N ERTL E, RT nn - 2 2 ER REREREN. Mn nn ET v2 FLES- 72 | Boston un of Natural History. Ze HARVARD UNIVERSITY ea G en y OF THE MUSEUM OF I le ZOÖOLOGY Bougkt July 20,1942. Be ME Mn | Va H Pi „ h | 5 — y eV Er JR 8 5 La | DR | . “ Pr Bi r M REINER. en D > £ ” eo . t Urn ae 71 “ ft. FIRR een 5 5 u Tı en i u ABHANDLUNGEN DES NATURWISSENSCHAFTLICHEN VEREINES FÜR SACHSEN UND THÜRINGEN IN Pia B HALLE. HERAUSGEGEBEN VON C. GIEBEL und W. HEINTZ. se ERSTER BAND. 1356 — 1859. Mit 35 lithographirten Tafeln. 90,653 kiuRanı Vorwort. Der Druck des vorliegenden ersten Bandes der grössern Abhandlungen, welche der hiesige naturwis- senschaftliche Verein für Sachsen und Thüringen neben seiner Zeitschrift für gesammte Naturwissenschaften (Berlin seit 1853 in monatlichen Heften) herausgibt, wurde bereits im Jahre 1354 begonnen, konnte aber durch die sich verzögernde Vollendung einer für ihn bestimmten Arbeit erst jetzt zum Abschluss gebracht werden, nachdem auch der zweite Band seinem Schlusse schon sehr nahe gerückt ist. Dem Vereine stehen leider nur sehr geringe pecuniäre Hülfsmittel zu Gebote; mit einer jährlichen Einnahme von nur 400 bis 600 Thlr. ist er genöthigt all seine Bedürfnisse zu decken und auch den nicht unbedeutenden Zuschuss zu den Herstellungs- kosten der Zeitschrift sowohl als zu diesen Abhandlungen zu leisten. Mit um so grösserer Befriedigung bie- tet er dem wissenschaftlichen Publikum diese Arbeiten, zumal kein andrer Local- und Landesverein in Deutsch- land so umfangreiche und in ihrer Herstellung kostspielige Detailarbeiten neben seinen Jahresberichten heraus- gibt, und doch mehre derselben über ungleich bedeutendere Geldmittel zu verfügen haben wie der unsrige. Die sehr beifällige und anerkennende Aufnahme, welche die einzelnen Abhandlungen gleich nach ihrem Er- scheinen bei den verehrten Fachgenossen fanden, macht es uns zur Pflicht mit allen Kräften auf die Besei- tigung jener äussern Hindernisse hinzuwirken, welche den Beginn eines dritten Bandes für jetzt noch nicht gestatten. An Material für denselben lässt es die Thätigkeit der Mitglieder nicht fehlen. Der Verleger, Herr G. Bosselmann, bringt gleichfalls unsern Arbeiten bereitwillig erhebliche Opfer und liefert diese Abhand- lungen den Mitgliedern des Vereines, welche den in zwei Bänden erscheinenden Jahrgang der Zeitschrift für gesammte Naturwissenschaften für den jährlichen Beitrag von zwei Thalern erhalten, zu dem halben Laden- preise und bei Bandweiser Abnahme zu noch weiter ermässigtem Preise. Indem wir demselben hiermit unsern aufrichtigsten Dank öffentlich aussprechen, empfehlen wir den Mitgliedern angelegentlichst die Anschaffung der einzelnen sie interessirenden Abhandlungen oder der ganzen Bände und bitten die Bestellungen darauf an den Vorstand des Vereines zu richten. Ueber die Verhältnisse und die anderweitige Wirksamkeit unseres sächsisch-thüringischen Vereines gibt das der Zeitschrift für gesammte Naturwissenschaften beigefügte monatliche Correspondenzblatt hinlängliche Auskunft, und über die frühern Jahre die gleichfalls in der G. Bosselmann’schen Verlagsbuchhandlung erschie- nenen Jahresberichte. Der Verein begann seine Thätigkeit im Jahre 1547 und hält seitdem ununterbrochen wöchentliche Sitzungen in Halle und seit seiner Umgestaltung in einen sächsisch-thürmgischen Verein, welche 1353 erfolgte, auch zwei jährliche Generalversammlungen ausserhalb Halle, abwechelnd in der Provinz Sachsen und ir Thüringen. Die Betheiligung an diesen mündlichen Verhandlungen ist eine sehr lebhafte, aber die Zahl der Mitglieder hat sich leider noch nicht über dreihundert erheben wollen, so gross auch das Gebiet ist, so viele und ernste Freunde der Naturwissenschaft demselben angehören und so erhebliche Vortheile der Verein seinen Mitgliedern für den geringen jährlichen Beitrag von zwei Thalern bietet. Wir kennen die Gründe die- ser Erscheinung nicht, die auffällig genug ist, um an diesem Orte hervorgehoben zu werden, auffällig in Ver- gleich zu andern Vereinen in unserm Vaterlande, welche ein kleineres (rebiet umfassen und dennoch die doppelte bis vierfache Mitgliederzahl des unsrigen aufzuweisen haben. Dass jene Gebiete einheitliche Ganze sind, un- seres dagegen ein aus vielen Stücken zusammengesetztes ist, glauben wir nicht als Grund annehmen zu dürfen, wir hoffen aber zuversichtlich, dass die gesteigerte Thätigkeit des Vereines allmählich auch alle Forscher, Freunde und Gönner der Naturwissenschaften innerhalb des Vereinsgebietes vereinigen und sich dann der Ver- ein ein bleibendes Verdienst um die Verbreitung sowohl wie um die Förderung der Wissenschaft und die Er- forschung der natürlichen Verhältnisse unseres engeren Vaterlandes erwerben wird. Halle im November 1860. Die Redaction. Inhalt. A. Schmr, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren in taxonomischer Hinsicht gewürdigt. Mit 14 Tafeln Ü. GiegeL, die Versteinerungen im Muschelkalk von Lieskau bei Halle. Mit 7 Tafeln . Tr. Irmısch, morphologische Beobachtungen an Gewächsen aus den Familien der Melanthaceen, Irideen und Aroideen. Mit 2 Tafeln Fr. S. H. Scuwarz, de affeetione curvarum additamenta quaedam Ü. GıegeL, Beiträge zur Östeologie der Nagethiere. Mit 5 Tafeln C. Giesen, die Silurische Fauna des Unterharzes, nach Herrn ©. Bischof’s Sammlung bearbeite. Mit 7 Tafeln er S. S. S. 8. S. S. 1— 52. 53—126. 127 —147. 149—190. 191—261. 263—332. Der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren in taxonomischer Hinsicht gewürdigt Adolf Sehmidt. Mit XIV lithographirten Tafeln. Aus dem I. Bande der Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen in Halle besonders abgedruckt. Berlin, Verlag von Karl Wiegandt. 1855. . k e | , . a - R) u d i B N re ° N h ur u - & 2 ey u sh a fr Er f e Ka | ” i Eier ER We Bee ı , e ee we Be in En neerhenea a ae Fe RR er alt ü ee Bert een a . £ & Es alnastW R wor ee 7 R: 2 er, - . 5 Der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren taxonomischer Hinsicht. Erste Folge. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass die bisherige Methode der Conchyliologie, wo- nach man sich sowohl bei der Charakteristik der einzelnen Arten, als hinsichtlich der Anord- nung der Familien, Gattungen und Gruppen fast nur an die äussere Erscheinung hielt, d. h. an die den Gehäusen entnommenen Kriterien, nebenbei auch die Farbe und Gestalt des Thieres, sein Vorkommen und Vaterland, seine Lebensweise berücksichtigend, ohne jedoch nach seiner Organisation zu fragen, der wissenschaftlichen Schärfe entbehrt. Selbst über die gewöhnlich- sten, von wer weiss wie vielen Forschern beobachteten Vorkommnisse unserer Heimath war auf jenem Wege keine genügende Auskunft zu gewinnen. Auch haben die Vertreter jener testaceologischen Methode das nie in Abrede gestellt, dass noch unendlich viel geschehen müsse, ehe man sagen könne, die Conchyliologie stehe mit andern Theilen der beschreibenden Natur- wissenschaft auf gleicher Höhe. Wo die Beobachtung der äusseren Erscheinung nicht ausrei- chen will, kann nur von der Untersuchung der Organismen Aufschluss erwartet werden. Das ist in neuerer Zeit nicht nur erkannt, sondern von dieser Seite her hat die Conchyliologie mit einem Male einen in der That mächtigen Anlauf genommen. Lange wollte das alte weit verbreitete Vorurtheil, dass keineswegs, wie die Genera, so auch die einzelnen Arten sich organisch von einander unterschieden, nicht weichen, trotz den höchst bedeutenden Arbeiten über die Orga- nisation der Weichthiere, welche uns die letzten Decennien gebracht haben. Und das war nicht zu verwundern, denn diese Untersuchungen waren ja fast ohne Ausnahme mehr im In- teresse der vergleichenden Anatomie und Physiologie angestellt, als in der direceten Absicht, die Conchyliologie aus ihrer Unwissenschaftlichkeit zu erretten und auf einen höheren Stand- punkt zu erheben. Gleichwohl haben sie auch auf diese ihren Einfluss geübt und bilden den festen Grund, auf welchem jetzt im specifisch conchyliologischen Interesse weiter gebaut wird. Dass dies gegenwärtig wirklich geschieht, wird niemand verkennen, der das im vergangenen Jahre erschienene Doppelheft der Rosswagssterschen Iconographie mit den früheren Heften desselben Werkes vergleicht. Und nicht blos in Deutschland ringt die Conchyliologie eifrig nach wahrhaft wissenschaftlicher Gestaltung: die Franzosen, die Nordamerikaner welteifern mit uns. Dass zu gleicher Zeit Mehrere, unabhängig von einander, auf verschiedenen Wegen dasselbe Ziel verfolgen, beweist die Berechtigung, die Nothwendigkeit dieses Strebens und Abhdl, naturw. Verein. I. 1 4 A. Scumıpr, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren verbürgt seinen Sieg. Mit dem Wunsche, auch seinerseits zur Hebung der Conchyliologie in der bezeichneten Weise beizutragen, übergiebt der Verfasser nachfolgende Auseinandersetzun- gen über den Geschlechtsapparat der Stylommatophoren der Oeffentlichkeit. Da derselbe nicht Anatom von Fach ist, sondern eben nur aus Liebe zur Conchyliologie sich auf derartige Un- tersuchungen eingelassen hat, muss er im Voraus auf die Nachsicht der Anatomen rechnen und ausdrücklich bemerken, dass diese Arbeit keinen andern als den in der Ueberschrift ange- gebenen Zweck verfolgt, dass sie lediglich taxonomisch ist. Es ist mir nur darum zu thun, auf anatomischem Wege theils für die Unterscheidung kritischer Arten, theils für die Zusam- menstellung des wirklich Verwandten zuverlässige Kriterien zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, durfte ich bei dem Einzelnen nicht zu lange verweilen, musste vielmehr schnell ein möglichst grosses Gebiet durchschreiten. Ich konnte auch keine vollständige Kenntniss der Or- ganismen aller einzelnen Arten anstreben, sondern hatte mich auf die Untersuchung derjenigen Organe zu beschränken, in welchen sich theils die specifische Differenz, theils die generische Zusammengehörigkeit deutlich auszusprechen pflegt. Soweit unsere Erfahrungen reichen, ge- schieht dies in den bei den Weichthieren am stärksten entwickelten Organen der Ernährung und Fortpflanzung. Unter den ersteren habe ich bis jetzt nur das Gebiss und die Ober- haut der Zunge berücksichtigt, letztere dagegen, mit Ausnahme der Nerven, vollständig präparirt. Das Gebiss bietet eine grosse Mannichfaltigkeit von Beziehungen dar. Bald fehlt es ganz, wie bei Daudebardia, Glandina, Cylindrella, Cyclostomus, Leonia, Tudora u. s. w., bald besteht es aus einem Oberkiefer, bald aus einem Oberkiefer und zwei Seitenkiefern, bald blos aus 2 Seitenkiefern. Der Oberkiefer ist bald in der Mitte mit einem vorspringenden Zahn versehen, wie bei Limax, Cryptella, Vitrina, Zonites, bald mit mehreren Zahnleisten besetzt, wie bei vielen Helixarten, bald oben in einen breiten plattenförmigen Fortsatz ausgehend, wie bei Suceinea, bald aus dicht an einanderliegenden Lamellen bestehend, wie bei Auricula, bald aus zahlreichen grösseren über einanderliegenden Schuppen zusammengesetzt, wie bei Bulimus zebra, bald durch zwei in der Mitte durch eine Haut verbundene Theile gebildet, welche aus zahlreichen parallelen Reihen kleiner rhombenförmiger Täfelchen bestehen, wie bei Pomatias. Im Gebisse spricht sich meistens nur der generelle Charakter, nicht aber die speeifische Dilfe- renz aus. Doch geschieht zuweilen auch das letztere. So können z. B., wie ich schon vor mehreren Jahren nachgewiesen, Succinea putris und S. Pfeifferi unzweifelhaft nur an den Kiefern unterschieden werden. Von grösster Bedeutung für die Malakologie ist die Untersuchung der Zungen, welche ohnehin zu den schönsten mikroskopischen Objecten gehören und schon in dieser Hinsicht un- sere Aufmerksamkeit fesseln. Weder die Eleganz, noch die Mannichfaltigkeit ihrer Formen kann mit Worten geschildert werden. Für’ihre Wichtigkeit im Vorbeigehen nur ein Paar Be- lege. Aus der Aehnliehkeit der Zunge von Daudebardia brevipes D. und rufa mit der der Glan- dina Poireti schloss ich, dass jene Thiere Raubthiere sein müssten (vergl. Zeitschr. für Malako- zoologie Jahrg. 1853, S. 41.) Kurze Zeit darauf bestätigte sich meine Behauptung als richtig. Mein Freund O. GoLpruss sandte mir lebende Daudebardien und Vitrinen von Bonn. Die Daudebardien hatten unterwegs bereits 7 Vitrinen verzehrt und eine attrapirte ich sogar auf in taxonomischer Hinsicht. 5) frischer That. Jüngst erhielt ich durch Herrn Dr. L. PrEiFFEr cubanische Schnecken in Spiri- tus, unter welchen sich, nebst 2 Arten Cylindrellen, auch je 1 Exemplar von Achatina octona und A. solidula befand. Beobachtungen über die Lebensweise dieser Thiere sind mir noch nicht zu Gesicht gekommen. Aber auf Grund der angefertigten Zungenpräparate konnte ich sofort das als ganz gewiss festsetzen, dass 1) Achatina solidula eine wirkliche Glandine ist — was ich in der That bei der Kleinheit und dem Glanze ihres Gehäuses nicht erwartet hatte, dass 2) Achatina octona mit Bulimus decollatus in eine Gattung gebracht werden muss, und dass 3) die Cylindrellen Raubthiere sind. Die Zungen von Bulimus decollatus und Achatina octona stimmen darin überein, dass die Zähnchen der Mittelreihe ausserordentlich klein sind. Hierzu kommt noch die Aehnlichkeit der in den Eiern befindlichen Embryonalgehäuse. Es wird nicht unpassend sein, diese beiden Arten und deren erst noch zu ermittelnde Verwandte unter einen besonderen Gattungsnamen zu stellen, für welchen ich Sira vorschlage. Man vergleiche, was Aısers (die Heliceen, nach natürlicher Verwandtschaft, S. 176 u. 196.) über die nahen Bezie- hungen sagt, in welchen 2, noch theils zu Bulimus, theils zu Achatina gezählte Gruppen zu einander stehen, und man wird zugeben, dass die einfache eben mitgetheilte Beobachtung von entscheidender Wirkung sein muss. Dass die Cylindrellen Raubthiere sein werden, schliesse ich aus dem Zusammentreffen dreier Momente: sie haben kein Gebiss, die Masse des Thiers ist sehr zäh und sitzt vermittelst eines sehr starken Muskels an der Spindel fest und ihre Zunge ist ganz der anderer Raubthiere ähnlich, denn sie ist lang und mit schräg vorlaufenden Reihen, sich nach den Seiten zu verjüngender, Zähne besetzt. Die Zunge der Cylindrellen hat demnach gleich denen der Glandinen und Daudebardien ein gefiedertes Ansehen; nur darin unterscheidet sie sich von allen (etwa 250 Arten angehörenden) von mir bereits untersuch- ten Schneckenzungen, dass allemal 2 Zähnchen auf gemeinschaftlicher Basis zusammensitzen. Ich bin überzeugt, dass die Beobachtungen des eifrigen Herr Dr. GunpLach auf Cuba die Rich- tigkeit meiner Behauptung bald bestätigen werden. Wie ich aus der Einrichtung der Zunge der Daudebardien auf deren Nahrung schloss, so glaubte ich aus den von zuverlässigen For- schern mitgetheilten Angaben über die Lebensweise der Testacellen folgern zu dürfen, dass ihre Zunge ganz der Daudebardienzunge entsprechen würde, und ich habe mich darin nicht getäuscht. Cryptella canariensis (von RosswaEssLErR aus dem südlichen Spanien mitgebracht) kann der Einrichtung ihrer Zunge nach kein Raubthier sein. Um Gewissheit hierüber zu er- halten, untersuchte ich den Inhalt ihres Magens und fand denselben ganz erfüllt von den Blätt- chen einer gelben Radiatenblüte. Von Bulimus decollatus wird behauptet, er sei ein Raub- thier; sein widerlicher Geruch spricht allerdings dafür, doch sieht seine Zunge durchaus nicht aus, wie die eines Raubthiers. Ich vermuthe, dass diese Angabe sich auf eine vereinzelte Beobachtung gründet. Er mag zuweilen den Genuss einer kleineren Schnecke nicht ver- schmähen, dass er aber ausschliesslich auf animalische Nahrung von der Natur hingewiesen sein soll, muss ich bezweifeln. In dem Magen einer Helix fruticum fand ich neulich die Reste einer kleinen Schnecke, von der ich Kiefer, Zunge und Epidermis des Gehäuses mikroskopisch untersuchte, und die sich dadurch als ein junges Exemplar derselben Art auswies. Darauf hin kann man nicht sagen, H. fruticum sei ein Raubthier, das sogar seines Gleichen nicht ver- schone. Den Bulimus decollatus habe ich längere Zeit mit andern Schnecken von besonders 1 * 6 A. Scuamıpt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren wohlschmeckendem Fleische, z. B. mit H. alonensis zusammen aufbewahrt, in der Erwartung, er werde an dieser seinen Hunger stillen, aber ich habe nicht bemerkt, dass er ihr ein Leids zugefügt. Schon die flüchtige Berührung dieses einen Themas wird meine Leser davon über- zeugt haben, dass die Untersuchung der Schneckenzungen für die Neugestaltung der Malakolo- gie von ausserordentlicher Bedeutung ist. Und sie bilden in der That, das erkenne ich immer deutlicher, je mehr neues Material der Art ich gewinne, für das anzustrebende natürliche Sy- stem eines der wichtigsten Momente. Für die Unterscheidung nahe an einander grenzender Arten bieten sie freilich in den meisten Fällen keine recht brauchbaren, oder ich möchte sa- gen, bequemen Kriterien; doch thun sie’s in einzelnen, wie das aus früheren Mittheilungen von mir z. B. über den Unterschind von Zonites glaber Stud. und Zonites alliarius Miller, aus meh- reren Stellen der Rosswaessterschen Iconographie Heft 13 u. 14. bekannt ist und ein jetzt un- ter der Presse befindlicher Aufsatz von O0. GoLpruss an den rheinischen Nacktschnecken an- schaulich darthun wird. Ob auch die übrigen Theile des Verdauungsapparates für die Systematik brauchbare Merkmale enthalten, ist mir noch nicht bekannt und wird sich vielleicht erst dann ausweisen, wenn in besonders schwer zu ermittelnden Fällen einmal alle Register gezogen werden müssen. In den Organen nun, deren genauere Erwägung Gegenstand dieser Abhandlung sein wird, in dem Geschlechtsapparate, pflegt sich beides, die Zusammengehörigkeit mit ein- ander verwandter Arten und ihr Unterschied von einander gleich deutlich auszusprechen. Wir begegnen auch hier, wie bei den Ernährungsorganen, einzelnen Theilen von festerer Sub- stanz, welche sich aufbewahren lassen, ohne sich zu verändern. Auf diese richtete sich An- fangs mein Augenwerk ausschliesslich. Das sind zunächst die mehreren Helixgruppen eigenen Pfeile, womit sich die Thiere bekanntlich durchbohren, um sich zur Brunst zu reizen. Fer- ner ist hier ein eigenthümliches Kalkgebilde zu erwähnen, welches ich im Herbst 1850 in der Ruthe des Bulimus conoideus (Taf. X. fig. 78.) entdeckt, und im Sommer 1854 auch in Bulimus acutus (Taf. X. fig. 77b.) gefunden habe. Wenn damit auch Bulimus ventrosus versehen ist, woran sich kaum zweifeln lässt, wird es als charakteristisches Kennzeichen die- ser scharf abgeschlossenen Gruppe, über deren Stellung im Systeme sich noch nicht urtheilen lässt, gelten können. Eine kleine rundliche Kalkscheibe, die ich am Ausgange der ge- meinschaftlichen Geschlechtskloake einiger Campyläen fand, scheint minder wichtig zu sein. Nicht diese kalkigen Gebilde im Geschlechtsapparate gewisser Gastropoden, sondern das Ensemble der Geschlechtsorgane, mit Ausschluss der dazu gehörigen Nerven, soll hier be- sprochen werden, und zwar, wie schon bemerkt wurde, nur im Interesse der Systemskunde. In dieser Hinsicht ist meine Arbeit ein erster Versuch von etwas grösserem Umfange. Hätte ich mit den erst in der letzten Zeit gewonnenen Erfahrungen das ganze Material ausbeuten können, welches seit 4 Jahren durch meine Hände gegangen ist, so würden meine Mittheilun- gen mindestens den 3fachen Umfang erreicht haben. Doch erst während der Arbeit fand sich die beste Methode, diese Organe zu präpariren. Auch war's nicht gleich zu Anfang meine Absicht, meine Beobachtungen zu veröffentlichen und mit Abbildungen zu veranschaulichen. Daher genügten mir früher fragmentarische Präparate, in denen einige wesentliche Stücke fixirt waren. Das Versäumte wird sich nachholen lassen und gewiss wird eben dieser Aufsatz mir in taxonomischer Hinsicht, 7 Vieles aufs Neue zuführen, was hier noch nicht berücksichtigt werden konnte, so dass wir bald eine ungleich grössere Reihe Geschlechtsorgane von Stylommatophoren übersehen werden. Die meisten hier gelieferten Abbildungen der Geschlechtsapparate sind nach frisch an- gefertisten Präparaten gezeichnet; einige nach aufgeklebten, deren Zubereitung ich schon in den Malakozoologischen Blättern, 1854. S. 2. ff. beschrieben habe. Dem dort Gesagten füge ich nur noch das hinzu, dass ich jetzt die mit schwarzem Papier überklebte Pappe mit Gummi arabicum anreibe, ehe ich den Geschlechtsapparat mit Hülfe eines nassen Pinsels und einiger Insektennadeln darauf ausbreite und dass ich das Präparat, sobald es trocken geworden, wie- der-mit Gummi überziehe, um demselben mehr Haltbarkeit zu geben und es gegen das Ver- schimmeln zu sichern. Ich ziehe das Gummi jedem Firniss vor, weil so nöthigenfalls immer noch ein Aufweichen einzelner Theile oder auch des Ganzen möglich ist. Vor allen Dingen bin ich dem conchyliologischen Publikum Rechenschaft schuldig we- gen des neuen in der Ueberschrift stehenden Namens Stylommatophoren. Hierunter sind alle diejenigen Gastropoden begriffen, welche die Augen auf der Spitze der (oberen) Fühler tragen. Diese Familie umfasst demnach die früheren Familien der Limaceen und Heliceen. Schon vor einiger Zeit habe ich mich darüber ausgesprochen, dass ich auf meinem Stand- punkte zwischen diesen beiden eine wissenschaftlich genügende Grenzlinie nicht zu ziehen weiss, dass aber auch nicht einmal testaceologisch ihre Scheidung zulässig ist, da Cryptella zwischen Limax und Vitrina genau die Mitte hält. Obgleich gerade in neuster Zeit sehr be- deutende Erscheinungen auf dem Gebiete der Conchyliologie den Begriff „Heliceen“ im Titel führen, nöthigen mich meine Studien, auf dessen Beseitigung hinzuarbeiten. Lange habe ich mich gesträubt, mit dieser Ansicht entschieden hervorzutreten, weil ich dadurch den von mir so hoch verehrten Männern L. PFEIFFER und ALBERS opponire. Da jedoch in letzter Zeit mehr- fach bei mir angefragt ist, welche Anordnung der Binnenmollusken ich für die naturgemässeste hielte, und da mich die Publication dieses Aufsatzes dazu nöthigt, mich bestimmt auszusprechen, kann ich mit meiner Ansicht nicht länger zurückhalten. Dass bis jetzt der Begriff Heliceen bon« fide als ein wissenschaftlich begründeter festgehalten ist, charakterisirt den bisherigen Stand- punkt der Conchyliologie.e Die meisten conchyliologischen Werke sollten nur das Bestimmen der Schalen möglich machen und dem Interesse des Sammlers dienen, dem das Besitzen von Schalen die Hauptsache war. Die Wissenschaft war die Magd der Sammlung, nicht umge- kehrt. Als Curiosität legte man in die Sammlung wohl auch ein Paar innere Conchylien von Limax; aber die rudimentären Vorläufer der Schalen, die Kalkkörnchen unter dem Schilde von Arion, die gleichwohl bei jeder Art eigenthümlich gestaltet sind, liess man ganz ausser Acht. Als eigentlichen Anfang der Conchyliensammlung rechnete man die schon vollkommner ent- wickelten, mindestens einen Theil des Thiers einschliessenden Gehäuse. In Localfaunen konn- ten die Nacktschnecken nicht ganz übergangen werden. Man schrieb darüber, was man eben über diesen noch ganz im Argen liegenden Gegenstand zu sagen wusste, und Niemand fragte danach, ob diese Partie mit den übrigen desselben Werkes auf gleicher wissenschaftlicher Höhe stand, oder nicht. Fehlten sie ganz, so wurden sie bei der damaligen conchyliologischen Praxis auch nicht gross vermisst. Ich halte die Unterscheidung von Limaceen und Heliceen für so wenig naturgemäss, dass ich für diese Benennungen in meinem embryonalen Gastropo- 16) A. Scumıprt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren densysteme gar keinen Ort finde. Die Classification muss auf Kriterien ruhen, welche einen wirklichen, unvermittelten Gegensatz bilden. oder ohne Deckel; die Augen auf der Spitze der Fühler oder an deren Basis; mit oder ohne Gebiss. Mit Hülfe dieser Merkmale gewinnt man folgende Eintheilung der- jenigen Gastropoden, von welchen jetzt überhaupt schon die Rede sein kann, da uns von so vielen die Kenntniss der 'Thiere mangelt: Solche Gegensätze bieten die Kategorien: mit Daudebardia. mandibulo ca- Gastropoda Di EEE rentia Stylommatophora. (oculos in apice tentaculorum fe- rentia) mandibulo prae- dita inoperculata [ terrestria tentaculis non | oculiferis instru- cta | aquatilia terrestria operculata aquatilia Testacella. Glandina. Cylindrella ete. Arion. Limax. Cryptella. Vitrina. Zonites. Helix. Bulimus. Sira. Cionella. Azeca. Pupa. Vertigo. Balea. Clausilia. Sucecinea. Auricula. Carychium. Limnaeus. Amphipeplea. Physa. Planorbis. Aneylus. Cyclostomus. Acieula. Pomatias. Hydrocena. Helieina etc. Melania. Melanopsis. Paludina. Bythinia. Lithoglyphus. Hydrobia. Valvata. Neritina. in taxonomischer Hinsicht. N) Dass dieser erste Versuch, die Gastropoden auf Grund meiner Erfahrungen zu classifieiren, sehr bald bedeutenden Aenderungen unterworfen werden wird, versteht sich von selbst. Vie- les musste ich hier auf gut Glück stehen lassen, ‚was zur Zeit noch gäng und gäbe ist, weil ich noch keinen Grund hatte, es zu beseitigen. Ob Cionella, Azeca, Vertigo mit demselben Rechte als gute Gattungen behauptet werden können, wie z. B. Daudebardia, Vitrina, Zonites, Clausilia, Succinea u. a. dürfte sich stark bezweifeln lassen. So viel sehe ich schon bestimmt, dass die Gattungen Bulimus und Achatina den grössten Revolutionen entgegengehen, doch wird ihre Umgestaltung erst in späterer Zeit erfolgen können. Von der Anatomie der Cyelostoma- ceen weiss ich noch zu wenig, als dass ich es wagen könnte, das was ich ‘weiss, in systemati- scher Hinsicht geltend zu machen. In ähnlicher Weise, wie bei den Stylommatophoren , wird hier das Vorhandensein oder Fehlen des Gebisses die Masse durchschneiden. Ich hätte lieber die gegebene Andeutung der nach meiner Ansicht naturgemässeren Eintheilung verschoben, bis mir eine grössere Reihe exolischer Mollusken, ihren Organismen nach, bekannt geworden, doch pflegen Andeutungen über das im Entstehen Begriffene dessen Entwicklung zu beschleu- nigen. Damit wolle man die Mittheilung des obigen Versuchs entschuldigen. Hinsichtlich der Deutung und Benennung der einzelnen Theile des zwittrigen Ge- schlechtsapparates der hier berücksichtigten Schnecken darf ich auf ALsers: die Heliceen nach natürlicher Verwandtschaft S. 11. und ff. verweisen. Nur in Bezug auf zwei Organe muss ich mich näher aussprechen. Der meistens fräsenarlig zusammengefaltete Uterus (bei ALBERS Eileiter) führt zu dem zungenförmigen Organe, von welchem ein gewöhnlich vielfach gewun- dener Gang nach einem in den obersten Leberlappen eingebetteten Organe ausgeht. Letzteres ist nach Cuvier der Eierstock, nach ALsers der Hoden, nach H. MEcker, v. SıEBoLp u. A., denen ich auf Grund eigener mikroskopischer Beobachtungen beipflichte, beides zugleich, also die Zwil- terdrüse. Denn man findet darin viel Schläuche, welche zugleich von Spermatozoen und Eierchen strotzen, ehe eine Begattung stattgefunden hat. Wenn dies seine Richtigkeit hat, wie verhält es sich dann mit dem zungenförmigen Organe, welches Cuvier für den Hoden, ALBERS für das Ovarium nimmt? Ich glaube dass es den befruchteten Eierchen das Eiweiss zu liefern hat. Sein Volumen variirt ausserordentlich. Vor der Begaltung, oder vielleicht richtiger vor der Brunstzeit, ist es sehr klein und von bräunlicher, röthlicher oder hochgelber Farbe; nach dieser Zeit aber gewinnt es eine mächtige Ausdehnung, eine hellere Farbe und eine klebrige Substanz. Beim Auftrocknen verliert es dann am Volumen unbedeutend und sieht aus wie getrocknetes Eiweiss. Ich werde dieses Organ darum im Folgenden die Ei- weissdrüse nennen, wie schon VON SIEBOLD gethan hat. Was für Functionen die Glandulae mucosae haben, wozu der Blasenstiel in vielen Fäl- len mit einem Divertikel versehen ist, was es mit den Anhängseln an der Vagina unterhalb der Glandulae mucosae für eine Bewandiniss hat, welche oft als Stellvertreter des Pfeilsacks betrachtet werden, wozu der peitschenförmige Anhang dient, der bei mehreren Bulimusarten, un- terhalb des Museulus retractor sich an die Ruthe heftet und gleich dieser einen besondern Arm des Musculus retraetor erhalten hat, darüber wage ich keine Vermuthungen auszusprechen. Ich wiederhole, was schon bemerkt worden ist, dass wir’s hier nur mit der Gestalt der Ge- 10 A. Scumipt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren schlechtsorgane und den ihnen zu entnehmenden Kriterien für die Systemskunde zu thun ha- ben, nicht aber mit ihrer physiologischen Deutung. . Aber wird man nicht mit Recht anstehen, so weichen Theilen auf eine schärfere Kri- tik der Conchyliologie Einfluss zu gestatten? Lehrt nicht schon die kürzeste Erfahrung, dass die Grösse dieser Organe, je nach der geringeren oder vollkommneren Entwicklung des Thiers ausserordentlich verschieden ist? Niemand kann das besser wissen, als ich, da ich mich nicht begnügt habe, von den verschiedenen Arten je ein oder ein Paar Präparate anzufertigen, da ich vielmehr schon bei der anatomisch-kritischen Durcharbeitung der Conchylienmassen, welche RossmaEssLEr lebend aus Spanien mitgebracht halte, genöthigt war, von mancher Art wohl 30 bis 50 Exemplare zu seciren, um z. B. über die mancherlei Varietäten der Helix alonensis, H. lactea und H. punctata ein Urtheil zu gewinnen. Ich gestehe zu, dass der Geschlechtsapparat z. B. einer Helix aspersa, welche eben erst, etwa unmittelbar nach Vollendung des ersten Pfeils, die Geschlechtsreife erlangt hat, von demjenigen eines auf dem geschlechtlichen Cul- minationspunkte stehenden Exemplars in seinen Dimensionen beträchtlich abweicht. Das Ge- wicht des letzteren mag vielleicht das Zehnfache des ersteren betragen. Besonders die Ei- weissdrüse, der Uterus und die Glandulae mucosae sind solchen Differenzen unterworfen. Aber auch die Länge des Blasenstiels und seines Divertikels hängt von der grösseren oder geringeren Reife des Thiers ab. Man kann deshalb bei derartigen Untersuchungen nicht genug Vorsicht anempfehlen. Aber andererseits unterliegen gewisse Verhältnisse, wie die Länge des Flagellums an der Ruthe, solchen Schwankungen viel weniger, bieten der Blasenstiel und sein Divertikel, aneinander gemessen, ein ziemlich constantes Verhältniss, und gelangt man durch längere Uebung auch dahin, den Geschlechtsapparat eines noch nicht vollkommen entwickelten Individuums richtig zu würdigen. Wenigstens die Kriterien, welche einer Art ihre Stelle im System anweisen, sind meistens selbst von unreifen Exemplaren abzulesen. Und nur in dem Falle, dass man über die Selbstständigkeit oder Zusammengehörigkeit nahe an einander gren- zender Formen ein Urtheil gewinnen will, ist grössere Vorsicht nöthig. Ehe wir zu Bemerkungen über die einzelnen Arten übergehen, deren Geschlechtsapparat in den beifolgenden Tafeln abgebildet ist, nur noch ein Wort über die Anordnung des in die- ser ersten Lieferung behandelten Materials, welche keineswegs der Reihenfolge des durch Her- anziehung anatomischer Untersuchungen gewonnenen Systems entspricht. Vorläufig mag als die naturgemässe Anordnung der mit einem Oberkiefer versehenen Sty- lommatophoren die in dem oben mitgetheilten Abriss dargebotene betrachtet werden: Arion, Limax, Cryptella, Vitrina, Zonites, Helix, Bulimus ete., obwohl einige Gründe für eine andere Stellung von Arion sprechen. Zonites zerfällt anatomisch in 3 Hauptgruppen, für deren Re- präsentanten Zonites cellarius Müll., Z. nitens Mich., und Z. verticillus Zer. gelten können. Wohin Z. olivetorum mit seinen Verwandten zu stellen ist, ob er vielleicht eine besondere Ab- theilung repräsentirt, weiss ich immer noch nicht zu sagen. An Zonites wird sich dann die Gattung Helix, zunächst mit der Gruppe der H. ruderata Stud., anschliessen. Dahin rechne ich H. fulva, rupestris, pygmaea, ruderata, rotundata, solaria. Nach Zunge und Oberkiefer sind diese wirkliche Helices; was jedoch hinsichtlich der H. fulva und pygmaea noch einer genaue- ren Untersuchung bedarf. Vielleicht können hier dann H.lamellata und H. aculeata eingeschoben in taxonomischer Hinsicht. 11 werden. Jedenfalls würden nun H. lenticula, lens, barbula, Rangiana folgen können; sodann H. angigyra, obvoluta, nautiliformis, triaria. Von H. angigyra und obvoluta weichen anatomisch ab und nähern sich durch ihren Pfeil den folgenden entschieden Hel. holoserica und personata. Nun käme die von mir weiter gefasste Gruppe Campylaea, welcher H. lapieida und arbustorum einzuverleiben sind, an die sich H. pulchella und costata als besondere kleine Gruppe schliessen. Von der Gruppe Campylaea bildet wahrscheinlich H. undata einen guten Uebergang zu der in mehrere Unterabtheilungen zerfallenden Gruppe Frutieicola.. Will man nun die Gruppe Pentataenia, in welcher ich die Verwandten der H. pomatia, aperta, aspersa, nemoralis, lactea, alonensis, serpenlina, hispanica, nieiensis, spiriplana, Gualtierana (und wahrscheinlich H. muralis und erycina) zusammenfasse, folgen lassen, so schliesst sich hier H. pisana mit ihren Verwand- ten gut an, zugleich hinüberleitend zu der Gruppe der H. candidissima, auf welche endlich die verschiedenen Abtheilungen der Gruppe Xerophila folgen müssten. In Bezug auf zwei wichtige Punkte bin ich noch in Verlegenheit. Es fragt sich zuerst, wohin sollen die Verwandten der H. carthusiana Mull. gestellt werden, welche dem Gehäuse nach mehreren Arten der Gruppe Fruticicola nahe stehen, andrerseits aber, wie ich schon in den Malakozoologischen Blättern erwähnt, mit den Xerophilen und den Verwandten der H. can- didissima das gemein haben, dass sich der rechte Fühler nicht zwischen den männlichen und weiblichen Genitalien durchzieht, sondern frei daneben liegt. Mein zweiter Scrupel besteht da- rin, dass ich gern die Gruppen Frutieicola und Xerophila so aneinander stellte, dass die mit 2 kleinen Pfeilen versehenen Arten beider, also die Verwandten der H. hispida und H. conspur- rata sich berührten, und dass ich dies doch nicht zu bewerkstelligen weiss, ohne nach andern Seiten hin Verstösse zu machen. Soviel scheint festzustehen, dass in einem System der euro- päischen Helices die Xerophilen den Schluss bilden müssen, damit sich an die Gruppe der Helix conica gleich die des Bulimus conoideus anschliessen kann. Wenn die Arten der Gruppe Fruticicola den Xerophilen vorangehen sollen, muss das allerdings merkwürdige, die Lage des rechten Oberfühlers betreffende Merkmal fallen. Dann mag sich die Ordnung so gestalten: Campylaea, Pentataenia, H. pisana, H. candidissima und nun müsste etwa H. fruticum den Reigen der Frutieicola eröffnen, H. carthusiana in dieser Gruppe bleiben und die Abtheilung der H. hispida wegen H. conspurcata etc. ans Ende treten. Es ist übrigens ganz unmöglich, solche Verlegenheiten in einer linearen Anordnung der Familien, Gruppen und Arten zu beseitigen, da hier immer nur zwei verwandischaftliche Be- ziehungen zur Geltung gelangen können, während die Natur deren zahlreiche nach allen Rich- tungen knüpft, die alle mit Ausnahme jener beiden ignorirt werden müssen. Nicht einmal die bestgeordnete Sammlung kann alle vorhandenen Beziehungen der Gruppen zu einander zur Anschauung bringen, denn auch die Fläche reicht dazu nicht aus. Die Natur schafft zahllose Systeme, die, wenn man das Kleine mit dem Grössten vergleichen darf, an die im unermess- lichen Raume schwebenden Weltensysteme erinnern. Es ist genug, wenn wir die in der Wirklichkeit vorhandenen Verhältnisse erkennen, so weit unsere Kraft reicht. Ein annähern- des Bewusstsein davon zu gewinnen, ist die Aufgabe der anatomischen Methode. Sie muss mit der Zeit der Conchyliologie eine ganz andere Gestalt geben und man kann schon andeuten, Abhdl. naturw. Verein. T. 2 12 A. Scamıpr, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren in welcher Weise sie diese ihre Aufgabe, im Verhältniss zu dem dermaligen Standpunkte der Conchyliologie, in Angriff nimmt. Sie lehrt zunächst schon den Werth der Schalen- merkmale richtiger würdigen, indem sie zeigt, wie das eine bisher überschätzt, ein anderes zu gering geachtet, ein drittes ganz übersehen ist, ihr Hauptbestreben wird aber dahin gerichtet sein: kleinere Gattungen zu bilden, diese vor allzugrosser innerer Zer- splitterung zu bewahren, sie vielmehr in mächtigere Gruppen zerlegend, und zur Aner- kennung ungleich zahlreicherer doch kritisch festgestellter Arten zu führen. Möchten die nachfolgenden Auseinandersetzungen — in denen ich natürlich nur einen Theil meiner anatomischen Erfahrungen niederlege, und die von Bedeutung für die Wissenschaft erst dann werden können, wenn sich umfangreichere Fortsetzungen daran schliessen — vorerst wenigstens dafür zum Belege dienen, dass in dem eben Ausgesprochenen der Weg bezeichnet ist, auf welchem die Conchyliologie sich weiter zu entwickeln hat. Was die Anordnung des Stoffs anbetrifft, so haben wir es vorgezogen, mit der Helix- gruppe Pentataenia den Anfang zu machen. Und dies aus zwei Gründen: theils ist der Ge- schlechtsapparat ihrer Arten vorzüglich entwickelt, theils ist er seinen einzelnen Theilen nach schon bekannter. Uebrigens ist nur Sorge getragen, dass das Zusammengehörige bei einander stehe. Innerhalb der engen Grenzen dieses überhaupt nur Bruchstücke liefernden Aufsatzes eine streng systematische Folge zu beobachten, war unnöthig. Da manchem Leser eine Erklärung der einzelnen Theile des Geschlechtsapparates der Schnecken, mit welchen wir den Anfang machen, willkommen sein dürfte, knüpfen wir diese an den fig. 3. Taf. I. gegebenen Geschlechtsapparat von H. secernenda Rossm. Das ganze Ge- schlechtssystem zerfällt in zwei Theile, das männliche und weibliche, welche sich in ihrem Anfange und Ausgange wunderbar vereinigen. Man bemerkt unten einen ganz kurzen, abge- schnittenen Kanal; dies ist der gemeinschaftliche Geschlechtssack oder -gang, in den auf un- serer Abbildung von der linken Seite her die Ruthe tritt. Diese zerfällt in drei Haupttheile, deren Dimensionen für die Kritik von Wichtigkeit sind: a) den unteren Theil, von der Ein- mündung in den Geschlechtssack bis zur Anheftung des Zurückziehemuskels (an dessen unterem Ende man ein Stückchen Haut bemerkt); b) den mittleren Theil, von da bis zur Einmündung des Vas deferens und c) das Flagellum, oberhalb desselben. In den gemeinschaftlichen Ge- schlechtsgang öffnet sich von der rechten Seite her die Vagina, an welcher wir einen unteren und oberen Theil zu unterscheiden haben. In die Vagina mündet der Pfeilsack und dicht über diesem die sogenannten Glandulae mucosae, welche bei den Verwandten der H. pomatia und einigen andern Arten aus zwei mächligen Büscheln dünner blinder Schleimsäcke bestehen. Um für deren Ausbreitung Raum zu gewinnen, musste der gemeinschaftliche Geschlechtssack ange- heftet und dann der Pfeilsack seitlich nach unten ausgespannt werden. Daher bildet der obere Theil der Vagina, welche bis an das untere Ende des Uterus gerechnet wird, mit dem unte- ren Theile derselben in den meisten unserer Zeichnungen einen Winkel. In ihrer natürlichen Lage konnten die einzelnen zum Geschlechtsapparate gehörigen Organe nicht abgebildet wer- den, wenn unser Hauptzweck nicht verloren gehen sollte. Darum musste auch der Bla- senstiel, nebst seinem Diverlikel, welche sich an den Uterus und die Prostata heften und in taxonomischer Hinsicht. 13 dabei je nach ihrer grösseren oder geringeren Länge mehr oder weniger Windungen be- schreiben, abgelöst und lang gelegt werden. Sowohl dieser Blasenstiel, als sein Diverti- kel, sind, gleich dem Flagellum, sehr ausdehnbar. Da ihre Dimensionen kritisch von grös- ster Wichtigkeit sind, durfte bei ihrer Ausdehnung kein Zwang angewendet werden, vielmehr sind sie so dargestellt, wie sie nach mehrmaligem Ausspannen vermittelst eines nassen Pinsels von selbst stehen blieben. Der Blasenstiel führt von dem oberen Theile der Vagina rechts hinauf zu der Blase (Receptaculum seminis). Das Divertikel desselben, wel- ches bei H. pomatia, lutescens u. a. meistens fehlt, bei H. nemoralis sehr klein, bei H. aspersa von beträchtlicher Länge ist, haben wir bei keiner Schnecke so lang gefunden, als bei H. vermiculata. Dieses legt sich in Natur dicht an die Vorsteherdrüse und reicht gewöhnlich bis in die Gegend der Eiweissdrüse. Das Vas deferens, welches hier frei liegt, in Natur aber mit ziemlich starken Bändern .an den gemeinschaftlichen Geschlechtsgang geheftet ist, ist der von dem unteren Ende der Vorsteherdrüse nach der Ruthe hinüberführende Kanal. Die Vor- steherdrüse besteht aus einem schlichten bandförmigen Organe, welches von der Einfügung des Vas deferens nach dem zungenförmigen Organe, oder der Eiweissdrüse sich hinauferstreckt. An die Vorsteherdrüse heftet sich zu beiden Seiten ein querfaltiger langer Schlauch, der Ute- rus (nach Aıgers der Eileiter). Zu dem Uterus und der Vorsteherdrüse führt, den unteren Theil der Eiweissdrüsse durchdringend, der Zwitterdrüsengang, ein langer in zahlreichen Krüm- mungen sich hin und her schlängelnder Kanal, der mit seinem andern Ende (auch wohl in mehrere kleine Arme gespalten) in die Zwitterdrüse tritt, welche aus vielen kleinen Schläuchen besteht und in den oberen Leberlappen eingebeltet ist. Wir betrachten zuerst fig. 1— 22. die Geschlechtsorgane von Schnecken aus der Gruppe Pentataenia. Bei der ihnen hier gegebenen Anordnung ist zugleich auf die Gestalt der Pfeile Rücksicht genommen. In dieser Hinsicht liegt zwischen H. hortensis und H. nemoralis eine Grenzscheide, insofern die Pfeile von H. vermiculata, lactea, punctata, ausiriaca, sylvalica und hortensis nach einem Typus, die von H. nemoralis, alonensis, carlhaginiensis, Loxana, spiriplana Gualtierana nach einem wesentlich andern gebildet sind. Obenan steht H. pomatia mit zwei ihrer nächsten Verwandten. H. aperta tritt vermittelnd zwischen diese und H. aspersa, welche sich wiederum den Folgenden offenbar nähert. Das Verhältniss von H. lutescens Zieg/. zu H. pomatia L. habe ich in den Ma- lakozoologischen Blättern 1854. S. 22 u. 23. vollständig erörtert. Alle Dimensionen des Ge- schlechtsapparats von H. lutescens (fig. 1.) sind geringer; ihr Flagellum ist kürzer, als der Bla- senstiel; bei H. pomatia (fig. 2.) umgekehrt. Der Pfeil von H. lutescens hat den Habitus des des Pfeiles von H. pomatia, doch sind die oberen Hälften der innern und äussern Schneide ge- spalten und rinnenförmig, während bekanntlich der Pfeil von H. pomatia mit vier einfachen stumpfen Schneiden besetzt ist. In der Kürze des mittleren Theils der Ruthe stimmt H. lute- scens mit den beiden andern überein. Dies Merkmal scheint für die Sippschaft der H. pomatia charakteristisch zu sein. Die secirten Exemplare der H. lutescens stammen aus dem Einsiedler- graben bei Hammerdorf unweit Hermannstadt und sind mir durch Herrn E. A. BıEız gütigst mitgetheilt. Grössere Exemplare von H. pomatia pflegen am Blasenstiele mit einem kleinen Diverlikel versehen zu sein. )%* 14 A. Scumıiprt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren Von H. secernenda Rossm., (Fig. 3.), welche ich von Spalato durch Vermittlung meines Freundes F. J. Scuwipr in Schischka erhielt, stimmen die Präparate dreier Exemplare unter einander vollkommen überein. Sie weicht von H. pomatia in vier wesentlichen Punkten ab: 1) durch das etwas kürzere Flagellum, 2) durch den längeren Blasenstiel, 3) durch das Vorhandensein des Divertikels am Blasenstiel und 4) durch den grösseren, stärker gekrümmten, an der Spitze etwas gedrehten (oder schief gezogenen), mit breiteren Schneiden besetzten Pfeil. Schon die Anatomie dieser drei Arten öffnet uns eine höchst erfreuliche Perspective. Jedermann weiss, wie sehr noch die zahlreichen Formen aus der Verwandtschaft der H. po- matia, welche das südöstliche Europa und den Orient bewohnen, der wissenschaftlichen Prüfung bedürfen. Herr Professor Mousson erwartet Licht über sie von genauerer Beobachtung ihrer geographischen Verbreitung. Er sagt in seiner neusten Schrift (Coquilles terrestres et fluviatiles recueillies par M. le Prof. BerLarpı dans un voyage en orient Zürich, 1854. p. 19.), indem er sich anschickt, sieben solcher Formen zu besprechen: ce n’est reellement que par une &tude plus rationelle de la repartition geographique qu’ on parviendra ä de brouiller le chaos actuel — und beschliesst seine höchst beachtenswerthen Erörterungen p. 22. mit den Worten: les 7 formes, que nous venons d’Enumerer, ont dans leur patrie une certaine constance, mais on est loin de pouvoir indiquer leurs rapports reciproques et leur vraie valeur specifique. Il suffit pour le moment de les considerer comme des jalons plantes pour diriger les recherches futures. Es ist ein höchst dankenswerthes Bestreben, welches mein verehrter Freund in Verbindung und Ueber- einstimmung mit Männern, wie ALBERS und VON ÜHARPENTIER vertritt, und der von ihm einge- schlagene Weg fördert unsere Wissenschaft ganz unverkennbar, aber zur gründlichen Lösung aller Zweifel kann er dennoch nicht führen. Wenn wir von allen Formen, um die es sich hier handelt, vollständige Kenntniss ihres Verbreitungsgebietes besässen und wenn wir na- mentlich ihr eigenthümliches Auftreten an Localitäten, wo mehrere dieser Formen vermischt leben, beobachten könnten, würde das Kennerauge so gut hier mit richtigem Takte verfahren und in seinem Urtheile mit den Ergebnissen anatomischer Untersuchung zusammentreffen, wie wir dies an H. nemoralis und H. hortensis erlebt haben. Aber was die längste Beobachtung doch immer nur mit grösserer oder minderer Wahrscheinlichkeit diviniren und wenigstens nicht all- gemein überzeugend beweisen kann, weil das Urtheil zu sehr von subjectivem Gefühl abhängig ist, das lässt sich anatomisch schnell darthun, und ist, wenn einmal, für immer erwiesen. Dass ich über H. grisea in Bezug auf den gesammten Geschlechtsapparat keine Mittheilungen machen kann, thut mir leid; es waren von den bei Verona und Riva von mir gesammelten Exemplaren derselben keine mehr am Leben, als ich die Wichtigkeit der vorliegenden Untersuchungen er- kannte. Diese, wie H. melanostoma, hoffe ich mir in nicht gar langer Zeit verschaffen zu können. H. aperta von Born (Fig. 4.) tritt, wie gesagt, vermiltelnd zwischen die nächsten Verwandten der H. pomatia und H. aspersa.. H. aperta bildet ein gewölbles, kalkiges Epi- phragma, gleich den vorgenannten. Das Epiphragma der H. aspersa ist pergamentarlig, wie bei mehreren der nachfolgenden Arten. In anatomischer Hinsicht sind H. aperta H. und aspersa ziemlich nahe verwandt. Das längere Diverlikel des Blasenstiels, die grössere Ausdehnung des mittleren Theils der Ruthe, deren Verdickung vor der Einmündung in den gemeinschaftlichen in taxonomischer Hinsicht. 15 Geschlechtsgang, der nach gleichem Typus gestaltete Pfeil, welcher bei H. aperta indess viel kleiner ist — das alles sind Kriterien, aus welchen die innere Verwandtschaft der in Rede stehenden Arten hervorgeht. Man könnte fast sagen, H. aperta verhalte sich organisch zu H. aspersa, wie H. lutescens zu H. pomatia. Nur das kürzere Flagellum und die Verdickung der Vagina dieht vor ihrem Ausgange in den gemeinschaftlichen Geschlechtssack sind der H. aperta eigenthümlich. Das Exemplar, von welchem das vorliegende Präparat stammt, uud welches durch Herrn Prof. Moussox von Genua mitgebracht ist, war zwar schon hinlänglich entwickelt, denn der Pfeil war vorhanden, schien aber den eigentlichen Culminationspunkt noch nicht er- reicht zu haben. Gegen die aufgeführten anatomischen Gründe, H. aperta hier einzureihen, kommt der Umstand nicht in Betracht, dass ihr die fünf Bänder fehlen, mit Rücksicht auf wel- che wir den Namen der Gruppe gewählt haben. Uebrigens ist diese die einzige uns bekannte Ausnahme von der Regel. Auch die H. aspersa Misll., deren Geschlechtsapparat Fig. 5. darstellt, stammt von Genua und aus Moussons Hand. Das ganze Geschlechtssystem tritt in dieser Art ungleich mäch- tiger auf, als in den vorhergehenden. Von auflallender Länge ist das Flagellum. Ihr Pfeil ist grösser, als der von H. pomatia, aber nicht unbeträchtlich kleiner, als der von H. secernenda. Weiteres ist für jetz hier nicht zu bemerken. Wir werden auf H. aspera wieder zurückkom- men, sobald wir H. Mazulli Jan in anatomischer Hinsicht mit ihr vergleichen können. Auch H. subplicata Sow. von Porto Santo ist vielleicht mit H. aspersa näher verwandt, als mit H. pomatia. Die vier Arten, deren Geschlechtsorgane Fig. 6—11. darstellen, bilden in der Gruppe Pentataenia eine Abtheilung für sich. Sie haben mit den bereits besprochenen Arten die in zahlreiche Blindsäckchen gespaltenen Glandulae mucosae gemein. Der Typus ihrer Pfeile ent- spricht dem von H. hortensis. Der Geschlechtsapparat von H. vermiculata Müll. (Fig. 6.) zeichnet sich, wie schon bemerkt wurde, durch das zuweilen gegen 9 Zoll lange Diverlikel am Blasenstiel aus. Hinsichtlich der H. lactea und H. punctata Mü/l., deren Unterschied, von ihrem Autor so richtig erkannt, erst durch RosswAEssLers und meine Untersuchungen ausser Zweifel gestellt ist, haben wir auf die bereits gegebenen Erörterungen zu verweisen (vgl. Zeitschr. f. Malako- zoologie 1853, S. 24. 175., Malakozoologische Blätter 1554, S. 159. u. f., RosswAESSLERS Iconographie Heft XII. u. XIV. S. 12—15, meine Recension dieses Doppelheftes, Malakozool. Blätter f. 1854, S. 235. und Dr. PrEırrers Bemerkung dazu ebendaselbst S. 250.). Mein Freund RosswaEssLer hält den Unterschied der Pfeile schon für genügend. Das ist er nun allerdings, wenn gleich er nicht so in die Augen springt, wie bei H. nemoralis und H. hortensis. Allein praktisch ist er aus dem Grunde nicht, weil man denselben bei den Arten der hier in Rede stehenden kleinen Unterabtheilung selten antrifft, wenn gleich die Exemplare vollkommen ausgewachsen sind. Unter den Exemplaren beider Arten, welche ich einer Sendung Guimao’s an Rosswagsster behufs anatomischer Untersuchung entnahm, waren nur ein Paar Stück von H. punctata mit dem Pfeil versehen, aber keins der von mir untersuchten Exemplare der H. lactea, so dass ich über den von Rosswaesster bald darauf bemerkten Unterschied ganz er- staunt war. Wie scharf sich nun dieser Unterschied in dem gesammten Geschlechtsapparate, 16 -A. Scumınt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren auf eine an jedem ausgewachsenen Exemplar wahrnehmbare Weise, ausspricht, wird aus Fig. 7 — 10. erhellen. Von beiden Arten habe ich diese Organe je von der grössten und kleinsten der mir zugegangenen Formen abgebildet. Bei H. lactea Müll. (fig. 7. 8.) ist das Flagel- lum der Ruthe stets länger. Bei den colossalen zwischen Mazarron und Cartagena gesammel- ien Exemplaren war dies sehr in die Augen fallend. Aber auch an den kleinen von der Venta del Baul stammenden Exemplaren war es deutlich genug zu erkennen. Deren Flagellum ist fast noch einmal so lang, als das der mehr als noch einmal so grossen H. punctata (fig. 9.), während das Flagellum der kleinen Form von H. punctata fig. 10. kaum kürzer ist, als bei der grossen. Ein zweiter Unterschied besteht darin, dass bei H. lactea das Divertikel am Bla- senstiel länger, bei H. punctata kürzer ist, als der Blasenstiel. Ein dritter Unterschied liegt in dem bei H. lactea viel längeren oberen Theile der Vagina. Dieser Unterschied tritt in den Zeichnungen noch nicht stark hervor. Ich nahm ihn erst an den wenigen Präparaten, welche meinen jetzigen Anforderungen genügen, nachträglich wahr, als ich keine lebende H. lactea mehr besass.. Da ich ihn nicht, wie die übrigen, beim Seciren der verschiedenen Formen immer aufs neue prüfen konnte, so mag ich ihn für jetzt noch nicht scharf accentuiren. So- mit ist denn der Unterschied beider der äusseren Gestalt nach untrennbar mit einander ver- schmolzenen Arten ausser allen Zweifel gestellt. Die hellere Lippe der H. punctata bielet den einzigen Unterschied, welcher für eine Schalendiagnose benutzt werden kann. Nun kom- men aber auch von H. lactea Formen vor mit hellerer Lippe. Die schöne in dem neuen Doppelhefte der Iconographie f. 805. abgebildete u. S. 14. besprochene var. turturina besitzt ein hellleberbraunes Peristom; die Blendlinge aber von dieser Varietät sind ganz weiss. Ueber diese konnte nur die Anatomie ein entscheidendes Urtheil fällen. In Bezug auf eine andere nur in einem einzelnen lebenden Exemplare mitgebrachte Form war RossMAESSLER in Zweifel und sandte mir deshalb das blosse Thier. Bei der Section erwies sich dies Exemplar mit ganzer Entschiedenheit als eine H. lactea. RosswarssLEr hatte fast das Gegentheil erwartet. Zum Glück war in diesem Exemplar auch der Pfeil vorhanden, dessen Beschaffenheit denn das schon von den Dimensionen der übrigen Geschlechtsorgane Abgelesene noch mehr bekräftigte. H. Dupotetiana Terver habe ich vollkommen ausgewachsen noch nicht in Händen gehabt. Keins der drei secirten Exemplare besass schon den Pfeil. Der abgebildete Ge- schlechtsapparat (Fig. 11) von einem Exemplar von Oran, durch Rossu. erhalten, zeigt indess schon ziemlich genügend alles, was in taxonomischer Hinsicht wichtig ist. Am nächsten schliesst sich diese Art an H. punctata an, von welcher sie auch der Schale noch zu H. vermiculata den Uebergang bildet. Die eben besprochenen vier Arten gewähren uns schon einen guten Anhalt für weitere Forschungen. Diese werden sich nicht auf das Heranziehen anderer Arten, wie H. Wagneri, constantina, alabastrites, hieroglyphicula u. s. w. beschränken, sondern die mancherlei Formen, welche jetzt noch für Varietäten der H. lactea gelten, müssen einer neuen, schärferen Prüfung unterworfen werden um zu ermitteln, wieviel auf deren anatomische Differenzen zu geben ist — Untersuchungen, die für die wissenschaftliche Feststellung des Begriffs ,, Varietät“ beson- ders erspriesslich werden müssen. in taxonomischer Hinsicht. 17 Die Erforschung der hier zunächst anzureihenden Arten wird nicht nur einzelne Lücken unseres Wissens ausfüllen, sondern wahrscheinlich auch zur Aufstellung einer besonderen Un- terabtheilung führen. Zu dieser Erwartung berechtigt mich, was ich von H. splendida Drap. weiss. Den Geschlechtsapparat derselben besitze ich nur in ungenügenden Präparaten, wes- halb ich dessen Abbildung noch unterlassen habe. Doch habe ich Folgendes bereits ermittelt. Hinsichtlich der Glandulae mucosae tritt sie zwischen die zuletzt besprochene Unterabtheilung und den Formenkreis der H. alonensis (oder wenn man will, auch den der H. hortensis). Das Verhältniss des Divertikels zum Blasenstiel habe ich nicht feststellen können; das kommt aber auch in diesem Falle weniger in Betracht. Von grosser Wichtigkeit sind zwei Kriterien, dass nämlich der mittlere Theil der Ruthe sehr kurz ist (nur etwa 1‘ lang) und dass der Pfeil nur drei Schneiden besitzt. Statt der einen fehlenden läuft auf der inneren Seite der Krüm- mung eine schwache Erhebung herab; nur die äussere Schneide ist gespalten und rinnenför- mig; die beiden Seitenschneiden bilden keine Rinnen, sondern sind nur nach der äusseren Schneide zu umgeschlagen. Die Krümmung des Pfeils ist sehr unbedeutend. Obgleich dieser Pfeil im Ganzen mehr dem von H. hortensis ähnelt, H. alonensis nebst ihren Anverwandten sich dem Pfeile nach eng an H. nemoralis schliesst, so bildet doch der Pfeil von H. splen- dida auch einen Uebergang zu jenem Typus. Nämlich auch H. carthaginiensis hat einen Pfeil mit zwei etwas umgeschlagenen Schneiden, welchem Merkmale eine auffallende Aehnlichkeit der Gehäuse entspricht. Wenn nun auch — wie sich vermuthen lässt — H. Wagneri ana- tomische Analogien mit H. splendida darbietet, wenn ferner, was auch kaum zu bezweifeln ist H. serpenlina und signata zu H. splendida in verwandtschaftlicher Beziehung stehen, so dürfte man H. splendida als den Mittelpunkt der ganzen Gruppe Pentataenia betrachten, in welchem sich mindestens 5 kleinere Gruppen berührten. Für jetzt mag es bei diesen Andeutungen sein Bewenden haben. Schon die bisherigen Auseinandersetzungen werden den Nachweis dafür geliefert haben, der in dem Folgenden nur neue Bestätigung finden kann, dass die Aufstellung der Gruppe Pentataenia eine geradezu von der Natur gebotene ist, und dass überhaupt der Fortschritt von der sogenannten natürlichen Methode, welche sich auf den Totalhabitus der Schalen und auf das Verbreitungsgebiet der Thiere gründete, zu der wirklich natürlichen, ana- tomischen Methode ein bedeutender ist. Dass die Schnecken, welche wir in den Kreis der Gruppe Pentataenia gezogen haben, wirklich durch innere Bande der Verwandtschaft aneinan- dergefügt werden, dächte ich, wäre mit Händen zu greifen. Die Arten dieser Gruppe haben wir aber aus den verschiedensten Gruppen bei ALBERS zusammenzusuchen. Wir begegnen einem grossen Theile derselben in der Gruppe 9 Macularia, einzelnen unter der Gr. 10 Cam- pylaea; dann, nachdem eine Menge anderer Typen z. B. obvoluta, Rangiana, paludosa, perso- nata dazwischen getreten sind, dem eigentlichen Stamme in Gruppe 29 Archelix und dann erst der Gruppe 33 Pomatia. Indem ich die gewaltige Differenz zwischen unsern Ansichten scharf betone, will ich dem von mir so hochverehrten Manne, der um unsre Wissenschaft sich bedeutende, Verdienste erworben hat, nicht im Geringsten einen Vorwurf machen, und nur eben zeigen, dass die von ihm befolgten Grundsätze für die Aufstellung eines natürlichen Systems nicht genügen, vielmehr zu falschen Consequenzen führen müssen. Indem wir zur Besprechung unserer Abbildungen zurückkehren, wenden wir uns zu 18 A. Scumıpt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren einer kleinen schön abgerundeten Gruppe, die auch Aıbers als ein kleines Ganzes abgesondert hat, als Unterabtheilung b) der Gruppe Archelix. Die ersten Bogen der Malakozoologischen Blätter für 1855 werden eine prachtvolle Novität veröffentlichen, die auch hierher gehört: H. stauropolitana m. Diese mit H. atrolabiata Kryn. an gleichem Fundort gesammelte und mit ihr um den Vorrang streitende Art, hat die runzlige Oberfläche und gesprenkelte Färbung der H. aspersa, doch gleicht ihr Typus dem von H. atrolabiata und vindobonensis. Es wäre recht erfreulich, wenn wir auch diese Schnecke einmal anatomisch untersuchen und ermitteln könn- ten, ob den erwähnten Beziehungen auch organische Analogieen entsprechen. Mit Ausnahme jener beiden caucasischen Arten ist die ganze Sippschaft schon seeirt. Von H. vindobonensis C. Pfeiff. konnte ich glücklicher Weise noch kurz vor Thoresschluss eine sehr grosse Serbische Varietät seciren, welche RosswAEssLer durch ZELEBOR erhalten hatte. Der Geschlechtsapparat dieser Form (Fig. 12) ist nach einem frischen, der der gewöhnlichen Form (Fig. 13) von WEHLEN in der sächsischen Schweiz (durch Herrn Reıgısch in Dresden freundlichst mitgetheilt) nach einem aufgetrockneten Präparat gezeichnet. Unter ihren Verwandten ist H. vindobonensis durch die stärker entwickelten Glandulae mucosae aus- gezeichnet, weshalb wir sie obenan stellen und den vorhergehenden unmittelbar anreihen. Der Unterschied zwischen den Präparaten der grossen und kleinen Form ist quantitativ nicht gerade gering, dennoch aber qualitativ von keiner Bedeutung. Die Dimensionen des Geschlechtsappa- rates stehen in jeder Hinsicht im Verhältniss zu dem Volumen der Schnecken. Dass die An- zahl der kleinen Blindsäcke an den Glandulae mucosae bei der grossen Form fast die doppelte ist, darf uns nicht befremden. Gerade in der Gruppe Pentataenia begegnen wir fast überall derselben Erscheinung. Darum haben wir mit gutem Bedacht davon Abstand genommen, die Glandulae mucosae genauer zu beschreiben, ihre kleinen Schläuche zu zählen und anzugeben, wie viele derselben sich zunächst zu stärkeren Armen und wie viele von diesen wieder sich zu den Hauptarmen vereinigen, weil ein solches Verfahren zu einer unwissenschafilichen Ue- berschätzung von zufälligen Erscheinungen geführt hätte. Eine hinreichende Vorstellung vor ihrer Gestalt geben die Abbildungen. Die Zahl der kleinen Blindsäcke variirt sehr, jedoch innerhalb gewisser Grenzen, z. B. bei H. nemoralis, alonensis, Gualtierana, u. s. w. zwischen 4 u. 7 bei H. vindobonensis ungefähr zwischen 16 u. 30. Darin bleibt die Natur sich treu, dass die Schnecken der vorigen Unterabtheilung mächtigere Glandulae mucosae haben, als die jetzt in Rede stehen, dass jene wieder durch die Verwandten der H. pomatia übertroffen wer- den, und dass dieses Organ bei der einen Art im Ganzen stärker entwickelt ist, als bei einer andern. Dass richtige Verhältniss liesse sich nur nach sehr umfangreichen Beobachtungen in Durchschnittszahlen angeben. In andern Gruppen z. B. Fruticicola und Campylaea scheint es anders zu sein. H. sylvatica Drap., von welcher wir aber nur den Geschlechtsapparat der kleinen Alpenform aus der Nähe von Bex durch (Herrn v. CiARPENTIER’s Güte erhalten) präparirt ha- ben (Fig. 14), ist mit einem längeren Divertikel versehen, als die vorhergehende Art; durch das längere Flagellum und weniger Blindsäckchen an den Glandulae mucosae nähert sie sich der folgenden. in taxonomischer Hinsicht. 19 Fig. 15. stellt den Geschlechtsapparat einer sehr grossen H. hortensis Müll., fig. 16. den einer ziemlich kleinen H. nemoralis Linn. dar. Mit Absicht haben wir diese Wahl getrof- fen, um zu zeigen, wie trotzdem die anatomischen Unterschiede beider Arten deutlich zu er- kennen sind. Das Flagellum der kleinen H. nemoralis ist immer noch bedeutend länger, als das der grossen H. hortensis. Dass die Glandulae mucosae bei H. hortensis zu viel grösseren und zahlreicheren, meistens paarweis verbundenen Blindsäckchen auslaufen, ist bekannt. Ge- meinsam ist beiden Arten der lange, weit über die Eiweissdrüse hinaus ausdehnbare Blasen- stiel und das winzige Divertikel an demselben. Die Zeichnungen sind nach frischen Präparaten entworfen. H. nemoralis leitet von dieser Gruppe zu den Verwandten der H. alonensis hinüber, da diese mit ihr den mit 4 einfachen Schneiden besetzten graden Pfeil und die aus ungefähr 4 bis 7 Blindsäckchen bestehenden Glandulae mucosae gemein haben. Von H. alonensis aus spinnt sich der Faden der Verwandtschaft über H. carthaginiensis und H. Loxana fort zu H. hispanica und H. Guiraoana. Leider besitze ich von den beiden letzten Arten keine vollstän- digen Präparate des Geschlechtsapparats, ich muss also darauf verzichten, der Versicherung, dass sie hierher gehören, schon jetzt die anschaulichen Belege beizufügen. Aus dem Formen- chaos, welches sich unmittelbar um H. alonensis lagert, haben |wir auf anatomischem Wege zwei neue Arten abgesondert, nämlich H. carthaginiensis und H. Loxana. Aber vergeblich haben wir nach einer Grenze zwischen H. alonensis und campesina gesucht. Die Geschlechts- organe der meisten Formen sind so übereinstimmend, dass man die offen genabelte und mit einem freistehenden (an H. setosa erinnernden) Umschlage der Mündung versehene echte H. campe- sina Ezquerra in organischer Hinsicht nicht einmal als Varietät der H. alonensis legilimiren kann. Daher repräsentirt Fig. 17. zugleich den Geschlechtsapparat von 3 Formen, von einer H. alonensis Fer. von Loja, von einer den Uebergang zu H. campesina bildenden Form und von der H. campesina vera. Die secirten Exemplare waren zum Theil von ausser- ordentlicher Grösse. Merkwürdiger Weise zeigt nun gerade der Fig. 18. gegebene Ge- schlechtsapparat einer H. alonensis var. minima von der Sierra bei Granada (wahr- scheinlich Rossm. Iconogr. Fig. 787.) einige Abweichungen. Bei der Untersuchung dieser Form galt es zunächst nur, ihr Verhältniss zu der ihr der Grösse nach so nahestehenden H. carthaginiensis festzustellen. Ich besitze von dieser kleinen Varietät der H. alonensis kein Ge- häuse, kann daher nur vermuthen, nicht behaupten, dass sie einem bestimmten Typus angehört, dessen Verhältniss zu den übrigen Formen näher untersucht zu werden verdient. Dieser Ty- pus wird am besten durch Rossnaessers Fig. 784. repräsenlirt und gehören ihm wahrschein- lich die meisten auf Taf. 61. der Iconogr. abgebildeten Formen an. Von den auf Taf. 62. ste- henden veranschaulichen Fig. 75S—790. den andern. Die völlige organische Uebereinsiim- mung der durch ein seitlich vorgezogenes Peristom, meistens auch durch ein im Verhältniss zum letzten Umgange etwas kleineres Gewinde und ein wenig (tiefere Näthe ausgezeichneten Formen bemerkte ich erst, als ich meine sämmtlichen Präparate behufs dieser Mittheilungen auf das sorgfältigste prüfte. Der erwähnte Formenunterschied würde am besten hervorireten, wenn wir von Fig. 754. u. 7859 Ansichten von oben neben einander hätten. Der Unterschied ist aber so fein, dass er nur mit dem Auge erfasst werden kann, für eine Schalendiagnose Abhdl. naturw. Verein. I. 3 20 A. Scumıpt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren jedoch ganz unbrauchbar ist. Vielleicht leitet das Ausgesprochene auf eine gute Spur. H. carthaginiensis Ross. glaube ich immer noch mit gutem Rechte zu verlheidigen. Man kann wirklich kaum einen bedeutenderen anatomischen Unterschied verlangen, als den zwischen der kleinsten H. alonensis (Fig. 18.) und H. carthaginiensis (Fig. 19). Der Fall ist ganz dem von H. nemoralis und hortensis analog. Hierzu kommt noch die Verschiedenheit der Pfeile. Der zu Fig. 18 gehörende ist so gross, als ich ihn von irgend einer der grössten Formen der H. alo- nensis besitze. Sämmtliche Pfeile der. H. carlhaginiensis sind kleiner, mit schmäleren Schnei- den besetzt, von denen zwei gegen die Spitze hin umgeschlagen sind. Diese Pfeile sind unge- fähr mit denen von H. Loxana und hispanica von gleicher Grösse. Die Pfeile der sämmtlichen Formen von H. alonensis sind plumper und grösser und einander gleich, mit Ausnahme der- jenigen Form, welche RosswaEssLer als die typische bezeichnet, deren Pfeile ein wenig klei- ner sind, doch immer noch von denen der H. carthaginiensis hinlänglich verschieden. Uebri- gens bin ich weit davon entfernt die Untersuchung der H. carthaginiensis für abgeschlossen zu erklären. Ich selbst habe gegen ihre Artgültigkeit ein Bedenken erhoben. Wie ich schon in der Zeitschrift für Malakozoologie 1853. S. 173. mitgetheilt habe, fand ich in einer H. cartha- giniensis, deren Pfeilsack einen Pfeil von der beschriebenen Form enthielt, in den Eingewei- den freiliegend einen zweiten Pfeil, und zwar den einer unzweifelhaften H. alonensis.. Wenn ich an dem genannten Orte gesagt habe, dass dieser von einer mit einer H. alonensis vera statt- gefundenen Begattung herzurühren scheine, so habe ich damit zuviel behauptet. Das Abschies- sen der Pfeile geht ja der Begattung voran. Selbst bei jener Annahme wurden durch diesen zweiten Pfeil die Gründe für die Selbstständigkeit von H. carlhaginiensis nicht paralysirt, denn man hat schon öfters eine Begattung verschiedener Arten z. B. der H. der nemoralis mit H. hor- tensis beobachtet. Allein der qu. 2. Pfeil berechtigt nur zu der Annahme, dass diese H. car- thaginiensis und eine H. alonensis einander zur Brunst gereizt und mit ihren Pfeilen durch- bohrt haben, ohne dass es zu einer Begatlung gekommen zu sein braucht. Meine Beobachtung schwächt also die Gründe für die Selbstständigkeit der H. carthaginiensis nicht einmal in dem Grade, als ich früher anzunehmen geneigt war. Das endgültige Urtheil über diese neue Art muss späteren, die von uns bezeichnete Spur verfolgenden, Untersuchungen vorbehalten bleiben. Zwischen H. alonensis und hispanica tritt der Schale nach vermittelnd, in organischer Hinsicht dagegen als Scheidewand, H. Loxana Rossn. (Fig. 20). Wenn man H. alonensis “und hispanica die Haupttiypen dieser Sippschaft nennen darf, so kann H. Loxana für deren Mittelpunkt gelten. Ihr Pfeil gleicht dem der H. hispanica, d. h. er ist von demselben Typus, wie der Pfeil der H. alonensis mit vier einfachen Schneiden besetzt, aber bedeutend kleiner. H. Loxana zeichnet sich vor den sich zu beiden Seiten an sie schliessenden Schnecken durch längeres Flagellum und durch ein Divertikel aus, welches ziemlich noch einmal so lang ist, als der obere Theil des Blasenstiels. Da ich noch vor Vollendung dieser Arbeit durch Herrn Prof. Roru in München in Weingeist aufbewahrte Exemplare der H. spiriplana erhielt, kann ich jetzt das früher nur mit Rücksicht auf ihre Pfeile Behauptete durch Darlegung ihres ganzen Geschlechtsapparates be- stätigen. Die Uebereinstimmung ihres Geschleshtsapparates mit dem der so eben besprochenen Arten ist ganz schlagend, besonders überraschend aber der Umstand, dass sie organisch der in taxonomischer Hinsicht, 21 H. Loxana am nächsten steht, zu welcher sie auch testaceologisch durch den flacheren Habitus, den engeren letzten Umgang und die von hellen Zickzackbinden häufig unterbrochenen Bänder hinüberleitet. Ihr Geschlechtsapparat (Fig. 21.) ist ausgezeichnet durch ein langes, dünnes, spiral-gekräuseltes Flagellum, durch 5—6 winzige Glandulae mucosae und durch das nur we- nige Linien über der Einmündung in die Vagina von dem Blasenstiel ausgehende Divertikel. Unser Präparat stammt von der Form, welche Mousson a. a. O. als H. spiriplana Olivier var. hierosolyma Boiss. aulführt. Es ist Schade, dass Herr Prof. Rortn nur von dieser Form, nicht auch von der ihr durch den Kiel der ersten Umgänge am nächsten verwandten H. caesareana Parreyss (H. guttata auet. nach Mousson) Thiere aufbewahrt hat. Ich stimme ganz der Ansicht meines verehrten Freundes über den Unterschied dieser Arten bei, welche der Vergleich ihrer Organismen gewiss rechtfertigen wird. Für jetzt kann ich den Schnecken aus der Gruppe Pentataenia nur noch H. Gualtie- rana Linn. beifügen. Ihr Geschlechtsapparat (Fig. 22.) weicht in keinem wesentlichen Punkte von Fig. 17. ab. Auch ihr Pfeil ist von dem einer grossen H. alonensis nicht zu unterschei- den. Meine ersten Mittheilungen über die von mir im Jahre 1852 beobachtete Verwandtschaft der II. Gualtierana mit H. nemoralis und alonensis wurden von manchen Seiten mit Unglauben und Achselzucken aufgenommen. Seitdem sich auch mein Freund RosswAEssLER für diese An- sicht ausgesprochen hat (lconogr. Heft XII. u. XIV. S. 15.) wird sie sich schon weiter Bahn brechen. Hier hat man nun den unumstösslichen Beweis dafür. Die von uns abgebildeten, über 100 Arten angehörenden, Geschlechtsapparate gewähren immer schon einen leidlichen Ueberblick. Einzelne Gruppen sind in dieser Reihe schon vorzugsweise reich vertreten, so namentlich ausser den Peniataenien die Xerophilen. Wer unserer Ansicht über H. Gualtierana nicht beipflichten mag, wird geneigt sein, wie dies von ALBERS schon geschehen ist, sie mit denjenigen Schnecken der Gruppe Crenea zu verbinden, welche wir als eine Unterabtheilung der Xerophilen betrachten. So lange wir noch keinen Blick in den Organismus dieser Schnecke gelhan hatten, mochte das angehen; obwohl schon PFEIFFER, auch blos durch Schalenmerkmale bestimmt, ihr eine angemessenere Stellung gegeben hatte. Seitdem wir den Geschlechtsappa- rat nur der uns vorliegenden Arten kennen, ist es ganz unmöglich, ihr einen andern Platz an- zuweisen, als den ihr hier zuerkannten. Man sehe sich darauf die ganze Reihe von Geschlechts- organen der Xerophilen an; man erwäge aber auch, dass keine derselben einen mit vier scharfen Schneiden besetzten Pfeil hat; man vergesse nicht, dass (worauf ich schon in den Malakozoo- logischen Blättern 1854, S. 19. aufmerksam gemacht habe) bei den Xerophilen, den Verwand- ten von H. candidissima und H. carthusiana der rechte Fühler frei neben den Geschlechts- organen liegt, sich nicht zwischen den männlichen und weiblichen Genitalien durchschlingend, dass das Letztere aber bei H. Gualtierana der Fall ist; man bringe endlich in Anschlag, dass der entschiedenen organischen Verwandtschaft auch das wichtigste aller Schalenkriterien ent- spricht, welche gerade hier zu berücksichtigen sein möchten, das Auftreten der fünf regelmäs- sigen Bänder, von denen 2 unter, 3 über dem Kiel stehen: und ich wüsste wirklich nicht, welchen irgend stichhaltigen Grund man gegen die der H. Gualtierana von uns angewiesene Stellung geltend machen kann. Warum man sich dagegen gross sträuben will, begreife ich übrigens auch nicht recht. Man muss es sich z. B. gefallen lassen, dass H. pyramidata und 3 * 22 A. Scuwmıprt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren H. elegans sogar als Verwandte nächsten Grades, als Glieder einer und derselben Unterabthei- lung der Xerophilen bei einander stehen, und man lässt sich das gefallen, insofern der Ueber- gang vor einem Extrem zum andern, von H. pyramidata über eine kiellose dalmatinische H. conica, H. conica normalis zu H. elegans allmählich vermittelt wird. Fehlt es denn hier an solcher Vermittlung der extremären Formen? Der H. scabriuscula und muralis, die wahr- scheinlich hier auch ihr Wörtchen mitsprechen werden, will ich gar nicht gedenken, weil diese ihrer Organisation nach uns noch unbekannt sind. Doch halten wir uns nur an das uns längst Vorliegende. Habe ich nicht schon in der Zeitschrift für Malakozoologie 1553. 8. 20. daran erinnert, dass 1, H. Gualtierana 2, H. spiriplana juv., 3, H. spiriplana adulta 4, H. campesina 5, H. alonensis eine solche vermittelnde Formenkette bilden, in welcher kein Glied fehlt? Und stellt sich nicht, je mehr unsere anatomischen Erfahrungen an Umfang gewinnen, immer deutlicher das heraus, dass sowohl der Kiel, als der Nabel bisher bei weitem überschätzt wor- den, dass sie für die Systematik ganz unwesentliche Momente sind und unter Umständen eben nur zureichen, um eine Varietät von der Normalform abzulösen? Doch genug davon. Mag noch einige Zeit darüber hingehen , dass der H. Gualtierana das volle Bürgerrecht unter den Pentatänien allgemein zugestanden wird, es wird sich das schon finden. Ich zweille hieran so wenig, als daran, dass die Malakologie überhaupt auf dem von uns eingeschlagenen Wege wird fortschreiten müssen. Ich lasse nun (Fig. 23.) H. pisana Müll. folgen, weil einige Gründe vorliegen, sie in die Nähe der Pentatänien zu bringen. Ihr Pfeil ist mit vier gerade herablaufenden rinnenförmi- gen Schneiden besetzt, denen von H. vindobonensis, lactea und vermiculata ähnlich, nur ge- rade und kleiner, als jene; ihr Pfeilsack liegt frei und ist nicht, wie der mancher Xerophilen, der Länge nach an die Vagina geheftet; an dem Blasenstiel findet sich, nicht ganz so lang, als dessen oberer Theil, ein Diverlikel. Diese Momente scheinen dafür zu sprechen, dass H. pisana nicht allzufern von den Pentatänien ihren Platz erhalte. Dass sich ihr Oberfühler zwi- schen den männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen durchschlingt, reicht allein schon hin, diese Art von der Gemeinschaft mit den Xerophilen auszuschliessen. Aber es lässt sich in der That auch nicht ein einziges wesentliches Kriterium nachweisen, durch welches ihre frühere Stellung im Systeme gerechtfertigt erschiene. Wollte man diese, allen von der Organisation hergenommenen Gegengründen zum Trotz, blos mit Rücksicht auf ihr Vorkommen aufrecht er- halten, so wäre das nicht besser, als wenn man Füchse und Kaninchen in eine Gattung brächte, blos weil sie sich Höhlen graben. Oder denkt man vielleicht an die gespaltenen Bänder, eine Erscheinung, die allerdings den meisten Xerophilen eigen ist? Nur ein sehr un- genauer Beobachter könnte dies Motiv geltend machen wollen, denn eben durch die Regel- mässigkeit ihrer Bändergruppen unterscheidet sie sich wesentlich von den Xerophilen. Regel- mässig ist bei den Xerophilen im allgemeinen nur das mittlere oder Kielband, die übrigen, be- sonders die der Unterseite sind so unregelmässig, dass es ein vergebliches Bemühen sein würde, die vielen bald hier, bald da stärker auftretenden oder zusammenfliessenden oder ganz schwindenden Bänderchen auf die normalen fünf Bänder der Pentatänien reduciren zu wollen. Dagegen giebt es nicht leicht eine Art, welche ihre Bänder mit grösserem Eigensinn stets an derselben Stelle bildet als H. pisana. Die Bänder der Unterseite sind stels zu 2 Gruppen ver- in taxonomischer Hinsicht. 23 theilt, während die feine Detailzeichnung dieser Borden ungemein variirt. Oberhalb des Kiel- bandes finden wir noch eine breite bis an die Nath reichende Bändergruppe, die vierte, und ich halte es für sehr zweifelhaft, ob man bei dieser Art überhaupt nach fünf Bändern zu fragen hat, oder nur nach vier (wie die Campyläen-Bänder niemals diese Zahl überschreiten). An der Ru- the der pisana fehlt das Flagellum, ihre Glandulae mueosae bestehen, wie die vieler Campy- läen, nur aus 2 einfachen wurmförmigen ziemlich langen Blindsäcken — eigenthümliche Er- scheinungen, welche hinsichtlich der dieser Art anzuweisenden Stellung wohl zu berücksichti- gen sind. Füglich kann darüber indess nicht eher entschieden werden, als bis uns auch einige mit ihr näher verwandte Arten, ihrer Organisation nach, aufgeschlossen sind, wie z. B. H. pla- nala Chem. (arielina Rossm.), H. sabaea Boiss. Der Geschlechtsapparat von H. pisana ist nach einem älteren leider unvollständigen Präparat gezeichnet, an welchem die Zwitterdrüse, nebst dem Zwitterdrüsengange fehlt, Schliesslich erwähne ich noch, dass unter einer ziemlich grossen Anzahl seeirter Exemplare nur ein einziges mit dem Pfeil versehen war. — Wir gehen zur Betrachtung des Geschlechtsapparats einiger Schnecken über, welche AuBErs in die Gruppe Frutieicola stellt. Diese Gruppe ist im Allgemeinen gewiss naturge- mäss, obwohl sie in Folge anatomischer Durcharbeitung eine etwas andere Gestalt erhalten dürfte, indem Einzelnes von ihr ausgeschlossen, anderes ihr eingefügt und das Ganze anders geordnet wird. Gegenwärtig können wir noch nicht daran denken, eine umfassende Disposition derselben aufzustellen, weil wir noch zu wenig von ihr kennen. Eine anatomisch, wie in ihrer äusseren Erscheinung, ausgezeichnet charakterisirte und gut abgerundete Unterabtheilung der- selben bilden die Verwandten der H. ceircinnata, zu welchen N. leucozona, edentula, unidentata, hispida, depilata, montana, villosa, lurida, filicina, sericea u. a. gehören. Diese Sippschalt ist unbestritten eine der schwierigsten Partien auf dem gesammten Gebiete der Conchyliologie. Was ich über einzelne dieser Arten jetzt mitzutheilen vermag, wird mehr deren innige Ver- wandtschaft unter einander belegen, als der Hoffnung Raum geben, dass die Anatomie hier zur scharfen Umgrenzung der ‚einzelnen Arten führen werde. Doch hat die neuste Zeit uns einige Gesichtspunkte entdecken lassen, mit deren Hülfe wir wahrscheinlich dem Ziele etwas näher kommen. Indem ich meine Vorräthe von H. eircinnata, clandestina, montana, rufescens, caelata, albula, depilata u. s. w. einer recht sorgfältigen Prüfung unterzog, kam ich auf den Gedanken, deren Epidermis mikroskopisch zu untersuchen. Dies führte auf einige bisher noch nicht erkannte Unterschiede, welche für die nun anzustellenden anatomischen Untersuchungen als Anhalt dienen können. Die Epidermis von H. clandestina von Zürich und H. montana von Chäteau de Vaud marcus ist nämlich ganz schlicht, die von H. eircinnata von Stuttgart gekör- nelt, die von H. rufescens von Heidelberg und H. circinnata var. von Wien mit feinen paral- lelen Lamellen besetzt. Wenn nun auch die beiden letzten Fälle einander nicht scharf ausschliessen sollten, da die Körnchen der Stuttgarter Schnecke in parallelen Reihen stehen, von demselben Abstande, als die Lamellen der beiden andern Formen: so haben wir somit doch zwei einan- der ausschliessende Merkmale gewonnen, und jeder, der sich einmal ernstlich an den Formen dieser Sippschaft versucht hat, wird zugestehen, dass durch dies Entweder-Oder schon viel ge- wonnen ist. Die mikroskopische Untersuchung alles dessen, was sich auf den Schalen findet, der Epidermis, mit ihren Haaren und Schüppchen, ja des manchen Arten eigenthümlichen 21 A. Scumıprt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren Schleimüberzuges noch über der Epidermis, ist hinsichtlich der Arten der Gruppe Fruticicola ganz unerlässlich und wird noch zu manchem willkommenen Aufschlusse führen. Doch nun zu den einzelnen Arten. H. fruticum Müll. (fig. 24.) besitzt einen Geschlechtsapparat, ausgezeichnet durch mehrere Eigenschaften, wie durch den Mangel des Flagellums an der Ruthe, durch den äusserst kurzen Zurückziehemuskel, durch die 3 kurzen, dicken, sich dicht aneinander legenden und dadurch scharfe Kanten bildenden Glandulae mucosae, durch einen kleinen dicken Sack zwi- schen dem Pfeilsack und der Vagina und den kurzen belemnitenförmigen Pfeil. Der kürzere divertikellose Blasenstiel, die Dreizahl der Glandulae mucosae, der Nebensack an dem Pfeil- sack sind Momente, welche für die Aufnahme dieser Art in die Gruppe Fruticicola sprechen. Der untere Theil der Ruthe ist auffallend lang und dick. Obgleich die Stelle, an welcher das Vas deferens in die Ruthe tritt, nicht durch ein von da auslaufendes Flagellum bezeichnet ist, kann man sie doch an dem frischen Präparate nicht verkennen; auf unserer Zeichnung ist sie durch darauf hinführende Punkte angedeutet. Es ist mir nicht erinnerlich, dass ich schon ein ausgewachsenes Exemplar dieser Art ohne Pfeil betroffen hätte, noch dass ich einen Pfeil ausserhalb des Pfeilsacks gefunden, wie dies sich bei den Pentatänien so häufig findet und von mir selbst an den zum Theil nur in wenigen Exemplaren untersuchten H. splendida, Gualtie- rana, alonensis und carlhaginiensis mehrfach bemerkt wurde. Ich fand solche im Präludium der Begattung abgeschossene Pfeile in der Prostata, im Blasenstieldivertikel, zwischen den Glandulae mucosae freiliegend, ja selbst in der Leber aber nur bei Pentatänien. Man kann daher der Vermuthung Raum geben, dass nicht alle mit dem Pfeil versehenen Arten densel- ben wirklich abschiessen, dass er vielmehr von manchen nur vorgeschnellt, aber darauf wie- der zurückgezogen wird, indem er sich von der ihn tragenden conischen Papille des Pfeilsacks nicht ablöst. Ob diese Vermuthung begründet ist oder nicht, lässt sich leicht ermitteln, wenn man den Pfeilsack in der Begaltung betroffener Exemplare von H. fruticum, incarnata, um- brosa, rubiginosa u. s. w. untersucht. Die Zeichnung des Geschlechtsapparats von H. fruticum ist nach einem frischen Präparat von einem grossen Bonnenser Exemplar entworfen. Der Geschlechtsapparat der vier Arten, die nun folgen, H. incarnata Müll. (lig. 25), H. fusca Montagu (fig. 26), H. rubiginosa Ziegler (fig. 27) und H. bidens Chemn. (fig. 28), kann erst dann genauer besprochen werden, wenn wir verwandte Arten mit ihnen zu vergleichen haben. Das Verhältniss von H. incarnata Müll. zu H. tecta Ziegl. haben wir schon in den Malakozoolog. Blättern für 1854. S. 14. u. 15. beleuchtet, ihre specifische Verschiedenheit von einander bewiesen, auch die Vermuthung ausgesprochen, dass H. tecta Zieg!. mit H. vieina Rossm. identisch sein möge. Dem fügen wir die Notiz bei, dass wir uns erst jetzt durch mikroskopische Untersuchung des Schuppenüberzugs von H. monodon Porro, welche wir aus Heır Prof. Moussox’s Hand von Como besitzen, davon überzeugt haben, dass sie von H. incar- nata verschieden ist. Aus diesen Andeulungen ergiebt sich von selbst, wie sehr wir auf die genauere anatomische Prüfung der hier genannten Arten gespannt sein müssen. Zu H. fusca Mont. wiederholen wir im Auszuge das in den Malakozoolog. Bl. für 1854, S. 13. Gesagte. Sie besitzt einen zierlichen, etwa eine Linie langen, mit vier stumpfen gerade in taxonomischer Hinsicht. 25 herablaufenden Kanten besetzten, ein wenig gekrümmten (doch nicht gewundenen) Pfeil, den man eine Miniaturedilion von dem Pfeil der H. pomatia nennen könnte, wenn sich an ihm, wie an jenem, Krone, Kopf und Hals unterscheiden liessen. Der Pfeilsack schliesst sich (wie bei H. cinctella) an die Vagina, doch befindet sich zwischen beiden ein leerer Ne- bensack. Die Ruthe trägt ein langes Flagellum. Neun ungefähr zwei Linien lange Glandulae mucosae. Blase lanzettlich, Blasenstiel ohne Divertikel. Sie ist als eine Verwandte von H. in- carnata und cinctella zu betrachten. Der mit H. incarnata verwandten Organisation entspricht auch die mit feinen Lamellen besetzte Oberfläche der Schale und ihre Lebensweise. Für diejenigen Leser, welchen unsre kritischen Bemerkungen über H. sericea Drap. und H. rubiginosa Ziegl. in der Zeitschr. für die Gesammten Naturwissenschaften herausgegeben von unserem naturwissenschaftlichen Verein für Sachsen und Thüringen Jahrg. 1853, Band I, S. 3 —9. nicht bekannt sein sollten, erwähnen wir, dass H. rubiginosa Z. lange Zeit von den deut- schen Conchyliologen für H. sericea Drap. genommen ist, bis wir nachgewiesen haben, dass die erstere, dicht an Sumpfrändern lebende, einen mit vier stumpfen Kanten besetzten, ge- wundenen Pfeil, die zweite, in ihrer Lebensweise mit H. hispida übereinstimmende Art dage- gen zwei kleine stielrunde, wenig gekrümmte Pfeile besitzt. Die echte II. sericea Dr. ist zwi- schen H. hispida und H. filieina 7%, J. Schmidt zu stellen. H. rubiginosa kann ihrem ganzen Geschlechtsapparate nach nur in der Nähe von H. incarnata ihren Platz erhalten. H. bidens Chen. wissen wir vorläufig auch nur hier unterzubringen. Ihr Blasenstiel ist freilich ganz auffallend kurz, auch weicht ihr verhältnissmässig sehr langer, schwach ge- krümmter, stielrunder, an der Spitze mit zwei breiteren und zwei schmäleren dünnen Schnei- den besetzter, nicht gewundener Pfeil von allen übrigen uns bekannten ab. Indess der Man- gel des Divertikels am Blasenstiel, die Gestalt der Blase, die vier fadenförmigen Glandulae mucosae und der bis zu seiner Mitte der Vagina angeheftete Pfeilsack, sprechen für diese Stellung von H. bidens. Und die eigenthümliche Form des Pfeils kann wenigstens nicht da- gegen geltend gemacht werden, weil in dieser Sphäre die grösste Mannichfaltigkeit von Pfeil- formen Regel zu sein scheint. H. cinctella und H. tecta gehören ohne Zweifel zu den näch- sten Verwandten der H. incarnata: aber ihre Pfeile sehen sich nicht im entferntesten ähnlich. Stellen wir dazu die Pfeile von H. fruticum, umbrosa, fusca, rubiginosa, so haben wir vor uns eben so viel verschiedene Pfeiltypen als Pfeile. Diese Erscheinung muss uns um so mehr frappiren, wenn wir erwägen, welche Einförmigkeit in den Pfeilen sonst Gruppen von dem grössten Umfange, oder doch grösseren Sippschaften eigen is. Um auf H. bidens zurückzu- kommen, so führe ich sie hier auf als eine zur Zeit noch vereinzelt dastehende Art und bitte mich nicht so zu verstehen, als ob ich sie damit für eine Verwandte der H. incarnata er- klärt hätte. Aus der umfangreichen Gruppe der H. eircinnata Stud., welche in der Physiognomie der europäischen Molluskenfauna einen wesentlichen Zug bildet, können wir für diesmal nur von vier Arten den Geschlechtsapparat darstellen, nämlich von einer Wiener Varietät der H. circinnata Stud. (Fig. 29), H. depilata €. Pfeiff. (Fig. 30), H. hispida Linn, (Fig. 31) und H. Cobresiana v. Alten (Fig. 32). Diese vier Zeichnungen sind nach fri- schen Präparaten entworfen, worauf hier um so mehr Gewicht gelegt werden muss, als der 26 A. Scumıpt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren untere Theil der Ruthe, zumal so kleiner Arten, sich beim Auftrocknen etwas vermindert, aber gerade in diesem in vorliegender Sippschaft speeifische Differenzen hervorzutreten scheinen. Auf den Geschlechtsapparat der U. eireinnata var. von Wien werden wir später wie- der zurückkommen. Ob die Art von Wichelshof bei Bonn (freundlichst mitgetheilt von Herrn O. GoLpFuss), welche ich als H. depilata €. Pfeiff. aufführe, diese wirklich ist, kann ich nicht verbürgen ; aber dass sie mit der Heidelberger Schnecke, welche Herr Dr. L. Preırrer dafür hält und mir güligst zugestellt hat, vollkommen übereinstimmt, kann ich versichern. Von H. hispida ist diese Art unbedingt verschieden. Zwar ist sie im unversehrten Zustande gleichfalls behaart, doch stehen diese Haare weitläufiger und reiben sich leichter ab, stehen auch in keinen Grüb- chen der Schaale. Abgeriebene Exemplare derselben sind sehr glänzend und zeigen auch un- ter der schärfsten Loupe keine Spurflecke der entschwundenen Behaarung. Im Habitus des Gehäuses, in der Höhe des Gewindes und Weite des Nabels variirt H. depilata fast noch mehr, als H. hispida. Dessenungeachtet ist sie an der Mündung leicht von jener zu unterscheiden. Die Mündung der H. hispida ist nämlich an ganz ausgewachsenen Exemplaren durch stärkere Zurückbiegung des Saums mehr erweitert und ist der äusserste Rand der Mündung minder scharf und zerbrechlich, als bei H. depilata. Ob nun aber nach der andern Seite, nach den mit H. circinnata verwandten Formen, besonders noch H. montana hin die Grenze ebenso scharf gezogen werden kann, muss die Zukunft lehren. Die Epidermis von H. hispida ist ge- körnelt, die von H. depilata schlicht, wie die von H. montana. Der Fig. 32. abgebildete Geschlechtsapparat von H. Cobresiana v. ALTEN gehört einer kleinen Form dieser Art an, welche ich durch die Güte des Herrn Professor GREDLER in Bo- zen von M. Prrvos in Fassa in Tirol erhielt. Dass H. Cobresiana zu den Verwandten von H. hispida zählt und von Aısers mit Unrecht nebst H. edentula und leucozona einer andern Gruppe zugetheilt ist, bedarf wohl keines Beweises mehr, sonst können dies unsre Abbildun- gen (verglichen mit den zu H. bidens und H. fusca gegebenen, welche gleichfalls in jener besonderen Gruppe bei Aısers stehen) anschaulich darthun. Unter den hier berücksichtigten Arten hat der Geschlechtsapparat von H. Cobresiana am meisten Eigenthümliches. Auf die Gestalt der Blase wollen wir kein Gewicht legen, denn diese variirt. Aber das Flagellum der Rulhe ist viel kürzer, der mittlere Theil derselben, wie auch der untere Theil der Vagina länger, ganz besonders aber hervorzuheben ist der Umstand, dass die kleinen zwischen die Pfeilsäcke und die Vagina tretenden Nebensäcke viel weiter nach den Glandulae mucosae hin- aufgerückt sind, demnach die Pfeilsäcke weit überragen. Auf dem Gebiete, welches wir nun betreten, auf dem der Xerophilen nämlich, ha- ben unsere anatomischen Untersuchungen bereits einige eclatante Siege errungen und ‚hoffen wir in weniger denn Jahresfrist mehrere noch schwebende Fragen befriedigend zu lösen. Die verschollene und durch uns auf das Forum der Wissenschaft zurückgeführte H. striata Müller, der zwischen H. obvia und ericelorum nachgewiesene specilische Unterschied sind Triumphe, die wir gleich beim Beginn unserer Bestrebungen feierten. Nicht minder wichtig, als die kritische Feststellung einzelner Arten, sind die neuen Gesichtspunkte für die nalurgemässe An- ordnung des hierher gehörenden Materials. Gleich durch die schon mehrerwähnte Beobachtung, in taxonomischer Hinsicht. 27 dass bei den Xerophilen — und sonst nur noch bei den nächsten Verwandten von H. cantiana und candidissima — der rechte Fühler frei neben den Genitalien liegt und sich nicht, wie ge- wöhnlich, zwischen dem männlichen und weiblichen Theil derselben durchschlingt, erhält das Ganze Abschluss und innern Verband. Und wie wichtige Momente bieten die Pfeile dar: bald ist nur einer, der länger oder kürzer ist, bald sind zwei vorhanden und zwar zwei kür- zere, von denen einer dem andern subordinirt, oder die einander coordinirt sind, oder zwei längere; bald fehlen sie ganz und wir finden nur rudimentäre Andeutun- sen der Pfeilsäcke. Dazu kommen die reichlicher oder spärlicher entwickelten Glandu- lae mucosae, das längere oder kürzere Flagellum, auch wohl ein aussergewöhnlicher An- hang an dem gemeinschaftlichen Geschlechtsgange von verschiedener Grösse und Gestalt, ein dergleichen an dem unteren Theile der Ruthe, das Vorhandensein oder Fehlen des Zurück- ziehemuskels, u.s. w. Ist nicht a priori von einer sorgfältigen Erwägung so mannigfaltiger Verhältnisse Licht für das Ganze, wie für die Einzelnheiten zu erwarten? Und muss solches Licht nicht doppelt willkommen sein auf einem Gebiete, welches an Gehäusemerkmalen un- gleich ärmer ist, als andere und auf welchem aller Aufwand von Scharflsinn noch keine ge- nügenden Resultate hat erzielen können? Mit Recht sagt RossmasEssLer (lconographie Heft 13 und 14, S. 22.). „Wir müssen eingestehen, dass wir die Xerophilen Europas noch sehr man- gelhaft, ja noch gar nicht viel mehr, als nicht kennen. Gerade bei ihnen muss die Anatomie Licht schäffen. Wo sie es bereits getlhan hat — man denke an die Pfeile von H. ericetorum, obvia und stiparum — hat sie überraschende Ergebnisse gezeigt.“ Durch die Reihenfolge der abgebildeten Geschlechtsapparate wird man schon ungefähr eine Vorstellung davon gewinnen, in welcher Weise die Anatomie hier kritisch berichtigend und ordnend eingreift. Und da wir leicht die gegebene Reihe durch Heranziehung wichtigen Materials vervollständigen und die noch vorhandenen Lücken ausfüllen können, so dürfen wir nicht nur mit einiger Genugthuung auf das Gewonnene zurückschauen, sondern getrost ungleich Bedeutenderes in nahe Aussicht stellen. Die echte H. costulata Ziegler von Wien, H. candidula Studer, die normale Form von H. variabilis, H. negleeta, mehrere Formen von H. striata aulorum (H. profuga m.), H. conspurcata, apicina, obvia u. s. w werden wir bald wieder erhalten und durch Combination ihrer Untersuchung mit den schon vorliegenden unbedingt viel neues Licht gewinnen. Wir weisen darauf bestimmt hin, um für die Folge desto reicheres Material zu gewinnen und er- lauben uns, im Interesse der Wissenschaft die Aufmerksamkeit unserer Freunde noch auf ein Paar wichtige Specialia hinzulenken. In Siebenbürgen kommen Xerophilen vor, welche nach Habitus und Costulirung zwischen H. striata Mill. und H. obvia Hartm. in der Mitte stehen. In Crain soll H. conspurcata vorkommen; doch was ich mit dieser Bezeichnung durch meinen Freund F. J. Scımipr in Laibach erhielt, ist etwas anderes — aber was? Das Verhältniss von H. Gigaxii Charp. zu H. candidula Stud. einer- und H. caperata Montagu andererseits bedarf noch einer schärferen Beleuchtung. Das sind drei Aufgaben, welche alle Zweifel beseiligend nur die Anatomie lösen wird. Möchte die Hand dazu freundlichst bieten, wer kann. Wir stellen aus unten näher zu bezeichnenden Gründen H. striata Müller den übri- gen Xerophilen voran. Nirgends ist dieselbe bisher von so ausgezeichneter Grösse und Schön- heit gefunden, als bei Aschersleben, obwohl sie sich über ein weites Gebiet auszudehnen Abhdl. naturw. Verein T. 4 28 A. Scumıpr, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren scheint. Zuerst hielt ich sie mit Anton und SchLuETER für H. striata Drap. RossMAEssLER erklärte sie für eine Varietät von H. costulata Ziegler. Da RossnaEssLer H. costulata Ziegl. und zwar nicht nur die Wiener Form, sondern auch die thüringischen unzweifelhaft mit unserer H. striata M. identischen Exemplare mit H. candidula Stud. vereinigt hatte (cf. Iconogr. V. u. VI. S. 26.), war ich nicht wenig erfreut, auf anatomischem Wege zu ermitteln, dass un- sere Art und H. candidula nicht nur verschieden, sondern nicht einmal nahe mit einander ver- wandt sind. Bald darauf fand ich, dass MUELLER unter seiner ihm durch ScHroETER aus Sach- sen gelieferten H. striata (in welcher man bald eine Form von H. candidula bald H. ericeto- rum vermuthet hatte) keine andere Art, als diese verstanden haben könne (vgl. Bericht des naturwissenschaftl. Vereins des Harzes 1851. S.7.). Daraus ergab sich zweierlei als noth- wendig, dass der Name H. striata Drap. zu beseitigen und H. costulata Z. nunmehr als H. striata Mill. var. minor aufzuführen sei. Nachdem gegen die von mir 1851 ausgesprochene Ansicht kein Widerspruch erfolgt war, brachte ich in den Malakozool. Blättern f. 1854. S. 18. für H. striata Drap., oder wie RosswAEssLer berichtigend bemerkt hat H. striata autor., den Namen H. profuga in Vorschlag. In neuster Zeit bin ich auf die Vermuthung gekommen, dass H. costulata Z. nun doch von H. striata Müll. specifisch verschieden sein mag, was sofort mit dem anbrechenden Frühjahr untersucht werden soll. Diese kurze Skizze von den Faten der H. striata Müll. und der mit ihr in Berührung gebrachten Arten, die wir beifügen mussten, um möglichen Missverständnissen zu begegnen, kann zugleich als Paradigma dafür gelten, wie es ganz vor Kurzem noch um die Kritik vieler, ja der meisten Xerophilen stand und wie die Anatomie die Wiedergeburt der Conchyliologie herbeiführen wird. Den Geschlechtsapparat von H. striata Müller (Fig. 33.), nach dem frischen Präparate von einem mittelgrossen Ex- emplare gezeichnet, vergleiche man mit Fig. 34. 35. 36. 37. Wie bestimmt ist durch organi- sche Eigenthümlichkeit das Verhältniss dieser Art zu den Verwandten der H. candidula (Fig. 34. 35.) einer- und denen der H. profuga (Fig. 36. 37.) andererseits ausgesprochen. Man ver- gleiche mit Fig 32. aber auch die letzten aus der Sippschaft der H. hispida (Fig. 30. 31.) und man wird nicht verkennen, wie unsere Art, trotz den naturgemässen Schranken des Gruppen- unterschiedes, doch auch verwandtschaftliche Beziehungen zu jenen geltend macht. Belege dafür sind die kleinen, zwei stielrunde Pfeile enthaltenden Pfeilsäcke, mit den zwischen sie und die Vagina tretenden Nebensäcken. Darum ist es angemessen, unter den Xerophilen H. striata Müll. und deren Verwandte obenanzustellen. Noch näher an H. hispida heran tritt vielleicht die auch mit 2 kleinen Pfeilen versehene und überdies behaarte H. conspurcata Drap., von deren Geschlechtsorganen wir indess noch keine vollständigen Präparate angefertigt haben. Auch H. apieina und H. Schombrii (vergl. Malakozool. Blätter f. 1854, S. 237.) werden hier aufzuführen sein, von denen wir jedoch zur Zeit nur wissen, dass sie zwei Pfeile haben. Zu den Verwandten von H. striata Müller gehört eine Schnecke, welche Herr Prof. Rortu von Jaffa mitgebracht hat, deren Würdigung schlechterdings nur auf anatomischem Wege möglich war. Der Entdecker hatte sie zu H. Terverii Mich. gerechnet. Nachdem ich ihn davon benachrichtigt, dass ihre anatomische Untersuchung sie als eine durchaus neue Art aus- gewiesen, erhielt ich für sie den Namen, unter welchem ich sie hiermit in die Wissenschaft einführe : in taxonomischer Hinsicht. 29 Helix Joppensis Roth. T. umbilicata, depresso-globosa, striatula, nitida, albida; spira acuto-convexa; apex lae- vis, fuscus; anfr. 5—6. convexiusculi, sensim accerescentes, ullimus antice non deflexus; aper- tura lunato-rotundata; peristoma reclum, acutum, intus leviter albolabiatum; umbilicus mediocris, apertus. Diam. 14, alt. 11 Millim. Die Diagnose ist freilich nur nach zwei Exemplaren entworfen und kann ich nicht wissen, ob sich an dieser Art nicht hinsichtlich der Zeichnung eigenthümliche Merkmale auf- stellen lassen. Das eine Exemplar lässt so etwas vermulhen, denn seine oberen Umgänge sind mit kleinen rothbraunen Flecken von radialer Stellung geziert, das andere ist einfarbig. Die Grundfarbe beider ist milchweiss, etwas ins Violette fallend, im Innern bräunlich. Die auf den ersten Umgängen noch feine und ziemlich regelmässige Streifung wird auf dem letzten schwächer und obsolet. Der letzte Umgang zeigt keine Spur des den jungen Exemplaren ei- genen Kiels. Die fast kreisrunde Mündung ist nur um ein Geringes breiter als hoch, und im- mer mit einer weisslichen, zurücktretenden Lippenwulst belegt. Der Nabel ist etwa °, Linien breit. Der Geschlechtsapparat dieser Art (Fig. 34.) zeigt ihre Verwandtschaft mit H. striata Müll. Sie besitzt nämlich auch zwei mit kleinen Pfeilen versehene Pfeilsäcke nebst zwei Nebensäcken und ein kurzes Flagellum. Eigenthümlich finden wir an ihr die höher hinaufge- rückten Nebensäcke, einen nicht unbeträchllichen Anhang am unteren Theile der Ruthe und 8 breite, fast lappige Glandulae mucosae. Von dieser Art leitet H. obvia Hartm. zu H. ericetorum Müll. hinüber. Beide waren von ROSSMAESSLER zusammengezogen. Ich wies ihren sehr wesentlichen Unterschied in der Zeitschr. f. Malakozool. 1850. S. 113. an den Pfeilen nach. Seitdem sind wir weiter vorge- schritten und können behaupten, dass jede von beiden das Centrum eines kleinen Formen- kreises bildet. Der Geschlechtsapparat von H. ericetorum Müll. (Fig. 35.) stammt von einem ziemlich grossen Exemplare von Wickerode am Harz und ist nach einem frischen Präparate gezeichnet. Von dieser Art unterscheidet RosswAEssLEer auf Grund der verschieden gestalteten Pfeile die von ihm unweit Almeria entdeckte H. stiparum (Iconogr. f. S20—22.). Schon im Jahre 1550. hatte Herr Dr. Wırıkonu bei Pamplona eine sehr schöne Art gesammelt, welche wir damals für eine colossale H. ericetorum hielten und auch schon einige Male als deren var. major erwähnt haben. Wir bemerkten zwar einen bedeutenden Unterschied zwischen den Pfei- len dieser und der echten Murrırgschen Form, doch wussten wir denselben damals weder richtig abzuschätzen, noch weiter zu verfolgen. In neuster Zeit sind wir zu der Ueberzeu- gung gelangt, dass jene Form mit H. ericetorum nicht vereinigt bleiben darf und haben sie als H. Pampelonensis Herrn Dr. L. Preirrer zur Veröffentlichung übersandt. Die echte H. ericetorum wird in der Mitte stehen zwischen H. stiparum und Pampelonensis. Möchte sich einmal Gelegenheit finden, dies anatomisch genauer zu prüfen. Hinsichtlich der mit H. obvia näher verwandten Formen wird sich der anatomischen Untersuchung ein ungleich weiteres Feld öffnen. Wer sich damit befassen will, hüte sich nur vor Verwechselungen. Nur wenige Conchyliologen wissen H. obvia Zartm. von H. ericetorum Mill. zu unterscheiden. Aus AS 30 A. Scusmınt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren “ Böhmen, dem Erzherzogthum Oestreich, Steiermark, Crain, Kärnten, Tirol erhält man immer nur H. obvia, doch als H. ericetorum bezeichnet. Aus den östreichischen Ländern ist mir nur Salzburg als Fundort der echten H. ericetorum bekannt. In der Schweiz und in Baiern kommen beide vor, in den deutschen Rheinlanden und in Frankreich, wie es scheint, nur H. ericetorum. H. obvia springt nach Berlin und Potsdam vor; sonst gehört sie zu den charak- teristischen Vorkommnissen Süddeutschlands, von wo sie sich in den reichsten Variationen nach dem Orient hin verbreitet. Die beiden Schnecken, deren Geschlechtsorgane nun folgen, gehören zu den nächsten Ver- wandten von H. candidula Stud. Obgleich ich Fig. 36. vorläufig als H. candidula var. bezeichnet habe, so ist von ihr doch erst zu ermitteln, ob sie wirklich dahin gehört. Diese Form hat mir Herr Professor GREDLER von Corvara in Enneberg in Tirol mitgetheilt. Ihre specielle Besprechung spare ich mir auf, bis ich H. costulata Z. von Wien und die echte H. candidula daneben stellen kann. Fig. 37. stammt von der echten H. caperata Mont., auf welche die von Ross- MAESSLER und mir in neuerer Zeit gegebenen Erörterungen das Interesse der Conchyliologen hingelenkt haben. Sobald ich den Geschlechtsapparat von candidula Stud. abbilden kann, wird man sich vollkommen davon überzeugen, wie nahe beide Arten einander stehen. Wie ver- schieden H. caperata von H. striata auct. (non Mulil!) ist, lehrt jetzt schon der Vergleich von Fig. 37. u. 38. Letztere, die ich als H. profuga mihi var. minor aufgeführt habe, stammt von Spalato. Ich wage nicht, sie als besondere Art von dem Grundtypus derjenigen Schnecke ab- zulösen, welche bisher für H. striata Drap. et autorum und H. caperala Mont. gegolten, bis ich nachwies, dass sie weder mit H. striata Müull., noch mit H. caperata Mont. etwas zu schaffen hat und sie daher neu benennen musste. So sehr diese Art auch variirt in Ansehung der Grösse, Zeichnung, Costulirung, Erhebung des Gewindes, Schärfe des Kiels, Weite des Nabels, Farbe der Lippe, und so schwer es sein dürfte, alle diese Differenzen unter den ge- meinsamen Hut einer auf sämmtliche Formen passenden und doch dabei noch scharf bezeich- nenden Gehäusdiagnose zu bringen, so erkennt ein conchyliologisch geschultes Auge doch ihre Zusammengehörigkeit. Ich besitze sie von Corfu, Spalato, Triest, Monfalcone, Fiume, Padua, Verona, Florenz, Macerata, Nizza, und glaube keine dieser Formen von H. profuga m. aus- schliessen zu dürfen. Von H. profuga von Spalato habe ich notirt, dass sowohl ihre Ei- weissdrüse, als ihr Uterus schwarzgrau gefärbt ist. Fig. 39. gehört einer von RossmAaEssLer zwischen Malaga und Velez Malaga gesammel- ten Schnecke an, welche von jener specilisch verschieden ist. Sie hat ein längeres Flagellum und einen kleineren Pfeilsack. Auf den Fig. 40 abgebildeten Geschlechtsapparat einer H. variabilis var. oder doch mit dieser sehr nahe verwandten Schnecke, welche RossuaessLer bei Burriana gesammelt hat, können wir noch nicht näher eingehen, weil uns zur Zeit noch der Geschlechtsapparat sowohl von der Normalform der H. variabilis, als von maritima fehlt. Von Fig. 41. gilt das Gleiche. Es ist dies der Geschlechtsapparat der Schnecke von Almeria, welche RosswaEssLer (Iconogr. f. S16—S19.) als H. Terverii Mich. abgebildet hat. in taxonomischer Hinsicht. 31 Dr. PFEIFFER hält sie für eine durchaus neue, mit keiner der bisher beschriebenen zu verei- nigende Art und führt den Gegenbeweis gegen ihre Identität mit H. Terverii (Malakozoologi- sche Blätter für 1854. S. 251.). Dieser nun von RossnAEssLer nach brieflicher Mittheilung H. Adolphi genannten Art wird die echte H. Terverii einst an die Seite zu stellen sein, wenn letztere sich überhaupt noch ermitteln lässt. Ein ausgezeichnetes Ergebniss hat die anatomische Untersuchung der beiden folgenden schon mehrfach besprochenen Arten geliefert. Fig. 42. ist der Geschlechtsapparat von einer schönen Varietät der echten H. cespitum, nach Mousson (der die secirten Exemplare für mich bei Genua und Spezzia gesammelt hat) H. introducta Z. Fig. 43. stellt die Geschlechts- organe der neuen Art dar, welche RosswmaessLer nicht ohne Widerstreben und nur auf mein entschiedenes Verlangen unter einem besondern Namen als H. Arigonis publicirt hat (vergl. Iconogr. Fig. 523. 824.). Die Verwandtschaft beider ist klar, nicht minder aber ihr specifischer Unterschied. Obwohl die untersuchten Exemplare der H. introducta noch nicht ihr volles Grössenmaass erreicht hatten, war doch ihr Flagellum über noch einmal so lang, als das von H. Arigonis, ein Unterschied, der nicht an einzelnen Exemplaren wahrgenommen, sondern bei grösseren Suiten beider Formen als constant befunden ist, und auf welchen ein um so grösse- res Gewicht zu legen ist, als in der Familie der Xerophilen die specifischen in den Organis- men begründeten Differenzen minder reichlich zugemessen zu sein pflegen, als in mancher an- dern Familie. Wenn gleich wir noch nicht wagen, die Xerophilen allseitig bestimmt zu umgrenzen, so stehen wir doch nicht an, die nächstfolgenden Arten zu ihnen zu rechnen. Sie theilen mit den besprochenen das allgemeine Merkmal, dass der rechte Fühler frei neben den Genitalien liegt. Eigenthümlich ist einigen der folgenden Arten, wie H. pyramidata und elegans, ein sackförmiger Anhang am gemeinschaftlichen Geschlechtsausgange, durch welchen diese Arten eine Beziehung zu H. nummus Zhrenb., carthusiana Mill., und cantiana Mont. darbieten. Sie entbehren sämmtlich der Pfeile, obwohl sie zwei verkümmerte Pfeilsäcke ohne Nebensäcke besitzen. Das uns jetzt aus dieser Kategorie zu Gebote stehende Material ist insofern nicht unwichtig, als daraus der systematische Ort von H. pyramidata und mureica hervorgeht, so- dann aber auch in Beziehung auf eine schöne von Herrn Prof. Rorn bei Nazareth und Tibe- rias gesammelte und erst ganz vor Kurzem durch Boursicnar als H. Langloisiana publieirte Novität. Wenden wir uns sogleich zu dieser. Nach einer brieflichen Mittheilung meines Freundes Roru hat der Autor sie folgendermaassen diagnosirt: H. Langloisiana BourGIiGnAT. T. perforata, depressa, cretlacea, omnino alba, supra crispato-rugellosa, infra striata; anfr. 5. convexiusculis; ultimo antice paululum vix de- scendente, rotundato, ac obsolete carina mediana (ad aperluram evanescente) cincto; apert. obliqua rotundata; peristomate intus albo-labiato recto ac acuto; marginibus conniventibus; co- lumellari paululum deflexo. Von meinen zehn Exemplaren dieser Art sind fünf weisslich mit keinen oder schwa- chen Fleckenbändern, drei auf der Oberseite bräunlich, unten weisslich, zwei oben mit schma- len Bändern versehen, welche von breiten radialen Zeichnungen durchschnitten und überboten werden; der Wirbel ist hellhornfarbig; die fünf nicht stark gewölbten Windungen, deren lelzet 32 A. ScuMiDT, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren schwach gekielt ist, sind unregelmässig gestreift und wird diese Querstreifung von zahllosen, der Naht parallelen kleinen Einschnitten und Runzeln durchbrochen; die weisse breite Lippen- wulst wird zuweilen von einem braunen Mundsaum eingefasst; der Nabel ist 11/,—2 Millim. breit; Mündung rundlich; Mundsaum oben wenig herabgebogen. Das grösste Exemplar ist 11 Millim. breit S Millim. hoch. Der Geschlechtsapparat dieser Schnecke (Fig. 44.) ist mit zwei rudimentären Pfeilsäcken versehen, in welchen wahrscheinlich keine Pfeile enthalten sind. Ihr gemeinschaftlicher Geschlechtsgang ist mit keinem Anhange versehen. Der Fig. 45. abgebildete Geschlechtsapparat von H. murcica Gu1RrAO (vergl. Ross- MAESSLERS Iconographie Heft XI. u. XIV, S. 27. Fig. 834, nicht S33! und Malakozool. Blät- ter f. 1854. S. 237.) hat ein kürzeres Flagellum, zwei Glandulae mucosae weniger und einen verhältnissmässig kürzeren Blasenstiel. Fig. 46. ist nach dem Präparat von einer grossen von Rosswagssier am Castellberge bei Alicante gesammelten H. pyramidata Drap. gezeichnet. Das Flagellum derselben ist ungefähr so lang, als der untere Theil der Ruthe; sechs Glandu- lae mucosae; an der Vagina finden wir einen dicken Anhang, gerade der Einmündung der Ruthe gegenüber. Ob die Vagina oder der gemeinschaftliche Geschlechtsgang von H. mureica und H. conica dieses Anhanges wirklich ermangelt, wage ich gegenwärtig nicht zu behaupten, denn diese zuerst an H. pyramidata und H. elegans wahrgenommene Erscheinung war mir noch unbekannt, als ich die bezeichneten Arten secirte. Es könnte wohl sein, dass ich da- mals einen solchen Anhang für ein Stück Haut angesehen und als nicht zum Geschlechtsappa- rat gehörend entfernt hätte, zumal da ich zu der Zeit die Präparate noch nicht unter Wasser anfertigte. Fig. 47, den Geschlechtsapparat von H. conica (?) darstellend, bitte ich aus zwei Gründen nur als vorläufige Mittheilung aufzunehmen. Erstlich scheint mir das Präparat defect zu sein, da diese Art wahrscheinlich mit einem Zurückziehemuskel an der Ruthe, viel- leicht, wie schon erwähnt wurde mit einem Anhange an der Vagina versehen ist. Zweitens kann ich leider nicht mit Bestimmtheit angeben, welcher von zwei sehr verschiedenen Schne- ckenformen das Präparat angehört, ob der in Dalmatien vorherrschenden Form von H. conica, die mir Herr FrAUENFELD mittheilte, oder einer mir durch Herrn F. J. Scuwuipr übersandten, rein weissen, ungekielten (!) und ungebänderten (!) Varietät, die vielleicht als besondere Art zu betrachten ist, da man sie, dem Gehäuse nach, vollkommen mit demselben Rechte zu H. pyramidata, als zu H. conica ziehen könnte. Hiermit sei denn wieder auf einen kritischen Fall hingewiesen, um dessen Entscheidung desto schneller herbeizuführen. Fig. 48. ist der Geschlechtsapparat einer grossen H. elegans Drap. von RosswmaEss- LER bei Burriana gesammelt. 6—8 Glandulae mucosae; am gemeinschaftlichen Geschlechtsgange ein kurzer dicker Anhang; Eiweissdrüse roth. Zu grossem Danke hat uns Herr Prof. Roru durch Mittheilung einer in Weingeist auf- bewahrten H. tuberculata Conrad verpflichtet. Das daraus gewonnene Präparat (Fig. 49.) ist zwar nicht vollständig, da die in den oberen Windungen des Gehäuses befindlichen Theile des Thiers und mit ihnen der halbe Uterus u. s. w. abrissen, doch sind wenigstens die für die Systematik wichtigeren Theile des Geschlechtsapparats unversehrt geblieben. Wie bei H. py- ramidata und elegans an dem gemeinschaftlichen Geschlechtsgange und bei H. Joppensis an in taxonomischer Hinsicht. 33 der Basis der Ruthe, so findet sich hier gleich unter dem Zurückziehemuskel ein Anhang an der Ruthe. Die S Glandulae mucosae waren ausserordentlich dünn. Dass der rechte Fühler sich nicht zwischen den männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen durchzieht, dass sich an dem gemeinschaftlichen Geschlechtsgange kein Anhang findet, ist bei der Section genau beachtet.- H. nummus EHRENBERG (Fig. 50.) bereitet uns einige Verlegenheit. Dem Gehäuse nach sollte man sie für eine nähere Verwandte der H. elegans halten; gleichwohl steht sie organisch den beiden folgenden, nämlich H. carthusiana Müll. (Fig. 51.) und H. can- tiana Mont. (Fig. 52.) näher. Drei wichtige Merkmale beweisen dies: der fehlende Mus- eulus retractor der Ruthe, die fehlenden Pfeilsäcke und der zu einem Flagellum auslaufende Anhang an der Vagina. Auch bei diesen 3 Arten liegt der rechte Oberfühler frei neben den Genitalien, wie bei den Xerophilen. Der erwähnte Anhang ist bei H. carthusiana Mill. (— MH. carthusianella Drap.) an der Vagina weiter hinaufgerückt, bei H. nummus sitzt er der Einmündung der Ruthe gegenüber, bei H. cantiana sogar noch unter dieser Stelle an dem ge- meinschaftlichen Geschlechtsgange. Derselbe kann füglich nicht für einen Ersatz des Pfeilsacks genommen werden, selbst bei H. carthusiana Mil. nicht, wo er allerdings auf den ersten Blick z. B. an den Pfeil- und Nebensack der H. fruticum erinnert, indem er mit dem unter- sten Theile längs an die Vagina geheftet, an dieser erst herabläuft und sich dann wieder em- porrichtet. Doch habe ich mich durch genaue Untersuchung davon überzeugt, dass hier ein und derselbe Schlauch sich ab und aufwärts zieht, wie Fig. 5lb. zeigt. Auch lässt der noch nie an einem Pfeilsack wahrgenommene peitschenförmige Anhang jene Annahme nicht zu. Und wenn dies Organ sich auch bei H. carthusiana Mx/l. genau an der Stelle befindet, welche ge- wöhnlich der Pfeilsack einnimmt, so schneidet doch sowohl seine Stellung als seine Länge bei H. cantiana jede Parallele mit dem Pfeilsack ab. Parallelisiren lässt es sich nur mit dem An- hange der Vagina bei den Verwandten der H. candidissima. Ebendeshalb reihen wir auch die Leizteren hier an, obgleich sie freilich auch wieder so viel Eigenthümliches haben, dass von näherer Verwandtschaft der beiden kleinen Gruppen nicht die Rede sein kann. Ihre Ruthe hat einen Zurückziehemuskel, ihr Blasenstiel ist lang und mit einem kleinen Diverlikel verse- hen. Was sie aber von der Gemeinschaft aller bisher betrachteten Helices ausschliessen wird, ist der Mangel der Glandulae mucosae. Ueber die Stellung der mit H. carthusiana Mill. ver- wandten Arten lässt sich nach unsern Erfahrungen noch durchaus nicht aburtheilen. Wir müs- sen zuvor namentlich aus der Gruppe Frutieicola ungleich grössere Reihen ihrer Organisation nach kennen gelernt haben. Was die Gruppe der H. candidissima anbelangt, so können wir auf die Malakozoologi- schen Blätter für 1554. S. 20. u. ff. verweisen, dem dort Mitgetheilten nur noch H. cariosa Oliv. hinzufügend. Es ist sehr schade, dass Herr Prof. Roru von der höchst interessanten muthmasslich auch hierher gehörenden H. Boissieri Charp. weder lebende noch Spiritusexem- plare mitgebracht hat. Doch bilden vorläufig die vier untersuchten Arten ein kleines Ganzes für sich. Wenn wir uns wundern mussten, H. baetica Rossm., welche ohne Hülfe der Anato- mie schwerlich eine andre Geltung als die einer Varietät von H. candidissima Drap. gewon- nen hätte, in ihrer Organisation mit dieser viel weniger übereinstimmend zu finden, als mit H. 31 A. Scumınpt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren cariosula Mich. so sind wir nicht minder durch die Wahrnehmung überrascht, dass nun wie- der die Geschlechtsorgane der H. cariosa Oliv. von denen der H. cariosula Mich. so sehr abweichen und eher einen Vergleich mit denen der H. candidissima gestatten. Der Geschlechtsapparat von H. cariosa Olivier (Fig. 53.) zeichnet sich durch ein etwa nur 1 Millim. langes Flagellum und eine starke Auftreibung an der Basis der Ruthe aus. Der Blasenstiel ist, wie bei den drei andern Arten, ungefähr mit dem Uterus von gleicher Länge, doch ist sein Diverlikel viel kleiner und tiefer herabgerückt. Der Anhang an der Va- gina ist dem von H. cariosula und baetica ähnlich. Den Zwitterdrüsengang fand ich ganz auf- fallend zart, die Zwitterdrüse länglich. Von den drei übrigen Arten stehen mir noch immer keine andern als die in den Malakozoolog. Blättern für 1854. bereits abgebildeten unvollstän- digen Präparate zu Gebote. Bei H. candidissima Drap. (Fig. 56.) ist das Flagellum der Ruthe nicht halb so lang, als bei H. baetica, der mittlere Theil der Ruthe grösser, der untere kürzer, auch befin- det sich hier nicht weit von der Einmündung in den gemeinschaftlichen Geschlechtsgang ein kleines bei H. baetica und H. cariosula fehlendes Knötchen. Eigenthümlich ist der H. candi- dissima ein rundlicher drüsiger Körper, von welchem ein kurzer enger Kanal in die Vagina, oder wenn man will, in den gemeinschaftlichen Geschlechtsgang führt. Bei den drei andern Arten ist dieser Anhang lang gezogen, von einem dickeren Kanal getragen, welcher hinter der Einmündung des drüsigen Organs noch ein kleines Divertikel bildet. Die Geschlechtsor- gane von H. baetica Btossm., Fig. 55, (vergl. Rossn. Iconogr. Fig. 812. u. 813.) und H. cariosula Mich. Fig. 54. sind einander sehr ähnlich, nur dass bei der ersteren alle Di- mensionen, der Grösse des Thiers entsprechend, bedeutender sind. — Ueber die Stellung von H. obvoluta Müller, deren Geschlechtsapparat (Fig. 57.) wir aus einem grossen Turiner Exemplar gewonnen haben, und ihrer näheren Verwandten lässt sich noch nicht urtheilen. Ich schicke sie der H. personata voran, weil man gewohnt ist, sie als eine Verwandte derselben zu betrachten. Ihr Geschlechtsapparat ist aber von dem je- ner Art sehr verschieden, und lässt sich eher dem der Cubanischen H. paludosa an die Seite stellen, welche ich zu spät secirt habe, um sie den zu dieser Arbeit schon abgeschlossenen Tafeln noch einzuverleiben. Die dicke Ruthe der H. obvoluta hat kein Flagellum; ihr Zu- rückziehemuskel trifft mit dem Vas deferens zusammen; die Vagina ist lang, der Blasenstiel ohne Divertikel; dicht neben dessen Einmündung in die Vagina findet sich ein langer und ein ganz kleiner Blindsack, deren ersterer vielleicht für eine Glandula mucosa zu nehmen ist, während der kleinere für einen verkümmerten (natürlich pfeillosen) Pfeilsack gelten kann. Hierüber wird vermuthlich die Untersuchung anderer hierher gehörender Arten Licht geben, von denen wir bis jetzt erst H. angigyra lebend in Händen gehabt haben, doch vor dem Be- ginn der hier mitgetheilten Untersuchungen. H. holoserica stimmt in ihrem Geschlechtsappa- rate fast ganz mit der folgenden überein; das Präparat desselben ist uns leider wieder verlo- ren gegangen. H. personata Lamarck (Fig. 58.) nun zeigt, was wir schon früher aus der Gestalt ihres Pfeiles nachgewiesen haben, entschiedene Beziehungen zu der Gruppe Cam- pyläa.. Man sehe darauf ihren ganzen Geschlechtsapparat an und vergleiche ihn namentlich mit dem von H. lapieida, welche wir schon unbedenklich zu der genannten Gruppe rechnen. in taxonomischer Hinsicht. 35 Wüsste man nicht, welchen Arten Fig. 5S und 59 angehören, so sollte man denken, die dazu gehörenden Gehäuse müssten sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Dass H. lapieida Linn£ (Fig. 59) den Campyläen beizuzählen ist, lässt sich mit keinen irgend stichhaltigen Gründen bestreiten, wohl aber mit schlagenden Thatsachen recht- fertigen und beweisen. Ihr Kiel findet in H. banatica sein Analogon; ihr Habitus ähnelt dem von H. Ziegleri; einen ringsum gelösten Mundsaum haben auch H. setosa und cyclolabris. Die Körnelung ihrer Oberfläche begegnet uns auch bei H. coerulans Miühlf. und bei einer kleinen Form der H. cornea Drap. aus den Pyrenäen. Früher war ich geneigt, H. lapieida als europäischen Repräsentanten eines auf Madera und Porto Santo reichentwickelten Typus zu betrachten, indem ich auf die Körnelung und den Kiel des Gehäuses zu grosses Gewicht legte. Allein einige durch die Güte des Herrn JEAN DE CHARPENTIER lebend erhaltene Maderenser von ebendiesem Typus fand ich pfeillos und überhaupt in ihrer Organisation von H. lapicida sehr verschieden und bin dadurch eines Besseren belehrt. Ueber das Bürgerrecht der H. lapieida unter den Campyläen lösst nun ihr Geschlechtsapparat jeden Zweifel. Es war auch längst bekannt, dass sie in dieser Hinsicht sogar mit H. arbustorum, dem äussersten Extrem auf der andern Seite, verwandt sei. Allein man wusste noch nicht, mit welcher Schärfe sich die Verwandtschaft der Gastropoden gerade in den Geschlechtsorganen ausspricht, und zumal für diese vereinzelten Wahrnehmungen fehlten die Zwischenglieder, die uns jetzt schon in einer Alles entscheiden- den Fülle vorliegen. Bei dieser Gelegenheit muss ich *etwas wieder in Erinnerung bringen, was ich schon einmal ziemlich ausführlich besprochen habe (vgl. Zeitschr. f. Malakozoologie Jahrg. 1853, S. 22.): dass nämlich die Zahl und Stellung der Bänder in einigen Helixgruppen geradezu die wichtigsten Gehäusemerkmale darbieten, denen ganz besonders die Einrichtung des Geschlechtsapparats in überraschender Weise entspricht. Ich habe die Gruppe Pentataenia eben darum so benannt, weil die Fünfzahl der Bänder hier in so hohem Grade Norm ist, dass H. aperta die einzige uns bekannte Ausnahme bildet. Für die Campyläen lässt sich der te- staceologische Kanon aufstellen, dass sie höchstens 4 Bänder haben, indem das unterste Band der Pentatänien hier nie auftritt. Vorherrschend ist das Kielband, neben diesem finden wir, meistens schwächer gefärbt und minder scharf begrenzt, das 2. und 4. Band, hin und wieder auch noch das oberste, die Naht dicht umziehende, wie bei H. Ziegleri, telrazona und inter- media. Zu diesen letzteren gesellt sich nun auch H. lapieida, denn ich besitze sie von meh- reren Fundorten mit ganz deutlich hervortretenden zusammenhängenden 4 Bändern. Nur über die Abgrenzung der Gruppe Campylaea nach H. personata und holoserica hin kann zur Zeit noch ein Zweifel obwalten. Sonst ist diese hauptsächlich in der Südhälfte Europas domini- rende Gruppe ausgezeichnet abgerundet, und waren selbst auf rein testaceologischem Stand- punkte Missgriffe nur möglich, insofern man auf die Bändermerkmale zu wenig achtete, den Nabel aber überschätzte, so dass H. campesina und spiriplana herübergezogen, H. Raspaili davon ausgeschlossen wurde. Dem Geschlechtsapparate der Campyläen sind drei Hauptmerk- male eigen: ein langes, breites Divertikel am Blasenstiel, ein Pfeil nach dem Typus des von H. ar- bustorum und zwei Glandulae mucosae, die entweder einfach wurmförmig oder einmal getheilt sind. Nahebei die Hälfte aller europäischen Arten dieser Gruppe habe ich schon lebend gehabt, aber z. B. von cingulata, Pressli, tigrina, fauslina, zonata, phalerata, Schmidti, Ziegleri, in- Abhdl. naturw. Verein I. B) 36 A. Scumıpr, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren termedia, hirta, feburiana nur die Pfeile, Kiefer und Zungen präparirt. Ich hoffe, die Güte meiner Freunde wird mir diese Arten noch einmal lebend zukommen lassen, dass ich die Lü- cken in dieser ersten Folge meiner Arbeit bald ausfüllen kann. Ich kann auch in der That das bestimmt in Aussicht stellen, dass die Anatomie hier manchen noch schwebenden Zweifel lösen wird. Sehr wichtiges Material haben wir übrigens auch schon diesmal zu besprechen. Dass H. banatica Partsch (Fig. 60.), welche ich durch die Güte des Herrn Bıeız aus dem Banat erhielt, hierher zu stellen ist, was ich in der Zeitschr. f. Malakozool. 1853, S. 31. aus dem Pfeile nachgewiesen habe, wird nun durch den ganzen Geschlechtsapparat dargethan. Fig. 61., der Geschlechtsapparat von H. Anauniensis de Betta, in dem Val di Non in Tirol von H. Prof. GrepLer gesammelt, kann erst später richtig gewürdigt werden, wenn wir im Stande sind, damit dieselben Organe der Normalformen und mancherlei Varietä- ten von H. Presslii und eingulata zu vergleichen. Dass H. Presslii und eingulata gut unterschiedene Arten sind, bezweifelt niemand, aber es giebt Formen zwischen beiden, die den tüchtigsten Conchyliogen in Verlegenheit setzen. H. Anauniensis wird gewöhnlich als eine H. cingulata var. minor betrachtet. Allein ich möchte sie vielmehr mit einer mir auch durch Herrn Prof. GREDLER milgetheilten H. Presslii var. minor von Hall bei Innsbruk vereinigen, die ich indess, als ich sie untersuchte, noch nicht als den Mittelpunct des ganzen hier in Rede stehenden For- menkreises erkannte, indem ich zufrieden war, ihren specifischen Unterschied von einer bei Bo- zen verkommenden H. cingulata var. minor ermittelt zu haben. Fig. 62., stellt den Geschlechtsapparat einer wahren H. eingulata Studer dar, die ich von Riva als junges Ex. mitgebracht, in meinen Garten gesetzt hatte und nach 2 Jahren ausgewachsen wieder fand. Bei dieser finden wir das Flagellum der Ruthe viel länger, als den Blasenstiel, bei der vorigen umgekehrt. H. trizona Ziegl. erhielt ich durch Vermittelung meines Freundes RossMAESSLFR aus Herrn Zeıegor’s Händen, und zwar in beiden serbischen Formen, welche in der Zeitschr. f. Malakozool. 