Natural History Museum Library

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Abhandlungen

des

zoologisch - mineralogischen Vereines

in

Regensburg.

ZEHRTE S HEFT.

Die Jura- Ablagerungen zwischen Regensburg und Passau.

Von

Ludwig von Ammon.

Von der philosophischen Facultcit der Universität München gekrönte Preisschrift.

München, 1875.

Akademische Buchdruckerei von F. Straub.

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Abhandlungen

des

zoologisch - mineralogischen Vereines

in

Reg-ensburg-,

Z* E HKT E 3 IPI E E T.

München, 1875.

Akademische Buchdruckerei von F. Straub*

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Zu beziehen durch THEODOR ACKERMANN S Buchhandlung.

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DIE

JURA-ABLAGERUNGEN

ZWISCHEN REGENSBIRG UND PASSAH.

EINE MONOGRAPHIE

DES NIEDERBAYERISCHEN JURABEZIRKES

MIT DEM KEILBERGER JURA

UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG SEINER BEZIEHUNGEN ZUM

PRANKENJURA.

VON DER PHILOSOPHISCHEN FACULTÄT DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN GEKRÖNTE PREISSCHRIFT.

VON

LUDWIG ton AMMON

Assistent lei der f/eolog. Landesaufnahme in Bayern. I

Mit vier UtJi . ßuaritafeln und einer lith . Profiltodelle.

.

Vorrede.

Von der Münchener philosophischen Fakultät (IT. Sektion) wurde im Sommer 1873 als Preisfrage ,,die geologische und paläontologische Untersuchung der Juraablagerungen zwischen Regensburg und Passau“ aufgestellt.

Indem ich in Folgendem eine Lösung derselben ver- sucht habe, führe ich die Resultate auf, welche ich im Herbste 1873 durch Beobachtung im Felde an den betreffen- den Lokalitäten und im darauffolgenden Winter durch Verarbeitung des mitgebrachten Materials gewonnen habe.

Der Umstand, dass die zur Beschreibung gelangten Jura-Sedimente einerseits in literarischer Beziehung nicht genug erschöpft waren, andrerseits wegen ihrer eigen thiim- lichen Ausbildung und des Reichthums an organischen Ueberresten eine gewiss nicht zu unterschätzende Bedeutung besitzen, gab mir die Hoffnung, dass es nicht unerwünscht sein dürfte, eine vom geologischen wie paläontologischen Standpunkt aus detaillirtere Monographie derselben zu geben.

Dieser Aufgabe möglichst gerecht zu werden, erstrebt der Inhalt vorliegender Publikation. Mögen etwaige Versehen darin mit Nachsicht beurtheilt werden!

A

IV

Bevor ich aber folgende Zeilen der Öeffentlichkeit übergebe, erfülle ich mit Freuden die angenehme Pflicht, jenen Herren , welche mir bei der Behandlung obigen Themas dienlich waren , meinen verbindlichsten Dank zu sagen.

Vor Allem fühle ich mich gedrungen, meinen hoch- verehrten Lehrern, Herrn Oberbergrath und Professor Dr. C. W. G (im bei und Herrn Professor und Conservator Dr. K. A. Zittel, welche durch Rath wie durch Unter- suchungsmaterial auf das Wesentlichste meine Bestrebungen förderten , mit den wärmsten Gefühlen meinen innigsten und aufrichtigsten Dank auszusprechen.

Sodann bin ich Herrn Bezirksarzt Dr. Egger in

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Passau, welcher mit grosser Bereitwilligkeit mir die Durch- sicht seiner reichen Privatsammlung gestattete, und Herrn Ilofrath und Direktor Ritter Dr. Fr. von Hauer in Wien, welchem ich eine Suite Ortenburger Versteinerungen zur Bestimmung verdanke, tief verpflichtet.

Herrn Dr. Herrich-Schäffer, Vorstand des zool. min. Vereins zu Regensburg, und Herrn Lycealprofessor Dr. Singer daselbst, welche mir gleichfalls Versteinerungen aus dem Untersuchungsgebiet anvertraut batten, sowie Herrn Ingenieur I. Micheler, von dem ich manche schätz- bare Bemerkung über die Regensburger Juraformation erhielt, erstatte ich hiermit ebenfalls meinen gebührendsten Dank. Zuletzt schulde ich noch meinem Freunde, Herrn Regierungs- Accessisten von E n h u b e r , dessen künstleri- sches Talent einen Theil der landschaftlichen Darstellungen ausschmücken half, meinen herzlichsten Dank.

München, im Herbste 1 87 4.

Ludwig von Ammon.

Inhalts -Uebersicht,

Seite

Einleitung V— X

Uebersicht über die geschichtliche Entwicklung der geogn.

Kenntniss von d. niederb. Juraablagerungen 1—6

I. Abschnitt: Der Keilberg bei Regensburg 7—61

A. Allgemeiner The il 8—25

Ueberblick S. 8 10. Keilstein 10—12. Scliwabel- weiser Berge 13 19. Nördliche und nordwestl. Ausläufer (Irlbacher und Thannhofer Gegend) S. 19-20. Westliche Ausläufer (Wuzlhofen, Salem) S. 20 21. Nördliche Anschlüsse am Keilberg (Abbachhof,

Regenstauf) 21—23

Westliche Anschlüsse (Kelheim, Abensberg) .... 23 25

B. Beschreibung der Formationsglieder . . 25 56

a- Liasformation 25 36

Liasprofil, unterer Lias Liassandstein . . . . 25 29

Mittlerer Lias Rotheisenerz 29 33

Oberer Lias Posidonomyenschiefer und Jurensis- mergel ...» 33—36

b. Brauner Jura, Dogger 37—42

Unterer Dogger Eisensandstein ...... 37 39

Mittlerer und oberer Dogger Variansschichten

u. Macrocephalusoolith 39—42

c. Weisser Jura, Malm 42—56

Unterer w. Jura

Transversariusschichten Glaukoolith , Planulaten-

thone und Mergelschiefer 43 47

Bimammatusschichten Graukalk 47—48

Mittlerer w. Jura

Tenuilobatusschichten Splitterkalk 48—50

Pseudomutabilisschichten Hornsteinkalk . . . 50 53

Oberer w. Jura.

Dolomit, plumper Felsenkalk und Plattenkalk . . 53—56

C. Hauptübersicht über die Keilberger Jura- formation und Petrefakten verzeichniss . 56— 61

II. Abschnitt. Das Juravorkommen bei Münster unfern Straubing 62 73

Allgemeines 62 - 65 Brauner Jura 65 68

Weisser Jura (Transversarius- (S. 68 71) u. Bimam- matusschichten (71 72) 6S--73

III. Abschnitt. Das Juravorkommen bei Flintsbach 74 76

IV. Abschnitt. Die Juraablagerungen zwischen Vilshofen und Passau 77 134

A. Strati graphisches Verhalten nach den ei n-

zelnen Fundplätzen 77 99

Allgemeiner Ueberblick 77—81

A*

VI

Seite

Juravorkommen an der Blümelmühle 82—83

bei Dinglreuth 83—85

bei Zeitlarn 85—86

am Maierhof 86—87

bei Söldenau 88—92

bei Obernöd , beim Aichberger,

Lippert , bei Marterberg u. am

Bruckbäcliel 92 93

beim Kalkberger unweit Voglarn . 93 97

,, bei Fürstenzell 97—99

B. Beschreibung der einzelnen Formations- glieder 99—134

a. Brauner Jura, Dogger 99 110

Unterste Juraglieder, Eisensandstein 99 101

Gelbe späthige Doggerkalke, Zeitlarnerschichten . 101 110

b. Weisser Jura (Malm) 110 134

Dinglreuther (Biarmatus-) Schichten ..... 110 115

(Biarmatusbank v. Dinglreuth 110 113, Oolith- schicht von Voglarn 113 115).

Voglarner (Transversarius-) Schichten .... 115 117 Ortenburger (Bimammatus-) Schichten Kiesel- nierenkalk . 117 128

Söldenauer (Tenuilobatus-) Schichten geschich- teter Kalk 128 133

Dolomit 183-134

Vergleichung der niederbayerischen Juraab- lagerungen mit andern Distrikten .... 134 138

Vergleichung der niederbayerischen Juraab- lagerungen mit dem Frankenj ura 138—148

Allgemeine Resultate 148 153

Haupteintheilung des niederbayerischen Jura und Ver- zeichniss aller daraus stammenden Versteinerungen . . 154 162

Paläontologischer Theil 162 197

(Nautilus franconicus 163 165; Amaltheus cordatus 165; Phylloceras tortisulcatum 165; Oppelia oculata 166; Oppelia Anar 166—167; Stephanoceras subcontractum 168; Peltoceras Arduennense 168 169;

Perisphinctes 169—173; Perisphinctes Martelli 173 174; Perisphinctes cbloroolithicus 174 175; Perisphinctes plicatilis 175— 177; Perisphinctes Rhodanicus 177—178; Perisphinctes convolutus impressae 178; Peris- phinctes colubrinus 179 180; Perisphinctes Eggeri 180 181; Peris- phinctes progeron 181— 182 ; Perisphinctes subcrinus 183—184; Actaeonina Ratisbonensis 184; Pleurotomaria conoidea und PI. con. var. bistriata 185 187; Lima scaberrima 187; Lima aequilatera 188; Avicula (Monotis) Gümbeli; Myoconcha Helmerseniana 189; Cardinia attenuata 189-190; Terebratula subbavarica 190 191; Terbratula Stockari 191; Waldheimia Möschi 191 192; Waldheimia subrugata 192 193; Rhyncho- nella acuta 193; Rhynchonella Fischeri 193 195; Rhynchonella Visulica, Arolica, lacunosa und lacunosa var. Cracoviensis 195 197).

Einleitung.

Begrenzung des Gebietes. Einteilung des Stoffes.

Was vorerst die Abgrenzung des Gebietes betrifft, in welches die in das Bereich der Untersuchung gezogenen jurassischen Sedimente fallen, so liegt im Allgemeinen die richtige Bezeichnung dafür schon in der gewählten Auf- schrift (dem Wortlaut der Preisaufgabe zufolge): ,,Die Juraablagerungen zwischen Regensburg und Passau11.

Es finden sich die hiezu gehörigen Gebilde ungefähr in der Nähe jener Linie, die man sich durch beide Städte gezogen denken kann. Davon südlich und östlich treten nur noch Sedimente jüngeren Charakters auf, nördlich aber am linken Donauufer beginnt sogleich der Stock des ostbayerischen Urgebirges, wodurch ohnehin die Annahme von jurassischen Absätzen weiter nach dieser Himmels- gegend hin ausgeschlossen bleibt.

Während also nach diesen Richtungen die Begrenzung keinem Zweifel unterliegt, so bedarf dieselbe im Westen bei Regensburg der näheren Fixirung. Denn hier ist durch den Umstand, dass der unweit der Stadt, östlich davon, gelegene Keilberg jedenfalls blos als direkter Ausläufer der sich weiter nach Westen und Nordwesten ausbreitenden Juragebirgsmassen erscheint, die naturgemässe Frage ge-

VIII

geben, wie weit nach dieser Seite der Verfasser die Grenze des Untersuchungsgebietes ausgedehnt hat? Die Beant- wortung dafür mag in Folgendem enthalten sein: Von den Regensburger Juragebilden konnte sowohl dem ein- fachen und genauen Wortlaut der Aufgabe nach, als natür- licher Verhältnisse halber nur der erwähnte östlich der Stadt gelegene Keilberg in der weiter unten angegebenen Ausdehnung berücksichtigt werden. Derselbe gibt allein in der ganzen Umgegend eine vollständige Entwicklung der drei Juraabtheilungen und ist durch die Wasserfurche des Regens, womit wir die westlichste Grenze unseres Ge- bietes bezeichnen wollen, geschieden von jenen übrigen der Regensburger Gegend zukommenden Juragesteinen, wie sie sich in mächtiger Entwicklung west- und nordwestwärts auf weite Flächenräume verbreiten.

Es sind dies die als Dolomite, plumpe Felsenkalke, Dieeraskalke , Sternkorallenkalke, Plattenkalke mit ihren Hauptcharakteren bereits in unserer Literatur verzeichneten Gebilde. Allerdings wäre eine genaue Detailerforschung in stratigraphischer, besonders aber in paläontologischer Beziehung auch hier erwünscht ; aber bei der Mächtigkeit und Ausdehnung, die sie besitzen, ^ürde der karge Zeit- raum von ein paar Monaten ein tieferes Studium keines- falls gestattet haben. Letzteres wäre nur dann erfolgreich, wenn man sich über die Einschlüsse, wie sie jeder einzelnen Schicht eigen sind, genau Rechenschaft geben könnte. Ihre Herbeischaffung, minutiöse Sichtung und Bestimmung hätte jedoch die für diese Arbeit ausgesetzte Frist weit überschritten.

Andererseits musste der Keilberg mit seinen For- mationsgliedern näher betrachtet werden, weil er gewisser- massen den Schlüssel für das Verständniss der nächstge- legenen östlichen Juraparthieen (z. B. Münster bei Straubing) gibt

IX

Aus dem bisher Gesagten gebt deshalb deutlich her- vor, dass die vorliegende Publikation ihrem Inhalte nach auch den Titel hätte führen können : Die Juraabsätze entlang des südlichen Randes des ost bayeri- schen Grenzgebirges.

Die in Betracht kommenden Juraparthieen vertheilen sich nun von West nach Ost gerechnet so , dass wir zu Anfang den bereits genannten, noch in der Oberpfalz gele- genen Keil b erg bei Regensburg zu berücksichtigen haben, dann in Niederbayern vorerst zwei isolirte Parthieen, nämlich bei M ii n s t e r und F 1 i n t s b a c h und zuletzt die durch Nachbarschaft und Charakter wieder mehr unter- einander verwandten Absätze zwischen Yilshofen und P a s s a u.

Diese Jurabildungen in Niederbayern zeichnen sich durch besondere Eigenartigkeit dem Frankenjura gegenüber aus, mit dessen östlichstem Ausläufer, dem Keilberge, sie übrigens früher jedenfalls in Zusammenhang gestanden haben. Wir können deshalb bei Beschreibung dieser Sedi- mente als von einem n i e d er b a y e r i s c he n J u r a be z i r ke sprechen und haben in Folgendem diese Bezeichnung für die östlich des Keilberges gelegenen Juragebilde, die sämmt- licli der Donau benachbart liegen, gebraucht.

Jene Jurakalke, welche im westlichen Theile des niederbayerischen Kreises auftreten (Kelheim, Abensberg) und in direkter Verbindung mit dem Frankenjura (wie der Keilberg) stehen, sind davon ausgeschlossen.

Mit der eben dargelegten Verthei lung der Juravor- kommnisse geht der Gang der vorliegenden Arbeit parallel. Wir sind demzufolge genöthigt, vier Abschnitte (S. 7 134) zu unterscheiden, welche die Ueberschriften führen :

1. Der Keilberg bei Regens bürg.

O O o

2. Das Juravorko m m e n b e i M ü n s t e r u n f e r n S t r a u b i n g.

X

3. Das Juravorkommen bei Flintsbach un- weit Os ter h of en.

4. Die Juraablagerungen zwischen V i 1 s - hofen und Pas sau.

Jedes dieser vier Hauptkapitel soll nun wieder, wo es thunlich ist, vorerst nach den oro- und stratigraphischen Momenten erörtert werden , um hernach die Beschreibung sämmtlicher bei den betreffenden Lokalitäten sich vor- findenden Formationsabtheilungen folgen zu lassen.

Ferner wurde versucht, eine Vergleichung mit anderen Juradistrikten (134 138), speciell mit dem Frankenjura (S. 138 - 168) vorzunehmen. Hierauf wurden die allgemeinen Resultate übersichtlich zusammengestellt (S. 148 153). Zuletzt ist gewissermassen als Anhang noch ein paläontologischer Theil (S. 162 197) bei- gefügt , worin die einer besonderen Aufzählung werthen oder neuen Petrefakte aufgeführt sind.

Zu bemerken ist noch, dass bei Benennung der Ammoneen auf die neue von den Herren Suess, Waagen und Zittel angebahnte Nomenklatur Rücksicht genommen ist.

Ferner darf erwähnt werden, dass die bei den For- mationen angegebenen Versteinerungen vom Verfasser selbst , ausser bei gegenteiliger Angabe , an Ort und Stelle gesammelt worden sind.

TT ebersicht

über die geschichtliche Entwicklung der geognostischen Kenntniss von den niederbayerischen Juraablagerungen und dem Keilberge.

Es dürfte gewiss nicht mit Unrecht geboten sein, am Anfänge unserer Monographie des niederbayerischen und Keilberger Jura die auf diese Sedimentärgebilde bezügliche Literatur nach ihrer chronologischen Reihenfolge kurz zu veranschaulichen. Vor jedem Einzelabschnitt sind dann die auf den speciellen Inhalt desselben sich beziehenden Litera- turquellen noch einmal abgekürzt angeführt.

Verhältnissmässig am reichhaltigsten ist, wie durch seine auffällige Lage nicht anders zu erwarten, der Keil- berg von den früheren Geognosten bedacht worden, während die übrigen, im Allgemeinen den Haupt -Verkehrswegen ferner gerückteren Parthieen in Niederbayern erst ziemlich spät in das Bereich geognostischer Untersuchungen ge- zogen worden waren. Nur des ausgedehnten Steinbruchs bei Flintsbach wurde schon seit älterer Zeit als Kalkbruch Erwähnung gethan, was seinen Grund in der praktischen Bedeutsamkeit dieses Platzes für die fast kalkfreie Um- gebung hatte. Die Ablagerungen zwischen Vilshofen und Passau in der Ortenburger Gegend (im sogenannten Neu- burger Walde) erfuhren lange Zeit nicht die Würdigung, die sie verdienten, und von der Lokalität Münster bei

1

2

Straubing, die wir in Folgendem als reichen Versteinerungs- fundplatz kennen lernen werden, ist auch bis zum Neuesten nichts weiter bekannt gewesen . als dass dort überhaupt weisser Jura und Dogger ansteht.

Ueberblicken wir nun kurz die bisherigen Ergebnisse jener Geologen und Naturforscher, die sich um die Kennt- niss unserer östlichen Juradepots verdient gemacht haben.

Schon 1792 hat der Vater der bayerischen Geognosie M. Flurl in seinem Werke: „Beschreibung der Ge- birge von Bayern und der oberen Pfalz. München“ Seite 225 228, den Flintsbacher Kalk mit seinen Hornsteinen erwähnt, die nach ihm entstanden sind „durch das Ein- fliessen der thonigen Kieselmasse von aussen in die Höhl- ungen des Kalksteines.“ Auch gibt er an (loco citato S. 331), dass bei Regensburg auf dem Granit „die Gebirge von dichtem Kalkstein“ liegen.

1820 war es J. F. WEISS, welcher in „Südbayern’s Oberfläche nach ihrer äusseren Gestalt“ wie- derum der „Juraflötzbildung bei Flintsbach“ (S. 289) ge- denkt; ferner erfahren wir durch ihn (S. 147), dass „zwischen Regensburg und Donauwörth (soll wohl heissen Donaustauf) bei Schwabelweiss die Kalkformation mit einem steil ab- gerissenen Berge an der Donau endet“.

Im Jahre 1829 hat Ami Boue in seinem „geognosti- schen Gemälde von Deutschland“ zum erstenmale in der Regensburger Gegend den Liassandstein (1. c. S. 254) nachgewiesen.

Während aber diese angegebenen Daten nur aphoristi- scher Natur waren, erschien im Jahre 18b8 in Dr. Fürn- rohr’s „Natur historische Topographie von Re- gensburg“ I. Band 3. Theil, bearbeitet von von Voith, von dem letztgenannten Autor die erste und ausführliche Monographie der Regensburger geognostischen Verhältnisse. Bezüglich des Keilberges weist er auf die Liasformation am

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Tegernheimer Keller hin. die aber „nirgends tiefer als bis auf die Belemnitenschicht des Liasschiefers entblösst ist“ (1. c. S. 69 ff.), unterscheidet dichten Jurakalk und Dolomit, sowie bereits Spuren von Solenhofener Schieferplatten an den Schwabelweisser Bergen und lenkt die Aufmerksam- keit zuletzt auf das „oolithische Eisenerz mit Terebratula vicinalis var. cornuta und Pecten textoriusP Eine Be- sprechung und rühmende Erwähnung dieses Werkes findet man in den gelehrten Anzeigen der k. bayer. Akademie der Wissenschaften Nr. 225 vom Jahre 1841 von Prof. Wagner.

1839 gibt Dr. Waltl in der „Beschreibung der eisenhaltigen Mineralquelle und Badeanstalt Kellberg nächst Passaa’1 die ersten literarischen Notizen über die Juraabsätze bei Ortenburg in Niederbayern, obwohl übrigens schon früher, nämlich 1830 in GoldfüSS „Petrefacta German i a e“ der Gegend von Passau als Fundplatz einer jurassischen Scyphie gedacht ist. Waltl citirt in dem genannten Schriftchen (S. 75) , sowie später in einem Programm, Jahresbericht des kgl. Lyceums und Gymnasiums von Passau 1852/53 (S. 15), bei Fürstenzell und bei Söldenau einen weissen Kalk mit Am - monites polygyratus und unterscheidet ihn von dem „här- teren und compakteren Kalk bei Flintsbach. u Ausserdem sind von ihm noch kurze Andeutungen vorhanden „über die Erdformation in Niederbayern“ in verschiedenen Jahr- gängen vom zool. min. Corresp. -Blatt zu Regensburg.

1841 gelangte A. von Klipstein auf einer Reise nach den Alpen durch einen Theil des Frankenjura bis zur „Granitgrenze“ (Keilberg) und theilte die Juraschichten da- selbst in Portlandkalk (weissen Jura) und Marlysandstein (Lias) ein. Siehe v. Klipstein’s Beiträge zur geolo- gischen Kenntniss der ö s 1 1 i ch e n A 1 p en. Giessen 1843. S. 16 u. 17.

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4

1 849 beschrieb Beyrich in seinen „Erläuterungen zur geognost. Karte von Regensburg“, Zeit- schrift der deutsch, geolog. Gesellschaft I S. 44 das Vorkommen von Eisenerz am Keilberg als dem mitt- leren Lias angehörig und entschied sich beim Sandstein vor Tegernheim für braunen Jura.

Im Jahre 1851 geschah des niederbayerischen Jura wiederholt einer Erwähnung in L. Winebergers: „Ver- such einer geog nostischen Beschreibung des bayerischen Waldgebirges und Neuburgerwal- des“. Als Aufschlussstellen sind bereits Fürstenzell, Kalk- berger- und Aichbergerbruch , Söldenau , Flintsbach und Pfaffmünster bei Straubing angegeben. Die Parthie bei Pfaff- münster wird als ein „verlorner Posten vom Regensburger Juragebiet und verschieden vom Söldenauer Kalk“ be- trachtet. Letzterer schliesst nach ihm ein: ,, Ammonites polygyratus , A. polyplocus, Terebratula biplicata , T. con- cinna, Nautilus aganiticusy Pholodomya paucicostata.“

Die ausführlicheren Untersuchungen der Ortenburger Verhältnisse aber verdanken wir erst Dr. Egger, welcher Jahre lang in Ortenburg als Arzt thätig, durch die wissen- schaftliche Ausbeute der Jura- , Kreide- und Tertiär-Sedi- mente der dortigen Gegend sich für die genauere Kennt niss derselben grosse Verdienste erworben hat. Als Frucht seiner Studien erschien im I. Jahresbericht des natur- historischen Vereins zu Passau für das Jahr 1857 ein längerer Aufsatz: „Der Jurakalk bei Ortenburg und seine Versteinerungen“, worin die gesammten Ueber- reste nach der ihm zu Gebote gestandenen Literatur ange- führt werden. Hauptsächlich vom petrographischen Stand- punkt aus wurde eine Eintheilung der Ortenburger Jura- formation in Crinoideenkalk und Oolithschicht für den braunen , in Kieselnierenkalk und geschichteten Kalk für den weissen Jura vorgenommen.

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Die geognostische Untersuchung des Königreiches Bayern, geleitet vom Oberbergrath Dr. Gümbel, erweiterte nun die Kenntniss unserer jurassischen Bildungen auf das W esentlichste.

Dieser unermüdliche Forscher gab bereits im Jahre 1854 im Correspondenzblatt des zoolog. mineral. Vereines zu Regensburg (S. 26 ff.) eine „Uebersicht der geo- gnostischen Verhältnisse der Oberpfalz“, worin weitere Details für die Keilberger Verhältnisse (Keilberger Sandstein, Eisenoolith, Graukalk, Fleckenkalk) enthalten sind; desgleichen auch in der für den Frankenjura und seine speciellere Gliederung fundamentalen Publikation : C. W. Gümbel, die geognostischen Verhältnisse der fränkischen Alb in Riehl’s Bavaria III. Band IX. Buch (Liasprofil, wohlgeschichtete graue Kalke, horn- sleinführende Schwammkalke, Dolomit).

Im Jahre 1868 führte derselbe Gelehrte in seinem Pracht - Werke : ,,Das ostbayerische Grenzgebirge“ Gotha (S. 688 u. 689) die niederbayerischen Juraablagerungen in einer auf neueren Principien fussenden Eintheilung vom Dolomit bis zum ,,Lias“ kurz an, mit Aufzählung aller der durch die Aufnahme bekannt gewordenen Juraplätze. In dem gleichen Werk wird auch nochmals auf den Keil- berg verwiesen und auf die Juravorkommnisse bei Münster und Flintsbach hingedeutet.

Schon einige Zeit vorher hatte Oppel auf Grund einiger ihm zugesandten Ammoniten von Voglarn und Söldenau die Transversariusstufe am ersteren und die Tenuilobatusschichten am letzteren Orte vermuthet; ver- gleiche: Oppel-Waagen, über die Zone des Ammonites transversa ri us 1866 (S. 236) in Beneke’s geognost. paläontol. Beiträgen II. Heft S. 207.

1871 erschien von Braunschweiger, Professor am Real- gymnasium in Regensburg, ein populär gehaltenes kleines

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Lesebuch: Die praktisch wichtigsten Mineralien und Gebirgsarten der Oberpfalz, Stadtamhof, worin gleichfalls die wichtigsten Vorkommnisse am Keilberg kurz berührt werden (S. 34).

Im Jahre 1872 endlich hat der Verfasser selbst in einem kleinen Aufsatz: Beitrag zur Regensburger Juraformation im Correspondenzblatt des zool. mineral. Vereins zu Regensburg 1872, nachdem er in den oberen Doggerlagen am Keilberg neue Aufschlüsse gefunden, darüber einige kurze Notizen gegeben.

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I. Abschnitt.

Der Keilberg bei Regensburg.

Literatur :

1792. M. Flurl. Beschreibg. d. Gebirge von Bayern und der oberen Pfalz. S. 381.

1820. J. T. Weiss. Südbayerns Oberfläche nach ihrer äussern Ge- stalt. S. 147.

1829. A. Boue. Geognost. Gemälde von Deutschland. S. 256.

1838. Fürnrohr. Naturhistor. Topographie von Regensburg, I. Band.

з. Theil, bearb. von Voith. S. 269 ff.

1843. A. von Klipstein. Beiträge zur geologischen Kenntniss der östlichen Alpen. S. 16 u. 17.

1849. Be y rieh. Erläuterungen zur geogn. Karte um Regensburg.

Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. I. S. 44.

1854. C. W. Gümbel. Uebersicht über die geognost. Verhältnisse der Oberpfalz. Zool min. Corr.-Blatt von Regensburg 1854 S. 26 ff. 1864. C. W. Gümbel. Die geogn. Verhältn. der fränk. Alb. Separat- abdruck. S. 64.

1868. C. W. Gümbel. Geognost. Beschreibg. des ostbayr. Grenzgeb. S. 690 u. 691.

1871. J. W. Braun Schweiger. Die praktisch wichtigst. Mineralien

и. Gebirgsarten der Oberpfalz. S. 34.

1872. L. von Ammon. Ein Beitrag zur Regensbgr. Juraform. Zool. miner. Corresp.-Blatt v. Regensbg. S. 138.

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A. Allgemeiner Theil.

Der Keilberg bei Regensburg (östlich der Stadt, s/4 Stunden davon entfernt, am linken Donau ufer gelegen) wird von den letzten grösseren Ausläufern (in SO Richtung) des fränkischen Jurazuges gebildet, welcher hier unmittel- bar an den Rand des ostbayerischen Waldgebirges stösst. Sein höchster Punkt liegt 412 Fuss über der Donau, welche unweit seines Fusses vorbeifliesst. Sämmtliche Sedimentär schichten , die hauptsächlich ausser jurassi- schen Absätzen- auch noch solche des Keupers und des Rothliegenden in sich begreifen, fallen vom Urgebirgsrande in einer sattelförmigen Biegung mit einer Hauptneigung nach West in der Art weg, dass dem Grundgebirge zu- nächst die älteren Formationen angelagert sind, während gegen die Stadt zu mit leichter Abdachung die höheren d. h. jüngeren Sekundärbildungen folgen. Die westliche Fallrichtung wird dadurch modificirt, dass gegen die Donau- thalung eine Neigung nach SW ausgeprägt ist, wTährend nach der andern Seite hin, am nördlichen Theile des Keil- berges, eine rein westliche oder nordwestliche vorherrscht.

Wir unterscheiden zunächst den eigentlichen Keilberg oder Keilstein d. i. den gegen Regensburg vorspringenden Theil der ganzen Juraablagerung ; parallel dem Donauufer schliessen sich in südöstlicher Verlängerung daran die steilen Abhänge der Sch wabelweiser Berge, die ihre jetzige Gestalt (die zackigen Formen) theilweise den Erosionswirkungen der Donaufluthen zu verdanken haben, von denen sie ehemals, einen klippenförmigen Uferrand bildend, bespült worden sind. Westlich und nördlich jedoch lösen sich die Jurafelsmassen allmählich in ein coupirtes Hügelterrain, in ihren Niederungen durch Neu- bildungen unterbrochen, auf: nördlich über Brandlberg

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(Glashütte), Tannhof, Grünthal bis Irlbach, um hier ziemlich steil unter die aufliegenden Novärgebilde einzu- schiessen , westlich über Wuzelhofen und Salem, um dort von der Regenthalung wiederum in zahlreichen Auf- schlüssen blossgelegt zu werden.

So bekommen wir als Ausdehnung der in Betracht gezogenen Juraparthieen ungefähr ein Quadrat, das durch die beiden östlichen Endpunkte Tegernheim (SO) und Irlbach (NO) und andererseits durch den Lauf der beiden Flüsse, der Donau und des Regens, mit ihrer Ver- einigung in der südwestlichen Ecke bestimmt ist.

Eine geognostische Karte über dieses Gebiet zu geben, dürfte überflüssig erscheinen, da dasselbe bereits auf das Blatt Regensburg (vom ostbayer. Grenzgebirge der geognost. Karte von Bayern), ausgeführt und colorirt von Oberberg- rath Dr. Gümbel (Gotha 18G8), fällt und zwar deckt es davon die nach der üblichen Bezeichnungsweise der Steuer- katasterblätter durch XLIII. XLV. , 18 u. 19 gekenn-

zeichneten Parthieen (Massstab 1 : 100,000). Ferner existirt noch eine Lokalkarte : Regensburg mit Umgebung von Oberlieutenant Geyer, colorirt von Ingenieur Micheler, in einem grösseren Massstab nämlich 1 : 25,000, woselbst die Hauptformationsglieder ebenfalls angegeben sind. Es wäre deshalb blos übrig geblieben, die minutiöseren Unter- stufen auf einer Karte mit ziemlich grossem Massstab zu verzeichnen; doch da nur einige wenige Formationsglieder zur grösseren Geltung gelangt sind, andrerseits die er- wähnte Gümbel’ sehe Karte bereits mit der bestmöglich- sten Detailirung, die für diesen Massstab überhaupt in Anwendung kommen kann, ausgestattet ist, konnte füglich davon Umgang genommen werden.

Denken wir uns mitten durch den Keilberg einen Durchschnitt, so bekommen wir von der Lagerung der I ormationen ein Profil , wie es unterhalb der diesem

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Schriftchen angehefteten Uebersichtstabelle in schemati- scher Weise dargelegt ist. Die Erklärung ist der Figur beigefügt.

Weitaus der grösste Theil des Keilsteines wie auch der Schwabelweiser Berge besteht aus plumpem Felsenkalk. Es ist dies auf der Zeichnung allerdings weniger ausgedrückt, da der Schnitt mehr durch die Mitte des Berges geführt wurde, woselbst auch brauner Jura und Lias, welche sich gegen den Band zu allmählig aus- keilen , ziemlich mächtig sind. Benannter Kalk wird wegen seiner Reinheit zum Kalkbrennen sehr geschätzt und es sind deshalb zu seiner Gewinnung bedeutende Steinbrüche zunächst der Station Walhallastrasse an der südwestlichen Bergesecke angelegt. Diese der Stadt zu- gekehrte Ecke bringt das Bild im oberen Theile der tab. IV. zur Ansicht ; da wo dasselbe rechts mit dem Steilabfall der Felsen endet, dehnen sich im Anschluss daran, aber rechtwinklig auf die Längsrichtung der abgezeichneten Parthie, die Schwabelweiser Gehänge aus. Ihre Perspective ist nicht mehr in das Auge des Beobachters gelangt, welcher bei der Aufnahme unmittelbar beim Stationsge- bäude seinen Posten gefasst hatte. Im Vordergründe ge- wahrt man die Kalkwerke der Gebr. Wetzler, deren Bedarf aus diesen Brüchen gedeckt wird. Nach links dachen sich die Felsen gegen Brandlberg zu etwas ab.

Die Klüfte und Spalten des Kalkes sind mit sandigem Conglomerat und Thon ausgefüllt, von der ersten Ueber- fluthung durch das Kreidemeer herrührend (Schatzfels- schichten Gümbel’s, untercenoman); grössere Kreide- oder Procänablagerungen finden sich ferner am Plateau als Grünsandstein (cenoman, Schichten mit Pecten asper ) ausgebreitet. Ausserdem liegen auf der Höhe des Berges unweit des Zachkellers an einigen Stellen viele Hornstein- knollen von braungelber Farbe in den Feldern zerstreut.

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Sie sind voller Steinkerne; aber ihre Undeutlichkeit liess bisher Zweifel über das wahre Alter derselben. Da ich neuerdings in einem solchen Hornsteinstück Exogyra cölumba, dann Ostrea diluviana , Terebratella cf. striatula erkennen konnte, ferner an einem andern Orte, näm- lich oberhalb Salem , dicht über dem Jurakalk dieselben Hornsteine in einem Sandstein mit quarzigem Bindemittel als erste Bank des Grünsandes gesehen habe, so ist damit erwiesen , dass sie in keiner Beziehung zum Jura mehr stehen.

An einigen Punkten am Plateau wie in der Nähe von Braudlberg erscheinen auch plattige Kalke, die wir wohl nicht anders als die Aequivalente der Solenhofener Schiefer zu betrachten haben.

Weiter oben beim Dorfe Keilberg streicht der braune Jura und der Lias zu Tag. Der zum ersteren gehörige gelbbraune Sandstein ist leicht der Verwitterung zugäng- lich, während die harten, quarzigen Liassandsteinlagen, von Giimbel Keilbergsandstein*) genannt, einen guten Bau- stein liefern und zu diesem Zweck auch oberhalb des Dorfes in kleinen Brüchen ausgebeutet werden. Die Schichtenlagen schiessen darin nach SW Stunde 16 mit einer Neigung von 20° ein.

Da schon seit mehreren Jahren auf den Kaolingehalt des in der Tiefe ruhenden Keupersandsteines Bergbau ge- trieben wird, so musste zu diesem Zwecke der ganze Lias durchteuft werden und ich kann hier ein Profil desselben aus dem Schachte des Herrn Ingenieur Micheler, das er mir freundlichst zur Verfügung mitgetheilt hat, beisetzen:

*) C. W. Gümbel: Uebersicht der geogn. Verhältn. der Ober- pfalz. Korresp.-Blatt des zool. min. Vereines zu Regensburg 1854 S. 27.

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Profil No. 1.

a. Gelber Thon 9'

b. Sandiger Mergel .... - 5'

c. Grauer thoniger Schiefer 24'

d. Gelber schiefriger Thon 6'

e. Rotheisenerz

^ f Grobkörniger Sandstein

l Bunt gefärbter feinkörniger Sandstein . . 35'

g. Bunter Thon 42'

h. Bunter sandiger Thon 8'

i. Gelber Sandstein 3'

k. Kaolinhaltiger weisser Sandstein 41 J/2 '

Rother Thon.

Kaolinhaltiger Sandstein.

Bunter Thon.

Grobkörniger harter Sandstein.

Wechsel yon Sandstein und buntem Thon.

Dieses Profil ist sehr interessant sowohl in Bezug auf Vertheilung der Keuperlagen , als hauptsächlich dadurch, dass es den völligen Ueberblick über den Lias der Regens- burger Gegend, der uns in analoger Weise im Irlbaelier Profil vor Augen tritt, gestattet. Die Lage c. besteht aus Posidonomyenschiefern, die hier zumeist grau oder schwarz entwickelt sind (bei Irlbach von heller Farbe), im Hangen- den (b.) mit einem hellen, etwas sandigen Mergel (Jurensis- mergel). d. und e. gehört zum mittleren Lias, dessen rother , thoniger Eisenoolith , nebenher gewonnen , als Farbmittel Anwendung gefunden hat. f. vertritt in seinem obersten nur wenig mächtigen Theil die Arkuatenbänke, in seiner Hauptmasse als buntgefärbter, fester Sandstein die Angulatusregion des unteren Lias. Yon g. abwärts liegt nur noch mehr Keuper, dessen abbauwürdiges Kaolin- flötz in k. sich befindet.

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Schwabelweiser Berge heissen die steilen Abhänge des Keilberges, die sich längs der Donau bis zum soge- nannten Tegernheimer Keller erstrecken. Sie werden übrigens vom Flusse nicht unmittelbar berührt, sondern sind von diesem durch einen kleinen, von fruchtbaren Novärgebilden (Löss) bedeckten Strich Ackerlandes getrennt. Auch sie bestehen zum überwiegendsten Thell aus plumpem Felsenkalk, der in zackigen, pittoresken Formen kühn aus der Flussebene sich erhebt und dadurch jedem Walhalla- besucher, dessen Weg gewöhnlich hier vorbeiführt, einen hübschen landschaftlichen Anblick gewährt. Auf diesen Gehängen, die gegen Süd geneigt sind, schliesst zugleich ein reges organisches Leben, wofür der kalkige und sonnige Boden besonders günstig wirken mag, ab, um einer ein- tönigen Urgebirgsflora und -fauna schon von dem benach- barten Berge an Platz zu machen. Die Botaniker und Entomologen unserer Gegend wussten deshalb schon in früherer Zeit diese Plätze wegen der Reichhaltigkeit und mannigfachen Eigen thümlichkeit der Vegetation und ihrer Bewohner genugsam zu schätzen *).

Verfolgt man die Felsen bis zum Tegernheimer Keller, so stösst man eine kleine Viertelstunde vor letzterem am sogen, „grossen Felsen“ bereits auf den Dolomit, der aller- dings gerade hier wegen seiner geringen Mächtigkeit leicht übersehen werden kann , und nun folgt entlang des Berg- gehänges ein Gesammtprofil durch den ganzen weissen

*) So wachsen z. B. folgende interessante Pflanzen am steinigen Abfall der Schwabelweiser Berge : Turritis glabra, Biscutella laevigata, Viola arenaria , Alsine Jacquinii, Malca moscliata , Dictamnus Fraxi- nella, Cytisus capitatus, Trifolium alpestre, Libanotis montana , Crepis praemorea , Hieracium Nestleri, Valeriana officinalis var. y angusti- folia, Orobanche arenaria , Thesium montanum, Mercurialis uvataf Allium fallax, Stipa pennata, Polypodium calcareum .

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Jura bis zum Eisensandstein des Doggers. Zwar ist es nicht besonders lehrreich , weil vortheilhafte Aufschlüsse fehlen; doch gewährt es den Haupt -Ueberblick über die hiesigen Juraverhältnisse. Sehr schön kann man an den vorderen Parthieen den Abfall der Schichten vom Urgebirg weg beobachten. Diese charakteristische Endigung der Jurafelsen an der Urgebirgsecke bei Tegernheim bringt das etwas schematisirte Bild im untern Theile der Tafel iV. zur Anschauung. Hier bedeutet a. den erwähnten „grossen Felsen“ (plumper Felsenkalk). Sein unmittelbar Liegendes (b.) besteht ans Dolomit. An der Felsbildung betheiligen sich ferner noch hornsteinreiche , geschichtete Schwamm- kalke (c.); diese sind ziemlich mächtig und besitzen eine starke Neigung (mit 25° fallen sie nach SW Stunde 15 ein). Trotzdem, dass sie vielerlei organische Reste einschliessen, gelingt es selten, etwas Genügendes zu finden. Auch der links von d. gezeichnete Steinbruch gehört noch in die Region dieser Scyphienkalke. Unter diesem Schichten- complex deuten dünngeschichtete, hellklingende Kalksteine mit ihren Einschlüssen auf die Tenuilobatusstufe ; ihr Ge- stein zerfallt leicht und bildet schüttige Haufen (d.), nach unten zu wird es mergelig und geht endlich in graue, undeutlich oolithische, mergelige Kalkschiefer über, welche durch ihre Versteinerungen (wie Oppelia tricristata) auf den Horizont des Peltoceras bimammatum hinweisen (e.). Ein kleiner Steinbruch am mittleren Berggehäng unweit des Kellers selbst zeigt einen ruppigen grauen Kalk in seinen unteren Lagen bereits der Vertreter der Transver- sariuszone. Nur wenige Schritte davon beginnt der unter- gelagerte braune Jura , welcher hauptsächlich als Eisen- sandstein entwickelt ist ; er macht sich durch seine braune Farbe , selbst auf dem bebauten Lande leicht kenntlich. Auf ihm befindet sich ein kleines Hopfenfeldchen zum Be- weise, dass seine an thonigem Bindemittel reicheren Lagen

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für die Cultur nicht ungünstig verwittern. In den Sand- steinbrüchen (f.) dicht vor dem Keller (auf dem Bild hinter den Bäumen versteckt) zeigeu die Schichten eine Neigung von nur mehr und fallen SW Stunde 15 ein.

Damit haben wir zugleich den Abschluss des Berges nach dieser Seite erreicht ; eine kleine Thalung trennt diese Gebilde vom gegenüberliegenden Granitfels.

Wenden wir uns in dieser Thalung ein kleines Stückchen nach aufwärts , so gelangen wir bald an eine Schlucht, die sich bis zur Höhe des Keilberges hinauf zieht und deshalb einige Wichtigkeit besitzt, weil sie ge- nauere Einzelheiten bezüglich des Doggers und besonders der Grenzregion zwischen diesem und dem weissen Jura aufgedeckt hat. Besagte Schlucht nimmt ihren oberen Anfang am südöstlichen Ende des Dorfes Keilberg (unter- halb des sogenannten Summa - Schachtes) und verdankt ihre jetzige Gestalt den Gewitterstürmen der letzverflossenen Sommer. Die entblössten Schichtenlagen sind wegen der unmittelbaren Nähe des Urgebirges vielfach verworfen und gefaltet. Folgendes Profil konnte ich von oben nach unten aufnehmen:

Profil No. 2.

Bedeckung: Vegeta tionsdecke, darunter folgen:

1) Graue Kalke mit Harpoceras Maran- tianum.

2) Dünngeschichtete, grünlichgraue, undeut- lich oolithische Kalkmergel mit Pho- lodomya acuminata, Lima scaberrima und vielen Asteriasplättchen Niveau der Waldh. impressa.

3) Gelbgraue, ruppige Kalkbänke mit thonigen , dünnen Lagen wechselnd. Oppelia callicera.

Trans-

versar

Schicht.

16

Trans-

versal*.

Schicht.

Glau-

koolith.

Callovien.

Varians-

Schicht.

(Bath.)

4) Grauer, oolith. Mergelthon, durch Man-

gandendriten schwarz gefleckt , erfüllt

mit Perisphinctes chlor oolithicus und

Martelli, Aspidoceras Oegir und Belem-

nites unicanaliculatus . Ungefähr 3 m-

mächtig.

°

5) Graue Kalkbank mit gröberen Brocken von unreinem , thonigem Brauneisen- stein. 0,25 m- mächtig.

6) Bräunliche Kalkbank, ebenfalls mit un- reinem Eisenerz , aber ausserdem mit dunkeln Glaukonitkörnerchen erfüllt. Oppelia oculata , Bhynchonella Arolica. 0,25 m- mächtig.

7) Gelbbraune, mergelige Kalke, ausge- zeichnet oolithisch Eisenoolith. Petre-

< fakten mit schillerndem Glanz. Ste- phanoceras macrocephalum , St. tumidum ; Amaltheus polygonius. 0,45 m- mächtig.

8) Sandige braungelbe Thone mit dunklen oolith. Kalkknauern. Oppelia aspidoides, Stephanoceras subcontr actum, Bhyncho- nella varians , Östren, Knorri.

Als Unterlage folgt nun durch eine seitliche Ver- werfung nochmals der unterste weisse Jura, dann wieder der oberste braune (Callovien) , welcher Schichtenwechsel sich noch ein paar Mal wiederholt , bis endlich , schon ziemlich dem unteren Ende der Schlucht nahe, der Dogger als

9) Eisensandstein eine grössere Mächtigkeit erlangt. Seine einzelnen Lagen sind sehr stark wellen- und sattelförmig ge- bogen, darunter folgt wenig mächtig ein

Mur-

chisonae-

Stufe.

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10) Schwarzer und dunkelgrauer Thon mit viel Schwefelkiesknollen ohne Ver- steinerungen.

11) Sandige Mergel mit Harpoceras Aalense, H. Thouarcense und Helemnites Thou- arcensis.

12) Harter grauer, bituminöser Mergelkalk mit Lytoceras jurense , Harpoceras radians , Belemnites irregularis und tripartitus , Eine ziemliche Strecke lang entblösst , wahrscheinlich fallen diese Schichten der Richtung des Wasserrisses analog.

13) Hellgraue weiche Schiefer.

14) Oolithisches Rotheisenerz.

15) Bantgefärbter, feinkörniger Sandstein.

Unterlage: Kaolinhaltiger Keupersandstein.

Die Lagen 13, 14 sowie der Keupersandstein schauen mit ihren Schichtenköpfen nur in kleinen Schnippchen am Ausgang der Schlucht hervor ; ihnen benachbart ist ein tertiärer Thon abgesetzt.

Hiermit haben wir zugleich das südliche Ende des Keilberger Liaszuges überhaupt erreicht, welcher bei Irlbaeh aus der Tiefe sich erhebt und über das Grünthaler Plateau und die Keilberger Höhe bis zu dieser Schlucht sich er- streckt.

Wir schreiten nun zu den nördlichen und nord- westlichen Ausläufern des Keilberges vor. Diese Gegend bietet aber mit Ausnahme des bedeutsamen Irlbacher Liasprofiles wenig des Interessanten; sie ist charakterisirt als ein Hügelterrain, unterbrochen durch kleinere Aus-

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Jurensis-

Mergel.

Opalinus- Thon. |

Posidonien- 1 Schiefer. )

Mittl. Lias. Unter. Lias.

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waschungsthäler. Nach der Urgebirgsseite hin trifft man analog dem früheren Verhalten wiederum die älteren Glieder des Juragebirges an , während dessen höhere und höchste Stufen den übrigen, grösseren Theil zusammen- setzen und dadurch, dass theils genügende Aufschlusspunkte fehlen , theils organische Reste zu den Seltenheiten ge- hören , den geologischen Charakter dieser Strecke zu einem sehr monotonen stempeln. Der Felsenkalk, manchmal dolomitisch, zeigt hie und da die in Franken so häufigen Erdfallen, durch Auswaschung des in der Tiefe liegenden Kalkes und Nachstürzen vom daraufliegenden Erdreich entstanden. Er bildet den Untergrund zu einem nicht gerade sehr reichen Waldboden (Nadelholz). Zu einer grösseren Verbreitung gelangen ferner noch die hornstein- reichen mit undeutlichen Schwammformen erfüllten Kalke, welche bereits einen tieferen Horizont als die plumpen Felsenkalke einnehmen. Sie sind zumeist geschichtet, scheinen aber, wenn dieses Merkmal sich verwischt, nach oben hin mit den letzteren zu verfliessen.

