lateral direct in dasjenige fort, welches das dorsalste Zwischenhirnganglion, das Ganglion habenulae innen überzieht. So erscheint die Epiphyse als eine dicht vor jenem Ganglion gelegene Ausstülpung des gemeinsamen Ventrikelepitheles. Hinter der Epiphysenausstülpung liegt dann noch ein relativ langes Stück Dach, welches eine Commissur enthält, die Commissura thalami dorsalis, Commissura tenuissima Osborn’s. Dies Stück geht dann direet in die Platte über, welche die Commissura posterior aufnimmt. Sie ist, wie bei allen Wirbeltieren, stark in ventral- wärts convexem Bogen gekrümmt. ee ye Der Boden des Zwischenhirnes zeigt dicht hinter der embryonalen Schlussplatte eine: lange seichte Aushöhlung, den Recessus präopticus. Er war für die Amphibien einigen älteren Autoren bekannt, ist dann später meist übersehen worden und gewinnt neuerdings dadurch sehr an Interesse, dass er in der ganzen Wirbeltierreihe sich nachweissen lässt. _ His hat. seine Existenz für das embryonale menschliche Gehirn aufgefunden. An seinem caudalen Ende erhebt sich die Chiasmaleiste, welche .quer über den Boden gestellt, in sich die Kreuzung der Sehtractusfasern aufnimmt. Hinter ihr liegen noch zwei andere Faserverbindungen resp. Kreuzungen, die Decussatio transversa und die Decussatio post- optica. Caudal- und lateralwärts setzt die Regio chiasmatica sich direct fort, in die Vorder- wand des Infundibulum, eine breite dicke Platte, die von älteren Autoren mehrfach als Tri- gonum cinereum bezeichnet wird. Da diese Vorderwand des Infundibulum sich in der ganzen Tierreihe dadurch auszeichnet, dass einige Faserquerungen in ihr verlaufen, eben jene beiden vorhin als hinter dem Chiasma liegend erwähnten Züge, so wäre es vielleicht zweckmässig sie Pars commissuralis Infundibuli zu nennen. Die Seitenwände des Infundibulum verdünnen sich nach hinten mehr und mehr und sie gehen schliesslich in eine ganz dünne, nur aus Ventrikelepithel mit etwas darüber liegendem Bindegewebe gebildete Hinterwand über. Dieser Hinterwand liegt dicht und fest die Hypophysis an. Lateral und caudal von der Hypophysis, weiter hinten auch ventral von ihr findet man einen bisher nie eingehender geschilderten Saeccus vasceulosus. Mehrere Autoren beschreiben wohl den Gefässreichtum in der Umgebung der Hypophyse. Ich finde aber nirgendwo erwähnt, dass diese Gefässe nur in den zahllosen Falten eines von niedrigem Epithel ausgekleideten, ausserordentlich dünnen Sackes liegen Dieser Sack kann entwicklungsgeschichtlich nichts anderes sein als eine Ausstülpung der caudalen Infundibularwand. Der Eingang in ihn scheint dorsal von der Hypophysis in den lateralen Teilen der Hinterwand zu liegen. Doch muss erwähnt werden, dass es mir nicht gelungen ist, diesen Eingang zweifellos inmitten all der feinen Maschen auf Schnitten festzu- zustellen. Die caudale Wand des Infundibulum erscheint auf den meisten Schnitten glatt gestreckt. Es soll aber nicht übersehen werden, dass bei einigen Exemplaren des Frosches sich hier eine kleine Ausstülpung gefunden hat, die wie ein kurzes Säckchen dem Infundi- bulum hinten angeheftet ist. Möglicherweise handelt es sich um ein durch die Härtung er- zeugtes Kunstproduct, doch ist das nicht so sicher, dass dieses Vorkommen nicht einer Erwähnung bedürfte. Die Tiere wurden meist direct, ohne Öffnung des Schädels gehärtet und dann mit den Schädelwandungen geschnitten. Das Vorkommen des Säckchens, wenn es sich als etwas nicht artificielles herausstellen sollte, wäre deshalb wichtig, weil wir hier den = age letzten Rest dessen vor uns hätten, was uns bei den Selachiern in grossartiger Entwicklung als Recessus posterior Infundibuli begegnet ist. Die Hypophysis besteht aus drei unter einander ganz verschiedenen Teilen. Näheres s. bei der Beschreibung des Froschgehirnes. Der feinere Aufbau der ganzen Zwischenhirnwand ist ein sehr primitiver. Er lässt eine innere zellreiche und eine äussere zellarme Schicht erkennen, zeigt also bei reifen Tieren ganz den Character, welchen man bei den Embryonen aller Wirbeltiere findet. Unter- . suchnngen von Oyarzun im hiesigen Laboratorium haben gezeigt, dass aus den Zellen der Innenschicht sich Nervenbahnen ableiten, dass die bei den gebräuchlichen Färbemethoden nur leicht gekörnt erscheinende Aussenschicht wesentlich gebildet wird von den peripher- wärts gerichteten Fortsätzen der Ventrikelepithelien und einiger Ganglienzellen. In der Aussenschicht liegen zertreut auch noch einzelne Ganglienzellen, ausserdem findet man ganz frontal nahe der Basis jederseits eine Zellanhäufung, die wegen ihrer Lagebe- ziehungen zum Tractus opticus und aus Analogie mit gleich lagernden Ganglien in der Wirbeltierreihe als Corpus geniculatum bezeichnet wird. Bellonci u. A. Zur Abscheidung eigentlicher Ganglien aus der gleichmälsigen centralen Masse ist es noch nicht gekommen, doch kann man erkennen, dafs an verschiedenen Stellen sich Vor- sprünge in die Aulsenschicht finden, welche so charakteristisch sind und immer wiederkehren, dals sie als der Anfang einer Kernbildung angesehen werden können. Bei der Schilderung des Froschgehirnes soll auf diese werdenden Kerne näher eingegangen werden. Dals es sich in der That hier um Abscheidung morphologisch oder physiologisch verschiedenwertiger Gebilde handelt, beweist auch der Ursprung wohl unterscheidbarer und verschiedener Faser- züge aus den einzelnen. Dorsalwärts reicht die Aulsenschicht nicht bis zum Hirnrande. Hier tritt vielmehr die Innenschicht allein hervor in Gestalt zweier eiförmiger senkrecht gestellter Körper, der Ganglia habenulae. Diese bestehen aus einer peripheren zellreichen Schicht, welche schalenförmig ein centrales zellarmes Gewebe umgiebt. Die Schale ist vorn an der äulseren Seite und hinten nahe der Mittellinie unterbrochen um hier je einem Bündel von Nervenfasern Durchtritt zu gestatten. Am Infundibulum nimmt die innere Zellschicht nur einen kleinen Raum ein, nur wenige Lagen bedecken das Ventrikelepithel von aufsen; die Aufsenschicht ist an den meisten Stellen dicker als die Innenschicht. Die dorsale Wand des Infundibularschlauches besteht nur aus einer dünnen Epithelschicht, ebenso der Recessus dorsalis Infundibuli. a Über die Aulsenseite des Zwischenhirnes zieht vom Mittelhirndache her kommend der Tractus opticus dahin. Diejenigen seiner Fasern, welche am weitesten caudal entspringen, bilden die ventralsten Teile der überziehenden Schicht. Es sondert sich zuweilen, aber nicht immer gleich deutlich, dieser ventralste Teil zu einem eigenen Bündel, das man dann wohl als hintere Sehnervenwurzel bezeichnet hat. Die Untersuchung der Larvenstadien hat bei dem Amphibien für die Faserung weniger sich nutzbringend erwiesen als bei den anderen Ordnungen. Es färben sich mit den bisher bekannten Methoden die Markscheiden bei diesen Tieren nie so intensiv als bei anderen, weil es sehr dicke markhaltige Fasern da nicht giebt. Vollends in den Larvenstadien habe ich aulser dem hinteren Längsbündel oder wenigstens einigen zu diesem gehörigen Fasern nichts markhaltig finden können, soweit Züge aus dem Zwischenhirn in Betracht kommen. Die Amphibienlarven stellen eben wegen ihrer Armuth an markhaltigen Nervenfasern ein sehr gutes Untersuchungsobjekt für die Faserverhältnisse in der Oblongata soweit Nerven- ursprünge in Frage kommen, dar. Die Hirnnerven gehören zu den sich am frühesten mit Mark umkleidenden Zügen. Nur der ÖOpticus ist ausgenommen. Dieser Nerv wird bei kleinen Fröschen und bei jungen fertig entwickelten Tritonen und Salamandern noch zum grölsten Teil marklos gefunden. Dieser Umstand ist wieder wichtig für die Erforschung der Faser- verhältnisse im Mittelhirndache. Es liegen dort eben weil die Opticusfaserung nur schwer zu sehen ist, die Verhältnisse der Schleifenursprünge etc. besonders klar. In einer späteren Abhandlung wird hierauf näher einzugehen sein. Specielles. Das Zwischenhirn des Frosches. Das Froschgehirn soll hier genauer, als das anderer Amphibien geschildert werden, weil es von früheren Autoren und auch von mir am genauesten durchforscht worden ist. Das Zwischenhirn besitzt zwei dicke Seitenhälften, den nach unten hinten zum Infun- dibulum ausgestülpten Boden und ein Dach, das vorn wesentlich durch den Plexus choroides, weiter hinten durch die Commissura Ganglii hab. und eine längere Epithelplatte gebildet wird. Die Seitenteile bestehen von innen nach aufsen aus: 1. dem Epithel des Ventrikels, lange Cylinderepithelien, deren nach aufsen gerichteter Fortsatz unter mancherlei Ver- zweigungen bis fast an die Oberfläche zu verfolgen ist. 2. Aus den Nervenzellen, multipolaren- Golgimethode-Gebilden, die in Längsreihen geordnet und von einander in mehr oder weniger regelmälsiger Weise durch eine feinkörnige Substanz, wahrscheinlich die Erscheinungsform Ah der Glia bei der angewendeten Härtung, geschieden sind. Nach aufsen ist die fast die Hälfte der Wanddicke ausmachende Schicht der Nervenzellen von einem dichten Gewebe umgeben, das, wie die Silbermethode zeigt, susammengesetzt wird aus den zahllosen Ausläufern der Epithelzellen und der Ganglienzellen, die sich alle wieder in die allerfeinsten Fäserchen da aufspalten. Aulserdem liegt dort noch eine Zwischensubstanz. Ich werde deshalb im Folgenden eine „Aulsenschicht“ von einer „Innenschicht“ unterscheiden. Die Grenze beider ist nicht ganz scharf; es liegen auch in der Aulsenschicht noch hier und da zerstreute Zellen. Aulserdem findet man dicht unter dem, das Zwischenhirn von aulsen überziehenden Tractus optieus, noch eine stärkere Ansammlung von Ganglienzellen in der Aulsenschicht. Diese muls nach der Analogie mit dem gleichen Befund an allen Wirbeltiergehirnen als Corpus geniculatum aufgefalst werden. (Bellonei, Osborn, Corpus genicul? Köppen.) Etwa in der Mitte der Zwischenhirnlänge tritt die Aulsenschicht in Form einer fast senkrecht gestellten und sich oben verbreiternden Leiste weiter medialwärts in die Innen- schicht. Dadurch wird diese in zwei Teile geschieden, einen frontalen und einen caudalen. Wir werden später sehen, dals jeder von diesen ein Fasersystem entsendet und es soll deshalb schon jetzt von einem frontalen und einem caudalen Zwischenhirnganglion gesprochen werden Die Grenze zwischen beiden ist nur in den lateralen Gebieten eine scharfe, mehr medialwärts fliesen sie in einander über. Auch ist die Leiste nicht in der ganzen Höhe, also in ventrodorsaler Richtung überall gleich gut ausgeprägt. Man begegnet ihr deshalb auf manchen Horizontalschnitten nicht. Zu den drei bisher in dem Zwischenhirn hier abgeschiedenen Ganglien kommt noch als viertes das dorsal liegende Ganglion habenulae und als fünfte Region wäre die Partie dicht über dem Infundibulum mit dessen dorsaler Wand abzusondern, weil hier zwei Faserbündel ihren Ursprung nehmen, die mit anderen Zwischenhirnparthieen keine Beziehungen haben. Das Zwischenhirn wird aulsen von dem ganz aus dem Mittelhirn stammenden Seh- nerven überzogen. Die meisten seiner Fasern treten in schräg absteigendem Verlaufe über es hin. Nur die aus den caudalsten Teilen desMH. kommenden ziehen in fast horizontalem Verlaufe aulsen an der Zwischenhirnbasis nach vorne zum Chiasma. Es scheint, dass die medialsten dieser Fasern nicht aus dem MH. sondern aus einer nahe der Basis oder in der- selben liegenden Quelle stammen. Ihr abscheidbares in ganz horiz. Verlaufe einherziehendes Bündel bezeichne ich als basale Opticuswurzel. Möglicherweise handelt es sich hier um Fasern, die aus der Raphe der Mittelhirnbasis in der Gegend der Oculomotoriuswurzeln stammen und ventralwärts steigend, an der Basis nach vorne zum Chiasma abbiegen. Manche Abhandl. d. Senckenb. naturf Ges. Bd. XVII. 6 ne Be Befunde lassen das als sehr wahrscheinlich erscheinen. Ob der Sehnerv aus dem Corpus gen. Fasern bekommt oder ob er es nur über- und durchzieht, das liefs sich nicht mit genü- gender Sicherheit ermitteln. Die Sehnervenfasern vereinen sich an der Basis zum Chiasma, in dem ich bisher nur total kreuzende Fasern gefunden habe. Von da gehen jederseits die Optiei nach aulsen und wenden sich dann etwas mehr dorsalwärts, um abermals nach aufsen abbiegend in die Or- bitae einzutreten. Während sie den Bulbus oceuli dort durchziehen, verlieren sie die Mark- scheiden. Das findet aber in so unregelmälsiger Weise statt, dals immer noch einzelne markhaltige Fäserchen bis in die Macula lutea gelangen. Caudal vom Chiasma, aber in dessen unmittelbarer Nähe, liegen noch zwei Faser- kreuzungen. Eine ventrale, die den Sehnervenfasern dicht anliegt und nach ihrer Lage der De- cussation der Mantelbündel bei den Selachiern entspricht. Sie enthält nur wenig markhaltige Fasern und ist deshalb nicht sicher in ihren Ausläufern und nach ihrer Abstammung zu verfolgen — Decussatio postoptica, Kreuzung der Mantelbündel?? Die etwas dorsaler liegende Faserkreuzung ist viel stärker, besteht fast ganz aus markhaltigen Fasern und kann gutalsDecussatio transversa im gleichen Sinne wie der an derselben Stelle lie- gende Zug der Selachier bezeichnet werden. Die Schenkel dieser Kreuzung ziehen medial von den Sehnervenfassern, diesen Anfangs ziemlich parallel im Zwischenhirn dorsalwärts wenden sich aber bald mehr und mehr in horizontale oder doch nur schwach aufwärts stei- gende Richtung und durchziehen als nieht unbedeutendes Fasersystem die Aulsenschicht des Zwischenhirnes bis sie vor dem Mittelhirndach angelangt in dieses eintreten. Dieser Zug ist wahrscheinlich der gleiche, welchen Köppen und auch Osborn als Thalamuswurzel des Opticus auffassen wollen. Bei Bellonci ist er richtiger als Commissura inferior in den Ab- bildungen angegeben. Opticus und Decussatio transversa sind von einander geschieden durch das mächtige aus dem Vorderhirn stammende basale Vorderhirnbündel. Es ist nur zum Theil aus markkaltigen Fasern aufgebaut, deren Mehrzahl das ZH. durchziehend in die Basis des Mittel- hirnes eintritt. Ein Teil tritt in das Infundibulum (Köpp ens Thalamus-Tuber einerum-Bahn). Aus dem Ganglion frontale Thalami stammt der Tractus Thalami frontalis, ein markhaltiger nicht unbeträchtlicher Faserzug, der in den dorsaleren Regionen mit seiner Hauptmasse entspringend, sich gleich ventralwärts und auch etwas frontalwärts wendet. In der Höhe der Chiasma etwa angelangt oder doch nur wenig hinter ihm wenden sich die Seren Fasern scharf nach hinten und ziehen nun als geschlossenes Bündel durch die Mittel- und Nachhirnbasis hindurch. Wo sie enden ist unbekannt geblieben. Aus dem Ganglion caudale Thalami stammt der Tractus Thalami caudalis. Er enthält nur marklose, recht dicke Bündel. Sie haben fast den gleichen Verlauf wie die des vorerwähnten Zuges, können aber, eben weil sie marklos sind, nicht weiter als bis in die Mittelhirnbasis verfolgt werden. (Vielleicht Köppen „Bdl. Fig. 15“). Alle die genannten Bündel liegen in der Aussenschicht. Der Boden des Zwischenhirnes stülpt sich dicht hinter dem Chiasma zum Infundi- bulum aus. Dicht vor dem Chiasma liegt der zuerst von Stieda beim Frosche, von His auch beim Menschen nachgewiesene Recessus präopticus, eine kleine Auswölbung des Hirn- bodens. Der spaltförmige Hohlraum des Ventrikels sendet im Recessus präopt. beiderseits nach aussen kurze Fortsätze, so dals der horizontale Schnitt hier den Ventrikel in Kreuz- form angeschnitten zeigt. Die dorsale Wand des Infundibulum, diejenige, welche der Hirnbasis zugewendet ist, verdünnt sich gleich hinter der Ausstülpungsstelle zu einer feinen Membran. Diese ist nahe dem Abgang nur mit flachen Epithelzellen ausgekleidet, weiter hinten werden die Zellen höher und fast kubisch. Nahe der Stelle, wo die Oberwand dieses Saccus membranaceus endet, stülpt sie sich dorsalwärts und caudalwärts zu einem Klumpen von dicht bei einander liegen- den Schläuchen aus, dem Saccus vasculosus Infundibuli. Diesem liegt dann caudal, aber auch in kleinen Portionen ventral, die Hypophysis an. Der am Schädelgrund liegende Teil des Saccus membranaceus ist mit grossen Epithelzellen ausgekleidet. Er geht vorne direct über in das Infundibulum. Dieses ist wie das übrige Zwischenhirn zusammengesetzt aus einem zellreichen Innen- und aus einem feinfaserigen Aulsenteil. Markhaltige Fasern sind in ihm nicht enthalten. Dorsal vom Abgange des Infundibulum vom ZH. entspringen, etwas lateral, Fasern, welche nach hinten ziehend zu den Bindearmen des Kleinhirnes werden. Diese sammeln sich jedoch erst im Bereiche der Mittelhirnbasis zu etwas compacteren Bündeln, die dann nach einer hinter den Oculomotoriuswurzeln liegenden Kreuzung beiderseits lateral zum Cerebellum aufsteigen. Mehr medial und am weitesten frontal von allen ZHbündeln entspringen einige spär- liche markhaltige Nervenfäserchen, welche sich bis in das hintere Längsbündel des MH. verfolgen lassen. Den Hauptzuwachs erhält dieses Bündel aber erst im Bereich der Oculomotoriuswurzeln. 6* eg Dicht medial von den basalen Vorderhirnbündeln ziehen aus der Zwischenhirnbasis einige Fäserchen nach vorne in die Commissura anterior. Dort kreuzen sie und gerathen dann in die Bulbi olfaetorii. Bellonci hat diese Fasern bereits richtig beschrieben. Das Ganglion habenulae sitzt ganz vorn der Zellschieht auf. Es ist ein Haufe rund- licher Zellen, in dessen Innerem eine gleichmälsige Substanz sich nachweilsen lälst, die wahrscheinlich aus marklosen Fasern besteht. Solche Fasern bilden hinter dem Ganglion eine kräftige Commissur oder Kreuzung Die beiden Schenkel derselben steigen an der Seite des ZH. herab. Sie enthalten nur wenig markhaltige Fäserchen, die nach kurzem Verlaufe in ventraler Richtung caudalwärts abbiegen und im Fasergewirre nahe der Mittel- hirnbasis verloren gehen. (Osborn’s Superior commissure.) Der Zug, der bei dem Frosche so. schwach ausgebildet ist, wird wohl bei grösseren Amphibien besser zu studiren sein. Einstweilen wäre er nach seiner vorläufig gefundenen Endstätte als Tractus descendens Ganglii habenulae (ad Mecocephalon) zu bezeichnen. Dann existiren einige dünne Fäserchen, die sich direct aus dem Ganglion caudalwärts in das Mittelhirndach wenden. Diesen fiele der Name Tractus Ganglii habenulae ad Mesocephalon zu. Es soll hervorgehoben werden, dals über diese beiden Züge keine absolute Sicherheit erlangt werden konnte. Ein weiterer dünner, fast markloser Faserzug dringt aus dem Ganglion habenulae mit den Commissurfasern lateral heraus, verlälst aber dann den Tractus descendens um sich frontalwärts zu wenden. Er endet in dem Vorderhirne an dessen medialer Wand. Dieser Zug, Taenia thalami Autt. wird zweckmälsig als Tracetus Ganglii habenulae ad Proencephalon bezeichnet. Ein vierter Faserzug, wohl der stärkste, der in dieser Gegend entspringt, ist caudalwärts gerichtet und liegt medianer als die bisher genannten. Er ist von Allen gesehen worden, die sich mit der Anatomie des Froschgehirnes beschäftigt haben und mit Recht dem von Meynert bei Säugern entdeckten Fasciculus retroflexus gleich- gesetzt worden. Er ist im Innern des Ganglions, so lange seine Fasern noch mit denen des Tractus ad Proencephalum vereint sind, nicht sicher von diesem zu trennen. Dann wendet er sich caudal und ventralwärts und kann bis an die Hirnbasis verfolgt werden, wo er am Anfange der Hinterhirnbasis in einem eigentümlich gebauten, rundlichen und mehrteiligen Gebilde, dem Corpus interpedunculare endet. Sein Verlauf vom Ganglion habenulae durch das ganze Mittelhirn absteigend, erfolgt dicht unter dem Ventrikelepithel in den medialsten Schichten des Zwischenhirngraues. Jederseits hinter dem Ganglion habenulae besitzt der Ventrikel eine spaltförmige Ausstülpung, welche das Ganglion von der übrigen Seitenwand des Zwischenhirnes etwas abscheidet. Recessus posthabenularis. ann Die Verhältnisse des Faserverlaufes bei dem Frosche sollen dann durch die Abbil- dungen der Tafel 4 noch klarer gestellt werden, als es durch einfache Beschreibung möglich ist. Bei der Erklärung dieser Abbildungen, der man im letzten Abschnitte begegnen wird, wäre dann noch auf die eine oder andere Anordnung etwas genauer einzugehen als es im Texte bisher geschehen ist. Bisher ist derHypophysis noch nieht gedacht worden. Die Untersuchung dieses Örganes und der ihm benachbarten zum Infundibulum gehörenden Gebilde mufste an Präparaten geschehen, die auf die mannigfachste Weise — Färbungen, Schnitte des Gehirnes mit dem umgebenden Schädel, Injeetionen der Gefälse und solche des Ventrikels — vorbereitet waren, ehe über die verschiedenen Teile Klarheit erlangt werden konnte. Was zunächst bisheran der Hirnbasis als Hypophysis bezeichnet wurde, jener bekannte, eirunde, weilsgelbe Körper, der sich so deutlich vom umgebenden Hirngrau abhebt, das ist nur ein Teil des Organes, der Hinterlappen. Die Hypophyse besteht aus drei ganz ver- schiedenartig gebauten Teilen. Dicht dem häutigen Teile des Infundibulums anliegend findet man den Lobus anterior der Hypophyse, ein senkrecht zur Längsaxe des Gehirnes ge- lagertes Gebilde von dreieckigem Querschnitte. Es ist aus faserigem Bindgewebe mit den bekannten langen spindelförmigen Kernen aufgebaut und aufserordentlich reich vascularisirt. An den Lobus anterior, welcher vielleicht gar nicht zur eigentlichen Hypophysis gehört, lagert sich caudal dicht der Lobus medius an. Der Mittellappen hat etwa Nieren- form, wobei die concave Seite nach vorne gerichtet ist und die beiden lateralen Enden etwas seitlich herabhängen. Die letzteren sind dicker als das Mittelstück. Er ist solide, gefäfsreich und enthält Zellen mit grolsem Kerne, die bei Alcoholhärtung das Ansehen etwas rundlicher Epitheln haben. Irgendwelche Hohlräume oder irgend eine Anordnung der Zellen zu Schläuchen wurde nicht beobachtet. Durch eine starke Gefälse führende Scheide ist der Mittellappen vom Hinterlappen geschieden. Der letztere ist ein etwa eiförmiges Gebilde, liegt ventral und etwas caudal von dem erstgenannten Lappen und besteht aus einer grossen Menge anscheinend solider gewundener Schläuche, die mit Epithelzellen erfüllt sind. Er ist mehr als 10 mal so grols als der Mittellappen. Die hier gegebene Schilderung stimmt im Wesentlichen mit der Beschreibung überein, welche wir vom gleichen Organ durch W. Müller!) erhalten haben. Müller beschreibt dann ı) W. Müller: Über die Entwicklung und den Bau der Hypophysis und des Processus infundibularis cerebri. Jenaische Zeitschrift f. Naturwissenschaften 1871. Bd 6, S. 354. Bei auch einen Gefälsplexus, welcher zwischen dem caudalen Gebiete des Infundibulum und dem Öberlappen, einen zweiten, welcher zwischen der gleichen Stelle und dem vorderen Rande des Unterlappens liege. Er vergleicht beide zusammen mit dem Saccus vasculosus der Fische. Es ist richtig, dals die angegebenen Stellen sehr gefäfsreich sind, aber was Müller gesehen, ist nicht der eigentliche Saccus vasculosus. Die inzwischen so wesentlich vervollkommneten Verfahren des Härtens und Einbettens haben gestattet hier weiter zu kommen. Aus dem dorsocaudalsten Gebiete der caudalen Infundibulumwand stülpt sich jederseits eine dünne Stelle aus, die als dünne Platte dorsal vom Seitenrand der Hypophysis liest, sich aber über deren caudalstem Gebiete zu einem System von vielverzweigten Hohlräumen erweitert. Massenhaft treten Gefälse zwischen jene nur mit niedrigen Zellen ausgekleideten Hohlräume und es entsteht so caudal von der Hypophysis und auch ventral von ihr ein langer bis an die Oblongatabasis reichender Sack, der Saccus vasculosus. Es ist mir nicht an allen Prä- paraten gelungen den direkten Übergang aus der Wand des Infundibulums in die des Saccus zu sehen, und wo er zu sehen war, blieb es zweifelhaft ob eine Continuität des Honlraumes, wie man sie aus entwicklungsgeschichtlichen und vergleichend anatomischen Gründen voraus- setzen darf, vorhanden ist oder ob hier eine Verschmelzung der dicht genug an einander gelagerten Wände eingetreten ist. Figur 15 stellt einen sagittalen Medianschnitt durch die Gebilde an der Hirnbasis dar, Fig. 14 einen mehr lateral liegenden und Figur 16 einen horizontalen und nach hinten wenig abfallenden Schnitt durch die gleiche Gegend. Sie orientiren in ihrer einfachen Klarheit besser über die oben beschriebenen Verhältnisse als es eine eingehendere Beschreibung vermöchte. Dafs die Hypophyse des Frosches aus zwei verschiedenen Teilen bestehe, war schon Hannover und Reilsner bekannt, diese Thatsache aber, wie auch das Wesentliche der Entdeckungen Müller’s, scheinen wieder, soweit ich die neue Litteratur übersehe, in Ver- gessenheit geraten zu sein. Den richtigen Saccus vasculosus glaube ich als der Erste gesehen zu haben. Das Gehirn von Bufo bot im Ganzen nicht viel von dem beim Frosche Beschriebenen abweichendes. Es sind auf Taf. V Fig. 10—13 einige Frontalschnitte durch dasselbe abgebildet, zunächst um auch auf solchen die Verteilung von grauer centraler und von peripherer Schicht zu zeigen. Fig. 11 zeigt, direkt durch das Chiasma gehend, die Formation des Nucleus Thalami anterior und der Ganglii ha- benulae gut, Fig. 13 lälst, da sie einen Schnitt vor dem frontalen Ende der Commissura posterior dicht hinter der Epiphyse darstellt, erkennen: das caudale Ende des Corpus geniculatum, den EN Nucleus thalami posterior und von Faserzügen den Tractus thalami anterior dorsal, das basale Vorderhirnbündel, in seinem nicht infundibularen Teil ventral. Aus dem Mittel- hirn gelangen hier in die Schnittebene, der ÖOpticus, dessen Hauptmasse man aus dem Mittelhirndach sich entwickeln und an der Aulsenseite des Zwischenhirnes herabziehen sieht, dessen caudale Wurzel auf der Grenze der Pars infundibularis gefunden wird. Mit ihr verlaufen, aber bei der angewendeten Vergrölserung nicht wohl erkennbar, die feinen Fasern, welche aus der Decussatio postoptica (Kreuzung der Mantelbündel?) stammen und zum Mittelhirndache ziehen. Die feinen Fasern median vom Sehnerv gehören der Decus- satio transversa an. Weiter caudal wird der Ventrikel von der Commissura posterior überbrückt. Dorsal von ihr erkennt man Fig. 8 die frontalsten Teile der Commissur des tiefen Mittelhirnmarkes. Siredon pisciformis. Von Axolotl, Siredon piseiformis wurden 3 Exemplare von 15—20 em Länge mit Faserfärbemethoden und ein viertes mit Zellfärbung nach vorausgegangener Injection der Gefälse untersucht. Im Ganzen hat das Gehirn den Charakter dessen, was Salamanderlarven bieten. An keinem Amphibiengehirn so deutlich wie hier wurde der Saccus infundibuli gesehen. Es ist eine kurze Ausstülpung des dorsalen Teiles der caudalen Infundibularwand, die, wie es scheint, mit Flimmerepithel ausgekleidet ist. Immer war ein geronnener Inhalt darin zu sehen. Die ihm dicht anliegende Hypophysis besteht aus dünnen Schläuchen, die durch ein lockeres Gewebe von einander getrennt sind. Sie scheinen ganz solide und ohne Hohlraum aus Epithelzellen zusammengesetzt zu sein. Hier könnte jedoch die Härtung einen Irrtum veranlassen, es könnten dünne Spalten durch diese verschwinden. Weitere Unter- suchungen in Vivo müssen noch angestellt werden. Der Opticus, die Decussatio transversa und einige Fäserchen aus den basalen Gebieten des Zwischenhirnes wurden markhaltig gefunden. Die letzteren gehören vielleicht dem Binde- arm an. Aus dem Ganglion habenulae entspringt keine markhaltige Faser. Auffallend ist der sehr dicke Fasciculus retroflexus, der stärker als bei irgend einem anderen untersuchten Amphibium war. Der Saccus vasculosus war an den untersuchten Exemplaren kleiner als bei Fröschen. Sehr stark ist der Plexus choroides ventriculi quarti entwickelt, dessen eigentüm- licher Bau später Gegenstand eingehenderer Schilderung zu sein hat. An der Hypophysis ist nur der Lobus posterior ordentlich entwickelt. Vom Lobus medius und von dem beim Frosche entdeckten dreieckigen vorderen Teil war Nichts sicher vorhanden. ne Das Gehirn von Triton und Salamandra. Der allgemeine Bau des Hirnes ist nicht wesentlich verschieden von dem des Frosches; hier sollen nur einige Verhältnisse geschildert werden, die sich am Gehirne der geschwänzten Amphibien besser erkennen liefsen, als an den vorgeschilderten Gehirnen. Gelegentlich, aber nicht constant, war schon beim Frosche eine Commissura mollis gesehen worden, bei Triton fand ich immer einen oder den anderen Schnitt, auf den eine Verklebung der beiden Seitenhälften des Zwischenhirnes zu sehen war. Da es sich nur um die centrale Zellenschicht handelte, da keine Faser gefunden wurde, welche von der einen zur anderen Seite zog, SO ist die Möglichkeit vorhanden, dals diese Commissura mollis des Amphibiengehirnes ein Kunstproduet ist, entstanden durch Verkleben der Wände bei der schrumpfenden Härtung. Viel besser als am Froschgehirn waren die Faserzüge in der Pars commissuralis Infundibuli zu unterscheiden. Zuvorderst findet man das Chiasma; hinter diesem und etwas ventral er- kennt man deutlich, dafs neben marklosen Zügen nicht wenige Fasern als eigene Kreuzung über die Mittellinie wegziehen. Sie wenden sich nach der Kreuzung rückwärts dem Mittel- hirndache zu, wo sie verloren gehen. Diese beim Frosche, wie oben erwähnt, nicht gut ausgebildete Kreuzung, wurde dort als Decussatio postoptica bezeichnet. Sie entspricht wahrscheinlich der Kreuzung der Mantelbündel bei den Selachiern. Darauf soll unten noch näher eingegangen werden. Die beiden Schenkel dieses Zuges gehen caudal und etwas medial von der Sehnervenfaserung an der Aulsenseite des Zwischenhirnes dahin und können zunächst nicht weiter als in das Mittelhirndach verfolgt werden. Noch weiter medial sieht man die Fasern der Decussatio transversa sich aus der basalen Dachgegend des Mittelhirnes entwickeln. Sie treten dann zu ihrer Kreuzung herab, welche caudal vom Chiasma, dorsal sowohl von diesem, als von der zuletzt erwähnten Decussatio postoptica liegt. Die Abstammung eines hier nicht unbeträchtlichen Faserzuges, des Fasciculus longitudinalis posterior aus dem centralen Grau, dorsocaudal von der Abgangsstelle des Infundibulum, ist sehr deutlich. Man erkennt auf Schnitten, die etwa durch das Ganglion habenulae gehen, dals in dieser Höhe die marklosen Züge, welche mit dem basalen Vorderhirnbündel in das Zwischenhirn eintreten, in dem allgemeinen Grau enden. Die markhaltigen ziehen weiter caudalwärts. Die Decussatio Thalami dorsalis — Commissura Gglii hab. — ist relativ kräftig und ent- hält einige markhaltige Fasern. ergo Auf dem Fig. 8 abgebildeten Schrägschnitte durch Mittel- und Zwischenhirn sind die Verhältnisse der Pars commissuralis Infundibuli gut zu erkennen. Der Saccus vasculosus ist beim Salamander ebenfalls nachgewiesen. Die Markscheidenbildung im Zwischenhirne beginnt erst bei Stadien von mehr als 3 cm Länge Wohl das am frühesten sich mit Mark umgebende Bündel ist das hintere Längsbündel, zu den späten gehört die Decussatio transversa.. Beim 2 cm langen Triton finde ich frontal vom Oculomotorius noch keine markhaltigen Nervenfasern. Zusammenfassendes über die markhaltigen Fasersysteme im Zwischenhirn ‘der Amphibien. Vergleich mit den Angaben anderer Autoren. Abbildungen. I. Verbindungen mit dem Vorderhirn. Aus dem Vorderhirne und zwar aus dessen lateralen und basalen Gebieten tritt in das Zwischenhirn: 1) das basale Vorderhirn- bündel ein. Es durchzieht zum gröfsten Teile das Zwischenhirn und giebt nur einen An- teil ab, welcher sich in der Gegend dicht über dem Infundibulum verliert. Dieses Bündel ist in seinem durchziehenden Verlaufe von Allen gesehen worden, die über das Amphibien- gehirn gearbeitet haben. Osborn’s Basal Prosencephalic tract., Köppen’s Rundes Bündel. Schulgin’s Bahn. P. Analogon der Pyramiden. Der nach dem Zwischenhirn sich abspaltende Teil heilst bei Köppen Thalamus Tubercinereumbahn, bei Osborn Infundibulartraet 2) Aus der medialen Wand des Vorderhirnes tritt nach hinten zu der Commissura thalami dorsalis (Osborn’s superior Commissure) ein feines Bündelchen — Osborn’s vorderer Schenkel der Commissura superior. Es wurde oben als Tracetus Ganglii habenulae ad Proencephalon bezeichnet. (Vielleicht Taenia Thalami.) 3) Aus dem Bulbus olfactorius ziehen feine markhaltige Fäserchen caudalwärts und gelangen, nachdem sie sich dicht hinter der Commissura anterior gekreuzt haben, in das Zwischenhirn. Sie sind zuerst von Bellonci als Zwischenhirnwurzel des Olfac- torius beschrieben worden. 4) Höchst wahrscheinlich aus den lateralen Partien des Vorderhirnmantels stammen die Fasern der Decussatio postoptica. Sie ziehen caudalwärts und aufsen über das Chiasma weg, um sich hinter diesem auf die andere Seite zu begeben. Nach der Kreuzung steigen sie seitlich am Zwischenhirn auf und können bis in die basalsten Gebiete des Mittel- hirndaches rückwärts verfolgt werden. Es ist das ganz der gleiche Faserzug, der bei den Selachiern von mir als Mantelbündel beschrieben wurde und ich nähme auch keinen Anstand, das Bündel hier wieder so zu bezeichnen, wenn die Herkunft aus dem Mantel sich bei den Abhandl. der Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIIL 7 Zn Amphibien, wo nur so wenige Züge markhaltig sind, ganz sicher hätte nachweisen lassen. Bei den von mir untersuchten Arten war nur das Stück des Zuges, welches hinter dem COhiasma liegt, ganz sicher zu stellen, das frontale Ende, der Zug aus der Decussatio postoptica über den Sehnerv hinweg in das Vorderhirn liess sich aus einzelnen Befunden vermuten, aber nicht durch solche 'beweisen. Es ist erfreulich, dass hier die Ergebnisse sich anziehen lassen, welche ÖOsborn an viel grösseren Amphibienarten erreicht hat. Dieser Autor beschreibt nämlich einen Zug aus dem Vorderhirn in den Sehnerven, Traect. II T. 3 S. 82. Da, wie ich späteren Veröffentlichungen eigener Arbeiten vorgreifend bemerken will, es bei niederen Wirbeltieren absolut keine Verbindungen des Opticus mit dem Vorderhirne gibt, da auch ein so gewissenhafter Untersucher wie Bellonci keinerlei derartige Züge hat finden können, so ist es sehr wahrscheinlich, dafs der erwähnte von Osborn beschriebene Zug eben das vordere Ende des „Mantelbündels“ ist. Die Decussatio postoptica, welche also die Kreuzung der Mantelbündel aus dem Vorder- hirn zum Mittelhirn wohl darstellt, ist ein Teil jener Kreuzungsfasern, die bisher von den Autoren seit Langem als Commissura transversa Halleri bezeichnet wurden. Man hat diese Commissur mehrfach mit der „Gudden’schen Commissur“ der Säuger für ein und dasselbe Gebilde halten wollen. Es liegt aber dorsal von ihr noch eine andere Commissur oder Kreuzung im Zwischenhirn, welche, weil aus den caudalen Ebenen des Mittelhirnes stammend, viel eher den Vergleich erträgt. Desshalb wurde hier der Name Commissura transversa Halleri aufgegeben und durch den neugewählten ersetzt. II. Aus dem Zwischenhirngrau entspringen folgende Züge: 1) Der tractus thalami anterior und 2) der tractus thalami posterior. Beide entwickeln sich aus der grauen Substanz, ziehen erst etwas ventralwärts und wenden sich dann unweit der Basis caudalwärts. Sie sind durch die Oblongatabasis hindurch noch eine Strecke weit zu verfolgen. Gelangen sie bis in das Rückenmark, so werden sie wohl, ihrer Lage nach, in dessen Seitenstränge eintreten. Der tractus anterior ist markhaltig, der posterior besteht aus dicken, marklosen Bünden. Osborn beschreibt einen Zug gleichen Verlaufes, der wahrscheinlich beide von mir beschriebenen Bündel umfalst, als direct diencephalic tract. Schulgin gibt an, dass so viele Fasern aus dem Zwischenhirn in die Oblongatabasis und von da in das Rücken- mark gelangten, dals sie fast die Hälfte aller in jener Basis liegenden Fasern ausmachten. Er nennt die betreffenden Züge Laminae medullares. Hier muls ein Irrtum vorliegen. Es sind an der betreffenden Stelle nur ganz wenige Fäserchen vorhanden. Hier, wie an anderen Stellen scheint Schulgin durch das Bestreben die bei Säugern erkannten Verhältnisse nl. auch bei niederen Wirbeltieren wiederzufinden, durch sein Bestreben überall zu homologisiren, irre geführt zu sein. Wir sind, das sei hier gelegentlich bemerkt, in hirnanatomischen Fragen nicht berechtigt, aus der einfachen, gleichen Lagerung zweier Faserzüge auf ihre Homologie zu schliessen, so lange nicht Anfang- und Endpunkt auch bekannt sind. Das Bestreben, immer- während nur Bekanntes wiederzufinden, hat leider einen Teil der hierher gehörigen Literatur etwas von dem Wert benommen, den so schwierige und mühevolle Studien zu beanspruchen berechtigt sind. 3. Das Ganglion habenulae sendet caudalwärts und ventral gerichtet den Fasci- eulus retroflexus zu dem Corpus interpedunculare an der Basis des Hinterhirnes. Er ist beschrieben von Osborn, von Köppen und von Schulgin. Caudalwärts treten zum Mittel- hirndache einige Fäserchen-Tractus Ganglii hab. ad Mesocephalon, einige wenige andere ziehen mit den seitlichen Schenkeln der Decussatio thal. dors. herab und verlieren sich in den basaleren Mittelhirngebieten oder doch in benachbarten Regionen. Das eigent- liche Ende dieses als Tractus descendens Ganglii habenulae bezeichneten Zuges blieb unbekannt. Es ist möglich, dals es sich hier gar nicht um ein im Ganglion ent- springendesBündel handelt, sondern dals Fasern vorliegen, die aus dem Vorderhirn stammend, durch die Decussatio thalami dorsalis auf die andere Seite und dann ventralwärts treten. Eigenfasersysteme des Zwischenhirnes sind keine aufgefunden worden. Speziell war keine Spur irgend einer von markhaltigen Fasern gebildeten Quercommisur des Zwischen- hirngraues nachweisbar. Osborn spricht zwar von der „wichtigen“ Commissura infundibularis, welche die Lobi infundibuli dorsal und ventral unter einander verbände. Es handelt sich aber hier nicht um deutliche Faserzüge, sondern nur um eine Verbindung der beiderseitigen Gewebsschichten über die Mittellinie hinweg. Vielleicht verlaufen marklose Züge in denselben. Osborne giebt keine Abbildung oder Beschreibung, aus der hervorginge, dals bei den von ihm untersuchten Gehirnen sehr grosser Amphibien, Menobranchus z. B,, hier eine Faserverbin- dung über die Mittellinie weg vorliegt. III. Aus dem Mittelhirne gelangen in das Zwischenhirn 1. die Fasern des Tractus opticus. Sie treten an seiner Aulsenseite und seine äulseren Schichten durchstreichend in schräg von hinten oben nach vorn unten gerichteten Verlaufe herab und überziehen den grölsten Teil der Aulsenseite. Vergl Fig. 9 von Triton. Vor dem Infundibulum und direct hinter dem Recessus präopticus kreuzen die Fasern über die Mittellinie. Es scheint nach den eigenen Beobachtungen und nach denen anderer Autoren, dals alle Fasern kreuzen. Die Frage ist auf anderem als rein anatomischem Wege vor Kurzem durch Singer und Münzer T* erledigt worden. Diese fanden bei Fröschen, denen sie ein Auge ausgerottet hatten, die durch Osmiumsäure nachweisbaren Producte des Nervenzerfalles alle auf die gekreuzte Seite übergehen. In seinem Verlaufe zur Hirnbasis über- und durchzieht der Sehnerv das Corpus geniculatum, welches an der Aulsenseite des Zwischenhirnes gelegen ist. Ich habe nicht die Ueberzeugung gewinnen können, dals er aus den da liegenden Ganglienzellen Fasern bezieht. Doch wäre das immerhin möglich. So wie der Verlauf des Sehnerven hier geschildert wurde, nimmt, ihn auch Bellonei an. Osborn kennt noch eine Wurzel aus dem Zwischenhirn, die auch Köppen gesehen hat, aufserdem beschreibt er noch einen Zug direct zum Vorderhirne. Es lälst sich zeigen, dals diese beiden Züge nicht dem Sehnerven selbst angehören, dals vielmehr der eine zur Decussatio transversa, der andere höchst wahrscheinlich zur Deeussatio postoptica gehört. Schon oben wurde erwähnt, dafs es einen Faserzug giebt, welcher aus den caudaleren Ebenen des Mittelhirnes kommend, nahe der Basis des Mittelhirndaches leicht sich senkend einherzieht und in das Zwischenhirn eintritt; dort begeben sich seine Fasern dorsal von der Decussatio postoptica auf die andere Seite hinüber, indem sie mit denen, welche aus dem contralateralen Bündel hierher kommen, zu kreuzen scheinen. Diese Kreuzung (oder Com- missur) entspricht nach Lage und Verlauf dem von Gudden bei den Säugern beschriebenen Bündel und soll deshalb als Deceussatio transversa bezeichnet werden. Zusammen mit der Decussation der Mantelbündel macht sie das aus, was bisher als Commissura transversa Halleri bezeichnet worden ist. IV. Verbindungen mit dem Cerebellum. Von markhaltigen Zügen haben sich nur die Bindearme, Processus cerebelli ad Diencephalon nachweisen lassen. Es sind dicke Fasern, die in den caudaleren Schichten des Zwischenhirngraues auftauchen, sich caudalwärts wenden und nach sehr kurzem Verlaufe dicht hinter den austretenden Wurzeln des Nervus oculomotorius untereinander kreuzen, um sich dann in das Cerebellum zu begeben. Die Bindearme waren bei den Amphibien noch nicht sicher gestellt worden. Nur in der Ab- handlung von Wlassak über das Cerebellum des Frosches finde ich einen Faserzug gezeichnet und beschrieben, welcher diesen Fasern entspricht. Es ist W.’s „Kleinhirneommissurenbahn“. Aus den dorsalen Partien des Cerebellum hat er sie bis in eine Kreuzung der „Regio sub-' cerebellaris“ verfolgt. Jene Kreuzung ist, wie aus seinen schönen Abbildungen sich sofort ergiebt, die Bindearmkreuzung. Zur Erläuterung der Verhältnisse am Amphibiengehirn sind, nachdem wenigstens für die Faserzüge das Wichtigste schon am Selachiergehirn demonstrirt worden ist, nur wenige u na Abbildungen noch nöthig. Tafel IV und V. Die Beschränkung ist hier auch schon deshalb gestattet, weil in den beiden mehrfach eitierten Arbeiten von Osborn und Köppen sich eine Anzahl gut abgebildeter Sagittalschnitte finden. Die Fig.-1 soll einen Überblick über die Verteilung der grauen Substanz geben, wie sie sich an einem etwas lateral von der Mittellinie angelegten Sagittalschnitt beim Frosche zeigt. Man erkennt das centrale Grau in der Infundibulargegend, seine Teilung in den nucleus anterior und posterior thalami, das Ganglion habenulae und das corpus geniculatum. Die Faserung wird am besten an Horizontalschnitten studiert. Fig. 2—7 geben eine solche Serie vom Frosche wieder. Der Schnitt Fig. 2 liegt in der Ebene der dorsalsten Fasern des Chiasma, von denen eben noch ein kleiner Teil, in totaler Kreuzung begriffen, sichtbar ist. Die Decussatio postoptica liegt weiter ventral und ist nicht getroffen. Die Fasern, welche sich direkt caudal vom Chiasma kreuzen, sind Teile der Decussatio trans- versa aus dem Mittelhirn. Ein zartes Bündelchen, das sich in dieser Ebene ganz lateral nach hinten wendet, gehört dem tractus thalami frontalis an. Es ist in den ventralsten Schleifen- ebenen mitten zwischen den Schleifenfasern weithin, wahrscheinlich bis in das Rückenmark, zu verfolgen. Wenige Schnitte weiter dorsal, Fig. 3, sieht man die aus dem Zwischenhirn stammenden Züge des Bindearmes, starke Fasern, sich kreuzen. Sie wenden sich dann dicht hinter den Oculmotoriuswurzeln aufwärts und auswärts, um ganz dorsal im Cerebellum schliefslich zu verschwinden. Die Lage der Comm. transversa und des corp. genie. sind auf diesem Schnitt zu beachten. Der nächst abgebildete Schnitt, Fig. 4, liegt in der Höhe, wo das basale Vorderhirn- bündel einherzieht. Dieses mächtige markhaltige Bündel hat nach aulsen das Corpus genie. und den Opticus, nach innen einen Faserzug anliegen, der, im Zwischenhirn entspringend, in eine Kreuzung eingeht, welche frontal vom ZH. in der Basis des VH. liegt. Aus der Kreuzung ziehen die Fasern desselben vorwärts und scheinen im Ursprungsgebiete des Olfaetorius zu enden. Diese Zwischenhirnwurzel des Riechnerven ist von Belloneci entdeckt und genau beschrieben worden. Ich selbst bin über ihr vorderes Ende nicht ganz klar geworden. Sicher erreicht sie vorn die Gegend, wo etwas dorsaler das Olfactoriusgebiet beginnt. Ihre mark- haltigen Fasern sind die ventralsten der fast marklosen Commissura anterior. In der beschriebenen Schnitthöhe erkennt man auch die sich eaudalwärts wendenden marklosen, dieken Bündel des tractus thalami caudalis. Auf den nächsten Schnitten, 5 und 6, ist das ZH. in seiner gröfsten Längsausdehnung getroffen. Man kann es gut vorn durch die gerade hier getroffene Commissura anterior, hinten durch die Commissura posterior abgrenzen. Von markhaltigen Fasern erkennt man namentlich aulsen den aus dem Mittelhirndach herab- steigenden Optiecus. Nach innen von ihm liegen Faserzüge, die aus dem tiefen Marke des Mittelhirnes stammend, zur Decussatio transversa gelangen. Sie ziehen eine kleine Strecke horizontal dahin, ehe sie sich, etwas dorsal vom corpus geniculatum, ventralwärts wenden. Nach aussen von dem halbmondförmigen Schrägschnitte der Commissura posterior findet man eine kleine Zellanhäufung auf der Grenze zwischen Mittel- und Zwischenhirn. Es ist der frontale Kern des Mittelhirndaches, der hier in die Basis ein Stück hinabreicht. Die Querschnitte des tractus thalami caudalis treten, obgleich marklos, ihrer Dicke wegen deutlich hervor. In Schnitt 6, der bereits die basalen Schichten des Mittelhirndaches enthält, erkennt man einen Zuwachs zum Öpticus, der, wie es scheint, aus dem tiefen Marke stammt, wahrscheinlich aber doch aus dorsaleren Schichten des Daches herrührt. Man muls ihn als mediale Sehnervenwurzel auffassen. In diesem Schnitte ist auch das dünne mark- haltige Bündelchen sichtbar, das, aus dem Ganglion habenulae stammend, jederseits an der frontalen Zwischenhirngrenze herabzieht. Tractus desc. Ganglii haben. Schnitt Nr. 7 liegt dicht unter der Commissura posterior, deren beiderseits angeschnittene Schenkel wohl zu erkennen sind. Der Opticus, die Faserung zur Decussatio transversa, der Übertritt des tractus Ganglii habenulae ad Proencephalon in die mediale Vorderhirnwand ist sichtbar, ebenso ist im Querschnitt getroffen, wohl erkennbar, das absteigende Bündel aus dem Ganglion habenulae in das Zwischenhirn und einige markhaltige Fäserchen, die mit dem Fasciculus retroflexus verlaufen. Die letztgenannten Züge sind roth gezeichnet weil sie meist marklos sind. An dem Schrägschnitt durch das Mittelhirn eines Salamanders, den Fig. 8 darstellt, ist in den ventralen Abschnitten gerade die Gegend dicht caudal von dem Chiasma getroffen. So erkennt man denn leicht die hufeisenförmige Gestalt der Decussatio transversa und die an markhaltigen Fasern hier sehr arme Decussatio postoptica ventral von der erstgenannten. Die basalen Vorderhirnbündel, die Commissura posterior des Mittelhirnes und die dorsal von ihr liegende Kreuzung der Fasern des tiefen Mittelhirnmarkes, ganz lateral auch die z. Teil markhaltigen Opticusfasern, mögen noch bemerkt werden. Wie der Opticus die laterale Seite des Zwischenhirnes überzieht, indem er von seinem Ursprung im Mittelhirndach zu seiner Kreuzung herabzieht, das zeigt gut die Fig. 9, ein Sagittalschnitt durch ein Tritongehirn. Auf Fig. 10—13, welche Frontalschnitte durch ein Bufogehirn wiedergeben, möge man das Verhalten der grauen Substanz in den Gangliis habenulae verfolgen, die äulsere zellreiche, die innere zellarme Schicht in diesen Ganglien und die in den caudaleren Teilen schalen- we förmige Anordnung der äuflseren zur inneren Schicht. Auf Fig. 10 ist das Zwischenhirn dorsal und ventral vom Schädelhohlraum nur durch eine Epithelschicht getrennt. Auf Fig. 11 ist die Decussatio thalami dorsalis und der über ihr liegende Epiphysenschlauch sichtbar, Fig. 12 fällt dicht vor die Abgangstelle der Epiphyse. Die Verhältnisse, welche an den Gebilden der Hirnbasis vorliegen, sollen durch die Sagittalschnitte illustrirt werden, welche Fig. 14 und 15 vom injieirten Frosche geben, eben- so durch den von vorn nach hinten abfallenden Horizontalschnitt der Fig. 16. Fig. 14 liegt am weitesten lateral und giebt die Pars anterior und die pars media der Hypophysis in ihrer grölsten Ausdehnung. An der ganz nahe der sagittalen Medianebene liegenden Fig. 15 ist die pars posterior am stärksten ausgebildet zu erkennen. An dem Horizontalschnitt der Fig. 16 sieht man dann alle Teile, die drei Abteilungen der Hypophyse und den Saccus vas- culosus in ihren gegenseitigen Lagebeziehungen. Die Demonstration der Fig. 15 giebt mir auch Gelegenheit noch einmal auf die Einteilung der Zwischenhirnhöhle hinzuweisen und darauf aufmerksam zu machen, dals man an dem medianen Sagittalschnitt den Recessus prä- opticus, die Chiasmaleiste, das infundibulum und seinen Recessus posterior gut erkennt. Die CANARISCHEN SIPHONOPHOREN MONOGRAPHISCHEN DARSTELLUNGEN GARIECHLUN:. I. DIE MONOPHYIDEN BEMERKUNGEN ÜBER MONOPHYIDEN DES PACIFISCHEN OCEANS. MIT FÜNF TAFELN IN FARBENDRUCK. LER er v4 Z B P + a2 1 Pr A EHLLN Ku » Far rise + Die Canarischen Siphonophoren in monographischen Darstellungen von Carl Chun. II. Die Monophyiden nebst Bemerkungen über Monophyiden des pacifischen Oceans. Seitdem die Formenfülle, der Bau und die Entwicklung der Calycophoriden uns ge- nauer bekannt geworden sind, gewinnt die Familie der Monophyiden an erhöhtem Interesse. Sie repräsentiren bekanntlich die einfachst gestalteten Calycophoriden, welche im ausgebildeten Zustande durch den Besitz nur einer Schwimmglocke ausgezeichnet sind. Diese Schwimm- glocke ist entweder mützenförmig und glatt oder pyramidenförmig und nach Art der Diphyiden- und Abylidenglocken mit scharfen Firsten auf der Exumbrella ausgestattet. Für die Beurteilung der systematischen Stellung der Monophyiden dürfte nun der früher von mir erbrachte Nachweis entscheidend sein, dals alle durch kantige Glocken ausgezeichneten Monophyiden, und mit ihnen sämtliche höheren Calycophoriden eine primäre, mützenförmige resp. glockenförmige Schwimmglocke zur Ausbildung bringen. (Vergl. Holzschnitt1 p. 90 [66]u. 3p.92[68]) Der Nach- weis, dals eine solche primäre Schwimmglocke an der embryonalen Calycophoridenkolonie angelegt wird, welche abgeworfen und durch sekundäre heteromorphe Glocken ersetzt wird, konnte aller- dings mit aller Schärfe bis jetzt von mir nur für die Anfangs- und Endglieder der Reihe, nämlich für eine Monophyide (Muggiaea) und für eine Polyphyide (Hippopodius) geführt werden. Alle bis jetzt vorliegenden Beobachtungen über die Entwicklung der Diphyiden weisen indessen darauf hin, dals die bisher für die obere Schwimmglocke gehaltene Glockenanlage ebenfalls eine vergängliche, primäre ist. Durchlaufen somit die höheren Calycophoriden bei ihrer Entwicklung ein Monophyiden- Stadium, so werde ich späterhin noch darauf hinweisen, dafs auch den Physophoriden ein Solches zukommt. Die primäre Schwimmglocke der Calycophoriden ist homolog Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. fo) ent der Pneumatopfore der Physophoriden. Die Entwicklung der Pneumatophore der Physophoriden vermittelst eines Glockenkernes weist klar darauf hin, dals sie als eine Schwimm- glocke aufzufassen ist, welche durch Funktionswechsel die Fähigkeit erhält, ein Gasgemenge zu secernieren. | Nach meinem Dafürhalten lassen sich die larvalen Entwicklungsvorgänge der Siphono- phoren unter einem einheitlichen Gesichtspunkte in folgender Weise zusammenfassen: Die flimmernden Planula-Larven sämmtlicher Siphonophoren bilden an dem vorderen (oberen) Pole des zum Polypen mit der Fangfadenanlage sich um- gestaltenden Larvenkörpers eine primäre Medusenknospe aus, neben der späterhin heteromorphe sekundäre bei allen Calycophoriden und bei zahl- reichen Physophoriden entstehen. Die primäre Medusenschwimmglocke wird bei den Calycophoriden abgeworfen, während sie beiden Physopho- riden zeitlebens neben den heteromorphen sekundären Schwimmglocken persistiert undsich zur Pneumatophore umbildet. Sollte diese Auffassung das Richtige treffen, so liegt auf der Hand, dals die Familie der Monophyiden ein besonderes theoretisches Interesse beansprucht. Das um so mehr, als gute Gründe für die Annahme sprechen, dals die primäre Schwimmglocke bei den Gattungen Monophyes und Sphaeronectes zeitlebens als definitive persistiert. Da die Vertreter der Monophyiden, wie ich sie mit ihren-Abkömmlingen in den nach- folgenden Blättern vorführe, früherhin wenig Beachtung fanden, so mag zunächst ein historischer Überblick die allmähliche Entwicklung unserer Kenntnisse vorführen. I. Geschichtlicher Überblick. Im Jahre 1826 fanden die Naturforscher der „Astrolabe“, nämlich Quoy und Gaimard in der Meerenge von Gibraltar eine originell gestaltete Siphonophore auf, welcher sie den Namen Enneagonum hyalinum gaben '). Eschscholtz reihte dieselbe in seinem ausgezeichneten „System der Akalephen“ der von ihm neu begründeten Gattung Cymba unter dem Namen C. enneagonum ein und wies ihr, nach dem Vorgange der Entdecker, ihre Stelle in der Familie der Diphyiden (die ja mit der heutigen Ordnung der Calycophoriden sich vollkommen deckt) an?). ı) Quoy et Gaimard: Observations Zoologiques faites ä bord de l’Astrolabe, en mai 1826, dans le detroit de Gibraltar. Annales des Sciences Naturelles. T. X 1827 p. 17 Taf. 2 D. 2) F. Eschscholtz: System der Akalephen, 1829 p. 134. oe Leider sind die Beschreibungen älterer Autoren nicht minder mangelhaft als die Ab- bildungen, welche sie von Siphonophoren entwarfen. So läfst es sich denn auch nicht ent- scheiden, ob das Enneagonum identisch ist mit der von Haeckel und mir an den Canarischen Inseln aufgefundenen Gattung Halopyramis. Mit Sicherheit geht indessen aus der Schilderung einer zweiten Siphonophore, welche sie als Cuboides vitreus beschrieben, hervor, dafs sie die freien Eudoxienabkömmlinge von Halopyramis vor Augen hatten. Wenn ich im Vorstehenden Quoy und Gaimard als die ersten Beobachter von Mono- phyiden resp. deren Anhangsgruppen hinstellte, so darf ich immerhin nicht unerwähnt lassen, dals zwei Jahre vor dem Erscheinen ihres Berichtes Eschscholtz auf die sogenannten mono- gastrischen Diphyiden aufmerksam machte. In seinem noch auf Kamtschatka niedergeschriebenen Reiseberichte ') schildert er mit kurzen Worten eine Eudoxia Bojani, welche ich — soweit die beigegebene Abbildung einen Schluls gestattet — für den Abkömmling einer zierlichen, neuen Monophyidengattung, nämlich der Doramasia, halte. Es vergeht inzwischen eine Reihe von Jahren, bevor wir von einer Monophyide Nach- richt erhalten, welche in ihrem Habitus durchaus der oberen Schwimmglocke einer Diphyide gleicht. Im Jahre 1844 beschrieb Will”) in seinen an zutreffenden Beobachtungen reichen „Horae Tergestinae“ eine vermeintliche Diphyide unter dem Namen Diphyes Kochii. Er be- merkt ausdrücklich, dals es ihm nie gelungen sei, bei dieser Siphonophore eine untere Schwimm- glocke zu beobachten. Dieselbe Beobachtung teilt auch Busch?) in seinen bekannten Beob- achtungen über wirbellose Seetiere mit, der ebenfalls in Triest die Diphyes Kochii studierte und eine offenbar mit ihr identische Art auf heute als unzulänglich erkannte Charaktere hin als Muggiaea pyramidalis beschreibt. Dals thatsächlich die Diphyes Kochii eine Monophyide repräsentirt, deren frei werdende Eudoxiengruppen von Will und Busch ebenfalls beobachtet wurden, ist freilich erst durch meine später zu erwähnenden Beobachtungen nachgewiesen worden. Die bisherigen Beobachtungen erstreckten sich somit auf Formen, welche man mit guten Gründen für Diphyiden halten durfte, denen die untere Schwimmglocke fehlt. Indessen macht schon Will in seinen oben erwähnten Horae Tergestinae (p. 82 Taf. II Fig. 18) auf ı) F. Eschscholtz: Bericht über die Zoologische Ausbeute während der Reise von Kronstadt bis St. Peter und Paul. Isis v. Oken, 1825, I p. 743, Taf. V, Fig. 15. 2) Will: Horae Tergestinae 1844, p. 77, Taf. II, Fig. 22. ®) W. Busch: Beobachtungen über Anatomie und Entwicklung einiger wirbellosen Seetiere, 1851, p. 46—49, Taf. IV. 8+ = He monogastrische Diphyiden aufmerksam, welche durch den Mangel von scharfen Firsten auf der Aulsenseite der Deckstücke und Genitalschwimmglocken sich nicht unerheblich von den bisher bekannt gewordenen Arten unterschieden. Will nannte diese zierlichen Gruppen Er- saea truncata. Offenbar ist mit ihnen eine Eudoxiengruppe identisch, welche Gegenbaur als Diplophysa inermis schilderte !). Ein für die Biologie der Sipkonophoren wesentlicher Fortschritt war inzwischen durch die Erkenntnis der wahren Natur der „monogastrischen Diphyiden“ *) angebahnt worden. Der gefeierte Entdecker des Generationswechsels der Medusen, M. Sars, gelangte 1846 bei Dar- stellung des Baues der nordischen Diphyes truncata zu der Ansicht, dafs die Eschscholtz’schen Gattungen Ersaea und Eudoxia aus dem Systeme gestrichen werden mülsten, weil sie abge- rissene Anhangsgruppen von Diphyiden repräsentieren’). Unabhängig von einander wiesen dann die Altmeister zoologischer Forschung, wie Leuckart®), Vogt?) und Gegenbaur‘) nach, dafs die monogastrischen Diphyiden die vom Stamme sich loslösenden terminalen An- hangsgruppen der Gattungen Abyla und Diphyes repräsentierten. Mit diesen fundamentalen Entdeckungen war der späteren Forschung eine aussichts- volle Perspektive eröffnet. Handelte es sich doch von jetzt an darum, mit dem merkwürdigen Vorgang der Eudoxienbildung zu rechnen und für die zahlreichen beschriebenen monogastrischen Colonieen die Stammformen ausfindig zu machen. Die neue Phase in der Erforschung des Baues der Calycophoriden und speciell auch der Monophyiden wird durch das ausgezeichnete Werk von Huxley über die „Oceanie Hydrozoa“ eingeleitet.) Zum ersten Male erfahren wir durch Huxley von der Existenz einer zierlichen medusenähnlichen Monophyide mit rundlicher Schwimmglocke, welche als Sphaeronectes Köllikeri aus der Südsee beschrieben wird. Aufserdem schildert Huxley ein- gehend den Bau von Eudoxia Bojani Eschsch. und von Cuboides vitreus Quoy und Gaim. — jener Eudoxiengruppen also, welche in den nachfolgenden Zeilen als Abkömmlinge von Mono- 1) 0. Gegenbaur: Beiträge zur näheren Kenntnis der Schwimmpolypen (Siphonophoren). 1854, Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 5, Taf. XVI, Fig. 3. Sep. p. 9. 2) R. P. Lesson: Histoire naturelle de Zoophytes. Acalöphes, Paris 1843, p. 453 „Monogastricae*, 3) M. Sars: Fauna littoralis Norvegiae, 1846, p. 41. ») R. Leuckart: Die Siphonophoren, eine zoologische Untersuchung, 1853, p. 56—69. 5) C. Vogt: Sur les Siphonophores de la mer de Nice. M&m. Inst. Nat. Genevois, Bd. 1, 1853, p. 126. 6) C. Gegenbaur: |, c. p. 10—15. ’) 7. H. Huxley: The Oceanic Hydrozoa. A description of the Calycophoridae and Physophoridae observed during the voyage of H. M, S. „Rattlesnake“ in the years 1846—1850. Ray Society 1859. al Ze phyiden ihre Berücksichtigung finden werden. Von besonderem Interesse ist weiterhin die Vermutung Huxley’s, dals Cuboides vitreus der Abkömmling einer an der austra- lischen Küste entdeckten Abylide, welche als Abyla Vogtii beschrieben wird, sein möge. Thatsächlich trifft er mit dieser Vermutung das Richtige, obwohl er die systematische Stel- lung seiner Abyla Vogtii verkannt hat. Ob auch jene diphyidenähnliche Calycophoriden, von denen Huxley nur die obere Schwimmglocke beobachtete, nämlich Diphyes Chamissonis und D. mitra Monophyiden repräsentieren (wie Häckel neuerdings annimmt) muls einstweilen noch unentschieden bleiben. Bei derLeichtigkeit, mit der dieSchwimmglocken der Diphyiden sich trennen, ist es geboten, durch eingehende Untersuchung der Knospungsvorgänge am Anfangsteile des Stammes den Beweis für die Monophyidennatur isoliert zur Beobachtung kommender Glocken zu liefern. Dafs indessen die Sphaeronectes-Arten auch dem Mittelmeer nicht fehlen, läfst sich zum ersten Male aus den Beobachtungen Pagenstechers über „eine neue Entwicklungsweise bei Siphonophoren“ erschliessen').,. Pagenstecher beschreibt eine Sphaeronectes-Art, deren Bau er freilich irrtümlich beurteilte, insofern er die Schwimmglocke für ein Larvenorgan mit Ernährungsmaterial hielt. Die Aufklärung über die wahre Natur jener zierlichen medusenähnlichen Sphäronectiden brachte uns eine für die Kenntnis der Monophyiden grundlegende Untersuchung von Claus?). Er schildert nicht nur eingehend den Bau der Schwimmglocken und die Knospungsvorgänge am Stamme, sondern weist auch überzeugend nach, dafs die von Will und Gegenbaur beob- achteten Diplophysen die frei gewordenen Stammgruppen der Sphäronectiden sind. Um die auch von Huxley nur unzulänglich erkannten Charactere der Gattung und Familie im Gegen- satz zu den Diphyiden zum Ausdruck zu bringen, führt er die Bezeichnung „Monophyes“ und den seitdem allgemein eingebürgerten Familiennamen: „Monophyidae“ ein. Zwei Arten der Gattung Monophyes, nämlich M. gracilis (identisch mit der von Pagenstecher beobachteten Form) und M. irregularis konnte er nebst den zugehörigen Diplophysen im Mittelmeer nachweisen. Seit den Untersuchungen von Claus hat die Familie der Monophyiden ihr Bürgerrecht im Systeme erhalten — anfänglich freilich wenig beachtet und meist als Anhang bei Schil- derung der Calycophoriden erwähnt. !) A. Pagenstecher: Über eine neue Entwicklungsweise bei Siphonophoren. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 19, 1869, p. 244, Taf. XXI. 2) C. Claus: Sehriften zoologischen Inhalts II, Die Gattung Monophyes, Cls. und ihr Abkömmling, Diplophysa Gegbr., Wien 1874. de Dals indessen die von Claus genauer studierten Monophyiden nur einen Bruchteil der Familie ausmachen und dals ihnen eine offenbar recht grolse Zahl zierlicher Formen zuzu- rechnen ist, welche durch kantige Schwimmglocken ausgezeichnet sind, glaube ich durch meine Untersuchungen über die Entwicklung der Muggiaea!) dargethan zu haben Eine kleine Monophyide mit mützenförmiger Schwimmglocke, die ich anfänglich für eine neue selbständige mediterrane Art, Monophyes primordialis, hielt, lies an dem Anfangsteil des- Stammes stets noch die Anlage einer zweiten Schwimmglocke erkennen. Zu meiner Über- raschung bildete sich diese zweiteGlocke nicht zu einer mit der ersten identisch gestalteten aus, sondern sie nahm eine gänzlich verschiedene Form mit fünfkantiger Exumbrella an. Eine genauere Untersuchung der sekundären Glocke ergab eine völlige Übereinstimmung mit der fünfkantigen Schwimmglocke jener von Will als Diphyes Kochii und von Busch als Mug- giaea pyramidalis beschriebenen Siphonophoren. Die primäre mützenförmige Schwimmglocke wird abgeworfen, während die sekundäre fünfkantige zeitlebens persistirt und niemals durch Reserveglocken verdrängt wird. _ Weiterhin gelang es mir noch nachzuweisen, dals die Eudoxiengruppen von Muggiaea Kochii (wie ich durch Combination der Benennung von Will und Busch die Art bezeichne) sich zu der Ersaea pyramidalis Will?), welche offenbar mit der von Busch °) genauer studierten Eudoxia Eschscholtzü identisch ist, entwickeln. Die früher von mir geäulserte Auffassung, dals Monophyes primordialis eine selbstän- dige Art sei, welche eine zweite Generation, nämlich die Muggiaea Kochii aufamme, halte ich heute ebensowenig aufrecht, wie die Vorstellung, dals Monophyes primordialis die Stamm- form der Calycophoriden repräsentiere. Claus*) hat mit Recht in einer kritischen Besprech- ung meiner Untersuchungen darauf hingewiesen, dals Monophyes primordialis nur ein Larven- stadium repräsentiert, das durch eine hinfällige primäre Schwimmglocke ausgezeichnet ist. Was hier für zwei in der Entwicklung aufeinander folgende, verschieden gestaltete Schwimm- glocken zutrifft, das findet bei der Entwicklung der Physophoriden sein Analogon in der Ausbildung primärer Nesselknöpfe und Deckstücke, von denen verschiedene Formen sich ab- lösen können. 1) C. Chun: Über die eyklische Entwicklung und die Verwandtschaftsverhältnisse der Siphonophoren. Sitzungsber. Akad. d. Wissensch., Berlin 1882, p. 1155—1172, Taf. XVII. 2) Wall le spr salat I Rio. SSBUSCh- Sean Tat anvs sur V. 4) C. Claus: Über das Verhältnis von Monophyes zu den Diphyiden. Arb. Zool. Inst. Wien, Bd. 5, p: 15, 1883. Nachdem es mir, wie oben (pag. 81 [57]) auseinander gesetzt wurde, gelungen ist, auch für die Polyphyiden einen Wechsel heteromorpher Schwimmglocken bei der Entwicklung nachzuweisen, habe ich die Entwicklungserscheinungen der gesammten Siphonophoren unter jenem gemeinsamen Gesichtspunkt aufgefalst, den ich in der Einleitung auseinandersetzte. Der in der Entwicklung sich vollziehende Wechsel zweier heteromorpher Schwimmglocken bei Muggiaea legte die Vermutung nahe, dafs auch die Glocken von Monophyes und Sphae- ronectes als sekundäre heteromorphe zu betrachten seien. Ich glaubte thatsächlich denn auch nachweisen zu können, ') dals den kugligen oder mützenförmigen Glocken der genannten Gattungen heteromorphe primäre vorausgehen. Vorwiegend war es die mit Monophyes irre- gularis identische Gruppirung der Knospen an dem kleinen Stämmchen, welche Veranlassung gab, eine kantige isolierte Schwimmglocke als primäre Glocke von Monophyes und die an der Basis der ersteren sitzende Knospe als Anlage der sekundären mützenförmigen zu betrachten. Diese Auffassung erwies sich indessen bei weiterer Untersuchung ?) als irrtümlich, da es sich herausstellte, dass die vermeintlichen Primärglocken keine Beziehungen zu Monophy- iden aufweisen, sondern einer neuen Diphyide, welche ich Diphyes subtilis nenne, zugehören. Obwohl diese Diphyide zu den gemeinsten Siphonophoren des Mittelmeeres gehört (sie fehlt auch nicht im Atlantischen Ocean), so blieb sie doch bisher offenbar aus dem Grunde un- beachtet, weil ihre beiden Glocken sehr selten im Zusammenhang gefunden werden. In den zuletzt erwähnten Publikationen versuchte ich dann weiterhin die Unterschiede zwischen Monophyiden und Diphyiden schärfer klar zu legen durch Untersuchung der Knos- pungsvorgänge am Anfangsteile des Stammes. Schon ältere Beobachter waren gelegentlich auf Ersatzglocken am Grunde der beiden Diphyidenglocken aufmerksam geworden. Ich wies nun nach, dals bei sämtlichen Diphyiden die beiden definitiven Glocken durch identische obere resp. untere Ersatzglocken verdrängt werden, während bei den Monophyiden, mögen sie rundliche oder kantige Glocken besitzen, niemals Ersatzglocken am Anfangsteile des Stammes auftreten. Hiermit war ein Kriterium gefunden, das uns gestattet, stets mit Schärfe den Nachweis der Monophyidennatur bei jenen Calycophoriden zu erbringen, an deren Stamme nur eine Schwimm- glocke zur Beobachtung gelangt. 1) C. Chun: Über die cyklische Entwicklung der Siphonophoren. Sitzungsber. Akad, Wissensch., Berlin 1885, XXVI, p. 511—528, Taf. II. 2) Derselbe: Über Bau und Entwicklung der Siphonophoren, ibid. 1886, XXXVIIL, p. 681—688. ee Den Anschauungen, welche ich über die Fassung der Familie der Monophyiden äulserte, pflichtete auch bald Haeckel bei), indem er in einer kurzen Übersicht über seine Siphono- phorenstudien die Claus’sche Bezeichnung „Monophyidae“ beibehielt und die Familie zutreffend in die zwei Unterfamilien: Sphaeronectidae (mit abgerundeter Schwimmglocke) und Cymbo- nectidae (mit kantigen Schwimmglocken) einteilte. Während des Winters 1887/88 fand ich Gelegenheit auf den Canarischen Inseln meine Untersuchungen über die Monophyiden an den Atlantischen Arten fortzuführen.’) Aulser den früher bekannten Formen fand ich eine neue Sphäronectide, Monophyes brevitruncata und zwei neue Öymbonectiden, nämlich Doramasia picta und Halopyramis adamantina, auf. Von allen drei Arten gelang es mir auch die sich loslösenden Eudoxiengruppen nachzuweisen. Ich vermochte festzustellen, dals einerseits die ältest bekannte Eudoxie, nämlich die von Eschscholtz entdeckte Eudoxia Bojani, der Gattung Doramasia zugehört und dals andererseits die freiwerdenden Stammgruppen von Halopyramis adamantina durch Quoy und Gaimard als Cuboides vitreus beschrieben wurden. Kurz nach der Publikation meines Reiseberichtes erschien der umfassende „Report on the Siphonophorae“ von Haeckel.”) In ihm werden ausführlich jene Arten beschrieben, deren Namen ohne weitere Diagnose bereits in dem oben erwähnten „System der Siphonophoren“ aufgeführt wurden. Haeckel bereichert unsere Kenntnisse über die Monophyiden durch die Entdeckung einer Sphaeronectide aus dem Indischen Ocean, nämlich Monophyes princeps und einer Cymbonectide aus derselben Region, nämlich Cymbonectes Huxleyi. Aufserdem beschreibt er von den Canarischen Inseln Cymba erystallus, eine Art, die ich für identisch mit der von mir geschilderten Halopyramis adamantina halte. Die freiwerdenden Eudoxiengruppen, deren Zugehörigkeit zu Cymba Haeckel richtig erkannte, werden als Cuboides erystallus seiner Familie der Eudoxidae eingereiht. Dals dagegen die Gattung Mitrophyes mit ihrem von Haeckel für ein Deckstück ge- haltenen schildförmigen Aufsatz entschieden nicht den Monophyiden zugehört, habe ich bereits in dem vorhergehenden Aufsatz betont. ®) 1) E. Haeckel, System der Siphonophoren auf phylogenetischer Grundlage. Ien. Zeitschr. f. Natur- wissensch. Bd. XXII. 1888. 2) C. Chun, Bericht über eine nach den Canarischen Inseln im Winter 1887/88 ausgeführte Reise. I. Die Siphonophoren. Sitzungsber. Akad. Wissensch., Berlin 1888 XLIV,. p. 1141—1173. °) E.Haeckel, Report on the Siphonophorae. The Voyage of H.M.S. Challenger. Zoology Vol. XXVIL, *) Ö. Chun: Die Canarischen Siphonophoren I, Stephanophyes superba. Diese Zeitschr. Bd. XVI p.8 [560]. oe I. Allgemeine Bemerkungen über den Bau und das System der Monophyiden. „Calycophoriden mit nur einer einzigen definitiven Schwimmglocke“, so lautet die kurze Diagnose jener Formen, welche auf den nachfolgenden Blättern als Monophyiden zu- sammengefalst werden. Thatsächlich ist es denn auch lediglich das Verhalten der Schwimm- glocken, welches uns eine sichere Handhabe bietet, die Monophyiden scharf von den Diphyiden abzuzweigen. Die Gruppenanhänge des Stammes können bei Monophyiden und Diphyiden zum Verwechseln ähnlich angelegt werden; zur Unterscheidung beider Familien sind wir daher auf die Zahl der Schwimmglocken angewiesen. In erster Linie habe ich nun den Umstand zu betonen, dals die einzige defini- tive Schwimmglocke der Monophyiden niemals durch identisch sich aus- bildende Reserveglocken verdrängt wird. Ich habe dieses Verhalten schon bei den mittelländischen Formen nachgewiesen und kann es nach sorgfältiger Prüfung auch für die Canarischen Arten bestätigen. An und für sich wäre es ja nicht undenkbar, dafs ein Nachschub identisch gestalteter Glocken den Monophyiden zukomme. Er ist indessen in keinem Falle nachweisbar und bedingt somit einen wichtigen Gegensatz zu den Diphyiden, deren definitive Glocken bei allen genauer hierauf untersuchten Arten einen Ersatz durch Reserveglocken erleiden. Auf den hier angeführten Charakter lege ich bei der Beurteilung der Monophyiden- natur kleiner Calycophoriden entscheidenden Wert. Siphonophorenstöckchen, deren einzige mützenförmige oder kuglige Schwimmglocke an ihrer Basis eine Schwimmglockenknospe tragen, werden als Larven von Calycophoriden zu beurteilen sein; Stöckchen mit einer einzigen kantigen Schwimmglocke, welche ebenfalls eine Reserveglocke erkennen lassen, werden als Diphyiden sich herausstellen, deren obere resp. untere Schwimmglocke abgefallen ist und einen Ersatz durch die Reserveknospe findet. Alle Arten hingegen mit nur einer Schwimmglocke, an deren Basis nie eine Reserveglocke angelegt wird, repräsentieren ächte Monophyiden. Seitdem ich nun nachgewiesen habe, dals die kantige Schwimmglocke der Monophy- idengattung Muggiaea eine definitive sekundäre Glocke repräsentiert, welcher eine larvale primäre mützenförmige Glocke vorausgeht, ist ein derartiger Entwicklungs- modus für alle Monophyiden mit kantigen Glocken wahrscheinlich geworden. Da ich auf Abhandl, d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVII. g — 66 dieses Verhalten besonderen Wert lege, so gestatte ich mir in nebenstehendem Holzschnitt Fig. 1 ein Jugendstadium der Muggiaea Kochii abzubilden, wie ich es im Oktober 1882 mehrfach im Golfe von Neapel zu beobachten Gelegenheit fand. Die primäre mützenförmige und glatte Glocke (A) mit ihrem grolsen Ölbehälter (ec. ol.) und der kleinen Scheide (Hydröcium hy) hat bereits ein längeres Stämmechen (tr.) zur Ausbildung gebracht, an dessen Proximalabschnitt eine heteromorphe fünf- kantige und definitive Sekundärglocke (B) knospt Dieselbe ist der Primärglocke opponiert, aber iu gleichem Sinne — d.h. ebenfalls mit nach unten gekehrtem Schirmrande — angeordnet. Gelegent- lich findet man (wie ich früherhin abbildete) beide Glocken in entgegengesetztem Sinne — d. h. die eine mit dem Schirmrande nach oben, die andere mit demselben nach unten gewendet — gerichtet. Die definitive Glocke (B) knospt auf der Dorsal- fläche des Stammes, während die Gruppenanhänge auf der Ventralfläche entstehen. Von den letzteren sind in vorliegendem Stadium zwei angelegt, welche aus einem Magenschlauche (p) mit dem Fangfaden (t) und der anfänglich gemeinsamen Anlage für die Genitalglocke (go) und das Deckstück (br.) bestehen. Mit um so grölserem Rechte darf ich nun einen Wechsel heteromorpher Glocken für Fig. 1. Jugendstadium der Muggiaea Kochii Chun. A, Pri- märe mützenförmige Glocke. B. Sekundäre fünfkantige Glocke. c. ol. Ölbehälter. su Subumbrella mit den 4 Radiär- gefässen. hy Hydröcium. tr Stamm. br Deckstück. go Geni- talglocke. p Magenschlauch. t Fangfaden. alle Cymbonectiden, wie Haeckel die mit kantigen Glocken versehenen Monophyiden benannte, in Anspruch nehmen, als Haeckel denselben auch für die Gattung Oymbonectes bestätigte.') Vier Entwicklungsstadien, welche er von dem befruchteten Ei der Cymbonectes Huxleyi ab- bildet, stimmen in den Hauptzügen so völlig mit den entsprechenden Stadien der Muggiaea ı) E. Haeckel, Report p. 134. Taf. 27, Fig. 9—12. überein, dafs ich allen Anlafs habe, sämtlichen Cymbonectiden eine primäre mützenförmige Schwimmglocke zuzuschreiben. Unsere Kenntnisse über die Entwicklung der Monophyiden weisen indessen noch eine fühlbare Lücke auf, insofern wir bis jetzt noch nicht mit Sicherheit beurteilen können, ob die Schwimmglocken der Gattungen Monophyes und Sphaeronectes primäre sind, welche zeit- lebens persistieren oder sekundäre, denen heteromorphe vorausgingen. Ich glaubte früherhin mich in letzterem Sinne entscheiden zu können, überzeugte mich indessen später, dals die von mir für primäre Glocken gehaltenen kantigen Medusome mit der Gattung Monophyes Nichts gemein haben, sondern einer neuen Diphyes-Art (D. subtilis) angehören. In dem Mittelmeer sowohl wie im Atlantischen Ocean habe ich späterhin aulserordentlich junge Co- lonien von Sphaeronectes und Monophyes beobachtet, deren Stamm erst eine Individuengruppe zur Ausbildung gebracht hatte. Die Medusenglocke lälst indessen trotz ihrer geringen Grölse keine wesentlichen Unterschiede von der erwachsenen Glocke erkennen; sie besals bei Mo- nophyes einen noch stark aufgetriebenen Ölbehälter und bei Sphaeronectes bereits eine vo- luminöse Scheide, in welche der Stamm völlig zurückgezogen werden konnte. Der neben- stehende Holzschnitt Fig. 2 mag den Habitus des jüngsten von mir beobachteten Exemplares versinnlichen. Wenn nun auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dals diese junge Glocken sich sehr frühzeitig von einer heteromorphen Primärglocke ablösten, so möchte ich doch mit Rücksicht auf den Umstand, dals die Form der definitiven Sphaeronectidenglocke von den Primär- glocken der Cymbonectiden, Diphyiden und Polyphyiden rekapituliert wird, mich der Auffassung zuneigen, dals Fig. 2. Sphaeronectes graeilis juv. ce. ol. Öl- behälter. hy Hydröcium. g zwei Knospenanlagen die definitive mützenförmige oder halbkug- späterer Stammgruppen. tr Stamm. p Polyp einer ausgebildeten Stammgruppe. lige Glocke der Sphaeronectiden zugleich auch eine primäre Glocke repräsentiert. Die Übereinstimmung der Primärglocke bei den Cymbonectiden und Diphyiden mit der definitiven Glocke der Gattung Monophyes einerseits und der Primärglocke der Polyphy- iden (Hippopodius) mit der definitiven Glocke von Sphaeronectes andererseits ist so auffällig, dals ich nicht umhin kann, einen Wechsel heteromorpher Glocken bei den Sphaeronectiden für unwahrscheinlich zu erklären. g* a, Um die Ähnlichkeiten zwischen der Primär- glocke der Polyphyiden und derGlocke von Sphaero- nectes (s. Holzschnitt 5 p. 109 [85]) zu illustrieren, so bilde ich ein Jugendstadium von Hippopodius im neben- \ stehenden Holzschnitt 3 ab. Die Primärglocke (A) N ist durch einen sehr feinen horizontal verlaufenden / Ölbehälter (c. ol.) ausgezeichnet: ein Verhalten, das bei Sphaeronectes wenigstens im Proximalab- schnitt des Ölbehälters angedeutet ist. Im Gegen- satz zu der Primärglocke von Muggiaea tritt eine ungemein voluminöse Scheide (Hydröcium hy) auf, welche vollständig die älteste definitive, einem Pferde- hufähnelnde Hippopodiusglocke (B) aufnimmt. Letztere ist ebenfalls der Primärglocke opponirt und knospt auf der Dorsalseite des kleinen Stämmchens. Hinter der ältesten definitiven Glocke ist eine Knospe für die zweitälteste (B') ausgebildet. Das Stämmch en liegt in breiter Ausdehnung dem Ölbehälter an und bringt auf seiner Ventralfläche die Anhangsgruppen zur Ausbildung, von denen zwei ältere und die Knospen einer jüngeren Gruppe hervortreten.!) Sollte nun thatsächlich die Annahme sich bewahrheiten, dals bei Monophyes und Sphaeronectes die Primärglocke als definitive persistiert, so würde Fig.3. Jugendstadium von Hippopodius luteus. A. Primär- , a = 2 © on 2 glocke. B älteste sekundäre definitive Glocke. c. ol. öl. ICh geneigt sein, jenen beiden Unterfamilien, in behälter. hy Hydröcium. su Subumbrella. ce. ol. Ölbehälter A R a der Sekundärglocke. Bi Knospe für die zweite Sekundär- Welche Haeckel mit vollem Rechte die Monophyiden glocke. tr Stamm. p, p! und p!i Gruppenanhänge des Stammes. schied, nämlich den Sphaeronectiden und Cymbo- nectiden, den Wert selbständiger Familien zuzuerkennen, welche den übrigen Calycophoriden- familien, nämlich den Diphyiden, Polyphyiden u. A. als gleichwertig zu erachten sind. Mit !) Eine Beschreibung dieser Stadien, wie ich sie sowohl im Golfe von Neapel, als auch an den Ca- narischen Inseln beobachtete, habe ich in folgenden Abhandlungen gegeben: C.Chun. Diepelagische Tierwelt in gröfseren Meerestiefen. Bibl. Zool, Heft 11887, p. 14, Taf. II, Fig.1—3. C. Chun. Die Siphonophoren d. Canar. Inseln. Sitzungsber. Berl. Akad. d. Wissensch. 1888. XLIV. p- 10 und 11 [1150 und 1151]. Rücksicht auf das Verhalten der Schwimmglocken würde dann die Definition der Monophyiden und Diphyiden folgendermalsen lauten: Calycophoridae Leuck. I. Fam. Monophyidae Claus. (Sphaeronectidae Huxley). Die primäre Schwimmglocke persistiert zeitlebens als definitive und wird nie von Reserveglocken verdrängt. Sie ist entweder mützenförmig oder halbkuglig gestaltet und entbehrt scharfer Firsten auf der Exumbrella. Gen. Monophyes Claus. SIphaeronectes Huxl. II. Fam. Cymbonectidae Haeckel. Die primäre mützenförmige Schwimmglocke wird abgeworfen und durch eine pyramidale, heteromorphe, sekundäre ersetzt. Die letztere wird nie durch Reserveglocken verdrängt und ist entweder fünfkantig oder vierkantig gestaltet. Gen. Oymbonectes Haeck. Muggiaea Will. Doramasia Chun. Halopyramis Chun. III. Fam. Diphyidae Eschsch. Die primäre mützenförmige Schwimmglocke wird abgeworfen und durch zwei sekundäre, heteromorphe, entweder abgerundete oder pyramidale oder prismatische Glocken ersetzt. Die definitiven, sekundären Glocken erleiden einen ständigen Ersatz durch identisch gebildete Reserveglocken. Da uns indessen die Entwicklung der Monophyiden noch nicht ausreichend bekannt ist, so wird es angezeigt sein, die Familie der Monophyiden weiter zu fassen und ihr die im Eingang erwähnte Definition: „Calycophoriden mit nur einer definitiven Schwimmglocke“ zu belassen. Bei einer derartigen Fassung wird natürlich keine Rücksicht darauf genommen ob die definitive Glocke eine primäre oder sekundäre ist. Selbstverständlich erhalten dann die beiden Gruppen der Sphaeronectiden und Cymbonectiden den Wert von Unterfamilien, Zr deren Diagnosen nur insofern von der soeben gegebenen abweichen würden, als für die Sphaeronectiden die Persistenz der Primärglocke lediglich vermutet wird. Die Gruppenanhänge des Stammes gleichen bei den Monophyiden in so vieler Hinsicht jenen der Diphyiden, dafs sie wohl zur Unterscheidung der Gattungen und Arten, nicht aber der Familien, Verwertung finden können. Sie nehmen in distaler Richtung all- mählich an Grölse zu, indem sie gleichzeitig durch immer weitere Zwischenräume getrennt erscheinen. Eine internodiale Neubildung von jüngeren Gruppen zwischen älteren kommt bei keiner Monophyide vor. Jede einzelne Gruppe besteht mindestens aus vier Constituenten: aus einem Magenschlauche mit dem ansitzenden Fangfaden, aus einem Deckstück und aus der Genitalschwimmglocke. Zu diesen gesellt sich, wie ich nachweisen werde, bei der Gattung Doramasia noch eine sterile Spezialschwimmglocke. Eine jede Gruppe, mag sieausvieroder fünf Constituenten zusammen- gesetzt sein, nimmt am Anfangsteile des Stammes aus einer einzigen Fig. 4. Anfangsteil des Stammes von Sphaeronectes graeilis Claus ce. ol. Anfangsteil des Ölbehälters ce. ped. Stielkanal der Subumbrellargefässe. tr. Stamm. g. Primärknospe der Stammgruppe br + go. Gemeinsame Knospenanlage für Deckstück und Gonophore br. Anlage des Deckstückes go. Geschlechts- knospe. p. Magenschlauch t. Fangfaden. p. p. Magenstiel. Knospe ihre Entstehung. Um dieses Verhältnis genauer zu illustrieren, so sei auf die nebenstehende Abbildung (Fig. 4) des oberen Stammendes von Sphaeronectes gracilis ver- wiesen. Die der Subumbrella zugewendete Seite des Stammes, welche wir als Dorsalseite a bezeichnen, ist dünnwandig, während die gegenüberliegende Ventralhälfte eine mächtige Verdickung des ektodermalen und entodermalen Epitheles erkennen läfst. Allmählich sondert sich diese verdickte ventrale Anfangspartie in einzelne Knospen, die anfänglich rundlich, späterhin eylindrisch gestaltet sind. Die cylindrischen Knospen stehen nicht rechtwinklich vom Stamme ab, sondern neigen sich distal derart gegen den Stamm, dafs wir eine dem Stamme zugekehrte Axialseite von einer ihm abgewendeten Abaxialseite unter- scheiden können. Auf der Abaxialseite einer jeden Knospe tritt nun genau wie an dem geschlechtlich erzeugten Embryo der Monophyiden zunächst eine mittlere knospenartige Ausbuchtung (t) auf, der späterhin in der Nähe des Stammes eine zweite obere Knospe (br + go) nachfolgt. Die distale Partie der schlauchförmig sich ausziehenden Knospenanlage gestaltet sich zum Polypen (p) um, die mittlere Knospe liefert den Tentakel (t) und die obere giebt die gemeinsame Anlage für das Deckstück und für die Genitalschwimmglocke (br + go) ab. Erst relativ spät teilt sich die letztere Knospe in zwei Hälften, von denen die obere (proximale) das Deckstück (br.), die untere (distale) die Genitalglocke (go) liefert. Zwischen der Fang- fadenknospe und der gemeinsamen Anlage für Genitalglocke und Deckstück zieht sich bei der Gattung Sphaeronectes die mittlere Partie der Gruppe zu einem langen schlanken Magen- stiel (p. p.) aus. Frühzeitig prägt sich nun an den Constituenten der einzelnen Stammgruppen ein charakteristisches Stellungsgesetz aus, das wohl für einzelne Arten bisher richtig abgebildet wurde, in seiner allgemeinen Giltigkeit für die gesamten Monophyiden und Diphyiden jedoch noch nicht betont wurde. Die gemeinsame Anlage für Genitalglocke und Deckstück, ursprünglich abaxial gelegen, rückt auf die rechte Seite des Stammes. Nachdem dieselbe sich in eine obere (proximale) und untere (distale) Knospe gesondert hat, beginnt die obere, das Deckstück liefernde Knospe von rechts nach links den Stamm dorsal zu umwachsen. Die Geschlechtsknospe bleibt dagegen rechts liegen und drängt, wenn sie als „Urknospe“ eine mit Geschlechtsprodukten erfüllte Schwimmglocke abgeschnürt hat, den Polypen mit dem Fangfaden nach links. An der völlig ausgebildeten Stammgruppe liegt daher das Deckstück dorsal, während rechts ventral die Genitalglocke, links ventral und axial (dem Stamme zugekehrt) der Polyp und links ventral und abaxial der Tentakel ihre Stellung finden. Gesellt sich zu diesen vier Constituenten einer Gruppe noch eine Spezialsch wimm- glocke, wie sie unter den Monophyiden für die Gattung Doramasia charakteristisch ist, — 72 so nimmt dieselbe stets aus der Urknospe für die Genitalglocken ihre Entstehung (Taf. IX, Fig. 8 n. sp.) und zwar schnürt sie sich von der Urknospe ab, bevor die Gonophoren angelegt werden. Die Spezialschwimmglocke rückt in die Mediane der Ventralseite; die später knospenden Gonophoren liegen stets rechts neben der sterilen Schwimmglocke. II. Die Eudoxien der Monophyiden. DieGruppenanhänge der Monophyiden lösen sich von dem Stamme los und führen als Eudoxien eine freie Existenz. Wenn wir den Begriff einer Fudoxie in weiterem Sinne fassen und unter Eudoxienbildung überhaupt das Loslösen der Stammgruppen verstehen, welches dieselben zu einer längeren Periode freien Lebens befähigt, so kommt ein derartiges Verhalten sämtlichen Monophyiden zu. Es wäre nicht undenkbar, dals Arten existieren, bei denen die Gruppen sessil bleiben und ihre Geschlechtsprodukte am Stamme reifen lassen. Thatsächlich giebt denn auch Haeckel!) an, dafs bei den Gattungen Mitrophyes und Cymbo- nectes, wahrscheinlich auch bei Monophyes, die Gruppen sessil bleiben. Was zunächst Mono- phyes anbelangt, so hat bereits Claus für dieselbe eine Eudoxienbildung nachgewiesen und ich werde für eine neue Monophyes-Art im Nachfolgenden denselben Vorgang beschreiben. Die Gattung Mitrophyes ist keine Monophyide, sondern verwandt der von mir aufgestellten Diphyidengattung Amphicaryon, für welche ich ebenfalls genauer den Prozels der Eudoxien- bildung schildern werde. So bliebe denn nur die Gattung Cymbonectes übrig, bei der Haeckel keine Eudoxienbildung beobachtete. Ich vermisse indessen für Haeckels Angabe einen voll- giltigen Beweis. Die Abbildungen, welche er von den Stammgruppen derselben entwirft, lassen eine so nahe Beziehung zu der Gattung Muggiaea erkennen, dals ich wohl kaum fehl- greife, wenn ich auch für Cymbonectes eine Eudoxienbildung vermute. Ich werde zudem bei Schilderung der Gattung Epibulia unter den Diphyiden, die durch den Mangel einer Eudoxien- bildung charakterisiert ist, auf Verhältnisse hinweisen, die bereits aus der Bildung der letzten Stammgruppen die Sessilität derselben erklärlich erscheinen lassen — Verhältnisse, welche für Cymbonectes nicht zutreffen. Da wir für sämtliche Monophyiden, deren Bau uns genauer bekannt geworden ist, eine Eudoxienbildung nachweisen können, so glaube ich wohl im Rechte zu sein, wenn ich diesen Vorgang als charakteristisch für die Familie bezeichne. 1) Report p. 127. une Bekanntlich hat Haeckel die frei werdenden Fudoxiengruppen der Monophyiden und Diphyiden in die beiden Familien: Budoxwidae und Ersaidae eingeteilt und diese als den übrigen Familien der Calycophoriden gleichwertig in das System eingeführt. Ich habe schon mehrfach Gelegenheit genommen mich energisch gegen einen derartigen Olassifikations- versuch zu äulsern. Indem ich daher auf meine früheren Ausführungen verweise (Stephano- phyiden p. 9—11), so glaube ich das Unhaltbare einer solchen Olassification nicht drastischer darlegen zu können, als durch den Hinweis, dals die Eudoxiengruppen einer so harmonisch in sich abgeschlossenen Unterfamilie, wie sie durch die Oymbonectiden repräsentiert wird, nach Haeckels System sowohl den Ersaeiden wie den Eudoxiden mit ihren beiden Unterfamilien der Diplophysiden und Aglaismiden einzurechnen sind. Ein Forscher, der gewohnt ist, die Lehren der Abstammung und Entwicklung scharf zugespitzt in den Vordergrund unserer zoologischen Betrachtungen zu stellen, hätte es vermeiden müssen, in einem „System der Siphonophoren auf phylogenetischer Grundlage“ Familien zu bilden, deren Gattungen ein buntes Durcheinander von Abkömmlingen heterogener Familien bilden. Bei consequenter Durch- führung des Haeckel’schen Einteilungsprineipes erhalten wir zwei einander parallel laufende Calycophoridensysteme, von denen das eine auf die Gestaltung der Schwimmglocken, das andere auf die Stammgruppen basiert ist. Führt nun schon die einseitige Betrachtung der frei werdenden Eudoxiengruppen zu der Gonsequenz, dals bunt zusammengewürfelte Familien gebildet werden, so kann auch die einseitige Wertschätzung der Schwimmglocken für ratio- nelle Systematik keine Verwendung finden. Um das zuletzt Erwähnte an einem den Mono- phyiden entnommenen Beispiele zu erläutern, so wären wir genötigt, alle Monophyiden mit fünfkantigen diphyidenähnlichen Schwimmglocken zu einer Gattung zu vereinigen. Die von mir begründete Gattung Doramasia mülste wegen der ähnlichen Gestaltung der Schwimm- glocken eingezogen und zu Muggiaea gestellt werden, obwohl die Eudoxiengruppen wesent- liche Differenzen erkennen lassen, insofern diejenigen von Doramasia eine sterile Special- schwimmglocke mit ansitzender Gonophorentraube, diejenigen von Muggiaea nur eine Genital- schwimmglocke aufweisen. Gerade der entgegengesetzte Weg, nämlich die gleichmälsige Berücksichtigung der Schwimmslocken und der Stammgruppen — mögen letztere sessil bleiben oder als Eudoxien frei werden — führt zum Ziel. Aus praktischen Gründen bin ich allerdings der Ansicht, dals man die für die Eudoxien- gruppen seit Eschscholtz’s Zeiten eingebürgerten Bezeichnungen festhalten soll. Man wird in dem Beibehalten der alten Bezeichnungen ebensowenig eine Inconsequenz erblicken können Abhandl. der Senckenb naturf. Ges. Bd. XVIII. 10 wie an dem Festhalten von Bezeichnungen für Larvenstadien (ich erinnere nur an die bekannten Bezeichnungen der Echinodermenlarven), die früherhin für selbständige Orga- nismen galten. Ich gestatte mir daher eine tabellarische Uebersicht über die Eudoxiengruppen der Monophyiden mit kurzer Angabe der charakteristischen Merkmale und dem Hinweis auf die Stammformen zu geben. Sphaeroneclidae. Monophyes Claus | , $ Diplophysa Gegenbaur. Sphaeronectes Huxl. Deckstück rundlich oder mützenförmig gestaltet, ohne scharfe Firsten mit einfachem, verlängertem, gerade aufsteigendem Öl- behälter; Genitalschwimmglocke halbkugelig mit glatter Exumbrella. Cymbonectidae. j / | Eudoxia Eschscholtz s. str. Muggiaea Koch > F | (Cueubalus Quoy und Gaim.) Deckstück helmförmig mit kurzer, scharfer, quer verlaufender Firste auf derSpitze und zwei schwachen Längsriefen auf der Ventralseite. Ölbehälter, einfach, verlängert und gerade aufsteigend. Genital- schwimmglocke vierkantig. Gymbonectes@Haeckel, "0. 2. ID oramasıo Chun Er sceogBschScholt/e Deckstück schildförmig, ohne Firsten auf der convexen Aulsen- seite; am Unterrand ausgeschweift und gezähnelt. Ölbehälter kurz und breit. Eine grolse vierkantige sterile Specialschwimmglocke, neben welcher rechts eine kleine Gonophorentraube ansitzt. Halopyramis Chun . . . . 2.2.2.2... Cuboides Quoy und Gaim. Deckstück würfelförmig mit trichterförmig vertiefter unterer Fläche. Ölbehälter kurz mit zwei breiten ventralwärts sich ausbauchenden basalen Aussackungen. Genitalglocke mit mehr als vier scharfen Firsten versehen. Was nun die Geschlechtsverhältnisse der Eudoxiengruppen anbelangt, so glaube ich in der Erkenntnils derselben um einen wesentlichen Schritt weiter gekommen zu sein. Indem ich die Resultate meiner Untersuchungen kurz zusammenfasse, so bemerke ich zunächst, dafs an sämtlichen Eudoxiengruppen der Monophyiden die Urknospe für die Gonophoren zeitlebens persistiert und successive die definitiven Gonophoren aus sich hervorgehen lälst. Dasselbe successive Ab- schnüren der Gonophoren von einer zeitlebens persistierenden Urknospe werde ich in den nachfolgenden Abhandlungen auch für die Diphyiden nachweisen. Die einzelnen Eudoxiengruppen sind nun entweder monöeisch oder diöcisch angelegt; in ersterem Falle fungiert die Urknospe als Ovarium resp. Hoden, in letzterem als eine Zwitterdrüse. Diöcisch sind, wie ich schon früherhin nachwies, ') die Diplophysen der Gat- tungen Monophyes und Sphaeronectes und die Eudoxien der Gattung Muggiaea Wie in den nachfolgenden Zeilen dargelegt wird, so sind auch die Ersäen der Gattung Doramasia diöcisch. Monöeisch dagegen sind die als Cuboides beschriebenen Fudoxiengruppen der Gattung Halo- pyramis. Ein regelmälsiger Ersatz der Genitalschwimmglocken, welche ihre Geschlechtsproducte entleert haben, durch nachrückende Genitalglocken ist für sämtliche Eudoxien charakteristisch. Bereits Busch?) war auf die accessorischen Genitalglocken bei der Eudoxia Eschseholtzii aufmerksam geworden und deutete sie anfänglich richtig als Ersatzglocken. Späterhin glaubte er sich indessen überzeugt zu haben, dals ihre Gestalt von derjenigen der ausgebildeten Genital- glocken verschieden sei (es sollten ihnen die 4 Radiärgefälse fehlen und die reiativen Grölsen- verhältnisse zwischen Manubrien und Glocken sich abweichend gestalten) und so zweifelte er daran, dals thatsächlich diese Knospen zu einem Ersatz der älteren bestimmt seien. Erst Leuckart°) erkannte diesenErsatz bei der Eudoxia campanula des Mittelmeeres und wies zutreffend nach, dals die accessorische Schwimmglocke aus räumlichen Gründen die ältere verdrängt. „Dals diese grölseren Schwimmglocken nach ihrer vollen Entwicklung nicht länger mit dem Stamm der Eudoxien verbunden bleiben, davon kann man sich leicht überzeugen. Wenn man diese Tiere isoliert einige Tage im Wasser hält, dann wird man immer eine Anzahl abgetrennter Schwimmglocken zwischen ihnen schwimmend antreffen.“ ı) C.Chun: Über die eyklische Entwieklung der Siphonophoren. Sitzungsber. Akad. Wissensch. Berlin. 1882. 52 p. 5 (1159). id. Sitzungsber. Akad. Wiss. Berlin 1885. 26 p. 14 [524]. 2) Buseh: Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte einiger wirbellosen Seetiere. 1851 p. 43. ®) R. Leuekart: Zoolog. Unters. I. Die Siphonophoren 1853. p. 34. 10* Die Auffassung Leuckarts teilt auch Gegenbaur!) in seinen gleichzeitig begonnenen Untersuchungen über die Schwimmpolypen. An sämtlichen von ihm untersuchten Eudoxien- gruppen — so an jenen der Abyla, an den Diplophysen und an der mit Eudoxia campanula identischen Eudoxia Messanensis — wies er die der Basis der ausgebildeten Genitalschwimm- glocke ansitzenden Schwimmglockenknospen nach. Er erklärt „Knospe und Schwimmstück für homologe, nur in verschiedenen Entwiecklungsstadien begriffene Gebilde“ und fügt richtig hinzu: „Die Schwimmglocke ist also kein für das ganze Leben des Tieres persistierendes Organ, sondern sie scheint zu gewissen Zeiten, mit heranreifenden Geschlechtsprodukten ausgerüstet, vom Stamme sich zu trennen, in welchen Fällen dann die unterdessen an der Basis ihres Stiels entstandene Sprosse als Ersatzschwimmglocke ihre Stelle einnimmt.“ Den Anschauungen von Leuckart und Gegenbaur pflichten denn auch die späteren Beobachter, welche Ersatzknospen an der Basis der Genitalschwimmglocken beobachteten, bei. Ich selbst habe mich bemüht, den regelmälsigen Ersatz älterer Genitalglocken durch jüngere Reserveglocken nicht nur bei verschiedenen Eudoxien der Monophyiden und Diphyiden nach- zuweisen, sondern ihn geradezu als eine für sämtliche Eudoxiengruppen typische Erscheinung hinzustellen. Dals er thatsächlich keiner Eudoxie fehlt, soll in den nachfolgenden Blättern noch aus- führlich dargelegt werden. - Was nun die Art des Ersatzes der Genitalschwimmglocken anbelangt, so lassen sich nach meinen Erfahrungen drei Modalitäten unterscheiden, welche denn auch bei den Monophyiden verwirklicht sind. Der erste und einfachste Modus ist bei den Diplophysen, bei den Eudoxien der Gat- tungen Muggiaea und Diphyes und bei den Diplodoxien der von mir begründeten Gattung Amphicaryon verwirklicht. Er besteht darin, dals die heranwachsende Reserveglocke rasch die ältere Genitalglocke verdrängt und zur Ablösung bringt, oft noch bevor sie ihre Geschlechts- produkte entleert hat. Die Folge ist, dals man fast stets nur eine einzige mit reifen Geschlechtsprodukten erfüllte Genitalglocke an der Eudoxiengruppe antrifft. Der zweite Modus ist charakteristisch für die mit würfelförmigen oder prismatischen Deckstücken versehenen Eudoxien der Gattung Halopyramis unter den Monophyiden (Cuboides) und einigen Abyliden (Amphiroa, Aglaisma). Er trifft auch für die grölste aller Eudoxien, 1) C. Gegenbaur: Beitr. zur näheren Kenntnis der Schwimmpolypen. Zeitschr, f. wiss. Zool, Bd. 5, p. 287-290. nämlich für die von mir als Öeratocymba beschriebene Form, zu. Bei allen diesen Gruppen wird die ältere Genitalschwimmglocke von der heranwachsenden jüngeren nicht sofort ver- drängt, sondern sie erhält sich oft noch lange Zeit neben der jüngeren, bevor sie ihre Geschlechtsprodukte entleert. Am eigenartigsten verhalten sich endlich die Ersäen, nämlich sämtliche Eudoxien mit sterilen Spezialschwimmglocken. Bei ihnen tritt rechts neben der Spezialglocke eine Gono- phorentraube, gebildet von drei bis fünf auf verschiedenen Entwicklungsstadien befindlichen kleinen Genitalglocken auf. Die sterile Spezialschwimmglocke nimmt stets, wie bereits oben hervorgehoben wurde, aus der Urknospe der Gonophoren ihre Entstehung noch bevor die letzteren knospen. Sie ist zwar bedeutend grölser als die Sexualglocken. wiederholt aber so völlig den Bau derselben, dals ich sie als eine Genitaleglocke auffasse, bei welcher die Ausbildung eines Manubriums unterblieb. Dals eine derartige Auffassung nicht ohne Weiteres für alle mit Spezialschwimmglocken ausgestattete Calycophoriden zulässig ist, insofern die sterilen Glocken Strukturverhältnisse aufweisen können, welche den Sexualglocken fehlen, habe ich bei Gelegenheit der Schilderung von Stephanophyes bereits betont. Es liegt auf der Hand, dals die beiden ersten Modalitäten des Gonophorenersatzes nicht unvermittelt einander gegenüber stehen. Die Eudoxiengruppen der mediterranen Calpe (Abyla) pentagona, der Abylopsis und Bassia (sie sind als Aglaismoides und Sphenoides beschrieben worden) vermitteln zwischen beiden Extremen, insofern man sie bald mit einer, bald mit zwei Sexualglocken antrifft, deren Manubrien von Geschlechtsprodukten prall geschwellt sind. Bemerkenswert ist immerhin die Thatsache, dafs jene Eudoxien, welche durch den zweiten Modus des Genitalglockenersatzes ausgezeichnet sind, nach meinen Erfahrungen konstant monöcische Gruppen repräsentieren. Was nun die feineren Vorgänge bei der Knospung der Gonophoren anbelangt, so bin ich zuerst bei der als Cuboides bezeichneten Eudoxie der Gattung Halopyramis auf ein fundamentales Knospungsgesetz aufmerksam geworden, dessen allgemeine Giltigkeit auch für die Eudoxien der Diphyiden ich späterhin noch nachweisen werde. Die Urknospe persistiert zeitlebens in der Mitte der Gonophoren und schnürt successive in regelmälsigem Wechsel nach links und rechts alternierend die Gonophoren ab. Um das Knospungsgesetz an einer Formel zu demonstrieren, so sei die Urknospe mit U, die älteste Genitalglocke mit 1, die zweitälteste mit 2 u. s. w. bezeichnet. Nach meinen Untersuchungen wird nun zunächst nach links von der Urknospe die älteste Gonophore, nach rechts die zweitälteste abgeschnürt. Die älteste a Glockenanlage bleibt bei den Ersäen der Doramasia und Diphyopsis steril. Wir erhalten also folgende Stadien für die Anlage der Gonophorentraube: 1. Stadium: U 2. Stadium: U 3. Stadium: 2 4. Stadium: ir 300,22 5. Stadium: 13 aU, Ar 2 6. Stadium: la), 8% Us2h 2% Links von der Urknospe liegen also die ungerade nummerierten, von links gegen die Mitte an Grölse abnehmenden Gonophoren, rechts von der Urknospe die gerade nummerierten, von rechts gegen die Mitte an Grölse abnehmenden Gonophoren. Das oben angeführte Stellungsgesetz für die sterile Spezialschwimmglocke der Ersäen — dals nämlich stets rechts neben der Specialglocke die Gonophorentraube liegt — erweist sich somit nur als ein Specialfall des allgemeinen Knospungsgesetzes der Gonophoren. Ich werde im Nachfolgenden noch Gelegenheit nehmen, alle oben bezeichneten Stadien (spätere Stadien lassen sich einfach a priori aus dem Gesetze ableiten) bei den einzelnen Eudoxien vorzuführen. IV. Spezielle Schilderung der Arten. A. Die Sphaeronectiden. Nach den im Allgemeinen Teil gegebenen Erörterungen würde die Diagnose der Unterfamilie und ihrer Gattungen folgendermalsen lauten: Sphaeronectidae Huxl. s. str. Sphaeronectidae Huxley. Oceanic Hydrozoa. 1858. p. 50. Sphaeronectidae Haeckel. Rep. Chall. 1888. p. 128. Sphaeronectidae Chun. Siph. Canar. Ins. 1888. p. 13 [1153]. Monophyiden mit mützenförmiger oder halbkugliger Schwimmglocke, welche der scharfen Firsten auf der Exumbrella entbehrt und wahrschein- lich als primäre Glocke zeitlebens persistiert. Die Anhangsgruppen des Stammes werden als Diplophysen (Diplophysidae Haeck.) frei. 70 Sehwimmglocke mützenförmig. Hydröcium (Scheide) nicht bis zur Mitte der Glocke ragend, mit langgezo- gener- schlitzförmiger Öffnung auf der Ventralseite der Glocke. Ölbehälter gerade aufsteigend . . . . . . Monophyes Claus. Schwimmglocke halbkugelig. Hydröcium bis zur Mitte der Glocke als tiefer trichterförmiger Canal ragend, mit mälsig langer schlitzförmiger Öffnung auf der Ventral- seite der Glocke. Ölbehälter geknickt mit horizontal verlaufendem Proximalabschnitt . . . 2.2.2... Sphaeronectes Huxley. Monophyes Olaus. Monophyes Claus. Die Gattung Monophyes 1874. Monophyes Chun. Siph. Canar. Ins. 1888. p. 13 [1153]. Monophyes Haeckel. Rep. Chall. 1888. p. 128. 1. Monophyes brevitruncata Chun. M. brevitruncata Chun. Siph. Canar. Ins. 1888. p. 13 [1153] tan. VAN, Te Il N Te Die zierliche Monophyide, welche ich als Monophyes brevitruncata bezeichne, ist eine wohl charakterisierte Art, welche im Ganzen ziemlich selten von Januar bis März bei Oro- tava erschien. Die Schwimmglocke ist bei seitlicher Ansicht (Taf. VIII. Fig. 1) mützenförmig ge- staltet und erreicht eine Länge von 6 mm. Ihre Umbrella ist dünnwandig und weist auf der Ventralseite die lang ausgezogene spaltförmige Mündung des kurzen trichterförmigen und ungefähr bis zur Mitte der Subumbrella reichenden Hydröciums auf. Der Ölbehälter ist von relativ ansehnlicher Länge und steigt von der Spitze des trichterförmigen Hydröciums auf der Ventralseite der Glocke nahezu senkrecht in die Höhe. Stets birgt er an seinem oberen Ende einen ungefärbten, stark lichtbrechenden Öltropfen. Seine entodermalen Saftzellen ragen nur in der distalen Hälfte beträchtlicher gegen das Lumen vor, ohne indessen (Wie bei allen Sphaeronectiden) jene mächtige Ausbildung zu gewinnen, welche für die meisten Cymbonectiden charakteristisch ist. Von dem oft gefälsartig verengten Proximalabschnitt des Ölbehälters entspringt aus derInsertionsstelle desStammes ein sehr kurzer Stielkanal, welcher ventralwärts ungefähr auf halber Höhe der Subumbrella sich in die vier Radiärgefälse der Glocke gabelt. Entsprechend der relativ tief gelegenen Ursprungsstelle der genannten Gefälse — 80 — ist das Ventralgefäls kaum halb so lang, wie das Dorsalgefäls; ein Verhalten, welches einen typischen Unterschied von der Gattung Sphaeronectes bedingt, deren Ventralgefäls mindestens ebenso lang wie das Dorsalgefäls ist. Die beiden seitlichen Subumbrellargefälse laufen einem Fragezeichen ähnlich gebogen zum Schirmrande, wo sie gemeinsam mit den übrigen in einen auf dem Proximalabschnitt des Velums gelegenen Ringkanal einmünden. Ein auffälliges Kriterium für die Art, dem auch die Bezeichnung „brevitruncata“ entlehut wurde, liegt in der Kürze des Stammes und dementsprechend in der geringen Zahl von Knospengruppen. Da dies Verhalten bei allen untersuchten Exemplaren (ich habe deren vier genauer daraufhin geprüft) wiederkehrte und da zudem die letzte (älteste) Gruppe bereits zur Ablösung reif war, so darf ich wohl in der Kürze des Stammes und in der be- schränkten Zahl von drei oder höchstens vier Knospengruppen einen wichtigen Charakter dieser Sphaeronectide erblicken. Was nun die Ausbildung der Knospengruppen anbelangt, so kann ich mich bei deren Schilderung um so kürzer fassen, als die Stellung und Entwicklung der Knospen sich durchaus dem oben dargelegten gesetzmälsigen Verhalten fügt. Ich verweise auf Fig. 1 Taf. IX, welche den kurzen Stamm mit vier successive an Grölse und Ausbildung in distaler Richtung zunehmenden Knospengruppen darstellt. An der Insertionsstelle des Stammes ist bei keinem Exemplar die Andeutung einer Schwimmglockenanlage wahrnehmbar: ein Verhalten, das ja für sämtliche Monophyiden typisch ist. Dagegen tritt hier eine einzige Knospe auf der Ventralseite hervor (I), welche, wie der Vergleich mit anderen Exemplaren ergiebt, die gemeinsame Anlage für die späteren vier Uonstituenten einer Gruppe repräsentiert. Bei der darauf folgenden Gruppe (II) sind diese vier Knospenanlagen bereits deutlicher ausgebildet. An der Basis des kurzen Magenschlauches (p) deutet eine sanfte Vorwölbung den spä- teren Fangfaden (t) an, während die Leibeshöhlen der aus gemeinsamer Knospe sich differen- zierenden Anlagen des dorsalen Deckstückes (br) und der ventralen Gonophore (go) noch in breiter Communication stehen. Bei der dritten Gruppe (III) haben sich die vier Anlagen, speziell auch diejenige des Deckstückes der Gonophore, deutlich gesondert. Endlich fällt an der letzten Gruppe (IV) die ansehnliche Entwicklung des Magenschlauches, die erste Anlage der Nesselköpfe, die völlige Abgliederung des Deekstückes, dessen entodermale La- melle sich zu dem Ölbehälter ausbildet, und die Entwicklung des Manubriums in der Gono- phore in die Augen. Besonders wertvoll war mir das Auffinden eines Exemplares, dessen älteste terminale Gruppe in der Ausbildung so weit vorgeschritten war (Taf. IX, Fig. 2), dals sie eine Iden- — ae tificierung mit frei flottierenden Eudoxiengruppen ermöglichte, die ich gleichzeitig mit den Stammformen erbeutete. Hier hatte sich das Deekstück zu einem bilateralen kegelförmigen Gebilde entwickelt, welches durch einen gerade aufsteigenden ansehnlichen Ölbehälter aus- gezeichnet war. Die Gonophorenanlage war zu einer kleinen Schwimmglocke mit deutlichem Manubrium! und Velum ausgebildet. Eine bilaterale Architektonik der Glocke tritt auf diesem Stadium bereits hervor; bei seitlicher Ansicht erscheint sie breiter, als bei dorsaler (Fig. 3). Diplophysa codonella Chun. Die Abkömmlinge von Monophyes brevitruncata. Nachdem ich auf die neue Monophyes-Art aufmerksam geworden war, stand zu erwarten, dals ihre Abkömmlinge in dem pelagischen Auftriebe nicht fehlen möchten. Ich suchte aller- dings längere Zeit hindurch vergeblich nach ihnen, bis ich endlich im März 1888 ziemlich ansehnliche, vollkommen durchsichtige Diplophysen beobachtete, von denen es in hohem Grade wahrscheinlich war, dals sie die frei lebenden Eudoxiengruppen von M. brevitruncata reprä- sentieren möchten. Diese Vermutung wurde zur Gewilsheit, als es mir gelang das eben geschilderte Exemplar von Monophyes aufzufinden, dessen älteste Stammgruppe mit ihrem charakteristisch gestalteten Deckstück durchaus die Merkmale der frei flottierenden Diplo- physa codonella aufwies. Die genannten Diplophysen stehen an Grölse hinter jenen von Sphaeronectes gracilis nicht zurück, insofern sie eine Länge von 6—7 mm erreichen. Wie allen Diplophysen, so fehlen auch ihnen Spezialschwimmglocken und scharfe Firsten auf dem Deckstück und auf der Exumbrella der Glocken. Die 3 mm langen Deckstücke sind zeitlebens fast konisch gestaltet und deutlich bilateral gebaut. Ihre Unterseite ist flach trichterförmig vertieft und deckt den Magen- schlauch mit der Kuppe der Glocke. Der Ölbehälter mit seinem Öltropfen ist von ansehn- licher Länge; er liegt der Ventralseite des Deckstückes stark genähert und ragt bis in die Nähe der Kuppe. In Form und relativen Grölsenverhältnissen halten die Deckstücke ungefähr die Mitte zwischen den Diplophysenabkömmlingen von Monophyes irregularis und Sphaeronectes gracilis. Während diejenigen von M. irregularis relativ sehr Klein (etwa halb so lang und breit wie die entwickelte Schwimmglocke) sind und durch einen kurzen central gelegenen Ölbehälter sich auszeichnen, so nehmen die Deckstücke von Sphaeronectes fast kuglige Gestalt an und kommen an Länge und Breite mindestens den Schwimmglocken gleich. Diejenigen der Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 11 en Diplophysa codonella unterscheiden sich von Beiden durch die ventrale Lagerung des Öl behälters; von jenen der Diplophysa irregularis durch die der Genitalglocke fast gleichkom- mende Länge und von jenen der Dipl. gracilis durch die geringere Breite und konische Gestalt. Der Magenschlauch ist vollkommen durchsichtig und entbehrt im Gegensatz zu jenem der Dipl. gracilis eines deutlichen Magenstieles.. Basalmagen, Hauptmagen und Pro- boseis sind ebenso wie bei den übrigen Monophyiden ausgebildet. Sehr auffällig war es mir, dals an sämtlichen Stammgruppen der Mon. brevitruncata nicht nur, sondern auch an den freilebenden Diplophysen der Fangfaden nur wenige und dazu noch in der Entwicklung zurückgebliebene Nesselknöpfe aufwies. Ich bedaure daher, über den Bau der Knöpfe keine genaueren Angaben machen zu können. Die Genitalschwimmglocken werden 5—4 mm. lang und sind etwa um ein Drittel breiter als die Deckstücke. Ihre bilaterale Gestaltung ist nur schwach angedeutet durch die seitliche Compression und den wenig auffallenden Unterschied in der Länge der vier Radiärgefälse. Der Stielkanal mündet fast auf der Kuppe der Subumbrella ein, über deren Belag mit quergestreiften Epithelmuskelzellen ich an einer anderen Stelle noch be- richten werde. Der Ringkanal rückt nahezu auf die Mitte des wohl entwickelten Velums Das mit Geschlechtsprodukten erfüllte Manubrium ist bei den männlichen Glocken lang gestreckt eylindrisch. bei den weiblichen (Taf. IX, Fig. 4) eiförmig oder kuglig. Stets lälst sich neben der Basis des Magenschlauches eine Ersatzknospe (Taf. VIII, Fig. 2) nachweisen, welche gelegentlich schon zu einer ziemlich grolsen Genitalglocke heranwächst, während die ältere mit reifen Geschlechtsprodukten erfüllte noch der Basis des Deckstückes ansitzt (Fig. 4 go). Dain jenem Falle an der Insertion der Ersatzglocke deutlich eine kleine knospenförmige Auftrei- bung (go!) zu beobachten ist, so steht zu vermuten, dals letztere die Urknospe reprä- sentiert, von der sich successive die Gonophoren abschnüren. 2. Monophyes irregularis Qlaus. Monophyes irregularis Claus, die Gattung Monophyes 1874, p. 32, Taf. IV, Fig. 16, 17, 5 und 6. Monophyes irregularis Chun, Siph. Canar. Ins. 1888, p. 14 [1154] Monophyes irregularis Haeckel, Report Chall. 1888. p. 128. Die kleinste aller Sphaeronectiden, welche im Mittelmeer sehr häufig ist und zuerst durch Claus beschrieben wurde, fehlt auch dem Atlantischen Ocean nicht. Sie erschien an den Canarischen Inseln gemeinsam mit den ebenfalls von Claus als ihr zugehörig erkannten Diplophysenabkömmlingen den ganzen Winter hindurch, jedoch nie so häufig, wie in dem Mittelmeer. Die Bezeichnung M. irregularis entnahm Claus der ungleichen Länge der Radiär- gefälse; selbstverständlich darf sie nicht so verstanden werden, als ob die Glocke asym- metrisch gebildet sei. Von Monophyes brevitruncata unterscheidet sie sich durch den auffällig kurzen Öl- behälter und durch den längeren Stamm mit seinen zahlreichen Knospengruppen, deren ich bei erwachsenen mittelländischen Exemplaren 20—24 zähle. Sphaeronectes Huxley. Sphaeronectes Huxley, Oceanic Hydrozoa 1858, p. 50, Taf. 3, Fig. 4. ? Pagenstecher, Eine neue Entwicklungsweise bei Si- phonoren. Zeitschr. wiss. Zool. 1869. p. 244, Taf. 21. Monophyes Claus, Gattung Monophyes 1874. Monophyes Chun, Cykl. Entw. Siphonoph. 1885. Sphaeronectes Chun, Siph. Canar. Inseln 1888. p. 14 [1154]. Sphaeronectes Haeckel, Rep. Chall 1888. p. 130. Die Gattung Sphaeroneetes wurde von Huxley in dem pacifischen Ocean entdeckt und so: zutreffend beschrieben und abgebildet, dals sogar die Art (Sphaeronectes Köllikeri Huxl.) leicht identifieirt werden kann. Allerdings erkannte Huxley einige wichtige Charactere nur unzu- länglich, insofern er die einzige Schwimmglocke für eine proximale hielt und glaubte, dals eine distale Glocke abgefallen se. Da er weiterhin die gemeinsame Anlage für Deckstück und Gonophore nur für diejenige der letzteren ansah, so vermutete er, dals Deckstücke über- haupt fehlten.!) Weit verschwommener sind freilich die Vorstellungen, welche Pagenstecher sich über die in Rede stehenden Organismen bildete. Aus der Abbildung, welche seine Darlegung über „eine neue Entwicklungsweise bei Siphonophoren“ begleitet, geht unzweideutig hervor, dals er zuerst die mediterrane Art, Sphaeronectes gracilis, beobachtete. Da indessen das Exem- plar etwas verstümmelt war, so hielt er es für eine Calycophoridenlarve mit einem Larvenorgan (der Schwimmglocke) — eine Auffassung, welche noch weitere verfehlte Deutungen über die einzelnen Regionen im Gefolge hatte. !) Huxley’s Diagnose der Gattung lautet folgendermaafsen: Sphaeroneetes noyv. gen. „The proximal nectocalyx (which alone has been hitherto observed) is spheroidal, and of a gelatinous texture. The hydroe- eium is completely closed behind. Hydrophyllia ?* 118 NN = Eine befriedigende Aufklärung über die Natur dieser zierlichen medusenähnlichen Or- ganismen brachte erst die treffliche Untersuchung von Claus „Die Gattung Monophyes Cs. und ihr Abkömmling Diplophysa Gbr.“ Wie schon der Titel andeutet, so erkannte Claus zuerst die Zugehörigkeit der von Will als Ersaea truncata, von Gegenbaur als Diplophysa inermis beschriebenen monogastrischen Colonien zu Sphaeroneetes. Gleichzeitig führt er den strieten Nachweis, dafs diesen Formen thatsächlich nur eine Schwimmglocke zukommt, welcher ein Stamm mit den für die Calycophoriden typischen Individuengruppen ansitzt. Gestützt auf diese wichtige Erkenntnis wird die Huxley’sche Bezeichnung der Gattung „Sphaeronectes“ durch „Monophyes“ ersetzt. Es ist nun immerhin mislich, eine in die Wissenschaft eingeführte Bezeichnung der Gattung für obsolet zu erklären und sie durch eine neue zu ersetzen, selbst wenn auch anerkannt werden muls, dafs sie auf eine zutreffende Erkenntnis der Organisation hin gegründet ist. Ich glaube indessen, dals wir beiden Forschern, Huxley sowohl wie Claus, gerecht werden können, indem wir nach dem Vorgang von Haeckel beide Gattungsnamen in Anwendung bringen. Der Unterschied zwischen den von Claus unter der gemeinsamen Be- zeichnung „Monophyes“ zusammengefalsten Arten sind so bedeutungsvolle, dals sie vollkommen zu einer generischen Trennung berechtigen. Die Form der Schwimmglocke, die Gestaltung der Scheide, der Verlauf des Ölbehälters, die Anordnung der Radiärgefäfse und der Bau der Magenschläuche geben ausreichend Veranlassung, um die bis jetzt bekannt gewordenen Monophyes-Arten (M. irregularis Claus, M. brevitruncata Chun, M. princeps Haeckel) von den gleich zu erwähnenden Sphaeronectes-Arten generisch abzuzweigen. Die Gattungsdiagnose würde demgemäls folgendermaalsen lauten: Sphaeronectes: Schwimmglocke halbkugelig mit engem und langem, bis über die Mitte der Glocke ragendem Hydröcium, das mit relativ kurzer spaltförmiger Öffnung auf der Ven- tralseite ausmündet. Radiärgefälse von fast gleicher Länge. Polypen mit langem Magenstiel. Ölbehälter geknickt, mit seinem Proximalabschnitt horizontal verlaufend. 3. Sphaeronectes graeilis Claus. Monophyes gracilis Claus, Die Gattung Monophyes 1874. Taf. IV, Fig. S—10. ? Pagenstecher, Neue Entwicklungsweise bei Siph. 1869. Taf 21. BEN Sphaeronectes inermis Fewkes, Contrib. Tub. Jelly Fishes. Mus. Comp. Zool. Cambridge 1880. Vol. VI, Taf. III, Fig. 6. Monophyes graeilis Chun, Cykl. Entw. Siph. Sitzungsber. Akad. Wissensch. Berlin 1885. Taf. II, Fig. 1, 2. Sphaeronectes gracilis Chun, Siph. Canar. Ins. ibid. 1888. p. 14. Sphaeronectes gracilis Haeckel, Rep. Chall. 1888. p. 150. Diplophysa inermis Gegenbaur. Die monogastrischen Abkömmlinge von Sphaeronectes gracilis. Ersaea truncata Will, Horae Tergestinae 1844. p. 82, Taf.2, Fig. 28. Diplophysa inermis Gegenbaur, Beitr. z.näh. Kenntn. d. Schwimm- polypen. Zeitschr. wiss. Zool. 1854. Bd. 5, Taf. 16, Fig. 3. Diplophysa inermis Claus, Die Gattung Monophyes 1874, Taf. IV, Fig. 1-4. Diplophysa inermis Fewkes, Jelly Fishes Narragansett Bay. Bull. Mus. Comp. Zool. Cambr.1881. Vol. VIII, Taf. 6, Fig. 12. Diplophysa inermis Haeckel, Rep. Chall. p. 107. — ee on Fig. 5. Sphaeronectes gracilis Claus von der Seite gesehen. hy Hydröcium (Scheide oder Stammbehälter.) c. ol. Ölbehälter. ce. v. Ventralgefäss. ce d. Dorsal- gefäss. tr Stamm mit den Stammgruppen. Sphaeronectes gracilis erschien mit den zu- gehörigen Abkömmlingen, Diplophysa inermis, den ganzen Winter hindurch an den Canarischen Inseln. Indessen zeigte sich diese zierliche medusenähnliche Form niemals so häufig und in solchen Schwärmen, wie sie gelegentlich von mir im Mittelmeer beobachtet wurden. Um die Charactere der Gattung Sphaero- nectes, wie sie oben im Gegensatz zu jenen der Gat- tung Monophyes präcisiert wurden, auch im Bilde dar- zustellen, so verweise ich auf die nebenstehende Figur von Sphaeronectes gracilis und auf den Holz- schnitt4 (p. 94 [70]), welcher den Anfangsteil desStammes bei stärkerer Vergrölserung darstellt. Sphaeronectes gracilis ist eine für das Mittel- meer und für den Atlantischen Ocean characteristische Be und typische Art. Aulser an den Canarischen Inseln, wo ich sie nebst ihren Diplophysen- abkömmlingen den ganzen Winter hindurch beobachtete, ist sie auch an der Ostseite des Atlantischen Oceans aufgefunden worden. Jedenfalls glaube ich aus der Abbildung entnehmen zu dürfen, dafs Fewkes im Rechte ist, wenn er die von ihm in der Narragansett-Bay beobachteten Diplophysen auf Sphaeronectes gracilis bezieht. Bemerkungen über die pacifische Sphaeronectes Köllikeri Huxley. Durch eine recht zutreffende Abbildung hat Huxley die von ihm an den Küsten Australiens beobachtete SphaeronectesKöllikeri illustriert. Ich war lange Zeit im Zweifel, ob thatsächlich zwischen der pacifischen und atlantisch-mediterranen Art specifische Unterschiede existieren möchten, bis ich selbst Gelegenheit fand, wohl erhaltene Exemplare zu unter- suchen, welche der durch seine Sammlungen und Beobachtungen gleich ausgezeichnete ita- lienische Marineofficier Chierchia bei Valparaiso im Januar 1885 fischte. Auf den ersten Blick scheinen die fünf mir vorliegenden Exemplare durchaus Sphaeronectes gracilis zu gleichen, bei genauerer Prüfung ergiebt sich indessen ein Character, der bisher noch nicht betont wurde, aber leicht und sicher zur Unterscheidung beider Arten herangezogen werden kann. Der Ölbehälter von Sph. Köllikeri ist mit seinem distalen allmählich anschwellenden Abschnitt nach abwärts (dem Schirmrande zugekehrt) gebogen im Gegensatz zu jenem von Sph. gracilis, der aufwärts gebogen ist. Es spricht gewils für die Zuverlässigkeit der Huxley’schen Darstellungen, dals auch auf seiner Abbildung dieses Ver- halten angedeutet ist. Ob auch zwischen den Stammgruppen beider Arten Unterschiede ob- walten, vermag ich nicht sicher zu entscheiden. Um solche zu constatieren, muls durchaus das lebende Objekt, nicht aber conservierte Exemplare mit stark contrahirtem Stamme, be- rücksichtigt werden. Sphaeronectes Köllikeri scheint durch das Gesamtgebiet des pacifischen und indischen: Oceans verbreitet zu sein. Huxley beobachtete diese Monophyide an der Ostküste Australiens (1848), in der Torres-Strasse und im Indischen Ocean, während die mir vorliegenden Exem- plare von der chilenischen Küste stammen. Auch Haeckel giebt an, dals Exemplare, welche mit Sph. Köllikeri übereinstimmten, im Materiale der Challenger-Expedition aus dem tropischen Pacific sich vorfanden. Wenn es erlaubt ist, den Ausdruck „vikariirende Arten‘, der bisher nur von Land-- tieren gebraucht wurde, auch auf pelagische Organismen anzuwenden, so geben die beiden: Sphaeronectes-Arten treffliche Beispiele für solche ab. Ich werde im Verlaufe dieser Dar- stellung noch Gelegenheit nehmen, auf weitere mit einander nahe verwandte, einer- seits auf das atlantische, andererseits auf das pacifische Gebiet beschränkte Siphonophoren- Arten aufmerksam zu machen. B. Die Cymbonectiden. Dals den Monophyiden noch eine ziemlich stattliche Zahl eigenartiger Formen zuzu- rechnen ist, welche ihre Entdecker für obere Schwimmglocken von Diphyiden hielten, habe ich zuerst durch meine oben angezogenen Untersuchungen über die Entwicklung der Muggiaea Kochii dargethan. Haeckel hat diese durch kantige Schwimmglocken ausgezeichneten Formen unter dem Namen „Cymbonectidae“ als zweite Unterfamilie der Monophyiden zusammen- gefalst. Ich habe bereits im allgemeinen Teile (p. 92 |68]) darauf hingewiesen, dafs wir viel- leicht späterhin genötigt sein werden, den Cymbonectiden den Wert einer eigenen Familie zuzuerkennen und sie den Monophyiden im engeren Sinne gegenüber zu stellen. Indem ich sie hier nach dem Vorgang von Haeckel als Unterfamilie aufführe, so würde ihre Dia- gnose folgendermaaslen lauten: Cymbonectidae Haeckel. Cymbonectidae Haeckel, System der Siphonophoren auf phylogenet. Grundlage. 1883. p. 34. Oymbonectidae Chun, Siph. d. Canar. Inseln. Sitzungsber. Akad. Wissensch. Berlin 1888, XLIV p. 14 [1154]. Oymbonectidae Haeckel, Report Siphonoph. Challenger 1888, p. 361. „Monophyiden, deren Larve eine primäre mützenförmige, nicht kan- tige Schwimmglocke ausbildet, welche abgeworfen und durch eine hete- romorphe vier- oder fünfkantige definitiveG@locke ersetzt wird. Reserve- glocken fehlen an der Basis des Stammes. Die Gruppenanhänge des Stammes trennen sich ab und leben als monogastrische Formen, welche früher den Gattungen Eudoxia, Cuboides und Ersaea eingereiht wurden, weiter.“ — 88 Wir kennen bis jetzt vier Gattungen von Uymbonectiden, welche durch folgende Cha-- ractere ausgezeichnet sind. "Schwimm- glocken pyramidal, fünfkantig, einer oberen Diphyiden- glocke gleichend. Schwimm- glocken pyramidal. vierkantig, einer oberen Abyliden- glocke gleichend. Stammgruppen ohne Special- schwimmglocke, als Eudoxien frei werdend. Eudoxia mit helmförmigem Deckstück, dessen verlängerter Ölbehälter gerade aufsteigt. Ge- nitalschwimmglocke vierkantig. Stammgruppen mit Spezial- schwimmglocke, als Ersäen frei werdend. Ersaea mit schildförmigem Deckstück, dessen Ölbehälter kurz und breit gestaltet ist. Neben der vierkantigen grolsen sterilen Spezialschwimmglocke sitzt eine männliche oder weibliche Gonophorentraube. Stammgruppen ohne Spezial- schwimmglocke, als Cuboides frei werdend. Cuboides mit würfelförmigem Deckstück, dessen untere Fläche trichterförmig vertieft ist. Ölbe- hälter kurz, mit zwei breiten ba- salen Aussackungen. Genitalglocke mit mehr als vier scharfen Firsten. Hydröcium tief, bisüber die Mitte der Schwimmglocke reichend. Ölbehälter kurz und aufgetrieben, nahe bis zur Spitze der Glocke aufsteigend. Ventrales Subumbrellargefäls lang. Öymbonectes Haeckel. Hydröcium kurz, nur das untere Viertel der Glocke einnehmend. Öl- behälter verlängert bis zur Mitte der Glocke reichend. Ventrales Subum- brellargefäls verkürzt. Muggiaea Koch.. Distalabschnitt der Subumbrella röh- renförmig ausgezogen. Doramasia Chun. Subumbrella dorsal, Ölbehälter und Hydröcium central gelegen; ersterer gerade aufsteigend, flaschenför- mig verlängert. Halopyramis Chun.- ag Unter die hier aufgeführten Gattungen lassen sich auch jene Formen einreihen, deren Zugehörigkeit zu den Cymbonectiden noch zweifelhaft ist. Es sind das vor Allem die von Huxley 1858 in seinen „Oceanic Hydrozoa“ als Diphyes Chamissonis (Taf. I, Fig. 3) und Diphyes mitra (Taf. I, Fig. 4) beschriebenen Arten. Wenn ich auch nicht in Abrede stellen will, dals die eine oder andere der hier angeführten Siphonophoren thatsächlich den Cymbonectiden zugehört, so kann doch erst die genaueste Prüfung des lebenden Tieres (die sich vor Allem auf die Anwesenheit oder den Mangel von Reserveglocken an der Basis des Stammes zu er- strecken hätte) einen sicheren Entscheid über die Zugehörigkeit zu Cymbonectiden resp. Di- phyiden liefern. Da uns weiterhin die voraussichtlich als Eudoxien frei werdenden Stammgruppen von Oym- bonectes noch nicht sicher bekannt sind, so ist es fraglich, ob die oben angegebenen Charactere der Gattung Cymbonectes ausreichen, um eine generische Trennung von Muggiaea zu rechtfertigen. !) Muggiaea Busch. Muggiaea Busch, Beob. über Anat. und Entw. einiger Wirbellosen Seetiere 1851, p. 48. Diphyes Busch, ibid. p. 406. Diphyes Will, Horae Tergestinae 1844, p. 77. Muggiaea Chun, Über d. cyklische Entw. d.Siphonoph. Sitzungsber. Acad. Wissensch. Berlin 1882. LII, p. 1155—1164. Muggiaea Chun, Siph. Canar. Inseln. ibid. 1888, p. 15 [1155]. Muggiaea Haeckel, Rep. Siph. Challenger 1888, p. 136. 4. Muggiaea Kochii Chun. Diphyes Kochii Will, Horae Tergestinae 1844, Taf. 2, Fig. 22. Diphyes Kochii Busch, Beob. Wirbellose Seeth. 1851, Taf. 4, Fig. 3—5. :) Haeckel rechnet die oben erwähnte Diphyes mitra Huxl. zur Gattung Cymbonectes, die Di- phyes Chamissonis hingegen zu Muggiaea. Nach meinem Dafürhalten würden beide zu Muggiaea gehören, Jedenfalls geht aus der Schwierigkeit, die genannten Formen bei dieser oder jener Gattung unterzubringen, hervor, dals die relativen Grölsenverhältnifse von Hydröcium und Ölbehälter nicht ausreichen, generische Unterschiede zu begründen. Sollten thatsächlich die Stammgruppen von Cymbonectes sich loslösen und die Charactere von Eudoxia aufweisen, so wäre die Gattung Cymbonectes einzuziehen und die beschriebene Art zu Muggiaea zu zählen, Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 12 ee Muggiaea pyramidalis Busch, ibid. Taf. 4, Fig. 6. Muggiaea Kochiü Chun, Cykl. Entw. Siph. 1882, Taf. 17, Fig. 1—7. Muggiaea Kochii Chun, Siph. Canar. Inseln 1888, p. 15. Muggiaea Kochii Haetkel, Rep. Siph. Challenger 1888, p. 157. Eudoxia Eschscholtzii Busch. Die monogastrischen Abkömmlinge von Muggiaea Kochii. Ersaea pyramidalis Will, Horae Tergestinae 1844, p. 81, Taf. 2, Nee NUT Eudoxia Eschscholtzii Busch, Beob. Wirbellose Seeth. 1851, p. 33, Taf. 4, Fig. ”—10, Taf. 5, Fig. 1—9. Eudowia Eschscholtzii Chun, Cykl. Entw. Siphonoph. 1882, p.4[1158]. Oueubalus Eschscholtzii Haeckel, Rep. Siphonoph, Chall. p. 109. Als Diphyes Kochii beschrieb Will eine kleine Siphonophore, welche offenbar mit der späterhin von Busch geschilderten Muggiaea pyramidalis identisch ist. Ich kombinierte daher die Benennungen beider Beobachter zu der Speziesbezeichnung Muggiaea Kochii und wies nach, dals diese im ganzen Mittelmeer verbreitete Form keine Diphyide repräsentiert, sondern nur eine einzige (der oberen Diphyidenglocke gleichende) fünfkantige Glocke mit Ölbehälter zur Ausbildung bringt, die nie durch identisch gebildete Reserveglocken verdrängt wird. War hiermit zum ersten Male der Nachweis geführt, dals Monophyiden mit kantigen Glocken vorkommen, so gelang es mir weiterhin durch das Studium der Embryonalentwicklung nach- zuweisen, dals dieser fünfkantigen definitiven Glocke eine primäre, glatte, mützenförmige Glocke vorausgeht (ich bezeichnete dieses Stadium als Monophyes primordialis), welche ab- geworfen wird. Endlich konnte ich konstatieren, dals die frei werdenden Stammgruppen sich zu der von Busch genau studierten Zudoxia Eschscholtzii ausbilden, welche mit der Ersaea pyramidalis Will identisch sein dürfte. Muggiaea Kochii fehlt auch dem Atlantischen Ocean nicht. Ich beobachtete sie ver- einzelt mitsamt ihren Eudoxien den ganzen Winter 1887/88 hindurch. Auch Haeckel (Report p. 109 und 137) giebt an, dals er eine Muggiaea-Art, die sich nur geringfügig von M. Kochii unterscheide (die Spitze des Hydröciums soll bis zur halben Länge des Schwimmsackes reichen) an den Canaren beobachtet habe. Er belälst ihr die Be- zeichnung Muggiaea pyramidalis und nennt ihre Eudoxienabkömmlinge Cueubalus pyramidalıs. or Doramasia Chun. Doramasia!) Chun, Die Siphonoph. der Canarischen Inseln. Sitzungs- ber. Akad. Wissensch. Berlin 1888. XLIV. p. 14 [1154]. Schwimmglocke fünfkantig, Distalabschnitt derSubumbrella röhren- förmig ausgezogen, die frei werdenden Stammgruppen entwickeln sich zu Ersaea. Ersaea diöcisch mit grolser, steriler Spezialschwimmglocke und an- sitzender Gonophorentraube. Deckstück schildförmig mit kurzem und breitem Ölbehälter.