1853, S. 185. erwähnt sind. Der Geschlechtsapparat der Normalform (Fig. 63.) ist in nichts von dem der var. Frauenfeldii Zel., d. i. des Blendlings, verschieden. An dieser Art tritt uns eine ganz auffallende Erscheinung entgegen: dass nämlich in der Regel die eine Glandula mucosa einfach wurmförmig, die andere gespalten ist. Unter den sechs erhaltenen Exemplaren fand sich auch eins mit zwei einfachen Glandulae mucosae. Vor der Einmündung der Ruthe in den gemeinschaftlichen Geschlechtsgang befindet sich eine kleine Klappe, welche wir in etwa Amaliger Linearvergrösserung Fig. 63* abgebildet haben, wie sie erscheint, wenn man die Wandungen des gemeinschaftlichen Geschlechtsganges aufschlitzt. Die Vagina war an den untersuchten Exemplaren ziemlich dunkelbraun gefärbt, die Eiweissdrüse gelb, die Zwitterdrüse helllederbraun. Diese Zeichnung ist mit möglichster Treue nach einem vorzüglich gelungenen frischen Präparate angefertigt. Anm. Obgleich es meine Absicht nicht ist, auf physiologische Untersuchungen einzu- gehen, kann ich doch eine bei der Section dieser Art gemachte Entdeckung nicht verschwei- gen. Ich fand nämlich die Blase eines Exemplars ganz erfüllt mit winzig kleinen stabförmi- gen, ein wenig gekrümmten, durchsichtigen, doch meistens ungefähr im 2ten und 4ten Fünftel in taxonomischer Hinsicht, 37 der Länge mit einer trüben feinkörnigen Substanz belegten, der Breite nach aneinander gereih- ten Körperchen, wie sie Fig. 63”. in etwa 150maliger Linearvergrösserung darstellt. Aber in dieser Blase fand sich keine Spur von Spermatozoen. Nach dieser Entdeckung hatte ich nur noch ein Exemplar derselben Art. Dessen Blase strotzte von Spermatozoen und daneben fanden sich die erwähnten Gebilde, aber noch nicht so stark entwickelt, als in dem ersteren. Wie ist diese Erscheinung zu erklären? — Fig. 64. ist der Geschlechtsapparat einer kleinen Form von H. foetens Stud. aus dem Pusterthal in Tirol, welche ich vom Herrn Prof. GREDLER als deren var. achates erhielt. Das Gehäuse derselben zeichnet sich durch lebhafte Farben, besonders eine helle, */,‘ breite, zu beiden Seiten ziemlich scharf begrenzte Binde auf der Mitte des letzten Umgangs aus. Da indess die dieser Art eigne feine Sculptur der Oberfläche sich auch an vorliegender Varietät vor- findet ist kein organischer Unterschied zwischen ihr und der Normalform zu erwarten. Das Flagel- lum der Ruthe ist, wie man aus unsern Zeichnungen ersieht, bei mehreren Campyläen spiral- gekräuselt (so bei H. banatica, trizona, Pouzolzi, arbustorum): doch bei keiner in so auffal- lendem Grade als bei H. foetens*). Fig. 65. stellt die Geschlechtsorgane einer kleinen Campyläe von Nonsberg in Tirol dar, welche ich von Herrn Prof. Grener als H. aemula ARossm. erhielt. Auffallend ist bei dieser Art das dicke Flagellum der Ruthe und das erst in der obern Hälfte vom Blasen- stil abgehende Divertikel. H. setosa Ziegl. (Fig. 66.) aus Dalmatien, durch Vermittlung meines Freundes Scıuipt in Laibach erhalten, doch leider ohne specielle Angabe des Fundorts. Die Form ent- spricht in Ansehung des halb überdeckten Nabels und der Gestalt der Mündung durchaus mehr der Fig. 221. in RosswAgssters Iconographie, als Fig. 222., doch sind die Haare der unter- suchten Exemplare minder lang, als in der eitirten Abbildung. Wenn wirklich der Unter- schied in der Behaarung der von RosswaEssLer dargestellten Formen in Natur so gross ist, als in den Abbildungen, kann ich nach meinen Erfahrungen hier keinen blossen Varietälsun- terschied statuiren. Wer so freundlich sein will, mich mit weiterem Material zur näheren Prü- fung des beregten Gegenstandes zu versehen, oder wer selbst die Hand ans Werk legen will, versäume nur nicht, die Fundorte der zu besprechenden Formen auf das sorgfältigste anzugeben. Von H. planospira Lam. haben wir drei Formen anatomisch untersucht, die gewöhn- liche, theils von Laibach theils von Cumberg in Crain, eine sehr dünnschalige mit dunkelhornfar- bigem Gehäuse ohne Binde von Triest und eine ungewöhnlich grosse Form von Clana in Innercrain. Diese unterscheiden sich organisch niehtim mindesten von einander. Der abgebildete Geschlechtsap- parat (Fig. 67.) stammt von einem Exemplare, welches ich von Triest mitgebracht habe. Weder von den grossen Exemplaren von Clana, noch von eben so grossen durch Herrn Dr. v. FrIvALDsky aus dem Banate erhaltenen gilt, was RosswaEssLEer von den Sicilianischen Exemplaren sagt: »sie seien glanzlos und mit einer sehr feinen Körnelung dicht bedeckt«. Ob diese vermeintliche H. planospira aus Sicilien sich durch ihren Organismus als solche legitimiren wird, erscheint mir sehr fraglich. *) Wie mag Stuper nur auf diesen Namen gekommen sein? Sollte er etwa eine andre, als die in Deutsch- land allgemein dafür genommene Art gemeint haben? Dem Thiere der H, foetens auct. ist durchaus kein unangenelı- mer Geruch eigen. 5* 33 A. Scumıpt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren H. Pouzolzi DesAh. (Fig. 68.) erhielt ich in sehr grossen Exemplaren durch Herrn FRAUENFELD vom Val-d’ombla bei Ragusa. Die kleinere Varietät dieser Art, H. montenegrina, habe ich noch nicht seeirt. Die nahe Verwandtschaft von H. Pouzolzi mit H. planospira ist unverkennbar. Das Interessanteste, was ich diesmal aus dem Bereiche der Campyläen mitzutheilen habe, ist ohne Zweifel der Vergleich von H. rudis Muhlf. (Fig. 69.) von der Alpe Ferrara in Tirol, mit der normalen H. arbustorum Z. (Fig. 70.) von Bonn. Wenn man eine so reiche Suite von H. arbustorum, aus den verschiedensten Ländern, von hohen Alpen, wie aus ebenen Gegenden, so mannichfaltig an Habitus, Grösse und Färbung, vor sich hat, wie sie meine Sammlung darbietet, ausgesucht aus Tausenden von Exemplaren und doch darunter kein einziges einer H. rudis gleichkommendes Stück, wenn man ferner erwägt, dass letztere ziem- lich eben so nahe z. B. an H. phalerata und H. Schmidtii herantritt, so kann man wohl in Versuchung kommen, sie für mehr, als eine Varietät von H. arbustorum, zu halten. Dazu kommt nun auch ein anatomischer Unterschied. An dem einzigen lebenden Exemplar der H. rudis, zu dessen Untersuchung mir die Güte des Herrn Prof. GrEDLER Gelegenheit bot, fand sich das Flagellum der Ruthe viel kürzer, als an H. arbustorum. Andererseits ist indess nicht zu verschweigen, dass die übrigen Theile des Geschlechtsapparats bei beiden sich völlig glei- chen, sogar bis auf die der H. arbustorum eigenthümliche Färbung dieser Organe. Und diese scheint keineswegs zu den aceidentellen Merkmalen zu gehören; man erinnere sich dessen, dass der Geschlechtsapparat von H. hortensis constant viel dunkler gefärbt ist, als der von H. nemoralis. Dennoch halte ich es für gerathen, weder nach der einen, noch nach der andern Seite hin abzusprechen, da wir sicherlich über das Gewicht der erwähnten pro nnd contra sprechenden Thatsachen das beste Licht von der Untersuchung gewisser unweifelhaft zu H. ar- bustorum gehöriger Formen erwarten dürfen. Dahin rechne ich die colossalen Exemplare vom Loibl und von Klagenfurt einerseits, andererseits die kleine auf allen Alpen gewöhnliche Form, insbesondere eine hübsche, kleine dünnschälige und runzelige Form, welche ich von der Chor- alpe in Kärnten aus der Hand des Herrn Prof. von GALLENSTEIN besitze. Vielleicht gewinnen wir am Ende die Ueberzeugung, dass H. rudis eine » Varielät« von H. arbustorum ist, aber eben eine wirkliche; denn in der Regel ist man mit diesem Prädikat viel zu freigebig. Viel- leicht auch stellt sich ihre Selbstständigkeit heraus. Doch gestehe ich offen, das erstere ist mir das Wahrscheinlichere. Soweit des Genus Helix für diesmal. Wir wenden uns nun zu einigen Bulimus- Arten, unter welchen ganz offenbar Buli- mus detrilus und eburneus einerseits, Bulimus syriacus, Jordani und labrosus andererseits Ver- wandte nächsten Grades sind und von denen die beiden zuletzt genannten Arten beweisen, wie auch hier in zweifelhaften Fällen die Anatomie willkommene Hülfe bietet. B. tridens (Fig. 71.). Vonder gewöhnlichen Form des Bulimus tridens Müll. (die ich ganz übereinstimmend aus vielen Gegenden Deutschlands, von Bex, Verona und Tiflis be- sitze und von welcher theils Chondrus elatus Andrez (Triest, Krim, Caucasus), theils Bulimus tetrodon Mortillet (Tiflis), ja vielleicht auch ein Paar mir von Herrn Bıeız mitgelheilte Sieben- bürger Formen zu trennen sind) konnte erst ein Ascherslebener Exemplar secirt werden, doch liess das frisch gezeichnete Präparat nichts zu wünschen übrig. Wegen der sich hierauf einst in taxonomischer Hinsicht. 39 beziehenden Untersuchungen der verwandten Formen gebe ich eine detaillirte Beschreibung die- ses Geschlechtsapparates (Fig. 71.). An der Ruthe bemerken wir ein winzig kleines kaum ein Millim. langes Flagellum; etwa anderthalb Linien unter der Einmündung des Vas deferens ein Knötehen, über welchem sechs Querstreifen. Das obere Drittel zwischen dem erwähnten Knötchen und dem Zurückziehemuskel ist auf hellem Grunde fein rothbraun punktirt, die bei- den unteren Drittel dieses Theils der Ruthe sind einfarbig dunkelgrau. Dicht über dem Zurück- ziehemuskel ist die Ruthe kugelig aufgetrieben. Der Blasenstiel ist mit einem dicht unter der Blase angehefteten und bis an die Eiweissdrüse reichenden Divertikel versehen. Die Verwandtschaft dieses Geschlechtsapparats mit dem zunächst folgenden ist zu gross, als dass man die Ablösung von Chondrus als eines besonderen Genus gut heissen könnte!! Dem B. reversalis Bielz (Fig. 72.) kann ich noch keine Verwandten zur Seite stellen, obwohl sich B. assimilis, montanus und obscurus ganz gewiss auch anatomisch als solche ausweisen werden. Das secirte Exemplar dieser Art, welche in ihrer Grösse ganz aus- serordentlich variirt (ich habe dieselbe von 11—21 Millim. Höhe), ist 14 Millim. hoch. Das Flagellum der Ruthe ist winzig klein; an dem ungewöhnlich langen mittleren Theile der- selben befindet sich dicht unter der Einmündung des Vas deferens ein kleines Häkchen. Die Blase wird von einem ziemlich langen Stiel getragen, von dessen oberer Hälfte sich ein die Blase etwa um 93° überragendes Divertikel abzweigt. Kein Pfeilsack, keine Glandulae muco- sae, alles Uebrige, wie gewöhnlich. Von B. detritus Mall. (Fig. 73.) kam mir in letzter Zeit nur ein verkümmertes thüringisches Exemplar lebend in die Hände. Gleichwohl freue ich mich dessen Geschlechts- apparat schon diesmal abbilden zu können, um einige fabelhafte Angaben Erpr's über denselben zu berichtigen. Ich entlehne seine leschreibung dieses Geschlechtsapparats aus der Einleitung zu Ausers’ Heliceen S. 18: »Bei Bul. radiatus fehlen die Glandulae mucosae, in deren Stelle tritt ein Kanal aus dem Pfeilsack, der sich bis über die Hälfte des Eierstocks hinauf erstreckt und in einen eylindrischen sichelförmig gebogenen Körper übergeht (?). Der Penis ist mehr- fach abgeschnürt und mündet sich in den Pfeilsack (?), der Musc. retractor ist getheilt, das eine Ende heftet sich an den Penis, das andere an den Pfeilsack. Der Blasenstiel erreicht die Hälfte des Oviducts, sein Anhang ist noch einmal so lang, das blinde Ende desselben ist kol- benförmig angeschwollen.« Schon Aıgers hat sein Bedenken gegen einige dieser Angaben durch eingefügte Fragezeigen ausgedrückt. Ein gewaltiger Irrthum in der Deutung des obje- etiv richtig Wahrgenommenen hat hier alles verschoben und verzerrt, der nämlich, dass ErpL den Anhang an der Ruthe für einen Pfeilsack angesehen hat. Der Pfeilsack hommt nur an den weib- lichen Geschlechtsorganen vor und niemals heftet sich an ihn ein Musculus retractor. Bei einigen Helixarten sind wir schon einem Divertikel an dem unteren Theile der Ruthe begegnet, doch be- stand dieses aus einem einfachen Blindsack. Hier tritt es in ungleich grösserer Bedeutung auf, von einer Länge, dass es wie eine zweite Ruthe aussieht, auch dieselbe an Länge noch übertrifft mit einem besonderen Arme des Musculus retractor versehen. Welche Functionen die Natur diesem Organe zugetheilt hat, das zu ermitteln, wird eine ebenso interessante als schwer zu lösende Aufgabe für die Physiologen sein! An dem dicken Ende der Ruthe erkennen wir 40 A. Senusıpt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren der Einmündung des Var. deferens gegenüber die Andeutung von einem Flagellum. Auch ist die Ruthe eine kleine Strecke über dem Muscul. retractor stark aufgetrieben und dann plötzlich abgeschnürt. Das Divertikel der Ruthe besteht aus zwei sich deutlich absondernden Theilen, indem es ein Paar Linien über dem Musculus retractor abgeschnürt ist und in ein ausseror- dentlich dünnes sich nach seinem oberen Ende zu verdickendes und etwas gekrümmtes Fla- gellum übergeht. Das Präparat, welches ErpL vor sich gehabt hat, ist offenbar viel vollkommner gewesen, als das meinige, an welchem ich die Theilung des Muse. retractor nicht wahrnehmen konnte. Allein diese Angabe hat ganz sicher ihre Richtigkeit, wie schon aus Analogie nach den folgenden Arten präsumirt werden kann. Erpr’s Beschreibung des Blasenstiels mit sei- nem Divertikel ist treffend. Wir werden in meiner Fortsetzung dieser Arbeit die Fig. 72. durch eine bessere nach einem gelungeneren Präparate ersetzen; ohnehin ist das vorliegende de- fectiv, es fehlt die Zwitterdrüse und der Zwitterdrüsengang. B. eburneus Pfeiff. (Fig. 74.) aus dem Taurus, welchen wir durch Herrn FRAUENFELD erhielten, besitzt eine über dem Musculus retraclor gleichfalls sehr verdickte und plötzlich ab- geschnürte, in der Mitte des mittleren Theils ein kleines Divertikel tragende Ruthe mit sehr kur- zem Flagellum. Das Flagellum des Ruthenanhanges ist etwa ebenso lang, wie dessen unterer Theil. Ob der Ruthenanhang einen besondern Arm des Musculus retractorer hält oder kann ich nicht sa- gen, da mir diese Erscheinung erst nach Anfertigung des vorliegenden Präparats bekannt wurde. Das Divertikel des Blasenstiels reicht bis an die Eiweissdrüse; der Theil des Blasenstiels ober- halb des sich abzweigenden Diverlikels ist auffallend kurz. Der Blasenstiel ist an seiner Ein- mündung in die Vagina sehr aufgetrieben, wie auch die Vagina selbst unter dieser Stelle. B. syriacus Pfeiff. (Fig. 75.) hatte mein Freund RossmAEssLER durch H. ZELEBOR aus Syrien erhalten und mir zur Untersuchung überlassen. Das Gehäuse des secirten Exemplars ist von dem Autor selbst bestimmt, daher sind meine Angaben zuverlässig. Die Zeichnung ist die treue Copie des Präparats, welches nichts zu wünschen übrig liesse, wenn daraus her- vorginge, ob die beiden Arme des Musculus retractor sich, wie bei B. labrosus und Jordani, vereinigen oder nicht. Das Flagellum der Ruthe ist etwa so lang, wie der ganze übrige Theil derselben: das Flagellum des Ruthenanhangs überragt die Eiweissdrüse weit; die Verdickung der Ruthe über dem Musculus retractor endigt in einem Häkchen; der untere Theil des Ru- thenanhangs ist dicker, als die Ruthe selbst; Divertikel am Blasenstiel sehr lang. Fig. 76. stellt ein Fragment des Geschlechtsapparats von B. Jordani Boiss. dar. Herr Prof. Roru theilte mir zwei in Weingeist aufbewahrte Exemplare dieser Art von Jerusalem mit, doch war ich nicht im Stande die Thiere unversehrt aus dem Gehäuse zu ziehen. Die obere Hälfte derselben blieb mit einem Theil der weiblichen Geschlechtsorgane im Gehäuse sitzen. Doch genügt das Mitzutheilende vollständig, um das Verhältniss dieser Art zu B. la- brosus festzustellen. Mit den zur Revision der Bestimmung eingesandten Gehäusen erhielt ich von Herrn Dr. Preirrer die Notiz zurück, dass auch Herr Prof. Roru jetzt B. Jordani mit B. labrosus vereinige. Den Gehäusen nach war ich selbst zweifelhaft, ob ich mich für die Tren- nung oder Zusammenziehung beider aussprechen sollte. Mousson (Coquilles terr. & fluv. re- cueillies par Bellardi Zurich, 1854. p. 45.) sagt hierüber: Je ne puis deeider, — ce qui pour ma part me parait probable, — si ces deux formes, qui au fond ne different que par le nom- in taxonomischer Hinsicht. 41 bre des tours (le B. Jordani en a un de plus) et le sommet plus ou moins obtus, ne sont, comme le pense M. PFEIFFER (Mon. I. 65.), que des värietes dune seule espece ou des espe- ces r&ellement distinetes. Die Section beider hat, wie ihre nahe Verwandtschaft, so ihren spe- cifischen Unterschied herausgestellt. Wir wollen darauf, dass nicht nur der Anhang an der Ruthe, sondern alle Dimensionen bei B. labrosus etwa um das Doppelte grösser sind, kein be- sonderes Gewicht legen; der Hauptunterschied spricht sich in dem Flagellum der Ruthe aus, welches bei B. labrosus mit zahlreichen Längsspalten versehen ist, bei B. Jordani fein querge- streift erscheint, wie die beigefügten vergrösserten Abbildungen dieses Organs zeigen. B. labrosus Oliv. (Fig. 77.) erhielt ich durch die Güte des Herrn Prof. GrEDLER vom Libanon, der darin das einzige Exemplar dieser Art aus seiner Schneckenzüchterei meinen Untersu- chungen geopfert hat. Glücklicherweise ist das Präparat aus demselben vollkommen gelungen, so dass es für den Fall, dass durch das Gesagte die Zweifel an der Differenz beider Arten noch nicht beseitigt sein sollten, nur noch einer abermaligen anatomischen Prüfung des leichter zu erlangenden B. Jordani bedarf. Auch von B. acutus Müll. hatte ich nur einen fragmentarischen Geschlechtsapparat vorrälhig (Fig. 78.), welcher demnächst durch einen besseren ersetzt werden soll. Aus demsel- ben ersehen wir indess vorläufig schon zur Genüge seine grosse Abweichung von den eben besprochenen Arten. Schon in der Einleitung ist aufmerksam gemacht auf ein sich bei dieser Art und B. conoideus in der Ruthe findendes, zierliches, kalkiges Gebilde. Was ich darüber und namentlich über seine Stelle in der Malakozool. Zeitschr. Jahrg. 1850, S. 114. gesagt habe, beruhte auf ungenauen Erinnerungen und wird durch gegenwärtige Mittheilungen berichtet. Denn ohne Zweifel hat es bei B. conoideus dieselbe Stellung als bei unserer Art. Bei dieser letzteren Art (Fig. 79.) besteht es in einem kleinen Cylinder, der auf der einen Seite ziem- lich gerade abgestutzt und vor dem wieder zurückgebogenen Rande eingeschnürt, auf der an- dern Seite bogig ausgeschnitten ist. Bei Bul. acutus (Fig. 78".) ist es kürzer und so gewölbt, dass man nicht mit einem Cylinder vergleichen kann. Aus der von zwei Seiten aufgenommenen Zeichnung, welcher das Grössenmaass beigefügt ist, geht die Gestalt dieses Gebildes deutlich hervor. Die abgestutzte Seite desselben ist dem Zurückziehemuskel, die bogig ausgeschnit- tene dem gemeinschaftlichen Geschlechtsgange zugekehrt. (Es war ein Irrthum, wenn ich frü- her sagte, seine verengte Basis stehe auf dem fleischigen Cylinder der Ruthe und umschliesse das Flagellum derselben unten). Am Blasenstiel von B. aculus bemerken wir kein Divertikel, wohl aber am untersten Ende der Vagina einen Anhang, welcher an den von H. cariosa und H. cariosula erinnert. Es genügt mir, die grosse Eigenthümlichkeit des Geschlechtsapparats dieser Art, die sich wahrscheinlich auch in B. conoideus und ventrosus wiederholt, nachge- wiesen zu haben. Es läge vielleicht genug Grund vor, diese kleine Gruppe zu einem beson- deren Genus zu erheben, doch denke ich, ist es besser, wir warten damit, bis wir alle drei Arten noch einmal recht scharf darauf ansehen können, ob das auch nothwendig ist. Dass nun aber B. decollatus Linne in ein neues Genus gestellt werden muss, unterliegt nach meiner Ansicht keinem Zweifel mehr. Schon vor einiger Zeit fiel auch meinem Freunde RosswAESSLER der Unterschied zwischen den Zungen von B. decollatus und acutus auf. Auf dieses vereinzelte Kriterium hätte ich die Creirung eines neuen Genus nicht basiren mögen, 42 A. Seumınpr, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren zumal in einer Zeit, in welcher mir noch nicht völlig klar war, ob der ungleich grössere Un- terschied zwischen den Zungen der Zonites- und Helixarten zu deren genereller Scheidung berechtigte. Die Untersuchung der cubanischen Achatina octona gab den Ausschlag und wir stellen nun getrost zunächst diese beiden unter den neuen Gattungsnamen Sira (von 6&g4, Schnur ) (verglichen das in der Einleitung S. 5 Gesagte). Den Geschlechtsapparat dieser Sira decollata Z. (Fig. SO.) habe ich erst in neuerer Zeit mit aller Vorsicht angefertigt aus einem durch Herrn v. CuArPENTIER erhaltenen ziemlich grossen genuesischen Exemplare. Die kurze dicke Ruthe, in welche dicht vor ihrem Eintritt in den gemeinschafllichen Geschlechtsgang sich das Vas deferens senkt, hat kein Flagellum. Ihr Zurückziehemuskel heftet sich mit dem andern Ende nicht an den Lungensack, sondern vereinigt sich mit dem Hauptmuskel. Die längliche Blase steht auf einem kurzen Stiel ohne Divertikel. Bei der Section des von RosswAEsLER aus Spanien mitgebrachten Materials traf ich auf eine höchst merkwürdige Abnormität. Ich fand in einem colossalen Exemplar dieser Art drei ganz gleich grosse Ruthen, deren jede mit einem besonderen Zurückziehemuskel versehen war. Ich wusste mich damals überhaupt noch nicht in den Geschlechtsapparat der Sira decollata zu finden, da ich bis dahin fast nur Helices aus den Gruppen Pentataenia, Xerophila und Campy- laea secirt hatte. Vollends diese Abnormität, zu welcher noch ein zweites Exemplar mit zwei Ruthen kam, machte mich irre. Leider habe ich damals nicht darauf geachtet, ob zu jeder dieser überzähligen Ruthen auch ein besonderes Vas deferens führte. Unmittelbar an diese Mittheilungen über die Geschlechtsorgane von Bulimusarten schliessen sich nun ein Paar Pröbchen aus dem grossen Gebiete der Pupa; zunächst der Geschlechtsap- parat von Pupa frumentum Drap. und zwar der von einer Bozener Varietät, welche mir Herr Prof. GREDLER als var. illyrica sandte (Fig. S1.). Deren Geschlechtsapparat hat manches Eigenthümliche: ein dickes Flagellum der Ruthe, welches weniger wie eine Fortsetzung von dieser, denn als unmittelbare Verlängerung des an seinem untern Ende eben so dicken Vas deferens erscheint; eine ausserordentlich lange Vagina; einen langen nach unten sehr aufgetrie- benen Blasenstiel ohne Divertikel. Ganz auffallende Erscheinungen bietet der Geschlechtsapparat von Pupa cinerea Drap. (Fig. 82.) dar. Wenn man unter dem Flagellum eine Verlängerung der Ruthe über die Einmündung des Vas deferens hinaus versteht, geräth man in Zweifel, ob der breite lap- pige Vorsprung an der Ruthe dieser Art so zu bezeichnen ist. Das Vas deferens dürfte nur bis an die plötzlich eintretende Verdickung der Ruthe zu rechnen sein; sonst hätten wir hier den abnormen Fall, dass es einen Arm des Musculus retractor empfinge. Der Zurückziehemus- kel spaltet sich nämlich in zwei gleich kurze und starke Arme, die sich sowohl unter- als ober- halb des erwähnten Vorsprunges (oder Flagellums?) und auch in ziemlich gleichen Entfernun- gen von demselben an die Ruthe heften. Die dicke Vagina ist gekörnelt-streifig. Am Bla- senstiel befindet sich weder ein Divertikel, noch ein Musculus retentor (vgl. das unten zu Fig. 90 Gesagte). Den beiden untersuchten Arten nach zu urtheilen, wird sich die Trennung der Gattung Pupa von den vorläufig noch unter Bulimus gelassenen europäischen Arten allenfalls anatomisch in taxonomischer Hinsicht. 43 rechtfertigen lassen. Entscheidend wird in dieser Hinsicht, wie ich vermuthe, die Untersu- chung von Pupa squalina Rossm. sein. Wir wenden uns nun zu den Geschlechtsorganen der Clausilien, deren Section mir früher nicht gelingen wollte und die ich darum mit einiger Scheu zur Seite schob, so lange es Arbeit für mich gab, der ich mich mehr gewachsen fühlte. Doch Geduld und Liebe zur Sache überwindet die grössten Schwierigkeiten und schon jetzt bin ich so weit, dass ich zum Präpariren des Geschlechtsapparats z. B. einer Cl. strigillata kaum über eine halbe Stunde ge- brauche. Es wird also keine so übermässige Arbeit sein, auch für die höhere Kritik dieser Gattung die anatomischen Hülfsmittel zu beschaffen. Und die darauf verwandte Mühe wird, wie ich zu meiner Freude schon beim Beginn dieses Unternehmens sehe, keine Zeitverschwendung sein. Ein flüchtiger Blick auf die die Geschlechtsorgane von 17 Clausilienarten darstellenden Taf. XI. u. XII. zeigt, dass die Natur hier einen ganz eigenthümlichen Typus festhält. Die anatomische Durcharbeitung dieses Gebietes erscheint mir vor andern wichtig. Denn vielleicht gibt es im ganzen Bereich der Malakologie keine Gattung, welche von der Natur so entschieden und man möchte sagen so unmittelbar selbst gefordert würde, als diese. Die Willkür kann nichts dazu thun, noch davon wegnehmen. Die Clausilien bilden eine Gattung, welche allen Anforderungen der strengsten Wissenschaft genügt. Eine solche muss man möglichst genau studiren, um dadurch den rechten Takt für die Aufstellung anderer naturgemässer Gattungen zu gewinnen, die sich testaceologisch nicht so mit Händen greifen lassen. Weiss man, einen wie weiten Spielraum für die Bildung der Organismen die Natur beansprucht innerhalb eines äusser- lich so scharf abgegrenzten Gebietes, so wird man nach Analogie umgekehrt auch die Grenzen einer Gattung nach organischen Kriterien abstecken und mindestens auf diese Weise die Fälle aufdecken können, in welchen das künstliche System der Natur Gewalt angethan hat. Die vor- liegenden Proben berechtigen uns nun aber auch ferner zu der Hoffnung, dass die Anatomie uns über das verwandtschaftliche Verhältniss der Gruppen zu einander aufklären und manchen darüber noch obwaltenden Zweifel beseitigen werde. Gerade weil die Clausilien eine solche Fülle ausgezeichneter Schalenmerkmale bieten, weiss man kaum, welchen man die obersten Prineipien für ihre Anordnung entnehmen soll, ob etwa dem Schliessknöchelchen, oder den Leisten, an welche dasselbe sich lehnt, wenn das Gehäuse verschlossen ist, oder der Spiralla- melle, oder dem Habilus des ganzen Gehäuses u. s.w. Und noch ist keine Anordnung der Clausilien geliefert, welche allgemeine Zustimmung gefunden hätte. Wohin z. B. Cl. strumosa, in- terrupta, suceineala, filograna gestellt werden sollen, weiss Keiner so recht. Ueber Cl. viridana war ich gleichfalls in Zweifel. Die 17 untersuchten Arten zerfallen den Geschlechtsorganen nach offenbar in zwei Hauptabtheilungen, von denen die erste hinter Cl. laminata abschneidet, die zweite mit Cl. viridana beginnt. Man weiss nun doch gewiss, dass Cl. viridana mit Cl. biplicata u. s. w. näher verwandt ist, als mit den Arten der andern Abtheilung. Umgekehrt lehrt das Vorliegende, dass Cl. strangulata Fer., welche Hr. Dr. PrEirrer erst (Mon. II. p. 467.) mit Cl. pagana und biplicata in einen $. gestellt hatte, jetzt aber (Mon. III. p. 618.) unmittel- bar auf Cl. rugosa Drap. folgen lässt, als Verwandte der Cl. exarata zu betrachten ist. Aus den wenigen bis jetzt angestellten Untersuchungen sehen wir ferner, dass man sich hüten muss, etwa auf die Gestalt des Schliessknöchelchens die Classification der Clausilien zu gründen. Abhdl. naturw. Verein I. 6 44 A. Scamipt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren Dieses ist bei Cl. Bielzii, plumbea, laminata u.a. bekanntlich mit einem Einschnitt versehen, bei den übrigen vorn abgerundet oder zugespitzt. Allein die von Cl. macarana var. stenostoma bis Cl. laevissima aufgeführten Arten sind offenbar mit den 3 genannten näher verwandt, als mit den auf Cl. viridana folgenden, trotzdem, dass ihre Schliessknöchelchen denen der letzteren ähnlicher sind. Wir sehen sodann, dass man nicht, wie ich selbst vorgeschlagen, dem Ver- hältniss der lamella spiralis zur lamella supera die Eintheilungsprineipien entnehmen darf, denn Cl. ventricosa, die einzige unter den aufgeführten Arten, deren lamella spiralis mit der lamella supera zusammenhängt, ist mit den 5 ihr vorangehenden zu nahe verwandt, als dass jene, im Gegensatz zu ihr, mit allen übrigen in eine Kategorie gestellt werden dürften. Auch in dem Clausilienfalz allein kann das Eintheilungsprineip nicht gesucht werden, denn auf diese Weise würden die mit Cl. laminata verwandten Arten zu allen übrigen in Gegensatz treten, obgleich doch z. B. Cl. itala trotz der Mondfalte der Cl. laminata ohne Mondfalte näher steht, als der Cl. ventricosa mit derselben. So wird uns denn die anatomische Methode vor manchen Incon- venienzen schützen, in welche der Testaceolog nothwendig gerathen muss. Die schlechtesten Kriterien sind es wahrlich nicht, welche wir durch den Blick in die Organisation der Thiere gewinnen. Und wissen wir erst, was organisch verwandt ist, was nicht, dann werden wir mit ungleich grösserer Sicherheit über die Schalenmerkmale urtheilen und die lange ersehnte naturgemässe Anordnung der Clausilien aufstellen können. Ich erwarte selbst für die Kritik zweifelhafter Arten von der Fortsetzung meiner Untersuchungen die besten Erfolge, obwohl ich in dieser Hinsicht noch kein Beispiel anführen kann. Bei der einfachen Gestalt und geringen Anzahl der Organe, auf deren Combination hier zu achten ist, lässt sich freilich nicht erwarten, dass in der Natur wirklich vorhandene Unterschiede allemal auch in beträchtlichen Differenzen der Geschlechtstheile ausgeprägt sind. Doch wird gewiss auch hier, wie wir dies auf andern Gebieten gefunden, zuweilen der organische Unterschied verwandter Arten grösser sein, als bei der grossen Uebereinstimmung der Schalenmerkmale zu erwarten stand. Was von dieser Seite für die Artenkritik geschehen kann, davon hoffe ich, im Vertrauen auf die gütige Un- terstützung meiner Freunde, z.B. an Claus. rugosa und obtusa, cana und vetusta, ventricosa und Mortilleti, asphaltina und lineolata, mueida und plicatula, Stenzii und Rossmaessleri, itala und ornata, Ettingeri Zelebor und concilians m., pumila und pusilla und andern bald die Probe zu machen. Und zwar muss ich schleunig an diese Arbeit gehen, um noch vor dem Erscheinen der von RossMAESSLER und mir in Angriff genommenen Fauna molluscorum extramarinorum Eu- ropae die wesentlichsten anatomischen Vorarbeiten zu beseitigen. Es versteht sich von selbst, dass wir uns bei der Besprechung der nun zu betrachtenden Einzelnheiten jetzt noch kurz fassen. Sie mögen uns eben nur ein vorläufiges Bild von der Gestaltung des Geschlechtsapparats der Clausilien geben. Und dieses empfangen wir aus dem vorgeführten Material, da darin glücklicher Weise fast alle Hauptypen der europäischen Clau- silien vertreten sind. Der obenangestellte Geschlechtsapparat (Fig. 83.) gehört der interessanten Clausilie an, welche in Rosswarssters Iconographie Fig. 631. sehr treu dargestellt und als Cl. macarana var. stenostoma aufgeführt ist. Sie stammt aus Hrn. FrAUENFELDS Hand vom Biocovo in Dal- malien, von einer Höhe von etwa 5000 Fuss, also von demselben Fundorte, welchen das in taxonomischer Hinsicht. 45 Clausilienverzeichniss des Hrn. Ludw. Parreyss für diese Var. angiebt. Ausser den von Ross- mässler (Iconogr. IX. u. X. S. 21 u. f.) angegebenen auf meine Exemplare vollkommen passen- den Unterschiede von der Normalform von Cl. macarana mache ich noch darauf aufmerksam, dass das Schliessknöchelchen der Var. tiefer im Schlunde steckt, mithin die Mondfalte näher an den Nabelritz tritt. Bei keiner Clausilie haben wir bisher an der Ruthe ein Flagellum be- merkt. Bei vielen Clausilien ist die Ruthe mit einem Musculus retractor, bei mehreren dieser Arten zugleich mit einem Anhange versehen, ober- oder unterhalb dessen sie auch wohl einen Absatz bildet. Diess Alles finden wir bei unserer Art, zugleich aber eine bis jetzt noch ganz vereinzelt dastehende Erscheinung, dass nämlich der Musculus retractor einen besonderen Arm nach dem Absatze unter dem Anhange sendet. Es erinnert uns dies an die ähnliche bei einigen Bulimusarten wahrgenommene Einrichtung, wo auch der Musculus retractor sich theilt und einen Arm an die Ruthe selbst, einen an deren Anhang heftet, und zugleich an Pupa ci- nerea. In die lange Vagina mündet der Stiel der länglichen Blase, mit einem etwas dickeren, die Blase selbst wenig überragenden Blasenstiel. Ob nun diese Clausilie wirklich nur eine Var. von Cl. macarana ist, oder eine eigene Art, wird vielleicht aus dem Vergleich des ab- gebildeten Geschlechtsapparats mit dem einer wahren Cl. macarana deutlicher, als aus den Scha- lenmerkmalen , hervorgehen. Bei Claus. strangulata Fer. aus Syrien, aus Hm. Zelebor’s Händen (Fig. S4.), finden wir den Absatz der Ruthe über ihrem Anhange; Blasenstiel und dessen Divertikel auch etwa von gleicher Länge. Die Ruthe von Claus. exarata Ziegl. (Fig. 85.), deren Geschlechtsapparat von einer kleinen 16 Millim. langen Form vom Ausfluss der Narenta präparirt ist, hat einen Anhang aber keinen Absatz; Blasenstiel länger, als dessen Divertikel. Von den grösseren Formen dieser Art, welche ich zugleich mit vorliegender durch Hrn. FrAUENFELD erhielt, waren keine Thiere mehr am Leben, als ich an die Untersuchung der Clausilien ging. Bei Claus. strigillata Muhlf. von Stagno bei Ragusa (Fig. 86.) bemerken wir an der Ruthe nur einen Absatz aber keinen Anhang und ist der dünne Blasenstiel von dem gleich langen Divertikel hier, wie überhaupt in dem Falle, dass der Durchmesser der Blase den des Blasenstiels nicht übersteigt, nur an dem röthlichen Inhalte der Blase und an ihrer gleichmässigen Abrundung zu erkennen. Claus. Dacica Friv. (Fig. ST), aus Serbien durch Hrn. ZELEBOR meinem Freunde RossMAESSLER mitgetheilt, hat eine Ruthe mit einem Anhange doch ohne Absatz; Blasenstiel kaum kürzer, als sein Divertikel. Claus. itala von Martens (Fig. SS.) von Riva hat eine Ruthe mit einem Absatz ohne Anhang und ein vor seiner Einfügung in den gleich langen Blasenstiel knieformig ge- krümmtes Divertikel (vielleicht so nur bei dem einen untersuchten Exemplare ?)*). *) Wie oft ich auch meine bedeutenden Vorräthe von Claus. itala, Braunii v. Charp., punctata Michaud (von Arr selbst) und albopustulata Jan einer sorgfältigen Untersuchung unterworfen habe, bin ich doch nicht im Stande gewesen, auch nur ein einziges noch so geringlügiges, aber constantes Kennzeichen zur Unterscheidung dieser Arten aufzufinden. Andererseits ist mir unbegreiflich, wie man die Selbstständigkeit von Cl. ornata Ziegl., gegenüber jenen Formen, verkennen kann, wenn man auch nur auf die Gestalt der Mondfalte achtet. Diese beschreibt nämlich, wie ich 6* 46 A. Scunıpt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren Claus. semirugata Zieg!. von Spalato (Fig. 89.). Ruthe ohne Anhang, mit einem Absatz, unterhalb dessen noch eine Einschnürung. Blase länglich, Blasenstiel und Divertikel desselben viel länger, als bei einer der vorhergehenden Arten. Bei einer mit Cl. laevissima sehr nahe verwandten Clausilie, vielleicht eben nur einer Varietät derselben, vom Fort Opus in der Narenta, von Hrn. FRAUENFELD mitgetheilt, (Fig. 90.), deren Ruthe keinen Anhang, aber einen Absatz hat, tritt uns zum ersten Male eine sehr merk- schon vor längerer Zeit nachgewiesen habe, einen gleichmässig gekrümmten Bogen; bei den andern Formen bildet sie über der Nackenfurche einen mehr oder weniger deutlichen Winkel. Und wenn dieses Merkmal an einem einzelnen Exemplare nicht deutlich ausgeprägt sein sollte, so wird man an demselben Fundorte auf eine Menge von Exemplaren treffen, deren Mondfalte einen ganz deutlichen Winkel bildet. Dazu kommt, dass die Mündung von Ül. ornata Z. stets durch eine hellgefärbte, starke dem linken Mündungsrande parallele Wulst verengt ist, welche bei den mit Cl. itala v. M. zu verbindenden Formen nur selten in bemerkenswerther Stärke auftritt und dann meistens sich nach der Basis der Mündung zu schräg zurük zieht, so dass man sagen kann, Cl. ornata verhalte sich in dieser Hinsicht zu Cl. itala, wie Cl. fimbriata zu Cl. laminata. Dazu kommt ferner, dass Cl. itala viel bauchiger zu sein pflegt, so dass die Breite ihrer Mündung von dem grössten Durchmesser des Gehäuses bei weitem übertroffen wird, als bei Cl. ornata. Dazu kommt endlich die wesentlich andre Gestalt der Mündung, der oft sogar freie und los- tretende Mundsaum der El. itala, der sich bei Cl. ornata nie findet u. s. w. Diese Merkmale zusammen constituiren einen so bestimmten Artcharakter, dass man trotz der ausserordentlichen Veränderlichkeit der Cl. itala deren Abgrenzung nach Cl. ornata niemals verkennen kann, wenn man einmal auf ihren Unterschied aufmerksam gemacht ist. Von den Formen welche ich zu Cl. itala rechne, bietet meine Sammlung 31 Kästchen dar, zum Theil mit grossen Reihen von Exemplaren; von Cl. ornata Z. 10 Kästchen; aber unter dieser grossen Menge befindet sich nicht ein Stück, dessen Bestimmung zweifelhaft erscheinen könnte. Woher kommt es nun, dass ich mit dieser meiner Ansicht noch nicht durch- gedrungen bin? Hauptsächlich daher, dass man die Identität von Cl. ornata Z. und albogultulata Wagner für etwas ganz Ausgemachtes hielt. Allein diese Annahme ist völlig unhaltbar. Zwar ist die Wacsersche in Preirrers Monogr. Hel, II. p. 445 abgedruckte Diagnose viel zu dürftig, als dass darin so feine Unterschiede, wie die hier in Betracht kommenden, bezeichnet sein könnten, allein schon die Grössenangaben für Cl. alboguttulata: „Long. S!/;, lat. 2 lin. “ entscheidet die Frage. Das ist etwa die mittlere Grösse von Cl. itala. Aber eine so grosse Cl. ornata Z. ist mir nie vorgekommen, deren mittlere Grösse ist 7:1/, Lin. Dazu ist es nun sehr fraglich, ob die Cl. ornata Z. in Dalmatien lebt, da nur Schlesien, Kärnten, Crain und das nördliche Croatien als ihr verbürgtes Verbreitungsgebiet betrachtet werden können. Und wenn sie ja in Dalmatien gefunden sein sollte, ist es dann wohl wahrscheinlich, dass sie hier in grösseren Dimensionen aufträte, als in Kärnten und Crain, deren Molluskenfauna vor denen anderer Länder gerade durch colossale Clausilienvarietäten ausgezeichnet ist? In Dalmatien eulminiren diejenigen Arten, welche Parneyss Cl, rupestres nennt, doch die des feuchten Waldhumus bedürfenden Arten, zu denen Ül. ornata Z. gehört, können dort nur in verkümmerter Gestalt auftreten. Zum Beweise nun, dass wir durch die Annahme der v. Martexs’schen Benen- nung für die der Cl. ornata Z. gegenüberzustellende Art uns keineswegs auf einen kritisch unsichern Boden stellen, theile ich mit, was er über seine Art in der seiner Reise nach Venedig (Ulm 1824) beigegebenen Fauna Veneta S. 442 u. 443 sagt: „Ülausilia itala mihi testa cornea, fusca, pellucida, laevis, substriata, sutura papillis inaequalibus „albis notata, columella bilamellata Tab. 3, Fig. 1. Schale 10 bis 11 Pariser Linien lang, etwas über 2 Linien dick, „spindelförmig, braun, glatt, etwas durchscheinend. Die Spitze stumpf. Zwölf Windungen, die zwei obersten glänzend „glatt, die folgenden kaum sichtbar gestreift, die drei vorletzten fast ganz glatt und nur die letzte etwas gerunzelt, „Von der vierten Windung an ist die Naht mit einem haarfeinen weisslichten Saum bezeichnet, unter welchem sich eine „Reihe ungleicher, länglichter, etwas erhabener, weisslichter Punkte befindet. Die Mündung eiförmig, nach oben von „aussen etwas eingedrückt (vox Martens versteht oben, wie Draranvaun, also umgekehrt, wie jetzt geschieht), am „Säulchen mit zwei starken weissen Querfalten, unter welchen sich mehr nach innen eine dritte kleinere Längenfalte be- „findet. Die Lippe weisslicht, stark nach aussen umgebogen, bei der obersten Falte an die zweile Windung ange- „wachsen. Die Nabelspalte tief, das elastische Beinchen abgerundet. “ „Ich fand sie im Garten des elterlichen Hauses (in Venedig) an der Nordseite der Gartenmauer an den Stimmen „alter Obstbäume. GuArrıerı hat sie 4, D sehr kenntlich in natürlicher Grösse abgebildet u. s. w.“ Die grössten Exemplare dieser Art besitze ich von Vicenza; die kleinsten habe ich bei Verona gefunden (nur 6 Lin. lang, aber doch 1?/, Lin. im Durchmesser. Eine genaue Besprechung der hierher gehörigen Formen behalte ich mir für einen andern Ort vor, in taxonomischer Hinsicht. 47 würdige Erscheinung entgegen, dass nämlich auch der Blasenstiel mit einem Muskel, ähnlich dem Zurückziehemuskel der Ruthe, versehen ist. Die Function desselben ist offenbar von je- nem der Ruthe verschieden. Die bei der Begattung umgestülpte Ruthe wird durch den Mu- sculus retractor zurückgezogen; der Muskel am Blasenstiel wird dessen Umstülpung nach der Begattung verhindern und ihn zurückhalten. Daher nenne ich denselben: Musculus retentor. Das Divertikel des Blasenstiels ist an unserer Art noch einmal so lang, als der obere Theil des letzteren. Claus. Bielzii Parr. aus Siebenbürgen (Fig.91.), von Hrn. Bıerz mitgetheilt, hat eine Ruthe mit einem Anhange ohne Absatz; das Divertikel des Blasenstiels etwas kürzer, als dieser. Claus. plumbea Rossm. var. cornea (Fig. 92.) aus Siebenbürgen, ebenfalls von Hrn. Bıeız, hat an der Ruthe nur einen sehr kleinen Anhang und über demselben den Absatz. Das Diverlikel des Blasenstiels überragt die Blase kaum. Claus. lJaminata Mont. von Aschersleben (Fig. 93.) hat eine Ruthe, wie bei allen obigen, mit einem Musculus retractor versehen und mit einem Absatz ohne Anhang. Das Di- vertikel des Blasenstiels ist halb so lang, als dessen oberer Theil, aber noch einmal so dick; an dem Blasenstiele bemerken wir wieder einen Musculus retentor. Die nun folgenden Clausilien weichen von den bisher betrachteten, in einem sehr we- sentlichen Stücke ab, darin nämlich, dass ihre Ruthe keinen Musculus retractor hat; auch er- mangelt ihr Blasenstiel des Divertikels.. Wir treffen hier den Geschlechtsapparat in seiner ein- fachsten Gestalt, und gleichwohl darin die Unterschiede nahe aneinander grenzender Arten deutlich ausgesprochen. Claus. viridana Ziegler, die Normalform, aus der Wallachei aus Hrn. ZELEBORS Händen (Fig. 94), hat eine unten starke nach oben allmählich abnehmende und in das Vas de- ferens so übergehende Ruthe, dass man eine Grenze zwischen beiden nicht angeben kann. Die Vagina ist unten angeschwollen; der Blasenstiel lang und dick; an denselben heftet sich der Musculus retentor nicht weit über der Einmündung in die Vagina. Claus. pagana Ziegl. aus Serbien (Fig. 95), mit voriger erhalten. Die Länge ihrer Ruthe verhält sich zu der des Vas deferens wie 2:3; der lange Blasenstiel ist mit einem Mu- sculus retentor versehen. Claus. vetusta Ziegl., var. minor (Fig. 96), mit den vorigen, doch ohne Angabe des Fundorts erhalten, ganz übereinstimmend mit der kleinen Form dieser Art von Tharand. Ruthe kurz; Vas deferens wohl dreimal so lang; Blasenstiel unterhalb des Musc. retentor stark angeschwollen, darüber sehr dünn, Blase rund und deutlich hervortretend. Claus. plicata Drap. von Aschersleben (Fig. 97). Ruthe allmählich in das vor seinem Austritt aus der Prostata angeschwollene Vas deferens übergehend; Blasenstiel über dem Muse. retentor dicker. Claus. biplicata Mont., die Normalform (Fig. 98). Vas deferens 2'/,mal so lang, als die Ruthe; Blasenstiel lang und dick; sein Musculus retentor besteht aus 2 Armen, deren längerer sich mit dem Muskel des Oesophagus vereinigt, deren kürzerer nach der Geschlechts- öffnung führt. 48 A. Scumıprt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren Claus. ventricosa Drap., die gewöhnlich in Deutschland vorkommende Form, nur etwas klein (Fig. 99.). Die Ruthe ist unten sehr dünn und an einer Stelle schleifenartig zu- sammengelegt; dann schwillt sie allmählich an und nimmt ebenso vor dem Eintritt in die Pro- stata wieder ab. Eine Grenze zwischen Vas deferens und Ruthe lässt sich nicht angeben. Der Blasenstiel ist so lang, dass er die Eiweissdrüse weit überragt und ohne Musculus re- tentor. — Meine Mittheilungen über die Geschlechtsorgane der Limaceen fallen diesmal noch sehr dürftig aus, auch wage ich zwei Limaxarten noch nicht zu bestimmen. Der Geschlechtsapparat Fig. 100. stammt von einem grossen Limax, welchen mir Herr Dr. GRUENDLER von der Rosstrappe mitbrachte. Derselbe zeichnet sich durch eine lange, starke Ruthe aus, an deren Ende Vas deferens und Musculus retractor zusammentreffen. Die breite Prostata liess sich leicht von dem Uterus ablösen (vergl. die folgende Art). Die längliche un- gestielte Blase sitzt an der unten verdickten Vagina. Eiweissdrüse klein, Zwitterdrüse unge- wöhnlich gross. Wahrscheinlich ist diese Art Limax cinereo-niger, wenigstens stimmt ihre Zunge mit der überein, welche ich durch Hrn. O. GoLpruss mit dieser Bezeichnung erhielt. Der Geschlechtsapparat Fig. 101. gehört einem Limax an, den mir Hr. Dr. GIEBEL aus Kellern in Hallea./S. (oberer Stadttheil) besorgt hat, und der äusserlich durch den bläulichen Kopf von andern ähnlichen Formen unterschieden ist. Da mich im nächsten Sommer vorzugsweise die Un- tersuchung der Limaceen beschäftigen wird, hoffe ich bald über beide Limaxarten nähere Auskunft geben zu können. Die längliche Blase dieser Art wird von einem kurzen Stiel getragen; dicht über dessen Einmündung ist an der Vagina ein etwa 1 Linie breiter, rothbrauner sich zu beiden Seiten scharf abgrenzender Cylinder zu unterscheiden. Das Vas deferens ist auffallend kurz. Der Zurückziehemuskel ist mit einem Arm an die Mitte, mit dem andern an das Ende der Ruthe geheftet. Nachdem die Prostata von dem Uterus abgelösst war, liess sich letzterer aus- breiten, wie Fig. 101”. zeigt. Sehr abweichend von den Geschlechtsorganen dieser beiden Arten finden wir die von Limax agrestis Linn. (Fig. 102.). Das abgebildete Präparat stammt von einem mittelgrossen Exemplare und war es mir unmöglich, vor Beendigung dieses Aufsatzes ein vollkommen aus- gewachsenes aufzutreiben. Die zurückgezogene Ruthe liegt in einem weiten unförmlichen Sacke, in welchen auch die kurzgestielte Blase mündet. Ganz eigenthümlich ist ein auf unsrer Tafel noch einmal in vergrössertem Maassstabe abgebildeter Anhang an der Ruthe, zwischen dem Vas deferens und Musculus retractor. Von Arion horiensis Mull. (Fig. 103.) ist zu bemerken, dass der gemeinschaftliche Geschlechtsgang in einem weiten Sacke besteht, die mit einem Musculus retentor versehene kurzgestielte Blase nicht direct in die Vagina mündet, sondern sich zunächst mit der Ruthe ver- bindet und die Ruthe des Musculus retractor entbehrt. Der Geschlechtsapparat von Arion empiricorum (Fig. 104.) stammt von einem Ex., welches Hr. Dr. GRUENDLER auf der Victorshöhe im Harz gesammelt hat. Auch hier finden wir an der Ruthe keinen Musculus retractor, aber nicht nur am Blasenstiele, sondern auch an der Vagina je einen Muse. retentor, welche beide — hier der Deutlichkeit wegen nach ver- in taxonomischer Hinsicht. 49 schiedenen Seiten auseinander gelegt — zusammenlaufen. Die von einem kurzen Stiele getra- gene Blase ist sehr gross. Die nun folgenden Geschlechtsorgane einiger Vitrinenarten liefern den Beweiss, dass wir mit Hülfe der Anatomie die Schwierigkeiten allmählich überwinden werden, welche diese Gattung vor andern dem Forscher darbietet. Die anatomischen Unterschiede von Vitrina pellu- cida Müll. und V. Draparnaldi Cuvier sind ungleich grösser, als die ihrer Gehäuse. Von beiden weicht die dritte Art wiederum so bedeutend ab, dass wir von den noch vorzunehmenden Untersuchungen das beste erwarten dürfen, und ich mit neuem Muthe die monographische Be- arbeitung der mir bekannt gewordenen europäischen Vitrinen, die ich wegen der missglückten lithographischen Tafeln bei Seite geschoben, wieder aufnehmen werde. Die dazu nöthige Grund- lage anatomischer Resultate wird sich leicht gewinnen lassen, da ich, wie Fig. 108. beweist, auch von vertrockneten Thieren, nachdem sie aufgeweicht sind, genügende Präparate anfertigen kann. Seitdem ich die kleineren Arten unter Wasser secire, werde ich auch mit Spiritusexem- plaren ganz gut fertig. Fig. 105. stellt den Geschlechtsapparat derjenigen Vitrina dar, welche längere Zeit hin- durch in Deutschland unisono für V. elongata Drap. gehalten ist. Die wahre V. elongata habe ich bis jetzt nur durch Hrn. Dr. ScuoLtz aus Schlesien, durch Hrn. FrauenreLD von Dornbach bei Wien erhalten. Crainer Exemplare derselben sah ich in der Sammlung meines Freundes F. J. Scuwior in Laibach. Den Geschlechtsapparat der V. elongata habe ich leider noch nicht präpariren können. Die vorliegende Art ist nach der Versicherung des Hrn. Salinendirector VON CHARPENTIER Vitrina brevis Fer. Die bekannte bei Heidelberg nicht selten vorkommende Form hat er wenigstens dafür erklärt. Mit jener finde ich nun aber vollkommen übereinstim- mend theils eine durch Hrn. Dr. PFEIFFER aus Klagenfurt, theils eine durch Hrn. Professor GREDLER aus dem Sarnthale in Tirol erhaltene Viirina. Von letzterer stammt das Fig. 105. abgebildete Präparat. Die dicke kopfartig endende Ruthe hat kein Flagellum; nicht weit von der Einmün- dung des Vas deferens in dieselbe heftet sich seitlich der Musculus retractor daran, welcher aber nicht wie bei den meisten Helices an die untere Seite des Lungensacks, sondern nach dem Hauptmuskel des Thiers hinführt, mit welchem er sich unter der Eiweissdrüse verbindet. Die kurzgestielte kleine Blase mündet nicht, wie gewöhnlich, in die Vagina, sondern in die Ruthe, d.h. in den Sack in welchem die zurückgezogene Ruthe liegt. Gegenüber der Stelle, wo die Vagina mit der Ruthe sich vereinigt, finden wir einen längeren lappigen Anhang an der letzteren. Obgleich einzelne der hier aufgeführten Erscheinungen uns nicht mehr befremden können, seit wir den Geschlechtsapparat einiger Limaceen kennen gelernt haben, und obgleich ich nach Anfertigung des vorliegenden Präparats das Gefühl hatte, meine Operation sei in diesem Falle besonders glücklich von statten gegangen, so bin ich doch weit entfernt, die unbedingte Richtigkeit gegenwärtiger Angaben verbürgen zu wollen, ehe ich mehrere ausgewachsene Exemplare dieser Art secirt habe. Von der vorigen weicht Vitrina Draparnaldi Cww. (Fig. 106.) in dem Geschlechts- apparat sehr ab. An der dicken Ruthe, an deren Ende sich der Zurückziehemuskel auch nicht weit von der Einmündung des Vas deferens, heftet, bemerkt man keine Anhänge. Das untere Ende der Vagina ist dick und faltig und erweitert sich namentlich unter der kleinen, länglichen, 50 A. Scumiıpt, der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren stiellosen Blase sackartig. Da secirte Exemplar hatte schon 3 Jahre in Spiritus gelegen, wel- chem Umstande es vielleicht zuzuschreiben ist, dass man hier die eigentliche Gestalt der Ruthe deutlicher erkennt. Man sieht nämlich den dicken abgerundeten bei der Ausslülpung vorderen Theil der Ruthe durch ihren unteren sackartigen Theil durchscheinen (dasselbe nimmt man an Fig. 101°. wahr). Dass ich in dieser prachtvollen Bonnenser Vitrina, die ich der Güte meines lieben Freundes O. GoLpruss verdanke, richtig die Vitrina Draparnaldi Cuv. vermuthet habe, zeigt mir ein Brief des Hrn. VON CHARPENTIER, der die vollkommene Uebereinstimmung der ihm übersandten Bonnenser Exemplare mit denen aus den Pyrenäen versichert. Um des Vergleichs willen habe ich auch ein Exemplar von Vitrina pellucida Müll. secirt, aber freilich nur ein kleineres von 3 Windungen und 2 Linien im Duchmesser, da ich zur Zeit kein grösseres auffinden konnte. Vollständig entwickelt war es indess schon, wie aus dem Umfange der Eiweissdrüse und des Uterus hervorging. Die Ruthe dieser Art ist bedeutend kleiner, als die der vorigen Art und gleichfalls ohne Anhang. Die Blase wird von einem längeren Stiel getragen; die Vagina ist kürzer und enger. Die Geschlechtsorgane der beiden Zonitesarten, welche ich diesmal mittheilen kann, näm- lich von Zonites acies Partsch. von Spalato (Fig. 108.), und von Zon. margaritaceusm. von Aschersleben (Fig. 109.) zeigen, dass diese Gattung zwischen Vitrina und Helix ihren naturgemässen Platz einnimmt. Spätere Mittheilungen werden genauer nachweisen, wie sich die geschlechtliche Verwandtschaft von Zonites über H. rotundata und H. paludosa zu andern Helixgruppen hin abstuft. Ob bei der Einfachheit des Geschlechtsapparats der Zonitesarlen zu erwarten ist, dass die specilischen Unterschiede in diesen Organen scharf ausgesprochen sein werden, muss reichere Erfahrung lehren. Die Clausilien haben uns gezeigt, dass wir solche Hoffnung nicht aufzugeben brauchen. Durch gleichzeitige Untersuchung von Zonites Draparnaldi Beck. und Z. cellarius PFull., Zon. glaber Studer und Z. alliarius Mill. werden wir darüber Gewissheit erlangen. Beide gegenwärtig vorgeführten Arten besitzen eine starke Ruthe, an deren Ende Vas deferens und Musculus retractor zusammentreffen, eine Blase mit kurzem unten verdicktem Stiel, der in die Vagina mündet. Fig. 110. stellt den unvollständigen Geschlechtsapparat von Cylindrella elegans Pfeiff. von Cuba dar, etwa dreimal vergrössert. Man sieht wenigstens daran, dass die Ruthe Aehnlichkeit hat mit der der Vitrinen und dass die längliche Blase von einem langen in die Vagina mündenden Stiel ohne Divertikel und Musculus retentor getragen wird. Ich hätte wohl gewünscht, neben den nun folgenden Geschlechtsorganen der Daudebardien zugleich eine Probe von den mit ihnen so ausserordentlich nahe verwandten Testacellen geben zu können. Mein Freund RossmAEssLER sandte mir auch eine vertrocknete Testacella haleo- toidea, doch war deren Inneres von Käfern ausgehöhlt. Bei den Daudebardien finden wir eine starke Blase, deren kurzer Stiel in die sehr auf- setriebene Vagina führt, eine gleichfalls starke Ruthe ohne Flagellum, an deren Ende sich der Musculus retractor heftet und in welche bei Daudebardia brevipes Fr. (von Bonn) Fig. 111. dicht neben dem Musculus retractor, bei Daudebardia Langi Pfeiff. Fig. 112. etwas über der Mitte das Vas deferens mündet. intaxonomischer Hinsicht. BJ 1 Es gereicht mir zur besondern Freude, über die von meinem Freunde RosswAESSLER unweit Malaga nur in wenigen Exemplaren gesammelte Cryptella canariensis Webb. & Berth., von der ich zwei Stück zur anatomischen Untersuchung erhielt, berichten zu können. Sie besitzt, wie man aus Fig. 113. sieht, eine starke, nach dem Muskulus retractor in einen herzförmigen Knoten auslaufende, nach oben in das Vas deferens allmählich übergehende Ruthe ohne Flagellum, eine weite runde Blase auf kurzem dicken Stiel, welcher in die sehr aufge- triebene Vagina mündet, an dem gemeinschaftlichen Geschlechtsgange, gegenüber der Einmün- dung der Ruthe, einen blinden, vor seinem zugespitzten Ende eingeschnürten, Anhang; eine grosse, lappige Eiweissdrüse, unter derselben ein ähnliches Organ, welches sich durch seine hellgelbe (bei den Spiritusexemplaren nicht durchscheinende) Substanz sowohl von der Eiweiss- drüse, als von dem Uterus, scharf abgrenzte, und eine Zwitterdrüse, die, wie der Zwitterdrü- sengang (ob in Folge längeren Liegens in Spiritus?), ein schwärzliches Ansehen hatte. Wegen des erwähnten mir fraglichen Organs unter der Eiweissdrüse hielt ich die genaueste mickros- kopische Untersuchung der Zwilterdrüse für unerlässlich und fand dieselbe, wie sonst, aus zahl- reichen kleinen, sowohl Eier als Spermatozoen enthaltenden, Schläuchen bestehend. Das merk- würdigste an diesem Thiere ist nun aber die eigenthümliche, hornartige, hohle, an einem Ende dicke am andern haardünne, schneckenarlig aufgewundene Röhre, welche schon von VAN BENEDEN und Rogg entdeckt und beschrieben ist (cf. Pnıriper Handbuch der Conchyliologie und Malacozoologie S. 240.). Da ich nicht weiss, ob von diesem Gebilde schon eine Zeichnung veröffentlicht ist, füge ich dieselbe in naturgemässer Grösse und vergrössert bei. An ihrem dickeren Ende nimmt diese Röhre nur wenig vor der offenen und gerade abgeschnittenen Mün- dung ab; das dünne Ende läuft in eine plötzlich erweiterte, und zurückgeschlagene, von einem zackigen Rande umgebene Mündung aus. Nach van BENEDEN sollen sich zuweilen zwei solche Gebilde in dem »Purpursack« dieser Schnecke befinden. Die Blase des einen Ex. fand ich leer, in der des andern nur die eine abgebildete Röhre. Und hiermit will ich denn die erste Folge meiner Mittheilung über den Geschlechts- apparat der Stylommatophoren schliessen, in der Hoffnung, noch wo möglich in diesem Jahre eine zweite veröffentlichen zu können. Denn zu dem neuen von uns angestrebten Systeme muss möglichst schnell eine breite Basis anatomischer Thatsachen gewonnen werden. "Zugleich aber bin ich es der Wissenschaft schuldig, die mancherlei Fehler des ersten Versuchs, durch welchen man in die eigene Arbeit erst hineinzuwachsen pflegt, schleunigst zu beseitigen. Geschlossen im April 1855. ———— ——_ (Druck von W. Plötz in Halle.) Nachsehrift WD:s um mehr als vier Monate verzögerte Erscheinen dieser Abhandlung gibt mir Gelegen- heit, einige Angaben in derselben nachträglich zu berichtigen und im Voraus das für die Fortsetzung inzwischen gewonnene Material anzugeben. Die Schnecke von Almeria, deren Geschlechtsapparat Fig. 41. darstellt, heisst Helix Adolfi Pfr., nicht H. Adolphi Rosm. (vgl. Malacozool. Blätter, Bd. 1. S. 264). Die Benennung Helix Cantiana Mont. (Fig. 52) ist mit Helix Galloprovincialis Dupuy zu vertauschen, vorausgesetzt, dass es mit dem von Dupuy beobachteten specifischen Unterschiede zwischen der in England, Nordfrankreich und Belgien vorkommenden ächten H. Cantiana Mont. und der in der Nähe des Mittelmeeres lebenden Art, welcher unsere Exemplare von Spezzia angehören, seine Richtigkeit hat (vgl. Malacozool. Bl. Bd. 1. S. 257). Fig. 101. gehört aller Wahrscheinlichkeit nach zu Limax variegatus. Kürzlich von mir aus Halberstadt mitgebrachte und aufs neue untersuchte Exemplare derselben Art stimmen wohl zu den Abbildungen in Moquin Tandon’s Hist. naturelle des moll. terr. & fluv. de France, pl. IH, Fig. 3—9. Für die Fortsetzung dieser Arbeit liegen die Geschlechtsapparate folgender Schnecken vor: Testacella haliotoidea von Sardinien, Glandina Poireti v. Triest, Arion empiricorum in zwei Var. v. Tharand und der Porta Westphalica, Arion olivaceus m. v. Rothenhof (Porta W.), Limax Freyeri m. v. Triest, Helix paludosa v. Cuba, H. strigella u. ruderata v. Aschersleben, H. rufescens v. Chelten- ham, H. candicans u. Zelebori aus Serbien, H. hispanica u. Graellsiana v. Majorca, H. serpentina v. Sardinien, H. Hasselquistii u. Forskalii aus Aegypten, H. pomatia sinistrorsa v. Aschersleben, Bulimus haemastomus v. Surinam, Cionella lubrica, Azeca tridens v. Falkenstein, Succinea putris u. Pfeifferi, nebst einigen schönen serbischen Clausilien. — In einiger Zeit gedenke ich eine Arbeit über die Gehörorgane der Mollusken zu liefern. Auch die Otolithen sind für die malakologische Kritik von Wichtigleit, ganz besonders in die Systematik der Paludinaceen bringen sie überraschendes Licht! Daher richte ich schliesslich an die Freunde meiner Studien die ergebene Bitte, mich nicht nur mit den hier besprochenen Stylommatophoren, sondern auch mit andern Schnecken, wie Auricu- laceen, Paludinaceen, Neritinen u. s. w. (lebend oder in Spiritus) gütigst versehen zu wollen. Aschersleben im August 1855. Berichtigungen. Seite 14 Zeile 14 statt d& brouiller lies: debrouiller. - 18 - 15 von unten st. vor lies: von. - = 091 0= - - stehen lies: stehenden. = Pi Bi - - dass liess: das. - 831 - 9 u. 12 von unten statt Bourgignat lies: Bourguignat. - 32 = 5 von unten statt H. tuberculata lies: tuberculosa. = R300 = JA - - lösst lies: löst. = .238 ll - - - des lies das. 4022 = 210, = = - meiner lies: einer. - Es 17 - - - retractorer hält oder lies: retractor erhält oder nicht. > Non - - dass man nicht lies: dass man es nicht. - 46 - 16 statt bei weitem lies: bei weitem mehr. [89] Tafel 1. Geschlechtsapparat von Helix lutescens Zieg!. von Hammersdorf bei Hermannstadt S. 13. (Das Flagellum ist um 1‘ zu kurz abgebildet.) > „ Helix pomatia Z. von Ascherleben. S. 13. (Das Flagellum ist um 1‘ zu kurz.) 5 „ Helix secernenda Rossm. von Spalato. S. 14. (Das Flagellum ist um 1“ zu kurz.) = „ Helix aperta v. Born (H. naticoides Drap) von Genua $. 14. (Das Flagellum ist um 1/,‘ zu kurz.) es „ Helix aspersa Mull. von Genua. S. 15. Der Lithograph hat die feinen Längsspalten auf dem mittleren Theile der Ruthe vergessen, o I Oo I od En 4.) | Zu ET Wenn are ’ - er a. BAT N S 8 S S x > es nungen x Pa EE “ N ee A BE f y u 5 i - B u | i Bi, er 5 i a . y Bu u Y_ W. } u j ’ == - 2 :M ı - 5 z = j u 3 3 ı j En De u - = . . 5 5 Kr: j - j FE u ABER I: Au DB 7 ut ® kA Asiit [= > u uote kei siensnodehmiv te Eh u: j sie (ans 15" Der 2 eu a "lem wor ve ER zei a Fe] Fr rt a vr vR le : R { g a # asdelensisi Pi x Slaamsn as en cal | PT & 13. 14. 15. 16. Tafel I. Geschlechtsapparat von Helix vindobonensis Pfeiff: var. major aus Serbien. $. 18. „ ” Helix vindobonensis Pfeiff. von Wehlen in der sächsischen Schweiz. 8. 18. (Flagellum 1/,‘“ zu kurz.) Helix sylvatica Drap. var. alpicola von Bex. S. 18. Helix hortensis Müll. von Aschersleben. S. 19. (Flagellum um 2“ zu kurz.) Helix nemoralis Z. von Aschersleben. 8. 19. (Flagellum 1 zu kurz.) Taf IL 4. Schmidt, Stwlommatophoren. Übhandlungen des naturwiss lzanes [ Sachsen. u. Thüringen, ba I, = RR, = N u DE r h { nö N Mi At u u } “u 03 i N ka Mer a rilgika ob ode minder. Re RD, zileB 4 hax Iriahli „ei ‚a arrohpsH nuisug N in “ + snnlingeBiy ae ob 107 Swinim AHA Hand nos sale ae Ri i BE | So > BE N 7 Pre Gsnd va 6 Bine, et en er i . { « - g au s z ae > . Pd a klin‘ „ialen) DE EFF FrE anne m } r = - Sr ı * Br) De N R N ’ ze darkönosoii, nn BIN sunlgisige) si & ie & nz 9 erz (a 5 EA malen DE Br ‚ug E50 mic sieusini sah CIE TT ee Ra A we f ie # ! h v h R = PX} En a En: eb ma ah aoy Vans nasrot ziel ae DD ed A D j , BEN Pe: t a EN - Rue kai ame, U 5 2 a . EATeN h Y ö Ne & ur Bank 7 = E ee £ Ey Y - RB: sariatesd: di Er ‚ In. 18. 19. 22. Tafel IV. Geschlechtsapparat von Helix alonensis Fer. von Loja; ebenso der vonHelix cam- Er) b>] Er) & pesina Ezquerra. S. 19. (Flagellum um 1‘ zu kurz.) „ Helix alonensis Fer. var. minima von der Sierra bei Gra- nada. S. 19. (Das Divertikel des Blasenstiels ist um 1'“ zu kurz.) „» Helix carthaginiensis Rossm. S. 20. „ Helix Loxana Rossm. von der Sierra de Loja. S. 20. (Flagellum und Blasenstieldivertikel beide */,'“ zu kurz.) „ Helix spiriplana Oli. var. hierosolyma Boiss. von Je- rusalem. 8. 21. (Blasenstieldivertikel °/4“ zu kurz.) s„, Helix Guatierana Z. S. 21. EURLLE r c@ 7. Striommatophoran. 4 Schmidt, 7 a | ee .B a Bag ai a htsalıks Bir. 23 =: mh or SEN mathe te & De war 5 „et a ‚anotF nor. ai” Binaraont wo ar a dt Me A Dh or Anor ‚araa zen , a . Si . 2 e j A n R = ‚adolndah Nox- App zrasigtäen zileR H A = a Yu Fi eh) awehid zu a | ee er Er Ba DB a - RE Erde mon nr uni en Ionis zihe g ur 1: ru \ en = Ua an Du RR Er a } Fe Tafel V. 23. Geschlechtsapparat von Helix pisana Müll. von Murcia. S. 22. 24. n »; Helix fruticum Mall. von Bonn. S$. 24. 25. re „ Helix incarnata Mu«ll. von Bonn. S. 24. 26. > „ Helix fusca Mont. von Aberdeen $. 24. 21. => „ Helix rubiginosa Zieg!. von Aschersleben. S. 25. 28. = „ Helix bidens Chemn. von Aschersleben. 8. 25. 29. ” „ Helix ceircinnata Stud. var. von Wien. S. 25. 30. > „ Helix depilata Pfeiff: von Wichelshof bei Bonn. S. 26. (Plagellum 1/,“ zu kurz.) 31. er »„ Helix hispida Z. von Aschersleben. S. 26. 32. > „ Helix Cobresiana v. Alten, kleine Form von M. Perdos in Tyrol. S. 26. (Flagellum 1/,“ zu lang.) 4 Schmidt, Stwlommatopheoran. Ef Pi 70) ff Na Y R Y.F f NS, / ER Y 2. 2. a 2 > Se SS) ' An ° H ERSEN Pe R, Q Rx IN Auf \ “4 X Na ER r u 5 m, = , E22 2 Gr D, R N = fi a \ 2% a ; Ay) R 29 Y er “ra Y ieh ä 39 2 2 30 3 ) B7/ E n F 3 +7 Ir £ ! 3 et 2 gr in, / N £ x „ r I Y) u: a Abhandlungen der naturmiss. Uranes f£ Sachsen u. Tlairingen. BdT. (i Pe Bu ei: a, etoinamn ek nur Ast mp ai. IRR u : b Fe er “ sul pre a or san irohösgane. ei ER hei si ei [677 auY Si neh Ei t2 ı op wg | 08.8: sea N TER 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. Tafel VI. Geschlechtsapparat von Helix striata Mull. von Aschersleben. a. natürliche Grösse, ER) D>) Br) b. vergrössert. $S. 27. Helix Joppensis Roth von Jaffa. a. natürliche Grösse, b. ver- srössert. S. 29. Helix ericetorum Müll. von Wickerode am Harz S. 29. Helix candidula Stud. var. (?) von Corvara in Tirol ver- grössert darüber a. natürl. Grösse. 8. 30. Helix caperata Mont. non Aberdeen, vergrössert, zur Seite rechts a. nalürl. Grösse. 8. 30. Helix profuga m. var. minor von Spalato. a. natürliche Grösse, b. vergrössert. 8. 30. Helix spec. nova zwischen Malaga u. Velez Malaga a. natürl. Grösse, b. vergrössert 8. 30. Helix variabilis Drap. var. (?) von Burriana a. natürl. Grösse, b. vergrössert. 8. 30. Taf. IZ A Sehmide, Silommatophern. Sn UN EERATEEEEEN GE. ee a De [SS I —_ : 5 b> EI A —e < If fi bez \ \ ) / . 34 II SE = ZEN ds S ne = N ss III II DN Ss LI 4 ) 3 iR BEN) N ee AERO u SZ — = 2 x AN [ we ji \ h PN mi Ir ee ft & Mbhandlungen des natumiss Veran £ Sachsen u Thirngen BALL ge Aeha' tat NE A ’ ar 5 ar nur PER ie Aa ee a 6 wo, Vaginrh FLUT HLS ET 9 silaht N Kara 7 % es 2ER DR BRRRGNEN: s Ti Kt ui kön ion ei Satei nor PETE NS TS IH . ;E ps Kar ri Tai 1 et BERNER ur NEREHDE h amwlagt 41. 43. 44, 48. 49. 50, (Dit 19) Tafel VM. Geschlechtsapparat von Helix Adolfi Pfeiff: von Almeria. S. 30. Helix cespitum Drap. var. introducta Ziegl. v. Spezzia. Seite 31. Helix Arigonis Rossm. von Burriana. S. 31. Helix Langloisiana Bourguwign«t von Nazareth. a. natürl. Grösse. b. vergrössert. 8. 31. Helix murcica Guwiaro von Murcia; a. natürl. Grösse (das Flagellum um 1 Millim. zu lang); b. vergrössert. S. 32. Helix pyramidata Drap. von Alicante, vergrössert, rechts da- neben: a. natürliche Grösse. $. 32. Helix conica Drap. (?) aus Dalmatien. S. 32. Helix elegans Drap. von Burriana, vergrössert, rechts dane- ben in nalürl. Grösse. S. 32. Helix tuberculosa Conrad vom Kloster Saba am todten Meere (vgl. Malakozool. Bl. für 1855. S. 28. Tab. I. fig. 6. 7.) a. na- türliche Grösse. b. vergrössert. 8. 32. H. nummus Zhrenberg aus Syrien. 8. 9». Helix carthusiana Mill. von Bonn. a. natürliche Grösse, b. der Anhang an der Vagina vergrösserl, 8. 33. Helix Galloprovincialis Dupuy (H. cantiana Mont. ex parte) von Spezzia. 8. 3». 4. Schmidt, Stylommatophoran. Ubkandlungen der naturmiss. Ugzanes f Sachsen u. Thüringen. Ba. 1. a au En # rin. . ana, klukoinas süss. R ee ® nik id Baia ri an seo note, £ teil 22 # ai. “a0 Dr m kaeibt LIESS a r m R. Kl Sn De lee. fe al ee ak METECEN 4% Hit, u RR E Br h mi I F7 SUR, oh zu6 Auer noir en 2 ® w u E23 as sb zienaichsnh, ie a DB Hit | fra, ms: Ba = er an .. Int: antun slaalal > wie En WE Tafel VI. Geschlechtsapparat von Helix cariosa Oliv. aus Syrien. Helix cariosula Mich. aus Spanien. $. 34. „ Helix baetica Rossm. aus der Espartoebene bei Almeria. $. 34. „ Helix candidissima Drap. von Murcia. S. 34. „ Helix obvoluta Mill. von Turin. S. 34. „ Helix personata Lam. von Wien. S. 34. Helix lapieida Z. S. 35. „ Helix banatica Partsch aus dem Banat. S. 36. „ Helix Anauniensis de Betta aus dem Val di Non in Tirol. Seite 36. (Das Flagellum */,““ zu kurz.) Helix cingulata Stud. von Riva. $. 36. ar m aan z e | 4 Ss“ 3 Sn. \ x —; u EIN =) Men > win» NS; ae. «Ha: Bor me in j Sr A u RE Bi Ian Bor Dechl, Be “4 u N. - York irn es Laladon. var Inn? 12 nn nn “ = x : = Te E73 2 ik wir wor ro era eh 1 Es K = ’ 4% . o ae. RE : TE# Dniandatt u ur veoohsudlen DR \ * Sa iR REN Mei Er md vntieirah ziloh ; N den | RR, kaiaet ar: alla BY ar Ar islosuod an x R bh 7 Pi & deal Er en mb, ins, Aula 2 alben: ey 44 Be RE - Be 1, N amt a naihng ren 63. 64. Tafel IX. Geschlechtsapparat von Helix trizona Zieg/. aus Serbien; a. die Klappe vor dem ge- „ Er} ” „ E> meinschaftlichen Geschlechtsgange, 4 mal vergrössert; b. Inhalt der Blase 150 mal vergrössert. $. 36. Helix foetens Stud. var. achates aus dem Pusterthal in Tirol. Seite 37. Helix aemula Rossm. vom Nonsberg in Tirol. S. 37. Helix setosa Ziegl. aus Dalmatien. S. 37. Helix planospira Zam. von Triest. S. 37. Helix Pouzolzi Desh. vom Val d’ombla bei Ragusa. 8. 38. Helix rudis Muhlf. von der Alpe Ferrara in Tirol. S. 38. Helix abusterum Z. von Bonn. S. 38. Lay LIE s trlommatophoren. AL Samidt „ Abhandlungen des naturmias: Ueranes FE Sachsen u. Tairingan. Bd l. RM Kg a u RE & “an Na ien, Mn ‚uadl like on RER ae er Ki or ragen ‚ld92 u: hs 42 Nu omdpier her en BR ul En rap raV r a AR a en >. RN Laue rad a Ban ni inerarsi wies ah, I Fe I ah I vw. Fe y j . A a tk - ee j v% 8» Mr ee ei wat ey end un “ ee B Ya) a ui - Ö ge i I ’ f ER ee . \ ur PR e u: b } Ba a? Ei 00 AR. Bist. ur En NOTE LEI UTR NS erurluie ger ” 7 Au x ü a e ! ar S IE UROZ we ur ehe ARE Aue elta GR eb se “ah ira? m. N in E $ : D “2 Dar 4 us ic# N f . ER Er 5 i s erh IE ir, F i k Pens: - IE er AAN AR TRTER ET ELEOL SE saugen DER. 0 SeP | m ur ‘ 5 or Ri # AR: x . » . nn er %< - £ d ‚ Er In Pi %; . ‚oa R ‚uslaeı ok Do 0 dee 1 hu.988 N " ». ai 100 A SS Er" ae a - Pe; i ar 5, Fa v% an Ne i ia F . \ es le Me 2 ei or aan L ei mi I ur Br x AU 1 DEE A A raB- " er ee: EN Ka ar ne a A ran ah, Pt ,° E Tg = # NR . F . fi 4 Wi ’ j a ji N 1% $ N ‚12 3 , ARR KR uscit md ‚rt jr EUR ‚hlidu void An ne A er on ie s Acır ‚ F g u cl üor BR eins hohe IRRE fr er mA? ar ba wi 4 ke Ban ul ei wi er 0% 4 a ii l} ae 1 unge, a j 5 fr BP, Ei a x Ser EI, n Zu BR BITTE u ee . Bo: ET, Sea SR ' erg Van SENT BERE Te N HEN SEE BE ' i f “y “ ! "a an Ze m, ur Sn A E 5 A ar ih A f i2 S0. 82. Tafel \. Geschlechtsapparat von Bulimus tridens Mill. von Aschersleben. a. natürl. Grösse. b. vergrössert. c. die Ruthe noch stärker vergrössert. S. 38. en » Bulimus reversalis Bielz aus Siebenbürgen. $. 39. 53 „ Bulimus detritus Mull. S. 39. 5 » Bulimus eburneus Pfeiff. aus dem Taurus. S. 40. (Das Flagellum der Ruthe ist um 1/,“ zu lang, das Knötchen an der Mitte derselben ist in Natur stärker, als auf der Abbildung.) Geschlechtsapparat von Bulimus syriacus Pfeiff. aus Syrien. 8. 40. ER » bBulimus Jordani Boiss. von Jerusalem. S. 40. >> » Bulimus labrosus Odv. vom Libanon. 8. 41. dir re „„ Bulimus acutus Mill. aus Dalmatien. S. 41. b. kalkiges Gebilde aus der Ruthe desselben. Kalkiges Gebilde aus der Ruthe von Bulimus conoideus Drap. von Valencia. S. 41. Geschlechtsapparat von Sira decollata Z. (Bulimus decoll. auct.) von Genua. S$. 41. » »» Pupa frumentum Drap. var. illyrica von Bozen. 8. 42. a. natürl. Gr. b. vergrössert. = » Pupa cinerea Drap. von Genua. $. 42. a. natürliche Grösse. b. vergrössert. Tap X. Strlommatophoren. 4 Schmidt, N _ 80 Übhandlungen des naturwiss Uzane [2 Sachsen u Thüringen ba 1. | U « Ya N De - > x a“ [2 Pr ir . Aa: i u j ' 7 er - 4 \ re en: ? 3 = = . - [= f 1 £ 3 «A Pr PR - u r Bu ze I N 4 2 . v r T f} ne l E S D ‘ 7 Ya Fr ‘ > i x F #* . \ se H n i i en “ > = N = r $ P “» e F ua .n 7 = ze Zn gi Bu ” a 3 e PR w- ir + Fr ß h \ 2 .: A ‚ BR Ba R kr u - - ” A { re 7“ u 14 I : ! X Zu mE “ f 2 DIE. u. ’ a, R 5 u a bus 17 ® D x '. \ a Et: 5 ie a a IstaT & P Ir = “ 5 5 © Pe r n EA u a oa Boden one or 2 Aut Anasger if un Ay ish am ißieand. | Ben a Baehelen ui ande er = B en Ze FM FE 11 2a res ii ” = | 7: Be en Pascha Be ER: ae ira, d aaa Aauhgt fginnn, BERRHER EN. + 5 IN be ec ir er 1 ante Er : klieonid: R NER RC Bes Pa 83. 84. 85. sb. 90. Geschlechtsapparat 2 2] Tafel \1. von Clausilia macarana Ziegl. var. stenostoma Rossm. vom „ „ ’ ” &2) „ = Biocovo, vergrössert:; links daneben in nalürl. Grösse. S. 44. Clausilia strangulata Fer. aus Syrien, vergrössert; links da- neben in natürlicher Grösse. $S. 45. Clausilia exarata Zieg!. vom Auslluss der Narenta, vergrös- sert; links daneben in natürlicher Grösse. S. 49. Clausilia strigillata Muhlf. von Stagno bei Ragusa, vergrös- sert rechts daneben in natürlicher Grösse. S. 45. Clausilia dacica Friv. aus Serbien, vergrössert links daneben in natürlicher Grösse. $S. 45. Clausilia itala v. Martens. von Riva, vergrössert; links dane- ben in natürl. Grösse. 8. 45. Clausilia semirugata Ziegl, von Spalato links daneben ver- grössert. S. 46. Clausilia laevissima Ziegel. var. (?) vom Fort Opus in der Narenta; rechts daneben vergrössert. S. 46. Bir > j Ei A Schmidt ur ,® i ‚ Strlommatophoren. ü | Taf AI SER IR , 2 eos | in a dicisiet siltenetD. aus nz ri gain wis Bundes any och zödnal u u DEN, an Er hi P 4 ” \ Tr r . - « Re e7 dehendond. nor mark PRDREORT. Filanald LE oki ab au Dans zunstait aiiounid er 7 Mi sth tun soalm 307 SR Keane nitiaund, ur ‚ne # z0nii Aer iR alters when en D ‚TE 8 Bolsa nor am wraoılg silieastd 0 tele a0r Ami vereihid eitieeld: PN ir en mosiniien, alten “ Pr = w j u irn e - 98. 99. Tafel XI. Geschlechtsapparat von Clausilia Bielzii Parr. aus Siebenbürgen. >) 2 ER) BZ) > & Clausilia plumbea Rossm. var. cornea aus Siebenbürgen. Seite 47. Clausilia laminata Mont. von Aschersleben. S. 47. S. 47. Clausilia viridana Ziegl. aus der Wallachei. S. 47. Clausilia pagana Ziegl. var. minor aus Serbien. S. 47. Clausilia vetusta Ziegl. var. minor. S$. 47. Clausilia plicata Drap. von Aschersleben. Clausilia biplicata Mont. von Aschersleben. Clausilia ventricosa Drap. S. 48. S. 47. S. AT. = Se - — EN TR DESSEN I & P BT N Rs! N S.ı\ $ x S & > Nr Ss fi r nn a4 re > [5 j Dr, ö 22 ar e. > . er = \ ö x i "» mil z x [3 4 i ‘ es 073 ne 1 07; engen! web dor wi 702 aluseaagıhs ch wY. Veesi. Be 2 ER N * | E27 Eh A eilt a; DEN POUR an Fi meellwgdenenn al gogesuan Wiese E A % \ 2 EN u rien ger, ss uilasign uamid RE Ar 20 > Bu = eg © 5 Ms Es j j “AR B ‚dated De ir Hanatrog nöiaa Be FR - ; > a ‘a 2‘ iR mi idemisiy or. din. wersoniniggs nolih EN BR EIueN x ir Zr ne APE- { { wi e r 4 ” | Be 2 h Br « x v 100. 101. 102. 103. 104. Tafel XL. Geschlechtsapparat von Limax cinereo-niger W/olf. von der Rosstrappe im Harz. ER] 2) br] ” Seite 48. Limax variegatus Drap. von Halle a/S. S. 48. die inneren Wandungen des ausgebreiteten Uterus. Limax agrestis L. von Aschersleben. S. 48. Arion hortensis Fer. von Aschersleben. S. 48. Arion empiricorum Fer. von Victorshöhe im Harz. a. zeigt S. 48. Da ITRPOIPS “ RU FILE: >> 2 7 m Mae sd az Bere dr - . Bin f Ä\ N Da > 5 EN Y x 1 > R # y 3 . u B Piz | , 4 = - = 2 e . Ar 5 - j Lan Ye > . d fü er 5 + 4 ’ u J DT 4 . az, j u F 4 B AM wo: er E: In - y ı ee 3 - = 2: 4 D en : nz Ir Eat" 5 + Der N l E N . - ER =, Sn R I IREE - u | e- I u L 5 “ Br Pr u. © ; > Be \ s a ’. + u - - ... =. En = # mo mar ae ia Hard wii ar 3 e > 3 r F 8 = "N e okeknniih fon Nie ebineay- ‚sein V Pr ur S - „ i a > =; W x n. REN A (dohizedbah Bor di Banden ATper u de Dove } ad ie | = a 5 Be soeben ri ar an. a Adi re TEE Pr E jr a aindlomd ‚ai dr a eiyard eniaar sr nz DE Man? _n. 2 ir | “ N Ze se ;& aufehn er son enden stm u ru | Da, we Ir ge: 5 i Fr B j ie e. . ss j v i » wi nn 153 je U 5 Ash, 2 Tu u: u u « 4 * rn er Fi EL — Pre = & | Pr = er y. = Es -_ y > a 2 & 4 a2 4925 Dr » and 1 - u # Bar: 110. kl. Tafel XIV. Geschlechtsapparat von Vitrina brevis Fer. aus dem Sarnthale in Tirol. S. 49. > 39 ” ee] Vitrina Draparnaldi Cuv. von Bonn. S. 49. Vitrina pellucida Mill. von Aschersleben. S. 50. Zonites acies Partsch von Spalato. S. 50. Zonites margaritaceus m. von Aschersleben; a. vergrössert, darüber in natürlicher Grösse. S. 50. Cylindrella elegans Pfeiff. von Cuba, dreimal vergrössert. Seite 50. Daudebardia brevipea Drap. von Bonn. a. vergrössert, darüber in natürlicher Grösse. S. 50. Daudebardia Langi Pferff. a. vergrössert, darüber in na- türlicher Grösse. 8. 50. Cryptella Canariensis Webb. et Berth. aus der Gegend von Malaga. Darüber a. die wurmförmige, hornartige Röhre aus der Blase dieses Thiers und b. dieselbe vergrössert. S. 51. WEISE TE Striommatophoeren: A Schmidt, 7 2. EN Sm %8 KB NS ER ENBRETSETTENEES j RECHTE NND IS a nn in £ q > RE ra Ki n N ee Ir ‘e JS nz \ EN DRS = Zei EN 2 4 N Sup Abhandlungen der naturwiss. Uganes f! Sachsen u. Thüringen: Ba. I. Die Versteinerungen im Muschelkalk von Lieskau bei Halle NEON Ü. Giebel. Mit VII lithographirten Tafeln. Aus dem I. Bande der Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen in Halle besonders abgedruckt. Berlin, Verlag von Karl Wiegand. 1856. HB PT FIEDLER | nov d \ s m N 9 da m | L E 7. i b Fi i not urbanen * Bw. a NIE TEE Ba 1 ar i = Eu e ge 2 yo) u a ar Ar} 1 vo, Ar anam ia ar nz Den hochverdienten schweizerischen Geologen Herrn A. Escher von der Linth in Zürich Herrn Bernhard Studer in Bern dargebracht vom Verfasser. Die Versteinerungen im Muschelkalk von Lieskau bei Halle von C. Giebel. Der Muschelkalk in der unmittelbaren Umgebung von Halle, obwohl an verschiedenen Orten durch Steinbrüche zur Speisung der Kalköfen aufgeschlossen , lieferte eine Reihe von Jahren hindurch gar keine irgendwie beachtenswerthen Versieinerungen, so dass die wenigen guten Exemplare aus früherer Zeit, die in den hiesigen Sammlungen aufbewahrt werden, hin- sichtlich der Fundorte bereits -anfingen unser Bedenken zu erregen. Besonders beschäfltigte unsere Aufmerksamkeit eine dünne fussgrosse Platte mit dem Fundorte „Lieskau“ in der pa- läontologischen Universitätssammlung, auf welcher die Leitmuscheln des obern Muschelkalkes in schönen Exemplaren, nämlich Gervillia socialis, Lima striata, Pecten discites, Terebratula vul- garis, Rhyncholithes hirundo, Turbonilla scalata etc. dicht gedrängt neben einander aufgewachsen sind. Die zahlreichen Steinbrüche in der nähern und weitern Umgebung von Lieskau, die wir auf unsern Excursionen in den vierziger Jahren wiederholt durchsucht hatten, zeigten sich bis auf wenige und schlechte Steinkerne und Abdrücke der gemeinsten Arten völlig versteinerungs- leer; es war dieselbe Sterilität wie fast überall am Harze entlang. Mein Freund Hr.Dr. Andrae konnte daher auch in den Erläuterungen zu seiner geognoslischen Karte von Halle (Halle 1850 nur die gewöhnlichen Arten Trigonia curvirostris, Tr. orbiceularis, Pecten discites von Benn- stedt, Pecten Albertii, Terebratula vulgaris, Gervillia socialis von Nietleben für unser engeres Muschelkalkgebiet aufführen. Diese Armuth fiel uns um so mehr auf, da das nur wenige Stun- den entfernte Schraplau und Esperstädt die schönsten Saurier- und Fischreste nebst zahlreichen Conchylien und Enkriniten lieferte, zu denen ich noch den schönen Ammonites dux*) mit viel- zackiger Nahtlinie der Kammerwände hinzufügen konnte, welchen der kühne Reisende Over- weg schon früher im Muschelkalk bei Rüdersdorf gesammelt halte **). Im November 1853 endlich fand Hr. Oberbergrath Müller bei einem zufälligen Besuche der Lieskauer Steinbrüche in einer lockern mehligen Kalkschicht Petrefakten in reichlicher Menge und schönster Erhaltung. Die bei diesem ersten Besuche gesammelten Exemplare theilte *) Zeitschrift f. d. ges. Naturwiss. 1853. I. 341. Tf. 9. **) Beyrich, Zeitschr. deutsch. geol. Gesellsch. 1854. VI. 513. Abhandl. nat. Verein. I. 1 4 156] C. GIEBEL, die Versteinerungen mir derselbe zur systematischen Bestimmung freundlichst mit und wir gaben eine vorläufige Notiz darüber in den Abhandlungen der hiesigen naturforschenden Gesellschaft*) und in der Zeitschrift f. ges. Naturwissenschaften**). Der Besuch der Steinbrüche und die weitere Aus- beutung derselben konnte erst mit Eintritt der trocknen Witterung im Frühjahr wieder aufge- nommen werden. Die Resultate der im Laufe des Sommers 1854 mehrfach wiederholten Ex- cursionen waren so erfreulich, dass eine monographische Bearbeitung der Fauna dieser einzigen Muschelkalkbank ein immer höheres Interesse gewann. Die gesammelten Vorräthe schmolzen indess bei der Reinigung der Schalen von den umgebenden Gestein wider Erwarten sehr zu- sammen, von mehren Arten zerbrach das einzige Exemplar, von andern waren nur ungenü- gende Exemplare vorhanden. Ich war daher genöthigt die Bearbeitung abzubrechen, nachdem die ersten dieser Abhandlung beigegebenen Tafeln lithographirt waren, und machte durch eine kurze Mittheilung über die Myophorien und Pectenarten ***) auf die Wichtigkeit der Lagerstätte aufmerksam. In Frühjahr nahm ich die Excursionen dahin wieder auf, fand aber zu meinem nicht geringen Schrecken die Lagerstätte verschültet und leider so sehr, dass die Aufräumung meine körperlichen Kräfte sowohl als meine pecuniären überstieg. Nach eindringlichen Vor- stellungen gestattete mir indess der Besitzer des Steinbruchs, Oeconom Herr Knauth in Lies- kau in seinem Aecker einzuschlagen und hier mit geringem Kostenaufwande die Lagerstätte wieder aufzuschliessen. Ich hatte die conchylienreichste Stelle getroffen, die mich den ganzen Sommer hindurch hinlänglich beschäftigte. Es ist nun nicht blos das Vorkommen zahlreicher neuer Arten, durch welche die Lies- kauer Lagerstätte sich auszeichnet, sondern hauptsächlich noch die seltene Schönheit und präch- tige Erhaltung der Exemplare, welche zugleich bei der Häufigkeit, in der einzelne Arten vor- kommen, eine vollkommen befriedigende Kenntniss der systematischen Charaktere gewährt. Sehr viele dieser Arten sind zwar schon längs bekannt, mehre auch weit und breit im Mu- schelkalk verbreitet, aber nur in Steinkernen, welche die systematische Bestimmung völlig zwei- felhaft liessen. Die endliche Beseitigung alter Zweifel zumal über gemeine Leitmuscheln ver- dient wohl die nähere Aufmerksamkeit der Paläontologen. Aber auch in geognostischer Ilin- sicht erregte gleich anfangs das Lieskauer Vorkommen ein besonderes Interesse, indem ich die von Hrn. v. Strombeck mit der grössten Aufmerksamkeit verfolgte verticale Verbreitung der Arten zur speciellern Gliederung des norddeutschen Muschelkalkes nicht in ganze Ueberein- stimmung bringen konnte. Die fortgesetzte Untersuchung der Lieskauer Lagerstätte steigerte dieses Interesse noch mehr und führte auch zur Vergleichung der Fauna des Alpen - Muschel- kalkes, über die wir neuerdings durch schöne Arbeiten die interessantesten Aufschlüsse erhal- ten haben. Nachdem ich auch den zweiten Sommer der Ausbeutung der Lieskauer Lagerstälte ge- widmet habe, glaube. ich den ganzen Artenreichthum derselben nahe zu erschöpft zu haben und theile die Untersuchung desselben nun mit. Ueberdiess ist die Fundstätte unzugänglich gewor- den. Nur die Fortsetzung der Conchylienbank an der Westseite des Steinbruchs könnte viel- “y AEZARSEH **) 1854. IH. 192. ***) Zeitschrift f. ges. Naturwissenschaften 1854. IV. 441—445; 1855. V. 34—36. im Muschelkalk von Lieskau. [57] b) leicht neues Material liefern, aber leider setzt der hier durchziehende Fahrweg den Steinbruchs- arbeiten eine Grenze. Ueber das Auftreten des Muschelkalkes im Allgemeinen in der Gegend um Halle ver- weise ich auf die oben erwähnte geognostische Karte unsrer Gegend von Hrn. Dr. Andrae und verselze meine Leser gleich in den einige hundert Schritte nördlich von Lieskau (1'/, Stunde westlich von Halle) gelegenen Steinbruch, welchen der Oekonom Hr. Knauth vor vier Jah- ren eröffnete und seitdem mit einigen Arbeitern für die chemische Fabrik in Trotha im Be- iriebe erhält. Die Länge des Steinbruches von Osten nach Westen beträgt nur 60 Schritt, die Breite 20 Schritt und in dieser Ausdehnung rückt die Arbeit nach Süden mit dem Einfal- len der Schichten vor, indem der Abraum stets an der abgebauten Stelle aufgeschüttet wird. Nur die reineren Kalkbänke werden abgebauet. Die aufgeschlossenen Schichten fallen unter 15 —20 Grad gegen Süden ein und Strei- chen von Osten nach Westen h. 5—h. 3, 4. Das Terrain ist ganz flachwellig und so gering auch der Umfang der Aufdeckung ist, bemerkt man doch nach der östlichen und westlichen Seite im Steinbruche hin eine sanfte Neigung, so dass der Steinbruch auf einem flachen Sat- tel liegt. Eine Fortsetzung der Faltenbildung hat indess nicht Statt, denn der nur wenige hun- dert Schritt entfernte westliche Steinbruch zeigt nichts davon. Die Oberfläche bedeckt Ackerboden und unter demselben tritt stellenweise ein fetter bläulichgrauer und grünlichgrauer Thon auf, der alle Unebenheiten der zerrissenen und aufge- wühlten Muschelkalkoberfläche ausgleicht und in die oft mehre Fuss tiefen Risse, Spalten und Buchten eindringt, ohne sich nach dem Profil des Steinbruches als ein ununterbrochenes Lager auszubreiten. Nach Osten scheint er indess mächtiger zu werden, doch fehlen weitere Auf- schlüsse, welche sein wahrseheinlich tertiäres Alter ausser Zweifel setzen können. Die Mu- schelkalkschichten zeigen nun in dem Steinbruche, von dessen südlicher Wand unsere Tafel 1. eine Ansicht gibt, von unten nach oben folgende Beschaffenheit. Sechs Fuss mächtiger, reiner, dichter, bläulich- und rauchgrauer Kalkstein mit flachmuschligem Bruch in unregelmässig, plattenförmigen, sehr dünnen bis Fuss starken Schichten , mit sehr sparsamen, wulstigen Concretionen auf den Flächen und mehr weniger grossen, elliptischen, kugligen und plattenförmigen Eisen- thongallen in seiner obern Region, mit sehr spärlichen und schlechten Steinkernen. Er setzt tiefer hinab. Darüber folgt in vier Fuss Mächtigkeit ein fester weisslicher Kalk in drei Schichten mit polyedrischer Absondrung. Er führt sparsame weisse Conchylien, deren Hohlräume häufig mit kleinen Bitterspathkrystallen ausgekleidet sind. Die Festigkeit des Gesteines macht die schönen Schalen werthlos. 11/, bis 2 Fuss mächtiger lockerer mehliger Kalk mit sehr häufigen und prächtigen Conchylien, stellen- weise eine blosse Muschelbank. Eine zwei Zoll starke Kalkschicht trennt sie von der folgenden Bank. 1!/, Fuss mächtig derselbe Kalk, oft gelblich bis bräunlich, zerknittert, mit weniger gut erhaltenen und minder häufigen Schalen. zwölf Fuss mächtiger grauer Kalkstein, in mehr weniger dünnen plattenförmigen Schichten, mit sparsamen Schnüren von Kalkspath, nach oben verwittert und zerrissen mit spärlichen Exemplaren von Lima striata, von Pecten, Myophoria, Östraea, Encrinus. Die weiche Conchylienbank wird mit dem Einfallen schnell fest und hart, die Conchy- lien seltener, mehr nesterweise zusammengedrängt, so dass nur das Ausgehende in die lockere, zerreibliche, kreideartige Masse aufgelöst ist. Der nächste westliche Steinbruch geht auf den- selben Schichten um, aber die Conchylienbank ist ärmer an Petrefakten und ganz fest. Ich 1* 6 [38] C. GIEBEL, die Versteinerungen fand in ihr keine beachtenswerthen Formen. Die weiter nördlich gelegenen Steinbrüche und die Halden der verlassenen zeigen keine Spur der weichen Bank. Der Conchylienreichthum ist im Ausgehenden am grössten und wegen der leichten Be- arbeitung des zerreiblichen Gesteines für die paläontologische Untersuchung am günstigsten. Mit dem Einfallen der Schichten nimmt die Menge und Mannichfaltigkeit der Schalen ab und die Mühe des Reinigens wiegt den Werth der gewonnenen Exemplare nicht auf. In der lok- kern Gesteinsmasse dagegen liegen die Schalen oft ganz dicht gedrängt an einander, ohne ir- gend welche Ordnung in horizontaler, senkrechter und schiefer Stellung bunt durch einander. Die oberste Region dieser Bank ist auf etwa zwei Zoll Stärke sehr eisenhaltig, braun und die darin liegenden Schalen ungemein zerbrechlich, das übrige Gestein ist gelblich bis kreideweiss und lässt sich mit der Spitze des Federmessers vortrefllich bearbeiten. In einzelnen Nestern überwiegt oft eine Art an Zahl die übrigen, doch nur zufällig. Die Erhaltung der Schalen selbst lässt nichts zu wünschen übrig. Die feinsten Zeichnungen sind auf glatter, oft glänzen- der Oberfläche deutlich erhalten. Solche Exemplare, die schon vor der Ablagerung längere Zeit den Einwirkungen der Atmosphärilien ausgesetzt waren, haben eine matte, rauhe, abgerie- bene Oberfläche. Auch zerbrochene Schalen liegen dazwischen. Die Muscheln finden sich fast ohne Ausnahme in einzelnen Klappen, nur eine in beiden am Schloss noch in natürlicher Ver- bindung und selbst die gemeine Terebratula vulgaris, die anderwärts unter Millionen von Exem- plaren kaum einmal geöffnet oder in getrennten Klappen vorkömmt, wird auch hier häufiger in vereinzelten Klappen beobachtet. Alles deutet auf eine langsame Anhäufung der Muscheln nach dem Absterben der Thiere in nicht ganz ruhigem Wasser hin. Die Hohlräume der Schnecken, oft auch die Innenseite der Muscheln sind mit kleinen zierlichen Bitterspathkrystallen ausge- kleidet, die höchstens eine Linie Grösse erreichen. Ausser Cidaris und Enerinus, die späthige Structur haben, haben alle Schalen ihre Structur verloren und sind erdigen Bruchs, ohne Halt dünn und durchscheinend und ungemein zerbrechlich, nur die stärkern Theile wie die Schloss- zähne sind im Innern krystallinisch und zerspringen bei jeder unsanften Berührung. Die Rei- nigung der Schalen ist wegen ihrer grossen Zerbrechlichkeit trotz des lockeren Gesteines eine schwierige und zeitraubende Arbeit, aber sie lohnt bei einiger Uebung und Sorgfalt mit Exem- plaren, die den schönsten aus lockern Tertiärgesteinen nicht nachstehen. Um zuvor den überraschenden Reichthum der Fauna in der Lieskauer Conchylienbank anschaulich zu machen, gebe ich eine systematische Uebersicht aller von mir untersuchten Ar- ten, die in dem Raume nur weniger Kubikfuss gesammelt worden sind: RADIATA Anomia Andraei n. sp. Enerinus Iliiformis autor. alta n. sp. Cidaris subnodosa Meyer beryx n. sp. CORMOPODA Placunopsis plana n. sp. Östraea decemcostata Gf. gracilis n. Sp. liscaviensis n. sp. obliqua n. sp. spondyloides Schl Leproconcha paradoxa n. gen. et spec. scabiosa n. sp. Peeten tenuistriatus Gf multicostata Gf£ Schlotheimi n. sp. plaeunoides Gf Morrisi n. sp. —= 0, subanomia Gf discites Schl im Muschelkalk von Lieskau. [59] 7 Peeten liscaviensis n. Sp. Arca socialis n. sp. Schmiederi n. sp. Astarte Antoni n.sp. inaequistriatus Gf Lucina Credneri n. sp. = Monotis Albertii Gf plebeja n. sp. = Avicula Albertii Gein Storthodon liscaviensis n. gen. et spec. Albertü G£ = Monotis Albertii Gf = Avicula Albertii Gein reticulatus Schl Myaeites elongatus Schl Tellina edentula n. sp. Cyprina Escheri n. sp. BRACHIOPODA Terebratula vulgaris Schl Schroeteri n. sp. Hinnites comtus = Ostracites spondyloides Schl liscaviensis n. sp. = Ostraea comta Gf GASTEROPODA — Spondylus comtus Gf Lima lineata G£ Dentalium laeve Schl Pleurotomaria Albertiana Wiss = Trochus Albertinus Ziet — Trochus Hausmanni Gf Gervillia socialis- Wissm — Avicula socialis autor. subglobosa Cred = Avicula socialis autor. polyodonta Cred Hausmanni — Turbo Hausmanni Gf Leysseri n. sp. Turbonilla scalata Br — Turritella scalata autor. — Pterinea polyodonta Stromb Albertii Cred modiolaeformis n. sp. — Turritella obliterata Gf Y costata Cred nodulifera Dkr Avicula Bronni Alb. Zekelii n.sp. = Gervillia costata autor. gracilior Schaur Mytilus Mülleri n. sp. gastrochaena Dk terebra n. Sp. Chemnitzia oblita n. Sp. Quenstedti n. Sp. Haueri n. sp. eduliformis Schl — M. incertus Schl = M. vetustus Gf — M. arenarius Zk —=M. inflexus R. Lithophagus priscus n. sp. loxonematoides n. Sp- Natica Gaillardoti Gf — N. pulla Ziet — Turbo helicites Gf — N. turbilina Schaur cogmata n.Sp- — N. oolithica Zk gregaria Schaur — Buceinites gregarius Schl — Helieites turbilinus Schl — Buceinum turbilinum Gein — N. incerta Dkr — Turbonilla gregaria Dkr — Turbo incertus Cat Neoschizodus laevigatus Gb = Lyrodon laevigatum Gf = Myophoria cardissoides Alb — Trigonia cardissoides Zt = Lyrodon deltoideum Gf Nucula gregaria Gf ovatus Gb Mactra trigona Zt Lyrodon ovatum Gf Trigonia ovata Stromb turris n. Sp. | Lyrodon orbiculare Gf Litorina alta n. sp. elongatus n. sp. Kneri n. sp. eurvirostris liscaviensis n. Sp- — Trigonia curvirostris Schl Schüttei n. sp- — Lyrodon curyirostre Gf Turritella obsoleta Ziet Zi eeEm DE — Melania Schlotheimi @ — Cardita curyirostris Gb Fi arbonila dubialBr Nucula euneata Gf Arca triasina Roem Ausser den hier aufgeführten Arten sind noch eine Partie Schalen vorhanden, die etwa ein Dutzend verschiedener neuer Arten andeuten, aber zu einer befriedigenden Charakteristik nicht ausreichen und deshalb auch in der nachfolgenden Darstellung unberücksichtigt bleiben. 8 [60] C. GIEBEL, die Versteinerungen Die 76 Arten unserer Conchylienbank bilden fast zur Hälfte die bisher bekannte halbe Anzahl aller deutschen Muschelkalkeormopoden und Gasteropoden, zur andern Hälfte sind sie neu. Diese überraschende Menge neuer Formen in einer so lange und so vielfach durchforsch- ten Formation hat zum Theil ihren Grund in dem ungenügenden Erhaltungszustande der Mu- schelkalkpetrefakten überhaupt und der ausgezeichneten Schönheit der Lieskauer Schalen, welche zur Auflösung mehrer längst bekannter Arten nölhigte, zum Theil beruht dieselbe aber auch auf völlig neuen Typen für die Formation sowohl als für das paläozoologische System. Für die Trias überhaupt lieferte Lieskau an neuen Gattungen Anomia, Placunomia, Li- ihophagus, Lueina, Tellina, Cyprina, Pleurotomaria, Chemnitzia und Litorina in völlig neuen Arten, unter denen die Schlosszahnlosen Lucinen und Tellinen die auffallendste Erscheinung sind. Der Gattung Hinnites angehörig ergab sich eine bisher als Spondylus aufgeführte Art. Zur Aufstellung neuer Galtungstypen nölhigten einige längst bekannte Myophorienarten und zwei bisher noch nicht beobachtete Schalen. Ausserdem liessen sich für mehre Arten die immer noch sehr zweifelhaften Gattungscharaktere mit Evidenz nachweisen. Mit der Muschelkalkfauna im Allgemeinen verglichen ist für die Lieskauer Conchylien- bank die völlige Abwesenheit einiger sehr gemeinen Leitmuscheln höchst characteristisch. Es fehlt der Ammonites nodosus und Nautilus bidorsatus, ferner die überall gemeine Myophoria vulgaris, Lima striata und Pecten laevigatus. Mit diesen möchten aber auch die gemeinsten und weitest verbreiteten Arten erschöpft sein, alle übrigen Arten haben sich überhaupt nur an einzelnen Localitäten gezeigt. Mit Ausnahme des Nautilus bidorsatus sah ich jene in der Con- chylienbank fehlende Arten doch auch in andern Schichten des Lieskauer Muschelkalkes. Die geognostische Vergleichung versparen wir bis zum Schluss unserer Darstellung. BEN OR EIN URS amE E. iiliiformis. Dadocrinus. v. Meyer, Palacontographica I. Taf. 31. Fig. 19. 20. — Giebel, Deutschlands Petrefakten 302. Nur zwei einzelne grössere und zwei kleinere, noch verbundene Säulenglieder fanden sich in der lockern Schicht, während solche auf den Schichtflächen der festern Bänke im Han- genden und Liegenden häufiger vorkommen. Sie bieten nichts Eigenthümliches; die Gelenk- fläche der kleinern gleicht ganz denen, welche v. Meyer a. a. O. aus dem schlesischen Mu- schelkalk abbildet, doch sind sie eben so hoch als dick, nicht ganz 0,002. Zur näheren Kennt- niss der Art geben sie keinen Aufschluss, daher ich sie der gemeinsten Art zuweise. CIDARIS IE €. subnodosa Taf. TI. Fig. 11. v. Meyer, Palaeontographica I. 275. Taf. 32. Fig. 27. Das abgebildete Exemplar ist 0,012 lang ohne die Spitze und etwas über ein Millime- ter dick. Am untern verdünnten Ende liegt die kleine, runde Gelenkfläche für die Warze. im Muschelkalk von Lieskau. [61] 9 Vor dieser Verdünnung findet sich eine ringförmige Anschwellung und über derselben eine entsprechende Einschnürung. Darüber folgen noch zwei schwächere Ringe und der übrige Theil des Stachels ist cylindrisch mit schnell und stark verdünntem Endtheile. Andre Exem- plare, die mir bei dem Arbeiten in der Gesteinsschicht begegneten und wegen ihrer späthigen Structur zerbröckelten, waren drehrund und gleich dick, nur mit dem ersten untersten Ringe versehen, meist auch etwas dünner als das abgebildete Exemplar. Sie gehören ohne Beden- hen alle derselben Art an. Die erste Beschreibung von Cidaritenstacheln aus dem deutschen Muschelkalk gibt v. Meyer a.a. 0. Sie waren von Chorzow in Oberschlesien. Seitdem hat Söchting im thüringer Muschelkalk einen sol- chen Stachel (Zeitschr. für ges. Naturwiss. 1853. II. 30.) und Chop zwei im Sondershäuser Muschelkalk gefunden. Letztere haben nach schriftlicher Mittheilung 6 und S Linien Länge bei einer Linie Dieke und gar keine Anschwellungen. Ein ausreichender Grund auf die verschiedenen Formen specifische Trennun- gen zu begründen liegt nicht vor und ist somit die C. subnodosa eine im thüringer Muschelkalk, wenn auch nicht häufige, doch überall verbreitete Art. Aus dem süddeutschen und dem alpinen Muschelkalk sind ähnliche glatte Cidariten noch nicht bekannt geworden. Q'S,T.R-AErANGd. Die veränderlichen Formen der Austern sicher zu bestimmen ist auch für die wenigen Arten im Muschelkalk eine schwierige Aufgabe. Sie sind bei Lieskau gar nicht selten, aber es gelingt wegen der grossen Zerbrechlichkeit der Schalen nicht grosse Reihen vollständiger Exemplare zusammenzubringen. Es scheinen alle Arten des deutschen Muschelkalkes in dieser einzigen Conchylienbank vertreten zu sein, doch lasse ich die Arten wie O0. reniformis und O. Schübleri, ©. complicata, O. difformis und O. Münsteri hier unberücksichtigt, da ich keine cha- racterislischen Exemplare zur scharfen Begränzung der Typen habe, und beschränke mich auf folgende sechs: Gerippte Arten Rippen hoch und scharf dachförmig, einfach . decemeostata Rippen feiner, flacher, zahlreicher, durch Einsetzung neuer vermehrt . . ). liscaviensis. Rippen sehr dick, rund, schuppig, unregelmässig gegabelt . spondyloides 0) (0) ie 30) Rippen gedrängt, rund, schuppig, unregelmässig gegabelt, dazwischen Streifen O. multicostata OÖ OÖ Rippen als feine randliche Streifen, die sich vielfach theiln . . 2... . scabiosa Glaite PArtengen er a unekepgiell hung sch este - placunoides ©. decemcostata Taf. I. Fig. 4. 5. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands I. 3. Tafel 72. Figur 4. Giebel, Deutschlands Petre- fakten 330. Kreisrunde oder unregelmässig rundliche und ovale Schalen, deren angewachsene Klappe hoch gewölbt ist und eine seitlich schief gelegene mehr weniger rundliche Anheftungsfläche be- sitzt. Die Wölbung ist unregelmässig, denn bald fällt die Schale von dem höchsten Theile ganz steil ab und erweitert sich ziemlich flach im randlichen Theile, bald aber fällt sie ganz allmählig ab oder gar unregelmässig. Der höchste Theil um die Anheftungsfläche herum ist glatt bis auf die unregelmässigen concentrischen Wachsthumsfalten, dann aber entstehen in fast gleichem Niveau allermeist 10, seltener 9 oder 11 scharf dachförmige Rippen, welche radien- arlig und einfach zum Rande laufen. Nur ausnahmsweise spaltet sich eine Rippe. Die Rippen 10 [62] C. GIEBEL, die Versteinerungen haben flache Seiten und liegen dicht neben einander, so dass ihre Zwischenräume spitzwinklig eingeschnitten sind. Nur bei steil abfallenden flachrandigen Klappen verlieren die Rippen die scharfe Dachkante, runden sich etwas ab, werden breiter als hoch und zugleich ihre Zwischen- räume breiter und flacher. Immer gehen scharfe concentrische Wachsthumslinien über die Rippen und ihre Zwischenräume. Die grössten Exemplare haben 7 Linien Länge und 5 Li- nien Breite. — Häufig. Unsere Exemplare sind meist kleiner, als sie Goldfuss von Baireuth abbildet. Nur die grössern, die sich am randlichen Theile flacher ausbreiten, haben die stumpfen Rippen. Die stets glatte Stelle ringsum die Anheftungsfläche und die regelmässige Rippenbildung unterscheiden diese Art bestimmt von den andern gefalteten Osträen des Muschelkalkes. Unter den alpinen Arten steht Gr. Münsters O. venusta von St. Cassian zunächst und erscheint als vermittelnder Typus zwischen der O. decemeostata und der ihr noch näher verwandten O. liscaviensis. Die zahlreicheren dichotomischen Rippen unterscheiden sie sicher. Ganz nah steht die von Morris, Mollusca from the Great Oolite Tb. 1. Fig. 5%. abgebildete jurassische O. co- stata, die in den Muschelkalk versetzt nicht davon unterschieden werden könnte, während bei dessen Fig. 3. die Rippen bis scharf an die Anheftungsfläche herantreten. Die von Sowerby Mineral Conchol. Tb. 488. Fig. 5. und von Goldfuss Taf. 72. Fig. 8. abgebildete OÖ. costata steht in einem ähnlichen Verhältniss zu unsrer O. liscaviensis, doch sind hier die Differenzen noch erheblich genug. Das Vorkommen beschränkt sich in Thüringen auf den untern Wellenkalk und Terebratuli- tenkalk, nördlicher kommt sie ebenfalls nur im untern Muschelkalk vor, auch in Süddeutschland fehlt sie in diesem Niveau nicht und geht bei Teinach sogar in den bunten Sandstein hinab. ®. liscaviensis Taf. II. Fig. 2. Länglich oval, durch Verschmälerung nach dem Schlossrande hin fast eiformig, gleich- mässig hochgewölbt, ohne Anheftungsfläche, mit etwa 15 einfachen Rippen am steil zum Rande abfallenden Schalentheil und mit scharfen blättrigen Wachsthumsfalten. Länge über 4 Linien, Breite 3 Linien. — Sehr selten. Anfangs vereinigte ich diese Ostraea als feinrippige Varietät mit voriger Art, allein die Rippenbildung ist doch eine wesentlich andere. Die Rippen sind nämlich nicht blos schwächer und zahlreicher, sie sind zu- gleich flacher, abgerundet, durch breite hohlkehlenartige Zwischenräume geschieden und zwischen je zweien setzt sich eine kürzere ein, was in unserer Abbildung nicht hervortritt, da die Rippen nach der Schalen- wölbung hinauf sieh ganz allmählig verflachen und der obere Theil glatt ist. Hierdurch unterscheidet sie sich bestimmt von ihren Verwandten. Nur Goldfuss bildet von der jurassischen O. costata Taf. 72. Fig. S® ein Exemplar ab, das mit ihr verwechselt werden könnte, wenn nicht die deutliche Anheftungsfläche und die mehrfach gablige Theilung der Rippen als bezeichnender Character von Goldfuss hervorgehoben würde. ©. spondyloides. Schlotheim, Petrefkd. Nachtr. I. 111. Taf. 36. Fig. 1°. — Goldfuss, Petrefakten Deutsch- lands I. 4. Taf. 72. Fig. 5. — Giebel, Deutschlands Petrefakten 330. Veränderliche, doch allermeist sehr flache, rundliche oder schief ovale Schalen mit vom Wirbel ausstrahlenden, sich unregelmässig gabelnden Rippen, die wie Bindfaden aufliegen und geschuppt sind, während ihre breiten flachen Zwischenräume von den Wachsthumslinien nur fein, oft undeutlich gestreift sind. Die Zahl der Rippen schwankt, scheint aber am Rande nicht unter funfzehn zu sinken. Gegen den oft etwas spitz vorstehenden Wirbel verwischen sich die Rippen gern. Es kommen ganz flache und mässig gewölbte Schalen vor, nie so stark ge- wölbte als bei vorigen beiden Arten. Eine Anheftungsfläche finde ich bei keiner. Grösse bis 5 Linien. — Häufig. im Muschelkalk von Lieskau. 163] 11 Goldfuss bestimmte diese von Schlotheim ungenügend eharakterisirte Art zuerst schärfer und mit ihm lege ich den specifischen Charakter in die zahlreichen, sich unbestimmt gabelnden, bindfadenartieen.. geschupp- ten, vom Wirbel ausstrahlenden Rippen mit flachen Zwischenräumen. Es kommen in der Lieskauer Con- chylienbank von dieser sonst weit verbreiteten Art nur kleine, runde Exemplare vor, flach oder flach ge- wölbt, die Rippen gegen den Wirbel hin verwischt, aber noch zu verfolgen, sehr fein schuppig, bald häu- fig, bald selten sich gabelnd; wenn sie minder zahlreich und zugleich stärker sind, schieben sich wohl hie und da neue ein. Die nah verwandten Arten O. difformis und ©. multicostata haben gröbere, flachere, viel unregelmässigere Rippen, niemals bindfadenartige. Sie dehnen sich auch wie ©. liseaviensis und O. decemcostata viel lieber in der entgegengesetzten Richtung der O. spondyloides aus. Im alpinen Muschel- kalk kömmt keine Art von näherer Verwandtschaft vor, erst die tertiäre O. virgata ähnelt, ohne dieselbe Rippenform zu erhalten. In Thüringen scheint diese Art nur im untern Wellenkalk vorzukommen, am Harze geht sie in den mittlern Muschelkalk hinauf, in Süddeutschland hat sie weite Verbreitung, aber die Grän- zen derselben sind noch nicht festgestellt. ©. scabiosa Taf. I. Fig. 17. Sehr länglich oval oder rundlich, flach, unregelmässig buchtig und faltig, mit etwas vortretendem Wirbel und kurzem geraden Schlossrande. Der flach erhöhte Theil um den Wir- bel ist glatt, nur mit schwachen, undeutlichen Wachsihumslinien versehen, der preite, unregel- mässig faltige flache Randtheil dagegen ist mit feinen, sich gabelnden, geschuppten Fadenstrei- fen bedeckt. Diese sind dicht gedrängt, von ungleicher Stärke und Gabelung, durch die blätt- rigen Wachsthumsfalten geschuppt. Wo sich die Schale stark runzelt, verschieben die Wachs- thumsfalten die radialen Streifen. Die Schale ist im Verhältniss ihrer Grösse dünn. Länge 1'/; Zoll, Breite 1 Zoll und grösser. — Ziemlich selten. Es verhält sich diese Art, von der Bruchstücke mir nicht ganz selten vorkamen, zur O. multicostata wie OÖ. liscaviensis zu OÖ. decemcostata. Die ansehnliche Grösse, die Flachheit und runzlig faltige Biegung, die feinen scharfen und schuppigen Fadenstreifen zeichnen sie unter allen Muschelkalkosträen aus. An dem abgebildeten Exemplar, das nur an der einen Seite beschädigt, sonst das vollständigste ist, legte ich die Schlossgegend bloss und fand die für Ostraea characteristische Bandgrube. Die angegebenen Chara- ctere gestatten eine Verwechslung mit andern Arten nicht. ®. multicostata Taf. II. Fig. 9. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands H. 3. Tab. 72. Fig. 3. Grosse, rundliche, mehr weniger unregelmässig gewölbte Schalen mit dicken, gerun- deten, dicht gedrängten, ungleichen und schuppig runzligen Rippen. Einzelne Rippen gehen vom Wirbel aus und spalten sich unregelmässig oder nehmen neue zwischen sich. Bisweilen treten am Rande Streifen zwischen den Rippen auf. Die Wachsthumsfalten sind noch unregel- mässiger als die Rippen. Die Bandgrube unter dem Wirbel ist breit und tief. Länge 1'/, Zoll, Breite 1'/, Zoll. — Ziemlich häufig. Die Lieskauer Exemplare sind meist ziemlich rund und haben einen schwachen Wirbel. Die bisweilen zwischen den Rippen auftretenden rundlichen Streifen geben schlechten Exemplaren einige Aehnlichkeit mit Hinnites comtus und ich überzeugte mich erst durch die Reinigung des Schlossrandes von der Diffe- renz. Ob die Art von der Schlotheimschen ©. difformis getrennt bleiben muss, lassen die Lieskauer ver- muthen, indem letztere als die sehr sparsam und dickrippige Art darunter nicht vorkömmt. Im Uebrigen aber sind die Formen einander so ähnlich, dass ich sie in meinem Verzeichniss der Petrefakten Deutsch- lands S. 330 vereinigt habe. v. Klipsteins O. montis caprilis ist sehr ähnlich. Diese Art wurde in Thüringen von E. Schmidt im Terebratulitenkalk sowohl als im Striatakalk, aber noch nicht im mittlern Muschelkalk beobachtet, von Strombeck glaubt sie da- gegen nur im mittlern Muschelkalk erkannt zu haben. Abhandl. nat. Vereins. 1. 2 12 [64] C. GıEBEL, die Versteinerungen ©. placanoides. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands II. 19. Taf. 79. Fig. fakten 334. — Ostraea subanomia Goldfuss, a. a. O. Fig. 2. — Giebel, Deutschlands Petre- 2. Ovale oder runde, bisweilen schiefe Schalen, die untere Klappe flach und aufgewach- sen, die obere mehr weniger gewölbt, glatt, nur mit concentrischen blättrigen Wachsthumsfal- ten, bisweilen mit undeutlichen Radialstreifen. Grösse 6 Linien. — Häufig. Goldfuss trennt die flachen und gewölbten Oberschalen, jene als O. placunoides, diese als O. subano- mia. Erstere soll nur die schwachen Radialstreifen haben. Die schönen schief ovalen hoch gewölbten Schalen der O. subanomia mit geradem Schlossrande unterscheiden sich allerdings erheblich von den ganz flachen unregelmässigen der O. plaeunoides, Zwischen beiden Extremen spielt aber eine Menge von For- ınen, welche jede schärfere Begränzung unmöglich machen. Die Wölbung geht durch alle Stufen von der halbkugligen bis zur völlig flachen; der Umfang ist fast kreisrund, oval, gerade oder schief, bald breiter, bald länger, unregelmässig; Wachsthumslinien sind kaum sichtbar, oder zierlich, fein und regelmässig oder aber die Schale runzelnd; Radialstreifen fehlen gänzlich, oder zeigen sich randlich und sehr schwach oder lassen sich gar bis zum Wirbel hinauf verfolgen. Sie’kommen bei Lieskau gewöhnlich vor und zwar ein- zeln, frei; aufgewachsene wie sie sonst auf Peeten und Ammonites sehr häufig sind, sah ich in der wei- chen Conchylienbank niemals. Ich lasse alle diese Formen unter O. placunoides vereinigt und halte auch Dunkers Anomia tenuis Palaeontogr. 1. 287. Taf. 34. Fig. 29. aus dem schlesischen Muschelkalk für nicht specifisch verschieden, wohl aber dessen Fig. 28. v. Klipsteins O. Bronni ist sehr nah verwandt. Das Vorkommen dieser glatten Art ist noch nicht scharf begränzt, doch scheint sie im obern Muschelkalk im Allgemeinen häufiger zu sein als im untern, wo sie aber keines- wegs fehlt. Pu A,C UN.03P2S-I1,SZ Morrıie. Morris gründete auf zarte, rundliche Anomien mit feinen radialen Streifen die eigen- thümliche Gattung Placunopsis, die sich weiter noch von Anomia durch die geschlossene flache Klappe und die kleine quere Bandgrube unterscheidet. Der Mangel aller Schlosszähne schei- det sie von Placuna und Placunomia, denen sie in der äussern Erscheinung näher steht als Anomia. Morris wies seiner Galtung vier oolithische Arten zu, von denen drei neu, die vierte Römers Placuna jurensis ist. Ganz ähnliche sehr zarte Schalen fand ich bei Lieskau, leider nur in sehr wenigen Exemplaren. Die Untersuchung des Schlossrandes bestättigte die generi- sche Identität mit der neuen Gattung vollkommen. Da dieselbe auch in die terliären Bildungen hinaufreicht: so gebe ich der Vollständigkeit halber eine vergleichende Uebersicht aller Arten. Wirbel spitzig ganz randständig Schalen hoch oval Wirbel neben der Mitte, Radialfalten deutlich sichtbar . Pl. obliqua. Muschelkalk Wirbel in der Mitte, Radialstreifen mieroscopisch . . . Pl. socialis. M. Jura Schalen hoch vierseitig, nach oben verschmälertt . . . . Pl. plana. Muschelkalk Schalen quer wierseitig, "gerundet 2. v0 Wr PD: gracilis. Muschelkalk vor dem Schlossrande stehend (Anomia striata Brocch.) . . Pl. striata. Tertiär Wirbel stumpf, vor dem Schlossrande stehend Schalen kreisrund feınt,radialtgefalter iz) ner. IR ma se Bunt Bl. jurensis. SM. Jura Falten stark und weit getrennt, rippenartig . » ». . . . Pl radians. M. Jura Schalen rundlich rautenförmig, Falten alternirend schwach u.stark Pl. ornatus. M. Jura. ım Muschelkalk von Lieskau. [65] 13 PI. plana Taf. IT. Fig. 6. Sehr flach, gegen den Wirbel hin verschmälert, fast geradseitig, nach der Bauchseite hin breit gerundet, der Schlossrand kurz und gerade, die Oberfläche mit unregelmässigen Wachsthumsfalten und mit dicht gedrängten, sehr feinen, sich gabelnden, ungleichen Radial- streifen. Unter dem Wirbel liegt eine flache osträenartige Bandgrube. Länge 7 Linien, Breite fast 6 Linien. — Sehr selten. Diese Art steht der englischen Pl. socialis sehr nah, doch ist dieselbe mehr kreisrund und ihre Ra- dialstreifen erst unter starker Loupe sichtbar, während ich sie bei unserer mit blossem Auge noch deut- lich erkenne. Die sehr zarten Schalen zerbrachen bei der Reinigung des Schlossrandes und gelang es mir nicht auch den eigenthümlichen Muskeleindruck freizulegen. Pi. gracilis Taf. VI. Fig. 2. Die Schalen sind sehr klein und zart, fast rund, nur etwas länger als hoch, stark ge- wölbt; der spitze Wirbel mittelständig; von ihm strahlen feine, gerundete, regelmässige Falten aus, die sich durch Gabelung vermehren und von den starken Wachsthumsfalten stark verscho- ben und verworfen werden. Die Wölbung der Schale fällt nach vorn und hinten allmählig, nach dem Bauchrande hin stärker ab. Bauch- und Schlossrand bilden einen merklich schwä- cheren Bogen als die Vorder- und Hinterseite, daher die Gestalt eigentlich rundlich vierseitig ist. Die Faltenbildung ist ihrer Anlage nach sehr regelmässig, wird aber durch die Wachs- thumsfalten, zwischen denen unter der Loupe noch feine Wachsthumslinien sichtbar werden, sehr gestört. Länge der Schale 3'/, Linien, Höhe fast 3 Linien. — Sehr selten. Pl. obliqua Taf. VI. Fig. 3. Diese Art steht der Vorigen sehr nah, unterscheidet sich aber bei näherer Vergleichung wesentlich durch die stärkere Wölbung, die hoch ovale Form und die nicht mittelständigen Wirbel. Die Wölbung fällt allseitig ziemlich gleich steil ab. Die ausstrahlenden fadenförmi- gen Falten lassen sich wie bei voriger Art bis zum Wirbel hinauf verfolgen, haben dieselbe Grösse, nicht ganz dieselbe Regelmässigkeit, werden auch weniger durch die Wachsthumsfal- ten verworfen, die hier minder zahlreich und schwächer sind. Länge der Schale 3'/, Linien, Höhe etwas über 4 Linien. — Sehr selten. Die angegebenen Eigenthümlichkeiten dieser und der vorigen Art werden zur specifischen Trennung derselben vollkommen genügen. Von beiden ist Pl. plana durch ihre auffallend gerinse Wölbung und die starke Verschmälerung gegen den Schlossrand hin leicht zu unterscheiden. Die zierliche Pl. ormata bei Morris zeichnet sich durch ihren rhomboidalen Umfang und die abwechselnd schwächern und stärkern Fal- ten von unserer zierlichen Art aus. N N Aechte Anomien waren bisher noch nicht mit Sicherheit aus dem Muschelkalk bekannt, denn die einzige neuerdings von Dunker, Paläontographica I. 257. aus dem schlesischen Mu- schelkalk aufgeführte Anomia tenuis ist von demselben nur fraglich als solche aufgeführt und bedarf noch sehr der weitern Prüfung vollständigerer Exemplare. Wahrscheinlich gehört sie zur Gattung Placunopsis. In der Lieskauer Conchylienbank traf ich einige Exemplare, deren Osträennatur mir bedenklich vorkam. Ich legte den Schlossrand ohne Verletzung frei und fand denselben vollkommen übereinstimmend mit den schönen Anomien, die ich aus dem )%* er 14 166] C. GIEBEL, die Versteinerungen Plänermergel vom Salzberge bei Quedlinburg besitze und flüchtig in Bronns neuem Jahrb. f. Mineral. 1847. 53. bereits erwähnte, aber noch nicht habe beschreiben und abbilden lassen können, und ganz übereinstimmend auch mit terliären Arten. Die Exemplare weisen auf drei verschiedene Arten. A. Andraei Taf. I. Fie. 14. Unregelmässig rundlich, flach gewölbt, mit buchtigen Eindrücken und kleinen unregel- mässigen Grübchen, ohne Anheftungsfläche, mit schwachem, spitzem, fast mittelständigem Wir- bel. Die unregelmässige Oberfläche zeigt scharfe concentrische Wachsthumslinien, welche sehr deutlich die dünnblättrige Schalenstruetur aufschliessen. Die kleinen Grübchen haben das An- sehen, als wären sie von unregelmässigen Sandkörnchen eingedrückt, sind aber eine ganz ur- sprüngliche Bildung, da in ihnen die Oberfläche der Schalen sonst nicht die geringste Verän- derung zeigt. Der dünne Schlossrand ist schwachbuchtig und zeigt keine deutliche Bandgrube. Flache Klappen mit der Oeffnung, die zu dieser gewölbten Klappe gezogen werden könnten, habe ich in genügend vollständigen Exemplaren nicht erhalten können. Grösse 5 Linien. — Selten. A. beryx Taf. VI. Fie. 5. Die Schale ist schief und unregelmässig oval, mässig gewölbt, mit kleinem ganz de- primirten Wirbel und geradem Schlossrande. Die Wölbung fällt gegen den Bauchrand hin steiler ab als nach andern Seiten. Vom Wirbel und dessen Seiten gehen einige sehr flache Falten gerade zum Bauchrande hinab und zwischen denselben bemerkt man unter der Loupe noch ganz feine flache Streifen, die nicht überall gleich deutlich hervortreten. Die concentri- schen Wachsthumslinien sind sehr fein, aber doch so scharf, dass sie unter der Loupe die feine Blätterstructur deutlich erkennen lassen. Länge 3 Linien, Höhe 2", Linien. — Sehr selten. Obwohl nur ein Exemplar dieser Art vorliegt, glaubte ich derselben doch einen Namen geben zu missen, da ihre Form und Zeichnung sie von allen bekannten Arten sehr charakteristisch unterscheidet. A.alta Taf. VI Fig. 6. Die Schalen sind sehr zart, mässig gewölbt, mit feinen scharfen und regelmässigen Wachsthumslinien geziert, hoch oval, die Wirbel spitz, fast mittelständig. Die Wölbung der Schale fällt nach vorn und hinten steiler als nach unten ab, biegt sich jedoch nach dem Bauch- rande plötzlich herab und hier treten einige schwache strahlende Falten auf. Vor dem spitzen Wirbel erweitert sich die Schale etwas, nach hinten läuft der Rand in regelmässiger Rundung fort. Die feinen Wachsthumslinien öffnen die zarte Blätterstructur. Höhe der Schale 5 Linien, Länge 4 Linien. Die perforirte Klappe fehlt. — Sehr selten. Die drei Exemplare, welche zur Aufstellung dieser Art dienten, stimmen in ihrer characteristischen Form und Zeiehnung überein. Die Zierlichkeit und Regelmässigkeit unterscheidet sie auf den ersten Blick von voriger Art und weder aus der deutschen noch aus der alpinen Trias ist eine Form bekannt, welche zur nähern Vergleichung gezogen werden könnte. Aus dem Jura führt Morris eine Placunopsis socialis Mollusca Great oolite Tb. 1. Fig. 9. auf, die bei flüchtiger Betrachtung grosse Aehnlichkeit hat, allein sie ist unter der Loupe fein radial gestreift, die unsrige bis auf die sehr deutlichen untern Falten vollkommen glatt. Die nächste Verwandte unserer Art ist vielmehr erst die A. neocomiensis bei d’Orbigny , terr. ere- tac. III. Tb. 489. Fig. 1. Dieselbe unterscheidet sich nur durch ansehnlichere Grösse und grössere Länge im Verhältniss zur Höhe. im Muschelkalk von Lieskau. [67 ] 15 LEPROCONCHA nor. gen. Asrıoög, aussätzig. — Köyyn, Muschel. Kleine, rundliche, gewölbte Schalen mit feinblättriger Ostrüenstructur, mittelstindigem schwach nach vorn gerichteten, spitzen Wirbeln, warzenförmigen Auswüchsen auf der Oberfliiche und drei bis vier Bandgruben am breiten Schlossrande. Ueber die systematische Stellung dieser zarten, selten vorkommenden Schalen war ich lange zweifelhaft, bis die Reinigung des Schlosses die Unmöglichkeit nachwies, sie in einer der bekannten Gattungen unterzubringen. Der Schlossrand zeigt nämlich drei bis vier hinter einander liegende schiefe Bandgruben, die ganz nach innen gerückt sind, ohne dass hier der Rand callös vorspringt. Dadurch weicht diese Gattung von allen Ostriiaceen ab und nähert sich den Malleaceen und besonders der Defrance’schen Gattung Pulvinites, deren Schloss aber immer noch wesentliche Unterschiede bietet. Eine ganz auffallende Aehnlichkeit in der äusse- ren Erscheinung bietet die von Morris, Mollusca from the great oolite 15. Tb. 2. Fig. 4. als Plicatula tuberculosa von Minchinhampton abgebildete Art und da Morris gar nichts über die Schlossbildung derselben äussert: so ist die Annahme nicht gewagt auch diese Art für die neue Gattung anzusprechen, die als ein sehr interessantes Bindeglied der Malleaceen und Ostraea- ceen betrachtet werden muss. L. paradoxa Taf. II. Fig. 10. 13. Die Schalen sind kreisrund mit schwacher Erweiterung nach vorn, ziemlich gewölbt und durch die concentrischen Wachsthumslinien deutlich geblättert; nur am Rande treten einige schwache und undeutliche Strahlenfalten auf, so unbedeutend, dass sie in unserer Abbildung nicht angegeben worden sind. Die warzigen Auswüchse sind unregelmässig über die Ober- fläche vertheilt, am zahlreichsten auf der Wölbungshöhe der Schale. Sie sind von verschie- dener Grösse, meist rund, einige oval, alle deprimirt und die meisten mit einer Grube auf dem Gipfel. Sie heben sich aus der vollkommen glatten Schalenfliche heraus und werden von den starken Wachsthumslinien durchschnitten, seltener abgeschnitten, feinere Wachsthumslinien ge- hen nicht über sie weg. Darüber, dass sie natürliche Auswüchse der Schale sind, kann kein Zweifel aufkommen. Grösse 5 Linien. — Selten. Wenn die von Morris aufgestellte jurassische Plieatula tubereulosa sich als Leproconcha ergeben sollte, so würde dieselbe durch die mehr regelmässige Anordnung und Form der niemals mit Gruben ver- sehenen Warzen schon genügend unterschieden werden können. BPARL@ZIEEN Bam Pectenarten, sowohl glatte als gestreifte und gerippte sind im Muschelkalk gemein und längst bekannt. Sie werden als P. reticulatus, P. tenuicostalus, als P. laevigatus und P. disci- tes aufgeführt, andere wie P. Albertii sind generisch zweifelhaft. Keine einzige dieser Arten konnte so vollständig und scharf characterisirt werden, wie es die heutige Systematik verlangt. Die letzte gründliche Prüfung, welche v. Strombeck und Bronn in der neuen Lethäa anstellten, vermochten nicht die Zweifel zu lösen. Das vorliegende Material von Lieskau gibt endlich einen sehr erfreulichen Aufschluss über die meisten Arten und gestaltet den Typus einer jeden derselben scharf zu fixiren. Es bestätigt, was die bisherigen Untersuchungen immer sehr 16 [68] C. GIEBEL, die Versteinerungen wahrscheinlich machten, dass nämlich unter den allgemein anerkannten, von Schlotheim und Gold- ss zuerst fixirlen Art ch ander it sei i is ini fuss rien noch andere versteckt seien. Die Erhaltung der Schalen bis in ihre feinsten Zeichnungen lassen die Differenzen sicher erkennen, die Häufigkeit der Exemplare den Werth derselben ermessen. Danach stellt sich die Artenzahl auf das Doppelte der bisherigen. Die sichere Bestimmung aller ist freilich nur nach gut erhaltenen Exemplaren möglich und die häufigen Vorkommnisse in den festen Muschelkalkbänken werden auch jetzt noch nicht mit Sicherheit gedeutet werden können. Um einen Ueberblick über den grossen Formenreichthum zu geben, stelle ich die Lieskauer Arten in nachfolgender Tabelle neben einander. Unter dem dabei angeführten Schlosswinkel verstehe ich den Winkel, welchen die vom Wirbel ausgehen- den und die Ohren von der Schale absetzenden Kanten bilden. Glatte Arten mit scharf abgesetzten Ohren Kreisrund mit 105 Grad im Schlosswinkel Ohren gleich, ohne Byssusausschnitt . . » 2. 2 2 0 0 22. = P. diseites Ohren ungleich, mit tiefem Byssusausschnitt - » » » 2 .2.2.2020% 0... P. Schmiederi Oval mit ungleichen Ohren und 90 Grad im Schlosswinkel . . . . .. .. P. liscaviensis Gestreifte kreisrunde Arten mit scharf abgesetzten gleichen Ohren Mit eingeschnittenen ausstrahlenden Linien, deren Zwischenräume ganz flach; Schlosswinkel 110 Grad . . 2 2...2.2.. P. Schlotheimi Zwischenräume schief dachförmig; Schlosswinkel 105 Grad . . » . » . P. tenuistriatus Ohne eingeschnittene Strahlenlinien, nur schwach gefaltet; Schlossw. 115° . P. Mormisi Gerippte, kreisrunde Arten Mit sanft abgesetzten kleinen Ohren und feinen Fadenrippen Ohren ungleich, Radialrippen sehr fein, dieht gedrängt, unregelmässig . . P. Albertii Ohren gleich, Radialrippen alternirend feiner und stärker. -. » » » . .. P. imaequistriatus Mit kantig abgesetzten Ohren und dicken Rippen Ohren ohne Rippen, die Schalenrippen alternirend; Schlossw. 100 Grad P. reticulatus Ohren mit Rippen, die Schalenrippen durch Streifen getrennt; Schlossw. 900 P. Schroeteri P. tenuistriatus Taf. II. Fig. 20 °b Goldfuss, Petrefakten Deutschlands II. 42. Taf. SS. Fig. 12. — E. Schmidt und Schlei- den, Saalthal Taf. 4. Fig. 4. — Giebel, Deutschlands Petrefakten 350., Zeitschr. f. ges. Natur- wiss. 1854. IV. 444. Fast papierdünne, ganz flache, kreisrunde Schalen mit einem Schlosswinkel von con- stant 105 Grad, mit scharf abgesetzten, fast ganz gleichen Ohren und mit eingeschnittenen ra- dialen Linien, deren ungleiche Zwischenräume eine schief dachförmige Gestalt haben. Die Schalen sind nur in dem am Wirbel gelegenen Drittheil flach gewölbt, und von hier flachen sie sich gleichmässig und allmählig völlig ab. Bei den grössten und stärksten Exemplaren sind die Schalen nicht dicker als starkes Notenpapier, immer sehr zart und zerbrechlich. Die Ohren sind durch eine scharfe Kante von der Schale abgesetzt, fast rechtwinklig und fast gleich gross, nur mit feinen scharfen Wachsthumslinien dicht gestreift, niemals mit ausstrahlenden Linien oder Streifen. Mit der das hintere Ohr von der Schale abseizenden Kante divergirt eine al- lermeist scharfe Linie zum Hinterrande, hinter welcher die Wachsthumslinien stets elwas ver- worfen sind und vor der sich die Schale vom Wirbel her bis an den Rand seicht einsenkt. Dem blossen Auge erscheint die Oberfläche der Schalen mit feinen ausstrahlenden Linien be- deckt, die in der Mitte vom Wirbel zum Bauchrande hin unregelmässig sind und zum Theil spitzwinklig zusammentreffen. Unter der Loupe sind die Linien in die Schale scharf einge- im Muschelkalk von Lieskau. [69] 17 schnitten und biegen sich beiderseits von der Mitte schwach ab. Sie nehmen in der Wirbel- spitze ihren Ursprung, sind hier aber bei ältern und grössern Exemplaren nur selten noch deutlich, ganz unregelmässig tritt eine neue Linie zwischen zweien ein, die zum Rande läuft, oder nur einen kurzen Strich bildet. Solche Striche häufen sich gerade auf der Mitte der Schale und stehen schief, treffen spitzwinklig mit andern zusammen. Auf den Seitentheilen kommen schiefe Striche nur selten und sehr vereinzelt vor. Auf manchen Schalen treffen längs der Mitte herab die Linien regelmässig spitzwinklig zusammen oder vielmehr es spalten sich die in der Mitte neu eingesetzten Linien wiederholt in zwei und erfüllen dadurch den durch die Divergenz sich erweiternden Zwischenraum. Diese Zwischenräume sind überall vollkommen glatt, bei den schönsten Exemplaren fast spiegelglänzend, aber nicht eben, sondern flach und schief dachförmig. Sie sind auch von sehr veränderlicher Breite, im Allgemeinen nach beiden Seitenrändern hin am breitesten, jederseits neben der Mitte am schmälsten. Die Wachsthums- falten treten ziemlich regelmässig als concentrische flache Wellen auf, zwischen und auf denen häufig noch sehr feine scharfe concentrische Wachsthumslinien in unregelmässigen Zwischen- räumen sichtbar werden. Der am hintern Rande durch die oben erwähnte divergirende scharfe Linie abgesetzte Streif hat nur Wachsthumslinien, keine ausstrahlenden Linien, nur an einem Exemplar beobachtete ich schwache Spuren derselben. Grösse meist 1 Zoll und kleiner, die grössten 2 Zoll. — Sehr häulig. Goldfuss stellte seinen P. tenuistriatus auf unvollständige Exemplare von Culmbach auf und fügte ausdrücklich hinzu, dass seine Abbildung einer Berichtigung bedürfe. Diese Berichtigung versuchte v. Strombeck, sgeolog. Zeitschr. 