Einigermassen bemerkenswerth ist das Thal, das vom Orte Brandlberg (oder Glashütte) bis Grünthal sich hinzieht; wenn man es verfolgt, so passirt man wie an den Schwabelweiser Bergen das ganze Juraprofil von den plumpen Felsenkalken bis zum Eisensandstein und Lias. Allerdings sind manche Formationsglieder, besonders die des unteren weissen Jura nur undeutlich zu erkennen. Am dankbarsten sind die Gehänge, bevor man Grünthal erreicht, besonders (von der Brandlberger Seite her) an der linken Thalseite. Schüttiges Kalkgestein mit Oppelia tenuilobata, Perisphinctes pölyplocus, stephanoides , Avicula similis verräth hierdurch den mittleren weissen Jura ; diesen Schichten sind jene erwähnten Hornsteinkalke auf- gelagert und am Plateau in einem kleinen Steinbruch gut aufgeschlossen. Ohne Mühe kann man darin ihre aus-

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geprägte Schichtung beobachten. Der untere weisse Jura ist, da seine mehr thonigen Lagen für die Vegetation günstiger verwittern, durch bebautes Culturland dem Auge entzogen. Mächtig breitet sich nun wieder der Eisensand- stein aus, dessen eisenreichste Lagen dicht vor Grünthal unmittelbar an dem dahin führenden Strässchen angebrochen sind. Vor der Ortschaft Irlbach endlich gelangen wir zu grossen Sandsteinbrüchen , deren Bruchgestein von milder Farbe und feinem Korn als zu feinen Bauzwecken tauglich sehr geschätzt wird. Da die brauchbaren Lagen in die Tiefe einschiessen , musste das Hangende derselben durchschnitten werden, und in dem dadurch begründeten Gesammtliasprofil , das leicht mit einem Blicke übersehen werden kann, liegt die geologische Wichtigkeit dieser Brüche ; das Nähere hierüber folgt bei der Formations- beschreibung (S. 26). Die Schichten fallen bei Irlbach nach NW ziemlich stark unter 26° in Stunde 92/s ein.

Der Hügel oberhalb Irlbach, die direkte Fortsetzung dieser Gebilde nach oben, enthält an seiner Basis ebenfalls Steinbrüche, die aber den gleichfalls nützlichen Sandstein des untern braunen Jura ausbeuten ; über letzteren liegen undeutliche Spuren der Eisenoolithe und auf der Höhe im Wäldchen heben sich die grauen Kalke des unteren weissen Jura heraus.

Von Irlbach dehnen sich, parallel dem Wenzenbach an dessen linker Seite, die oberen Jurakalke bis Thannhof und W uzelhofen aus; entlang dieser Strecke, am nörd- lichsten Rand unseres Gebietes, herrschen, durch viele kleine Aufbruchsstellen sichtbar, wiederum die Hornsteinkalke vor.

In einem Wäldchen nächst dem Weiler Thannhof unweit Wuzelhofen finden sich Blöcke von einem weissen quarzitischen Sandstein zerstreut, während die nähere Um- gebung blos oberen weissen Jura aufweist. Die Frage, ob dieser Sandstein wirklich daselbst an steht oder nicht, lässt

2*

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sich aus den vereinzelten Trümmern bei Mangel näherer Aufdeckung nicht so leicht entscheiden. Doch glaube ich nicht, ersteres annehmen zu können , sondern halte dieses Vorkommen wegen der petrographischen Uebereinstimmung mit dem Irlbacher Sandstein von sekundärer Art, wonach wir darin nur Liasreste, welche von diluvialen oder noch neueren Fluthen leicht hergeschwemmt werden konnten, zu erblicken hätten. Damit wäre jeder Gedanke an andere Formationen, speciell an tertiären Sandstein ausgeschlossen.

Im Westen verbinden die Jurahügel bei Harthof und Wuzelhofen den Keilberger Malm mit den gleichfalls aus plumpen Felsenkalk bestehenden felsigen Entblössungen am Regenufer bei Salem. Dicht hinter diesem Pfarr- dorfe finden sich im Gestein viele Rutschflächen, sowie als Ausfüllung der Klüfte sehr schön die pflanzenführenden Thone der von Gümbel benannten Schutzfelsschichten (unter cenoman). Neben dem Salerner Sommerkeller nimmt der, Kalkstein viel Hornstein auf, zugleich mit besser an- gedeuteter Schichtung und nähert sich dadurch der nächst tieferen Stufe, die auch unweit davon hinter Wuzelhofen zu dominiren beginnt. Hier aber haben wir es , was die unmittelbare Nachbarschaft neben typischem plumpem Felsen- kalk beweist, bloss mit einer lokalen Modifikation des letzteren zu thun.

Bei Gallinghofen und Zeitlarn sind es wieder nur die eintönigen, fast versteinerungsleeren Felsenkalke, die, an ihrer unteren Grenze dolomitisch werdend , den weissen Jura allein repräsentiren, während dünngeschichtete plattige Kalke zweifelsohne vom Niveau der unteren Solen- hofener Schiefer etwas südlicher davon zum Schlüsse noch zu verzeichnen wären. Sie stehen nämlich beim Kreuz auf der Höhe vor Wuzelhofen und an der Fahrstrasse, die von dieser Ortschaft nach Salem führt, an. Am Kreuz zeigen diese, übrigens fast keine organischen Reste ent-

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haltenden Plattenkalke ein schwaches Ein fallen nach SO (Stunde 10 unter 5°). Die eigentlichen Sternkorallen- kalke, sowie typische Prosoponkalke kommen am linken Regenufer noch nicht vor.

Obwohl wir den nördlichen Abschluss für unser Ge- biet bei Irlbach fanden, erübrigt doch noch mehrere dem Keilberg nördlich sich anschliessende Juraparthieen kurz zu erwähnen. Einige abgerissene Jurainseln nämlich un- weit des Hölzelhofes , am Abbachhof und am Postholz leiten zu einer grösseren Ablagerung vor Regenstauf über,

| von wo aus sich der östliche Rand des Frankenjura weiter ! nach Norden über Hagenau, Leonberg und die Maxhütte in die Burgiengenfelder Gegend zieht. * Hier gelangen jurassische Bildungen wiederum zur grösseren Verbreitung und sind hauptsächlich durch die Thalung der Naab sehr vortheilhaft erschlossen.

Bei Abbachhof befinden sich die Schichten in übergekippter Lage ; denn den klotzigen Hornsteinkalken ist älterer Weissjurakalk aufgesetzt. Am Postholz sind nur geringe Reste von Jurakalk sichtbar; indess fehlt hier auch der Dolomit nicht.

Ein schönes Profil jedoch bietet der Steinbruch vor Re gen stauf. Wir führen es hier an, um den bereits vorhandenen Unterschied gegenüber dem Keilberger Jura zu zeigen. Die einzelnen Lagen fallen gleichfalls in um- gestürzter Stellung vom direkt anstossenden Urgebirg weg. Von oben nach unten können wir unterscheiden:

1) Eisensandstein.

2) Eiseuoolith, undeutlich. Stark zu braungelbem Thon mit Mergelknollen verwittert.

3) Dunkelgrüne, glaukonitreiche Bank (0,1 m) erfüllt mit JBelemnites Calloviensis. Bereits Ornaten thon.

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4) Bräunlicher Mergelthon (Ornatenthon) mit festeren Kalkmergelausscheidungen (0,7 m ).

5) Knollige harte Kalkmergelbank , wahrscheinlich Biarmatusmveau. 0, 1 8 m-

6) Grünliche, durch Glaukonit gefärbte Mergelbank mit Perisphinctes chlor oolithicus. Glaukoolith.

7) Kalk und Mergelkalk der Transversariusstufe (circa 4- 5rah

8) Blendendweisser, muschligbrechender Kalk mit grauen Hornsteinen. Werkkalk. Stufe des Peltoceras bimammatum (circa 20 m).

9) Grünlichgrauer Kalk, auf den Ablösungsflächen mit grünlichem Mergelbeschlag. Perisphinctes colubrinus, Ostrea Quenstedti, Collyrites carinata. Gehört schon wie der folgende

10) Graue Mergelkalk mit Ver steiner ungsr ei chthum ( Oppelia Holbeini , Aspidoceras Altenense , circum- s pinosum, Perisphinctes platynotus , polyplocus u. s. w.) zu den Tenuilobatenschichten, welche noch in einer Mächtigkeit von 5 ra- anstehen.

Soweit der Steinbruch. Der übrige Theil letztge- nannter Schichten, sowie die jüngern Juraglieder sind an der gegen den Regen zu folgenden Abdachung nicht mehr günstig aufgeschlossen. Doch erkennt man an herum- liegenden Blöcken noch dolomitische Gesteine.

Trotz der geringen Entfernung hat im Vergleich zum Keilberger Malm bereits ein merklicher Unterschied Platz gegriffen. Der am letztgenannten Berge kaum typisch nachweisbare Werkkalk ist bei Regenstauf mächtig ent- wickelt und noch dazu mit vielen Hornsteinknollen ver- sehen , obwohl Kieselausscheidungen diesem Niveau sonst fremd sind. Die Basis der Tenuilobatenschichten ferner weist bereits ganz denselben Charakter auf, der ihr durch das ganze fränkische Gebiet eigen bleibt. Am Keilberg

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selbst konnten diese gewöhnlich stark mergeligen Lagen noch nicht nachgewiesen werden. Doch dürfte vielleicht hieran der Mangel an günstigen Aufschlüssen Schuld sein. Denn jene splittrig-brechenden Kalke mit Avicula similis, die wir in Folgendem der Tenuilobatusstufe zuschreiben, stellen die Oberregion derselben vor.

Soweit die allgemeineren geognostischen Verhältnisse am Keilberg; möge noch ein flüchtiger Blick auf die Anschlüsse im Westen ge- stattet sein.

Jenseits des Regens sind, wie in der Einleitung bereits bemerkt wurde, blos die höchsten Weissjurastufen entwickelt; sie bilden die Basis für ausgedehnte Absätze der Procän- oder Kreideformation. Doch ist im Allgemeinen ihre Aufdeckung nur eine stellenweise, und nur den Flussläufen im jetzigen Donauthal nebst Seitenthälern ist es zu danken, dass jene mit ihrer Durchbrechung durch das Juragestein dieses dem Auge sichtbar gemacht haben. In der Nähe Regensburg’s herrscht im Donauthal selbst (Paffenstein, Schwalbennest, Jrating, Abbach) der plumpe Felsenkalk, im Naab- und Laberthal der Dolomit vor. Sternkorallen- und Plattenkalke erreichen ihr Maximum in der Kel heim er Gegend, wo bei Oberau die luckigen weissen Kalke ausser vielen Anthozoen Bhabdocidaris mitrata , Diplocidaris gigantea, alternans, Acrocidaris nobilis , Cidaris marginata , C. glandi- fera, Diceras bavaricum , speciosum, Münsteri , Nerinea subscalaris, carpathica u. s. w. einscliliessen. Einige Lagen des plumpen Felsen- kalks bestehen fast ganz aus Fragmenten von Echinodermen (Stacheln von Hemicidaris, Acrocidaris, Cidaris , Pentacrinus Sigmaringensis ), so auf der Höhe oberhalb Nittendorf. In Pointen und Ja che n- hausen brechen bekanntlich Kalkschiefer mit einer Fauna, die der berühmten Solenhofener an Reichhaltigkeit kaum nachsteht. Eine durch- greifende stratigraphisch paläontologische Kenntniss dieser hochjurassi- schen Bildungen kann aber nur dnrch längere Detailstudien erzielt werden; blos ein Bruchstück zu geben, würde der Mühe nicht genug lohnen.

Einige Hinweise bezüglich der Auflagerung von den plattigen Kalken dürften vielleicht noch vorzubringen sein. Bei Kager unfern

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Regensburg stehen helle Plattenkalke an, worin sich nicht sehr selten Venus suevica findet. Bei Ebenwies liegen in den grossen Stein- brüchen an der Naab zu oberst die deutlichst ausgesprochenen Platten- kalke, allmählig gehen sie nach unten in weniger dünngeschichtete mit mehreren Lagen von Hornstein wechselnd über, bis eine 1,3 m- dicke grünlichgraue Dolomitbank mit einer untergelagerten röthlichweissen Kalkplatte von 0,35 m- dieselben vom Hauptbruchsgestein trennt, welches bis zum Boden noch gegen 10 m- mächtig ansteht. Dieses ist ein klein- späthiger, weisser, bald mehr bald weniger gut geschichteter Kalk und führt Oppelia steraspis, Magila suprajurensis nebst überaus vielen Pollicipes- Resten (Quenstedt’s Petrefaktenkunde 2. Aufl. t. 27 f. 14, 15 ; sie könnten daher am passendsten Pollicipes Quenstedti genannt werden). Auch Sternkorallen kommen darin vor. Die Unterlage ist Dolomit. Bei K e lh e i m win ze r wechseln bekanntlich (G ü m b el ostbayr. Grenzgeb. S. 694) Sternkorallenkalke mit Prosopon rostratum , P. aculeatum , Acropeltis aequitnberculata , Echinus granulosus, Bhyn- chonella Astieriana , Exogyra aff. spiralis , Isoarca und vielen Anthozoen mit typischen Plattenkalken , welche ihrerseits ausser andern (bes Fisch-Resten) Magila suprajurensis und Bhynchonella Astieriana ein- schliessen. So in den südwestlichsten Brüchen ; in den grossen Platten- brüchen nächst Kelheimwinzer liegt der Complex der Plattenkalke mit reicher Fauna (Fische, Krebse, Insekten u. s. w.) auf einem blendend- weissen, versteinerungsarmen, nicht dünngeschichteten Kalkstein, welcher dem der Lage d. des folgenden Olfenstätter Profiles zum Verwechseln ähnlich sieht. In der Abensberger Umgegend zeigt sich im Wäld- chen bei Offenstätten folgendes Profil von oben nach unten:

a. Dünnplattige Kalkschiefer mit Fischresten.

b. Dichter klotziger Kalk mit Sternkorallen und Terebratulina substriata, Bhynchonella Astieriana.

c. In fünf ungleichen Bänken abgesonderter, circa l1/*“- mächtiger weisser Kalkstein.

d. Kleinspäthiger weisser Kalkstein; ist bergfeucht leicht zu be- arbeiten, im lufttrockenen Zustand aber härter und beim Darauf- schlagen klingend. Mit 2 Hornsteinlagen; 2,3 m- mächtig. Pleuromya donacina , Bhabdocidaris mitrata , Bhynchonella Astieriana , Sepienschulpen und grosse Planulaten.

e. Derselbe Kalk bis Ende des Aufschlusses noch 1,5 m- mächtig. Schliesst mit einer Hornsteinlage nach unten ab; die weitere Unterlage ist nicht mehr aufgedeckt.

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Ara sogen. Sünderbuckel bei Abensberg bilden aber typische Plattenkalke das unmittelbar Hangende von einer Scyphienfacies der klotzigen Felsenkalke mit Terebratula insignis , Rhynch. Astieriana , Waldheimia trigonella, Ostrea pulligera, Cnemidium astrophorum, Scyphici intermedia , glomerata. Unweit davon im Eichstätter Bruch sind grobbankige Plattenkalke (Prosoponkalke Gümbel’s) mit Magila suprajurensis , Naticci gigas anstehend. Dicht an der Stadt an der Abens (Bad wiese) liegt ein schönes Korallenriff erfüllt von Thecos- milia äichotoma, Calamopliyllia Stokesi, Montlivaultia. Iiaimei , Cardita tstragona , Diceras biosgelegt, während an den nah gelegenen Auf- brüchen am neuen Bahnhof typischer Felsenkalk ohne Korallen mit Tercbratiüa insignis , T. immanis , Terebratülina substriata , Ostrea dextrorsum , gregaria , Fecten dentatus u. s. w. gewonnen wird. Im benachbarten Sandharlanden trifft man dagegen theils auf Kclheimer Marmorkalke mit Terebr. insignis rar. strictiva Quenst., theils auf deutlich ausgebildete weisse Oolithe mit viel Nerineen und Krinoideen- resten. Nach oben sind dieselben unregelmässig von einer mächtigen Korallen bank begrenzt.

Es soll durch diese Anführung einiger Lokalverhältnisse aus dem benachbarten Gebiete nur auf die Thatsache hingewiesen werden , wie sehr petrographische Verschiedenheiten und Faciesunterschiede in diesen höchsten Regionen herrschen und dadurch bei ungenügender Kenntniss ihrer Einschüsse die Eintheilung der Schlussbildungen unseres Malm’s, sowie deren Vergleichung mit Parallelbildungen anderer Juradistrikte bedeutend erschweren.

B. Beschreibung der Formationsglieder am Keilberg.

ftasformatioiu

Unter den mächtig anfliegenden jüngeren Juragliedern ist der Lias oder schwarze Jura, welcher in der Regens- burger Gegend einzig und allein am Keilberg vorkommt, als schmales Band hart am Rande des Urgebirges , nur durch nicht besonders mächtige Streifen von Keuper und

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Rothliegenden davon getrennt, entwickelt und zwar zieht er sich von Irlbach, wo er sich aus den Alluvionen steil erhebt, über die Keilberger Höhe bis Tegernheim, um von da unter dem Schutte der Donauebene zu versinken.

Nur die beiden Endpunkte sind für geologische Be- trachtungen erspriesslich, besonders der nördlich gelegene, wo in den zwischen Grünthal und Irlbach betriebenen Steinbrüchen das Gesammtprofil des Lias klar dargelegt ist. Man erkennt von oben an folgende Lagen :

Profil No. 3.

Bedeckung : Abraum.

1) Röthlichbrauner Mergelthon voller Quarzkörner mit

JBelemnites tripartitus und irregularis. Grenz- bank des Jurensismergels. Nicht besonders mächtig.

2) circa 7 m- Blätterige, helle, nur streifenweise dunkler

gefärbte , weiche Schiefer mit Harpoceras Lytliense , H. complanatum, H. bifrons , Ino- ceramus dubius. Posidonomyenschiefer.

3) 0,03 m- Rotheisenkruste erfüllt mit Belemnitenresten.

4) 0,25m Gelblichbrauner Thon mit Brauneisenschnüren.

Amaltheus spinatus , Belemnites paxillosus. Spinatusschichten.

5) 0,10m- Oolithisches Rotheisenflötzchen.

6) 0,40 m- Wie No. 4.

7) 0,65 ra- Hauptflötz vom oolithischen Rotheisen mit

Rhynchonella acuta, Rh. serr ata, Rh. amal- thei, Spiriferina rostrata, Pecten aequivalvis, liasinus. Amaltheenschichten.,

8) 0,10 ra- gelb und rother, weisslich punktirter, eisen-

reicher Thon.

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9) 0,98 ra- grobkörniger, locker gebundener, durch Manganschnüre schwarz gefleckter Sandstein mit einer Brauneisenkruste. Arkuatensand- stein.

10) Ueber 7m- mächtiger, kieseliger, weisser oder bunter (roth und gelb) Sandstein von sehr feinem Korne. Angulatensandstein.

Diesen Lagerungsverhältnissen entspricht in analoger Weise das Liasprofil aus dem Keilberger Schachte (S. Seite 12).

In früherer Zeit hatte schon 1 843 von Klipstein in seinen Beiträgen zur geologischen Kenntniss der öst- lichen Alpen S. 17 ein Profil dieser Keilberger Liasgebilde gegeben. Wir führen es wegen seiner historischen Be- deutung gleichfalls an. Nach ihm folgt von unten nach oben :

1) Quarziger, durch Eisen mannichfach gefärbter, zum Theil in abwechselnder Farbe gestreifter Sandstein. Marlysandstein.

2) Rother Eisenoolith , sehr ungleich im Korn , von Stecknadelkopf bis Haselnussgrösse, im Eisengehalt von 12 13 °/o wechselnd; 3—4' mächtig und eine Menge zum Theil vortrefflich erhaltener Ver- steinerungen umschliessend.

3) Sandiger Mergel , durch Zurückgedrängtsein des Mergels zu Mergelsandstein übergehend. Von mannigfacher gelber und brauner Farbe; 5 6 Lachter mächtig.

Hievon entspricht No 1 dem Angulatensandstein, No. 2 den Lagen No. 5—8 (Amaltheenschichten), und No. 3 den Lagen 1 4 unseres Profiles (Spinatus-, Posidonomyenschichten und Jurensismergel).

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Unterer Lias.

Ist durch 2 Lagen (No. 9 und 10 obigen Profiles) vertreten; hievon repräsentirt No. 10, unmittelbar auf dem Keupersandstein gelagert, den Angulatensandstein und No. 9 die Region der Gryphaea arcuata.

Der Angulatensaiidstein, von Gümbel *) mit Rücksicht- nahme auf dieses Vorkommen Keilbergsandstein genannt, besteht aus feinen Quarzkörnerchen, ver- kittet durch ein gleichfalls quarzitisches Bindemittel, was sich manchmal bis fast zum reinen Quarzit steigern kann (Keilberger Höhe). Die Farbe ist weiss (Irlbach) oder gelb, roth (Keilberger Höhe). Häufig erscheinen einzelne Lagen bunt (d h. gelb und roth) gestreift oder gefleckt. Nicht selten gewahrt man zu Irlbach an der Oberfläche des Gesteines dünne, schillernde Häutchen von Eisenoxyd. Zuweilen lassen sich an den Ablösungsflächen Abdrücke von Leistennetzen erkennen.

In den reineren Varietäten wie in den Irlbacher Brüchen giebt dieser Sandstein ein treffliches Material für Kunstbauten ab.

Sehr versteinerungsarm; nur ein einziges Mal wurde Aegoceras angulatum Schloth. gefunden (Gümbel).

Die Stufe des Arietites Bucklandi (Gryphaeensand) ist bloss in einer 1 m- hohen, grobsandigen Lage ohne Ver- steinerungen enthalten. Für diese Gleichstellung spricht ausser der Lagerung hauptsächlich der petrographische Charakter dieser Schicht (No. 9 des Profiles), denn durch das ganze Franken sind die Arietenbänke oder (wie sie

*) Uebersicht der geognost. Verhältnisse der Oberpfalz, Karrespbl. des zoqI. prfiner, Vereines zu Begensbprg 1854 S. 26«,

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nach einem andern Leitfossil, der Gryphaea arcuata , auch genannt werden) Gryphäenlager durch das Auftreten von groben Quarzkörnern (entweder als lockerer Sandstein oder mittelst Kalk verbunden) leicht gekennzeichnet.

Häufig kommen darin Manganerzausscheidungeil vor (Keilberg).

Von den Zonen des A . obtusus , oxynotus und raricostatus konnte bis jetzt nichts mit Sicherheit nachgewiesen werden.

Mittlerer Lias.

Hierher gehören die Lagen No. 3 bis incl. 8 des obenstehenden Profiles.

Zwar kaum anderthalb Meter mächtig, ist der mittlere Lias am Keilberge dennoch petrographisch wie paläontolo- gisch in hohem Grade interessant. Es können mit Leichtig- keit 2 Abtheilungen unterschieden werden , eine tiefere (Rotheisenerz) als Stufe des Amaltheus margaritatus und eine höhere (gelbe thonige Schiefer) als Stufe des Amaltheus spinatus.

Stufe des Amalthens margaritatus. Rotheisenerz.

Das. Eisenerz ist als rother Oolith oder Rotheisenerde ausgebildet und enthält ausser dem Eisenoxyd , welches sich bisweilen als fast reiner Rotheisenstein ausgeschieden hat, und Eisenoxydhydrat noch thonige Beimengungen.

Sehr fein dazwischen vertheilt erscheint ein weisses, kaolinartiges Steinmarkmineral, wasserhaltig und in conc. Schwefelsäure zersetzbar; es hat ausser kieselsaurer Thon- erde einen geringen Gehalt an Kali. Häufig findet man dem Rotheisen Gyps in undeutlich krystallinischen Massen oder ganz kleinen Kryställchen beigemengt ; seltner kommen zuweilen grössere Krystalle davon vor. Ich besitze sogar

einen solchen von 30 mm- Länge mit der Ausbildung von co oo. oo P. P. Indess scheint dieses Auftreten von schwefelsaurem Kalk bloss durch Infiltration beduugen zu sein.

Die Niederschläge müssen in dieser Rotheisenlage zu äusserst feiner Vertheilung gelangt sein. Es geht diess schon daraus hervor, dass ein Handstück mit Wasser über- gossen diesem schnell eine lebhaft rothe Färbung ertlieilt, welche eine grosse Haftbarkeit besitzt.

Die Vererzung hat ihren Einfluss auch auf die Ver- steinerungen geäussert. Wir sehen z. B., dass einige der Belemnitenscheiden, statt aus radialfasrigem , bituminösem Kalkspath zu bestehen, in strahligen Hämatit umge- wandelt sind. In einer nicht minder auffälligen Weise sind kleine Cidaritenstacheln erhalten , welche mittelst Schlämmen neben vielen ebenfalls sehr kleinen Gastropoden- steinkernen leicht zu bekommen sind. Bei ihnen vermisst man die sonst gewöhnlich vorhandene späthige Calcitmasse gänzlich. Dafür zeigen diese Stacheln in ihrem gleichfalls aus Eisenoxyd bestehenden Gerüste die ursprüngliche Aneinanderlagerung der festeren Theile vom Hautskelett noch fast so deutlich, wie man dies an recenten Cidaritenstacheln oder andern Perisomtheilen von Echino- dermen nachweisen kann. *)

In nachfolgender Liste ist die Paläofauna aus dem Eisenerz von Irlbach und dem Keilberg zusammengestellt. Einen Theil der aufgeführten Petrefakte habe ich der Güte des Herrn

®) Ein Dünnschliff eines solchen kleinen Cidaritenstachels vom Keilberger Rotheisenerz bot unter dem Microscope fast das gleiche Bild wie in Gegenbauer’s: Grundzüge der vergleichenden Anatomie 2. Auflage S. 309 f. 75. dar.

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Lycealprofessor’s Dr. Singer in Regensburg, welcher sie mir aus der kgl. Lycealsammlung daselbst bereitwilligst zur Bestimmung überlassen hatte, zu verdanken.

Belemnites breviformis Ziet.

paxillosus Schloth.

lagenaeformis Ziet.

Chemnitzia undulata d’Orb.

(= Scalaria liasica Quenst.)

Turritella Zieteni Quenst.

Trochus bilineatus Quenst.

Actaeonina Ratisbonensis n. sp.

Modiola subpulchra Goldf.

Astarte amalthei Qu.

Inoceramus substriatus Goldf.

Limea acuticosta Goldf. sp.

Pecten aequivalvis S o w.

acuticosta Roem.

liasinus Ny st.

priscus Schloth.

Plicatula spinosa Sow.

Cardinia attenuata Stuchbury sp.

Waldheimia cornuta Sow sp.

subnumismalis Dav. sp.

,, subovoides Roem. sp.

Rhynchonella acuta Sow. sp.

,, tetraedra Sow. sp.

,, serrata Sow. sp.

quinqueplicata Ziet. sp.

amalthei Qu. sp.

amalthei curviceps Qu. sp.

Spiriferina rostrata Schloth. sp.

,, Münster i Dav.

Cidaris amalthei Qu.

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Es ist nach diesem Verzeichniss kein Zweifel über das genauere Alter des Eisenoolithes möglich. Derselbe ver- tritt demnach am Keilberg die Amaltheenthone oder -mergel vom übrigen Franken, obwohl der Amaltheus margaritatus M o n t f. selbst noch nicht aufgefunden worden ist.

Stufe des Amaltlieus spinatus.

Zwischen dem ersten und zweiten, übrigens nur sehr wenig mächtigen Rotheisenflötz, ferner dem letzteren auf- gelagert finden sich gelbe, thonige und mit vielen Braun- eisenschnüren durchzogene Schiefer Sie schliessen sich paläontologisch eng an die Oolithe an ; das häufige Auf- treten des A. spinatus , der dem Rotheisenerz fehlt, ver- bunden mit der petrographischen Verschiedenheit trennen sie aber als Vertreter des eigentlichen Horizontes mit A. spinatus davon ab.

Diese Lagen , wozu wir auch die oberen Rotheisen- bänkchen zu rechnen haben, schliessen ein :

Belemnites breviformis Ziet.

Amaltheus spinatus Brug.

(= Ammonites costatus Rein.)

Limea acuticosta Goldf.

Plicatula spinosa Sow.

Pecten aequivalvis Sow.

Avicula Sinemuriensis d’Orb.

Eine ähnliche, wenn auch nicht vollkommen überein- stimmende petrographische Ausbildung, wie sie den beiden Stufen des mittleren Keilberger Lias zukommt, besitzen die gleichaltrigen Bildungen im benachbarten Bodenwöhrer Becken, wo ihr Eisenreichthum Veranlassung zu ausge- dehntem Bergbau giebt. Auch hier ist das Erz oolithisch, aber statt des Rotheisensteines herrschen Brauneisensteine neben Putzen von Spatheisenstein und Magneteisenerz vor.

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In paläontologischer Hinsiclit lässt sich jedoch eine völlige Identität nachweisen , denn auch zu Bodenwöhr gehören Rhynch. acuta , serrata , tetraedra u. s. w. zu den be- zeichnendsten Einschlüssen.

Zieht man die Fauna unseres mittleren Lias mit den Parallelfaunen anderer Juradistrikte in Vergleich , so fällt vor Allem ihre Aehnlichkeit mit solchen einiger englischer und französischer Lokalitäten , wie bei Ilminster und in der Normandie (besonders Fontaine-Etoupfour, Dep. Calvados) auf, wo noch dazu der ganze mittlere Lias gleichfalls auf einige Fuss reduzirt ist. Hauptsächlich sind für die soeben erwähnten Fundplätze jene oben angeführten Brachiopoden (Rhynchonella acuta , Rh. tetraedra, Rh. serrata , Spirif. Münsteri, Waidheim, cornuta) charakteristisch. Doch steht, was die analoge Ausbildung der Mittelliasfauna mit dem nordwestlichen Rande des französich englischen Jurabecken betrifft, Regensburg nicht vereinzelt da, denn wir treffen im Gegensatz zu Schwaben auch noch in Franken , be- sonders im südwestlichen Theile desselben (wie in der Gegend am Hahnenkamm) in dieser Beziehung die gleichen Verhältnisse an. Es kann dies nur zum Schlüsse führen, dass in beiden Gebietstheilen zur damaligen Zeit gleiche Lebensbedingungen vorhanden gewesen waren , welche die parallele Formenentwicklung gestatteten.

Oberer Lias.

Posidonomyenscliiefer.

Eine an 7m- mächtige Schichtenreihe von blättrigen Schiefern gehört der Stufe der Posidonomya JBronni zu. Diese Schiefer, immer nur weich und nie zu härterer Con- sistenz gelangend, sind theils dunkelgrau bis schwarz und dann stark mit den Zersetzungsprodukten von eingemengten

3

34

kleinen Schwefelkiespartikelchen durchdrungen. Einige Zeit an der Luft gelegen, zerfallen sie bald unter voraus- gegangener Efflorescenzbildung (Keilberger Schacht). Theils sind es aber hellgraue bis fast weisse, aus feinst geschlämmtem Thonmaterial gebildete Schiefer, in welcher Ausbildung sie uns im Hohlweg am Tegernheimer Keller und besonders in den Ir Ibach er Steinbrüchen vor Augen treten. Seltner begegnet man in letzteren den dunkleren, bituminösen Lagen.

Hie und da findet man Kohlenputzen, welche deut- liche Ueberreste von Stengel- oder andern Pflanzen theilen darstellen. Diese Liaskohle tritt jedoch nur vereinzelt und praktisch unbrauchbar auf, lässt daher keinesfalls auf ausgiebigere Kohlenerfunde hoffen.

Was die Einschlüsse betrifft, so stammen aus den weissen Irlbacher Schiefern:

Harpoceras Lythense Quenst . *)

Harpoceras complanatum d' Orb.

elegans Sow.

bifrons Brug.

Aptychen sp.

Inoceramus dubius Soiv.

Dapedius cf. punctatus Ag. {Schuppen).

Belonostomus acutus Ag.

Cupressites liasinus Kurr.

Faserhoh (Quenst edt' s Jura t . 39 f. 5).

Araucarien, Zamiten und Fucoideen-Beste.

*) Ich habe die durch die neuere Ammonitennomenklatur benöthigte und fast hinter jedem Autornamen zu setzende Bezeichnung ,,sp“ der Einfachheit halber, und weil ohnedem selbstverständlich, weggelassen.

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Die schwarzen Schiefer vom Keilberger Schachte be- sitzen im Wesentlichen dieselbe Fauna.

Einige Lagen sind mit den angeführten falciferen Ammoniten vollständig erfüllt; in gleicher Häufigkeit ist auch stets der Inocer. dubius vorhanden. Posidonomya Bronni scheint dagegen selten zu sein , da ich noch kein typisches Exemplar davon besitze; doch gibt sie Gümbel vom Keilberge an.

Was den Erhaltungszustand der Versteinerungen be- trifft, so ist derselbe wegen Verdrückung meist ein schlechter; doch bilden einige Pflanzen hievon eine Aus- nahme. So konnte ich an den kleinen Blättchen von Gupressites liasimis unter dem Mikroscope sogar noch die zellige Struktur nach weisen. Höchst wahrscheinlich dürfte man in den weichen Irlbacher Schiefern, wenn eine grössere Parthie derselben der Untersuchung zugänglicher gemacht ist, nicht umsonst nach Insekten -Ueberresten suchen *).

Jurensismergel.

Bei Irlbach ist dem weissen Schiefer eine röthliche bis gelbbraune , harte Mergelbank voller Quarzkörner auf- gelagert, worin sich Belemnites irregularis und tripartitus in Menge findet; im Keilberger Schachte dagegen bedeckt den Posidonomyenschiefer ein hellgrauer Mergel- kalk mit Harpoceras Aalense und Belemnites irregularis.

In besserer Ausbildung gelang mir die obersten Lias- bänke in jener Schlucht nachzuweisen , welche von der Keilberger Höhe nach Tegernheim sich herabzieht (Vergl.

*) Es ist mir auch unterdessen geglückt, Flügeldecken von Käfern, zur Familie der Buprestiden gehörig (aber zu keiner Speciesbestimmung tauglich), nachzuweisen.

3*

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Profil No. 2). Hier bilden hellgraue bis braune , sehr harte, beim Daraufschlagen bituminös riechende Mergelkalke von einigen Fuss Mächtigkeit das Hangende der eben- falls daselbst entblössten hellen Posidonomyenschichten ; nach oben gehen sie allmählig in sandige , gelbe , leicht verwitternde Mergelschiefer über. Dieselben strotzen von Belemniten, aber auch die harten Mergel sind durchaus nicht arm an Fossilien, nur hält es schwer bei dem zähen Stein etwas Gutes herauszuschlagen. Es stammen aus diesen bituminösen Mergelkalken:

Lytoceras jurense Ziet.

Harpoceras radians Bein. sp.

Stephanoceras crassum Young und JBird.

Belemnites tripartitus Schloth.

,, irregidaris Schloth.

Nucida jurensis Quen st.

Inoceramus cinctus Groldf.

In den gelben sandigen Schiefern haben sich gefunden :

Harpoceras Aalense Ziet.

Thouarcense d’ Orb.

Belemnites Thouarcensis Oppel.

,, irregularis Schloth.

, , tripartitus Schloth.

Die harten Mergel enthalten zuweilen in kleinen Drusen Kalkspath mit der Ausbildung von 2 R., auf- sitzend auf einem älteren, braunen, Mg und Fe enthalten- den Kalkcarbonat.

In der genannten Tegernheimer Schlucht kann der Jurensismergel eben wegen seines sandigen Aussehens bei oberflächlicher Betrachtung leicht mit verwitterten Lagen von Eisensandstein (braun. Jura) verwechselt werden.

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frnunei* Sura (Pogger).

Der braune Jura schliesst sich eng dem Verlaufe des Lias an, gewinnt aber durch die mächtige Entwicklung seines unteren, sandigen Gliedes eine ausgedehntere Ver- breitung als dieser. Auch er beginnt bei Irlbach und zieht sich hernach über den Keilberggipfel herüber, um beim Tegernheimer Keller wieder rasch abzubrechen.

Ausser am Keilberge findet sich in der übrigen Regensburger Gegend kein brauner Jura mehr.

Unterer Dogger. Eisensandstein.

Nur an einer einzigen Stelle, in der schon öfters er- wähnten Tegernheimer Schlucht, ist eine Lage blossgelegt, die nach den obwaltenden stratigraphischen Verhältnissen keine andere Deutung zulässt, als sie für den Vertreter des

Opalinusthon es

zu nehmen. Es ist ein dunkler, fast schwarzer, kalkreicher Thon, durch und durch mit Schwefelkies und seinen Ver- witterungsprodukten imprägnirt. Versteinerungen haben sich darin bis jetzt noch nicht gezeigt ; die Mächtigkeit beträgt nur wenige Fuss. Er bildet an dieser Stelle das Liegende von dem in unserem Gebiete mit grosser Mächtig- keit auftretenden

Eisensandstein, Stufe des Harpoceras Murchisonae.

Dieser, ein gelber bis rother, locker gebundener Sand- stein von nicht sehr grobem Korn , aber auch niemals so feinkörnig wie der Liassandstein werdend , ist durch

38

mehrere Steinbrüche aufgeschlossen. Er bedeckt, indem er gegenüber den schwach vertretenen übrigen Abtheilungen den braunen Jura fast allein zur Geltung bringt, einen viel grösseren Flächenraum als der schwarze Jura.

Die Quarzkörner werden durch ein Bindemittel von thonigem Eisenoxydhydrat zusammengehalten, zuweilen er- scheinen ziemlich lockere, bindemittelarme Zwischenlagen, welche zur Sandgewinnung benutzt werden. Die unteren Lagen sind oft von hellerer Grundfarbe und bekommen durch zerstreute graue Thonflasern ein getigertes Ansehen (Tegernheimer Keller). Der Eisengehalt hat sich öfters in dünnen Lagen oder Krusten eoncentrirt oder durchzieht als unreiner Brauneisenstein das Gestein (be- sonders schön zunächst der Strasse vor Grünthal zu sehen) , selten steigert er sich bis zum typischen Eisen- oolith , welcher in Franken in dieser Region als häufig abbauwürdiges Flötz getroffen wird.

Für Bauzwecke ist der Sandstein des Doggers weniger gut brauchbar als der feinere Liassandstein, doch kommen einige festere Bänke vor und dieselben werden im Stein- bruche oberhalb Irlbach mit gutem Erfolg ausgebeutet. Hier lassen sich folgende Schichtenlagen unterscheiden.

Profil No. 4.

Bedeckung : Culturland.

1) Intensiv gelbbrauner sehr gelockerter Sandstein.

2) 1,35 m* Ebenfalls tief gelbbrauner Sandstein, aber

von fester Consistenz.

3) 0,11 m- Gelbbrauner mit viel Brauneisenkörnerchen

untermischter Sandstein.

4) 1,5 m- Weisslicher thoniger Sandstein bis sandiger

Thon mit mehreren Brauneisenkrusten.

39

5) 9 m bis Ende des Bruches. Für Bauzwecke brauch- barer gelblichweisser Sandstein von mittlerem Korn.

Unterlage : verdeckt.

Yon organischen Einschlüssen ist von Giimbel bei Tegernheim der Pecten pumilus Lam. ( Pecten personatus Ziet.) nachgewiesen worden. Ich kann daraus nur noch den Inoceramus polyplocus Roem. von Irlbach anführen.

Auch auf der Keilberger Höhe, wo ein Theil des Dorfes Keilberg auf ihm ruhtr streicht der Eisensandstein zu Tage aus.

Mittlerer und oberer Dogger.

Yariansthone und Macrocephalusoolitli.

Die oberen Parthieen des Unteroolithes, die Sowerbyi , Humphresianus- und Parkin soni-Schichten finden sich in keinem der Aufschlüsse blosgelegt; jedenfalls sind ihre Aeqnivalente auch am Keilberg vorhanden , doch dürfte ihre Mächtigkeit eine nur relativ geringe sein. Die Oolithe des Callovien’s dagegen mit einer untergelagerten Parallele der Bathformation stehen am oberen Ende der genannten Tegernheimer Schlucht an, auf welch’ interessantes Vorkommen ich schon früher*) die Aufmerk- samkeit zu lenken suchte.

Die Schichten mit Rhynchonella varians,

die Vertreter des im anglogallischen Jurabecken so mächtigen Bathonien , sind als sandiger, gelber Thon ausgebildet; aus dieser lehmartigen Hauptmasse heben sich einige dunkelgraue Kalkknollen , welche die für den mittleren

*) Korrespondenzblatt des zool. miner. Vereines zu Regensburg 1872 S. 138. *

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und oberen Dogger bei uns so charakteristische Oolith- strnktur nicht verleugnen, heraus. In denselben hat sich vornehmlich ein Reichthum an Brachiopoden (hauptsächlich Rhynchonella varians) angehänft.

Diese Zufuhr reichlicherer Mengen von Sand und Thon in dieser sonst gewöhnlich als kalkiger Eisenoolith entwickelten Zone ist dem Einfluss des benachbarten Urge- birges zuzuschreiben.

Die organ. Ueberreste sind, mit Ausnahme jener aus den kalkigen Knollen , fast alle zerdrückt oder sonst be- schädigt, woran an dem benannten Fundplatz die durch spätere Dislokationen bewirkten, erheblichen Verdrückungen und Faltungen der Schichtenlagen Schuld tragen. Doch konnte ich folgende Gattungen und Species' deutlich be- stimmen :

Oppelia aspidoides Opp.

Perisphinctes arbustigerus d’Orb.

Stephanoceras subcontractum Morr. u. Lyc.

Belemnites Beyrichi Opp.

,, subhastatus Ziet

Panopaea Jurassi Ag. sp.

Ceromya concentrica Morr u. Lyc.

Pholodomya Murchisoni Goldf.

Ostrea Knorri Ziet.

Waldheimia subbucculenta Dew. u. Chap.

obovata Sow sp.

cf. lagenalis Scliloth. sp.

Terebratula sphaeroidalis Sow.

Fleischen Opp.

,, Württembergica Opp.

Rhynchonella varians Schloth. sp.

Pentacrinus pentagonalis Goldf.

Collyrites sp.

P^anzenreste (Kohlenputzen).

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Calloyien.

Stufe des Stephanoceras macrocephalum.

Die hierher gehörigen Bänke besitzen, wie die soeben beschriebene Lage , eine nur geringe Mächtigkeit (circa */ 2 Meter) und sind dieser unmittelbar aufgelagert.

Der gelbe Mergelkalk, reich an Versteinerungen, um- schliesst zahlreiche und deutlich sichtbare gelbbraune Brauneisenoolithkörner. Charakteristisch ist das farben- spielende Schillern der Schalenreste. Trotzdem dass es im Gestein an Bruchstücken von Fossilien wimmelt, sind gut erhaltene Stücke schwer zu bekommen; ohnehin ist die Aufdeckung selbst an der bestentblössten Stelle (Schlucht) für eine genügende paläontologische Ausbeute zu gering. Mir gelang es nur, folgende Species herauszuschlagen :

Stephanoceras macrocephalum Schloth.

tumidum Rein sp.

Perisphinctes funatus 0 p p.

,, curvicosta Opp.

Amaltheus polygonius Ziet.

Belemnites subhastatus Ziet.

Pleurotomaria Palemon d’Orb.

,, subreticulata d’Orb.

Rhynchonella Kurri Opp.

,, Steinbeisii Quenst. sp.

Dieser Macrocephalusoolitli mit Perispli. funatus er- weist sich auch an der Donauleite vor Tegernheim

anstehend.

Eine besondere Ausscheidung des oberen Callovien als Ornatenthon (Stufe des Perisph. anceps und Peltoc. athleta) existirt nicht ; die gut sichtbare Grenze gegen den weissen Jura, der direkt dem Macrocephalusoolitli aufge- setzt ist, würde diese Region, wenn sie in unserem Gebiet gut diffevenzirt vorkärne, gewiss gezeigt haben. Dagegen

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scheint allerdings ein Theil ihrer Fauna mit den Oolithen verschwommen zu sein (vergl. das Auftreten des AmaltJi. polygonius mit Steph. macroceph.) eine Erscheinung, die, wie wir weiter unten sehen werden, sich im Osten in ausgebildeterem Masse wiederholt so zwar, dass selbst die Fossile der beiden Callovienstufen sich mit solchen aus tieferen Niveau’s vermengen.

Bereits an den nächst nördlicheu Doggervorkommnissen (Regenstauf, Burglengenfelder Gegend) ist dieser Ornaten- thon mit massenhaftem Auftreten von Belemn. Calloviensis Opp., ferner Stephanoc. coronatum Brug. entwickelt. Im Uebrigen schliesst sich der braune Jura noch enger als der Lias an die benachbarten Ausläufer des fränkisch. Juradistriktes an. So entspricht beispielsweise das von Gümbel*) angeführte Profil von Gross Saltendorf bei Burglengenfeld grösstentheils ähnlichen Verhältnissen wie in den Keilberger Aufschlüssen.

Peißer Sara (Palm).

Der weisse Jura, vorwiegend in seinen höheren Gliedern entwickelt, überragt an Mächtigkeit und Verbreitung am Keilberge sämmtliche andere Sekundärformationen und betheiligt sich namentlich an der Felsbildung als fast alleiniger Faktor derselben.

Was seine systematische Eintheilung betrifft, so wurde das bekannte Schema von Oppel und Waagen, inso- weit es Anwendung finden konnte, zu Grunde gelegt.

*) Gümbel: Die geognost. Verhältnisse der fränkisch. Alb. Separatabdruck S. 49.

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Gümbel’s Gliederung des weissen Jura*), damit nicht in Widerspruch stehend, sondern jenes vielmehr ergänzend und vervollkommnend, ist für den Gesammtbau der fränki- schen Alb berechnet und deshalb konnte es bei unserm im Gegensatz hiezu nur verkümmert erscheinenden Keil- berger Malm in seinen einzelnen Details weniger zur Benutzung gelangen.

a. Stufe des Peltoceras **) traiisversariiim.

Glaukoolith und Planulatenthoue.

Glaukoolith.

Um die Grenze des weissen Jura gegen den braunen in unserem Gebiete zu studiren, darüber giebt das Profil No. 2 den besten Aufschluss.

Der weisse Jura beginnt mit zwei, im Vergleich zu den aufliegenden Lagen noch etwas dunkler gefärbten Bänken (Schlucht), jede zu 2,5 m- dick, deren petro- graphischer Charakter bei oberflächlicher Betrachtung nicht viel vom Liegenden (Callovien) abzuweichen scheint; denn noch herrscht in ihnen eine bräunliche Färbung vor. Die Ursache davon liegt in dem Ueberhandnehmen von unreinem Brauneisenerz in kleinen knolligen Putzen, welche die sonst grauen Kalke durchziehen (besonders in der oberen Bank deutlich), während die eigentlich oolithische Struktur, wie sie die Unterlage so typisch zeigt, ganz verschwindet oder sehr zurücktritt.

*) Gümbel: Die geogn. Verhältn. der fränk. Alb. Einleitung zu Riehl’s Bavaria III. Band. Separatabdruck S. 51.

**) Ueber Peltoceras Waagen siehe Records of the geolog. survey of India 1872 B. IY. S 91.

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Charakteristisch aber ist besonders der Umstand, dass das Gestein der unteren Bank in seiner gelbbräunlichen, mergeligen Kalkmasse viele dunkelgrüne , fast schwarze Glaukonitkörner (am besten nach dem Auflösen in ver- dünnter Salzsäure als grünlicher Rückstand zu be- merken) umsckliesst. Wir stehen deshalb nicht an , diese Lage mit dem zuerst von Gümbel*) als erstes Glied des fränkischen weissen Jura nachgewiesenen Grünoolithkalk, einem gelblich oder graulichweissen harten Kalkmergel voll duuklem grünem Glaukonit, zu identifiziren.

Eben diese Analogie sowie die organ. Einschlüsse: Perispindes chlor oolithicus G ü m b. , Oppelia oculata B e a n , 0. semiplana Opp., Bhijnchonella Arolica Opp., Pholodomya cingulata Ag. gestatten kein tieferes Alter als den Anfang der Transversariusstufe anzunehmen.

Die Bemerkung Waagen’s**) in seinem Jura, dass die Biarmatusregion ,,in der Gegend von Regensburg etc.“ als „ziemlich petrefaktenreiche Eisenoolithe“ vorhanden wäre, scheint sich auf ein nördlich von Regensburg ent- fernteres Vorkommen zu beziehen, insofern nicht ein Irrthum mit den Eisenoolithen des obersten braunen Jura vorliegt.