“ 5. Doramasia pieta Chun. Taf. VIII, Fig. 3—5. Taf. IX, Fig. 5-10. Taf. X, Fig. 1—9. Doramasia pieta ist eine der zierlichsten Formen, welche an den Canarischen Inseln erscheint. Bei einer geringen Grölse von 6 bis 10 Millimetern fällt sie doch durch die leb- hafte orange Färbung leicht in das Auge. Trotzdem sie nebst den zugehörigen, früherhin zur Gattung Ersaea gerechneten freien Eudoxiengruppen während der ganzen Zeit meines Aufenthalts — von September bis Anfang April — regelmälsig und häufig erschien, ist sie doch bis jetzt der Aufmerksamkeit der Beobachter entgangen. Ich werde allerdings darauf hinzuweisen haben, dals von einer nahe verwandten vikariirenden pacifischen Art die freien monogastrischen Abkömmlinge bereits durch Eschscholtz und späterhin durch Huxley unter dem Namen Ersaea (Eudoxia) Bojani kenntlich beschrieben wurden. Das häufige Erscheinen der Doramasia pieta setzte mich in den Stand, ihren Bau und die Entwicklung ihrer Stamm- gruppen zu freien Ersäen eingehender zu verfolgen. Schwimmglocke. Al, NOIR, Ja 8, Nas 10 ae 5, es Exum brella. Die durchsichtige und seitlich komprimierte Schwimmglocke erreicht eine Länge von 6 bis 10 Millimetern. Sie ist mit fünf scharfen nur am unteren Glockenrande gezähnelten Firsten versehen, welche in dem oberen Viertel auf dem Querschnitte (are DE Fig. 52) streng radiär fünfstrahlig angeordnet sind. Führt man den Schnitt etwas tiefer in der Höhe der Spitze des Ölbehälters (Fig. 5b), so tritt bereits eine bilaterale Anordnung der flügelförmig vorspringenden Kanten in drei dorsale (er. d.) (eine mediane und zwei laterale) und in zwei ventrale (cr. v.) hervor. Während die Dorsalflügel auf dem Quer- 1) DieGattungsbezeichnung ist dem Namen des „letzten Canariers“, Doramas, entlehnt, der im Kampfe gegen die Spanier als Fürst der Guanchen 1478 den Heldentod bei Las Palmas fand. 12* 7 Ele schnitte durch tiefeinschneidende Furchen herzförmige Gestalt besitzen, so bilden die beiden Ventralflügel auf dem Querschnitt zusammen ungefähr ein Rechteck mit seicht eingebuchteter medianer Fläche. Zwischen die letzteren senkt sich das Hydröcium (hy) ein, während die Subumbrella (su) mehr nach der Dorsalseite gelagert ist. Die bilaterale Gestalt der Glocke tritt auf tiefer geführten Schnitten (der Schnitt 5° geht durch die Mitte des Hydröciums) klar hervor. Die Schwimmglocke verjüngt sich in ihrem oberen zugespitzten Viertel, verbreitert sich dagegen nach der Öffnung des Schwimmsackes zu mit convex gekrümmten Kanten ganz allmählich. In der Höhe der Mündung des Schwimmsackes verhält sich der Dorsoventral- durchmesser zu dem Längsdurchmesser der Glocke wie 1 : 3, 5. Im Ganzen genommen ist sie ungemein schlank und vorzüglich geeignet bei Contraktionen der Subumbrella das Wasser zu durchschneiden, ohne grolsen Widerstand zu finden. Die drei Dorsalflügel laufen an dem unteren Glockenrande in drei scharf vorspringende Zähne (d) aus, von denen der Dorsalzahn (d. d.) um ein Drittel länger ist, als die Lateral- zähne (d. 1... Der Dorsalzahn ist vierkantig, die Lateralzähne dreikantig; sämtliche Kanten sind fein gezähnelt: Nicht so scharf wie die Dorsalflügel laufen die Ventralflügel in zwei Ventralzähne (d. v.) aus, welche zugleich durch ihre concav eingebuchteten und gezähnelten Ventralkanten den ventralen Abschlufs des Hydröciums bilden. (Taf. IX, Fig. 9). Das Hydröcium (hy) (Scheide, Trichterhöhle oder Stammbehälter) nimmt die untere Ventralhälfte der Glocke ein. Es ragt als glockenförmiger Raum gegen die Basis des Öl- behälters zu nur wenig sich verjüngend nicht ganz bis zur halben Höhe der Schwimmglocke. Auf dem Querschnitte (Taf. IX, Fig. 5°C) erscheint es nahezu dreikantig mit abgerundeten Ecken; die Basis des Dreiecks ist ventral gewendet, die abgerundete Spitze ist dem Ventral- rande der Subumbrella zugekehrt. Die basale Mündung des Hydröciums ist rechteckig ge- staltet und springt an den Ecken mit 4 scharfen Zähnen vor. Die beiden Ventralzähne bilden gleichzeitig die Ausläufer der ventralen Glockenfirsten, während die beiden dorsalen Hydrö- cialzähne (d. hy) (mit Rücksicht auf ihre Stellung zur ganzen Glocke könnte man sie auch die ventralen Seitenzähne der Glocke nennen) keine Beziehungen zu den Firsten der Glocke aufweisen. Die letzteren (d. hy.) sind ungewöhnlich kräftig entwickelt und besitzen die doppelte Länge des Dorsalzahnes (d. d.). Die unteren, den Rand des Hydröciums bildenden Kanten der Zähne gehen in concavem Bogen ineinander über: der schmale Dorsal- und Ventralrand ist stärker concav eingebuchtet (Taf. IX, Fig.9) als die breiten lateralen Ränder. Gleichzeitig baucht sich der Dorsalrand auch gegen die Dorsalseite hin aus. AlleKanten sind deutlich gezähnelt. — 0 Die Subumbrella (der Schwimmsack) ist ungewöhnlich schmal und tief, insofern der Durchmesser an der Mündung sich zu der Längsachse wie 1:8 bis 1:9 verhält. Eine charakteristische Auszeichnung der Gattung wird durch das Verhalten des oberen Drittels der Subumbrella bedingt, welches röhrenförmig ausgezogen bis in die Nähe der Glockenspitze gerade aufsteigt. Die umfangreichere untere Partie des Schwimmsackes ver- jüngt sich ganz allmählich, indem sie gleichzeitig ein wenig gegen die Ventralseite sich neigt, in die röhrenförmige Verlängerung. Eine schwache und breite Striktur ist auf der Dorsalfläche der Subumbrella dicht oberhalb der Mündung kenntlich (Taf. VIII, Fig. 5 bei x). Das Velum (Taf. IX, Fig. 9 ve) ist wohl entwickelt und von mittlerer Breite. Sehr auffällig ist die prächtige und lebhaft orange Pigmentierung der Subumbrella. Fast stets ist die röhrenförmige Verlängerung der letzteren intensiv orange gefärbt; meist tritt auch diese Pigmentierung längs des Ölbehälters auf der Ventralseite auf. Dazu gesellen sich noch orange Partieen an der Einmündung des dorsalen und ventralen Subumbrellar- gefälses in den Ringkanal. Die Subumbrellargefälse nehmen ihre Entstehung aus einem Stielkanale (c. ped.) der seinerseits von der Dorsalfläche der Stammwurzel kurz unterhalb der Einmün- dung des Ölbehälters entspringt. (Taf. VII, Fig 3 ce. ped., Taf. IX, Fig. 6, ce. ped.) Auf diesen dorsalen Ursprung des Stielkanales, dessen Haeckel in dem Report keine Erwähnung thut, obwohl er in einzelnen Fällen — so bei Abyla durch Leuckart und bei Diphyes durch Huxley — beobachtet wurde, lege ich um so mehr Wert, als ich nicht nur die allgemeine Giltigkeit dieses Verhaltens bei den Calycophoriden nachweisen, sondern auch das Knospungs- gesetz für die Schwimmglocken der Polyphyiden und Physophoriden auf die dorsale Anlage der ersten definitiven Glocke zurückführen werde. Der Stielkanal steigt nahe dem Ventralrande der Subumbrella nach abwärts, um erst dicht oberhalb der Glockenmündung auf den Schwimmsack überzutreten. Hier gabelt er sich nicht direkt in die vier Subumbrellargefälse, sondern löst sich in ein Maschenwerk von anastomosierenden und proliferierenden Gefälsen, das ich als Gefäls- platte bezeichne, auf. Indem ich bezüglich des Habitus der Gefälsplatte auf Taf. IX, Fig. 9 verweise, so bemerke ich an dieser Stelle nur, dals eine derartige Auflösung der Glockengefälse in ein capillares Maschenwerk (eine Art von Wundernetz) nicht nur bei Mo- nophyiden, sondern auch bei Diphyiden, Abyliden und Polyphyiden vorkommt. Es ist auf- fällig, dafs die Gefälsnetze der Calycophoriden bisher von sämtlichen Beobachtern übersehen wurden, obwohl schon Leuckart genau die Stelle abbildet und beschreibt, wo auf der Dorsal- BER pe fläche der Subumbrella von Hippopodius die plattenförmige Erweiterung des Dorsalgefälses vorkommt.‘) Unter dem Mikroskope gewähren die in der Platte nach allen Richtungen sich verzweigenden und anostomosierenden Capillaren ein reizvolles Bild; bald ist ihr Lumen sehr fein, wenn die Flüssigkeit nach anderen Partieen der Subumbrella abströmt, bald werden sie ansehnlich durch das Zutlielsen der Leibeshöhlenflüssigkeit geschwellt. Den physiologischen Wert der Netzbildungen glaube ich wohl nicht unrichtig zu beurteilen, wenn ich in ihnen Einrichtungen sehe, die eine ausgiebige Diffussion der Nahrungstlüssigkeit in die umgebenden Regionen vermitteln. Dafür spricht ja auch ihr Vorkommen gerade an jenen Stellen des Siphonophorenorganismus, welche energischen Arbeitsleistungen vorstehen. Die merkwürdige Gestaltung der Kerne in den entodermalen Gefälszellen der Wandung werde ich späterhin — namentlich bei Gelegenheit der Schilderung der Gefälsnetze von Aby- liden — eingehender schildern. Ich verweise daher an dieser Stelle auf eine kurze Mittei- lung °), in der ich meine Ansichten über die Bedeutung der durch direkte Teilung sich ver- mehrenden Zellkerne in den Gefälsnetzen auseinandersetzte. Was nun den Verlauf der Radiärgefälse selbst anbelangt, so liegt auf der Hand, dafs er durch die weit nach abwärts verschobene Einmündung des Stielkanales wesentlich modi- fieiert wird. Das Ventralgefäls (e. v.) ist nur an der Einmündung in den Ringkanal angedeutet, während sein Proximalteil in das Gefälsnetz aufgegangen ist. Das ungewöhnlich lange Dorsal- gefäls (ce. d.) steigt in der Mediane der ventralen Subumbrellarseite nach aufwärts, umkreist den röhrenförmig verlängerten Abschnitt desSchwimmsackes und läuft auf der Dorsalseite abwärts. Seine Einmündung in den Ringkanal ist etwas verbreitert und dadurch ausgezeichnet, dals die Gefälszellen einen smaragdgrünen Schiller aufweisen (Taf. VIII, Fig. 3). Die Seiten- gefälse (ec. 1.) gehen aus den lateralen Teilen des Gefälsnetzes hervor (Taf. IX, Fig. 9) und be- schreiben die für alle diphyidenähnliche Glocken charakteristische Schleifenwindung; die Stelle, wo die beiden Schleifenschenkel bogenförmig umbiegen, liegt wenig unterhalb der röhrenförmigen Verlängerung der Subumbrella. Nur in einem Falle beobachtete ich in der Höhe des Proximalteiles des Ölbehälters einen kurzen queren Canal, welcher eine Verbindung zwischen dem Dorsalgefäls und den Seiten- gefälsen herstellte. '!) R. Leuckart, Zur näheren Kenntnis der Siphonophoren von Nizza, Arch. f. Naturg. 1854, Jahrg. 20, p. 57 [305], Taf. XI, Fig. 1 und 2. 2) C. Chun, Über die Bedeutung der direkten Kernteilung, Schriften d. Physik. Oekon. Ges. Königs- berg. Jahrg. 31. 1890 Sitzungsber. v. 3. April. NONE Der Ölbehälter (ec. ol.) ist nur um ein Geringes kürzer als das Hydröcium; er steigt als gerade gestreckter Canal von der Kuppe des Hydröciums aus schräg gegen die Dorsalseite der Glocke geneigt und dicht der Subumbrella sich anschmiegend etwa bis zum unteren Drittel ihrer röhrenförmigen Verlängerung aufwärts. Auf der Dorsalseite ist er mit entodermalem Plattenepithel belegt, welches auf der Ventralfläche in die prismatischen Saft- zellen übergeht. Ein grolser ungefärbter Öltropfen schwebt in dem distalen Ende und be- dingt durch sein geringes spezifisches Gewicht die aufrechte Haltung derGlocke. In einigen Fällen war das distale Ende etwas verjüngt, während gleichzeitig die mit körnigem Inhalt (Guaninablagerungen?) erfüllten Zellen einen grünlichen Schiller erkennen lielsen. Ganz konstant fluoreseirt bei sämtlichen Exemplaren die ventrale entodermale Basalzelle des ÖI- behälters im Leben: bei durchfallendem Liehte rosa, bei auffallendem complementär smaragd- grün. (Taf. IX, Fig. 6 und 7 en). Die Stammgruppen. Der Stamm von Doramasia pieta ist auffällig kurz und dabei durch eine geringe Zahl von Gruppen, die ihm ansitzen, ausgezeichnet. Das auf Taf. VIII, Fig. 3 dargestellte Exem- plar weist nur drei auf verschiedenen Entwicklungsstadien befindliche Stammgruppen unter- halb der am proximalen Stammende befindlichen Knospungszone auf: eine Zahl, die selten durch gleichzeitige Ausbildung einer vierten Gruppe überboten wird. Häufig habe ich indessen Exemplare mit zwei oder gar nur einer Stammgruppe unterhalb der erwähnten Knospungs- zone beobachtet. Mit dieser relativ geringen Zahl von Gruppen mag es in Zusammenhang stehen, dafs die Muskulatur des Stammes nur schwach entwickelt ist. In allen Fällen ist dicht unterhalb des proximalen Anfangsteiles des Stammes auf dessen Ventralseite eine Knospungszone entwickelt, welche durch eine beträchtliche Ver- diekung sowohl des Entodermes wie des Ektodermes gebildet wird (Taf. IX, Fig. 6 und 7). Bald in flachem Bogen verstreichend, bald stärker vorgewölbt (Fig. 6), bald geknickt (Fig. 7 bei x) giebt diese verdiekte Zone das Material für die Knospengruppen des Stammes ab. Ganz besonders habe ich meine Aufmerksamkeit auf das eventuelle Auftreten einer Schwimm- glockenanlage neben der Knospungszone gerichtet, welche entweder als Reserveglocke für die fünfkantige Schwimmglocke oder als untere Diphyidenglocke zu betrachten wäre. Da gerade der Mangel einer solchen Glocke entscheidend für die Monophyidennatur von Doramasia ist, so darf ich wohl erwähnen, dals ich gegen 40 Exemplare oft mehrere Tage hindurch beob- achtete und zeichnete, ohne je auch nur eine Spur einer zweiten Glockenanlage wahrzu- a nehmen. Nur in einem Falle wurde ich schwankend, da eine Glockenanlage sich nachweisen: liefs — wie indessen die genauere Untersuchung lehrte, so handelte es sich bei diesem: Exemplar, das nur eine Knospengruppe aufwies, um die Anlage der gleich zu erwähnenden Spezialschwimmglocke der Gruppe. Wie schon im allgemeinen Teile (p 94 [70]) dargelegt wurde, so wölbt sich am distalen Ende der Zone eineKnospe vor, aus der erst sekundär die Constituenten einer Gruppe in gesetzmälsiger Weise hervorsprossen. Claus!) hat dies Ver- halten bei Sphaeronectes zutreffend dargestellt. Während jedoch bei Sphaeronectes eine grölsere Zahl derartiger Knospen auftritt (Holzschnitt 4 (p. 94 |70]) so läfst sich bei Doramasia nur eine einzige (g) nachweisen. Dieselbe zerlegt sich sekundär in zwei Knospen, von denen die proximale die gemeinsame Anlage des Deckstückes und der Gonophorentraube (br + go) mit der sterilen Spezialschwimmglocke, die distale hingegen die Anlage für Magenschlauch und Fangfaden (p) abgibt. An weiter entwickelten Gruppen sondert sich allmählich die proximale Knospe wiederum in zwei Partieen (Fig. 7, unterste Knospe) von denen die proximale (br) zum Deckstück, die distale zur gemeinsamen Anlage der Spezialschwimmgiocke und Gonophorentraube (Urknospe der Geschlechtstiere) sich entwickeln. Während auf diesen Stadien alle Knospenanlagen noch auf der Ventralseite des: Stammes gelegen sind, so beginnt an den weiter entwickelten Gruppen eine Lageverschie- bung derart sich einzuleiten, dafs die Knospe des Deckstückes von rechts nach links all- mählich den Stamm umgreift und auf dessen Dorsalseite rückt, indessen die Anlage für die Spezialschwimmglocke und Gonophorentraube nach der rechten Seite gedrängt wird. Wenn ich dem noch hinzufüge, dals inzwischen der Fangfaden auf der abaxialen (vom Stamme ab- gewendeten) Seite der gemeinsamen Anlage für Magenschlauch und Fangfaden proximalwärts hervorknospt, so würden wir jene vier Anlagen einer Stammgruppe erhalten, welche auf der GruppeB in Fig 6 dargestellt sind. An ihr fällt vor Allem das ansehnliche Deckstück (br) auf, das tutenförmig eingerollt die ventralen Anlagen umhüllt. Sein oberer (proximaler) Rand ist glatt und convex gewölbt, sein ventraler (distaler) verläuft schräg abgestutzt. zwischen zwei Zähnen (d. br.) von links unten nach rechts oben. Der entodermale Hohl- raum der Knospe hat sich zur Anlage des Ölbehälters (c. ol.) ausgebildet, der auffällig breit gezogen der Dorsalseite des Stammes sich anschmiegt. Relativ klein schimmert die kuglige gemeinsame Knospenanlage für Specialschwimmglocke und Gonophorentraube (go) auf der ı) C. Claus, Die Gattung Monophyes 1874, p. 30, Taf. IV, Fig. 10. rechten Seite des Stammes hindurch. Ventralwärts imponiert durch seine Grölse der Magen- schlauch (p), welcher — wenn auch nicht scharf von einander abgegrenzt — die be- kannten vier Abschnitte aufweist: einen kurzen Magenstiel (p. p.), den mit verdicktem Ektoderm belegten Basalmagen (bg.), den Hauptmagen (st.) und den mit Magenwülsten aus- gestatteten rüsselförmigen Endabschnitt (Proboscis pr.). Die Mundöffnung ist auf diesen Stadien zum Durchbruch gelangt. An der Grenze zwischen Magenstiel und Basalmagen wölbt sich auf der Ventralseite und etwas nach links gewendet die spiral eingerollte Anlage für den Tentakel (t) hervor. Häufig fand ich die jugendlichen Magenschläuche entweder vollständig oder teilweise intensiv orange pigmentiert. Der Stamm beschreibt an der Insertionsstelle von Deckstück und Magenschlauch einen dorsal gerichteten Knick, indem er sich gleichzeitig etwas ausweitet. An den am weitest entwickelten, dem Stammende ansitzenden Gruppen (Taf. VIII, Fig. 3. C, Taf. IX, Fig. 8) imponiert durch seine Grölse vor Allem das Deckstück (br). Es umhüllt tutenförmig eingerollt vollständig sämtliche Gruppenanhänge und hat sich namentlich in proximaler Richtung ausgedehnt. Im Übrigen ist seine Contour nicht wesentlich von der soeben geschilderten verschieden. Der Ölbehälter (e. ol) liegt an der Grenze des oberen Drittels und fällt durch seine plumpe, breit gezogene Form auf. Seine lateralen Aussackungen und die dorsale Kuppe schillern zart smaragdgrün. Besonders auffällig ist die Gliederung der rechtsseitig gelegenen Knospe in eine Spe- zialschwimmglocke und in die Urknospe der Gonophorentraube. Aus der Abbildung (Taf. IX, Fig. 8) geht hervor, dals einerseits die Spezialschwimmglocke sich abschnürt, bevor die Go- nophoren angelegt werden und dals sie andererseits nach der Ventralseite zu gelegen ist, während die Urknospe ihre rechtsseitige Stellung beibehält Keine Spur eines mit Geschlechts- zellen erfüllten Manubriums ist an der Spezialschwimmglocke nachweisbar, die im Übrigen sich nach dem für alle Medusenknospen bekannten Schema anlegt. Auf dem in Fig. 8 dar- gestellten Stadium ist der Stiel der Glocke mit dem Stielkanale (c. ped.) aufgetrieben; die vier Radiärgefälse, der Ringkanal und die Subumbrellarhöhlung mit ihrer ektodermalen Aus- kleidung treten deutlich hervor, während der Schirmrand noch geschlossen erscheint. An der Urknospe (g. pr.) fällt die Verdickung des Entodermes, welches den Mutterboden für die Geschlechtszellen abgiebt, auf. Der Magenschlauch hat seine definitive Länge erreicht, ohne indessen wesentliche Differenzen von jenem der mittleren Gruppe erkennen zu lassen. Dagegen hat der Fangfaden eine grölsere Zahl von Seitenfäden zur Ausbildung gebracht, Abhandl, d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 13 ra). welche die für die Calycophoriden charakteristische Dreiteilung in einen Stiel, in einen nieren- förmigen Nesselknopf und in einen Endfaden klar erkennen lassen. Da der Bau der Nessel- knöpfe noch eingehender geschildert werden wird, so sei an dieser Stelle nur hervorgehoben, dals das Nesselband orange pigmentiert ist und dals jederseits drei grolse stabförmige Nessel- kapseln ausgebildet werden. Es dürfte sich vielleicht empfehlen, am Schluls dieser Darstellung von der Entwicklung der Stammgrüppen schematisch die allmähliche Hervorbildung der einzelnen Bestandteile einer Gruppe aus der primären ventralen Stammknospe zu wiederholen. Um die Namen ab- zukürzen, so wähle ich die Bezeichnungen, welche für die Figurentafeln Geltung haben. EirstesuStadiumsr ar Eee . g - EN P4 I ” j E ö I ANeitesı Stadien p+tt go + br 7% . N . 6 | ee N DrivstesaStadıumeeree re p t g0 br | | N Ze RR: | | \ Viertes Stadium p bengep: g. pr br Ungefähr auf jenem zuletzt beschriebenen Stadium, welches durch die Sonderung der Spezialschwimmglocke von der Urknospe charakterisiert ist, beginnt die terminale Gruppe sich von dem Stamme zu trennen und noch lange Zeit hindurch unter beträchtlicher Grölsen- zunahme eine freie Existenz zu führen. Begünstigt wird die Lostrennung einerseits durch das beträchtliche Dickenwachstum des Deckstückes, andererseits durch die Pumpbewegungen der rasch zu ansehnlicher Grölse heranwachsenden Spezialschwimmglocke. Der Stamm reist schlielslich an jener Stelle ein, wo er in den Ölbehälter des Deckstückes übergeht und die frei werdende Gruppe lebt als „monogastrische Calycophoride“ weiter. Ersaea pieta Chun. Die freien Eudoxienabkömmlinge von Doramasia picta. Die frei werdenden Stammgruppen von Doramasia entwickeln sich zu monogastrischenColonieen, welche durch das Auftreten einer sterilen Spezialschwimmglocke sich als Ersäen erweisen und von mir als Ersaeu pieta bezeichnet werden. Sie besitzen eine gewisse Ähnlichkeit mit der von —. 0) = Eschscholtz!) aus dem Atlantischen Ocean als Zudoxia Bojani beschriebenen Colonie, die späterhin genauer durch Huxley?) von der Südküste Neu-Guineas unter demselben Namen dar- gestellt wurde. Ich nahm früherhin keinen Anstand, die von mir beobachteten Formen speziell mit den von Huxley beschriebenen zu identificieren °). Ein genauerer Vergleich, der mir durch das von Chierchia im pacifischen Ocean gesammelte Material ermöglicht wurde, überzeugte mich indessen, dals die von Huxley abgebildete Gruppe einer neuen für den pacifischen Ocean typischen Art, welche ich Doramasia Bojani benenne, zugehört. Sie unterscheidet sich durch einige feinere Merkmale, welche von Huxley zwar im Texte nicht erwähnt, aber in der Figur richtig dargestellt wurden, von der Atlantischen Form. Da entschieden die Abbildung, welche Huxley giebt, weit zutreffender ist, als diejenige Eschscholtz’s (welch’ letztere die Identität von Eudoxia Bojani mit Ersaea pieta nur ver- muten läfst), so schlage ich vor, die Benennung Zrsaea (Eudoxia) Bojani der pacifischen Eudoxiengruppe zu belassen und die atlantische Gruppe als Zrsaea pieta zu bezeichnen. Auf Eudovia Bojani Eschscholtz bezieht Gegenbaur ‘) eine atlantische Eudoxiengruppe, von der er allerdings „bei der Unmöglichkeit, jene oft nur ganz dürftig beschriebenen Formen bestimmt wieder zu erkennen“ im Zweifel ist, ob sie mit der Eschscholtz’schen Form identisch sei. Thatsächlich geht denn auch aus Gegenbaurs (leider nicht durch Abbildungen illu- strierter) Beschreibung hervor, dals er die zu Diphyopsis campanulifera gehörige Ersaea (Eu- doxia) Lessonii Eschsch. schildert, welche gleichzeitig durch Huxley in seinen „Oceanic Hydrozoa“ zutreffend beschrieben und abgebildet wird. Über die Zugehörigkeit der Kudoxia Bojani Eschseh. zu einer bekannten Calycophoride äulsern weder Huxley noch Gegenbaur Vermutungen. NurHaeckel?°) betrachtet sie als Ab- kömmlinge von Diphyes dispar Chamisso aus der Südsee; eine Zurückführung, die unzutref- fend ist und lediglich auf vagen Vermutungen basieren kann. Indem ich nun zu einer Schilderung der Ersaea pieta übergehe, so bemerke ich, dafs sie eine der häufigsten Eudoxiengruppen des Atlantischen Oceans repräsentiert und mir fast ı) F. Eschscholtz, Bericht über die Zoologische Ausbeute während der Reise von Kronstadt bis St. Peter und Paul. Isis. Bd. 16, 1825, p. 743, Taf. 5, Fig. 15. id. System der Akalephen 1829, p. 125, Taf. 12, Fig. 1. ®) T. H. Huxley, Oceanie Hydrozoa 1859, p. 59, Taf. 3, Fig. 7. ») C. Chun, Die Canarischen Siphonophoren. Sitzungsber. Akad. Wiss. Berlin. 1888. XLIV,p. 14 [1154]. %) K. Gegenbaur, Neue Beiträge zur näheren Kenntnis der Siphonophoren. Nova Acta Ace. C. Leopoldinae. Bd. 27, 1860 (1859), p. 359. 5) E. Haeckel, System d. Siphonophoren 1888. Jen. Zeitschr. Bd. 22, p. 37. id. Report Siph. Chall. 1888, p. 122. 13* — 7002 constant von September bis April in dem pelagischen Auftriebe begegnete. Sie erreicht eine Durchschnittsgröfse von 6 Millimetern (von dem oberen Rande des Deckstückes bis zu den Zähnen der Spezialglocke gemessen); doch sind mir gelegentlich Exemplare — so das auf Taf. VIII, Fig. 5 dargestellte — vorgekommen, welche bis zu 10,5 Millimeter lang wurden. Die Zugehörigkeit der Ersaea pieta zu Doramasia picta vermag ich mit aller wünschens- werthen Schärfe zu erweisen. Aus dem Atlantischen Ocean ist bis jetzt nur noch eine freie Eudoxiengruppe mit einer Spezialschwimmglocke, nämlich die zu Diphyopsis campanulifera gehörige Ersaea Lessonii, bekannt geworden Da eine Verwechselung mit dieser ausge- schlossen ist, so ward es mir schon von vorneherein wahrscheinlich, dals Ersaea pieta zu Doramasia pieta gehört — eine Vermutung, die bald durch die Identität der Nesselknöpfe und Deckstücke mit den ältesten Stammgruppen von Doramasia zur Gewilsheit wurde. Die einzelnen Constituenten von Ersaea picta setzen sich aus dem Deckstücke, dem Magenschlauche mit Fangfaden, der Spezialschwimmglocke und einer entweder männlichen oder weiblichen Gonophorentraube zusammen. Das Deckstück. Das Deckstück ist oval schildförmig gestaltet; der Längsdurchmesser beträgt 3—5,5 mm, der Breitendurchmesser 2—4 mm. Die Dorsalfläche ') ist sanft gewölbt und entbehrt scharfer Firsten. Der convexe obere Rand ist glatt, während der untere con- stant drei stärkere Zähne aufweist, von denen der mittlere und linksseitige Zahn ihre Spitzen ı) Für den einheitlichen Gebrauch der Ausdrücke „dorsal“ und ventral“ bei Beschreibung sowohl der Siphonophoreneolonieen und der von ihnen sich lösenden Eudoxiengruppen, als auch der einzelnen Consti- tuenten (ganz gleichgiltig, ob wir sie als Individuen oder Organe der Colonie auffassen) werde ich folgende Grundsätze in Anwendung bringen. Die Medianlinie desStammes, an welcher die einzelnen Anhänge knospen, wird nach dem einstimmigen Vorgehen aller früheren Beobachter als Ventrallinie betrachtet; sämtliche dem Stamme zugekehrten Seiten der einzelnen Anhänge (die Innenseiten) gelten als Ventralseiten. Demgemäfs gelten — wiederum in Übereinstimmung mit den meisten Beobaehtern — die- jenigen Seiten der bilateralen Schwimmglocken, welche flügelförmig den Stamm umschliefsen resp. als Hy- dröeien ihn in sich aufnehmen, als Ventralseiten; gleichgiltig, ob die Schwimmgloeken opponiert sind (Glocken der Diphyiden, Polyphyiden und Agalmiden) oder ob sie einseitig angeordnet sind (Spezialschwimmglocken). Es ist das mit Rücksicht auf die spirale Drehung des Stammes und auf die Wanderungen einzelner Anhänge (z. B. der Deekstücke) die einzige Möglichkeit, Homologes auch homolog zu benennen. Da wir bei Beschrei- bung der Gesamtkolonie als normale Haltung eine aufrechte Stellung annehmen (wie sie auch thatsächlich bei ruhigem Schweben durch die spezifisch leichteren Öltropfen im Ölbehälter der Calyeophoriden und durch die Pneumatophore der Physophoriden bedingt wird), so würde in Übereinstimmung mit der für den Menschen eingeführten Terminologie die Ventralseite auch als Vorderseite, die Dorsalseite als Hinterseite zu gelten haben im Gegensatz zu der Terminologie von Huxley, der gerade umgekehrt die Ventralseite als Hinterseite bezeichnet. Die Bezeichnungen für „oben“ und „unten“ ergeben sich aus dem Gesagten von selbst (z. B. obere und untere Schwimmglocke der Diphyiden), — 101 — ER FEN einander zukehren. Selten war dicht über dem linken x Zahn noch ein schwächerer entwickelt, wohl aber waren häufig die Seitenwände oberhalb der Seitenzähne fein fh gezähnelt. Wie die nebenstehende Abbildung Fig. 6 M andeutet, kann oberhalb des linken Zahnes die Zähne- / ( I 1129 lung so kräftig angedeutet sein, dafs der Rand gesägt u E77 erscheint. Auch rechts neben dem Mittelzahn ist ge- legentlich der Rand mit schärferen Zähnchen aus- \ gestattet. 2 Im optischen Längsschnitt (Taf. VIII, Fig. 4) N 7 dd gleicht das Deckstück dem Schnabel eines Raubvogels, de 9 insofern die verdickte obere Partie sich rasch ver- Be jüngend und hakenförmig sich zuspitzend in die untere are übergeht. Die concav gewölbte untere Ventralfläche Fig. 6 Deckstück der Ersaea pieta von der Dorsal- seite. d. s. Linker, d, m. Mittlerer, d. d. RechterZahn. des Deckstückes bildet mit der gerade abgestutzten Ventralfläche der Spezialschwimmglocke einen Hohlraum, in welchem der Magenschlauch mit dem Fangfaden und die Gonophorentraube geschützt gelegen sind. Der Ölbehälter (Taf. VIII, Fig. 4 und 5, Taf. X, Fig. 2 ce. ol.) zeigt eine höchst charakteristische Form. Breiter als hoch und nahezu eiförmig gestaltet zieht er sich etwas Wenden wir die hier dargelegten Grundsätze auf die Beschreibung der Eudoxiengruppen an, so er- giebt zunächst die Beobachtung, dafs der Magenschlauch seine ventrale Stellung am Stamme beibehält, während das Deekstück von der Ventralseite auf die Dorsalseite desStammes überrückt und demgemäfs eine Drehung von 180° beschreibt. Die übrigen Anhänge (Spezialschwimmgloeken, Gonophoren) werden nach links resp. rechts bis zu 90° verschoben. Der Magenschlauch vertritt demgemäls nach Loslösung der Eudoxie den fehlenden Stamm; sämtliche dem Magenschlauche zugewendeten Flächen der übrigen An- hänge sind als Ventralflächen zu bezeichnen. Da bei den Ersäen Deckstück und Spezialschwimm- glocke nahezu opponiert sind, so kehren sie einander ihre Ventralflächen zu; andererseits ist die dem Magen- schlauch abgewendete Fläche des Fangfadens, an welcher die Seitenfäden knospen, als Dorsalfläche zu bezeichnen. Die aufrechte Stellung der Eudoxie wird durch den Öltropfen im Deckstück bedingt; die meisten Forscher bezeichnen daher (im Einklange mit der Anlage der Gruppe am senkrecht herabhängend gedachten Stamme) zutreffend die Mündung des Schwimmsackes der Gonophore resp. Spezialschwimmglocke als nach „unten“ (abwärts), die zugespitzte oder abgerundete Kuppe des Deckstückes als nach „oben“ (aufwärts) ge- wendet. Wenn wir nun, ähnlich wie für die Gesamtkolonie, auch für die Eudoxie im Ganzen die Bezeich- nung „dorsal und ventral, links und rechts“, einführen wollen, so empfiehlt es sich das Deekstück (nicht die Schwimmglocke) zum Ausgangspunkt zu nehmen. Einerseits orientieren wir dann die Eudoxie im Einklang mit ihrer Stellung am Stamme, andererseits ist das Deckstück stets deutlich bilateral gestaltet, während die Schwimmglocken häufig recht geringe Störungen des radiären Baues aufweisen. — 21027 — über der Mitte des Deckstückes quer durch dasselbe. Constant liegt der ungefärbte Öl- tropfen am rechten Pole, der bei jüngeren und mittelgrolsen Deckstücken (s. umstehende Abbil- dung) ein wenig vorgezogen ist. Die obere dorsale Innenfläche ist mit den grolsen Saftzellen belegt, während die Ventraltläche von Plattenepithel ausgekleidet wird. Ganz allmählich geht der Ölbehälter auf der Ventralseite in den Anfangsteil des Magenstieles über, indem gleich- zeitig die Gallertlage zu einer dünnen Stützlamelle sich verjüngt. Dicht oberhalb der In- sertion des Magenstieles beobachtet man an conservierten Exemplaren ein eigenartiges Ver- halten des Ektodermes. Es verdickt sich nämlich zu einer den Basalabschnitt des Ölbehälters ringförmig umkreisenden Zone (Taf. VIII, Fig. 5 ek!) von mehrkernigen Zellen (Taf. X, Fig. 7), welche mit körnigem Inhalt erfüllt sind und sich gegenseitig polyedrisch abplatten. Die Kerne, gewöhnlich zu zweien, oft aber auch zu mehreren in einer Zelle gelegen, sind häufig unregelmälsig contouriert und deuten schon durch ihre Gestalt und wechselnde Gröfse darauf hin, dafs sie ohne Mitose durch direkte Teilung aus einem ursprünglich in der Einzahl vorhandenen Kerne ihre Entstehung nahmen. Ich werde bei Schilderung des Ölbehälters der Eudoxiengruppen von Halopyramis (Cuboides) noch eingehender auf die dort ebenfalls auf- tretenden vielkernigen Ektodermzellen zu sprechen kommen. Magenschlauch und Fangfaden. Über den Magenschlauch habe ich dem bereits oben (p. 121[97]) Erwähnten nur wenig hinzuzufügen. Der Magenstiel ist kurz und geht breit in den Ventralabschnitt des Ölbehälters über. An der Grenze zwischen Magenstiel und dem mit dickem ektodermalem Nesselpolster belegten Basalmagen ist eine Pylorusklappe ausgebildet. Der Hauptmagen schillert an seinem Proximalabschnitt smaragdgrün, während der rüsselförmige Endabschnitt zart rosa gefärbt ist. Die intensiv orange Färbung, welche an den jüngern, dem Stamme von Doramasia ansitzenden Magenschläuchen häufig auftritt, vermiflste ich an den Ersäen. Der Fangfaden entspringt auf der Dorsalseite des Magenschlauches und bildet zahl- reiche Seitenfäden aus, die ihrerseits als knospenförmige Auftreibungen der dorsalen ver- dickten Wandung des Tentakels ihre Entstehung nehmen. Die Seitenfadenknospen ver- längern sich zu schlanken keulenförmigen Gebilden, (Taf. IX, Fig. 8), an denen zunächst der Endfaden posthornförmig gekrümmt deutlicher sich abhebt, während der Stiel- und Nessel- knopf erst auf jenen späteren Stadien sich sondern, wo der Endfaden sich spiral aufrollt und die Nesselkapseln der Batterie angelegt werden. Frühzeitig treten am Nesselknopf (n. u) jederseits die Anlagen von grolsen stabförmigen Nesselzellen (Taf. X, Fig. 9 en. pa.) hervor. En — 108 — Gewöhnlich werden deren jederseits drei ausgebildet, doch habe ich häufig vier (Taf. X, Fig. 8), manchmal sogar fünf beobachtet. Das Nesselband (Nesselbatterie t. u.) besteht aus sieben Längsreihen von schwach kommaförmig gebogenen Nesselzellen, zwischen denen ein in- tensiv orange gefärbtes Pigment abgelagert wird. Die birnförmigen terminalen Nesselkapseln (en. py) werden in beschränkter Zahl ausgebildet ; durchschnittlich fand ich deren nur sieben bis neun: eine mediane und sechs resp. acht laterale Kapseln, welche 0,01 mm messen. Der Endfaden j(f.t.) knäuelt sich an den älteren Seitenfäden auf und läuft in einen End- knopf aus. Seine Nesselkapseln sind von zweierlei Gestalt: kleine birnförmige Kapseln, 0,008 mm messend, und kleine stabförmige von 0,007 mm Länge. Der Endknopf wird ledig- lich von birnförmigen Kapseln (ungefähr zwölf an Zahl) umsäumt und ist gelblich pigmentiert. Da ich bei Schilderung des Baues von Stephanophyes eingehend die Entwicklung, die feinere Struktur und Wirkungsweise der Nesselknöpfe erörterte, so möchte ich an dieser Stelle mich wesentlich auf jene Punkte beschränken, welche bei aller Übereinstimmung in den Grundzügen des Aufbaues einige weniger principielle Abweichungen erkennen lassen. Da hätte ich vor Allem hervorzuheben, dals die Nesselknöpfe aller Monophyiden — speziell auch diejenigen von Doramasia — die für Stephanophyes geschilderte Invagination des Proxi- malteiles nicht erkennen lassen. Sie verharren durchweg auf einem früheren Stadium, welches ich als jenes des gestreckten Nesselknopfes bezeichnete. _Geringfügige Verschiebungen — so z. B. das Zusammendrängen der grolsen stabförmigen Kapseln am Proximalteile des Knopfes — können kaum als vorbereitende Stadien der Invagination gedeutet werden. Auf einem Querschnitte durch den Nesselknopf begegnen wir denn auch den schon für Stephanophyes als charakteristisch beschriebenen Lage- und Strukturverhältnissen (Taf. X, Fig. 8). Seitlich liegen die Gerüst- oder Riesenzellen (tect.), median das Nesselband (t. u.) mit den sieben in eine Querreihe gestellten Kapseln. Von den letzteren werden an jugend- lichen Nesselknöpfen zuerst die beiden an die randständigen Kapseln angrenzenden Längs- reihen der Batterie angelegt. Die ausgebildeten Kapseln sind kommaförmig gebogen, am Entladungspole (gegen die Dorsalseite des Nesselknopfes) etwas breiter als an dem gegenüber- liegenden Pole; sie messen in der Länge 0,024 mm. Dorsal wird das Nesselband von dem Drüsenpolster (gl.) bedeckt, während ventral das Gefäls (ec. t. n.) verläuft. Zu dessen Seiten fällt zunächst der Querschnitt des schwach entwickelten elastischen Bandes (el) auf und weiterhin die Querschnitte der 0,08 mm. langen stabförmigen Nesselkapseln (en. pa.). Für die Zugehörigkeit der Ersaea pieta zu Doramasia ist allein schon die Identität der Nesselknöpfe entscheidend. — 104 — Spezialschwimmglocke, Die Spezialschwimmglocke nimmt, wie oben (p. 96 |72]) erwähnt wurde, aus einer Knospe ihre Entstehung, welche zugleich auch die Urknospe für die Gonophoren liefert. Wir dürfen sie als eine sterile Gonophore auffassen, welche lediglich die Funktion der Ortsbewegung für die monogastrische Kolonie übernimmt. Mit dieser Auffassung scheint es in Widerspruch zu stehen, dass ich früherhin die Spezialschwimmglocken von Stephanophyes als Gebilde be- zeichnete, welche nicht ohne Weiteres den Gonophoren homologisiert werden dürfen, obwolıl auch für sie die Anlage ursprünglich eine gemeinsame ist (p. 24). Indessen habe ich dort schon auf die bedeutsamen Unterschiede hingewiesen, welche zwischen den Spezialschwimm- glocken von Stephanophyes einerseits und jenen der Ersäen von Doramasia und Diphyopsis andererseits obwalten. Nie besitzen die Spezialschwimmglocken der Ersäen von Doramasia und Diphyopsis Mantelgefälse, welche den Mantelgefälsen und dem Ölbehälter der Hauptschwimmglocken als homolog zu erachten sind, nie werden sie durch identisch sich ausbildende Reserveglocken ver- drängt. Ich betrachtete daher mit Rücksicht auf die bedeutungsvolle Übereinstimmung in Gestalt und Ersatz die Spezialschwimmglocken der Stephanophyes als Homologa der Haupt- schwimmglocken, welche in vielfacher Wiederholung auf der Ventralseite des Stammes auf- treten. Ob ich thatsächlich mit dieser Auffassung das Richtige getroffen habe, ist mir selbst indessen zweifelhaft geworden. Die Hauptschwimmglocken der Calycophoriden stehen, wie das in der nächsten Abhandlung über die Diphyiden auseinandergesetzt werden soll, ihrer ersten Anlage nach in einem entschiedenen Gegensatz zu den Stammanhängen. Dazu kommt noch der Umstand, dafs die Spezialschwimmglocken der Gattung Lilyopsis, welche in vieler Hinsicht Stephanophyes nahesteht, keine Mantelgefälse besitzen und — soweit ich bis jetzt in deren Bau eingedrungen bin — auch keinen Ersatz durch Reserveglocken erkennen lassen. Damit würde zwar einerseits ein weiterer Unterschied zwischen Lilyopsis und Stephanophyes sich ergeben, andererseits würden aber doch die Gegensätze zwischen den Spezialschwimm- glocken der Calycophoriden ausgeglichen werden. Die Spezialschwimmglocke der Ersaea picta liegt links von der Gonophorentraube und repräsentiert bei einer Länge von gelegentlich 9 und einer Breite von 3,5 Millimetern den ansehnlichsten Konstituenten der Eudoxiengruppe. Wenn auch der bilaterale Bau an ihr deutlich ausgeprägt ist und über den vierstrahlig-radiären die Oberhand gewinnt, so sind doch im Verlaufe der Gefälse einige auffällige Asymmetrieen nachweisbar. Im Querschritte er- — 9 — scheint die Glocke vierkantig. Die Kanten sind flügelförmig vorgezogen uud begrenzen vier sanft concav eingebuchtete Flächen, von denen wir jene als Ventrallläche bezeichnen, welche dem Magenschlauch zugewendet ist. Es ist das jene Fläche, welche in der Höhe des Deck- stückes eben und schräg abgestutzt erscheint und sich dem Deckstück bis nahe zu dessen oberem Viertel anschmiegt (Taf. VIII, Fig. 5 ex. v.). Während die Ventralfläche nur in ihrer obersten Partie der Ventralseite des Deckstückes opponiert ist, so erscheint der grölsere untere Teil nach links um etwa 45° gegen die letztere verschoben (Taf. VIII, Fig. 4 und 5). Dieses Verhalten prägt sich auch in dem schrägen Verlaufe der vier Kanten aus, welche in der unteren Hälfte der Glocke gezähnelt sind und in vier auffällig kräftige, weit über den Schirmrand vorragende Zähne auslaufen (Taf. VIII, Fig. 4 u. 5 d. d. und d. v.). Alle Zähne sind dreikantig; ihre Seitenkanten sind auf der Dorsalseite (Taf. IX, Fig. 10 er. 1. d.) und auf der rechten und linken Seite tief concav eingebuchtet und glatt. Auf der Ventralseite fehlt hingegen zwischen den Ventralzähnen diese Bucht, insofern die hier kräftig gezähnelten Seitenkanten (cr. 1. v.) in convexem Bogen dachförmig ineinander übergehen. Die Subumbrella ist eiförmig gestaltet und kann eine Tiefe von 6 mm erreichen. Der Querdurchmesser verhält sich zum Längsdurchmesser bei jüngeren Glocken wie 1:2, bei älteren wie 1:3. An dem Schirmrande ist sie mit einem wohl ausgebildeten Velum aus- gestattet. Was die Subumbrellargefälse anbelangt, so entspringt der Stielkanal (c. ped.) links von den Gonophoren aus dem linken Ventralabschnitt des Ölbehälters (Taf. X, Fig. 2). Er ist mälsig lang, steigt schräg nach abwärts und mündet dicht unterhalb der eiförmigen Kuppe auf der Ventralseite der Subumbrella ein, um sich hier zunächst in das Dorsal- und Ventral- gefäls zu gabeln. Charakteristisch für den Verlauf der vier Subumbrellargefälse ist der Um- stand, dafs sie nicht in der Medianlinie der vier von den flügelförmigen Kanten begrenzten Flächen, sondern unterhalb der Kanten selbst sich hinziehen. Was das Ventral- gefäls anbelangt, so biegt es bei allen Exemplaren an seinem Proximalteil bogenförmig nach links aus, bevor es unterhalb der betreffenden Kante abwärts steigt und in den auf dem Velum gelegenen Ringkanal einmündet (Taf. VIII, Fig. 5 e. v.).. Die beiden Seitengefälse (e. 1. d. und ce. ]l. s.) entspringen asymmetrisch aus dem Dorsalgefäls, insofern das rechte früher (der Einmündung des Stielkanals näher) abgeht, als das linke. Die Gonophoren. Ersaea picta ist diöcisch: männliche und weibliche Gonophorentrauben kommen niemals bei einer und derselben Kolonie zur Ausbildung. Da ich bereits im Allgemeinen Teile Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 14 — 106 — (p. 99 u. 101 [75 u. 77]) auf die wesentlichen Resultate meiner Untersuchungen über die Geschlechtsverhältnisse von Zrsaea und Cuboides hinwies und dort auch das von mir aufgefundene Knospungsgesetz der Gonophoren klarlegte, so kann ich mich an dieser Stelle kürzer fassen, Bereits mehrfach wurde darauf hingewiesen, dals die Knospenanlage für Gonophoren und Spezialschwimmglocken ursprünglich eine gemeinsame ist (Taf. IX, Fig. 6 B. go.) und dals sie späterhin zunächst sich in zwei Knospen: in die linksseitige Spezialschwimmglocke und in die rechtsseitige Urknospe sich zerlegt (Fig. 8 g. pr. und n. sp.). Damit ist schon von erstem Beginn an die Lagebeziehung zwischen der ausgebildeten Gonophorentraube und der Spezialschwimmglocke vorgezeichnet. Die Urknospe persistiert zeitlebens; sie fungiert für die weiblichen Kolonieen als Ovarium, für die männlichen als Hoden. Einen Längsschnitt durch eine weibliche Ur- knospe zeigt Fig. 3 auf Taf. X; er lehrt, wie dies durch Weismann nachgewiesen wurde und wie ich früherhin für Stephanophyes eingehender darstellte (p. 57 [609)], dals die Geschlechts- zellen im Entoderm der Knospe ihre Entstehung nehmen. Man trifft jugendliche Eier in allen Entwicklungsstadien und in grolser Zahl zwischen den Entodermzellen der Urknospe an. Von der Urknospe schnüren sich nun die Gonophoren in Übereinstimmung mit dem Knospungsgesetz nach links und nach rechts alternierend ab. Die Figuren 1 und 2 auf Taf. X, welche nach dem Leben entworfen wurden, bevor ich noch das Knospungsgesetz erkannt hatte, lassen dasselbe deutlich hervortreten, obwohl sie beide noch ein wenig mehr nach links hätten gedreht werden müssen, um auf den ersten Blick die gesetzmälsige Anordnung zu zeigen. Sowohl die männliche (Fig. 1) wie die weibliche Gonophorentraube (Fig. 2) bestehen hier aus drei @onophoren, von denen die zuerst gebildete älteste (go !) rechts, die zweitälteste (go"") links, die drittälteste (go!!!) wieder rechts zwischen der gröfsten Gonophore und der Ur- knospe (g. pr.) gelegen sind. Mehr als drei auf verschiedenen Entwicklungsstadien befindliche Gonophoren habe ich nicht beobachtet. Da die Spezialschwimmglocke als eine sterile Gonophore aufzufassen ist, welche indessen nie ein Manubrium zur Ausbildung bringt, so steht ihre Lagerung links von der Gonophoren- traube in Einklang mit dem Knospungsgesetz. Wenn wir daher die oben eingeführten Formeln für das Gesetz anwenden, so erhalten wir für Ersaea pieta folgende, zum Teil auch auf den Abbildungen dargestellte Stadien: 1. Stadium . U (Taf. IX, Fig. 6 B). 2. Stadium (1 = Spezialschwimmglocke) 1 U (Taf. IX, Fig. 8). 3. Stadium . a UE12 ARSLadIUmE Ss re ee: Dr 1.3 U 2 HeStadiumsee ee 1; BE U ABah Tata, Pisal)u.,2). Die Stadien 3 und 4 sind an jüngeren Ersäen leicht nachweisbar und häufig von mir beobachtet worden. Die entwickelten und mit reifen Geschlechtsprodukten erfüllten Gonophoren sind im Vergleich mit der Spezialschwimmglocke auffällig klein, insofern sie höchstens 1,5 mm lang werden. Es liegt auf der Hand, dals ihre geringe Grölse in Correlation mit dem Aufgeben lokomotorischer Leistungen steht. Obwohl ihre Umbrella mit einem Velum ausgestattet ist und Pumpbewegungen ausführt, so kommen diese doch für die Ortsbewegung der Kolonie kaum in Betracht. Dagegen erweist sich eine Arbeitsteilung in der Form, dafs eine grolse sterile Gonophore allein die Ortsbewegung übernimmt, während die übrigen lediglich mit der Produktion von Geschlechtsprodukten betraut werden, in zwiefacher Hinsicht von Vorteil. Einerseits wird der Subumbralraum der Spezialglocke, welcher bei den gleichzeitig lokomo- torischen und fertilen Gonophoren der sonstigen Eudoxien mit einem zur Reifezeit mächtig anschwellenden Manubrium erfüllt ist, für die Schwimmbewegung besser ausgenutzt und zu kräftigerem Rückstols befähigt, andererseits kann bei reducierter Umbrella mehr Material für Bildung von Sexualprodukten erübrigt werden. Mit der gesteigerten Bewegungsfähigkeit und Fruchtbarkeit (welch’ letztere in der Ausbildung einer Gonophorentraube ihren Ausdruck findet) steht es denn auch im Zusammenhang, dafs die Ersäen producierenden Siphono- phoren, nämlich Doramasia und Diphyopsis kosmopolitische Verbreitung gewinnen. Keine Siphonophore hat einen ähnlich umfangreichen Verbreitungsbezirk durch alle Oceane, wie Diphyopsis campanulifera mit ihren unter dem Namen Ersaea Lessonii bekannt gewordenen Abkömmlingen. Die ausgebildete Gonophore weist eine auffällig dünnwandige Umbrella auf, welche seitlich leicht komprimiert ist und auf der Dorsalfläche stärker gewölbt ist, als auf der Ven- tralfläche (Taf. X, Fig. 1, go !). Schon an jugendlichen Gonophoren (ibid. Fig. 5) tritt diese Form deutlich hervor. Ein kurzer Stiel, in welchem der Stielkanal (c. ped.) verläuft, ver- mittelt den Zusammenhang mit dem Ventralabschnitt des Ölbehälters. Der Stielkanal teilt sich in vier Radiärgefälse, die in einen auf dem Anfangsteil des schwach entwickelten Velums gelegenen Ringkanal einmünden. Das Manubrium schwillt zur Zeit der Geschlechtsreife 14* — U mächtig an und füllt bei den männlichen Gonophoren als schwach rötlich gefärbter eiförmiger Körper fast den ganzen Subumbralraum aus (Taf. VIII, Fig. 5 go!). Was die Entwicklung der Gonophoren anbelangt, so habe ich dieselbe bei Ersaea pieta nicht zum Gegenstande eingehenderer Studien gemacht, da die Stadien, welche ich auf Schnitt- serien zu Gesicht bekam, nahezu völlig mit dem Entwicklungsgang der Gonophoren von Stephanophyes übereinstimmten. Ich beschränke mich daher auf den Hinweis, dals ähnlich wie bei Stephanophyes, so auch bei Ersaea pieta die von der Urknospe sich abschnürenden weiblichen Gonophoren (Taf. X, Fig. 3) eine beschränkte Zahl — entweder drei oder vier — grolse Eier zugeteilt erhalten. Der Spadix (Fig. 3 sp.) ist an den jüngsten Gonophoren kolbenförmig gestaltet und beginnt erst späterhin die jugendlichen Eier bis auf eine beschränkte, dem Kern peripher anliegende Partie zu umwachsen (Fig. 6). An einigen jungen Eiern ist es mir auch gelungen den bei Stephanophyes beschriebenen Kleinkern (mi. nu) neben dem Grolskern (ma. nu.) nachzuweisen (Fig. 6); auch findet man in jungen lebenden Gonophoren die vom Spadix umwachsenen Eier häufig unregelmälsig lappig ausgebuchtet. Das von reifen Eiern geschwellte Manubrium erfüllt etwa die halbe Subumbrellarhöhle und ist gelegentlich an seinem freien Pole zipfelförmig vorgezogen und schwach rosa gefärbt. fe) {o} oO o© In der vorhergehenden Schilderung habe ich mehrfach Gelegenheit genommen, auf die Analogieen zwischen Doramasia pieta und Diphyopsis campanulifera hinzuweisen. Doramasia nimmt denn auch unter den Monophyiden eine ähnliche Stellung ein, wie Diphyopsis unter den Diphyiden. Beide Gattungen sind durch die Produktion von Ersäen mit Spezialschwimm- glocken ausgezeichnet; beide besitzen auffällig ähnlich gestaltete Schwimmglocken, insofern die obere fünfkantige Glocke von Diphyopsis ebenfalls die charakteristische röhrenförmige Verlängerung der Subumbrella aufweist. Bemerkungen über die pacifische Doramasia Bojani Chun und Ersaea Bojani Huxley. In meiner ersten Mitteilung über die Canarischen Siphonophoren !) hielt ich die Ab- kömmlinge der Doramasia pieta für identisch mit der von Huxley’) aus dem pacifischen Ocean beschriebenen Ersaea Bojani. Seitdem ich indessen Gelegenheit fand, das von ) C. Chun, Die Siphonophoren der Canarischen Inseln. Sitzungsber. Akad. Wiss. Berlin 1888. XLIV, p. 14 [11584]. 2) T. H. Huxley, Oceanie Hydrozoa 1859, p. 59, Taf. III, Fig. 7. ee ee is ee ee ee en eier ie Meier ei ri. ee — — 109 — Chierchia°) bei der Erdumsegelung der Corvette „Vettor Pisani“ gesammelte Material zu durchmustern, ist es mir klar geworden, dals die pacifische Doramasia mit ihren Abkömm- lingen einige Verschiedenheiten von der atlantischen Art aufweist. Wir begegnen hier dem bereits bei Gelegenheit der Schilderung von Sphaeronectes betonten Verhalten, dals zwei einander sehr nahe stehende Arten einerseits auf das pacifische, andererseits auf das atlan- tische Gebiet angewiesen sind. Sie spielen gewissermalsen die Rolle von „vikariirenden Arten“, welche vielleicht ursprünglich identisch waren und erst späterhin durch die kalten Strömungen im äulsersten Süden der Oceane an gegenseitiger Vermischung behindert, eine Divergenz der Charaktere aufwiesen, Was zunächst die Ersaea Bojani anbelangt, so liegt mir dieselbe in mehreren Exem- plaren vor, welche am 24. Juli und 8. August 1884 zwischen den Sandwich-Inseln und den Carolinen gefischt wurden. Was ihre Gröfse, die Form des Deckstückes und die Gestalt der Spezialschwimmglocke anbelangt, so stimmen die Exemplare so vollkommen mit den atlan- tischen Ersäen überein, dals ich auf eine eingehendere Schilderung, die nur Bekanntes a wiederholen würde, verzichte. Eine genauere Unter- E x suchung des in nebenstehender Figur 7 dargestellten AN N Deckstückes zeigt zunächst, dals Huxley den mitt- N leren Zahn am unteren Rande übersehen hat. Da- gegen giebt Huxley ganz richtig in seiner Abbil- f a \ dung einen Charakter wieder, welcher leicht und sicher die pacifische Art von der atlantischen unter- scheidet. Der Ölbehälter, auffällig niedrig im Vergleich zu seiner Breite, zieht sich auf der rechten Seite in einen schräg aufwärts steigenden Fortsatz aus. Bei sämtlichen Exem- plaren ist in durchaus übereinstimmender Weise dieser Fortsatz, welcher nur ganz schwach bei den Er PER pa atlantischen Ersäen angedeutet ist, (siehe Holzschnitt 6 ds. % — zZ p.125[101])an dem einen Millimeter breiten Ölbehälter dm! ausgebildet. Wenn Huxley von dem Ölbehälter der Fig. 7. Deckstück der Ersaea Bojani von der Dorsa- Ersaea Bojani angiebt: „I suspect that it had un- fläche. ce. ol, Ölbehälter. d. s. Linker, d. m, Mittlerer, % & n n d. d. Rechter Zahn. dergone some abnormal alteration“, so ist er offenbar 3) G. Chierchia, Collezioni per studi di scienze naturali della R. Corvetta „Vettor Pisani* 1832—85, Rivista marittima 1885. — 10 — durch die ungewöhnliche, aber in der Abbildung richtig wiedergegebene Form, zu Zweifeln veranlalst worden. Gleichzeitig mit den Ersäen trat an denselben Fundorten eine kleine fünfkantige Glocke auf, die ich mit gutem Grund für die Stammform halten darf und daher als Doramasia Bojani bezeichne. Um einen Vergleich mit Doramasia pieta zu erleich- tern, so gebe ich von der paeifischen Art die nebenstehende Ab- bildung. Aus derselben erhellt, dafs bei aller Ähnlichkeit doch auch charakteristische Unterschiede obwalten. Doramasia Bojani ist von derselben Grölse wie D. picta; das grölste der vier mir vorliegenden Exemplare erreicht eine Länge von 11 Millimetern. Auf den ersten Blick fällt im Gegensatz zu D. pieta die auf- fällige Verbreiterung der fünf Flügel und die spirale Drehung der Flügelkanten in dem oberen Drittel der Glocke auf. Nicht minder charakteristisch ist die Form der Seitenzähne (d. 1.), welche bedeutend breiter und grölser als der Dorsalzahn (d. d.) sind. Der untere Rand des Hydröciums verläuft gerade (nicht concay eingebuchtet) und die röhrenförmige Verlängerung der Subumbrella ist relativ kürzer als bei D. picta. Trotz dieser Differenzen wülste ich doch keine Schwimm- glocke einer Calycophoride anzuführen, welche gröfsere Ähnlich- Fig. 8. Doramasia Bojani Chun aus keit mit der hier beschriebenen aufwiese, als diejenige der Dora- dem pacifischen Ocean. Vergr. 10/1 ce. ol. Ölbehälter. hy Hydröcium. d. d. Dorsalzahn des Schirmrandes. d. 1. Seitenzahn. masia pieta. Wenn auch erst die Untersuchung des lebenden Tieres den endgiltigen Entscheid liefern kann, ob die von mir gegebene Deutung zutreffend ist, so darf doch jetzt schon aus dem gleichzeitigen Vorkommen mit Ersaea Bojani, aus der Übereinstimmung in der Form und aus der Analogie mit der von mir constatierten Abstammung der Ersaea pieta mit grofser Wahrscheinlichkeit der Schlufs gestattet sein, dals die Glocke zur Gattung Doramasia gehört und dals ihre Abkömm-— linge sich zu Ersaea Bojani entwickeln. Halopyramis Chun. ? Enneagonum Quoy et Gaimard, Observations Zoologiques faites a bord de l’Astrolabe, en mai 1826, dans le detroit — hl de Gibraltar. Annales des Sciences nat. T.X. 1827, p. 17. ? Diphyes Quoy et Gaimard, Zoologie du Voyage de l’Astrolabe sous les ordres du Capitaine Dumont d’Urville pen- dant les annees 1826—1829. Paris 1830—33. Zoo- phytes. T. IV, p. 100. ? Cymba Eschscholtz, System der Akalephen 1829, p. 134. ? Enneagonum de Blainville, Manuel d’Actinologie 1834, p. 133. ? Enneagonum Lesson, Hist. nat. des Zoophytes. Acalephes. 1843, p. 455. Abyla Huxley, Oceanie Hydrozoa 1859, p. 46. Cymba Haeckel, System d. Siphonoph. auf phylogenetischer Grund- lage. Sitzungsber. Jen. Zeitschr. f. Naturwissensch. 1888, p. 34. Halopyramis Chun, Die Canarischen Siphonophoren. Sitzungsber. Akad. Wiss. Berlin 1888, p. 15 [1155]. Oymba Haeckel, Report Challenger. Siphonophorae. 1888. |p. 138. Obere Hälfte der Schwimmglocke eine vierseitige Pyramide bildend, die untere Hälfte aus 4 dreiseitigen Pyramiden zusammengesetzt. Ölbe- hälter voluminös, flaschenförmig gestaltet und mit dem Hydröcium cen- tral gelegen. Stamm verkürzt. Die Anhangsgruppen werden als Cuboides frei. Ouboides monöcisch mit würfelförmigem Deckstück; Ölbehälter kurz und breit mit zwei basalen Aussackungen. Spezialschwimmglocke fehlt. 6. Halopyramis adamantina Chun. Taf. X, Fig. 10, Taf. XI und XI. ? Enneagonum hyalinum Quoy et Gaimard, Ann. Sec. nat. T. X 1827, p. 18, Taf. 2, D Fig. 1-6. ? Diphyes enneagona Quoy et Gaimard, Voyage de l’Astrolabe. Zoo- logie T. IV 1833, p. 100. Zoophytes Taf. 5, Fig. 1—6. ? Oymba enneagonum Eschscholtz, System d. Akalephen 1829, p. 134. — 112 — ? Abyla Vogtii Huxley, Oceanie Hydrozoa 1859, p. 46, Taf. II, Fig. 3. Halopyramis adamantina Chun, Die Canar. Siphonophoren 1888. Sitzungsber. Akad. Wiss. Berlin, p. 15 [1155]. Cymba erystallus Haeckel, Report Challenger. Siphonophorae 1888, p. 138, Taf. 41 und 42. Cuboides adamantina Chun. Die freien Eudoxiengruppen von Halopyramis adamantina. Cuboides vitreus Quoy et Gaim. Ann. Se. nat. T. X 1827, p. 19, Taf. 2 E, Fig. 1—3. Diphyes Cuboidea Quoy et Gaim. Voy. de l’Astrolabe. Zoologie T. IV 1833, p. 98. Zoophytes Taf. 5, Fig. 7—11. Cymba euboides Eschscholtz, System d. Akalephen 1829, p. 135. ? Cuboides vitreus Huxley, Oceanic Hydrozoa 1859, p. 36, Tat. IV, Fig.5. Cuboides adamantina Chun, Die Canar. Siphonoph. Sitzungsber. Akad. Wissensch. Berlin 1888. p. 16 [1156]. Ouboides erystallus Haeckel, Report Challenger. Siphonophorae 1888, p. AUT mar 42, Die Monophyide, welche ich unter dem Namen Halopyramis adamantina zu schildern: gedenke, gehört zu den prächtigsten und originellsten Siphonophoren, welche an den Cana- rischen Inseln erscheinen. Als ich zum ersten Male im Januar 1888 ein Exemplar derselben erbeutete, war ich nicht wenig über ein Wesen erstaunt, das wie ein grolser geschliffener Krystall, dessen Flächen glänzende Reflexe warfen, in dem Wasser flottierte. Mein Streben, genauer diesen merkwürdigen Organismus studieren zu können, wurde durch das Auffinden von zwei weiteren Exemplaren (im Laufe des Februar) befriedigt unter denen das auf Taf. XI, Fig. 1 dargestellte, 15 Millimeter hohe und 20 Millimeter breite, die besten Aufschlüsse gab. Zu meiner Befriedigung gelang es mir auch die zugehörigen freien Eudoxiengruppen — Ouboides adamantina — zu derselben Zeit in mehreren Exemplaren zu erbeuten. Sie gehören wiederum zu den prächtigsten und gröfsten Eudoxien, welche bei ihrer vollendeten Durch- sichtigkeit mir manchen wertvollen Aufschlufs über feinere Strukturverhältnisse gaben. So wurde ich an ihnen zuerst auf das im Allgemeinen Teile dargelegte Knospungsgesetz der Gonophoren aufmerksam. Ich hielt Halopyramis anfänglich für eine noch unbekannte Form, überzeugte mich in- dessen späterhin, dals ihre Abkömmlinge (Cuboides) schon vor langer Zeit beobachtet wurden. Wie ich gelegentlich der kurzen in meinem Berichte über die Canarischen Siphonophoren ge- gebenen Diagnose hervorhob, so ist sogar die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dafs das im Jahre 1827 beschriebene Enneagonum mit Halopyramis verwandt ist. Als Haeckels prächtige Bearbeitung der Siphonophoren des Challenger erschien, ersah ich aus derselben, dafs auch er im Jahre 1867 an den Canaren auf Halopyramis aufmerksam geworden war und richtig die Zugehörigkeit von Cuboides vitreus zu Cymba erystallus, wie er die neue Monophyide nannte, erkannt hatte. Ich glaube indessen eingehender als Haeckel ihren Bau verfolgt zu haben und hoffe, dafs die nachfolgende Darstellung dazu beitragen wird, nicht nur manche Berichtigung der Haeckel’schen Beschreibung, sondern auch manche Aufklärung über neue und eigenartige Strukturverhältnisse zu liefern. Um es zu rechtfertigen, wenn ich an der in meinem Reiseberichte eingeführten Be- zeichnung Halopyramis adamantina festhalte, wird es angezeigt sein, dem im Allgemeinen Teile (p. 82 [58]) gegebenen Historischen Überblick einige spezielle Ausführungen folgen zu lassen und an den der Gattungsdiagnose beigegebenen litterarischen Nachweis anzuknüpfen. Im Jahre 1827 beschrieben Quoy und Gaimard, die Naturforscher der „Astrolabe“, aus der Meerenge von Gibraltar unter dem Namen Einneagonum hyalinum eine Siphonophore, die leider so mangelhaft charakterisiert und abgebildet wurde, dafs es nicht möglich ist, sicher zu ent- scheiden, ob sie mit der von mir und Haeckel an den Canaren beobachteten Art identisch ist. Ich gestatte mir die von den Entdeckern gegebene Gattungsdiagnose hier folgen zu lassen: „Genre Enneagone, Enneagonum“. „Animal libre, gelatineux, resistant, transparent, forme de deux parties. La premiere, globuleuse, ä neuf pointes, est creusee de trois cavites, dont la moyenne loge les sucoirs et les ovaires, et recoit la seconde partie. Celle-ei, tres petite, allongee, a une cavite dont l’ouverture est munie de cing pointes et de plus un canal lateral.“ Prüfen wir die hier gegebene Diagnose eingehender und vergleichen wir dieselbe mit den höchst primitiven Abbildungen, so fällt es ungemein schwer einen sicheren Entscheid über die Natur des Enneagonum zu fällen. Die Angabe „form& de deux parties“ kehrt bei Quoy et Gaimard sowohl für Diphyes und Abyla, wie für Eudoxien wieder, insofern bald eine obere Schwimmglocke, bald ein Deck- Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 15 — 114 — stück für einen der beiden Teile erklärt wird. Da jedoch ausdrücklich hervorgehoben wird, dafs der erste Teil mit drei Hohlräumen (nämlich Schwimmsack, Hydröcium und Ölbehälter) ausgestattet sei, so kann nur die obere Schwimmglocke einer Abylide gemeint sein. Damit würde auch nieht in Widerspruch stehen, dals dem zweiten Teil (der unteren Schwimmglocke) ein mit fünf Zähnen ausgestatteter Glockenrand und ein seitlicher Canal (das Hydröcium) zugeschrieben wird. Nun entsteht allerdings die schwierige Frage, welche Abyla-Art den Beschreibern vorgelegen haben mag. Da sie die Abyla trigona und pentagona abbilden, so bliebe von bekannten atlantischen Arten nur Abylopsis und Bassia übrig, deren obere Schwimmglocken in Betracht kommen könnten. Da diese indessen nur acht Ecken (die 4 Zähne des Hydröciums abgerechnet) aufweisen, da weiterhin die Form der „premiere partie“, wie sie Quoy et Gai- mard darstellen, mit keiner oberen Glocke einer bekannten Abyla-Art harmoniert, so bleiben nur zwei Möglichkeiten übrig: entweder ist Enneagonum eine neue, bisher nicht wieder- gefundene Art, oder es ist identisch mit Halopyramis. Wollten wir zu letzterer Annahme uns entscheiden, die durch die Gestalt der Schwimmglocke nahe gelegt wird, so mülsten wir annehmen, dafs die Genitalglocke einer zum Loslösen reifen Stammgruppe für die „zweite Partie“ gehalten wurde. Allerdings wäre es dann rätselhaft, wie wir die Angabe über die 5 Zähne am Schirmrande und über den seitlichen Canal (das Hydröcium der unteren Glocke) zu deuten hätten. Die geringe Grölse der unteren Glocke kann andererseits gegen die Deutung des Enneagonum als einer Abylide nicht Verwerthung finden, da bei dem regel- mälsigen Ersatz der Glocken öfter Exemplare zur Beobachtung kommen, welche die untere Glocke abgestofsen haben und nur eine winzige Reserveglocke aufweisen. Es ist ein eigen Ding um die Schilderungen alter Autoren von zarten pelagischen Organismen: mangelhaft abgebildete Formen, nach einem verstümmelten Exemplar entworfene Beschreibungen geben ein Ballast ab, der schwerfällig durch alle späteren Werke fort- geschleppt wird und zu endlosen Meinungsverschiedenheiten Anlals giebt. So wird denn auch Enneagonum auf das Wunderlichste von späteren Autoren im System hin- und her- gewürfelt. Quoy et Gaimard selbst geben den von ihnen geschaffenen Gattungsnamen preis und nennen es in dem grolsen Reisewerk der „Astrolabe“ Diphyes enneagona. Eschscholtz hingegen nennt dasselbe Cymba enneagonum und falst unter diesem Gattungsnamen zu- gleich noch zwei unzweifelhafte Eudoxien, welche Quoy et Gaimard beschrieben (Cuboides vitreus und Oymba sagittata) als Cymba sagittata und (©. Cuboides zusammen. So unhaltbar auch die Vereinigung dreier heterogener Wesen unter einem Gattungs- — namen sich erweist, so war Eschscholtz doch immerhin durch die unklare Darstellung von Quoy et Gaimard zu einem derartigen Vorgehen berechtigt. Schreiben sie doch den oben erwähnten Eudoxien mehrere Magenschläuche zu und geben sie dadurch zu der irrigen Dia- gnose Eschscholtz Veranlassung: Duetus nutritorius tubulis pluribus obsitus! Indessen bedarf es gar nicht einer eingehenderen Darlegung, dals die Gattung Oymba unhaltbar ist, da der Name Cymba bereits im Jahre 1826 an ein Mollusk vergeben wurde. Haeckel ist dieser Umstand entgangen, da er sonst schwerlich nach dem Vorgang von Esch- scholtz an der Bezeichnung Cymba, die zudem von Quoy et Gaimard für eine unzweifel- hafte Eudoxie geschaffen wurde, festgehalten und sie auf eine polygastrische Colonie über- tragen hätte. !) Wenn ein Eschscholtz bei seinem systematischen Scharfblick durch die Beschreibung von Quoy et Gaimard irre geleitet wird, so kann es nicht überraschen, dals die Virtuosen in confuser Systematik, ein de Blainville und Lesson, mit dem Enneagonum Nichts anzu- fangen wissen. De Blainville reiht es seiner Familie der Diphyiden ein, die gleichzeitig Diphyiden und Eudoxien umfalst, Lesson trägt wenigstens der Eschscholtz’schen Gliederung Rechnung, indem er die Diphyiden in Polygastrigues und Monogastriques einteilt, greift aber entgegen der ausdrücklichen Angabe von Quoy et Gaimard über die Mehrzahl der Magenschläuche bei Ennneagonum fehl und stellt es zu den „Monogastriques“. Die erste zuverlässige Kunde über eine der Halopyramis nahe stehende Form bringt Huxley in seinen trefflichen „Oceanic Hydrozoa“. Unter dem Namen Adyla Vogtiüi bildet er eine Schwimmglocke ab, die man allerdings eher für eine obere Abylidenglocke, denn für diejenige einer Monophyide zu halten geneigt ist. Das ist denn auch Huxley’s Ansicht, der er dadurch Ausdruck gibt, dals er die an der Süd-Ost-Küste von Neu-Guinea entdeckte Form der Gattung Adyla einreiht. Wenn ich trotzdem Haeckel beistimme, der Abyla Vogtii für eine Monophyide erklärt, so ist für mich der Umstand entscheidend, dals die Anhangsgruppen (speziell das Deckstück) die Charaktere von Cuboides aufweisen. Huxley betont selbst die Ähnlichkeit zwischen dem von ihm an demselben Fundort beobachteten Cuboides vitreus und den sessilen Gruppenanhängen von Abyla Vogtii, durchaus zutreffend vermuthet er, dals die !) Der Gattungsname ist sehr alt. In der Schreibweise Cymbium wird er schon 1742 von N. Gualtieri (Index testarum conchyliorum) und 1753 von J. Th. Klein (Tentamen methodi Ostracologicae p. 80) für eine Volute geschaffen. 1826 trennt Broderip von der Gattung Voluta die Gattung Cymba (in dieser Schreib- weise) ab. (S.B.Sowerby und W. J. Broderip Species conchyliorum I 1812—1830). Auch G.B. Sowerby jun. hält noch in seinem „Thesaurus conchyliorum“ die Gattung Cymba aufrecht. (Vol. I p. 407. 1847). 15* — 116 — letzteren frei werden und sich zu Cuboides entwickeln. (l. e. p. 63) Wie ich bereits in meinem Berichte hervorhob, so ist indessen die pacifische Art entschieden nicht identisch mit der Atlantischen. Wenn Huxley den von Quoy et Gaimard angewendeten Species- namen Üuboides vitreus auf die päcifischen Eudoxiengruppen überträgt, so läfst sich leicht nachweisen, dafs zum Mindesten das Deckstück Differenzen aufweist Haeckel betont gleich- falls die Artverschiedenheit zwischen den Vertretern der beiden Meeresgebiete. Vorkommen der Halopyramis adamantina. Die drei von mir beobachteten Exemplare der Halopyramis erschienen am 25. Januar, 1. und 7. Februar 1888 vor Orotava. Ungefähr zu derselben Zeit, nämlich vom 18. Januar bis zum 13. März, zeigten sich auch die als Cuboides beschriebenen freien Eudoxienabkömm- linge in vier Exemplaren. Mit dieser Erscheinungszeit stimmt es auch vollkommen überein, wenn Haeckel sowohl die Mutterkolonie wie ihre Abkömmlinge im Februar 1867 vor Lanzarote beobachtete. Nach den bis jetzt vorliegenden Angaben scheint Halopyramis mit ihren Abkömm- lingen durch die wärmeren Teile des Atlantischen Oceans verbreitet zu sein. Unter dem Materiale des Challenger fand sich nach Haeckels Angaben Halopyramis während des April im Guinea-Strome (lat. 3° 10! N, long. 14° 51! W.) und Ouboides bei den Cap-Verdischen Inseln. Wie ich schon mehrfach von den im Vorhergehenden beschriebenen Monophyiden be- tonte, so sind die pacifischen Arten den atlantischen zwar nahe verwandt, aber doch nicht identisch mit ihnen. Huxley beobachtete die Halopyramis (Abyla) Vogtii in einem Exemplar an der Süd-Ost-Küste von Neu-Guinea und die ihr zugehörigen Cuboides Vogtii (C. vitreus) an der Ost-Küste von Australien und Süd-Küste von Neu-Guinea. Haeckel giebt aulserdem an (l. ec. p. 138), dals er eine ihr ähnliche Art, nämlich Halopyramis (Cymba) nacella 1881 im Indischen Ocean beobachtet habe. Schwimmglocke. Taf. XI, Fig. 1—4. Taf. XII, Fig. 1 und 2. Die Schwimmglocke mals in Länge und Breite bei dem kleinsten Exemplar einen Centimeter, bei den gröfsten war sie 15 mm hoch und 20 mm breit. (Taf. XI, Fig. 1). Während die Exumbrella polyedrisch und radiär gestaltet ist, so wird durch die dorsale Lagerung der Subumbrella ein Übergang zur bilateralen Symmetrie und durch die unregel- mälsige Begrenzung des Hydröciums sogar eine leichte Asymmetrie bedingt. — HM — Exumbrella. Wenn wir die Schwimmglocke uns in aufrechter Stellung (Fig. 1) mit senkrecht stehender Längsachse der Subumbrella, des Ölbehälters und des Hydröciums vor- führen, so erweist sich die obere Hälfte als eine vierseitige Pyramide, die untere dagegen als ein Complex von 4 dreiseitigen Pyramiden. Central liegen in derselben Ölbehälter und Hydröcium, excentrisch und zwar dorsal die Subumbrella. Fig. 1 führt uns daher die Glocke in aufrechter Stellung von der rechten Seite gesehen vor; Fig. 4 ebenfalls in aufrechter schräg von rechts (um 45° nach links gedreht); Fig. 2 zeigt sie von oben gesehen und Fig. 3 von der Ventralseite. Bei jüngeren Exemplaren bildet die Basis der oberen vierseitigen Pyramidenhälfte einen Rhombus, insofern die dorso-ventrale Nebenachse länger ist, als die rechtwinklig auf ihr stehende. Bei älteren Exemplaren gleicht sich der Längenunterschied aus und die obere Glockenhälfte bildet eine tetragonale Pyramide mit quadratischer Basis und einer Hauptachse, die kürzer ist, als die Nebenachsen. Die obere (durch die Hauptachse bezeichnete) Ecke nenne ich „Polecke“ und die vier Ecken der Pyramidenbasis „Mittelecken.“ Die vier an der Polecke zu- sammenstolsenden Kanten heifsen „Polkanten“, die acht an den Mittelecken zusammen- stolsenden „Mittelkanten“. Mit den Mittelecken alternieren die vier „Basalecken“ als Spitzen der 4 dreiseitigen Pyramiden, welche die Basalhälfte der Glocke bilden. Die Mittelkanten der dreiseitigen Pyramiden verlaufen ziekzackförmig zwischen den Mittelecken; von den Basalkanten verstreichen die beiden dorsalen gegen die dorsale Partie des subumbralen Schirmrandes, die beiden ventralen gegen den Ventralrand des Hydröciums. Die polyedrische Schwimmglocke setzt sich demgemäls aus zwölf radiär angeordneten Flächen zusammen, nämlich aus vier Vierecken, welche durch Polkanten und Mittelkanten begrenzt werden, und aus acht basalen Dreiecken, welche durch Mittelkanten und Basalkanten gebildet werden. Allerdings ist die in der Richtung der Polkanten verlaufende Trennungs- linie der basalen Dreiecke nicht scharf ausgebildet, da das Hydröcium sich einschiebt. Die Flächen der Vierecke sind schwach concav eingebuchtet; auch die Mittelkanten (speziell namentlich die auf der dorsalen Mittelecke zusammenstofsenden) verlaufen in concavem Schwung, während die Basalkanten schwach convex sich vorwölben. Die feine Zähnelung der Kanten fand ich nie so stark ausgebildet, wie sie Haeckel darstellt. An dem grofsen Exemplare (Fig. 1) waren die Polkanten glatt, die Mittelkanten nur gegen die Basalecken fein und die Basalkanten in ihrer ganzen Ausdehnung stärker ge- zähnelt. Bei jüngeren Exemplaren wiesen auch die Polkanten gegen die Mittelecken zu eine Zähnelung auf. — 19 — An den Mittelecken und teilweise. auch an den Basalecken war bei dem grolsen Exemplar das ektodermale Plattenepithel hochgelb pigmentiert. Das Hydröcium (hy), bilateral symmetrisch gestaltet und an seiner Mündung einige Asymmetrien aufweisend, liegt central im basalen Viertel der Glocke. Es ist seitlich com- primiert und nahezu helmförmig gestaltet; der Dorsalrand schmiest sich der unteren Ventral- fläche der Subumbrella an, der Ventralrand ist oben kuppenförmig vorgewölbt und steigt gerade abwärts. Die basale Mündung wird von zwei ungleichen gezackten Rändern: einem kürzeren rechten und einem längeren linken begrenzt. Im Querschnitt (Taf. XII, Fig. 1) erscheint das Hydröcium dreieckig mit abgerundeten Kanten; die Spitze des Dreiecks ist der Sub- umbrella zugewendet, die Basis liegt ventral. Die Mündung des Hydröciums ist ziemlich compliciert gebildet; wir finden sie von vier lamellenförmig vorspringenden Flächen: einer schmalen der Subumbrella zugewendeten dorsalen einer breiteren ventralen und zwei breiten seitlichen Lamellen begrenzt. Die schmale Dorsallamelle (Taf. XI, Fig. 1 und 4, Taf. XII, Fig. 1 und 2, 1. d.) springt unter den Schirmrand vor und bildet mit ihren Ecken gleichzeitig zwei ventrale Zähne des Subumbrellar- randes (d. v.).. Während ihr unterer Rand fein gezähnelt ist, so springen auf den Seiten- kanten äulserlich zwei gezähnelte Firsten (Taf. XII, Fig. 1 und 2, er. d.) vor, zwischen denen noch eine kleine quere Firste als horizontale Bindebrücke (Fig. 2 cr!) entwickelt ist. Auch die linke grölsere Seitenlamelle des Hydröciums (l. 1. s) weist zwei gezähnelte Firsten: eine kürzere dorsale (er. 1! ) und eine längere ventrale (er. I!) auf, die in zwei entsprechende Hydrö- ejalzähne (d. hy! und d. hy!!) auslaufen. Auf der kürzeren rechten Seitenlamelle (]. 1. d.) ist da- gegen nur eine gezähnelte Firste (cr. hy"!) nachweisbar, welche von dem rechten ventralen Zahn (d. hy!) ausgeht. Die Ventrallamelle (l. v.) ist an dem unteren Rande ebenso wie die übrigen Lamellen gezähnelt und wird durch einen tiefen Spalt in zwei Flügel zerlegt. Haeckel geht bei seiner Schilderung des Hydröciums auf die feineren Verhältnisse nicht ein, insofern er der asymmetrischen Form und der auftretenden gezähnelten Firsten keine Erwähnung thut. Seiner Beschreibung muls ein jüngeres Exemplar zu Grunde gelegen haben, da er das Hydröcium als fast ebenso grols wie die Subumbrella beschreibt und ab- bildet. Ich finde dasselbe sowohl bei dem grolsen Exemplar (Taf. XI, Fig. 1) wie bei dem kleineren (Fig. 4) nur halb so grols wie die Subumbrella. Die Subumbrella liegt in der Dorsalhälfte der Glocke und erreicht eine Länge von 9 mm bei einer grölsten Breite von 3 mm. An den Velarrand treten .die beiden dorsalen Basalkanten heran, während die Kuppe auf der Grenze des oberen Drittels der Glocke. — 119 — gelegen ist. Die Subumbrella ist flaschenförmig gestaltet und seitlich etwas comprimiert. Bei der Ansicht von der linken oder rechten Seite (Taf. XI, Fig. 1) erscheint sie in der Mitte ausgebaucht und zwar auf der Dorsalfläche stärker als auf der Ventralfläche. Ihr von einem Velum umsäumter Schirmrand (Taf. XII, Fig. 1 und 2 ve) weist aufser den beiden Ventralzähnen (welche von den Ecken der Dorsallamelle des Hydröciums gebildet werden) noch zwei seitliche Zähne (d. 1.) auf, Von der Dorsalseite gesehen (Taf, XII, Fig. 2) er- scheinen die Seitenzähne als breite gezähnelte Flügel, in deren unteren Rand die dorsalen Basalkanten übergehen. Sie sind gegen die Öffnung des Schwimmsackes bogenförmig gekrümmt (ib. Fig. 1 d. 1.) Ein Dorsalzahn fehlt vollständig. Der Stielkanal entspringt aus dem dorsalen Anfangsteil des Stammes unterhalb der Ein- mündung des Ölbehälters (Taf. XII, Fig. 3 ec. ped.) und tritt nach kurzem Verlaufe auf die ventrale Medianlinie der Subumbrella über, um sich hier an der Grenze des unteren Viertels des Schwimmsackes in die vier Subumbrellargefälse zu teilen (Taf. XI, Fig. 4). Der lange Dorsalkanal (e. d.) weicht nicht von der Mediane ab, steigt zunächst auf der Ventralseite aufwärts, um dann in der Kuppe des Schwimmsackes umzubiegen und auf der Dorsalseite absteigend in den Radiärkanal einzumünden. Das kurze Ventralgefäls (c. v.) löst sich vor seiner Einmün- dung in den Ringkanal in ein capillares Gefälsnetz auf. (Taf. XI, Fig. 4 r. v.) Die Seitengefälse (c. 1.) beschreiben die bekannte Schleifenwindung, indem sie bis zur Grenze des oberen Drittels resp. Viertels des Schwimmsackes auf der Ventralfläche aufsteigen und dann umbiegend links und rechts ziemlich gerade abwärts verlaufen. An dem grölsereu Exemplare (Fig. 1 ce!) war auf der Kuppe der Schleifenwindungen ein kurzer blinder Ast entwickelt. Die dorsale Lagerung der Subumbrella bringt es mit sich, dafs die Colonie bei den Pumpbewegungen nicht in der Richtung der Hauptachse der vierseitigen Pyramide sich bewegt, sondern mit der ventralen Polkante voran eine Cycloide beschreibt. Die Schilderung, welche ich hier von dem Schwimmsacke gab, weicht nur in einem Punkte wesentlich von derjenigen Haeckel’s ab. Er schreibt nämlich dem Schirmrande auch einen unpaaren Dorsalzahn zu und bildet ihn so bestimmt ab, dals ich eine Zeit lang der Meinung war, es möchte ihm doch eine nah’ verwandte Art vorgelegen haben. Wenn man jedoch die wesentliche Übereinstimmung in allen sonstigen Punkten bedenkt und in Betracht zieht, dals die complicierte Gestaltung des Hydröcial- und Schirmrandes leicht zu Täuschungen Veranlassung giebt, se möchte ich eher annehmen, dals hier ein Irrtum vorliegt. — 120° — Der Ölbehälter (e. ol.) ist flaschenförmig gestaltet, in der Mitte ausgeweitet und oben verjüngt. Er liegt central und ist nur um ein Geringes kürzer als die Subumbrella, welche er dadurch überragt, dals er der Kuppe des Hydröciums aufsitzt. Seine Längsachse steht nahezu parallel mit derjenigen der Subumbrella. Die basale Einmündung in den dorsalen Anfangsteil desStammes (Taf. XII, Fig. 3 or) ist stark verengt. Auffällig gro(s und mit blosem Auge kenntlich sind die entodermalen Saftzellen, welche in distaler und proximaler Richtung sich verkleinernd der Ventralfläche des Olbehälters aufsitzen und namentlich in der Mitte den Hohlraum stark einengen. Sie sind gegen Reagentien sehr empfindlich und lassen an ihrer der Leibeshöhle zugekehrten Wandung einen relativ kleinen Kern erkennen. In dem wie ein Flaschen- hals eingeschnürten Distalabschnitt, der von Saftzellen frei ist, schwebt ein grolser eiförmiger, leicht orange gefärbter Öltropfen, welcher durch sein geringes spezifisches Gewicht die auf- rechte Stellung der Glocke, wie sie in der Ruhelage stets eingenommen wird, bedingt. Haeckel scheint die dorsale Lagerung der Saftzellen und ihre ungewöhnliche Länge nicht erkannt zu haben, er gibt nur an, dafs der Ölbehälter „is nearly filled with large po- lyhedral entoderm cells“ und stellt sie in seinen Abbildungen als eine dem Pflanzenmark gleichende centrale Zellmasse dar. Stamm und Stammgruppen. Der Stamm ist relativ kurz. Bei keinem Exemplar fand ich denselben ausgestreckt, obwohl manche derselben zwei Tage lang in den Gefälsen isoliert gehalten wurden. Stets werden die Anhangsgruppen dicht aneinander gedrängt in dem Hydröcıum geborgen. Da- durch ist es sehr erschwert einen genaueren Einblick zu erhalten, doch will ich das, was ich ermitteln konnte, mitteilen, da Haeckel, der den Stamm auch nicht ausgestreckt fand, keine näheren Angaben über den Stamm macht. Den Anfangsteil (Taf. XII, Fig. 3) fand ich bei dem auf Taf. XI, Fig. 4 dargestellten Exemplar, welches einigen Einblick gestattete, stark aufgetrieben. Auf seiner Dorsalfläche entspringt der Stielkanal (ce. ped.) und liegt die enge Einmündungsstelle des Ölbehälters, über welche wie ein breiter Blindsack der Proximalabschnitt des Stammes, besät mit dicht ge- drängten kugligen Knospengruppen, hinausragt. Rasch verjüngt sich dann der Stamm zu einem schlanken röhrenförmigen Abschnitt, an dem die zur Ablösung reifen Anhangsgruppen vermittelst eines Magenstieles ansitzen (Taf. XII, Fig. 4 und 5). — il — Die Gruppen setzen sich aus einem Magenschlauch mit dem Fangfaden, aus dem Deckstück und aus der Urknospe für die Gonophoren zusammen. An den noch festsitzenden Gruppen schnürt sich bereits von der Urknospe die erste Gonophore linksseitig ab (Taf. XII, Fig. 4 und 6), welche niemals als Spezialschwimmglocke steril bleibt. Die Entwicklung der Knospen habe ich wegen des ungünstigen Zusammendrängens nicht so eingehend verfolgt wie bei Doramasia;, was ich indessen über die Ausbildung des Deckstückes und der Genital- glocken mitzuteilen vermag, soll bei Schilderung der frei lebenden Eudoxiengruppen nach- geholt werden. Hält man eine Halopyramis zwei Tage isoliert, so konstatiert man leicht den Prozels der Eudoxienbildung und überzeugt sich, dals die kleinen successive frei werdenden Eudoxien die Charaktere jener prachtvollen, zu ansehnlicher Grölse heranwachsenden „monogastrischen Colonien“ aufweisen, welche schon Quoy et Gaimard als Cuboides vitreus beschrieben. ’ Cuboides adamantina. Wie bereits in der Einleitung (p. 83 [59]) und in der obigen Litteraturübersicht her- vorgehoben wurde, so entdeckten Quoy et Gaimard in der Meerenge von Gibraltar einen Organismus, welchen sie 1827 als Cuboides vitreus beschrieben. Die Diagnose, welche sie von der Gattung Cuboides entwarfen, lautet folgendermaalsen: Animal libre, gelatineux, r6sistant, transparent, forme de deux parties. La premiere, considerable, parfaitement cubique, ayant, sur une des faces, une ouverture moyenne donannt issue ä des sucoirs et ä des ovaires et dans son interieur deux cavites. La seconde partie, tres petite, frang6e, creusee d’une cavite, est recue dans la moyenne de la precedente. Zur Erläuterung der Beschreibung bemerke ich, dass die „erste Partie“ das Deckstück repräsentiert, welches wegen seiner cubischen Form zur Bezeichnung Cuboides Veranlassung gab. Von den beiden Hohlräumen, welche es bergen soll, ist der eine, wie aus der Species- beschreibung hervorgeht, leicht als Ölbehälter wiederzuerkennen, der zweite hingegen ergiebt sich aus der Abbildung als eine kleine Genitalglocke, deren Bedeutung gänzlich verkannt wurde. Abgesehen davon, dals die Angabe über das Auftreten mehrerer Magenschläuche unrichtig ist, werden auch die eng zusammengeknäuelten Nesselknöpfe für Ovarien gehalten. Die „zweite Partie“ ist leicht als die grölsere Genitalglocke wiederzuerkennen, deren Pump- bewegungen bei der Artbeschreibung hervorgehoben werden und deren mit Eiern erfülltes Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 16 Er Manubrium nicht übersehen wurde („nous avons remarque une seule fois dans sa cavite de petits globules blancs, agglomeres“). Die irrige Angabe über das Vorhandensein mehrerer Magenschläuche veranlalste Eschscholtz auch Cuboides mit der Gattung CUymba als Oymba Cuboides zu vereinigen, während Quoy et Gaimard wiederum die Gattungsbezeichnung aufgaben und in dem grolsen Reisewerke der Astrolabe die Art als Diphyes euboidea aufführen. Erst Huxley verdanken wir eine zutreffende Charakteristik der pacifischen ('uboides, in welcher er allerdings die atlantische Art wiederzuerkennen glaubte. Richtig vermutet Huxley, wie oben (p. 139 [115]) erwähnt wurde, dals Cuboides die frei werdende Anhangsgruppe seiner Abyla Vogtii repräsentiere. Die Beschreibung Huxley’s wurde wesentlich durch die Darstellung Haeckel's er- gänzt, welcher 1867 die atlantische Cuboides erystallus an den Uanarischen Inseln beobachtete. Ich hofte, dals die nachfolgende Schilderung den Angaben von Huxley und Haeckel noch manches hinzufügt, was auch für das Verständnis der Eudoxiengruppen im Allgemeinen nicht ohne Belang sein dürfte. Deckstück. Die würfelförmige Gestalt des Deckstückes gab den Entdeckern Veranlassung zur Gattungsbezeichnung Cuboides. Wir haben sechs Seitenflächen, zwölf Kanten und acht Ecken an dem Deckstücke zu unterscheiden, das allerdings nie die Würfelform in geometrisch reiner Gestalt zur Ausbildung bringt. Die ungleiche Entwicklung der Seitenflächen und vor Allem die merkwürdige Form des Ölbehälters bedingen eine bilaterale Anordnung, welche uns ge- stattet, die Flächen als dorsale und ventrale, linke und rechte, obere oder Scheitelfläche und untere oder Basalfläche zu unterscheiden. Die Kanten wollen wir als Scheitelkanten, Mittel- kanten und Basalkanten, die Ecken als Scheitelecken und Basalecken bezeichnen. Sämtliche Kanten und Flächen sind bei jüngeren Exemplaren weniger, bei älteren stärker concav eingebuchtet. Am auffälligsten ist dies Verhalten bei der Basalfläche ausgebildet, welche als tiefer Trichter bis zum Centrum des Würfels vordringt und dadurch zur Ent- stehung eines Hydröciums oder einer Trichterhöhle Veranlassung giebt. In diese können mit Ausnahme der älteren Genitalglocken sämtliche Anhänge geschützt geborgen werden. Durch die concave Einbuchtung der Flächen erhält der optische Medianschnitt der hyalinen gallertigen Grundsubstanz die auf Taf. XI, Fig. 5 (jüngeres Exemplar) und auf Taf. X, Fig 10 (grolses Exemplar) angedeutete merkwürdige Form. welche namentlich in letzterem Falle einem H a mit ungleich langen, sich zuspitzenden Schenkeln ähnelt. Zugleich lehrt die Betrachtung der Fig. 10, dals die concave Einbuchtung der Flächen bei älteren Deckstücken sehr ungleich an den einzelnen Flächen ausgeprägt ist; ein Verhalten, welches bei jüngeren Deckstücken (Taf. X, Fig. 5 u. 6) weniger auffällig ausgebildet ist. Stets ist die Dorsalfläche grölser als die übrigen Flächen und namentlich bei älteren Exemplaren mit ihrem verbreiterten unteren gezähnelten Rande schirmartig vorgezogen. (Taf. XI, Fig. 7). Die Zähnelung der Kanten finde ich nicht so auffällig ausgebildet, wie Haeckel auf seinen Figuren andeutet. Mit Ausnahme der dorsalen Basalkante, die stets in ihrer ganzen Länge gezähnelt ist, treten nur in der Nähe der Ecken feine Zähnchen auf. Das Deckstück kann zu einem Würfel heranwachsen, dessen Kanten eine durchschnitt- liche Länge von einem Centimeter aufweisen. Ein derartig grolses Exemplar ist auf Taf. X, Fig. 10 und Taf. XI, Fig. 7 dargestellt. Bei dem jüngeren auf Taf. XI, Fig. 5 dargestellten Cuboides messen die Mittelkanten 4 mm, die dorsale Basalkante 5,8 mm. Der Ölbehälter (e. ol.) weist eine höchst originelle und charakteristische Form auf. Nahezu ebenso hoch wie breit (an den grolsen Deckstücken wächst er zu 2,5 mm heran) setzt er sich aus einem nierenförmigen basalen Abschnitt und aus einer ovalen halsartig vor- gezogenen distalen Partie zusammen. Die letztere ragt bis zur Mitte der Scheitelfläche und birgt den grolsen, rotbraun schimmernden glänzenden Öltropfen (ol.). Die nierenförmige Gestalt des Basalteiles, wie sie namentlich bei der Aufsicht hervortritt (Taf. XI, Fig. 6) wird durch zwei breite ventralwärts gerichtete Aussackungen bedingt, welche ebenso wie der Medianabschnitt auf der oberen Dorsalfläche mit ungewöhnlich grolsen Saftzellen belegt sind. Die Zellen werden einen Millimeter lang und sind mit blosem Auge deutlich wahrnehmbar, Sie flimmern nicht und weisen einen der freien (der Leibeshöhle zugewendeten) Fläche an- liegenden Kern auf (Taf. XII, Fig. 8, Sehnitt durch einen jugendlichen Ölbehälter). Die aufsergewöhnliche Gröfse der Saftzellen, wie sie nicht nur im Ölbehälter der Deck- stücke, sondern auch in jenem der Schwimmglocke von Halopyramis auftreten, legt die Frage nahe, welche phvsiologische Rolle dieselben im Haushalt der Colonie spielen mögen. Die Frage ist nicht leicht zu beantworten angesichts der ungemein verschiedenartigen Ausbildung und Anordnung der Saftzellen bei den Calycophoriden. Dals sie in einem gewissen Zusammen- hang mit dem Auftreten des Öltropfen stehen, geht ja aus ihrem Fehlen bei den Physophoriden') hervor. Man könnte aus diesem Umstande etwa den Schlufls ziehen, dals sie mit der Ab- 1) Nur in den Endblasen der Nesselknöpfe von Agalmopsis (Lychnagalma Haeck.) kommen Öltropfen vor, welche auch hier als hydrostatische Apparate die originelle Haltung der Knöpfe bedingen. 16* 1a sonderung des Öles betraut seien. Dagegen ist hervorzuheben, dafs das Öl auch bei Formen vorkommt, welche (z. B. Praya, Lilyopsis und Stephanophyes) keine Saftzellen aufweisen. Ganz entschieden stammt dasselbe als Produkt der Verdauung aus den Magenschläuchen, in denen ich oft, wenn die Magenpforte verschlossen war, die Öltropfen rotirend fand (Stephano- phyes Taf. III, Fig. 2). Ich darf wohl nicht ohne guten Grund vermuten, dals das bei den Siphonophoren in Ölbehältern aufgespeicherte Öl geradezu direkt den zur Nahrung dienenden Copepoden und ÖOstracoden entnommen wird, welche ja bekanntlich bald ungefärbte, bald gefärbte Öltröpfchen als Produkt des Stoffwechsels aufspeichern. Damit würde es sich auch einfach erklären, weshalb bei einer und derselben Art von Calycophoriden die Öltropfen je nach der Kost in ihrer Färbung so auffällig verschieden sind. Entschieden beteiligen sich riesige Zellen, welche wie Pflanzenparenchymzellen sich ausnehmen und nur einen relativ kleinen Kern aufweisen, nicht an den Vorgängen eines regen Stoffwechsels. Eher dürften wir Ihnen eine mechanische Function zuschreiben und da liegt es nun nahe, anzunehmen, dals sie wie ein Verschlufspfropfen das Lumen des Ölbehälters gegen die Leibeshöhle der übrigen Anhänge abschliefsen. Der Ölbehälter kann ja durch die allgemeine Leibeshöhlenflüssigkeit geschwellt werden, die dann bei dem Abströmen nach anderen Anhängen es bedingt, dals die dorsale Wand des Behälters den Saftzellen dicht an- liegt. Für den Öltropfen hat dies Verhalten die Wirkung, dals er stets in dem Distalab- schnitt des Behälters liegen bleibt und nicht bei lebhaften Schwimmbewegungen und Drehungen seine Lage ändert. Da er ja in physiologischer Hinsicht durch sein leichtes specifisches Gewicht die Rolle eines hydrostatischen Apparates spielt, so ist es für die Colonien von Wert, dafs sie nach raschen Schwimmbewegungen wieder die durch den Öltropfen bedingte Ruhe- lage einnehmen. Es liegt auf der Hand, dals diese Auffassung von dem physiologischen Werte der Saft- zellen nur für jene Fälle zutrifft, wo thatsächlich die ungewöhnliche Grölse der Zellen einen Abschluss des Lumens herbeiführen kann. Dafs sie noch andere, uns unbekannte mechanische Funktionen ausüben mögen (vielleicht sind sie selbst spezifisch leichter als andere Zellgruppen), soll nicht in Abrede gestellt werden. Die Eigentümlichkeiten im feineren Bau des Ölbehälters sind mit den bisherigen Dar- legungen noch nicht erschöpft Bereits bei Schilderung des Ölbehälters von Ersaea picta hatte ich darauf aufmerksam zu machen, dals an der Übergangsstelle des Ölbehälters in den Stiel des Magenschlauches ein eigenartig modifiziertes ektodermales Epithel auftritt. Ich habe dasselbe auch bei Cuboides konstatiert und verweise zur illustration dieses Verhaltens auf 2 Taf. XII, Fig. 10 und 11. Auf Längsschnitten durch den Basalabschnitt des Ölbehälters (Fig. 10) konstatiert man, dals die Gallertlage des Deckstückes auf eine dünne Stützlamelle (lam.) reduziert wird, welche auch in den ziemlich scharf abgesetzten Magenstiel (p. p.) über- geht. Die Entodermzellen sind im Bereich des Ölbehälters eylindrisch gestaltet (en '), während das Ektoderm als eine dünne Lamelle mit Ausnahme einer ziemlich scharf umschriebenen, direkt dem Magenstiel anliegenden Partie (ek) erscheint. Von der Fläche gesehen setzt sich dieser Ring dickerer ektodermaler Zellen aus einem Plattenepithel zusammen (Fig. 11), welches dadurch ausgezeichnet ist, dafs seine 0,15—0,2 mm grofsen feinkörnigen Zellen mit einer Brut kleiner Kerne ausgestattet sind. Meist treten zwei bis vier 0,05 —0,05 mm messende Kerne auf, welche je ein stark glänzendes Kernkörperchen erkennen lassen. Bald rundlich, bald oval, bald gelappt deuten sie durch ihre unregelmälsige Gestalt darauf hin, dals durch direkte Kernteilung eine Brut kleiner Kerne ihre Entstehung genommen hat. In den nach- folgenden Zeilen werde ich nochmals Gelegenheit nehmen, eingehender den Vorgang direkter Kernteilung bei Siphonophoren zu beleuchten. Die Mitteilungen Haeckel’s über den Ölbehälter beschränken sich im Wesentlichen auf die Schilderung der äulseren Form. Die auffällige Grölse der Saftzellen und ihre Insertion auf der oberen Basalfläche des Behälters hebt er nicht speziell hervor, wohl aber bildet er (Report. Taf. 42, Fig. 15) den Distalteil des Ölbehälters einer älteren Fudoxie als von einer Gruppe rundlicher Entodermzellen gekrönt ab. Ich habe nie ein derartiges — übrigens auch sehr ungewöhnliches — Verhalten konstatiert und möchte vermuten, dals eine Verletzung zu dieser abnormen Gestalt Veranlassung gab. Der Darstellung vom Bau des ausgebildeten Deckstückes möchte ich einige Worte über die Entwicklung des Deckstückes nachfolgen lassen. (Taf. XII, Fig. 4, 5, 7—9.) Das jüngste Stadium, welches ich auf Schnitten untersuchte (Fig. 7) betrifft die kuglige Knospe, welche sich gerade von der Urknospe der Genitalanlage abgeschnürt hat. Beide Lamellen, sowohl Ektoderm wie Entoderm, sind beträchtlich verdickt. Das letztere liefert den Ölbehälter, während das Ektoderm in gleich zu schildernder Weise zunächst die Kanten bildet und dann die hyaline Gallertmasse abscheidet. Indem nun die Knospe eine dorsale Stellung zu den übrigen Gruppenanhängen annimmt und gleichzeitig beträchtlich heranwächst, wird frühzeitig ihre spätere kubische Gestalt durch das Auftreten von Kanten vorbereitet. Die Kanten entstehen durch eine Duplikatur des Ektodermes noch bevor die Gallert- masse abgeschieden wird (Fig. 9). Die Scheitelkanten, Basalkanten und dorsalen Mittelkanten (er. d.) treten zuerst und gleichzeitig auf, später folgen die ventralen Mittel- — 126 — kanten nach. Rasch wird nach Bildung der Kanten eine klare Sekretlage abgeschieden, während gleichzeitig der Ölbehälter hufeisenförmig sich krümmend der Dorsalfläche des Stammes sich anschmiegt (Fig. 4 und 5). Eine lebhafte Vermehrung der Entodermzellen, wie sie schon auf früheren Stadien (Fig. 9) sich bemerkbar macht, bedingt die rasche Grölsen- zunahme des Ölbehälters. Gleichzeitig wird auch die Sonderung der Saftzellen von den übrigen Entodermzellen eingeleitet, wie sie Fig. 8 auf einem Schnitte darstellt, der parallel zum Magenschlauch (in der Richtung der punktierten Linie x... y, Fig. 5) durch den jungen Ölbehälter geführt wurde. Die der Scheitelfläche zugekehrte obere Wand des Ölbe- hälters ist mit den jugendlichen hellen Saftzellen (en!) belegt, während die seitlichen und basalen Partieen ein Polster lebhaft sich vermehrender feinkörniger Entodermzellen auf- weisen (en?). Nur die concave Innenfläche des Behälters wird überall da, wo sie sich dem Stamme anschmiegt, von dünnem Plattenepithel ausgekleidet (en). Erst sehr spät tritt als ein kleiner medianer Bruchsack die distale, den Öltropfen bergende Partie auf. Die rasche Grölsenzunahme des Deckstückes, wie sie durch das Abscheiden des klaren Sekretes bedingt wird, hat zur Folge, dals ein Druck auf den Stamm ausgeübt wird. Die Ventralfläche des Deckstückes gelangt zuletzt zur Ausbildung, indem von hinten her die Gallerte sich zwischen die an jugendlichen Deckstücken unregelmälsig gebogenen mittleren Ventralkanten (Fig. 4) einschiebt und dabei den Stamm mehr und mehr ventralwärts vordrängt. Da ich die Entwicklung der polyedrischen Deckstücke noch eingehender bei den Abyliden darstellen werde, die bei häufigerem Erscheinen mir Gelegenheit boten, den Vorgang bis in das Detail zu verfolgen, so beschränke ich mich hier auf den Hinweis, dals nie der Stamm, sei es von dem Ölbehälter, sei es von der Gallerte des Deckstückes, eonzentrisch umwachsen wird. Ein derartiger Prozels,; wie er von Leuckart') speziell für Abyla pentagona ange- nommen wird, mülste zur Folge haben, dals die Scheitelfläche des kubischen Deckstückes von Halopyramis vom Stamme durchbohrt wird. Das ist nicht der Fall; die Ausbildung der kompliziert gestalten Deckstücke lälst sich stets als eine Modifikation des denkbar einfachsten Entwicklungsmodus, wie er bei Doramasia vorliegt, nachweisen. Wie bei dieser der Ölbe- hälter hufeisenförmig die Dorsalfläche des Stammes umgreift (Taf. IX, Fig. 8, c. ol.), ohne ringförmig sich um denselben zu schliefsen, wie das schildförmige Deckstück der Dorsaltläche des Stammes anliegt, ohne dals seine Seitenränder zu einem Cylinder zusammenwachsen, so bleiben die Grundzüge desselben Entwicklungsmodus auch bei den polyedrischen Deckstücken von Halopyramis und den Abyliden gewährt. !) R. Leuckart, Zur näheren Kenntnis der Siphonophoren von Nizza. Arch. f. Naturgesch. 1854 pag. 21—24. — 1207 — Magenschlauch. Der Magenschlauch läfst die bekannte Gliederung in vier Abschnitte, nämlich in einen Magenstiel (p. p.), in einen Basalmagen (bg.), Hauptmagen (st.) und rüsselförmigen End- abschnitt (pr.) deutlich erkennen. Der Magenstiel geht breit in die Basis des Ölbehälters über. Er ist dünnwandig (Taf. XII, Fig. 10 p. p.) und mit kräftigen ektodermalen Längsmuskeln ausgestattet, welche sich so energisch zu kontrahieren vermögen, dals der Stiel anscheinend verschwindet und der Basalmagen dem Ölbehälter dicht anliegt. Auf der Ventralseite dicht oberhalb des Basal- magens knospen die Gonophoren. Direkt unterhalb der Knospungszone für die Gonophoren wird der Magenstiel durch eine Pylorusklappe (Taf. X, Fig. 10 v. p.) von dem Basalmagen abgegrenzt. Der letztere ist bekanntlich durch das dicke Polster von ektodermalen Zellen ausgezeichnet, von denen die in der Tiefe gelegenen (Taf. XII, Fig. 22) einen rundlichen oder ovalen, 0,015— 0,005 mm messenden Kern aufweisen, dem ein nur dünnes, häufig in einen oder zwei Fortsätze sich ausziehendes Plasma anliegt. Die mittleren und oberen Zellen (Fig. 235, 24) bilden in einer noch genauer zu schildernden Weise Nesselkapseln aus, welche indessen zeitlebens auf einem jugendlichen Stadium verharren. Das Nesselpolster bildet die Grenze zwischen dem Basalmagen und dem ungemein dehnbaren Hauptmagen, von welch’ letzterem der rüsselförmige Endabschnitt nicht scharf abgesetzt ist. Die Magenschläuche sind, so lange die Gruppen noch dem Stamme von Halopyramis ansitzen, ungefärbt, mit Ausnahme einer prächtig smaragdgrün schillernden Partie auf der Ventralfläche des Basalmagens. An den Eudoxiengruppen zeigt der Magenstiel einen zarten rosa Ton, während die übrigen Partieen des Magenschlauches sehr zart orange schimmern. Fangfaden. Der Fangfaden (t.) entspringt direkt unterhalb der Pylorusklappe aus der linken Dorsalfläche des Basalmagens. Seine verdickte dorsale (dem Magenschlauche abgewendete) Fläche ist dicht mit den eiförmigen Knospen für die Seitenfäden bedeckt, welche kolbenförmig sich verlängernd und an ihrem Distalende gemshornförmig gekrümmt in bekannter Weise in den Stiel, Nesselknopf und Endfaden sich gliedern. Der dehnbare Stiel ist bei der Contraktion (Taf. XII, Fig 14) auf der Oberfläche gerunzelt und liegt mit seinem Distalabschnitt schleifenförmig gebogen der Dorsalfläche des — 1287 — Nesselknopfes an. Wird er dagegen zu einem ungemein feinen Faden gedehnt, so streckt sich die Schleife bis zum Verschwinden; auch erscheint dann die Oberfläche glatt, mit Aus- nahme jener Stellen, wo die Ektodermkerne halbkuglig vorgewölbt dem dünnen Fädchen aufliegen. Der Nesselknopf erreicht eine durchschnittliche Länge von 0,4 mm und ist im Verlaufe der Batterie intensiv orange gefärbt. Da ich bei Schilderung der Nesselknöpfe von Stephanophyes bereits Gelegenheit nahm, eingehender den Bau und die Wirkungsweise zu erörtern, so beschränke ich mich hier auf die Mitteilung jener Thatsachen, welche entweder neu sind, oder Eigentümlichkeiten im Bau der Knöpfe von Halopyramis betreffen. Ebensowenig wie bei den übrigen Monophyiden findet auch bei Halopyramis eine Invagination des Proximalabschnittes statt. Das Nesselband oder die Batterie (t. u.), aus 7 Längsreihen schwach kommaförmig gebogener Kapseln von 0,04 mm Länge bestehend, ver- läuft ziemlich gerade gestreckt. Die grolsen cylindrischen oder stabförmigen Kapseln (Fig. 14 en. pa., Fig. 20) werden 0,08 mm lang und finden sich jederseits zu acht angeordnet. Die birnförmigen mit Cnidocils ausgestatteten Kapseln (en. py.) treten zu 16—20 am Distal- ende des Knopfes auf. Der Gefälskanal obliteriert an den älteren Nesselknöpfen, deren Ventralfläche von einem ungemein langen elastischen Bande eingenommen wird. Von der Seite gesehen bietet sich dasselbe als ein Gewirr kleiner heller Kreise — der optischen Querschnitte der elastischen Schleifen — dar, welche gegen den Distalabschnitt des Knopfes gröfser werden. Erst an Schnitten resp. Macerationspräparaten erhält man genaueren Aufschluls über die Struktur desselben. Von der Ventralfläche gesehen (Fig. 16) bietet es sich als eine im Mittel 0,07 mm breite Lamelle dar, welche aus einem wellenförmig sich biegenden und mit seinen Windungen dicht aneinanderliegenden elastischen Faden gebildet wird. Untersucht man den Faden bei schwächerer Vergrölserung, so macht er den Eindruck einer langen quergestreiften und in Windungen aufgerollten Muskelfaser. Bei Anwendung stärkerer Systeme erkennt man indessen, dafs der Anschein einer Querstreifung dadurch bedingt wird, dals zwei elastische Fäden tauförmig miteinander verflochten sind (Fig. 17). Es ist das eine Struktur, wie sie allgemein bei den Abyliden verbreitet ist, deren elastisches Band ebenfalls eine tauförmige Verflechtung der Schleifenhälften von ihrem Ursprung aus der Stützlamelle an bis zu dem stärkeren distalen Ende aufweist. Die Mitteilungen, welche ich früherhin über die Nesselknöpfe von Stephanophyes machte, vermag ich noch in einem wesentlichen Punkte zu ergänzen. Während ich früherhin (p. 43) mich nur mit Reserve über das von Korotneff beschriebene Vorkommen von Ganglien- — og — zellen auf Calycophoridennesselknöpfen äufserte, so ist es mir thatsächlich gelungen, Ganglien- zellen bei Halopyramis aufzufinden. Auf der Ventralseite des Knopfes oberhalb der Insertion des Endfadens und dem Distalabschnitt des Nesselbandes aufliegend trifft man nämlich ein Ganglion, welches zwei bis drei Kerne aufweist und sehr zarte Fäden zu den birnförmigen Kapseln entsendet (Fig. 14 ga, Fig. 15). Die Nesselknöpfe von Halopyramis sind allerdings bei ihrer geringen Gröfse weniger zur Erkenntnis der feineren Strukturverhältnisse geeignet, als diejenigen der Abyliden, bei denen ich eingehender die Ganglien darstellen werde. Der Endfaden kann lang ausgestreckt oder zu einem engen Knäuel (Fig. 14 f. t.) aufgewunden werden. An ihm finden sich in der bereits für Stephanophyes betonten Weise zweierlei Nesselkapseln: kleine stabföormige und kleine birnförmige, angeordnet. Auch der von birnförmigen Kapseln umsäumte Endknopf ist vorhanden. Die Entwicklung der Nesselkapseln. Taf. XII, Fig. 18—24. Die Entwicklung der Nesselkapseln habe ich in dem ersten Teile dieser monographischen Darstellungen nur flüchtig berührt. Ich gestatte mir daher die dort (p. 40 und 41) ge- gebenen Andeutungen etwas spezieller auszuführen und sie durch Abbildungen zu illustrieren, welche ich speziell der Entwicklung der Kapseln bei Halopyramis und Cuboides entlehne. In den späteren Abhandlungen werde ich noch öfter Gelegenheit nehmen, die hier gegebene Darstellung zu erweitern. Über die Bildung der Nesselkapsel stehen zwei Ansichten einander gegenüber, die nur in dem einen Punkte überein kommen, dafs sie die Entwicklung der Kapsel innerhalb eigener Zellen, der Nesselzellen oder Cnidoblasten, annehmen. Der für alle in Aktion tretende Nesselkapseln typische Nesselfaden soll sich nun nach den Darstellungen von Jickeli') und Nussbaum?) aufserhalb der Kapsel anlegen und nachträglich in dieselbe eingestülpt werden, während Bedot°) und EC. Schneider‘) seine Bildung aus einem in die Kapseln sich ein- stülpenden „Nematoblasten“ annehmen. Nach meinem Dafürhalten treffen beide Anschauungen nicht das Richtige. Auf das Entschiedenste mufs ich eine Entwicklung des Fadens aufserhalb der Kapsel in Abrede stellen, wie sie von Jickeli und Nussbaum in durchaus nicht übereinstimmender Form geschildert 1) C. F. Jickeli. Der Bau der Hydroidpolypen. Morph. Jahrb., Bd. VIII, 1882, p. 399—401. 2)M. Nussbaum, Ueber die Teilbarkeit der lebendigen Materie. Arch. f. Mikr. Anat. Bd. 29. 1887, p. 304. >) M. Bedot. Recherches sur les cellules urtieantes, Recueil Zoologique Suisse, Bd. 4. 1888, p. 66—69. 4) K. C. Schneider. Histologie von Hydra fusca. Arch. f. Mikr. Anat. Bd. 35, 1890, p. 345. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 17 — 130 — wird. Andererseits kann ich einen Gegensatz in der Entwicklung von Kapsel und Faden, wie er namentlich von Bedot betont wird, nicht anerkennen. Kapsel und Faden bilden nach meinem Dafürhalten ein einheitliches Ganze, das aus dem sogenannten Nematoblasten seine Entstehung nimmt. Immerhin mufs anerkannt werden, dafs namentlich Bedot der Erkenntnis des Richtigen sehr nahe gekommen ist. Nesselkapseln werden überall da, wo das Ektoderm mehrschichtig ist, in jugendlichen indifferenten, in der Tiefe gelegenen Zellen angelegt, welche allmählich an die Oberfläche rücken. Ein Überwandern fertiger Nesselzellen von gewissen Bildungsheerden aus auf die Fangfäden und Nesselknöpfe habe ich in keinem Falle mit Sicherheit nachweisen können. In diesen indifterenten, meist polyedrisch sich abplattenden und noch wenig Plasma um den kugligen Kern aufweisenden Bildungszellen entsteht zunächst eine kleine Vakuole, die rasch sich vergrölsert und es bedingt, dals der Zellkern abgeplattet wird (Fig. 23a). Während gleichzeitig die Zellen beträchtlich heranwachsen und in die Höhe steigen, dringt ein intensiv mit Tinktionsmitteln sich imprägnierender kleiner Zapfen von Plasma in das Innere der hellen Vakuole vor. Bedot hat diesen Zapfen, dessen Entstehung er richtig schildert, als Nematoblasten bezeichnet. Er nimmt an, dals er dem Nesselfaden den Ursprung giebt, während der Inhalt der hellen Vakuole sich zu der Nesselkapsel verdichten soll. Nach meinem Dafürhalten liefert der Nematoblast nicht nur den Faden, sondern gleich- zeitig auch die Anlage der Kapsel; zutreffender wäre es, wenn man die Bezeichnung „Cnidoblast“, die freilich für die Nesselzelle in toto gebraucht wird, speziell dem in die Vakuole vor- dringenden Plasmazapfen beilegen würde. Der Cnidoblast im engeren Sinne füllt selten den Raum der hellen Vakuole vollständig aus (Fig. 24). Er zeigt namentlich an jenen Stellen, wo dicke Nesselpolster auftreten (so z. B. am Basalmagen, im dicken ektodermalen Belag der Tentakeltaster von Physalia, im centralen Ektodermpolster der Velellen und Porpiten) höchst unregelmälsige und oft bizarre Formen. Bald ist er einfach kuglig oder oval gestaltet, bald wurstförmig oder hufeisen- förmig ausgezogen, bald unregelmäfsig gebuchtet oder mit einem stielförmigen Anfangsteil versehen. Den Stiel, vermittelst dessen er gelegentlich mit dem übrigen Plasma zusammen- hängt, scheint Jickeli für die Anlage des Nesselfadens gehalten zu haben. Es ist nun sehr bemerkenswert, dafs die Bildung einer Kapsel und des Fadens häufig in den eben erwähnten Nesselpolstern am Basalmagen ete. unterbleibt. Andeutungen an eine Fadenbildung in unregelmälsig gestalteten Cnidoblasten habe ich allerdings öfter — so namentlich an den Tastern der Physalia — beobachtet. Damit steht es denn auch in Zu- — a sammenhang, dafs die Zellen der Nesselpolster keine Einrichtungen zur Entladung in Gestalt von Sinneshaaren (Cnidocils) und muskulösen Ausläufern erkennen lassen. Wohl aber tritt vielfach auf der Zellwandung eine feine konzentrische Streifung auf, wie ich sie in nebenstehender Figur 9 von Zellen des Ekto- 9. dermpolsters der Physalientaster abbilde. Auf -n ähnlich gestaltete Zellen aus dem ringförmigen Nesselpolster des Schirmrandes von Carmarina haben die Gebrüder Hertwig!) aufmerksam Fig. 9. Zellen aus dem Nesselpolster der grossen Taster von Physalia. n, Kern, va. helle Vakuole, en. Cnidoblast, x. Concen- gemacht. ee Die Cnidoblasten der späterhin funk- tionierenden Nesselkapseln zeigen in den Batterieen meist kolbige oder cylindrische Formen (S. Stephanophyes, Taf. V, Fig. 12, 20 und 21 n. bl.). Dals sie indessen auch recht unregel- mälsig geformt sein können, lehren die Entwicklungsstadien der grolsen stabförmigen Nessel- kapseln, wie ich sie auf Taf. X, Fig. 9 von Doramasia und auf Taf. XII, Fig. 18 und 19 von Halopyramis darstelle. Stets können wir an den Cnidoblasten einen freien und einen meist zugespitzten Pol unterscheiden, von denen der letztere die Stelle markiert, von welcher aus der Cnidoblast sich in die Vakuole vorstülpte. Der freie Pol bildet sich zum Entladungspol der fertigen Nesselkapsel aus. An den Unidoblasten der grossen stabförmigen Kapseln der Batterie tritt als erste Andeutung einer weiteren Differenzierung ein centraler Achsenstab (ax) auf, welcher die Anlage des basalen (proximalen) verbreiterten und häufig mit Borsten oder spiral ver- laufenden Haaren besetzten Nesselfadenabschnittes abgiebt. Die Sonderung dieses Central- pfeilers macht sich bereits zu einer Zeit geltend, wo der Cnidoblast noch unregelmälsige Contouren aufweist, denen dann auch der Pfeiler folgt. Allmählich schwinden jedoch die unregelmälsigen Formen der Cnidoblasten, indem sie immer deutlicher die Gestalt der definitiven Nesselkapsel annehmen und gleichzeitig auch das intensive Tinktionsvermögen verlieren. Fehlt an den Nesselfäden ein verbreiteter Basalabschnitt — so z. B. an den Nessel- fäden von Physalia — so tritt im Inneren des Cnidoblasten ein unregelmäfsig begrenzter heller Raum auf, welcher durch Verflüssigung der centralen Masse entsteht und offenbar das Nesselgift, dessen Natur uns freilich noch unbekannt ist, repräsentiert. Auch um den Central- pfeiler der eben erwähnten grofsen stabförmigen Kapseln lälst sich auf späteren Stadien ein heller Mantel flüssiger Substanz wahrnehmen. Das Plasma des Cnidoblasten sondert sich 1) OQ.u.R. Hertwig. Das Nervensystem und die Sinnesorgane der Medusen 1878, p. 49, Taf. 4, Fig. 2, 9—12 17*+ demgemäls in zwei chemisch durchaus differente Substanzen, einerseits nämlich in eine cutı- culare, offenbar dem Chitin verwandte Masse, welche Kapsel und Faden bildet, andererseits in das seiner chemischen Natur nach uns unbekannte Nesselgift. Aufserordentlich klar läfst es sich nun nachweisen, dafs kurz nach Ausbildung des Centralpfeilers spirale Touren zunächst in geringerer, später in grölserer Zahl (Vgl. Fig. 20, b-d) in dem peripheren Teile des Cnidoblasten als Anlagen des Nesselfadens auftreten. Sobald sie sich deutlicher dadurch abheben, dafs das flüssige Nesselgift zwischen die Windungen des Spiralfadens eindringt, tritt auch die dünne Wand der Kapsel klar hervor, welche an dem Entladungspole direkt in den Centralpfeiler übergeht. Entschieden geht die Kapselwand eben- falls aus dem Cnidoblasten hervor; würde die helle Vakuole, deren Raum allerdings durch den mächtig heranwachsenden Cnidoblasten stark verengt wird, sich zur Kapselwand um- wandeln, so mülste sie schliefslich ganz schwinden. Das ist jedoch nie der Fall, sondern stets stecken die Kapseln des Nesselknopfes in einer Art von Hülse, aus welcher sie leicht herausfallen. Die Hülse wird von der Nesselzelle selbst gebildet, an deren basalem Abschnitt der Kern, umgeben von Protoplasma, gelegen ist. An den stabförmigen Kapseln rückt jedoch Anm. Nach Niederschrift des obigen Aufsatzes erschien eine Mitteilung von K. C. Schneider: „Einige histologische Befunde an Coelenteraten“ (Zool. Anz. 1891, No. 375 und 376), aus der ich entnehme, dafs der Verfasser seine Anschauungen über die Bildung der Nesselkapseln durchaus geändert hat. Während er in seiner sorgfältigen Untersuchung über die Histologie der Hydra eine Entstehung des Nesselfadens inner- halb der Kapsel annimmt, so schliefst er sich nun auf Grund von Untersuchungen an weit güustigeren Objekten, nämlich den Siphonophoren, den Ansichten von Jiekeli und Nussbaum an. Ich bedauere, fast sämtlichen Angaben von Schneider widersprechen zu müssen. Den Ausgangspunkt seiner Untersuchungen bildet die am basalen Ende der Polypen von Forskälea auftretende Ektodermyerdiekung, in welcher er eine Bildungsstätte von Nesselkapseln gefunden zu haben glaubt. Nach seiner Ansicht soll dieser Wulst die Tentakeln mit Nesselkapseln versorgen. Offenbar hat Schneider hier den Basalmagen der Polypen im Auge, von dem ich es in Abrede stellen mufs, dafs er einen Bildungsheerd für die Kapseln der Nesselknöpfe abgiebt. Wenn ich auch gerade Forskalea auf diese Verhältnisse hin nicht genauer prüfte, so kann ich doch weder für die von mir genauer untersuchten Calycophoriden, noch für Rhizophysa, Physalia und Velella zugeben, dafs die Nesselpolster der Polypen Kapseln ausbilden, welche auf die Tentakeln über- wandern. Diese Nesselpolster sind zwar insofern von Interesse, als die Nesselkapseln in ihnen auf frühen Ent- wicklungsstadien stehen bleiben, bieten aber gerade für das Studium der Entwicklung jener Kapseln, die zur Entladung dienen, nieht die geeigneten Objekte. Hätte Schneider die Batterieen der Nesselknöpfe studiert, so würde er wohl schwerlich in den Irrtum verfallen sein, eine Entwicklung des Fadens aufserhalb der Kapsel anzunehmen. Denn das, was Schneider für die Anlage des Fadens anspricht, sind ganz entschieden die concentrischen Verdiekungs-Streifen in der Wandung der Nessel- zelle. Die nach meinem Dafürhalten verfehlte Deutung giebt nun weiterhin zu der Anschauung Veran- lassung, „dafs nach Fertigstellung der Faden eingestülpt wird und zwar vom äufseren Ende desselben an fortschreitend bis zum verdiekten Anfangsteil, so dafs dieser zuletzt in die Kapsel eintritt.“ Ich bin ge- spannt darauf, zu vernehmen, welchen Zug- oder Druckkräften die Einstülpung des Fadens zugeschrieben werden wird. Für die Ausstülpung des Fadens sind ja eine Reihe feiner Einrichtungen an den Nesselzellen mafsgebend, für eine Einstülpung, die dazu noch von der Spitze an in rücklaufender Richtung erfolgen soll, fehlte jegliche mechanische Voraussetzung. a U U U ZZ Ba ae — 183 — der stark abgeplattete Kern nahezu auf die Mitte der Kapsel (Fig. 21). Dadurch, dals zwischen Hülse und Kapselwandung der helle Inhalt der Vakuole, in welche der Cnidoblast vordrang, sich erhält, wird es ermöglicht, dafs bei der Maceration entwickelter Nesselzellen die Kapsel leicht aus ihrer Bildungszelle herausfällt. An solchen Präparaten lassen sich auch am schönsten die früher von mir für Physalia beschriebenen ramificierten quergestreiften Muskelfasern wahrnehmen, welche in der Zellwand entwickelt sind und wie ein Netz die Kapsel umgürten. Der COnidocil weist nie Beziehungen zu dem Cnidoblasten auf; er wird bei Physalia als stift- förmiges Sinneshärchen angelegt, nachdem die Nesselzelle bis zur Oberfläche der Batterie mit fertig entwickelter Kapsel aufgerückt ist. Auf die Bemerkungen, welche ich an dieser Stelle über die Entwicklung der Nessel- kapseln einflocht, werde ich in den späteren Darstellungen noch öfter zurückgreifen. So ver- schiedenartig auch die Nesselkapseln gebildet sind, so sind doch die Grundzüge ihrer Ent- stehung ziemlich einheitlicher Natur und im Einklang mit dem hier dargelegten Bildungsmodus. Die Gonophoren. Cuboides adamamtina ist monöcisch: männliche und weibliche Gonophoren (Genital- schwimmglocken) werden von derselben Urknospe in gesetzmälsiger Reihenfolge abgeschnürt. Das Knospungsgesetz für die Gonophoren, wie ich es gerade für Cuboides zuerst nachweisen konnte, betrifft allerdings nicht einen gesetzmälsigen Wechsel des Geschlechts, sondern eine gesetzmälsige Gruppierung der einzelnen Gonophoren — gleichgiltig, ob sie männlich oder weiblich sind — um die Urknospe. Da ich bereits in der Einleitung (p. 101 [77]) das Knospungs- gesetz erläuterte und auch die Knospungsverhältnisse der Gonophoren von Doramasia auf dasselbe zurückzuführen versuchte (p. 130 [106]), so verweise ich auf die obigen Auseinander- setzungen und wende mich gleich zur speziellen Darlegung der Verhältnisse bei Cuboides. Die Urknospe (g. pr.) liegt sowohl an den jungen, dem Stamme von Halopyramis ansitzenden Gruppen (Taf. XII, Fig. 4), wie an der freien Owboides rechtsseitig dem Magen- schlauche an. Sie entspringt vom Distalabschnitt des Magenstieles dicht oberhalb der Grenze des Basalmagens.. Auf Schnitten durch die jugendliche Urknospe der sessilen Gruppen (Fig. 25) findet man das Entoderm mehrschichtig und mit zahlreichen gröfseren und kleineren Kernen erfüllt. Die Zellerenzen sind nur schwer und undeutlich nachweisbar; deutlicher treten sie erst an der Urknospe des freien Ouboides hervor (Fig. 26 und 27). Nach den bekannten Untersuchungen Weismann’s, die ich durchaus bestätigen kann, entstehen die Geschlechtszellen im Entoderm der jugendlichen Knospen. Da ihm das Auftreten einer zeit- — 134 — lebens persistierenden Urknospe bei den Calycophoriden noch unbekannt war, so können wir die Angaben Weismanns schärfer fassen und das Entoderm der Urknospen als Bildungsheerd für die Geschlechtszellen bezeichnen. Es fällt nun thatsächlich nicht schwer, den Nachweis. zu führen, dals die Urknospe von Halopyramis (Cuboides) eine Zwitterdrüse repräsentiert, welche Samenmutterzellen und Eizellen zur Ausbildung bringt. Die verschiedene Bedeutung der Geschlechtszellen ist bereits in der jugendlichen Urknospe durch den Grölsenunterschied der Kerne angedeutet, welcher in alten Urknospen noch drastischer hervortritt. Die grols- kernigen Zellen sind die Anlagen der jugendlichen Eizellen, die kleinkörnigen, polyedrisch abgeplatteten sind die Samenmutterzellen. In den älteren Urknospen (Fig. 27) ist weiterhin eine Sonderung in Geschlechtszellen und in Epithelzellen, welche die Leibeshöhle begrenzen, nachweisbar. Hier erreichen die grolsen mit einem unregelmälsig contourirten Kernkörperchen ausgestatteten Eikerne eine Länge von 0,035 mm, während die von wenig Plasma um- gebenen Spermakerne nur 0,01— 0,015 mm messen. Die Urknospe des grölsten Exemplares von Cuboides (Taf. X, Fig. 10 und 11) zeigte hauptsächlich an ihrem basalen, stielförmig sich ausziehenden Abschnitt die jungen Eier entwickelt, während die distale Partie von Samen- mutterzellen eingenommen war (Taf. XII, Fig. 26). Über die Abschnürung der Gonophoren von der Urknospe vermochte ich keine Be- obachtungen anzustellen, da an den wenigen Exemplaren, die ich erbeutete, die Gonophoren bereits selbständig geworden waren. Nur die Urknospe des grölsten Exemplares (Taf. X, Fig. 11) zeigte an ihrer freien Kuppe die Anlage eines Glockenkernes. Nach dem oben dargelegten Knospungsgesetz wird von der Urknospe zunächst links- seitig eine Gonophore abgeschnürt (Taf. XII, Fig. 4 go'), der dann eine jüngere rechtsseitige nachfolgt. Die dritte Gonophore liegt dann wieder linksseitig zwischen der Urknospe und der ältesten Gonophore, die vierte rechtsseitig zwischen der Urknospe und zweitältesten Gonophore. Es ist mir aufgefallen, dafs sowohl an den sessilen Gruppen wie bei dem losge- lösten Cuboides die ältesten Gonophoren männliche waren, denen erst späterhin die weiblichen nachfolgten. Dafs indessen aus diesem Verhalten nicht auf eine protandrische Geschlechts- differenzierung geschlossen werden darf, lehrt ein Blick auf die Geschlechtsfolge der Gono- phoren bei dem grölsten Cuboides (Taf. X, Fig. 11), welches nach der drittältesten weiblichen Gonophore (go°) wiederum eine männliche (go*) zur Ausbildung bringt. Wenn wir eine Formel für die gesetzmälsige Knospung der Gonophoren unter Berücksichtigung ihres Ge- schlechtes für das erwähnte gröfste Exemplar aufstellen, so erhalten wir die nachstehende Reihenfolge: Se LU on U ggo! 290° U 3 go? er MB er Der Bau der ausgebildeten Gonophore (Genitalschwimmglocke) ist durch die früheren Darstellungen von Huxley und Haeckel nur unzulänglich bekannt geworden. Ihre Exumbrella ist weit komplizierter gestaltet, als es nach den älteren Angaben den Anschein hat. Die Schwimmglocke ist seitlich komprimiert und erreicht eine Länge von 7—8 mm, von denen 4 resp. 5 mm auf die Subumbrella kommen. Die Exumbrella ist ur- sprünglich vierkantig, wird jedoch zunächst dadurch ziemlich kompliziert, dals von dem oberen, den langen Stielkanal enthaltenden Abschnitt eine dachförmig über die vier Seiten- flächen herabragende Duplikatur, als sekundärer Glockenmantel, ihre Entstehung nimmt. Die Anlage derselben ist bereits bei jugendlichen Glocken sessiler Gruppen (Taf. XII, Fig. 6 u. dp.) als schräg über das obere Drittel der Glocke verstreichende Falte nachweisbar. Die seitlichen Abschnitte des sekundären Mantels stehen weit von der Exumbrella ab; sein Dorsal- rand liegt höher als der dem Polypen zugekehrte Ventralrand. Auf der Ventralfläche wird er durch einen breiten Pfeiler, welcher mit der Gallerte der Exumbrella verschmilzt, gestützt. Dieser Pfeiler endet oberhalb des Schirmrandes und verläuft asymmetrisch, indem er sich der rechten Ventralkante der Fxumbrella anlehnt (Taf. XII, Fig. 12 u. dp.). Auch die vier flügelförmig vorgezogenen Kanten der Glocke gewinnen am Schirmrand eine komplizierte Gestaltung. Die beiden Ventralkanten ragen weit über den letzteren hinaus (Taf. X, Fig 10 er. v.) und enden in scharf zugespitzte dreiseitige Pyramiden. Betrachtet man die Glocke von ihrer Unterseite (Taf. XII, Fig. 12), so konstatiert man, dals die dem Schirmrande zugekehrte basale Fläche der Pyramidenzähne trichterförmig vertieft ist. Sie wird von einem gezähnelten gegen den Schirmrand aufsteigenden Aufsen- und Innenrand be- grenzt. Der letztere springt als ein unpaarer Ventralzahn (Taf. X, Fig. 10, Taf. XII, Fig. 12 d. v.) unterhalb des Schirmrandes vor. Ebenso wie die beiden Ventralkanten verhalten sich auch die Dorsalkanten (er. d. 1.) in der Nähe des Schirmrandes recht eigenartig. Ihre Dorsalecken stehen weit von ihm ab und liegen fast in gleicher Höhe mit demselben. Wiederum ist die Basalfläche trichterförmig vertieft, insofern aber abweichend von der gleichnamigen Fläche der Ventralprismen gestaltet, als sich eine unpaare Dorsalkante (c.d.m.) auf der Mediane der Exumbrella einschiebt und gemeinsam re mit den paarigen Dorsalkanten einen flachen schirmartigen Trichter (inf) bildet, der an seinem Rande in drei Ecken (eine mediane und zwei seitliche Dorsalecken) ausläuft. Fig. 12 auf Taf. XII zeigt diesen Trichter von unten gesehen, Fig. 10 auf Taf. X bei seitlicher Ansicht. Im letzteren Falle fand ich die schirmförmige Vertiefung mit intensiv orange gefärbten Pigmentflecken ausgestattet. Zwei seitliche an ihrem Rande fein gezähnelte und abgerundete Dorsalzahnplatten (d. d.) treten endlich noch als Auszeichnungen des Schirmrandes hinzu. Unter den gesamten Siphonophoren dürfte kaum eine zweite Gattung vorkommen, deren Genitalschwimmglocken ähnlich kompliziert gestaltet sind. Huxley und Haeckel erwähnen im Texte weder den sekundären Glockenmantel, noch die verwickelte Bildung des Schirm- randes. Aus ihren Abbildungen lälst sich allerdings erschliefsen, dals sie Andeutungen an diese Verhältnisse wahrgenommen haben. So giebt Huxley’s Figur (l. ce. Taf. IV, Fig. 5b) die dorsale Mediankante wieder, während Haeckel’s Zeichnungen (l. ce. Taf. 42, Fig. 11 und 17) vermuten lassen, dals er den dorsalen in drei Ecken auslaufenden Trichter am Schirmrande andeutet. Die Gefälse der Genitalschwimmglocke setzen sich aus dem langen Stielkanal (c. ped.) und aus den bekannten vier Subumbrellargefälsen, welche an der Basis des Velums in einen Ringkanal einmünden, zusammen. Die Ursprungsstelle der vier Radiärgefälse liegt ein wenig unterhalb (ventralwärts) des Scheitels der Subumbrella; da aulserdem die Dorsalfläche des Schwimmsackes etwas stärker gewölbt ist, als die Ventralfläche, so ergiebt sich eine gering- fügige Grölsendifferenz zu Gunsten der dorsalen Radiärgefälse. Haeckel hebt speziell hervor, dals die unterhalb der Kanten verstreichenden Radiärgefälse zierlich fiederästig seien durch alternierende blinde Divertikel. Ich habe ein derartiges (übrigens auch ungewöhnliches) Verhalten nie beobachtet, sondern fand an älteren Glocken die Radiärgefälse gerade ver- laufend, bei jüngeren hingegen öfter (Taf. XI, Fig. 5 c. v.) geschlängelt. An älteren Glocken schillerten die Dorsalgefälse kurz oberhalb ihrer Einmüudung in den Ringkanal smaragdgrün. Mehrfach habe ich bereits Gelegenheit genommen auf die direkte Kernvermehrung und auf die mitunter sehr originellen Kernformen in den Gefälszellen der Schwimm- glocken von Siphonophoren hinzuweisen. Dafls auch die Zellen der Radiärgefälse von Gono- phoren durch ähnlich merkwürdig gestaltete Kerne ausgezeichnet sind, mag die bei stärkerer Vergrölserung dargestellte Partie eines Radiärgefälses Fig. 13 auf Taf. XII darlegen. In jeder Zelle sind mindestens zwei, häufig drei bis vier unregelmälsig kontourierte, bald rundlich, bald oval, bald wurstförmig oder hantelförmig gestaltete Kerne gelegen. Glänzende Kern- — 137 — körperchen, welche ebenfalls in einem und demselben Kerne ganz verschiedene Grölse aufweisen, treten bei kleineren Kernen in der Einzahl, bei grölseren bis zu sechs auf. Da sie das Licht stark brechen, so fallen um so mehr diejenigen Kerne in das Auge, welche der Kernkörperchen entbehren und dafür eine eigenartige streifige Anordnung der Chromatinsubstanz, wie sie in der Zelle x bei beiden Kernen gleichzeitig bemerkbar ist, erkennen lassen. Es liegt nahe anzunehmen, dals wir es hier mit Kernen zu thun haben, welche im Begriff stehen, sich zu zerschnüren und welche durch die Auflösung der Substanz der Kernkörperchen eine gleichmälsige Verteilung derselben auf die beiden Tochterkerne herbeiführen. Eine karyokinetische Figur habe ich indessen nie in derartig veränderten Kernen bemerken können. Das mit Geschlechtsprodukten erfüllte Manubrium ist oval oder keulenförmig ge- staltet und erstreckt sich bei der Geschlechtsreife durch die beiden oberen Drittel der Sub- umbrellarhöhle. Bereits an den jüngsten Gonophoren, die sich gerade erst von der Urknospe abschnürten (Taf. X, Fig. 11 go*) ist die Auswanderung der Sexualzellen zwischen den Spadix und die dünne äulsere Ektodermlage erfolgt. Das Manubrium der eben erwähnten jungen männlichen Gonophore zeigt auf dem Längsschnitt (Taf. XII, Fig. 29) die cylindrischen Ento- dermzellen des Spadix (sp.) völlig gesondert von den polyedrisch sich abplattenden Samen- mutterzellen. Die letzteren weisen nur wenig Plasma um den 0,01—0,015 mm messenden Kern auf, der mit einem, seltener mit zwei glänzenden Kernkörperchen ausgestattet ist. Hie und da sind die stark abgeplatteten Kerne der äulseren Ektodermlage (ek) nachweisbar. Die Vorgänge, welche an den weiblichen Manubrien sich abspielen, gleichen so völlig den bei Stephanophyes ausführlich von mir geschilderten, dafs ich mich auf einen kurzen Hinweis beschränke. Das weibliche Manubrium (Taf. X, Fig. 10 und 11 go°) enthält etwa 20—30 (im Mittel 25) Eier, welche zwischen Ektoderm und dem entodermalen Spadix ge- legen sind. Da jedes Ei eine leichte Auftreibung der Wand des Manubriums bedingt, so erscheint letzteres wie mit zitzenförmigen Wärzchen besetzt. Auf einem Längsschnitt durch das jugendliche Manubrium der eben erwähnten Gonophore (Taf. XII, Fig. 28) fällt an den schönen kugligen Eiern (ov) der relativ grolse kuglige Kern (ov!) mit seinem stark licht- brechenden Kernkörperchen (ov?) auf. Der Spadix hat sich zu einem Follikelepithel umge- bildet (sp. f.), welches jedes Ei zu drei Vierteln umwächst und nur an den von Eiern freien Zwischenräumen der dünnen Ektodermlamelle dicht anliegt. Die letztere zieht über jenen peripheren Kugelabschnitt der einzelnen Eier weg, welcher von der Umwachsung durch den Spadix frei bleibt. 18 Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. — 138 — Schlussbemerkungen. Die Schilderung, welche ich hier von den Monophyiden der Canarischen Inseln entwarf, mag vielleicht den Leser überzeugt haben, dafs es nur bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Mutterkolonieen und ihrer frei lebenden Eudoxienabkömmlinge möglich ist, scharfe Dia- gnosen der Gattungen und Arten zu geben. Stellen wir nach Haeckels Vorgang ein eigenes System der Eudoxien auf, welches jenem der Mutterkolonieen parallel geht, so berauben wir uns in praxi — abgesehen von den theoretischen Bedenken, die einer derartigen Classification entgegenstehen — der Möglichkeit, scharfe Diagnosen der Gattungen zu geben. Um an einen speziellen Fall anzuknüpfen, so wäre die Trennung der Gattung Doramasia von der Gattung Muggiaea bei einseitiger Berücksichtigung der Schwimmglocken kaum aufrecht zu erhalten. Lediglich mit Rücksicht auf die sinnfälligen Unterschiede ihrer Eudoxienabkömm- linge, die hier als Ersaeen mit Spezialschwimmglocken ausgestattet sind, dort als Eudoxien s. str. derselben entbehren, gelingt es leicht, die Gattungsunterschiede prägnant hervor- zuheben. Nachdem ich weiterhin den zuerst an der Gattung Muggiaea erbrachten Nachweis führte, dafs zu der von Huxley aufgestellten und von Claus in der Wissenschaft einge- führten Familie der Monophyiden (Sphäronektiden) eine ziemlich reiche Zahl von Formen zu rechnen ist, welche sich durch kantige Schwimmglocken auszeichnen, so möchte ich nicht versäumen, auf die Parallele hinzuweisen, welche das System der Monophyiden mit jenem der Diphyiden darbietet. Auch unter den Diphyiden treten uns Formen entgegen, welche entweder durch abgerundete oder durch kantige Schwimmglocken ausgezeichnet sind; auch bei ihnen sind die Eudoxienabkömmlinge bald mit Spezialschwimmglocken ausgestattet, bald steriler Glocken bar. Ich will versuchen, die Gattungen der Monophyiden den entsprechenden Gattungen der Diphyiden tabellarisch geordnet gegenüberzustellen : Monophyes, Claus . . . . » . Amphicaryon, Chun. Sphaeronectes, Huxley . . . . Praya, Quoy u. Gaim. Muggiaea, Will. © » 2. 2% Diphyes,Cny. Doramasia, Chun . . . . . . Diphyopsis, Haeck. Halopyramis, Chun . . . . . Abyla, Quoy u. Gaim. Die Übereinstimmung geht so weit, dals z. B. die oberen Schwimmglocken von Diphyes und Diphyopsis den Glocken von Muggiaea und Doramasia zum Verwechseln ähnlich gestaltet — I sind. Nicht minder gleichen sich die freien Eudoxiengruppen von Muggiaea und Diphyes. Die Beziehungen zwischen Halopyramis und den Abyliden sind ebenfalls sehr auffällige und erstrecken sich nicht nur auf die Eudoxienabkömmlinge, sondern selbst auf das feinere histo- logische Detail. Ich brauche in letzterer Hinsicht nur ein Beispiel herauszugreifen, das ich den Nesselknöpfen entlehne: nicht nur die Gestalt des Knopfes im Ganzen, sondern auch die tauartige Verflechtung der elastischen Schleifenhälften kehrt bei Halopyramis ebenso wie bei Abyla wieder. Nicht minder sind für beide Gruppen die prismatische Form der Deckstücke, die monöcische Anordnung der Gonophoren und das Auftreten ungewöhnlich grolser Saft- zellen in den Ölbehältern charakteristisch. Was endlich die geographische Verbreitung der Monophyiden anbelangt, so kennen wir dieselben nur aus dem Mittelmeer und aus den gemälsigten und tropischen Regionen des Atlantischen und Pacifischen Oceans. In kälteren Meeren scheinen sie durch- aus zu fehlen. Von Interesse ist die mehrfach bei den Einzeldarstellungen betonte That- sache, dass die Pacifischen und Indischen Arten den Atlantischen aulserordentlich nahe stehen und oft nur durch minutiöse Merkmale sich von ihnen unterscheiden. Allerdings sind unsere Kenntnisse über pacifische Arten noch sehr lückenhaft, aber die am genauesten untersuchten bieten eine vollkommene Parallele zu den Atlantischen. Ich gestattete mir dieselbe in folgender Tabelle zum Ausdruck zu bringen. Atlantische Arten: Pacifische Arten: Monophyes irregularis Claus (Med. Atl.) Monophyes princeps Haeck. (Ind.) Monophyes brevitruncata Chun (Atl.) Sphaeronectes gracilis Claus (Med. Atl.) Sphaeronectes Köllikeri Huxl. Oymbonectes Huxleyi Haeck. (Ind.) Muggiaea Kochii Chun (Med. Atl.) Doramasia piela Chun (Atl.) Doramasia Bojani Chun. Halopyramis adamantina Chun (Atl.) Halopyramis Vogtii Huxl. Neue und eigenartige Typen von Monophyiden, welche auffällig von den atlantischen Formen sich unterschieden, sind bis jetzt im Pacifischen Ocean nicht entdeckt worden. Offenbar deutet die sinnfällige Ähnlichkeit der Pacifischen Arten mit den nächstverwandten Atlantischen darauf hin, dafs die Schranken, welche räumliche Trennung und kalte Strömungen der gemeinsamen Ausbreitung entgegensetzen, erst seit relativ kurzer Zeit bestehen. Ich 18* — 140 — habe, um die Verwandtschaft der paeifischen Siphonophorenfauna mit der Atlantischen zum Ausdruck zu bringen, mehrfach die Bezeichnung „vikariierende Arten“ bei den Detailbe- schreibungen angewendet und glaube, dafs dieser für Verbreitung mancher Landtiere. einge- führte Begriff sich ebensowohl auf pelagische Organismen ausdehnen läfst. Dals nicht nur die Monophyiden, sondern auch die übrigen Calycophoriden und die Physophoriden ähnliche verwandtschaftliche Beziehungen in beiden oceanischen Gebieten aufweisen, soll in den folgenden Mitteilungen über Canarische Siphonophoren noch eingehender begründet werden. Breslau, November 1891. Uebersicht des Inhalts.” Seite. Einleitung SE et REISE 7.381005] Allgemeiner Theil. I. Geschichtlicher Ueberblick . B s i 0 c 3 5 : ; ...82 [98] II. Allgemeine Bemerkungen über den Bau und das System der Monophyiden 89 [65] III. Die Eudoxien der Monophyiden . . 