1349. I. 139. durch die Vermuthung, dass die winkligen Streifen nur durch Abblätterung der Schalenoberfläche entstanden sein möchten, da sie bei wirklichen Peetenarten nicht wohl vorkommen können, und dass daher P. tenuistriatus nur ein abgeblätterter P. discites sein dürfte. Dunker beobachtete indess Palaeontogr. I. 289. an einer unvollkommenen Schale von Chorzow die Natür- lichkeit der ursprünglichen winkligen Streifung und zog v. Strombeck’s Deutung, die auch Bronn in der neuen Lethäa aufgenommen hat, in Zweifel. Die Lieskauer Exemplare lassen nun nicht den geringsten Zweifel über die Streifung, denn es kommen fast spiegelglatte Exemplare vor und die verwitterten haben nicht bloss eine ganz matte, sondern auch rauhe Oberfläche, auf welcher hier und da noch ein kurzer ein- geschnittener Strich als Rest der Radiallinien erscheint. Es ist nun eine andere Frage, ob die Lieskauer Exemplare wirklich auf die Goldfussische Art bezogen werden dürfen, da sie mehrfache Differenzen bieten. Goldfuss hatte nur Bruchstücke und seine Charakteristik der Art findet durch die Lieskauer Exemplare ihre vollständige Berichtigung. Es könnte auch nur darüber Zweifel entstehen, ob die Goldfussische Art nicht eher auf unsern P. Schlotheimi zu beziehen sei, allein die vielen Ziekzacklinien in der Abbildung beseitigen diesen Zweifel. — Unter den alpinen Arten scheint P. eutiformis Hoernes, Gasteropod. und Aceph. Taf. 2. Fig. 20. von Aussee sehr nah zu stehen, aber die gegitterten Ohren und die erhabenen Radialstreifen ohne alle spitzwinkligen Vereinigungen sprechen schon für die Trennung. E. Schmidt setzt das Vorkommen für Thüringen auf die Cölestinschichten, v. Strombeck lässt sie mit P. diseites vereinigt durch den ganzen Muschelkalk hirdurchgehen, auch für Süd- deutschland ist ihre Gränze nicht fixirt. P. Schiotheimi Taf. II. Fig. 20°. Giebel, Zeitschrift für ges. Naturwiss. 1854. IV. 444. Kreisrunde, ganz flache, papierdünne Schalen mit gleichen rechtwinkligen Ohren und 110 Grad im Schlosswinkel und mit eingeschnittenen radialen Linien, deren Zwischenräume völlig flach und eben sind. Bei oberflächlicher Vergleichung stimmt diese Art mit voriger über- ein, aber die sorgfältige Prüfung führt auf constante und wesentliche Differenzen. Die vom 18 [70] C. GIEBEL. die Versteinerungen Wirbel ausstrahlenden scharfen Linien verhalten sich ebenso wie vorhin, nur in der Mitte herab fehlen die spitzen Winkel und Zickzack, in der Regel fehlen alle Linien in dieser mittlern Gegend, die einen vom Wirbel zum Bauchrande hinziehenden glatten Streif bildet. Sind Li- nien auf demselben vorhanden: so verhalten sie sich wie auf der übrigen Schale und bilden nur sehr selten spitze Winkel. Die Zwischenräume zwischen den Linien sind am Rande ziem- lich gleich breit, nur bisweilen tritt ein schmälerer ein, alle sind eben, niemals dachförmig. Auf dem hintern Randstreifen sind die strahlenden Linien stets ebenso deutlich wie auf der Schalenfläche. Ohren, Wachsthumsfalten und Wachsthumslinien wie bei voriger Art. Grösse meist 1 Zoll. — Ziemlich häufig. Die angegebenen Differenzen genügen diese Art von der vorigen getrennt zuhalten, was freilich nur nach schön erhaltenen Exemplaren möglich ist. Minder vollkommen erhaltene Exemplare, wie sie in den festern Bänken des Muschelkalks aller Orten vorkommen, sind bisher mit P. discites vereinigt und in die- ser Beziehung finde ich v. Strombecks Behauptung für P. tenuistriatus gerechtfertist. Ein geognostisches Interesse wird aber die Trennung des P. diseites, P. tenuistriatus und P. Schlotheimi nicht haben, da sie wohl alle drei stets demselben Niveau angehören und dann ist es auch nicht nöthig, jedes schlechte Exem- plar mit nutzlosem Zeitaufwand gehörigen Ortes unterzubringen. P. Worrisi Taf. II. Fig. 15. Giebel, Zeitschr. f. ges. Naturwiss. 1854. IV. 477. Kreisrunde, flache, papierdünne Schalen mit scharf abgesetzten gleichen Ohren und 115 Grad im Schlosswinkel, ohne eingeschniltene Radiallinien, nur mit schwachen strahlenden Fal- ten. Die Ohren sind wie bei den vorigen Arten nur mit feinen scharfen Anwachslinien be- deckt. Diese sind auch auf der ganzen Schale markirter als bei vorigen Arten, dicht gedrängt. Absatzweise machen sich stärkere Wachsthumsrunzeln wie bei jenen bemerklich. Statt der eingeschnittenen Radiallinien sind schwache Strahlenfalten vorhanden, die sich durch Einsetzung neuer, oder durch Theilung nach dem Rande hin vermehren, am vordern und hintern Seiten- rande aber völlig fehlen. Auf den ersten Blick scheinen diese Falten kaum Erhabenheiten und Vertiefungen anzudeuten, so flach sind sie und so sanft gehen sie in einander über. Grösse bis zu 1 Zoll. — Ziemlich häufig. Diese Art bildet den eigentlichen Uebergang von den gestreiften Peetenarten zu den glatten und wären die Schalen nicht prächtig erhalten, ihre Oberfläche vollkommen frisch und unversehrt: so könnte man sie für verwitterte von P. tenuistriatus halten, bei denen die eingeschnittenen Linien verwischt und die schief dachförmigen Falten völlig abgerundet sind. Wahrscheinlich ist auch diese Art in allen minder gut erhal- tenen Exemplaren mit P. diseites vereinigt. P. discites Taf. II. Fig. 3. 8. Schlotheim, Petrefkt. 218. Nachtr. Taf. 35. Fig. 3. — Goldfuss, Petrefakten Deutschlands II. 73. Taf. 98. Fig. 10. — Zieten, Versteiner. Würtembergs Taf. 69. Fig. 5. — Bronn, Leth. geogn. Trias 56. Taf. 11. Fig. 12.— v. Strombeck, geolog. Zeitschr. 1849. I. 139. — Giebel, Deutschlands Petrefakten 357. Kreisrunde, ungleiche Schalen mit gleichen scharf abgesetzten Ohren, mit 105 Grad im Schlosswinkel und glatter, nur von Wachsthumslinien und Falten gestreifter Oberfläche. Die linke Klappe ist fast ganz flach, nur ihr mitller Theil vom Wirbel her sehr schwach gewölbt und von hier aus ganz gleichmässig abgellacht; ihre scharfkantig abgesetzten Ohren sind im unversehrten Zustande gleich und nahezu rechtwinklig. Die rechte Klappe ist stels stärker gewölbt als die linke, viel stärker auch als bei allen vorigen Arten; ihr Wirbel tritt deutlich im Muschelkalk von Lieskau. [71] 19 hervor, von ihm aus wölbt sich die Klappe am stärksten und fällt nach beiden Seiten hin viel steiler ab als gegen den Bauchrand hin, ja ein sehr seichter Eindruck, der jederseits neben dem Wirbel entsteht, setzt die Seitentheile flach ab; auch ihre Ohren sind gleich und fast recht- winklig. Die Oberfläche der Schalen ist glatt, matt, ohne alle Radialstreifen und Falten, nur mit den Wachsthumslinien, die bald markirt, bald sehr undeutlich sind, als feine scharfe con- centrische Linien und periodisch als stärkere concentrische Falten auftreten. Auch auf den Ohren verhalten sie sich nicht anders. An der Innenseite erscheint der grosse ovale Muskel nur schwach umgränzt, dem Schlossrande näher als dem Bauchrande gelegen. Die stark ge- rundete Kante, welche die Ohren absetzt, endet in einem deutlichen Knoten und ebenso die von hier aus weiter an den Rand hin laufende Wulst, welcher der seichte Eindruck auf der Aussenfläche entspricht. Von diesem zweiten, jederseits unterhalb der Mitte gelegenen Knoten geht der bei grossen Exemplaren deutlicher als bei kleinen hervortretende Mantelrand aus und dem Schalenrande parallel. Die Innenfläche der Ohren ist schief; die Bandgrube bei kleinen Exemplaren oval, bei grössern fast gleich dreiseitig mit scharf erhöhten Seitenkanten. Grösse 1 Zoll, meist kleiner. — Ungemein häufig. Die Häufigkeit dieses Pecten fiel schon den ältern Beobachtern auf und Walch führt ihn in seinem Steinreich Taf. 17. Fig. 2. als Diseit auf, woraus Schlotheim seinen Pleuronectites diseites bildete. Zu demselben rechnet er zwei Abänderungen: eine von Rudolstadt mit kleinen vertieften Punkten und eine seltenere mit ausstrahlenden feinen Längsstrichen, die er als wahrscheinlich specifisch eigenthümlich bezeich- net, weil der Discit meist glatt und glänzend ist. Seine Abbildung stellt die punctirte Varietät dar. Zie- ten bildet die glatte ab. Goldfuss giebt dem P. discites sehr zarte, ausstrahlende Punctstreifen. Auf keiner einzigen der Hunderte von Exemplaren, die mir durch die Hände gingen, beobachtete ich diese punctirten Linien, weder auf den vollkommen glatten, noch auf den matt rauhen, welche vor den Ablagerungen sich schon längere Zeit im Wasser umhergetrieben haben. Und doch stimmen in allen Uebrigen Goldfuss’s Angaben mit unsern Exemplaren. — v. Strombeck weist diese Punetlinien abgewitterten Exemplaren zu, wofür die Lieskauer nicht stimmen. Auch schliesst er auf Gleichschaligkeit, während die Lieskauer flachen und convexen Klappen sich gut auseinander halten lassen; beide in ihrer natürlichen Vereinigung sah ich niemals. Dagegen ist die Vermuthung, dass unter P. discites verschiedene Arten stecken, durch unsere Exemplare thatsächlich bestätigt. v. Strombeck nennt den Schlosswinkel einen ungefähr rechten, ich mass denselben bei vielen Exemplaren auf constant 105 Grad. Eine Verwechslung des P. diseites, dessen Schale übrigens ziemlich dick ist und sich gern blättert, mit den vorigen gestreiften Arten wird bei gut erhalte- nen Exemplaren, nach denen allein der Typus der Art fixirt werden muss, nicht wohl möglich sein. Ein practisches, d. h. rein geognostisches Interesse hat wie v. Strombeck bemerkt, die Trennung dieser Arten allerdings nicht. Ausser den bis jetzt berücksichtigten Exemplaren kommen bei Lieskau, freilich viel sel- tener noch sehr grosse vor, welche, wenn sie wirklich derselben Art angehören, wie ich annehmen muss, noch einen andern wichtigen Character der Art verleihen. Sie haben 2 Zoll Durchmesser und gleichen in ihrer frühern durch die Wachsthumsfalten bezeichneten Zuständen vollkommen den glatten Zollgrossen. Mit dem weitern Wachsthum über Zollgrösse haben sie aber dieht gedrängte, erhabene, sich unbe- stimmt theilende Radiallinien erhalten. Diese mit blossen Augen ganz deutlich sichtbaren Linien gehören nur der oberflächlichsten Schalenschicht an und sind oft stellenweise abgerieben, ursprünglich aber gleich- mässig dicht gedrängt vorhanden. Die Annahme, dass bei den kleinern Exemplaren durch Abreibung und Verwitterung die zarten Linien spurlos vernichtet seien, ist nicht zulässig, da Exemplare in schönster Er- haltung vollkommen glatt sind, auch die grössern zeigen in der weitern Umgebung des Wirbels keine Spur davon. Von andern Localitäten haben die zweizölligen Diseites ebenfalls keine erhabenen Linien aufzu- weisen. Es würde daher der P. diseites eigentlich zur Gruppe der Arten mit erhabenen Radiallinien gehören. Das südlichste Vorkommen des P. diseites im Vicentinischen, bei Rovegliana gibt v. Schauroth, Wie- ner Sitzungsber. XVII. 508. an. Aus den St. Cassianer Schichten erwähnt Gr. Münster, Beitr. z. Petrefk. IV. Taf. 7. Fig. 6. einen P. subdemissus, der nach Beschreibung und Abbildung sehr leicht mit dem äch- ten P. discites verwechselt werden könnte. Gr. Münster nennt ihn aber dem liasinischen P. demissus sehr Abhandl,. nat. Verein. I. 3 20 [72] C. GIEBEL, die Versteinerungen ähnlich, der andere Ohren und eine viel zartere Schale hat; nur letzterer Character könnte ihn von unse- rer Art scheiden, doch würde dazu die Vergleichung des Originalexemplares nöthig sein. Demnächst würde P. seutella Hoernes, Hallstädter Mollusken Taf. 2. Fig. 23. von Aussee zur Vergleichung zu ziehen sein. er unterscheidet sich ebenfalls nur durch die zartere Schale und ausserdem durch die ungleichen ra- dialgestreiften Ohren. Und diese Differenzen bieten alle glatten kreisrunden, flach gewölbten Arten des Jura- und Kreidegebirges, der ähnliche permische P. pusillus ist ausserdem stärker gewölbt in beiden Klappen und etwas schief. Das Vorkommen erstreckt sich über das ganze Schichtensystem des Muschelkalkes, in Thü- ringen am häufigsten in den Cölestinschichten und dem Striatakalk, nördlich vom Harze selten im untern Muschelkalk, häufiger im untern Gliede der mittlern Abtheilung und dann wieder in den Discitesschichten, überall auch in Süddeutschland, bei Sulzbad sogar im bunten Sandstein, im Vicentinischen im untern Muschelkalk. P. liscaviensis Taf. I. Fig. 1. Giebel, Zeitschrift f. d. ges. Naturwiss. 1854. IV. 441. Ovaleiförmige, flach gewölbte, dünne und glatte Schalen mit ungleichen scharf abge- setzten Ohren und 90 Grad im Schlosswinkel. Das hintere Ohr der rechten Klappe ist recht- winklig, das vordere schmäler und stumpfwinklig. Die Oberfläche der Schalen ist glatt, nur auf wenigen Exemplaren treten schwache Wachsthumsfalten hervor. Die Länge vom Wirbel zum Bauchrande 6 Linien, der quere Durchmesser um 1'/, Linie kürzer, grössere Exemplare sind selten, die meisten kleiner. — Häufig. Diese Art war unter P. diseites versteckt, ist aber bestimmt verschieden durch die ovaleiförmige Gestalt, die geringere Wölbung, den constant viel kleinern Schlosswinkel, der bis auf 88 Grad herabsinkt, 90 Grad aber nicht übersteigt, und durch die ungleichen Ohren. Immer ist auch die Schale selbst etwas dünner, die Wachsthumsfalten spärlicher, schwächer oft ganz fehlend. Erst in jüngern Formationen treten ähnliche Formen wie P. cingulatus, P. personatus, P. laminosus auf. P. Schmiederi Taf. II. Fig. 7. Taf. VI. Fig. 1. Grosse, ziemlich kreisrunde, ungleichklappige, glatte Schalen mit ungleichen scharf ab- geselzten Ohren, tiefem Byssusausschnitt und 105 Grad im Schlosswinkel. Die Oberfläche der Schalen ist glatt, nur hin und wieder blättert eine Wachsthumsfalte deutlich ab und erscheint bisweilen fein eingeschnitten, wie es sonst von P. discites angegeben wird. Auf den Ohren treten die Wachsthumslinien schärfer hervor und werden von feinen, aber deutlichen Strahlen- linien gekreuzt. Die Ohren sind an beiden Klappen scharf abgesetzt, an der convexen fast rechtwinklig, ungleich, an der flachen sehr ungleich und hier vorn mit einem tiefen Byssusaus- schnitt. Grösse 1'/, bis 2 Zoll. — Häufig. Anfangs hielt ich diese Art für den ächten P. laevigatus, deutete aber schon in der Zeitschrift £. ges. Naturwiss. 1854. IV. 445. an, dass unter dieser ältern Art zwei durch die Ohrenbildung hauptsäch- lich unterschiedene versteckt seien. Die zweite Ausbeutung lieferte denn auch Exemplare, welche zur Trennung nöthigen und den P. laevigatus in der Lieskauer Conchylienbank ganz vermissen lassen. Der Character dieser längst bekannten und sehr gemeinen Art liegt in den sanft zur Schale aufsteigenden Ohren und in den Zähnen am Rande des Byssusausschnittes, unsere Lieskauer Art dagegen hat an beiden Klap- pen scharf abgesetzte, strahlig gestreifte Ohren, spitzere Wirbel und keine Spur von Zähnen am Rande des Ausschnittes. Dieser Ausschnitt und die Ungleichheit der Ohren genügen auch schon vollkommen sie von P. liscaviensis und P. diseites zu unterscheiden. Ich nenne sie zu Ehren des alten Schmieder, der uns eine mineralogische Topographie von Halle geliefert hat. Unter den ältern Arten findet sich ausser dem gleichklappigen P. pusillus im Zechstein kein näherer Verwandter des Schmiederi, unter den jüngern ist der tertiäre P. semieingulatus ähnlich, aber ganz flach, im Muschelkalk von Lieskau. [73] 21 mit nur sehr seichtem Byssusausschnitt; den glatten und kreisrunden Arten des Kreidegebirges scheint der Ausschnitt allgemein zu fehlen und auch aus dem Jura ist mir keine der unsern schr nah ver- wandte Art bekannt. P, inaequistriatus Taf. II. Fig. 1S°b°. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands IH. 42. Taf. 89. Fig. 1.— Dunker, Palaeontographica I. 289. Monotis Albertii Goldfuss, a. a. O. 138. Taf. 120. Fig. 6. — Avicula Albertü Geinitz, Grundriss Versteinerungskunde 458. Taf. 20. Fig. 2. — v. Strom- beck, geolog. Zeitschr. 1849. I. 135. 152. 205. — Bronn, Lethäa. Trias 65. Taf. 13. Fig. 7. — Giebel, Deutschlands Petrefakten 368. Kleine, kreisrunde, flach gewölbte, fast gleichklappige Schalen mit kleinen, gleichen, ganz allmählig abgesetzten Ohren und feinen, in regelmässiger Abwechslung stärkern und schwä- chern Radialrippen. Die Schalen sind vollkommen kreisrund, bis auf den geraden Schlossrand ; gleich gewölbt und jederseits des spitzen Wirbels steil abgesenkt zu einem kleinen stumpf- winkligen Ohr. Beide Ohren sind nicht vollkommen gleich, indem das vordere der linken Klappe einen seicht gebuchteten Rand hat, zumal sehr deutlich bei jungen Exemplaren. Von der Wirbelspitze und hier gemeinlich etwas verwischt strahlen feine, gerundete, regelmässige, gleiche starke Rippen aus. In ihre ganz flachen Zwischenräume setzt sich alsbald je eine fei- nere Rippe ein. Eine Spaltung oder weitere Vermehrung findet nicht Statt, alle Rippen strah- len einfach zum Rande hin. Die feinere Rippe läuft nicht immer genau in der Mitte zwischen ihren stärkern Nachbaren, sondern ist häufig einem derselben mehr genähert, bisweilen fällt sie aus, ihr Zwischenraum bleibt leer, noch seltener findet das umgekehrte Verhältniss statt, dass sich nämlich noch eine zweite etwas feinere einschiebt. Nach beiden Seiten gegen die Ohren hin hört der Wechsel schwächerer und stärkerer Rippen auf, alle sind gleich und auf den Ohren selbst sehr fein, bisweilen gar ganz verwischt. Mit unbewaffnetem Auge erkennt man nur einzelne scharfe Wachsthumsfalten, welche trotz der Zartheit und Dünne der Schalen doch deutlich deren Blättertextur zeigen. Nur bisweilen verschieben diese Falten die Rippen sehr schwach. Unter der Loupe treten ausserdem dicht gedrängte feine Wachsthumslinien auf, wel- che bei ganz zarter Erhaltung über Rippen und Zwischenräume gleich markirt weglaufen, häufig aber nur in den Zwischenräumen deutlich sind. Auf den Ohren sind die Wachsthumslinien gewöhnlich sehr scharf. Der Schlossrand hat unter dem Wirbel eine deutliche dreiseitige Grube, die sich nach rechts und links verschmälernd auszieht und spitz endet. Den Muskel eindruck bloss zu legen, gelang mir bei der Zartheit der Schalen nicht. Grösse 8 Linien. — Sehr häufig. So häufig diese Art auch ist, scheint sie doch von den ältern Beobachtern nicht erkannt oder so sehr verkannt zu sein, dass wir sie in deren Schriften nicht auffinden können. Erst Goldfuss gab eine Diagnose und gute Abbildung davon, welche beide vollkommen auf unsere Exemplare passen. Bald aber kassirte er diese schöne Art nach Exemplaren von Rüdersdorf und Marbach, die er schon früher als P. Albertii aufgeführt und nun unter Monotis versetzte. Unsere Exemplare verwerfen diese Bestimmung. Das Schloss kannte Goldfuss nicht. Zieten bildet sie auf seiner Taf. 53. Fig. 3. von Rottweil schlecht ab und schreibt ihr irrthümlich Gabelrippen zu. Geinitz versetzte sie unter Avicula und dieser Bestimmung trat v. Strombeck und Bronn ohne neue Beweise bei; Quenstedt und Dunker, letzterer auf verwandte le- bende Arten sich stützend, führten sie unter Peeten zurück. Ich habe an mehrern Exemplaren den ganzen Schlossrand frei gelegt, und überall nur die sehr gestreekte dreiseitige Bandgrube gefunden. Die Form derselben ist allerdings für Peeten ungewöhnlich, aber für Avicula noch ungewöhnlicher, wobei denn noch zu berücksichtigen ist, dass alle andern Aviculacharactere fehlen, während alle Eigenthümlichkeiten ent- 3* 22 [74] C. GIEBEL, die Versteinerungen schieden auf Pecten, der unter den lebenden Arten gar manche Schlossabänderungen sich erlaubt, hinwei- sen. Die Versetzung unter Monotis machen gut erhaltene Exemplare unmöglich. Verbreitet in Thüringen in den Cölestinschichten und im Striatakalk, nördlich vom Harze nur im miltlern und spärlich im obern Muschelkalk und tiefer scheint sie auch in Süddeutsch- land nicht hinabzugehen, im Vicentinischen begleitet sie die Terebratula vulgaris und Pe- cten discites. P. Albertii Taf. I. Fig. 16. 19:2». Goldfuss in Alberti Monogr. Trias 56. — Giebel, Zeitschr. £. ges. Naturwiss. 1854. IV. 442. Monotis Albert Goldfuss, Petrefakten Deutschlands H. 138. (non figura). Avicula Albertiüi Geinitz, v. Strombeck, Bronn ete. In der kreisrunden Form, in der Wölbung, Zartheit und Grösse der Schalen gleicht diese Art vollkommen der Vorigen und unterscheidet sich wesentlich von ihr durch die Un- gleichheit der Ohren und die viel feineren und unregelmässigeren Rippen. Die Ohren sind wie vorhin ganz sanft abgesetzt, aber das hintere ist gross und rechtwinklig, das vordere schmäler und sehr stumpfwinklig. Die Rippen lagen bei voriger Art wie Zwirnfäden auf der Schale, hier sind sie zwar ebenfalls rundlich, aber durchweg feiner, unregelmässig dicht gedrängt, von unregelmässig verschiedener Grösse. Sie gehen vom Wirbel aus und vermehren sich meist durch Spaltung‘, von der Mitte ab setzt sich auch hier und da eine feinere neu ein. Wie die Rippen von sehr verschiedener Stärke sind, so auch ihre Zwischenräume von veränderlicher Breite, meist sehr schmal, fallen einige breitere hohlkehlenartige desto mehr in die Augen. Gegen die Ohren hin und auf diesen selbst erscheinen die Rippen nur noch als zarte Linien. Man kann bestimmt zwei Varietäten nach der Berippung unterscheiden: eine grob- und eine feinrippige. Bei ersterer wechseln stärkere und schwächere Rippen deutlich aber völlig un- bestimmt und sind am Rande durch ebenso breite Zwischenräume getrennt, bei der andern sind nur sehr dicht gedrängte feinere ungleiche Streifen, die sehr gewöhnlich von den vielen schwa- chen Wachsthumsfalten verschoben werden, während diess bei der grobrippigen Varietät nicht der Fall ist. Ueberhaupt sind aber die Wachsthumsfalten viel schwächer als bei voriger Art, öffnen nie die blättrige Structur und die sehr zarten Wachsthumslinien hat man Mühe unter der scharfen Loupe zu erkennen. Die grössten Exemplare haben 9 Linien Durchmesser, die mei- sten nur halb soviel. — Sehr häufig. In Goldfuss’ Beschreibung der Monotis Albertii ist offenbar diese Art mit der vorigen vereinigt und und alle folgenden Beobachter halten die Bestimmung aufrecht. Die sehr zahlreichen Exemplare in schön- ster Erhaltung, die ich vergleichen konnte, machen die Trennung nothwendig. Zwischen der regelmässi- gen Berippung des P. inaequistriatus und der unregelmässigen des P. Albertii lässt sich kein Uebergang nachweisen, dort ist es eine höchstens zwei feinere Rippen welche die Regelmässigkeit stören, hier herrscht völlige Unregelmässigkeit über die ganze Schale; dort findet regelmässige Einsetzung einer neuen vor der Mitte, keine Spaltung statt, hier ist die Spaltung von der Mitte allgemein und nur ausnahmsweise schiebt sich jenseits der Mitte eine neue ein; dort sind die Ohren gleich, hier ungleich. Diese Differenzen lassen sich durch alle Grössen der Exemplare nachweisen. Bei der Zartheit der Schalen leidet der äusserst dünne Rand der Ohren bisweilen, aber die sorgfältige Vergleichung lässt den beschädigten von dem unversehrten Rande sehr gut unterscheiden und letztrer macht die Verschiedenheit beider Arten in der Grösse des vor- dern Ohres unzweifelhaft. Die sanft abgesetzten Ohren, welche Zweifel an der generischen Stellung dieser Arten erregten und wohl hauptsächlich die Versetzung unter Avicula leiteten, sind ein ausgezeichneter Charakter dieselben von ihren nächsten Verwandten zu unterscheiden und habe ich in der Zeitschrift a. a. O. eine analytische im Muschelkalk von Lieskau. [75] 23 Uebersicht der zur Vergleichung kommenden Arten gegeben und verweise auf dieselbe. Eine besondere Beachtung verdienen die beiden Arten aus den Marmorschichten vom Sandling bei Aussee, welche Hör- nes, Hallstätter Gastropoden Taf. 2. Fig. 20. und 21. als P. eutiformis und P. tenuicostatus abbildet und die ich in jener Uebersicht noch nicht berücksichtigen konnte. Sie entsprechen unsern beiden Arten voll- kommen bis auf die Ohren, deren scharfe Absetzung allein sie wesentlich unterscheidet. Da beide Arten, P. inaequistriatus und P. Albertii, von den Beobachtern nicht geschie- den sind: so lassen sich auch die Verbreitungsbezirke beider nicht auseinander halten, wahr- scheinlich ist, dass beide an den meisten Lagerstätten neben einander vorkommen. Im alpinen Muschelkalk fehlen sie, im deutschen sind sie zwar selten so häufig als bei Lieskau, doch über- all verbreitete Leitmuscheln. P. reticulatus. Schlotheim, Petrefaktenkunde Nachtr. I. 111. Taf. 45. Fig. 4. — Goldfuss, Petrefakten Deutschlands I. 43. Taf. 89. Fig.2. — Dunker, Paläontographiea I. 2338. — Giebel, Deutsch- lands Petrefakten 350. Auf diese grosse, kreisrunde, starkrippige Art beziehe ich einzelne Bruchstücke, die ich wegen mangelnder Rippen auf den Ohren nicht der folgenden Art unterordnen kann. Sie sind zu schlecht um über die Art selbst irgend einen neuen Aufschluss zu bringen. Schlotheim führt die Art zuerst auf aus dem Thüringer Muschelkalk, dann Goldfuss von Baireuth und Dunker aus dem obersten Muschelkalk von Rybna und von Tarnowitz. Letztrer berichtet zugleich den angeblichen Irrthum Schlotheims, als stamme die Art vom Petersberge und von Aachen, diese Fund- orte aber gibt Schlotheim für seinen P. regularis an, für den P. retieulatus nur Weimar und Gotha. Sollte nicht Dunker beide Namen verwechselt haben? Der P. retieulatus scheint demnach sehr selten zu Sein. P. Schroeteri Taf. I. Fig. 12°. Giebel, Zeitschrift f. ges. Naturwiss. 1854. IV. 441. Grosse, kreisrunde, gleichklappige Schalen mit ungleichen Ohren, alternirend schwiichern und stärkeren Rippen und S5 bis 90 Grad im Schlosswinkel. Die Schalen sind im Verhältniss ihrer Grösse sehr dünn. Das vordere kleinere und stumpfwinklige Ohr ist scharfkantig abge- setzt, das hintere grössere rechtwinklige dagegen nur durch eine starke Depression , ohne scharfe Abgrenzung; das vordere hat nur wenige sehr schwache Strahlenrippen, die auf sehr grossen alten Exemplaren gewöhnlich ganz verwischt sind, das hintere dagegen einige stärkere und dazwischen feinere. Scharfe, dicht gedrängte, erhabene Linien gittern beide Ohren sehr deutlich. Von dem spitzen Wirbel läuft neben dem vordern Ohr eine starke Depression der Schale an den vordern Rand. Dieselbe ist mit gleich starken ausstrahlenden Streifen bedeckt, welche von den vom Ohre herabkommenden scharfen concentrischen Linien gekreuzt und ge- gittert werden. Auf etwas angegriffenen Schalen sind die Streifen und Linien mehr weniger verwischt. Von dem spitzen Wirbel strahlen einfache, starke gerundete Rippen aus und lau- fen mit zunehmender Dicke ungetheilt zum Rande. Schon frühzeitig, in der Wirbelnähe, schiebt sich meist regelmässig eine schwächere und später oft noch eine zweite solche neu ein. Al- lermeist läuft diese neue Rippe nicht in der Mitte des Zwischenraumes, sondern der einen stärkern Nachbarrippe genähert; sind aber zwei neue eingeschoben, so theilen dieselben den Zwischenraum in drei gleiche schmale. Jenseits der Mitte der Schale, wo diese Zwischen- räume wieder an Breite gewinnen schieben sich regelmässig ein bis drei, ausnahmsweise vier 24 [76] C. GIEBEL, die Versteinerungen neue Strahlenstreifen ein. Wir haben also am Rande der Schalen einen Wechsel von schwä- chern und stärkern Rippen, alle durch einige Streifen von einander getrennt. Die scharfen concentrischen Linien, welche auf den Ohren deutlich hervortreten, setzen auch auf die Schale fort und werfen auf den dicken Rippen hohe Schuppen auf, auf den Streifen feine scharfe, in deren Zwischenräumen liegen sie als scharfe Linien. In der Wirbelhälfte der Schalen sind sie gewöhnlich ganz verwischt, oder waren vielmehr in der Jugend gar nicht vorhanden, denn sie fehlen auch hier solchen Exemplaren, deren Rippen keine Spur von Abreibung zeigen. In der Bauchhälfte sind sie stets vorhanden, bald stärker, bald schwächer, so dass hochschuppige Rippen und schwachhöckerige Rippen vorkommen. Auf letztern Exemplaren bilden die Linien mit den Radialstreifen ein feines Gitterwerk. Das Schloss zeigt unter dem spitzen Wirbel die für Pecten characteristische tiefe dreiseitige Bandgrube. Der Durchmesser erreicht 2°/, Zoll, meist 1'/, bis 2 Zoll. — Sehr häufig. Die ersten Exemplare dieser Art, die ich fand, hielt ich für P. retieulatus. Als sich dieselben aber mit allen ihren Eigenthümlichkeiten häuften, wurde die specifische Differenz bald unverkennbar. Die Un- gleichheit der Ohren, die Strahlenstreifen auf denselben, die vordere fein- und gleichberippte Depression, die Radialstreifen zwischen den alternirend schwachen und starken Rippen, die minder scharfe Absetzung des hintern Ohres und der bedeutend kleinere Schlosswinkel lassen keinen Zweifel, dass diese Lieskauer Art eine von dem seltenen P. retieulatus wesentlich verschiedene ist, die den um die 'Thüringischen Petre- fakten verdienten, sehr gelehrten Conchyliologen und Paläontologen des vorigen Jahrhunderts, J. S. Schrö- ter zu Ehren genannt werden mag. Ihr verwandtschaftliches Verhältniss gibt die in der Zeitschrift a.a. O. mitgetheilte analytische Tabelle. — v. Schaurotli erwähnt in Wiener Sitzungsber. XV. 510. die Avi- cula Albertii aus dem Val Serraggere, von Rovegliana und dem Tretto als viel grösser wie die deutsche Art und statt der concentrischen Wachsthumslinien mit dicht gedrängten scharfen Leistehen versehen. Von der Beschaffenheit der Ohren und der vordern Depression wird nichts gesagt und ich vermuthe, dass jene Art nieht unser Pecten Alberti, sondern der ächte Peeten Schröteri ist. Da ich beide in ganz un- versehrten Exemplaren zur Vergleichung habe, kann ich die Differenz der concentrischen Linien nicht auf Rechnung des Erhaltungsgrades bringen, überdiess sind die Rippen und Ohren doch auch in beiden Arten zu sehr verschieden, die Bandgrube im Schloss ebenfalls, so dass eine Vereinigung nicht zu rechtfertigen ist. Aus dem deutschen Muschelkalk ist ausser P. retieulatus keine Art bekannt, welche in nähere Ver- gleichung mit P. Schröteri zu bringen ist, dagegen bildet v. Hauer unter Fuchs’ Versteinerungen aus den Venetianer Alpen S. 14. Taf. 4. Fig. 13. einen P. Margheritae aus dem Crinoideenkalke von Sasso della Marsherita ab, den ich fast für identisch mit unsrer Lieskauer Art halten möchte. Form, Rippen, Strei- fen. eoneentrische Linien und Absetzung des grossen Ohres stimmen vollkommen überein, aber es fehlt die Depression der vordern Seite und das zerstörte kleine Ohr scheint nicht scharfkantig abgesetzt zu sein, auch springt die Ecke des hintern OÖhres spitz vor, was bei unserer Art nicht der Fall ist. Die innige Verwandtschaft beider Arten verdient eine besondere Beachtung. HIN NIT TB ;S „Defir Defrance gründete diese Gattung im Jahre 1821 für zwei terliäre Arten, denen später einige lebende, von Leymerie auch eine Kreide- und von Thurmann eine jurassische Art hin- zugefügt wurden. Morris hat neuerdings den Pecten velatus Goldf. und noch eine zweite neue jurassische Art ihr zugewiesen, tiefer hinab war ihr Vorkommen noch nicht bekannt. Sie bil- det ein interessantes Verbindungsglied zwischen Spondylus und Plicatula einerseits und Peclen und Ostraea andrerseits. Der gerade Schlossrand mit breiter scharf umgränzter Bandgrube, die Ohren, die schuppigblättrige Berippung und Streifung, die Unregelmässigkeit und Anheftung der Schale bilden in ihrer Vereinigung die Charactere dieser ausgezeichneten Gattung. Ohne voll- ständige Kenntniss aller ist die Stellung der Arten nicht zu ermitteln und wohl nur der unge- im Muschelkalk von Lieskau. [77] 28 nügenden Erhaltung der Schalen ist es zuzuschreiben, dass das Vorkommen von Hinnites un- terhalb des Jura noch nicht erkannt worden ist. Die Lieskauer Vorkommnisse setzen das Auf- treten derselben im Muschelkalk ausser allen Zweifel. H. comtus Taf. VI. Fig. 4°». Ostracites spondyloides. Schlotheim, Petrefkd. Nachtr. II. 111. Taf. 36. Fig. 12, Ostraea comta. Goldfuss, Petrefk. Deutschlds. I. 4. Taf. 72. Fig. 6. Spondylus comltu. Goldfuss, a. a. O. 93. Taf. 105. Fig. 1. — Giebel, Deutschlds. Petre- fakten 341. Unregelmässig rundliche und unregelmässig stark gewölbte, ungleichklappige Schalen mit spitzen Wirbeln, allmählig abgesetzten ungleichen Ohren, geradem Schlossrande und sich gabelnden schuppigen Strahlenrippen und Streifen. Die Schalen sind sehr dünn, blättrig und daher auch leicht zerbrechlich, der Rand meist zerstört. Der rundliche Umfang ändert durch das unregelmässige Wachsthum etwas ab, so dass bald der Durchmesser von den Wirbeln zum Bauchrande, bald der von einer Seite zur andern etwas überwiegt. Letzteres ist jedoch min- der häufig als ersteres der Fall. Beide Klappen sind gewölbt, die obere doppelt so hoch als die untere; die spitzen, zitzenförmigen Wirbel treten deutlich hervor und von ihnen steigt die Wölbung bald plötzlich steil auf, bald allmählig.. Nach dem Rande hin fällt die Wölbung ent- weder steil ab und dann erweitert sich die Schale noch unregelmässig flach oder sie senkt sich ganz allmählig gegen den Bauchrand, etwas steiler gegen die Seiten hin ab. Fast immer biegt sich der Rand unregelmässig und schwach auf und ab wie bei Austern. Die flacher ge- wölbte Klappe hat gewöhnlich auf ihrer höchsten Wölbung eine unregelmässige Anheftungs- fläche, deren Lage deutlich beweist, dass das Thier in früherer Jugend frei war. Jederseits des Wirbels ist die Schale so stark deprimirt, dass sie flache Ohren oder Flügel bildet, beide von ungleicher Grösse und einen langen geraden, nach innen ziemlich stark verdickten Schloss- rand construirend. Von der Wirbelspitze strahlen 4 bis 7 runde Rippen aus, in deren Zwi- schenräume sich sogleich neue einsetzen; ausserdem gabelt sich bald die eine und andere zu- mal bei sehr unregelmässig gewölbtem Exemplaren, so dass am Rande die Anzahl der Rippen zwischen 14 bis 20 schwankt; sie sind hier auch nicht von gleicher Stärke, denn die später entstehenden erreichen nicht die Dicke der frühern. Alle sind abgerundet. Schon in der Wir- belnähe treten in den Zwischenräumen der Rippen feine Fadenstreifen auf, die sich in gleicher Weise vermehren. Sie erfüllen dicht gedrängt die Zwischenräume, ihre Anzahl hängt ganz von deren Breite ab, so dass man am Rande zwischen je zwei Rippen 4 bis 6 zählt. Auf den Ohren oder Flügeln herrschen diese Fadenstreifen allein. Nur hier lassen sich bisweilen die scharfen Wachsthumsstreifen in ihrer Folge erkennen, auf der ganzen übrigen Schale sprin- gen starke Schuppen auf den Rippen hervor und nur bei sehr zarter Erhaltung erscheinen die zwischenliegenden Strahlenstreifen durch erhabene concentrische Linien gegittert; gewöhnlich erkennt man hiervon nur noch schwache Höckercken auf den Streifen. Bei sehr alten und ver- verwilterten Exemplaren sind Rippen und Streifen vom Wirbel bis zur höchsten Wölbung der Schale undeutlich oder ganz verwischt, weiterhin auf den Rippen nur einzelne starke Schup- penhöcker noch erhalten, die Streifen ebenfalls undeutlich, nicht selten ganz verwischt. Der gerade Schlossrand verdickt sich besonders unter dem Wirbel stark und hier liegt eine flache 26 [78] C. GIEBEL, die Versteinerungen quere, bald ovale, bald zugespitzte, immer aber nach innen stark umrandete Bandgrube. Grösse 1 bis 1°), Zoll. — Sehr häufig. Schlotheim vereinigte diese Muschel mit seiner Ostraea spondyloides, aber die Abbildung lässt keinen Zweifel, dass er den ächten H. comtus kannte. Goldfuss bildete dann ein schönes und regelmässiges Exem- plar als Ostraea comta von Friedrichshall ab und versetzte diese nach einem der Ohren beraubten Exem- plaäre von Bayreuth unter Spondylus. Die Regelmässigkeit der Schale und ihrer Berippung ohne Kenntniss des Schlosses konnte diese Stellung nicht zweifelhaft lassen, daher denn auch die folgenden Beobachter die Art als Spondylus comtus aufführen. Das Schloss der schönen Lieskauer Schalen zeigt indess keine Spur von Zähnen, ist vielmehr bis auf die bezeichnete Bandgrube vollkommen glatt. Die Charactere sind damit für die Gattung Hinnites vollkommen erschöpft. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass unter den Ar- ten von Peeten und Spondylus verschiedener Formationen noch mancher Hinnites versteckt ist, die äussern Charactere lassen es wenigstens vermuthen, aber erst die Untersuchung des Schlosses kann darüber ent- scheiden und dieser lange verkannte Muschelkalk - Hinnites mahnt wie leider viele Schicksalsgenossen zu grosser Vorsicht bei der Bestimmung der Arten, deren Exemplare gerade die entscheidenden Charactere nicht erkennen lassen. Unter den sicher bekannten Arten der Gattung Hinnites sind die jurassischen H. tegulatus und H. velatus durch ihre regelmässige Rippenbildung und den völligen Mangel der Streifung leicht zu unterscheiden, die Arten späterer Formationen haben bei übereinstimmender Oberfläche doch schärfer abgesetzte und regelmässigere Ohren als die unsrige. Aus den alpinen Triasbildungen ist mir keine Art bekannt, welche zur nähern Vergleichung gezogen werden könnte. Schlechte Exemplare des H. comtus können sehr leicht mit Osträen, mit O. spondyloides und besonders mit O. multicostata ver- wechselt werden. Ausser bei Friedrichshall und Bayreuth kömmt diese Art in Deutschland nach Dunker noch bei Tarnowitz vor; v. Strombeck erwähnt sie für Norddeutschland nicht, dagegen fand sie E. Schmidt im Terebratulitenkalk und untern Wellenkalk im Saalthale und v. Schauroth er- kannte sie im Vicentinischen bei Rotolone und im Tretto , in der Lieskauer Conchylienbank gehört sie zu den gemeinsten Arten. LIMA Desh. Bei der grossen Mannichfaltigkeit, mit welcher die Gattung Pecten unsere Conchylien- bank erfüllt, fällt die Armuth von Lima auf, denn nur eine einzige Art kömmt vor. Obwohl dieselbe häufig ist und Exemplare der verschiedensten Grösse und Erhaltung liefert: so gewährt deren Untersuchung doch nur einen sehr geringen Beitrag zur Kenntniss der schwer zu um- gränzenden Muschelkalkarten. Ich beschränke mich daher auch auf die Characteristik dieser einzigen Art nach den vorliegenden Exemplaren. L. lineata Taf. VI. Fig. 11°». Goldfuss, Petrefkt. Deutschlands II. 79. Taf. 100. Fig. 3. — Bronn, Lethäa. Trias 58. Taf. 11. Fig. 102°. — Giebel, Deutschlands Petrefakten 343. Chamites s. Plagiostoma lineatum. Schlotheim, Petrefakt. 243. Nachtr. II. Taf. 35. Fig. 1. — Zieten, Versteiner. Würtemb. Taf. 50. Fig. 2. Schief eiförmige stark gewölbte Schalen, mit spitzem stark eingekrümmten Wirbel, klei- nem Ohr dahinter und tiefem Höfchen davor, und vom Wirbel ausstrahlenden, einfachen, sehr dicht gedrängten, anfangs abgerundeten, dann aber ganz flachen, auf alten Exemplaren sich grösstentheils verwischenden Rippen. Die Schalen erreichen zwar eine sehr ansehnliche Grösse, bleiben aber verhältnissmässig dünn und dennoch gehen die sehr flachen Rippen nicht durch, so dass auf Steinkernen nur ganz undeutliche Spuren derselben sich zeigen. Ihre Form ist im Muschelkalk von Lieskau. [79] 27 stets die schief eiförmige, in der Wirbelhälfte stark sich zuspitzend, unter einem rechten Win- kel.e. Die Wölbung der Schalen ist stets sehr beträchtlich, fällt in der Bauchhälfte allmählig und gleichmässig ab, in der Wirbelhälfte steil gegen das hintere Ohr, nach vorn zu dem gros- sen Höfchen über einer runden Kante tief eingedrückt. Das Ohr ist nur eine flache stumpf- winklige Erweiterung des hintern Randes, wodurch der Schlossrand gerade und zwar gegen die längste Achse der Schalen etwas schief ausgezogen wird. Das Mondchen hat einen con- caven, bei sehr alten Exemplaren flachen Boden und die Schale klafft nicht. Das Schloss hat in der rechten Klappe unter dem Wirbel gegen das Höfchen hin eine schmale, scharfkantige quergestreifte, dreiseitige Wulst und daneben nach hinten gerichtet eine dreiseitige Bandgrube, hinter derselben ist der Schlossrand flach. Die Rippen beginnen dicht gedrängt fein und völ- lig gerundet an der Wirbelspitze, flachen sich aber schon auf halben Zoll grossen Exemplaren völlig ab. Sie laufen einfach mit zunehmender Breite an den Rand und sind durch fast linien- schmale hohlkehlenartige Rinnen von einander getrennt. Schmäler liegen sie im Höfchen und auf dem Ohre. An der stark gerundeten Kante über dem Höfchen erscheinen sehr gewöhnlich mehre Rippen durch eine scharfe Furchenlinie ungleich getheilt und zwar so, dass stets der schmälere Theil der Rippe nach vorn liegt. Stärkere Wachsthumsfalten verwerfen gewöhnlich die Rippen etwas. Die Anzahl der Rippen sinkt nicht unter 60 herab. Bei vielen zumal gros- sen Exemplaren verwischen sich die Rippen auf dem mittlern Theile der Schale und nur vorn und hinten deuten die feinen Furchen die Rippenbildung an. Bis zu Zoll Grösse sind die Schalen stets schön und regelmässig gerippt und erst bei weiterm Wachsthum scheinen die mittlern Rippen durch allmähliges Verflachen endlich ganz auszubleiben. Bei alten abgeriebe- nen Exemplaren sind die Rippen bis auf den Wirbel hinauf verwischt, und bei noch weiterer Verwitterung lässt sich keine Spur auch an den Seiten mehr nachweisen. Die Schalen haben dann eine matte rauhe Oberfläche mit einzelnen unregelmässigen Nadelstichen und kurzen tief eingeschnittenen Linien, wie solche v. Strombeck für abgeblätterte Peeten discites angibt. Mit der Berippung steht diese feinere, durch die Verwilterung aufgeschlossene Structur in keinem nähern Zusammenhange. Länge von der Wirbelspitze bis zum Bauchrande 2'/, Zoll. — Sehr häufig. Im Allgemeinen hält man zwar seit Schlotheim die beiden gemeinsten Limaarten des Muschelkalkes, L. lineata und L. striata, auseinander, allein bei der Charakteristik erschweren eine Menge Uebergangsfor- men die scharfe Sonderung. Soweit meine Vergleichungen reichen, muss L. striata auf diejenigen Exem- plare beschränkt werden, welche starke hohe gerundete (meist unter 50) Rippen haben, die durch ebenso breite, höchstens halb so breite hohlenkehlenartige Zwischenräume getrennt sind, sich vorn nie durch Fur- chen spalten und bei der sehr grossen Zartheit der Schalen sich nie ohne völlige Zerstörung der Schalen ganz verwischen können, daher auch auf Steinkernen als hohe Rippen hervortreten. Die Verschmälerung der Schale nach der Wirbelspitze hin gesehieht unter spitzem Winkel von S0 bis 85 Grad. Von diesen unterscheidet sich dann die L. lineata durch diekere Schalen, zahlreichere, viel diehter gedrängte, flache Rippen, die sich leicht verwischen oder verlieren, auf den Steinkernen nur ganz unbedeutende Spuren er- zeugen, sich vorn ungleich theilen und überall durch linienschmale Zwischenräume getrennt sind. Die Verschmälerung der Schale nach der Wirbelspitze hin geschieht unter einem rechten Winkel. Uebergänge zwischen den so fixirten Typen sind mir in gut erhaltenen Exemplaren nicht bekannt und nur nach sol- chen kann der Artcharaeter festgestellt werden; Exemplare die nur eine Differenz aufheben, über die übri- gen entscheidenden Charaktere aber gar keine Auskunft geben, können die Trennung der Arten nieht auf- heben. — Ein anderes ist es nun mit den Verwandten von L. striata und von L. lineata. Nur über letztere haben wir Gelegenheit zu einigen Andeutungen. Zieten trennte auf das sehr abweichende Löän- Abhandl. nat. Vereins. I. 4 28 [80] C. GIEBEL, die Versteinerungen gen- und Breitenverbältniss von der L.lineata ein Plagiostoma ventricosum ab, das Goldfuss als halbkreis- förmige Varietät wieder damit vereinigte. Solche Formschwankungen können vorkommen. Ob dieselben aber hier wirklich nur Varietäten und nicht specifische Differenzen bedeuten, möchte ich bezweifeln. Nach Lieskauer Exemplaren stecken unter L. lineata wirklich verschiedene Species. Die Abbildung des Schlos- ses, welche wir von zwei rechten Klappen auf Taf. VI. Fig. 6°. gegeben haben, lassen darüber keinen Zweifel und zwar möchte ich Fig. 6°. auf das zietensche Plagiostoma ventriecosum deuten. Die Schale ist leider sehr unvollständig und stark verwittert auf der Oberfläche, was sie erkennen lässt passt auf jene Abbildung. Fig. 6°. ist das Schloss der ächten L. lineata. Dass Exemplare derselben Art nicht so auf- fallende Differenzen in der Schlossbildung zeigen können, wird Niemand behaupten wollen. Wie verhält sich nun aber ausser der halbkreisrunden Form und der sehr starken innern Schlossschwiele die Zieten- sche Art weiter noch zu L. lineata. Darüber lassen die Lieskauer Exemplare Zweifel; sie sind merklich flacher als Zietens Figur angibt. Das Vorkommen der L. lineata scheint ebenso verbreitet in Deutschland zu sein als das der L. striata, letztere nur häufiger. Nach v. Strombeck reicht sie in den obern Muschelkalk, die L. striata dagegen in den mittlern. Dunker erkannte im schlesischen Muschelkalk nur ein Bruchstück, allein seine Beschreibung der daselbst sehr häufigen L.striata lässt vermulhen, dass er beide Arten nicht scharf auseinander gehalten hat. E. Schmidt setzt sie bei Jena in den Terebratulitenkalk und zwar mit der L. striata und Quenstedt lässt sie in Würtemberg vom Wellenkalk his in die obersten Schichten hinauflaufen. GUEIRWV ARE LeAniffDiefr Die Gervillien gehören zwar zu den gemeinsten und längst bekanntesten Muschelkalk- arten, aber dennoch war ihr feinerer Bau bis auf die neueste Zeit unbekannt. Erst Credner hat ganz vor Kurzem nach Thüringer Vorkommnissen die Arten schärfer gesichtet und den überaus eigenthümlichen Schlossbau klar dargelegt. Es erhellet aus diesen sehr schätzenswer- then Untersuchungen, dass die Gervillien des Muschelkalkes von ihren jüngeren Verwandten sehr erheblich abweichen, dass sie ein vermittelndes Glied zwischen den ächten Gervillien und den Aviculen bilden, indem sie die breiten Bandgruben jener und zugleich die schiefen Rinnen und Leisten dieser besitzen, ausserdem auch im äussern Habitus vielmehr den Aviculen als den Gervillien sich anschliessen. Credner unterscheidet mit grosser Sicherheit 7 Arten im thürin- gischen Muschelkalk und hat damit die ganze Mannichfaltigkeit noch nicht erschöpft. In der Lieskauer Conchylienbank sind die Schalen gar nicht selten, aber wie schon Credner hervor- hebt, sind sie ungemein zart und sehr zerbrechlich, so dass es unmöglich ist sie völlig von der umgebenden lockern Masse zu reinigen. Der starke Schlossrand lässt sich indess bei den meisten frei legen, so dass wenigstens die Galtungscharactere ausser Zweifel gesetzt werden können. Um eine Uebersicht über alle Gervillien des Thüringer Muschelkalkes, von denen nur G. subcostata und G. substriata nicht bei Lieskau vorkommen, zu gewinnen, stelle ich sie in analylischer Tabelle zusammen. Schale stark gekrümmt und stark gewölbt Schale sehr verlängert, Wirbel abstehend. . . » 2 2 2 02.2.2... 6. socialis Schale viel kürzer, Wirbel ganz eingekrümmt . 2.» 2 2 .002......G. subglobosa Schale gerade, mässig gewölbt glatt, nur mit Wachsthumslinien oder Falten sehr schief im Muschelkalk von Lieskau. i81] 29 der Hinterflügel scharf abgesetzt, die Schale rautenföormig » .» - .G. costata der Hinterflügel sehr sanft abgesetzt, die Schale verlängert dreiseitig der: Achsenwinkeln200biaW23 0 RE. Sr Perrsene tete, G, Albert den#Achsenwnkele3 00 p1sE3 902 rl ER BE polyodonta ganz quer, modiolaähnlich . 1.00. u „mat... WETE IR. Or @ modiolaeformis strahlig gestreift, rundlich rautenförmig der@Achsenwinkell 23: bıs 30022 Ser eeubsteiata der#Achsenwinkel 7407 D137 90 IM er SEHE IE ENDEN MAR SDCOStAtE G. socialis. Wissmann, Jahrb. f. Mineral. 1840. 536. — v.Strombeck, geolog. Zeitschrift. 1849. I. 135. Credner, Jahrb. f. Mineral. 1851. 642. Taf. 6. Fig. 1. — Bronn, Lethäa Trias 61. Taf. 11. Fig. 2. — Giebel, Deutschlands Petrefakten 365. Avicula socialis. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands I. 128. Taf. 117. Fig. Qubed, _ Zie- ten, Versteinerungen Würtembergs Taf. 69. Fig. 7. 8. Mytulites socialis. Schlotheim, Petrefkd. Nachtrag I. Taf. 37. Fig. 1. Diese gemeine Art findet sich in der weichen Conchylienbank nur sehr selten, nur ein Paar schlechte Exemplare kamen mir vor, welche die Reinigung des Schlosses nicht ge- statteten. In den festern Bänken stellt sie sich aufgewachsen häufiger ein. Da die folgende Art von fast allen Autoren mit ihr vereinigt worden: so ist ihre Characteristik nach andern Exemplaren und Credners Untersuchung hier kurz anzugeben: Schalen sehr ungleichklappig, sehr verlängert schief eiförmig, stark gewölbt und schwach gekrümmt, der Wirbel ganz vorn gelegen, vorstehend und nie auf den Schlossrand herabgebogen, davor nur sehr wenig erwei- tert, und der Vorderrand durch eine scharfe Linie abgesetzt, dahinter allmählig zu einem Flü- gel abgeflacht, im Schloss °/, Zähne unter dem Wirbel, eine wellige Zahnleiste dahinter, und auf dem erweiterten Rande 4 bis 6 Bandgruben. Nach der bisherigen Auffassung geht die verticale Verbreitung dieser Art vom Bunten Sandstein bis in den Keuper hinauf, die schärfere Sonderung wird vielleicht dieser allgemeinen Verbreitung Grenzen setzen, doch fehlen mir die Mittel dieselben zu bestimmen. G. subglobosa Taf. IV. Fig. 9. Credner, Jahrb. f. Mineral. 1351. 646. Taf. 6. Fig. 2. Avicula socialis Goldfuss, Petrefakten Deutschlands I. Taf. 117. Fig. 29%. Die Schalen sind sehr stark gewölbt, sehr stark gekrümmt, kurz, fast rautenformig, die Wirbel stark eingekrümmt, ganz auf den Schlossrand herabgebogen, davor ein kleiner, deutlich abgesetzter Flügel, der hintere Flügel sehr steil abgesetzt, am Vorderrande klaffend; vorn zieht sich vom Wirbel zum Bauchrande ein scharfer Kiel und eine seichte Bucht herab; der starke Schlossrand mit 5 Bandgruben und kleinen unregelmässigen Schwielen unter der Wirbelgegend. Die mittlere sehr starke Wölbung der linken Klappe krümmt sich in Form eines cursiven $. Ihr Vorderrand ist im breiten tiefen Bogen gebuchtet und springt an der vordersten Ecke mit einem deutlich abgesetzten kleinen dreiseitigen Flügel vor. Der Bauchrand ist gerundet und geht in kurzem Bogen in den schief aufsteigenden Hinterrand über. Zum hintern Flügel fällt die Wölbung viel steiler ab als nach vorn. Der Wirbel krümmt sich sehr stark ein, rollt sich sogar mit seiner Spitze in die darunter liegende Bandgrube. In der Wirbelspitze beginnt eine markirte Rinne, welche sich schnell verbreitert und verflacht, indem sie vor der Mitte an den 4 * Bil) [82] C. GIEBEL, die Versteinerungen Bauchrand hinabläuft. Sie ist an allen Exemplaren sehr deutlich ausgebildet. Nach vorn wird sie begleitet von einem starken Kiel, der sich allmählig nach unten verllacht oder als erha- bene scharfe Linie fortläuft. Unregelmässige, blätternde Wachsthumslinien bedecken dicht ge- drängt die Oberfläche. Der gerade Schlossrand ist sehr stark. Vor dem Wirbel liegt die erste kleine Bandgrube, unter dem Wirbel die zweite grösste, dahinter folgen noch drei. Un- ter der grossen Wirbelbandgrube ist der Schlossrand nach innen erweitert und ganz unregel- mässig schwielig, kein scharf umgränzter Zahn hebt sich heraus. Nach hinten tritt der innere Rand des Schlossrandes als eine unregelmässige Leiste hervor. Der gerade Schlossrand hat 1 Zoll Länge, die schiefe Achse von der Wirbelspitze bis zur Hinterecke 14 Linien, die senkrechte Höhe gegen den Schlossrand 10 Linien, selten grössere, meist kleinere Exem- plare. — Häufig. Goldfuss bildet diese Art als Spielart der vorigen sehr schön ab und so auffallend auch ihre äussern Unterschiede von voriger Art schon sind, blieb sie doch bis auf Credners Untersuchung allgemein mit der G. socialis vereinigt. Die viel stärkere Wölbung der Krümmung, die grössere Kürze, der vorn herablau- fende Kiel und die ihn begleitende Bucht, der eingerollte Wirbel reicht vollkommen hin sie stets sicher zu erkennen. Im Schloss erkannte Credner unter dem Wirbel ?/, Zähne an 4 bis 6 Linien grossen Exem- plaren, an deren Stellen unsre doppelt so grossen Exemplare nur eine unregelmässig schwielige Erweite- rung zeigen. Es ist daher wohl als sicher anzunehmen, dass mit zunehmendem Wachsthum die Zähne verkümmern. Bei unsern kleinen Exemplaren fehlt sogar die hintere innere Leiste völlig. Johns Avicula im Jahrb. 1845. 442. Taf. 3. Fig. 5. möchte ich für eine Abnormität halten. Als identisch mit G. so- - eialis eitirt v. Schauroth die alpine Avicula bipartita bei Escher v. d. Linth, geol. Bemerk. nördl. Vorarl- berg Taf. 4. Fig. 15—28., die ich nicht kenne, aber dem Namen nach auf unsere Art beziehen möchte, da die Rinne wie auch Credners Abbildung angibt, die Eschersche Benennung rechtfertigt. Bei St. Cas- sian fehlt die G. socialis und G. subglobosa, aber beide haben daselbst ihre Vertreter, erstere die nur durch den stark kantig abgesetzten Hinterflügel unterschiedene G. arcuata (Avicula arcuata Goldfuss Taf. 127. Fig. 1.) und letztere die G. Joannis Austriae v. Klipstein, östl. Alpen Taf. 16. Fig. 8., die sich nur durch mehr erweiterten Vorderrand und schwache Rippen auf dem Hinterflügel von G. subglobosa unter- scheidet. In den spätern Formationen tritt dieser Typus nur ganz vereinzelt auf, so in der jurassischen Avieula rugosa, den eretaceischen G. alaeformis und G. Renauxana. Credner versetzt diese Art in den untern Wellenkalk Thüringens bei Weissenfels, Schaf- stedt und Schnepfenthal, die weitere Verbreitung lässt sich wegen der Vermischung mit voriger Art nicht sicher ermitteln. G. polyodonta. Credner, Jahrb. für Mineral. 1851. 652. Taf. 6. Fig. 6. Pterinea polyodonta v. Strombeck, geolog. Zeitschrift. 1849. I. 185. Schief elliptisch, flach gewölbt, die nach vorn gerückten spitzen Wirbel nicht einge- krümmt, vor denselben rundlich erweitert in sanftem Abfall, auch der Hinterflügel ganz allmäh- lig sich abflachend. Die Oberfläche bedecken zierliche Wachsthumslinien und bisweilen sehr regelmässige wellenförmige Wachsthumsfalten. Die Schale ist ganz gerade, ihr Vorder- und Bauchrand bilden einen sehr flachen Bogen, die hintere Ecke ist sehr kurz gerundet und der Hinterrand steigt sehr schief zum Schlossrande auf. Die Schale ist von Papierdünne und un- gemein zart und zerbrechlich. Ihr gerader Schlossrand hat 7 Linien Länge, die schiefe Längs- achse 9 Linien und gegen erstern unter 30 bis 35 Grad geneigt. — Häufig. Trotz der Häufigkeit dieser Schalen gelang es mir nicht den Schlossrand frei zu legen, indem die leiseste Berührung mit der Nadelspitze die Schale zersplittert. Credner gibt ?/; gefurchte Schlosszähne im Muschelkalk von Lieskau. [83] 31 und hinter dem Wirbel 9 bis 12 Zahnleisten an. Auf der stärksten Wölbung der Schalen liegen gewöhn- lich schönwellige Wachsthumsfalten, auf dem Flügel nur feine dieht gedrängte Linien. Unter den St. Cas- sianer Arten hat Graf Münsters Avicula antiqua Beitr. zur Petrefaktenkunde IV. Taf. 7. Fig. 15. Aehn- lichkeit, ist aber nach Goldfuss Taf. 116. Fig.7. durch den stark abgesetzten vordern Flügel und die mehr bauchige Vorderhälfte leieht zu unterscheiden. v. Strombeck erkannte diese Art im Schaumkalk am Elme und in eben dieser Schicht fand sie Credner bei Querfurt, Schafstedt, Schraplau, Schnepfenthal. G. Albertii Credner, Jahrb. f. Mineral. 1851. 654. Taf. 6. Fig. 7. — v. Schauroth, Wiener Sitzungsber. XVN. 509. Taf. 2. Fig. 1. Es unterscheidet sich diese Art durch die merklich schmälere, gestreckte und schiefere Gestalt von der vorigen. Die schiefe Längsachse bildet mit dem Schlossrande einen Winkel von 20 bis 25 Grad. Der Hinterrand dagegen stösst unter einem stumpferen Winkel an den Schlossrand als bei voriger Art. Die zierlichen und regelmässigen Wellenfalten fehlen auf der Schalenwölbung, statt ihrer sind einzelne, schwächere, minder regelmässige Falten vorhan- den, die Wachsthumslinien weichen nicht von voriger ab. Die Wirbel treten etwas stärker hervor und sind schwach eingebogen. Bei 6 Linien Länge des Schlossrandes misst die Achse von der Wirbelspitze bis zur Hinterecke 9 Linien und die grösste Höhe unter dem Ende des Schlossrandes 4 Linien. — Häufig. Credner gründete diese Art auf Exemplare aus dem Schaumkalk von Schafstedt und mit denselben stimmen die Lieskauer überein. Die Schalen sind wiederum ungemein zart und zerbrechlich, so dass ich keine Auskunft über die Schlossbildung gewinnen konnte, nur an Steinkernen fand ich Credners Angaben von */, Schlosszähnen bestätigt, die 6 bis 8 divergirenden Zahnleisten dahinter und die ?/, leistenförmigen Seitenzähne kann ich nicht nachweisen. Es kommen Exemplare von 11/, Zoll Länge vor, welche noch schiefer und relativ schmäler sind als die gewöhnlichen, ob sie denen beigeordnet oder speeifisch getrennt werden müssen wage ich nicht zu entscheiden, denn der zersplitterte Schlossrand gestattet keine Verglei- ehung. Die von Goldfuss Taf. 116. Fig. 9. als Avicula Albertii aufgeführten Steinkerne aus dem bunten Sandsteine von Sulzbad und Zweibrücken, welehe Credner und v. Schauroth identifieiren, scheinen doch specifisch verschieden zu sein, denn sie sind minder schief und nehmen nach hinten schneller an Höhe zu, beides in viel höherem Grade als unsere Schalen und Steinkerne. v. Schauroths Modiola hirudiniformis Taf. 2. Fig. 2. ist wie der Autor ausspricht eine sehr bedenkliche Art, unsere jungen Exemplare ähneln ihr so sehr, dass man bis auf neue Untersuchungen Identität annehmen möchte. Im Schaumkalk bei Schafstedt und im untern Muschelkalk von Rovegliana, das Vor- kommen in andern Schichten bleibt sehr fraglich. G. modiolaeforınis Taf. IV. Fig. 11*®. Zahlreiche linke gewölbte Klappen ähneln in ihrer äussern Erscheinung so sehr gewis- sen Modiolaarten, dass man sie mit denselben verbinden möchte, wenn nicht die Bandgruben im breiten Schlossrande entschieden auf Gervillia verwiesen. Die Schalen sind quer verlängert mässig gewölbt; die stärkste Wölbung zieht diagonal vom Wirbel zur hintern Unterecke mit allmähliger Verflachung; eine ganze seichte, nicht immer deutliche Einsenkung geht vom Wir- bel an den Bauchrand hinab, ohne diesen zu buchten. Vor dem Wirbel erweitert sich die Schale sehr wenig und der Vorderrand geht in ununterbrochenem flachen Bogen in den Bauch- rand über, der in sehr kurzem Bogen zum schief aufsteigenden Hinterrande umwendet. Der kleine deprimirte Wirbel liegt ganz auf dem Schlossrande. Die Oberfläche ist glatt, aber die starken Wachsthumslinien treten stets deutlich hervor. Die Schale selbst ist beträchtlich dicker 32 [84] C. GIEBEL, die Versteinerungen als bei G. Albertii und G. polyodonta und gleicht darin G. socialis und G. subglobosa. Auf dem breiten starken Schlossrande liegen gleich unter dem Wirbel zwei vierseitige Bandgruben neben einander, weiter nach hinten folgt noch eine oder zwei, vor dem Wirbel aber keine. Innerhalb der beiden Wirbelbandgruben erweitert sich der Schlossrand sehr wenig mit einer fein und unregelmässig tief gefurchten Fläche, am hintern Innenrande aber zieht sich eine mar- kirte Leiste bis an das Ende des Schlossrandes. Länge der Schalen 1 bis 1'/, Zoll. — Häufig. Die Schalen sondern sich in zwei Varietäten, in solche die sich nach hinten stark und solche, die sich nur wenig nach hinten erweitern. Da andere Differenzen zwischen beiden sich nicht bemerklich ma- chen: so lasse ich beide vereinigt. Es kömmt hinzu, dass die breitern grösser sind und eine Bandgrube mehr haben. Aehnliche Formen waren bisher aus dem deutschen Muschelkalk noch nicht bekannt. Zur Vergleichung könnte nur die Modiola minuta Goldfuss Taf. 130. Fig. 6. aus dem Keuper von Tübingen gezogen werden; allein dieselbe hat in der stärkern vordern Erweiterung und in dem völligen Mangel der hintern Depression entschiedenere Modiolacharaktere schon in der äussern Erscheinung. Ein eigentlicher Flügel ist bei unserer Art auch nicht vorhanden, die Wölbung fällt in der hintern Hälfte zum Schloss- rande kaum steiler als zum Bauchrande ab und erst ganz am Rande selbst tritt völlige Abflachung ein. G. costata Taf. IV. Fig. 5. Credner, Jahrb. f. Mineral. 1851. 647. Taf. 6. Fig. 3. In vollkommen erhaltenen Schalen ist diese Art von der immer als synonym betrachte- ten Avicula Bronni leicht zu unterscheiden, während ungenügende Exemplare nicht immer die richtige Deutung gestatten. Die vorliegende Art begreift fast rautenförmige gewölbte, gerade Klappen, deren Wölbung nach vorn sanft zur Flügelbildung abfällt, während der hintere Flügel deutlich abgesetzt is. Der Wirbel ist nur mässig eingekrümmt. Der breite Schlossrand hat deutliche Bandgruben und innen mehr weniger regelmässige Leisten. Die Längsachse ist unter 45 bis 50 Grad gegen den Schlossrand geneigt, jene 9, dieser 6'/, Linien lang. Die Ober- fläche bedecken mehr weniger markirte Wachsthumsfalten. — Selten. Nur grade Schalen mit nicht stark eingekrümmtem Wirbel und mit sehr sanft abgesetztem vordern Flügel beziehe ich mit Credner auf diese Art. So unterscheidet sie sich auch ohne Kenntniss des Schlos- ses ebenso leicht von G. socialis und G. subglobosa als von Avicula Bronni. Das Schloss habe ich an Lieskauer Exemplaren nicht vollständig frei legen können. Die Bandgruben sind nicht zu verkennen, die Leisten aber unbedeutend, die Zähne sprangen ab, bevor ich sie frei hatte. Von Goldfuss Abbildungen können auf diese Art nur Taf. 117. Fig. 3. ab bezogen werden, bei Fig. 3°4. ist der vordere Flügel so scharf abgesetzt wie nur bei Avicula Bronni. Diese Art erscheint zuerst schon in den untersten Schichten des Wellenkalkes in Thü- ringen, wird sehr häufig im Schaumkalk und stellt sich auch im obern Muschelkalk wieder ein; nordwärts vom Harze wird sie einschliesslich der Avicula Bronni nur im Schaumkalk und mitt- leren Muschelkalk angetroffen: auch im Vicentinischen. AV I U LA Dur Die Aviculen des Muschelkalkes sind seitdem Credner die Gervillienarten scharf charac- terisirt hat, fast mylhisch geworden. Ihre äussere Gestalt entscheidet nicht mehr über die generischen Charactere, da Gervillien dieselben wiederholen, nur das Schloss rechifertigt die Bestimmung. Auf dessen Untersuchung gestüzt kann ich noch eine ächte Avicula aus der Lieskauer Conchylienbank aufführen. im Muschelkalk von Lieskaun. [85] 33 A. Bronni Taf. VII. Fig. 11°». v. Alberti, Trias 55. ete. — Zieten, Versteinerungen Würtembergs 73. Taf. 55. Fig. 3. — Goldfuss, Petrefakten Deutschlands U. 129. Taf. 117. Fig. 3°. — Bronn, Lethäa Trias 64. Taf. 11. Fig. 3. Mytulites costatus. Schlotheim, Petrefkd. 298. Nachtrag U. Taf. 37. Fig. 2. Gervillia costata.. Quenstedt, Jahrb. f. Mineral. 1842. 306. — v. Strombeck, geolog. Zeit- schrift 1849. I. 152. Die dicken Schalen sind quer rautenförmig, hoch gewölbt, vorn mit kleinem, hinten mit grossem Flügel, mit ganz vorn gelegenem stark eingekrümmten spitzen Wirbel, tiefer Band- rinne in dem starken Schlossrande und sehr kleinen stumpfen Zähnen unter dem Wirbel. Der mittlere hoch gewölbte und gekrümmte Theil der Schale ist schief dreiseitig, auf seinem Rücken flach, nach vorn und hinten über einer gerundeten Kante sehr steil abfallend, am Bauchrande bognig. Der Wirbel ist ganz nach vorn gerichtet und eingerollt. Der vordere Flügel bildet ein kleines abgerundetes Dreieck, das durch das vortretende vordere Ende des geraden Schloss- randes zugespitzt wird. Der grosse flache hintere Flügel hat einen stark buchtigen Hinterrand und eine ausgezogene Ecke. Nur auf den beiden Flügeln zeigen sich deutliche, scharfe, dicht gedrängte Wachsthumslinien, der hoch gewölbte mittlere Theil der Schale ist abgerieben glatt. Der dicke gerade Schlossrand hat eine schmale Bandrinne, welche unter dem Wirbel äusser- lich beginnt und nach hinten auf die breite innere Seite des Randes verläuft. Ganz vorn un- ter dem Wirbel, fast in der vordersten Schalenspitze liegen vier kleine stumpfe divergirende, durch blosse Kerben von einander geschiedene Zähne. Kerben für das Band sind nirgends vorhanden. Die Schale ist dick. Länge des Schlossrandes 5 Linien, grösste Höhe der Schale 3 Linien. — Sehr selten. Nur vier gewölbte Klappen dieser Art liegen vor und geben über das bisher unbekannte Schloss vollkommen befriedigenden Aufschluss. Sie unterscheiden sich von andern Vorkommnissen der A. Bronni äusserlich nur durch den Mangel der scharfen Wachsthumsfalten auf der gewölbten Mitte, die aller Wahr- scheinlichkeit nah nur abgerieben sind und keineswegs eine beachtenswerthe Differenz bieten. Der Avi- eulacharacter tritt in der Schlossbildung, wie Figura zeigt, ganz entschieden hervor und es leidet für mich nicht den geringsten Zweifel, dass wegen mangelnder Schlosskenntniss diese Art mit Gervillia costata stets verwechselt worden ist. Der Speciesname costata ist für die Gervillia von v. Strombeck und Credner ganz sicher begründet worden und es wird keine neue Verwirrung veranlassen, wenn wir die bisher als synonym gegoltene Benennung Bronni für die ächte Avicula aufrecht erhalten. Jener Gervillia gehören die flacheren, nicht gekrümmten Schalen mit allmählig, nicht durch senkrechten Abfall abgesetzten Vorder- flügel an. Schlotheims Figur ist nach der Krümmung der Schale auf diese Art zu beziehen. Ueber die Verbreitung der A. Bronni lässt sich bei der bisherigen Verwechslung mit Gervillia costata nichts sagen als nur die Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sie wie diese aus dem Wellenkalk bis über die Lettenkohle hinauf reicht. MEY IE BAU SL: Schlotheim beschrieb zuerst zwei Mytuliten aus dem deutschen Muschelkalk, die in eine Art vereinigt bis vor Kurzem die einzigen dieser Formation waren. Fast gleichzeitig haben v.Strombeck, Dunker und Ferd. Römer neue Arten hinzugefügt. Damit ist aber der Formenreichthum noch keineswegs erschöpft. Gleich der erste Besuch der Lieskauer Stein- brüche durch Hrn. Oberbergrath Müller brachte eine bisher unbekannte Art und die fortge- 31 [6] C. GIEBEL, die Versteinerungen setzten Nachsuchungen lieferten mir ein so reichhaltiges Material auch der bekannten Arten, dass ich deren Characteristik berichtigen und vervollständigen kann. Sie gehören theils zu Mytilus im engern Sinne, theils zu Modiola. Da der Character der letzten Gattung lediglich auf der vordern Erweiterung der Schalen beruht, das Schloss gar keine Differenzen zeigt und noch mehr, auch an den Thieren selbst noch keine Eigenthümlichkeiten nachgewiesen werden konnten, denen eine generische Bedeutung einzuräumen wäre: so behalten wir die Linneische Gattung in weiterem Umfange bei. Die Modiolen des Muschelkalkes zeigen aber noch eine andere Eigenthümlichkeit, die eben erst von v.Schauroth näher berücksichtigt worden ist. Es steigt nämlich an der Innenseite der Schale vom Wirbel nach unten herab eine dicke Leiste die den späteren Modiolen und natürlich auch den eigentlichen Mytilusarten fehlt. v. Schau- roth erkannte darin eine Aehnlichkeit mit der permischen Gattung Pleurophorus und versetzte, da er an Steinkernen auf die Existenz von Schlosszähnen schliessen konnte, deshalb auch die Muschelkalkart unter diese Gattung. Die vollständigsten Schalen von Lieskau zeigen aber keine Spur von Schlosszähnen, die wesentlich zum Charakter der Gattung Pleurophorus gehören. Wir haben die innere Verticalleiste nicht bloss bei der Muschelkalkart, welche ganz die Form von Kings Pl. costatus hat, sondern auch bei der, welche den jüngern typischen Modiolen sich eng anschliesst. Da der Schlossbildung unbedingt eine höhere Bedeutung bei der syslemali- schen Bestimmung blosser Schalen als der allgemeinen Form der Schalen selbst zugestanden werden muss: so dürfen wir auch trotz der Leiste die Muschelkalk-Modiolen nicht den ältern Pleurophoren unterordnen , sondern müssen sie unter Mytilus belassen und betrachten sie als Arten, welche Pleurophorus mit Mylilus bis auf die Schlossbildung innig mit einander verbinden. Die Lieskauer Arten gehören dreien Formenkreisen der grossen Artenfülle an, welche sich in nachfolgender Uebersicht leicht erkennen lassen. Vorn gerundet und mit vorderer Muskularleiste mit scharfer diagonaler Kante . . . 2 2 2. 2..2..000.... M. gastrochaena mit völlig gerundeter Wölbung die Seiten vor der Mitte gebuchtet, die Schale gekrümmt . M. Mülleri die Seiten nieht gebuchtet, die Schale gerade . . -. » . M. Quenstedti Vorn durch den Wirbel zugespitzt, ohne Muskularleiste . . . M. eduliformis. M. gastrochaena Taf. V. Fig. 1°". Modiola Goldfussi. Dunker, Casseler Schulprogramm 1949. 11; Palaeontographica I. 297. Modiola gastrochaen.. Dunker, Palaeontographica I. 296. Taf. 35. Fig. 13. Myophoria modiolin.. Dunker, Casseler Schulprogramm 1849. 15. Modiola Thielaui, v. Strombeck, geolog. Zeitschrift 1850. II. 92. Taf. 5. Fig. 1. mA Pleurophorus Goldfussi. v. Schauroth, Sitzungsber. Wiener Akademie 1853. XV. 512. Taf. 2. Fig. 4. Die mässig gewölbten Schalen verlängern sich ansehnlich , sind vor den kleinen nach vorn eingekrümmten Wirbeln etwas erweitert und dann fast gleich hoch bis gegen das hintere Ende. Vom Wirbel läuft eine Kante zur hintern untern Ecke, vor welcher die Wölbung sanf- ter als hinter derselben abfällt. Das Schloss ist zahnlos, unter dem Wirbel eine Muskularleiste. Die Schale ist am vordern Ende ganz abgerundet und der Rand nicht vom Bauchrande abge- gränzt. Eine leichte Depression zieht sich vom Wirbel mit zunehmender Breite an den Bauch- rand hinab und buchtet diesen sehr schwach. Das hintere Ende scheint, nach den Abdrücken im Muschelkalk von Lieskau. [87] 3) wenigstens etwas breiter gerundet zu sein als das vordere. Die hintere Fläche fällt anfangs sehr steil von der diagonalen Kante ab, aber nimmt schnell eine mehr und mehr geneigte Lage an unter gleichzeitiger stärkerer Abrundung der Kante, so dass schon bei zolllangen Exemplaren der Kantenwinkel vor dem hintern Ende 120 Grad beträgt. Auf dieser hintern Fläche divergiren von der Wirbelspitze aus noch zwei Kanten, zwischen denen die Schalen- fläche sehr sanft eingesenkt ist. Die Oberfläche bedecken wenige schwache Wachsthumsstrei- fen, die sich leicht verwischen und verwittern. Die Schale ist auch bei den grössten Exem- plaren noch dünn und zerbrechlich. Der dünne Schlossrand ist vollkommen glatt, ohne Spur von Kerben, Leisten, Zähnen und Gruben. Eine feine scharfe Linie setzt die Nymphe ab. Unmittelbar unter dem Wirbel erhebt sich die stumpfe, gerundete, ziemlich dicke Leiste für den vordern Muskel, richtet sich anfangs sehr schwach nach vorn und dann etwas mehr nach hinten. Sie endet vor dem Rande, wo sich der Mantelsaum ansetzt und mit dem Bauchrande parallel nach hinten läuft. Die grössten Exemplare mögen nahe zu 2 Zoll Länge erreicht ha- ben, 14 Linien lange haben 6 Linien Höhe. — Nicht häufig. Die Exemplare gehören zu den schlecht erhaltenen in unserer Conchylienbank, ich habe deren zehn und kein einziges unversehrtes darunter, gewöhnlich ist das hintere Ende zerstört. Die Schale ist wirk- lich vorhanden und war es auch möglich sie an der Innenseite vollständig zu reinigen. Dunker beschrieb die Art zuerst als Modiola Goldfussi und bald darauf nach einem jungen Exemplar von Tarnowitz als M. gastrochaena, da der erstere Name von Höningshaus an eine, wenn auch todtgeborene Art viel früher schon vergeben war. Wir nehmen daher auch diese zweite Benennung auf. Darauf untersuchte v.Strom- beck Steinkerne von Braunschweig, die er nicht mit aller Bestimmtheit auf Modiola zu deuten wagte, weil einige Eigenthümlichkeiten geringern Werthes für Myoconcha sprachen. Die Vergleichung der Innenseite unserer Schalen mit v. Strombecks Angaben setzt die Identität der Braunschweigischen M. Thielaui mit der Lieskauer ausser Zweifel und berichtigt zugleich v. Schauroths Vermuthung, dass die kleinen Grüb- chen in jenen Steinkernen auf Schlosszähne deuten und die Art zu Pleurophorus zu ziehen sei. Letztrer identifieirt auch Dunkers Myophoria modiolina und Eschers Cardinien aus Vorarlberg, die mir beide un- bekannt sind. — Im deutschen Muschelkalk hat unsere Art keinen nähern Verwandten, auch bei St. Cas- sian fehlen solche, am nächsten steht wenigstens in der äussern Erscheinung der permische Pleurophorus costatus, der aher drei starke Rippen auf der hintern Fläche hat, während unsere Art nur zwei schwache Kanten besitzt. Unter den jüngern Arten ist der liasinische Mytilus decoratus bei Goldfuss Taf. 130. Fig. 10. vorn zugespitzt und mit 4 Rippen auf der hintern Fläche und einer schwachen vor der Kante zur Vergleichung zu ziehen. Die Lagerstätte der Art ist bei Braunschweig der Schaumkalk des untern Muschelkal- kes, im Vicentinischen erscheint sie nach v. Schauroth zuerst im Niveau der Posidonomya Cla- rae und reicht bei Rovegliana bis in den eigentlichen Muschelkalk hinauf. Sie findet sich aus- serdem bei Marburg‘, Cassel und im Coburgschen. MM. Wülkeri Taf. III. Fig. 2. 4°®; Taf. VI. Fig. 9. Giebel, Zeitschrift für ges. Naturwiss. 1354. III. 195. Die gleichklappigen Schalen sind quer verlängert eiförmig, schwach gebogen, mässig gewölbt, nach hinten erweitert und allmählig verflacht, mit einigen Radialstreifen und innen mit vordrer Muskularleiste. Die schwachen Wirbel sind nach vorn eingekrümmt, flach und deutlich vom Schlossrande abgesetzt. Vor ihnen tritt die Schale in kleinem Bogen schwach vor, ganz wie bei ächten Modiolen. Eine breite seichte Einsenkung zieht sich vom Wirbel herab und buchtet den Bauchrand ziemlich stark. Hinter dieser Bucht erweitert sich die Schale Alhandl. nat, Verein. TI. 5 36 [88] C. GIEBEL, die Versteinerungen ganz allmählig unter ebenso allmähliger Verflachung nach hinten, oben und unten. Von der Wirbelspitze zieht sich dem Schlossrande ganz genähert und ihm parallel eine scharfe Kante nach hinten und setzt ein sehr schmales, sanft concaves Feld ab. Vor diesem strahlen von der Schalenwölbung auf den hintern sich verflachenden Theil der Schale regelmässige erha- bene Linien. Dieselben lassen sich nie bis auf den Wirbel hinauf verfolgen, verbreiten sich aber bei den schönsten Exemplaren über die ganze hintere Hälfte, vorn bis an die Buchtung des Bauchrandes. Durch Abreibung verschwinden sie zunächst in der untern, dann auch in der obern Hälfte und es kommen kleine und grosse durch Abreibung glatte Exemplare vor. Er- habene und dicht gedrängte Wachsthumslinien gittern die Radialstreifen. Auf grösseren und zu- mal schwach verwitterten Exemplaren fehlen diese feinen Linien ganz, nur einzelne Wachs- thumsfalten bleiben deutlich. Der Schlossrand ist sanft gebogen, ohne Spur von Zähnen, die Nympfe durch eine sehr feine scharfe Rinne begränzt, und auf dem hintersten etwas verdick- ten Ende des Schlossrandes eine Längsfurche. Eine dicke, senkrecht hinter dem Wirbel her- absteigende Leiste begrenzt den vordern Muskeleindruck, der hintere ist nicht deutlich zu er- kennen. Die Schale ist sehr dünn, wird aber bei grössern Exemplaren nach hinten dicker und blättrig. Die meisten Exemplare erreichen kaum Zollgrösse, die grössten 1'/, Zoll Länge und 8 Linien grösster Höhe. — Ziemlich häufig. Unter den ersten Muscheln, durch welche Hr. Oberbergrath Müller die Aufmerksamkeit auf die Lieskauer Conchylienbank lenkte, befand sich ein kleines sehr schönes Exemplar, nach welchem ich diese Art zu Ehren des Entdeekers der interessanten Lagerstätte in der Zeitschrift a. a. ©. kurz characterisirte. Ich fand sie dann öfters in Exemplaren von verschiedener Grösse und Erhaltung und überzeugte mich von der grossen Beständigkeit der wesentlichen Charactere. Aus dem deutschen Muschelkalk ist eine nä- here Verwandte dieser Art noch nicht bekannt. Unter den St. Cassianern nähert sich Graf Münsters Modiola dimidiata Beitr. z. Petrefkd. IV. 81. T£f. 7. Fig. 28. sehr, ohne dass eine Identität beider zu ver- muthen wäre, da diese viel plumper ist und einen geraden Schlossrand hat, sich nach hinten nicht erweitert und keinen Strahlenstreifen trägt, die bei der Feinheit der concentrischen Linien jedenfalls sichtbar sein müssten. v. Klipsteins Modiola gracilis, östl. Alpen Taf. 17. Fig. 2. ist viel schlanker und stärker ge- wölbt. Ganz nah treten an unsere Art heran die jurassischen M. sublaevis, M. Binfieldi, M. imbricata, die cretaceischen M. reversus, M. Carteroni, M. lineatus, die tertiäre M. spatulata u. a. Auch in ältern For- mationen ist dieser Formenkreis repräsentirt. ME. Quenstedti. Diese Art steht der vorigen so nah, dass ich sie anfangs damit vereinigte, allein sie bietet so markirte Eigenthümlichkeiten, dass die specifische Trennung nolhwendig ist. Sie ist nämlich flacher gewölbt, ohne vordere Buchtung, vielmehr gerade und über dem Schlossrande laufen vom Wirbel aus zwei Kanten parallel, deren hintere mit dem Schlossrande eine Hohl- kehle begrenzt, während sie mit der andern ein minder concaves Streifenfeld begrenzt. Ra- diallinien sind nur am hintern Rande schwach angedeutet. Im Uebrigen verhält sie sich wie vorige Art. Länge 1 Zoll, grösste Höhe 6 Linien. — Sehr selten. Die angegebenen Unterschiede beider Arten treten schon bei Exemplaren von 3 Linien Länge her- vor und die grosse Seltenheit dieser Art, die ich dem gründlichsten Kenner der schwäbischen Formationen widme, liegt wohl nur darin dass ich sie während des Einsammelns mit voriger noch identificirte und deshalb ihren Exemplaren keine besondere Aufmerksamkeit schenkte. im Muschelkalk von Lieskau. [89] 37 MM. eduliformis Taf. IV. Fig. 23». Schlotheim, Petrefkd. 299. Nachtr. I. Taf. 37. Fig. 4 — Bronn, Lethäa Trias 66. Taf. 11. Fig. 4. — v. Strombeck, geolog. Zeitschr. 1849. I. 134. ? Mytulites incertus. Schlotheim, Petrefkd. 295. Nachtr. II. Taf. 37. Fig. 3. Mytilus vetustus. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands II. 169. Taf. 128. Fig. 7. — Zieten, Versteinerungen Würtembergs Taf. 59. Fig. 2 — Dunker, Paläontographica I. 296. — Giebel, Deutschlds. Petrefakten 375. Mytilus arenarius. Zenker, Beitr. Naturgesch. Urwelt. 57. Taf. 6. Fig. 13. Mytilus inflewus. Ferd. Römer, Paläontographica I. 312. Taf. 36. Fig. 12. 13. Die ganz flach gewölbten eiförmig zugespitzten Schalen gehören zu Mylilus im engern Sinne, da ihre spitzen Wirbel das vorderste Schalenende selbst bilden. Ihre Wölbung ist nur in der Wirbelgegend selbst stark, nach unten ganz steil abfallend und sogar eingebogen, ge- gen den Schlossrand schwach geneigt. Die Abflachung gegen den Bauchrand tritt später ein als die nach hinten und oben, gleicht sich aber in der hintern Hälfte vollkommen nach allen Seiten aus. Bisweilen tritt bei zolllangen Exemplaren ein verändertes Wachsthum ein und- dann fällt in der ganzen hintern Hälfte auf etwa Linienbreite der Rand steil ab. Vergleicht man nur diesen Theil mit dem flachen anderer Exemplare würde man gerechte Zweifel an der Identität hegen können, aber die ganze vordere Hälfte stimmt dabei vollkommen überein. Die hintere Hälfte hat stets einen schön halb ovalen Umfang, von ihr läuft der Schlossrand fast ge- radlinig zur Wirbelspitze, der Bauchrand aber zieht sich stark ein. Dieses Umschlagen des Bauchrandes nach innen ist bei übrigens völlig gleichen Exemplaren bald stärker bald schwä- cher, ja es kommt vor, dass sich der umgeschlagene Rand als horizontaler Lappen nach innen erweitert, und dann zeigen die Wachsthumslinien auf demselben sehr deutlich den individuellen Character dieser Eigenthümlichkeit. Das Schloss wird durch diese starke Einbiegung der Schale nicht betroffen, denn eine in der Wirbelspitze enispringende, stark hervortretende Kante setzt sich stets bis zur innersten Ecke der Einbiegung fort. Sie bildet mit dem obern Schloss- rande einen Winkel von wenig über 40 Grad, dessen Scheitel der spitze Wirbel selbst ist. Die von beiden Kanten eingeschlossene dreiseitige Schlossfläche ist vertieft, der nach hinten verlängerte Schlossrand vollkommen eben. Die Schalenoberfläche ist bis auf wenige starke Wachsthumsfalten bei ältern Exemplaren vollkommen glatt. Nur selten sieht man in der hin- tern Hälfte noch einige feinere Wachsthumslinien. Meist 1 Zoll lang und '/, Zoll hoch, die grössten Exemplare 1'/, Zoll lang und °/, Zoll hoch. — Häufig. Diese gemeine deutsche Art wurde von Schlotheim zuerst bestimmt, wie man allgemein annimmt. Seine Abbildung zeigt indess gar nichts von der Einbuchtung an der Bauchseite und da Schlotheim auch die Lagerstätte bezweifelt und sie über dem Muschelkalk vermuthet, so könnte man zweifeln, ob Schlot- heim wirklich unsere Muschelkalkart vor sich gehabt habe. Dieser Zweifel ist für den M. incertus, der gewöhnlich mit dem M. eduliformis vereinigt wird, noch mehr begründet, da in der Abbildung der Bauch- rand schnurgerade zur Wirbelspitze verläuft, was nur bei ganz schlechten Steinkernen möglich sein kann. Eine Vergleichung der Originalexemplare in der Schlotheimschen Sammlung würde diese Zweifel heben. Goldfuss nannte die Art, indem er beide Schlotheimsche Namen cassirte, M. vetustus, unter welchem sie Zieten zuerst abbildete, aber mit stärkern und zahlreichern Wachsthumsfalten, als sie unsere Schalen zeigen und mit schwächerer Buchtung des Bauchrandes. In Goldfuss’ Abbildung ist der Schlossrand viel länger als bei unsern Exemplaren. Neuerdings hat Ferd. Römer einen M. inflexus von Willebadessen abgetrennt, dessen Eigenthümlichkeiten nur in der Erhaltung der Schale liegen. Die vordere Buchtung und Umschla- gung des Bauchrandes ändert nach den Lieskauer Exemplaren ab. Die Differenzen, welche ich an zahl- reichen Exemplaren beobachtete, lassen keine specifische Trennung zu. Ich halte den Schlotheimschen Na- 5* (3) 38 [90] C. GIEBEL, die Versteinerungen men aufrecht, weil er der älteste und allgemein anerkannte ist und die Zweifel an der Aechtheit der Schlotheimschen Art nicht so erheblich sind, dass sie den gültig gewordenen Namen beseitigen können. Dunker zieht die Goldfussische Benennung vor, weil sie passender sei, warum? — Die starke Einbuch- tung des Bauchrandes und die gegen dieselbe sich erhebende untere Schlosskante sind die hervorragend- sten Merkmale, durch welche sich diese Muschelkalkart unter der grossen Anzahl verwandter Gestalten in ältern und jüngern Formationen auszeichnet. Von St. Cassian führt Graf Münster, Beitr. z. Petrefkd. IV. 80. Taf. 7. Fig.26. einen M. pygmaeus auf (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen ältern bei Gold- fuss), den er nur durch die stumpfen Wirbel unterscheiden kann. Das Exemplar ist sehr klein und wird wohl der deutschen Art zuzuweisen sein. Ebenso entbehrt v. Klipsteins Schalenfragment des M. praeacu- tus östl. Alpen 258. Taf. 17. Fig. 15. der Charactere, welche zur speeifischen Trennung erforderlich sind und sollte dessen M. scalaris Fig. 14. mit treppenförmigem Wachsthum ebenfalls hierher gehören. Wir erwähnten zollgrosse Exemplare mit steil abfallendem Rande, bei M. scalaris tritt dieses unregelmässige Wachsthum schon früh ein und wiederholt sich. v. Klipstein erwähnt nicht, ob seine Art auf zahlreiche Exemplare sich stützt und wie sich deren Wirbelgegend zu der deutschen Art verhält; stimmt letztere überein so liesse sich die treppenformige Abstufung der Schale als Missbildung hinlänglich erklären. Die Abbil- dung, welche v. Schauroth Wiener Sitzungsber. XVU. Taf. 2. Fig. 5. nach Exemplaren aus dem Vicen- tinischen gibt und womit er Catullos Gervillia angusta auf Mytilus eduliformis deutet, lässt sich auf un- sere Art nicht zurückführen. Sie stellt die vordere Schalenhälfte stumpfwinkliger dar, lässt den Schloss- und hintern Rand in scharfem Winkel zusammentreffen und die tiefe Buchtung des Bauchrandes nicht er- kennen. Sind diese nach der Abbildung erheblichen Differenzen begründet: so ist die Vereinigung nicht zulässig. Von den ältern Arten ist der Zechsteinsche M. Hausmanni so auffallend nah verwandt, dass z. B. die Abbildung bei Geinitz, Versteiner. Zechstgb. Taf. 4. Fig. 10. gar keine Differenz zeigt, die bei Goldfuss Taf. 138. Fig.4. die Differenzen allerdings grell genug hervortreten lässt. Auch Kings M. squa- mosus ist nur durch die fehlende Einbiegung unterschieden. Der jurassische M. sublaevis spitzt sich bis- weilen vielmehr zu als Goldfuss Figur 3. Tafel 129. erwarten lässt, ist aber an der Bauchseite hoch ge- wölbt und ohne vordere Einbiegung. Ebendarin liegen auch die Unterschiede der Kreideverwandten wie M. lanceolatus und M. falcatus etc. In Norddeutschland beginnt das Auftreten im Schaumkalk des untern Muschelkalkes gleich mit grösster Häufigkeil und zieht sich durch alle Glieder bis in die Discitesschichten hinauf. L LTE O,B.H AG USzAMUhLE Die Arten dieser im Jahre 1811 von Mergele von Mühlfeld aufgestellte, dann 1817 von Cüvier als Lithodomus characterisirten Gattung waren bisher nicht unterhalb des Jurage- birges gefunden worden. In der Lieskauer weichen Conchylienbank tritt eine Art in unver- kennbaren Exemplaren, jedoch selten auf. L. priscus Taf. IV. Fig. 10. Die Schalen sind quer verlängert, gleich breit, indem der Schloss- und Bauchrand pa- rallel laufen, ziemlich gewölbt, nach hinten ganz allmählig flacher, vorn und hinten fast gleich- mässig abgerundet. Die Wirbel liegen ganz dem vordern Ende genähert, sind stark deprimirt und bis auf den Schlossrand herabgekrümmt. Die Oberfläche ist nur mit scharfen Wachsthums- linien gezeichnet. Der Schlossrand ist völlig zahnlos, ziemlich dünn. Eine kurze Strecke hin- ter dem Wirbel beginnt die sich schnell verflachende Rinne für das äussere Band. Länge S Linien, Höhe kaum 4 Linien. — Selten. Die beiden Exemplare, an denen ich den Schlossrand frei legen konnte, sind eine rechte und linke j ’ 8 ’ Klappe und stimmen bis auf einen geringen Grössenunterschied vollkommen überein, die wenigen andern zerbrachen, so dass ich die Innenseite mit Mantelrand und Muskeleindrücken nicht entblössen konnte. Die Gattungscharaetere treten indess hinlänglich bestimmt hervor. im Muschelkalk von Lieskau. [91] 39 Nm OS eHr 77 OD. UrSr Bien. Die Schalen sind gleichklappig, dreiseitig, vorn breit gerundet, hinten zugespitzt, mehr weniger gewölbt, die Wirbel nach vorn gerückt, stark eingekrümmt, die Oberfläche glatt oder mit concentrischen Rippen. Das Schloss wird von kräftigen Zähnen gebildet: in der linken Klappe vorn ein schwacher Leistenzahn, daneben unter dem Wirbel eine dreiseitige Grube für den Zahn in der rechten Klappe, dann ein stark dreiseitiger, an der Innenseite gebuchteter Zahn, der sich nach hinten in eine lange Leiste auszieht, dahinter eine tiefe Rinne und der etwas verdickte Schlossrand mit feiner Furche; in der rechten Klappe vorn der starke dreisei- lige Schlosszahn,, der von einer starken zum Muskeleindruck herablaufenden Leiste gestützt wird und der eine kürzern Leiste an derselben Stelle in der linken Klappe entspricht, dann die breite Lücke für den dreiseitigen Zahn in der linken Klappe, nach hinten endlich der lei- stenförmige Zahn, welcher in die hintere Rinne der linken Klappe greift. Die Muskeleindrücke rundlichoval, der Mantelrand einfach, nicht gebuchtet. Diese Gattung gründet sich auf Arten, welche bisher unter Myophoria oder Trigonia standen, weil ihr Schloss nicht bekannt war und dies äussere Ansehen der Schalen mit den- selben auf diese Verwandtschaft hindeutete. Das nunmehr bei allen Arten bekannte Schloss zeigt indess nichts, wodurch die nähere Verwandtschaft mit jenen Gattungen bestättigl würde, es ähnelt vielmehr der im Kupferschiefergebirge auftretenden Gattung Schizodus, welche King zuerst im Jahre 1845 characterisirte.. Um diese Aehnlichkeit recht deutlich zu machen, habe ich aus King’s Permian fossils Tab. 15. Fig. 31. das Schloss von Schizodus truncatus auf Ta- fel III. bei A und B zur Vergleichung über Figur 9. und 10. copieren lassen. Die Verglei- chung der linken Klappe in Figur 9. und A ergibt, dass der Leistenzahn a und die Zahngrube b nur wenig in der Form abweichen, der Zahn c in unserer Schale aber nicht gespalten, son- dern nur ganz seicht gebuchtet ist sowohl an der innern als obern Seite, die Grube d fehlt und der Leistenzahn e geht vielmehr unmittelbar vom Hauptzahn aus, die Rinne f ist wieder vorhanden. Diesen Differenzen entspricht das Schloss der rechten Klappe bei Figur 10. im Vergleich mit B von Schizodus. Die Grube a ist übereinstimmend, der Zahn b ist nicht ge- rundet an der Innenseite, sondern gebuchtet und stärker, die Lücke c passt, der Leistenzahn ist stärker und greift in die Rinne f hinter dem Leistenzahn e in der linken Klappe, und die- ser vor d ein. Der Unterschied beider Gattungen liegt also darin, dass bei Schizodus in der linken Klappe ein hinterer selbständiger Leistenzahn vorhanden ist, bei der Muschelkalkgattung dagegen dieser hintere Leistenzahn nur die Verlängerung des Hauptzahnes ist. Die Bandrinne ist auf den verdrückten Schlossrand hinausgeschoben. Die Grube in der linken Klappe für den Hauptzahn der rechten hat einen plattenförmigen Boden, der von der starken zum Muskelein- druck herablaufenden Leiste des vordern Zahnes zugleich mit gestützt wird. Um die nahe Verwandtschaft unserer Gattung mit dem ältern Schizodus auch in der Benennung anzuzeigen, habe ich für dieselbe den Namen Neoschizodus angewandt. Unter den lebenden Gattungen aber haben nicht die Schlosszähne von Trigonia Aehnlichkeit, sondern die von Cardita, der jedoch die stützenden Leisten fehlen, welche in Uebereinstiimmung mit der Gestalt der Schale auch unsere Gattung in die Familie der Trigoniaceen verweisen. 40 192] C. GIEBEL, die Versteinerungen Die bei Lieskau vorkommenden Arten scheinen nicht die einzigen Arten der Gattung Neoschizodus zu sein, vielmehr werden noch andere wenigstens aus der Trias ihr untergeord- net werden können, indess sind hierbei ohne Untersuchung des Schlossbaues Irrthümer zu leicht möglich, daher ich mich nur auf die Characteristik der sicher begründeten Arten beschränke. Diese sind mit glatter Schale hochdreiseitig mit 'steil und kantig abgesetzter hinterer Fläche N. laevigatus mit sanft abgesetzter mehr geneigter hinterer Fläche N. ovatus langdreiseitig, mit sanft abgesetzter hinterer Fläche . N. elongatus mit concentrisch gerippter Schale . . . . N. curvirostris. N. laevigatus Taf. III. Fig. 1°d°d, 9. 10. Giebel, Zeitschrift f. d. ges. Naturwiss. 1855. V. 35. Lyrodon laevigatum. Goldfuss, Petrefakten Deutschlds. IH. 197. Taf. 135. Fig. 12. — Zie- ten, Versteinerungen Würtembgs. 94. Taf. 71. Fig. 2. — Giebel, Deutschlands Petrefak- ten 393. Myophoria cardissoides. v. Alberti, Monogr. Trias 55. 202. — Bronn, Lethäa geogn. 173. Taf. 13. Fig. 9. — v. Schauroth, Sitzungsber. Wiener Akad. XVII. 36. Trigonia cardissoides. Zieten, Versteinerungen Würtembergs 78. Taf. 58. Fig. 4. — v.Strom- beck, geolog. Zeitschrift 1849. I. 183. — Giebel, Deutschlands Petrefakten 393. Lyrodon deltoideum. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands II. 197. Taf. 135. Fig. 13. Nucula gregaria. Goldfuss, Petrefakten Deutschlds. II. 152. Taf. 124. Fig. 12. — v. Strom- beck, geolog. Zeitschrift 1849. I. 134. Schalen gleichklappig, dreiseitig, stark gewölbt, vorn kreisbognig gerundet, hinten zu- gespitzt, der Bauchrand schwach convex, die Wirbel stark eingekrümmt, die hintere Seite über eine Kante steil abfallend und mit ein oder zwei ausstrahlenden seichten Eindrücken, die Ober- fläche concentrisch gestreif. Von dem Wirbel aus erweitert sich die Schale schnell recht- winklig und die von hier nach hinten gehende Kante bildet mit dem Bauchrande an der hin- tern Ecke einen Winkel von 70 Grad. Nach der vordern zirkelförmig gerundeten, ohne Gränze in den Bauchrand überlaufenden Seite senkt sich die Schale vom Wirbel her allmählig ab; über der hintern Kante dagegen fallt sie ganz steil ab. Diese Kante ist von der Wirbelspitze bis zu halber Zoll Grösse der Schale scharfwinklig, bei zunehmendem Wachsthum rundet sie sich mehr und mehr ab. Bei jungen Exemplaren und bei alten in der Wirbelnähe fällt die Schale vollkommen senkrecht von der Kante herab und nur der Schlossrand biegt sich sanft ab. Schon bei einem halben Zoll Schalengrösse hat die hintere Fläche keine senkrechte Stel- lung mehr, sondern neigt sich und bei weiterem Wachsthum nimmt diese Neigung bald schnel- ler, bald langsamer zu, so dass dieser Kantenwinkel bei Schalen von über Zollgrösse bis zur Hinterecke allmählig von 110 Grad bis auf 140 Grad sich verflacht. Mit dieser Kante diver- girt auf der hintern Fläche eine schwache seichle Einsenkung und weiter nach hinten eine zweite, an der sich die Fläche stärker erhebt, ja bisweilen selbst als flache Kante. Der hin- tere Schalenrand ist nicht geradlinig, sondern nach jenen Einsenkungen gebogen. Bei einzel- nen seltenen Exemplaren (Figur 1°.) läuft noch eine seichte Rinne unmittelbar neben der Kante entlang. Vor der Kante ist die Schale flach, bei grossen Exemplaren bald sehr sanft gewölbt, bald ebenso sanft eingesenkt, Differenzen, welche keine Beachtung verdienen. Die im Muschelkalk von Lieskau. [93] 4 Oberfläche der Schale zeigt feine Wachsthumslinien, die bald stärker bald schwächer hervor- treten und gegen den Bauchrand hin bisweilen zu aufblätternden Falten werden. Bei Exem- plaren, welche vor der Ablagerung eine Zeitlang der Abreibung oder Verwitterung ausgesetzt waren, fehlen die Wachsthumslinien, ihre Oberfläche ist matt und rauh, bei frischen dagegen vollkommen glatt und glänzend. An der Innenseite tritt deutlich der rundliche ovale hintere Muskeleindruck an der steilen Fläche hervor, der vordere ist verwischt, der Mantelsaum geht dem Bauchrande parallel. Der Hauptschlosszahn der linken Klappe zieht sich in eine lange Leiste nach hinten aus, ist an der Innenseite seicht gebuchtet, an seiner zum Wirbel gerich- teten Fläche schwach eingedrückt, der vordere schmälere Zahn ist nicht scharf vom Rande ab- gesetzt, die ihn stützende Leiste ist breit. In der rechten Klappe ist die entsprechende Leiste viel niedriger und dicker, der hintere Leistenzahn in eine kurze sehr niedrige Leiste auslau- fend. Die meisten Exemplare haben 1'/, Zoll Länge und Höhe, das grösste aber 2 Zoll, alle Grössen bis zu 1 Linie kommen vor. — Sehr gemein. Es ist diese Art zuerst von Goldfuss als Lyrodon laevigatum gut abgebildet worden, ihre generi- schen Charactere aber waren unbekannt, daher auch alle folgenden Beobachter sie ohne Weiteres unter der Bruguiereschen Benennung Trigonia (1780, während Lyrodon erst 1813 von Sowerby eingeführt wurde) aufführen. Zwar behauptet Quenstedt im Flötzgebirge S. 68. die Gattung sei richtig bestimmt worden, allein da er sie selbst noch 'Trigonia nennt und über den Schlossbau kein Wort sagt, so wissen wir nicht, worauf sich die Richtigkeit der Bestimmung gründet. Die Artcharactere betreffend, habe ich eine so grosse Anzahl von Exemplaren aus allen Alterszuständen von Linien- bis zwei Zollgrösse vergli- chen und bezweifele nunmehr die Identität des Goldfussischen Lyprodon deltoideum — Myophoria cardis- soides und der Nucula gregaria nicht. Erstere Art kannte Goldfuss nur in Steinkernen von Zollgrösse, daher sie etwas sehr dick im Verhältniss zur Grösse erscheinen, doch habe ich sie so dick als seine Fi- gur 13°. in derselben Grösse bei Lieskau nicht gefunden. Im Uebrigen passen die Formen vollkommen auf einander. Die immer nur wenige Linien grosse, dickdreiseitige Nucula gregaria, die sich häufig in grossen Steinkerngesellschaften aufgewachsen am Harze und in Thüringen findet, gleicht unsern kleinen Exemplaren ganz überraschend und bevor nicht der Nuculaschlossbau ganz entschieden bei ihnen nachge- wiesen wird, dürfen sie nicht von unserer Art getrennt werden. Je schärfer die Steinkerne ausgeprägt sind, desto grösser ist ihre Uebereinstimmung. v. Schauroth glaubt sie, ohne über das Schloss Auskunft erhalten zu haben, auf Isocardia deuten zu müssen. Bei der grossen Täuschung, welche Neoschizodus laevigatus durch seine äussere Form veranlasste, ist es bedenklich, andere nur äusserlich ähnliche, im Schlossbau unbekannte Formen in nähere Vergleichung damit zu bringen. So bildet Gr. Münster Beitr. z. Petrefkd. IV. Taf. 7. Fig. 29. eine Myophoria lineata ab, deren Schlosszähne sehr kurz und ungekerbt sind, also vielmehr Neoschizodus als Myophoria ähnlich sind. Ihr Aeusseres passt auf unsern N. laevigatus bis auf die feinen concentrischen Rippen. Demnächst würde v. Klipsteins Cardita strigillata östl. Alpen Taf. 16. Fig. 29. zur Vergleichung kommen, deren Schloss gar nicht bekannt ist, die sich aber übrigens nur durch den stark bognigen Bauchrand und die minder dreiseitige Form unterscheidet. In der äussern Erscheinung wenigstens generisch identisch ist auch Hörnes’ Pachyrisma eolumbella vom Someraukogel bei Hallstadt, deren Schloss gleichfalls unbekannt ist. Wie sehr übrigens die äussere Aehnlichkeit hier unzuverlässig ist, beweist auch die jurassische Cypricar- dia rostrata, deren Schloss Morris abbildet und die permischen Schizodus. Als Lagerstätte gibt v. Strombeck für diese Art den Wellenkalk und Mehlstein an, auch E. Schmidt verweist sie in Thüringen in den untern Muschelkalk, nämlich in die Cölestinschich- ten des Wellenkalkes und in den Schaumkalk, lässt aber die Trennung der ältern Exemplare von M. cardissoides zweifelhaft und bringt die ächten der M. cardissoides in den Avikulakalk des obern Muschelkalkes. v. Schauroth erkannte letztere bei Rovegliana. 42 [86] C. GIEBEL, die Versteinerungen N. ovatus Taf. IV. Fig. 6°». Giebel, Zeitschrift f. ges. Naturwiss. 1855. V. 35. Macira trigona, Zieten, Versteinerungen Würtemb. 94. Taf. 71. Fig. 4. EZyrodon ovalum und Z. orbiculare. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands I. 197. Taf. 135. Fig. 10. 11. Trigonia ovata. v. Strombeck, geolog. Zeitschrift 1849. I. 151. 185. — Giebel, Deutsch- lands Petrefakten 393. Die Schalen sind gleichklappig, flach gewölbt, quer oval dreiseilig, ganz glatt, die nach vorn gerückten kleinen Wirbel eingekrümmt, die hintere Fläche sanft abgeselzt, der Haupt- schlosszahn der rechten Klappe dünn. Die Schale breitet sich vorn etwas mehr aus als bei voriger Art, ist aber stets flacher gewölbt, ihr Bauchrand mehr convex und die hintere Ecke stumpfer, der Umriss ist daher mehr dem Oval als dem Dreieck genähert. Die hintere Fläche fällt zwar steil ab, aber niemals über eine scharfe vom Wirbel auslaufende Kante und niemals so steil als bei voriger Art. Schon bei halbzölligen Exemplaren beträgt der Winkel hier 120 Grad und geht bei grössern allmählig in sanfte Wölbung über. Die hintere Fläche ist auch stets schmäler und wird nur von einer seichten Einsenkung durchzogen. Auf der Oberfläche ireten viel seltener als bei voriger nur schwache Wachsthumsfalten auf, meist ist dieselbe glatt. Der Schlosszahn in der rechten Klappe erscheint nur als dicke Platte, nicht dreiseilig, daher auch an der Innenseite nicht gebuchtet. Die stützenden Leisten sind schwächer als bei voriger Art. Die Schalen selbst sind ungemein zerbrechlich und es gelang mir nicht eine ein- zige an der Innenseite vollständig zu reinigen, wobei der grösste Theil der Exemplare ver- loren ging. Sie erreichen nicht ganz die Grösse der vorigen, meist nur Zolldurchmesser, sel- ten mehr, öfter weniger. — Häufig. Bei der ersten Bestimmung hielt Goldfuss diese Art für eine Mactra, und als solche erscheint sie auch bei Zieten, später aber versetzte er sie unter Lyrodon und trennte davon den Steinkern eines klei- nern Exemplares, den ich nicht für verschieden halten kann. Anders ist es mit v. Strombecks Beobach- tung, nach welcher die Steinkerne den Trigonienzahnapparat scharf ausgedrückt zeigen. Sah v.Strombeck wirklich gekerbte Zähne: so haben wir es hier entschieden nicht bloss mit zwei verschiedenen Arten, son- dern mit zwei verschiedenen Gattungen zu thun. Ausserdem gibt er seine Steinkerne bis zu 24, Grösse an und doppelt so lang wie hoch, ein Verhältniss, das ich unter den Lieskauern nie beobachtete und in das sich auch Tr. orbieularis, dessen Steinkern Goldfuss fast eben so hoch wie lang darstellt, schwerlich fügen würde. Der Steinkern aus dem rothen Sandsteine von Cencenighe in den Venetianer Alpen, wel- chen Fr. v. Hauer Taf. 4. Fig. 2. als fraglich dieser Art angehörig abbildet, kann nach der Zeichnung ohne Bedenken auf N. ovatus bezogen werden. Die Lagerstätte ist nach v. Strombeck der Mehlstein und die untern Schichten des mitt- lern Muschelkalkes, nach E. Schmidt der Schaumkalk des untern Muschelkalkes; im Vicentini- schen fand sie von Schaurotih über den Posidonomyenschichten. N, elongatus Taf. V. Fig. 3. Giebel, Zeitschrift f. ges. Naturwiss. 1855. V. 34. Die Schalen sind gleichklappig, quer dreiseitig, nach hinten ausgezogen, ganz flach ge- wölbt, die kleinen Wirbel schwach eingekrümmt, die hintere Fläche ziemlich steil abfallend, das Schloss mit kräftigen Zähnen. Die Vorderseite der Schale bildet einen flachen Kreisbo- gen, der in den sehr schwach convexen Bauchrand übergeht. Die Hinterecke zieht sich unter einem Winkel von etwa funfzig Grad aus. Die hintere stets nur über einer abgerundeten im Muschelkalk von Lieskau. [9] 43 Kante abgesetzte Fläche fällt ziemlich steil unter 100 bis 110 Grad ab. Sie wird von einer mehr markirten Rinne durchzogen als bei voriger Art. Feine Wachsthumslinien zeigen sich sehr selten, meist ist die Oberfläche vollkommen glatt. Da die Schalen sehr flach gewölbt sind: .so ist auch Krümmung der kleinen Wirbel nur schwach. Der vordere oder Hauptzahn im Schloss beider Klappen ist stark, dreiseilig, an der Innenseite schwach gebuchtet, seine stützende Leiste niedrig und dick. Länge 9 Linien, Höhe 6 Linien. — Häufig. Die Differenz dieser Art von den vorigen beiden ist in den zahlreichen vortrefflich erhaltenen Scha- len unverkennbar, wird aber in Steinkernen, zumal wenn dieselben nicht scharf ausgeprägt sind, kaum nachzuweisen sein und es ist daher anzunehmen, dass sie an andern Orten mit voriger Art vereinigt wor- den ist. Das Schloss habe ich an mehren Klappen frei gelegt und ganz mit N. laevigatus übereinstim- mend gefunden. N. eurvirostris Taf. IV. Fig. 1. 3°. 12. 15. Trigonellites curvirostris. Schlotheim, Petrefkd. Nachtr. I. Taf. 36. Fig. 6. — Bronn, Le- thäa Trias 69. — v. Strombeck, geolog. Zeitschr. 1849. I. 183. — Giebel, Deutsch- lands Petrefakten 393. Lyrodon curvirostre. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands II. 198. Taf. 136. Fig. 15. Lyriodon elegans. Dunker, Palaeontographica I. 300. Taf. 35. Fig. 1. Cardita curvirostris. Giebel, Zeitschrift f. ges. Naturwiss. 1855. V. 36. Die Schalen sind gleichklappig, schief dreiseitig, vorn gerundet, hinten winklig ausge- zogen, die Wirbel stark nach vorn eingekrümmt, von ihrer Spitze läuft eine markirte Hohl- kehle an die Hinterecke hinab, begleitet von einer abgerundeten Kante, hinter welcher die Schale steil abfällt; die Oberfläche ist concentrisch gerippt, das Schloss mit sehr kräftigen Zäh- nen versehen. Die Schale ist viel dicker als bei vorigen Arten. Ihr Vorder- und Bauchrand bilden eine Kreisbogenlinie. Der Wirbel krümmt sich stark ein und in seiner Spitze entspringt die starke Hohlkehle, welche mit geringer Breitenzunahme bis an die Hinterecke läuft und hier den Bauchrand ausschweift. Nur auf abgeriebenen Exemplaren ist sie in der Wirbelgegend verwischt, auf leidlich erhaltenen schon bis in die Wirbelspitze zu verfolgen. Die sie nach hinten begränzende Kante ist bis auf die höchste Wölbung, bis wohin die hintere Fläche fast senkrecht abfällt, ziemlich scharf, dann rundet sie sich allmählig ab und zieht die hintere Ecke winklig aus. Die mit fortschreitendem Wachsihume immer mehr sich neigende hintere Fläche ist in drei Felder getheilt: das innerste schmälste ist tief concav und wird durch eine vom Wirbel ausgehende stumpfe Kante begränzt, die beiden äussern breitern und ebenen sind durch eine seichte, aber stets markirte Rinne geschieden. Die Oberfläche ist mit einfachen, concen- irischen, regelmässigen, scharfen Rippen geschmückt und kann man nach deren Anzahl und Stärke eine grobrippige und eine feinrippige Varielät unterscheiden. Die Rippen beginnen stets fein am vordern Rande und verdicken sich bis auf die obere Seite, auf der sie mit gleichbleibender Stärke bis zur Hohlkehle laufen. Ihre Zwischenräume sind concav und re- gelmässig eben so breit als die Rippen selbst. Auf dickrippigen Exemplaren von 9 Linien Höhe (Fig. 1.) zählt man vom Wirbel bis zum Bauchrande etwa 30 Rippen, doch werden sie am Wirbel selbst so fein, dass sich die Zahl nicht genau ermitteln lässt, was auch kein Inter- esse haben kann, auf feinrippigen ist die Anzahl um ein Drittheil höher. In der Hohlkehle, auf der Kante und der hintern Fläche zeigen die Rippen ein anderes Verhalten. Sobald sie in die Hohlkehle eintreten, spitzen sie sich zu und steigen als scharfe Linien an der Kante Abhandl. nat. Vereins, I. 6 44 [96 ] C. GIEBEL, die Versteinerungen wieder auf und verdicken sich auf deren Höhe ansehnlich , gleich scharf entspringt im Grunde der Hohlkehle meist, aber nicht regelmässig zwischen je zweien eine neue, welche auf der Höhe der Kante dieselbe Stärke als ihre Nachbaren hat. Das ist bei feinrippigen sowohl als bei grobrippigen der Fall. Jenseits der Kante aber auf der hintern steilen Fläche liegen stels zahlreiche viel feinere, regelmässige scharfe Rippen durch tiefe Hohlrinnen getrennt, die bis auf das innere vertiefte Feld laufen und an dem Schlossrande enden. Ihre vermehrte Anzahl entsteht durch Einsetzung neuer unmittelbar an der abfallenden Fläche der Kante, wo sich die dicken Rippen ganz wie in der Hohlkehle plötzlich zuschärfen. Allermeist ist die Berippung ganz regelmässig, nur seltene Exemplare werfen eine dicke Wachsthumsrunzel auf, durch welche die Regelmässigkeit unterbrochen wird, bis die Schale wieder gleichmässig fortwächst. Verwitterung und Abreibung zerstören die Rippen am Wirbel und auf der Wölbungshöhe der Schalen, demnächst reiben sie dieselben längs der ganzen Kante herab ab, selten verwischen sie die ganze Zeichnung, so dass nur am hintern Rande und am vordern noch Spuren davon zu erkennen sind. Immer aber sind diese glatten Exemplare nur abgeriebene, nicht ursprüng- lich rippenlos. Das Schloss zeigt in jeder Klappe einen kräftigen dreiseiligen Hauptzahn, der sich in der linken Klappe in eine feine kurze Leiste auszieht. Die vordere stützende Leiste ist tief, kurz und dick. Auch an der Innenseite ist die Theilung der steilen hintern Fläche in drei Felder angedeutet, die Kante als Rinne und die Hohlkehle als gerundete Kante zu erken- nen. Muskeleindrücke und Mantelsaum sind nur bei den glattesten Exemplaren schwach ange- deutet, von Rippen aber an der Innenseite nie eine Spur zu erkennen, da die Schalen dick sind und die Rippen nur aussen aufliegen. Die meisten Exemplare haben 6 bis 8 Linien Länge und ebensoviel Höhe, von der Wirbelspitze zur Hinterecke 10 Linien, kleinere bis zu Linien- grösse hinab häufig. — Sehr gemein. Goldfuss bildet diese Art zuerst schön ab und wählt für sie einen Namen, welchen Schlotheim für einen schlechten Steinkern angewandt hatte. Spätere Beobachter haben diesen Steinkern von der Tr. ceur- virostris abgetrennt und Dunker geht soweit, dass er den Schlotheim’schen Namen cassirt, weil der Stein- kern zu Myophoria vulgaris gehört und deshalb für die Goldfussische Art einen neuen Namen einführt. Die Abbildung bei Schlotheim weist nun keineswegs so ganz entschieden auf M. vulgaris hin, man braucht den rohen Umrissen keine sonderliche Gewalt anzuthun, um sie auf N. curvirostris zu bringen. Schlot- heim selbst nennt seine Exemplare Spielarten, die noch näher zu prüfen sind. Die Diagnose in der Pe- trefaktenkunde $. 192. spricht allerdings entschieden gegen die Goldfussische Art. So lange nun nicht aus der Schlotheimschen Sammlung selbst die alte curvirostris als hinlänglich begründet nachgewiesen wird, ist dieselbe völlig werth- und haltlos und der gut begründete, allgemein angenommne Goldfussische Name ist ohne Verwirrung zu veranlassen beizubehalten. Goldfuss kannte das Schloss seiner Art nicht, ebensowenig einer der nachfolgenden Beobachter, in den Lieskauer Exemplaren ist es in schönster Erhal- tung vorhanden. Als ich meine kurze Notiz über die Myophorien in der Zeitschr. f. ges. Naturwiss. gab, hatte ich nur die Zähne frei gelest und war nicht bis auf die tief gelegene Leiste hinabgegangen, was mich veranlasste diese Art damals zu Cardita zu bringen. Jetzt habe ich beide Klappen in mehrfachen Exemplaren völlig gereinigt und das Schloss überall dem des N.laevigatus gleich gefunden. Goldfuss bil- det bei Fig. 154. einen fein gerippten Steinkern ab, während alle Lieskauer Schalen immer vollkommen glatt sind; ich muss daher die Identität stark bezweifeln; der von Dunker abgebildete Steinkern ist sehr schlecht. — Als nächsten Verwandten unserer Art bezeichnet schon Dunker die Cardita decussata von St. Cassian bei Münster, Beitr. z. Petrefkd. IV. Taf. 8. Fig. 20. und Goldfuss Taf. 133. Fig. 5. Das Schloss ist von ihr nicht bekannt und sie kann ihrer äussern Erscheinung nach als der wirkliche Vertre- ter unserer Art bei St. Cassian betrachtet werden. Stärkere Wölbung und die sehr dicke wulstige Kante an der Begränzung des hintern vertieften Feldes unterscheiden sie. im Muschelkalk von Lieskau. [97 45 Die Verbreitung der Art beschränkt sich für Norddeutschland nach v. Strombeck ledig- lich auf die Mehlsteine und deren Niveau gibt auch E. Schmidt in Thüringen an. NeUk@2UUTFANMER Nuculaarten sind durch Goldfussens Prachtwerk mehre aus dem deutschen Muschelkalk bekannt geworden, allein gute Exemplare mit der characteristischen Schlossbildung gehören überall zu den Seltenheiten. Gewöhnlich werden alle kleinen stark gewölbten dreiseitigen Steinkerne, wie solche in allen Abtheilungen des Schichtensystems vorkommen, ohne Weitres auf Nucula gedeutet, obwohl sie viel wahrscheinlicher sehr verschiedenen Gattungen angehö- ren. Die Geognosten lieben es nun einmal, jeder Form auch einen Namen zu geben, unbe- kümmert um deren Inhalt und systematische Bedeutung. Wenn solche Formen für die Glie- derung eines Schichtensystemes einen besondren Werth haben: so ist die Benennung immer- hin schon gerechtfertigt; wenn sie aber ein solches Interesse nicht bieten, sind sie als Täuf- linge ein völlig werthloser, beschwerlicher, gefährlicher Ballast. In der Lieskauer Conchylien- bank fand ich nur drei Exemplare und eines ganz seltsamer Weise mit beiden Klappen noch in ihrer natürlichen Lage und am Schlossrande sehr deutlich vor und hinter den Wirbeln die Kerben zeigend, von den einzelnen Klappen legte ich das Schloss frei. N. cuneata. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands I. 153. Taf. 24. Fig. 15. Sehr klein, rechtwinklig dreiseitig, mässig gewölbt, vorn ziemlich gerade abgestumpft, die spitzen schwach eingekrümmten Wirbel im Scheitel des Dreiecks gelegen, der Bauchrand sehr schwach convex, die Oberfläche nur mit wenigen Wachsthumsfalten. Die untern Ecken des Dreiecks sind schwach gerundet; die spitzen Wirbel krümmen sich schwach ein und vor ihnen liegt eine kleine flache nicht sehr scharf umgränzte Lunula, die Vorderseite ist abge- stumpft, die Hinterseite mit tieferem, deutlich umgränzten Feldchen; im Schlossrande vor dem Wirbel 7 Kerben, hinter demselben etwa 10. Die Schale selbst ist dick. Länge 3, Höhe 2, Dicke 1'/, Linie. — Sehr selten. Die Exemplare sind schwach abgerieben, nicht glatt und glänzend, im Uebrigen vollkommen erhal- ten. Ich beziehe sie auf die Steinkerne von Leineck, welehe Goldfuss N. euneata nennt, denn es stim- men dieselben in allen Verhältnissen überein, nur ist ihr Bauchrand etwas convex. Auch Graf Münster bildet dieselbe von St. Cassian, Beitr. z. Petrefkd. IV. S4. Taf. 8. Fig. 13., ab, allein die Abbildung lässt eine andere Art vermuthen, während die Beschreibung ausdrücklich die Identität versichert. Die nächst verwandte N. cordata von St. Cassian ist viel stärker gewölbt, v. Klipsteins N. sulcellata viel gestreckter und mit nicht ganz vorn gelegenen Wirbeln; unter den Juraarten nähert sich Römers N. subglobosa, un- ter den Kreidearten N. simplex. Ausser dem Vorkommen bei Leineck und dem wahrscheinlichen bei St. Cassian lässt sich für diese Art keine Localität anführen, da die kleinen Steinkerne eine scharfe Bestimmung nicht gestatten. A,BR.C A, 7; Die erste Arca des deutschen Muschelkalkes gründete Geinitz fraglich auf Jenenser Exemplare, deren generische Charaktere erst durch unsere Lieskauer festgestellt werden konn- 6 * 46 [98] C. GIEBEL, die Versteinerungen ten. Sicherer wurde erst neuerdings von Römer und Dunker das Vorkommen in einer Art nachgewiesen, die aber nach unseren Exemplaren in zwei aufgelöst werden muss. Beide sind ächte Arca und können nicht zur Lamarckschen Cucullaea gebracht werden. A. triasina Taf. IV. Fig. 8°. F. Römer, Paläontographica I. 315. Taf. 36. Fig. 14—16. — Dunker, ebenda 298. Taf. 35. Fie. 5. Die Schalen sind quer verlängert, stark gewölbt, die vor der Mitte gelegenen Wirbel stark eingekrümmt und durch ein schmales Feld, das sich nach hinten verschmälernd ausspitzt, vom geraden Schlossrande getrennt. Nach vorn fällt die Schale von der höchsten Wölbung steil ab, nach hinten über eine starke Kante, welche von der Wirbelspitze bis zur hintern un- tern Ecke läuft. In der Wirbelspitze entspringt eine Rinne, welche mit zunehmender Breite als seichte Einsenkung bis zum Bauchrande herabzieht und diesen deutlich buchtet. Die Vor- derseite geht in stark gekrümmten Bogen in den Bauchrand über und dieser biegt in einer stumpfen Ecke zum schief aufsteigenden Hinterrande um. Auf der Oberfläche zeigen sich mehr weniger starke Wachsthumsfalten und feine Wachsthumslinien. Auf der hintern kantig abge- setzten Fläche werden die Wachsthumslinien scharf und deutlich und sind gewöhnlich von et- was schwächern ausstrahlenden Linien gekreuzt. Der geradlinige Schlossrand ist unter dem Wirbel ganz dünn, nach vorn kurz, nach hinten lang erweitert und auf der hintern Erweite- rung mit drei divergirenden Leisten, die durch zwei eben solche Rinnen getrennt sind, auf der vordern mit drei kürzern Leisten und bisweilen einigen schwachen undeutlichen Kerben als Fortsetzung der Leisten gegen den Wirbel hin. Bei einigen kleinen Exemplaren fehlen diese vordern Leisten ganz. Das Schlossfeld ist ganz flach, nach vorn und hinten scharf be- gränzt. Beide Muskeleindrücke oval, der hintere etwas schmäler als der vordere. Länge bis 10 Linien, Höhe 4 Linien, meist kleiner. — Häufig. Dunkers Exemplar von Tarnowitz, ein Steinkern, hat nach der Abbildung einen convexen Hinter- rand und keine vom Wirbel herabziehende Einsenkung. Römers Exemplare von Willebadessen stimmen ebenfalls nicht genau. Der Wirbel tritt so hart an den Schlossrand heran, dass kaum Platz für die Band- fläche bleibt, während diese bei unsern deutlich daliegt. Der Schlossrand erweitert sich vorn sowohl als hinten breiter als bei den Lieskauern. Diesen Differenzen wird man schwerlich eine specifische Bedeutung zuschreiben können. Dunker ist geneigt auch v. Strombecks Cucullaea Beyrichi geolog. Zeitschr. 1849. 1. 451. Taf. 7%. zu identificiren, allein dieselbe ist viel stärker gewölbt, hat einen ganz andern Vorderrand, eine kurze und sehr hohe Bandfläche und zahlreiche Kerben unter dem Wirbel, die nach vorn in die Lei- sten sich verwandeln; die vom Wirbel nach hinten laufende Kante markirt sich auch auf der Innenseite stark, ebenso der innere Schalenrand: alles Abweichungen, die ich aus den grossen und kleinen Exemplaren von dieser und der folgenden Art nicht erklären kann. In der alpinen Triasfauna findet sich als näch- ster Verwandte dieser Art bei St. Cassian eine A. impressa, welche Gr. Münster, Beitr. z. Petrefk. IV. 82. Taf. 8. Fig. 4. so beschreibt, dass sie ohne Weiteres identificirt werden müsste, wenn nicht die Ab- bildung Differenzen anzeigte, welche die specifische Trennung rechtfertigen. A. socialis Taf. V. Fig. 2°». Es steht diese Art der vorigen sehr nah, lässt sich aber doch in allen Alterszuständen leicht unterscheiden. Sie wird merklich grösser, ist minder gewölbt, hat nie eine vom Wir- bel zum Bauchrande sich ziehende Rinne und Einsenkung, ist hier viel mehr flach oder sanft gewölbt, daher auch der Bauchrand nie eingezogen; vom Wirbel geht keine Kante zur Hin- im Muschelkalk von Lieskau. [99] 47 terecke, die Schale ist nur sanft deprimirt und auf dieser Fläche zeigen sich seltener die aus- strahlenden Linien der vorigen Art. Der Vorderrand geht in weitem flachen Bogen in den schwach convexen Bauchrand über. Die Wirbel stehen weiter vom Schlossrande ab und die Bandfläche zieht sich sehr langsam verschmälernd viel weiter nach hinten. Der Schlossrand ist unter dem Wirbel wieder sehr dünn und von hier sehr deutlich nach vorn gekerbt, die Kerben in Leisten sich verlängernd, am hintern Ende mit drei, seltener mit vier Leisten. Länge 1'/; Zoll, Höhe '/, Zoll. — Häufig. Die angegebenen Differenzen zeigen eine grosse Beständigkeit und es ist wohl möglich, dass Römers oben eitirte grössere Figur 16. dieser Art angehören könnte. v. Strombecks Cucullaea Beyrichi ist durch die hintere Kante, die gerade Vorderseite und das viel höhere Bandfeld unterschieden. AST ART RS oRT.D: Zehn Jahre nach Herausgabe seiner Monographie der Gattung Astarte, in der nur juras- sische und Kreidearten beschrieben waren, erkannte Ferd. Römer die ersten ächten Astarlen auch im Muschelkak von Willebadessen (Palaeontographica I. 312.) und zwar drei Arten in so vollständigen und deutlichen Exemplaren, dass die generische Bestimmung keinen Zweifel duldete. Die Lieskauer Conchylienbank birgt eine davon verschiedene Art. A. Antoni Taf. II. Fig. 6°+°. Die Schalen sind gleichklappig, kreisrund, stark gewölbt, dick, mit starken Wachs- thumslinien auf der Oberfläche, mittelständigen, nach vorn eingekrümmten Wirbeln und sehr kräftigen Schlosszähnen. Der Umfang der Schalen gleicht keinem vollkommenen Kreise, sondern ist um ein sehr geringes länger als vom Bauch- zum Schlossrande hoch. Die Wölbung ist stark und fällt gleichmässig nach vorn, unten und hinten ab, sie beträgt für jede Klappe den dritten Theil der Schalenlänge. Die Wirbel stehen in der Schalenmitte, nach vorn gerichtet und gegen den Schlossrand eingekrümmt. Weder vor noch hinter ihnen ist ein Feldchen abgegränzt. Die Oberfläche zieren starke, nicht sehr regelmässige Wachsthumslinien, die auf frischen Exem- plaren vom Wirbel bis zum Rande gleich deutlich sind, auf abgeriebenen dagegen nur theil- weise oder gar nicht erhalten sind. Die abgeriebenen Exemplare haben gewöhnlich eine un- regelmässig grubige Oberfläche. Der Schlossrand ist nach innen verdickt und trägt in der rechten Klappe unter dem Wirbel einen sehr starken breit dreiseitigen Zahn, dessen gegen den Wirbel abfallende Seite eine seichte aber immer sehr deutliche Rinne hat. Jederseits dieses Zahnes liegen zwei divergirende dreiseitige Gruben für die beiden Hauptzähne in der linken Klappe. Diese sind schmal dreiseitig, nicht ganz gleich gross, der hintere etwas stärker als der vordere, auch schärfer vom Rande abgesetzt. Seitenzähne fehlen gänzlich. Hinter den Wirbeln liegen sehr deutlich die Nymphen. Die innere Schalenfläche ist vollkommen glatt, bis auf den dem Rande parallelen Eindruck des Mantelsaumes und die normalen Muskelein- drücke. Schalen ausgewachsener Exemplare haben in der Mitte 1'/, Millimeter Dicke. Die Länge der Schalen beträgt 8 Linien, die Höhe 7 Linien, die meisten Exemplare sind kleiner. — Häufig. 48 [100] C. GIEBEL, die Versteinerungen Die Unterschiede unserer Art von den Willebadessenschen fallen sogleich in die Augen: die kreis- runde Form, die stärkere Wölbung, die dickeren mittelständigen Wirbel, der völlige Mangel einer vertief- ten und scharf umgränzten Lunula zeichnen die Lieskauer vortrefflieh aus. Ich nenne sie zu Ehren des gründlichen Kenners lebender Conchylien, Hrn. Buchhändler Anton, dessen reichhaltige und schöne Samm- lung mir wie sonst auch bei der vorliegenden Abhandlung wichtige Dienste leistete. Ferd. Römer führt bei der Beschreibung der Astarten noch fraglich eine kleine Corbula triasina Fig. 18. nach einem unvollständigen Exemplare auf, die eine unverkennbare Aehnlichkeit mit der unseri- gen hat, doch ist ihr Schloss nicht hinlänglich bekannt um über die richtige Stellung Auskunft zu geben. Unter den St. Cassianer Arten ähnelt in der äussern Erscheinung Graf Münsters Isocardia astartiformis Beitr. z. Petrefkd. IV. 87. Taf. 8. Fig. 24. bis auf die längere, querovale Gestalt der unsrigen auffallend ; ob das Schloss die generische Bestimmung stützt, lässt sich aus den Angaben nicht ersehen, wäre es astar- tisch: so würde diese Art als alpiner Repräsentant der Lieskauer ohne Weiteres betrachtet werden kön- nen. Dass Schlotheims unbestimmter Veneritensteinkern aus dem Muschelkalkflötz Petrefkd. Nachtr. I. Taf. 34. Fig. 6. auf A. Antoni zu beziehen ist, leidet nach der Abbildung wenigstens keinen Zweifel und es ist dadurch das Vorkommen der Art auch an andern Localitäten nachgewiesen, was bei ihrer grossen Häufigkeit in der Lieskauer Bank wohl erwartet werden darf. LUCINA Brus. Aechte Lucinen waren bisher im deutschen Muschelkalk noch nicht aufgefunden wor- den, bei Lieskau kommen sie vor, aber in dem abnormsten Typus, der wohl kaum unter Lu- cina verbleiben darf, nämlich in völlig schlosszahnlosen Schalen. Wir belassen sie unter Lu- cina, da von der lebenden zahnlosen Art L. chrysostoma (L. edentula) unsres Wissens das Thier noch nicht anatomisch untersucht worden ist und damit die generische Stellung nicht entschieden. Von jener lebenden Art weicht indess unsere Lieskauer durch die Nympfe ab und nähert sich darin vielmehr den tertiären L. mutabilis und L. gigantea. Eine zweite Art schliesst sich dem gewöhnlichen Typus enger an. 2. Credneri Taf. VI. Fig. S°»°. Die gleichklappigen Schalen sind rund, nur etwas länger als hoch, stark gewölbt, mit mittelständigem nach vorn eingekrümmten Wirbeln, ohne Lunula, mit starker Nympfe für das äussere Band und ohne eine Spur von Zähnen oder Leisten an dem dünnen Schlossrande. Die starke Wölbung der Schale fällt allseitig gleichmässig ab und bildet weder vor noch hinter den Wirbeln ein besonderes Feldchen. Ihre Oberfläche ist nur mit Wachsthumsfalten und Wachs- thumslinien gezeichnet. Der Wirbel krümmt sich mit seiner Spitze ganz auf den Schlossrand herab und unter dieser findet sich eine feine Kerbe, von welcher nach hinten die flache scharf begränzte Nympfe zieht, vor der aber der Rand dünn und scharf ist. An der senkrechten In- nenseite des Schlossrandes läuft eine der äussern scharfen Nympfenrinne parallele seichte Furche nach hinten. Länge der Schale 14 Linien, Höhe 10 Linien. — Selten. Die erste dieser Schalen, die mir vor die Augen kam, hielt ich für ein grosses Exemplar der Astarte Antoni. Es fanden sich noch wenige andere in schlechterem Zustande. Bei der Reinigung des Schloss- randes erkannte ich indess bald den verzeihlichen Irrthum. Während bei jener Astarte der Schlossrand sehr stark und mit kräftigen Zähnen besetzt ist, war diese viel grössere Schale gerade am Schlossrande sehr dünn und zart, vollkommen glatt ohne jede Spur von Zähnen. Einer solchen Form ist bis jetzt noch nicht aus dem deutschen Muschelkalk gedacht worden und doch liegt die Vermuthung nah, dass sie eine weitere Verbreitung besitzt. Dunker bildet unter dem zurückgezogenen Namen Pleuromya subrotunda Pa- laeontogr. I. 302. Taf. 34. Fig. 26. einen Steinkern von Königshütte ab, der soweit die Abbildung und im Muschelkalk von Lieskan. [101] 49 Beschreibung die Vergleichung gestatten, unbedingt auf unsere Art zu beziehen ist, aber der vordere und hintere Rand fehlen und über die Beschaffenheit des Schlosses ist nichts ermittelt. Desselben ebenfalls im Schloss völlig unbekannte (?) Venus ventricosa Taf. 35. Fig. 8. soll höchst wahrscheinlich eine Venus oder Astarte sein. Abgesehen vom Schloss unterscheidet sie sich von unserer Art nur durch ansehnlichere Länge und vor der Mitte gelegene Wirbel, kann also nicht identifieirt werden. Zietens Venus nuda Ver- steiner. Würtemb. Taf. 71. Fig. 3. von Villingen kann nach der Abbildung sehr wohl als ein kleines Exemplar unserer Art betrachtet werden, aber da gar keine Beschreibung die Figur erläutert, so wäre es gewagt, die Identität mit Bestimmtheit behaupten zu wollen, nach Geinitz’s Deutung im Jahrb. f. Mineral. 1842. 578. Taf. 10. Fig. 10. hat diese Venus auch wirklich eine scharf umgränzte Lunula, womit sie von der unsrigen sogleich entfernt wird. Unter Schlotheims unbestimmbaren Steinkernen von Veneriten im Nachtr. II. Taf. 33. passt die rohe Figur 7. ganz vortrefflich auf unsere Art. Nach diesen Vergleichun- gen stellen sich die Lieskauer Schalen als eine in ihren wesentlichen Characteren völlig neue Art heraus, die wir dem verdientesten Geognosten Thüringens widmen. Von St. Cassian ist keine entsprechende Form bekannt, Gr. Münster verweist seine diekschalige Isocardia astartiformis mit Entschiedenheit zu Isocardia und auch v. Klipsteins Isocardia rimosa lässt die abweichenden Gattungscharactere nicht erkennen. Die oben erwähnten tertiären Arten weichen entschieden in der allgemeinen Gestalt ab. L. plebeja Taf. II. Fig. 5°b°4, Die Schalen sind gleichklappig, fast rund, mässig gewölbt, glatt, hinten comprimirt, die Wirbel schwach eingekrümmt, etwas vor der Mitte, das Schloss in der rechten Klappe mit ei- nem starken, in der linken mit zwei schmälern Zähnen, keine Seitenzähne, der vordere Mus- keleindruck sehr schmal, mit schwacher Leiste, der hintere gross oval. Die Schale wölbt sich sehr gleichmässig, nur hinten fällt sie steil ab, ohne jedoch eine Kante zu bilden. Die Vor- derseite ist kreisbognig gerundet und geht sanft in den convexen Bauchrand über, die Hinter- seite dagegen ist schief abgestutzt. Eine umgränzte Lunula ist nicht vorhanden. Ihre Ober- fläche erscheint meist spiegelglatt, nur bisweilen treten feine Wachsthumslinien hervor. Die Wirbel biegen sich mit ihrer Spitze auf den schwachen dünnen Schlossrand herab. An diesen tritt die schmale Nympfe in scharfer Begränzung hervor. Der starke schief dreiseitige Schloss- zahn der rechten Klappe steht unmittelbar unter der Wirbelspitze, von den beiden divergiren- den Zähnen der linken Klappe ist der vordere schmal, der hintere etwas dicker und dieser zieht sich nah hinten in eine feine Leiste aus. Den vordern sehr schmalen Muskeleindruck begränzt eine flache gerundete Leiste, die sich bis an den Mantelsaum ausspitzt. Dieser läuft einfach, ohne Bucht bis zum hintern grossen ovalen Muskeleindruck. Die Schalen sind dünn und durchscheinend, dennoch haltbarer als viele andere. Die Länge beträgt 7 Linien, die Höhe 5 Linien. — Ungemein häufig. Diese zierliche, nette Art ist die gemeinste in der Lieskauer Conchylienbank, viel häufiger noch als Neoschizodus laevigatus und die glatten Pectenarten. Hunderte von Exemplaren sind mir durch die Hände gegangen. Ausser der Grösse bieten sie nur geringe Differenzen in der Wölbung und in der Glätte der Oberfläche. Bei dem massenhaften Vorkommen ist ihre Abwesenheit im übrigen deutschen Muschelkalk sehr auffallend, ich wüsste keine Angabe auf sie zu deuten. Auch aus der alpinen Trias wird kein nä- herer Verwandter aufgeführt. Von hier wäre nur v. Klipsteins L. Deshayesi östl. Alpen 256. Taf. 16. Fig. 24. zur Vergleichung zu ziehen, allein diese ist kreisrund, flacher, hinten nicht comprimirt. Von den Jüngeren Arten gehört zu ihrem Typus die liasinische L. plana Goldfuss Taf. 146. Fig. 10. und noch mehr die oolithische L. bellona Morris, Mollusca great oolite Tab. 6. Fig. 18., von den Kreidearten L. pi- sum Fitton, von den tertiären L. saxorum Lk. u.a. Von allen ist unsere Art leicht zu unterscheiden und allen fehlt wie auch den lebenden die vordere Muskelleiste. 