Wir weisen auch einstweilen darauf hin , dass diese Glaukoolithbank noch weiter östlich bis in die Gegend von Passau, die Basis für die kalkigen Gebilde der Transver- sariusstufe bildend, erkannt werden konnte.

Die obere zweite Bank ist petrographisch noch näher mit dem typischen Weissjuragestein verwaudt, dadurch, dass die Brauneisenputzen in einer Grundmasse von grau-

*) G üm bei 1. c. S. 55.

**) Waagen der Jura u, s. w. S. 133.

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lichweissem Kalke liegen, der für sieb genommen vom aufliegenden Kalkstein sich nicht unterscheidet. Auch paläontologisch schliesst sie sich eng an ihr Hangendes an.

Planulatenthone und Mergelschiefer.

Auf diese beiden, so eben erwähnten Bänke folgt, wie in der Tegernheim er Schlucht zu erkennen ist, ein grauer, mergeliger Thon, erfüllt mit den so bestimmt aus- geprägten Perisphinkten oder Planulaten der Transver- sariusschichten. Der Mergelthon besitzt eine grünlich- oder gelbgraue Farbe , ist stark mit Mangandendriten schwarz gefleckt und durch viele kleine Kalkkörner oolithisch. Nach jedem stärkeren Regenerguss werden frische Ammoniten herausgespült ; aber immer sind es wieder die alten Species. Ich habe bis jetzt folgende Fossile aus dieser Lage, worin sich an der oberen und unteren Grenze festere kalkige Bänke von ruppigem Aus- sehen ausgeschieden haben, erhalten können :

Perisphinctes chloroolithicus Gümb.

,, Martelli Opp.

,, plicatilis S o w.

Aspidoceras Oegir Opp.

Oppelia callicera Opp.

Harpoceras Arolicum Opp.

stenorhynchum Opp.

Belemnites unicanaliculatus Ziet.

Argovianus Mayer.

Pecten subpunctatus Goldf.

Plicatula sp.

Rhynchonella Yisulica Opp.

Holectypus sp.

Siphonocoelia cylindrica Goldf. sp.

Cribroscyphia obliqua Goldf. sp.

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Gegen oben gewinnen geschichtete, ruppige, gelb- graue Kalke die Oberhand; sie besitzen keine besondere Mächtigkeit und geben allmählig in grünlichgraue, dünnge- schichtete Mergelkalke mit etwas veränderter Fauna über; dazwischen liegen dünne, thonige Schichten voll undeut- licher Fukoideenreste. Wahrscheinlich haben wir in diesen das Analogon der schwäbischen Fukoideenbank vor uns.

Die im schwäbischen und dem sich daran schliessen- den südwestlichen fränkischen Jura so charakteristische Waldheimia impressa ist in unserem Gebiet wie überhaupt am ganzen östlichen und nördlichen Jurarand von Franken nicht vorhanden ; ihr Lager vertreten am Keilberg (ober- stes Ende der Schlucht) eben die genannten diinnge- schieferten Mergelkalke voll kleiner Plättchen von See- sternen ( Asterias (Goniaster) impressae Quenstedt). Ihr petrographischer Unterschied gegenüber der Unterlage ist darin fixirt, dass die Kalke im Liegenden nicht so diinn- geschichtet sind und eine mehr gelbgraue Farbennüance besitzen, während die in Rede stehenden Mergel mehr in’s Grünlichgraue spielen.

Ihre Einschlüsse entsprechen den übrigen Begleitern der W. impressa vollkommen:

Harpoceras hispidum Opp.

Perisphinctes sp.

Belemnites unicanaliculatus Ziet.

Plicatula impressae Quenst.

Lima scaberrima n. sp. (tab. II. fig. 7).

Pinna radiata Münst.

Pholodomya acuminata H a r t m.

Rhynchonella spinulosa Opp.

Holectypus punctulatus Des.

Asterias (Goniaster) impressae Quenst.

(= Astropecten jurensis Goldf. sp. pars.)

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An einem andern Punkt als dem bezeickneten (An- fang der Tegernheimer Schlucht) ist die Trans versari us- stufe nicht mehr in gut erkennbarem Zustand aufgedeckt.

b. Stufe des Peltoceras bimammatum.

Graukalk.

Mergelige , undeutlich oolithische, mehr oder weniger dichte, wohlgeschichtete Kalke; nicht bedeutend mächtig. Ihre Farbe ist meist hellgrau (Tegernheimer Donau- leite, Irlbacher Höhe); hie und da kommen Schwefel- kiesknollen darin zerstreut vor.

Was die Fossile betrifft , so konnte ich von einem kleinen Aufbruch am mittleren Gehäng vor Tegernheim nur Folgendes gewinnen :

Harpoceras Marantianum d’Orb.

Oppelia tricristata Opp.

Lochensis Opp.

Perisphinctes sp.

Pholodomya acuminata Hartm.

Plicatula impressae Quenst.

Doch ist durch die angeführten Cephalopoden das Niveau als das des Peltoc. bimammatum mit Sicherheit erwiesen.

Genannte Zone gewinnt im Regensburger Gebiet keine grosse Bedeutung gegenüber der ansehnlichen Entwicklung in Franken und Schwaben. Hier sind es die sog. wohl- geschichteten Kalke ( ß . Quenstedt’s) oder der Werkkalk Gümbel’s, wovon das weisse, muschlig brechende, leicht klüftige Gestein in unzähligen Steinbrüchen erschlossen ist und daher den Hauptbedarf für Kalkstein deckt. Bereits

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bei Regenstauf stellt dieser Werkkalk (liier ausnab msweise mit Hornstein versehen) mit einer Mächtigkeit von 20 Metern an.

Dass wie erwähnt die Stufe mit Peltoc. bimam. am Keilberg eine nur untergeordnete Rolle einnimmt , ist um so auffälliger, als sie nach Osten im niederbayerischen Jurabezirke an Mächtigkeit , wie auch wegen ihrer etwas fremdartigen Ausbildung , an Interesse in hohem Grade gewinnt.

c. Stufe der Oppelia tenuilobata Splitterkalke.

Die durch das häufige Auftreten der Oppelia tenui- lobata bezeichnete Schichten reihe mit ihrem charakteristi- schen Ammonitenreichthum dient auch in unserm Terri- torium am besten zur Orientirung in der sonst monotonen Ausbildungsart des weissen Jura. Die dazu gehörigen Kalke am Keilberg erlangen im Vergleich mit den bisher betrachteten wieder eine grössere Mächtigkeit und sind charakterisirt durch ihre gelblichweisse Färbung (immer heller als die tieferen Weissjuralagen) und ihre leichte Klüftbarkeit , weshalb die Gehänge der Hügel, an denen sie auftreten, mit beilförmigen Stücken ganz übersät sind. Siehe bei d. im unteren Theile der Tafel IV.

Der Kalkstein selbst hat , besonders in den mittleren und oberen Lagen, ein dichtes Gefüge und klingt etwas beim Anschlägen, während die unteren Bänke mergeliger werden.

Bei näherer Untersuchung zeigt sich auch hier , aber undeutlicher als bei den bisher betrachteten Kalken ein erkennbares oolithisches Gefüge. Häufig kommen Stylo- lithen vor.

49-

Hierher zu rechnende Schichten stehen zu Tage an den Gehängen der Schwabelweis er Berge vor Tegern- heim (T. in folgender Liste), ferner an den Hügeln zu beiden Seiten des Brandl berg-Griinthaler Weges vor dem letzteren Ort (als G. im folgenden Verzeichniss aufge- führt), und durch einen kleinen Steinbruch aufgedeckt an der Ecke, wo von dieser Strasse aus der Weg nach dem Dorfe Keilberg hinaufführt ; ferner noch, aber undeutlich, auf der Höhe oberhalb Irlbach gegen Wutzelhofen zu. Petrefakte sind nicht selten, aber zu ihrer ausgedehnteren Gewinnung mangeln grössere Aufschlüsse , woran der ge- ringe technische Werth des klüftigen Kalksteines Schuld trägt ; doch konnte ich Folgendes sammeln :

Perisphinctes polyplocus Rein. sp. T. G.

., Lothari Opp. G.

virgulatus Quenst. G.

stephanoides Opp. T.

Oppelia tenuilobata Opp. G.

Aspidoceras iphicerum Opp.

(= A. longispinum (Sow.) de Loriol) G.

Verschiedene kleinere und undeutl. Flexuosen und Lingulaten T. G.

Belemnites unicanaliculatus Ziet. T. G.

Pleurotomaria clathrata Münst. T. G.

Astarte supracorallina d’Orb. T. G.

Avicula (Monotis) similis Goldf. sp. T. G.

Pecten cornutus Quenst. T. G.

Pholodomya acuminata Hartm. T. G.

Neaera sp. G.

Terebratulina Quenstedti Suess G.

Megerlea Friesenensis Schrüf. sp. T. G.

Terebratula bisuffarcinata Schloth. G.

Cidaris spinosa Ag. G.

Collyrites carina ta Leske sp. G.

4

50

Diese paläontologischen Daten weisen analog dem Verhalten in der fränkischen Alb theils auf die mittlere, hauptsächlich aber auf die obere Abtheilung der Stufe mit Opp. tenuilobata (Region der Avicula similis). Die untere Abtheilung davon ist durch ganz Franken als versteinerungs- reicher Mergel entwickelt, welcher, immer thoniger als seine hangenden Lagen, ausser Andern vorzugsweise Perispinctes platynotus , P. coluhrinus , Ostrea Quenstedti in grossen Exemplaren einschliesst (Region des Perisphinctes platynotus). Schon die nächst N. gelegenen Juraanschlüsse bei Regenstauf und Leonberg geben hievon Beispiele. Höchst wahrscheinlich dürfte diese letztgenannte Region am Keilberg auch vorhanden sein, obwohl sie aufzufinden mir noch nicht geglückt ist , woran der Umstand Schuld sein mag , dass günstige Entblössungen auf der Grenze der Bimainmatus- und Tenuilobatusschichten mangeln.

d. Stufe des Perisphinctes pseudomutabilis. *) Hornsteinkalke.

Die Tenuilobatusstufe wird von einem mächtigen (circa 30 40 m) Schichtencomplex bedeckt, bestehend aus dichten gelbweissen, oft gelbbraun gefleckten, meist etwas plattig-klüftigen Kalken voller Hornsteinknollen. Letztere

*) Nach den neuesten Untersuchungen de Loriol’s 1873 (Mono- graphie paleont. et geolog. de Boulogne s. Mer in den Memoires de la societe de physique de Geneve XXIII. 2. 1874) ist die von d’Orbigny als mutabilis Sow. abgebildete und von andern Juraliteraten unter diesem Namen aberkannte Ammonitenform nicht mit der eigentlichen S o w e r by sehen Art identisch, wesswegen er für erstere eine neue Bezeichnung nämlich pseudomutabilis vorschlägt.

51

sind meist hell gefärbt im Gegensatz zu jenen aus dem später zu beschreibenden unteren Kiesel nierenkalk der Ortenburger Gegend und besitzen manchmal um ihren harten Kern eine erdige Umhüllung von weisser Kieselerde. Ein ferneres Hauptmerkmal dieser Schichtenreihe besteht in dem Reichthum an allerdings meist undeutlich in- dividualisirten Schwämmen.

Im niederbayrischen Jurabezirk kommt , wie soeben erwähnt, ebenfalls ein schwamm reicher Kieselnierenkalk in ziemlicher Verbreitung vor; ausser der verschiedenartigen Färbung der Kieselausscheidungen ist sein petrographischer Unterschied von dem hier in Rede stehenden schon im Handstück zu erkennen, denn der Regensburger ist immer gelblich weiss , während jener von der Ortenburger Um- gebung ein fast reines Weiss zeigt. Im Steinbruch oder sonst anstehend besehen, erkennt man an ersterem eine mehr oder minder ausgeprägte, aber immer noch deutliche Schichtung, die bei diesem gewöhnlich kaum angedeutet ist oder zuweilen ganz erlischt.

Die Unterscheidungsmerkmale gegenüber den bei Regensburg aufliegenden (oder durch den relativ wenig mächtigen Dolomit davon getrennten) plumpen Felsen- kalken, mit welchen die Hornsteinkalke grössere Verbreitung und Antheilnehmung an der Felsbildung gemeinsam haben, sind bei typischer Ausbildungsweise beider Glieder eben- falls leicht zu fixiren ; denn den erstgenannten mangelt jegliche Schichtung sowie der Reichthum an Hornsteinen, obwohl kleine Bänkchen hievon hie und da darin auftreten. Auch ist der Felsenkalk weisslicher und von dichterem Gefüge.

Die Hornsteinkalke treten in starkgeneigter Lage, unter dem Dolomit und den plumpen Felsenkalken gelagert,

4*

/

52

an den Schwabelweiser Bergen*) auf; ferner finden sie sich mit schön sichtbarer Auflagerung auf den schuftigen Tenuilobatuskalken, am halben Wege zwischen Brandlberg und Grünthal, wo sie anf der Höhe durch Steinbrüche ausgebeutet werden ; endlich zieht sich längs des ganzen Strässchen’s von Tr Ibach nach Wuzelhofen durch zahl- reiche kleine Aufbruchsstellen aufgedeckt, ein ähnliches, leider versteinerungsleeres Gestein bis nach Salem fort, das in die Kategorie dieser Gebilde fällt.

Es scheint übrigens als ob die Hornsteine unseres Gebietes nicht immer eine scharfe Grenze gegen ihr Hangendes besitzen und eine ähnliche Ausbildung sich nicht bloss auf die eigentliche Region mit Perisph. pseudomutab. erstreckt. Dass wir diesen Kalken das Niveau des Per. pseudomutabilis (Loriol früher mutabili s d’Orb., Waagen u. s. w.) zuschreiben, dafür haben wir allerdings keine direkten paläontol. Beweise , aber abgesehen , dass auch die Einschlüsse nicht positiv dagegen sprechen, lassen ihre Lagerungsverhältnisse wohl keine andere Deutung zu ; ferner besitzen wir einen weiteren Anhaltspunkt hiefür in der zweifellosen Analogie derselben mit den normalen Scyphienkalken Gümbel’s, welche durch das ganze fränki- sche Gebiet als Hangendes der Tenuilobatenschiehten und Unterlage des Dolomits sich hindurchziehen; denn in diesen Schwammlagen, womit petrographisch die Keilberger Hornstein kalke vollständig stimmen, kommt der Perisph. pseudomutabilis de Loriol, wenn auch nicht häufig, aber doch vor.

Petrefakte sind nicht gut zu bekommen , obwohl stellenweise das Gestein durchaus nicht arm daran ist ; der beste Fundplatz dafür befindet sich an den Tegern-

*) Siebe bei c. im unteren Bilde der Tafel IV.

53

keim er Bergen nah der Höhe in einem kleinen Kessel- tkälchen *). Davon sind zu verzeichnen :

Oppelia Strombecki Opp.

Haploceras sp.

Belemnites unicanaliculatus Ziet.

Ter ebratula bisuffar cinata S c h 1 o t h. (besonders gross). Rhynclionella lacunosa var. mnltiplicata Q.uenst. Pecten subtextorius Goldf.

Ostrea gregaria Sow.

Astropecten sp.

Cidaris perlata Quenst.

,, Blumenbachii Goldf.

Ceriopora (Neuropora) angulosa Goldf. Siphonocoelia cylindrica Goldf.

Casearia artieulata Goldf. sp.

Cupulichonia Schlotheimii Münst. sp.

Serpnla sp.

e. Stufe des Frank endolomites, der plumpen Felseukalke und der Plattenkalke.

Oestlich von Regensburg gelangen von diesen höchsten Repräsentanten unseres weissen Jura hauptsächlich die weissen Felsenkalke als Zug der Sch w abelweiser Ge- hänge zur Ausbreitung. Die volle Entwicklung dieser höheren Regionen entfaltet sich jedoch erst im benach- barten westlichen Gebiet (Kelheim) ; da ohnedem ihre Absätze am Keilberg nur wenig organische Reste enthalten, so ist nicht viel Bemerkenswerthes darüber vorzubringen.

* In dem Wäldchen , das sich rechts von c. auf unserem Bilde (unterer Theil von tab. IY.) vpm PJateau etwas herabzjieht.

54

Der Dolo mit,

in der relativ geringen Mächtigkeit von circa 7 m- vor Tegernheim am sog. grossen Felsen auftretend, besitzt dieselben Eigenschaften wie der fränkische. An dem be- nannten Punkt ist er besonders miirb und zerbröckelt als Folge der zerstörenden Einflüsse chemisch und mechanisch wirkender Kräfte, die ihn an diesem den Atmosphärilien sehr ausgesetzten Platze vorzüglich treffen mussten.

Der plumpe Felsenkalk,

dicht bis feinzuckerkörnig, gelblichweiss und ohne alle Schichtung, liefert, da er fast aus reinem kohlensauren Kalk besteht, aus den Brüchen dicht an der Station Walhallastrasse (siehe Bild*) im oberen Theile der tab. IV.) einen gesuchten Bruchstein , der für weithin das Material zum Kalkbrennen abgiebt und in dieser Be- ziehung nicht minder geschätzt ist als der Kelheimer luckige Sternkorallenkalk für Bauzwecke.

In den Drusen des Gesteines hat sich häufig Kalk- spath meist mit dem vorherrschenden Rhomboeder von V2 R- ausgebildet; an der Walhallastrasse kommt iiber- diess auf Klüften ein sehr schöner Kalkspath von brauner Farbe (nelkenbraun, wird durch Erhitzen grau) vor ; die spiesigen Krystalle sind büschelweise gruppirt und erweisen sich an ihrem freien Ende als Rhomboeder von 2 R. ; selten findet er sich sogar krummschalig abgesondert.

* Sämmtliche Felsparthieen auf besagtem Bilde gehören dem plumpen Felsenkalke an. Nur am Plateau wird letzterer von Grünsand- stein überdeckt. Die Zeichnung konnte leider nur im Winter, noch dazu bei hohem Schneefall, aufgenommen werden.

55

Wie bereits erwähnt, umschliesst der Kalkstein jenen Versteinerungsreichthum , wie er z. B. in der Kelheimer Gebend anftritt, noch nicht. Ich kenne mit Bestimmtheit daraus vom Keilberge nur Terebratula insignis Ziet., Megerlea pectunculoides Schloth. sp. , Pecten subspinosus Goldf., Pecten globosus Quenst., Avicula (Monotis) Guembeli nov. sp. (Tab. II. fig. 6). Dazu kamen neuer- dings noch : Rhynchonella Astierianci d 0 r b. ( Eh. speciosa Miinst. sp.), Rhyncli. trilobata Ziet. sp., Terebra- tnlina substriata Schlot h. sp. Apiocrinus mespiliformis Schloth., Por ostoma sp.

Die Sternkorallenfacies fehlt am Keilberg, dagegen sind vorhanden die

Plattenkalke.

Gelblichweisse , dichte Kalkschiefer ; dünngeschichtet aber von viel weniger feinem Korne als die Solenhofener Schiefer. Deutliche Versteinerungen konnten darin noch nicht nachgewiesen werden. Die Ablösungsflächen zeigen hie und da undeutliche Wülste (ob organischen Ursprungs?). Besagte Kalke stehen am Kreuz bei Wuzelhofen und nahe dabei an der Salerner Strasse, ferner vor dem Brandlhof und auf der vorderen Keilberger Höhe an.

Aus dem bisher Betrachteten geht hervor, dass auch der weisse Jura am Keilberge, wo er in der fränkischen Facie^ zum letztenmale in grösserer Mächtigkeit und Aus- dehnung anftritt, im wesentlichen den gleichen Charakter wie im übrigen Franken darbietet, nur sind seine unteren Glieder zu keiner besonderen Entwicklung gelangt. Daraus ist zu folgern, dass das Jurameer zur Zeit, als anderswo die wohlgeschichteten Kalke zum Absatz gelangten, am Rande des ostbayerisch - böhmischen Massiv’s ein relativ seichtes war. Das Vorherrschen von thonigen oder

56

mergeligen Absätzen und die in Verbindung damit stehende dunklere Färbung hat seinen Grund in der wegen der Ufern ähe vermehrten Einschwemmung thoniger Massen. Anders verhält es sich in den höheren Stufen, wo vielleicht durch besser hergestellte Communikation der Gewässer die Absätze weniger den lokalen Einflüssen ihres benachbarten Gebietes preisgegeben waren.

Verzeichniss der

in den Juraschichten des Keilberges bei Regensburg gefundenen Versteinerungen.

Die Buchstaben der einzelnen Rubriken beziehen sich auf die Formationsglieder (hiebei wurde eine ähnliche praktische Bezeichnungsweise gewählt, wie sie bereits G ü m b e 1 in seiner grossen geognostischen Karte von Bayern angewendet hat) ; ihre Bedeutung erhellt aus folgender

Hauptübersicht über die Hellberger Juraformation:

j 5 Plumper Felsenkalk, Dolomit .... Oberer (weisser) Jura.

j4 Hornsteinkalk, Stufe des Perisphinctes

pseudomutabilis

j 3 Splitterkalk , Stufe der Oppelia tenui-

lobata

Mittlerer Jura.

j * Graukaik, Stufe des Peltoceras bimam-

matum

j ib Mergelschiefer, obere Region des Pelto- ceras transversarium

j ia Pianulatenmergel |

Grünoolith

J untere Region des

Peltoceras transversarium ....

d3b Eisenoolith, Stufe des Stephanoceras 1 macrocephalum /

Unterer Jura.

Oberer Dogger.

57

dsa

d 2

di

1 3a

Variansschlchten, Stufe der ßhynchonella 1 Mittlerer Dogger.

varians (Bath.) '

(Sowerbyi— Parkinsonischichten nicht aufgedeckt).

Eisensandstein, Stufe des Harpoceras Mürchisonae

Opalinusthon, Stufe des Harpoceras opalinum

Jurensismergel , Stufe des Lytoceras jurense . .

Posidonomyenschiefer, Stufe der Posido- nomya Bronni

j> Unterer Dogger.

I2 Rotheisenoolith, Stufe des Amaltheus spinatus und inargaritatus . . .

(Obtusus Davoeischichten fehlen), li Gryphaeensandstein, Stufe des Arietites

Bucklandi

li Angulatensandstein (Keilbergsandstein), Stufe des Aegoceras angulatum . .

Mittlerer Lias.

Unterer Lias.

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0 1 5

S. Fische

Belonostomus acutus Ag

1

Dapedius cf. punctatus A g. ...

1

II. Insecten.

Flügeldecken von Käfern (Bupres-

tiden)

1

Hl. Cephalopoden.

Belemnites brevifonnis Ziet. . .

1

paxillosus Schloth . . .

1

» lagenaeformis Ziet. . . .

tripartitus Schloth. . .

1

1

» irregularis Schloth. . .

1

» Thouarcensis Oppel. . .

» Beyrichi Oppel

1

1

» subhastatus Ziet

» hastatus Blainv. .....

1

1

1

» Argovianus Mayer ...

.

1

» unicanaliculatus Ziet. . .

1

1

1

1

1

58

Aegoceras angulatum S c h 1 o t li Araalthens spinatus Brug. . .

polygonius Ziet

Harpoceras complanatura (d’Orb.

Bru

Lythense Quenst

elegans Ziet.

bifrons Brug

Aalense Ziet

Thouarcense d’Orb..

radians Rein. sp. . .

hispidnra 0 p p

canaliculatum v. Buch

Marantianum d’Orb.

Arolicum 0 p p

stenorhynchuin 0 p p.

Lytoceras jurense Ziet. ... Haploceras Lochense Oppel. Oppelia aspidoides Opp. . . .

oculata Be an

semiplana Opp. . . .

callicera Opp

tricristata Opp. . . .

tenuilobafca Opp. . .

Strorabecki Opp. . .

Stephanoceras subcontractum

Morris u. Lycett macrocephalum S ch lo th

tumidum Rein. sp. . .

crassum Young u. Bir d

Perisphinctes arbustigerus d’Orb

funatus Opp

curvicosta Opp. ...

plicatilis S o w

chloroolithicus Gümb.

Martelli Opp

virgulatus Quenst. . .

polyplocus Rein. sp. .

Lothari Opp

polygyratus Rein. sp. .

Aspidoceras iphicerum Opp. . .

Oegir Opp. .

IV. Gastropoden.

Actaeonina Ratisbonensis n. sp. . Cheranitzia undulata d’Orb. . . (=Scalaria liasica Qu e n st.)

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59

Turritella Zieteni Quenst. . . . Trochus bilineatus Quenst. . Pleurotomaria Palemon d 0 r b. subreticulata d’Orb. . . clathrata M ü n s t

V. Bivalven.

Pliolodomya Murchisoni G o 1 d f.

cingulata A g. .

acuminata Hartm. . . . Ceromya concentrica Mor r. u.

Ly c

Panopaea Jurassi Ag

Neaera sp

Cardinia attenuata Stuchburysp.

Nucula jurensis Quenst

Astarte amalthei Quenst. . . . supracorallina d’Orb . . (—minima Goldf.)

Pinna radiata Goldf.

Modiola subpulchra d’Orb. sp. .

Lima scaberrima n. sp

. » sp

Limea acuticosta Goldf.

Posidonomya Bronni V o 1 1 z . . . Avicula Sinemuriensis d’Orb. . similis Goldf. sp . . . . (^Monotis lacunosae Quenst.)

Avicula Guembeli n. sp

Inoceramus substriatus Goldf. .

cinctus Goldf.

dubius Sow

» polyplocus Roem

Pecten aequivalvis Sow

acuticosta Roem

priscus Schloth

* liasinus Ny st

» pumilus Lam

subpunctatus Münst. . . » cornutus Quenst

* subtextorius Goldf ... », subspinosus Münst. . . .

* globosus Quenst

Plicatula spinosa Sow

» impressae Quenst . . » sp.

60

Ostrea Knorri Ziet

gregaria Sow

VI. Brachiopoden.

Terebratula Württembergica 0 p p.

Fleischen Opp

sphaeroidalis Sow. . .

bisuffavcinata Schloth. .

insignis Ziet

Waldheimia cornuta Sow. sp. . .

subnumismalis Davids, sp. .

subbucculentaDew. u.Ohap. subovoides Roem. sp. . . . cf. lagenalis Sch 1 oth. sp. .

obovata Sow. sp

Rhynchonella acuta b o w. sp . .

tetraedra Sow. sp

quinqueplicata Ziet. sp.

serrata Sow. sp. . . . . .

amaltliei Quenst. sp. . .

curviceps Quenst. sp.

varians Schloth

Kurri Op pel

Steinbeisii Quenst. . . .

Arolica Op pel

Yisulica Opp.

spinulosa Opp

lacunosa Schloth. . . .

lacunosa var. multiplicata

Quenst.

Astieriana d’Orb

trilobata Ziet. sp

Terebratulina Quenstedti Suess.

substriata Schloth.. . .

MegerleaFriesenensis Schrüfer sp.

pectunculoides Schloth sp. Spiriferina Münsteri Dav. . .

rostrata Schloth

VII. Echinodermen.

Cidaris araalthei Quenst. . .

spinosa A g

Blumenbachi Goldf perlata Quenst. . . .

Collyrites sp

carinata Leske sp. .

Holectypus cf. orificiatus Des.

[

Holectypus pnnctulatus Des. . . I 1

Pentacrinus pentagonalis Goldf. 1

Apiocrinusmespiliformis Scliloth. .

Asterias (Goniaster) impressae

Quenst. sp 1

VIII. Bryozoen.

Neuropora angulosa Goldf. sp

IX. Amorphozoen.

Cribroscypliia obliqua Goldf. sp. . ..... 1

Siphonocoeliacylindrica Goldf. sp. i 1 .

Casearia articulata Goldf. sp. . . .

CupulichoniaSchlotheimii Münst.

sp- |

Porostorna sp . . .

Viele andere undeutliche j

Schwämme. .........

X. Pflanzen.

Cupressites liasinus Kurr I

Fucoideen und Zamitenspecies . . .1

62

II. Abschnitt.

Das

Juravorkomiiien bei Münster unfern Straubing.

Literatur :

1851. Wineberger. Versuch einer geognostisch. Beschreibung des bayr. Waldgebirges u. s. w. S. 81.

1864. C. W. Gümbel. Die geogn. Verhält, d. flänk. Alb. S. 18 und S. 50.

1868. C. W. Gümbel. Geogn. Beschreibg. d. ostbayr. Grenzgeb. S. 690.

Von Regensburg gegen Osten gewendet treffen wir beim Pfarrdorf Münster oder Pfaffmünster (2 */ 2 Stunden in nördlicher Richtung von Straubing ent- fernt) zum erstenmale wieder Jurasedimente, allerdings von nur geringer Ausdehnung an, und zwar fallen die hier in Betracht kommenden Parthieen auf das Blatt Cham (XXX IX., 32) der geognostischen Karte von Bayern, color. von Oberbergrath Gümbel.

Der etwas abseits der Hauptverkehrsstrassen gelegenen Lokalität ist es wahrscheinlich zuzuschreiben , dass in unserer Literatur über dieses Juravorkommen bisher nur wenige Bemerkungen, die sich auf den allgemeinen Hinweis auf Juragestein (weisser Jura und Doggeroolith) beziehen, enthalten sind.

63

Gleichfalls wie beim Keilberge am Rande des Urge- birges gelegen und von diesem abfallend, tritt hier der Jura felsbildend in zwei Partbieen auf, welche als Vor- sprünge in die Donauhochebene hinausragen. Vor dem Dorfe M. setzt er einen Hügel, den sogen. Bucbberg, welcher am weitesten in die Ebene vorstebt, zusammen und seitwärts, gegen den Ort Bogen zu, erbebt er sieb zu einem steileren Rücken, an dessen Aufbau sieb ausserdem noch die Kreide betbeiligt bat.

Für das Verständniss der einzelnen Schichtenlagen ist der Bucbberg ungleich wichtiger als die letztere Parthie, der sog. Helmberg, weshalb wir den schematischen Durch- schnitt des ersteren Hügels beisetzen. Vergleiche das ,, Juraprofil bei Münster“ unterhalb der diesem Schriftchen beigefügten ,, schematisch. Uebersichtstabelle u. s. w.u

Der weisse Jura wird am Buchberg vorzüglich durch die Stufe des Peltoceras transversarium (i.) re- präsentirt. Die dazu gehörigen Lagen sind durch einige kleinere Steinbrüche erschlossen und haben sich in paläontologischer Beziehung sehr ergiebig erwiesen. Dieser Zone sind gelblich weisse Kalke mit Kieselknollen (J.) auf- gelagert, welche mit ihrer felsigen Stirn gegen die Donau- thalung zugewendet den vordersten Theil des Hügels ein- nehmen ; ihnen ist an der Basis des letzteren ein Absatz von fruchtbarem Löss (1.) aufgesetzt.

Einige Aufschürfungen gleich unterhalb einer kleinen Kapelle auf der gegen das Dorf zugeneigten Seite des Hügels bekunden den obersten braunen Jura (Eisenoolith des Callovien’s, oberer Theil von d.). Der untere Theil von d. wird von einem gelben Gestein voller Crinoideen- reste gebildet, das in seinen untern Lagen allmählig sandig wird und zuletzt in wirklichen Eisensandstein verläuft. Endlich gleich vor den ersten Häusern konnte ich , uner- wartet genug, noch typischen Keuper (Kp.) als Kaolin-

64

Sandstein und bunten Letten in einem frisch gegrabenen Brunnenschächte nachweisen. Eine durch neueste Sedi- mente ausgefüllte kleine Yerebnung des Terrains, worauf das Dorf selbst steht , trennt diesen Hügel vom nachbar- lichen Gneissfelsen (Gn.) (Winzergneiss Gümbel).

Die Schichtenlagen fallen stark nach SW. Stunde 1 2 2/3 mit 20° ein; diese Messung wurde in den Auf- schlüssen am westlichen Theile des Hügels ausgeführt , an dessen östlichem Ende ist die Neigung noch viel stärker.

Hoher als der Buchberg und in seinem geotektonischen Bau verwickelter ist der seitwärts vom Buchberg zwischen den Einöden Wolfsdrtissl, Helm berg und Wieden- hof gelegene H e 1 m b e r g. Hier sind die Schichten theils bis zu einer fast senkrechten Stellung aufgerichtet, theils zeigen sie sogar eine erhebliche Faltung. An dem dem Orte zunächst gelegenen Theile liegt auf dem jurassischen Gestein ein kleines Kreidefleckchen , fast von derselben Farbe, nur etwas graulicher, als der weisse Jura, dann folgt bis über die Mitte des Berges Jura, neben welchem gelagert Absätze der Kreide (Plänermergel, Neigung: SW. Stunde 13 mit 45°) die Östliche Hälfte davon fast allein ausmachen. Nur am äussersten, gegen Bogen zu gelegenen Ende ragt wieder ein kleines Jurastückchen hervor zum Beweise , wie gross die Schichtenstörungen gewesen sein müssen, da sie die Juraparthieen zerrissen und die aufge- lagerte Kreide in die muldenartige Vertiefung hineinge- schoben haben.

Hauptsächlich ist auch am Helmberge die schwamm- führende Transversariusstufe aufgeschlossen, deren Ver- steinerungen, vornehmlich viele Scyphien, die schüttigen Gehänge bedecken. Gut ist ferner noch, ungefähr in der Mitte am Berge, der braune Macrocephalusoolith zu er- kennen.

65

Da durchgehende Aufschlüsse mangeln , ist es nicht möglich , ein Profil , das sämmtliehe vorhandene Lagen mit ihren Einschlüssen aufzählen ^könnte, zu fertigeu, wohl aber kann mit Sicherheit folgendes allgemeine Bild der hiesigen Juraverhältnisse gegeben werden :

1. Kieselnierenkalk.

2. Geschichteter Kalk mit Bhynchonella lacunosa , Bhabdocidaris caprimontana

3. Wechsel von geschichteten , dichteren Kalkbänken mit weicheren, locker gebundenen Lagen. Ver- steinerungen die der Transversariusstufe. Zu unterst ein lockerer Kalkmergel erfüllt mit Perisphinctes Martelli, P. cMoroolithicus, Oppelia Anar, 0. callicera , vielen Scyphien.

4. Grenzschicht gegen das Gallo vien. Grauer Kalk

mit Brauneisenputzen; entspricht der Lage 5 im Profil Ko. 2. Wahrscheinlich fehlt auch die Glaukonitbank nicht.

5. Eisen oolith mit Stephanoceras macrocephalum,

Perisphinctes funatus u. s. w.

6. Gelber mit weissen Crinoideenstielen durchzogener mergeliger Kalkstein.

7. Eisensandstein.

Lias ?

8. Kaolinhaltiger weisser Keupersandstein.

9. Rothe und grüne Keuperletten.

Wir schreiten nun zur Betrachtung der einzelnen Glieder mit ihren Einschlüssen vor.

Das Vorkommen von Lias ist zweifelhaft, zwar am Ende nicht unwahrscheinlich, weil auch der Keuper nach- gewiesen werden konnte, aber jedenfalls würden etwa hierher zu rechnende Gebilde, deren Bestätigung die Be- deckung der betreffenden Stelle mit Culturland verbietet, eine fast verschwindend geringe Mächtigkeit besitzen.

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66

Brauner Jura, Dogger.

Der Eisensandstein, Stufe des Harpocercis Murchisonae, zeichnet sich dadurch aus, dass die Quarzkörner durch ein kalkigmergeliges Bindemittel zusammengefügt sind. Der Eisengehalt hat sich in verzweigten , braunen Adern con- centrirt, die dem Gestein ein streifiges Ansehen verleihen. Gar nicht mächtig. Wichtiger ist der aufliegende:

Gelbe Mergelkalk (Crinoideenkalk), welcher bisher bloss aus der Ortenburger Gegend bekannt war. Seine gelbe Farbe, unterbrochen durch die weissen, späthigen Crinoideen- fragmente kennzeichnen ihn leicht. Er stimmt nach seinen petrographischen Eigenschaften mit dem später zu er- wähnenden gelben, späthigen Doggerkalk (Crinoideenkalk) von Zeitlarn bei Ortenburg vollständig überein. Unter dem Mikroscope in Dünnschliffen erkennt man viele Bryozoen und Foraminiferen. Wegen Mangel an genügen- dem Aufschluss konnten leider keine Versteinerungen daraus beigeschafft werden.

Nach oben hin ist der Uebergang zu den folgenden Oolithen durch ein braunes , mergeliges Kalkgestein voll kleiner Kalkspathkryställchen vermittelt, bis zuletzt durch das Ueberhandnehmen der oolithischen Struktur daraus der

Eisenoolith (Callovien) entsteht. Braungelber, zuweilen in der Grundmasse ganz heller, mergeliger Kalk mit vielen gelbbraunen, deutlich sichtbaren Brauneisenoolithkörnerchen.

Ich habe folgende Fossilien daraus gewinnen können:

Stephanoceras macrocephalum S c h 1 o t h.

tumidum Rein. sp.

Perisphinctes funatus Op p e 1.

,, curvicosta Opp.

Chemnitzia lineata Sow. sp.

Natica Crythea d 0 r b.

67

Pecten demissus Be an.

spatbulatus Roem. (Laube*).

,, Rypheus d’Orb.

,, fibrosus Sow.

Rhynchonella spathica Deslongcb.

cf. obsoleta Dav.

Opis similis S o w. sp.

Lima gibbosa Sow.

Lima sp. (aff. semicircularis Goldf.)

Collyrites ovalis Cotteau (Leske sp.)

Undeutliche Scyphien.

Ausserdem kommen noch Bruchstücke eines riesigen Trichiten (vergl. Quenstedt**) und Laube ***) vor.

Ein Blick auf dieses Verzeichniss wird genügen, um dem Gestein das Alter des unteren Callovien (Macro- cephalusregion) zuzuschreiben. Auch in petrographischer Beziehung ähnelt es dem Regensburger Macrocephalusoolith ; doch fehlen die farbenspielenden Schalenreste. Ueberdiess mangelt gleichwie am Keilberg der eigentliche Ornatenthon.

Andrerseits deuten aber einige Fossile wie Lima gibbosa, Opis similis das Heraufsteigen von sonst gewöhnlich etwas tieferen Formen an und dadurch sehen wir bereits den Anfang einer Zusammenziehung der Faunen mehrerer Doggerstufen zu einer gemacht, wie es sich beim noch weiter östlich gelegenen gelben Doggerkalk der Ortenburger Gegend in ausgeprägterem Masse wiederholt. Dieser letztere repräsentirt nämlich die Verbindung vom Unter- oolith bis Callovien mit Vorherrschung letzterer Zone und

*) Laube: Die Bivalven des braunen Jura von Balin. Denk- schriften der Wienet Akadem. Band 27.

**) Der Jura S. 4B8. t. 59 f. 12.

***) loco citato S. 19.

5*

68

zeigt in seiner Fauna eine merkwürdige Uebereinstimmnng mit dem braunen Jura der Krakauer Gegend (Balin) , bei welchem eine solche Concentrirung ebenfalls ausgesprochen ist. Im auffallenden Einklang damit steht ferner, dass die von hier aufgeführten Fossile auch in jenem weit ent- fernten Gebiete zu den verbreitetsten Species zählen und dass beispielsweise Handstücke der genannten Gesteine von Münster und Balin petrographisch kaum zu unter- scheiden sind.

Weisser Jura, Malm.

Stufe des Peltoceras transversarium, Mergelkalk.

Weisse bis hellgraue, dichte Kalkbänke in Wechsel- lagerung mit locker gebundenen ruppigen Kalkmergellagen. Kieselerde hat sich nie in gröberen Massen als Flintkugeln oder Hornstein ausgeschieden, sondern nur zuweilen in den Yersteiner ungen concentrirt , ohne dass aber letztere eiue vollständige Verkieselung erlitten hätten.

Nicht aufgeschlossen, aber durch herumliegende Bruch- stücke angedeutet, ist die Grenzlage gegen den braunen Jura und zwar ganz vom Keilberger Typus (als obere Bank des Glaukoolithes siehe Profil Nr. 2 Lage 5) vor- handen ; wahrscheinlich fehlt auch die untere , glaukonit- reiche Bank nicht.

Eine der untersten Bänke des weissen Jura besteht aus einer lockergebundenen Kalkmergelschicht voller Scyphien und Planulaten (hauptsächlich Perisphinctes Martelli und chloroolithicus) ; sehr häufig kommt ferner darin Oppelia Anar in einer kleinen Form*(tab. I., fig. 3) vor. Diese Lage ist besonders vortheilhaft in einem kleinen Bruche zunächst dem Kapellchen (vergl. das Profil) auf

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der Höhe des Buchberges erschlossen ; hier gewahrt man zugleich schön polirte Rutschflächen am Gestein.

Aus den dichteren Kalklagen sind die Versteinerungen nicht gar leicht herauszuschlagen, während sie sich aus den lockeren Schichten mit geringer Mühe, oft nicht ein- mal mit Beihülfe des Hammers, gewinnen lassen.

Ich habe im Ganzen folgende Gattungen und Species

gefunden

Amaltheus alternans v. Buch.

Harpoceras canaliculatum Münst.

,, Arolicum Oppel.

stenorhynchum Opp.

Haploceras Erato d’Orb.

Oppelia subclausa Opp.

,, polita Opp.

semiplana Opp.

Bruckneri Opp.

Gessneri Opp.

,, Anar Opp. (tab. I. fig. 3).

,, callicera Opp.

Phylloceras Manfredi Opp.

Perisphinctes chloroolithicus Gtimb.

,, Mart'elli Opp.

plicatilis S o w. (d’Orb.) (nicht

typisch !)

,, convolutus impressae Quenst.

,, Rhodanicus Dumort.

Nautilus cf. franconicus Opp.

Belemnites unicanaliculatus Ziet.

Belemnites sp. (Quenstedt’s Jura t. 73 f. 28). Aptychen, diverse.

Pecten cornutus Quenst.

Hinnites velatus Goldf. sp.

Ostrea sp. (aff. gregaria S o w.)

Plicatula sp. (Quenstedt’s Jura t. 78 f. 5). Terebratula bisuffarcinata S c h 1 o t h.

,, Birmensdorfeusis Es eher (selten und

nicht typisch).

Rhynchonella Arolica Opp.

,, strioplicata Quenst. sp.

striocincta Quenst. sp.

Proboscina sp.

Cidaris coronata Goldf.

,, propinqua M ü n s t.

,, Hugii Des.

Rhabdocidaris cylindrica Quenst. sp.

(= Rhabdocid. caprimontana de L o r i o 1 pars). Balanocrinus subteres Goldf. sp.

Pentacrinus cingulatus Miinst.

Eugeniacrinus cariophyllatus Goldf.

Hoferi Goldf.

nutans Goldf.

compressus Goldf.

Serpula spirolinites M ü n s t.

pentagonalis Goldf.

,, prolifera Goldf.

flaccida Goldf.

Yerrucospongia verrucosa Goldf. sp. Cribroscyphia obliqua Goldf. sp.

Baugieri d 0 r b. sp.

reticulata Goldf. sp.

cf. psilopora Goldf. sp.

Chenendroscyphia porata Quenst. sp.

reticulata M ü n s t. sp.

Gonioscyphia texturata Goldf. sp.

texata Goldf. sp.

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Gonioscyphia cancellata Goldf. sp.

,, paradoxa Münst. sp.

Cnemidium stellatum Goldf.

,, lopas Quenst. sp.

Spongites cf. vagans Quenst.

Siphonocoelia cylindrica Goldf. sp.

Hippalimus marginatus d’Orb.

Porostoma marginatum (Goldf. sp. pars) From. ,, Lochense Quenst sp.

Sphenodus longidens Ag.

Gegen oben verändert sich dieser Schichtencomplex bei gleichbleibender petrographischer Ausbildung etwas in paläontologischer Beziehung ; die charakteristischen Planu- latenformen wie z. B. P. Martelli u. s. w. verschwinden, während zugleich die ächte Rhynchonella lacunosa häufiger sich einstellt.

Durch die angeführten Fossile ist es zur Genüge er- wiesen, dass wir bei Münster die Transversariusstufe als ausgeprägte Scyphienfacies entwickelt haben , wofür wir ein deckendes Analogon in dem bekannten Birmensdorf des Aargauer Jura besitzen.

Stufe des Pelloceras bimammatum. Kieselnierenkalk.

Hier zum erstenmale begegnen wir im unteren (weissen) Jura dem häufigeren Auftreten von Kieselknollen im Kalke, eine Erscheinung, welche uns, je weiter wir gegen Osten vorschreiten, in desto ausgeprägterem Masse entgegen tritt.

Am vorderen Theile des Buchberges, am besten in dessen westlichen Aufschlüssen aufgedeckt, streicht nämlich ein Kieselnierenkalk mit noch deutlich erkennbarer Schichtung zu Tage, welcher als ein gelblichweisser, undeut- lich oolithischer, dichter, mit grauen Hornsteinknollen ver- sehener Kalkstein die gleichen Eigenschaften wie der

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Flintsbacher Bruchkalk zeigt. Diese Analogie mit dem in Folgendem näher zu beschreibenden Flintsbacher und ferner dem Ortenburger Kieselnierenkalk, welch’ letzterer nach seinen Einschlüssen gewiss noch zum unteren weissen Jura zu rechnen ist, in Verbindung damit, dass man. die direkte Auflagerung auf den Transversariusschichten be- obachten kann, macht es unwahrscheinlich, höhere Jura- stufen wie z. B. den oberen Hornsteinkalk bei Regensburg damit zu vergleichen.

Von Versteinerungen sind daraus nur zu erwähnen: JRhynchonella lacunosa , Terebratula bisuff circinata , Ostrca colubrina, Bhabdocidaris caprimontana , Belemnites unicanali- culatus und undeutliche Planulaten.

Die Bedeutung dieser letztbesprochenen Lokalität erweist sich nach mehreren Richtungen hin als eine namhafte. Fiir’s Erste ist schon eine Seyphienfacies in der Transversariusstufe mit solch einem Reichthum an organischen Resten bei uns in Bayern eine nicht gewöhn- liche Erscheinung. *)

Dann verdient die intermediäre Ausbildungs- weise der Münsterischen Juraschichten Beachtung, welche die Juraabsätze von Regensburg mit denen der Ortenburger Gegend gewissermassen vermitteln [Anfang der Kiesel- nierenkalke, Entwicklung des mittleren und oberen Dogger als Macrocephalusoolith einerseits (Regensburg) und Crinoideenkalk (Ortenburg) andrerseits].

*) Ueberdiess, wenn auch in Franken die Schwammfacies sich zweifellos auf die Transversariusschichten erstreckt , so greift sie doch, wenigstens in typischer Ausbildung, nicht mehr in die unteren Lagen derselben, wie bei Münster, hinab.

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Auf die Parallele mit den Baliner Oolithen wurde schon oben verwiesen; in gleicher Weise trifft man auch auf verwandtschaftliche Andeutungen mit den Transversar- schichten im südwestlichen Polen; ich möchte deshalb nur an die beiderseitigen Vorkommnisse von Perisphinctes Ehodanicus *) und hauptsächlich der kleinen Form der Oppelia Anar in dieser Häufigkeit erinnern.

Als eine besonders merkwürdige Eigen thümlichkeit von Münster ist endlich noch das Anstehen des Keupers zu bemerken , was die bisher angenommene Endigung des Keupers in der fränkischen Facies an der Urgebirgsecke bei Regensburg (Tegernheim) selbstredend ausschliesst.

*) Im Münchner paläont. Museum liegen mehrere Exemplare von Per. Pliodanicus aus dem Krakauer Gebiet.

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III. Abschnitt.

Das Jiiravorkonuncn bei Flintsbarh.

Literatur :

1792. Flur). Beschreibung der Gebirge von Bayern und der oberen Pfalz. S. 225.

1820. W e i s s. Südbayerns Oberfläche. S. 289.

1839. Waltl. Beschreibung der eisenli. Mineralquelle und Badeanstalt Kellberg. S. 75.

1851. Win eb erg er. Versuch einer geognost. Beschreibung des bayr. Waldgebirges. S. 81.

1864. Gümbel. Die geognost. Verhältnisse d. fränk. Alb. S. 68. 1868. G ümb e 1. Geogn. Beschreibung des ostbayr. Grenzgebirges. S. 695.