6 z . > B ö Ile] Spezieller Theil. IV. Spezielle Schilderung der Arten & ; : e 5 : ; s es] A. Sphaeronectidae . : B . . B 9 ö a . . 102 [78] Monophyes Cl. . . ; E s B : a . : : 6 „ 20 re 1. Monophyes brevitruncata Ch. : 5 5 q 5 5 ; ; & . 103 [79] Diplophysa codonella Ch. . ; : - B 5 : > ß i . 105 [81] 2. Monophyes irregularis Cl. . 5 5 ; o ; a B N e . 106 [82] Sphaeroneetes Huxl. : e > a ; B F c : E o 107. 183] 3. Sphaeronectes gracilis Cl. . 5 : 5 » B 3 e ; : . 108 [84] Diplophysa inermis Ggbr. . B B s : e 5 6 p s . 109 [85] Sphaeronectes Köllikeri Huxl. (pac.) . : & > < ö : s . 110 [86] B. Cymbonectidae . 5 5 6 : : 3 : ; 5 “sr Muggiaea Busch D : 5 & b - ; 5 - & ö a 113189] 4. Muggiaea Kochii Ch. . 6 i - s 5 ; E 5 ; : . 113 [89] Eudoxia Eschscholtzii Busch 5 5 e n 5 ö : 3 5 . 114 [90] Doramasia Ch. 5. Doramasia pieta Ch. . i h : © 0 b r a & A . 115 [91] Schwimmglocke . 5 & . = > . 6 > 5 . 115 [91] Die Stammgruppen . 6 . : Bi 5 2 ; : elg5] Ersaea pieta Ch. . B : ; ; ; 6 : : R B h . 122 [98] Das Deckstück . s A h . 5 R ä x . 124 [100] Magenschlauch und Yanztäden : 5 6 £ : e 5 . 126 [102] Spezialschwimmglocke ° 5 - a 5 R s 5 . 128 [104] Die Gonophoren . 2 : : & : . 129 [105] Doramasia Bojani Ch. und Ersaea Bojani Es 2 - R o . 132 [108] Halopyramis Ch. : : e : i e s ? z $ 6 ; . 134 [110] *) Die Separata der einzelnen Abhandlungen werden fortlaufend paginirt; ebenso erhalten die Tafeln fortlaufende Numerirung. Die eingeklammerten Zahlen [ ] beziehen sich auf die Seitenzahl des Bd. XVIII der Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. 2 6. Halopyramis adamantina Ch. . Vorkommen Schwimmglocke eo Stamm- und Stammgruppen . "Cuboides adamantina Ch, Deckstück Magenschlauch . Fangfaden : q len & Die Entwicklung der Nesselkapseln Die Gonophoren Schlussbemerkungen Erklärung der Tafeln 140 [116] 14 [120] 145 [121] Erklärung der Tafeln. a Durchgehende Figurenbezeichnungen. Stamm und Gewebe, tr. Stamm (truneus) g. v. Gastrovaskularraum. mu. Muskel. ek. Ektoderm. en. Entoderm. lam. Stützlamelle. Schwimmglocken (nectocalyces s. neetophorae). n. Schwimmglocke. n. sp. Spezialschwimmglocke. u. Umbrella. ex. Exumbrella. su. Subumbrella (Schwimmsack). c. ol. Oelbehälter (Somatocyst, Saftbehälter). er. Firste (erista) er. d. Dorsalfirste cr. d. s. Linke, er. d. d. Rechte Seitenfirste. cr. v. Ventralfirste, d. Zahn (dens) am Schirmrande. d. 1. Seitenzahn. hy. Hydröcium (Trichterhöhle oder Stamm- behälter, d. hy. Hydröcialzahn. ve. Velum. Gefässe (canales). e. Gefäss. c! c? ec? c*. Radiärgefässe. -c. d. (= c!). Dorsalgefäss. e. v. (=c?). Ventralgefäss. e.1.s.(=c®). Linkes Seitengefäss. -2.1.d. (=c#). Rechtes Seitengefäss. c. ec. Ringefäss (canalis eirceularis). ec. ped. Stielkanal, e. ol. Oelbehälter (canalis oleophorus) ol. Oeltropfen resp. terminale Anschwel- lung des Oelbehälters. Deckstücke (bracteae s. hydrophyllia). br. Deckstück. ce. ol. br. Oelbehälter des Deckstückes, Magenschläuche (polypi s. siphones). p. Magenschlauch. p. p. Stiel des Magenschlauches (peduneulus polypi). bg. Basalmagen (basigaster). st. Hauptmagen (Stomachus). pr. Rüssel (proboseis). v. p. Pylorusklappe (valvula pylorica). o. Mundöffnung (os). taen. Magenwülste (Täniolen). Tentakel (Fangfäden). t. Tentakel. t. 1. Seitenfäden des Tentakels (Tentillen). c. t. Gefässkanal des Tentakels. p. t. Stiel des Seitenfadens (peduneulus tentilli). n. u. Nesselknopf (nodulus urtieans s. enido- saccus Ss. sacculus urticans). n. u. d. Dorsalseite des Nesselknopfes. n. u. v. Ventralseite des Nesselknopfes. f.. t. Endfaden oder Angelfaden (filum ter- minale) t. u. Nesselband (taenia urticans) oder Nesselbatterie. en. Nesselkapsel (Cnidocyst oder Nema- tocyst). en. t. Nesselkapseln d. Batterie. en. pa. Stabförmige Nesselkapseln (enidocystae paliformes). cn. py. Birnförmige Nesselkapseln (enidocystae pyriformes). tect. Gerüstzellen oder Riesenzellen des Nesselknopfes. Gonophoren (Genitalglocken). go. Gonophore. go. 2 Weibliche Gonophore. go. & Männliche Gonophore. 144 go. p. Stiel der Gonophore. ma. Manubrium (Genitalklöppel). sp. Spadix. sp. f. Zum Follikelepithel ungebildeter Spadix. ov. Ei. spe. Sperma. spbl. Spermatoblasten. Knospen (gemmae). g. Knospe. g. pr. Urknospe (gemma primaria). ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON DER SENÜKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. ACHTZEHNTER BAND. ZWEITES HEFT. MIT XI TAFELN. FRANKFURT ı.M. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 1894. CARETKV FREI ARTEN 1% zeiHn Ina ua - ano, AT AR Y 1HJAl)A uraro NEUN ARE (URRURON als Br ie ne ‚ Ju ri ira a £ er a = N . N. ey & Die Süfswasser-Bivalven Japans. Von H. von Ihering. In seiner verdienstvollen Arbeit über die Binnen-Mollusken von Japan hat Kobelt') auch die Muscheln eingehend behandelt. Da mir in den letzten Jahren mancherlei wertvolles Material von japanischen Unioniden zuging, so bin ich in der Lage die Darstellung Kobelts teils durch den Nachweis einiger neuer Formen ergänzen zu können, teils die Beziehungen dieser Sülswasserformen Japans zu jenen der angrenzenden Länder weiter zu verfolgen. Leider ist meine Kenntnis der chinesischen Unioniden noch eine viel zu unvollkommene, als dafs ich den folgenden Darlegungen den Wert beimessen könnte, den sie auf Grund einer hinreichend vollständigen Sammlung chinesischer Muscheln erlangt haben würden. Wenn sie trotzdem schon eine Reihe von interessanten zoogeographischen Thatsachen ergeben, so muls dies eben doch eine Aufforderung abgeben zur Fortführung der hier begonnenen Studien resp. zur weiteren Prüfung der dabei gewonnenen Gesichtspunkte. Zunächst die Übersicht der Arten, dann die Resultate bez. der Verbreitung. I. Unionidae. 1. Cristaria spatiosa Clessin. Clessin-Küster, Gattung Anodonta in Syst. Conch. Cab. von Martini-Chemnitz. Nürnberg 1876, p. 173, Taf. 57, Fig. 2. Anod. herculea Reeve, Conch. Jcon. Anod. Fig. 7. Dipsas plicata var. japonica Kobelt 1. c. p. 431, Taf. 17. Cristaria spatiosa (Cless.) v. Ihering. Zur Kenntnis der Gattung Cristaria. Nachr. Bl. Deutsch. Malak. Ges. 1892, p. 8. 1) W. Kobelt. Fanna japanica extramarina. Abhandl. d. Senckenbergischen Naturf. Ges., Frank- furt a. M. Bd. XI. 1879. Abhandl. d. Senckenb. naturf, Ges. Bd. XVIII. 19 — 146 — Indem ich bezüglich dieser Art auf meine eben angeführte Darstellung verweise, mufs ich nur bezüglich der Arbeit von Kobelt noch Einiges hinzufügen. Kobelt erkennt die Beziehung seiner var. japonica zur Or. spatiosa au. Ich ziehe das von Kobelt abgebildete Exemplar zur Cr. spatiosa, dem gegenüber es nur durch die auffallend kurzen Seitenlamellen etwas abweicht. Ich messe an Kobelts Abbildung die Entfernung vom Wirbel bis zur Ligamentbucht zu 64 mm, während man im Vergleiche mit anderen Fxemplaren 75 mm oder darüber erwarten sollte. Vielleicht ist die Abbildung in diesem Punkte nicht hinreichend genau, sollte sie es doch sein, so kann ich zunächst nicht glauben, dals dieses Exemplar eine gute ständige Varietät repräsentiere, sondern denke eher, dafs es sich um eine individuelle Varietät mit etwas weit nach vorn gerückter Ligamentbucht handelt. Ich besitze jetzt alle drei grolsen Cristaria-Arten aus Japan und es ist sehr unwahrscheinlich, dafs daneben noch eine vierte der spatiosa so sehr ähnliche vorkommen sollte, welche nur durch eine Differenz von einigen mm in der Länge der Seitenlamellen verschieden wäre. Ich habe schon früher darauf hingewiesen, dals die Dicke der Schale, die Ausbildung der Schildecke, der Wellen- furchen des Schildes etc. variabel sind. Andererseits habe ich auch an mehreren neuen Exemplaren von „Dipsas plicata“ von verschiedenen Fundorten nie einen Zweifel behalten an der Einreihung in eine der drei von mir unterschiedenen Arten. Ich besitze drei Exemplare der Or. spatiosa, eines aus Japan, zwei aus China, alle drei ein wenig verschieden von ein- ander. So hat das eine chinesische Exemplar die Ecke der Lunula scharf vortretend, indels sie bei den zwei anderen abgerundet ist. 2, Cristaria herculea Middend. Anodonta hereulea Clessin-Küster l. ec. p. 175, Taf. 59, Fig. 152. Dipsas plicata Kobelt l. c. Taf. XV. Oristaria herculea v. Ihering l. e. p. 9. Var. Clessini Kobelt l. c. p. 431, Taf. XVI. Diese Art ist die gröfste, sie wird bis 300 mm lang und darüber. Sie hat ein kürzeres Ligament als die Vorige und ist in der Gegend "desselben höher, daher kommt es, dals der hintere Teil der Schlofsleiste stark geknickt ist. Die Ligamentbucht ist bei ihr gröfser als bei den anderen, was z. B. auch bei der Abbildung von Kobelt Taf. XVI. sehr auffällt. Diese Tafel stellt eine etwas höhere Varietät mit gerundetem Ventralrande dar. Auch diese Art ist etwas variabel, doch vermag ich keinerlei wesentliche und constante Differenzen zwischen den ostasiatischen und den japanischen Exemplaren zu entdecken. 3. Cristaria plicata (Humphr.) Sol. Symphynota bialata Lea, Observ. Unio I. 1829, Taf. 14, Fig. 24, p. 59. Anodonta plicata Clessin-Küster, 1. c. p. 240, Taf. 21, Fig. 1, 2. Dipsas plicata jw. Kobelt, l. c. Taf. 18, Fig. 1. Cristaria plicata v. Ihering, ]. ce. p. 10. Ohne Untersuchung des Exemplares würde ich Bedenken tragen, Kobelts eitirte Figur. dieser Art zuzuweisen, indefs bin ich sicher, dals die Art auch in Japan vorkommt, von wo ich sie ebenso wie von China besitze. Bei ihr ist der kleine Flügel über der Lunula besonders entwickelt, und wenn derselbe auch bei grölseren Exemplaren, so bei meinem 174 mm messenden von Japan abgebrochen ist, so erhält sich doch der Winkel am vorderen Ende des Dorsalrandes sehr ausgeprägt, und der Vorderrand senkt sich zuerst oben ein, um dann wieder stark vorzutreten. Die starke Entwicklung des Vorderteiles charakterisirt die Art, ferner die geraden nicht geknickten Seitenlamellen und die bogenförmige Fortsetzung der Schlofsleiste nach vorn vor dem Wirbel. Nur selten sieht man bei den andren Arten einen präumbonalen Abschnitt der Schlolsleiste, der dann auch nur niedrig und schwach ist. Es kommen somit die drei grolsen Cristaria-Arten alle auch in Japan vor. Dals dies gut unterschiedene Arten sind, däucht mir nach dem, was ich über sie und ihre Masse etc. bemerkt, erwiesen, wenn auch zugegeben werden muls, dals erst nach Untersuchung gröfserer Serien von einem Fundorte sich die Variabilität jeder Art wird feststellen lassen. Es wird erst dann zu entscheiden sein, ob es Exemplare oder Varietäten gibt, welche zwischen spatiosa und herculea stehen, und ob gewisse Masse in dem von mir angedeuteten Sinne eine schnelle Scheidung ermöglichen. Vollkommen wird sich das Verhältnifs der verschiedenen Arten erst klären, wenn wir von ihnen allen die Jugendstadien mit intakten Wirbeln kennen. 4. Anodonta Reiniana v, Martens. Cristaria Reiniana v. Martens, Jahrb. d. Deutsch. Mal. Ges., II. Jahrg. 1875, p. 136, Taf. 12, Fig. 4. Dipsas (?) Reiniana Kobelt, ]. c., p. 432, Taf. 22, Fig. 2; Taf. 12, Fig. 4. Die Darstellungen von Martens und Kobelt sind so widersprechend, dass man meinen mülste beide behandelten nicht die gleiche Art, wenn nicht Kobelt speziell angäbe, dals eines seiner Exemplare das Original von Martens sei. Martens giebt eine deutlich ausgeprägte vordere und hintere Cardinalleiste an und versichert aufserdem, dafs das Schlols 19* . — 148 — ganz jenem der Oristaria discoidea Lea') gleicht. Kobelt dagegen findet das Schlols ent- sprechend jenem von Anodonta. Ich mufs bier zunächst auf eine schon früber von mir hervorgehobene (z. K. d. G. Cristaria, ]. e. p. 7) Erscheinung hinweisen. Die ostasiatischen Anodonten der Untergattung Pteranodon hängen auf’s Innigste zusammen mit Cristaria, sie sind nichts anderes als Oristaria- Arten mit obsolet gewordenen Schlofsleisten. Diese Verkümmerung der Schlofsleiste ist aber keine ganz constante und so kann man bei Untersuchung grölserer Serien von An. Woodiana, magnifica u. a. stets auch einzelne Exemplare finden, wo die Schlofsleiste, zumal ihr präum- bonaler Teil, wie bei Oristaria discoidea, wenn auch schwächer, entwickelt ist. Es scheint mir, als ob sich dieselbe häufiger in der linken als in der rechten Schale erhielte, jedenfalls entsprechen einander darin beide Hälften oft nicht. Dabei liegt denn diese Leiste oft so nahe dem Dorsalrande, dafs wer die Verhältnisse nicht genau kennt sie für den Dorsalrand selbst ansieht. Da Kobelt die Oristaria discoidea nicht zur Vergleichung heranziehen konnte, so ist es nicht befremdend, wenn er die rudimentäre Schlofsleiste nicht als solche deutete. Ich besitze aus Japan drei jugendliche Muscheln, die ich auf die Cr. Reiniana beziehe. Die Wirbel sind gut erhalten und zeigen.die in Fig. 1 dargestellten Verhältnisse. Auf einen centralen Apikalhöcker folgen zwei kleine halbkreisförmige Leisten, dann drei ebenfalls fast halbkreisförmige, deren Hinterrand steil abfällt und mit dem Mittelteile in einem Winkel von nahezu 90° zusammenstöfst. Die folgenden drei Leisten verlaufen fast horizontal und ihre Fortsetzung verlängert sich über die Umbonalfalte auf den Schild. Dann folgen nur selten noch 1—2 undeutliche nur in Mittelstücke entwickelte Falten. Diese Skulptur scheint mir gut zu der allerdings überaus dürftig ausgefallenen Figur bei Martens zu passen, nur erwähnt Martens nichts von Falten auf dem Schilde, während Kobelt p. 433 von solchen spricht und sie sogar als charakteristisch für die Gattung Cristaria anzusehen scheint. Dem gegenüber muls ich bemerken, dafs ich bei keinem meiner Exemplare von Cristaria discoidea Falten auf dem Schild sehe, und dafs von den drei kleinen Exemplaren von Crist. Reiniana die ich besitze, nur eines drei solcher Falten besitzt, aber die anderen nicht. Das eben besprochene mit Flügelfalten des Schildes versehene Exemplar milst 20 mm bei 19 mm Höhe, 8 mm Diameter, oder einer Höhe von °°/ıoo und einem Diameter von ?*/ıoo ı) Wenn Martens glaubt, dafs die Art Cristaria tenwis Gray heilsen müsse, so ist dagegen bezüglich der Priorität von Lea’s Beschreibung auf die Darlegung von Lea Obs. XII, p. 44 zu verweisen. — 149 — der Länge. Auch das 55 mm lange Exemplar von Martens hatte bei einer Höhe von */ıoo einen Diameter von °/ıoo. Die Art hat also einen kleinen Diameter, der in der Jugend noch geringer ist. Die Wirbelskulptur ist bei meinen drei Exemplaren identisch, mit dem Unterschiede nur, dafs blos bei einem derselben die Falten auf dem Schilde vorkommen, welche da auch von der Innenseite sichtbar sind. An diesem Exemplare ist der postumbonale Teil der Schlolsleiste fast ganz obsolet, der präumbonale schwach aber deutlich ausgebildet. Die zweite Schale hat nur links diese Leiste vorn entwickelt, bei der dritten fehlt sie völlig. Es ist hiernach klar, dals weder Schildfalten noch claustrum, wie ich vorschlage die Schlolsleiste von Oristaria zu nennen, im Gegensatz zu der mit dem Dorsalrande zu- sammenfallenden Schlolsleiste von Anodonta, genügen, um Cristaria und Anodonta zu unter- scheiden. Merkmale, die nicht einmal in beiden Hälften einer Schale constant sind, genügen, nicht für generische Scheidung. Andererseits scheint es angemessen, alle diese ostasiatischen Anodonten, welche in naher Beziehung zu Cristaria stehen, in ein Subgenus zusammen- zufassen. Als solches könnte wohl nur Pteranodon Fischer in Betracht kommen. Fischer hat diese Untergattung begründet für symphynote geflügelte Anodonten mit A. magnifica als Typus. Die Überwachsung des Schlosses und Ligamentes mit Schalensubstanz wiederholt sich so vielfach in verschiedenen Gruppen, dals sie nicht für Schaffung natürlicher Gruppen dienen kann. Daher hat auch Lea sein Genus Symphynota später wieder fallen lassen. Pteranodon aber ist offenbar nichts als eine Zusammenfassung der geflügelten symphymnoten Anodonten, zu denen aulser A. magnifica ja noch viel schöner geflügelte, in Form ganz an die grolsen Cristaria erinnernde Anodonten von Nordamerika gehören, wie z. B. An. laevissima Lea. Mir scheint aber, als ob die welligen, meist auch an der Innenseite zu sehenden, auffallend breiten und stark ausgeprägten Wirbelfalten aller japanischen und wohl aller ostasiatischen Anodonten diese näher unter einander verwandt erscheinen lassen, als mit den amerikanischen Symphynoten. Unter diesen Umständen scheint es mir rathsam die Formen mit regelmässig und stark ausgebildetem Olaustrum bei Oristaria zu lassen, jene mit rudimentärem oder fehlendem Olaustrum unter Pteranodon zu vereinen, sofern man nicht vorziehen sollte Cristaria auf die grofsen Arten mit Schildfalten zu beschränken, in welchem Falle dann Crist. discoidea zu Pteranodon zu stellen wäre. Da es mir an Material zur Durcharbeitung der ganzen Gruppe noch fehlt, so beschränke ich mich auf diese Anregung. Eine Thatsache aber, mit der zu rechnen ist, bildet jedenfalls das Vorkommen eines rudimentären Claustrum auch bei ächten Anodonten Östasiens, wodurch die Abgrenzung von Cristaria und Anodonta resp. Pteranodon — .150 — zu einer schwierigen wo nicht willkürlichen wird. So liegt kein Grund vor, An. Reiniana aus der Reihe der naheverwandten Formen auszuscheiden und zu Cristaria zu stellen. 5. Anodonta lauta v. Mart. v. Martens, Sitzungs-Ber. Ges. naturf. Freunde Berlin 17. April 1877, p. 117. Kobelt, Il. c. p. 434, Taf. 21, Fig. 1 und Taf. 22, Fig. 1 (var. rostrata). Ein Exemplar, das mir vorliegt, milst 111 mm in der Länge bei 76 mm Höhe und 49 mm Diameter, es ist also die Höhe — °%/ıoo, der Diameter —= **/ıoo der Länge. Diese Masse lauten nach v. Martens ®®/ıoo und */ıoo, nach Kobelt °/ıoo und °”/ıoo. An meinem Exemplar liegt der Wirbel in °2/ıoo der Länge und beträgt die Ligamentlänge ?*/ıoo der Länge oder 31 mm. Sehr richtig betont Kobelt die nahe Verwandtschaft mit An. magnifica Lea. Es scheint mir zunächst als ob Martens Recht hätte, diese japanischen Formen als Art von magnifica zu trennen, doch wird sich dies nur mit reichlichem Materiale entscheiden lassen, wie ja auch die kritische Sichtung des ganzen um An. magnifica gruppirten Formenkreises. j 6. Anodonta calipygos Kobelt. Kobelt, l. c. p. 435, Taf. 19, Fig. 1. Mein Exemplar milst 62 mm in Länge, 46 mm in Höhe, 39,5 mm im Diameter, hat den Wirbel 22 mm vom Vorderrande entfernt und die Ligamentlänge von 18 mm. Es ist in Prozenten der Länge die Höhe — "*/ı00, der Diameter °*/ıoo, die Wirbellage in *°/ioo, die Ligamentlänge °°/ıoo. Nach der Abbildung Taf. 19, Fig. 1 bei Kobelt berechne ich die Höhe zu °/ıoo (52 mm). Die stark vorspringenden Wirbel und die bauchige Schale machen diese Art sehr auffällig. Kobelt vergleicht sie offenbar mit Recht der chinesischen A. gibba Bens. (nicht gibbosa wie es p. 436 aus Versehen heifst). Das Verhältnis beider Arten bedarf weiterer Aufklärung. 7. Anodonta japonica (Mart.) Clessin. Clessin-Küster, 1. ec. p. 144, Taf. 47, Fig. 3 und 4. Kobelt, l. c. p. 436. Bei zweien meiner Exemplare beträgt die Länge 75 mm. Das eine hat eine Höhe von 43,5 das andre von 47,5 mm, der Diameter milst 27 resp. 24,5 mm, der Wirbelabstand 19,5 resp. 18 mm, die Ligamentlänge 26 resp. 25,5 mm. Es beträgt also in Prozenten der Länge die Höhe 5®/ıo und #%/ıoo, der Diameter °°/ıoo resp. °°/ıoo, die Wirbellage ?*/ıoo resp. */ıoo, die Ligamentlänge °/ıoo und ®/ıoo. Nach Angabe von Clessin beträgt die — 151 — Höhe !/ıoo, der Diameter °’/ıoo, letzteres wohl ein relativ sehr bauchiges Individuum betreffend, denn im Allgemeinen ist der Diameter bei dieser Art etwas geringer als bei A. Woodiana. Bemerkenswert finde ich u. A. Folgendes. An den stark umränderten Wirbeln fällt die sehr dunkle, fast schwärzliche Farbe des zu Tage tretenden Perlmutters auf. Obwohl die Wirbelskupltur zerstört ist, erkennt man doch noch, dafs sie aus geradlinigen in der Längsrichtung laufenden Falten von beträchtlicher Länge bestand. Nach Messung der älteren Jahresringe ergibt sich, dafs im Verlaufe des Wachstumes die Schale in ihren Pro- portionen keine Änderung erlitt, also nicht im Jugendstadium relativ höher ist, wie etwa jene der An. Woodiana. Die an die Wirbel grenzenden Teile der Schale sind bräunlich-oliven- farben, die Randpartien dunkler, fast schwärzlich. Der perlmutterlose Randsaum der Innen- seite ist rötlichgrau, schmal, nur selten 2 mm erreichend. Das Hinterende ist zwar zugespitzt, aber nie schnabelförmig abgesetzt, wie bei A. Woodiana. Das Jugendstadium dieser Art ist mir nicht bekannt, doch läfst es sich nach obigen Angaben bereits einigermalsen rekonstruiren. Es ist mir bis jetzt keine chinesische Anodonta bekannt, auf welche sich diese Art beziehen liefse, doch wird es schwerlich an einem Gegenstücke in China fehlen. 8. Anodonta Woodiana Lea. Lea, Observ. Unio Vol. I. 1837, p. 42, Taf. V, Fig. 13. Kobelt, |. c. p. 433, Taf. 20, Fig. 1. Die Höhe mifst an gröfseren Exemplaren ®/ıoo — ?!/ıoo der Länge. Letzteres be- obachtete ich nur einmal an einem Exemplar von 79 mm Länge. Es stellt diese beträcht- lichere Höhe eine Persistenz der jugendlichen Proportionen dar, da drei kleine Exemplare von 31—45 mm Länge alle /ıoo als Höhe aufweisen. Der Diameter beträgt °'/ıoo bis *#/ıo0 der Länge bei grölseren Exemplaren von 70 mm Länge und darüber, aber *'/ıoo bei zwei jugendlichen Stücken von 38 und 45 mm Länge und nur ?°ıoo bei meinem kleinsten Exemplar von 3l mm Länge. Diese Altersveränderung kann man bezüglich der Höhe an jeder grölseren Muschel leicht verfolgen. Ein Exemplar von 85 mm Länge z. B. hat die Höhe von °%/ıoo aber für den Jahresring, der einer Länge von 27 mm entsprach, beträgt die Höhe ‘®/ıoo. Bei einer andren 78 mm grofsen Schale ist die Höhe °*/ıoo, aber sie war ”°/ıoo bei der Schalen- länge von 30 mm. Der Wirbel liegt in *'/ioo — *°/ıoo der Länge, aber bei zwei Exemplaren unter 40 mm in °°/ıoo der Länge, was offenbar nur von dem mit dem Alter stärker in der Richtung nach hinten erfolgenden Wachstume bedingt wird, durch welches ebenso auch die Höhe von ?%/ıoo bis "!/ıoo auf */ıoo—°°/ıoo herabsinkt. Eine weitere Altersveränderung ist — 12 — die Zunahme der Ligamentlänge, welche bei drei Individuen von 31 bis 45 mm Länge %/ıoo bis °”/ıoo der Länge, aber bei den grölseren ®/ıoo—"*/ıoo der Länge ausmacht. Die Angabe Lea’s vom Vorkommen undeutlicher Wellen ist ein Irrtum, solche finden sich weder bei ausgewachsenen 'noch bei jugendlichen Schalen. Die jugendlichen Schalen weisen an den Wirbeln 8—10 Leisten und Wellenfurchen auf, von denen die unteren sehr breit aber im Mittelteil gut entwickelt sind. Die zwei kleinsten obersten Leisten sind vorn stark herabgebogen, hinten in spitzem Winkel stark umgebogen. An den nächstfolgenden horizontal verlaufenden und in der Mitte etwas aufwärtsgebogenen Leisten fehlt der hintere aufsteigende Schenkel ganz. 9. Anodonta Kobelti sp. n. (Fig. 1). T. laevi, tenui, subovali, subinflata, inaequilaterali, antice rotundata, postice angulata; margine superiore subrecto postice angulato, margine inferiore regulariter rotundato; natibus vix prominulis, rugis latiusculis obliguis 6—7 seulptis; epidermide concentrice striatula, olivacea; lamina cardinali tenuissima recta postice subdecurvata; margarita coeruleo-rosacea zonis albido-carneis distinetis; vertieibus in 2”/ıoo—*/ıoo longitudinis. Long. 52 mm, Alt. 34 mm, diam. 21,5 mm. Diese wahrscheinlich mit der vorigen zusammen aus dem Hakone-See stammende Art ist eine der kleineren Arten, da das grölste Exemplar nur 52 mm lang ist. An ihm beträgt die Höhe °/ıoo, der Diameter *!/ıoo der Länge. Bei zwei anderen Exemplaren beträgt die Höhe /ıoo und °/ıoo, der Diameter *'/ıoo und *2/ıoo der Länge. An dem gröfseren Exemplare liegt der Wirbel 15 mm vom Vorderrande, das Ligament miflst 19 mm. In Prozenten der Länge liegt der Wirbel in *°/ıo—*Y/ıoo und mifst das Ligament °*/ıoo—°”/ıoo. Es ergibt sich hieraus im Vergleiche zu An. haconensis, dals der Wirbel weiter nach hinten gelegen ist. Dies und die gleichmäfsige Rundung des Ventralrandes bedingt die mehr gleichmälsigovale weniger inäquilaterale Gestalt der Art. Der grölste Diameter liest vor der Mitte, die grölste Höhe etwas vor der Ligamentbucht. Der Wirbel tritt nicht über den Dorsalrand vor. Die feine Schlofsleiste verläuft in der Wirbelgegend gerade, dahinter etwas herabgesenkt, auch vor dem Wirbel ist die Schlolsleiste gesenkt. Eine abgesetzte Lunula fehlt. Die flachen Wirbel sind stark corrodirt und mit 7 breiten welligen Falten und Zwischenfurchen versehen. An Exemplaren von 27—29 mm Länge sind die Wirbel wenig corrodirt und man erkennt die Leisten gut, welche im gröfseren Teile ihrer Ausdehnung in der Längsrichtung der Schale verlaufen, aber in der vorderen Hälfte dabei etwas aufwärtsgebuchtet sind, so dals sie da — 193, — meist parallel mit den Anwachsstreifen verlaufen. Diese Leisten und Furchen sind von der ganzen Schale gebildet, daher auch innen sichtbar; sie enden an der vom Wirbel zum Hinter- ende ziehenden Falte, setzen sich also nicht auf den Schild hin fort, welcher im Gegensatze zu der stark gewölbten übrigen Schalenoberfläche etwas abgeflacht ist. An der linken Hälfte zweier Schalen ist vor dem Wirbel eine sehr feine Leiste zu sehen, die dicht unter dem Dorsalrande hinstreichend ein Rest der Cardinalleiste von Cristaria ist. Die an jungen Exemplaren horngelbliche, an älteren dunklere Farbe der Epidermis ist nicht deutlich zu erkennen, weil sie durch einen sehr feinen gelbroten Schlammüberzug ver- deckt wird. Die Innenseite ist bläulich, in der Wirbelgegend erzfarben rötlich gefleckt, gegen den Ventralrand hin mit ein oder zwei weilsen Binden durchzogen in der Richtung der An- wachsstreifen. Die dreieckige Ligamentbucht ist sehr klein, die Muskeleindrücke sind ganz seicht und undeutlich. Unter einer Serie von 7 Exemplaren befand sich eines von 52 mm Länge, das durch einen geringen Diameter von °°/ıoo der Länge, den in ?”/ıoo der Länge gelegenen Wirbel und die etwas tiefer liegende schärfer ausgeprägte Spitze des Hinterteiles auffällt. Vielleicht die männliche Form? Das jüngste Exemplar von 27 mm Länge hat einen Diameter von 9 mm — °°/ıoo der Länge, bei zwei anderen von 30 mm Länge milst er °3/ıoo und °”/ıoo der Länge. Es nimmt somit der Diameter mit den Jahren zu und jenes Exemplar hat die jugendlichen Proportionen treuer konserviert. Die Skulptur des Wirbels gibt unsere Figur wieder. Eine feine Leiste läuft vom Wirbel schräg nach hinten in die Umbonalfalte und die concentrischen Leisten enden nahe bei ihr ohne sie zu erreichen. Die zwei ersten Umbonal-Leisten sind halbkreisförmig geschlossen, die folgenden verlaufen in der Längsrichtung, wobei ihr Hinterende sich etwas abwärts biegt. Von der ihr nahestehenden chinesischen An. pulchella Heude unterscheidet sich diese Art durch die etwas dünneren und minder grolsen Schalen und die minder geschwollenen Wirbel. 10. Anodonta haconensis sp. n. A. cellensis jw.? Kobelt. Fauna moll. extr. Japan, pag. 437, Taf. 22, Fig. 4. T. laevi, tenui, subinflata, subelliptica, valde inaequilaterali, antice rotundata, postice angulata, subrostrata; margine superiore ascendente postice angulato, margine inferiore subaequaliter rotundato; natibus vix prominulis, rugis latiusculis obliquis 7—8 sculptis; epider- mide concentrice striatula nigro-brunnea, umbones versus rufo-fusca; lamina cardinali tenuis- sima tortuosa, subrecta; margarita coerulea aeneomaculata; verticibus in !%/ı00 — ?P/ıoo longi- tudinis. Long. 60 mm; alt 36 mm (= /ıoo long.); diam. 23 mm (= °*/ıoo long.). Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 20 u la — Hab. in lacu haconensi Japoniae. Die mittelgrofse Muschel ist dünnschalig, an den Wirbeln stark erodirt, wo das dunkel- erzfarbene Perlmutter frei zu Tage tritt. Sie ist mälsig aufgeblasen, der gröfste Diameter liest nahezu in der Mitte der Länge, etwas weiter nach hinten die gröfste Höhe. Das Vorder- teil ist verschmälert, gerundet, oben in einem nicht immer deutlichen Winkel gegen den Oberrand abgesetzt, nach unten allmählig in den gerundeten Ventralrand übergehend, der dann allmählig sich wieder erhebt bis zu dem zugespitzten Hinterende. Der Dorsalrand ist in seiner hinteren Hälfte gerade und senkt sich dann schief und zuweilen etwas gewunden unregelmälsig nach vorn. Die Wirbel sind klein, nicht gewölbt. Sie liegen sehr weit vorn, in ?%/ı0oo— *?/ıoo der Länge. 7—8 quer resp. dem Dorsalrand parallel verlaufende, durch breite Furchen getrennte Leisten, nehmen von der Wirbelspitze her eine Strecke von ”—8 mm ein und sind ebenso deutlich von der Innenseite her zu sehen. Die procentale Höhe beträgt bei dem einen Exemplare 60, bei dem anderen 62, der procent. Diameter 37 resp. 38. Die Länge des Ligamentes vom Wirbel bis zur Ligamentbucht beträgt **/ıoo resp. */ıoo der Länge. Die Epidermis ist feingestreift, glänzend, falls sie nicht mit ockerfarbenem feinem Schlamm- Überzuge versehen ist, schwarzbraun, gegen die Wirbel röthlichbraun. Das Perlmutter ist bläulich mit erzfarbenen oder röthlichen grofsen Flecken und kleineren durchschimmernden schwarzen Flecken. Die sehr feine Schlofsleiste endet hinten in einer sehr kleinen dreieckigen und nicht langen Ligamentbucht, welche ich der Form nach für diejenige eines ausgewachsenen Tieres halte, dafür scheinen mir auch die Muskeleindrücke zu sprechen, wie wol sie ja entsprechend der geringen Stärke der Schale nicht besonders tief sein können. Kobelt hat sein Exemplar als Jugendstadium von A. cellensis gedeutet, indes glaube ich meinen Exemplaren zu Folge nicht, dafs die vorliegende Art wesentlich grösser werde. Die Beschaffenheit der Wirbel ist an meinen Exemplaren hinreichend, um versichern zu können, dafs diese Art nicht in die Nähe von A. cellensis gehören kann, bei welcher die Wirbelskulptur sehr zurücktritt und aus nahezu halbkreisförmigen Leisten besteht. Die vor- liegende Art aber hat diese Leisten wie die ihnen entsprechenden Zwischenfurchen in der Längsrichtung ziemlich gestreckt und zugleich ist diese Wellenbildung so ausgeprägt, dals sie auch an der Innenseite der Schale sehr sichtbar ist, wie bei allen verwandten Arten der Sektion Pteranodon, einer besonders durch ihre Wirbelskulptur charakterisirten und auf Ost- asien beschränkten Gruppe. Anodonta cellensis kommt in Japan nicht vor, wohl auch nicht in China und Kanada, soweit ich bis jetzt weils, dagegen ist An. Beringiana v. Middend. — ib — von Sibirien als identisch mit An. cellensis angesehen worden resp. als eine Varietät davon, Dies ist nur insofern richtig, als beide einander nahe stehen. Ich besitze ein Exemplar der A. Beringiana von Kamtschatka, welches ich nur mit A. idrina Spin. näher vergleichen kann. Dieses Exemplar ist 99 mm lang, 54 mm hoch bei 37 mm Diameter. Der Wirbel liegt in °°/ıoo der Länge, das Ligament milst °°/ıoo der Länge. Das Hinterteil ist nicht schnabelförmig ausgezogen, seine Spitze liegt tief, sodals sich der Ventralrand hinten nur "wenig erhebt. Zwei stumpfe Leisten ziehen vom Wirbel her zur oberen und unteren wenig deutlichen Ecke des Hinterendes. Die Schlofsleiste ist gegen die Ligamentbucht etwas ab- wärts gesenkt, diese ist kurz dreieckig. Hierin wie in der tiefen Lage des Hinterendes stimmt die Schale mit A. idrina. Sie klafit am Vorderende, was aber auch bei einigen Exemplaren von idrina vorkommt, wogegen bei A. cellensis die beiden vom Wirbel zum Hinterende laufenden Leisten sich nach hinten erheben, daher nicht gerade sondern im Bogen gekrümmt sind, entsprechend der stets höheren Lage des Hinterendes. Leider ist an meinem einzigen Exem- plare die Skulptur der corrodirten Wirbel nicht erkenntlich. Es mag daher späteren Unter- suchungen die Entscheidung darüber vorbehalten bleiben, ob A. Beringiana als Art bestehen bleiben soll, oder ob sie nur eine Lokalform der A. idrina ist, der sie jedenfalls sehr nahe steht. Eine der A. Beringiana nahe stehende Form ist An. Youkonensis Lea von Alaska, deren grölste Höhe aber schon in der Wirbelgegend liegt, nicht nahe der Ligamentbucht wie bei A. Beringiana und idrina. 11. Margaritana margaritifera L. Unio dahurieus Middendorff Sibir. Reise S. 26, Fig. 3—5. Margaritana dahurica v. Martens, Sitz.-Ber., Ges. naturf. Fr. Berlin, 1877, p. 118. Margaritana dahurica Kobelt, l. ce. p. 427, Taf. 13, Fig. 1, 2. Leider besitze ich diese Art nicht, doch sind mir die Gründe nicht einleuchtend, wels- halb Martens und Kobelt von der Lea’schen Auffassung abgehen, wonach diese Art mit M. margaritifera zusammenfällt. Kobelt gibt an, sie unterscheide sich durch flachere Form und weniger aufgetriebene Wirbel von margaritifer, allein letztere besitze ich aus der Elster in einer ziemlich ähnlichen Varietät, die einigermalsen abweicht von den Exemplaren aus österreichisch Schlesien. Es scheint mir also, dafs sich erhebliche Variationen innerhalb der mitteleuropäischen Fauna selbst finden und dals die sibirisch-japanischen Exemplare höchstens als var. dahurica abgetrennt werden könnten. Ich vermag aber keine durchgreifenden Unter- 20* — 156 — scheidungsmerkmale für ein solches Vorgehen zu finden. Zu beachten wäre bei weiterer Verfolgung der Frage zumal auch die jugendliche Schale und ihre Wirbelskulptur. 12. Unio Schlegelii v. Martens. v. Martens, Malakol. Bl., Bd. VII, 1861, p. 55. Konlelt, Ic. p. Aal Tara! Jedenfalls die eigentümlichste Form unter allen Sülswasserbivalven Japans. Es scheint keine andere ähnliche Art seither aus China bekannt zu sein, so dals wohl sicher zu erwarten ist, dafs diese riesige 170—200 mm lange Art auch auf dem asiatischen Festlande noch ge- funden werde. 13. Unio oxyrhynchus v. Mart. v. Martens, Malak. Bl., Bd. VII, 1861, p. 57. Kobelt, l. c. p. 420, Taf. 13, Fig. 3 und 4. Dals die Art UT. Grayanus Lea von China sehr nahe steht’ ist sicher, dagegen geht es wohl nicht an, beide mit Kobelt nur als Lokalformen einer Art anzusehen. Charakteristisch verschieden ist zumal der Horizontal-Durchschnitt. Im Verhältnis zur Höhe milst an zwei ausgewachsenen Stücken von Grayanus der Diameter "*/ıoo und "°/ıoo gegen °'/ıoo bei einem fast ebenso langen (100 mm langen) Exemplare von oxyrhynchus. Im Verhältnis zur Länge milst der Diameter bei oxyrhynchus "/ıoo, bei Grayanus "/ıoo und "°/ıoo der Länge. Der grölste Diameter liegt bei Grayanus an oder schon vor den Wirbeln und von da aus erhält sich der Diameter weithin in gleicher Gröfse oder er nimmt schon langsam ab. Bei U. oxyrhynchus liegt der grölste Diameter weit hinter den Wirbeln am Hinterende des Ligamentes. Die Höhe milst bei Grayanus *?/ıwo—”*/ıoo der Länge gegen **/ıoo—*!/ıoo bei oxyrhynchus. Die Angabe bei Martens: Länge 68 mm, Höhe 33 mm, was einer Höhe von *°/ıoo der Länge gleich käme, mufs notwendig auf einem Irrtume beruhen, wohl einem Druckfehler. Kobelt bemerkt, dals an seinen 72 mm langen Exemplaren nichts von Skulptur zu sehen sei, an meinem 100 mm langen Exemplare ist sie sehr deutlich. Sie fehlt bis zur Schalen- D länge von 45 mm und beginnt dann in Form von anfangs schwachen, später schärfer markirten breiten durch Furchen geschiedenen vertikal zur Länge stehenden Falten, welche unter der Umbonalfalte verlaufen, den davor liegenden Teil der Schale unberührt lassend. Bei U. Grayanus dagegen ist nur die halbwüchsige Schale bis zur Länge von 60 oder 70 mm skulpturirt, von da an glatt. Wie bei allen skulpturirten Schalen ist die Ausbildung der Skulptur bald eine — IS — stärkere bald eine geringe. So ist oxyrhynchus wohl als der japanische Repräsentant des Grayanus anzusehen, aber auch als eine gut und sicher unterschiedene Art. 14. Unio Reinianus Kob. Kobelt, l. c. p. 424, Taf. 23, Fig. 1. Die Höhe beträgt nach Kobelt °”/ıoo, der Diameter °*/ıoo der Länge. Der Wirbel liegt der Abbildung nach ca. 5 mm vom Vorderrande entfernt, also in ”/ıoo der Länge, ein sehr auffälliges Verhältnis. Ich kenne die Art nicht und auch Kobelt scheint nur ein Exemplar vorgelegen zu haben, so dals sich vorläufig nicht beurteilen läfst, ob das abgebildete Exemplar als ein typisches anzusehen ist. 15. Unio Brandtii Kob. Kobelt, l. c. p. 426, Taf. 23, Fig. 5. Auch diese Art, welche mir der vorausgehenden sehr nahe zu stehen scheint, bedarf weiterer Aufklärung. Das einzige von Kobelt untersuchte Exemplar hat eine Höhe von 6/10, einen Diameter von **/ıoo und den Wirbel in */ıo der Länge. Charakteristisch ist neben der weit nach vorn gerückten Lage der Wirbel der Horizontal-Durchschnitt durch die rasche Zunahme des Diameter, dessen Maximum schon bald hinter den Wirbeln erreicht ist, dadurch eben den Gedanken an die Zusammengehörigkeit mit U. Reinianus erweckend. 16. Unio japanensis Lea. Lea, Observat. Unio Bd. VII, p. 62, Taf. 36, Fig. 123. ? v. Martens, Malakol. Blätt. Bd. VII, 1841, p. 55. ? v. Martens, Sitzungs-Ber., Ges. nat. Fr. Berlin, 1877, p. 118. Unio omiensis von Heimburg, Nachr. Bl. D. malak. Ges., 1884, p. 93 und Jahrb. d. D. malak. Ges., XIV. Jahrg., 1887, p. 2, Taf. 1, Fig. 2. Obwohl dies die am längsten bekannte Art aus Japan ist, so kann sie doch keineswegs als gut bekannt gelten. So führt Küster eine sicher nicht aus Japan stammende Art als U. japanensis (p. 277, Taf. 93, Fig. 4) an, oftenbar in Folge einer irrigen Herkunftsangabe der betreffenden Muschel. Dieselbe hat die Körnelung auf den Wirbeln und die Striche auf dem Schilde weit feiner als japanensis, hat ein höheres Vorderteil mit scharf markirter Ecke des Schildchens und was die Hauptsache ist, lange niedre lamellare Cardinal- zähne, links 1, rechts 2. Diese Muschel gehört somit in die Gruppe jener indomalaiischen — la skulpturirten Unio mit lamellaren Cardinalzähnen zu denen U. bengalensis Lea, pachysoma Bens., Mederianus Mouss, dimotus Lea u. a. gehören, und bin ich zunächst geneigt die- selbe als synonym zu U. dimotus Lea zu ziehen. Diejenigen, denen reicheres Material an Unio-Arten von Java und Sumatra etc. zu Gebote steht, werden wohl diese Frage definitiv entscheiden können. Kobelt (l. c. p. 423, Taf. 12, Fig. 1 und 2) bildet zwei Exemplare einer U. japanensis nahestehenden und von ihm damit vereinten Art ab, die ich weiterhin als U. jokohamensis anführen werde, und verweise ich bezüglich der Differenzen auf das dort bemerkte. Die Ab- bildung und Beschreibung bei Lea zeigt eine Muschel von ca. 50 mm Länge mit einer Höhe von °°/ıoo und einem Diameter von °?/ıoo der Länge, deren Wirbel in ?°/ıoo der Länge liegt. und deren Epidermis vorn und um die Wirbel dunkelbraun, weiterhin heller braun ist. Die Skulptur reicht nicht über das Ligament hinaus, die Umbonalfalte ist breit aber abgeflacht, undeutlich durch zwei Leisten abgegrenzt. Die Beschreibung von Martens gibt eine Höhe von */ıoo, einen Diameter von °”/ıoo der Länge an, die Wirbel in ?°/ıoo der Länge. Unio omiensis von v. Heimburg hat eine Höhe von °5/ıoo, einen Diameter von *”/ıoo, die Wirbel in ?°/ıoo der Länge. Das v. Heimburg’sche Exemplar zeigt keine Skulptur der Wirbel- gegend, weil diese völlig zerstört sind, nur die Leisten auf dem Schilde sind erhalten; es ist dies jedenfalls ein Exemplar, bei dem die Skulptur weniger stark entwickelt ist als an Lea’s Abbildung, allein man findet das ganz allgemein bei allen skulpturirten Arten, dals die Skulptur bald feiner bald gröber entwickelt ist, bald weiter von den Wirbeln herabreicht bald weniger weit. Typische Exemplare von U. japanensis besitze ich selbst noch nicht. Alles was ich als japanensis erhielt ist die von Kobelt unter diesem Namen beschriebene Art. 17. Unio jokohamensis sp. n. U. japanensis Kobelt (nec Lea) p. 423, Taf. XII, Fig. 1 und 2. Diese Art, welche der vorausgehenden nahe steht, unterscheidet sich von ihr durch pluimpere höhere Form, weniger verschmälertes Vorderende, grölseren Diameter, stärkere Entwicklung der oft weit abwärts reichenden Skulptur und schwarze Epidermis. An Kobelts Exemplaren ist die Höhe ®*/ıoo und °°/ıoo, der Diameter °®/ıoo und *"/ıoo der Länge, die Wirbel liegen in **/ıoo—*°/ıoo der Länge. An meinen gröfseren Exemplaren beträgt die Höhe °"/ıoo bis °/ıoo, der Diameter *°/ıoo der Länge, nur an einem etwas mehr als halbwüchsigen 42 mm langen Exemplare mit einer Höhe von °/ıoo milst der Diameter über °%/ıoo, doch würde der- selbe mit dem Alter wohl noch zugenommen haben. Es ist somit bei nahezu erwachsenen — 1597 — Exemplaren die Höhe bei U. japanensis °*/ıwo—°*/ıoo gegen °'/ıo—"*/ıoo bei U. jokohamensis. Letztere Art hat den Diameter von ?®/ıo—*'/ıoo gegen *”/ıo—”"/ıoo bei U. japanensis. Meine zahlreichen als ‚„japanensis‘ erhaltenen zumeist von Yokohama stammenden Exemplare stimmen somit alle zu den Kobelt’schen Exemplaren und defshalb kann ich nicht glauben, dals es angeht beide Formenkreise in eine Art zu vereinen. 18. Unio Biwae Kobelt. Kobelt, Il. c. p. 421, Taf. 23, Fig. 2—4. Von den 3 von Kobelt abgebildeten Exemplaren hat das grölsere p. 426 besprochene Fig. 2 abgebildete eine Höhe von °!/ıoo, einen Diameter von *%/ıoo und den Wirbel in 16/100 der Länge. Das Fig. 3 abgebildete Exemplar hat die Höhe von °!/ıoo, Diameter ?7/ıoo, Wirbel in 1%/ıoo. Das Exemplar von Fig. 4 hat eine Höhe von °%ıoo. An meinen zwei Exemplaren ist die Höhe °°/ıoo und °/ıoo, der Diameter *%/ıoo und °%/ıoo, der Wirbel in !"/ıoo und 14/100 der Länge gelegen. Die Epidermis ist hell olivenbräunlich, nach dem Rande hin dunkler. Obwohl die Wirbel wenig erodiert sind, ist von der offenbar bei dieser Art sehr reduzierten Skulptur nichts mehr zu sehen als 6—8 kurze Falten, die von der scharfen Kante der Umbonal- falte schräg nach hinten und oben gegen das Ligament zu laufen. Das Perlmutter ist schmutzig bleifarben. In der rechten Schale ein dicker etwas dreieckiger tiefgekerbter oder einge- schnittener Cardinalzahn, über welchem ein zweiter als feine niedre Leiste steht. Der Cardinal- zahn der linken Schale ist durch eine tiefe Grube in zwei Stücke zerlegt. Die Schale ist ziemlich dick. Die ziemlich weit nach vorn gerückte (in '*/ıoo—!"/ıoo der Länge) Lage der Wirbel, das Zurücktreten der Wirbelskulptur und die scharfe Umbonalkante scheinen die Art gut zu charakterisieren. An der Innenseite der rechten Seitenlamelle steht basal eine acces- sorische Leiste. 19. Unio Murchisonianus Lea. Lea, Observat. Unio, Vol. I, 2, p. 33, Pl. 3, Fig. 6. - Unio nipponensis Kobelt, (nec Lea) l. c. p. 422, Taf. 12, Fig. 3, Die von Kobelt abgebildete Schale sowie ein von ihm mir zugesandtes Exemplar sind identisch mit meinen chinesischen Exemplaren von U. Murchisonianus. Hierbei ist nur zu bemerken, dals die erste Vertreterin dieser wohl bekannten Art, welche Lea erhielt, ein etwas abnormes Stück repräsentiert, da an ihm die Höhe nur **/ıoo der Länge beträgt, gegen —. 1607 — #9/100—°?/ıoo an meinen Exemplaren. Der Diameter beträgt bei dieser Art */ıoo—?”/ıoo, der Wirbel liegt in ?®/ıoo—?%/ıoo der Länge. Über die Unterschiede von nipponensis vergleiche man die folgenden Bemerkungen. 20. Unio nipponensis v. Mart. (Fig. 2.) v. Martens. Sitzungsber., Ges. nat. Fr. Berlin 1877 p. 119, Nach Martens milst die Höhe *%/ıoo, der Diameter °'/ıoo und liegt der Wirbel in ?2/ıoo der Länge. Meine drei Exemplare haben eine Höhe von *'/ıo—?/ıoo, einen Diameter von */ıoo—°”/ıoo und den Wirbel in ?%/ıoo—**/ıoo der Länge. Die Art ist also dem U. Mur- chisonianus in den Proportionen sehr ähnlich, nur liegt der Wirbel etwas mehr nach vorn. Dabei ist der Wirbel etwas weniger aufgeblasen, aber stärker erodirt als bei Murchisonianus. In der Form sind beide Arten einander zwar sehr ähnlich, allein das Vordertheil ist bei nipponensis schmäler, der Dorsalrand senkt sich schon von der Mitte des Ligamentes ab stark abwärts und geht allmählig in den Vorderrand über. Bei U. Murchisonianus ist der vordere Abschnitt des Dorsalrandes nur wenig gesenkt und er endet deutlich abgesetzt an der Ecke des Schildehens. Die Skulptur ist bei U. Murchisonianus viel schärfer ausgeprägt, stärker erhaben, reicht weiter auf die Schale herab und ist noch ausgezeichnet durch kleine vertikal nach abwärts ziehende kurze komma-ähnliche Leistchen. Die Schale ist bei U. nipponensis stärker, auch mehr zerfressen an den Wirbeln. Die Schlofsleiste ist bei U. nipponensis stark und breit, bei U. Murchisonianus sehr viel feiner, kaum 1 mm breit gegen 2 und darüber bei jener. Dementsprechend sind bei nipponensis die Kardinalzähne dick und kräftig; der untere der rechten Schale hat eine 2 mm breite durch 5—7 Furchen tief eingeschnittene mediane Fläche, während bei Murchisonianus eine solche Fläche nicht existirt, sondern in Folge der lamellaren Beschaffenheit des Zahnes auf eine scharfe nicht oder ganz fein gekerbte Kante reduzirt ist. Ein kleiner Unterschied zwischen den chinesischen und den japanischen Exemplaren besteht darin, dafs erstere nur die Aulsenfläche des grolsen rechten Kardinal- zahnes gefurcht haben, indels bei letzteren auch noch ein kleiner Theil der Innenfläche gefurcht ist, allein der Zahn bleibt dabei lamellar mit scharfer Kante, was bei nipponensis nicht vorkommt. Die Bezeichnung der Kardinalzähne von nipponensis bei v. Martens als erassiusculi profunde sulcosi giebt das Verhältnis richtig wieder, während Kobelts Bezeich- nung der Zähne als zusammengedrückt und lamellar zu Murchisonianus stimmt. Die Unterscheidung dieser beiden einander nahe stehenden Arten wird hiernach leicht sein, wiewohl sie erst dann als vollkommen durchgeführt wird anzusehen sein, wenn die — 161 — Jugendstadien beider Arten mit Rücksicht auf die Wirbelskulptur verglichen sind. Von Unio nipponensis besitze ich Exemplare auch aus dem südlichen China von Kiukiang. Sie stimmen genau zu den japanischen, nur ist die Medianfläche des rechten grolsen Kardinal- zahnes nicht so breit, was übrigens, da die Exemplare nicht erwachsen sind, noch hätte erfolgen können. 21. Unio haconensis sp. n. (Fig. 3.) Testa oblonga inaequilaterali subinflata, antice sulcata plieis concentrieis interruptis; valvulis crassiusculis natibus vix prominulis valde erosis; epidermide antice tenebroso - fusca, postice luteo-fusca; dentibus cardinalibus crassis erectis in utraque valvula duplieibus; latera- libus crassis subrectis; margarita argentea, aeneomaculata. Long. 50 mm, Alt 28 mm, Diam. 20 mm. — Alt. = 56— %/ıoo long., Diam. = 39 — *!/ıoo long. Hab. in lacu japonico haconense. Aus dem Hakone-See erhielt ich einige Exemplare eines Unio, den ich anfangs, wenn auch als Varietät, zu U. japanensis ziehen zu sollen glaubte. Die folgende Beschreibung wird jedoch wohl erkennen lassen, dals die Sculptur der Schale eine wesentlich andere ist. Leider haben alle Exemplare die Wirbel so stark erodirt, dals ich über die Skulptur der- selben nichts sagen und mich nur auf die unterhalb derselben noch erhaltenen Reste der Skulptur beziehen kann. Die grölsten Exemplare messen 46 resp. 50 mm in Länge und die enorme Vertiefung der accessorischen Muskeleindrücke beweist klar, dals diese Individuen sehr alt und völlig ausgewachsen sind. Ich bin demnach geneist zu glauben, dals auch die typische Form nicht grölser als 50 mm wird. Meine Exemplare haben eine Höhe von °%/ı00o—%/ıo0, einen Diameter von ®/ıoo — *!/ıoo der Länge. Alle sind vom Wirbel längs des Schildes und der Umbonalfalte bis auf das Perlmutter abgefressen. Die Schale ist im Vorderteil plikat-striat, indem die konzentrischen Anwachsstreifen leistenförmig erhaben sind. Gegen die Mitte der Schale hin sind diese Leisten unterbrochen und die einzelnen Stücke sind verdickt und unregelmäfsig gebogen. Der Schild, soweit er erhalten, zeigt keine Skulptur und diese fehlt dem ganzen hinteren resp. hinter dem Ligamente gelegenen Abschnitte der Schale. Eine Anordnung der Skulpturhöcker zu radiären Strahlen scheint auf dem Schilde nicht zu erfolgen. Sollte sich dies bestätigen, so ist wol die Skulpturirung der kompleten Schale eine erheblich von jener des japanensis abweichende. Leas Figur lälst schon vor der Umbonalfalte regelmälsig an- geordnete strahlige Leisten erkennen, die bei haconensis, wie es scheint, gar nicht, bei Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVII. 21 — 12 — jocohamensis nur auf dem Schilde vorkommen, indes bis zur Umbonalfalte Y förmige Figuren vorherrschen. Die Epidermis ist bei U. haconensis braun, vorn fast schwarzbraun, in der hinteren Hälfte der Schale gelbbraun. Die Umbonalfalte ist ein etwas abgeflachtes, undeutlich nach oben und unten abgegrenztes Feld. Das Perlmutter ist gegen den Rand hin bläulich, im Übrigen ölfleckig, fleischfarben oder erzfarben. Die vordere Hälfte der Schlofsleiste ist stark abwärts gesenkt, stärker als an Lea’s Figur und dementsprechend ist hier überhaupt das Vorderteil schmäler als bei japanensis. Der kurze dicke dreieckige und aufgerichtete hintere Kardinalzahn der rechten Schale ist nach hinten von einer tiefen, weit eindringenden Grube begrenzt; vor ihm steht ein kleiner leistenförmiger vorderer Kardinalzahn. Nach hinten folgt ein kurzes aufsteigendes Stück der breiten Schlofsleiste, darauf die nicht sehr lange, dicke, gerade oder leicht gebogene Seitenlamelle, an deren hinterem Ende innen eine basale kurze Leiste sich erhebt. In der linken Schale ist der Kardinalzahn durch eine tiefe Grube in zwei Stücke zerlegt, von denen das hintere das stärkere ist. Das Ligament reicht bis über die Mitte der Seitenlamelle, aber bei dem grölsten ältesten Exemplare bis zu dessen letztem "5. Es scheint mir, dafs diese U. japanensis nahe stehende sp. von ihr durch das ver- schmälerte Vorderteil und die plikate Skulptur gut unterschieden ist. Im Vorausgehenden sind 21 Unioniden von Japan besprochen. Von ihnen sind die olgenden Arten seither noch nicht in China oder dem nordöstlichen Asien nachgewiesen: Anodonta japomica Cless., A. haconensis v. Mart, Unio Brandtiü Kob., U. Biwae Kob., U. Reinianus Kob., U. haconensis v. Mart., U. Schlegelü v. Mart., U. japanensis Lea. Gemeinsam China und Japan sind die drei grofsen Oristaria, ferner Margaritana margaritifera L., Anodonta Woodiana Lea, Unio Murchisonianus Lea, U. nipponensis Mart. Zu diesen gemeinsamen Arten kommen noch folgende vikarirende: Japan China ‚Anodonta Reiniana v. Mart. Oristaria discoidea Lea An. lauta v. Mart. An. magnifica Lea An. calipygos Kob. An. gibba Bens. An. Kobelti v. Ih. An. pulchella Heimb. Unio oxyrhynchus v. Mart. U. Grayanus Lea U. jokohamensis v. Ih. U. Leai Gray var. — 163 — Es sind somit von den 21 Arten japanischen Unioniden 62°/o in China resp. dem nord- östlichen Asien durch sehr nahe stehende oder identische Formen vertreten. Es ist aber meine Überzeugung, dafs auch die 8 Arten, für welche ich z. Z. nicht in der Lage bin die chinesischen Seitenstücke nachzuweisen, deren nicht entbehren. Ich muls mich daher darauf beschränken auf diese Lücken hinzuweisen, welche auszufüllen mir bis jetzt noch nicht möglich ist. II. Cyrenidae. Wir besitzen zwei Arbeiten, welche den Versuch machen eine Übersicht zu geben über die in Japan vorkommenden Corbieula-Arten. Es sind dies eine Arbeit von Reinhardt‘) und ein bezüglicher Abschnitt in der Arbeit von Kobelt°) über die Binnen-Conchylien von Japan. Letzterer fasst alle bezüglichen Arten noch unter Oyrena. Jetzt pflegt man wohl allgemein zu Cyrena nur die schwereren meist gröfseren Arten mit glatter Oberfläche und nicht erenulirten Lateralzähnen zu rechnen und die übrigen Arten mit konzentrisch gefurchter Oberfläche und erenulirten Seitenzähnen Corbieula zu nennen. Bei dieser Begrenzung fehlt Cyrena in Japan völlig. Fischer rechnet in seinem Manuel Batissa und Velorita als Unter- gattungen zu Corbicula, während fast alle anderen Autoren mit Recht diese Gruppen als Genera anführen. Thut man dies, so muls man auch die letzte weitere von Fischers Unter- gattungen, Neocorbicula, als besondere Gattung gelten lassen. Wie zuerst Prime hervorhob zeichnen sich die Corbiceula-Arten Südamerikas aus durch ihre Mantelbucht, welche den asia- tischen Arten fehlt, auch sind sie fast immer schwächer oder nicht gestreift, sodafs ich Fischers bezüglichen Vorschlag nur gut heilsen kann, Neocorbicula aber als Gattung gelten lasse. Leider hat man sich allgemein dabei begnügt die japanischen Corbicula - Arten zu beschreiben, ohne ihre Beziehungen zu den Arten der angrenzenden Gebiete Asiens zu ver- folgen. Mir selbst ist es gegenwärtig leider auch nicht möglich diese Lücke auszufüllen. Trotzdem läfst sich auch jetzt schon erkennen, dals die japanischen Arten teilweise mit chinesischen identisch sind. ©. pexat« Prime, die grölste der japanischen Arten kommt auch in China vor. Die C. Martensi Cless. wird von Reinhardt nur als eine Lokalform der chinesischen €. fuscata Lam. angesehen, zu der wohl auch €. Reiniana Cless. gehört. 1) y, Reinhardt. Über japanische Carbicula-Arten. Jahrb. d. D. Malak. Ges. V. Jahrgang 1878, p. 185—194. Taf. V. 2) W. Kobelt. Fauna japonica extramarina. Abhandl. Senekenberg. Naturf. Ges. Bd. XI. 1879, p. 437 ff. 21* — ZA C. japonica Prime führt zwar Kobelt noch besonders an, allein Reinhardt versichert, dals Prime selbst nachträglich sie als synonym mit ©. orientalis Lam. anerkannt habe. Zu letzterer rechne ich auch (©. biformis Reinh., von der ich ein Exemplar aus China, als orientalis bestimmt, besitze. Es bleibt dann freilich noch zu ermitteln, ob etwa doch unter orientalis zwei Arten vermischt werden, oder ob diese Art in Bezug auf die Leisten der Lunula und andere Charaktere variabel ist. Es ergiebt sich demnach folgende Übersicht der japanischen Corbicula und ihrer Beziehungen zu jenen von China. Japan China 0. pexata Prime 0. pexata Prime ©. fuscata Lam. C. fuscata Lam. (var. atrata Reinh. und var. Reiniana Cless.) ©. Doenitziana Cless. —? C. ovalis Prime aff. C. fluminea ? “0. Leana Prime — ? ©. orientalis Lam. ©. orientalis Lam. ©. Sandai Reinh. aff. ©. cyreniformis Prime 0. straminea Reinh. aff. ©. striatella u. a. Am auffallendsten würde es sein, wenn eine so weit verbreitete Art wie (©. fluminea Müll, welche über China, „Ostasien“ und die Sundainseln verbreitet ist, in Japan fehlen sollte, auch ©. fluviatilis, Largillierti u. a. werden vielleicht noch in Japan zu erwarten sein oder doch unter andrem Namen als Lokalformen bereits beschrieben sein. Aller Wahrschein- lichkeit nach werden sich diese Beziehungen japanischer Corbicula noch weit über China hinaus nach Vorderasien zu ©. fluminalis, consobrina, cor u. a. verfolgen lassen. Von Cyelas und Pisidium sind noch keine Arten aus Japan beschrieben, doch hat Martens’) das Vorkommen einer Cyelas aus der Verwandtschaft von O. calyculata erwähnt. II. Faunistische Beziehungen. Am Schlusse des ersten Abschnittes wies ich darauf hin, dals von 21 Arten bis jetzt aus Japan bekannter Unioniden 13 resp. 62 Procent auch in China und dem nordöstlichen Asien vorkommen oder durch sehr nahe stehende Arten vertreten werden. Von 8 Corbieula- Arten Japans kommen sicher drei auch in China vor, indes zwei weitere dort nächstverwandte Vertreter besitzen. Auch das ergiebt 62 Prozent identischer oder nahverwandter Arten. 1) Sitzungs-Ber. Ges. Naturf, Freunde Berlin 1877, p. 120. — 109 — Wäre es mir möglich gewesen mich über die chinesische Fauna ebenso genau zu orientiren wie über die japanische, so würde der Prozentsatz sicher ein sehr viel höherer geworden sein. Trotz dieser Lückenhaftigkeit des zur Beurteilung mir vorliegenden Materiales läfst sich bereits das Verhältnis gut erkennen, in welchem die japanischen Süfswasser - Muscheln zu jenen der angrenzenden Gebiete stehen. Es fehlt unter den Muscheln wie überhaupt unter den Mollusken der japanischen Binnengewässer jedweder eigenartige Typus. Neben weit verbreiteten holarktischen oder eircumpolaren Gattungen und selbst Arten finden sich vorzugsweise charakteristische Arten und Gattungen des nordöstlichen Asiens und besonders Chinas. Diese Gemeinsamkeit ist vor allem ausgesprochen in der Anwesenheit zahlreicher Vertreter der Gattung Cristaria und in der Zugehörigkeit aller japanischen Anodonten zur Untergattung Pteranodon. Diese beiden Gruppen des Systemes haben aulser in Japan nur noch Vertreter in China und in Sibirien, wo Cristaria plicata und discoidea sowie eine der Anodonta (Pteranodon) magnifica Lea nahe stehende Art, A. Schrenkü Lea, vorkommen. Skulpturirte Unio scheinen in Sibirien jetzt nicht mehr vorzukommen, haben aber nach v. Martens tertiär dort existirt. Als auffallendstes Beispiel enorm weiter Verbreitung ist die Anwesenheit von Marganitana mar- garitifera in Japan zu erwähnen, einer Art, die auch in Europa, Nordamerika und Sibirien vorkommt, vermutlich auch im nördlichen China. Eine so weite Verbreitung hat keine andere Unionide und unter den in Japan vorkommenden Sülswasser-Mollusken nur noch Planorbis albus. Vielleicht ergiebt der Vergleich der fossilen Sülswasser-Muscheln Europas und Japans einst noch einige weitere derartige Verwandtschafts-Beziehungen. Indessen ist, so viel mir bekannt, im europäischen Tertiär so wenig wie im nordamerikanischen je eine Oristaria oder Pteranodon gefunden worden, und so wird man wohl diese Gattungen als charakteristische Erscheinungen der ostasiatischen Sülswasserfauna anzusehen haben. Während nun mehr als die Hälfte aller japanischen Unioniden bereits in China nach- gewiesen sind, sei es direkt oder in vikarlirenden Arten und bei Vertiefung der bezüglichen Studien dieses Verhältnis offenbar noch eine bedeutende Steigerung erleiden wird, so fehlen andererseits in Japan eine ganze Reihe charakteristischer chinesischer Typen. Manche mögen wohl in Japan mit der Zeit noch aufgefunden werden, wie etwa Cristaria discoidea Lea, für andere ist dies unwahrscheinlich, weil sie als Glieder einer über das südliche Asien weit verbreiteten Fauna erscheinen, von der in Japan auch nicht irgend ein Glied zu sehen ist. Solche Gattungen sind die hyriaartigen Unionen Chinas und Indiens aus der Untergattung Arconaia, ferner die auch weit nach Westasien verbreitete Gattung Pseudodon sowie die — ll — wohl zu den Muteliden gehörige Gattung Solenaia. Die Verbreitung dieser Gattungen mag zum Teil durch klimatische Differenzen bedingt sein, welche sie ebenso wie Ampullaria etwa, von Japan ausschliefsen. Wäre aber dies die alleinige Erklärung, so mülsten alle diese Gattungen in Japan tertiär existirt haben. Wahrscheinlich wird dies aber nicht zutreffen und wird dieses indochinesische Element auch tertiär in Japan so wenig vertreten gewesen sein wie in Slavonien. Eine sorgfältige Vergleichung der Fauna der slavonischen Paludinen- schichten mit jener von Japan wird auch als ein Desiderat künftiger Forschungen anzusehen sein. Dafs Japan tertiär mit Ostasien zusammenhing, geht klar aus der Anwesenheit der asiatischen Säugetiergattungen hervor, und das Aussehen dieser Fauna ist ein so rezentes, dafs offenbar pliocän, resp. während eines Teiles der pliocänen Formation dieser Zusammen- hang noch bestand, wie Wallace richtig darlegte. Unter den Vögeln kommen nach Wallace auch einige indische in China fehlende Arten vor, ebenso nach Kobelt unter den Land- schnecken. Sollten diese nicht doch noch in China nachgewiesen werden, so wird man mit Wallace annehmen müssen, dals es in ihnen sich um Arten von ehemals viel weiterer Ver- breitung handelt. Auf einen Zusammenhang mit Indien weist jedenfalls nichts hin. Die Beziehungen der japanischen Fauna sind teils solche zur paläarktischen Region, teils und zwar überwiegend solche zur ostasiatischen Provinz derselben. Sobald erst einmal in Japan selbst das Studium der einheimischen Najaden kräftige Förderung!) findet, wird man erwarten dürfen die Zahl der Arten noch erheblich steigen zu sehen. Hauptaufgabe dabei aber muls es sein, die chinesischen Arten in das Bereich der Vergleichung zu ziehen und Rücksicht auf die fossilen Formen zu nehmen. Uebrigens kann ich es nicht unterlassen zum Schlusse noch auf die treffliche Übersicht über die Binnen-Conchylien Japans hinzuweisen, mit welcher Kobelt seine grolse Arbeit schliefst. Sehr richtig bemerkt Kobelt, dals die in seiner Darstellung noch überaus zurücktretende Liste der China und Japan gemeinsamen Arten noch erheblich bereichert werden würde. Die vorliegende kleine Studie ist ein evidenter Beleg dafür, so sehr, dafs ich wenigstens für die Bivalven sehr bezweifle, dals Japan ende- mische Arten besitzt. Bezüglich der Landschnecken bleibt noch der Einfluls der Verschleppung zu prüfen, wodurch manche der jetzt als einheimisch japanisch betrachteten Arten als importirt sich erweisen können, wie Helix similaris, einige Hyalina, Zonitoides nitidus und etwa noch die indischen Stenogyren. Rio Grande do Sul 2. Dezember 1892. 1) Namentlich auch durch Untersuchung der Variationsgrenzen der einzelnen Arten und ihrer Jugendzustände, Flora aus den unteren Paludinenschichten des Caplagrabens bei Podvin in der Nähe von Brood (Slavonien) beschrieben von Hermann Engelhardt, Oberlehrer am Realgymnasium in Dresden-Neustadt. NER IE Tarkenen: Das Studium der jungtertiären Ablagerungen in Westslavonien datiert aus dem Jahre 1861, als D. Stur, (Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt 1562 Bd. XII. p. 285) zum Zwecke der geologischen Uebersichtsaufnahme diese Gegend bereist hat. Später ist zur genaueren Untersuchung der Schichtenfolge, hauptsächlich aber zur Aufsammlung und Bearbeitung der Fossilien des jüngsten tertiären Schichtengliedes diese Landschaft von zahlreichen Forschern durchwandert worden, und zahlreiche, z. T. umfangreiche Publikationen sind ihrer fossilen tierischen Lebewelt gewidmet worden. Nördlich und längs der Save zieht sich von West nach Ost das westslavonische Gebirge hin, in welchem sich auf und an krystallinischen alpinen Felsmassen mehrfach unmittelbar neogene Absätze lagern und, mit dem marinen mittelmiocänen Leithakalk beginnend, sich als sarmatische Schichten (weilse Mergel), als Congerien- und lakustre Paludinenschichten, nach oben einander folgend, darstellen. Vom hangenden Löss ist das Tertiär vielfach verdeckt, das meist nur in tiefer eingerissenen Querthälern und Schluchten hervortritt. Den sog. Paludinenschiehten galt somit vornehmlich der Besuch Slavoniens. Die technische Verwendbarkeit mag wohl vor Allem das Augenmerk auf die auch diesem Schichtenkomplexe in verschiedenen Horizonten eingelagerten Braunkohlenflötze gelenkt haben. In ihrem Vorkommen und Verlauf hat sie C. M. Paul genauer ver- folgt (Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt Bd. XX p. 251 und Bd. XXIV p.310—318) Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 22 — more In der Abhandlung, welche in umfassendster Weise die Paludinenschichten West- slavoniens behandelt (Neumayr u. Paul, Die Congerien- und Paludinenschichten Slavoniens und deren Faunen, Abhandlungen d. k. k. geolog. Reichsanstalt 1875 Bd. VII Heft 3), führt Paul vom Südrand des westslavonischen Gebirges folgende Kohlenflötze an: diejenigen von Novska-Raic, von Neu-Gradiska (Cernik), zwischen Ciglenik und Beeit und dem Malinograben und diejenigen im Öaplagraben und bei Podvin bis Tomica. Die ersteren Kohlenflötze sind den untersten Paludinenschichten eingelagert, so dass Schichten mit Paludina Neumayri und Unio mawimus noch im Hangenden der- selben sich zeigen. Einem höheren Horizonte der Paludinenschichten gehören die unbedeutenden Kohlenflötzchen bei Sibin, Groma£nik, ferner dasjenige im Caplagraben zu, woselbst die lichtgrauen Mergel mit Paludina ornata und Paludina Pilari im Liegenden des Flötzchens anstehen. Im östlichen Teil des Höhenzuges kommen bei Varos, Podvin, Tomica, Kindrovo und Oriovac aber auch kleine Kohlenanhäufungen vor, die das höhere Alter derer von Novska bis Malino haben. Reste, welche über die Flora Aufschluss gaben, aus welchen diese Braunkohlen- anhäufungen hervorgegangen sind, sind bisher nicht bekannt geworden. Kinkelin, (Senckenberg. Ber. 1890 p. 87 ft.), welcher gelegentlich einer Reise durch Oestreich- Ungarn auch den Caplagraben in der Nähe von Brood abging, beobachtete an einem im oberen Teile der Schlucht sich darbietenden Sandprofil Schichtfugen in demselben und löste aus ihm einige Platten lockeren Sandsteines heraus, die mit z. T. wohl er- haltenen Blattabdrücken bedeckt waren. Von brauner Farbe, heben sie sich von dem lichtgelblichgrauen Sandstein gut ab (l c. p. 95). Dass mir aber zur Bearbeitung dieser Blättersandsteinplatten eine ziemlich grosse Kollektion vorlag, verdanken wir dem grolsen Interesse und Geschick, das Herr Carl Brandenburg, Sections-Ingenieur der Königl. ungar. Staatsbahn, der Aufsammlung dieser Fossilien gewidmet hat. Zuerst in Sibin stationiert, dann von Szeged in Ungarn aus, besuchte Herr Brandenburg mehrere Male den Caplagraben, um diese Flora auszubeuten und brachte trotz mancher feindlicher elementarer Gewalten eine ziemlich bedeutende Sammlung zusammen, die jetzt im Senckenbergischen Museum in Frankfurt a. M aufbewahrt und aufgestellt ist. Diese energische Ausbeutung der pflanzenführenden Platten hat Verhältnisse geschaffen, welche ein weiteres Ausheben solcher äufserst beschwerlich machten, da ihm die recht mühsame Abräumung des die Paludinensande überlagernden Lösses vorausgehen mülste. %s mülsten sich mächtige Fluten herabstürzen, um diese Arbeit zu sparen und so das Profil wieder klar zu legen. steinschichten eingelagert sind, sammelte Kinkelin folgende Fossilien: Paludina pannonica*) Neum. in sehr grosser Paludina panmonica-Suessi Paludina pannonica-bifarcinata Paludina Suessi Neum. Paludina Neumayri Brus. Paludina leiostraca Brus Paludina Deschmanniana Brus. Tylopoma-Deckel Hydrobia Brut Neritina semiplicata Sandb. Melania rieinus Neum. Melanopsis harpula-hastata Melanopsis lanceolata Neum. Melanopsis aff. costata Fer. Melanopsis recurrens-lanceolata Melanopsis pterochila Brus. Melanopsis Sandbergeri Neum Melanopsis subpyrum Pen. Lithoglyphus fuscus Neum. Lithoglyphus Kinkelini Brus. — pannonica Kink. Menge wenig nicht häufig wenig 3 wenig 1b? nicht selten wenig zahlreich 6 nicht selten nicht selten 3 3 nicht selten 6) nicht selten zahlreich zahlreich Unio maximus*) Fuchs Unmio Hoernesi Pen. Unio Bittneri Pen. Unio Neumayri Pen. Unio aff. slavonicus Hoernes Unio Mojsvari Pen. Unio thalassinus Brus. Pisidium aequale Neum. Dreissensia polymorpha Pallas Öypris Sp. Chara Sp. Aus den Sanden, welchen die blätterführenden Sand- zahlreich zahlreich zahlreich zahlreich 1 1 1 1 zahlreich selten 2 *) Die Leitfossilien sind fett gedruckt. [89] Cryptogamen. Pilze. Familie der Hyphomyceten. Gattung Phyllerium Fries. Phyllerium Brandenburgi nov. sp. Taf. I, Fig. 2, 3. Die Flecken sind vieleckig, an Grölse und Gestalt verschieden, schwarz; bisweilen um- säumen sie eine hellere Stelle. Auf mehreren Blattfetzen finden sich dunkle Flecke vor, welche sich im Blattgewebe zwischen den Seitennerven ausbreiten, auch an letztere sich anlehnen. Sie sind zu Ehren des Herrn Ingenieur Brandenburg benannt, dessen Liebenswürdigkeit die Ausgrabung der hier beschriebenen Pflanzenreste zu danken ist. Familie der Pyrenomyceten. Gattung Sphaeria Hall. Sphaeria Kinkelini nov. sp. Taf. I, Fig. 1. Die Perithecien sind rund, von verschiedener Gröfse, gleichmälsig schwarz. Sie wurden auf einem Blattfetzen von Alnus Kefersteinii Goepp. sp. gefunden. Farne. Familie der Polyodiare- Gattung Adiantides Goepp. Adiantides slavonicus nov. sp. Taf. I, Fig. 4, 4a. Das Blättchen ist häutig, trapezoidisch gestaltet; die Nerven sind gleichstark, ein- oder mehrmal gespalten. Es fand sich nur das eine Blättchen vor, unter dem ein kleines Stück eines andern hervorblickt. 1869. 1821. 1838. 1845. 1845. 1855. — 73 — Phanerogamen. Familie der Cupressineen Rich. Gattung Taxodium Rich. Taxodium distichum miocenum Heer. Taf. I, Fig. 5—11, 19, 20, Heer, Balt. Fl. S. 18, Taf. 1, 2, Fig. 6, 7. Ders., North-Greenland S. 463, Taf. 43, Fig. 4, 57 Ders., Alaska 'S. 21, Taf. 1, Fig. 6; Taf. 3, Fig. 11c; Taf. 4, Fig. 5b; c. Ders., Spitzbergen S. 32. Taf. 3, 4, Fig. 13b, 27c, 28b; Taf. 11, Fig. 7c; Taf. 16, Fig. 8b, c. Ders., Beitr. zu Spitzbergen S. 57, Taf. 13, Fig. 12, 13; Taf. 25. Fig. 9, 13. Ders., Grinnel-Land S. 23, Taf. 2. Ders., Sibirien und Amurland S. 33, Taf. 8, Fig. 25b; Taf. 9, Fig. 1; S. 49, Taf. 15, Fig. 1,2; S. 52, Taf. 15, Fig. 10—12. Ders., Sachalin S. 22, Taf. 1, Fig. 9. Ders., Grönland S. 60, Taf. 70, Fig. 11; Taf. 87, Fig. 7; Taf. 88, Fig. 26; Taf. 96, Fig. 8, 9. Engelhardt, Göhren S. 10, Taf. 2, Fig. 4-9. Ders,, Jesuitengraben S. 17, Taf. 1, Fig. 20. Ders., Dux S. 151, Taf. 2, Fig. 23, 24; Taf. 3, Fig. 9, 10. Lesquereux, Tert. Fl. S. 71, Taf. 6, Fig. 12—14a. Geyler und Kinkelin, Öberpliocänflora S. 11, Taf. 1, Fig. 2. Phyllites dubius. Sternberg, Vers. I. S. 37, Taf. 36, Fig. 3. Taxodites dubius. Presl. in Sternbergs Vers. II. S. 204. Unger, Iconogr. pl. foss. S. 92, Taf. 33, Fig. 1—7. Göppert, Schossnitz S. 6, Taf. 2, Fig. 4—16. Taxites afflnis. Goeppert, Bernstein S. 104, Taf. 3, Fig. 30. Taxodium dubium. Heer, Tert. Fl. d. Schw. I. S. 49, Taf. 17, Fig. 5—15; Taf. 21, Fig. 3. Ders., Nord-Grönland S. 89, Taf. 2, Fig. 24—27; Taf. 12, Fig. 1c; Taf. 45, Fig. 11a—d. Ders., Spitzbergen S. 156, Taf. 30, Fig. 3, 4. v. Ettingshausen, Köflach 8742, Taf. 1), Bior 13. Ders, Bilin T. S: 34, 1312 107 E192 13, 2022: Tafz 12, Fig. 1—16. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen S. 10, Taf. 1, Fig. 6,7; Taf. 2, Fig. 1,2; S. 29, Taf. 8, Fig. 7—10. Velenövsky, Vrsovic S. 14, Taf. 1, Fig. 27. Taxodium Fischeri. Heer, Tert. Fl. d. Schw. S. 50, Taf. 17, Fig. 1—4. Die hinfälligen Zweiglein sind fadenförmig, mit abwechelnden dichtstehenden, zweizeilig angeordneten Blättern besetzt, welche sehr kurz gestielt, flach, an Grund und Spitze zuge- spitzt, linealisch-lanzettlich und einnervig sind: die jüngeren bleibenden Zweigelchen sind mit schuppenförmigen Blättern besetzt. Aus der reichen Litteraturangabe, bei der nur die Schriften Berücksichtigung fanden, welche Teile der Pflanze in Abbildung bringen, ersieht man, dals diese Art ungemein ver- — 114 — breitet gewesen sein muls. Wir kennen sie in Europa aus Schichten von dem Unteroligocän bis zum oberen Pliocän, ferner aus verschiedenen Ländern Asiens und Amerikas. Durch Heer wurde zuerst auf Grund reichlicher Funde von Blättern, Zweigstücken, Zapfen und Zapfen- teilen, sowie Samen, welche er aus den Letten des Samlands zu Gesicht bekam, nachgewiesen, was Al. Braun und Goeppert schon vor ihm vorausgesehen, dass sie und das in der Jetztzeit in sumpfigen Gebieten der Vereinigten Staaten (vom Süden bis Virginien) häufig auftretende Taxodium distichum Rich. nicht zu trennen, sondern zu vereinigen seien. Ihr Schöpfungs- centrum ist jedenfalls in den nördlichen Polargegenden zu suchen. Unser Fundort lieferte eine sehr grolse Anzahl von’ jüngeren Zweigstücken, von denen nur einige wiedergegeben wurden. Fig. 8, 11 zeigen die unter ihnen, neben einigen anderen gleichausgebildeten, bemerkenswertesten, insofern sie ungewöhnlich lange Blätter aufweisen, wodurch sie sich dem von Goeppert in Schossnitz Taf. 2 Fig. 9 wiedergegebenen zur Seite stellen, das bez. der Grölsenverhältnisse der Blätter als Mittelform zwischen den gewöhnlichen und den unseren aufgefalst werden kann. Im übrigen ist nur ein Same aufgefunden worden, den ich in Vorder- und Rückansicht wiedergab. Auf der einen Seite zeigt er sich gewölbt, auf der anderen nach der Mittellinie zu vertieft. (Fig. 19, 20.) Familie der Betulaceen Bartl. Gattung Betula Tourn. Betula parvula Goepp. Taf. I, Fig. 12. 1855. Goeppert, Schossnitz S. 12, Taf. 3, Fig. 13. Engelhardt, Dux S. 155, Taf. 3, Fig. 19. Das Blatt ist dick, klein, langgestielt, eiförmig, spitz, etwas feingesägt; die Seitennerven verlaufen aufsteigend nach dem Rande. Da der Rand der einen Seite von unserem Blatte in der Spitzengegend umgebogen ist, so lassen sich dort Zähne nicht wahrnehmen. Aufser Schossnitz und Dux ist unsere Lokalität die einzige, an welcher sich diese Art bisher nachweisen liels. Betula sp. Taf. I, Fig. 13. Ein Bruchstück, das sicher von einem Birkenblatte herrührt, aber sich artlich nicht bestimmen lälst, da ihm der gesamte Rand fehlt, zeigt einen am Grunde starken, nach der Spitze allmählich schwächer werdenden Mittelnerven, von dem unter spitzen Winkeln einfache Seitennerven ausgehen, welche durch zarte Nervillen unter einander verbunden sind. — 15 — Zu Betula parvula Goepp. kann es seiner geringeren Dicke und bei weitem bedeuten- deren Grölse nicht gezogen werden. 1845. 1838. 1845. 1867. 1867. Gattung Alnus Hall. Alnus Kefersteinii Goepp. sp. Taf. I, Fig. 1; Taf. VII, Fig. 1. Unger, Chl. prot. S. 115, Taf. 33, Fig. 1—4. Ders., Swoszowice S. 123, Taf. 13, Fig. 3. Ders., Szäntö S. 6, Taf. 1, Fig. 7. v. Ettingshausen, Wien S. 12, Taf. 1, Fig. 19, 20. Ders., Bilin I. S 47, Taf. 14, Fig. 17—20. Ders, Steiermark S. 29, Taf. 1, Fig. 22. Heer, Tert. Fl. d. Schw. II, S. 37, Taf. 71, Fig. 5—7. Ders., Spitzbergen S. 159, Taf. 30, Fig. 5a; Taf. 31, Fig 4. Ders., Spitzbergen S. 70, Taf. 11, Fig. Te; Taf. 14, Fig. 9, 10. Ders., Sachalin S. 29, Taf. 4, Fig. 4b—d.; Taf. 5, Fig. 6-8 Ders., Balt. Fl. S. 33, Taf. 4, Fig. 11—17; S. 67, Taf. 19, Fig. 1—13; Taf. 20. Sismonda, Piemont S. 424, Taf. 12, Fig. 46, Taf. 14, Fig. 3. Gaudin et Strozzi, Toscane S. 50, Taf. 2, Fig. 7—9; Taf. 4, Fig. 6. Ludwig, Palaeont. VIII S. 97, Taf. 31, Fig. 1—6; Taf. 32, Fig. 1, 2. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen S. 15, Taf. 3, Fig. 17. Ders, Göhren S. 18, Taf. 3, Fig. 4—6. Ders, Leitm. Geb. S. 358, Taf. 2, Fig. 1; S. 375, Taf. 5, Fig. 4. Ders., Cyprissch. S. 7, Taf. 7, Fig. 17. Ders., Jesuitengraben S. 21, Taf. 1, Fig. 34—36; Taf. 2, Fig. 12—16; Taf. 21, Fig. 9, 10, 12. Ders., Grasseth S. 291, Taf. 2, Fig. 7. Ders, Dux S. 156, Taf. 3, Fig. 25, 26; Taf. 4, Fig. 25, 26, 28—31, Taf. 5, Fig. 1. Velenövsky, Vrsovie S. 22, Taf. 2, Fig. 24; Taf. 3, Fig. 13—17. Lesquereux, Tert. Fl. S. 140, Taf. 18, Fig. 6-8; Taf. 64, Fig. 11. Alnites Kefersteinii, Goeppert, Nova Acta Bd. XVII. S. 564, Taf. 41, Fig. 1—19. Alnus gracilis. Unger, Chl. prot.: S. 116, Taf. 33, Fig. 5-9. Heer, Tert. Fl. d. Schwelle SS 3a Hat ale ie’n8- 1227 IIT2S 231876 gear nahe Ders, eBaltı Hl. S. 33, Taf. 4, Fig. 19a, b; S. 70, Taf. 19, Fig. 14. Sismonda, Piemont S. 423, Taf. 9, Fig. 6. v. Ettingshausen, Bilin I. S. 48, Taf. 14, Fig. 21, 22; Taf. 15, Fig. 1—4. Alnus eycladum. Unger, Kumi S. 23, Taf. 3, Fig. 922. Alnus Sporadum. Unger, Kumi S. 23, Taf. 3, Fig. 1—8. Die Blätter sind eirund oder länglich-eirund, die Spitze derselben ist stumpf oder zugespitzt, der Rand meist doppelt-, doch auch einfach-gesägt, der Grund zugerundet, bisweilen etwas herzförmig ausgerandet; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven stehen weit auseinander, sind stark, entspringen unter spitzen Winkeln und sind randläufig. — 116 — Ich vermochte nur einige Bruchstücke bildlich darzustellen, obgleich sich auch ganze Blätter vorfanden. Diese zerfielen aber wie manch anderes Material beim Auspacken oder Spalten des überaus leicht zerstörbaren Gesteins. In Alnus Kefersteinii Goepp. sp. besitzen wir eine ehemals weit verbreitete Pflanzenart. Sie ist bisher von den nördlichen Polargegenden bis Italien, wo sie ihre Südgrenze erreicht zu haben scheint, ferner bis Japan in Asien und, wie ich aulser Lesquereux, Tert. Fl. noch aus Proceedings of U. St. National Museum 1888, S. 18, ersehe, auch in den Vereinigten Staaten Nordamerikas nachgewiesen worden. Sie tritt in Europa bereits im Oligocän auf und reicht daselbst bis in das Pliocän; in Japan gehört sie dem älteren Tertiär an; in Nordamerika weist sie Lesquereux dem Eocän zu. Es spricht nichts dagegen, ihr Schöpfungscentrum in den Polargegenden anzunehmen. Familie der Cupuliferen Endl. Gattung @Quercus L. Quercus deuterogona Ung. Taf. II, Fig. 2, 4—6. 1854. Unger, Gleichenberg $. 18, Taf. 3, Fig. 1. Ders., Szänt6 S. 6, Taf. 1, Fig. 12. Die Blätter sind lederig, gestielt, breit-eiförmig oder länglich, am Rande buchtig ge- zähnt, die Lappen zum Teil andeutungsweise spitzlich; der Mittelnerv ist stark, die Seiten- nerven entspringen unter spitzen Winkeln und verlaufen einfach in die Lappen, die Nervillen sind unter sich verbunden. Es liegen eine Anzahl Blattbruchstücke von dieser Art vor, bei denen sich die Mittel- und Seitennerven auf der Oberseite schwächer als auf der Unterseite zeigen. Letztere entspringen in der Gegend des Grundes auf der einen Hälfte unter etwas anderen Winkeln als auf der anderen, wie dies auch bei dem von Szänto herrührenden Blatte Ungers zu bemerken ist, während sich in der mittleren und Spitzenpartie eine grölsere Regelmäfsigkeit im Ausgangswinkel auf beiden Seiten bemerkbar macht. Dals die in der Nähe des Grundes befindlichen nicht immer unter beinahe rechtem Winkel ausgehen, beweist uns Fig. 5. Die Enden der in die runden oder sich einer Spitze nähernden Lappen auslaufenden Seitennerven entlassen Tertiärnerven, die untereinander anastomosieren. Während der Grund sich bei dem Blattstück, Fig. 2, schmal und nach dem Blattstiele zu verschmälert vorfindet, sehen wir ihn bei Fig. 5 breit und nicht allmählich sich zuspitzend. Die Blätter müssen in der Breite sehr geschwankt haben. Zeigt das von Szäntö her- rührende, dem sich das in Fig. 5 dargestellte Bruchstück sehr nähert, die grölste bisher — 11 — bekannte Querausdehnung, so müssen wir unseren meisten Bruchstücken gleich dem von Gleichenberg eine mittlere zuschreiben, während uns Fig. 6 belehrt, dals auch eine schmale Form neben diesen vorhanden war. Die erwähnten Abweichungen können uns nicht überraschen, da bei lebenden wie fossilen Eichenarten grolse Schwankungen der Blätter in Gröfse und Gestalt beobachtet werden. (Vgl. die Formen von Quercus fureinervis Rossm. sp. in des Verfassers Abhandlung: Über d. foss. Pfl. d. Sülswassersandsteins von Grasseth.). Bei einem Stücke war das Blattnetz so wohlerhalten, dals ein wenig desselben in Ver- erölserung wiedergegeben werden konnte. Vierseitige und polygonale Maschen herrschen darin vor, welche von äulserst feinen Nervillchen durchzogen werden. (Fig. 5a.) Unger bezeichnet als jetztweltliche nahe Verwandte die nordamerikanische Quercus montana Willd., bei welcher alle Formen der fossilen Spezies auftreten. Bisher ist die fossile Art nur aus der Cerithienstufe des östreichischen Tertiärs be- kannt gewesen. Quereus gigas Goepp. Taf. VI, Fig. 6. 1855. Goeppert, Schossnitz, S. 16, Taf. 8, Fig. 2. Die Blätter sind länglich, elliptisch, buchtig, und dorniggezähnt, lederig, fiedernervig; die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind einander genähert, straff und parallel. Wenn Goeppert in seiner Diagnose sagt: „nervis angulo fere recto exeuntibus,“ so kann sich dies nur auf die in der Nähe des Grundes befindlichen beziehen; bei den übrigen findet sich dies Merkmal nicht. ’ Goeppert bezeichnet als unter den jetztweltlichen Eichenarten ähnliche die japanische Quercus serrata Thunb. Es liegt zu wenig Material von Goepperts Art vor, daher nicht bestimmt gesagt werden kann, ob man sie für eine gute zu halten berechtigt sei. Mir dünkt es wahrscheinlich, dafs sie nicht ohne Fug und Recht in den Formenkreis der Castanea Kubinyi Köv. eingereiht werden könnte. Ist sie eine besondere Art, dann ist sie bisher nur in Schossnitz gefunden worden. Quercus erenatifolia nov. sp. Taf. II, Fig. 1. Das Blatt ist lederig, umgekehrt-eirund, nach dem Grunde stark zusammengezogen, am oberen Teile des Randes kerbig-gesägt, am unteren ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind kräftig, etwas gebogen und entspringen unter spitzen Winkeln. Abhandl. d. Senekenb. naturf. Ges. Bd. XVII. 23 — 198 — Ich vergleiche dieses Blatt mit solchen von Quercus Esculus L., welche im südwest- lichen Europa daheim ist. Die Schwankungen in der Gestalt sind bei diesen ganz beträchtlich; während wir z. B. an den jungen Zweigtrieben tief fiederspaltige Formen erblicken, verkürzen sich die Buchten an denen, welche sich an älteren Stengeln befinden, in sehr verschiedenem Grade, ja bei einzelnen soweit, dafs nur von einer grols-, ja kleinwelligen Beschaffenheit des Randes geredet werden kann. So sind mir Blätter, die mit unserem völlig übereinstimmten, vorgekommen. Mit der Verschiedenheit des Randes geht bei ihnen auch eine solche der Seitennerven Hand in Hand. Bei denen mit tieferen Buchten bemerkt man, dafs sie oft Äste nach diesen absenden, während sie bei Formen, welche der unseren gleichen, ganz einfach erscheinen. Es giebt auch in der Gattung Combretum eine Art, deren Blätter in Gestalt und Nervation überraschende Ähnlichkeit zeigen; doch darf sie nicht in Betracht kommen, da sich bei ihr der Rand der Blätter scharf gesägt zeigt, die Randzähne tiefer nach dem Grunde sich erstrecken und die Verbindung der Seitennerven bedeutend entfernter vom Rande vor sich geht. Gattung Castanea Tourn. Castanea Kubinyi Köv. Taf. II, Fig. 3, 7, 8; Taf. VI, Fig. 3, 4; Taf. VII, Fig. 15; Tafel VII, Fig. 3; Taf. IX, Fig. 3. 1851. Kövats, Jahrb. d. geol. Reichsanst. II. Abt 2, S. 178. Ders., Erdöbenye S. 25, Taf. 3, Fig. 1—7. v. Ettingshausen, Heiligenkreuz S. 6, Taf. 1, Fig. 12. Ders., Tokay S. 23, Taf. 1, Fig. 1, 2. Sismonda, Piemont S. 455, Taf. 13, Fig. 14. Heer, Grönland I. S. 85, Taf. 89, Fig. 5; Taf. 92, Fig. 4b. 1852. Quercus Simonyi. v. Ettingshausen, Wildshuth S. 9, Taf. 2, Fig. 3, 4. 1853. Quereus Drymeja. Andrae, Siebenb. u Banat. S. 15, Taf. 3, Fig. 5, 6. 1853. Castanea palaeopumila. Andrae, Siebenb. u. Banat. S. 16, Taf. 5, Fig. 2. 1854. Castanea atavia. Unger, Gleichenberg S. 20, Taf. 4, Fig. 1, 2. 1854. Fagus dentata. Unger, Gleichenberg S. 19, Taf. 2, Fig. 11. 1854. Quercus etymodrys. Unger, Gleichenberg S. 18, Taf. 3, Fig. 5. 1855. Quercus crassinervia. Goeppert, Schossnitz S. 16, Taf. 8, Fig. 1. Die Blätter sind häutig, gestielt, länglich-lanzettförmig, spitz oder zugespitzt, am Grunde etwas gerundet oder ein wenig verschmälert, scharf gesägt, die Zähne bisweilen stachelspitzig, die Seitennerven zahlreich, parallel, straff, in die Zähne vorgezogen. an Diese Art hat eine weite Verbreitung gehabt, denn sie konnte von den Polarländern bis Italien nachgewiesen werden. In unseren Breiten kam sie wohl am häufigsten während des Miocän und Pliocän vor, verschwand aber aus denselben, als diesen die Zeit der Gletscher- periode die für ihr Bestehen nötige Wärme nicht mehr lieferte, während sie sich, wie es scheint, im Süden Europas und in Westasien als Castanea vesca Gaertn. fortzubehaupten imstande war. Die Veränderlichkeit der Blätter in Grölse, Gestalt und Nervenzahl ist eine so be- deutende, dafs es nicht verwundern darf, dals sie sich manchmal denen anderer Pflanzen, besonders von Fagus und Quercus nähern, ja ihnen sogar gleichkommen, was auch die Ursache gewesen ist, dals einige von ihnen zu diesen Gattungen gestellt wurden, während man andere als verschiedenen Arten angehörig bezeichnete. Dabei dürfte auch die Frage erlaubt sein, ob die bisher gefundenen, mehreren verschiedenen Arten zugeschriebenen Blätter, nicht viel- leicht doch nur einer angehören. Solange wir freilich nur auf Blättern, nicht zugleich mit auf Früchten fulsen, wird die Frage kaum entschieden werden können. Gattung Fagus L. Fagus Pyrrhae Ung. Taf. III, Fig. 1, 5. 1854. Unger, Gleichenberg S. 19, Taf. 2, Fig. 8, 9. Die Blätter sind kurzgestielt, länglich-eiförmig, zugespitzt, der Rand ist gegen die Spitze hin mit stumpfen Zähnen versehen; die Seitennerven sind einfach, wenig gekrümmt, ziemlich genähert, parallellaufend, die Nervillen durchlaufend oder gebrochen. Es liegen nur ein Blatt, das leider am Rande mehrfach Abbröckelungen zeigt, und mehrere Grundfragmente vor. Fagus macrophylla Ung. Taf. III, Fig. 4. 1854. Unger, Gleichenberg $. 19, Taf. 2, Fig. 10. Heer, Polarl. S. 107, Taf. 46, Fig. 11. Die Blätter sind kurzgestielt, umgekehrt-eiförmig, zugespitzt, ganzrandig; die Seiten- nerven sind einfach, randläufig, durch Nervillen mit einander verbunden. Es liegen nur zwei Bruchstücke vor, von denen eins abgebildet wurde. Die geraden randläufigen Seitennerven der beiden Hälften, welche, meist einander genähert, abwechselnd entspringen, und die Glätte der Oberfläche weisen auf eine Fagus der nördlichen Halbkugel hin, die bedeutende Grölse auf F. macrophylla Ung. 23* — 180 — In denselben Schichten fand Unger auch F. Pyrrhae, deren Blätter durch ihre Grölse und Gestalt von F. macrophylla abweichen. Trotzdem dürfte die Frage wohl zu erwägen sein, ob nicht beide Arten mit einander zu vereinen seien. Schwankungen in der Grölse sind bei Blättern fossiler wie lebender Buchen sehr häufig zu beobachten; ebenso Ver- schiedenheit in der Gestaltung des Grundes (gerundet oder spitz), wie in der des Randes, auch in der Zahl und dem Ausgangswinkel der Seitennerven. Immerhin wäre es möglich, dals beide Sorten von Blättern einer Art angehört hätten. Da jedoch das Vergleichsmaterial zur Zeit nur ein äufserst geringes ist, dürfte die Trennung beider noch vorzuziehen sein. Familie der Ulmaceen Ag. Gattung Ulmus L. Ulmus plurinervia Ung. Taf. I, Fig. 16—18; Taf. II, Fig. 11. 1845. Unger, Chl. prot. S. 95, Taf. 25, Fig. 1—4. Ders., Gleichenberg S. 20, Taf. 4, Fig. 3, 4. Weber, Niederrh. Braunkohlenf. S. 60, Taf. 2, Fig. 5. Heer, Tert. Fl. d. Schw. II. S. 58, Taf. 79, Fig. 4. Ders., Grönland II. S. 93, Taf. 89, Fig. 8. Ders., Alaska S. 34, Taf. 5, Fig. 1. Ders., Sachalin S. 39, Taf. 10, Fig. 3, 4. Beitr. zu Sachalin S. 8, Taf. 3, Fig. 4,5. v. Ettingshausen, Bilin I. S. 63, Taf. 18, Fig. 12, 13. Ludwig, Palaeont. VIII. S. 105, Taf 38, Fig. 1—4. Engelhardt, Jesuitengraben S. 25, Taf. 1, Fig. 4 Ders., Bosnische Tertiärpfl. S. 86, Taf. 5, Fig. 1. Ders., Dux. S. 161, Taf. 6, Fig. 22. Die Blätter sind kurzgestielt, eiförmig-elliptisch oder länglich, am Grunde verschmälert, gezähnt; der Mittelnerv ist kräftig, bis zur Spitze reichend, die Seitennerven sind genähert, einfach, mitunter gegabelt und verlaufen parallel. Heer hat schon darauf aufmerksam gemacht, dals die Blätter von Ulmus plurinervia Ung. denen von U. Bronnii Ung. nahe stehen und vielleicht mit ihnen zu vereinigen seien; v. Ettingshausen wies darauf hin, dafs sie auch den grölseren Blättern von U. Braunii Heer ähnelten und von diesen nur durch die Verschmälerung der Basis und die verhältnissmälsig näher beisammenstehenden Sekundärnerven unterschieden werden könnten und dals, da man zu dieser Art bis jetzt noch keine Frucht gefunden habe, ihre Selbständigkeit immerhin zweifelhaft sei. Velenövsky vereinigte in: Die Fl. a. d. ausgebrannten tert. Letten v. Vrsovic bei Laun (S. 25, Taf. 3, Fig. 24, 25; Taf. 4, Fig. 3—13) mit U. longifolia Ung. beide oben- genannten Arten, da er häufige Übergänge zwischen den extremen Formen und nur eine einzige Art der Früchte vorfand. Weber hat in: Wessel und Weber, Neuer Beitr. z. Tertiärfl. — ol 7 — -d. niederrh. Braunkohlenf. Taf. 4, Fig. 6, ein Blatt hierhergezogen, das eine symmetrische Basis zeigt, wie wir sie bei den Blättern von Vrsovic ebenfalls beobachten können, während Wessel es als U. carpinifolia bezeichnet hatte. Es zeigt dies alles, wie wenig beständig die Form der Rüsterblätter ist. So wahrscheinlich es nun auch ist, dals die Blätter von U. plurinervia Ung. keine selbständige Art repräsentieren, so halte ich doch so lange an dieser Bezeichnung fest, bis uns bei reichlichen Funden die allmählichen Übergänge der Formen fixiert sind. In Nordamerika ist sie nach S. 13 der Proceedings of U. St. National Museum 1888 neuerdings auch nachgewiesen worden. Bei uns ist sie vom Oligocän bis zum Pliocän bekannt. Gattung Planera Gm. Planera Ungeri Köv. sp. Taf. VIII, Fig. 6. 1851. v. Ettingshausen, Wien S. 14, Taf. 2, Fig. 5—18. Ders., Bilin I. S. 141, Taf. 18, Fig. 14—20. Heer, Tert. Fl. d. Schw. II. S. 60, Taf. 80, Fig. 1—24. Ders., Nord- grönland S. 110, Taf. 9, Fig. 13b. Ders., North Greenld. S. 472, Taf. 45, Fig. 5a, c. Taf. 46, Fig. 6, 7. Ders., Alaska S. 34, Taf. 5, Fig. 2. Ders., Sibirien und Amurland S. 53, Taf. 15, Fig. 19. Ders., Sachalin S. 40, Taf. 9, Fig. 10; Taf. 10, Fig. 1, 2. Ders., Beitr. z. Sachalin S. 9, Taf. 4, Fig. 4a. Ders., Grönland S. 94, Taf. 75, Fig. 11; Hares ga Hier 9: Tat 92 Re Tatr 95, Eier 6,20: 0037297 2810.23 Ders, .Balt Bl. S. 73, Taf. 21, Fig. 10. Ludwig, Palaeont. VIII. S. 106, Taf. 38, Fig. 9—-11; Taf. 31, Fig. 1—10; Taf. 60, Fig. 5, 5. Unger, Kumi S. 48, Taf. 4, Fig. 10—16. Engelhardt, Braunkoblenf. v. Sachsen S. 18, Taf. 4, Fig. 9, 10. Ders., Leitm. Mittelgeb. S. 377, Taf. 5, Fig. 14-17. Ders., Cyprissch. S. 9, Taf. 7, Fig. 20, 32. Ders., Jesuiten- graben S. 26, Taf. 3, Fig. 33; Taf. 4, Fig. 14, 16-22, 26—29; Taf. 21, Fig. 8, 25b. Ders., Dux. S. 162, Taf. 3, Fig. 22—24. Lesquereux, Tert. Fl. S. 190, Taf. 27, Fig. 7. Velenövsky, Vrsovic S. 26, Taf. 3, Fig. 18—23; Taf. 4, Fig. 14. Staub, Baranyaer Komitat S. 35, Taf. 1, Fig. 7. 1845. Ulmus zelkovaefolia Unger, Chl. prot. S. 94, Taf. 26, Fig. 7, 8. Weber, Palaeont II. S. 174, Taf. 19, Fig. 6. 1845. Fagus atlantica Unger, Chl. prot. S. 105, Taf. 28, Fig. 2. 1850. Ulmus praelonga Unger, gen. et. sp. pl. foss. S. 411. Ders, Iconogr. pl. foss. S. 115, Taf. 43, Fig. 20. — 12 — 1851. Zelkova Ungeri Koväts, Jahrb. d. k. k. Reichsanst. S. 178. Ders, Erdöbenye S. 27, Taf. 5, Fig. 1-12. Unger, Iconogr. pl. foss. S. 114, Taf. 43, Fig. 19. 1851. Comptonia ulmifolia Unger, Sotzka S. 162, Taf. 29, Fig. 4, 5. 1852. Quereus Oreadum Weber, Palaeont II. S. 172, Taf. 18, Fig. 13, 15. 1855. Quercus subrobur Goeppert, Schossnitz S. 16, Taf. 7, Fig. 8, 9. 1855. Quercus semi-elliptica Goeppert, Schossnitz S. 15, Taf. 6, Fig. 3—5. 1855. Castanea atavia Goeppeırt, Schossnitz S. 18, Taf. 5, Fig. 12, 13. Die Blätter sind kurzgestielt, am Grunde meist ungleich, nur selten fast gleich, lanzett- förmig, oval, zugespitzt-oval oder ei-lanzettförmig, der Rand ist gleichmälsig gesägt, die Zähne sind grols; die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und münden in die Zahnspitzen. Die vorweltliche Art steht der jetztweltlichen Planera Richardi Mich. (Zelkova crenata Spach.) vom Kaukasus, nördlichen Persien und dem Südufer des kaspischen Sees sehr nahe. Die Menge der Synonymen deutet auf grolse Manigfaltigkeit der Formen hin, welche denn auch zur Genüge nachgewiesen werden konnte. Sie variieren nicht nur in der Grölse ganz bedeutend, sondern auch in der Tiefe der Zähne, in der Gestaltung des Grundes und in der Zahl der Seitennerven. Da unser Blatt sehr grols ist, so darf geschlossen werden, dals es wahrscheinlich an der Spitze eines Zweiges gestanden habe. Es muls angenommen werden, dals der Schöpfungsherd der Gattung Planera in den nördlichen Polarländern zu suchen sei. Dort kommt sie, wie Heer nachgewiesen, bereits in der oberen Kreide vor. Während der Tertiärzeit hat sie einen sehr weiten Verbreitungskreis gehabt, während sie jetzt aus Europa und Nordamerika verschwunden ist. Was speziell unsere Art anbetrifft, so scheint sie die ver- breitetste von allen gewesen zu sein. Asien, Nordamerika und ein grolser Teil Europas hat sie beherbergt. In Europa ist sie vom unteren Oligocän bis ins Quartär bekannt. Familie der Celtideen Endl. Gattung Celtis L. Celtis trachytica Ett Taf. I, Fig. 15. 1853. v. Ettingshausen, Tokay S. 801, Taf. 1, Fig. 7. Koväts, Erdöbenye S. 29, Taf. 6, Fig. 7. Unger, Szänto S. 7, Taf. 2, Fig. 6-8. 1856. Celtis vulcanica. Koväts, Tallya S. 49, Taf. 1, Fig. 9. — lm) — Die Blätter sind eiförmig oder länglich-eiförmig, am Grunde ungleich und in den Stiel verschmälert oder ausgebreitet herzförmig, nach oben grobgezähnt, die Seitennerven sind kräftig, entspringen unter spitzen Winkeln, die am äufsersten Grunde entstehenden sind verzweigt. Unser Blattstück ist trotz seiner Unvollständigkeit sicher hierherzurechnen. Die grofsen Zähne und der Verlauf der Nerven beweisen dies. Es muls sich bei seiner Einbettung schon in etwas verrottetem Zustande befunden haben, weil die feinere Nervatur so deutlich wie bei keinem bisher abgebildeten mit blolsem Auge beobachtet werden kann. Der Mittel- nerv zeigt sich nach dem Grunde zu stark und verschmälert sich bis zur Mitte allmählich, von da bis zur Spitze aber schnell; die Seitennerven sind durch ihren mehrfach wenig ge- knickten Verlauf und durch ihre Gabelung in nicht zu grolser Entfernung vom Rande charak- terisiert, die Nervillen zeigen sich äulserst schwach und schlielsen ein aus meist unregel- mälsigen Vierecken bestehendes Maschenwerk in sich ein. In alledem kommen die Blätter der fossilen Art mit denen von Celtis Tournefortii Lam. überein, welche im Kaukasus und Nordpersien daheim ist. Die Gattung Celtis muls zur Tertiärzeit eine ausgedehnte Verbreitung gehabt haben, darauf deuten sowohl die Funde von Früchten als die von Blättern verschiedener Arten hin und zwar in Europa wie in Nord- amerika. Familie der Moreen Endl. Gattung Ficus Tourn. Fieus tiliaefolia Al. Braun. Taf. III, Fig. 6, 7. 1856. Heer, Tert. Fl. d. Schw. II. S. 68, Taf. 83, Fig. 3—12; Taf. 84, Fig. 1-6; Taf. 85, Kiel A115: 182, Marla>2FRier 25: Nat, 192 Ries l4r Ders., Balt..El. Ss. 35, Taf. 8, Fig. 1; S. 74, Taf. 21, Fig. 12. Gaudin et Strozzi, Toscane S. 34, Taf. 12, Fig. 11. Unger, Syll. pl. foss. S. 14, Taf. 6, Fig. 2. Ders, Szanto S.8, Taf. 2, Fig. 9, v. Ettingshausen, Bilin II. S. 80, Taf. 25, Fig. 4, 5, 10. Ders., Wetterau S. 38, Taf. 2, Fig. 9. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen S. 19, Taf. 5, Fig. 1. Ders., Göhren S. 24, Taf. 4, Fig. 6. Ders, Leitm. Mittelgeb. S. 378, Taf. 5. Fig. 18. Ders., Grasseth S. 298, Taf. 6, Fig. 1, 2. Ders., Jesuitengraben S. 27, Taf. 5, Fig. 3-6. Ders., Dux. S. 162, Taf. 6, Fig: 25; Taf. 7, Fig. 9. Velenövsky,. Vrsovic S. 28, Taf. 6, Fig. 1—4. Lesquereux, Tert. Fl. S. 203, Taf. 32, Fig. 1—3; Taf. 63, Fig. 8. Ward, Syn. of the Fl. of the Laramie Group. Taf. 45, Fig. 2. — 134 — 1845. Cordia tiliaefolia Al. Braun, Jahrb. S. 170. 1845. Tilia prisca. Al. Braun, Syn. pl. foss. v. Unger S. 234. 1850. Dombeyopsis tiliaefolia Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 447. Ders., Sotzka $. 174, Taf. 16, Fig. 1-4. Goeppert, Beitr. S. 21, Taf. 4, Fig. 3. 1850. Dombeyopsis grandifolia Unger, gen. et. sp. pl. foss. S. 447. Ders., Sotzka S. 175, Taf. 47, Fig. 1, 2; Taf. 48, Fig. 1, 2. v. Ettingshausen, Wildshuth S. 11, Taf. 4, Big. 1, 27 "Goeppert, Beitr!"S. 22, Taf. 1, Hier 36. 1850. Dombeyopsis lobata Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 447. 1850. Dombeyopsis sidaefolia Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 448. 1860. Dombeyopsis tridens Ludwig, Palaeont VIII. S. 47, Taf. 49, Fig. 1, 2. 1861. Ficus Dombeyopsis Unger, Syll. pl foss. I. S. 13, Taf. 5, Fig. 1—7; Taf. 6, Fig. 1. Heer, Balt. Fl. S. 74, Taf. 17, Fig. 11. Die Blätter sind gestielt, ganzrandig oder zerstreut-wellig, herzförmig-rund, ziemlich rund oder länglichrund, manchmal zwei- oder dreilappig, am Grunde meist ungleichseitig, doch zuweilen auch gleichseitig, an der Spitze gerundet oder kleinspitzig, bezüglich der 3—7 starken Hauptnerven handförmig; die Seitennerven sind stark, etwas bogenförmig, unter- einander verbunden, die Nervillen teils durchgehend, teils gebrochen. In Ficus tiliaefolia Al. Braun sp. besitzen wir eine Pflanze, deren Blätter ziemlich formenreich und in der Grölse ganz bedeutenden Sckwankungen unterworfen sind. Nachdem Al. Braun diese häufig vorkommenden Blätter wegen ihres schiefen Grundes für Lindenblätter dann auch möglicherweise als Cordia zugehörig bezeichnet hatte, bei welcher Arten vor- kommen, deren Blätter mancherlei Übereinstimmendes zeigen — ich erinnere nur an Cordia Mixa L. —, verglich sie Unger, allerdings mit gewissem Vorbehalte mit Dombeyopsis, wobei er die grolsen von den kleinen als besonderen Arten zugehörig von einander trennte Heer dagegen fand das Richtige, indem er alle auf Ficus nymphaefolia L., welche im tropischen Amerika heimisch ist, bezog. v. Ettingshausen hat in seiner Tertiärflora von Bilin, Taf. 28 in Fig. 1, 2 Blätter mit Cecropia europaea benannt mit Beziehung auf deren Ähnlichkeit mit solchen von C. palmata Willd. Man dürfte in ihnen aber wohl nur die dreilappige Form von Ficus tiliaefolia Al. Braun sp. vor sich haben, da die scheinbar tiefen Buchten augenscheinlich nur durch Aus- bruch der Blattmasse entstanden sind und im Übrigen nichts Abweichendes zu finden ist. Dagegen möchte man nicht anstehen, Fieus speciosissima Ward (Syn. of the Fl. of the Laramie Group. Taf. 45, Fig. 1) so lange als besondere, wenngleich in Beziehung auf — 15 — die Blattbildung sehr nahestehende Art zu bezeichnen, als es nicht gelingt, Blätter nachzu- weisen, welche den Übergang von geringer Anzahl der aus den seitlichen Hauptnerven aus- gehenden Sekundärnerven zu den in bedeutender Anzahl vorhandenen klarlegen. Dals übrigens auch bezüglich derselben Variationen bei unserer Art stattfinden, zeigt eine Durchsicht der bisher dargestellten Blätter. Sie ist vom Oligocän bis ins Pliocän gefunden worden, was auf ihre Akkomodations- fähigkeit in Bezug auf klimatische Abänderung in langen Zeiträumen, die jeder langlebigen Ptlanzenart zuzuschreiben ist, schlielsen lälst. Familie der Plataneen Lestib. Gattung Platanus L. Platanus aceroides Goepp. Taf. IV, Fig. 1,2; Taf. VI, Fig. 8; Taf. VII, Fig. 6. 1855. Goeppert, Schossnitz S. 21, Taf. 9, Fig. 1-6. Heer, Tert. Fl. d. Schw. II. S. 71, Taf. 87, Taf. 88, Fig. 5-15; III. S. 183, Taf. 152, Fig. 16. Ders., Nordgrönland S. 111, Taf. 47, Fig. 3. Ders., Mackenzie S. 138, Taf. 21, Fig. 176; Taf. 23, Fig. 2b, 4. Ders., Island S. 150, Taf. 26, Fig. 4; S. 159, Taf. 32. Ders, Nord-Canada S. 15, Taf. 3, Fig. 6. Ders., Grönland II. S. 96, Taf. 90, Fig. 1-5; Taf. 97, Fig. 7. Ders., Spitzbergen S. 75, Taf. 11. Ders., Beitr. zu Spitzbergen S. 76, Taf. 17, Fig. 1—3; Taf. 31, Fig. 3. Gaudin et Strozzi, Toscane S. 35, Taf. 5, Fig. 4-6; Taf. 6, Fig. 1-3. v. Ettingshausen, Bilin I. S. 84, Taf. 29, Fig. 7. Lesquereux, Tert. Fl. S. 184, Taf. 25, Fig. 4, 5. Ders., Cret. and Tert. Fl. S. 227, Taf. 49, Fig. 1. Ders., Proceed. of the U. St. Nat. Mus. 1888 S. 19, Taf. 5, Fig. 7. Beck, Mittweida S. 763, Taf. 32, Fig. 17. Staub, Zsilthal S. 298, Taf. 28, Fig. 3 - 5. 1851. Cissus platanifolia v. Ettingshausen, Wien, S. 20, Taf. 4, Fig. 1. 1852. Platanus pannonica v. Ettingshausen, Heiligenkreuz S. 7, Taf. 1, Fig. 13. 1853. Acerites incerta Massalongo, Descr. pl. foss. ital. S. 196, Taf. 2, Fig. 6. 1855. Quercus platanoides, Goeppert, Schossnitz S. 16, Taf. 7, Fig. 6. 1855. Quercus rotundata Goeppert, Schossnitz S. 17, Taf. 7, Fig. 5; Taf. 8, Fig. 9. 1855. Platanus Oeynhausiana Goeppert, Schossnitz S. 20, Taf. 10, Fig. 1—3. 1855. Platanus rugosa Goeppert, Schossnitz S. 21, Taf. 11, Fig. 5, 4. 1858. Platanus Ettingshauseni Massalongo, Stud. d. fl. Senigall S. 234, Taf. 17, Fig. 3; Tar l9SRıE33 Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVII. 24 — 1 0 1858. Acer Heeri Massalongo, Stud. d. foss. Senigall. S. 350, Taf. 12, Fig. 5; Taf. 17, Fig. 1; S. 349, Taf. 17, Fig. 2. 1574. Platanus primaeva Lesquereux, Oret. Fl. S. 69, Taf. 7, Fig. 2; Taf. 26, Fig. 2. Die Blätter sind handspaltig, am Grunde gestutzt, dreilappig, seltner unzerteilt oder beinahe fünflappig; der Mittellappen ist beiderseits 2—-4zähnig, die grolsen Seitenlappen sind gezähnt, mit grolsen ungleichen und spitzen Zähnen versehen. Aus den oben gegebenen Litteraturangaben ist ersichtlich, dals diese Tertiärpflanze nicht nur zu den sehr verschieden gedeuteten, sondern auch zu den verbreitetsten gehört haben muls. Aufser den Nordpolarländern beherbergten sie Nordamerika wie Europa, ersteres schon in der Kreidezeit. In der Tertiärzeit war sie über einen grolsen Teil Europas zerstreut und hat man sie da vom Unteroligocän bis zum Pliocän nachgewiesen; dann stirbt sie aus, während sie bis jetzt noch in einem grofsen Teile Nordamerikas, unter dem Namen Sykomore (Pl. oceidentalis L.) bekannt, sich forterhalten hat. An der Zusammengehörigkeit der fossilen und lebenden Art ist wohl kaum zu zweifeln, da wir in der selten glücklichen Lage uns be- finden, von ersterer nicht blos die Blätter, sondern auch Blütenstände, Früchte, ja Rinde und Holz zu kennen. Die grofse Anzahl der Namen, die sie von verschiedenen Autoren, besonders von Goeppert, bekommen; deutet auf Formenreichtum der Blätter hin, der in Wirklichkeit auch vorhanden. Sehen wir ganz von ihrer verschiedenen Grölse ab, die teils vom Alter, teils von ihrer Stellung am Aste oder Zweige abhing, so sind es besonders auffallende Verschieden- heiten in der Gestaltung und Anzahl der Zähne, die verschiedene Form des Grundes und die Differenz der Winkel, welche die seitlichen Hauptnerven mit dem Mittelnerven bilden, sowie auch die Gestaltung im allgemeinen, die sie bald beinahe ungeteilt erscheinen läfst. Familie der Salicineen Bartl. Gattung Populus L. | Populus leucophylla Ung. Taf. III, Fig. 2, 3; Taf. VII, Fig. 14. 1850. Unger, gen. et sp. pl. foss. $S. 417. Ders., Iconogr. pl. foss. S. 46, Taf. 21, Fig. 7, 8. Ders., Gleichenberg S. 21, Taf. 4, Fig. 6—9. Heer, Alaska, S. 26, Taf. 2, Fig. 6. Die Blätter sind langgestielt, ziemlich dreilappig, am Grunde beinahe abgeschnitten, geschweift-gezähnt, die Zähne ungleich, bald grölser, bald kleiner; die zwei dem Mittelnerven ziemlich gleichlangen Grundnerven laufen auf beiden Seiten in einen Seitenlappen aus. —ı 18 — Unger vergleicht diese bisher nur in jüngeren Schichten der Tertiärformation Europas aufgefundene Art mit Populus alba L, die an einem und demselben Baume eine Fülle ver- schiedener Blattformen zeigt. Gattung Salix Tourn. Salix varians Goepp. Taf VII, Fig. 2—5. 1855. Goeppert, Schossnitz S. 26, Taf. 19, Fig. 17, 18; Taf. 20, Fig. 1. Heer, Tert. Fl. d. 1852. 1855. 1855. Schw. II. S. 26, Taf. 65, Fig. 1-3, 6-16; III. S. 174, Taf. 150, Fig. 1—5. Ders,, North Greenland S. 469, Taf. 43, Fig. 12, 13. Ders, Alaska S. 27, Taf. 2, Fig. 8; Taf. 3, Fig. 1—3. Ders., Spitzbergen S. 70, Taf. 28, Fig. 1. v. Ettingshausen, Köflach S. 747, Taf. 1, Fig. 11, 14. Ders., Bilin I. S. 162, Taf. 29, Fig. 17—-19, 22, 23. Ludwig, Palaeont. VIII. S. 92, Taf. 27, Fig. 6—12. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen 8. 14, Taf. 3, Kig. 1013. Ders., Göhren 'S.. 15, Taf. 2, Eie. 23a, b, 24. Ders., Leitm. Mittelg. S. 372, Taf. 4, Fig. 16. Ders., Jesuitengraben S. 28, Taf. 5, Fig. 7, 8. Ders., Dux S. 164, Taf. 7, Fig. 7, 8. Lesquereux, Cret. and Tert. Fl. S. 247, Taf. 54, Fig. 2. Velenövsky, Vrsovic S. 30, Taf. 5, Fig. 16, 17; Taf. 6, Fig. 8. Salix trachytica v. Ettingshausen, Heiligenkreuz S. 7, Taf. 2, Fig. 3. Salix arcuata Goeppert, Schossnitz S 25, Taf. 21, Fig. 4, 5. Salix Wimmeriana Goeppert, Schossnitz S. 26, Taf. 21, Fig. 1, 3. Die Blätter sind länglich-lanzettförmig oder lanzettförmig, zugespitzt, am Rande fein- gesägt, vielfach etwas gebogen; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind zart und gehen unter verschiedenen Winkeln aus. Es fanden sich leider nur die wiedergegebenen Bruchstücke vor. Dals die Gattung Salix eircumpolaren Ursprungs ist, ist nach den in den Nordpolar- ländern gemachten Funden nicht mehr zweifelhaft. Heutigen Tags findet man sie in Europa, Asien und Amerika. Was speziell Salix varians Goepp. betrifft, welche für die Tertiärformation von den Polarländern bis weit nach Süden ziemlich häufig nachgewiesen worden ist, so steht sie der Salix fragilis L. am nächsten und ist in Schichten vom Oligocän bis Pliocän aufgefunden worden. Salix macrophylla Heer Taf. VIII, Fig. 10. 1856. Heer, Tert. Fl. d. Schw. II. S. 29, Taf. 57. Ders., Island S. 146, Taf. 25, Fig. 3b. Ders., Alaska S. 27, Taf. 2, Fig. 9. Velenövsky, Vrsovic S. 29, Taf. 5, Fig. 9—13. 24* — ll) — Die Blätter sind lanzettförmig, feingesägt; der Mittelnerv ist gerade, kräftig, die zahl- reichen Seitennerven entspringen teilweise unter beinahe rechtem Winkel und sind sehr gekrümmt. Diese Art ist der Salix varians Goepp. sehr ähnlich, unterscheidet sich aber von ihr durch die zahlreichen abgekürzten Seitennerven, welche in die Hauptfelder eintreten und durch die von diesen in spitzem Winkel ausgehenden dichtstehenden Nervillen, welche dem Blatte, wie Stur treffend bemerkt, ein gestricheltes Ansehen geben. Sie war bisher aus der miocänen arktischen Flora, aus der Aquitanischen und Mainzer Stufe der Schweiz, aus dem Miocän Italiens und Böhmens bekannt geworden und wird hier zum ersten Male in einer pliocänen Flora nachgewiesen. 1856. 1845. 1850. 1850. 1855. 1855. 1855. Familie der Balsamifluen Blume. Gattung Liguidambar Monard. Liquidambar europaeum Al. Braun Taf. VII, Fig. 12; Taf. VIII, Fig. 4; Taf. IX, Fig. 6. Al. Braun in Bucklands Geology S. 115. Unger, Chl. prot. S. 120, Taf. 35, Fig. 1—5. v. Ettingshausen, Wien S. 15, Taf. 2, Fig. 19—22. Ders., Bilin I. S. 84, Taf. 29, Fig. 1. Goeppert, Schossnitz S. 22, Taf. 12, Fig. 6, 7. Heer, Fl. d. Schw. I. S. 6, Taf. 51, 52, Fig. 1—8. Ders., Alaska, S. 25, Taf. 2, Fig. 7. Ders., North Greenland S. 468, Taf. 41, Fig. 13. Gaudin et Strozzi, Toscane S. 30, Taf. 5, Fig. 1—3. Ludwig, Palaeont VIII. S. 89, Taf. 25, Fig. 1—4. Engelhardt, Göhren S. 14, Taf. 2, Fig. 19—22; Tata, Bie. 16: Ders, DuxıS2 163, Wab, 1.010222 Acer parschlugianum Unger, Chl. prot. S. 132, Taf. 43, Fig. 5. Liquidambar Seyfridii Al. Braun in Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 415. Liquidambar acerifolium Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 415. Ders., Iconogr. pl. foss. S. 116, Taf. 43, Fig. 28. Acer Oeynhausianum Goeppert, Schossnitz S. 34, Taf. 24, Fig. 1-4. Acer cystifolium Goeppert, Schossnitz S. 35, Taf. 24, Fig. 5, 6. Acer hederaeforme Goeppert, Schossnitz S. 35, Taf. 23, Fig. 7, 10. Die Blätter sind langgestielt, 3—5Dlappig, handspaltig, die einzelnen Lappen scharf- gesägt, an der Spitze feingespitzt, der Mittellappen ist meist in der Mitte ungeteilt, nur selten mit Nebenlappen versehen. —z l89E — Diese Art steht auf Grund der Blätter Liquidambar styracifluum L. sehr nahe, während die Früchte, von denen ich keine aufzufinden vermochte, wesentlich von einander abweichen. Die Blätter beider treten in sehr verschiedenen Formen und Grölsen auf, kommen aber in der gleichmälsigen Bezahnung überein. Dadurch, dafs die Mittelnerven der unteren Lappen aus denen der nächsthöheren entspringen, also nicht aus dem Blattstiel direkt, unter- scheiden sie sich von ähnlichen Ahornblättern. Wo das feinere Netzwerk sichtbar, zeigt dasselbe gröfsere Felder, welche in meist polygone Maschen zerfallen, welche wiederum aus kleineren zusammengesetzt sind. Diese Art wurde vom Oligocän bis zum Pliocän Europas und im Tertiär von Nord- polarländern nachgewiesen. Familie der Laurineen Endl. Gattung Laurus Tourn. Laurus princeps Heer, Taf. IX, Fig. 10. 1856. Heer, Tert. Fl. d. Schw. II. S. 77, Taf. 89, Fig. 16, 17; Taf. 90, Fig. 17, 20; Taf. 97, Fig. 1. Gaudin et Strozzi, Toscane S. 36, Taf. 10, Fig. 2. Sismonda, Piemont S. 50, Taf. 17, Fig. 10, 11. Unger, Kumi S. 32, Taf. 8, Fig. 8-10. Engelhardt, Jesuiten- graben S. 31, Taf. 7, Fig. 3 Die Blätter sind lederig, drüsenlos, breit-lanzettförmig oder elliptisch -lanzettförmig, beiderseits verschmälert; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, zahlreich und entspringen unter spitzen Winkeln. Heer vergleicht die fossilen Blätter mit denen von Laurus canariensis Sm. Diese Art ist vom Mittel-Miocän bis ins Pliocän Europas bekannt geworden. Gattung Cinnamomum Burm. Cinnamomum Scheuchzeri Heer Taf. I, Fig. 14. 1856. Heer, Tert. Fl. d. Schw. II. S. 85, Taf. 41, Fig. 4—24; Taf. 42; Taf. 43, Fig. 1—5. Ders., Bornstedt S. 16, Taf. 3, Fig. 3. Ders., Bovey Tracey S. 15, Taf. 4, Fig, 4e; Taf. 46, Fig. 9-16; Taf. 17, Fig. 12 Ders., Balt. Fl. S, 76, Taf. 22, Fig. 6—13. Ders., Zsilthal S. 17, Taf. 3, Fig. 2; Taf. 5, Fig. 4—6. Massalongo, Stud. d. fl. Senigall. S. 266, Taf. 33, Fig. 22 Gaudin et Strozzi, Val d’Arno S. 49, Taf. 8, Fig. 5, 7. Unger, Kumi S. 54, Taf. 7, Fig. 11—24. Ders, Radoboj S. 140, Taf. 1, Fig. 4-9; Taf. 5, Fig. 8-10. Ludwig, Palaeont. V. S. 109, Taf. 41, Fig. 1—14. v. Ettings- —. 190; — hausen, Wetterau S. 44, Taf. 3, Fig. 9. Ders., Bilin II. S. 198, Taf. 33, Fig. 2—10; Taf. 33, Fig. 4—6, 10-12. Engelhardt, Leitm. Geb. S. 406, Taf. 11, Fig. 12—14. Ders., Cyprissch S. 9, Taf. 7, Fig. 21. Ders., Grasseth S. 303, Taf. 3, Fig. 9, 10, 12, 13, 16; Taf. 8, Fig. 13, 14; Taf. 9, Fig. 7, 8. Ders., Jesuitengraben S. 32, Taf. 5, Fig. 15—23; Taf. 6, Fig. 11, 12; Taf. 7, Fig. 9, 12, 14, 16, 17, 26, 27; Taf. 21, Eig. 6, Ders., Bosn. Tertiärpfl. S. 37, Taf. 5, Fig. 1. Staub, Baranyaer Komitat S. 37, Taf. 2, Fig. 3, 4. Ders., Zsilthal S. 313, Taf. 30/31, Fig. 2-6, 9-14; Taf. 32/33, Fig. 7, 8. 1840. Phyllites cinnamomeus Rossmässler, Altsattel S. 23, Taf. 1, Fig. 3. 1845. Ceanothus polymorphus Al. Braun, Jahrb. S. 171. Unger, Chl. prot. Taf. 49, Fig. 12, 13. Weber, Palaeont. II. Taf. 23, Fig. 4. 1845. Ceanothus bilinicus Unger, Chl. prot. S. 145, Taf. 49, Fig. 4. 1851. Daphnogene polymorpha v. Ettingshausen, Wien S. 16, Taf. 2, Fig. 24, 25. Ders., Tokay Taf. 1, Fig. 10. Die Blätter sind beinahe gegenständig, lederig, glatt, gestielt, elliptisch, eiförmig oder länglich, dreifachnervig; die unteren Seitennerven laufen mit dem Rande parallel oder ziemlich parallel, eıreichen die Spitze nicht, entspringen selten am Blattgrunde, meist in der Blatt- fläche aus dem nach der Spitze zu allmählich an Stärke abnehmenden Mittelnerv; die von ihnen eingeschlossenen Hauptfelder sind von zarten, fast unter rechtem Winkel ausgehenden Nervillen durchzogen; in der oberen Partie gelien noch mehrere Seitennerven, die sich in Bogen untereinander verbinden, vom Mittelnery aus; die Randfelder sind von unter ziemlich rechtem Winkel entspringenden bogenförmigen Tertiärnerven ausgefüllt. > o oO {>} Wie aus dem reichhaltigen Litteraturverzeichnis hervorgeht, hat diese Pflanze zur Tertiärzeit räumlich und zeitlich eine weite Verbreitung gehabt. Von Nordamerika kennt man nur sehr wenige Fundstücke, die möglicherweise auf sie hindeuten und sticht dieses deshalb ganz gewaltig von Europa ab, wo sie reichlich in vielen Schichten vom Eocän bis mit Pliocän aufgefunden worden ist. Im Oligocän und Miocän scheint sie, schlielst man von der Zahl der Fundstätten und der in ihnen gefundenen Blätter aus, ihre grölste Entfaltung erlangt zu haben, während sie im Pliocän allmählich aus Europa verschwand. Anderwärts hat man auch Blüten und Früchte von diesem Baume gefunden, nach welchen er gleich den Blättern dem jetztweltlichen Cinnamomum pedunculatum Nees Japans sehr nahe zu stehen kommt. — 11 — Gattung Oreodaphne N. v. E. Oreodaphne Heeri Gaud. Taf. IV, Fig. 3. 1858. Gaudin et Strozzi, Toscane S. 35, Taf. 10, Fig. 4-9; Taf. 11, Fig. 1—7. Staub, Zsilthal S. 336, Taf. 34/35, Fig. 2, 2b. (?) Die Blätter sind wahrscheinlich lederig, ganzrandig, am Grunde verschmälert, eirund oder elliptisch, stumpf oder zugespitzt, die unteren Seitennerven einander genähert oder gegenständig, vorwärts nach dem Rande zu gebogen, spitzläufig und zeigen in ihren Achseln auf der Oberseite Vertiefungen, auf der Unterseite Warzen, die bei den grofsen Blättern auch beim zweiten und dritten Paare wiederkehren; die vom unteren Paare ausgehenden Tertiärnerven verbinden sich unweit des Randes bogenförmig untereinander. Das Bruchstück, das allein vorliegt, erinnert so sehr an die Blätter von Oreodaphne Heeri Gaud., dals ich für angezeigt hielt, es mit dieser Art in Verbindung zu setzen. Gaudin vergleicht sie mit O. foetens Ait, welche auf Madeira und den Canarischen Inseln vorkommt. Familie der Proteaceen Lindl. Persoonia laurina Heer Taf. VII, Fig. 10. 1856. Heer, Tert. Fl. d. Schw. II. S. 95, Taf. 97, Fig. 25—28. Die Blätter sind sitzend, etwas lederig, am Grunde sehr verschmälert, oval. Heer vergleicht sie mit denen der neuholländischen Persoonia daphnoides R. Br. Sie ist bisher nur aus der Oeninger Stufe der Schweiz bekannt gewesen. Familie der Ampelideen Kunth. Gattung Vitis L. Vitis teutonica Al. Braun Taf. V, Fig. 6. 1845. Al. Braun, Jahrb. S. 172. Unger, Syll. pl. foss. S. 23, Taf. 9, Fig. 1—8. Ludwig, Palaeont. VIII. S. 118, Taf 45, Fig. 1—5; Taf. 46, Fig. 1—6. Heer, Balt. Fl. S. 91, Taf. 29, Fig. 7. Engelhardt, Jesuitengraben S. 46, Taf. 10, Fig. 12. 1855. Acer strietum Goeppert, Schossnitz S. 35, Taf. 23, Fig. 1—5. Die Blätter sind langgestielt, am ungleichen Grunde herzförmig, handförmig- beinahe fünflappig, die Lappen zugespitzt. Unser Blatt zeigt sich unvollständig erhalten. Es ähnelt am meisten dem von Unger in Syll. pl. foss. Fig. 1 dargestellten. — 192 — Ob Acer vitifolium Al. Braun in: v. Ettingshausen, Bilin S. 20 hierherzuziehen sei, läfst sich nicht entscheiden, da keine Abbildung gegeben worden ist. Acer vitifolium Web. (Niederrh. Braunkohlenf. Taf. 5) darf nicht mit dieser Art vereinigt werden, da der Grund gleich ist, auch Verschiedenheiten in der Nervatur sich geltend machen. Acer vitifolium in in Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. Taf. 117, Fig. 14 läfst es bei der unvollständigen Erhaltung zweifelhaft, ob es hierherzuziehen sei. Die Stärke des Blattstieles, die Bezahnung, soweit sie erhalten ist, sowie die krautige Textur würden nicht dagegen sprechen, wohl aber die straffen Nerven. So lange nur dies eine Blatt zur Vergleichung vorhanden, lälst sich eine endgiltige Entscheidung nicht treffen. Dagegen wäre es möglich, dals Vitis Ausoniae Gaudin (Toscane S. 38, Taf. 13, Fig. 3) hierher gehöre; die allzu fragmentäre Erhaltung des Blattes läfst aber Sicherheit der Bestimmung nicht zu. Die fossile Art steht Vitis vulpina L., in Nordamerika verbreitet, sehr nahe. Sie kommt im Miocän und Pliocän Europas vor, scheint aber in Amerika noch nicht aufgefunden worden zu sein. Familie der Loniceren Endl. Gattung Viburnum L. Viburnum trilobatum Heer Taf. VII, Fig. 8. 1859. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 24, Taf. 104, Fig. 18. Die Blätter sind dreilappig, die Lappen ganzrandig; die drei Hauptnerven sind stark, die seitlichen gehen unter spitzen Winkeln aus und sind gekrümmt. Wir haben nur ein Bruchstück auffinden können, das einem grölseren Blatte angehört hat, als das ist, mit dem uns Heer bekannt gemacht hat. Es zeigt uns wie dieses, dafs der Mittellappen am Grunde etwas zusammengezogen ist, dals die bogenförmigen Seitennerven desselben ziemlich stark entwickelt sind und dafs ein solcher nach der Bucht ging und bis zum Rande derselben reichte. Die unteren Seitennerven der seitlichen Lappen lassen Ga- belung erkennen. Heer vergleicht Blätter und Samen mit denen von Viburnum Opulus L. Diese Art war bisher nur aus der Oeninger Stufe der Schweiz bekannt geworden. Familie der Convolvulaceen Lindl. Gattung Porana Plum. Porana Ungeri Heer Taf. VII, Fig. 1, 2. 1859. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 19, Taf. 103, Fig. 29—31. Engelhardt, Jesuitengraben 8. 40) Taf. 9, Big. 6, 8, 38. "Ders. Dux S. LO sWarsa eier — 19 — 1850, Protamyris eocenica Unger, Sotzka S. 50, Taf. 31, Fig. 15. 1850. Getonia grandis Unger, Sotzka, S. 51, Taf. 33, Fig. 10—14. Die Blätter sind etwas lederig, eiförmig-elliptisch, ganzrandig, am Grunde gerundet, zugespitzt, gestielt; die Seitennerven sind entfernt, gebogen und vom Rande entfernt verbunden. Porana volubilis Burm. wird als die nächstverwandte jetztlebende Art angesehen. Durch unsern Fund ist nachgewiesen, dals Porana Ungeri Heer nicht blos im Ober- oligoeän der Schweiz und Östreichs vorgekommen ist, sondern dals sie sich bis ins Pliocän zu erhalten vermochte. Familie der Stereuliaceen Juss Gattung Stereulia L. Stereulia tenuinervis Heer Taf. V, Fig. 1. 1859, Heer,Tert. Fl. d. Schw. III. S. 35, Taf. 109, Fig. 7; S. 196, Taf. 154, Fig. 24. Unger, Szanto S. 11, Taf. 3, Fig. 7—9. Die Blätter sind häutig, dreilappig, am Grunde gerundet, die Lappen ganzrandig, elliptisch, zugespitzt, die drei Hauptnerven stark, die Seitennerven zart, bogenläufig. Unser Blatt steht in Bezug auf die Richtung der Seitenlappen dem Blatte Ungers von Szäntö Fig. 7 am nächsten. Die für das Blatt charakteristischen nach den Buchten zu- laufenden Nerven sind ebenfalls vorhanden. An dem einen Lappen zeigt sich ein kleiner Zahn wie bei dem von Heer auf Taf. 154 in Fig. 24 abgebildeten. Heer vergleicht die Blätter der fossilen Art mit denen der amerikanischen Stereulia platanifolia L. In der Schweiz wurden Reste derselben nur in der Oeninger Stufe gefunden, in Ungarn in der Cerithienstufe. Familie der Acerineen De C. Gattung Acer L. Acer Bruckmanni A. Braun Taf. VI, Fig. 2. 1851. Al. Braun in Stitzenbergers Verz. S. 85. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 54, Taf. 116, Fig. 6—10; Taf. 155, Fig. 11. v. Ettingshausen, Bilin III. S. 20, Taf. 44, Fig. 6. Engelhardt, Dux S. 181, Taf. 11, Fig. 5, 6. Abhandl. d., Senekenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 2) — 14 — Die Blätter sind dreilappig, die Lappen ungleich zerstreut und stumpf gezähnt, die seitlichen kurz, an der Spitze stumpf, die Buchten stumpfkantig. So fragmentarisch auch unser Stück erhalten ist, läfst es doch keinen Zweifel auf- kommen, dals es hierher gehöre. Diese Art wurde bisher im Oligocän und Miocän Europas gefunden; hier ist sie zum ersten Male aus dem Pliocän nachgewiesen worden. Acer Sismondae Gaud. Taf. IX, Fig. 8. 1858 Gaudin et Strozzi, Toscane S. 38, Taf. 13, Fig. 4. Die Blätter sind handspaltig, dreilappig, am Grunde herzförmig, am Rande kaum ge- zähnt, mehr wellenförmig, der Mittellappen ist ziemlich kurz, die Seitenlappen und die Seiten- nerven sind aufwärts gerichtet. Diese Art war bisher nur aus dem dem Pliocän zugehörigen Travertin von San Vivaldo bekannt. Familie der Sapindaceen Juss. Gattung Sapindus L. Sapindus Haszlinskyi Ett. Taf. IV, Fig. 4, 5; Taf. V, Fig. 3. 1853. v. Ettingshausen, Tokay S. 809, Taf. 4, Fig. 2. Massalongo, Studii d. foss. del Senigall. S. 360, Taf. 33, Fig. 1. Sismonda, Piemont S. 60, Taf. 29, Fig. 3. 1854. Sapindus dubius. Unger, Gleichenberg S. 181, Taf. 5, Fig. 12. Heer, Tert. Fl. d. Schw. II. S. 63, Taf 120, Fig. 9—11. Engelhardt, Cyprissch. S. 14, Taf. 8, Fig. 16. Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen häutig, länglich-lanzettförmig, gestielt, ganz- randig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind zart, öfters etwas gebogen. Blätter dieser Art wurden bisher nur im Miocän und Pliocän Europas gefunden. Familie der Celastrineen R. Br. Gattung Evonymus Tourn. Evonymus szantoinus Ung. Taf. IX, Fig. 9. 1869. Unger, Szänto S. 12, Taf. 4, Fig. 5, 6. Die Blätter sind gestielt, eiföormig-zugespitzt, gezähnt; der Mittelnerv ist kräftig und läuft in die Spitze aus, die Seitennerven sind gekrümmt und verzweigt und bilden mit Hilfe der Tertiärnerven ein lockeres Netz. — 11997 — Unger vergleicht diese Art in erster Linie mit Evonymus atropurpureus Jaeq., dessen Blätter jedoch reicher an Seitennerven sind und kleinere Randzähne aufzuweisen haben. Mir scheint ihre Stellung noch nicht als gesichert zu gelten, zumal eine Anzahl Arten aus der Familie der Celastrineen mehr oder weniger Ähnlichkeiten zeigen, weshalb wohl der provi- sorische Name Celastrophyllum für dieselbe vorzuziehen wäre. Familie der Rhamneen R. Br. Gattung Rhamnus Tourn. Rhamnus Eridani Ung. Taf. II, Fig. 10. 1850. Unger, gen. et. sp. pl. foss. S. 465. Ders., Sotzka S. 178, Taf. 52, Fig. 3-6. Ders., Gleichenberg S. 180, Taf. 5, Fig. 12. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 81, Taf. 125, Fig. 16; Taf. 126, Fig. 1. Ders., Nordgrönland S. 123, Taf. 19, Fig. 5—7a; Taf. 49, Fig. 10. Ders., Island S 153, Taf. 27. Ders., Beitr. zu Spitzbergen S. 90, Taf. 25, Fig. 4. Ders., Spitzb. S. 67, Taf. 14, Fig. 12—14. Ders., Zsilythal S. 20, Taf. 5, Fig. 6. Engelhardt, Tschernowitz S. 388, Taf. 5, Fig. 12. Ders., Grasseth S. 312, Taf. 10, Fig. 5; Taf. 11, Kig: 5. Ders., Jesuitengraben S. 63, Taf. 16, Fig. 16, 21. Ders, Dux S. 191, Taf. 14, Fig. 2. 1851. Pyrus troglodytarum Unger, Sotzka S. 53, Taf. 37, Fig. 1—5. 1859. Rhamnus deletus Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 79, Taf. 123, Fig. 19. Die Blätter sind grols, ziemlich lang gestielt, häutig, länglich-elliptisch, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven, meist S—10, entspringen unter spitzen Winkeln, sind zart und bilden erst am Rande flache Bogen. Die Blätter der fossilen Art werden mit denen des nordamerikanischen Rhamnus carolineanus Walt. verglichen und sind aus tongrischen bis pliocänen Schichten bekannt. Gattung Zizyphus Tourn. Zizyphus tiliaefolius Ung. sp. Taf. V, Fig. 7. 1859. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 75, Taf. 123, Fig. 1—8. v. Ettinghausen, Bilin II. S. 39, Taf. 50, Fig. 8, 14, 15, 17, 18. Engelhardt, Jesuitengr. S. 62, Taf. 16, Fig. 2. Ders., Dux S. 189, Taf. 13, Fig. 6-10. 1845. Ceanothus tiliaefolius Unger, Chl. prot. S. 143, Taf. 49, Fig. 1—6. 1852. Celtis Japeti Unger, Iconogr. pl. foss. S. 116, Taf. 20, Fig. 25, 26. [897 ot * — 519677 — Die Blätter sind gestielt, beinahe herzförmig oder eirund-elliptisch, zugespitzt, gesägt, dreifachnervig, die untersten Seitennerven grundständig, nach aulsen verzweigt. Blätter dieser fossilen Pflanze sind vom Aquitanien bis ins Pliocän nachgewiesen worden. In Böhmen fand ieh sie in den die Braunkohlen überlagernden Lettenschiehten von Dux ungemein häufig, woraus zu schlielsen, dals ihre Hauptentwicklung daselbst wohl in der. helvetischen Stufe stattgefunden haben möge. Daselbst zeigten sich auch hierher gehörige Zweigstücke mit Stacheln, die in dem slavonischen Materiale jedoch nicht zu finden waren. Sie wird mit dem zur Zeit im nördlichen Indien vorkommenden Zizyphus Jujuba Lam. verglichen. Zizyphus plurinervis Heer Taf. IX, Fig. 17. 1859. Heer, Tert. El. d. Schw. III, S. 76, Taf. 154, Fig. 31. Die Blätter sind kurz gestielt, kreisförmig, gezähnelt, mit mehr als drei Hauptnerven versehen. Unser Blatt unterscheidet sich von dem Schweizer dadurch, dals die Blattspreite am Grunde am Stiel herabgewachsen ist Im Übrigen stimmt es mit ihm überein, was mich veranlalst, es mit diesem zu vereinigen. Der ausgezeichnet dicke Stiel, die die Zahl drei überschreitenden Hauptnerven, von denen die drei mittleren die stärksten sind, die feine Be- zahnung, von welcher wegen der Verletzung des Randes freilich wenig zu sehen ist, und die feinere Nervatur sind bei beiden gleich. Bisher ist diese Art nur von Öningen bekannt gewesen. Gattung Berchemia Neck. Berchemia multinervis Al. Braun sp. Taf. VII, Fig. 10. 1859. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 77, Taf. 123, Fig. 9—18. Sismonda, Piemont S. 64, Taf. 29, Fig. 8. Saporta, Etudes IH. 8. 107, Taf. 12, Fig. 2, 3. Velenövsky, VrSovie S. 42, Taf. 4, Fig. 26, 27. v. Ettingshausen, Bilin III. S. 41, Taf. 49, Fig. 15—17. Ders., Sagor S. 36, Taf. 16, Fig. 7—10. Engelhardt, Dux S. 188, Taf. 12, Fig. 2, 19—28; Taf. 13, Fig. 4, 5. 1837. Rhamnus multinervis Al. Braun in Buckland, Geol. and Mineral. S. 513. 1845. Karwinskia multinervis Al. Braun, Jahrb. S. 172. Unger, Chl. prot. S. 417, Taf. 50, Fig. 4. 1859. Karwinskia oeningensis Al. Braun in Bruckmanns Verz. S. 232, — 11 — Die Blätter sind langgestielt, etwas gerundet, elliptisch oder eiförmig-elliptisch, ganz- randig, fiedernervig; der Mittelnerv ist ziemlich stark, die 7—11 Seitennerven stehen einander ziemlich gegenüber, sind einfach, parallel, bogenläufig, die Nervillen sehr zahlreich, beinahe gleichlaufend. Heer vergleicht sie mit denen von Berchemia volubilis, welche im südlichen Nord- amerika daheim ist. Derselbe hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, dals die fossilen Blätter im äufseren Umrils und in der Grölse variabel sind. Am häufigsten sind sie oval, vorn zugerundet oder zugespitzt, am Grunde immer stumpf zugerundet. Unser Blatt ist jedenfalls kurz zugespitzt gewesen und steht somit den Schweizer Exemplaren am nächsten. v. Ettingshausen hat die Art in zwei Varietäten gegliedert, eine B. m. obtusifolia und B. m. acuminata, zu welch letzteren er die rechnet, welche sich durch lange Zuspitzung auszeichnen. Diese Pflanze gehört wie manche andere dieser Flora zu den langlebigen, insofern sie sich vom Oligocän bis ins Pliocän durch alle Stufen verfolgen lälst. Familie der Anacardiaceen Lindl. Gattung Rhus Tourn. Rhus Meriani Heer, Taf. II, Fig. 9; Taf. IV, Fig. 6. 1859. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 82, Taf. 126, Fig. 5—11. Sieber, Nordb. Braun- kohlenf. S. 24, Taf. 5, Fig. 39, 40. Engelhardt, Dux S. 195, Taf. 14, Fig. 10, 18, 22%, 2a) Male la) Iaites, Alzsay ter ch alalealre Die Blättchen sind häutig, sitzend, am Grunde gerundet, ei-lanzettförmig, zugespitzt, mit weit auseinanderstehenden Zähnen am Rande versehen; die 7—10 Seitennerven ent- springen unter spitzen Winkeln, sind in der Regel an ihrer Spitze geteilt oder einfach; die Felder sind von ziemlich starken, meist durchgehenden, bisweilen gegabelten Nerven durchzogen. Diese im Tertiär selten auftretende Art ist zuerst von Heer, der sie mit Rhus typhina L. Nordamerikas verglich, in der aquitanischen und Mainzer Stufe der Schweiz nachgewiesen worden; darauf fand Sieber mehrere Blätter im Erdbrande von Sobrussan in Böhmen, während ich solche in ziemlich grolser Anzahl in den über den Braunkohlen von Dux befindlichen Lettenschichten eingebettet sah. Der Fund im Tertiär Slavoniens belehrt uns, dafs sie auch zur Pliocänzeit in Europa noch nicht ausgestorben war. — 198 — Familie der Juglandeen De C. Gattung Juglans L. Juglans acuminata Al. Braun Taf. III, Fig. 8; Taf. V, Fig. 4; Taf. VI, Big el.4D, ST lat, JS Rue. al, 5,412,018° 1845. Al. Braun, Jahrb. S. 170. Gaudin et Strozzi, Toscane S. 40, Taf. 9, Fig. 3. Dies., Val d’Arno I. S. 45, Taf. 7, Fig. 9. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 88, Taf. 128, Taf. 129, Fig. 1—9. Ders., Polarl. S. 124, Taf. 7, Fig. 9; Taf. 12, Fig. 16; Taf. 49, Fig. 7. Ders., North-Greenland S. 483, Taf. 5+, Fig. 5, 6. Ders.. Sachalin S. 41, Taf. 10, Fig. 8S—11. Ders., Beitr. zu Sachalin S. 9, Taf. 4, Fig. 7—9. Ders., Alaska S. 38, Nat. 9, Bier 1. "Ders. Grönland" 5.298, Mara Riese Tar SbmRiespler Taf. 103, Fig. 1. Sismonda, Piemont S. 453, Taf. 13, Fig. 1. Ludwig, Palaeont. VIII. S. 137, Nat. 54, Rie. 16, 10; 136256, Eier 1 6: Tat57, Big, 102 7ASS are Fig. 13. v. Ettingshausen, Bilin III. S. 45, Taf. 51, Fig. 12. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen S. 24, Taf. 6, Fig. 7. Ders,., Tschernowitz S. 386, Taf. 3, Fig. 6—10. Ders, Jesuitengraben S. 67, Taf. 17, Fig. 18. Ders., Dux S. 192, Taf. 15, Fig. 7. Velenövsky, Vrsovie S. 44, Taf. 8, Fig. 2, 4—6. . Juglans latifolia Al. Braun, Jahrb. S. 170. Weber, Palaeont. II. S. 210, Taf. 23, Fig. 8. Unger, Gleichenberg S. 25, Taf. 6, Fig. 2. . Juglans Sieboldiana. Goeppert, Schossnitz S. 36, Taf. 25, Fig. 2. . Juglans pallida Goeppert, Schossnitz S. 36, Taf. 25, Fig. 3. . Juglans salicifolia Goeppert, Schossnitz S. 36, Taf. 25, Fig. 4. Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen gegenständig, lederartig, gestielt, eirund- elliptisch oder eirund-lanzettförmig, zugespitzt, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark und nimmt nach der Spitze zu allmählich an Stärke ab, die Seitennerven, meist 10—14, sind kräftig, nehmen nach dem Rande zu an Stärke ab und verbinden sich da in Bogen. Es sind verschiedene Bruchstücke von Blättchen gefunden worden, welche verschiedene Formen repräsentieren: eine lange und schmale (z. B. Taf. VI, Fig. 1), eine elliptisch- lanzettförmige (Taf. VI, Fig 5), eine lange und breite (Taf. IX, Fig. 1, 5) und eine kleine (z. B. Taf. III, Fig. 8). Die vorletzte stellt jedenfalls Endblättchen dar, die letzte ein Blättchen vom Grunde des Blattes. Diese Art gehört zu den verbreitetsten; sie wurde vom Oligocän bis zum Pliocän, von den Polarländern bis Italien nachgewiesen. — „u Sie ist nahe verwandt der zur Zeit in Mittelasien wild wachsenden, in einem grolsen Teile Europas kultivierten Juglans regia L. 1850. Juglans bilinieca Ung. Taf. VIII, Fig. 5, 7. Unger,gen. et sp. pl. foss S. 469. Ders, Swoszowice S. 126, Taf. 14, Fig. 20. Ders., Gleichenberg S. 181, Taf. 6, Fig. 1. Gaudin et Strozzi, Toscane S. 40, Taf. 9, Fig. 1. Massalongo, Studi s. fl. foss. del Senigall S. 399, Taf. 21, Fig. 21. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 90, Taf. 130, Fig. 5—19. Ders., Island S. 153, Taf. 28, Fig. 14—17. Ders, Grönland S. 100, Taf. 69, Fig. 8. Ders., Portugal S. 29, Taf. 22, Fig. 34. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen S. 24, Taf. 6, Fig. 1—6. Ders., Leitm. Mittelgeb. S, 391, Taf. 7, Fig. 16. Ders., Cyprissch. S. 145, Taf. 8, Fig 19. Ders., Jesuiten- graben S. 361, Taf. 23, Fig. 23, 28, 29; Taf. 24, Fig. 1—4, 6, 7. Ders., Dux S. 192, Taf. 15, Fig. 4, 6. Lesquereux, Cret. and Tert. Fl. S. 191, Taf. 39, Fig. 1, 2. 13. Staub, Zsilthal S. 278, Taf. 27, Fig. 2, 4. 1821/38. Phyllites juglandiformis Sternberg, Vers. I. Taf. 35, Fig. 1. 1850. 1850. 1855. 1852. 1861. Prunus paradisiaca Unger, Swoszowice S. 7, Taf. 14, Fig. 22. Prunus juglandiformis Unger, Sotzka S. 184, Taf. 55, Fig. 17. Pterocarya Haidingeri v. Ettingshausen, Wien S 24, Taf. 5, Fig. 4. Carya bilinica v. Ettingshausen, Heiligenkreuz S. 12, Taf. 2, Fig 17. Ders, Tokay S. 35, Taf. 3, Fig. 6. Ders., Bilin III. S. 46, Taf. 51, Fig. 4, 6, 13—15; Taf. 52, Fig. 3, 4, 7—11. Unger, Syll. pl. foss. I. S. 39, Taf. 17, Fig. 1-10. Ders., Kumi S. 78, Taf. 14, Fig. 13. Ders., Radoboj S. 149, Taf. 1, Fig. 13. Velenövsky, Vrsovie 8. 