50 [102] C. GIEBEL, die Versteinerungen 5 1:0 R TL.H.0.D .0,N..nov.see»: I7009n, Zacken — ödovs, Zahn. Schalen gleichklappig, höher als lang, glatt, die hintere Fläche durch eine hinter dem Wirbel liegende Kante flügelförmig abgesetzt, die breiten Wirbel nach vorn eingekrümmt, das Schloss aus zwei hohen Zähnen gebildet, einem hohen vierseitig pyramidalen unmittelbar unter dem Wirbel und einem zweiten ähnlichen an dessen Basis horizontal nach innen vorspringend; der innere Schalenrand glatt; das Band äusserlich. Diese Muschel ist eine der merkwürdigsten der ganzen Muschelkalkfauna. Aeusserlich hat sie mit jenem Lucinen, die hinten plötzlich comprimirt sind, wie die lebende Lucina colum- bella, eine unverkennbare Aehnlichkeit, allein das Schloss lässt sich nicht auf Lucina, noch auf eine andere Gattung deuten. Der Rand ist vor und hinter dem Wirbel, hier von diesem un- mittelbar auslaufend, scharf. Unter der nach vorn gekrümmten Wirbelspitze steht in der rech- ten — die linke ist nicht bekannt — Klappe ein starker vierseitiger Zacken als Hauptzahn, dessen innere und äussere breite Seiten schwach concav, die vordere und hintere schmale schwach convex sind. An der Basis dieses Zahnes ragt ein stumpfer platter Zahn als hori- zontaler Zacken nach innen vor. Hinter den Zähnen liegt eine schmale senkrechte Fläche und dann krümmt sich die sehr dünne Schale gleich nach hinten. Es ist mir keine Gattung mit zwei solchen über einander stehenden , rechtwinklig divergirenden Schlosszähnen bekannt, und scheint mir diese Eigenthümlichkeit in Verbindung mit dem scharfen Wirbelrande und der characterislischen Gestalt der Schale selbst wichlig genug, um einen neuen Gallungsnamen für dieselbe einzuführen. Die einzige Art ist St. liscaviensis Taf. IV. Fig. 13. Schalen flach gewölbt, hoch dreiseitig ohne die hintere Fläche, welche durch eine mar- kirte Kante abgesetzt, ganz flach gewölbt und gerundet ist. Der breite Wirbel krümmt sich nach vorn und sein Rand schneidet scharf ab, ohne einen abgesetzten und verdickten Schloss- rand zu bilden. Feine scharfe Wachsthumslinien, deren einige als Falten stärker hervortreten, zieren die Oberfläche und öffnen deutlich die feine Blätterstructur der sehr dünnen und zarten Schale. Die Höhe beträgt 6 Linien, die Länge kaum 5. — Sehr selten. Obwohl mir nur ein einziges Exemplar vorliegt und ein zweites gleich beim Herausnehmen aus der Schicht zersplitterte, gelang es mir doch die innere Wirbelgegend mit einer feinen Nadel so vollständig zu reinigen, dass die beiden Zähne oder vielmehr Zacken in ihrer ganzen Eigenthümlichkeit frei dastehen. Weder aus der deutschen noch aus der alpinen Trias ist eine ähnliche Form bekannt. MY AO TITRST Dchloth. Schlotheim begriff alle Steinkerne von Myaceen mit unbestimmter Schlossbildung und nach ihm suchte man besonders die jurassischen Arten unter sichere Gallungen zu vertheilen und Myacites auf die des Muschelkalkes zu beschränken, bis Agassiz auch diese unter seine neue Gattung Pleuromya verseizie und damit den Namen Myaeites und seine schwankende Bedeutung cassirte. Was aber Pleuromya an sicher begründbaren Arten besass, ergab sich bald als andern Gattungen angehörig und die Steinkerne des Muschelkalkes, die weder Schloss im Muschelkalk von Lieskau. [103] 51 noch Manteleindruck zeigten, konnten die Gattung nicht aufrecht erhalten. Für sie erhielt dann Myacites wieder sein altes Recht, dem neuerdings auch noch jurassische Formen zugewiesen worden sind. Da der Name für die Muschelkalkmyaeiten eingewurzelt ist und eine Verwir- rung bei schärferer Bestimmung seiner Bedeutung nicht wohl veranlassen kann: so behalten wir ihn trotz des alterthümlichen ites bei. Allerdings nur für den bezeichneten Typus, den wir noch keineswegs für den aller Myacitenarten betrachten dürfen, so dass später aufzufin- dende generische Eigenthümlichkeiten anderer Arten auch mit einem andern Gattungsnamen be- legt werden müssen. In der Lieskauer Conchylienbank kommen Schalen von ächten Myaci- ten vor, welche über Schloss, Muskeleindrücke und Mantelsaum vollkommen befriedigenden Aufschluss gewähren und so endlich die weit verbreiteten und häufigen Myaciten aus ihrer bis- herigen schwankenden und unsicheren Stellung herausbringen. Die Charactere der Gattung sind hienach folgende: Schalen gleichklappig, stark gewölbt, quer verlängert, vorn und hinten gerundet, sehr wenig klaffend, mit vor der Mitte gelegenen, dicken, an der Spitze durchbohrten Wirbeln und nur mit Wachsthumsfalten ge- zeichneter Oberfläche; das Schloss völlig zahnlos, unter dem Wirbel der Schlossrand gebuchtet in der rechten Klappe, in der linken entsprechend verdickt, und dahinter eine verlängerte dicke Schwiele, über der sich das Band befestigte; ein grosser vorderer und kleinerer hinterer rundlicher Muskeleindruck; der Mantel- saum hinten tief gebuchtet. Die allgemeine Form der Schalen entspricht, wie aus den Steinkernen schon hinläng- lich zu sehen war, den Myen und Panopäen. Erstre aber haben im Schloss einen löffelför- migen senkrechten Zahn mit entsprechender Grube in der andern Klappe, letztere einen kegel- förmigen Zahn in jeder Klappe, davon zeigen die Myaeitenschalen keine Spur. Dagegen ha- ben sie mit jenen Gattungen die Buchtung des Mantelsaumes gemein. Von den andern Gat- lungen der Myaceen ist Glyeymeris durch ihr zahnloses Schloss mit schwieliger Nympfe auch durch die angefressenen Wirbel vollkommen übereinstimmend, aber sie hat einen einfachen, gar nicht gebuchteten Mantelsaum. Andere noch lebend vorkommende Galtungen können nicht zur nähern Vergleichung gezogen werden. Aber inniger verwandt als jene sind die Typen in ältern Formationen, welche als Edmondia, Allorisma und Tellinomya aufgeführt werden. Letztere Gattung mit zahnlosem Schloss, bis jetzt nur aus dem Grauwackengebirge Nordameri- kas bekannt, ist fraglicher Natur, da ihr Mantelsaum noch nicht bekannt is. Auch von Ed- mondia ist der Verlauf des Mantelsaumes noch nicht ermittelt, doch bietet sie in ihrer klaffen- den Lunula schon eine erhebliche Differenz. Ihre tief gelegene quere Lamelle unter dem Wir- bei ist vielleicht der dicken Schwiele unserer linken Klappe entsprechend, aber wiederum fehlt ihr die sehr callöse Nympfe unserer rechten und linken Klappe. King’s Allorisma gleicht in der Buchtung des Mantelsaumes und dem Mangel der Schlosszähne den Myaciten, enifernt sich aber durch die granulöse Structur der Schale, durch die scharf umgränzte Lunula, die viel klei- neren Muskeleindrücke, die Buchtung und Anschwellung des Schlossrandes unter dem Wirbel und den Mangel der Perforation dieser. Die Myaciten haben im Verhältniss ihrer Grösse dünne Schalen, die bei der deutlich aufgeblätterten Oberfläche sehr zerbrechlich sind. Vollständige Exemplare sind daher sehr schwierig zu erhalten, gewöhnlich zerfällt das vordere und hintere Ende, sehr leicht auch der Bauchrand. Schloss und Wirbelgegend ist zwar ansehnlich dick, aber die körnig krystallinische Abhandl. nat. Verein. I. 7 52 [104 ] C. GIEBEL, die Versteinerungen Structur ist so locker, dass unsanfte Berührung völliges Zerfallen nach sich zieht. Am auf- fallendsten ist die Durchbohrung der Wirbel. Sie ist "keine blosse Abreibung , denn beide Wirbel berühren sich ganz innig und der Rand ihrer Oeffnung zeigt keine Spur äusserer ge- waltsamer Einflüsse. Die erste und linke Klappe genau auf einander gepasst, fallen auch die Ränder der Wirbellöcher ganz genau auf einander und es hat dann den Anschein, als wäre die eine Wirbelspitze in die andere eingedrungen. Die Nympfen treten als dicke gerundete lange Schwielen hinter den Wirbeln am Schlossrande hervor. Die Buchtung des Randes un- ter dem Wirbel zeigt die feine Wachsthumsstreifung, die ihr entsprechende Verdickung in der linken Klappe füllt ihren Raum nicht aus, es bleibt eine Lücke, wenn beide Klappen auf ein- ander gepasst werden. Dass die Myacitensteinkerne unsern Schalen ihre Entstehung verdanken, unterliegt kei- nem Zweifel. Ihre allgemeine Gestalt passt ganz vortrefflich. Bisweilen haben sie jedoch eine Lunula vor den Wirbeln so scharf umgränzt, wie sie die Lieskauer Klappen nicht bilden können. Spuren von Schlosszähnen zeigen ganz scharf ausgeprägte Kerne nicht und die sehr häufige Verschiebung und Verdrückung beider Hälften unterstützt die Annahme von der Zahnlosigkeit ihres Schlosses noch besonders. Die Wirbelspitzen krümmen sich ein und an den sehr selte- nen Exemplaren, wo ich sie unversehrt erhalten fand, waren sie stumpf, wie es die Schalen- öffnung hier erwarten lässt. Muskeleindrücke und Mantelsaum beobachtete ich an Kernen niemals. Eine andere Frage, die ich mit den Lieskauer Schalen nicht zu lösen vermag, ist die von der spe- cifischen Unterscheidung der Myacitensteinkerne. Ich sammelte dieselben früher auf dem Wind- mühlenberge bei Badeborn (1'/, Stunde von Quedlinburg) in hunderten von Exemplaren und versuchte vergehlich verschiedene Arten darunter zu fixiren, Dicke, Länge, Höhe, Abrundung, Stellung der Wirbel, kurz alle Charactere verschwimmen so völlig in einander, dass jede Trennung aufhören muss. Und doch finden sich mehre ausgezeichnete Formen heraus, welche immer wieder auf specifische Differenzen hinweisen. Aber wenn nicht eine neue lockere Con- chylienbank die Schalen dazu liefert, werden jene Formen wohl keinen systematischen Werth gewinnen. Die Lieskauer Schalen weisen die Existenz nur einer Art nach, eine zweite las- sen sie nur vermuthen. M. elongatus Taf. III. Fig. S®. Schlotheim, Petrefkd. Nachtr. II. 109. Taf. 33. Fig. 3».— Bronn, Lethäa Trias Taf. 11. Fig. 13. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands I. 260. Taf. 153. Fig. 12. — v. Strombeck, geolog. Zeitschr. 1349. II. 130. Die Schalen sind quer verlängert, vorn regelmässig, hinten schief gerundet, stark ge- wölbt, die Wirbel vor der Mitte gelegen, breit und stumpf, von ihnen zieht sich eine Depres- sion bis zum Bauchrande hinab und buchtet denselben schwach, die Oberfläche mit unregel- mässigen Wachsthumsfalten. Die Wölbung fällt nach vorn steiler als nach unten und hinten. Die breite Depression ist bald schwächer bald stärker. Die Wachsthumsfalten werden erst bei zolllangen Exemplaren stark. Der vordere Rand der Schale ist scharf, der hintere schief gerundete, an dem die Schalen schwach klaffen, verdickt sich bei allen Exemplaren besonders. Die Wirbelspitzen sind völlig abgestumpft und von einer quer ovalen Oeflnung durchbrochen. Länge der Schalen 2 Zoll 3 Linien, Höhe 1 Zoll 1 Linie, selten mehr. — Häufig. im Muschelkalk von Lieskau. [105] 53 Die Exemplare unterscheiden sich nur in der Grösse und in der Stärke der vom Wirbel herablau- fenden Depression und in der Stärke der Wachsthumsfalten. Ich wähle für sie den Namen M. elongatus, weil dessen Steinkerne am besten auf die Schalen passen, M. musculoides vor den Wirbeln zu kurz ist, obwohl letztrer an andern Orten häufiger ist und deshalb öfter angeführt wird. Ueber die andern Arten lässt sich wie oben angegeben ein entscheidendes Urtheil noch nicht fällen. Sehr wahrscheinlich werden jene Cassianer Steinkerne, welche Graf Münster, Beitr. z. Petrefkd. IV. Taf. 8. Fig. 8. und Taf. 16. Fig. 2. 5. als Nucula elliptica, Myacites fassaensis und Unionites Münsteri ohne Kenntniss der generischen Charactere bestimmte, hieher gehören. Die Myaciten gehen durch alle Glieder des Muschelkalkes bis auf den Schaumkalk hinab, in diesem selbst und im Wellenkalk fand sie v. Strombeck nicht, bei Jena noch im untern Mu- schelkalk selten. 1, E&1LI.JN As - Tr Diese sehr umfangsreiche, im Muschelkalk bisher völlig unbekannte Gattung tritt in der Lieskauer Conchylienbank mit einer ebenso interessanten Art auf als Lucina.. Es fehlen der- selben nämlich alle Schlosszähne. Im Schloss ist nur eine dreiseitige, scharf umrandete flache Grube vorhanden. Diese Bildung überraschte mich nicht wenig, ich suchte lange in Herrn Antons schöner Sammlung lebender Conchylien nach Aufklärung dieses räthselhaften Schlosses, vergebens, wir fanden keinen Anhalt. Endlich führte die Reinigung des Schlosses an weitern Exemplaren auf die Verwandtschaft. Es zeigte sich nämlich die Grube nicht so flach und eben wie an den ersten Schalen, sondern sie erschien hier wellenformig, so dass die Erhöhungen ganz den beiden Tellinenschlosszähnen, die Vertiefungen dazwischen den Gruben der entge- gengeselzten Zähne entsprechen. So auffallend verflacht bis zum völligen Verschwinden hier nun auch die Zähne und Gruben sind, so ist doch wenigstens ihre Andeutung noch zu erken- nen und auf diese hin ordne ich die Art der Gattung Tellina nunmehr ohne Bedenken unter. T. edentula Taf. IV. Fig. 4. 7°). Die Schalen sind quer verlängert, elliptisch, sehr dünn und zerbrechlich, ganz flach ge- wölbt, glatt, die Wirbel mittelständig, spitz, die Fläche für das äussere Band deutlich aber schwach begränzt. Das vordere und hintere Ende der Schale ist gleichmässig gerundet, der Bauchrand flach bognig. Vom Wirbel zieht sich nach der hintern Ecke eine "ganz schwache Kante, die nur in der Wirbelgegend deutlich ist und sich dann schnell verflacht, doch bleibt die durch sie begränzte Hinterfläche durch ihre stärkere Neigung immer noch unterschieden vom vordern Ende der Muschel. Die Oberfläche ist vollkommen glatt, nur bisweilen erscheint eine schwache undeutliche Wachsthumslinie. Die deutliche äussere Bandrinne ist sehr kurz. Unter dem spitzen Wirbel liegt die durch eine scharfe Kante nach vorn und hinten begränzte dreiseitige Grube. Ihr Scheitel an der Wirbelspitze bildet einen sehr stumpfen Winkel; bis- weilen zieht sie sich nach einer Seite länger als nach der andern aus; ihr breiter Boden ist flach, horizontal oder nach einer Seite geneigt oder zeigt wie oben hervorgehoben zwei sanfte divergirende dreiseitige Erhöhungen, welche als schwache Andeutung von Schlosszähnen be- trachtet werden dürfen. Bei 1 Zoll Länge fast S Linien hoch. — Nicht selten. Diese ungemein zerbrechlichen Schalen, nicht stärker als gutes Notenpapier, scheinen bisher völlig unbeachtet geblieben zu sein. Es ist mir keine Angabe bekannt, die ich auf sie deuten könnte. Erst ganz neuerdings hat v. Schauroth, Wiener Sitzungsberichte XVII. 516. Taf. 2. Fig. 7. eine kleine Tapes * 7 -4 [106] C. GIEBEL, die Versteinerungen subundata im Val d’Erbe zwischen dem Bunten Sandsteine und Posidonomyenschichten entdeckt, die man versucht werden könnte für den Jugendzustand der Lieskauer Art zu halten. Ihr Schloss ist völlig un- bekannt, der Wirbel liegt sehr wenig vor der Mitte, die hintere stumpfe Ecke rundet sich bei weiterem Wachsthum und grösserer Verflachung der Schale ab. Ich kenne so kleine Exemplare nicht, um über die Wachsthumslinien, die bei T. subundata markirt hervortreten, zu entscheiden. Alle diese Differenzen wür- den kaum eine specifische Trennung rechtfertigen, wenn das Schloss vollkommene Uebereinstimmung zeigt. Zur Aufstellung dieser T. subundata diente nur eine einzige Klappe. CV SPIRZIZN AZ DE Cyprinen sind unterhalb des Juras noch nicht nachgewiesen worden, denn Römers als Cyprina vetusta aufgeführter Steinkern aus dem Uebergangsgebirge des Harzes lässt die gene- rischen Charactere völlig zweifelhaft. Die Lieskauer Conchylienbank führt eine Art in schö- nen Exemplaren, welche die unverkennbaren Gatiungscharactere zeigen, aber dabei doch in der Schlossbildung eine Eigenthümlichkeit besitzen, welche sie von spätern Arten merkwürdig auszeichnet. Die Nympfen sind nämlich nicht schwielig verdickt und hinter dem ersten queren starken Hauptzahne des Schlosses ist nur ein zweiter sehr schwacher vorhanden. Der hintere Seitenzahn fehlt nicht. €. Escheri Taf. II. Fig. 72°; Taf. IV. Fig. 14. Die gleichklappigen Schalen sind quer dreiseitig, mässig gewölbt, hinten gekantet und steil abfallend, glatt; die Wirbel weit vor der Mitte, nach vorn eingerollt; die unter den Wir- beln beginnenden Nympfen schmal und flach; vor den Wirbeln eine tiefe Lunula und im In- nern hinter dieser der Hauptzahn des Schlosses, unter der Wirbelspitze nach hinten gerichtet der zweite Zahn; der vordere Muskeleindruck sehr klein, tief grubig. Die Vorderseite der Schalen ist völlig abgerundet, der Bauchrand sehr schwach convex, die Hinterecke stumpf. Von der Wirbelspitze läuft zur hintern Ecke eine abgerundete, aber markirle Kante und vor dieser zieht sich eine seichte Einsenkung herab, die den Bauchrand vor der Hinterecke mehr weniger buchtet. Auf der steil abfallenden Hinterfläche läuft neben jener Kante eine zweite sehr schwache und dann eine sehr scharfe, welche nach innen ein langes schmales Feldchen begränzt. Die Oberfläche ist glatt, bei alten Exemplaren tritt gern eine starke Wachsthums- falte vor dem Rande auf. Vor den Wirbeln liegt eine kleine tiefe Lunula ohne scharfe Be- gränzung. Die Wirbel krümmen sich nach vorn ein. Unter der Lunula liegt in der linken Klappe ein querer, starker etwas gekrümmter Hauptzahn, vor ihm die Grube für den entspre- chenden Zahn der rechten Klappe; der zweite unter dem Wirbel gelegenen Zahn ist klein und sehr niedrig, der entsprechende in der rechten Klappe ist nicht scharf vom Hauptzahne geschieden. Der Seitenzahn ist eine hintere allmählig sich verdickende Leiste. Von dem vor- dern Hauptzahne geht eine gerundete Leiste ab, welche den kleinen tiefen Muskeleindruck be- gränzt, der hintere Muskeleindruck ist viel grösser, nicht immer deutlich zu erkennen. Länge der Schalen 7 Linien, Höhe 4'/, Linien. — Häufig. Weder aus der deutschen noch der alpinen Trias sind mir Muscheln bekannt, welche mit dieser Lies- kauer Art in nähere Vergleichung gebracht werden könnten. Von ihren Gattungsverwandten in spätern Formationen unterscheidet sich dieselbe hinlänglich durch die hintern Kanten und die seichte Bucht davor, durch die geringe Entwicklung des zweiten Schlosszahnes und die vordere Muskelleiste. Ich nenne sie zu Ehren des hoch verdienten Schweizer Geologen Escher von der Linth. im Muschelkalk von Lieskau. [107] 95 TERBBbRNT UT A# Davids: Die Zahl der Muschelkalk-Brachiopoden ist in neuerer Zeit ansehnlich vermehrt wor- den und scheint dennoch nicht völlig erschöpft zu sein. Bei Lieskau kommen nur zwei Tere- brateln vor und zwar die unvermeidliche T. vulgaris sehr gemein und eine kleinere, im Bau ihr sehr nah verwandt, aber in der Gestalt sehr verschieden , so dass sie specifisch ge- trennt werden muss. T. vulgaris Taf. VI. Fig. 10. 12. Schlotheim, Petrefkd. 275. Nachtr. II. Taf. 37. Fig. 6. 7. 9. Zu Millionen in den Schichten des Muschelkalkes aufgehäuft ist diese Art längst und allgemein bekannt. Auch in unserer Conchylienbauk gehört sie zu den häufigeren Arten und wird nach dem Einfallen hin, wo die Bank aus sehr festem Gestein besteht, sehr häufig. Hier im festen Gestein sind wie immer ihre Klappen innig verbunden, die Schalen geschlossen und ihr innerer Hohlraum mit Krystallen ausgekleidet, in dem lockern Theile der Bank dagegen fand ich kein einziges Exemplar mit geschlossenen Klappen stets nur einzelne Bauch- und Rückenklappen und die Schalensubstanz in der Auflösung begriffen. Dieser Zustand hat für die Art noch ein besonderes Interesse, indem trotz der staunenerregende Menge der Scha- len über die feinere Structur derselben noch keine Beobachtungen vorliegen. Die blättrigen Schichten der Schale sind stets soweit aufgelöst, dass sie einen sehr weichen, feinen, seidenglänzenden Zunder bilden, der an den Fingern hängen bleibt und sich wegblasen lässt. Am besten lässt sich die Substanz mit sehr feinfaserigen Asbest vergleichen. Die feinen blitzenden Fäserchen bilden der Achse vom Wirbel zum Stirnrande parallel geord- net die Blätterschichten. Unter dem Microskop erscheinen die Fäserchen glatt und cylindrisch und werden mit Wasser befeuchtet klar und durchsichtig. Sie bilden die ganze Dicke der Schale bis auf die innere sehr feine Schicht, die gleichmässig und glatt ohne Faserung ist. Von Puncten oder nadelstichigen Poren ist nirgends auch nur eine Spur zu erkennen, die Fa- sern sind überall dicht und gleichmässig gedrängt. Nur an den Rändern der Schalen, wo die Auflösung nicht soweit vorgeschritten ist, und die Schichtfläche nicht aufgelockert, rauh, ver- wischt ist, sondern ihre ursprüngliche Glätte noch hat, sieht man unter starker Loupe sehr feine in kurze quere oder schräge dicht gedrängte Reihen geordnete erhabene Puncte ,„ welche der glatten faserigen Fläche ein ungemein zierlich chägrinarliges Ansehen verleihen, ganz so wie ich es bei gewöhnlichen Exemplaren von Badeborn sah, wo die Muschel in so ungeheurer Menge vorkam, dass sie fuhrenweise als Wegebesserungs - Material auf die Chaussee geschafft wurde. Die bis auf die innerste feine Schicht abgeriebene flache Klappe zeigt neben der vom Wir- bel bis zur Mitte reichenden Rinne jederseits ein erhabenes scharfrandiges Band. Beide Bänder beginnen in der Wirbelspitze, hier nur durch die Rinne getrennt und divergiren mit zunehmender Breite über die Schalenmitte hinaus, wo sie schief abgerundet enden. Ein mit glänzenden Rhomboädern ausgekleidetes Exemplar lässt trotz dieser Krystalldecke in der Mit- tellinie auf der flachen Klappe deutlich den der äussern Rinne entsprechenden Kiel erkennen, ferner eine vom Schlosse herkommende Leiste und vor dieser zwei parallele Leisten, die sich mit ihrem hintern Ende aufwärts gegen die gewölbte Klappe krümmen und gleichzeitig stark 56 [108] C. GIEBEL, die Versteinerungen convergiren. Die völlige Bekleidung dieser Leisten mit Krystallen lässt nicht erkennen, wo dieselben mit der Schale selbst verbunden sind, es hat vielmehr den Anschein als lägen sie ganz frei in der Muschel. Ihnen entsprechen die beiden divergirenden Bandstreifen, die vor- hin auf der äussern Fläche der Klappe erwähnt wurden. Das Deltidium ist aus den isolirten Klappen stets herausgefallen; an der untern Ecke seiner Lücke steht jederseits ‚der starke Schlosszahn. Die T. vulgaris ist auch in der neuen Klassification von d’Orbigny und Davidson unter Terebratula verblieben. In der That spricht der innere Bau des Gerüstes für diese Gat- tung und zwar für deren Unterabtheilung Waldheimia. Bis in alles Detail lässt sich der feinere Bau der Waldheimia zwar noch nicht nachweisen, aber es ist auch hierzu Hoffnung vorhanden, indem unter den zahlreichen auskrystallisirten Exemplaren in der tiefern festern Gegend unserer Conchylienbank ein glücklicher Fund das noch Unbekannte aufklären wird. T. vulgaris gehört in Norddeutschland dem untern und mittlern Muschelkalk an, in Thü- ringen dagegen fehlt sie im untern Wellenkalk, reicht aber bis in die Leitenkohle hinauf; überall in Süddeutschland, in den Alpen bei St. Cassian, Recoaro, Bleiberg u. a. O. gg, liscaviensis Taf. II. Fig. 3°b°. Bei der grossen Häufigkeit der T. vulgaris fehlt es nicht an einzelnen mannichfach ver- drückten und verunstalteten Exemplaren, an Abnormitäten bei kleinen und grossen; alle wer- den ohne Weiteres der T. vulgaris zugewiesen. In unserer „Conchylienbank haben die Scha- len ihre natürliche Gestalt bewahrt und es kommen gleichsam nur typische Exemplare vor, die sich zu einer Vergleichung der Formen ganz besonders eignen. Darunter fällt denn auch bald eine eigenthümliche auf, die sich specifisch von der T. vulgaris unterscheidet. Sie ist stets viel kleiner, vierseitig, stärker gewölbt in der Rückenklappe, ihr Schnabel nicht an den Schlossrand herabgebogen, das Deltidium viel schmäler und höher, das Schlossfeld auch in der Jugend nicht kantig begränzt, am Stirnrande stets ohne Spur einer Bucht. Die Bauchklappe erreicht 4 Linien Länge und nur eine geringfügig grössere Breite. Zur Vergleichung habe ich Exemplare der T. vulgaris von eben solcher, geringerer und bedeutenderer Grösse. Diese haben bei gleicher Grösse ohne Ausnahme eine schwächer gewölbte Rückenklappe und eine stärker convexe Bauchklappe und sind rund oder oval, nie mit winkligen Seitenecken und winkliger Stirn. Der Schnabel ist bei ihnen noch ganz kurz und stumpf, bei unserer Art schon lang und stark gekrümmt, aber nicht gegen den Schlossrand gedrückt, wie bei ausgewachse- nen vulgären. Eine scharfe Kante geht bei letztrer von der Seite der Schnabelöffnung aus um das Schlossfeld zu begränzen, bei unserer ist der Schnabel völlig abgerundet, nirgends eine Spur einer Kante. Die Bauchschale ist dort am Schlossrande schön bognig gerundet, bei un- serer verengt sie sich am Wirbel stark, die Stirn ist dort bei gleicher Grösse ebenfalls in re- gelmässigem Bogen gerundet, bei unsrer winklig. Die feinere Structur der Schale ist bei bei- den Arten dieselbe. Der Schlosskantenwinkel beträgt 112°, die Seitenecken bilden einen Win- kel von ziemlich 100°. — Nicht häufig. Zur Begründung der T. liscaviensis liegen zehn Exemplare vor, die in der Schnabelform, der allge- meinen Gestalt, im Deltidium vollkommen übereinstimmen, nur in der grössern oder geringern Wölbung der Rückenschale unter einander abweichen. Das bei Figur 3. abgebildete Exemplar zeigt die geringste Wölbung, die meisten sind stärker gewölbt. Die Unterschiede von T. vulgaris sind durchgreifende, so im Muschelkalk von Lieskan. [109] 7 dass die specifische Trennung nothwendig wird. — Schlotheim bildet Nachtrag II. Taf. 37. Fig. 8. eine vierseitige Spielart der T. vulgaris ab, die viel grösser als unsere ist, aber nach der Abbildung doch auch in der Schnabelform und Bauchklappe noch die entschiedenen Charactere der T. vulgaris zeigt. Schlotheims T. angusta bei Buch, Terebrateln Taf. 2. Fig. 33. und Dunker, Paläontogr. I. Taf. 34. Fig. 1. ist viel schmäler, in der untern Hälfte gerundet und die Bauchklappe sehr gewölbt. Demnächst würde die vicen- tinische T. suleifera Schauroth, Wien. Sitzgsber. XVII. Taf. 1. Fig. 6. zur Vergleichung kommen, die sich aber durch ihre kuglige Gestalt und breite Rinne schon weiter entfernt als T. angusta. St. Cassian hat in der T. bipartita Gr. Münster, Beitr. z. Petrefkd. IV. Taf. 6. Fig. 11. eine Verwandte, die durch eine markirte breite Rinne und die grösste Breite in der Schlosshälfte unterschieden ist. Näher stehen wieder dessen junge Exemplare der T. vulgaris bei Fig. 13., wovon besonders a in der allgemeinen Form sehr nah an unsere herantritt, aber doch nicht die characteristische Schnabelform erhält. Alle übrigen Arten der deutschen und alpinen Trias entfernen sich weit von der unsrigen. DIENT FRE MIT D. laeve, Schlotheim, Petrefkd. 93. Nachtr. I. Taf. 32. Fig. 2. — Goldfuss, Petrefakten Deutschlands III. 2. Taf. 166. Fig. 4. — Giebel, Deutschlands Petrefakten 468. Das Gehäuse ist drehrund, sehr schlank kegelförmig, sehr schwach gekrümmt und voll- kommen glatt. Auch die Steinkerne sind drehrund und glatt. Länge 1 Zoll, grösste Dicke an der Mündung 1'/, Linie. Bei 2'/, Millimeter Dicke hat die innere Höhle nur etwas über 1 Mil- limeter Durchmesser. Fragmente der grössten Exemplare sind nicht ganz drehrund, meist oval im Durchschnitt. Die Krümmung ist so gering, dass Bruchstücke gerade erscheinen. — Nicht häufig. Goldfuss nennt das Gehäuse stark gebogen und seine Abbildung gibt allerdings die Krümmung et- was stärker an als sie die Lieskauer Gehäuse zeigen. Bei Gernrode fand ich Steinkerne in einer Schicht ungemein häufig, die verschiedene Grade der Krümmung zeigen. Immerhin wird es sehr schwierig sein an diesen einfachsten Gehäusen, selbst wenn sie in verschiedenen Formationen vorkommen, scharfe speci- fische Differenzen nachzuweisen. Einige halb zolllange Steinkerne von Lieskau sind vollkommen gerade und cylindrisch, gar nicht verdünnt, ob sie dem laeve oder einer andern Art oder gar vielleicht einem Wurme angehören, wer möchte das mit Bestimmtheit behaupten wollen. Die Gehäuse des D. laeve sind übrigens bei Lieskau gar nicht so häufig wie an andern Orten, ich sammelte kein Duzend Exemplare. Nach v. Strombeck tritt die Art im obern und untern Muschelkalk, nicht im mittlern auf, ebenso in Thüringen, bei St. Cassian wird D. simile auf diese Art zu deuten sein, bei Rovegliano. PAR BUER O0. 770: MaX RANN 7 Dietr. Die wenigen und seltenen Arten dieser Gattung im deutschen Muschelkalk sind zwar längst bekannt, aber generisch verkannt. Sie werden als Turbo und Trochus aufgeführt, da die un- tersuchten Exemplare weder einen unversehrten Mundrand hatten, noch deutliche Wachsthums- linien, aus deren Verlauf auf jenen geschlossen werden konnte. Der Mundrand ist sehr dünn und zart und es gelang mir auch bei den schönsten Lieskauer Exemplaren nicht, denselben völlig unversehrt blos zu legen, dagegen ist die feinste Zeichnung der Schale ausgezeichnet erhalten und die deutlichen regelmässigen Wachsthumslinien springen überall so tief rückwärts, dass der charakteristische Spalt der Pleurotomarien ganz unzweifelhaft ist. Wir haben demnach drei ächte Pleurotomarien in unserem Muschelkalk. 58 [110] C. GIEBEL, die Versteinerungen Pi. Albertiana Tai. V. Fig. 6 *». Wissmann, Jahrb. f. Mineral. 1842. 310. — Giebel, Deutschlands Petrefakten 541. Trochus Albertinus Zieten, Versteinerungen Würtembergs 91. Taf. 68. Fig. 5. — v. Strom- beck, geolog. Zeitschrift 1849. I. 149. Trochus Hausmanni Goldfuss, Petrefakten Deutschlands III. 52. Taf. 178. Fig. 12. Das kleine Gehäuse ist hoch kreiselförmig, die Windungen stark gekantet, die Kanten gekörnt und geknotet. Die Seiten mit feinen regelmässigen, von den Wachsthumslinien ge- kreuzten Längslinien, die Basis sehr flach convex, der Nabel völlig geschlossen, die Mündung deprimirt gerundet vierseilig, die Aussenlippe scharf. Der Gehäuswinkel beträgt 45 Grad, bei 10 Linien Höhe des Gehäuses hat die Basis einen Durchmesser von 6 Linien. Die Windun- gen haben unterhalb der Mitte eine stark vorspringende Kante, unter welcher die Seite senk- recht und flach ist, über der sie aber zur obern Naht unter 135 Grad aufsteig. Am untern sowohl als am obern Nahtrande verläuft eine schwache Kante. Die Haupt- oder mittlere Kante trägt kleine, regelmässige gerundete Körner, die obere Nahtkante weiter von einander ge- rundete Höcker, die untere eben solche nur schwächere Höcker. Sehr feine regelmässige, dicht gedrängte erhabene, aber nur an den schönsten Exemplaren deutliche Längslinien bedecken die ganze Seite von einer Naht bis zur andern. Sie werden gekreuzt von stets stärkern, un- regelmässig dicken und dünnen Wachsthumsfalten und feinen Linien. Diese steigen von der obern Nahtkante schief nach hinten herab, bilden auf der Hauptkante eine tiefe Bucht, richten sich unter derselben plötzlich wieder nach vorn und dann senkrecht nach unten, auf der Basis laufen sie bognig zur Spindel. Dass der Mundrand einen tiefen Spalt hatte, ist hiernach offen- bar. Ich sah denselben nur einmal beim Herausnehmen eines Exemplares, an allen ist der Rand zersplittert. Die Innenlippe schlägt sich um, so dass der Nabel völlig geschlossen ist. Die Basis ringsum durch eine starke Kante von der Seite abgegränzt, wölbt sich ganz mässig. Die Steinkerne sind glatt und die Seiten ihrer Umgänge schwach gekantet. — Sehr selten. Zieten bildet zuerst einen Steinkern dieser Art als Trochus Albertinus von Rottweil ab und bald darauf Goldfuss das zierlich gekörnte und gestreifte Gehäuse als Trochus Hausmanni vom Elm bei Braun- schweig. Wissmann rectifieirte bereits die generische Bestimmung durch die einfache und bestimmte Be- hauptung, die Art sei eine Pleurotomaria. Spätere Beobachter nahmen davon Notiz. v. Strombeck und ebenso Dunker tritt ihr entgegen, weil er auch auf scharfen Abdrücken nie die Spur eines Spaltes wahr- nehmen konnte. Die Lieskauer Gehäuse beseitigen diese Zweifel gänzlich. Aehnliche Gestalten sind in der alpinen Trias nicht selten. So ist Münsters Trochus subglaber Beitr. z. Petrefkde. IV. Taf. 11. Fig. 32. von St. Cassian sehr nah verwandt, aber die Hauptkante der Umgänge liegt hoch über die Mitte der Seiten, dessen Pleurotomaria canalifera hat eine höhere Mündung und keine Körnchen an der Seitenkante, v. Hauers Trochus rectecostatus venetianische Alpen If. 3. Fig. 10. hat ein niedrigeres Gehäuse und Rip- pen, zeigt auch den Trockuscharacter entschieden. In Norddeutschland gehört die Art dem Schaumkalk an, tritt aber spärlich nochmals im Trochitenkalk des mittlern Muschelkalkes auf; in Thüringen ist sie sehr selten und nur im un- tern Muschelkalk, bei Recoaro im Trigonellenkalke. Pi. Hausmanni Taf. VI. Fig. 6. Turbo Hausmanni Goldfuss, Petrefakten Deutschlands III. 96. Taf. 193. Fig. 4. Viel kleiner und viel niedriger kreiselförmig als vorige Art, mit 85 Grad im Gehäus- winkel, die Höhe des Gehäuses dem Durchmesser der Basis gleich, beide Dimensionen nur wenig über 3 Linien erreichend. Die Umgänge haben an der Seite dieselbe Hauptkante wie im Muschelkalk von Lieskau. [111] 5} die vorige Art, aber die Nahtkante ist viel stärker und verdeckt die schwächere untere Naht- kante des vorhergehenden Umganges. Die Hauptkante ist ganz scharf ohne Spur von Körnern Höckern oder Warzen, dagegen trägt die obere Nahtkante sehr zierliche deprimirt ovale Höcker, die bei voriger halbkuglig und herabgezogen waren. Wenn das Gehäuse seine normale Grösse von 3 Linien erreicht hat, in der Nähe der Mündung drängen sich diese Höcker dicht zusam- men und werden kleiner, die Kante erscheint wie mit einer Perlschnur belegt und dieses Zu- sammendrängen der Höckerchen ist sicherlich ein Beweis, dass die Exemplare bereits ihr voll- kommenes Wachsthum erreicht haben. Die untere versteckte Nahtkante ist völlig glatt, ohne Höcker. Längslinien lassen sich auch auf völlig unversehrten Exemplaren nicht erkennen. Die feinen dicht gedrängten Wachsthumslinien bilden auf der scharfen Seitenkante wieder einen scharfen Winkel nach hinten, der den tiefen Spalt des Mundrandes anzeigt. Die Basis ist stärker convex als bei voriger Art, die Mündung relativ etwas höher. — Selten. Obwohl denselben engern Gruppentypus repräsentirend wie die vorige Art ist diese doch in Gestalt sowohl als in der Zeichnung der Oberfläche durchaus eigenthümlich. Der viel stumpfere Kreisel, der fast doppelt so grosse Gehäuswinkel, die schneidend scharfe völlig höckerlose Seitenkante, die länglich ovalen obern Nahthöcker, die fehlenden untern, die Abwesenheit von Längslinien lassen sie sicher unterscheiden. Goldfuss hatte daher vollkommen recht sie als besondere Art aufzuführen, weshalb aber unter Turbo, da er ihre nächste Verwandte unter Trochus gestellt hatte, vermögen wir nicht anzugeben. Da bei ihr der Pleurotomariencharakter entschieden ist: so ist das ein Grund mehr für vorige Art den Namen Hausmanni fallen zu lassen, der überdies jünger ist als der für den Steinkern gebrauchte Albertiana. v. Strombeck frägt, ob diese Art etwa Jugendzustand der vorigen und die Körner der Seitenkante vielleicht abgerieben seien. Unsere Gehäuse geben solcher Vermuthung keinen Raum, sie sind bis in die feinste Zeichnung erhalten und das erwähnte Zusammendrängen der Höcker am Mundrande spricht deutlich für das volle Wachsthum. Auch Dunker vereinigt alle Formen unter einer Art. Nur Goldfuss erwähnt das Vorkommen in der untern Lagerfolge des Ochsenberges bei Göttingen, andere sichere Fundorte werden nicht aufgeführt. Pl. Leysseri Taf. V. Fig. 10. Diese dritte Art hält die Mitte zwischen vorigen beiden mit näherer Verwandtschaft zur ersten als zu Pl. Hausmanni. Sie bildet einen Kegel von mittler Höhe, bei 4 Linien Höhe nur wenig über 3 Linien Basaldurchmesser. Der Gehäuswinkel beträgt constant 70 Grad. Die Iauptseitenkante ist nicht glatt und scharf, sondern mit Höckerchen besetzt, die sich fast wie die Ziegel auf der Dachfirste aneinander reihen, und rundlich verdickt sind. Die untere höcker- lose Nahtkante dagegen ist wie bei voriger völlig versteckt; die obere aber trägt rundliche Zitzenhöckerchen, die sich schwach herabziehen. Diese stehen gedrängler als bei voriger Art, 25 auf dem letzten Umgange. Feine scharfe Linien laufen in regelmässigen Abständen längs der Seite hin. Die erste unter der Seitenkante und ebenso unter der Nahthöckerreihe bildet eine zweite kleinere schwächere Höckerreihe, die Höcker jener völlig ven denen der Kante geschieden, die Höcker dieser wie von den Nahthöckern abgeschnitten. Die Wachsthumslinien sind schwach und fein, zeigen aber den tiefen Mundspalt sehr deutlich. Die Basis ist ziemlich stark gewölbt und auf ihr treten die Längslinien unregelmässig gedrängt auf; ob sie hier bei Pl. Albertiana durch Zufall oder ursprünglich fehlen entscheiden meine Exemplare nicht, bei Pl. Leysseri sind sie stets sehr deutlich vorhanden. — Häufiger als vorige beide. Abhandl. nat. Vereins. I. 8 60 1112] C. GIEBEL, die Versteinerungen Die zierliche Körnelung der Seitenkante unterscheidet diese Art schon von voriger, noch mehr die Anwesenheit der Längslinien, beide Charaktere hat sie aber mit Pl. Albertiana gemein. Der spitzere Ge- häuswinkel und der Mangel einer untern Nahthöckerreihe gestatten keine Verwechslung mit letzterer, deren Mündung überdies auch merklicher deprimirt ist. Es könnte wohl möglich sein, dass Goldfuss bei Auf- stellung seines Trochus Hausmanni diese Art vor sich gehabt hat und dieselbe also von Zietens 'Trochus Albertinus specifisch verschieden ist, wofür der Gehäuswinkel, den beide Figuren angeben spricht, allein letztere bildet einen Steinkern ab und bei ersterer Figur ist nicht zu ersehen, wie viel auf Rechnung des Zeichners bei der Vergrösserung zu bringen ist. Die andern Charaktere lassen sich aus der Angabe nicht ermitteln. Sollte sich durch eine Prüfung der Originalexemplare die Identität der Goldfussischen Art mit der unsri- gen herausstellen, so wird immerhin ein neuer Name nöthig sein, da wir den gleichnamigen Turbo auch hieher ziehen mussten. Ich schlage für sie den Namen des Stifters der hiesigen Naturforschenden Gesell- schaft vor, der sich durch seine Flora von Halle die Ehre erwarb, dass Linne eine Pflanzengattung Leyssera aufstellte. TU RB ONE FRiS50: Unter diese Galtung werden neuerdings einige Muschelkalkarten versetzt, die wohl mit Recht diese Stelle verdienen, soweit unsere Schalen die generischen Charactere zeigen. Die- selben weisen auf fünf Arten, von denen nur eine nicht die characteristische Rippenbildung zeigt, übrigens aber in ihrem ganzen Habitus den übrigen sich eng anschliesst. Alle sind kleine sehr zerbrechliche Gehäuse, die sich der Beobachtung leicht entziehen, bei Lieskau über- haupt auch zu den seltensten Vorkommnissen gehören. Gehäuse gerippt Rippen auf allen Umgängen und vollkommen ausgebildet T. nodulifera auf der Seitenmitte der Umgänge unterbrochen . . . . . T. Zekeliü Rippen nur auf den frühern Umgängen, deren Seitensganz flach pa ee ee en EZ Sterebra Gehäuse rippenlos Umgänge ganz flach EDEN BREEBIE EBENIMEE RE TSMoTacıoN lUmpängeneonveX N re calate) T. nodulifera Taf. VI. Fig. 10. Dunker, Palaeontographica I. 306. Taf. 35. Fig. 22. Das Gehäuse ist pfriemenförmig, die Seiten der Umgänge flach gewölbt, die Naht ziem- lich tief; regelmässige gerundete Rippen durch ebenso breite concave Zwischenräume getrennt steigen senkrecht von der obern zur untern Naht herab, zugleich mit merklicher Verdünnung. Nach einem Fragment sind Längslinien vorhanden. Ein Umgang von 2'/, Millimeter Höhe hat fast 4 Millimeter im Quermesser. — Sehr selten. Dunker begründete diese Art auf Fragmente und eben nicht bessere Stücke liegen von Lieskau vor. In Dunkers Abbildung erscheint die Naht minder tief und die Rippen verdicken sich auch am untern Nahtrande, was bei unseren nicht der Fall ist. Doch werden diese Differenzen erst gewürdigt werden können, wenn vollständige Exemplare in genügender Anzahl zur Vergleichung zu Gebote stehen. Dunkers Exemplare waren bei Cassel und Gleiwitz gesammelt worden. T. Zekelii Taf. VI. Fig. 8. Das sehr kleine Gehäuse ist ihurmförmig unter einem Winkel von nur 25 Grad sich zuspitzend und hat bei 7 Millimeter Höhe kaum 2'/, Millimeter Durchmesser an der Basis. Die Seiten der Umgänge sind ganz flach und die Naht linienförmig. Unmittelbar über der untern Naht tritt die Seite schwach kantig vor und auf dieser Kante stehen regelmässige runde im Muschelkalk von Lieskau. [113] 61 Knötchen, die sich gegen die Naht hin verflachen und etwas nach oben ausziehen und vor dem obern Nahtrande von neuem schwach anschwellen. Auf der Mitte der Seite sind sie kaum zu erkennen, daher keine eigentliche Rippenbildung vorhanden ist. Wären die Rippen wirklich ausgebildet, so würden sie schief stehen, denn die Knötchen über und unter der Naht alterniren. Die eben nicht deutlichen Wachsthumslinien laufen über und zwischen den Knöt- chen durch. Die Basis ist sehr gewölbt und ein schwacher Nabelritz deutlich vorhanden. Die Mündung ist leider zerstört und scheint eiförmig zu sein. Bei 7 Millimeter Höhe besteht das Gehäuse aus 7 Umgränzungen. — Selten. Von voriger Art unterscheidet sich diese durch ihre flachen, unten kantig vorstehenden Seiten, und durch die die Naht begleitenden, alternirenden und ungleich starken Knötchen. Graf Münster führt unter den St. Cassianer Turritellen einige Formen auf, die eine ganz überraschende Aehnlichkeit mit dem Typus dieser und der vorigen Art haben, so die Turritella hybrida, T. flexuosa, T. cylindrica, T. arctecosta. Von keiner zeichnet er den bei unserer Art deutlichen Nabelritz. Sie unterscheiden sich durch die Form der Mündung, den Gehäuswinkel und die Zahl und Dicke der Rippen. Eine nähere Verwandtschaft haben auch einige tertiäre Arten des Wiener Beckens, welche Hörnes auf seiner Tafel Taf. 3. abbildet, obwohl dieselben schon markirtere Differenzen bieten als die St. Cassianer. T. gracilior Taf. V. Fig. 14. v. Schauroth, Sitzungsbericht Wiener Akademie XVIH. 42. Taf. 2. Fig. 11. Das Gehäuse ist schlank thurmförmig, bei 10 Millimeter Höhe nur 3'/, Millimeter im Durchmesser der Basis, 7 Umgänge bildend; der Gehäuswinkel beträgt nur 25 Grad. Die Seiten der Umgänge sind etwas gewölbt, glatt, ohne Spur von Rippen und Höcker, nur auf dem letzten Umgange werden die sehr feinen Wachsthumslinien deutlich. Die Naht ist tief; die Basis sehr convex mit deutlichem Nabelritz, die Mündung elwas schmäler als bei voriger Art. — Sehr selten. v. Schauroth beschreibt diese Art aus den untersten kalkigen Schichten von Pozzer im Val d’Erbe und mit ihn stimmen zwei Exemplare von Lieskau so schön überein, dass ich dieselben ohne Bedenken ihr unterordne. Zur Gattung Turbonilla wird sie wegen der grossen Uebereinstimmung der Mündung und Basis überhaupt gestellt werden müssen, aber Rippen wie die vorigen oder Knötchen hat sie wohl nicht, denn da die Wachsthumslinien theilweise noch sichtbar sind, würden wenigstens unverkennbare Spuren auch den Rippen erhalten sein. T. terebra Taf. VI. Fig. 7. Das Gehäuse ist schlank thurmförmig, bei 11 Millimeter Höhe 4 Millimeter im Durch- messer der Basis; der Gehäuswinkel hat 23 Grad. Die Seiten der Umgänge sind vollkommen flach und glatt durch eine schmale markirte Nahtrinne geschieden. Die fünf ersten Umgänge tragen breite flache Rippen durch etwas schmälere concave Zwischenräume geschieden, auf den nach einander folgenden Umgängen sich entsprechend, nicht alternirend, ohne Verdickung nach den Nahträndern hin. Sie verschwinden auf den spätern Umgängen spurlos. — Sehr selten. Leider fehlen den beiden Exemplaren die letzten Umgänge, doch spricht wohl die characteristische Rippenbildung hinlänglich für Turbonilla. Das Verschwinden der Rippen, die völlig flachen Seiten der Umgänge, die scharf eingeschnittene Nahtrinne unterscheiden diese Art von den vorigen. Unter den St. Cassianern hat Graf Münsters Turritella semiglabra Beitr. z. Petrefkd. IV. Taf. 13. Fig. 40. die grösste Aehnlichkeit, unterschieden nur durch eine feinere Nahtrinne nach der Abbildung, ob auch in der Mün- dung, bleibt freilich sehr dahingestellt, da dieselbe unsern Exemplaren fehlt. s*+ 62 [114] C. GIEBEL, die Versteinerungen E. scalata Taf. VII. Fig. 1. Bronn, Lethäa Trias 77. Taf. 11. Fig. 14. — Giebel, Deutschlands Petrefakten 555. Strombites scalatus Schlotheim, Petrefaktenkde. Nachtrag II. Taf. 32. Fig. 10. Turritella scalata Goldfuss v. Strombeck, geolog. Zeitschr. 1849. I. 181. Turritella obliterata Goldfuss, Petrefakten Deutschlands III. 106. Taf. 196. Fig. 14. Diese grösste und längst bekannte Muschelkalkschnecke kömmt bei Lieskau in Exem- plaren bis zu 6 Zoll Länge und über 2 Zoll Dicke vor, erreicht aber nach Bronn 10 Zoll Länge und 4 Zoll Dicke. Letztrer gibt bei der bedeutenden Grösse nur S bis 10 Umgänge an, während unsere halb so langen Gehäuse schon aus 14 Umgängen bestehen. Der Gehäus- winkel schwankt zwischen 26 bis 35 Grad nach vielen Messungen. Damit ändert die Grössen- zunahme ab, die gewöhnliche Höhenzunahme der Umgänge ist 1'/,, 2, 2°;, 3/2, Ah, 6, 7'r, S Linien und an einer Spitze für die ersten Umgänge "/,, */,, 1, 1'/, 2, 2"/, Linien. Die frü- hesten Umgänge haben flache Seiten, die sich oben und unten gleichmässig zur schmalen Naht- rinne einsenken, bald aber treten sie an der obern Naht mit einer starken gerundeten Kante hervor und noch wenige Umgänge weiter schwellen sie auch an der untern Naht kanlig an, so dass von nun an die Naht als markirte Rinne zwischen zwei starken gerundeten Kanten hinläuft. Unmittelbar über der untern Kante, welche die obere mehr und mehr an Stärke über- trifft sobald die Umgänge erst 6 Linien Höhe erreicht haben, zeigt sich eine sehr schwache Verengung der Umgänge, die jedoch ohne Belang zu sein scheint. Die Oberfläche der Schale ist glatt, nur auf dem letzten Umgange grosser Exemplare treten unregelmässige dicht gedrängte Wachsthumsfalten hervor, welche auf der Fläche der Seiten in weitem Bogen sich rückwärts biegen, auf den Kanten geradlinig liegen. Die Mündung ist rautenförmig, bei S Linien Breite 14 Linien hoch. An ihrer untern Spitze zeigt sich eine unverkennbare Andeutung eines Ka- nales, aber nicht mehr als eine blosse Andeutung. Vom Nabel keine Spur. — Sehr häufig. Diese Art war schon der ältern Oryctographen aufgefallen und den ersten Namen Strombites scala- tus gab ihr Schröter. Schlotheim behielt die Benennung bei, auch anfangs Goldfuss, der aber dann Turritella obliterata daraus machte. Ueber die Gattungscharactere gaben die zahlreichen Steinkerne niemals Auskunft. Gegen Melania spricht die entschieden rautenförmige Mündung, die in so scharfer Winkelform auch von Turritella nicht bekannt ist. Die senkrechte Spindel weist vielmehr mit jener Mundform auf Turbonilla. Ob bei letzterer noch sonst wo die schwache Andeutung eines Kanales vorkommt ist mir nicht bekannt. Da indess bei Melanien noch entschiedenere Spuren eines Kanales auftreten, umgekehrt bei Cerithien der Kanal fast spurlos verschwinden kann: so wird auch für Turbonilla diese Eigenthümlichkeit von nur ganz untergeordneter Bedeutung sein. In Norddeutschland findet sich die Turbonilla scalata nur im untern Muschelkalk, in Süddeutschland wird sie für den Hauptmuschelkalk und zugleich für bunten Sandstein und Keu- perdolomit aufgeführt. GH, EMIN. DT. ZI A, Orb. Ohne hier auf die Gattungsrechte von Chemnitzien und Turbonillen einzugehen, führe ich unter erstern einige Lieskauer Arten auf, weil sie mit dem von d’Orbigny, Wood u A. eingeführten Gattungsbegriff Chemnitzia die meiste Uebereinstimmung haben. Ihre Steinkerne wurden bisher als Turritellen, Melanien und Turbonillen aufgeführt, das Gehäuse selbst mit sei- ner characteristischen Mündung und Spindel war noch nicht bekannt. Die elwas vierseitige Mündung und die senkrechte, winklig gegen die Basis des letzien Umganges gestellte Spindel im Muschelkalk von Lieskau. [114] 63 ist bei allen deutlich erhalten. Letztere ist schwielig und lässt bisweilen den Eingang in den Nabel geöffnet. Ch. oblita Taf. VI. Fig. 3. Das Gehäuse ist schlank thurmförmig, die Umgänge sehr wenig gewölbt, an der Naht verengt, glatt, die Mündung hoch vierseitig, die Spindel senkrecht und schwielig, kein Nabel- ritz. Der Gehäuswinkel beträgt nur 22 Grad und die Zahl der Umgänge steigt auf zehn und höher. Die Seiten der Umgänge sind zumal in der Jugend flach, später schwach convex, im- mer sind sie über der untern Naht am stärksten gewölbt, und biegen sich in kurzem Bogen gegen diese. Die allermeist deutlichen Wachsthumslinien verlaufen in sehr sanften Bogenlinien. Die Mündung ist schmal vierseitig, aussen gerundet, bei 2 Linien Breite 3'/, Linien hoch. Die Spindel bildet eine senkrechte Schwiele, die sich mit zunehmendem Alter nach aussen erwei- tert und umlegt. Die Exemplare scheinen 2—3 Zoll Länge zu erreichen. — Häufig. Obwohl diese Art nicht selten ist, hält es doch sehr schwer vollständige Exemplare zu bekommen. fe) Ich fand Bruchstücke von 8 Linien Durchmesser an der Basis, die wohl nahezu 3 Zoll Länge gehabt ha- o° o© ben werden. Die meisten der Steinkerne mit der geringsten Grössenzunahme gehören dieser Art an. Un- o Oo ter den St. Cassianer Arten hat die sehr ungenügende Melania subconcentrica Mstr. einige Aehnlichkeit, grössere noch v. Klipsteins M. Brongniarti und M. Dunkeri östl. Alpen Taf. 12. Fig. 13. 23., beide durch geringe Differenzen in der Form der Seiten und der Spindel unterschieden, wenn die Abbildungen natur- getreu sind. Die Ch. salinaria bei Hörnes, Hallstädter Gastropod. Taf. 1. Fig. 3. gehört demselben Ty- pus an, aber die Seiten der Umgänge haben bei ihr unter der obern Naht bei unserer über der untern Naht die stärkste Wölbung. Ch. Haueri Taf. VII. Fig. 4. Das schlank thurmförmige Gehäuse dieser Art unterscheidet sich von voriger durch ge- ringere Grösse, gleichmässig flach gewölbte Seiten der Umgänge und etwas schmälere Mün- dung. Der Gehäuswinkel beträgt nur 20 Grad, bei 15 Linien Länge besteht das Gewinde schon aus 12 Umgängen, von denen der letzte 4 Linien Höhe und etwas über 5 Linien Durch- messer hat. Die Seiten der Umgänge sind ganz flach gewölbt, gleichmässig zur obern und untern Naht geneigt. Die Wachsthumslinien verlaufen in noch sanfterem Bogen als bei vori- ger Art. Die Mündung ist doppelt so hoch wie breit und die schwielige Spindel dünn. — Selten. Die Unterschiede dieser Art von der vorigen treten im Gehäuse noch grell genug hervor, werden aber bei Steinkernen, wie sie häufig aufgewachsen im Muschelkalk vorkommen, selten überzeugend nach- weisbar sein. Ich wage daher nicht die einzelnen Angaben auf diese beiden Arten zu vertheilen. v.Klip- steins Melania acutestriata östl. Alpen 188. Taf. 12. Fig. 19. kann als der entschiedenste Vertreter unse- rer Art bei St. Cassian betrachtet werden, denn sie unterscheidet sich nur durch die scharfen Wachsthums- linien und die etwas breitere Mündung. Desselben M. Partschii Taf. 12. Fig. 12. entfernt sich durch die viel breitere Mündung schon weiter von der unsrigen und Graf Münsters Turritella Lommeli durch die entschiedene 'Turritellenmündung. Von den ältern Arten kömmt die permische Loxonema Geinitzana King sehr nah, zeigt jedoch deutlich die Verengung der Umgänge an der obern Naht. Ch. loxonematoides Taf. VI. Fig. 5. Das thurmförmige Gehäuse besteht aus sehr convexen und glatten Umgängen und hat eine schmale Mündung und sehr dickschwielige Spindel. Der Gehäuswinkel beträgt 26 Grad. Bei 9 Linien Länge zählt man 7 Umgänge, deren letzter 3 Linien Höhe und ebensoviel Durch- 64 [116] C. GIEBEL, die Versteinerungen messer hat. Die Seiten der Umgänge sind im Verhältniss zu vorigen Arten sehr stark ge- wölbt und zwar steigt ihre Wölbung allmählig von der obern und untern Naht gegen die Mitte an. Den Verlauf der Wachsthumslinien erkenne ich nicht, ebenso wenig andere Zeichnung. Die Mündung ist doppelt so hoch wie breit und die schwielige Spindel verhältnissmässig stark. — Sehr selten. Die Exemplare sind nicht ganz frisch, die Wachsthumslinien schon verwischt. Mit vorigen Arten ist eine Verwechslung nieht wohl möglich wegen der Convexität der Umgänge, wohl aber mit jungen Exemplaren der Turritella obsoleta, wenn Mündung und Spindel nicht sichtbar sind. Weiter ist aus dem deutschen Muschelkalk keine ähnliche Form bekannt. Auch von St. Cassian wird kein näherer Verwand- ter aufgeführt. Als solcher gibt sich nur Loxonema elegans Hörnes, Hallstätter Gastropod. Taf. 1. Fig. 2. zu erkennen, viel grösser und mit deutlicher Verengung der Umgänge an ihrer obern Naht als Loxone- mencharacter und wie es scheint mit abweichender Mündung. Es liest noch ein eigenthümliches zolllanges und 4 Linien diekes Fragment mit 5 Umgängen vor, dessen Umgangsseiten viel flacher gewölbt sind, dessen Mündung schmäler ist und dessen Gehäuswinkel nur 16 Grad beträgt. Es gehört ganz zum Typus der St. Cassianer Melania larva und M. columnaris bei v. Klipstein und Gr. Münster, ist aber zu unvollständig um zur Aufstellung einer Art Veranlassung zu geben, obwohl eine ähnliche Form aus dem deutschen Muschelkalk noch nicht bekannt ist. NAT TO AN Adans. N. Gaillardoti Taf. V. Fig. 8. 13. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands IH. 118. Taf. 199. Fig. 7. — Zieten, Versteinerungen Würtembergs Taf. 32. Fig. 7. — v. Strombeck, geolog. Zeitschrift 1849. I. 126. — Dunker, Paläontographica I. 303. — Giebel, Deutschlands Petrefakten 546. Natica pulla. Zieten, Versteinerungen Würtembergs Taf. 32. Fig. 8. Turbo helieites. Goldfuss, Petrefakten Deutschlands III. 93. Taf. 193. Fig. 2. Natica turbilina. v. Schauroth, Sitzungsber. Wien. Akad. XVI. 518. Taf. 2. Fig. 8. Das Gehäuse ist klein und kuglig, indem der letzte stark bauchige Umgang die früheren fast verschwinden lässt. Es sind überhaupt nur drei Umgänge vorhanden mit halbkreisförmig gewölbten Seiten, von denen die beiden frühern Umgänge doch ziemlich mit ihrem obern Dritttheil das niedrige Gewinde bilden. Die Seiten wölben sich unmittelbar von der Naht her- aus, so dass diese nur eine ganz unbedeutende Rinne bildet. Die Oberfläche ist nur mit sehr feinen unregelmässigen Wachsthumslinien bedeckt, von welchen die eine und andere etwas stärker hervortritt. Kleinere Exemplare erscheinen dem blossen Auge vollkommen glatt, poliert. Die Mündung ist halbkreisförmig, bei sehr alten Exemplaren etwas nach aussen erweitert. Ihr Aussenrand ist scharf und innen vollkommen glatt. Die Innenlippe legt sich schwielig verdickt auf die Spindel und schliesst den Nabel völlig oder lässt nur einen schmalen Eingang in den- selben frei. Bei }xemplaren von mittler Grösse finde ich den Nabel meist völlig geschlossen. Die grössten Exemplare haben 12 Millimeter Höhe und ebenso viel Durchmesser an der Ba- sis, die Mündung 8 Millimeter Durchmesser, bei kleinern Exemplaren erscheint die Mündung relativ schmäler. — Sehr häufig. Gaillardot bildet diese Art zuerst aus dem Bunten Sandstein von Domptail in den Annales des sc. nat. 1826. VIII. 293. Tab. 34. Fig. 10. 11. ohne Benennung ab und auf diese Abbildung wird der Name mit Lefroys Autorität bezogen und zwar zuerst von v. Alberti, während vorher Zieten Voltz’s Autorität hinzusetz. Wann und wo Lefroy selbst die N. Gaillardoti erwähnt, habe ich nicht ermitteln können. Zietens zweite Art kann hieher oder zur folgenden gehören, die Abbildung lässt die specifischen Differen- zen nicht erkennen. Die weit verbreiteten Steinkerne gestatten keine sichere Unterscheidung, daher der im Muschelkalk von Lieskau. [117] 65 Character der Art bisher sehr unbestimmt war. Goldfuss führt einen Turbo helicites von Laineck auf, den ich nicht zu unterscheiden vermag, denn die Wachsthumsfalten treten bei alten Exemplaren stets stark aus der Naht hervor. Freilich sind die Kerne aus dem bunten Sandsteine stets viel grösser als unsere Gehäuse, sie geben aber ausser der Grösse keine irgend beachtenswerthe Eigenthümlichkeit an und müssen wir daher, bis vollkommene Gehäuse die Differenzen erweisen, sie auf unsere beziehen. Schlotheims Heli- eites turbilinus kann wegen des viel höheren Gewindes und des kleineren letzten Umganges nicht mit die- ser Natica identifieirt werden. v. Strombeck scheidet ihn mit Recht, nur können wir ihm darin nicht bei- stimmen, dass er Goldfuss’s Abbildung zu Grunde legt, denn diese hat das niedrige Gewinde unsrer Art und nicht das hohe der Schlotheimschen. Aus demselben Grunde können wir v. Schauroths Bestimmung nicht theilen, die Schlotheims und Goldfuss’s Abbildungen unter N. turbilina aufführt und von Recoaro Gehäuse dazu abbildet, die ganz den Lieskauern gleichen, die N. Gaillardoti aber nur vermuthungsweise identifieirt. Unter den St. Cassianern hat Graf Münsters N. elongata Beitr. z. Petrefkd. IV. Tf. 10. Fig. 4. eine grosse Aehnlichkeit, aber sie zu identificiren erlaubt die viel kleinere Mündung nicht; viel eher und höchst wahrscheinlich wird v. Klipsteins N. Althausi östl. Alpen Taf. 13. Fig. 17. mit unserer vereinigt werden müssen. Gr. Münsters Naticella costata, welche v. Hauer auch aus den Venetianer Alpen abbil- det, hat wirkliche Rippen und steht der unserigen viel ferner. Hörnes’ stets grössere N. Klipsteini Ga- sterop. Aceph. Taf. 2. Fig. 3. von Aussee unterscheidet sich nur durch etwas mehr bauchige Umgänge, im Uebrigen bietet sie keine Eigenthümlichkeiten. N. Gaillardoti erscheint im Bunten Sandsteine und Wellenkalk, im darauffolgenden Schaum- kalk lässt v. Strombeck ihr Vorkommen fraglich, erst im Trochitenkalk und den ganzen obern Muschelkalk stellt sie sich wieder ein; bei Recoaro, St. Cassian. N. cognata Taf. VII. Fig. 9. Natica oolitica. Zenker, Taschenbuch von Jena 228. — Geinitz, Jahrb. f. Mineral. 1842. 577. Diese Gehäuse haben ganz den Habitus der vorigen, unterscheiden sich von denselben aber stets durch das ganz verkürzte Gewinde, die rinnenförmige Naht, die schmälere Mündung und den stets völlig geschlossenen Nabel. Die Umgänge sind etwas deprimirt und nur dieser flache Theil des vorletzten Umganges, etwa ein Sechstheil seiner Höhe bleibt frei. Die Naht liegt in einer schwachen, aber doch hinlänglich markirten Rinne, von welcher bei voriger Art keine Andeutung zu finden war. Die Mündung ist etwas höher als breit und der Nabel immer durch eine dicke schwielige Innenlippe geschlossen. Die Höhe der Mündung beträgt S Milli- meter, ihre grösste Breite 6, Höhe und Dicke des Gehäuses 9 Millimeter. Die Wachsthums- linien sind sehr fein, auch an der Naht nicht verstärkt. — Häufig. Die angegebenen Eigenthümlichkeiten dieser Art lassen sich an Exemplaren sehr verschiedener Grösse nachweisen, an Steinkernen aber möchte es schwer werden sichere Unterschiede von voriger Art zu erken- nen. Es ist kaum zu bezweifeln, dass Geinitz unter N. oolitiea auch diese Art begriff, denn er erwähnt in der Beschreibung deprimirt kuglige Exemplare mit gewöhnlich gar nicht hervortretender Spira und sehr vertiefter Naht. Seine Abbildungen aber und die Aufnahme der eiförmigen Gestalt der Gehäuse in der Dia- gnose gestatten die Identifieirung nicht, für sie mag der Zenkersche Name in Geltung bleiben. An andern Orten wird unsere Art bei der ungenügenden Erhaltung der Exemplare mit voriger Art vereinigt sein. N. gregaria Taf. V. Fig. 4°b. Buccinites gregarius und Helieites turbilinus, Schlotheim, Petrefkd. Nachtr. I. Tf. 32. Fig. 5.6. Buccinum turbilinum gregarium. Geinitz, Jahrb. f. Mineral. 1842. 577. Taf. 10. Fig. 7. 8. Natica incerta und Turbonilla gregaria. Dunker, Paläontographica I. 304. Taf. 35. Fig. 30. Natica gregaria. v. Schauroth, Wiener Sitzungsberichte XV. 519. Taf. 2. Fig. 9. Turbo incertus. Catullo, Zool. foss. Tab. 1. Fig. A4. Die eiförmige Gestalt, das hohe Gewinde und die schmale Mündung unterscheidet diese Art sogleich von den vorigen beiden Arten. Der Winkel des Gewindes beträgt 90 bis 100 66 [118] C. GIEBEL, die Versteinerungen Grad ohne den letzten Umgang, der aus diesem Winkel heraustritt. Es lassen sich nach der allgemeinen Gestalt schmale und hohe und kurze und dicke Gehäuse unterscheiden, die in al- len übrigen Characteren vollkommen übereinstimmen und deshalb nicht specifisch sich sondern lassen. Die schmalen haben bei 6 Linien Höhe, wovon 3'/, Linien auf den letzten Umgang kommen, 3'/, Linien grösste Dicke, die dicken haben bei 7 Linien Höhe, wovon 4 Linien der letzte Umgang beansprucht, fast 5 Linien Dicke oder bei 6 Linien Höhe wovon 4 Linien dem letzten Umgange gehören, noch etwas über 4 Linien Dicke. Fünf bis sechs Umgänge bilden das Gehäuse. Sie treten mit einer abgerundeten Kante aus der schmalen Nahtrinne hart her- vor und sind flachseitig oder sehr schwach convex, der letzte sehr vergrösserte Umgang ist etwas bauchig. Die Oberfläche ist glatt, nur auf dem letzten Umgange liegen dicht gedrängte unregelmässige, fast geradlinige Wachsthumslinien. Die Mündung ist eiförmig, nach oben ver- schmälert, ihre scharfe Aussenlippe springt in der untern Hälfte sehr stark bognig vor. Der Nabel ist völlig geschlossen oder nur durch einen schmalen Ritz geöffnet und letzterer ist so- wohl bei grossen und kleinen als bei schmalen und dicken Exemplaren der Fall. — Sehr häufig. Eine grosse Reihe von Exemplaren liest mir bei der Characteristik dieser Art vor und ist es hie- nach nicht möglich die eiförmigen und stark bauchigen speeifisch zu unterscheiden. Das oben bezeichnete Längen- und Dickenverhältniss wird in dem wechselnden Grade übrigens öfter bei ein und derselben Art beobachtet. Die Steinkerne sind überall im Muschelkalk häufig und die Vollständigkeit unserer Gehäuse lässt keinem Zweifel mehr über die Gattung. Ich muss hienach die von Schlotheim untersehiedenen Buc- einiten und Helieiten vereinigen, seine Angaben gewähren keine andern Differenzen, als ich sie an einigen Steinkernen erkenne und für bedeutungslos halten muss. Goldfuss ordnet den Buceiniten seinem Turbo gregarius unter, mit Unrecht, denn er gibt diesem ein kegelförmiges Gehäuse mit kleinerem letzten Um- gange. Geinitz hält nach Exemplaren aus dem Wellenkalk von Jena beide Schlotheimsche Formen aus- einander und ordnet sie Buceinum unter, dessen Gattungscharactere den vollständigen Gehäusen widerspre- chen. Von all’ diesen Formen weichen Dunkers Bestimmungen ab. Seine N. incerta unterscheidet sich von unsern dieken Gehäusen durch geringere Höhe des letzten Umganges, aber das einzige Exemplar ist nicht vollkommen frei, so dass die Identität doch höchst wahrscheinlich. Seine Turbonilla gregaria, der er die Schlotheim’sche und Goldfuss’sche Art unterordnet, ist von unserer Art gewiss verschieden, denn die kantige Treppenform des Gewindes fehlt ihr völlig und lässt sich diese Rundung nicht durch Abrei- bung erklären, da die Schale zu dünn ist. Dagegen beschreibt er gleichzeitig ein vollständiges Exemplar von Cassel mit tiefer Naht und überhaupt mit den Characteren der unsrigen, aber war es wirklich voll- ständig und mit dem.unsrigen vollkommen identisch: so konnten dem kenntnissreichen Conchyliologen die Naticacharaetere nicht entgehen. Wir wagen daher nicht die Turbonilla gregaria in dem Sinne, wie sie Dunker auffasst, vollständig zu identifieiren. Die beste Abbildung unserer Art lieferte v. Schauroth zu- gleich unter Abweisung von Goldfuss’s Turbo helicites. Mit demselben halten wir die Speeiesbenennung Schlotheims aufrecht, die Gattung wird Niemand mehr in Zweifel ziehen. Eine Annäherung an die Untergattung Euspira findet Statt, doch nur eine so geringe, dass unsere Art bei Natica im engern Sinne noch stehen bleiben muss. In den Alpen fehlt es nicht an sehr nah verwandten Arten: so stimmt Gr. Münsters N. sublineata Beitr. z. Petrefkd. IV. Taf. 10. Fig. 5. der Beschreibung nach vollkommen überein, nur lässt die Abbildung specifische Differenzen vermuthen. Im permischen System treten zwar Arten mit hohem Gewinde auf wie N. hereynica und N. Leibnitzana, allein ihr letzter Umgang mit der Mündung ist ein durchaus anderer. Im Jura und der Kreide finden sich auch nur ähnliche, nicht sehr nah verwandte Formen. Ob die N. gregaria, wie ihre Synonymie vermuthen lässt, durch den ganzen Muschel- kalk hindurch geht, ist sehr zu bezweifeln, sie wird wohl bei strenger Sonderung auf die un- tere Abtheilung beschränkt bleiben. im Muschelkalk von Lieskau. [119] 67 N. turris Taf. V. Fig. 5. Das kleine Gehäuse hat ein kegelförmiges Gewinde mit treppenarlig abgesetzten Um- gängen, mässig grossem letzten Umgange, eiförmiger Mündung und offenem Nabel. Der Ge- häuswinkel beträgt 65 Grad. Gehäuse von 6 Linien Höhe, wovon der letzte Umgang die Hälfte einnimmt, haben 4 Linien Dicke und bestehen aus 5 Umgängen. Die Seiten treten mit einer abgerundeten Kante an der schmalen Nahtrinne hervor und sind dann flach. Der letzte Umgang wölbt sich mehr. Die Mündung ist schmal eiförmig und der Eingang in den Nabel bleibt stets offen. Die Wachsthumslinien krümmen sich mehr als bei voriger Art, sind aber so fein, dass sie meist verwischt worden sind. — Nicht häufig. Vielleicht gehört zu dieser Art das von Dunker abgebildete Gehäuse Palaeontogr. I. Taf. 35. Fig. 27. und 29., dessen Umgänge convexer sind als bei den unserigen und dessen Habitus auch auf Litorina deutet. Aus der Lieskauer Conchylienbank liegen noch mehre kleine Gehäuse vor, deren systematische Bestimmung wir nicht mit befriedigender Sicherheit geben können. 1.0 RILINAr Beruss. Litorinen treten angeblich schon in den primären Formationen 'auf, zahlreicher später im Jura und der Kreide, in der Trias schienen sie völlig zu fehlen, bis Dunker von Chorzow eine Art aufführle, freilich nicht ohne Bedenken. Bei Lieskau häufig vorkommende Gehäuse stimmen so vollkommen mit gewissen terliären und lebenden Litorinen überein, dass über ihre generische Stellung alle Zweifel wenigstens Seitens der Gehäuse gehoben sind. Es lassen sich folgende Arten unterscheiden. L. Kneri Taf. V. Fig. 7°. 11. Das kegelförmige Gehäuse besteht aus sieben Umgängen, deren flach convexe Seiten mit einer völlig gerundeten Kante an der Naht hervortreten und mit feinen regelmässigen Längs- linien geziert sind. Die Mündung ist eiförmig und die Innenlippe lässt einen mehr weniger grossen Nabelrilz frei. Der Gehäuswinkel beträgt 50 Grad, bei 10 Linien Höhe der Durch- messer des letzten Umganges 5 Linien und dessen Höhe 4°/, Linien. Die Naht bildet nur eine sehr schmale Rinne, in welche die Seite des obern Umganges senkrecht einfällt, während die des folgenden Umganges mit einer völlig abgerundeten Kante hervortritt. Die Seiten der Um- gänge sind sehr schwach gewölbt, fast flach. Der Nabel ist bei jüngern Exemplaren ziemlich weit geöffnet, mit zunehmendem Wachsthum verschliesst ihn die Innenlippe und es bleibt nur ein schmaler Ritz offen. Regelmässige feine Längslinien, nur bei ganz unversehrten Exempla- ren bis in die Spitze deutlich, theilen die Schalenoberfläche in ziemlich gleich breite flache Streifen. Die queren Wachsthumslinien werden stets erst auf dem letzten Umgange deutlich und bilden in der Nähe des Mundrandes bei alten Exemplaren gewöhnlich einige starke Falten. Sie biegen sich auf der obern Hälfte der Umgangsseiten schwach rückwärts. Bei abgeriebenen Exemplaren sind die Längsstreifen sehr schwer zu erkennen, doch an einzelnen Stellen immer noch mit der Loupe aufzufinden. — Sehr häufig. Bei der grossen Häufigkeit dieser Art in der Lieskauer Bank ist es auffällig, dass sie an andern Orten noch nicht beobachtet worden ist. Schlechte Steinkerne, denen man hie und da aufgewachsen be- gegnet, könnten ihr sehr wohl angehören. Unter den Münsterschen Melanien von St. Cassian sind einige Abhandl. nat, Verein. I. 9 68 [120] C. GIEBEL, die Versteinerungen Gehäuse, deren allgemeine Gestalt sehr mit unserer übereinstimmt, allein Mündung und Nabelritz gestat- ten keine Verwechslung. Der nächste Verwandte ist in jeder Beziehung die tertiäre L. suboperta Sowb. Unser grösstes Exemplar hat 15 Linien Höhe. L. liscaviensis Taf. V. Fig. 9. Diese Art steht der vorigen sehr nah, unterscheidet sich aber durch das schlanke ke- gelförmige Gehäuse, die flachen Seiten der Umgänge, die schwächere Streifung und die schmä- lere Mündung. Der Winkel des Gehäuses beträgt 42 bis 45 Grad, bei 8 Linien Höhe mit 7 Umgängen hat der letzte 4 Linien Durchmesser und 3 Linien Höhe. Die Naht verhält sich wie bei voriger Art, dagegen sind die Umgangsseiten ganz flach. Die feinen Längsstreifen sieht man selten, auf frühern Umgängen niemals. Die ebenfalls erst auf dem letzten Umgange deutlichen Wachsthumslinien biegen sich oben etwas stärker rückwärts und der Nabel bleibt viel weiter geöffnet auch bei ausgewachsenen Exemplaren. Die Mündung ist merklich schmä- ler. — Häufig. Abgeriebene Exemplare mit zerstörter Mündung lassen sich nur noch durch den kleinern Gehäus- winkel von voriger Art unterscheiden. Die Vergleichung vollkommener Exemplare dagegen weist auf die specifische Differenz entschieden hin. E. Schüttei Taf. V. Fig. 12. Viel kleiner als vorige, mit mehr gewölbten Umgängen und schmalem Nabelritz. Der Gehäuswinkel beträgt 50 Grad. Die Naht ist tiefer als bei vorigen Arten und die Seiten tre- ten mit markirterer Kante aus ihr hervor. Die feinen Längsstreifen sind sehr undeutlich und die Wachsthumslinien biegen oben stark rückwärts. Die Mündung ist relativ breiter als bei vorigen Arten, dagegen biegt sich die Innenlippe weiter um und lässt nur einen schmalen Na- belritz frei. Bei 5 Linien Höhe besteht das Gehäuse aus 6 Umgängen, deren letzterer 2'/, Li- nien Durchmesser und 2 Linien Höhe hat. — Selten. EL. alta Taf. V. Fig. 15. Die Art unterscheidet sich leicht von allen vorigen durch ihr schlank thurmförmiges Gehäuse mit nur 30 Grad im Wachsthumswinkel, durch die flach gewölbten Umgänge, deren Seiten an der obern Naht sehr schwachkantig vortreten, durch die ganz seicht gebogenen Wachsthumslinien und die schmälere Mündung. Bei 14 Linien Höhe besteht das Gehäuse aus 9 Umgängen, deren letzte 5 Linien Durchmesser hat. Der schwache Nabelritz ist vorhanden. — Sehr selten. Til BR T JE LiA bamk; Ob ächte Turritellen im Muschelkalk vorkommen, hat sich bisher nicht entscheiden las- sen, da nur Steinkerne vorlagen und diese ebenso oft und mit gleichem Rechte auch für Me- lanien und manche andere ihurmförmige Schnecken gehalten werden konnten. Wir haben die vollstindigen Gehäuse zur Vergleichung vor uns und diese erheben das Vorkommen dieser Gattung im Muschelkalk über allen Zweifel. Sie stehen der lebenden Turritella replicata Lk. so nah, dass man Bruchstücke fast damit vereinigen könnte. Alle Steinkerne, welche für Tur- ritellen gehalten sind, gehören keineswegs hieher. im Muschelkalk von Lieskau. [121] 69 ET. obsoleta Taf. Yil. Fig. 2. Zieten, Versteinerungen Würtembgs. Taf. 36. Fig. 1. Melania Schlotheimi. Quenstedt, Flötzgebirge Würtembges. 31. Turbonilla dubia. Bronn, Lethäa Trias 76. Das thurmförmige Gehäuse besteht aus sehr gewölbten Umgängen mit deutlichen Wachs- thumsfalten und sehr schwachen undeutlichen Längsrippen und hat eine ovale Mündung. Der Gehiiuswinkel beträgt 30 bis 32 Grad. Die Umgänge haben anfangs ziemlich flache Seiten, wölben sich aber bei vier Linien Basaldurchmesser ziemlich stark. Die Wölbung bildet von einer Naht zur andern einen regelmissigen weiten Bogen. Die Naht für sich ist linienförmig. Auf den mittlern Umgängen treten bisweilen einige ganz schwache unregelmässige Längsrippen auf, die kaum mehr als erhabene Linien sind und durch Abreibung leicht verloren gehen, ja nicht einmal auf allen Umgängen ursprünglich vorhanden sind. Die immer deutlichen dicht gedrängten Wachsthumslinien biegen sich in weitem Bogen rückwärts. Die Mündung ist oval, nur sehr wenig höher als breit, ihr Innenrand ebenso regelmässig gekrümmt als der äussere vom Nabel keine Spur. Die Schale ist im Verhältniss zur Grösse des Gehäuses dünn. Es kommen Exemplare von über 3 Zoll Länge vor, die aus 10 Umgängen bestehen und an der Basis 13 Linien Durchmesser haben. — Selten. Die Gehäuse zerbrechen ungemein leicht schon beim Herausnehmen des Gesteines. Sie fanden sich auch nur am änssersten Ausgehenden der Conchylienbank. Wie so viele andere Arten des Muschelkalkes war auch diese eine wahre Rumpelkammer geworden, in der jeder schlechte kurze und lange Steinkern einen geeigneten Platz fand. Ich behalte Zietens Benennung für sie bei, weil dessen Steinkerne am besten in die Gehäuse passen. Auch Schlotheims Fig. 7. Taf. 32. Nachtrag II. wird höchst wahrscheinlich die- ser Art angehören. Quenstedt verweist sie zu Melania wegen der oben sich verengenden Mündung und der gleichförmig gewölbten ungerippten Umgänge, letztere kommen nun aber auch ganz entschieden bei le- benden Arten vor und die oben verengte Mündung haben unsere Gehäuse nicht. Bronn verweist die Zie- tensche Art zum Fusus Hehli, der sich durch flachere Umgänge und schnellere Grössenzunahme unterschei- det, andere schlanke Formen versetzt er unter Turbonilla, womit wiederum die Mündung und der völlige Mangel der Querrippen nicht stimmt. v. Strombeck nimmt Quenstedts Deutung auf und versucht sogar den Fusus Hehli als verunstalteten Steinkern unterzubringen, aber wohl zu gewaltsam. Unter den alpinen Formen ist nur eine einzige, welche mit unserer Art verglichen werden kann, nämlich Hörnes’ Holopella grandis Gastrop. Aceph. Taf. 1. Fig. I. von Aussee und Hallstadt. Sie wird viel grösser als unsere und unterscheidet sich besonders durch feine Längsstreifen, in früherer Jugend auch durch Turbonillenrippen und durch den kleinern Gehäuswinkel. Näher noch ist die oben erwähnte lebende Art verwandt. Das Vorkommen der T. obsoleta wird durch alle Abtheilungen des Muschelkalkes aus- gedehnt, ob aber in unserer Auffassung so allgemein, ist fraglich. Alter und Verwandtschaft der Lieskauer Conchylienfauna. Unsere Fauna erweist sich sowohl durch die völlige Abwesenheit einiger Arten, sowie durch das sehr häufige Auftreten anderer als Leitmuscheln anerkannter Formen als dem untern Muschelkalk angehörig und entspricht der Fauna des neuerdings in Thüringen und Norddeulsch- lands besonders begrenzten Schaumkalkes oder Mehlsteines. Die völlige Abwesenheit des Ammoniles nodosus und Nautilus bidorsatus, der Lima striala und des Pecten laevigatus, die Seltenheit des Lilienenkriniten, das häufige Vorkommen 9# 70 [112] C. GIEBEL, die Versteinerungen der Pleurotomarien, der Turbonilla scalata, Neoschizodus curvirostris, der zarten Gervillien und der Osträen überhaupt characterisiren die Lieskauer Fauna scharf genug als die des untern Muschelkalkes. — Die grösste Häufigkeit haben Peecten tenuistriatus Neoschizodus laevigatus Natica Gaillardoti diseites eurvirostris gregania inaequistriatus Astarte Antoni Litorina Kneri. Albertii Lucina plebeja Von diesen ist der Pecten tenuistriatus, Neoschizodus laevigatus, N. eurvirostris in Thü- ringen und nördlicher leitend für den untern Muschelkalk, über Pecten diseites, und die Nali- caarten lässt sich nicht entscheiden. da sie von andern Lagerstälten nicht scharf genug cha- racterisirt sind; Astarte Antoni, Lucina plebeja, Litorina Kneri haben, wenn sie überhaupt anderwärts vorkommen, gewiss nur eine untergeordnete Bedeutung. Mit dem Schaumkalk im Saalthale theilt unsere Conchylienbank den Neoschizodus lae- vigatus, Turbonilla scalata und Astarte, welche dort auf diese Schicht beschränkt sind, ferner die weiter verbreiteten Dentalium laeve, Pleurotomaria Albertiana, Pecten tenuistriatus, Avicula Bronni, Pecten Albertii, Neoschizodus ovatus. Für den Schaumkalk des nordwestlichen Deutschlands führt v. Strombeck als häufige und leitende Arten auf: Pleurotomaria Albertiana, Turbonilla scalata, Neoschizodus laevigatus und N. curvirostris, Mytilus eduliformis, alle auch in unserer Bank häufig, von den andern Arten fehlen uns nur Myophoria vulgaris, Nucula Goldfussi, N. speciosa, Lima striata, die sämmtlich auch in andern Gliedern der Formation wieder vorkommen. Nicht minder gross ist die Uebereinstimmung unserer Fauna mit der Schlesischen, so- weit dieselbe durch Dunker bekannt geworden ist. Gemeinsam sind Ostraea spondyloides, Hinnites comtus, Pecten reticulatus, P. inaequistriatus, P. tenuistriatus, P. discites, Lima lineata, Gervillia Albertii, G. socialis, G. costata, Mytilus eduliformis, M. Gastrochaena, Arca "triasina, Neoschizodus laevigatus, Dentalium laeve, Natica Gaillardoti, Natica gregaria, Pleurotomaria Albertiana. Einen sehr characteristischen Unterschied von Lieskau bietet der schlesische Muschelkalk in seinen Brachiopoden und Cephalopoden, die uns bis auf die gemeine Terebratel völlig fehlen, aber auch dort meist ausdrücklich für die obersten Muschelkalkschichten angegeben werden. Abweichend von dem Schaumkalk des nordwestlichen Deutschlands ist bei uns das häu- fige Auftreten der Gastropoden überhaupt und im Besondern das der Natica Gaillardoti und des Pecten Alberlii, welche v. Strombeck für dieses Niveau gar nieht angibt, auch die Ostraea multicostata, Pecten inaequistriatus, Lima lineata, Myaeites elongatus, alle nicht selten, zeichnen Lieskau besonders aus. Für den Thüringer Schaumkalk bieten diese Vorkommnisse keine Dilferenzen. Ausser den obigen durch ihre Häufigkeit characteristischen Arten sind für die Lieskauer Lagerstätte durch ihre ausgezeichnete Form sehr interessante Vorkommnisse Anomia Andraei Gervillia modiolaeformis Terebratula liscaviensis beryx Mytilus Mülleri Turbonilla terebra alta Lithophagus priscus Chemnitzia oblita Placunopsis plana Lucina Credneri loxonematoides gracilis Storthodon liscaviensis Litorina Kneri. obliqua Tellina edentula Leproconcha paradoxa Cyprina Escheri im Muschelkalk von Lieskau. [123] zul Mit dem süddeutschen und dem sich anschliessenden Muschelkalk der nordwestlichen Schweiz hat unsere Fauna nur die weit verbreiteten Arten gemein. Beachtung verdient jedoch, dass folgende dort nur in höherem Niveau auftretenden Arten hier im Schaumkalk vorkommen: Pe- eten inaequistriatus und P. Albertii, Neoschizodus ovatus, Myacites elongatus, Terebratula vul- garis, Dentalium laeve, Turbonilla scalata, Turritella obsoleta. Die Fauna des vicentinischen Muschelkalkes ist ganz neuerdings von v. Schauroth mit der thüringischen verglichen und die früher schon erkannte Uebereinstimmung dadurch noch mehr bestättigt worden. Unsere Vergleichung weist die Identität folgender Arten nach: Peeten discites Mytilus gastrochaena Pleurotomaria Albertiana inaequistriatus Neoschizodus laevigatus Turbonilla graeilior Hinnites comtus ovatus Natica Gaillardoti Gervillia socialis eurvirostris gregaria costata Terebratula vulgaris Encerin.s liliiformis. Albertii Dentalium laeve Mit St. Cassian ist die Zahl der identischen Arten geringer, nämlich nur: Mytilus eduliformis Arca triasina Terebratula vulgaris Natica Gaillardoti Nucula euneata Myacites elongatus Dentalium laeve Enerinus liliiformis. Diese identischen Arten sind grössern Theils solche, welche in Deutschland nicht ganz auf dem Muschelkalk beschränkt sind, sondern der Trias angehören. Die durch sie bekundete nahe Verwandtschaft der St. Cassianer Fauna wird aber noch besonders unterstützt durch eine Anzahl sehr innig verwandter, sich einander vertretenden Arten. Es entsprechen sich nämlich Lieskau St. Cassian. Lieskau St. Cassian. Östraea decemeostata . . Östraea venusta Neoschizodus ceurvirostris . ?Cardita decussata multicostata . . . . montis caprilis Astarte Antoni ?Isocardia astartiformis plaeunoids . ... 3ronni Lucina plebeja . Lucina Deshayesi Pecten diseites . . . . Pecten subdemissus Pleurotomaria Albertiana . ?Trochus subglaber Gervillia socialis. . . . Gervillia arcuata Turbonilla nodulifera . . Turritella hybrida subglobosa . . . '. . Joannis Austriae terebran. er 2 semiglabra polyodonta . ». .». . . antiqua Chemnitzia oblita . . . Melania Brongniarti Mytilus Mülleri . . . . Mypytilus dimidiatus Haueriva, = ra...» acutistriata Neoschizodus laevigatus . ?Myophoria lineata Natieca gregaria . . . . Natica sublineata In ähnlicher nur viel geringerer Weise findet durch entsprechende Formen eine unver- kennbare Beziehung unserer Muschelkalkfauna mit der von v. Hauer beschriebenen der Venetianischen Alpen statt, zu welcher W. Fuchs das Material sammelte. Ich weise auf dessen Tellina, Pe- eten Fuchsi, Gervillia lata, Trigonia orbieularis, Pecten Margheritae, Natica excelsa, N. maculosa hin, als sehr ähnliche Arten. Auch die Hallstätter und Ausseer Gastropoden und Cormopoden, welche Hörnes beschrieben hat, zeigen in der Holopella grandis, Loxonema elegans, Chemnitzia salinaria, Phasianella variabilis, Natica pseudospirata, N. Klipsteini, Pleurotomaria Haueri, Pecten eutiformis, P. tenuicostalus, P. scutella eine wohl zu beachtende Verwandtschaft. In nachfolgender Uebersichtstabelle ist das Vorkommen in der Lieskauer Conchylienbank mit r selten, rr sehr selten, s häufig, ss sehr häufig, mit «bc der untere, mittlere und obere Muschelkalk, mit B $S der bunte Sandstein mit K der Keuper bezeichnet. UBISSB) IS "USIL BYeIprwp "MW ser] ‘FI SuyB1009p "I wessen) IS "Us enbyur 9 uvısse) 48 dIN PeLysuy stuuvop 9 ueIssw) 78 79 pm 9) A0Me BYELIS 7 uodjy 'Puoy “one ey "Ad [PS suyestaar] "q ILOSTEREEND Feat uersse) 99 “USIN Snsstwopqus "A 79 smergsmuoy °T aassny "WIOFT STULIOFMD °T einp ‘op vsomoaequy sıedounderg Bm "LION SUMIWOS ‘IL O.P sIsuorwmoooau '"Yy ueisse) IS "diy Tuuoag * uersse,) IS 'dey Strudeo sıyuour 75) eyejsoonpaur (0) (0) (0) IRIKOL, vyBduA 'Q wanp ') 881509 'O (0) ueIsse/) IS "NS BjsnumA * "uoıy opuoyoauıdsjug sa sa uraJs -pueg aajung “ıadnay uediy ‘unuaory BUBILDOAON [ uadıy unmusoı uadjy "unueor A div Oyosturuoot A BURILDOAON BUeI]DoAoN D.2 sr 0) ar a. 4 e q®e as a ® "puejyosinap -puS au 19 Hpasuond Ki: E 49 MEIN 123 ® ® 8 g) BUHBLDONSBI snyÄM "gg sage soqe au IV Tuuoagg BInatay 'zg s g) sSILULLOFOB[OLpOLL "IE ® 8 ups) maodly °0€ “& ® s upaa,) wruopo4jod :63 ® Pi 5 -upar) Bsogojsqns '8z OA ge ü upaıy 18y2}s0d 12 9. se ».qe Rei uosty SIEIDOS TITAN °g% ® m) ss 7) epwaug wwr] 6 ® ss g%) supwoo sonuu] 'F7 2 Ä ss q) LEPOIpS . ‘£z & & I Iypg suyamonea "27 9 & 22 8 9 edv "13 4) ® .4q ss 65) snyergsmbowur 03 F & 8 g9 Woparumg "6L ö ‘ 5 4) SISUHLABOSIT ‘SI oqe oqe ss ty sayrasıp "LT € & 8 IDARLUON "9I & & 5 gD uremgoryoS "SL ® a ® ss 7) snyerysmuo} uapag "FI a 9) wxopuaed wyouoooadeg ET au 49 wnbrgo zı du gq9) sono IT Lı 49 wuepd sısdounselg "OL Rai 49 ve '6 au gq9 xAurq ‘8 au g%) Weıpuy wıuouy 7 ) h) ® 8 79 soproundepd ‘9 B) ® q S 79 wyejsoogpmu :q a q9 wsorqwas ‘Fr ® q ® S PS soprop © 4 4 st [yOG SIuLIoFupg SNULIDUT TOO wsopougns sLepI/) PIZ %PJOSGO TIpLmTL, GIREHE 49 Pymps 4) SISUDTABOSIT 49 MOUST BULIOMT gq9) srumy mepg BLıBd9ıLB 49 eyeußoo FO, NOpLeITIED EOHeN. 4%) SOPLOPWLPUOXOL qx) Lone er ]dOwerzrEuNIoUN) I] vyepeos 9) Bagaaa} ANEIDS AOTIOR.LS IH maoZ ‘ya ®lopımpou erfuogim], 49 1ıosskor] q9) Tuuwwsney] 4%) BURNIOgLy BLLWBWOLOINOLT Y2S AR] wmıpepuall 4%) SISUOTABOSIT [PS stımdma enpeagadoT, 49 Liorpszy wurd) (9 enyuope Pur L 11PS suyeZuopp sopowApy (1%) SISUHTABOSIT UOPOYLLOIS 49) wlogard qx) LIOUpaAy) Burn] qx) Tuoguy oyBISy ADLEIEIOOE UDO wurseLg BOLy 7) eyound epnanN g%) SLusoAAamd 9) supeduopo qx) snyBAo go) suyadtasef snpoziydsoaN qx) snosud snöeydogf [12$ STUOFnpO snyÄMT 77 "GL DL %7/ "CL "IL "04 "69 ‘89 'L9 "99 "c9 ‘79 3) 9 19 ‘09 "68 ‘sg "LS ‘98 ac ‘v8 "eG "sg 1 "08 "67 ‘sr 'Lr ‘9r "cv 7 ‘er "ch ‘Ir ‘or 173 ‘se "LE '9E a) Berichtigungen. 7. Z. 12 v. o. lies GASTROPODA statt GASTEROPODA. 9. Z. 7. v. o. lies ken statt hen. . 45. hinter Nucula cuneata fehlt Taf. VI. Fig. 7. . 50. Z. 6. v. u. setze hinter Schlossbildung: unter Myacites. (Druck von W. Plötz in Halle.) Fi ‘ ve ve < - Dede 7 u u . j ET i D 5 , F y PB ne En = FR Tafel 1. Ansicht der Südseite des Lieskauer Steinbruchs. PrezenFe = Alluvium Diluvium Bräunlich- und grünlich grauer tertiärer Thon Grauer dünngeschichteter Kalkstein Muschelkalkbank gelblich bis bräunlich Schaumkalkschicht (Conchylienbank) Feste Muschelkalkbänke. Jas | DS ee RR ? 3 5 en, Er 4 N; ri u a E | Ä zur ee | Bu 5) 777 55 4 DE se de Biansivnseil amloy + Bı Ei F - & Fun | } Dr RN} eienoivaseil „ame RG R . . # " » #2 Jod Ku: & Oo eg \ „ | 22 me 2 ” 27 ur: £ ne BD. j 13m U HT DEAD inobbim Haha Ay ‚lsensenl — Bid Io Ulak erhei ro E) “ sa em u 0 p 4 MD 1 2 banal — dd nzöheing udönoatrga or Fi R 94 oral neabomdun ara) IL 5 ö ü FR u ‚bemmenidah 4 ‚shsaussanA ah Hov lade; dd olsanıdsd 480] Ar SE 2. ul oh on 4 AR ü r N “N ' i} 1 ‚0 a N om . gs nagg Ii% Harz > 0. € Di uxobarug udn Bu Ber | ‚ID iowıbak almpnk bt We a 0er el a. ’ 2 av eigen — 19 iihadiA nl DM 418 moiden nee ‚Ti “ii 5 id E23 rege 4 ‚afioanosauA nah noy Hladod m — gi eoleileiopauni mare er, 5 IE Wider a; wu N i ad -indan sk wiäh ne “I AR sam Pellobeinee Dyih IV“ ha LER u rer Ne sokloR 0954 nov re Er A Tafel IL. Fig. 1. Pecten liscaviensis Gb. S. 20. . Ostraea liscaviensis Gb. S. 10. Pecten diseites Schl. S. 18. ef. Fig. 8. 4. 5. Ostraea decemecostata Gf. 8. 9. 2 3 4 » 6. Placunopsis plana Gb. S. 13. 7. Pecten Schmiederi Gb. S. 20. cf. Taf. V!. Fig. 1. 8. Pecten diseites Schl. cf. Fig. 3. — Imnenseite, 9. Ostraea multicostata Gf. 8. 11. „ 10. Leproconcha paradoxa Gb. — Schlossrand. S. 15. ef. Fig. 13. „ 11. Cidaris subnodosa Meyer. 8.8. 12. Pecten Schroeteri Gb. — a Schale von der Aussenseite, b Schlossrand, c ver- grösserte Rippen aus der Mitte der Schale. S. 23. „ 13. Leproconcha paradoxa Gb. cf. Fig. 10. „ 14. Anomia Andraei Gb. S. 14. 15. Pecten Morrisi Gb. S. 18. „ 16. Pecten Albertii Gf. — Grobrippige Varietät. S. 22. „ 17. Ostraea scabiosa Gb. 8. il. „ 18. Pecten inaequistriatus Gl. — a Schale von der Aussenseite, b Schlossrand, ce Rip- pendurchschnitt 8. 21. NB. Es schliesst sich diese Art nebst Pecten Albertii an die Gattung Hinnites ef. Taf. VI. Fig. 4. zunächst an. 19. Pecten Albertii Gf. ef. Fig. 16. Feinrippige Varietät, bei b der Rippendurchschnitt. „ » 20. Pecten tenuistrialus Gf. — a Schalenoberfläche, b Streifendurchschnitt. S. 16. — Bei c der Streifendurchschnitt von Pecten Schlotheimi Gb. 8. 17. C Giebel, Vostainerungen u Lichhan, Taf U. } IAMAAMNDN C Abhandlungen do Hatarmus lien [Sachsen u Dhiringen Bad I , A Ara KH Gachenek se Kal ag I, Dias mer? Bu ee a ce . . u . . f £ ® I 203 5 5 j ji Eu E = 5 . + R « EN, a u ” 3 en. 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Terebratula liscaviensis Gb. — a vordere Ansicht, b Ansicht von der flachen, c der gewölbten Seite. — S. 56. Mytilus Mülleri Gb. — a Innenseite, b Aussenseite verwiltert. cf. Fig. 2. Lucina plebeja Gb. schwach vergrössert. — a vordere, b c innere Ansicht beider Klappen, ce äussere Ansicht. — 8. 49. Astarte Antoni Gb. a innere Ansicht beider Klappen, b äussere Ansicht. S. 47. Cyprina Escheri Gb. — a vordere, b innere, ce äussere Ansicht. — 8. 54. Myacites elongatus Schl. — a innere, b äussere Ansicht. — S$. 52. Neoschizodus laevigatus Gb. Rechte Klappe von der Innenseite, darüber bei A. das Schloss von Schizodus truncatus nach King. ef. Fig. 1. und 10. Neoschizodus laevigatus Gb. Linke Klappe innere Ansicht, darüber bei B das Schloss von Schizodus truncatus nach King. cf. Fig. 1. 9. os Ce Gichel. Cersteinerungen von Lutskau. 4 Taf IH. f 4 H N? 7 a Ya 3 c 2 2 5 Di E = ©) BR E 2 [24 Whndiungen des VLALUTIU EOS Cierams. Sacısın 1 Sharing BaAI GH Ast Keen in Kal >» 4 3 Ki = EIN: | | Er + Eat 8 Ana oyiggnidond dd Einleonlwnus me R: e TE — .woerollod ob Ilolamd d ind Yioß, sinmelilube eolin er | wi en sıanni ai d ‚tl u — Pr 2 * 2a — 1. JO leise ne 3 | fr SE Ba — ‚aulqmoxdl aonioll ber) ulneons se = z f. 3 — .aggalil onsbsidoamr iowS do aulavo aubozidenoe?t u) VERF = BT 30 Adoiennasdaun U ‚erolbd a — dd alinmohe mul PS dA — Slalend mare bas Sonn wsıA B ERBE rs 02 — „Ioiannwrollod ‚band modolgdue al r FIN, ae 8 — ‚de zuoeirg engudgonil Ol „ ER — tion d ‚buemeeolibd u — „ED eimotonloibom allrsd 11 « rg ha) aeiggtemielä ‚di ainonivu abo Br | Ba — iind d ‚ersaeus m — dd eiensiraneil nobodhoid FR a NE — Ta TA eu . 7 De I a Erin u Tafel IV. 1. Neoschizodus curvirostris Gb. Grobrippige Varietat. cf. Fig. 3. 12. 15. — 8. 43. 2. Mytilus eduliformis Schl. Bei b Ansicht des Schlosses. — 8. 37. 3. Neoschizodus curvirostris Gb.— a rechte, b linke Klappe, innere Ansicht. cf. Fig. 1. 4. Tellina edentula Gb. cf. Fig. 7. — S. 53. 5. Gervillia costata Cred. Kleines Exemplar. — S. 32. 6°°. Neoschizodus ovatus Gb. Zwei verschiedene Klappen. — S. 42. 7. Tellina edentula Gb. — a Schloss, b Rückenansicht. ef. Fig. 4. S°’, Arca triasina Röm. Innere und äussere Ansicht. — 8. 46. 9. Gervillia subglobosa Cred. Schlossansicht. — 8. 29. 10. Lithophagus priscus Gb. — S. 38. 11. Gervillia modiolaeformis Gb. — a Schlossrand, b Aussenseite. — $8. 31. 12. Neoschizodus curvirostris Gb. Kleinrippige Varietät. ef. Fig. 1. Pr 13. Storthodon liscaviensis Gb. — a äussere, b Schlossansicht. — S. 5%. 14. Cyprina Escheri Gb. cf. Taf. Il. Fig. 7. — S. 54. 15. Neoschizodus curvirostris Gb. ef. Fig. 1. C Grchd. Fersteineruinigen eliolatt: TH d Da = 4 f - 2 AMtandiunger des Hatımias Üizvi Sachanan Pniringen BL Si Basen 0 Achonere cn Kat I lslaT e IRA ibnaellovon has u Pre I 55 DB — ‚iduienk orongen baum onsml iO nilaion ini ME O5 Su — sroidoh Bob ara ‚oa over d bir a — AD winenmele. ‚uhoaidaen B: 208 — inkl, nah Hoind ETE unee aaa, 3,8 na dd Be) j 2 mn EA ui DI UT P ” A a " ® 208 — 10 iii wi er 14 2 A — da ebensivaueil unholkl AR a — 4 ienyad anal. OL Syım 9) Reit Aa a a 8 er: = . At & u a 7 i 0 BE? u . R ur] RK] — 1 r ‚a0 1 RR 7 & ö “ = 0 pi ur. : I h1 er a Tafel V. 1°°°. Mytilus gastrochaena Gb. Hinterende unvollständig. — S. 34. 2°° Arca socialis Gb. Innere und äussere Ansicht. — S$. 46. 3. Neoschizodus elongatus Gb. — a und b zwei Klappen, darüber das Schloss. — 8.42. 4. Natica gregaria Schaur. Bei b Ansicht der Basis. — S. 65. 5. Natica turris Gb. — S. 67. 6°°. Pleurotomaria Alberliana Wissm. — S. 58. 7°°. Litorina Kneri Gb. cf. Fig. 11. — S. 67. 8. und 13. Natica Gaillardoti Gf. —- S. 64. 9. Litorina liscaviensis Gb. — S. 68. 10. _Pleurotomaria Leysseri Gb. — S. 59. 11. Litorina Kneri Gb. ef. Fig. 7. 12. Litorina Schüttei Gb. — S8. 68. 13. cf. Fig. 8. 14. Turbonilla graeilior Schaur. — S. 61. 15. Litorina alta Gb. — S. 68. ( Gvebel. Lirsteinerungen von Lüskan. | MH EN BE / = L a r\ Mn b B Dr Ad Taf E 72 Mtuerdbunget de Kutenmiol iin Saucen Ditinget DAL A Atme» Aherch un Ardle UEr ru j | EA — AM hebsii we "au ie ı — 10 ailoeng deut! Ray) ara — 0 euplldo sehen. 6 PN Yo ha kamen um dei di is abummollod ai or) el — dd eulmos 2a nl er P ar N EA ‚a A PR Isewh MO zyml imo A a em Re hr vi did -anlie ob u jo mov keniob 10 minsaun alu Kür & i ‚üb Bn — ‚sdoienik gu Holech. ahnen D Md0B.d ron m AN Insabend: anfos | us. Er Ber: wen.) Fall al 1% Fe "a — gg made oh Nise Mg anders 0 I EERPRERTERER. 20 Ren 12 wer nt * ar ( — gabe & 10. ar. 12, Tafel VI. Pecten Schmiederi Gb. — S. 20. R Placunopsis gracilis Gb. — S. 193. Placunopsis obliqua Gb. — S. 13. Hinnites comtus Gb. — Die Grube im Schlossrande bei b ist zu schmal und tief gezeichnet. — S. 25. Anomia beryx Gb. Schwach vergrössert. — S. 14. Anomia alta Gb. — S8. 14. Nucula cuneata Gf. Schwach vergrössert; bei a die Seiten-, bei b die vordere Ansicht. — 8. 45. Lucina Credneri Gb. — a äussere, b Schloss-, ce vordere Ansicht. — S8. 48. Mytilus Mülleri Gb. Grosses Exemplar. cf. Taf. II. Fig. 2. 4. — 8. 35. Terebratula vulgaris Schl. Innerste Schicht der flachen Klappe. — S. 55. Lima lineata Gf. Schlossansichten zweier Klappen. — S. 26. Terebratula vulgaris Schl. Auskrystallisirte innere Höhle mit dem Gerüst. — S. 55. m C Gebet. lastemaungen u Licshatt. mo .r il | \ Miundlungen de Hatummio lin f Sadım u Ihiringn Ba I ih heit Scheich im RE ZA 7% AN Ist mw 2 — ao I) noloado & se — ae 5 A ua a £d 2 — A Hoblotsmanonet Ron u; = BA — ‚aan Bi AR innaenal ira Na er ‚10 .8; Fe tem #0 dere alle E u u) nom n - Tafel VI Turbonilla scalata Bronn. — S. 62. Turritella obsoleta Ziet. — S. 69. Chemnitzia oblita Gb. — S. 63. Chemnitzia Haueri Gb. — S. 69. Chemnitzia loxonematoides Gb. — S. 63. Pleurotomaria Hausmanni Gb. Etwas vergrössert. — S$. 58. Turbonilla terebra Gb. Vergrössert. — S. 61. Turbonilla Zeckelii Gb. Vergrössert, die Mündung ist falsch gezeichnet. — S. 60. Natica cognata Gb. Vergrössert. — $. 65. Avicula Bronni Alb. — a äussere, b Schlossansicht. — S. 33. C Grobe, Crstiineruingen e Ltohatt. Daf IH, F-) H [74 Aka de Memmislarinf Satan a Duizürgabal SR str I Scheer un LE, Morphologische Beobachlungen an einigen (Gewächsen aus den natürlichen Familien der Melanthaceen, IlIrideen und Aroideen von Th. Irmisch. Mit zwei lithographirten Tafeln. Aus dem I. Bande der Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen in Halle besonders abgedruckt. ° Berlin, Veen llaro ENZon2 G-2 Biorsisteilmramnen. 1856, . nen Age | | nreilazumn a uhihnlsn nah auf waarlafens) E ä : ö D- AR Mn. e3 j Tab RL u nesbiorä bırır woohink BERELLITTIET Br; en se Fer | . 3 = ® [Fi fi =): > - - 4 ARE u 074 jL a B | R . ei I; u Be r - (Eee > Pr ß ” Y i j ’ = s j j R 5 x r Fi - \ u u i s Biiean | doriei U ‘ % y m - B, u - 2 " « - R 2 f E e lat aanäguiganii Nano vie ART «i amänhit u erndned wir weint enklineree En Ei : FAIRE: Bere - Bu IP - F = j 2 5 er, > u D a ’ f u ‘ u = &4 } MEUn?TT WEB: u # im « Per Ce oe ar uni nn j en Maar Morphologische Beobachtungen an einigen Gewächsen aus den natürlichen Familien der Melanthaceen, Irideen und Aroideen von Th. Irmisch. Mit zwei Tafeln Abbildungen. Se Wenn man die Samen der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) gleich nach der Reife, welche im Juni oder Anfangs Juli bei uns eintritt, aussäet, so kann man mit Sicherheit darauf rechnen, dass sie keimen werden. Bereits im Herbste desselben Jahres findet man dann unter der Erdoberfläche die ersten Zustände der Keimpflanzen, Tab. I, Fig. 1—3. Die jungen Pflänzchen sind nun aus dem Samenkorne hervorgetreten, aber das Ende des Keim- blattes steckt noch in dem Albumen desselben; sein runder, bald etwas längerer, bald etwas kürzerer Stiel ist eine Strecke unterhalb der Scheidenmündung , welche jetzt noch einen ganz feinen Spalt darstellt, eingefügt. Nach unten spilzt sich die Keimpflanze in die noch ganz kurze Wurzel zu, und zwischen dieser und der Insertionslinie des Keimblattes ist äusserlich gar keine Grenze zu bemerken; ebenso findet sich auch durchaus keine Spur einer Wurzel- scheide, so dass man hier eine wirkliche Hauptwurzel, als die direkte Fortsetzung der blälter- erzeugenden Achse nach unten, vor sich hat*). In dem Innern der Scheide des Keimblattes *) Selbst manche neuere Schriftsteller unterhalten noch die irrthümliche Ansicht, als würde durchweg bei den Monocotylen das untere Ende der Achse der Keimpflanze von einer Nebenwurzel durchbrochen, ob- schon viele, vielleicht die meisten monocotylischen Familien (z. B. die Liliaceen, Amaryllideen, Asparagineen, Irideen) in der Bildung der Hauptwurzel durchaus nicht von den Dicotylen sich verschieden zeigen. Die Orchi- deen haben allerdings, streng genommen, nicht einmal eine Anlage zu einer Hauptwurzel, und es gilt das wohl auch 1 4 [130] Tu.IRMISCH, morphologische Beobachtungen an einigen Gewächsen erkennt man bereits ein zweites Blättchen, doch tritt es, da die Keimpflanze sich in der Blatt- entwicklung den ältern Pflanzen gleich verhält, im Herbste noch nicht hervor, und den Winter über erleidet dieselbe überhaupt keine weitere auffallende Veränderung. In dem nächsten Frühjahre kommt das auf das Keimblatt folgende Laubblatt mit seinem obern Theile über den Boden, Fig. 4. Die Hauptwurzel verlängert sich allmählig bis zu zwei oder drei Zoll, bleibt aber dabei gleichmässig dünn. Auf einem Querdurchschnilt zeigt sie ein centrales Gefässbündel, Fig. 8.; das breite Rindenparenchym wird nach innen zu von ungefähr drei bis vier Reihen grösserer und nach aussen von meist drei Reihen engerer Zellen gebil- det, so dass die Hauptwurzel in ihrem anatomischen Bau sich im Wesentlichen ebenso wie die Nebenwurzeln älterer Pflanzen verhält. Das Kotyledonarblatt dehnt sich in seiner Scheide so- wohl unter- als oberhalb des Ansatzpunktes seines Stieles, in welchen ich nur ein einziges Gefässbündel, Fig. 7., eintreten sah, und umgiebt als eine dünne weissliche Röhre, deren Mün- dung oft schief ist und dann die elwas höhere Seite dem mit seiner Spitze noch im Samen- korn steckenden Stiele zukehrt, eng anliegend den Grundtheil des Laubblattes. Dieses letztere ist in seinem obern, dunkelgrünen Theile auf einem Querschnitte oval, Fig. 6. und wird seiner Länge nach von 7 oder 8 Gefässbündeln durchzogen; in seinem untern, weisslichen Theile bil- det es eine sehr lange, dabei äusserst enge Scheidenröhre, deren Mündung man leicht über- sehen kann. Sie findet sich als ein feiner Spalt, Fig. 13., bald, und zwar gewöhnlich, nahe über dem Boden, bald auch etwas tiefer. In dem Grunde der Scheidenröhre, der unmittelbar über der Abgangsstelle der Hauptwurzel liegt, findet sich die Anlage zu der ersten Knolle als ein kleiner solider Körper, Fig. 5c., welcher mit seinen Theilen gegen den Ausgang der Vege- talionsperiode, wo er völlig ausgewachsen ist, deutlicher wird und dessen Verdickung haupt- sächlich bewirkt, dass späterhin die dünnbleibende, allmählig absterbende und sich auflösende Hauptwurzel von den über ihr befindlichen Partien der Keimpflanze schon äusserlich abgesetzt erscheint, Fig.9. Auch das Keimblatt löst sich nach und nach auf, wobei nur das Gefässbün- del, welches die Mediane desselben durchzieht und von welchem das Gefässbündel, das in den Stiel eintritt, sich abzweigt, der Auflösung länger widersteht. Dieses Gefässbündel findet sich oft als dünner fadenförmiger Anhängsel, n in Fig. 12., den man, besonders wenn er nach dem Herausziehen des Keimpflänzchens neben der absterbenden Hauptwurzel hinabhängt, leicht für eine Nebenwurzel halten kann. Eine solche kommt aber in der That in dem ersten Jahrgange gar nicht vor. Die Basis des Laubblattes ist verhältnissmässig dick und derb; sie wird, indem der obere Theil des Blattes abstirbt und sich zersetzt, nach und nach zu der trocknen, braunen Hüllhaut, die alle übrigbleibenden frischen Theile während der folgenden Ruhezeit schülzend umschliest. An der einen Seite des untersten Grundes bildet dieses Blatt äusserlich, wenn auch nicht immer, so doch oft, einen scharfkantigen Vorsprung, so dass es sich in allen für die Gräser: bei beiden Familien ist das, was man gewöhnlich als Radicula bezeichnet, eben nur das unterste Ende der Embryoachse, welches der Fähigkeit, nach unten sich zu verlängern, entbehrt. In der Bildung der ersten Nebenwurzeln sind diese beiden Familien insofern verschieden, als sie sich bei den Gräsern durch das unterste Ende der Embryoachse, wo diese ursprünglich mit dem Embryoträger zusammenhing, hervordrängen, bei den Orchideen (wenn sich überhaupt aus dem hypokotylischen Theile eine Nebenwurzel bildet) aber seitwärts weiter nach oben aus jener Achse hervortreten. . a .1. . = 4 aus den natürlichen Familien der Melanthaceen, Irideen und Aroideen. [131] & Punkten so verhält, wie das unterste Laubblatt blühreifer Exemplare. (Man vergleiche hierüber Taf. 8. Fig. 12. in meiner Schrift: Zur Morphologie der Zwiebel- und Knollengewächse.) Betrachten wir nun die junge, aber ausgewachsene Knolle näher, so ergiebt es sich, dass sie direkte Forlselzung der Achse ist, welcher das Keimblatt und das erste Laubblatt an- gehört. Sie bildet einen kleinen, soliden, kegellörmigen, bald dickeren bald schlankeren Kör- per, welcher von einer weissen glänzenden Epidermis überzogen ist, und ist, wie bei den äl- teren Pflanzen, die Trägerin derjenigen Knospe, welche in der nächsten Vegetationsperiode auszuwachsen bestimmt ist. Diese Knospe ist etwas von dem untersten Grunde der Knolle in die Höhe gerückt, Fig. 10. und 11., ja manchmal rückt sie ganz weit hinauf bis nahe unter die äussersie Spitze, Fig. 14«. Merkwürdig und abweichend von dem Verhalten älterer Exemplare ist hier das Auftreten eines Blattgebildes, das bald in Form einer ganz kurzen und schmalen Schuppe, x Fig. 11., erscheint, bald, x Fig. 15., eine grössere Länge erreicht, ja zuweilen ei- nen Zoll lang und dabei am Grunde, ohne jedoch eine geschlossene Scheide zu bilden auch etwas breiter wird. In diesem letzten Falle hat es eine fädliche, an der Spilze grün gefärbte La- mina, so dass über die Blatinatur gar kein Zweifel sein kann. Offenbar ist es das Muiterblatt des jungen Knöspchens und alternirt, wie ich mich in einigen Fällen überzeugte, mit dem er- sten Laubblatte. Dieses Blältchen fehlt, wie wohl stets an ältern Exemplaren *), bisweilen an der Keimpflanze, und das Knöspchen steht dann normal vor der Mediane des ersten Laubblat- tes. In jedem Falle steht das Mutterblatt an der nicht fleischig entwickelten, das unterste Knöspchen dagegen an der fleischigen Achse. Wenn das eben erwähnte Knöspchen so hoch, wie in Fig. 14., an der knolligen Achse hinaufgerückt ist, so trilt ausser ihm überhaupt keine Knospe mehr auf, und auch, wo jenes nicht der Fall war, konnte ich oft nur ein einziges bemerken. Häufig aber tritt zu dem un- tern noch ein zweites, das mit dem ersten entweder alternirt, Fig. 15., oder mit ihm um drei Viertel eines Kreisbogens (auf dem längeren Wege) divereirt, Fig. 11. Es rückt oft ganz nahe unter den bald spitzen, bald abgestumpften Gipfel, ist aber immer lateral, und das gilt auch von einem dritten Knöspchen, welches man indess nur selten beobachtet. Bei der zwei- ten (auch bei der dritten) Knospe ist das eigenthümlich, dass sie der Achse, in eine flache Vertiefung derselben, wie die unterste Knospe, eingesenkt, ganz frei aufsilzen, indem sie kein Mutterblatt haben **). Bei andern Pflanzenarten verkümmern oder fehlen öfters die Achselknospen, *) Fände es sich bei diesen, so würde, unter der Voraussetzung, dass die Zahl und Stellung der ihm dann vorausgehenden Blätter dieselbe bliebe, die einfach reihenweise Anordnung der Knollen der verschiedenen Jahrgänge, wodurch die Wurzelbildung und die übrige Vegetation so erleichtert erscheint, einer minder günstigen Anordnung Platz machen müssen. Es würde dann die frische Pflanze zwischen die noch vorhandenen Theile der zwei vorhergehenden Jahrgänge eingeklemmt. **) Es erinnert dies unter andern an die Lemna-Arten, wo die Knospen (die wiederum blattios sind) in Vertiefungen der gleichfalls blattlosen Mutterachse (die ein deutliches basiläres Wachsthum zeigt) sitzen. Bei- läufig bemerke ich, dass bei Lemna trisulca der kräftigere von den beiden Trieben bei den verschiedenen Spross- folgen fast immer auf derselben Seite der Abstammungsachse liegt, so dass die dichotome Verzweigung leicht in die schraubelartige übergeht. 1* 6 [132] Ta. IRMISCH, morphologische Beobachtungen an einigen Gewächsen hier fehlt das Tragblatt, ein Verhalten, das häufiger in den Verzweigungen der Blühtenstände mancher Gewächse wiederkehrt. Die Ausbildung der Pflanzen in den folgenden Jahrgängen bis zur Blühreife zeigt we- nig Abweichendes. Aus der basilären Knospe der ersten Knolle entwickelt sich in der nächst- folgenden Vegetationsperiode die neue Pflanze, Fig. 17. und 18. Diese Knospe hat, was man im Herbste oder im Winter vor dem Austreiben über den Boden besonders gut erkennt, zu- äusserst ein niedriges dünnes Scheidenblatt, Fig. 18«, auf welches ein zweites, aber viel län- geres 5b folgt, welches seine Mediane der Mutterachse oder der Knolle zuwendet und dieses um- schliesst ein Laubblatt, in dessen Achsel wiederum die Hauptknospe steht. Aus dem Grunde der neuen Generation treten 3—8 Nebenwurzeln hervor; ursprünglich sind sie von einer gemeinsa- men Coleorrhiza eingeschlossen’, die dann, wenn sie durchbrochen ist, als dünnhäutige Scheide die Wurzeln noch umgiebt, v in Fig. 18. Das zweite Knöspchen, 5 in Fig. 11. und 15., sah ich nicht auswachsen, doch mag es zuweilen hier ebenso geschehen, wie bei den ältern Pflan- zen, und ich fand es manchmal gegen die frühern Zustände wenigstens etwas vergrössert und angeschwollen, wenn es auch keine Nebenwurzeln getrieben hatte. Häufig sinkt die Knospe (Fig. 21. und 22«.), aus der die nächstjährige Generation hervorgeht, dadurch tiefer in den Boden hinab, dass deren Mutterachse abwärts von ihrer organischen Basis — der Stelle (7), wo sie mit dem vorhergehenden Jahrgange zusammenhing — sich nach unten verlängert (Fig. 21. 22. u.29.). Die Basis des die Hülle bildenden Laub- blattes dehnt sich dann angemessen aus, so dass sie die Verlängerung der Achse überall gleich- mässig überzieht, Fig. 20. — Der scharfkantige Vorsprung, den dieses Blatt an der tiefsten Stelle bildet, erscheint übrigens (wohl durch partielle Wucherungen des Parenchyms) oft in kleine Lappen getheilt, Fig. 23. Die Laubblätter werden, falls die Fortbildung regelmässig weiter schreitet, mit jedem Jahre länger und breiter, wobei statt der cylindrischen die mehr flache Form und dabei eine einseitige Rollung eintritt, Fig. 20 d— f., bis sie die normale Grösse erlangt haben. Daneben erhöht sich die Zahl der Laubblätter. In den ersten Jahrgängen pflegt zwar das zweite Knösp- chen, Ak in Fig. 18. u. 25.,' noch ohne Mutterblatt zu sein, dann aber tritt ein solches auf: oft erst als schmale Schuppe, Fig. 27., und diese erscheint oft wie weggezogen von ihrer ei- gentlichen Stelle unterhalb der Knospe und etwas seitwärts von derselben in die Höhe gerückt, Fig. 26. Vollkommnere Formen sind es schon, wenn das Blatt das Knöspchen ganz einschliesst und über demselben an der Knolle, dieselbe hakenförmig überragend, einen engen Kanal bil- det, oder wenn es sich in eine lange fadenförmige Spitze endet. Stärkere Knollen entwickeln auf ihrem Gipfel unterhalb der Insertion des zweiten Laubblaltes ein längeres dünnes (später absterbendes) Internodium, an dem sich ein enger von der Mediane des Laubblattes überdeck- ter Kanal, in seinem Grunde das zweite Knöspchen einschliessend, findet und auf dessen Spitze sich ganz kleine, verkümmerte Blättchen zeigen. Zu dem zweiten Laubblatte kommt dann ein drittes, in dessen Scheidenhöhlung man ganz kleine Blättichen oder auch schon knopfförmige Rudimente von Blühten findet. Die sich hieran unmittelbar anschliessenden Zustände der voll- aus den natürlichen Familien der Melanthaceen, Irideen und Aroideen. [133] 7 kommen ausgebildeten, Blühten und Früchte bringenden Pflanzen habe ich bereits in meinem Buche: Morphologie der Zwiebel- und Knollenpflanzen ausführlich beschrieben; man vergl. auch Jussieu, genera plantar. p. 47., de Tristan in Memoires du Mus. d’hist. nat. X, p. 36 —56., Vaucher, hist. physiol. des plantes d’Europe IV. p. 381. 8.2. Die mit Colchicum zunächst verwandten Gattungen Bulbocodium und Merender« zei- gen in dem Bau der Knolle mit jenem die grösste Uebereinstimmung. Fs gilt dies selbst von der aus Nordpersien stammenden, zuweilen in den Gärten gepflesten und mir vom Herrn Pro- fessor Bartling in Göttingen gütigst mitgetheilten Merendera sobolifera Fisch. et Meyer, welche in ihren unterirdischen Theilen bei einer oberflächlichen Betrachtung ganz anders als die Herbstzeitlose, gebaut zu sein scheint. Der Unterschied beruht aber bloss darauf, dass sich bei die- ser Art derjenige Theil der Knollenachse, welcher die Knospe oder den neuen Trieb trägt, zu einem auffallend langen, bald abwärts dringenden, bald fast wagerecht abstehenden Stiele gestreckt hat, ganz analog dem Falle, den ich vorhin schon bei Colchreum autumnale (vergl. Fig. 21. und 29.) erwähnt habe*). Bei M. sobolifer« wächst gewöhnlich auch die zweite Knospe aus und wird dann in der Regel auch durch einen solchen Stiel von der (nicht grossen) Knolle weggeschoben; wenn sie nicht auswächst, Fig.31—33., so sitzt sie ganz wie bei ©. autumnale der Knollenachse auf. — Fig. 30. zeigt ein blühbares Exemplar, welches im November aus dem Boden genommen wurde: A ist die Knolle, B der untere, stärkere**), C der obere Trieb. Merkwürdig ist es, dass auch hier, wie bei €. autumnale, die in eine trockne bräunliche Haut sich umwandelnde Scheidenbasis des ersten oder untersten Laubblattes (des Mutterblattes der Hauptknospe) nicht nur die stielarlige Verlängerung, die den Haupttrieb B trägt, sondern auch die des obern, C, gleichmässig überzieht, also zwei lange spornarlige Aussackungen bildet; es müssen hier wohl, wie bei manchen Blühtenblattbildungen, eigenthümliche Wachsthumsverhält- nisse zu Grunde liegen. Dass jener Ueberzug an einzeln Stellen, Fig. 30 n., etwas zerreisst, ist sicher mehr zufällig. Dass die stielarlige Verlängerung , auf welcher der unterste Trieb steht, zu der Knolle oder der Mutterachse, nicht etwa zu der Knospenachse gehört, zeigt schon eine Vergleichung mit Colchie. autumnale, indem einmal die flache rinnenförmige Vertiefung, in welcher bei der leiztgenannten Pflanze die Knospe steht, sich bei Mer. sob. auf der Oberseite jener Ver- längerung, und dann auch der scharfkantige Fortsatz der Knolle von C. autumnale (man vergl. Fig. 18,f.) an der entsprechenden Stelle an der Basis jener Verlängerung, f in Fig. 35. u. 36. *) Auch bei der südeuropäischen Merendera Bulboeodium Ram. (Bulbocod. autumnale Lap.) kommen nach der von Clusius gegebenen Abbildung ähnliche Verlängerungen vor. **) Die Blühten treten mit den Blättern zugleich im Frühling über den Boden, daher umgiebt das Scheidenblatt B noch alle innern Theile. I) [134] Ta. IrmiıscHh, morphologische Beobachtungen an einigen Gewächsen wiederfinde. Für den obern Trieb ist jene Annahme noch leichter zu beweisen, denn die Insertionslinie des (abgestorbenen) Multerblattes jenes Triebes, welches doch offenbar zur Knolle gehört, verläuft zum grössten Theile noch auf der stielartigen Verlängerung, man vergl. Fig. 31: 3384.83 314): Die Blattbildung der neuen Triebe bei Merendera sobolifera kommt ganz mit der von Coleh. autumnale überein. Die jungen Knöspchen sitzen uch ganz wie bei dieser Pflanze ur- sprünglich der Mutterachse dicht an, und die stielarlige Verlängerung bildet sich erst mit der Weiter- und Ausbildung der Knospen. Das obere Knöspchen findet sich auch ursprünglich im Grunde des engen Kanals, den die Mediane des zweiten Laubblattes, das mit seinem Grunde ringsherum um die Achse geht, mit der letztern bildet; man vergl. hierzu Fig. 30. 38. und 39. und deren Erklärung. Su. Das Keimblatt von Feratrum nigrum bleibt auch mit seiner (der Lamina enisprechen- den) Spitze in dem eiweissreichen Samenkorne stecken, Fig. 40. Nahe bei seinem Austrilte aus dem Samenkorn ist der runde Stiel, der, abweichend von Colchicum , nicht der Rücken- fläche der Scheide eingefügt ist, sondern unmittelbar in diese sich erweitert, eingeknickt; der Scheidenspalt ist ganz deutlich Fig. 41., die Hauptwurzel erscheint von der ziemlich kurzen Scheide nur durch eine leichte Einschnürung abgesetzt. Das Keimblatt bleibt, wie es scheint, normal unter dem Boden. Im Laufe des ersten Jahres entfaltet sich weiter kein Blatt, sondern erst im Frühling des zweiten Jahres tritt das erste, schön grüne lanzettliche Blatt, welches ur- sprünglich einfach gefaltet und später in der Mitte rinnenartig vertieft ist, über den Boden, Fig. 42. Dieses Laubblatt folgt entweder unmittelbar auf das bis auf wenige Reste « zer- störte Keimblatt, oder es tritt erst ein weisses, an der Spitze oft etwas grünlich gefärbtes Scheidenblatt 5 auf. Die Basis des Laubblattes, Fig. 43., zeigt weithinab einen übergreifenden Scheidenrand, und es umfasst damit ein weisses, an der Spitze oft grünliches Scheidenblatt, Fig. 44., in dessen Grunde man die noch ganz kleine Anlage des nächsten Blattes schon er- kennen kann. Die Hauptwurzel, w in Fig. 42., hat sich nun verlängert und verästelt, auf der Inser- tionslinie des Keimblattes, auf dessen Scheidenseite, bricht die erste Nebenwurzel hervor; die *) Umgekehrt ist es bei Herminium Monorchis, wo die stielartige Verlängerung der Knospenachse angehört und demgemäss die Insertionslinie des ersten Blattes der Knospe eigenthümlich verzogen erscheint, man sehe meine Schrift: Beiträge zur Morphologie und Biologie der Orchideen. Bei Tulipa siWwestris ist die stielartige Verlängerung (Morphol. der Kn.- und Zwiebelgew. p. 57.), in welcher die Knospe sich findet, die terminale Fortsetzung der Achse, und es ist die Mitte der Scheidenseiten desjenigen Blattes, von welchem die Knospe umschlossen wird, am weitesten von der ursprünglichen Stelle hinweggerückt, während umgekehrt die Mitte der Rückseite (die eigentliche Mediane) des Mutterblattes des obern Triebes bei Mer. sob. am wei- testen von der ursprünglichen Stelle durch die Ausbildung dieses Triebes entfernt worden ist. — Für die rich- tige Auffassung des Verhältnisses der Knospen zu deren Abstammungsachse erscheinen diese Bildungen von Wichtigkeit. aus den natürlichen Familien der Melanthaceen, Irideen nnd Aroideen. [135] g zweite erscheint auf der entgegengesetzten Seite und oft eine dritle wieder über der ersten, Fig. 42. u. 45.; indessen erleidet diese regelmässige Anordnung der Nebenwurzeln manche Ausnahmen. In den folgenden Jahrgängen wiederholt sich der Wechsel von Scheiden- und Laub- blättern, deren Zahl sich erhöht und die dabei immer grösser werden. Die llätter erschei- nen schon im zweiten und dritten Jahre, Figur 42. und 46., nach der Divergenz '/,; geord- net, und schon an einem dreijährigen Pflänzchen sah ich oben nahe unterhalb der Spitze des Scheidenblattes und an der Scheidenmündung des Laubblattes, welches in der Knospenlage aus- ser der Faltung am Mittelnerv noch auf den Seitenflächen je eine Faltung zeigte, Fig. 47., die zarte gekräuselte aus gegliederten Härchen gebildete Behaarung, die auch bei den ausgewach- senen Pflanzen sich findet. Dabei wird die Achse in den neuhinzutretenden Jahrgängen stär- ker; aus derselben brechen neue, länger und stärker werdende Nebenwurzeln (die Gefässbün- del derselben sind in einen engen Kreis gestellt, der von einer breiten schwammigen Rinden- schicht umschlossen wird) hervor. Nachdem die einige Jahre dauernde Hauptwurzel abgestor- ben ist und sich aufgelöst hat, sterben auch die ältern Theile der Achse von unten her ab, so aber, dass von ihr sowohl als auch von den Nebenwurzeln immer ältere Jahrgänge an der Plianze vorhanden sind als von den Blättern. Ohne noch lebende Nebenwurzeln ist die gesunde Filanze zu keiner Zeit. Um blühreif zu werden, bedürfen die Exemplare eine sehr lange Reilıe von Jahren; sie perenniren bis dahin durch den terminalen Trieb, worin sie, wie in so vielen andern Punkten, von Colchicum autumnale abweichen. Das Verhalten blühbarer Pflanzen habe ich nach kultivirten Exemplaren in der Morphol. der Zw. und Kn. Pflanzen p. 121. beschrieben. Von Feratrum album (Lobelianum) erhielt ich durch die Güte des Herrn Dr, Hartlaub in Reichenau eine Partie frischer Exemplare vom Riesengebirge *); diese zeigten, gegen das Ende des Mai untersucht, Folgendes. Aeusserlich finden sich die zum Theil zerfaserten bräunlichen Reste abgestorbener Blätter, darauf kommen mehrere weisse Scheidenblätter, die an ihrer Spitze oft zerstört und deren Scheidenmündung durch die herausgedrungenen Laubblätter zerspalten sind. Laubblätter fand ich am Grunde des Blühtenstengels 5— 7, alle haben eine lange Scheide. In der Achsel des vierten fand ich an einem Exemplare bereits eine kräftige Knospe, der in der Achsel der beiden folgenden Blätter noch je eine (an Grösse abnehmende) Knospe folgte. An einem andern Exemplare war über- haupt nur eine Knospe und zwar in der Achsel des innersten basilären Laubblattes zu finden. Die Knospen sind um die angegebene Zeit noch wenig entwickelt und erscheinen auf einem Querschnitte zusammengedrückt. — An dem Blühtenstengel selbst finden sich ungefähr 5 —8 Blätter, in deren Achseln ganz kleine (nach obenhin immer mehr an Umfang abnehmende), von einem unvollkommnen Scheidenblatte gebildete Knöspchen stehen. Dann kommen die Blätter, in deren Achseln die Inflorescenzen stehen. *) Bei V. album beobachtete ich die Stäubung der Antheren: die vor den drei äussern Blühtenblät- tern stehenden stäuben zuerst, bei Colch. autumnale stäuben dagegen die Antheren der vor den drei innern Blühtenblättern stehenden, längern Staubfäden zuerst. — Dass die Vereinigung der Veratreen und Colchiea- ceen zu einer Familie schwerlich eine naturgemässe sei, ist bereits von manchen Botaniker anerkannt. 10 11356] Tn. IrmiıscH, morphologische Beobachtungen an einigen Gewächsen Die nicht blühenden Exemplare haben, je nach ihrer Stärke, bald mehr bald weniger Laubblätter ; das innerste hat eine lange Scheide und umfasst mit deren Grunde die lerminale dreikantige Endknospe. Es hat oft den Anschein, als hätten solche Exen:plare einen Stengel; allein der scheinbare Stengel wird von den langen Scheiden der Laubblätter gebildet. Die basiläre Achse ausgewachsener Exemplare ist meist gegen zwei Zoll lang und hat oft über einen Zoll im Durchmesser; aus ihren ältern Theilen, deren Blälter aufgelöst sind, brechen die oft über einen Fuss langen, hin und wieder mit Seitenfasern besetzten, zähen Ne- benwurzeln hervor, von denen die jüngern weiss, die ällern bräunlich und elwas querrunzelig sind. Das schwammige Rindenparenchym, welches die in einen Kreis gestellten Gefässbündel umgiebt, herrscht in ihnen vor und in seiner äussern Schicht finden sich kleine Lücken. Auf dem Gipfel jener Achse stehen oft zwei und auch drei Triebe; es scheint, dass wenn eine Pflanze geblüht hat, die neuen Triebe häufig erst ein oder wenige Jahre gebrauchen, um wie- der so kräftig zu werden, dass sie einen neuen Blühtenstengel treiben können. S. 4. Gladiolus communis. Das Keimblatt bildet eine lange, auf der Vorderseite geschlos- sene Scheidenröhre, von deren Mündung der lange fadenförmige, mit seinem Ende im Samen- korne steckende, unter dem Boden bleibende Stiel abgeht, Tab. II. Fig. 1. Auf das Keimblatt folgt ein breitgedrücktes Laubblatt, dessen lange Scheide, die ein drittes Blättchen umschliesst, mit einem engen Spalte versehen ist. Die Hauptwurzel geht unmittelbar unterhalb des Keim- blattes ab und verästelt sich ein wenig. Im Laufe der ersten Vegetationsperiode schwillt das entwickelte Internodium der epikotylischen Achse zwischen dem Ansatze des Laubblattes und dem des darauf folgenden niedrigen Scheidenblattes, welches die nächstjährigen Blattgebilde einschliesst, allmählig zu einer Knolle an; diese wird äusserlich anfänglich auch noch von der dünnen Scheide des Keimblattes, dessen Stiel bald abstirbt, Fig. 2., eingehüllt, doch löst sich die letztere bald auf, wogegen sich aus der Scheide des Laubblattes eine trockne Hülle um die Knolle bildet, in der das Rindenparenchym vorherrscht, von dem das miltelständige Gefäss- bündel umgeben wird, Fig. 4. Das Endknöspchen, durch welches die Pflanze perennirt, nimmt den Gipfel der Knolle ein, Fig. 3. Aus der kurzen Achse unter der Knolle brechen neben der mit dem Schlusse der ersten Vegetationsperiode gänzlich zu Grunde gehenden Hauptwurzel oft eine oder zwei lleischige, leicht brechende Nebenwurzeln hervor. Da sie oft fehlen, so scheinen sie zur Ernährung nicht wesentlich mit beizutragen; solche Nebenwurzeln finden sich überhaupt an manchen Zwiebel- und Knollenpflanzen, und sie möchten der normalen Entwicklung eher hinderlich als förderlich sein, indem sie zu ihrer Bildung, obschon sie nicht von langer Dauer sind, vielen Nahrungsstoff in Anspruch nehmen dürften, der wohl den Knollen und Zwiebeln entzogen wird. Bis zur Blühreife perenniren die Pflanzen, welche ausser der Zunahme ihrer Dimensio- nen und der Anzahl der Blattgebilde in den nächsten Jahren keine wesentlichen Veränderungen erleiden, durch die Endknospe, ausser welcher übrigens auch axilläre Knospen auftreten. So aus den natürlichen Familien der Melanthaceen, Irideen und Aroideen. [137] 11 ists auch bei andern Arten, z. B. bei Gladiolus palustris, von dem ich eine Anzahl wilder, von Herrn Dr. Ascherson bei Berlin gesammelter und mir güligst mitgetheilter Exemplare un- tersuchen konnte. Das dichte Fasernetz, welches die Basis der Pflanze umgiebt, wird durch die Blattreste mehrerer Jahrgänge gebildet. Häufig findet man die Knollen von drei Jahrgängen über einander, Fig. 5. Die frischen Wurzeln gehören der vorjährigen Knolle B an. Die unter ihr befindliche Knolle A ist verschrumpft. Die diesjährige Knolle C hat im Sommer gewöhn- lich noch drei Scheidenblätter, «— ec, welche zwar unterhalb der Knolle eingefügt sind, aber mit ihrem engern obern Theile auch noch den Blühtenstengel auf eine ansehnliche Strecke um- schliessen. Diesen drei noch vorhandenen gingen wohl noch ein bis drei bereits zerstörte Scheidenblätter voraus. Auf dem Gipfel der Knolle stehen gewöhnlich zwei Laubblätter, deren Insertionslinie in Fig. 6. mit d und e bezeichnet ist. Knospen finden sich sowohl in der Ach- sel der beiden obern oder innern Scheidenblätter (die des obersten steht oft fast in der Mitte der Knolle in einem Grübchen), als auch der beiden Laubblätter; die des obersten Laubblattes, welche dicht neben dem Blühtenstengel si steht, ist immer die grösste. Am Blühtenstengel selbst steht in der Regel unterhalb der untersten Bractee nur ein einziges scheidenförmiges Blatt oder zwei solche. S. 5. Bei der grossen Uebereinstimmung, welche die Arten von Crocus*) und Trichonema in dem Bau der unterirdischen Theile mit Gladiolus zeigen, lässt sich wohl erwarten, dass sie sich in der Keimung, die ich zu beobachten bis jetzt noch keine Gelegenheit hatte, mit diesem letzten im Wesentlichen gleich verhalten werde. Trichonema Bulbocodium konnte ich in einigen frischen Exemplaren, welche mir Herr Dr. Schott, k. k. Garten- und Menageriedirec- tor in Wien, zu senden die Güte hatte, untersuchen; ich gebe auf Tafel II. einige Abbildungen von deren Knolle. Diese ist von trocknen, hellbraunen und sich leicht zerfasernden Hüllen bedeckt und dabei weit kleiner als die von Crocus vernus und nicht so gleichmässig an ih- rem Umfange abgerundet, sondern man erkennt, auch wenn sie noch von den Blättern über- zogen ist, deutlich, dass sie an der einen Seite ihrer Basis einen kurzen, nach unten gerich- teten Vorsprung hat, wodurch sie mehr eiförmig in ihrem Umrisse erscheint, Taf. II. Fig. 7. u. S. *) Manche Arten haben eine grosse Neigung dazu, ausser dem terminalen Blühtenstengel noch einen oder mehrere axilläre, deren Entwicklung centrifugal ist, zu bilden. Ich zählte deren zuweilen bis zu fünf. Sie standen, je einer, in den Achseln der obersten Laubblätter (das oberste verkümmert bisweilen zu einer häu- tigen Scheide), und ich fand an ihrer Basis ein häutiges Scheidenblatt (Vorblatt). Manchmal war es ganz nie- drig, manchmal über einen Zoll lang, und an seiner Spitze war es zuweilen tief zweispaltig, als wollte es in zwei Hälften zerfallen. Zuweilen war es auch an seiner, dem Mutterblatte des Blühtenstengels zugewendeten Vor- derseite gespalten. Mit dem Vorblatt alternirt dann das durch ein längeres Internodium getrennte dünnhäutige äussere Blatt der Spatha. — Im diesen Fällen, wo laterale Blühtenstengel vorhanden sind, stehen die peren- nirenden Knospen in den Achseln derjenigen Laubblätter, die unter- oder ausserhalb der Mutterblätter jener Blühtenstengel sich finden. Hierdurch wird das von mir über Crocus in der Morphol. der Zw. und Kn. Ge- wächse p. 166 f. Gesagte ergänzt. Jenes Verhalten erinnert übrigens ganz an das von Ranunculus bulbosus. 