Zunächst dem Dorfe Flintsbach unfern Hengers- berg, zwei Stunden in nördlicher Richtung von Osterhofen entfernt, findet sich in einer Ecke gleichfalls (wie bei den bisher betrachteten Plätzen) am Urgebirgsrande weisser Jura anstehend. Der Kalkstein , welcher in zwei Brüchen (Sonnleitner- und Einmüllerbruch) ausgebeutet wird, lehnt sich eine Viertelstunde bergaufwärts einem Granithügel an ; seine Schichtenlagen fallen mit starker Neigung vom alten Gebirge ab.

Mehrere Etagen sind nicht zu unterscheiden. Das Bruchgestein, der Kieselnierenkalk , stellt einen dichten, gelblichen , manchmal undeutlich oolithischen Kalk mit

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vielen eingeschlossenen Hornsteinen vor. Letztere besitzen aber hier nicht die dunkle Farbe , wie in den gleich- alterigen Ortenburger Schichten, sondern sind viel heller, gewöhnlich weissl ich grau ; sie liegen theils zerstreut im Kalke , theils bilden sie förmliche , zusammenhängende Lagen, wie z. B. im Sonnleitner Bruch (siehe bei c. der Fig. 1 auf tab. III.).

Da wo grössere Spalten in den weissen Jurafelsen einragen , zeigen sich dieselben mit cretacischen (unter- cenomanen) Absätzen erfüllt ; diese Kluftausfüllungen sind sehr hübsch im Einmüllersbruch als violetter Thon mit vielen kleinen Kohlenputzen und im Sonnleitner Bruch als Sandstein (Schutzfelssandstein Gümbel’s) erschlossen. Die Figur 1 der tab III. gibt bei a. die Ausfüllung einer solchen Kluft mit dem weisslichen , locker gebundenen Sandstein unserer tiefsten Procän- oder Kreideschichten zur Ansicht.

Daneben , etwas rechts davon sieht man eine weite, cylindrische Aushöhlung, welche durch die Steinbruchs- arbeit mitten durchschnitten wurde. Solche Produkte der Auswaschung durch Wasser, von den Arbeitern ,, Brunnen“ genannt, bilden im Flintsbacher Kalkstein keine unge- wöhnliche Erscheinung*); sie sind mit sandigem Lehm voller Feldspath- und Glimmerpartikelchen, sowie mit

Hornsteinknollen erfüllt ein Detritus, der seinen Absatz wahrscheinlich tertiären Fluthen verdankt.

Der Flintsbacher Kalk gehört jedenfalls zum

gleichen geologischen Horizont, zu welchem auch der Orten- burger Kieselnierenkalk gerechnet werden muss. Ver-

*) Vergl. übrigens den Aufsatz von Nöggerath über geologische Orgeln und natürliche Schächte im Neuen Jahrbuch für Mineral. 1845.

S. 511. ff.

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steiuerungen kommen zwar, ausser undeutlichen Schwämmen sowie der Bhynchonella lacunosa nebst Varietäten, ziemlich selten vor, doch erwiesen sich die gefundenen mit denen, welche der genannte Ortenburger Kalk als am häufigsten einschliesst , übereinstimmend. Mit Sicherheit stammen nämlich aus den Flintsbacher Brüchen : Bhynchonella lacunosa , Bhynchonella lacunosa var. Gracoviensis , Terehratula Kurri (= T. reticulata al. auctorum), Waldheimia trigonella , Cidaris coronata , Siphonocoelia cylindrica.

Die praktische Bedeutung dieses Platzes als des ein- zigen, ergiebigen Kalkfundortes in weiter Umgegend ist eine grosse.

77

!V. Abschnitt.

Die

Jiiraablagcniugcn zwischen YilsliolVn und Passau.

Literatur:

1839. Waltl. Beschreibung der eisenhalt. Mineralquelle und Bade- anstalt Keilberg. S. 225.

1851. Wineberger. Versuch einer geognost. Beschreibg des bayr.

Waldgeb. u. Neuburger Waldes. S. 81.

1853. Waltl. Passau und seine Umgebung. Schulprogramm des kgl. Lyceum’s zu Passau.

1857. Egger. Der Jurakalk bei Örtenburg und seine Versteinerungen.

I. Jahresber. des naturhistor. Vereines zu Passau.

1864. Gümbel. Die geognost. Verhältn. d. fränk. Alb S. 50 u. 65. 1866. Oppel und Waagen. Ueber die Zone des Ammonites trans- versarius. Separatabdruck S. 32.

1868. Gümbel. Geognost. Beschreibung des ostbayerisch. Grenz- gebirges. S. 691, 695 und 696.

A. Stratigraphisches Verhalten nach den einzelnen Fundplätzen.

Allgemeiner Ileberblidi.

Das Auftreten von Juragebilden östlich von Regen s- bürg war bisher nur als ein fleckweises am liuken Donau- nfer bei Münster und Flintsbach zu beobachten. Zwischen Vilshofen und Passau aber gewinnen jurassische Absätze

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am rechten Donauufer in dem sog. Neuburger Walde d. h. jenem Theile des bayerischen Waldes, der zwischen der Donau und dem Inn, der Wolfach und der Rott liegt, grössere Verbreitung.

Wir haben in diesem Gebiete ein coupirtes Terrain vor uns , dessen Fundamente aus Gneiss (Dichroitgneiss) und Granit (Lagergranit) bestehen. Besagte, der hercyni- sehen (jüngeren) Gneissformation Gümbel’s angehörige Urgebirgsgebilde waren dereinst auch von dem Jurameere, späterhin vorzüglich von neueren Fluthen bespült und zwar hauptsächlich da, wo die Gneisshiigel sich gegen die Ebene hin verflachen. Aeltere Flötzbildungen als Jura- schichten konnten bis jetzt noch nicht mit Sicherheit nach- gewiesen werden. So kommt es, dass wir hier unmittelbar neben den ältesten Gesteinen Niederschläge von jurassischem Typus, die eine ziemliche Ausdehnung besitzen und eine reiche Paläofauna einschliessen, antreffen.

Allein trotz dieser ihrer Ausdehnung und trotzdem, dass mehrere und zwar mächtige Abtheilungen unter- schieden werden können, darf man an keinen terassen- förmigen Aufbau oder plateauführenden Höhenzug wie in Franken denken. Im Gegentheil der niederbayerische Jura hat auf den landschaftlichen Charakter der Gegend durchaus keinen Einfluss und man bemerkt, meist nicht einmal durch eine etwas grössere Erhebung vom Thalrande gekennzeichnet , die zerstreuten Juraablagerungen nur da, wo durch spätere Abwaschung die neueren Ueberdeckungen ganz oder theilweise weggespült wurden. Letztere be- stehen zum grösseren Theil aus dem mitteltertiären (miocaenen), grünen Sand vom Niveau der Ostrea crassissima und des Pecten Solarium, Unter seiner mächtigen Decke ruhen gewiss noch beträchtliche Juramassen in der Tiefe.

Wir begegnen deswegen den einzelnen Vorkommnissen immer am Rande von Flüsschen oder Bächen, deren

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erodirende Wirkung ursprünglich den Kalkstein sichtbar gemacht haben mag, der dann später durch Menschenhände behufs seiner Gewinnung besser aufgeschlossen wurde.

Es sind 14 Punkte zu verzeichnen, an welchen Jura- schichten anstehen, nämlich (ungefähr der Reihe nach von West nach Ost):

1.

2.

3.

4.

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8.

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14.

au der Blümelmühle bei Dinglreuth . . .

bei Zeitlarn . . . .

am Maierhof . bei Söldenau . bei Obernöd .

längs der Strasse zwischen Vilshofen und Ortenburg (entlang des Wolfachthales).

[ beim Aichberger (im Hatten- { hammerthälchen) an zwei

\ Stellen

beim Lippertbauern unfern Marterberg .... am Bruckbächel unweit

Marterberg

am Kalkbergerhof bei Voglarn

bei Spirkenöd \

an der Obermühle bei \ Scheuereck I

unweit Hausbach.

unweit Fürsteuzell.

Diese Juraparthieen fallen sämmtlich auf das Blatt Passau der geognost. Karte Bayern’s von Oberbergrath Dr. Giimbel und zwar in die mit XX. XXIV., 52 56 bezeichneten Theile desselben. Da also dieses Gebiet be- reits in geognostischer Hinsicht colorirt ist, überdiess das (trotz seiner Ausdehnung) nur vereinzelte, punkt- oder streifenförmige Auftreten des niederbayerischen Jura sich zu keiner besonderen kartographischen Darstellung eignet, haben wir es unterlassen , ein geognostisches Kärtchen dieses Jurabezirkes beizufügen.

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Die wichtigstem Aufschlüsse, worunter namentlich die von Söldenau und Maierhof, verdanken wir dem Laufe der Wolfach ; denn nur zwischen den letztgenannten beiden Orten finden sich zusammenhängendere Parthieen , welche sich zu einem schmalen Zuge längs dieses Flüsschens gestalten.

Ein übereinstimmendes Hauptstreichen und Fallen der Schichten an den verschiedenen Stellen kann ebensowenig als ein jetzt noch direkt sichtbarer Zusammenhang unter ihnen nachgewiesen werden, bloss an dem Wolfacher Zuge bemerkt man eine Hauptneigung nach SO.

Die Unterlage der Juragebilde darf man mit ziemlicher Sicherheit als Gneiss annehmen, wie es der Voglarner (Kalkberger) Steinbruch wirklich gezeigt hat , bei den anderen Vorkommnissen aber aus der Nachbarschaft mit anstehendem Gneiss leicht zu schliessen ist.

Eng mit dem Jura scheint das Auftreten der Kreide verbunden zu sein, denn an mehreren der oben genannten Plätze, nämlich am Maierhof (Buchleitner Bauern) , Aich- berger, Marterberg und Voglarn erweisen sich Procän- oder Kreidemergel als das Hangende desselben.

In folgendem Sammelprofil ist nun die Ausbildung des niederbayr. Jura übersichtlich zusammengestellt und zugleich die Vertheilung der einzelnen Juraglieder auf die verschiedenen Fundplätze berücksichtigt. Wir können von oben nach unten folgende Schichtencomplexe unterscheiden:

Wenig mächtig Dolomit, nur bei Söldenau.

circa 18m Stufe der Oppelia tenuilobata, Sölde- nauer Schichten. Geschichteter gelblich- weisser Kalk. Nur bei Söldenau.

Sehr mächtig. Stufe des Peltoceras bimammatum, Ortenburger Schichten. Kieselnieren- kalk ; weisser Kalkstein mit dunklen

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Feuersteinen. An sannn fliehen oben ge- nannten Lokalitäten mit Ausnahme von Dinglreuth und Zeitlar n.

Einige Meter. Stufe des Peltocöras transver- sa ri um, Voglarn er Schichten. Geschichtete, grauliche Kalke, oben dolo- mitisch. Blümelmühle, Dinglreuth, Voglarn.

Die unterste Bank dieser Stufe ist die 0,3 m- mächtige, glaukonitführende Grenzlage, der G r ü n o o 1 i t h. Y oglarn , Dinglreuth.

0,1— 0,2 m- Stufe des Aspidoceras biarmatum, Dinglr eut her Schichten. Oolithi- scher Mergelkalk mit braunen Thoneisen- steinputzen und grünlichen Glaukonit- flasern. Voglarn, Dinglreuth.

3m- Gelber, späthiger Dogger kn lk, Zeitlar ner Schichten. (Crinoideen- kalk.) Mittlerer und oberer Dogger. Dinglreuth, Zeitlarn und Voglarn.

Wenig mächtig. Eisen Sandstein, unterer brauner Jura. Voglarn.

Nähere Details, besonders bezüglich der organischen Einschlüsse und ihres Vorkommens nach den einzelnen Lagen bietet die schematische Uebersichtstabelle , welche diesem Werkchen beigeheftet ist.

In folgenden Zeilen soll nun versucht werden, zuerst die erwähnungswertheren Lokalitäten nach ihren strati- graphischen Eigentümlichkeiten kurz zu schildern , um hernach etwas näher auf die einzelnen Formationsab- theilungen mit ihren Versteinerungen einzugehen.

Beginnen wir zunächst mit den Ablagerungen längs der Vilshofener Ortenburger Landstrasse.

6

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Juravorkommen an der Blümelmühle.

Ganz in der Nähe von Vilshofen an der Ortenburger Strasse findet sich oberhalb der Blümelmühle an der Wolfach ein Aufschluss von unterem weissen Jura, der Messmerbruch genannt , in dem folgende Lagen von oben nach unten biosgelegt sind:

Profil No. 5.

1) circa 2m- Mit vielen Kieselknollen erfüllter, gelb-

licher Kalkstein.

2) 0,75 m- Gelber, etwas dolomitisch aussehender Kalk-

stein , an seiner oberen Grenze mit Kiesel- knollen.

3) 0,1 m- Dünngeschichteter Kalkmergel.

4) 1,4 m- Dichter mit zucker körnigen , dolomitischen

Schnüren versehener Kalkstein voller nuss- grosser weisser Kalkspathmandeln ; in den Hohlräumen hat sich Glaukonit concentrirt.

5) 0,85 m- Grauer, durch zersetzten Eisenkies schwarz

fleckiger Kalkstein ; sein dichtes Gefüge ist durch kleinkörnigen, späthigen, dolomitischen Kalk unterbrochen. An der oberen Grenze ist diese Bank röthlich gefärbt.

6) Unterlage: Nicht weiter aufgeschlossener, petro-

graphisch der letzten Lage gleicher Kalkstein.

Hievon gehören No. 1 und 2 mit Bestimmtheit zum Kieselnierenkalk, während die Bänke von No. 3 (incl.) abwärts den Transversariusschichten zuzurechnen sind. Diess wird zwar nicht direkt durch organische Ueberreste (Petrefakten sind fast keine darin) bewiesen, aber die letzt- genannten Lagen besitzen eine mit gewissen Voglarner Kalken, die unzweifelhaft jener Zone zuzuschreiben sind, übereinstimmende Ausbildung.

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Die Schichten fallen hier nach NO in Stunde 2 mit einer Neigung von fast 10° ein.

Ausser dem Messmerbruch findet sich an der gegen- überliegenden Seite der Strasse noch Weissjn ragestein von demselben Charakter wie im oberen Theile dieses Bruches aufgedeckt. Am unmittelbar sich anschliessenden Hammer- berg wurde in früherer Zeit ebenfalls Kalkstein gebrochen, aber jetzt ist daselbst Alles überdeckt und durch stark wuchernde Vegetation dem Auge entzogen. Die übrige Umgebung besteht nur aus Gneiss und neuesten Sedimen- tärgebilden.

Das Jurameer, welchem wir die Niederschläge im Neuburger Walde verdanken, scheint hier seine nördlichste Grenze gehabt zu haben ; denn wir treffen nach dieser Richtung jenseits der Donauthalung überhanpt keine mesozoischen Formationsglieder mehr an.

Juravorkommen bei Dinglreuth.

Gegenüber der zwischen der^ Blümelmühle und dem Dorfe Zeit] arn gelegenen Ziegelhütte befindet sich an der westlichen Seite der Strasse und durch einen kleinen Hügel etwas verdeckt ein unscheinbarer alter Bruch von nur geringer Dimension, der Föckererbruch genannt, der dadurch an Interesse gewinnt, dass er hauptsächlich die Grenzschichten zwischen Malm und Dogger gut aufge- schlossen enthält. Ich konnte folgendes Profil aufnehmen :

Profil No. 6.

Bedeckung: Vegetationsdecke.

1) Gelblicher, ruppiger Kalkstein der Transversarius-

schichten.

2) Graue Mergelthone, undeutlich oolithisch.

3) 0,30 m- Dichter, weisslicher Kalkstein.

4) 0,35 m- Graulicher Kalk mit unreineu Brauneisen-

knollen, Glaukonitkörnern und vielen kleinen

6*

84

Quarzkrystallen. Scyphienlager. Entspricht den Lagen No. 5 und 6 des Yoglarner Profiles.

5) 0,1 0,2 m- Oolitfiiscfier Mergelkalk mit braunen,

mergeligen Knollen und zerstreuten Glan- koni tputzen. Nautilus Arcluennensis , Oppelia oculata , Amaltheus cordatus. Entspricht der Lage No. 4 im Yoglarner Profil.

6) 0,1 m‘ Gelblicher Ooolith an der oberen Grenze mit

sehr viel Versteinerungen : Harpoceras Brighti, Stephanoceras macrocephalum , Perisphinctes funatus , P. Moorei, Nautilus Calloviensis , Aviciüa Münsteri. Nach unten zu wird die oolithische (durch Brauneisenkörner bedingte) Struktur undeutlicher und das Gestein geht in einen gelben , späthigen Kalk mit vielen kleinen Crinoideenstielen über, woraus auch die

Unterlage besteht (bis Ende des Bruches noch mit 0,55 m- aufgeschlossen). Zugleich nimmt der Kalk viele Quarzkörner auf. Aus noch etwas grösserer Tiefe (jetzt verschüttet) wurde vor nicht langer Zeit ein Gestein heraufgeschafft, das im Allgemeinen dem letztgenannten gleich kommt, aber wregen noch nicht eiugetretener Oxydation der darin vertheilten Eisensalze statt gelb, bläulich gefärbt ist.

Der Dinglreuther Aufschluss stellt jedenfalls die ge- rade Fortsetzung des Blümelmühler Profiles nach unten dar.

Die Lagen 1 4 sind noch der Transversariusregion einzuverleiben, welche mit ihrer Grenzbank, der Glaukonit- lage (4), sowie der dunklen, oolithischen , bereits zur Zone des Aspidoc. biarmatum gehörigen Mergelschicht im Liegen- den (5) den Doggerkalken (vereinigter mittlerer Dogger bis Callovien, No. 6 abwärts) unmittelbar aufgelagert ist.

So, wie ich eben geschildert habe, zeigte sich mir der Aufschluss bei meinem ersten Besuche. Als ich nach einem halben Jahre den Bruch wieder betrat, war jene Seite, welche damals das erwähnte Profil gab, durch Beschütt theilweise verdeckt, dafür aber am benachbarten nördlichen Flanken- theil ein überaus lohnender, neuer Aufbruch geschaffen. Um den unterliegenden gelben Doggerkalk (wahrscheinlich als Strassenmaterial) zu gewinnen , mussten die Arbeiter zuerst die krümeligen unteren Transversariusbänke mit ihrer Basis entfernen , wodurch die Lage 5 des obigen Pronies in sehr günstiger Weise erschlossen wurde. Dieselbe, hier weniger verwittert als an der Stelle, die zum ge- nannten Profile diente, zeigte sich als aus einem grauer, oolithischen (eisenoolith.) Kalkmergel bestehend. Dieser wird von vielen, kleinen, thonigen Brauneisenknollen und einer fettigen, grünen, glaukonitartigen Substanz durch- setzt. Das Gestein strotzt von Versteinerungen , wovon die Cephalopoden ( Amaltheus cordatas * Peltoceras Arduenncnse , P. torosum, Aspidoceras perarmatam) nebst einigen interessanten Brachiopoden ( Waldheimia subrugata , Bhynchonella Fischen) mit voller Sicherheit auf die früher blos vermuthete Biarmatusstufe hinweisen.

Die Schichten lassen im Föckerer Bruch ein östliches Einschiessen mit einer Neigung von über 15° erkennen.

Juravorkommen bei Z e i 1 1 a r n.

Am Dorfe Zeitlar n (gleichfalls an der Vilshofen- Ortenburger Landstrasse gelegen) hat die Wolfach da, wo heutzutage eine kleine Brücke über dieselbe führt, an ihrem rechten Ufer den braunen Jura in Form der gelben, späthigen Kalke voller Crinoideenreste an einem räumlich sehr beschränkten Punkte aufgedeckt.

Nichtsdestoweniger genügte ehedem die kleine Ent-

Ö o o

blössung, um ein hübsches Material an Versteinerungen zu

86

sammeln. Zugleich ist der genannte gelbe Doggerkalk hier am typischsten entwickelt; leider ist jetzt der Platz stark überwachsen und dadurch theilweise der Beobachtung ent- zogen.

Das Einfallen der Lagen beträgt 20° Stunde 62/3 öst- lich (nach Oberbergrath Gümbel, ich selbst konnte eine direkte Messung nicht mehr vornehmen).

Juravorkommen am Maierhof.

Immer noch, wie bisher, die Vilshofen - Ortenburger Strasse verfolgend, gelangt man südlich von Zeitlarn bald in das Gebiet des Granites, der als das herrschende Gestein entlang der Wolfach bis zu den Maierhöfen sich erstreckt. Zwischen diesen und dem Orte Söldenau erscheinen wiederum Jurakalke und zwar bilden sie am rechten Wolfachufer einen längeren, zusammenhängenden Zug.

Die am Maierhof in Betracht kommenden Parthieen bestehen bloss aus dem Kieselnierenkalk und sind in zwei grösseren Brüchen aufgeschlossen, wovon der eine, der Dötterbruch, noch nördlich des kleinen Schuf baches liegt, der andere, grössere sich aber dicht an den Maier- höfen selbst befindet.

Der dem Dötter gehörige Steinbruch hat sich von unserm ganzen Gebiete am ergiebigsten an Versteinerungen aus jenem Kalke gezeigt. Es konnten ferner daselbst folgende , wenig geneigte Lagen , sämmtlich eben diesem Kieselnierenkalk augehörig, unterschieden werden :

Profil No. 7.

Bedeckung : Tertiärer Sand mit Pecten Solarium.

1,5 m* Sehr zerklüfteter, mit vielen unregelmässig zerstreuten Feuersteinknollen erfüllter Kalk-

#

stein.

2,3 m- \

j gm. r Dichtere Lagen desselben weissen Kalkes, gegen oben zu mit lagerartig aneinander ge- häuften Feuersteinen.

87

lm- ]

^ rm. ? Ebenfalls dichter, weisser Kalkstein mit etwas

* weniger gehäuften Feuersteinen und vielen Versteinerungen : Terebratula bisuffarcinata , Terebratula subbavarica , Bhynchonella lacunosa , Gidaris flograna , C. vallata und viele Scyphien.

Unterlage: Derselbe Kalkstein, nicht weiter aufgedeckt.

Südlich vom Bächlein und von der nach Holzkirchen führenden Strasse liegt der grosse Steinbruch am Maier- hof, dessen Bruchkalk gleichfalls , wie erwähnt , dem Kieselnierenkalk (Ortenburger Schichten) zuzurechnen ist. Besonders hervorzuhebende Lagen sind aber nicht zu unterscheiden; auch die Einschlüsse (Terebr. bisuffarc Bhynchonella lacunosa , Bhynch. lacun. var. Cracoviensis , Bhynch. senticosa , Asterias spongiosa) sind spärlicher vertheilt.

Zu dem blendendweissen Kalkstein bildet der grüne Tertiärsand, welcher in einer mächtigen, senkrecht in die Höhe starrenden Wand dem ersteren aufliegt, mit seinen reichen Muschelbänken einen seltsamen Contrast.

Der erste Eindruck dieses petrographisch den höheren weissen Juraregionen so ähnlichen Kalkes ist ein ent- schieden ungünstiger für die Annahme von unterem weissen Jura (Oxfordien) , welche Meinung durch die nicht selten vorkommende trilobatenähnliche (manchmal sogar zur Astieriana hinüberspielende) Varietät der Bhynchon. lacunosa eine Stütze zu finden scheint. Aber abgesehen davon, dass diese Brachiopode eben keine wirkliche trilobata ist, spricht in Verbindung mit den übrigen, später im Detail anzuführenden Petrefakten der Umstand, dass ein mit dem Maierhofer völlig identischer Kieselnierenkalk das Liegende des geschichteten Kalkes mit Oppelia tenuilobata bei Söldenau bildet, mit Bestimmtheit gegen obige Ansicht. Wir werden übrigens später darüber noch eingehender sprechen.

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Juravorkommen bei Sölden au.

Vom Maierhof setzt sich, wie bereits erwähnt, unter der Tertiärdecke ein Zug jurassischer Gesteine bis nach Söldenau unfern Orten bürg fort. Aufschlüsse sind durch eine Reihe von Steinbrüchen geboten (der Reihe nach, vom Maierhof aus gezählt, haben sie die Bezeichnung des Wengbauern-, Schmidt-, Wagner- und Ziegler-Bruches erhalten) , deren Ausbeute einen wohlgeschichteten , in ungefähr 16 einzelnen Lagen entwickelten Kalkstein er- zielt, welcher schon seit längerer Zeit wegen der Brauch- barkeit des Materials und seiner beträchtlichen Mächtigkeit zur Kalkgewinnung benützt wird.

Beim Wengbauern und im Zieglerbruch findet sich als Tiefstes der Kieselnierenkalk anstehend, ohne dass aber letzterer eine grössere Ausdehnung gewinnt; das Haupt- bruchgestein ist vielmehr eben jener wohlgeschichtete, gelblichweisse Kalkstein , der nach seinen Einschlüssen unzweifelhaft die Stufe der Oppelia tenuilobata repräsentirt.

Im Wagnerbruch war früher als Hangendes der Dolomit darüber gelagert (G ti m b e 1) ; als ich diese Brüche besuchte, war dieses interessante Vorkommen leider nicht mehr sichtbar, wahrscheinlich sind diese Bänke theiis wegge- brochen, theils vom herabfallenden Schutt bedeckt worden. Doch erwiesen sich die noch sichtbaren, obersten Kalklagen, welche aber in ihrem Aussehen nicht mehr zu jenem wirk- lichen Dolomit, von dem mir noch Proben Vorlagen, stimmten, gleichfalls ziemlich magnesiahaltig.

In den Klüften und Sprüngen des Gesteines hat sich ein mulmiger Brauneisenstein abgesetzt. Nimmt man mit Salpetersäure den Eisengehalt weg, so besteht der Rück- stand aus lauter dünnen Blättern von Kieselerde unter- mengt mit einer schwarzen, kohligen Substanz. Die Ent-

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Stellung dieser unreinen Brauneisenerde dürfte als eine Folge der Durchsickerung des klüftigen Kalkes mit eisen- haltigem Wasser zu erklären sein.

Die Bedeckung mit tertiärem Sand ist hier nicht sehr mächtig. Hat man gerade Gelegenheit, die Brüche dann zu besuchen , wenn die Arbeiter die Sanddecke entfernt haben, so wird man leicht an der jeweilig obersten Jura- kalkplatte den alten Meeresboden des Miocänmeeres erkennen. Der Kalk ist nämlich an seiner oberen Grenze mit einer Anzahl von Bohrlöchern versehen , die theils mit dem Steinkern der Muschel, theils mit Sand und Schalenresten erfüllt sind.

Die Schichtenlagen zeigen im Zieglerbruch ein Ein- schiessen in Stunde 7 Vs mit 15° SO., ebenso im Wengbauer- bruch.

Was die Reihenfolge der einzelnen Lagen betrifft, so habe ich folgendes Profil im Schmidt- und Wagnerbruch aufnehmen können:

Profil No. 7.

Bedeckung: Tertiärer Sand, darunter grauer Dolomit.

1) 0,6 1 m- Gelbe dolomitische Kalklage. Versteinerungen

sparsam, meist Belemniten.

2) 1,25 m* Ebenfalls gelber, noch kohlensaure Magnesia

haltiger Kalk, zerklüftet und in mehreren kleineren Bänken abgesondert. Perisphinctes Bolandi.

3) 0,55 m- Gelblichweisser , dichter Kalkstein mit vielen

Versteinerungen. Rostellarici bieärinata, Terebratulina Quenstedti , Perisphinctes Gün- ther i ü. s. w.

4) 0,09 m- Dünngeschieferter, gelblichweisser, mergeliger

Kalk mit algenähnlichen Concretionen und Holectypus corallinus.

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5) 2 m* Dichter, feinkrystallinischer Kalk mit Rhabdo-

cidaris- Stacheln .

6) 0,86 m- Dichter weisser Kalkstein mit Terebratula

bisuffarcinata , Pachyclypus semiglobus, Lima aequilatera , Trochus jurensis und Gasteropoden- St einkernen.

7) lm-1

om | Weisser Kalkstein mit wenig gut erhaltenen ^ Ueberresten.

No. 5 8 heissen bei den Arbeitern der „weisse Stein“.

9) 1,6 m- Weisser, feinkrystallinischer Kalk mit wenig

Versteinerungen. Ostrea gregaria. Der ,,hoh’ weisse Stein“ der Arbeiter.

10) 0,04 m- Weisse, dünngeschieferte Mergel.

11) 0,6 m- Dichter, graulichweisser Kalkstein mit theil-

weise ver kiesten Petrefakten ; ,, halb weisser

Stein“ der Arbeiter.

12) 0,55 m- Gelber, mergeliger, mehr oder weniger fester

Kalk , erfüllt , was besonders auf den Kluft- flächen schön zu sehen ist, mit Fiicoides cf. Hechinensis.

13) 0,45 0,5 m- Gelber bis röthlichgelber wenig compakter

Kalk, tripelähnlich ohne Fossile.

No. 12 u. 13. heissen der ,,rothe Stein“.

14) 0,04 m* Dünngeschieferter , lockerer Mergelkalk wie

No. 10 mit kleinen Echinodermen (Holectypus corallinus und orificiatus).

15) 1,05 “■ Gelblich weisser Kalkstein, klüftet sich leicht,

daher von den Steinbrechern der ,,schalernde“ (abschälende wegen seiner JUüftbarkeit) Stein genannt.

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16) 0,045 m- Diinngeschieferter Mergelkalk mit kleinen Astarten und Algenabdrücken.

17) \

18) J

l,5m In zwei Bänken gesonderter, gelblich weisser,

dichter Kalk mit Belemnit. und inflaten Ammoniten.

unicanaliculatus

19) Im Schmidtbruch momentan unterste, fast ganz vom

Schutt bedeckte Kalkbank, graulichweiss mit vielen Versteinerungen. Darunter liegen, vom Beschütt (von den Arbeitern ,, Abkoth“ genannt) überdeckt , noch einige Lagen, deren untere Grenzbänke wegen des darin angehäuften Reich thums an organischen Ueberresten von den Arbeitern den Namen ,, Muschelstein“ be- kommen haben. Dieser Muschelstein, welcher in einen oberen graulichweissen und einen unteren, lockeren, weissen, grünlich punktirten Kalk zerfällt, steht jetzt nur in einem ver- lassenen kleinen Bruch neben dem eigent- lichen Wengbruch und im Zieglerbruch, wo- selbst er noch zur Kalkgewinnung benutzt wird, an. Hier konnte ich folgende Schichten- vertheilung, gleichsam die untere Fortsetzung des obigen Profiles, beobachten:

Bedeckung: Kalkstein, wie oben.

1,6 m- gelblichweisser Kalkstein.

0,7 m. graulichweisser Kalk mit einer thonigen Lage voller fukoideenartiger , undeutlicher Reste. Entspricht wahrscheinlich No. 19 des vorigen Profiles. ©

20) 0,58 m- Graulichweisser , dichter Kalkstein mit einer

sehr reichen Cephalopodenfauna : Aspidoceras Altenense, A. circumspinosum, A. iphicerum , Peri- sphinctes Güntheri , Per. Achilles , Per. pohj -

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gyratus , Oppelia Holbeini , ausserdem Ostrea Quenstedti, Inoceramuslaevigatus, Gervülia sp., Geromya orbiculciris.

21) 0,8 m- Weisser, grünlich punktirter Kalk, reich an

kleinen Scypkien. Dysaster granulosus.

22) 1 m- Weisslicker mit grünlichen Schnüren durch-

zogner Kalk, eine reiche Fauna einschliessend. PerispMnctes colubrlmis , Iihynchonella trilo- boicles , Ctenostrea rudis , Pecten cornutus, vereinzelte Schwämme und viele Kerne von Myen ( Panopaea tellwa, Geromya orbicidaris) .

23) 1,40 m- Weisser, kleinspäthiger Kalk mit zwei Lagen

von dunklen Feuersteinen.

Unterlage: Derselbe Kalk mit zerstreuten Feuerstein- knollen. Gehört wie No. 23 bereits zum Kieselnierenkalk (ßimammatusschichten).

Die Juraüblagerungen bei Obernöd, beim Aich- berger, im Hattenham mer thälchen , beim Lippert, bei Marterberg und am Bruckbächel daselbst.

Yon all diesen Fundplätzen, welche in der Gegend zwischen Holzkirchen und Hausbach nördlich von Ortenburg zerstreut liegen, ist nicht viel oder eigentlich fast nichts weiteres zu berichten, ausser dass eben wirk- liche Juraschichten daselbst anstehen oder als solche einst erkannt werden konnten; denn an mehreren der aufge- zählten Punkte wie z. B. beim Aich b erg er, beim Lippert sind die in früherer Zeit behufs Gewinnung des Kalkes gemachten Aufschürfungen gänzlich verfallen und mit stark wuchernder Vegetation bedeckt, so dass solche Plätze, ausser man ist von gut unterrichteten Leuten geführt, jetzt gar nicht mehr aufzufinden sind. So auch im Hattenhammerthälchen und bei Marterberg.

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Die beste Entblössung dürfte vielleicht noch das Thal eben zwischen Untern öd und Obernöd an einer unweit der letzteren Ortschaft gelegenen Stelle, wo unter- halb des Nohholzes eine Quelle am Waldrand entspringt, bieten ; von hier aus ziehen sich Weissjuraschichten, aller- dings wieder verdeckt, in westlicher Richtung einige Zeit lang fort. Auch am Nohholz wurde ehedem Kalkstein ge- brocken , wie ein alter verlassener Kaikofen dicht bei Obernöd beweist.

An sämmtlichen benannten Plätzen besteht das Jurage- stein aus dem Kieselnierenkalk (Ortenburger Schichten), nur bei Marterberg war früher nach Gümbels*) Angabe noch die Unterlage davon sichtbar. In geologischer Be- ziehung ist diese Lokalität übrigens weniger wegen des Jurakalkes als der darauf liegenden Procän- oder Kreide- gebilde (Marterbergschichten Giimbel ’s **) wichtig, indem sie eine der jüngsten (untersenon) und zugleich reichsten Faunen in dei; mittelbayerischen Kreideprovinz aufweist. Leider sind die Gruben, die in diesem grauen, sandigen Kreidemergel angelegt waren, fast gänzlich verfallen.

Juravorkommen am Kalk berge bei Voglarn.

Zwischen Marterberg und Voglarn nördlich von Orten- bürg wird unterhalb des Gehöftes vom Kalkberger Bauern Jurakalk in einem grossen Steinbruch gewonnen ; doch ist dieses Vorkommen wieder das einzige auf stunden- weite Entfernung

Der Kalkbergerbruch hat uns nicht allein den weissen Jura deutlich in mehreren Stufen, sondern auch den braunen Jura erschlossen; ferner erhöht sich das Interesse für

*) Geogn. Beschreibung des ostbayr. Grenzgebirges S. 695.

**■) 1. c. S. 723.

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diesen Platz noch dadurch, dass die Lagerung in abnormer Weise ausgebildet ist. Diese stratigraphischen Verhältnisse fanden bereits von Egger*) und später vonGümbel**) ihre Würdigung und es existirt von den beiden Forschern je eine Abbildung des Steinbruches , welche sich auf die vordere NO Seite desselben bezieht. Hier, nämlich gegen- über vom Kalkofen, bot sich früher eine Ueberkippung seltener Art dem Auge dar. Man konnte deutlich zwei zu einander synklin geneigte Flügeltheile unterscheiden, wo- von ein jeder in seinen tieferen Lagen aus weissem , in seinen höheren aber aus braunem Jura (gelber Doggerkalk) bestand. In der Mitte zwischen beiden hob sich ans ange- häuftem Schutte noch anstehender Gneiss hervor.

Von diesem, wie von dem einen (dem linken vom Beschauer aus gerechnet) übergekippten Flügeltheile ist jetzt nichts mehr zu sehen. Letzterer wurde wahrschein- lich, um mehr Raum zu gewinnen, unterdess abgebrochen.

Ausserdem ist jene Schutthalde zwischen den beiden Schichtenflügeln vollständig überwachsen und mit neuem Geröll bedeckt worden, wodurch einige merkwürdige Vor- kommnisse dem Blicke entzogen wurden. Doch kann man noch deutlich den vorspringenden rechten Flügeltheil ge- wahren, welcher von oben nach unten folgendes Profil zeigt :

Profil No. 8.

Bedeckung: Vegetationsboden.

1) Röthlicher Sandstein, wahrscheinlich den Brauner Eisensandstein des Doggers vorstellend.

Jura. 2) Ockerige , braungelbe stark abfärbende

Lage.

*) Egger. Der Jurakalk von Ortenburg. I. Jahresber. des naturinst. Vereines zu Passau S. 381

**) Gümbel. Geogn. Beschreibg. des ostbayr. Grenzgeb. S. 695.

Brauner

Jura.

3) 2,2 m- Gelber, späthiger, feinoolithischer

Kalk mit Krinoideenresten, Stepha- noceras macroceplialum , Avicula Mim st er i, Opis similis, Lima

gibbosa , Myoconcha crassa , Tham- nastraea u. s. w. (Crinoideenkalk Egger ’s und Gümbel’s).

' 4) 5)

Biarmatus- stufe (No. 4) und < Glaukonit- bank.

0,15 m- Brauner, oolithischer Kalkmergel.

0,1 m- Bräunliche, etwas heller als No. 4 gefärbte, kleinknollige Schicht mit viel Glaukonit. Beide Lagen (4 u. 5) sind ziemlich petrefaktenreich : Helemnites hastatus , Harpoceras Henrici , Perisphinctes cf. plicatilis, Plicatula impressae , Macrodon aemulum, Scyphien u. viele undeut- liche Gasteropodenkerne.

0,2 m- Dichter, weisslicher Kalkstein, eben- falls noch mit Glaukonitputzen.

Transver-

sariusstufe.

7) 0,75 m- Graulich weisser Kalkstein, durch

gelbliche Streifen unterbrochen. Harpoceras Arolicum.

8) Unterlage: Hellerer Kalk, hie und da

grünlich punktirt. Y erstein er ungen die der Transversariusstufe. Ohne Feuersteine.

Durch eine Schutthalde getrennt, folgt rechter Hand davon der

Bimam-

matusstufe.

9. Kieselnierenkalk. Grauweisser Kalk mit viel Feuersteinknollen. HhyncJion. lacunosa.

Diess sind die Verhältnisse, wie sie sich an den an- stehenden Gesteinen zunächst des Kalkofens ergeben; ein

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enger, von hohen Schutthalden umgebener Weg führt von da in den eigentlichen Steinbruch, als dessen Haupthruch- gestein der Kieselnierenkalk zur Verwendung kommt. Seine Lagen zeigen sich, wie nicht leicht sonstwo zu be- obachten, der Kreuz und Quere nach zerklüftet und weisen an vielerlei Stellen Gleit- und Rutschflächen auf. Dennoch kann ein übereinstimmendes Fallen (NO Stunde l8/s~) mit einer sehr starken Neigung (80° 90°) constatirt werden.

Allein dabei ist zu beachten , dass wir es hier mit iiberworfener Schichtenstellung zu thun haben; denn auf der einen Seite (der linken vom Eingänge aus gerechnet) des Bruches findet sich dem Kieselnierenkalk noch die Stufe des Pelioceras transversarium als graulichweisser Kalk mit vielen grünen Flecken (einschliessend Perisphinctes plicatilis , Per. Martelli, Harpoceras Arolicum, Terebratula Stochari u. s. w.) aufgelagert , und andrerseits schiesst unter dem Jurakalke, ebenfalls steil verstürzt (mit der- selben Fallrichtung versehen, wie die Juralagen im Stein- bruch selbst), ein Kreidemergel ein. Um diess sehen zu können , muss man den Bruch verlassen und rechts vom Strässchen , das zum Hof des Kalkberger Bauern auf die Hohe hinauf führt, die steile und ungebahnte Böschung hinabsteigen , wo dann der Plänermergel in jäher Ent- blössung zum Vorschein kommt.

Es unterliegt demnach keinem Zweifel, dass nicht allein die kleine Parthie am Kalkofen, sondern sämmtliche im Kalkberger Bruch anstehende Sedimentärschichten eine Ueberkippung erfahren haben.

Diese beträchtliche Lagerungsstörung kann somit nur nach Absatz der Kreide erfolgt sein ; die speciellen Ursachen hierfür sind aus der Umgebung nicht leicht zu entnehmen. Doch dürften dieselben wahrscheinlich auf ursprüngliche Auswaschung der Unterlage jener Sediment- gebilde und nachfolgender Ueberstürzung der letzteren

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zurückzuführen sein. Denn dass diese Störung nur eine lokale war, dafür spricht der Umstand, dass in nur ge- ringer Entfernung davon am Thalrand des Bächleins bei Untervoglarn die Kreideseliichten in fast horizontaler Lage sich befinden.

Was das Auftreten der Transversariusstufe beim Kalk- berger betrifft, so hatte schon 0 p p e 1 Gelegenheit, mehrere ihr zugehörige Ammoniten von diesem Platze untersuchen zu können. Da er nur von dem Vorkommen eines mit Feuersteinknollen versehenen Kalkes daselbst wusste, brachte er irrthümlich jene Erfunde mit dem Kieselnierenkalk in Verbindung und führte dieselben als aus dem letzteren stammend auf..*)

Ich habe jedoch an Ort und Stelle mit Sicherheit wahrnehmen können , dass die Versteinerungen erstge- nannter Stufe sich nur auf ein grüngeflecktes, dichtes Kalkgestein ohne Kieselknollen beschränken, welches, wie bereits erwähnt, bloss die eine Seite des Bruches einnimmt und sich somit deutlich vom Schichtenkomplex des eigent- lichen Kieselnierenkalkes abhebt.

Auch seine Angabe**), dass Voglarn zu den Fund- stellen einer rein ausgebildeten Cephalopodenfacies der Transversariusschichten gehöre , kann durch die nicht seltenen Funde von Scyphien nicht mehr streng aufrecht erhalten werden.

Juravorkommen bei Fürstenzell.

Als die letzten und zugleich am weitesten südlich ge- legen en Fundstellen vom niederbayerischen Jura haben wir

*) Opp el- Wa agen : Ueber die Zone des Ammon, transvers. Beneke’s geogn. palaeont. Beiträge I., 2. S. 236.

**) loc. citat. S. 222.

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endlich noch die Ablagerungen bei Fürstenzell, 2 */* Stunden S. von Passau entfernt, zu verzeichnen.

Es ist wieder nur der Kieselnierenkalk, der zu Tage tritt und zwar an zwei Punkten.

Einmal zunächst der Oberin üble an der Fürstenzeller- Strasse, wo zwei kleine Brüche in ihm angelegt sind ; in dem grösseren davon , dem nach Scheuereck gehörigen Uettlbruch, lassen sich unter einer 6ra- mächtigen Sand- decke (miocaen) fünf Bänke je zu 0,7 m- mit einer schwachen Schichtenneigung (5°) nach Norden erkennen.

Ferner im Thälchen zwischen Scheuereck und Spirkenöd an einem Bächlein unterhalb des letztge- nannten Gehöftes. Die Bedeckung wird ebenfalls durch tertiären Sand gebildet und nirgends zeigt sich die Grenze desselben gegen den Jura mit den vielen Bohrmuschel- löchern in letzterem schöner wie hier , weshalb wir die Abbildung eines kleinen Aufschlusses von da, welcher diese Verhältnisse gut vor Augen führt, beisetzen (tab. III. %• 2).

Zu gleicher Zeit gibt diese Skizze überhaupt ein Bild vom gewöhnlichen Auftreten der Juragesteine in unserem Bezirke. Eine meist mit dichter Vegetation bedeckte hügelförmige Erhöhung des Terrains , welche in ihrem unteren Theile aus Juraschichten besteht, lässt schon äusserlich ihr Vorkommen vermutken. Auf letzteren breitet sich eine muschelreiche tertiäre Ablagerung aus, und verbirgt dieselben einer direkten Beobachtung , wenn nicht durch Gewässer eine geringe Entblössung verursacht wurde. Selbst die grössten Aufschlüsse, wie die von Söldenau, verhalten sich diesem allgemeinen Plane analog, nur gehen sie mehr in die Tiefe und der Kalkstein wird vertikal nach unten so weit herausgebrochen , bis das in grösserer Menge sich ansammelnde Wasser der ferneren Arbeit eine Grenze setzt.

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In unserem speciellen Fall , wo allerdings der Jura- kalk nur die dürftigste Aufdeckung erfahren hat, stellt b. den grünen, miocänen Sand, von vielen zerbrochenen Schalenresten, Fischzähnen u. dg] . erfüllt, dar; a. ist gelblicher, jüngerer Sand mit starkem Thongehalt und d. der Kieselnierenkalk. An seiner Grenze gegen das Tertiär sind in einer 0,5 m- mächtigen Lage die Kieselausscheidungen sehr bedeutend gehäuft, wie sie der unterliegende vielfach zerklüftete Kalk nicht in dem Maasse aufweist. Unmittelbar unter dem Sand liegt eine Kruste von kieseligem Braun- eisenstein auf dem Kalke (c.), wovon sich direkt die Bohr- löcher , gleichfalls mit einer dünnen , kieselsäurehaltigen Brauneisenlage und hie und da noch mit dem Steinkern der Muschel versehen , in das unterliegende Gestein , den alten Meeresboden der Miooäniiberfluthung, hineinziehen.

B. Beschreibung der einzelnen Formationsglieder.

Prauner Bitra (Pocket*).

Unterste Juraglieder. Eisensaudstein.

Den Reigen der jurassischen Gebilde im niederbayeri- schen Jurabezirke eröffnet nicht die Liasformation, die wir übrigens schon bei Münster vermisst haben; diejenigen unbestrittenen Juraglieder nämlich, die als die ältesten erkannt werden konnten , gehören unzweifelhaft dem Dogger an.

Ein analoges Verhalten zeigt sich bekanntlich auch in dem Krakauer (Galizien, siidwestl. Polen) und baltischen Jura-Distrikte.

7

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Bevor wir zur Beschreibung der einzelnen Formations- abtheilungen übergeben , müssen wir noch eines eigen- tümlichen, liasähnlichen Gesteines von Yoglarn kurz Erwähnung thun. Dasselbe stammt aus der Schutthalde jener oben geschilderten Ueherkippung am Kalkofen hei Yoglarn, ist jedoch jetzt daselbst nicht mehr sichtbar. Als grünlichbrauner mit vielen Eisenoolithkörnercheu durchsetzter Mergel ähnelt es sehr gewissen Liasschichten vom Bodenwöhrer Becken, so dass man vom petrographi- schen Standpunkt aus leicht auf das gleiche Alter schlossen möchte. Hiefiir ist in den dortigen Lagerungsverhältnissen auch kein Gegenbeweis zu finden, da die fragliche Lage am genannten Platze über den Dogger aus dem Beschütt hervorgestanden hat, also bei normalem Bestände diesen unterlagert hätte. Aber abgesehen davon, dass an be- sagter Stelle über den deutlich erkennbaren Schichtenlagen der bunte Wirrwarr von allerlei Gesteinsarten, halb ver- hüllt mit zufälligem Schutt, den Gedanken einer sekundären Lagerstätte nicht ausschliesst , widerspricht der Annahme für Lias der cretacische Charakter eines aus diesem grau- braunen Oolith stammenden Ammoniten, welcher im A. varians einen seiner nächsten Verwandten besitzt.

Für die untersten Lagen unserer Jurabildungen ist kein anderer Aufschluss mehr vorhanden , als der soeben berührte übergekippte Flügeltheil im Kalkbergerbruch bei Yoglarn. (Vergl. Profil 8).

Hier bestehen die hängendsten Bänke aus einem lockeren, hellbräunlichen Sandstein von nicht zu grobem Korn. Die Quarzkörnerchen werden durch ein schwaches, etwas eisenschüssiges Bindemittel zusammenge- halten. Kleine schwarze Pünktchen finden sich dazwischen zerstreut vor. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit darf man benannten Sandstein zum Eisen Sandstein (Stufe des

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Harpoceras Murchisonac) stellen, obwohl organische Reste darin fehlen.

Ein sehr gering mächtiger Streifen von mulmigem Brauneisenstein scheidet denselben von den folgenden gelbeh Kalken.

Gelbe spätliige Doggerkalke.

^eiilonicr Sdjtdjtm.

Wir gelangen nun zur Untersuchung eines sehr wichtigen Gliedes in der niederbayer. Juraprovinz ; es ist diess das- jenige Braunjuragestein, welches bisher von Egger und Gümbel als Crinoideenkalk der Ortenburger Gegend be- zeichnet worden war.

Darunter sind späthige, mehr oder minder oolithische, gelbe, von vielen feinen Crinoideenstielen durchzogene Kalke, die mit thonigen Bestand theilen verunreinigt sind, zu verstehen.