44, Taf. 8, Eig. 1,3; Tat. 9, Eig. 16. Carya Ungeri Ett. Unger, Syll pl. foss. I. S. 40, Taf. 18, Fig. 1—4. Ders, Radobo) S. 149, Taf. 4, Fig. 9. Die Blätter sind unpaarig-gefiedert, vielpaarig, die Blättchen ei-lanzettförmig oder oval-elliptisch, kurzgestielt, zugespitzt unregelmälsig feingezähnt; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind bogenläufig zahlreich und entspringen unter spitzen Winkeln; zwischen dem Rande und den Hauptfeldern zeigen sich runde Randfelder, die Nervillen sind deutlich und bilden ein unregelmälsiges polygones und grolsmaschiges Netzwerk. Nahe verwandt ist der fossilen Art Juglans nigra L. und Carya amara Nutt., welche beide gegenwärtig Nordamerika bewohnen. — 200 — Sie gehört zu den verbreitetsten Pflanzen des Tertiärs, von den Nordpolarländern ist sie bis zum Mittelmeere und bis zu den Vereinigten Staaten Nordamerikas nachgewiesen worden. Man kennt sie vom Oligocän bis zum Pliocän, Was die Familie der Juglandeen anbetrifft, so ist mehr als wahrscheinlich, dals sie ihren Ursprung im Norden hatte, zumal auch dort Arten derselben von Heer bereits in der Kreide nachgewiesen werden konnten. In der Tertiärzeit hatte sie ein ganz bedeutendes Verbreitungsgebiet eingenommen, das aber am Ende derselben schon um vieles geringer ge- worden war und während der Eiszeit noch mehr eingeschränkt wurde. Gattung Pterocarya Knth. Pterocarya dentieulata Web. sp. Taf. VIII, Fig. 8, Taf. IX, Fig. 15. 1859. Heer, Fl. d. Schw. III. S. 94, Taf. 131, Fig. 5-7. Ders., Bovey Tracey S. 56, Taf. 19, Fig. 5 (?). Ders., Zsilthal S. 22, Taf. 4, Fig. 2; Taf. 5, Fig. 1, 5. v. Ettingshausen, Bilin III. S. 47, Taf. 53, Fig. 11—15. Ders., Sagor II. S. 199, Taf. 17, Fig. 3. Engel- hardt, Braunk. v. Sachsen S. 24, Taf. 6, Fig. 8—10. Ders., Göhren S. 33, Taf. 13, Fig. 6. Ders., Jesuitengraben S. 67, Taf. 17, Fig. 8, 12; Taf. 18, Fig. 7, 11. Ders., Duos. 193 Tan 14ER: 1852. Juglans denticulata Weber, Palaeont. II. S. 211, Taf. 23, Fig. 10. 1855. Salix inaequilatera Goeppert, Schossnitz S. 27, Taf. 21, Fig. 6. Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen sitzend oder kurzgestielt, lanzettförmig, zu- gespitzt, scharf- und dicht-gesägt; die Seitennerven sind zahlreich und genähert. Es liegt ein Bruchstück vor, welches zeigt, dals die Blättchen auch noch zu be- deutenderer Breite anwachsen konnten, als die bisher gefundenen Stücke gelehrt. Ausge- zeichnet ist es durch die wohlerhaltene Nervatur. Auch bei ihm sind die Seitennerven der einen Hälfte der Spreite steiler aufsteigend als bei der anderen. Die fossilen Blätter stehen am nächsten denen von Pterocarya caucasica Knth. Die Gattung Pterocarya hatte während der Tertiärzeit jedenfalls eine weitere Ver- breitung als zur rezenten Zeit, in welcher sie aus Europa ganz verschwunden ist. Sie reichte vom Eocän bis ins Pliocän. Pterocarya Massalongi Gaud Taf. IX, Fig. 4, 16. 1858. Gaudin et Strozzi, Toscane S. 40, Taf. 8, Fig. 1—6; Taf. 9, Fig. 2. Die Blätter sind zusammengesetzt, die Blättchen sitzend, gezähnelt, länglich, von gleicher Breite, am Grunde gerundet und ungleich, an der Spitze ein wenig zugespitzt, die Ep — AN Bezahnung reicht bis zu einiger Entfernung vom Grunde; die 6—15 Seitennerven sind bogig- gekrümmt und verbinden sich ziemlich weit vom Rande. Diese Art entspricht der kaukasischen Pterocarya causasica. Sie wurde in Montajone, Castro bei Arezzo, Jano und Sarzanello gefunden, nirgends unterhalb des Pliocän. Familie der Amygdaleen Bartl. Gattung Prunus Tourn. Prunus acuminata Al. Braun Taf. IX, Fig. 7. 1851. Al. Braun, Stitzenb. Verz. S. 90. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 95, Taf. 130, Fig. 23; Taf.. 132, Fig. 7. Ders., Mioc. Balt. Fl. S. 49, Taf. 12, Fig. 5. Die Blätter sind häutig, eiförmig-elliptisch, zugespitzt, gesägt; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zahlreich und verästelt. Diese Art vergleicht Heer mit der nordamerikanischen Prunus chiasa Mchx. Familie der Papilionaceen Endl. Gattung Robinia L. Robinia Regeli Heer Taf. VII, Fig. 9. 1859. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 99, Taf. 132, Fig. 20—26, 34—41. Unger, Szant6 S. 15, Taf. 5, Fig. 9, 10. Engelhardt, Jesuitengraben S. 75, Taf. 19, Fig. 30, all Die Blätter sind unpaarig-gefiedert, die Blättehen beinahe gegenständig, kurzgestielt, kreisrund oder fast eiförmig, ganzrandig, häutig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind gebogen und verbinden sich vor dem Rande. Nach seiner Grölse zu urteilen, mufs unser Blättchen an der Seite der Spindel ge- standen haben, da nach dem Funde von Oeningen (Fig. 25) das Endblättchen klein gewesen ist; nach seiner Rundung aber ist es als ein unteres anzusehen, weil sich die oberen eiförmig darstellen. Diese Art wurde bisher aulser der Schweiz nur an wenigen Orten nachgewiesen. Heer vergleicht sie mit Robinia hispida L. Gattung Palaeolobium Unger. Palaeolobium oeningense Heer Taf. VIII, Fig. 9. 1859. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 106, Taf. 134, Fig. 1. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 26 — 22 — Die Blätter sind gefiedert (?), die Blättchen häutig, ganzrandig, elliptisch, kurzgestielt. Nur von Oeningen war diese Spezies bisher bekannt gewesen. Gattung Cassia L. Cassia hyperborea Ung. Taf. IX, Fig. 14. 1850. Unger, Sotzka S. 58, Taf. 43, Fig. 2, 3. v. Ettingshausen, Häring S. 91, Taf. 30, Fig. 12—14. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 119, Taf. 137, Fig. 57—61. Engel- hardt, Jesuitengraben S. 77, Taf. 20, Fig 1, 36; Taf. 21, Fig. 5. Die Blättchen sind häutig, gestielt, ei-lanzettförmig, zugespitzt; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind sehr fein, gebogen, vor dem Rande untereinander verbunden. Diese Blättchen sind denen der Cassia Berenices Ung. so ähnlich, dafs Heer vermutet, sie möchten nur einer Abart von dieser angehören. Sie werden mit solchen der 0. laevi- gata W. des tropischen Amerika verglichen. Cassia hyperborea Ung. hat in Europa eine weite Verbreitung gehabt und wurde vom Oligocän bis zur Cerithienstufe nachgewiesen. Cassia Berenices Ung. Taf. VII, Fig. 7, 13. 1851. Unger, Sotzka S. 188, Taf. 64, Fig. 4-10. Ders., Szäntö 8. 17, Taf. 5, Fig. 20. Weber und Wessel, Palaeont. IV. S. 53, Taf. 10, Fig. 16, 20. Heer, Tert. Fl. d. Sehw. III. S. 118, Taf. 137, Fig. 52—56. Ders., Balt. Fl. S. 100, Taf 30, Fig. 30. Saporta, Etudes III. S. 258, Taf. 11, Fig. 14. Engelhardt, Leitm. Mittelgeb. S. 393, Taf. 7, Fig. 21; S. 410, Taf. 12, Fig. 23. Ders., Cyprissch. S. 17, Taf. 8, Fig. 23, 24; Taf. 9, Fig. 3. Ders., Jesuitengraben S. 78, Taf. 20, Fig. 11—13, 15, 16, 21, 22, 45, 46. v. Ettingshausen, Sagor II. S. 50, Taf. 20, Fig. 42—56. Staub, Zsilthal S. 364, Taf. 29, Fig. 26; Taf. 41, Fig. 3, 4. Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen kurz gestielt, zarthäutig, eiförmig, elliptisch- zugespitzt, am Grunde meist stumpf gerundet, bald deutlich ungleichseitig, bald kaum merklich; der Mittelnerv ist zart, die 5—7 Seitennerven sind sehr zart, zuweilen gegenständig und verbinden sich vom Rande entfernt in Bogen. Unger vergleicht diese Art mit Cassia corym- bosa Lass., mit C. laevigata Willd. und anderen Cassia-Arten. Nach den mir zugänglichen Exemplaren beider zu urteilen, steht jedoch erstere ferner als letztere. Gegen (. Fistula C., auf welche Saporta hinweist, spricht die Nervatur. Gefunden war sie bisher vom Tongrien bis zum Obermiocän worden. 1851. — 2037 — Cassia phaseolites Ung. Taf. IX, Fig. 2. Unger, Sotzka S. 188, Taf. 65, Fig. 1—5; Taf. 66, Fig. 1—9. Ders., Syll. pl. foss. II. S. 29, Taf. 11, Fig. 1, 3. Ders., Szäntö S. 17, Taf. 5, Fig. 22 (?). v. Ettingshausen, Häring S. 91, Taf. 30, Fig. 15—17. Ders., Bilin III. S. 61, Taf. 51, Fig. 9. Ders., Sagor S. 210, Taf. 20, Fig. 2330. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 119, Taf. 137, Fig. 66, 74; Taf. 138, Fig. 1—12. Ders., Bornstädt. S. 21, Taf. 3, Fig. 10. Ders., Balt. Fl. S. 94, Taf. 12, Fig. 6; S. 100, Taf. 30, Fig. 29. Ders, Szillythal S. 23, Taf. 5, Fig. 7. Engelhardt, Braunkohlenf. v. Sachsen S. 31, Taf. 8, Fig. 13—15- Ders., Leitm. Geb. S. 366, Taf. 3, Fig. 11. Ders, Cyprissch. S. 17, Taf. 9, Fig. 3—6. Ders., Jesuitengraben S. 79, Taf. 20, Fig. 2—4, 20, 23, 38. Ders., Dux S. 197, Taf. 15, Fig. 14. Staub, Zsilthal S. 367, Taf. 41, Fig. 8 (?). Die Blätter sind vielpaarig-gefiedert, die Blättchen häutig, länglich-elliptisch oder eirund-länglich, gestielt, ganzrandig, ziemlich stumpf; der Mittelnerv ist stark, die Seiten- nerven sind zart, zahlreich, laufen parallel oder fast parallel und verbinden sich am Rande in Bogen. 1859. 1836. 1851. Die fossilen Blätter werden mit denen von Cassia mieranthera De C. verglichen. Sie sind vom Oligocän bis Pliocän bekannt. Gattung Podogonium Heer. Podogonium Knorrii Heer Taf. IX, Fig. 19. Heer, Tert. Fl. d. Schw. III. S. 144, Taf. 134, Fig. 22-26; Taf. 135, Taf. 136, Fig. 1—9. Engelhardt, Cyprisschiefer S. 18, Taf. 8, Fig. 25, 26. Gleditschia podocarpa Al. Braun in Bucklands Geol. S. 573. Jahrb. f. Min. u. Geol. 1845. S. 173. Unger, gen. et. sp. pl. foss. S. 491. Dalbergia podocarpa Unger, Sotzka S. 185, Taf. 41, Fig. 14. Die Blätter sind 5—10Opaarig, die Blättchen dünnhäutig, lanzettförmig oder ei-lanzett- förmig, zugespitzt, seltner stumpflich, ganzrandig; der Mittelnerv ist ziemlich stark, die Seitennerven sind zahlreich, bogenläufig, die untersten gehen mit dem Rande ziemlich parallel. Die Hülsen sind gerade, länglich-elliptisch, zugespitzt, ungefähr dreimal länger als breit, die Samen oval. Es ist nur eine junge Frucht gefunden worden. Diese Art „stellt einen eigentümlichen, untergegangenen Typus dar, der im System wohl zunächst an Tamarindus anzureihen ist.“ (Heer.) Man kennt sie nur vom Obermiocän an. — 204 — Pflanzenreste mit unsicherer Stellung. Phyllites stereuliaeformis nov. sp. Taf. V, Fig. 5. Ein unvollständig erhaltenes Blattstück erinnert sehr an Sterculia Labrusca Ung., doch ist es nicht lederig. Es muls dreilappig gewesen sein; den Mittel- und einen Seitenlappen zeigt es noch zum grolsen Teil erhalten, während der andere abgerissen ist; der Grund ist gerundet. Die Primärnerven sind nicht sehr stark, die Sekundärnerven zart; erstere verbinden zarte ge- brochene Nervillen; das Blattnetz zeigt polygone Maschen. Staub erhielt aus dem Zsilthal (S. Staub, Zsilthal S. 339, Taf. 34/35, Fig. 6) einen sehr unvollständigen Rest, den er Sterculia Pseudo-Labrusca benannte, zu dem wir aber den unserigen auch nicht ziehen dürfen, da er ebenfalls lederig beschrieben wird. Phyllites celastrinoides nov. sp Taf. IV, Fig. 7. Das Blatt ist elliptisch, am Rande feingesägt; der Mittelnerv verfeinert sich gegen die Spitze hin ganz beträchtlich, die Seitennerven sind zart, bisweilen etwas geschlängelt, nach dem Rande zu gabelspaltig, die unteren senden gleichstarke Tertiärnerven aus. Eine Anzahl Celastrineen haben ähnliche Blätter aufzuweisen. Sehr viel Überein- stimmendes zeigen die von Maytenus marginata Mol. von Chile, bei welchen jedoch die Seitennerven unter spitzeren Winkeln entspringen, auch die einer Wimmeria von Mexiko (discolor?), doch sprechen gegen sie schon die grölseren Randzähne. Bei der Vergleichung mit anderen in diese Familie gehörigen Arten stellten sich neben manchem Gleichen doch immer auch auffällige Unterschiede bei den Blättern heraus, so dals ich es fürs beste hielt, das fossile Blatt mit dem allgemeinst gehaltenen Gattungsnamen zu bezeichnen, mit dem Artennamen aber auf die Familie hinzudeuten, in welche die fossile Pflanze, welche unser Blatt lieferte, wohl am ersten eingereiht werden könnte. Zusatz. Auf Taf. VII ist in Fig. 66 der Rest eines Eichenblattes zu sehen, der aber zu un- vollständig war, als dals er der Art nach hätte bestimmt werden können. Er erinnert sehr an Quercus Robur L. Taf. IX, Fig. 11 stelle ich ein Blattstück dar, das jedenfalls Myrica zuzuweisen sein dürfte. Öfter waren einzelne Nadeln von Pinus zu sehen, nie mehrere zusammen. Taf. IX, Fig. 18, zeigt eine solche, die wie die übrigen sich durch ihre Breite auszeichnet. Tafelerklärungen. Tafel 1. Sphaeria Kinkelini noy. sp. Auf einem Blattstück von Alnus Kefersteinii Goepp. sp. Phyllerium Brandenburgi nov. sp. Adiantides slavonieus nov. sp. Blättchenstück 4a. Vergröfsert. Taxodium distichum miocenum Heer. Beblätterte Zweige und Zweigstücke. Betula parvula Goepp. Blatt. Betula sp. Blattstück ohne Rand, Cinnamomum Scheuchzeri Heer. Blattstück. Celtis trachytica Ett, Blattstück, Ulmus plurinervia. Blätter. Taxodium distichum miocenum Heer. Ein Same in Vorder- und Rückansicht. Tafel 1. Quereus erenatifolia nov. sp. Blatt. . Quereus deuterogona Ung. Blattstücke. Fig. 5a. Ein Stück Blattnetz in Vergrölserung. Castanea Kubinyi Köv. Blattstücke. Rhus Meriani Heer, Blattstück. Rhamnus Eridani Ung. Blatt. Ulmus plurinervia. Blattstück. Tafel III. Fagus Pyrrhae Ung. Blattstück und Blatt. Populus leucophylla Ung. Blätter. Fagus macrophylla Ung. Blattstück. Fieus tiliaefolia Al. Braun sp. Blattstücke, Juglans acuminata Al. Braun, Blättchenstück. Tafel IV. Platanus aceroides Goepp. Gröfsere Blättstücke. ÖOreodaphne Heeri Gaud. Grundfragment eines Blattes. Sapindus Haszlinskyi Ett. Blattstücke. Rhus Meriani Heer. Blattstück. Phyllites celastrinoides noyv. sp. Blatt. aseurumn ang m — 1 — Tafel V. Stereulia tenuinervis Heer, Blatt. Platanus aceroides Goepp. Grolses Blattstück. Sapindus Haszlinskyi Ett. Blattstücke. Juglans acuminata Al. Braun. Grundfragment eines gröfseren Blättchens. Phyllites stereuliaeformis noy. sp. Blattstücke. Vitis teutonica Al. Braun, Blattstück. Zizyphus tiliaefolius Ung. sp. Blattstück. Tafel VI. . Juglans acuminata Al. Braun. Blättchenstücke, Acer Bruckmanni Al. Braun. Blattstück. Castanea Kubinyi Köv. Blatt und Blattstück. Quereus gigas Goepp. Blattstück. Platanus aceroides Goepp. Grund eines Blattes, Tafel VI. Alnus Kefersteinii Goepp. sp. Blattstück. Salix varians Goepp. Blattstücke. Platanus aceroides Goeppert. Blatt. 6b. Quercus sp. Cassia Berenices Ung. Blättchenstück. Viburnum trilobatum Heer, Blattbruchstück. Robinia Regeli Heer. Blättchenbruchstück. Berchemia multinervis Al. Braun sp. Blatt. Persoonia laurina Heer. Blatt. Liquidambar europaeum Al. Braun, Blatt. Cassia Berenices Ung, Blättchen, Populus leucophylla Ung. Blatt. Castanea Kubinyi Köv, Blatt. Tafel VIII. Porana Ungeri Heer. Blätter. Castanea Kubinyi Köv. Blatt, Liquidambar europaeum Al. Braun. Blatt. Juglans bilinica Ung. Blättchenstück. Planera Ungeri Köy. sp. Blatt. Pterocarya dentieulata Web. sp. Blättchenstück. Palaeolobium oeningense Heer. Blättchen. Salix maerophylla Heer. Blattstück. — 207 — Tafel IX. Fig. 1, 5. Juglans acuminata Al. Braun. Grofse Blättchen. Fig. 2 Cassia phaseolites Ung. Blättchen. Fig. 3. Castanea Kubinyi Köv. Blatt. Fig. 4, 16. Pterocarya Massalongi Gaud. Blättchen. Fig. 6 Liquidambar europaeum Al. Braun. Blatt. Fig. 7, Prunus acuminata Al. Braun. Blattstück. Fig. 8. Acer Sismondae Gaud, Blatt. Fig. 9. Evonymus szantoinus Ung. Blattstück. Fig. 10. Laurus princeps Heer. Blatt. Fig. 11. Myrica sp. Blattstück. Fig. 12, 13. Juglans acuminata Al, Braun. Blättchenstücke. Fig. 14. Cassia hyperborea Ung. Blättchen. Fig. 15. Pterocarya denticulata Heer. Blättchenstück. Fig. 17. Zizyphus plurinervis Heer, Blattstück, Fig. 18. Pinus sp. Eine Nadel. Fig. 19. Podogonium Knorrii Heer, Frucht. Zu verbessern: S. 185. Platanus aceroides Goepp. Taf. IV, Fig. 1; Taf. V, Fig. 2. S. 191. Persoonia laurina Heer. Taf. VIII, Fig. 11. Mikroskopische Studien an Gesteinen des Karabagh-Gaus (Armenisches Hochland) von Gar! RobertiThoest Mit einer Tafel. N en (4) 3% SREDDD AN “Pr. fr, r ee er ar ‚ ur Sa ‚c ER Mr j 2 ® ji tolle up alba SA ausd-AgRdsTeR Dre y d - > SE Ar - ER CH ; j » l r ou En un wre Zr Abich, H., Tschermak, @., Lagorio, A., Abich, H., Becke, F., Rohrbach, ©., Rosenbusch, H., Gylling, H., Radde, @., Lacroix, A., Valentin, J., Litteratur. Über die geol. Natur d. armen. Hochlandes. Dorpat 1843. Geol. Beob. auf Reisen in den Gebirgsländern zwischen Kur und Araxes. Tiflis 1867. Felsarten aus dem Kaukasus. Min. Mitt. 1872. 10”—112 und 1875. 131—136.'): Andesite d. Kaukasus. Dorpat 1878. Geol. Forschgn. in d. kaukasischen Ländern. II. Geologie d. Osthälfte d. armen. Hochlandes. III. Geologie d. Westhälfte. Wien 1882 u. 87. Darin: Untersuchgn. an kaukas. Eruptivgesteinen. Eruptivgest. d. schles.-mähr. Kreideformation ete. Anhang „Teschenite d. Kaukasus.“ Min. u. petr. Mitt. VII. 1886. 61. Massige Gesteine 1837. An verschiedenen Stellen. Cf. p. 858. „Caucasus.“?) Notes on the microse. struct. of some eruptive rocks from Armenia a. the Caucasus. Min. mag. VII. 1887. 155—160. Bericht üb. d. botan.-geol. Reise im russ. Karabagh. Gotha 1890. Karabagh. Bericht üb. d. im S. 1890 im russ. Karabagh ausgef. Reise.. Peterm. Mitt. Erg.-Hft. 100. Notes s. quelques roches d’Arm£nie. Bull. soc. geol. XIX. 1891. 741. Bericht üb. meine Reise nach Tiflis u. in d. Karabagh-Gau. Ber. Senckenb. naturf. Ges. 1891. 1) Die in d. Mitt. v. 1875 angef. Ortschaften liegen alle in der Krym, Vgl. Lagorio, Andesite 2. Anm. 2) Hinzuzufügen wäre „Granitit 34“. [3] I * Der Karabagh, „die östlichste mächtige Vorstufe von Hocharmenien, im geologischen Aufbau wie auch in seinen orographischen Grundzügen ein zusammenhängendes Ganzes bildend, welches das westlich gelegene Hochland mit dem kaspischen Tiefland verbindet“!) war bis zu den klassischen Untersuchungen Abichs für den Geologen eine terra incognita. Bereits 1867 gab dieser verdiente Forscher in seinen „geologischen Beobachtungen zwischen Kur und Araxes“ das Skelett des geologischen Aufbaues dieses von den genannten beiden mächtigen Flüssen bogenförmig umspannten Ländergebietes und 20 Jahre später wollte er als Schlufs seines umfangreichen Werkes eingehend die Geologie der Osthälfte des armenischen Hoch- landes veröffentlichen. Dies war ihm nicht mehr vergönnt, und eben nur das Programm zu der gedachten Arbeit konnte noch von ihm aufgestellt werden. Auf den Vorarbeiten Abichs fulsend unternahm nun Valentin die geologische Erforschung der südöstlichen peripherischen Länderstrecken von Hocharmenien. Eine zusammenfassende übersichtliche Darstellung giebt er in seinem Reisebericht, während die oro- und hydro- graphischen Verhältnisse des gedachten Gebietes von Radde eingehend geschildert werden. Die nachfolgenden Untersuchungen sollen als Ergänzung der Valentin’schen Beobachtungen dienen und zugleich die petrographische Kenntnis eines bis dahin in dieser Hinsicht fast ganz unbekannten Terrains anbahnen. Das von Herrn Dr. Valentin auf seiner Reise gesam- melte Gesteinsmaterial wurde von ihm dem Leipziger mineralogischen Institut angeboten und mir durch gütige Vermittelung des Herrn Geh. Bergrat Prof. Dr. Zirkel zur Bearbeitung überlassen, — Die sehr spärlichen ersten, ausschliefslich auf makroskopischen Befund basierten Angaben von Abich über karabaghische Gesteine?) sind zu dürftig, als dafs es möglich ist, diese Vorkommnisse mit den hier behandelten zu vergleichen oder zu identifizieren; es wurde daher auch bei der Beschreibung auf Abichs Notizen keine weitere Rücksicht genommen. !) Radde, Karabagh. Peterm. Mitt. Erg.-Hft. 100. 1 u. 6. 2) Abich, geol. Beob. zw. Kur u. Araxes 1867, 45 sgq. — 213 — Ebenso boten die kaum mehr als die Gemengteile der Gesteine aufzählenden Mitteilungen von Tschermak,') die sich aufserdem alle auf nicht karabaghische Felsarten beziehen, zu Parallelen keinen Anlass. Wohl aber ermöglichten die mikroskopischen Schilderungen von Becke über Materialien aus Nachbargebieten eine nähere Vergleichung und auch die Unter- suchungen von Lagorio, Rohrbach, Gylling und Laeroix wurden, soweit sie hier in Betracht kamen, berücksichtigt. Die Untersuchung besteht natürlich wesentlich in der mikroskopisch-optischen Bestimmung der Gemengteile, in der Ermittelung der Strukturverhältnisse und Ausbildungsweise der Ge- steine, wie in der Verfolgung gegenseitiger Eigentümlichkeiten, Wechselbeziehungen und Umwandlungsvorgänge ihrer Gemengteile. Zur Sicherung der auf diesem Weg erhaltenen Resultate wurden, wenn es geboten schien und soweit es die vorhandenen bisweilen ausser- ordentlich minimalen Proben erlaubten, chemische und mikrochemische Reaktionen zugezogen, Bei der immerhin grolsen Mannigfaltigkeit des zu Gebote stehenden Materials erschien es am zweckmässigsten, um ein möglichst abgeschlossenes Bild des petrographischen Aufbaues zu geben, die den verschiedenen Gesteinstypen gemeinsamen Charaktere zusammenzufassen und daran die Abweichungen einzelner Provenienzen anzuschliefsen. Besonderheiten, nament- lich wenn sie Umwandlungen und Neubildungen betrafen, wurden eingehend gewürdigt; genetische Schlüsse aber, da es immer bedenklich bleibt, sie an den petrographischen Befund von Handstücken zu knüpfen, mit aller Reserve gezogen. Späteren Beobachtungen bleibt es vorbehalten, in dieser Hinsicht weiterzubauen, und dies mag es auch rechtfertigen, wenn bei der Aufführung der einzelnen Vorkommnisse bisweilen ins Detail gegangen wurde: es konnte so neuen Untersuchungen Vergleichsmaterial an die Hand gegeben werden. Mineralogische Zusammensetzung, Struktur und Erhaltungszustand war natürlich bei der Zuteilung der Gesteine zu den einzelnen Gruppen an erster Stelle malsgebend; doch wurden die Einreihungen nicht in pedantischer Weise vorgenommen und offenbar verwandte Gesteine auch zu den verwandten Familien gestellt. Ein grölserer Teil der Belegstücke war in hohem Grade zersetzt, so dals die sichere Bestimmung ihres petrographischen Charakters sehr erschwert war; bei anderen war es mangels geologischer Daten zweifelhaft, ob sie den massigen Erstarrungsgesteinen oder krystallinen Schiefern zuzurechnen waren — alles Unzu- träglichkeiten, wie sie sich bei der Untersuchung eines nur aus Handstücken bestehenden 1) Min. Mitt. 1872. 107 u. 1875. 131. — 2l4 — Materiales mehr oder weniger immer einstellen. Nachstehend sei eine kurze systematische Übersicht der behandelten Gesteine gegeben: A. Ältere Eruptivgesteine. 18 Granite. 2. Quarzporphyre. 3. Diorite. 4. Diabase. 5. Porphyrite und Melaphyre. 6. Gabbrogesteine. 7. Umgewandelte Peridotite. Serpentine. B. Jüngere Eruptivgesteine. 1. Quarz führende Trachyte. 2. Andesite. 3. Basalte. C. Klastische Gesteine. Tuffe. D. Krystalline Schiefer. Anhang. A. Ältere Eruptivgesteine. 1. Granite. Die Sammlung stellt zu dieser Gruppe eine Reihe von Vertretern, die alle in mehr‘ als einer Hinsicht bemerkenswert erscheinen. So nimmt der Granit aus dem Araxesthal von der Wolfsschlucht bei Sadarak, s. K. (166)!) insofern ein besonderes Interesse in Anspruch, als seine Mikrostruktur auf dynamometamorphe Vorgänge hindeutet. Von hellgrauer Farbe- und feinem Korn ist dieser Granit aulserordentlich arm an Bisilikaten und besteht im wesent- lichen nur aus Orthoklas, Mikroklin, Plagioklas, Quarz und sehr spärlichen Biotitblättchen, zu denen sich accessorisch Zirkon, Magnetit und Rutilkörner gesellen. Zeigt sich der Orthoklas ausschlielslich als Füllfeldspat ohne jegliche Krystallform, so bildet der an Menge hinter ihm zurücktretende Plagioklas meist tafelförmige Individuen, die ‘) Die Abkürzungen verstehen sich von selbst: s. K. = südlicher Karabagh, z. K. — zentraler Kara- bagh ete. — Die Nummern beziehen sich auf das am Schlusse zusammengestellte Verzeichnis der Fundorte der zugehörigen Handstücke, die sich in der Sammlung der Senckenb. naturf. Gesellsch, zu Frankfurt a. M.. befinden. zumeist aus vielen Zwillingslamellen nach dem Albitgesetz bestehen, während ein gleichzeitiger Bau nach dem Periklingesetz nur selten zu beobachten ist. Eine Verwachsung von Orthoklas und Albit zu Mikroperthit ist vorhanden. Die Albiteinlagerungen bilden aufserordentlich feine an den Enden zugespitzte Nädelchen, wie sie aus den Granuliten bekannt sind. Mikroklin zeigt die charakteristische gitterförmige Streifung. Alle Feldspatgemengteile sind bereits durch beginnende Zersetzung unter Neubildung von Muscovitschüppchen getrübt. Quarz tritt ganz analog dessen Vorkommen in granitischen Gesteinen auf: ohne eigene individuelle Form- entwickelung schmiegt er sich in seinen Contouren den ihn umgebenden Mineralien an, deren Zwischenräume ausfüllend mit vielfach reihenförmig angeordneten Flüssigkeitseinschlüssen z. T. mit beweglicher Libelle. Viele Körner zerfallen im pol. L. in ein Aggregat optisch verschieden orientierter Felder, andere zeigen undulöse Auslöschung. Mit Quarz geht Orthoklas mikropegmatitische Verwachsungen ein. Die spärlich vorhandenen, kräftig pleo- chroitischen Biotitblättchen sind teilweise bereits in hellgrünen gleichfalls pleochroitischen Chlorit übergegangen zugleich unter Neubildung winziger Rutilkörnchen. Apatit fehlt durchaus. Lassen nun bereits die Quarzkörner Sprünge und wellige Auslöschung erkennen, ist auch die detailliertere Zwillingsbildung längs Sprüngen durch Plagioklase, die sonst nur wenige Zwillingslamellen aufweisen, auf die Wirkung gebirgsbildender Kräfte zurückzuführen, so tritt die mikrostrukturelle Metamorphose in der Veränderung einzelner Gemengteile namentlich in der Ausbildung der randlichen Kataklasstruktur hervor. Das Auftreten sekundärer gitter- artiger Mikroklin-Zwillingsbildung an gewissen Orthoklasen, die in nächster Nähe von Stellen liegen, welche, wie reichliche Sprünge erweisen, eine mechanische Veränderung erfahren haben, unterstützt diese Auffassung wesentlich. Die Lamellen sind verschwommen und un- deutlich, so dafs eine Bestimmung ihrer Auslöschung nicht möglich ist. Brauns') giebt eine Zusammenstellung der bis dahin bez. dieser Gitterstruktur gewonnenen Resultate und sieht selbst in ihrem Auftreten ein Druckphiaenomen; in jüngster Zeit haben ähnliche Beobachtungen Kühn?) und Romberg?) gemacht. Gleichfalls auf stattgehabte Umwandlungsprozesse, wenn auch von ganz anderer Art als die eben angeführten, hinweisend, reiht sich an diesen Granit ein Gestein vom Fuls des Kyssyr-dagh aus dem Basartschai-Thal, z. K. (77- 80). Durch seine ungewöhnliche Mineral- 1) Brauns, opt. Anomalieen d. Krystalle. Leipzig 1891. 135. 2) Kühn, Unters. an altkryst. Schiefergest. d. argent. Republ. N. Jahrb. f. Min. VII. 321. °) Romberg, petrogr. Unters. an argent. Graniten. N. Jahrb. f. Min. Beil.-Bd. VIII. 299. 368. —. 216) — komposition besonders durch den Reichtum an Andalusit erregt es von vornherein ein ge- steigertes Interesse. Leider ist über die Verbandsverhältnisse desselben mit den umgebenden Gesteinen nichts bekannt, so dass sich die Untersuchung nur auf eine petrographisch-chemische beschränken mulste, welche eine ehemalige Zugehörigkeit zu granitischen Gesteinen in hohem Grade wahrscheinlich machte. Die Handstücke von ausgesprochen massigem Habitus besitzen hellgraue bis rötliche Farbe und mittleres Korn; bereits makroskopisch erkennt man die stark vorgeschrittene Zersetzung, welche sich u. d. M. noch deutlicher kundgiebt. Unzählige feine Poren und Höhlungen durchziehen es und geben dem Ganzen ein zerfressenes Aussehen. Dabei ist das Gestein jedoch ausnehmend fest und sehr hart. Rotbraunes Risenoxydhydrat häuft sich lokal in rundlichen Partieen an. Ursprünglicher Quarz tritt wie gewöhnlich auf; Feldspat und basische Mineralien sind so gut wie verschwunden; an ihrer Stelle haben sich eine Reihe von Neubildungen angesiedelt, so vor allem Andalusit und Quarz, ferner Muscovit, Kaolin, Epidot, Rutil, zu denen als weitere Gemengteile Fluorit, Sillimanit, Zirkon, Anatas, Titanit treten. Quarz und Andalusit halten sich betr. der Menge ihrer Beteiligung so ziem- lich die Wage, an einzelnen Stellen der Praeparate überwiegt Quarz, an anderen ist Andalusit besonders stark entwickelt und Quarz tritt zurück. Der noch halbwegs erhaltene Feldspat ist grolsenteils zersetzt in Muscovit- und Kaolinschüppchen, die meistens regellos zu einander liegen, selten sich zu fächerförmigen oder sphaerischen Gruppen aggregieren, die dann zwischen gekreuzten Nicols ein zierliches Interferenzkreuz geben. Wenn auch keine Reste von Feldspat mehr vorhanden sind, so lassen sich doch oft seine Formen nach den unten zu beschreibenden Pseudomorphosen von Andalusit und Quarz rekonstruieren. Darnach zeigen sich tafel- und breitleistenförmige Durchschnitte. Der spärliche Biotit ist stark gebleicht; an seiner Stelle liegen, die Contouren der Glimmerkrystalle deutlich zeigend, Rutilkörnchen und -nädelchen dicht neben einander geschaart, die Spaltungsrisse des Glimmers erkennen lassend, oft auch in jenen als Sagenit bezeichneten netzförmigen Verwachsungen. In grolsen rundlichen, un- regelmälsig begrenzten Körnern erscheint Quarz mit Einschlüssen aller Art: Muscovit, An- dalusit und Sillimanitnadeln, Flüssigkeitsporen in Reihen und Schnüren, Zirkon-, Epidot- und Rutilkörner. Diese Quarzkörner sind wahrscheinlich teils noch primär teils sekundär. Mikro- pegmatitische Verwachsungen von Quarz und Feldspat, wobei der letztere natürlich gleichfalls umgewandelt, lassen sich, wennschon selten, noch verfolgen und gehören wohl zu dem ur- sprünglichen Gesteinsbestande. Aulser jenen grolsen Quarzkörnern sind zahlreiche kleinere mit Andalusit verwachsen, von diesem leicht durch die blaugrauen Interferenzfarben des Quarzes- zu unterscheiden. — 217 — Als interessantester Gemengteil aber erscheint der Andalusit; er bildet Haufen und Büschel langsäulenförmiger Krystalle, die stets parallel und rechtwinkelig zu ihrer Längsrichtung auslöschen. Diese Säulen lagern oft divergentstrahlig neben einander und bilden dann finger- förmige, eisblumenartige Gruppen, in denen die Auslöschung bei Drehung der Praeparate von einer Säule zur andern übergeht. Seitlich in der Regel wohl ausgebildet, zeigen sie niemals deutliche terminale Entwickelung. Pleochroismus ist wegen der gänzlichen Farblosigkeit nicht bemerkbar, ebenso sind Spaltrisse selten und auch dann nur ganz undeutlich vorhanden. Infolge des relativ niedrigen Brechungsexponenten stehen die Interferenzfarben am Ende der I. ©.: reingelb, orangerot und intensiv rötlich -violett. Bei parallelen Nicols zeigen sich bemerkenswerte Farbenerscheinungen: die violblauen und grüngelben Durchschnitte des Minerals treten dann in frappanter Weise hervor und verraten sich so auch in den winzigsten Körnchen. Mit Hülfe des Gypsblättehens vom Roth I. OÖ. wurde der Charakter der Doppel- brechung als negativ bestimmt. Wie bereits erwähnt, ist Quarz vielfach mit Andalusit ver- wachsen, oft so innig, dals letzterer bald grölsere Fragmente des ersteren umschlielst, bald das umgekehrte Verhältnis stattfindet und Quarz in kleinen rundlichen und länglichen Körnern im Andalusit steckt, ihn bisweilen förmlich durchtränkend und ihm so ein gewisses zerfressenes und durchlöchertes Aussehen verleihend. Beide Mineralien — Quarz und Andalusit — sind nun von zahllosen Sillimanitnädelchen durchspickt, die farblos durchsichtig mit hohem Relief hervortreten und z. T. ganz regellos kreuz und quer über und neben einander gelagert, sich auch in radialstrahligen, fächerförmigen Gruppen darstellen. Unter Anwendung starker Systeme gewahrt man deutlich Querabsonderung und selten domatisch zugeschärfte, meist unregelmälsig entwickelte Enden. Die langprismatischen dünnen Kryställchen besitzen stumpf- rhombische, sich von den fast quadratischen Durchschnitten des Andalusits deutlich unter- scheidende Querschnitte, die häufig etwas abgerundet erscheinen und, bisweilen seitlich ab- gestumpft, auf pinakoidale Flächen verweisen. Die Sillimanitnadeln sind ganz beträchtlich viel kleiner als die Andalusitindividuen, deren grolse breite Krystalle sie in den Dimensionen niemals erreichen, so dals also zwischen den beiden Mineralien ein scharfer Gegensatz in den Grölsenverhältnissen besteht. In HFl waren beide unlöfslich; eine Trennung konnte somit nicht ausgeführt werden. — Krystallographisch orientierte Verwachsungen von Andalusit und Sillimanit wurden von Lacroix, Michel Levy und Termier!) angegeben; in unserem Fall ist aber die Verbindung eine durchaus regellose. 1) ef. Zirkel, Petrographie, 2. Aufl. I. 390. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVII. 28 — 218 — Bei sehr schwacher Vergrölserung erkennt man nun — oft schon im gewöhnlichen Licht, ganz deutlich im pol. L. — dafs diese Andalusit-Quarz -Aggregate innerhalb scharf prismatischer und breit rechteckiger Durchschnitte als Pseudomorphosen nach Feldspat liegen. Hier herrscht Andalusit stets vor, während die Quarzkörner gleichsam das verkittende Caement bilden (Fig. 1). Rutil tritt in rot- und gelbbraunen winzigen Kryställchen, wie in Körnern und Körner- aggregaten auf. Diese letzteren zeigen oft recht eigentümliche Anordnung: reihenförmig mit einander verbunden, bilden sie Liniensysteme, die sich annähernd unter 60° (resp. 120°) schneiden. Zwillinge nach P © sind selten. Erwähnt wurde bereits, dals diese Rutilgruppen an Stelle der Glimmerblättehen getreten sind. Aufser in dieser Form erscheint die Titan- säure, wenngleich sehr selten, auch als Anatas in farblosen klaren Krystallen von scharfen quadratischen bis rechteckigen Umrissen, die häufig auf einer Seite mehr oder weniger unvollkommen ausgebildet sind, ähnlich wie sie Thürach!) abbildet. Lebhafter Diamantglanz im auffallenden Licht, starke Lichtbrechung und graublaue Polarisationsfarben kennzeichnen das Mineral hinlänglich. Als weitere gleichfalls seltenere Accessorien wurden Titanit, Epidot und Zirkon beobachtet: ersterer in samenartig angehäuften, farblosen Körneraggregaten, Epidot in gelben unregelmäfsigen Körnern mit schwachem aber deutlichem Pleochroismus; Zirkon endlich sowohl in rundlichen Körnern wie in grölseren abgerundeten farblosen Krystallen. Als besonders erwähnenswert dürfte ein deutlicher Durchkreuzungszwilling nach P ©, der durch Heben und Senken des Tubus schön ausgeprägt und körperlich zu erkennen war, als Einschluls im Quarz hervorgehoben werden. Neben all diesen Gemengteilen tritt endlich verhältnismälsig recht häufig Fluorit in grolsen scharfen, drei- und vierseitigen, wasserhellen Durchschnitten von starker Lichtbrechung auf. Spaltbarkeit tritt nicht‘ hervor, wohl aber zonaler Bau, der sich in scharfen, den äufseren, bisweilen ganz unregelmälsigen Contouren parallel laufenden Linien ausprägt, welche ihrerseits durch Einschlüsse markiert sind, deren Rutilnatur sich bei starker Vergrölserung ergiebt. Quarz greift in die Fluls- spatmasse zungen- und lappenförmig ein und ist auch in runden und in die Länge gezogenen Körnern interponiert. Optische Anomalieen des Fluorits wurden bemerkt. '!) Thürach, mikr. Zirkone u. Titanmin. Verh. phys.-med. Ges. Würzb. VIII. 18. Fig. 12 u. 14. a og = Eine Analyse des Gesteins!) ergab: SiO, 70.34 10% 0.24 Al,O, 13.64 Fe,O, 1.04 CaO 0.59 MgO 0.09 K,0 0.18 Na,0 1.23 Fl 0.35 Glühverlust (H,O) 12.52 100.22 spec, Gew. 2,5137 7 11076: Der hohe mit der Verwitterung des Gesteins zusammenhängende Wassergehalt ist namentlich auf die Bildung von Kaolin und Eisenoxydhydrat zurückzuführen. Lassen sich nun auch die zuletzt genannten Mineralien als einfache Produkte normaler Verwitterung und Zersetzung annehmen, so bleibt doch die Genese von Andalusit, Sillimanit und Fluorit unsicher. Nahe liegt es, zur Erklärung ihrer Anwesenheit an pneumatolytische Prozesse zu denken, an die Einwirkung fluorhaltiger Gasemanationen auf das solide Gestein. Offenbar sind es ähnliche Vorgänge gewesen, wie sie bei der „Topasierung“ der Feldspate der bekannten Quarzporphyre des Erzgebirges und Tasmaniens?) stattfanden. Während sich dort aus dem Feldspat das Fluoraluminiumsilikat Topas bildete, würden hier aus jenem mit denselben Wirkungsmitteln zwei Substanzen hervorgegangen sein, nämlich die beiden fluor- freien Aluminiumsilikate Andalusit und Sillimanit sowie daneben Flufsspat, dessen Gegenwart eben darauf verweist, dals auch hier Fluorverbindungen die Veränderung herbeigeführt haben. Die sonstige Topasierung würde also hier in ganz analoger Weise ersetzt sein durch eine Andalusitisierung nebst gleichzeitiger Fluoritisierung. Durch den äufseren Habitus wie durch seine mineralogische Zusammensetzung nimmt ein Augitgranit eine isolierte Stellung ein. Die drei vorhandenen nur wenig von einander !) Die Analysen wurden von Herrn Dr. A. Röhrig, Leipzig, ausgeführt. 2) Schröder, Erltg. z. geol. Spezialkarte v. Sachsen. Sect. Falkenstein. 40 sqq. und Groddeck, Zinnerz- lagerstätten d. Mt. Bischoff, Ztschr. geol. Ges. 1884. 652 u. 1886. 370. 28* — 220 — abweichenden Handstücke (14, 23, 24) tragen als Fundort die Angabe: unterhalb der per- sischen Brücke bei Daschkessan in der Umgebung von Kedabeg, n. K. Von hellgrünlichgrauer Farbe und feinem Korn ist das Gestein an Bisilikaten sehr arm: es führt nur ganz blals- grünen bis farblosen, als Malakolith zu bezeichnenden Augit, während primäre Hornblende und Biotit durchaus fehlen. Becke (1. c. III. 85) beschreibt zwei augit- und biotitführende Amphibolgranite, die mit dem obigen keinerlei engere verwandtschaftliche Beziehungen haben. U. d. M. lassen die Schliffe im Allgemeinen ein stärkeres Hervortreten des Kalk- natronfeldspats erkennen; derselbe bildet breittafelförmige, klare Durchschnitte, oft mit deutlicher Zonarstruktur und sehr feiner regelmälsiger Zwillingsstreifung nach beiden Gesetzen. Die in den äulseren Randpartieen gemessenen Auslöschungsschiefen lassen hier auf Andesin schliefsen, wiewohl nach dem vorhandenen zonalen Bau auch andere basischere Mischungen vorliegen dürften. Damit stimmt überein, dals gelegentlich die zentralen Partieen zersetzt sind und Aggregatpolarisation zeigen. Nur Apatitnädelchen, Magnetitkörnchen und Horn- blendefetzen zeigen sich spärlich als Einschlüsse. Im Gegensatz zu diesen Plagioklasen ist Orthoklas von aufserordentlich zahlreichen, winzigen, bräunlichen, körneligen Interpositionen vermutlich von Limonit erfüllt, sich so schon im gewöhnlichen Licht verratend. Ohne jede Andeutung von Krystallform füllt er in unregelmälsigen Körnern die Lücken zwischen den Plagioklasindividuen aus. Gleichfalls xenomorph und in recht beträchtlicher Menge erscheint Quarz von unregelmälsigen Sprüngen durchzogen und Flüssigkeitseinschlüsse mit beweglicher Libelle bergend. Als bezeichnender Gemengteil tritt monokliner Pyroxen makroskopisch in seladongrünen Säulehen hervor, die sich freilich u. d. M. als bereits stark umgewandelt erweisen. Ganz frischer Augit gehört zu den Seltenheiten; es wurde nur einmal ein grölserer Querschnitt (in 23) mit den sich fast rechtwinkelig kreuzenden Spaltrissen nach dem Augitprisma wahr- genommen. Die Auslöschungsschiefe beträgt maximal 44—47°. Das Umwandlungsprodukt ist blafsgrünlicher Uralit in faserigen Aggregaten, die Fasern sind sowohl parallel orientiert wie regellos filzig durch einander liegend. Der Grad der Umbildung ist in den einzelnen Schnitten verschieden weit gediehen: zeigen die einen die ersten Anfänge, lassen andere — und diese sind in der Mehrzahl — bereits ein recht vorgeschrittenes Stadium erkennen, so dals dann nur noch kleine Augitkerne inselartig aus dem Uralit hervortreten; endlich fehlen auch diese Reste und die sekundäre Hornblende beginnt bräunlichgrün und einheitlich kompakt zu werden. Deutlich läfst sich der Übergang, bei dem die ursprünglichen Zwillingslamellen erhalten bleiben, verfolgen, bis schliefslich lichtbräunliche pleochroitische Hornblende resultiert, — 21 — die sowohl ihre charakteristische Spaltbarkeit wie auch die bekannten Querschnitte mit scharfen selbständigen Umrissen zeigt. Bei dieser Uralitisierung mehren sich die Einschlüsse von in HCl löslichen Eisenerzen. Die Zahl der weiteren sekundären Mineralien ist nicht allzugrols. Von den glimmerartigen Verwitterungsprodukten der Feldspate abgesehen, be- schränkt sie sich auf z. T. aulserordentlich reichlich vorhandenen hellgelblichen pleochroitischen | Epidot, der auch im Feldspat als Nester erscheint und auf spärliche Caleit- und Chlorit- bildung. Die Feldspate von 14 zeigen saussuritartige Veränderung, indem neben Epidot auch Zoisit entstanden ist. Zu erwähnen sind ferner als accessorische Gemengteile: Titanit, Apatit und scharf ausgebildete Zirkonkryställchen. Die beiden ersteren gelegentlich in ziemlicher Menge vorhanden; Apatit breite langprismatische Krystalle bildend, Titanit in grolsen scharfen hellrötlichen und kräftig pleochroitischen Durchschnitten und öfters mit Magnetit verwachsen. Die Gesteine zeigen Andeutungen dynamischer Einwirkungen; wenigstens lassen sich die an Sprünge und Risse gebundenen, aufserordentlich zahlreich von diesen ausgehenden und den Krystall nicht ganz durchsetzenden feinen Zwillingslamellen des Feldspats, die mit den ursprünglichen, mehr oder weniger breiten Lamellen nicht verwechselt werden können, darauf zurückführen. Die Analyse (I) des Gesteins 23 ergab: T: I. SiO, 60.98 62.09 TiO, 0.41 0.56 Al,O, 15.64 16.43 Fe,O, 4.28 2.34 Feo 1.80 2.03 CaO 4.62 2.32 MgO 1.60 3.08 K,O 3.79 4.66 Na,0 5.25 4.07 H,O 1.00 0.85 P,O, 0.36 en 99.93 98.43 spec. Gew. von I. 2,659; von II. 2,69 — 2,75 11° C. _— 22 — Ziemlich ähnliche Zahlen (unter II. mitgetheilt) lieferte ein von van Werveke analy- sierter, von Cohen!) und später von Deecke’) wiederholt beschriebener Augitgranit von Oberbruck. Auch in diesem nach Deecke stets biotitführenden Granit ist der Pyroxen: grölstenteils uralitisiert. 2. Quarzporphyre. Von den hierher gehörigen Belegstücken sind nach den porphyrisch ausgeschiedenen Gemengteilen je zwei als typische Quarzporphyre und als Felsitporphyre ausgebildet. Die beiden wesentlichen Ausscheidungen der ersten Gruppe Quarz und Feldspat liegen in einer holokrystallinen Grundmasse, die in dem einen Fall bereits ziemlich feinkörnig ist. Aulser dem üblichen Zirkon und Apatit findet sich an accessorischen Mineralien Titanit, Titaneisen, Magnetit. Becke (l. ec. III. 122 sqq.) beschreibt aufser einem fraglichen augit- führenden Quarzporphyr nur zwei wenig von einander abweichende Quarzporphyre aus dem Akstafathale und von Sazaretlo, die mit den hier anzuführenden nichts gemeinsam haben. Die karabaghischen Gesteine, in denen Quarz und Feldspat als porphyrische Aus- scheidungen makroskopisch deutlich hervortreten, sind hellgrau bis hellgrünlichgrau. Quarz erscheint in rauchgrauen, glänzenden Individuen, und Feldspat ist bereits stark zer- setzt. Neben diesen beiden treten in grölseren Krystallen als weitere aber spärliche Aus- scheidungen in 157 vom Aiury-Pals, w. K. Biotit und Hornblende auf, bisweilen bereits in hohem Grade zersetzt und umgewandelt, während in 163 „Weg von Paraka zum Aiury-Pals“ basische Gemengteile als Ausscheidungen so gut wie fehlen. Beide Gesteine dürften jedoch, wie sie ja auch örtlich nicht weit von einander entfernt sind, geologisch gleichfalls eng mit einander verbunden sein. Was die mikroskopische Charakteristik der Gremengteile anlangt, so ergab sich nichts- wesentlich Neues. Automorpher Quarz zeigt Krystalle von dihexaedrischer Gestalt mit Neigung zur Pyramidenform, oft abgerundet, oft auch in zerbrochenen Formen, scharfen Fragmenten, bei denen es nicht schwer hält, zusammengehörige Stücke aufzufinden. Deutlich sieht man dann, wie Strähnen der Grundmasse sich zwischengedrängt und die Quarzteile verschoben haben. Schlauchförmige, mehr oder minder tief eingreifende Einbuchtungen von Grundmasse ziehen sich in die Krystalle hinein, die aulserdem zahlreiche Glaseinschlüsse wie- 1) Cohen, Vogesengest. N. Jahrb. f. Min. 1883. I. 199. 2) Deecke, Granitstock d. Elsässer Belchen. Zeitschr. geol. Ges. 1891. 853. —_— 23 — Grundmassenpartikel beherbergen. Der Quarz von 163 ist ganz erfüllt von feinem ferritischem Staub. — Sowohl Orthoklas wie Plagioklas, dieser an Menge zurücktretend, ist porphyrisch ausgeschieden. Mit oft scharf absetzenden, oft sich auskeilenden Albitzwillingslamellen zeigt Plagioklas, zugleich nach dem Karlsbader und Periklingesetz verzwillingt, komplizierten Aufbau. Ein dichtes Aggregat feinster Körnchen und Schüppchen von Kaolin wie auch zierlicher Kali- glimmerflitterchen als Neubildungen erfüllt derart die Feldspate, dals sie zur umgebenden Grundmasse, im Gegensatz zu dem makroskopischen Bilde nur undeutlich abgegrenzt er- scheinen. Wie beim Quarz greift die Grundmasse auch in die Feldspatsubstanz ein, oft so weit, dals diese in einzelne Teile getrennt wird. Apatitsäulchen, Quarz- und Titanitkörner finden sich als Einschlüsse im Feldspat. Biotit in gröfseren Krystallen spärlich und schon stark gebleicht umschlielst Zirkon und ist erfüllt von Titaneisenkörnchen und daraus hervor- gegangenem Titanit. Gleichfalls spärlich treten in 157 noch grölsere Pseudomorphosen einer schuppig-faserigen, Aggregatpolarisation zeigenden Substanz nach Hornblende auf, deren charakteristische Umrisse deutlich erkennbar sind und markiert werden durch eine kranzartige randliche Anhäufung von Titanit- und Titaneisenkörnern. Auf diese folgt nach dem Innern des Krystalls zu eine farblose, stark lichtbrechende Zone von Titanit mit deutlich faseriger Struktur, wobei die Fasern senkrecht zu den Krystallumrissen der Hornblende orientiert sind. Im Innern liegen gleichfalls zahlreiche Titanit- und Titaneisenkörner. Eine weitere eigen- tümliche Pseudomorphose gewährt folgendes Bild: ein auf Biotit deutender Durchschnitt ist erfüllt von undulös auslöschenden Quarzkörnern, die von Titanitsträngen vielfach durchzogen werden, wobei der gebleichte, lebhaft polarisierende Glimmer randlich noch erhalten ist und sich striemenartig zwischen die Quarzschmitzen hineinerstreckt. Die Grundmasse, in dem einen Fall dicht, aber u. d. M. deutlich mikrogranitisch, im andern wie bereits erwähnt sehr feinkörnig, setzt sich vorwiegend aus einem Gemenge von Quarz und Feldspat zusammen, wobei der letztere Gemengteil auch hier unter Kaolin- und Muscovitbildung zersetzt ist. Irgendwelche nicht individualisierte Basis fehlt, ebenso eine schlierige Anhäufung der Körner oder sphaerolithische Entwickelung. Titaneisen in Körnern und langleistenförmigen, gehackten Formen und randlich bereits umgewandelter Magnetit sind reichlich vorhanden. Dunkler Glimmer ist in der Grundmasse nicht wahrnehmbar, wohl aber lassen hellgrüne chloritische Verwitterungsprodukte, die sich fetzenartig durch die Schliffläche hinziehen, an Biotit als ursprüngliches Mineral denken. Die oben erwähnten Pseudomorphosen nach Hornblende sind mit ganz winzigen Dimensionen auch in der Grund- masse vertreten; zeigen sie auch nicht jene charakteristischen Umrisse, so sind sie doch von —_— 224 — derselben Substanz erfüllt und in ähnlicher Weise von einem Saum Titaneisenkörner umgeben.. In der Grundmasse des Gesteins 163 findet man ferner in nicht unbeträchtlicher Anzahl radialfaserig struierte, hellbräunliche Gebilde, welche, wenn sie auch äulserlich fast an Sphaero- lithe, erinnern, dennoch wohl sicher Zersetzungsprodukte darstellen, ihrer Natur nach aber nicht näher bestimmbar sind. Die beiden Felsitporphyre, von denen der eine von der Nordseite des Sarialpasses, Murow-dagh-Kette (11), der andere von Chatsch-Bulach, n. K. (18) stammt, zeigen in ihrer Aus- und Umbildung keine allzugrolsen Verschiedenheiten. Im ersteren Gestein treten kleine milchweilse Feldspatausscheidungen von meist sehr geringen Dimensionen — nur wenige erreichen eine Länge von 3 mm — in dunkellauchgrüner Grundmasse von splitterigem Bruch porphyrisch hervor. Diese Ausscheidungen gehören einfachen Individuen von Orthoklas- und polysynthetisch verzwillingtem Plagioklas an; letzterer, dem ersteren an Menge ziemlich gleichkommend (daher die Gesteine zur Porphyritfamilie neigen) tritt in tafel- und leisten- förmigen Durchschnitten auf und zeigt bereits beginnende Zersetzung. Gelegentlich dringt in die Feldspatsubstanz Grundmasse ein, welche bei gekreuzten Nicols zunächst das bekannte körnige durch Aggregatpolarisation ausgezeichnete Mosaik aufweist, dessen Bestandteile man auf Quarz und Feldspat zurückzuführen gewohnt ist. Dazu kommen noch schwach pleo- chroitische, feinverteilte Chloritschüppchen, offenbar Umwandlungsprodukte des Bisilikat- gemengteiles, welche die grüne Farbe des Gesteins bedingen. Als weitere sekundäre Produkte haben sich Eisenhydroxyd, Caleit und Quarz in Nestern und Trümmern angesiedelt. In ihrer ganzen Ausdehnung ist die Grundmasse aufserdem durchsät von Titanitkörnchen, die sich auch zu grölseren Massen anhäufen. Zirkonkörner, Apatitnädelehen — letztere häufig mit Chloritfetzen im Feldspat liegend — sind accessorische Gemengteile. Der zweite Felsitporphyr (18) zeichnet sich vor allem durch beträchtlichen Gehalt an: Epidotkörnern aus, die mit blafsgrüner Farbe durchsichtig und schwach pleochroitisch oft den Feldspat fast ganz verdrängen. Im übrigen sind die Gemengteile und ihre Ausbildung die- selben wie im vorhergehenden Gestein. 3. Diorite. Je nach der Anwesenheit oder dem Fehlen des monoklinen Pyroxens lassen sich die- in dieser Gruppe vereinten Gesteine trennen in a) Quarzglimmerdiorite (Tonalite) b) Augit führende Quarzglimmerdiorite. — 25 — Infolge ihres Mineralgehaltes beanspruchen diese schönen Gesteine ein besonderes In- teresse. Sie stammen, soweit sie der ersten Gruppe angehören, sämmtlich aus dem Araxes- thal und sind zum gröfsten Teil helle Gesteine von granitisch-körnigem Gefüge, die als Hauptgemengteile Plagioklas und an Menge gegen diesen zurücktretend Biotit, Hornblende und Quarz führen. Zu diesen typischen hornblendereichen Quarzglimmerdioriten gesellen sich die augitführenden Diorite, in denen Biotit und primäre Hornblende zurücktreten, mono- kliner Pyroxen dagegen das Übergewicht gewinnt. Lassen sich die ersteren Gesteine recht gut den Tonaliten des Monte Aviolo der Adamellogruppe') zur Seite stellen, so finden die letzteren passende Analoga in gewissen Monzoniten?). Becke (l. e. III. 88 und 89) erwähnt sowohl einen, wie es scheint, glimmerfreien „Quarz-Diorit“ wie einen „Augit-Diorit,“ Gesteine, die mit den hier zu beschreibenden keine besonderen Berührungspunkte haben. a) Quarzglimmerdiorite. Der Kalknatronfeldspat dieser normal entwickelten Quarzglimmerdiorite zeigt breit- leistenförmige und dicktafelige Formen, die in der Regel Zwillingsbildung nach dem Albit- gesetz, seltener nach dem Periklingesetz begleitet vom Karlsbader aufweisen. Die Zwillings- lamellen sind oft äufserst fein und zahlreich, oft besitzen sie beträchtliche Breite und sind an Zahl nur gering. Nach beiden Seiten der Zwillingsnaht gleiche Winkelwerte zeigende Lamellen ergaben eine Auslöschungsschiefe von 15°, die auf einen dem Labrador nahestehen- den Feldspat weist. Häufig aber ist die optische Orientierung an den Rändern eine ganz andere als in den zentralen Partieen; die Auslöschung gleitet allmählich vom Innern des Krystalls nach den äulseren acideren Teilen zu und deutet so auf kontinuierlich sich ändernden Schichtenaufbau. Daneben findet sich auch eigentliche Zonarstruktur, die von der Zwillings- lamellierung durchaus unabhängig ist und durch parallel den Schalengrenzen gelagerte Inter- positionen markiert wird. Ein Feldspat zeigt insofern bemerkenswerten Aufbau, als die Aus- löschung von dem inneren basischen Kern allmählich nach aufsen zuwandert, bei einer gewissen auch an einem breiten Band von Einschlüssen kenntlichen Zone stehen bleibt, während zu- gleich von der Peripherie des Krystalldurchschnittes die Auslöschung nach dieser Zone umgekehrt zuläuft. Diese Erscheinung der „rückläufigen Auslöschung“ wie ähnliche Beobach- ı) vgl. Salomon in Ztschr. geol. Ges. 1890. 542. 2) vgl. Cathrein in N. Jahrb. f. Min. 1890, 77. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVII. 29 — 226 — tungen wurden bereits von Becke!) und in jüngster Zeit von Herz?) und Küch?) näher beschrieben. Mit diesem Schichtenbau steht in engem Zusammenhang die vielfach an Plagio- klasen von Glimmerdioriten und ähnlichen Gesteinen wahrgenommene weiter vorgeschrittene Zersetzung der kalkreicheren zentralen Teile, eine Erscheinung, die sich auch hier kund- giebt. Es bildet sich dann ein sehr feinschuppiges Aggregat von Kaolin und Muscovit, wobei sich gleichzeitig gelblichgrüne Epidotkörnchen ansiedeln. Zu den bereits berührten, aulser- ordentlich reichlichen Einschlüssen gehören aulser Amphibol noch Magnetit, Apatitnädelchen, Flüssigkeitseinschlüsse und bräunliche unbestimmbare Inklusionen. Neben diesen verschiedenen Plagioklasen nehmen auch Orthoklas und Mikroklin am Aufbau der Gesteine Teil. Ersterer, schon recht trübe, zeigt undulöse Auslöschung und bildet auch mit Quarz mikropegmatitische Verwachsungen, in deren Nähe sich fast stets Mikroklin findet. Ohne selbständige Formen offenbart sich dieser als eins der letzten Ver- festigungsprodukte mit seinem bisweilen etwas verwaschenen Kreuzgitter. Die u. d. M. mit grüner Farbe durchscheinende Hornblende giebt prismatische Durchschnitte, welche selten eine pyramidale Endigung erkennen lassen. Zwillinge nach o P & sind nicht allzuhäufig: einzelne Querschnitte zeigen eingeschaltete Lamellen. Ihr Pleochroismus ist kräftig; die Axenfarben sind a grünlichgelb, b und ce olivengrün (ce = b > a). Bei der Umwandlung der Hornblende tritt zunächst Bleichung ein und darauf Bildung einer hellgrünen chloritischen Substanz unter Magnetitabscheidung und Neubildung gelbliehgrüner Epidotkörner. Feldspat, Magnetit, Apatit sind ihre Einschlüsse. Mit Hornblende zusammen und sie wohl auch ver- tretend erscheint Biotit in wechselnder Menge in den Gesteinen. Die grolsen, dunkelbraunen, sechsseitigen Blätter und prismatischen Durchschnitte sind besonders am Rande zu hellerünen faserigen chloritischen Massen umgewandelt, die sich schmitzenförmig zwischen die Lamellen schieben. Hinzu tritt dann, auf einen Titangehalt des Mutterminerals schliefsen lassend, Titanit in parallel den Spaltrissen längsgestreckten Körnern und Rutil in kurz nadelförmigen Mikrolithen, die sich zu sagenitartigen Gruppen vereinen. Epidot stellt sich auch hier als sekundäres Produkt bei der Zersetzung ein. Der noch frische Magnesiaglimmer zeigt den kräftigen Pleochroismus; sein Farbenwechsel bewegt sich zwischen hellbräunlichgelb und dunkelbraun. Er ist deutlich zweiaxig mit kleinem Axenwinkel und gehört zur Meroxen- gruppe. Als jüngster Gesteinsgemengteil schmiegt sich Quarz in seinen Contouren den 1) Becke, Gneilsf, d. niederoest. Waldviertels. Min. u. petr. Mitt, V,. 1853. 150. ®) Herz, Gesteine d. Ecuator. Westcordillere 1892, 32. ®) Küch, vulkan. Gest. v. Colombia 1892, 26. — 22 — umgebenden Mineralien an; er zerfällt i. p. L. in einzelne eckig begrenzte Felder mit ver- schiedener Auslöschung. Seine liquiden Einschlüsse verhalten sich wie die der Granitquarze und durchziehen reihenförmig oft ohne Unterbrechung mehrere neben einander liegende Körner, ja es lassen sich solche Interpositionen sogar durch verschiedene Gemengteile hin- durch verfolgen. Jene dunklen, haarförmigen Mikrolithen, wie sie Rosenbusch!) in Tonaliten erwähnt, sind hier nicht vorhanden. Titanit, oft schon makroskopisch in honiggelben Kryställchen sichtbar, ist in grolsen scharf contourierten keilförmigen Durchschnitten reichlich vorhanden. Magnetit und der gern in seiner Nähe befindliche Apatit, Titaneisen mit Leukoxenumrandung und Zirkon bieten nichts Neues. Mechanische Deformationen, wie mikros- kopische Verwerfungen, Aufblätterung, Biegung und Stauchung der Feldspat- und Glimmer- lamellen machen sich öfters bemerkbar. b) Augit führende Quarzglimmerdiorite. Schon bei der makroskopischen noch mehr bei der mikroskopischen Betrachtung drängt sich dem Beobachter der ausgesprochen dioritische Habitus dieser Gesteine auf. Spielt auch die Hornblende als primärer Gemengteil keine so wichtige Rolle mehr, tritt sie sogar stark in den Hintergrund, so erscheint es in Anbetracht von Übergängen, infolge der ganzen Aus- bildung, Mineralkombination und Struktur, welche in keinerlei Beziehung zu der bekannten ophitischen Struktur der Diabase steht, am zweckmälsigsten, diese Gesteine den Dioriten zuzuweisen. Ihr vorwaltender Gemengteil ist wieder Plagioklas mit prachtvoller Zwillings- lamellierung nach dem Albit- und Periklingesetz in Kombination mit dem Karlsbader. Ähnlich den Plagioklasen mancher Gabbros sind die Durchschnitte erfüllt von feinem hellbräunlichem Staub. Die geringen Auslöschungsschiefen lassen auf Oligoklas schlielsen. Einheitlich aus- löschende Durehschnitte sind leicht auf Schnitte parallel M zu beziehen, worauf auch das schattenhafte Auftreten von Zwillingsstreifung in Schnitten; die nur sehr wenig gegen M geneigt sind, deutet. Daneben tritt Orthoklas und als bemerkenswerter Gemengteil Mikroperthit auf. Die Verwachsung der beiden Feldspate besteht in der Einlagerung von Albit in Gestalt breiter Täfelechen und Blättehen, welche bei abnehmenden Dimensionen zu aulserordentlich dünnen Stengeln und feinen Fasern werden, in einem Kalifeldspat. Albit bildet im letzteren Falle spindel- und pfriemenförmige Lamellen, zugespitzte Nadeln, welche erst bei starker Vergrölserung als solche erkannt werden, bei schwacher Vergrölserung aber dem Orthoklas eine geradezu fein- faserige Textur verleihen, wie es in Feldspaten sächsischer Granulite beobachtet wird und weder 1) Rosenbusch, mass, Gesteine. 113. 29* — 28 — in denen von Dioriten noch in solchen von Diabasen häufig ist. Die Bilder der verschiedenen Schnitte sind recht chakteristisch. An der verschiedenen Auslöschungsschiefe und der stärkeren Doppelbrechung ist Albit gegenüber dem Grundfeldspat deutlich erkennbar. Schnitte der Pris- menzone dieses sind durch parallele Streifen ausgezeichnet. Bisweilen auch erfüllt Albit die Kalifeldspatdurchschnitte nicht stetig. Endlich zeigen letztere häufig stellenweise eine verwaschene Mikroklinstruktur, indem sie ein gewisses geflecktes und marmoriertes Aussehen besitzen. Dann resultiert Mikroklinmikroperthit, der im Übergang mit Orthoklasmikroperthit steht‘). Wie es bei den mit Granit verwandten Massengesteinen der Fall zu sein pflegt, tritt Pyroxen als heller malakolithartiger Augit in ganz blalsgrünen bis fast farblosen Durch- schnitten, grolsenteils krystallographisch selbständig begrenzt, mit deutlicher Spaltbarkeit nach dem Augitprisma auf. Zwillinge nach ©P & sind vorhanden; die Zwillingsnaht liegt infolge der schiefen Schnittfläche zu den Spaltrissen bisweilen geneigt?). Einlagerung von Biotit und Verwachsungen mit diesem wurden mehrfach beobachtet. Die Umbildung zu uralitischer Hornblende vollzieht sich vom Rande her, greift oft weit in das Innere des Krystalls hinein, und Uralit durchzieht ihn in kleinen Fetzen und Flecken, so dals nur noch geringe Reste von Augit übrig bleiben. Lebhaft polarisierende Epidotkörnchen entstehen bei diesem Prozels. Neben dieser offenbar sekundären grünen faserigen Hornblende ist noch kompakte primäre Hornblende vorhanden mit ihren charakteristischen Umrissen und ihrer Spaltbarkeit; sie zeigt kräftigen Pleochroismus mit hellgelben bis dunkelsaftgrünen Farbentönen. Spuren einer Zer- setzung sind nicht wahrzunehmen. Als regelmälsige Begleiter von Hornblende finden sich scharf ausgebildete, rötliche Titanitkryställchen von flach prismatischem Habitus und schwachem Pleochroismus. Diese Vergesellschaftung von Hornblende und Titanit geht so weit, dals wenn erstere als Gemengteil sehr zurücktritt, auch der letztere aus dem Gesteinsgewebe verschwindet, dals aber da, wo sich Hornblende reichlich entwickelt hat, Titanit bereits mit blofsem Auge deutlich wahrnehmbar ist. In grofsen ganz unregelmälsigen Lappen mit starkem Pleochroismus und zahlreichen Einschlüssen von Feldspat, Augit und Magnetit zeigt sich Biotit, randlich ehloritisiert unter Abscheidung von Magnetitkörnehen und Neubildung hellgrüner Epidotlinsen. Bei diesem Zersetzungsvorgang haben sich ferner zarte Nädelchen gebildet, die isoliert und zu Sagenitgeweben aggregiert im Glimmer liegen und allgemein als Rutil aufgefalst zu werden pflegen. Es haben sich aber auch bei vielen Glimmern besonders am Rande und um Einschlüsse (s. u.) farblose Körneraggregate von Titanit gebildet. Von diesen Körnern 1) vgl. Zirkel, Petrographie. 2. Aufl. I. 216. 2) vgl. Becke in Min. u. petr. Mitt. VI. 1885. 102. — a) ragen nun, wie man bei stärkerer Vergröfserung wahrnimmt, in unmittelbarem Zusammen- hang mit ihnen lange, spielsige, ziemlich breite Nadeln in das Innere des Glimmers hinein, die somit gleichfalls als Titanit anzusprechen sind. Aber auch isolierte Nädelchen liegen im Biotitinneren parallel neben einander und zu in Winkeln von 60° sich schneidenden Systemen angeordnet, so dals bei ihrer Ansiedelung krystallographische Richtungen des Mutterminerals, diejenigen der Druck- oder Schlagfiguren, zur Geltung kamen. In Längsschnitten des Glimmers erblickt man natürlich nur rundliche Querschnitte dieser Einlagerungen. Eine Isolierung der Nadeln, die sich nicht allzureichlich finden, gelang trotz wiederholter Versuche nicht. Mit HFI u. d. M. behandelt lösten sich Mutter- und Tochtermineral gleichzeitig; doch gab das mit konz. H,SO, behandelte feine Biotitpulver deutliche Titanreaktion mit H,O,. Quarz füllt wie der echte Granitquarz kleine Lücken aus und birgt zahlreiche Flüssigkeitseinschlüsse, oft in Form scharfer Dihexaeder mit lebhaft beweglicher Libelle. Von sekundären Produkten ist farbloser, aus Titaneisen hervorgegangener Titanit anzuführen, der in scharfen zackigen Formen, die wie Protuberanzen aus dem dunklen Erz hervorschielsen, auftritt. In gleicher Weise hat sich dieser Titanit auch um im Biotit liegende Apatitdurchschnitte angesiedelt, förmliche Strahlenkränze bildend, die i. p. L. aus dem dunklen Glimmerfeld hell leuchtend hervortreten. Pyrit, Magnetit bisweilen mit gelbbraunem Hofe von Eisenhydroxyd, Zirkon und Apatit sind weitere accessorische Gemengteile, von denen der letztere farblose, gedrungen gebaute Säulen mit der Begrenzung OP. P. © P. bildet. Diese Apatite zeigen einmal dunkle der Vertikalaxe parallel angeordnete Interpositionen und zweitens zahlreiche Flüssigkeits- einschlüsse bisweilen mit krystallinen Ausscheidungen von würfelförmiger Gestalt, begleitet von einer mehr oder minder beweglichen Libelle. Die Form dieser Einschlüsse ist deutlich hexagonal; jene würfelföormigen Kryställchen, wie sie von Zirkel!) zuerst im Quarz und Cordierit beobachtet und untersucht wurden, dürften auch hier dem Kochsalz zugehören. Von den angeführten Gesteinen sich durch das Fehlen von Biotit und Quarz auszeichnend gehört zu diesen augitführenden Dioriten noch das Gestein vom Posten Aldara-Migri, Araxes- thal (142). Zu dem bereits Gesagten ist nicht viel Neues hinzuzufügen. Plagioklas mit prächtiger Albitverzwillingung, seltener mit Periklinlamellen kommt an Menge den gefärbten Gemensteilen gleich Beginnende Zersetzung zeigt sich in lebhaft polarisierenden Muscovit- schüppchen, Caleit- und Epidotlinsen. Der fast farblose Augit ist mehr oder weniger urali- tisiert. Hornblendeflecken treten einzeln auf, vermehren sich und durchweben den ganzen 1) Zirkel, mikr. Besch. 55. — all — Durchschnitt. Daneben ist auch stark pleochroitische primäre Hornblende vorhanden, die sich bereits, wenn auch nur in ganz geringem Grade, zu hellbläulichgrünem Chlorit umsetzt. Magnetit in grolsen Klumpen und feinen Körnerschnüren, Titaneisen mit farblosem Titanithof, primärer Titanit in blaflsrötlichen scharfen Durehschnitten, endlich Zirkon und Apatit sind unwesentliche Gemengteile. 4. Diabase. Die Diabase repräsentieren sich makroskopisch als kleinkörnige und dichte bis aphanitische Gesteine von dunkelgrauer und grüner bis schwärzlichgrüner Farbe mit matter Oberflächen- beschaftenheit. Nur wenige sind als relativ frisch zu bezeichnen; in der Regel sind sie stark umgewandelt, so dals ihre ursprüngliche Zusammensetzung nur schwer erkennbar ist. Soweit die vorliegenden Gesteinsproben zu schlielsen erlauben, scheinen sie im Zusammenhang mit. den später zu besprechenden Augitporphyriten, Melaphyren und Mandelsteinen weitaus die Hauptmasse der älteren Karabagheruptivgesteine zu bilden. Als Fundorte von Diabasen sind sind angegeben: Gergir-Sus, die Umgebung von Schuscha und die Serpentinzone von Lyso- gorsk, ö. K., das Araxesthal mit den Vorkommen von Njuwadi und Chalaply bei Dshebraila, s. K., ferner vereinzelte Lokalitäten wie Daschkessan und Kabagh-tappa bei Kedabeg, rechte Thalseite des Gerjusy-Baches, z. K., Sarialpals der Murow-dagh-Kette und Südseite des Passes Kasaman-Kalakent, n. K. Durch besondere Eigentümlichkeiten von anderen Vorkommnissen zeichnen sich diese Diabase nicht aus. Becke haben Diabase aus dem Karabagh nicht vor- gelegen; die von ihm geschilderten (l. e. III. 91—94) entstammen sämmtlich mehr oder weniger weit entfernten Gebieten und sind in der Hauptsache Olivindiabase, während die angeführten eigentlichen Diabase im Gegensatz zu den Karabaghexemplaren Biotit und Horn- blende führen. Wesentliche Bestandteile unserer Diabase sind: Plagioklas und monokliner Augit, zu denen sich niemals fehlend in wechselnder Menge chloritische Substanzen wie Erze gesellen. Weiter treten noch auf teils primärer teils sekundärer Natur: Apatit, Titanit, Quarz, Calecit, Epidot, Bastit, Muscovit, Chalcedon und Zeolithe. Typische ophitische Struktur ist in einigen Diabasen deutlich entwickelt, die meisten zeigen aber eine mehr granitisch-körnige Aus- bildung. Intensive Verwitterung hat natürlich aulser der Zusammensetzung auch die Struktur beeinflulst, so dals nur ganz wenige Stücke wohl erhaltene Primärstruktur zeigen. Erschein- ungen, welche auf die Wirkungen mechanischer Kräfte zurückzuführen sind, wurden an dem vorliegenden Material nicht beobachtet. Plagioklas erscheint sowohl in schmalleisten- wie — 231 — breittafelförmigen Durchschnitten. Die divergentstrahlig angeordneten Leisten, welche nur wenig oder gar keine Zwillingslamellierung zeigen, sind seitlich wohl begrenzt, terminal seltener gut entwickelt. Gelegentlich sind sie in Augit eingezapft. Nach den gemessenen geringen Auslöschungsschiefen ist der Feldspat in die Nähe des Oligoklas zu stellen, womit auch seine Unangreifbarkeit durch HCl im Einklang steht. Dals offenbar auch verschiedene Plagioklase in demselben Gestein vorkommen, wurde durch Behandlung eines Schliffes des im Ganzen noch recht wohl erhaltenen Diabases von Chalaply mit HCl und darauf folgender Tinktion nachgewiesen. Es zeigte sich, dals einzelne Feldspate durchaus nicht angegriffen wurden, andere hingegen intensiv blau gefärbt erschienen; endlich gewisse Durchschnitte mit blau gefärbtem, scharf gegen die äulsere Randzone absetzendem, offenbar Ca-reichem Innern neben solchen lagen, wo auf farbloser zentraler, Ca-armer und Na-reicher Partie eine blau gefärbte Schicht und darauf wieder eine farblose folgte. Es gelang sogar, je nach der verschiedenen Angreifbarkeit der einzelnen Durchschnitte auch eine verschieden intensive Färbung zu kon- statieren. Die erwähnten neben einander vorkommenden Erscheinungen und die Abwesenheit jeglicher Dimensionsunterschiede zwischen den so abweichend beschaffenen Feldspaten schlielsen es aus, dals hier die Festwerdung der Feldspate in einer nach kontinuierlich verlaufenden, chemischen Beziehungen geregelten Reihenfolge stattgefunden habe. In den grölseren, wenn noch frischen Feldspatdurchschnitten dieser Diabase, welche auch isomorphen Bau beobachten lassen, ist Zwillingsbildung nach dem Albitgesetz in Verbindung mit dem Karlsbader nicht all zu selten. Die Lamellen keilen sich öfters vom Rande gegen die Mitte hin aus, sind wohl auch in einzelnen Fällen am Ende eines Krystalls zahlreicher vorhanden als am entgegengesetzten. Feldspat beherbergt zarte Apatitnädelchen, in einzelnen Gesteinen unbestimmbare Einschlüsse, welche ihm ein liehtbräunliches Aussehen verleihen. Glasinterpositionen gelangten in eigentümlicher Anordnung in dem Gestein von Njuwady zur Beobachtung. Der Feldspat bildet hier kleine Leisten, deren Interstitien durch Titaneisen eingenommen werden und einzelne grölsere tafelförmige Individuen, alle gleichmälsig von winzigen Muscovitschüppchen erfüllt und umrahmt von Erzkörnern. Auch Epidot findet sich reichlich als Neubildung. Jene grölseren Durchschnitte zeichnen sich nun durch eine ein- schlufsfreie Randzone aus und sind im Innern von parallel den Spaltrissen eingelagerten, bizarr gestalteten Glaseinschlüssen erfüllt. Neben Plagioklas scheint auch Orthoklas zugegen zu sein, doch war bei der bereits ziemlich weit vorgeschrittenen Zersetzung ein definitiver Nachweis nicht durchführbar. — Bei beginnender Umwandlung, die sich in vielfach anastomo- sierenden Rissen und Sprüngen kundgiebt, wird die polysynthetische Zwillingsstreifung des Plagioklases allmählich undeutlich und verschwindet bei stärkerer Zersetzung. Auf feinen Spalten und Sprüngen setzen sich chloritische Massen ab. Kaolin in feiner Verteilung und Muscovitschüppchen veranlassen eine Trübung des Feldspats, in dessen Inneren Caleit und Epidotkörnchen sich oft sehr reichlich als weitere Neubildungen entwickeln. Der vorherrschend pyroxenische Gemengteil ist monokliner blalsrötlichgelber Augit mit deutlicher prismatischer Spaltbarkeit. Als abformende Zwischenmasse des Plagioklasleisten- werks zeigt er in der Regel keilförmige Durchschnitte. Zwillingsbildung nach dem gewöhn- lichen Gesetz ist nicht häufig; eine lamellare nach einer anderen Fläche aus der ortho- diagonalen Zone wurde nicht wahrgenommen. An Interpositionen ist er arm. Vollkommen frischer Pyroxen ist in keinem der Gesteine zu beobachten; immer haben sich hellgrüne ehloritische Substanzen aus ihm entwickelt. Einige der sehr stark zersetzten Gesteine zeigen überhaupt keinen Augit mehr; der dann sehr reichlich vorhandene Chlorit ist auf ihn zurück- zuführen. Häufig erscheinen die augitischen Zersetzungsprodukte zwischen den divergent- strahligen Feldspatleisten eingekeilt gelegentlich auch in letztere eingreifend. Diese chloritische Materie besteht in meist wirr durch einander gelagerten, seltener radial und büschelig an- geordneten Schüppchen oder Nädelchen, die in letzterem Fall bei zentralem Schnitt ein mehr oder weniger deutliches stabiles Interferenzkreuz geben. Bei dieser Zersetzung des Augits ist Magnetit abgeschieden worden; meist auch findet sich neben den chloritischen Massen hellgelber Epidot als nebenbei entstehendes sekundäres Produkt, bisweilen aufserordentlich reichlich in grolsen Körnerpartieen und, wie in dem Diabas 10, in originellen grünlichgelben, stachelspitzigen, morgensternartigen Krystallaggregaten. Bei weitergehender Zersetzung wird auch Chlorit angegriffen und Caleit, wasserklare Quarzkörner, Fisenoxyd und -hydroxyd ent- wickeln sich. So entstehen im Augitrabmen, wie dies die Gesteine von Mirchan bei Schuscha und Kabagh-tappa bei Kedabeg zeigen, völlige Pseudomorphosen von Caleit und Quarz nach Augit, durchzogen von spärlichen Chloritsträngen. In einem Fall, im Gestein von Njuwady, durchsetzen liehtgrünliche Nädelchen von Chlorit die ganze Schlifffläche und durchdringen in unregelmälsiger Verteilung auch den Feldspat. Primären Quarz in grolsen Körnern vom Habitus des Granitquarzes mit denselben hell- bräunlichen Interpositionen wie der Feldspat und zugleich mit Flüssigkeitseinschlüssen führen die, somit den Quarzdiabasen zuzurechnenden Gesteine vom Sarialpals und Kabagh-tappa. Von den accessorischen (remengteilen ist Titaneisen in kleinen Nädelchen und den charakteristischen gestrickten Formen wie in grolsen scharfen hakigen Durchschnitten, häufig mit farblosem Titanit als Umwandlungsprodukt, Magnetit und Apatit zu erwähnen. Die Krystalle des letzteren zeigen lange, dünne, quergegliederte Säulen, oft korrodiert und in sehr reichlicher Zahl (so in 152) kreuz und quer im Praeparat liegend und die übrigen Gemengteile durchspickend. Als reichlichen accessorischen Gemengteil führt das bereits mehrfach zitierte Gestein von Chalaply Pseudomorphosen von parallel faserigem Bastit nach einem rhombischen Pyroxen; von hellgelblichgrüner Farbe und schwachem Pleochroismus läfst dieser Bastit die Struktur des Mutterminerals, wie Spaltrisse und Querabsonderung, deutlich erkennen. — Als Absätze in Hohlräumen, Ausfüllungen von Klüften und Spalten haben sich Quarz, Caleit, Zeolithe und Chalcedon in verschiedenen Diabasen, oft schon makroskopisch sichtbar angesiedelt. Ein von den angeführten Diabasen etwas abweichendes Verhalten, insofern Augit nicht mehr als solcher vorhanden, zeigt ein Gestein von Migri-Karatschewan (139). Es besitzt infolge der bisweilen recht lang säulenförmigen Ausbildung der Feldspatindividuen annähernd ophitische Struktur und führt vor allem parallelfaserige, schilfähnliche, lichtbläulichgrüne Hornblendeprismen, die als Uralit anzusprechen sind, wenn auch augitische Contouren nicht mehr hervortreten. Die büschelförmig-terminale Ausfranzung dieser sekundären Hornblende, das Auftreten von Epidot, das Vorkommen zweifelloser Diabase im selben Gebiet bestimmt somit dies Gestein als Uralitdiabas. Die Dimensionen des sekundären Amphibols gehen herab bis zu ganz schwach grünlichen Nädelchen, die in wirren Gruppen zusammenliegen, oft auch den Feldspat in grolser Menge durchsetzen. Spärlich erscheint kräftig pleochroitischer Biotit, verwachsen mit Hornblende, auch in winzigen Fetzen und Flecken in ihr. Quarz die Inter- stitien ausfüllend, ist ‚sehr wahrscheinlich primär, da auch Mikropegmatit gefunden wurde. Von sekundärer Entstehung erweist sich Titanit, der in Körneraggregaten im Uralit liegt. Titaneisen ist häufiger, Apatit seltener accessorischer Gemensgteil. 5. Porphyrite und Melaphyre. a) Porphyrite. Bei ziemlich wechselndem makroskopischem Habitus zeigen alle hierher gestellten Ge- steine eine mehr oder weniger deutlich zum Ausdruck gebrachte porphyrische Struktur. Ausgeschiedene Feldspatkrystalle sind es, die in einer grau- oder schwärzlichgrünen Grund- masse liegen, zu denen als weitere charakterisierende Ausscheidungen das Mikroskop Horn- blende, monoklinen und rhombischen Pyroxen gesellt. Die Gesteine, welche ausschlielslich vom südlichen und östlichen Karabagh stammen, haben bereits ziemlich starke Umwandlungen erfahren, eine oft weitgehende Pseudomorphosenbildung legt dafür Zeugnis ab. Namentlich Abhandl. d, Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 30 sind es die Augitporphyrite, die in ihrem Mineralbestand wesentliche Veränderungen erlitten haben; relativ frisch erweisen sich noch die Bronzitporphyrite. Die beiden vorliegenden Hornblendeporphyrite sind, obgleich sie ziemlich dieselben Mineralien führen, doch recht verschieden von einander. Im Porphyrit von Agdshekent, ö. K. (112) sind schwach pleochroitische, grün durchsichtige prismatische Hornblendekrystalle ausgeschieden, in dem von Njuwady, s. K. (144) ist die gegen Plagioklas sehr zurücktretende Hornblende z. T. gänzlich resorbiert unter Bildung eines Opacitrandes, innerhalb dessen oft ein regelloses Haufwerk derselben Gemengteile liegt, wie es die Grundmasse darbietet. Zur Erklärung dieser Erscheinung kann man annehmen, dafs nach oder während der Bildung des t Opaeitrandes Grundmasse in das Innere des Krystalls eindrang und dort die Krystallsubstanz verdrängte. Durch Parallellagerung der Hornblendesäulchen giebt sich schon makroskopisch eine deutliche Fluktuationsstruktur am ersten Gestein zu erkennen, das aufserdem noch grofse rundliche von sekundärem Quarz erfüllte Knollen besitzt. Ausscheidungen und Grundmasse offenbaren in beiden Fällen einen Gegensatz. Der meist breittafelförmige Plagioklas, dessen Contouren abgerundet und stark korrodiert sind, ist durch erdige Zersetzungsprodukte bräunlich getrübt und durch ausgeschiedene lebhaft polarisierende, bisweilen sphaerolith- ähnlich aggregierte Glimmerschüppchen stark zersetzt. Lichtgrüne chloritische Produkte sind eingewandert. Trotz dieser Trübung und Zersetzung läfst sich die Zwillingsstreifung noch recht gut erkennen. Als primäre Einschlüsse sind Hornblendesäulchen und Apatitkryställchen zu nennen. In gleicher Weise zeigt auch der Feldspat der Grundmasse eine bräunliche Trübung; in der Hauptsache leistenförmig ausgebildet und einfach verzwillingt finden sich Jedoch auch ungestreifte, kurz rektanguläre Schnitte, deren Menge allerdings nicht bedeutend ist. Die zerbrochenen Krystalle und Krystallfragmente der Hornblende des Agdshekent- porphyrits, welche beginnende Zersetzung in grünlichgelbe chloritische Produkte zeigen, umschliefsen besonders mit Leukoxenrand behaftetes Erz. Die holokrystalline, aus Feldspat und Hornblende nebst verkittendem xenormorphem Quarz bestehende Grundmasse überwiegt. Magnetit, Titaneisen und Titanitkörneraggregate, bei auffallendem Licht deutlich hervor- tretend, sind in grolser Menge vorhanden. Apatit stellt sich in dem einen Fall sehr selten in farblosen Nadeln ein, in Gegenwart der kaustisch veränderten Hornblende dagegen ist er recht reichlich accessorisch vertreten und bildet durch Interpositionen bräunlich gefärbte, pleochroitische, quergegliederte, verbogene und korrodierte Krystalle. Epidot und gelbe bis braune Eisenverbindungen vervollständigen die Zahl der sekundären Produkte. —_— 233 — Anders gestaltet sich das mikroskopische Bild der Augitporphyrite, in denen ein mono- kliner Pyroxen und dessen Zersetzungsprodukte die Hauptrolle spielen. Mineralien der Chlorit- gruppe, Carbonate, Epidot, Quarz verdanken ihm ihre Entstehung. In einigen Gesteinen ist Augit gänzlich verschwunden und nur aus den Umrissen der Pseudomorphosen lälst sich auf seine frühere Existenz schlielsen. Grüne und gelblichgrüne faserige chloritische Substanzen, auch rosettenartig gruppiert, verbunden mit Caleit oder Chalcedon, haben sich innerhalb des Augitrahmens niedergelassen. Neben diesen umgewandelten Pyroxenen finden sich aber auch noch recht frische fast farblose bis blalsgrüne Individuen, die Glaseinschlüsse, Erzkörnchen und Apatit führen. An Menge wird Augit vom Plagioklas übertroffen, der seinen Aus- löschungsschiefen nach ein Feldspat mittlerer Basizität (Labrador, Andesin) ist. Auch er ist in normaler Weise verwittert: Caleit, Kaolin, Glimmer sind an seine Stelle getreten, ihn bis- weilen völlig verdrängend, chloritische Infiltrationsprodukte treten zugleich färbend auf und Epidot ist in ihn eingewandert. Der schichtenförmige Aufbau der Feldspate des Porphyrits von Katar, ö. K. (125) lälst sich an der zonenweise verschiedenen Zersetzung sehr gut be- obachten. Auf einen inneren Caleitkern folgt eine optisch nur schwach reagierende hellgrüne chloritische Umwandlungszone, darauf eine durch Kaolinbildung ausgezeichnete, dann vielleicht wieder eine chloritische und zum Schluls noch eine weniger angegriffene äulsere Feldspathülle. Die Grundmasse, vorwiegend aus Plagioklasleisten und Augitkörnern bestehend, ist in gleicher Weise kaolinisiert und chloritisiert; wasserklarer Quarz, auch als Ausfüllung von Spalten und Hohlräumen dürfte sekundär sein. Magnetit bisweilen in grolsen Partieen, Titaneisen mit Leukoxenrinde und trübgraue Körneraggregate von Titanit sind auch hier reichlich vorhanden; ebenso fehlt Apatit nicht, der wenngleich spärlich doch konstant auftritt. Führt man die chloritischen Massen des Porphyrits vom Kloster Tativ, s. K. (28) gleichfalls auf Augit zurück, wofür allerdings jeglicher Anhalt fehlt, so wäre auch dies Gestein, das neben Feldspat noch Quarz ausgeschieden hat, hierher zu stellen. Ziemlich weitgehende mechanische und chemische Beeinflulsungen lassen sich an den Ausscheidungen erkennen. Feldspat ist oft mannigfach zertrümmert und in ein Körneraggregat aufgelöst; Quarz ist ebenfalls zerbrochen und Grundmasse dringt buchtenförmig in ihn ein; er birgt Glasdihexaeder und Einschlüsse von der Form © P. P. Die aus Quarzkörnern und Feldspatleisten zusammen- gesetzte Grundmasse besitzt infolge der Anordnung der letzteren ausgezeichnete Mikrofluk- tuationsstruktur. Leukoxen, Apatit etc. verhalten sich wie in den andern Gesteinen. Becke (1. e. III. 125 sqq.) untersuchte eine Reihe der Osthälfte Armeniens angehörige Augitporphyrite und Melaphyre, denen sich manche der hier beschriebenen besonders bei 30* —e230) — Berücksichtigung des Erhaltungszustandes und der Neubildungsprodukte an die Seite stellen lassen. Ein eisenarmer rhombischer Pyroxen nimmt in den Porphyriten von Dumy, ö. K. (96. 97) neben Plagioklas und monoklinem Augit wesentlich am Gesteinsgewebe Teil. In automorphen säulenförmigen Krystallen, die ziemlich schwachen Pleochroismus und scharfe prismatische Spaltbarkeit besitzen, zeigt dieser an Glaseinschlüssen recht reiche Bronzit eben beginnende Umwandlung in lauchgrünen Bastit. An Menge sehr zurückstehend ist lichtgelber Augit in ganz frischen und unversehrten Krystallen ausgeschieden. Er ist apleochroitisch, zonar gebaut und spärlich nach © P © verzwillingt; umschliefst auch den rhombischen Pyroxen in paralleler Verwachsung. Plagioklas erweist sich durch erdige Produkte leicht getrübt, stellenweise finden sich in ihm pleochroitische Putzen des Bastits. Dieselben grünen Umwandlungsprodukte erscheinen aulserdem sehr reichlich in der Grundmasse, die sich, wie dies überhaupt bei Noritporphyriten gern der Fall, vorwiegend aus schmalen polysynthetisch verzwillingten Plagio- klasleisten, aus Augitkörnern und einem farblosen bis hellbräunlichen Glase zusammensetzt. Zierliche Chalcedonsphaerolithe sind allenthalben verbreitet; ebenso ist Magnetit in kleinen Körnchen gleichmälsig verteilt. Als Anhang sei hier noch ein von Kedabeg-Ai-tala, n. K. (27) stammender spilitartiger Diabasmandelstein erwähnt, der säulenförmig wohl ausgebildete Krystalle von Feldspat aus- geschieden enthält, die in bereits beginnender Umwandlung stehen. Die stark von Erz er- füllte, Mikrofluktuationsstruktur zeigende Grundmasse wird von hellgrünen chloritischen Pro- dukten durchzogen. An der Ausfüllung der Mandeln, die nur geringe Grölse (bis 1,5 mm Durchmesser) erlangen, nehmen traubige und sphaerolithische Chalcedonmassen, büschelförmige Gruppen von Goethit in Quarz und spärlicher Chlorit Teil. Das Innere der zahlreichen kleinen Mändelchen besteht ausschliefslich aus Quarz. b) Melaphyre. Tritt zu dem Mineralbestand der Augitporphyrite Olivin in reichlicher Menge, so gehen die petrographisch gut charakterisierten Melaphyre hervor. Die aus allen Teilen des Karabagh stammenden Proben lassen eine die nähere Untersuchung erschwerende, meist hochgradige Zersetzung erkennen; besonders sind es die Vorgänge der Pseudomorphosierung, welche am Olivin abgelaufen sind, die zu den mannigfaltigsten Neubildungen geführt haben. Porphyrische Struktur ist allen gemeinsam; zu den Ausscheidungen gehören Feldspat, Olivin, Augit, letzterer bisweilen spärlich und in einzelnen ganz fehlend. Glimmer oder Hornblende wurde nirgends — 237 — angetroffen. Viridit, Ferrit, Caleit und mit diesen fast stets vergesellschaftet treten Quarz und Chalcedon als die hauptsächlichsten Neubildungsprodukte auf. Von den Ausscheidungen ist Olivin am meisten, Augit am wenigsten angegriffen, während Feldspat in den einzelnen Gesteinen mehr oder weniger weitgehende Umwandlungserschein- ungen aufweist. Er steht in den Melaphyren des zentralen Karabagh an Menge und Grölse der Krystalle den übrigen Ausscheidungen voran. Mit immer sehr gut begrenzten, oft scharf umrandeten Formen zeigt er öfters doppelte Verzwillingung nach dem Albit- und Karlsbader Gesetz. Hohe Auslöschungsschiefen auf OP sprechen für sehr kalkreichen Plagioklas. Von Interpositionen wurden Erzkörnchen und Glaseinschlüsse beobachtet. Fein verteilte erdige Zersetzungsprodukte erfüllen ihn, während sich gleichzeitig leicht bewegliche Substanzen wie Caleit, Chlorit, Epidot in ihm angesiedelt haben. Der Feldspat der Grundmasse ist meist in schmäleren oder breiteren Leisten ausgebildet, deren parallele Anordnung Mikrofluktuations- struktur bedingt (110). Die spärlichen lichtgelblichen einschlulsarmen Augitkrystalle lassen bisweilen Zonarstruktur und sanduhrförmigen Bau erkennen. An der Grundmasse beteiligt sich Augit nur in kleinen Körnchen. Tief eingreifende Veränderung hat die Olivinsubstanz erfahren. In keinem der Gesteine war Olivin als solcher mehr vorhanden; aus seinen Zer- setzungsprodukten wie den erhaltenen Formen lälst er sich aber mit Sicherheit erkennen. Den Wirkungen der Metasomatose begegnet man in den Pseudomorphosen von chloritischen und serpentinischen Umwandlungsprodukten. Doch auch diese halten der auf nassem Wege vor sich gehenden weiteren Zersetzung nicht Stand und bei gleichzeitiger Umbildung des Kalk- natronfeldspats entsteht Epidot, der noch in Verbindung mit Chlorit und Caleit oder allein Pseudomorphosen nach Olivin bildet. Ausgezeichnet schön zeigt diese repetierten Pseudo- morphosen von Epidot nach Olivin, wie sie bereits Bergt!) in Melaphyren der Sierra Nevada beobachtete, das Gestein von Damirow-Dawagisi, z. K. (60), aus welchem bei fortschreitender Zersetzung ein Epidosit resultieren wird. Die grünlichgelben, stengligen Epidotaggregate besitzen Tendenz zu radialstrahliger Anordnung. Als Ausfüllungspseudomorphosen wären die Neubildungen von Caleit innerhalb der erzumsäumten Ölivindurchschnitte zu bezeichnen, die sich in dem Melaphyr von Schuscha-Jevlach (124) finden. Ebenfalls von schwarzem Erzrand umgeben erweisen sich die Pseudomorphosen von Chalcedon und eines grünen schwach pleo- chroitischen Produktes nach Olivin in dem Melaphyr von Askelün, s. ö. K. (131). Häufig finden sich kleine scharfe braune Kryställchen eines Chromspinells (Picotit) in den Olivin- 1) Bergt in Min. u. petr. Mitt. X. 1889. 329. rn pseudomorphosen. Die Beteiligung des Olivins an der Zusammensetzung der Grundmasse liels sich nur in 59 mit Sicherheit konstatieren, wo kleine Pseudomorphosen nach ihm in ziemlicher Schärfe liegen. Für alle andern Fälle bleibt die Frage nach seiner Anwesenheit in der Grundmasse unentschieden. Letztere besteht vorwiegend aus Feldspat, Augit und Magnetit nebst den verschiedenen Zersetzungsprodukten. Die frühere Gegenwart von Glas in grölserer oder geringerer Menge ist wohl bei einigen Gesteinen anzunehmen; ein direkter Nachweis war niemals zu liefern; die Umwandlung zu chloritischen Mineralien, welche als Zwischenklemmungsmasse die Lücken der Feldspatleisten erfüllen, könnte mit einer ursprüng- lich glasigen Beschaffenheit dieser Interstitien in Verbindung gebracht werden. Feine gegabelte Feldspatnadeln und Leisten setzen die von Eisenerzen stark imprägnierte Grundmasse des Melaphyrs von Askelün zusammen. Bezüglich der bereits angeführten besonders stark entwickelten Neubildungsprodukte ist nur wenig noch hinzuzufügen. Viridit bildet bald radialstrahlige, bald intricat faserige und schuppige, bald auch ziemlich homogene und scheinbar strukturlose Massen, die sich meist schon in kalter HCl lösen und vorzugsweise chloritischen Mineralien von schwacher Licht- und Doppelbrechung zugehören. Die grünliche Farbe dieser Substanzen wird durch Aufnahme einer höheren Oxydationsstufe des Eisens gelber und bräunlicher; ihre Beteiligung ist sehr verschieden; in der Regel erfüllen sie allein oder mit Caleit die Olivinformen, wandern auch vielfach auf Spalten und Klüften in den Feldspat ein und gewinnen besonders in der Grundmasse grolse Verbreitung. Gelbgrüne serpentinöse Massen zeigen sich im Melaphyr von Dorseli (110. 111) als Pseudomorphosen nach Olivin, bisweilen noch Maschenstruktur offenbarend. Sekundäre schwarze, braune und rote Eisenverbindungen durchziehen in unregel- mälsigen Adern die Pseudomorphosen nach Olivin und verdecken bisweilen die Grundmasse fast gänzlich (83. 131). Caleit zum grolsen Teil aus der Zersetzung des Plagioklases hervor- gehend, findet sich überall in zarten Häutchen oder rundlichen Körnern, als Ausfüllung von Spalten und Cavitäten; er bildet im Melaphyr von Schuscha-Jevlach (124) reine Ausfüllungs- pseudomorphosen nach Olivin. Wasserhelle Quarzkörner und Sphaerokrystalle von Chalcedon haben sich vielfach reichlich bei der Zersetzung der Silikatmineralien gebildet. Zu den weiteren sekundären Produkten, die nur in einzelnen Proben vorhanden sind, wären noch Epidot, Zeolithe, Leukoxen zu rechnen. — Scharfe Kryställchen von Magnetit in gleich- mälsiger Verteilung wie in einzelnen offenbar sekundären grolsen plumpen Partieen, Titan- eisen, spärlicher Apatit und sehr seltener Zirkon würden als accessorische Mineralien zu gelten haben. — az Mit Mandelsteinstruktur ausgestattet verdienen ein paar Melaphyre des östlichen Karabagh besondere Hervorhebung. Die oft dicht neben einander liegenden Mandeln sind von kugeliger Gestalt und von Stecknadel- seltener von Hirsekorngrölse. Die bei der Zer- setzung der Gemengteile frei werdenden kieseligen und kalkigen Solutionen haben die Mandeln mit Caleit, Chalcedon und Opal, auch Zeolithen ausgekleidet. Die ausgeschiedenen Mineralien sind dieselben. Der säulenförmig nach der Axe a gebildete Feldspat (von 95) ist in allen Durchschnitten gänzlich opalisiert. Bei dieser Umwandlung bleiben die Feldspatformen voll- ständig erhalten; sie werden erfüllt von einem farblosen, optisch durchaus reaktionslosen Produkt, das nach Behandlung mit heilser KOH und darauf folgender Tinktion als Opal erkannt wurde. Stellenweise durchziehen den Opal feine Kanäle von i. a. L. bräunlich durch- scheinender, erdiger Neubildungsprodukte, die bisweilen auch staubförmig verteilt in ihm eingelagert sind. Ob man auch hier für diese in Andesiten so oft wahrgenommene Pseudo- morphose gleichfalls mit „Säuredämpfen beladene Wasser“') in Anspruch zu nehmen hat, mufs dahingestellt bleiben. — Augit tritt nur sporadisch im Melaphyrmandelstein von Krass- naja, ö. K. (117) auf, während die Gesteine von Karadagly, ö. K. (114. 93) seine grolsen Krystalle schon makroskopisch erkennen lassen. Zahlreiche z. T. devitrifizierte Glaseinschlüsse wie pseudomorphosierte Olivine birgt der Augit von 93; in reichlicher Menge und von tief- gelber Farbe erscheinen die prismatischen Augitindividuen der Grundmasse von 114. Olivin ist auch hier weggeführt und seine scharf begrenzten Formen werden namentlich von rot- braun durchscheinendem Limonit, von Caleit, seltener von schmutziggrünen serpentinischen Massen eingenommen. Die Pseudomorphosen zeigen stellenweise noch deutlich die Abson- derung nach OP. Ophitstraktur besitzt die Grundmasse des Melaphyrmandelsteins von Krassnaja, welche hellbräunlich getrübte Feldspatleisten, Olivinpseudomorphosen, kleine Augit- körnchen und reichliches gekörneltes Glas aufbauen. Die Grundmassen der andern Gesteine sind durch sekundäre Massen mehr oder minder stark verhüllt. Eine terminale faserige Zerteilung und Auflösung der Plagioklasleisten, wie sie Klockmann”), Neef?) und Dathe‘) in Diabasmandelsteinen erwähnen, wurde nicht beobachtet. 1) Küch, vulkan. Gest. d. Republ. Colombia. 1892. 31. 2) Klockmann in Ztschr. geolog. Ges. 1880. 412. 3) Neef, ebendas. 1832. 471. 4) Dathe in Jahrb. geol. preufs. Land.-Anst. f. 1883. 419. — 240 — 6. Gabbrogesteine. Vom nördlichen Karabagh liegen einander sehr ähnliche krystallinkörnige Gesteine vor, welche mit unbewaffnetem Auge einen weilsen bis grünlichweilsen Plagioklas und ein dunkles grünlichbraunes Mineral mit metallischem Schimmer erkennen lassen. Das Mineral ergiebt sich u. d. M. als Diallag; die Gesteine gehören zufolge ihres Gehaltes an rhombischem Pyroxen zu den Mittelgliedern der Gabbro- und Noritreihe. Becke (l. c. II. 332) beschreibt nur vom westlichen Hochland Armeniens „stark umgewandelte und Saussuritgabbros“ wie vom Palan- dokän einen Olivingabbro. Die von der Murow-dagh-Kette und der Nordseite des Passes Kasaman-Kalakent, n. K. stammenden Proben zeichnen sich durch ausnehmende Frische der Gemengteile aus; nur im letzteren macht sich eine beginnende Zersetzung des rhombischen Pyroxens in gelblichgrüne faserige bastitartige Produkte geltend, wobei dann auch der benach- barte Feldspat in Mitleidenschaft gezogen wird. Alle Gemensteile treten ohne selbständige Formentwickelung auf; nur der rhombische Pyroxen zeigt in seinen kurzprismatischen Indi- viduen dem Feldspat gegenüber eine undeutliche krystallographische Ausbildung. Die ziemlich isometrischen Körnerindividuen des Plagioklases besitzen schöne vielfach wiederholte Zwillings- bildung nach dem Albitgesetz, sehr selten in Verbindung mit dem Karlsbader und Periklin- gesetz; es sind jedoch auch ungestreifte Durchsehnitte vorhanden. Die optischen Verhältnisse sprechen für einen sehr basischen dem Anorthit nahestehenden Natronkalkfeldspat. Stellen- weise durch Anhäufung winziger nicht näher bestimmbarer Interpositionen getrübt, umschlielst dieser Feldspat namentlich Erz- und Pyroxenkörner. Die Spaltbarkeit nach © P und Ablösung nach ©P & ist in basischen Schnitten des Diallags scharf ausgeprägt; Längsschnitte sind fein gestreift. Grün durchsichtig und von kaum merklichem Pleochroismus zeigt der mono- kline Pyroxen zahlreiche eingeschaltete Zwillingslamellen nach © P ©; rhombischer Pyroxen und primäre Hornblende durchdringen ihn regelmälsig. Aulserdem gehören zu den Einschlüssen neben Feldspatkörnern spärliche feine schwarze parallele Nadeln und seltene farblose unbe- stimmbare Mikrolithen. Mit dem monoklinen ist rhombischer Pyroxen in ziemlicher Menge verbunden. Der auf hohen Eisengehalt deutende sehr kräftige Pleochroismus (a = hyaeinth- rot, 6 — rötlichgelb, c —= lichtbläulichgrün) wie der symmetrische Axenaustritt auf einer der Vertikalzone zugehörigen Fläche lassen ihn als Hypersthen bezeichnen. Von Interposi- tionen sind Hornblende und Erz zu nennen. Zu den sehr frühen und daher gern an Magnetit haftenden Ausscheidungen gehören Biotit und Hornblende; beide in recht spärlicher Ver- teilung; der Gabbro von Kasaman-Kalakent (12) führt letztere reichlicher. Die ausgezackten — 41 — und gelappten Formen der Hornblende und ihre bereits erwähnten, unregelmälsig begrenzten Fetzen im Diallag lassen ziemlich lebhaften Farbenwechsel von braunen zu lichtgelblichgrünen Tönen wahrnehmen. Magnetit ist in grolsen Massen zugegen. 7. Umgewandelte Peridotite. Serpentine. Mit Ausnahme einer einzigen, von Chatsch-Bulach, n. K. (20) stammenden Probe gehören die vorliegenden mehr oder weniger umgewandelten Olivingesteine der Nordseite des Passes Kasaman-Kalakent, n. K. an. Sie sind z. T. makroskopisch sofort als Serpentine zu erkennen, die bei ihrer nahen Verwandtschaft mit den Peridotiten gleichzeitig zur Untersuchung heran- gezogen wurden, wenngleich die Frage, ob alle diese Serpentine den Schichtgesteinen oder den eruptiven Massengesteinen zuzuzählen sind, natürlich nicht entschieden werden konnte. Die Gesteine zeigen hell- oder dunkelgrüne Farbe; 20 ist apfelgrün und stark durchscheinend. Erzreiche Serpentine, z. B. 6, erwiesen sich in hohem Grad magnetisch. Das Muttergestein der untersuchten Serpentine ist zweifellos ein Augitolivingestein; Reste des ursprünglichen Mineralbestandes sind bisweilen noch vorhanden. Feldspat fehlt durchaus. Die beiden Haupt- gemengteile, Olivin und Augit, befinden sich stets im Zustande mehr oder minder weitgehender Zersetzung; ihre früheren gegenseitigen Umrisse kamen daher niemals zur Beobachtung. Typische Maschenstruktur, bisweilen (1) schon makroskopisch am Dünnschliff wahrzunehmen, sowie die aus Augit hervorgegangene sogenannte gestrickte Struktur (2) ist deutlich aus- geprägt. Mit dem Fortschreiten der Umbildung ist dann eine Anreicherung an Erz verbunden, das in grolsen Partieen, bald in parallel laufenden bald sich kreuzenden Schnüren und in staubförmiger Verteilung auftritt. Der stark lichtbrechende und lebhaft chromatisch pola- risierende Olivin, birgt in den beiden Pikriten 1 und 3 sparsame, auch in Zügen aneinander gereihte Glaseinschlüsse, die eruptive Natur dieser Gesteine aulser Frage stellend und wird von vielfach mit einander kommunizierenden, farblosen und leicht getrübten Adern und Bändern von Serpentin durchzogen. Mit ihm ist farbloser Augit verbunden, der die scharfe prismatische Spaltbarkeit zeigt. Als Nachkomme des in mehreren Gesteinen völlig ver- schwundenen Olivins, bildet Serpentin parallel- oder divergentfaserige, auch fächerähnliche, radialstrahlige, innig mit einander verflölste Aggregate. Die kegel- oder pyramidenförmigen Zacken und Spitzen dieses Serpentins ragen in die Olivinsubstanz hinein, sie immer mehr und mehr aufzehrend. Verworren filzige Aggregate von Talkblättchen und regellos verteilte einzelne Schüppchen fanden sich als Neubildungsprodukt in wenigen Serpentinen; Magnesit wurde nicht bemerkt; Magnetit ist immer reichlich vorhanden; ebenso konnte Titaneisen Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 31 —_— 42 — nachgewiesen werden; in 7 ist letzteres in Titanit umgewandelt, der in farblosen Körner- aggregaten und einzelnen Körnern oft mit noch erhaltenem Titaneisenkern erscheint. Grolse braune bis dunkelrotbraune Körner von Chromit oder Picotit sind zahlreich vorhanden; der Chromgehalt wurde leicht durch die smaragdgrüne Farbe der Phosphorsalzperle erwiesen. Die Körner werden stets von Magnetit umsäumt. Eisenhydroxyd als färbendes Pigment durchzieht stellenweise die Serpentinstränge. Kataklasstruktur zeigen die beiden Pikrite 1 und 3; besonders letzterer lälst sie in vorzüglich typischer Weise erkennen. Das Augit- mosaik bildet ein Pflaster, dessen einzelne verschieden orientierte Plättchen meist geradlinig polygonale Umrandung besitzen (Fig. 2). Dabei. löschen sämmtliche Durchschnitte. des, Augits undulös aus und zeigen etwas verwaschene sekundäre polysynthetische Zwillingsbildung. Becke, dem vom östlichen armenischen Hochland keine Olivingesteine: vorlagen, be- schreibt vom Palandokän (1 e. II. 339) einen „bronzitführenden Olivinfels“; die von Fund- orten des westlichen armenischen Hochlands stammenden Pikrite enthalten Plagioklas. Ob Serpentin- und Gabbrogesteine in irgend welcher geologischer Beziehung zu einander stehen, oder ob sie mit gleichalterigen Diabasen genetisch zusammenhängen, muls dahin- gestellt bleiben. Das Vorkommen von Gabbros, Serpentinen und Diabasen am selben Ort, am Pals von Kasaman nach Kalakent und am Sarialpals, lälst eine engere Verbindung dieser Gesteine vermuten. B. Jüngere Eruptivgesteine. 1. Quarz führende Trachyte. Eine kleine Anzahl von Handstücken vom südlichen Karabagh wurde nach ihrer mine- ralogischen und chemischen Zusammensetzung als quarzführende Trachyte bezeichnet, da, wenn auch ihr Äufseres vielfach an Rhyolithe erinnert, doch ihr um 64°/o schwankender SiO,-Gehalt erheblich unter dem der letzeren bleibt. In den hellgrauen, stark mit gelblich- braunem Eisenoker durchsetzten Gesteinen von Murchuss (161. 162) tritt als herrschender Gemengteil Sanidin reichlich in bis zu 4 mm grolsen Ausscheidungen hervor; daneben er- scheint Plagioklas und Quarz in grölseren Krystallen. Die übrigen Proben, welche von dunkelbrauner und schwarzer Farbe sind, lassen nur spärliche weilse bis rötlichweilse Feld- spate‘in dichter Grundmasse erkennen; Quarz ist als Ausscheidung überhaupt nicht vorhanden, gestreifter Feldspat tritt stark zurück. Ja die Ausscheidungen erreichen in, dem Trachyt — 243 — von Chalaply-Dshebraila (154) so geringe Grölse, dals sie sich kaum von der umgebenden Grundmasse abheben. Diese besitzt in den Gesteinen ohne ausgeschiedenen (Quarz, einen holokrystallinen Charakter: der xenomorphe Quarz bildet das verkittende Caement der dicht gedrängten Feldspatleisten, die durch ihre parallele Anordnung Mikrofluktuationsstruktur zum Ausdruck bringen. Dagegen lassen sich in der durch zahllose winzigste Körnchen ge- trübten Grundmasse der Trachyte von Murchuss aulser Feldspat und Quarz, wie aus beiden zusammengesetzten roh radialstrahligen Sphaerolithen, geringe Mengen einer Glasbasis nach- weisen. Soweit die Ausscheidungen grölsere Dimensionen erlangen, ist auch ein deutlicher Gegensatz zwischen ihnen und den Componenten der Grundmasse vorhanden. An Menge kommen die letzteren den ersteren in den Murchuss-Trachyten so ziemlich gleich. Voll- kommen automorph, meist in nach M tafelartig seltener nach der Axe a säulenförmig aus- gebildeten Krystallen, die in der Regel nach dem Karlsbader Gesetz verzwillingt sind, zeigen die Sanidine dieser Gesteine einen horvorragend prächtigen Schalenbau bisweilen mit wech- selnder Form der Schalen eines und desselben Individuums. Die klaren scharf contourierten Durchschnitte sind arm an Einschlüssen. Nicht sicher bestimmbare Mikrolithen, einzelne grölsere bisweilen devitrifizierte Glaseinschlüsse mit fixem Bläschen, Gasporen, Biotit, Zirkon und scharfe Magnetitkryställchen gehören zu den Inklusionen, welche in gleicher Weise auch der trikline Feldspat führt. An Menge gegen den monoklinen zurücktretend, zeigt dieser Plagioklas ähnliche Durchschnitte und gleichfalls zonaren Bau. Zwillingsbildung nach dem Albitgesetz herrscht allgemein, oft vom Karlsbader seltener vom Periklingesetz begleitet. Mikropegmatitische Verwachsungen von ortho- und klinotomen Feldspaten mit Quarz ist nicht selten; bisweilen auch nur ‚auf die inneren Zonen des ersteren beschränkt, während die später gebildeten davon frei sind. Zerbrechungen von Feldspatkrystallen, Wiederverkittung, wie die häufigen mit scharfen Bruchlinien ausgestatteten Fragmente bedürfen wohl kaum der Erwähnung. , Der selten als Ausscheidung auftretende Quarz zeigt stark gerundete Körnerform mit buchten- oder schlauchartig in das Innere eindringender Grundmasse; er umhüllt hauptsächlich Glaseinschlüsse. Die Feldspate der übrigen Trachyte sind bereits stark kaolinisiert; stellenweise hat sich auch Caleit gebildet. An Nebengemengteilen treten auf: Biotit, stark korrodierter Apatit, abgerundete Zirkonkryställchen, Magnetit und bisweilen aulserordentlich reichlich Titaneisennädelchen; in den Gesteinen von Murchuss aufserdem allerhand „Hornblendegespenster.“ Noch erhaltene Reste lassen im Trachyt von Chalatsch (160) auf die ursprüngliche Anwesenheit von rhombischem Pyroxen schliefsen. Gänzlich 3l* — 24 — resorbierte Hornblendesäulchen, deren Längserstreckung dieselbe ist wie die der Feldspat- leisten zeichnen den Trachyt von Chalaply-Dshebraila (154) aus. Schmutzigrote und rost- braune, dendritisch verästelte Ferrite sind allenthalben verbreitet. Caleit ist ein bereits erwähntes sekundäres Produkt. Von Becke (l. ec. III. 95) werden „Bronzit-Trachyte“ und normale Trachyte beschrieben; eine Verwandtschaft zwischen diesen und den vorstehend angeführten Gesteinen existiert nicht. 2. Andesite. Becke (l. e. III. 102 sqq.) beschreibt von der östlichen Hälfte des armenischen Hoch- landes namentlich bronzitführende und reine Augitandesite. Die letzteren bereits mehr oder weniger angegriffen, verhalten sich in mancher Beziehung analog den nachfolgend behandelten. Ebenso zeigen die Andesite des Palandokän (Westhälfte von Armenien) einzelne Berührungs- punkte. Bemerkenswert ist z. B. die Ähnlichkeit eines Augitandesits (l. c. II. 330) mit 45—47. Auch in diesen letzteren Gesteinen „stimmt die Zusammensetzung und Struktur auffallend mit gewissen Santorinlaven, sowie mit dem Augitandesit der Cyaneen bei Kon- stantinopel überein.“ Karabagher Andesite werden von Becke nicht angeführt; wohl aber erwähnt Lagorio'!) „ein Handstück aus dem Karabagh“ ohne nähere Fundortsangabe, das von ihm zu den „Andesiten mit krystallinisch-glasiger Grundmasse“ gestellt wurde. Nach Lacroix?) führen die von ihm untersuchten Andesite aus der Umgebung von Borjom (östlich von Tiflis) fast alle Hypersthen unter steter Begleitung von Hornblende, Biotit oder seltener Augit. Auch nach Rosenbusch?) „hat der Typus des Hypersthen-Andesits im Kaukasus anscheinend eine recht bedeutende Verbreitung.“ Mir lagen von hypersthenführenden Andesiten gleich- falls einige Proben vor, die unten näher berührt werden. Nach der Zahl der vorhandenen Belegstücke nehmen Andesite den bei weitem grölsten Anteil am Aufbau des zentralen Karabagh. Der östliche Karabagh stellte nur in dem Pyroxen- andesit von Gergir, östlich von Schuscha (103. 104), wie in dem Dacit von Kis-Kalass (122) Vertreter; vom südlichen Karabagh — Pinaster- Mamutly — stammen der Pyroxenandesit 153 und aus dem Araxesthal ein Amphibolpyroxenandesit (155). 1) Lagorio, Andesite des Kaukasus. 24, 2) Lacroix, notes. Bull. soc. g&ol. XIX. 1891. 741. ®) Rosenbusch, mass. Gesteine 681. — 245 — Die von Küch!) gegebene Einteilung in Pyroxen-, Amphibolpyroxen- und Amphibolandesite und Dacite wurde auch hier acceptiert. Dabei sind die Glieder der ersten Gruppe die am zahlreichsten, die der zweiten nur in einigen Proben vorliegend, während Hornblendeandesite und Daeite in ganz beschränkter Anzahl zurückstehen. Pyroxenandesite. Diese Gesteine, z. T. völlig schwarz und basaltähnlich dicht, z. T. hellfarbig und porös, lassen selten porphyrische Struktur erkennen; 45 zeigt z. B. spärliche weisse glasglänzende Feldspate und grünliche Augite in kleinen Kryställchen schon makroskopisch sichtbar aus- geschieden. In den zahlreichen grölseren und kleineren Blasenräumen der Andesite 29. 30 sitzen winzige Täfelchen von Tridymit. Die Pyroxenandesite variieren in ihrer mineralogischen und strukturellen Ausbildung und Entwickelung in ziemlichem Malse. Sind auch gröfsere Krystalle von triklinem Feldspat und monoklinem Pyroxen in allen Gesteinen ausgeschieden, so wechselt doch in den einzelnen Provenienzen ihre Zahl und Grölse, wie ihr Verhältnis zur Grundmasse. In der Regel überwiegen allerdings die Plagioklase den Augit an Quantität, selten kommt letzterer den ersteren gleich; in mehreren Gesteinen erlangen beide nur ganz unbedeutende Entwickelung als Ausscheidungen und die Grundmasse gewinnt dementsprechend das Übergewicht. Besteht in einigen Andesiten ein ziemlich schroffer Gröfsengegensatz zwischen den mineralischen Elementen der Grundmasse und den Ausscheidungen, so sind in anderen diese mit jenen durch Abnahme ihrer Dimensionen verbunden, somit auf eine gleich- mäfsig ruhig kontinuierlich verlaufende Krystallisation hinweisend. Zu den weiteren nur untergeordnet auftretenden Ausscheidungen gehören neben grölseren Apatiten (es wurden Krystalle von 3 mm Länge gemessen) Sanidin, rhombischer Pyroxen und Hornblende. Das letztere Mineral, nur sporadisch auftretend mit dem Charakter eines rein accessorischen Gemengteils?) erfährt bei Behandlung der Amphibolpyroxenandesite ein- gehendere Berücksichtigung. Die Grundmasse ist reicher an Plagioklas als an Augit; zu beiden kommt ein mehr oder weniger spärliches Glas sowie bisweilen sehr reichliches Erz. In grofsen vielfach verzwillingten oft tafelförmigen Schnitten erscheint Plagioklas, niemals die geringsten Spuren einer Umwandlung offenbarend. Albitgesetz in Verbindung mit dem Karlsbader ist häufig, während das Hinzutreten des Periklingesetzes selten scharf zu beobachten 1) Küch, Petrogr. d. vulkan. Gest. d. Republ. Colombia. Berlin 1892. 18. 2) vgl. Küch, 1. e. 45: Amphibol nicht in der Grundmasse und nicht mit Pyroxen verwachsen, el) ist; einige Plagioklasschnitte. des Andesits von Schaki-Basarkent, z. K. (49) zeigen eine mikroklinartige verwaschene Gitterstruktur. Penetrationszwillinge kommen vor. Einfach erscheinende Individuen ergeben sich unter gekreuzten Nicols als aus vielen verzwillingten und sich kreuzenden Platten in komplizierter Weise aufgebaut: Die Auslöschungen, welche die alternierenden Lamellen bilden, sprechen für Labradorit. Vielfach ist aber prächtige Schalenstruktur und isomorpher Schichtenaufbau vorhanden, wobei durch die nach aufsen zunehmende Acidität eine wandernde Auslöschung hervorgerufen wird. Gelegentlich zeigen auch die inneren Zonen andere Begrenzung als die äulseren Umrisse des Durchschnittes (66. 70). Zu den Einschlüssen gehören namentlich Augit in grölseren gelblichen. Körnern und sehr blafsgrünen Mikrolithen, Magnetit, Apatit, ganz selten Zirkon und Glaseinschlüsse; während Flüssigkeitseinschlüsse immer fehlen. Diese glasigen, oft auch devitrifizierten Interpositionen, welche manche Durchschnitte ganz erfüllen und netzförmig anastomosierend sich ausbreiten, sind in anderen Feldspaten nur auf eine peripherische Randzone ‚beschränkt, auf die in der Regel eine schmale, einschlulsfreie Feldspathülle folgt. Rechteckige, gerad auslöschende Schnitte weisen auf Sanidin hin, dessen Gegenwart in der Grundmasse gleichfalls mindestens wahrscheinlich ist. Trikliner Feldspat in bald breiteren bald aufserordentlich schmalen Leisten herrscht aber entschieden vor. Die Leisten sinken bis zu den winzigsten Dimensionen herab und zeigen häufig Mikrofluktuationsstruktur. Wo gemessen ergaben die Lamellen des Grund- massefeldspats ungefähr die gleichen Werthe für ihre Auslöschungschiefe wie die der Aus- scheidungen; sind also denselben verwandt. Den ausgeschiedenen Augiten kommen die gewöhnlichen Charaktere dieses Minerals in Andesiten zu: von weingelber bis grünlichgelber Farbe, kaum merklich pleochroitisch und mit deutlichen prismatischen Spaltrissen führen sie bald spärlich bald reichlich Magnetit, Apatit und glasige Einschlüsse. Diese, oft von erheb- licher Gröfse mit einem oder mehreren fixen Bläschen, sind von rundlicher, ovaler, geschweifter, spitz zulaufender (Glasthränen) Gestalt, einzelne mit anhängendem Magnetitkorn. Zonarer Bau des Augits, der sich schon im gewöhnlichen Licht durch verschiedene Färbung ausspricht, wurde seltener beobachtet, ebenso Zwillingsbildung nach dem gewöhnlichen Gesetz. Aus- löschung von ce: c auf co Po beträgt immer über 40°. Gleichmälsig gute Krystallbegrenzung ist nicht häufig; auch Gruppen von mehreren Individuen, sogenannte Augitaugen, finden sich. In der Grundmasse der Pyroxenandesite tritt Augit in oft winzigen fast farblosen Körnern ziemlich regelmälsig auf, während automorphe Begrenzung hier (d. h. in der Grundmasse) seltener, z. B. in dem erwähnten Andesit von Schaki-Basarkent (49), neben der Körnerform beobachtet wurde. — 4 — Rhombischer Pyroxen erscheint als spärlicher Gemengteil im Andesit von Schaki-Basar- kent (50) und vom Gerjusy-thal, z. K. (66); er dominiert in den Gesteinen von Gergir, ö. von Schuscha, ö. K. (103. 104). Nur in dem ersten Gestein ist seine Bestimmung, zumal er blols in ganz geringen Mengen auftritt, schwieriger; in den übrigen war die Unterscheidung vom monoklinen Pyroxen leicht. Alle Durchschnitte des Hypersthens zeigen hier eine mehr oder minder weit vorgeschrittene Umwandlung, während der viel weniger leicht angreifbare Augit immer ‚ganz frisch ist. Diese Zersetzung siedelt sich namentlich auf den unregelmälsigen Querklüften wie auf den äulseren Begrenzungsflächen als eine zarte grünlichgelbe bis dunkel- grüne faserige bastitartige Zersetzungsrinde an. Auch braunrote Eisenverbindungen laufen längs jenen Spalten, in deren Umgebung sie einen kräftigeren Pleochroismus des Hypersthens bedingen; Caleit hat sich ‘gleichfalls stellenweise in ihm abgesetzt. Die kurz. säulenförmig ausgebildeten Individuen mit vorherrschenden Pinakoiden und stumpf pyramidaler oder doma- tischer Endigung zeigen minder deutliche prismatische Spaltbarkeit als Augit, sind stärker pleochroitisch (der parallel der Vertikalaxe schwingende Strahl ist graugrünlich, der dazu senkrecht oszillierende, stärker absorbierte Strahl blalsrötlich; a und 6b nur: wenig differente Farbentöne) und polarisieren mattblau.. Durchkreuzungszwillinge!), wobei P © als Zwillings- ebene funktioniert und der Winkel, unter dem sich die Längsaxen der beiden Individuen schneiden, ca. 60° beträgt, sind in 103 zu beobachten. Spärliche Einschlüsse von Glas und Feldspat vervollständigen das Bild. Als bereits gänzlich pseudomorphosierter Bestandteil der Grundmasse ist Hypersthen nur in dem Andesit 66 wahrzunehmen, in welchem auch als Seltenheit stark resorbierte Hornblende liegt. — In Gesellschaft mit dem rhombischen Pyroxen zeigt der fast farblose monokline in den obigen Gesteinen häufig (in 103. 104 immer) Zwillings- bildungen. Auch der Plagioklas dieser hyperthenführenden Gesteine fällt durch den „rahmen- artig mehrfachen zonaren Aufbau“ wie durch seine komplizierten Zwillingsbildungen auf; gemessene Auslöschungsschiefen ergaben hohe Werte und kennzeichnen ihn als einen in die Nähe des Bytownits zu stellenden Feldspat. Zu den Ausscheidungen, welche nur wenigen Gesteinen fehlen, gehören auch die gut begrenzten (co P. P in Verbindung damit auch OP), grofsen Krystalle ‚von Apatit. Sie sind ausgezeichnet durch den grolsen Reichtum von z..T. relativ grolsen und dann die Form des Wirtes wiedergebenden Glaseinschlüssen. Verschieden davon sind staubförmige Interpositionen, welche auf den mit unregelmälsig verlaufenden Querrissen versehenen Längschnitten eine 1) vgl. Becke, Zwillingsbildgn. an gesteinsb. Pyroxenen und Amphibolen, Min. u. petr. Mitt. 1886. 93. — 248 — feinlineare Anordnung zeigen, während Querschnitte sich unter 30° kreuzende Strichsysteme oder den Umrissen parallele Zonen ergeben; bisweilen ist auch randlich eine stärkere An- häufung zu bemerken. Die Durchschnitte erhalten dadurch eine bräunlich- selten bläulich- schwarze Farbe und werden pleochroitisch. — Glimmer, der in den Andesiten des Karabagh eine unwesentliche Rolle zu spielen scheint (auch Becke, 1. c. III. 102, erwähnt von allen ihm vorgelegenen Gesteine des östlichen armenischen Hochlandes nur einen einzigen „Quarz- Biotit-Andesit mit Biotit in kleinen Lamellen“), tritt nur in den hornblendeführenden Pyroxen- andesiten (65. 67. 70) in winzigen dichroitischen Blättchen und Fetzen auf. — Reichlich in gleichmälsiger Verteilung sind scharfe Durchschnitte und rundliche Körner von Magnetit in allen Gesteinen vorhanden; sehr reichlich in den Andesiten vom Kloster Tativ am Berguschet (29. 30), welche auch blutrote Haematitblättchen (ebenso 50) halten. Strichförmige, haken- ähnliche Gebilde von Titaneisen, in geeigneten Schnitten sepiabraun durchscheinend, führt den Pyroxenandesit von Pinaster-Mamutly, s. K. (158). Als sekundäre Produkte haben sich gelbrote und braune Eisenverbindungen (29. 158) und Caleit in Putzen und grofsen Knollen entwickelt (103. 104). Glasbasis ist im allgemeinen nur spärlich vorhanden oft nur als zartes Häutchen zwischen den Feldspatleisten. Die hyalopilitisch struierte Grundmasse der Pyroxen- andesite von Karagöl und Karakliss, z. K. (45—47) enthält hellbräunliches gekörneltes Glas. Ebenso bewirken globulitische und krystallitische Entglasungsprodukte, zu Cumuliten, Mar- gariten, Longuliten verbunden, eine dunkelbräunliche Färbung der Glasbasis in den Gesteinen von Schaki-Basarkent (49—51). Als olivinführender Pyroxenandesit, in dem auch fast gänzlich resorbierte Hornblende auftritt, ist das Gestein „südwestlich von Gerjusy, z. K.“ (74) zu bezeichnen. Ganz selten gelangte Olivin, der nur in sehr geringer Menge zugegen ist, zur vollen Ausbildung seiner Krystallformen; es sind zumeist farblose kleine Körner, welche aufser der rauhen Schlifffläche auch die Spaltbarkeit nach einem Pinakoid, wohl oo P ©, zur Schau tragen. Endlich sei noch eines accessorischen Gemengteiles gedacht, der in den Andesiten 47. 56. 57. 70 aufserordent- lich spärlich, in 55 relativ reichlich auftritt. Es sind je nach der Dicke hellbräunliche bis dunkelbraune, fast immer isolierte, ganz selten zu zwei neben einander liegende Kryställchen von 0,01 mm Länge, seltener von gröfseren, in der Regel von viel kleineren Dimensionen. Ausgebildet als flache Täfelchen, die in Schnitten senkrecht zur Tafelebene als feine Nadeln erscheinen, sind sie häufig am einen Ende gut entwickelt, während das andere wie unregel- mälsig abgebrochen erscheint. In einigen wurden Glaseinschlüsse bemerkt. Bei sehr starker Lichtbrechung und Totalreflexion löschen die Krystalle stets gerade aus und geben i. p. L. — 249 — grünlichbraune Interferenzfarben. Rhombisches System vorausgesetzt sind die Formen & Po. OP. © P nebst einer Brachypyramide zu erkennen. Eine Längsstreifung ist nicht vorhanden, wohl aber eine deutliche Querabsonderung nach OP. Der Rückstand des längere Zeit mit konz. HCI gekochten Gesteinspulvers zeigte nur noch das fragliche Mineral mit Augit und gab mit KHSO, geschmolzen starke Titanreaktion. Eine Isolierung mit HFl gelang wohl infolge der allzu geringen Grölse nicht: bei Behandlung des Schliffes mit HFl wurde Augit stark angegriffen, das Mineral blieb verschont. Von den in Frage kommenden Titansäure- mineralien dürfte Brookit das wahrscheinlichste sein. Mit der Annahme, dals das Mineral Brookit ist, würde auch die Neigung der oben angegebenen Brachypyramide mit der beim Brookit bekannten P 2 übereinstimmen. Die von Thürach!) gezeichneten Krystalle lassen eine Ähnlichkeit mit den hier gegebenen Figuren nicht verkennen. AESERESESE-I8 Amphibolpyroxenandesite. In der Hauptsache — nur ein Handstück (155) trägt die Etiquette „Araxesthal, s. K.“ — aus der Umgebung von Gerjusy, z. K. stammend, zeigen diese Gesteine Hornblende als be- stimmenden Gemengteil. Immer sind ihre Individuen von jener dunklen Zone umgeben, die einmal als völlig schwarze Hülle erscheint oder zweitens sich auflöst in ein Haufwerk von Augit- und Magnetitkörnern. Oft ist dieser Opacitrand nur als schmaler Saum entwickelt, die Amphibolformen vorzüglich wiedergebend, oft auch ist die Resorption so weit vorgeschritten, dafs die ganze Hornblendesubstanz verschwunden und eine opake schwarze Masse ihre Stelle einnimmt oder Augit und Magnetit in solcher Anhäufung vorhanden sind, dafs sie aus ihrer Gruppierung auf frühere Hornblende schliefsen lassen. Meist hebt sich das randliche Magnetit- Pyroxen-Aggregat scharf von der umgebenden Grundmasse ab, seltener verflielsen beide in ı) Thürach, mikrosk. Zirkone u. Titanmin. Würzb. med. Ges. 1884. Fig. 25—28. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVII. 32 a einander. Bisweilen erfolgte ein Rindringen der Grundmasse tief in das Innere des Krystalls hinein, so dafs nur ein schmaler Opacitrand blieb (Fig. 3). War Hornblende von Feldspat oder Augit umgeben (Krystalle des letzteren wurden auch in Hornblende eingezapft bemerkt), so schützten diese Mineralien vor der kaustischen Bearbeitung an den Berührungspunkten, und der Resorptionshof konnte sich nur an den übrigen Stellen bilden. Es zeigen sich ferner dunkelrote und schwarze breite parallele Leisten eines ferritischen Pigmentes und im Andesit von Gerjusy-Galedur (16) dunkelbraune dichroitische Stäbehen und keulenförmige Körper, die man gewöhnlich als neugebildete Hornblende aufzufassen pflegt. Bezüglich ihrer morpho- logischen Ausbildung geben Amphiboldurehschnitte die gewöhnlichen Formen. Der immer kräftige Pleochroismus zeigt a — hellgelblich, b = gelblichrot, c = tief rotbraun; ce > b>.a. Verwachsungen von Augit und Hornblende derart, dals die c-Axen beider Mineralien einander parallel liegen, wurden in Amphibolpyroxenandesiten nicht, wohl aber in den Pyroxenandesiten beobachtet. — Aufser Hornblende, die in manchen Proben aulserordentlich reichlich vorhanden, sind Plagioklas, Augit, Apatit (z. B. 76) als Komponenten zu nennen, über die wesentlich Neues nicht zu sagen ist. Apatit mit deutlicher Querabsonderung und wieder erfüllt von jenem feinen Staub zeigt ferner rote und schwarze Eisenverbindungen in zarten dendritischen Formen, was auf die Erznatur jener staubförmigen Einschlüsse hinweist. Biotit als Vertreter der Hornblende wurde sehr selten beobachtet; ebenso konnten nur einmal farblose von Magnetit umgebene Krystalle in dem Andesit von Alikulgaschagi-Gerjusy, z K (75), als Olivin diagnostiziert werden. Die vorwiegend krystallin entwickelte Grundmasse bietet eben- falls zu neuen Bemerkungen keinen Anlals. Wegen ihres Gehaltes an Pseudobrookit verdienen schlielslich die Andesite von Gerjusy (68) und aus dem Araxesthal (155) hervorgehoben zu werden. Das erste Gestein zeigt die Ausscheidungen von Augit mit schönem zonarem Bau, der sich bereits im gewöhnlichen Licht durch einen grünlichgelben Kern und eine goldgelbe Randzone zu erkennen giebt. Die häufig prismatisch entwickelten Individuen des Grund- massenaugits sind bisweilen zu sternförmigen und kreuzähnlichen Zwillingen nach —P& verbunden. Ziemlich reichlich sind blasse, lebhaft polarisierende, schwach pleochroitische Glimmerblättchen im zweiten Gestein anwesend. Beide, namentlich 155, führen winzige gelbe bis bräunlichrote, bei grölserer Dicke sogar schwarze, stark lichtbrechende, i. a. I. metallisch glänzende Täfelchen von Pseudobrookit mit den Formen Po. oP. P& und der Spalt- barkeit nach oP ©. Es zeigen sich aber aufserdem unregelmälsig zackige Formen, vielfach in Verwachsung mit Titanmagneteisen, die im Übergang mit den Täfelchen stehen und somit gleichfalls als Pseudobrookit angesehen werden müssen. Eine Verwechselung mit dem oben a (pag. 249) erwähnten als Brookit angenommenen Mineral ist — ganz abgesehen von der abweichenden formellen Ausbildung — ausgeschlossen, da beide sowohl i. d. L. wie i.p L. durchaus verschiedene Farben besitzen. Der Pseudobrookit giebt leuchtend braunrote Polari- sationsfarben, während jenes andere Titansäuremineral bei als gleich anzunehmender Dicke mehr grünlichbraune Farbentöne erkennen lälst. In den drei Proben reinen Amphibolandesits vom Molakanerdorf Basarkent, rechte Thalseite, z. K. (52—54) sind nur Feldspat und Hornblende ausgeschieden; die Konstituenten der Grundmasse, welche wenig deutliche Fluktuationsstruktur zeigt, sind vorwiegend Feldspat, gänzlich resorbierte Hornblende, Augitkörner, Biotitschüppcehen, bestäubte Apatite, Magnetit und spärliches Glas. Magmatische Korrosionserscheinungen lassen sich in den hier besprochenen Andesiten vielfach studieren. Aufser den bereits erörterten Resorptionshöfen um Amphibol und Biotit zeigen wennschon minder intensiv Feldspat, Augit, Quarz, Zirkon in ihren gleichmälsig auf allen Seiten abgerundeten Contouren die Einwirkung des flüssigen Magmas. Irregulär ge- staltete, gelappte und mannigfach gebogene Umrisse sind dagegen, wie dies Küch in seiner mehrfach zitierten Arbeit angegeben, z. T. auf unregelmäfsiges Wachstum der Krystalle zurückzuführen. Auf mechanischen Vorgängen beruhen die zu beobachtenden Deformationen, welche in Knickungen und Zerbrechungen der Krystalle und Verschiebung der Fragmente ihren Ausdruck finden. Einer eigentümlichen, vielleicht auf mechanische Druckphaenomene deutenden Erscheinung sei hier noch Erwähnung gethan. Die Hypersthendurchschnitte der Andesite von Gergir (103. 104) zeigen bei Einstellung auf Dunkelheit einen mehr oder minder distineten, leuch- tenden Saum von Hypersthenkörnchen; ja es finden sich sogar Stellen im Praeparat, wo eine gänzliche Auflösung der Krystalle in dieses Körneraggregat stattgefunden. Die ersten Anfänge dieser randlichen Kataklasstruktur wie die T'hatsache, dals Augit in demselben Gestein stets verzwillingte Individuen und Plagioklas gleichfalls komplizierte Zwillingsbildungen zeigt, machen die obige Annahme wahrscheinlich. Eine definitive Entscheidung zwischen magmatischem Druck und Gebirgsdruck ist freilich nach der blofsen Untersuchung im Handstück schwer zu treffen. Daecite. Die wenigen hellfarbigen porphyrischen Gesteine, gefunden auf der Westseite des grolsen Allagöl, z. K. und bei Kis-Kalass, ö. K., enthalten Plagioklas und Hornblende, für welche letztere Biotit wie diese gleichfalls mit Resorptionsphaenomenen vikariierend nicht 32*+ — 232 — sehr häufig eintritt, Quarz und Augit als grölsere ausgeschiedene Gemengteile. Feldspat, dessen Auslöschungsschiefen ihn in die Nähe des Labradorits stellen, ist durch ausnehmend prächtigen Schalenbau, wobei die Schalen oft durch Züge von Einschlüssen in peripherischer Anordnung accentuiert werden wie durch die komplizierten Zwillingsbildungen ausgezeichnet. Hornblende und Augit. zeigen die schon bei den übrigen Andesiten angeführten Eigenschaften. Grolse rundliche Körner bildet Quarz, der spärliche mit Bläschen versehene Glaseinschlüsse führt, bisweilen von solcher Gröfse, dafs im Umkreis der Einschlüsse Spannungserscheinungen sich geltend machen, die dann i. p. L. hervortreten. Die Grundmasse setzt sich zusammen aus trübem Glas, Quarz, Feldspatleisten (Sanidin mag sich wohl ebenfalls finden), Hornblende- säulchen und Erz. Daneben kommen accessorisch vor Apatit, gerundete Zirkonkryställchen und spitzkeilförmige Titanitdurchschnitte. In 122 hat sich innerhalb des Opacitrabmens eine kaolinartige, Aggregatpolarisation zeigende Masse bisweilen neben alten Hornblenderesten abgesetzt. In den Daeiten von Agdshekent, ö. K., Kedabeg, n. K. und von der Wolfsschlucht bei Sadarak, s. K. (128. 16. 165) ist Quarz (durch Behandlung des Gesteinspulvers mit HFl nachgewiesen) nur als Grundmassengemengteil enthalten; ebenso fehlt Augit unter den Aus- scheidungen. Die Komponenten zeigen im übrigen ziemlich dieselben Verhältnisse, sie sind nur mehr oder weniger bereits stark angegriffen. So hat sich durch beginnende Zersetzung im Plagioklas Caleit und Kaolin gebildet, bisweilen nur im Kern, bisweilen auf eine peri- pherische Zone beschränkt (Fig. 4). Die nicht kaustisch alterierte Hornblende geht in 165 in chloritische Produkte über. Sie zeigt in einigen Durchschnitten von 128 den Fall, dals der innere Kern gänzlich resorbiert wurde, darauf eine neue Hornblendezone folgte, die gleichfalls opacitisch umrandet ist‘). Sphaerolithartige Zusammenballungen von Quarz und Feldspat ohne ausgesprochene Radialfaserung läfst die Grundmasse des Dacites von Kedabeg (16) erkennen. Durch reichlichen Gehalt an Orthit endlich ist das Gestein von der Wolfs- schlucht bei Sadarak (165) ausgezeichnet. Die grünlichbraunen, stets - doppelbrechenden und schwach pleochroitischen Täfelchen zeigen die Formen OP.» Po». oPwm. Po. Po, Spaltbarkeit ist nicht vorhanden, selten eine undeutliche Ablösung nach OP. Die Aus- löschungsschiefe auf © P © beträgt 37°. Zwillinge nach co Poo wurden beobachtet. 1) vgl. Zirkel. Petrographie, 2. Aufl. I, 718. — 25 — 3. Basalte. Nächst den eben besprochenen Andesiten sind Basalte in grölserer Zahl von Hand- stücken vorhanden, die, mit Ausnahme einer einzigen, zu den Nephelintephriten gestellten Probe von Tativ-Gerjusy, z. K. (36), sämmtlich den Plagioklasbasalten zugehören. Sie stammen zur einen Hälfte vom zentralen Karabagh, wo tief schwarze Farbe vorherrscht. Während die hellgraue Varietät nur spärliche fast verschwindende Ausscheidungen aufweist, zeigt die dunkle deutliche Porphyrstruktur, bedingt durch die grolsen und reichlichen Augitkrystalle von säulenförmigem Habitus. Feinkörniges Gefüge besitzen 106 und 127; als Dolerite sind 84. 118. 105 zu bezeichnen. Becke (l. e. III. 115) erwähnt gleichfalls nur Feldspatbasalte vom östlichen Armenien; Karabagher Vorkommen sind jedoch nicht vertreten. So einfach nun auch die Mineralkombination der vorliegenden Gesteine — alle führen Plagioklas, Augit, Olivin, Erz — ist, so mannigfaltig erweist sich doch das Mengenverhältnis dieser Bestandteile, ihre Ausbildung und ihr Erhaltungszustand wie der gegenseitige Verband derselben. Die feldspatreichen Basalte des Karagöl, z. K. (38-43), in denen Olivin an Menge hinter Plagioklas und Augit sehr zurücktritt, lassen eine Unterscheidung zwischen Aus- scheidung erster und Grundmassengemengteile zweiter Formation!) nicht wohl zu. Hingegen bieten die ihrer halbkrystallin-porphyrischen Struktur und ihres accessorischen Gehaltes an rhombischem Pyroxen halber zu den Pyroxenandesiten hinüberneigenden Basalte von Alikul- gaschagi nach Gerjusy, z. K. (41. 62—64), einen schroffen Gegensatz zwischen Ausscheidungen und Grundmasse dar. Plagioklas überwiegt auch hier noch Augit und Olivin. Anders ver- halten sich die durch mittleren Feldspatgehalt ausgezeichneten Basalte des östlichen Karabagh (101—108. 118. 119. 84), in denen unter den Ausscheidungen Augit dominiert, Olivin und Feldspat eine nur untergeordnete Rolle spielen, der letztere sogar porphyrisch sehr selten auftreten kann (106). Eine mehr oder minder weit vorgeschrittene Zersetzung, namentlich die Neubildung von Zeolithen lälst diese Gesteine, in denen ophitische Struktur zuweilen sehr deutlich zum Ausdruck kommt, noch besonders hervorheben. Etwas abweichend, aber mit ähnlichen Zersetzungsprodukten, schlielst sich an diese Basalte ein gleichfalls dem öst- lichen Karabagh entstammendes Stück (127) an, in dem die ausgeschiedenen Augite und Plagioklase sich so ziemlich die Wage halten, Olivin dagegen merklich zurücksteht. Grölsere Bedeutung gewinnt letzterer als Ausscheidung neben Augit und Plagioklas in den östlich von Schuscha geschlagenen Basalten (98—100). Eine ganz isolierte Stellung nimmt das Gestein !) Zirkel, Petrographie. 