2 12 [138] Ta. IRmıscH, morphologische Beobachtungen an einigen Gewächsen — Während die vom vorigen Jahre übrig gebliebene Knolle, die die diesjährigen frischen Wur- zeln trieb und unter welcher oft eine noch ältere Knolle sitzt, Fig. 14., allmählig verschrumpft, verdickt sich die Basis der diesjährigen Pflanze zu der neuen Knolle. Letztere ist zur Fruchtreife noch mit zwei, Fig.7a@d, oder mit drei langen dünnhäutigen Scheidenblättern versehen, unterhalb deren gewiss auch bei dieser Pflanze bereits ein oder zwei Scheidenblätter zerstört worden sind. Jene noch vorhandenen Scheidenblätter sind unterhalb der Knolle inserirt; auf sie folgen noch in der Regel drei Laubblätter, von denen das unterste, mit einer langen Scheide und oft mit einer nur kurzen Lamina versehene, auch noch unterhalb der Knolle entspringt; das oberste rückt eine Strecke an dem Blühtenstengel, an dem dann noch die Blätter der Blühtenscheide auftreten, in die Höhe, e in Fig. 9. Das mittlere, Fig. 9. u. 10d, dagegen steht an dem obern Theile der Knolle, wo sie sich allmählig verschmächtigt, um auf der Spitze den ziem- lich scharf abgesetzten, später sich gänzlich auflösenden Blühtenstengel, Fig. 10 A4., zu tragen. — Zuweilen sind vier oder fünf Laubblätter vorhanden, welche in ähnlicher Weise an der Achse vertheilt sind*). Die Hauptknospe steht auch hier in der Achsel des zuoberst an der Knolle eingefügten Laubblattes, Fig. 10.u. 11.; in der Achsel der untern Blätter, mindestens des zunächst vorhergehenden, finden sich auch Knospen, Fig. 9%. — Knollen, die nicht ge- blüht haben, perenniren auch hier durch eine Terminalknospe, Fig. 13. Während bei Crocıs und bei Gladiolus die Nebenwurzeln ringsherum aus der Basis der Knolle hervorkommen, ist bei Trichonema Bulbocodium das Hervorbrechen der Wurzeln nur auf eine schmale Stelle beschränkt, welche eben den obenerwähnten Vorsprung bildet. Schon in der jungen Knolle, bei w in Fig. 12., erkennt man auf einem senkrechten Durch- schnitt die Stelle, aus der die Nebenwurzeln für die folgende Vegetationsperiode hervorbre- chen werden. In Bezug auf diese einseitige Bildung der Nebenwurzeln haben die Knollen Aehnlichkeit mit denen von Colchicum autumnale, und die verschiedenen Jahrgänge erschei- nen in Folge jener Eigenthümlichkeit schief aneinander angelegt, als wenn die jüngere von der ältern herabgleiten wollte, Fig. 7.u. 14. Wäre nicht die oberste, sondern wie bei C. au- umne«ale die unterste Knospe diejenige, aus welcher sich die nächstjährige Pflanze bildete, so würden, wie bei der letztgenannten Pflanze, die verschiedenen Jahrgänge aufrecht neben ein- *) Die eigenthümliche Form der Lamina, die sich besonders auf einem Querschnitte, den man kurze Zeit ins Wasser gelest hat, zeigt, beruht hauptsächlich darauf, dass sich nicht bloss in der Mittellinie, wie bei Crocus, sondern auch links und rechts von derselben, um das hier befindliche Gefässbündel, ein breiter scharfkan- tiger Vorsprung auf der Unter- oder Aussenseite des Blattes bildet, Fig. 15., während die dünneren Seitenränder so nach oben zusammengedrängt werden, dass die eigentliche Oberfläche des Blattes nun einen tiefen (nach oben offenen) Kanal bildet. Nach der Spitze des Blattes zu wird dieser Kanal immer flacher, und kurz unterhalb derselben verschwindet er gänzlich; dann erscheint das Blatt auf einem Querschnitte in der Form eines breit- und kurzar- migen Kreuzes, Fig. 16., eine Form, die nach den Beschreibungen der systematischen Werke sich auch in dem ganzen Blatte des Trichonema speciosum und Tr. erueiatum, wenn auch noch prägnanter (man sehe Bischoff bot. Terminol. Tab. XVL, Fig. 439.) als bei Tr. Bulbocodium, wiederfinde. Das Parenchym im Innern des Blattes zerreisst bald und bildet eine grosse Lücke, Fig. 15d. — Bei Crocus ist die Vertheilung der Gefäss- bündel in den Laubblättern insofern anders, als in dem Vorsprunge zwei stärkere, je eines in einer Ecke, auf- treten und dann je eines in dem äussersten Rande; ausser diesen stärkern finden sich auch hier noch zartere Gefässbündel, aus den natürlichen Familien der Melanthaceen, Irideen und Aroideen. [139] 13 ander, nicht übereinander, wie bei Gladrolus und Crocus, zu stehen kommen. Die auf ein- ander folgenden Jahrgänge kommen übrigens nicht immer in eine grade Linie hinter einander zu stehen, wie in Fig. 7. und 14., sondern die durch die hervorbrechenden Wurzeln angege- bene Richtungslinie eines Jahrgangs ist oft eine andere, als die des vorhergehenden. So würde z. B. die Hauptknospe in Fig. 10. mit jener Richtungslinie um den vierten Theil eines Kreis- bogens von der der Knolle, der sie ansitzt, abweichen. (Man vergl. auch Berliner bot. Zeilg. 1850. Sp. 340.) S.H6; Aus der artenreichen Gallung Zri’s untersuchte ich bis jetzt bloss 7. stdirica und I. Aı- phium nach ihrer Keimung und Weiterbildung. Das hypogäische Keimblatt der ersten Art hat eine mässig lange Scheide, Fig. 17a., mit einer schiefen und ziemlich weiten Mündung, von deren oberstem Rande, oft ein wenig unterhalb desselben, Fig. 19., der lange, fadenför- mig dünne Stiel, der an jener Stelle herabgebogen ist, abgeht; das Ende desselben (der La- mina entsprechend) ist etwas keulenförmig angeschwollen und bleibt in dem Samenkorn stecken, Fig. 15. In diesem Ende sah ich nur ein centrales Gefässbündel, Fig. 20. — Die hypoko- tylische Achse geht unmittelbar in die sich verästelnde Hauptwurzel, welche mit Papillen be- setzt ist, über; sowohl aus jener Achse als auch aus der Achse oberhalb des Keimblattes bre- chen, gewöhnlich schon frühzeitig, Nebenwurzeln hervor. Das Achsenglied zunächst über dem Keimblatte ist meist deutlich entwickelt und wird oft gegen einen halben Zoll lang; das zu ihm gehörige Blatt, Fig. 176., ist eine lange, mit einer kurzen pfriemlichen Spitze versehene Scheide, und in seiner Achsel sah ich gewöhnlich ein kleines Knöspchen, Fig. 21%. In der Achsel des Keimblattes dagegen fand ich keines*). Auf jenes Scheidenblatt folgen dann im Laufe des ersten Sommers mehrere Laubblätter, Fig. 17e. Fig. 22c. u. d., welche ausser der geringen Grösse von denen der ältern Pflanzen nicht abweichen. Bei den zweijährigen Pflanzen, an denen von dem Keimblatte keine Spur mehr zu se- heu ist, findet sich oft noch die Hauptwurzel, Fig. 23w.; oft ist sie auch schon zerstört. Dagegen finden sich jetzt zahlreiche, ziemlich dicke, zähe, querrunzelige, weisse Nebenwur- zeln (deren auf einem Querschnitte keilförmig erscheinende Gefässbündel in einen engen, von der breiten Rindenschicht umschlossenen Ring gestellt sind). — An dem terminalen Haupt- triebe folgen auf die vorjährigen verlrockneten Blätter & die frischen Blälter @—.c.; von die- sen sind die untersten an ihrer Basis weisslich rölhlich, nach oben hin grün, und sie bleiben niedrig und haben nur einen kurzen Laminartheil, in den folgenden herrscht dann die Lamina wieder vor. Der eine Scheidenrand greift gewöhnlich mit einer ganz schmalen Stelle über den andern, wobei ich keine bestimmte Gesetzmässigkeit beobachtete, indem die auf einander *) So häufig bei den dikotylischen Pflanzen Kotyledonarknospen sind, so selten dürften sie bei den Monokotylen sein; bei Smilacina bifolia sah ich sie auftreten, doch nicht immer. 2* 14 [140] Ta. IRmiscH, morphologische Beobachtungen an einigen Gewächsen folgenden Blälter sich bald nach derselben, bald nach der entgegengesetzten Richtung gerollt zeigten. Aus den Achseln der untern vorjährigen Blätter (gewöhnlich zweier) brechen seit- liche Triebe, k A, hervor, die bald weiterwachsen. Sie beginnen mit einem niedrigen zwei- kieligen Vorblatte; die nächsten Blätter sind gleichfalls noch unvollkommen und scheidenartig, von ihnen aber zu den Laubblättern findet ein ganz allmähliger Uebergang statt. Das zweite Blatt steht schief seitwärts, rechts oder links, von der Abstammungsachse, und die auf einan- der an einer gemeinsamen Mutterachse folgenden Triebe fand ich bald homo- bald antidrom. Aus dem Grunde der Seitentriebe entwickeln sich auch bald Nebenwurzeln. Kultivirte Exemplare erzeugen oft schon im dritten und vierten Jahre den (terminalen) Blühtenstengel. Da die basilären Achsen ziemlich lange der Auflösung widerstehen und immer neue Seitentriebe hervorbrechen, wodurch sie — meistens sehr regelmässig — verästelt wer- den, so stellen die Exemplare mit ihren vielen Trieben dichte, unter einander fest zusammen- haltende Büsche dar. Der Blühtenstengel hat an seinem Grunde oberhalb der vorjährigen zer- störten Laubblätter erst ungefähr drei scheidenartige Blätter, dann kommen, durch längere In- ternodien getrennt, an dem Stengel selbst bis unterhalb der beiden die terminale Blühte um- gebenden Hüllblätter noch ungefähr sechs Blätter, von denen die untern, längeren keine Knos- pen in ihren Achseln haben, während die obern, kürzern gewöhnlich in ihren Achseln Blühten tragen. Die perennirenden Triebe (gewöhnlich zwei) zunächst unterhalb des Blühtenstengels gehören einem ältern Jahrgange der basilären Achse, deren Blätter sich schon zerfasert ha- ben, an. Das Keimblatt von Iris Arphium bleibt gleichfalls unter dem Boden; im Vergleich mit dem von I. sibirica hat es einen ganz kurzen Stiel, Fig. 24., dessen in dem Samen blei- bendes Ende aber dicker angeschwollen ist, Fig. 25. Der Stiel entspringt weit unterhalb der ziemlich graden Mündung der Scheide, aus dem Rücken der letzteren *). Die Hauptwurzel geht dicht unter der Inserlion des Keimblattes ab und verästelt sich bald; es entsteht aus der unentwickelten Achse oft eine Nebenwurzel, Fig. 26. Das Keimblatt, welches im Laufe des ersten Sommers gänzlich aufgelöst wird, umschliesst anfänglich die Basis eines Laubblattes, b in Fig. 24. und 26., welches oft 3—4 Zoll lang wird und auf einem Querschnitte mehr- kantig erscheint. Die anfänglich etwas fleischige Basis dieses Laubblattes umgiebt, eine kurze Scheide bildend, Fig.27., zwei fleischige Blätter, ein äusseres, grösseres, Fig. 28. und e in Fig. 29., und ein inneres, kleines und minder fleischiges d.: bei beiden deckt der eine Rand den andern. Am Ende der ersten Vegetalionsperiode stirbt die Haupt-, und falls eine Neben- wurzel sich gebildet halte, auch diese ab, von dem Laubblatte bleibt die Basis als eine trockne bräunliche Hülle zurück, und die beiden fleischigen weissen Blütter bilden die eigentliche Zwie- bel. Aus dem Centrum derselben erhebt sich in der zweiten Vegetalionsperiode, während aus *) Bei Tigridia Pavonia steht der Stiel noch tiefer am Grunde der kürzern, aber ziemlich weiten Scheidenröhre. Auf das Keimblatt folgen im ersten Sommer noch zwei bis vier Laubblätter mit fleischi- ger Basis. aus den natürlichen Familien der Melanthaceen, Irideen und Aroideen. [141] 15 der Basis seitlich einige Nebenwurzeln hervorbrechen, ein dünnes weisses, unter dem Boden bleibendes, eine gespaltene Scheide mit einem übergreifenden Rande bildendes Blatt, Figur 30e., dem dann ein Laubblatt, f., das sich wenig von dem des ersten Jahres unterscheidet, nachfolgt; dasselbe hat am Grunde einen kurzen Scheidenspalt und schliesst hier wieder einige fleischige Blätter ein. In den nächsten Jahrgängen erstarkt dann die Pflanze unter Zunahme der Dimensionen und der Anzahl der einzelnen Theile, bis sie endlich zur Blühreife gelangt, in welchem Zustande ich sie bereits (Morphologie der Zw. und Kn. Gew. pag. 93.) beschrie- ben habe. gan: Die gleich nach der Fruchtreife ausgesäeten Samen von /rum maculatum keimen zwar regelmässig schon im nächsten Frühjahr, allein innerhalb der ersten Vegetationsperiode tritt kein Theil der Keimpflanze über die Bodenfliche *). Das Keimblatt sitzt mit seinem schwach verdickten Ende in dem Samenkorn, Tab. I. Fig. 31—33., und steht auf einer kurzen Achse, welche sich schon frühzeitig knollenförmig verdickt und von deren unlterem Ende die einfache, ziemlich dünne, mit kurzen Saughärchen versehene Hauptwurzel abgeht, Figur 31. und 34. Das Keimblait bildet ausser seinem etwas gekrümmten oberen soliden Theile eine lange enge Scheidenröhre, die mittelst eines langen, engen Spaltes, Figur 32., sich nach aussen öffnet, im übrigen aber geschlossen ist. In dem keulenförmigen, im Samenkorn steckenden Theile fand ich drei Gefässbündel, Figur 37.; sie trennen sich nach unten, und in dem Stiele, sowie in der Scheidenröhre ist die Zahl der Gefässbündel gewöhnlich fünf, Figur 38. und 39. Diese treten in die knollige Achse ein, Figur 34. und 35., wo sie in dem obern Theile durch breite Parenchymschichten getrennt sind, nach unten aber immer mehr und mehr zusammenlreten, Figur 36. Das Gefässbündel der Hauptwurzel bildet die direkte Fortsetzung der Gefässbündel der Knolle, Figur 34. — Das Parenchym der Knolle ist mit Ausnahme der schmalen äusser- sten Schicht ganz mit Stärkemehl erfüllt. In dem Grunde der Kotyledonarscheide erkennt man frühzeitig (selbst schon im reifen Samenkorne im eingeschlossenen Embryo, in welchem man überhaupt alle wesentlichen Theile des Keimlings bereits deutlich angelegt findet), das Knöspchen, Figur 34. und 40. Es besteht äusserlich aus einem mit dem Keimblatt alternirenden niedrigen Scheidenblatt, das dann noch ein zweites umschliesst. Im Laufe der ersten Vegetationsperiode verdickt sich die Knolle noch etwas, im Sommer stirbt .das Keimblatt und auch die Hauptwurzel ab, so wie auch die äussern Scheidenblätter (1— 3) des Knöspchens, von denen nur ganz trockne dünne Häute übrig bleiben. Noch im Herbste desselben Jahres erscheinen an der niedrigen Achse oberhalb der Stelle, wo das Keimblatt stand, eine oder einige Nebenwurzeln, Figur 41. 45. u. 46., und der terminale Trieb fängt an wieder weiter zu wachsen, indem sich über jene vertrockneten *) Ueber die Keimung von A. maculatum vergleiche man auch einige Angaben Duvernoy’s in sei- nen schätzbaren: Untersuchungen über Keimung, Wachsthum und Bau der Monokotyledonen. 16 [142] Ta. IrmıscH, morphologische Beobachtungen an einigen Gewächsen cte. allmählig 1— 3 frische weisse Scheidenblätter hervorschieben, von denen das innerste das mit seiner eiförmigen Lamina einfach gerollte erste Laubblatt, Fig. 42. u. 44., umschliesst. Es ist oft das sechste in der ganzen Reihe der Blätter der Keimpflanze, manchmal auch das fünfte, seltner das vierte, und hat eine geschlossene Scheide, deren Mündung, ein feiner kurzer Spalt, auf einem niedrigen kegelförmigen Vorsprunge steht, Fig. 43. Bis zu dem nächsten Frühjahr haben sich die noch frischen Scheidenblätter bedeutend gestreckt, und das langgestielte Laub- blatt tritt über den Boden, Fig. 48. (nur ausnahmsweise geschieht das schon im Herbste des ersten Jahres); seine Scheide schliesst, ganz wie an ältern nichtblühenden Pflanzen, ein Blatt ein, das eine ganz deutliche Lamina hat, Fig. 47., aber nicht auswächst. Die Knolle vom vorigen Jahre verschrumpft nun allmählig, während sich aus der niedrigen diesjährigen Achse wieder eine neue bildet. Ich habe die Keimpflanzen noch einige Vegetationsperioden hindurch beobach- tet; sie zeigen keine wesentlichen Verschiedenheiten, und ich will sie nicht weiter beschreiben (man vergl. auch Morph. der Kn. u. Zw. Gew. p. 164.). — In Figur 49. habe ich die unterir- dischen Theile einer fruchttragenden Pflanze, die Anfangs August ausgegraben wurde, gezeich- net; D ist die Basis des Fruchtstengels A, welcher auf der neuen Knolle B steht. An die- ser letzteren waren sämmtliche Blätter abgestorben; auch die Wurzeln waren bereits simmt- lich entweder abgestorben oder im Absterben begriffen. Die ältere Knolle 4 war auch ganz abgestorben und liess gar nicht oder ganz undeutlich die Stelle, wo der vorjährige Blühten- stengel gestanden hatte, erkennen. C ist die Hauptknospe, die sich in der Achsel des vorletz- ten Laubblattes gebildet halte, und wird von mehreren weissen, dicht aneinander liegenden Scheidenblättern gebildet, von denen das äusserste undeutlich zweikielig ist; mit ihm alternirt das zweite Blatt, dessen Rückseite nach dem Mutterblatte zu liegt. Im Innern der Knospe war die Inflorescenz für das nächste Jahr noch nicht zu erkennen. Dicht neben dem Blüh- tenstengel stand noch ein ganz kleines Knöspchen, k; es gehörte wohl der Achsel des ober- sten Laubblattes, die regelmässig knospenlos ist oder nur die erste Anlage zu einer Knospe zeigt, an und verkümmerte wahrscheinlich *). Es erhellt aus dem Obigen, dass bei Arum maculatum die Knollenbildung des ersten Jahres der Keimpflanzen insofern von der bei Colchicum autumnale und Gladiolus communis abweicht, als sie nicht, wie bei diesen, aus Gliedern der epikotylischen Achse, sondern aus ei- nem hypokotylischen Theile hervorgeht, was unter andern auch bei den knolligen Achsen von Carum Bulbocastanum, von manchen Corydalis- Arten und von Cyclamen, die sich freilich in andern Beziehungen wieder anders verhalten. der Fall ist. *) Bei Calla palustris tritt der Haupttrieb auch in der Achsel des vorobersten Laubblattes auf; er beginnt mit einem zweikieligen Scheidenblatte, auf welches dann gleich ein Laubblatt folst. Beide Blätter keh- ren ihre Rückseite der Abstammungsachse zu. Seltner fand ich, dass auch das zweite Blatt scheidenartig (ohne hervortretende Kanten) war. Weiteres sehe man bei Wydler in der Regensburger Flora 1856. Nr. 3. Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Melanthaceen. Figur 1—30. Colchicum aulumnale. Figur il. Keimpflänzchen, das eben erst aus dem Samen herausgetreten ist, Mitte September; unge- fähr zweimal vergrössert. — Figur 2. Dasselbe von der Scheidenseite des Keimblattes gese- hen, etwas stärker vergrössert. — Figur3. Eine bereits etwas weiter vorgerückte Keimpflanze, zu derselben Zeit aus dem Boden genommen; der beigezeichnete Strich giebt die natürliche Grösse an. — Figur 4 Eine Keimpflanze, deren erstes Laubblatt b bereits über den Boden h—h getreten ist, Anfangs April, natürliche Grösse: a Scheide des Keimblattes, bei k sass im Innern das Knöspchen = c in Fig. 5.; w Hauptwurzel. — Figur 5. Vergrösserter senkrechter Durchschnitt durch einen Theil des Keimblattes a, durch die Basis des ersten Laubblattes b, das nicht ganz in seiner Mitte getroffen war, durch die erste Anlage der Knolle c, die übrigens mit der Insertion des Laubblattes oft höher hinaufrückt, und durch die Hauptwurzel; a’ bezeichnet die Scheidenseite des Keimblattes. — Fig. 6. Vergrösserter Querschnitt durch die Lamina des Laub- blattes, Fig. 7. durch den Kotyledonarstiel, Fig. 8. durch die Hauptwurzel. — Fig. 9. Eine weiter vorgerückte Keimpflanze gegen Ende des Mai, Bezeichnung wie in Fig. 4. — Fig. 10. Die ausgebil- dete Knolle isolirt und vergrössert, von der Seite der untern Knospe a gesehen, x Schuppenblätt- chen. — Fig. 11. Eine solche, von der Seite der zweiten Knospe b betrachtet, daneben das Blätt- chen x mehr vergrössert. — Figur 12. Die vergrösserte Basis einer Pflanze, noch vom Grunde des Laubblattes b überzogen, n Gefässbündel des Keimblattes, dessen Parenchym sich schon auf- gelöst hatte, bei k stand im Innern das untere Knöspchen = a in Figur 10.; es stand also auf der der Mediane des Keimblattes, von welcher der Mittelnerv n übrig blieb, zugekehrten Seite, weil nach dieser Seite unter der Knolle sich das Rudiment, x in Figur 10., eines Blattes ober- halb des Laubblattes 5 entwickelt hatte. — Figur 13. Scheidenmündung des Laubblattes, ver- grössert. — Figur 14. Ausgewachsene Knolle, bei der das sonst tief unten stehende Knösp- chen a ganz hoch hinauf gerückt und daher das einzige war, das sich an der Knolle fand; ver- grössert. — Figur lö. Eine ausgewachsene Knolle (der Strich daneben zeigt die natürliche Grösse) einer Keimpflanze mit zwei, alternirenden, Knöspchen «a, unter dem ein langes schmales Blatt & stand, und d. — Figur 16. Eine reife Knolle von der Hüllhaut, deren oberer Theil nicht mitgezeichnet wurde, umgeben, natürliche Grösse; die Hauptwurzel gänzlich zerstört. — Figur17. Pflänzchen, Ende December aus dem Boden genommen, noch von der braunen Hüll- haut 5b (entsprechend 5b in Figur 9.) umgeben, mit einigen Nebenwurzeln. — Figur 18. Ein 18 [144] Tu. IrRnıscH, morphologische Beobachtungen an einigen Gewächsen solches nach Wegnahme der Hüllhaut, vergrössert; i Stelle, wo das Keim- und Laubblatt, so wie die Hauptwurzel abgestorben sind, k oberstes nicht ausgewachsenes Knöspchen (= b in Fi- gur 11.); f scharfkantiger Vorsprung der Knolle, vo Wurzelscheide, a erstes, b zweites Scheiden- blatt. — Figur 19. Pflanzen, von derselben Aussaat wie die vorigen, weiter ausgebildet, in der Mitte des Juli des nächsten Jahres, wo die erste Knolle (A in Figur 18.) bereits ganz ausgeso- gen war, und sich die neue wieder völlig ausgebildet hatte; die alte Hüllhaut ist noch vorhan- den; ce Basis des auf 5b in Figur 18. folgenden Laubblattes. — Figur 20. Etwas vergrösserte neue Knolle (die zweite, die überhaupt bis jetzt das Pfänzchen gebildet hatten); c Basis des Laubblattes, die beiden Scheidenblätter waren bei Wegnahme der ältern Theile bereits aufge- löst; d e und f Durchschnitte durch die Lamina der Laubblätter des zweiten und dritten Jah- res. Ihre Spitze ist oft auf eine längere Strecke noch rund wie in Figur 6. — Figur 21. Die Knolle aus Figur 20. isolirt, ? Stelle, wo sie an der vorjährigen Knolle ansass; a unteres, b obe- res Knöspchen. — Figur 22. Dieselbe Knolle, von vorn betrachtet; etwas vergrössert. — Fi- gur 23. Eine Knolle, von der Basis des Laubblattes, dessen kantiger Vorsprung unregelmässig gelappt erscheint, umgeben, natürliche Grösse. — Figur 24. Die isolirte Knolle einer Pflanze, die ebenso alt war, wie die, von der die Knolle in Figur 21. dargestellt ist, in natürlicher Grösse. Der Achsentheil der Knolle, auf dem das Knöspchen sass, war nicht nach unten verlängert. — Figur 25—28. Die bloss gelegten, mehrmals vergrösserten Knollenspitzen von etwas ältern, gegen 3—5jährigen Pflänzchen, die erst ein schmales Laubblatt hatten, im Frühling, — man sieht in Figur 25. das Knöspchen k ohne Mutterblatt, Figur 26. und 27. mit der Andeutung d zu einem solchen, in Figur 28. ist das Mutterblatt d schon vollkommner und verdeckt das Knöspchen schon ganz. — Figur 29. Knolle einer ältern Pflanze mit einem Laubblatte, deren (auswach- sender, nur zum Theil mitgezeichneter) Trieb durch die Streckung eines Theils der Knollenachse tiefer hinab in den Boden gesunken war, Mitte April, natürliche Grösse; wie in Fig. 21. Figur 30 — 39. Merendera sobolifera. Alle Figuren nach Pflanzen, die Mitte November aus dem Boden genommen waren. Figur 30. Vollständige Pflanze; natürliche Grösse. A Knolle, deren trockne Hüllhaut bei n etwas zerrissen war, Ansatzstelle an den vorigen Jahrgang; B Haupttrieb, € oberer Trieb; übrige Be- zeichnung wie in Fig.18. — Figur 31. Eine Knolle, an der die obere Knospe nicht ausgewach- sen war, d Insertionslinie des zweiten Laubblattes, Figur 33. dieselbe von der Seite gesehen. — Figur 32. Eine eben solche Knolle, noch von der Hüllhaut überzogen, der stielartige Theil, der den Haupttrieb trug, ist abgeschnitten. — Figur 34. Oberer Trieb, auf einem kürzern Stiele, als in Figur 30., sitzend, nach Wegnahme der alten Hülle; e Stelle, wo der Blühtenstengel ge- standen hatte. — Figur 35. Eine ganze Knolle nach Wegnahme der Hülle und der beiden Triebe bei B und C. f Vorsprung der stielartigen Verlängerung unterhalb B, d und e wie in Figur 31. und 34. — Figur 36. Das scharfkantige Ende f der stielartigen Verlängerung unter B in Fig. 35 von der Rückseite; Figur 37 dasselbe von derselben Seite unter C, d wie in Fi- gur 35. — Figur 38. Die jungen Laubblätter c—e des Triebes B in Figur 30. nach Weg- nahme der beiden Scheidenblätter ab; © Ansatz an den Stiel der Knolle entsprechend B in Fi- gur 35.; f Blühte, deren Einzelnheiten nicht gezeichnet wurden. — Figur39. Die junge Haupt- knospe in der Achsel des untersten Laubblattes, c in Figur 38., nach dessen Entfernung; bei k Stelle, wo die Knospe des zweiten Laubblattes, in einem engen Kanal eingeschlossen, sich findet; vergrössert. Figur 40 — 49. Veratirum nigrum. Figur 40. Keimpflanze. Anfangs August, ungefähr drei Mal vergrössert. Das Samenkorn er- scheint durch die Zerstörung der flügelartigen Vorsprünge.narbig. — Figur 41. Unterer Theil aus den natürlichen Familien der Melanthaceen, Irideen und Aroideen. [145] 19 des Keimblattes a mit dem Scheidenspalt und oberer Theil der Hauptwurzel o. — Figur42. Keim- pflanze. Ende Mai des folgenden Jahres, natürliche Grösse. a Rest des Keimblattes, 5 Scheiden- c Laubblatt, » Haupt-, n Nebenwurzeln. — Figur 43. Basis des Laubblattes vergrössert. — Figur 44. Das von der Basis des ersten Laubblattes eingeschlossene folgende Blättchen, ver- grössert. — Figur 45. Basis des Scheidenblattes b, a Insertion des Keimblattes, cde drei nach einander hervorgebrochene Nebenwurzeln; vergrössert. — Figur 46. Eine um noch ein Jahr ältere Keimpflanze, natürliche Grösse, Mitte April; c stehengebliebener Theil des ersten Laub- blattes = c in Figur 42.; d darauf folgendes scheidenförmiges, nur mit der obersten Spitze über den Boden Ah tretendes Blatt, e noch nicht ausgewachsenes, zusammengefaltetes Laubblatt. — Figur 47. Dessen Knospenlage, vergrössert. — Figur 48. Scheidenmündung desselben, ver- grössert. — Figur 49. Oberstes Ende des Scheidenblattes d, vergrössert. Tafel II. Irideen und Aroideen. Figur 1—4. Gladiolus communis. Figur 1. Keimpflanze, Anfangs Juni, natürliche Grösse. a Keimblatt, b Laubblatt, daneben ein Querschnitt. — Figur2. Eine solche, Mitte Juli; das Laubblatt abgeschnitten; w die Haupt-, n zwei fleischige Nebenwurzeln. — Figur 3. Die Knolle nach Wegnahme des Keimblattes und des Laubblattes, deren Insertion mit a und 5 bezeichnet ist; etwas vergrössert. c äusseres Blatt der Knospe. — Figur 4. Etwas vergrösserter Querschnitt durch die Knolle. Figur 5 — 6. Gladiolus palustris. Figur 5. Untere Theile, Ende Juli. € diesjährige, mit drei Scheidenblättern, a—c, versehene Knolle, B vorjährige mit den diesjährigen Nebenwurzeln, A zweite vorjährige, vertrocknete Knolle. Die trocknen Hüllen sind entfernt. Natürliche Grösse. — Figur 6. Die Knolle ein wenig vergrös- sert, nach Wegnahme der Blätter: d und e Insertionslinie der beiden Laubblätter, über d eine kleine Knospe, über e die Hauptknospe k; st Basis des Blühtenstengels. Fisur 7 — 16. Trichonema Bulbocodium. Figur 7. Eine in der Mitte des April aus dem Boden genommene Pflanze in natürlicher Grösse, die Laubblätter zum Theil abgeschnitten. A alte, absterbende Knolle, x Stelle, wo sie an dem vor- hergehenden Jahrgange angesessen hatte; a und b zwei noch gut erhaltene Scheidenblätter, c—e Laubblätter; st Stengel, an dessen Spitze die beiden, zum Theil zerstörten Blätter der Spatha standen; die Frucht war nicht zur Ausbildung gekommen. — Figur 8. Die frische Knolle, noch von den Blättern überzogen, von vorn gesehen. — Figur 9. Dieselbe ohne die Blätter, von der Seite und etwas vergrössert; n Narbe des vorjährigen Blühtenstengels auf der nur in ihrem obersten Theile mitgezeichneten Knolle, k Knöspchen oberhalb der Insertion des untersten, in Figur 7. mit c bezeichneten Laubblattes; es sitzt in einem flachen Grübchen. d Insertionslinie des zweiten Laubblattes, in dessen Achsel die Hauptknospe stand, die aber in dieser Figur, da sie auf der abgewendeten Seite der Knolle stand, nicht mitgezeichnet ist; e In- sertion des dritten Laubblattes am Blühtenstengel. — Figur 10. Dieselbe Knolle, von der ent- gegengesetzten Seite und stärker vergrössert: A Basis des Blühtenstengels, K Hauptknospe; 3 20 [146] Tu. IRMISCH, morphologische Beobachtungen an einigen Gewächsen »v Vorsprung, aus dem später die nächstjährigen Wurzeln hervorbrechen. — Figur 11. Eine andere Knolle, die in ihrem obern Theile bei d und e zwei Laubblätter hatte und bei der die Hauptknospe oberhalb e mit dem Vorsprunge » auf einer Seite stand, was bei Figur 10. (ef. den Text $. 5.) nicht der Fall ist. — Figur1?2. Etwas vergrösserter senkrechter Durchschnitt durch eine frische Knolle, a—c Theile der drei der unentwickelten Achse unterhalb der Knolle eingefügten Blätter; w Stelle, wo sich die Nebenwurzeln bilden werden. — Figur 13. Etwas vergrösserte neue Knolle, die keinen Blühtenstengel getragen hatte und daher mit einer termi- nalen Knospe k (die lateralen sind nicht mitgezeichnet) versehen war: d—f Insertionslinien von drei Laubblättern. — Figur 14. Die Knollen von drei Jahren noch mit einander verbunden; sie hatten sich in einer und derselben Richtung angesetzt. A ganz abgestorben; vergl. Fig. 5. Figur 15. Vergr. Querschnitt durch die LaminalJeines im Absterben begriffenen Laubblattes, a mitt- leres, 5b seitliche Hauptgefässbündel mit den kantigen Vorsprüngen, c Seitenränder, d Höhle im Innern des Blattes, die durch die Zerreissung des Parenchyms entstanden ist. — Figur 16. Durchschnitt durch die Blattspitze, wo der offene Kanal zwischen ce in Figur 15. verschwun- den und die beiden äussersten Randgefässbündel zu einem einzigen stärkern sich vereinigt haben '). Figur 17— 23. Mar Usesı dhbnamıazccaa: Figur17. Keimpflanze in natürlicher Grösse, Anfangs Juni. A hypokotylische Achse, » Hauptwur- zel; a Keimblatt an seiner Insertionsstelle, b zweites, scheidenförmiges Blatt an seiner Inser- tionsstelle, e Laubblatt. — Figur 18. Durchschnitt durch das Samenkorn und das Ende des Keimblattes. — Figur 19. Spitze der Scheide des Keimblattes etwas vergrössert. — Figur 20. Querdurchschnitt durch die Spitze des Keimblattes a und durch den Samen. — Figur 21. Senkrechter Durchschnitt durch die Basis des Scheidenblattes 5b und der beiden nachfolgenden Blätter c und d (letzteres noch ganz klein); k Knöspchen in der Achsel von b; etwas vergrös- sert. — Figur22. Theil des Laubblattes c, aus dessen Scheide das zweite Laubblatt d hervor- tritt, etwas vergrössert. — Figur 23. Zweijährige Keimpflanze Ende April; natürliche Grösse. w Hauptwurzel, x» abgestorbene Blätter vom vorigen Jahre, a—c erste diesjährige Blätter. k Knospen. Figur 24 — 30. Iris Xiphium. Figur 24. Junges Keimpflänzchen, Anfangs April; natürliche Grösse. w Hauptwurzel, a Keimblatt, b Laubblatt; daneben ein Querschnitt durch dasselbe. — Figur 25. Durchschnitt durch das Samenkorn und durch die Länge der Spitze des Keimblattes. Darunter ein Querschnitt durch den Stiel desselben, etwas vergrössert. — Figur 26. Anfangs Juni, die Spitze des Laubblat- tes ist auf die Länge eines Zolles abgeschnitten. Bezeichnung wie in Fig. 24.; n Nebenwurzel. — Figur 27... Basis des Laubblattes b, ce Rückseite des folgenden Blattes, w Stelle, wo die Wur- zel ansass. WVergrössert. — Figur 28. Das fleischige Blatt c von der Vorderseite, der eine Rand greift über den andern; vergrössert. — Figur 29. Querschnitt durch die Basis des Laubblattes 5 und die beiden folgenden fleischigen Blätter ce und d.. — Figur 30. Unterer Theil einer zweijährigen Keimpflanze, Ende April; ic und d wie in Fig. 29.; d war schon ganz ‘dünn. e dünnhäutiges Scheidenblatt, f Basis des Laubblattes; natürliche Grösse. *) Ich bemerke noch, dass die Blätter einiger getrockneten Exemplare aus der Flora von Istrien auf Quer- schnitten zwar in den Dimensionen etwas von den abgebildeten abwichen, in der Hauptsache jedoch mit ihnen übereinstimmten. aus den natürlichen Familien der Melanthaceen, Irideen und Aroideen. [147] 21 Figur 31 — 49. Arum maculatum. Figur 31. Keimpflanze in natürlicher Grösse, Anfangs Juni aus dem Boden genommen. — Fi- gur32. Keimblatt von der Scheidenseite gesehen, vergrössert. s Scheidenspalt. — Figur 33. Längsdurchschnitt durch die Spitze des Keimblattes a und das Samenkorn, vergrössert. — Fi- gur 34. Vergrösserter senkrechter Durchschnitt durch die Basis des Keimblattes a und durch die folgenden Blätter 5—c (die Mittellinie dieser drei Blätter ist getroffen), sowie durch die knol- lig angeschwollene hypokotylische Achse und den obersten Theil der Hauptwurzel. — Figur 35. Vergrösserter Querschnitt durch die obere Hälfte der Knolle; die fünf äussern Gefässbündel ver- liefen wohl zu dem Keimblatt. — Figur 36. Vergrösserter Querschnitt durch den untern Theil der Knolle. — Figur 37. Vergrösserter Querdurchschnitt durch die Spitze des Keimblattes a und das Samenkorn. — Figur 38. Vergrösserter Querdurchschnitt durch das Keimblatt an der Stelle, wo sich der Scheidenspalt findet. — Figur 39. Ein solcher weiter unten, wo die Scheidenröhre geschlossen ist. — Figur 40. Das Knöspchen, nach Wegnahme des Keimblat- tes, von der Seite des Blattes b, vergl. Fig. 34. — Figur 41. 45. 46. Keimpflanzen, Mitte des September aus dem Boden genommen, ungefähr zweimal vergrössert, w Stelle, wo die Haupt- wurzel sass, n Nebenwurzel; a—d Reihenfolge der Blätter. — Figur 42. Das Junge Laubblatt aus einer solchen Keimpflanze von der Vorderseite, vergrössert. — Figur 43. Dessen Scheiden- mündung. — Figur 44. Rollung seiner Lamina. — Figur 47. Senkrechter Durchschnitt durch die Knolle, durch die Basis des Laubblattes f und durch das folgende, mit einer Lamina versehene Blatt g, die Blätter unterhalb des Laubblattes sind hinweggenommen; vergrössert. — Figur 48. Keimpflanze im zweiten Jahre in natürlicher Grösse , Anfangs April: A die ver- schrumpfende Knolle; einige Scheidenblätter unterhalb der drei gezeichneten waren schon zer- stört. — Figur 49. Unterirdische Theile einer ältern Pflanze zur Zeit der fast vollendeten Fruchtreife, Anfangs August; natürliche Grösse. A Rest der ältern Knolle, die an andern Exem- plaren um die angegebene Zeit oft schon zerstört ist; man vergl. den Text $. 7. nn — Druck von W. Plötz in Halle. Br Sur " e # j b u. ; = De ni FE > San Uapahientchnn aosLich ‚antandtanlei 1abımeiliact imesitsonn 2 een: ur Da . ae pe Sersarumghän 2 Ereae irre Konlie N Ei oe Ben gran Pa; ” Kuppe rn. ri Or: Er ran, ea ve ran Tetagrahe;s2b ka a BLEL 7 6 weitet und ars ish ar ‚ao anal old uw \,Hlintd se Immeängısv lamiswe 1 a win ds Pdsekddun.] syarl va SerTegid Asia Th ie erg Em ‚dann Enz | rt ae ai \snosaörägner Vörtwehäine Y sah nor sanatgm ji via f 2 I Hu N wir; : BR on 6 1uait auiaR vos Ham ‚sg Rab we Sid ai. 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Aequatio lineae curvae »“ ordinis generalis, quae conflatur ex” et _” coordinatig puneti alic cujus, symbolo ( *) signilicante A” coefficientem »*«e dignitatis binomialem, in hunc modum exhiberi potest: 7 „Ay ei =HoV=SE5 ” ) 22) a yzz Ay, ubi numeris z, A, y deinceps valores EST ON EURER SORRERR conveniunt atque ita quidem, ut ii aequationi ti +, =» satisfaciant, seu si seriem summatoriam in singulos terminos discerpimus, Pin n-2 i n “rn ay u) GN eh te +2) @: n1,0,0 n-1,1.0 n- 2, 2 0 0,n.0 n-] 1 n-2 N n-1 n 3 f n- N- + = ) (.: E= 1 ) Yy + on + len) GE x iD. . n- 9. PR 1 O,n-1,1 n [ ap +3 a ya+t3 a ya®+ a a n-3 + (23 3.03 2.1,n-3 1,2.n-3 03n3 )z „ a y—+ 2a yat a x n-2 o (20m2 na | 0aralı) a year n-1 = 1 ee 0,1,n-1 ) z n a zn =te () 0,0,n Coefficientes « @ etc. hic sunt quantitates prorsus arbitrariae et constantes a qui- n.0,0 n-1,1,0 yYs 94» n n-l bus natura functionis U pendet et quae adhibendae sunt respective dignitatibus y , y =etc.; aequatio ipsa homogenea ad variabiles y. :, z ultro cognoseitur. Jam formemus quotientes differentiales parliales functions U; quae cum omnes per N quantitatem r divisibiles futurae sint, ponamus brevitatis causa 2 1152] De curvarum affectione U — nÜ. Ey =nTU, — (ll dy y dn „0 ..dz r alque vocemus U, U, U functiones primi ordinis a functione U derivatas: evolutione rite facta y&® 2 apparet esse n-1l : „Ay U= = ( ) ar) a yaz, Yy 7E »t1..,y u mr ; hy U= = 1) | DT, E 2 I’ wat l,y n-1 ; ; 1 U— 's 9 es a ve 2 2 r A) ag ubi similiter alque antea valores indicum x, A, y, combinandi qui sunt deinceps Te ee n-1. aequationi conditionali «+++, = nl salis faciunt. Accuratius formationis lege considerata, qua functiones U, U, U a functione U Ya zZ ducuntur, sine calculi impendio intelligimus, primum in formula summatoria / n-1 loco n sub- stituendum, quo facto expressio U homogeneitate conservata dimensionis fit unitate minoris, deinde, prout de functione vel U, vel U, vel U agatur, indicem vel z, vel = 4, vel > unitate Yy HR zZ addita augeri. Hanc formationis legem continuantes posito aU daU dU I/=G]l) u 2 =Gl) VI = (|) U, dy Yy3 dx ya dz yz au dU dU = — (eJ) uU 27 = )LU Zen, dy ay da 23 z 03 dU dU dU 2 Anl), U. nl) u Fin) U, dy 2y dx 23 dz x? obtinemus secundi ordinis derivationes, quae et ipsae homogeneitate gaudent, sequentes: n-2 a; U => (n-2 n-2-z a NEEz, y (5) En ) »+2,,y n-2 wa u = (U ZE E 2 7 a a ya ay 7 ) 7 ) “+11, n-2 »hy U=N\ (n-.2, (n-.2.y a YOREz 22 (2) una, n-2 Ay BR U—9> ie 2 a yxz Yyz 2Y 72 ) h “+1, 1 n-2 „Ay U=- U—-N (%% Z a RZ, x 2X y ) Jh ) a a n-2 hy U 27 Nine Gay 2 2 2 ) ) ) Ay +? addidamenta quaeıdam. 11531 3 Hae expressiones deinceps in quantitalem » (»-1) ductae quotientes differentiales adae- quant secundi ordinis parliales. Porro („—3)'“ dimensionis componamus homogeneas functiones uuvuUWuU y® yır, ya? a3’ denique functiones »" ordinis derivatas, quae jam nullam variabilem involvunt et cum coeffi- RE ER ‚ quibus quotientes differentiales tertii ordinis partiales definiuntur etc., cientibus primitivae functionis 77 conveniunt, ut sit u TE a dyn yn ya” nO0- an U = mnmsles2 a, 2a U; Use a dyn- Idn y-Ia yn-In n-1,1,0 Jam vero beneficio Iheorematis de functionibus homogeneis notissimi concludere licet: En m Wu n Y = Up + 2ye + 054 2u — er 2? DE YE yz ur = U’ sun Fauna tun Ur y?r ya? « ze (gr + Az ') 3:+ (a) Rus y®z yaz y:* a? [2 \ Us: Uy + Ur + U \ Y y” ya yz ‚’‚U=Uy+Uır-+ U: II. \r ya a 24 i uU + UsiZ2Uz I z yz zZ z= U=Uy +2 U ya + Ua? + 2Uyz +2 Ua + U? y y° yra ya? y®z yıaz yz? US Uy* +2 A a NEE yır ya? YWz a2z az? U=Uy -+2?Uy+ Ur+2Uy+2Ux + U: z y°z yaz a2 yz? 22? 23 et alias aequaliones ejusdem formalionis. In aequationum systemale III expressiones U. U, U U ete. in vestigio temporis con- ARTE stantes habeantur et e coeflicientibus variabilium y, ., 2 funetio ista, quae dicitur determinans functionis (7 et nr D signilicetur, rite ar fit VDE IN-TF BUNG UNO; -UU?:—- UU: ? U nn: Y ay yz © =? 2y y? 82 a? yz et IE ya az yz x? FE 1z U/UU-—-UU VI | De — y \azyz yx z? uof® | 2 y2 5) =: z \ 023 y° =.) U/(UU-UU U/UU-UU Gase) \ DZ y \ysaz x? = ns a is YE © v2) Ei le a y% Ic SW n . . 4 115% De curvarum affeetione addidamenta quaedam. Denique eruimus quotientes differentiales UU -2UUU-+UUD: en z 2x BR, T= y" — Je = — (nl) z Y Yy n Yu RI =; y VIEL. u uv -3UR U+3UUU®— UU: z In Yaıı ya? x a y“ = e, = (n-1) (n-2) z? Y Y ji Y Y Y =) Yy UU—-UU 2 2 ya ways (U 02 — au U U FU U” — 3 (n-1)? 2? — TB & & ae y a’ y Yy et jam nihil impedit, quominus in proprietates, de quibus agitur, affectionis curvarum accura- tius inquiramus. SE De punetis multipliecbus pauea. : p' s : Sit eg applicata, quae ex puncto curvae I quolibet ad axem quemeunque de- z p 4 & Din S F R s R 0 millatur, el — = r ejusdem puncli abseissa; porro coordinalis »', p“, p coordinatarum 4, ©, 2 loco substitutis expressiones U, D, U, U, etc. abeant in P, II, P, Peete.: valet Yy T YET aequalio et aequalio (2) PytPıiHtP:z=o y w z DE DE\ Be : quidem, nisi P et P simul evanescant: id quod in genere minime evenit, cum in universum Yy x eurva quaelibet in aliquo puncto unam tantum tangentem habeat. lineam rectam assignal, quae punctum ( comprehendit eurvamque I contingit, et unam At P et /’ simul evanescentibus quanlitatem quoque /’ evanescere oportet: quae nisi Y = : evanesceret, aequatio (2) substitulis »‘, p“, p loco y, ©, = non abiret in aequationem (1): fiRDEIED SEE IR i - unde sequeretur punetum 7 5 ) non contineri in curva J. Theorema igitur pronunciare licet primum : Theoeremal. Homogenea functione trium variabilium una cum duabus derivationibus primi ordinis eva- nescente, terlia quoque derivatio in nihilum abit. Quod si evenit, aequationem (2) compluribus tangentibus scimus inservire, quae compluribus in unum punctum coincidentibus curvae ramis correspondeant sive realibus sive imaginariis, et pun- tum (>) diei duplex, triplex ..... . multiplex pro numero tangentium, quarum in- tersectione vel coincidentia nascatur. Aequationes conditionales, ut puncto (& = n tan- gentes omveniant sive ut punclum istud sit multiplex, sunt sequentes 5 1:56] De punetis multiplicibus pauca. yn-l yn-2i yan-2 an-L Hinc Iheorematis modo propositi benelieio concluditur omnino omnes functiones deriva- tas. quae (»-1)*m ordinem non excedant, simul in nihilum abire, velut Den Veoh yz %2 2 Prima enim aequatio e tribus fluit ap dP ren nsSskelidenm = nl) P=o, Y dy y” da ya secunda e tribus Up dp Pro IR —em) ER — 0, x dy yz div x” et tertia ex coexistentia sex aequationum Pro, Pr —yowRa—N0,#B2 20, P=o, y° ya x” yz 7 P=Pp+t2Ppp+Pp"+2Ppp+2Pppr+Pp=» y” yr dr yz 23 3 Imo vero determinans I] evanescit; quippe cum aequationes PP ZNBip-r2 PFp7—%o, 3 y Yy ya yz P=Pp+Pp+Pp=o, ‚2 Ba —eREp ER po eRepe—0, yz X2 z“ Sn 8 ir 3 = “a coexistant, e theoria delerminantium fit II = o. Similiter in nihilum abire oportet determi- nantes functionum P, P, P ete., quae obtinentur e formula V substituendo P, P, P etc. loco I cz 8% 7, quo facto 7, U ete. mulanlur respeclive in 2, Paeter, . DD sPiete, Er nel: Zayr yz? y° 22 y2 Ze y®z Theorema igitur priore universalius valet hoc:; Theorema I. Tribuendo variabilibus . x, 2 valores p‘, p“, p, qui multiplieis puncti sunt coordinatae, et omnes functiones a funetione Ü/ derivatae evanescunt, nisi (»-1)!“" ordinem superent, et ipsae determinantes omnium funclionum derivalarum, quarum ordo (»-1)""" non as- sequitur. In transitu Ihesrema lerlium alferre libet lacillime demonstrandum : TiZheorema 1. s n(n+1) u: PERL. nr a Omnibus > funelionis derivationibus (n-1}" ordinis pro valoribus p‘, p". p coor- 2, @p" a PR a dinatarum evanescentibus, punclum 52 s ) est multiplex, in quo ad minimum curvae ra- mi coeunt. Ex antecedentibus coordinali duplicis puneti satisliant oportel aequalionibus De punetis multiplicibus pauca. [157] [; (TI (SPP2—20: =PR—70, Po Y = z an =rr pP r2appp = Pp® —- PP? —- PP =,o, 22,7? 2? zy 2zyz 2? zy y? az 2? yz i 3 pP, pP" : Ä ; : quibus, quotiescunque „ „ coordinatae punctum assignant triplex, novae aequaliones accedunt (S)LP- go, PZN, RE 05 2 R-—R6 ö y> yx x? yz 22 RP PR DIPEP@R =SPERA BR: dbeinban— °9 | yz?yya? yroyazy?z yaday? y’yaz yaryız 5 IP PL PIE IRPP BEP) = PEPS ep Ps pP Biacae oe az? 2y° 0° wyarzysız az’aty Yoa’z 2° yız | PERFRe Fr Prem Tre pr = | 28 y2za?z yazuz2y2? zeyaz yzaz? wezyz> Exempla pauca afferam, quae breviter utilitatem antecedentium theorematum ostendant. Curva nosira, quolieseunque nr" puncto gaudet, ex n lineis rectis conflatur, quae in unum punctum convergunt: aequatio I igitur, ut talem dissolutionem in factores lineares permittat, (n-1)r aequationibus debet satisfieri conditionalibus 2 TI == 0 Belle —n 0A NO een te ke II: 70, yn-2 yn-dc yı-sr? zn-2 ubi symbola IT, II ete. valores significant, quos II mutato Pin P, P etc. naneiscitur, seu, yr-2 ymdc yn 2 yn-3x cum derivationes »'i ordinis cum coöfficientibus a diversis conveniant (brevitatis causa omisso indice >, quippe qui aequalis sit quantitati n-z-2) a a a+?2a a a— a air —uaul ala Karl oo n-2,0 no n-2,2 n-l,In-2,1n-1,0 n-2,0n-I,1 nV n-2,1 n-2,2n-1,0 Jam vero minime oportet, ut quaelibet curva gaudeat puncto dupliei, tripliei, multipliei: quod ut fieri possit coeflicientes aequationis propositae salisfacere debent quibus- dam aequationibus conditionalibus, quae numero sunt una, duae, (r-1). De formatione earum agitur. (um cuivis derivationi (m-2)" ordinis functio quaedam determinans respondeat, e (m-L)m f N s theoremate II ° ,„- aequationes obtinemus hujus formae IE oT Eon TIGE 70, TE 0 yzn-2 yan 9x xz2m-3 z2n-2 Omnes eae sunt homogeneae et ad p‘, pP, p, € quibus producta conflata dimensionem 3(n-m)tem adscendunt, et ad coeflicientes «= , «a etc. quorum producta e ternis factoribus n0 n-I,l formantur. Porro omnes aequationes (m-1)" ordinis derivatae Pe —nom Bas —o: ym-I ym-2x xzm-2 zm-l m(m-H-1) : 5 : : ur quae sunt numero ı deinceps in quantitates ducamus (?r-2m-1)'*° dimensionis: In-2m-1 2n-2m-2 In-2m-2 2n-2m-1 p p' PERS ee p"» ep. 8 [158] De punetis multiplieibus pauca. R e m(m--1) | e e A antecedentibus accedent aequationes numero Ei) (n-m) (2n-2m + 1) quae ad coeflicien- tes « sunt homogeneae et lineares, ad vaabiles autem p‘, p“, p et ipsae homogeneae et (3n-3m)’«® dimensionis. Omnino igitur systema naneiscimur aequationum ad 7‘, p“, p homogenearum et (3n-3m)'« dimensionis, quae numero Sunt nn; ae (n-m) (2n-2m + 1) = (2m (nm)? + (2n-m) (n-m) +1.) Jam producta e dignitalibus elementorum p‘, p“, p conflata eliminemus: quo facto re- mil & (3n-3m--1) (3n-3m+-2) f linquuntur aequationes numero ( 2m(n-m)? + (2n-m) (n-m) + n-1)- + 3 -+1 sive (2m? — 9) (n-m)? + (2mn-m? — 9) (n-m) + mn-m 5) - N= quae solis e coeffcientibus aequationia I formationem habent homogeneam. In universum numerus harum aequalionum superat numerum niet) Eu, 0 .. qui necessarius est: elenim est posito »n 4 u loco n e m(m1) , , _ u? (2m? +2m—9) + u(m?+m— 9) — 2m +4 N — 5, +?= 2 et pars dextera hujus aequalionis u numerum | et »n numerum 2 adaequante evanescitl, quo- liescunque autem u > 1, m 2 propter inaequalitales u>o, 2m: +2m—9 > 2m—4, m’+m —9>o semper posiliva evadit. Itaque aequalionum condilionalium N, qui resultant, sunt quaedam ae- quationes, quae e ceteris Iuant, ita ut peculiaris caleulus oriatur eas, quibus opus est, a ce- teris discernendi: tamen in hanc rem accuratius inquirere non libet, cum alteram materiam in hac dissertatione tractemus. Ceterum n = 3, m -2 posilo ex antecedenlibus apparet, quomodo e tribus aequalionibus his: ay-—— 2aye -— aa’ +l(ay-aa) 2 Hta:=o, 30 21 12 20 ıl 10 ay + 2ayr aa +(aytas)2r ta:+o, 21 12 03 1 02 vl ay + 2ayr taa+(ay+tasa)2zta:=o, 20 u 02 10 vl 00 variabiles „, x, z sine ulla ambiguitate eliminentur. Adhibita enim melhodo, quam mode expo- suimus, decem aequationes oblinentur ad y", y°, . . . . . 2° lineares et homogeneae, e quibus variabiles istae sine difficultate eliminentur. S. 3. De contactu seeundi ordinis. 4 p p“ uhr i i ä i Jam, er coordinatis punctum curvae propositae non multiplex assignantibus, ad eam lineam secundi ordinis progrediamur, cujus natura constituitur aequatione 2 ()Q=Py%+2Py +Pa?+2Pyvy+2Poz P?=o y? yo © yz © 2? Functiones a () derivatae, quibus ejus quotientes differentiales partiales definiuntur, si- gnificentur per literas 9, @, 9, Q ete., ut sit ya 2 DEZ —#Pyt- Br Ez y? ya yz =Py+tPx+tP: YE © %z Q0=Py+PıxıH+P:z zZ z? z yz Se) et PQ®—-2P0o0-+P0 y’ x h T (a) Y' = B ya yY NH [05 Yy sive, cum numerator propter aequationem identicam PQ@®-2P00+P0Q0= (3 A) I Y”+2P yo +Px°+2Pyzr+2P x:+P 5) 2 mn? z? y’ x yaay 2° ya? ya) \y yR yz xx —PPP—2PPP+PP+PPR+PP ZUR yaazyz ı z’ayl yaz Hy reducatur ad expressionem II, simplicius [73 ru Ilz («) "= 0, y His praeparatis ex formulis (=) et (#°) statim concluditur, rationes differentiales Y’ et Y“ substitutis 9°, 9“, p loco y, x, z abire respective in iz 10 De eontaetu seeundi ordinis. unde apparet fore pro valoribus „= p, #2 = p',2 = p at rationes secundi ordinis differentiales y‘ et Y“ in universum inaequales, nisi aequatio Orr _apppı pR=o y’% yaı y 72 Y valeat. Ideirco curvae I et (7) contactu gaudent primi ordinis. At quotiescunque aequationi (8) salisfit, cum et y‘ et Y“ evanescant, contaclus, quem altera ‚curva cum altera subit, secundi est ordinis. Simul quoniam ex («‘‘) aepuatio prodit (4) II = 0 ac primum quidem pro valoribus y = p'. «= p, 2 = p, tum vero pro omnibus valoribus va- riabilium , aequatio (7) in systema duarum aequationum linearium discerpi potest el re vera aequatio (4) facile perspicitur conditionalis, ut aequatio ) = o secundum y vel x rationaliter solvatur. Hine curva (7) in duas lineas rectas abit, quarum altera cerle curvam I osculatur (altera as ( Ei ) curvam tangere nequit, propterea quod, nisi y'' = — ; evanescat, punctum (2 =) in- d ( - ) BIP lerseclionis, quam curva I cum systemate linearum (7) habet, loco trium neque complurium habendum est): quod ut eveniat, coincidere eam oportet cum tangente (2) sive funclio () divisi- bilis est per functionem Py+Pao+P: Yy “ z Divisione rite instituta et ea quidem tripliei ralione, cum terminos secundum dignitates vel elementi , vel x, vel 2 disponi liceat, alterius lineae reclae per (7) assignatae invenitur aequatio, quae unam harum trium formarum subit: [ mE Binder € a een y’\y 5 : ) ENG: ya yo, 72 ne) le er (9) 2\y% x up v2 U ) In (eurer: Rare \ 2? Yy IM % ) rar 42 MS = ) De geometrico sensu hujus reciae inferiore loco pauca exponemus. Porro ut nihil ve- sidui exstet, systemata aequationum prodeunt conditionalium haec: I(PBE—-PP,P- Get: | sw azy).yY ya. y8 ) s = | APP spp Pe BR. PR (10) } (= PN And N) L (58 2, w® vu) 3 Be eur BEE Teer 2 2? y& YRE 2 YS-E Zy ei PıP2/ _,2 P,PuP H-YPaP’— in x DEU = SEE — NIE yIz yzy 2 Sy P P: »Pp pP pP = P pP: — 0 y L YE u 4 . = y De Quorum systemalum alterum ex contactu altero obtineri potest, seeundi ordinis. 161) 11 nam valoribus elementorum P, P, P ex altero duetis substitutisque in alterum aequationes identicae prodeunt. a® y? % 2 Autecedentes aequationes omnes e coexistentia fluunt aequalionum I et (8), sive, quo- niam e his aequationem (4) duximu ex ijis aliquo modo prodeat oportet. 5. ponamus: systemata (10) et (11) abeunt in (b) P 22 (az ya br) P y=z (O)ERE y (eo) 12 (ce) E y Jam eliminemus e (b) et (5*) adhibitis aequationibus (ec) et (c‘) quantitates y” et £ ) Pos Eher Bi mn. AR xy z P+PE—_Pn— Pos y yr yz ®+ Pa — PE— Pk Cr YX 02 a De Y3 Ru= z= 2 Br: Di —io y3 2? arte pe, ©x == EP —- 2Pty HRapı= ya Ir A „) +PPE—- PP» —- PP1t= yz 22 y- 3’ y% 22 yz rrsor +PPn -PPE—- PP) = yz\ 03 % ) 220 3? yc 3? 02 )HPRTME): PFENENNP Tum formemus w y 2° : obtinemus D) BaPNE BEBsE Pe Ein PIR —.0 yo z? 2 y? Y3 0% m: a? Denique in has aequaliones substituamus pro y.r valorem e (5b) ductum, abibunt in tres sequentes aequationes ex n et £ sive ex P, P, P conflatas: ee a) + u”: %2 en) TRNAZHRNE yeaz 5? 3) sy zo @ In his aequationibus quanlitates tradictionem ullam involvant, 4 2 (Bar u: PP—_PP 2 \02y2 ) YZIZ YS% TAN. PP—pP a En 1 z \yzyz ya +P(P ae, &P(Pp- pr x \yz yo Zul Ey x ) z e coexistenlia aequationum I et (4): ) aequatio (4) igitur uod ut aceuralius perspiciamus, in vestigio temporis rat unde eae 0 )-' Pab:B ee haberi possunt: opus est ut determinaus earum coefficientium evanescat. yR quo facto ne con- Fit PP— PP)? x: igitur PP—Pp: Pe er (Ana 5 Ey wr2? 2) y \x?2? 2) Je\zeye 8 02 y2 Ya y3 02 ar: (PP- BP nel ( 2? y? =) YE©z a) ya? 2) 0zyz a Re Re, yzya azy?) \yonz Be) z3yz yaz? a“ 2# 12 [162] De contactu secundi ordinis. sive si secundum dignitates elementi 7° sinistrum latus eruimus atque quam maxime reducimus BureR ren ae ee I PP = 2P.P.PE+P en Sl De az 3 \eege 22 \y2 22 5), \w2zz yaoazyz ©” yz ( Pike Ab Bl 2a 22 y> az 1wazyz ©” yz, sive denique ET a 2 7 2: \a2?y? ya y2 2% yz&2yz a? yz quae aequatio eadem est cum aequalione (4) II = 0. Ex hoc calculo obiter cognoseitur arithmeticum theorema commemoratione haud in- dignum: Theorema MW. Ex systemate aequationum a-WEH c® — 0 b—2dn ter? = o be— cn + an? = 0 sive ex hoc, quod priori prorsus aequivalet a + an — ct — bin da? HE — cn — ano d— af — Int. = 0 eliminando quantitates 7 et & prodit aequatio abe + 2a'b'e' aa’? bb'? ec? = 0 I Ceterum minime supervacaneum est animadvertere formulas (12) p‘, p“, p loco y, x, z positis simplieiter fluere e systemate VI formularum. Quantitas enim II cum evanescat ne quantitates p‘, p“, p, quae in universum finitae sunt, in infinitum erescent, functiones dextera parte positae evanescere debent. Itaque e consideratione systematis VI omnia adhuc de aflfe- elione curvarum exposita sine ulla difficultate duci potuerunt. — Perinde commemoratione haud indignum videtur, quod positis ke) ’ BORERTBERER 22 92 82 1% loco 1 JRR, JPIR, PP DU NY ae y% et vice versa PAmPZEP PIPPPIRYPP N DET loco ee 1 1% %= %% 22 92 02 9% aequationes (10) et (11) omnes in se ipsas transformantur. Jam vero, si accuratius inquirimus in sensum geometricum, qui nostris disquisitionibus inest, ex coexistentia aequationum (1) et (S) statim cognoseitur punctum m =) inflexio- nem curyae assignare; porro cum eidem valores, quae aequationibus modo commemnratis, ae- quationibus quoque (1) et (4) satisfaciant, puncta flexus contrarii non sunt numero n(3n-4), De contactu secundi ordinis. [163] 13 id quod dimensiones aequationum (1) et (8) poscere videntur, sed ad summum eorum numerus adscendit ad 3r.(n-2); dimensionis enim est aequaltio (4) 3(n-2)'«e, Demonstratum igitur est hoc theorema, cujus prima pars nolissima: Theoerema \ Numerus punctorum, in quibus curva quaelibet inflexione gaudet, est 37«(n-2); singula puncta flexus contrarii aequationibus assignantur ambahus: I U —.(9) el (d) DO sive prima aequalione et una ex sequentibus, quae sunt dimensionis (3n-d)t«e ; TUiU Deu: + U=-KU,:.0U,— Ur; + DRAU U — U UN =.o Y ( z2 8) ® > yz ya .) f% 22 yz 2) U/(UU-—-UU a Ne 3 = \ y \az yanııyz 2) x \z?:y2 m ys ya y? x U[UU—-UU +-U/UU—- UU-+U/[UU-U?=o BR | I une) \ ya X yz ı? z \yzys y* az y? a? Yc (4) - sive prima aequatione et una ex sequentibus, quae sunt dimensionis (3n-4)tae: UU: — pi UVr2U U\U FU U TU. ya: yz 5 ız y) z z2yE a U RN U-UUU=o (d) \ gr Y ay z ER ) ya z UU—- (UUFUUU-UUU=o zy % zu Y ya ;) 10 a UU—-2UUU+UU=o | 12 z 43 2 © zed new eoyvuutruu=®! (4) = aya Yy 22 y | DEZ2UBUHUM= 0 y? & ya y a? y Ea puncta inflexionis, quae oriuntur ab aequalionibus (d‘), (4), (4) neque inter radices systemali aequationum 1] et (./) correspondentes contlinenlur, in infinitum abire constat. In aequationibus (9) substituamus 7‘, p“, p loco y, x, z: dexterae partes abeunt re- speclive in et sinistrae partes respective in BePyuugh Bu PP y- x* z? unde beneficio aequationis (1) concludimus alteram lineam rectam, quae aequatione (7) assigne- tur, cum altera intersectionem in puncto > Ga minime habere, nisi sit Da won er E = os Be — 0: Yy = z 4 “u : 2 p', > 5 NER : sive nisi punetum |, , ) locum duplieis teneat. Hinc ad disquisitionem hujus casus par- tieularis pervenimus, quem adhuc non admisimus, ac primum quidem animadvertimus aequatio- nem (7) tum quoque in systema dissolvi duarum aequationum linearium. Nam aequationi (4) 14 1164] De eontactu seeundi ordinis. e paragrapho antecedente coordinatae eujusvis puncli duplieis satisfaciunt. Tamen utraque ae- quatio et (2) et (9) formam indelinitanı induit. Cujus signilicalionem veram ut perspiciamus ab observatione exordiamur aequationes (2) et (9) divisione non adhibita obtineri posse ex aequalione (7), quae propter relationem (4) radieibus secundum y vel x vel 2 gaudeat ratio- nalibus. Caleulo perfecto has aequationes nanciseimur:! ET (ET ha Etting Ferza)ade ul y> ya yXr y° a? yz yz 2 z? 13 ur Fe ar ur’) re Be 2 ee FE ya ax y2 22 yz yz y° 2° quae sine ulla ambiguitate et casum puncli inflexionis et casum punchi duplicis comprehendunt. Signa radieum Pre PP ec [Are pr ya y? «> z y: z quae per se ambigua sunt, ea slaluamus, quae cum signis expressionum PP-—-PP PP—-ıPPB ya 0 yay y?z yz y z fZ et pP Y Y respective conveniant: tum caleulo rite instituendo adhibitisque formulis BR Sa PP PA BB:= u 2 y x ya y a? y Bapı = SXPAR P+ PP’=o yS: yzz y En prima aequationum (13) eadem cum aequatione (2) tangentis osculatoriae, secunda autem eadem intelligitur cum aequalione lineae rectae (9), quae, nisi aequationes valeant si- multaneae Y Zerıtik P'; : neque curvae I neque tangenli (2) in puncto e- Fu oceurrit. Quibus quotiescunque satisfit, allera recta alteram in puncto (5 er) curvae I tra- jieit et utraque cum curva contactionem habet, quae in universum est primi ordinis. — Cum aequationi (4) et puncta duplicia et puncta flexus contrarii correspondeant, nu- merus inflexionum curvae, quotiescunque duo ejus rami aliquo puncto se invicem decussant, imminui debet: quaeritur, quanto hie numerus imminuatur, sive quot sunt puncta flexus con- trarii, quae in unum punetum duplex coincidant. Sumamus aequationem I ila transformatam, ut termini in 2"! et 2” ducli evanescant, id quod semper aceidit, quotiescumque initium coordinatarum transponitur in punctum duplex; porro sint BoD DD; DR Yerıya Zu yz inkl unctionum secundi ordinis derivatarum eae paries, quae dignitates 2%, pi, pr, pi... . pt neque altiores involvant: fit indice 7 iterum omisso. De contactu secundi ordinis. 1165| 15 n-3 n-2 P=p+ 2) (ap -ap"ıp +ap y: y: 30 21 20 n-3 1-2 P=p»- (m-2) [® v ta v p +tap ya yw 21 12 I n-3 n-2 P=»- m2) “ p+tapıp ev Rz 12 03 ) 02 n-3 P=p+t (mn?) (ap tu 25) p yz yz 20 tl ı n-3 PF= 9» +m.2) ( ap + ap"\ı p 124 K2 [ai 02 ) BR=» Quibus valoribus substitulis aequalio (4), designante 7 expressionem aliquam quae e ter- niinis constat in dignitates p", pt, p’, - - - - p?”-? ductis, abit in hanc 20 3n-8 T=n+ (m-2) (a aa [2 pP? +2app" + ap”ıp =o 11 0220) (20 11 02) unde dueitur 2n-b (14) 3 IT + (n.2)° [2 a—a?ı Pp —) .20 02 I Jam aequationes (14) et (1), quarum coexistenlia puneta inflexionis determinantur, re- spective per p#"6 et »" dividamus: um prima terminis nullius, primae, secundae dimensionis h Den Dan c h Q ie, . Pride . ad coordinatas a secunda lerminis nullius, primae dimensionis omnino destiluitur: hine initium enordinataram locum tenel sex punetorum, in quibus eurvae aequalionibus (14) et (1) as- signatae se invicem decussanl. Sit n = 3 el in initio coordinalarum duorum curvae ramorum conlacltus: quanlitas a a — a’ evanescere debel et expressio II reducitur ad expressionem 7 per (a p” + 2a 20 02 11 20 11 pp‘ + «a p“”) terminum divisibilem. Hinc sine ulla diflicultate concluditur initium coordinata- 92 rum locum tenere oclo inflexionis punctorum. Duo igitur Iheoremata pronunciare licet: Theorema VW. Quodlibet curvae alicujus punclum duplex in universum locum tenet sex punctorum talium, in quibus curva gaudet tangente osculatoria. Theorema VI Punetum eurvae terlii ordinis tale, in quo duo rami per contaclum se decussant, quolies eunque existit, aequivalet octo inflexionis punctis, 16 1166] De co tactu seceundi ordinis. Transeamus ad eas curvas, quae punctum in genere multiplex habent sive unum, sive plura: ideirco ponamus aequalionis (1) omnes terminos in p”, pr, pr, .. . . pmm4+1 duclos per se evanescere terminumque in p"" ductum per = designemus: fit n-m-% P= {fn2\p Bros Orange 2? m-2 a? n-m-2 Pe—aim-ann TE en: Yx m- ) ya n-m-2 Be meeNıD me. IE 2 2 ) y° Hinc concludere licet aequationem II — o omnibus terminis ad dignitates 3n-6 3n-7 In-8 3n-3m-1 p s pP 9 pP HR OO pP ductis prorsus destitutam, terminum autem eum, qui ad dignitatem p3*-3m-2 referatur, coeflicien- tem involvere sequentem: ind er ss an (nn —n? m ns) m-2 Yo .y& u (2 (Br re ns m I: m- 5 (&r) y’ x yaeıy 2° y ). quae, cum relationes = ın1?'-+ m De: y’ y’ ya — man -anp, ya x” — gr p"” - I p' p" — 11 p'* y* ya a? a s8s3 8393 valeant, in hunc quoque modum exhiberi potest: n-2 2m —E n-2 n-2 n-2 n-2 © 8 8 “ . ) (B 3). ( 1) ( 1 = — (nm. n-2 eg ( m ) al * 5, His omnibus diligenter perpensis ex systemate en P=oell alterum systema: 2 ar ah P=o, I es nn—-n\P=o um. m m-2 202 ® Yy Yy ='0 ducamus De contactu seeundi ordinis. [167] 17 Cum in prima aequatione termini in pm, pl, 2.2... p" "+1, in secunda termini in pn, pn, pin8,....... pn-3m-2 ducti omnes evanescant, jam sequitur curvas correspon- dentes se trajicere in inilio coordinatarum, in quo intersectionis m(3m-3) puncta coincidant. Theorema igitur obtinemus universale: r Theorema Yill Punetum multiplex, quotiescunque in curva qualibet inest, aequivalet 3m(m-1) punctis flexus contrarii. Et ipsum theorema VII in universaliore conlinetur: quod ut perspiciamus, in naturam ingquiramus curvae, quae aequalione particulari assignatur hac: Pp)atnpn=o, ubi n E4 A 1. —ı> (5 QuEDa Der ul n-1 x 4 N"=_ ( ap pp" ) ) a4 Hinc facile eruimus Be= 00, BR —ım , Rom: 22 yz Y &Z Er P=n+hnY)pn", P=n+a9)pn, Perth) pn) y y ya u ya at at a? denique MT=o=nn?— 2a nn" tn an” +o2V)pn (mn nm — mn” Y2& yez y x> y y2 22 9% ß ? gr i u Ultima aequatio — —- loco pr‘ substituto abit in hanc: 6 A N n-2 (n) nn? — 2n n" "+ n m? — — (2 n' — n”\ = 0, Ya o yvaay a?y al ee) quae homogeneitate retenta dimensionis est (3n-6)'« solisque ab elementis p° et »" pendet. Itaque in genere rectas (3n-6) assignat, quae omnes curvam (p) in initio coordinatarum (»-1) vicibus trajiciant semelque in alio quodam puncto. Hinec initium coordinatarum locum tenet 3(n-1) (n-2) punctorum flexus contrarii ceteraque numero 3n-6, quae systema aequalionum (p) et (7) suppeditat, minime in initium coincidunt, nisi sit quae aequalio conditionalis est, ut duo rami curvae (p) se in initio conlingant. Quo po- sito fit et aequatio (r) abit in 1° % Ta om m neo u” yo ya yay? 2% y2) 18 [168] De contactu secundi ordinis. Unde x’ = 0; tum vero et ipsum x’ evanescit ei cum aequationes Yy T n"=0, n Y z nisi ulraque linearem aequationem formae a p' + a'' p" —=o suppeditet, quae bis contineatur in aequatione Ti 0, I simul consistere nequeant: jam sequitur aequationem (7) ad hanc formam redigi posse: (a) ("p ta p'”? | na — 2a" ton =o I y? ya yayy a®ys Primo factore (a’ p‘ + a“ p‘‘)* evanescente et ipsum = evanescere ex aequatione (p) cernitur, ita ut, cum x n!«e dimensionis sit, in initium coordinatarum 2 puncta intersectionis coin- cidant; secundo factore evanescente, qui sit (3»-8)'« dimensionis, (n-1) (3-8) puncta in ini- tium coincidentia determinantur et cetera (3n-8) intersectionis puncta per distantiam finitam seu infinitam ab initio absita sunt, quotiescunque duo tantum neque plures curvae (p) rami contactum primi ordinis ineunt. Ergo initium locum tenet omnino tot punctorum, quot nume- rus integer 2n + (n-1) (3n-8) = 3(n-1) (n-2) — 2 complectitur unitates. Jam ponamus aequationem n=o0 tres lineas rectas comprehendere, quae in unam convergant, id quod relationes suppeditat ve dem; 2 2 Y yx zT unde n?—=nn,n”" =nn, na” = nn yX y? a? year y? ya? ya? y?x a° Aecquatio (7), cum n' 7 x’ 4 x Zr, ya’ sit, sequenti aequivalere intelligitur: (n") (a’ p' + a’ p")* [2% n'? ar Ir gr‘ n' - 72 ze =o y2 58 Ya yzEiN, 22 yo et inde similiter concluditur atque antea.. Omnibus, quae a nobis comprobata sunt, rite com- prehensis hoc theorema sequitur: Theorema I. Curva (p) nr" ordinis quaelibet, cujus aequatio ad formam pP) atm'=o redigi potest, sive, quod idem est, quae gaudet puncto (»-1)r"@, in genere (3-6) puncta flexus contrarii compleclitur, quae non in initium coineidant; quoliescunque vero bini, terni, quaterni,... .. . eurvae rami in initio contactum primi ordinis habent, eorum De contactu secundi ordinis. [169] 19 numerus imminuitur, quoniam puncta bina, quaterna, sena, ..... . ceteris, quae sunt numero 3(»-1) (n-2), flexus contrarii punclis in idem punctum convergentibus accedunt. Substituta coordinata » loco p‘ vel p' theorema minime valere desinit, cum demon- stralio nonnisi analytieis argumentis nilitur: tamen sensus geometricus, cum p evanescente et = in infinitum crescant, anceps quodammodo fit atque dubius, quod aequatio (7) ad p coordinatas referenda est, quarum initium in infinitum progreditur. Quod ut evitemus, animad- vertimus theoremati IX certe satis fieri, quotiescunque quanlitati » valores quam minimos tri- buis, dummodo finiti sint: unde theoremati et ipso p evanescente satisfieri concluditur. (Quod si evenit, curva assymptota osculante gaudet ad mininum una, ita ut disquisitio hujus casus particularis revocetur ad theorema modo propositum. 3*+ S. 4. De contactu tertii ordinis. Jam aequatione (1) adhuc valente sit (15)Q= Py°43P YPx-+3P ya’+P a°—+3 ( y° y>r ya3 «3 y°z ycz a2 a ER 2 w yz? mz2 aequalio lineae cujusdam tertii ordinis et similiter atque in $ ° antecedente functiones derivatae %, @ 9 @ » » » - . formentur et postremo rationes differentiales Y'‘, Y“, Y‘“. Man ARE Posito p‘, p“, p loco y, x, z omnes expressiones () in ejusdem indieis expressiones P abeunt; porro obtinetur IB, x Y= — pE® Y PAR —Z2JPEPFPZ-LFPRIP? 5 y- x yazy a? y Y = -— 2p VD m PERS 31 p2p27p7-F3)prpEPp>—paPp> H By yaz y ya? x a) y" — 2p? x m . Y PP — PP — 12p? (£ P—2PPp+PpP, Yz vwy Yy= 52 yııy x? EN 12 Y His praeparatis apparet Iheorema: Linea recta (2) et linea tertii ordinis (15) cum curva I ejusdem ordinis contactum com- mitltunt. Posito contactu tertii ordinis aequationes condilionales prodeunt hae: BO) RER RIPNPRPI-TER Po y> 0X yEaE y eg ei (lb) Bar 337P ER FRE ZIP ERDE ReR ZZ y’ x yazy yarıa y a?’ y In universum igitur minime curva quaelibet talibus tangenlibus gaudet, ut unum inter- seclionis cum curva punctum loco quatuor in unum coincidentium habendum sit: quod ut accidat, aequalioni cuidam conditionali coefficientes a satisfacere oportet, quae variabilibus 9‘, p“, p ex (1), (8), (16) eliminatis oblinetur. Ponamus hoc evenire, tum linea recta (2) cum curva (15) contactum init tertii ordinis: quod nullo modo fieri potest, nisi aequatio (15) linearum complu- De eontactu tertii ordinis. [171] 21 rim systema assignet unaque ex his lineis cum tangente (2) congruat. Ideirco expressionem (/ linearem factorem involvere oportet, qui idem est ac Py + Px + Pz. Divisione, quam Yy x z tripliei modo instituere licet, haud difficili peracta, ut nil residui relinquatur, aequationes condi- tionales prodeunt hae: y3z yazy ya? y a? y | PP? — 3Pp pPPP+3P Pap>—prp3 2, Pipa ap Pepe spp PR _ pp zZ, (17) ı @°2 ET 03° 2.7 BT Ipp—-:3peEPp+3ppRB—_PpP=o za zyy z zyPyz y°: PTRR Ts 2RP.P up P2ı = BoLP P3— 2P 9 .B, + pP as) z \y’ x yrayz ve) y\ys« yazı y | r (Er 2ER En Zi PP2®—-2PPP+PP y \y?z yzyz yay oe: yuz z y LE) BuleE — S2PEr Den —=P/(PP2—-2pPpPp+PpPr (19) \ Y \aaz 222. %:% mZCH, ar \a2yız T2y2 % =) fm ar PPhAm HR PP _-2pPpp+pP zı \28y ayzy eh) z \o% y azyy ® A EEE re ZEPE SR LEDER (20) x ns EIER zz) z \z22y zycy 2 a) PAPPR—-2PPP+-PPı =P MR RP PP PP als: 262 X a) a En zyR'E 2 ve) In his aequationibus, quae omnes sunt ad p‘, p“, p (4n-6)'« dimensionis, producta ejusdem dimensionis decem P>, P’P, PP: P:, P?P, PPP, P?P., PP, PP? P® yyzyrız T YREYJER CH Y% WIzE quantitates ignotae habeantur, quarum quatuor primis eliminatis systema prodit quinque aequatio- num, quae sunt (4n-S)'« dimensionis. Ulterius tamen eliminationem continuare inutile: nam aequationes duo homogeneae, quae per eliminationem productorum P? 5 PP a 2 Yy y& x? ducuntur, quamvis lineariter ex P, P, P composilae tamen dimensionis sunt multo superioris z quam antecedentes. Ceterum siculi in $.” antecedente aequalionem eruimus solis e secundi ordinis derivationibus conflatam, quae puncta flexus contrarii assignet: ea quoque puncta, in quibus tangens contactum habet tertii ordinis cum curva proposita, aequalione condilionali determi- nanlur, quae amplissimis sane ralioeiniis adhibitis haud difficulter oblinetur. Valores enim quantitatum 12 PER 12 au 2 rn (= 2a ’yl vr pP BP Pr) Bau z zZ 3 zZ ex systemale quinque aequalionum modo commemorato, duecti substituantur in aequationes (10) et (11), quae expressiones B, P,. ..,.1.. P nonnisi lineariter involvunt: quarum eliminatione 2 =) y77y% = aequalio quaedam prodit, quae solis a derivationibus terlii ordinis pende. Tamen cum ea propter formam paullo intricatiorem non multum utilitatis afferat, hanc disquisitionem mittamus, in qua theoria determinantium functionalium non adhibita haud multum profieitur: hoc solum animad- vertamus totam de contactu tertii ordinis explicationem facillime transferri in contactum quemlibet. S. 5. De singulari aequations n'«e dimensionis transformatione. 4 Aequationis (7) proprietas, cujus beneficio, quotiescunque ( n en) punctum flexus contrarii est, duae lineae rectae ea assignanlur, transformationi inservit, qua adhibita termini in u 2-2 et 2” ducti evanescunt. Substituamus enim formulas y=mntnö+pt el)! == mn + nE+ pt z=emtr+p: curva priori collineationis 'cognatione adjuncta obtinetur, cujus aequatio formam habet se- quentem: 19 n x nvr=o =.,) (7) a n$EL. Jam computentur termini in 5"? ducti: quod ut facilius perficiatur, animadvertimus par- tem producti n!«* dimensionis a y& z ad dignitatem £”-2 pertinentem fore e theoremate binomiali: *-2 i -1 A-1 Y ( x ) Mn tnötp Ppr+ ( ) ( Hi mn nd (mn td pp 2 1) h ? a x 42 ) «1 „» y-l + (3) (m'n + nS? pp" pP rauf) (4) (mn + nd) (mm +nd)p' pP" p 2-1 nr () 6 ) (m'’n + n"E) (mm + nd) a z y-! „Ay 2° ( Al (mn + nö)? p' p" p 2 Hinc termini omnes in n? {”-2 ducti prodeunt, qui sunt n “„-2 1 y »-1 A-1y SE : aan x 42 y *«-1 A y-l m"? p' p" p + % Y m'm p p“ p B ) (i ) (A ) Be x 4-1 y-l x» A y-2 y\mmpp p + (rim pp (1) 6) () | ubi indieibus x, A, y deinceps valores omnes 0, 1, 2, 3,..... n sunt tribuendi, qui ae- quationi «ti +y=n satisfaciunt. Atqui est De singulari aequationis ntae [173] 23 Bugs | | Primus igitur terminorum, e quibus expressio ()) constat, exhibetur hac formula sum- matloria: n KW r% 2 (2) m’ (255) ER! ur PALP7 2°: Cujus eae partes, quae substitulis n et n-1 loco > et } expediuntur, per se evanescunt: idem diei debet de iis partibus, quae valoribus z — 0, z = 1 correspondent. Nam coefliciens n-2-;\ = (x+4-2 eg in nihilum abit, quotiescunque A— z + 4-2 evadit. Hinc substituto z + 2 loco z et indici- binomialis bus 2, y, et indiei # iidem valores conveniunt, qui sunt 0,1213, 4422.02, et expressio de qua agilur, ad simpliciorem formam redigitur: n-2 »4y & m'2. > (33 (7 a DDP 2) \ a h u22,; = [2 map: 2) y’ Porro secundus e terminis summatoriis, quos expressio (4) complectitur, similiter trans- formatur in hunc: n «-1 )-1yz he Sl lan ee ubi termini valoribus » et »-1 indieis 7 et valori » indicis A correspondentes per se evanes- cunt et termini, qui ad valores indicum % et z in nihilum abeuntes pertinent, rejici debent. Hine, posito +1 et 2+ 1 loco z et A indieibus z, A, 7 sunt tribuendi valores 0, 1, 2, 3, n-2 et expressio antecedens fit n-2 N 2 ie m'm" I (62 Ber a 2» 2) NER ER — in EimmiePp! h) YE Haud secus ceteri termini summatorii, qui expressionem (7) componunt, transformantur: quo negotio perfecto expressio (h) naneiscitur formam satis simplicem: cujus significatione in memoriam revocata statim sequitur esse: « = Pm? + 2P mm“ + Pm'?® + 2P mm + 2P m'm + P m? 2? 2 2,0,n-2 y? Yx z yz TZ Eodem modo ducuntur valores coefficientium « et « qui sunt: ul 02 a = Pmw+tP (mn + m'n) + P m'n' + P (m'n + mn‘) + P (m'n + mn") + P mn, 1.1.n-2 y? ya = yz zz 72 24 [174] dimensionis transformatione. «a = Pn®+2Pnn + Pn®+HPna+Pnn- Pn: 0,2.n-2 y- Yx = yz 2 z? et ipsi valores coeflicientium a, a, «: 10 01 00 e =Pm+tPnm"+Pm, 1,0,n-1 Yy X 3 a =Pw+Pn+Pn, 0,1,n-1 Yy x z EEE. 0.0,n nr D3 : 00 : Jam ponamus Er FR coordinatas flexus contrarii punctum assignare, quod ad curvam D D u I pertineat, et puncta je — } = - ) ita eligantur, ut utrumque in linea recta tuur: fit CP —20, 0,0;n m! 2 m’ m’ m" \? m m" £ile) ap” =" +P(-) +P. +2P +P=o yaiım yr == yz X g2 4 2 1 m n" n' n" (42er (Oo) + P—+2P —+tP=s, y? n Ur nn Mr n zen BR 22 sive « = 0, [73 0: 2,0,n-2 0.2,n-2 denique, cum tria puncla ; m' ee ED n. Mn: dc ar); Km m m D J H z in eodem recta contineantur, cujus aequatio ) = 0 sit: m n' \2 m’ n’ m" n" m" MN Be ee En a pi" n para ıRn LAr, m ya 2 2 y* 2 (9) sit si- Ultima aequatio in 4 ducalur: quo facto detrahantur duo, quae antecedunt: fit ( m' n’ m’ nm" m" n' m" nm" m‘ n' m" n' ! en een ze, 2 = m n T yx m n si mn ) An x? m n u (= n ur 22 m + n 4 . unde & ==. (1) 1,1,n-2 Aequatio igilur transformata (V) forma gaudet supra pronunciala, et ipsa Iransformatio j } 4 pP" m : nah realis, quotiescunque aequalio I curvam realem et 5 Fa coordinatae inflexionis punctum reale assignant. Atqui singulis punctis inflexionis curvae I singula puncta correspondent in- flexionis, quae ad curvam (V) perünent, plurimaeque proprietates alterius curvae ad alteram De singulari aeqationis nfae [175] 25 summa cum facilitate lransferri possunt. Iline utilitas nostrae transformationis intelligitur, cujus indolem hoc theoremate accuratius comprehendimus. Theorema\. Aequalio homogenea et a Iribus variabilibus , y, 2 pendens, quoliescunque curva ea assignata reali flexus contrarii puncto gaudet, linearibus et realibus substitutionibus ita transformari potest, ut omnes termini in „'«" et (n-2)'” dignitatem uniuscunque varia- bilis ducti per se evanescant. m mÜ n . R Annotari potest puncta (> = er (7 = — | per nostram transformationem in recta (9) sita duabus conditionibus ad libitum eligendis Kae determinari posse. Breviter igitur de una qui- dem methodo ea determinandi agimus, quamvis hujus moditransformatio sequentibus minime inserviat. Theorematis modo demonstrati beneficio ponere licet a 5; a, a, @ 20.n-2 1Lti,n-1 0,2,n-2 0,0,n coeflicientes in aequatione I evanescere: quo posito formulas aflınitatis adhibeamus (22)y= mn+ n'& 2 = m" n+ n" abit terminus in 2"-® ductus in hunc, qui duci debet in 5"-?: 7° ( am'3 + 3am”m" + = m'm"2 + a) 30 21 + 37? 3: an" m’+2 Keil; Hay m'm" 4 ( an'’--an"\ m"? | 2] 21 ) 12 03 ) + 378 ( (ey m’ + arts n'n“ DE Z 30 ? + 8 / an? +3an?n" +3 an'n"?+ an"? 30 21 12 03 —0M Br r es: 30 03 ubi iterum brevitatis causa index y—n-3 omissus est. 4 U . . . . . . . m n His praeparatis nobis contingit, ut demonstremus quotientibus —- et —. apte deter- minatis, quae valores reales et diversas adipiscantur, aut a et a, aut a et a simul evanescere. 3003 21 12 Quotiescunqgue enim aequatio (k) au +H3aW +3auta=o 30 21 12 03 secundum » soluta tribus gaudet radicibus, quae sunt reales et inaequales, conditioni satisfieri oportet (k') FE a—aa @ —aa\=o 300 2112 21 3012 12 0321 z m! n‘ ee Harum radicum duobus ie, quae conjugatae sunt, loco — et „„ substitulis m et a 30 03 coefficientes evanescere intelliguntur. Sin non antecedenti, sed sequenti satis fit conditioni: ().f a 0-—.a,aN.— 4 A: a: — 0.0 = 0 3003 2112 3012 12 0321 jan ponamus « = o et «= o et inquiramus in valores reales et diversos quantitatibus 21 12 ‘ D a ei — tribuendos. Elimatione quantitatum m‘ et m‘ haec aequatio prodit an tan" ME a 21 03 — 2 (ie #ar) @ Fra R #29) ( nn" + an’? 12 6 [176] dimensionis transformatione. Fr m n a) Ber RE —o0 12 sive, sinistro latere in duos factores dissolubili, an®+3an”n + ns nn? + a a) 30 21 aa-a\n? + faa—da nn" + fa Tr, ug) = 00 nie 21 3003 21 .) 0321 Atqui aequationes 4 n' m - & e 3 BES quod attinet ad zu el m quantitates, symmetrice componunltur: hine patet radices aequationis () [a a—a? Merefig a—a a Baby (el dr — Genu—uln, 3012 21) 3003 112) 0321 12) quae, cum conditioni (/‘) satisfieri posita sit, reales et diversae sunt, valores esse quotientium Mi m’ k c ae 5 9 — et — sumendos: quo facto coeflicientes « et « in nihilum abire oportet. — Quolies- 21 12 cunque conditioni (22) ee a Free et =o 30.03 2118) 31 30.12) 12 0321) 4 4 £ m n un: ee a : salis fit, valores —; et —- coincidere debent et formulae aflinitatis adhibitae geometrico sensu carent; coeflicientium igitur «, «a, a, a duo minime simul evanescere possunt. 30 21 12 03 m’; m" pe n" Altera methodus determinandi puncla e ver a =) quae genus collineatio- nis conslituunt, qua curvae (U) et (V) connexae sunt, in eo consistit, ut recta (9) in altero puncto tangentem (2), in altero curvam terlii ordinis ay® Trage Er 30 21 a ee =. 3 Eesti pie 20 11 02 -) io 0) 00 trajiciat, quod in genere realibus valoribus coordinatarum fieri intelligitur. Hac melhodo adhi- bita aut coeflicientes « et « , aut coeflieientes « et « simul in nihilum abeunt. 3,0,n-3 0,1,n-1 0.3.n-3 1,0,7-1 Ceterum linea recta (9), quotiescunque coefücientes u D @ > [04 9,0,n-2 ],1,n-2 0,2,n-2 u simul evanescunt, in infinitum abest. Hoc ex eo cernitur quod r et er evanescentibus fit Dan Po el —E0R y? Ya z° yz 10 zz 01 2? unde aequaliones (9) formam indefinitam induunt et aequalionis (7) gradus unitate deminuitur:: abit enim in hunc aytaaz=o, 10 01 qua tangens initio coordinatarum correspondens assignatur. De flexus contrarii punctis, quae curwes tertii ordinis insunt. Jam seorsum de terlii ordinis curvis agamus, cu;us aequatio substitutionibus linearibus adhibitis hanc induit formam: (V) arte +3 tete + Va 0 30 2l 12 03 10 01 el ea quidem, quotiescunque in curva I punctum flexus contrarii realis existit id quod in genere aceidit, coeflicientes nonnisi reales complectitur. Formatis derivationibus VY=o? +2 te2 te, 30 2l 12 10 VY=zoe? +2oe it ta? +el, E 21 2 0 01 VER OE RIEN GG, t 10 01 Y=ay te! V=onte8 V=ante n” 30 21 n5 21 12 £? 2 03 Va=re "E—: ah 1: 1 & 0 Msehni Hrals & 10 01 componatur determinans 4, qua evanescente fit oı ) Jtsol2 2ı 3003 2112 Ze a ee 3001 210110 1210 — £? [& oe —- 2a caatoeoı =o. 2101 120110 0310 ne ren a Aequationes igitur V=o et 4= 0 ejusdem formae universalis sunt seu similiter ex elementis n, &, 5 componuntur. Hinc facile sequitur initium coordinatarum et ipsius curvae 4= 0 esse punctum flexus contrarii: quo adhibito, si a curvis (V) et (4) ad collineares (U) et (D) rite coneluditur, punctum = 2) infllexionem utriusque curvae apparet assignare. Idem, dummodo formulas collineationis ab imaginariis coefficientibus pendentes non abhorreas, de puncto flexus contrarii quolibet., quod ad curvam I perlinet, comprobari potest. Proinde Theorema demonstratum est notissimum: Theorema XI. Curvae tertii ordinis aequationibus ambabus T= 0, D= 0 assignatae in flexus contrarii punctis se muluo trajiciunt. 4 € 28 [178] De flexus contrarii punctis quae Ex systemate aequationum (}”) et (23) jam eliminetur variabilis 5°: f (24) a — 2u aa+ta 1) n+ (x a — 2a a a+a ars + + ad 30 11 210110 1210 2101 120110 03 10 sn 2 +3\ ee Me El ee 2 10 01 3012 21 3003 2112 2 seu evolutione facillima perfecta (25) 2: 3 726 aa ‚(3001 2110) 3012 + 47E (au ln Se 302101 21 3012/0110 300310\ +6’? \a ou . (an ee «atua ae?) (301201 2112 30.03) 0110 0321 10\ + 4P®\a aa — (3a— aea\)aa tur a 300301 12 0321) 0110 v31210% er le me 27 0 0321 18) 2101 0310) \ et ex hac aequatione quatuor seu reales seu imaginarii valores quotientio —- ducuntur. Id- 5 circo puncta omnia flexus contrarii in systemate quatuor rectarum, quae initium coordinatarum trajiciant, sita esse apparet. Naturam earum quo facilius perspiciamus, aequationem (24) ad formam redigamus hanc: (26) 45 ers® lee an Me. ©) Sea l 3012 21 3003 2110 2103 12 10 01 ee "+2 [ea — ou IE 9 = ’\3001 2110 2101 1210 1201 0310) \ et sumamus plures quam duos quotientis valores reales minime existere quibus aequationi (27) satisfiat. Demonstrationem sub finem hujus $' plene exponemus insuperque geometrieis argu- mentis firmabimus certe et duas reales et duas imaginarias radices determinari posse. Proinde aequatio (25) seu (26) certe duos quotientis u valores imaginarios suppeditat et eos quidem conjugatos: nam si ex aequatione (26) imaginarii tantum valores sequerentur, conju- gatos istos duos eligeremus, sin vero duo reales valores existerent, id quod demonstrare pro- positum nobis est, sponte conjugali duo isti essent. Sint igitur formae « + bi et a—bi, de- signantibus a, b et postea A, BD, A‘, B‘, ©, D, ©, D‘ numeros reales, i autem unitatem ima- ginariam: tum iis rectae correspondent his aequationibus assignatae: An=(ar+rb)5 et A)n= (a-b) Jam ponamus rectam (A) praeter inilium utraque flexus contrarii ea puncta complecti, quorum coordinatae sint = A-+ Bi, = c+bi = 4'+Bi, — = + Bi: 8 iS were sine laboris impensa demonstres rectam (A) conlinere utraque conjugata flexus contrarii puncla (A—Bi, C—Di) et (A'— Bi, C—Dii). e urvis tertii ordinis insunt. [179] 29 Alqui ex antecedentibus sequitur theorema: Novena flexus contrarii puncta cujuslibet curvae tertii ordinis per quaternas rectas Ira- jieiuntur, quarum quaelibet, intersectionis puncto communi excluso, bina talia puncta com- plectitur. Nam dummodo formulas collineationis e imaginariis coeflieientibus conflatas admittas, a ! p' p . C ” - - - curva I sive (U), en er cujusdam puncti flexus contrarii coordinatas designantibus, ad u curvam (V‘) transiri fas est: unde vice versa theorema modo pronuneialum, quippe cui inilium curvae (V) satisfieri viderimus, ad libitum transferri potest ad punctum quodlibet u Se in quo ceurva (U) inflexione gaudet. Ergo, hujus theorematis benelficio, ea linea recta, quae puncta utraque (A + Bi, C+Di) et (A—Bi, C—Di) con'ungit, cum realis sit, curvae (V') in duobus istis punetis occurrit et in uno reali, quod ini- tium coordinatarum minime incidit (linea enim recta ab anguli imaginarii altero crure ad alte- rum ducta, nisi a verlice exordiatur, ad verticem pervenire nullo modo potest). Aeque ea linea recla, quae puncla utraque (4 + Bi, C + Di) et (A'—Bi, C—Dii) continet, cum et ipsa realis sit, curvam (}”) in terlio puncto reali trajieit, quod neque idem est cum initio, neque cum puncto modo commemoralo. Jam quaeritur, quomodo duo realia puncta, quae extra inilium existere comprobavimus, . ” ” ” * e . . 7 ni . ” in duobus ceteris reclis distribuantur, quae valoribus quotientis — ab a + bi diversis corre- spondent. Sumamus primo utrique rectae unum inesse: quo posilo recta ab altero ad alterum ducta, cum initium non trajiciat, necessario unum ex qualuor punelis imaginarüis (A + Di, Ü + Di) etc. complecteretur, id quod contradictio est, cum curva terlii ordinis et linea recta in duobus punctis realibus et uno imaginario se mutuo secare nequeant. Hinc utraque puncta realia in una recta posita sunt, quae initium trajieit et, cum fria puncta realia contineat, ipsa quoque realis esse debet. Celterum ea recta aequationis (21) terliae radiei correspondet, quae ideirco realis esse intelligitur. Jam cum duae primae radices imaginariae sint et terlia realis, sponte quartam realem esse sequilur et vice versa linea recta, quae ea assignatur. (Quod attinet ad hanc reclam ultimam, aflırmo eam curvam (N) in duobus punctis imaginariis secare: quod nisi accideret, recta ab altero ad punctum utrumque ducta fle- xus contrarii reale, quod extra inilium terliae rectae inest, iterum duo puncta realia et unum e quatuor imaginariis (A + Di, Ü + Di) ete. complecteretur. Ambo igitur sunt imaginaria et id quod faecillime intelligitur, insuper conjugala. Jam ex indole totius disquisilionis, dummodo, quae de singulari curva (}”) demonstra- vimus, rile transferantur in curvam terlii ordinis universalem, quae est curvae (V) collineatio- nis cognatione adjuncta, haec theoremata notissima fluunt, quae primus Plückerus illustrissimus pronunciavit: Theorema Vi. Cuilibet tertii ordinis curvae in genere cossespondent novem flexus contrarii puncta ac 30 [150] De flexus contrarii punctis quae quidem Iria realia, cetera imaginaria; singula puncta realia duabus rectis insunt, quarum altera cetera utraque puncta realia, altera bina puncta conjugata complectitur: Theorema \llIl. Novem flexus contrarii puncta, quae cuilibet curvae lerlii ordinis correspondent, systemate duodecim rectarum conlinentur, ita ut terna singulas rectas determinent. Ex his rectis una tria puncla realia compleclitur, tres bina imaginaria, quae sunt conjugata, et unum reale, sex unum reale et bina imaginaria, quae non sunt conjugata, denique duo terna imaginaria, quae et ipsa non conjugata. Primae igitur qualuor rectae reales sunt, cele- rae imaginariae, et omnino quaternae se trajiciunt in novenis punclis Hlexus contrarii. Quod attinet singulos casus particulares, quaecunque disquisitioni plenae necessaria sunt, in ultima parte $'4 contuli, ita ut ii hoc loco minime sint uberius explicandi. Tamen in demonstratione hujus theorematis ut nihil desiderandum relinquatur, compro- bare nos oportet, aequationem (26) duos certe valores reales quotientis et duos imaginarios > suppeditare. Quod ut perficiatur, aequationem (}”) formulis affinitatis adhibitis vongtag a mn + us ex aequalione ay>+ 3a y’r + 3a Be Te En 30 nl: 12 03 10 ductam cogitemus et ila quidem, ut elementa m‘, m‘, n‘, n‘ satisfiant duabus conditionibus: amtam"=o, 10 vl et fit 2 in . D 1 ui OF /m3 u tn Fr =: Saale ee A I —ha Ye —l> 21 3012 2112 3003 12 0321 Or iO-Bel 04.47 — ara. 40 10 3003 2112 Porro ponamus coeflicientes «a et a signo positivo affectas, quod, permutalis inter se 21 12 + Eet-&, n et-n, quoliescunqgue non sponte fit, facillime effici potest: tum designante ; n we ee: w quotientem —- aequatio (26) hane formam induit: 5 Oil 15777 a? (w) 12 21 (ae a em P 30 12) 30 21 m) 30 Jam »» abseissam ceujusdam puncti, W et NW’ ordinatas significantibus sit > ANA TI von 1 Fa Fu Ya = (w) W = — 4 ——— (5 &): 30 N ( «w: + 2a w + u |? 30 21 12) et in indolem curvarum parabolicarum (©) et (‘) accuratius inquiralur. eurvis tertii ordinis insunt. [s1] 31 Curva (:c) est parabola Apollonia, quae in verlice tangenle gaudet cum axe abscissa- runı parallela; ineurvalio, si quidem nos intuentes in hac tangente consistere cogitamus , prout a a— a” — 0 vel < 0 tola convergit in partem ordinatarum — W vel + W. 3012 21 Alterius curvae (20) vertex est punctum “ aa— a 21 3 1230 21 we PN Wi — u [7 [7 30 0 in quo tangens et ipsa parallela cognoseitur cum axe abseissarum: itaque iterum in verlice nos consistere imaginemur curvae curriculum observaluros. uoliescunque 2 (a 1 su 12 21 curva duos ramos infinitos ab verlice emittit, quae in partem ordinatarum + }V‘ prorriguntur, quotiescunque autem ER) 3012 21 evadit, intra intervallum finitum ea primo in partem ordinatarum — |V‘ convergit, tum sensu incurvalionis utrimque mutato aeque alque antea duos ramos infinitos exhibet, quae directionem positivarum ]V‘ sequuntur. Revera haud difficulter analytieis argumentis comprobes intra limites VASE 2 Lg SE — @ La a 0 — a — / w«“—au 21 al 3012 2] 21 3012 0 re eh WM [2 [2 30 30 duo flexus contrarii puncta existere. Rectae assymplolae neque eurvae (7) neque (7) ex nalura curvarım parabolicarum conveniunt; ulriusque igitur curvae rami una cum abseissis + ı» et — r in inlinitum abeunt. Tamen gravissimum est animadverlere ordinatas IV‘ multo rapidius in infinitum erescere, quam ordinatas IV, ita ut, quoliescunque «© quanlitatem in infinitum crescentem designet primi ordinis, IW et IV‘ respective exprimant quantitates infinitas secundi et quarli ordinis. Proprietates eurvarum, quatenus demonstralio postulat, in sequentibus breviter compo- sitae sunt. d=uau — ae a>0,ua>0 I 12 [0 12 (w) Coordinatae vurtiis:w= 0, W= 4 —d [7 30 “ en 21 N (w') > x N War ze 30 Gi [2 “ (w') Intersectio cun axaw=-+ de u, = — 12 abscissarum ER @ 30 30 —a+yf—d —a—/f—ad r 21 1 1 (w) „ „ IDEE — = 2 = z 32 [182] De flexus contrarii punctis quse 1) d> 0, und a > 0 (cf. fig. 1). 30 Vertex curvae (:r’) intra aream parabolae (:) positus; incurvaliones opposilae; ordinatae wo‘ et :»’’ imaginariae. — Duo puncla intersectionis realia curvis (20) et (e0‘) communia neque plura. 2) d< 0 et simul «> 0, unde / — d = (ef. fig. 3). 30 i Parabola tota extra aream finitam agb posita, quae axis abscissarum a curva (%’) ab- scidit. Intra intervallum enim & 21 E00 a De, & 30 quae abscissis verticum d et 9 definitur, curvis nullum punctum commune, cum ordinatae W 4ad ö 12 EINE ab —- usque ad 4 (5) & & D 30 30 d ab a usque ad Be 12 30 ordinatae W' curvis tertii ordinis insunt. [183] 33 continuo crescant primaeque igilur conlinuo majores valores adipiscantur quam secundae. Hinc duo tantum neque plura puncta realia curvis (©) et (2) communia.. Etenim cum ultimo or- dinatae /V”‘ necessario ordinatis IV majores evadant, et rami aa‘, df, et rami bb', de mutuo se occurrere debent. Ergo in genere curvae (?v) et (?‘) in duobus tantum punctis realibus se trajiciunt. Atqui abseissa utriusque puncli aequalioni WW =o satisfacit, quae cum aequalione (0) convenit. Hinc aequatio (?) et id circo aequatio quoque (26) duos imaginarios quotientis w = url. valores necessario suppedilat. Demonstratio nostra d evanescente non jam adhiberi potest. Quotiescunque autem @ @ — « « et « « — «* simul evanescunt, valores quotientis ELITE DREIER BED Pet! rs ex aequatione (26) ducti intersectioni correspondent curvarum ee a—e\=0 2103 12) Id 0 L «w- a |? 10 ji = (I 21 a u 30 quae e qualtuor punctis in initium coincidentibus constat; quatuor igitur rectae aequatione (26) determinalae congruunt in unam rectam. Casus deniue © « — ae e=o et «= 0 facile rejiciendus intelligitur. 30703, 2112 30 Methodus, quae demonstrationi antecedenti inservivit, est universalis et continuo adhi- beri potest, quotiescunque de indole reali aut inaginaria aequationis propositae radicum agitur. 8. 7. Altera Plickeri theorematis demonstratio. Plückeri theorematis demonstratio a me in $° antecedente proposita, quamvis equidem sequenti praeferam, tamen quodammodo vituperari potest, primum quod, uno quidem loco, non- nisi formulis collineationis iis, quae a coeflicientibus imaginariis pendent, adhibitis absolvatur: tum vero quod transformatio aequationis (25) in (26) quamvis, dummodo forma aequationis (26) inventa sit, postea bene comprobetur, tamen speciem arlificii quandam offerat. Utrumque incommodum sequente demonstralione evitalur, quae analytieis transformationibus nilitur ei prae- cipue eo memorabilis videtur, quod ad transformationem aequationis (24) in (26) sponte ducit. Flexus contrarii puncta aut omnia realia, aut si quae imaginaria exstent, bina conjugata sunt: id quod caleulo satis longo adhibito ex indole aequalionum (V) et (25) sequitur. Simul linea reeta a puncto altero conjugato ad alterum ducta realis esse intelligitur. Ergo utcunque res ceciderit, una reeta determinari potest, quae unum certe flexus contrarii punctum reale complectitur et duo alfa sive realia sive conjugata. Istud punetum reale aut in initium curvae (V) ineidit aut extra situm est. Si extra, formulis collineationis adhibilis aequalionem (V) in aequationem ejusdem formae transformemus, ut punctum Nexus contrarii, de quo agitur, initium : 3 E e vn novarum coordinalarum u — evadal: id quod theorematis X benelieio per formulas prorsus > reales eflicitur. Ex hac analysi apparet curvam (}”) aut ipsam aut collinearom quandam, cujus aequalio ejusdem formae sit, certe saltem per unam reetam realem lrajiei, quae et inilium coordinatarum et duo alia sive realia sive imaginaria conjugataque puncta flexus contrarii contineat. Quo ’ h 7 an IUR 9 i ‚IR posito aequatio (V) unum certe valorem quolientis —- suppeditat et, cum quartae dimensionis = sit, ideirco alterum et ipsum realen. Jam formulis affınitatis En ’ y & (27) 03 — u) + nz, — = my + n’x Ss adhibitis aequationem (V) in aequalionem (x) transformemus: wW) ay’+3ayıa +3ay aa +3aytIar=o 30 31 12 03 10 01 et hinc aequalionem ducamus, quae aequalioni (25) correspondeat: he y* pa a—aa a— a’, a’) ‚N3001 2110) 3012 21) 10 + 4y’ı Re a: aa-tacaa? { 302101 21 3012) 0110 3008 10 | + 6y?r? ee a aatacaa? 1301201 2112 3003) 0110 032110 A a aa-taaa:) t 300301 12 0321) 0110 031210 \ ne ”+(aa—aa = N 0321 12) 01 (1201 0310) ) Altera Plückeri theorematis demonstratio. [185] 35 ‘ ‘ e ste. AM! n P . . sBeis . His praemissis „. et 7 quolienles ita eligantur, ut aequationis (d) ea coefliciens, quae ad dignitatem .r? pertinet, in nihilum abeat: prodit aequatio conditionalis 2, en a 0321 12/ vl 2101 0310 r 5 F A m n et demonstrandum est transformationem per formulas (27) realem esse sive —. et 7. valo- res reales sumere, quibus adhibitis aequationi (28) satis fiat. Ponamus igitur M—= uam" + 3«@ m*m" + 3a m'm'? + a m“?, 30 2] 12 03 N= «n*" + 3a nn" - 3a n'n"? En an", 30 21 12 03 unde derivationes MM. ME N, N, N yapyz Wr: > ua Lt rite ducantur: tum fit >30 03 a= Mn" + Mn" = Nm? -L 2N mm" 4 N m", al E y” ya x? a= Mn?’ 2M nn" Mn? =NmW+N m“, 12 yar ya = Yy x a=aem + uam", 10 10 01 a=an tan 01 10 vl et calculo longo quidem, tamen minime difhieili eruuntur formulae in theoria aflınium curvarum tertii ordinis gravissimae: ra aa % — MM, (mn mn’)? 21 3012 ya y° 22) =\(0 — ao u + | @aa-—aa|mm" — r — a@ a \ m"? (m'n' — m''n‘)? ‚ı2l 3012) a EZ 3003 12 0321 \ aa—aa=ı? (a — ax a, mn — rn @ — a@ \ !(m'n" + m'n‘) Sa 12) 2112 3003) +2 BE ar man (3% — m’'n' \? 12 0321) | E —aa=/N’— NN (m’n — m’'n')? 12 0321 | yx y> 22) (29) wR 1! a NE N I ‚laı \ 3012, 2112 3003 a? — a a \ n"?) (min — m'n‘)?, 12 0321 \ u 2 — aa (2112 3005) 21 3012) lı2 0321 = (au — oe —& En — a !a Me — a @\) (mn! —m'n)$, !\2112 3003) 21 3012) 12 0321) ) aa—aa= [Ma —Me\ (min — mn‘), 3001 2110 Äyor 10) aa—ıı= Br — Na\ (min — mn‘). 1201 v310 (yo 210) [e)1 36 [186] Altera Plückeri theorematis demonstratio. Denique valores modo inventos in (28) loco a a — a? et a a — a «a subslituamus: 0321 12 1201 0310 obtinetur m + a IQ Pay.) vo .0) seu (30) in ie en en a— u En Ber nz 3012 21 3003 2112 2103 12 Sale ee: a — u EET, ai br n + u eh e\3001 2110 2101 1210 1201 0310 Ex indole transformationis haec aequalio est conditionalis, ut in axe coordinatarum x tria flexus contrarii puncta curvae (x) posita sint, et ea re vera quatuor valores quotientis [) n . * ” . . . . — suppeditat, quibus omnes directiones idoneae determinantur. Alqui eaedem directiones ae- quatione (25) assignantur, nam cum ın’ et m‘, n‘ et n‘, dummodo Tr aequalis sit radiei ae- quationis (30), ad libitum eligantur, formulae (27) aequivalentes haberi' possunt congruenliae formulis: quo posito curvae (V‘) et (1) identicae erunt: ergo aequationes (25) et (30) inser- viunt determinationi ejusdem rei et re vera, posito n, & loco n‘, n‘ singulisque terminis rite computatis aequatio (30) abit in (25), ita ut aequationes (24) et (26) identicae intelligantur. Simul m’ et m‘ loco rn‘ et n‘ substilutis aequatio (30) eadem cognoseitur cum ae- quatione (31) Be er al © a — 0, 3001 >110) 3012 1) 10 quae est conditionalis, ut coefliciens primi membri in aequatione (d) evanescet. Supra vidimus aequationem (25) duos reales valores quotienlis — suppeditare: jam = 2 4 Mm n 2 5 . . € alterum valorem loco u. alterum loco FR subslituamus: tum quoniam aequationibus (25) et (31) satisfit, coefficientes, quibus dignitates y* et x* in (d) affectae sunt, in nihilum abeunt. Porro elementa m‘ et »“ ita eligamus, ut relatio In (ta mn: [7 h In ne a m vr+%)=-" 0 ta) m’ sive 10 01 subsistat, id quod infinita multitudine valorum eflicitur: tum aequatio («) abit in (W) ay? + 3a ya + 3a ya -— an +3ay+3ar = o, 30 21 12 03 et simul relationes valent: a=a— 2at2/' a — aa+ta 12 30 21 21 2112 12 (33) a=—a+t?2a+2/"a — aa-+ a? ( 03 ! 21 2112 12 la a Bora ae Fear Vva®—aatoa 3003 21 2112 12 21 12 21 2112 12 | Jam aepuatio (d) variis transformationibus perfectis ad hanc formam redigitur Altera Plückeri theorematis demonstratio. [187] 37 a+t+a+Yyfa®—uaua-t a (ata+t/f—aa+ u 2 21 2112 > U De 2712 (34) ee 1 21 211 May ı (a 1 21 2112 12) 2 “ü 3 “& 2] 21 o ita ut qualuor rectis, quibus flexus contrarii puncla contineantur, hae aequationes conveniant: y=0,121=0 (85) | 2 a+ta+y/ea aa u? i 2 21° 21,12 Ceterum a et « semper positiva sumere licet: nam si non essent, sufficerel (id quod al 12 ex aequalione (w‘) cernilur) axes + x et — x, + y et — y inter se permutare. Porro « = a 2ı 72 poni fas est: nam si res non ita se haberet, inaequalitas, de qua agitur, x et y inter se mu- tatis obtineretur. Quo posito coefficientes quoque «a et @ per se positivas sine negotio de- 300 monslres. Initii ratione non habita Nexus contrarii puncta in ambabus rectis imaginariis sita ima- ginaria sunt et bina juga punctorum conjugatorum ita effieiunt, ut ambo puncta utriusque jugi in eadem recta non inveniantur. Cetera his coordinatarum valoribus assignantur: 3a y u (AH A ar — a 03 et $ 3 th N ae V RRR a 30 Ideirco, cum «a et a coeflicientibus signum + conveniat, alterum jugum duo puncta 3008203 realia, alterum duo imaginaria et conjugata compleetitur. — Ambabus nostris demonstrationibus Plückeri theoremalis collatis, jis, qui nonnisi analy- ticis evolutionibus utuntur ad demonstrationes perficiendas, forsitan placeat utrasque in unam contrahere. Quod si poscitur, primo comprobandum est aequationem (26) duos neque plures valores reales quotientis n. determinare, id quod sub finem antecedentis $' fecimus, et postea s transformatio aequationis (V) in aequationem (‘) hujus $i sequatur oportet. Tum utriusque demonstrationis incommodum, si quidem est, evitatur hoc, quod imaginariam rectam alteri con- jugatam posuimus curvam (V) in punctis trajicere, quae et ipsa punctis intersectionis alterius conjugata sint. S. 8. Theoremata de curvis tertüä et eujus libet ordinis. Curvam (P”) in $ ° anltecedente tractatam novem flexus contrarii punctis gaudere sci- mus, quae in qualuor rectis initium trajicientibus distribuantur. Harum rectarum quaelibet, puncto intersectionis omnibus communi detracto, bina inflexionis puneta continet, in quibus om- nino quatuor tangentium osculantium juga curvae applicantur; tangentes vero osculantes, quae ejusdem jugi sunt, aeque inter se distantes seu parallelae haud diffieulter cognoscuntur. Id- eirco sumi licet tangentes cujuslibet jugi osculatoriae in punetum infinite dissitum concurrere. Jam ad curvam I tertii ordinis universaleın iranseamus, quae curvae (V‘) collineationis vinculo connexa est. Tum tangentes, quae uniuscunque jugi correspondentlis sunt, se Lrajiciant oportet in ea recta linea, quae dicitur axis oppositus ad coordinatas y, « pertinens. Alqui hanc axem opposilam, cum aequalione e formulis (21) (ponendo $= 0, prodeunte (mn — mn) y + (m'n — mn‘) 2 + (mn — min) z = o £ m’, m" d 2 n" 2 exprimatur, a punclum |, „ ) ad punclum | en) ductam esse apparet: unde et ipsa Iheorematis X benelicio cum ea recla congruere debet, quae aequalionibus (9) assignatur et a - . 25 up. u RR & nobis nomine rectae puncto (5: a) flexus contrarii sive langenli in isto puncto osculanti associatae appelletur. Ergo qualuor puncla intersectione binarum tangentium prodeuntia, quae p' . . - u ductis correspondent, rectam huie puncto associalam con- stituunt, ita ut sensus geomelricus aequationis (9) clarissime cognoscatur. e p) quatuor rectis per punclo Ir Dummodo formulas collineationis ab imaginariis coeflicientibus pendenles non abhorreas facile idem de quolibet flexus contrarii puneto coneluditur. Omnino igitur ad curvam tert ordinis quamlibet in genere novem reclae associalae perünent, de quibus hoc theorema valet saiis memorabile: Theerema X\W. Linea recta cuidam flexus contrarii punclo assoriala ea quatuor intersectionis puncla com- plectitur, quae per quatuor juga tangentium osculanlium correspondentia determinanlur. Sint tria inflexionis puncta realia repraesentata per symbola ,, @2, @;, prima tria pun- cta imaginaria quidem, tamen non conjugata quae unam rectam determinent, per b,, b,, bs, cetera et ipsa imaginaria aeque conjugata per C,, C,, c,: denique conjugata sint puneta db, et Gy Da et ca, 53 et c,, quibus tres rectae determinantur respective puncta @1, @,, a; complecten- ter. Rectae punclis o, b, c associatae per literas graecas apte designentur. Tum haec tabula diversos casus indicat, in quibus theoremata hujus et antecedentis paragraphi verificantur. Nova theoremata de eurvis - [189] 39 Rectae asso- . F Puncta in una recta sita. ciatae. en a | u Q, Az abc a, by €, a, b, & a2 I EHRE: a, by &, a, bi cz a, bc “3 2 Asa 0 a3 by 0 a, bi © 3 bc | b, ha b, au c& bi Aa 6a b, Q3 Ca [123 b, bi b; b2 Qy Ca by a, 6 b2 az & Pa b; bi ba by a, 6; b; a, ta b; ac r Cmcamlz 4 ba “br a; eb; Q, 92 TE ob» a % bi 4 ab, 73 SEE? 3 b3 a; 63 bi @ 3b l Rectas associatas, quae reales sunl, accuralius perseuntemur. Eligamus igilur rectam «,, quae ulraque puncta jugis tangentium per «a, et «,, db, et c, ductorum correspondentia com- prehendit. Atqni tangentes posterioris jugi, cum imaginariae sint, geometrica constructione ob- tineri minime possunt. Hine in alterum punetum inquiramus, quod imaginariis lineis non adhi- bitis constructionem permittat. Tale punctum theorematis benefieio ex indole aequationum (9) sponte prodeuntis obtinetur: Theorema WW. Pr ö : ek A Tangens a puncto (23) ducta el recta associata in eodem puncto se Irajietunt, in quo tres lineae reclae | ( PytPy-tP y° yı yz De Se (35) EI E E ya U BZ Pyt- Ps + Pz=o yz x 2 a derivationibus secundi ordinis pendentes coneurrunt. Ceterum hoc theorema in genere de qualibet cujuscungue ordinis curva valet: quo accu- ralius respeclo jam ad fontem, ul ita dicam, nos rediisse intelligimus totius disquisitionis. Quo- tiescunque enim indolem aequationis u. uU® — 2uU 0ruUl U Ur =o, y & ya y z3.Y end ß ZN ya u 5 5 : ß quae est conditionalis, ut curva (U) in puncto - za inllexionem olferat, accuratius consi- deras, duos ea valores rationis differentialis suppeditat: quorum alter tangentem osculantem, alter rectam eam assignat quam dinimus flexus is y & : contrarii puncto (=, =) assoclalam. Denique sit U = o aequatio cujuslibet curvae, quam theorematis X benelicio in ae- quationem (V) transformemus, ita ut coefficientes quatuor ee 2,0,n-2 1,1,n-2 0,2,n-2 0,0,n 4 [190] . tertii et cujus libet ordinia. evanescant. Jam determinantes functionum U et I" per D et 4 significemus: tum aequatio I= 0, uo d attinet ad terminos qualuor ultimos eadem forma gaudet atque aequatio (23); posito enim 3n-6 „Ay A= 3 (3n-6 '3n-6-y Ale A ENE £ ( Ti ) ( 7! 1 invenitur esse p| —20# A = A = 0, A =od. 2.0.3n-8 1,1,3n-8 0,2,3n-8 0,0,3n-6 £ Hine sequitur primo initium coordinatarum 7 T flexus contrarii punctum esse et curvae (V) et curvae (4), tum reclas utrisque curvis in initio associatas in infinitum abire. Si igitur ad curvas (U) et (D) collineares transis, utrasque in puncto (= =) inflexionem offere et A : : TIER > eadem recla associata gaudere apparet, quae est axis oppositus systematis —— _' Proinde theorema hoc obtinemus: Theorema X. In puncto flexus contrarii quolibet, quod ad curvam aliquam perlinet, ea quoque curva, quae determinante 7) evonescente assignatur, inflexionem offert et recta associata exstat ulrisque curvis communis. Corrigenda Lectorem benevolum oratun volo. ut ante lectionem corrigat, quae irrepserunt menda graviora sequentia: Pag. 1 lin 7 loco 22) leg. a) Y A >= 2 — 1 loco ( aU —millhlee: du —mIU: an) n da B4 — 6 7 28Elocon PAlerıPp yz yr —_ 9 — 8 loco Q leg. Q y X — 10 — 23 loco P ( P x leg. P ( Py x \yz z \yz — Hu Ze ( Paleo sp ( pP zN\yz z \ys 34° ]0c0or PP POPNees DePFP. ar z — 13 — 9 loc — 5 leg. — 9 10 loco U U leg. De Yz %% Yı %z — 15 — 6 lksas P=p-+ 3) ( ap®"+t app" + ap"\ pn-4 22 z- 2 20 Il 02 ) — 9 loco + (n-2)? leg. (n-I 2) — 11 loco 3TT + (n-2)° leg. (/nı IT + [(n-I (a u) — 19 — 17 loco ax leg. x bis — 21 — 2 loco Pr jeg. 2 p Da — 24 — 16 loco eodem leg. eadem. (Halae, typis Ploetzianis.) Beiträge zur Osieoloeie der Naxeihiere von Aht V lithographirten Tafeln. (Aus dem I. Bande der Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen in Halle besonders abgedruckt.) Berlin, Verlag von G. Bosselmann. 1857. 48 (mes | he Re in . «cute, Dem Anlereben Bushaan "at Ten er PIE WAS, best + A BerHTne T 42,0 chat mai ir Kg Bei ie 2 n Fr % = * u wa = AR Mm TUR 2 & . ’ I) Fe" Es In 8 wu 1, s sch a 2 ce ae ira: Dahl aisacln aenänen, apart, gu ante apa zyleaa A r bne able mil - 27 A, ei . sıor za in, Di = %. . 40 Hein ehalmeli quuhbel, ad ur alla perinet, » u B: j Ki m er A. arnansciugte wenig nalaf . infberbrann we zen a B Lg ‚2 are 2, BEFKEF= SW 2 sun B- | a Ba een ra u nern nit een = = j > Be tes in v. Du fr an i > £ . - u .r ner at a u j a . ee ya e ae u u Ze | i 4 han ums, . £ en N women rl | u 27 Prey a ng m HARR kai hi ae, R J fe a Y = . 3 i Fu u Ki Fig a. D Tr vie 6 Br | | Ber De a ee = Di . i 62 mn En urn « 5 Di u u £ i u ee en Dr » B 2 Br yo ; re x En ; i NY u Fr » te . R, 0.3 Te Ro" E DE EINE E Me von C5 Guue.b el l. Zur vergleichenden Osteologie der Muriniformen und Murinen. Die characteristischen Eigenthünlichkeiten des Skelets der Murinen sind längst ermittelt und die Trennung der Muriniformen davon als eines selbständigen Familientypus auch hinläng- lich begründet; allein eine detaillirte Vergleichung des Skeletbaues beider Familien, welche die Uebereinstimmung und Differenz der einzelnen Skeletformen bis auf Gattungen und Arten hin- ab verfolgt, und auf diesem sicheren Wege den systematischen Werth der diagnostischen Merk- male zur vollen Geltung bringt, fehlt noch so gut wie ganz. Von einigen Stachelratten haben schon A. Wagner, Pictet, Waterhouse u. A. Abbildungen geliefert, ohne jedoch eingehende Be- schreibungen hinzuzufügen, durch welche die bildlichen Darstellungen, nur zu oft von der Will- kür des Künstlers gemodelt, erst ihren Werth erhalten. Eine solche vergleichende Beschrei- bung gab ich früher von Habrocoma und Spalacopus nach Exemplaren des hiesigen Meckelschen Museums in der Zeitschrift für die gesammten Naturwiss. 1854. II. 464—471 und führe die- selben nun an diesem Orte mit Hülfe eines reichhaltigeren neuen Materials im hiesigen zoolo- gischen Museum weiter fort, um den Zoologen eine Grundlage zum Ausbau besonders der Fa- milie der Stachelratten zu bieten, in welchem dann neue Gattungen und Arten sich mit befriedi- genderer Sicherheit unterbringen lassen werden als nach blossen Balgdiagnosen, und auch um die Paliiontologen durch Darlegung der feineren Skeletunterschiede anzuregen den bisher so auffallend vernachlässigten kleinen Nagethierresten mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das hier zur Vergleichung gezogene Material besteht in einem Skelet von A. Wagners Gattung Mesomys, deren einzige Art M. spinosus noch nicht speciell osteologisch untersucht worden ist. Von der Gattung Echinomys liegt das Skelet von E. cayennensis vor, mit welchem ich E. myosurus und E. spinosus identificire. Pictet bildete bereits Schädel und Skelet dessel- ben olıne genügende Treue ab. Von der bekannteren Gattung Loncheres besitzt unsere Samm- i al 4 [192] C. GIEBEL, Beiträge lung zwei Skelete, nämlich von L. armatus und von L. cristatus (= L. paleaceus und L. chry- surus Lichtst.). Mehr weniger vollständige Schädel anderer Gattungen konnten dabei nicht un- berücksichtigt bleiben. Für die Murinen habe ich Skelete von Mus und Cricetus als Typen gewählt und die eigenthümliche erst im Jahre 1852 von Deville eingeführte Gallung Lasiuro- mys in einer vom Prof. Burmeister bereits als neu characterisirten Art L. hirsulus (cf. Abhand- lung der Naturforsch. Gesellschaft in Halle 1854. II.) hinzugefügt. Die Vergleichung des Schä- delbaues habe ich auch für diese Familie auf mehrere Gattungen und Arten ausgedehnt. Hin- sichtlich der Literatur und Synonymie der einzelnen Arten, ihres Vorkommens u. s. w. ver- weise ich auf meine allgemeine Arbeit: die Säugethiere in zooologischer, anatomischer und paläontologischer Beziehung umfassend dargestellt (Leipzig 1855. S.), hier beschäftigt uns ausschliesslich die Osteologie. Die Abbildungen sind unter meiner steten Aufsicht von unse- rem genau beobachtenden Künstler, Herrn Schenk, ausgeführt und werden unter steter Ver- gleichung des Textes zu keinen Irrthümern Veranlassung geben können. Der Schädel. Die harmonische Ausbildung der Hauptabtheilungen unterscheidet im Allgemeinen den Nagerschädel wesentlich von dem der Edentaten, aller Huf- und Flossensäugelhiere. Die Hirn- kapsel, die mittlere oder Augengegend und der Schnauzentheil schwanken in ihren gegensei- tigen Grössenverhältnissen nur innerhalb sehr beschränkter Gränzen, in sehr weiten dagegen bei allen tiefer stehenden Säugethieren. Die vierseilig pyramidale Grundgestalt tritt daher auch in den exiremsten Formen des Nagerschädels noch unverkennbar hervor. Die geräumigen Au- genhöhlen, niemals von der Schläfengrube getrennt, nehmen stets die Seitenmilte ein, vor ihnen der vierseitig prismatische Schnauzentheil, hinter ihnen der vierseitige, allermeist kanlige sel- tener gerundete Hirntheil. Der Kaumuskel findet in der engen Schläfengrube nicht ausrei- chenden Platz und sendet einen Zweig nach vorn, weshalb hier der Jochforlsatz des Oberkie- fers ganz eigenthümliche, in andern Ordnungen nicht wiederkehrende Formverhältnisse zeigt. Die hoch umrandete Hinterhauptsfläche steht senkrecht oder nur in sehr geringer Neigung gegen die Schädelachse; an der Unterseite schwellen die Pauken kuglig auf und die mittlere Gegend verengt sich auch hier so beträchtlich, dass die Laden der Backzahnreihen meist frei abgesetzt sind und einen Boden für die Augenhöhlen bilden. Die kräftigen Nagzähne reichen aus dem Zwischenkiefer in den Oberkiefer hinein und enden unmittelbar vor oder über der Backzahnreihe. Die Unterkieferäste verschmelzen in der Kinnsynphyse nie völlig mit einander und immer ist der Ladentheil von dem Kron-, Gelenk- und Winkelfortsatz mehr weniger scharf abgesetzt. Die meisten Nähte des Schädels bleiben lange sichtbar. Von diesem Grundtypus' weichen die hier zur Vergleichung kommenden Schädel der ame- rikanischen Stachelratten nicht ab. Sie haben eine deprimirt vierseitige Gestalt, in der Occi- pitalgegend etwas verengt und von der Schläfengegend an verschmälert sich ihre Decke all- mählig nach vorn, während sie in der Augenhöhlengegend nach unten stark eingezogen sind. Der ziemlich kräftige Jochbogen läuft in mässigem Abstande der Schädelachse fast parallel, der Schnauzentheil ist schmal und hoch, an der Unterseite die Paukenblasen hoch aufgeschwollen zur Osteologie der Nagethiere. [193] 5 der Unterkiefer ganz normal glirinisch.a Die nächst verwandten Murinen unterscheiden sich in ihrer allgemeinen Schädelfiguration hauptsächlich durch die starke Einziehung auch des Schädel- daches in der mittlern Partie, durch die weiter abstehenden zarten Jochbögen, die kleinen Mit- glieder zugleich durch die geringere Entwicklung der Leisten und Kanten. Zur Betrachtung der einzelnen Schädelgegenden übergehend beginnen wir mit dem Oceiput und gehen an der obern Seite nach vorn und von hier an der Seite wieder nach hinten. Da die Nager den Kopf in gleicher Flucht mit dem Rumpfe oder nur sehr wenig ge- neigt tragen; so steht die Hinterhauptsfläche allgemein senkrecht, meist sogar genau rechtwinklig gegen die Basis Cranii. Die Mittellinie der letzteren und die Mittelleiste der Oc- eipitalfläche würden über das Foramen magnum oceipilale verlängert bei unserem Echinomys, Mesomys, Loncheres und Lasiuromys in rechtem Winkel zusammentreffen. Auch bei Nelomys. Bei den Murinen dagegen, bei Mus, Cricetus, Hesperomys u. a. neigt sich diese Leiste der Hinterhauptisfläche um wenige Grad nach vorn, bei Georychus um mehr und noch um viel mehr bei Spalax. Seltener findet-sich der umgekehrte Fall, dass sich der Winkel um einige Grad über 90 öffnet wie bei Lagotis. Das Foramen magnum oceipitale schneidet bei unsern Gattun- gen die Basis Cranii aus und hat einen sehr beträchtlichen Umfang bis zur halben Höhe der Oceipitalfläche. Bei Loncheres ist es fast kreisrund und zwar bei L. armatus 3° hoch und eben so breit, bei L. cristatus 3'/,“ hoch und 3', breit; bei Mesomys wird es höher und schmäler, beide Durchmesser zu 3 und 2", bei Echinomys cayennensis dagegen deprimirt, 2,“ hoch 3°“ breit. Bei Lasiuromys verliert sich die kreisrunde Gestalt, denn bei L. villosus hat das Loch einen ungleich pentagonalen Umfang von 2° Höhe und 2'/,‘“ grösster Breite, bei L. hir- sutus einen ebensolchen mit völlig gerundetem oberen Winkel und mit den Dimensionen der vorigen Art. Bei Nelomys antricola wird der obere Winkel flacher und der Umfang des Lo- ches vierseilig. Diese vier- und fünfseitige Form ist auch bei den Murinen die herrschende. Der Höhen- und Breitendurchmesser geht bei den meisten Nagern nicht über die Unterschiede bei den Stachelratten hinaus, Extreme um '/, breiter als hoch bei Arctomys, um etwas mehr als '/, bei Hystrix, oder umgekehrt höher als breit bei dem Biber sind nur ganz vereinzelte Fälle. Die Condyli oceipitales sind an unseren Schädeln schmal und krümmen sich von der Hinterhauptsfläche an die Unterseite herab. Bei Loncheres armatus laufen sie fast parallel herab und wenden ihre fache Gelenkfläche oben gegen das grosse Hinterhauptsloch, an der Schädel- ecke umbiegend mit zunehmender Breite unten nach aussen, zwischen ihnen buchtet sich der Rand des Grundbeines tief. Bei L. cristalus zeigen sie ganz dasselbe Verhalten und tritt bei der ansehnlichern Grösse die Biegungskante noch markirter hervor, aber das Grundbein ist zwi- schen beiden Condylis breit und flach gebuchlet, die Condyli convergiren etwas nach unten. Bei Mesomys ist diese Convergenz stärker, die Condyli merklich schwächer, dünner und ihre Fläche biegt ohne Kantenbildung um, die Buchtung des Basisrandes ist tiefbogig. Eben diesem Typus folgen die nur diekeren Condyli bei Echinomys cayennensis.. Bei Lasiuromys sind sie kürzer und breiter, convexer, weder oben, noch unten soweit ausgedehnt wie bei vorigen. Ne- lomys antricola schliesst sich Loncheres eng an, nur mit tieferer Buchtung des Basalrandes. Die 1* 6 [194] C. GIEBEL, Beiträge Murinen ähneln ganz dem Typus von Lasiuromys, ihre Condyli sind sehr kurz und convex, ohne Biegungskante und sehr schief gegen einandergerichtet. Andere als diese beiden von den Lon- cherinen und Murinen repräsentirten Typen der Condyli sind mir bei den Nagern überhaupt nicht bekannt. Die Hinterhauptsfläche ist bei Loncheres eristatus über dem grossen Foramen stark ge- wölbt und flacht sich nach den Seiten und oben hin schnell ab. Die mediane Leiste steigt markirt bis zum obern Rande auf. Dieser ist stumpfgekantet, flachbogig und fällt in runder Bogenkrümmung an den Seiten senkrecht herab, unten in die Kanten des Stylomastoideus über- gehend. Genau in diesem Kantenrande läuft die Naht des Oceciputs entlang. Die Breite der Fläche beträgt über den Condylis S‘‘, die Höhe in der Mittellinie 3“. Davon unterscheidet sich L. armatus durch viel stärkere Convexität der Oceipitalfläche über den Foramen magnum, durch eine stärkere Mittelleiste und eine feinere scharfe Randkante oben sowohl als an den Seiten herab. Ihre Breite über den Condylis beträgt nur 6°, ihre Höhe 3°. Mesomys fehlt die starke Wölbung der Oceipitalfläche über dem Foramen magnum, die sehr hohe stumpfe Mittelleiste beginnt an dessen Rande und von ihr senkt sich beiderseits die Fläche etwas con- caver ein. Ihr Rand läuft oben von der Mitte nach beiden Seiten sogleich bogig herab, wo- durch die Fläche einen glockenförmigen Umfang erhält. Ihre Breite über den Condylis 6, ihre Höhe 3°. Bei Echinomys cayennensis hat die Fläche wieder den Umfang wie bei Lon- cheres, auch die Wölbung über dem Foramen, nur geht die Mittelleiste oben spitzwinklig in die oberen Randkanten auseinander, während sie bei jenen gegen die obere ununterbrochene Randkante trifft. Ihre Breite fast 7°, ihre Höhe kaum 3°. Lasiuromys schliesst sich noch enger an Loncheres armatus, nur dass ihre Randkanten stumpfer sind und nach unten nicht un- unterbrochen in den Stylomastoideus auslaufen. L. villosus hat 4'/,“‘ Breite und 2'/,“ Höhe. Davon unterscheidet sich L. hirsutus durch schnelleres Herabbiegen des obern Randes zur Seite, mit 4°‘ Breite und 2'/,‘“ Höhe. Bei letzterer Art liegt die obere Naht genau in einer Rinne der Kante und wendet sich an den Ecken des Schädels gerade nach vorn auf die Seiten, erst nah über dem Condylus tritt sie ganz auf die hintere Fläche zurück. Bei L. villosus liegt sie oben ganz unmittelbar vor der Randkante, wendet sich an den Ecken schief abwärts nach vorn und weiter unten ebenfalls auf die Hinterseite zurück. Bei unserem Echinomys rückt sie oben noch etwas weiter nach vorn von der Randkante vor und bleibt unten ganz in der Seitenkante, nicht auf die Hintertheile einbiegend. Ebenso verläuft sich die Naht bei Mesomys und Lonche- res. Nelomys antricola gleicht in der Form der Oceipitalfläche ganz Mesomys, nur dass seine Randkanten etwas und die Mittelleiste um Vieles stärker ist. Bei den Murinen finden wir die- selbe Form der Fläche wieder, aber niemals eine markirte Mittelleiste, bei Mus selbst auch nur sehr stumpfe Kanten, bei Cricetus dagegen vielmehr entwickelte, kammförmige Randleisten. Bei Mus pflegi auch die Gegend, wo sich die Oceipitalschuppe an die Seitentheile legt, die Hin- terhauptsfläche gewölbt oder mit einer stumpfen Leiste versehen zu sein. Die Naht läuft stets auf der obern Seite, so dass die Randleiste ganz dem Oceipitalbeine angehört. Diese Lage der Oceipitalscheitelnaht ist die gewöhnlichste bei allen Nagern, am weitesten nach vorn rückt sie bei den Leporinen, in die Randleisteu selbst trilt sie seltener z. B. bei allen Seiurinen, zur Östeologie der Nagethiere. [195] 7 ganz auf die Hinterhauptsfläche unterhalb der Randleisten finde ich sie nirgends. Die Form der Hinterhauptsfläche geht von der dreiseitigen bei Dasyprocta durch die halbkreisförmige bei Sciurus in die häufigst vierseitige oblonge oder trapezische; die abnormste Hinterhauptslläche hat Pedetes. Die Oceipitalrandleisten sind allermeist sehr stark entwickelt, dagegen fehlt die Mittelleiste gewöhnlich ganz, und die Stärke, in welcher wir letztere bei Nelomys fanden, tref- fen wir erst bei Coelogenys uad Dasyprocta wieder; ihre Entwicklung scheint im umgekehr- ten Verhältniss zu den Randleisten zu stehen. Das Zwickel- oder Zwischenscheitelbein ist bekanntlich bei den Nagern sehr allgemein vorhanden und bleibt bei den meisten auch sehr lange Zeit selbständig. Ich vermisse es gänzlich, obwohl noch alle Nähte deutlich vorhanden sind an den Schädeln von Dasyprocta, Coelogenys, Lagostomus, Dolichotis, Lagotis, Myopotamus und allen Sciurus. Es muss bei diesen schon in frühester Jugend mit den Scheitelbeinen verschmelzen. Dagegen bleibt es bei den Leporinen, Myoxinen, Castorinen und Murinen ‘gewöhnlich lange sichtbar. Seine gewöhnliche Form ist die dreiseitige, bald länger, bald breiter, letztere geht durch die quer- ovale in die quervierseilige über. An unsern beiden Loncheresschädeln, wo auch die Schei- telnaht schon völlig verwachsen, obwohl die Sutura lambdoidea noch deutlich zu sehen ist, finde ich nirgends eine Grenze für das Zwickelbein angedeutet. Ganz ebenso verhält sich Me- somys. Bei Echinomys cayennensis dagegen zeigen schwache Leisten die Anwesenheit eines vierseitigen Zwickelbeines an, Pictet zeichnet dieselbe von seinem E. inermis nicht. In Nelo- mys antricola scheint ein sehr quer dreiseiliges vorhanden gewesen zu sein, dessen Nähle aber gleichfalls schon verschmolzen sind. Bei Lasiuromys villosus ist es noch ganz selbständig als sehr schmale Platte, welche mit ihrem Vorderrande beiderseits bis an die Ecke der Schläfen- beine herantritt und die Scheitelbeine auf diese Weise völlig vom Oceiput scheidet, sein Hin- terrand ist kürzer, nur 2“, der Vorderrand dagegen 4°, der Längsdurchmesser 1’. Bei L. hirsutus hat es dieselbe Form, reicht aber mit seinen Vorderecken nicht ganz an das Schläfen- bein heran, so dass hier das Scheite!bein mit dem Occiput sich verbindet. Eine gleiche Zwickel- beinform hat Hesperomys, bei H. lasiotis und longieaudatus auch sehr nah, aber nicht ganz an das Schläfenbein heranreichend, bei H. lasiurus und H. arviculoides, H. orobius, H. eliurus, H. sub- flavus ein noch kleinerer dreiseitiger Streifen, am kleinsten als querlinienförmiger Streifen bei H. Renggeri. Bei Petromys saxatilis besitzt es die Grösse wie bei Mus rattus, ebenso bei Eu- ryolis unisulcata und Eu. irrorala. Bei Oxymyclerus rostellatus und ©. megalonyx ist es kaum grösser als bei Ilesperomys Renggeri und so bildet es auch Pictet von 0. hispidus ab. Bei Ctenomys magellanicus vermisse ich es an unseren beiden Schädeln. Bei allen Nagern ohne oder mit sehr frühzeitig verwachsendem Zwickelbein verschmel- zen auch die Scheitelbeine frühzeitig in der Mittellinie und zeigen schon keine Spur von Naht mehr, während andere Nähte noch ganz frei sind. Die Länge der Scheitelbeine steht zu der der Stirnbeine im umgekehrten Verhaltniss, indess haben beide bei der Mehrzahl der Nager gleiche oder ziemlich gleiche Länge und solche Extreme in deren Längenverhältniss, wie sie der Biber bietet sind äusserst selten. Die normale Form der Scheitelbeine ist die rect- anguläre mit sehr gewöhnlicher Verschmälerung nach hinten, die bisweilen sehr auffallend wird 8 [196] C. GIEBEL, Beiträge und wenn dann zu gleicher Zeit der Vorderrand sich bricht, so bilden wie bei Lagostomus beide Scheitelbeine ein Sechseck. Die unregelmässige Form bei dem Biber findet nur wenig Nachahmung. Hier bildet sich denn auch ein starker Pfeilkamm, während gewöhnlich bei den Nagern der Scheitel ganz flach oder sanft gewölbt erscheint und die Schläfenleisten, wenn über- haupt vorhanden, erst kurz vor der Lambdanaht wie bei Sciurus, Arctomys, Nypotamus, Cavia zur Bildung eines schwachen Pfeilkammes sich vereinigen, oder häufiger aber sich nur einan- der nähern oder gar wie bei Cricelus und Mus divergiren. Bei unseren Loncheres ist der Scheitel vorn sehr breit und ganz flach gewölbt und verschmälert sich nach hinten unter völ- liger Abplattung und merklicher Neigung gegen die Lambdaleisten. Die schwachen, aber doch deutlich erkennbaren Schläfenleisten ziehen sich bei Loncheres cristalus nach hinten stark zu- sammen bis auf nur 2°“ Entfernung, während sie am Vorderrande der Scheitelbeine 9‘ weit von einander enifernt sind. Diese Entfernung beträgt bei L. armatus kaum S“‘ und die grösste Bei dieser letztern Art ist der Stirnrand der Scheitelbeine sehr sanft gebogen, bei L. ceristatus vollkommen gradlinig; bei jenen biegt sich der Schläfenrand 444 . hintere Annährung nur 3"), gleich hinter dem Unterkiefergelenk tief bogig herab und steigt erst hinter der Gehöröffnung wieder aufwärls, bei L. cristatus erscheint diese seitliche Erweiterung merklich geringer. Länge der Scheitelbeine in der Mittellinie bei L. armatus 8“, ihre Gesammibreitie vorn 7'/,“, bei L. cristatus jene 9°“, diese S'/,“. Mesomys hat ganz das Scheiteldach von Loncheres armatus, auch dessen sehr schwache Schläfenleisten, welche aber noch weniger nach hinten convergi- ren, nämlich nur bis auf 5“‘ sich nähern, während sie vorn 8‘ von einander entfernt sind. Der Stirnrand ist gradlinig wie bei Loncheres eristatus, dagegen biegt sich der Schläfenrand fast ebenso sehr seilwärts hinab als bei L. armatus, läuft aber schneller zur Lambdanaht hinauf, wodurch die hintere Partie der Scheitelbeine merklich schmäler als bei jener Art wird. Ihre Länge in der Mittellinie 7'/,‘, ihre Breite am Slirnrande 8“. Bet Echinomys cayennensis ist der Scheitel flacher als bei vorigen, gegen das Occiput hin der ganze Hirnkasten plötzlicher verengt. Die Schläfenleisten sind vorn völlig verwischt, erst auf dem eingezogenen Theile treten sehr schwache Leisten bis zu 3'/,“ gegenseitiger Annäherung hervor. Der Stirnrand ver- läuft buchtig wie bei Loncheres armatus, aber der Schläfenrand biegt sich hinter dem Unter- kiefergelenk winklig herab und steigt minder steil als bei Mesomys gegen die Lambdanaht auf- wärls. Länge der Scheitelbeine 6'/,“‘, vordere gemeinschaftliche Breite 6°. Pietets Abbildung von E. inermis zeigt in diesem Theile keine beachtenswerthen Differenzen. Nelomys antricola hat einen flacheren Scheitel, ähnlich verengt wie Echinomys, eben solche verwischten Schläfen- leisten, aber der Stirnrand der Scheitelbeine ist weniger buchtig, fast geradlinig, der Schläfen- rand steigt steil hinter dem Unterkiefergelenk herab, läuft dann horizontal über der Ohröffnung fort und steigt endlich ebenso steil wieder aufwärts. Bei Lasiuromys villosus erscheint der Scheitel flach gewölbt wie bei Mesomys, aber die feinen scharfen Schläfenleisten divergiren in sanfter Krümmung bis zu den Ecken des Zwickelbeines, vorn 4‘, hinten 5‘ weit von ein- ander getrennt. Der Stirnrand der Scheitelbeine bildet einen einspringenden Winkel mit ge- radlinigen Schenkeln, der Schläfenrand läuft unterhalb der Schläfenleiste, dieser parallel bis an die Oceipitalnaht, Länge der. Schläfenbeine in der Mittellinie 2'/,, Breite eines vorn 3/,“. zur Osteologie der Nagethiere. [197] 9 Ganz diesem Typus folgt L. hirsutus, nur sind die Stirnränder etwas geschwungen und der Scheitel des einspringenden Winkels spitzer. Entfernung der Schläfenleisten vorn 4‘, hinten 5's‘“, Länge der Scheitelbeine in der Mitte 3°, Breite vorn 3“. Diese Verhältnisse von Lasiuromys kehren bei den ächten Ratten wieder. Die gleich gebildeten Schläfenleisten haben denselben Verlauf bei Mus decumanus, aber der Stirnrand biegt sich nur sehr wenig ein, der Schläfenrand steigt an der Seite tiefer herab und die Scheitelbeine sind auf Rechnung des Zwickelbeines verkürzt. Zum Unterschiede von den Stachelratten bleibt hier wie bei allen Murinen die Naht beider Scheitelbeine mit der Selbständigkeit des Zwickelbeines deutlich sicht- bar. Mus tectorum hat ein kleineres Zwickelbein und auch den Schläfenrand vou Lasiuromys. Bei der gemeinen Maus ähnelt der Stirnrand mehr L. villosus, aber bei ihr ist der Schläfen- rand schon über dem Unterkiefergelenk winklig herabgezogen und das Zwickelbein sehr gross. Bei Mus barbarus bildet der Stirnrand denselben Winkel wie bei Lasiuromys hirsutus, bei M. villatus einen flacheren. Bei dem Hamster laufen die Schläfenleisten auffallend genähert (1) neben einander fort und gehen nach hinten bis auf 2° auseinander. Die Scheitelbeine sind fast dreiseilig, in dem der Schläfenfenrand von dem auffallend verschmälerten Vorderrande all- mählig tiefer bis zur Lambdanaht hinabsteigt. Das sehr kleine dreiseitige Zwickelbein verkürzt hier die Scheitelbeine nicht. In der Galtung Hesperomys verläuft der Stirnrand der Scheitel- beine in tief concavem Bogen und der Schläfenrand tritt über dem Unterkiefergelenk im rech- ten Winkel an die Seite herab und läuft abermals rechtwinklig geknikt an den Oceipilalrand, ohne aufzusteigen. Bei der geringen Grösse des Zwickelbeines erreicht das Scheitelbein das Oceiput. Die Wölbung des Scheitels ist etwas stärker als bei Mus, ähnlich der von Lasiu- romys. Die Differenzen dar einzelnen Hesperomyen sind sehr gering. Bei H. subflavus bildet der Stirnrand fast einen Halbkreis und der horizontale Seitenrand läuft ziemlich der Schläfen- leiste parallel, bei H. orobius ist der Bogen des Stirnrandes etwas flacher und der Seitenrand tritt hinterwärts in die Schläfenleiste selbst wieder ein, bei H. eliurus ist der Stirnrand wink- lig wie bei Mus, bei H. lasiurus sehr flachbogig und die seitliche Naht tritt viel später als bei voriger über die Schläfenleiste herab, bei H. expulsus flacht sich der Bogen des Stirnrandes ganz ab und die Seitennaht tritt sehr frühzeitig über die Schläfenleiste herab, ziemlich ebenso flach verläuft der Stirnrand bei H. Renggeri, dagegen bleibt hier die Seitennaht in der Schlä- fenleiste und wendet sich nur mit einem rundbogigen Vorsprung auf die Seite herab; diese Art hat das kleinste Zwickelbein. Bei H. lasiotis biegt sich der Stirnrand wieder tiefbogig und die Seitennaht erhebt sich allmählig wieder bis zum Ende der Schläfenleiste. H. longicauda- datus endlich hat wieder einen winkligen Stirnrand wie Lasiuromys und die Seitennaht biegt nur wenig