Der in Säure nicht lösliche (thonige) Rückstand be- trägt 14 °/o. Ferner kann man Spuren von Magnesia nach- weisen. Die gelbe Farbe dieser Schichten rührt vom bei- gemengten Eisenoxydhydrat her.

Die oolithische Struktur verleugnet sich nie vollständig; zwar ist dieselbe meist nur untergeordnet entwickelt, scheint aber am stärksten an der oberen Grenze zu herrschen, ohne dass man jedoch, darauf fussend, eine bestimmte Bank von den unteren Lagen abtrennen könnte. Im Gegentheil weisen diese gelben Kalke in vertikaler Richtung eine strenge Continuität auf ; sie stimmen ferner , obwohl an jedem einzelnen Fundpunkte mit einer etwas anderen Schattirung versehen, im Allgemeinen immer überein, so- wohl im äusseren Habitus als in der Fauna.

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Das typische Zeitlarner Vorkommen begreift einen intensiv gelben bis braungelben, etwas tbonigen Kalkstein in sieb , aus welcher Hauptmasse sich die zarten Durch- schnitte der glänzend weissen Crinoideenglieder sehr hübsch herausheben (von den dortigen Landleuten wird deshalb dieser Kalkstein ,,Flinserlnsteinu genannt).

Auf’s Genaueste stimmt damit der gelbe Doggerkalk (Crinoideenkalk) von Münster bei Straubing (s. Seite 66) überein, welcher in Handstücken vom Zeitlarner nicht zu unterscheiden ist.

Der hierher gehörige Kalkstein von Voglarn ist weniger mit thonigen Bestandlheilen verunreinigt, daher etwas lichter gefärbt und compakter ; er bekommt beim Poliren ein marmorartiges Aussehen.

Das Dinglreuther Gestein endlich besitzt eine dunklere Färbung und zeigt am besten die oolithiscke Struktur, welche hier übrigens in den unteren Lagen schwächer wird, während zugleich jene rein gelbe Farbe, wie sie bei den bisher besprochenen Plätzen ausgebildet ist, die Ober- hand gewinnt. Aus der Tiefe des kleinen Dinglreuther Bruches ist ferner ein gewiss noch hierher zu rechnendes Gestein herausgesehafft worden , das bereits Quarzkörner aufgenommen hat, ausserdem in frischem Zustand bläulich gefärbt erscheint. Letzteres rührt jedenfalls von einem Eisenoxydulsalz her ; denn gar bald sieht man die Ränder des einige Zeit der Luft ausgesetzten Gesteines sich gelb färben in Folge der Oxydatiou in die Eisenoxyd Verbindung.

Unter dem Microscope ergibt die Untersuchung der Dünnschliffe zahlreiche, helle , meist mit der Zwillings- streifung versehene Kalkspath-Individuen, zwischen welchen viele organische Reste , wie Foraminiferen (hauptsächlich im Voglarner Gestein), Bryozoen und am häufigsten Echi- nodermenbruchstücke liegen. Auf diese organischen Theile concentrirt oder zwischen denselben und den Calcit-

lOo

kryställchen vertheilt finden sicli die thonigen und eisen- reichen Bestandteile vor.

Die Mächtigkeit ist im Ganzen nur gering. Der alleinige Platz, wo sie sichtbar ist (2,2 m), befindet sich im Kalkbergerbruche bei Voglarn.

Der Name Criuoideenkalk für die in Rede stehen- den Gebilde wurde zuerst von Egger *) 1857 gegeben und später von Giimbel**) angenommen. Allein, wenn auch viele dünne Crinoideenglieder in der Kalkmasse zerstreut sind, so gelangen dieselben doch nicht zu einem dominiren- den Gesteinsbestandtheil und man darf durchaus nicht an eine mit grossen Stielen versehene Crinoidenbreccie denken. Andrerseits wird dieselbe Bezeichnung auf mehrere teil- weise ebenfalls dem Dogger zugehörige Gesteine aus dem alpinen Gebiete angewendet. Da diese letzteren unserem Crinoideenkalk räumlich nicht so entfernt stehen und man am Ende durch die gleichlautenden Namen verführt , au eine direkte Verbindung beider übrigens ganz verschieden charakterisirten Ablagerungen denken könnte, mag es vielleicht zweckmässig erscheinen, den Namen Crinoideen- kalk für die niederbayerischen Doggerabsätze zu verlassen und dafür einfach gelbe, späthige Doggerkalke, be- ziehungsweise Doggeroolithe zu setzen oder die Lokal- bezeichnungsweise, Zeitlarner Schichten, der Kürze halber zu gebrauchen.

Was nun ihre Fauna betrifft, so deutet dieselbe auf oberes und unteres Callovien nebst Bathonien mit An- kläugen aus dem oberen Unteroolith. Wie sich im Ge- stein in vertikaler Richtung keine petrographische Differenz ergeben hat, so ist man auch nicht im Staude, bestimmte

*) I. Jahresbericht d. naturhistor. Vereines zu Passau S. 41.

**) Güirjbel. Das ostbayer. Grenzgeb. S. 695.

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paläontologische Zonen darin zu unterscheiden, welche ge- wisse, auch in stratigraphischer Beziehung scharf fixirte, Niveau’s vertreten würden. Wohl mag es sein, dass sich gegen die obere Grenze die Callovienpetrefakte häufen, aber immerhin sind sie nicht rein ansgeschieden , wie diess bei dem folgenden Yer zeichniss aus den Dinglreuther Oolitli- kalken hervorgeht , wo ich dicht unter dem weissen Jura vorliegende Versteinerungen herausschlagen konnte:

Stephanoceras macrocephalum Scliloth.

,, Herveyi Sow.

Perisphinctes funatus Opp.

,, Moorei Opp.

,, aurigerus Opp.

,, curvicosta Opp.

,, Orion Opp.

Harpoceras punctatum Stahl.

,, Brighti Pratt.

Cosmoceras Jason Rein. sp.

Nautilus Calloviensis Opp.

Trochus bijugatus Quenst.

Goniomya Y scripta Sow. sp.

Myoconcha crassa Sow.

Corbis Madridi d’Arch. sp.

Inoceramus sp.

Gervillia acuta Sow.

Avicula Miinsteri Bronn.

Hinnites abjectus Phi 11. sp.

Pecten Rypheus d’Orb.

fibrosus Sow.

,, spathulatus Roem.

Terebratula zur Gruppe der perovalis gehörig.

Rhynchonella Morieri Dav.

,, cf. subtetraedra Dav.

Berenicea diluviaua Lam. sp.

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Diese aufgezählten Fossilreste stammen alle ans unge- fähr einer Horizontalen; den tieferen Lagen ist leider daselbst nicht gut beizukommen. Die beiden anderen Aufschlussstellen bei Zeitlarn und Voglarn sind jetzt keine brauchbaren Fundplätze in paläontol. Hinsicht mehr und so kommt es, dass ich selbst nicht konstatiren konnte, ob eine Fauna wie diese beigefügte sich auch bis zur unteren Grenze der ganzen Ablagerung erstreckt oder ob in den letzteren Regionen mehr die Vertreter des Bathonien und des Unteroolithes vorherrschen oder ob schliesslich der Reich thum an Versteinerungen sich bloss am oberen Theile concentrirt hat. Doch das sind am Ende Fragen, die bei unserem relativ nur gering mächtigen Gestein nicht die Bedeutung in Anspruch nehmen können , wie sie unter sonst ähnlichen Umständen bei einem Schichtencomplex von beträchtlicher Höhe gewürdigt zu werden verdienten. Genügen wird es vielleicht , wenn ich im Allgemeinen in folgender Liste die Erfunde aus den gelben Oolithkalken von Zeitlarn (Z.) und Voglarn (Kalkberger Bruch, V.) beisetze. Dieselben wurden hauptsächlich in früherer Zeit von Herrn Dr. Egger in Ortenburg (jetzt in Passau), welcher sie mir in freundlichster Weise zur nochmaligen Durchbestimmung *) vorwies, gesammelt.

Stephanoceras macrocephalum Schloth. V. Z.

Perisphinctes funatus 0 p p. Z. V.

Ostrea Amor d’Orb. V.

Pecten spathulatus Roem. (Laube) Z.

,, demissus Be an Z. V.

*) Hiebei wurden namentlich die beiden Publikationen von Laube: Die Bivalven (beziehungsw. die Gasteropoden) des braunen Jura von Balin (Denkschriften der math. phys. Classe der Wiener Akademie Band 27 und 28) benutzt.

Pecten Rypheus d’Orb. Z. V.

,, fibrosus S o w. Z. Y.

vagans S o w. Y.

,, vimineus S o w. Z.

,, textorins Quenstedt (Jura t. G7 f. 5) Z. Limea duplieata Münst. Z.

Lima semicircularis Goldf. Y.

,, gibbosa Sow. Y.

Hinnites abjectus Phill. sp. Z.

Tricbites sp. (Quenst, Jura t. 59 f. 12) Y. Avicula Müusteri Bronn. Y. Z.

Modiola gibbosa Sow. Z.

,, imbricata Sow. Z.

Myoconcha crassa S o w. Y.

Corbis Madridi d’Arch. sp. Z.

,, obovata Laube Z.

Opis- similis Sow. sp. Z. Y.

Astarte modiolaris Lara. Z. ef. Jsocardia cordata Buckm. Z.

Pliolodomya crassa Ag. Y.

Chemnitzia lineata Sow. Z.

Trochus Niortensis d’Orb. Z.

Chrysostoma papilla Heb. et Desion geh. Z. Pleurotomaria conoidea De sh. Z.

Agathis Deslong Z.

Terebratula intennedia Sow. Z.

Rhynchonella Morieri Dav. Y.

,, minuta Buvign. Z.

,, cf. Fürstenbergensis Quenst. sp. Z.

Holectypus depressus Leske sp. (Desor.) Y. Pentacrinus nodosus Quenst. Z.

Millericrinus wahrscheinl. rotiformis d’Orb. Z.

aff. echinatus Goldf. sp. Z.

Apiokrinitenkronen. Y,

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Diverse Crinoideen stiele V. Z.

Rbabdocidaris sp. *) V.

Pustulopora straminea Phil. sp. Z.

(= P. Quenstedti Waagen.)

Thamnastraea Defranciana Mich. sp. V.

Montlivanltia sp. Z.

Serpula sp. Z.

Verschiedene undeutliche Scyphien u. Anthozoeu V. Z.

Wahrscheinlich entstammt diesem Kalke auch die Scyphia cariosa M ü n s t. in G o 1 d f u s s Petref. german. t. 2. f. 16, welche in der Beschreibung als aus einem eisenschüssigen Kalk in der Gegend von Passau ange- führt ist.

Wir linden also , wenn wir die Gesammtfauna der o Lokalitäten übersehen, einmal Formen (wenn .auch nicht sehr viele) des Unteroolithes vorhanden. Davon sind es zumeist solche, die, obwohl gewöhnlich im Unteroolith vor- kommend, in einigen Distrikten sich auch in etwas höhere Regionen hinaufziehen. Ferner und zwar in der Ueberzahl sind Arten aus dem Bathonien und besonders aus dem Callovien vertreten. Berücksichtigen wir vorzugsweise die Cephalopoden zur genaueren Altersbestimmung, so müssen wir zu dem Schlüsse kommen, dass die gelben, nieder- bayerischen Dogge roolit he in ihrer Fauna, eine Vereinigung der sonst auf mehrere be- stimmte Niveau’ s vertheilten Einzelfaunen des braunen Jura dar stellen, dass aber hiebei die Formen des Callovien prävaliren.

Sieht man sich nach einem analogen Verhalten in andern Gebieten um, so findet man im fränkischen Jurazug,

*) confer Laube: Di§ Echhiodeimen des braunen Jura voa Ralin fab. II. f. 7 a. und b,

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als dessen östliche Fortsetzung ruan die niederbayerisclien Juravorkommnisse und zwar gewiss nicht mit Unrecht auffassen kaun, allerdings auch eine gewisse Concentrirung einzelner Doggerschichten. Eine petrographisch ähnliche Entwicklung besteht nämlich vom oberen Unteroolith bis zum oberen Callovien (d. h. exclus. des weichen, grauen Ornatenthones), aber immerhin hebt sich das untere Callo- vien mit Sicherheit hervor gegenüber den etwas mehr ver- schwommenen (paläontologisch jedoch noch trennbaren) Bath- und Parkinsonistufen.

Zu einer überraschenden Ueber ein Stimmung in der Fauna, mit welcher auch eine petrographische Aehnlichkeit im Gestein parallel läuft , gelangt man aber, wenn man die räumlich viel weiter entfernten Doggerablagerungen im Krakauer Jurabezirk (Galizien, südwestl. Polen) mit in Betracht zieht. Dort ist bekanntlich der braune Jura ausser einer tieferen lockeren Sandsteinschicht mit Inoce- ramus polyplocus , auf welcher man im Hangenden häufig noch eine eisenreiche Thonbank voll Perisphinctes Par- Jcinsoni erkennen kann, durch eine 2 4 Fuss mächtige Oolithbank vertreten, deren Einschlüsse, von den öster- reichischen Geologen auf das Genaueste studirt, ebenfalls auf eine Vereinigung von mehreren Doggerstufen unter Vorwaltung des Callovien*) hinweisen. Fast alle nun in obigem Verzeichnisse aufgeführteu Fossile haben auch in diesen Krakauer oder (nach dem Hauptfundplatz be- nannt) Baliner Oolithen ihr Lager ; nur ist diese letztere Fauna wegen der grossartigen Ausbeute natürlich viel reichhaltiger. Eine Species sogar aus unseren

*) Vergleiche übrigens Neumayr die Cephalopodenfauna der Oolithe von Balin bei Krakau (Abhandlungen der k. k. geol. Rcichs- anstalt V. Heft 2) ; ferner die beiden oben citirten Publikationen von Laube.

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Doggerkalken nämlich Corbis obovata war bisher nur aus dem Baliner Oolith bekannt.

Tn Anbetracht dieser Identität in der Fauna sowie der ähnlichen Ausbildung in petrographischer Beziehung, ferner der gleichfalls geringen Mächtigkeit des Lagers und bei keiner durchgreifenden Verschiedenheit der übrigen Juraglieder, ist demnach sehr der Vermuthung Raum ge- geben, dass einerseits die niederbayerischen Doggeroolith- kalke, andrerseits jene Baliner Oolithe nicht nur unter gleichen Bedingungen sich abgesetzt haben , sondern dass sie auch Niederschläge von zusammenhängenden Meeres- gebieten gewesen sein mochten. Eine ungünstige Terrain- figuration , wie z. B. ein querlaufender Urgebirgswall ist in den zwischenliegenden Territorien nicht vorhanden und widerspricht deshalb dieser Annahme nicht.

Wir geben zum Schlüsse noch eine Uebersicht , wo- nach die aus unseren Doggerkalken gefundenen organischen Ueberreste sich auf die in den sonstigen Jurabezirken ein- gehaltenen Etagen vertheilen:

Dem Unteroolith Englands und Frankreichs ge- hören an: Trochus Niortensis , Pleurotomaria Agathis , Thamnastraeci Defranciana.

Im Unteroolith und im Bathonien Englands und Frankreichs, sowie ferner im braunen Jura y und ö Schwabens kommen vor : Avicula Münsteri, Pccten demissus, vimineus, Himites abjcctus, Lima gibbosa, Mgoconcha crassa , Goniomya V scripta , Opis similis , Astarte modiolaris , Trickites sp P entacrinus nodosus , Pustulopora straminea.

Der Bathformation sind vorzüglich eigen : Peris- pTiinctes Moorei , aarigeras, Pecten vagans , Modiola imbri- cata, Gorbis Madridi , Gervillia acuta , Pccten Pypheus , Terebratula intermedia , Rhynchonella Morieri

Im Callovien und Bathonien Englands und Frankreichs, sowie im braunen Jura e (pars) Schwabens

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finden sich: Pccten fibrosus , Limea duplicata , Modiola gibbosa, Holectypus depressus.

Für das Callovien sind charakteristisch: Stephano - ceras macrocephalum , Herveyi, Perisphinctes funatus , curvi- costa , Orion, Harpoceras Brighti , punctatnm , Cosmoceras Jason, Ostrea Amor, Pecten spathidatus, tcxtorias Qnenst , Chrgsostoma papilla , Millericrinus rotiformis , Trochus bijugatus, Phynchoneüa minuta.

Eine grössere vertikale Verbreitung endlich besitzen Plenrotomaria conoidea (Unter oolith bis Callovien) und Chemnitzia lineata (Unteroolith bis Oxfordien).

|Ueif]cr 3ura (Pnlm).

Stufe des Aspidoceras biarmatum.

Pinglreutfier jBdjidjtett.

a. Biarmatusbank von Dinglreuth.

Die durch Aspidoceras biarmatum charakterisirte, unterste Malmstufe ist im niederbayerischen Territorium an zwei Stellen, nämlich bei Dinglreuth und an der Voglarner Ueberkippung, aufgedeckt.

Was die Lager ungsverhältnisse an der ersterwähnten Lokalität betrifft, so verweisen wir auf das Profil No. 6 S. 83.

Eine nur gering mächtige Kalkmergelbank repräsenfirt daselbst die genannte Zone. Das Gestein ist etwas oolithisch ; doch sind die Eisenoolithkörnerchen weit spärlicher darin vertheilt als in den untergelagerten gelben Doggerkalken. Ausserdem wird es von mehr oder weniger grossen, braunen, kuolligen Parthieen, aus tbonigem und unreinem Braun- eisenstein bestehend, durchzogen und ist durch, eine fettig anzufühlende, glaukonitartige Substanz grün geflasert.

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Folgende schöne Paläofauna gelang mir daraus zu gewinnen :

Belemnites hastatus B 1 a i n v.

Nautilus Arduennensis d’Orb.

Amaltheus cordatus S o w.

Aspidoceras perarmatum S o vv.

Peltoceras Arduennense d’Orb.

,, torosum Oppel.

Perisphinctes plicatilis S o w (d 0 r b).

Harpoceras cf. Rauracum Mayer.

Oppelia oculata Phi 11. (?)

Nerita (Pileopsis) jurensis Itoem.

Pleurotomaria Münsteri Roem.

conoidea Desh. var. bistriata mihi.

sp.

Isoarcä sp.

Lima subantiquata Roem.

,, notata Goldf.

Hinnites velatus Goldf. sp.

Rbynchonella Fischeri (R o u i 1 1.) E. D e s 1 o n g c h. ,, minuta Buvign.

Waldheimia subrugata Eud. Deslongch.

Asterias impressae Quenst.

Crinoideenstiele.

Von diesen aufgefiihrten Fossilien sind einige in reicher Individuenzahl vorhanden, so hauptsächlich Bhyn- chonella Fisclieri und Pleurotomaria conoidea var . bistriata. Nerita jurensis sowie Hinnites velatus kommen ebenfalls häufig vor. Unter den Cephalopoden bilden Amaltheus

cordatus , Peltoc. Arduennense und Perispli. plicatilis neben Pelemn hastatus die gewöhnlichsten Erscheinungen.

Die Art und Weise, wie die Biarmatusschichten in der Orteuburger Gegend vertreten sind, findet kein deckendes

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Analogon im fränkischen Gebiet. Aequivalente dafür werden allerdings beschrieben (barte Geodenlager mit grauem Thon, vergl. Waagen: der Jura in Franken, Schwaben u. s. w\ S. 132). Ihr Auftreten kann aber nur an vereinzelten Punkten beobachtet werden; ausserdem bieten sie bei Weitem nicht die Fülle von organischen Resten, wie es hier der Fall ist, dar.

Während also in Franken eine einigermassen ge- nügende Entwicklung dieser Lagen einer nur lokalen Aus- bildung zuzuschreiben ist und deshalb bei der Gliederung der genannte Horizont fast ganz vernachlässigt werden darf, können wir mit vollem Rechte die Aufrechthaltung der Biarmatuszone für unser Gebiet beanspruchen.

Es verdient vielleicht hervorgehoben zu werden, dass die Dinglreuther Schichten die einzigen unseres Jura- bezirkes sind , welche eine grössere Anzahl von Fossilien mit den nordwestdeutschen Jurabildungen gemeinsam haben. Speciell ist diess mit den sog. Heersumer Schichten , den äquivalenten Bildungen unserer Biannatus- und Transver- sariusstufe der Fall. In diesen finden sich folgende, im obigen oder im kommenden Voglarner Verzeichniss ent- haltene, Versteinerungen: Belemn. hastatus, Amaltheus coräatus , Aspidoceras perarmatum , Peltoceras Arduennense , Peltoc. torosum (= Ammon, caprinus Quenst. Ceph. t. 16 f. 5, Amm. ? atldeta Brauns*), PerispJiinctes plicatilis , Harpoceras Henri ci , Pleurotomaria Münsteri , Chemnitzia lineata, Lima subantiqaata.

Nerita ( Pileopsis ) jurensis dagegen wird aus dem nordwestdeutschen Kimmeridgien angegeben.

Die Mehrzahl obiger Formen ist für die obere sog. gelbe thonige Facies der Ornatenthone (Mösch**) im

*) Brauns. Der noi\lwestdeutsclie Jura III. S. 158 unten.

**) Mösch. Geologische Beschreib^, des Aargaucr Jura S. 119.

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Aargauer Jura der Schweiz bezeichnend. Letztere dürften deshalb in ihrem oberen Theile die gleichalterige Parallele mit unserem Dinglreutlier Vorkommen bilden.

Wir gelangen nun zum Nachweis des gleichen Hori- zontes bei Voglarn ; hier ist die Biarmatusregion in der zuerst von Egger*) benannten, aber von ihm noch zum braunen Jura gezogenen

b. Oolithschicht von Voglarn

enthalten. Der unterste weisse Jura wird nämlich im Kalkbergerbruche (Voglarner Ueberkippung) durch einen grünlichbraunen Oolith gebildet, der allmählich durch Zunahme festerer kalkiger Ausscheidungen in den weissen Kalkstein übergeht.

Die Grund masse von dieser Oolithschicht besteht aus einem grünlichgrauen, nicht harten Kalkmergel, welchem Eisenoolithkörnerchen (besonders an der unteren Grenze) mit viel Glaukonit beigemengt sind. Dadurch ist eine so dunkle Färbung bedingt , dass man beim ersten Anblick sich schwer zur Annahme von weissem Jura entschliessen kann. Für die Einverleibung in letzteren sprechen jedoch mit Sicherheit die paläontologischen Anhaltspunkte.

Petrographisch kann man in der ganzen kaum einen halben Meter mächtigen Lage noch zwei Abtheilungen unterscheiden, wrie das Profil No. 8 lehrt, nämlich eine untere, reichlicher mit Eisenoolithkörnern imprägnirte, dunklere Parthie (0,15 m) und eine obere, durch das Ein- lagern von kleinen, festen Kalkknollen dichter gewordene (0,1 ra). Noch schärfer ist eine hellere, aber immer noch Glaukonit in Putzen enthaltende Bank geschieden , bis endlich der compakte Kalk selbst beginnt.

*) I. Jahresbericht des naturli. Ver. in Passau S. 34 und 41.

8

114

Unter der Oolithschicht begreifen wir also die Bänke No. 4 und 5 des Voglarner Profiles; in paläontologischer Beziehung lassen die daraus gewonnenen Reste keine recht deutliche Verschiedenheit der zwei Lagen erkennen. Versteinerungen sind zwar nicht selten, aber ihr Er- haltungszustand ist ein sehr ungünstiger. Ferner ist es wegen der bröcklichten Gesteinsmasse, selbst beim Sammeln an Ort und Stelle, kaum möglich, die aus dem Oolith leicht herausfallenden Fossile nach den beiden genannten Lagen zu trennen. Was sich bisher aus der Voglarner Oolithschicht ergeben hat, ist Folgendes :

Belemnites hastatus B 1 a i n v.

Harpoceras Henrici d 0 r b.

,, Arolicum 0 p p.

Oppelia cf. callicera Opp.

,, cf. oculata Beau (denticulata Z i e t ?)

Amaltheus Lamberti Sow. (nach Giimbel).

Perisphinctes plicatilis auctor.

eonvolutus impressae Quenst.

Nautilus cf. Arduennensis d 0 r b.

Terebratula bisuffarcinata Schlot h.

Ostrea cf. rastellaris G o 1 d f.

Pecten sp.

Plicatula subserrata impressae Quenst (sehr schön

und gross !)

Macrodon aemulum Phill. sp.

Natica Crythea d 1 0 r b.

Chemnitzia lineata S o w. sp.

Pleurotomaria Münsteri Roem.

Cribroscyphia obliqua Goldf. sp.

cf. Cnemidium lamellosum Goldf.

Es unterliegt keinem Zweifel, dass wir es hier in der oberen Lage mit dem Analogon der fränkischen Grün-

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oolithbank zu thun haben, während die tiefere Lage nach dem von Giimbel angegebenen A. Lamberti die Stufe des Aspid. biarmatum vertritt, also mit No. 5 des Profiles Dinglreuth identisch ist.

Stufe des Peltoceras transversarium.

JÜoglanter Bdjidjten.

Die Grünoolithlage, von deren Vorkommen bei Voglarn wir soeben berichtet haben , bildet die erste Bank des Schichtencomplexes mit Peltoceras transversarium . Darauf folgen noch dichte Kalke, die nach ihren Einschlüssen gleichfalls zu derselben Zone gerechnet werden müssen. Die hier in Betracht kommenden sind deutlich geschichtete, dichte, weissliche bis graue Kalksteine, hie und da durch- zogen von dunkleren Schnüren eines mergeligen Kalkes ; oder das Gestein stellt ein Gemenge von dichtem Kalk und zuckerkörnigem, dolomitischem Kalk vor.

So besonders an der Blümelmühle ausgebildet. Ferner besitzt hier der Kalk noch ein schwarzfleckiges Aussehen, das von zersetztem Eisenkies, welcher sich manch- mal noch in frischen Anflügen auf den Bruchflächen findet, herrührt.

Das Auftreten grösserer Mengen von Magnesia in so tiefen Regionen dürfte nicht uninteressant erscheinen. An eine Verwechslung mit den hochgelagerten, wirklichen Dolomiten ist nicht zu denken.

Das Voglarner Gestein dieser Stufe, welche sich hier am besten entwickelt zeigt, ist hauptsächlich durch viele grüne Flecken und Punkte, die den sonst graulichweissen Kalk durchziehen, charakterisirt ; dieselben rühren von fein ver- theiltem Glaukonit her, ohne dass dieser, wie in der eigent- lichen Glaukonitlage , sich zu wirklichen Körnern und

8*

116

Putzen concentrirt hatte. Diese grüngewässerte Färbung gibt im Kalkbergerbruche leicht den Unterschied gegenüber dem benachbarten Kieselnierenkalk ab. Ausserdem fehlen Feuersteine den besagten Kalken gänzlich.

Bei Dinglreuth schliesst sich die Ausbildung im wesentlichen an das Erwähnte an. Hier folgt auf den braun und grün gefleckten Kalkmergel der Biarmatusstufe eine 0,3 m- mächtige Kalkbank voller unreiner Brauneisen- schnüre und Knollen, der Repräsentant von No. 5 und 6 im Voglarner Profil (S. 94); noch besser stimmt die Ver- gleichung, wenigstens in petrographischer Beziehung, mit der gleichfalls an Brauneisenbrocken reichen Lage No. 5 des Profiles No. 2.

Wir finden hier zugleich eine ausgebildete Scyphien- facies entwickelt; denn die angewitterten Wände sind besät mit Verrucospongi a verrucosa , V. uvaeformis, Cribro- scyphia obliqua , G reticulata , Gonioscyphia texturata , Cnemidium sp. u. s. w.

Dieser Kalk, bräunlichgrau und Spuren von Magnesia enthaltend, umschliesst nur wenig oder fast keine Glaukonit- körner. Merkwürdig ist, dass viele kleine, auf beiden Seiten ausgebildete (+ R. R. ooP), weisse bis farblose Quarzkrystalle darin zerstreut liegen. Sie können am Besten nach dem Auflösen des Gesteines in Säure wahrge- nommen werden. Daneben kommen etwas grössere, büschel- förmig gruppirte Krystalle vor, welche mit einer dünnen, spiegelnden Eisenoxydschicht an ihrer Oberfläche ver- sehen sind.

Als Hangendes liegt auf dieser eisenreichen Scypliien- bank ein Mergelthon mit ruppigen Kalklagen ( Harpoceras Arolicum , H. canaliculatum, PerispJi. convolutas impresscie Quenst.); er ist nicht sehr unähnlich der Lage 4 vom Profil No. 2 , nur etwas kalkiger und fester. Etwas höher stellen sich dann massigere Bänke ein. Die unvor-

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theilhafte Sehichtenstellung an diesem Aufschluss lässt keine nähere Besichtigung zu ; eine günstige paläontologi- sche Ausbeute ist demnach hier nicht möglich. Der Bliimel- mühler Kalk ist fast ganz versteinerungsleer und nur der Voglarner Bruch erweist sich hierin als lohnender.

Vom letzteren Fundort stammen:

Aspidoceras Oegir Opp.

Harpoceras Arolicum Opp.

,, canaliculatum M ü n s t.

Haploceras Erato d 0 r b.

Perisphinctes plicatilis Sow.

,, AJ artelli Opp.

Terebratula bisuffarcinata S c h 1 o t h.

,, Stockari Mösch.

Balanoerinus subteres G o 1 d f sp.

Eugeniacrinus caryophyllatus Goldf.

Sphenodus longidens Ag.

Cribroscyphia obliqua Goldf. sp.

Stufe des Peltoceras biinammatum Kieselnierenkalk. ©ilntburQer Srijidjtfn.

Das verbreitetste Juragestein innerhalb unseres nieder- bayerischen Gaues besteht aus einem durch den Einschluss vieler dunkler Kieselknollen Charakter isirten , fast unge- schichteten, weissen Kalk vom Alter der Scyphienfacies mit Peltoceras biinammatum.

Der Kalkstein besitzt eine meist rein weisse Farbe (Maierhof, Fürstenzell) und ist hiedurch von dem immer mit etwas gelberer Tinte schattirten Söldenauer geschichteten Kalk auch im Handstück leicht zu unterscheiden. Seltner kommt er graulichweiss (Voglarn) vor. Seiu Gefüge ist dicht oder seltner versteckt krystallinisch, Mehr oder

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weniger , im Allgemeinen jedoch nicht besonders hart. Einige Lagen werden sogar kreideartig weich (Maierhof).

Der gleickalterige Flintsbacher Kalkstein ist gelblicher und härter.

Im Gegensatz zum Söldenauer jüngeren Kalke kann man ihn als fast ungesehichtet aufführen. Dadurch, dass er nämlich in gröberen Bänken abgesondert ist , wird die Schichtung undeutlich und verschwindet öfters ganz; dass aber eine solche wirklich vorhanden ist, erkennt man ohne Schwierigkeit an mehreren Stellen, so z. B. im Dötterbruch (S. Profil No. 7) und bei Fürstenzell. Dies gibt auf der anderen Seite den Unterschied von dem völlig unge- schichteten plumpen Felsenkalk der südlichen Ausläufer des Frankenjuras ab.

Die Kieselausscheidungen bestehen aus dunkelbraunen bis schwarzen, muschlig brechenden Feuersteinen (im Flints- bacher Kalk sind sie etwas heller) von kugeliger Gestalt bis zu den bizarrsten Formen übergehend. Sie enthalten häufig Reste von Versteinerungen und sind zumeist mit einer weissen Hülle von zerreiblicher Kieselerde umgeben. Hie und da birgt die Flintmasse mitten in ihrem Innern kleine Kalkspathkrystalle. Das dunkle Aussehen dieser Flintkugeln in Verbindung mit der schwach ausgeprägten Schichtung bietet einen Hauptunterschied gegenüber dem oberen Kieselnierenkalk (Hornsteinkalk vom Alter des Perisph. pseiidomutabilis bei Regensburg, ausserdem durch ganz Franken als normaler Scyphienkalk entwickelt) dar. Doch hat sich die Kieselsäure nicht allein als Flint aus- geschieden. Im Dötterbruch sind ausser diesen in grosser Menge vorhandenen Feuersteinen auch noch splittrig brechende Hornsteine nicht selten und zuweilen begegnet man in Drusen, unmittelbar neben Kalkspath sitzend, zierlichen, fast vollständig ausgebildeten Bergkryställchen. Im Uebrigen gehören kleine Drusenräume, deren Wände

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mit Kalkspathkrystallen ausgekleidet sind, hier zu den Seltenheiten, während sie in anderen Kalken, wie z. B. im Regensburger plumpen Felsenkalk, ein häufiges Vorkommen bilden.

Von den Spongien , an denen das Gestein sehr reich ist (leider verbietet der Erhaltungszustand in den meisten Fällen eine sichere Bestimmung) haben manche eine Ver- kieselung erfahren. Doch darf man daraus, dass die Kiesel- säure sich hie und da Scj^phien zum Absatz wählte, nicht, Avie es z. B. für die Feuersteine der Kreide öfters ange- wendet ■ Avurde, sehliessen, dass alle Feuersteine einst Amorphozoen geAvesen Avaren , die dann ihre organische Struktur bis zur Unkenntlichkeit verloren hätten. Die Mehrzahl der Schwämme ist ohnedem verkalkt. Wohl aber mag es sein, dass die ursprünglich schleimige oder gallert- artige Kieselerde bei ihrem Niederschlag sich öfters um organische Substanzen herum concentrirt hat , Avie man ausserdem aus der nicht seltnen Anhäufung organischer Reste in den Flintkugeln entnehmen kann.

Dieser Kieselnierenkalk oder , wie man ihn wegen seines hauptsächlichen Auftretens in der Ortenburger Um- gegend auch nennen könnte, Ortenburger Kalk findet sich an mehreren zerstreuten Plätzen anstehend. Die besten Aufschlüsse Averden an den Maierhöfen (Maier- hof- und Dötterbruch unweit Ortenburg), bei Voglarn (Kalkbergerbruch) und vielleicht noch bei Fürstenzell (an der Obermühl und unterhalb des Spirkenöder) getroffen. Bei den anderen vereinzelten Vorkommnissen lässt sich meist nur eine schwache Entblössung wahrnehmen, so unfern M a r t e r b e r g, am Br uckbächel, beim Aich- berger, beim Lippert (Hausbacher Gegend), nächst Obern öd, an der Blümelmühle (unweit Vilsliofen) und zu tiefst in den Sölde nauer Brüchen unfern Ortenburg),

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Was die Erhaltungsweise der Versteinerungen betrifft, so erscheinen dieselben meist verkalkt, theilweise auch verkieselt und bieten, die Schwämme ausgenommen, keine die Bestimmung erschwerende Veränderung ihrer Theile dar. Sie besitzen übrigens keine allzugrosse Häufigkeit, wie man aus der Reichhaltigkeit der folgenden Tabelle schliessen könnte. Im best aufgedeckten Bruche am Maier- hof selbst sind sie sogar nur spärlich durch das Gestein vertheilt, wogegen der auf dem Kalk liegende Tertiärsand mit seinen reichen Muschellagen einen scharfen Contrast bildet. Der nahgelegene Dötterbruch macht hievon eine

erfreuliche Ausnahme.

Die Gesammtfauna *) der Ortenburger Kieselnieren- kalke dürfte in folgendem Register in annähernder Voll- zähligkeit wiedergegeben sein. Die beigesetzten Buchstaben beziehen sich auf die Fundplätze (Ml = Maierhof mit Dötterbruch, V. = Kalkbergerbruch bei Voglarn, F. = Fürsten zell, Ma. = Marterberg, A. = Aichberger, 0. = Obernöd, B. == Bliimelmühle).

Amaltheus cordatus v. Buch. M.

Harpoceras Marantiauum d’Orb. M.

trimarginatum Opp. M.

Oppelia cf. trachinota Opp. M.

,, fllexuosa auetor. M.

Perisphinctes zur Gruppe des Perisph. stephanoides

' 0 p p. gehörig. M.

*) Die aufgeführten Versteinerungen sind zum grossen Theile von mir selbst an Ort und Stelle gesammelt. Was mir am vollständigen Verzeichniss abging, konnte ich aus der Privatsammlung des Herrn Bezirksarzt Dr. Egger nachtragen, welcher, jetzt in Passau, früher in Ortenburg thätig, seit Jahren seine Mussestunden der Pflege der Wissen- schaften gewidmet hat. Mit Zuvorkommenheit überliess er mir sein reiches Material zur Besichtigung. Seiner freundlichen Güte bin ich den wärmsten Dank schuldig,

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Perisphinctes sp. (cf. striolaris Ziet.) M. Peltoceras Frikense Mösch. M.

Belemnites unicanaliculatus Ziet. An allen Fund-

plätzen.

Troehus speciosus Münst. F.

Isoarca transversa Miinst. sp. M.

,, texata Münst. sp. M.

Pinna radiata Goldf. M. Y.

Myoconcha Helmerseuiana d’Orb. M.

Lima Quenstedti Mösch. F,

Lima sp. M.

Modiola tenuistriata Goldf. M.

Macrodon aemulum Phi 11. sp. M. F.

Astarte sp. M.

Hinnites velatus Goldf. sp. M. V. F.

Pecten subtextorius Münst. M. Y. F. A. Ma.

,, subspinosus Münst. M.

cardinafcus Quenst. M. Y.

subfibrosus d’Orb. F.

Ostrea rastellaris Goldf. M. V.

Exogyra subnodosa Münst. Y.

Gryphaea sp. B.

Terebratula bisuffarcinata S c h 1 o t h. (besonders stimmt die Form in Quenstedt’s Jura tab. 79 f. 17). An allen Fundplätzen. ,, subbavarica n. sp. M. Y.

Kurri Oppel. M.

( = Ter. reticnlata Quenst.) Waldheimia pseudolagenalis Mösch. M. Y.

trigonella Scliloth. sp. M. Y.

(= Terebratella Fleuriausa d’Orb.)

Möschi Mayer M. Y.

Terebratella loricata Scliloth. sp. M. Y. F. Megerlea pectiniculus Schlofb, sp. M. V.

Megerlea Friesenensis Schrüfer sp. V. fthynclionella lacunosa Scllloth. sp. (besonders mit Quenst. Brachiopoden t. 39 f. 78 stimmend). An allen Fundplätzen. lacunosa var. Cracoviensis Quenst.

m. v. f.

,, strioplicata Quenst. sp. M. V.

,, strioeincta Quenst. sp. M. V.

senticosa Schlotb. sp. M. Y. F.

Cidaris Blumenbaclii M linst. M. 0.

,, cervicalis Ag. M.

,, filograna Ag. M.

,, coronata Goldf. An allen Fundplätzen.

,, vallata Quenst. M.

,, spinosa Ag. M. F.

Rhabdocidaris caprimontana Des. M.

,, nobilis Münst. sp. M.

Pseudodiadema Loehense Quenst. sp. M.

Asterias (Astropecten) spongiosa Quenst. M. Spbaerites punctatus Goldf. sp. M.

,, tabulatus Goldf. sp. M.

Pentacrinus cingulatus Goldf. M.

Millericrinus Milleri Goldf. sp. M. Apiokrinitenglieder Quenst. (Jura t. 81 f. 23). Ceriopora striata Goldf. M. Y.

Neuropora cf. angulosa Goldf. sp. M. A. Berenicea orbiculata Goldf. sp. M.

Stomatopora dichotoma Goldf. sp. M.

Serpula Deshayesi Münst. M.

,, convoluta Münst. M.

,, subflaccida Et all. M.

,, filaria Goldf. M.

Yerrucospongia gregaria Quenst. sp. M. Coscinopora (?) texturafca var. patelliformis Goldf.

sp. M,

123

Cribroscyphia polyommata Goldf. sp. M.

Cnemisendea costata Goldf. sp. Y.

Cnemidium Golafussi Quenst. F.

Parendea floriceps Etall. M.

Porostoma impressum Goldf. sp. M.

Prosopon simplex Quenst. V.

Krebsscbeeren (Orhomalus Etall.) M.

Zu bemerken ist noch, dass Egger einen Hemicidaris crenularis (von Bronn bestimmt), den ich aber durch Autopsie nicht kenne, als aus diesen Schichten stammend angibt.

Ein kurzer Blick auf obiges Yerzeichniss wird ge- nügen, um in der Mehrzahl der Formen solche wiederzu- erkennen, wie sie Quenstedt in seinem Jura aus dem weissen Gamma (Lochen, Böllart) abbildet Es sind meist Repräsentanten der Schwammfacies des mittleren und unteren weissen Jura Nach Waagen gehört der Schwamm- kalk an der Lochen (siehe: der Jura in Franken, Schwaben u. s. w. S. 162 ff.), wenigstens dem grösseren Theil nach, zum Horizont des Peltoc. bimammatum , welcher gewöhnlich durch wohlgeschichtete Kalke (w. J. ß Quenstedt1 s) vertreten wird. Auch Quenstedt setzt in seinem neuesten Werke (Petrefaktenkunde Deutschlands III. die Echinodermen) das von ihm früher dieser Lokalität zugesprochene Alter bedeutend herunter (sogar bis in’s Alpha , wonach die hauptsächlichsten Lochenversteinerungen aus ,,colonisirtem au wären).

Die fränkische Parallele zum genannten schwäbischen Fundplatz bildet ein Theil der Streitberger Schwammkalke, deren genauere Altersbestimmung wir den Untersuchungen vorzugsweise von Gümbel, ferner von Waagen ver- danken. Yiele ihrer Einschlüsse lassen sich unter den oben angeführten Fossilien gleichfalls naehweisen.

124

Sehen wir nun etwas näher zu, ob unsere Orten- burger Schichten mit. diesen Schwammlagen zur gleich- alter igen Periode gehören.

Die entscheidendsten Richter zur richtigen Fixirung der einzelnen Unterabtheilungen im weissen Jura sind be- kannterweise die Cephalopoden. Allein gerade an solchen ist der Kieselnierenkalk von Niederbayern ziemlich arm. Doch sprechen die wenigen Ammoniten , die mir daraus vorliegen, nicht zu Ungunsten der Annahme, dass hier die obere Stufe des unteren Malmes vorliegt. Sicher be- stimmbar war nämlich ein typischer Canaliculat ( Harp . Marantianum*) = Ammon, canaliculatus albus Quenstedt’s Jura t. 74 f. 5), sowie ein Trimarginat ; dazu kommen einige Flexuosen (theils mit der Miinst er’ sehen Species übereinstimmend , theils mit Opp. trachinota 0 p p e 1 ver- wandt), ferner Pdtoceras FriJcense**) Mösch (wird von Mösch***) sogar aus den Birmensdorfer Schichten, also noch tiefer aufgeführt) und Amaltheus alternans. V om letzteren wissen wir, dass er durch drei Horizonte (Transvers.-, Bimammat.- und Tenuilob. -Stufe) hindurchgeht und sich hiebei vorzugsweise an die Scyphienlagen hält. Er ist deshalb zur Sicherstellung des Lagers nicht zu verwertlien. Ueberdiess kommt eine höchst nahestehende, wenn nicht identische Form A. Beaugrandi Sauvage f) im französi- schen Virgulien vor.

*) Harpoc. Marantianum bildet ein Leitfossil der Bimammatus- stufe.

**) Ein sehr nahestehender Ammonit ist Pdtoceras reversum Leckenby. Quarterly Journal 1859 S. 9 t. 1 f. 2

***) Casimir Mösch: Der Aargauer Jura. Beiträge zur geolo- gischen Karte der Schweiz IV. S. 292, tab. I. f. 2.

f) Sauvage et Rigaux 1871. Journal de Conchyliologie t. XIX. p. 369 und t. XX., 165 p. 16 f. 6. Ausserdem in de Loriol’s Monographie paleont. et geol. de Boulogne s. Mer (Mem. de la societe de physique de Geneve XXIII. 2. 1874 S. 283 mit Abbildung),

125

Die Lagerungsverhältnisse an den meisten der oben bezeichneten Lokalitäten um Ortenburg herum sind der Art beschaffen , dass eine andere Juralage als eben der Kieselnierenkalk gar nicht aufgedeckt ist. Deshalb kann man beim ersten Anblick der durch die belle, weisse Farbe und den Mangel an deutlich ausgesprochener Schichtung gekennzeichneten, feuersteinreichen Kalke leicht in Zweifel über ihr wahres Alter kommen und sich zuletzt die Frage stellen, ob überhaupt bei den in Rede stehenden Schichten ein Niveau unterhalb der Zone mit Oppclia tenuilobata vorliegt, oder ob dieselben zum oberen weissen Jura zu stellen sind , mit dem sie petrograpliisch so viel gemein haben?

Diese letztere Ansicht scheint noch dadurch bestärkt zu werden, dass gegenüber den verhältnissmässig seltneren sicher führenden Fossilien sehr verbreitet eine Rhynchonellci ähnlich der trilobata , die bekanntlich ein Leitpetrefakt für die höheren Regionen im weissen Jura abgibt, vor- kommt. Es ist dies nämlich die in obigem Yerzeichniss als JRhynch. lacunosa var. Cracoviensis angegebene Brachio- pode, deren Unterschiede von der ächten trilobata wir näher im paläontologischen Theile besprechen werden. Was sonst noch von den organischen Einschlüssen au höhere Etagen erinnert , wäre Waldheimia trigonella *) ( Terebratella Fleuriausa anderer Autoren), Millericrinus Milleri , Cidaris Plumenbachii (C. Parandieri) und (von Dr. Egger angegeben) Hemicidaris cremdaris , die aller- dings in Franken und Schwaben in den oberen, klotzigen Felsenkalken (Nattheim, Kelheim) heimisch sind. Allein

* Wird übrigens auch aus dem nordwestdeutschen Corallenoolith (Goslar), welcher unter den Kimmeridgebildungen liegt, beschrieben (Zeitschrift d. deutsch, geol. Gesellschaft XXVI., 217). Vergl. ferner Dr. Brauns: Der Jura in Nord Westdeutschland III. Theil S. 306,

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auch diese Formen können in tieferen Horizonten erscheinen und sind deshalb nicht absolut beweisend für den oberen Malm; denn Mösch*) gibt sie sämmtlich aus seinen Crenularisschichten (terrain a cliailles pars) an , welche auch unter den Tenuilobatenschichten (Badenerschichten der Schweiz) liegen.

Wir haben sonach, auf paläon tologische Ergeb- nisse gestützt, keinen nothwendigen Grund, oberen weissen Jura anzunehmen. Fast alles Uebrige stimmt nämlich, wie bereits erwähnt, mit Funden aus den schwäbischen und fränkischen Schwammlagen von Lochen und Streitberg (Bimammatusstufe des unteren weissen Jura) überein, so hauptsächlich : Amaltheus alternans , Uarpoceras Maran- tianum, trimarginatum , Isoarca transversa , Hinnites vclatus , Pecten cardinatus , Terebratiüa bisuffarcinata , T. Kurri , Terebratella loricata, Megerlea pectunculus, M. Friesenensis, Bhynchonclla lacunosa , P. strioplicata , E. striocincta , E. senticosa , Cidaris coronata , C. valtata , C. fdograna, C. spinosa, Bhabdocidaris nobilis, Pseudodiadema Lochcnse, Asterias spongiosa, Sphaerites punctatus , S. tabulatus , Pentacrinus cingidatus , Ceriopora striata, Berenicea orbi- cidata , Stomatoporcc dichotoma , Verrucospongia gregaria, Coscinopora texturata var. patelliformis , Cribroscgphia polyommata) Porostoma Impressum, Prosopon simplex.

Vollends aber entscheidend für das richtige Alter der Ortenburger Schichten sind zuletzt noch die strati- graphischen Verhältnisse an den wenigen Punkten, wo das Hangende oder Liegende derselben noch von Schichten- lagen jurassischen Charakters gebildet wird. Denn wir finden einerseits bei der Blümelmühle diese Kieselnieren- kalke direkt den Transversariuskalken aufgelagert und bei

o o

;) loc. citat. S. 156 —101 .

127

Voglarn (wegen der Ueberkippung) diesen direkt, unterge- lagert, andrerseits bilden sie in den tiefsten Tbeilen der Söldenauer Brüche (siehe Profi] 7) die Unterlage des ge- schichteten Kalkes mit Oppelia tenuilobata. Nun könnte höchstens noch eingewendet werden, an den beiden ersten Stellen seien zwischen der Ablagerungszeit der Transversarius- schicliten als unterer und der des Kieselnierenkalkes als oberer weisser Jura keine weiteren Zwischenglieder zum Absatz gelangt, und was das Söldenauer Vorkommen beträfe, so wäre vielleicht der Gedanke an eine Ueberkippung, wie es bei Voglarn wirklich der Fall ist, nicht ausgeschlossen. Aber abgesehen davon, dass ersteres schon an und für sich un- wahrscheinlich erscheint, ist letzteres schlechterdings un- möglich , da auf dem Söldenauer Kalk noch der Dolomit als Repräsentant der fränkischen Dolomite ruht, der ja bei einer Ueberstürzung zu unterst liegen müsste.