2. Aufl. I. 745. — 254 — von Schipker-göl bei Gerjusy, z. K. (72), ein, wo Olivin in gut entwickelten Krystallformen fast ausschlielslich als Ausscheidung scharf hervortritt, Augit nur ganz selten bemerkt wurde und Plagioklas auf die glasreiche Grundmasse beschränkt bleibt. Bezüglich der mikroskopischen Charakteristik dieser drei Hauptbestandteile ist folgendes zu sagen. Wie in anderen Basalten zeigt sich Plagiokas auch hier in breittafel- und lang- linealförmigen Durchschnitten, verbunden mit hohem Grad von Automorphismus. Weit ver- breitet ist die Verzwillingung nach dem Albitgesetz, häufig im Vereine mit dem Karlsbader, seltener mit dem Periklingesetz; auch das Bavenoer Gesetz kam zur Beobachtung. Die einzelnen Lamellen wechseln an Zahl und Breite, keilen sich im Innern des Krystalls aus, setzen gern an Bruchlinien an und erscheinen auf der einen Seite des Durchschnittes häufiger als auf der entgegengesetzten. Hohe Werte der Auslöschungsschiefen bestimmen den Feldspat als einen sehr basischen. Zonarer Bau, der sich durch die verschiedene Auslöschung der einzelnen Schichten (es wurden Differenzen zwischen Kern und äusserer Randzone von über 20° gemessen), durch die Anordnung der Einschlüsse ete. kundgiebt, ist fast überall, auch bei den Feldspaten der Grundmasse zu bemerken. Schlackig veränderte Glaseinschlüsse, Erz- und Augitkörner wie blalsgrüne Augitmikrolithen erfüllen den Plagioklas bald zentral, bald peripherisch, bald gänzlich bis auf eine freibleibende schmale Randzone. In ähnlicher Weise greift auch seine Zersetzung um sich: bisweilen zeigt der Kern ein sich scharf gegen die noch unangegriffene Feldspatsubstanz abhebendes Aggregat von erdigen Neubildungsprodukten, Zeolithen, farblosen Glimmern, sekundären Eisenverbindungen oder es geschieht, dals gleich- zeitig eine zentrale und peripherische Randzone zersetzt sind, oder endlich der ganze Durch- schnitt ist umgewandelt und nur eine äulsere Feldspathülle ist noch klar geblieben. Schön lassen sich auch diese Erscheinungen in 127 verfolgen. Anders beim Augit, dessen Erhaltungszustand überall durchaus vortreftlich ist. In der gewöhnlichen Kombination (oPo».oPmo.wP.P) zeigt er selten allseitig krystallographische Umrisse und ist auch vielfach zu Körnern ver- stümmelt. Irregulär polygonale, stark unterbrochene, zackige Begrenzungslinien sind den Augiten der ostkarabaghischen Basalte eigen. Zu diesen Unregelmälsigkeiten in der formalen Ausbildung kommen komplizierte innere Wachstumsverhältnisse. Zonare Struktur, Sanduhr- formen und ähnliche Bildungen, wie sie Dannenberg!) an Augiten des Leilenkopfgesteins beschreibt, sowie sich durch unvollkommene Auslöschung zu erkennen gebende unregelmälsige Überlagerung optisch verschiedener Teile sind aulserordentlich häufig zu beobachten. Differenzen !) Dannenberg im Jahrb. preuss. geol. L.-Anst, f. 1891. 110, — 29 — der Auslöschungsschiefen zwischen Kern und äufserster Randzone wurden bis über 10° gemessen. Zwillingsbildungen sind im Ganzen selten und verlaufen normal; neben einfacher Hemitropie und wiederholter lamellarer Verzwillingung findet sich auch eine kurze nur einem Teil des Krystalls interpolierte, scharf absetzende Lamelle. Mit ins violette schielenden rötlichen oder gelblichen Farben durchsichtig lassen die Durchschnitte dieser basaltischen Augite nur ganz schwachen Pleochroismus wahrnehmen. Die Einschlüsse sind die gewöhnlichen: Feldspat, Glas, Magnetit. Schnüre rundlicher Glaseinschlüsse, in deren Umgebung die Substanz des Wirtes bisweilen etwas bräunlich gefärbt erscheint, beherbergt neben Feldspat und Magnetit mit anhaftendem Biotitblättchen der Augit des Basaltes „östlich von Schuscha“, ö. K. (99. 100). Abgesehen von den wenigen Erzkörnchen und sehr seltenen hyalin amorphen Einschlüssen ist Olivin frei von Interpositionen und präsentiert sich in wasserklaren, z. T. sehr wohl begrenzten Krystallen und rundlich-eckigen Körnern. Reichliche, bizarr gestaltete Glasein- schlüsse führt nur der Olivin von S4. Wie Augit ist auch Olivin in den Basalten „östlich von Schuscha“ (105. 106) xenomorph gegenüber Feldspat, der in ähnlicher Weise in dessen Masse eingezapft ist, wie dies beim Augit der Fall. Es ergiebt sich hieraus, dals der Olivin, welcher hier in der That eine verkittende, abformende Masse bildet, späterer Festwerdung ist, als Augit und selbst Feldspat. Pinakoidale Spaltrisse am Olivin sind sichtbar; deutlicher aus- geprägt ist bisweilen eine Absonderung nach OP. Zwillingsbildungen sind auch hier sehr selten; nur Durchkreuzungszwillinge nach P ©, wobei die c-Axen der beiden Individuen einen Winkel von 60° einschliessen, wurden gefunden. Die Olivine des vulkanischen Zentralplateau sind von ausgezeichneter Frische, während die des östlichen Karabagh mehr oder minder weit in serpentinöse Substanzen umgewandelt sind. Der Prozels geht in der üblichen Weise vor sich und lälst sich in verschiedenen Stufen recht gut verfolgen. Eine schmale Zersetzungs- rinde der lauchgrünen, schwach pleochroitischen, faserigen, serpentinischen Masse hat sich auf der Oberfläche und den unregelmälsigen Klüften der grösseren Krystalle gebildet, während die kleinen Olivinkörner der Grundmasse gänzlich davon erfüllt sind (98. 99). In den Basalten „unweit Dshamiat“ (105. 106) ist die Umwandlung bereits weiter vorgeschritten und geht bis zur völligen Pseudomorphosirung in bräunlichgelbe bis schmutziggrüne Substanzen (118). Stellenweise wird dabei der benachbarte Feldspat in Mitleidenschaft gezogen und durch Infiltration blattgrün bis dunkelgrün gefärbt. Erz wird bei dem Vorgang in grolsen Partieen gewöhnlich abgeschieden. Etwas anders verhält sich der Olivin des Basaltes von Ach-Bulach bei Schuscha, ö. K. (127), der durch Ausscheidung von Eisenoxydhydrat braunrot gefärbt ist und so schwachen Pleochroismus erlangt. Zu den gröfseren Ausscheidungen, die in den — 7) = Basalten „von Alykulgaschagi nach Gerjusy“, z. K. (41. 61—64), auftreten, gehören auch Apatit und rhombischer Pyroxen, der automorph fast farblos und bei stets gerader Aus- löschung wie mangelnder prismatischer Spaltbarkeit mit bläulichgrauen Farben polarisiert. Die Grundmasse führt in der Regel dieselben Mineralien, wie sie als Ausscheidungen hervortreten; nur einige Gesteine des östlichen Karabagh wie der mehrfach erwähnte Basalt von Schipker-göl weichen insofern ab, als sie keinen Olivin als Grundmassenbestandteil halten. Bei vorwiegend krystalliner Entwickelung der Grundmasse der Basalte des zentralen Karabagh, erfüllt eine spärliche, farblose bis bräunliche, globulitisch granulierte Mesostasis die Interstitien der Feldspatleisten. Eine reichliche kaffeebraune Glasbasis mit den formenmannigfaltigsten trichitischen und krystallitischen Gebilden besitzt das wiederum eine Ausnahmestellung ein- nehmende Gestein 72, dessen Grundmasse von Plagioklasleisten und kurzen Augitprismen gebildet wird, die oft zu stern- und rosettenförmigen Gruppen von Penetrationszwillingen nach — PP © und P2 zusammentreten. Wie nun der Olivin in den östlich von Schuscha, ö. K., stammenden Gesteinen bereits Zersetzungsvorgängen unterworfen war, so erweist sich auch der vorwiegend leistenförmig ausgebildete Feldspat derselben Gesteine mehr oder weniger stark umgewandelt. Unter den Neubildungsprodukten sind es besonders Zeolithe, welche eine stärkere Entwickelung gewinnen und einmal als Natrolith in radialstrahligen, büschelförmigen, bisweilen durch winzige Inter- positionen getrübten Zusammenhäufungen und zweitens als Analeim in isotropen, wasserklaren, xenomorphen Partieen erscheinen. Die Behandlung eines Schliffes mit verdünnter HCl und Tinktion zeigte die unregelmälsige Verteilung des Analcims, der sich namentlich in Hohl- räumen, aber auch im Feldspat findet, ja sogar Pseudomorphosen nach letzterem bildet. Spuren schwacher Doppelbrechung wurden gleichfalls bemerkt. Die von Tschermak') und später von Rohrbach?) beschriebenen kaukasischen Gesteine, sog. Teschenite, in denen nach Letzterem Analeim als Umwandlungsprodukt der Feldspate auftritt, dürften ebenfalls hierher- zuzählen sein. Die Gemengteile sind dieselben, und nur der Grad der Zersetzung scheint ein höherer zu sein. Allen Basalten ist Magnetit meist in beträchtlicher Menge eigen; es lassen sich bisweilen einzelne grolse Partieen von zahlreichen kleinen Körnchen unterscheiden. Ebenso fehlt Apatit nur selten, der in den zentralkarabaghischen Gesteinen in einzelnen !) Tschermak, Felsarten aus d. Kaukasus. Min. Mitt. 1872. 107—112. 2) Rohrbach, Eruptivgest. d. schles.-mähr. Kreideform. Min. u. petr. Mitt. 1885. 61. — 257 — gröfseren bestäubten Durchschnitten zugegen ist, in den übrigen in klaren, schlanken, oft überaus langen, quergegliederten Nadeln die Gemengteile nach allen Richtungen hin durch- spielst. Seine sechsseitigen Querschnitte treten mit hohem Relief aus dem Gesteinsgewebe hervor. Nur accessorischen Charakter besitzt Biotit in unregelmäfsig gelappten Blättchen und Fetzen mit sehr starken Absorptionsunterschieden in Basalten des östlichen Karabagh. Er heftet sich gern an Magnetit an und ist z. T. chloritisiert. Sekundäre Eisenverbindungen sind namentlich in den zersetzten Gesteinen verbreitet. Ganz selten endlich ist Pyrit und in scharfen spitzkeilförmigen Durchschnitten Titanit. Spuren lebhafter Bewegungsvorgänge im Magma und korrosive Beeinflussungen lassen sich an den ausgeschiedenen Gemengteilen vielfach erkennen (Fig. 5). Der von Tativ-Gerjusy, z. K. stammende Nephelintephrit (36) ist ein feinkörniges, graues, wie es scheint, plattig abgesondertes Gestein, in dem glänzende grüne Augitkörner bereits makroskopisch sichtbar sind. U. d. M. bietet er in seinem Verhalten nichts sonderlich Abweichendes von dem der übrigen Basalte. Polysynthetisch gestreifter Feldspat ist der Hauptbestandteil, Augit bildet gröfsere, lichtgelbe, zonar gebaute Krystalle. Der farblose Nephelin ist nur in geringer Menge vorhanden und erscheint ohne krystallographische Be- grenzung als sog. Nephelinfülle; seine Durchschnitte treten nach Behandlung des Schliffes mit verd. HC1 und Tinktion deutlich hervor; die salzsaure Lösung ergab beim Verdunsten Kochsalzwürfelehen. Biotit ist accessorisch, Magnetit reichlich vorhanden; eine spärliche gekörnelte braune Basis und zahllose blafsgrüne Augitmikrolithen vervollständigen das mikroskopische Bild. C. Tuffe. Das Hauptverbreitungsgebiet dieser regenerierten Gesteine ist nach den vorliegenden Proben der zentrale und östliche Karabagh. Die Mehrzahl gehört zu 'Tuffen von Diabas- gesteinen; ein Stück vom Karagöl, z. K. (44), stammend erwies sich als Melaphyrtuff, ein anderes „von der Palshöhe von Siarat, Weg nach Agdshekent, ö. K.“ (116), als Augit- porphyrittuff, vier Proben aus dem östlichen Karabagh von Dumy, Kubatlu und Ach-Bulach (94. 95. 109. 113) von andesitischer Natur, während zwei Tuffe der von Njuwady (148) und der von Wesaly, ö. K. (126), infolge des Mangels krystallinischer Elemente eine genauere Be- stimmung unmöglich machten. Tuffe des Karabaghgebietes lagen Becke nicht vor; es werden von ihm namentlich Augitandesit- und Augitporphyrittuffe (1. c. III. 115—117. 142) Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVII. 33 — 258 — erwähnt, die mit den hier zu beschreibenden Gesteinen Anklänge haben. Diese von vor- herrschend schmutziggrüner Farbe sind dichte, mikroklastische Gesteine; nur 35 zeigt bei auffallend hellgrüner Farbe ein gröberes Korn und 148 läfst mit blolsem Auge dunkle scharf- kantige Bruchstücke in rotbrauner dichter Grundmasse unterscheiden. Sekretionsprodukte kalkiger und kieseliger Natur durchziehen einzelne Gesteine (12la. 130). Bei der stark vorgeschrittenen Umwandlung, die manche dieser Tuffe erlitten, war eine sichere Diagnose nicht leicht und die Deutung, die ihnen nach dem mikroskopischen Befund gegeben wurde, stützt sich ausser auf die verschont gebliebenen Mineralreste auf die verschiedenen Neu- bildungsprodukte. So verrieten chloritische Substanzen, Epidot zusammen mit Leukoxen und Titaneisenresten den ursprünglichen Diabas. Die Frage nach der Herstammung der Tuffe muss für viele ungelöst bleiben. Zu den fragmentaren Mineralien gehören namentlich Feldspat, Augit, beide von über- raschender Frische und Quarz; im Andesittuff von Kubatlu (113) auch spärliche Glimmer- blättchen; die kleinen Gesteinstrümmer, deren Struktur durch die Menge braunen, roten und schwarzen Ferrits oft bis zur gänzlichen Undurchsichtigkeit (z. B. in 148) verdeckt wird und so die zuverlässige Bestimmung erschweren, lassen in einzelnen Fällen Ophitstruktur deutlich erkennen; in den beiden oben erwähnten Augitandesittuffen kennzeichnen sich die Gesteinsfragmente durchaus wie die oben beschriebenen Pyroxenandesite 47. 55—57. — Die verkittenden Massen sind verschiedener Art: CGaleit und chloritische Substanzen wiegen vor, thonige und kieselige Materien sind fast stets zugegen. Bisweilen erweist sich das ver- bindende Caement strukturlos und infolge seiner starken Trübung schwer auflösbar: fein zerriebene aschenähnliche Teilchen des Gesteins scheinen es zu bilden, wobei gelegentlich mehr oder weniger dunkel gefärbte Eisenverbindungen, i. a. L. rostrot erscheinend, einen Anteil an seiner Zusammensetzung nehmen. Speziellere Angaben über die einzelnen Tuffe sind nur wenige zu machen. Im Andesit- tuff von Kubatlu verkittet ein stark eisenschüssiges thoniges Caement die scharfkantigen und eckigen Krystall- und Gesteinsfragmente. Während in diesem Tuff Magnetitkörnchen reichlich anwesend sind, erlangen die Erzpartikelchen im Gestein von Ach-Bulach nur spärliche Ver- breitung und Chalcedon wie grüne chloritische Substanzen haben sich bereits angesiedelt. Auffallend klare, fast farblose Augite und trübe Feldspate führen die Augitandesittuffe von Dumy. Die Fragmente dieser Gemengteile sind mit den Gesteinsbruchstücken durch ein Caement verbunden, das den feinen Detritus derselben mit chloritischen Produkten und und Chalcedon darstellt. Aus der optisch nur schwach wirkenden Masse leuchten hier und — 259 — da helle Augitsplitter hervor. Die scharfkantigen Gesteinsbruchstücke lassen in einer bräun- lichen Glasbasis winzige, Mikrofluktuationsstruktur zeigende Feldspatteilchen und gröfsere ausgeschiedene Augite erkennen. Neben kaolinisierten und caleitisierten Feldspaten finden sich im Melaphyrtuff vom Karagöl (44) Pseudomorphosen nach Olivin. Wie in dem von Becke (l. e. III. 143) beschriebenen Melaphyrtuff aus dem Dziroulathale (Imerethien) zeigen auch hier die Krystalle eine opake braunschwarze Hülle, die nach Becke „nur als Umwand- lungsprodukt einer Glas- oder Schlackenhülle aufgefalst werden kann, welche die einzelnen Krystalle umgab, als sie bei der Eruption in Form von vulkanischem Sand oder Asche aus- geworfen wurden.“ Diese Hülle, die oftmals kleinere Durchschnitte fast gänzlich erfüllt, verläuft gegen die umgebende Grundmasse ziemlich gleichmälsig, setzt sich aber in Spitzen und Zacken in das Innere des Krystalls fort und hier liegen vielfach wurmförmig gekrümmte Fäden und aneinander gereihte Körner derselben Substanz, — Stränge von faserig struirter chloritischer Materie, stellenweis zu Nestern angehäuft und zu sphaerolithähnlichen Gebilden aggregiert, umsäumt von trüben Körnchen, deren unten nochmals gedacht wird, ziehen sich zwischen den umgewandelten Feldspaten der Augitporphyrittuffe hin. Zwar nicht gleich- mälsig, aber doch an vielen Stellen des Gesteins, ist jene von Gümbel als Migrationsstruktur bezeichnete, stromförmige Lagerung klarer zwillingsgestreifter sekundärer Feldspatleisten in den chloritischen Partieen verbreitet. Die grölseren Feldspate sind vorwiegend in Muscovit umgebildet, was wohl auf Orthoklas deutet. Daneben finden sich Chlorite, Chalcedon, Epidot. Augit in ziemlich klaren oder staubig getrübten Brocken zeigt häufig undulöse Auslöschung Chloritisierung, Silieifizierung, Kaolinisierung sind die durch die Verwitterung hervor- gerufenen Endstadien der Gemengteile der Diabasgesteinstuffe, welche häufig reichliche Bei- mengung klastischer Materialien anderen Ursprungs — namentlich Quarz — führen. Als weitere sekundäre Produkte kommen rote, braune und schwarze Eisenverbindungen hinzu — bald reichlich, bald spärlich, bald fast ganz fehlend. Ophitische Struktur ist in manchen Gesteinsfragmenten noch sicher erkennbar. Der Diabastuff von Kabagh-tappa (25) führt reichlich Titanit in ganz unregelmälsig verteilten Partikelchen, ebenso das von „Schuscha, alte Poststralse,“ stammende Gestein (115), in welchem der Zusammenhang des Titanits mit Titaneisen noch zu erkennen ist. Auch Pyrit, grolsenteils in Brauneisen umgewandelt, wurde gesehen (115). — Ein Netzwerk lichtgrüner chloritischer Substanz zieht sich zwischen den Gesteins- und Mineralbrocken der Tuffe vom Kloster Tativ, z. K. (31. 34), hin, bisweilen auch auf feinen Spältchen und Rissen in die Fragmente eindringend. Zu diesen reichlich vor- handenen grolsen Mineralfragmenten gehören fein bestäubte Feldspate — sowohl Orthoklas 33* — 260 — wie Plagioklas — und wasserklarer Quarz. Beide enthalten farblose Mikrolithen, zahlreiche Glaseinschlüsse mannigfachster Gestalt z. T. mit fixem Bläschen und in Zügen hinter einander. Im Quarz wurden, obschon sehr selten, auch Flüssigkeitseinschlüsse mit spontan beweglicher Libelle bemerkt. — Endlich sei noch jener bereits angeführten trüben grauen Körnchen gedacht, die bisweilen aufserordentlich reichlich in einer chloritischen Matrix gelegen, in der Regel für Epidot oder Titanit gehalten werden. Namentlich der Tuff von der Palshöhe von Siarat (121a) zeigt dieselben bald in unregelmälsigen Aggregaten angehäuft, bald in Reihen und Schnüren, bald in kranzförmiger Anordnung. Zirkel sagt gelegentlich der Beschreibung der Variolite in seiner im Druck befindlichen 2. Auflage der Petrographie, deren Einsicht mir gütigst gestattet wurde: „Diese warzigen Körnchen wirken bald kaum, bald ungemein schwach, bald etwas kräftiger auf das polarisierte Licht. Ob diese Gebilde, wie Rosenbusch auf Grund von Übergängen in deutlichere Individuen vermutet, zum Augit gehören, oder ob sie z. T. Epidot, z. T. vielleicht Titanit sind, ist zur Zeit nicht zu entscheiden.“ Schuster”), der ähnliche gleichfalls im Chlorit liegende Körneraggregate in einem Epidiorit von Hamilton beobachtete, teilt die grell polarisierenden dem Epidot, die mit schwacher Aggregatpolarisation dem Leukoxen zu. D. Krystalline Schiefer. Anhang. Nur einen ganz geringen Teil der gesammelten Proben umfassend bieten doch einzelne von ihnen manches Interessante und geben Veranlassung, Vermutungen über ihre ursprüng- liche Natur aufzustellen. Diese Vermutungen, basiert nur auf die Untersuchung im Dünn- schliff und Handstück, sind freilich ziemlich vag, und nur eingehende Untersuchung in loco wird eine endgültige Entscheidung bringen. Zu diesen fraglichen Gesteinen gehören die als Hornblendegneisse bezeichneten Gesteine von der Nordseite des Passes Kasaman-Kalakent, n. K. (8, 9), sowie das Hornblendegestein von Njuwady, Araxesthal (149) und das Neben- gestein der Kobalterze von Daschkessan bei Kedabeg (22). Zeigt die eine Probe von Hornblendegneils (8) deutliche Parallelstruktur, bedingt durch abwechselnd helle und dunkle Lagen von Feldspat und Hornblende, so erweist sich die andere (9) als ein nur in geringem Malse planparallel struiertes Gestein, in dem mit blofsem Auge überwiegende dunkelgrüne Hornblende, welche sich an einzelnen der Zersetzung 1) Schuster, mikrosk. Beob. an cealif, Gest. N, Jahrb. f. Min. Beil.-Bd. V. 480. — 261 — besonders zugänglichen Stellen zu faserigen farblosen bis hellbräunlichen Grammatitaggregaten umgewandelt hat und weilse Quarzkörner erkannt werden. Die wesentlichen Komponenten dieser Amphibolgneisse sind Feldspat und Hornblende, zu denen sich einzelne grölsere, Flüssigkeitseinschlüsse bergende Quarzkörner gesellen. Während die eine Probe accessorisch noch Zirkon, Titaneisen mit Leukoxen als Umwandlungs- produkt und spärlichen Epidot in gelblichgrünen rundlichen Körnern führt, ist die andere auffallend arm an diesen Gemengteilen, und nur hin und wieder trifft man ein winziges Erzkorn. Als weiteren Unterschied zeigen die Plagioklase in 9 eine bemerkenswerte frische, oft deutliche Verzwillingung, während sie in 8 der Zersetzung bereits stark anheimgefallen sind. Der Feldspat, zumeist Orthoklas — seltener weist eine vielfache Zwillingsbildung auf Plagioklas hin — ist unter Bildung erdiger Zersetzungsprodukte stark umgewandelt. Die Durchschnitte sind erfüllt von sehr feinen mikrolithenartigen blafsgrünen Hornblendenädelchen, die unter nochmals erwähnt werden. Mikroskopische Verwerfungen, starke Biegungen der Zwillingslamellen, undulöse Auslöschung der Durchschnitte wie die Bildung von Quarz-Feldspat- Mosaiksträngen sind Erscheinungen, die nur durch stattgehabte Einflüsse von Druckkräften zu erklären sind. In analoger Weise zeigt auch Hornblende undulöse Auslöschung und Zer- trümmerungserscheinungen: im gewöhnlichen Licht einheitliche Durchschnitte lassen sich bei gekreuzten Nicols als aus verschieden orientieren Partieen bestehend erkennen. Vor oder bei der Bildung jenes Quarz-Feldspat-Aggregates wurde die Hornblende zerbrochen, die Teile von einander getrennt und nur die gleichsinnige Auslöschung lälst auf die frühere Zusammen- gehörigkeit schlielsen. Schwach gelblichgrün bis bläulichgrün pleochroitische, kompakte Hornblende ist am Rande vielfach fein gefasert und in winzige Nädelchen aufgelöst. Diese Auflösung geht bisweilen so weit, dals eben nur noch ein kleiner Rest der früheren Horn- blende übrig bleibt, bis auch dieser verschwindet und ein intrikater faseriger Filz resultiert. Dabei trennen sich die Hornblendemikrolithen von dem kompakten Amphibol und durch- dringen in feinen haarförmigen Nädelchen als sog. gewanderte Hornblende die Feldspate. Ob man es in diesen Proben mit einem durch späteren Gebirgsdruck veränderten geschichteten krystallinischen Schiefer oder einem durch dynamische Vorgänge in seinem Mineralbestand wie in seiner Struktur stark veränderten Eruptivgestein zu thun hat, muls dahingestellt bleiben. Die angeführten Punkte legen die Vermutung nahe, dals das letztere in der That der Fall. — Auch bei den beiden nächsten Hornblendegesteinen befindet man sich in ähnlicher Ungewilsheit und auch für sie ist es unentschieden gelassen, ob sie zu den ‚geschichteten oder zu den eruptiven Gesteinen zu stellen sind. — Hop — Das Gestein aus dem Araxesthal (149) bietet zwei verschiedene in geeigneten Schnitten- recht gut charakterisierte Varietäten von Hornblende, von denen die eine in grolsen bläulich- grünen faserigen Individuen auftritt, die andere in dieser und mit ihr verwachsen als grün- lichbraune schwach pleochroitische kompakte Hornblende in unregelmälsigen Fetzen und vielfach von feinen Erzschnüren durchzogen erscheint. Prismatische Spaltbarkeit und Zwillings- bildungen kommen nur der letzteren zu. Die faserige Hornblende dagegen führt reichlich Caleit, Epidot, Titanit — dieser offenbar aus Titaneisen unter Zufuhr von Ca hervorgegangen — als sekundäre Produkte. Ihre faserige Struktur, die Vergesellschaftung mit den eben genannten Mineralien lassen sie als Uralit erkennen, wenngleich weder krystallographische Begrenzung noch Reste von Augit mehr vorhanden sind, die ihre sekundäre Natur mit Sicherheit erweisen könnten. Die braune Hornblende wäre dann als primär aufzufassen. Als weitere Gemengteile führt das Gestein Feldspat, teils Orthoklas teils Plagioklas, beide gleichfalls von jenen leicht beweglichen Umwandlungsprodukten, wie sie der Uralit zeigte, erfüllt und durchzogen von blafsgrünen Putzen und schmalen Trümern von Pennin, der optisch so gut wie nicht aktiv ein Umwandlungsprodukt des Uralits darstellt. Andere Feldspat- durchschnitte zersetzen sich — fast bis zur völligen Verdrängung in ein Aggregat von Mus- covit und Epidot. Titaneisen häufig mit Titanitsaum ist in grolsen und kleineren Körnern reichlich vorhanden. — Auch die stengelig und faserig struierte Hornblende des Nebengesteins der Kobalterze ist Uralit. Schmal spiefsige und schilfige Krystallnadeln in paralleler und divergentstrahliger Zusammenfügung bilden fächer-, garben- und bündelförmige Gruppen, deren Zwischenräume von Feldspat und Quarz eingenommen werden. Reichlich ist auch hier hellgelblicher Epidot und farbloser Titanit zugegen, letzterer oft noch mit Titaneisenkern. Chloritische Substanzen, z. T. isotrop z. T. prachtvoll berlinerblau polarisierend, zeigen sich namentlich im Feldspat, der aulserdem von zahlreichen, vielfach unbestimmbaren Interpositionen erfüllt ist und durchdrungen wird von feinen Nädelchen der benachbarten uralitischen Horn- blende. Als eigentliche Amphibolite wurden angesprochen die Gesteine vom Sarialpals, Murow- dagh-Kette (13), von Daschkessan am Stollen bei Kedabeg (17) und von Njuwady, Araxes- thal (145). Von meist dunkelgrüner Farbe besitzen diese Gesteine ziemlich einfache Zu- sammensetzung. Hornblende herrscht immer bedeutend vor, während die übrigen Gemengteile, besonders Feldspat, sich im Handstück nicht zu erkennen geben. Im allgemeinen zeigt die Hornblende grüne Farbe und nur schwachen Pleochroismus, der sich in gelblich- bis bläulich- grünen Farbentönen bewegt. Die Lücken zwischen den zusammenhängenden Hornblendepartieen. — 263 — des Gesteins von Daschkessan werden von Feldspat erfüllt, während klare Quarzkörner diese Rolle im Gestein vom Araxesthal spielen. Hier bildet Amphibol ein wirres Aggregat von lichtgrünen Stengeln und Fasern (Aktinolith) ohne terminale Endigung. e: c = 15°. Breitere Vertikalschnitte zeigen häufig eine Ablösung nach P ©, während die Spaltbarkeit nach © P nur selten zum Ausdruck kommt. Magnetit mit braunem Zersetzungshof von Eisenoxydhydrat, das auch sonst färbend auftritt, ist in diesem Gestein aulserordentlich reichlich, Titanit sehr spärlich vorhanden; in 160 findet sich accessorisch nur Titaneisen und Titanit in leuchtenden Körnchen. — Interessant und einer besonderen Beschreibung wert ist der Amphibolit vom Sarialpals (13), den man der auffallenden Struktur der Hornblende halber mit Salomon wohl als einen „Kontaktamphibolit“ bezeichnen könnte. Die Hornblende von unregelmälsig be- grenzten Formen ist in eigentümlicher Weise skelettartig, schwammig, siebähnlich durch- brochen von wasserklaren Quarzkörnern und kleinen triklinen Feldspatindividuen, welche häufig polysynthetische Zwillingslamellierung zeigen, in optischer Hinsicht aber durchaus keine Beziehung zu einander haben (Fig. 6); sie zeigt nur Absorptionsunterschiede des Grüns: die nach a und b schwingenden Strahlen sind hellgelblichgrün, nach ce grasgrün. Mit ihr ist ganz unregelmälsig Augit verwachsen, schwach gelbliche fast farblose Durchschnitte gebend. Die so gut wie gänzlich zersetzten Feldspate, deren Plagioklasnatur hin und wieder an einer noch nicht angegriffenen Randzone erkennbar, lieferten Kaolin und Muscovit als Neubildungs- produkte; auch Epidot hat sich in lichtgelblichen Partieen in ihnen angesiedelt. Magnetit bisweilen mit braunem schwach pleochroitischem Biotit verwachsen, ist in grolsen Körnern reichlich vorhanden, die aber fast niemals im Feldspat liegen, was bei Betrachtung des Dünnschliffes mit der Loupe deutlich hervortritt. Als Anhang sei noch einiger weniger Sedimentgesteine kurz Erwähnung gethan. Von Dumy-Agdshekent liegt ein Foraminiferenkalkstein (129) vor; „im Kontakt mit dem auf Seite 253 berührten Plagioklasbasalt 119“ tritt marmorartiger Kalkstein auf. Der schwärz- ‚lichgraue, splitterig brechende Foraminiferenkalkstein zeigt in der Grundmasse eine bräunliche durch © pigmentierte Caleitmasse, aus der die farblosen Foraminiferenschalen deutlich hervor- treten. Die teilweise noch recht gut erhaltenen feinen Schälchen erreichen eine Grölse von durchschnittlich 0,05—0,07 mm; sie liegen oft zu kugeligen Gruppen zusammengehäuft, seltener reihenförmig hinter einander. Winzige Magnetitkörnchen sind über den Schliff verbreitet. — Der schneeweilse feinkrystalline marmorartige Kalkstein besteht aus ziemlich gleich grolsen Caleitindividuen, zahlreichen winzigen Pyroxenkörnchen, die oft samenartig ‚zusammengeballt sind, sowie lichtrötliche Granatsubstanz und ganz sporadischen Erzpartikelchen. — 264 — Becke (l. ec. II. 340) beschreibt gleichfalls einen „marmorartigen Kalkstein vom Boden des Palandokänkraters“, von dem aber nur Caleit mit Flüssigkeitseinschlüssen und Gasporen erwähnt werden. Endlich ist noch vertreten ein Quarzit vom Basartschai-thal, z. K. (48), und quarzitische Sandsteine vom Kloster Tativ (37) und von Njuwady, Araxesthal (146). Die stets einheit- lichen Quarzkörner des Quarzites sind unregelmälsig eckig begrenzt und aufserordentlich reich an Einschlüssen, zu denen unbestimmbare Mikrolithen und rundliche bis zu gröfster mikroskopischer Kleinheit herabgehende Rutilkörnchen gehören. Die grölseren Rutilindividuen, auch zu Körneraggregaten verbunden und in einzelnen scharfen Krystallen, die häufig knie- und. herzförmige Zwillinge bilden, werden rot- und gelbbraun durchsichtig und zeigen schwachen Pleochroismus. Stellenweise hat sich Eisenoxydhydrat abgesetzt. — Der quarzitische Sandstein ist ein makroskopisch kryptomeres braunrötliches Gestein, welches aus Quarzkörnern von wechselnder Gröfse besteht mit reichlichem, gelblichbraunem Eisenoxydhydrat, das in rosettenförmiger, dendritischer Anordnung, als vielfach verzweigte Trümer das Gestein durch- zieht. In ähnlicher Weise verhält sich der Sandstein von Njuwady, bei welchem die Quarzkörner nur kleiner sind und sich hie und da ein grölserer Feldspat oder ein Magnetitkorn findet. Ist auch der Gewinn, den die mikroskopischen Analysen der behandelten Felsarten gewähren, ein nur geringer, so liefern sie doch einen Beitrag zur petrographischen Kenntnis eines zur Zeit fast unbekannten Ländergebietes. In dem gesammelten Material bot sich eine Reihe der verschiedensten Gesteine in mannigfaltiger Ausbildung und Entwickelung. Eine sichere chronologische Unterscheidung und Trennung in jung- und altvulkanische Gesteine war bisweilen mit Schwierigkeiten verknüpft. Dieselben Faktoren, welche bei der Umbildung der altvulkanischen Gesteine thätig gewesen, haben auch die jüngeren Bildungen in generell ähnlicher wenngleich dem Maalse nach verschiedener Weise affıziert. Und wenn auch der Verlauf der Metamorphose im einzelnen Fall wechselt, im selben Gestein an örtlich nur wenig von einander entfernten Stellen sogar in verschiedenen Etappen entwickelt sein kann, so sind doch die Endprodukte immer bestimmter Art. „Vorgänge der normalen Verwitterung und Zersetzung“ unter dem Einfluls der auf den Capillarspältchen zirkulierenden Wässer, erhöht durch die Mitwirkung von Druck und Wärme, haben einen grolsen Teil der Gesteine betroffen, ihren ursprünglichen Habitus mehr oder weniger vollkommen verwischend. Als weit verbreitete Endprodukte dieser Veränderungen wurde die Ausscheidung von Kieselsäure und Carbonaten, von Kaolin- und Muscovit-, Chlorit- und Serpentinbildung angegeben; — ih — reichliche Entwickelung von Quarz und Epidot bezeichnete stets ein weit vorgeschrittenes Stadium. Waren diese nirgends fehlenden Prozesse hydrochemischer Natur, beruhend auf der Auflösung, Fortführung und Wechselwirkung von Stoffen, so mufste in dem isoliert stehenden Andalusitgranit Zuflucht zu Exhalationen fluorhaltiger Dämpfe genommen werden. Deformationen durch gebirgsbildende Prozesse konnten öfters nachgewiesen werden und zeigten sich nament- lich in der randlichen Kataklasstruktur, in undulöser Auslöschung und sekundärer Zwillings- bildung gewisser Gemengteile. Versucht man nun sich nach den vorstehenden Untersuchungen und unter Zuhülfenahme der Abich’schen geologischen Karte des russisch - armenischen Hochlandes, welche einen gröfseren Teil des Karabagh umfalst, ein ungefähres Bild des petrographischen Charakters unseres Gebietes zu machen, so springt vor allem die aufserordentlich starke Entwickelung eruptiver Massengesteine ins Auge. Namentlich sind es Glieder der Diabasfamilie und ihrer klastischen Ausbildungsweisen, die einen Hauptanteil an der Zusammensetzung des nörd- lichen, östlichen und südlichen karabaghischen Gebirgsgerüstes nehmen. Granite und Quarz- porphyre liegen nur von vereinzelten Stellen vor. Abich (l. e. II. 25) erwähnt sie „in der südlichen Verzweigung des karabaghischen Hauptzuges zwischen Ordubad und Migri, wo sie auf kurzen Erstreckungen eine orographische Bedeutung gewinnen.“ Diorite und porphyrische Modifikationen derselben zeigen sich in grölserer Entwickelung im Araxesthal, s. K., während Syenite — auch Becke erwähnt keine solchen Gesteine — überhaupt nicht gefunden wurden. Klastisches Gesteinsmaterial, hauptsächlich andesitischer und trachytischer Natur, erfüllt das vulkanische Zentralplateau, das sich zwischen den beiden von SO nach NW gerichteten Parallelketten des südlichen und nördlichen Karabagh in Form einer flach gewölbten Ellipse erstreckt und „ursprünglich als orographisch individualisiertes Senkungsfeld zu denken ist“ (Abich, 1. e. II. 9). Andesite in mannigfachster petrographischer Ausbildung und Plagioklas- basalte erlangen grolse Verbreitung; fast kein Ort des berührten Gebietes, wie ein flüchtiger Blick auf das Fundortsverzeichnis lehrt, der nicht wenigstens einen Vertreter dieser Gesteins- familien gestellt hätte. — „Weniger aber in der räumlichen Verteilung und Orientierung seiner Gebirgsmassen, als vielmehr in der Thatsache des weitaus überwiegenden Anteils, den die Vulkanität durch eruptive Massenproduktion an der Hervorbringung grolser orographischer Gebilde nach vertikalen und horizontalen Dimensionen daselbst überhaupt ausgeübt hat, liegt der wahre Schwerpunkt der geologischen Bedeutung von Hocharmenien“ (Abich, 1. ce. II. 5). Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVII. 34 er DER U j en A u ea ERS, 1 aulileg Er DEPEEEDeR T, © TS ATan eh! Ier 2 7 0) a a war Eu a has‘ voten nme ee Fund na Pape sea rel id rear aa rl Tank lern; Te RE HAN, e MH RULES m PITEBRERIPT ve 0 11 728 91 Kia Dn5 Bi a a U ed ERBEN! ei Eh TIEREN las EaN menu ersrogit Veiinkvebi nr In ar le erregen + fohtsiar ar Vera en |. ar Arrhe Te PAUL TEILTE ELAEBBTTER BEN? BET SEEN DENT Cor) LET FIRE EN IT nik 4 nırranen ht mal ar aa Haar Bere er h rin ee Hertha! tr Eee 5 AUTPAGE is end IrUEEET Te Bu ana ingel Tr 1 ee ee ee tatillbne nie Bir FR * MITäs 5, ner Die nakund- bon rule IM ke eo ai Verne delete zu mühe alla Nager ö ni Tan Na ana arterielle Ai dan! „Mur. Serien un ‚Ara rer sah upiae nidkn ih re “1 rabenisy Ylakkl en ae ne aaaR Ya a. in (WERDE slanuurds era 7) 2 Non Di a a ga, DER 1.20 Au RE I yfißus inet ya fer Y.78 share: deitai NrtoHRr Wire ci DZ u he senken Ra aT Fer te allENeE 212557 ur I TTS, za era ET: FAT are we ' BETH RTV FETTETIOR EN EL PERGERBERFN 17 7777 ©. > 07. ae Via a era anne fait Ne tankahbeiehden FE En Be « wii; hr ir MEN 15128) a BaB Fand Ar ya fir alanlase Al, mer aksaheler un ee ee an hr il UT OB UNTEN stit vera tal jan: plan vr, ee er 4 Bells har) sie Be Et } Ann Ku AR u er ee Dr 77 zuge sah Du F Be > 4 Anz in rau E .- z = . er u vs u ” 2 x Fe - . a 1-2 bZ n Verzeichnis der einzelnen Fundorte'), von denen Proben zur Untersuchung gelangten. Nördlicher Karabagh. Nordseite des Passes von Kasaman nach Kalakent . Südseite — _ Nordseite des Sarialpasses (Murow-dagh-Kette) Daschkessan, Umgebung von Kedabeg . Schamehor-thal bei Kedabeg . . . .». .... Oberhalb Seidi-beck (von Kedabeg nach Schuscha) Daschkessan, am Stollen bei Kedabeg . Chatsch-Bulach bei Daschkessan . Nebengestein der Kobalterze von Daschkessan . Unterhalb der persischen Brücke bei Daschkessan Kabagh-tappa bei Kedabeg . Kedabeg-ai-tala . Zentraler Karabagh. Kloster Tativ am Berkuschet . Pikrit. Gabbro. Serpentin. Hornblendegneils. Diabas. Quarzporphyr. Gabbro. Amphibolit. Diabas. Augitgranit, augitführender Quarzglimmerdiorit. Daeit. Amphibolit. Quarzporphyr. Diabas. Serpentin, Melaphyr. Hornblendegestein (?) Augitgranit, Diabastuff. Diabas, spilitartiger Diabasmandelstein, Augitporphyrit (?) Pyroxenandesit. Diabastuff. !) Zur Orientierung über die Lage der Fundorte sei auf die Valentin’sche Routenkarte verwiesen. 55. 65. 68. — 268 Kloster Tativ am Berkuschet . Palshöhe zwischen Tansavert und Tativ . Zwischen Tativ und Gerjusy Karagöl, S. O. Ende des vulkan. z. K. Karaklis. Basartschai- thal Zwischen Schaki und regen am Bass rechsi : Basarkent, rechte Thalseite Unterhalb des Molakanerdorfes Basarkent Damirow-Dawages . „2 na. Alykulgaschaei-Gerjusy Rechte Thalseite von Gerjusy . Sabuch, Poststation zwischen Gerjusy und Schuscha Schipker-göl bei Gerjusy . Gerjusy 3543 S. W. von Gerjusy . Alikulgaschagi-Gerjusy Zwischen Gerjusy und Galedur Fuss des Kysyr-dagh im Basprtschi.fhel. Diabastuff. Nephelintephrit. quarzitischer Sandstein. Plagioklasbasalt. Melaphyrtuff. Pyroxenandesit. Quarzit. Pyroxenandesit. Amphibolandesit, Pyroxenandesit. Melaphyr. Plagioklasbasalt. Pyroxenandesit. Amphibolpyroxenandesit. Diabas, Pyroxenandesit, Diabastuff, Plagioklasbasalt. Amphibolpyroxenandesit, Pyroxenandesit. Amphibolpyroxenandesit. Andalusitgranit. 80. 81. 82. 83. 84. 8. 86. 87. 88. 89, 90, 91. 92. St 94. 9b: 96. 96 98. SE 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. ig! 120. 121. 121a. 122. 123. 124. — I 8) — Fuls des Kysyr-dagh im Basartschai-thal Westseite des Allagöl . Umgebung von Schuscha . Chirchan bei Schuscha Östlicher Karabagh. Aus der Serpentinzone von Tasadborek Een SEN SCHE & Dumy. Gergir-Sus . Karadagly . Dumy, Höhe des area Gipfels Östlich von Schuscha . Zwischen Kischkischkent und Chatschmatsch Gergir, östlich von Schuscha Unweit Dshamiat, östlich von Schuscha Ach-Bulach, östlich von Schuscha Dorseli, Gang streicht NO—SW . Agdshekent. Rubath Karadagly . : Alte Poststrafse von Seh Pals Siarat, Weg nach ws, R Krassnaja Chazy, östlich von Schusche, im Kontakt mit a folg. Kalkalein 5 Chalatsch . Karakent-Kis-Kalass Kis-Kalass . Einlagerung im Sohuschakalk, ı neue Ben von ech erlach Andalusitgranit. Daeit. Melaphyr. Plagioklasbasalt, Diabas. Melaphyr. Diabas. Melaphyrmandelstein. Augitandesittuff. Bronzitporphyrit. Plagioklasbasalt. Pyroxenandesit, Plagioklasbasalt. Augitandesittuff. Melaphyr. Hornblendeporphyrit, Augitandesittuff, Melaphyrmandelstein. Diabastuff. Augitporphyrittuff. Melaphyrmandelstein, Plagioklasbasalt, Marmorartiger Kalkstein. Quarzführender Trachyt. Diabastuff, Daeit, Melaphyr. 125. 126. 127. 128, 129. 130. 131. 132. 133. 134. 155. 136 137. 138. 139. 140, 141. 142. 143. 144. 145. 146. 147. 148, 149. 150. 151. 152. 153. 154, 155. 156. 157. 158. 159. 160. 161. 162. 163. 164. 165. 166. Katar. VE Wesaly, östl. von Schuscha . Ach-Bulach bei Schuscha Agdshekent Dumy-Agdshekent Chirchan bei Schucha . i Oberhalb Askelün, s. ö. RK. . Pürunte im Öchtschithal . Ochtschi . Migri-Karatschewan, Araxesthal . Oberhalb des Kosakenposten Njuwady . Chalaply bei Dshebraila . Araxesthal . Aiury-Pals . Pinaster-Mamutly Askelün . PR: + Ochtsehi-Chalatsch-thal Murchuss Paraka-Aiury-Pals . Wolfsschlucht bei Sadarak . Aldara — 270 Südlicher Karabagh. Augitporphyrit. Tuff (nicht näher bestimmb.) Plagioklasbasalt. Daeit. Foraminiferenkalkstein. Diabastuff. Melaphyr. Melaphyr. quarzführender Trachyt. augitführender Diorit. Quarzdiorit. Uralitdiabas. Quarzdiorit. augitführender Diorit. Quarzglimmerdiorit, Hornblendeporphyrit. Amphibolit, quarzitischer Sandstein. Diabas, Tuff (nicht näher bestimmb). Hornblendegestein (?) Diabas. quarzführender Trachyt. Amphibolpyroxenandesit, Augitporphyrit. Quarzporphyr. Pyroxenandesit, quarzführender Trachyt, Quarzporphyr. Augitporphyrit. Daeit. Granit. Fig. Fig. 0) Erläuterungen zur Tafel. Pseudomorphose von Andalusit und Quarz nach Feldspat. Andalusitgranit Nicols x. 45:1. Augitmosaik. Kataklasstruktur. Peridotit. Nicols x. 100:1. Eindringen der Grundmasse in Hornblende, die bis auf schmalen Opacitrand resorbiert wurde, Amphibolpyroxenandesit, 30:1. Durchschnitt eines Feldspatkrystalls, dessen Zersetzung auf peripherische Zone beschränkt ist. Daeit. 100:1. Korrosive Beeinflulsung des Olivins. Plagioklasbasalt. Nicols x. 100:1. Eigentümlich schwammige Struktur der Hornblende. Amphibolit 70:1. in 4 h FUN URN } i . sazs u s ‚ inwinttanlabah - zack Bun drin Aa Nasikoa erh vB 2 Wa oh a ra Aluagi. use. Mebihun: Le da ph, nme { eu Fe = ah KA lstaT ns 'ass aehuälle SE = sieh ta Gar Hase sale v0 ee re dinr rn zu I14öR Didi Saklr ah IE Big ee ‚ . 2 L re hi pe Be a ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN SENGKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. ACHTZEHNTER BAND. DRITTES HEFT. MIT VIER FARBENDRUCK-TAFELN, ZWEI SCHWARZEN TAFELN UND MEHREREN FIGUREN IM TEXT. FRANKFURT AM. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 189. ES RRFORDTER IN Anus ATz AH Saas ED KISTEN ? UAER ABSTARESTHIE Nu SuTTiEd iu TaRS- Ua AD NIRR RER I wi Bann Vl Y.di TOuNaR FR MOTRHuUArAng RIO ARD ED e@J AR Über einige Aetherien aus den Kongofällen. Von Dr. H. Simroth. Mit einer Tafel in Farbendruck. Vor drei Jahren habe ich unter gleicher Überschrift eine vorläufige Mitteilung!) gegeben über einige Aetherien, welche Herr Professor Pechuel-Lösche vom Kongo mitgebracht und Herrn Professor Marshall überlassen hatte. Von letzterem habe ich sie in dankenswerter Bereitwilligkeit zur Beschreibung erhalten. Das Material besteht aus drei vollständigen Exemplaren und aus drei einzelnen, oberen, resp. freien Schalenhälften, die, bei aller Ähnlichkeit. teils die rechte, teils die linke Klappe der Muschel darstellen. Die untere, festgewachsene Klappe fehlt bei diesen. Zwei von den vollständigen Schalen weichen so vollkommen von allen übrigen ab, dals sie auf den ersten Blick einer anderen Art, wo nicht einer neuen Gattung anzugehören scheinen. Denn durch ihre Form widersprechen sie sowohl der üblichen Gattungsdiagnose, für die ich Fischer anführe?), als sie nach Gestalt und Schalenstruktur von den übrigen verschieden sind. Ver- mutlich würden Konchyliologen, denen die differenten Muscheln ohne genauere Angabe der Herkunft einzeln unter die Hände gekommen wären, in solchem Sinne geurteilt haben. Sie hätten die eine Form zu Aetheria gezogen, als neue Species oder Varietät einer schon bekannten, die andere aber sicherlich neu benannt und unter ein neues Subgenus von Aetheria oder ein neues Genus überhaupt eingereiht, je nach der so wechselnden Auffassung des Art- und Gattungsbegriffes. Jetzt liegt der Fall anders. An mehreren Klappen sind Mantelreste hängen geblieben, welche auch in dem trockenen Zustande Schlüsse auf die Schalenbildung zu ziehn erlauben. Das bestimmte Zeugnis aber für die gemeinsame und eigenartige Herkunft drängt bei !) Zoologischer Anzeiger. XIII. 1890. S. 662 ff, 2) Fischer, Manuel de Conchyliologie. S. 1006, Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 35 näherem Zusehen die Annahme auf, dals die so sehr abweichenden Gestalten einer und der- selben Art angehören, es gestattet ebenso eine Hypothese über die Ursache der Verschieden- heiten bis zu einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit aufzustellen, welche zugleich Licht auf schon bekannte Aetherien (Aetheria tubifera Sowerby) zu werfen vermag. Daher erhalten die vorliegenden Schalen ein hohes biologisches Interesse und rechtfertigen eine nähere Beschreibung. Betreffs der Litteratur habe ich mich auf die älteren Arbeiten beschränken zu dürfen geglaubt, aus folgenden Gründen: Es sind zwar in der neueren Zeit weitere Arten von Aetherien beschrieben worden. Einerseits aber sind für mich die betreffenden Arbeiten nur schwer zu erlangen, was freilich keine Entschuldigung wäre, andererseits erscheint ihre Beschaffung überflüssig. Denn in den Jahresberichten finde ich keine neuere Änderung der Gattungsdiagnose, die über die von Fischer in seinem zuverlässigen Manuel 1885 gegebene hinausginge. Ebensowenig bringen diese Berichte biologische Angaben. Da aber für die vorliegenden Formen jene Diagnose nicht mehr ausreicht, so geht wohl die Annahme nicht fehl, dafs derartige Formen bisher nicht bekannt geworden sind. Sollte später, was bei der Variabilität der Aetherien nicht ausgeschlossen erscheint, durch reicheres Material, ausführliche Reihen von Übergängen, Kenntnis der Entwicklung u. dergl. die Zugehörigkeit zu einer schon beschriebenen Species erwiesen werden, so kann das gegenwärtig gegen die Aufstellung einer neuen Art so wenig ein Einwurf sein, als bei irgend einer anderen Tiergruppe. Zudem genügen die älteren Arbeiten für die nachstehenden biologischen Erörterungen vollständig. Lamarck!) legte im Jahre 1807 der uns interessierenden Muschelgattung den Namen einer Oceanide, Etheria (von den Nachfolgern richtig in Ätheria abgeändert) bei, weil sie aus dem Meere stammte. „J’ai donne & ce genre le nom d’etherie, nom de l’une des D)] oc&anides, parce que les coquilles de ce genre habitent dans la mer.“ Er nahm an, dals sie mit den Seeperlmuscheln zusammen lebten. Erst 1823 machte Ferussac’) bekannt, dals die Schalen aus dem oberen Nil herkämen, wo sie von Caillaud aufgefunden waren. Bei- läufig eine jener vielen Schwierigkeiten, die sich den jüngsten Bestrebungen einer rationellen Namengebung, bez. Änderung gegenüber aufthürmen. \) Lamarck, Sur l’Ethörie, nouveau genre de coquille bivalve de famille des Camac6s. Ann. du Musee d’hist. nat. X. 1807. S. 398—408. 4 T. 2) Ferussac, Notice sur les Etheries trouvdes dans le Nil par M. Cailliaud ... Me&moire de la Soc, d’hist. nat. de Paris I. 1823. S. 353 ff. Al) — Im nächsten Jahre fügte Sowerby'!) eine neue Art hinzu, und zehn Jahre später gaben Rang und Caillaud?) eine Beschreibung des Tieres. Es gleicht nach ihnen im Allgemeinen den Najaden. Die Mantelhälften sind hinten durch ein Septum verwachsen, so dals ein besonderer Analraum als Kloake abgeschlossen wird. Ein fernerer Unterschied beruht auf der Bildung des Enddarmes, der auf eine längere Strecke frei liegt. Der Vorderkörper ragt nach Art des Najadenfulses in die Mantelhöhle hinein und wird auch von den Verfassern als solcher gedeutet. Auf ihre Autorität hin habe auch ich angenommen (l. e.), dals die Tiere noch einen Fuls besitzen. Indessen hat Gray später nachgewiesen, dafs in Wahrheit ein solcher nieht existiert, sondern dals der vermeintliche Fufs der vorgewölbte Eingeweidesack ist®', Die Gebrüder Adams, deren Angaben ich hier folge, vereinigen die südamerikanischen Muellerien mit den afrikanischen Aetherien in der Familie der Aetheriiden. Muelleria hat im erwachsenen Zustande nur einen Schalenadduktor, Aetheria zwei weit getrennte. Dement- sprechend ist die von Schaufuls!) 1865 beschriebene Aetheria novogranadensis mit nur einem Schliefsmuskel eine Muelleria, und die geographische Trennung bleibt bestehn. Bronn, in den Klassen und Ordnungen des Tierreichs (I. Aufl.), nennt die Familie (Sippe) Muelleriana und erhebt sie zugleich zu einer Gruppe höheren Ranges, die er als Muelleriacea an die Ostracea und Aviculacea anschliefst. Darin folgt er blols der älteren Auffassung, welche auf die Befestigung am Boden den Nachdruck legte. Allerdings war man schon früher auf die Beziehung zu den Najaden aufmerksam geworden, Rang und Caillaud durch die Morphologie des Tieres, Sowerby und F6russae durch die Ähnlichkeit des Schlofsbandes. Auf dieser Grundlage setzt Fischer ein (l. c.). Die Familiendiagnose, so weit sie die Schale betrifit, lautet: Familie: Aetheriidae. „Coquille irreguliere, libre ou fixee, &piderm6e, nacree ou subnacree & l’interieur; charniere sans dents; ligament lineaire, subinterne; deux impressions des adducteurs des valves, ou une seule (la posterieure); ligne pall&ale entiere. ..... On les considere aujourd’hui comme des Unionidae irreguliers, fix6s, et dont le pied s’est atrophie . .. ') G. B. Sowerby. Some account of a fourth species of Aetheria. The zoological journal I. 1824. 8. 5223. 1. T. 2) Rang et Caillaud. M&moire sur le genre Etherie et deseription de son animal. Nouvelles annales du museum d’hist. nat. de Paris, III. 1834. S. 128—144. 1. T. °) H. and A. Adams. The genera of recent mollusca. 1858, II. S. 509-511. +) W. Schaufuls, Über Aetheria novagranadensis n. sp. Sitzungsber. Isis 1865. S. 10. 35* — 216 — Aetheria, Lamarck. „Coquille irreguliere, in&quivalve, ostreiforme, fixe indifferemment et dans chaque espe&ce par lavalve droiteoulavalve gauche; valve fix&e plus aplatie que la valve libre; crochets anterieurs, tournes en avant ou en arriere; surface epidermee; face interne subnacree, avec des boursouflures du test; charniere sans dents, ligament externe, avec une arca ligamentaire et un sillon profond dans le talon de la valve fixee; deux im- pressions d’adducteurs des valves; l’anterieure semi-lunaire, arqu6e, &troite et fasciculee, la postsrieure subovale; une tr&s petite impression de l’adducteur du pied au-dessus de celle de l’adducteur posterieur des valves, ligne pall&ale entiere. Distribution. Afrique, dans les fleuves (Nil, Senegal ete.) et les grands lacs (Tanganyika)....“ Auf die gesperrt gedruckten Worte komme ich unten zurück. Die hohe Variabilität der Schalen geht gleich aus den ersten Beschreibungen hervor. Lamarck stellte vier Arten auf, von mittlerer Grölse bis zum Umfang einer stattlichen Auster; alle übertreffen die uns vorliegenden beträchtlich. Seine Speciescharaktere leitet er teils von Unregelmäfsigkeiten der Klappen, teils von dem verschiedenen Verhältnis der Durchmesser her. Nennen wir den einen, parallel zum Schlolsrande, nach gewöhnlicher Bezeichnung die Länge, den anderen, vom Schlofs aus senkrecht dazu, der Seitenlage entsprechend die Breite (bei normaler Stellung eigentlich die Höhe), dann stellen sich die Mafse jener vier Arten wie folgt: Länge. Breite. 1. Etheria elliptica 147 mm 213 mm 2. „ trigonula las 214 „ 3. „ Semilunata 68 „ eb) 4. „ transversa OD 66 „ Wenn auch die von Lamarck angegebenen Masse bei der verschobenen Unregelmälsigkeit des Umrisses nicht streng mit jenen schwer zu bestimmenden Durchmessern übereinkommen, so zeigen sie doch, dals nur die Aetheria transversa etwa die Verhältnisse einer normalen Najade besitzt. Lamarck ist infolge dessen selbst schwankend, ob No. 2 nicht eine Varietät und No. 3 eine Jugendform von No. 1 sein könne. Unterschiede im Perlmutterglanz der Innenseite könnten ja wohl mit der Entwicklung zusammenhängen. — 27 — Ferussae (1. e.) benutzt diese Unsicherheit zu einer ziemlich auffallenden Reduktion der Arten. Er falst No. 1 und 2 als Aetheria Lamarckii zusammen, nach den Regeln der Priorität mit Unrecht; die Species mülste Aetheria elliptica heilsen. Mit ähnlicher Willkür nennt er die Aetheria semilunata Aetheria plumbea und begreift darunter, auf weitere Exem- plare gestützt, die Aetheria transversa, so dafs wir hier eine Art bekommen, deren äufsere Umrisse und Durchmesser aufserordentlich variieren. Bald wiegt die Länge, bald die Breite vor. Als neue Species auf einige Formdifferenzen und die weilse Oberfläche der Perlmutter gegründet, wird Aetheria Cailliaudi hinzugefügt. Während alle diese Schalen die freie Klappe zwar unregelmäfsig, aber doch ohne her- vorstehende Fortsätze zeigen, kommt in der Aetheria tubifera Sowerby (l. e.) ein neues Formelement hinzu. Bei einer Länge von 118 mm und einer Breite von 70 mm verlängert sich die freie Klappe in eine Anzahl von Röhren, die oben offen und ohne Regel über die Fläche verteilt sind. Auf den älteren Teilen sind sie abgebrochen und nur noch durch Löcher angedeutet. Rechnet man diese mit, so kommen auf die ganze Klappe etwa 28—30, auf den freien Schalenrand 4 oder 5. Sie zeigen an der dem letzten Rande zugekehrten Seite eine Naht, welche ihre Entstehung aus Rinnen, die sich eben in dieser Linie geschlossen haben, anzeigt. Der grölste dieser röhrenförmigen Fortsätze am Rande ist etwa 17 mm lang und 5 mm dick. Die übrigen erscheinen ein wenig 'gedrungener, zum Teil gegen die Spitze hin schwach kolbig verdickt. Diejenigen, welche vom Rande entfernter stehen, die älteren also, erheben sich nur wenig aus der äufseren Schalenfläche, mit der ihre Nahtlinie zum grölsten Teil verschmilzt. Die beiden Schliefsmuskeleindrücke liegen sich in der längsten Axe gegenüber, ungefähr Halbkreise, deren Durchmesser parallel und einander zugekehrt sind. Der eine hat eine schmale Verlängerung nach dem Schlosse zu. Ähnlich verhält sich die Aetheria tubulosa Bk. aus dem Nil, von der ich eine obere Klappe durch Herrn Schlüter erhalten habe. Länge 90 mm, Breite 66 mm. Innen stark und hell perlmuttern, nicht blasig (so weit man ohne Schnitte urteilen darf). Aufsenfläche mit etwa 15—20 Röhren, welche in radialer Richtung der Oberfläche sich z. T. fast in ganzer Breite anschmiegen. Einige erscheinen als niedrige Längswülste, bei anderen engt sich der Querschnitt gegen die Schalenoberfläche ein; wenige, ca. 6, laufen in verschiedener Entfernung vom Schalenrand in Röhren aus, die sich ein wenig frei von der Schale erheben, unter spitzem Winkel. Alle diese sind abgebrochen. Die übrigen Längswülste, die ebenfalls in verschiedenem Abstand vom Rand blind endigen, verlieren sich entweder allmählich in der Fläche, oder sie laufen in einen kleinen Blindsack nahe über der Fläche aus; er ist wie die 278 — ganze Fläche von einem ziemlich lebhaft hellgrünen Periostracum bedeckt. Den Wülsten auf der Aulsenseite entsprechen schwache radiäre Furchen auf der Innenseite!). An diese letzten Formen, zumal die Aetheria tubifera, reiht sich die Mehrzahl unserer Kongomuscheln an, alle nämlich bis auf die erwähnten zwei (8. u.). Der Hauptunterschied liegt darin, dals sie auf kleinerer Flächeneinheit mehr Röhrenstacheln tragen und dafs diese Stacheln relativ freier, schlanker und länger sind. Die Beschreibung im einzelnen mag’s erweisen! Erstens: Schalen mit Röhrenstacheln. 1. Eine vollständige Schale (Fig. 1, 2, 3, 4). Grölste Länge der unteren Klappe 57 mm, grölste Breite 50 mm. Sie ist festgewachsen auf einem harten, grauen, schlammfarbenem Gestein, das ungefähr in prismatische Säulen von schief winkeligem, rhombischen Querschnitt zerklüftet ist (Fig. 3). Die Verwitterung erschwert die Bestimmung, um welche ich mich eben deshalb nicht gekümmert habe. Der Umrils der Klappe ist unregelmälsig, zackig, ebenso ist die Fläche ungleichmälsig, am Rande auf- und abgebogen (Fig. 4). Sie zeigt guten Perlmutterglanz. Die innerste Schicht hebt sich verschiedentlich in Blasen ab, gegen die Mitte sowohl wie gegen den Rand hin. Sie ist am dicksten gegen das Schlols hin; und da das Ligament senkrecht zur Fläche gerichtet ist, scheint die junge Muschel sich ursprüng- lich an einer vertikalen Gesteinsfläche festgesetzt zn haben. Nachher ist sie um die Kante des Steins herumgewachsen und hat sich der horizontalen Fläche angeschmiegt. Auf das Liga- ment (Textfigur 3 A) komme ich unten zurück. — Die obere, linke Klappe schmiegt sich der unteren natürlich dicht an (Fig 1). Ihre Ränder sind, wie die der unteren, schneidend scharf. Die Muskeleindrücke, bohnenförmig, stehen zu beiden Seiten des Schlosses sich sym- metrisch gegenüber. Die innerste Perlmutterschicht bildet nur wenige Blasen. Die von Schlamm beschmutzte Oberseite trägt 37 Stacheln oder einige mehr, wenn man kurze knoten- förmige Erhebungen mitrechnet. 2. Eine obere Klappe von 70 mm Länge und 60 mm Breite (Figg. 5 und 6), etwas regelmässiger gerundet, auch stärker gewölbt; wie die vorige von geringer Stärke, etwa wie Unio pietorum, nur um das Ligament auf ein mehrfaches verdickt, soweit man ohne Quer- ı) Von anderem Material liegen mir eine dieke Austerform, wohl Aeth. elliptica Lam. und eine Aeth. semilunata Lam, aus dem Leipziger Museum vor, beide von unbekanntem Fundort; dazu verschiedene Exem- plare der letzteren Art aus dem Senegal, von Herrn Schlüter. — 279 — schnitte urteilen kann. Von den Muskeleindrücken ist der eine (hintere) mehr gerundet. (Bei der Bestimmung der Körperpole richte ich mich nach dem Ligament, das rückwärts schaut, und dem allerdings nur wenig unregelmälsigen vorderen Muskeleindruck. Die Wirbel können nach vor- oder rückwärts gerichtet sein.) Die Innenschicht ist stärker blasig. Aufsen stehn, die abgebrochnen selbstverständlich eingerechnet, 69 Stacheln. Ohne Schmutz, aber auch innen ohne Mantelreste, daher tot gesammelt. 3. Eine obere Klappe, symmetrisch zur vorigen, daher, wenn die Orientierung richtig ist, eine rechte (Fig. 7). Der vorigen ähnlich, mit entsprechenden Muskeleindrücken, ziemlich stark blasig. Länge 72 mm, Breite 63 mm. Etwas weniger gewölbt. Mit 57 sehr unregel- mälsig gestellten Stacheln. Innen mit Mantelresten, aulsen stark mit Schlamm inkrustiert, in dem zahlreiche feine Röhrchen und Gänge zu erkennen sind, wahrscheinlich von limicolen Oligochäten herrührend. 4. Eine kleine obere Klappe, ziemlich regelmäfsig gerundet und stark gewölbt. Länge 32 mm, Breite 35 mm. Mit 26 Stacheln. Aufsen fast ohne Schlamm; innen ohne Mantel- reste, dagegen stark blasig, die Blasen meist auf- und weggebrochen. Auch die Muskel- eindrücke sind stark erodiert. Dabei zeigt sich, dals der rundliche, bezw. halbkreisförmige, hintere, mehrfach geschichtete Blasen unter oder besser über sich hatte. Nach Band und Muskeln ist die Klappe eine linke. Ich möchte allerdings auf diese Determination nicht mehr Wert legen, als dals sie zeigt, wie bald die eine, bald die andere Klappe festwachsen kann, in Übereinstimmung mit der Diagnose (s. 0.). Die Röhrenstacheln und ihre Bildung. Wie sich aus vorstehendem und den Abbildungen ergiebt, sind die Stacheln dichter gestellt und im Verhältnis viel schlanker und länger als bei Aeth. tubifera Sow. und tubulosa Bk. Auch stehn sie viel steiler ab, wiewohl sehr unregelmäfsig, bisweilen die Nachbarn mit der Spitze verklebt. Sie erreichen über 20 mm Länge, und diese übertrifft den mittleren Durch- messer bisweilen um mehr als das Fünffache. Ihre Bildung geschieht ganz zweifellos am Mantelrande. So weit sich dieser im eingetrockneten Zustande beurteilen läfst, ist er zwar, wie gewöhnlich, etwas verdickt, aber ohne den Besatz mit kurzen Fühlern, welche Rang und Caillaud (l ec.) rings zeichnen. Zum mindesten ist auch ein solcher Besatz bei der Röhren- bildung höchst unwahrscheinlich, daher erneute Untersuchung, ob generische Unterschiede in Betracht kommen, erwünscht. Übrigens erscheint der äufserste Saum, namentlich an der unteren Klappe, dunkel pigmentiert. 280 — Der erste Anfang einer Röhre zeigt sich als schwache rinnenförmige Aufwerfung des Schalenrandes, selbstverständlich unter entsprechender Umformung des Mantelrandes. Bei dieser Stufe kann es sein Bewenden haben.: Dann wächst später die Schale glatt darunter fort, so dals die Aufwerfung als: blattförmige Erhaltung aus der Schalenfläche herausragt. Soviel ich sehen kann, ist die Unterseite der Blätter mit Perlmutter, und nicht mit Epidermis oder Periostracum bekleidet, während diese vom Schalenrande her bis scharf an den Fuls des Blattes heranreicht. Es mufs also die Auskleidung der Rinne sich von ihr gelöst und dann auf ihrer Oberseite neue Epidermis gebildet haben. Textfigur 1. a-e Röhrenstacheln. «—{ Querschnitte von solchen. «a ÖOffner Stachel vom Schalenrande, d Stachelspitze mit subterminalem Schlufs von der Seite. ce Stachel mit terminalem Schlufs von der Fläche der Schale. d Angebrochne Röhre von der Nahtseite. Bei + eine weilse Scheidewand. e Unregelmäfsige Röhre mit terminalem Schlufs von der Seite. — «, £ Basale Querschnitte. y etwas über der Basis. d ebenso, mit mehrschichtlicher Kalklage. = Querschnitt _ nahe der Spitze, © unmittelbar unter der Spitze. Aus der Rinne wird eine Röhre, indem sich der hervorragende, rinnenförmige Mantel- zipfel verlängert und dann zu einer Röhre zusammenkrümmt. Die sich berührenden Ränder schlagen sich etwas ein, so dals sie nach innen sehen (d, y), ohne indels mit einander zu verkleben. Es bleibt also eine Naht an der Aufsenseite. Der oberste Rand der Röhre besteht aus zugeschärfter Epidermis, weiter nach unten ist sie mit Perlmutter ausgekleidet, je weiter nach der Basis zu, um so dieker (a—{). Bei besonderer Wandverdickung, bezw. langer Offenhaltung der Röhre kann man unten mehrfache Kalklagen unterscheiden (0). So lange die Röhre oben offen steht, legen sich unten die benachbarten Ränder des Mantels dicht aneinander, so dals beim Weiterwachsen der Schale keine Lücke entsteht. — 231 — Doch verkleben auch sie nicht mit einander, sondern die von ihnen abgeschiedene Epidermis bildet gleichfalls eine Art Naht oder Scheitel (ce). Ist auf diese Weise der Schalenrand ein wenig vorgeschoben, so wird die röhrenartige Verlängerung des Mantels aus dem Röhrenstachel herausgezogen. Sie wölbt sich oben haubenartig und verschlielst somit das freie Ende der Röhre durch eine Epidermishaube, die bald ganz terminal sitzt (e, c), bald subterminal ein wenig unter dem obersten Rand (b). Die haubenartige Zusammenkrümmung nach der Nahtseite zu ergiebt sich daraus, dals der Haube jede Nahtlinie fehlt. Der Lappen zieht sich allmählich aus der Röhre zurück, wie es scheint, intermittierend, da in Absätzen dünne Querwände, von der der Naht gegenüber- liegenden Seite des Stachels aus, abgeschieden werden (d). Sie bestehn aus Kalk, sind also nicht vom Rande, sondern von der Mantelfläche aus erzeugt. Unten wird die Röhre ebenso durch eine kalkige Querwand verschlossen. Die Scheidewände werden anscheinend schneller abgeschieden, als die Perlmutterschicht; denn sie sind locker, weils und nicht glänzend. Nachdem der Mantelzipfel aus dem Rohre sich zurückgezogen hat, schiebt er sich wieder dem freien Mantelrande zu, drängt die Nachbarteile, die sich bis dahin berührten, ausein- ander und nimmt seine normale Stelle in der Mantelfläche ein. Die Epidermis wird am Rande in fortlaufender Linie abgeschieden, die Naht an der Stachelbasis ist verschwunden. Soweit lassen sich die Verhältnisse nach dem Ansehn der Aulsenseite und etwa Fig. 7 beurteilen. In einen offnen Stachel von No. 1 ragte der Mantelzipfel noch tief hinein Schwieriger ist es allein zu entscheiden, ob derselbe Zipfel successive die Bildung mehrerer Stacheln übernimmt, oder ob ein benachbarter Teil des Randes an seine Stelle tritt. Daraus, dals vielfach die Stacheln vom Wirbel aus quer über die Schale in Reihen stehn, könnte man das erstere folgern. Ich möchte mich gleichwohl der letzteren Anschauung zuneigen. Niemals nämlich reitet die Nahtlinie an der Stachelbasis auf dem nach aulsen folgenden Stachel, sondern sie zieht sich seitlich an seiner Basis hin. Wenn das immer an derselben Seite geschieht, dann mufs natürlich ebenso gut eine Reihe herauskommen. Übrigens ist es in den verschiedenen Reihen einer Schale nicht immer dieselbe Seite. Auch sind die Reihen nicht durchweg scharf zu verfolgen, so dals die Stacheln um das Ligament am dichtesten ständen. Sie sind daselbst wohl etwas gedrängter, aber längst nicht in dem Verhältnis, dals auf dieselbe Anwachslinie der Epidermis immer gleichviel Stacheln gehörten. Die Zahl nimmt nach aulsen hin zu. Es werden also allmählich Stacheln und Reihen interpoliert, so dals dann der Abschnitt des Mantelrandes zwischen zwei Stacheln künftig nicht einen, sondern zwei Stacheln erzeugt. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 36 — AM — Auf diese Weise wechseln die verschiedenen Stellen mit der erhöhten Leistung der Röhrenbildung höchst wahrscheinlich mit einander ab; und dieselbe Stelle wird erst nach einer längeren Ruhepause wieder in Anspruch genommen. Wie man sich freilich die Ver- kürzung eines aus der Röhre zurückgezogenen Lappens zu denken hat, ob er schrumpft oder ob seine Seitenteile in die benachbarten Vorsprünge mit einbezogen werden, das kann ohne histologische Untersuchung frischen Materiales schwerlich entschieden werden, und auch dann noch würde es mühsam genug sein. Mit dem Hervorstrecken der Rinnenzipfel wird offenbar auf die dahinter gelegenen Teile ein Zug ausgeübt, und der macht sich am stärksten bemerklich an den vertieften, bez. nach aulsen gebuchteten Stellen der Schale, d. h. unterhalb der älteren, bereits verschlossenen Stacheln. Von diesen wird der Mantel abgelöst und bildet über den freien Räumen Perl- mutterblasen, je eine oder auch mehrere unter einem Röhrenstachel. Vermutlich ist es auch der Zug neu ausgreifender Mantelfortsätze am Rande, welcher die vorhergehenden Zipfel aus ihren Röhren herauszieht. Zweitens: Glatte Schalen. 5. und 6. Die beiden vollständigen Schalen, mit lebendem Tier erbeutet, also mit Mantelresten, lehnen sich gegen die Definition der Gattung Aetheria (s. 0.) direkt auf; denn bei ihnen ist die untere, bezüglich festsitzende Klappe viel gewölbter als die ganz flache obere. Die eine sitzt mit der rechten, die andere mit der linken Klappe fest (Fig. 8 u. 9), so zwar, dals das Ligament genau an einem Ende liegt. Die angewachsene Klappe ist geknickt, mit einem anliegenden und einem freien Teile, der erstere ist der grölste,. Dem freien kommt etwa die freie obere Klappe gleich. Der Querschnitt (Fig. 10) bildet ein Dreieck, dessen längste Seite angewachsen ist. Die Schliefsmuskeleindrücke sind beide in die Länge gestreckt. Der Mantelrand scheint bei beiden Klappen rings pigmentiert gewesen zu sein. Länge und Breite ergeben sich aus den Abbildungen. Man kann die Formen mit Schwalbennestern vergleichen, die von der freien Schale zugedeckt werden, ähnlich wie bei Pandora. Aulsen kein Schlamm, nur etliche Wurmröhren. Einige Besonderheiten lassen sich noch namhaft machen. Die Innenschiehte besteht aus schöner gleichmälsiger Perlmutter. An der Hinterwand der in Figur 8 dargestellten Muschel sind verschiedene Anfänge von Perlbildung zu sehn; die Knoten sitzen z. T. unter dem Schlielsmuskel. Blasenbildung ist fast ausgeschlossen, aufser in der Kiellinie der unteren Klappe (Fig. 10 52), d. h. da, wo beim Weiterwachsen das Tier sich zu lösen und heraus- 233 — zuziehn gezwungen ist, um nicht allzu sehr aus der normalen symmetrischen Gestalt heraus- gedrängt zu werden. Wo an den jüngern Teilen der Klappen die Oberhaut abgesprungen ist, zeigt sich, dals die Perlmutterschicht unmittelbar bis an diese reicht, auch aulsen mit dem gleichen irisierenden Glanz, sowie mit den Anwachsstreifen der Epidermis. Nur an älteren Stellen, namentlich in der Nähe des Schlosses und Kieles, wo die Blasen vorkommen, liegt unter der Oberhaut weilser, kreidiger Kalk. Die Schale besteht also in Wahrheit nur aus zwei Lagen, Oberhaut und Perlmutter. Nur wo der letzteren ältere, lamellöse Teile absterben und caleiniert werden, lagert weilser Kalk dazwischen. Von einer Prismenschicht kann keine Rede sein. Die Epidermis ist aufserordentlich diek und gleichmälsig, mit regelmälsigen Anwachs- streifen. Diese ergeben einige Besonderheiten. An der Vorderfläche der unteren Schale (Textfigur 2 A) tritt deutlich ein Radius r hervor, bei welchem sich die Anwachsstreifen verdicken. Ein zweiter schwächerer r, liegt mehr nach dem Schofs zu. Die obere Klappe B N —__ = — ZT Textfigur 2. A Vorderfläche der unteren Klappe. B obere Klappe von Fig. 8. hat eine radiäre, scharf hervortretende Kiellinie %, in der sich die Anwachsstreifen brechen. Die freie Klappe der andern Muschel (Fig. 9) hat ganz denselben Kiel nahe dem vorderen Rande (Fig. 10 k). Diese Kiellinien liegen genau in der Verlängerung des Ligamentes und sind auf der inneren Perlmutterseite durch eine kurze, scharf vorspringende Leiste markiert. An der Gegenseite ist der Contour dieser Klappe nicht ganz regelmälsig, vielmehr mit einigen kleinen Einschnitten gekerbt; und hier machen die Anwachsstreifen entsprechend scharfe Buchten und Vorwölbungen. Beim anderen Exemplar (Fig. 9) sind diese Unregel- mälsigkeiten weniger scharf, aber auch angedeutet. 36* —. 284) — Drittens: Das Ligament. Die Frage, ob das Schlofsband ein äufseres oder inneres sei, scheint ziemlich mülsig. Die letzte Entscheidung liegt bei den Jungen. Sicher ist, dafs das Ligament stets die beiden Perlmutterschichten verbindet und bei deren immer neuer Ablagerung auf der Innenseite gleichmälsig mit fortwächst. Ebenso sicher schiebt sich die Epidermis immer bis zu seinen Textfigur 3. Das Schlofs von angewachsenen Klappen A von No.1. B und © von No. 5 und 6 (bez. Fig. 9 und 8). Z! Ligament. ep Epidermis. br Bruchflächen, die weilsen Kalk zeigen. ca Kalklamellen. Rändern mit vor. So wird es schliefslich ein langer dicker Strang. Mit den äulseren Kalk- lamellen stirbt es gleichzeitig ab; seine innersten Teile bekunden durch frischen Glanz ihre Lebensfähigkeit, die äufseren sehen matt aus auf der Bruchfläche. Schliefslich können sie ganz ausfallen, so dals nur die leere Rinne in der Klappe bleibt (Textfig. 3 A). Je nach der Wachstumsrichtung der Schale ändert sich die Axe des Stranges. In A, von einer Stachelform, ist es schwach gekrümmt, entsprechend der Umbiegung der Muschel um eine Gesteinskante. Bei der Schwalbennestform B ist es gerade gestreckt, und bei C, wo die Klappenhälften sich enger zusammenbiegen, ist es geknickt. Seiner Struktur nach besteht es aus feinsten Fasern, die verschieden verlaufen können. Entweder sie stehen von einer mittleren Axe fächerartig auseinander, oder sie laufen mehr parallel in der Längsrichtung. In A und © ist die mittlere Axe deutlich, in 3 sieht man nur nach innen hin einen Fächer. Bei den übrigen Klappen (2—4) ist gar kein Axenstrang wahrzunehmen. Die Epidermis tritt, wie gesagt, auf beiden Seiten des Bandes regelmälsig mit zwischen die Klappenränder herein und bildet dicke, runzliche Schwielen (ep). Wenn man danach das Ligament für ein reines Produkt der Epidermis halten möchte, so stehn dem weilse Kalklamellen entgegen, welche bei B sich quer durch das Band hinziehn (ca). — He), — Viertens: Folgerungen für die Speeies. Im Vergleich mit den altbekannten Arten erreichen die Kongomuscheln weder den Umfang, noch die austerähnliche Dicke. Dazu ist die Epidermis viel kräftiger. Am ersten entsprechen sie der Aetheria semilunata. Doch sind die beiden Paare von Muskeleindrücken weniger verschieden. Für die Entscheidung, ob die beschriebenen Muscheln zu einer oder mehreren Arten gehören, finden sich mancherlei Anhaltspunkte. Nach dem Ligament und der stärkeren Perlmutterschichte mit Blasenarmut würden No. 1, 5 und 6 zusammengehören, d. h. solche mit einem Axenstrang im Bande. Dann hätten wir eine bestachelte Form nebst den glatten den übrigen stacheltragenden gegenübergestellt. Das würde vermutlich den wenigsten Anklang finden. Es scheint vielmehr, als ob die Ligamentaxe mit der ersten Anheftung an einer senkrechten Fläche zusammenhinge, mag die Muschel nachher in einer beliebigen Richtung weiterwachsen. Freilich bin ich nicht im Stande, eine Erklärung jener Abhängigkeit zu geben. Am nächsten liegt es natürlich, die glatten Schalen für sich zu nehmen und die be- dornten für sich. Und in diesem Falle scheint mir’s nicht allzu schwer, den ursächlichen Zusammenhang aufzufinden. Es versteht sich beinahe von selbst, dals die glatten Schalen nicht am Boden, sondern an den senkrechten Seitenwänden der Stromschnellen festsalsen. Schwalbennester kann man sich eben nicht am Boden denken. Andererseits hausten die bedornten Schalen ebenso bestimmt am Boden, bez. an horizontalen Flächen. Dafür spricht ziemlich deutlich ihre starke Schlammbedeckung (s. o.), sowie das Zeugnis der ersten Ent- decker der Austerformen im Nil. Sie sagen uns, dals man die lebenden Muscheln nur bei niedrigem Wasserstande erhalten könne (I. c.). Ich bin nun der Meinung, dals die Stachel-, bez. Röhrenbildung eine genaue Folge der Lebensweise ist. Eine freilebende Muschel kann im Schlammboden ihre Stellung jederzeit so wählen, dafs die Mantelöffnungen aus dem Boden herausragen, eine festsitzende nicht. Sie läuft Gefahr, von den Sedimenten überschüttet zu werden. Sie darf aufserdem, am wenigsten bei starker Strömmung und lebhaftem Spiel der Sinkstoffe ihre Schalen nicht in gewohnter Weise öffnen. Daher lälst sie die Klappen geschlossen und schiebt unter dem Schutze deckender Schalenvorsprünge die Mantelränder hervor; sie biegt sie zu Röhren zu- sammen, die mit feiner Öffnung Atem- und Nährwasser hereinstrudeln. Die vielen feinen Öffnungen, zu klein für die Sedimente, leisten denselben Dienst wie ein gröfserer Sipho. Die wechselnde Richtung entspricht den kleinen Unregelmälsigkeiten der von der Strömung, —# 721804 — kleinen Strudeln ete. abhängigen Oberfläche des Schlammes. Bei stärkerer Anhäufung der Sinkstoffe wird die Muschel natürlich verschüttet und stirbt ab. Vielleicht hängt der relativ geringe Umfang mit den Verhältnissen der Ablagerung zusammen. Es wäre von höchstem Interesse, den Boden verschiedener afrikanischer Ströme bei günstiger Gelegenheit auf seine Sedimente und seine Aetherienbänke zu prüfen. Die Schwalbennester an der Seite haben vom Schlamm nicht zu leiden, daher keine Röhrenbildung. Die Unregelmälsigkeiten der Epidermis ihrer oberen Klappe aber weisen wohl darauf hin, dals auch ihnen die Neigung zur Aussendung von Mantelfortsätzen im Blute liegt. Die äulseren Bedingungen lassen sie nur nicht zur Entfaltung kommen. Ist dieser Schlufs richtig, dann hat man als Grundform die bedornte anzunehmen; die Schwalben- nester sind die sekundäre Mutation. Das ist auch wohl wahrscheinlicher als die andere Hypothese, dafs eine Muschel ohne diese Tendenz sogleich die merkwürdigen Röhren erzeugen sollte, sobald sie am Boden haftet und unter Schlamm kommt. Ob der Wechsel der Klappen, mit denen sich die Muschel befestigt, willkürlich nach der Strömung eingerichtet wird, so dals an dem einen Ufer alle mit der rechten, am andern alle mit der linken Klappe angeheftet wären, das wage ich in keiner Weise zu beurteilen. Möchten künftige Sammler darauf achten. Die Aetheria tubulosa bildet gewissermalsen eine Vorstufe zur Mut. tubulifera. Die Unterschiede liegen in der Richtung und Zahl der Röhren. Es sind viel weniger, und sie erheben sich kaum von der Oberfläche der Klappe, der sie vielmehr zumeist paralell gehn. Mit dem geringeren Numerus hängt ihre Weite zusammen. Ihre Lumina sind durchschnittlich noch einmal so weit, so dals sie für die Wasserzufuhr das Gleiche leisten mögen. Die Ursache des Anschmiegens kann man leicht erraten, zum mindesten vermuten. Die Muscheln leben wahrscheinlich ebenfalls in stark strömendem Wasser, aber ohne Schlammbildung. Die Geschwindigkeit macht die Sedimente für einen weiten Athemsipho gefährlich, daher eine Anzahl feinerer Öffnungen am Mantelrande gebildet werden. Aber bei mangelnder Schlamm- bedeckung brauchen diese Öffnungen sich nicht über die Fläche zu erheben. Damit hängt die fast völlige Abwesenheit der Blasen und der helle Glanz der Perlmutterschicht zusammen. Es wird nicht nötig, Zipfel aus Röhren herauszuziehn oder doch höchstens vereinzelt einen kurzen, dann wenn einer der hohen Schalenwülste sich schliefst und die Klappe glatt weiter wächst. Übrigens hängt die Neigung zur Blasenbildung nicht allein von den Röhren. ab, auch bei der oberen Klappe nicht. Bei den Kongomuscheln mag man’s wohl annehmen. — 52810 — Aber die dicken Nilaustern, also die Aetheria elliptica Lamarck, die zu keiner Zeit des Lebens Röhren tragen, zeigen Lamellen und Blasen in reichstem Masse, am meisten allerdings an der oberen Klappe, d. h. der gewölbteren, von der sich der Mantel häufiger ablösen mufs, um beim Weiterwachsen einigermalsen die Symmetrieform der Muschel zu wahren, ähnlich also der unteren Klappe der Schwalbennester. Aus der Form der Blasen bei der elliptica kann man oft mit einiger Sicherheit folgern, dals sie zu Anfang mit Gas gefüllt waren, nicht mit Flüssigkeit. Man findet häufig solche, deren Gipfel nicht gewölbt, sondern flach eingedrückt ist; etwa jenes Bild, das man erhält, wenn man einen Teller mit geschmolzenem Wachs durch Abkühlung erstarren lälst. Zuerst entsteht ein festes polygonales Gerüst an der Oberfiäche, nachher sind die Ausfüllungen der wabenartigen Felder etwas vertieft und eingedrückt. Was hier durch die Änderung des Aggregatzustandes erreicht wird, das kann man sich bei einer Gasblase, deren Häutchen allmählich erstarrt, viel leichter vorstellen, als bei einer, die mit einem flüssigen Stoff gefüllt ist. Flüssigkeiten ändern ihr Volum viel zu schwer, am wenigsten in dem Masse, wie unsere Perlmutterblasen, während für Gasfüllung eine geringe Änderung der Temperatur oder des Drucks genügt, um die eingedrückte Form zu erzeugen. So herrscht also Einklang mit ähnlichen Hohlräumen anderer Weichtiere, Nautilus u. a. Noch ein Wort über die systematische Stellung. Hat man wirklich die Aetherien den Najaden anzureihn? Fast möcht’ ich’s bezweifeln. Schon die Abweichungen in der äulseren Morphologie, der Abschluls des Kloakenraumes, die Länge des freiliegenden End- darmes erheben Einwürfe, mehr aber noch die Beziehungen des Schlosses zur Schale. Die Eigentümlichkeit jener gekielten Vorsprünge auf der freien Klappe der Schwalbennester, mag es die rechte oder linke sein, genau in der Linie des Ligamentes deuten wohl auf eine andere Richtung. Ohne damit eine nähere Verwandtschaft zu Mytilaceen begründen zu wollen, also die Dimyarier zu Heteromyariern in Beziehung zu setzen, glaube ich doch, dals die ursprüngliche Form der Schale ähnlich gekielt war wie bei Mytilus oder Dreyssensia. Möchte die Entwicklungsgeschichte Aufschluls geben! Dafs die Schalenkanten bei den alten ver- wischt sind, kann bei der Schmiegsamkeit der Gestalt nicht wunder nehmen. Die Diagnose unserer Art mag, bei entsprechender Verschiebung der Gattungs- bestimmung, etwa so lauten: Aetheria heteromorpha n. sp. Aetheria mediocri statura. Epidermis crassa, lamina interna iridescens. Aut dextra aut sinistra valvula lapidibus affısa. Formae valde differentes. 288 — Mutatio: tubulifera.. Valvula inferior planior, superior excavata, tubulis instructa. Solo affıxa. Mutatio: nidus hirundinis. Tubulis egens.. Valvula inferior excavata, angulata, superior plana. Schlussbemerkung. Bei der weiten Verbreitung des Byssus unter den Lamellibranchien wird man sich fragen dürfen, warum dieser nicht unter allen Umständen zur Fixation genügte, warum ein Festwachsen mittels der Schale stattfand. Es kann ja kaum zweifelhaft sein, dals der Muschelkörper seine Eigentümlichkeiten (Schwellfuls, der als Stempel dienen kann, Einleitung des Athem- und Nährwassers am Hinterende, Verlust der Radula, der Kopfsinnesorgane u. v. a.) | der Anpassung an Schlammgrund, in den das Tier sich eingräbt, verdankt. Auch Felsen- grund auszunutzen, war nur möglich eben durch den Byssus entweder oder durch Fest wachsen der einen Klappe. Ist nicht anzunehmen, dafs die Wahl durch die Bewegung des Wassers beeinflulst werde? Eine schwache Byssusanlage mochte bei starker Strömung nicht genügen, daher denn der andre Weg, der des Anwachsens, der jeder Anforderung genügte, beschritten wurde. Wenn das richtig sein sollte, auch für die Meeresmuscheln, dann dürften unsere Kongomuscheln aus den Stromschnellen erhöhtes Interesse beanspruchen. Wir sähen in diesem Falle die erste Ursache noch fortwirken und wundern uns nicht, dals sie auch zu den extremsten und heterogensten Konsequenzen des Prinzips, zum stärksten Heteromorphismus der Schalen geführt hat. Wir hätten dann die übrigen Aetherien, die ja selbst den Seen nicht fehlen, von Formen, die in stärkster Strömung gezüchtet wurden, abzuleiten. Vielleicht dürfen wir den Wink benutzen, um auch die selshaften Muscheln des Meeres danach zu beurteilen. Bei dem hypothetischen Charakter der Folgerungen dürfte es allerdings geratener sein, die Diskussion noch nicht bis in die Einzelheiten auszudehnen, so lange das biologische Problem ausführliche Prüfung an Ort und Stelle noch nicht bestanden hat. Die Vermutung aber aufzustellen, dazu drängte schon das interessante trockne Material von selbst. — I — Erklärung der Abbildungen auf Tafel. Fig. 1—4 Ansichten einer Aetheria heteromorpha mut. tubulifera. Fig Gesammtmuschel von der dem Ligament gegenüberliegenden Seite gesehn. Fig Obere Klappe von innen, Untere Klappe von unten. Io} [= 3 »un- Querschnitt durch Fig. 3 in der Richtung A B. Fig. 5. Obere Klappe eines anderen Exemplares derselben Form von innen. Fig. 6. Dieselbe von aulsen, Fig. 7. Teil einer oberen Klappe eines anderen Exemplares vun innen. Fig. 8. Gesammtmuschel einer Aetheria heteromorpha mut. nidus hirundinis. Fig. 9. Ein anderes Exemplar derselben Mutation. Fig. 10. Quersehnitt durch dasselbe Exemplar in der Riehtung X Y. Gemeinsame Bezeichnungen. ad. Schlielsmuskeleindrücke, bez. Schliefsmuskeln. bl. Blasen der Permutterschichte, k. Gekielte Leiste. !g. Ligament. m. Mantel. nı. Mantelfortsätze. 20. Warmröhren. Leipzig, 20. November 1893. I, =, 7 MINEN al Ian eranbiiddh Ab RR en a ON ' 1c4 iE ri Ai . z r na Bi A I Er tr = 10% ei... we - veu? A BeXz.T FR Er ii . CI eu BR T ‘2 = ® j N . = rt FR Ei AN T 5 ii ara ae Hi. ,* R Fr “ har vs 6 u an s so JIr5 ö F si FR a ea BR VASE Pa 7 77 Se O4 ra A IAIEN 5 Ve u, "ur en w. PR rt ALTE VERTELIER | ü n ‚ . Br, ‚ri 78 ihya mer) arme \ ü rein ee" Br et TR B aA zer “ Atelier ah “ir I Ki rn €, Eis NIT Mit a re ee ee L I B ee vu. Fa i AS Br u Beiträge zur Kenntnis der portugiesischen und der ostalrikanischen Nacktschnecken-Fauna von Dr. H. Simroth in Leipzig. Mit zwei Tafeln in Farbendruck und einigen Figuren im Text. Die europäische Nacktschnecken-Fauna ist naturgemäls in ihren Grundzügen bekannt, von der ostafrikanischen sind uns erst seit einigen Jahrzehnten Bruchstücke zugegangen. Man wird wohl von den Gattungen der letzteren etwa das gleiche Urteil fällen können, wie von den Arten der ersteren. In den jüngsten afrikanischen Sendungen wiederholen sich die Genera fast durchweg und man darf vielleicht in demselben Malse neue Gattungen erwarten, wie in Europa neue Spezies und Varietäten. Diese europäischen Formen aber haben einen besonderen Reiz insofern, als den einzelnen Bausteinen im Gebäude meist sehr bestimmte Plätze angewiesen werden können, welche die Frage nach der formbildenden Kraft der ein- zelnen Bezirke, die sich auf deren Plastik und geologische Vergangenheit gründen, zu erörtern gestattete.e Die Behandlung der afrikanischen Funde muls notgedrungen bei der Vereinfachung noch eine grob anatomisch-morphologische bleiben, die der Würze biologischer Reflexionen zumeist ermangelt. Auf keinem der beiden Gebiete aber wird man sich so bald, ohne grolse Vorarbeiten, zu einer gründlichen, umfassenden Arbeit entschliefsen dürfen. Auch die folgenden Blätter wollen nur einige Fragmente beisteuern. Abhandl. d. Senckenb naturf Gesellsch Bd. XVIII. 37 eo l. Über einige portugiesische Naektschnecken. Mein Freund Professor Paulino d’Oliveira in Coimbra sandte mir im Verlaufe des vorigen und des gegenwärtigen Jahres eine Anzahl portugiesische Nacktschnecken, die in mehrfacher Hinsicht unser Interesse herausfordern. Unter der ersten Sendung vom vorigen Frühjahr befand sich die wichtigste Form, ein neuer Geomalacus, welcher zeigte, dals die portugiesische Fauna in Bezug auf diese eigenartige Gattung noch keineswegs erschöpft ist. Wie sich später ergeben wird, behält das Gesetz, dass die Geomalacusarten nach den Gebirgs- zügen räumlich gesondert sind, wahrscheinlich seine Geltung. Nur wird die Scheidung stärker, als ich bisher annahm. Daraus erwuchs die Vermutung, es möchten jene kleinen von Morelet beschriebenen Formen, die ich als jugendliche G. anguiformis betrachtete, gleichfalls zu einer besonderen Art gehören. Sie würde in den Gebirgszügen nördlich von der Serra de Monchique hausen. Daher verabredeten wir, dals Herr Oliveira bei einer Sammeltour, die er im letzten Herbst in das südliche Portugal unternahm, dieser Frage sein besonderes Augenmerk zu- wenden wollte. Indefs die Reise stand unter einem ungünstigen Stern. Die Trocknis des vorigen Sommers erlaubte nur, einige Amalia gagates heimzubringen. Dagegen sind unter den eingeschickten Thieren aus der Umgebung von Coimbra einige geeignet, unsere Kennt- nisse zu bereichern. Früher schon ergänzten Oliveira’s Funde meine portugiesische Ausbeute, insofern ich die Serra Estrella seinerzeit nicht besuchen konnte, aus Zeitmangel. Sie hatten den Geoma- lacus Oliveirae ergeben, sowie die Form des Arion lusitanicus mit hellerem Rücken und dunklen Seiten, von der Stammbinde bis zur Sohlenfurche (1). Jetzt kommt von einer benach- barten Kette der gröfste bekannte Geomalacus sowie ein neuer Arion hinzu. Jene Gebirgs- form des A. lusitanicus aber wurde auch bei Coimbra erbeutet, und zwar im Überschwemmungs- gebiete des Mondego, der sie somit in die Ebene hinabgeführt hat. Die schon bekannten Arten sind folgende: Limaz variegatus. Agriolimax agrestis. _ immaeulatus. Amalia gagates. Arion lusitanieus. Testacella Maugei. — 29 — Es gereicht mir zur Genugthuung, dals durch die neuen Fundorte die Verbreitungs- grenzen, die ich für die verschiedenen Spezies aufstellen konnte, in keiner Weise verschoben werden. Damit gehe ich zu den einzelnen Gattungen über. Erste Gattung: Geomalacus Allman, (reomalacus grandis n, Sp. Taf. I, Fig. 1. Taf. II, Fig. 1-8. Omnibus speciebus notis Geomalaci generis major; griseus reticulatus, dorso maculis nigris notato. Solea alba. — Ductus receptaculi seminis longus, museulo genitali in medio inserto. Habitat: Serra Estrella. Die Dimensionen ergeben sich aus Taf. I., Fig. 1, die das Tier in anderthalb Ver- grölserung darstellt. Der Habitus entspricht völlig dem Typus der Gattung, die Schnecke ist schlank und niedrig, gewissermalsen flach gedrückt, zum Verbergen in Felsenritzen, durch- weg gleich breit, nur hinten schwach zugespitzt. Die Runzeln treten wenig hervor, sie sind kurz und flach. Nach früheren Erfahrungen ist anzunehmen, dals das Thier auch im Leben derb und fest war und im Alkohol nur wenig Wasser verlor, so dals die Spiritusform der lebenden gut entspricht. Die Färbung weicht von der der Gattungsgenossen wesentlich ab, sie erinnert fast an manche Limax maximus cinereus, etwa millepunctatus. Ein blaugrauer Grundton spart auf dem Mantel rundliche, auf dem Rücken längliche Flecken aus, letztere fast ohne Beziehung zu den Runzeln. Die Seiten sind, zumal auf dem Mantel, etwas heller. Ein gelblicher Ton überzieht das Ganze gleichmälsig, besonders die Sohlenleiste, welche der dunklen Querstriche entbehrt. Die Sohle ist blals. Auf dem Rücken treten scharfe schwarze Flecken hervor, in unregelmälsiger Anordnung. Am tiefsten wird ein Fleck in der Mittel- linie auf dem Hinterteile des Mantels. Die Mantelflecken gehn zumeist nach vorn und hinten in eine Summe dicht sich anschlielsender feiner Spritztlecken über. Die Körperöffnungen liegen wie bei den anderen Arten, das Athemloch vor der Mitte des Mantels, der Genital- porus gleich hinter den rechten Fühlern. Habitus und Färbung geben dem Tier etwas schlangenhaftes. Die Färbung dürfte in fast noch höherem Malse auf Anpassung an Flechten beruhen, als Scharff solches für den G. maculosus gezeigt hat (3). Anatomie. Der innere Bau stimmt mit dem Schema der Gattung völlig überein, so namentlich Darm, Herz, Niere und Lunge. Das Schälchen (Taf. II, Fig. 3) ist länglich alz aan von unregelmälsigem Umrils und sehr verschiedener Dicke. Der Kalk, in der Figur weils, verdickt sich in mehreren gebogenen Längsleisten. — Die Geschlechtswerkzeuge halten sich im Rahmen der Gattung, zeigen aber sehr deutliche Besonderheiten. Das Atrium genitale (at) ist lang gestreckt, weit und geknickt. Der vorderste gerade Abschnitt, von ovalem Umrils, hat einen kräftigen Belag von Ringmuskeln. Der obere spaltet sich in den kurzen Ovidukt und einen langen engen geraden Gang, der am oberen, proximalen Ende die Patronenstrecke (pat.) und den kurzen Blasenstiel aufnimmt. Dieser Gang (in Taf. II, Fig. 6B schraffiert) ist als ein ausgezogener Zipfel des Atriums aufzufassen. Am Blasenstiel, der mit dem Gang zusammen als Penis zu gelten hat, falst ein langer Penisretractor (rp.) an; er entspringt von der Mittellinie des Rückens weit hinten, etwa an der Grenze zwischen dem fünften und sechsten Siebentel der Länge. Die Patronenstrecke ist lang aufgerollt und scharf von dem dünnen Samenleiter (vd), um den sie sich aufwindet, abgesetzt. Ovispermatoduct, Eiweilsdrüse, Zwittergang und Zwitterdrüse zeigen nichts Besonderes, letztere liegt im Ein- geweidesack etwa auf gleicher Höhe mit dem Ursprung des Penisretractors. Zwitterdrüse, weiblicher Teil des Ovispermatoducts und Patronenstrecke von schwarzem Pigment über- zogen. — Der nahe liegende Verdacht, der neue Geomalacus möchte mit dem G. Oliveirae von demselben Fundort identisch sein, wird hinfällig durch den flüchtigsten Hinweis auf die (Genitalien. Allgemeine Bemerkungen über die Geomalacusarten. Nachdem Heynemann die früher für Frankreich aufgestellten Spezies als Arionarten zurückgewiesen hat, (die einzige Ausnahme s. u. —) kann ich mich darauf beschränken, die vier von mir anatomisch untersuchten Arten in Betracht zu ziehen. Es sind Geomalacus maculosus Allman. —_ anguiformis Morelet. — Oliveirae Simroth. — grandis Simroth. Fraglich bleibt der Geomalacus viridis (Limax viridis) Morelet, den ich nach dem Vorkommen und Habitus (ohne Autopsie) als Jugendform des G. anguiformis gedeutet habe, ebenso eine kleine Schnecke von Alvega, welche derselbe Forscher ohne Abbildung beschrieb (1). Diese Formen sind schon deshalb bei Seite zu lassen, weil die Anatomie ganz unbekannt und daher eine genauere Determination völlig unmöglich ist. Alle vier Arten stimmen in ihrem Äufseren gut überein. Sie sind schlank, flach, mit fester Haut ausgestattet, mit kurzen, wenig hervortretenden Runzeln, das Athemloch liegt — 2938 — vor der Mitte des Mantels und die Geschlechtsöffnung weit vorn. Ebenso haben sie alle »das scharfe Kennzeichen, dals als Penis ein ausgezogener Zipfel des Atriums, an dem die Patronenstrecke ansitzt, und der Blasenstiel ausgebildet sind. Der Ansatz des Retraktors ‘beweist es. Beobachtung der Copula fehlt leider noch. Im Einzelnen sind die Arten viel schärfer anatomisch gesondert, als etwa die von Arion, bei denen die anatomische Unter- scheidung z. B. der Formen der Intermedius- oder Subfuscus-Gruppe mit Schwierigkeiten verbunden ist, welche die Creierung von Spezies oder Varietäten mehr in das Belieben oder Gefühl des jeweiligen Untersuchers stellen. Ich habe zum Beweise die Geschlechtsendwege in Taf. II, Fig. 6 zusammengestellt, so zwar, dals die Entfaltung der Teile ungefähr im gleichen Sinne erfolgt ist. Da ergiebt sich denn, dals beinahe jede Einzelheit die Erkennung der Spezies erlaubt, die Länge des Atriums, seine Gestalt, die Art, wie Oviduct, Patronen- strecke und Receptaculum daran gefügst sind, die Länge des Atriumszipfels, welcher zur Bildung der Rute beiträgt, sagen wir kurz, des „Atriopenis“, die Länge des Blasenstieles, Länge des Penisretractors. Die folgende Tabelle mag die Übersicht erleichtern! a bedeutet Geomalacus maculocus (2), 5 G. grandis, ce G. Oliveirae, d G. anguiformis. | kurz | lang | geknickt | jerel.E 2 ee a ur | | Atrium | a | Di cd b | ler ai) 3° ni | | kurz mittellang | lang | | | | | € d | ab | Atriopenis | Iran: = | — | | am Ende des Atriums | seitlich — | | | | DIEd, ce re i | kurz lang Blasenstiel | ab ed I ee | | rund gestreckt | Receptaculum N, @ d am Receptaculum am Blasenstiel Distale Insertion des ß a bc d Penisretraetors TaneMderäiınge näher dem Hinterende > als der Lunge Proximale c ab d — 294 — In mehreren Punkten stehen sich « und 5 näher, ebenso c und d; die ersteren beiden» haben einen langen, die letzteren einen kurzen Atriopenis, umgekehrt bleibt bei jenen der Blasenstiel kurz, bei diesen wird er lang, so zwar, dals d eine Art Unterbildung von ce dar- stellt. Da aber gerade in der Verwendung des Blasenstiels, bez. des Atriumzipfels, an dem. er sitzt, als Rute die Eigenart der Gattung sich ausspricht, so glaube ich sie zu weiteren Schlüssen verwenden zu dürfen, und die betreffen die geographische Verbreitung. Ich habe früher (1) die Ansicht aufgestellt, dals die Arten von Geomalacus auf die ver-— schiedenen ost-westlichen Kettengebirge der iberischen Halbinsel, jedenfalls in ihrem west- lichsten Streichen, verteilt seien. Dabei ist allerdings das Merkwürdigste das Überspringen:- der nördlichsten iberischen Spezies auf den Südrand von Irland. Es harmoniert aber mit der Thatsache, dafs diese Art überhaupt weiter verbreitet ist bis nach dem Norden: Frankreichs (3). Zudem springt auch Arion lusitanicus mit manchen iberischen Pflanzen nach. Irland über.') Die frühere Erfahrung scheint jetzt eine Einschränkung zu erleiden dadurch, dals an einem und demselben Orte der Serra Estrella, in Guarda, zwei verschiedne Spezies zusammen vorkommen. Und doch ist die Ausnahme vielleicht nur eine scheinbare; ja es drängt sich- beinahe die Hypothese auf, dafs in der Serra Estrella mehrere Arten auf einander treffen, die weiter östlich auf zwei parallele Kettengebirge verteilt sind, etwa auf die Sierra de Gata und Sierra de Gredos auf der nördlichen und die Sierra de S. Pedro und Sierra de Guadalupe auf der südlichen Seite. Sollte das der Fall sein, dann wäre weiter zu vermuthen, dals der‘ Geomalacus grandis, der dem maculocus näher steht, weiter östlich jener nördlicheren Kette angehört, der G. Oliveirae aber, der die anatomische Brücke schlägt zum G. anguiformis von: Monchique, der südlicheren. Wenn sich das bestätigte, dann hätten wir vier spanische Arten auf vier Parallelketten verteilt, so zwar dals sich die Arten von Nord nach Süd anatomisch. streng aneinanderreihten. Es wäre sehr wünschenswert, dafs weitere Aufschlüsse über die spanischen und die erwähnten südportugiesischen Vorkommnisse zur Aufklärung der gewils- höchst interessanten Frage verhälfen. 1) Eine Anmerkung des Herausgebers besagt, dafs die Art kürzlich in Nordostfrankreich gefunden. wurde, Die Originalquelle dafür ist mir leider unbekannt. el Zweite Gattung: Arion Ferussac. Aulser den eingangs erwähnten Arten befindet sich unter Oliveira’s Sendung ein kleines Tier von Coimbra, das ich nach dem Äulseren für Arion timidus Morelet hielt, in dem Sinne, wie ich früher die Art interpretieren zu sollen meinte (1). Die Abbildung würde zu der von mir gegebenen Figur (1. Taf. 5, Fig. 4) stimmen. Leider war meine eigne Ausbeute seinerzeit in Bezug auf diese Spezies sehr beschränkt, und so mulfste ich in Folge einer nicht ganz glücklichen Sektion die Genitalmuskeln auslassen (1. Taf. 6, Fig. 3). Gerade diese sind aber für die jetzt vorliegende Form charakteristisch. Aufserdem differiert jedoch auch das Atrium, das viel grölser, und der Blasenstiel, der viel kürzer ist. Innerhalb der Gattung Arion sind das aber Merkmale, die bei der Geringfügigkeit aller anatomischen Unter- .schiede nicht übergangen werden dürfen. Und so sehe ich mich gewissermalsen wider meinen Willen gezwungen, auf das vereinzelte Individuum eine neue Spezies zu gründen. Fine gleichmälsige Durcharbeitung der Gattung bleibt eben, trotz der schönen Arbeiten von Pollonera, Scharft, Collinge u. a. noch ein Desiderat, dem nur schwierig entsprochen werden kann. Arion Hessei') n. sp. Taf. II, Fig. 4 und 5. Arioni timido similis. Atrium genitale majus, ductus receptaculi seminis brevius. Habitat: Coimbra. Die Länge des Tieres in Alkohal beträgt knapp 15 mm. In den Umrissen und der Färbung steht es etwa zwischen A. timidus (1. Taf. 5, Fig. 4) und dem piemontesischen A. cottianus Pollonera (4. Fig. 24). Auf grauem Grunde sieht man die flachen Runzeln dunkel umrahmt. Der Rücken hat zwei schwärzliche Stammbinden, die aulsen schärfer abgesetzt sind als beim timidus. Das Mittelfeld des Rückens ist dunkler als beim cottianus. Auf dem dunkleren Mantel hebt sich nur noch links eine Stammbinde etwas ab, die rechte ist völlig im Grunde verschwommen, — ein nicht gerade häufiges Vorkommnis. Im Ganzen ist also die Schnecke düster gefärbt. Anatomisches. Das Schälchen (Taf. II, Fig. 5) ist insofern eigentümlich, als es weder aus einzelnen Krümeln, noch aus einer einheitlichen Platte besteht. Vielmehr zeigt es eine mittlere Bildung. Von einer weilsen ovalen, von unten her ausgehölten Platte haben !) Zu Ehren des um die Mediterran-Fauna wohlverdienten Herrn Paul Hesse, — 296 — sich einige (vier) längliche Stückchen am hinteren Umfange abgelöst. Sie hingen beim» Herausnehmen durch Conchiolin in einer Kette aneinander, und diese war mit einem Ende. an der Hauptplatte befestigt. Reichlicheres Material würde vermutlich verschiedene Stufen der Ablösung ergeben. Die Genitalien (Taf. II, Fig. 4) weichen in mehrfacher Hinsicht von denen des A. timidus, also der nächstverwandten portugiesischen Art ab, einmal in der Pigmentierung, dann in der Form. Es fehlt der schwarze Überzug am Ovispermatoduct (die Gonade war bei bröckeliger Konservierung des Intestinalsack nicht wohl zu präparieren). Das Atrium» ist viel gröfser, ebenso das kürzer gestielte Receptaculum. Die kurze Patronenstrecke ist am distalen Ende rings verdickt. Namentlich fallen die Retraktoren auf; weniger der eine am Blasenstiel, als der andere, welcher am untersten Ende der Patronenstrecke anfalst, auf der Seite, wo der Eileiter in’s Atrium eintritt. Die Insertion liegt zwar dicht beim Oviduet, gehört aber doch mit Bestimmtheit der ganz geringen, durch die Ringfurche abgeschiedenen Aussackung des Atriums an, welche die Patronenstrecke aufnimmt Dritte Gattung: Agriolimax Mörch. Agriolimax immaculatus Srth, nigrescens var. nov. Zwei in Copula erbeutete Exemplare des Agriolimax immaculatus von Portunhos (Gandra) erlauben einige Bemerkungen. Nach der Färbung war ich schwankend, ob ich den Agr. nitidus Mor. in der von mir gegebenen Fassung (1) vor mir hätte oder den immaculatus. Die Genitalien, wiewohl wegen des abnormen Copulationssitus nicht ganz gleichmälsig zu verfolgen, entschieden doch für den letzteren. Die Tiere sind von oben rein schwarz, nach den Seiten sich aufklärend. Die Sohle ist hell, auch auf den Seitenfeldern, die beim A. timidus dunkel sein mülsten. Das eine Exemplar hat früher einige Unbill erlitten, wahrscheinlich durch einen Vogel- schnabel oder die Schnauze einer jungen Eidechse. Sowohl das Hinterende ist ein wenig verkürzt als auch der gröfsere Teil der Mantelkapuze bis zur Anwachsstelle weggebissen. Die Wunden sind normal vernarbt; eine Änderung ist nur in Bezug auf die Färbung ein- getreten. Der Nacken, bei der unverletzten Schnecke unter der Kapuze nach der Anwachs- stelle zu weils, ist bei der verletzten bis zu dieser unter dem Einfluls der freien Atmosphäre (des Lichtes?) grau angeflogen, ein Resultat, das man erwarten konnte, das aber hier experi- mentelle Bestätigung erhalten hat, und die ist immer willkommen. — 297 — Der Penis des einen Exemplares war noch ausgestülpt (A), der des anderen (BD) zwar in die normale Lage eingezogen, doch.so, dals durch die Unvollständigkeit der Retraktion leicht — age en Sc A, B. C. Agr immaculatus, var. nigreseens, A. mit ausgestülptem Penis. B. Eingestülpter Penis (aus der Copula). C,. Dessen Blindende mit den Drüsen. D. Agr. immaculatus, gewöhnliche Form. Penis in normaler Lage (aus 1). ein Irrtum entstehen konnte, der zur Aufstellung einer neuen Form geführt hätte. Die kräftig verzweigte Anhangsdrüse, welche dem Agr. immaculatus zukommt, war nämlich nicht zu sehen, sondern die Ruthe hatte ein unverzweigtes Blindende. Erst bei dessen Prüfung unter dem Mikroskop ergab sich, dals die einzelnen Drüsenzipfel mit ausgestülpt gewesen waren und noch in der umgekrämpelten lage im Blindende salsen. Dals die schwarze Form mit dem Agr. nitidus trotz äulserer Ähnlichkeit nichts zu thun hat, geht mit aller Sicherheit aus dem Fehlen des langen Reizkörpers hervor. Der Penis hat die normale Ausladung des Agr. immaculatus, und die ausgestülpte Form stimmt dazu. Diese stellt vermutlich die Haltung während des Vorspieles dar, die Drüse dürfte erst im letzten Moment, d. h. bei der eigentlichen Begattung nach aufsen nachfolgen. Irgend eine nähere Vermutung zu äulsern, ist wohl ohne Beobachtung des Vorganges selbst unmöglich. II. Über einige ostafrikanische Nacktschnecken. Die nachstehenden Mitteilungen beziehen sich auf einige Nacktschnecken aus dem Berliner Museum, welche neuerdings von Herrn Conradt in unserem ostafrikanischen Gebiet erbeutet und in gut konserviertem Zustande eingesandt sind. Über das Äufsere habe ich bereits kurz berichtet (5). Die neun Exemplare verteilen sich auf drei Gattungen, drei Urocyclus, vier Trichotoxon und zwei Phaneroporus. Erste Gattung: Urocyclus Gray. Die Diagnose der Gattung braucht wohl nicht wiederholt zu werden, sie stützt sich auf die Schwanzdrüse, das fehlende Mantelloch, das lange Anhangsorgan des Atriums. Ebenso Abhandl. d. Senckenb naturf Gesellsch. Bd. XVIII. 38 — 22980 — bekannt ist die zweifelhafte Abgrenzung gegen Elisa Heynemann. Während Poirier (6) 1887 beide Gattungen einfach zusammengeworfen hat, führt Cockerell (7) neuerdings, weil Elisa schon vergeben war, dafür Elisolimax ein. Vielleicht giebt die neue Art Anlafs zu einigen klärenden Bemerkungen. Urocycelus rufescens n. Sp. Taf. I, Fig. 2—4. Taf. II, Fig. Juvenilis griseus, taeniis duabus dorsalibus albis notatus, taeniis pallialibus nigris. Adultus pallio rubro-notato, lineis radiatis dorsalibus rufis, taeniis dorsalibus aut albis aut absentibus. Habitat: Usambara. Darema. Die Diagnose, soweit sie ganz sicher sein soll, muls sich auf die beiden erwachsenen beschränken, von denen das eine schlankere Exemplar (Taf. I, Fig. 3), das ich nicht geöffnet habe, noch nieht ganz geschlechtsreif zu sein scheint. Es sind aber gute Gründe vorhanden, auch das junge Tierchen von derselben Lokalität hierherzurechnen, und das darf mehrfaches Interesse beanspruchen. a. Die erwachsene Form. Die äulseren Umrisse, Gröfse des Mantels, Lage des Atemloches, Beschränkung des Kieles auf das Hinterende ergeben sich aus den Abbildungen (Taf. I, Fig. 2 und 3). Das letztere Merkmal würde die Form zu der dritten Gruppe Poirier’s stellen, zu der ja auch drei Arten von Ostafrika (U. Kirkii, flavescens und Kraussianus) und eine von Mayotte (U. vittatus) gehören. Die Sohle ist hell und normal dreiteilig, die Schwanzdrüse so tief und von denselben Umrissen der Mündung, wie Heynemann und ich sie früher von Elisa angaben. Die Färbung des Mantels besteht in zwei roten oder rotbraunen Stammbinden und einem ebensolchen bindenartigen Mittelfeld, das mit jenen vorn verschmilzt auf hellem Grunde, dazu ein Paar rote Spritzflecken seitlich. Das Mittelfeld spart einen hellen Fleck aus über dem Nucleus der Schale, bezüglich der Stelle, wo in der Jugend der Mantelporus sich öffnet. Der übrige Körper hat ebenso rote, miteinander oft verschmelzende Radialstreifen, welche den Furchen folgen. Auf der vorderen Rückenhälfte greifen sie über die Mittellinie hinweg, nur am Ende lassen sie den hellen Kiel frei. Bei dem einen Exemplare (Taf. I, Fig. 3) gehen sie bis nahe an die Sohlenfurche heran, ohne dafs eine Stammbinde angedeutet wäre. Bei dem anderen aber (Taf. I, Fig. 2) wird deutlich jederseits eine helle Stammbinde ausgespart. Nur vorn, d. h. hinter der Mitte des Mantels, und noch mehr gegen das Hinterende, greifen — 299 — die roten Linien unregelmälsig auch in das Gebiet der hellen Stammbinde ein und darüber hinweg. b. Die Jugendform. Die Erklärung für die ganz auffällige Zeichnung scheint mir das junge Tierchen zu geben (Taf. I, Fig. 4, Taf. II, Fig. 10). Die Gründe, die mich bewegen, es zu unserer Art zu beziehen, sind einmal der gleiche Fundort und die allgemeinen Körperumrisse, welche letzteren durchaus zu den Urocyceliden passen, vor allen Dingen aber die weilse Stammbinde des Rückens, die so leicht wohl auf keine andere bekannte Form gedeutet werden kann. Die Eigenheiten des Tierchens bestehen in Folgendem: Umrisse: Ein scharfer Rückenkiel erstreckt sich über die hintere Hälfte, vom Mantel aus. Der Mantel hat einen sehr feinen schlitzförmigen, aber deutlichen Porus. Der Anfang des Rückens hinter dem Mantel setzt ziemlich frei ein, so dals ein halbmondförmiger Ausschnitt bleibt, auf dem der Mantel hinten ruht (Taf. II, Fig. 10), ähnlich, wenn auch nicht ganz so stark, wie bei Parmacella. Färbung: Ein gelblichgrauer Grund blalst sich nach unten ab. Auf dem Rücken tritt jederseits eine deutliche schneeweise Stammbinde hervor (Taf. I, Fig. 4). Sie ist nicht ganz regelmälsig und zusammenhängend, sondern mit schmalen grauen Brücken und Buchten, kurz, sie setzt sich aus verschmelzenden länglich runden Flecken zusammen. Von oben be- merkt man, dals die Binden, bezüglich die Flecken, etwas über die Oberfläche hervorragen. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dafs das Weils auf Kalkeinlagerungen zurückzuführen ist, ob aber auf kohlensauren oder etwa guaninsauren, dafür fehlt mir der Anhalt. Der Mantel hat zwei dunkelgraue Stammbinden, kurz und mehr auf die hintere Hälfte beschränkt, wie es bei Jugendformen von Limax etc. der Fall zu sein pflegt (Taf. I, Fig. 4, Taf. II, Fig. 10). Auch der Mangel an Symmetrie ist der gleiche. Ein paar dunkle Farbstoffspritzchen bemerkt man in geringem Abstand um den Mantelporus. Schliefslich fehlen auch Andeutungen von Kalkeinlagerungen nicht neben der linken Mantelbinde, da, wo nachher der helle Streif zwischen Binde und Mittelfeld bleibt (Taf. IB Fig. 10). Ähnliche, noch kleinere, sieht man an den Seiten des Körpers unmittelbar über der Sohlenfurche. e. Die Umfärbung. Wenn es richtig ist, dafs die Binden venösen Blutbahnen folgen und der Farbstoft weiter nichts ist, als ein unter dem Einfluls äufserer Agentien unmittelbar aus dem Blute (ohne Vermittelung von Drüsen) abgeschiedenes Fxeret, dann sehen wir bei unserer Art einen 38* — 280072 Kampf zwischen zwei Abscheidungen, Farbstoff und Kalk. Die Rückenstammbinde scheidet zuerst Kalk, die des Mantels zuerst Pigment ab. Das letztere ist in der Jugend dunkler, im Alter wird es zu hotbraun aufgeklärt. Der Kalk, hie und da diffus, folgt doch im Wesent- lichen nur der Stammbinde. Anders der Farbstoff. Anfangs auf die Mantelstammbinde be- schränkt, lagert er sich später in den Strahlenfurchen des Rückens und im Mittelfelde des Mantels ab. Wie es scheint, nimmt später der Kalk in der Rückenstammbinde wieder ab, und zwar zuerst am Hinterende. Je nach den individuellen Verschiedenheiten dieser Reduktion gelingt es dem Pigment der Strahlenfurchen, die Rückenstammbinde zu überbrücken oder nicht. Die Kalkabscheidungen an der medialen Seite der anfangs kurzen Mantelstammbinden und dicht über der Sohlenfurche bilden später Schranken, welche die zunehmende Pigment- ablagerung nicht überschreitet. Die Ursachen, welche zu Anfang darüber entscheiden, ob Kalk, ob Farbstoff erzeugt werden soll, scheinen auf sehr feinen Nuancen zu beruhen. Auf dem Rücken beherrscht der Kalk von Anfang an die Zeichnung, auf dem Mantel wird er ebenso früh vom Pigment zur Seite gedrängt. Dafür, dass die Kalkabscheidung in der Haut mit der Geschlechtsreife zurücktritt, lälst sich wohl der Grund finden. Die Umhüllung des Samens in der Spermatophore mit wetzsteinförmigen Kalkkörnchen mag dem Blute eine reichliche Menge entziehen, zumal zweifellos die Patronen schnell hintereinander gebildet werden, da sie meist in der Mehrzahl im Receptaculum sich finden. Parallelen für solches Vicarieren von Kalk und Pigment lassen sich ver- schiedene anführen. Bei manchen Nackt- (und Gehäuse-) Pulmonaten enthalten die Arterien- wände Kalk, bei anderen sehen sie schwärzlich aus. Bei einem Agriolimax immaculatus fand ich, gegen die Regel der Gattung, eine dunkle Stammbinde auf dem Rücken (Taf. III, Fig. 10), bei dem kleinsten kaukasischen, der kleinsten Art überhaupt, eine weilse kalkige (unter der Presse). Wir kommen unten auf eine ähnliche Vertretung beider Stoffe zurück. Das Übergreifen des Pigmentes der Strahlenfurchen auf die Stammbinde konnte ich kürzlich bei einer anderen afrikanischen Form nachweisen, aus Dr. Stuhlmann’s Ausbeute (8. No. 9). Ich habe sie Atoxon lineatum genannt (unter der Presse). Hier legt sich zuerst eine dunkle Stammbinde an, die nachher von den dunklen Strahlen gekreuzt und zu einer zackigen Zeichnung aufgelöst wird. d. Bedeutung der Jugendform für die Systematik. Bei manchen Uroeyeliden ist es schwer zu entscheiden, ob sie noch einen feinen Mantel- porus haben oder nicht. Heynemann hat wiederholt darauf hingewiesen. Unter Atoxon fand — 501 — ich Arten ohne, andere mit deutlichem Porus. Urocyelus galt wohl bisher für eine Gattung ohne die Öffnung. Der gegenwärtige Nachweis des Porus in der Jugend beweist, dafs auch dieses Genus zu Formen mit freiliegender Schale, bezüglich zu Gehäuseschnecken in naher Verwandtschaft steht. Das Hervortreten der Kalkbinde über die Haut dürfte einen anderen Schlufs nahelegen. Poirier kennzeichnet von den vier Gruppen, in die er die Gattung zerlegt, die letzte (U. faseiatus, acuminatus und madagascariensis) durch Seitenkanten (eretes). Sie dürften weiter nichts sein, als kalkige Stammbinden, welche auf eine Strecke sich erhalten haben. e. Anatomisches. Der innere Bau stimmt vollständig mit dem überein, was ich über Elisa (9) und nachher Poirier über Urocyclus bekannt machte. Doch sind einige Einzelheiten von Interesse. Die hintere, nicht geteilte Leber (Taf. II, Fig. 9) zeigt genau in der dorsalen Median- linie eine Anzahl kleiner, pilzförmiger Hervorragungen, aus derselben Drüsensubstanz bestehend, wie ihre Unterlage. Sie passen genau in kleine Löcher, bezw. Vertiefungen in der unteren Wand des medianen Sinus, der sich unter dem Kiele hinzieht. Es besteht also ein inniger Zusammenhang zwischen der hinteren Hälfte des Intestinalsackes und der Körperwand, der zu einem biologischen Schlusse berechtigt. Wir wissen ja von den Lebensverhältnissen der Urocycliden noch äufserst wenig. Ich wage nun zu behaupten, dafs sie weit weniger im Stande sind, einen Wasservorrat in ihrer primären Leibeshöhle zu heherbergen, als unsere Limaciden. Junge Agriolimax agrestis etwa, im höchsten Malse aber Limax arborum enthalten nach dem Regen so viel Wasser, dals das Ende des Intestinalsackes weit vom Hinterende wegrückt, bis in die Körpermitte etwa. Urocyelus, zum mindesten der vorliegenden Art, ist solche Speicherung und Organverschiebung verwehrt. Das Tier steht eben auch in dieser Hinsicht den Gehäuseschnecken noch nahe. Die Geschlechtsorgane sind typisch. Geringe Verschiedenheiten der relativen Länge. der einzelnen Abschnitte mag man füglich besser durch einen Vergleich der bezüglichen Abbildungen herausfinden. Sie sind unbedeutend genug. Das Receptaculum enthielt zwei schraubig durcheinander gewundene Spermatophoren. Nur der Anhang am Atrium, der meist als Reizdrüse bezeichnet wird, heischt nähere Beachtung. Ich habe wegen der Thatsache, dafs bei vielen Pulmonaten die Drüse durch einen hohlen Pfeil sich entleert, und wegen der Wahrscheinlichkeit, dafs die soliden Liebespfeile auf die gleiche Anlage bei verkümmerter ‚oder verschobener Drüse zu beziehen sind, den Namen Pfeildrüse vorgezogen. Bei Elisa, — 302 — bezw. Elisolimax vermutete ich,- dals die Pfeildrüse als Penis fungiert. Der Mangel eines Retraktors an dem zur Patronenstrecke verdickten Vas deferens, die verschwenderische Aus- stattung des langen Pfeildrüsenschlauches mit Muskeln, die seitlich und proximal ansitzen, sprechen dafür. Kein Abschnitt des Vas deferens wird ausgestülpt, dafür aber der Schlauch, der hier auch nicht drüsig ist, sondern im Innern eine starke kummetartige Längsfalte trägt; sie kommt höchst wahrscheinlich nach aufsen und dient zur Überführung des gegnerischen Sperma’s ins eigene Receptaculum, wie bei den meisten Limaces. Ich wiederhole diese Dinge, weil Poirier meiner Deutung widersprochen hat. Er falst einfach den unteren Abschnitt des Samenleiters, die Patronenstrecke, als Penis. In der Deutung der Homologien hat er sicher Recht; aber darin habe auch ich niemals auf anderem Boden gestanden. Penis ist indels vielmehr ein physiologischer Begriff als ein morphologischer. Nicht der distale Teil des Samenleiters muls unter allen Umständen so heifsen, sondern der Teil, der die Übertragung des Sperma übernimmt, und das dürfte hier die Reizdrüse sein. Für Limax glaubte ich aulserdem den Beweis führen zu können, dals der Penis mit dem Vas deferens gar nichts zu thun hat, sondern durch Ausstülpung des Atriums entsteht (unter der Presse). Wenn nun auch bei unserer Art die gleiche Bildung des Schlauches mit derselben Kummetfalte auf die gleiche Funktion hinweist, so besteht doch der Unterschied, dals der proximale Teil des Schlauches mit dem endständigen Retraktor noch eine Drüse ist. Dieser Teil macht sich durch bräunliche Färbung, ähnlich der Zwitterdrüse und dem Zwittergange, schon ohne nähere Untersuchung bemerklich. Die Pfeildrüse, mit dicken, zottigen und quer- gefalteten Wänden, mündet mit etwas verjüngtem unteren Ende gerade in die Umbiegung der Kummetfalte des längeren distalen Abschnittes. Ich vermute, dals bei der Begattung die Ausstülpung bis zu dem Ende der Falte geht, so dafs die Öffnung der eigentlichen Drüse auf der Spitze des Penis läge, ähnlich den oft verzweigten Drüsen am Blindende des Penis der Ackerschnecken, des Limax arborum u. a. Über solchen Gebrauch kann natürlich erst die ausführliche Beobachtung der Copula entscheiden. Vorläufig erscheint die Drüse nicht unwichtig in systematischer Hinsicht. Ich glaube nicht, dals ich sie bei Elisa übersehen habe, und dafs sie dort noch im distalen Ende des endständigen Hauptretraktors steckt. Sie scheint völlig verkümmert zu sein. Damit aber wäre ein Unterschied zwischen Elisa (Elisolimax) und Urocyelus gegeben, welcher erlauben würde, die Gattungen zu trennen oder zum mindesten die erstere als Subgenus weiter zu führen. Leider hat Poirier bei seinem reicheren Materiale- nichts von einer solchen Drüse beobachtet, vermutlich aber auch nicht besonders danach — all — gesucht. Es bleibt somit noch immer möglich, dafs die Drüse blols unserer Art zukäme. Jedenfalls macht sich die Nachuntersuchung grölseren Urocyclusmaterials nötig. Noch mag bemerkt werden, dafs die Eiweilsdrüse bei ihrer Vergrölserung die Decke der Leibeshöhle beeinflufst. Der Zipfel « (Taf. II, Fig. 7) sals mit dem proximalen Ende des Columellaris in einer Nische über dem hinteren Nierenumfange, deren untere Wand durch eine Muskellage, im Zusammenhange mit der allgemeinen Muskelauskleidung, gebildet wurde. Zweite Gattung: Trichotoxon Simroth. Von diesem Genus liegen vier typische Stücke vor, drei von Usambara, Darema, das vierte ist zwischen Hemkole und Msassa in Deutsch-Ostafrika erbeutet. Da alle, so weit sie entwickelt sind, zwei Paar Pfeile enthalten, würden sie zu Trichotoxon Heynemanni, Simr. (10) gehören. Allerdings bleiben Zweifel, ob die Verschiedenheiten im Einzelnen auf besondere Formen oder auf Entwickelungszustände sich zurückführen. Sie betreffen innere und äulsere Teile. a. Das Äulsere. Differenzen betreffen teils die Runzelung, teils das Pigment. Das jüngste Exemplar von Darema (Fig. 5), noch nicht ganz geschlechtsreif, bezw. noch ohne Pfeile, zeigt einen vortrefflichen Erhaltungszustand der Haut, zumal des Mantels. Die des Rückens ist leder- braun und schwammig, mit stark gefaltetem Kiel. Der Mantel ist äufserst auffällig durch seine Runzelung (5). Statt konzentrischer Furchen findet sich hier ein System von Längsrunzeln, welche hinten nach dem Nucleus, bezüglich der Stelle, wo bei anderen der Porus liegt, feiner werdend, konvergieren. Vorn verlieren sie sich ein Stückchen vom Rande. Von wechselnder Länge, sind sie fast so scharf gekielt, wie bei Arion empiricorum. Der Grund der trennenden Furchen ist etwas gedunkelt, ob durch eingelagertes Pigment, oder blols durch Epithelver- schiedenheit, läfst sich ohne histologische Untersuchung nicht sicher ausmachen. Der äulsere Schein spricht mehr für das Letztere. Wichtiger ist die starke Rostfärbung des Kielkammes (Fig. 5 C). Sie macht den Eindruck drüsiger Beschaffenheit. Dieser wird unterstützt durch die Verhältnisse, welche die erwachsenen Exemplare von Darema aufweisen. Sie sind heller, mit festerer, glatterer Rückenhaut und geradem Kiel, und, worauf es hier ankommt, mit ge- glättetem Mantel. Auf diesem sind nur, an den meisten Stellen wenigstens, niedrige, schmale strahlige Erhebungen geblieben, Linien von wechselnder Länge und schwach gerunzeltem a Umrils. Sie entsprechen den braunen Kielkämmen der Runzeln und sind entsprechend auch noch schwach gelblich. Der Mantel kann sich also ausglätten, bis auf die drüsigen braunen Kielkämme. Die Rückenhaut des jüngeren Tieres von Darema zeigt die Furchen in der schwammigen Fläche nicht eben scharf. Vorn, noch am Mantel (Fig. 5 B), schimmern in den Rinnen blendend weilse Streifen durch, jedenfalls wieder Kalk. Anders bei den geschlechtsreifen Tieren mit der dichteren Haut. Hier ist keine Spur von Kalk, sondern in den Rinnen und ihren Querverbindungen lagert sich, auf beiden Seiten nicht eben symmetrisch, schwarzes Pigment ab. Das vereinzelte vierte Stück stimmt im ganzen mit den anderen überein, die Grundfarbe steht in der Mitte zwischen den beschriebenen, an den Seiten des Rückens die- selbe Zeichnung. Ein Unterschied liegt nur darin, dals auf dem Mantel jederseits in der hinteren Hälfte verwischte Reste einer schwärzlichen Stammbinde geblieben sind. Der Schlufs, der sich aus diesen Thatsachen ergiebt, ist derselbe wie bei Urocyclus. Pigment und Kalk vikarieren auch hier. Die Kalkabsonderung macht auf dem Rücken der Pigmentbildung Platz, sobald die Ausbildung der Pfeile (und Spermatophoren?) aus dem Blute Kalk abführt. Doch will ich bemerken, dafs das nicht bei allen Formen der Gattung ausnahmslos so sein dürfte; ich habe selbst Kalk in den Rinnen beschrieben bei ausge- bildeten Tieren (10). Es wird eben darauf ankommen, wie stark die Neigung zur Kalkabsonderung bei der Lokalform entwickelt ist (in Abhängigkeit vom Untergrunde? Kalkboden?). War sie mälsig, dann mag die Geschlechtsreife den Wechsel in der Haut hervorrufen. Übrigens geben die Differenzen im Kiel, in den Mantel- und Rückenrunzeln und -drüsen der Vermutung Raum, dafs der Eintritt der Pubertät sich auch sonst bei Trichotoxon mit einer tiefgreifenden Änderung der Konstitution verbindet. b. Das Innere. Bei dem einen Tiere, wo ich, durch Urocyclus nachträglich aufmerksam geworden, darauf achtete, bemerkte ich auf der Leber in der Medianlinie, nahe dem Hinterende, einige Warzen, zwei Paare hintereinander, die entsprechend in die Rückenhaut eingriffen. Starke Wasserspeicherung scheint also ebenso ausgeschlossen wie bei Urocyclus. Von Liebespfeilen fand ich, wie gesagt, je zwei Paare. Sie waren ziemlich kurz, worauf ich kein Gewicht legen möchte, lediglich deshalb, weil eine positive Unterlage zum Vergleiche fehlt. Besonders bemerkenswert sind die von dem vereinzelten vierten Stück (s. umstehende Figur). Der Pfeilsack hatte noch nicht ein Centimeter Länge, und jeder Pfeil — 805 — etwa ein halbes, war also relativ noch recht klein. Die dreikantige Spitze war gut ausge- bildet, sie verjüngt sich etwas nach dem Schaft zu. Wie ich schon früher angab, sind die Kanten nicht gleichwertig. Die in der Figur nach oben gewandte ist die schärfste (@); von der Seite würde sie gesägt erscheinen, die Zähne nach der Pfeilspitze gewandt. Feste Linien, bezw. Rillen, streben von beiden Seiten der Kante zu. Zwischen ihr und der nächsten Kante ist die Fläche etwas eingesunken (c). Die Linien oder Rillen aber erleiden hier keinen Richtungswechsel, sondern finden ihre direkte Fortsetzung jenseits der Einsenkung, so dals sie also die nächste Kante (d) in umgekehrtem Sinne treffen. Die Spitzen der Winkel sind hier nach hinten gerichtet. Die Säge würde also hier weniger wirksam sein als Reizmittel. Dafür ist ein System sekundärer Rinnen oder Falten in weiteren Abständen darüber gelegt, die feineren kreuzend. Sie bringen doch eine kräftige Säge zu Stande. Wichtiger indels als das Relief der Spitze ist der Schaft des Pfeiles; er ist glatt, rund und entbehrt des haarigen Oonchiolin- überzuges, nach dem ich die Gattung benannte. Entweder fehlt diese Decke der Art überhaupt, oder was mir wahrscheinlicher ist, der Befund beweist, dals der Überzug erst zuletzt nach der Fertig- stellung des Kalkpfeiles abgeschieden wird. Schon der Umstand, dals er beim Abbrechen der Pfeilspitze noch sich fortbildet und zum Mindesten über dem Stumpfe verwächst, spricht für solche Auffassung. Es liegt ja nahe, das vereinzelte Stück wegen der Form der Liebespfeil. Pfeile, noch mehr aber wegen der bei der Gattung sonst nicht be- @ Kanten, c Einsenkung, kannten, bis ins Alter erhaltenen Stammbinde abzutrennen, sei es als Art, sei es Varietät von Trichotoxon Heynemanni. Die nähere Entscheidung künftigen Funden überlassend, möchte ich doch das Tier in seiner Eigenart vorläufig fixieren als Trixotoxon Conradti. Abhaudl. d. Senckenb. naturf. Gesellsch. Bd. XVIII 39 -— 306 — Dritie Gattung: Phaneroporus Simroth. Phaneroporus umicolor n. SP. Taf. I, Fig. 7, Taf. IL, Fig. 11. Griseus, unicolor. Zwei gleiche Exemplare von Usambara, Darema zeigen im Äufseren Mangel an allen Besonderheiten, sind also nicht gut zu charakterisieren. Das Tier ist eine kleine Urocyclide mit weitem Mantelporus. Schwanzdrüse, dreiteilige Sohle ete. normal. Färbung: Unter der Kapuze und auf der Sohle hell; im Übrigen mäuse- grau, mit einem Stich ins Violette, nach unten wenig abgeblalst. Eine dunklere Stammbinde scheint am Rücken gegen das Hinterende noch durchzuklingen. Die Rinnen laufen in der dichten Haut sehr regelmälsig und werden durch ein feines Netz sekundärer Furchen verbunden. An den Genitalorganen (Taf. II, Fig. 11) waren weder eine Pfeildrüse, noch Kalk- säcke oder ein Flagellum zu finden. Das Receptaculum ist ziemlich lang, noch mit seinem Ausführgang, dem Blasenstiel, kontinuierlich. Das Vas deferens erweitert sich zu einer Patronenstrecke; wo sie sich in den cylindrischen, ziemlich langen Penis umbiegt, sitzt der Penisretraktor an. Oviduct und Blasenstiel münden in den Grund einer kräftigen, aufge- triebenen Vagina. Die Gonade liegt weit hinten hinter dem Magen. Der Zwittergang beginnt am distalen Ende sich zu schlängeln. Auffallend ist die an der kleinen Eiweilsdrüse wohl entwickelte Vesicula seminalis mit welligen Contouren. Der Mangel der Pfeildrüse schlielst Urocyelus-Elisolimax aus, der der Kalksäcke aulser- dem Atoxon, Büttneria, Trichotoxon. Dagegen stimmt die Anlage gut zu Phaneroporus, nur mit dem Unterschied, dafs bei der einzigen bekannten Art, Ph. Reinhardti vom Tanganyika, der Penis mehr kolbig ist und eine Patronenstrecke noch nicht nachzuweisen war. Übersicht. Der Wert der neuen afrikanischen Formen liegt einmal im Nachweis eines neuen Phaneroporus, so dals diese Gattung nicht mehr auf eine Jugendform beschränkt bleibt, noch mehr aber in dem Nachweis des Vikarierens von Kalk und Pigment in den Hautablagerungen. Wie auch sonst bei den Nacktschnecken, ist die Stammbinde des Mantels die primäre und wird immer, wo sie vorkommt, durch Farbstoff markiert. Dagegen kann die Stammbinde — ES 0 — des Rückens ebenso gut durch Kalk vertreten sein. Wo sie einmal kalkig war, wird sie nie wieder farbig. Wohl aber kann das später in den Strahlenrinnen sich bildende Pigment über sie hinweggreifen. In diesen Strahlenrinnen können sich beide Ablagerungen direkt ablösen, so dals anfangs Kalk, später Pigment erzeugt wird. Der Wechsel vollzieht sich mit der Geschlechtsreife und dem damit gegebenen Kalkverbrauch zur Ausbildung der Pfeile und der Spermatophoren. Citierte Schriften. 1. Simroth. Die Nacktschnecken der portugiesisch-azorischen Fauna. Noya acta leopold. LVI. 1891. 2. Simroth. Über bekannte und neue paläarktische Nacktschneeken. Jahrb. d. d. mal Ges. XIII. 1886. 3. Scharff. Note on the geographical distribution of the Geomalacus maculosus Allman in Ireland. Proe, of the malacol. Soc. London I. S. 17 und 18. 4. Pollonera. Nuove contribuzioni allo studio degli Arion europei. Torino, 1889. 5. Simroth. Über die Färbung verschiedener Nacktschnecken. Sitzungsber. naturf. Ges. Leipzig. Vortrag vom 5. Dezember 1393. 6. Poirier, M. J. Observations anatomiques sur le genre Urocyelus. Bull. Soc. Malac. de France. IV. 1887. 7. Cockerell und Collinge. Checklist of the Slugs. Conchologist 1893 und separat. 8. Simroth. Über die von Herrn Dr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelten Nacktschneeken. Sitzungsber. vaturf. Ges. Leipzig. Vortrag vom 7. Februar 1893. 9. Simroth. Anatomie der Elisa bella Heynemann. Jahrb. d. d. mal. Ges. X. 1883. 10. Simroth. Beiträge zur Kenntnis der Nacktschnecken. Acta nova leopold. LIV. 1889. 39* Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. SS Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Geomalacus grandis n, sp. A. von rechts, B. von oben. 3:2. Uroeyelus rufescens n. sp. A. von links, B. von oben. 2:1. Derselbe, etwas kleineres Exemplar. 2:1. Derselbe, Jugendform. 2:1. Triehotoxon Heynemanni Srth., nicht ganz reifes Exemplar. A. von oben, 2: 1. B. mittlerer Teil‘ von links. 7:3. C. Einzelne Runzel des Mantels. 6 : 1. Derselbe. Geschlechtsreifes Tier. 1:1. Phaneroporus unicolor n. sp. A. von links. 2:1. B. Mantel von oben. 9:4. Tafel I. at. Atrium genitale. vag. Vagina. p. Penis rp. Penisretractor. pat. Patronenstrecke. pat, deren distales Ende. vd. Samenleiter. rec. Receptaeulum seminis. k, k:. Kalksäcke. pf. Pfeildrüse (als Penis dienend). rpf. deren Retraetoren. ov. Oviduet. osp. Ovispermatoduct. ei. Eiweilsdrüse. ves. Vesicula seminalis. zg. Zwittergang. zd. Zwitterdrüse. SL San Geschlechtswerkzeuge von Geomalacus grandis. Atrium desselben, von oben geöffnet, Schälchen desselben, vergrölsert. Geschlechtswerkzeuge von Arion Hessei n. sp. Schälchen desselben, vergröfsert. Geschlechtsendwege der anatomisch bekannten Geomalacusarten. A. G. maculosus. B. grandis, 0. Oliveirae D. anguiformis. blau: Vas deferens und Patronenstrecke. roth: Penisretractor. gelb: Blasenstiel. schraffiert: Der zu einem Teil des Penis ausgezogene Zipfel des Atriums (Atriopenis). Geschlechtswerkzeuge von Urocyelus rufescens Pfeildrüse und deren Ausführgang (Pfeilsack), geöffnet. Hinten, ungeteilte Leber desselben. 2:1, Mantel und Rückenanfang desselben in der Jugend (von dem auf Taf. I, Fig. 4 dargestellten. Exemplar). 4:1. Geschlechtswerkzeuge von Phaneroporus unicolor, unausgebildet. Australische Sülswasseralgen. 11. Von M. Möbius. Mit 2 Tafeln. Im Jahrgang 1892 der „Flora“ habe ich einige Mitteilungen über australische Süls- wasseralgen gemacht. Dieselben sind dann von Herrn Bailey, welcher das Material dazu geliefert hatte, in das von ihm 1893 herausgegebene Botany Bulletin No, VI., Contributions to the Queensland Flora (Department of Agriculture, Brisbane) aufgenommen, durch einige weitere Angaben ergänzt und mit Abbildungen auf 19 Tafeln versehen worden. Seit jener ersten Veröffentlichung hat Herr Bailey wieder zu verschiedenen Malen neues Material an Meeres- und Sülswasseralgen geschickt. Die Meeresalgen sind von Herrn Professor Askenasy be- arbeitet worden, dessen Arbeit in der „Flora“ 1894 (p. 1—18, Taf. I—IV.) erschienen ist; die Sülswasseralgen wurden mir von ihm zur Untersuchung überlassen und die Resultate dieser Untersuchung erlaube ich mir in Folgendem vorzulegen. Die Behandung ist dieselbe wie früher, ausgeschlossen sind wiederum die Diatomeen und Characeen, von welch letzteren diesmal verschiedene Nitellen gesammelt worden waren. Class. I. Florideae As. Fam. 1. Batrachospermaceae Rabh. 1. Batrachospermum Roth. 1. B. Dillenii (Bory) Sirdt. Taf. I, Fig. 1—7. Charley’s Gully, Lower Freestone Creek, Warwick, in langsam fliessenden Wasser. Die gesammelten Exemplare sind 3—4 cm lang und reichlich verzweigt, teils mit Anthe- ridien, teils mit weiblichen Organen und Sporenhaufen besetzt. Die Art gehört in Sirodots Gruppe der Setaceae und ist, soviel ich sehe, aus Australien, England und Frankreich bekannt, In Deutschland scheint sie noch nicht gefunden worden zu sein. Sirodot (Les Batrachospermes, Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 40 — 310 — Paris 1884, p. 253 fl.) beschreibt sie folgendermassen: „Geschlechtliche Form: Diöcisch. — Die Unterschiede, welche zwischen den Vegetationsorganen der männlichen und der weiblichen Exemplare auftreten können, haben so geringe Bedeutung und sind ausserdem so schwach, dass es nicht lohnt, die männlichen und weiblichen Pflanzen gesondert zu beschreiben. Die Farbe ist olivengrün, im Alter schwärzlich, besonders bei den weiblichen fructificirenden Pflanzen, braun bis schwarzgrün bei intensiver Beleuchtung; nach dem Trocknen wird der Ton dunkler. — Der Wuchs ist buschig, die Äste erster Ordnung entwickeln sich so stark wie die Hauptaxe. — Die Grösse ist sehr verschieden, im allgemeinen sind die Pflanzen der Quellen gröfser als die der Bäche, die Gröfse schwankt zwischen 2 und 12—13 cm. — Die Verzweigung ist ausserordentlich reich, gewöhnlich sind die männlichen Pflanzen schlanker, die unteren Wirtel produzieren oft 2, 3 und 4 Äste, die letzten Zweiglein sind einander ge- nähert und kurz oder entfernter stehend und lang fadenförmig. — Die jungen Äste sind ein- wärts gekrümmt. — Die Wirtel sind rudimentär, die Länge der Internodien steht meist im Verhältnis zu der der ganze Pflanze, also sind sie kürzer bei kleinen, länger bei grolsen Exemplaren, und wenn alle übrigen Umstände gleich sind, deutlich verlängert bei den weib- lichen Pflanzen; in den mittleren und unteren Teilen der Äste sind die Internodien am oberen Ende schwach eingezogen und nehmen nach unten bis zu dem darunterstehenden Wirbel an Dicke zu: je länger sie sind, um so deutlicher zeigen sie diese Form. — Die primären Wirteläste bestehen aus einer kurzen, breiten, manchmal eiförmigen Basalzelle, welche am Scheitel und seitlich vom Scheitel 3 oder meist 4 secundäre Wirteläste trägt, alle gleich bei den weiblichen Pflanzen, wenn sie denselben Wachstumsgrad erreicht haben; bei den männ- lichen dagegen sind die seitlichen, wenn sie Antheridien tragen, etwas geknäuelt. Die secundären Wirtelzweige sind wenig entwickelt und bilden nur einige Verweigungen, die längsten Äste bestehen nur aus 4 oder höchstens 5 cylindrischen Zellen, die kaum 2mal so lang als breit werden. — Die Endzellen tragen häufig Haare, dieselben sind verhältnismälsig lang, cylindrisch oder an der Basis schwach kegelförmig. Die Berindungsfäden liegen der centralen Zellreihe dicht an und bedecken sie mit einer allmählich immer dichter werdenden Hülle bis zu dem unteren Wirtel, den sie auch umhüllen, indem sie sich einen Weg suchen, wo sie ihn überwachsen können. Die interverti- eillären Fäden finden sich immer zahlreich dicht unter einem Wirtel, mehr oder weniger reichlich auch auf der unteren Hälfte der Internodien; anfangs ein- oder zweizellig, verlängern sie sich wenn sie von neuen Lagen von Berindungsfäden überwachsen werden, oft tragen sie Haare; wenn sie, an den männlichen Pflanzen, Antheridien tragen, sind ihre Enden geknäuelt. — 3ll — Die unteren Verzweigungen dienen als Prolifikationssprosse bei ausdauernden Pflanzen. Die Schleimbildung ist nicht so stark, dals die Exemplare beim Trocknen am Papier haften bleiben. — Die antheridientragenden Zweige stehen in den Wirteln und auf den Internodien. — Die weiblichen Äste entspringen gröfstenteils von der Basalzelle der primären Wirtel- zweige unter der Form eines später gekrümmten und eingebogenen Astes, bisweilen auch entstehen sie aus der Verzweigung eines sekundären Wirtelzweiges oder gehen von einem interverticillären Zweige aus. — Die Trichogyne ist keulen-, bisweilen flaschenförmig. — Die Sporenhaufen erscheinen in der Gestalt warzenförmiger Erhebungen an den Wirteln; sehr selten an den Internodien. — Die bractealen Fäden sind sehr kurz und verschwinden unter dem Sporenhaufen.