unter die Schläfenleiste herab, das Zwickelbein vergrössert sich. Je grösser das Zwickelbein bei den Hesperomyen ist, desto ähnlicher wird auch der Vorder- und Seitenrand der Scheitelbeine denen von Mus. Von andern Gattungen erwähne ich noch Schizodon fuscus mit grossem dreiseitigen Zwickelbein und fast geradem Stirnrande der Scheitelbeine, deren Sei- tennaht sich zeitig herabbiegt und dann horizontal fortläuft, die Schläfenleisten sind verwischt. Bei Oxymycterus megalonyx mit ungemein kleinem Zwickelbein ziehen sich die äusseren Ecken des geraden Stirnrandes der Scheitelbeine in einen langen Fortsatz nach vorn aus, welcher die 10 1198] C. GızBFL, Beiträge stumpfe Schläfenleiste bildet, die Seitennaht läuft erst allmählig herab, biegt sich dann steil abwärts und geht darauf fast horizontal zur Lambdanaht; bei O. rostellatus mit nur wenig grösserem Zwickelbein fehlen die ausgezogenen Vorderecken, der Stirnrand ist flachbogig und die Seiten- naht verläuft wie bei Hesperomys Renggeri auf der ganz abgerundeten Schläfenleiste, nur mit einem Vorsprung seitlich über dieselbe tretend. Die Hypudäen haben allgemein einen sehr tief gebuchteten vordern Scheitelbeinrand. Die Stirnbeine bilden allgemein bei den Nagern die Mitte des Schädeldaches über der am meisten verengten Schläfen-Augenhöhlengegend. Ihre Breite und Länge schwankt in- nerhalb weiterer Gränzen als bei den Scheitelbeinen und während diese allermeist gewölbt sind, erscheinen sie viel häufiger flach oder gar etwas eingedrückt. In der Berandung der Augen- höhlen sowie in ihrer Verbindung mit den Nasenbeinen, Zwischen- und Oberkiefern gewähren sie der Systematik charaeteristische Eigenthümlichkeiten. Sie bleiben in der Mittellinie häufi- ger und länger getrennt als die Scheitelbeine. Sie sind bei den Stachelratten überhaupt von ansehnlicher Breite, nach vorn langsam verschmälert, über den Augenhöhlen scharf gerandet; diese Randkanten laufen schnell stumpfer werdend in die Schläfenleisten aus. In der hintern Hälfte sind sie noch flach convex, in der vordern ganz flach. Bei Loncheres armatus haben die Stirnbeine einen sehr scharfen, horizontalen Orbitalrand, schneiden vorn geradlinig an den Nasenbeinen ab und in demselben Niveau mit sehr tiefzähniger Nalıt am Zwischenkiefer und bilden seitlich einen vorspringenden Winkel auf dem Jochfortsatz des Oberkiefers. Seitlich steigen sie mit einem breiten Forlsatze bis zur halben Höhe der Augenhöhlenwand hinab. Im vordersten Winkel der Augenhöhle liegt das kleine, hoch ovale Thränenbein mit seiner obern Ecke an den äussersten Winkel des Stirnbeines gegen den Jochfortsatz anstehend. Länge der Stirnbeine $“, gemeinschaftliche hintere Breite 7'/,', Breite zwischen den Jochfortsätzen 6, gleich dahinter die grösste Verengung 5“. Davon unterscheidet sich L. eristatus durch den stärkeren, stumpfen und aufgerichtelen Orbitalrand, den freilich nur schr schwach einspringen- den Nasenbeinrand und das kleinere Thränenbein. Länge der Stirnbeine in der Mitteliinie 9°, Breite beider am hintern Rande 8‘, Breite zwischen den Jochfortsätzen 7'/,‘, grösste Veren- sung dahinter 6'/,“. Echinomys cayennensis hat dieselben aufgerichteten Orbitalränder, aber einen schmalen unregelmässigen Nasenbeinrand, einen regelmässigeren Bogenrand in der Au- genhöhlenwand und das sehr schmale Thränenbein im obern Augenhöhlenwinkel mit einem klei- nen dachförmigen Vorsprung endend. Länge in der Mittellinie 5°, hintere Breite beider Ua Breite zwischen den Jochfortsätzen 5',‘, grösste Verschmälerung dahinter 5°. Mesomys ent- fernt sich von vorigen, um den Murinen ähnlicher zu werden. Sein Orbitalrand ist nur fein linienförmig, die Zwischenkiefer greifen mit ihrer tiefzähnigen Naht weit in den Vorderrand ein. Das Thränenbein verhält sich ganz wie bei Echinomys. Länge in der Mittellinie der Stirnbeine | 7‘, hintere Breite 7", Breite zwischen den Jochfortsätzen 6‘, grösste Verongung dahinter Nelomys antricola schliesst sich durch die starken aufgerichteten Orbitalränder und den fast geraden Scheitelbeinrand eng an Loncheres eristalus an, durch den tiefzähnigen nur etwas 5 444 eingreifenden Rand der Zwischenkiefer enger an Mesomys. Das Thränenbein tritt nur mit ei- ner kleinen Ecke im obern Augenhöhlenwinkel hervor. Länge der Stirnbeine 8, hintere Breite zur Östeologie der Nagethiere. [199] 11 8“, Breite zwischen den Jochfortsätzen 6", Verengung dahinter 5x“. Lasiuromys ist auch in den Stirnbeinen ächt murinisch. Sie sind stärker eingezogen als bei allen Stachelratten, der Nasenbeinrand zwar gerade wie bei Loncheres armatus, aber der tiefzähnige Zwischenkiefer- rand wie bei Mesomys tief eingreifend, der Orbitalrand ist fadenförmig abgesetzt, das Thränen- bein unregelmässig, nur mit der obersten Spilze vortretend. Bei L. villosus die Länge in der Mittellinie 5'/,“, die hintere Breite kaum 5‘, die Breite zwischen den Jochfortsätzen as die grösste Verengung 2°; bei L. hirsutus geben dieselben Messungen 5°, 4, 3, 2, Spa- lacopus Poeppigi ähnelt durch seine schwachen kaum aufgerichteten Orbitalränder am meisten Echinomys, aber die Nasenbeine spitzen sich aus und die Zwischenkieferränder greifen darüber hinaus, das Thränenbein bildet keinen Vorsprung in der Ecke. Schizodon fuscus verengt seine Stirnbeine mehr als die erwähnten Loncherinen, doch nicht so sehr als die Murinen, seine Or- bitalleisten sind nur schwache Kanten, welche nicht in Schläfenleisten fortsetzen, die vordere Berandung ganz wie bei Loncheres cristalus, die obere Ecke des Thränenbeines wie bei Me- somys; hintere Breite der Stirnbeine 5'/,“‘, ihre vordere Verengung 3". Petromys typicus hat die geradlinige Kronennaht von Loncheres eristalus, aber den unregelmässig zackigen vor- dern Stirnrand von Spalacopus, die Orbitalränder sind scharf. Ebenso ächt Loncherinisch sind die Stirnbeine bei Ctenomys magellanicus: gerader Hinterrand, unregelmässiger Vorderrand mit elwas eingreifenden Zwischenkiefern, sehr geringe Verschmälerung nach vorn; das Thränen- bein tritt mit einer grossen dreiseiligen Fläche an die Oberseite herauf und stumpft die Seiten- ecke des Stlirnbeines breit ab. Bei den Murinen erscheinen die Differenzen in den Formverhältnissen der Stirnbeine im Allgemeinen geringer als bei den Muriniformen. Die stärkere Verengung in der Mitte ist allgemeiner Character, die Orbitalränder bilden wenigstens bei allen grösseren Arten fadenför- mige Leisten, welche in die Schläfenleisten fortsetzen, bei den kleinen Arten jedoch nur in der grössten Verengung der Slirnbeine entwickelt sind. Der Vorderrand zackt sich unregelmässig, meist in gleichem Niveau die Nasenbeine und Zwischenkiefer aufnehmend. Das Thränenbein tritt nur selten an die Oberseite herauf. Bei Mus decumanus entspringen die Orbitalleisten ganz auf der Oberseite und biegen sich divergirend an den Rand, vorn keilen sich die Zwischenkie- fer mit sehr tielzähnigem Rande schmal neben dem stumpf zugespitzten Nasenbeine ein. In der Augenhöhleswand gehen die Slirnbeine mit einem winkligen Fortsatz tief hinab. Das Thrä- nenbein reicht bei meinen jungen Schädeln nicht an die Oberseite, bei den alten bildet es hier eine vorspringende Ecke. Bei M. barbarus ist der tiefzahnige Zwischenkieferrand etwas brei- ter, die Orbitalleisten treten gleich an den Rand und das Thränenbein wird oben nicht sichtbar. Aehnlich ist M. villatus, nur mit etwas verkürzten Zwischenkiefern. Bei M. musculus schwä- ‚chen sich die Orbitalleisten auffallend ab, der Nasalrand wird breiter, der Intermaxillarrand rückt weiter vor und das Thränenbein tritt mit einer sehr kleinen Ecke herauf. Der Hamster weicht auffällig von Mus ab dadurch, dass die grösste Verschmälerung hinter der Mitte liegt und die oben aufliegenden Orbitalleisten nach hinten convergiren und zwischen ihnen die Stirnbeine der ganzen Länge nach concav sind. Das Thränenbein reicht nur mit seiner Spitze an die Ober- seite. Bei Hesperomys sind die Orbitalleisten auf eine blosse winklige Kante reducirt, bei H. 3) 4 12 [200] C. GıeBe£L, Beiträge longicaudatus Nasal- und Intermaxillarrand liegen in gleichem Niveau und den Augenhöhlen- winkel bilden die Stirnbeine allein ohne Thränenbein. Bei H. Renggeri zeigt sich oben die Ecke des Thränenbeines, bei H. lasiurus mit sehr stark vorspringendem Orbitalrande und zu- rückgezogenem Intermaxillarfortsatz fehlt diese Ecke. wieder, ebenso bei H. orobius, wo die Orbitalkanten stumpfer und die Zwieschenkieferäste noch mehr verkürzt sind. Bei H. subfla- vus werden die Orbitalleisten so scharf wie bei der ächten Ratte, Nasal- und Intermaxillarrand liegen in gleichem Niveau und die Thränenbeine sind in der Augenhöhle versteckt. ‘Aehnlich ist H. lasiotis, nur mit schwächern Orbitalleisten, H. expulsus wieder mit sehr scharfen Leisten und verschmälerten Nasenbeinen, H. eliurus mit sehr stumpfen Orbitalkanten, H. arviculoides mit ächt rattenartigen Leisten, sehr verkürzten Intermaxillarfortsätzen und sichtbarer Thränen- beinecke. Bei Oxymyctlerus megalonyx runden sich die Orbitalkanten völlig ab, die Nasenbeine greifen zugespitzt in den Vorderrand ein, der weit gegen das Intermaxillare vortrilt, die Thrä- nenbeine erscheinen nur mit sehr schmalem Rande, bei O. rostellatus mit viel breiterem Rande, und das scheint nach Pictet’s Abbildung auch bei O. hispidus der Fall zu sein, obwohl keine Naht gezeichnet ist. Bei den Hypudäen ist die Verengung der vordern Hälfte der Stirnbeine plötzlicher und stärker als bei den Murinen und die Orbitalkanten runden sich vollkommen ab. Bei H. amphibius ziehen sich die Nasenbeine zwischen den Intermaxillarfortsätzen zurück und der Rand derselben ist kurz- und grobzähnig, die Thränenbeine werden oben nicht sichtbar. Dagegen enden bei H. arvalis Nasen- und Intermaxillarbeine in gleichem Niveau und die Thrä- nenbeine treten auf die Oberseite. Bei H. noveboracensis und H. leucurus wird der Interma- xillarrand auch wieder tiefzähnig. Unter den andern Familien sind es die Myoxinen, deren Stirnbeine durch die vordere Verengung, die Orbitalleisten und die Bildung des Nasal- und Intermaxillarrandes eng an die Murinen sich anschliessen. Euryotis irrorata hat sogar die sehr hohen divergirenden Orbitalleisten der gemeinen Ratte, aber fast nur linienförmige Intermaxil- larfortsätze und keine oben sichtbare 'Thränenbeine. Eu. unisulcata hat breitere Intermaxillar- fortsätze und etwas hervortretende Thränenbeine. Demnächst reihen sich die Cavinen mit Cavia selbst an diesen Typus, die übrigen Familien entfernen sich mehr und mehr, ganz besonders durch die Breite der Stirnbeine, die Thränenbeine bleiben allermeist in der Augenhöhle versteckt. Die Nasenbeine nehmen bei den Nagern allgemein das vordere Drittheil des Schä- deldaches ein, das nur ausnahmsweise wie bei Hystrix bis zur Hälfte der Schädeldecke sich ausdehnt. Sie bilden zwei schmale gestreckte Knochenplatten, in der hintern Hälfte ganz flach oder ein wenig convex, in der vordern an beiden Seiten und gewöhnlich auch nach vorn mehr weniger herabgebogen. Sie sind nur von dem Zwischenkiefer und den Stirnbeinen begränzt, mit dem Oberkiefer kommen sie niemals in unmittelbre Berührung. Bei unseren beiden Lon- cheresarten stossen sie mit gerade abgestutztem breiten Ende an die Stirnbeine, verengen sich in der Mitte ein wenig und erweitern sich nach vorn wieder mehr in dem herabgebogenen Seitentheile. Bei Loncheres cristatus ist der ganze Nasenrücken gewölbt, bei L. armatus flach, die Seiten vorn fast winklig herabgebogen, dort 9° lang und hinten 3° breit, hier 6", lang und 1'/,“ breit. Bei Echinomys cayennensis erscheint der Nasenrücken zwar ähnlich gewölbt wie bei L. cristatus; aber die Nasenbeine verengen sich seitlich gar nicht und stossen mit zur Östeologie der Nagethiere. [201] 13 zackigem Rande an die Stirnbeine, ihre Länge 7'/,“, ihre hintere Breite 9“. Mesomys hat einen noch flacheren Nasenrücken als Loncheres armatus, derselbige Rand der Nasenbeine läuft gradlinig nach vorn und deutet nur eine äusserst geringe Erweiterung an, der hintere Rand wie bei Echinomys, Länge 5\,““, hintere Breite 2". Nelomys antricola hat zwar die Wölbung des Nasenrückens mit Echinomys gemein, aber ihre Seitenränder sind deutlich ge- schwungen, so dass eine geringe Verengung in der Mitte und eine zweite am hintern Ende sich findet; Länge 8‘, hintere Breite 3°. Ganz ähnlich verhalten sich die Nasenbeine bei Schizodon fuscus, nur fehlt ihnen die schwache Erweiterung vor dem hintern Ende; Länge 5°, hintere Breite 1”/,. Bei Petromys typieus verschmälern sich die Nasenbeine stark nach hin- ten und erweitern sich vorn seitlich stark abwärts, ihre Länge 5°‘, hintere Breite 1“. Bei Cienomys magellanicus behalten sie hinten ihre ansehnlichste Breite und biegen sich vorn gleich- falls tief herab, ihre Länge 7“, hintere Breite 3'/,. Spalacopus wiederholt die Form von Nelomys bei 5“ Länge und 1'/,“ hintere Breite. Lasiuromys verschmälert seine Nasenbeine nach hinten nur ganz allmählig und erweitert sie auch vorn an den Seiten nur ganz wenig, bei L. villosus 5'/,‘“ lang, hinten kaum 1‘ breit, bei L. hirsutus 5“ lang, 1‘ breit. Die Nasenbeine der Murinen sind im Allgemeinen lang und schmal, nach hinten all- mählig sich verschmälernd und flach, vorn und sehr wenig seitlich herabgebogen. Bei M. de- cumanus rundet sich das hintere Ende ab oder spitzt sich stumpf zu, bei M. musculus verschmä- lern sie sich nach hinten stärker und nehmen einen kurzen Stirnfortsatz zwischen sich; noch schmäler und gestreckter sind sie bei M. barbarus und M. villatus, bei M. tectorum vorn brei- ter und mit tiefgezahntem Stirnrande. Bei Cricetus stossen sie stumpf an die Stirnbeine und erweitern sich in der vordern Hälfte schneller” Bei Hypudaeus amphibius haben sie fast glei- che Breite in der ganzen Länge und enden vorn und hinten gleichrandig, bei H. arvalis dage- gen sind sie gestreckt dreiseitig, vorn sehr breit und dann allmählig nach hinten zugespitzt; bei H. noveboracensis sind sie hinten gerade abgestumpft, nach vorn allmählig erweitert, ebenso bei H. leucurus. Bei Hesperomys lasiotis haben sie eine sehr tiefzähnige Stirnnaht und erwei- tern sich nach vorn ganz allmählig, bei H. subflavus spitzen sie sich nach hinten fast zu‘, bei H. orobius enden sie stumpf gerundet, bei H. lasiurus ganz wie H. lasiotis und auch bei H. Renggeri, dagegen vorn zugleich breiter bei H. longicaudatus, bei H. arviculoides ungemein lang und schmal, stumpf endend mit einem spitzen Stirnfortsatz zwischen sich, bei H. eliurus hinten ganz stumpf, in der Mitte deutlich eingezogen. Bei allen Hesperomyen ist übrigens der Nasenrücken nach hinten deutlich eingedrückt. Von ihnen unterscheidet sich Oxymyxte- rus sogleich durch die überwiegende Länge und Schmalheit der Nasenbeine, welche sich nach hinten allmählig verschmälern, bei O. rostellatus gestreckter, bei O. megalonyx lang dreiseitig. Die Myoxinen schliessen sich an Hypudäus an, Myoxus nitela an H. amphibius. Euryotis uni- sulcata erweitert sich nach vorn merklich, Eu. irrorata viel stärker als alle vorigen. Am auf- fallendsten weicht unter den übrigen von allen diesen Typen nächst Hystrix durch die enorme Grösse, Lepus durch das Eingreifen eines grossen Stirnfortsatzes ab. Der Zwischenkiefer schliesst sich beiderseits an die Nasenbeine an und bildet allein die Seiten und die untere Fläche des Schnauzentheiles. Nur mit einem meist schmalen 2*# 14 [202] C. GıizBeL, Beiträge Fortsatze steigt er an die Oberseite zum Stirnbeine hinauf und lässt auch oben vom Oberkie- fer nur dem kräftigen Jochfortsatze Platz. Hier trifft er gewöhnlich in gleichem Niveau mit den Nasenbeinen an die Frontalia, wenn anders ist er meist etwas verkürzt, seltener etwas verlängert. An den Seiten verbindet er sich meist unmittelbar vor dem Fortsatze in senk- rechter Naht mit dem Oberkiefer oder der lelztere dehnt sich je nach der Entwicklung des hier angehefteten Astes des Kaumuskels mit mehr weniger tiefbogiger Erweiterung nach vorn. Bei Dolichotis und Pedetes z. B. nimmt der Oberkiefer die halbe Seite des Schnauzentheiles ein, das aber sind die extremsten Beispiele. An der Unterseite läuft die Naht in grösserer oder geringerer Entfernung vor der Backzahnreihe und durch den hintern Rand der stets spalten- förmigen Foramina ineisiva quer durch. Die Alveole der Nagzähne, welche sehr gewöhnlich die Seitenfläche des Schnauzentheiles etwas wölbt, setzt gemeinlich aus dem Zwischenkiefer in den Oberkiefer fort und endet vor, über oder am hinteren Ende der Backzahnreihe. Die Sta- chelratten zeigen in dem Zwischenkiefer die normalen Verhältnisse und differiren nur innerhalb beschränkter Gränzen. DBei Loncheres crislatus steigt das Intermaxillare mit einem schmalen Fortsatz allmählig nach oben und endet gleichzeitig mit den Nasalien, seitwärts noch durch ei- nen schmalen Rand des Jochfortsalzes begränzt. Unmittelbar vor diesem läuft die Seitennaht senkrecht herab und an der Unterseite durch. Hier wird sie von den ziemlich breiten Ineisiv- löchern unterbrochen, welche durch eine tiefer gelegene Wand in zwei Spalten geschieden sind. In dieser Wand treffen beide Zwischenkiefer zusammen und läuft ihre Naht nach vorn in einer markirten Rinne fort. Länge des Intermaxillare an der Unterseite bis zum hintern Alveolarrande 4‘, grösste Länge oben in gerader Linie 9“, seitliche Höhe 5°. Davon un- terscheidet sich L. armatus nur durch den noch” schmäleren, fast linienförmigen Frontalforlsatz mit tiefzähnigem Ende und durch die schmäleren Foramina ineisiva, aus welchem keine Rinne nach vorn fortselzt. Länge an der Unterseite 3°, oben in gerader Linie 6°, seitliche Höhe 4'/,. Echinomys cayennensis hat einen relativ breitern Stirnforisatz als beide Loncheres und an der Unterseite setzt die Naht mitten durch die Foramina incisiva, deren vertiefte Scheide- wand gar keine Rinne hat. Untere Länge 2'/", obere in gerader Linie 6°, seitliche Höhe 4“. Mesomys spinosus zeichnet sich von vorigen sogleich aus durch den terminal sich erwei- iernden und mit tiefzähnigem Rande weit über die Nasalia hinausgreifenden Frontalfortsatz. Die Foramina ineisiva haben die Breite von Loncheres eristalus, aber wie bei Echinomys setzt die Naht durch ihre Mitte und die scharfrandige Zwischenwand tritt hervor. Vor diesen Oelfnun- gen liegt in der Mittellinie noch eine kleinere, welche bei Echinomys nur punclförmig ist. Un- tere Länge 3°, obere 8‘, seitliche Höhe 4. Bei Nelomys antricola verkürzt sich der Fron- talfortsatz wieder und sein tielzähniger Rand wird sehr schief. Die Foramina ineisiva und das Loch vor ihnen viel grösser als bei allen vorigen, die Zwischenwand wie bei Mesomys. Un- tere Länge 3“, obere 8“, seitliche Höhe 4”. Bei Petromys greift der Frontalfortsatz wie bei Mesomys über die Nasenbeine hinaus und die Foramina incisiva ziehen sich auffallend in die Länge. Untere Länge 2“, obere 5°, seitliche Höhe 2". Bei Schizodon fuscus er- scheint der Frontalfortsatz ziemlich breit, nicht über die Nasalia verlängert, die Foramina inci- siva ungemein kurz mit verdickter Zwischenwand. Untere Länge 2,, obere 5'/,, seitliche zur Osteologie der Nagethiere. [203] 13 Höhe 3'/,. Spalacopus hat eine verhältnissmässig schmale schwache Schnauze, etwas verlän- gerte Frontalfortsätze und feine Foramina incisiva mit spaltenförmiger Oeffnung davor; untere Länge 3°, obere 6‘, seitliche Höhe 3". Bei Ctenomys magellanicus verschmälern die enorm breiten Nasalia den Stirnfortsatz des Intermaxillare auffallend, die seitliche Naht biegt sich tiefbogig nach vorn; die Foramina incisiva kurz und breit, der Schnauzentheil völlig compri- mirt und an der Unterseite gekielt. Die Murinen unterscheidet von den Stachelmäusen hauptsächlich die sehr ansehnliche Länge der Foramina ineisiva, welche den grössten Theil der Unterseite einnehmen. Bei La- siuroyms villosus reicht der sehr schmale Frontalfortsatz wie bei Mesomys über die Nasalia hinaus, die seitliche Naht läuft senkrecht herab und durchsetzt die Mitte der Foramina incisiva, welche von der Backenzahnreihe bis nahe an den Nagzahnrand reichen und durch eine scharf- gekielte Wand gelrennt sind. LI. hispidus unterscheidet sich nur durch die Kürze des Schnau- zentheils. Unter den Arten von Mus hat M. decumanus schmale Frontalfortsätze mit schiefem Rande gleichzeitig mit den Nasenbeinen endend, die untere Naht läuft vor der Mitte durch die Foramina ineisiva, welche elwa die halbe Länge des Schnauzentheiles einnehmen. Bei M. mus- eulus sind die Ineisivlöcher sehr beträchllich länger, bei M. tectorum die Frontalfortsätze über die Nasenbeine tiefzähnig hinausgreifend und die Foramina incisiva nur elwas länger als bei der Wanderratte. M. barbarus ähnelt letzterer noch mehr, M. villatus dagegen mehr M. mus- eulus. Die Hesperomyen nähern sich ebenfalls der gemeinen Maus durch die meist auffallend langen Foramina ineisiva. MH. longicaudatus hat verkürzte Frontalfortsätze, eben solche H. Reng- geri mit noch längeren Ineisivspalten, alle übrigen Arten unterscheiden sich nur durch sehr geringfügige Differenzen in der Länge und Breile dieser Spalten, denen man keinen Werth beimessen kanu. Oxymycterus fällt ganz damit zusammen, doch bleiben bei O. rostellatus die Frontalfortsätze am weitesten vor dem Nasenbeinende zurück. Bei Hypudaeus amphibius ver- kleinern sich die Foramina ineisiva wieder, werden in der Mitte von der Naht durchsetzt und die Frontalforlsätze greifen über die Nasenbeine hinaus. MH. arvalis verhält sich dagegen ganz wie die ächten Mäuse. Unter andern Gattuugen schliesst sich Euryolis den Murinen eng an, Eu. irrorata mit verkürzten, Eu. unisulcata mit verlängerten Frontalfortsätzen, beide mit sehr langen Ineisivspalten. Auch Myoxus ist sehr nah verwandt, doch geht die Naht unten durch den hintern Rand der Foramina ineisiva. Cavia schliesst sich mehr an die Lioncherinen. Die Eigenthümlichkeiten des glirinischen Oberkiefers liegen hauptsächlich in der durch den vordern Ast des Kaumuskels bedingten Grösse und Form seines Jochfortsatzes, dann auch in der Aufnahme der Nagzahnalveole und in der Entwicklung der Backzahnreihe. Der Jochfortsatz dehnt seine Wurzel vom Alveolar- bis zum obern Orbitalrande und dem Stirn- beine aus. Fast nur bei den Leporinen hat er eine kleine Wurzel. Seine winklig gegen die Schädelachse gerichtete Fläche ist entweder geschlossen, ganz und nimmt dann an der Vorder- seite auf einer umrandeten zum Theil auf das Intermaxillare fortsetzenden Fläche den Vorder- ast des Kaumuskels auf, oder sie ist durchbohrt, so dass diese Muskelpartie vom Grunde der Augenhöhle nach vorn durchsetzt. Diese Perforation ist spaltenförmig und kann sich so weit ausdehnen, dass sie den Jochfortsatz auf eine dünne untere und noch schwächere verlicale 16 [204] C. GıEBEL, Beiträge Brücke redueirt. Da das Foramen infraorbitale nur den Zweck hat den gleichnamigen Nerv und Gefäss hindurchtreten zu lassen: so kann begreiflicher Weise diese ungeheure Oeffnung mit ihrer ganz andern Bestimmung nicht als ein bloss erweitertes Unteraugenhöhlenloch betrach- tet werden, obwohl das fast alle Anatomen und Zoologen noch thun. Die Oeffnung ist hier vielmehr Masseteröffnung oder Masseterspalte und eine ausschliessliche Eigenthümlichkeit der Nagethiere. Im Allgemeinen ist sie bei den amerikanischen Nagern häufiger als bei den alt- weltlichen, tritt als constanter Familiencharacter auf und fehlt den Seiurinen, Castorinen, Me- rioniden, Seiurospalacinen und Spalacinen. Abnormitäten dieser Verhältnisse kommen selten vor, so bei den Leporinen eine siebarlige Durchlöcherung des Oberkiefers und bei Coelogenys die ungeheure Erweiterung des Jochfortsaizes. An der Unterseite bildet der Oberkiefer nur die Zahnladen, nur das schmale Gewölbe des Rachens vom Intermaxilllare bis zum Palatinum. Bei Loncheres cristatus ist die Masseteröffnung sehr gross dreiseitig, der horizontale Wurzel- ast des Jochfortsatzes flach und stark, der verlicale von vorn nach hinten zusammengedrückt, stabförmig, mit scharfem vorderen und hinteren Rande. Wo beide Aeste sich verbinden, ist der Jochbogen von hinten her eingekeilt. Die hintere Naht steigt schief an der Wand der Augenhöhle nach hinten herab und diese hintere Partie besteht nur aus der dünnwandigen Zahn- lade, nur zwischen den zwei vordern Backzähnen vereinigen sich beide Kieferhälften in der Mittellinie. Von den Zahnreihen liegt jederseits ein nach innen von hoher Leiste begränzter Eindruck. Höhe der Masseteröffnung im Jochfortsatz 4°, Breite an der Basis 3°, Kiefer- länge am Aussenrande der Zahnreihe 10“. Hiervon unterscheidet sich L. armatus lediglich durch Grössenverhältnisse, die Formen sind ganz dieselben; Höhe des Masseterloches 3°‘, Breite 2°, Kieferlänge 7°. Bei Echinomys cayennensis verdünnt sich der senkrechte Würzelast des Jochfortsatzes nach oben völlig und ist von innen nach aussen plaltenförmig, die übrigen Form- verhältnisse sind dieselben; Höhe der Oeffnung 3°‘, Breite 2‘, Kieferlänge 6°. Bei Meso- somys ist die Masseteröffnung hoch oval, der obere Wurzelast breiter, der untere mehr dreikan- tig als plaltenförmig und jederseits der vordern Zahnecke neben dem Eindruck liegt eine starke Tuberosität; Höhe der Oeffnung 2“, Breite 1?/;“, Kieferlänge 7°“. Bei Nelomys antricola ist die Oeffnung wieder dreiseilig, der obere Wurzelast des Jochfortsatzes breiter als bei allen vorigen, der horizontale eine schiefe Platte, die Gaumennaht beider Kieferhälften eine erhabene Leiste; Höhe der Oeffnung 3°, Breite 2‘, Kieferlänge 7°“. Schizodon fuscus gleicht auffal- lend Echinomys, aber es fehlt ihm der vordere Eindruck vor jeder Zahnreihe und die Alveolarwand steigt viel höher in der Augenhöhle hinauf als bei allen vorigen, die Gaumennaht liegt wie bei Nelomys auf einer Leiste; Höhe der Oeffnung 2’, Breite 2°, Kieferlänge 5‘. Bei Petromys ist der obere Wurzelast des Jochfortsatzes sehr dünn und breit bandförmig, der un- tere dick, auch die Zahnlade verhältnissmässig hoch. Bei Spalacopus ist der obere Wurzelast fast fadenförmig, der untere durchscheinend dünn und die Nagzahnalveole zieht als dicke Wulst durch die Oeffnung, der Jochbogen schneidet gerade an der Ecke des Jochfortsatzes ab und die Gaumennaht liegt auf einer Leiste. Ctenomys magellanicus hat einen ungemein dünnen obern und sehr dicken untern Wurzelast des Jochfortsatzes, der Oberkiefer tritt weitbogig gegen das Intermaxillare vor und die stark convergirenden Zahnreihen treffen vorn ganz zusammen. zur Östeologie der Nagethiere. [205] 17 Die Murinen weichen in den Formverhältnissen des Oberkiefers sehr characterislisch von den Stachelratten ab. Die Oeflnung im Jochfortsatz bildet nämlich stets eine nach unten verengte Spalte, deren äussere Wand die dünne Platte des untern Wurzelastes darstellt, gegen welche der kurze obere ebenfalls breit plattenförmig herabgeneigt ist. Der untere Ast zieht sich gemeiniglich als ein langer Faden noch unter dem Jochbogen fort. Der Ladentheil ist sehr niedrig, dagegen die Gaumenfläche viel breiter als bei den Muriniformen. Vor den Zahn- reihen fehlt die Abplattung mit dem Eindruck. Bei Mus decumanus zieht sich die Spalte nach unten plötzlich sehr eng zusammen, der Jochfortsatz wendet sich scharf dreikantig abwärts nach hinten und die Zahnlade bildet einen Boden für die Augenhöhle. Bei M. musculus ist die obere Jochwurzel viel dünner und die Spalte minder stark verengt, die Zahnlade noch markirter ab- gesetzt. M. teetorum hat eine merklich engere Oeffnung als M. decumanus, M. barbarus da- gegen die breiteste mit der schmälsten obern Jochwurzel und der breitesten Zahnlade. Ganz ähnlich verhält sich auch M. villatus. Lasiuromys hat wieder eine kleine Oeffnung mit sehr engem untern Spalt, eine breite und dünne untere und obere Jochwurzel, einen breitern Au- genhöhlenboden als Mus und eine schmälere Gaumengegend. Beide Arten weichen in dieser Beziehung nicht sonderlich von einander ab. Bei Hesperomys longicaudatus zieht sich der Spalt nach unten allmählig zusammen und die Zahnlade ist im Boden der Augenhöhle ganz abgesetzt. Die übrigen Arten stimmen damit vollkommen überein, H. subflavus hat relativ die weiteste Oeffnung und bei Oxymycterus rostellatus und O. megalonyx ist die Verengung nach unten nur sehr geringe. Bei Hypudaeus amphibius wird der Spalt ganz eng in seiner ganzen Höhe und die sehr lange Zahnlade bildet keinen Augenhöhlenboden „ noch mehr ist das bei H. arvalis der Fall, wo der Jochfortsatz mit breiter Vorderwand abgeht, die andern Arten schliessen sich innig an. Euryotis verhält sich hinsichtlich des Jochfortsatzes ächt murinisch, aber ihre Zahnreihen liegen sehr viel näher beisammen. Bei dem sonst nicht sehr weit entfernten Meer- schweinchen ist die Masseteröffnung viel breiter als hoch, ähnlich nur kleiner bei Coelogenys, bei allen übrigen höher als breit. Die Gaumenbeine sind bei den Nagern allgemein sehr schmale Knochen, welche am hintern Rande der Oberkiefer, oft mit einem zweizackigen Keilbeinfortsatz beginnen und so von hinten her zwischen die Oberkiefer sich winklig einkeilen, nach vorn gewöhnlich zwi- schen die mittlern Backzähne reichend, ausnahmsweise wie bei Coelogenys bis zwischen die er- sten Backzähne. Von hinten mehr weniger tief und winklig ausgeschnitten bilden sie einen spitzen Knochenwinkel. Ihre Familiendifferenzen fallen leicht in die Augen, ihre generischen und spe- cifischen dagegen sind sehr geringfügige. Bei unserem Loncheres cristatus stellen sie sich als solchen spitzen Knochenwinkel dar, welcher mit zwei kurzen Haken am Keilbeinflügel beginnt und mit zunehmender Breite jeden Schenkels bis zur Grenze des letzten und vorletzten Back- zahnes läuft. Hier treffen beide Schenkel unter spitzem Winkel zusammen und stossen mit stumpfem Scheitel zwischen dem zweiten Backzahn gegen den Oberkiefer. Bei L. armatus bildet der hintere Gaumenausschnitt einen breitern Winkel und liegt schon zwischen dem letzten Backzahn, die vereinigten Gaumenbeine keilen sich spitzwinklig zwischen die Oberkiefer ein. Echinomys cayennensis schliesst sich eng an Loncheres cristatus an, nur dass ihre seitliche 18 [206] C. GiEBEL, Beiträge Naht wit dem Kiefer in einer Rinne liegt. Bei Mesomys spinosus reicht der spitzwinklige Gau- menausschnitt noch weiter nach vorn, an die Gränze des zweiten und dritten Zahnes, ohne dass damit die vorderste Spitze der vereinigten Gaumenbeine weiler nach vorn gerückt wird; die Gaumenbeine bilden also nur die schmale randliche Einfassung des Oberkiefer - Gaumenrandes. Nelomys antricola hat die Palalina von Loncheres armalus, unterschieden nur dadurch, dass ihre Verbindungsnaht in der Mittellinie in einer markirten Leiste liegt, welche mit zunehmen- der Stärke auf die Oberkiefernaht fortsetzt. Bei Schizodon fuseus sind die Keilbeinforisätze kräftiger, der spilzwinklige Ausschnitt reicht bis an die Gränze des zweiten und drilten Back- zahnes, die vorderste Spitze der Gaumenbeine bis an den ersten Backzahn heran und die Ver- bindungsnaht liegt in einer von zwei Leisten gebildeten Mittelrinne. Petromys hat eine sehr schmale Gaumengegend, deren hinterer Ausschnitt nicht zwischen die Backzahnreihen eingreift, doch stammt der Schädel von einem jungen Thiere. Bei Spalacopus liegt der spitzwinklige Ausschnitt zwischen dem letztern Backzahn und doch reicht die vordere Gaumenbeinspitze bis auf die Gränze der vordersten Backzähne. Die stets breiteren Gaumenbeine der Murinen verbinden sich durch senkrecht stehende Fortsätze mit dem Keilbeinflügel, greifen niemals zwischen die Backzahnreihen ein, sind auch nie- mals spitzwinklig, sondern bogig oder ganz stumpf, geradlinig. Bei Mus decumanus liegt der breite hintere Ausschnitt um eine Zahnlänge hinter den Backzahnreihen und der vorderste Rand der Gaumenbeine an der Gränze der ersten beiden Backzähne. Davon unterscheidet sich M. mus- eulus durch starke Verschmälerung der Gaumenbeine zwischen den Zahnreihen. Aehnlich ver- hält sich M. barbarus, aber der Ausschnitt rückt hier bis an die Zahnreihen heran; M. tecto- rum gleicht sehr M. decumanus. Bei Crieelus reichen die Gaumenbeine nur bis zwischen die mittlern Backzähne mit merklicher Verschmälerung und der schmale buchtige Ausschnitt liegt unmittelbar hinter den Zahnreihen. Lasiuromys hat in beiden Arten einen breiten Ausschnitt und nach vorn dehnen sich die Gaumenbeine nur bis zum Hinterrande des zweiten Backzahnes aus. Hesperomys schliesst sich sehr eng an Mus an. Bei H. longicaudatus liegt der hintere Ausschnilt nur wenig hinter den Zahnreihen und nach vorn reichen die Palalina bis nah an den ersten Backzahn heran, bei H. Renggeri mit lielzähniger Naht nur bis in die Mitte des Backzahnes, ebenso bei H. subflavus mit weiter nach hinten gerücklem Ausschnilt und merkli- cher Verschmälerung nach vorn, diese Verschmälerung ist noch stärker bei H. expulsus; bei H. lasiurus sind die Gaumenbeine überhaupt schmäler, reichen ebenfalls nur bis an den Rand des zweiten Backzahnes und der sehr breite Ausschnitt liegt unmiltelbar hinter der Zahnreihe; nur durch viel schmäleren Ausschnilt unterscheidet sich davon 1. orebius und auffallend von allen H. arviculoides durch den schmälsten und concavsten Gaumen. Bei Oxymyclerus mega- lonyx und O. rostellatus liegt der breite buchlige Ausschnitt gleich hinter den Zahnreihen, die vordere Gränze am zweiten Backzahne; beide Arten nur im Breitenverhältniss unterschieden. Die Hypudäen weichen sehr auffallend von den Murinen in der Bildung der Gaumengegend ab, indem ihre grossen Gehörblasen ganz nahe an die Zahnreihen heranreichen. Bei H. amphi- bius dehnen sich die schnell verschmälerten Gaumenbeine bis an den ersten Backzahn aus, bei H. arvalis sind sie merklich schmäler und ihr hintrer Ausschnitt liegt am letzten Zahne, weiter zur Östeologie der Nagethiere. [207] 19 nach vorn bei H. noveboracensis. Euryotis hat den schmälsten und tiefsten Gaumen von allen. Unter den andern Familien hat Dasyprocta und Coelogenys die Gaumenbildung der Stachel- ralten, ebenso Cavia und Hystrix, die Sciurinen dagegen die der Murinen, bei den Leporinen ist der Gaumen viel weiter geöffnet. Das Schläfenbein nimmt mit den ihm zugehörigen Theilen bei den Nagern stets einen ansehnlichen Raum am Schädel ein. Sehr characteristisch ist, dass durch die enorme Entwicklung der zum Gehörorgan gehörigen Knochen der hintere Theil der Schuppe nur als schmaler Streifen an den Oceipitalrand sich erstreckt. Ihr vorderer Theil ist stets überwiegend hoch, schliesst die Schläfenhöhle nach hinten ab und trägt den gewöhnlich sehr breitwurzligen Jochfortsatz mit der länglich eoncaven Gelenkfläche für den Unterkiefer, unterhalb welcher als- bald der Keilbeinflügel herausrückt. Die extremste Bildung der ganzen Schläfengegend hat Pe- detes mit dem sehr verkleinerten Schuppentheil und dem ungeheuer ausgedehnten Felsen- und Paukenbeine. Die Muriniformen folgen dem allgemeinen Nagertypus sehr streng. Bei Lonche- res cristalus steigt die Schläfenschuppe vor dem Unterkiefergelenk in einer markirte Leiste senk- recht zur obern Schläfenleiste auf, bildet einen sehr kleinen Theil dieser und verschmälert sich dann ansehnlich nach hinten. Ueber der Gehöröffnung springt sie mit einer horizontalen Kante vor. Der Unterrand am Keilbeinflügel läuft der Schädelachse parallel. Der Jochfortsatz ist verhältnissmässig schmal, für den Unterkiefereondylus muldenförmig vertieft und am Rande er- weitert und hier auch nach hinten noch vom Jochbogen überragt. Länge über dem Jochfort- satz S'/‘‘, Länge der Gelenkfläche 1'/;‘, des äussern Jochfortsatzes 3'/,“. Davon unterschei- det sich L. armalus sehr leicht durch den breiten Jochforlsatz, dessen Gelenkmulde mehr als halbeylindrisch ist; indem das Jochbein mit einem scharfen Rande nach innen vorlritt, Länge über dem Jochfortsatz 6°‘, Länge der Gelenkfläche 2°, des äussersten Jochfortsatzrandes 3°“. Eine markirte Leiste, welche bei L. eristatus auf dem Jochfortsatze liegt, fehlt bei L. armatus völlig. Bei Echinomys cayennensis ist der Antheil an der Schläfenleiste etwas grösser, dahin- ter aber senkt sich der Rand steil ab und der Fortsatz ist hier nur sehr schmal, stark abwärts gekrümmt für die Gelenkmulde und sein Rand zieht sich fadenförmig nach vorn unter Auf- wärtskrümmung. Das Jochbein läuft als schmaler Streifen ganz unterhalb des Jochfortsatzes nach hinten. Länge über dem Jochfortsatze 6'/,“‘, Länge der tiefmuldigen Gelenkfläche 1°“, des äussersten Jochfortsatzrandes 2'/,‘“. Bei Mesomys spinosus setzt der obere Rand in der Schläfenleiste nach hinten fort und die hinterste Unterecke zieht sich mit einem spitzen Fort- satz hinter der Gehöröffnung abwärts, was bei vorigem nicht der Fall war. Der Jochfortsatz ist schmal, die Gelenkmulde breit halbeylindrisch und der äusserste Rand des Fortsalzes nur mit einer Spitze nach vorn gezogen, darunter das Jochbein wie bei Loncheres. Länge über dem Jochfortsatze 7‘, Länge der Gelenkfläche 1‘, des äussersten Jochfortsatzrandes 2‘. Ne- lomys antricola ähnelt zumeist Echinomys, seine Naht steigt hinter dem Jochfortsatze senkrecht von der Schläfenleiste herab und der Felsenbeinrand erweitert sich gar nicht, der Jochfortsatz weicht nicht ab; Länge des Schläfenbeines über demselben 6",“, Länge der Gelenkfläche 1‘, des Jochfortsatzrandes 3°. Bei Schizodon fuscus fehlt die Schläfenleiste und der hintere Rand zieht sich wie bei Mesomys mit seiner Ecke abwärts; die Unterkieferfläche ist breitmuldig; 3 2) [208] C. GIEBEL, Beiträge Länge des Schläfenbeines 5°, Länge der Gelenkfläche 1‘, des äussersten Jochfortsatzrandes 2° Aehnlich verhält sich die Felsenralte mit stärker herabgekrümmten Jochfortsatze. Spalaco- pus hat eine breitere Wurzel des Jochfortsatzes als alle vorigen, Ctenomys eine in allen Theilen schmälere Schläfenschuppe. Die Murinen weichen characteristisch von den Stachelratten ab in der Bildung des Schläfenbeines. Die Naht desselben mit dem Keilbeinflügel läuft nämlich von der Pauke schief nach aussen, nicht der Schädelmittellinie parallel. Die Wurzel des Jochfortsatzes zieht sich als Leiste nach vorn und hinten aus und dadurch wird die muldenförmige Gelenkfläche für den Unterkiefer viel länger, der Jochfortsatz selbst ist schmäler und von der Wurzel an stark nach vorn gerichtet, ohne dass sich sein Rand verlängert. Von diesem Typus bei Mus decumanus weicht M. tectorum durch geringere Länge des Schläfenbeines ab. Eigenthümlich ist bei M. musculus der hintere Theil des Schläfenbeines über der Gehöröffnung gablig gespalten durch eine Lücke. Diese Spaltung hat auch Lasiuromys, wo die nach hinten laufende Jochwurzel- leiste sehr stark ist; bei L. hirsutus erscheint der Jochfortsatz breiter als bei L. villatus. Bei Cricetus fällt der Scheitelrand des Schläfenbeines ganz allmählig nach hinten abwärts, die bei- den Endfortsätze sind stark, das Unterkiefergelenk sehr lang, die Flügelbeinnaht der Mittellinie parallel und der Jochfortsatz sehr verdünnt, wo er an das Jochbein trifft. Hesperomys longi- caudatus gleicht sehr Mus musculus, aber sein Scheitelbeinrand verläuft wie oben schon angege- ben ganz eigenthümlich. Bei H. Renggeri tritt auch über der Gehöröffnung ein tiefer schma- ler Einschnitt in die Fläche ein. So finde ich es auch bei H. orobius, wo der obere Rand auf der Schläfenleiste hinläuft, bei H. lasiurus, wo sich jener Rand erst spät herabbiegt, wäh- rend er bei H. lasiolis schon über dem Unterkiefergelenk an die Seite hinab sich wendet. Bei H. subflavus ist die hintere Randlücke wieder ziemlich ausgefüllt, die untere breit und seicht. Uebrigens verbindet sich bei Hesperomys das zarte Jochbein stets in längerer Naht mit dem Jochfortsatze als bei Cricetus und selbst bei vielen Arten der Galtung Mus. Oxymycterus ist in der Bildung des Schläfenbeines ganz wie Hesperomys, die Differenzen unserer beiden Arten sind sehr geringfügig. Bei Hypudaeus amphibius reichen die hinteren Lücken wegen der Kürze des Schädels unter den Jochfortsalz, so dass bei H. arvalis die Partie hinter dem Unterkiefer- gelenk nur aus zwei sehr schmalen Fortsätzen besteht. Euryotis ähnelt wieder der Wander- ralte sehr. Die übrigens nicht weit entfernten Myoxinen schliessen sich durch die ungeheure Entwicklung der Gehörparlie fast enger an Pedetes als an Mus. Auch Cavia verschmälert den hintern Theil seines Schläfenbeines sehr, ebenso Lagotis und Dolichotis, ansehnlich breiter wie- der bei Dasyprocta und den Spalaeinen. Das Jochbein besteht bei allen Nagern aus einer dünnen Platte, welche vorn nicht allgemein an das Thränenbein heranreicht, oft nur mit dem Kieferjochfortsatze allein verbunden ist und diese, wie die Verbindung, pflegt eine sehr lange und schiefe, erst spät verschwindende Naht zu sein. Die Höhe der Jochbeinplatte schwankt auffallend, ihre Extreme liegen zwischen den kleinen Mäusen, wo sie fast einem kantigen Faden gleicht, und Coelogenys, wo sie ziem- lich doppelt so hoch als lang ist. Ihr Abstand vom Schädel, ihre höhere oder- tiefere Lage wechselt innerhalb mässiger Gränzen, doch fällt die grösste Breite des Schädels stets auf die zur Östeologie der Nagethiere. [209] 21 Jochbeine. Bei Loncheres armatus ist die Jochbeinplatte am obern Rande ansehnlich verdickt, unterhalb fast papierdünn, vorn stumpf in den Jochfortsatz eingekeilt, hinten flach unter dem ganzen Jochfortsatze hingezogen. Grösste Höhe der Platte 1'/,‘“, Schädelbreite zwischen bei- den Jochbeinen 10'/,“‘ Bei L. eristatus plattet sich der untere Rand ab, die Höhe ist ansehn- licher, beträgt 3‘, die Schädelbreite 14“. Bei Mesomys hat die Platte bis zum hintern Joch- fortsatze gleiche und sehr beträchtliche Höhe, ist nur in der Mitte durch eine schwache Aussen- leiste verdickt, sonst durchscheinend dünn und zieht sich mit ganzer Breite bis an den schma- len Rand des Kieferjochforlsatzes, dessen unterer Rand sich flach bis in ihre Mitte nach hinten erstreckt. Höhe der Jochplatte 2'/,, die grösste Schädelbreite bei Loncheres in der Mitte der Jochbögen gelegen, hier im Schläfenjochfortsatz 12’. "Echinomys cayennensis hat eine ganz ähnliche Jochplatte, die jedoch vorn nicht so weit in dem Kieferjochfortsatz vordringt, ihre Höhe 1'/,“, Schädelbreite 10. Bei Nelomys antricola wird die Jochplatte dicker, der Kie- ferjochfortsatz breiter, Höhe fast 2°, Schädelbreite 12“. Bei Schizodon fuscus noch dicker, 1° hoch, Schädelbreite 9'/,“. Bei Spalacopus erhält die Jochplatte in der Verbindung mit dem Schläfenjochfortsatz ihre grösste Höhe von 2‘, aber die grösste Schädelbreite 10° liegt wieder in der Mitte des Jochbogens.. Bei der Kammratte wendet sie sich nach innen mit ihrer dünnen untern Hälfte, ihre Höhe nur 1'/,‘, die Schädelbreite 11‘. Bei den Murinen ist allgemein das Jochbein ein sehr dünner dreikantiger Knochen, welcher sich fast fadenförmig an den Schläfenjochfortsatz zieht. Er ist viel kürzer als bei den Stachelmäusen, indem der Kieferjochfortsatz stets weit nach hinten mit starker Abwärtsneigung forlsetzt. Die Galtungsdifferenzen sind sehr geringfügige, Artunlerschiede oft gar nicht nach- weisbar. Bei der gemeinen Ratte ist er dicker als hoch, bei der gemeinen Maus höher als dick, bei M. tectorum stärker als bei jenen. Bei Lasiuromys ist er höher, bei Hesperomyen überall sehr dünn fadenförmig, ebenso bei Oxymycterus, hier mehr an den Schädel angedrückt, bei dem Hamster kräftig, bei den Arvicolen wieder plattenförmig. Bei den Myoxinen zieht sich der Schläfenjochfortsatz nach vorn viel weiter über ihn hin, als der Kieferjochfortsatz nach hin- ten. Unter den grössern Nagern ist er bei Sciurus, Dasyprocta, Lepus, Lagotis, noch sehr niedrig, höher schon bei Dolichotis und Myopolamus, noch höher bei Castor. Die Form der stels grossen Augenhöhle, an welcher die Schläfengrube immer nur eine unbedeutende hintere Erweiterung bildet, hängt wesentlich von der Bildung des Jochbogens ab, da ihre Ausbuchlung in der Schädelseite nur sehr geringfügigen Modificalionen unterworfen ist. Sie ist allermeist rund- lich, völlig kreisrund bis schief oval und abgerundet vierseitig. Letztere Form erhält durch den geradlinig parallelen Verlauf der Orbitalleiste und des Jochbeines sowie durch die stab- förmige Gestalt des Kieferfortsatzes bei den Loncherinen überhaupt ihre entschiedenste Ausbil- dung. Bei Loncheres eristatus ist die Berandung der Augenhöhle fast rechtwinklig vierseilig, bei L. armatus, Echinomys cayennensis und Nelomys antricola runden sich die Winkel ab, bei Mesomys verläuft die Umrandung in einem Oval und bei der Kammratte nähert sie sich ganz der Kreisform. Bei den Murinen enisteht durch die tiefere Buchtung der Stirnbeine und die von der Wurzel an abwärts und nach hinten gerichtete Stellung des Kieferjochfortsatzes stels eine gestreckt und schief ovale Orbitalumrandung, welche geringeren Schwankungen unterworfen 3* 22 [210] C. GıeBEL, Beiträge ist als die der Stachelratten. Die vierseitige Form treffen wir bei dem Meerschweinchen und Myopotamus wieder, die kreisrunde noch durch einen Orbitalfortsatz vervollständigte am aus- gebildetsten bei den Sciurinen; sie geht bei Dasyprocta und Dolichotis in die hochovale über. Die Pauken fallen durch ihre blasige Aufschwellung an der Unterseite des Nager- schädels stets sogleich in die Augen. Sie sind gemeinlich oval, eiförmig durch Verschmäle- rung nach hinten und in ihrer Lage schief nach hinten und aussen gerichtet, durch Grund- und Keilbein von einander getrennt. Ihre Ausdehnung in Länge, Breite und Höhe unterliegt vie- len Schwankungen selbst schon bei nah verwandten Gattungen. Noch mehr ändert die Ent- wicklung eines knöchernen Gehörganges ab, ein solcher fehlt z. B. völlig bei den Myoxinen und Sciurus, bei Arctomys und Cavia umgibt sich die Oeffnung mit einem vorstehenden Rande, der sich bei Coelogenys und Dasyprocta zu einem breiten Ringe ausdehnt und endlich bei Ca- stor, Lagotis u. a. zu einem langen cylindrischen Rohr auszieht. Bei unserem Loncheres cri- status liegen die Pauken beiderseits des Grundbeines, sind mässig aufgeblasen, nach hinten ver- schmälert und haben einen deutlich vorstehenden Ring an der Oeffnung. Die vordere Hälfte dieses Rand bildenden Ringes ist von einem selbständigen knöchernen Halbringe umgeben, der frei an jenem anliegt und daher bei der Präparation wohl meist mit entfernt wird und deshalb noch nicht beobachtet worden ist. Bei L. armatus erscheinen die Pauken vorn stumpfer, drei- eckig, etwas über das Grundbein nach vorn; die Gehöröffnung hat denselben freien Halbring vorn. lech finde diesen Halbring an keinem unserer Nagerschädel wieder, auch von keinem Beobachter erwähnt. Bei Echinomys cayennensis ist die Knochenblase gleichmässiger gewölbt, ebenfalls dreiseitig, aber ihre Oeffnung hat nur einen schwachen Rand. Auffallend unterschei- det sich davon Mesomys spinosus durch die viel weitere Ausdehnung nach vorn und Binten. Ihre grosse Oeffnung ist nur schwach umrandet und flacht sich nach vorn schief aus. Eine gleich grosse Ausdehnung erreichen die Pauken bei keinem anderen Mitgliede der Murini- formen-Familie. Nelomys antricola hat ähnliche wie Loncheres armatus, nur reichen dieselben nach vorn so weit über das Grundbein vor wie bei Mesomys und der einfache Rand steht in der vordern Hälfte sehr weit vor. Bei Schizodon fuscus wölben sich die Pauken zwar zu der- selben Höhe wie bei Mesomys, aber sie sind schmäler und kürzer, vorn an der Innenecke mit einer zitzenförmigen Spitze, der Rand der Oeffnung steht gar nicht vor. Pelromys gleicht in dieser Beziehung Schizodon fast ganz. Bei Spalacopus sind die Pauken viel kleiner, stark com- primirt, mit sehr vorstehenden Rande an der Oeffnung. Bei Ctenomys fehlt dieser Rand ganz und die Pauken sind noch stärker comprimirt und besonders hinterwärts beträchtlich aufgetrieben. Die Murinen haben durchweg kleinere Pauken als die Muriniformen, meist auch min- der gewölbt, aber mit deutlich umrandeter Oeffnung. Bei der gemeinen Ratte sind sie ver- hältnissmässig sehr hoch gewölbt, gegen die scharf umrandete Oeflnung hin stark deprimirt und an der vordern Innenecke stark vorgezogen. Bei M. tectorum scheinen sie nur kürzer zu sein, bei M. musculus minder gewölbt und breiter. Bei Lasiuromys ist ihre äussere Hälfte de- primirt und die Innenecke sehr stark ausgezogen, aber die Oelfnuung mit gar nicht aufgewor- fenem Rande; einen Unterschied zwischen beiden Arten finde ich nicht. Bei dem Hamster sind die Pauken verhältnissmässig klein, mässig gewölbt, nach vorn gerückt und durch die sehr zur Östeologie der Nagethiere. [211] 23 grosse, randlose Oeffnung ausgezeichnet. Bei Hesperomys Renggeri finde ich sie ansehnlich breiter noch als bei Mus, nach vorn allmählig verschmälert und ihre grosse Oeffnung nur in der obern Hälfte hoch umrandet; bei H. longicaudatus und H. orobius zieht sich ihre Innenecke in einen langen spitzen Forlsatz aus, bei H. subflavus und H. lasiurus in einen s-hr breiten Fort- satz. Bei den Hypudäen erreichen sie fast die enorme Grösse von Mesomys, drängen sich nach vorn an die Flügelbeine heran, haben aber nur eine ganz schwach umrandete Oeffnung. Von andern Familien schliessen sich die Seiurinen und Leporinen diesem Typus zunächst an. Das Felsenbein wird allgemein bei den Nagern durch das überwiegend grosse Tympanum ganz nach hinten und oben gedrängt und treibt hier das Schläfenbein und Oceiput auseinander. Bei Pedetes erreicht es die ungeheuerste Ausdehnung, in der es noch auf der obern Schädelseite dick aufschwillt, auch bei Lagotis hat es noch einen ansehnlichen Umfang, bei den übrigen ist es kleiner und ragt nur bis zur halben Schädelhöhe oder weniger hinauf und bildet gewöhnlich die breit abgestutzte Seitenkante des Schädels, wenn es überhaupt auf die äussere Form Einfluss hat. Seine Formverhältnisse characterisiren hauptsächlich die Fami- lien, minder auffallend die Galtungen, für die Arten wird es sehr schwierig überall ausreichende Eigenthümlichkeiten nachzuweisen. Zitzen- und Griffelfortsatz pflegen bei den Nagern nicht als getrennte selbständige Fortsätze vorhanden zu sein, meist ragt nur ein grosser Zacken hin- ter der Gehörblase herab, der als Processus stylomastoideus bezeichnet werden mag. Bei Lon- cheres eristatus reicht die dreiseilige concave Fläche des Felsenbeines bis an die Schläfenbein- naht hinauf und ist zwischen die Oceipitaläste und die stark aufgeworfene hintere Kante des Schläfenbeines eingeklemmt. Der Stylomastoideus bildet eine stark gekrümmte dreiseitige Kno- chenplatte. Diese ist bei L. armatus viel schwächer und zarter, dagegen ist die Fläche des Felsenbeines höher, breiter und convex. Ganz ähnlich verhält sich Mesomys, wo die schmale und lange Platte des Stylomastoidens ganz auf der hochgewölbten Paukenblase aufliegt. Bei Echinomys cayennensis steigt das schmale Felsenbein bis zur obern Schädelfläche hinauf und sendet hinter der Gehöröffnung einen deutlichen Griffelfortsatz abwärts, während hinterwärts der Stylomastoideus in der gewöhnlichen Breite steht. Nelomys antricola hat dieselben Formver- hältnisse wie Loncheres cristatus. Bei Ctenomys schwillt mit der Pauke auch das breite Fel- senbein auf und der sehr dünne Stylomastoideus drückt sich ganz in die ersten ein. Die Murinen entfernen sich nur sehr wenig in der Bildung des Felsenbeines von den Stachelratten. Bei Mus decumanus und M. tectorum liegt dasselbe ganz wie bei Loncheres, nur mit dem Unterschiede, dass es niedrig rautenförmig statt hoch dreiseitig ist. Der Griffel- zitzenfortsatz dagegen ist viel kleiner, dünner, kanlig und ganz vom Tympanum abstehend. Bei M. musculus ist das Felsenbein ganz unter das Schläfenbein herabgedrückt und sehr nied- rig vierseitig. Bei Lasiuromys ist es wieder schmäler und höher, der kleine Stylomastoideus an die Pauke dicht angelangt. Bei den Hesperomyen hat es die Form der gemeinen Ratte und der kleine Stylomastoideus wendet sich mehr gegen das Felsen- als gegen das Pauken- bein. Aehnlich verhalten sich die Hypudäen, wo der Stylomastoideus ganz flach gedrückt ist. Zwischen den grossen Gehörblasen liegen an der Unterseite des Nagerschädels stets durch bleibende Nähte getrennt und nach vorn sich verschmälernd das Grundbein und die beiden Keil- 24 [212] C. GIEBEL, Beiträge beine, nur selten ist ein tiefer Gaumenschnitt und auch die Pflugschar noch frei sichtbar. Das Grund- bein ist ein platter nach vorn stark verschmälerter Knochen, allermeist etwas länger als breit, zwi- schen den Condyli oceipilales mehr weniger tief ausgebuchtet und auf seiner untern oder äussern Fläche concav, flach, häufiger in der Mittellinie gekielt und gegen die Pauken hin verdickt. Bei Lon- cheres cristatus hat es eine ansehnliche Breite, nur eine erhabene Mittellinie und keinen ei- gentlichen Kiel, erscheint aber an den Paukenrändern wulstig verdickt, zwischen den Gelenkköpfen breit bogig ausgeschnitten. Seine Hirnfläche ist ganz eben und platt. Länge in der Mittellinie 4'/,“, hintere Breite vor den Condylis 4“, vordere Breite am Keilbeinrande 2'/,. Davon unterscheidet sich L. armatus nur durch viel geringere Verdiekung an den Seiten und tiefere Buchtung zwischen den Condylis. Länge 3'%, hintere Breite 2'/,‘, vordere Breite 1'/,'. Bei Mesomys verschwälern die ungeheuren Paukenbeine das Grundbein sehr beträchtlich, zugleich erhebt sich seine Mittellinie scharf kielarlig und der Rand zwischen den Gelenkköpfen buchtet sich tiefbogig. Länge 3'/,‘, hintere Breite 3°, vordere 1“. Echinomys cayennensis schliesst sich ganz Loncheres armatus an, Länge 3’, hintere Breite 3“, vordere 1"; Nelomys antricola dagegen durch starke Verschmälerung und ganz fehlende seitliche Verdickung enger an Meso- mys, buchtet sich aber zwischen den Condylis tiefer als bei allen vorigen, Länge nur 3°, hintere Breite 2'/“, vordere 1'/,“. Bei der Kammratte ist das Grundbein concav und von fast gleichbleibender Breite in seiner ganzen Länge. Einen erheblichen Unterschied von den Muriniformen zeigt die Basis Cranii der Mu- rinen nicht, sie hat dieselben Formverhältnisse, höchstens liegt in der merklichen Verdickung gegen das Keilbeinende hin eine allgemeine Eigenthümlichkeit. Bei M. decumanus gleicht sie der von Loncheres cristatus, nur ist sie relativ breiter und trägt einen markirten Längskiel. Bei M. teetorum ist sie ansehnlich schmäler und mit nur sehr schwachem Längskiel versehen, bei M. musculus gleicht sie bis auf die viel geringere Grösse wieder der gemeinen Ratte. Nach vorn stärker verschmälert erscheint sie bei Lasiuromys und bei L. hirsutus ganz ohne Mittelkiel, welchen L. villosus noch deutlich hat. Die Hesperomyen verhalten sich ganz wie die ächten Mäuse, bei Cricetus hebt sich der Paukenbeinrand und die Verschmälerung nach vorn tritt plötzlicher ein, der Mittelkiel redueirt sich auf eine feine Linie. Bei den Arvicolen verschmälern die grossen Gehörblasen das Grundbein noch mehr als bei Mesomys. Am auflal- landsten unter allen Nagern zeichnet sich die Basis eranii des Bibers durch ihre ungeheure Con- cavität und Pedetes durch eine runde Oeffnung in ihrer Mitte, welche meines Wissens nur bei Robben noch vorkömmt. Die Keilbeine ändern nach der. Länge, Dicke und Breite ihrer Körper sowie nach der Breite und Richtung ihrer Flügel ab und zeigen in der ganzen Reihe der Nagelhiere viel auffallendere Differenzen als das Grundbein. Bei Loncheres cristatus hat das grosse Keilbein einen sehr langen, breiten und platten Körper, dessen vordere Seitenwände mit steilen Fort- sätzen zum Palatinum aufsteigen. Der Flügel geht als sehr schmale Brücke jederseits vom Körper ab, spaltet sich dann mit einem Aste zur Pauke, mit dem andern zum äussern Zacken des Palatinums sich wendend, beide Aeste vereinigt dann der breite Flügel, welcher die Ver- bindung mit der Schläfenschuppe herstellt. Der Körper des vordern Keilbeines ist viel schmä- zur Östeologie der Nagethiere. [213] 25 ler und sein einfach durbrochener Flügel ziemlich versteckt, vom grossen Keilbeinflügel, dem Stirnbein und Oberkiefer begränzt. Bei L. armatus erscheint die ganze Keilbeinpartie zarter gebaut, die Oeffnungen in den Flügelbeinen grösser. Echinomys cayennensis zeichnet sich so- gleich durch viel geringere Breite des grossen Keilbeinkörpers aus und durch freieres Hervor- treten des kleinen. Die Flügel sind etwas breiter. Bei Nelomys wirkt auch auf die Keilbeine die Grösse der Paukenblasen gewaltig ein. Der grosse Keilbeinkörper ist gestreckt und schmal, komprimirt, ein fadenförmiger Fortsalz steigt fast senkrecht (die Schädel stets auf der Ober- seite liegend betrachtet) zum Palatinum auf, ebenso haften die Flügelbeine nur mit äusserst dün- nen Faden am Körper, während ihre Fläche nach aussen sich ansehnlich ausdehnt. Das kleine Keilbein mit seinen Flügeln erstreckt sich ganz unter die Palatina und Maxillaria, verbindet sich aber mit dem grossen durch eine starke Anschwellung. Nelomys antricola verhält sich fast wie Echinomys, Schizodon ist nur zarler in all seinen Theilen, ebenso Spalacopus. Bei den Murinen haben beide Keilbeine ziemlich dieselben Körper als bei den Sta- chelratten, im Allgemeinen aber ist deren Verbindung mit den Flügeln und mit dem Palatinum eine festere und solidere, indem die hier liegenden Oeffnungen von geringerem Umfange sind. Das ist bei Mus museulus und M. tectorum in höherem Grade der Fall als bei M. decumanus und bei Lasiuromys erscheint besonders die Verbindung dem Palatinum noch inniger. Die .Hesperomyen ähneln hierin mehr Lasiuromys als Mus und zeichnen sich allgemein durch die Breite ihrer Keilbeinkörper aus, Cricetus dagegen durch deren Schmalheit, zugleich aber durch die kräftigsten Flügelbeine. Die übrigen Schädelknochen als Pflusschaar, Riechbein, Muscheln und Gehörknöchel- chen sind ohne Zerstörung der Schädel, welche ich zu vorliegendem Zwecke nicht zu unter- nehmen wage, einer eingehenden Vergleichung nicht zu unterwerfen und wende ich mich da- her zur Betrachtung des Unterkiefers. Unterkiefer. Der Unterkiefer der Nager theilt sich allgemein sehr bestimmt in seine nach den Funk- tionen und der Lage unterschiedenen Theile. Die grösste Ausdehnung in der Länge und meist auch in der Dicke hat die Alveolarscheide der Nagzähne. Sie bildet ein vom Condylus bis zum vordersten Rande reichendes Knochenrohr, welches mit seiner vordern Verdickung den Symphysentheil des Kiefers allein darstellt, durch seine Krümmung den untern convexen Kie- ferrand einnimmt und dann von der Innenseite nach oben steigt, ohne jedoch immer über die Backzahnreihe hinaus bis zum Condylus hin verlängert zu sein. Dicke, Krümmung und Länge dieses Alveolarrohres ändern vielfach ab. Auf diesem Rohr liegt den mittlern und obern Theil des Astes bildend die Lade der Backzahnreihe, äusserlich gar nicht von dem Nagzahnrohr- ab- gesetzt oder deutlich geschieden durch Dicke sowohl als schiefe Richtung. Den hintern höch- sten und dünnsten Theil des Kieferastes bildet der stets kleine hakenförmige Kronfortsatz, der grosse über das Niveau der Backzahnreihe stels aufsteigende Gelenkfortsatz mit dem knopf- förmigen oder länglich ovalen Condylus und der absteigende Winkel für den Masseter oft mit lang ausgezogenem Winkelfortsatz. Diese drei Theile vereinigen sich zu einer an der Aussen- pi} [214] C. GIEBEL, Beiträge seite des Ladentheils gelegenen Knochenplatte. Eine ähnliche scharfe Sonderung aller Unterkie- fertheile kommt bei den Säugelhieren nirgends wieder vor und sie allein macht die grosse Ma- nichfaltigkeit der Kiefergestalt bei den Nagern möglich. Bei den Stachelratten sondern sich die einzelnen Theile stets scharf gegen einander ab. Der Symphysentheil ist kürzer als die Backzahnlade, diese schief gegen das Nagzahnrohr gerichtet, der Kronfortsatz sehr klein, der Gelenkforlsatz breit und der absteigende Ast mit lan- gem horizontalen Winkelfortsatz. Bei Loncheres cristatus ist die Kinnsymphyse nach unten verlängert und das Nagzahnrohr setzt hinter der Backzahnlade als starke Anschwellung bis un- ter den dick ovalen Condylus gleichsam als Träger desselben fort. Die Backzahnladen beider Aeste stehen parallel also schief gegen die nach der Symphyse hin convergirenden Nagzahn- röhren. Der Kronfortsatz erhebt sich schon aussen neben den beiden letzten Backzähnen als drei- seiliger Zacken und erreicht nicht die Höhe des Condylus, während der untere Winkel einen viel grössern nach hinten ausgezogenen Fortsatz bildet, dessen unterer Rand flach nach aussen vorspringt und mit zunehmender Breite bis in die Gegend des zweiten Backzahnes reicht. Fo- ramina mentalia fehlen hier wie bei den Muriniformen. 1. armatus hat einen zierlicheren, leichter gebauten Unterkiefer. Der Kronfortsatz ist niedriger und breiter. Hinter und unter dem Condy- Ius bildet der Gelenkfortsatz noch einen winkligen Vorsprung und der untere Winkel ist in einen langen Stachel ausgezogen, dessen unlerer Rand sehr breit und scharfkantig ist. Eng an diese Form schliesst sich Echinomys cayennensis mit stärker aufwärts gekrümmten Sym- physentheil, niedrigerem, nicht über die Spitze des Kronforisatzes erhöhelen Gelenkfortsatz, län- ger ovalen schmäleren Condylus, breitwinkligem Vorsprung unter demselben und sehr kurzem scharfen Dorn am untern Winkel, dessen äussere Kante sehr stark vorspringt. Mesomys spi- nosus hat einen kräftigeren Unterkiefer, dessen Gelenkfortsatz weiter nach aussen gerichtet ist, einen dicken Condylus trägt und unter demselben einen rundlichen Vorsprung hat. Das Nag- zahnrohr bildet auf der Aussenseite zwischen Kronfortsatz und Condylus eine Tuberosität. Der Dorn des untern Winkels ist nicht stärker als bei Echinomys, aber sein unterer Rand ist nach innen und aussen plaltenförmig erweitert. Nelomys antricola unterscheidet sich von unserem Echi- nomys nur durch kräftigeren Bau und etwas längern Winkelfortsatz. Bei beiden erhebt sich der kleine Coronoideus neben dem letzten Backzahn, bei Schizodon fuscus aber wieder neben den beiden letzten, bleibt aber kurz und niedrig, ohne sehr markirten Vorsprung unter dem sehr schmalen Condylus und mit sehr kurzem Winkelfortsatz. Bei Petromys hebt sich der Ge- lenkfortsatz höher und eine sehr starke Leiste läuft von ihm an der Innenseite bis zur Zahnlade hinab; sein Kronfortsatz ist ganz unbedeutend, sein Winkel aber lang ausgezogen. Ctenomys magellanieus zeichnet sich auffallend durch eine breite tiefe Mulde an der Backzahnlade aus, hat einen ganz niedrigen stumpfen Coronoideus neben dem letzten Backzahn, einen zarten und wenig über die Backzahnreihe erhöhten Gelenkfortsatz mit ganz dünnem Condylus und einen sehr langen dünnen Winkelfortsatz mit einfachem nach innen gekrümmten Unterrande. Spala- copus gleicht durch seinen kräftigen Bau mehr Nelomys und Schizodon, unterscheidet sich von beiden durch den viel stärkeren Condylus ohne unteren Vorsprung am Hinterrande und die bis an den Condylus heranreichende Nagzahnalveole. zur Östeologie der Nagethiere. 1215] 27 Dimensionen. L. cıistatus. L. armatus. Mesomys. Echinomys. Nelomys. Schizodon, Spalacopus. Petromys. Länge vom Condylusbis zum Ineisivrande I apad I KL 7044 12.2 gu 1072 gun Länge vor der Backzahnreihe 3 3 Dun 21, 3 2 3 2 Länge der Backzahnreihe 6'), 5 41), 31, 5 4 3 3 Kieferhöhe unter dem zweiten Backzahn 31, 2 3 21, 3 P) 21, 1%, Senkrechte Höhe zwischen Unterrand und Spitze des Coronoideus 7 44, 6 41, 5 4 41), 2 Dieselbe des Condylus Bon 6 h) 6 4 4 31), Entfernung der Spitze des Coronoideus von der des Winkelfortsatzes 10 ) 7a 6 7 6 6 41), Abstand beider Condyli von einander 12 &) 10 9 9 8 S 7 Der Unterkiefer der Murinen unterscheidet sich von dem der Muriniformen sewöhn- lich durch den mehr entwickelten Kronfortsatz, den schwächern Gelenkfortsatz, den breiten ab- wärs gerichteten Winkelfortsatz und die nicht über die Backzahnreihe hinausreichende Röhre des Nagzahnes. Das Foramen mentale ist vorhanden. Bei Mus decumanus ist der schmale Kronfortsatz stark nach hinten geneigt, das Ende der Nagzahnalveole bildet unter demselben an der Aussenseite eine starke Auftreibung, der Winkelfortsatz ist schwach, die Masseterfläche markirt umrandet und das Kinnloch vor dem ersten Backzahne geöffnet. M. tectorum scheint nur durch zarten Bau sich zu unterscheiden, M. musculus durch den gestreckten, nur sehr wenig aufsteigenden Gelenkforlsatz. Bei Lasiuromys villosus bildet das Ende der Nagzahnalveole ein sehr starke Tuberosität unter dem Coronoideus und dieser ist schmal, stark rückwärts gekrümmt, der Winkelfortsatz sehr breit und kurz. L. hirsulus hat nur einen etwas weniger gekrümmten Kronfortsatz. Der Unterkiefer des Hamsters ist kräftiger als der der Ratte, das Kinnloch liegt an der Aussenseite unter dem ersten Backzahn, der Kronfortsatz krümmt sich stark nach hin- ten, die Anschwellung des Alveolarendes unter ihm ist sehr schwach und der Winkelfortsatz wendet sich breit nach innen. Die Hesperomyen haben den Unterkiefer der kleinen ächten Mäuse und es gelingt nicht, für alle Arten speeifische Eigenthümlichkeiten nachzuweisen. In der Höhe des Condylus über der Zahnreihe und der Länge des Gelenkfortsatzes überhaupt scheinen beachtenswerthe Differenzen ausgeprägt zu sein. Oxymycterus zeichnet sich durch den sehr niedrigen und gestreckten Unterkiefer mit kleinem Winkelfortsatz characteristisch aus. Die Hypudäen haben den sehr kräftigen Unterkiefer von Nelomys, aber zugleich einen sehr steil aufsteigenden Gelenkfortsatz, welcher sie von allen Murinen und Muriniformen sicher unterscheidet und sie mit Euryotis verbindet. Nächstdem folgen die Myoxinen mit sehr zartem Unterkiefer. Am weitesten von dem allgemeinen Nagertypus weichen durch den Mangel eines selbständigen Coronoideus ab Cavia, Lagotis, Lagostomus, Myopotamus, wo der Winkelfort- satz desto stärker entwickelt ist, bei Pedetes ist der Kronfortsatz auf eine blosse Leiste redu- eirt, bei Castor dagegen sehr gross. Das Zahnsystem. Das Zahnsystem der hier zur Vergleichung gezogenen Gattungen und Arten habe ich bereits in meiner Odontographie (Leipzig 1853) S. 52 — 56. Tf. 20 — 24 speciell erläutert, 4 28 [211] :C. GIEBEL, Beiträge daher ich hier nur Weniges über diejenigen Schädel beibringe, welche mir bei jener Bearbei- tung nicht zu Gebote standen. Die obern Backzähne von Loncheres cristatus werden durch eine quer durchgehende Falte in zwei Hälften getheill, von welchen die vordere geradseitig mit innerer abgesetzter Ecke ist, die hintere dagegen eine gerade Vorder- und starkgebogene Hinterseite (also halboval) hat. Jede Hälfte wird wiederum durch eine von aussen eindrin- gende Schmelzfalte getheilt, welche bis an den inneren Schmelzsaum vordringt, diesen aber nicht durchbricht, mit Ausnahme der hintern Hälfte des letzten Zahnes. Bei weiterer Abnutzung ireten beide Haupthälften jeder Kaufläche durch eine Schmelzbrücke in Verbindung. Die un- tern Zähne weichen davon ab. Der erste besteht auf der Kaufläche aus einer dreiseitigen Fläche mit runder Schmelzinsel, einer mittlern schmalen queren und einer hintern V förmigen. Die drei folgenden Zähne haben je zwei von innen tief eindringende Falten und eine kurze sehr schiefe äussere, welche gegen das Ende der vordern innern gerichtet ist. Hiervon unterschei- den sich die weit abgenutzten Kauflächen ‘des L. armatus erheblich. Die obern Backzähne bestehen aus je vier queren Schmelzbändern, welche nur bei dem ersten an der Innenseite ver- bunden sind. Bei den drei hintern untern fliesst die äussere Falte mit der ersten innern zu- sammen, daher diese Zähne ein vorderes freies Schmelzband und eine hintere V förmige Figur auf ihrer Kaufläche darstellen. Bei Mesomys spinosus ist ganz abweichend von Loncheres der letzte obere Backzahn ansehnlich verkleinert, die ganze Zahnreihe kürzer, jeder Zahn mit zwei kurzen von aussen eindringenden Falten und einer noch kürzern schief von innen eindrin- genden versehen Die untern Zähne zeigen dieselbe Figur in umgekehrter Siellung. Von dem- selben Typus ist Echinomys, nur dass die innere oder bei den unlern die äussere Falte oft mit der entgegengeselzten zusammenfliesst und dann ein vorderes, in untern Zähnen hinteres Schmelzband absondert, welches aber durch weitere Abnutzung sich wieder anschliesst. Lasiuromys hat wie die Murinen nur drei Backzähne. Bei L. villosus dringen auf der Kaufläche des ersten zwei Falten von innen und alternirend zwei von aussen ein, bei den bei- den hintern zwei Falten von aussen und eine von innen. Der erste untere Backzahn hat drei innere und zwei äussere eindringende Falten, der zweite zwei innere und eine äussere, der dritte nur eine innere und eine äussere. L. hirsutus lässt sich davon nicht unterscheiden. Die ‚drei Backzähne von Oxymycterus rostellatus nehmen nach hinten ansehnlich an Grösse ab. Der erste obere hat je drei äussere und innere, der zweite je zwei seitliche durch zwei respective eine Bucht getrennte Leisten, der dritte ist ein einfacher Cylinder. So kann man den zweiten auch als den doppelten, den ersten als den dreifachen letzten bezeichnen. Ebenso verhalten sich die untern Backzähne, nur dass hier der letzte grösser und eine nieren- förmige Kaufläche hat. Bei O. megalonyx hat auch der letzte obere noch eine schwach Sför- mige Figur. Pictet zeichnet bei seinem O. hispidus schiefere Seitenbuchten als unsere Zähne haben. Von Hesperomys habe ich früher nur H. expulsus abgebildet und beschrieben, damit stimmen aber die übrigen zehn in Schädeln vorliegenden Arten so auffallend überein, dass ich an constanten Differenzen zweifeln möchte, meist ist es nur der kleinste, welcher in seinen Formen beachtenswerlhe Eigenthümlichkeiten zeigt, doch frägt es sich noch, ob auch diese nicht etwa individuelle sind. zur Östeologie der Nagethiere. [217] 29 Die Nagezähne bilden stets bei den Nagern das Segment eines Kreisbogens und zwar sind diese Kreise concentrische, so nämlich, dass der Kreis, dessen Segment die obern Nag- zähne darstellen der kleinere, eingeschriebene, der der untern Nagzähne der grössere oder um- schreibende ist. Dieser Kreis ist zwar kein mathematisch vollkommener, aber das Segment weicht so wenig von dem entsprechenden Kreissegmente ab, wenigstens bei den von mir unmittelbar zur Kreiszeichnung benutzten Zähnen, dass wir ohne Bedenken für jedes Segment den Kreis mathematisch berechnen dürfen. Ich habe nur wenigen Arten die Nagezähne ausziehen können und durch directe Messung den Kreisbogen genau bestimmt, bei den meisten andern der au- genblicklich zur Disposition stehenden Arten mögen meine Messungen bis zu °/, Linien höch- stens ungenau sein, indem ich bei ihnen die Sehnenlänge und die Stärke der Bogenkrümmung an der Aussenseite des Kiefers mass und hier die Krümmung und Länge des Zahnes nicht im- mer ganz scharf zu verfolgen ist. Aus der Länge der Sehne (S) und den weitesten Abstand S’+4H? SH — R be- ihres Bogens (H) lässt sich der Radius (R) des Kreises nach der Formel rechnen. Bei den von mir berechneten Kreisen ergibt sich der Radius des kleinsten der obern Nagzähne zu 1'/; Linie, bei Hesperomys lasiotis, der kleinste der unteren bei Hesperomys la- siurus zu 2°/, der grösste der obern bei Myopotamus coypus zu 11'/o, der untern bei Hystrix eristatus zu 22'/, Linie. In den Extremen der Bogenkrümmung der Nagzähne erscheint also der Radius des betreffenden obern Kreises um die Hälfte kleiner als der des untern Kreises. Die Grösse des Bogens schwankt innerhalb ziemlich weiter Gränzen, allermeist ist er kleiner als ein Halbkreis, bisweilen gleicht er einem Halbkreise vollkommen und nur in den seltensten Fällen beschreiben obere Nagzähne einen Bogen etwas grösser als einen Halbkreis. Ein constantes Verhältniss in der Grösse des Bogens, resp. ihrer Kreise zwischen den obern und untern Nagzähnen hat nicht Statt. Der Radius des untern Kreises pflegt um ein Drittheil länger zu sein als der des obern, aber häufig wird ein anders Verhältniss beobachtet, bis zu doppelter Grösse des untern Radius, ja bei dem Biber verhält sich der obere Radius zum un- tern wie 10: 22°/,, bei Sciurus bicolor wie 2'/,: 7*/;, bei Sciurus setosus wie 3'/;: S'/s, bei Lagi- dium Cuvieri wie 4: 10. Kleiner wird der untere Radius selten und es erscheint als Aus- nahme, wenn bei den Spalacinen der obere Radius nahezu gleichkömmt nämlich wie 9°,: 10% und 5'/s: 6°/,. Auch innerhalb derselben Familie oder unter den Arten einer Gattung lässt sich ein constantes Verhältniss beider Kreise oder ihrer Radien nicht nachweisen. Auffallend sind die specifischen Differenzen z. B. bei Oxymycterus rostellatus und O. megalonyx, dort stehen die Radien wie 1'/: 4'/,, hier wie 2: 4'/;, und ähnliche Schwankungen bieten die Verhältnisse bei den Arten der Gattung Sciurus. Ueberall aber wo ich verschiedene Arten derselben Gat- tung prüfte, fand ich doch nur äusserst selten bei zweien dasselbe Verhältniss und zwar fällt die Veränderung stets auf die Oeffnung des untern Bogens, während der obere häufig keine speecifi- schen Schwankungen bietet. Nur bei den sehr nah verwandten Hesperomyenarten wurde spe- eifische Identität mehrfach beobachtet, und sie wird bei den Murinen wohl überhaupt häufig sein; ein Wink bei der Unterscheidung ibrer Arten mit der grössten Vorsicht zu Werke zu 4* 30 [218] C. GıizeseEı, Beiträge zu gehen. Dagegen kömmt bei völlig verschiedenen Gattungen bisweilen genau dasselbe Grössen- verhältniss vor: so hat bei Echinomys cayennensis und Loncheres armatus der obere Radius 3, der untere 4”/, Linie Länge und in beiden Fällen sind die Bogensegmente von gleicher Grösse. Man könnte die Bögen der Nagzähne sämmtlicher Arten, Gattungen, Familien gra- phisch darstellen, indem man ihre Kreise um einen Mittelpunkt legte und die Abschnitte daran bezeichnete. Indess würde eine solche Figur den Gegenstsnd nicht weiter aufklären. Auch damit würde nicht viel gewonnen sein, wenn man für jede Gattung, jede Familie und die ganze Ordnung der Nager ein bestimmtes Normalmass berechnete und die Differenzen innerhalb derselben Gruppe von diesem Normalmass angäbe, weil die Schwankungen zuweilen sehr auf- fallende sind. Für Sciurus z. B. misst der Radius nach den neun von mir gemessenen Ar- ten für den Kreis der obern Zähne nicht genau 3°; Linien , für den Kreis der untern 6°, Li- nien. Nehmen wir zu diesen Normalradien noch die von Tamias und Arctomys hinzu: so er- halten wir aus dieser beschränkten Messung für die Familie der Sciurinen den Kreis der obern Nagzähne mit einem Radius von 4,2, den der untern mit 7,18 Linien. Und in gleicher Be- rechnung stellt sich für die ganze Ordung der Nager der Radius des Bogens der obern Nag- zähne normal auf 3,68, der der untern auf 6,73 Linien, also nahezu auf die doppelte Grösse. Ausser der Grösse des Kreises variirt aber auch die Grösse der Kreisabschnilte und wir wür- den auch für diese noch die normale Grösse berechnen müssen. Wir wollten indess die mathematische Betrachtung des Nagzahnbogens hier nur an- deuten und theilen zur weiteren Ausführung unsere hie und da der Berichtigung nöthigen Mes- sungen der Zähne mit, mit S die direct gemesene Länge der Sehne, mit H den grössten Ab- stand des Bogens von derselben und mit R den nach der oben angegebenen Formel aus beiden Messungen berechneten Radius bezeichnen. Mit Hülfe dieser drei Zahlen ist es möglich jeden Zahn nach Grösse und Krümmung sofort zu zeichnen. Bei allen Messungen ist der convexe Rand der Zähne genommen worden. Vielleicht gewährt diese Tabelle bei Bestimmung isolirt vorkommender fossiler Nagzähne unter gleichzeitiger Berücksichtigung ihrer Formen einigen Anhalt. Obere Nagzähne Untere Nagzähne >) H R Ss H R Lepus timidus juv.. . 8 — 3 — 4; 12 — 21, — 89/50 Cavia cobaya. . . . 8 — 4 —4 16 —4 — 10 Hydrochoerus capybara 24 — 10 — 12'/, 33 —9 — 19°, Coelogenys paca. . . 18 — 8 — 71, 33 — 14 — 16°), Dasyprocta aguti. . . 14 — 8 — Ti; 26 — 8 — 14% Hystrix eristatus. . . 18 — 10 — 91/50 42 — 15 — 221), Myopotamus coypus. . 22 — 10 — 111/50 30 — 12 — 153), Echinomys cayennensis 6— 3 —3 I— 3 — 4% Mesomys spinosus 6— 3 —3 11 — 53 — 5%, Loncheres eristatus . Se 14 — 4 — 8, imando Dodo be I— 3 — 41, Petromys typicus 4'127 2 7— 2— 46 Schizodon fuscus . 6— 3 —3 10 — 3 — 5% zur Osteologie der Nagethiere. Spalacopus Poeppigi Nelomys antricola Lagostomustrichodaetylus 21 — Lagidium Cuvieri Bathyergus suillus Georychus hottentottus . Geomys bursarius. Hesperomys expulsus „ Renggeri longieaudatus lasiurus . lasiotis orobius arvieuloides . subflavus elurus anlae . Oxymycterus rostellatus. megalonyx . Mus decumanus . tectorum museulus vittatus . barbarus Lasiuromys villosus. hispidus.. Cricetus frumentarius Hydromys chrysogaster Meriones africanus . Pedetes caffer Arvicola arvalis . , amphibius . noveboracensis. Fiber zibethieus . Castor fiber Eliomys nitla . . . Graphiurus capensis Otomys bisulcatus . unisulcatus. Arctomys marmotta Hoodi Branklmi ../adrur? Tamias Listeri . Sciurus bicolor . Obere Nagzähne > H R I— 4 — 4!) ee 31, — 3); Ss —107% s— 4—4 186.6 — 937, 10 — 4 — 54 8s— 5 — 21, 3— 2 — 1, 3, —# 12° — 4), 320 15 4— 2 —2 2, — 1, — 11], 4— 2 —2 s- 2-1, 4 — 3 — 21, 3, ,2/—ult), 3— 2 — 1!) dı — 2, — 2 Br ge Won 4— 2 — 2 3 — 11, — 1/2 5 eldla = le 4— 2 —2 5 — 3 — 21, 2 2 24 sSs— 4—4 s— 4—4 BEA tls 19° Wr 70) 4— 2 —2 4— 2 —2 4— 2 — 2 I— 4 — 41), 20 — 10 — 10 Am lie magätle 4— 2 —2 4, — 2") — 21, a 2 15 — 9 — 75%, a IR: s—- 4—4 6— 3—3 8— 5 — 21), [219] 31 Untere Nagzähne S 12 10 24 16 21 13 14 6 = e a vw 9 X Dr. 9 sun © a © 10 42 H | | - BDO Du nm oO wa p.08 ww a wu wo =. D SU» R 74, 5% 15 10 105; 6%, 74fıa 3Y, 31 3, 32 [220] C. GIEBEL, Beiträge Obere Nagezähne Untere Nagezähne Ss H R Ss H R Seiurus capistratus . I— 6 — 4°, 1 —- 8— 7 rufiventris . I— 4 — 41h, 12 — 5 — 640 niger. 7— 4 — 31, 11 — 4— 6’, Plantani 7— 4 — 31, 10 — 3 — 52, insignis . Tu Mg ale 12, a hd, auriventris . 9 — 4, — 41), 14 — 5 — 7% setosus . 6— 4 — 31, 14 — 4 — Si, gambianus . 5 — .3,— 21, 1 — 3 — 5i/, Die Halswirbel. Im Bau der Halswirbel stimmen die Muriniformen mit den ächten Murinen vielmehr überein als die Vergleichung der Schädel ergeben hat. Als allgemeiner Unterschied lässt sich nur anführen, dass bei den Stachelratten die Bögen schmäler, bei den Mäusen länger sind, ihre geringe Convexität, die Verkümmerung der Dornfortsätze, Richtung und Stärke der Querfort- sätze und die Form der Wirbelkörper ist im Wesentlichen bei beiden Familien dieselbe. Der Atlas ist der breiteste und kräftigste aller Halswirbel. Bei Loncheres cristatus stellt er einen quer ovalen Knochenring vor, dessen Körper nur halb so breit (von hinten nach vorn) als der Bogen ist, in der Mittellinie aber einen stärkeren Höcker als Andeutung eines Processus spinosus trägt als dieser. Die weiten Gelenkflächen der Condyli occipitales ziehen sich an den Zahnfortsatz des Epistropheus herab, oben an der Basis des Bogens sind sie durch einen Vorsprung nach innen begränzt. Die Flügel erscheinen von oben betrachtet als dreisei- tige Anhänge, steigen aber mit dem hintern Rande vor der Epistropheusgelenkfläche herab bis an den Unterrand des Körpers. Die absteigende Platte ist an ihrer Basis perforirt. Ausser durch den zarteren Bau unterscheidet sich der Allas des L. armatus sogleich durch einen wirk- lichen senkrechten untern Processus spinosus, durch einen viel kleineren Höcker auf der Bo- genmitte, durch relativ kürzere und abgerundete Flügel, deren Hinterrand sich nur sanft ab- wärts neigt und nicht perforirt is. Bei Mesomys spinosus ist der Atlas wiederum schwächer, hat einen deutlichen untern Dornzacken, gar keinen Höcker auf der Bogenmitte und sehr schmale Flügel mit ganz abwärts steigendem Hinterrande, der Bogen ist vorn über dem Flügel perfo- rirt, der Flügel nicht. Echinomys cayennensis hat wieder einen kleinen Höcker auf der Bo- genmitte zugleich aber auch einen wirklichen untern Dornfortsatz, kürzere als alle vorigen und gerundete Flügel und die Bogenperforation von Mesomys. Diesem Typus schliesst sich eng die Gattung Mus an durch ihren untern Dornforlsatz, die auffallend kurzen Flügel und die Perfo- ration des Bogens, aber die Flügel sind von sehr ansehnlicher Dicke. Bei Lasiuromys ist der untere und obere Höcker von gleicher Stärke, die Flügel fast nur Leisten und der Bogen vorn und hinten am Flügelgrunde perforirt. Der Epistropheus ist der schmälste aller Halswirbel, aber zugleich länger als alle folgenden. Bei Loncheres cristatus hat er im Bogen dieselbe Länge wie der Atlas, sein Dorn ist ein starker, dreiseiliger, nach hinten geneigter Fortsatz mit verdickter stumpfer Spitze. Der zur Osteologie der Nagethiere. [221] 33 Querfortsatz gleicht bei seiner Kürze und weiten Perforation mehr einem Knochenringe. Die Gelenkflächen für den Atlas sind breit und platt, der Körper an der untern Seite längs der Mitte stark verdickt, der Zahnfortsatz kurz und stark. Bei L. armatus erscheint der Dorn nie- driger, stärker nach hinten geneigt, die Querfortsätze etwas ausgezogen und ganz nach hinten gewandt. Der Epistropheus von Mesomys ist ansehnlich kürzer, sein Dorn viel niedriger, seine Unterseite längs der Mitte gekielt, nach hinten stärker verdickt als vorige. Bei Echinomys cayennensis reicht der hohe Dorn nach hinten über den dritten Halswirbel ganz hinweg, auch der hintere Bogenrand legt sich ganz auf den folgenden auf, der Querfortsatz ist sehr klein, die Unterseite des Körpers ungemein stark gekiel. Bei den Murinen ist im Allgemeinen der Dorn höher und noch stärker. Lasiuromys weicht auffallend ab durch seinen senkrechten stumpfen Dorn und die fast flache Unterseite des Körpers. Im dritten und vierten Halswirbel der Stachelratten steigert sich die Breite und erreicht im fünften ihr Maximum, wenigstens ist bis zum siebenten eine weitere Zunahme nicht messbar. Die Bögen sind merklich kürzer als die Körper und daher durch breite Lücken von einander getrennt. Bei Loncheres cristatus erscheinen die Bögen etwas gewölbt, haben am dritten und vierten keine Andeutung eines Dornes, auf dem fünften eine verdickte Mittel- linie und auf den letzten beiden einen kleinen höckerartigen Dornfortsatz. Die breiten Gelenk- fortsätze richten ihre ebenen Gelenkflächen schief nach innen. Die Querfortsätze sind bis zum sechsten an der Basis perforirt, nehmen bis zum fünften an Länge und Breite zu, neigen sich gleichzeitig weniger abwärts und weniger nach hinten, die letzten haben fast gleiche Länge und stehen ziemlich rechtwinklig ab, ihr Ende verdickt sich. Am vierten und fünften bildet sich ein winkliger Vorsprung, der am sechsten zu einem grossen beilförmigen Fortsatze er- weitert ist, am siebenten aber wieder spurlos fehlt. Die Körper werden vom dritten an auf der Unterseite allmählig flacher, wie es scheint in gleichem Grade kürzer und breiter. Bei L. armatus sind die Bögen ganz flach, erst auf dem siebenten erhebt sich ein unbedeutender Höcker als Anfang eines Dornfortsatzes, die Querfortsätze sind von Anfang her weniger ab- wärts geneigt, der Beilfortsatz im vierten und fünften mehr leistenartig am sechsten relativ grösser als bei voriger Art. Von beiden Arten unterscheidet sich Mesomys spinosus haupt- sächlich durch zartere, schwach gewölbte Bögen, durch sehr dünne stielförmige Querfortsätze, welche bis zum sechsten allmählig weniger nach hinten gerichtet sind, kaum am fünften eine schwache Andeutung des Beilfortsatzes haben, am sechsten aber ist derselbe relativ kleiner als vorhin, die Unterseite der Körper ist an allen Wirbeln stärker convex. Bei Echinomys cayennensis sind die Bögen durchweg breiter von vorn nach hinten, den Murinen ähnlicher, der dritte schon trägt einen kleinen Höcker, der vierte und fünfte eine Dornenleiste. Die Quer- fortsätze ähneln in Stärke und Richtung denen von Loncheres armatus, aber am vierten und fünften zeigt sich der Beilfortsatz schon als starke Leiste, am sechsten ist derselbe schmäler als bei allen vorigen, die Unterseite der Körper wie bei Loncheres. Unter den Murinen schliesst sich Mus selbst ziemlich eng an die Stachelratten an, während Cricetus kräftigere Wirbel hat, welche schon vom dritten an ihre ganze Breite haben und sämmtlich Dornen tragen. Allgemein fehlt die Leiste am vierten und fünften Querfortsatze, 34 [222] C. GieBEL, Beiträge der sehr grosse Beilfortsatz des sechsten tritt vielmehr plötzlich hervor. Lasiuromys hat zar- tiere Bögen als alle mir bekannten Murinen, nur schmale Bänder, auf dem siebenten allein ein kleines Spitzchen. Die Querfortsätze sind sämmllich nach hinten gerichtet bis zum sechsten; der plötzlich an diesem hervortretende Beilfortsatz zart. Die Körper sind sämmtlich an der Un- terseite wie hei den kleinen Mäusen breit und flach. Dimensionen der Halswirbel. L. cristatus. L, armatus. Mesomys. Echinomys. Lasiuromys. Länge der Halswirbel an der Unterseite Ran gu zu Welt Ann Grösste Breite des Atlas in den Flügeln 61, 51), UıES 4 Dieselbe des dritten in den Gelenkfortsätzen 4 3 3 3 21, Dieselbe des sechsten 41/, 31/, 31, 31a 21/, Breite des sechsten in den Querfortsätzen 51/, 41), 41, 41, 31, Länge des Epistropheuskörpers 3 2 2 2 2b Länge des sechsten Körpers 11, 1), 1 115 Y Die Brustwirbel. Die Zahl der Brustwirbel schwankt bei den Muriniformen zwischen 9 und 10, letztere Anzahl haben Loncheres, Mesomys, Habrocoma, Capromys, Myopotamus, erstere Echinomys und Spalacopus. Nach Pictets Abbildung von Echinomys cayennensis sind 10 Brustwirbel, in der Dorsolumbalreihe überhaupt 21 Wirbel vorhanden, also 2 Wirbel mehr als an unserem Skelet, aber in der Beschreibung gibt Pictet selbst nur 12 rippentragende und 7 rippenlose Wirbel also 19 an und wir müssen daher annehmen, dass der Zeichner zwei Wirbel zu viel und den dia- phragmatischen um einen zu weit nach hinten gerückt hat. Darauf hin habe ich in meiner Bear- beitung der Säugethiere S. 492 auch den diaphragmatischen Wirbel falsch bestimmt. Bei den Murinen stellt sich nach den mir zu Gebote stehenden Skeleten die Zahl der Brustwirbel allge- mein auf 9 wie bei Echinomys, nach den freilich unzuverlässigen Abbildungen kommen eben- falls bisweilen 10 vor. Von oben betrachtet erscheint es für beide Familien characteristisch, dass die Breite des letzten Halswirbels auf den ersten Brustwirbel übergeht, die folgenden aber sich plötzlich verschmälern und erst weiter hin wieder eine allmählige Verbreiterung eintritt. Stets hat der erste Brustwirbel einen verkümmerten Dornfortsatz, der zweite den höchsten und stärksten un- ter allen, der zugleich noch auf seinem verdickten und gespaltenen Ende ein dreiseitiges py- ramidales Knöchelchen trägt. Die folgenden Dornen neigen sich allmählig mehr nach hinten unter gleichmässiger Verkürzung und Breitenzunahme. In gleichem Grade werden auch die Bögen in der Richtung von vorn nach hinten breiter, die Querfortsätze kürzer und breiter, Ge- lenkfortsätze kommen nur an den ersten und letzten beiden vor. Die Körper pflegen an der Unterseite bei den Muriniformen dachförmig comprimirt, bei den Murinen mehr gerundet, halb- eylindrisch zu sein. Bei Loncheres cristatus ist der erste Rückenwirbel nur durch seinen kürzern dicke- ren Querfortsatz und die Rippengelenkung vom siebenten Halswirbel unterschieden. Am zwei- zur Östeologie der Nagethiere. [223] 35 ten fehlen die hintern Gelenkfortsätze schon völlig, die Gelenkflächen liegen unmittelbar auf dem Bogen auf. Dieser trägt einen senkrechten hohen Dorn von gleichbleibender Dicke und auf dessen verdicktem Ende einen halb so hohen pyramidenförmigen Knochen. Die folgenden Dornen sind sämmllich völlig comprimirt, der dritte kürzer als der vierte, von diesem an ver- kürzen sie sich allmählig, nehmen aber auch schnell an Breite zu, so dass der letzte ebenso hoch als breit ist. Ihre Neigung nach hinten ist eine schr geringe. Die nach vorn gerich- teten Querfortsätze sind anfangs sehr dick, verkürzen sich nach hinten allmählig und sobald die Rippen tiefer herabrücken, werden die Querfortsätze ganz kurz und es lösen sich oberhalb mehr und mehr die Processus obliqui ab als kurze breite Knochenplatten, deutlich erst an den drei letzten. Die Wirbelkörper sind gestreckt und sehr stark comprimirt. Bei L. armatus sind die Dornen im Allgemeinen zarter, die Spitze des zweiten höchsten viel breiter mit kürzerem Aufsatz, die schiefen Fortsätze der drei letzten nach vorn und hinten stachelarlis ausgezogen und die Wirbelkörper relativ dicker. Bei Mesomys fallen die dünnen Dornfortsätze ohne an Breite zuzunehmen allmählig ganz nach hinten, erst die letzten beiden richten sich wieder et- was auf und sind breiter. Die Querfortsätze dagegen gehen mehr rechtwinklig ab, nur die hin- tern schwach nach vorn geneigt, auch sind sie sämmtlich flacher. Die kurzen Körper erschei- nen nach hinten immer stärker comprimirt. Echinomys cayennensis nähert sich zumeist Lon- cheres armatus, seine Dornen sind hoch und breit, aber stärker nach hinten geneigt, die Kör- per viel breiter als bei Mesomys. Bei den Murinen pflegen die Dornfortsätze sich ebenso wie bei Echinomys zu verhalten, nur dass sie kräftiger sind, die Querfortsätze sind ziemlich lang, die Wirbelkörper zwar comprimirt, aber in der Mittellinie gerundet, nicht gekantet. Unser La- siuromys zeichnet sich durch grosse Zartheit aus, durch sehr kurze Dornen, relativ breite Quer- fortsätze und stark gerundete Wirbelkörper. Die Länge der Brustwirbelreihe beträgt auf der obern Seite gemessen bei Loncheres eristatus 24°, bei L. armatus 16°, bei Mesomys spinosus 14‘, bei Echinomys myosurus eben- falls 14°, bei Lasiuromys 8°. Der diaphragmatische Wirbel. Als diaphragmatischen Wirbel betrachte ich denjenigen, in welchem der Gegensatz von Brust- und Lendengegend, von vorn und hinten des Rumpfskeletes aufgehoben ist, und der also selbst die natürliche Gränze zwischen Brust- und Lendenwirbeln bezeichnet. Die Unter- scheidung beider Gegenden nach der An- und Abwesenheit der Rippen, welche allgemein be- folgt wird, ist eine rein willkürliche und zufällige, da einmal die Zahl der falschen Rippen ganz individuell schwankt, selbst an Lendenwirbeln, überhaupt in jeder Gegend der Wirbel- säule auch bei Säugethieren noch rudimentäre Rippen auftreten und die letzten falschen Rippen gar keinen Einfluss auf die Form und Bildung der Wirbel selbst ausüben, sondern ihnen bloss äusserlich und oberflächlich anhaften. Hier mit dem diaphragmatischen Wirbel und dem ihm anliegenden letzten Brust- und ersten Lendwirbel beginnt im embryonalen Leben die Bildung der Wirbelsäule, an der Stelle also, wo für das ganze Leben der Gegensatz aufgehoben ist. Alle Gegensätze und Differenzen überhaupt fehlen ja in den früheren Stufen der körperlichen J 36 [224] C. GıEBEL, Beiträge Ausbildung und dieses Gesetz der genetischen Differenzirung beherrscht nicht bloss die Ent- wieklung des Individuums und der Art, es gilt für die heutige Entwicklungsreihe des ganzen Thierreiches und zugleich auch für die zeitliche oder geologische Entwicklung des thierischen Organismus. Der diaphragmatische Wirbel ist um so ausgezeichneter entwickelt, je greller der Gegensatz in der Dorsolumbalwirbelreihe hervortritt, je grössere Differenzen in ihm aufgeho- ben sind. Dann genügt schon ein Blick auf die Neigung der Dornfortsätze, um den Gränz- wirbel zu erkennen. Allein die Neigung der Dornfortsätze hat noch einen andern Zweck als bloss den der Gegensätzlichkeit überhaupt und wir finden sie daher bisweilen in abweichender, eigenthümlicher Stellung, welche den diaphragmatischen Wirbel nicht mehr erkennen lässt, ob- wohl dessen übrige Formverhältnisse seine selbständige Ausbildung noch ganz sicher verrathen. Mit der blossen Antiklinie, wie Burmeister die Gegensätzlichkeit der Dornfortsätze nennt, ist daher das Wesen des diaphragmatischen Wirbels noch nicht characterisirt, da er auch unab- hängig und ohne diese Antiklinie sich entwickelt*). Ueber sein Verhalten in den verschiede- *) Es hat sich über die Erkenntniss des diaphragmatischen Wirbels ein Prioritätsstreit erhoben, des- sen Sachverhalt ich hier um weitern Missverständnissen zu begegnen kurz darlege. Als ich im Jahre 1842 meine ersten osteologischen Studien auf dem hiesigen Meckelschen Museum machte, theilte mir der Inspector des- selben, Hr. Dr. Münter, welcher mir seit jener Zeit die Benutzung dieser schönen Sammlung in jeder ihm mög- liehen Weise erleichtert, seine Entdeckung des gewölbartigen Baues der Wirbelsäule bei vierfüssigen Thieren mit, welche dieselben befähigt schwere Lasten zu tragen und sie zugleich von aufrecht gehenden 'Thieren, vom Men- schen insbesondere unterscheidet. Im Sommersemester 1843 besuchte ich die Vorlesung über Säugethiere bei Hrn. Prof. Burmeister und wies derselbe seine Zuhörer bei der Erläuterung des Skeletes auf die Neigung der Brust- und Lendendornen gegen einander hin. Im Jahre 1846 erschien dessen Monographie der Gattung Felis in Ersch und Grubers Eneyclopädie, worin er diese Neigung der Dornen die Antiklinie und den Wirbel mit senkreehtem Dornfortsatz den antiklinischen nennt. Nun publieirte auch Hr. Dr. Münter seinen Unterschied der menschlichen Wirbelsäule von der der vierfüssigen und der Meeressäugethiere in Ziemanns Inauguraldisser- tation: Comparatio columnae vertebralis hominis cum eadem parte sceleti mammalium et terrestrium et mariti- morum. (Halae 1948. 8°.) Ich nahm die Antiklinie in meinen allgemeinen sowohl als speciell osteologischen Arbeiten meist sie als Gegensätzlichkeit verallgemeinernd auf. Erst im Jahre 1852, als ich die Osteologie der Säugethiere Behufs meines Säugethierwerkes einer erneuten aufmerksamen Prüfung unterzog, erkannte ich, dass die Neigung der Dornfortsätze nur ein wesentlicher aber nicht constanter und nicht ausschliesslicher Character der Gegensätzlichkeit der Brust- und Lendenwirbel sei, dass vielmehr in einem bestimmten Wirbel dieser ganze Gegensatz aufgehoben und “derselbe ebendeshalb die natürliche Gränze zwischen Brust- und Lendengegend an- zeige. Ich nenne diesen Wirbel, der weder der Brust- noch der Lendengegend angehört, seitdem den diaphrag- matischen. Als ich diese neue Gliederung der Dorsolumbargegend dem hiesigen Naturwissenschaftlichen Ver- eine (Zeitschrift f. die gesammten Naturwiss. 1853. I. 261.) vortrug und gleichzeitig in meinem Werke über die Säugethiere durchführte, beschwerte sich Hr. Dr. Münter privatim gegen einzelne Mitglieder des Vereines, dass das Verdienst den diaphragmatischen Wirbel entdeckt zu haben ihm gehöre und Hr. Prof. Burmeister nahm in einem Vortrage der hiesigen naturforschenden Gesellschaft (Abhandl. der Naturf. Gesellsch. in Halle 1853. T.) für Hrn. Dr. Münter unter Aufrechterhaltung der von ihm selbst eingeführten Antiklinie für denselben das Prio- ritätsrecht in Anspruch. Ich theilte hierauf den eben dargelegten Sachverhalt nochmals dem Naturwissenschaft- lichen Vereine (Zeitschr. £. d. ges. Naturwiss. 1953. IL. 198 und specieller in: Hallische Zeitung 1853. August zur Osteologie der Nagethiere. [225] 37 nen Säugethiergruppen auf meine allgemeine Darstellung der Säugethiere verweisend, bemerke ich-hier nur, dass bei den Nagern wie bei allen höhern Säugethieren der diaphragmatische Wirbel sehr vollkommen ausgebildet ist. Seine Lage zu bestimmen, die natürliche Anzahl der Brust- und Lendenwirbel genau zu ermitteln, ist nach Abbildungen nicht möglich, da dieselben in dieser Beziehung sehr ungenau sind. Jch habe früher (Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. 1854. 111. 466) darauf aufmerksam gemacht, dass in A. Wagner’s Abbildung von Spalacopus der dia- phragmatische Wirbel um 2 Wirbel aus seiner natürlichen Lage verrückt ist, auch oben schon den Irrlhum in Pictets Abbildung von Echinomys berichtet und lasse nunmehr eine Uebersicht der von mir auf den diaphragmatischen Wirbel geprüften Nagerarten folgen, um andere Beob- achter in Stand zu selzen, die auf blossen Zeichnungen beruhenden Zahlenangaben zu berich- tigen; die Arten, von welchen mir vollständige Skelete zu Gebote stehen, deren Zählung also genau und zuverlässig ist, sind mit einem Sternchen * bezeichnet: Zahl der Diaphragm. Zahl der Summe der Rippentragende Tuppenlose Brustwirbel Wirbel Lendenwirbel Dorsolumbalw. Wirbel Wirbel *Lepus timidus L 5 > e 3 10 + 1 + OB 20 2 Wer + 8 *Lepus cunieulu L . : ! b 0 + 1-4 IE 207 = 12 8 *Cavia cobaya Megr . 5 - 5 9I+ 1+ — 1922 —28 + 6 Dolichotis patagonica Wen . 2 : —_ — . = Is — ze + 7 * Hydrochoerus capybara Erxl B ö 10 + 1 + SE — 17 7 =’ 13 + 6 *Coelogenys paca Rengg - h - 2 + 1 + 2 19 Zur + 5 * Dasyprosta aguti Desm ß b 5 0 + 1 + SE — 107 Zwer]s + 6 *Cercolabes prehensilis Brdt . ß n 12 + 1 + 7 20m — lb + 4 *Hystrix eristata L . 5 E 5 10, 7,6010 SEE 19 = 14(—15) + 5(—4) Hystrix javanica Cuv & . e — — = St Der ni Atherura faseieulata Sch F z E _e —_ = iz 21 A 16 a 5 Anomalurus Fraaseri Wath . $ E — _ — = 22 — 13 + fi) * Myopotamus coypus Geofir 5 5 9 + 1 + Su 19 = 15 + 6 Capromys pilorides Wath ? . : : NO E27 237 72 6 er; *Echinomys cayennensis Desm 2 ; 9 + 1 + Ve 19, —MH3 Babe *Mesomys spinosus Burm . : & 109 + 1 + De — 1a —eee 12 + 7 *Habrocoma Bennetti Wath . . > Na Ze la SZ Do —er16 + 6 Aulacodus Swinderanus Tem ? R & 11 + 1 + 7 = 19 = 13 Zi “6 24. Nov. 196. Beilage) mit, und bewies, dass ich in meinem ersten Vortrage keines Andern Verdienste mir an- geeignet hatte. Da bis heute beide Herren die Brust- und Lendenwirbel nur nach der An- und Abwesenheit der Rippen zählen und unterscheiden, ich dagegen nach dem ein anderes Zahlenverhältniss ergebenden diaphrag- matischen Wirbel: so wird jeder Unbefangene beurtheilen können, ob und in wie weit ich mir damit fremdes Eigenthum angemasst habe. In seinem neuesten Prachtwerke: Erläuterungen zur Fauna Brasiliens (Berlin 1856) S. 11 characterisirt Hr. Prof. Burmeister den antiklinischen Wirbel schärfer als früher, ohne denselben zur Gränze der Brust- und Lendengegend zu machen und schreibt der Antiklinie eine höhere Wichtigkeit zu als der an- derwärts vorgeschlagenen Längen — Zu- und Abnahme der Wirbelkörper. Dieses „anderwärts“ bezieht sich auf meine Auffassung, welche doch aber yon vornherein auf die völlige Eigenthümlichkeit des Wirbels gegen einen einseitigen Character sich stützte. 38 1226] * Loncheres eristatus Wath *Loncheres armatus Wagn * Spalacopus Poeppigi Wagl *Lagidium pallipes Wagn Chinchilla lanigera Benn *Spalax Typhlus Pall *Georychus capensis Wiegsm Heliophobius argenteoceinereus Pet Ellobius talpinus Fisch *Geomys bursarius Richds Acomys spinosissimus Pet *Mus decumanus L *Mus rattus L * Mus musculus L Mus abyssinicus Rüpp Mus fallax Pet Mus microdon Pet Mus arborarius Pet Mus minimus Pet Steatomys Krebsi Pet . Saceostomus fuscus Pet * Öricetus frumentarius Pall Meriones afriecanus Gieb Meriones obesus Gieb ? *Dipus sagitta Schreb Alactaga jaculus Brdt Macrocolus halticus Wgn Pedetes caffer Ill Myodes lemmus Pall Myodes lagurus Pall Arvicola rutilus Desm Arvicola amphibius Desm Arvicola ratticeps Blas Arvicola alpinus Gieb Arvicola arvalis Lgch Arvicola alliarius Less Arvicola oeconomus Desm Arvicola socialis Desm Arvicola gregalis Desm *(Castor fiber L *Glis vulgaris Klein Graphiurus murinus Gieb *Sciurus vulgaris L *Seiurus capistratus Bose C. GIEBEL, Beiträge Zahl der Brustwirbel 10 10 ) 10 10 10 10 Diaphragm. Wirbel ++t++++H+ +++ + ++ +++++ Lendenwirbel +++4++++ + +++ ++ +++++ Zahl Jer 10 10 90 so © Dorsolumbalw. I I I I Summe der 21 2] 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 20 19 18 19 19 19 19 19 19 19 19 21 19 18 20 19 19 19 19 19 19 20 13 19 19 19 19 19 19 Rippentragende I II l l I l I I I I l Wirbel 14 14 12 112 13 13 13 12 13 12 13 13 13 13 12 12 13 12 13 13 13 13 12 12 13) Rippenlose a Be re un a ern a Eee a Wirbel No oa nn 9 oa a 2 939 9 9 DD NIS © zur Östeologie der Nagethiere. 1227] 39 Zahl der Diaphragm. Zahl der Summe der Rippentrsgende Rippenlose Brustwirbel Wirbel Lendenwirbel Dorsolumbalw. Wirbel Wirbel * Arctomys marmotta L N e s I + 1 + Im 1ER 12 + 7 *Spermophilus eitillus Blas . R h 9I+ 1 + ) — 19 — 12 + 7 Pteromys petaurista Cuv & - : 9I+ 1 + Oeae — 197 — 12 + 7 Unter unseren Stachelratten ist bei Loncheres cristatus der diaphragmatische Wirbel an seinem vordern Ende Brust-, an seinem hintern durch die Entwicklung wirklicher Gelenk- fortsätze dagegen Lendenwirbel. Sein senkrechter Dornfortsatz bildet eine kleine stumpf drei- seitige Knochenplaltte; an der Seite steht eine breite Platte mit buchtigem Rande, welche sich schon am ersten Lendenwirbel in die Processus obliqui auflöst, am letzten Brustwirbel aber noch viel kleiner ist und keine Andeulung ihrer bald folgenden Theilung zeigt. Die Gelenk- fläche für das Rippenhöckerchen liegt auf einem kleinen Vorsprunge. Der Wirbelkörper zeich- net sich an der Unterseite von seinen Nachbaren nicht augenfällig aus. Bei L. armatus trägt der diaphragmatische Wirbel eine vierseitige Knochenplatte als Dorn und seine Seitenplatte geht schon in einen vordern und hintern Fortsatz auseinander. Abweichend von beiden ist der Dorn- fortsatz bei Mesomys spinosus schmäler und höher, fast den letzten Brust- und ersten Lenden- dorn überragend, welche beide stark gegen ihn geneigt sind. Seine Seitenplatte ist sehr breit und ihre Ecken als schiefe Fortsälze nach vorn und hinten ausgezogen. Der Körper ist in der Mittellinie gekantet. Aehnlich verhält sich Echinomys cayennensis, wo sich die schmale Spitze des Dornes sogar gegen das Ende des letzten Brustdornes vorwärts biegt und der hintere Bo- genrand ganz auf den ersten Lendenwirbel zieht. Die schiefen Forlsätze sind schmäler und gestreckter als bei Mesomys und der breitere Körper mit scharier Mittelleiste versehen. La- siuromys hirsutus hat den dreiseitigen niedrigen Dorn von Loncheres cristalus, die schiefen Fort- sätze sind nur in einer diagonalen Seitenkante angedeutet, der Wirbelkörper an der Unterseite flach. Diese Abplattung ist gewöhnlich bei den Murinen, dagegen die seitliche Leiste für die schiefen Fortsätze allermeist stärker und grösser. Die Lendenwirbel. Von dem Diaphragmatischen an nehmen die Lendenwirbel bei allen Nagern an Länge und Dicke bis zum Kreuzbein meist ansehnlich zu und in gleichem Grade steigert sich die Ent- wicklung ihrer Fortsätze. Die Dornen und Querfortsätze sind stark nach vorn gerichtet, letz- tere zugleich sehr abwärts. Bei Loncheres cristatus zeichnen sich die Dornfortsätze durch ihre sehr geringe Höhe, durch ansehnliche Breite mit gerade abgestutztem Ende und starke Neigung nach vorn aus. Ihr hinterer Rand läuft in hohe Leisten auf den rechten und linken Gelenk- fortsatz aus und diese nehmen den nachfolgenden Dorn zwischen sich. Erst die letzten drei erhe- ben sich steiler und werden ansehnlich höher. Die Gelenkfortsätze haben ansehnliche Dicke und Länge und ihre Gelenkflächen stehen fast senkrecht. Die hinteren schiefen Fortsätze — vor- dere fehlen — nehmen nach hinten ansehnlich an Länge zu, verschmälern sich gleichzeitig und richten sich stärker nach hinten, wobei sie sich aufwärts um den vordern Gelenkfortsatz des folgenden Wirbels krümmen. Dem letzten Lendenwirbel fehlt der schiefe Fortsatz gänzlich. Die Querfortsätze erscheinen an den ersten drei noch Rippentragenden Lumbalwirbeln als blosse Tuberosität, vom vierten an treten sie mit sehr ansehnlicher Breite hervor, neigen sich stark 40) [228] C. GiEBEL, Beiträge abwärts und nach vorn, nehmen nach hinten an Länge und Krümmung zu. Die Körper sind anfangs sehr stark comprimirt und in der Mittellinie hoch gekantet, mit zunehmender Länge aber werden sie auch dicker und die Kante stumpft und rundet sich ab. L. armatus hat niedrigere Lendendornen, ganz breite und nach vorn geneigte, deren hinterer Rand bis hinauf eine breite tiefe Rinne bildet. Die schiefen Fortsätze sind kurz und dünn. Die Querfortsätze gleichen bis zum sechsten hin blossen Leisten, erst dann treten sie mehr hervor, breiter als bei L. cristatus, kürzer und steiler abwärts gerichtet. Der letzte ist so breit wie sein Wirbel lang und richtet sich verschmälernd winklig nach vorn. Die Körper bleiben bis zum letzten an der Unterseite scharf gekantet. Bei Mesomys spinosus ist der erste Lendendorn aufgerichtet, die drei folgen- den sehr verkürzt und stumpf, der fünfte und sechste aufrecht dreiseilig, die beiden letzten noch mehr aufgerichtete Forlsätze. Die Processus obliqui sind schon am ersten Wirbel sehr gross und abstehend, nach hinten verkürzen sie sich und legen sich eng an den Körper an. Die Processus transversi verhalten sich ähnlich wie bei Loncheres armatus, sind jedoch schmä- ler und weniger steil abwärts geneigt. Die Körper nehmen nach hinten an Länge und Dicke zu, ohne die scharfe Mittelleiste zu verlieren. Echinomys cayennensis zeichnet sich von Vori- gen ganz characteristisch aus. Sein erster Dorn steht aufrecht, ist breiter als der Diaphragma- tische, die drei folgenden verkürzen sich und legen sich ganz nieder, dann verlängern sie sich schnell, richten sich mehr und mehr auf und haben eine scharf dreikantige Gestalt mit stumpfer fast knopfförmiger Spitze. Die hintern Randleisten treten zu einer sehr breiten Rinne aus ein- ander, in welcher eine starke Mittelleiste sich entwickelt. Die vordern Gelenkfortsätze sind anfangs sehr stark, lang und abstehend, sie verkürzen sich aber schnell nach hinten und wer- den gleichzeitig schwächer. Die Processus obliqui sind viel grösser als bei den Vorigen und stehen weiter als bei allen ab. Die Querfortsätze beginnen als unbedeutende Leisten, nehmen aber bis an den letzten mit ihrer Wurzel die ganze Wirbellänge ein und richten sich steil ab- wärts. Die Wirbelkörper haben eine sehr markirte Mittelleiste an der Unterseite. Bei Lasiu- romys endlich sind die Dornen murinisch, breit, ziemlich aufgerichtet, ohne Rinne an dem hin- tern Rande, die Gelenkfortsätze ziemlich kräftig, aber die Processus obliqui blosse auf den trans- versen aufliegende Leisten, die Querfortsätze breit, die Körper unten flach gerundet, ohne Leiste. Das Kreuzbein. Das Kreuzbein der Stachelratten unterscheidet sich von dem murinischen gemeinlich durch grössere Breite und innigere Verschmelzung seiner Wirbel, deren Zahl zwischen drei und vier schwankt. Der erste Wirbel trägt das Becken, häufig nimmt der zweite noch einigen Antheil daran. Bei Loncheres cristatus verschmelzen drei Wirbel in den Dornen, Gelenk- und Querfortsätzen völlig mit einander. Der Dornenkamm ist sehr hoch, der erste Querfortsatz nach vorn erweitert, übrigens die Breite der folgenden nicht verringert. L. armatus ist ausser durch die geringere Grösse nicht davon zu unterscheiden. Bei Echinomys ist zwar der Dor- nenkamm keine ununterbrochene Platte, dagegen aber sind die Gelenkfortsätze in eine zusam- menhängende Leiste verschmolzen, und die Breite in den Querfortsätzen nach hinten etwas ver- ringert. Bei Mesomys spinosus ist diese Verschmälerung ansehnlicher und ein vierter Wirbel zur Osteologie der Nagethiere. [229] 4L schliesst sich noch innig an das Kreuzbein an, die Dornen bleiben völlig getrennt, auch zwi- schen den Gelenk- und Querfortsätzen ist die Trennung sehr deutlich, die Wirbelkörper flacher als bei Echinomys. Bei den Murinen findet niemals eine so innige Verschmelzung der Kreuz- wirbel statt. Lasiuromys hat dann auch völlig getrennte Dornen, niedrige und breite; gleich breite Querfortsätze, welche auch am erweiterten Rande wie selbst die Gelenkfortsätze ihre Trennung noch zeigen. Die Körper aller drei Wirbel sind stark comprimirt, sogar gekantet, was bei den Lendenwirbeln nicht einmal der Fall ist. Diese Compression des Kreuzbeines ist allgemeiner Charakter der Murinen im Vergleich mit den Stachelratten. Die Schwanzwirbel. Die Zahl der Schwanzwirbel variirt bei Murinen und Muriniformen ziemlich erheblich und in gleichem Verhältniss damit ihre Länge, indem mit der Anzahl zugleich auch die Länge der einzelnen Wirbel sich steigert. An den vorliegenden Skeleten zähle ich bei Loncheres cristatus 44 (nicht 43 wie Burmeister, Uebers. Säugeth. Brasil.) angiebt, eine Anzahl, welche nur von Manis macrura mit 46 Schwanzwirbeln überschritten, sonst meines Wissens von kei- nem andern Säugethiere erreicht wird; bei L. armatus 41, bei Echinomys cayennensis 32 (Pic- tet gibt 35, Burmeister 33—35 an), bei Mesomys spinosus 22 (Burmeister a. a. 0. nach dem- selben Skelet 23), bei Lasiuromys hirsutus hat das Skelet nur 22 und fehlen mindestens zwei, wahrscheinlich drei. Der letzte Wirbel ist eine kegelförmige Spitze, welche meist bei der Prä- paration verloren geht oder nicht ganz bloss gelegt wird und darauf beruhen überhaupt die häu- figsten Verschiedenheiten in der Zählung der Schwanzwirbel. Unsere vier Stachelratten sind sorgfältig präparirt und überall, wo ich in meinem Säugethierwerke die Anzahl auf ei- gene Prüfung angegeben habe, überzeugte ich mich sorgfältig vor der Zählung von der Be- schaffenheit des Schwanzendes. Immerhin aber hat die schwankende Anzahl der Schwanzwir- bel bei Säugethieren keine Bedeutung für die Systematik, so dass die Zählungsfehler von kei- nen nachtheiligen Folgen für letztere werden können. Die Wirbel verkürzen sich bei Loncheres cristatus bis zum vierten, dann verlängern sie sich schnell und beträchtlicher und erst im letzten Viertheile der Schwanzlänge tritt wieder eine ganz allmählige Verkürzung ein. Breite und hohe Dornen laufen bis auf den sechsten, auf den beiden folgenden reduciren sie sich auf hohe Kämme, vom neunten an ist nur noch eine mittlere Längsleiste, welche nach dem hintern Ende allmählig sich erhöht; sie rundet sich mehr und mehr ab und verschwindet vom 24. an völlig. Die Gelenkfortsätze kommen, bis zum sechten Wirbel vor, der siebente hat nur vordere, den folgenden fehlen sie gänzlich. Der erste Querfortsatz hat noch eine Breite von der Wirbellänge, die folgenden sind schmäler, ver- kürzen sich aber erst vom vierten an, der sechste ist wieder beträchtlich breiter, der siebente sogar fast doppelt so breit, vom achten an spalten sich die Querfortsätze in je einen vordern und hintern Zacken, welche kleiner und stumpfer werden und am funfzehnten etwa auf blosse Leisten und Kanten sich reduciren, die zuletzt ebenfalls ganz verschwinden. Untere Bogenru- dimente oder Gabelknochen beginnen auf der Gränze des zweiten und dritten, erweitern sich an ihrem Ende, werden aber zugleich kürzer und bestehen schon vom achten an nur noch aus 42 [230] C. Gızseı, Beiträge zwei neben einander liegenden Knöchelchen. Auch diese verkleinern sich, schmelzen wieder in einen zusammen, der immer kleiner werdend endlich als kleinster Knochenkern verschwindet. Bis zum 35. Wirbel lässt sich der blosse Kern noch deutlich erkennen. Erst jenseits des dreis- sigsten Wirbels verschwinden die Kanten und die Körper sind gerundet und comprimirt. Bei L. armalus tragen die fünf ersten deutliche Dornen, Quer- und Gelenkfortsätze, dann beginnt schnell die Verkümmerung aller, die Wirbel werden kanlig und später als bei voriger Art rund. Ganz entsprechend verhalten sich auch die untern Bogenrudimente, deren Kern ich nur an den neun lelzten vermisse. Bei Mesomys spinosus trafen wir vier sich verschmälernde Kreuzwirbel und den letz- ten derselben übertrifft der erste Schwanzwirbel wieder an Breite. Die Querfortsätze laufen bis zum siebenten mit allmähliger Verkürzung und Verbreiterung. Zugleich richten sie sich nach vorn und unten, während sie bei Loncheres rechtwinklig vom Körper abgehen. Die klei- nen Dornen verkünmern sehr schnell, schon bis zum fünften völlig, bald darauf fehlen auch die Mittelleisten. Die Gelenkfortsätze erscheinen zum letzten Male am siebenten. Untere Bo- gen beginnen zwischen dem dritten und vierten und laufen langsam verkümmernd bis zum viert- letzten fort. Die letzten Wirbel wie gewöhnlich kantenlos, gerundet. Echinomys schliesst sich Mesomys an, doch sind seine Wirbel schlanker, die Querfortsätze horizontal, die Kanten mar- kirter. Bei Lasiuromys haben die fünf ersten lange schmale und stark nach vorn gerichtete Querfortsätze, die Dornen verkümmern schon bis zum vierten, ebenso schnell die Gelenkfortsätze. Untere Bogenrudimente fehlen, die Körper sind an der Unterseite flach, später gekantet und endlich gerundet. Dimensionen der Wirbelsäule. L. eristatus, L. armalus. Echinomys. Mesomys. Lasinromys. Länge der Brustwirbelreihe 24 16 15 15‘ 15% des ersten Brustwirbelkörpers 2 1 1 1 Alm des letzten 245 2 11, 2 1!