Oppel bezeichnete den Kieselnierenkalk in seiner letzten Arbeit über die Zone des Ammonites trcinsversarius geradezu als zu dieser Region gehörig. Schon bei Gelegenheit der Beschreibung des Voglarner Bruches wurde darauf hinge- wiesen, dass die ihn zu dieser Annahme bestimmenden Versteinerungen eben nicht dem Kieselnierenkalk sondern den nächst tieferen Schichten entstammen.

Gemäss dieser angeführten Gründe sind wir demnach zur Ueberzeugung gelangt, dass die Ortenburger Schichten als weisse Scy phienkalke , petrographisch hauptsächlich durch das häufige Vorkommen von dunklen Feuersteinen charakter- isirt, wegen ihrer Lage zwischen den Stufen des Teltoc. trän sv er scir imn und der Oppelia tenuilo- bata das Niveau der Schichten mit P elto eeras bimamm atuni darstellen, womit ihre Fauna in keinem Widerspruche steht.

Was die auswärtigen Parallelbildungen betrifft, so scheinen im schlesisch-polnischen Jura ebenfalls Kieselnieren-

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kalke, die lieben einer petrograph. Aehnlicbkeit auch eine zeitliche Aequivalenz mit unserem Ortenburger Kalk aufzu- weisen haben, vorhanden zu sein. Wir werden darauf noch näher zurückkommen.

In der Schweiz (Kanton Aargau) bieten die Crenularis- schichten mit ihren unmittelbar anf- und unterliegenden Kalken , in Nordwestdeutschland die Florigemmaschichten (der Corallenoolith) die wahrscheinlichsten zeitlichen Parallelen.

Bezüglich Schwabens und Frankens ist bei normalen Verhältnissen der Schichtencomplex des Peltoc. bimammatum als wohlgeschichteter, weisser Kalk entwickelt. Für Franken hat Oberbergrath Gümbel die wegen der Brauchbarkeit des- selben sehr zutreffende Bezeichnung Werkkalk in die Wissenschaft eingeführt. Nur selten schliesst dieser Horn- steine (Regenstauf uud Grosssaltendorf am östl. Jurarand) ein. Oefters keilen sich die Kalkbänke horizontal in klotzige Kalke aus, um einer Schwammfacies, die übrigens auch häufig ihr Hangendes und ihre Basis mit ergreift (Streitberg), Platz zu machen.

Stufe (1er Oppelia tenuilobata. Geschichteter Kalk.

Sölbenoucr &djtd)ten.

Nur an einem einzigen Orte innerhalb unseres ganzen Gebietes, nämlich bei Sold enau unfern Ortenburg, treffen wir auf diese Stufe. Hier ist sie aber mächtig und in ihrer ganzen Vollständigkeit entwickelt.

Das Profil No. 7 (S. 89) gibt sämmtliche Lagen von der unteren Greuze gegen den Kieselnierenkalk bis hinauf zum Dolomit nach ihren petrographischen und paläontologi- schen Eigen thiimlichkeiten und erspart uns deshalb eine nochmalige genauere Auseinandersetzung der stratigraphi- schen Verhältnisse. Graphisch wurde es in der dieser Schrift beigefügten Profiltafel zu versinnlichen gesucht.

129

Jede einzelne Bank ist hier nach dem Verhältnis ihrer Mächtigkeit und mit Berücksichtigung ihrer Einschlüsse aufgeführt.

Der Kalkstein ist im Allgemeinen immer etwas gelb- licher oder grauer gefärbt als der Kieselnierenkalk und nur die Lagen No. 6—9 besitzen fast dasselbe helle und weisse Aussehen, wie es diesem gewöhnlich zukommt. Die untern Lagen haben eine etwas dunklere Farbe und sind reicher an thonigen Verunreinigungen ; es war bei ihrem Absatz die Einschwemmung vom Land her eine vermehrtere als später. In Uebereinstimmung damit steht in paläon- tologischer Beziehung das Auftreten von schlammliebenden Myen darin.

Die drei obersten Bänke haben eine gelbere Farbe und sind etwas magnesiahaltig; es kann dies nicht sehr auf- fällig erscheinen, denn erst spät, nachdem schon die Haupt- masse des Kalkes niedergefallen war, kamen die Magnesia-, sowie die Eisenoxydulsalze, durch deren Oxydation die gelbe Färbung zu erklären ist, zur Abscheidung.

Kieselausscheidungen fehlen ganz, daher dieser Kalk- stein zum Brennen viel mehr geschätzt wird, als der seiner Unterlage.

Folgende Versteinerungen stammen aus den Söklenauer Schichten :

Amaltheus alternans Buch.

Aspidoceras longispinum Sow. (= A. iphicerum

0 p p.)

,, acanthicum Opp.

,, Altenense d’Orb.

circumspinosum Que n s t.

,, idem cum Aptycho.

,, Rüpellense d 1 0 r b.

binodum Opp.

9

Oppelia tenuilobata Opp.

Frotbo Opp.

Strombecki Opp.

,, Holbeini Opp.

,, canalifera Opp.

,, litocera Opp.

ITaploceras falcula Q u e n s t.

Perisphinctes Achilles d’Orb.

,, polygyratus Q n e n s t.

Eggeri n, sp.

,, progeron n. sp.

,, colubrinus Rein. sp.

,, Güntheri Opp.

,, involntus Qnenst.

,, suberinus n. sp.

,, Rolandi Opp.

,, trimerns Opp.

,, lepidulus Opp.

,, polyplocus Rein. sp.

,, platynotus Rein sp.

Phylloceras tortisulcatum d’Orb.

Nautilus franconicus Opp.

Belemnites unicanaliculatus Z i e t. Pleurotomaria suprajurensis Roem.

Trocbus speciosus Münst.

Rostellaria bicarinata Münst.

Natica cf. Dejanira d’Orb.

Viele andere Steinkerne von Gasteropoden. Panopaea (PJeuromya) tellina (Ag. sp.) Opp. Ceromya orbicularis Roem.

,, obovata Roem.

( = Isocardia striata d 0 r b.) Goniomya ornata Münst. sp.

Pbolodomya parcicosta Ag.

131

Pbolodomya canaliculata Roem.

Area cf. texata G o 1 d f.

,, concinna Goldf. (Quenst. Jura S. 631). Inoceramus laevigatus M ii n s t.

Ctenostrea (Lima) rudis S o w. sp.

Lima Quenstedti Mösch.

,, aequilatera Buv.

Pecten coruutus Quenst.

,, subfibrosus d’Orb.

,, subspinosus Schloth.

Avicula (Monotis) similis Münst. sp.

Ostrea gregaria Sow.

,, duriuscula ? Be an.

,, Quenstedti Mösch.

( 0. Roemeri Quenstedt = Posidonia gigantea Münst.)

Exogyra subnodosa Münst.

Astarte sp.

Gervillia sp.

Terebratula bisuifarcinata S c b 1 o t h.

Waldheimia Möschi Mayer (dicke Varietät). Terebratulina Quenstedti S u e s s.

(— T. substriata y Quenst.) Rhynchonella triloboides Quenst. sp.

Pacbyclypus semiglobus Des.

Holectypus corallinus d’Orb.

,, orificiatus Des.

Dysaster granulosus Goldf. sp.

Gyrodus umbilicus Ag.

Saurier zahn.

Scyphien diverse.

Fucoides sp. (cf. Hechinensis Quenst.)

Diese Einschlüsse vertheilen sich vertikal folgen der- massen :

9 *

132

Oberste Lagen: Gelbe, etwas dolomitische Kalke. Wenig Versteinerungen. Belemnites unicanaliculatus, Perisph. Bolandi.

Obere Lagen: Gelblichweisse Kalke. Bostellaria bicarinata, Perisphinctes Günther i, P. involutus, Oppelia tenuiloibata , 0. Frotho , Avicula similis, Terebratulina

Quenstedti.

Mittlere Lagen: Der obere Theil davon bestellt ans weissen, der untere ans gelblichweissen Kalken. Trochus speciosus, Gasteropodenkerne, Perisphinctes progeron (nach dem Aussehen seines Gesteines wurde die Zugehörigkeit zu den mittleren Lagen erkannt) , Terebratula bisuffarcinata, Pachyclypus semiglobus, Pecten subfibrosus, Lima aequilatera, Ostrea gregaria , Pholodomya parcicosta.

Untere Lagen: Muschelstein, hellgrauer Kalk. Nautilus franconicus , Perisphinctes Achilles , P. polygyratus, Oppelia Utocera, 0. Holbeini , Aspidoceras Altenense, A. eircumspinosum , A i phicer um , Perisphinctes platynotus , Inoceramus laevigatus, Ostrea Quenstedti (Boemeri), Exo- gyra subnoclosa, Gervillia sp., Pecten cornutus , Area concinna, Panopaea tellina , Ceromya orbicularis.

Unterste Lagen: Grünlichgrauer Mergelkalk. Perisphinctes colubrinus, Panopaea tellina , Ceromya obovata , C. orbicularis , Lima Quenstedti , Ctenostrea rudis , Pecten subspinosus , P. cornutus, Bhynchonella triloboides , Dysaster granulosus und undeutliche Scyphien.

Ueberall, wo die grösseren Kalkbänke durch mergelige, dünne Schiefer, deren Dicke öfters nur wenige Millimeter beträgt, getrennt sind, erscheinen in diesen sehr häufig kleine Echiniden , meist der Holectypus corallinus , sowie kleine Astarten.

Bemerkenswerth ist ferner, dass eine Lage (No. 12 des Profiles No. 7) erfüllt ist von einem aus dem organischen Reiche stammenden, aber mit undeutlicher Struktur ver-

sehenen Körper , ähnlich dem Fucoicles ( Nidliporites ) Hechinensis Quenst. Auf der Profiltafel ist diese Bank deshalb als Fukoideenbauk bezeichnet. Ausserdem finden sich noch grössere, dem cretacischen Cylindrites spongio\des Göpp. verwandte Formen vor, welche hie und da die Kluftflächen mit hirschgeweihartigen Wülsten überziehen.

Die Ammoniten halten sich vorzugsweise in den unteren und untersten Parthieen vom Sölden auer Kalke concentrirt; die mittleren sind davon fast ganz leer. Das massenhafte Auftreten m diesen tieferen Lagen dürfte jedenfalls dem Umstand zuzuschreiben sein , dass ihre Schalen hierher zusammengeschwemmt worden sind. Dies geht schon aus der Seltenheit der Aptychenfunde hervor ; denn nach dem Tode des Ammonitenthieres mussten diese so innig mit dem lebenden Organismus verbundenen Theile, sobald die Gehäuse einige Zeit den Wellen preisgegeben waren, aus letzteren herausfallen. Das häufige Vorkommen von Myen, welche bekanntlich als schlammliebende Mollusken selten sich in grösserer Individuenzahl neben vielen Oephalo- podenresten finden, in jenen ammonitenreichen Bänken be- stätigt obige Vermuthung nur noch mehr.

In der Vertheilung der Petrefakten scheinen die analogen Verhältnisse, wie in den fränkischen Tenuilobaten- schichten obzu walten. Wir werden darauf später noch einmal zurückkommen.

Stufe des Dolomites.

Auf den geschichteten Kalk von Söldenau folgt nach oben noch der Dolomit. Diese Auflagerung kann übrigens nicht mehr deutlich gesehen werden, denn die hierher ge- hörigen Lagen, einstens im Wagnerbruch anstehend, sind tlieils weggebrochen, theils vom überhängenden Tertiärschutt bedeckt worden.

134

Das Gestein ist von grünlichgrauer Farbe, weit dunkler als das seiner Unterlage ; es besitzt ferner kein dichtes oder festes Gefüge, sondern zeigt sich sehr mürb und ver- wittert. Die chemische Analyse liess einen bedeutenden Gehalt an Magnesia erkennen.

Paläontologisch ist nicht viel zu finden ; die wenigen Versteinerungen bestehen aus undeutlichen Steinkernen, wovon am besten noch die Abdrücke des Pecten subarmatus M linst, erkennbar sind. Das Uebrige beschränkt sich auf einige glatte Pecten (vielleicht cornutus), Belemniten- alveolen und verdrückte Ammoniten (cf. Oppelia steraspis).

Vergleichung der niederbayerischen Juraablagerungen mit andern Distrikten.

Schon oben bei der Beschreibung der gelben Doggerkalke ist jener merkwürdigen Beziehungen gedacht worden , die zwischen den niederbayerischen Doggerablagerungen und denen andrer Gebiete vor- nehmlich in nordöstlicher Richtung hin bestehen. Wir werden versuchen, eine ähnliche Vergleichung auch bezüglich des weissen Jura durchzu- führen. Insonderheit wurde damals auf die Uebereinstimmung der Doggerablagerungen einerseits unseres Gebietes, andrerseits der Gegend im südwestlichen Polen (Regierungsbezirk Krakau, Galizien) hingewiesen. Für den oberen (d. h. weissen) Jura kann man von vornherein bei einer solchen Entfernung die gleichen Verhältnisse nicht erwarten. Sind doch schon in Schwaben und Franken zwischen nahgelegenen, gleichalterigen Malmschichten oft grosse Faciesunterschiede vorhanden. Um so mehr darf man sich wundern , wenn wir dennoch auf analoge Bildungen, die in der That zu existiren scheinen, stossen.

Zeus ebne r *) gibt aus dem südwestlichen Polen als unterstes Glied des weissen Juras einen Kalkmergel voller Chloritkörner mit viel Belemniten an vielleicht das Aequivalent unseres Grünoolithes.

*) Die Gruppen und Abtheilungen des polnischen Jura. Zeitschrift der deutsch, geolog. Gesellschaft 1869 S. 784.

135

Gppel*) führt aus diesem Gebiete die Transversariusschichten , die auch in der niederbayerischen Provinz als Scyphienfacies vertreten sind, als schwammreiche Kalke auf; es sind dies die Schichten mit Ammon, cordatus nach Römer. **) Die in der Münchener paläontologischen Sammlung gelegenen und von da stammenden Einschlüsse schliessen sich unseren Paralielvorkommnissen, selbst denen noch von Münster bei Straubing in ihrem Gesammthabitus merkwürdig an.

lieber die speciellere Ausbildung des unteren weissen Jura weichen' aber die angeführten Geologen unter einander selbst ab, aber darin kommen alle überein , als leicht erkenntliches Schichtensystem einen weissen Kalkstein voller Feuerstein- oder Hornsteinknollen mit Rhynclio- nella trilolata (Kalkstein mit Rhynclion. lacunosa und trilobata Zenschner) auszuzeichnen. Auch H a u e r in seiner geologischen Ueber- sichtskarte über die österreichische Monarchie ***) führt als wohlunter- scheidbares Glied einen ,, oberen weissen Jurakalkstein mit Feuersteinen“ an. Als jüngste Stufe der dortigen Juraformation wird ferner ein weisser, theilweise kieseliger Kalkstein mit Rhynch. Astieriana (Roemer) oder inconstans (Hauer) und Cidaris florigemma (Z e us ch n e r) an- gegeben.

Jene Kalke mit Rhynclion. trilobata auctor. (weisser Jura y und d, Facies des terrain ä chailles Zeuschner, oberer Felsenkalk Börner) dürften nur einer Parallele zu unserm Kieselnierenkalk entsprechen, in welchem auch eine trilobatenähnliche Form ein häufiges Vorkommen bildet (und zwar ist diese polnische nach der Abbildung in Quenstedt’s Brachiopoden t. 40 f. 43, wo sie auf der Tafel als Rhynch. lacunosa Gracoviensis benannt ist, identisch mit unserer). Die Petrefakten, welche Zeuschner f) weiter daraus angibt, stimmen fast sämmtlich mit denen aus den Ortenburger Schichten überein. Auch seine Erwähnung, dass die Schichtung nicht mehr gut wahrneh*nbar sei, trifft gleichfalls bei den letzteren zu. Oppelft) lässt diese Kalke mit Kieselausscheidungen bei Krakau als unmittelbare Auflagerung der Transversariusstufe nach oben folgen; das Gleiche sehen wir von den feuersteinreichen Kalken der Passauer Gegend.

*) Oppel- Waagen. Ueber die Zone des Ammon, transvers. Benecke’s geog. pal. Beitr. II. Heft S. 229.

**} Geologie von Oberschlesien S. 241.

***) Blatt III. Westkarpathen. Text,

f) 1. c. S. 787.

ft) 1. c. S. 230.

Eine fernere Uebereinstimmung beider Jurabezirke liegt noch darin, dass in Niederbayern wie im Krakauer Jura der Lias gänzlich fehlt.

Das bei Söldenau aber sehr mächtige Schichtensystem der Opp. tenuilo- bata mit seinem charakteristischen Ammonitenreichthum scheint in jenen Territorien, wenigstens in dieser Ausbildung, zu fehlen. Hierin, wie im Auftreten des Dolomites, liegt nun eine Analogie andrerseits mit dem Frankenjura, womit allerdings auch die allgemeine Gliederung -des weissen Jura im Einklang steht und mit dem der einstige Zusammen- hang schon durch die vermittelnden Zwischenposten bei Flintsbach und Münster bis zum Keilberge angedeutet ist. Gleichwohl gibt allein schon die petrographische wie auch theilweise paläontologische Ver- schiedenheit der Bimammatusstufe , die in Franken und Schwaben nie- mals als blendendweisser Kalk voll dunkler Kieselkonkretionen auftritt, genügende Anhaltspunkte, um die allenfalsige Behauptung zu widerlegen, dass zwischen dem niederbayerisclien und fränkischen Jura eine voll- kommene Uebereinstimmung sich nachweisen lasse.

Werfen wir zum Schlüsse noch einen Blick auf die Parallelbildungen andrer Juradistrikte.

Was den Aargau er Jura der Schweiz betrifft, so haben wir be- reits früher darauf hingewiesen, dass unsre Dinglreuther Schichten ihrer Fauna nach in der gelben thonigen Facies der Ornatentlione (Mösch) daselbst enthalten sind. Die Scyphienkalke von Münster und Voglarn vertreten unbedingt die Birmensdorfer , die Ortenburger Kieselnieren- kalke, wenigstens in der Hauptsache, die Crenularis- und die Söldenauer Tenuilobatenkalke die Badener Schichten.

Hinsichtlich des englisch-französich-nordwestdeutschen Juragebietes sind direkte Vergleichungen durch die grössere Verschiedenheit in Ge- stein und Fauna ungleich schwieriger. Doch dürften, was Nordwest- deutschland betrifft, die Perarmaten- oder Heersumer Schichten den Dinglreuther und Voglarner (Biarmatus- und Transversariusstufe) , die Florigemmaschichten oder der Corallenoolith den Ortenburger (Bimam- matusstufe) und die unteren Kimmeridge - Bildungen den Söldenauer Schichten (Tenuilobatusstufe) entsprechen.

Hievon besitzt nur der Complex der Perarmatenschichten eine grössere paläontol. Verwandtschaft mit unsern Bildungen , von welchen in dieser Beziehung der Dinglreuther Mergelkalk mit ersteren am meisten correspondirt. Näheres hierüber vergleiche Seite 112. Was sonst an Versteinerungen in beiden Juragebieten vorkommt, lässt sich ohne grosse Mühe aufzählen (von den Muscheln z. B. nur einige- Myen (wie

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Phölodomya pcmcicosta, Pli. cctnaliculata, Panopaea tellina, Ceromya orbicularis) , ferner Ctenostrea (Lima) rudis , Ostrea rastellaris , 0. gregaria, Pecten subßbr.osus und Astarte supracordllina*). Interessant ist ausserdem das beiderseitige Erscheinen der Waldheimia trigonella, welche bis vor nicht langer Zeit nur aus hochgelegenen schwäbisch- fränkischen Jurabildungen (Nattheim, Kelheim, sogen. Epsilon) bekannt war. Mösch hat sie später aus seinen Crenularisschichten erwähnt, in welchen sie sich mit Cidari-s florigemma, Hemicidaris crenularis, Peltoceras bimanwiatum u. s. w. findet , also wie in den Ortenburger Schichten unzweifelhaft auch in einem relativ tiefen Niveau auftreten kann. Struckmann hat neuerdings **) eben wegen ihres Vorkommens in Schwaben und im Corallenoolith Goslars ***) vermuthet , dass der letztere und der weisse Jura Epsilon Süddeutschlands einer geologi- schen Altersperiode angehöre. Durch das Angeführte aber ist ersichtlich, dass das Auftreten der genannten Terebratel an kein bestimmtes Niveau geknüpft ist. Ueberdiess müsste nach dieser Annahme in Hannover die Parallele unsrer Biarmatus- und Transversariushorizonte (Alpha) [denn mit diesen sind jedenfalls die Heersumer Schichten gleichzeitige Gebilde] unmittelbar überdeckt sein von der Parallele zum Epsilon Schwabens oder den plumpen Felsen- und Korallenkalken. Demnach wären daselbst die zwischenliegenden mächtigen Schichtencomplexe der Bimammatus- (Beta), Tenuilobatus- (Gamma) und normalen Scyphien-Kalke * (Delta) sowie ein Theil des Dolomites gar nicht durch gleichaltrige Bildungen repräsentirt. Deshalb glauben wir, dass der Korallenoolith, wenigstens in seinem unterem Theile, eher den Crenularisschichten, dem Ortenburger Kieselnieren- oder anderwärts geschichteten Kalk (Werkkalk) d. h. der Stufe des Peltoc. bimammatum entspricht , und dass vom Lager der Terebratula humeralis aufwärts, hauptsächlich im unteren Kimmerigdien, das zeitliche Aequivalent der Tenuilobatusschichten zu suchen ist (einige Pelecypoden, darunter auch Astarte supracorallina , sind den letzteren wie dem ersteren gemeinsam). Damit stimmt ferner überein, dass das Hauptleitfossil, nach welchem das mittlere Kimmeridgien den Namen

*) Am Keilberg (wie in Franken) in den Tenuilobätenschichten nicht selten ; in Niederbayern selbst habe ich sie, obwohl ihr Vorkommen in den Söldenauer Schichten sehr wahrscheinlich ist, noch nicht nach- weisen können.

**) Zeitschrift d. deutsch, geol. Gesellscli. XXVI. S. 219.

***) Eine Abbildung u. Beschreibung der nordwestdeutschen W. trigon. gibt Brauns. Vergl. „Der obere Jura im nordwestl. Deutschland S. 366 tab. III. f. 10 -15.

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Ptcroceras-Schichten bekommen hat, in unseren Dolomiten, die Waagen*) mit den unterliegenden klotzigen Scyphienkalken darnach als Zone des Vteroccrci Oceani und des Ammon, mutabilis aufführt, wiedergefunden wird, und deshalb jene Dolomite mit den mittleren Kimmeridge-Bildungen am wahrscheinlichsten zu parallelisiren sind. Erst darauf folgt dann einerseits oberes Kimmeridgien, andererseits das Niveau von Söfflingen ( Exogyrci virgulci) und Solenhofen (Oppelia lithographica , steraspis unteres Tithon in der alpinen Facies).

Nach der oben bei der Formationsbeschreibung ausgeführten De- taillirung wird es endlich der Bemerkung kaum bedürfen, dass mit den Juraschichten der nördlichen Alpenkette jede und alle Analogie fehlt, obwohl wegen der nicht sehr beträchtlichen Entfernung alpiner Absätze vom niederbayerischen Jurabezirk eine Untersuchung nach dieser Art allerdings a priori Beachtung verdient.

Vergleichung der niederbayerischen Juraablagerungen mit dem Frankenjura.

Da der fränkische Jura dem niederbayerischen am meisten benachbart liegt, dürfte es zweckmässig erscheinen, einen etwas ausführlicheren Vergleich zwischen beiden durchzuführen

Dem braunen Jura Frankens, den wir als bekannt voraussetzend nicht weiter in seiner einzelnen Gliederung specialisiren wollen, steht der nisderbayerische sehr einfach gegenüber.

Von dem gelben, späthigen Doggerkalke, welcher nämlich mit dem Eisensandstein den gesammten Dogger repräsentirt , ist schon oben bei seiner Beschreibung als Concentrationstypus mehrerer Doggerfaunen ausführlich berichtet worden. Wir sahen , dass derselbe in seiner Aus- bildung so vereinzelt dasteht, dass wir dafür nur ein einziges, aber deckendes Analogon (im Baliner Oolith) finden konnten.

In Franken schliessen sich allerdings auch die Zonen vom oberen Unter oolith bis incl. unteren Callovien unter sich gegenüber ihrem Hangenden und Liegenden zusammen und bilden im Allgemeinen ge-

*) Dr. W. Waagen. Versuch einer allgemeinen Classifikation der Schichten des oberen Jura. S. 16.

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liommen ein petrographisches Ganze den Eisenoolith. Doch sind hei diesem paläontologische Abstufungen, von denen jede noch eine gewisse petrographische Nuance besitzt, wohl zu unterscheiden.

Am durchgreifendsten ist die Verschiedenheit in der oberen Callo- vienlage, im Ornatenthon (Stufe des Pcrisphinctes anceps und Peltoceras athleta). Durch ganz Franken zieht sich dieser Horizont als einer der wohlunterscheidbarsten hindurch; wegen der thonigen Beschaffenheit seiner Schichten lässt er sich an dem constant wiederkehrenden Plateau unterhalb des ersten Steilrandes vom weissen Jura leicht verfolgen. Nichts davon bemerkt man im niederbayerischen Jura. Die charakteristi- schen Versteinerungen sind vorhanden, aber sie finden sich mit solchen von tieferen Niveaus zn einer Fauna vereinigt.

Gehen wir zum weissen Jura über.

Die genaueste Eintheilung des fränkischen Malmes mit Berück- sichtigung aller vorkommenden Fälle gibt die Gümbel’sche Publikation: Die geognost. Verhältnisse der fränk. Alb. *) Dieselbe steht auch mit der Klassifikation 0 p p e 1’ s **) vom untern und mittleren weissen Jura, welche nach den bekannten drei Ammoniten ( Peltoc . transvcrsarium, Peltoc. bimammatum , Oppelia tenuilobata) durchgeführt ist und im Allgemeinen mit Quenstedt’s weissem a, ß und y correspondirt, im Einklänge.

Oppel’s Transversariuszone bildet den oberen Theil seiner anf'äng- lich ***) aufgestellten Schichten des Ammon, biarmatus; in seinen späteren Veröffentlichungen trennte er den unteren The.il derselben d. h. die Lagen , welche ausser dem namengebenden Ammoniten noch durch Am. cordatus bezeichnet sind, als Biarmatuszone im engeren Sinne ab; ferner f) brachte er die Transversariusschichten in zwei Unter- abtheilungen.

Späterhin fügte Waagen ff) als Hangendes der Tenuilobatus- stufe die Zone des Pterocera Oceani und des Ammon, mutabilis fff), worunter er die Dolomite und klotzigen Scyphienkalke begriff', dazu.

*) Einleitung zu Riehl’s Bavaria III. Buch IX. Band.

**) Paläontolog. Mittheilungen II. Band S. 163-188.

***) Die Juraformation S. 616.

f) Ueber die Zone des Ammon, transversarius S. 219 (Separat- abdruck S. 15).

ff) Versuch einer allgemein. Classifikation der Schichten des oberen Jura S. 16.

fff] Vergleiche die Anmerkung auf Seite 50.

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Nach oben folgt weiter noch das Niveau von Solenhofen (Region der Acanthoteuthis speciosa (Waagen) und der Oppelia Uthographica ) . In anderen Juradistrikten schliesst die Juraformation mit der noch höheren Portlandstufe sammt den Purbeckschichten (englich-französisch- nordwestdeutscher Jura) und dem oberen Tithon (alpine Facies) ab.

Wir müssen hier verzichten, die erwähnte ausführlichere Gliederung von Gümbel nach ihrem vollen Umfang zu wiederholen und beschränken uns, da der niederbayerische dura mit dem Dolomit nach oben ab- schliesst, nur darauf, die von diesem abwärts gelagerten fränkischen Jurastufen in gedrängter Kürze zu überblicken.

Gemäss der berührten Eintheilungsprincipien legen wir folgendes allgemeine Hauptschema, wie wir es nach eigener Anschauung bestätigt gefunden haben, zu Grunde.

Oberer w. Jura :

Stufe der Oppclia lithographica. Plattenkalke.

Stufe des Pteroceras Oceani. Dolomit.

Mittlerer w. Jura :

Stufe des Perisphinctes pseudomutabilis. Normaler Schwammkalk. Stufe der Oppelia tenuilobata. Oberer Mergelkalk.

Unterer w. Jura:

Stufe des Peltoceras bimammatum. Werkkalk.

Stufe des Peltoceras transversarium. j ^n^erei Meigelkalk mit dei

i (rlaukoolithbank.

Stufe des Aspidoceras biarmatum. Mergel mit Geodenlager.

Wir finden diese Abtheilungen auf doppelte Art entwickelt, einmal als normale, kalkigmergelige, meist wohlgeschichtete Facies und ferner als klotzige oder undeutlich geschichtete Schwammkalke *). Nur in einer Region, nämlich in der unterhalb des Dolomites, bilden Schwamm- lager auch bei normalen Verhältnissen die gewöhnliche Erscheinung. Im oberen w. Jura herrschen statt der Schwämme Korallen vor.

Eine solche Schwamm- oder Scyphienfacies kann eine Zone ganz oder theilweise erfüllen. So ist beispielsweise bei Würgau (Bamberger Gegend) das ganze Niveau vom Peltoc. bimammatum , von den Tenuilo- bateDschiehten aber nur der unterste Theil derselben hiedurch vertreten. An der Grenze, wo sich die massigeren Scyphienbänke in den geschich- teten Kalk auskeilen , ist natürlich ein mannigfacher Wechsel beider Ausbildungsweisen zu beobachten ; in diesem Falle zeigt der letztere ein

*) Vergl. Gümbel, die Streitberger Schwammlager (Württemb. naturw. Jahresln, 1862 S. 192 ff.).

141

erhöhtes oolithisches Gepräge. Wo Schwammlager in einer der unteren Stufen vollständig zur Herrschaft gelangt sind, greifen sie nicht selten auch auf die nächst höheren oder tieferen Lagen über, wofür z. B. die Schwammfelsen bei 'Schloss Niesten und an einigen Punkten um Streit- berg in Oberfranken sprechende Zeugnisse liefern. Dort reichen sie nämlich vom Dolomit bis in die unteren Regionen des weissen Jura hinab. Wegen ihres äusserlich gleichen Aussehens wird an solchen Plätzen die speciellere Gliederung des weissen Jura sehr erschwert und kann nur durch genaue Untersuchung der Einschlüsse , vorzüglich der Cephalopoden , mit Erfolg entschieden werden (denn bezüglich der Brachiopoden und Echinodermen begegnen einem , wenigstens in den häufigeren Funden aus den verschiedenalterigen Scyphienkalken so ziem- lich die gleichen Formen).

Was die Stufe des Aspid. biarmatum (Stufe des Amalth. cordatus) betrifft, so steht ihrer dürftigen Entwicklung in Franken, dem- zufolge sie als blosser Anhang der Transversariusschichten abgehandelt werden kann (Gümbel hat sie daher gar nicht besonders ausgeschieden) sehr im Gegensatz zu den, wenn auch allerdings nicht mächtigen aber paläontologisch reichhaltigen Biarmatusschichten von Dinglreuth. Siehe das Nähere S. 111.

Hier aus grauem Mergelkalk voll unreiner Brauneisenputzen und Glaukonitflasern bestehend, ist sie dort im fränkischen Bezirk als harte Geodenlage , umgeben von graulichem Thon oder als ockrige^* gelber, etwas Glaukonit enthaltender Mergel ausgeschieden. Waagen führt aus dieser Lage von ganz Bayern nicht mehr als Peltoc. Arduennense, Aspid. biarmatum , Asp. perarmatum, Amaltheus Lamberti und Belern- nites hastatus auf.

Die Stufe des Peltoceras trans versarium zerfällt in zwei Regionen, in eine untere, das eigentliche Lager des Pelt. transversarium , und in eine obere, durch Waldheimia impressa charakterisirte , Ab- theilung; erstere begreift einen mergeligen Kalk, letztere meist einen Mergel bis Mergelthon (Impressathon) in sich.

Was die leitenden Einschlüsse dieser Schichten anlangt, so besitzen wir darüber eine Monographie von 0 p p e 1 *).

Bekannt ist, dass die untersten Lagen aus einer oder wenigen Bänken von gelblichen Mergelkalk voller Glaukonitkörnerchen bestehen der Glaukoolith oder die Grünoolithbank Gümbel’s. Wir sahen

*) Benecke’s geognost. paläont. Beiträge IT. Heft,

142

oben, dass wir die direkten Aequivalente dafür auch in unserem Gebiete besitzen. Das unmittelbar Hangende davon, noch zur engeren Region des Pelt. transv. gehörig, konnten wir bei Yoglarn und Dinglreuth und besonders bei Münster als ausgesprochenen Scyphienkalk beobachten. Hauptsächlich beim letzteren Fundplatz ist die direkte Analogie mit dem berühmten Birmensdorf der Schweiz ausser allem Zweifel. Eine mit den genannten Birmensdorfer Schichten sich vollkommen deckende Ausbildung (ausgeprägte Schwammfacies in den untersten Transversarius- bänken) glaube ich in Franken nicht nachweisen zu können. Zwar stellen sich schon im tiefsten weissen Jura zuweilen vereinzelte Schwämme ein (vornehmlich am Ostrand: Regensburg, Amberg, Auerbach), aber in grösserer Häufigkeit treten sie gewöhnlich erst in der Oberregion (Niveau der Waldli. impressa) in Form von krümeligen, mergeligen bis thonigen Schwammlagen, welche allmählich mit den nächst höheren Schichten verschmelzen, auf. Wir verdanken Gümbel *) zuerst den Nachweis der tiefen Stellung dieser letzteren , welche von ihm untere Streitberger Schichten genannt wurden, da sie am typischsten im Schauer- graben bei Streitberg anstehen. Waldli. impressa kommt allerdings darin nicht vor. Dieselbe ist aber auch in den schwammfreien Schichten nur im südwestlichen Theile des Frankenjura, wo die letzten Ausläufer des schwäbischen Impressathones enden , vorhanden ; gleichwohl darf man gewiss noch das unmittelbar Liegende vom Werkkalk als zu ihrem Niveau gehörig betrachten, auch wenn dasselbe im nördlichen und öst- lichen Franken statt thonig nur merglig oder kalkig entwickelt ist. So auch in Niederbayern, wo sogar einzelne dolomitische Lagen (Blümel- mühle) diesen Horizont vertreten.

Stufe des Peltoc. bimammatum. In der normalen Ausbildung durch das ganze fränkische Gebiet als Werkkalk, ein in wohlgeschichteten, weissen Bänken abgesonderter, sich muschlig brechender Kalkstein ent- wickelt. Charakterisirt ist derselbe hauptsächlich durch Peltoc. bimam- matum, Harpoceras Marantianum, H. canaliculatum , Oppelia semi- falcata, 0. Hauffiana, Perisphinctes Streichensis , P. Tiziani. Peltoc. bimammatum ist keine sehr grosse Seltenheit, wenigstens wird es viel häufiger gefunden, als das die unterliegende Etage bezeichnende Pelt. transversarium.

Die Scyphienfacies dieser Stufe tritt an mehreren Plätzen auf, so gehört hieher ein Theil der Schwammkalke von Streitberg, Würgau, im Pegnitzthale u. s. w.

') 1. c. S. 195.

143

Den normalen Werkkalk vermissen wir im Oldenburger Revier ; dagegen repräsentirt gleichfalls ein Scyphienkalk diesen Horizont. Der- selbe weist in paläontol. Beziehung viele gleiche Arten mit dem fränki- schen (S. Seite 126) auf, besitzt aber dennoch mehrere eigenthümliche Formen, die jenem fremd sind. Wir erwähnen nur : Peltoceras Frikense, Myoconcha Helmer seniana, Macrodon aemulum , Pecten subfibrosus, Ostrea rastellaris , Terebratula subbavarica , Waldheimia trigonclla , J&kynchonella lacunosa var. Cracoviensis, Cidaris cervicalis, Hemicidaris crenularis.

Damit correspondirt die petrographische Beschaffenheit. Als einen fast rein weissen , oft so gut wie nicht geschichteten, mit schwarzen Feuersteinen versehenen Kalk haben wir den fränkischen nie kennen gelernt. Hornsteine, aber von weisslich grauer Farbe, kommen, wenn auch sehr selten , vor (Regenstauf, Würgau), aber niemals erinnern sie an jene dunkle Flinte , die denen der norddeutschen Kreide ähneln. Ferner besitzt der fränkische Scyphienkalk eine ruppige, klotzige bis krümelig und bröcklichte Beschaffenheit und eine immer ins schmutzig- graue spielende Farbe statt des weissen, dichten bis mulmig kreidigen Anssehens vom niederbayerischen Kieselnierenkalk.

Wie wir in unserem Bezirke keine Gliederung innerhalb des Niveaus von Peltoceras bimammatum feststellen konnten, so ist dies wohl auch in Franken nicht leicht möglich. Nur in der Facies der wohlgeschich- teten Kalke lässt sich in deren Oberregion unterhalb der Tenuilobaten- schichten an manchen Punkten ein gewisser Complex von sehr leicht klüftbaren, dünnbankigen Kalken abscheiden, welche wie es scheint in den Einschlüssen bereits eine gewisse Hinneigung ( Oppelia litocera, 0. modestiformis) an die hangenden Lagen zu erkennen geben

Stufe der Oppelia tenuilobata. Im Gegensatz zum Werkkalk zeigt der hierher gehörige Schichtencomplex einen grösseren Thongehalt (daher oberer Mergelkalk). Derselbe kann sich bis zum grauen thonigen Mergel (Nordrand der Alb) steigern, während er am Westrand (wie in der Erlanger Gegend) fast ganz zurücktritt. Die Cephalopodenfauna dieser Schichten führten Oppel *) und Waagen**) bereits in langen Verzeichnissen auf. Davon verdienen als am meisten leitend folgende Ammoniten hervorgehoben zu werden : Oppelia tenuilobata, 0. Frotho, 0. canalifera , 0. Gümbeli , 0. Holbeini, 0. Strombeclci, Aspidoceras

*) Paläont. Mittheilungen II. Band.

**) Der Jura in Franken, Schwaben u. d. Schweiz S. 1 96 ff.

144

Altenense , A. circumspinosum , iphiccrum ( ~ longispinum) , Pm- sphinctes involntus , P. platynotus, P. Gcilar , P. stephanoides , P. polyplocus.

Die ersten Schichtenlagen, unmittelbar auf dem Werkkalk gelegen, heben sich gegenüber ihren hangenden Bänken dadurch heraus, dass ihnen fast immer ein weniger dichtes Gefüge als den letzteren zukommt. Sie sind mergeliger als diese und besitzen deshalb eine dunklere Färbung, welche häufig durch die spärliche Einmengung eines glaukonit- artigen Minerales eine etwas ins grünliche spielende Nüance bekommt, *) oder sie stellen einen nur locker gebundenen , gelblichweissen Mergel- kalk vor, aus welchem sich unschwer die Einschlüsse lierauslösen lassen (Nordrand).

Ein häufiges und charakteristisches Vorkommen in diesen unteren Bänken bildet der Perisphinctes platynotus. Man kann demnach die Unterregion der Tenuilobatusstufe als Region des Perisphinctes platynotus bezeichnen. Perispli. Galar , P. colubrinus, kleine Echiniden (Collyrites) in grösserer Zahl und grosse Exemplare von Ostrea Qaen- stedti sind seine Begleiter.

Eine andere Region scheidet sich an der oberen Grenze unter den klotzigen, normalen Schwammkalken aus, indem hier eine Pelecypode, die Avicula (Monotis) similis M ün st. (Goldf.) sp. (Avic. simüis Oppel **) == Monotis lacunoscie Quenstedt) in grosser Häufigkeit auftritt, welche Beobachtung man durch die gesammte fränkische Alb verfolgen kann. Nur an ihrer Nordspitze, wo die Schichten fast ganz thonig werden, ist genannte Muschel selten, verschwindet aber auch hier nicht vollständig (Weismain). Sie hält sich dabei an keine einzelne Bank, sondern er- füllt eine ganze Schichtenreihe mit ihren Schalen. Gemeinschaftlich

*) Eine Verwechslung mit der Grünoolithlage kann nicht stattfinden, da letztere auch petiographisch als harter, gelblicher Mergelkalk und durch die Menge der eingeschlossenen Glaukonitkörner unterschieden ist.

**) Oppel führt sie in seinen paläontol. Mittheilungen sogar aus den Tenuilobatenschichten von Crussol (dep. Ardeche) an. Waagen erwähnt diese Muschel, welche wie nicht leicht eine andere als sicheres Leitpetrefakt Beachtung verdient, in seinem Jura nur gelegentlich bei einigen Petrefakten Verzeichnissen. Dagegen lässt Quenstedt (Jura S. 680) im oberen Theile seines y eine Bank ganz mit ihren Schalen erfüllt sein. Gümbel zählt sie ferner aus den Tenuilobatenschichten (Württemb. naturw. Jahresh. 1862 S. 202 und 206) auf. Auch die Ge- brüder Würtenberger (Verhdlgn. der naturw. Ver. zu Karlsruhe II. 1866 S. 44) erkannten ihre Bedeutung und benannten eine ganze Schichtengruppe nach ihr.

145

mit ihr (hauptsächlich im untern Theile dieser engeren Schichtenreihe) liegt Oppelia tenuilobata in besonderer Häufigkeit neben der gleichfalls nicht seltenen Oppelia dentata. Wir fassen daher die Oberregion der Tenuilohatusschichten als Kegion der Avicula (Monotis) similis und der Hauptentwicklung der Oppelien vom Typus der tenuilobata (0. tenuilobata , 0. Frotho, 0. Weinlandi , ferner 0. canalifera) zusammen.

Die in der Mitte gelegenen Kalke und Kalkmergel haben sich bis jetzt durch keine besonderen paläontologischen Merkmale weiterhin ge- kennzeichnet; nur die Planulaten vom Typus des polyplocus scheinen innerhalb dieses Niveaus ihre grösste Entfaltung gehabt zu haben, so dass wir, um die Dreitheilung zu* vervollständigen, die Mittelregion einstweilen als Region der Hauptentwicklung der polyploken Perisphinkten aufführen können.

Nach diesen Auseinandersetzungen erscheint in Franken der ganze Schichtencomplex der Oppelia tenuilobata , welcher von den obersten Bänken des Werkkalkes bis zum Beginn der grobbankigen Seyphienkalke sich erstreckt, folgendermassen gegliedert: *)

Stufe des

Perisph. pseudomut abilis. Schwammkalk.

Region der Avicula ( Monot.) similis

und der Hauptentwicklung der Tenuilo- Stufe der baten.

Region der Hauptentwicklung der Poly- Oppelia tenuilobata. ploken.

Region des Perisphinctes platynotus. Stufe des Peltoc. bimammatum. Werkkalk.

*) Dass eine ähnliche Gliederung der Stufe mit Opp. tenuilob. auch für weitere Strecken Anwendung findet , lässt sich aus den Unter- suchungen der Gebrüder Würtenberger (Der weisse Jura im Klettgau und angrenzenden Randengebirg, Yerhdlgn. d. natw. Ver. zu Karlsruhe II., 1866) im Klettgauer Jura entnehmen. Dieselben vermochten näm- lich über der Hauptabtheilung der Tenuilobatenschichten (Schwarzbach Schichten oder Schichten des Ammon, platynotus und polyplocus) noch durch Avicula (Monotis) similis besonders charakterisirte Schichten (Sch. mit Mon. similis) auszuzeichnen.

10

146

Was die Vertheilung der Vertreter des Genus Aspidoceras (die früheren Inflaten) betrifft, so sind davon A. Altenense, A. circum- spinosum in den unteren, die Formen aus der Verwandtschaft des A. longispinum (A. iphicerum Opp.) und A. acantliicum in den oberen Lagen am häufigsten.

Betrachten wir die Tenuilobatusschichten in Niederbayern , wo sie als geschichtete Kalke bei Söldenau entwickelt sind , so stimmen die dortigen Verhältnisse im Allgemeinen mit den fränkischen überein. Es haben sich uns bei der erwähnten Lokalität in den tieferen Lagen (grauer Kalk und grünlichgrauer Mergelkalk) gleichfalls Ferisph. platynotus, ferner Aspid. Altenense, A. circumspinosum , Ostrea Quenstedti u. s. w. gezeigt, während wir in den oberen Oppelia tenuilob ., 0. Frotho , Avicula similis *) constatiren konnten. Wir halten deshalb auch hier jene obige Eintheilung fest. Näheres ergibt sich noch aus dem Vergleich der auf S. 132 angegebenen Vertheilung der Einschlüsse.

Stufe des Perisphinctes pseudomutabilis. Zwischen den Schichten, welche durch Avicula similis und Oppelia tenuilobata eharakterisirt sind., und dem Dolomit findet sich durch die ganze frän- kische Alb hindurch ein Complex von klotzigen, seltner bröcklichten Schwaramkalken gelagert, welche öfters durch grobbankige, oolithische, splittrig brechende Kalke vertreten werden. Im Handstück sind sie ihrer Unterlage gegenüber durch das eigentümlich unregelmässig oolithische Gefüge leicht zu erkennen. Sehr häufig schliessen sie Horn- steine ein.

Gümbel, **) welcher ihrer natürlichen Ausbildung gemäss hiebei eine obere Region als grobklotzige Schwammkalke und eine untere als bröcklichte Schwammkalke oder gelbe Schichtkalke unterschied, hat zuerst ihre hohe Bedeutung am Aufbau des Frankenjura nachgewiesen und gezeigt, dass mit ihnen der zweite Steilrand innerhalb des weissen Jura (den ersten bildet der Werkkalk) beginnt. Er schied sie zugleich als besonderes Stockwerk gegenüber den Tenuilobatenschichten und ihren hangenden Lagen, dem Dolomit, ab.

Stehen uns demnach petrographische und stratigraphische Momente hinreichend zu Gebote , um mit den fraglichen Kalken eine neue Stufe beginnen zu lassen, so begegnen wir vom paläontologischen Standpunkt aus mehreren Schwierigkeiten. Einestheils sind hervorragend charak-

*J Avicula similis ist übrigens bei Söldenau nicht häufig.

**) Die geognost. Verhältnisse der fränkisch. Alb.

147

teristische Formen sehr selten (denn das, was häufig gefunden wird, besteht in den gewöhnlichen Begleitern der Scyphienfacies , so haupt- sächlich Rhynch. lacunosa) , andererseits besitzen wir, wenigstens in der Unterregion, eine sichtliche Hinneigung zur Fauna der Unterlage wiez. B. Opp. tenuilob., Opp. dentata, Aspidoc. cf. acanthicum. Dagegen erscheinen hier zum erstenmale die Perisphinkten aus der Gruppe des pseudomutabilis mit dieser Art selbst, ferner P. decipiens. Ersterer Umstand mag Schuld sein, dass besagter Schichtencomplex von einigen Autoren direkt mit seiner Unterlage vereinigt worden ist. So rechnete Waagen im Jura Frankens u. s w. einen Theil der hierher gehörigen Schwammkalke noch zu den Tenuilobatusschichten , riss aber davon die grobklotzigen Scyphienkalke ab und stellte sie anfänglich mit dem Dolomit und verschiedenen noch höheren Malmparthieen zu seiner Zone des Amm. steraspis. Diese Trennung der klotzigen Kalke von den andern Schwammlagern, welche mit ersteren gewiss in innigem Zu- sammenhang stehen, dürfte jedoch kaum den natürlichen Verhältnissen entsprechend sein. Später fasste er jene grossklotzigen Kalke mit dem Dolomit als Zone des Pterocera Oceani und des A. mutabilis zusammen.

Wir nach unserer Auffassung können uns nur den Darlegungen Gümbels anschliessen und betrachten demzufolge die in Rede stehenden, petrographisch so wohl begrenzten Kalke als gut unterscheidbare. Stufe, welche nach dem theil weisen Vorgänge Waagen’s durch Per. pseudo- mutabilis einstweilen genügend bezeichnet sein mag.