*“ — Als ungeschlechtliche Form nimmt Sirodot mit Zweifel die Chan- transia chalybea an; ich selbst habe die dazu gehörige Chantransia nicht beobachtet. Das Prothallium bezeichnet er als verschwindend klein. Die Pflanze kommt nach ihm vor in Flüssen, Bächen, Teichen und Quellen an verschiedenen Orten Frankreichs. Ihre Fructi- ficationszeit ist hier der Frühling: in Australien wurden wie oben angedeutet, reichlich fructifieirende Exemplaren im Juli gesammelt. Indem ich also die von Sirodot für die französische Form dieser Alge gegebene Be- schreibung auch für die von mir beobachtete australische gelten lasse, habe ich nur hinzuzufügen, dals bei letzterer die interverticillären Ästchen weniger reichlich entwickelt waren als bei ersterer und weniger reichlich als bei anderen australischen Exemplaren, die von French in Carolinia Creek gesammelt und mir durch die Güte des Herrn Dr. Nordstedt zugäng- lich waren‘). Ich beschränke mich deshalb darauf, noch einige Bemerkungen zu den Ab- bildungen zu machen: Fig. 1 zeigt einen der oberen Äste mit seinen Zweigen, an deren Spitze man überall die Scheitelzelle wahrnehmen kaun. Die Länge der Internodien ist eine verschiedene. Die Rinde ist an den oberen Theilen noch dünn, die interverticillären Zweige sind spärlich und kurz. Fig. 2. Theil eines sehr jungen Zweiges, in welchem sich die Glieder der Axe noch wenig gestreckt haben und die Berindungsfäden und sekundären Wirtelzweige von den primären Wirtelzweigzellen auszusprossen anfangen. Fig. 3. Der jüngste Zustand eines Procarps, den ich finden konnte: die flaschen- förmige Trichogyne bildet das Ende des aus einer Reihe von Zellen bestehenden Astes, dessen 1) Vergl. die Angaben in meiner Arbeit „über einige brasilianische Algen“ in Ber. d. deutsch. bot. Ges- Bd.X p. 21. 40* — 312 — Zellen zum Teil schon Aussprossungen getrieben haben. Die sterilen Verzweigungen an dem betreffenden Axenstück sind nur teilweise mitgezeichnet. Fig. 4. Ein weiblicher Ast (durch die schraffirten Zellen hervorgehoben), geht von der primären Wirtelzelle aus und ist selbst mit reichlichen Seitentrieben versehen. Die Trichogyne zeichnet sich durch ihre dickere Wandung und den zusammengezogenen Inhalt aus. Die Wandung scheint an der Spitze verquollen zu sein: vielleicht ist die Trichogyne unbefruchtet geblieben und im Absterben begriffen. Über der Trichogyne sieht man einen Wirtelzweig, der ein Haar trägt. Fig. 5. Trichogyne von einem etwas älteren Teil der Pflanze, langgestreckt und im oberen Teil nochmals eingeschnürt. In dieser Form habe ich viele Trichogynen gesehen ; an ihnen ist die Membran an der Spitze auch von einem Aussehen, als würde sich die Kuppe vou dem unteren Teile abheben. Ob dies vielleicht nur eine Erscheinung der unbefruchtet gebliebenen Trichogynen ist, kann ich nicht sagen, da ich nach Trichogynen mit deutlich anhaftenden Spermatien vergeblich gesucht habe. An einem Knoten bilden sich häufig mehrere Procarpien aus, doch scheint es, dass nur eins davon zum Ausgang des Sporen- haufens wird, der: dann fast den ganzen Knoten überdeckt, dessen sporigene Fäden aber von einem gemeinsamen Mittelpunkt ausstrahlen. Fig. 6. Ein Ast mit 3 entwickelten Sporenhaufen, welche an der Pflanze als kleine Anschwellungen der Axe schon mit blolsem Auge wahrgenommen werden können. An dem unteren Teil der Hauptaxe ist hier die Rinde dicker und die interverticillären Zweige treten deutlicher hervor. Fig. 7. Einige Zellen aus einem Antheridiencomplex mit reifen und zum Teil ent- . leerten Antheridien, davor ein ausgestossenes Spermatozoid. 2. Chantransia Fries. 2. Ch. pygmaeea Kütz. Taf. I. Fig. 8. Freestone Creek, Warwick. In fliessendem Wasser. Juli 1893. In kleinen 1—2 mm hohen Räschen an einer Wurzelfaser. Von kriechenden Fäden erheben sich aufrechte Äste, welche sich nach oben dicht pinselförmig verzweigen. Die Zweige biegen an der Basis nach oben um und verlaufen dann geradlinig, an den rein vegetativen Trieben endigen die Zweige in ziemlich gleicher Höhe. Die Zellen sind cylindrisch, an den Enden etwas eingeschrürt, 10—14 4. dick und 1'/,—3mal so lang. Die Endzellen bilden keine Haare, sondern endigen mit einer Stumpfen Spitze. Als Sporangien scheinen sich ziemlich regelmässig die Endzellen — 313 — ‘von dreizelligen Zweiglein zu entwickeln. Aus den unteren Zellen der aufrechten Fäden kommen stellenweise kurze Rhizoiden hervor, welche ich an den kriechenden Fäden nicht beobachtet habe. Bekannt von Europa und Nordamerika. 3. Chantransia subtilis n. sp. Taf. I. Fig. 9, 10. Burpengary, Brisbane. Ch. thallo subtili e filis procumbentibus, rhizoideis instructis et filis raris adscendentibus constituto; cellulis filorum procumbentium 10 «. crassis, ad genicula constrietis, filorum adscendentium 6—10 «. crassis, cylindrieis; ramis in una planitie alternan- tibus vel oppositis, majoribus paucis, in trichoma exeuntibus, minoribus pluribus cellula ultima in sporangium mutata; sporangiis etiam lateralibus prope terminalia vel prope trichomatum basim sitis. Diese Pflanze, welche ich mit keiner der bekannten Arten identificiren kann, fand ich nur in einzelnen Exemplaren auf einer Nitella, deren Zweige den kriechenden Fäden zum Substrat dienen. Die Zellen der kriechenden Fäden sind ca. 10 «. dick und etwa 5mal so lang, an den Querwänden deutlich eingeschnürt, stellenweise bilden sie kurze wurzelhaarähnliche Ausstülpungen. Die kriechenden Fäden bilden nur spärliche und wenig verzweigte aufrechte Äste, Dieselben bestehen aus langen cylindrischen, 6—10 «. dicken Zellen, die an den Querwänden kaum eingeschnürt sind, wenigstens an den oberen Teilen der Äste. Die Zweige stehen alternirend oder opponirt, in einer Ebene, die längeren Zweige, von denen nur wenige gebildet werden, gehen wie der Hauptast in ein langes Haar aus. Häufiger entstehen kurze Seitenäste, oft nur aus 2 Zellen gebildet, deren obere Zelle dann zum Sporangium wird. Neben dem endständigen Sporangium kann auch eines seitlich oder an jeder Seite eines gebildet werden, und es können sich die Sporangien auch seitlich an der Basis eines Haares entwickeln. Class, II. Chlorophyceae (Kütz.) Wittr. Ordo I. Confervoideae (Ag.) Falk. Fam. 2. Coleochaetaceae (Naeg.) Pringsh. 3. Coleochaete Breb. Von den in meinem vorigen Bericht beschriebenen neuen Arten fand ich unter dem vorliegenden Material keine wieder, dagegen andere bekannte Arten in fructificirendem Zustande. — 3l4d — 4. C. divergens Pringsh. var. minor Hansg. Prodromus p. 39. Glass Mountaine, Sept. 1892. Vegetative Zellen jean dick, 1—1!/amal so lang. Durchmesser des reifen berindeten Oosporangiums 75 «. Die Malse sind also kleiner als sie für die typische Art angegeben werden und ich stelle die australische Alge defshalb :u der var. minor Hansg. mit der sie in der Grölse besser übereinstimmt. Sie ist bisher wohl nur aus Europa bekannt. 5. C. orbieularis Pringsh. Glass Mountaine, Sept. 1892. Vegetative Zellen 7—10 «. dick, Oogonien 33:45 «. Die Malse stimmen mit den von mir bei Heidelberg gefundenen Exemplaren. Bekannt aus Europa, Sibirien, Nordamerika, Hawaii, Russland. 6. C. seutata Breb. f. minor n. f. Glass Mountaine, Sept. 1892. Vegetative Zellen 14—22 u. dick, Durchmesser der reifen Oogonien 60—62 u. Die: hier angegebene Grölse der Oogonien ist constant bei mehreren Exemplaren, ist aber nur die Hälfte der in der Diagnose angegebenen, wonach die Oosporen 140—160 «. lang und 120 «. breit sein sollen; auch die vegetativen Zellen sind bei der typischen Form fast doppelt so grols, nämlich 283—45 wu. dick und 1—3 mal so lang, dagegen sind sie an Exemplaren, die: ich in Heidelberg gefunden habe, auch nur 10—20 «. breit. Die Alge ist von mir schon früher, aber nur in sterilem Zustand, für Australien an- gegeben. 7. C. irregularis Pringsh. Burpengary, Brisbane, März 1893. Auf den Zellen von Nitella, von welchen manche von der Coleochaete ganz wie mit. einer Rinde bedeckt sind. Geschlechtsorgane habe ich an der Alge nicht beobachtet. Die inhaltsleeren Zellen sind jedenfalls Zoosporangien. Die Zellen sind 13—20 «. dick, wie bei den Exemplaren von Hawaii (12—20:12—14 nach Nordstedt), sonst wird die Grölse auf etwa. 25 u. angegeben, wie bei den in Europa und Nordamerika beobachteten Exemplaren. — 35 — Fam. 3. Oedogoniaceae (De. Bary) Wittr. 4. Bulbochaete Ag. 8. B. setigera (Roth) Ag. Taf. I, Fig. 11, 12, 13. Glass Mountaine, Sept. 1892. Die vorliegende Alge kann vielleicht auch als eine Varietät von B. setigera, mit der sie in den Haupteigenschaften jedenfalls grofse Uebereinstimmung zeigt, betrachtet werden. Sie ist von niedrigem Wuchs, nur ca. 1 cm hoch, und hier sowie in der Grölse ihrer Zellen der B. gigantea, mit der sie zusammen vorkommt, so ähnlich, dals sie auf den ersten Anblick leicht mit dieser verwechselt werden kann. Die vegetativen Zellen sind 20 «. dick und 3—4 mal so lang, mit einer dicken aber glatten Membran versehen, während ich an Herbarmaterial von B. setigera die Membran fein punktirt fand. Die Oogonien bilden nie das Ende eines längeren Astes, sondern nur eines kurzen Seitenastes, sie haben eine zusammengedrückt- kugelige Gestalt, sind 60—63 «. breit urd 56—58 u. hoch, und werden von der reifen Oospore vollständig ausgefüllt. Dieselbe hat eine dicke, körnig sculpturirte Membran, wie es für das Episporium von B. setigera angegeben wird; auf der dem Stiele zugekehrten Seite ist die Oosporenmembran an einer Stelle verdünnt. Die Stützzelle zerfällt durch eine Quer- wand in eine untere grosse (im Querschnitt) rechteckige und eine obere kleine (im Quer- schnitt) fünfeckige Zelle, die Querwand liegt also sehr weit oben. Androsporangien habe ich nie auf den die Oogonien tragenden Exemplaren, sondern nur auf besonderen Pflanzen ge- funden; sie sind zweizellig und liegen am Ende des Astes unter einer Borste. Die Zwerg- männchen sitzen auf der Stützzelle oder beliebigen anderen vegetativen Zellen der weiblichen Pflanze, nie auf den Oogonien selbst; sie sind gerade, 10—14 «. dick, 34 «. lang. Der Stiel ist kürzer als das 1—2zellige Antheridium. — Fassen wir die Unterschiede der vorliegenden Alge gegenüber der gewöhnlichen B. setigera zusammen, so finden wir die australische Form niedriger, vegetative Zellen hier 20 w., dort 25-—-28 «. dick, hier mit glatter, dort mit fein punktirter Membran (was in der Diagnose nicht angegeben wird), die Androsporangien hier auf besonderen Pflanzen, dort mit den Oogonien zusammen, die Scheidewand hier immer ganz oben in der Stützzelle, dort in der Mitte derselben oder etwas höher, die Zwergmännchen hier nie auf den Oogonien, dort auf den Oogonien oder in ihrer Nähe sitzend. Ich glaube nicht, dafs diese Unterschiede als spezifische betrachtet werden können: man wird sehen, dafs die Abbildung der australischen Form denen von der gewöhnlichen B. setigera sehr ähnlich ist. Letztere ist bekannt aus Europa, Nordamerika, Algier und Neuseeland. — 316 — 9. B. gigantea Pringsh. Taf. I. Fig. 14, 15. Glass Mountaine, September 1892. Die ganze Pflanze ist 3—7 mm hoch. Die Membran der vegetativen Zellen ist deutlich: punktiert: Diese Punkte sind feine Poren, welche man im optischen Durchschnitt der Mem- bran als durchgehende Linien erkennt, der äufseren Mündung des Porus scheint aber auch eine kleine warzenförmige Erhebung der Membran nach aufsen zu entsprechen, welche als glänzender Flecken von der Fläche gesehen erscheint. — Die Oogonien bilden kurze Seiten- äste oder das Ende längerer Äste und tragen über sich gewöhnlich nur eine Borste, seltener ein Sporangium. Die Androsporangien habe ich auch hier immer auf besonderen Pflanzen: gefunden; sie scheinen früher noch nicht beobachtet worden zu sein, da Pringsheim zu der Art bemerkt: „Mutterzellen der Androsporen auf besonderen Ästen?“ und De-Toni in der Diagnose (Sylloge Algarum I, p. 22) zu idioandrospora ein Fragezeichen setzt, welches. also jetzt wohl wegfallen kann. Die Androsporangien sind 1- bis 3zellig und liegen wie die Oogonien unter einer Borste oder unter einem Sporangium. Die Zwergmännchen sitzen bis- weilen in grolser Anzahl an den Oogonien, so dafs sie dieselben vollständig einhüllen. Im. übrigen zeigt die Alge die aus früheren Beschreibungen und Abbildungen der B. gigantea bekannten Eigenschaften. Die Malse sind folgende: Vegetative Zellen 21—24 u. dick, 3 bis 4mal so lang, die Oogonien 50 w. hoch, 64 ı. breit, von der mit warzigem Episporium ver- sehenen Oospore ganz ausgefüllt. Bekannt aus Europa, Nordamerika, Neuseeland. 10. B. elatior Pringsh. In Tümpeln bei Burpengary. November 1892. In meiner früheren Mitteilung habe ich diese Alge schon beschrieben; sie wurde auch: diesmal wieder fructifizierend gefunden. 11. B. pygmaea (Pringsh.) Wittr. Glass Mountain, September 1892. Die Geschlechtsorgane dieser Alge sind von mir nicht beobachtet worden, und die Art ist also nur nach dem charakteristischen Aussehen der vegetativen Zellen bestimmt. Dieselben. sind 13—17 wu. dick und etwas kürzer oder ebenso lang als dick (nach der Diagnose 12—15 4.). Die entleerten Zellen sind jedenfalls solche, die Zoosporen entlassen haben. Die Art ist bekannt aus Europa, Afghanistan und Nordamerika und fructifiziert in. Europa von Juli bis September. — 317 — 5. Oedogonium Link. 12. Oe. fragile Wittr. Myrtle bei Brisbane, in brackischem Wasser. November 1892. Vegetative Zellen 11—16 «. dick, 3—6 mal so lang. Monöcisch. Oogonien kugelig, von der Oospore ganz ausgefüllt, ca. 30 «. diek. Antheridien aus 1—3 Zellen bestehend mit je 2 über einander liegenden Antherozoidien. Die Malse sind etwas geringer, als in der Dia- gnose angegeben wird, wonach die vegetativen Zellen 12—17 «., die Oogonien 42—47 : 44—50 u. gross sind. Die Art ist bekannt aus Schweden und Nordamerika. 13. Oe. nodulosum Wittr. Taf. I. Fig. 16. Dalby, Darling Downs, Queensland, in Tümpeln, Mai 1893. Obgleich nur sterile Fäden gesehen wurden, glaube ich doch die Art ziemlich sicher bestimmen zu können durch Vergleichen mit der Abbildung in Wittrocks Prodromus Mongr. Oedog. Fig. 2. Die Zellen zeigen nämlich am oberen Ende und in der Mitte eine ringförmige Auftreibung, aber an allen Zellen ist dieselbe nur von der inneren Membranschicht gebildet, während die äulsere glatt cylindrisch ist. Die Abbildung zeigt diese Verhältnisse besser als eine Beschreibung. Ich verweise aber besonders darauf, weil ich etwas ähnliches auch bei Oe. undulatum beobachtet hatte, was ich auch in meiner früheren Mitteilung bemerkt habe. — Die Zellen sind 20—25 «. dick und 2—3mal so lang (nach der Diagnose sind die Zellen 23—29 «u. dick). Die Art, welche monöecisch ist, wurde zuerst in Schweden gefunden, von anderen Orten scheint sie noch nicht bekannt zu sein. 14. Oe. longicolle var. senegalensis Nordst. Sumpf bei Burpengary, Brisbane, März 1893. Vegetative Zellen 4—5 ««. dick, etwa 5mal so lang; Oogonien 18 «. breit. Die Zwerg- männchen habe ich nicht gesehen. Nordstedt hat sie an der typischen Form (von den Sandwichinseln) nur einmal, an der genannten Varietät gar nicht beobachtet; auch Schaar- schmidt giebt für die von ihm aufgestellte forma afghanica nichts über die Zwergmänn- chen an; sie sind vielleicht rasch vergänglich. 15. Oe. undulatum (Breb.) A. Br. Taf. I. Fig. 17, 18. Dalby, Darling Downs, Queensland, in Tümpeln. Mai 1893. Diese Art war früher von mir in Australien nur steril gefunden worden, jetzt habe ich auch die Geschlechtsorgane beobachtet: Oogonien und Androsporangien in denselben Fäden. Abhandl. der Senckenb. naturf. Ges. Ld. XVIII, 41 — 318 — Die Oogonien liegen stellenweise zu zwei hintereinander und werden von der kugeligen Oo- spore mit dicker geschichteter Membran (60 «. im Durchmesser) nicht ausgefüllt. Die Andro- sporangien sind drei- bis fünfzellig. Die Zwergmännchen sitzen gewöhnlich auf den Stützzellen, ich fand sie aber auch auf einer sterilen Zelle unter dem Antheridium. Sie sind 8—9 u, diek und 50—55 u. lang. Allgemein wird angegeben, dals sie einzellig seien, doch ist nach meiner Beobachtung das Antheridium deutlich durch eine Querwand von der Fulszelle geschieden und ich möchte dazu bemerken, dafs die Abbildung, die Wolle in seinen Fresh Water Algae of the U. $S. giebt, auch Fufszelle und Antheridium unterscheiden läfst, während er im Text, den Angaben früherer Autoren folgend, die Zwergmännchen als einzellig bezeichnet. Wittrock hat wohl zuerst diese Art zu denen mit einzelligen Zwergmännchen gestellt, ohne eine Abbildung davon zu geben, denn de Bary, der die früher als Oymatonema undulatum bezeichnete Art zu Oedogonium bringt, hat die Fruktifikationsorgane nicht beobachtet; auch Rabenhorst scheint nur sterile Exemplare zu kennen. Es scheint mir also, dals die Angabe von der Einzelligkeit der Zwergmännchen bei Oe. undulatum auf einem Irrtum beruht, da ich nicht glaube, dafs bei derselben Art ein- und zweizellige Zwergmännchen zugleich vor- kommen. 16. Oe. erassiusculum Wittr. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel, May 1893. Vegetative Zellen 35 «. dick, ca. 3mal so lang, Oogonien einzeln, elliptisch - kugelig, 52 u. dick, 60 «. lang, von der Oospore nicht ganz ausgefüllt; Zwergmännchen auf der Stütz- zelle, unten schwach gebogen, 13 «. dick, 75 «. lang, mit 1- bis 2zelligem Antheridium. Bekannt aus Europa und Nordamerika. 17. Oe. echinospermum Al. Br. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel, May 1893. Das Aussehen der beobachteten Exemplare entspricht den Abbildungen und Beschrei- bungen dieser Art, allein die gefundenen Malse sind etwas grölser als die angegebenen. Vegetative Zellen 37 «. dick, ca. 3mal so lang. Oogonien kuglig, ca. 60 «. diek. Durch- messer der Oospore ohne Stacheln 50 «. Zwergmännchen auf den Stützzellen sitzend, 83 4. lang, mit einzelligem Antheridium. Ich fand übrigens nur einen Faden mit 2 Oogonien: in dem einen war die Oospore unreif und schien von Epiplasma, aus dem die Stacheln vermutlich gebildet werden, umgeben zu sein, in dem anderen war die Oospore reif und gelb gefärbt. Bekannt aus Europa und Nordamerika. — 319 — 18. Oe. Franklinianum Wittr. (?) Burpengary, Brisbane, Sumpf. März 1893. Die Fäden mit Oogonien, welche ziemlich reichlich gefunden werden, zeigen etwas grölsere Dimensionen, als für die Art angegeben werden, so dafs die Bestimmung nicht ganz sicher scheint. Vegetative Zellen 14—17 «. dick, 3-5mal so lang. Oogonien einzeln, aber mehrere in demselben Faden nicht weit von einander entfernt, annähernd kugelig, 38 «. lang, 43 u, breit, mit einem Loch im oberen Teil, häufig braunschwarz gefärbt, von den Oosporen meist ganz, seltener nicht ganz ausgefüllt. Antheridien meist dreizellig mit 2 über einander liegenden Antherozoidien in jeder Zelle; männliche Fäden etwas dünner als die weiblichen. Bisher bekannt aus Nordamerika. 19. Oe. cardiacum (Hass.) Kütz. Taf. I, Fig. 19, 20. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel, May 1893. Vegetative Zellen 25—30 «. dick, 5—7mal so lang, Oogonien elliptisch — kugelig 65 : 84 u., Oospore das Oogon nicht ganz ausfüllend, 63:73 «. Antheridien in besonderen Fäden aus S—10, sogar bis 30 Zellen bestehend, mit 2 neben einander liegenden Anthero- zoidien in jeder Zelle. Nach der Diagnose bestehen die Antheridien bei dieser Art aus nur 2—10 Zellen, da aber sonst die Beschreibung und die Malse passen, so glaube ich, die Alge zu dieser Art rechnen zu können, wenn auch ein Antheridium aus einer grölseren Anzahl von Zellen, als gewöhnlich, besteht. Bekannt ist Oe. cardiacum aus Europa und Nordamerika. 20. Oe. pachydermatosporum Nordst. Tümpel bei Burpengary, November 1892. Fäden mit Oogonien und reifen Oosporen habe ich in Menge, allein auch diesmal keine männliche Fäden beobachtet, nur einzelne Fäden mit kürzeren Zellen zwischen den anderen. Die Art habe ich bereits in meiner früheren Abhandlung erwähnt. 21. Ve. grande Kütz. Dalby, Darling, Downs, Queensland, Tümpel, May 1893. Ich habe nur einzelne weibliche Fäden, die mir zu dieser Art zu gehören scheinen, beobachtet. Männliche Fäden habe ich nicht gesehen und es sollen dieselben (nach Hans- girg) überhaupt noch unbekannt sein. Die vegetativen Zellen sind 34 w. dick, 4—5mal so lang, die Oogonien einzeln, eiförmig, 60—66 u. dick, 84—90 «. lang, von den eiförmigen Oosporen fast ausgefüllt. 41 * — 20 — Oe. spec. Taf. I, Fig. 21. Tümpel bei Burpengary, November 1892. Von anderen Oedogonien, welche ich nicht bestimmen konnte, will ich blofs eine, steril gefundene Art wegen der eigentümlichen Form der vegetativen Zellen erwähnen. Die Längs- wände sind hier schwach unduliert, anders als bei Oe. undulatum, indem an jeder Zelle 4 schärfere und dazwischen 3 flachere Einschnürungen vorhanden sind. Fam. 4. Ulotrichiaceae (Kütz) Borzi em. a) Ulotricheae (Rabh.) Borzi. 6. Hormospora Breb. 22. H. transversalis Breöb. var? Taf. I. Fig. 22—25. Glass Mountaine, Sept. 1392. Die eigentümliche Alge, welche ich hier beschreiben will, dürfte am besten in die Gattung Hormospora eingereiht werden und zeigt eine unverkennbare Ähnlichkeit mit H. transversalis Breb., sodals die Diagnose, welche der Autor von dieser Art gibt‘), ganz auf sie passt: „filamentis simplieibus, mucosis, aequalibus aut undulatis, corpuseulis ovoideis elongatis v. fusiformibus, saepius quaternatis, in seriem moniliformem transverse dispositis; endochroma granulosum“. Sie unterscheidet sich von ihr dadurch, dals die Fäden viel dünner sind und die Zellen eigentümliche Membranverdickungen zeigen, die dort nicht angegeben werden. H. transversalis scheint von späteren Autoren nicht wieder beobachtet und be- schrieben worden zu sein (in De Toni’s Sylloge fehlt sie), sodass ich nicht entscheiden kann, ob jene Membranverdickungen bei der Br&ebisson’schen Art nicht vorkommen oder nur übersehen worden sind. Von der betreffenden Alge beobachtete ich einzelne frei schwimmende Fäden zwischen andern Algen. Die Fäden sind 20—25 4. dick und bestehen aus einer Reihe von Zellen in einer dicken Gallerthülle. Die Zellen haben, von der Seite gesehen, eine elliptische Gestalt und liegen mit ihrer Längsaxe senkrecht zur Längsrichtung des Fadens, von oben gesehen sind sie nahezu kreisförmig; ihr Durchmesser beträgt 8:11 «. In gewissen Abständen, nämlich immer zwischen je 4 Zellen, zeigt sich eine Differenzierung in der Gallerte des Fadens, indem hier die äulsere Kontur der Gallerte einen kleinen Bogen nach aulsen bildet; das von dem Bogen überspannte Stück wird durch zwei quere Linien abgegrenzt, die gerade durch die Längsaxe der beiden benachbarten Zellen gehen, von denen die eine der einen, !) Annales des sciences naturelles. III, Ser, Botanique. T.I. pag. (PLTI, Fig. 2, die andere der anderen Gruppe von je vier Zellen angehören. Die ganze Kontur des Fadens bekommt dadurch einen etwas wellenförmigen Verlauf, aber nicht so unregelmälsig wie bei Brebissons H. transversalis. Der Inhalt der Zellen lässt sich nicht mehr genau erkennen, sondern bildet eine zusammenhängende, den grölsten Teil des Lumens erfüllende Masse, in der sich mit Jod Stärke nachweisen lässt. Die Membran der einzelnen Zellen ist deutlich doppelt konturiert und hebt sich von der gemeinsamen Gallerthülle ab, nach oben und unten ist sie in eine kleine Spitze ausgezogen. Bei der Zellteilung bildet sich die Scheidewand allmählich von aufsen nach innen und man sieht, nachdem der Inhalt schon in zwei Teile zerfallen ist, die Anlage der neuen Membran als zwei Vorsprünge oben und unten gerade unter den äulseren spitzen Fortsätzen. Wenn die Scheidewand gebildet ist, spaltet sie sich und die zwei neuen Zellen rücken auseinander (durch Vergallertung der Mittellamelle); bis- weilen sieht man auch die Zellen noch in der Mitte zusammenhängen, während sie an den Rändern bereits etwas auseinander gedrängt sind: die Vergallertung der Mittellamelle beginnt hier also an den Rändern. Kurz nach der Teilung haben die neugebildeten Zellen eine von der Mutterzelle etwas abweichende Form, denn auf der Seite der neuen Membran sind sie flach und auf der andern Seite gewölbt, die Spitzen sind gegen die flachen Seiten gebogen. Erst allmählich wölbt sich auch die der Scheidewand entsprechende Seite der neuen Zelle nach aufsen und dabei kommen die Spitzen in die Mittellinie der nun elliptisch-eiförmig gewordenen Zelle zu liegen und werden gerade: dann kann von neuem eine Teilung erfolgen. Aulser diesen transversalen Teilungen beobachtete ich an einem Fadenstücke, welches aber bereits in Zerfall begriffen schien, auch Teilungen der Zellen in der Längsrichtung des Fadens, sodals dann zwei Zellen übereinander lagen. Auch sonst wird gelegentlich ein kleineres Stück von einer Zelle abgetrennt, welches dann aulserhalb der Reihe zu liegen kommt. Bildung besonderer Fortpflanzungsorgane wurde nicht beobachtet, wie dies auch bei den andern Arten von Hormospora nicht der Fall ist: hier können die Fäden bekanntlich in einen palmellaartigen Zustand übergehen und sich in einzelne Zellen auflösen, welche nicht selten zu Schwärmsporen werden. Für die hier beschriebene australische Alge, welche, wie schon erwähnt, nur in einzelnen Fäden beobachtet wurde, möchte ich also noch keine neue Art aufstellen. Wenn sie auch nicht mit Brebissons H. transversalis vereinigt werden kann, so scheint sie mir dieser doch von allen bisher beschriebenen Algen am ähnlichsten zu sein, sodals man sie vorläufig als eine Varietät derselben betrachten könnte. Die Gattung Hormo- spora habe ich hier an der Stelle angeführt, wo sie nach De Toni’s Sylloge stehen würde; dort ist sie als genus incertae sedis an Hormiscia angeschlossen. Meiner Ansicht nach würde —_— 322 — sie besser ihren Platz bei den Tetrasporaceen, in der Nähe von Palmodactylon u. a. finden, wohin sie auch Kirehner in seiner Algenflora Schlesiens gestellt hat. . ?. Uronema Lagh. 23. U. confervicolum Lagh. Enoggera Creek bei Kelvin Grove. 3. Sept. 1892. Exemplare dieser Art beobachtete ich auf Oedogonium-Fäden. Die Zellen sind 6 x. dick und 2—3 mal so lang. Die Anheftungsstelle hat auch hier die Beschaffenheit, wie ich sie für die javanische Form dieser Alge beschrieben habe. (Ber. d. deutsch. bot. Ges. 1893. vol. XI, p. 118. Fig. 4.) b) Chaetophoreae (Harv.) Hass. 8. Herposteiron Naeg. 24. H. confervicolum Naeg. Taf. II, Fig. 1. Längere unverzweigte Fäden dieser Art wachsen auf Oedogonium erassiusculum. Wie Huber (Ann. science. nat. 7. Ser. Bot. T. 16, p. 268) nach Naegeli’s Manuskript angiebt, sind unverzweigte Fäden für diese Art charakteristisch, während H. repens Naeg. mscr. reich- lich verzweigt ist. Die Zellen der australischen Alge sind aber nicht isodiametrisch, sondern 6—8 4. breit und 13—14 1. lang, von oben gesehen etwas tonnenförmig, mit 2 Pyrenoiden,. wodurch sich diese Form mehr an H. Braunii Naeg. mser. anschlielsen würde. 9. Stigeoclonium Kütz. 25. St. tenue Kütz. Lower Freestone Creek, Warwick. 1893. Als diese Art habe ich ein Stigeoclonium bestimmt, dessen Zweige nicht in Haare aus- laufen, das aber sonst keine charakteristischen Eigenschaften besitzt. Die Zellen der dicksten Äste sind 13—14 u. dick, alle Zellen länger als dick, oft 4—5mal so lang. Bekannt ist diese Art, von welcher eine ganze Reihe von Formen unterschieden wird, von Europa, Nordamerika und Mauritius. 26. St. protensum (Dillw.) Kütz. Taf. II. Fig. 2. Burpengary, Brisbane. Die Alge bildet 15—18 mm hohe Büschel. Die Fäden sind im unteren Teile einfach, dann dicho- bis trichotom verzweigt, seltener unten mit kleinen Ästchen besetzt; weiter oben stehen die Zweige meist alternierend an den Hauptästen und entspringen ganz unregelmälsig allseitig. Die kurzen, dünnen Zweige sind einfach, die längeren wieder mit kleinen Zweigen versehen; alle gröfseren Äste scheinen in lange Haare auszugehen. Die Zellen der stärkeren Äste sind 18—23 «. dick und 2—3mal so lang, die der dünnsten Äste nur 5—7 1. dick; ihrer Gestalt nach sind sie cylindrisch und an den Gelenken nur schwach eingeschnürt („sub- cylindricae* De Toni), aber nicht derartig tonnenförmig, wie sie Wolle (Fresh Water Algae of the U. S. Tab. 101) abbildet. Die Abbildung in Kützing (Tab. phyc. vol. III, T. 18) ist sehr unvollständig, und bei Thuret (Ann. sc. nat. Bot. Ser. 3, Tom. 14, tab. 18) ist nur die Schwärmsporenbildung dargestellt. Auch die australische Alge ist in der Bildung von Schwärm- sporen begriffen. Bekannt ist die Art aus Europa und Nordamerika. 10. Chaetophora Schrank. 27. Ch. tuberculosa Hook. Taf. II, Fig. 3, 4. Tümpel bei Burpengary, November 1892. — Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel, Mai 1893. Der Thallus sitzt an Holzstücken, erreicht eine Gröfse von mehreren Millimetern Durch- messer und ist von unregelmälsigem Umrils. Von der europäischen Form, die ich an Herbar- material untersucht habe und den Abbildungen Kützings, unterscheidet sich die australische Form insofern etwas, als die Zellen schlanker sind und die Endzweige nicht so dicht gebüschelt stehen; sie dürfte sich mehr an die Varietät pilifera Kütz. anschlielsen. Die bei Burpengary gesammelten Exemplare, welche auch in Schwärmsporenbildung begriffen waren, tragen zahl- reiche noch über die Gallerthülle hinausragende Haare, während bei den andern Exemplaren die Haare seltener sind: dies beruht offenbar auf dem verschiedenen Zustand der Entwickelung, da die ersteren im November, die anderen im Mai gesammelt sind. — Die Zellen sind in den oberen Verzweigungen S—10 «. dick und 4—5mal so lang. Auffallend ist die reiche Rhizoidbildung, selbst von den oberen Zweigen aus. Die rhizoiden Zweige zeichnen sich durch ihre dünneren, unregelmälsig gestalteten und fast chlorophylifreien Zellen, deren Mem- branen stellenweise stärker verdickt sind, sowie durch ihren im allgemeinen mehr abwärts gerichteten Verlauf aus und unterscheiden sich deutlich von den aufrechten Ästen. Letztere dienen der Assimilation und Fortpflanzung, während jene offenbar zur engeren Vereinigung der Zweige bestimmt sind. Merkwürdigerweise scheinen diese rhizoiden Äste bei Chaetophora bisher übersehen worden zu sein; wenigstens finde ich sie nirgends erwähnt, auch nicht bei Berthold, der doch über die Verzweigung von Öhaetophora sich sonst ausführlich ausspricht. — Be Ich habe deswegen daraufhin auch andere Ohaetophora-Arten untersucht und die betreffenden Zweige, aulser bei Ch. tubereulosa, bei Ch. pisiformis und elegans, welche Arten Berthold untersucht hat, gefunden, dagegen nicht bei Ch. endiviaefolia und der gleich zu erwähnenden Oh. punetiformis. Ch. tuberculosa ist bekannt aus Europa, Nordamerika und Neuseeland. 28. Ch. punetiformis Kütz. Taf. II, Fig. 5. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel, Mai 1893. Die Alge wurde auf Blättern von Marsilia aufsitzend gefunden. In ihrem Habitus. und auch in den Einzelheiten ihres Aufbaues stimmt die untersuchte Alge vorzüglich mit der Abbildung, welche Kützing von der genannten Art giebt (Tab. phyc. vol. III, tab. 18). De Toni hat in seiner Sylloge diese Art von der Gattung Chaetophora ausgeschlossen und stützt sich dabei auf eine Angabe von Phillips (in Grevillea IX, p. 5), welcher erklärt die als Oh. punctiformis bezeichnete Alge sei eine Rivulariee und wahrscheinlich mit Gloiotrichia Pisum Thur. identisch. Allerdings habe ich auch auf den ersten Anblick hin geglaubt, eine Rivulariee vor mir zu haben (der Farbstoff war durch den Alkohol ausgezogen), bis ich durch genauere Betrachtung der Verzweigungsverhältnisse und den Nachweis von Stärke in den Zellen mich überzeugt habe, dals es eine Chlorophycee und zwar eine Chaetophora sei. Da es offenbar dieselbe Alge ist, welche Kützing abbildet, so bleibt also dessen Art, Ch. punctiformis bestehen, um so mehr als sie sehr charakteristische Eigenschaften besitzt. Drückt man die von den Blättern abgeschabten winzigen Polster mit dem Deckglas flach, so sieht man eine Menge nach aulsen sich verjüngender Fäden von einem Punkte ausstrahlen; diese Fäden sind etwa 140 «. lang. Untersucht man den mittleren Teil des Thallus, so sieht man, dals hier die ausstrahlenden Fäden dicht nebeneinander teils von kriechenden Fäden entspringen teils auch als Äste aus den untersten Zellen der ausstrahlenden Fäden selbst gebildet werden, während in den oberen Teilen derselben nur selten eine Verzweigung auftritt. An der Basis der Fäden sind die Zellen dicker und fast tonnenförmig, nach oben zu werden sie dünner und mehr eylindrisch ; die Endzelle eines Fadens ist zugespitzt, gewöhnlich inhaltsarm oder inhaltsleer und entspricht dem mehrzelligen Haar, in das bei manchen anderen Chaetophora-Arten die Zweige endigen; der Durchmesser der Zellen im mittleren Teil des Thallus beträgt 6—8 «. Der Bau des Thallus ist hier also seiner mikroskopischen Gröfse entsprechend, viel einfacher als bei den anderen Arten, da die aufrechten Äste alle ziemlich gleichwertig und gleichstark sind, ihre Verzweigung äufserst gering ist, rhizoidale Äste gar nicht gebildet werden, und — 1925 2 — die Haare nur aus einer, nicht einmal verlängerten Zelle bestehen. Vermutlich wird diese zierliche Alge wegen ihrer Kleinheit meistens übersehen; sie scheint bisher nur aus England bekannt zu sein. 11. Ohaetosphaeridium Klebahn. 29. Ch. Pringsheimii Klebahn. Tümpel bei Burpengary, November 1892. Diese früher von mir beschriebene Alge wurde auch diesmal wieder zwischen anderen Algen beobachtet (z. B. auf der Scheide von Microcoleus paludosus), leider ohne dafs ich dabei etwas von Fortpflanzungsorganen entdecken konnte. 30. Ch. (2) Huberi n. spec. Taf. I, Fig. 26, 27. Unter diesem Namen möchte ich hier eine Alge beschreiben, welche mir am nächsten mit der vorhergehenden verwandt zu sein scheint und die ich deswegen vorläufig in dieselbe Gattung stelle. Sie wächst in der Gallerte von Chaetophora tuberculosa (von Dalby, Mai 1895) und zwar an der Stelle, wo letztere dem Substrat ansitzt, weshalb es schwer hält, grölsere zusammenhängende Teile der Alge im Präparat zu bekommen. Der Thallus ist fadenförmig verzweigt und besteht aus kriechenden Fäden, von denen sich aufrechte erheben, die aber kurz bleiben; die Zellen sind in beiden von derselben Beschaffenheit: annähernd cylindrisch, aber oft gebogen und einseitig aufgetrieben, sodals die Querwände in verschiedenen Winkeln zu einander stehen. Die Zweige entstehen durch seitliches Auswachsen der Zellen und spätere Abgliederung, sie scheinen nicht in bestimmter Reihenfolge angelegt zu werden und verzweigen sich nicht weiter. Der Zellinhalt ist nicht mehr deutlich zu erkennen, doch scheint ein grolses Chromatophor mit einem Pyrenoid wie bei Chaetosphaeridium Pringsheimii vorhanden zu sein, Was aber am meisten für die Verwandtschaft mit dieser Alge spricht, das sind die Borsten. Dieselben gehen von der Spitze einzelner endständiger Zellen aus, indem sich die Zelle in einen sehr langen und sehr dünnen Faden auszieht, der nur von der inneren Membran bekleidet, aber so dünn ist, da/s Membran und Inhalt sich kaum mehr unterscheiden lassen. Die äufsere Membran umgiebt die Basis des Haares als Scheide und ist an der unteren Grenze des Haares noch besonders verdickt, ganz wie ich es für Chaetosphaeridium geschildert habe (unter dem Namen Aphanochaete globosa im biolog. Centralbl. Bd. XII, p. 104). Auch die eigentümliche knäuelartige Aufwickelung des dünnen Teiles des Haares findet sich hier, ganz entsprechend der Abbildung, die Klebahn davon giebt (Pringsheims Jahrbücher, Bd. XXIV, Taf. IV, Fig. 9), nämlich ungefähr so, dafs sich kreuzende Schleifen gebildet werden; eine Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges: Bd. X VIII. 423 — 826, — spiralige Aufwickelung habe ich nicht bemerkt. Coleochaete ist die einzige andere Gattung, deren Arten Borsten mit Scheiden besitzen, aber die Borsten gehen hier vom Rücken der Zelle, nicht von ihrem Ende aus und sind auch etwas anders gebaut. — Leider ist es mir nicht gelungen, Fortpflanzungsorgane bei meiner Alge aufzufinden, allein auch bei Ch. Prings- heimii ist die Bildung derselben noch nicht ganz genügend bekannt. Letztere Alge weicht nun von der vorliegenden wesentlich ab durch die eigentümliche sympodiale Verzweigung und die Bildung leerer Verbindungsschläuche zwischen den lebendigen Zellen: allein wird jene Verzweigung nicht gerade durch die leeren Verbindungsstücke bedingt? Denn von diesen können ja keine Seitenzweige ausgehen und die Zellen mit Inhalt können an der Spitze nicht weiterwachsen, weil sie hier eine Borste gebildet haben. Bei der andern Art, wo der Inhalt nicht innerhalb der Membran weiterwandert, sondern eine regelmälsige Zellbildung stattfindet, wird demnach auch die Verzweigung anders vor sich gehen. Trotzdem ist der Thallus beider Arten darin ähnlich, dafs kriechende und aufrechte Äste gebildet werden und Verzweigungen höherer Grade kaum vorkommen. — Herr Huber, dem wir die genauere Untersuchung endo- und epiphytischer Chaetophoreen verdanken und dem zu Ehren ich mir die neue Species zu benennen erlaube, hatte die Güte, mir auf meine Anfrage seine Ansicht über die Verwandtschaft dieser Alge mitzuteilen und seiner Ansicht entspricht auch, was ich hier bemerkt habe. Vielleicht findet man die kleine Alge, wenn einmal die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt ist, mehrfach und wird ihre Entwickelung erforschen können. Vorläufig würde man folgende Diagnose von ihr aufstellen können: Thallus filamentosus, irregulariter ramificatus, e ramis procumbentibus et ramis erectis, parce ramosis, constitutus, cellulis eylindrieis et irregulariter inflatis et incurvis, 8-10 « crassis, diametro plerumque longioribus, setis terminalibus ad Chaetosphaeridii modum linsti- tutis, membrana tenui, chlorophoris et pyrenoideis singulis. Sporangiis ignotis. Habitat in thallo gelatinoso Chaetophorae tubereulosae, in Australia. Fam. 5. Chroolepidaceae (Rabenh.) Borzi. 12. Trichophilus Web. v. Bosse. 31. T. spec. nov.? Taf. I, Fig. 28, 29, 30. Burpengary, Brisbane. Auf den Zellen einer Nitella beobachtete ich eine epiphytische Alge, welche nicht nur in ihrem Habitus aufserordentlich an Tr. Welckeri Web. v. B. erinnert, sondern auch in ihren Eigenschaften der Diagnose der Gattung entspricht und nur darin abweicht, dals sie nicht a, in der Luft, sondern im Wasser lebt. Der Thallus besteht aus kriechenden unregelmälsig verzweisten kurzen Zellfäden, die zu einer mehr oder weniger geschlossenen Zellscheibe zu- sammenwachsen. Die Äste entspringen aus der Mitte der Zellen, häufig wird aber die Ast- bildung nicht vollendet, sodals. die Zellen nur mit einem seitlichen Auswuchs versehen sind. Auch sonst ist die Gestalt der Zellen unregelmälsig: teils sind sie mehr rundlich, teils mehr cylindrisch, gerade oder gebogen. Ihr Durchmesser schwankt zwischen 20 und 40 w., die gewöhnlichen vegetativen Zellen sind meist 20—380 «. dick. Sie haben eine derbe Membran, einen Zellkern und zahlreiche kleine scheibenförmige Chromatophoren (wie Trichophilus!). Beliebige Zellen werden zu Sporangien, indem der Inhalt durch successive Teilung in eine Anzahl Portionen (Schwärmsporen oder Gameten?) zerfällt (wie Trichophilus!). Übrigens beobachtete ich nicht mehr als vier Plasmaportionen, welche in einer Zelle durch solche Teilungen entstanden waren Von Trichophilus kennt man jetzt 2 Arten, den oben genannten T. Welckeri, der auf Faultierhaaren lebt, und Tr. Neniae Lagerh., der in den Schalen einer Landschnecke vor- kommt. Bei der Verschiedenheit der Wohnorte dieser beiden Arten ist es wohl nicht aus- geschlossen, dafs auch eine andere Art epiphytisch auf Wasserpflanzen wächst. Doch möchte ich mich nicht bestimmt darüber aussprechen, ob die vorliegende Alge, welche ich nicht lebend untersuchen konnte, zur Gattung Trichophilus oder einer andern Gattung, die sich vielleicht näher an Chaetopeltis anschlielst, zu rechnen sei; immerhin wollte ich nicht unterlassen, die eigentümliche Alge zu beschreiben und abzubilden. Fam. 6. Cladophoraceae (Hassall) Wittr. 13. Rhizoclonium Kütz. 32. Rh. hieroglyphieum (Ag.) Kütz. Burpengary, Brisbane. Zellen 17—19 u. dick, 11/’.,—3mal so lang, cylindrisch. Die Fäden sitzen an der Basis mit einem verästelten Rhizoid fest und bilden auch stellenweise kurze Seitentriebe, Ausstülp- ungen an der Seite der Zellen. An den in Teilung begriffenen Zellen bemerkt man, dals der Inhalt schon in zwei Teile gesondert ist, während die Scheidewand erst als ringförmige Anlage in der Mitte der Zelle vorhanden ist. Bekannt ist die Art aus Europa, Nord- und Südamerika, Varietäten von ihr auch aus Neuseeland. 42* — 33° — 14. Oladophora Kütz. 33. Cl. parvula n. sp. Taf. II, Fig. 6, 7, 8. Charley’s Gully, Lower Freestone Creek, Warwick, in langsam fliefsendem Wasser. In meiner früheren Arbeit habe ich schon meine Verwunderung darüber ausgesprochen, dals die in unsern Gewässern so reichlich vorkommenden Cladophoren unter den von Herrn Bailey eingesandten australischen Sülswasser-Algen ganz fehlten; auch in dem neuen Material waren gar keine grölseren Oladophora-Arten enthalten. Um so interessanter war es mir, zwischen den Fäden von Scytonema cincinnatum und einer sterilen Vaucheria eine ganz kleine Art aus der genannten Gattung zu finden, die noch nicht beschrieben sein dürfte und der ich deshalb den Namen CI. parvula geben möchte. Die ganzen Pflänzchen sind nur 5—3 mm lang; ihr unterer Teil ist unverzweigt und auch die unterste Zelle endigt ohne geweihartige Verästelung‘), ihr oberer Teil dagegen ist reichlich verzweigt. Die Äste entspringen allseitig aus der Hauptaxe alternierend, die längeren sind wiederum in gleicher Weise verzweigt, die kürzeren einfach; ich habe nur Verzweigungen zweiten Grades beobachtet. Die Endzellen sind nach oben zu kaum verdünnt und endigen mit einer steilen Wölbung. Die Zellmembran ist im unteren Teile des Thallus dick und geschichtet, in den dünneren Auszweigungen ist sie dünn und nicht geschichtet; der Zellinhalt erscheint weitmaschig. Die Zellen sind in den oberen Teilen des Thallus etwas dünner als in den unteren, der Durchmesser schwankt zwischen 24 und 50 «., ihre Länge ist das 4—8-, selten bis 14fache des Durchmessers, ihre Gestalt ist cylindrisch, an den Querwänden sind sie schwach eingeschnürt. Die Sporangien entstehen aus älteren, intercalaren Zellen; an einem Fadenstücke wurden mehrere Sporangien neben einander beobachtet, in denen ein grolser Teil der Zoosporen gekeimt und zu kleinen Pflänz- chen ausgewachsen war, da sie sich offenbar nicht hatten entleeren können, eine Erscheinung, die man ja auch bisweilen an den Cladophora-Arten unserer Gegend bemerkt. Die Eigen- schaften dieser Art lassen sich in folgender Diagnose zusammenfassen: Cl. thallo minuto, 5—8 mm alto, e parte basali simplici et parte superiore ramosa con- stituto; ramis undique exeuntibus, brevioribus simplieibus, longioribus ramigeris, cellulis eylin- drieis, ad genicula leviter constrietis, 24—50 u. crassis, 4—8, raro ad 14 plo diametro longio- ribus, sporangiis intercalaribus e cellulis vetustioribus evolutis. ı) Es liegt dies vielleicht auch daran, dafs die Pflanzen sich zwischen andern Algenfäden entwickelt hatten; wenn sie auf festem Substrat keimen, mögen sich wohl wurzelähnliche Verästelungen bilden. — 329 — Ordo II. Siphoneae Grev. em. Fam. 7. Vaucheriaceae (Gray) Dumort. 15. Vaucheria D.C. 34. V. sessilis (Vauch.) D. C. Ithaka Creek, Brisbane. 20. August 1892. Diese Alge wurde reichlich fruktifizierend gefunden, aber in einer etwas dünneren Form, als sie gewöhnlich auftritt. Die Fäden sind nur 40 «. dick (gegen 50—120, nach den Be- schreibungen anderer Autoren). Die Oogonien treten meist einzeln auf; die reifen Sporen sind 55—60 «. breit und 75—88 u. lang, ihre Membran lälst eine feine Schichtung, aber keine drei gesonderte Häute unterscheiden. Bekannt von Europa, Nordamerika und Neuseeland, Var. subarticulata aus Brasilien; wahrscheinlich ist sie allgemein verbreitet. Ordo II. Protococcoideae (Menegh.) Kirchn. Fam. 8. Volvocaceae (Cohn) Kirchn. 16. Volvox Ehrb. 35. ? V. aureus Ehrb. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel. Mai 1893. Die beobachtete Volwoxkugel läfst die einzelnen Zellen nicht mehr deutlich genug erkennen, um eine genaue Bestimmung zu ermöglichen. Sie enthält mehrere Parthenogonidien und hat einen Durchmesser von 260 u. Da V. globator, der in Baileys Aufzählung mit angeführt ist, in der Regel gröfsere Kolonien hat (680—800 «.), für V. aureus aber der Durch- messer der Kolonien zu 200—460 u. angegeben wird, so gehört die beobachtete Alge viel- leicht zu letzterer Art. 17. Pandorina Bory. 36. P. morum Bory. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel. Mai 1893. In ziemlich zahlreichen Exemplaren beobachtet; mehrere von ihnen sind in Partheno- gonidienbildung begriffen. Die gröfste Kolonie, die ich beobachtet habe, hat einen Durch- messer von 230 4«., sämtliche Zellen (wohl 32) haben sich zu Tochterkolonien entwickelt, die einen Durchmesser von 40 «. (mit Hülle) besitzen. Die einzelnen Zellen sind etwa 7 «. dick. Wohl überall verbreitet, angegeben von Europa, Nordamerika, Argentinien, Afghanistan, Neuseeland, Sibirien. — 330 ° — 18. Phacus. 37. Ph. pleuronectes Nitsch. Victoria Park, Brisbane,. Sümpfe. 3. November 1892. — Tümpel bei Burpengary, November 1892. — Dalby, Darling Downs, Queensland. Mai 1893. Durchmesser 20—40 «., also in einer kleineren Form. Wahrscheinlich allgemein verbreitet. Fam. 9. Palmellaceae (Decn.) Naeg. em. a) Coenobieae Falkenb. 19. Scenedesmus Meyen. 38. Se. bijugatus (Turp.) Kütz. (= Sc. obtusus Meyen). Die beobachtete Form ähnelt sehr derjenigen, welche von Wolle in Fresh-Water Algae of the U. S. A. Pl. 156, fig. 22 abgebildet ist. Die Zellen sind 8 w. lang, 3 «. breit, schlank eiförmig, an einer Seite mit stärker ausgezogener Spitze, in 2 Reihen alternierend wie bei der Var. alternans (Reinsch) Hansg., für welche aber grölsere Malse angegeben werden. Wohl allgemein verbreitet; noch nicht für Australien angegeben. 20. Pediastrum Meyen. 39. P. duplex Meyen (= P. pertusum Kirchn.). Wurde mehrfach beobachtet in 16- und 32zelligen Familien. Die Lappen der Rand- zellen sind feingesägt, genau wie es Kirchner abbildet in seiner mikroskopischen Pflanzen- welt des Sülswassers. (2. Aufl. Taf. II, Fig. 30.) Bekannt aus Europa und Amerika, aber wohl allgemein verbreitet. 21. Seiadium A. Br. 40. Se. arbuseula A. Br. Tümpel bei Burpengary. November 1892. Wurde nur in vereinzelten Exemplaren beobachtet. Bisher wohl nur aus Europa und Nordamerika bekannt. — 31 — 22. Küörchneriella Schmidle, Algenflora des Schwarzwaldes ete. in Ber. d. naturforsch. Ges. zu Freiburg i. Br. Bd. VII, Heft I, p. 15. 41. K. lunaris Schmidle (= Raphidium convolutum [Corda] Rabh. var. lunaris Kirchn.). Tümpel, Burpengary, Brisbane. März 1895. Die Gröfse und Form der Zellen palst zu den Angaben von Schmidle, doch ist mir weder eine Gallerthülle noch eine regelmälsige Gruppenanordnung zu vier aufgefallen. Ich fand die von mir gefundene Alge recht gut übereinstimmend mit der einen Abbildung von Wolle in Fresh-Water of the U. S. A., welcher sie mit dem von Kirchner gegebenen Namen bezeichnet und dazu (p. 199) bemerkt, dafs sie in verschiedenen Formen vorkomme. Übrigens mufs der neue Name K. lunaris und nicht Tunata geschrieben werden, da Kirchner seine Varietät als Zunaris bezeichnet. In Schmidles citierter Arbeit steht Küörchneriella hunata und als Synonym Raph. conv. var. lunara, verdruckt aus lunare, da Kirchner das Adjektiv auf das Genus bezogen hat und nicht, wie es richtiger wäre, auf varietas. Bekannt ist die Alge aus Europa und Nordamerika. 23. Reinschiella (Reinsch) De Toni. 42, R. longispina nov. spec. Taf. I, Fig. 31, 32, 33. Tümpel bei Burpengary, Brisbane. November 1892. — Port Curtis Distriet. Mai und Juni 1892. Cellulis eylindrieis, 6—7 u. erassis, triplo ad pluries longioribus, primum rectis, deinde arcuatis, denique (longissimis) convolutis, utroque polo obtuso-acuminatis et in longam spinam (membranae) subtilem productis. Die Zellen dieser Art wurden ziemlich häufig freischwimmend zwischen andern Algen gefunden. Besonders charakteristisch für die Art sind die langen dünnen, in eine feine Spitze ausgehenden dornartigen Membranfortsätze. Die Beschaffenheit des Zellinhaltes, der durch den Alkohol in unregelmälsiger Weise sich in mehrere Portionen zusammengezogen hatte, läfst sich nicht mehr feststellen. — Da mir andere Reinschiella-Arten nicht aus eigener An- schauung bekannt sind, frug ich Herrn Professor De Toni um seine Ansicht, welcher mir in zuvorkommender Weise mitteilte, dafs auch er die australische Alge für eine neue Art halte, die nach seiner Ansicht am meisten Ähnlichkeit habe mit R. (Closteridium) bengalensis De Toni in litt. (= Olosteridium bengalense Turner, Freshwater Algae of East India, 1893, p. 158, T.XX, f. 25). Beide würden nach ihm zu der Untergattung Eureinschiella De Toni in litt. gehören: — 332 — „Cellulae eylindricae, arcuatae aut convolutae, utrinque cuspidatae aut longe spinulosae“, während die Closteridium-Arten von Reinsch die Untergattung Closteridium (Reinsch) De Toni in litt. bilden würden: „Cellulae closteriiformes, h. e. compressae, utrinque cuspidatae.“ Ordo IV. Conjugatae (Link.) De Bary. Fam. 10. Zygnemaceae (Menegh.) Rabenh. a) Mesocarpeae De Bary. 24. Mougeotia Ag. 43. M. laetevirens (A. Br.) Wittr. Tümpel bei Burpengary, Brisbane. März 1893. Wurde diesmal mehrfach beobachtet, teilweise auch in einer etwas grölseren Form (vegetative Zellen 34 «. dick). Die Zygoten zeigen eine glänzend weilse und geschichtete Membran. : b) Zygnemeae (Menegh.) De Bary em. 25. Zygnema Ag. 44. Z. insigne Kütz. Port Curtis Distriet. Mai und Juni 1892. Zellen 27—28 u. dick und 1/»—2mal so lang. Die Fäden sind mit einer dicken Gallertscheide umgeben, mit, welcher sie doppelt so dick sind als ohne dieselbe. Zygosporen kugelig, 27—30 u. dick. Die Maafse stimmen mit denen der Diagnose. Bekannt aus Europa und Nordamerika. 45. Z. eruciatum (Vauch.) Ag. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel. Mai 1893. Vegetative Zellen 33—40 u. dick und ungefähr eben so lang, teils etwas kürzer, teils etwas länger als der Durchmesser. Zygosporen kugelig, die Zellen fast ausfüllend. Bekannt aus Europa, Nord- und Südamerika. 46. Z. tenuissimum Grun. Taf. II, Fig. 9. Die Alge, welche ich in meiner früheren Bearbeitung der australischen Sülswasseralgen (1. e. p. 438) unter diesem Namen aufgeführt habe, wurde auch diesmal wieder mehrfach beobachtet und zwar mit denselben Dimensionen wie damals. Es wurden auch reife Zygo- sporen gesehen, welche eine braune Membran besitzen und einen Durchmesser von 16-20 u. haben. Da dieselben im Kopulationskanal liegen, so gehört die Art natürlich zur Sektion — 833 — Zygogonium, also nicht zu der, wohin Z. leiospermum gehört, wie von mir aus Versehen an- gegeben war. Es ist demnach (l. c. p. 438, Zeile 15 v. oben) statt „wie die vorige“ zu lesen „wie die folgenden“. 47. Z. Rhyncehonema (Hansg.) De Toni. Taf. II, Fig. 10, 11, 12. Burpengary, Brisbane. Die Zellen sind 17 «. diek und 3—5mal so lang, mit dünner glatter Membran. Die Kopulation erfolgt immer seitlich und die Zygospore liegt gerade über, bezw. vor der Quer- wand der beiden kopulierenden Zellen. In der unreifen Zygospore (reife wurden nicht beob- achtet) sind die 4 Chromatophoren noch deutlich zu erkennen. Die Zygosporen sind 33 «. dick, was genau mit der Angabe von Hansgirg übereinstimmt, ebenso wie die Dimension der Fäden. Bisher wohl nur aus Böhmen bekannt. 26. Spirogyra Link. Von dieser Gattung wurden zahlreiche Arten beobachtet, aber viele konnten nicht bestimmt werden, da sie steril sind und die vegetativen Zellen keine hinlänglich charakter- istischen Eigenschaften besitzen. Sp. punctata und calospora, die in meiner früheren Arbeit angegeben waren, wurden diesmal nicht beobachtet. Die hier angeführten Arten sind für Australien neu, allein ihre Bestimmung ist teilweise nicht ganz zuverlässig, weshalb ich sie etwas ausführlicher beschreiben muls. 48. Sp. longata (Vauch.) Kütz. (?) Taf. II, Fig. 13. Glass Mountaine. September 1892. Bei dieser Art sind die fruktifizierenden Zellen nicht angeschwollen und insofern würde die hier zu beschreibende Alge nicht zu ihr gerechnet werden können, allein in allen andern Eigenschaften ist sie ihr jedenfalls ähnlicher als einer anderen Art, weshalb ich sie vorläufig hier anführe. — Vegetative Zellen 24—26 4. lang, bis 10mal so lang, mit einem Chlorophyll- band von 4—5 Umgängen; fruktifizierende Zellen kürzer, die Zygosporen in etwas ange- schwollenen Zellen, länglich eiförmig mit abgerundeten Enden, 34 u. dick, 60 w. lang. Die Art ist bekannt aus Europa, Nordamerika und Argentinia. 49. Sp. australensis n. sp. Taf. II, Fig. 14. Tümpel bei Burpengary, Brisbane. März 1893. Sp. cellulis vegetativis eylindrieis, 50 «. erassis, 2—3 plo longioribus, chlorophoris sin- gulis, anfractibus 2'/—3. Cellulis fructiferis aeque longis ac vegetativis vel plerumque longio- Abhandl. der Senckenb. naturf, Ges. Ld. XVIII, 43 ribus, non tumidis, tubulo copulationis a filo masculo exeunte longiore tubulo a filo femineo exeunte, zygotis ovalibus, 40—45 u. erassis, 74-77 u. longis, membrana externa hyalina tenui, interna crassiore, fusco-lutea, subtiliter verrucosa praeditis. Diese Art schlielst sich an Sp. velata Nordst. und Sp. daedalea Lagh. an, unterscheidet sich aber durch die Eigenschaften der vegetativen Zellen wie der Zygoten. Die ersteren sind 50 «. dick, 2—3mal so lang und enthalten ein Chlorophyliband mit 21/e—3 Umgängen. Die fruktifizierenden Zellen sind so lang oder auffallenderweise sogar meistens länger als die vegetativen, aber nicht angeschwollen. Der vom männlichen Faden getriebene Kopulations- schlauch ist deutlich länger als der vom weiblichen Faden, sodals sich die neue Art hierin der Sp. punctata nähert, von der sie sich aber schon durch die Form der fruktifizierenden Zellen unterscheidet. Die Sporen sind eiförmig-elliptisch, 40—45 u. dick, T74—77 u. lang. Die äulsere dünnere Haut ist farblos und glatt, die innere dicke dagegen ist braungelb und mit feinen Warzen dicht besetzt. 50. Sp. nitida (Dillw.) Link. (?) Tümpel bei Burpengary, Brisbane. März 1893. Die hier zu beschreibende Art stimmt in ihren meisten Eigenschaften recht gut mit Sp. nitida überein, allein die Sporen sind nicht gelblich (Havescentes), wie es in der Diagnose heifst, sondern kastanienbraun. Sie haben nämlich eine farblose, dicke, wie es scheint etwas quellungsfähige, äufsere und eine dünnere innere Membran von kastanienbrauner Farbe; beide Häute sind glatt. Die Sporen sind eiförmig mit verschmälerten Enden, 90—117 «. lang und 55—65 u. dick. Die fruktifizierenden Zellen sind kaum angeschwollen, aber etwas kürzer als die vegetativen. Diese sind 60—65 «. dick und 5—-6mal so lang und enthalten 4 Chlorophyll- bänder mit je 2 Umgängen. — Zum Vergleich stelle ich die Angaben über Sp. nitida nach der Diagnose gegenüber: cell. veget. 54—78 w. latis, 1'/a—3 plo long., chloroph. 3—5, anfract. 1—1"/s, cell. fruct. parum inflatis, vix abbreviatis, zygotis elliptieis, apice attenuatis, 60—90 u. erass., 1/’—2 plo long., maturitate flavescentibus. Hab. in Europa, America boreali, Algeria. 51. Sp. maxima (Hassal) Wittr. var. minor nov. var. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel. Mai 1893. Var. cellulis vegetativis 783—80 u. crassis, 2—3 plo longioribus, zygotis 80 u. longis. Von der typischen Art unterscheidet sich die vorliegende Alge durch schlankere Zellen und kleinere Sporen, weshalb sie als eine Varietät jener bezeichnet werden kann, mit der sie im übrigen übereinstimmt. Dort nämlich sind die vegetativen Zellen 77—160 «., meist — 339, — 132—138 «. dick und kaum länger, stellenweise sogar kürzer als der Durchmesser, die Sporen 102—115 «. lang und 77—84 u. diek. Hier haben die Zellen und Sporen die oben angegebenen Malse. Die Zellen enthalten 6— 58 Chlorophylibänder mit je '/.—1 Umgang. Die frukti- fizierenden Zellen sind nicht angeschwollen, aber kürzer als die vegetativen. Da die Sporen linsenförmig sind, erscheinen sie je nach der Lage kreisförmig oder elliptisch, ihre Membran ist bei der Reife goldbraun gefärbt. Bei der Kopulation scheinen häufiger Unregelmälsig- keiten vorzukommen, von denen ich nur eine beschreiben will. Der Kopulationsschlauch des einen Fadens ist auf eine Querwand im andern Faden getroffen, von welchem aus die dieser Querwand benachbarten Zellen je einen Schlauch getrieben haben, und diese 3 Schläuche sind fest mit einander verwachsen, sogar mit teilweiser Umwachsung; ob eine Membranresorption stattgefunden hat, lälst sich nicht erkennen, die Inhalte der drei kopulierenden Zellen sind noch in denselben verblieben. Sp. maxima ist bekannt aus Europa, Nordamerika, Argentinien und Uruguay. 52. Sp. rivularis Rabh. (?) Tümpel. Burpengary, Brisbane. März 1893. Vegetative Zellen 30—35 «. dick und 6—9mal so lang, mit 2 Spiralbändern von je 3 Umgängen in dekussierter Stellung. Fruktifizierende Zellen 2—3mal so lang als dick, nicht angeschwollen. Zygosporen elliptisch-eiförmig, 20—33 «. dick, 50—65 u. lang. — Die hier an- gegebenen Dimensionen stimmen nicht ganz mit denen der typischen Art überein, deren Zellen 36—38 u. dick und 4—11mal so lang sind, jedoch führt Hansgirg eine Var. minor an, deren Zellen 24—30 u. dick und 3mal so lang sind. Die Art scheint also in der Dicke der Zellen und deren relativer Länge ziemlich zu variieren, sie ist aus Europa und Nordamerika bekannt (falls die von Wolle unter dem Namen Sp. rivularis angeführte Art wirklich hierher gehört. ) 53. Sp. erassa Kütz. (?) Port Curtis Distrikt. Mai und Juni 1892. Nur steril beobachtet. Die Zellen sind 115—120 «. dick (nach De Toni sind sie 120—150 «u. dick) und so lang oder etwas länger als der Durchmesser, die eben geteilten kürzer als der Durchmesser, an der Scheidewand kaum merklich eingeschnürt, sie besitzen 4—6 Chlorophylibänder mit je 1—1'/s Umgang. Die Membran ist dünn und dadurch unter- scheidet sich die Art besonders von Sp. setiformis mit dieker, geschichteter Membran. Auch der Sp. maxima steht sie nahe, von der sie sich durch die nicht linsen-, sondern eiförmigen Zygoten unterscheidet. Bekannt aus Europa, Nord- und Südamerika. 43 * — 36 — 54. Sp. bellis (Hass.) Crouan. (?) Taf. II, Fig. 15. Port Curtis Distrikt. Mai und Juni 1892. Nur steril beobachtet. Vegetative Zellen 65—70 «. dick und 3—4mal so lang mit etwa 6 Chlorophylibändern, die bald fast gerade sind, bald bis zu 2 Umgängen machen. Die Fäden sind durch eine dicke Gallertscheide ausgezeichnet (bis 100 «. dick), und dies macht mit den übereinstimmenden Mafsen und andern Eigenschaften die Bestimmung ziemlich sicher. Wenig- stens habe ich sonst bei keiner andern Spirogyra eine solche deutliche Gallerthülle in der Weise, wie sie bei Zygnema-Arten vorkommt, beobachtet. Sp. nitida soll (nach Naegeli) auch eine Gallerthülle besitzen. — Nach der Beschreibung sind bei Sp. bellis die frukti- fizierenden Zellen angeschwollen, die Zygoten braun, linsenförmig, 84—90 4. breit und 57 bis 60 u. dick. Bekannt ist sie aus Europa und Nordamerika. Fam. 11. Desmidiaceae (Kütz.) De Bary'). a) Eudesmidieae Hansg. 27. Gonatozygon de Bary. 55. G. Ralfsii De Bary. Port Curtis Distriet. Mai und Juni 1892. Zellen 8—9 «u. breit, 10—15mal so lang, an den Enden nicht verschmälert, immer mehr oder weniger winkelig gebogen, nicht zu Ketten vereinigt; Membran feinwarzig. Bekannt aus Europa, Sibirien, den Sandwichinseln, 28. Hyalotheca Ehrb. 56. H. dissiliens (Smith) Breb. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel. Mai 1893. Die Art ist schon in meiner früheren Arbeit erwähnt (l. c. p. 439) und dort ist bemerkt, dafs die beobachteten Fäden keine Gallerthülle haben und ziemlich schmale Zellen besitzen. Diese dünnere Form mit fehlender Gallerte würde der Form y minor von Del- ponte (Desm. subalp.) „trichomatibus plerumque nudis“ entsprechen. Die diesmal beob- achteten Exemplare stimmen in den Dimensionen mit den früheren überein, besitzen aber teilweise eine Gallertscheide, welche etwa 42 «. dick ist. 2) Desmidiaceen aus Australien sind erwähnt und neu beschrieben in der Arbeit von M. Raciborski, Über die von Dr. E. Ciaston während der Reise $. M. Schiffes Saida um die Erde gesammelten Desmidien Mit 2 Tafeln. Krakau 1892. 57. Gymnozyga moniliformis Ehrb. Tümpel bei Burpengary, Brisbane. November 1892. Wie früher (l. c. p. 440). 58. Onychonema filiforme (Ehrb.) Roy et Bisset. Port Curtis Distriet. Mai und Juni 1892. Wie früher (l. ce. p. 440). 31. Desmidium Ag. 59. D. Baileyi (Ralfs) De Bary. Tümpel, Burpengary. November 1392. Zellen ca. 20 «. breit. Bekannt von Nordamerika, Brasilien, Java, Senegal. b) Didymoideae (Reinsch) Hansg. 32. Closterium Nitzsch. Von den früher schon erwähnten Arten sind diesmal wieder beobachtet worden: (. gracile Breb., ©. lineatum Ehrb., €. Dianae Ehrb., ©. parvulum Naeg., ©. Ehrenbergii Menegh. 60. C. setaceum Ehrb. Tümpel bei Burpengary, Brisbane. November 1892. Zelle 500 «. lang, wovon 200 auf den mittleren Teil kommen. Die dünnen Enden sehr lang, schwach gebogen und an den Spitzen ein wenig dicker. Durchmesser in der Mitte 13 «. Weit verbreitet, auch schon von Raciborski erwähnt unter den australischen Algen. 33. Penium Breb. 61. P. elosterioides Ralfs. Farrars Creek, Queensland. Februar 1892. Die Zellen dieser Art sind nach der Diagnose 40—44 u. dick und 4—6mal so lang, die früher gefundene Form (l. c. p. 442) war nur 30 «. dick und fast Tmal so lang gewesen; diesmal habe ich eine Form beobachtet, die 56 «. breit und 6 mal so lang ist, sonst aber dem gewöhnlichen P. closterioides gleicht. 62. P. spec. (spec. nov.?) Taf. II, Fig. 16. Tümpel bei Burpengary, Brisbane. November 1892. Ich habe leider nur ein Exemplar beobachtet; es ist eine sehr grolse Form, die in der Gestalt dem P. navieula Breb. am ähnlichsten ist, in der Grölse aber P. digitus (Ehrb.) Breb, — 388 — noch übertrifft. Die Zellen sind spindelförmig und an den Enden plötzlich noch stärker ver- schmälert: in der Mitte 105 «. dick, die ganze Zelle ist 546 «. lang. 63. Tetmemorus Brebissionii Ralfs, var. tenuissima Möb. (l. c. p. 442) ist wieder beobachtet worden (Tümpel bei Burpengary, November 1892). 64. Triploceras gracile Bail. Port Curtis District. Mai und Juni 1892. In vereinzelten Exemplaren: Das gemessene Exemplar ist 17 «. dick und 450 «. lang, mit 3 gipfeligen Enden, jedes Ende mit 2 Stacheln, Die Art ist schon früher angegeben worden (l. c. p. 442). 36. Docidium Breb. 65. D. eoronulatum Grun. Taf. II, Fig. 17. Port Curtis Distriet. Mai und Juni 1892. Mehrfach beobachtet und zwar meist kettenförmig zusammenhängende Exemplare. Zellen 540 u. lang, am Isthmus 20, am Ende 33 «. breit; hier am Ende sind die Zellen mit einem Kranz kleiner zahnartiger Fortsätze (etwa 20) versehen, die bei den zusammenhängenden Individuen wechselweise in einander greifen. Bekannt von der Insel Banka und aus Nordamerika; Var. caldensis Wille aus Brasilien. 37. Disphinctium Naeg. 66. D. Cueurbita (Breb.) Reinsch. Port Curtis Distriet. Mai und Juni 1892. Häufig. Zellen von ziemlich gleichmälsiger Gröfse: 24 u. breit, 60 «. lang, Membran fein punktiert, in jeder Zellhäfte ein Chromatophor mit einem Pyrenoid. Bekannt von Europa und Nordamerika. 38. Pleurotaenium Naeg. 67. P. Ehrenbergii (Ralfs) Delp. Auch diesmal wieder vielfach beobachtet in bis 600 «. langen Exemplaren; viele zeigen einige ringförmige Einschnürungen zu beiden Seiten des Isthmus, wie es Delponte (Desmid- subalp. Tab. XX, fig. 5) abbildet. — 339 — 68. P. ovatum Nordst., var. inermis nov. var. Taf. II, Fig. 18, 19. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel. November 1893. Var. cellulis minoribus (270 «. longis) et processubus dentiformibus destitutis. Bailey (l. e. p. 45) erwähnt diese Art als von Byram im Victoria Park zu Brisbane gesammelt. Er bildet sie nach der von Nordstedt gegebenen Figur ab (Fig. 39) und giebt die von demselben Autor angeführten Malse wieder. Ich habe dagegen einige Exemplare beobachtet, die ich zu einer besonderen Varietät rechnen muls, weil sie erstens bedeutend kleiner sind und zweitens an dem Ende keine Zähne vorhanden sind. Die Enden sind, von der Seite gesehen, gerade abgestutzt, die Membran ist hier mit Poren versehen, durch welche man feine Fortsätze des Plasmas nach aulsen ragen sieht, wahrscheinlich bis zur Grenze der nicht mehr deutlich wahrnehmbaren Gallerthülle. Die Zellen sind 270 «. lang, am Isthmus 43—45, am Ende 23—25, an den dicksten Stellen 66—75 «. breit; in der Gestalt entsprechen sie ganz dem typischen P. ovatum, auch ist die Membran fein punktiert. P. ovatum ist aulserdem bekannt aus Brasilien, Neuseeland und vom Cap. 39. Pleurotaeniopsis Lund. 69. P. turgida (Breb.) Lund. Port Curtis Distriet. Mai und Juni 1392. Schon früher erwähnt (l. c. p. 442), diesmal auch in etwas grölseren Exemplaren gefunden, an welchen zu erkennen ist, dals jede Zellhälfte mehrere plattenförmige Chromato- phoren mit mehreren Pyrenoiden enthält. 70. P. javanica (Nordst.) De Toni. Mit der vorigen gefunden, von der sie sich durch grölsere Zellen und etwas andere Gestalt derselben unterscheidet. In der Gestalt gleichen die von mir gefundenen Zellen ganz dem von Nordstedt abgebildeten Cosmarium javanicum (De Alg. nonn. mus. Lugd. Batavi f. 107); sie sind 125—130 «. lang, 60 «. breit, mit einem Isthmus von 35 «. Breite. Bisher nur aus Java bekannt. 40. Xanthidium Ehrb. 71. X. Smithii Arch., var. variabilis Nordst. Burpengary, Brisbane. Zellen fast ebensolang wie breit (24 «.), Isthmus 6 «. breit. Jede Zellhälfte an den —ı sl — vier Ecken mit je 1 oder 2 Stacheln, zwischen den Ecken keine Stacheln, Seitenlinien und Scheitel etwas eingezogen. Die typische Art ist aus Island, die Var. variabilis aus Neuseeland bekannt. 41. Cosmarium Corda. Von den früher schon erwähnten Arten sind diesmal wiedergefunden: C. Seelyanum Wolle, ©. Meneghinii Breb. forma, C. obsoletum (Hantzsch) Reinsch, €. reniforme (Ralfs) Archer, var. compressa Nordst. — Aufserdem habe ich beobachtet: 72. C. sexangulare Lund. Glass Mountaine. September 1892. Zellen 32 «. lang, 28 «. breit, Isthmus 8 «. breit, mit stark abgerundeten Ecken, wie es auch die Figur in Wolle’s Desmids of the U. S. A. (Pl. 49, Fig. 13) zeigt. Bekannt von Schweden, Ungarn, Nordamerika, Var. minor Japan, Var. minima Neuseeland. 73. C. spec. (nova species?) Taf. II, Fig. 20. Port Curtis District. Mai und Juni 1892. Umrils, von der Fläche gesehen, annähernd kreisförmig, aber von der Seite zusammen- gedrückt, von oben gesehen elliptisch, von der Seite gesehen 8förmig. Zelle 110 «. lang, 94 u. breit, Isthmus 43 «. breit. Zellhälften an der Basis gerade, dann bogenförmig aus- einandergehend. Membran punktiert, an den unteren Biegungen der Zellhälften mit einigen kleinen Stacheln versehen. In Gestalt und Gröfse schlielst sich dieses Cosmarium wohl am nächsten an €. pachydermum Lund. an, dessen Membran dicht punktiert, aber nicht mit den kleinen Stacheln am Rande versehen ist. 42. Euastrum Ehrb. 74. E. verrucosum (Ehrb.) Ralfs, forma .... Taf. II, Fig. 21. Tümpel bei Burpengary, Brisbane. März 1893. Zellen 117 u. lang, 97 u. breit, Isthmus 36 «. breit; Scheitellinien flach-concav; jede Zellhälfte hat auf jeder Seite einen oberen und zwei seitliche Vorsprünge, diese Vorsprünge zeigen, von oben gesehen, auf jeder Seite noch einen Höcker, und an der Kuppe dieser Vor- sprünge und Höcker ist die Membran verdickt und mit einigen Buckeln versehen; sonst ist die ganze Membran warzig körnig. Von der Seite gesehen sind die Zellen oben und unten breit abgestutzt. In der Gestalt nähert sich diese Form offenbar der Var. intermedia Racib., für welche aber bedeutend kleinere Dimensionen angegeben werden; die Abbildung derselben war mir nicht zugänglich ; deswegen und weil die Gestalt überhaupt schwer zu beschreiben ist, bilde ich die von mir beobachtete Form wenigstens in der Flächenansicht ab, Bekannt von Furopa, Sibirien, Japan, Nordamerika, Grönland und Australien (Raeiborski). 45. Micrasterias (Ag.) Meyen. 75. M. decemdentata Naeg. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel. Mai 1893. Das beobachtete Exemplar hat folgende Malse: 75 «. lang, 85 «. breit, Isthmus 28 «. breit, Zellen in der Mitte 20 «. dick. Der Scheitel des Mittellappens ist flach gewölbt, jeder Seitenlappen mit einem tieferen und zwei weniger tiefen Einschnitten versehen, und dement- sprechend in 4 einfache Zähne ausgezogen. Von oben gesehen erscheint die Zelle spindel- förmig mit zugespitzten Enden. Bekannt aus Europa, Nordamerika, Japan. 76. M. Mahabuleshwarensis Hobs. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel. Mai 1893. Ich habe nur eine leere Zellhälfte gefunden, in welche einige Nostocfäden eingewandert waren. In der Gestalt entspricht sie der Figur Nordstedts (New Zeeland Algae Tab. II, fig. 26), also seiner Form ce novizelandica der Gruppe B compacta, die Dimensionen meiner Alge sind aber etwas kleiner, nämlich: Abstand zwischen den Enden der zwei untersten Spitzen 110 «., zwischen den der zwei äufseren Spitzen des oberen Lappens 82 w., Länge der Zell- hälfte ohne die Spitzen 58 «., Breite an der Einschnürung unterhalb des Endlappens 23 «. Bekannt von Europa, Nordamerika, Indien, Birma, Bengal, Java, Neuseeland. 44. Staurastrum Meyen. 77. St. muticum Breb. Sumpf im Victoria Park, Brisbane. 3. September 1892. Zellen 19—20 4. breit, von oben gesehen dreieckig, mit schwach eingezogenen Seiten und abgerundeten Ecken, entsprechend der Abbildung in Ralfs, Brit. Desm. Tab. 21, Fig. 4a und 4c. Wohl allgemein verbreitet, von Australien bekannt (Raeiborski). Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVII. 44 78. St. dilatatum Ehrb. Glass Mountaine. September 1892. Vereinzelt angetroffen. Zellen 30 «. breit, von oben gesehen dreieckig mit abgerun- deten Ecken und eingezogenen Seiten; die Membran mit kleinen Wärzchen besetzt, welche in quergestellten Reihen angeordnet sind. Bekannt aus Europa, Nordamerika, Sibirien, Birma, Neuseeland. Class. III. Phycochromophyceae Rabenh. Ordo V. Hormogoneae Thur. A. Heterocysteae Hansg. Fam. 12. Rivulariaceae Rabenh. 45. Gloeotrichia Ag. 79. G. natans Rabenh. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel. Mai 1893. Anfangs bildet die Alge ein kleines kugeliges, an fadenförmigen Pflanzenorganen fest- sitzendes Lager, dessen Fäden deutlich von der Mitte nach aufsen ausstrahlen. Die älteren Thallome dagegen bilden eine ziemlich feste hautartige Masse, indem die Fäden mehr schichten- weise angeordnet sind. Zerdrückt man ein Stück des Lagers unter dem Deckglas und be- trachtet es bei schwacher Vergröfserung, so sieht man die Basalstücke der Fäden, soweit sie von der braungefärbten Scheide umgeben werden, sich auffallend von dem übrigen Teil abheben, der in Alkohol farblos erscheint. Das Aussehen der Fäden stimmt sehr gut überein mit den Abbildungen, welche de Bary in der Flora 1863 (Taf. VII) von Rivularia angulosa Roth Gl natans) giebt, sowie mit Kirchners Abbildung in seiner mikroskopischen Flora des Süfswassers (Taf. IV, Fig. 126). Die Mafse der australischen Alge entsprechen ebenso den von Bornet und Flahault (Revision des Nostoc. heteroe.) angegebenen: die vegetativen Zellen sind im unteren Teil des Fadens 7—9 «. dick und meist kürzer als der Durchmesser ("a —1mal so lang), von tonnenförmiger Gestalt. Die Sporen sind 13—14 «. dick, die längsten, die ich gemessen habe, sind 52 «. lang; die farblosen Heterocysten sind 8 «. dick. Bekannt aus Europa und Nordamerika. Fam. 13. Sirosiphoniaceae Rabenh. 46. Hapalosiphon Naeg. 80. H. pumilus Kirchn. Glass Mountaine. September 1892. In der schon früher beschriebenen Form (l. c. p. 446) reichlich wiedergefunden. — 343 — 47. Stigonema Ag. 81. St. hormoides (Kütz.) Born. et Flah. Taf. II, Fig. 22, 23. Glass Mountaine. September 1892. Diese Alge fand ich nicht nur wieder in dem gewöhnlichen vegetativen Zustand, in dem ich sie in der früheren Arbeit (l. ce. p. 446) beschrieben und abgebildet habe (Fig. 19), sondern auch in einer Form, die wahrscheinlich einem Dauerzustand entspricht. Die Fäden bestehen nämlich aus perlschnurartig an einander gereihten Zellen, deren jede eine besondere Hülle hat, während sonst die Membranen der einzelnen Zellen zu einer gemeinsamen Gallert- scheide verschmelzen. An jeder Zelle läflst sich eine innere, dickere und hellbräunlich ge- färbte Membran und eine äulsere, dünnere, dunklere Membran unterscheiden. Wo aber die Zellen aneinanderstolsen, scheint die äulsere Membran unterbrochen zu sein oder ganz dünn zu werden. Beide Membranen werden von den Plasmasträngen, welche von einem Zellinhalt zum andern gehen, durchsetzt. In manchen Zellen sieht man den Inhalt in zwei Teile zer- fallen und diese Teilung ist wahrscheinlich der Anfang einer Astbildung. An den Enden einzelner Äste beobachtet man den Übergang in den gewöhnlichen Zustand des Stigonema, indem hier die plasmatischen Körper der Zellen nicht durch doppelte Membranen gesondert sind, sondern die äulsere Membran dünner wird und verschwindet und die innere in die ge- wöhnliche farblose Scheide übergeht. Da diese Astenden weiterwachsen und sich verzweigen, sind sie von einer Hormogonienbildung wohl zu unterscheiden. Es scheint vielmehr, dafs die Teile, deren Zellen sich mit festeren Membranen umgeben und gegen einander abgerundet haben, in einen Dauerzustand übergegangen waren und eine Ruhepause durchgemacht haben, jetzt aber von neuem zu wachsen und sich zu verzweigen beginnen. Jedoch ist es mir nicht bekannt, dafs derartige Dauerzustände von Sirosiphoneen schon beobachtet worden sind. Fam. 14. Seytonemaceae Rabenh. 48. Microchaete Thur. 82. M. tenera Thur., var. major n. var. Taf. I, Fig. 24, 25, 26. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel. Mai 1893. Filis /as—1 mm longis, 12—14 «. erassis, cellulis S—10 «. crassis, inferioribus diametro paullo longioribus, superioribus brevioribus. Die vorliegende Alge stimmt im wesentlichen mit M. tenera überein, unterscheidet sich aber durch etwas dickere Fäden. Die Fäden bilden kleine, an andern Algen ansitzende Flöckchen und gehen von einer gemeinsamen Anhaftungsstelle, meist konvex nach aulsen 44* — 34 — gebogen auseinander. Aufser der basalen Heterocyste, welche oval-kugelig und an der oberen Seite abgeplattet ist, können in den Fäden noch eine oder zwei Heterocysten vorkommen, die eine mehr cylindrische Gestalt haben und 15—18 «. lang sind. Die an die Heteroeysten angrenzenden Zellen haben häufig kegelförmige Gestalt. Im unteren Teile des Fadens sind die Zellen meist etwas länger als dick und an den Querwänden kaum eingeschnürt, im oberen Teile dagegen sind sie kürzer als dick und an den Querwänden deutlich eingeschnürt. Die letzten Zellen sind sogar fast gegeneinander abgerundet und zeichnen sich durch ihr weniger dichtes Plasma aus. Über das Ende der Zellreihe ragt die leere Scheide noch ein beträcht- liches Stück hinaus. Sporen habe ich nicht gefunden. Diese Art ist wohl nur aus Europa bekannt. 49. Scytonema Ag. 83. Se. eineinnatum Thur. Charleys Gully, Lower Freestone Creek, Warwick, in langsam fliefsendem Wasser. Durchmesser der Fäden ca. 35 «. Zellen 18 «. dick, /s —"/smal so lang, Heterocysten fast quadratisch, Scheiden gelblich und geschichtet, Seitenzweige gleich den Hauptästen, spärlich vorhanden. Bekannt von Europa, Brasilien, den Sandwichinseln und Sumatra. 84. Se. subtile Möb. Glass-Mountaine. September 1892. Diese in meiner früheren Arbeit von mir neu aufgestellte Spezies (l. c. p. 448) ist auch in dem neuen Material vertreten und zeigt ganz dieselben Eigenschaften, wie früher angegeben worden ist 85. Sc. Spec. Glass Mountaine. September 1892. Die beobachteten Fäden bilden kleine Flocken zwischen andern Algen, sind aber nicht gut erhalten. Die Fäden sind 13—15 «. dick, die Zellen nur 6—7 «. dick und so lang oder etwas kürzer oder länger als der Durchmesser; die Heterocysten /a„—3mal so lang. Die Scheiden sind diek und geschichtet, aber farblos. Die paarig auftretenden Äste den Haupt- fäden gleich. Da ich diese Alge mit keiner der von Bornet und Flahault angeführten Arten identifizieren kann, so ist sie vielleicht neu. — 345 — 50. Tolypothrix Kütz. 86. T. tenuis Kütz. Taf. II, Fig. 27, Glass Mountaine. September 1892. Einzeln zwischen andern Algen. Fäden 7 «. dick, Zellen 6 «. dick, 2—3mal so lang, Querwände undeutlich, Inhalt grobkörnig. An den Verzweigungsstellen ist die Scheide bis- weilen aufgeblasen, wie es auch von Bornet und Flahault angegeben wird; hier liegen eine oder mehrere Heterocysten. Dieselben haben eine sehr verschiedene Länge, sie sind 2—5mal so lang als dick. Bekannt von Europa, Nordamerika, Bolivia, Australien (Berggren!) Fam. 15. Nostoceae Kütz. 51. Nostoc Vaucher. Grölsere und kleinere Nostoc-Kolonien sind an verschiedenen Stellen gesammelt worden, allein es ist mir nicht möglich, die Arten sicher zu bestimmen, da die Sporen fehlen. Eine Form, welche dicke, hautartige, einige Centimeter grolse Lager von ganz unregelmälsiger Form mit ganzen oder gelappten Rändern bildet, halte ich für 87. N. Linckia Born. (?) Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel. Mai 1893. Die Malse der vegetativen Zellen (4 «.) und der kugeligen Heterocysten (6—6,5 «.), sowie die dicht verschlungene Lage der Fäden würden zu dieser Bestimmung passen. Die Art ist bisher aus Europa und Nordamerika bekannt. 52. Anabaena Bory. 88. A. Flos-aquae Breb. (?) Salt March, Burpengary, Brisbane. Mai 1892. — Morney Creek, Queensland. Vegetative Zellen 4—5 «. dick, Grenzzellen 5 «. dick, S—10 «. lang, Sporen fehlen und deshalb ist die Bestimmung unsicher. Bekannt aus Europa und Nordamerika. 53. Nodularia Mertens. 89. N. spumigena Mertens « genuina Born. et Flah. Freestone Creek, Warwick, an Felsen. August 1893. Fäden 11. dick, Zellen 7 «. breit, /smal so lang, Grenzzellen etwas gröfser; Sporen zusammengedrückt-kugelig, ca. 12 «. dick. — 346) — Die Art kommt im salzigen, brackischen und Sülswasser vor und ist bekannt aus Europa und Australien (Francis!) 54. Oylindrospermum Kütz. 90. C. licheniforme Kütz. Dalby, Darling Downs, Queensland, Tümpel. Mai 1893. In kleinen unregelmälsig gestalteten Lagern. Vegetative Zellen 3—4 4. dick, 4—5 u. lang, Heterocysten 7 «. dick, 10—14 «. lang, Sporen (einzeln neben den Heterocysten) 14 bis 16 u. dick, 25—30 u. lang. Bekannt aus Europa und Brasilien. B. Homocysteae Hansg. Fam. 16. Vaginarieae Gomont. 55. Mierocoleus Desmazieres. 91. M. tenerrimus Gomont. Salt march, Burpengary, Brisbane. Mai 1892. Die Scheiden sind 20—26 «u. dick, farblos und ungeschichtet und schlielsen einen, zwei oder mehrere Fäden ein. Die Zellen sind 3—4 «. dick und etwa doppelt so lang, an den Querwänden eingeschnürt, die Endzelle ist zugespitzt. Nach Gomont (Monographie des Oscillariees) sind die Fäden nur 1,5—2 «. dick, sodals also in der australischen Alge eine etwas abweichende Form vorliegt, die aber jedenfalls zu der genannten Art zu ziehen ist, mit der sie auch das Vorkommen in salzigem Wasser gemeinsam hat. M. tenerrimus ist an der Küste von Frankreich und Guadeloupe und auf Salzweiden von Böhmen gefunden worden. 92. M. paludosus (Kütz.) Gom. Glass Mountaine. September 1892. Einzeln zwischen andern Algen. Scheiden bis 50 «. dick, an den Enden geteilt, zuge- spitzt und über die Zellfädenenden verlängert. Fäden zahlreich in einer Scheide vereinigt. Zellen 5-6 «. dick, meist doppelt so lang. Endzelle zugespitzt. Bekannt von Europa und Nordafrika. 2 Mn Fam. 17. Lyngbyeae Gomont. 56. Lyngbya Ag. 93. L. aestuarii Liebman. Salt march, Burpengary, Brisbane. Mai 1892. (Zusammen mit Microcoleus tenerrimus.) Fäden 16 «. dick, Zellen 12,5 «. dick, Ysmal so lang, an den Querwänden nicht ein- geschnürt; Endzelle gewölbt, eine besondere Verdickung der Membran am Ende, wie sie Gomont angiebt, habe ich hier nicht unterscheiden können. Im Binnenland scheint diese Art bisher nur in Deutschland und Italien beobachtet worden zu sein, die übrigen Angaben über ihr Vorkommen beziehen sich auf Küsten; im Meer ist sie aulserordentlich weit verbreitet. 94. L. aerugineo-caerulea (Kütz.) Gom. Georgine River, 1892. Ein flockiges Lager auf Holz bildend. Fäden 6,5 «. dick, Scheide sehr dünn, Zellen !/a—!/smal so lang als dick, Scheidewände undeutlich, Endzelle mit gewölbter Aufsenfläche. Bisher nur aus Frankreich bekannt. 57. Oscillatoria Vaucher. 95. 0. princeps Vaucher. Victoria Park, Brisbane, Tümpel. 3. September 1892. Fäden gleichmälsig 40—42 u. dick, Zellen 4—6 «. hoch. Es ist diejenige Form, welche sonst als O. imperator Wood als eine besondere Art betrachtet, von Gomont aber zu O. prin- ceps gezogen wird. Die von mir beobachteten Fäden zeigen ganz dieselbe Gestalt des Faden- endes, wie es von Gomont abgebildet wird. Die Art ist nur aus den wärmeren Regionen bekannt: Mittel- und Südeuropa, Ceylon, Sumatra, Java, Bourbon, Vereinigte Staaten von Nordamerika, Guadeloupe, Brasilien. 96. 0. saneta Kütz. Freestone Creek, Warwick, an Steinen. 1893. Fäden 10—11 «. dick, Zellen ca. 2 «. lang, Endzelle abgerundet, mit einer Calyptra versehen. Bekannt aus Europa, Nordafrika und Südamerika. — 348 — Ordo VI. Coccogoneae Thur. Fam. 18. Chroococeaceae Naeg. 58. Merismopedium Meyen. 97. M. convolutum Rabenh. Georgine river. 1892. Die Familien bilden gröfsere an den Rändern umgebogene Platten, die aus Hunderten von Zellen bestehen können; eine grolse Kolonie mals 100 X 140 «. Die Zellen sind 4,5 «. breit und die meisten, in Teilung begriffenen haben eine biscuitförmige Gestalt. Alle Zellen einer grölseren Gruppe werden dabei nach derselben Richtung geteilt. Die Zwischenräume zwischen den Zellen sind viel schmäler, als die Zellen breit sind und zwischen den einzelnen Zellen lassen sich noch die Grenzlinien unterscheiden. Ob die Art schon aufserhalb Europas (Frankreich und Deutschland) gefunden worden ist, ist mir nicht bekannt. Figurenerklärung. Tafel 1. Fig. 1-7, Batrachospermum Dillenii (Bory) Sirdt. Weitere Erklärung im Text (pag. 311—312). Fig. 8. Chantransia pygmaea Kütz. Zweigende mit Sporangium Fig. 9 Chantransia subtilis n. sp. Teil des kriechenden Fadens, von dem sich ein aufrechter erhebt. Fig 10. Oberer Teil eines aufrechten Fadens. Fig. 11. Bulbochaete setigera (Roth) Ag. Teil einer männlichen Pflanze mit Androsporangien., Fig. 12. Teil einer weiblichen Pflanze mit einem Oogonium und zwei ansitzenden Zwergmännchen. Fig. 13. Oogonium mit reifer Oospore. Fig. 14. Bulbochaete gigantea Pringsh. Teil einer männlichen Pflanze mit Androsporangien Fig. 15 Oogonium mit zahlreichen ansitzenden Zwergmännchen. Fig. 16. Oedogonium nodulosum Wittr. Zwei vegetative Zellen, Fig. 17. Oe. undulatum (Breb.) A Br. Ein Faden mit zwei Oogonien, deren unteres eine unreife und deren oberes eine reife Oospore enthält, mit Androsporangien und Zwergmännchen. Fig. 18 Ein einzelnes Zwergmännchen. Fig. 19. Oe. cardiacum (Hass.) Kütz, Weiblicher Faden mit Oogonium, Fig. 20. Männlicher Faden mit Antheridien. Fig. 21. Oe. spec. Vergl. Text pag. 320. Fig. 22. Hormospora transversalis Breb, var. Stück eines Fadens. Fig. 23. Kleines Stück desselben Fadens, stärker vergröfsert, mit einer in Teilung begriffenen Zelle. Fig. 24. Stück aus einem anderen Faden, in dem die Zellen diehter liegen und nach der Teilung noch in der Mitte zusammenhängen. Fig 25 Ein anderer Faden, in dem auch longitudinale Teilungen der Zellen auftreten; die Gruppierung der Zellen zu vier und die Differenzierungen in der Gallerte sind hier nicht zu sehen. Fig. 26. Chaetosphaeridium (?) Huberi n. sp. Stück des Thallus mit zwei Ästen, die in Haare endigen; die Enden der Haare sind nicht gezeichnet. Fig. 27 Aufrechter Ast des Thallus mit einem vollständig gezeichneten Haar. Fig. 28. Trichophilus (?) spee. Kleiner Thallus. Fig. 29. Gröfserer Thallus, in dem verschiedene Zellen in Sporangien umgewandelt sind. Fig. 30. Zwei Zellen, in denen der Kern und die Chromatophoren angegeben sind. Fig. 31—33. Reinschiella longispina noy. spec. Vergl. Text pag. 331. !) Die Vergrölserung ist eine schr verschiedene und aus den im Text angegebenen Malsen leicht zu berechnende. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 45 3807 = Tafel II. Herposteiron confervicolum Naeg. auf einem Fadenstück von Oedogonium erassiuseulum. Stigeoclonium protensum (Dillw.) Kütz. Gröfserer Ast, Habitusbild. Chaetophora tuberculosa Hook, Teil des Thallus. Die obere Linie bezeichnet die Grenze der Gallerte Rhizoidäste. Chaetophora punctiformis Kütz. Teil des Thallus. Cladophora parvula noy. spec. Oberer Teil des Thallus; Fig. 7 ein einzelner Ast. Unterer Teil des Thallus. Zygnema tenuissimum Grun. Zygnema Rhynchonema (Hansg.) De Toni. Fig. 10: Der kopulierende Teil zweier benach- barter Zellen. Spirogyra longata (Vauch.) Kütz. ? Sp. australensis nov. Spec. Sp. bellis (Hass.) Crouan, (?) Penium spec. Vergl. Text pag. 337. Doeidium eoronulatum Grun. Die zusammenstolsenden Enden zweier Zellen. Pleurotaenium ovatum Nordst var. inermis noy. var. Ende der Zelle; opt. Durchschn. Cosmarium spec. Zellhälfte. Vergl. Text p. 340. Euastrum verrucosum (Ehrb.) Ralfs. Forma .... Stigonema hormoides (Kütz.) Born. et Flah. Teil eines im Dauerzustand befindlichen Thallus, von dem einige Äste an der Spitze von neuem auswachsen. Ein Ast, der sich aus dem Dauerzustand (untere Zellen) neu entwickelt hat. Microchaete tenera T'hur. var. major nov. var Habitusbild. Unterer Teil eines Fadens mit zwei Heteroeysten. Oberes Ende eines Fadens. Tolypothrix tenuis Kütz. ar ee oo Beiträge zur Kenntnils der fossilen Fische des Mainzer Beckens. Von Prof. A. Andreae. Mit einer Tafel. Vorwort. In einer Serie von Beiträgen sollen nach und nach in diesen Abhandlungen alle in dem Gebiete des Mainzer Tertiärbeckens vorkommenden Fischformen besprochen und abgebildet werden, in der Art, dafs mit der Zeit die ganze Sammlung ein geeignetes Werk zum Bestimmen der oft sehr fragmentären, nicht immer leicht zu deutenden Reste bilden soll. Es empfahl sich aus Zweckmälsigkeitsgründen, hier nicht ganz streng systematisch zu verfahren, sondern sich mehr nach dem vorliegenden Material zu richten; auch mit im der Hoffnung, dals gerade durch diese Arbeit angeregt, noch mancherlei in Sammlungen zerstreutes und verborgenes Material zum Vorschein kommen würde. Zunächst soll ein Teil der neuen oder unvollständig gekannten Formen beschrieben werden, von welchen dem Verfasser nament- lich von der Lokalität Flörsheim in Rheinhessen ein reiches, in den letzten 10—12 Jahren angesammeltes Material vorliest. Später sollen dann auch die früher schon anderwärts be- schriebenen Formen behandelt und womöglich auch abgebildet werden. Der Abschlufs wird dann einen Vergleich unserer oligocänen und miocänen Fischfauna mit anderen tertiären Fischfaunen ermöglichen. Abhandl. der Senckenb. naturf, Ges. Ld. XVIII. 46 Vorkommen. Lagerungs- verhältnisse. Zusammen- setzung. I. Die Ganoiden aus dem Untermiocän von Messel. Hierzu Tafel I. Einleitung. Die bituminöse Schieferkohle von Messel, welche die nachstehend beschriebenen Reste von Lepidosteus und Amia geliefert hat, bildet, sowohl petrographisch wie auch paläonto- logisch, ein recht vereinzelt dastehendes Vorkommen im Gebiete des Mainzer Beckens. Unweit des Ortes Messel, etwa 10 Kilom. nordöstlich von Darmstadt, wird dicht bei der gleichnamigen Eisenbahnstation die betreffende Kohle, welche eine gewisse Ähnlichkeit mit der englischen Bogheadkohle und auch mit der australischen Kerosenkohle, die in Frankfurt zur Gasfabrikation verwendet wird, zeigt, in einem grolsartigen Tagebau zu technischen Zwecken gewonnen. Die Lagerungsverhältnisse der Messeler Kohle sind von ©. Chelius in den Erläute- rungen zur geologischen Karte des Grofsherzogtums Hessen, Blatt Messel (Sep. p. 25—28), ausführlicher beschrieben worden. Trotz der bedeutenden Mächtigkeit der Kohle, welche an mehreren Stellen durch Bohrungen ermittelt und nach gütiger Mitteilung des Direktors der Messeler Werke, Herrn Dr. Spiegel, eine sehr bedeutende ist, indem die Kohle nur an einer Stelle bei 150 m Tiefe durchbohrt wurde, ist das ganze Areal, in welchem Kohle vor- kommt, nur ein sehr beschränktes und hat etwa einen Längendurchmesser von 1 Kilom. und eine Breite von 650 Meter. Das Kohlenvorkommen ist rings umgeben von alten Gebirgsarten, wie Diorit, Granit und Rotliegendem, und schneidet gegen diese mit Verwerfungen ab, scheint somit einen ringsum abgeschlossenen Graben darzustellen. Obertlächlich ist die Kohle meist von Sand bedeckt. Was die Gesteinsbeschaffenheit der Kohle anlangt, so ist dieselbe keine gewöhnliche Braunkoble, sondern stellt vielmehr einen zarten, homogenen, sehr bituminösen Schieferthon dar, welcher eine schwarzbraune Farbe, einen erdigen bis muscheligen Bruch zeigt und sich im frischen Zustande sehr leicht mit dem Messer zerschneiden lälst. Beim Trocknen wird die Kohle heller, ziemlich hart und blättert sich oft unregelmälsig schuppig auf. Zuweilen ist die Kohle von kleinen krystallimen Knötchen erfüllt, welche aus Messelit!) bestehen. Chemisch ist der Gehalt des Messeler Bitumens an Stickstoff hervorzuheben, welcher 1,9°/o 1) Zeitschr. £. Krystallogr. ete. 1890, 17. Bd., p. 9. beträgt; der N-Gehalt des Rohöls von Pechelbronn im Unter-Elsals beläuft sich auf 1,1°o. Dieser Stickstoffgehalt deutet wohl darauf hin, dafs bei der Bildung der genannten Bitumina auch animalischer neben vegetabilischem Detritus in Betracht kam. Der Schwefelgehalt im Messeler Bitumen beträgt 1,2°/o, eine besondere Anreicherung des Schwefels hat namentlich in der Nachbarschaft von Fossilresten, besonders der oft breccienartig zusammengehäuften Alligatorknochen, stattgefunden, welche meist vollständig von Markasit und Pyrit umgeben sind und in den Sammlungen mit der Zeit durch Effloreszieren resp. Oxydation zu Grunde sehen. Auf einen, wohl aus den Knochen stammenden Gehalt an Phosphorsäure weist der Messelit hin. Reste von Fossilien gehören bei Messel nicht gerade zu den Seltenheiten, aber der wenig gute Erhaltungszustand und das beim Eintrocknen auftretende Aufblättern der Kohle, sowie deren Effloreszieren weihen dieselben gewöhnlich bald dem Untergang und sind wohl der Grund, dals sich noch niemand eingehender mit der Messeler Flora und Fauna be- schäftigt hat. Blattabdrücke, welche man bei Messel sammelt, sind im frischen Zustande recht gut erhalten, aber leider noch wenig untersucht worden, ein Studium der dortigen Flora wird wahrscheinlich eine grofse Ähnlichkeit derselben mit derjenigen von Salzhausen und Münzenberg in der Wetterau ergeben. Die häufigsten tierischen Reste bei Messel sind jedenfalls die Alligatorknochen, welche schon 1877 von R. Ludwig, Fossile Crocodiliden aus der Tertiärformation des Mainzer Beckens (Palaeontographica Suppl. III, Lief. 4 u. 5), beschrieben wurden. Diese Crocodiliden, ursprünglich als Alligator Darwini und Crocodilus Ebertsi namhaft gemacht, gehören nach Lydekker (Cat. foss. Rep. Brit. Mus. I, 1888, p. 46 u. 50) beide zu der fossilen Gattung Diplocynodon Pomel. Diplocynodon Darıini Ludw. sp. soll dem D. hantoniensis Wood. sp. aus dem Unteroligocän von Hordwell in Hampshire nahestehen und D. Ebertsi Ludw. ist vielleicht identisch mit D. graeilis Vaill. aus dem Untermiocän von St. G&erant-le Puy (Allier). Die im Oligocän und älteren Miocän so verbreitete Gattung Diplocynodon gleicht unter den lebenden Formen wohl am meisten der südamerikanischen Gattung Jacare, den Brillenkaimans. Neben den Crocodiliden finden sich Schildkrötenreste, die jedoch meistens unvollständig und bisher noch nicht näher beschrieben sind. In der Sammlung des Herrn Geheimrat Kehrer liest eine grolse Testudinide, wohl Testudo sp. In den Sammlungen der Herren Direktor Dr. Spiegel zu Messel und Ankelein in Frankfurt a. M. sah ich eine kleinere Schildkröte, von welcher nur dürftige Reste, namentlich Costalschilder, erhalten 46* Versteine- rungfunde. Alter. Entstehung. — 34 — sind, die jedoch mit Sicherheit an der wurmförmigen Granulation ihrer Oberfläche sich, als zu einer Trionychide gehörig, zu erkennen geben. Dieselbe ist vielleicht identisch mit der von H. v. Meyer von Weisenau beschriebenen Tr. (Aspidonectes) Gergensi H. v. M. (N. Jahrb. 1844, p. 700); sie ist kleiner, etwa halb so grofs wie die im Meeressand von Flon- - heim (Mitteloligocän) vorkommende Trionyx. Ein ziemlich vollständiges Vogelskelett, das leider bisher nicht näher bestimmt ist, liegt nach Angabe von Prof. Lepsius im Museum zu Darmstadt. Die kleine Liste der Messeler Versteinerungen beschränkt sich also inclusive der nachstehend beschriebenen amerikanischen Ganoiden auf folgende wenige Formen: Diplocynodon Darwini Ludw. Sp. Diplocynodon Ebertsi Ludw. sp. (? = graeilis Vaill.) Testudo sp. Trionyx cf. @ergensi H. v. Mey. Lepidosteus Strausi Kink. Amia Kehreri Andr. Da sich aus den Lagerungsverhältnissen der Messeler Kohle kein Schlufs auf das Alter derselben thun lälst, so steht zur Bestimmung desselben nur obige Faunula und allgemeine Schlulsfolgerungen zur Verfügung. Die Messeler Kohle ist eine rein limnische, resp. fluviatile Bildung und läfst sich nur mit den schwach brackischen und limnischen jüngeren Bildungen des Mainzer Beckens vergleichen, hier sind es die untermiocänen Corbieulaschichten, welche die gröfste Ähnlichkeit zeigen, dieselben haben zum Teil die gleichen Versteinerungen geliefert, so fand Dr. Kinkelin in den Corbicula-Mergeln der Schleusenkammer zwischen Frank- furt a. M. und Niederrad die gleichen Lepidosteus-Schuppen, ferner sind dieselben Diplo- cynodon-Formen und wahrscheinlich auch die gleiche Trionyz aus den Corbieulaschichten, nämentlich von Weisenau bei Mainz, bekannt. Die Messeler Kohle darf hiernach wohl für untermiocän gelten. Was die Bildungsweise der eigenartigen Messeler bituminösen Schieferkohle betrifft, so habe ich mich schon früher‘) dahin geäulsert, dals wir es hier jedenfalls mit einem an organischem Detritus reichem Altwassersediment, in einem der Seitenarme eines grolsen Stromes, zu thun haben. Ochsenius hat in einem Aufsatze (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1892, p. 84) über die Bildung von Kohlenflötzen die Bedeutung einer Barre, welche die Alt- wasserseen seitlich von dem eigentlichen Strombett trennt, hervorgehoben. Diese Barre ver- ı) Verh. d. Nat. med. Ver. zu Heidelberg, N. F. Bd. V, Juli 1892. — 2399, — hindert das Eindringen jeglichen groben Materiales, wie Kies und Sand, und gestattet nur den Transport des feinen Hochflutschlammes und des suspendierten organischen Detritus, diese können dann in den oft recht tiefen Altwassern !), welche einmal von einem frühern, jetzt nicht mehr benutzten Stromlauf ausgekolkt worden sind und in denen die Gewässer ruhiger fliefsen oder stagnieren, langsam zum Absatze gelangen. Die organische Substanz mag dann noch durch auf dem Boden wuchernde Algenrasen?), wie sie auch in den Altwassern des Rheines vorkommen, vermehrt worden sein. Ochsenius wählte seine Beispiele in obiger Arbeit aus dem Stromgebiete des Mississippi, welches auch faunistisch so viel Verwandtschaft mit Messel zeigt. Nur auf diese Art, als eine Altwasserbildung, dürfte sich die enorme Mächtigkeit des durchaus feinen und gleichmälsigen Materiales bei seiner offenbar geringen horizontalen Aus- breitung erklären. Lepidosteus Strausi Kinkelin. De ae 1884. F. Kinkelin. Über Fossilien aus Braunkohlen der Umgebung von Frankfurt a. M. Ber. d. Senkenb. nat. Ges. 1883—84, p. 167. Hier werden die von Herrn €. Straus geschenkten „Schuppenpanzer eines Ganoiden“ von Messel zuerst erwähnt. 1884. F. Kinkelin. Die Schleusenkammer von Frankfurt-Niederrad u. ihre Fauna. Gleiche Zeitschr. p. 244. Hier wird L. Strausi benannt und aus den Corbieulaschichten der Schleusenkammer stammende Schuppen eingehend beschrieben und abgebildet (Taf. III, Fig. 1a. b. e). 1892. A. Andreae. Vorläufige Mitteilung über die Ganoiden (Lepidosteus und Amia) des Mainzer Beckens. Verh. d. Nat. med. Ver. Heidelberg, N. F. Bd. V, Heft 1. Das Material, welches mir zur Beschreibung und Begründung der obigen, bisher nur sehr mangelhaft bekannten Art dient, verdanke ich zum Teil verschiedenen öffentlichen Museen, sowie Privatsammlungen. Die schönen grofsen Schuppenpanzer-Stücke, von welchen das kleinste abgebildet ist, verdanke ich der Güte des Herrn Dr. Kinkelin, Sektionär der geologischen Abteilung am Senkenbergischen Museum in Frankfurt a. M. Zwei weitere Stücke, von welchen das eine Kopfknochen enthielt und die Eigentum der Göttinger Universitätssamm- lung sind, war Herr Professor von Koenen so freundlich, mir anzuvertrauen. Das abge- !) Die Altwasser des Rheines bei Ludwigshafen erreichen Tiefen von 5 bis 6 Meter. 2) In Dünnschliffen der Messeler Kohle wurde bisher allerdings vergeblich nach Diatomeen-Panzern ete, gesucht. — 356 — bildete Schnauzenfragment, welches mich in den Stand setzte nachzuweisen, dals der vor- liegende Fisch zur Gattung Lepidosteus und nicht zu der nahe verwandten, ausgestorbenen Gattung Olastes gehört, stellte mir Herr Geheimrat Kehrerin Heidelberg mit der gröfsten Liebenswürdigkeit zur Verfügung. Allen diesen Herren, welche mich durch Überlassung von Material bei meiner Arbeit unterstützten, sage ich hiermit meinen besten Dank. — Weiteres Material habe ich gelegentlich in Messel selbst gesammelt Auch in dem Naturalienkabinett in Darmstadt oder in der hessischen geologischen Landessammlung vermutete ich Material von: Messeler Fischen und wandte mich deshalb an den Direktor dieser Anstalten, Herrn Professor Lepsius, mit der Bitte, das betreffende Material besichtigen zu dürfen, derselbe teilte mir jedoch gütigst mündlich mit, dafs sich in den ihm unterstellten Anstalten gar kein Material von Messeler Fischen befände. Frühere Funde eines angeblich gut erhaltenen Lepidosteus- Schädels in Messel, von welchen ich gehört hatte und die ich n Darmstadt vermutete, müssen also in anderen Sammlungen liegen, ich konnte ihren Verbleib nicht ermitteln und dieselben daher leider nicht zur Vervollständigung meiner Beschreibung mit verwerten. Die Beschreibung eines fossilen Fisches, von dem sich, wie bei dieser Art, nach und nach allerlei fragmentäres Material angesammelt hat, kann natürlich nicht in der scharfen und systematischen Form erfolgen, wie bei guten und vollständigen Fischabdrücken oder gar bei recenten Arten. Die generische Bestimmung als Zepidosteus erschien nach den schon länger bekannten Schuppen sehr wahrscheinlich, doch hätte auch die nahe verwandte und als Vorläufer von Lepidosteus zu betrachtende alttertiäre Gattung Clastes Cope vorliegen können. Cope beschreibt in seinen Vertebrata of the tertiary formation of the West (Rep. U. S. g. Se. of the Territories Vol. III, 1884, p. 53) verschiedene Clastes-Arten aus dem Bridger Eocän und den Manti Shales. Olastes unterscheidet sich von Lepidosteus durch einen ursprünglicher gebauten Unterkiefer. Die Mandibula ist hier breiter, flacher, in ihrem mitt- leren Symphysenteil weniger hoch und nicht mit Zähnen besetzt. Taf. I, Fig. 3a u. b giebt einen schematischen Mandibula-Querschnitt, welchen ich nach dem mir vorliegenden recenten und fossilen Material, sowie nach den Beschreibungen und Abbildungen von Cope entworfen habe. Das auf Taf. I, Fig. 1 abgebildete Schnauzenfragment zeigt, dals unsere Art von Messel eine Mittelstellung in Bezug auf die Schnauzenbreite einnahm zwischen den extremen recenten Arten, dem breitschnauzigen Lep. ferox und Lep. platystomus einerseits und dem sehr schmalschnauzigen gemeinen Lep. osseus. An dem etwa 8 cm langen Fragment sind Reste beider Mandibulae, sowie der linken Maxilla erhalten; dieselben sind etwas zerdrückt und ineinander geschoben. Der eine Mandibulaast, welcher sich zum Teil abheben lälst, ist a 8 mm breit und läfst erkennen, dals die erhöhte Leiste an der Symphyse zwar schon Zähn- chen trug, aber noch nicht so hoch war wie bei dem lebenden Lep. osseus (Taf. I, Fig. 3a). Das Fragment stammt von dem distalen Teil der Schnauze, wie das an dem linken Mandi- bulaast vollständig erhaltene distale Ende beweist. Unter den Zähnen ist der Knochen (dentale) glatt und besitzt eine mediane, sehr ausgeprägte Furche mit einzelnen punkt- förmigen Gruben, diese glatte Fläche erweitert sich gegen den proximalen Teil des Frag- mentes hin und die mediane Furche wird hier viel seichter. Die Unterseite der Mandibula zeigt eine grubige Skulptur, die Gruben stehen in unregelmäfsigen Längsreihen. Die Maxilla besteht deutlich aus hintereinander liegenden Knochenstücken, von welchen 4 an dem Frag- ment zu unterscheiden sind, jedes dieser Stücke zeigt eine sehr kräftige grubig-strahlige Skulptur. In beiden Kiefern stehen zahlreiche Fangzähne (Taf. I, Fig. 2), welche recht grofs werden (bis 7 mm lang), kräftig gebaut sind und namentlich an ihrer Basis stark gefaltet erscheinen. Der vorderste Fangzahn in der Mandibula, welcher abgebrochen ist, zeigt an seiner Basis einen Durchmesser von 5 mm. Zwischen den Fangzähnen stehen kleinere Zähn- chen, ebenso wie auf der inneren Leiste. Die ganze Bezahnung gleicht sehr derjenigen der lebenden Lepidosteus-Arten. Schädelknochen des Messeler Lepidosteus sind bei einem Göttinger Exemplare erhalten und soll dieses von dem gleichen Individuum herrühren, zu dem die 3 im Senken- bergischen Museum aufbewahrten Stücke des Schuppenpanzers gehören. Das Stück ist stark zusammengedrückt und verworfen und enthält auf der Oberseite einen Teil der hinteren Kopfknochen, die jedoch zerbrochen und verschoben sind, Reste der Parietalia, der Supra- temporalia und eines Squamosums sind zu erkennen. Auf der Unterseite sieht man den proximalen Teil der rechten Brustflosse und Teile der sehr kräftig skulpturierten Opereular- knochen, ein seiner Form und wohl auch Lage nach als Interopereulum zu deutender Knochen ist auf Taf. I, Fig. 4 abgebildet. Hineingeschobene Wirbel und Reste der zerdrückten Schädel- kapsel sind noch zu erkennen, aber nicht näher zu deuten. Die Skulptur der Kopfknochen besteht oben aus flacheren, mit sehr feinen Punkten besetzten Wülsten, die der Opereular- knochen aus ungemein kräftigen, verlängerten Wülsten und Höckern, in den Thälern sind tiefe, nadelstichartige Gruben reichlich vorhanden. Drei im übrigen nicht gut erhaltene Wirbel aus der Rumpfregion lassen die für Lepido- steus charakteristische opisthocöle Form erkennen, dieselben sind 13—14 mm lang und an der schwach konvexen, etwas viereckigen Vorderseite 9 mm breit und 7 mm hoch. — 358 — Von den schon erwähnten Schuppenpanzer-Stücken ist das kleinste auf Taf. I, Fig. 5 abgebildet, keines derselben ist leider so vollständig erhalten, um die Zahl der Schuppen in einer schrägen, vom Rücken zum Bauch laufenden Reihe angeben zu können, jedenfalls betrug sie mehr als 12, allein auf der Seite, ohne die kleineren Bauchschuppen. Die Form der Schuppen wechselt beträchtlich, solche, welche aus der mittleren Körperregion stammen dürften, messen in der langen Diagonale des Rhombus bis zu 20 mm, in der kurzen Diagonale senk- recht dazu 12 mm. Die schmalen, langrhombischen Schwanzschuppen des gleichen Individuums malsen in der langen Diagonale 18 mm, an der Ober- und Unterseite gegen 7mm, an der Vorder- und Rückseite gegen 1O mm. Die Schuppen sind sehr dick, emailliert und zeigen einen zierlichen, durch wechselnde hellere oder dunklere, gelbe und braune Farbe angedeuteten konzentrischen Bau; sie sind ganz glatt, abgesehen von isolierten zerstreuten Grübchen, den Ausmündungen Haversischer Kanälchen; Höckerchen und Stacheln wurden nicht beobachtet; Der Hinterrand und auch der Unterrand der Schuppen ist zuweilen (in der vorderen Körper- region) sehr schwach gezähnelt. Da die Struktur der Schuppen schon von F. Kinkelin (l. e. p. 245—248) sehr eingehend geschildert worden ist, braucht hier nicht näher darauf eingegangen zu werden. An einem der Stücke sind noch die Flossenträger des Schwanzes erhalten, es sind 6 grolse, dünnwandige Knochen, 8 mm breit und mindestens 40 mm lang. Lepidosteusreste sind im allgemeinen seltene Versteinerungen. Im Bridger Eocän von Wyoming und New-Mexico finden sich verschiedene Arten der Gattung Clastes, wie Ol. anax Gope, der 2- bis 3mal so grols wurde wie der gröfste lebende Knochenhecht, der Alligator Gar, ferner C!. atroe Gope und (l. cyeliferus Cope, in den Manti Shales von Central-Utah kommt eine kleinere, höchstens 1 Fuls lange Art mit lauter glatten Schuppen vor, Cl. cumeatus Cope. Im europäischen Eocän dürfte der älteste Lepidosteide Lep. suesso- niensis P. Gervais 1877 aus den untereocänen Ligniten des Soissonais sein. Diese Art wurde später fälschlich mit dem Champsosaurus (= Simoidosaurus) von Lemoine vereinigt, WO- gegen Dollo neuerdings Einspruch erhob (Bull. scientif. de la France et de la Belgique XXIV, Sept. 1892). Es ist nicht ausgeschlossen, dafs L. swessoniensis zur Gattung Olastes gehört. Schuppen, welche sich im mitteleocänen Grobkalk von Paris fanden und in Agassiz, Pois- sons fossiles (Bd. II, p. 268, Taf. 29c, Fig. S—-11) als Lepidotus Maximiliani beschrieben und abgebildet wurden, gehören wohl auch zur Gattung Clastes oder zu Lepidosteus. Zähne, welche Graf Münster (Beitr. z. Petrefaktenkunde VII, p. 34, Taf. II, Fig. 23) als Naisia apiecalis aus dem Oligoeän von Osterweddingen beschrieb, sollen nach Dames und Hilgendorf (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1883, p. 669) ebenfalls einem Zepidosteus an- Z.. gehören. Aus dem mitteloligocänen Sülswasser-Kalksandstein von Ubstadt, südlich von Heidelberg, erwähnt ©. Fraas (Jahrb. f. Min. 1859, p. 37) „zahlreiche glänzende Schuppen von [ganoiden ?] Fischen, namentlich in den oberen grobsandigen Schichten der Mergel, über die wir jedoch nichts Näheres zu bestimmen im Stande sind“. Man möchte hier auch an Lepidosteus denken, jedoch muls diese Fundstelle einstweilen noch als zweifelhaft gelten. Das europäische Neogen hat bisher aulser L. Strausi meines Wissens keine Reste von Lepido- steus geliefert. Lebend ist Lepidosteus jetzt in dem gemälsigten Teil von Nordamerika, wo er bis nach Canada reicht und noch im St. Lorenzostrom vorkommt, sowie in Mittelamerika und auf Cuba vorhanden. Man unterscheidet gewöhnlich 3 Arten: ZL. osseus L., den gewöhnlichen schmal- schnauzigen Knochenhecht (Gar Pike oder Bony Pike), eine Varietät desselben ist der schön grün gefärbte huronensis, dann die grölste lebende Form, welche sich mehr im Süden findet» L. ferox (Raf.) Kirtl. = viridis Catesby), der Alligator-Gar des Mississippi-Gebietes, und der kleinere breitschnauzige L. platystomus (Raf.) Kittl. Amia Kehreri Andreae. 1892. A. Andreae. Vorläufige Mitteilung über die Ganoiden (Lepidosteus und Amia) des Mainzer Beckens. Verh. d. Nat. med. Ver. zu Heidelberg, N. F. Bd. V, Heft 1. Das Material, welches der Begründung obiger Art zu Grunde liegt, wurde teils von mir eigenhändig in Messel gesammelt, teils erhielt ich dasselbe von Herrn Geheimrat Kehrer; ein sehr schönes Schwanzende einer Amia verdanke ich dem Herrn Ankelein. Den be- treffenden Herren sei hier mein herzlichster Dank ausgesprochen. Die fossile Amia von Messel, die erste, welche aus dem Mainzer Becken bekannt wurde, steht jedenfalls der lebenden Amia calva L. recht nah und Kieferreste lassen erkennen, dals wir es mit der Gattung Amia selbst und nicht mit der etwas spärlicher bezahnten fossilen Gattung Pappichthys zu thun haben. Ein vollständiges Exemplar liegt ebensowenig vor wie von dem Lepidosteus, jedoch viele vereinzelte Reste, welche uns trotzdem ein ganz gutes Bild des Fisches gewähren. Die wichtigsten derselben sind nachstehend beschrieben. Vom Schädel ist nicht sehr viel vorhanden: auf einer Platte liegen verschiedene offenbar demselben Individuum angehörige Knochen zerstreut, ein Teil des Parasphenoids, Kiefer- Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII, 47 —ı 360) — knochen, Abdrücke der Opercula und ? Postorbitalien, sowie das Basioceipitale, die Ansatz- fläche der Wirbelsäule an dem letzteren ist 12 mm breit und nur 83mm hoch. Das linke Operculum ist auf Taf. I, Fig. 14a in natürlicher Grölse abgebildet und ist zum Vergleich in die Umrilszeichnung Fig. 14b des sehr ähnlichen, aber doch in seiner Gestalt etwas abwei- chenden Operculums der lebenden Amia hineingezeichnet. Taf. I, Fig. 15 ist nach Vergleich mit dem lebenden Fisch wohl ein Postorbitale. Was die Kieferknochen betrifft, so sind Taf. I, Fig. 16 u. 17 einige Reste des Unterkiefers abgebildet, welche die Ansatzstellen der abge- brochenen Zähne aufweisen. Isolierte Zähne zeigen die Figuren 18—20. Von den höchst charakteristischen Amia-Wirbeln liegen zahlreiche isolierte Wirbel- centra vor. Die tief bikonkaven Wirbel sind in der Mitte noch durchbohrt, ihre Gestalt wechselt je nach der Lage, diejenigen aus der vorderen Region sind viel breiter als hoch, nach hinten gegen den Schwanz hin werden dieselben dann höher. Die oberen Bögen liegen je über 2 Wirbelkörpern, so dafs viele Wirbel der Rumpfregion oben 4 Ansatzflächen erkennen lassen (Fig. 22), weiter hinten verschmelzen diese jedoch und bilden zwei Sförmig gestaltete Ansatzflächen (Fig. 21). Körperabdrücke mit teilweise erhaltenen Flossen, Schuppen und Resten resp. Abdrücken der Wirbelsäule liegen in mehreren Exemplaren vor, sowohl von kleineren (? jungen) wie von grölseren (erwachsenen) Individuen. Es geht aus diesen zunächst hervor, dals die Messeler Amia kaum die Grölse unserer lebenden Amia erreichte; die Körper- höhe bei einem der Exemplare beträgt in der Abdominalregion nur 65 mm. Dornfortsätze und Flossenträger sind wohl entwickelt, und die gegliederten Flossenstrahlen sind nicht von denjenigen der recenten Amia verschieden. 2 Exemplare zeigen das heterocerk in die Höhe gebogene Ende der Wirbelsäule; an einem der Stücke, welches nicht abgebildet ist, sind die Flossenträger des Schwanzes gut erhalten, es sind verhältnismälsig kräftige Knochen, ich zähle deren 19, die mittleren werden am distalen Ende 3,5 mm breit. Das zweite Taf. I, Fig. 23 abgebildete Stück rührt von einem jugendlichen Individuum her, von den Knochen ist hier wenig erhalten, dagegen sind die Flossen gut zu erkennen. Der Abstand der Rückenflosse von der Schwanzflosse betrug kaum 9 mm, derjenige der After- flosse von der Schwanzflosse 30 mm, die Breite der letzteren 36 mm, die Länge wohl 52? mm, dieselbe ist bei diesem Exemplar nicht vollständig erhalten. Die Anzahl der Strahlen in der Schwanzflosse war 13—19, also etwas mehr als gewöhnlich bei der recenten Amia. Verglichen mit einem Exemplar der Amia calva im zoologischen Institut der Universität Heidelberg sind die Verhältnisse folgende: — 561 — \ Amia calva | Amia Kehreri | | Zahl der Strahlen . . . 17 ru | Breiten MALTE. 60 mm 36 mm Schwanz unge 87 mm (?) 52 mm | Abstand der Afterflosse . 80 mm 30 mm Abstand der Rückenflosse . 27 mm 10mm | | Was die Form und Gliederung der Flossenstrahlen im Schwanze betrifft, so herrscht vollständige Übereinstimmung mit der lebenden Art. Schliefslich bleiben noch die Schuppen zu besprechen übrig, dieselben liegen reichlich vor, teils isoliert, teils im Zusammenhang mit anderen Skelettresten. Sie stimmen überein mit den Schuppen der lebenden Amia in folgenden Merkmalen: In der viereckig gerundeten Form, der feinen oberflächlichen Riefung, welche nicht konzentrisch, sondern mehr radial und auf dem grölsten Teile der Schuppe den Seitenrändern parallel verläuft; in den rand- lichen, konzentrischen Anwachslinien, in der Granulierung der Schuppenmitte auf der Unter- seite und vor allem genau in dem gleichen mikroskopischen Bau. Sie zeigen dieselben charakteristisch verzweigten Knochenkörperchen, von denen auf Taf. I, Fig. 12 eine Gruppe und Fig. 13 ein einzelnes, stärker vergrölsert, abgebildet ist. Abweichungen in der Schuppe des Messeler Fisches von der lebenden Form liegen darin, dafs die Schuppe der fossilen Form etwas dicker war, der freie Schuppenteil scheint unerheblich kleiner gewesen zu sein. Die Form weicht etwas ab, indem die fossilen Schuppen ein wenig breiter waren und der Vorderrand, resp. der in der Schuppentasche steckende Teil erschien schwach ausgeschnitten. Andere fossile Amien sind bekannt sowohl aus den Tertiärschichten von Nordamerika, wie von Europa. Im Eocän von Nordamerika findet sich vornehmlich die Gattung Pappichthys Cope (l. c. p. 56); sie unterscheidet sich nur wenig von Amia dadurch, dals sie blols eine Reihe von Zähnen auf den Kieferknochen trug und dafs ihre Wirbelkörper flacher und ver- hältnismälsig breiter, namentlich im vorderen Teil der Wirbelsäule, waren. Pappichthys ist im Bridger Eocän (Wyoming) durch mehrere Arten: P. sclerops Cope, P. laevis Cope, P. plicatus Cope und durch P. Corsoni Cope vom Upper Green River vertreten. Einige von diesen Formen wurden viel grölser als die lebende Amia. Die von Leidy schon früher als Protamia und Hypamia auf ungenügende Reste hin aufgestellten Gattungen meist vom 47* — Dry Creek Canon aus den gleichen Schichten sind wohl mit der Cope’schen Gattung identisch. Im Eocän von Europa soll nach Angabe von Gope und Lemoine (Rech. s. |. oiseaux foss. Tert. inf. des envir. de Reims 1878, p. 65) die Gattung Pappiehthys ebenfalls vorkommen und zwar in älteren Schichten als in Amerika, im Paleocän. Im Oligocän findet sich, wie es scheint, schon die Gattung Amia selbst. In Nord- amerika in den Amyzon-shales von Florissant im South Park von Colorado treten 2 Arten auf, so Amia scutata Cope und A. dictyocephala Cope (Cope l. c. p. 745), von diesen ist jedoch bisher weder Kopf noch Schwanz bekannt, weshalb ihre Stellung bei Amia oder bei Pappichthys noch nicht völlig gesichert erscheint. Ihre Grölse entsprach so ziemlich derjenigen unserer lebenden Amia. In Europa haben wir in dem unteroligocänen Gyps vom Montmartre bei Paris eine kleine gedrungene Amia mit dickem Kopf und breitem Schwanz (4A. laticaudata Ag. sp.), sie wurde etwa halb so grols wie Amia calva; nach der von Agassiz gegebenen Figur (Poissons fossiles Bd. V, T. II, p. 127, Taf. 46) scheint es eine echte Amia und kein Pappiehthys zu sein. Dieselbe wurde von Agassiz als Notaeus beschrieben, aber ihre Zugehörigkeit zu Amia schon von Heckel 1881 (Sitzungsber. d. W. Ak. p. 219, „Be- merkungen über die Chondrostei und die Gatt. Amia, Cyclurus und Notaeus“) richtig erkannt. Die wohl zum Oberoligocän gehörigen Polierschiefer von Kutschlin in Böhmen haben auch eine Amia geliefert, von welcher H. v. Meyer (Palaeontogr. II, 1852, p. 61, Taf. VIII, Fig. 5. 6, Taf. IX, Fig. 1. 2.3) Reste von 8 Individuen vorlagen und die als Oyclurus maerocepha- lus Rss. beschrieben wurden. Auch diese Amia macrocephala Rss. sp. war eine recht kleine, dickköpfige Form mit einer grolsen Zahl von Strahlen in der Schwanzflosse, sie erreichte nur etwa ein Viertel der Gröfse der lebenden Amia. In der oligocänen Braunkohle von Sieblos in der Rhön finden sich ebenfalls kleine Amien. Zuerst wurde auf dieselben von H. v. Meyer hingewiesen und sind sie dann von T. ©. Winkler (Me&moire sur les poissons fossiles des lignites de Sieblos, Arch. Mus. Teyler V, Livr. 2, Taf. ID beschrieben und abgebildet worden. Material davon liegt, nach gütiger Mitteilung von Prof. v. Sandberger, im Würzburger geologischen Museum. Amia oligocaenica Wink. sp. (als Oyelurus beschrieben) und Amia longistriata Wink. sp. (als Notaeus beschrieben), beide von Sieblos, sind kleine Formen und durch zahlreiche Merkmale in den Flossen und Schuppen von der Messeler Art scharf unterschieden. Im Untermiocän findet sich aufser der Amia Kehreri noch eine Form, A. Valenciennesi Ag. sp. (Poiss. foss. V, T. II, p. 44, Taf. 53, Fig. 2. 3, als Cychwrus beschrieben), in den Ligniten von M&nat (Puy de Döme) und von Armissan (Aude), diese erreichten ungefähr — 563 — ‚die Grölse der lebenden Spezies, unterschieden sich aber von dieser, ebenso wie von unserer Messeler Art, durch ihre breite, hinten gerundete Form der Schwanzflosse, welche 20 Strahlen enthielt. Der Name Cyelurus deutet ja schon auf die Gestalt der Schwanzflosse hin. Im Ober- miocän von Öningen haben wir auch eine kleine Amia, welche Agassiz (l. c. V,II, p. 45, Taf. 53, Fig. 1) Oyelurus minor nannte, sie ist nicht gröfser als A. macrocephala, hatte wenig Flossenstrahlen im Schwanz und ist ausgezeichnet durch einen verhältnismälsig weiten Zwischen- raum zwischen der Rückenflosse und der Schwanzflosse, der Kopf und der vordere Teil des -Rumpfes sind unbekannt. Nach dem Gesagten dürfte unsere neue Amia mit keiner der bisher bekannten fossilen Formen übereinstimmen und vielleicht noch der lebenden Amia calva, dem „mud-fisch“ der Amerikaner, am nächsten stehen. Die Hauptunterschiede der Amia Kehreri von A. calva, soweit sie sich nach dem mir vorliegenden Material feststellen lassen, liegen in der etwas abweichenden Gestalt der Kopfknochen, wie des Operculums und der ? Postorbitalien, ferner in kleinen Unterschieden der Schwanzflosse, in Bezug auf die Zahl der Flossenstrahlen und den Abstand von der Rücken- und Afterflosse; schliefslich in geringen Abweichungen der Schuppen, betreffend die Dicke und Gestalt derselben. Schlufs. Nach der eingehenden Beschreibung sollen hier nochmals kurz die Resultate zusammen- gefalst werden, welche uns das Studium der fossilen Lepidosteiden und Amien bietet, es sind wesentlich dieselben, wie ich sie in meinem vorläufigen Berichte schon ausgesprochen habe (ef. Verh. d. Nat. med. Ver. Heidelberg 1392, V, Heft 1). Sowohl die Ginglymoiden (Lepidosteus) wie die Halecomorphen (Amia) stammen von marinen mesozoischen Vorfahren ab, erstere wohl von irgendwelchen mesozoischen Sauro- donten, letztere von Megalurus-artigen Formen, speziell von Amiopis der unteren Kreide, die, wie mir Herr Gorjanovic Kramberger, welcher sich eben mit diesen Formen beschäftigt, mitteilt, zweifelsohne nahe verwandte Vorfahren der heutigen Amien sind. Während die mehr differenzierten Amien im Tertiär schon reine Sülswasserfische waren, wofür ihr ausschliels- liches Vorkommen in Süfswasserbildungen spricht, waren die Lepidosteiden im Alttertiär, wenigstens nach dem Vorkommen vereinzelter Schuppen und Zähne in Meeresablagerungen zu schlielsen, noch teilweise oder auch zeitweise Meeresbewohner. Im Jungtertiär wurden sie dann beide rein limnisch. Den Höhepunkt der Entwickelung haben beide überschritten, — 364 — er lag wahrscheinlich schon im Eocän, wo sich die gröfsten und stattlichsten Formen von Clastes und Pappichthys, namentlich in Amerika, finden. Die weite Verbreitung in der Tertiär- zeit über das nearctische und paläarctische Gebiet hat sich in der Jetztzeit sehr eingeschränkt, und die Zahl der lebenden Arten ‘ist gering; man kennt 3 Arten von Lepidosteus und 1 Amia. Die ältesten Formen sind bisher aus Europa bekannt und stammen aus dem Untereocän von Reims, doch zeigt sich auch bald eine reiche Entwickelung im höheren Eocän des ameri- kanischen Westens. Die oligocänen Formen erreichen sowohl in Europa wie in Amerika nicht mehr die bedeutenden Dimensionen der eocänen Arten, und die Amien sind zum Teil sogar recht klein. Die generischen Unterschiede sind verschwunden, welche die eocänen Formen von den lebenden trennten. Lepidosteus erhielt sich noch mindestens bis zum Untermiocän (Messel) und Amia bis zum Obermiocän (Öningen) in Europa. Die ganze Tendenz der Ent- wickelung führt in beiden Gruppen dahin, dafs die Formen seit dem Eocän etwas kleiner geworden sind, aber dafür eine etwas kompliziertere und reichlichere Bezahnung erwarben; bei Amica sind auch im Laufe der Zeit die Schuppen dünner geworden. G AED» \NIED-— IK Text zu Tafel 1. Lepidosteus Strausi Kinkelin von Messel. Schnauzenfragment von der linken Seite, n. gr., die Maxilla zeigt deutlich die hintereinander liegenden Stücke. (Koll. A. Andreae,) Desgl., einzelner Unterkiefer-Zahn, von der rechten Seite des gleichen Schnauzenfragments, vergr. Schematischer Mandibula-Querschnitt, a) von Lepidosteus, b) von Clastes. Lepidosteus Strausi Kink. von Messel. Fragment eines Kopfknochens (? Interoperculum), n. gr., um die ungemein kräftige Skulptur der Kopfknochen zu zeigen. (Gött. Univ -Samml.) Desgl. Fragment des Schuppenpanzers aus der Rumpfregion, n. gr. (Koll. Senkenberg.) Desgl. Schuppe aus der Schwanzregion. (Koll. Senkenberg..) Desgl. Schuppe aus der Rumpfregion. (Koll. Senkenberg..) je =» SET 8. Amia Kehreri Andreae von Messel. Schüppe von aufsen, 4mal vergr., 9—10. Desgl. Schuppen-Umrisse, n. gr. 11. Desgl. Schuppe, 2mal vergr., 12. Desgl. Teil einer Schuppe, stark vergrölsert, mit Knochenkörperchen. 13. Desgl. Einzelnes Knochenkörperchen, noch stärker vergrölsert. 14. Desgl. a) Linkes Operculum, n.gr.; b) Umrilszeichnung des gleichen Knochens von der lebenden Amia calva L. zum Vergleich, n. gr. 15. Desgl. Kopfknochen (? Postorbitale), n. gr. 16. Desgl. Linke Mandibula von aulsen, vergr. 17. Desgl. Öberansicht einer Mandibula, vergr. 18—20. Desgl. Verschiedene Zähne, vergr. 21. Desgl. Wirbel aus der Schwanzregion, 1,5mal vergr., a) von oben, b) von unten, c) von vorne; zeigt deutlich die Sförmigen Ansätze der oberen Bögen, 22. Desgl. Wirbel aus der Rumpfregion, 1,5mal vergr., a) von hinten, b) von oben, zeigt die getrennten Ansatzstellen der je auf 2 Wirbelkörpern aufruhenden oberen Bögen, 23. Desgl. Schwanzende eines kleinen Exemplares, n. gr., zeigt das aufwärtsgebogene Ende der Wirbelsäule, die Form und Strahlenzahl der Schwanzflosse, die Abstände zwischen dieser und den anderen benach- barten Flossen. Die Flossenträger und die Wirbelsäule selbst sind an anderen gröfseren Exemplaren viel besser erhalten. Anmerkung. Die Amia-Reste befinden sich in der Sammlung des Verfassers und verdankt er dieselben zum grolsen Teil der Güte des Herrn Kehrer, Nr. 23 verdankt er der Güte des Herrn Ankelein. . o . “> a L ; Bar I rk 4 \ i ” . er , . . " v4 $ er b » [7 = R u e: er un a end war r re Ü . * Zen Ines au Ball u Bu j Er FINE Make Be Ja ET Eee". ai ae ü PET" y a ee A‘ 4 An yi wait er 7 * iry “ N I 1% HD OE ARE FR 5 Z, wi a ee Fe 7. 5 Pe rn li Der 27, f si375 fi ut E ” 4 Mu q er i Wu Aura nisse iss { T ABS A . er RT er. r yAallıan El :4 ers HATTEN sauT Z ” we r ji. vH k ’ y u. Br “r ER $, er üß 4 ’ iR £ $ 5 uni J ' „wid, 2a * us y® “ . r . En 5 nr B er Arm > Beer j eh ee © air e 4 % sr A BEuErT F I ide N ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON DER SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. ACHTZEHNTER BAND. VIERTES HEFT. MIT SECHS TAFELN UND MEHREREN FIGUREN IM TEXT. ERANKEFURT ’A2M. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 1895. iin Pa de A a, Ca TEIL TCR = ar ; ae wer 5 he R u, Eulen, a; 4 ni er u ’ r u YIDATRILERHIR N De KADALMERBHER. 9 "7 Ar HFAHDFOSTÄHAR FE AAN AAUIAHNCHU Ka ER W ul: Der, Ip 3aıld Alk 1a OMA ASTMBARTHTA (IR ART AUVHLERZENTI- REIF UNIE ORE a “4 LAT: BRaNz TI h Be J EAN RAR Wi: er ung TERDI an ern Ass APR10 1895 Beiträge zur Embryologie von Salpa fusiformis Cuv. Von Prof. Dr. Karl Heider. Mit sechs Tafeln. Einleitung. Obgleich bereits eine Anzahl bedeutender Zoologen, wie Huxley (No. 14), Krohn (No. 20), H. Müller (No. 25), Vogt (No. 44), Leuckart (No. 22), Kowalevsky (No. 17), Brooks (No. 4—7), Todaro (No. 35—40), Salensky (No. 27—33) und J. Barrois (No.1), sich mit der Embryonalentwicklung der Salpen beschäftigt hat, sind wir doch noch weit davon entfernt, die bisher vorliegenden Angaben zu einem Gesamtbilde der an dem Salpenembryo sich vollziehenden Entwicklungsprozesse zusammenfügen zu können. Während die älteren Untersuchungen, welche der Technik der Schnittmethode entbehrten, der Natur der Sache nach nur bis zu einem gewissen Grade in das Detail dieser Entwicklungsprozesse eindringen konnten, haben die neueren auf der erwähnten Technik fulsenden Arbeiten zum Teil unter sich widersprechende Resultate ergeben, zum Teil neue Rätsel zu Tage gefördert, indem sie zu Anschauungen führten, welche mit gewissen allgemeinen, für die Entwicklung der Tiere bisher angenommenen Prinzipien im Gegensatz zu stehen schienen. Es sei hier nur kurz auf die Angaben desjenigen Forschers'!) hingewiesen, dem wir die ausführlichste neuere Dar- stellung der Embryonalentwicklung verschiedener Salpenarten verdanken, eine Untersuchung, welche durch die Fülle des darin verarbeiteten Materials, durch die Menge der darin ent- haltenen neuen, zum Teil fundamentalen Thatsachen, sowie durch die zahlreichen, äulserst naturgetreuen Abbildungen stets zu dem Bedeutendsten zu rechnen sein wird, was wir auf dem in Rede stehenden Felde besitzen. ı) Salensky No. 31. Das Manuskript zu meiner Abhandlung war zum grölsten Teil bereits fertig gestellt, als die umfassende Monographie von Brooks (No. 7) erschien. Ich habe diesem Werke durch kleinere Änderungen im Texte und durch hinzugefügte Anmerkungen gerecht zu werden gesucht. Die in der Ein- leitung geltend gemachten Gesichtspunkte sind meiner Ansicht nach auch jetzt noch anwendbar, umsomehr da mir bei Abfassung derselben die vorläufige Mitteilung von Brooks (No. 6) bereits vorlag. Abhandl. d. Senkenb. naturf, Ges. Bd. XVIII. 48 — dl, — Nach den Ansichten des genannten Autors soll das Ei der Salpen zunächst eine totale, inäquale Furchung durchlaufen. Die aus dieser Furchung resultierenden Blastomeren sollen jedoch in den meisten Fällen an dem Aufbaue des Embryos keinen weiteren direkten Anteil nehmen; sie gehen im Verlaufe der weiteren Entwicklung zu grunde und dienen nur als Nährmaterial für den Embryo, der sich in ihrer Umgebung aufbaut, indem er durch Kon- kreszenz uısprünglich ganz (disparater Teile zu stande kommt. Einen besonderen Anteil an dem Aufbaue des Embryos nimmt nach Salensky der Eifollikel. Einzelne in das Innere des Follikels eingewanderte Follikelzellen, die sog. Kalymmocyten (den Testazellen der Ascidien vergleichbar), liefern die zentrale Embryonalmasse, in welcher auch der gröfste Teil der dem Untergang gewidmeten Blastomeren eingebettet liegt. Aus dieser Masse soll das Nerven- system und die Pericardialanlage hervorgehen. Die Wand des durch Vereinigung des Follikels mit dem Oviduct entstandenen Brutsackes soll die Anlage des Mesoderms und des Darmkanals liefern. Das Eetoderm des Embryos dagegen entstammt nach Salensky dem Atemhöhlen- epithel der Mutter. Es mufs noch hinzugefügt werden, dals nach Salensky beträchtliche Differenzen zwischen der Entwicklung verschiedener Salpen-Speeies vorherrschen sollen, so dals das oben für Cyelosalpa pinnata, Salpa mazxima, fusiformis und punctata gegebene Bild der Ent- wicklung durchaus nicht für Thalia democratieca oder Pegea confoederata ‘) seine Giltigkeit hätte. !) Bezüglich der Bezeichnung der Salpen-Genera schlielse ich mich an Lahille (No. 21) und Herd- mann (No. 10) an. Hinsichtlich der Bezeichnung der Arten habe ich gemäfs dem von der Deutschen Zoologi- schen Gesellschaft in Göttingen (No. 43) gefalsten Beschlusse, welcher sich mit der Entscheidung des inter- nationalen zoologischen Kongresses zu Moskau (No. 3, pag. 75), soweit es sich um Salpen handelt, deckt, das Prinzip der Priorität als malsgebend angenommen. Sonach heilsen die von mir angeführten Arten: Cyelosalpa pinnata Forsk. statt Salpa pinnata Forsk. Cyelosalpa virgula Vogt „ Salpa dolichosoma-virgula Tod.-Vogt. Salpa punetata Forsk. a Salpa musculosa-punetata Herdm.-Forsk. Salpa fusiformis Cuv. n Salpa runeinata-fusiformis Cham.-Cuy. Salpa-maxima Forsk. Thalia democratica Forsk. % Salpa afrieana-maxima Forsk. & Salpa demoeratiea-mueronata Forsk. Pegea confoederata Forsk. „ Salpa seutigera-confoederata Cuy -Forsk. — Salpa bicaudata Quoy und Gaim. Jasis zonaria Pall. n Salpa eordiformis-zonaria Q. und G.-Pall. Jasis tilesii Cuv. E Salpa costata-tilesii Q. und G.