/a des Diaphragmatischen 21, 2 2 2 11/, der Lendenwirbelreihe 41 sl 26 20 16 des ersten Lendenwirbelkörpers 3 24 2 2 IHR des letzten 41/, 3 3 21, der Kreuzwirbel g S U 10 6 Breite am Vorderrande des Kreuzbeiness 10 6 7 7 4 F am Hinterrande 6 6) 4 2 3 Länge der Schwanzwirbelreihe 156 120 54 44 63 des ersten Schwanzwirbeis 4 2 3 alln 3 des funfzehnten 51, 4 4 21, 2 | | des dreissigsten Da Das Brustbein. Die Differenzen im Brustbein der Nager beziehen sich hauptsächlich nur auf die ver- hältnissmässige Länge und Dicke, gerundete und kantige Gestalt der einzelnen Sternalkörper und auf die Form der Handhabe und des Schwertfortsatzes. Die Zahl der Stücke ist nur sehr zur Östeologie der Nagethiere. [231] 43 geringen Schwankungen unterworfen. Bei den Stachelratten hat das Sternum stets eine sehr gestreckte Gestalt und besteht aus sechs Stücken. Das Manubrium ist bei Loncheres cristatus spatelförmig gestaltet, in der vordern Hälfte flach vierseitig, an den vorderen Ecken die Cla- vicula, an den hinteren das erste Rippenpaar aufnehmend; seine hintere Hälfte bildet den stark comprimirten vierkantigen Stiel. Diese vierkantige Gestalt haben auch die vier folgenden Ster- nalkörper, aber indem sie langsam an Länge abnehmen, werden sie gleichzeitig breiter und niedriger, deprimirt. Der Xiphoideus verflacht sich ganz und erweitert sich am hintern Ende nur sehr wenig. Hiervon unterscheidet sich L. armatus leicht durch das schmälere Manubrium, dessen Stiel zu einer Platte comprimirt ist. Ihm folgen nur drei Sternalkörper, welche viel brei- ter als bei voriger Art werden, dagegen ist der Schwerlforlsatz zarter und sein. knorpeliges Ende breiter. Aehnliche Fälle der veränderlichen Anzahl der Sternalstücke unter Arten der- selben Gattung kommen auch bei Mus vor. Bei Mesomys spinosus wird der Umfang des Ma- nubriums fünfseitig, indem die Seitenränder winklig sich erweitern; sein Stiel ist völlig com- primirt und setzt als Kiel bis an den vordersten Rand fort. Die vier folgenden Sternalkörper sind kürzer und breiter als bei Loncheres, der vierte eine quadratische Platte, auch der Xiphoi- deus ist ansehnlich breiter, am hintern Ende gar nicht erweitert, der knorplige Anhang lang und breit. Bei Echinomys cayennensis sind die Sternalkörper noch breiter und flacher, der Schwertfortsatz am hintern Ende etwas erweitert. Bei Lasiuromys verkürzt sich die breite Hälfte des Manubriums ansehnlich, erscheint nur dreiseitig, die vier folgenden Körper sind ge- rundet, der Xiphoideus gleicht einem dünnen Stiel. Meist ist das Manubrium bei den Murinen noch schmäler, dagegen die folgenden Körper stärker. Dimensionen. L. armatus. L. cristatus. Mesomys. Echinomys. Länge des ersten Sternalwirbels 6 8 bu 4 Grösste Breite desselben 1 4 3 —_ Länge des zweiten 3 21/, 2 21/5 des fünften — 2 1 2 des Xiphoideus 3 3 4 3 Die Rippen. Die Zahl der Rippen ist schon früher bei Gelegenheit des diaphragmalischen Wirbels angegeben worden. Bei unseren Arten sind sie oben von vorn nach hinten, unten von innen nach aussen comprimirt, und immer nehmen sie von vorn nach hinten an Stärke ab. Bei Lon- cheres cristatus sind die ersten beiden fast gerade, die folgenden krümmen sich mehr und mehr bis die letzten wieder gerade werden. Die vorderen sind sehr stark zusammengedrückt, kan- tig, die hintern dünner und mehr gerundet. Das Capitulum der vordern steht auf einem sehr langen Halse, das Höckerchen ist an allen wahren sehr erhöht. Die mittleren enden sehr breit und stehen durch flach bandförmige Knorpel mit dem Sternum in Verbindung. Bei L. armatus krümmen sich die Rippen stärker, die hintern sind in geringerem Grade verdickt, die mittleren am untern Ende nur sehr wenig erweitert. Der ganze Thorax erscheint daher verhältnissmäs- sig geräumiger als bei voriger Art. Aehnlich verhält sich Mesomys spinosus mit seinen noch 6 44 [232] C. GIzBEL, Beiträge zarteren, stärker zusammengedrückten Rippen, von denen auch die letzten noch ganz zusam- mengedrückt sind, die vorderen mehr gebogen als bei Loncheres, die mittlern am untern Ende erweitert wie bei L. cristatus. Schon hier bei Mesomys springt auf der höchsten Krümmung der Rippen die Kante etwas winklig empor und diess ist bei den mitllern von Echinomys in noch höherem Grade der Fall. Auch sind sie hier wieder am untern Ende erweitert. Bei Lasiuromys bieten die Rippen keine erhebliche Eigenthümlichkeit, ausser etwa der ansehnlichen Kürze und Dicke der ersten. Das Schulterblatt. Ansehnliche Grösse und besonders Breite zum Ansatz sehr kräftiger Muskeln zeichnet das Schulterblatt der hier zur Vergleichung gezogenen Nagerfamilien allgemein aus. ° Bei den Muriniformen erscheint der Vorderrand bogig, bei den Murinen mehr winklig, die hintere Ecke dort mehr ausgezogen, hier stumpf. Die Gräte liegt in der Mitte oder neben derselben, ist aber bei den Stachelratten nur in der obern Hälfte entwickelt, während sie sich bei den Mu- rinen am obern Rande allmähliger erhebt und bis an den Hals des Blattes herab zieht. Ihr Fortsatz ist stets sehr lang und überragt mit seinem plattenförmig erweiterten Ende die Ge- lenkfläche. Das Schulterblatt von Loncheres cristatus hat einen breiten Hals, über welchem der Vor- derrand sich stark und schnell erweitert, um von seinem weitesten Vorsprunge in weiter, regel- mässiger Bogenlinie zu verlaufen. Der hintere Rand ist gerade, mit breiter Kante, welche in der obern Hälfte eine schmale Erweiterung trägt. Die Gräte liegt in der Mitte der obern Hälfte und zieht sich schnell zu dem dünnen, dem Blatte parallelen Fortsatze aus, welcher sich bald wieder erweitert und mit einem breiten Acromion endet, dessen grösserer vorderer Zacken das Schlüs- selbein aufnimmt, während der kleine hintere spitz endet. Beide Gruben sind flach, die flach concave Gelenkfläche für den Humerus schmal, vorn mit einem nach innen gekrümmten Fort- satze. Bei L. armatus erscheint der Vorderrand mehr bogig gekrümmt und der obere Rand gerader; die hintere Kante erweitert sich oben fast gar nicht, der Hals ist dünner, das Acro- mion breiter mit längeren Fortsätzen endend, dagegen der vordere Schnabel der Gelenkfläche kleiner und minder gebogen. Bei Echinomys cayennensis rückt die Gräte vor die Mitte und zieht sich murinisch mit einer Leiste deutlich bis zum sehr schmalen Halse herab. Der Vor- derrand ist stumpf flachbogig, wodurch eben die geringere Breite der vordern Hälfte im Ver- hältniss zu Loncheres hervorgebracht ist. Der obere Rand ist fast grade, dagegen die hintere Ecke in langem Winkel ausgezogen. Das Acromion ist leider bei der Präparation mit den Schlüsselbeinen verloren gegangen. Der vordere Schnabel der Gelenkfläche ist sehr kurz, stumpf, nicht gekrümmt. Auch bei Mesomys spinosus liegt die Gräte etwas vor der Mitte, aber doch springt der Vorderrand mehr winklig vor und die Gräte zieht sich in einen sehr dünnen Jlachen Fortsatz aus, welcher mit einem kleinen vierseitig erweiterten Acromion ohne Theilung in Zacken endet. Der Schnabel der Gelenkfläche ist sehr breit und nach innen gekrümmt. Lasiuromys endlich hat wieder eine mittelständige Gräte, welche vom obern Rande her allmäh- lig aufsteigt und wie bei allen Murinen erst vorn in der Halsgegend ihre grösste Höhe er- zur Östeologie der Nagethiere. [233] 45 reicht und dann plötzlich abfällt. Das Acromion fehlt auch hier. Der Schnabel der Gelenk- fläche ist ansehnlich entwickelt. Der Vorderrand erscheint mehr gerundet als bei den Murinen, die hintere Ecke winklig, und nicht ausgezogen. Dimensionen. L. cristatus. L. armatus. Mesomys. Echinomys. Lasiuromys. Länge des Schulterblattes am hintern Rande 1 yAU 10 gu 11% 6, Grösste Verengung des Halses Dis 12/, 12), 11), 1 Breite zwischen der vordern und hintern Ecke 12 9 Ss", 9 5 Grösste Höhe der Gräte B) D) 1), 11), 1 Das Schliisselbein. Die Muriniformen haben wie die Murinen stets ein vollkommen entwickeltes und sehr kräftiges Schlüsselbein mit ansehnlich verdickten Enden und gerade, nur gegen das Acromion hin gebogen. Bei Loncheres cristatus ist es stark, doch deutlich comprimirt und besonders am Acromionende ansehnlich erweitert. Bei L. armatus finde ich es minder stark comprimirt, und viel weniger erweitert am äussern Ende. Bei Mesomys ist es in seiner ganzen Länge dicker und am Acromionende viel stärker gekrümmt und nicht erweitert, bei Lasiuromys fadenförmig dünn und schon in der Sternalhälfte gekrümmt, wodurch es eine Sförmige Gestalt erhält, was sonst bei Murinen eine ungewöhnliche Erscheinung ist. Länge in gerader Linie bei Loncheres eristatus S‘, bei L. armatus 6°, Mesomys spinosus 6'/,, Lasiuromys 4". Der Oberarm. Der Oberarm unserer Familien und aller grabenden kleinen Nager ist ein gerader, in der oberen Hälfte seitlich, in der unteren von vorn nach hinten zusammengedrückter Kno- chen mit starkem und sehr convexem humeralen Gelenkkopf, mit nach vorn gerichteter, zu ho- hem Kamm sich erhebender Deltaleiste und mit starkem inneren Knorren am untern Gelenkende. Die Olecranongrube ist nicht perforirt. Seine Länge gleicht der des Unterarmes oder differirt nur sehr wenig. Bei Loncheres cristatus hat der Knochen eine ansehnliche Dicke und ist nur wenig comprimirt. Die hohe Wölbung der obern Gelenkfläche senkt sich ziemlich tief nach hinten herab und wird nur etwa zu einem Viertheil von der Gelenkfläche des Schulterblattes bedeckt, so dass die Beweglichkeit des Armes gegen die Skapula einen sehr freien Spielraum hat. Die beiden Höcker neben der Gelenklläche erscheinen als sehr umfangsreiche Anschwellungen und werden durch eine breite und tiefe Rinne für die Sehne des Biceps getrennt. Der grosse Hö- cker zieht sich nach unten als Deltaleiste herab, welche in der Mitte des Knochens ihre grösste ansehnliche Höhe erreicht und dann plötzlich abfällt, so dass im untern Drittheil der Humerus breiter als dick ist. Die Hinterseite der untern Hälfte ist ganz flach, mit scharfer Aussenkante und die Olecranongrube bildet nur eine breite Rinne. Der innere Knorren ist dick und springt ziemlich stark hervor, der äussere ist sehr schwach. Der zartere Oberarm von L. armatus unterscheidet sich characteristisch durch den über der Mitte gebogenen, plötzlicher und ansehn- licher erhöhten Deltazacken, durch deutliche Concavität oberhalb der Ellenbogengrube und die 6* 46 [234] C. GIEBEL, Beiträge stärkere Leiste hier an der Aussenseite. Bei Mesomys spinosus ist die Sehnenrinne des Biceps schmäler, die herablaufende Deltaleiste ist viel markirter als bei Loncheres und endet in einen viel höheren Zacken gleichfalls schon vor der Mitte. Die Olecranongrube senkt sich allmählig und tief ein, die Aussenkante neben ihr ist sehr scharf und endet in einen deutlich entwickel- ten Knorren, der innere Knorren ist ebenfalls sehr stark. Bei Echinomys cayennensis springt der obere Gelenkkopf stärker nach hinten, die Bicepsrinne verflacht sich sehr, der Deltakamm verhält sich wie bei Loncheres armatus. Der ganze Oberarm erscheint schlanker, was beson- ders in seiner unteren Hälfte auffällt, die sich auch im Gelenkende nicht sehr erweitert, hier aber eine scharfe Aussenkante, eine tief eingesenkte Olecranongrube und einen mässigen in- neren Knorren hat. Unserem Lasiuromys- Skelet fehlen leider die Arme ganz, daher ich nur bemerke, dass unter den Murinen der Oberarm der typischen Gattung Mus dem der Stachelratten in al- len Bildungsverhältnissen am nächsten kommt. Länge des Oberarmes bei Loncheres cristatus 16‘, L. armatus 12“, Mesomys spi- nosus 11‘, Echinomys cayennensis 12“. Der Unterarm. Ulna und Radius sind bei allen Murinen und Muriniformen gleich vollkommen ausge- bildet, aber bei letzteren stets stärker gekrümmt und weniger innig, überhaupt nur an beiden Enden eng mit einander verbunden. Beide Knochen sind kantig und liegen hinter einander, die Elle überragt mit einem sehr starken Olecranon von mässiger Länge die Speiche. Die Unterarmknochen von Loncheres cristatus sind sehr kräftige und liegen ihrer gan- zen Länge nach frei neben einander, enger nur zur Bildung der Gelenkflächen. Die Speiche ist verhältnissmässig schwach gekrümmt, dick, ihre Kanten gerundet, an beiden Gelenkenden erweitert und verdickt, die Sehnenrinnen auf der Vorderseite des untern Gelenkes breit und seicht, der obere Gelenkkopf allein die ganze Breite der Humerusrolle aufnehmend. Die Ulna ist fast ganz gerade, stark comprimirt, mit der Länge nach eingedrückten Seiten, mit der schmalen Kante gegen den Radius gewandt, die Humerusrolle hinten mit ganzer Breite umfas- send. Das Olecranon ist so lang wie dick, am Ende schwach erweitert und ganz stumpf, schief abgestutzt. Die Hinterseite der Elle ist ihrer ganzen Länge nach flach gerundet. Der untere Gelenkkopf, mässig verdickt legt sich hinten und etwas nach aussen an den Radius. Bei L. armatus ist der Radius stärker gekrümmt, dünner, kantiger, an beiden Gelenkenden dünner. Auch die Elle ist besonders im obern Theile ganz flach gedrückt, erst nach unten etwas ver- dickt, ihr Oleeranon kürzer als bei L. cristatus, auch dünner, aber ebenfalls mit erweiterter Endfläche; das untere Ende liegt noch etwas mehr nach aussen. Bei Mesomys spinosus krümmt sich die Speiche noch mehr, auch die Elle, jene ist im oberen Theile sehr scharfkantig, nach unten mehr verdickt, die untere Sehnenrinne ganz undeutlich. Die Elle ist völlig comprimirt, dünn, sucht sich oben durch eine erhöhte Leiste mit dem Radius zu verbinden. Ihr kurzes Oleeranon ist im Verhältniss zu Loncheres ebenfalls sehr stark comprimirt und ihr verdicktes Ende gerade, nicht schief abgestutzt. Die Sehnenrinne am untern Gelenk der Elle viel schär- zur Östeologie der Nagethiere. [235] 47 fer ausgeprägt als bei vorigen Arten. Echinomys cayennensis hat schlanke, zierliche, wenig gekrümmte Unterarmknochen, welche oben und unten inniger verbunden sind als bei Mesomys und Loncheres und darin sich mehr den Murinen anschliessen. Die Kanten des Radius sind ge- rundet und seine untern Rinnen deutlich. Die comprimirte Elle hat oberhalb tief concave Sei- ten, ein sehr kurzes Olecranon mit ansehnlich verdicktem Ende und erscheint auch nach unten allmählig mehr verdickt. Totallänge der Speiche, der Elle. Loncheres eristatus 14% 1,74% Loncheres armatus 10 13 Mesomys spinosus 10 12 Echinomys cayennensis 11 131/, Das Becken. Schlanke Dreiseitigkeit zeichnet das Becken der Murinen und Muriniformen in glei- cher Weise aus. Die gestreckten Hüftbeine sind höher als dick, oben und unten schmal und bis scharfkantig, an der Innenseite concav zur Aufnahme des Kreuzbeines, an der Aussenseite mit vorstehender völlig abgerundeter Kante. Scham- und Sitzbeine sind flach und convergiren winklig in einer ziemlich langen Schambeinfuge. Die Hüftecken, bisweilen verdickt, biegen sich nach aussen, die Sitzbeinhöcker sind sehr schwach, der hintere Sitzbeinrand gerade, das ovale Loch sehr umfangsreich, von etwas veränderlicher Form, die Pfanne etwas hinter der Mitte der Länge gelegen. Das kräftige Becken von Loncheres cristatus hat sehr starke Hüftbeine, deren vor- dere Ecken sich nach aussen biegen. Die Innenfläche ist tief ausgehöhlt, die obere Kante biegt sich nach aussen, die äussere Kante ist völlig abgerundet. Vor der Pfanne liegt eine starke Tuberosifät, ein kleinerer Höcker hinter derselben auf der obern Kante. Das Sitzbein ist nur wenig breiter als das Schambein und hat einen schwach verdickten, sanft bogigen Hinterrand. Das sehr grosse ovale Loch ist abgerundet dreiseitig, der Gipfel des Dreiecks vorn unter der Pfanne gelegen. Bei L. armatus biegen sich die Hüftecken unter grösserer Verdiekung stärker nach aussen, die obere Kante ist schärfer und dünner, die äussere minder abgerundet, das Schambein merklich schmäler, die Sitzbeinecke rechtwinklig, der hintere Sitzbeinrand nicht ver- dickt, weniger bogig, die Schambeinfuge kürzer, das ovale Loch gestreckter, mehr eiförmig. Bei Mesomys spinosus ist das ganze Becken zarter gebaut, der obere Rand der Hüftbeine völ- lig verdünnt, durchscheinend, die völlig gerundete äusere Kante tiefer als bei Loncheres gele- gen, :die Tuberosität vor der Pfanne kleiner, die hintere am obern Rande einen winkligen Vor- sprung bildend. Der Sitzhöcker bildet eine verdickte abgerundete Ecke, die Schambeine sind breit und stark, auch die Schambeinfuge stark, das ovale Loch nur nach vorn sehr wenig ver- schmälert. Bei Echinomys cayennensis erscheinen die Hüftbeine als ganz dünne Platten, vorn sehr schwach nach aussen gebogen, die Höcker neben der Pfanne wie bei Mesomys, der Sitz- beinhöcker wie bei Loncheres armalus eine rechtwinklige, schwach verdickte Ecke bildend, der hintere Rand des Sitzbeines grade, Sitz- und Schambein breit und dünn, die Schambeinfuge lang, das ovale Loch gestreckt, unregelmässig oval. 48 [236] C. GIEBEL, Beiträge Lasiuromys hat das viel schmälere gestreckte Becken der ächten Murinen, niedrige dünne Hüftbeine ohne äussere Kante und vorn mässig nach aussen gebogen. Die Tuberosität vor der Pfanne bildet einen kleinen Zitzenhöcker, die hintern am obern Rande nur eine schwa- che Leiste. Das Sitzbein ist breit und dünn, mit rechtwinkliger Sitzhöckerecke und gradem Hinterrande, die Schambeine schmal bandförmig, die Schambeinfuge kürzer noch als sonst bei den Mäusen. Dimensionen. L. cristatus. L. armatus. Mesomys. Echinomys. Lasiuromys. Länge des Beckens am oberen Rande 29 IS 18% 170 mau Höhe desselben am hintern Rande 8 6 6 6 5 Breite zwischen den Hüftecken 16 10 10 11 6 dieselbe zwischen den Sitzhöckern 12 7 61), 7 h 4 Länge der Schambeinfuge 6 4 4 6 1 Entfernung der Pfanne von der Hüftecke 13 10 10 10 7 Der Oberschenkel. Der Oberschenkel ist bei beiden unserer Familien stets ein slarker, gerader, von vorn nach hinten etwas deprimirter Knochen, welcher den Oberarm auch an Länge merklich über- wiegt. Der grosse äussere Trochanter überragt den fast rechtwinklig auf kurzem dicken Halse abstehenden Gelenkkopf nur wenig. Die unteren Gelenkknorren sind sehr dick. Bei den Mu- riniformen ist der innere Trochanter stets kleiner als bei den Murinen und der dritte Trochan- ter fehlt ihnen gänzlich, während er bei den Murinen stets als Kamm oft als sehr grosser ent- wickelt ist. Loncheres cristatus zeichnet sich durch einen sehr starken Oberschenkel aus, welcher sich gegen das untere Gelenk hin allmählig verdickt. Der grosse Trochanter bildet eine hoch- stehende dicke, nach aussen abgerundete Ecke, der kleine einen plumpen Vorsprung. Der Kör- per des Knochens ist seiner ganzen Länge nach gerundet, kantenlos. Die breite Fläche für die Patella liegt hoch auf. Hinten auf dem äussern Gelenkknorren befindet sich ein kleines Sesambein. Der Oberschenkel von L. armatus verdickt sich nach unten nicht, hat eine vom äussern Trochanter nach unten laufende scharfe Leiste, einen relativ grössern innern Trochan- ter und ebenfalls ein kleines Sesambein auf dem äusseren Knorren. Echinomys cayennensis ähnelt sehr der vorigen Art, aber der Oberschenkel ist schlanker, sein äussrer Trochanter di- cker, ebenfalls mit einer scharfen, weit über die Mitte hinablaufenden Leiste, der Hals des Ge- lenkkopfes dünn und lang, das Sesambein gross. Grössere Kürze und Breite unterscheidet den Oberschenkel von Mesomys sogleich. Die vom Trochanter herablaufende Leiste ist auch bei ihm sehr markirt, der Trochanter selbst mässig verdickt, sehr schief abgestutzt, das Kniegelenk wie bei Echinomys. Der Sesamknochen scheint nach seiner Fläche auf dem Knorren gross gewesen zu sein. Der zierliche Oberschenkel von Lasiuromys hat eine ächt murinische Form, zierlich und schlank mit kammartig erhöheter Leiste an Stelle des dritten Trochanters. Der Schenkel- hals ist sehr dünn, der äussere Trochanter nur mässig verdickt und ganz schief abgestutzt, der zur Osteologie der Nagethiere. [237] 49 innere Trochanter dick und stumpf. Die obere Hälfte des Schenkels erscheint von vorn nach hinten viel stärker zusammengedrückt als bei den Loncherinen, die untere gerundet dreikantig, wodurch sich diese Gattung von allen mir bekannten Murinen unterscheidet. Das Kniegelenk ist mässig verdickt, die Tibialflächen der Condyli stärker convergirend als bei den Loncherinen. Ein kleiner Sesamknochen liegt hinten auf beiden Condylis auf wie bei Echinomys und Mus. Die Patella gewährt ausser der veränderlichen Grösse und Dicke keine beachtens- werthen Differenzen. Totallänge des Oberschenkels an der Aussenseite, Breite des untern Kopfes. Loncheres cristatus PPEZ zu Loncheres armatus 16 3 Mesomys spinosus 15 31, Echinomys cayennensis 18 31, Lasiuromys hirsutus 12 21, Der Unterschenkel. Die Unterschenkelknochen verschmelzen bei den Nagern häufiger mehr mit einander als die Elle mit der Speiche und in dieser Verbindung beider Knochen liegt ein Unterschied der Murinen von den Loncherinen. Bei letzteren bleibt nämlich die Fibula ihrer ganzen Länge nach frei und selbstständig, gerade und legt sich nur mit ihren erweiterten Enden an die ge- krümmte Tibia an, bei den Murinen dagegen verschmelzen beide Knochen am unteren Ende innig mit einander. Das Schienbein ist ein unregelmässig dreikantiger Knochen, in der Mitte gekrümmt, an der Hinterseite tief ausgehöhlt. Die Fibula ist stets platt und kantie. Loncheres cristatus hat eine sehr starke Tibia, oben dick dreikantig, unten gerundet vierseilig, an der Hinterseite sehr flach concav nur unter dem Gelenk, ebenso rundet sich die vordere Kante schon weit vor der Mitte völlig ab. Am untern Ende markirt sich eine scharf umrandete Fibulafläche, an der hintern Seite eine breite Muskelrinne, welche nach innen von einem sehr hohen Vorsprunge begränzt wird, auch innenseits liegt eine tiefe Sehnenrinne. Die Astragalusrolle ist flach und schief. Das Pfeifenbein hat ein dünnes breit plattenförmiges obe- res Ende und ein sehr dickes scharfkantiges unteres mit markirten Sehnenrinnen. Das Fuss- wurzelgelenk berührt sie kaum. Im mittlern Theile ist sie stark. Das Schienbein von L. ar- matus unterscheidet sich auffallend durch viel stärkere Compression, eine stumpfere Vorderkante schon von oben herab, eine viel schmälere und tief concave Hinterseite.. Das untere Ende hat keine abweichende Form. Das Pfeifenbein ist dünn und zart, im Uebrigen dem der vorigen Art gleich. Weiter entfernt sich Mesomys durch die sehr unregelmässige Form des Schien- beines. Dieselbe ist oben schief dreikantig, in der miltlern Gegend stark comprimirt und hier springt schon über der Mitte die vordere Kante in knieförmigem Winkel vor. Der untere Theil ist rundlich, seine Sehnenrinnen breiter und flacher als bei Loncheres. Die ungemein dünne scharfkantige Fibula verschmälert sich nach unten allmählig, verdickt sich erst am untern Ende wieder, welches einen erweiterten Fortsatz trägt. Die Astragalusfläche ist sehr tief concay. Die Tibia bei Echinomys zeichnet sich sogleich durch ihre ansehnlichere Länge und sehr ge- ringe Krümmung, noch mehr durch die scharf leistenförmig erhöhten hintern Kanten aus, zwi- 50 [238] C.GısBeEL, Beiträge zur Osteologie der Nagethiere. schen denen die Hinterseite fach concav ist. Die Vorderkante ist ihrer ganzen Länge nach stumpf, nur in der mitllern Gegend markirter. Unten erscheint die hintere Sehnenrinne ganz verflacht, die innere tief. Die Fibula ähnelt der von Mesomys, nur dass der terminale Fort- satz minder entwickelt ist. Totallänge der Tibia bei Loncheres ceristatus au Loncheres armatus 15 Mesomys spinosus 14 Echinomys cayennensis 21 Hand und Fuss. Ueber die Hand- und Fusswurzel vermag ich nach den vorliegenden Präparaten keine eingehenden Angaben zu machen, da die Form der einzelnen Knöchelchen von den Bändern noch zum grössern Theile versteckt ist. Ueberdiess gewährt dieselbe für die Unterscheidung so kleiner Arten, wie die vorliegenden, kein systematisches Interesse. Für die Handwurzel verdient nur die ansehnliche Grösse des Hakenbeines bei den Loncherinen und ebenso die des Os multangulum majus im Verhältniss zu den Murinen Beachtung. Kahnbein und Mondbein sind in einen Knochen verschmolzen. In der Fusswurzel zeichnet sich der Calcaneus durch seine Länge aus. Er liegt schief hinter dem Astragalus, der wie er selbst einen ansehnlichen unte- ren Fortsatz hat. Wo sich beide Knochen verbinden, trägt der Calcaneus nach innen und nach aussen einen starken Vorsprung, sein Hackenfortsatz ist stark comprimirt, mit erweiterter End- fläche für die Achillessehne. Die Rolle des Sprungbeines ist in der Mitte sehr tief concav und nur sehr wenig schief. Die Zahl der Finger und Zehen ist in beiden Familien die normale und zwar ist der Fuss steis länger und kräftiger als die Hand. Der Daumen reicht nur sehr wenig über den Metacarpus des Zeigefingers hinaus, der dritte und vierte Metacarpus sind länger, der fünfte wieder kürzer als der zweite. In diesem Längenverhältniss stehen auch die Finger selbst, de- ren erste Phalanx kaum merklich kürzer ist als ihr Metacarpus, während das zweite Glied viel kürzer ist, bei Loncheres cristatus zugleich breit und platt, bei L. armatus und Echinomys schmäler und zierlicher. Am Fusse reicht die Daumenzehe bis an das Ende der ersten Pha- lanx der anliegenden Zehe, die fünfte Zehe bis an die Krallenbasis der vierten, die Metatarsen und zweiten Phalangen sind relativ länger als in der Hand. Ein erheblicher Gattungsunterschied liegt in der Verkürzung der äussern und innern Zehe für Echinomys, wo die zugleich sehr dünne Daumenzehe nicht über den anliegenden Metatarsus hinausreicht. Weitere formelle Un- terschiede fallen nicht in die Augen. Die Längen der Finger und Zehen einschliesslich ihrer Mittelhand- und Mittelfusskno- chen sind folgende: Finger. Zehen. I II III IV V I II III IV V Loncheres ceristatus A EL Uilge 10: zu gu 1 NENNE 12 Loncheres armatus 1 AG 8 7 5 5 8 11 10 8 p) Echinomys cayennensis 2 6 7a 7 5 6 14 15 15 10 1. Osteologie des Goffers, Geomys bursarius Richds. Shaw bildete in den Linnaean Transactions 1799. V. tb. 8. und in seiner General- Zoology 1501. I. tb. 135. einen Mus bursarius ab, der wegen der grossen sackförmig an den Kopfseiten herabhängenden Backentaschen später von Raffinesque 1817 als eigenthümliche Gat- tung Geomys, von Kuhl 1820 als Saccophorus, von Lichtenstein 1822 als Ascomys aufgeführt wurde. Die Abbildungen des Thieres bei Shaw sind völlig misslungen. Er stellt den Körper gestreckt walzenförmig, maulwurfsartig dar, die Beine völlig verkürzt, die Zehen und den Kopf falsch, die Backentaschen ausgestülpt und unnalürlich aufgeblasen. Es war daher sehr ver- dienstlich, dass Lichtenstein eine neue und zugleich colorirte Abbildung in den Abhandlungen der Berliner Akademie lieferte, welche ein getreueres Bild giebt. Unsere beiden Exemplare haben einen ganz entschiedenen Rattenhabitus, dagegen ist ein kleineres Exemplar im Baseler Museum schlanker und gestreckter, und von dem Ausstopfer ganz nach Shaw’s Abbildung mis- handelt worden. Das Colorit erscheint bei den drei mir vorliegenden Exemplaren dunkler als Lichten- steins Abbildung angibt. Das Exemplar unseres zoologischen Museums ist nämlich auf der Oberseite nussbraun mit schwärzlicher Mitte vom Scheitel bis aufs Kreuz, an.den Seiten herab wird der Ton heller, die Unterseite des Kopfes zwischen den Spaltenöffnungen der Backenta- schen, ebenso die Pfoten und der Schwanz sind schmutzig weiss. Nur die Haarspitzen haben dieses Colorit, am Grunde ist der sehr weiche seidenartige Pelz tief blaugrau, nur an den Pfo- ten und dem Schwanze nicht. An dem kleinern Baseler Exemplar haben die Pfoten, der Schwanz und die Kehle dieselbe weisse Färbung, aber Kopf und Rumpf sind unreiner braun, vielmehr dunkel graubraun, ohne dass sich längs der Rückenmilte ein schwärzlicher Streifen ausscheidel. Das mir von Herrn Dr. Brendel in Peoria (Illinois) zugesandte Exemplar ist glänzend schwarzgrau, am Bauche heller mit bräunlich weiss gemischt, Kehle und Pfoten reiner weiss, der Schwanz in der Wurzelhälfte grau, in der Endhälfte weiss. Es fehlen also diesem Exemplare die braunen Haarspitzen jener beiden gänzlich, die Färbung ist nur etwas dunkler als der Grund des Pelzes bei jenen und diese Verschiedenheit des Colorites findet wohl hin- 4ängliche Erklärung in der Verschiedenheit der Jahreszeiten. 92 [240] C. GıEBEL, Beiträge Die äussern Körperformen sind schon von Lichtenstein a. a. O. genau beschrieben worden und genügt es auf dieselben zu verweisen. Wegen der Synonymie beziehe ich mich - auf meine Säugethiere $. 529. und halte auch hier den Namen Geomys bursarius als den ältesten, statt des allgemein aufgenommenen Ascomys eanadensis und andrer späterer aufrecht. Das Skelet jenes Ascomys canadensis hat bereits A. Wagner in den Abhandlungen der Münchner Akademie 1850. V. Taf. 8. abgebildet und flüchtig mit Bathyergus und Spalax ver- glichen. Er nennt zwar die Abbildung für eine etwaige speciellere Vergleichung genau, allein sie bietet schon bei flüchtiger Betrachtung so viel Unnatürliches, dass wir dieser Versicherung nicht trauen dürfen; denn unnatürlich ist z. B. die Verbindung der ersten Rippen mit den Wir- beln dargestellt, unnatürlich die Vereinigung der Dornfortsätze der Lendenwirbel in einen un- unterbrochenen zackigen Dornenkamm, ohne Grenznaht der Fortsätze bis zu ihrem Grunde, un- natürlich die Richtung der Dornfortsätze in der Gegend des diaphragmatischen Wirbels. Auch die im Texte angegebene Zahl der Kreuz- und Schwanzwirbel vermag ich nicht mit der in der Abbildung in Uebereinstimmung zu bringen. Die Vergleichung mit meinen Skeleten führt nun auf noch andere wichtige Differenzen jener Abbildung, so dass man, wäre dieselbe wirk- lich naturgetreu, unbedingt eine specifische Trennung vornehmen müsste. Für eine solche spre- chen z. B. die im Verhältniss zu den Füssen kurzen und zierlichen Hände, das sehr kurze Ole- cranon der Elle, der Kamm des Kreuzbeines, die Länge des Schenkelhalses, der breite obere Rand des Oberkieferjochfortsatzes u. a. Um über diese Eigenthümlichkeiten ins Reine zu kom- men, schien mir eine abermalige Abbildung und eine eingehende Vergleichung des Skeletes sehr nothwendig. Ich benutze dazu das mir von Herrn Dr. Brendel mit dem oben bezeich- neten Balge eingesandte Exemplar, sowie den schon in meiner Odontographie erwähnten Schä- del im hiesigen zoologischen Museum und ein Skelet nebst Balg aus dem Baseler Museum, welches mir durch Herrn Prof. Rutimeyers freundliche Vermittlung zugänglich gemacht wor- den ist. Nach einer abermaligen aufmerksameren Prüfung seines Skeletes und der eingehen- den Vergleichung unserer Angaben wird Herr A. Wagner selbst über den Werth der Dilfe- renzen, welche seine Abbildung darstellt, entscheiden können. Herr Brendel begleitete sein Exemplar mit einigen sehr beachtenswerihen Xotizen über die weichen Theile, welche ich zuvor noch zum Abdruck bringe. Das Exemplar war ein weibliches und mass von der Schnauze bis zum After 6 Zoll Länge, der Schwanz 3'/, Zoll, im Umfange der Brust 4 Zoll, im Unterleib 3'/, Zoll. Von den drei Paaren Speicheldrüsen ist die Unterkieferdrüse (9° lang, 4° breit) doppelt so gross wie die Sublingualdrüse, die Ohrspeicheldrüse die kleinste. Die Zunge ist 9° lang und 4° breit; an der Zungenwurzel befindet sich oben eine knorplige Warze. Der Dünndarm hat 21“, der Dickdarm 20°, der Blinddarm 4° Länge und letztrer viel weiter als der Dickdarm. Bei einem anderen etwas grösseren (7, + 3'/“) und ebenfalls weiblichen Exemplare mass der Dünn- darm nur 19, der Dickdarm aber 24° und der Blinddarm 4'/,“. Die Speiseröhre misst vom Pharynx zum Diaphragma 1'/,‘‘ und verläuft 5“ in der Bauchhöhle. Der Magen ist 1'/,“ lang, die Cardia vom Pylorus 10° entfernt, dünnhäutig an beiden Enden, in der Mitte eingeschnürt und mit dicker Muskelhaut. An der grossen vierlappigen Leber umgibt der grösste linke Lap- zur Osteologie der Nagethiere. [241] 53 pen den Magen hinten, oben und rechts wie eine Schale. Die Gallenblase fehlt. Das Pancreas ist lang und schmal, die Milz klein, kaum 6° lang und Y,“ dick; die Nieren 7 lang, 4'/, breit, mit Nebennieren; zwei Coni tubulosi mit einer Papille; der Harnleiter 1'/,“ lang, mündet hinten in den Hals der Blase über der Harnröhre, der Uterus ist zweihörnig, lang und schmal. Die Harnröhre mündet aussen isolirt von der Vulva. Das Herz 7'/,; die rechte Lunge drei- die linke zweilappig. Sechs Zitzen, je zwei auf der Innenseite des Oberschenkels, je eine am Rande der untersten Rippen zwischen diesen und dem Processus xiphoideus. Der Schädel. In seiner allgemeinen Configuration hat der Schädel von Geomys eine unverkennbare Aehnlichkeit mit dem der gemeinen Ratte und eine noch grössere mit dem der Georychusarten. Die horizontale Profillinie senkt sich nur mit den Nasenbeinen schwach nach vorn ab, in der Jugend auch hinten gegen das Oceiput sehr unbedeutend, ganz wie bei Georychus und abwei- chend von Spalax und Sciurus. Das Schädeldach ist flach; der Schnauzentheil prismalisch, wiederum Georychus ähnlich, und die Hinterhauptsfläche rechtwinklig an die Scheitellläche stos- send, wodurch die Verwandtschaft mit Georychus und Mus auffallend hervortritt, der Unter- schied von Spalax und Sceiurus aber um so greller erscheint. Die grössle Breite des Schädels liegt vor der Mitte in den Jochfortsätzen des Oberkiefers, bei Spalax dagegen hinter der Mitte in den Jochfortsätzen des Schläfenbeines, bei Georychus und Seiurus meist in den Jochbögen selbst. Auch die Totalansicht der untern Schädelseite gleicht zunächst den Murinen und Geory- chus, weniger den Sciurinen und Spalax. Das grosse Hinterhauptsloch nimmt die halbe Höhe der senkrechten Oceipitalfläche ein und hat einen abgerundet fünfseitigen Umfang, nur im Scheitel scharfwinklig. Seine grösste Breite, am obern Ende der Condyli oceipitales gelegen, gleicht der Höhe, und beträgt 3 Linien. Die Condyli biegen sich um die rechtwinklige Kante herum, welche die Basis cranii mit der Hinterhauptsfläche bildet, sind länglich schmal, flach, aus der Basis cranii gar nicht, am obern Ende deutlich hervorragend, divergirend nach unten unter etwa 70 Grad. Bei den Ratten wie den meisten andern Nagern ist das Hinterhauptsloch niedriger und breiter, bei Spalax dagegen merklich höher als breit, mehr hexagonal und die Condyli sehr stark am Unterrande des Schä- dels hervortretend, damit stimmt im Wesentlichen auch Georychus überein. Aehnlicher als alle diese sind unserer Art die Murinen, sowohl hinsichtlich der Grösse als der Form des Hinter- hauptsloches, aber ihre Condyli pflegen relativ breiter und weniger gegen einander geneigt zu sein. Die senkrechte Hinterhauptsfläche wird bei unserm Schädel von einem erhabenen Rande eingefasst, welcher dem Baseler Exemplare fehlt, drei mässige Leisten begrenzen die seichten Muskeleindrücke. Von dieser Bildung weicht Spalax mit seiner stark geneigten, völlig kanten- losen, flach blasigen Hinterhauptsfläche ganz auffallend ab, während Georychus völlig überein- stimmt in der Stellung sowohl als in der Kantenbildung, nur sind bei ihm die seitlichen Kanten viel schwächer, die obern in eben dem Grade stärker. Sceiurus steht in der Mitte zwischen Spalax und Geomys. Die Ratten schliessen sich letzterer Gattung enger an. Das Zwickelbein liegt ganz auf der obern Schädelseite, ist breit dreiseitig, mit stum- x 54 [242] C. Gies£L, Beiträge pfen Gipfel und ausgezogenen hintern Ecken, welche zwischen den Scheitelbeinen und Hinter- hauptsbein liegen. Bei Georychus maritimus nimmt das Zwickelbein keinen Theil an der Kante des Hinterhaupts, sondern tritt nur mit seiner Mittelecke an diese heran, es ist auch länger als breit, vorn ganz abgeslulzt. Unser Spalax typhlus hat gar kein Zwickelbein, obwohl die Hin- terhauptsscheitelbeinsnähte noch ganz deutllieh sind und also eine Verwachsung des Zwickel- beines nicht statt gefunden hat. Die Arten von Mus haben durchweg ein sehr grosses Zwi- ckelbein, dagegen stimmt das des Hamsters sehr nah mit Geomys überein. Bei den Sciurinen ist dasselbe wiederum ansehnlich breiter und nicht dreiseitig, andere Gattungen entfernen sich weiter. Die in geradliniger Naht verbundenen Scheitelbeine sind doppelt so lang wie breit, vorn ähnlich durch die Stirnbeine, wie hinten durch das Zwickelbein getrennt, seitlich nur in der vordern Hälfte etwas verschmälert, in der hintern von gleichbleibender Breite. Die Schlä- fenleisten, zwischen welchen der Scheitel völlig flach ist, laufen parallel bis zum Zwickelbein und divergiren mit dessen Nähten gegen den Occipitalkamm. Von den Schläfenleisten fallen die Scheitelbeine sanft gegen die Schläfenbeine herab. Am Schädel des Hallischen Museums sind die Schläfenleisten schwächer und einander vielmehr genähert, die seitliche Erweiterung der Scheitelbeine in der Mitte winklig vorspringend. Dem Baseler Schädel fehlen die Leisten noch ganz, die Breite der Scheitelbeine gleicht der des Hallischen. Auch hier zeigt Bathyer- gus suillus wieder die nächste Aehnlichkeit, denn seine Scheitelbeine weichen nur dadurch ab, dass sie vorn gerade abgestutzt sind und die Stirnbeine gar nicht in sie eingreifen und dass sie in der Mitte der Seiten mit einem starken Winkel in die Schläfenbeine hineintreten. Ausser- dem bilden sie einen scharfen Pfeilkamm längs der Mitte. Georychus hottentoltus hat auch die- sen Kamm, nur schwächer, aber seine Scheitelbeine treten weniger winklig in die Schläfenbeine ein und verschmälern sich nach vorn sehr stark. Bei Spalax typhlus sind die Scheitelbeine überhaupt viel kürzer und breiter, dreiseitig, vorn nehmen sie einen schmalen kurzen Fortsatz der Stirnbeine auf, hinten dagegen sind sie geradlinig abgestulzt. Weiter entfernen sich die Eichkätzchen Sciurus und Tamias, indem bei ihnen die Scheitelbeine ungeheuer breit, am vor- dersten Rande am breitesten sind und sich nach hinten verschmälern, die weit getrennten Schlä- fenleisten laufen nach hinten leierförmig zusammen. Mus stimmt in der Kürze der Scheitelbeine mit Spalax überein, aber abweichend davon sind dieselben vorn ganz stumpf, daher im Umfang oblong und die Schläfenleisten laufen am Rande der Schläfen-Scheitelbeinnaht entlang, bleiben also sehr weit von einander. Cricetus nähert sich auch hier wieder mehr unserem Geomys, indem seine Stirnbeine breit in die Scheitelbeine vortreten, aber die grösste Breite dieser liegt hinter der Mitte ihrer Länge, wo sie die Schläfenbeine seitwärts drängen. Ihre Schläfenleisten laufen wie bei der Ratte. Die Scheitelbeine von Myoxus sind viel breiter, sonst in der Form unserem Geomys nahstehend. Arctomys schliesst sich enger an Mus an mit seinen langen schmalen Scheitelbeinen, näher an Sceiurus durch den Verlauf der Schläfenleisten. Die Stirnbeine nehmen bei Geomys genau das mittlere Drittheil der Schädellänge ein und sind in ihrer eigenen Mitte seitlich verengt zur schmälsten Stelle des Schädels. Vorn schieben sie in der Mittellinie einen schmalen Fortsalz an die Nasenbeine vor, hinter dem Zwi- zur Osteologie der Nagethiere. [243] BB} schenkiefer ziehen sie sich zurück mit tief linienzähnigem Rande, verbinden sich seitlich mit dem Jochfortsatze des Oberkiefers, nach hinten mit den Schläfenbeinen und mit breitem kurzen Vorsprunge greifen sie in die Scheitelbeine ein. Ihre Oberfläche ist längs der Mitte deutlich eingedrückt. Leisten fehlen. Am Baseler Schädel ist diese Einsenkung merklich geringer, auch die mittlere Einschnürung im Verhältniss zur hintern Breite viel schwächer. Weniger eigen- thümlich ist der Hallische Schädel. Bei Bathyergus suillus ist die Verbindung der Stirnbeine mit den Nasenbeinen breiter, die Stirnbeine vorn seillich mehr erweitert durch Zurücklreten des Jochfortsatzes, ihre Einschnürung in der Mitte ganz unbedeutend, hinten stossen sie geradlinig an die Scheitelbeine. Aehnlicher mit Geomys zeigt sich Georychus hottentottus, nur dass ihm die mittlere Einschnürung fehlt. Diese hat Spalax, aber seine Stirnbeine nehmen hinter der- selben schnell und sehr beträchtlich an Breite zu und lassen sich vorn von dem Zwischenkiefer nicht zurückdrängen. Daran reihen sich die Murinen mit noch kürzern Zwischenkieferfortsätzen und immer durch die markirle Orbitalleiste unterschieden. Bei Sciurus springt bekanntlich diese Orbitalleiste dachförmig als Fortsatz vor und die ungeheuer breiten Stirnbeine stossen vorn gleichzeitig an die Nasenbeine, den Kieferfortsaiz und an dessen Jochfortsatz. Myoxus nähert sich in dieser Hinsicht wieder den Murinen vielmehr als den Sciurinen, wogegen Arctomys mit seinen sehr langen Supereiliarbeinen und der enormen Breite der Stirnbeine ächt sciuri- nisch erscheint. Die Nasenbeine, das vordere Drittheil der obern Schädellänge einnehmend, sind vorn gerade abgeslulzt und haben hier ihre grösste Breite. Sie verschmälern sich schnell und lau- fen nun mit gleichbleibender Breite bis an die Stirnbeine, an diesen mit stumpfer Zurundung oder mit stumpfer Zuspitzung endend. Nirgends treten sie mit den Oberkieferbeinen in Berüh- rung, da die Zwischenkiefer sie bis zu den Stirnbeinen einfassen. Sie sind der Länge nach in der Mitte seicht eingedrückt, und biegen sich vorn im breitesten Theile herab und zugleich an den Seiten abwärts. Nach vorn enden sie gleichzeitig mit den Kiefern. Ein beachtenswer- ther Unterschied macht sich an den drei Schädeln nicht bemerklich. Bathyergus unterscheidet sich nur dadurch, dass sich seine Nasenbeine vorn nicht erweitern, weder seitlich, noch nach vorn herabbiegen, wohl aber in der hintern Hälfte etwas bauchseitig werden. Dies ist bei Geo- rychus noch mehr der Fall, indem dessen Nasenbeine von hinten nach vorn allmählig schmäler werden. Spalax typhlus zeigt gerade das umgekehrte Verhalten, nämlich langsame gleichmäs- sige Verschmälerung der Nasenbeine nach hinten. Ueberhaupt sind dieselben aber merklich breiter als bei Geomys. Mus verhält sich ebenso, seine Nasenbeine sind gleichfalls breiter, doch vorn an den Seiten herabgebogen und der Vorderrand gerundet, Cricetus noch breiter. Bei Sciurus biegt sich der vordere Theil sehr tief an den Seiten herab und die Breitenabnahme erfolgt schneller, ohne dass die hintere Hälfte etwas schmäler als bei den Murinen würde. Tamias unterscheidet sich davon nicht wesentlich, wohl aber Myoxus, dessen Nasenbeine nicht breiter als bei Geomys sind und da sie auch vorn sich nicht sonderlich erweitern, so sind sie die schmälsten und längsten unter den erwähnten. Arctomys schliesst hinsichtlich der Breite und Form der Nasenbeine zunächst an die Murinen an. Die bei allen Nagern enorm grossen Zwischenkiefer bilden bei Geomys allein den 56 [244] C. GızgeEL, Beiträge ganzen Vordertheil der Schnauze. Sie kommen als breites Band jederseits von den Stirnbei- nen her, laufen mit nur geringer Depression neben den Nasenbeinen entlang nach vorn, hier sich schneller und stärker als jene herabbiegend. In einer stark gerundeten Kante wenden sie sich zur Seitenfläche um, welche durch starke Convergenz mit der entgegengesetzten bald zur flachen Unterseite sich umbiegt. An der Seite sind die Zwischenkiefer nach vorn weit ausge- buchtet zur Aufnahme des Oberkiefers, der auf der obern Schädelseite nicht sichtbar wird, in- dem hier die Zwischenkiefer nur mit den Nasenbeinen, Stirnbeinen und mit den Kieferjochfort- sätzen sich verbinden. Vorn enden sie im gleichen Niveau mit den Nasenbeinen, an der Un- terseite aber ziehen sie sich wieder nach hinten aus und sind hier von den kurz und schmal linienförmigen Foramina ineisiva durchbrochen. Der Hallische Schädel ist in dieser Gegend etwas schmäler, übrigens gar nicht abweichend, der Baseler stimmt vollkommen überein. Sehr ähnlich verhalten sich die Zwischenkiefer bei Bathyergus, nur fehlt ihnen die markirte, leisten- förmige Kante, mit welcher sie bei Geomys oben an den Kieferjochfortsatz herantreten und das Kieferbein von der obern Schädelseite zurückhalten, und an ihrer Seite trilt das Oberkieferbein nicht so weilbogig nach vorn. Bei Georychus lassen sie die Oberkiefer seitlich gar nicht nach vorn sich ausbreiten, sondern bilden allein die durch die Nagzähne stark aufgetriebene Seite, welche nicht kanlig von der Oberseite abgeselzt ist. Auch Spalax schiebt den Oberkiefer seit- lich zurück und hat zugleich grössere Foramina incisiva, im Uebrigen aber gleicht sein Zwi- schenkiefer mehr als der von Georychus unserem Geomys. Die Murinen unterscheiden sich durch die sehr viel längeren und breiteren Foramina incisiva und die sehr schmale obere Fläche der Zwischenkiefer neben den Nasenbeinen. Sciurus hat von oben grosse Aehnlichkeit mit Geomys, aber an den Seiten tritt der Oberkiefer nicht vor, während unten der Zwischenkiefer sich nach hinten nicht verlängert und daher die Foramina ineisiva ebenfalls weiter nach vorn gerückt sind. Myoxus und Arctomys verhalten sich ganz ähnlich. Der Oberkiefer des Goffers besteht aus einem horizontalen zahntragenden und aus ei- nem nach vorn aufsteigenden Aste, von welchem der Jochfortsatz ausgeht. Die horizontalen Aeste verschmelzen beide in der Mittellinie sehr frühzeitig und innig und statt der Naht ist eine hohe linienförmige Leiste vorhanden, welche von zwei tiefen Rinnen begleitet nach vorn fort- setzt in die Leiste zwischen den Foramina ineisiva. Vor den Zahnreihen verflacht sich die Leiste sowohl als die in die Foramina einlaufenden Rinnen beträchtlich. Gleich hinter den Zahnreihen steigt die hintere Naht des Kieferbeines schief nach vorn auf, wendet sich über dem Ende der Alveolen stark nach vorn und läuft nun zn der Vorderwand der Augenhöhlen vor dem Thrä- nenbein gerade zur obern Schädelseite hinauf, von hier in gerader Richtung neben dem Stirn- bein und Zwischenkiefer nach vorn, dann wieder an die Seite des Schnauzentheiles herab, um hier in tiefem Bogen nach vorn geschwungen dem Kieferbein die hintere Hälfte der Schnau- zenseitenfläche bilden zu lassen. Der Jochfortsatz geht als hohe senkrechte, aber dünne und durchscheinende dreiseitige Platte in sehr geringer Neigung von der Wand des Kiefers ab. Sein oberer Rand erweitert sich zu einer platten Fläche mit breiter Basis. Das Thränenbein liegt vorn oben in der Augenhöhle als zarle runde Knochenplatte mit mitler zarter senkrechter Leiste. Der Hallische Schädel stimmt bis auf die grössere Stärke des obern Jochfortsatzrandes zur Östeologie der Nagethiere. [245] 57 vollkommen überein. Auch an den viel kleinerem Baseler Schädel finde ich keine irgend be- achtenswerthe Eigenthümlichkeit. Unter den verwandten Gattungen bildet die eigenthümliche Form des Jochfortsatzes und die geringe Ausbreilung des Kieferbeines auf der Seite des Schnau- zentheiles die hauptsächlichsten Unterschiede. Bei Bathyergus und Georychus fällt der dicke und perforirte Jochfortsatz nach unten, stellt einen dicken Fortsatz mit gabliger Basis vor, und breitet sich vor ihm der Kiefer gar nicht aus. Bei Georychus hottentoltus und ähnlich auch bei Spalax wird die Oeffnung in der Basis noch viel grösser und ihre obere Brücke bleibt nur ein Knochenfaden. Bei den Murinen ist zwar die Form des Kiefers und seines Jochfortsatzes denen von Geomys ähnlicher, aber die spaltenförmige Perforation unterscheidet diese Gruppe doch auffallend. Sciurus entfernt sich in ganz anderer Richtung, nämlich durch die sehr breite vollkommen platte Fläche zwischen den Zahnreihen und den sehr niedrigen Alveolartheil. My- oxus schliesst sich dem Murinentypus an, Arctomys den Seiurinen. Das Schläfenbein nimmt bei Geomys die ganze hintere Hälfte der Schädelseite ein, indem es hinter der Einschnürung der Stirnbeine beginnt und bis an den Oceipitalrand reicht. Seine Verbindung mit den Stirn- und Scheitelbeinen ist schon oben angegeben. Der Gelenk- forlsatz für den Unterkiefer geht sehr breitbasig ab und krümmt sich mit dem Ende fast recht- winklig nach vorn, um das gerade horizontale comprimirte Jochbein aufzunehmen. Hinter die- sem Gelenkfortsatz befindet sich ein sehr tiefer Ausschnitt, an dessen hinterer Wand der knö- cherne Gehörgang liegt. Die Gelenkfläche für den Unterkiefercondylus ist muldenförmig, vorn und hinten aufwärts gekrümmt. Am Baseler Schädel erscheint der hintere Ausschnitt breiter und minder tief, der Gelenkfortsatz kürzer, daher auch die Jochbösen minder weit vom Schä- del abstehen.. Am Hallischen Schädel dagegen ist der Ausschnitt winklig und das Jochbein relativ schwächer. Sehr ähnliche Formverhältnisse finden sich wieder bei Bathyergus suillus, nur ist hier der Jochfortsatz des Schläfenbeines ansehnlich stärker und oben convex mit wul- stiger Kante versehen, und der dahinter befindliche Ausschnitt bildet ein halbes Oval schief ge- gen die Achse des Schädels gerichtet, während er bei Geomys rechtwinklig eindringt. Bei Georychus hottentoltus ist der Jochfortsatz noch breiter und länger, auch die Gelenkfläche an ihren Enden nicht aufwärts gekrümmt, und wie bei Bathyergus bildet der hintere Rand des Schläfenbeines nicht die Oceipitalkante, sondern liegt vor dieser. Letzteres ist nun zwar bei vielen Murinen der Fall, aber bei ihnen hat der Jochfortsatz eine viel geringere Breite, die Gelenkfläche ist ungleich länger und schmäler und der hintere Ausschnitt fehlt völlig, wie denn auch der knöcherne Gehörgang. Spalax typhlus entfernt sich sehr von all diesen Formverhält- nissen, indem die starke Neigung der Hinterhauptsfläche nach vorn das Schläfenbein ansehnlich verkürzt und die Brücke hinter dem Jochfortsatze durch eine dünne Knochenwand abgeschlos- sen wird. Bei den Sciurinen erreicht das Schläfenbein niemals den bedeutenden Umfang, in- dem die Scheilelbeine tiefer an den Schädelseiten herabsteigen; der Jochfortsatz bildet eine sehr dünne, kurze, sich abwärts biegende Knochenplatte, hinter welcher ein eigentlicher Ausschnitt fehlt; das Jochbein selbst aber ist eine höhere Platte als bei allen vorigen. Myoxus und Ar- ctomys weichen nicht wesentlich von Sciurus ab. Das Felsenbein hat bei Geomys einen sehr beträchtlichen Umfang. Die knöcherne 58 [246] C. GızseEL, Beiträge Gehörblase nimmt die ganze Länge der Basis Cranii ein, ist comprimirt, nicht sehr aufgelrie- ben und sendet einen eylindrischen Gehörgang nach aussen. Die Pars petrosa keilt sich als breiter wulsliger Knochen zwischen Oceiput und Schläfenbein und reicht bis zur halben Schä- delhöhe hinauf. Ein breiter äusserer Fortsatz legt sich an den knöchernen Gehörgang und an jenen Fortsatz des Schläfenbeines, welcher sich nach hinten um den Gehörgang legt. Der Ba- seler Schädel unterscheidet sich durch den längern Gehörgang und grössere Breite der Pars pelrosa. Der nah verwandte Bathyergus hat mehr blassig aufgetriebene Paukenbeine, einen viel kürzeren Gehörgang und glatten Felsentheil. Bei Georychus ebenso auch bei Spalax fehlt schon der knöcherne Gehörgang völlig und der Felsentheil ist ganz auf die Hinterseite des Schädels zurückgedrängt. Die Murinen haben hochgewölbte Paukenblasen mit sehr weiter Oell- nung ohne Spur eines knöchernen Ganges und ihr Felsentheil ist ebenfalls nach hinten gedrängt. Achnlich verhalten sich die Seiurinen, Myoxus mit ganz enorm grossen sehr dicken Pauken, welche sich in der Mittellinie fast berühren. Processus mastoideus und Processus styloideus fehlen bei Geomys als selbstständige Forisätze; ebenfalls bei Bathyergus und Spalax, bei Georychus dagegen ist letzterer Fortsatz schon ansehnlich entwickelt, noch mehr bei Mäusen und Eichkätzchen. Die Basis Cranii ist bei Geomys länger als breit, endet vorn gleichzeitig mit den Pau- kenbeinen und trägt einen starken Mittelkiel, jederseits desselben eine muldenarlige Vertiefung. Am Baseler Schädel ist die Basis Cranii kürzer, bei Balhyergus in der vordern Hälfte viel schmäler, bei Georychus und Spalax kürzer, breiter, ohne mittlern Kiel, bei den Murinen an- sehnlich breiter, ebenso bei den Sciurinen. Die Keilbeine mit ihren Flügeln, Gaumenbein und Vomer gewähren bei der nähern Vergleichung, besonders erstere durch ihre Kürze, zwar in die Augen fallende Unterschiede, welche indess nur die Resultate der bisherigen Vergleichung unterstützen. Der Unterkiefer von Geomys zeichnet sich durch die Kürze und Stärke seiner Aeste aus. Diese sind bogig gekrümmt, in einer sehr kurzen Symphyse verbunden. Die Al- veole der Nagezähne läuft dem untern Bogenrande entlang, unter der Backzahnreihe an der Innenseite als dicke Wulst hervorstehend und dann nach aussen sich wendend und hier zwischen Winkel- und Gelenkfortsatz als randliche Auftreibung endend. Der vordere oder Symphysen- iheil der Aeste ist glalt, nur am innern Unterrande mit scharfer leistenartiger Kante, welche bis in die Gegend unter dem letzten Backzahne läuft. Das Foramen mentale liegt ziemlich in der mittlern Höhe des Symphysentheiles gleich vor den Backzähnen. Die Muskelkante, welche an der Aussenseite die Ansatzstelle des Masselers nach vorn und unten umgränzt, bıldet einen Bo- gen unter dem ersten Backzahne und wendet sich dann nach hinten, wo sie allmählig bis auf den Unterrand sich herabsenkt. Der Eckfortsalz hat die Gestalt eines sehr flachen und breiten, schwach aufwärts gekrümmten Hakens. Von ihm läuft am Unterrande nach innen gewandt eine sehr scharfe Leiste bis an das untere Ende der letzten Backzahnalveole. Der Gelenkkopf ist eine ovale Anschwellung; der Kronfortsatz ein rückwärts gekrümmter schmaler Haken. Der Gelenkforlsatz reicht etwas über die Spitzen des Kron- und Winkelfortsalzes hinaus. Da auch die Backzahnreihe an der Innenseite wulstig hervorsteht: so findet sich über und unter dersel- zur Osteologie der Nagethiere. [247] 59 ben eine tiefe Grube. Der Unterkiefer des viel kleineren Baseler Exemplares stimmt mit dem unserigen überein bis auf den völligen Mangel der äussern Anschwellung zwischen Winkelfort satz und Gelenkkopf. An dem Hallischen Exemplar dagegen ist diese Auftreibung zu einem dreikantigen Höcker ausgebildet, der Winkelfortsatz stärker gekrümmt und der Kronfortsatz an- sehnlich breiter, die übrigen Formverhältnisse stimmen mit unserem Exemplar überein. Die Vergleichung mit den nächstverwandten Galtungen führt auf auffallende Differen- zen. Bei Bathyergus suillus bildet nämlich der Winkelfortsatz eine ungeheure Knochenplatte, die auch nach vorn soweit sie den Masseter zu tragen bestimmt ist, von dem Alveolartheile des Kiefers absteht. Der Symphysentheil des Kiefers ist ungemein kurz und dick und die Nagezähne laufen bis gegen den Condylus, nicht unter denselben. Der Kronfortsatz ist auf einen unschein- baren Haken redueirt. Georychus zeigt ganz dasselbe Verhalten. Spalax steht Geomys sehr nah, nur biegt sich der Condylus nach innen ganz ab vom Ende der Nagzahnröhre, der Win- kelfortsatz setzt sich nach unten fort und das Foramen mentale liegt weiter zurück. Die Mu- rinen und besonders Cricetus ähneln unserem Geomys viel mehr. Es fehlen ihnen freilich die markirten Kanten und Leisten, auch reicht die Nagzahnalveole nicht soweit zurück, aber der Kronfortsatz bildet denselben Haken, der Gelenkfortsatz ist nur länger ausgezogen und der Win- kelfortsatz gerader, gestreckter und weniger aufwärts gekrümmt. Die Sceiurinen haben einen viel höhern Unterkiefer mit sehr unbedeutendem Kronfortsatz, aber mit sehr breitem nach innen gewandten Winkelfortsatz. Bis auf die Grösse des letzteren ist Myoxus mehr Murinen- als Sciurinenähnlich. Arctomys hat wieder entschiedeneren Seiurinencharakter. Ich lasse nun noch die Masse der drei vorliegenden Schädel folgen in pariser Linien. Brendel’scher, Baseler, Hallischer. Totallänge in der Mittellinie der Unterseite . » : : - £ 17 13 u dieselbe der Oberseite £ £ og & a x i s s 19 16 21', Breite des Schnauzentheils am hintern Ende der Nasenbeine n B . 4 31), 4 Länge der Nasenbeine . - > - 0 e . - . 6, 51/, 71, Schädelbreite an der schmälsten Stelle der Stirnbeine o e h ; 3 21), 21), Grösste Breite vorn zwischen den Jochbögen . r 3 5 r : 12 8 1217, Länge der Stirnbeine h : ö 2 5 R 5 N 5 6, 5 7 Länge der Scheitelbeine einschliesslich des Zwickelbeines . E ; E 6 51, 7 Grösste Breite in der Schläfengegend . 3 = : \ : . 10%, 8 12 Höhe des Oceiput . c . - 2 - . 5 ö . 6 41), — Höhe des Foramen oceipitale 3 2a — Breite desselben über den Gelenkhöckern 3 21, ee Länge der Basis Crani . 6 £ 5 . © 5 . © & ‘2 A, Länge der obern Backzahnreihe . 3 21, 3 Breite zwischen dem letzten Backzahne beider Reihen ; ; . R 3 21), 3 dieselbe zwischen dem ersten Backzahne ö . > c © e 12), 1), pP) Entfernung des ersten Backzahnes vom innern Alveolarrande der Nagzähne . zu 5 8 Unterkieferlänge vom Condylus bis zum vordern Alveolarrande . . s 12!/, 91, 131), Kieferhöhe unter dem ersten Backzahne ® - © a . . 31, 2 31), Entfernung der äussersten Spitze des Kronfortsatzes von der des Winkelfortsatzes 5 _ 5 Abstand der Condyli von einander . © o < . © 7 5 61, 60 [248] C. GiEBEL, Beiträge Das Zahnsystem. Das Zahnsystem des Geomys bursarius habe ich nach dem Schädel des Hallischen Museums bereits in meiner Odontographie (Leipzig 1854.) S. 53. Taf. 23. fig. S. dargestellt, Die obern Nagzähne sind in einen Halbkreis gekrümmt und ihre Alveolen laufen auf den Sei- ten des Schnauzentheiles vor der Basis des Oberkieferjochfortsatzes herab. Sie sind dreikan- tig prismatisch und zwar ist die vordere steis gelb gefärbte Fläche die breiteste. Eine tiefe eoneave Rinne, welche nach aussen neben der Mitte entlang läuft, theilt diese Fläche in zwei convexe. In der Rinne selbst verläuft noch eine linienförmige seitliche Falte und eine ähnliche an der innern Kante jeden Zahnes, so dass also die vordere Fläche sehr ungleich viertheilig erscheint. - Die untern Nagzähne haben zwar dieselbe dreikantig prismatische Gestalt, aber die vordere, ebenfalls gelb gefärbte Fläche ist glatt, eben, furchenlos, ihre Krümmung bildet wie gewöhnlich den Abschnitt eines viel grösseren Kreises als der Halbkreis der oberen Nagezähne. Die äussere Schmelzlage der obern und untern Nagzähne ist von ansehnlicher Stärke. Spalax und Georychus haben beide platte obere Nagzähne, Bathyergus suillus dagegen eine sehr tiefe mittlere Rinne, ohne Falte in dieser wie an der Innenkante. Bei den Murinen kommen sowohl platte als gefurchte obere Nagzähne vor. Die Backzahnreihen laufen fast parallel, bestehen aus je vier Zähnen, die obern stark nach hinten geneigt, in beiden Reihen divergirend vom Wurzelende aus, die untern in beiden Richtungen entgegengeselzt. Der erste obere besteht aus zwei Schmelzeylindern, einem vor- deren dickeren schmäleren und einem hinteren dünneren breiteren, jener mit ovaler, dieser mit elliptischer Kaufläche. Beide Kauflächen sind durch eine schmale Schmelzbrücke in der Mitte verbunden. Der zweite und dritte bilden je einen flachen Schmelzeylinder, dessen Kaufläche quer elliptisch ist. Der hintere letzte Backzahn besteht aus einem runden Schmelzeylinder mit hinterer scharfer Kante, welche auch auf der runden Kaufläche einen winkligen Vorsprung bil- det. Der erste untere Backzahn unterscheidet sich von dem entsprechenden obern nur dadurch, dass sein erster Schmelzeylinder comprimirt und zwar im Querschnilt länger als breit ist. Die drei folgenden bestehen wie in den obern Reihen aus je einem Schmelzeylinder, dessen quer- elliptische Kaufläche nur relativ dicker von vorn nach hinten erscheint als oben; der letzte weicht nicht von seinen Vorgängern ab. Der Hallische Schädel hat ganz dieselben Zahnformen als der Brendelsche, dagegen weichen die des Baseler ab. Der vordere Schmelzcylinder des ersten obern Backzahnes ist nämlich dreikantig und eine ähnliche Form hat der letzte Backzahn, an den übrigen Schmelzeylindern treten die innern und äussern Kanten schärfer markirter hervor. Im Unterkiefer ist die Aussenkante aller Schmelzeylinder ansehnlich stumpfer als die innere, daher die Kauflächen hier wie oben kein regelmässiges Oval und keine Ellipsen bilden. Bei Geomys mexicanus fehlt nach A. Wagners Abbildung dem ersten Backzahne oben wie unten die Schmelzbrücke, welche die Kauflächen beider Cylinder verbindet. Sie ist bei der Weisse der Kauflächen auch bei den unserigen nur für scharfe Augen erkennbar, ganz deutlich erst unter der Loupe und es wäre daher wohl möglich, dass sie vom Zeichner über- sehen worden ist. Die Kauflächen der übrigen Zähne weichen durch Unregelmässigkeit von den unsrigen erheblich ab, der letzte obere hat eine viel breitere unregelmässige Kaufläche. zur Östeologie der Nagethiere. [249] 61 Die Spalacinen haben zwar dieselbe Anzahl von Backzähnen, vier in jeder Reihe, aber jeder derselben besteht aus je zwei unter einander verbundenen Schmelzeylindern. Bei Spalax selbsi erscheint die Kaufläche aus zwei gekrümmten Schmelzfalten gebildet, bei Bathy- ergus und Georychus gedrückt achtförmig indem beide quere Flächen durch eine breite Brücke verbunden sind. Die Murinen und Sciurinen entfernen sich durch ihre schmelzhöckerigen Zähne sehr weit. Erst bei den Rennmäusen treffen wir die Zahnbildung von Geomys wieder an. Meriones hat dieselben Schmelzeylinder, nur in abweichender Anzahl und innigerer Verschmel- zung an den vorderen Backzähnen. Auch Schizodon schliesst sich durch die Form der Kau- flächen sehr innig an. Halswirbel. Sehr ansehnliche Kürze und Dicke zeichnet den Hals von Geomys aus. Nur die bei- den ersten Wirbel sind kräftig, den folgenden bilden zarte Ringe, welche nach hinten schwä- cher werden. Forlsätze fehlen zum Theil ganz. Der Atlas stellt einen schiefen ovalen Knochenring dar mit breiterem (von vorn nach hinten) Bogen als Körper, doch ist leiztrer dicker, in der Mittellinie der Unterseite mit deutlichem Stachelfortsatz, der Bogen dünn, durchscheinend, mit nur sehr schwacher Tuberosi- tät statt des Dornfortsatzes. Die Querfortsätze sind sehr breit und kurz, stumpf, schief nach unten und hinten gewandt, an der Unterseite mit einer Leiste versehen. Die flach concaven Gelenkflächen für die Condyli oceipitales nehmen über die untere Hälfte der Vorderseite des Wirbels ein und ihre Ränder stehen auch seitlich scharf hervor. Die Gelenkflächen für den Epistropheus sind flach und oval. Der kleinere Baseler Atlas hat kleinere Querfortsätze und einen stumpfen untern Stachelfortsatz. Bei Spalax typhlus ist der Atlas ansehnlich stärker und kräftiger, seine vordern Gelenkflächen umfangsreicher, tiefer concav, an der Unterseite kein Stachelfortsatz und die Basis des Bogens jederseits perforirt. Bei Georychus trägt der Atlas grosse nach hinten gerichtete, an der Basis durchbohrte Flügelfortsätze, einen untern Stachel und sein Bogen ist dachförmig gestaltet. Aehnlicher sind Geomys die Seiurinen, welche die wesentlichen Verhältnisse von Spalax wiederholen. Auch die Murinen entfernen sich nicht weit. Der Epistropheus ist länger und kräftiger als der Atlas. Sein breiter starker Dorn erhebt sich senkrecht und endet stumpf. Der Querfortsatz bildet nur einen sehr zarten, fadenförmigen Knochenring. Die Unterseite des Körpers ist flach mit einigen nadelstichigen Ernährungslöchern. Der Zahnfortsatz hat die Länge des Atlaskörpers, in welchem er inne liegt und endet stumpf- spitzig. Der Baseler Epistropheus unterscheidet sich durch seinen kürzeren und dickeren Dorn und dickeren Zahnfortsatz, im Uebrigen gleicht er dem unserigen. Davon weicht Spalax so- gleich durch seinen sehr dicken stumpf zweizackig endenden Dornfortsatz und durch die nicht ringförmigen Querfortsätze ab. Bei Georychus verlängert sich der Dorn ungeheuer und reicht bis über den vierten Halswirbel, auch die Querforlsätze ziehen sich ansehnlich aus und der Hin- terrand der Unterseite des Körpers zieht sich stark nach hinten. Die Seiurinen schliessen sich auch in der Form des Epistropheus eng an Geomys, Dorn und Querfortsätze sind sehr ähnlich. Die Murinen unterscheiden sich hauptsächlich durch die starke Neigung und Verlängerung des Dornfortsatzes nach hinten und die mittlere Längsleiste an der Unterseite des Körpers. g*+ 62 [250] C.GısBEL, Beiträge Die vier folgenden Halswirbel sind flach gedrückte Knochenringe. Ihre Körper bil- den dicke horizontale Knochenplatten, deren Länge bis zum letzten sehr wenig allmählig zu- nimmt. Die Länge der sehr dünnen flachen Bögen nimmt umgekehrt allmählig ab. Von Dorn- fortsätzen. fehlt allen vieren jede Spur. Die kurzen zarten horizontalen Querfortsätze haben gablige Basen und nehmen allmählig an Länge zu. An der Unterseite des Querfortsatzes des 4. und 5. Halswirbels zeigt sich ein schwaches Knötchen und am sechsten ist dasselbe in einen langen nach unten und hinten gerichteten Fortsatz ausgezogen, welcher den Querfortsatz selbst an Länge übertrifft. Die Unterseite der Körper ist flach. Die Gelenkflächen sind unter sehr schiefer Richtung gegen die Achse der Wirbel geneigt. Der siebente Halswirbel ist noch zar- ter und dünner als der sechste, sein Querfortsatz lang, horizontal, an der Basis gar nicht per- forirt und ohne ‘den untern sogenannten Beilfortsatz des sechsten Wirbels. Am Baseler Skelet finde ich in diesen Wirbeln keine irgend beachtenswerthe Eigenthümlichkeit. Dagegen gibt A. Wagners Abbildung eine abweichende Form des Epistropheusdornes und höher gewölbte Bögen und breitere Querfortsätze an. Spalax weicht mehr nur durch die kräftigere Bildung der Hals- wirbel als durch deren Formverhältnisse ab. Auch hier ist keine Spur von Dornen, nur sehr kurze Querfortsätze, am sechsten mit sehr kurzem Beilfortsatze und wie die Wirbelkörper an Länge allmählig zunehmen, so auch die Bögen, so dass keine Lücken zwischen denselben blei- ben. Georychus dagegen trägt am fünften, sechsten und siebenten Halswirbel schon sehr deut- liche Dornfortsätze, an allen sehr lange, starke, nach hinten gerichtete Querfortsätze mit per- forirter Basis und am sechsten einen im Vergleich zu vorigen enorm breiten Beilfortsatz. Die Murinen haben wieder die schwachen Bögen von Geomys, aber darauf doch Andeutungen des Dornfortsatzes, ihre Wirbelkörper sind comprimirt, daher mit vortretender Miltelkante, die Quer- fortsätze stark nach hinten gerichtet und an der Basis perforirt, der Beilfortsatz des sechsten breit. Bei Sciurus ist dieser Beilfortsatz auf eine lange Leiste reducirt, die kurzen breiten perforirten Querfortsätze vom dritten bis sechsten Wirbel weniger nach hinten gerichtet, so dass der sechste und siebente schon rechtwinklig abstehen. Die Dorsolumbalwirbel. In der Dorsolumbalwirbelreihe fällt hier wie bei den Murinen die Schwäche der vor- dern Brustwirbel besonders im Verhältniss zu der starken Lendengegend auf. Die Dornfort- sätze sind allgemein kurz und schwach, die Gelenk- und Querfortsätze relativ stärker, die Bö- gen breit und die Körper gedrückt cylindrisch. Bei Geomys besteht die Dorsolumbalreihe aus 10+1 +5 Wirbeln. Dasselbe Ver- hältniss finde ich bei Spalax und Geomys, dagegen bei Sciurus 9 + 1 + 9 und bei den Mu- rinen 0 41 +8ud9+1+ 19. Der erste Brustwirbel folgt noch dem Typus der letzten Halswirbel. Sein Bogen ist sehr schmal bandförmig und dornlos, sein Querfortsatz relativ lang und dick, der Körper breit. Vom zweiten bis zum vierten Wirbel gewinnen die Bögen schnell an Länge, so dass sich ihre Ränder an einander legen, zugleich verschmäleren sie sich bis zum siebenten Wirbel hin und biegen sich nach hinten, welche Richtung durch die Dornfortsätze unterstützt wird. Der Dorn- zur Östeologie der Nagethiere. [251] 63 orisatz des zweiten Wirbels ist noch ein ganz unbedeutender Höcker, der dritte und vierte schon fast eine Linie hoch und breit, stark nach hinten geneigt, der fünfte, sechste und siebente sind schmäler, etwas länger und ganz nach hinten niedergelegt, der achte und neunte heben sich plötzlich wieder steil auf und sind lang und schmal, der zehnte endlich breiter als die vo- rigen und ebenso hoch, nur schwach gegen den diaphragmatischen geneigt. Die Querfortsätze verkürzen sich allmählig bis zum siebenten, die schiefen Fortsätze entwickeln sich in dem Grade mehr und werden am neunten und zehnten Wirbel plötzlich sehr breit, beilförmig. Der Körper des ersten Wirbels ist an der flachen Unterseite gleich um ein Drittheil länger als der letzte Halswirbel, der zweite wieder länger und schmäler und schon der dritte ist ebenso lang als breit, der vierte verschmälert sich noch mehr, ist aber noch flach. Am fünften, sechsten, siebenten und achten ist der Körper comprimirt, doch nicht mit mittler Kante, sondern abgerun- det. Der neunte und zehnte wird wieder breiter und flacht sich an der Unterseite ab. Am Baseler Skelet zeigen die Bögen der Brustwirbel dieselben Bildungsverhältnisse, aber ihre Dornfortsätze, soweit sie zu erkennen, sind viel zarter und heben sich gegen den diaphragmatischen hin auch nicht wieder auf aus ihrer sehr starken Neigung nach hinten. Die Körper der mittlern Wirbel erscheinen minder comprimirt, mehr gerundet. Nach A. Wagners Abbildung tragen alle Brustwirbel vom zweiten an hohe und breite Dornen, welche von den unserigen völlig verschieden sind. Die Sorgfalt mit der unser Skelet präparirt worden ist, lässt an eine Verletzung nicht denken, alle Fortsätze sind unversehrt. Auch die schiefen Fortsätze sind bei jenem viel höher gezeichnet. Die Rückenwirbel bei Spalax haben durchweg breitere Bögen, der erste keinen und der zweite schon den längsten Dornfortsatz, die folgenden legen sich stark nach hinten. Die schiefen Fortsätze sind breiter, aber nieht in dem Grade aufgerichtet als bei Geomys, die Wir- belkörper an der Unterseite durchweg länger und rundlich eylindrisch. Georychus zeichnet sich durch hohe und sehr kräftige Dornen auf allen Wirbeln aus, welche bis zum vierten an Höhe, in den vier letzten beträchtlich an Breite zunehmen, die schiefen Fortsätze sind entspre- chend entwickelt, die Körper kräftig. Die Sciurinen unterscheiden sich sogleich durch ihre sehr langen dünnen Dornfortsätze und ihre gestreckt cylindrischen Wirbelkörper. Die enorme Länge des zweiten Dornfortsatzes zeichnet alle Murinen vortrefflich aus, in den Formverhältnissen ähneln sie Geomys mehr als die Sciurinen. Der diaphragmatische Wirbel bei Geomys trägt einen senkrechten Dornfortsatz, etwas niedriger und breiter als der des letzten Rückenwirbels, höher und schmäler als der erste Len- denwirbel. Er senkt den ersten Gelenkfortsatz an den letzten Rückenwirbel und einen kleinen schiefen Fortsatz nach hinten. Sein Körper ist breit und flach. Er trägt das letzte Rippenpaar. Am Baseler Skelet bietet er dieselben Formverhältnisse. Die Wagnersche Abbildung lässt seine Eigenthümlichkeiten nicht erkennen. In unserem Spalax trägt er einen Dorn von der Breite der Bogenlänge, seine seitlichen Fortsätze sind leider verletzt. Bei Georychus hat er densel- ben kräftigen senkrechten Dorn, aufgerichtete Gelenkfortsätze und fast rechtwinklig abstehende Querfortsätze, durch letztere noch von den Brustwirbeln sich unterscheidend. Diesem Typus folgt er auch bei den Murinen, wo er durch die ansehnliche Breite der Querfortsätze sich aus- 64 [252] C. GıBBEL, Beiträge zeichnet. Bei den Sciurinen wird sein Dorn sehr schmal und sein Körper schlanker als bei allen vorigen. Die Lendenwirbel verschmälern sich von oben betrachtet unter gleichmässig zu- nehmender Verlängerung vom ersten bis zum letzten. Die Körper schnüren sich nach hinten mehr und mehr in der Mitte ein. Die Dornfortsätze stehen überall senkrecht, sind niedrig, so breit wie die ganze Bogenlänge, nehmen sehr wenig bis zum sechsten an Höhe ab und werden in den letzten beiden wieder etwas höher. Die breiten flachen Bögen berühren sich mit ihren Vorder- und Hinterrändern, die schwach gekrümmt sind. Die vorderen Gelenkfortsätze steigen überall steil auf, schwellen dick an und legen sich so ganz schief von aussen und oben auf die hintern sehr niedrigen flachen des jedesmal vorhergehenden Wirbels. Die schiefen Forlsätze sind dünn und kantig, ganz nach hinlen gerichtet und verkümmern allmählig, so dass sie am fünften und sechsten Wirbel nur noch blosse seitliche Leisten sind, an den letzten beiden aber ganz fehlen. In gleichem Grade treten die Querfortsätze nach hinten hervor: am dritten zuerst in Form eines unscheinbaren Höckers, am vierten schon breit und stumpf, allmählig länger und zugleich mehr abwärts geneigt an den folgenden. Wie die Querfortsätze hervorlreten, verlie- ren die Wirbelkörper ihre Breite, schnüren sich in der Mitte mehr ein. Die ersten beiden haben wie der diaphragmatische Wirbel noch eine flache Unterseite, der dritte, vierte, fünfte eine markirte Mittelleiste, welche sich an den folgenden wieder abstumpft und rundet. An dem zarten Baseler Skelete sind die Lendenwirbel nicht mit der erforderlichen Sorgfalt präparirt, die Fortsätze vielfach verletzt; so weit die Vergleichung möglich ist, weist sie keine erhebli- chen Unterschiede von unserem Skelet nach. In A. Wagner’s Abbildung scheinen die Quer- und schiefen Forlsätze nicht naturgetreu dargestellt zu sein und die hinleren Dornfortsätze sind zweifelsohne willkürlich in einen Zackigen Dornenkamm vereinigt, denn meines Wissens bleiben bei allen hieher gehörigen Nagern die Lendendornen ohne Ausnahme von einander getrennt. Bei Spalax lässt sich eine Verschmälerung der Lendenwirbel in der Weise wie bei Geomys nicht beobachten, denn schon vom dritten Wirbel an behalten die Wirbel gleiche Breite und fast auch gleiche Länge. Die Dornen scheinen sehr niedrig zu bleiben, die Quer- fortsätze sehr kurz und breit und die schlanken, in der Milte verengten Wirbelkörper sind an der Unterseite alle gleich gerundet und kantenlos. Georychus hat kräftigere und höhere Dor- nen als Geomys deren erste noch deutlich nach vorn geneigt sind. Auch bei ihm findet keine erhebliche Verschmälerung nach hinten slalt. Die Querfortsätze sind kräftig entwickelt und die Gelenkfortsätze liegen neben, nicht schief über einander. Die Unterseite der Wirbelkörper ver- hält sich wie bei Spalax. Die Murinen haben durchweg gestrecktere Lendenwirbel mit viel längern stark nach vorn und abwärts geneiglen Querforlsätzen und oft mit sehr kräftigen Dor- nen. Die Wirbel nehmen nach hinten ansehnlich an Länge und Stärke zu. Noch auffallend stärker in allen Theilen mehr entwickelt erscheint die Lendengegeud bei den Seiurinen. Kreuzwirbel. Das Kreuzbein von Geomys schliesst sich durch seine enorme Länge und innige Ver- bindung mit dem Becken fast enger an das der Edentaten als an die nächst verwandten Na- ger. Es wird aus fünf Wirbeln gebildet, deren erste zwei mit den Darmbeinen , deren letzte zur Östeologie der Nagethiere. [253] 65 beide mit den Sitzbeinen verbunden sind, der dritte und mittlere ist der schmälste und frei. Die Querfortsätze sind sämmtlich so innig verwachsen, dass nicht einmal Nähte zwischen ihnen zu finden sind, die Körper dagegen sind deutlich von einander geschieden an der Unterseite. Sie verschmälern sich nach hinten. Der erste Wirbelkörper hat eine breite flache Unterseite, auf dem zweiten erhebt sich eine Mittelleiste, die folgenden sind dachförmig gekantet. Die Dornen gleichen in der Höhe und Breite sowie in ihrer senkrechten Stellung den Lendendor- nen, sind aber an der Basis mit einander verschmolzen. Die zu einer Leiste vereinigten Quer- fortsätze gewinnen am vierten und fünften Wirbel ihre grösste Breite. Das Kreuzbein am Ba- seler Skelet unterscheidet sich nur durch die relaliv grössere Breite der Querfortsätze des letz- ten Wirbels, alle übrigen Formverhältnisse stimmen überein. A. Wagners Abbildung dagegen zeigt ein ganz abweichendes Kreuzbein, indem dessen Wirbel um Vieles stärker und kräftiger sind und dieselben keine freien Dornfortsätze, sondern einen niedrigen zusammenhängenden Dor- nenkamm tragen. Bei Spalax typhlus sind die fünf Kreuzwirbel von gleicher Breite mit all- mählig abnehmender Länge, ihre Dornfortsätze breiter und niedriger und das hauptsächlich Un- terscheidende von Geomys liegt in der Verbindung mit den Sitzbeinen, welche nämlich nicht durch den letzten Querfortsatz, sondern durch einen Fortsatz am Rande des Sitzbeines bewerk- stelligt wird, der sich an die Gränze des fünften und sechsten Wirbels mit einer leichten An- schwellung anlegt. Bei Georychus fehlt diese hintere Verbindung ganz, die schlanken schmalen Kreuzwirbel mit unbedeutenden Fortsälzen laufen in die Schwanzwirbel über. Ich zähle bei G. holtentottus nach dem vorliegenden Skelet nur 3 Kreuz- und 12 Schwanzwirbel. Bei den Sciurinen ist nur der erste sehr breite Kreuzwirbel mit völlig verkümmertem Dornfortsatz Trä- ger des Beckens; die zwei folgenden mit ihm verwachsenen Kreuzwirbel verschmälern sich stark und tragen schmale hohe senkrechte Dornfortsätze, dann beginnen die Schwanzwirbel. Die Murinen haben im Allgemeinen kurze Kreuzwirbel mit sehr breiten und kräftigen, auch ho- hen Dornen, der zweite nimmt noch Theil an der Verbindung mit den Darmbeinen, der dritte und bisweilen vierte verschmelzen mit den ersten beiden gewöhnlich nur in den sehr breiten Querfortsätzen. Die Schwanzwirbel. Unser sorgfältig präparirtes Skelet hat 17 Schwanzwirbel, welche schnell an Länge zunehmen und am Ende ebenso schnell sich wieder verkürzen, so dass der leizte ein kegel- förmiger Knochenkern von kaum halber Linienlänge ist. Die zwei ersten tragen noch kleine Dornen auf dem Bogen, die vier ersten breite fast rechtwinklig abstehende, sich schnell ver- kürzende Querfortsätze, die folgenden sind gestreckt eylindrisch, nur mit Höckern an beiden Gelenkenden. An der Unterseite liegen an den Gränzen vom dritten bis neunten je zwei kleine Knochenkerne als Rudimente untrer Bögen. Das Baseler Skelet hat einen kürzeren Schwanz, die ersten Wirbel sind schon völlig dornenlos und gestreckter. Es sind noch 14 vorhanden und fehlen daher die drei letzten. Alle sind relativ dicker als bei unserem. Auch A. Wag- ners Abbildung gibt kräftige Schwanzwirbel und zwar 18, seine Beschreibung sogar 19 an. Spalax und Georychus. haben sehr kurze Schwänze mit sehr kurzen Wirbeln, unser Spalax typh- 66 [254] C. GıeBeEL, Beiträge Ius hinter 5 Kreuzwirbeln 6 Schwanzwirbel, Sceiurus ist in eben dem Grade langschwänziger, die sehr gestreckten Wirbel prismatisch und zahlreicher, bei Sc. rufiventris 2. B. 27, bei einer andern columbischen Art sogar 29. Die Murinen haben sehr kräftige prismatische Schwanz- wirbel. Zum Schluss gebe ich noch einige Dimensionen der Wirbelsäule in Pariser Linien an. Brendels, Baseler Skelet. Länge der Halswirbelreihe 61, 41), des Atlas an der Unterseite In Y, des Epistropheus 1!/, 1 des dritten Halswirbels Ir, Jr des sechsten Halswirbels JR _ der zehn Brustwirbel 131], 10!/, Dornenhöhe des letzten Brustwirbels un — Länge des diaphragmatischen Wirbels ld 1 der acht Lendenwirbel 17 12 des ersten Lendenwirbels 1!/, 1'/ı des letzten » 2 11, des Kreuzbeines 9 8 Breite desselben im ersten Wirbel an der Unterseite 31, 2 dritten 125 1 fünften 4 za Länge der Schwanzwirbelreihe 39 24 des ersten Schwanzwirbels Nun 1 des fünften 5 21), 11, des zehnten ” 2ı, 1% des funfzehnten „ 1%, u Das Brustbein und die Rippen. Das Brustbein besteht aus sechs Wirbelkörpern, deren erster sich vorn zu einer brei- ten Platte erweitert behufs der Aufnahme der Schlüsselbeine. Die folgenden sind vierseitig prismatisch mit mittler Längsleiste an der Unterseite. Sie verkürzen sich ansebnlich bis zum fünften, der letzte ist sehr dünn und verlängert, am Ende erweitert zur Aufnahme des Schwert- knorpels. Am Baseler Skelet sind alle stärker und kürzer, der erste auch in der Handhabe merklich schmäler. A. Wagners Darstellung lässt das Brustbein unbeachtet. Bei Spalax typh- us zähle ich sieben Wirbelkörper, der erste vorn beträchtlich breiter, die übrigen sämmtlich kürzer, dagegen hat Georychus nur fünf viel längere, auch die Handhabe auffallend verschmä- lert; Sciurus hat wieder sieben ziemlich schlanke und comprimirte, auf dem ersten sehr breiten eine starke mittlere Leiste. Bei Mus und Cricetus sind sieben im Grössenverhältniss derer bei Geomys vorhanden, der erste sehr schmal mit vorn dornarlig vorspringender Kante. Länge des Brustbeines 154 ersten Wirbels 4 fünften „, 1 sechsten 3, 3 zur Östeologie der Nagethiere. [255] 67 Von den zwölf Rippenpaaren heften sich sieben als wahre an das Brustbein und fünf sind falsche. Die vordern sind stark und flach, die hintern dünner und dreikantig. Die erste stärkste krümmt sich in einem Kreisbogensegment, die folgenden strecken sich allmählig mehr, so dass"die zwölfte fast gerade ist. Ihre Knorpel sind dick und sehr hart und die des sechsten und$siebenten Paares treffen unmittelbar zwischen den letzten Wirbelkörpern des Brustbeines zusammen, indem sie auf oder vielmehr ganz über die untere Fläche desselben sich legen. Die beiden letzten haben keine Rippenhöcker mehr, sondern gelenken nur an den Wirbelkörpern, nicht 'an deren Querfortsätzen. Das Baseler Skelet weicht von dem unsrigen in der Rippen- bildung nicht ab. A. Wagners Angabe von 21 Rippen ist offenbar nur ein Druckfehler. Spalax hat einen engern Brustkasten und weniger gekrümmte Rippen, acht wahre und fünf falsche, die erste sehr kurz und ungeheuer dick. Dieselbe Anzahl besitzt Georychus, aber hier ist die Form der Rippen doch mehr Geomys ähnlich. Auch die Murinen haben häufig 13 Rippenpaare, alle flach, der Brustkasten gestreckt. Bei Sciurus zähle ich S wahre und 4 falsche Paare, die Rippen kürzer als bei allen vorigen. Der Schultergirtel. Das Schlüsselbein ist wie bei allen verwandten Gattungen vollkommen entwickelt, 7 Linien lang, dünn und flach, in der Schulterblattshälfte etwas breiter und gekrümmt. Das Baseler ist am Brustbeingelenk dicker als bei unserem Skelet. Davon unterscheidet sich Spa- lax durch sein mehr gerundetes, fast gerades, stielförmiges Schlüsselbein. Bei Georychus ist es noch länger, ganz gerade; bei den Murinen zwar wieder platt, aber stärker gekrümmt als bei Geomys, bei den Seiurinen am stärksten. Das Schulterblatt ist unregelmässig dreiseitig, die vordere obere Ecke abgestumpft, die hintere winklig ausgezogen, der Vorderrand schwach eingebogen, dünn, der Hinterrand ge- rade mit hoch aufgerichteter Kante. Die Gräte läuft, vor der Mitte gelegen, dem Hinterrande parallel, erhebt sich vom Oberrande her schnell bis zur Mitte, wo sie die höchste Höhe erreicht, dann zieht sie sich in einen langen Fortsatz zur Aufnahme des Schlüsselbeines aus. Der Pro- cessus coracoideus hat eine ansehnliche Breite und zieht sich in starker Krümmung nach innen um den Humeruskopf herum. Die Gelenkfläche hat einen ovalen Umfang und ist sehr flach concav. Die Innenfläche wird durch zwei schwache Längsleisten in drei Felder getheilt. Das Baseler Schulterblatt weicht ausser durch die geringere Grösse nicht ab. In A. Wagners Ab- bildung ist nur die obere Hinterecke minder ausgezogen als bei dem unserigen. Das Schulter- blatt von Spalax unterscheidet sich auffallend durch die viel schmälere Gestalt und den ganz unbedeutenden Rabenschnabelfortsatz. Georychus hat zwar ein ebenso breites Schulterblatt als Geomys, aber sein Oberrand ist schiefer und die Gräte sendet von ihrer Mitte ganz henkel- arlig den starken Fortsatz zum Schlüsselbein ab. Viel ähnlicher sind die Murinen, nur dass ihr Acromion breit und dünn ist. Bei Sciurus erscheint das Acromion noch breiter und viel kürzer, dagegen ist hier und bei den Murinen der Processus coracoideus kleiner als bei Geomys. 68 [256] C. GIEBEL, Beiträge Länge des Schulterblattes an der Gräte 9 7 Grösste Breite am obern Rande 8 5 Geringste Breite im Gelenkhalse 2 14/, Höhe der Gräte 2 Eh Die vordere Extremität. Der Oberarm von Geomys ist ganz nach dem Typus der Spalacinen und Murinen gebildet. Sein oberer Gelenkkopf hat eine comprimirt kuglige Gestalt mit der stärksten Wöl- bung nach hinten und vorn unmittelbar ihm anliegend als dicke unregelmässige Anschwellungen mit dem Tuberculum majus und minus, zwischen denen die Sehnenrinne für den zweiköpligen Muskel kaum angedeutet ist. Vom grossen Höcker steigt eine markirte Kante an der Vorder- seite herab und bildet hier in der Mitte des Knochens den sehr starken und verdickten Vor- sprung für den Deltoideus. In der untern Hälfte gewinnt der Knochen schnell an Breite, hat einen ungemein stark vorspringenden innern und einen ganz platten scharfkantigen äusseren Knorren, welche den kräftigen Vorderarm- und Handmuskeln kräftige Ansatzpunkte bieten. Die Gelenkrolle für den Unterarm ist etwas schief, die hinten über ihr liegende Oleceranongrube sehr niedrig und völlig geschlossen und scheint die Perforation, welche A. Wagner angibt, eine gewaltsame durch die Präparation veranlasste zu sein. Am Baseler Skelet ist der Deltoidfort- satz ein freier hakiger Vorsprung und der ganze Oberarm bei seiner geringeren Grösse gedrun- gener. Bei Spalax ist der Oberarm im allgemeinen schwächer, aber seine Leisten und Kanten schärfer, markirter, die untern Knorren beide viel weniger entwickelt. Georychus-hat einen gestreckteren Oberarm ohne scharfe Leisten und mit einem breiten, plötzlich hervortretenden Haken in der Mitte und mit sehr kurzen dicken Knorren. Noch schlanker erscheint der Hume- rus der Murinen, bei welchen der Deltoidkamm sehr veränderlich in Grösse und Form ist, der innere Knorren meist sehr dick und gross ist. Von allen erwähnten Gattungen entfernt sich Sciurus durch seinen schlanken Oberarm mit schwacher Deltaleiste. Länge des Oberarmes I Breite zwischen den untern Knorren 41, — 31, Der Unterarm von Geomys hat die Länge des Humerus und seine beiden sehr kräf- tigen und kantigen Knochen liegen an beiden Enden innig verbunden hinter einander. Der Ra- dius hat eine quer ovale ziemlich flache Humeralfläche, ist im obern Theile von vorn nach hinten stark zusammen gedrückt, im untern breiter und dicker mit mehr gerundeten Kanten. Am untern Gelenkende springen die drei Ecken stark vor und nehmen die tief concave Car- palgelenkfläche zwischen sich. Die Elle überragt mit einem sehr langen Olecranon den Radius und dessen obere Ecke krümmt sich fast hakig nach innen. Die Elle selbst ist sehr stark com- primirt und kantig, ihre Aussenseite tief gehöhlt, das untere mit der Speiche verbundene Stück von vorn nach hinten zusammen gedrückt. Die Humeralgelenkflache bildet einen Halbkreis, das Carpalgelenk zwei Kugelflächen. Am Baseler Skelet erscheint die Speiche mehr gekrümmt, das Olecranon der Elle kürzer, ohne stark nach innen gerichteter oberer Ecke. A. Wagners Olecranon weicht durch Kürze und Breite ansehnlich von den unsrigen ab. Spalax unterschei- zur Osteologie der Nagethiere. [257] 69 det sich sogleich durch die beträchtlichere Dicke der Elle auf Kosten des ihr innig anliegenden Radius. Ihr Olecranon steht gerade und ihre Aussenfläche ist nur seicht eingedrückt. Auch bei Georychus ist die Elle sehr stark, ohne dass jedoch der Radius in gleichem Masse verdünnt wäre. Beide liegen wieder der ganzen Länge nach an einander. Das ist auch bei den Muri- nen der Fall, wo die Formen sich mehr Geomys nähern bis auf die Kürze des Olecranons. Die Sciurinen entfernen sich weit von allen. Länge des Radius 10% — ia Ulna 141, '—'10 Oleeranon 3 — 2%, Die Handwurzel liess sich an unserem Exemplare nicht ohne völlige Zerstörung der Pfoten präpariren und wurde deshalb nicht aus dem Balge herausgenommen. Am Baseler Exemplar besteht sie in der ersten Reihe aus zwei, in der zweiten aus vier Knochen. Da auch die zur Vergleichung vorliegenden übrigen Skelete nicht mit der Sorgfalt präparirt sind, welche eine eingehende Vergleichung dieser sehr kleinen Knochen gestattet: so verweile ich nicht länger bei denselben. Es sind fünf Finger vorhanden: ein sehr kurzer dünner „weigliedriger Daumen, der zweite und fünfte Finger länger und stärker, einander fast gleich, der dritte Finger noch einmal so lang und dick und der vierte wieder merklich kürzer als der dritte. Die Mittelhandknochen sind sehr dick und kurz, in der Mitte etwas verengt. Nur die grosse Mittelzehe hat deutlich drei Phalangen, die übrigen scheinbar nur zwei. Die Krallenphalanx ist gestreckt, comprimirt, schwach gekrümmt, die Krallen sehr lang und spitz. Bei Spalax ist die Hand ganz normal gebildet, alle Finger mit Ausnahme des Daumens sind deutlich dreigliedrig, ihre erste Phalanx von der Länge des entsprechenden Mittelhandknochens, die Nagelphalangen dick. Georychus hat eben solche Hände mit schlanken dünnen Fingern. Auch bei den Murinen sind die Finger lang und dünn, noch mehr bei Sciurus. Das Becken. Das Becken zeigt bei Geomys in der ungeheuer weiten Oeffnung der Schambeinfuge eine Eigenthümlichkeit, welche diese Gattung weit von allen ihren Verwandten trennt. Mir ist unter den Nagern keine einzige Gattung mit weit geöffnetem Becken bekannt, erst unter den insectenfressenden Raubthieren und unter den Fledermäusen treffen wir diesen Vogelcharacter wieder. A. Wagner gibt von seinem Ascomys canadensis an, dass die Schambeine unten in einem Puncte zusammenstossen und dann gleich wieder aus einander gehen. Das ist auch bei dem Baseler Skelet der Fall, dagegen misst bei dem unsrigen der Abstand zwischen beiden Scham- beinen vier Linien. Letzteres ist ein weibliches Exemplar und die auffallende Differenz jener wird darin ihre Erklärung finden, dass dieselben männliche sind. Wir hätten demnach hier den äusserst seltenen vielleicht einzigen Fall, in welchem die Oeffnung der Schambeinfuge ein blos sexueller Character ist. Die Hüftbeine sind schlank und schmal, dreikantig mit concaven Seiten, so dass die Kanten scharf hervortreten. Die äussere Vorderecke bildet einen wirklichen Haken. Das ei- 9* 70 [258] C. GIEBEL, Beiträge runde Loch ist sehr gestreckt, die Schambeine fadenförmig, dünn, bis gegen die Sitzbeine hin, mit welchen sie gemeinschaftlich eine schief vierseitige Knochenplatte bilden, deren hintere obere und untere Ecke mit ansehnlicher Verdickung sich nach aussen biegen. Die halbkuglige Pfanne liegt etwas hinter der Mitte. Das Baseler Becken weicht darin ab, dass die hintere Ecke der Schambeine sich nach innen wendet, und eine wirkliche Berührung beider Scham- beine nicht zweifelhaft lässt, wie in A. Wagners Skelet. Bei Spalax ist das ganze Becken schwächer, die Darmbeine weniger scharfkantig, das eirunde Loch niedriger, die Sitzbeine schmäler und die Schambeine schliessen sich zu einem schmalen" Ringe zusammen. Kräftiger in allen seinen Theilen erscheint das Becken bei Geory- chus, die dreiseitigen Darmbeine mit gerundeten Kanten, die Schambeine breiter, in einer län- geren Symphyse verbunden und das eiförmige Loch sehr kurz, dreiseitig. Die Murinen haben ein mit Geomys ähnliches Becken, ebenfalls sehr gestreckt, mit sehr ähnlichen Sitzbeinen und eiförmigem Loche, aber mit langer Schambeinfuge, aussen gerundeten Hüftbeinen, deren vorde- rer Theil sich stark nach aussen biegt. Bei den Eichhörnchen ist das Becken geräumiger, die Darmbeine flach, plattenförmig, das eiförmige Loch ungemein umfangsreich, die Schambeinfuge sehr lang. Totallänge des Beckens an der Unterseite Ikea a. 1a Breite zwischen den vordersten Ecken der Hüftbeine 6 — 4 dieselbe zwischen den Pfannen oben s ee 6 dieselbe zwischen den Sitzbeinhöckern Bi — 64, Länge des eiförmigen Loches 4 nn ih Höhe desselben 1%, — 1 Die hintere Extremität. Die hinteren Gliedmassen sind nur etwas länger als die vordern und ebenso kräftig gebaut als diese wenigstens in den beiden obern Gliedern, denn der Fuss ist merklich schwä- cher als die Hand. Der Oberschenkel ist ein gerader kräftiger Knochen mit halbkugligem obern Gelenk- kopf auf sehr kurzem starken Halse, Der grosse sehr verdickte Trochanter erhebt sich über den Gelenkkopf, der in der Mitte die Grube für das Ligamentum teres hat, und seine breite Aussenfläche läuft nach unien in eine vorspringende Kante aus, welche sich in der Mitte des Kno- chens nach hinten verliert. Der kleine Trochanter springt als breiter und ebenfalls verdickter Fortsatz unterhalb des Gelenkkopfes vor. Beide Trochanteren geben dem obern Theile des Femurs eine ansehnliche Breite. Die untere Hälfte erscheint dicker und mehr gerundet, schwillt in den beiden Gelenkknorren nur mässig an, deren Gelenkflächen sind glatt und gegen einan- der geneigt, nach vorn sich vereinigend in der breiten Gelenkfläche für die elliptische Knie- scheibe. Der Baseler Oberschenkel ist in der obern Hälfte schmäler, im untern Gelenk ansehn- lich dicker. A. Wagners Abbildung zeigt einen viel längeren Schenkelhals und einen schmä- lern und höhern grossen Trochanter. Bei Spalax ist der Oberschenkel gedrungener und der kleine Trochanter tritt viel weniger hervor. Der Oberschenkel von Georychus hat in seiner ganzen Länge eine die Dicke doppelt überwiegende Breile und eine stark vorspringende Kante zur Osteologie der Nagethiere. 259] 71 unterhalb des grossen Trochanters, der kleine Trochanter ist zwar dick, springt aber nur we- nig vor. Die Kniescheibe ist bei Spalax und bei Georychus um Vieles dicker als bei Geomys Auch bei den Murinen ist wie bei Georychus die obere Hälfte des Femurs schmäler, die untere breiter, die Trochanteren treten weniger hervor, die äussere Kante desto mehr. Die Eichhörn- chen haben einen sehr starken Oberschenkel mit drittem Trochanter. Länge des Oberschenkels an der Aussenseite 14 — 101, Grösste Breite oben 4 — 24, dieselbe unten 3 — 3 Im Unterschenkel verwächst die dünne Fibula an beiden Enden innig mit der Tibia. Sie ist gerade, dünn bandförmig und reicht nur bis zur Mitte des Schienbeines hinab. Bei Spa- lax verhält sie sich fast ganz gleich, bei Georychus ist sie nur etwas stärker, bei den Muri- nen schmäler und viel tiefer an der Tibia hinabreichend. Diese ist bei Geomys in der obern Hälfte nach vorn gekrümmt, breit dreikantig, die innere Kante dünn und scharf, die äussere stumpf und gerundet. Die dreiseitige Femoralgelenkfläche fällt nach aussen und innen ab. In der untern Hälfte ist die Tibia gerundet und erweitert sich nur mässig im Gelenk, welches für die fast gerade Rolle des Astragalus bestimmt ist. Bei Spalax verdünnt sich die Tibia im mitt- lern Theile mehr und in eben dem Grade verdicken sich beide Gelenkenden, bei Georychus ist sie in der obern Hälfte dick plattenförmig und in der untern läuft die Fibula als deutlich auf- liegende Kante herab, bei den Murinen ist sie stark und dreikantig, die Hinterseite oft tief aus- gehöhlt. Die Sceiurinen unterscheiden sich durch die Länge und Dicke ihrer Tibia sehr leicht. Totallänge der Tibia 2 — 10“ Grösste Breite im obern Gelenk 3, — 2, dieselbe im untern Gelenk al, = 2 Länge der Fibula 6 — 41, Die Fusswurzel blieb mit dem ganzen Fusse im Balge stecken und fehlt daher unse- rem Skele. Am Baseler Skelet ist die breite, tiefe und schiefe Rolle des Astragalus frei. Der schmale Calcaneus mit kurzem dicken Hackenfortsatz liegt hinter derselben. Vier kurze flache Knöchelchen scheinen den übrigen Theil der Fusswurzel zu bilden. Der Mittelfuss ist viel schlanker und schmäler als der Melacarpus, sein äusserer und innerer Knochen sehr klein und kurz, die drei miltllern um das Doppelte länger und dicker, der mittelste der grösste von allen. Die zweigliedrige Innenzehe reicht nicht über den Metatarsus der zweiten Zehe hinaus. Die zweite Zehe ist nur wenig kürzer als die dritte längste, die vierte etwas kürzer als die zweite und die fünfte wieder von der Länge der ersten. Die zweite Phalanx jeder Zehe hat die halbe Länge der ersten, die Krallen sind viel kleiner und minder comprimirt als die der Finger. Bei Spalax hat das umgekehrte Verhältniss zwischen Hand und Fuss Statt, letztrer ist, wenn auch nur um ein Geringes länger. Auch verkürzt sich hier die erste und fünfte Zehe nicht in so hohem Grade als bei Geomys und die mittlere Zehe ist nur sehr wenig länger als die zweite, dabei nicht kräftiger. Der Calcaneus ist stärker. Ganz ähnliche Verhältnisse im Fusse hat Georychus. Bei den Murinen und Sciurinen pflegt der Fuss noch mehr die Hand an 12 [260] C. GIEBEL, Beiträge zur Osteologie der Nagethiere. Grösse zu übertreffen und die drei mittlern Zehen haben nahezu gleiche Länge, die innere und äussere sind länger als bei den vorigen Gattungen. Resultate. Der Skeletbau von Geomys hat die nächste Aehnlichkeit mit dem von Georychus unter Aufnahme einzelner Beziehungen zu den Murinen, zu Spalax und sehr geringfügiger zu den Seiurinen. Der Schädel schliesst sich durch seine Configuration im Allgemeinen den Mu- rinen an und wo er im Einzelnen von diesen abweicht, nähert er sich stets dem Typus von Georychus; mit Spalax und Sciurus ist eine nähere Verwandtschaft hier nicht nachweisbar. In der Wirbelsäule folgt die Halsgegend dem Typus der Murinen, die Brust- und Lendengegend vielmehr Georychus und Spalax, die Kreuzgegend nur letzterer Gattung. Schultergürtel, Ober- und Unterarm weisen wieder eine grössere Verwandtschaft mit den Murinen auf, die hinteren Extremitäten dagegen mit Georychus und Spalax. Neben diesen verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Murinen und Spalaeinen be- merkten wir Eigenthümlichkeiten im Skelet von sehr hoher Bedeutung. Die weit geöffnete Schambeinfuge des Weibchens und die geschlossene des Männchens, die innige Verbindung des Kreuzbeines mit dem Becken, die lockere Verbindung der Unterarmknochen, die die Füsse an Grösse und Stärke weit überwiegenden Hände und endlich die sehr wesentlich von den ver- wandten Familien abweichende Zahnbildung, diese Eigenthümlichkeiten in Verein mit den wech- selnden Beziehungen zu den Murinen, Spalacinen und zu den unterirdisch lebenden Mitgliedern der Sciurinen rechtfertigen es vollkommen mit Geomys einen selbständigen Familientypus zu begründen. Ich wählte für denselben in meiner Bearbeitung der Säugelhiere einen Namen, welcher die Verwandtschaft mit den Sciurinen und Spalacinen ausdrückt, Seiurospalaeini, um die Beziehung zu den Murinen anzudeuten, könnte man indess auch den Gallungsnamen für die Familie aufrecht erhalten und sie demgemäss Geomyini nennen. Die Differenzen zwischen dem unserigen und dem Baseler Skelet betreffen zunächst die geringere Grösse des letzteren. Beide sind noch nicht völlig ausgewachsen, die Epiphysen der Knochen noch getrennt, das unserige ist nur elwas weiter vorgerückt, aber nicht so weit, dass dadurch der Grössenunterschied seine Erklärung fände. Die meisten Abweichungen in den Formen des Baseler Skelets kommen auf Rechnung des jugendlichen Zustandes, nur die An- nährung der Schambeine zur Schliessung des Beckens, die Kürze des Schwanzes und beson- ders die eigenthümlichen Formen der Backzahnlamellen bleiben für die Systematik beachtens- werth. Noch weiter entfernt sich A. Wagners Ascomys canadensis durch die beträchtlichre Grösse der Füsse und geringere der Hände, durch die hohen Dornen auf den vorderen Rücken- wirbeln, den zusammenhängenden Dornenkamm des Kreuzbeines, den langen Schenkelhals u. s. w. Doch mögen einige dieser Eigenthümlichkeiten auf Rechnung des Zeichners kommen. —— Druck von W. Plötz in Halle. Erklärung der Tafeln. Tafel I. Skelet des Geomys bursarius Richards. a. Schädel von der obern Seite. b. Derselbe von der untern Seite. ec. Unterkiefer. d. Weibliches Becken von der untern Seite. Tafel I. Skelet des Mesomys spinosus Burm. a. Schädel von der obern Seite. b. Derselbe von der untern Seite. e. Unterkiefer. Tafel II. Skelet des Loncheres ceristatus Waterh. a. Schädel von der obern Seite, b. Derselbe von der untern Seite. c. Unterkiefer. Tafel IV. In allen Figuren bezeichnet a die Seitenansicht, 5 die obere, e die untere Ansicht des Schädels und d den Unterkiefer, Fig. 1. Echinomys cayennensis Desm. Spalacopus Poeppigi Wagl. Loncheres armatus Wagn. Mus tectorum Sax. Nelomys antrieola Ld — Echinomys antricola Waterh. . Schizodon fuscus Waterh. 5 Hesperomys lasiotis Burm. Hesperomys Renggeri Burm. TatelV. abcd wie Tafel IV. Lasiuromys hirsutus Burm. . Lasiuromys villosus Devzlle. . Hesperomys longicaudatus Waterh. . Oxymyeterus rostellatus Piet. . Oxymycterus megalonyx Piet. . Hesperomys subflavus Wagn. Hesperomys orobius Wagn. Hesperomys expulsus Gieb. . Georychus capensis Wiegm. ” ” 2] ” „ ” eupenpomwn ”„ non > @ i ‘ # ri 4388 yı neo nl % | WiaBBER a ab, PIRITE. en © mine UN d Kıllige!l . = i | | ‚IlSleaT..: Y I): P .” eo. 1 Kar hen RN s aha HiTaaııd a abypk) m b taladlk nt dem yon ineryränh ‚are. iO Teil tov a SIT ER | unter Sieb: — ara made nr: age ERS Ne NEE Te Be. 7 i ae een Nr Algemwines Jon Hui u ne a ara ao medao > ua. daal; sanddaliljs VH,., Be a ai ia de Fıyan va i u rn ie il bei ar “I E wr ea Ar ie iin tuncheeniubuh re s Zar, ee, - Per Tem Ta ng ne Va ze we Kmau argR FR - u u ae . 4 et bey = he ati Ina Kahn, u. Bohnllmgiie, Mas > eh bee un. a Pr ro ah av uklaeriache ee des Aluskıus. ank, Aa hintamder — ei 2 & BZ dtaldın) Mistes - a u Du ruf Apale | en Aa Tr an rk Tokungn: + KL Aura zn Epalaulawn Dem gran Ehe ee a ar * Trio wol getgie Bobeahhintuge er weil lie rear erchun, Die rg Verband & Krausbeines ihn aan u rn w Ne a hie rl Inch, de Ger: ib Fiss ef WE Vers aeee Url u enäbeh Äie Mitch von. BR Te Tun den ze wanlise Faaillien vr Kepde Sahi een Ingewhte ha Verena ur Aa ern fl go einen allen oda nibıhtdalensmied aib ee Men ei Dr Bu in u lan et er Er pe ug Na ee FE Bu a HE FR ui > EEE EA Eu ee, Serutnäyotanäuli vn ir BA ah Ba Würten ine tale, binitensdkrtemheniene m den dj MDB far Paniiie AA wlan arena mie bh raldoieian ayumloli 0 - - Die Disrenten zwisich en den ‚hei, ua er beteeffun sonne ber gr räeke Lira?” beten, eh a, ame ls die v ug ir sn a EB Are rt . We ton nüch ae dus Be 5 ande, ER " SUUBETTEPAISETBESTLIETIE TE RTruebung zemepng } sun) wuumeu p wBiny]?W04g)) 740, agabl) 99 Ge Bra NER NEUEN S TA UynrT RG ei unpng J SR Serum p WwBinypuoyg]) DI i U ’ & - w 2 RA u = ‘ ) \ > ı D Eu 3 ' £ B u 4 I “ PR P f wmı.= N 3% - , a j j - ' k . H r 5 = \ Me; een = NE i Bi nnd ’ * k f - j ' Re 4 « j "ii En ur N ut W: er “ Bye! za - . « - 1 e ? y er a ri u l a , _ Pr; ns | i ı 5 = f = } mil I. f Fa ä ge Au x F } R Br [E 5 = + & e1 Ela = vi Ä £ Be f u L u \ N ri 2 3 N a R ? DE 3 in r el u . ‚ vr 7 a f Le, 2 EB Far) * a Ur I, N Au Ba 2 \ ER v | - By Le + r a v v % B = y \ N i Y ‚ a) a ji - RA Fi - ne ' \ Da Y ri ‚4 - E Tu Rn 7 “ IN r b e - Im N = us: ß ar) 1 #0 i . i % E n Ü v N T Mer D j i \ L [7 s Be KEee ü z 4 u a a, { PER UN -_ HL fin Ru I), \ \ { Br j W 25 ne un —— / 7T £ ee 7 | NE ne - T L = 2 * . u F F 1 = " ö ie . er { 3 . x : T 1 Dane PR 2 En a Ban“, = I Ga Ditrag = Gülage der Nagalare Zap - ( Gnbd, Bar >. Ofteolodic d Haochire Da j: m KR N a ; ar vs 2 E di: ® ir f ä . Bi 4 Bo ur r a u ” fe .e Die Silurische Fauna des Unterharzes nach Herren C. Bischof’s Sammlung bearbeitet C. Giebel, Professor bei der Universität Halle. Mit VI lithographirten Tafeln. Aus dem I. Bande der Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen in Halle besonders abgedruckt. Berlim Verlag von G. Bosselmann. 1858. sia ® | a | amısdtstall ab sunst adyaiılid . 6 ” “ gunfiamed etohaitl 2 oral En ” EN u R tesiadınad Fi ; TE UT ee . j Sad düstersyiolT Tab: jad TaaulorT gi Be worvihgngodht TV SuM ‘ N es hi the nahe ib ur Boni „eintnonerun 8 ph ah re: nıeibegdB. eubanand alloEh. ai a “la; ‘ R 5: - . - siheah asomlosaod D nor -aulınV ı ei FR „Hab a. r * u / * | ._ J 'a r g ( Die silurische Fauna des Unterharzes von GC. & di enbiiesl, Wer jemals in geognostischer Absicht die Thäler und Höhen unseres Harzgebirges durchwanderte, kennt die überaus dunkeln und verworrenen Lagerungsverhältnisse seiner Schichten, die völlige Unzuverlässigkeit der petrographischen Charactere und die grosse Armuth an Versteinerungen. In welche Abtheilungen das mächtige Schichtensystem der Grauwackenformation sich auflöse und wie dieselben ihrer natürlichen Entwicklung gemäss sich aneinander reihen mögen, scheint ein unauflösbares Räthsel. Den ersten Versuch dieses Dunkel zu lichten machte F. A. Rormer in seinen Versteinerungen des Harz- gebirges (Hannover 1843), nachdem R.J. Murcuisox durch sein classisches Silurian Sy- stem den Weg der Untersuchung gebahnt hatte; er suchte die Glieder des cambrischen, silurischen und devonischen Systemes in unserm kleinen Gebirge auf, vermochte aber keine überzeugenden Beweise für eine solche Gliederung beizubringen. Mit unermüdlichem Eifer jedoch setzte er seine Untersuchungen nach dem ersten Misslingen fort und veröffentlichte die neuen Resultate in den Jahren 1850 und 1852 im dritten Bande der Paläonto gra- phiea, die letzten in deren fünften Bande 1855. Die nunmehr an vielen Orten gesam- melten Versteinerungen gestatteten eine speciellere Vergleichung mit andern inzwischen ebenfalls sorgfältig untersuchten Localitäten und das Harzer Grauwackengebirge erschien in einer ganz neuen, im Fortgange der jüngsten Untersuchungen sich noch gestaltenden Gliederung. Aber auch diese befriedigte die Monographen der ältesten Flötzformation nicht und der berühmte Begründer des silurischen Systems selbst machte gegen einzelne Deu- tungen Rormers seine Gegenansicht im der neuen Siluria (London 1854) geltend. Während seines vorletzten Besuches des Harzes berührte Hr. Murcnson in Begleit des Hrn. Morrıs auch Halle und bei unserer Besprechung der widerstreitenden Deutungen des Harzer Grauwackengebirges ersuchte er mich die Versteinerungen zunächst der für silurisch angesprochenen Localitäten einer erneuten und eingehenden Untersuchung zu unterwerfen. Ich wandte mich, da unsre akademische Sammlung nur ein sehr dürftiges Material für diese Arbeit bot, zunächst an Hın. Hüttenmeister Bıschor auf dem Mägde- sprunge, der seit einer langen Reihe von Jahren mit der. grössten Aufmerksamkeit und Sorgfalt alle Vorkommnisse seines Gebietes sammelt und für dieses das einzige ünd reichste Material aufgebracht hat. Hr. Biscnor stellte mir sofort seine Sammlung mit der grössten Bereitwilligkeit freundlichst zur Disposition und so war es mir möglich für das Gebiet des Selkethales durch die vorliegende Arbeit Hrn. Murcnisons Auftrag nachzukommen. Der bei Weitem grösste Theil der hier beschriebenen Versteinerungen ist bereits von Hrn. Rormer in den erwähnten Monographieen abgebildet und systematisch bestimmt worden und nur der abweichende Standpunkt meiner Untersuchungsmethode kann die er- neute Bearbeitung in der vorliegenden Form rechtfertigen. Wenn ich im Einzelnen so häufig Gelegenheit nehmen musste Hrn. Roruers Deutungen zu widerspreehen und zu be- richtigen: so will ich dadurch nicht im Entferntesten die hohen Verdienste herabsetzen, welche sich der unermüdlich eifrige Forscher um die geognostische Kenntniss des Harzes längst erworben hat. Der Geognost erkennt in den Versteinerungen nur Formen zur Er- mittlung des relativen Alters ihrer Lagerstätte, der Palüontolog dagegen betrachtet diesel- ben als Zweck der Untersuchung, er stellt durch eingehende Vergleichung der verwandten Formen ihre Art- und Gattungscharactere fest, um die Entwicklungsgeschichte des pflanz- lichen und thierischen Organismus bis in alle Einzelnheiten zu verfolgen. Auf diesem Standpuncte gilt die Art durch eine kurze Diagnose und Abbildung noch nicht für sy- stematisch begründet; letztere stellt ja nur das Exemplar dar, mit welchem der Künstler in nur wenigen Fällen, wenn es unvollständig oder unvollkommen erhalten, niemals den Typus ‘der Art wiedergeben kann, die Diagnose dient, wenn sie wirklich scharf gefasst ist, höchstens zur blossen Unterscheidung der Art, zur Aufsuchung des systematischen Namens, den Begriff der Art giebt sie nimmer. Diesen erhält man erst aus einer erschöpfenden Darstellung und eingehenden Vergleichung des ganzen Formenkreises. Der geognostische Werth einer Art ist für die systematische Untersuchung zunächst völlig gleichgültig, da die Art doch nicht für die Gesteinsschicht, sondern früher als diese und als selbständiges und nothwendiges Glied eines organischen Formenkreises geschaffen ist. Selbstverständ- lich werden aber auch die geognostischen Resultate, welche aus der Vergleichung gründ- lich und ohne alle Vorurtheile untersuchter Arten gewonnen werden, einen viel höhern Grad der Sicherheit beanspruchen als jene, die unter massgebender Leitung der geogno- stischen Verhältnisse aus einer oberflächlichen, das eigentliche Wesen des Organismus gänz- lich missachtender Vergleichung todter Gesteinsformen gezogen werden. Dem exclusiven Systematiker wird die vorliegende Arbeit wenig Befriedigung ge- währen, da viele der beschriebenen Arten weil auf unvollständigen Exemplaren beruhend als nicht hinlänglich begründete bezeichnet werden mussten. Allein die Paläontologie kann es den Geognosten nur Dank wissen, dass sie zur Untersuchung auch der ungenügenden Exemplare treiben und dadurch zu erneuten vervollständigenden Forschungen fort und fort anregen. Für mich hat die eingehende Untersuchung des gesammten zur Disposition ge- stellten Materials ausser dem geognostischen Interesse, welches die Veranlassung bot, noch den Zweck an diese Darstellung der ältesten Localfauna auf dem Gebiete unseres säch- sisch-thüringischen Vereines die übrigen vergleichend anzureihen, wie sich deren Material nach und nach herbeischaffen lässt. Was durch diese Arbeit unsere Kenntniss der geologischen Verhältnisse des Unter- harzes gewinnen wird, dafür gebührt der Dank Herm Bıscnor, ohne dessen vom reinsten wissenschaftlichen Interesse geleiteten Eifer sie nicht hätte ins Leben treten können. EEE IN Beschreibung der Versteinerungen. TASLE2 HIER Fischüberreste sind im Harzer Grauwackengebirge bisher erst sehr spärliche gefun- den worden. In seiner ersten Monographie der Versteinerungen des Harzes konnte A. RoOEMER noch keine aufführen, in neuerer Zeit dagegen wurden zugleich an verschiedenen Lagerstätten einzelne entdeckt und es ist nunmehr Aussicht vorhanden, dass es den forigesetzten eifrigen Forschungen und geübteren Augen gelingen wird die Zahl derselben zu vermehren. Die nach- folgend beschriebenen Ueberreste lassen zwar manches in Betreff ihres Erhaltungszustandes zu wünschen übrig, verdienen aber doch als älteste Wirbelthierfragmente unsere ganze Auf- merksamkeit. Dendrodus laevis Taf. I. Fig. 3. Der Zahn ist kegelförmig, S Linien lang, schwach comprimirt, mit 3'/, und 3 Linien in beiden Durchmessern an der Basis, an der Spitze stumpf gerundet, auf der Oberfläche voll- kommen glatt. Die im Querschnitt kreisrunde Pulpalhöhle steigt in der Mitte des Zahnes auf. Die stumpfspitzige und schwach comprimirte Kegelgestalt dieses Zahnes weist auf die Gattung Dendrodus hin, deren Arten in den devonischen Schichten Schottlands und Russlands beobachtet worden sind. D. strigatus von Elgin und Riga bei Acassız, Poiss. Old Red tab. 28% fie. 1. gleicht in der Gestalt am meisten, aber ist wie alle Arten vertical gestreift. Der völlige Mangel der Streifen unterscheidet allein unsere Art von den bisher bekannten, bietet aber keinen hinreichenden Grund zur generischen Trennung. Im Kalk des Schneckenberges bei Harzgerode. Ctenoptychius Hercyniae Tafel I. Fig. 2 Ein Zähnchen von kaum einer halben Linie Grösse. Auf der starken, vollkommen glatten, eben nicht verdickten Basis erheben sich sieben schlanke, scharfspitzige, schwach comprimirte, glatte Kegel dicht gedrängt neben einander, so dass sie an der Basis einander berühren. Vom ersten bis zum fünften nehmen die Kegel gleichmässig wenig an Grösse zu und stehen senkrecht auf der Basis. Der sechste Kegel ist weggebrochen, der siebente ist kaum länger als der fünfte, aber merklich dicker und ‚schief nach aussen gebogen und diese Biegung macht sich auch im basalen Theil bemerklich. Als mir Hr. Zınkex sen. in Bernburg dieses Zähnchen für die Sammlung unseres Vereines über gab, glaubte ich darin die im Wettiner Steinkohlengebirge beobachtete Gattung Styracodus GerNar , 1 Versteiner. 4 [264] C. Gızser, Wettin Taf. 29. Fig. 3. wieder zu erkennen *), allein der sehr hohe, schwammig poröse Basaltheil der- selben gestattet es nicht den vorliegenden Zahn ihr unterzuordnen. Unverkennbar dagegen ist die nähere Verwandtschaft mit Ctenoptychius und hauptsächlich mit Ct. pectinatus Asassız, Rech. poiss. foss. III, Tb. 19. Fig. 2—4. von Bourdiehouse. Die Differenz liegt nur in dem abweichenden Grössenverhältniss der einzelnen Zacken. Die von Asassız unterschiedenen Arten gehören meist dem Kohlenkalk an, nur eine dem Old Red Sandstone, doch fehlt uns aller Anhalt für diese Zahnformen, ihre Veränderung nach der Stellung im Rachen zu erkennen und so entbehrt auch die Vergleichung der Formen des sichern Bodens. Eine ganz ähnliche Zahnform ist der Sphagodus pristodontus Agass. in Murchisons Silur. syst. Tb. 45. Fig. 6. aus den obern Ludlowschichten. Er ist leider unvollständig, nur fünfzackig und ein wahrer Riese gegen den unsrigen, im übrigen passt die Form. Im Kalkstein bei der Bielshöhle auf dem Rübelande, also auf entschieden devonischer Lagerstätte. Ctenacanthus abnormis Taf. I. Fig. 12. Ichthyodorulithes. Römer, Paläontographica III. 75. Taf. 11. Fig. 26. Das mittlere Stück eines Flossenstachels von 3 Zoll Länge und 7 Linien im Durch- messer dick. Der Umfang ist kreisrund und an der hintern Seite tritt eine sehr starke und hohe Leiste hervor, deren scharfer Rand mit comprimirten Zähnen gezackt ist. Die Oberfläche erscheint schwach vertical gestreift, die Streifen von verschiedener Stärke und Breite, über- haupt aber sehr flach, auch die sie trennenden Furchen seicht und von ungleicher Breite. In den Furchen sieht man einzelne eingestochene Puncte und Grübchen schon mit blossem Auge, andere unter der Loupe, alle in unregelmässiger Stellung. Auf dem Längsbruche tritt die fa- serige Knochenstructur ganz unverkennbar hervor, im Querschnitt die centrale kreisrunde Höhle von 3 Linien Durchmesser, umgeben von der 2 Linien dicken Knochensubstanz. Die schwarz- streifige Oberfläche des Stachels hebt sich deutlich aus der umgebenden schwärzlich grauen Kalkmasse hervor. Dass wir in diesem fragmentären Fossil den Flossenstachel eines Dornhaies vor uns haben, ist nach seiner Oberflächenbeschaffenheit, der gezähnten Hinterleiste, der deutlichen Knochenstructur und der cen- tralen Höhle keinem Zweifel unterworfen. Ich ordne ihn den Ctenacanthen vorläufig unter, obwohl seine Oberfläche keine gekerbten oder kammförmig gezackten Rippen trägt, obwohl er dick rund und nicht com- primirt ist. Wohl möglich, dass diese Differenzen eine generische Trennung nöthig machen, allein zur Aufstellung einer neuen Gattung ist-das Fragment doch nicht ausreichend. Die feinstreifige Oberfläche würde auf Plychacanthus hinweisen, doch gestattet dessen völlig abweichende Gestalt keine Vereinigung. Der auf schlechte Fragmente begründete, devonische Odontacanthus unterscheidet sich durch die kurze Kegelgestalt, die glatte Oberfläche und die ganz abweichenden Zähne. Ich vereinige ohne Bedenken den von A. Roruer abgebildeten Ichthyodorulithen aus dem schwarzen Kalke vom Riesbache oberhalb Schulenburg mit dem unsrigen, denn nur in der regelmässigen Anordnung der eingestochenen Puncte, welche dessen Zeichnung der vergrösserten Oberfläche darstellt, liegt ein Un- terschied. Ohne diese Vergrösserung könnte man Rorwers Abbildung wohl auf einen feinstreifigen Cala- miten oder Asterophyllitenstengel deuten und damit sind von Meyers Zweifel gerechtfertigt. Im Kalk des Scheerenstieges. *) In meiner Fauna der Vorwelt, Fische 344. beschrieb ich diese Gattung zuerst unter dem Namen Centrodus und änderte denselben, weil er schon von Fabricius verbraucht war, bei der zweiten Beschreibung, die ich in Germars Monographie lieferte, in Styracodus um. Gleich nach mir wandte auch M’Coy Ann. magaz. nat. hist. 1848. VII. 3. den Namen Centrodus für einen ganz andern Zahn von Carluke an und behielt denselben auch später in den British palaeo- zoie rocks p. 610 bei. M’Coy hält es überhaupt nicht der Mühe werth, sich um Andrer Arbeiten zu bekümmern, denn sein Pristicladodus z. B. ist der schon früher in meiner Fauna und der Wettiner Monographie beschriebene Chilodus, den auch Geınırtz noch unter der falschen Bestimmung Zamna aufführt. Den Namen Centrodus hat endlich PAnDer in seiner schönen Monographie der silurischen Räthsel-Fische in den russisch-baltischen Provinzen nochmals in andrer Bedeutung angewandt, aber schon am Schlusse des ersten Heftes mit Zonchodus wieder vertauscht. Silurische Fauna des Unterharzes. 1265] 9 Ichthyodorulithes Tafel I. Fig. 1. Ein Zoll langes, gerades, stark comprimirtes, daher im Querschnitt ovales Stachelfrag- ment mit rauher Oberfläche ohne Streifen und Falten und mit excentrischer gelegenem, sehr klei- nem innern Kanale. Die beiden Durchmesser des Querschnittes haben 2 und 4 Linien. Da die Form nichts Charakteristisches bietet, die Structur nicht zu erkennen ist: so muss die Deu- tung des Fossiles als Flossenstachel noch fraglich bleiben. Im Schiefer des Schneckenberges. Mr BRTMBIONBIDTIENN! Die zur Feststellung der einzelnen Formationsglieder überaus wichtigen Trilobiten kom- men aller Orten auch im Harze vor, wie A. RoEwmERS Arbeiten darthun. In unserm Gebiete gehören sie ebenfalls nicht gerade zu den seltenern Vorkommnissen, aber die Exemplare sind ohne Ausnahme fragmentär. Am häufigsten und besten erhalten sind die Kopfstücke, am sel- tensten Bruststücke. Glücklicher Weise gestatten die erstern noch eine nähere Vergleichung mit den verwandten Arten und rechtfertigen daher die systematische Bestimmung. Viele der vorliegenden Exemplare und Arten sind bereits von A. RoEwER beschrieben und abgebildet worden, indess führte das reichere Material und die eingehende Untersuchung theils zu einer Vervollständigung, theils auch zu einer Berichtigung der frühern Bestimmungen. Ueberraschend ist die grosse Manichfaltigkeit der in unserer Fauna vertretenen Familien und Gattungen bei der grossen Armuth der Arten, denn die unterschiedenen elf Arten repräsentiren acht Gattun- gen und sechs Familien des Barrandeschen Systems. Wir beschreiben die einzelnen in der Reihenfolge dieses Systems. Identisch ist von den unserigen Arten keine einzige mit solchen von andern Lagerstätten, wohl aber die am meisten charakteristischen so nah mit zumal böh- mischen Arten verwandt, dass wir sie als die Vertreter dieser im strengsten Sinne betrach- ten müssen. H.A.R.P,E 8 ‚Golde Die eigenthümlichen Gestalten dieser Gattung erscheinen sehr spärlich schon in den ältern Silurschichten Nordamerikas, werden dann häufig im obern Silurium Böhmens und gehö- ren zu den in Deutschland am weitesten verbreiteten devonischen Trilobiten. Gowpruss be- schrieb sie zuerst aus der Eifel, dann Gr. MuEnstEr aus dem Fichtelgebirge, SANDBERGER aus Nassau, BARRANDE die böhmischen und zuletzt RoEwER die einzige Art des Harzes unter dem Namen BE. Bischofi Tafel I, Figur 9°. A. Römer, Palaeontographica III. 101. Taf. 15. Fig. 17=b, Der flache Rand des Kopfschildes ist vorn völlig gerundet wie bei dem gemeinen 4. ungula und liegt in sanfter Neigung. Seine Fortsetzung in die hintern Hörner lässt die Un- vollständigkeit der Exemplare nicht mit scharfer Umgränzung erkennen. Die ganze Ausbrei- tung setzt sich deutlich vom Kopfbuckel ab, besonders deutlich dadurch, dass sich hier rings- um den innern Rand in fast regelmässiger Ordnung Falten erheben, welche in kaum einer Linie Länge sich zerspalten und in ein verworrenes Netzwerk auflösen, dessen Maschen die eingestochenen punctförmigen Grübchen tragen, wie solches Barrande sehr schön auch von sei- nem /. venustus zeichnet. Der Rand der Ausbreitung wirft sich schwachkantig auf. Auf IE 6 [266] C. GiEsEL, der Fläche der Hörner ist nur das grubige Maschenwerk vorhanden, keine Falten. Die Gla- bella tritt mit steiler Wölbung hoch zwischen den Wangen hervor, ist nur halb so breit wie jede Wange, fast kielartig längs der Mitte, glatt mit nur schwacher Runzelung unter der Loupe. Ihre hintere Dorsalfurche ist deutlich, aber kurz, schon in der Mitte der Wölbungshöhe ver- schwindend. Die breiten Wangen fallen in steilem Bogen seitlich ab, nach vorn sanfter. Eine seichte breite Rinne gränzt sie ringsum von der Glabella ab. Die weggebrochenen Augen bildeten kleine kreisrunde Höcker, der hintere nierenförmige Eindruck ist wenig markirt. Die abfallenden Wangenseiten tragen dicht gedrängte eingestochene Puncte, welche gegen die rand- liche Ausbreitung hin grösser werden, nach oben dagegen völlig verschwinden. Der hintere Ring der Glabella ist dick, übrigens ohne alle Auszeichnung. Vom übrigen Körper ist nur am kleinsten Exemplar ein Theil vorhanden. Die sehr schmale Spindel, halb so breit wie die Pleuren, verschmälert sich schwach nach hinten und hebt sich stark gewölbt über die Pleuren, welche ganz flach sind, hervor. Die schmalen horizontalen Ringe sind deutlich gefurcht. Breite der grössten Exemplare am Hinterrande des Kopfschildes 14 Linien, wovon 2 auf die rand- liche Ausbreitung jederseits und 2 auf die Glabella kommen. Das zweite Exemplar hat ebenda 12 Linien Breite und $S Linien Länge, das dritte kleinste ist unvollständig. Rorners Abbildung des grösseren auch unserer Figur zu Grunde gelegten Exemplares gibt ein fal- sches Bild von der Skulptur der Randfläche und lässt ferner an der verbreiterten Glabella die Dorsalfur- chen sowie den nierenförmigen Eindruck nicht erkennen. Auch die Durchschnittsfigur ist dort ganz ver- fehlt. Die beiden andern Exemplare konnte Rorner noch nicht berücksichtigen. Unter den böhmischen Silurarten stimmt mit dieser hereynischen, welche Roruer zu Ehren ihres Entdeckers nannte, H. venulosus Birraxpe, Syst. silur. Boheme Tb. 8. Fig. 11—15 in der Skulptur der Randfläche besonders, H. ungula ibidem Fig. 2—6. dagegen in den Formverhältnissen überein. Im Einzelnen unterscheiden sich beide durch die abweichende Form der Glabella, die Neigung und Krümmung der Wangen und der Randfläche und den hintern Ring, so dass eine Verwechslung nicht wohl möglich ist. Die Nassauer Art H. gracilis hat zwar die schmale Glabella, aber Sınpsenser’s Abbildung gibt keine Dorsalfurche und keinen nieren- förmigen Eindruck an. “Gr. Murxster’s H. speciosus Beitr. z. Petrefkd. III. Tf. 5. Fig. 19 weicht durch den kreisbognigen Umfang ab, im Detail ist sie zur Vergleichung zu ungenügend dargestellt. Burueister vereinigt dieselbe mit H. ungula und ebenso die Eifeler Art von Goıpruss, H. macrocephalus, welche nach seiner Abbildung weit von der unsrigen verschieden ist. 2 Im dunklen Kalk des Scheerenstieges. PIE RUSS tern. Arten dieser von Steininger im J. 1831 auf eine Eifeler Art begründeten, dann aller Orten in Europa beobachteten Gattung werden von ROENMER schon vier aus dem Wissenbacher Schiefer und dem Stringocephalenkalk des Harzes beschrieben, welche sämmtlich durch den viel schmäleren Kopfrand von der unsrigen unterschieden sind. Wir nennen sie Pr. pictus Tafel II, Figur 7. Proetus Rorner, Palaeontographica V. Tf. 1. Fig. 13. Drei Glabellen mit anhängenden Theilen aus dem dunklen Kalke des Scheerenstieges liegen zur Untersuchung vor. Sie sind mässig gewölbt, fast kielarlig gegen die Mitte hin er- höht, vorn flach gerundet, seitlich vor den Augen schwach, aber deutlich gebuchtet, zwischen den Augen am breitesten und etwas convex, gleich dahinter durch eine gerade markirte Rinne Silurische Fauna des Unterharzes. [267] 7 begrenzt. Vor den Augen liegen jederseits zwei undeutliche, erst unter der Loupe unverkenn- bare seichte Furchen, welche gegen die Mitte hin völlig verschwinden; eine dritte ebenso schwache geht vom Auge bognig an den Hinterrand. Die Oberfläche ist überall gleichmässig fein granulirt. Der Ring hinter der Glabella ist schwach convex, ebenfalls fein granulirt und wo die Schalenrinde abgesprungen ist, erscheint eine feine quer parallele Streifung. Von den Augen ist nur der innere, zierlich convexe, sehr fein granulirte Höcker vorhanden. Den sehr breiten Stirnrand scheidet eine feine markirte Furche von der Glabella, auf ihm verläuft dem Vorderrande parallel eine breite concave Rinne, ausserhalb welcher die Randfläche wieder convex ist und von drei feinen Parallelstreifen gerandet wird. Länge und Breite der Glabella je 2'/ Linien, ihr hinterer Ring 1 Linie, der Stirnrand °/, Linien. Roruer bildet am angeführten Orte eines unserer Exemplare ab, ohne eine Beschreibung davon zu geben. Eine neue sorgfältigere Abbildung war nothwendig, da die speeifischen Eigenthümlichkeiten in jener nicht zu erkennen sind. Diese bestehen nämlich in der Form, den Furchen und der Granulation der Gla- bella, in der Grösse ihres hintern Ringes und in der Breite des Stirnrandes mit seinen Rinnen und rand- lichen Streifen. Die undeutlichen Furchen auf der Glabella zeichnet auch Barrınnz von einigen böhmi- schen Arten, aber grade bei dieser hat meist die Glabella selbst eine abweichende Form. Am meisten nähert sich noch Pr. sculptus Syst. Silur. Boheme Tb. 15. Fig. 1., aber ihr hintrer Ring ist stärker con- vex und die Zeichnung ihrer Oberfläche eine ganz andere, auch erreicht sie die Grösse der unsrigen nicht. Ein verdrücktes und abgeriebenes hinteres Körperstück aus der vierten Schicht des han- senden Schiefers am Schneckenberge, besteht aus etwa 15 Ringen, mit sehr schmaler, schwach gewölbter Achse und sehr breiten Pleuren. Es deutet vielmehr auf eine Art aus der Verwandt- schaft des Dalmannites socialis, lässt jedoch keine Eigenthümlichkeiten erkennen, welche zur Bestimmung der Species genügten. ON I RSP TS Bburm Die Gattung Cyphaspis ist vorherrschend obersilurisch und nur in wenigen ganz eigen- thümlichen Arten aus der Eifel und dem Harze devonisch, die einzige uns vorliegende Art gehört zum Typus der entschieden silurischen C. hydrocephala Tafel II, Fig. 17. Röruer, Palaeontographica V. 7. Tb. 1. Fig. 11°®. Phacops Roenuer, ]. c. III, Tb. 15. Fig. 19. 20. Calyme hydrocephala Rorwer, Versteiner. des Harzgebirges 38. Tf. 11. Fig. 7. Fünf Glabellen mit anhängenden Theilen des Kopfes und zwei Wangenstücke liegen zur Untersuchung vor, welche die specifischen Eigenthümlichkeiten des Kopfes zur Genüge erken- nen lassen. Die Glabella ist hoch, blasenförmig gewölbt ähnlich wie bei der böhmischen (C. Barrandei, so dass die vordere Partie fast halbkuglig ist, während die hintre Hälfte bald sanf- ter bald steiler zum Stiel herabfällt. Die hintern Ecken sind durch eine breite markirte Furche abgeschnitten und liegen als breite flache Tuberosität gesondert, daher der Umfang der Glabella birnförmig erscheint. An zwei etwas kleinern Exemplaren ist die Wölbung der Glabella von vorn nach hinten ganz gleichmässig, an den übrigen vorn kugliger, nach hinten geneigt; dort ist zugleich die abgeschnittene Winkeltuberosität am kleinsten, hier breiter und flacher. Eine breite flache Rinne umringt die ganze Glabella und läuft auch hinten glatt über den kurzen, ganz flachen Stiel hinweg. Die Oberfläche der Glabella ist überall gleichmässig granulirt. te) [268] C. GizBEı, Ihre Länge beträgt einmal 6 Linien, ihre grösste Breite fast 4 und ihre höchste Wölbung 2'/; Linien, bei einem andern Exemplar die Länge 7'/,, die gröste Breite 4'/, Linien. Der Oceipitalring ist schwach convex, spärlich granulirt auf seinem convexen Theile, bei dem Ex- emplare mit der gewölbtesten Glabella, wo die Schale abgesprungen ist, dagegen glatt mit einigen feinen parallelen Querlinien. Der Wangenhöcker liegt als ovale Tuberosität von mässi- ger Dicke und deutlich granulirt jederseits neben der Glabella und senkt sich nach aussen all- mählig ab und bildet dann eine platte Winkelfläche, deren Ecke in einen starken, sehr abste- henden, geraden, fein granulirten Stachel ausgezogen ist. Die Lage der Augen, welche nur sehr klein gewesen sein können, lässt sich bei keinem Exemplar mit Sicherheit ermitteln. Die randliche Ausbreitung des Kopfschildes, ebenfalls granulirt, biegt sich in der Stirngegend steil bogsnig, von den Wangenhöckern allmählig herab und bildet dann die breite, aufgeworfene Randfalte. Seit Rorners Begründung dieser Art, zuerst als Calymene aufgeführt und ungenügend abgebildet, dann die isolirten Wangenstacheln als Phacops, sind noch einige Fragmente gefunden worden, welche des- sen Angaben ergänzen. Die von Rorner aus den Harzer devonischen Schichten aufgeführten Cyphaspis- arten, C. truncala, C. spinosa und C. longecornuta, weichen weit ab, wie auch die Eifeler. Unter den böhmischen Silurarten bei Barrınpe nähern sich C. Barrandei u. C. Burmeisteri Syst. Silur. Boheme Tb. 18. Fig. 33—48. 61— 71 durch die Form und Wölbung der Glabella, aber erstere hat keine weit vor- springende randliche Ausbreitung, letztere keinen deutlichen Glabellenstiel, und beide übrigens ganz andere Stacheln an den hintern Ecken. Diese ähneln vielmehr denen bei C. cerberus ibidem Fig. 49, welcher im Uebrigen jedoch nichts mit unserer Art gemein hat. Es ist wohl möglich, dass eines der bei Phacops erwähnten Pygidien dieser Gattung angehören könnte, aber noch lässt sich das nicht ermitteln, Im dunkeln Kalke des Scheerenstieges. PIEISA,CHO/BIS Emmr: Die in ihren Arten schon längst bekannte, aber erst von Emnricn im J. 1839 begrün- dete Gattung Phacops hat in der neuern schärfern Umgränzung BARRANDES ihre höchste Ent- wicklung im obern Silurium, erscheint aber auch im devonischen Schichtensystem noch mit mehrern sehr weit verbreiteten leitenden Arten. Von den beiden Arten des Mägdesprunges repräsenlirt die eine häufige einen devonischen Typus, die andere noch der weitern Untersu- chung bedürftige einen silurischen. Ph. angusticeps Taf. 1. Figur 10: Tafel II. Figur 1% 4. Asaphus Zinkeni Rorner, Versteinerungen des Harzgebirges 38. Taf. 11. Fig. 8. Zur Begründung dieser Art liegen drei Köpfe vor, leider ohne Schale, nur in Stein- kernen. Die gestreckte, schmale Form, die stark voriretende Stirnwölbung der Glabella und die breit gerundete Wangenecke zeichnen alle gleich charakteristisch aus. Die Länge des grössten Exemplares beträgt 10 Linien, die grösste Breite zwischen den Wangenecken 6 Linien. Die Seiten fallen steil vom Mittelstück ab und der Rand springt, da die Schale fehlt, nirgends vor. Die Glabella hat einen rundlich hexagonalen Umfang, 5 Linien lang und 6 Linien breit, sehr flach gewölbt, mit der Stirn weit vorgewölbt, an den Seiten steil abfallend. Die Ober- fläche ist glatt und die Furchen nur auf dem grössten Exemplare schwach und undeutlich aus- gebildet. ‚Der Stiel der Glabella verengt sich stark und trägt jederseits einen kleinen zitzen- oder kegelförmigen Höcker und vor und hinter demselben je ein markirtes trichterförmiges Silurische Fauna des Unterharzes. [269] g Grübehen von demselben Umfange. Der Oceipitalring hebt sich wieder stark hervor und hat jederseits, hinter jedem Grübchen einen sehr schwachen, aber deutlichen Höcker. Die Augen sind von mässiger Grösse, ihre Sehfläche fällt senkrecht ab, die Reihen der runden Linsen sind grösstentheils zerstört. Der hohe Palpebralhöcker zieht sich allmählig bis zu dem Seitenhöcker des Glabellenstieles herab. Die Wange bildet einen breiten, völlig abgerundeten Lappen. Die eben beschriebenen Köpfe stammen aus dem schwarzen Kalke des Scheerenstieges, etwa dazu gehörige Bruststücke fehlen, dagegen liegen zwei, leider unvollkommene Pygidien vor, welche vorläufig auf diese Art bezogen werden können. Sie sind sehr breit und kurz, die siebengliedrige Spindel hochgewölbt, ein Drittheil der ganzen Breite einnehmend, wie es scheint, glatt; der glatte Rand des Pygidiums ganz flach, die Rippen nur schwach hervortretend. Ein drittes kleineres Pygidium derselben Lagerstätte stimmt zwar in der allgemeinen Form mit jenen überein, hat aber eine schmälere Spindel, deutlich erhöhte Seitenrippen, eine warzig höckerige Oberfläche und keinen flachen glatten Rand. Es wird schwerlich mit jenen vereinigt werden können, vielleicht gehört es einem Proetus. Taf. II. Figur 4. In den hangenden Schiefern des Schneckenberges, welche die sechste Schicht von unten bilden, kommen nicht selten Exemplare eines Trilobiten vor, die mit jenen des Scheerenstieges vereinigt werden müssen. Die Köpfe haben dieselbe Glabella, dieselben Augen und Wangen. Die Exemplare pflegen etwas verdrückt oder gedrückt zu sein, daher die Glabella bisweilen gleichmässiger und stärker convex, die Wangen flacher und breiter erscheinen. Indess stim- men die wesentlichen Verhältnisse doch so sehr überein, dass eine specifische Trennung nicht möglich ist. An drei Exemplaren ist die Stirnhälfte der Glabella zierlich granulirt, die Körn- chen dicht gedrängt und von ungleicher Grösse. In den senkrechten Linsenreihen des Seh- feldes zählt man fünf bis sieben, meist je sechs runde Linsen. Auf andern Theilen des Kopfes finde ich keine Granulation, auch fehlen hier wie bei den Scheerenstieger Exemplaren auf der Höhe des Oceipitalringes alle Höcker. An dem vollständigsten der zu diesen Schneckenberger Köpfen gehörigen Bruststücke zählt man die normalen elf Ringe. Die ziemlich gewölbte Spin- del verschmälert sich ganz flach nach hinten, ist ansehnlich schmäler als die Seitentheile und diese biegen sich in ihrer äusseren Hälfte plötzlich steil herab. Jeder Spindelring trägt am hintern Rande eine Reihe zierlicher Höcker, sechs bis neun, die vordern Ringe davor noch eine Reihe kleinerer Höcker, welche auf den hintern Ringen minder deutlich ausgebildet sind. Auf den Pleuren finde ich nirgends Wärzchen oder Höckerchen. In dem kurzen breiten Pygi- dium steht die kegelförmige Spindel stark convex hervor, erreicht aber den hintern Rand nicht. Sie besteht aus sechs bis sieben Ringen, deren erste noch Wärzchen tragen. Die sehr flachen, glatten Rippen der Seiten verschwinden schnell. Der glatte Rand des Pygidiums zeichnet sich durch Nichts eigenthümlich aus, ist aber am Ende breiter und flacher gerundet als Figur 9. Taf. I: angiebt. Sämmtliche funfzehn Exemplare, die ich hier unter Ph. angusticeps vereinigt habe, sind in Herrn Bıschors Sammlung als Ph. latifrons aufgeführt, jedoch mit der Bemerkung, dass sie den Eifeler Exem- plaren nicht ganz gleichen. In der That sind die Unterschiede auch durchgreifende: der schmälere Kopf mit den ganz abgerundeten Hinterecken, die viel mehr deprimirte, an der Stirn weit vortretende Glabella, die Grübchen vor und hinter dem Seitenhöcker des Glabellenstieles, die feine Granulation nur auf dem 10 1270) C. GıEseEL, vorderen Theile der Glabella, die Höcker nur auf der Mitte der Spindelringe, die glatte Oberfläche der Pleuren, die beträchtliche Breite des Pygidiums, alles dient zur Unterscheidung dieser Art von dem ge- meinen Ph. latifrons, welcher ebenfalls im Harze bei Klausthal, Birkenthal u. a. O. vorkommt. Rorxer bildet keines der vorliegenden Exemplare ab, erwähnt deren auch nicht in seinem Texte, aber die Angabe von Ph. latifrons in obersilurischen Schichten in der Uebersichtstabelle, Palaeontogr. III. p. 110. bezieht sich zugleich auf dieselben und auf ein aus dem Klosterholze stammendes Exemplar, das nach der Abbil- dung 1. ec. Taf. 9. Fig. 24. gewiss nicht mit dem unsrigen vereinigt werden kann. In dieser Tabelle sind überhaupt die ersten Bestimmungen der Harzer Versteinerungen nicht aufgenommen und dort ist die vor- liegende Art als Asaphus Zinkeni beschrieben und abgebildet. Diese und andre Namen jener ersten Mono- graphie sind in die weitere Literatur übergegangen, daher die Berichtigung nothwendig war, am besten freilich vom Verfasser in der neuen Bearbeitung selbst hätte gegeben werden müssen. Unter den Harzer Phacopiden finde ich keine näher verwandte Art, auch die von Rıenren beschriebene thüringische Fauna bietet keine verwandten Formen. Am ähnlichsten ist wenigstens in der Kopfbildung Barrande’s Ph. Boeki Cord. Syst. silur. Boheme tab. 20. fig. 30 — 32. aus den obern Silurschichten FG, aber schon der Gla- bellenstiel und noch mehr die viel beträchtlichere Breite der Achse lassen dieselbe nicht verwechseln. Im Kalk des Scheerenstieges und im hangenden Schiefer des Schneckenberges, häufig. Ph. (@) Sternbergi Taf. II. Figur 3. Mit diesem Barrande’schen Namen belegt Herr Bıscnor ein Pygidium, welches von den vorigen allerdings erheblich abweicht, indess zu unvollkommen ist, um die Identität mit der böhmischen Art ausser Zweifel zu setzen oder aber eine eigenthümliche Art sicher zu begründen. Es ist 10 Linien lang und vorn wohl 14 Linien breit, wovon 4 auf die Spindel kommen. Diese iritt in halbkreisbogniger Wölbung stark hervor, spitzt sich hinten stumpf zu ohne den Rand zu erreichen und ist in neun wulstige Ringe getheilt. Die Seiten biegen sich noch ziemlich stark abwärts. Ihre Rippen sind auf dem Steinkern markirt, auf der dicken Schale nur schwach angedeutet. Sie biegen sich schnell nach hinten. Der hintere Rand des Pygidiums ist gerade abgestutzt, die Oberfläche der Schale glatt. Die allgemeine Form dieses Fragmentes gleicht Barrande’s Ph. Sternbergi Syst. Silur. Boheme tab. 20. fig. 29, allein die Skulptur der Oberfläche und die Form der Rippen, noch mehr die abweichende Anzahl der Spindelringe sprechen doch gegen die Identität. Jedenfalls sind vollständige Exemplare nöthig, bevor über die Stellung und den Werth der Art entschieden werden kann. DALMANNIA Emnr. Erst im J. 1845 wurde diese in ihren Arten längst bekannte Galtung von Phacops ge- trennt und neuerdings von BARRANDE einer sehr eingehenden Untersuchung unterworfen. Da- nach gehören ihre zahlreichen Arten ausschliesslich dem silurischen Schichtensystem an und stellt sich auch die unsrige als Analogon einer sehr characteristischen obersilurischen Form dar. D. tuberculata Tafel I, Fig. 5. 8. 