Der Dolomit wenigstens in seiner Hauptmasse bildet im Vergleich zu diesen eine gesonderte Abtheilung, die eben sowohl petrographisch sehr prägnant bestimmt ist, als gleichfalls durch das ganze Gebiet ver- folgt werden kann. Durch den Einschluss von Pteroceras Oceani dürfte vielleicht eine weitere paläontologische Stufe gegeben sein.

Durch das Vorkommen von Per. pseudomutab. , P. decipiens in obigen Schwammkalken ist zugleich die Parallelisirung mit den Kimmeridgebildungen anderer Juradistrikte erwiesen. Als Vertreter der unteren Lagen der letzteren glauben wir schliesslich noch die Tenuilo- batenschichten betrachten zu dürfen.

Im niederbayerischen Jura finden wir den Söldenauer Schichten keine Kalke, die mit den so eben besprochenen zu parallelisiren wären, aufgelagert, was um so auffallender erscheint, als dieselben noch vom Dolomit bedeckt werden. Es kann dies vielleicht durch die Annahme zu erklären sein , dass hier dolomitische Lagen , wie es auch zuweilen in Franken vorzukommen scheint, etwas tiefer als gewöhnlich Platz greifen.

10*

148

Da bei Passau die Juraformation mit dem Dolomit abschliesst, haben wir deshalb die oberjurassischen Bildungen für das fränkische Ge- biet nicht weiter berücksichtigt. Nur der Vollständigkeit halber wollen wir hier noch erwähnen, dass im nördlichen Theile des Frankenjura auf dem Dolomit an mehreren Stellen grobbankige Plattenkalke mit Magila suprajurensis folgen, während im Süden complicirtere Verhältnisse über- hand nehmen und dadurch den Wechsel von jenen verschiedenen Aus- bildungsweisen entstehen lassen, die wir am Ende der allgemeinen Uebersicht vom Keilberge in kurzem Fluge überblickt haben.

Allgemeine Resultate.

In Folgendem fassen wir die wichtigsten allgemeineren Gesichtspunkte, die sich aus dem bereits Dargelegten er- geben haben, unter theilweiser Recapitulation einiger schon erwähnter Thatsachen kurz zusammen.

1) Die Absätze jurassischen Charakters, wie sie sich als südöstliche Fortsetzung des fränkischen Jurazuges ergeben, hören nicht am Keilberge bei Regensburg auf. Es müssen sich vielmehr unter dem Schutte der Donauebene längs des südlichen Randes vom bayerischen Waldgebirge (ostbäye rischen Grenzgebirge) noch ausgedehnte Juraparthieen fortsetzen. Dies lässt sich aus den Aufschlüssen von Jura- schichten entnehmen, die bei Münster unfern Straubing, dann bei Flints bach unfern Oster- hofen und endlich in grösserem Maasse in der Gegend zwischen Yilshofen und Passau sicht- bar sind.

Parallel damit endigt auch der Keuper in seiner fränkischen Facies an der Urgebirgsecke von Tegern- heim bei Regensburg noch nicht, sondern zieht sich

149

ebenfalls weiter östlich fort, wie sein Vorkommen bei Münster beweist. Doch scheinen seine Lagen eine all- mähliche Auskeilung weiterhin nach Osten erfahren zu haben , da im Passauer Gebiete keine Sedimentärgebilde mit Sicherheit ihm zugeschriebeu werden können.

2) Diese Juraablagerungen in Niederbayern sind durchaus nicht mit den räumlich ziemlich genäherten alpinen Jurabildungen verwandt, sondern sch Hessen sich im Allgemeinen an die fränkischen an.

3) Die in Rede stehenden Gebilde tragen wegen des nahegelegenen Ufers zumeist einen litoralen oder sonst vom benachbarten kry- stallinischen Massiv beeinflussten Charakter an sich.

Wir erinnern in dieser Beziehung an die Liasabsätze bei Irlbach, wo kalkige Niederschläge fast ganz fehlen.

Fast in sämmtlichen Stufen haben wir ferner einen mehr oder minder grossen Reichthum an Schwämmen zu verzeichnen gehabt. Der Kieselnieren kalk und die Trans- versariusschichten treten in der ausgesprochensten Weise als Scyphienfacies auf, aber selbst in der Tenuilobatusstufe, sowie im braunen Jura fehlen diese Amorphozoeen nicht. Dieser Umstand ist gleichfalls dem Einflüsse der nahen Küste zuzuschreiben. *)

4) Je weiter wir nach Osten von Regensburg gegen Passau zuvorschreiten, desto mehr greift eine von dem rein fränkischen Typus ab- weichende Ausbildung Platz.

*) Vergleiche H. G. Bronn: Die Klassen und Ordnungen des Thierreiches I. Band, die Amorphozoen. Hier heisst es Seite 23: Die Seeschwämme halten sich im Ganzen lieber und in grösserer Anzahl an der felsigen Küste, in steinigen Buchten und endlich etwa auf Untiefen, als auf dem Grunde des hohen Meeres auf.

150

Die Stufe des Peltoceras bimammatum ist z. ß. bei Regensburg noch als woblgescbichteter, grauer Mergelkalk entwickelt ; schon bei Münster stellen sich dafür kiesel- knollenreiche Gesteine ein , die erst in der Ortenburger Gegend jene für dieses Gebiet so charakteristische und in Franken nicht gekannte Entfaltung, wie wir sie oben des Breiten geschildert haben, bekommen.

Ein weiteres Beispiel bietet der mittlere und obere braune Jura. Bei Regensburg noch deutlich gegliedert, zeigt er bei Münster , welche Lokalität so zu sagen die Eigenschaft eines intermediären Gliedes vollführt, in seinen obersten Bänken noch den Regensburger Macrocephalus- oolith , in den tieferen aber bereits die für die Passauer Gegend so typischen gelben, mit weissen Crinoideenresten versehenen Kalke, die daselbst in dieser Ausbildung allein den gesammten Dogger mit Ausnahme des Eisensandsteines beherrschen.

5) Eine Conformität der aufgedeckten Schichten- lagen in Bezug auf gleiche oder annähernd über- einstimmende JNeigung gegen den Horizont, so dass ein gemeinsames Hauptstreichen nachweisbar wäre, ist nicht zu constatiren.

Dagegen hat sich in all den Aufschlüssen, wobei die Juraschichten den Ausläufern des primitiven Gebirges auf- oder anliegen (so z. B. bei Münster oder Flintsbach), keine horizontale Lagerung ergeben , sondern ausser häufigen anderen Schichtenstörungen meist ein deutliches Fallen vom Urgebirge weg. Dies lässt den Schluss gerechtfertigt er- scheinen, dass erst nach Absatz der jurassischen und, wie theilweise auch aus der hie und da darüber liegenden Kreide zu entnehmen ist, cretacischen Depots der Ur gebi r gsstock eine Hebung er- fahren hat.

151

6) Die nieder bayerischen Jur aablager ungen geben wegen ihrer Verwandtschaft theils mit dem fränkischen, theils mit dem polnisch- galizischen Jura genügende Anhaltspunkte zu dem Schlüsse, dass die einstigen Meere beider Verbreitungsbezirke um den U rgebirgs stock von Böhmen und Mähren herum zusammengehangen haben.

Diese Ansicht wurde schon von Neumayr*) und Römer**) vermuthet; wir glauben durch den Nachweis der petrographischen und paläontologischen Aehnlichkeit, ja oft Uebereinstimmung der Gesteine jener weit nordöstlich gelegenen Depots mit unsern niederbayerischen die festere Begründung hiefür gegeben zu haben.

Ueber den Verbindungsweg dieser letzteren mit dem Frankenjura kann kein Zweifel bestehen. Bezüglich der anderen Richtung muss der Zusammenhang von Passau aus östlich bis Linz und Wien und dann nordöstlich entlang des östlichen Randes des böhmisch-mährischen Gebirges gesucht werden. Allerdings liegt zwischen Passau und Krakau eine weite Länderstrecke ; allein kein geotektoni- sches Hinderniss, wie ein quer dazwischen laufender kry- stallinischer Gebirgszug, der eine Communikation verboten hätte, spricht zu Ungunsten obiger Annahme. Wir finden im Gegen theile merkwürdiger Weise in Niederösterreich und Mähren einige kleinere Juraparthieen zerstreut, so z. B. bei Ernstbrunn nördlich von Wien, bei

*) Die Cephalopodenfauna der Oolithe von Balin bei Krakau. Ab- handlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt zu Wien. Band V., 2. S. 51.

**) Geologie von Oberschlesien S. 275.

152

Olomuczan *) in Mähren, in der Umgegend von Brünn n. s. w. und diese haben nach übereinstimmenden Beob- achtungen einiger österreichischer Geologen keine Ver- wiandsehaft zu dem nachbarlich so nahgerückten mediter- ranen Klippenkalk der Karpathen, sondern ihre Einschlüsse entsprechen den Yer steinerungen des fränkisch- schwäbischen Malmes. Diese isolirten Jurainseln geben also für den Verbindungsweg gewissermassen die Fingerzeige, da sie deutlich den mitteleuropäischen Charakter , wie auch der Krakauer Jura, besitzen. Bekanntlich gibt es nämlich, wie dies besonders von Neumayr**) betont wurde, in den europäischen Juraablageruugen drei grosse Provinzen: Die russische, die mediterrane, wozu die Ablagerungen in Spanien, Italien, den Alpen, Karpathen und im Balkan- gebirge gehören , und die mitteleuropäische , welcher der übrige Theil zufällt.

Neumayr ***) gibt auch eine Erklärung der Ver- schiedenheit in der Fauna vom mediterranen Jura gegen- über dem mitteleuropäischen, indem er eine durch südliche Strömungen bedingte Temperaturverschiedenheit in den

*) Bei Olomuczan sind wenigstens zwei Lagen zu unterscheiden, die untere davon schliesst die Versteinerungen der Trans versariusstufe ein ; aus der oberen , zwar sandigen, aber mit viel Feuersteinen ver- sehenen citirt Reu ss (Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt B. V. S, 690): Cidaris coronata, Diadema subangulare , Hemicidaris crenularis, Pentacrinus cingulatus , Millericrinus mespiliformis (?), Ehynchonella lacunosa, Rh. trilobata, Terebratida bicandliculata, Terebratella loricata , Ostrea hastellata, Belemnües hastatus. Aus den unteren Schichten wird von ihm besonders Ostrea subserrata angegeben. Welche Ueber- einstimmung in paläontologischer Beziehung mit unseren Bildungen!

**) Ausser and. Orten: lieber Juraprovinzen. Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt 1872 S. 54.

***) Der penninische Klippenzug. Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1871. S. 524 u. 525.

153

Gewässern des ersteren Jurabezirkes annimmt. Dieser Temperaturunterschied habe dann einen gewissen Einfluss auf die Bewohner des Meeres geäussert und lasse das Vor- herrschen gewisser Formen in dem einen und ihr Aus- bleiben in dem andern Distrikte erklären.

In ähnlicher Weise kann nach unserer Ansicht eine entgegengesetzte Strömung in den benachbarten Meeres- theilen (beide, der mediterrane, wie der mitteleuropäische Jura stossen in jener Gegend nach Neumayr fast auf- einander) stattgefunden haben , ja musste es sogar nach physikalischen Gründen bei Aufrechthaltung der ersteren Annahme. Diese Strömung, von Norden herkommend, lässt sich nun weiter bis um das böhmisch-mährische krystaliini- sche Massiv herum fortgesetzt denken, und ihrem Einflüsse dürfte es zuzuschreiben sein, dass die in Niederbayern auf- tretenden jurassischen Bildungen sich vom Gepräge der reinen fränkischen Facies einigermassen entfernen.

Verzeichnis

der gesammten ans den niederbayerischen Jnra- ablagerungen *) **) (zwischen Regensburg und Passau) bis jetzt bekannten Versteinerungen.

In nachstehendem Verzeichniss vertreten die einzelnen Rubriken die Formationsabtheilungen. Nach den früheren Principien wurde folgende Gliederung zu Grunde gelegt:

*) 1. c. 522.

**) Diejenigen, nur aus den obersten Malmgliedern bestehenden, Jura- parthieen im niederbayerischen Kreise, welche die unmittelbare Fort- setzung des Frankenjura bilden (Kelheimer, Abensberger Gegend), sind ausgeschlossen.

154

Haupteintlieilung des niederbayerischen Jura.

j 5 Dolomit

Ob w. J u r a. (Kimm er i dg i en.)

'j*

js

Schichten des Perisph. pseudomutabilis ' (normaler Schwammkalk in Franken). Noch nicht mit Sicherheit nachge- wiesen

Geschichteter Kalk von Söldenau. Stufe der Oppelia tenuilobata. Söldenauer Schichten

Mittlerer w. Jura. (Kimmeridgien )

J2 Kieselnierenkalk von Flintsbach und der ' Ortenburger Gegend. Stufe des Peltoceras bimammatum (Scyphien- facies). Ortenburger Schichten . .

j i Gesch. graue Kalke und Scyphienkalke von Voglarn, Dinglreuth undMünster. Stufe des Peltoceras transversarium. Voglarner Sch. Die unterste Bank davon, der Grünoolith, bildet mit den Biarmatusschichten im Kalk- berger Bruch die

j i 0 Oolithschicht von Yoglarn

j i * Ool. Mergelkalk von Dinglreuth. Stufe des Aspidoceras biarmatum. Dingl- reuther Schichten

Unterer w. Jura.

(Oxfor dien.)

d* Eisenoolith von Münster. Stufe Stephanoceras macrocephalum

Oberer Dogger. (Callovien.)

d Gelbe späthige Doggerkalke und Oolithe

von Zeitlarn, Dinglreuth und Vog- larn. Zeitlarner Schichten . . .

Oberer u. mittlerer Dogger.

(Callovien [incl.] bis Unteroolith.)

Eisensandstein. Stufe des Harpoceras \ Un t erer D o g g er. Murchisonae / (Unteroolith.)

155

Die in den Rubriken stehenden Buchstaben beziehen sich auf die Fundplätze. Es bedeutet nämlich :

A ;= Aichberger, B = Blümelmühle, D Dinglreuth, F Fürstenzell, Fl Flintsbach, M Maierhof, Ma Marterberg, = Münster, 0 = Obernöd, S = Söldenau, Y m Yoglarn (Kalkbergerbruch), Z Zeitlarn.

Ti

#•

*

•r-5

O

i-i

•' *

•r— 5

09

•r-j

•' 5

1. Reptilien.

Saurierhnochen

.

S

Saurierzahn (Ichtyosaurus) ....

.

.

s

II. Fische.

Sphenodus longidens Ag

V

Gyrodus umbilicus Ag

.

.

s

III. Krebse.

Prosopon simplex Quenst. ...

V

Orkomalus sp

M

IV. Würmer.

Serpula flaccida Goldf.

filaria Goldf.

.

M

convoluta Münst

M

pentagonalis Goldf. . .

prolifera Goldf.

spirolinites Goldf. ...

Deshayesi Münst. ...

M

subflaccida Eta 11

M

V. Cephalopoden.

Belemnites unicanaliculatus Ziet.

V

MYF

s

s

BA

hastatus Blainv. .....

D

Y

Nautilus Franconicus Opp

.

Mü?

s

Arduennensis d’Orb. . .

D

V

Calloviensis Opp

D

Amaltbeus Lamberti Sow

Y

alternans v. Buch

#

s

cordatus Sow

D

Harpoceras Brighti Pratt. ...

D

156

Ilarpoceras punctatum St all 1..

parallelum Rein. sp. ?

cf. Rauracum Mayer. .

Henrici d’Orb

canaliculatum M ü n s t .

Marantianum d’Orb. .

hispidnrn 0 p p

Arolicum 0 p p

stenorhynchum 0 p p.

trimarginatnm 0 p p. .

Haploceras falcnla Quenst. . .

Erato d’Orb

Oppelia oculata d’Orb

subclausa Opp. ....

polita Opp

callicera Opp.

^ cf. trachinota Opp. . .

' semiplana Opp

,, Gessneri Opp

Bruckneri Opp.. . . .

Anar Opp

flexuosa auctor

litocera Opp

Strombecki Opp. ...

Holbeini Opp

tenuilobata Opp....

Frotho Opp .

canalifera Opp

cf. steraspis Opp. . . .

Cosmoceras Jason Rein. sp. . . Stephanoceras macrocephalum

Schloth

Herveyi S o

tumidutn Rein. sp. . .

Perisphinctes Moorei Opp. . . .

aurigerus Opp

curvicosta Opp. . . . .

funatns Opp

Orion Opp

plicatilis Sow. (d’Orb.) chloroolithicus Gümb.

Martelli Opp. .....

Rhodanicus Duraort. .

convolutus impressae

Q uenst

colubrinus Rein. sp. .

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Perisphinctes polygyratus

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Achilles d’Orb. .

progeron n. sp. . .

» ßggeri n. sp. . . .

cf. striolaris Z i e t,

cf. stephanoides Opp

Rolandi Opp

trimerus Opp. ...

lepidulus Opp. . . .

involutus Quenst. .

suberinus n. sp. . . .

polyplocus Rein, sp

Güntheri Opp. . . .

platynotus Rein. sp.

Peltoceras Frikense Mösch.

Arduennense d’Orb.

torosnm Opp

Aspidoceras acanthicum Opp longispinum S o w .

(=i A. iphicermn und hoplisnn Opp el)

Altenense d’Orb.

circumspinosum Que.ns binodum Opp. ...

Rüppelense d’Orb..

Oegir Opp. .... .

perarmatum Sow. .

Phylloceras Manfredi Opp..

tortisulcatum d’Orb

Aptychi laeves

lamellosi

VI. Gastropoden.

Cheranitzia lineata Sow. sp, Natica Crythea d’Orb. . .

cf. Dejanira d’Orb. Trochus speciosns Münst. .

Niortensis d’Orb. .

bijugatus Q u e n s t. . Pleurotomaria conoidea D e s h a y e s. conoidea var. bistriata Agathis D e s 1 . . . .

Münsteri Roem. . . .

suprajnrensis Roem..

CbrysostomapapillaHeb. et. Desl.

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158

Bostellaria bicarinata Münst. . Nerita (Pileopsis) jurensis ßoem.

VII. Bivalven.

Panopaea (Pleuromya) tellina A g Ceromya obovata Poem. . .

orbicularis ßoem. . . . Pholodomya canalicnlata ßoem.

parcicosta A g

crassa Ag

Goniomya Y scripta S o w. sp. .

ornata Münst. sp. . . . Opis similis S o w. sp. .....

Astarte sp.

modiolaris L am

Cardium sp

Corbis Madridi d’Arch. sp. .

obovata Laube

Isoarca transversa Münst. . .

texata Münst

sp. (cf. striatissima Quenst.' Area concinna G o 1 d f. (Quenst. Maciodon aemulum Phill. sp.

Myoconcha crassa S o vv

Helmerseniana d’Orb..

Modiola gibbosa Sow

imbricata Sow

tenuistriata Goldf. . .

Pinna radiata Goldf..

Avicula Münsteri Bronn. . . .

(Monotis) similis Müns t. sp

Gervillia acuta Sow

n. sp

Trichites sp. .

Inoceramus laevigatus Münst. Plicatula subserrata impressae Quenst

» sp. ,

Hinnites abjectus Phill. sp. . .

velatus Goldf. sp. . . .

Pecten demissus Bean

textorius Quenstedt .

spathulatusßoem. (Läube) Rypheus d’Orb

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Pecten fibrosus Sow. . . .

vagans Sow

vimineus Sow

cornutus Quenst. . subtextorius Münst.

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subspinosus Münst. . . . subfibrosus d’Orb . . . . snbarmatus Münst. . . . carclinatus Quenst . . .

Lima semicircularis Goldf. . . .

gibbosa Sow . . .

Quenstedti Mösch

notata Goldf

aequilatera Buvign . . . subantiquata Roem

Limea duplicata Münst

Ctenostrea rudis S o w. sp . . . .

Ostrea Amor d’Orb

rastellaris Goldf

gregaria Sow

Quenstedti Mösch . . . .

(=n 0. Roemeri Quenstedt.) ? duriuscula Phill. sp. . .

Exogyra subnodosa Münst. . . .

Gryphaea sp

VIII. Brachiopoden.

Terebratula intermedia Sow. . . bisulfarcinata Ziet. . . .

Birmensdorfensis E s c h e r.

subbavarica n. sp

Kurri Opp. ( = reticulata

Quenst.).

Stockari Mösch

Waldheimia subrugata E u d. D e s- 1 ongch.

pseudolagenalis Mösch.

Möschi Mayer

,, trigonella Scliloth. sp.

(=: Terebratella Fleuriausa d’Orb.)

Terebratulina Quenstedti Suess. Terebratella loricata S c h 1 o th. sp. Megerlea pectunculus Schloth sp.

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Megerlea Friesenensis Sch ruf. sp. Rhynchonella lacunosa Schloth.

sp.

lacunosa var. Cracoviensis

Q u en st.

Arolica Oppel

strioplicata Quenst. sp.

striocincta Quenst. sp. .

triloboides Quenst. sp .

senticosa Schloth. sp. .

spathica Desl

Morieri D a v

cf. subtetraedra Dav. . .

cf. obsoleta Dav

minuta Buvign :

Fischeri (R o u i 1 1 e r)

E. Deslongch.

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IX. Radialen.

Cidaris coronata G o 1 d f

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filograna Ag

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cervicalis Ag. . . . . . . .

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vallata Quenst

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Blumenbachi Münst. .

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Hemicidaris crenularis Lam. sp.

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Rhabdocidaris sp

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cylindrica Quenst. ...

caprimontana Des

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Pseudodiadema Lochense Quenst.

sp.

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Pachyclypus semiglobus Des. . .

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Holectypus corallinus d’ Orb. . .

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orificiatus Des

depressus Leske. sp. . . Dysaster granulosus Goldf. . . .

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Collyrites ovalis Leske sp. . . .

carinata Leske sp. . . .

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Pentacrinus nodosus Quenst. . . ! cingulatus Münst. . . . |

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161

Millericrinus rotiformis d’Orb. . cf. echinatus Goldf. sp

Milleri Goldf. sp

Apiocrinitent heile . . .

Balanocrinus subteres G o 1 d f. sp. Eugeniacrinus caryopliyllatus

Goldf.

Hoferi Goldf.

nutans Goldf.

compressus Goldf.. . . . Asterias (Goniaster) impressae

Q u e n s t.

(Astropecten) spongiosa

Quenst.

Sphaerites punctatus Goldf. sp. tabulatus Goldf. sp. . .

X. Bryozoßn.

Ceriopora striata Goldf. . . . . . Neuropora cf. angulosa Goldf. sp. Berenicea orbiculata Goldf. sp diluviana Lam. sp . . . Stomatopora dichotoma Goldf sp. Pustulopora straminea Phi 11. sp. (== Pustulopora Quenstedti Waagen)

Proboscina sp . . .

XI. AnthozoSn.

Thainnastraea Defranciana Mich.

sp.

Montlivaultia sp

XII. Amorphozoen.

Scypbia cariosa Goldf

Siphonocoelia cylindrica G old f. sp. Hippalimus marginatus d’Orb. . Verrucospongia verrucosa Goldf.

sp.

gregaria Quenst. sp. . . Cribroseyphia Baugieri d’Orb. . Cribroscyphia obliqua Goldf. sp.

reticulata Goldf. sp. . . polyommata Goldf. sp. (?) cf. psilopora Gol d f. sp.

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Chenendroscypliia reticulata

Münst. sp. porata Quenst. sp. . . . Gonioscyphia texturata Goldf. sp. cancellata Quenst. sp. .

paradoxa Münst. sp. . .

Coscinopora texturata var. patelli- formis Goldf. sp. Cnemiseudea costata Goldf. sp. Cnemidium lopas Quenst. . . . stellatum Goldf. . . . .

Goldfussi Quenst.. . . .

Cupulichonia patella Goldf.. . .

Parendea floriceps Etall

Porostoma impressum Goldf. sp. Lochense Quenst. sp. . .

marginatum (Goldf. sp.)

Fromentel. Undeutliche Scyphien

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18

Paläontologischer Tlieil.

Nachstehende paläontologische Notizen verfolgen nicht den Zweck, eine kritische Uebersicht aller aus unserem Gebiete stammenden Versteinerungen zu geben. Der grösste Theil davon findet sich ohnehin, aus anderen Jurabezirken bereits bekannt, mehrfach beschrieben und abgebildet in der Literatur vor. Ueberdies wurden jene Formen, welche in der Auffassung allenfallsige Zweifel zuliessen, schon im Texte durch die in Klammern beigefügten Citate, hinweisend auf Abbildungen, verständlicher zu machen gesucht.

Dagegen erscheint es nothwendig, über mehrere Fossile, die sich durch interessante Eigen thümlichkeiten auszeichnen, einige kurze Bemerkungen zu geben. Ferner hat sich eine geringe Anzahl neuer, noch unbeschriebener Arten ergeben, deren Erklärung gleichfalls in folgenden Daten versucht werden soll :

16 3

Nautilus franconicus Oppel.

Tab. I. f. 1.

1845. Nautilus aganiticas Q uenstedt (non Schloth.). Cephalopoden,

S. 58 t. 2, f. 6.

1865. franconicus Oppel. Tithonische Etage. Zeitschrift

der deutsch, geol. Gesellschaft XVI S. 546. 1868. Zittel. Cephalopoden der Stramberger

Schichten, S. 48.

Im geschichteten Kalk von Söldenau kommen neben kleineren, typischen Exemplaren von Nautilus franconicus , (N. aganiticus Schloth. einiger Autoren) noch grössere Steinkerne mit ziemlich erhaltener Wohnkammer vor, deren Externseite, beiderseits mit einer randlichen Kante versehen, bis zu 60 mm breit wird. Die Versuchung, darin wegen dieser grossen Breite der Externfläche und der ziemlich ausgeprägten Kanten eine neue Art zu erblicken, liegt nahe. Gleichwohl stellen diese Formen, von welchen identische Exemplare aus den gleichalterigen Schichten von Franken im Münchener paläontologischen Museum liegen, gewiss nur die älteren Stadien jener kleineren vor.

Aber in anderer Beziehung erwiesen sich die Söl- denauer Exemplare als interessant, indem sie nämlich den Verlauf des Eindruckes vom sogenannten annulus oder Haftring in einer Weise zeigen, wie es bisher von fossilen Cephalopoden-Schalen noch nicht bekannt gewesen zu sein scheint*). Waagen, der diese Erscheinung in Ver- bindung mit den Haftmuskeln am Nautilus pompilius unserer Jetztwelt näher studirte**), führt schon einige

*) Soeben finde ich in dem neuen Werke: „Die Gebirge um Hall- stadt I. Theil“ von Dr. E. v. Mojsisovics bei einigen Nautileen aus der alpinen Trias gleichfalls die Eindrücke des Haftringes angegeben.

**) Ueber die Ansatzstelle der Haftmuskeln beim Nautilus und den Ammoniden. Dunker’s Palaeontographica XVII. S. 185.

11*

164

Analoga davon bei Versteinerungen auf' und zwar waren es mehrere Ammoniten aus dem lithographischen Schiefer (1. c. tab. XI. f. 4), bei welchen er eine eigenthümliche, ge- schwungene Linie (wurde bereits von Oppel in seinen paläontol. Mittheilungen gezeichnet) am hinteren Ende der Wohnkammer mit den Spuren des annulus verglich.

Die mir vorliegenden fossilen Gehäuse zeigen gleich- falls an dem hinteren Theile der Wohnkammer oberhalb der Loben eine mit letzteren nicht parallele Linie, die in ihrem Verlaufe eine unverkennbare Aehnlichkeit mit der von Waagen an der Schale des recenten JV. Pompilms (loc. cit. t. XI. f. 2) nachgewiesenen Furche jenes sog. annulus oder Haftringes bietet.

Diese Linie (vergleiche die dunklere oberhalb der scharf markirten ersten Kammerscheidewand gezogene Linie auf der Abbildung) erhebt sich vom Nabel aus aufwärts, setzt dann unter einem wenig gekrümmten Bogen bis über die Mitte der Wohnkammer weg und fällt von hier wieder tiefer in die Kammer zurück, um nahe an der ersten Kammerwand vorbei über die Extern seite fortzulaufen.

Unterhalb dieser schärfer gezogenen Linie des Haft- ringes lassen sich bei dem zur Abbildung gelangten Exem- plare in fragmentärer Weise die Umrisse der Ansatzstelle des Haftmuskels selbst, allerdings nur sehr schwach ange- deutet, finden (Vergl. Waagen 1. c. t. XL. f. 2 bei J M.). Ihre ungefähre Umgränzung soll die zweite hellere Linie (s. Bild) in ihrem unteren Theile veranschaulichen. Die- selbe darf jedoch im Gegensatz zu der ersten deutlich be- obachteten nur als eine problematische gelten.

Da wo die letztere über jene erstere hinausgreift und sich hakenförmig nach vorne wendet, liess sich in dieser Richtung bei einem zweiten Exemplare eine wieder deut- licher erkennbare rätkselhafte Furche wahrnehmen , deren

165

Vorhandensein wir hiemifc einfach constatiren , ohne nach dieser einmaligen Beobachtung eine Erklärung dafür ver- suchen zu wollen.

Da der oben geschilderte Eindruck des annulus nach Waagen (1. c. S. 189) sogar an den Gehäusen des recenten Vertreters der Nautileen. nur in seltneren Fällen mit ge- nügender Schärfe erkannt werden kann, dürfte sein Nach- weis an fossilen Ueberresten nicht uninteressant erscheinen.

Die besprochenen Stücke gehören der Sammlung des zoologisch-mineralogischen Vereines in Iiegensburg an.

Auialtheus cordatus Sowerby.

1813. Ammomtes cordatus Sowerby. Mineralconck. t. 17. f. 2—4.

(Ausser andern Orten)

Kommt in typischen, trefflich erhaltenen Exemplaren als charakteristische und zugleich häufige Versteinerung in dem unrein oolithischen , grün geflaserten Kalkmergel auf der Greuze zwischen Dogger und Malm (Biarmatusstufe) von Dinglreuth bei Vilshofen vor. Aus dem Frankenjura, welchem der Am. Lamberti nach Gümbel und Waagen nicht fehlt, kenne ich diese Species mit Sicherheit noch nicht.

Pliylloceras tortisulcatum d 0 r b i g n y.

A. a. 0.

1840. Ammonites tortisulcatus d’Orbigny. Cephalop. cret. (paleont.

fran?.) p. 163 t. 51 f. 4—6.

1870. Phylloceras tortisulcatum Zittel. Untertithon p. 41 tab. 1 f. 16.

Bei der Seltenheit der Phylloceraten im mittleren und oberen weissen Jura ist es interessant, ihr Vorkommen auch in unserem Bezirke constatiren zu können. Eiu typisches Exemplar von Phyll. tortisulcatum , welches ich der Freundlichkeit Herrn D,r. Egger’ s in Fassau ver-

166

danke, liegt mir zur Bestimmung vor. Es stammt aus den Tenuilobatenschichten von Söldenau.

Oppelia oculata Beau.

1829. Ammonites oculatus Bean. Phillips: Geology of Yorkshire II.

tab. 5 f. 16.

Eine in der untersten Bank des weissen Jura von der Tegernheimer Schlucht am Keilberge gefundene Form, die in der Mitte zwischen der Opp . denticulata des braunen und den Flexuosen des Malms steht, kommt der citirten Abbildung von Phillips so weit nahe, dass ihr jener Name direkt übertragen werden konnte.

Auf der Mitte der Siphonalseite bemerkt man deutlich eine Zähnelung. Die Rippen , welche vom Nabel aus- strahlen und gegen den Rand der Externseite hin in ver- mehrter Anzahl auftreten, sind nicht scharf ausgeprägt. Der Querschnitt ist dicker als bei 0. denticulata.

Was oben von Dinglreuth und Voglarn gleichfalls aus der Basis des weissen Jura als Opp. oculata ? (< denti- culata?) aufgeführt wurde, erlitt wegen des schlechten Erhaltungszustandes nur eine approximative Bestimmung.

Oppelia Anar Oppel.

Tab. I. fig. 8.

1863. Ammonites Anar Oppel. Paläontologische Mittheilungen p 207. t. 55 f. 1.

1871. Oppelia Anar Neumayr. Die Vertretung d. Oxfordgruppe im östl. Theil d. mediter. Provinz. Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanst. 1871 S. 366 t. 18 f. 5.

In den lockeren Transversariuskalken von Münster bei Straubing liegt äusserst häufig ein kleiner Ammonit, welcher mit den Beschreibungen von Oppel und Neu- mayer über die Opp. Anar im Wesentlichen überein- stimmt ; nur ist die Grössendifferenz ziemlich bedeutend,

167

Der Durchmesser beträgt nämlich bei den Münster’schen Exemplaren nicht viel mehr als 20 mm- Ausserdem zeigen diese letzteren eine etwas grössere Anzahl von Knoten an den Marginalkanten der Externseite. Demnach dürften diese Unterschiede nicht genügen, um eine besondere Art darin zu erblicken.

Die Rippen der Flankentheile stehen an der Naht weniger gedrängt und verlaufen unter häufig eiutretender Spaltung mit leichter Biegung nach dem Rand der Extern- seite. Hier erheben sie sich an dem zur Wohnkammer gehörigen Theile des Gehäuses, indem sie sich etwas ver- dickt nach vorn biegen, zu einer schwach kielförmigen Er- höhung. Gegen die inneren Windungen (Luftkammern) hin löst sich dieses kielartige Band in kleine Knötchen auf, die durch sehr feine Streifchen mit kleinen, zarten Marginalknötchen, womit an den Marginalkanten die Rippen der Flankentheile endigen, in Verbindung stehen.

Diese Verschiedenheit in der Verzierung der Wohn- und Luftkammern wurde zuerst von Neumayr (1. c.) betont. Bei unseren Steinkernen treten die letztgenannten Merkmale wegen des schlechten Erhaltungszustandes nur wenig hervor. Deshalb wurden auch jene zarten Knötchen, welche nur an wenigen Exemplaren deutlich sichtbar sind, auf der Zeichnung nicht mehr berücksichtigt.

Damit vollkommen identische Formen liegen im Münchener paläontologischen Museum aus dem Krakauer Gebiete vor, wo Opp. Anar überhaupt häufig vorkommt. In westlicheren Gegenden bildet dieselbe dagegen eine viel spär- lichere Erscheinung. Ferner wird die nämliche Species von Neumayr ans deni mediterranen Oxford (J, c.) angegeben,

168

Steplianoceras subcontractum Morris and Lycett.

1851. Ammonites subcontractus Morris and Lycett. A monog. of

the mollusc. from the Great Oolith I. tab. II. fig. 1.

Mehrere Exemplare aus den gelben, sandigen Tkonen mit Bhynchonella varians vom Keilberge bei Regensburg stimmen sehr gut mit der citirten Abbildung. Die an einem Individuum beobachteten Loben bieten fast das gleiche Aussehen dar wie die vonQuenstedt an seinem Ammon, anceps ornati (Cephalopod. t. 14 f. 5 = Steph. coronatum Brug.) gezeichnete Lobenlinie.

An dem genannten Platze (Seite 16 Lage 8) ist diese Art gar nicht selten.

Peltoceras *) Ardueimense d’Orbigny.

1847. Ammonites Arduenncnsis d’Orbigny. Pal. frang. terr. jur.

Cephal. t. 185 fig. 4.

1870. Ammonites Arduennensis Ferd. Poem er. Geologie von Ober*

Schlesien S. 243 t. 22 fig. 1 u. 2.

In wohlerhaltenen und typischen Exemplaren nicht selten in der Biarmatusbank von Dinglreuth.

Daneben kommt etwas seltner eine kleinere Varietät vor, welche, durch zahlreichere, etwas oberhalb der Nabel- gegend sich theilende Rippen charakterisirt, bereits den Uebergang zu Peltoceras spissum Oppel (Oppel- Waagen: Ueber die Zone des Ammon, transversarius, Separatabd. S. 13 [217]) bildet.

*) Ueber die Gattung Peltoceras Waagen vergleiche Records of the geolog. survey of India 1872 Band IV. S. 91. Weitere Bemerkungen darüber finden sich in dem jüngst erschienenen 6. Hefte vom 5. Bande der Abhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien 1873 : Die Fauna der Schichten mit Aspidoc. acanthicum von Dr. Neumayr S. 188.

169

Das ebenfalls in dem soeben citirten Werk (S. 13) benannte Peltoc. torosum Oppel (— Ammon, caprinus Quenstedt Cephal. tab. 16 f. 5) findet sich auch mit Pelt. Ard. bei Dinglreuth vor,

Per isphinctes Waagen

Bekanntlich entwickelt sich die Gattung Perisphinctes (frühere Familie der Planulaten) im weissen Jura zu einer äusserst vielfältigen Formenmenge. Ihre Vertreter liegen deshalb bei Bestimmung von Malmversteinerungen meist am zahlreichsten vor; bilden aber nicht immer die angenehmsten Untersuchungsobjekte. Die Gattung, obwohl so ziemlich den übrigen gegenüber abgeschlossen, verhält sich nämlich in ihren Arten desto unbegrenzter. Wenn man die mannigfache Varia- bilität der einzelnen Typen sowie die Schwierigkeit einer präcisen Definition der charakteristischen Merkmale bedenkt und ferner beachtet, wie selten vollständig ausgewachsene Exemplare, die ein von den Jugend- individuen oft beträchtlich verschiedenes Aussehen besitzen, Vorkommen, dann darf man sich nicht wundern, dass auch in der Nomenklatur sich wesentliche Verschiedenheiten bei den einzelnen Autoren ergeben haben. Während manche auf relativ wenig Artennamen die einzelnen Formen- typen vertheilen , begegnen wir auf der anderen Seite einer grossen Zahl besonders in neuerer Zeit aufgetauchter Speciesnamen, durch welche sich der , welcher sich mit dem Studium der Perisphinkten näher befassen muss, mit Mühe hindurchwindet.

Der Verfasser, als er zum erstenmale den Blick über das bunte Formenchaos schweifen liess, musste nun an sich selbst die Frage richten, ob er durch Aufstellung neuer Namen die ohnehin stark angeschwollene Namenzahl noch vermehren solle? Oder, sollte er die von einigen neueren Autoren gewonnenen Resultate vernachlässigen und der leichteren und bequemeren Handhabung zu Liebe die auf Grund feinerer Unterschiede enger gefassten Arten erweitern, d. h. nur wenig Speciesnamen gebrauchen? Oder sollte er schliesslich, um sich die lästige Namengeberei überhaupt vom Halse zu schaffen, mit den dunklen Collektivnamen eines planulatus, biplex, plicatilis allein sich begnügen?

Das letztere schien ihm dem klaren Entwicklungsgänge der wissen- schaftlichen Forschung am meisten im Wege zu liegen. Nicht viel besser gefiel ihm der zweite Fall, das Concentriren auf wenige Typen, wozu ihm, wenn es ja späterhin bei vielleicht geänderter Anschauung des Speciesbegriffeg nothwendig werden sollte, wenigstens jetzt noch

170

nickt die Zeit hiefür gekommen zu sein schien. So blieb ihm nichts übrig, als jene Formen, die sich von den bisher beschriebenen Arten als wirklich verschieden ergeben haben, auch als solche zu erklären und sie unter neuen Speciesbezeichnungen anzuführen.

Von diesen Gesichtspunkten aus geleitet hat er bei dieser Arbeit als einer Monographie in geognost. und paläontol. Beziehung die dem untersuchten Gebiet zukommenden, noch nicht gekannten oder be- nannten Arten zu beschreiben versucht. Zu gleicher Zeit wurden auch einige ältere, schwerer zu definirende Formen etwas ausführlicher be- rücksichtigt.

Die aus dem niederbayr. Doggeroolith stammenden Perispbinktenspecies sind nur wenig an Zahl und ge- hören meist unbestrittenen Arten an.

Dagegen liegen die Perisphinkten oder Planulaten aus dem weissen Jura zahlreicher vor. Was sich davon in Niederbayern und am Keilberge gefunden hat, ist in fol- gendem Verzeichuiss zusammengestellt. Die beigefügten Citate , die auf Abbildungen hinweisen , sollen erhellen, was bei der Formationsbeschreibung unter den jeweilig angebrachten Namen verstanden worden ist.

Der leichteren Uebersicht halber wurden die ver- wandten Formen in natürliche Gruppen zusammengefasst *). Hiemit wollen wir aber keine allgemeine Eintheilung der Planulaten des weissen Jura versuchen ; denn dazu würde ohnehin das Material unseres eng begränzten Gebietes bei Weitem nicht genügen.

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1. Biplexgruppe, Gerade oder schwach gebogene Rippen spalten sich, relativ erst spät, in zwei, seltner drei über die Externseite laufende Aeste. Das Auge gewinnt

*) Mit Freuden erkläre ich bei dieser Gelegenheit, dass mir Herr von Sutner, welcher sich seit längerer Zeit mit dem Ordnen der Planulaten im hiesigen paläon fcolog. Museum beschäftigt, bei der allge- meinen Orientirung derselben hülfreich an die Hand gegangen ist. Ich bin ihm meinen aufrichtigen Bank hiefür schuldig.

171

von allen Perisphinkten bei dieser Abtheilung am meisten den Eindruck des Regelmässigen. Siphonallobus nach den Beobachtungen Herrn v. Sutner’s gewöhnlich tiefer oder so tief als der erste Laterallobus (tab. II. fig. 3). Der Nahtlobus hängt ebenfalls tief herab , ist gut entwickelt und steht sehr schräg. Der zweite Lateral tritt meist etwas mehr zurück ; wenigstens ist er nicht so gut als bei den Polyploken ausgebildet.

Aus der Transversariusstufe :

Perisphinctes Martelli Oppel. Paläont. Mittheilungen S. 247.

,, chlor oolithicus Gümbel. Geogn. Verh. d. fränk. Alb. S. 55.

plicatilis Sowerbj. S o w. Miner, concb.

pl. 166 d’Orbigny Paleon. franc. terr. jurass. t. 192 f. 1, 2, 3.

,, Phodanicus Dumortier. Sur quelques gisem. de l’Oxford. inf. de TArdeche. S. 62. t. 3 f. 9, 10.

Aus der Tenuilobatusstufe : *)

Perisphinctes colubrinus R e i n e c k e sp. Maris protog.

Nautik et Argon f. 72. Quenstedt Cephalopoden t. 12 f. 10. Zittel Untertithon t. 9 f. 6 t. 10 f. 4 6.

2. Polygyraten gruppe. Rippen unregelmässiger, spalten sich häufig in mehr als 2 Aeste. Siphonallobus reicht gewöhnlich nicht so tief herab, als der erste Lateral- lobns. Nahtlobus ebenfalls schräg stehend.

*) In den Bimammatusschichten (Werkkalk) Frankens und Schwabens ist diese Gruppe hauptsächlich durch Perisph. Tiziani Oppel (Pal. Mittheilgn. S. 246. Quenstedt Cephal. t. 12 f. 11) und P. biplex Jjifurcatus Quenstedt (Ju,ra t. 74 f. 2) y er treten.

172

Aus der Transversariusstufe gehört wahrscheinlich hierher (wenigstens ein Theil der so bezeichneten Formen) :

Perisphinctes convolutus impressae Quenstedt. Jura

t. 73 f. 14 - 16.

Aus der Tenuilobatusstufe :

Perisphinctes polygyratus E e i n e c k e sp. Maris protogaei

Nautil. et Arg. f. 45 und 46. Quenstedt Ceph. t. 12 f. 3. Achilles d’Orbigny. Paleont. frauQ. terr. jur. t 206.

,, Eggert nov. sp. (tab. TI. fig. 2).

,, progeron nov. sp. (tab. I. fig. 2 a., b.). *)

3. P o 1 y p 1 o k e ngr up p e. Meist flache Formen, bei welchen die nach vorn gebogenen Rippen eine mehrfache Theilung erfahren. Häufig ist bei den sekundären Aesten die direkte Verbindung mit der Hauptrippe nicht mehr sichtbar. Der zweite Laterallobus ist gut entwickelt, während der Nahtlobus nur wenig herabhängt (von Sutner).

Aus der Tenuilobatusstufe:

Perisphinctes polgplocus Rein ecke sp. 1. c. f. 13 u. 14.

Quenstedt’s Jura t. 25 f. 5. Cephalop. t. 12 f. 2 und 5. Zittel. Aus der Urzeit f 121. ,, Lothari Oppel Paläont. Mittheilgn. t. 67 f. 1. G-uentheri Oppel 1. c. t. 66 f. 1.

lepidulus Oppel 1. c. t. 67 fig. 4.

Vielleicht gehört hierher noch der in mehreren Schichtenlagen des w. Jura sich findende

Perisphinctes virgulatus Quenst. Jura t. 74 f. 4.

*) An diesen schliesst sich der in den oberen Lagen des Franken- jura nicht seltene Pcrisph, Ulmensis Oppel Pal. Mittb. t, 74 f. 1-4 an.

173

4. Die Gruppe des P. trimerus und involutus schliesst sich an die vorige an. Meist comprimirte, mehr oder weniger involute Formen. Dickere Rippen umgeben die Naht.

Aus der Tenuilobatusstufe :

PerispJiinctes trimerus Oppel 1. c. t. 66 fig. 2.

,, Bolandi Oppel 1. c. t. 67 f. 3.

* steplianoides Oppel 1. c. t 66 f. 5.

,, involutus Quenstedt Cephalopoden 1. 12 f. 9. ,, suberinus nov. sp. (tab. II. fig. a , b., c.).

5. Isolirt steht der Perisphinctes platynotus Rein ecke sp. (1. c. fig. 41 A. Beinechianus Quen- s t e d t. Handbuch d. Petrefaktenkunde II. Aufl. t. 38 f. 7 u. 8) mit knieförmiger Biegung des Gehäuses. *)

Von der Gruppe des Per. mutabilis 8ow. konnten wir keine Vertreter in unserem Gebiete bis jetzt auffinden.

Gleich im untersten weissen Jura treffen wir auf zwei nahestehende Formen, welche, da sie wegen des gemeinsamen Lagers leicht verwechselt werden können, eine nähere Be- sprechung verdienen. Es ist dies der Per. Martelli und Per. chlor oolithicus. Sie bilden die Hauptvertreter der Biplexgruppe in der Transversariuszone und sehliessen sich nach Neumayr der Formenreihe des Perisph. procerus Seebach aus dem braunen Jura an.

Perisphinctes Martelli Oppel.

1842. Ämmonites plicatilis d’Orbigny (pars). Paleon. franc. terr.

jurass. p. 569 t. 191 (von tab.' 192b 1858. biplex impressae Quenstedt. Jura p. 579 t. 73

f 18 (non biplex cc Quenstedt. Ceplia- lopoden p. 182 t. 12 f. 7).

*) Aus den fränkisch. Tenuilobatenschiehten schliesst sich diesem noch der Per Galar Oppel (1 c. t. .67 f. 5) an.

174

1863. Martelli Öppel. Paläontol. Mittheilgn. S. 247.

1866. Oppel. Oppel - Waagen. Ueber die Zone

des Am. transuers. S. 285.

1874. ,, pliciiiiiis Brauns (pars). Der obere Jura im nord-

westl. Deutsclil. S. 160.

Gehäuse scheibenförmig, ziemlich weit genabelt.. Zahl- reiche, gerade, in der Nähe der Ventralseite gespaltene Rippen bedecken die flachen Seiten. Gewöhnlich korrespon- diren die Rippen auf beiden Seiten nicht mit einander, so dass die von einer Rippe abgehenden zwei Aeste, nachdem sie über die Siphonalseite gelaufen sind, je einen Ast von zwei benachbarten Rippen der nächsten Seite ausmachen (Zickzacklinie von Buch, vergleiche Q ue ns t e d t s Cephalopoden S. 162). Die in der Jugend und im mittleren Alter gedrängt stehenden Rippen entfernen sich bei den älteren Exemplaren unter knotiger Anschwellung von ein- ander. Querschnitt im ausgewachsenen Zustand ziemlich quadratisch, bei jugendlichen Individuen aber ein längliches Viereck bildend und bei ganz* jungen sogar rundlich. Nabelkante scharf; unterhalb derselben sind die Windungen etwas nach oben (einwärts) eingedrückt.