-Cuv. ‚Jasis hexagona Q. und G. e Salpa hexagona Q. und G. Wie man sieht, hat der Name der Kettenform in den meisten Fällen die Priorität vor dem der Solitärform, so dals auch jenen, welehe die Bezeichnung der geschlechtsreifen Form als malsgebend erachten, nicht zu nahe getreten wird. Eine Ausnahme macht nur Thalia democratica, für welche die Bezeichnung „demoeratica®“ die Priorität besitzt, da sie in Forskähls Descriptiones animal. ete. auf S. 113 aufgeführt erscheint, während der Name „mucronata“ erst auf der folgenden Seite in die Wissenschaft eingeführt wurde. — 369 So soll beispielsweise bei Thalia democratica die Embryonalentwicklung hinsichtlich des Verhaltens der Blastomeren sich an den für Oyelosalpa pinnata geschilderten Typus anschlielsen ; dagegen soll hier das Eetoderm des Embryos nicht dem Atemhöhlenepithel der Mutter ent- stammen, sondern aus der Wand des Oviducts hervorgehen, welcher den Embryo nach Art eines Brutsackes umhüllt. Für diese Form hatte nämlich Salensky schon in einer früheren, ebenfalls an wertvollen Angaben reichhaltigen Untersuchung (No. 27) ein Aufplatzen des Atem- höhlenepithels (des sog. Epithelialhügels) direkt beobachtet, worauf sich das in Rede stehende Epithel an die Basis der Placenta zurückzieht. Hier konnte also von einer Herleitung des Eetoderms des Embryos von dem Atemhöhlenepithel der Mutter nicht die Rede sein. Bei Pegea confoederata endlich sollte der Embryo nach Ablauf der Furchung aus- schlielslich aus den Kalymmocyten hervorgehen, während der Epithelialhügel und der Oviduct hier keinen Anteil an dem Aufbau des Embryos nehmen. Die Blastomeren sollen auch hier zu grunde gehen. Wenn wir den von Salensky für Cyelosalpa pinnata ausführlich geschilderten Ent- wicklungsgang als den normalen gelten lassen, so kann bei den Salpen eigentlich von einer Keimblätterbildung, wie sie bei den nahe verwandten Aseidien durch Kowalevsky bekannt geworden ist, gar nicht die Rede sein. Ja, die Embryonalentwicklung der Salpen rückt eigent- lich — da die Blastomeren zu grunde gehen — ganz aus dem Bilde der Embryonalenutwicklung heraus. Da der Embryo durch Konkreszenz verschiedener Teile des Mutterkörpers (Eifollikel, Oviduet, Atemhöhlenepithel) entsteht, so nähert sich die Embryonalentwicklung der Salpen dem Bilde der Knospung, daher sie denn auch von Salensky als „follikuläre Knospung“ bezeichnet wurde. Noch neuerdings haben die Angaben Salenskys über die Rolle, welche die Follikel- zellen bei dem Aufbau des Embryos von Cyelosalpa pinnata, Salpa maxima und den ver- wandten Formen spielen, bis zu einem gewissen Grade eine Bestätigung durch Brooks erfahren. Nach Brooks (No. 6) ist allerdings die Beteiligung der Follikelzellen an dem Aufbau des Embryos nur eine provisorische. Er sagt: „Stated in a word the most remarkable peculiarity of the salpa embryo is this: It is blocked out in follicle cells which form layers and undergo other changes which result in an outline or model of all the general features in the organisation of the embryo. While this process is going on the development of the blastomeres is retarded, so that they are carried into their final positions in the embryo while still in a very rudimentary condition. Finally, when they have reached the places which they are to occupy, they undergo rapid multiplication and growth, and build up the 48* — 30 — tissues of the body directly, while the scaffolding of folliele cells is torn down and used up as food for the true embryoniec cells. No other animal presents us with an embryonic history quite like that of Salpa etc.“ Hier wird also zunächst das ganze Gebäude des Embryos mit all seinen Organanlagen von den Follikelzellen aufgeführt, während die Blastomeren in diesem Gebäude da und dort zerstreut liegen. Erst später teilen sich die letzteren und ihre Teil- stücke rücken an die Stelle der Follikelzellen, weiche sie in sich aufnehmen und verdauen. Es hat zwar jenen Anschauungen, welche darauf hinzielen, den Follikelzellen direkt oder indirekt einen bedeutenden Einflufs auf die Ausgestaltung des Embryos zuzugestehen, von Anfang an nicht an Widerspruch gefehlt. Schon 1880 veröffentlichte Todaro eine kurze Notiz (No. 36), welcher 1882 eine zweite diesbezügliche folgte, in welchen er die Anschauung vertrat, dals die Follikelzellen an dem Aufbaue des Embryos nur als Nährmaterial beteiligt sind. Nach Todaro, welcher zuerst die Einwanderung von Follikelzellen in das Innere des Follikels beobachtet hatte, werden die Follikelzellen schon während des Furchungsprozesses von den Blastomeren aufgenommen und verdaut. Die Follikelzellen seien durch ihre geringere Färbbarkeit von den eigentlichen Embryonalzellen zu unterscheiden. Der ganze morpho- logische Aufbau des Embryos vollzieht sich durch Thätigkeit der Embryonalzellen. Ebenso hatte sich auch J. Barrois 1881 in einer Mitteilung über die Embryonalhüllen der Salpen (No. 1), allerdings ohne sich auf die Verhältnisse der einwandernden Follikelzellen zu beziehen, auf den Boden der Anschauung gestellt, dals der Embryo seine Zusammensetzung nur den Blastomeren und deren Abkömmlingen verdanke, während die ihn umhüllenden Partien (der sog. Brutsack, bestehend aus dem Follikel und dem Epithelialhügel) zum Teil zu grunde gehen, zum Teil jedoch an dem Aufbau der Placenta partizipieren. Der Umstand, dals die erwähnten Angaben Todaros nur in kurzen vorläufigen Mit- teilungen und ohne Abbildungen veröffentlicht wurden, trägt wohl die Schuld daran, dafs die- selben sich bisher der allgemeineren Anerkennung entzogen haben. Wie wir sehen werden, haben mich meine Untersuchungen zu einer vollständigen Bestätigung der Todaro’schen Beobachtungen bezüglich des Schicksals der Follikelzellen geführt. Ich habe schon in dem Abschnitte über Salpenentwicklung in dem von Prof. E. Korschelt und mir herausgegebenen Lehrbuche der vergleichenden Entwicklungsgeschichte der wirbellosen Tiere (No. 16, pag. 1338), sowie in einem später gehaltenen Vortrage (No. 5) die Todaro’sche Auffassung erwähnt und als wahrscheinlich bezeichnet. Doch hat erst eine genauere Beschäftigung mit dem Objekt mich darüber belehrt, in welcher Weise die Rückbildung der Follikelzellen (Kalymmocyten) sich vollzieht. Noch in meinem Göttinger Vortrage (No. 8) stand ich auf dem Standpunkte — 31 — Salenskys (No. 31), wonach der Zellkörper der Blastomeren durch einen merkwürdigen Zerfall sich in polygonale Teilstücke furchen sollte. Erst genauere Beobachtung hat mich zur Einsicht geführt (No. 9), dals eben jene Teilstücke nichts anderes sind, als die Follikelzellen, welche von den Blastomeren aufgenommen und verdaut werden. Neuerdings wurde auch Brooks (No. 7) durch seine Untersuchungen bezüglich eines Teils der Follikelzellen zu der gleichen Anschauung geführt. Aus dem oben geschilderten Widerstreit der Autoren bezüglich so prinzipieller Fragen der Entwicklung, wie die erwähnten, geht hervor, wie schwer, ja fast unmöglich es für den Fernerstehenden ist, aus der bisher vorliegenden Litteratur ein übersichtliches Bild der Vor- gänge bei der Embryonalentwicklung der Salpen zu gewinnen. Ein derartiger Versuch wurde in dem von Prof. Korschelt und mir herausgegebenen Lehrbuch der vergleichenden Ent- wicklungsgeschichte der wirbellosen Tiere (No. 16, pag. 1333 ff.) unternommen. Obgleich zahl- reiche, wertvolle Mitteilungen unzweifelhaft richtiger Thatsachen vorlagen, und der genannte Versuch sich auf genaues und unparteiisches Studium der vorliegenden Litteratur stützte, so hat mich doch eine spätere Beschäftigung mit den Objekten selbst zur Einsicht gebracht, dals die genannte Darstellung einer wesentlichen Umarbeitung bedürfte, um sich den that- sächlichen Verhältnissen anzunähern. Man hat das Gefühl, dafs auf diesem Gebiete noch alles im Schwanken ist und erneuter Untersuchung oder Nachuntersuchung bedarf. So war mir beispielsweise bei der Durcharbeitung der einschlägigen Litteratur besonders auffällig, dals aus derselben nirgends klar zu ersehen war, in welcher Weise sich der Embryo gegen das Muttertier abgrenzt. Die Frage nach der Bedeutung und Entstehung der Placenta und die nach der Trennung des mütterlichen und embryonalen Anteils an diesem Gebilde mulste ich nach den mir vorliegenden, sehr widersprechenden und zum Teil unklaren Mit- teilungen der Autoren als eine noch durchaus unerledigte betrachten. Nach den Angaben Salenskys (No. 31) sollte blofs die obere Fläche des Embryos haubenförmig vom Ectoderm bedeckt sein.!) Dagegen schien der Embryo an seiner unteren Fläche gegen die Placenta weit geöffnet, so dals das Mesenchym des Embryos direkt an Placentargewebe grenzt, wie aus Salenskys Fig. 37 (No. 31, Taf. 14) unter anderem zu ersehen ist. Meine ersten Unter- suchungen über Salpenembryologie galten diesem Verhältnisse. An einigen, mir damals zu- fällig zu Gebote stehenden Embryonen von T’'halia democratica glaubte ich nachweisen zu können, dals die Kontinuität des Eetoderms um den Embryo nirgends unterbrochen sei und !) Der gleiche Standpunkt findet sich auch neuerdings noch bei Brooks (No. 7) vertreten. dals jene Lamelle, welche Salensky (No. 27) als „Dach der Placenta“ bezeichnet und richtig auf das Eetoderm des Embryos zurückgeführt hatte, in direktem Zusammenhang mit einer Ectodermfalte stehe, welche die äufsere Oberfläche der Placenta überkleide. Hiermit war für diese Form eine scharfe Begrenzung des Embryos der Mutter gegenüber gegeben. Ich habe diese Verhältnisse dementsprechend in dem Kapitel über Salpen des mehrfach erwähnten Lehrbuches (No. 16, pag. 1343) geschildert und die zugehörigen Abbildungen Salenskys in entsprechender Weise abgeändert (Fig. SOOB, 801). Immerhin erhob sich nun die Frage, wie es sich bezüglich des Baues und der Abgrenzung der Placenta bei den übrigen Salpen- Arten verhält, bei denen nach den Angaben der Autoren Beziehungen vorzuliegen schienen, welche von den für Thalia democratica gefundenen sich wesentlich unterscheiden. Eine ähnliche Unsicherheit machte sich bezüglich der meisten wichtigeren Fragen der Organentwicklung, sowie hinsichtlich der Keimblätterbildung geltend, so dafs ich nur hoffen durfte, auf Grand eigener Anschauung ein wirkliches Bild des Sachverhaltes zu gewinnen. Aus dem oben Angeführten erklärt sich, dals in mir der Wunsch, über die Salpen- entwicklung selbst Beobachtungen anzustellen, zu einem dringenden wurde. Die Möglichkeit hierzu bot sich mir durch die Liebenswürdigkeit des Kollegen Dr. O0. Seeliger, welcher mir ein reichhaltiges Material, das er in Nizza im Winter 1886 gesammelt hatte, übergab und für meine Untersuchungen zur Verfügung stellte, wofür ich ihm meinen herzlichsten Dank ausspreche. Das Material enthielt in 32 Gläsern viele Hunderte, teils mit Chromsäure, teils mit Überosmiumsäure gehärtete Kettensalpen oder ausgeschnittene Embryonen. Der reichste Teil der Ausbeute bezog sich auf Thalia demoeratica, von deren Untersuchung ich jedoch nach vorläufiger Orientierung abstand, weil mir 5. fusiformis und 5. mazxima ursprüng- lichere oder jedenfalls leichter zu deutende Verhältnisse darzubieten schienen. Salpa fusi- formis war ebenfalls in einer grolsen Zahl von Exemplaren vertreten, so dals ich die fast vollständige Entwicklungsserie vor mir hatte. Daran schlols sich ein etwas weniger reich- haltiges Material von Salpa maxima und einige Stücke von Pegea confoederata. Ich habe zunächst meine Untersuchungen auf Salpa fusiformis und Salpa maxima beschränkt. Der Vergleich der hinsichtlich der Entwicklung einander sehr nahe stehenden Arten erschien für die Untersuchung aufserordentlich fruchtbringend. Immerhin halte ich es für zweckmälsig, das was mir über den Entwicklungsgang der beiden genannten Arten bekannt geworden ist, in der Darstellung getrennt zu behandeln. Wenngieich der Konservierungszustand des mir übergebenen Materials ein ungleich- mälsiger war, so schien er mir doch für die Anstellung der vorliegenden Untersuchungen im allgemeinen zu genügen. Ich habe bei der Anfertigung meiner Abbildungen von gewissen Ungleichmälsigkeiten des Konservierungszustandes, die sich in einer Auflockerung der Em- bryonalzellen oder auf andere Weise kundgaben, in manchen Fällen abgesehen und den Abbildungen zum Teil eine leicht schematische Behandlung zu Grunde gelegt. Doch glaube ich nichts dargestellt zu haben, was nicht aus meinen Präparaten mit voller Evidenz ersicht- lich ist. Ich kann den Abbildungen Salenskys den Charakter der Naturtreue nicht absprechen. So, wie Salensky es darstellt, sehen die Schnitte durch Salpenembryonen thatsächlich viel- fach aus. Die Anordnung der Embryonalzellen in gesonderte Schichten und die Trennung dieser Schichten von einander ist oft aulserordentlich schwer zu erkennen, so dals man bei diesen Untersuchungen mit beträchtlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Ich muls es dahin- gestellt sein lassen, ob vielleicht durch Anwendung anderer Konservierungsmethoden klarere, leichter zu entwirrende Bilder zu gewinnen wären. Ich habe im Obigen eine kurze Übersicht derjenigen Fragen gegeben, die mir in der Embryologie der Salpen bisher noch in Schwebe zu sein schienen. Die Teilnahme und Be- deutung der Follikelzellen, die Entstehung der Placenta, die Abgrenzung des Embryos der Mutter gegenüber, ferner die Keimblätterbildung und die wichtigsten Punkte der Organ- “entwicklung waren es, auf die sich mein Augenmerk in erster Linie richtete. Wenngleich es mir nicht gelungen ist, alle diese Fragen in vollständig befriedigender und definitiver Weise zu erledigen, so glaube ich doch die Veröffentlichung desjenigen, was mir an dem mir vor- liegenden Material zu erkennen möglich war, umso weniger zurückhalten zu sollen, als ich keine bestimmte Aussicht habe, die Lücken meiner Untersuchungen in absehbarer Zeit ergänzen zu können. Ich gebe im Folgenden zunächst eine kurze Übersicht und Charakteristik der elf von mir in der Ontogenie von Salpa fusiformis unterschiedenen Entwicklungsstadien. Dieselben beziehen sich auf den Zeitraum zwischen den frühesten Furchungsstadien und jenem Stadium, in welchem bereits die wichtigsten Organanlagen zu deutlicher Ausbildung gekommen sind. Jene späteren Stadien der Embryonalentwicklung, in denen die Rückbildung der Placenta eingeleitet und der Stolo prolifer angelegt wird, habe ich nicht in den Kreis meiner Untersuchungen einbezogen. Ein weiter folgender Teil meiner Darstellung soll die ein- zelnen Entwicklungsprozesse in einer für die einzelnen Organe, also nach speziellen Materien gesonderten Schilderung behandeln, worauf sich die Besprechung einiger allgemeiner Fragen anschlielsen soll. — a Übersicht und Charakteristik der Stadien. A. Stadium mit rundem Embryosack (Taf. I, Fig. 1 u. 2). Dieses Stadium umfalst die jüngeren Furchungsstadien. Der Embryosack (es, aus einer‘ Vereinigung des Follikels mit dem Oviduct hervorgegangen) hat die Gestalt einer rundlichen Blase angenommen. Der Epithelialhügel (ep) stellt eine sanfte Vorwölbung dar. Der Embryo ist der Wand des Embryosackes (es) angewachsen. Die Blastomeren haben noch keine Kalymmoecyten (oder Follikelzellen) in sich aufgenommen, doch hat die Einwanderung dieser Elemente (kl) bereits begonnen. B. Stadium mit eylindrischem Embryosack (Taf. I, Fig. 3 u. 4). Umfalst die späteren Furchungsstadien. Der Epithelialhügel (ep) hat sich schärfer abgesetzt und stärker hervorgewölbt. Der Embryosack (es) hat cylindrische Gestalt ange- nommen und drängt eine mittlere Partie des Embryonalhügels nach aulsen vor (Fig. 3). Die Blastomeren haben bereits Kalymmoeyten in sich aufgenommen und zeigen daher den von Salensky (No. 31, pag. 99, 103) beschriebenen scheinbaren Zerfall ihres Zellleibes in poly- gonale Teilstücke. C. Stadium der Placentabildung (Taf. I, Fig. 5 u. 6). Der Embryo rückt durch die oberen Partien des Brutsackes hindurch und gelangt in die Atemhöhle der Mutter. Die unteren Teile des Brutsackes (Epithelialhügel und Embryo- sack) liefern durch Verwachsung mit einander die Placenta. Die oberen Teile des Brutsackes werden auf eine noch nicht genau erkannte Weise rückgebildet. Die ersten Anfänge der Faltenhülle (fh) sind zu bemerken. Die „blutbildende Knospe“ (5) wird angelegt. An dem Embryo kann man bereits eine Eetodermpartie von dem Mesoentoderm unterscheiden, daher die Keimblätterbildung in dieses oder in das vorhergehende Stadium zu verlegen ist. D. Stadium mit halber Faltenhülle (Fig. 9). Die Faltenhülle (fh) beginnt den Embryo seitlich zu überwachsen. Der Embryo zeigt ein ringsum geschlossenes Eetoderm (ec). Die Kalymmocyten im Innern des Embryos werden spärlich, doch sind sie noch in den grofsen Blastomeren vorhanden. Die Kloakeneinstülpung (el) wird angelegt. Die ersten Spuren der Amnionfalte (af) werden bemerkbar. os —] a E. Stadium mit eben vollendeter Faltenhülle (Taf. II, Fig. 11). Die Faltenhülle (fh) hat den Embryo vollständig überwachsen. Der Kamm (%kf) der Falteuhülle ist bereits bemerkbar, aber noch nicht vollständig ausgebildet. Das Ecetoderm (ec) des Embryos hat deutlichen epithelialen Charakter angenommen. Die Amnionfalte (af) ist höher geworden. Die grolsen Blastomeren des Mesoentoderms (bl) enthalten keine Kalymmo- cyten mehr und beginnen sich rasch durch Teilung zu vermehren. F. Stadium mit weiter Amnionhöhle (Taf. II, Fig. 14). Der Kamm (%f) der Faltenhülle ist vollständig entwickelt Die Amnionhöhle (ah) hat ihre grölste Ausdehnung erreicht. Das Mauerblatt (mb) der Placenta beginnt sich zu ent- wickeln. Die Einstülpungsöfinung der Cloakenhöhle (el) wird verschlossen. Aus den grolsen Blastomeren des Embryos entwickelt sich durch fortgesetzte Teilung ein mesenchym-ähnliches Gewebe. G. Stadium mit verengter Amnionhöhle (Taf. III, Fig. 26, Taf. IV, Fig. 27). Die Amnionhöhle (ah) wird gegen die Placenta abgeschlossen. Es entwickelt sich an dieser Stelle die ectodermale Basalplatte (Fig. 27 ebd). Die Amnionhöhle wird verkleinert. Die Kiemenwülste (As) treten auf. Die Ganglienanlage (Fig. 24, 25 ns) wird erkennbar, Das Mauerblatt (Fig. 27 mb) der Placenta entwickelt sich stärker. Die Supraplacentar- höhle (sp) wird mit Zellen erfüllt. H. Stadium mit eben entwickelter Basalplatte (Taf. IV, Fig. 28). Die ectodermale Basalplatte (eb) ist zur deutlichen, definitiven Ausbildung gekommen. Die Amnionhöhle ist im Verschwinden begriffen. Unter den Kiemenwülsten (wo) tritt der endopharyngeale Zellstrang (ed) und in dessen Umgebung die erste Anlage des entodermalen Pharynxepithels (en) auf. Die Ganglienanlage und die Anlage des Pericardialsäckchens sind deutlich erkennbar. J. Stadium mit eben gebildeter Pharynxhöhle (Taf. IV, Fig. 29). Das Pharynxepithel (en) hat sich von dem endopharyngealen Zellstrang (ed) abgehoben, wodurch die Pharynxhöhle (px) entsteht. Die Neuralhöhle kommuniziert mit der Pharynxhöhle (Taf. V, Fig. 32). Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 49 — 376 — K. Stadium mit eben durchgebrochenen Kiemenspalten (Taf. IV, Fig. 30). Die Kiemenspalten (%s) sind zum Durchbruch gekommen. Der endopharyngeale Zell- strang (ed) beginnt zu schwinden. Die Anlage des Elaeoblasts wird deutlicher erkennbar. L. Stadium mit deutlichen Muskelplatten (Taf. VI, Fig. 4045). Das Ectoderm (Fig. 41 ec) trennt sich von der Basal- platte (eb) und beginnt die Placenta seitlich zu überwachsen. Die Ränder der Basalplatte (eb) krümmen sich nach unten. Eine Ansammlung von Mesodermzellen zu beiden Seiten des Pharynx (px) stellt die Anlage der Muskelplatten (mp) dar. Durch eine Einfaltung des Pericardialsäckchens (Fig. 45 pe) ist das Herz (h) angelegt worden. Der endopharyn- geale Zellstrang ist im Schwinden begriffen (Fig. 40 ed). Zu der im Vorstehenden gegebenen Übersicht ist zu bemerken, dafs die Stadien H, J und K einander aufser- ordentlich nahe stehen und sich nur durch die Bildungs- verhältnisse der Pharynxhöhle und der Kieme von einander unterscheiden. Nach dem ganzen Habitus bilden sie eigent- lich zusammen ein einziges Stadium, welches nach unten (6) und nach oben (L) schärfer abgetrennt erscheint. Bau und Lage der weiblichen Geschlechtsorgane. Bekanntlich besteht das Ovarium der meisten Salpen aus einem einzigen Eifollikel (Textfigur A u. B f), welcher das kleine Ei mit verhältnismälsig grofsem Keimbläschen in seinem Inneren birgt. Die meisten Kettensalpen bringen Fig. A. Weiblicher Geschlechtsapparat d von Oyclosalpa pinnata (nach Salensky). ep Epithelialhügel, f Eifollikel, od dista- ler durehgängiger Teil des Oviduets, od‘ !) Eine Ausnahme machen die Arten der Gattung Jasis (J. zon- proximaler solider Teil des Oviducts, ara, tilesii und hexagona), bei denen gleichzeitig mehrere Embryonen, r Richtungskörper. die jedoch auf ungleicher Höhe der Entwicklung stehen, zur Aus- aher nur einen einzigen Embryo!) zur Entwicklung. Der — 317 — Follikel steht durch einen Zellstrang, den man früher meist als Stiel (peduncle) des Follikels, später als Oviduct (Textfigur B od, A od und od’) bezeichnet hat, mit dem Cloakenabschnitt der Atemhöhle der Kettensalpen in Verbindung. An dem Oviducte kann man zwei Teile unterscheiden: 1. einen proximalen, dem Follikel zugewendeten (Textfigur A od’), welcher kein Lumen aufweist, sondern aus einer einzigen Zellreihe besteht. Diese Partie wurde von Salensky (No. 31, pag. 95) als Eistiel bezeichnet; 2. einen distalen Mündungsabschnitt, der in seinem Inneren ein Lumen erkennen lälst (Fig. A od). Diesen Teil benennt Salensky als Oviduct im engeren Sinne. Die Mündung des Oviducts findet sich an der rechten Seite Fig. B. Junges Kettenindividuum von Salpa masxima. eb Elaeoblast, ey Egestionsöffnung, es Endostyl, f Eifollikel, % Herz, ig Ingestionsöffnung, n Nucleus, od Oviduet. des Körpers der Kettensalpen hinter dem vorletzten Muskelreifen (Fig. B od). In der Um- gebung dieser Mündungsstelle ist das Atemhöhlenepithel (Cloakenepithel) verdickt und etwas gegen das Innere der Atemhöhle vorgebaucht (Fig. A u. D ep). Diese länglich-ovale, schild- förmige Erhebung des Atemhöhlenepithels kann man mit Salensky als Epithelialhügel be- zeichnen. Wir werden für dieselbe auch im Späteren den Ausdruck: äufsere Brutsacklamelle verwenden. bildung kommen. (Vgl. Krohn No. 20, pag. 116, ferner Leuckart No, 22, pag. 49; eine Abbildung der Em- bryonen von Jasis zonaria bei Herdmann No. 11, Pl. VII, Fig. 5. Über J. hexagona vgl. Traustedt No. 41, Tab, I, Fig. 17.) Die Gattung Jasis wurde hauptsächlich auf dieses Merkmal begründet (vgl. Lahille No. 21, Herdmann No. 10). Wichtige neuere Angaben über die Entwicklung von Jasis hexagona bringt Brooks (No. 7). Nach einer Beobachtung von Salensky (No. 31, pag. 382) an Thalia democratica ist es nicht aus- geschlossen, dafs auch die übrigen Salpen nach der Geburt des ersten zur Reife gebrachten Embryos einen neuen Eifollikel zu erzeugen imstande sind, wodurch die Möglichkeit der Produktion eines zweiten Embryos gegeben erscheint, Diese Verhältnisse verlangen weitere Untersuchung. 49* — 318 — Der Eifollikel (Fig. B f) liegt anfangs in der Nähe des sog. Nucleus (Fig. Bn) und zwar dorsalwärts über der Darmschleife in vollständig median-symmetrischer Lage. Von hier zieht der stielförmige Oviduet (Fig. B od) nach der rechten Körperseite unter schwach S-förm- iger Krümmung in die sog. Tunica interna eingebettet. Der weibliche Geschlechtsapparat liegt somit in dem zwischen eetodermaler Epidermis und Atemhöhlenepithel sich ausbreitenden Mesenchym, in welchem auch die Blutgefälse, die — wie Todaro (No. 39, pag. 12) hervor- hebt — stets eine eigene endotheliale Wand besitzen, verlaufen. Von jenen transversalen Blutgefälsen, die den einzelnen Muskelreifen parallel laufen (vgl. Fig. C), giebt das vorletzte der rechten Körperseite (entsprechend dem vorletzten Muskelreifen) — wie Todaro (No. 39, Fig. 6 Verlauf der Blutgefälse bei dem Kettenindividuum von Salpa maxima (nach Todaro). g genitales Blutgefäls. pag. 13) nachwies — einen ziemlich starken Ast (Fig. C g) ab, der längs des Oviduets nach hinten zieht und sich in der Umgebung des Follikels in kleinere Zweige auflöst, die mit den Endausläufern des den Darm umspinnenden Blutgefälsnetzes in Kommunikation treten. Dieses Gefäls bildet nach den Beobachtungen von Todaro unter dem Epithelialhügel eine Erweite- rung (Fig. D bei 5), welche als erste Anlage des später in der Placenta gelegenen Blutgefäls- raumes betrachtet werden muls. Salensky (No. 31, pag. 94) glaubte, dafs der Oviduct der Salpen von zwei parallel verlaufenden Blutgefälsen begleitet sei, eine Annahme, die von Todaro (No. 39, pag. 75) als irrig zurückgewiesen wird. Bezüglich der dargestellten Verhältnisse liegen mir, besonders sofern S. fusiformis in Frage kommt, nur spärliche eigene Beobachtungen vor. Die obige Schilderung ist den An- gaben anderer Autoren entlehnt. Schon Krohn (No. 20, pag. 116), dem wir die Entdeckung des Ovariums der Salpen und den exakten Nachweis der geschlechtlichen Zeugung bei der Kettenform verdanken, hat die Verhältnisse des weiblichen Geschlechtsapparates in allen — 809 — wesentlichen Punkten vollkommen zutreffend geschildert. Ihm haben sich sodann Huxley (No. 14, pag. 577), H. Müller (No. 25, pag. 331), Leuckart (No. 22, pag. 47), sowie in späterer Zeit Brooks, Salensky, Todaro u. A. angeschlossen. H. Müller hatte die gestielte Kapsel des Ovariums als eine Ausstülpung der Kiemenhöhle aufgefalst; auch Leuckart und in ähnlicher Weise anfangs Todaro (No. 35, pag. 7) glaubten den Eistiel als Gang mit einem feinen Lumen versehen. Erst später haben Todaro (No. 36) und Salensky (No. 27, pag. 598) in Übereinstimmung mit den Angaben von Krohn und Vogt (No. 44) den Eistiel als anfänglich soliden Zellstrang erkannt. Vogt (No. 44, pag. 51) glaubte, dafs das Ovarium mit seinem Stiele in der Atemhöhle frei aufgehängt sei; auch Todaro (No. 36, pag. 6) ist ihm in dieser Ansicht anfangs gefolgt. Den Epithelialhügel hat Vogt (No. 44) nicht als Vorwölbung des Atemhöhlenepithels, sondern vielmehr als schiffehenförmige Einsenkung (navette) beschrieben. Diese irrtümlichen Ansichten wurden zuerst von Leuckart (No. 22) richtig gestellt. Schon die älteren Autoren (Krohn, Vogt) hatten darauf hingewiesen, dafs das Ovarium anfänglich nahe der Medianebene gelagert sei. Diese anfänglich streng median- symmetrische Lage des Ovariums dorsal über der Darmschlinge geht besonders aus den neueren Untersuchungen von Salensky (No. 28) und Seliger (No. 34) hervor. Es kommt diesem Lageverhältnis insoferne eine gewisse Bedeutung zu, als dasselbe uns in gleicher Weise an den Knospen der Ascidien entgegentritt, an denen es schon von Kowalevsky (No. 18) dargestellt und später von Van Beneden und Julin (No. 2) besonders hervor- gehoben wurde. Während die älteren Autoren den Eifollikel meist als ein einfaches, rundliches oder ovales Säckchen beschrieben hatten, das in seinem Inneren die Eizelle birgt, ist neuerdings besonders durch Todaro (No. 37 u. 39, p. 19) ein etwas komplizierterer Bau des Eifollikels erkannt und beschrieben worden. Auch Salensky No. 31, pag. 147 u. 327) hatte manches auf diese Verhältnisse Bezügliche gesehen und für Salpa maxima und punctata angedeutet. Nach Todaro wird der Eifollikel durch eine Einfaltung in zwei mit einander kommunizierende Blindsäcke geteilt, von denen der eine anfangs das Ei enthält, daher ihn Todaro als „sacco ovarico“ (Fig. D so) bezeichnet. Der zweite Blindsack (Fig. D sp) nimmt, wie es scheint, erst später den Embryo in sich auf. Er ist es, von dessen Wand hauptsächlich die Einwan- derung der Kalymmocyten stattfindet und wird von Todaro als „sacco embrionale“ oder „sacco proligero“ bezeichnet. Bei Oyeclosalpa virgula, Salpa maxima und Pegea bicaudata setzt sich dieser Blindsack in einen langen Fortsatz (Fig. D f) fort, welcher während des Reifungs- weten el ü ID} je] wu ja] m) i 4 Fig. D. Seitenansicht des weiblichen Ge- schleehtsapparates von Cyclosalpa virgula (nach Todaro). « Atemhöhlenepithel, b Blutgefäls, ee Eetoderm, ep Epithelial- hügel, f Fortsatz des Saccus proligerus, m Cellulose-Mantel, od distaler und od‘ proximaler Teil des Oviducets, so Saccus ovarieus, sp Saceus proligerus — Al) — prozesses des Eies und der ersten Furchungsstadien allmählich verschwindet. Jene Stelle, an welcher er von dem Saccus proligerus entsprang, dient in späteren Furchungsstadien zur Befestigung des Embryosackes an die Innenfläche des Epithelialhügels. Bezüglich dieser Verhältnisse muls auf die ausführlichere Schilderung von Todaro (No. 39, pag. 19 u. ff.) verwiesen werden, woselbst auch die Abweichungen des weiblichen Ge- schlechtsapparates der verschiedenen Salpenarten Be- rücksichtigung finden. Hier sei nur erwähnt, dals es bei den nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zwi- schen 5. maxima und 8. fusiformis wahrscheinlich ist, dafs auch die letztere Art ähnliche Verhältnisse, wie sie Todaro für S. maxima schildert, aufweisen dürfte. Ob allerdings auch hier der Saceus proligerus sich in einen ähnlichen Fortsatz auszieht, wie ihn Todaro für S. maxima schildert, muls zweifelhaft erscheinen, da derselbe auch bei der nahe verwandten $. punctata fehlt. Dagegen habe ich in den früheren Furchungs- stadien (Stadium A) vielfach eine Einfaltung der Wand des Embryosackes beobachten können (Fig. 1 u. 2 bei «) und bin geneigt, diese Einfaltung, an welcher die Ein- wanderung der Kalymmocyten besonders rege stattzu- finden scheint, auf die ursprünglich vorhandene Schei- dung des Follikels in Saccus ovaricus und proligerus zu beziehen. Die Einfaltung, welche die beiden genannten Räume trennt, wurde von Todaro wegen der da- selbst stattfindenden Einwanderung von Kalymmocyten als „eresta proligera“ bezeichnet. Der Saccus ovaricus liegt ursprünglich, nach To- daro, über und ein wenig hinter dem Saccus proligerus (vgl. Fig. B). Bildung des primären Brutsackes. Zur Zeit, wenn die jungen Kettensalpen sich von dem Stolo prolifer abtrennen oder kurze Zeit nachher, beginnt die erste an dem weiblichen Geschlechtsapparate wahrnehmbare Veränderung, welche — wie seit langem bekannt ist — in einer allmählich fortschreitenden Verkürzung des Oviducts besteht. Zu Beginn dieser Verkürzung zeigt der Oviduct, wie aus den Figuren von H. Müller (No. 25, Fig. 47), Vogt (No. 44, Taf. 6, Fig. 2) und Todaro (No. 39, Tav. III, Fig. 3) hervorgeht, eine Neigung, sich aufzuknäueln und Schlingen zu bilden; später jedoch verläuft er gestreckt und dient, wie Leuckart (No. 22, pag. 48) hervorgehoben hat, als Gubernaculum für die Lageveränderung des Eifollikels. Der letztere wird allmählich der Mündungsstelle des Oviducts genähert und liegt schliefslich dicht unter dem Epithelialhügel. Gleichzeitig mit dieser Verkürzung des Oviductes vollzieht sich eine Veränderung in dem proximalen Teile desselben, welcher anfangs nur aus einer einzigen Zellreihe bestand, indem die Zellen desselben sich gegen einander verschieben und sich nun um ein im Inneren verlaufendes Lumen gruppieren. Hierdurch wird der Oviduet in seiner ganzen Länge durch- gängig. Es können nun Spermatozoen an das Ei herantreten und dasselbe befruchten, worauf die ersten Furchungsvorgänge stattfinden. Wie bereits Vogt (No. 44) und Leuckart (No. 22, pag. 47) hervorgehoben haben, befindet sich der Hoden bei den jungen Kettensalpen in dem Momente, in welchem das Ei befruchtet wird, noch in völlig unentwickeltem Zustande. Da sämtliche Individuen einer Kette sich auf derselben Höhe der Entwicklung befinden, so muls die Befruchtung mit dem Samen einer anderen, älteren Kette vollzogen werden. Die erwähnte Zellverschiebung im Bereiche des proximalen Teiles des Oviducts, ver- mittelst welcher derselbe in einen durchgängigen Kanal umgewandelt wird, ist nicht die einzige Ursache für die Verkürzung des Oviducts. Eine weitere Ursache für die Verkürzung des Oviducts findet sich gegeben in dem Umstande, dals beständig Zellen aus der Wand des Oviducts in das Innere desselben und schliefslich in die Follikelhöhle geraten. Auf die Verhältnisse dieser Zelleinwanderung hat zuerst Todaro (No. 36) hingewiesen, dessen Beobachtungen durch Salensky (No. 31) im wesentlichen bestätigt wurden. Schon in dem Zeitpunkte, in welchem die ersten Furchungsvorgänge sich am Eie bemerkbar machen (doch, wie Salensky nachwies, unter gewissen Schwankungen des Zeitpunktes für die ein- zelnen Arten), vollzieht sich eine Einwanderung der Zellen des Follikels (besonders des Saccus proligerus) und seiner Adnexe, sowie des Oviducts in die Follikelhöhle. Man kann die An- fänge dieser Einwanderung in Fig. 1 (Taf. I) beobachten. Diese Zellen, welche die Blastomeren — agp- umhüllen und in die Räume zwischen dieselben eindringen (Taf. I, Fig. 2), wurden von Salensky als Gonoblasten (No. 31) oder Kalymmocyten bezeichnet, während Todaro (No. 36) sie als Dotterzellen (cellule lecitiche) benannt hatte. Sie sind offenbar das Homologon der inneren Follikelzellen oder Kalymmoeyten der Pyrosomen (Kowalevsky No. 19, Salensky No. 33) und der Testazellen der Ascidien. Über die Rolle, welche wir diesen Zellen bei der weiteren Entwicklung des Embryos der Salpen zuschreiben, werden wir unten zu berichten haben (vgl. Heider No. 9). Schon bald nach vollzogener Befruchtung scheint die Mündung des Oviducts sich voll- ständig zu verschlielsen!) und an dieser Stelle jeder direkte Zusammenhang mit dem Epi- thelialhügel verloren zu gehen (Fig. 1 u. 2). Da gleichzeitig die Erweiterung und Verkürzung des Oviducts so weit gediehen ist, dafs derselbe nicht mehr als gesonderter Teil des Follikels erkannt werden kann, so liegt der Embryo nun in einem rundlichen, allseitig geschlossenen Sacke (Fig. 1 u. 2 es), welcher dicht unter dem Epithelialhügel (ep) gelegen ist, und damit ist unser Stadium A erreicht. Wir wollen die Hüllen, welche den in den Furchungsstadien befindlichen Embryo umgeben, als den primären Brutsack bezeichnen, zum Unterschiede von der später sich entwickelnden Faltenhülle, welche einen sekundären Brutsack darstellt. Beide Bildungen sind in der Litteratur der Salpenentwicklung vielfach mit einander verwechselt worden. So ist z. B. das, was Todaro (No, 35) als „Uterus“ bezeichnet, zum Teil auf den Epithelhügel, zum Teil jedoch auf die Faltenhülle zu beziehen. Als äufsere Lamelle des primären Brutsackes bezeichnen wir den Epithelialhügel (ep). Dieser bildet allerdings, da er in einer Vorwölbung des Atemhöhlenepithels besteht, nur eine unvollkommene Hülle um die inneren Teile des Brutsackes, über deren obere Partie er hin- wegzieht. Als innere Lamelle (es) des primären Brutsackes ist jener allseitig geschlossene, rundliche Sack zu benennen, der durch eine Vereinigung des Oviducts mit dem Follikel hervorgegangen ist. Jener Sack wird von den Autoren gewöhnlich einfach als „Follikel“ bezeichnet, eine Bezeichnung, die insofern nicht ganz korrekt ist, als ja auch der Oviduet an der Bildung dieses Sackes beteiligt ist. Wir werden für denselben die indifferente Be- zeichnung: Embryosack oder innere Lamelle des primären Brutsackes verwenden. Der Embryo erscheint der Wand des Embryosackes innig angewachsen (Fig. 1). Für die in das Innere des Embryosackes einwandernden Follikelzellen (2) soll im allgemeinen der Salensky’sche Ausdruck „Kalymmocyten“ zur Verwendung kommen. ı) Eine Ausnahme scheint Thalia democratica zu machen, bei welcher die Öffnung des Oviduets nach Salensky (No, 27) länger erhalten bleibt. — 383 — Schon die älteren Autoren und unter diesen vor allem Leuckart hatten die Bewegung des Eies von seiner ursprünglichen Lage gegen den Epithelialhügel als eine Folge der stetig zunehmenden Verkürzung des Oviductes erkannt. Die Ansicht Vogts (No. 44), dafs der Brutsack durch eine Aufrollung des Eistieles entstehe, wurde von Leuckart (No. 22) und später von Salensky (No. 27) als irrtümlich zurückgewiesen. Auch Todaro hat den Bildern, die ihm der weibliche Geschlechtsapparat von Cyelosalpa pinnata darbot (No. 35, Tav. I, Fig. 3 u. 4), anfangs eine irrtümliche Deutung (No. 35, pag. 8 u. 9) untergelegt, die sich einiger- malsen an die früher (pag. 379) erwähnte Ansicht von Vogt anschliefst. Er beschreibt den Epithelialhügel als Uterus, dessen Höhle durch eine weite Öffnung (collo o bocca del utero) mit der Atemhöhle kommuniziere. Da das Ei an dem Oviduct in der Atemhöhle aufgehängt sei, so müsse das distale Ende des Oviducts durch diese Öffnung in die Uterushöhle eindringen und sich daselbst inserieren. Das Ei gelangt durch diese Öffnung in den Uterus, worauf der Oviduet bald vollständig verschwindet. Die Bilder, die Todaro (Tav. I, Fig. 3 u. 4) von diesen Verhältnissen giebt, sind unzweifelhaft vollständig richtig. Seine irrtümliche Deutung entspringt, wie ich glaube, einer falschen Orientierung derselben, indem der Autor jene Teile, welche gegen das Mesenchym gerichtet sind, als gegen die Atemhöhle gewendet auffalst. Seine „bocca del utero“ ist — wenn wir diese Korrektur vornehmen — keine gegen die Atemhöhle eröffnete Mündung, sondern der gegen das Mesenchym geöffnete Eingang in das Innere des Epithelialhügels. Der Oviduct und der Eifollikel liegen dann nicht in der Atem- höhle, sondern in dem Mesenchym. Unter dieser Annahme wird die Polemik Todaros gegen die richtigen Darstellungen H. Müllers und Leuckarts (No. 22, pag. 8) von selbst hinfällig. Die erste genauere und richtige Darstellung von der Entstehung des primären Brut- sackes hat Salensky (No. 27) für Thalia democratica gegeben. Im weiteren finden sich dann diese Verhältnisse in den neueren Arbeiten von J. Barrois (No.1), Salensky (No. 31) und Todaro (No. 37) genauer beschrieben, Arbeiten, auf welche die im Obigen gegebene Schilderung sich im wesentlichen stützt. Furchung und Keimblätterbildung. Das mir vorliegende Material war zu beschränkt, als dafs ich es unternehmen könnte, eine ausführliche Darstellung des Furchungsablaufes und der Sonderung der beiden primären Keimblätter, welche — wie ich glaube — bei den Salpen bereits in frühen Stadien der Entwicklung vor sich geht, zu geben. Meine eigene Anschauung von diesem Gegenstande Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 50 — 34 — beschränkt sich auf einige Stadien, deren Darstellung auf Taf. I gegeben ist, und welche im wesentlichen eine Bestätigung der von Todaro (No. 36) und Salensky (No. 31) gemachten Angaben ergeben und mich zu gewissen Vermutungen bezüglich der Keimblätter- bildung bei den Salpen geführt haben. Die Figuren 1 und 2 stellen Medianschnitte‘) durch jüngere Furchungsstadien (Stad. A) von S. fusiformis dar. An diesen Schnitten zeigt der Embryosack (es) meist annähernd kreis- runde Gestalt. Doch weist eine unterhalb des Embryos (bei x) mehr oder weniger deutlich erkennbare Einfaltung auf die in früheren Stadien vorhandene Scheidung des Follikels in zwei mit einander zusammenhängenden Blindsäcken hin (vgl. oben pag. 379). Der Embryo erscheint der Wand des Embryosackes angewachsen und wird von einzelnen Kalymmoeyten (%l), welche in die Höhle des Embryosackes eingewandert sind, teilweise umhüllt. Eine Ansicht dieses Stadiums (Stadium A) von oben, wie man sie erhält, wenn man die den Embryo enthaltende Partie der Atemhöhlenwand der Mutter ausschneidet und auf dem Objektträger flach ausbreitet, ist in der Textfigur E darge- stellt. Man erkennt an derselben, dafs der Epithelialhügel (ep) eine langgestreckte, umgefähr rhombische, oft aber auch mehr abgerundete, ovale Gestalt hat. Seine Längsaxe entspricht der Medianebene des Embryos. Der Embryosack (es) lälst an dieser Ansicht eine deutliche seitliche Kompression er- Ye kennen. Er erscheint daher in der Ansicht von oben ellip- Fig. E. Ansicht des Stadiums A, tisch. Der Embryosack sieht an diesen Bildern wie durch von oben gesehen. ep Epithelial- N : . i R hügel, es Embryosack, s Schichte ine quere Scheidewand (s) in eine hohle und eine den VOL Embryo enthaltende Partie geteilt aus. Diese Scheidewand ist jedoch nur aus Kalymmocyten gebildet, welche die Furchungskugeln zu umhüllen beginnen. Die Furchung der Salpen ist, wie bereits Todaro (No. 37, pag. 5) hervorgehoben hat, eine totale und inäquale. Stets lassen sich an den von mir beobachteten jüngeren Furchungsstadien grölsere und kleinere Blastomeren unterscheiden. Dabei ist die Anordnung ı) Bezüglich der Bezeichnungsweise der Schnittrichtung schliefse ich mich an Salensky (No. 31, p. 101) an, welcher die Hauptaxen des Embryos der Bezeichnung zu Grunde legt. Medianschnitte sind demnach Schnitte, welche der Medianebene des Embryos parallel laufen, Querschnitte solche, welche zur Hauptaxe des Embryos senkrecht geführt erscheinen, während Horizontalschnitte die Medianebene des Embryos und die Ebene der Querschnitte senkrecht treffen, also der Wand der Atemhöhle der Mutter parallel geführt sind. — 355 — meist eine derartige, dals einige wenige gröfsere Blastomeren jenen Teil des Embryos ein- nehmen, welcher an den Embryosack angewachsen ist, während die kleineren Blastomeren in einfacher Schicht die freie Oberfläche des Embryos haubenförmig umhüllen. Eine Furchungs- höhle wird nicht gebildet. Das Vorhandensein einer solchen ist zwar von Barrois (No. 1, Taf. XXVII, Fig. 5 cs) für Salpa mazxima angegeben worden. Ich habe aber an den mir vorliegenden Stadien niemals eine Furchungshöhle erkennen können. Spätere Furchungsstadien (Stadium B) zeigen ein wesentlich geändertes Bild. Der Embryosack (es in Fig. 3 u. 4) hat seine Gestalt geändert. Er ist, wie bereits Todaro erwähnt, aus einer rundlichen Form in die eines senkrecht aufgerichteten Cylinders mit abgerundeten Enden übergeführt werden. Die Wand desselben besteht im allgemeinen aus ziemlich flachen Zellen. Nur an jener Stelle, an welcher der Embryosack den Epithelialhügel berührt, erscheinen die Zellen, welche die Wand des Embryosackes zusammensetzen, höher und bilden ein Cylinderepithel. Auch der Epithelialhügel (ep) wölbt sich nun stärker in das Innere der Atemhöhle der Mutter vor; seine Seitenwände erscheinen dementsprechend steiler aufgerichtet. Die Textfigur F stellt eine Ansicht dieses Stadiums (Stadium B) dar, wie es erscheint, wenn man die Atemhöhlenwand der Mutter auf dem Objektträger flach ausbreitet und den Embryo von oben betrachtet, also entsprechend der Textfigur E des vorigen Stadiums. Der Em- bryosack (es) erscheint von dieser Seite kreisrund, nicht mehr ellip- tisch, wie in Fig. E. Der Cylinder hat sonach kreisrunden Quer- schnitt. Ferner erkennt man, dals die Wand des Epithelialhügels Fig. F. Ansicht des Stad.B, “17 : i tr E von oben gesehen. f Seiten- besonders seitlich vom Embryosack steil abfällt, daher sie in diesen winde des Epithelialhügels, Partien nur im optischen Schnitte als halbmondförmige Figur (f) es Hmbryosack. erscheint, während sie nach vorne und hinten sich weniger steil abdacht und allmählich in das unveränderte Atemhöhlenepithel übergeht. Die Medianschnitte (Fig. 4) lassen jedoch erkennen, dals auch diese Abdachung an jener Seite, an welcher der Embryo dem Embryosack angewachsen ist, steiler erscheint, als an der gegenüberliegenden. Auch der Embryo hat in diesen späteren Furchungsstadien (Stad. B, Fig. 3 u. 4 em) eine der verlängerten Gestalt des Embryosackes entsprechende Form angenommen. Er adhäriert nun der Wand des Embryosackes (innere Brustsacklamelle) mittels einer verengten Anheftungs- stelle, wie mit einem kurzen Nabelstrange. An dieser Anheftungsstelle scheint noch immer eine Einwanderung von Kalymmocyten in das Innere des Embryos zwischen die Blastomeren 50* — 1886 — stattzufinden. Wenigstens geht an dieser Stelle die Wand des Embryosackes ohne Grenze in den Embryo selbst über. Der Embryo erscheint aus grolsen und kleinen Zellen zusammen- gesetzt. Die grolsen Zellen entsprechen jenen Elementen, welche von Saleusky (No. 31, pag. 99 u. ff.) als Blastomeren kat’ exochen bezeichnet worden sind. Die Schilderung, welche Salensky von diesen sog. „Blastomeren“ entwirft, trifft mit meinen Beobachtungen voll- kommen zusammen. Wir können stets einen ungemein grolsen Zellkern erkennen, der seinem Charakter nach mit den Kernen der Blastomeren der früheren Stadien übereinstimmt, wie besonders aus einem Vergleiche von Fig. 2 mit Fig. 4 hervorgeht. Der Kern erscheint meist vollkommen rund und lälst in seinem Inneren das grobmaschige Kerngerüst sehr deutlich erkennen. In der Umgebung des Kerns erkennt man eine feinkörnige Protoplasmaansammlung. Im übrigen bestehen jedoch die „Blastomeren“ roch aus einer Anzahl polygonaler Teilstücke, die wir an dem feinkörnigen Zellleib der früheren Furchungsstadien (Fig. 1 u. 2) vermissen. Diese polygonalen Parcellen, welche ein merkwürdig homogenes Aussehen besitzen, glaubte Salensky (No. 31) durch Umwandlung aus dem Zellleib der „Blastomeren“ hervorgegangen. Wie wir unten (pag. 389) sehen werden, haben mich meine Untersuchungen zu der Ansicht geführt, dals diese Parcellen nichts anderes darstellen, als Kalymmoeyten, die von den Blasto- meren aufgenommen worden sind und allmählich assimiliert werden. Die gleiche Ansicht wird neuerdings von Brooks (No. 7) vertreten. Durch die Aufnahme der Kalymmocyten erscheint der Zellleib der „Blastomeren“ be- trächtlich vergröfsert. Er stellt dann einen ovalen oder birnförmigen Komplex dar, in dessen verschmälertem Ende der Kern gelegen ist. Diese Verhältnisse sind bereits von Salensky ganz zutreffend geschildert worden. Jeder dieser Komplexe liegt im Innern des Embryos wie in einer seinem Umkreise entsprechenden Höhle eingebettet. An den Chromsäure-Exem- plaren erschienen die Blastomeren von der Wand dieser Höhle meist zurückgezogen, was auf eine Wirkung des Reagens zu beziehen ist, da die „Blastomeren“ an den Osmium-Exemplaren diese Höhlen vollständig ausfüllten. Die „Blastomeren“ zeigen an diesen späteren Furchungsstadien (Stad. B) eine ungemein regelmälsige Anordnung. Sie erscheinen, wie bereits Salensky (No. 31) erwähnte, um ein im Innern des Embryos nahe seiner Anheftungstelle gelegenes Centrum radiär geordnet. Der Kern nimmt das gegen das Centrum gerichtete schmälere Ende der Blastomeren ein (vgl. Fig. 3). Neben den grolsen „Blastomeren“ nehmen an dem Aufbaue des Embryos in diesem Stadium noch zahlreiche kleinere Zellen teil. Dieselben bilden den Anheftungsstiel des Embryos, erfüllen das Centrum desselben und die Zwischenräume zwischen den Blastomeren und bilden € en eine kontinuierliche Schicht an der Oberfläche des Embryos. Alle diese kleineren Zellen hat Salensky (No. 31) als Kalymmocyten oder, wie Salensky sie auch nennt, Gonoblasten in Anspruch genommen. Ein Teil derselben ist auch wohl jedenfalls den Kalymmocyten zuzu- rechnen. Ich habe jedoch Ursache anzunehmen, dals ein anderer Teil dieser kleinen Zellen durch Teilung von Embryonalzellen entstanden ist (vgl. Heider No. 9, pag. 239) und die erste Anlage des Eetoderms des Embryos darstellt. Die Furchung der Salpen ist jedenfalls eine inäquale. In den späteren Furchungsstadien dagegen zeigen sich die sog. „Blastomeren“ sämtlich ungefähr von gleicher Grölse und Beschaffenheit. Wir werden später auszuführen haben, dals diese „Blastomeren“ unserer Ansicht nach das primäre Entoderm oder Mesoento- derm der Salpen darstellen. Es liegt hierbei die Frage nahe, was denn aus den kleineren Blastomeren der früheren Furchungsstadien (Fig. 1 u. 2) geworden ist, wenn wir annehmen dürfen, dals in diesen Stadien (Stadium A) das Mesoentoderm nur durch die grölseren Blasto- meren repräsentiert wird. Es liest die Vermutung nahe, dafs die kleineren ectodermalen Blastomeren dieser früheren Stadien sich durch Teilung vermehrt haben und schliefslich so kleine Teilstücke produziert haben, dafs es unmöglich scheint, dieselben von Kalymmocyten zu unterscheiden. Schon in den Stadien A (Fig. 1 u. 2) ist es in einzelnen Fällen nicht leicht, kleine Blastomeren von Kalymmocyten auseinander zu halten. Todaro hat allerdings (No. 36) angegeben, dafs sich die Kalymmocyten (cellule leeitiche) mit Karmin schwächer färben, als die Embryonalzellen‘); aber ich habe diesbezüglich keinen Unterschied bemerken können. ı) Todaro (No. 36) sagt: „In seguito dello sviluppo, il follicolo, dalla forma eilindrica passa alla forma rotonda; ed il corpo sferico in esso contenuto rappresenta la morula formata dai blastomeri provenienti dal vitello formativo dell’uovo, e dalle piccole cellule leeitiche provenienti dal vitello nutritivo delle cellule del follicolo. Giä in questo periodo la massima parte dei blastomeri si presentano anch’ essi divisi in piecole cellule nucleate che restano riunite in masse sferiche spasse in mezzo alle cellule leeitiche. Le cellule proto- plasmatiche che si formano dalla divisione dei blastomeri si distinguono in prineipio dalle cellule leeitiche non solo per la disposizione loro, ma benanche per la eolorazione diversa che prendono col carminio, essendoche queste ultime restano poco colorite in rosso giallognolo e le cellule protoplasmatiche o formative si coloriseono in rosso intenso.*“ Damit stimmen seine Angaben in seiner zweiten vorläufigen Mitteilung überein (No. 37). Nach dieser Schilderung scheint mir, dafs Todaro jene Kalymmoeyten, welche bereits von Blastomeren auf- genommen worden sind und zu grunde gehen, als junge Embryonalzellen und Abkömmlinge der Blastomeren betrachtet, Wenn ich in dieser Weise Todaro richtig verstehe, so würde sich doch mein Standpunkt in dieser Frage von dem Todaros wesentlich unterscheiden. Denn dann hätte Todaro die genannten poly- gonalen Parcellen nicht als umgewandelte Kalymmoeyten erkannt. Ich mufs hinzufügen, dafs ich im Zweifel bin, ob ich die angeführte Stelle von Todaro in richtiger Weise interpretiere. Denn nach Todaro sollen sich jene in Nestern vereinigten Elemente, welche er für Abkömmlinge der Blastomeren hält, stärker färben, als die übrigen Zellen des Embryos, während nach meinen Beobachtungen gerade die von den Blastomeren aufgenommenen Kalymmocyten sich vor den übrigen Zellen durch ihre geringere Färbbarkeit auszeichnen. Dagegen war es mir unmöglich, freie Kalymmocyten von kleinen Embryonalzellen zu unterscheiden. Hier schienen mir bezüglich der Färbbarkeit keine Verschiedenheiten vorzuliegen. — 388, — Ich muls, um meine Ansicht zu begründen, dafs in den in Rede stehenden Furchungs- stadien bereits ein Teil der kleinen Zellen des Embryos als Embryonalzellen und zwar als Ectoderm zu betrachten ist, ein wenig von der Beschreibung der späteren Stadien vorweg- nehmen. In jenem Stadium, welches durch den Querschnitt der Fig. 9 repräsentiert ist (Stadium D, mit halber Faltenhülle), erschien mir der Embryo an seiner ganzen Oberfläche von einer einfachen, aber mehrfach gefalteten Zellenlage bedeckt, welche in einzelnen Fällen eine noch deutlichere epitheliale Anordnung erkennen liefs, als dies in Fig. 9 zu sehen ist (man vergleiche Fig. 11). Diese Zellschicht mufste ich nach dem weiteren Verlauf der Ent. wicklung durchaus als das Ectoderm des Embryos in Anspruch nehmen. Diese Deutung erscheint schon durch den Umstand gesichert, dals von dieser Zellschicht aus die Cloaken- einstülpung (el) ihren Ursprung nimmt. Als nächst jüngeres Stadium kann ich allerdings nur das der Fig. 8 anführen, welches jedenfalls in mancher Hinsicht abnorm ist. Als abnorm muls ich den rudimentären Zustand der Placenta, das Fehlen der Anlage der Faltenhülle und der blutbildenden Knospe, welche in den jüngeren Stadien (Fig. 5, 6, 7) bereits angelegt sind, bezeichnen. Immerhin zeigt dieser abnorme Embryo wenigstens an seiner unteren Fläche eine Lage von kleineren Zellen (bei «), die offenbar auf das Ectoderm des Stadiums der Fig. 9 zu beziehen ist. Ebenso fand ich an dem Embryo der Fig. 6 im oberen Winkel bei « eine Anzahl kleinerer Zellen, die mir durch ihre Gröfse und durch ihre kubische Gestalt von Kalymmocyten verschieden schienen und die ich deshalb geneigt war, als Eetodermzellen anzusprechen. Das gleiche ist mit den Zellen bei « in Fig. 5 der Fall. Dagegen war ich im Zweifel, ob ich jene flacheren Zellen, welche die untere Fläche des Embryos der Fig. 6 bekleiden (bei 5), als embryonale Ectodermzellen oder als Kalymmocyten aufzufassen hätte. Diese Zweifel waren um so begründeter, als sich hier die Zelle ce, offenbar eine Kalymmocyte zwischen Embryo und innerer Brutsacklamelle (es), vermittelnd einschob. Immerhin haben alle diese Bilder in mir die Vermutung aufkommen lassen, ob nicht vielleicht jene oberfläch- liche Schicht von Zellen, welche die freie, gegen die Höhle des Brutsackes gerichtete Fläche des Embryos in den Stadien der Fig. 3 und 4 bedeckt, bereits als Ectoderm des Embryos zu deuten sei. Der Embryo würde dann schon in diesem Stadium aus zwei Schichten zusammengesetzt sein, von denen die Lage der radiär gestellten Blastomeren die innere, das aus kleinen, zum Teil ziemlich flachen Zellen bestehende Ecetoderm die äulsere Schicht dar- stellen würde. Ich muls allerdings zugeben, dafs viele Umstände gegen die angedeutete Vermutung sprechen. Wenn man sieht, wie in den Stadien der Fig. 1 und 2 die Kalymmocyten durchaus —. ds — die Tendenz haben, die Oberfläche des Embryos zu umhüllen, so wird man auf den ersten Blick geneigt sein, jene oberflächliche Schicht des Embryos als eine Lage von Kalymmocyten in Anspruch zu nehmen. Dagegen ist anzuführen, dafs bereits in diesem Stadium die Blasto- meren einen Teil der Kalymmocyten in sich aufgenommen haben. Es mufs sich demnach die Zahl der freien Kalymmocyten verringert haben. Ich bin nicht in der Lage, über diese Verhältnisse eine endgiltige Entscheidung zu fällen. Da die Furchung der Salpen eine inäquale ist und eine Furchungshöhle durchaus fehlt, so werden wir das Vorhandensein eines epibolischen Gastrulastadiums voraussetzen dürfen. Es muls späteren Untersuchungen anheimgestellt bleiben, den exakten Nachweis zu erbringen, in welchem Stadium und auf welche Weise sich die Sonderung der beiden primären Keimblätter bei den Salpen vollzieht. Nur Eines scheint sich aus meinen Untersuchungen mit ziemlicher Gewilsheit zu ergeben, dals wir von jenen kleinen Zellen, welche neben den srolsen „Blastomeren“ den Embryo des Stadiums B zusammensetzen, nur einen Teil als Kalymmocyten, einen anderen Teil jedoch bereits als kleine Embryonalzellen und zwar als Eetodermelemente in Anspruch zu nehmen haben. Schicksal und Bedeutung der Kalymmocyten, Wie Todaro (No. 36 u. 37) und Salensky (No. 31) nachgewiesen haben, beginnt die Einwanderung von Kalymmocyten in die Höhle des Embryosackes bereits in den frühesten Furchungsstadien. Diese Einwanderung findet von jenem Teil der Wand des Embryosackes statt, an welchem der Embryo befestigt ist (Fig. 1). Die Kalymmocyten umhüllen zunächst die Oberfläche des Embıyos; sie geraten jedoch auch sehr bald zwischen die einzelnen Blasto- meren. Bereits in dem Stadium A kann man beobachten, dals gelegentlich einzelne Kalymmo- cyten von den Blastomeren aufgenommen werden. In reicherem Mafse vollzieht sich diese Aufnahme im Stadium B (Fig. 3 u. 4), in welchem die Blastomeren grölstenteils eine grölsere Anzahl von Kalymmocyten in sich aufgenommen haben. Sie bieten dann jenen Anblick dar, welcher — wie wir oben (pag. 386) auseinandergesetzt haben — Salensky zu der irrtüm- lichen Ansicht verleitete, dals die Zellsubstanz der Blastomeren in polygonale Parcellen zer- fallen sei. Andererseits scheint aus den Mitteilungen Todaros hervorzugehen, dals er die genannten Parcellen auf eine Teilung der Blastomeren zurückführt (vgl. oben pag. 387 Anm.). Nach meinen Untersuchungen (vgl. Heider No. 9) sind die obenerwähnten Parcellen ent- schieden Zellen; denn es gelang nicht selten, in diesen gleichmäfsig granulierten polygonalen — 3907 — Körpern einen schwach gefärbten Zellkern nachzuweisen. Ich glaube annehmen zu dürfen, dafs diese Körper nichts anderes sind, als Kalymmocyten, welche von den Blastomeren auf- genommen und assimiliert werden. Die Aufnahme von Kalymmocyten durch die Blastomeren findet von den späteren Furchungsstadien angefangen bis in das Stadium mit halber Faltenhülle (Stadium D, Fig. 9) statt. In dieser ganzen Entwicklungsperiode zeigen die Blastomeren das gleiche, charakter- istische, oben (pag. 386) geschilderte Bild. Mit dem Stadium D (Fig. 9) scheint der Vorrat an Kalymmocyten erschöpft zu sein. Die letzten Kalymmocyten werden von den grolsen Elementen des Entomesoderms aufgezehrt und letztere zeigen in dem nun folgen- den Stadium mit eben fertig gebildeter Faltenhülle (Stadium E, Fig. 11) einen gleichmälsig granulierten Zellleib, der keine polygonalen Körper (Kalymmocyten) mehr in seinem Inneren enthält. Aus den angeführten Thatsachen scheint mir hervorzugehen, dals die eingewanderten Kalymmocyten, welche sich dem Embryo beigemischt haben, im Laufe der Entwicklung (zwischen Stadium B und E) von den grölseren Blastomeren (den Elementen des Entomeso- derms) aufgenommen und assimiliert werden. Ich habe in der Einleitung die verschiedenen Ansichten der Autoren bezüglich der Bedeutung der Kalymmocyten in der Embryonalentwicklung der Salpen kurz erwähnt. Während Salensky (No. 31) und Brooks (No. 6 u. 7) ihnen für den morphologischen Auf- bau des Embryos grolse Bedeutung zumessen, haben sie nach Todaro lediglich die Bedeutung von Nährzellen, welche von den Embryonalzellen aufgenommen und verdaut werden. Aus dem oben Gesagten ergiebt sich, dafs ich der Auffassung Todaros vollständig beistimme und den Kalymmocyten keinerlei Bedeutung für den morphologischen Aufbau des Embryos beimesse. Ich kann mich diesbezüglich hier um so kürzer fassen, als ich bereits in einem Vortrage (Heider No. 9) meine Ansichten über diese Verhältnisse auseinandergesetzt habe. Nur bezüglich der neuesten, von Brooks (No. 6 u. 7) begründeten Auffassung möchte ich eine Bemerkung beifügen. Nach Brooks wird der ganze Embryo mit allen seinen Schichten und ÖOrgananlagen zunächst von den Kalymmocyten aufgebaut, während die Blastomeren zwischen diesen zerstreut sind. Erst später vermehren sich die Blastomeren und ersetzen allmählich die Kalymmocyten, indem sie an die Stelle der letzteren rücken und dieselben gleichzeitig in sich aufnehmen und assimilieren. Brooks betrachtet also offenbar alle jenen kleinen Zellen, welche den Embryo beispielsweise in Fig. 9 zusammensetzen, als Kalymmo- cyten, während nur die grolsen Blastomeren als Embryonalzellen aufgefalst werden. Ich habe (999, bereits oben (pag. 387) auseinandergesetzt, dals wir durchaus keine Ursache haben, eine derartige Annahme zu machen, dafs vielmehr auch für die kleinen Zellen des Embryos eine Abstammung von den Furchungskugeln des Stadiums der Fig. 1 mit Recht vorausgesetzt werden dürfe. Ich kann hier nur hinzufügen, was sich durch die im Folgenden gegebene Darstellung bestätigen wird, dafs ich nirgends in der Entwicklung von 8. fusiformis etwas gesehen habe, was auf einen derartigen Ersatz von Follikelzellen durch Embryonalzellen, wie er nach Brooks in den späteren Stadien bei Cyelosalpa pinnata vor sich gehen soll, schlielsen liefse. Ich habe nach dieser Hinsicht besonders das Eetoderm und das Epithel der Kloaken- höhle aufmerksam beobachtet und meine Präparate mit Sorgfalt geprüft und kann nur sagen, dals meiner Ansicht nach jene Zellen, welche die genannten Bildungen im Stadium L (Fig. 39 bis 45) zusammensetzen, die direkten Abkömmlinge jener Zellen sind, die in dem Stadium der Fig. 9 das Ectoderm und die Kloakenanlage aufbauen. Wir werden später zu erwähnen haben, dafs der histologische Charakter der Gewebe bei den Salpenembryonen verschiedentlich wechselt. Dies ist besonders an dem Ectoderm bemerkbar. So erkennt man beispielsweise an den Figuren der Tafel VI, dafs das Eetoderm in den dorsalen Partien des Embryos aus kleinen, kubischen Zellen zusammengesetzt ist, während es in den seitlichen und unteren Partien aus grolsen, unregelmälsig gestalteten, vacnolenreichen Elementen besteht. Ähnliche Differenzen lassen sich auch schon an den früheren Stadien erkennen und mögen wohl Brooks zur Vermutung gebracht haben, dals es sich hier um den Ersatz einer Zellsorte durch eine andere handle.!) Ich glaubte jedoch diese Differenzen des histologischen Charakters im Be- reiche des Ectoderms auf verschiedene physiologische Zustände, die besonders mit dem Stoff- wechsel und der Ernährung in Zusammenhang stehen, beziehen zu sollen. !) Eine ausführliche Schilderung: des provisorischen Aufbaues der Organe aus Kalymmocyten und des Ersatzes der letzteren durch Abkömmlinge der Blastomeren findet sich in der grofsen Monographie von Brooks (No.7, pag. 28 u. ff‘), wo die Taf XLII hauptsächlich der Darstellung dieser Verhältnisse gewidmet ist. Insoweit es sich um die Entstehung des Pharynx handelt, stimmen die Beobachtungen von Brooks im wesentlichen durchaus mit den von mir an Salpa fusiformis erkannten Entwicklungsprozessen überein. Hier wird allerdings die Pharynxwand in der Umgebung eines zur Rückbildung bestimmten Gewebes, des endo- pharyngealen Zellpropfes, aufgebaut (vgl. weiter unten); aber man kann nicht sagen, dals der Pharynx bereits in bestimmter Weise angelegt wäre, bevor er von den Abkömmlingen der Blastomeren gebildet wird. Was das Eetoderm und die Auskleidung der Kloakenhöhle anbelangt, so stimmen meine Untersuchungen nicht mit dem überein, was Brooks an Cyclosalpa pinnata beobachtet hat. Ich konnte nicht erkennen, dals im Bereiche dieser Partien ein Ersatz der diese Organe provisorisch zusammensetzenden Zellen durch definitive stattfindet. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVII. öl — 392 — Bildung der Placenta. Die Entwicklungsweise der Placenta wurde zuerst von J. Barrois (No. 1) für Salpa mazxima richtig erkannt und beschrieben. Später haben Salensky (No. 31) und Todaro (No. 37) diese Angaben bestätigt. Schon in jenen Stadien, in denen der Embryosack cylindrische Gestalt angenommen hat (Fig. 3), legt sich die obere Partie desselben an den Epithelialhügel (ep) dicht an und scheint auf die entsprechende Partie des letzteren einen gewissen Druck auszuüben. Infolge dessen wird die centrale Partie des Epithelialhügels, welche dem Gipfel desselben entspricht, ein wenig gegen die Atemhöhle der Mutter vorgewölbt. Diese Vorwölbung entwickelt sich sehr bald zu einer umfangreichen, bruchsackförmigen Ausstülpung, welche den grölsten Teil des Embryosackes in sich aufnimmt. Diese bruchsackförmige Vorwölbung ist durch eine ring- förmige Einschnürung (m in Fig. 5 u. 6) von der unteren, weniger veränderten Partie des Epithelialhügels getrennt. Während der Embryosack (es) in das Innere der erwähnten bruch- sackförmigen Ausstülpung aufgenommen wird, hat auch dieser in seiner Gestalt wesentliche Veränderungen erlitten. Er erscheint jetzt birnförmig gestaltet (Fig. 5 u. 6) mit einem erweiterten oberen und verengten unteren Ende. Während in den Stadien der Fig. 3 und 4 der Embryosack in seinen seitlichen und unteren Partien aus flachen Zellen gebildet erscheint und nur die Zellen der gegen den Epithelialhügel gerichteten oberen Fläche kubisch oder cylindrisch gestaltet sind, zeigen gerade die unteren Partien des Embryosackes in den Figg. 5 und 6 eine Zusammensetzung aus kubischen Zellen. Jener Teil des primären Brutsackes, welcher in den Figg. 5 und 6 unterhalb der ring- förmigen Einschnürung m gelegen ist, wird zur Anlage der Placenta. Ein Vergleich der Fig. 5 und 6 mit Fig. 9 macht die hierbei vor sich gehenden Entwicklungsprozesse ohne weiteres klar. Man erkennt, dafs die Seitenwände der Placenta (p) aus der unteren Partie des Epithelialhügels hervorgegangen sind, während die obere Wand der Placenta (p‘) aus der inneren Brutsacklamelle (Wand des Embryosackes) hervorgegangen ist. Die Placenta ist demnach ein Suppositorium des Embryos, welches dadurch entsteht, dals entsprechend der ringförmigen Einschnürung m (in Fig. 5 u. 6) die innere Brutsacklamelle mit der äufseren verwächst. Die obere Wand der Placenta (p‘ in Fig. 9) ist von Salensky (No. 31, pag. 152) als Dach der Placenta bezeichnet worden. Ich will hier von der Verwendung dieses Terminus absehen, da Salensky bei Thalia democratica (No. 27) unter dem gleichen Namen ein — 393 — Gebilde bezeichnet, welches mit dem vorliegenden offenbar nicht homolog ist, sondern dem Ectoderm des Embryos entstammt. Die Mitte dieser oberen Wand der Placenta erscheint von einem soliden, nach unten herabhängenden Zellenzapfen (bk in Fig. 9) eingenommen, welcher — wie aus Fig. 5, 6 und 7 hervorgeht — aus dem verschmälerten und nach Art eines Blindsackes abgesonderten unteren Ende des Embryosackes hervorgegangen ist. Dieses Gebilde wurde von Todaro als „blutbildende Knospe“ bezeichnet, da er ihm in den späteren Stadien einen wesentlichen Anteil an der Blutbildung des Embryos zuschreibt. Ich kann, da eine Untersuchung sich auf jene spätesten Stadien der Embryonalentwicklung nicht ausdehnt, nichts aus eigener Erfahrung über diese Rolle der blutbildenden Knospe aussagen. Die sog. blutbildende Knospe stellt einen während der ganzen Zeit der Embryonalentwicklung erhalten bleibenden Rest des Embryosackes oder, wenn wir weiter zurückgehen, einen Follikelrest dar, dem offenbar eine wichtige physiologische Funktion zukommt. Da die Follikelzellen im allgemeinen für die Ernährung des Eies von Bedeutung sind, so werden wir wohl auch der sog. blutbildenden Knospe mit Wahrscheinlichkeit eine wichtige RoHe in der Ernährung des Embryos zuschreiben dürfen. Die Lage dieses Organs im Centrum der Placenta, rings von einem Blutsinus der Mutter umgeben und mit seiner oberen Fläche gegen die basale Partie des Embryos gekehrt, scheint die Ansicht zu unterstützen, dals die blutbildende Knospe an dem Stoffaustausch zwischen Mutter und Embryo in bestimmter Weise beteiligt ist. Möglicher- weise hat aber die „blutbildende Knospe“ noch eine andere Bedeutung. Wenn wir im Auge behalten, dals sie den letzten Rest des Eifollikels darstellt, so ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, dals sie es ist, von welcher nach der Geburt des ersten zur Reife gekommenen Embryos ein zweiter Eifollikel durch Regeneration erzeugt wird. Bekanntlich hat Salensky (No. 31, pag. 382) beobachtet, dals sich bei einigen grolsen Kettenindividuen von Thalia democratica, welche bereits einen Embryo geboren hatten, in der Mitte des zurückgebliebenen Placentarrestes ein neugebildeter Eifollikel vorfand. Es ist dies eine jener Beobachtungen, aus denen Salensky schlielst, dals bei den Salpen gelegentlich nach erfolgter Geburt des ersten Embryos noch ein weiterer produziert werden könne (vgl. oben pag. 377 Anm.). In diesem Falle würden wir die Annahme machen müssen, dals in der „blutbildenden Knospe“ nicht nur Follikelzellen, sondern auch junge Eizellen, die später zur Entwicklung gelangen sollen, enthalten sind. Denn es scheint aus einer Reihe neuerer Untersuchungen (Heymons No. 12 u. 13, vom Rath No. 26) hervorzugehen, dals Follikelzellen und Genital- zellen zwei ihrem Ursprunge nach auseinanderzuhaltende Teile des Genitalapparates sind, welche in keiner genetischen Beziehung zu einander stehen. Die oben gemachte Voraussetzung HF — 31 — trifft jedoch bei einigen Salpen zu. Bei Jasis hexagona, welche in der Regel fünf Embryonen zur Ausbildung bringt, enthält auch bereits das Ovarium der jüngsten Kettenindividuen fünf Eizellen. Bei Thalia democratica dagegen, welche in der Regel nur einen Embryo zur Aus- bildung bringt, fand Brooks (No. 7, pag. 19) in den jungen Ovarien häufig neben dem normal entwickelten Hauptei noch ein oder zwei, anscheinend in abortivem Zustande befindliche Eizellen. Brooks glaubte an den letzteren öfters Zeichen von Degeneration bemerken zu können. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dals sie sich später zu einem zweiten und dritten Embryo ausbilden und das würde mit den obenerwähnten Beobachtungen von Salensky übereinstimmen. Da ich für das in Rede stehende Gebilde bezüglich seiner Funktion keine bestimmten Angaben zu machen im Stande bin, so werde ich den von den Autoren eingeführten Namen „blutbildende Knospe“ für dasselbe beibehalten. Die im Inneren der Placenta gelegene Placentarhöhle (Fig. 9 ph) ist vollständig von einem Blutsinus der Mutter erfüllt, welcher bereits in den früheren Stadien den Embryosack rings umgab. Salenskys Beschreibung (No. 31, pag. 103) bezüglich der Blutsinusse in der Placenta erscheint nicht ganz klar. Er spricht von zwei Sinussen, einem zuführenden und einem abführenden, welche durch die blutbildende Knospe wie durch eine Scheidewand getrennt werden, aber doch mit einander zusammenhängen. Meiner Ansicht nach ist die Placentarhöhle ein einziger, die blutbildende Knospe rings umgebender Blutsinus, an welchem man höchstens in dem unteren Anheftungsstiele der Placenta eine zuführende und eine abführende Öffnung unterscheiden kann. Dieser Blutsinus ist offenbar aus der obenerwähnten Erweiterung des den Oviduct begleitenden Blutgefälses hervorgegangen. Aufserdem wird von Salensky (No. 31, pag. 103) noch ein dritter, mittlerer Blutsinus erwähnt, welcher unter der blutbildenden Knospe gelegen ist, und dessen Verhältnisse ihm nicht ganz klar geworden seien. Derselbe ist auf Salenskys Taf. 11, Fig. 15 pin mit Mbs bezeichnet und entspricht offenbar dem von mir in Fig. 5, 6 und 7 beobachteten und mit s bezeichneten Raume. Derselbe schien mir kein Blutsinus zu sein, sondern nur durch eine Abhebung des Epithels des Embryosackes von seiner Basalmembran entstanden zu sein. Es ist richtig, dals man gelegentlich Blutkörperchen in diesem Raume antrifit (Fig. 6). Da aber die neueren Untersuchungen ergeben haben, dals gerade bei den Tunicaten den Blut- körperchen in beträchtlichem Mafse die Fähigkeit zukommt, Membraneı zu durchwandern, so werden wir auf diesen Befund bezüglich der Deutung dieses Raumes nicht allzu grolses Gewicht zu legen haben. — x: — Da die Placenta aus den unterhalb der ringförmigen Einschnürung m (Fig. 5 u. 6) gelegenen Partien des primären Brutsackes hervorgeht, so ist noch die Frage nach dem Schicksale der über dieser Einschnürung gelegenen Partien desselben, welche die bruchsack- förmige Vorwölbung umhüllen, zu erledigen. Bekanntlich lieis Salensky (No. 31) diese Partien direkt an der Bildung des Embryos Anteil nehmen. Nach Salensky soll die äufsere Brutsacklamelle, soweit sie die bruchsackförmige Vorwölbung überdeckt, sich direkt in das Ectoderm des Embryos umwandeln. welcher somit nur an seiner äufseren Fläche haubenförmig von Eetoderm überkleidet wäre. Demzufolge bezeichnet Salensky diesen Teil des Epithelial- hügels als „Ectodermkeim“. Jene Falte, welche ich als Amnionfalte in Anspruch nehme und als Ectodermfalte deute. ist nach Salensky direkt aus der Wand des primären Brutsackes hervorgegangen. Ich glaube, dals man eine so merkwürdige Art der Entwicklung nur dann wird annehmen dürfen, wenn jede Möglichkeit einer anderen Deutung vollständig aus- geschlossen ist. Dals dies hier nicht der Fall ist, ergiebt sich schon aus dem Umstande, dals J. Barrois (No. 1) und Todaro (No. 37) die entsprechenden Entwicklungsvorgänge in anderer Weise gedeutet haben. Ich habe, da mir in dem Stadium der Fig. 9 der Embryo ‘bereits frei und unbedeckt der Placenta aufzusitzen schien, die Vermutung aufgestellt (Heider No. 8, pag. 42, Fig. 5), dafs die Wand des primären Brutsackes sich öffne und nach Art einer Falte über den Embryo gegen die Placenta zurückziehe, wodurch der Embryo frei- gelegt wird. Die Figuren 5 und 6, welche mit den von Salensky (No. 31) für Salpa punctata gegebenen Figuren 7 und 8, Taf. 22 durchaus übereinstimmen, deuten darauf hin, dals die Rückbildung dieser oberen Partie des primären Brutsackes thatsächlich auf die von mir ver- mutete Weise vor sich geht. Man erkennt, dals die Wand des primären Brutsackes über dem Embryo beträchtlich verschmälert ist, ja die innere Brutsacklamelle scheint bereits über dem Embryo vollständig zu fehlen, sei es dals sie sich vollständig nach unten gegen die 'blutbildende Knospe zurückgezogen hat, sei es dals sie in ihrem oberen Teile durch Abgabe von Kalymmoecyten aufgelöst wurde. In Fig. 6 kann man besonders deutlich erkennen, dals nur mehr die unteren Partien der inneren Brutsacklamelle erhalten sind, und die gleichen Verhältnisse läfst der allerdings abnorme Embryo der Fig. 8 erkennen. Der Embryo ist demnach in diesen Stadien nur mehr durch die äulserst verdünnte äulsere Brutsacklamelle bedeckt. Ich vermute, dals auch diese in einem Stadium, welches zwischen Fig. 6 und Fig. 8 gelegen ist, einreifst, worauf sich ihre Reste gegen die Placenta zurückziehen und verschwinden, so dals der Embryo dann ohne weitere Hülle der Placenta aufsitzt. —ı 396 — Was mich in der angedeuteten Vermutung besonders bestärkt, ist der Umstand, dals etwas Ähnliches von Salensky (No. 27) für Thalia democratica beschrieben worden ist. Nach den älteren Angaben von Salensky wird bei der erwähnten Form zunächst die innere Brutsacklamelle, insoweit sie nicht in die Bildung der Placenta eingeht, rückgebildet, worauf auch die äulsere Brutsacklamelle einreifst und sich über den Embryo gegen die Basis der Plaventa zurückzieht. Dieser letztere Prozess wurde von Salensky für Thalia vollkommen klar erkannt und in überzeugender Weise beschrieben. Ich kann nach eigenen Untersuch- ungen an dieser Form die Angaben Salenskys nur bestätigen. Grölseren Zweifeln ist hier das Verschwinden der inneren Brutsacklamelle ausgesetzt. Salensky hat in seinen späteren Mitteilungen die Ansicht ausgesprochen, dals bei Thalia die innere Brutsacklamelle (welche bei dieser Form hauptsächlich aus dem Oviduct hervorgeht) sich in das Eetoderm des Em- bryos umwandelt. Ich bin jedoch nach meinen Untersuchungen mehr geneigt, die ältere Ansicht von Salensky für die richtige zu halten. Nach meiner Auffassung würde sonach in dem Stadium der Fig. 9 bereits jede Spur des primären Brutsackes, soweit derselbe nicht in der Placenta erhalten bleibt, verschwunden sein. Ich muls jedoch erwähnen, dafs mir in einzelnen Fällen in diesem Stadium noch Reste vorhanden zu sein schienen, in der Form von Lamellen, welche, vom oberen Rande der Placenta ausgehend, der äufseren Fläche des Embryos eine Strecke weit anhafteten. Gelegent- lich mögen diese Reste des Brutsackes wohl noch länger erhalten bleiben. Wenigstens bin ich geneigt, die in Fig. 19 eingezeichneten und mit x bezeichneten Lamellen als solche zu deuten. Mit meiner Auffassung bezüglich des Zeitpunktes des Verschwindens des primären Brutsackes stimmt Todaro (No. 37, p. 7) im allgemeinen überein. Auch nach diesem Autor verschwindet der primäre Brutsack in ziemlich frühen Stadien. Er sagt von Ü'yclosalpa pinnata: „Dopo che si & formata la cavitä epiteliale dell’ utero (d. h. nach dem Entstehen der Falten- hülle) ove ora & arrivato l’ embryone, la decidua interna (d. i. die primäre Brutsackwand) si riassorbe e sparisce, precisamente come ha messo in chiaro il Barrois nella 5. mazxima, e non diviene quindi l’ ectoderma dell’ embryone come vorrebbe il Salensky.“ Wenn wir von den obenerwähnten Angaben Salenskys für Thalia absehen, so war Barrois (No. 1) der erste Autor, welcher das Verschwinden des primären Brutsackes für Salpa maxima erkannt hat. Ich stimme im wesentlichen vollständig mit Barrois überein; nur hat Barrois über die Art des Verschwindens des primären Brutsackes Angaben gemacht, für die aus meinen Untersuchungen sich keine Bestätigung ergiebt. Während ich vermute, — 39 — dals der primäre Brutsack sich wie eine Falte über den Embryo zurückzieht und dals seine Reste schliefslich in den Rand der Placenta aufgenommen werden, glaubte Barrois, dals der primäre Brutsack abgetrennt oder abgestofsen werde und dals derselbe sich über dem Embryo zusammenziehe und dort noch in späteren Stadien zu erkennen sei. Es ist dieser Rest in Barrois Fig. 8, 9 und 10 mit s bezeichnet. Ich habe weder an S. maxima noch an Salpa fusiformis andere als die obenerwähnten Reste des primären Brutsackes wahrnehmen können und möchte glauben, dals Barrois Teile des Ectoderms, welche sich abnormer Weise vom Embryo abgetrennt haben, für Reste des Brutsackes gehalten hat.') Die Rückbildung des primären Brutsackes, gleichviel auf welche Weise immer sie vor sich geht, muls als eine Art Geburt des Embryos bezeichnet werden. Das allmähliche Vor- rücken des Embryos gegen die Atemhöhle der Mutter ist besonders an T’halia democratica ?) deutlich zu erkennen, obgleich, wie ich glaube, das Wesentliche dieser Vorgänge für alle Salpen gleich bleibt. Bei T’halia befindet sich der Embryo zunächst in dem Eifollikel, er gerät sodann in den erweiterten Oviduect, während der Eifollikel sich zur blutbildenden Knospe zusammenzieht. Schlielslich wird er durch die Rückbildung und Zurückziehung der Wand des primären Brutsackes frei und befindet sich dann in der Atemhöhle der Mutter, an deren Wand er festgewachsen ist. Bei den uns hier näher interessierenden Formen unterscheidet sich der Vorgang dieses Vorrückens nur dadurch, dals die Scheidung zwischen Follikel und Oviduct nicht so deutlich erhalten bleibt, wie dies bei T’halia der Fall zu sein scheint, sondern beide zusammen bilden das, was wir als Embryosack bezeichnet haben. Wenn wir die Rückbildnng des primären Brutsackes als eine Geburt des Embryos bezeichnen, so ergiebt sich hieraus, dals wir die Placenta, auf welcher der Embryo im weiteren festgewachsen erscheint, nur als die etwas modifizierte Mündungsstelle des weiblichen Ge- schlechtsapparates betrachten können, während die sog. blutbildende Knospe im wesentlichen als Ovarialrest oder Follikelrest aufgefalst werden muls. Unter allen Autoren scheint H. Müller (No. 25) der erste gewesen zu sein, der über !) Für Oyelosalpa pinnata hat Brooks (No. 7, pag. 22) neuerdings angegeben, dafs auch hier die äulsere Brutsacklamelle („epithelial capsule“) einer kückbildung unterliegt. Während der Embryo an Grölse zunimmt, verlieren die Zellen dieser Lamelle ihren Zusammenhang und man kann sie in späteren Stadien als kleine, der Oberfläche des Embryos zerstreut anhaftende Elemente erkennen, In diesem Zustande sind sie auf Taf, XVI in Fig. 2, 3 und 6 mit 5b’ und in Fig. 3 auf Taf. XLV des erwähnten Werkes mit B‘ bezeichnet. Diese Beobachtungen von Brooks stimmen im wesentlichen durchaus mit den oben erwähnten Angaben von Barrois überein. 2) Vgl. Salensky No. 27. — ak — die Umbildung des Eifollikels und die Entstehung der Faltenhülle richtige Anschauungen gewonnen hatte. Er sagt: „Die gestielte Kapsel, welche bei allen neugeborenen Kettensalpen das Ei umgiebt, ist eine in der Dicke der Leibeswand gelegene Ausstülpung der Kiemenhöhle. Die Zellen, welche die letztere auskleiden, setzen sich direkt in die zellige Umhüllung des Eies fort. Die weitere Gestaltung der Eihüllen konnte besonders bei S. pinnata verfolgt werden. Während der Dotterzerklüftung, welche bisher bei Salpen nicht beschrieben war, rückt das Ei, dessen Stiel immer kürzer geworden ist, in eine Vorragung, welche sich um die Insertion des Stieles an der Kiemenhöhlenwandung bildet. Der Raum, welcher das Ei in diesem Hügel umgiebt, ist von Gefälsen durchzogen und wird zur Placentarhöhle, indem das Ei selbst immer weiter gegen die Kiemenhöhle vorgeschoben wird. Es bildet sich dann eine eigene Hülle um Ei und Placentarhöhle, indem eine ringförmige Falte sich erhebt und auf der Höhe des ganzen Vorsprungs sich schlielst. Später öffnet sich die Hülle an derselben "Stelle wieder und läfst den mittlerweile ausgebildeten Embryo mehr und mehr frei in die Kiemenhöhle der Mutter austreten. Sie umgiebt dann als gestieltes becherförmiges Körper- chen nur mehr einen Teil der Placenta. Somit findet weder eine Umwandlung der inneren Membran der Mutter in die äufsere des Jungen, noch eine Perforation der ersteren durch das Junge statt, sondern letzteres wird durch Entfaltung zweier Einstülpungen frei.“ An dieser Stelle falst demnach H. Müller die gestielte Eikapsel als eine Ausstülpung des Atemhöhlenepithels auf, eine Anschauung, mit der die seither bekannt gewordene Ent- wicklung der Geschlechtsorgane nicht in Übereinstimmung steht. Von grolser Wichtigkeit für das Verständnis der citierten Stelle ist der letzte Satz derselben, wonach das Junge nicht durch Perforation, sondern durch die Entfaltung zweier Einstülpungen frei wird. Unter diesen beiden Einstülpungen sind offenbar zu verstehen: 1. die gestielte Kapsel und 2. die Faltenhülle. Müller meinte demnach: in derselben Weise, in welcher in späteren Stadien die Faltenhülle sich an die Basis des Embryos zurückzieht, vollzieht sich auch schon in früheren Stadien das Freiwerden des Embryos aus dem primären Brutsack, indem sich auch dieser in gleicher Weise zurückzieht. Auf diese Weise wird das Ei „immer weiter gegen die Kiemenhöhle vorgeschoben“. Man sieht hieraus, dals der Standpunkt, den Müller bezüglich der Rückbildung des primären Brutsackes einnimmt, ganz mit dem von mir vertretenen übereinstimmt. Im Anschlusse sei erwähnt, dals H. Müller meines Wissens der erste Autor ist, welcher die Faltenhülle und den primären Brutsack scharf auseinander- gehalten hat. Die Faltenhülle. Nach Rückbildung des primären Brutsackes bleibt der an der Placenta befestigte Embryo von Thalia democratica, wie hauptsächlich aus den Untersuchungen von Salensky (No. 27) hervorgeht, im weiteren unbedeckt. Er ragt dann frei in die Atemhöhle der Mutter vor. Bei den Arten der Gattungen Cyclosalpa und Salpa dagegen bildet sich ein neuer sekundärer Brutsack durch Entwicklung einer Ringfalte, welche von der Basis des Epithelial- hügels (oder — in späteren Stadien — der Placenta) sich erhebt und den Embryo vollständig überwächst. Es ist dies die sog. Faltenhülle. Die Entwicklung des sekundären Brutsackes durch das Auftreten der Faltenhülle wurde zuerst von H. Müller richtig erkannt und später von J. Barrois (No. 1) und Salensky (No. 31) eingehender geschildert, denen sich auch Todaro (No. 37) anschlofs. Ich habe den Angaben dieser Autoren wenig hinzuzufügen. Man erkennt das erste Auftreten der Faltenhülle an meinen Figg. 5, 6 und 7 fh. Im Stadium D (Fig. 9) hat sie sich als Falte erhoben, welche bereits die Seitenwände der Placenta vollständig bedeckt. Im Stadium E (Taf. II, Fig. 11) umhüllt sie den ganzen Embryo und ihre freien Ränder haben sich zur Bildung des sog. Kammes der Faltenhülle (%f) aneinander gelegt, eine Bildung, die in den späteren Stadien (vgl. Fig. 14) sich noch höher entwickelt. Von da an bleibt die Faltenhülle durch alle späteren Stadien ziemlich stationär, bis schliefslich — wie schon die älteren Autoren wulsten — in den spätesten Stadien der embryonalen Entwicklung der Embryo aus dem sekundären Brutsacke herausrückt, indem er bei den Formen mit Kamm den zwischen den beiden Lippen des Kammes befindlichen Spalt zum Durchtritt benützt, worauf sich die Faltenhülle an die Basis der Placenta zurückzieht, wo sie noch längere Zeit als ein dieselbe umgebender gefältelter, ringförmiger Wulst zu erkennen ist. Bei Cyelosalpa pinnata und bei Salpa punctata fehlt der Kamm der Faltenhülle. Bei den übrigen Arten der Gattung Salpa zeigt er seiner Form nach gewisse spezifische Ver- schiedenheiten, auf welche bereits Salensky hingewiesen hat. Der Kamm der Faltenhülle ist hier eine längs der Medianlinie hinziehende Crista, welche im allgemeinen einen Halbkreis beschreibt. Salensky hat angegeben, dals die Gestalt der Faltenhülle bei S. fusiformis in der Seitenansicht viereckig erscheint. Ich kann jedoch dieser Angabe nicht beistimmen und gebe hauptsächlich aus diesem Grunde eine Seitenansicht eines Embryos des Stadiums F mit vollständig entwickelter Faltenhülle in Fig. 23 der Taf. III. Man erkennt, dals der Umrils des Kammes, wie bei 5. maxima, ein halbkreisförmiger ist. Der einzige Unterschied gegen- Abhandl. d. Senkenb. naturf, Ges. Bd. XVIII. 52 AO über dieser Form schien mir darin zu bestehen, dals bei S. fusiformis die unteren Ecken des Kammes abgerundet, bei S. maxzima dagegen scharf vorspringend erscheinen. Die Faltenhülle ist bei ihrem ersten Entstehen eine die Basis der Placenta vollkommen gleichmälsig umziehende Ringfalte. Würde sie in derselben Weise gleichmälsig fortwachsen, so mülste ihre obere Öffnung, wie die Pupille im Auge, vollkommen kreisrund erscheinen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Das Wachstum der Faltenhülle wird in späteren Stadien ein ungleichmälsiges, wodurch ihre Öffnung in einen längs der Medianlinie hinziehenden Spalt umgewandelt wird. Man könnte nun meinen, dafs dieser Spalt die ganze Länge des Kammes der Faltenhülle einnimmt, so dafs der Kamm aus zwei vollständig getrennten Lippen zu- sammengesetzt ist. Dies trifft jedoch nicht zu. Der erwähnte Längsspalt ist beträchtlich kürzer als der Kamm der Faltenhülle, wie besonders an den Horizontalschnitten zu erkennen ist. Obgleich der Schnitt Fig. 16 auf Taf. II bereits die oberen Teile des Embryos getroffen hat, so sieht man doch, dals der Kamm der Faltenhülle, welcher in seinem vorderen und hinteren Teile getroffen erscheint, an beiden Stellen nicht durchgängig, sondern geschlossen ist, indem die beiden Lippen des Kammes distalwärts mit einander verwachsen erscheinen. Stets ist das innere Blatt der Faltenhülle dicker als das äufsere, welches zu einem Plattenepithel von aulserordentlicher Zartheit sich umbildet. Auch das innere Blatt der Faltenhülle ist in seinen unteren Partien dünner und wird nur nach oben, gegen den Kamm zu dicker. Dieses innere Blatt bildet an einzelnen Stellen nach innen vorspringende Falten, beispielsweise in Fig. 17 (Taf. II), wo der sog- Neuralknopf (nk) durch zwei Falten des inneren Blattes der Faltenhülle umfalst wird. Einen ähnlichen Vorsprung, der als eine Ver- dickung dieses Blattes erscheint, erkennen wir in Fig. 21 und 26 der Taf. III bei »v. Auf diesen Vorsprung sind Bilder zurückzuführen, wie das in Fig. 15 gegebene, wo die Höhle der Faltenhülle nach oben durch eine quere Lamelle geschlossen erscheint. Der Anschein eines derartigen Abschlusses findet sich jedoch stets nur an wenigen Schnitten einer Querschnitt- serie, während die meisten Schnitte die in Fig. 14 (Taf. II) gezeichneten Verhältnisse erkennen lassen. Der Raum zwischen dem inneren und äufseren Blatte der Faltenhülle ist von Blut- räumen der Mutter erfüllt. Man findet daher an dieser Stelle vielfach Blutkörperchen, welche sehr verschiedenartig gestaltet erschienen. Häufig waren es einfache, amöboide Zellen mit ovalem Kerne; in anderen Fällen stellte der Kern einen kleinen, rundlichen, sich sehr intensiv färbenden Chromatinklumpen dar. Andere Blutkörperchen fielen durch ihre Grölse auf und zeigten den Zellleib entweder durch grölsere Körnchen erfüllt, wodurch sie öfters ein stern- — A förmiges Aussehen gewannen (Fig. 32), oder der ganze Zellleib war in ein Fachwerk geteilt, während der Kern eine unregelmälsige, den Septen dieses Fachwerkes sich anpassende Gestalt annahm (Fig. 15 u. 17). Diese letztere Form findet sich bei Todaro (No. 39, Taf. I, Fig. 8 und Taf. II, Fig. 4 u. 5) abgebildet. Über die Verteilung der Bluträume in der Faltenhülle, sowie über die Verbindung derselben mit dem übrigen Blutgefälssystem der Mutter kann ich keine Angaben machen. Entwicklung der Amnionfalte. Die ersten Entwicklungserscheinungen, welche sich an dem Embryo nach vollzogener Rückbildung des primären Brutsackes erkennen lassen, bestehen in dem Auftreten einer unpaaren, von der unteren Fläche sich ausbildenden Einstülpung, der Cloakeneinstülpung, und in der Entwicklung einer provisorischen Falte, welche die Verbindung des Embryos mit der Placenta vermittelt, und welche ich als Amnionfalte‘) bezeichnet habe (vgl. Heider No. 8), Der Embryo besteht in dem Stadium D (Taf. I, Fig. 9) aus einer oberflächlichen Zellen- schicht, welche sowohl die Amnionfalte (af) als auch die Cloakeneinstülpung (el) durch Faltenbildung aus sich hervorgehen lälst, und aus einer Anzahl gröfserer, im Inneren gelegener Blastomeren, welche eine sehr regelmäfsige, bilateral-symmetrische Verteilung erkennen lassen und noch eine Anzahl Kalymmocyten in dem Bereiche ihres Zellleibes ein- gelagert enthalten. Die oberflächliche Zellenschicht des Embryos muls ich als Eetoderm (ec) in Anspruch nehmen. Sie zeigt bereits in diesem Stadium vielfach eine entschieden epitheliale Anordnung ihrer Elemente. Letztere ist jedoch in dem Stadium E (Taf. II, Fig. 11) noch deutlicher zu erkennen. In diesem Stadium sind bereits, so viel ich erkennen kann, die letzten Spuren von Kalymmocyten vollständig aus dem Embryo verschwunden. Der Embryo ist nicht mit seiner ganzen unteren Fläche auf der Placenta festgewachsen, sondern nur mittels einer ringförmigen, von seinen seitlichen Partien ausgehenden und nach unten wachsenden Ectodermfalte, der Amnionfalte, welche in dem Stadium D (Taf. I, Fig. 9) ?) Es verdient erwähnt zu werden, dals auch Todaro eine Bildung an den Adnexen des Salpen- embryos mit dem Namen Amnion bezeichnet hat. Es scheint, dals Todaro darunter das innere Blatt der Faltenhülle verstanden hat. Wenigstens ist an den Figg. 15, 16, 17 und 19 der Tav. II (No. 35) dieses Blatt mit ma (membrane amniotica) bezeichnet. Damit stimmt auch Tay. I, Fig. 10, während in Fig. 13 derselben Tafel anscheinend eine andere Epithellamelle diese Bezeichnung trägt. Jedenfalls hat dies Gebilde nichts mit dem zu thun, was ich als Amnionfalte bezeichne. Mir schien diese Bezeichnung passend, um eine provi- sorische Faltenbildung des Embryos zu bezeichnen, welche bereits in den späteren Embryonalstadien wieder rückgebildet wird. Ich verwende den Terminus „Amnion“ hier in freierer Weise, ohne irgend eine direkte Beziehung zu der gleichnamigen Bildung der Wirbeltiere andeuten zu wollen. 52* — 492 — noch schwach entwickelt ist, in Stadium E (Taf. II, Fig. 11) bereits gröfseren Umfang ge- wonnen hat und endlich in dem Stadium F (Taf. II, Fig. 14) ihre stärkste Ausbildung erreicht (af). Die Höhle, welche sich zwischen der Amnionfalte und den zentralen Partien des Embryos ausdehnt, habe ich als Amnionhöhle (ah) bezeichnet. Es ist dies dieselbe Höhle, welche von Salensky entsprechend seiner Auffassung bezüglich der Teilnahme des Follikels an der Aus- bildung des Embryos als „sekundäre Follicularhöhle“, von J. Barrois (No. 1) als „cavite placentale“, von Brooks (No. 7) als „body cavity“ benannt wurde. Für die Erkenntnis der Gestalt der Amnionhöhle sind besonders Horizontalschnitte durch das Stadium F von Wichtigkeit. Drei Schnitte einer solchen Serie finden sich in Fig. 16—18 abgebildet. Fig. 16 hat die oberen Partien des Embryos getroffen (entsprechend der Linie «—a in Fig. 14), Fig. 17 die mittleren Partien (entsprechend der Linie b—-b in Fig. 14), während Fig. 18 durch die untere Region des Embryos gelegt ist (entsprechend der Linie c—c in Fig. 14), daher an diesem Schnitte die Cloakenhöhle nicht mehr getroffen erscheint. Fig. 17 ist bei stärkerer Vergröfserung entworfen, als die Figg. 16 und 18. Man erkennt, dals die Amnionhöhle (ah) überall in der Form zweier seitlicher, paariger Säcke getroffen erscheint, welche die mittleren Partien des Embryos umgreifen. In Fig. 16 sind nur die obersten Zipfel dieser beiden Säcke getroffen, welche in den vorderen Partien des Schnittes gelegen sind (die Horizontalschnitte sind auf Taf. II derart geordnet, dals sie mit ihrem vorderen Ende nach oben, mit ihrem hinteren Ende nach unten gerichtet erscheinen). Um über die eigentliche Ausdehnung dieser paarigen Säcke eine Vorstellung zu gewinnen, muls man die Fig. 17 und 18 zu Rate ziehen. An den Figg. 17 und 18 kann man auch den Bau der von mir als Amnionfalte be- zeichneten Bildung genauer überblicken. Wenn man blofs Querschnitte, wie sie in den Figg. 13, 14 und 15 vorliegen, der Beobachtung zu Grunde legen wollte, so würde man wohl geneigt sein, die Amnionfalte als eine reine Eetodermfalte aufzufassen. Die Horizontalschnitte Fig. 17 und 18 lassen dagegen erkennen, dafs in den vorderen und hinteren Partien des Embryos sich zwischen beide Blätter der genannten Faite Elemente einschieben, welche ihrem Ursprunge nach auf jene grolsen Zellen zurückgeführt werden müssen, welche noch in Fig. 11 den Charakter von Blastomeren (bl) beibehalten haben. Im vorderen (in der Zeich- nung nach oben gerichteten Abschnitte) des Horizontalschnittes Fig. 17 sehen wir an der mit m bezeichneten Stelle jederseits eine Ansammlung von Zellen, welche zum Teil noch direkt den Charakter von Blastomeren aufweisen, zum anderen Teile aber bereits als kleinere Embryonalzellen zu erkennen sind. Durch diese Zellansammlung wird das innere Blatt der — 408 — Amnionfalte an der entsprechenden Stelle gegen die Amnionhöhle vorgebuchtet. In ähnlicher Weise finden wir in den hinteren (an der Zeichnung nach unten gewendeten) Teilen dieses Horizontalschnittes (Fig. 17) zwischen dem äufseren Blatte der Amnionfalte (ec) und ihrem inneren Blatte eine mesenchym-ähnliche Gewebsmasse (ms) eingeschoben, welche ich ihrem Ursprunge nach auf die blastomeren-ähnlichen Zellen der Fig. 11 (bl) zurückführe. Nur in den mittleren Partien entsprechend der Linie —x (Fig. 17) standen das äufsere und innere Blatt der Amnionfalte mit einander fast in direkter Berührung. Ich mufs erwähnen, dafs das äulsere Blatt dieser Falte (in Fig. 17 mit ec bezeichnet) gerade an dieser Stelle defekt erschien, wie denn überhaupt der Zusammenhang der Eetodermzellen an diesen Schnitten ein gelockerter war. Doch habe ich einzelne, dem inneren Blatt der Faltenhülle dicht angelagerte und mit demselben verschmolzen erscheinende grölsere Zellen auf das äufsere Blatt der Amnionfalte bezogen. Ähnliche Verhältnisse weist auch der Horizontalschnitt Fig. 18 auf. Die Zellen der mit ec bezeichneten äufseren Lage der Amnionfalte zeigen in den Horizontalschnitten Fig. 17 und 18 vielfach einen eigentümlichen Charakter, den wir an den Ectodermelementen der späteren Stadien wiederfinden (vgl. Fig. 21 ee, Fig. 29 ec u. Fig. 41 ec’) und durch welchen sie den bereits mehrfach erwähnten blastomeren-ähnlichen Zellen im Aussehen sich nähern. Die Elemente sind im allgemeinen beträchtlich gröfser geworden, ihre Kerne lassen mehrere Nucleolen sehr deutlich erkennen, und der Umrifs des Zellkörpers erscheint unregelmäfsig, als wenn diesen Zellen die Fähigkeit amöboider Be- wegungen zukäme (vgl. ec in Fig. 12, 15 u. 16). Dieser eigentümliche Charakter der Eeto- dermzellen des Embryos von Salpa fusiformis war auch bereits von Salensky beobachtet worden (vgl. No. 31, pag. 351, Taf. 24, Fig. 6 ff A). Wenn man die spätere Entwicklung der Amnionfalte überblickt, so ergiebt sich, dals dieselbe nicht vollständig rückgebildet wird, sondern dafs einzelne Teile derselben als Kon- stituenten des Embryos der späteren Stadien erhalten bleiben. Sie ist nur insofern als eine provisorische Bildung zu bezeichnen, als sie sehr bald den Charakter eines gesonderten, am Embryo erkennbaren Gebildes verliert. Mit dem Verschwinden der Amnionhöhle büfst die Amnionfalte ihre Selbständigkeit ein. Das äufsere Blatt der Amnionfalte geht zum grofsen Teil in die Bildung der Epidermis der jungen Solitärform über; auch jene mesenchym-ähnlichen, zwischen den beiden Blättern der Amnionfalte gelegenen Elemente, welche wir oben erwähnt haben, dürften als Teile der mesodermalen Gewebe erhalten bleiben. Dagegen wird mit dem Sehwinden der Amnionhöhle das innere Blatt der Amnionfalte rückgebildet. Ebenso ist auch die sog. ectodermale Basalplatte ein dem Untergang gewidmeter Teil der Amnionfalte, — AM — Rückbildung der Amnionhöhle. Die Rückbildung der Amnionhöhle erfolgt in den nächsten zur Besprechung kommenden Stadien. Durch die Querschnitte Fig. 12—15 auf Taf. II, sowie durch die Horizontalschnitte- Fig. 16—18 derselben Tafel war das Stadium F charakterisiert worden. Diesem Stadium gehört auch der Querschnitt Fig. 21 an, welcher sich von denen der Fig. 13—15 durch die Aufwulstung (w) der nach innen gerichteten Ränder der Amnionfalte unterscheidet. Durch diese Wucherung wird die untere Mündung der Amnionhöhle, durch welche dieselbe mit der später zu erwähnenden Supraplacentarhöhle kommuniziert, verengt und schlielslich verschlossen (Fig. 26). Die Zellen dieser wuchernden Ränder verschmelzen sehr bald mit einander zur Bildung eines merkwürdigen Syncytiums, welches in einer granulösen Grundmasse zahlreiche Kerne eingebettet erkennen lälst. Es wird auf diese Weise eine horizontale Platte (Taf. IV, Fig. 27, eb) gebildet, die von mir so genannte ectodermale Basalplatte, welche in den späteren Stadien den unteren, ectodermalen Abschlufs des Embryos der Placenta gegenüber darstellt. Der Embryo ist demnach in allen seinen Entwicklungsstadien ringsum von Ectoderm umgeben. Niemals erscheint, wie dies aus den Beschreibungen früherer Autoren hervorzugehen schien, seine primäre Leibeshöhle gegen die Placenta zu geöffnet. Die ectodermale Basalplatte, ein Derivat der Amnionfalte, ist als eine umgewandelte Ectodermpartie zu betrachten, welche den Verschluls der ventralen Partie des Embryos bewerkstelligt. Die eben beschriebenen Prozesse sind von den Autoren, die sich vor mir mit der Embryonalentwicklung der Salpen beschäftigt haben, nur ungenügend erkannt und zum Teil in anderer Weise gedeutet worden. Wenn man Barrois (No. 1) Fig. 10 mit meiner Fig. 11 (Taf. II) vergleicht, so ergiebt sich, dals jene Bildung, welche Barrois in diesem Stadium als Placenta foetal (pf) bezeichnet, offenbar meiner Amnionfalte entspricht. In späteren Stadien (Fig. 14 u. 15 von Barrois) wird unter der Bezeichnung „Placenta foetal* die ecto- dermale Basalplatte verstanden, zu welcher Barrois auch das von mir so genannte Mauer- blatt der Placenta hinzuzieht, während nach meiner Auffassung diese beiden Bildungen scharf auseinander gehalten werden müssen. Auch Salensky (No. 31) hat die ectodermale Basal- platte beobachtet. Wir finden sie für Salpa maxima an seinen Figg. 13@f und 15«f (Taf. 17) mit Pld bezeichnet. Unter der gleichen Bezeichnung kehrt die in Rede stehende Bildung auf Taf. 23, Fig. 13 pet für Salpa punctata und auf Taf. 24, Fig. 4fsf für Salpa fusiformis wieder. Auch an den Figg. 7 /sf und 8fsf finden wir die ectodermale Basalplatte eingezeichnet. — 45 — Salensky führt sie unter dem Namen „Dach der Placenta“ auf. Es muls jedoch erwähnt werden, dals Salensky diese Bezeichnung für zwei ganz verschiedene Bildungen verwendet, die er mit einander konfundiert hat, die aber auseinander gehalten werden müssen. Salensky hat den Ausdruck „Dach der Placenta“ zuerst für Thalia democratica verwendet, um damit eine an der Basis des Embryos befindliche und dem FEetoderm des Embryos entstammende Zellplatte zu bezeichnen, welche in gewisse Beziehungen zur Placenta tritt (vgl. No. 27, Taf. 14, Fig. 16 u. 17, Pd). Wenn wir davon absehen, dafs bei Thalia democratica die Amnionfalte voll- kommen fehlt und dafs demnach die Bildungsweise der erwähnten Lamelle eine etwas andere sein muls, als die der ectodermalen Basalplatte von Salpa fusiformis, so ist in allen übrigen Punkten eine vollständige Übereinstimmung zwischen dem Dach der Placenta bei Thalia democratica und der ectodermalen Basalplatte von Salpa fusiformis zu erkennen. Ich stehe nicht an, die beiden für homologe Bildungen zu erklären, und es ist dies einer jener Punkte, die mich neuerdings in der Überzeugung bestärken, dafs auch die embryonale Entwicklung von Thalia dem von mir für Salpa fusiformis erkannten Typus näher steht, als ich früher anzunehmen geneigt war. Andererseits hat Salensky (No. 31) die Bezeichnung „Dach der Placenta“ für jene Lamelle verwendet, welche den oberen Abschlufs der mütterlichen Placenta bildet (vgl. meine Taf. I, Fig. 9, p') und dem Embryosack entstammt und an welcher die blutbildende Knospe befestigt ist. Wir finden bei Salensky (No. 31) auf Taf. 16, Fig. 6«f u. Yaf, auf Taf. 17, Fig. 10af u. 12«f, ferner auf Taf. 23, Fig. 9pct und Taf. 24, Fig. 1 u. 3fsf die erwähnte Lamelle, welche ich als „obere Wand der Placenta“ bezeichnet habe, mit Pld als „Dach der Placenta“ gekennzeichnet. Ich selbst habe in meiner vorläufigen Mitteilung (No. 8, pag. 41) die Bezeichnung „Dach der Placenta“ in diesem Sinne verwendet. Da aber aus dem Obigen hervorgeht, dals die erste Anwendung dieser Bezeichnung in einem anderen Sinne geschehen ist, so sehe ich mich veranlafst, dieselbe vollkommen fallen zu lassen und für die beiden unter dieser Bezeichnung zusammengefalsten Bildungen, die aber wohl auseinander gehalten werden müssen, die Ausdrücke „obere Wand der Placenta“ und „ectodermale Basalplatte“ einzuführen. Die ectodermale Basalplatte ist eine der charakteristischesten Bildungen jener Entwick- Jungsstadien von Salpa fusiformis, in denen die wichtigsten Organe des Salpenkörpers ihrer definitiven Ausbildung entgegengeführt werden (Stad. H—L). Während sie der Querschnitt Fig. 27 (Taf. IV) im Moment ihres Entstehens zeigt, finden wir sie in den Figg. 28 u. 30 eb (Taf. IV), sowie in dem Medianschnitte Fig. 32 (Taf. V) auf der Höhe ihrer Entwicklung. — 406 — Sie stellt sich uns dann als eine seitlich verschmälerte, in der Mitte stark verdickte Platte dar, welche mit ihren Rändern dem sog. Mauerblatte der Placenta (mb, Fig. 28) aufruht und deren mittlere verdickte Partie wie ein Hügel oder Zapfen in die Supraplacentarhöhle (sp, Fig. 27 u. 30) hinabhängt. Jene mittlere Verdicküng ist von einer dichten Ansammlung von Zellkernen erfüllt, welche in ungeheuerer Zahl die unteren Schichten der ectodermalen Basalplatte einnehmen. Es muls demnach in den Stadien der Bildung der Basalplatte die Vermehrung dieser Kerne eine sehr rege sein, doch habe ich über die Art ihrer Vermehrung keine Beobachtungen machen können. Die Grundsubstanz, in welcher diese Kerne, die oit ein sehr eigentümliches Ansehen darbieten, eingebettet liegen, ist ein einheitliches, granulöses Stroma. Von Zell- grenzen habe ich in dieser ganzen Bildung keine Spur wahrnehmen können. Die Figg. 28 und 30 (Taf. IV) und 32 (Taf. V) geben das normale Aussehen der ectodermalen Basalplatte wieder. Doch muls ich erwähnen, dals man sie häufig in anderer Gestalt zu Gesicht be- kommt. In vielen Fällen hat sie sich von dem Embryo losgelöst, so dals eine grofse Höhle zwischen dem Embryo und der Basalplatte sich ausdehnt. In anderen Fällen erscheint die Basalplatte dadurch gelockert, dals eine Anzahl grölserer Vaeuolen in ihrem Stroma aufge- treten sind (Fig. 29, Taf. IV, eb). Alle diese Veränderungen habe ich als Folgen einer nicht genügenden Konservierungsweise, also als Kunstprodukte betrachtet. In dem Stadium L zeigt die ectodermale Basalplatte ein ganz verändertes Aussehen. Wie man am besten an dem Querschnitte (Fig. 41, Taf. VI) erkennt, hat sich die grölste Masse dieser Bildung (eb) jetzt gegen die Ränder derselben verteilt, welche nach unten umgebogen erscheinen. Es hängt dies damit zusammen, dals sich in diesem Stadium bereits jene Veränderungen vorbereiten, durch welche die Placenta in das Innere resp. in die primäre Leibeshöhle des Embryos auf- genommen wird, Veränderungen, auf welche wir weiter unten zu sprechen kommen werden. Aus der oben (pag. 404) geschilderten Entstehungsweise der ectodermalen Basalplatte geht hervor, dals wir in ihr eine umgewandelte Ectodermpartie des Embryos zu erblicken haben. Die Mächtigkeit, zu welcher sie anwächst, weist darauf hin, dafs wir es hier mit einem wichtigen Organe des Embryos zu thun haben. Wir werden nicht daran zweifeln, dafs sie es ist, welche die Ernährung des Embryos in erster Linie vermittelt, indem sie Stoffe, welche von der Placenta abgegeben werden, aufnimmt und dem Embryo zuführt. Inwieweit die grolse Zahl und die Lage der Kerne, sowie das eigentümliche Aussehen des ganzen Organes zu dieser Funktion in bestimmten Beziehungen steht, darüber möchte ich mir vor- läufig kein Urteil erlauben. Es sei hier nur darauf hingewiesen, dafs die Bezeichnung „Pla- venta foetalis“, mit welcher Barrois die ectodermale Basalplatte belegt hat, mit Hinblick — 400 — auf die Funktion derselben durchaus zutreffend gewählt erscheint. Wenn ich von der Ver- wendung dieser Bezeichnung absehe, so geschieht dies nur aus dem Grunde, weil Barrois zu seiner „Placenta foetal“ noch einige andere Bildungen hinzurechnet, welche ich von der ectodermalen Basalplatte getrennt betrachtet habe (vgl. oben pag. 404). Wenn ich auch der Ansicht bin, dafs die Ernährung des Embryos in erster Linie durch Vermittlung der eetodermalen Basalplatte erfolgt, so glaube ich doch, dafs letztere nicht die einzige Quelle von Nährmaterial für den Embryo darstellt. Ich habe oben (pag. 400) erwähnt, was übrigens bereits Salensky hervorgehoben hat, dafs der Raum zwischen den beiden Blättern der Faltenhülle von Bluträumen der Mutter durchzogen erscheint. Es liegt die An- nahme nahe, dals flüssiges Nährmaterial von der Faltenhülle aus in das Innere des sekundären Brutraumes (vgl. oben pag. 399) diffundiert und dann von dem Ectoderm des Embryos auf- genommen wird. Es würde dann die Flüssigkeit, welche den sekundären Brutraum erfüllt, als Nährflüssigkeit für den Embryo zu betrachten sein. Es sei hier erwähnt, dals der sekundäre Brutraum zwar anscheinend durch den Spalt, der sich im Kamm der Faltenhülle vorfindet, mit der Atemhöhle der Mutter kommuniziert, so dals die Nährflüssigkeit im sekun- dären Brutraume sich dem Atemwasser der Mutter beimischen könnte. Thatsächlich aber ist der erwähnte Spalt während des gröfsten Teils der Entwicklung dadurch verschlossen, dafs die beiden Lippen, aus denen der Kamm der Faltenhülle besteht, sich dicht aneinander legen. Es sei diesbezüglich auf die Abbildungen der Taf. IV und VI verwiesen. Dafs die Ectoderm- zellen vielleicht die Aufnahme von Nährmaterial besorgen, darauf scheint die Gröfse und das eigentümliche Aussehen derselben hinzudeuten, Verhältnisse, welche wir oben pag. 403 ge- schildert haben. Es sei hier im Anschlusse an diese Dinge erwähnt, dafs man gelegentlich in dem sekundären Brutraume vereinzelte Zellen vorfindet, welche nicht dem Embryo angehören und demselben nicht zu entstammen scheinen. Man findet einige solcher Zellen in Fig. 21 bei = (Taf. III) abgebildet. Ich glaube, dafs es sich hier um Blutkörperchen der Mutter handelt, welche das innere Blatt der Faltenhülle durchwandert haben und in den Brutraum gelangt sind. Seitdem wir durch die neueren Untersuchungen Kowalevskys, die später von ver- schiedenen Seiten bestätigt worden sind, wissen, dafs epitheliale Lamellen für die Blutkörper- chen der Tunicaten durchaus nicht impermeabel sind, wird eine derartige Annahme nichts Unwahrscheinliches an sich haben. Durch die Querschnitte Fig. 24, 25 und 26 auf Taf. II und Fig. 27 auf Taf. IV ist das Stadium G gekennzeichnet, in welchem die Amnionhöhle (ah) eine beträchtliche Ver- Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 53 — 408 — kleinerung erfahren hat und gleichzeitig die untere Öffnung der Amnionhöhle durch die Aus- bildung der ectodermalen Basalplatte (eb in Fig. 27, Taf. IV) verschlossen worden ist. Die Verkleinerung der Amnionhöhle (ah) geht Hand in Hand mit einer Erweiterung jenes Raumes, welcher sich zwischen dem inneren Blatte der Amnionfalte und dem Ectoderm des Embryos erstreckt und welcher‘nun von einem Mesenchym (ms) erfüllt wird. Die Zellen dieses Mesen- chyms, welche — wie ich glaube — durch Teilung aus den grofsen Blastomeren des Stadiums E (Fig. 11 bl) hervorgegangen sind, liegen in diesem Stadium in dem genannten Raume noch ziemlich spärlich zerstreut. Das erwähnte Mesenchym stellt die Anlage der mesodermalen Organe des Embryos dar, während die entodermbildenden Zellen in Fig. 27 (Taf. IV) bei en zu erkennen sind. Sehr bald nach der erfolgten Verkleinerung und dem Verschlufs der Amnionhöhle ver- schwindet dieselbe und das ihre Wand zusammensetzende Epithel vollständig, so dafs keine Spur von diesen Bildungen mehr zu erkennen ist. Der Embryo zeigt dann an den nun folgenden Stadien auf Querschnitten eine einfachere Zusammensetzung als vorher. Auf einem Querschnitte durch das Stadium H (mit eben entwickelter Basalplatte), wie ihn die Fig. 28 (Taf. IV) repräsentiert, sehen wir die Oberfläche des Embryos durch das Eetoderm (ec) und die ectodermale Basalplatte (eb) gekennzeichnet. Das Innere des Embryos ist, wenn wir von der Cloakenhöhle und der Anlage des Pharynx absehen, von einem einfachen Mesenchym (ms) erfüllt. Wir bemerken keinen Rest der Amnionhöhle mehr und ebenso vermissen wir einen solchen in den nun folgenden Stadien, welche durch die Querschnitte Fig. 29 und 30 reprä- sentiert sind. Bereits Salensky (No. 31) und neuerdings Brooks (No. 7) haben erkannt, dals der Raum, welchen früher die „sekundäre Follicularhöhle“ einnimmt, später mit Mesen- chym erfüllt ist. Brooks bezeichnet die „sekundäre Follicularhöhle“, welche der Amnion- höhle entspricht, daher einfach als „body cavity“, eine Auffassung, welche nach den Angaben der früheren Autoren nahe lag und sich auch in dem Lehrbuche von Prof. Korschelt und mir (No. 16, pag. 1351) vertreten findet. Erst eingehendere Untersuchungen haben mich zu einer anderen Auffassung der vorliegenden Verhältnisse geführt. Ich habe den eigentlichen Prozefs der Rückbildung der Amnionhöhle nicht näher ver- folgen können. Ich habe an einzelnen Embryonen, die dem Stadium der Fig. 28 (Taf. IV) entsprachen, oder über dasselbe hinaus waren, Reste der Amnionhöhle erkennen können und sah, dafs die Zellen ihrer Wand nicht mehr die kubische Gestalt aufwiesen, wie in Fig. 27 (Taf. IV). Sie erschienen flacher, in ihrem Zusammenhange teilweise gelockert und viel blasser gefärbt, als die umgebenden Mesenchymzellen. Sonst konnte ich keine Spuren von — 409 — Degeneration an ihnen erkennen. Ich mufs erwähnen, dafs gelegentlich Reste der Amnion- höhle sich ziemlich lange erhalten. Dies scheint besonders in den vorderen Partien des Embryos der Fall zu sein. Hier kann man ein Überbleibsel der Amnionhöhle noch in den Stadien H, J und K vorfinden, welche überhaupt eine zusammengehörige Gruppe einander nahe stehender Stadien darstellen. Ein derartiges Beispiel von verzögerter Rückbildung der Amnionhöhle im Stadium K habe ich in der Querschnittserie der Figg. 33—37 abgebildet. Der Schnitt Fig. 37, welcher den hinteren Partien des Embryos entnommen ist, charakterisiert den betreffenden Embryo als dem Stadium K zugehörig. Wir erkennen dieselben Verhält- nisse, wie in Fig. 30 (Taf. IV). Der endopharyngeale Zellstrang (ed) ist sehr verkleinert, die Kiemenspalten (%s) sind zum Durchbruche gekommen. Von der Amnionhöhle ist auf diesem Schnitte nichts zu erkennen. Dagegen weisen die Schnitte durch die vordere Partie des Embryos (Fig. 33—36) einen deutlich erkennbaren Rest der Amnionhöhle (ah) auf. Da die Stadien H—K einander sehr nahe stehen und so vielfach ineinander übergehen, dals sie eigentlich wie ein einziges Entwicklungsstadium zu betrachten sind, so wird uns die erwähnte " Verzögerung der Rückbildung der Amnionhöhle nicht allzu wunderbar erscheinen. Cloakenhöhle. Wir haben oben (pag. 401) erwähnt, dals die Cloakenhöhle und die Amnionfalte die beiden ersten Organbildungen sind, welche sich an dem Embryo von Salpa fusiformis er- kennen lassen. Schon im Stadium D (Taf. I, Fig. 9) ist die Anlage der Cloakenhöhle als eine unpaare, von der unteren oder ventralen Fläche des Embryos sich einsenkende Ein- stülpung (el) zu erkennen. Die gleiche Art der Entstehung aus einer unpaaren Einstülpung konnte ich auch bei Salpa mazxima nachweisen, an welcher Form bereits Barrois (No. 1) etwas hierher Bezügliches beobachtet hat, wie aus einem Vergleiche seiner Fig. 10 mit meiner Fig. 11 (Taf. II) hervorgeht, wenngleich dieser Autor den Organen eine andere Deutung unterlegte, indem er die Anlage der Cloakenhöhle als primäre Darmhöhle und die Amnion- höhle als Cavit& placentale bezeichnete. Wenn er auch erwähnt, dals die Entodermhöhle mit der Cavit& placentale in Kommunikation steht, so hat er doch nicht vermutet, dafs dieselbe von dort aus“durch Einstülpung entstanden sei. Diesen Nachweis hat, so viel ich weils, Niemand !vor mir erbracht. Die Art der Entstehung der Cloakenhöhle aus einer unpaaren, ventralen Einstülpung ist eine sehr merkwürdige und es ist schwer, dieselbe mit der Ent- wicklung der gleichen Bildung bei anderen Tunicaten in Übereinstimmung zu bringen. 53*+ — 40 — Da mir von den Stadien D und E nur ungenügende Median- und Horizontalschnitte vorliegen, so habe ich in den Bau dieser Stadien nur insofern Einblick nehmen können, als sich derselbe aus Querschnitten |vgl. die Figg. 9 (Taf. I) u. 11 (Taf. II)] ergiebt. Ich muls meine Kenntnis von diesen Stadien aus der eben erwähnten Ursache als eine ziemlich lücken- hafte bezeichnen. Diese Lücke ist mir um so fühlbarer, als ich Ursache habe anzunehmen, dals vielleicht die erste Anlage des Nervensystems, nach der ich vergeblich geforscht habe, bereits in diesen Stadien zu erkennen ist. Überhaupt sind diese Stadien offenbar für den ganzen späteren Aufbau des Embryos von grolser Bedeutung. Von den entsprechenden Stadien von Salpa mazima liegt mir ein umfangreicheres Material vor. Doch lassen sich die dort zu beobachtenden Verhältnisse bei aller Übereinstimmung doch nicht direkt auf die von Salpa fusiformis beziehen. Aus dem in Fig. 9 (Taf. I) abgebildeten Querschnitte geht hervor, dafs das Lumen der Oloakeneinstülpung (el) anfangs keine sehr beträchtliche Ausdehnung hat, während die Mündung dieser Einsenkung verhältnismäfsig weit erscheint. In dem folgenden Stadium (Fig. 11, Taf. II) haben die Zellen, welche die Wand der Cloakenhöhle zusammensetzen, ebenso wie im ganzen übrigen Bereich des Eetoderms, deutlicheren epithelialen Zusammen- hang gewonnen, als dies in Fig. 9 zu erkennen war. Die Cloakenhöhle (el) zeigt am Quer- schnitte ein ungemein charakteristisches Aussehen. Sie hat sich besonders nach der queren Richtung erweitert und erscheint durch eine Einsenkung ihrer oberen Wand wie in zwei seitliche Divertikel geteilt. Ihre untere Öffnung ist bereits beträchtlich verengt und man erkennt, dafs sich der Verschluls dieser Öffnung vorbereitet. In dem nächstfolgenden Stadium (F) hat die Cloakenhöhle wieder eine beträchtliche Veränderung ihrer Gestalt erlitten. Man erkennt an Querschnitten (Fig. 12—15, Taf. I), dafs die Öffnung der Cloakeneinstülpung zum Verschluls gekommen ist. Die Stelle, welche in Fig. 14 und 15 mit m bezeichnet ist, würde der Lage der früheren Einstülpungsöffnaung entsprechen. Der Embryo ist in diesem Stadium im allgemeinen in die Höhe gewachsen und dem entspricht auch eine entsprechende Streckung der Cloakenhöhle nach der Höhen- dimension. Die gröfste Ausdehnung der Cloakenhöhle nach der queren Richtung kommt jetzt ihrem unteren oder basalen Anteile zu, während sie sich nach oben zu allmählich ver- schmälert (vgl. die Figg. 14 u. 15 auf Taf. II, sowie Fig. 21 auf Taf. III). Der nach oben sich erstreckende verschmälerte Teil erscheint an den Schnitten manchmal wie durch eine Einschnürung von dem unteren Teil abgesetzt (vgl. Fig. 14 u. 15, Taf. II). Ich glaube, dals dieser obere Zipfel es ist, welcher in späteren Stadien eine Ausmündung nach der Dorsalseite — al — (Egestionsöffnung) gewinnt (vgl. Taf. VI, Fig. 45, sowie Taf. V, Fig. 32, eg). An Horizontal- schnitten durch dieses Stadium erkennt man, dafs die Cloakenhöhle (el in Fig. 17 u. 16) im allgemeinen eine rautenförmige Gestalt aufweist, indem sie in den mittleren Partien erweitert erscheint und sich nach vorne und hinten in einen schmäleren Zipfel fortsetzt. Der hintere Zipfel ist an den Querschnitten der Fig. 12 und 13 (Taf. II) getroffen, während die einem späteren Stadium angehörigen Querschnitte Fig. 24 und 25, sowie Fig. 26 den vorderen Zipfel getroffen haben. Ich will hier erwähnen, dafs ich an dem hinteren Zipfel stets einige grölsere Zellen dicht anliegend beobachtet habe (n in Fig. 12 u. 16 auf Taf. II), welche sich durch die Gröfse und Beschaffenheit ihres Kerns auszeichneten und den sog. Blastomeren des Stadiums E (Fig. 11, bl, Taf. II) ähnlich waren. Über die Bedeutung dieser Zellen kann ich nichts aussagen. An Medianschnitten durch das Stadium F zeigt die Cloakenhöhle eine merkwürdig eingebuchtete Gestalt (Taf. III, Fig. 19), indem die Verbindung ihres nach oben reichenden Zipfels von der unteren erweiterten Partie durch eine von vorne eindringende Zellmasse ver- engt erscheint. Die Cloakenhöhle gewinnt auf diese Weise auf dem Medianschnitt (Taf. III, Fig. 19, el, und ähnlich ist das Bild dieser Höhle in dem ganzen Embryo Taf. III, Fig. 23) eine zweilappige Gestalt. Diese Form der Cloakenhöhle war bereits den früheren Autoren aufgefallen. Da dieselben die Cloakenhöhle in diesem Stadium als primäre Darmhöhle betrachteten und die Kieme durch Einfaltung ihrer Wand entstehen liefsen, so wurde die erwähnte Einschnürung mit der Bildung der Kieme in Zusammenhang gebracht, womit sie jedoch — wie wir sehen werden — nichts zu thun hat. Wir erkennen die an dem Median- schnitte zweilappige Gestalt der Cloakenhöhle an der Fig. 14 von Barrois (No. 1, wo die beiden Teile der Cloakenhöhle mit ce und cr bezeichnet sind). Eine ähnliche Gestalt. der Cloakenhöhle läfst der Medianschnitt, welchen Salensky auf Taf. 23 in Fig. 12 pet von Salpa punctata abbildet, erkennen. Doch dringt an diesem Schnitte der Vorsprung Gbcl an der von dem Nervenvorsprung Nvp abgewendeten Seite, also von hinten in die Cloakenhöhle ein, was mit meiner Fig. 19 auf Taf. III in Widerspruch steht. Die mit Pdh bezeichnete Höhle in der erwähnten Figur Salenskys dürfte wohl auf die Amnionhöhle zu beziehen sein. Sehr deutlich ist die eingebuchtete Gestalt der Cloakenhöhle (Pdh) an einem Medianschnitte ‘von Salpa mazxima, welchen Salensky in Fig. 9af auf Taf. 16 abbildet. An jener Stelle, an welcher in früheren Stadien die Öffnung der Cloakeneinstülpung zu erkennen war, bildet sich nach Verschlufs dieser Öffnung, also im Stadium F, eine Zell- ansammlung (m in Fig. 13, 14 u. 15, Taf. II und Fig. 21, Taf. III) aus, welche zu den — 42 — charakteristischen Bildungen des erwähnten Stadiums gehört. Ich führe diese Zellansammlung auf das Ectoderm zurück und glaube, dafs sie jenen Zellen entstammt, welche in den früheren Stadien die Lippen der Cloakeneinstülpungs-Öffnung umgaben. Die gleiche Bildung scheint auch bei Oyclosalpa pinnata vorzukommen. Sie wurde daselbst von Todaro (No. 35) erkannt und als „bottone vitellino“ oder „Dotterknospe“ bezeichnet (bo in Fig. 11, 13 u. 14 auf Taf. I, ferner in Fig. 15 u. 16 auf Taf. II der erwähnten Abhandlung). Bezüglich ihrer Entstehungs- weise vgl. No. 35, pag. 15. Die in Rede stehende Zellmasse ist für die spätere Entwicklung der Pharynxhöhle — wie wir unten pag. 420 sehen werden — nicht ohne Wichtigkeit, denn aus ihr geht der von mir so genannte „endopharyngeale Zellstrang“ hervor, in dessen Um- gebung die Entodermzellen zur Bildung des Pharynxepithels zusammentreten. Die Gestalt, welche die Cloakenhöhle in den späteren Stadien der Entwicklung annimmt, nähert sich bereits dem ausgebildeten Zustande. Dieselbe ist am besten an den Median- schnitten Fig. 31 und 32 auf Taf. V zu erkennen. Der Embryo streckt sich in diesen Stadien in der Richtung seiner Längsaxe und dementsprechend weist auch die Cloakenhöhle ihre gröfste Dimension nach dieser Richtung auf. Die Wand der Cloakenhöhle berührt das Ecto- derm an jener Stelle, an welcher die Egestionsöffnung zur Entwicklung kommt (Fig. 32 eg, Taf. V). Querschnitte durch spätere Entwicklungsstadien lassen erkennen, dafs wichtige Ver- änderungen sich an dem Boden der Cloakenhöhle vorbereiten. Wir erkennen in Fig. 27 (Taf. IV) zwei durch eine Furche getrennte Wülste, die Kiemenwülste (wie ich sie bezeichne, kw), welche als erste Anlage des späteren Kiemenbandes zu betrachten sind. In welcher Weise die Kieme der Salpen sich ausbildet, werden wir unten (pag. 422) genauer zu schildern haben. Übrigens sind die entsprechenden Vorgänge bei Betrachtung der Abbildungen auf Taf. IV ohne weiteres von selbst verständlich. Ich habe noch zu erwähnen, dals die Cloakenhöhle durch einen nach vorne entsandten Zipfel eine mir bisher rätselhafte Beziehung zur Anlage des Ganglions resp. der Flimmer- grube erkennen lälst. Ich werde auf diese Verhältnisse weiter unten eingehender zu sprechen kommen. Schon Leuckart (No. 22) hatte die gesonderte Entstehung der beiden grofsen Höhlen des Salpenkörpers, der Cloakenhöhle und der Pharynxhöhle, beobachtet. Erst die Autoren einer späteren Zeit glaubten von diesem Gesichtspunkte abgehen zu sollen. Man nahm an, dafs die beiden genannten Cavitäten durch sekundäre Teilung aus einer ursprüng- lich einfachen Höhle, der primären Darmhöhle, hervorgehen. Man liefs dann die Kieme —. 49) — durch eine Einfaltung der Wand dieser Höhle entstehen. Nach dieser Anschauungsweise wäre das, was man an der ausgebildeten Salpe als Atemhöhle bezeichnet, als eine von Anfang an einheitliche Bildung zu betrachten. Da jedoch eine derartige Entstehung der Kieme mit dem, was wir von anderen Gruppen der Tunicaten wissen, nicht stimmen wollte, so mulste man konsequenter Weise annehmen, dals die Kieme der Salpen der der übrigen Tunicaten nicht homolog sei, eine Konsequenz, zu welcher Salensky thatsächlich geführt wurde. Todaro in seiner früheren Abhandlung (No. 35), Barrois (No. 1) und Salensky (No. 31) sind als Vertreter der erwähnten Anschauung zu bezeichnen. Nach Todaro (No. 55, p. 31) entsteht die Kieme durch eine Einfaltung der Wand der primären Darmhöhle (Cavitä intestinale primitiva). Der so gebildete Fortsatz verlötet sodann mit der gegenüberliegenden Stelle der Wand der Atemhöhle, wodurch die Kiemenanlage ihren zweiten Anheftungspunkt gewinnt. In ähnlicher Weise lälst Barrois (No. 1, pag. 481) unter Bezugnahme auf seine oben (p. 411) erwähnte Fig. 14 die Sonderung der Cloakenhöhle und Pharynxhöhle durch eine Einfaltung der Wand der primären Darmhöhle (cavit& entodermique) sich vollziehen. Auch Salensky steht durchaus auf dem Standpunkte, dafs die Cloakenhöhle ein abgeschnürter Teil der ursprünglichen entodermalen Darmhöhle sei. Dagegen glaubte er sich überzeugt zu haben, dafs die Bildung der Kieme in verschiedenen Salpenarten nach differenten Typen sich vollziehe. Für Cyclosalpa pinnata schildert Salensky die Entstehung der Kieme (No. 31, pag. 139) in ähnlicher Weise, wie er dieselbe früher für T’halia democratica (No. 27) angegeben hatte. Die primäre Darmhöhle entsendet nach der Dorsalseite paarige Divertikel (Fig. 33 pin A, No. 31), während die zwischen beiden vorhandene Einbuchtung der dorsalen Wand der Darmhöhle als Anlage der Kieme betrachtet werden muls. Indem die beiden Divertikel die erwähnte Anlage dorsalwärts umgreifen und mit einander verschmelzen, wird die Kieme zu einer freien, die Atemhöhle durchziehenden Substanzbrücke umgewandelt. Die Cloakenhöhle entsteht durch Verschmelzung der beiden genannten Divertikel. Nach einem anderen Typus lälst Salensky die Bildung der Kieme bei Salpa mazima (No. 31, pag. 163, Taf. 17, Fig. 11ef u. 13«f) und bei Salpa fusiformis (No. 31, pag. 354, Taf. 24, Fig. 7fsf u. sfsf) vor sich gehen, indem nämlich zwei seitliche Falten der entodermalen Wand der primären Darmhöhle gegen einander wachsen, sich erreichen und mit einander verschmelzen, worauf sich ihre Verbindung mit der Wand der primären Darmhöhle teilweise löst, so dals schlielslich das Kiemenband nur mit seinem vorderen und hinteren Ende an dieser Wand befestigt ist. In welcher Weise sich Salensky die Entstehung der Kieme bei Salpa punctata vorgestellt hat, ist nach seiner Schilderung (pag. 339, No. 31) schwer zu verstehen. Jedenfalls — 44 — entsteht auch hier die Kieme aus einer Einfaltung der Wand der primären Darmhöhle. An dem Embryo von Pegea confoederata (Salpa bicaudata) ist nach Salensky zuerst die primäre Darmhöhle zu erkennen, erst später tritt die Cloakenhöhle auf, doch konnte Salensky die Art der Entstehung der letzteren nicht beobachten (No. 31, pag. 374, Taf. 26, Fig. 9 bed), Der erwähnten Auffassung bezüglich der Entstehungsweise der Kieme und Cloakenhöhle lag offenbar, wie auch Brooks (No. 7, pag. 294) hervorhebt, die irrtümliche Voraussetzung zu Grunde, dals die erste in dem Embryo erkennbare Höhle die primäre Darmhöhle sein müsse. Erst in neuerer Zeit hat sich eine Wandlung unserer Anschauungen vorbereitet. Bereits Todaro (No. 40) hat eine selbständige Entstehung der Cloakenhöhle durch eine Ectodermeinstülpung angenommen. Eine zweite, später erfolgende Einstülpung des Eetoderms solle zur Bildung der Egestionsöffnung führen. Indem Todaro auf diese Weise seine früheren Angaben korrigierte, stellte er sich auf den Boden der Anschauung, dals die Pharynxhöhle und die Cloakenhöhle zwei ihrem Ursprunge nach getrennte Bildungen seien, aus deren Vereinigung die Cloakenhöhle hervorgehe. Die gleiche Anschauung habe ich in meinem Göttinger Vortrage (No. 8) vertreten und unabhängig von mir und fast gleichzeitig hat Brooks (No. 6 u. 7) sich zu ganz übereinstimmenden Resultaten geführt gesehen. Bezüglich der ersten Entstehungsweise der Cloakenhöhle hatte Salensky (No. 31) für Cyclosalpa pinnata angegeben, dals dieselbe paarig angelegt werde und zwar in der Form zweier anfangs solider Zellgruppen (D u. D‘ in Fig. 212%, Taf. 11), welche Salensky auf die Follikelwand zurückführen zu können glaubte. Salensky hat diese Zellgruppen als paarige Anlagen der primitiven Darmhöhle (No. 31, pag. 114) bezeichnet. Seine Angaben sind neuerdings durch Brooks (No. 7) bestätigt worden. Auch nach Brooks ist die Anlage der Cloakenhöhle bei Cyclosalpa pinnata eine paarige und zwar besteht dieselbe in zwei Einstülpungen jener äulseren, oberflächlichen Schicht des Embryos, welche Brooks als somatische Lage der Follikelzellen bezeichnet. Da auch bei den Ascidien die Cloakenhöhle durch Verschmelzung zweier Ectodermeinstülpungen, der paarigen sog. Cloakenbläschen, hervorgeht, so scheint Cyclosalpa pinnata diesbezüglich primitivere Verhältnisse darzubieten, als jene sind, welche ich oben für Salpa fusiformis geschildert habe. Sollten sich die erwähnten Angaben von Salensky und Brooks bezüglich der Ent- stehung der Cloakenhöhle aus einer paarigen Anlage für COyelosalpa pinnata als richtig erweisen, so würde sich für die genannte Form eine erhebliche Übereinstimmung hinsichtlich dieses Punktes mit der Entwicklung der Ascidien ergeben. Obgleich hieraus für diese An- gaben ein ziemlicher Grad von innerer Wahrscheinlichkeit erflielst, so muls ich doch gestehen, BEE — 45 — dals es mir bei der Übereinstimmung, die in den wesentlichen Punkten der Entwicklung von Cyclosalpa und Salpa zu erkennen ist, zweifelhaft erscheint, ob diese beiden Gattungen bezüglich dieses einen Punktes in der That so weit von einander abweichen. Die Angaben der genannten Autoren erscheinen mir nicht genügend durch Abbildungen unterstützt. Bei Salensky bezieht sich auf die erste Anlage der Cloake nur die schwer zu deutende Fig. 21 pin (Taf. XI, No. 31), bei Brooks (No. 7) die Fig. 1 auf Taf. XII, und aulserdem die Text- figuren A und B auf pag. 29. Dagegen weist der Querschnitt, welchen Salensky (No. 31) in Fig. 28A pin auf Taf. 12 abbillet, eine ziemliche Übereinstimmung mit den Verhältnissen auf, welche meine Figg. 9 und 11 erkennen lassen. An dem erwähnten Querschnitte erscheint die Cloakenanlage in der Medianlinie nach unten nicht vollkommen abgeschlossen. Ich kann daher die Vermutung nicht unterdrücken, dafs vielleicht auch die Entwicklung der Cloaken- höhle von Oyelosalpa pinnata mit dem von mir für Salpa fusiformis und maxima erkannten Typus in Übereinstimmung steht. Die Thatsache, dals die Anlage der Cloakenhöhle bei den von mir untersuchten Salpen aus einer unpaaren Ectodermeinstülpung von der unteren, der Placenta zugewendeten Fläche des Embryos aus entsteht, erscheint schwer verständlich, wenn man bedenkt, dals der Embryo in den späteren Stadien seine ventrale Fläche der Placenta zugewendet zeigt. Die Cloaken- höhle ist dagegen ein der Dorsalseite angehöriges und bei den Ascidien von dieser aus sich entwickelndes Organ. Es mufs daher der Gedanke als ein naheliegender bezeichnet werden, ob nicht der Salpenembryo im Laufe seiner Entwicklung durch eine Rotation um seine Queraxe seine Lage gegenüber der Placeuta verändert. Aus meinen Untersuchungen haben sich keine bestimmten Anhaltspunkte für eine derartige Annahme ergeben. Dagegen hat Salensky diesen Punkt, der mir für die ganze Auffassung der Salpenentwicklung von grofser Wichtig- keit zu sein scheint, im folgenden Passus gestreift: „Wenn man die Stadien des Umwachsens (durch die Faltenhülle) mit den späteren Stadien vergleicht, so kann man sich leicht überzeugen, dafs das grölsere Blatt dem vorderen (neuralen) Teil des Embryo, das kleinere dem hinteren (hämalen) entspricht. Um diese beiden Seiten mit dem definitiven Zustande des Salpenkörpers vergleichen zu können, muls man den Körper der Salpe sich aufrecht vorstellen, so dals die vordere Seite des Embryo der oberen, die untere der hinteren Seite des ausgebildeten Tieres bei normaler Stellung entsprechen soll. Die Bezeichnung „oben“ und „unten“ beim Embryo ist schon aus der Lage des Vorn und Hinten verständlich. Eine genaue Orientierung ist bei einem so zusammen- gesetzten Objekt, wie der Salpenembryo, überaus wichtig, weil man nur durch die Kenntnis Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVII. 54 —. 416) — der Lagerungsverhältnisse der Organe eine richtige Idee von der Schnittrichtung und vom Bau des Embryokörpers erhalten kann.“ (Salensky No. 31, pag. 101.) Zur näheren Orientierung der Leser mögen die beifolgenden Schemata dienen. Fig. @ stellt einen Medianschnitt durch einen Embryo von Oyelosalpa pinnata in jenem Stadium dar, in welchem der Embryo von der Faltenhülle umwachsen wird. Man erkennt, dals die Falten- hülle an einer Seite des Embryos höher emporwächst, als an der anderen. Diese Seite (a—b) bezeichnet Salensky als die vordere des Embryos und er giebt an, dafs dieselbe der oberen Fläche der ausgebildeten Salpe (Fig. H a'’—b') entspricht. Dagegen soll nach der oben Fig. H. Schematische Ansicht einer ausgebildeten Salpe in der gleichen Orientierung, wie sie nach der Auf- Fig. @. Embryo von C'yelosalpa pinnata, unserem Stadium © fassung Salenskys dem Embryo nahestehend (nach Salensky, etwas abgeändert). Fig. G zukommt. n Nervensystem, a—b vordere Seite, b—c untere Seite des Embryos. h Herz. angeführten Stelle von Salensky die untere Fläche des Embryos (Fig. G b—c) dem hinteren Teil der ausgebildeten Salpe (Fig. H b’.—c') entsprechen. Wenn wir daher dem Embryo und der ausgebildeten Salpe die gleiche Orientierung geben wollten, so mülsten wir die aus- gebildete Salpe senkrecht derart aufstellen, wie dies in dem Schema Fig. H geschehen ist. Sollte eine derartige Aufstellung thatsächlich den Verhältnissen der Embryonen jüngerer Stadien entsprechen, so würde eine Entstehung der Cloakenanlage von der unteren Fläche des Embryos in diesem Falle nicht allzu merkwürdig erscheinen. Da die Salpenembryonen in den späteren Stadien eine horizontale Lage einnehmen, indem sie mit ihrer ventralen Fläche der Placenta aufgewachsen erscheinen, so würde sich aus den erwähnten Angaben Salenskys eine Rotation des Embryos aus der Stellung der Fig. H in die spätere hori- zontale Lage ergeben. — Ali — Ich muls aber erwähnen, dals aus den Abbildungen, welche Salensky für die mitt- leren Stadien der Embryonalentwicklung von Cyelosalpa pinnata giebt, sich eine Orientierung des Embryos entnehmen läfst, welche mit der von Salensky in der oben angeführten Stelle für die jüngeren Stadien angenommen nicht nur nicht übereinstimmt, sondern derselben annähernd entgegengesetzt ist. Ich gebe in Fig. J eine Reproduktion von Salenskys Fig. VIllpir auf Taf. 6 (No. 31) und daneben eine schematische Abbildung einer aus- gebildeten Salpe bei annähernd gleicher Orientierung (Fig. K). Man erkennt, dafs die Fig. J. Embryo von Cyelosalpa pinnata (nach Sa- Fig. K. Schematische Ansicht einer lensky). 5% blutbildende Knospe, cl! Cloakenhöhle, ausgebildeten Salpe in der gleichen f Faltenhülle, % Herzanlage, © Anlage der Igestions- Orientierung wie der Embryo Fig. J. öffnung, n Anlage des Nervensystems, p Placenta, n Nervensystem, h Herz. pc Pericardialsäckchen. vordere Partie des Salpenkörpers nach unten gerichtet ist, während sie in dem Schema Fig. H nach oben gewendet erscheint. Es war mir unmöglich, die hier vorliegenden Widersprüche zu beseitigen. Nichts- destoweniger glaubte ich einen Punkt, der für die ganze Auffassung der Salpenentwicklung von so grolser Bedeutung ist, nicht mit Stillschweigen übergehen zu sollen. Pharynxhöhle. Wir haben oben (pag. 401) erwähnt, dafs der Embryo im Stadium E (Taf. II, Fig. 11) aus zwei verschiedenen Teilen besteht: 1. einer oberflächlichen Epithelschicht, welche ich als Ectoderm bezeichne und welche durch Faltenbildung sowohl die Amnionfalte als auch die 54* — 48 — Cloakeneinstülpung hervorgehen läfst, nnd 2. einer Anzahl gröfserer Zellen, welche in der primären Leibeshöhle gelegen erscheinen und den Charakter von Blastomeren beibehalten haben. Die Kalymmocyten, welche dem Embryo beigemischt waren, scheinen in diesem Stadium bereits völlig aufgezehrt zu sein. Wir finden weder freie Kalymmoeyten in erheb- licher Anzahl mehr vor, noch können wir welche im Zellleib der Blastomeren entdecken. Die Blastomeren stellen nach meiner Auflassung die Anlage des Mesoderms und Ento- derms der Salpen dar. Ich trete hierdurch in einen Gegensatz zu Salensky (No. 31), welcher die Blastomeren zu grunde gehen lies. Nach Brooks (No. 6 u. 7) dagegen sind diese Elemente aufgespeichertes Keimmaterial, dazu bestimmt, in späteren Stadien die defini- tiven Gewebe der einzelnen Organe, welche einstweilen von Kalymmocyten aufgebaut worden waren, zu produzieren. Für Brooks würden demnach die Blastomeren des Stadiums E (Fig. 11) nicht blofs die Anlage mesodermaler und entodermaler, sondern auch ectodermaler Organe repräsentieren, während sämtliche kleineren Zellen dieses Stadiums als Kalymmoeyten anzusprechen wären. Ich habe mich bezüglich dieser Verhältnisse bereits oben (pag. 390) ausgesprochen. Die „Blastomeren“, wie ich die erwähnten gröfseren Zellen des Stadiums F der Kürze halber bezeichnen will, zeigen in diesem Stadium eine aufserordentlich regelmälsige, bilateral- symmetrische Anordnung. Dies läfst sich zum Teil bereits aus meiner Fig. 9 (Taf. I) und Fig. 11 (Taf. II) ersehen, zum Teil geht es auch aus der Schilderung, welche Salensky (No. 31, pag. 112 ff) für die entsprechenden Stadien von Cyclosalpa pinnata entwirft, hervor. Leider war ich nicht in der Lage, mich vollständig über die Verteilung der Blastomeren zu orientieren, da es mir für das Stadium D und F an entsprechenden Median- und Horizontal- schnitten fehlte. Im allgemeinen schienen mir die Blastomeren in einer seitlich der Median- ebene verlaufenden Doppelreihe angeordnet zu sein, welche, der gewölbten Gestalt des Embryos folgend, einen bogenförmigen Verlauf nimmt und mit ihrem vorderen und hinteren Ende zwischen die beiden Blätter der Amnionfalte hineinreicht. Dieser Doppelreihe würden die beiden dorsalen „Blastomeren“ der Querschnitte Fig. 9 und Fig. 11 angehören. Ein Stück dieser Doppelreihe sieht man in Fig. 20 auf Taf. III in einem Querschnitt getroffen, welcher durch das Ende eines Embryos geführt ist und von demselben gleichsam nur den Anschnitt wiedergiebt. Ich glaube, dafs diese Doppelreihe von Blastomeren die Elemente des späteren Mesoderms enthält und dafs durch Teilung derselben das bereits mehrfach erwähnte Mesen- chym der späteren Stadien entsteht. Aufserdem zeigen die Querschnitte Fig. 9 (Taf. D) und Fig. 11 (Taf. II) stets noch paarig angeordnete „Blastomeren“ zu den Seiten der — 49 — Mündung der Cloakeneinstülpung. Diese letzteren betrachte ich als die entodermbildenden Blastomeren. In den Stadien E und F ist die Vermehrung der „Blastomeren“ durch fortgesetzte Teilung eine sehr rege. Es war schon Salensky aufgefallen, dafs man in späteren Stadien die Zahl der blastomeren-ähnlichen Zellen vermehrt findet, während dieselben an Gröfse ein- gebülst haben. Nichtsdestoweniger glaubte er, dals diese Zellen an dem Aufbau des Embryos nicht teil nehmen, sondern schliefslich zu grunde gehen. Er schildert (No. 31, pag. 133) das Kleinerwerden der „Blastomeren“, ihr verändertes Aussehen, das Verschwinden der poly- gonalen Parcellen aus ihrem Zellplasma etc. Dann fährt er fort: „Diese Übergangsstadien in der Blastomerenentwicklung können jedenfalls auf die schon oben ausgesprochene Ver- mutung der regressiven Metamorphose hinweisen. Man könnte diese Veränderungen vielleicht durch andere Ursachen, z. B. durch einen starken Vermehrungsakt der Blastomeren erklären, aber wir stolsen dabei auf keine Zeichen einer starken Vermehrung. Dafs die Blastomeren sich vermehren, kann man schon aus der wenn auch ziemlich geringen Zunahme ihrer Zahl schlielsen, aber diese Vermehrung tritt beschränkt auf. Können wir also die Grölsenabnahme der Blastomeren nicht durch ihre Vermehrung erklären, so bleibt uns allein die regressive Metamorphose übrig, welche diese Veränderungen der Blastomeren zu erläutern imstande ist“ (No. 31, p. 134). Ich kann mich dieser Ansicht Salenskys nicht anschliefsen und habe meinen Standpunkt bereits in zwei vorläufigen Mitteilungen (No. 8 u. 9) präzisiert. Ich stimme mit Brooks (No. 6 u. 7) darin überein, dals die „Blastomeren“ nicht zu grunde gehen, sondern sich durch Teilung vermehren und dals ihre Abkömmlinge bestimmt sind, eine wichtige Rolle an dem Aufbaue des Embryos zu übernehmen. Hinsichtlich des letzteren Punktes gehen allerdings — wie oben erwähnt wurde — meine Anschauungen und die von Brooks auseinander. Für die Ansicht, dafs die „Blastomeren“ sich durch Teilung vermehren, scheinen mir folgende Beobachtungen zu sprechen: 1. Man kann in den Stadien E und F nicht selten Kernteilungsfiguren an den „Blasto- meren“ wahrnehmen. Ich habe zwei solche Fälle in meinen Figg. 20 und 22 auf Taf. III abgebildet. In Fig. 22 sieht man rechts eine in Teilung begriffene Zelle, während linkerseits zwei kleinere Blastomeren dicht aneinander liegen und offenbar durch Teilung aus einer grölseren Zelle hervorgegangen sind. 2. Die blastomeren-ähnlichen Zellen nehmen an Grölse stetig ab, während ihre Zahl sich vermehrt. Später verschwinden sie, weil sie sich durch fortgesetzte Teilung in Elemente auflösen, welche nicht mehr den Charakter von Blastomeren an sich haben, sondern als — 420 — gewöhnliche Mesenchymzellen oder Entodermzellen erscheinen. Man kann zwischen letzteren- und den kleineren Blastomeren alle Übergangsstadien beobachten. Dagegen habe ich an den Blastomeren niemals Merkmale auftreten sehen, welche zur Annahme einer regressiven Metamorphose genötigt hätten. Die erwähnten Elemente schienen mir, so weit ich Gelegenheit hatte, die hier einschlägigen Stadien zu untersuchen, durchaus lebenskräftig zu sein. Jedenfalls hatten sie, wenn man von der Abnahme ihrer Grölse absieht, durchaus nichts von den charakteristischen Merkmalen eingebülst, die diesen Elementen in den früheren Stadien zukommen. Die Figuren meiner Taf. II und unter diesen besonders Fig. 14 und 17 zeigen uns in der primären Leibeshöhle des Embryos zum Teil Zellen, die noch den Charakter von Blasto- meren bewahrt haben, wenngleich sie nicht mehr so deutlich hervortreten, wie in Fig. 11, zum Teil jedoch bereits ganz kleine Mesenchymzellen. Uns interessiert hier zunächst das Schicksal jener Blastomeren, welche ich oben (pag. 419) als entodermbildende bezeichnet habe und welche die primäre Darmhöhle aus sich hervorgehen lassen. Ich kann für diese Höhle den Ausdruck Pharynxhöhle verwenden, da dieser Teil des Darmes zunächst zur Anlage kommt, während der Darmkanal im engeren Sinne erst später‘ (wie eine Knospe) aus der Pharynxhöhle hervorwächst. Nach Verschlufs der Öffnung der Cloakeneinstülpung erkennt man die entodermbildenden Blastomeren als paarige Zellgruppe zu beiden Seiten jenes ectodermalen Zellpropfes (m) ge- lagert, der bei dem Verschlufs der genannten Öffnung entstanden war (Taf. II, Fig. 13, 14, 15 u. 18). Wir haben oben die Entstehung der genannten Zellansammlung (m) in kurzem geschildert (pag. 411 u. 412). Diese Zellansammlung ist in Fig. 27 (Stadium G) ebenfalls (m), wenngleich weniger deutlich zu erkennen. Man kann beobachten, dass die entodermbildenden Blastomeren von beiden Seiten diese Zellgruppe zu umschlielsen beginnen. Im folgenden Stadium (H) zeigt sich am Querschnitte (Fig. 28, Taf. IV) ein etwas geändertes, aber ungemein charakteristisches Bild. Die erwähnte Zellansammlung hat sich zu einem Propfe oder Zellstrang zusammengeschlossen, dessen Elemente an meinen Präparaten dadurch auf- fielen, dals sie ganz blals gefärbt waren. Ich bezeichne diese Bildung von nun an als endo- pharyngealen Zellstrang (ed). Man kann denselben auch an dem Medianschnitte Fig. 31 (Taf. V) erkennen. In der Umgebung dieses Zellstranges hat sich eine Anzahl kleiner‘ Embryonalzellen (en) angesammelt, welche offenbar durch Teilurg aus den entodermbildenden Blastomeren der Fig. 27 hervorgegangen sind, welche sich aber in dem vorliegenden Stadium (Fig. 28) kaum von den Zellen des umgebenden Mesenchyms unterscheiden lassen. Diese — 421 — Zellen, welche den endopharyngealen Zellstrang bereits in ziemlich dichter Lagerung umgeben, stellen die erste Anlage des entodermalen Pharynxepithels dar. Der endopharyngeale Zell- strang bildet sozusagen die Form, um welche das entodermale Keimblatt sich herum ordnet. In dem folgenden Stadium (J, Fig. 29, Taf. IV) haben die Entodermzellen bereits eine deutliche epitheliale Anordnung gewonnen. Der endopharyngeale Zellstrang hat sich ver- kleinert. Er erfüllt nun den Raum innerhalb des entodermalen Epithels nicht mehr voll- ständig. Auf diese Weise ist die Pharynxhöhle entstanden. Querschnitte durch ein noch späteres Entwicklungsstadium (K) zeigen Fig. 30 auf Taf. IV und Fig. 37 auf Taf. V, während Fig. 32 einen Medianschnitt durch das erwähnte Stadium wiedergiebt. Man erkennt, dafs der endopharyngeale Zellstrang seiner völligen Rück- bildung entgegengeht. Doch kann man ihn noch im Stadium L (auf Taf. VI in Fig. 40) erkennen. Die Pharynxhöhle war in den früheren Stadien von der darüber liegenden Cloaken- höhle durch ein queres Septum getrennt, welches die Kiemenwülste trug (Taf. IV, Fig. 29). Dieses Septum erscheint nun in seinen seitlichen Partien durchbrochen (Fig. 30). Auf diese Weise sind die Kiemenspalten zur Ausbildung gekommen. Die Cloakenhöhle und die Pharynx- höhle haben sich nun zur Bildung einer gemeinsamen Cavität, der Atemhöhle, vereinigt, welche von dem Kiemenbande durchsetzt wird. Der Querschnitt des letzteren lälst noch immer in der Form von seitlichen Verdiekungen die früheren Kiemenwülste erkennen. Auf diese Weise haben sich jene Verhältnisse entwickelt, welche für das Stadium L charakteristisch sind und die man am besten an dem Querschnitte Fig. 44 auf Taf. VI überblicken kann, Verhältnisse, welche dem Zustande der ausgebildeten Form bereits sehr nahe stehen. Bei Besprechung des Querschnittes Fig. 44 (Taf. VI) muls ich zweier, mir rätselhafter Punkte Erwähnung thun: 1. das Vorhandensein der Zellgruppe x an der Ventralseite des Pharynx, über deren Deutung ich nicht ins klare kommen konnte; 2. das Auftreten ver- einzelter kleiner Zellen an der Innenseite des Pharynxepithels. Man erkennt diese kleinen Zellen auch an den übrigen Figuren der Taf. VI. Mir schienen dieselben nur infolge der Konservierung von dem entodermalen Epithel der Pharynxhöhle losgelöst zu sein. Wenn ich ihrer hier Erwähnung thue, so geschieht dies deshalb, weil verschiedentlich von Seiten der Autoren das Vorhandensein von Zellen innerhalb der Pharynxhöhle der Salpenembryonen angegeben worden ist, so von Todaro (No. 35, pag. 30, Taf. II, Fig. 16 mn), ferner von ‚Salensky (No. 31, pag. 131, Taf. 13, Fig. 32 rin A u. B, Taf. 14, Fig. 33 pin u. A.) und von Brooks (No. 7). Alle die erwähnten Mitteilungen beziehen sich auf Cyelosalpa pinnata, wo die Zahl der Zellen in der Atemhöhle in gewissen Stadien eine sehr beträchtliche zu sein — 42 — scheint. Ich bin im Zweifel, ob die von mir bei Salpa fusiformis beobachteten Zellen den für Oyelosalpa pinnata erwähnten entsprechen. Jene Zellen, welche Salensky (No. 31) bei Salpa punctata innerhalb der Pharynx-- höhle vorgefunden hat und in seinen Figg. 13 pet, 14 pet und 15 pet (Taf. 23) mit Jz bezeichnet, beziehe ich auf den endopharyngealen Zellstrang, welcher von demselben Autor auch bei Salpa fusiformis (Taf. 24, Fig. 7fsf Uest, Fig. 8fsf ©) beobachtet worden war. Aus meiner obigen Darstellung geht hervor, dafs ich bezüglich der Entstehung des endopharyngealen Zell:tranges von Salensky (No. 31, pag. 354) abweiche. Über die Entstehung des Darmkanals im engeren Sinne habe ich keine eingehenderen Untersuchungen gemacht. Man sieht das zipfelförmige Darmrudiment, mit Zellen des Endo-- pharyngealstranges gefüllt, an dem Querschnitt Fig. 38 (auf Taf. V) neben und etwas über dem Pericardialsäckchen gelegen. Über die Entwicklung des Endostyls fehlt es mir an Beobachtungen. Die Entstehung der Ingestionsöffnung ig ist an dem Medianschnitte Fig. 32° (Taf. V) zu erkennen. Über die Beziehungen der Pharynxhöhle zur Ganglienanlage soll unten Genaueres gebracht werden. Kieme. Ich habe die Entstehungsweise der Kieme in den beiden vorhergehenden Kapiteln in ausführlicher Weise geschildert und habe dem nichts Wesentliches hinzuzufügen. Hier sei in kurzer Wiederholung der oben angeführten Thatsachen hervorgehoben, dals der erste in dem Salpenembryo zur Entwicklung kommende Hohlraum die Cloakenhöhle ist und nicht — wie frühere Autoren meinten — die primäre Darmhöhle. Die Cloakenhöhle entsteht bei Salpa fusiformis und maxima aus einer unpaaren ventralen Ectodermeinstülpung, bei Cyclosalpa pinnata dagegen nach den Beobachtungen von Salensky (No. 31) und Brooks (No. 6 u. 7) durch Verschmelzung paariger, wohl auch auf das Ecetoderm zurückzuführender Anlagen. In verhältnismäfsig frühen Stadien wird der Boden der Cloakenhöhle durch das Auftreten paariger Erhebungen, der Kiemenwülste, ausgezeichnet. Erst in späteren Stadien kommt durch eine Reihe merkwürdiger Entwicklungsprozesse, welche wir oben (pag. 420 u. ff.) ausführlich geschildert haben, die Pharynxhöhle zur Ausbildung. Jenes quere Septum, welches nun die Cloakenhöble von der Pharynxhöhle trennt und die Kiemenwülste trägt, ist als Anlage der Kieme zu betrachten. Jenes Septum wurde bereits- für Salpa fusiformis (No. 31, Taf. 24, Fig. 8ff) von Salensky beobachtet. Nur gab sich Salensky bezüglich der ersten Entstehung dieses Septums irrtümlichen Vorstellungen hin. Den Durchbruch der seitlichen Kiemenspalten dagegen und das dadurch bedingte Freiwerden des Kiemenbandes schildert Salensky ganz übereinstimmend mit meinen Angaben (No. 31, pag. 354). Ich will nur hinzufügen, dafs nach meinen Beobachtungen, in Übereinstimmung mit vielen für andere Tunicaten gemachten Angaben, die Pharynxhöhle an dem Durchbruch der Kiemenspalten gröfseren aktiven Anteil besitzt als die Cloakenhöhle, indem aus meinen Präparaten zu ersehen ist, dafs von der Pharynxhöhle zwei kurze Divertikel gegen die Cloakenhöhle entsendet werden, welche den Durchbruch vermitteln. Die Kiemenspalten sind demnach noch von entodermalem Pharynxepithel ausgekleidet. In welcher Weise die Blut- räume innerhalb des Kiemenbandes zur Entwicklung kommen, habe ich nicht beobachtet. Bezüglich der Entstehung der Kieme, sowie des Verhältnisses der Cloaken- und Pharynxhöhle zu einander stimmen meine Beobachtungen in allen wesentlichen Punkten mit den neuerdings von Brooks (No. 6 u. 7) geltend gemachten Gesichtspunkten überein. Ich stehe nur insoferne auf einem anderen Standpunkte, als Brooks die provisorische Auskleidung der genannten Höhlen den Kalymmocyten überträgt, welche erst in späteren Entwicklungs- stadien von Abkömmlingen der Blastomeren abgelöst werden, während ich an den mir vor- liegenden Präparaten keine Anzeigen eines derartigen Ersatzes entdecken konnte. Bezüglich dieser Verhältnisse ist auf das oben (pag. 391) Gesagte zu verweisen. Mesenchym. Ich habe oben (p. 419) erwähnt, dafs von den sog. „Blastomeren“, welche in dem Stadium E (Fig. 11, Taf. II) zu erkennen sind, diejenigen, welche in der nächsten Umgebung der Cloakeneinstülpungs-Öffnung gelegen sind, als entodermbildende Blastomeren unterschieden werden müssen. Die übrigen, welche — soweit das mir vorliegende Material einen Einblick gestattete — in einer doppelten zu den Seiten der Medianebene verlaufenden Bogenreihe angeordnet zu sein schienen, nehme ich als Mesenchymbildner in Anspruch. Sie lösen sich durch fortgesetzte Teilung in ein aus sternförmigen oder spindelförmigen, mehr oder weniger dicht gelagerten Zellen bestehendes Mesenchym auf, welches die Räume der primären Leibes- höhle erfüllt und, wie wir oben gesehen haben, auch zwischen die beiden Blätter der Amnion- falte eindringt. Dies Mesenchym liefert die Muskulatur, das Bindegewebe und wohl auch die Gefälswände und das Blut des ausgebildeten Individuums durch Umbildungsvorgänge einer späteren Entwicklungsperiode, über welche mir keine eingehenderen Beobachtungen zu Gebote Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 55 — 424 — stehen. Ich will nur erwähnen, dals in dem Stadium L (Taf. VI) zu beiden Seiten der Atem- höhle eine paarige, dichte Ansammlung von Mesenchymzellen zu erkennen ist, welche — wie aus den aufeinander folgenden Querschnitten jener Serie, die den Abbildungen der Taf. VI zu grunde liegt, hervorgeht — in den verschiedenen Körperregionen in ungleicher Mächtigkeit entwickelt ist. Wir haben es hier mit den paarigen, kontinuierlichen Muskelplatten (mp) zu thun, aus denen durch einen bereits von Leuckart (No. 22,) erkannten Prozefs der Fensterbildung in späteren Entwicklungsperioden die Anlagen der einzelnen Muskelreifen gesondert werden. Ob der Eläoblast seiner ersten Entstehung nach auf das Mesenchym zurückzuführen ist, habe ich nicht mit Sicherheit erkennen können (vgl. unten pag. 428). Nervensystem. Das jüngste Stadium, in welchem ich an dem mir zur Verfügung stehenden Material von der Anlage des Nervensystems etwas auffinden konnte, ist das Stadium G, mit verengter und bereits verschlossener Amnionhöhle. Dies Stadium ist in meinen Abbildungen durch die Reihe der Querschnitte Fig. 24, 25, 26 (Taf. III) und 27 (Taf. IV) vertreten. Ein Quer- schnitt durch die mittleren Partien des Embryos lälst die verbreiterte Cloakenhöhle, an welcher bereits die Kiemenwülste zur Ausbildung gekommen sind, erkennen. Verfolgt man die Reihe der Querschnitte gegen das Vorderende des Embryos (Fig. 26, 25 u. 24), so wird der Querschnitt der Cloakenhöhle immer geringer an Umfang. Es sind die Querschnitte durch den oben erwähnten vorderen Zipfel der Cloakenhöhle. Über diesem erkennt man in den Fig. 24 und 25 (Taf. III) eine Gruppe von Zellen (ns), welche sich durch die Beschaffen- heit des Kerns und des Plasmas einigermalsen von den umgebenden Mesenchymzellen unter- scheiden, und welche ich als Anlage des Nervensystems in Anspruch nehme. An dem Quer- schnitte der Fig. 24 schienen diese Zellen bereits ziemlich regelmälsig um ein im Inneren der Gruppe aufgetretenes Lumen angeordnet zu sein. Das nächstfolgende Stadium (H), in welchem die Reste der Amionhöhle in der Regel verschwunden oder im Verschwinden begriffen sind und welches durch die deutlich entwickelte Basalplatte charakterisiert ist, ist durch den Querschnitt Fig. 28 (Taf. IV) und den Median- schnitt (Fig. 31) repräsentiert. An letzterer Figur (Fig. 31, Taf. V) erkennt man die Anlage des Centralnervensystems als ein längliches Säckchen (ns), welches den vorderen Zipfel der Cloakenhöhle überlagert und mit letzterem in Kommunikation getreten zu sein scheint (!). Ich werde auf diese merkwürdige Verbindung, die mir bei dem Einbryo von — 1 1 Salpa fusiformis zwischen der Cloakenhöhle und der Anlage des Nervensystems zu existieren scheint, sogleich ausführlich zurückkommen. Die Verhältnisse eines noch späteren Stadiums (K) finden sich in dem Längsschnitt der Fig. 32 dargestellt. Wir sehen hier, dafs die Anlage des Centralnervensystems noch im wesentlichen dieselbe Gestalt aufweist, wie in Fig. 31 (Taf. V). Inzwischen ist die Pharynx- höhle (px) zur Entwicklung gekommen und wir erkennen, dafs dieselbe mit der Höhle der Anlage des Nervensystems in Kommunikation steht. Aus dieser Verbindung geht ja bekannt- lich das als Wimpergrube bezeichnete Organ der Salpen hervor. Es kann, da in dem vor- liegenden Stadium die Ingestionsöflnung noch nicht zum Durchbruche gekommen ist, für die Salpen keinem Zweifel unterliegen, dals die Anlage der Flimmergrube aus einer Kommuni- kationsstelle der Ganglienanlage mit dem entodermalen Teile des vordersten Darm- abschnittes hervorgeht, ein Verhalten, welches bekanntlich für die Ascidien einigermalsen fraglich zu sein schien. Ich kann, soweit die Salpen in Frage kommen, diesbezüglich nur die Angaben früherer Autoren, unter denen vor allem Salensky (No. 27 u. 31) und Seeliger (No. 34) zu erwähnen sind, bestätigen. Die Verbindung zwischen der Anlage des Nerven- systems und der Cloakenhöhle, die wir im vorhergehenden Stadium erwähnten, scheint auch in diesem Stadium noch zu bestehen. Ich kann bezüglich des letzteren Verhaltens auf die Querschnittserie Fig. 33—37 (Taf. V) verweisen, von welcher Fig. 33 «den vordersten, Fig. 37 den hintersten der Reihe repräsentiert. Wenn ich von dem oben (pag. 409) für diese Serie als abnormes Verhalten erwähnten Rest der Amnionhöhle absehe, so steht dieselbe durchaus auf dem Stadium.K, wie ein Vergleich der Fig. 37 mit dem Querschnitt Fig. 30 (Taf. IV) erkennen lälst. Wir sehen die Kiemenspalten (ks) zum Durchbruche gekommen und den endopharyngealen Zellstrang (ed) zu einem unscheinbaren Reste zusammengeschrumpft. Der weiter nach vorn gelegene Quer- schnitt Fig. 36 hat den vorderen Ansatzpunkt des Kiemenbandes getroffen. Die Cloaken- höhle (el) ist über demselben ziemlich klein. Wir sehen auch Reste der Amnionhöhle (ah). Verfolgen wir die Querschnittserie nach vorne, so tritt in Fig. 35 die Anlage des Central- nervensystems auf (ns) und wir erkennen, dals zwischen dieser und dem Querschnitte der Pharynxhöhle (ph) noch immer ein kleiner Zipfel der Cloakenhöhle getroffen wurde (el). Der Schnitt Fig. 34 lälst erkennen, dals der erwähnte Zipfel der Cloakenhöhle sich mit der Pharynxhöhle vereinigt hat, oder dals zwischen beiden Höhlen eine Kommunikation hergestellt ist und in Fig. 33 finden wir auch die Anlage des Nervensystems (ns) mit dieser Höhle in Kommunikation getreten. Die Querschnittserie Fig. 33—37 zeigt uns also die nämlichen Ver- 55* — 2 — hältnisse, welche wir an dem Längsschnitt Fig. 32 erkennen konnten. Es reicht ein Zipfel der Cloakenhöhle nach vorne und schiebt sich zwischen die Ganglienanlage und Pharynxhöhle, um schliefslich an jener Stelle, an welcher eine Verbindung zwischen der Anlage des Nerven- systems und der Pharynxhöhle besteht, sich zu öffnen. Da jene Stelle die Anlage der Flimmergrube darstellt, so könnten wir von einer Kommunikation der Oloakenhöhle mit der Anlage der Flimmergrube sprechen. Ich mufs gestehen, dafs ich hier vor einem Rätsel stehe. Ich habe vergebens die Litteratur der Tunicaten nach Angaben durchforscht, welche geeignet wären, ein Licht auf die oben beschriebene rätselhafte Beziehung zwischen der Cloakenhöhle und die Anlage der Flimmergrube zu werfen. Die einzige Beziehung zwischen diesen beiden Bildungen ergiebt sich bei Phallusia mammillata, bei welcher Julin fand, dafs der subgauglionäre Drüsenkörper durch zahlreiche Kanäle mit der Cloakenhöhle in Verbindung steht, ein Verhältnis, auf welches neuerdings Maynard M. Metcalf (No. 24, pag. 347 ff.) mit Rücksicht auf seine Auffassung der homologen Bildungen bei den Salpen grolses Gewicht legt. Ich mufs die Aufklärung des erwähnten rätselhaften Verhaltens künftigen Untersuch- ungen anheimstellen und will nur hinzufügen, dafs, wenn auch an meinen Präparaten die Öffnung des erwähnten Zipfels der Cloakenhöhle gegen die Anlage der Flimmergrube in den meisten Fällen durchaus deutlich zu erkennen war, doch die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen ist, dafs der betreffende Zipfel in Wirklichkeit blind endigt und dals die an meinen Präparaten erkennbare Kommunikation nur durch Zerreifsung der Schnitte oder durch das Ausfallen einiger Zellen entstanden, also künstlich hergestellt sein könnte. Dies Verhalten mufs an besser konserviertem Material nochmals geprüft und entschieden werden. Mir kam es nur zu, die Aufmerksamkeit auf einen Punkt zu lenken, der einstweilen noch unaufgeklärt bleiben mufs, dem aber vielleicht eine gewisse Bedeutung zukommt. Die Verhältnisse des Stadiums L (Fig. 39, Taf. V u. Fig. 40—42, Taf. VI) lassen sich leicht auf die des Stadiums K (Fig. 32) beziehen. Das Neuralrohr (ns) stellt nun einen aufserordentlich weiten, nach der Quere verbreiterten Sack dar. Während der Schnitt Fig. 42 (Taf. VI) das hinterste Ende der Nervenanlage getroffen hat, zeigt Fig. 41 das Neuralrohr (ns) in seiner gröfsten Ausdehnung und Fig. 40 in seiner vordersten, etwas verschmälerten Partie. Der Schnitt Fig. 39 (Taf. V) hat die Vereinigungsstelle des Neuralrohres mit der Pharynx- höhle betroffen. Versuchen wir es, über die Beziehungen der Oloakenhöhle zum Nervensystem in diesem Stadium klar zu werden, so zeigt uns der Querschnitt Fig. 44 (Taf. VI) die normalen Ver- hältnisse des Kiemenbandes, welches aus zwei seitlichen Anschwellungen zusammengesetzt ist. Fig. 43 zeigt die Vereinigung der rechten Partie des Kiemenbandes mit der dorsalen Wand der Atemhöhle. Fig. 42 läfst die Verhältnisse der vorderen Insertion des Kiemenbandes voll- ständig erkennen und wird durch einen Vergleich mit dem etwas weiter hinten liegenden Schnitte Fig. 43 verständlich. In Fig. 42 erscheinen beide Hälften des Kiemenbandes mit der dorsalen Wand der Atemhöhle verwachsen. Zwischen beiden ist jedoch ein kleiner Raum erhalten geblieben, welcher dreieckig erscheint und dessen dorsale Abgrenzung nicht ganz «deutlich erkennbar war. Es ist dies der Querschnitt des nach vorne unter dem Neuralrohr verlaufenden Zipfels der Cloakenhöhle, welcher auch an dem Schnitte Fig. 41 noch als enges Rohr (el) zu erkennen ist. Weiter nach vorne schien mir dies Rohr einfach zu endigen, ohne mit der Nervenanlage oder der Pharynxhöhle in Verbindung zu treten. Ich bin nicht in der Lage gewesen, bezüglich der ersten Entstehung des Central- nervensystems ins klare zu kommen und habe meine Schnittserien durch das Stadium F, in welchem ich die erste Anlage dieses Organs zu finden hoffte, vergeblich danach durchsucht. Diese Lücke in meinen Beobachtungen ist mir um so fühlbarer, als alles, was frühere Autoren über die Entstehung des Centralnervensystems bei verschiedenen Salpenembryonen berichten, noch einen durchaus unbefriedigenden Eindruck macht. Am meisten Bedeutung möchte ich der Fig. 23 Dpin (Taf. 12) Salenskys (No. 31) und seiner Bemerkung auf pag. 121 und 122 zuschreiben, aus welcher mir hervorzugehen scheint, dafs eine Einwucherung des oberfläch- lichen Ectoderms die Anlage des Ganglions liefert — eine Annahme, welche Salensky allerdings abweist. Zum Schlusse möchte ich noch einer Bildung des Stadiums F erwähnen, welche gewisse Beziehungen zur ersten Entstehung der Ganglienanlage zu haben scheint und welche man mit Salensky als Nervenvorsprung oder wohl auch als Neuralknopf bezeichnen kann. Es ist dies Gebilde, welches Salensky bei verschiedenen Salpenarten (darunter auch S. punctata No. 31, Taf. 23, Fig. 11»«t u. 12 pct) beobachtete, gerade bei Salpa fusiformis sehr deutlich entwickelt und besteht in einem knopfartigen Körpervorsprung, welcher ungefähr jener Gegend des Embryos angehört, an welcher die Anlage des Centralnervensystems zur Entwicklung kommt. Man erkennt diesen Vorsprung (nk) an dem Medianschnitt Fig. 19 (Taf. III) und sieht, dals er durch eine ziemlich tiefe Furche von dem Embryo abgelöst erscheint. Der Nerven- knopf besteht aus sog. „Blastomeren“ und ist an seiner äulseren Oberfläche von Eetoderm- zellen überkleidet. Dieser letztere Belag war in einzelnen Fällen nicht immer deutlich zu erkennen, so in dem Horizontalschnitt der Fig. 17 (Taf. II), an welchem die Blastomeren frei “ — 428 — vorzuliegen schienen (nk), während der Schnitt Fig. 18 die Eetodermbekleidung erkennen läfst. Die Bedeutung des Neuralknopfes ist noch völlig unbekannt. Es ist eine für die Orientierung das Stadiums F wichtige Bildung; denn nur nach dem Vorhandensein des Neuralknopfes war mir — indem ich mich auf die Beobachtungen Salenskys stützte — die Möglichkeit gegeben, das vordere und hintere Körperende des Stadiums F auseinander zu halten. Pericardialsäckchen, Herz, Eläoblast. Von dem Pericardialsäckchen konnte ich erst in dem Stadium H etwas bemerken. In jüngeren Stadien war die Anlage desselben nicht zu erkennen. Bezüglich der Lage des Pericardialsäckchens in jenen Stadien, in denen es zuerst deutlich erkennbar ist, mag der Medianschnitt Fig. 32 (Taf. V), sowie der Querschnitt Fig. 38 (Taf. V) verglichen werden. Das Pericardialsäckchen erscheint als ein bläschenförmiges Gebilde in den hintersten Partien des Embryos und zwar an der rechten Seite des Körpers etwas unter und seitlich von der zipfelförmigen Anlage des Darmkanals (im engeren Sinne). Es scheint mir nach einigen Präparaten, dals die Anlage des Pericardialsäckchens anfangs einen soliden Zellhaufen dar- stellt, der sich erst später aushöhlt, wie dies auch von Salensky und Anderen beschrieben worden ist. Über die erste Herkunft des Pericardialsäckchens bin ich im Dunkeln geblieben. Nach dem, was durch Seeliger und Van Beneden und Julin (No. 2) für die Aseidien bekannt geworden ist, würde man auch bei den Salpen die entodermale Entstehung des Pericardialsäckchens vermuten dürfen. Fig. 45 (Taf. VI) läfst erkennen, dals das Herz durch eine Einstülpung der dem Darm anliegenden verdickten Wand des Pericardialsäckchens seinen Ursprung nimmt. Dies Verhältnis ist schon seit Langem durch Saleusky (No. 27) für den Salpenembryo bekannt geworden und stimmt durchaus mit dem, was man von den übrigen Tunicaten diesbezüglich weils, überein. In jener Gegend, in welcher das Pericardialsäckchen zur Anlage kommt, findet sich ventralwärts eine Gruppe von Zellen, welche man als eine Ansammlung von Mesenchym- zellen in Anspruch nehmen möchte. Es ist die Anlage des Eläoblasts (el in Fig. 32 u. 38, Taf. V). In Fig. 45 (Taf. VI) erkennt man, dafs die Zellen dieser Anlage grölsere runde Hohlräume enthalten, wodurch der Übergang zu dem histologischen Verhalten des aus- gebildeten Organes angebahnt erscheint. — 429 — Ectoderm. Ich habe oben (pag. 401) erwähnt, dafs in dem Stadium E (Fig. 11, Taf. II) das Ectoderm des Embryos eine mehrfach gefaltete Lamelle darstellt, welche den Embryo rings umhüllt. Das Mesoderm und Entoderm sind in diesem Stadium ausschliefslich durch die „Blastomeren“ repräsentiert. Die Anlage der Cloakenhöhle (el), die Amnionfalte (af) und die Amnionhöhle (ah) sind Bildungen, welche meiner Ansicht nach auf Faltenbildu ıgen der kontinuierlichen, ectodermalen Epithellamelle zurückzuführen sind. Ich habe noch eimige Details zu erwähnen, die das Ectoderm dieses Stadiums erkennen lälst. Man bemerkt in Fig. 11 (Taf. II), dals das Eetoderm an der oberen Fläche eine der Medianlinie entsprechende Einwucherung von Zellen erkennen lälst (in Fig. 11 an der Stelle, an welcher die punktierte Linie von ec endigt). Es ist diese linwucherung das Äquivalent einer medianen Längsrinne, welche an dem entsprechenden Stadium von Salpa mazxima sehr deutlich entwickelt ist. Bei Salpa fusiformis ist von einer derartigen Rinnenbildung kaum etwas zu erkennen. Ferner bemerkt man an Fig. 11 unweit von der erwähnten Stelle eine Art Kontinuitätstrennung im Bereich des Ectoderms, wodurch rechts und links ein oberer Teil des Ectoderms über den darunter liegenden wie hinübergeschoben erscheint. Ich habe dies Verhalten an mehreren Schnittserien durch das erwähnte Stadium beobachten können. Nichtsdestoweniger bin ich geneigt, in demselben nur eine durch die Konservierung bedingte Unregelmälsigkeit zu erblicken, welcher keine weitere Bedeutung zuzuschreiben ist. In den späteren Stadien, in denen die Cloakenhöhle sich als selbständiges Bläschen abgeschnürt hat und auch die Amnionhöhle unter Ausbildung der ectodermalen Basalplatte zum Verschlusse gekommen ist (Taf. IV, Fig. 27), habe ich den Ausdruck „Ectoderm“ für jene Epithellage verwendet, welche die äuflsere Oberfläche des Embryos bedeckt und welche demnach nur einen Teil des ursprünglichen primären Ectoderms darstellt. Ich habe bereits oben erwähnt, was übrigens auch schon von Salensky (No. 31, pag. 351) beobachtet wurde, dals das Eetoderm in diesen Stadien gegenüber dem Stadium E (Taf. II, Fig. 11) eine Ände- rung des histologischen Charakters aufweist. Die Zellen des Ectoderms vergrölsern sich beträchtlich. Ihre Kerne gleichen sehr den Kernen der sog. „Blastomeren“. Sie sind deut- lich bläschenförmig, das Kerngerüst enthält eine Anzahl grölserer, stark gefärbter Chromatin- partikel. Die Umrisse des Zellkörpers zeigen sich gegen die Oberfläche des Embryos unregel- mälsig, wie wenn die Zellen amöboider Bewegungen fähig wären (vgl. Fig. 21, Taf. III). In den meisten Fällen gelang es mir, die Zellgrenzen wahrzunehmen, während Salensky — +43 0u 2 — (No. 31, pag. 351) das Ectoderm als ein Syncytium beschreibt. Ich kann zwar nicht angeben, inwieweit die Beschaffenheit des Ectoderms durch die Konservierungsmethoden beeinflulst wurde, doch glaubte ich die Vermutung aussprechen zu dürfen (pag. 407), dafs ungewöhnlich günstige Ernährungsbedingungen des Ectoderms mit der veränderten Beschaffenheit seiner Zellen in Zusammenhang stünden. Man kann in den späteren Stadien erkennen (Fig. 29, Taf. IV), dafs die Betodermzellen in den oberen Partien des Embryos kleiner und dichter gelagert erscheinen, als in den seit- lichen Teilen. In späteren Stadien sind diese Unterschiede noch deutlicher geworden. Man erkennt an den Abbildungen der Taf. VI, dafs die Eetodermzellen, welche die dorsale Fläche des Embryos bedecken, im Charakter den übrigen Embryonalzellen (z. B. den Zellen, welche die Wand der Qloakenhöhle zusammensetzen) ähnlich sind, während die Zellen in den seit- lichen Partien des Embryos noch den oben geschilderten Charakter aufweisen und sich durch Vacuolenbildung im Bereiche ihres Zellprotoplasmas auszeichnen. Eine wichtige Veränderung ergiebt sich in diesem Stadium (Stad. L, Taf. VI) hinsicht- lich der Beziehungen des Ectoderms zur ectodermalen Basalplatte. Während in den früheren Stadien (vgl. die Abbildungen der Taf. IV) sich das Ectoderm an die Ränder der ectodermalen Basalplatte anheftete, so dafs beide zusammen eine kontinuierliche Umhüllung des Embryos darstellten, erscheint im Stadium L (Taf. VI) diese Kontinuität dadurch unterbrochen, dafs die Ränder des Ectoderms sich direkt an die unteren Partien der Placenta anheften, während die ectodermale Basalplatte, die eine charakteristische Umwandlung ihrer Gestalt erfahren hat (vgl. pag. 406), nunmehr vollständig ins Innere der Leibeshöhle des Embryos aufge- nommen erscheint. Der Zusammenhang zwischen Eetoderm und Basalplatte ist gelöst, das Ectoderm beginnt die gesamte Placenta zu überwachsen (vgl. Fig. 40—42), welche auf diese Weise in das Innere des Salpenembryos aufgenommen wird. Spätere Umbildungen der Placenta. Wir haben oben (pag. 392) geschildert, auf welche Weise durch eine Verwachsung des Embryosackes mit dem Epithelialhügel die Placenta gebildet wird. Durch die Fige. 5, 6, T und 9 (Taf. I) ist dieser Prozefs veranschaulicht. Legen wir unserer Betrachtung der Placenta die Fig. 9 (Taf. I) zu Grunde, so sind die Seitenwände der Placenta (p) von dem Epithelialhügel geliefert, während die obere Wand der Placenta (p‘) samt der sog, blut- bildenden Knospe (5%) dem Embryosack entstammen. Der Innenraum der Placenta, die sog. — 431 — Placentarhöhle, ist ein Blutsinus (ph), welcher aus einer Erweiterung oder Schleifenbildung jenes Gefälses hervorgegangen ist, das in früheren Stadien den Oviduct begleitete (vgl. pag. 378). Das, was wir in Übereinstimmung mit Salensky (No. 31) als Placentarhöhle bezeichnen, wurde von Barrois (No. 1) als CaviteE sanguine (ca in Barrois’ Figg. 8, 9, 10, 11 u. 14) bezeichnet, während Barrois als CavitE placental (cp) die mit der Amnionhöhle kommunizierende Supraplacentarhöhle versteht. In dem Stadium unserer Fig. 9 (Taf. I) stellt die Placenta ein Suppositorium für den Embryo dar, welches, da sich seine basale Partie in späteren Stadien mehr verengt, immer mehr der Gestalt eines Präsentiertellers sich nähert. Das, was uns an der Fig. 9 (Tat. I) und Fig. 11 (Taf. Il) als Placenta entgegentritt, stellt aber nur — wenn ich so sagen darf — den primären Teil der Placenta dar, zu welchem in den späteren Stadien noch ein sekundärer Teil hinzukommt. Diese Komplikation der Placenta wurde für Salpa maxima bereits von Barrois (No. 1) und Salensky (No. 31) erkannt, wenngleich die Angaben dieser Autoren mit meinen Vorstellungen über die Entstehung und Bedeutung des sekundären Teiles nicht durchaus übereinstimmen. Der sekundäre Teil der Placenta stellt einen Teil jenes strittigen Gebietes dar, im Bereich dessen die Abgrenzung des mütterlichen und embryonalen Anteils nach den Angaben der früheren Autoren nicht klar zu ersehen ist, während meine Beobacht- ungen mich zu dem Resultate geführt haben, dals auch der gesamte sekundäre Anteil der Placenta dem mütterlichen Körper zuzurechnen ist, und nur die ectodermale Basalplatte als fötaler Teil der Placenta betrachtet werden darf. Das, was in dem Stadium der Fig. 9 (Taf. I) und der Fig. 11 (Taf. II) die Placenta darstellt, erhält sich in den späteren Stadien (z. B. Fig. 27, Taf. IV, Fig. 31 u. 32, Taf. V) nur als der unterste, verbreiterte Abschnitt der Placenta.. Auch in diesen Stadien ist jener primäre Teil der Placenta durch die in ihm enthaltene Placentarhöhle gekennzeichnet. Die Zellen, welche in den Figg. 14 (Taf. II), 21 (Taf. III) und 27 (Taf. IV) innerhalb der Placentarhöhle (ph) zu erkennen sind, schienen mir einer Wucherung der endothelialen Aus- kleidung der Placentarhöhle ihren Ursprung zu verdanken; doch habe ich hierüber zu keiner Gewifsheit kommen können. € Zwischen dem erwähnten primären Abschnitte der Placenta und der ectodermalen Basalplatte des Embryos dehnt sich in den Figuren der Taf. IV ein Abschnitt aus, den ich oben als den sekundären Teil der Placenta bezeichnet habe und der aus dem primären Abschnitte hervorwächst. Im wesentlichen wird dieser obere, sekundäre Teil der Placenta dadurch gebildet, dals die Seitenwände (p in Fig. 9) der primären Placenta nach oben aus- Abhandl. d. Senkenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 56 — 42 — wachsen und sich aber dabei gleichzeitig auf einen engeren Umkreis zusammenziehen. Es kommt hierdurch eine Art Ringmauer zustande, welche die ectodermale Basalplatte trägt und welche ich als Mauerblatt der Placenta bezeichnet habe (vgl. Heider No. 8, pag. 47). Man kann das erste Hervorwachsen dieses Mauerblattes (mb) an Fig. 14 (Taf. II) deutlich erkennen. Das Mauerblatt ist stets durch die verhältnismälsige Grölse seiner Zellen und durch die ovalen, mit deutlichem Kerngerüst versehenen Kerne ausgezeichnet. Es unterscheidet sich durch seine geringere Färbbarkeit von dem primären Teil der Placenta, was an meinen Figuren auch zum Ausdruck gebracht ist. Durch das Hervorwachsen des Mauerblattes wird ein neuer Raum gebildet, welcher sich zwischen der ectodermalen Basalplatte und der oberen Wand (p‘) der primären Placenta ausdehnt. Diesen Raum habe ich als Supraplacentarhöhle (sp) bezeichnet. Er wird sehr bald von einem eigenartigen Gewebe erfüllt, welches an den verschiedenen Präparaten nicht immer gleichen Charakter aufweist und für welches ich die Bezeichnung: Füllgewebe der Supra- placentarhöhle vorschlagen möchte. Dieses Füllgewebe schien mir aus einer Wucherung der Zellen, welche ursprünglich die obere Wand der primären Placenta zusammensetzen, hervor- gegangen zu sein. Die obere Wand der primären Placenta verschwindet hierbei als selb- ständig erkennbarer Teil. Sie löst sich in das Füllgewebe auf. Andererseits schien mir auch die blutbildende Knospe an der Produktion des Füllgewebes beteiligt zu sein. Man kann an der Fig. 14 (Taf. II), sowie an der Fig. 21 (Taf. III) erkennen, dals die blutbildende Knospe aus einem oberen und unteren Abschnitte zusammengesetzt ist. Der obere Abschnitt ist in späteren Stadien verschwunden (vgl. die Figuren der Taf. IV). Er scheint sich bei der Bildung des Füllgewebes aufgelöst zu haben. Der Charakter des Füllgewebes in jüngeren Stadien ist an den Figg. 14 (Taf. II) und 27 (Taf. IV) zu erkennen. Es besteht aus sternförmigen, mit einander durch ihre Ausläufer zusammenhängenden Zellen. In späteren Stadien (Fig. 30, Taf. IV; Fig. 32, Taf. V und Fig. 40 u. 41, Taf. V]) ist der Charakter ein etwas geänderter. Das Füllgewebe besteht dann aus blasenförmigen Zellen, die im Inneren einen Zellkern mit umgebender sternförmiger Plasma- ansammlung erkennen lassen. Es erinnert dann das Füllgewebe an das sog. blasige Binde- gewebe, wie es z. B. bei manchen Trematoden (Axine) sich vorfindet. Allgemeines. Ich habe im Obigen jene Thatsachen, welche sich an dem mir vorliegenden Material von Salpa fusiformis hinsichtlich der Embryogenese dieser Form erkennen liefsen, geschildert — Br — und habe dieser Schilderung auch Beziehungen auf die Arbeiten meiner Vorgänger ein- geflochten, insoweit die Rücksichtnahme auf das, was vor mir auf dem vorliegenden Felde geleistet wurde, eine derartige Bezugnahme erforderte oder insoweit ich mich an die Angaben anderer Autoren zu halten hatte, um die Lücken in meiner Darstellung zu vervollständigen. Hierbei lag mir nur ein spärliches Material von Angaben für Salpa fusiformis vor. Mit dieser Art hat sich bisher nur Salensky (No. 31, pag. 345— 356, Taf. 24) beschäftigt und seine Angaben sind aus Mangel an Material mehr fragmentarischer Natur. Sonst liegen, soviel ich weils, keine Vorarbeiten für Salpa fusiformis vor. Ich war daher vielfach genötigt, mich auf Angaben meiner Vorgänger zu beziehen, die für Salpa maxima und Oyelosalpa pinnata gemacht worden waren. Derartige Vergleiche können jedoch bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse nur mit Vorsicht unternommen werden. Denn es geht aus allem hervor, dals die embryonale Entwicklung der einzelnen Salpenarten beträchtliche Unterschiede er- kennen lälst, so dafs es nicht angeht, die für eine bestimmte Art gefundenen Thatsachen ohne weiteres mit den für andere Arten bekannt gewordenen in Beziehung zu setzen. Es würde dagegen jetzt zum Abschlusse meiner Schilderung die Aufgabe an mich herantreten, das, was Salensky und ich für Salpa fusiformis erkannt haben, mit dem, was man über die Embryogenese der anderen Salpenarten weils, in Verbindung zu setzen, um auf diese Weise ein allgemein eiltiges Schema der Salpenentwicklung zu abstrahieren und hierauf den Versuch zu begründen, die Salpenembryonen mit den Embryonen anderer Tuni- caten zu vergleichen. Ich fürchte aber, wir sind noch nicht so weit, um einen derartigen Versuch mit einiger Aussicht auf Erfolg unternehmen zu können, und glaube nach dieser Richtung einstweilen noch eine abwartende Haltung einnehmen zu sollen. Die aulserordent- liche Lückenhaftigkeit unserer Kenntnisse mülste jedem derartigen Versuche von vornherein den Charakter eines durchaus provisorischen Unternehmens aufdrücken. Aus den Angaben von Salensky geht hervor, dals die embryonale Entwicklung von Salpa fusiformis am nächsten mit der von Salpa punctata übereinstimmt (vgl. Salensky No. 31, pag. 327—345, Taf. 22 u. 23). Von beiden Arten ist aber, selbst wenn man meine vorstehende Schilderung hinzurechnet, noch ziemlich wenig bekannt. Den genannten Arten steht ferner auch Salpa maxima jedenfalls sehr nahe, die aber ihnen gegenüber doch schon gewisse Eigentümlichkeiten der Entwicklung aufweist. Es geht dies schon aus den Schilde- rungen von Barrois (No. 1) und Salensky (No. 31, pag. 147—166, Taf. 16 u. 17) hervor. Des Genaueren habe ich mich nach eigenen Untersuchungen an Salpa mazxima hiervon über- zeugen können. Wenngleich die embryonale Entwicklung von Salpa maxima im Vergleich zu 56* — 44 — den übrigen Salpenarten noch als verhältnismälsig gut bekannt gelten darf, so wird sich doch aus meinen demnächst zu publizierenden Mitteilungen ergeben, dals verschiedene wichtige Stadien aus der Entwicklung dieser Form bisher teils ganz unbekannt geblieben, teils nur ungenügend erkannt worden sind. Ich möchte daher über die Beziehungen, welche sich zwischen Salpa maxima und Salpa fusiformis ergeben, erst sprechen, nachdem ich den Ent- wicklungsgang der ersteren Form ausführlich geschildert habe. Als die bestbekannte Ent- wicklungsgeschichte unter den Salpenarten kann die von Oyclosalpa pinnata gelten, mit welcher sich u. a. Todaro (No. 35—38), Salensky (No. 31, pag. 93—146, Taf. 6, 10—15) und neuerdings Brooks (No. 7, Taf. 12, 13, 14, 16, 17, 18, 19, 22, 35, 41, 42, 44 u. 45) be- schäftigt haben. Die Angaben und Abbildungen bei diesen Autoren stimmen hinsichtlich vieler wichtiger Punkte vollständig überein, so dafs sich aus ihnen ein ziemlich kompletes Bild des Entwicklungsvorganges ergiebt, aus welchem sich ersehen lälst, dals die Embryogenese dieser Form derjenigen der oben erwähnten Formen (S. fusiformis, punctata und maxima) noch einigermalsen nahe steht, wenngleich sie sich bereits weiter von diesen Formen entfernt, als die erwähnten drei Formen untereinander. Es würde also unsere nächste Aufgabe sein, nach- dem wir die Embryogenese von S. fusiformis und S. maxima mit einander verglichen haben, auch Oyelosalpa pinnata zum Vergleiche heranzuziehen. Es würde sich hierbei hauptsächlich um die Identifizierung jenes wichtigen Stadiums handeln, welches bei Cyclosalpa pinnata im Horizontalschnitte jene merkwürdige, kreuzförmige Konfiguration erkennen lälst, die allen Untersuchern auffällig war, ein Stadium, welches aller Wahrscheinlichkeit nach unserem Stadium E oder F von Salpa fusiformis entspricht. Es würde dann unser Horizontalschnitt Fig. 17. (Taf. II) mit Salenskys Fig. 25 pin (Taf. 12 in No. 31) und mit Brooks Figg. 2—-5 (Taf. 12, No. 7) in Vergleich zu setzen sein. Auch die hierbei sich ergebenden Beziehungen möchte ich nicht ausführen, bevor ich nicht durch eine Schilderung der einschlägigen Stadien von Salpa maxima denselben eine breitere Basis zu geben imstande bin. Erst auf einer derartigen, mehr gesicherten Grundlage kann sich eine Theorie der Salpen-Embryogenese aufbauen. Die bisher erwähnten Formen (die Genera Salpa und Cyelosalpa) zeichnen sich durch das Vorhandensein der Faltenhülle aus. Sie wurden von Salensky (No. 31, pag. 387) als Thecogonae zusammengefalst. Ihnen allen ist aulserdem jene provisorische Bildung gemeinsam, die von mir als Amnionfalte bezeichnet wurde. Wenden wir unseren Blick auf die Gruppe der Salpae gymnogonae, so treten uns hier Formen entgegen, die bezüglich ihrer embryonalen Entwicklung von den Thecogonae — 435 — beträchtlich abweichen, aber auch unter einander grofse Verschiedenheiten aufweisen. Hier fehlt die Faltenhülle und die Amnionfalte. Auch wird die Placenta nach einem anderen Typus entwickelt. Noch sind meiner Ansicht nach unsere Kenntnisse nicht so weit, dals wir die gemeinsamen Züge, die wir in der Entwicklung der Gymnogonae und Thecogonae hervorzu- heben haben, scharf zu präzisieren imstande wären. Von den Gymnogonae kann Thalia democratica bezüglich ihrer Embryologie als gut bekannte Form betrachtet werden. Es liegen für diese Form die ausführlichen Mitteilungen Salenskys (No. 27 u. 31, pag. 376) vor. Eigene Untersuchung des Objektes hat mich zu der Überzeugung geführt, dafs diese Mit- teilungen hinsichtlich vieler wichtiger Punkte als durchaus richtig angesehen werden müssen. An Thalia democratica scheint sich in embryologischer Beziehung das Genus Jasis anzu- schlielsen, wenn wir aus den spärlichen Mitteilungen, welche Brooks über die Entwicklung von Jasis hexagona macht (vgl. No. 7, Taf. 9, 10, 11 u. 45), einen Schlufs ziehen dürfen. Hier ist die Faltenhülle nur in ganz rudimentärer Form zu erkennen. Über die Embryonal- entwicklung von Pegea confoederata liegen Mitteilungen von Kowalevsky (No. 17) und Salensky (No. 31, pag. 356—376, Taf. 9, 25 u. 26) vor. Diese Form bringt ihren Embryo innerhalb eines merkwürdigen, bereits von Krohn (No. 20) gekannten Genitalrohres zur Entwicklung und scheint der Typus der Entwicklung des Embryos und der Placenta hier wieder ein eigenartiger zu sein. Die Faltenhülle scheint bier zu fehlen, wenn wir nicht etwa die sog. Ineubationsfalten (Salensky No. 31, Taf. 25, Fig. 1 u. 2 Incf), welche — wie ich mich überzeugt habe — mit einander verbunden sind, so dals sie als eine einzige, halbmond- förmige Falte betrachtet werden müssen, das Homologon der Faltenhülle darstellen. Die Amnionfalte und Amnionhöhle fehlt hier vollständig. Die Entwicklung der Placenta scheint von der der übrigen Salpen verschieden zu sein. Ich glaube es im Vorstehenden genügend begründet zu haben, warum ich von einer allgemeinen Vergleichung der Embryonen verschiedener Salpen-Arten vorläufig noch Abstand nehme und mich im Folgenden nur auf die Besprechung dreier Punkte beschränke, bezüglich deren sich — wie ich glaube — bereits jetzt eine bestimmte Entscheidung treffen lälst. Dieselben betreffen: I. Den Vergleich des Salpenembryos mit dem der Pyrosomen. II. Die Abgrenzung des Salpenembryos von der Mutter. III. Den Vergleich der Placenta bei den Gattungen Salpa, Jasis und Thalia. — #36 — Die eigentümliche Gestalt der Salpenembryonen steht offenbar in ursächlichem Zu- sammenhange mit der innigen Verbindung, welche zwischen dem Embryo und dem als Placenta bezeichneten Organe des mütterlichen Körpers hergestellt wird. Wir werden viel- leicht vermuten dürfen, dals die von mir als Amnionfalte bezeichnete provisorische Bildung des Embryos diesen Beziehungen zur Placenta ihren Ursprung verdankt. Die Salpen treten durch die erwähnten Eigentümlichkeiten ihrer Embryogenese in einen scharf markierten Gegensatz zu den übrigen Gruppen der Tunieaten. Wenngleich der Versuch, die Embryonal- entwicklung der Salpen auf das normale Schema der Tunicatenentwicklung im allgemeinen zurückzuführen, derzeit — wie ich oben ausgeführt habe — bei dem ungemein fragmentari- schen Zustande unserer Kenntnisse der Salpenentwicklung wenig Aussichten auf Erfolg dar- zubieten scheint, so werden wir doch immer wieder dazu angeregt, in der Entwicklung der übrigen Tunicaten-Gruppen nach Verhältnissen zu suchen, welche uns das Verständnis der eigentümlichen Gestaltung der Salpenembryonen zu eröffnen imstande wären. Als Ausgangspunkt für derartige Betrachtungen wird die Embryonalentwicklung der Ascidien, vor allem die der solitären Ascidien, wie sie durch Kowalevsky und Andere bekannt geworden ist, genommen werden müssen. Ihnen scheint sich Doliolum bezüglich seiner Ontogenie ziemlich direkt anzuschliefsen. Das Ei von Doliolum wird abgelegt; es ent- wickelt sich durch eine totale Furchung mit darauffolgender Invaginationsgastrula ein pelagi- sches Larvenstadium, welches — von einigen Rigentümlichkeiten abgesehen — noch ziemlich getreu den Typus der freischwärmenden Ascidienlarve bewahrt hat (vgl. diesbezüglich Uljanin No. 42). Einen ganz anderen Entwicklungstypus weisen die Pyrosomen auf. Hier entsteht das Cyathozooid innerhalb des mütterlichen Körpers (und zwar im Eifollikel) aus einem sehr grolsen, dotterreichen Eie unter discoidaler Furchung und darauffolgender Ausbildung einer eigentlichen Keimscheibe (vgl. Kowalevsky No. 19 und Salensky No. 33). Diese Ver- hältnisse der Pyrosomen erscheinen bei den Synascidien schon vielfach vorbereitet. Auch bei: den Synascidien entwickelt sich das Ei innerhalb des mütterlichen Körpers (in der Cloaken- höhle oder in eigenen, brutsackartigen Divertikeln derselben). Die Eier sind grols und sehr dotterreich, die Furchung ist eine stark inäquale, die Ausbildung des Embryos erscheint [wie besonders aus der Schilderung von Maurice und Schulgin für Amaroecium (No. 23) her- vorgeht] im Bereiche der dotterreichen Hälfte des Eies beträchtlich verzögert. Die Larven: u Se eier ee — 37 — stehen im Momente des Ausschwärmens bereits auf einer viel höheren Stufe der Entwicklung, als die der solitären Ascidien. Sie haben eine grofse Zahl von Kiemenspalten und stehen dem jungen, festsitzenden Ascidien-Stadium bereits sehr nahe. Die Metamorphose tritt hier mehr zurück, die Entwicklung nähert sich der direkten. Von grolser Wichtigkeit ist die Mitteilung Salenskys (No. 32), wonach bei einigen Synascidien (aus der Gruppe der Aplididae) eine placenta-artige Verbindung zwischen dem Embryo und dem Cloakenepithel der Mutter hergestellt wird. Die Schilderung Salenskys ist nicht ganz leicht zu verstehen. Immerhin geht aus derselben, wie ich glaube, mit Evidenz hervor, dals die Placentabildungen der genannten Synascidien etwas ganz Anderes darstellen, als die Placenta der Salpen, dafs wir es hier nur mit analogen, nicht aber mit homologen Bildungen zu thun haben. Neuerdings hat Brooks (No. 7, pag. 54 u. ff.) den Versuch gemacht, auf Grund der Annahme, dals die Salpen-Vorfahren Eier mit grolser Nahrungsdotter-Ansammlung gehabt hätten, die Salpenembryonen auf den Typus der Pyrosomenentwicklung zurückzuführen. Es steht dieser Versuch in innigem Zusammenhange mit der Deutung, welche Brooks im An- schlusse an Salensky den Salpenembryonen zuteil werden läfst. Die Embryonen der theco- gonen Salpen haben in einem gewissen Stadium ihrer Entwicklung die Gestalt eines kuppel- fürmigen Gewölbes oder einer Glocke, welche mit ihrem Rande der Placenta aufgewachsen ist. Die Organanlagen, welche in diesem Stadium zur Entwicklung gekommen sind, hängen von oben in das Innere der Glocke herab. Bei Salpa fusiformis weist der Embryo in den Stadien E und F diese Gestalt auf (vgl. Fig. 11 u. 13—15 auf Taf. II). Für Cyelosalpa pinnata wurde dieses Stadium hauptsächlich von Salensky ausführlich geschildert (No. 31, pag. 109 u. 119 u. ff., Taf. 6, Fig. V Apin; Taf. 12, Fig. 25pin —28pin). Nach Salensky soll blols die äufsere Oberfläche dieses Stadiums haubenförmig vom Ecetoderm bekleidet sein. Die Höhle der Glocke wurde von Salensky (No. 31) als „sekundäre Follicularhöhle“ be- zeichnet. Salensky sagt: „Diese Höhle, welche ich jetzt als sekundäre Follieularhöhle bezeichne, entspricht vollkommen derjenigen, die ich früher bei Salpa democratica als Leibes- höhle bezeichnet habe. Diese Bezeichnung muls ich jetzt aufgeben, weil die Bildung dieser Höhle, sowie die Verhältnisse derselben zum Mesoderm eine solche Deutung nicht zulassen, während der Name, welchen ich ihr jetzt gebe, diese Höhle wenigstens in keine Beziehung zu den Höhlen der Wirbeltiere stellt“ (No. 31, pag. 1358). Nach Brooks (No. 7) liegt die genannte Höhle zwischen seiner sog. somatischen und visceralen Schicht von Follikelzellen. Er bezeichnet dieselbe als „body cavity“. Es lag bei der Annahme, dafs der Embryo nur an — 438 — seiner oberen und äulseren Fläche von Ectoderm überkleidet sei, für Brooks eine Zurück- führung des Salpenembryos auf die Keimscheibe der Pyrosomen nahe, umsomehr, als Brooks sich überzeugt zu haben glaubte, dals das definitive Ectoderm von dem Scheitel der Glocke ausgebildet werde und mit einem scharfen Rande den Embryo überwachse. Ich habe mich jedoch von einer derartigen Bildungsweise des Ectoderms nicht überzeugen können. Für Brooks ist demnach der Salpenembryo eine Keimscheibe mit rückgebildetem Nahrungsdotter (vgl. No. 7, pag. 56 u. ff.). Er sagt: „The incompleteness of the ectoderm and the slow closure of the floor of the pharynx of salpa are what we might expect if a food-yolk has once been present“ (No. 7, pag. 56). Was das zweite dieser Argumente, nämlich die anfangs unvollständige Ausbildung des Pharynx anbetrifft, so ergeben sich aus meinen Untersuchungen keine Gesichtspunkte, welche eine Annäherung der Salpenembryonen an die Verhältnisse der Pyrosomenkeimscheibe rechtfertigen. Wenn ich Brooks recht verstehe, so stimmt das That- sächliche seiner Angaben für Cyelosalpa pinnata im allgemeinen mit meinen Befunden an Salpa fusiformis überein. Wenn auch die Entwicklung des Pharynx bei den Salpen ihre Eigentümlichkeiten aufweist, so kann ich doch nicht erkennen, in welcher Beziehung sie mit der Bildung des Darmes bei dem Cyathozooid übereinstimmt. Das andere der von Brooks angeführten Argumente (the incompleteness of the ecto- derm) kann ich deshalb nicht gelten lassen, weil ich bezüglich der Entwicklung des Ecto- derms einen ganz anderen Standpunkt als Brooks (und Salensky) einnehme Für mich ist das Ectoderm in keinem Stadium bei den Salpenembryonen unvoll- ständig. In jenem glockenförmigen Stadium, auf welches ich mich oben bezogen habe, mulste ich auch jene epitheliale Schicht, welche die innere Glockenhöhle auskleidet, als Eeto- derm in Anspruch nehmen. Ich war zu dieser Deutung genötigt, da ich erkannte, dals die Cloakenhöhle von dieser Schicht aus durch Einstülpung ihren Ursprung nimmt. Mit einem Worte: der Embryo ist in dem glockenförmigen Stadium ringsum von Eetoderm überkleidet. Es war eine Konsequenz dieser Auffassung, dals ich den Rand der Glocke, mit welchem der‘ Embryo auf der Placenta festsitzt, als eine Eetodermfalte in Anspruch nehmen mulfste. Ich bezeichnete diese Falte als Amnionfalte. Die Glockenhöhle mufste mir als eine Einsenkung der äufseren Oberfläche des Embryos erscheinen. Ich bezeichnete sie als Amnionhöhle, da mir die Ausdrücke „sekundäre Follicularhöhle“ und „Leibeshöhle“ (welche Salensky und Brooks für diesen Raum verwendet hatten) auf Grund einer unhaltbaren Auffassung ihrer‘ morphologischen Beziehungen gegeben erschienen. In den späteren Stadien, in denen die Amnionhöhle zur Rückbildung gekommen ist, wird die Kontinuität des Ectoderms an seiner‘ — 439 — basalen, der Placenta zugewendeten Seite durch die ectodermale Basalplatte gewahrt, und erst in dem letzten der von mir beobachteten Stadien löst sich der Rand des Eetoderms von dem Rande der Basalplatte los, um die Placenta zu überwachsen, welche auf diese Weise in die Leibeshöhle des Embryos aufgenommen wird. Hier erfolgt dann allerdings eine Kon- tinuitätstrennung des Ectoderms, wie dies aus den Abbildungen auf Taf. VI (Fig. 40—43) ersichtlich ist. Immerhin ist dieser Ruptur keine allgemeine Bedeutung beizumessen. Aus dem Gesagten ist ersichtlich, dals bei meiner Auffassung des Salpenembryos die Möglichkeit, denselben auf die Keimscheibe der Pyrosomen zu beziehen, nicht vorliegt. Eine derartige Annahme wird schon mit Rücksicht auf die nahe verwandten Dolioliden zweifelhaft, bei denen wir ja kleine, dotterarme, holoblastische Eier vorfinden. Wir werden annehmen müssen, dals die Eigentümlichkeiten der Salpenembryonen sich in dieser Gruppe selbständig entwickelt haben. Ir Aus der bisher vorliegenden Litteratur über die Salpenentwicklung ist es aulserordent- lich schwer, eine klare Vorstellung darüber zu gewinnen, in welcher ‘Weise und an welcher Stelle der Salpenembryo sich gegenüber der Mutter oder dem von der Mutter gelieferten Teile der Placenta abgrenzt. Ja für Brooks (No. 7) und Salensky (No. 31) ist in den anfänglichen Stadien der Entwicklung eine derartige Abgrenzung gar nicht möglich, weil der Embryo sich ja unter direkter Zuhilfenahme von Teilen des mütterlichen Körpers aufbaut. Nach beiden Autoren geht der Follikel (d. i. der Embryosack nach meiner Bezeichnungsweise) zum Teil in die Bildung der Placenta ein, deren obere Wand mit der blutbildenden Knospe er liefert, zum Teil nimmt er jedoch an dem Aufbau des Embryos teil, indem die somatische Schicht von Follikelzellen (d. i. das innere Blatt der Amnionfalte) aus dem Follikel hervor- gehen soll. Das gleiche Verhältnis tritt nach Salensky bei den thecogonen Salpen an dem Epithelialhügel zutage, dessen oberer Teil das Ectoderm des Embryos liefern soll, während die untere Partie zu den Seitenwänden der Placenta wird. Da bei einer derartigen Auffassung aus ein und derselben Schicht Teile des Embryos, sowie Teile der Placenta hervorgehen, so muls der Embryo ohne Grenze in die Placenta übergehen. Es giebt keine scharfe Grenze zwischen Mutterkörper und Embryo und es bleibt der subjektiven Auffassung überlassen, welche Teile man dem Embryo und welche der Mutter zurechnen will. Am deutlichsten ist dies bei Salensky zu bemerken, welcher gewisse Partien bei Salpa maxima dem Embryo zurechnet, während dieselben Teile bei Cyclosalpa pinnata der Mutter zugehören sollen. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 57 — 40 — Salensky sagt: „Das Verhältnis der Faltenhülle zu den übrigen Teilen des Embryo ist bei Salpa africana sehr lehrreich, indem es zeigt, dals diese Hülle einen integrierenden Teil des Embryo bildet und nicht von der Atemhöhlenwand entsteht. Die Grenzen des Embryo gegen die Atemhöhlenwand sind hier sehr deutlich durch den Blutsinus bestimmt; letzterer nämlich liegt nur unter dem Embryo, wovon man sich ganz gut an dem Schnitt (Fig. 5af) aus dem vorhergehenden Stadium überzeugen kann.“ Hier rechnet also Salensky, wie aus der angeführten Figur hervorgeht, nicht blols die gesamte Placenta, sondern auch die Faltenhülle zum Embryo. An den späteren Stadien unterscheidet er jedoch an der Placenta zwei Teile, welche er mit Barrois als fötale und mütterliche Placenta bezeichnet, ohne jedoch die Grenze zwischen beiden Teilen genau zu präzisieren. Unter sämtlichen Autoren, welche sich in der neueren Zeit mit der Embryologie der Salpen beschäftigt haben, steht offenbar J. Barrois (No. 1) der von mir vertretenen Auf- fassung am nächsten. Nach Barrois ist der Embryo aus den Blastomeren hervorgegangen, während der Eifollikel und Epithelialhügel gemeinsam den primären Teil der Placenta bilden. örst in späteren Entwicklungsstadien schiebt sich zwischen diesem und dem Embryo eine neue Partie der Placenta ein, welche Barrois als „Placenta foetal“ bezeichnet. Nur hin- sichtlich der Auffassung dieses Teils der Placenta weiche ich von Barrois ab. Während Barrois zur Placenta foetal auch das von mir sogenannte Mauerblatt der Placenta hinzu- rechnet, kann ich höchstens die ectodermale Basalplatte als embryonalen Teil der Placenta bezeichnen, wenn man überhaupt diese Bildung der Placenta noch zurechnen will. Dagegen gehört das Mauerblatt der Placenta, sowie das Füllgewebe der Supraplacentarhöhle nach meinen Untersuchungen zu dem mütterlichen Teil der Placenta. Diese Teile sind aus der primären Placenta durch sekundäre Wucherung hervorgewachsen. Nach meinen Untersuchungen ist in allen Perioden der embryonalen Entwicklung die Grenze zwischen dem Embryo und dem mütterlichen Körper bei den thecogonen Salpen eine deutlich erkennbare. Sie ist in den früheren Stadien der Entwicklung gegeben durch den unteren Rand der Amnionfalte, mit welchem der Embryo der Placenta aufgewachsen ist. Ich muls allerdings zugestehen, dals diese Grenze an den Präparaten vielfach nicht scharf hervor- tritt. Die Verbindung zwischen dem Embryo und der Placenta ist eine so innige, und der Charakter der Zellen beider Bildungen ein so gleichartiger, dals häufig der Anschein erweckt wird, als ginge die Amnionfalte ohne jegliche Abgrenzung in die Placenta über. Es hat eines genauen Studiums der mir vorliegenden Präparate und einer sorgfältigen Auswahl der durch besseren Konservierungszustand unter diesen ausgezeichneten bedurft, um mich in derjenigen aa Auffassung der Verhältnisse zu befestigen, die den obigen Auseinandersetzungen zu Grunde gelegt ist. In den späteren Stadien nach vollzogener Rückbildung der Amnionhöhle ist die Grenze zwischen dem Embryo und der Placenta gegeben an jener Stelle, an welcher die ectodermale Basalplatte sich mit dem Mauerblatt der Placenta verbindet. Während die ecto- dermale Basalplatte noch dem Embryo angehört und das Ectoderm des Embryos vervoll- ständigt, indem sie jenen scheinbaren Defekt des Ectoderms an der basalen Seite des Embryos ausfüllt, muls ich das Mauerblatt der Placenta als einen aus der primären Placenta hervorgegangenen Auswuchs dem mütterlichen Körper zurechnen. IL. Die ‘Verhältnisse des Embryos in den ersten Stadien der Entwicklung sind bei Thalia democratica ganz ähnliche wie bei den thecogonen Salpen. Nach den Untersuchungen von Salensky (No. 27) vereinigen sich Eifollikel und Oviduct zur Bildung eines kurzen Schlauches, an dem man eine Zeitlang zwei Abteilungen (Brutsack und Eikapsel) unterscheiden kann. Der Embryo liegt ursprünglich in der Eikapsel, später rückt er in den Brutsack vor, während die Fikapsel sich zur Bildung eines Zellhaufens zusammenzieht, welcher die erste Anlage der Placenta darstellt und als das offenbare Homologon der blutbildenden Knospe der Thecogonen betrachtet werden muls (vgl. Fig. Q, pag. 443). Der Embryo ist nun von einem Brutsack umhüllt, welcher vollkommen dem primären Brutsacke der thecogonen Salpen entspricht. Die äufsere Lamelle dieses Brutsackes (Fig. Q «) bildet der Epithelialhügel, welcher hier ausnehmend zart und dünnwandig erscheint, während die innere Brutsacklamelle (Fig. Q db) aus dem Oviduet hervorgegangen ist. Nach der älteren Schilderung von Salensky (No. 27) soll nun zunächst die innere Brutsacklamelle einer teilweisen Rückbildung (Fig. Q) unterliegen, so dals der Embryo frühzeitig nur mehr von der äulseren Brutsacklamelle (@) bedeckt erscheint. Sehr bald kann man an der unteren Fläche des Embryos, welche der Anlage der Placenta (dem Follikelrest) gegenüberliegt, eine Eetodermverdickung (Fig. Q c) auftreten sehen, welche sich später immer deutlicher entwickelt (Fig. R u. S ec). Wie aus einem Vergleich der schematischen Figuren Q und L hervorgeht, hat jenes Stadium von Thalia democratica, in welchem die innere Brutsacklamelle eine teilweise Rück- bildung erfahren hat (Fig. Q), ein vollständiges Gegenstück in jenem Stadium von Salpa fusiformis, in welchem die Placenta und die Faltenhülle angelegt wird (Fig. L und Taf. I, Fig. 6). Von da an jedoch scheiden sich die Wege, während bei Salpa fusiformis die Placenta dadurch gebildet wird, dals der Epithelialhügel « (welcher die Seitenwände der d7* —_ 42 — Placenta liefert) mit dem Embryosack b (aus welchem die obere Wand der Placenta hervor- geht) verwächst (Fig. M), spielt bei Thalia democratica der Epithelialhügel « späterhin (Fig. R u. S) nur mehr eine sehr untergeordnete Rolle. Er platzt bei der fortschreitenden Vergröfserung des Embryos (Fig. Ra) und zieht sich an die Basis der Placenta zurück, wo er als krausenförmig gefalteter Überrest (Fig. Sa) noch lange zu erkennen ist. Das, was man bei Thalia democratica als Placenta bezeichnet, entsteht auf andere Weise, als die Pla- centa von Salpa fusiformis. Den Kern dazu liefert jener Follikelrest (der Lamelle 5 in Fig. Q anhängend), den wir schon früher erwähnt und mit der blutbildenden Knospe homologisiert haben. Die äufsere Hülle der Placenta wird jedoch von einer Ectodermfalte (ef in Fig. R u. 8) geliefert, welche im Umkreise der schon früher erwähnten Ectodermverdickung ce sich erhebt. Mit einem Worte, wir haben bei Thalia demoeratica frühzeitig ein Auftreten jener Verhältnisse, welche bei Salpa fusiformis erst im Stadium L (Fig. N) zu bemerken waren. Auch dort wird die Placenta von dem Eetoderm des Embryos überwachsen (Fig. N). Die ectodermale Basalplatte (Fig. N ec) ist offenbar das Homologon jener Eetodermverdickung, welche bei Thalia schon frühzeitig zu erkennen ist (Fig. Q—Se) und hier von Salensky als „Dach der Placenta“ bezeichnet wurde. Wenn wir sehen, dafs im Stadium L das Eeto- derm des Embryos nicht mehr mit der ectodermalen Basalplatte in Zusammenhang steht (Fig. N), sondern dafs diese Kontinuität, welche in früheren Stadien bestand, gelöst wurde, so können wir bei Thalia democratica etwas Ähnliches bemerken (Fig. S). Denn auch hier scheint das sog. „Dach der Placenta“ in späteren Stadien seinen Zusammenhang mit dem Ectoderm des Embryos vollständig zu verlieren (vgl. ce u. ef in Fig. S). Das Innengewebe der Placenta, welches bei Thalia democratica aus dem Follikelrest (blutbildende Knospe) hervorgeht, nimmt anfangs die Gestalt eines streifigen Bündels (Fig. Rb) an, später besteht es aus verästelten Fasersträngen, zwischen denen Blutlacunen des mütter- lichen Körpers sich ausbreiten (Fig. S). Eine Reihe grölserer Zellen hat sich in der Peri- pherie der Placenta angeordnet. Ich habe die Ausbildung der Placenta bei Thalia demoeratica nach Salensky (No. 27) geschildert, aber hinsichtlich einzelner Punkte, in denen ich von Salensky abweiche, die Ergebnisse eigener Untersuchung meiner Schilderung zu Grunde gelegt. Wir können die Placenta von Thalia democratica morphologisch auf die gleichnamige Bildung der thecogonen Salpen zurückführen, indem wir die Annahme machen, dafs infolge einer direkteren, abgekürzten Entwicklung hier frühzeitig Zustände erreicht werden, welche bei Salpa fusiformis erst in den späteren Embryonalstadien zur Ausbildung kommen. Infolge dieser Abkürzung der Entwicklung kam die Rolle, welche der Epithelialhügel bei den theco- Fig=L, M, N. Schemata der Placentabildung bei Salpa fusiformis in drei aufeinander folgenden Stadien. Fig. L entspricht unserer Fig. 6 auf Taf. I, M unserer Fig.11 auf Taf. II und N unserer Fig. 41 auf Taf.VI. Fig. 0, P. Schemata zweier Stadien der Placentabildung bei Jasis hexagona (nach Brooks, etwas abgeändert). Fig. O nach Brooks No. 7, Taf. XLV, Fig. 1, P nach Brooks No.7, Taf. XLV, Fig. 3. Fig. Q, R, S. Schemata dreier Stadien der Placentabildung bei Thalia democratica (nach Salensky und nach eigenen Untersuchungen). Fig. Q nach Salensky No. 27, Taf. XIV, Fig.12, R nach Salensky No. 27, Taf, XIV, Fig. 15, S nach eigenem Präparat. «a äulsere Brutsacklamelle oder Epithelialhügel und dessen Derivate, b innere Brutsacklamelle oder Embryo- sack und dessen Derivate, ce ectodermale Basalplatte oder „Dach der Placenta“ (für Jasis hypothetisch), ef Ectodermfalte, f Faltenhülle (in Fig. M u. N nicht vollkommen eingezeichnet), gonen Salpen in der Ausbildung der Placenta übernimmt, in Wegfall. Wir homologisieren jene Platte, welche von Salensky bei Thalia demoeratica als „Dach der Placenta“ bezeichnet wurde (Fig. Q—S ec), mit der ectodermalen Basalplatte der thecogonen Salpen (Fig. Ne), wobei allerdings im Auge behalten werden muls, dafs die ectodermale Basalplatte ein Derivat der Amnionfalte darstellt, während diese Bildung ebenso wie die Amnionhöhle — soviel wir wissen — bei Thalia democratica vollkommen fehlt. ; Die embryonale Entwicklung scheint demnach bei Thalia gegenüber den Verhältnissen von CÖyelosalpa und Salpa sekundär vereinfacht und abgekürzt zu sein. Es ist auch hier die Faltenhülle (Fig. L—N f) in Wegfall gekommen, von der sich bei Jasis, wie wir durch Brooks (No. 7) wissen, ein unansehnliches Rudiment erhalten hat (Fig. Pf). Die Gattung Jasis scheint, wie aus den Mitteilungen von Brooks (No. 7) hervorgeht, bezüglich der Verhältnisse der Placenta eine intermediäre Stellung zwischen Salpa und Cyelo- salpa einerseits und Thalia andererseits einzunehmen. Die Textfiguren O und P sind nach den Abbildungen von Brooks entworfen. Doch habe ich in diesen Schemen eine eigen- mächtige Abänderung der entsprechenden Figuren von Brooks (No.7T, Taf. XLV, Fig. 1 u. 3) eintreten lassen, indem ich, entsprechend der Auffassung, welche ich den Verhältnissen von Thalia zu Grunde gelegt habe, auch hier bei Jasis eine als „ectodermale Basalplatte“ oder als „Dach der Placenta“ zu bezeichnende Lamelle (Fig. O u. Pc) schärfer abgegrenzt und dem Embryo zugerechnet habe. Brooks hat auf seinen Figuren die in Rede stehende Bildung ohne scharfe Abgrenzung mit den übrigen Teilen der Placenta vereinigt und sie mit dem gleichen Farbenton (blau) bezeichnet. Unter der Annahme, dafs diese von mir vor- genommene hypothetische Abgrenzung einer ectodermalen Basalplatte c den thatsächlichen Verhältnissen entspricht, ergiebt sich eine auffallende Übereinstimmung der schematischen Fig. P von Jasis mit dem für Thalia gegebenen Schema Fig. S. Die Verhältnisse des Baues der Placenta sind in beiden Fällen hinsichtlich aller wichtigen Punkte so vollständig überein- stimmend, dals ich hierauf nicht weiter einzugehen brauche. Der einzige Unterschied, der sich bei ‚Jasis ergiebt, besteht in dem Vorhandensein der rudimentären Faltenhülle f und in der stärkeren Entwicklung des Restes des Epithelialhügels «, welcher bei Thalia (Fig. S «) ganz rudimentär erscheint, während er hier (Fig. Pa) mehr an die Placenta von Salpa erinnert. In der That, wenn wir das Schema des jüngeren Stadiums nach Brooks, Fig. O, ins Auge fassen, so sind wir überrascht, wie sehr sich die Placentaranlage dieses Stadiums- den Verhältnissen von Salpa nähert, wie sich aus einem Vergleiche von Fig. O mit Fig. M ergiebt. Während bei T’halia der Epithelialhügel « an dem Aufbau der Placenta sich nicht. —, 445 — beteiligt, ist dies bei Jasis noch der Fall, wo die Seitenwände der Placenta (a in Fig. OÖ) anfangs noch vom Epithelialhügel gebildet werden. Erst später (Fig. P) geht die Placenta von Jasis Umbildungen ein, wodurch sie sich den Verhältnissen von Thalia (Fig. S) nähert. Wir können also bezüglich der Verhältnisse der Placenta eine Reihe aufstellen, welche mit Oyelosalpa und Salpa beginnend, durch Jasis zu Thalia hinüberführt und in einer zunehmen- ‚den Abkürzung der Entwicklung begründet ist. Resultate. Es sei mir gestattet, zum Schlusse noch jene Resultate kurz zusammenzustellen, welche nach meinen Untersuchungen an Salpa fusiformis, wie ich glaube, als ziemlich gesichert betrachtet werden können. Ich werde hierbei nicht nur jene Punkte hervorzuheben haben, welche als vollständig neue Ergebnisse für die Salpenembryologie betrachtet werden müssen, sondern ich werde auch jener Gesichtspunkte gedenken müssen, welche bereits von Anderen vor mir aufgestellt wurden und für welche meine Untersuchungen eine Bestätigung erbracht haben. In jenen Fällen wird der Name des betreffenden Autors in Klammer beizufügen sein. I. Die Furchung der Salpen ist eine totale und inäquale (Todaro, Salensky). II. Eine‘ Furchungshöhle wird nicht gebildet (Salensky). Das Vorhandensein einer Furchungshöhle war von Barrois für Salpa maxima angegeben worden; aber sie fehlt auch hier, wie bereits Salensky nachwies. Was Todaro (No. 35) als cavitä di segmentazione bezeichnet hat, hat mit der Furchungshöhle nichts zu thun. Es entspricht ungefähr meiner Amnionhöhle. III. Während des Furchungsprozesses wandern Kalymmocyten (Follikelzellen) in den Embryosack ein (Todaro, Salensky). Sie umhüllen den Embryo und geraten zwischen die Blastomeren. Schlielslich werden sie von den Blastomeren aufgenommen und assimiliert. Diesen letzteren Vorgang hat neuerdings Brooks übereinstimmend mit mir beschrieben. Früher wurde er schon von Todaro angegeben. Die Kalymmocyten nehmen nur als Nähr- material an der Ausbildung des Embryos teil (Todaro). Die Ansicht, dals sie an dem Aufbau der Organe Anteil nehmen (Salensky) oder die Organe für die Blastomeren vor- bilden (Brooks), scheint mir nicht genügend begründet zu sein. IV. Der Embryo besteht in dem Stadium B aus groflsen und kleinen Zellen. Von diesen repräsentieren die grolsen Blastomeren das Mesoentoderm; die kleinen Zellen sind zum — 46 — Teil Kalymmocyten, zum Teil sind es Embryonalzellen, welche sich von den Kalymmocyten nicht unterscheiden und das Eetoderm des Embryos repräsentieren. V. Der Epithelialhügel und der Embryosack nehmen an der Ausbildung des Embryos keinen Anteil (Barrois und Todaro). Von ihnen wird die primäre Placenta und die Faltenhülle gebildet (Barrois). VI. Der Embryo entwickelt eine provisorische Eetodermfalte, die Amnionfalte, welche die Verbindung des Embryos mit der Placenta vermittelt. In späteren Stadien kommt die Amnionhöhle durch eine Wucherung der Amnionfalte zum Verschlusse. Es bildet sich an dieser Stelle die ectodermale Basalplatte, während die Amnionhöhle allmählich rückgebildet wird. VII. Die Cloakenhöhle entsteht frühzeitig als eine unpaare Ectodermeinstülpung von der unteren, basalen Fläche des Embryos. Die Mündung dieser Einstülpung wird bald verschlossen. Die Zellen in der Umgebung der Mündung bilden ein Zellpfropf, in dessen Umkreis die Pharynxanlage zur Ausbildung kommt. Der Zellpfropf persistiert als endopharyngealer Zellstrang. VIII. Die Pharynxhöhle kommt unabhängig von der Cloakenhöhle zur Entwicklung (Todaro, Brooks). Sie wird von gewissen „Blastomeren“ gebildet, welche sich in der Umgebung des oben erwähnten Zellpfropfes anordnen und das entodermale Epithel liefern. IX. Die Kieme entsteht aus dem zwischen Pharynxhöhle und Cloakenhöhle bestehenden Septum (Brooks) durch Ausbildung der beiden Kiemenspalten. Als erste Anlage der Kieme sind die Kiemenwülste zu betrachten. X. Jene „Blastomeren“, welche nicht zur Bildung des Entoderms aufgebraucht wurden, liefern durch fortgesetzte Teilung ein die primäre Leibeshöhle des Embryos erfüllendes Mesenchym. Letzteres liefert unter anderem auch die paarigen Muskelplatten. XI. Die Cloakenhöhle entsendet nach vorne unter die Anlage des Zentralnervensystems ein enges Divertikel. Letzteres scheint sich an jener Stelle zu öffnen, an welcher das Neural- rohr mit der Pharynxhöhle kommuniziert (Anlage der Flimmergrube). XII. In späteren Stadien bildet sich ein sekundärer Teil der Placenta durch Entwicklung des Mauerblattes. Die Supraplacentarböhle erfüllt sich mit einem durch Wucherung von der‘ oberen Wand der Placenta und der blutbildenden Knospe gebildeten Gewebe. Ts Verzeichnis der angeführten Litteratur. . Barrois, J. M@moire sur les membranes embryonnaires des Salpes. Journ. Anat. Phys. 17. Aun, 1881. p. 455—498. . Beneden, E. van et Julin Ch. Recherches sur la morphologie des Tunieiers. Arch. Biol. Tom. 6, 1887. . Blanchard. Deuxieme rapport sur la nomenclature des @tres organises, Rapport prösente au deuxiöme Congres international de Zoologie, r&uni & Moscau 1892. Paris 1893, pag. 75. g z pag . Brooks, W. K. The development of Salpa. Bull. of the Museum of Compar. Zool. Vol. III. No. 14, Cambridge 1876. pag. 291—348. . Brooks, W. K. The origin of the eggs of Salpa. Studies from the Biol. Laborat. Johns Hopkins Uniy. Vol. II. pag. 301. 1882. . Brooks, W. K. The origin of the organs of Salpa. Johns Hopkins University Cireulars. Vol, XII. No. 106. 1893. . Brooks, W. K. The genus Salpa. Memoirs from the Biologieal Laboratory of the Jehns Hopkins Uni- versity. Baltimore 1893. . Heider, K. Mitteilungen über die Embryonalentwicklung der Salpen. Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft auf der dritten Jahresversammlung zu Göttingen (Mai 1893). Leipzig 1893. Beilage des Zoolog. Anzeigers. pag. 38—48, . Heider, K. Über die Bedeutung der Follikelzellen in der Embryonalentwieklung: der Salpen. Sitzungs- bericht der Gesellschaft der naturforschenden Freunde zu Berlin. Jahrgang 1893. No. 9. pag. 232—242, . Herdmann, W. A. A revised classification of the Tunicata ete. Journ. of the Linnean Society of London. Vol. 23. 1891. . Herdmann, W. A. Report upon the Tunicata collected during the Vogage of H. M. S. Challenger during the years 1873—76. Pärt. III. Vol. XXVII des Challenger Reports. 1888. . Heymons, R. Die Entwicklung der weiblichen Geschlechtsorgane von Phyllodromia (Blatta) germanica. Zeitschr. f. Wiss. Zool. Bd. 53. 1891. . Heymons, R. Die Entwicklung der Geschlechtszellen bei den Insekten. Sitzungbericht der Gesellschaft der naturforschenden Freunde. Jahrgang 1893. . Huxley, Th. H. Öbservations upon the anatomy and physiology of Salpa and Pyrosoma. Philos. Transact. 1851. pag. 568. . Julin Ch. Recherches sur l’organisation des Aseidies simples II. Arch. Biol. Tom. 2. 1881. . Korschelt, E. und Heider, K. Lehrbuch der vergl. Entwicklungsgeschichte. Spec. Th. III. Heft 1893. . Kowalevsky, A. Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Tunicaten. Entwieklungsgeschichte der Salpen. Nachr. Kgl. Gesellsch. Wissensch. Göttingen 1868. No. 19. pag. 401—415. . Kowalevsky, A. Über die Knospung der Aseidien. Arch. Microse. Anat. Bd. 10. 1874. . Kowalevsky, A. Über die Entwicklungsgeschichte der Pyrosoma. Arch, Microse, Anat, Bd. 11. 1875. . Krohn, A. Öbseryations sur la generation et le d&veloppement des Biphores (Salpa) Ann. Se, Nat. 3. Ser. Zool. Tom. VI. 1846. pag. 110—131. . Lahille, F. Recherches sur les Tuniciers des cötes de France. Toulouse 1890. . Leuckart, R. Zoologische Untersuchungen. II. Heft. Salpa und Verwandte. Giessen 1854. Abhandl. d. Senckenb. naturf. Ges. Bd. XVIII. 58 44, — 48 — . Maurice, Ch. et Schulgin. Embryogenie de l’Amaroecium proliferum (Aseidie composee), Ann. Se. Nat. (6) Tom. 17. 1884. 24. Metcalf, M. M. The eyes and subneural gland of Salpa. Supplementary paper to: Brooks, W.K. The Genus Salpa. Mem. Biolog. Laboratory of the Johns Hopkins University. Baltimore 1893. 5. Müller, H. Über Salpen. Zeitschr. f. wiss. Zoologie. Bd. IV. 1853. pag. 329. Abbildungen hierzu in: Carus Icones Zootomicae. Tab. 18. Fig. 46—55. . Rath, O0. vom. Beiträge zur Kenntnis der Spermatognese von Salamandra maculosa. II. Zeitschr. f. wiss. Zool. 57. Bd. 1893. . Salensky, W. Über die embryonale Entwicklung der Salpen. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 27. 1876. . Salensky, W. Über die Knospung der Salpen. Morph. Jahrb. 3. Bd. 1877. . Salensky, W. Über die Entwicklung der Hoden der Salpen. Zeitschr. f. wiss. Zool. 30. Bd. Suppl. 1878. . Salensky, W. Follikuläre Knospung. Biol. Centralbl. 5. Bd. 1885. . Salensky, W. Neue Untersuchungen über die embryonale Entwicklung der Salpen. Mitteilungen der zool. Station. Neapel. 4. Bd. pag. 90—171 und 327—402. Taf. 6-17 und 22—27. . Salensky, W. Über die Thätigkeit der Kalymmoeyten bei der Entwicklung der Aseidien. Festschrift für Leuckart. Leipzig 1892. . Salensky, W. Beiträge zur Entwicklungsgeschiehte der Pyrosomen. Zool. Jahrb. 4 Bd. 1891 u. 5. Bd. 1892. . Seeliger, ©. Die Knospung der Salpen. Jen. Zeitschr. f. Naturw. 22 Bd. 1888, . Todaro, Fr. Sopra lo svilluppo e l’anatomia delle Salpe. Atti della R. Accademia dei Lincei. 2, Ser. Vol. II. Roma 1875. pag. 720—792. Taf. 1-4. . Todaro, Fr, Sui primi fenomeni nello sviluppo delle Salpe. Comm. prelim. Atti R. Acead, dei Lincei. 3. Ser. Transunti Vol. 4 1880 ypag. 8689. . Todaro, Fr. Sui primi fenomeni dello sviluppo delle Salpe. 2da comm. prelim. Transunti Acead. Lincei. Vol. 6. 1882, pag. 309-315. Übersetzt in: Arch. Ital. Biolog. Tom. 2, 1882. pag. 1—9. . Todaro, Fr, Sui primi fenomeni nello sviluppo delle Salpe. 32 comm. prelim. Atti Accad. Lincei. Trans. Vol. 7. 1883. pag. 294—297. Übersetzt in: Arch. Ital. Biol. Tom. 3. 1883. pag. 361—365. . Todaro, Fr. Studi ulteriori sullo sviluppo delle Salpe. Atti Accad. Lineei. Mem. (4). Vol, 1. page. 671-680. 1886. . Todaro, Fr. Sull’ omologia della branchia delle Salpe con quella degli altri Tunicati. Rend. Acead. Lincei (4). Vol. 4. 2 Sem. pag. 437 —444. Übersetzt in: Arch. Ital. Biol. Tom. 11. 1889. . Traustedt. Spolia atlantica,. Bidrag til Kundskab om Salperne (Mem. Royal. Accad. Copenhagen), Vidensk. Selsk. Skr. 6. Raekke naturvid. og matemat. Afdel. II. 8. 1885. . Uljanin, B. Die Arten der Gattung Doliolum im Golfe von Neapel. Fauna and Flora des Golfes von Neapel. X. 1884. . Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft auf der dritten Jahresversammlung zu Göttingen, den 24.26. Mai 1893. Leipzig 1894. (Beilage zum Zoologischen Anzeiger.) Anhang: Regeln für die wissenschaftliche Benennung ete. pag. 9. $ 17. Anm. ce. Vogt, C. Sur les Tunieiers nageants de la mer de Niee. Mem. de l’institut national geneyois. 1854. II. pag. 1-61. Tab. V-IX. Inhalts-Verzeichnis. Einleitung . £ B Übersicht und Charakteristik der Stadien Bau und Lage der weiblichen Geschlechtsorgane . Bildung des primären Brutsackes Furchung und Keimblätterbildung Schieksal und Bedeutung der Kalymmocyten Bildung der Placenta Die Faltenhülle Entwieklung der Amnionfalte Rückbildung der Amnionhöhle . Cloakenhöhle Pharynxhöhle . Kieme Mesenchym . Nervensystem . Pericardialsäckchen, Herz, Eläoblast Eetoderm Spätere Umbildungen der Placenta Allgemeines . , Resultate Verzeichnis der angeführten Litteratur . 58* Tafelerklärung. Die Umrisse der Figuren sind mit dem Zeichenapparate entworfen, zelnen Figuren beigeschrieben. Allgemeine Bezeichnungen. Die Vergröfserung ist den af Amnionfalte. kf Kamm der Faltenhülle. ah Amnionhöhle. ks Kiemenspalten. bk sog. blutbildende Knospe. kw Kiemenwülste. bl sog. Blastomeren, m (in Fig. 13, 14, 15, 21, 22 und 27) eetodı cl Cloakenhöhle, d Darmanlage, eb ectodermale Basalplatte. mb ec Eetoderm mp ed endopharyngealer Zellstrang. ms eg Anlage der Egestionsöffnung. 1 nk el Anlage des Eläohlasts. ns em Embryo. j » en Entoderm oder entodermbildende Blastomeren. ep Epithelialhügel. es Embryosack. p' fg Anlage der Flimmergrube. i pc fh Faltenhülle. ph fs Füllgewebe der Supraplacentarhöhle. px h Anlage des Herzens. s ig Anlage der Ingestionsöffnung. %k Kieme. kl Kalymmocyten. N sp Tafel 1. Fig. 1. Oberfläche des Embryos. Embryosackes. Fig. 2. Dasselbe Stadium, wie Fig. 1 Mediansehnitt. Einzelne Kalymmocyten geraten zwischen Blastomeren, Bezeichnung wie in Fig. 1. Medianschnitt durch ein jüngeres Furchungsstadium mit rundem Embryosack (Stadiu m Der Embryo besteht aus verschieden grolsen Blastomeren und ist der Wand des Embryosackes angewaı Einzelne Kalymmoeyten sind in das Innere des Embryosackes eingewandert und bedecken einen Teil d b Blutsinus, ep Epithelialhügel, es Embryosack, %l! Kalymmoeyten, x Einfaltung ( es Umgebung der Mündung der Cloakeneinstülpı Mauerblatt der Placenta. Muskelplatten, Mesenchym. Neuralknopf. Anlage des Centralnervensystems. Seitenwand der Placenta. In den späteren St (Taf. IV—VI) der primäre Teil der Plac oder Placenta im allgemeinen. obere Wand der Placenta. Perieardialsäckchen. Placentarhöhle, Pharynxhöhle, . Raum unter der Anlage der blutbildenden Kn durch Abhebung des Epithels des Embry: von seiner Basalmembran entstanden. Supraplacentarhöhle, “ — #51 — Fig. 3. Medianschnitt durch ein älteres Furchungsstadium mit eylindrischem Embryosack (Stadium B)- Die obere Partie des Embryosackes drängt den mittleren Teil des Epithelialhügels nach oben vor. Die gröfseren Blastomeren haben bereits eine Anzahl von Kalymmocyten in sich aufgenommen. Der Embryo besteht aufserdem aus einer Anzahl von kleineren Zellen, welehe zum Teil zwischen den grofsen Blastomeren gelegen sind, zum Teil die Oberfläche des Embryos bedecken. em Embryo, ep Epithelialhügel, es Embryosack. Fig. 4. Medianschnitt durch einen Embryo von annähernd dem gleichen Stadium, wie Fig. 3. Bezeichnung wie in Fig. 3. Fig. 5. Medianschnitt durch ein Stadium der Placentabildung (Stadium C). Die Wand des primären Brutsackes hat sich an einer bestimmten Stelle über dem Embryo stark verdünnt. Die unteren Partien des Epithelialhügels beginnen die Placenta zu bilden. An ihrer Basis erhebt sich die Faltenhülle. Die blut- bildende Knospe entsteht als Divertikel des Embryosackes. Db% blutbildende Knospe, fh Faltenhülle, m Ring- furche oberhalb der Placenta, s Hohlraum unter der blutbildenden Knospe. Fig. 6. Medianschnitt durch ein etwas älteres Stadium, wie Fig, 5. Bezeichnung wie in Fig. 5. a Eetodermzellen (?), 5 kleinere Embryonalzellen, e eine Kalymmocyte, m Ringfurche oberhalb der Placenta, p Seitenwand der Placenta. Fig. 7. Medianschnitt durch ein älteres Stadium, wie Fig. 5. Der Embryo war zerbröckelt. Be- zeichnung wie in Fig. 5. p Seitenwand der Placenta, ph Placentarhöhle. Fig. 8. Abnormes Entwicklungsstadium. Die Placenta in sehr rudimentärem Zustande. Die Bildung der blutbildenden Knospe unterdrückt. Der Embryo anscheinend etwas weiter entwickelt als in Fig. 5 und Fig, 6. a Ectodermzellen. Fig. 9. Querschnitt durch ein Stadium mit halber Faltenhülle (Stadium D). Die obere Fläche des Embryos ist nicht mehr von Resten des primären Brutsackes bedeckt. Es beginnt die Amnionfalte aufzu- treten. Die Cloakeneinstülpung hat sich entwickelt. Die Placenta ist vollständig ausgebildet. af Amnion- falte, 5% blutbildende Knospe, cl Cloakeneinstülpung, ec Eetoderm, f% Faltenhülle, » Seitenwand der Placenta, p' obere Wand der Placenta. ph Placentarhöhle. Fig. 10a und 10b. Blastomeren, welche einige Kalymmoeyten in sich aufgenommen haben. In einigen der letzteren sind noch Reste der Kerne sichtbar. Tafel II. Fig. 11. Querschnitt durch ein Stadium mit eben vollendeten Faltenhülle (Stadium E). Die Mündung der Cloakeneinstülpung (el) hat sich verengt. Die Faltenhülle hat den Embryo vollständig überwachsen. Der Kamm der Faltenhülle (A%f) ist im Entstehen begriffen. Die Amnionfalte (af) ist stärker entwickelt. Die Blastomeren (bl) enthalten keine Kalymmoeyten mehr, af Amnionfalte, a Amnionhöhle, d% blutbildende Knospe, bl blastomeren-ähnliche Zellen (Mesoentoderm), cl Cloakenhöhle, ee Eetoderm, fh Faltenhülle, Af Kamm der Faltenhülle, p Placenta. i Fig. 12—15. Vier hinter einander folgende Querschnitte durch ein Stadium mit weiter Amnionhöhle (Stadium F). Von diesen ist Fig. 15 der vorderste und entspricht der Linie x@ in Fig, 17. Weiter hinten folgen Fig. 14 und Fig. 13, welche ungefähr der Linie yy in Fig. 17 entsprechen, während Fig. 12, der hinterste Querschnitt, der Linie zz in Fig. 17 korrespondiert. Der Querschnitt Fig. 14 ist bei stärkerer Ver- grölserung, gezeichnet, als die übrigen. Der Kamm der Faltenhülle (Af) ist in diesem Stadium deutlich entwickelt. Die Mündung der Cloakeneinstülpung (el) hat sich verschlossen. Dieser Stelle entspricht der Zellpfropf (m). Die Amnionfalte (af) und Amnionhöhle (ah) sind beträchtlich entwiekelt. Durch Teilung der grofsen Blastomeren hat sich ein mesenchym-ähnliches Gewebe entwickelt, welches in den Figg. 12, 13 und 14 den Raum zwischen dem Eetoderm (ec) und der Cloakenwand erfüllt. Das Mauerblatt der Placenta (Fig. 14 mb) beginnt sich zu — 42 — erheben. Der Supraplacentarraum (sp) kommuniziert noch mit der Amnionhöhle (ah) und beginnt sich mit Zellen zu erfüllen. In den Figg. 12 und 13 erscheint das Eetoderm (ec) infolge mangelhafter Konservierung gelockert. af Amnionfalte, al Amnionhöhle, 5% blutbildende Knospe, cl Cloakenhöhle, ee Ectoderm, fh Faltenhülle, if Kamm der Faltenhülle, m Zellpfropf, die Stelle des Verschlusses der Öloakeneinstülpung andeutend, mb Mauerblatt der Placenta, n rätselhafte Zellen an dem hinteren Cloakenende, » Seitenwand der Placenta, ph Placentarhöhle, sp Supraplacentarhöhle. aa (in Fig, 14) Horizont des Schnittes Fig. 16, bb Horizont des Schnittes Fig. 17, ce Horizont des Sehnittes Fig. 18, Fig. 16—18. Drei über einander liegende Horizontalschnitte durch ein Stadium mit weiter Amnion- höhle (Stadium F). Fig. 16 ist der oberste und entspricht dem Horizonte aa in Fig, 14, Fig. 17 entspricht dem Horizonte bb der Fig. 14, während der unterste Querschnitt Fig. 18 dem Horizonte cc der Fig, 14 korrespondiert. Der Horizontalschnitt Fig. 17 ist bei stärkerer Vergröfserung entworfen als Fig. 16 und 18. Die Bezeichnungsweise ist die gleiche, wie in den Figg. 12—15, die demselben Stadium angehören.. Das Eetoderm (ec) war auch an diesem Schnitte aufgelockert und nicht immer in seiner Kontinuität zu verfolgen, ax (in Fig. 17) giebt die Lage des Querschnittes Fig. 15, yy entspricht ungefähr den Querschnitten Fig. 14 und 13, zz dem Querschnitt Fig. 12. nk Neuralknopf. Tafel Ill. Fig. 19. Stadium mit weiter Amnionhöhle (Stadium F), Medianschnitt. Die Verhältnisse der Amnion- höhle waren an diesem Medianschnitte nicht deutlich zu erkennen. Die Amnionfalte war durch Faltung unregelmäfsig geworden. Die Amnionhöhle (ah) erschien durch angeschnittene Partien seitlich hereinragender Falten mit Zellen angefüllt, Man erkennt die zweizipflige Cloakenhöhle (el) und den Neuralknopf (nk). ah Amnionhöhle, 5% blutbildende Knospe, cl Cloakenhöhle, ee Eetoderm, kf Kamm der Faltenhülle, nk Neuralknopf, p Placenta, © Reste des primären Brutsackes (?), Fig. 20. Querschnitt durch einen Embryo des Stadiums E (vgl. Fig. 11 auf Taf. II). Der Schnitt hat ein Ende des Embryos getroffen, welches durch den Schnitt abgekappt wurde. Man sieht fünf „Blasto-- meren“, von denen eine (rechts oben) in Teilung begriffen ist. Fig. 21. Querschnitt durch ein Stadium mit weiter Amnionhöhle (Stadium F). Die unteren Ränder der Amnionfalte (af) haben sich dureh Zellwucherung in verdiekte Wülste (w) umgewandelt, wodurch der Verschlufs der Öffnung der Amnionhöhle vorbereitet wird. af Amnionfalte, ah Amnionhöhle, 5% blutbildende Knospe, cl Cloakenhöhle, ec Eetoderm, kf Kamm der Faltenhülle, m Zellpfropf, die Stelle des Verschlusses der Oloakeneinstülpung andeutend, p Placenta, v Vorsprung des inneren Blattes der Faltenhülle, w Wulst, durch Wucherung des unteren Randes der Amnion-- falte entstanden, z Zellen innerhalb des sekundären Brutsackes (Blutkörperchen ?). Fig. 22. Querschnitt durch ein Stadium mit weiter Amnionhöhle (Stad. F, vergl. Taf. II, Fig. 15). Man sieht rechts eine blastomeren-ähnliche Zelle in Teilung begriffen, links zwei eben durch Teilung getrennte. el Cloake, m Zellpfropf, wie in Fig. 21. Fig. 23. Totalansicht eines mit Nelkenöl aufgehellten Embryos im Stadium mit weiter Amnionhöhle- (Stadium F). Der Embryo ist in der Seitenansicht gezeichnet (vergl. den Medianschnitt Fig. 19, welcher das-- selbe Bild wiedergiebt, aber umgekehrt orientiert ist). cl Oloake, em Embryo, kf Kamm der Faltenhülle, »% Neuralknopf, p Placenta, r sekundärer Brutsack (man sieht die Zellen, welche das innere Blatt der Faltenhülle zusammensetzen) Fig. 24—26. Drei aufeinander folgende Querschnitte durch das Stadium mit verengter Amnionhöhle- (Stadium G). Von diesen hat Fig. 24 die vordersten Partien des Embryos getroffen, während Fig. 25 und 26 etwas weiter hinten folgen. Fig. 24 zeigt die vordersten, verjüngten Partien der Cloakenhöhle (el) und — elya) — .Amnienhöhle (ah), während Fig. 25 und 26 diese beiden Höhlen etwas erweitert erkennen lassen. In Fig. 26 sind die Beziehungen des Embryos zur Placenta noch undeutlich zu erkennen, weil der Schnitt durch die Randpartien der Placenta geführt wurde; es muls diesbezüglich auf Fig. 27, Taf. IV verwiesen werden. ah Amnionhöhle, cl Cloakenhöhle, ec Ectoderm, kf Kamm der Faltenhülle, ms Mesenchymzellen, ns Anlage des Nervensystems, p Placenta, » Vorsprung des inneren Blattes der Faltenhülle. Tafel IV. Fig. 27. Querschnitt durch das Stadium mit verengter Amnionhöhle (Stadium G). In der Cloaken- höhle (cl) sind die Kiemenwülste (/o) erkennbar; darunter die Entoderm-Blastomeren (en). Zu beiden Seiten die Reste der Amnionhöhle (ah). Die ectodermale Basalplatte (eb) ist im Entstehen begriffen. ah Amnionhöhle, 5% blutbildende Knospe, cl Cloakenhöhle, eb eetodermale Basalplatte, ee Eetoderm, en Entoderm-Blastomeren, fs Füllgewebe der Supraplacentarhöhle, A Kamm der Faltenhülle, Aw Kiemen- wülste, m Zellpfropf (vergl. m auf Taf. II, Fig. 13—15 und Taf. III, Fig. 21 u. 22), mb Mauerblatt der Pla- centa, ms Mesenchym, p primärer Teil der Placenta, ph Placentarhöhle, sp Supraplacentarhöhle. Fig. 28. Querschnitt durch das Stadium mit eben entwickelter Basalplatte (Stadium H). Die ecto- dermale Basalplatte (eb) ist zur Ausbildung gekommen. Der Zellpfropf m der vorhergehenden Figur hat sich in den endopharyngealen Zellstrang (ed) verwandelt. In seiner Umgebung sind Entodermzellen (en, Abkömm- linge der Entoderm-Blastomeren der Fig. 27) aufgetreten. Die Amnionhöhle ist verschwunden. bk blutbildende Knospe, cl Cloakenhöhle, eb ectodermale Basalplatte, ec Ectoderm, ed endopharyngealer Zellstrang, en Entoderm, fs Füllgewebe der Supraplacentarhöhle, Af Kamm der Faltenhülle, kw Kiemenwülste, mb Mauerblatt der Placenta, ms Mesenchym, p primärer Teil der Placenta, ph Placentarhöhle. Fig. 29. Querschnitt durch das Stadium mit eben gebildeter Pharynxhöhle (Stadium J). Der endo- pharyngeale Zellstrang (ed) hat sich verkleinert und von den Entodermzellen fen) zurückgezogen. Zwischen beiden ist die Pharynxhöhle (px) aufgetreten. Die eetodermale Basalplatte ist hier abnorm verändert (ver- quollen?). bk blutbildende Knospe, ce! Cloakenhöhle, eb eetodermale Basalplatte, ec Betoderm, ed endopharyngealer Zellstrang, en Entoderm, kf Kamm der Faltenhülle, kw Kiemenwülste, mb Mauerblatt der Placenta, ms Mesen- chym, p primärer Teil der Placenta, ph Placentarhöhle, px Pharynxhöhle, sp Supraplacentarhöhle. Fig. 30. Querschnitt durch das Stadium mit eben durchgebrochenen Kiemenspalten (Stadium K). Die Kiemenspalten (%s) sind zum Durchbruch gekommen; infolgedessen erscheinen die Cloakenhöhle (cl) und die Pharynxhöhle (px) zur Bildung der Atemhöhle vereinigt. Die Kieme (%) ist dadurch selbständig geworden. Der endopharyngeale Zellstrang (ed) ist verkleinert. Das Füllgewebe der Supraplacentarhöhle (fs) hat sich verändert, bk blutbildende Knospe, cl Cloakenhöhle, eb ectodermale Basalplatte, ec Ectoderm, ed endopharyn- gealer Zellstrang, fs Füllgewebe der Supraplacentarhöhle, % Kieme, %s Kiemenspalten, ms Mesenchym, p pri- märer Teil der Placenta, ph Placentarhöhle, p& Pharynxhöhle, sp Supraplacentarhöhle. Tafel V. Fig. 31. Medianer Längsschnitt durch das Stadium mit eben entwickelter Basalplatte (Stadium H, vergl. Taf. IV, Fig. 28). Man erkennt die Anlage des Centralnervensystems (ns), welche mit der Cloaken- höhle (cl) verbunden zu sein scheint. bk blutbildende Knospe, cl Cloakenhöhle, eb eetodermale Basalplatte, ed endopharyngealer Zellstrang, mb Mauerblatt der Placenta, ns Anlage des Centralnervensystems, » primärer Teil der Placenta, ph Placentar- höhle, sp Supraplacentarhöhle. — Ab4 — Fig. 32. Medianer Längsschnitt durch das Stadium mit eben durchgebrochenen Kiemenspalten (Stadium J). Man sieht die Stelle, an welcher die Ingestionsöffnung (ig) und die Egestionsöffnung (eg) ange- legt wird. In der Nähe der ersteren kommuniziert die Anlage des Centralnervensystems (ns) mit der Pharynx- höhle (px, Anlage der Flimmergrube); nahe dieser Stelle scheint auch ein vorderer Zipfel der Cloakenhöhle (el) einzumünden. In den hinteren Teilen-des Embryos erkennt man das Pericardialsäckehen (pc) und die Anlage des Eläoblasts (el). bk blutbildende Knospe, cl Cloakenhöhle, eb eetodermale Basalplatte, ed endopharyngealer Zellstrang, eg Anlage der Egestionsöffnung, el Anlage des Eläoblasts, f% Faltenhülle, fs Füllgewebe der Supraplacentar- höhle, ög Anlage der Ingestionsöffnung, ns Anlage des Centralnervensystems, pc Perieardialsäckehen, px Pharynxhöhle, Fig. 33—38. Ausgewählte Querschnitte durch das Stadium mit eben entwickelten Kiemenspalten (Stadium J, vergl. Fig. 32 und Taf. IV, Fig. 30), in der Reihenfolge von vorne nach hinten. Der Schnitt Fig. 33 betrifft das vordere, der Schnitt Fig. 38 das hintere Körperende, Fig. 33. Man erkennt die Verbindung des Centralnervensystems (ns) mit der Pharynxhöhle (px [Anlage der Flimmergrube]); darunter ein Rest der Amnionhöhle (ah). Fig. 34. Zwischen der Anlage des Nervensystems (ns) und des Pharynx (px) erscheint ein Divertikel der Cloake (el) eingeschoben, welches sich hier in der Pharynx öffnet. Fig. 35. Zeigt drei übereinander liegende Rohre: das Neuralrohr (ns), den Cloakenzipfel (el) und den Pharynx (px); darunter die Amnionhöhle (ah). Fig. 36. In dem verbreiterten Pharynx ist der endopharyngeale Zellstrang (ed) zu erkennen. Fig. 37. Querschnitt durch die Region der Kieme (%). ed endopharyngealer Zellstrang. Fig. 38. Querschnitt durch das hintere Körperende. Man erkennt die Anlage des definitiven Darmkanals (im engeren Sinne) (d), das Pericardialsäckehen (pe) und die Anlage des Eläoblasts (el), ah Amnionhöhle, cl Cloakenhöhle, ed endopharyngealer Zellstrang, el Eläoblast, d Anlage des Darm- kanals, % Kieme, ks Kiemenspalten, ns Anlage des Centralnervensystems, pe Pericardialsäckchen, px Pharynz. Fig. 39. Erster Schnitt der auf Taf. IV fortgesetzten Reihe von Querschnitten durch das Stadium mit deutlichen Muskelplatten (Stadium L). Dieser Schnitt betrifft die vorderste Körperregion. Man erkennt die Verbindungsstelle des Neuralrohres mit der Pharynxhöhle (px); dieselbe muls als Anlage der Flimmer- grube (fg) bezeichnet werden. bk blutbildende Knospe, fy Flimmergrube (Einmündungstelle des Neuralrohres), %f Kamm der Falten- hülle, mp Muskelplatten, » Placenta, px Pharynx. Tafel VI. Fig. 40—45. Eine Reihe von Querschnitten durch das Stadium mit deutlichen Muskelplatten (Stadium L), in der Reihenfolge von vorn nach hinten, Als vorderster Schnitt dieser Reihe ist Fig. 39 auf Taf. V zu betrachten. Er betrifft die Anlage der Flimmergrube (fg). Während die übrigen Querschnitte successive nach hinten folgende Partien des Embryos getroffen haben, ist der Schnitt Fig. 45 durch die hinterste Körperpartie gelegt und zeigt die Anlage der Egestionsöffnung (eg), des Herzens (A) und des Eläoblasts (el). Fig. 40. Man erkennt das Neuralrohr (ns), darunter die Pharynxhöhle mit dem sehr redu- zierten endopharyngealen Zellstrang (ed). Fig. 41. Zwischen dem sehr weiten Neuralrohr (ns) und der Pharynxhöhle (px) ist ein röhren- artiger Zipfel (el) der Cloakenhöhle zu erkennen. Zu den Seiten der Pharynxhöhle die Muskelplatten. Das Eetoderm weist zwei Partien von verschiedenem histologischen Charakter auf (ec und ec‘). Der untere Rand des Eetoderms verbindet sich nicht mehr mit der ectodermalen Basalplatte (eb), sondern. a El a u Sl u ul u Du u U mn LU UL UL 24 — 45 — beginnt die Placenta zu überwachsen. Die ectodermale Basalplatte (eb) ist in ihrer mittleren Partie verdünnt. Ihre Seitenpartien sind verdickt und nach unten gebogen. Fig. 42. Die hinterste Partie der Anlage des Centralnervensystems (ns) ist im Anschnitt getroffen, Darunter der etwas erweiterte Zipfel (cl) der Cloakenhöhle. Fig. 43 betrifft jene Stelle des Embryos, an welcher sich das Kiemenband (%) von der Dorsal- wand der Atemhöhle abtrennt. Fig. 44. Querschnitt durch die Region des freien Kiemenbandes (%). x Zellen unbekannter Bedeutung, eb der Rand der ectodermalen Basalplatte und p der Rand der Placenta im Anschnitte getroffen. Fig. 45 betrifft jene Stelle, an welcher sich die Cloakenhöhle (cl) mit dem Eetoderm zur Bildung der Egestionsöffnung (eg) verbindet. Unter der Cloakenhöhle die Pharynxhöhle (px). Das zwischen beiden Höhlen erkennbare Septum stellt die hintere Ansatzstelle des Kiemenbandes dar, pe Pericardialsäckchen, % Herz, el Eläoblast. bk blutbildende Knospe, cl Cloakenhöhle, eb ectodermale Basalplatte, ec obere Partie des Eetoderms, ec‘ untere modifizierte Partie des Ectoderms, ed endopharyngealer Zellstrang, eg Anlage der Egestionsöffnung, el Eläobast, fs Füllgewebe der Supraplacentarhöhle, h Anlage des Herzens, % Kieme, kf Kamm der Falten- hülle, mb Mauerblatt der Placenta, mp Muskelplatten, ns Anlage des Centralnervensystems, p» primärer Teil der Placenta, pc Pericardialsäckchen, ph Placentarhöhle, px Pharynxhöhle, x Zellen unbekannter Bedeutung. Schluss des XVII. Bandes. 0 17 277% Kr E ıW) ae 4 Tu Te} “Me, Bel Zc; De Tl an ar Th, ul N Ä rt INNERE Hi euere a Ei ae E RE EN A EEE Kali) N BER SI En. u et u (rg ; tt, 1 VERA Se DAR. Nah Aare v ; ä ' j BD a h „A, N ae aa a ir IT usa at x “ "2, Sat ru] A ER Re De SAL Tre 0% et ee eg a Du y f ar N HER Zu Ran En Pr EA LE Ta Te Y' an Er H ae ; u i en res EN ET le ’ RT rd Pe 3ır9 Pu Gy te 5% DS Ar Be „A dly or ” x ) NATEE So RA IC HENGR, kr Bla ee ke een a 4 HAASE WU, Real eh ar Zaire Sa LE Aa a TE. Are RER ea EEE b) 2 ae le Abhandl.d Senckenb.naturf, Gesellsch. Taf. T. [ Gangl. hab“ Gangl.hab! 4. Chiasma’ ‚Kleinhirn N Dee. Mtbal Mantelbündel i "Bindearm Bas.lorderh.Bdl. 'Fasc.long,post. ST "Fasc.long post Fascretroflexus. \ _ "Recess. ost. ı Sace rascul. Aynonhysis Fasc. retrofl. + Bas.Vll.Bal: "=BVHB N Ganglıon hab, T-Ontieus | +-Fasc long,ost Dee Irsws -lor.gen. lomm.d.lief‘ ‚Markes. -(0mm15S.Cglfıab N Narspost. ‚Nantelbdl. | -Ggl.hab.dl | wech. \ -Ontiens | habadpmene, DY Edinger del, Ih. Anstilhermer in ——- ——n SLHSACCHS.VASV. „ B j A: G : : = M \ Z Jnfundib, ee, | de 5 eV Ventr: (omm.d. . \ centr: Grau -Ont. ML Bas H.Bal. ee Sacevase. (7 Mlbdl DT’ Edinger del Jıik Anst.vWerner@linter, Fraxckfüre®M. > * i J F FE - 20 EEE EG EEE EEE N De DW u Abhandl. d Senckenb.naturf, Gesellsch. SACC. VASC. l geulom. RE Hypiophysis If in eu Taf. M. 1ySIS Yobns med.Jnfand Lob, Med} \Saccus vasc Ventriculus a Sacci infundibuli SITE —. Vasc. Hypoph. Df Eoinger del Jitk, Anst.z Werner &Winter Frankfurt ®M. | Abhandl. d. Senckenb naturf Gesellsch. Taf: IV. Erupliysis ‚Gangl.haben. Corm.genie.-.. Decuss.trsya— Npost: Trochleariskreuzung a DNEdinger del Fick. Anst wWerner &Winter, Frankfurt #M. Abhandl.d. Senckenbnnaturf Gesellsch. j Taf. V. ff f Gangl.hab, Hemusnh. Mil. bdl. Recessus Ppraeoplieus [I —H A > = D 524 5 Pant. 22 Pmea. IE UN : (Iuasma } ‚Pars.post } ° = Jnfündibulum ‚Recess. r h praeonlicus. | : Parsant. | Pars.med. Tafel VII. Fig. 1. Monophyes brevitruncata Chun. Fig. 2. Diplophysa codonella, Abkömmling von M. brevitruncata. Fig. 3. Doramasia pieta Chun. Fig. 4 und 5. Ersaea pieta Chun, Abkömmling von D. picta. Sämmtliche Figuren sind nach dem lebenden Thier gezeichnet. Stamm und Schwimmglocken. | ev. Ee). Ventralgefäss. tr. Stamm e.1.s. = e?). Linkes Seitengefäss. n. Schwimmglocke. e.1.d.—c*). Rechtes Seitengefäss. = 5 © = Den ao n. sp. Spezialschwimmglocke der Ersäen. c. ce. Ringgefäss. TORE ex. Exumbrella (ex. v. Ventralfläche der e. ped. Stielkanal. Exumbrella). ce. ol. Oelbehälter. su. Subumbrella. ol. Oeltropfen. su', Röhrenförmie ausgezogene oe Partie * su', Röhrenförmig ausgezogene obere Partie Deckstück. der Subumbrella. x. Einsehnürung der Subumbrella. e. ol. Oelbehälter (Somatocyst). en, Grünschillernde Basalzelle des Oel- behälters. a ste d. s. Linker Zahn des Deckstückes. er. d. d. Rechte seitliche Dorsalfirste. | d. d. Rechter Zahn des Deckstückes. N | d. m. Medianer Zahn des Deekstückes. er. v. Ventralfirste, d. d. Dorsalzahn des Schirmrandes. Magenschlauch und Fangfaden. d. v. Ventralzahn des Schirmrandes (d. v. d, Rechter, d. v. s. Linker Ventralzahn). d. 1. d. Seitlicher Zahn. hy. Hydröcium. } d. hy. Hydröcialzahn, | Gonophoren. ve. Velum. br. Deekstück. e. ol. br. Oelbehälter des Deckstückes. ek’ Verdiekter Fktodermring des Oel- behälters. p- Magenschlauch. t. Fangfaden. n. u. Nesselknopf. &0. &. Männliches Gonophor. Gefässe. | go. 2. Weibliches Gonophor. e! ec? e? e*. Radiärgefässe der Schwimmgloeken und | go! go? 20°. Aeltere und jüngere Gonophoren. Gonophoren. ma. Manubrium (ma. & Männliches e. d. ct). Dorsalgefäss. Manubrium). Vergr. Fig. 1. Monophyes brevitruncata Chun. Von der linken Seite.» . . 2.2 2 2 2 00. eirca 12 1 Fig. 2, Diplophysa eodonella Chun. Budoxienabkömmling von Monophyes brevitruncata mit F männlichem Gonophor eirca 14 1 Fig. 3. Doramasia pieta Chun. Von der rechten Seite 15 A. Jüngere, B. mittlere, ©. ältere Stammgruppe. 1 Fig. 4 und 5. Zrsaea pieta Chun. Die freien Eudoxienabkömmlinge von Doramasia pieta. : & : el 20 Bier A Ersaea picta, von der linken 'Seitergesehen „ . ...,. SER: Na ST 10 Fig. 5. Ersaea pieta, Grosses Exemplar mit männlichen Gonophoren von der Dorsalseite . | TR®, a he in a BR ' Dr [3 al: } Pay‘ ’ Ar une A . Ri 3 R Fr“ Fi L > HM un re \ ı w IN > & ‘ x i N re‘ FR R 0 a ' 5 Ü ‘ NER IIV lot! > FE PATER, ‚allenioboe LOL. ld rev eo % u AR AO Basarl ‚ob BBBE niet nid niesmewd EL E v6 6 ‚inig: AR nor yurlhmandlifhe | nl rt ae a er anti rähh 2 BIN NEID ET NG I ‚anbraten daR ea na re ln B ee) öl na. 0 u pohert: sul BEN REER Lena ae. TI I LIT Ua Bue ei t)o "; sale „RE Mi | KerEER Bl 1 A BE | sl ntsadund r 1 el a ee u ne) | DREIER wlan inte ah er Bd nl land lal ul y be a ot Kt), nb. zahuruluhl Malle) RL | ti ach Alloalerat ANasellı ran j Br en aaa ea a } } oe ERBETEN ai Ron tuutanid ir sh L ee] Een z RR TT EBENEN TUN BER FEN 101 000 En © N Pe TR ’ | Kanne A be Sb ha Kon DEN e fh REPAIR Ber tn ea H e" ih =. a ” Er BAR ONANBREN 0 N ee % ht a: Ab j 128 m . tgallna a.m e aaa j BR. ’ R ee ee ' u ey £ R se IS ren ‚o Ay i hi “‚ w, gun rer I, en ur gl a Kirn en er entleert, us iz Onrtead \ us j Gb any a ee ra Re 14 a ie 5 En here ee ee IAkuian w er wies. Kt ann Bat, , ‚ „ntuike [ En mi Ykatb nd ah u bin # \ Dez mi a zu Kr Ara Mn ea ri Anl NE . * ee} Alte Er Da ‚ j d Tallinn; ah % Ber m erben ah an mr wgnaar dahe ik Prise amitıa > Y Zi D ! % 0 wi . er 4 n „eu, j g r 1 e ad N Yard De i Ps : vr el A a Jik Anst ulVerner a Winter Brankfart #M. 1.Monophyes brevitruncata Ch. 2. Diplophysa codonella Ch. 3.Doramasia picta Ch. 4,5. Ersaca picta Ch. _ 3 ak z 4 » F A ar Men. nn N S S S _ S In Ki a ar ee 1.Monophyes brevitruncata Ch. 2.Diplophysa codonella Ch. 3.Doramasia picta Ch. 4,5. Ersaea pieta Ch. u ö a E kandl.d. Senckenb naturf, Gesellsch. Pi, e)} # / Tafel IX. Fig. 1-3. Stammgruppen von Monophyes brevitruncata Ch. Fig. 4. Diplophysa codonella Ch. Fig. 5-9. Schwimmglocke und Stammgruppen von Doramasia pieta Ch. Fig. 10. Spezialschwimmglocke von Ersaea pieta Ch. Sämmtliche Figuren sind nach dem Leben gezeichnet. Stamm und Schwimmglocken. ce. ped. Stielkanal. tr. Stamm. ce. ol. Oelbehälter. n. Sp. ae immglocke der Ersüen- Mayenkehlauchiuna mandelten e. ol. Oelbehälter der Schwimmglocken und p. Magenschlauceh. des Deekstückes. p. p- Magenstiel. en. Grün resp. rosa fluoreseirende Basal- b. g. Basalmagen. zelle des Oelbehälters. st. Hauptmagen. er. d. m, Dorsale Medianfirste, pr. Proboseis. er. l. d. Dorsale Seitenfirste. t. Fangfaden, er. v. Ventrale Firste. t. 1. Seitenfaden. er. ]. v. Ventrale Seitenfirste. p- t. Stiel des Seitenfadens. d. d. Dorsalzahn des Schirmrandes. n. u. Nesselknopf. . v. Ventralzahn des Schirmrandes. f. t. Endfaden (Angelfaden). d. 1. d. Rechter, d. 1. s. Linker Seitenzahn des Schirmrandes. rt hy. Hydröcialzahn. g0. Gonophor (go! go? 20.” Jüngere und vesyelom ältere Gonophoren). ma. Manubrium, Deckstück. br. Deekstück. Rrospan. d. br. Zahn des Deckstückes. g. Knospe. x. Knospenzone am Anfangstheil des Gefässe. Stammes, e. d. Dorsalgefäss. br. + g0. Gemeinsame Knospe für Deekstück und ce. v. Ventralgefäss. Gonophoren, ce. 1. d. Rechtes Seitengefäss. p-—+ t. Gemeinsame Knospe für Magenschlauch .1. s. Linkes Seitengefäss. und Fangfaden, e. e. Ringgefäss. g. pr. Urknospe. Vergr. Fig, 1. Stamm und Stammgruppen von Monophyes brevitruncata. I. Knospe für die jüngste Stammgruppe. II, III, IV ältere Gruppen. vorletzten Gruppe. Nach 30facher Vergr. gez. Fig. 3. Gonophor der letzten Gruppe (Fig. 2) von der Dorsalseite. gezeichnet, Fig. 4. Diplophysa codonella Ch. Deckstück und Gonophoren. Gonophor, go” Ersatzglocke, go“ Urknospe der Gonophoren Fig. 5—9. Doramasia pieta Ch. Fig. 5a—5e. Querschnitte durch die Schwimmglocke . . . . Letzte Stammgruppe von M. brewitruncata vor dem Ablösen. g0 5a. dureh die Spitze, 5b. durch die Mitte, 5e. durch den Basaltheil. Nach 50facher Vergr. gez. p‘ Magenschlauch der Nach 30facher Vergr. ‘ ältestes weibliches eirea 20 1 > 1 Fig. 6. Anfangstheil des Stammes mit der Knospungszone von der linken Seite. A. Jüngste, B. mittlere Stammgruppe mit der Knospe für Spezialschwimmglocke und Gonophoren (go.) nach 60facher Vergr. gez. Fig. 7. Anfangstheil des Stammes eines anderen Exemplares von der rechten Seite mit der Knospungszone (x) nach 150facher Vergr. gez. Fig. 8. Junge Stammgruppe von der rechten Seite; aus der gemeinsamen Knospe go. in 3 Fig. 6 B hat die junge Spezialschwimmglocke und die Urknospe (g. pr.) der GR phoren ihre Entstehung genommen. Nach 150faeher Vergr. gez. Fig. 9. Region des Sehirmrandes der Schwimmglocke von der Ventralseite mit dem eapıl laren Gefässnetz Fig. 10. Schirmrand der Spezialschwimmglocke von Ersaea piela von der Ventralfläche. Nach 60facher Vergr. gez. { kn a A De er Se ER = > EN SE j Abhandl. .d. Senckenb. naturf. Gesellsch. i or 54 N erd.m erdım. 5b Scerir dd: erlx 1-3 Monophyes brevitruncata Ch. 4#.Diplophysa codonella Ch. 59 Doramasia pieta Ch. 10, Ersaea pieta Ch. I ! ” u N — x Tafel X. Fig. 1—9. Ersaea pieta Ch. Fig. 10—11. Cuboides adamantina Ch. Fig. 1, 2, 4, 5 und 10 nach dem Leben, die übrigen Figuren nach Chromosmiumpräparaten gezeichnet. br. e. ol. ol. hy. br. . Saftzellen des Oelbehälters. | . Optischer Mediansehnitt der Gallerte. . Scheitelkante. . Mittlere Dorsalkante. . Basalkante. . Dorsale Basalkante. Deckstück. Deckstück. Oelbehälter des Deckstückes. Oeltropfen. Triehterförmig eingesenkte Basaltläche (Hydröcium des Deckstückes). Magenschlauch. enbl. Unidoblast. va. Vakuole zwischen Cnidoblast und Wan- dung der Nesselzelle. Gonophoren. go. & männliches, go. 2 weibliches Gonophor. go! älteste, 0°, g0°, go% jüngere Gonophoren. e. ped. Stielkanal der Gonophoren. ma. & Männliches, ma. 2 weibliches Manubrium. ov. Ei, ov.‘ Eikern, ov.“ Kernkörperchen. sp. Spadix. sp. f. Zum Follikelepithel umgebildeter Spadix. p. Magenschlauch (Polyp). p- p. Stiel des Magenschlauches. = 0 Urknospe. x v. p. Pylorusklappe. u. dp. Mantelartige Duplikatur der Exum- brella. Fangfaden. | er. d. Dorsalkante. t. Fangfaden. er. d. m. Mediane Dorsalkante. t. u. Nesselband (Batterie). er. d. 1. Seitliche Dorsalkante, teet. Gerüstzellen des Nesselknopfes. er. v. Ventralkante. el. Drüsenschiehte des Nesselknopfes. d. d. Dorsalzahn. en. pa. Stabförmige Nesselkapseln. d. v. Ventralzahn. el. Elastisches Band des Nesselknopfes. inf. Dorsaltrichter des Schirmrandes, e. t. n. Gefässkanal des Nesselknopfes. d. py. Ventrale Pyramidenzähne. Vergr. Fig. 1. Ersaea pieta Ch. Männliche Gonophorentraube. I. ältestes Gonophor, dessen röthliches > Manubrium mit reifem Sperma erfüllt ist, II. mittlere, III. jüngstes Gonophor 2 Fig. 2, Weibliche Gonophorentraube im Zusammenhang mit dem Oelhehälter und der In- } sertion der Spezialschwimmglocke (n. sp.). Von der Dorsalseite gesehen . 60 Fig. 3. Längsschnitt durch die Urknospe und dureh ein junges weibliehes Gonophor (das Fe letztere ist aus drei Längsschnitten combinirt) Fi Fig. 4. Junges weibliches Gonophor mit vier unregelmässig contourirten Biern, nach dem eo Leben . ZI Fig. 5. Jüngeres männliches Gonophor von der Seite ‚60 1 Fig. 6. Schnitt durch eine junge vom Follikelepithel umgebene Eizelle. ma. n. Grosskern. mi. n. Kleinkern . 410 1 Fig. 7. Ektodermzone an dem Basalabschnitt des Oelbehälters. Flächenansicht (Vergl. Taf. VII, Fig. 5 ek‘) 410 1 Fig. 8. Querschnitt durch den Nesselknopf . 620 1 yr a DT ei Fig. 9. Jugendliche Nesselzellen mit den Cnidoblasten für die stabförmigen Nesselkapseln. var Vakuole.sun Kerne Fig. 10. Cuboides adamamtina Ch. Grösste PL, a von der linken Seite mit h Angabe der Färbung des lebenden Exemplares . . ... 2. . 2 2. 2... Fig. 11. Die Gonophoren der grossen Eudoxie (Fig. 10) von der Ventralseite. Von dem ‚grössten Gonophor ist nur der Stielkanal (e. ped. gol) angedeutet... .... ENMTET I“ METK | ‚Are h 3 YA NER “ PUBEUIRTE 2 h en. wiirogt f Pu’ b'T a, ap ! ındl. d. Senckenb naturf. Gesellsch. EHEN oW Iny.br. —/ Ierall.. ad \\ zug 7) T erd Me Sy . Y inf > eped. goTö 1-9 Ersaea pieta Ch. 10-11 Cuboides adamantına Ch. As | Abhandl. d. Senckenb, naturf. Gesellsch. 1-9 Ersaea pieta Ch. 10-11 Guboides adamantına Ch. Fig. 1—4. lade alas: er.l! u. cr. 1*. Tafel XI. Halopyramis adamantina Chun. Fig. 5—7. Cuboides adamantina Ch., die freien Eudoxienabkömmlinge von Halopyramis. Sämmtliche Figuren sind nach dem Leben entworfen. Schwimmglocke. . Polecke. . Mittelecke. . Basalecke. . Dorsale Polkante. . Ventrale Polkante. . Seitliche Polkante. . Mittelkante . Basalkante. . Subumbrella. . Velum. . Oelbehälter. . Veltropfen. . Saftzellen des Oelbehälters. hy. Hydröcium, Rechte Seitenlamelle des Hydröciums. Linke Seitenlamelle des Hydröciums. Firsten auf der linken Seitenlamelle. d. hy.! und d. hy?. Hydröcialzähne. e!. Blinder Ast der Seitengefässe., ce. ped. Stielkanal. r. v. Capillares Gefüssnetz. Deckstück. . Scheitelkante. . Dorsalkante, . Ventralkante, . Basalkante. . Dorsale Basalkante. - Triehterförmigeeingesenkte Basalfläche. (Hydröcium des Deekstückes.) e. ol. br. Oelbehälter des Deekstückes. s. Saftzellen des Oelbehälters. Magenschlauch und Fangfaden. p- Magenschlauch. t. Fangfaden. Gonophoren. d. v. Ventralzahn. Urk : g. pr. Urknospe. d. 1. Seitenzahn. | S- 1 G 5 6 “ go. Gonophor. x. Durchsehimmernde Basalfläche. Se K : g0. & Männliches, go. ? Weihliches Gonophor. - g I Gefässe. | go.' älteste, &0.” &0.? jüngere Gonophoren. e. d. Dorsalgefäss. u. dp. Mantelartige Duplikatur d. Exumbrella. ce. v. Ventralgefäss. inf. Dorsaler Trichter am Schirmrand. e. 1. d. Rechtes Seitengeläss. d. py. Ventrale Pyramidenzähne. Fig. 1. Halopyramis adamantina Ch. Grösstes beobachtetes Exemplar, ruhig im Wasser Vergr. schwebend von der rechten Seite. Loupenvergr. . eirca 9 1 Fig. 2. Dieselbe in der Aufsicht von der Polecke 2 1 Fig. 3. Dieselbe von der Ventralseite.. 2 1 v) Fig. 4. Etwas jüngeres Exemplar schräg von rechts gesehen eirca 15 Al | Fig. 5. Cuboides adamantina Ch., freier Eudoxienabkömmling von Halop. adam. Exemplar B von mittlerer Grösse Ti . . “ . .. 5 Fig. 6. Dieselbe von der Scheitelfläche gesehen 1 | b e : wer : 2 | Fig. 7. Grösstes Exemplar von Cuboides (vergl. Taf. X, Fig. 10) von der Ventralseite 7 ELITE 2 Ad ‚1A anf U rläBtsba 20 ha Ne HART TAnLIOnIBEDE ea Are VvoolRH ar aartlnnhdansizehn)t Heiszk oh IR RE ar herr Inte ern Mare ‘ BETEN Er CE DU ES EINE EEE ra SE AR Ra, ErT:. toner! torsllles a N 3 sta rautaynat DI ‚Eos a h oe Re NHasliasl B h ee N: ia PETE DI" DAR ER u) e TB CN) | are | se RE eRhRUER en sr EHIRae Ha wurD N U ad 5 are N mE Dee WESER ET TETTTEN AS, r .- | A IE RER EEE N GERE NINE 1210 SEN RER) : ägrif N ET EL TEE ENDE Te r Base u 7 asf el fa | ee N Ba Barry dnyallmnkogsit ba \ a CE Ei al ee BNOELLTIETUNURE EAN) j karte ale lleneh ten , RR Ser Tird an MEPPEN 10a al KINO ER KEN FUTTER CE lat rer ah A srl are re ra Ta Kae rein drama Ab ou Dit ee Re a : Ren Aneher7o AV a FE ae tale are ee er üh 1 i € see) Hr nalen Sal RE: % ae Tr wer ek la L 5 near? Tal nor f Atari eg ind Er ee gar er BIER ERBEN m) ia ET Eee he ee HE fi (Herr y ae erg SU URIE TE ve np t i u rer U Be) er vl } Dam. 1: erpl. en CRDV. er p.d. 7 x cr ap 28 6. erap: GR Erb ol. \ \ Ne-gohbr. = oRd. y.br a.b A 90% d. py. \ h \ | % }) i Chun del Ill Inst rWemer &linter Frankfurt, 1-4 Halopvramis adamantına Ch. 5-7 Cuboides adamantına Ch. bhandl. d. K naturf. Gesellsch. TapORUR AM. „Am nn wu Tr, auch Ri 2’ 2 ho Für Pi Zr A Du andl. ISInERen? naturf. Gesellsch. j Taf. AT. Tr ‚ > : s ' R Bi A er re 1-4 Halopyramis adamantına Ch. 5-7 Cuboides adamantima Ch. \e 1 L bat L D ‘ { Tafel XI. Fig. 1-3. Halopyramis adamantina Ch. Stamm und Gewebe. tr. Stamm. &. v. Gastrovaskularraum. ek. Ektoderm, en. Entoderm. lam. Stützlamelle. n. Kern. Schwimmglocke. su. Subumbrella. ve. Velum. hy. Hydröcium. l. 1. d. Rechte Seitenlamelle des Hydröciums. l. 1. s. Linke Seitenlamelle des Hydröeiums. l. d. Dorsallamelle des Hydröciums. l. v. Ventrallamelle des Hydröciums, er. d. Firsten der Dorsallamelle. er‘. Querfirste der Dorsallamelle. er. Y’u.er.1.“ Firsten der linken Seitenlamelle. er. 1.“ Firste der rechten Seitenlamelle. d. hy‘, d. hy“ und d. hy‘“. Hydröcialzähne. d. l. Seitenzähne des Subumbrellarrandes d. v. Ventralzähne des Subumbrellarrandes. Gefässe. e. Gefäss. ce. c. Ringkanal. e. ol. Oelbehälter. e. ped. Stielkanal, or. Mündung des Oelbehälters in den Stamm. Deckstück. br. Deekstück. pl. d. Dorsalfläche. er. d. Dorsalfirste. er. v. Ventralfirste. Fig. 4—29. Cuboides adamantina. Fig. 3-6 nach dem Leben; die übrigen Figuren nach mit Chromosmiumsäure behandelten Präparaten e. ol. br, Oelbehälter des Deckstückes. en.‘, en.” und en‘. Entodermlagen des Oelbehälters. p- ped. p. Magenschlauch. Magenschlauch. Stiel des Magenschlauches. Fangfaden. . Stiel des Seitenfadens. . Contrahirte Partie desselben. . Dorsalfläche des Nesselknopfes. . Ventralfläche des Nesselknopfes. . Endfaden. . Elastisches Band (Angelband), . Nesselbatterie. . Stabförmige Nesselkapseln. . Birnförmige Nesselkapseln. . Unidoblast. . Vakuole der Nesselzelle. . Kern. . Axentheil des Cnidoblasten, . Anlage des Nesselfadens. . Ganglion des Nesselknopfes. Gonophoren. tonophor. . Urknospe, . ZumFollikelepithelumgebildeterSpadix. . Ei, ov‘ Eikern, ov“ Kernkörper, . Spermatoblasten, . Mantelförmige Duplikatur der Exum- brella. . Dorsaler Trichter des Schirmrandes. . Mediane Ecke des Trichters. . Seitliche Eeken des Trichters. . Ventralfirste. Vergr. : = EC AR: er 3 Fig. 1. Halopyramis adamantina Ch. Hycröcium und Schirmrand von der Basalfläche gesehen - Fig. 2. Dasselbe Objekt wie Fig. 1 von der Dorsalseite er I Fig Einmündung des Oelbehälters in den Anfangstheil des Stammes. Loupenvergr. 2 Fig. 4. Jugendliche dem Stamm ansitzende Eudoxiengruppe (Cuboides) von der Ventralseite. Loupenvergr. Eig. 5. Distaler Stammabschnitt mit dem Deckstück der letzten Gruppe schräg von oben gesehen x 2.2.02 Sehnittriehtung von Fig. 8. Loupenvergr. N Fig. Fie. Fie. Fie. Fig, ig. 11. 10. it m > g. 14. . 15. Gonophor der letzten Stammgruppe von der linken Seite. Loupenvergr. Sehnitt durch die Knospe für das Deekstück . Sehnitt dureh den Oelbehälter (in der Richtung x .y, Fig. 5) en Anlage der Saftzellen, en“ seitliche Entodermpolster. en‘ Plattenepithel in der Nähe des Stammes Schnitt durch ein junges Deckstück mit Anlage der Dorsalfirsten Medianschnitt durch den Basaltheil des Oelbehälters und durch den Mage Sic einer ausgebildeten N ek. Verdiekte ektodermale Zone an der Basis des Oelbehälters. . Entodermale Basalzellen des Oelbehälters. en. Entodermales Plattenepithel Ge Magenstieles Die mehrkernigen Ektodermzellen (ek Fig. 10) der Basis des Oelbehälters von der Fläche gesehen BEE RAR Sehirmrand des Gonophors von unten gesehen. Loupenvergr. Die das Radiärgefäss (e.) begrenzenden NEE Entodermzellen eines ausge- bildeten Gonophors . x. Kerne mit streifiger Anordnung Her 6 aan Nesselknopf von der rechten Seite Ganglion des Nesselknopfes (Fig. 14 ga.) Windungen des elastischen Bandes (Angelfadens) von der Ventralseite Theil des Angelbandes mit den tauartig verflochtenen Hälften Bildungszellen der stabförmigen Nesselkapseln Cnidoblast einer stabförmigen Nesselkapsel Versehiedene Entwicklungsstadien stabförmiger Nesselkapseln a. im optischen Querschnitt; b. jüngeres, e. älteres; d. fast fertiges Stadium Zellhülsen der stabförmigen Kapseln mit den Kernen (n.) . Durch Maceration isolirte Ektodermzellen ans den tieferen Lagen des Basalmagens Ektodermzellen aus den mittleren Lagen des Basalmagens. a. ohne Cnidoblast, b. mit kleinem Cnidoblast Ektodermzelle aus der Peripherie des ee: mit grossem die Vakuole aus- füllendem Cnidoblast Längsschnitt dureh die Urknospe (Fig. 4 g. pr.) mit grösseren und kleineren Ento- dermkernen . Schnitt schräg durch den Proximaltheil der Urknospe einer grossen Cuboides (Taf. X, Fig. 11 g. pr.) Schnitt durch den proximalen Basaltheil derselben Urknospe . Längsschnitt durch das weibliche Manubrium des jungen Gonophors, Taf. X, Fig. 11, go? EHER : UurEer er a Längsschnitt durch das mitneibäehe Arkndbrim des jüngsten anne Taf. X, Fie. 11 go* 29b. Isolirte Spermatoblasten desselben Abhandl. d. Senckenb. naturf. Gesellsch. Taf. AU. onpa. IV. lam: X \ 1-3 Halopvramıs adamantina Ch. 4-29 Guboides adamantına Ch. | Fl N Abhandl.d.Senckenb.naturf. Gesellsch. Taf: Jhering ‚| Il IH] 1 4. ' 1.Anodonta Kobelti Jh. _ 2. Anod.janonica Mts. _ 5.Unio haconensis Jh. 4.Anod. haconensis Jh. Iith, Anst.. Werner & Winter, Frankfurt ®M. Abhandl.d.Senckenb.naturf Gesellsch. bear Verf, Ab} tandl.d. Senckenb.naturf Gesellsch. al Jilh. Änst.w Werner & Winter, Frarkfurt %M. 1Y Taf In. r Jh. Anstu. Werner &Winter, Frankfure®M. Abhandl.d.Senckenb naturf. Gesellsch. f Abhandl.d.Senckenb. naturf Gesellsch. Me ee Gez.v. Verf. Jith. Anst.v Werner & Winter, Frankfurt” M. ns Abhandl.d.Senckenb. naturf: Gesellsch. Jith. Anst.vWerner & Winter, Frankfurt#M! Abhandl.d.Senckenb.naturf. Gesellsch. Jith. Anst.v.Werner &Winter, Frankfurt®M_ Bez. Verf - Abhandl.d.Senckenb.naturf. Gesellsch. . äh. Ansiu Werner &läinter, Frankfurt?M. - Abhandl. d.Senckenb.naturf‘ Gesellsch. Taf IX. Bez vVerf uk AnsteWerner&hinter, Frankfurl®M: ( al Do 0 En = an a Sn ee eL—LL———eeeee——L—— SER, a u ur Er Abhandl.d.Senckenb.naturf. Gesellsch. Taf. Thost. Abhandl.d Senckenb.naturf Gesellsch Aetheria heteromorpha Figg.1-7 Mut. tubulifera Figg. 8-10. Mut.nidus hirundinis Sımrotlh, Aetherien Abhandl.d. Senckenb.naturf. Gesellsch. Sımroth. > Taf. 1 Jith.Anst Werner& Winter Frank Sımroth del Abhandl.d.Senckenb.naturf Gesellsch. Simroth. Taf. I. am LE a Te ne Abh.d. Senckenb.naturf. Gesellsch. i 5 Möbius. Taf: T. STERN \ TEN CR 7 / er 407 ÄARAIZI Im T 0 | — > Sn 8 INS 208 ) 2 m TEL Abh.d.Senckenb. naturf. Gesellsch. Mobıius. Taf. I. een EN Abhandl.d. Senckenb.naturf Gesellsch A. AÄndreae. Taf.1. J ’ “ Abhandl.d.Senckenb. naturf Gesellsch K. Heider. Taf-l. Abhandl. d. Senckenb.naturf Gesellsch. K.Heider del lin. Anst. v. Werner Winter Frankfari®M. Abhandl. d. Senckenb naturf. Gesellsch. K.Heider Taf. M. = ss ——s® BE Fear = mE 7 K.Heider deli. ih Änst. „Werner lfinten Frankfurt ?M. Abhandl. d. Senckenb. naturf 6esellsch. | I. Heider: I 4. IV. " Abhandl. d. Senckenb naturf. Gesellsch. K. Heider. Taf. V. EA BIP PETE, iiututereti 23» Taf. VI. K. Heider:. Abhandl. d. Senckenb naturf. Gesellsch. —| | | | | I Werner allınter Frankfurt #M. Iilh.H K.Beider delin. 7 ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON DER SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. ACHTZEHNTER BAND. ERSTES HEFT. MIT X TAFELN IN FARBENDRUCK. FRANKFURT ı.M. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 1892. Fi" anne zus . Bemerkungen: Die Verfasser sind für den Inhalt ihrer Abhandlungen verantwortlich. Druck von Aug. Weisbrod, Frankfurt u M. x Inhalt. Xu.) Dr. Ludwig Edinger, Untersuehungen über die vergleichende Anatomie des Gehirns. IT. Das Zwischenhirn. gl arl Chun, Die Canarischen Siphonophoren in monographischen Darstellungen. II. Die Monophyiden nebst "Bemerkungen über Monophyiden des paeifischen Oceans. 5 h. Pr er ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON DER SENGCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. ACHTZEHNTER BAND. ZWEITES HEFT. MIT xI TAFELN. FRANKFURT A.M. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 1894. ’ Bemerkungen: Die Verfasser sind für den Inhalt ihrer Abhandlungen verantwortlich. Druck von Aug. Weisbrod, Frankfurt M Inhalt. H. von Ihering, Die Süsswasser-Bivalven Japans. Hermann Engelhardt, Flora aus den unteren Paludinenschichten des Caplagrabens bei Podvin in der Nähe von Brood (Slavonien). Carl Robert Thost, Mikroskopische Studien an Gesteinen des Karabagh-Gaus (Armenisches Hochland). KES 4069 ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON DER SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. ACHTZEHNTER BAND. DRITTES HEFT. MIT VIER FARBENDRUCK-TAFELN, ZWEI SCHWARZEN TAFELN UND MEHREREN FIGUREN IM TEXT. FRANKFURT AM. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 189. Bemerkungen: Die Verfasser sind für den Inhalt ihrer Abhandlungen verantwortlich. Druck von Aug Weisbrfod, Frankfurt a. M. Inhalt. Dr. H. Simroth, Über einige Aetherien aus den Kongofällen. Dr. H. Simroth, Beiträge zur Kenntniss der portugiesischen und der ostafrikanischen Naektschnecken-Fauna. M. Möbius, Australische Sülswasseralgen. II. Prof. A. Andreae, Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische des Mainzer Beckens. nm ıTnN ne AR 4069 ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON DER SENGCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT. ACHTZEHNTER BAND. VIERTES HEFT. MIT SECHS TAFELN UND MEHREREN FIGUREN IM TEXT. FRANKFURT a. M. IN COMMISSION BEI MORITZ DIESTERWEG. 1895. Bemerkungen: Der Verfasser ist für den Inhalt der Abhandlung verantwortlich. Druck von Aug. Weisbrod, Frankfurt a, M. f- k 2 4 d ir 1 " = } | i = je ne es 3 Prof. Dr. Karl Heider, Beiträge zur Em D bryologie von Salpa fusiformis Cuv. Wr‘ Be. MAIN Date Due 3 2044 106 JUN 196 N 2 1a