Das Gehäuse wird sehr gross, bis zu 400 mm- Durch- messer; bei einem Durchmesser von 70 mm- tretfen 60 oder noch etwas mehr Rippen auf einen Umgang. Die Nabel- weite beträgt in diesem Falle 30 mm-

Vorkommen: Sehr häufig in den Transversarius- schichten der verschiedensten Gegenden. Aus unserem Ge- biete liegen mehrfache Exemplare vom Keilberge (S. 45) und von Münster (S. 69) vor.

Perisphinctes ehloroolitbicus Giimbel.

1864. Ammonites chloroolithicus Gümbel. Geogn. Verhältn. d. frank.

Alb in Riehl’s Bavaria Bd. III. Buch IX. Separatabdruck S. 55

1866. ,, Oppel- Wa agen. Ueber die Zone

des Ammon, transvers. S 285.

175

Gehäuse scheibenförmig, weit genabelt, flach. Die an Zahl der vorhergehenden Species etwas nachstehenden Kippen, welche sich ebenfalls nahe der Siphonalseite spalten, verbleiben länger in ihrer gegenseitigen Stellung, daher Bruchstücke von den vorderen Kammern älterer Individuen eine grössere Anzahl davon als bei P. Martelli aufweisen können. Die erwähnten „Zickzacklinien“ scheinen hier seltner zu sein, doch kommen sie vor. Der Querschnitt, besonders bei ausgewachsenen Exemplaren deutlich zu sehen, bildet ein länglich gezogenes Trapez, dessen kürzere Seite an der Externseite liegt.

Nabelkante rundlich. Die Umgänge umfassen sich etwas weniger als bei voriger Art. Einen weiteren Unter- schied von letzterer bietet die weniger rasche und deshalb gleichmässigere Windungszunahme.

Bei 85 mra- Durchmesser zählen sich 50 Kippen auf einem Umgang, die Nabel weite ist hierbei 40 mm-

Das Gehäuse kann gleichfalls sehr gross werden.

Vorkommen: Wie P. Martelli sehr häufig in den Transversariuslagen am Keilberg bei Regensburg und bei Münster unfern Straubing. Sonst noch in der Grünoolith- b'ank durch ganz Franken sehr verbreitet.

Als den soeben beschriebenen Species sehr verwandt, ja in der Mitte zwischen beiden stehend, schliesst sich an :

Perisphinctes plicatilis Sowerby.

1817. Ammonites plicatilis Sowerby. Mineral Conchology t. 166. 1842. fl’Orbigny. Paleont. frane, terr. jurass.

t. 192 f. 1, 2. 8 (von t. 191).

Mag auch der Name fül* gar Vielerlei gebraucht worden sein , immerhin gibt die deutliche Abbildung bei d 0 r b i g n y genug Anhaltspunkte , um diesen Species- Namen aufrecht halten zu lassen.

176

Nach der d’Orbigny’schen Zeichnung aufgefasst, kommen aber von dieser im französischen wie norddeutschen Oxford, wie es scheint, so häufigen Art nur wenige und nicht einmal typische Formen in den Trans versar.-Schichten von Münster und Voglarn vor. Nur aus der Dinglreuther Biarmatusbank stimmen einige Exemplare mit oben citirter Abbildung (besonders der fig. 3) gut überein.

Bei der Häufigkeit und Bedeutung der erst ange- führten beiden Arten dürfte es vielleicht seine Berechtigung haben , auf ihre Unterscheidungsmerkmale untereinander und von P. plicatilis (Sow.) d’Orb. noch einmal kurz hinzuweisen.

Alle drei Species sind evolut ; P. chlor oolithicas zeigt dies am meisten , P. Martelli am wenigsten , P. plicatilis steht in der Mitte oder nähert sich darin dem letzteren.

Die Windungen, welche im Allgemeinen langsam und regelmässig anwachsen , nehmen bei P. Martelli etwas rascher in Höhe und Breite zu (vergl. Quenstedt’s Jura t. 73 f. 18); letzterer zeigt ferner statt einer runden Nabelkante, wie bei P. chlorool ., eine etwas geschärfte und unterhalb dieser Nabelkante sind die Umgänge bei ihm nach oben etwas eingedrückt.

Auch am Querschnitt lassen sich feinere Unterschiede wahrnehmen. Bei P. Martelli ist derselbe mehr quadratisch, bei P. chlor, bildet er ein trapezförmiges Oval mit der breiten Seite an der Nabelgegend ; P. plicatilis zeigt ein etwas mehr gerundetes Oval.

Endlich können noch bezüglich der Rippen Ver- schiedenheiten erwähnt werden. P. plicatilis und P. Mar- telli besitzen mehr Rippen als P. chlorool. , doch bleiben dieselben bei letzterer Species im ausgewachsenen Zustand näher beisammen. Bei P. Martelli rücken sie auf den vorderen Kammern weiter von einander weg (bei P plicat.

177

scheinen sie sich nicht soweit zu entfernen) und schwellen knotig an*

P. plicatilis findet sich in unserem Gebiete, wie be- reits bemerkt, nur bei Dinglreuth typisch (d’Orb. 1. c. t. 192 f. 3); diese von da vorliegenden Exemplare (jüngere und mittlere Stadien) lassen sich aber von den bei uns etwas höher gelegenen beiden andern Arten , selbst bei gleicher Grösse wohl unterscheiden. Ich kann daher die Ansicht derer nicht theilen, welche im P. Martelli Oppel nur die erwachsene Form von P. plicatilis erkennen wollen.

Mit genügender Schärfe lässt sich von den bisher besprochenen Perisphinkten die Reihe der als colubrinus (Rein.) Quenst. citirten Formen (vergl. D. Brauns der obere Jura im nordwesth Deutschland S. 160), welche eben- falls zur grossen Biplexgruppe gehören , trennen. Was schliesslich P. polygyratus Rein., Quenst. oder die als Polygyraten im engeren Sinn bezeichnete Formenreihe be- trifft, so bilden dieselben eine durch Ausbildung der Rippen und Loben für sich bestehende, von den Biplices gesonderte Gruppe.

Als Begleiter oben aufgefuhrter Arten kommen eben- falls nicht selten noch zwei, übrigens leicht unterscheidbare Perisphinkten vor, nämlich der P. Rhodanicus D u m o r t. und der sogen. P. convolutus impressae Quenstedt.

Perisphinctes Rhodanicus Dumortier.

1871. Ammonites Rhodanicus Eugene Dumortier. Sur quelques

gisements de l’Oxfordien inferieur de l’Ardeche. S. 62 tab. III. f. 9 und 10.

Gehört zur Biplexgruppe. Leicht kenntlich durch seine sehr zahlreichen , etwas nach vorn geschwungenen Rippen und durch die comprimirtere Form.

Vorkommen: In den Trans versariusschiehten von

Münster bei Straubing, ferner in den gleichen Schichten

12

178

des Krakauer Gebietes, im unteren Oxford des Dep Ardeche (Chäteaubourg) u. Dep. Isere (Trept) und nach Neumayr („Die Vertretung der Oxfordgruppe im östlichen Theil der medit. Provinz“, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanst. 1871 Erklärung der Tafel XVIII.) wahrscheinlich auch im medi- terranen Oxford vom Banat und von Mähren (Cze- techowitz).

Perisphinctes conyolutus inipressae Quenstedt.

1849. Ammonites convolutus itnpressae Quenstedt. Cephalopoden S. 169. 1858. Quenst. Jura S. 578 t. 73

f. 14-16.

plicatilis pars mancher Autoren.

Durch die meist nur kleine, nicht flache, sondern ge- drungene Form, mit mehreren tiefen Einschnürungen ver- sehen, charakterisirt. Auch grössere hierher zu rechnende Exemplare unterscheiden sich durch ihre globosere Gestalt von den bisher betrachteten Perisphinkten.

Dieser dem sulciferus Oppel nahestehende Ammonit mag unter der angeführten Benennung, welche ihm Quen- stedt gab, einstweilen am ersten erkannt werden. Seine Stellung ist nämlich noch unsicher. Während manche der unter dieser Bezeichnung laufenden Formen vielleicht nur junge Individuen von Perisphinkten aus der Verwandt- schaft des P. plicatilis darstellen , entwickeln sich andere zu dickeren Gehäusen, die in die Gruppe der Polygyraten gehören.

Vorkommen: Transversariuslagen von Münster und Voglarn. Sonst noch sehr verbreitet. Aehnliche Formen gehen übrigens auch in höhere Weissjuraschichten hinauf (Würgau).

179

Perispliinctes colubrinus Rein ecke sp.

1818. Nautilus colubrinus Rein ecke. Maris protogaei Nautilos et

Argonautas etc. f. 72.

1847. Ammonites colubrinus Quenstedt. Cephalopod. t. 17 f. 10. 1870. Perispliinctes colubrinus Zittel. Untertithon p. 107 t. 9 f. 6.

t, 10 f. 4-6.

Die mir aus dem niederbayr. Jurabezirk (Söldenau) vorliegenden Exemplare besitzen folgende Eigenschaften.

Gehäuse scheibenförmig, selten über 80 mm- im Durch- messer haltend. Nabel weit und schwach vertieft. Um- gänge wenig umfassend , seitlich etwas abgeplattet , im Querschnitt immer höher als breit. Externseite gerundet und mit einer deutlich erkennbaren Medianfurche versehen. Die Rippen stehen gerade und theilen sich nahe am Extern- rande in 2 , hie und da in 3 über die Siphonalseite weg- laufende Aeste. Andeutungen von parabolischen Knoten sind bei einigen Exemplaren vorhanden, anderen fehlen sie gänzlich. Auf einen Umgang fallen circa 40 Rippen. Einschnürungen , oft bis zu 4 auf einer Windung , sind nicht selten. Die Wohnkammer scheint nicht ganz einen Umgang einzunehmen.

Die Loben (tab. II. fig 3, Originalexemplar in der Sammlung der k. k. geolog. Reichsanstalt in Wien) zeigen den Charakter der Biplexgruppe. Der Siphonallobus geht ziemlich tief herab. Die Verzweigung ist übrigens nicht besonders complicirt.

Dimensionsverhältnisse: Gesammtdurchmesser

75 mm\; Höhe des letzten Umganges über der Naht 20 mm-; Nabelweite 40 mm- ; Dicke des letzten Umganges bis zu 20 mm- Bemerkungen. Von P. biplex bifurcatus Q u e n s t. (Ceph.tab. 12 f. 11) dadurch unterschieden, dass dieser weniger evolut ist und regelmässigere Rippen besitzt, deren Zwischen- räume jedoch gegen die Wohnkammer zu etwas sich erweitern. Auch fehlt die Medianfurche an der Siphonalseite. Ebenso

12*

180

fehlt dieselbe bei P. Tiziani Oppel, welcher mit dem letztgenannten im Werkkalk nicht selten gefunden wird, von diesem aber durch die gerundeteren Umgänge sich abhebt.

Reinecke (1. c.) bildet von P. colubrinus die grob-, Quen stedt (1. c.) die feinrippige Varietät ab. Unsere Exemplare halten die Mitte zwischen beiden ; in der Spaltung und Vertheilung der Rippen sind sie übrigens ziemlichen Unregelmässigkeiten ausgesetzt. Mögen sie dadurch etwas an die Polygy raten erinnern, so spricht doch ihr Total- charakter, sowie die Lobenzeichnung für ihre Zugehörig- keit zur Biplexgruppe.

Vorkommen. Aus dem geschichteten Kalke von Söldenau. Von den übrigen Perisphinkten der dortigen Tenuilobatusschichten leicht zu trennen durch die Median- furche der Siphonalseite , die geraden Rippen und noch dadurch, dass P. colubrinus daselbst nur in der ersten, weicheren , grünlichen Bank des Schichtencomplexes mit Opp. tenuilobata , hier aber in ziemlicher Häufigkeit auftritt.

In Franken wird er gleichfalls gewöhnlich in den unteren Schichtenlagen der Tenuilobatusstnfe gefunden. Ausserdem geht er bis in’s Tithon hinauf.

Perisphinctes Eggeri nov. sp.

Tab. II. fi g. 2.

Flach, scheibenförmig, weit genabelt, mit zahlreichen (bis fast 50 auf einen Umgang) Rippen versehen ; dieselben sind leicht nach vorn geschwungen , an der Naht etwas schärfer markirt und theilen sich erst ziemlich spät in 2 bis 3 Aestchen. Zwischen je einem Paar von letzteren drängen sich von der Externseite her neue kleinere Rippchen entgegen. Seiten abgeplattet , Siphonalseite gerundet. Loben eng aufeinander sitzend , ziemlich zerschlitzt. Siphonallobus nicht so tief als der erste Lateral.

181

D imensionsverhältniss e. Durchmesser (excl. der Wohnkammer) 130 mm ; Nabelweite 50mm>; Höhe des letzten Umganges am Anfang der Wohnkammer von der Naht aus 45 ram- , Dicke desselben etwas über 30 mm-

Bemerkungen. Gehört zu den Polygyraten. Von P. polygyratus (Reinecke 1. c. f. 45, Quenstedt Cephah t. 12 f. 3) selbst ist diese Species unterschieden durch flachere Seiten, zahlreichere und regelmässigere Rippen und eine etwas grössere Involubität, ferner ist die Zunahme in die Höhe rascher als bei jenem. Von dem folgenden P. progeron und von P. geron Zittel (die Fauna der älteren Cephalopodenführ. Tithonbilgn. t. 35 f. 3 a. c.) unter- scheidet P. Eggeri sich hauptsächlich durch weniger und weiter auseinander stehende Rippen, die sich später als bei P. progeron spalten, und grössere Abplattung der Seiten. Zu Ehren des Herrn Bezirksarzt Dr. Egger in Passau benannt.

Das Originalexemplar liegt in der Sammlung der k. k. geolog. Reichsanstalt zu Wien. *)

Vorkommen. Söldenauer Schichten. Ausserdem in den gleichaltrigen Kalken Frankens von Gräfenberg und Weismain (Sammlung d. geogn. Bureau’s in München) und der Thalmässinger Gegend (palaeont. Museum in München).

Perisphinctes progeron nov. sp.

Tab. I. fig. 2. a. u. b.

Gehäuse flach, scheibenförmig mit gerundet dreiseitiger Externfläche. Die Dicke der Umgänge nimmt gegen die Naht hin zu. Die flachen Seiten fallen mit gerundeter

*) Durch die Güte des Herrn Hofratli und Direktor Ritter Franz von Hauer lag mir aus benannter Sammlung eine Suite Söldenauer Ammoniten zur Benützung vor. Ich erlaube mir, demselben bei dieser Gelegenheit meinen tiefgefühltesten Dank autszusprechen,

182

Nabelkante ab. Die Windungen umfassen sieb gegenseitig in ziemlicher Tiefe. Die Oberfläche der Schale ist mit dicht gedrängten, etwas nach vorn gebogenen Rippen be- setzt; an der Naht sind dieselben ziemlich breit und spalten sich oberhalb der Mitte der Seiten in 2 bis 3 ununter- brochen über die Siphonalseite laufende Zweigrippen. Die Loben haben im Allgemeinen Aehnlichkeit mit denen von Per. geron Zittel; doch sind sie leider nicht sehr deutlich sichtbar.

Dimensionsverhältnisse: Mit Ausschluss der Wohn- kammer, die vielleicht einen Umgang betragen mag, misst der Durchmesser 135 mm , die Nabelweite 50 mm- ; Höhe des Umganges der Wohnkammer 47 mm*, dieselbe in der Windungsebene 35 mm*

Bemerkungen. Diese schöne Species ist nah verwandt mit Perisph. geron Zittel (die Fauna der älteren Cephalopoden führenden Tithonbildungen S. 230 t. 35 f. 3 a. c.), unterscheidet sich aber von diesem dadurch, dass längs der Naht breitere und weniger zahlreiche Rippen vorhanden sind und dass der Querschnitt der Windungen nicht so hoch und gegen die Naht hin merklich breiter ist.

Auch Perisphinctes Ulmensis Oppel (Pal. Mittheilgn. t. 74 f. 1 4) aus dem obersten weissen Jura Frankens (Solenhofen) steht ihm nahe , lässt sich aber davon wohl unterscheiden.

Das Exemplar, nach welchem die Abbildung gefertigt wurde , liegt in der Sammlung der k. k. geolog. Reichs- anstalt zu Wien.

Vorkommen: Söldenauer Schichten. Einen hier- her gehörigen Planulaten fand ich ferner bei Theuern unfern Amberg (untere Tenuilob. -Schichten).

183

Ferispkinctes suberimis nov. sp.

Tab. «II. fig. I. a, b., c.

Gehäuse scheibenförmig , sehr flach , stellt im Allge- meinen einen grossen evoluten Per , invölatus vor. Die Seiten haben ihren grössten Quer - Durchmesser nahe der Naht und verschmälern sich mit einer leichten Depression gegen die gerundete Siphonalseite hin. Vom Nabel strahlen gröbere, aber nicht scharfe, nur in den inner n Windungen besser markirte Rippen aus, wovon auf einen Umgang über 20 kommen und welche sich , auf den Seiten fast völlig verschwindend, in mehrere sehr schwache über die Extern- fläche hinwegziehende Rippchen spalten. Dieselben sind so wenig ausgeprägt, dass der ganze Ammonit mit Ausnahme der Nabelgegend fast glatt erscheint. Die Wohnkammer nimmt einen Umgang ein ; ihr vorderes Ende verlässt etwas die regelmässige Spirale und verengt sich zugleich ein klein wenig.

Die Lobenzeichnung (auf tab. II. bei 1 c. , soweit sie am vorliegenden Exemplar erhalten war, dargestellt), welche von Per. involutus abweicht, lässt sich mit der des Perisph. Erinus d 0 r b i g n j vergleichen ; doch ist sie weniger zerschlitzt und ihre einzelnen Theile sind derber als bei letzterer. Auch gelangt der Sekundärlobus zwischen dem 2. Lateral und dem ersten Auxiliarlobus zu einer grösseren Selbständigkeit als bei P. Erinus.

Dimensionsverhältnisse: Durchmesser 180 mm*;

Nabelweite 70 mm-; Höhe des letzten Umgauges an seiner höchsten Stelle 70ram-; Dicke desselben 38mm<

Bemerkungen. Diese Species, welche eine grosse Verwandtschaft mit dem bereits genannten Perisphinctes Erinus d’Orbigny (Paleont. fran£. terr. jurass. p. 549 t. 212 und Hector t. 215) aus deili jneridgien bekundet, darf doch mit

französischen Kim- diesem nicht vereinigt

184

werden. Der Unterschied liegt darin, dass Per. suberinus comprimirtere Seiten, etwas stärkere Evolubilität, und eine grössere Anzahl der vom Nabel ausstrahlenden Rippen be- sitzt; ferner verliert er bei gleicher Grösse viel früher die Berippung. Ohnedem gehören vollständig überein- stimmende Ammonitenformen, welche beiden Juragebieten (dem französischen und dem süddeutschen) eigen sind, zu den Seltenheiten.

Das Originalexemplar (auf der Abbildung um die Hälfte verkleinert) befindet sich in der Sammlung der k. k. geolog. Reichsanstalt zu Wien.

Vorkommen. Tenuilobatusschichten von Söldenau.

Actaeonina Ratisbonensis nov. sp.

Das zierliche , sehr kleine (blos 2 1) mm grosse) Ge- häuse gehört zu den mit Längsstreifen versehenen Actäo- ninen und gleicht in der äusseren Gestalt , Mundöffnung u. s. w. der Actaeonina (Tornatella) Aviothensis Buvignier (Statistique geologique etc. dn depart. de la Meuse t. 23 f. 32, 33), unterscheidet sich aber hievon wie von der verwandten Actaeon. (Orthostoma) fontis Dumortier*) (Etndes paleont. sur les depöts jurassiques du bassin du Rhone. 3 partie. Lias moyen S. 221 pl. XXVII. f. 15) aus dem mittleren Lias hauptsächlich dadurch , dass von den Längsstreifen zwei, welche zunächst der Naht gelegen sind, besonders gut sichtbar sind, während die übrigen weit schwächer auftreten und auf der Mitte jeden Um- gangs sogar verschwinden.

*) Dumortier weist übrigens aus dem nämlichen Horizont noch auf 2 Actaeoninen hin 1. c. S. 221 : „Je connais encore dans la zone ä Pecten aequivalvis deux orthostoma tres petits et trop peu sürs pour etre determines, peutetre appartiennent ils tous deiix ä la meme espece (0. fontisU

185

Vorkommen.. Im Rotheisenoolith des mittleren Lias (mit Pecten aequivalvis zusammen) vom Keilberg bei Regensburg. Selten.

Pleurotomaria conoidea Deshayes.

a. a. 0.

1818. Trochns elongatus Sowerby. Miner. Conchol. p. 181 t. 193 f. 2—4.

1831.

1837.

1848.

1867.

1869.

Pleurotomaria conoidea Deshayes. Descr. de. coquill. caract. d. terr. t. IY. f. 4.

conoidea Bronn. Lethaea geoguostica t. XXL

f. 1-4 p. 302.

mutabilis Deslongchamps. Pleurotomaires.

Mern. Loc., Linneene d Normandie p. 104.

conoidea Laube. Die Gasteropoden des braunen

Jura von Balin. S. 16.

elongata D. Brauns. Der mittlere Jura in

nordwestl. Deutschland 8. 186.

Findet sich im gelben Doggeroolith von Zeitlarn ziemlich selten.

Dagegen ist im Dinglreuther Bruch auf’ der Grenze zwischen dem weissen und braunen Jura (Biarmatusbank) in Gesellschaft mit Amaltli. cordatus, Peltoc . Arduennense , Aspid. perarmahim eine Pleurotomarie sehr häufig, wovon die kegelförmige Gestalt mit geraden oder schwach konkaven Seiten, der mit Knoten versehene Kiel am unteren Umfang jeder Windung, das diesem Kiele nahegerückte Band, sowie die Ornamentik (feine Längsstreifen und nur am oberen Theil jeder Windung ausgeprägte Querstreifung) ihre Zu- gehörigkeit zur Formengruppe der Pleurot. conoidea ausser allen Zweifel stellen. Wir bezeichnen sie als

Pleurotomaria conoidea var. bistriata (tab. II. fig. 8).

und beschränken uns auf folgende

kurze Charakteristik

derselben ;

186

Die Höhe unserer Varietät beträgt 35 40 mm* Der Spiralwinkel misst gegen 50 mm> ; doch kommen spitzere und stumpfere Individuen vor. Basis schwach konkav, auf ihrer ganzen Fläche mit feiner regelmässiger Spiralstreifung bedeckt, die durch Zuwachsstreifen unterbrochen ist. Eine geringe Einsenkung bezeichnet die Nabelstelle. Der Mund- rand konnte leider an keinem Exemplare blosgelegt werden.»

Was die Verzierung betrifft, so sind ausser den zahl- reichen, feinen Längsstreifen noch schief nach rückwärts gerichtete Querstreifen, welche aber blos am oberen Theil jeder Windung sichtbar sind, vorhanden. Die Dinglreuther Exemplare zeigen diese Qnerstreifung auf doppelte Art. Zwischen den schärfer markirten, gröberen Querstreifen, welche für die Gruppe der PI. conoidea so charakteristisch sind, bemerkt man nämlich noch feinere (gewöhnl. 2), die oft nur mit der Lupe deutlich erkannt werden können. Der hervorspringende Kiel besitzt Knoten ; dieselben stehen in einer Entfernung von 1 mra- von einander.

Das Band liegt dem Kiele genähert, ist aber von ihm durch einige Längsstreifen (ihre Zahl schwankt von 2 5) getrennt; an seiner oberen und unteren Grenze ist es durch je einen Längsstreifen begränzt, der gegenüber den übrigen, welche gleichmässig über jede Windung verlaufen, etwas stärker hervortritt; die halbmondförmigen Zuwachs- linien werden ebenfalls durch Spiralstreifen, von denen der mittelste sich wieder etwas mehr gegenüber den andern heraushebt, durchschnitten.

Auf tab. II. fig. 8 ist ein Theil der Windung dreimal vergrössert dargestellt.

Pleurotom. conoidea, welche in Frankreich vom Bajocien bis Oxfordien vorkommt, repräsentirt den Typus eines Formenkreises, der zahlreichen Variationen unterworfen ist. Deshalb Hessen auch die einzelnen Autoren diesen Species-

187

n amen zwischen mehr oder weniger weit ausgedehnten Grenzen schwanken. So führt d’Orbigny eine grössere Anzahl ans dem Formenkreise der genannten Pleurotomarie als selbständige Arten an, welche andere wie Des- longchamps oder Laube unter einer Species begreifen.

Unseren Formen steht- die var. elonyata Deslong- champs (1. c. tab. X fig. 15) am nächsten. Auch Pleuroto- maria culminata Heb. et Deslongch. (memoir. sur les fossiles de Montreuil- Bellay t. IV. f. 5 u. t. V. f. 1) ent- fernt sich, wenigstens dem Aeusseren nach (sie besitzt an der Innenlippe einen Zahn), nicht bedeutend, ohne aber vollkommen damit zu stimmen.

Lima scaberrima nov. sp.

Tab. II. fig. 7.

Die über 20 mm- grosse Schale ist schief eirund, ziem- lich gewölbt, gleichseitig, vorn gerade abgestutzt. Ohren schwach vorstehend. Am Steinkern sieht man vom Wirbel circa 30 scharfe , glatte , durch etwas weniger breite Zwischenräume getrennte Rippen ausstrahlen. Wo die Schale selbst noch erhalten ist, erscheinen die Rippen schärfer und, was besonders charakteristisch ist, sägefÖrmig geknotet. Letzteres Merkmal theilt die Muschel mit der Lima scabrosa Münster (Goldfuss Petrefacta Germaniae t. CIL f. 8) aus den Hornsteinknollen des mittleren weisseil Jura von Amberg ; sie ist aber von dieser verschieden durch die etwas mehr gleichmässige Ausbildung aller Rippen, sowie hauptsächlich dadurch , dass dieselben in weit ge- ringerer Anzahl vorhanden sind.

Vorkommen: In den mergeligen , grauen Kalk- schiefern der obersten Transversariu^schichten vom Keil- berge bei Regensburg.

188

Lima aequilatera B u v i g n i e r.

1852. Lima aequilatera Buvignier. Statistique geol etc. du depart.

de la Meuse t. XVIII. f. 14—16.

Limen von gleichmässigen, nicht besonders gewölbten Schalen mit rundlichem Umrisse und wenig markirten, breiten Rippen, welche durch sehr schmale, öfters punktirt erscheinende Zwischenfurchen getrennt werden, kommen in den Söldenauer Brüchen nicht gar selten vor ; sie theilen alle Hauptcharaktere mit der benannten Species , so dass dieselben unbedenklich mit letzterer identificirt werden können.

V or kommen : Tenuilobatusstufe zu Söldenau, ausser- dem im Astartien des Dep. Meuse.

Avieula (Monotis) Gümbeli nov. sp.

Tab. II. fig. 6.

Flache, 25 mm- lange Schale, mit groben An wachsstreifen und verhältnissmässig starken Radialrippen versehen. Letztere springen da, wo sie über erstere hinweglaufen, als stumpfe Knoten hervor. Auf der hinteren Flügelseite sind die Radialstreifen in grösserer Anzahl und etwas feiner vorhanden, während sie am übrigen Schalentheile gröber und in massigen Abständen von einander getrennt sind. Dazwischen schieben sich gegen den unteren Schalenrand hin durch dichotome Verzweigung kleinere Radialrippchen ein. Schlosslinie ziemlich gerade.

Diese Art schliesst sich an die für die oberen Tenui- lobatusschichten so bezeichnende Avieula (Monotis) similis Münster sp. (Goldfuss Petref. German, t CXX. f. 9 = Monotis lacunosae Quenstedt Jura t. 78 f. 6, Avieula similis Oppel, Monotis similis Wür tenberger) an, verdient aber gewiss, davon abgetrennt zu werden. Die Unterschiede lassen sich leicht festhalten, Di v Avie. similis

189

hat viel mehr und näher an einander stehende, feinere Radialrippen , während Av. Giinibeli deren weit weniger und durch die rauhen Anwachsstreifen grob gekörnelte besitzt.

Zu Ehren des Herrn Oberbergrath Dr. Gümbel benannt.

Vorkommen: Im plumpen Felsenkalk am Keilberg bei Regensburg. Damit identische Exemplare liegen in der Sammlung des Münchener geognost. Bureaus aus den grobbankigen Plattenkalken (Prosoponkalken) von Weiden- sees in Oberfranken.

Myoconclia Helmerseniana d’Orbigny.

1 845 . Myoconclia Helmerseniana d’Orbigny. Vernenil, Murchison

und Keyserling Russia and the Ural mountains II. Palaeontology t. 39 %. 19-21.

Ein Exemplar vom Maierhof stimmt mit dieser der bekannten Myoconclia crassa S o w. des braunen Jura ähn- lichen Muschel überein.

Vorkommen: In den Ortenburger Schichten;

ausserdem im unteren Oxford von Orenburg (siidl. Ural).

Cardinia attemiata Stutchbury sp.

Taf I. fig. 5.

1842. Pachyodon attenuatus Stutchbury. Annals and Magazine of

natural history Vol. VIII. S. 485 t. X. f. 13 u. 14.

1858. Thalassites Quenstedt. Jura S. 191.

Stutchbury gibt folgende Charakteristik von dieser Species :

Shell cuneiform; transverse diameter twice its height; posterior end strongly attenuated ; lunule small but deep; transverse diameter 2,8, height 1,4, thickness 0,7.

190

Einige aus dem mittleren Lias vom Keilberg mir vor- liegende Cardinien stimmen mit dieser Beschreibung und der citirten Abbildung überein , nur zeigen sie die Ver- schmälerung am hinteren Ende nicht so bedeutend ausge- prägt. Es sind zierliche Muscheln von querverlängertem Umriss; der Wirbel befindet sich noch im ersten Drittheile. Anwachsstreifeu treten mehr oder weniger hervor. Die Länge beträgt 42 mm- , die Höhe 25 mm- Der obere Rand neigt sich vom Wirbel nach hinten anfangs in einer ge- raden Linie abwärts und biegt dann mit einem stumpfen Winkel von circa 155° (an dieser Stelle ist das Stück der Stutchbury’schen Abbildung verletzt) bis zum Unterrande fort. Letzterer ist convex gekrümmt und verschmälert sich gegen das Ende mit einer leichten Einsenkung. Vom Wirbel bis zur hinteren Ecke des Unterrandes läuft eine stumpfe kielartige Erhöhung über die ziemlich gewölbte Schale. Das Schloss konnte an keinem der untersuchten Exemplare (Sammlung des kgl. Lyceums in Regensburg) blosgelegt werden.

Vorkommen: Im mittleren Lias (Rotheisenoolitli) vom Keilberge bei Regensburg, und Cheltenham in England. Oberbergrath G ü m b el führt diese Art ferner aus den mittleren Liasschichten von Bubach in der Oberpfalz an.

Terebratula subbavarica nov sp.

Tab. I. fig. 4 a , b. u. c.

Schöne, leicht zu erkennende, bauchige Art von oval fünfseitigem Umriss; so dick oder noch dicker als breit, aber immer länger. Die kleine Schale ist weniger gewölbt als die andere, bei welcher die Wölbung besonders an ihrem oberen Theil stark hervorspringt. Schnabel kräftig, meist bis zur kleinen Schale eingebogen und mit einem ziemlich grossen , runden Loche versehen. Die grösste Breite befindet sich oberhalb der Schalenmitte, von wo

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ans die Form sich gegen den geraden Stirnrand etwas zu- spitzt. Schlosskante der kleinen Schale fast gerade. An den beiden Stirnecken, von welchen sich je eine stumpfe, kurze Leiste zur kleinen Klappe hinaufzieht, bemerkt man Andeutungen von schwachen Falten.

Bemerkungen : Mit dieser Species ist ziemlich ver- wandt die Terebratula elliptoides Mösch (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. 4. Liefg. Geolog. Beschreibg. des Aargauer Jura S. 313 t. VT. f. 7), von welcher T. subbavarica durch den fast geraden Schlossrand, durch die weniger gewölbte kleine Schale, den mehr liber- gebogenen Schnabel sowie dadurch, dass sie ihre grösste Breite oberhalb der Mitte besitzt, ab weicht. Weiter ent- fernt steht Terebratula JBourgueti Etallon (Lethaea Bruntrutana t. XLT. f. 7), mit welcher eine Verwechslung durch den Mangel des Uebergreifens der grossen Schale in die kleine, durch stumpfere Stirnkanten u. s. w. vorge- beugt ist.

Vorkommen: Nicht selten in den Ortenburger

Schichten (Kieselnierenkalk) vom Maierhof und Voglarn.

Terebratula Stockari Mösch.

18G7. Terebratula Stockari Mösch. Geol. Beschreibung des Aargauer

Jura S. 312 t. VI. f. 6 a.-c.

Eine mit der citirten Abbildung gut stimmende Brachio- pode habe ich in den Transversariuskalken zu Voglarn bei Ortenborg gefunden.

Waldheimia Mösch i Mayer.

18G7. Terebratula ( Waldheimia) Möschi Mayer. Mösch: Geol. Be- schreibung des Aargauer Jura S. 314 t. VI. f. 4 a.-f.

Waldheimia Möschi besitzt ei und Vertikale Verbreitung innerhalb

le grosse horizontale des weissen Jura der

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Schweiz und ist nach Mösch (1. c.) vielfachen Variationen unterworfen. Aus unserem Bezirke liegen mir mehrere typische Exemplare von ihr aus dem Ortenburger Kiesel- nierenkalke vor. Ausserdem stammt aus den Söldenauer Schichten eine dicke, aufgeschwollene Varietät davon, bei welcher Höhe, Breite und Dicke sich so ziemlich das Gleichgewicht halten. Die grösste Breite und Dicke be- findet sich hier oberhalb der Schalenmitte, von wo aus die Klappen sich stark gegen den mit deutlichen Ecken ver- sehenen Stirnrand zuschärfen. Quenstedt bildet aus dem weissen e von Ehingen eine Form als Terebr. indentata var. (Jura t. 91 f. 12) ab, die dieser nahe steht.

Aus Franken ist die Waldh. Möschi hauptsächlich von Amberg (gelbe Hornsteine) bekannt.

Waldheimia subrugata E. Eudes. -Deslongchamps.

1856. Terebratula ornithocepliala E. Deslongchamps Bull, de la

Soc Linn. de Normandie I. pag. 98. 1859. subrugata E. Deslongchamps Bulletin de la Soc.

Linn. de Norm. t. IV. pl. II. fig. 7. 1859. ,, (Waldlieimia) subrugata E. Deslongchamps

Memoire sur les brachiopodes de Kellow rock. Mem. de la soc. Linneenne de Norm, tome XI. p. 88 tab. V. f. 5.

1871. subrugata Eug. Dumortier. Sur

quelq. gisements de l’oxfordien in- ferieur de fArdeche S. 48 tab II. fig. 1 6.

Diese zur Gruppe der Waldh. ornitliocephala gehörige Terebratel bildet ein etwas zusammengedrücktes , länglich fünfseitiges Oval und ist von allen andern verwandten Brachiopoden leicht dadurch zu unterscheiden, dass mehr oder weniger deutlich erkennbare, zahlreiche, oft lamellen- artig markirte Streifen, die den Zn wachsstreifen parallel

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laufen , (lignes rugueuses concentriques Dumortier) auf der Schalen ober fläche zu bemerken sind.

Grössere Schale in der Mittellinie gewölbt, sonst beide Klappen regelmässig convex. Schnabelkanten scharf. Schale punktirt.

Vorkommen: Diese schöne Species wurde bisher aus dem französischen Callovien (Montreuil Bellay) und Oxfordien (St. Etienne de Boulogne, La Clapouze) be- schrieben. Einige Stücke aus der Biarmatusbank von Dinglreuth beweisen, dass sie auch unserem Gebiete nicht fremd ist.

Rhynchonella acuta Sowerby sp.

1816. Terebratula acuta Sowerby. Mineral conchology t. 150 f. 1, 2.

Ausser andern Orten:

1867. T er. acuta Qu en st edt. Handbuch d. Petrefaktenkunde 2. Auflage S. 540 t. 46 f. 15.

1870. Quenstedt. Brachiopoden S. 46 t. 37 f. 150 -153.

Typisch aber nicht häufig kommt diese zierliche Form in den Rotheisenoolithen (Stufe des Amaltheus margaritatus) auf der Keilberger Höhe und bei Irlbach vor. Sie tritt dort in Gesellschaft mit folgenden schönen, besonders für das französisch-englische Liasien bezeichnenden Brachiopo- den auf : Waldheimia cornuta , Waldh. suhmmismalis , Bhgnch. serrata, Rh. tetraedra , Spiriferina Münsteri , deren vorliegende Exemplare mit den Abbildungen in Davidson’s : „a monograph of british oolitic and liassic Brachiopoda“ gleichfalls vollständig stimmen.

Rhynchonella Fischeri (Ro ui Iler longchamps.

a. a. 0.

1847. (1843).

E. Eudes-Des-

Rhynchonella Fischeri R o u i 1 1 e imperiale

Moscou 1(349 t. XX4, I. S. 3 tab. J.

Bulletin de la Societe des naturalistes de

13

194

1859. Rhynchonella Fischeri Eudes Deslongchamps. Mein.

sur les Brachiop. du Kelloway-rock in den Memoires de la soc. Linneen. de Normandie, tome XI. S. 52 pl. VI. f. 8-18.

Als Rhynch. Fischeri wurde von Ro ui 11 er ursprüng- lich eine Brachiopode aus dem Moskauer Jura bezeichnet, später übertrug Eud. Deslongchamps den gleichen Namen auf eine im französ. Callovien sehr verbreitete, der Rh. quadriplicata Ziet sp., ferner der Rhynch. Ehingensis Quenstedt sp. und Kurri Oppel nahestehende Form, indem er die Rhynch. quadriplicata d’Orbigny (Pro- drome 12, 235) oder Rh. Orbignyana Oppel (Juraform. S. 577) mit der Eouil ler1 sehen Species identiiieirte.

Unsere Exemplare, welche mit den Abbildungen von Deslongchamps weit mehr als mit den russischen stimmen , sind mehr oder weniger unsymmetrisch , mit scharfen Rippen von schwankender Anzahl (häufig circa 15) versehen und zeigen an der Stirn eiuen nicht sehr tief eingesenkten Sinus der grossen Klappe. Sie treten dadurch der Rhynch. oxyoptycha (Fischer) Dumortier (Du m. : sur quelques gisem. de l’oxfordien infer. de l’Ardeche S. 33 tab. I. f. 21—25) nahe, lassen sich aber mit der Originalabbildung der Rh. oxyoptycha Fischer 1843 (Bulletin de la societe imperiale des Naturalistes de Moscou 1843 S. 118 tab. IY. f. 10 u. 11) nicht als identisch ver- gleichen.

V o r k o m m e n : Rh. Fischeri E u d. D e sl o n g c h . findet sich als charakteristische Species im französ. Callovien, kommt aber noch im Oxfordien (la Clapouze) und mit Waldheimia impresso (Dives) vor.

Nach Mösch liegt sie im Kanton Aargau mit Reit. Arduennense , P. athleta , Amalth. cordatus, Cosm. Jason , Per. Martelli in der ,, gelben thonigen Facies des oberen

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Calloviens“. Im niederbayr. Jura erscheint sie in grosser Häufigkeit mit Amalth . cordatus , Pelt. Arduennense, P. torosum, Waldh subrugata zusammen in der braun und grün gefleckten Kalkmergellage (Biarmatusbank) von Dingl- reuth.

Rhynclionella lacunosa Schlot he im sp.

1813. Terebratulites lacimosus Schlot heim in Leonhard’s Taschen- buch für die ge s. Miner. VII., 1 ; tab. I. fig. 2.

Rhynclionella ( Terebr .) lacunosa multorum auctt.

' Kommt in unserem Gebiete in verschiedenen Schichten- lagen des weissen Jura und in verschiedenen Abänder- ungen vor.

Schon im untersten w. Jura treffen wir auf zwei der Rh. lacunosa noch verwandte Arten, wovon die eine die

Rhynclionella Visulica (Oppel- Waagen: über die Zone des Ammon, transvers. S. 295) in den Trans versariuslagen vom Keilberge bei Regensburg sich nachweisen liess (die Bestimmung geschah nach den im Münchener paläoutologi- schen Museum liegenden Originalexemplaren von Trzebinia aus dem Krakauer Jura). Die andere Species, die

Rhynclionella Arolica Oppel (1. c. S. 294 und Cas. Mösch: der Aargauer Jura S. 310 t. VI. fig. 9), fand sich in den gleichen Schichten am benannten Platze; dieselbe tritt auch im gleichaltrigen Scyphienkalk von Münster bei Straubing auf.

Am Wichtigsten ist das Vorkommen der Lacunosen in den Ortenburger Schichten (Kieseilnierenkalk). Hier ist

Rhynchon. lacunosa var. inultiplicata Quenstedt (Jura 78 f. 16), die auch bei Regensburg (Keilberg) aber in einem höheren Niveau angetroffen wird, keine seltne Er- scheinung. Am häufigsten zeigt sich jedoch in diesen niederbayerischeii Kieselnierenkalkeu eine andere Form,

3*

196

welche durch den verlängerten Mittellappen an der Stirn und durch das beginnende Hinaufschlagen vom Sinus der grossen Klappe eine gewisse Hinneigung zur Rhynch. trilo- bata nicht verleugnet.

Ich heisse sie

Rhynchonella lacunosa var. Cracoviensis, tab. II. fig. 4 u. 5, da sie mit der von Quenstedt gegebenen Abbildung seiner Terebratula lacunosa var. Cracoviensis Brachiopoden t. 40 f. 43 (im Texte als T. trilobata var. Cracov. aufgeführt) aus dem südwestl. Polen (Podgorze bei Krakau) überein- stimmt.

Diese letztere Rhynchonelle scheint bisher meist als Rhynch. trilobata angegeben worden zu sein.

Allein bei unseren Formen, die sich auch mit den im Münchener paläontol. Museum liegenden polnischen Exem- plaren gut vergleichen lassen , kann man ohne grosse Schwierigkeit die Uebergänge zur eigentlichen lacunosa (und zwar zu jener Gruppe derselben, welche dichotomirende Rippen besitzt) verfolgen, andrerseits sind sie unbedingt von der typischen Rhynch. trilobata Zietensp. (Münst.) (v. Zieten. Die Versteinerungen Württembergs t. 43 f. 3, a. a. 0. Quenstedt Jura t. 90, f. 35 u. 36) des oberen weissen Jura (bekanntlich hier ein Leitfossil) verschieden. Die niederbayerischen Exemplare besitzen nämlich sehr häufig dichotomirende Rippen, und bei keiner derselben hebt sich der Sinus zu einer solchen Höhe, wie bei der echten trilobata hinauf, von welcher sie ferner noch durch die meist grössere Rippenzahl und dadurch, dass sie einen kürzeren und gedrungeneren Umriss haben , abweichen, während letztere schlanker und spitziger ist.

In mancher Beziehung tritt unsere Varietät der Rh. Astieriana etwas näher, so zeigt sie manchmal, aber nicht immer , eine Neigung zur Asymmetrie (tab. II. fig. 4 ist

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eines der am meisten asymmetrischen Exemplare abgebildet) ; ferner erscheinen hie und da (gewöhnlich nur schwach angedeutet) Schnabelkanten. Dennoch steht Rh. A stier. (wenigstens die in unserem obersten Malm (Kelheim) vor- kommende = Rh. speciosa Münst. sp.) schon wegen ihrer in so hohem Grade ausgebildeten Asymmetrie für eine Vereinigung noch viel zu entfernt und es lassen sich beide, die letztere wie unsere niederbayrische, keineswegs ver- wechseln.

Ein Exemplar von Rhynch. lacunosa var. Cracov., das als typisch genommen werden kann , weist bezügl. der Dimensionsverhältuisse in der Länge 38 mm-, in der Breite 41 mra-, in der Dicke 30 mm- auf.

Vorkommen: Diese Varietät ist wie bereits er-

wähnt, sehr häufig in den Orten burger schichten und im Flintsbacher Kalkstein. Dieselbe Form scheint auch weit verbreitet im weissen Jura vom siidwestl. Polen (Krakauer Gebiet) aufzutreten. Dort erscheint sie gleichfalls in einem mit dunklen Feuersteinen versehenen weissen Kalk, der nach Oppel der Transversariusstufe aufgelagert ist. Uebrigens wird aus diesem Territorium auch die Rhynch. Astieriana, aber aus einem höheren Kalke, als den soeben gedachten, angegeben.

Berichtigung :

Auf Seite 25 Zeile 9 v. 0. sind die aufgeführten Korallennamen zu verbessern in: Thecosmilia trieft otoma, Calamophyllia dispntaftilis (Becker, Palaeontograph. XXL 1875 S. 151), Muntlivaultici obconica. S. 42 Zeile 5 v. 0. lies Maasse statt Masse.

Erklärung der Tafeln 1— IV.

(Sämmtliche Versteinerungen sind ausser bei gegentheiliger Angabe in wirklicher Grösse gezeichnet.)

Tab. I.

Fig. 1. Nautilus franconicus Oppel. Oberhalb der ersten Lobenlinie kann man deutlich den Verlauf der Linie vom Eindruck des Haftringes (annulus) erkennen. Aus den Schichten der Oppelia tenuilobata von Söldenau bei Ortenburg S. 163.

2 a und b. Perisphinctes progeron v. Ammon. Aus den Schichten der Opp. tenuilobata von Söldenau S. 181.

3. Oppelia Anar Oppel. Aus den Schichten des Peltoceras

transversarium von Münster bei Straubing S. 166.

4 a., b u. c Terebratula subbavarica v. Ammon. Kieselnieren-

kalk , Stufe des Peltoc. bimammat.um von Mairhof bei Ortenburg S. 190.

5. Cardinia attenuata Stutehbury sp. Rotheisenoolith . mittl,

Lias vom Keilberge bei Regensburg S. 189.

Tab. II.

Fig. 1 a.-^c. Perisphinctes suberinus v. Ammon. Zur Hälfte ver- kleinert; 1 c. stellt die Lobenlinie, soweit sie erhalten war, in wirkl. Grösse vor. Aus den Schichten der Opp. tenuilob. von Söldenau S. 183.

2. Perisphinctes Eggeri v. Ammon. Aus den Schichten der

Opp tenuilobata von Söldenau S. 180.

3. Lobenlinie von Perisphinctes colubrinus Rein. sp. Aus den

Schichten der Oppelia tenuilobata von Söldenau S. 179.

4 u. 5. Phynchonella lacunosa var. (Iracoviensis (Quenst.)

v. Ammon. Kieselnierenkalk von Ortenburg S. 196,

200

Fig. 6. Avicula (Monotis) Guembeli v. Ammon. Mit beigefügter Ver grösserung eines kleinen Theiles der Schale. Plumper Felsen- kalk vom Keilberge b. Regensburg S. 188.

7. Lima scaberrima v. Ammon. Daneben ein Theil der Schale

vergrössert. Aus den obersten Transversariuslagen vom Keilberge S. 183.

8. Pleurotomaria conoidea (Deshayes) var. bistriata mihi .

Dreifache Vergrösserung eines Theiles einer Windung Aus der Biarmatusbank von Dinglreuth S. 185.

Tab. III.

1. Sonnleitner Bruch im Kieselnieren kalk bei F li n t s b ac h. Näheres S. 74.

2. Juraaufschluss unfern Fürstenzell bei Passau. Kieselnierenkalk

mit darüberliegendem Tertiärsand. Näheres S. ‘98.

Tab. IV.

Ansichten vom Keilberg bei Regensburg.

Im oberen Theil der Tafel ist die südwestliche Ecke des Keilberges mit den grossen Kalksteinbrüchen (plumper Felsen- kalk) der Gebr. Wetzler wieder gegeben. S. 10. Wo rechts die Felsmassen steil abfallen, liegt senkrecht darauf, in der Verlängerung nach hinten, die auf

dem unteren Theil der Tafel IV. gezeichnete Parthieen, welche die charakteristische Juraendigung an der Urgeb irgsecke bei Tegernheim zur Darstellung bringt. S. 14 a. ist plumper Felsenkalk, b. Dolomit, c. Hornsteinkalk (Stufe des Perisph. pseudomutabilis , d. Splitterkalk (Stufe der Oppelia tenuilobata, e. kleiner Aufschluss im Werkkalk (Stufe des Peltoc. bimammatum). Die tieferen Lagen sind bis zum Eisensandstein (Steinbrüche bei f.) überdeckt. Der nächste Berg rechts besteht bereits aus Granit.

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Tab. IH.

Schlotterbeck .

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