11. Taf. V. Fig. 16. Phacops luberculatus Rornen, Palaeontographica III. 102. Taf. 15. Fig. 18; V.7. Taf. 1. Fig. 12. Es gehört diese Art zur Gruppe der D. Hausmanni, welche sich durch den sehr ent- wickelten Stirnrand, das einfachrandige Pygidium mit mindestens sechzehn Segmenten auszeich- net, und sie steht dieser typischen Art und der D. spinifere zunächst. Was sie von beiden in den silurischen Schichten Böhmens vorkommenden Arten sogleich unterscheidet, ist die Be- stachelung des Schwanzschildes, von dessen Achsenringen der fünfte, zehnte und achtzehnte je einen langen Stachel tragen, während die Pleuren einzelne Stacheln ‚ohne bestimmte Ord- nung besitzen. Silurische Fauna des Unterharzes. [271] 11 Es liegen nur Köpfe und Schwanzschilde vor, der Thorax fehlt allen Exemplaren. Der Rand des Kopfschildes ist ziemlich breit und flach abgesetzt. Er läuft vor der Glabella in gleichmässig sanftem Bogen wie bei D. Hausmanni, nicht spitzbognig wie RoEmErs Abbildung nach Analogie der D. rugosa und D. spinifera angibt. Der Stirnlappen der Glabella gleicht in der Form ganz dem der D. Hausmanni, nur scheint er relativ etwas breiter zu sein. Seine Oberfläche ist fein granulirt, die Körnchen zerstreut von ungleicher Grösse. Von den drei re- gelmässigen Grübchen auf dem Stirnlappen der böhmischen Arten zeigen unsere Exemplare keine Spur, sie fehlen gänzlich. Die hintern Lappen der Glabella vereinigen sich in einer erha- benen Wulst auf der Achse und gleichen so dem Oceipitalringe, der selbst nur etwas breiter ist. So zeichnet es BArRANDE bei seiner D. spinifera, während RoENER irrthümlich hierin unsere Art der D. Hausmanni gleich darstellt. Die Lappen sind granulirt. Der starke Oecipitalring trägt in der Mitte einen Höcker. Die Augen sind sehr hoch, im Verhältniss zu jenen böhmischen Arten kurz, ihre Lenticellen Taf. V. Fig. 16. ganz wie sie BARRANDE pl. 3. von D. Hausmanni abbildet, halbkuglig, kreisrund, alternirend in gradlinigen Verticalreihen, deren vier die Breite einer Linie ausmachen. Die starken und langen Wangendornen lässt RoENER in seiner construirten Zeich- nung zu sehr divergiren, sie verhalten sich ganz wie bei D. spinifera, anliegend und schlank. Alle Furchen am Kopfe sind breit und tief. — Der sehr breite, flache und vollkommen glatte Rand des Pygidiums bildet einen dreiseitigen starken Endstachel. In der Achse des Pygidiums zähle ich 18 Ringe und Roemers Abbildung, nach einem minder vollktnönen erhaltenen Exem- plar gibt entschieden zu wenig, die hintere Partie ganz falsch an. Die Ringe bilden erhabene Reifen. Der fünfte Ring trägt einen fast Zoll langen, glatten, drehrunden Stachel, der wie ein Bockshorn nach hinten gekrümmt ist und auf der Oberfläche mit sehr schwachen, absatzweise wulstigen Verticalfalten geziert erscheint. Seine umfangsreiche Basis ruht noch auf dem sech- sten Ringe. Der zehnte hat einen kleinern von ROoENER nicht angegebenen Stachel und der achtzehnte gleicht einer zitzenförmigen Warze, die mit einem kurzen Dorne bewaffnet ist. Im Uebrigen ist die Oberfläche der Achsenringe bis auf sehr wenige vereinzelte Körnchen glatt. - In der Darstellung der Pleuren sind RoEwErs beide Figuren völlig verfehlt, wie die Verglei- chung mit der unsrigen ganz naturgelreuen zeigt. Die Furchen zwischen den Rippen sind breiter und schon von der siebenten und achten an biegen sich alle folgenden Rippen sehr winklig von der Spindel ab. RoENER zeichnet vier regelmässige Höckerreihen, ich erkenne auf allen Exemplaren nur drei, die vierte der Achse zunächst gelegene fehlt überall. Die bei- den äussern Reihen sind die vollständigsten, nur zufällig fehlt auf dieser oder jener Rippe ein Höcker, dagegen ist die der Achse zunächst gelegene Reihe stets sehr unvollkommen ausge- bildet, indem 2 bis 5 Rippen hinter einander keinen Höcker haben. Die Höcker sind bei voll- kommenster Erhaltung spitzkegelförmig. — Das grösste Exemplar hat am Oceipitalrande fast 4 Zoll Breite und 2'/; Zoll Achsenlänge des Kopfes, das grösste Schwanzschild 3/, Zoll Länge und fast 4 Zoll Breite am vordern Rande. D. tuberculata muss als der Repräsentant der böhmischen D. Hausmanni und D. spinifera deren beide Charaktere sie theilt, im Harzer Uebergangsgebirge betrachtet werden. Jene gehören der Etage & im obern Silurium an und unter allen devonischen Dalmannien und Phacopiden ist keine Art, welche eine 2 12 [272] C. Gieseı, ähnlich nahe Beziehung zu unserer hätte, als jene. Da Rorners dürftige Beschreibung ungenau und seine Abbildungen nicht naturgetreu sind: so schien mir eine neue Abbildung nothwendig. Im Kalk des Scheerenstieges: drei sehr grosse und ein kleiner Kopf, sieben mehr weni- ger vollständige Schwanzschilde von verschiedener Grösse; nach ROEMER auch am Schneckenberge. INIh0,H:A1S Dalm: Von dieser entschieden silurischen, nur mit wenigen vom Typus sich mehr entfernen- den Arten in devonischen Schichten vorkommenden Gattung bildet RoEmER ein unbedeutendes Fragment ab als L. sexlobatus Tafel I, Fig. 7. Römer, Palaeontographica V. 7. Taf. 1. Fig. 10:®. Zwei Pygidien von nur 2 Linien Länge und ebensoviel Breite am geraden Vorderrande. Die Spindel ist schwach convex, vorn */; Linien breit, und deutlich in zwei Ringe getheilt, hinten mit einer dolcharligen Spitze in den Rand auslaufend. Ihre Oberfläche erscheint unter der Loupe sehr fein granulirt. Die Pleuren bestehen jederseits aus drei Lappen, welche der Ringtheilung der Spindel entsprechen, durch feine Furchen von einander geschieden sind, auf ihrer Oberfläche einige feine Körner tragen und am Rande in schlanken Spitzen auslaufen. Auf der Mitte eines jeden Lappens macht sich eine seichte Längsdepression, aber keine Furche bemerklich. Ein vierter vorderster Lappen ist nur mit seiner randlichen Spitze erhalten. Roruers Figur bedarf insofern einer Berichtigung, als sie die Seitenlappen nicht den Ringen der Spin- del entsprechend darstellt und markirte Furchen auf den Lappen angibt, welche ich nicht finde. Hinsicht- lich der systematischen Stellung könnten Bedenken obwalten, da auch Arten von Cheirurus ein sehr ähn- liches Pygidium haben und z. B. Ch. minutus bei Barrınpe, Syst. Silur. Boheme Tb. 41. Fig. 40 bei ober- flächlicher Vergleichung mit unserer Art identifieirt werden könnte. Indess spricht doch die scharfe Son- derung der Lappen, die deutlich dolchförmige Spitze der dreigliedrigen Achse, die Formen der Lappen selbst entschieden für Lichas und schliesst die dreigliedrigen Cheiruren-Pygidien aus. Die völlige Abplat- tung der Achse und deren geringe Breite unterscheidet unsere Art von den böhmischen und zugleich von allen übrigen mir bekannten Arten. ACIDASPIS|Murchis. Diese seltsam gestaltete Trilobitengattung fällt mit ihrem grössten Artenreichthum in das obere silurische System, wo BArrANDE für Böhmen allein 25 Arten unterscheidet. Im devoni- schen Schichtensystem ist sie selten, doch schon in der Eifel, in Nassau und von RoEner selbst im Wissenbacher Schiefer des Harzes in einer Art, A. horrida nachgewiesen worden. Die Mägdesprunger Art ist A. selcana Tafel II, Fig. 15. Römer, Palaeontographica V. 7. Tf. 1. Fig. 9. In dieser Art vereinigt ROEMmER Fragmente, welche nicht beisammengelassen werden dürfen. Das Hauptstück, worauf wir den Arinamen beziehen, ist ein mittlerer Kopftheil. Die flach ge- wölbte Glabella ist wie gewöhnlich durch die Seitenfurchen tief getheilt. Die erste sehr breite Seitenfurche wendet sich kurz nach hinten zur zweiten, in welche sie durch eine sanfte De- pression übergeht; die zweite läuft der Achse parallel nach hinten. Dadurch werden die Sei- tentheile als zwei Tuberositäten von der Glabella getrennt und zwar tiefer und schärfer ge- Silurische Fauna des Unterharzes. [273] 13 trennt, als die diesen Tuberositäten nach aussen anliegende dreiseitige und abfallende Fläche. Auf der vordern Erweiterung des mittlern Glabellentheiles stehen vier kleine Höcker, auf der übrigen Fläche zwei Höckerreihen, auf jeder Seitentuberosität ein Höcker und wenige kleine Körner, auf der äussern Seitenfläche drei Höcker in einer Reihe und nach hinten ein vierter, übrigens ist die Oberfläche glatt. Der Stirnrand war nach einer Stelle zu schliessen schmal und flach. Der breite glatte Glabellenstiel trägt zwei sehr lange divergirende Stacheln, welche denen bei A. Dufrenoyi BARRANDE, Silur. Syst. Boheme gleichen. Augen, Wangen und Kopf- rand fehlen. Die Glabella ist 7 Linien lang und 9 Linien am Hinterrande breit. Rorner suchte die Augen vergebens, denn die ganze Seitenpartie des Kopfes fehlt, den Rand des Fragmentes bildet die Seitenlinie.e Die Art steht in Bezug auf die Form und Theilung der Glabella und den langen Stacheln an deren Stiel der erwähnten böhmischen, A. Dufrenoyi, sehr nah, unterscheidet sich aber durch die breite dreiseitige äussere Seitenfläche, an deren gerundete Ecke ohne Zweifel das Auge sich anlegte. Die Breite dieser Seitenfläche stimmt vielmehr mit A. Verneuili Barrande 1. c. Fig. 5 überein, deren mittler Glabellentheil jedoch wieder eigenthümlich abweicht. Auch dessen A. mira Tab. 39. Fig. 5 hat eine unverkennbare Aehnlichkeit und würde die unsrige bei geringerer Breite und einigen andern Grössenverhältnissen nicht davon zu unterscheiden sein. Das von Roruer a. a. O. II, Tf. 15. Fig, 22 dargestellte Glabellenstück hat mit dieser Art gar Nichts zu thun, auch die Pygidien sind specifisch verschieden. Im dunklen Kälk des Scheerenstieges. A. Hercyniae Tafel I. Figur 6. 8®». Acidaspis Selcana Römer, Palaeontographica III. Tf. 15. Fig. 21. 22. Brontes glabratus Römer, Versteiner. des Harzgebirges 37. Tf. 11. Fig. 6. Vier Kopfstücke und zwei Pygidien dienen zur Begründung dieser Art, welche sehr leicht schon durch die viel geringere Grösse und die eigenthümliche Theilung der Glabella von voriger zu unterscheiden ist. Die erste Seitenfurche schneidet nämlich durch ihren der Achse parallelen Lauf jederseits ein nierenförmiges Seitenstück von dem Hauptstück der Glabella ab. Letzteres wölbt sich vom Stirnrande, wo es am breitesten ist, steil auf und verengt sich dann erst im Stiel wieder. Ihre Oberfläche ist glatt. Der breite und ziemlich flache Stiel trägt einen mittlern oder seitliche kleine Zitzenhöcker, welche auf einem Exemplare aber ganz feh- len. Die nierenförmige Gestalt des abgetrennten Seitentheiles entsteht dadurch, dass die zweite Seitenfurche tiefgrubig anhebt, wo sich die erste ausflacht. Die vordersten Ecken der Glabella ziehen sich als niedrige gerundete Leisten aussen um diese Seitenwulst herum. Die hintere äusserste Seitenpartie der Glabella sowie Augen und Wangen sind an keinem Exemplar er- halten. Der ziemlich breite Stirnrand ist durch eine seichte Einsenkung von der Glabella ab- gesetzt und verläuft fast gradlinig. Die Länge der Glabella beträgt 4 Linien, ihre Breite mit den nierenförmigen Seitentheilen fast drei Linien. Beide Pygidien haben einen graden Vorderrand von 4 Linien Länge und sind in der Mittellinie 2'/, Linien lang. Ihre Achse hebt sich mit sehr starker Wölbung auf dem flachen Schilde hervor, besteht aus drei dicken Ringwülsten und rundet sich ohne den hintern Rand zu erreichen plötzlich ab. Die mittlere Ringwulst setzt als Rippe über die flache Seite fort bis zum Rande. Dieser trägt jederseits vier lange spitze Stacheln. Die von RornEr a. a. 0. auf dem zweiten Ringe gezeichneten Höcker finde ich nicht, die ganze Oberfläche ist auch unter der Loupe noch glatt. Der dem zweiten Ringe entsprechende Randstachel ist etwas DE 14 1274] C. Giesen, grösser als die übrigen. So nähern sich diese Pygidien ‚denn von A. Dormitzeri und A. Hoer- nes! bei BARRANDE, Welche beide aber auf zwei Ringe je zwei Höcker haben. Ein kleines Fragment mit breiten stumpfen Randzacken Figur Sb könnte sehr wohl ein Randstück des Kopfs dieser Art sein, denn die nächst ähnlichen Arten haben sämmtlich derar- tige Randstacheln am Kopfe. Im Uebrigen gewährt das Fragment keinen Anhalt. Rorner beschrieb die Glabellen zuerst, den Stirnrand als Oceipitalring deutend, als Brontes glabratus und ohne auf diese verkehrte Deutung weiter Rücksicht zu nehmen vereinigt er sie neuerdings mit sei- ner A. Selcana, welche jedoch in den langen Stacheln des Glabellenstieles, in der stark höckerisen Ober- fläche und in dem relativ schmälern Mitteltheil so ‚wie den deutlich getheilten Seitenstücken der Glabella wesentliche Unterschiede zeigt. Die Aehnlichkeit ‘der Pygidien mit Barrınne’s A. Dormitzeri geht auch auf den Kopftheil über, welche nur durch die stark granulirte Oberfläche und den convexeren hintern Theil der Glabella von der unsrigen verschieden ist. Wir haben daher in den Harzer Fragmenten die Ueberreste einer Art, welche im vollsten Sinne die böhmische Art des Obersiluriums E vertritt. Im Kalk des Scheerenstieges, nach ROEMER auch bei der Victor Friedrichshütte. B’R ONE US "God. Die Arten dieser Gattung sind sehr zahlreich und weit verbreitet. Ihre grösste Ent- wicklung erreichen sie im obern Silursystem , erscheinen aber auch im devonischen noch in weiter Verbreitung. Hier unterschied RoEwmER für den Harz nicht weniger als fünf Arten, zu welchen er als sechste hinzunimmt Br. Bischofi Tafel I, Figur 2. Das Pygidium ist 17 Linien lang bei 20 Linien grösster Breite von der Mitte. Die rudimentäre Achse ist sehr kurz dreiseitig, nur 3 Linien lang und fast doppelt so breit am Vorderrande, hoch gewölbt mit hervortretendem elliptischen 'Mittelstück. Die Oberfläche ist glatt, Das sehr flache Schild hat fast winklig abgestutzte Vorderecken und sein flach abge- seizter Rand verläuft in weitem Bogen. Breite, flach convexe Rippen strahlen von der Achse aus und sind durch flach concave Zwischenräumen von ziemlich halber Rippenbreite (in Figur 2 eiwas zu breit) von einander getrennt. Die Mittelrippe spaltet sich von der Mitte ihrer Länge an völlig in zwei, welche die Breite der übrigen haben. Von den sieben Seitenrippen ist die vorderste die breiteste, die zweite etwas schmäler, die folgenden noch etwas schmäler und unter einander gleich. Alle biegen an der Achse schwach nach vorn. Die Schale zeigt feine rissige Querstreifung. Von den übrigen Harzer Arten hat Br. alternans Rosner, Palaeontogr. V. 'Tf. 5. Fig. 7 aus dem Stringocephalenkalk geringere Breite überhaupt, eine viel breitere Achse und nach der Beschreibung 31 (?) abwechselnd kürzere Falten; Br. minor ]. ec. T£f. 4. Fig. 8. aus dem Wissenbacher Schiefer weicht durch die Gliederung der Achse und die ungeheure breite Mittelrippe schon auffallend ab, damit hat nun der Br. minor 1. ec. IM. Tf. 3. Fig. 32 nach der Abbildung gar nichts gemein und die Beschreibung jenes gedenkt auch dieses gleichnamigen, verschiedenen Schwanzschildes nicht. Einer von beiden Namen muss daher nothwendig cassirt werden. Br. intumescens 1. ec. II. Tf. 11. Fig. 25 aus dem Caleeolaschiefer ist hoch gewölbt und seine Rippen nur durch schmale Furchen geschieden. Die Münsterschen Arten aus dem Fichtelgebirge unterscheiden sich sämmtlich durch die einfache Mittelrippe von der unsrigen, ebenso einige der Goldfussischen, dessen andere viel schmäler und an den Vorderecken nur sanft abgerundet sind. Nä- her verwandt als alle erwähnten Arten sind die böhmischen, welche Banraxoe Syst. Silur. Boheme Tb. 46. als Br. formosus, Br. coelebs und Br. Haidingeri aufführt, ja erstere Art unterscheidet sich nur durch ge- ringere Breite überhaupt und besonders durch breitere Rippen mit schmälern Zwischenräumen. Letztere Silurische Fauna des-Unterharzes. 1275] 15 Differenz mag, da von unsrer Art.nur das einzige Schwanzschild vorliegt, die Aufrechterhaltung des von ß Roruer dafür vorgeschlagenen Namens rechtfertigen. Im Kalk des Scheerenstieges. Bronteus spec. indet. Tafel I. Figur 4. Tafel II. Fig. 19. Zwei wahrscheinlich einer Art angehörige Pygidienfragmente des Scheerenstieger Kal- kes unterscheiden sich specifisch von voriger Art, sind jedoch zu unvollkommen, um die Ein- führung eines neuen Namens zu begründen. Das eine Bruchstück bildet die Achse von fast becherförmigen Umfang, 4'/, Linien breit am vordern Rand, 2'/, Linien lang, flach, der mittlere Theil deutlich herausgewölbt. Der Anfang der mittlern Rippe deutet auf baldige Spaltung im weitern unbekannten Verlauf, die noch vorhandenen zwei Seitenrippen sind durch ziemlich breite Zwischenräume getrennt, flach convex. — Das andre Fragment ist ein seitliches Stück und deutet auf eine stark kreisbognige Rundung des Pygidiums, die Rippen sind breiter als ihre flach concaven Zwischenräume. Die Vergleichung mit dem nächst ähnlichen Dr. coelebs bei BARRANDE gibt keinen besondern Aufschluss. Unbestimmbare Trilobitenfragmente., In ‘der achten Schicht der hangenden Schiefer des Schneckenberges sammelte Herr BiscHor drei derselben Art angehörige Köpfe, deren unvollkommene Erhaltung eine befriedi- gende Bestimmung nicht gestattet. Sie sind verdrückt. Die Glabella ist sehr gestreckt, dick keulenförmig, mit sehr dünnem Stiel. Am sich verdünnenden hintern Theile liegen jederseits zwei kleine Tuberositäten als abgelöste Seitentheile.. So könnte man diese Fragmente von einer Cyphaspis oder einem Cheirurus herleiten, doch fehlen weitere Anhalte, um der Deu- tung Sicherheit zu geben. Ein unvollständiges Pygidium vom Scheerstiege, als Calymene subornata in Herrn Bi- schofs Sammlung aufgeführt, ist hoch gewölbt mit stark hervortretender siebengliedriger Achse, welche den Rand nicht erreicht. Auf den Pleuren treten keine deutlichen Rippen hervor. Al- lerdings weist es auf eine Calymene hin, aber eine zuverlässige Bestimmung gestattet es nicht. DER PU LI DES: Die kalkigen Wurmröhren systematisch zu bestimmen ist eine der schwierigsten Auf- gaben für den Paläontologen, zu deren Lösung das einzige uns vorliegende Exemplar keinen Beitrag liefert. Wir führen dasselbe wegen seiner charakteristischen Form lieber unter der allgemeinen Benennung Serpulites auf, ohne uns über die Stellung der Art in Vermuthungen zu verlieren. S. depressus. Eine einige Zoll lange, bis zwei Linien breite platt gedrückte Kalkröhre mit einander ziemlich schnell folgenden unregelmässigen Ringfurchen. Unter der Loupe erscheint die Ober- fläche rauh. Die frei liegende Seite ist völlig platt gedrückt, die im Gestein verborgene da- gegen ist convex, so dass der Umfang rundlich dreiseitig ist. Die Wandung.der Röhre hat nur die Dicke starken Notenpapiers, daher treten denn auch die Ringfurchen auf dem Stein- kerne deutlich hervor. In der äussern Erscheinung hat das Fossil überraschende Aehnlichkeit 16 [276] C. Gieseı, mit SowErBys Serpulites longissimus in Murchisons Silur. System Tb. 5. Fig. 1. und mit M’Coy's S. dispar brit. palaeoz. Foss. Tb. 1D Fig. 11. 12, allein die charakteristische Rand- röhre jederseits fehlt dem unsrigen gänzlich. In dem hangenden Schiefer des Schneckenberges. OFRTEROIC ER APR Breyn. Cephalopoden kommen an unseren Localitäten äusserst selten vor. ROEMER erwähnt in seiner Uebersichtstabelle ein Orthoceras virgatum als fraglich ohne im Texte nähere Aus- kunft darüber zu geben. Mir liegen nur drei Orthoceratitenfragmente vor. O. virgo Taf. III. Fig. 2. Das Gehäuse ist sehr gestreckt, fast cylindrisch, bei 4 Zoll Länge am dünnen Ende mit 5'/, Linien, am dicken mit 9'/, Linien im Durchmesser, also der Wachsthumswinkel ein äusserst geringer. Die Compression des Gehäuses bildet im Querschnitt ein rundliches, nur wenig von der Kreisform abweichendes Oval. Die Schalenoberfläche, nur an wenigen Stellen durch Verwitterung blos gelegt, zieren feine fadenförmige Ringstreifen in regelmässiger An- ordnung, sechs auf dem Raum einer Linie am dickern Ende des Gehäuses. Anderer Schmuck ist nicht zu erkennen. An der Siphonalseite biegen sich die Streifen in breitem Bogen rück- wärts. Die Kammern sind sehr hoch, sieben auf drei Zoll Länge, ihre Scheidewände tief con- cav. Der Sipho liegt zwischen Rand und Mitte und schwillt in jeder Kammer zu einer Blase von °/, Durchmesser des Gehäuses auf. Andere Eigenthümlichkeiten lässt das Fossil nicht erkennen. Herr Bıscuor hat diesen Orthoceratiten in seiner Sammlung fraglich unter O. distans aufgeführt, wel- cher den untern Ludlowschichten Englands angehört. Sowersys kurze Diagnose desselben gibt die Ober- fläche glatt an, die Oeffnung ziemlich rund. Mit der Abbildung im Silurian System Tb. 8. Fig. 17 ver- glichen hindert sowohl die grössere Concavität der Kammerwände als die Zeichnung der Oberfläche unsere Art mit dieser englischen zu identifieiren. Rorners ebenfalls nur fragliche Anführung des Sowerbyschen O. virgatum kann auf unsere Exemplare sich nicht beziehen schon wegen der völligen Abwesenheit der Längsrippen und desselben O. virgatum im Harzgebirge 36. Taf. 12. Fig. 37 hat ebenso wenig mit der gleichnamigen englischen Art als mit der vorliegenden zu thun. Unter den übrigen Arten des Harzes könnte nur (. inaequale Palaeontogr. III. Tb. 8. Fig. 8. aus den Posidonienschiefern zur Vergleichung gezogen werden, allein dessen viel niedrigere Kammern und stärkere Compression weisen schon die Ver- einigung zurück. Die in der Gehäusform übereinstimmenden Arten des Fichtelgebirges weichen durch ihre niedrigen Kammerwände und noch mehr durch die verschiedene Lage und Form des Sipho ab. Auch unter den nassauischen und rheinischen Arten finde ich keine, auf welche unsere Exemplare sich beziehen liessen. Unter den silurischen Orthoceratiten anderer Localitäten ist O. distans der nächste Verwandte, die Differenzen sind gross genug, um für unsere Exemplare einen neuen Namen zu rechtfertigen. Im Liegenden des Scheerenstieger Kalkflötzes. OA BDAEUNS Montt: Im Jahre 1810 trennte MonıFoRT zuerst die Gattung Capulus von Linne’s Patella ab, indem er diejenigen Gehäuse darunter begriff, deren Wirbel hinter der Mitte gelegen häufig schief eingerollt ist, deren grosse Mündung einen unregelmässig gebogenen Rand und deren Muskeleindruck hufeisenförmig nach vorn geöffnet ist. Ohne auf Montfort’s Bestimmung Rück- sicht zu nehmen begründete DEFRANcE im Jahre 1821 auf einige terliäre Arten die neue Gat- tung Hipponyx mit kegelförmigem Gehäuse und nicht spiral eingerolltem Wirbel; sie setzt Silurische Fauna des Unterharzes. [277] 17 sich auf andere Muscheln fest und ihr Fuss sondert hier eine hufeisenförmige Kalkmasse ab. LAmArK räumte dieser Eigenthümlichkeit nur eine untergeordnete Bedeutung ein und ordnete Hipponyx seiner Pileopsis als Subgenus unter. Diese Gattung halte er bereits 1812 aufge- stellt, aber erst 1822, ohne von Montrort Notiz zu nehmen, speciell charakterisirt. Seine Diagnose führt die wesentlichen Eigenthümlichkeiten dieses Thieres und des Gehäuses auf, und die zehn ihm bekannten Arten sonderte er in die beiden Gruppen: coquille sans support connu, und coquille ayant support connu. DesuavEs theilte anfangs LAmarck’s Ansicht, nahm später aber die Gattung Hipponyx wieder als selbständige auf, indem er die Kalkabsonderung des Fusses und die daraus folgende Lebensweise des Thieres für so tief in der Organisation be- gründet erachtete, dass sie zur generischen Trennung nöthige. Andere Conchyliologen folgten ihm hierin, allein nach Rerve’s Beobachtungen sondert ein und dieselbe Art bald eine Kalk- platte ab, bald aber erzeugt sie durch Resorption auf ihrer Unterlage eine Vertiefung, daher diese Eigenthümlichkeiten blos individuell sind, durch zufällige Umstände veranlasst werden, also auch keine generische Bedeutung haben können. Indess war mit den drei identischen Namen Capulus, Pileopsis und Hipponyx, der Gattungstypus noch nicht anerkannt, es waren neue Namen nöthig. Schon im Jahre 1817 führte Schumacher für die ächten Capulusarten den Namen Amalthea und Rang im Jahre 1828 für den Typus der Lamarckschen Pileopsis squamaeformis den von Desimayes alsbald wieder unterdrückten Namen Spirzcella ein. Einige Jahre nur reichten diese Namen aus, da fühlte im Jahre 1841 Pmunrs das Bedürfniss ihre Anzahl zu vermehren. Auf die flüchtige Diagnose: „Gehäuse schief spiral, der Wirbel frei, die Mündung weit, ohne Spindel, ein tiefer Sinus in der rechten Lippe‘ begründet er für zwei devonische Arten den ganz sprachwidrig gebildeten Gattungsnamen Acroculia (stattlAcrocyllia). Morris und M’Coy nahmen denselben anfangs auf, liessen ihn aber später als unbegründet fal- len, während DE Koninck ihn ohne Weiteres Capulus als synonym unterordnet. In Deutsch- land wurde er frühzeitig von A. RoEMER eingeführt und von diesem allein auch ohne neue Rechtfertigung bis jetzt noch aufrecht erhalten. Weder die Philipps’sche Diagnose noch die Arten selbst weisen irgend welche Eigenthümlichkeiten auf, die zu einer generischen Scheidung von Capulus ausreichten. Ganz unbeachtet blieb G. Fıscuer’s identische Gattung Actita vom Jahre 1825, obwohl im Jahre 1844 mit einer Actita Münsterana wieder an dieselbe erinnert wurde. In dieser Zeit tauchten auch in Amerika für paläozoische Gehäuse dieses Typus neue Namen auf, nämlich Conraps Platyceras, dessen Arten sich als ächte Capulus erwiesen, und desselben und Vanyxeus Oyrtolithes, wohin fragliche auf Euomphalus, Capulus und selbst auf Cephalopoden bezügliche Gehäuse gehören. J. Haur schied mit triftigeren Gründen den Typus Platyostoma aus, welcher Name nicht mit MEicens 1803 unter den Fliegen, und Acassız 1829 unter den Fischen verbrauchtem Platystoma zu verwechseln ist, allein es scheinen unter dessen Arten sich auch ächte Capulus zu verstecken. Die lebenden Arten endlich haben in Gray ihre generische Zersplitterung erfahren. Derselbe verweist unter Sabza diejenigen Capulus, deren Wirbel kegelförmig und nicht spiral eingerollt ist und deren Fuss eine Vertiefung an seiner Haftstelle erzeugt, unter Amathina solche mit kaum spiraligem Wirbel am hintern Ende und mit dreirippigem Gehäuse, für die übrigen hält er Hipponyx und Capulus aufrecht. 18 1278] C. Gisneı, Alle Eigenthümlichkeiten, welche zur Einführung der verschiedenen Gattungsnamen dien- ten, sind unwesentliche: die Kalkabsonderung des Fusses, die Krümmung und Einrollung des Wirbels, die Berippung, die kantige oder runde, gerade oder schiefe Form des Gehäuses ha- ben nur eine untergeordnete Bedeutung. Bevor nicht neue und durchgreifende Eigenthümlich- keiten im anatomischen Bau der Capulusihiere nachgewiesen werden, müssen alle jene Gattungs- namen als Synonyme dem ältesten Montforischen Capulus untergeordnet bleiben, die schwan- kenden Formen des Gehäuses leihen keine Selbständigkeit. Für die vorweltlichen Arten wird aber trotz des weiten Umfanges der Gattung Capulus die systematische Bestimmung sehr schwierig. Von vielen derselben, zumal aus älteren For- mationen, zeigen die Exemplare nur den allgemeinen Habitus der Gehäuse, der zu Natica, Euomphalus, Platyostoma, Patella und verschiedenen Mitgliedern der Calypträenfamilie bisweilen die überraschendsten Beziehungen hat, Das entschiedenste Merkmal, der hufeisenförmige Mus- keleindruck, ist von den allerwenigsten Arten bekannt und es ist sogar wahrscheinlich, dass die paläozoischen durchweg generisch von dem lebenden Capulus verschieden sind, aber ehe nicht entscheidende Thatsachen für eine solche Trennung nachgewiesen werden, müssen wir uns derselben enthalten. Die allgemeine Gestalt, Form und Rand der Mündung und die Zeich- nung der Schalenoberfläche gewähren wohl ausreichenden Anhalt für die paläozoologische Un- tersuchung der Arten, aber nicht zur befriedigenden Sicherheit über die generische Eigenthüm- lichkeit. Da die bisherigen Versuche in jenen Anhalten Gattungsmerkmale zu fixiren, vollstän- dig gescheitert sind: so bleibt nichts übrig als alle auch die extremsten Formen des Capuloi- deentypus unter dem Gattungsbegriff Capulus zu vereinigen. Es kann diese gezwungene Ver- einigung freilich zu der sehr empfindlichen Unwahrscheinlichkeit führen, dass wir in einer paläozoischen Localfauna die ganze Ordnung der Gastropoden nur durch die einzige Gattung Capulus in zahlreichen und sehr verschiedenen Arten vertreten sein lassen; allein diese Un- wahrscheinlichkeit ist immer noch zulässiger und erträglicher, als die Einführung verschiedener Gattungen und Familien für jene Arten, denen jeder wahrscheinliche Grund und Boden, jeder nur annähernd beruhigende Anhalt fehlt. Ä ©. acutus Taf. II. Fig. 14. Acroculia acula Roemer, Palaeontographiea V. 6. Taf. 2. Fig. 11. Das Gehäuse ist sehr schlank und schief kegelförmig, gegen den spitzkegelförmigen Wirbel hin schwach rückwärts gekrümmt; von vorn nach hinten zusammengedrückt, daher die Mün- dung oval, bei dem grössten Exemplar 2 Zoll in der Breite und 1'/, Zoll im Längsdurchmesser haltend. An der hintern Seite hat dasselbe Gehäuse 1 Zoll 10 Linien Höhe, an der vordern 9 Zoll 6 Linien. ‚Die sehr dünne schwarze Schale trägt sehr dicht gedrängte, feine, in kurzen ungleichen Wellenbogen verlaufende Wachsihumslinien. Weniger deutliche und flache Längs- streifen werden von den Wachsihumslinien unregelmässig verworfen. Der Wellenverlauf ent- spricht breiten unregelmässigen Falten, welche in unbestimmter Höhe unterhalb des Wirbels beginnen und an den Rand hinab laufen. Da nur kleinere Stücke der Schale erhalten sind und die Oberfläche der Steinkerne ebenfalls nicht ringsherum rein und unverändert erscheint: "Silurische Fauna des Unterharzes. [279] 19 so lässt sich die Anzahl dieser Längsfalten nicht ermitteln. Sie scheint sehr unbestimmt und schwankend zu sein, einzelne Falten stärker und grösser als die übrigen, andere tiefer oder flacher. Von den drei vorliegenden Exemplaren ist eines mittler Grösse von Zollhöhe Fig. 18. bereits von Rorner a. a. O. abgebildet und zur Begründung der Art benutzt worden. Es unterscheidet sich von dem grössten Fig. 14. durch relativ schnellere Grössenzunahme und weitere mehr dem Kreisrunden sich nähernde Mündung. Ein drittes Exemplar Fig. 17. hält indess schon die Mitte zwischen beiden und da die übrigen Formverhältnisse und Eigenthümlichkeiten keine Differenzen bieten: so stehe ich nicht an dieselben unter einem Namen zu ver- einigen. Rorner giebt die Anzahl der vom Wirbel herablaufenden Falten auf 8 bis 12 an, wovon ich mich nicht überzeugen kann; ich muss dieselbe völlig unbestimmt lassen. Eine hintere Buchtung des Mund- randes ist nicht vorhanden, der Abdruck des Randes sowie der Verlauf der Wachsthumslinien an der hin- tern Seite der Schale zeigen keine Spur einer solchen. Von den Arten anderer Localitäten lässt sich nur Grar Murssters C. canalifer Beitr. z. Petrefkd. III. Taf. 14, Fig. 27. von Schübelhammer zur Verglei- chung ziehen, allein die sehr starke Krümmung ihres Gehäuses und die tiefen Längsrinnen entfernen die- selbe doch soweit von der unserigen, dass wir sie nicht als Vertreter eines devonischen Typus betrachten können. Harıs Acroculia niagarensis Palaeont. New York I. Tb. 60 Fig. 3. krümmt sich noch stärker, hat aber flachere der unsrigen ähnliche Rinnen. Im Kalk des Schneckenberges und des Scheerenstieges. €. acutissimus Taf. IN. Fig. 9. Die schlankeste, dünnste und längste Art von allen, denn ihr schief kegelförmiges, sehr leicht gekrümmtes Gehäuse hat bei 2°, Zoll Länge kaum */, Zoll Mündungsweite. Die Grös- senzunahme ist eine ganz allmählige und gleichmässige. Die Hinterseite ist flach, die vordere stark gewölbt, die Mündung queroval. Längsfalten und Streifen fehlen, selbst die Wachsthums- linien lassen sich an den wenigen Stellen der erhaltenen Schale nicht sicher erkennen. Das einzige Exemplar genügt leider nicht zur sicheren Begründung der Art, doch ist seine Gestalt so ausgezeichnet, dass ich es unter dem von Herrn Bıscenor gewählten Namen habe abbilden lassen. Einer Deutung auf Dentalium oder Pteropoden widersprechen die anhaftenden Schalenfragmente und unter den anderweitig abnormen Formen, welche wir hier unter Capulus zu vereinigen genöthigt sind, findet das Exem- plar einen bequemen Platz, bis Art- und Gattungscharactere durch einen neuen glücklichen Fund sicher festgestellt werden können. Im Kalk des Schneckenberges. ©. Bischofi Taf. II. Fig.. 1. 3. 13. Acroculia Bischofi Rorner, Palaeontographica V. 6. Taf. 2. Fig. 10. Das Gehäuse gleicht einem kurzen sehr plumpen Kegel, ist schief und mit fast kreis- runder Mündung versehen. Der kegelförmig erhöhte Wirbel liegt hinter der Mitte, so dass die Hinterseite von ihm nahezu senkrecht zum Rande abfällt, während die Vorderseite unter einem Winkel von etwa 50 Grad gegen die Ebene der Mündung geneigt ist. Die Höhe der Hinter- seite beträgt 1“ 3“, der Vorderseite 1° 10°, der Längsdurchmesser der Mündung 1” 10, der Querdurchmesser 1° 8, Die Schale selbst ist für die Grösse des Gehäuses sehr dünn. Breite, flache Falten beginnen allmählig unterhalb des Wirbels und laufen in Bogenkrümmung nach Rechts zum Rande hinab. Sie sind unregelmässig, sowohl in ihrem Entstehen als in ihrer Breite. Ihre Anzahl lässt sich nicht bestimmen, auf dem erhaltenen vierten Theile des Umfangs der Schale liegen sechs. Auf dem Steinkerne des zweiten Exemplares ist weder ihr Bogen- lauf deutlich, noch sie selbst ringsum das Gehäuse, sie sind zum Theil so verflacht, dass sie auf der rauhen Oberfläche des Kernes nicht mehr hervorireten. Die Wachsthumslinien sind 3 20 1280] C. Giesen, sehr fein, dicht gedrängt und verlaufen in flachen unregelmässigen Wellenbogen, welche durch die Längsfalten erzeugt werden. Die beiden Exemplare, auf welche Rorser diese Art begründete, sind Steinkerne mit anhängenden Schalenfragmenten; der eine von regelmässiger schiefer Kegelgestalt, der andere verdrückt, fast napfförmig, an diesem die Bogenfalten der Schale deutlich auf der weniger vom Druck betroffenen Vorderseite, auf jenem ganz undeutlich. Roemer verlegt den Scheitel vor die Mitte wohl nur aus Versehen und giebt in seiner Abbildung die Falten zu stark an, zumal finde ich die hintere am Wirbel beginnende gar nicht an den Exemplaren vor. Die ungemein plumpe Kegelgestalt mit dem gar nicht gebogenen, etwas erhöheten Wirbel zeichnet diese Art von allen übrigen aus. Ein drittes kleines, nur 4“ hohes Exemplar gehört sei- ner Gestalt nach als jugendliches derselben Art an und bei ihm buchtet sich die Mündung an der Hinter- seite weit aus. Die Falten fehlen ihm noch. Im Kalk des Schneckenberges und Scheerenslieges. €. Selcanus Taf. IT. Fig. 8. Man verdrücke eine preussische Pickelhaube in der Weise wie sich der bürgerliche Hut auf dem Kopfe des Bettlers von selbst verzerrt: so hat man ein Bild dieser merkwürdigen Schnecke. Der Wirbel steht als schlankspitziger Kegel gerade auf, darunter erweitert sich das Gehäuse schnell nach allen Seiten, nur nach vorn etwas mehr als nach hinten, dann fällt es an der Hinterseite senkrecht herab und nimmt seitlich und vorn unregelmässig, doch nicht be- trächtlich noch an Umfang zu. Auf einer Verdrückung beruht der unregelmässige Umfang des vorliegenden Exemplares nicht. Die Mündung hat einen rundlichen Umfang und der Kegel des Gehäuses steht schief auf ihrer Ebene. An der Hinterseite bildet sie eine sehr breite Aus- buchtung. Sobald das Gehäuse seinen grössten Umfang erreicht und fast cylindrisch fortwächst, zeigen sich flache unregelmässige Falten, welche bis an den Mundrand fortsetzen, und hier sich fast rippenartig erheben. Nur an der hintern senkrechten Seite fehlen dieselben gänzlich. Die Schale ist sehr dünn und ihre feinen, dicht gedrängten Wachsthumslinien biegen sich auf den Rippen gegen den Wirbel, in den breiten Rinnen dazwischen gegen den Mundrand. Nur in der Nähe der Mündung sind einige Schalenfragmente erhalten. Höhe des Gehäuses an der Seite 1° 8‘, über der Bucht des hintern Mundrandes 1“ 3‘, Durchmesser der Mündung 1 3“. Diese Art steht hinsichtlich ihrer absonderlichen Gestalt und der senkrechten rippenartigen Falten ganz isolirt. Roruer kannte das von Herrn Bıscnor als Acroculia Selcana eingesandte Exemplar noch nicht. Ein zweites als Jugendzustand des C. Bischofi bezeichnetes Exemplar von Zollhöhe vereinige ich damit. Sein spitzer Wirbel ist abgebrochen, die Grössenzunehme unterhalb desselben anfangs nur etwas allmähliger, dann in derselben unregelmässigen Weise, Die rippenartigen Falten, die feinen welligen Wachs- thumslinien und die Buchtung des hintern Mundrandes stimmen ebenfalls vollkommen überein. Im Kalk des Scheerenstieges. C. uncinatus Taf. II. Fig. 19. 20. Acroculia uncinata. Roemer, Palaeontographica IH. 101. Taf. 15. Fig. 15. Das Gehäuse bildet einen Zollhohen, schiefen und unregelmässigen Kegel und sein fei- ner Wirbel krümmt sich hakig nach hinten. Nur der Wirbelkegel hat einen kreisrunden Um- fang, dann nimmt das Gehäuse überwiegend an breite zu. Seine senkrecht abfallende Hinter- seite ist flach und selbst etwas eingedrückt, die convexe Vorderseite neigt sich unter etwa 45 Grad gegen die Mündungsebene. Die Höhe des einen Exemplares beträgt 1 Zoll bei 9 Linien Mündungsdurchmesser, die des andern 9 Linien bei kaum 6 Linien Mündungsbreite. Dieses Silurische Fauna des Unterharzes. 2811 21 kleinere Exemplar ist mehr von vorn nach hinten zusammengedrückt, seine Mündung fas rund- lich dreiseitig, hinten ohne Zweifel tief gebuchtet. Die feinen, dicht gedrängten Wachsthums- linien verlaufen in flachen unregelmässigen Wellenbogen, welche ganz verflachten Längsfalten entsprechen. Die Mündung des grösseren Exemplares gleicht einem an der Hinterseite depri- mirten Kreise und die Längsfalten treten unterhalb der Mitte zwar ganz flach aber doch deut- lich auf. Die Unterschiede in der Dicke beider hier vereinigten Exemplare sowie in der Entwicklung der Fal- ten sind zu geringfügig, um sie für mehr als individuelle Zufälligkeiten zu halten. Der Typus beider ist wesentlich derselbe. Dagegen weicht Rorners Beschreibung und Abbildung mehrfach ab, so dass die Identität unserer Exemplare mit dessen Art Bedenken erregen könnte. Von den Längsfalten erwähnt der- selbe nichts, sie sind auch an unserem kleineren so schwach, dass sie mehr durch den Wellenlauf der Wachsthumslinien als durch ihre Erhebung erkannt werden. Dagegen fehlen bei den unsrigen die absatz- weise starken Wachsthumsrunzeln in Roemers Zeichnung und dessen Wirbel krümmt sich allmählis und minder hakig. Die Ausbuchtung des hintern Mundrandes reicht bei den unsrigen nicht so hoch hinauf, über den lippenartigen Vorsprung in derselben geben sie keinen Aufschluss. Nur diese Eigenthümlichkei- ten der Buchtung wären von wesentlicher Bedeutung, die Wachsthumsrunzeln und Krümmung des Wirbels sind individuell, da aber unsere Exemplare an jener Stelle ungenügend erhalten sind, so ordne ich dieselben der Roemerschen Art unter. SAnpsersers (. psillacinus Versteinr. Nassau Taf. 26. Fig. 18. von Villmar schliesst sich ziemlich eng an unsere Art an, aber ihr kürzerer Kegel, ihr ovaler Umfang, die feinen Längs- streifen und der stumpfe Wirbel lassen sie sicher unterscheiden. Sowensv’s Pileopsis velusta und Gounruss’s Pileopsis triloba und P. quadriloba entfernen sich durch die sehr unregelmässige Gestalt ihrer Mündung. Im Kalk des Scheerenstieges. €. Zinkeni Taf. IN. Fig. 10. 12. Acroculia Zinkeni Roemer, Versteinr. Harzgeb. 27. Taf. 7. Fig. 4. Bockshornähnlich gekrümmte, abgerundet dreikanlige , glatte Gehäuse von verschiede- ner Dicke bei durchschnittlich Zollläinge. Die Krümmung des Gehäuses bildet entweder einen regelmässigen Bogen vom Wirbel .bis zur Mündung oder ist in der Wirbelhälfte stärker als in der unteren. Die Wirbelspitze ist kreis- und kegelförmig, bei weiterer Zunahme comprimirt sich das Gehäuse von der breiten Hinterseite gegen vorn, wodurch der Umfang schief dreisei- üig wird, die rechte Seite schmal und flach, die linke breiter und convex. Die Kanten sind gerundet, die vordern schmäler als die beiden hintern. Sehr gewöhnlich senkt sich die rechte Seite durch eine breite seichte Rinne längs der Vorderkante ein. Dieses Verhältniss ist das gewöhnliche; nur bei einem Exemplare ist die linke Seite die schmälere und ganz flach, aber die breitere rechte hat doch noch ihre markirte Rinne längs der Kante; bei einem zweiten Exemplar geht die Compression nicht bis zur Kantung fort, der Querschnitt ist oval, auf der etwas flachen linken Seite läuft aber auch hier eine sehr seichte Rinne hin. Feine, dichte Wachsthumslinien zieren die sehr dünne Schale. Sie biegen sich auf der rechten und linken Seite in tiefem Bogen rückwärts, auf den Kanten dagegen nach vorn, wodurch die Mündung einen tiefbuchtigen Rand erhält, aber diese Buchtung ist hinten nicht tiefer als an den Seiten. Längsfalten und Streifen fehlen allgemein und gänzlich. Länge des Gehäuses in gerader Linie 1“, Breite der Mündung 4°‘, Länge 6‘; bei einem zweiten die Länge 1‘ 3‘, Breite. der Mündung 7‘, Länge 9. Roruer beschrieb diese Art bereits in seiner ersten Monographie des Harzgebirges nach Exemplaren, welche den in Hrn. Bıscuors Sammlung befindlichen an Schönheit und Vollständigkeit nachstehen, und sie 2 %* o 22 [282] C. GiEBEL, gehört zu den häufigeren. Die angeführten Schwankungen in der Form des Gehäuses sind von unter- geordneter Bedeutung. Ihre verwandten Formen wurden schon unter C. uncinatus erwähnt; die eigen- thümliche Krümmung, die schief dreiseitige, vorn gekantete Gestalt und die dreimalige tiefe Buchtung des Mundrandes zeichnen sie unter allen bekannten Arten sehr characteristisch aus. Im Kalk des Scheerenstieges sehr häufig und in dem hangenden Schiefer des Schneckenberges. ©. vetustus Taf. II. Fig. 16. de Konısek, Anim. carbon. Belg. 332. Tb. 23®. Fig. 2. (non tab. 22. fig. 7.) Pileopsis velusta Sowersx, Min. C© onchol. VI. 223. tb. 607. fig. 1—3. — d’Archiac a. Verneuil, Geol. Transact. 1842. VI®. 390. — Das Gehäuse erweitert sich ungemein schnell und stellt einen sehr unregelmässigen Kegel mit stark eingekrümmtem Scheitel dar. Die Krümmung des spitzen Wirbels wendet sich nach der rechten Seite, welche durch eine starke Depression bis zum Mundrande hin von der flach convexen Vorderseite abgesetzt ist. Die linke Seite bildet eine kurze Wölbung von der vordern zur hintern und wird von ersterer durch eine sehr seichte Längsrinne abgesetzt. Letz- tere ist auffallend niedrig und sehr tief ausgerandet. Die Mündung ist kreisrund, jedoch durch die Depression der rechten Seite und die tiefe hintere Bucht verunstaltet. Von der Schale und ihrer Skulptur lässt der vorliegende Steinkern nichts erkennen. Grösste Breite der Mün- dung 7°, Länge 5’, senkrechte Höhe des Gehäuses am Hinterrande 3°. Rorxer kannte das Vorkommen dieser Art nicht. Ich beziehe dieselbe auf Sowensy’s Pileopsis ve- tusta aus dem Bergkalk in Irland und Lancashire, denn die Gestalt ist nach der Diagnose und Abbildung dieselbe. M’Coy erwähnt deren Vorkommen nicht, aber Puurtirs gründete seine Acroculia auf Exemplare aus Yorkshire, welche er dieser Art zuweist. Monnıs hat in seinem Catalog auch die Identität aufgenom- men, während Andere beide Vorkommnisse aus einander halten. Und in der That wird man kaum Phil- lip’s Angaben für das Gehäuse: obliquely spiral und a few indistinctly marked spiral undulations bei Ver- gleichung seiner Abbildung für individuelle Eigenthümlichketen halten können. De Konıxck sprach sich für die specifische Trennung beider aus, vereinigt aber unter der Sowerbyschen Art so auffallend verschie- dene Gehäuse, dass damit jede Sicherheit in der systematischen Bestimmung der Capulus aufhört. Ich beziehe von dessen Abbildungen nur tab. 23 b, fig. 2. auf Sowerbys Art, seine Tab. 22. Fig. 7. zeigt starke Längsfalten bei regelmässigem Umfange des Gehäuses und einen gerade in der Achse des Gehäuses ein- gekrümmten Wirbel. Die Grössenzunahme ist eine ganz andere und ebenso die Form der Mündung und die Buchtung ihres Randes. Die seitliche Depression des Gehäuses lässt sich schlechterdings nicht in Längsfalten auflösen, das Thier war eigenthümlich gestaltet und hatte ein eigenthümliches Wachsthum. Eine breite ungefaltete Varietät hatte Purvies schon vorher von seiner und der Sowerbyschen Pileop- sis vetusta als Pileopsis trilobus getrennt und Gowpruss dieselbe für Exemplare von Ratingen und Tournay aufgenommen. Ob aber die von Sowensy angegebene Depression der linken Schalenseite, welche bei unse- rem Exemplare durch eine sehr seichte Rinne angedeutet ist, individuell sich bis zur Ablösung eines eben- solchen Lappens wie an der rechten Seite steigern, gleichzeitig die Buchtung des Mundrandes ändern, und der Wirbel spiral einrollen kann, dafür sind mir keine analogen Verhältnisse bekannt und ich halte die triloba deshalb als selbständige Art aufrecht. Noch viel weiter als diese entfernen sich vom Typus der Sowerbyschen velusta Goldfuss’s Pileopsis quadriloba und Münsters Capulus sanalifer, welche beide de Kosıyek ebenfalls identifieiren möchte. Im Kalk des Scheerenstieges. C. haliotis Taf. II. Fig. 5. Acroculia haliotis Roemer, Palaeontographiea V. 6. Taf. 1. Fig. 8. Diese Art zeichnet sich von allen vorigen durch die eigenthümliche Kantung des Ge- Silurische Fauna des Unterharzes. 1283] 23 häuses aus. Schon in frühester Jugend also am Wirbel erheben sich starke, gerundete Wülste, welche mit zunehmender Grösse des Gehäuses in gleichem Masse an Breite und Dicke wach- sen und als starke Längsrippen oder Falten bis an den Mundrand laufen, wodurch das Gehäuse eine vielseitige Gestalt erhält. Zwei solcher Rippen begränzen die Hinterseite, eine jederseits nach vorn die rechte und linke Seite und die fünfte, breiteste und am meisten gerundete läuft in der Mitte der Vorderseite herab. Die Seiten zwischen den Rippen sind ganz flach. Der Querschnitt des Gehäuses stellt also ein Pentagon mit stark vorspringenden, gerundeten Ecken dar. Das Gehäuse ist sehr schief, gekrümmt, gegen den comprimirten Wirbel hin stark einge- krümmt in seiner Längsachse, aber der Wirbel nicht spiral. Sehr schwachwulstige Querrun- zeln machen sich bemerklich. Die feinen Wachsthumslinien der dünnen Schale biegen sich auf den Kanten rückwärts, auf den Flächen schwächer nach vorn, so dass also die Buchtungen des Mundrandes auf die Ecken des Pentagons fallen und die Seiten desselben schwachbogig vorstehen. An der Hinterseite buchtet sich der Rand nicht tiefer als an den übrigen. Längs- durchmesser der Mündung über einen Zoll, senkrechte Höhe des Gehäuses über der Mündungs- ebene 9 Linien. Es liegen zwei Exemplare vor, von welchem das vollständige zur Beschreibung diente, das Fragmen- täre aber das Original zu Rorners Abbildung zu sein scheint. An diesem sehr ungerügenden Steinkerne treten die Rippen der Hinterseite nicht hervor, deren Kanten sind völlig gerundet, dagegen ist die linke Seitenrippe stärker als an dem andern Exemplar, wo die rechte die stärkere ist. Beide Exemplare stehen im Gegensatz von links und rechts, wie das auch bei andern Arten vorkömmt. Nur von den Falten ge- leitet identifieirte Rorwer den Steinkern mit Sowerbys Nerita haliotis Silur. Syst. tb. 12. Fig. 16., womit denn das vollständige Exemplar nicht die entfernteste Achnlichkeit hat. Die völlig gerade Krümmung und die starke Rippe längs der Mitte der Vorderseite lässt auch den halben Steinkern noch genügend von jener Nerita unterscheiden. Der Speciesname haliotis verliert nun freilich seine ganze Bedeutung, allein wenn auch in falschem Sinne angewandt, behalte ich denselben doch bei, da diese neue Beschreibung und Abbildung eine Verwechslung mit der Nerita haliotis nicht gestattet und das Unpassende eines Artnamens meiner Ansicht nach die Vermehrung der ohnehin schon sehr lästigen Synonymie nicht rechtfertigt. Die nächst verwandte Form ist unstreitig Harıs Acroculia angulata Palaeontol. New York II. tb. 60. fig. 4. aus den Niagaraschiefern von Lockport. Sie hat dieselbe schiefe fünfkantige Gestalt, aber die Kanten sind einander viel mehr genähert, die Seitenflächen demgemäss beträchtlich schmäler und concav, statt flach wie bei der unserigen, und ihr feinerer Wirbel rollt sich mit einem bis zweien Spiralumgängen ein. Unter den deutschen Arten nähert sich Murxsters Capulus nonoplectus Beitr. z. Petrefk. V. Taf. 10. fig. 14. von Schübelhammer im Habitus sehr, aber bei ihr sind neun Rippen von überwiegender Breite und nur durch starke Rinnen von einander getrennt vorhanden. Bei desselben €. canalifer mit ebenfalls neun Falten ent- springen diese erst in der untern Hälfte des Gehäuses. Im Kalk des Scheerenstieges. €. multiplicatus Taf. II. Fig. 6. 11. Das Gehäuse dieser Art hat ganz den Habitus der vorigen, ist sehr schief, mit stark vorspringenden Rippen und feinem Wirbel. Dieser rollt sich aber spiral ein fast in der Längs- achse des Gehäuses oder nur wenig zur Seite geneigt. Der Umfang der Mündung ist fünf- seitig, jedoch hinlänglich von voriger Art verschieden. Die niedrige, concave Hinterseite des Gehäuses biegt ohne Randkanten oder Rippen nach vorn und die vordere gewölbte Fläche hat eine sehr starke mittlere und jederseits eine ebenso starke Randfalte. Diese drei Falten ent- stehen schon an dem feinen Wirbel und werden je durch eine seichte Längsrinne in zwei Rip- 21 [284] C. GıEsEL, pen getheilt. Sie sind so breit als ihre flachen Zwischenräume. Hie und da macht sich eine flache quere Wachsthumsrunzel bemerklich, die feinen Wachsthumslivien biegen sich weniger wellig als bei voriger ‚Art. Die senkrechte Höhe des Gehäuses über der Mündungsebene kaum 1 Zoll, die Breite der Mündung 1 Zoll 3 Linien. Zur Begründung dieser Art unter obigem von Hrn. Bıscnor ‚vorgeschlagenen Namen dient ein Exem- plar von sehr characteristischer Gestalt. Dasselbe als eine doppelrippige Spielart der vorigen Art zu be- trachten ist nicht statthaft, denn bei jener sind beide Seitenrippen oder Falten viel schmäler und kantiger als die völlig gerundete mittlere, hier sind alle drei gleich breit und hoch, ansehnlich breiter als dort und ihre Theilung eine so characteristische, dass sie als individuelle Zufälliskeit sich nicht deuten lässt. Ueber- diess fehlt hier der auffällige Unterschied der rechten und linken Seite, das Gehäuse ist mehr symmetrisch, dazu kömmt noch der flachere Verlauf der Wachsthumsfalten und die spirale Einrollung des Wirbels. Ein zweites minder gut erhaltenes Exemplar unterscheidet sich nur durch seine gewaltsame Depression. Zwei weitere Exemplare ziehe ich als blosse Spielarten 'hieher. Ihr Habitus ist wesentlich derselbe, dage- gen sind die drei Hauptfalten je durch eine tiefere Längsrinne getheilt und indem zugleich ihre Zwischen- räume sich schwach wölben, so erscheint das ganze Gehäuse unregelmässig längsrippig. Die Vergleichung der einzelnen Rippen und ihre Verfolgung bis zum eingerollten Wirbel hinauf lässt gar keinen Zweifel darüber, dass wir hier wirklich die drei Hauptfalten des Normalexemplares haben und die viel flachere Rippe zwischen ihnen eben nur in einer sanften Wölbung der Schalenfläche besteht. Durch die Einrollung des Wirbels schliesst sich diese Art enger noch als vorige an Harıs Acroculia angulata, aber die Theilung ihrer Falten entfernt sie andrerseits wieder mehr. Im Kalk des Scheerenstieges. C. contortus Taf. II. Fig. 15. Acroculia conlorta Roemer, Versteinr. Harzgeb. 26, Taf. 7. Fig. 1. 2. Der runde nur an der hintern Seite deprimirte Gehäuskegel ist spiral eingerollt auf sei- ner Längsachse mit nur geringer Abweichung nach Rechts. Die zwei bis drittehalb Umgänge berühren sich. Das Gewinde ist ganz flach planorbenähnlich. Der frei abstehende Theil mit der Mündung erscheint an der rechten Seite etwas lach gedrückt, an der hintern ganz flach, jedoch ohne Ausschnitt wenigstens lassen die vorliegenden Exemplare einen solchen nicht er- kennen. Eine sehr schwache Rinne läuft rechts längs der Mittellinie des Rückens entlang. Die Wachsthumslinien sind nirgends deutlich zu erkennen. Längsdurchmesser der Mündung 3 Linien, Breite derselben 4'/, Linien, Grösse des Gehäuses 6 Linien. Die sehr schnelle Grössenzunahme des Gehäuses, die etwas schiefe spirale Einrollung, die völlig freie Mündung, die seichte Rinne neben dem Rücken, die Depression der rechten Seite und die Abflachung der hintern lassen kaum zweifeln, dass wir es hier mit einem ächten Capulus zu thun haben. Ich glaubte denselben anfangs von Roruers Acroculia contorta vom Scheerenstiege trennen zu müssen, weil in dessen Beschreibung drei Kanten erwähnt werden, welche ich nicht auffinden konnte. Die Vergleichung des aus der Zinkenschen Sammlung in das hiesige Mineralogische Museum übernommenen Originalexem- plares überzeugte mich indess von der völligen Identität. Kanten sind nicht vorhanden. Pairuirs’ Acro- culia sigmoidalis Pal. foss. tb. 36. fig. 170. scheint nur durch die netzartige Skulptur der Schalenoberfläche abzuweichen. SANDRERGERS E; gracilis Versteinr. Nassau Taf. 26. Fig. 17. unterscheidet sich durch die sehr starke Compression des Gehäuses; sollte dieselbe zufällig sein, Diagnose und Abbildung auf einem verdrückten Steinkerne beruhen: so würde die Vereinigung mit unserer Art nicht beanstandet werden kön- nen. Sehr nah verwandt erscheint der jurassische (€. jurensis und dann (0? elongatus aus der Kreide. Der C. substriatus Muenster, Beitr. z. Petrefk. III. Taf. 14. Fig. 29. von Schübelhammer ist zu oberfläch- lich diagnosirt, um mit Sicherheit gedeutet werden zu können, Im Habitus nähert er sich sehr, aber nach der schöneren Abbildung bei Gowvruss Taf. 168. Fig. 4. verschwindet die Aehnlichkeit mehr. Desselben C. lineatus a. a. O. Fig. 2. aus der Eifel hat langsamere Grössenzunahme und eine ovalkreisförmige Mündung. Silurische Fauna des Unterharzes. [285] 25 Im Kalk des Scheerenstieges. €. virginis Junge Exemplare dieser Art werden kaum von voriger zu unterscheiden sein, denn der spiral eingerollte Theil des Gehäuses hat denselben gerundeten Querschnitt, indess macht sich doch schon frühzeitig die schiefere Neigung der Spirale gegen die Längsachse des Gehäuses bemerklich und bei weiterer Grössenzunahme wird die Compression so characteristisch, dass eine Verwechslung beider Arten schon deshalb nicht möglich ist. Die linke Seite des Gehäus- kegels ist ganz flach, die rechte gewölbt mit sehr schwacher Depression längs des innern Ran- des. Flache Wachsthumsrunzeln treten deutlich hervor, die Anwachslinien sind nicht zu er- kennen. Die comprimirte Mündung ist an der linken Seite weilbogig gebuchtet, an der rech- ten tritt der Rand schwach hervor. Ob an der hintern Seite ein Ausschnitt liegt, lässt sich nicht erkennen. Erreicht Zoll-Grösse und dann '/, Zoll im Längsdurchmesser der Mündung. Die Aehnlichkeit mit Sandbergers C. gracilis ist noch grösser als bei voriger Art, aber dessen Durch- schnittszeichnung erlaubt auch hier die Vereinung nicht. Die übrigen Verwandtschaftsverhältnisse ergeben sich aus der Vergleichung mit voriger Art. Im Kalk des Scheerenstieges. €. disjunctus Taf. II. Fig. 4. Der Gehäuskegel ist spiral gewunden, drei freie, sich nicht berührende Umgänge bil- dend, welche zum Unterschiede von vorigen beiden Arten ein etwas vorstehendes Gewinde darstellen. Die frühern Umgänge sind in gleichmässigem Bogen gewölbt, nur an der Innern oder eigentlich hintern Seite flach. Am letzten Umgange senkt sich der freie Nahtrand mehr und mehr ein, ihm parallel und genähert läuft eine sehr seichte, aber deutliche Rinne, auf dem Rücken des Umganges eine zweite tiefere und unterhalb dieser eine sehr tiefe dritte Rinne, welche die flache linke Seite des Umganges scharf von dem convexen Rücken absetzt. Die feinen unregelmässigen Wachsthumslinien biegen sich in den Rinnen nach hinten, auf den ge- wölbten Flächen in convexem Bogen nach vorn, wodurch der Mundrand mehrfach gebuchtet wird. Ausserdem tritt derselbe an der rechten Seite viel weiter nach vorn und zieht sich von der Rückenrinne nach links weit zurück. Die Hinterseite lässt sich nicht bloss legen. Er- reicht 1'/, Zoll Grösse. Das flach hervorstehende Gewinde, die drei Längsrinnen mit zunehmender Tiefe auf dem letzten Umgange, der wellige Verlauf der Wachsthumslinien und die sehr schief gerandete Mündung zeichnen diese Art von allen vorigen characteristisch aus. Ich erhalte den von Hrn. Bıschor passend gewählten Species- namen aufrecht. Das Gewinde und die Grössenzunahme gleichen vielmehr Sowensy’s Nerita haliotis als die von Roruer auf diese bezogene Acroculia haliotis, aber deren Umgänge berühren sich, ihre Längsrin- nen liegen ganz anders und die Wachsthumslinien verlaufen regelmässig neritinisch. Die Verwandtschaft ist also nur eine sehr oberflächliche, scheinbare. Unter den fichtelgebirgischen Arten hat Murssters Pi. leopsis substriata Goldfuss, Taf. 168. Fig. 4. dasselbe Gewinde, aber sich berührende Umgänge und gar keine Rinnen, diese kommen zwar bei Pileopsis prisca Fig. I. aus der Eifel vor, aber wieder in ganz ab- weichender Anordnung bei nicht freien Umgängen. Harıs Platyostoma niagarensis Palaeont. New York I. tb. 60 fig. 1., welche sehr verschiedenartige Gehäuse in sich vereinigt, gleicht in der Fig. 1. oft darge- stellten Spielart der unserigen am meisten, nur fehlt ihr die untere oder linke tiefste Rinne und ihre Mün- dung hat linkerseits die zum Gattungscharaeter erhobene Erweiterung. Bei einem kleineren unserer Exem- plare ist jene Rinne ebenfalls undeutlich und die linke Seite gewölbt, allein die übrigen Charaktere bieten nichts Eigenthümliches, daher ich dasselbe ohne Bedenken hier unterordne. 26 12861 C. Gisseı, Im Kalk des Scheerenstieges. c. naticoides Taf. III. Fig. 7. Acroculia naticoides Rorner, Palaeont. III. 101. Taf. 15. Fig. 16. Das Gehäuse hat den Habitus weitmündiger Naticas und würde ohne Kenntniss der Mün- dung für eine solche gehalten werden. Es bildet eine niedrige zitzenförmige Spira, deren zwei Umgänge sich berühren und eine vertiefte Nahtrinne erzeugen. Der letzte Umgang nimmt ungeheuer an Grösse zu und giebt dem Gehäuse die weitbauchige Gestalt. Er ist an der Vor- derseite gleichmässig und stark gewölbt, hinten vom Nabel her völlig deprimirt flach. Die Mündung ist schief halbkreisförmig mit tiefer Bucht an der Hinterseite. Feine und scharfe Wachsthunslinien bedecken dicht gedrängt die Oberfläche und biegen sich an der flachen Hin- terseite rückwärts. Bisweilen bilden sie auch schwache Runzeln. Erreicht bis 2° Grösse mit 1'/“ in der Mündung. Roruer begründete diese Art auf ein kleineres der vorliegenden Exemplare, an denen ich jedoch seine Angabe von dem Wechsel einer stärkern mit 10 bis 12 feinern Wachsthumslinien nicht bestätigt finde. Nur bisweilen markiren sich einzelne als schwache Runzeln. Die Rinnen der vorigen Art schei- nen auch hier nicht ganz unterdrückt zu sein, wenigstens deuten an zwei Exemplaren sanfte Biegungen in’:der Nähe der Umgangsnaht und auf dem Rücken des Umganges auf deren Anlage hin. Unter den silurischen Arten anderer Localitäten vermag ich keine nähere Verwandte nachzuweisen. Am nächsten steht Muenstens Pileopsis substriata Goldfuss, Taf. 168. Fig. 4. von Schübelhammer, von der unvollstän- dige Exemplare nicht unterschieden werden können, doch erlaubt die Mündung in Gorpruss’s Abbildung nicht beide Arten zu identificiren. Im Kalk des Scheerenstieges und im Schiefer des Schneckenberges. 24 EHRE AUS UIEETI BIS. Bchl: Tentaculites spec. Ein sehr schlankes drehrundes Gehäuse von 6 Linien Länge mit °/, Linien Durchmes- ser an der Oefinung, ziemlich dickschalig. Die Oberfläche zieren Ringwülste in sehr unglei- chen Zwischenräumen in der dünneren Hälfte, was indess nur Folge von Verletzung zu sein scheint. Ein zweites Exemplar ist minder deutlich. Herr Bıscuor übersandte diesen Tentaculiten als Cornulites serpularius Schl., welchen auch Rorner Palaeontogr. III. Tf. 15. Fig. 14. aus dem dunklen Kalke von Harzgerode abbildet aber nach einem anderen Exemplare, da ich die dort angegebenen Seitenspitzen nicht wieder finde. Die devonischen Arten, T. scala- ris und T. sulcatus haben grosse Aehnlichkeit, weichen aber doch in den Ringen noch so sehr ab, dass sich die unserige nicht unterordnen lässt. Die von Rıcnrer beschriebenen thüringischen Arten entfernen sich weiter. Auf einen systematischen Namen kann ein so unbedeutendes Gehäuse keinen Anspruch machen. Im Kalk des Schneckenberges. T. laevis Roemer, Palaeontographica V. 6. Taf. 2. Fig. 12. Im hangenden Thonschiefer des Scheerenstieges kommen häufig ausgewitterte Tentaculi- ten vor. Die Hohlräume deuten auf einen vollkommen glatten und drehrunden, schlank kegel- förmigen Körper. ROoENER sah diesen selbst noch im Gestein, ich suchte vergebens danach. Von Rıcuters 7. laevis aus Thüringen, welchem RoEmER diese Harzer unterordnet, un- terscheiden sie sich merklich durch die schnellere Diekenzunahme. Andere Anhaltepuncte zur systematischen Bestimmung fehlen. Silurische Fauna des Unterharzes. 1287] 27 ® "O;R+M 03 B40,-DaA Muscheln sind in unsern silurischen Kalken auffallend seltene Vorkommnisse und die sehr wenigen Exemplare, welche bis jetzt durch Hrn. Bıscuors Aufmerksamkeit zusammen ge- braebt worden sind, befinden sich leider in einem so wenig befriedigenden Zustande, dass eine zuverlässige systematische Bestimmung nicht möglich ist. F. A. RoEMER scheint kein einziges derselben in seinen Abhandlungen berücksichtigt zu haben und ihre Untersuchung gewährt auch keinen Aufschluss über das Alter der Lagerstätten. Pterinea striatocostata Taf. V. Fig. 15. 18. Die vorliegenden Fragmente weisen auf eine dreiseitige vorn vielleicht ungeflügelte, ziemlich convexe Muschel, welche sich von ihrer höchsten Wölbung zur Bildung eines hintern Flügels allmählig gegen den Schlossrand abdacht, gegen den Bauchrand hin aber steiler abfällt. Der hintere Rand scheint in breitem Bogen abgerundet gewesen zu sein. Vom vorn gelege- nen, nirgends erhaltenen Wirbel strahlen dicht gedrängte Rippen geradlinig zum untern und hintern Rande aus. Dieselben sind niedrig und flach, durch schmale scharf markirte hohlkehlen- artlige Furchen von einander getrennt. Sie nehmen vom Flügel oder Schlossrande bis gegen die Bauchseite an Breite und auch etwas an Stärke zu. Auf dem Flügel pflegen sie blosse Streifen, oft paarige, zu sein, auf der Wölbung bis an den Bauchrand sind sie dagegen breit, theils auf ihrer Fläche sehr fein längs gestreift theils aber auch durch eine oder zwei schmä- lere feinere Furchen in zwei oder drei gespalten. Feine Wachsthumslinien, deren einzelne sich zu deutlich sichtbaren Streifen verdicken, durchkreuzen die ebenso feine Längsstreifung der Rippen. Die Schale selbst ist gerade nicht papierdünn. Die Länge der Muschel mag 2 Zoll erreicht haben. Unsere Exemplare sind nur hintere Stücke, so dass das vordere Drittheil etwa ganz unbekannt ist und ich würde es nicht wagen, dieselben mit einem neuen Namen in das System einzuführen, wenn nicht die Skulptur der Schalenoberfläche eine von allen mir bekannten Arten abweichende und sehr characteris- tische wäre, welche eine Verwechslung nich& wohl gestattet. Eine Vergleichung mit andern Arten macht dieselbe überfl üssig. Im Kalk des Schneckenberges. Pterinaea ? — Das hintere Bruchstück einer sehr grossen flachen Schale, deren Pterineennatur sehr fraglich ist und welche nur hinsichtlich ihrer Skulptur eine Beachtung verdient. Sie ist näm- lich mit geraden ausstrahlenden feinen Rippen bedeckt, von welchen einige paarig genähert. andere durch gleich breite Hohlrinnen geschieden sind. Auf den Raum einer Linie kommen drei bis vier Rippen. In fast regelmässigen Abständen von nicht ganz einer Linie durchkreu- zen scharfe concentrische Streifen fast bis, zur Verwerfung die Rippen. ‘Etwas Aehnliches in kleinerem Bruchstück bildet F. A. Rozser, Palaeontogr. II. Tf. 9.. Fig. 19. als Carcdhum_ cor- nucopiae von Oehrenfeld ab, doch ebenso ähnlich zeigt sich die Skulptur von M’Coy’s Pierz- naea Sormerbyi in Murchisons Siluria ib. 23. fig. 15. Auch M’Coy in seinen britischen paläo- zoischen Fossilien und Harz in seiner Palaeontologie New Yorks bilden Pterineen mit ziemlich ähnlicher Zeichnung ab, doch stimmen dieselben weder vollkommen überein, noch gewährt unser Exemplar weitere Anhalte, welche die nähere systematische Bestimmung rechtfertigen könnten. = 28 [288] C. Giesen, Im Kalk des Schneckenberges. Lima Neptuni Taf. IV. Fig. 6. Die Schale ist gerundet dreiseitig und mässig gewölbt. Vor dem Wirbel war sie ge- wiss mit einem Mondchen versehen und von hier läuft der Vorderrand in gleichmässigem Bogen in den Bauchrand über. Die hintere Ecke ist minder stumpf; der Wirbel ziemlich eingekrümmt. Ueber die Anwesenheit der Ohren lässt sich nichts ermitteln. Flache feine Streifen (in der Abbildung nicht angegeben) strahlen vom Wirbel aus, erscheinen aber auf dem Steinkerne nur in der hintern Hälfte und auch hier nur undeullich. Nur eine starke Wachsthumsfalte macht sich in der Nähe des Randes bemerklich. Länge der Muschel etwas über einen Zoll. Es ist mir weder eine devonische noch eine silurische Muschel bekannt, welche ich mit der vorlie- genden in nähere Vergleichung stellen könnte und da ihr ganzer Habitus vortrefflich auf Lima passt: so glaube ich sie auch ohne Kenntniss ihres Schlosses und ihrer Ohren mit einigem Rechte dieser Gattung unterordnen zu dürfen. Im Kalk des Schneckenberges. Venus ingrata Taf. 1. Fig. 6. Eine quer verlängerte ziemlich flache Schale mit etwas vor der Mitte gelegenem ein- gekrümmten Wirbel. Die Oberfläche ist bis auf einige sehr schwache Wachsthumslinien glatt. Man könnte an die obersilurische Nucula anglica d’Orb in Murchisons Siluria ib. 23. fig. 10. denken, allein die Form des Wirbels und der Schlossrand sprechen doch sehr gegen diese Gattung, in welche F. A. RoEnER seine Nucula hircina aus dem hereynischen Calceolaschieler wohl mit mehr Recht versetzt hat. Ich finde keine silurische oder devonische Form, auf welche sich die vorliegende mit nur annähernder Sicherheit deuten liesse, darum bezeichne ich sie mit einem besondern Namen. In der obersten Schicht des Schneckenberges. Nucula silens Taf. II. Fig. 10. Die kleine, nur vier Linien lange Muschel hat einen dreiseiligen Umfang, ist sehr stark gewölbt und mit glatter nur von einigen deutlichen Wachsthumsfalten gezeichneter Oberfläche versehen. Das vordere Ende ist abgestulzt, vor dem dicken eingekrümmten Wirbel eingedrückt das hintere Ende allmählig verdünnt und gerundet, der Bauchrand sehr schwach convex. Ich stelle diese Muschel unter Nucula, nur weil in spätern Formationen ganz ähnliche Formen dieser Gattung angehören, unter ihren Zeitgenossen und selbst den Arten des Kohlengebirges lässt sich keine zur nähern Vergleichung herbeiziehen. In der obersten Schicht des Schneckenberges. Noch liegt ein flacher rundlich dreiseitiger Steinkern aus dem Kalke des Badeholzes vor, welcher mit ziemlich starken, durch schmale Hohlkehlen getrennten Rippen bedeckt ist, wie solche bei Avicula und noch besser bei Cardium vorkommen, allein die Wirbel- und Schlossgegend scheinen doch gegen beide Gattungen zu sprechen. M’Covs fragliche Ambonychia acuticostata hat nach der Abbildung in den brit. palaeoz. foss. Tb. IK. Fig. 16. ganz ähnliche Rippen und auch einen ähnlichen Umfang, aber wie bei jener sind auch hier die Gattungscharactere nicht zu ermitteln. Silurische Fauna des Unterharzes. [289] 29 8. Bu, Ru: BR 8,0 wb: Die Brachiopoden bilden bei Weitem den grössten Theil unserer Mägdesprunger Fauna, sowohl in der Mannichfaltigkeit der Gattungen wie der Arten. Wenn auch die Exemplare meist nur in Abdrücken einzelner Klappen, in Steinkernen und Fragmenten bestehen: so ge- währt doch die grosse Anzahl, welche Hr. Biscnor zusammengebracht hat, Anhalt genug zu sicheren Bestimmungen und eingehenden Vergleichungen, aus denen das Alter der Lagerstätte ermittelt werden kann. Gleich die schon von SoweEry richtig erkannte und von Davıpson nur wenig modili- eirte Gattung Spirifer tritt uns mit zehn Arten entgegen, unter welchen zwei devonische Ty- pen, die übrigen aber silurische Formen repräsentiren. Die grösste Mannichfaltigkeit der Gat- tung fällt zwar in das devonische Schichtensystem, allein ihre silurischen Arten sind doch auch so weit verbreitet und so ausgezeichnet, dass sie wesentlichen Einfluss auf den Character silu- rischer Faunen ausüben können. Sp. Bischofi Taf. IV. Fig. 3. Die Schale ist stark gewölbt, etwas breiter als lang, gerundet, ganz mit einfachen Rip- pen bedeckt. Die grösste Breite der Schale liegt nicht im geraden Schlossrande, sondern in den gerundeten Seiten, welche in flachem Bogen in den Stirnrand überlaufen, so dass die untere Hälfte der Schale einen halb elliptischen Umfang hat. Beide Klappen sind ziemlich gleich stark gewölbt, auch der Schnabel der Bauchklappe stark übergebogen, das Schlossfeld leider an keinem Exemplar frei. Die Bucht der Bauchklappe beginnt in der Schnabelspitze und nimmt bis zur Stirn an Breite aber nur wenig an Tiefe zu, ganz ebenso verhält sich die Wulst der Rückenklappe. Die Rippen entspringen in der Schnabelspitze, sind schmal und hoch, nicht gerade scharf, durch hohlkehlenarlige Rinnen getrennt, einfach bis zum Rande, nur äusserst selten eine gablig getheilt; jederseits 10 bis 15, auf der Wulst und in der Bucht 4 bis 5 meist flachere und zugleich breitere. Grösste Breite bis 2 Zoll, Länge bis etwas über 1 Zoll. F. A. Rorner bestimmte diese Art in Hrn. Bıscnors Sammlung als Sp. Bischofi n. sp. Man könnte anfangs geneigt sein sie als breite Spielart des Schlotheimschen Sp. aperturatus zu betrachten, allein es ist ihr nicht blos die grössere Breite eigenthümlich, auch ihre Area ist niedriger, ihr Schnabel stärker ein- gekrümmt und besonders Wulst und Bucht weniger markirt ausgeprägt und zugleich mit wenigeren brei- teren Rippen, während jene devonische gerade hier zahlreichere und feinere hat. Demnächst ähnelt der sehr veränderliche, vielfach speeifisch zersplitterte Sp. disjunctus ebenfalls in devonischen Schichten weit verbreitet. Er hat seine grösste Breite im Schlossrande und an den Seitenecken verletzte Exemplare des Sp. Bischofi können hinsichtlich der Gestalt wohl auf ihn bezogen werden, allein seine Rippen pflegen durchweg breiter und ‚mehr gerundet zu sein, sinken im Sinus und auf der Wulst nicht mit Formverän- derung auf die geringe Anzahl herab und vermehren sich im Gegentheil gerade hier gern durch gablige Spaltung. Diese Spaltung in der Bucht kömmt auch bei Sp. Bischofi vor, erhebt aber die randliche Rip- penzahl nicht über sechs. Der Sp. bisulcatus aus dem Kohlenkalk unterscheidet sich auch durch die grösste Breite im Schlossrande, die breitern Rippen und die grosse Anzahl derselben auf der Mitte. Der gleich- altrige Sp. crassus hat zwar denselben Umfang als Sp. Bischofi, aber doch eine minder gewölbte Rücken- klappe und viel breitere Rippen auch im Sinus, die nur durch Linienfurchen geschieden sind. Sp. pecti- noides hat dieselbe Rippenform, doch sind viele derselben durch eine schmale Furche getheilt, auf der Wulst sind sie dicht gedrängt. Unter den böhmischen von Barranpe abgebildeten Silurarten lässt sich keine mit der unsrigen in nähere Vergleichung stellen. Auch unter. den nordischen, englischen und nordamerikani- schen Spiriferen des Siluriums finde ich keinen nähern Verwandten für den unserigen. 4* 30 [290] C. GıeBEL, Im Kalk des Schneckenberges und Badeholzes nicht grade selten. Sp. speciosus autor? Bronn, Leth. geogn. Palaeoz. 317. tb. II. fig. 15. Es kommen im Kalk des Schneckenberges einige kleinere Spiriferen vor, welche durch ihre beträchtliche Breite, ihre wenigen starken abgerundeten Rippen. die glatte Wulst und Bucht sich auf den weit verbreiteten devonischen Sp. speciosus deuten lassen. Indess pflegen die Exemplare unvollständig zu sein und ihre Bestimmung muss zweifelhaft bleiben, indem sie auch auf die devonischen Sp. macropterus und Sp. laericosta ebensowohl wie auf den silurischen Sp. pollens bei Barrande bezogen werden können. e Sp. Hdercyniae Taf. IV. Fig. 14. Spirifer pollens F. A. Roemer, Palaeontogr. III. 58. Taf. 9. Fig. 10. Die Gestalt der Schale gleicht vollkommen der des devonischen Sp. macropterus durch die mit dem Schlossrande beträchtlich verlängerten Seiten, die niedrige Area, mässige Wöl- bung und die Rippenbildung im Allgemeinen, doch bleibt schon die gerundete Wulst schnäler, indem sie höchstens die Breite zweier Rippen erreicht und diese Eigenlhümlichkeit wird von einer zweiten begleitet, welche zur specifischen Trennung nöthigt. Die der Wulst zunächst liegenden Rippen zeigen nämlich bei näherer Betrachtung auf ihrem Rücken zwei feine Längs- furchen, welche diese Rippen dreistreifig erscheinen lassen; das ist bei Sp. macropteras nicht beobachtet. Man zählt jederseits der Wulst 12 bis 14 Rippen. Unter starker Loupe erkennt man die überaus feinen Wachsthumslinien. Grösste Breite etwas über 1 Zoll, Länge kaum '/, Zoll. Während ich die Exemplare, welche übrigens nur in randlich verletzten Dorsalklappen bestehen, au- 1 ’ © PF fanes mit dem devonischen Sp. macropterus identifieiren zu müssen glaubte, hat sie F. A. Rormer unter Beifügung einer sehr dürftigen Diagnose und ungenügenden Abbildung auf Banraxne’s Sp. pollens gedentet. Mit demselben haben sie allerdings die Streifung der Rippen gemein, nur mit dem Unterschiede, dass die böhmische Art überall gleich dicht gestreift ist, auch auf der Wulst, deren ansehnliche Breite und trape- zische Erhöhung sie durchaus von der unserigen unterscheidet. Das Exemplar vom Schneckenberge hat rela- o o o© tiv schmälere Rippen als das Scheerenstieger und sehr feine Streifung auch zwischen den Rippen. Im Kalk des Scheerenstieges und Schneckenberges. Sp. laevicosta autor? Taf. IV. Fig. 18. Bronn, Leth. geogn. Palaeoz. 323. Taf. 2. Fig. 14. — Spirifer ostiolatus Autor. Schlotlieim, Petrefk. Nachtr. I. Taf. 17. Fig. 3. — Roemer, Versteiner. Harzgeb. Taf. 4. Fig. 18. Schon in seiner ersten Monographie der Harzer Versteinerungen führt F. A. RoENER mit Abbildung den Sp. laewieosta s. ostiolatus aus dem Kalk des Scheerenstieges als fraglich auf und Hrn. Biscnors Sammlung enthält mehrere Bauchklappen, welche sich in ihrer Unvoll- ständigkeit nur auf diese Art deuten lassen. Sie sind so breit wie lang, einige offenbar etwas breiter als lang, bald schwächer bald stärker gewölbt, mit übergebogenem Schnabel, in dessen Spitze beginnender tiefer Bucht und 6 bis 10 einfachen Rippen jederseits derselben. Wo die chale erhalten ist, zeigt ihre Oberfläche feine scharfe Wachsthumslinien. Die Bucht pflegt sich mit flachen Seiten einzusenken, die bald scharfwinklig im Grunde zusammentreffen, bald eine flache Hohlkehle im Grunde bilden. Die Rippen sind meist durch eigentliche Hohlkehlen von einander getrennt und stumpf dachförmig. Da unter den silurischen Arten keine sich findet, Silurische Fauna des Unterharzes. 291] I& auf welche diese Klappen bezogen werden könnten, so belassen wir sie unter dem devonischen Sp. laevicosta, bis der glückliche Fund eines vollständigen Exemplares ihre wahre Verwand- schaft ausser Zweifel setzt. Im Kalk des Scheerenstieges, Badeholzes und Schneckenberges nicht selten. Sp. sericeus Taf. IV. Fig. 15. 16. 17. F. A. Roemer, Palaeontogr. V. 4. Taf. 2. Fig. 6. Die Schale ist quer oval, mässig gewölbt, mit schwacher Wulst und Bucht und anschei- nend glatter Oberfläche. Die stärker gewölbte Bauchklappe hat einen stark übergebogenen Schnabel und erreicht noch vor der Nitte ihrer Länge die grösste Convexität, von der sie sich schneller gegen die Stirn, langsamer gegen die Seiten abfallend ausbreitet. Ihre Bucht macht sich erst von der höchsten Wölbung her allmählig bemerklich und bleibt bis zum Rande eine breite sehr seichte Einsenkung. Die Oberfläche ist glatt und nur an einer Stelle mit erhaltener Schale bemerkt man unter der Loupe feine Längslinien. Die minder convexe Rücken- klappe hat von der Mitte bis gegen die Stirn eine schmale, gerundete Wulst, die erst in der Nähe des Randes sich stark hervorhebt. Die Oberfläche zeigt schwache Wachsthumsrunzeln, unter der Loupe in der Wirbelgegend und später auf den concentrischen Runzeln feine Längs- streifen, am Rande der Wulst dieselben feinen Linien wie die Bucht der Bauchklappe. Ein junges Exemplar noch ohne Bucht und Wulst hat sehr feine Wachsthumsstreifen und noch fei- nere Längslinien. Grösste Breite 1'/, Zoll, Länge kaum 1 Zoll, nach einem unbedeutenden Bruchstück scheint die Art gar die doppelten Dimensionen erreicht zu haben. Rorners Abbildung nach einer uns vorliegenden Klappe gibt die Bucht zu scharf an und die feinen Längslinien nach dem jungen Exemplar. Die als nächste Verwandte bezeichnete obersilurische Athyris tumida (= Alrypa lenuistriala nob) hat keinen geraden Schlossrand, ist“ ebenso lang als breit und viel stärker convex. In der allgemeinen Configuration nähert sich vielmehr Barraxne’s silurischer Sp. secans, dessen Wulst und Bucht und Öberflächenstreifung jedoch soviel schärfer ausgeprägt sind, dass schon des- halb eine Verwechslung nicht möglich ist. M’Cov's Hemithyris subundata hat zwar dieselbe Breite und Wölbung der Schale, auch die schwach entwickelte Wulst, ist aber durch die viel stumpfern Seitenränder und die ganz abweichende Schlossgegend hinlänglich unterschieden. Sowenrsy’s Sp. lineatus entfernt sich durch die viel stärkere Wulst und schärfere Streifung, hat auch im geraden Schlossrande die grösste Breite. Letzteres ist auch der Fall bei der damit identificirten starkrippigen Delthyris cyrtaena Dawnans. Des jüngern Sowensy’s Sp. radiatus in Murchisons Silursystem, den die Engländer mit letztgenannten Arten auf Sp. plicatellus Salter zurückführen, hat zwar die querovale Form des unsrigen, aber unterschei- det sich wieder durch die stärkere Streifung und bis in die Schnabelspitze ziehende Bucht. Bis auf letz- tere Eigenthümlichkeit stimmen dagegen die von Harı aus der Clintongruppe in Palaeontol. New York II. 66. tab. 22. fig. 3. abgebildeten Sp. radiatus mit dem unsrigen überein. Uebrigens kommen auch unter den devonischen Formen einige dem Sp. sericeus ziemlich nah. Rornens Sp. Jaschei Palaeontogr. IIT. Taf. 9. Fig. 11. aus dem Klosterholze ist wenn auch nicht identisch, doch eine sehr nah verwandte Form. Im Kalk des Schneckenberges und Badeholzes. Sp. subsinuatus Taf. IV. Fig. 11. F. A. Roemer, Palaeontogr. V. 3. Taf. 2. Fig. 5. Die Schale ist quer oval, wenig gewölbt und radial gestreift. Die allein vorliegende Bauchklappe hat in der Mitte eine sehr breite und ganz flache Einsenkung, welche weniger durch ihre Tiefe überhaupt, als vielmehr nur durch zwei seichte ihre Breite begränzenden und bis auf die Schnabelwölbung hinaufziehende Furchen hervortritt, in ihrer Mitte eine noch schwä- 323 [292] C. GıEBEL, chere Furche hat. Die Schalenoberfläche bedecken deutlich sichtbare vom Schnabel auslau- fende, dicht gedrängte und durch häufige unbestimmte Dichotomie sich vermehrende Fadenstrei- fen. Grösste Breite 2'/, Zoll, Länge kaum 1 Zoll. Rorners Abbildung gibt in der Mitte der Bucht eine scharfe Linienfurche an, an deren Statt ich nur eine ganz undeutliche flache Rinne finde. Am zweiten unvollständigeren Exemplare ist die eigenthüm- liche Streifung über die ganze Oberfläche deutlich. Diese und die eigenthümliche Buchtbildung unterschei- den die Art besonders von Sp. sericeus, mit welchem man sie bei flüchtiger Vergleichung zu vereinigen geneigt sein könnte. Die markirtere Streifung theilt sie mit einigen der vorhin angeführten Verwandten, Ir allein ihre Form und sehr geringe Wölbung gestattet eine Verwechslung nicht. Barraxpe’s Jugendzustand seines Sp. najadum hat unter allen die nächste Verwandtschaft, demnächst kommen einige Varietäten von Haus Sp. radiatus. Möglich wäre es jedoch, dass eine Vergleichung zahlreicher und vollständiger Exem- plare von beiden Fundorten die jetzt noch wichtig erscheinenden Eigenthümlichkeiten entwerthete. Im Kalk des Schneckenberges und Badeholzes. Sp. fallax Taf. IV. Fig. 1. Spirifer eultrijugatus? F. A. Roemer, Palaeontogr. II. 99. Taf. 15. Fig. 7. Die quer halbovale Schale hat im Schlossrande ihre grösste Breite und trägt auf der flacher gewölbten Rückenklappe eine erhöhte stumpfe Wulst, auf der stark gewölbten Bauch- klappe eine entsprechende Bucht, auf beiden stark gerundete einfache Rippen. Der Schalen- umfang ist nur eiwas breiter als lang und gehen die Seitenränder rechtwinklig von den Ecken des geraden Schlossrandes aus und in sanftem Bogen in den Stirnrand über. Die Rücken- klappe ist nur halb so stark gewölbt als die Bauchklappe. Auf ihrem stark eingerollten Schna- bel erhebt sich die Wulst und läuft mit zunehmender Breite bis zur Stirn, über deren Rand sie etwas vorspringt. Ihre flachen Seiten erheben sich zur doppelten Höhe der nächst anlie- genden stärksten Rippen, auf dem Rücken aber ist sie völlig glatt, so dass ihr Durchschnitt eine trapezische Figur ergiebt. Jederseits von ihr liegen 7 bis 10 einfache starke, stumpf dachförmige, fast gerundete Rippen , durch ziemlich breite Hohlrinnen geschieden. Die stark- sewölbte Bauchklappe, die nur in einem sehr schlechten Exemplare vorliegt, hat eine breite, nicht sonderlich tiefe Bucht und jederseits derselben sieben einfache Rippen. Unter der Loupe erkennt man überall, wo die Schale noch unversehrt aufliegt, feine scharfe Wachsthumslinien und minder deutliche Längsstriche und Streifen auf und zwischen den Rippen. Schalenbreite im Schlossrande bis 2 Zoll, grösste Länge 1 Zoll 5 Linien. Rorner bildet a. a. O. unter fraglicher Bestimmung auf den devonischen Sp. cultrijugatus Exemplare von Wieda ab, welche von den vorliegenden erheblich abweichen und zwar durch den verkürzten Schloss- rand, die dachförmig scharfe Wulst und winklige Bucht und durch die entschieden scharfkantigen Rippen. Danach würde ich sie hier gar nicht erwähnt haben, wenn nicht ein Exemplar von dem Badeholze, dessen Wulst der ganzen Länge nach abgesprungen ist so dass man ihre natürliche Abplattung nicht erkennt, Rosners Bestimmung auf Sp. cultrijugatus trüge. Die völlige Abplattung der Wulst und Ausflachung der Bucht. die viel geringere Wölbung der Rückenklappe an sich und im Verhältniss zur Bauchklappe, die geringere Anzahl der durch breitere Rinnen getrennten Rippen und die viel weniger vorspringende Stirn entfernen unsere Art weit von dem devonischen Sp. cultrijugatus und soweit meine Vergleichungen reichen von allen devonischen Arten. Näher stellt sich heran Barranpe’s böhmischer Sp. viator, der jedoch im Sehlossrande etwas verkürzt und engere Zwischenfurchen zwischen den Rippen hat. Mit diesem ist auch Rorners Sp. Nerei Palaeontogr. III. Taf. 9. Fig. 12. aus dem Klosterholze von Ilsenburg zu vergleichen der wenn die Abbildung wirklich naturgetreu ist, von dem unsrigen verschieden ist. Harıs Sp. niagarensis Palaeont. New. York II. tab. 54. fig. 5. aus der Niagaragruppe scheint noch näher verwandt zu sein, un- -Silurische Fauna des Unterharzes. [293] 33 terscheidet sich jedoch noch hinlänglich durch die markirte radiale Streifung, die zahlreicheren Rippen und die flachere, gleichmässig gewölbte, nicht abgeplattete Wulst. Der viel kleinere Sp. erispus 1. e. fig. 3. aus denselben Schichten hat wieder bei Uebereinstimmung der allgemeinen Form und der feinern Zeich- nung der Schalenoberfläche relativ breitere Rippen und eine gerundete Wulst. Im Kalk des Schneckenberges und Badeholzes. Sp. selcanus Taf. IV. Fig. 12. Eine sehr stark gewölbte, viel breitere als lange Bauchklappe mit ausstrahlenden Rip- pen. Die grösste Breite der Klappe liegt im geraden Schlossrande und beträgt weit über die zweifache Länge. Der Stirnrand und die Seitenränder sind so sehr beschädigt, dass ihr Ver- lauf sich nicht angeben lässt. Die Wölbung ist so beträchtlich, dass die Klappe bei ihrer sehr geringen Länge als Abschnitt eines kreisrunden Cylinders erscheint. Der Schnabel krümmt sich ebenso stark über als die Wölbung von der Mitte gegen die Stirn abfällt. Der mittlere Theil erscheint gegen die Stirn hinab etwas deprimirt, dadurch wird der Rücken der Klappe sehr breit und fällt erst spät gegen die Seiten steil ab. Etwa zwölf Rippen erheben sich auf dem Rücken des Schnabels fern von seiner Spitze und verlaufen einfach durch breite Hohlkeh- len getrennt zum Rande. Sehr schwache Wachsthumsrunzeln machen sich bemerklich. Grösste Breite 20 Linien, Länge S Linien. Die enorme Breite und starke Wölbung im Verein‘ mit den schmalen einfachen Rippen und dem stark eingerollten Schnabel zeichnen diese Art sehr characteristisch aus. Man könnte sie mit Barkanpe’s Leptaena convoluta Haidingers naturwiss. Abhandl. II. Taf. 20. Fig. 8. vergleichen, wenigstens hinsichtlich der Wölbung und Form der Rippen, nur sind letztere viel zahlreicher und bei der unsrigen die Schloss- gegend nicht Leptänenartig, Andere Formen entfernen sich weiter. Im dunklen Kalk des Scheerenstieges. Sp. crispus Taf. IV. Fig. 13. Sowerby, Murchison Silur. System tb. 12. fig. 8. Siluria tb. 21. fig. 4. — Hall, Palaeontol. New York IH. 262. tab. 54. fig. 3. Delthyris s. Spirifer suleatus Hisinger, Leth. suecica 73. tb. 21. fig. 6. — Barrande, Hai- dingers naturwiss. Abhandl. II. 176. Taf. 17. Fig. 2. Die allein vorliegende Rückenklappe ist gerundet, mässig gewölbt und sehr dickrippig. Der Umfang lässt sich nicht mehr genau zeichnen, da der Rand beschädigt ist, doch wird er zweifelsohne ziemlich kreisrund mit geradem Schlossrande gewesen sein. Ob die Ecken des Schlossrandes gerundet oder spitzwinklig ausgezogen waren, muss freilich dahin gestellt bleiben. Die Wölbung ist eine gleichmässige. In der Schalenmitte liegt als Wulst eine sehr breite, starke, flachrückige Rippe, jederseits neben ihr vier kaum halb so breite, aber ebenso hohe gerade Rippen, deren Zwischenräume breite Hohlkehlen bilden. Im Uebrigen ist die Oberfläche glatt, nur am Rande Wachsthumslinien zeigend. Breite etwa 10 Linien, Länge S Linien. Die Linneische Anomia crispa ist von Darman und Hısınser wieder abgebildet und eine sulcata von ihr getrennt worden. Letztere wird hauptsächlich durch die spitzwinklig ausgezogenen Ecken des Schloss- randes von der crispa mit gerundeten Ecken geschieden. Besser als Hısıyocers Abbildungen geben die von Harı nach amerikanischen Exemplaren entworfenen diesen Unterschied an. Unser Exemplar lässt nun leider mit Bestimmtheit die Ecken nicht erkennen. Die Zwischenräume zwischen den Rippen geben Hısıcer und Hart schmäler an, die Rippen entsprechend breiter, auch Sowerby zeichnet noch breitere Rippen als unser Exemplar, bei Barkaxoe erst werden die Zwischenfurchen breiter, obwohl auch bei ihm die Rippen noch stumpfer als bei uns sind. Indess wird man auf die relative Breite der Rippen und ihrer 54 [294] C. GiEseErL, Zwischenrinnen kein besonderes Gewicht legen und da unser Exemplar keine Andeutung von spitzwinkli- gen Ecken zeigt: so stehen wir gar nicht an, dasselbe mit Bestimmtheit auf Sp. crispus, der im obern Si- lurium weit verbreitet ist, zu beziehen. F. A. Rorner hat das Exemplar als Terebratula Barrandei Da- vids. bestimmt. Im Kalke des Schneckenberges, in Böhmen in der Kalketage E, in England im Wen- lockkalk, in Nordamerika in der Niagaragruppe. Sp. spurius Barrande in Haidingers naturwiss. Abhbandl. U. 174. Taf. 13. Fie. 17. Eine isolirte Bauchklappe aus dem Kalke des Schneckenberges gleicht durch ihre hohe Wölbung, die geringe Breite im Verhältniss zur Länge, die Krümmung des Schnabels, eine Rinne in der Mitte des Sinus und die vier Rippen jederseits derselben ganz dem Sp. spurius aus der böhmischen Kalketage E. Das einzige Unterscheidende liegt in der hier geringeren Breite des Sinus und dessen schärfer markirter Rinne; Eigenthümlichkeiten von ganz unter- geordneter Bedeutung. AUDIT RIPRS MC Dieser Gattung fallen nur einige wenige kleine glatte Schalen zu, deren Vorkommen sich wie es scheint ganz auf die Thonschieferschichten im Hangenden des schwarzen Kalkes am Schneckenberge beschränkt. A. nuceila Taf. II. Fig. 14. Terebratula nucella F. A. Roemer, Palaeontogr. V. 5. Taf. I. Fig. 4. Eine kleine länglich fünfseitige, ziemlich gewölbte Schale, deren Stirnrand der schmälste, die Schlossränder die längsten Seiten des Umfanges bilden. Die kleinere oder Rückenklappe wölbt sich vom Wirbel aus bis gegen die Mitte am stärksten, fällt von hier gegen die Stirn etwas langsamer, gegen die Seiten etwas steiler ab, wodurch sie undeutlich gekielt erscheint. Die Bauchklappe ist in der Schnabelgegend stark gewölbt und fällt sich allmählig _verflachend gegen die Stirn ab, wo ihr Rand einen sehr leichten Vorsprung in die Rückenklappe bildet. Der dicke Schnabel ist ganz gegen die Rückenklappe eingebogen und zeigt keine Spur einer Oefinung. Die etwas abgeriebene Schalenoberfläche scheint nur mit feinen Wachsthumsrunzeln bedeckt zu sein. Schalenlänge 5’, grösste Breite 4°, Dicke 2! Rorner giebt als Fundort wohl irrthümlich den Kalk des Schneckenberges an und bildet das einzige Exemplar auch nicht gan getreu ab. Hinsichtlich der allgemeinen Form und Dicke ähnelt unserer Art die devonische Terebralul« sacellus, die aber sogleich durch die grosse runde Schnabelöffnung und die tie- fere Buchtung an der Stirn sich unterscheidet. Unter den böhmischen Silurarten ist keine, welche so nah herantritt, dagegen erscheint Harss Alrypa nitida Palaeont. New York I. tab. 55. fig. 1. aus der Niaga- ragruppe sehr nah verwandt zu sein, sie ist nur mehr abgerundet und an der Stirn merklich breiter. A. rotundata Taf. I. Fig. 9. Die Schale ist flach gewölbt und rund, nur an der Stirn schwach vorgezogen. Die Rückenklappe wölbt sich gleich in der Wirbelgegend am stärksten und breitet sich dann sanft „bfallend seitlich aus und gegen die Stirn. Die Bauclıklappe fallt gegen die Stirn etwas stei- ler ab als gegen die Seiten und hat einen flachen ganz umgebogenen Schnabel ohne Oeffnung. Deutliche concentrische Wachsthumsrunzeln bedecken die Schaleneberfläche. Länge und Breite 5°. Silurische Fauna des Unterharzes. [295] 35 Von voriger durch die geringere Dicke und runde Form hinlänglich unterschieden. ı Von andern ähn- lichen Arten zeichnet sie sich durch den flachen Schnabel und die markirten Wachsthumsrunzeln aus. A. prisca Taf. V. Fig. 9. Die allein vorhandene Bauchklappe ist nahe zu kreisrund und stark gewölbt, so dass ihre grösste Convexität in der Mitte liegt und gegen die Stirn nur etwas steiler als gegen die Seiten abfällt. Der Schnabel ist fein und übergebogen, und diesseits der Mitte erhebt sich eine flache Wulst, welche jederseits von einer seichten Einsenkung begleitet bis zur Stirn hin deutlicher hervortritt. Die Oberfläche ist glatt bis auf einige sehr schwache Wachsthumsrun- zeln. Länge und Breite 7 Linien. Man könnte geneigt sein das vorliegende Exemplar auf F. A. Rorners Terebratula Wurmi aus dem devonischen Kalk von Grund zu beziehen, da deren Abbildung keinen beachtenswerthen Unterschied zeigt. aber nach der Beschreibung ist ihr Schnabel sehr dick, die Mitte undeutlich gekielt bei unserem breit gerundet, und jederseits zeigen sich noch ein bis drei schwächere Falten, von welchen das unsere keine Spur erkennen lässt. AFP RD AVTas Diese von Darvan irrthümlich aufgefasste und daher von den meisten Schriftstellern mit Terebratula vereinigte Gattung nehme ich hier in der von d’OrBıeGny und DAvınson neu begründeten Bedeutung, in welcher ihre Arten silurisch und devonisch sind. Sie ist durch die typische und einige neue Formen in unserer Fauna vertreten. A. reticularis Dalm Tat. TV. Fig. 9. Bronn, Lethaea geogn. TI. Kohlgb. 333. tb. II. fig. 10. — Davidson, brit. foss. Brachiop. I. 91. tb. 7. fie. 87—93. — Hisinger, Leth. succ. tb. 21. fig. 11. Terebratula prisca Autorum. Die gemeinste aller silurischdevonischen Arten ist auch auf unsern Lagerstätten keine seltene Erscheinung, aber merkwürdig genug liegt sie häufig nur in Rückenklappen vor, welche indess durch ihre allgemeine Form, ihre starke Wölbung sowie ihre Rippenbildung keinen Zweifel über die Bestimmung gestatten. Die Form ist die gewöhnliche kreisrunde, die Wöl- bung stark, in. der Mitte am höchsten und hier bald breiter bald schmäler, nach den Seiten bald schneller bald langsamer abfallend. Die Rippen sind auf einigen enger und schwächer auf andern stärker und minder zahlreich, stets aber dichotomisch und besonders gegen den Rand hin ansehnlich vermehrt. Die Wachsthumsfalten oder Linien treten sehr schwach und undeut- lich auf. Die vereinzelten flachen Bauchklappen lassen sich ebenso wenig verkennen. Ich deute auf sie auch zwei vorliegende rippenlose Exemplare, deren obere Schalenschicht nur abgeblät- tert zu sein scheint. Grösse bis zu 1”. Diese Art ist zu bekannt, als dass sie hier einer nähern; Vergleichung bedürfte, ihre zahlreichen Synonyme hat Fern. Rormer in Bronns neuer Lethaea a. a. O. geordnet. Ihr silurisches Vorkommen bestimmt Barraspe in Böhmen auf die mittlern und obern Kalksteine FG; auch in Russland, England dem Norden Europas und in Nordamerika gehört sie den oberen silurischen Schichten an; devonisch fand sie F. A. Rorner im Harze, weit verbreitet, Sınpserser im Nassauischen, Andere in der Bifel, in Piy- mouth, Newton u. a. O. 36 [296] C. GiesEr, Im Kalke des Schneckenberges, Scheerenstieges und Badeholzes und in den hangenden Schichten am Schneckenberge, A. socialis Taf. IV. Fig. 4. 7. Auf einer dünnen Schieferplatte aus der achten Schicht im Hangenden des Schnecken- berges liegen dicht gedrängt zahlreiche völlig platte Abdrücke einer Muschel, die ich auf keine der bekannten Formen zu deuten’ vermag, doch aber bei der Häufigkeit und. characteristischen Form:'eine nähere Berücksichtigung verdient. ' Die Abdrücke sind breit dreiseitig und rundlich und rühren von Schalen her, welche einen eingekrümmten Schnabel, eine flache breite Bucht auf der einen und eine enisprechende Wulst auf der andern Klappe und flügelförmig erwei- terte Seiten. haben, vom Schnabel strahlen einfache breit dachförmige Rippen aus, 3 bis 5 geradlinig auf der Stirn, 4 bis T gekrümmte jederseits. Kleine Exemplare bis etwas über ', Zoll sind mehr rundlich, grosse bis 2 Zoll breit und 1 Zoll lang. Der Schalenrand wurde von den hier sehr breiten Rippen gezackt und die Schale selbst wird sehr dünn gewesen sein. Herr Bıscnor weist auf Banranoe’s Terebratula nympha hin, welche in der Varietät pseudolivonica allerdings solche dachförmigen Rippen: hat, allein dieselbe würde, auch flach gedrückt nicht so breitflüglige erhalten, die hier den mittlern Theil beträchtlich überwiegen, auch würde die enorme Dicke der pseudo- livonica „platt gedrückt nicht die regelmässige Form der, vorliegenden ‚ergeben, ‚die auf eine Schale von nur mässiger Dicke hinweist. Banraxne’s T. comata ist zwar flacher, hat aber bei gleicher Grösse der unserigen gegen den Rand hin in Streifen zerschlagene Rippen, während hier die Rippen stets einfach mit beträchtlich zunehmender Breite den Rand erreichen. Unter Bankanpe’s Spiriferen liess sich Spirifer naja- dum wohl wegen des Formumrisses im Allgemeinen vergleichen, allein die Breite der Schlossgegend und die geringere Entwicklung der Rippen hebt die Verwandtschaft wieder auf. Die Orthisinen, welche sich in M’Coys Orthisina scotica durch die Rippenbildung nähern, sind durch den geraden Schlossrand ausge- schlossen. Darmans Alrypa crassicostiis aus den Schiefern Westgothlands passt dagegen nach Hısıngers Leth. suecic. tb. 22. fig. 3. bis auf die weniger gekrümmten seitlichen Rippen vortrefflich und ich würde die Identität annehmen, wenn nur einige Charaktere noch zur Vergleichung bekannt wären. So aber kön- nen wir auch Haris jedenfalls von der dalmanschen Art verschiedene A. robusta aus der Clintongruppe, für unsere kleinen rundlichen Exemplare dessen A. nodosiriata aus der Niagaragruppe und die, gleichalt- rige A. plicatella als ebenso nah verwandt bezeichnen. Es folgt aus allen diesen Vergleichen nur, dass unsere Art überhaupt den silurischen Formen näher stand als den devonischen und dass sie höchst wahr- scheinlich der Gattung Atrypa angehört. In den hangenden Schieferschichten des Schneckenberges. A. marginiplicata Taf. V. Fig. 12. Die einzige vorliegende Bauchklappe ist breit und gerundet, mässig convex. Die Breite überwiegt merklich die Länge und die Seitenränder bilden mit dem Stirnrande einen regel- mässigen Bogen, während die Schlosskanten unter sehr stumpfem Winkel zusammentreffen. Der feine Schnabel ist stark übergebogen; bald über ihm also noch vor der Mitte liegt die stärkste Wölbung, welche gegen die Stirn sich nur etwas steiler als gegen die Seiten abdacht. Die Schalenoberfläche bedecken nur unregelmässige schwache Wachsthumsrunzeln, erst unler- halb der Mitte, gegen den Rand hin erheben sich auf dem Stirntheil starke gerundete Falten, fünf, welche durch Hohlrinnen von ihrer eigenen Breite geschieden sind; die Seitentheile sind ganz faltenlos. Grösste Breite 9 Linien, Länge 7 Linien, Unter den devonischen Arten haben gewisse Exemplare der Rhynchonella acuminata einige Aehn- lichkeit, die jedoch bei vollkommen erhaltenen gar keine Verwechslung gestattet. Unter den silarischen Silurische Fauna des Unterharzes. 297} 37 ist Barranpe’s Pentamerus problematicus durch Wölbung und Form der Schale ähnlich, allein dessen Falten gehen auch über die Seitentheile und sind an der Stirn viel breiter; bei dessen Terebratula phoeniz viel höher dachförmig, der Schlosskantenwinkel sehr ansehnlich kleiner. Näher verwandt als alle diese erscheint Sowensy’s obersilurische Alrypa rolunda in Murchisons Siluria tb. 22. fig. 18., aber sie ist minder breit im Verhältniss zur Länge, hat einen spitzeren Schlosswinkel und nur drei breitere, durch, schmälere Rinnen getrennte Falten, auch die Wölbungsweise scheint abzuweichen. In den hangenden Schichten des Schneckenberges. I Terebratula melonica F. A. Roemer, Palaeontographica III. 106. Eine vorliegende Bauch- und nicht dazugehörige Rückenklappe vom Schneckenberge veranlassten F. A. RoEnEr, Barrande’s silurische Terebratula melonica in seinem Verzeichniss der Selkethaler Petrefakten aufzuführen. Die Rückenklappe ist sehr flach convex und scheint einen kreisrunden Umfang gehabt zu haben. Ihr spitzer Schnabel steht ziemlich ab und lässt eine deutliche Area erkennen. Die Oberfläche ist glatt. Die Bauchklappe ist sehr convex, ihr Umfang wahrscheinlich ebenfalls kreisförmig, ihr sehr gewölbter Schnabel eingekrümmt, ihre Oberfläche unregelmässig warzig und runzlig.. Form, Wölbung und Schnabelbildung bei- der Klappen vermag ich nicht auf die angeführte silurische Art zu beziehen, der Schnabel und die Area der flachen Klappe sprechen ganz entschieden dagegen und lassen mich nicht zweifeln, dass dieselbe auch generisch von der gewölbten Klappe verschieden ist. Letztere hat in ihrer warzig runzligen Oberfläche eine unverkennbare Aehnlichkeit mit Phillips’ Leptaena fragaria und Producta pustulosa, aber bei dem völligen Mangel aller übrigen Vergleichungs- puncte scheint es angemessener die Deutung beider Exemplare ganz aufzugeben als in nulz- und grundlose Vermuthungen sich zu verlieren. F. A. Roruers Terebratula melonica Palaeon- togr. III. taf. 9. fig. 17. aus dem Klosterholze ist nicht blos von der vorliegenden sondern auch von der böhmischen Art verschieden, wenigstens lässt die Vergleichung der Abbildungen keine Vereinigung zu. Eine andere hochgewölbte Bauchklappe mit eingekrümmtem Schnabel und wie es scheint von kreisrundem Umfange trägt ausstrahlende sehr schmale scharfe Rippen durch viel breitere hohlkehlenartige Zwischenräume getrennt. Ich wage es nicht dieselbe auf Terebratula nympha. wie sie in Hrn. Bıscnors Sammlung bezeichnet ist, oder auf irgend eine andere Art-mit nur einiger Wahrscheinlichkeit zu beziehen. EHTNCHONETL TR Davids. Die vorliegenden zahlreichen Rhynchonellen gruppieren sich Iheils eng um die siluri- schen Zh. cuneata und Zh. Wilsoni, theils um die devonische Zh. parallelepipeda, einige andere sind ganz eigenlhümlich, in ihren verwandtschaftlichen Beziehungen jedoch mehr noch den silurischen als den devonischen Character zeigend. RoEnER hat sie alle noch unter Terebra- zula beschrieben und zum Theil flüchtig und falsch gedeutet, doch liegen mir nicht sämmtliche von ihm untersuchte Exemplare vor, wohl auch mehre, welche ihm noch nicht bekannt. waren. 5* 3% [298] C. GiEREL, Rh. cuneata Taf. U. Fig. 12. 18. Terebratula euneata Darmann, Terebrat. 57. tb. 6. fig. 3. — Murcnıson, Silur. Syst. 625. tab. 12. fig. 13. — Barnanpe, Haidingers naturwiss. "Abhandl. I. 436. Taf. 17. Fig. 11. Terebralula bidentata F. A. Rorner, Palaeontogr. TII. 100. Taf. 15. Fie. 10. 11. Die flach gewölbte Schale hat einen dreiseitigen Umfang und ausstrahlende Rippen. Die kleinere Klappe wölbt sich gleich vom Wirbel aus sehr stark, so dass sie hier schon rechtwinklig gegen die Schlosskanten umbiegt, bleibt dann aber bis zum Stirnrande horizontal, gegen die Seitenränder in mässig convexem Bogen abfallend, so dass der mittle Theil als schwache Wulst erschein. Am Wirbel entspringen einige markirte Rippen, welche bald stumpf dachförmig werden, sich z. Th. einmal spalten und auf der Mitte geradlinig, auf den Seiten bogig zum Rande laufen. Am Stirnrande zählt man 3 bis 5, jederseits 4 bis 7 Rippen, wovon jedoch die kürzesten zum Schlossrande stark herabgebogenen bis zum Verschwinden undeut- lich werden. Die grössere Klappe ist ganz flach gewölbt, hat einen spitzen, fast gerade abste- 8 D t ’ & henden Schnabel mit feiner Oeffnung an der Unterseite, breitet sich gegen die Seiten flach aus, biegt sich aber im miltlern Theile diesseits der Mitte ihrer Länge steil zu einem tiefen Stirnsinus herab. Ihre stumpf dachförmigen Rippen beginnen im Schnabel, vermehren sich ebenfalls durch einfache Dichotomie einzelner, so dass man am Stirnrande 2 bis 4, jederseits 4 bis 6 zählt. Sie allerniren mit denen der kleinen Klappe und ziezacken den Schalenrand. Es kommen noch Exemplare vor, welche einen mehr rundlichen Umfang haben und schwächere erst gegen den Rand hin deutliche Rippen zeigen, in allen übrigen Verhältnissen aber stimmen sie mit den typischen überein. Andere fast Zollgrosse Exemplare sind ebenfalls so breit wie lang und haben einfache starke Rippen. Schalenlänge 4'/,, grösste Breite 4°, Dicke 2", Schlosskantenwinkel 80". Rorner findet diese Art mit den Abbildungen der Terebratula bidentata bei Hisinger, Sowerby u. A. ganz übereinstimmend, allein Hisingers Figur in der Leth. suecic. tb. 23. fig. 7. weicht ganz auffallend ab und von Sowerbys Figuren in Murchisons Silursystem passt nur die der T. cuneata auf die unserigen, die denn auch Barrıxpe in ganz denselben Formen aus dem böhmischen Becken abbildet. So runde Exem- plare wie Roemers Figur 10 vergrössert mit einfachen Rippen darstellt, liegen mir nicht vor, nur solche seiner Figur 11, wo freilich bei ihm die Rippen nur am Rande deutlich sind. Dass die Zahl der Seiten- rippen meist geringer als oben angegeben wird, liegt in der leichten Verwischung der kürzesten am Schloss- rande. _Uebrigens ist die Art an ihrer dreiseitigen Form, den schlanken fast geraden Schnabel, die flache Stirnbucht und die concaven Schlossflächen stets sicher zu erkennen. Ihr sehr nah verwandt, aber dicker, viel breiter stumpfschnablig ist Banranne’s T. daphne, der sich wiederum sehr innig anschliessen dessen T. Niobe, Famula, Minerva. Die von Rorner angezogene T. bidentata ist bei Hisinger ein gleichschenk- liges sehr flaches Dreieck mit; sehr. wenigen, sehr breiten, einfachen geraden Rippen, bei Sowerby ein Fünfeck mit zwei sehr starken einfachen Rippen auf der hochvortretenden Wulst. Vielmehr liesse sich nach Form und Rippenbildung Haızs Alrypa neglecta aus der Clintongruppe identificiren, wenn nicht der Schnabel ein ganz anderer wäre, und noch mehr dessen Atrypa bidentata Palaeont. New York tab. 57. fig. 3. aus der Niagaragruppe, die nur weniger Rippen in der Bucht hat als unsere Exemplare, worauf man kein besonderes Gewicht legen wird. Im schwarzen Kalke des Schneckenberges, Scheerenstieges und Badeholzes nicht sel- ten; in "öhmen in BarrAnDe’s unlrer Kalketage E und der miltlern Etage F, in England in den Wenlockschichten. \ Silurische Fauna des Unterharzes. 1299] 39 Rh, Bischofi Tat. V. Fig. 6. Terebratula Bischofi F. A. Roemer, Palaeontogr. IIJ. 100. tab. 15. fig. 12. Die sehr dicke fast halbkuglige Schale hat einen rundlichen, ziemlich ebenso langen wie breiten oder etwas breitern Umfang. Die kleinere Klappe wölbt sich gleich vom Wirbel aus am stärksten, behält im mittlern Theile dieselbe Höhe bis zum Stirnrande, biegt sich aber zu den Seitenrändern steil bogig abwärts und ringsum am Rande selbst senkrecht. Gleich im Wirbel entstehen feine gerundete Rippen, welche sich vielfach unbestimmt spalten, gerade zum Stirnrande laufen, in starkem Bogen auf den Seiten herabbiegen und am senkrecht platten Rande flach wie abgeschliffen und jede durch eine Rinne getheilt erscheinen. Man zählt vor dem. Winkel am Rande in der Milte ungefähr acht, jederseits zwölf. Die grössere Klappe ist flacher, biegt ihren kurzen Schnabel stark gegen die kleine Klappe um, dehnt sich bis 'zur Mitte ihrer Länge mit gleichmässig geringer Wölbung aus, dann aber senkt sich der mittlere Theil zu einer flachen Bucht ein, welche an der Stirn breit und tief in die kleine Klappe ein- greift. Ihr Rand bricht an den Seiten und an der Stirn wie bei der kleinen Klappe senkrecht um, so dass also die ganze Schale eine flache abgeschliffene Berandung erhält. Dieselben feinen gerundeten unbestimmt dichotomen Rippen erscheinen auch hier in entsprechender An- zahl und mit derselben Abplattung und Theilung am senkrechten Rande. Die Area ist deutlich umgränzt, etwas concav, die Oellnung im Schnabel und das Deltidium nicht zu erkennen. Die Exemplare haben 5"/,“ Breite und, 5“ Länge, doch steigert sich die Breite ‚auf S“‘, ohne dass die Länge merklich zunimmt. Die Aehnlichkeit dieser Art mit der Rh. cuboides aus devonischen Schichten ist eine so überraschend grosse, dass ich lange anstand sie von derselben specifisch zu sondern und Rorner gibt auch nur die Dichotomie der Rippen als unterscheidend an. Allerdings ist die Dichotomie bei der devonischen Rh. cuboides eine ungleich geringere, mehr zufällige, erst geren den Rand hin sich einstellende, während sie bei unsrer Art schon im Schnabel beginnt und ganz allgemein, eine vielfache unbestimmte ist. Indess könnte man diese von Roeuer nicht beachtete Eigenthümlichkeit immerhin als locale Abänderung betrach- ten, welche noch durch das höhere geologische Alter unterstützt würde; allein sie ist nicht die einzige, die völlige Abplattung des Schalenrandes unter winkliger Umbiegung und das ganz eigenthümliche Ver- halten der Rippen auf derselben scheidet sie bestimmt von Rh. cuboides, welche bei beträchtlicherer Grösse diesen Charakter meines Wissens niemals zeigt. Er tritt natürlich erst bei ausgewachsenen Exemplaren hervor, dann aber sehr bestimmt und lässt unsere Art niemals zu den Dimensionen der devonischen her- anwachsen. Für die silurische Rh. Wülsoni, welche sich gleichfalls sehr innig an unsere Mägdesprunger Art anschliesst, ist die schon von L. von Buch mit der bekannten Schärfe hervorgehobene beträchtlichere, sehr oft die Länge übertrefiende Dicke der Schale und ganz besonders die, Wölbung ihrer kleinern Klappe characteristisch, welche eine ganz gleichmässige erst über dem Schalenrande steil abfallende ist, während bei Rh. Bischofi schon von der Mitte her der Abfall beginnt und nur der Rand selbst senkrecht umgebo- gen ist; auch die Rippen weichen ab. Die dritte verwandte Art ist wiederum eine devonische, Rh. paralle- lepipeda von Scuxur in mehre Arten aufgelöst. Sie unterscheidet sich nur durch den diekeren Schnabel, den Mangel der Rippen in früherer Jugend und die zahlreichen breiten, stumpfen, ‘einfachen Rippen im mitt- lern und spätern Alter, die aber ganz wie bei unserer am senkrechten Rande platt und durch eine Rinne getheilt sind. Wer der Rh. Bischofi die Selbstständigkeit abspricht, wird sie mit dieser devonischen der Eifel und des Nassauischen identifieiren müssen, uns scheinen die schon in frühester Jugend auftretenden und schon jetzt dichotomirenden Rippen mit der abweichenden Form des Schnabels für die tiefere geognos- tische Lagerstätte die Trennung hinlänglich zu rechtfertigen; mit ihrer Vereinigung würde zugleich die Rh. primipilaris, dann auch Wilson‘ und cuboides, kurz der ganze um diese sich eng schaarende Formen- 40 [300] C. Giesen, kreis in eine einzige Art verschmolzen werden müssen, da dieselben bald durch diesen bald durch jenen Character in einander laufen. Häufig im schwarzen Kalke des Scheerenstieges, Schneckenberges und Badeholzes. Rh. subcuboides Taf. V. Fig. 7. Terebratula Pomeli F..A. Rornen, Palaeontogr. V. 4. Taf. 2. Fig. 7. Die Gestalt der Schale gleicht auffallend der Ah. eubordes. Die Ventralklappe ist näm- lich nur in der Schnabelgegend schwach gewölbt, breitet sich dann flach aus und senkt sich von der Mitte senkrecht mit flachem Sinus gegen die Stirn herab; die Dorsalklappe wölbt sich stark gleich in der Wirbelgegend und läuft im mittlern Theil horizontal bis zum Stirnrande fort, an den Seiten steil aber nicht senkrecht wie bei #h. Wilson? abfallend. Die Wulst ist von der Mitte her deutlich von den Seiten abgesetzt. Der Schnabel ist spitz, eingekrümmt, doch nicht an das Schloss angedrückt, sondern noch deutlich abstehend mit runder Oeffnung in der Spitze, nicht unter derselben. Etwas vor der Mitte beginnen einfache stumpfe Rippen, 6 bis 8 auf der Wulst, 5 bis 7 in der Bucht, 4 bis 5 jederseils, nur ausnahmsweise erscheint eine darunter gespalten. Unter der Loupe erkennt man dicht gedrängte, scharfe ungleiche concentrische Wachsthumslinien, bisweilen auch sehr feine Längsstriche, welche von der fase- rigen Structur der Schalen herzurühren scheinen. So sind übereinstimmend die Exemplare des Scheerenstieges, bei denen des Schneckenberges dagegen kommen die Rippen einfach schon von der Schnabelspitze her und die Wachsthumslinien sind schärfer, schon mit blossem Auge deutlicher erkenubar. Länge und Breite 6“ oder etwas breiter, Dicke 5'“. Dass die schärfere Ausprägung der Rippen bei den Schneckenbergern für nicht mehr als eine locale Eigenthümliehkeit zu halten ist, wird wohl Niemand bezweifeln. Dagegen dürfte gegen die Trennung von Rh. cuboides ein Bedenken erhoben werden. Diese hat aber stets feinere zahlreichere Rippen, mindestens 12 auf der Wulst und der Bucht und über 20 jederseits, ausserdem hat sie einen völlig angedrückten in der Spitze nicht durchbohrten Schnabel und keine markirten Wachsthumslinien. Letztere beiden Eigenthüm- lichkeiten, die Oeffnung in der Schnabelspitze und die die Schale fast zerblätternden Wachsthumslinien weisen unsere Art mehr auf Alrypa als auf Rhynchonella hin, doch scheint es gerathener bei der im übri- gen auffallenden Aehnlichkeit mit Rhynchonellen sie bis zur Auffindung des innern Baues bei diesen zu be- lassen. Unter den Atrypaarten würde sich Harıs A. neglecta als nächste Verwandte zur Vergleichung stellen. Häufig im schwarzen Kalke des Scheerenstieges und am Schneckenberge. Rn. pila G. u. Fr. Sıspserser, Versteiner. rhein. Schichtensyst. Nassau 340. Taf. 33. Fig. 13. — Terebra- tula pila Scusur, Palaeontogr. III. 156. Taf. 26. Fig. 1. Ein verdrücktes, nur in der 9 Linien breiten Stirnhälfte erhaltenes Exemplar vom Schnec- kenberge passt hinsichtlich des verflachten Sinus, der einfachen, abgerundeten Rippen, und der Theilung derselben an der senkrechten hohen Stirn durch eine schmale Furche vollkommen auf die devonische Rh. pila, wie sie von Scunur und SANDBERGER beschrieben worden ist. Die absolute Identität kann freilich erst nachgewiesen werden, wenn vollständige Exemplare zur Vergleichung vorliegen. Rh. obliqua Taf. V. Fig. 1. 11. Terebratula princeps F. A. Roener, Palaeontogr. III. 105. Die Schale ist ganz schief oval und wie es scheint halbkuglig gewölbt. Die Bauch- Silurische Fauna des Unterharzes. B01] 41 klappe wölbt sich in der Schnabelgegend nur mässig, dehnt sich dann nach der rechten Seite weiter und flacher, nach der linken kürzer und steiler abfallend aus, biegt sich erst diesseits der Mitte ohne sich zu verflachen sanft gegen die Stirn abwärts und streckt an der Stirn selbst eine Zunge gegen die Dorsalklappe vor. Eine Einsenkung oder Andeutung eines Sinus fehlt gänzlich, dagegen sind die Seitenränder und der Stirnrand senkrecht umgebogen völlig gerade wie bei Rh. Bischofi, prla, parallelepipeda. Der Schnabel legt sich innig auf den der Rücken- klappe auf und hat scharfe das Schlossfeld begrenzende Kanten. In seiner Spitze entstehen dicht gedrängte flache Rippen, welche sich vielfach und ganz unbestimmt schon bis zur Scha- lenmitte spalten, dann bis zum Rande hin seltener gabeln und abgerundet, nicht kantig sind; an dem senkrechten flachen Rande platten sie sich ebenfalls stark ab und eine jede theilt sich hier durch eine schmale Furche. Ihre Anzahl steigt auf etwa 70. Die Rückenklappe steigt von ihrem ganz unter dem Schnabel versteckten Wirbel in sehr steiler Wölbung auf, neigt sich gegen die Seiten nur wenig herab, hier ihren Rand ebenfalls senkrecht umbiegend und abplattend, und scheint im abgebrochenen miltlern Theile die ursprüngliche Höhe bewahrt zu haben. Ihre Rippen verhalten sich ganz wie auf der Bauchklappe. Fast einen Zoll gross. Herr Bıscnor schickte das einzige Exemplar als Varietät der Rh. princeps Barr. und stimmt das- selbe in der vielfachen Dichotomie der feinen Rippen und der Wölbung auch, mit derselben überein, aber weder der ringsum völlig platte Rand, noch der ganz aufliegende Schnabel, die gänzliche Abwesenheit der Bucht und endlich die schiefe Form gestatten eine Vereinigung -mit derselben. Die sehr schiefe Gestalt ist keineswegs durch Verdrückung entstanden, sondern ist die. ursprüngliche; der‘ platte Rand, die scharfe Kante, unter welcher derselbe sich umbiegt, Form und Verlauf der Rippen zeigen keine Spur. gewaltsamer Störung. Es liegt hier dieselbe Asymmetrie sehr ausgebildet vor, wie solche bei den Rhynchonellen des Kreidegebirges gar nicht selten beobachtet wird. Im Verein mit den übrigen bezeichneten Eigenthüm- lichkeiten begründet dieselbe die speeifische Selbstständigkeit. F. A. Roruers Terebratula princeps |. ce. Taf. 9. Fig. 13. aus dem Klosterholze bei Ilsenburg gehört weder obliqua noch, zu Barrandes princeps, von. beiden. ist sie durchaus verschieden. Ihre richtige Deutung muss von einer neuen Prüfung des Ori- ginalexemplares abhängig bleiben. Ein zweites Exemplar, für welches F. A. Rorver in der Bischof’schen Sammlung den Speciesnamen T. erinita vorgeschlagen, stimmt in der Wölbung der Klappen, in der Schnabelbildung, der Area und der Berippung vollkommen mit vorigem überein, ist aber viel länger als breit und weniger schief, obwohl ebenfalls noch deutlich asymmetrisch. Das veränderte Längenbreitenverhältniss allein kann hier keine tie- fere Bedeutung haben, da die Asymmetrie an sich schon dieses Schwanken in dem Verhältniss beider Hälften des Thieres und seiner Schale begründet und die Unbestimmtheit der Länge zur Breite zur noth- wendigen Folge hat. Bei der Identität aller übrigen Bildungsverhältnisse sind, daher beide Exemplare, das breite und das lange, ein und derselben Species zuzuweisen, welche durch die auffallende Asymmetrie der Schale, den Mangel eines Sinus und einer Wulst, die senkrechte platte Berandung mit ganz flachen getheilten Rippen, die vielfache unbestimmte Dichotomie der dichtgedrängten Rippen, den angedrückten Schnabel, die flach und gleichmässig gewölbte Baueh- und sehr conyexe Rückenklappe mit hoher gerader Stirnfläche characterisirt wird. Im Kalke des Schneckenberges. Rh. Wilsoni Taf. V. Fig. 5. Terebratula Wilsoni Sowerey, Mineral. Conchol. tb. 118. fig. 3. — L. v. Bucn, Terebratula 47. — Murchison, Silur. syst. 615. tb. 6. fig. 7. — Murcwsox, Verveum, Kevseruing, Geol. Russia 87. tab. 10. fig. 88 — DBarranoe, Haidingers naturwiss. Abhandl. I. 433. Taf. 18. Fig. 4. Eine einzelne Rückenklappe hat alle auf Ah. Wilson? treffende Charactere. Sie ist 42 [302] C. G ızsezı, rundlich, hoch gewölbt schon vor der Mitte, bildet eine deutliche Wulst, deren Stirnrand sich ein wenig herabbiegt und fällt an den Seiten steil gegen den Rand ab. Die einfachen flachen Rippen erheben sich erst diesseits der Mitte; man zählt 7 auf der Wulst und ebensoviel halb- kreisförmige jederseits. Die faserige Structur der Schale ist unter sehr starker Vergrösserung durch sehr feine Längsstreifung angedeutet. Es kommen noch einzelne Bauchklappen vor, welche ich nicht mit Bestimmtheit dieser Art zuweisen kann. sie sind in der Schnabelhälfte flach gewölbt, haben ganz flache gerun- dete Seitenflügel und einen erst diesseils der Mitte sich breit und flach einsenkenden Sinus, der aber keine Zunge an der Stirn vorschiebt. Die flachgerundeten Rippen verhalten sich wie auf jener Rückenklappe. Die ächte Rh. Wilsoni hat eine ungleich höhere Stirn als der Sinus der vorliegenden Bauchklappen nur vermuthen lässt. Ich glaubte sie daher auf Barranpe’s Terebratula Berenice beziehen zu können, allein diese hat Spaltenrippen. Immerhin mag sie vorläufig hier unter Rh. Wilsoni verbleiben, zumal da ich keine überzeugende Gewissheit habe, dass die Klappen hier an der Stirn vollständig und unversehrt erhal- ten sind und die ganzen Schalen nicht doch die Stirn der Rh. Wilsoni haben können. Rorner bildet diese Art schon in seiner ersten Monographie des Harzes Taf. 5. Fig. 3. ab, geht aber in den Paläontographi- eis mit Stillschweigen über dieses Vorkommen hinweg, was um so auffallender ist, da er jene Abbildung selbst nicht ganz sicher auf T. lacunosa bezog. Im Kalk des Scheerenstieges und Schneckenberges; in Böhmen in der mittlern Kalk- etage F, in England im Aymesiry und Wenlockkalk, in Gothland, Russland und Amerika. Rh. Selcana Taf. V. Fig. 4. Terebratula Henrici F. A. Rorner, Palaeontogr. V. 4. Taf. 1. Fig. 5; II. Taf. 9. Fig. 13° In der That die seltsamste Terebratelgestall, welche es geben kann, hochgewölbt drei- seitig, scharfkanlig mit buchtigen hohen Seiten. Die Bauchklappe ist dreiseitig und concav, ihre gerundeten Seitenflügel erheben sich ebenso sehr gegen die Randkanten hin, als ihre Mitte gegen die Stirnkante hin sich einsenkt. Die Kanten sind schneidend scharf und über dieser Schärfe senkrecht, ja vielmehr etwas nach innen umgebogen, so dass der Rand der Klappe ein schmales plattes, den Krümmungen der Kante folgendes Band bildet, dessen Rand ziezack- förmig in den der andern Klappe eingreift. Auf den Seitenflügeln zählt man je acht ganz flache, einfache, undeutliche Rippen, in der Mitte deren vier; sie treten ganz schwach auch an der scharfen Kante hervor, deutlicher an dem senkrecht übergebogenen Rande, wo sie etwas höher erscheinen und mit scharfen, dichten, auf ihrem Rücken winklig zusammentreffenden Wachsthumslinien bedeckt sind. Die Rückenklappe hat denselben buchtig dreiseitigen Umfang, wölbt sich gleich in der Wirbelgegend am stärksten, läuft nun längs der Mitte bis zur Stirn horizontal fort, senkt sich aber mit den Seitenflügeln steil abwärts. Ihre Seiten- und Stirn- kante ist nicht schneidend scharf, sondern stumpf, abgerundet. Ihr Rand aber biegt sich ebenso senkrecht um wie der der Bauchklappe und ist noch etwas höher. Die sehr flachen Rippen scheinen schon in der Wirbelgegend zu entspringen, laufen zu fünf an die Stirnkante, zu je sechs auf die Seitenflügel, wo einige schon durch eine feine Furche getheilt sind, auf dem glatten Rande sind sie wiederum schmäler und höher und von scharfen Wachsthumslinien dicht bedeckt. Schlossgegend und Schnabel ist leider an beiden Exemplaren nicht zu erkennen. Die Länge der Schale mag etwa 7’ betragen, die Breite 9“, die Dicke an der Stirn 4. Silurische Fauna des Unterharzes. [303] 43 F. A. Roswer bildet diese Art als Varietät der Terebratula Henriei ungenügend ab und auch seine Diagnose gibt kein genügendes Bild. Man könnte die Gestalt als eine sehr grosse Rh. Wilsoni bezeich- nen, deren Bauchklappe eingedrückt und deren Rand ringsum vom Schlosse her abgeschnitten ist. Mit Barrasoe’s T. Henrici hat sie allerdings die aufgerichteten scharfen Seitenkanten der Bauchklappe gemein, weiter aber nichts und das scheint Roemer später selbst erkannt zu haben, indem er das eine der vorlie- genden Exemplare in Terebratula selcana n. sp. umtaufte, welchen Namen beizubehalten ich kein Bedenken trage. Die Form ist eine so durchaus eigenthümliche, dass eine Vergleichung mit andern Arten über- flüssig erscheint. Zwei Exemplare im dunkeln Kalk des Scheerenstieges. Rh. beilula Taf. V. Fig. 17. Die Schale hat einen dreiseitigen Umfang und ansehnliche Dicke. Ihre Bauchklappe ist flach, nur in der Schnabelgegend sehr leicht convex und diesseits der Mitte gegen die Stirn hin zu einer ebenso leichten breiten Bucht eingesenkt, während die Seiten horizontal liegen. Der Rand biegt sich über einer stumpfen Kante senkrecht um und greift gezähnt in den Rand der Rückenklappe ein. Der kantige spitzige Schnabel biegt sich ganz gegen die Rückenklappe ein. Diese steigt gleich von dem Wirbel steil auf, breitet sich längs der Mitte horizontal zur Stirnkante aus und senkt sich jederseits abwärts. Ihr Rand fällt ebenfalls über eine stumpfe Kante senkrecht ab. Ausstrahlende Rippen sind sehr undeutlich entwickelt, der Ziezackrand an der Stirn und den Seiten deutet dieselben an und von diesen Zähnen ziehen sie sich auch schwach am steilen Rande hin, sind aber auf der Fläche der Klappen gar nicht mehr zu er- kennen. Hier machen sich vielmehr flache ungleiche concentrische Wachsthumsrunzeln bemerk- lich. Länge der Schale 6, grösste Breite diesseits der Mitte 5‘, Dicke an der Stirn 3'/,‘. Den steil abgeschnittenen Rand hat diese Art mit voriger gemein, aber die viel schmäleren Seiten- flügel der Bauchklappe erheben sich nicht zu scharfen Kanten, die der Rückenklappe fallen nicht so steil bogig ab, die Schale ist überhaupt viel schmäler und hat eine ganz undeutliche Rippenbildung bei deut- lichen Wachsthumsrunzeln. , Rh. Bischofi ist durchaus rundlicher, bat nicht den steil abgeschnittenen Rand und entschiedenere Rippenbildung. Die viel schmälere Gestalt und viel geringere Entwieklung der Bucht und Wulst unterscheidet die unserige auch von der devonischen Rh. parallelepipeda. Unter Barkanne’s Arten aus dem böhmischen Becken ist keine zur nähern Vergleichung zu ziehen. Im Kalk des Scheerenslieges. Rh. nympha Terebratula nympha var. pseudolivonica Banrıxpe, Haidingers naturwiss. Abhandl. I. 423. Taf. 20. Fig. 6. — F. A. Rorner, Palaeontogr. V. 5. Taf. 2. Fig. 8. Das einzige sehr unvollständige Exemplar aus dem Kalke des Schneckenberges stimmt in der ungeheuren Höhe der Rückenschale und der Rippenbildung mit BArranpe’s citirter Ab- bildung überein, worauf auch ROENER seine in den Rippen nicht ganz naturgetreue Figur be- zieht. Zu einer eingehenden Vergleichung gibt das Exemplar keine Veranlassung. Dagegen ist das von RoEMER a. a. O. Ill. Taf. 9. Fig. 16. aus dem Klosterholze nicht blos vollständi- ger, sondern passt auch besser auf Barkanpe’s Art, obwohl es in der relativen Breite und Länge, in der Wölbung der Rückenklappe und in der Form des Schnabels noch Eigenthüm- lichkeiten bietet, welche die !dentificirung mindestens bedenklich machen und zu einer neuen Prüfung des Originales auffordern. 44 [304] C. Gieser, P..E/N,T.A MER US Som. Unsere Exemplare zeigen nichts von dem sehr characteristischen inneren Bau dieser scharf umgränzten. paläozoischen Gattung und wir können dieselben nur nach ihren äusseren Formverhältnissen bestimmen, welche selbst leider nicht vollständig erhalten sind. Immerhin gewähren sie noch so viel Anhalt, dass das verwandtschaftliche Verhältniss zu den bekannten Arten annähernd festgestellt werden kann. Diese sind soweit sie uns zunächst interessiren, in neuerer Zeit besonders durch BARRANDE genau untersucht worden, der im böhmischen Silur- becken zehn Arten unterschied; in devonischen Schichten ist ihre Mannichfaltigkeit um Vieles geringer, doch ist noch eine Art, P. galcatıs aus dem Silurium auch hier allgemein verbrei- tet und die letzte ebenfalls noch typische Form lagert im Kohlengebirge. Die Mägdesprunger Arten sind gefaltete wie die meisten der Galtung überhaupt und haben theils keinen Sinus itheils einen solchen. P. costatus Taf. IV. Fie. 5°». Pentamerus Knighti F. A. Roruen, Palaeontographica V. 5. tab. I. fig. 6°%. Die Schale ist länglich und ungleich fünfseitig, in beiden Klappen gleichmässig gewölbt, von mässiger Dicke und mit einfachen, stumpf dachförmigen radialen Rippen bedeckt. Von den Seiten ist der Stirnrand der kürzeste, die seitlichen Ränder etwas länger, die Schnabel- ränder die längsten. Die Wölbung der Schale fällt von der Mitte gegen die Stirn und Seiten gleichmässig ab, an den Seiten des Schnabeltheiles viel steiler. Der Schnabel der Rücken- schale ist der kürzere und stark eingekrümmt, dagegen der viel längere Schnabel der Bauch- klappe nur sanft übergebogen, abstehend. Die ganze Schlossgegend ist sehr unglücklich durch anhängendes Gestein versteckt. Am Schnabel beider Klappen fein und dicht gedrängt entsprin- gend laufen 28 bis 29 Rippen einfach, stumpf dachförmig, mit zunehmender Breite und Dicke, durch ihnen gleiche concave Zwischenräume getrennt, bis zum Rande der Schale, welchen sie ziezacken, da sie auf beiden Klappen alterniren. Länge 1'/,‘, grösste in der Mitte gelegene Breite 1“, Dicke 8'/“, Winkel des Seiten- und Stirnrandes 110°, Schnabelwinkel 60°. F. A. Rorner bildet das einzige auch unserer Beschreibung zu Grunde liegende Exemplar als Pen- tamerus Knighti nicht ganz genau ab, indem er den Schnabel der Rückenklappe zu sehr streckt und die Rippen auf beiden Klappen einander entsprechen lässt, den Schalenrand demgemäss geradlinig laufen lässt, während derselbe doch durch die alternirenden Rippen im Ziezack verläuft. Die Identificirung mit dem gemeinen P. Knighti ist ganz unzulässig. Dieser ist nämlich viel weniger gestreckt, stets breiter im Ver- hältniss zur Länge, stets kuglig gewölbt, mit ungleich stärker eingekrümmten Wirbeln. Die ungleich fünf- seitige Gestalt ist sehr characteristisch für unsere Art, sie ist die natürliche, nicht durch spätere Ver- drückung hervorgebrachte. Diese durchgreifenden Unterschiede in der Gestaltung des P. costatus und P. Knighti lassen nicht zweifeln, dass auch die innern Lamellen entsprechende Eigenthümlichkeiten bieten. Doch ist keine andere der bekannten Arten mit der unserigen näher verwandt als der P. Knight. Mit dem P. Knighti vom Klosterholze bei Ilsenburg, Versteiner. Harzgeb. Tf. 5. Fig. 16. und Palaeontogr. II. Taf. 9. Fig. 9. hat der Mägdesprunger nicht mehr gemein, und doch vermuthet der jüngere Rorner, dass auch dieser specifisch vom ächten P. Knighti verschieden sei. Das einzige Exemplar wurde im schwarzen Kalk des Scheerenstieges gefunden. Silurische Fauna des Unterharzes. [305] 45 P. galeatus Taf. IV. Fig. 10. Bross, Leth. geogn. Palaeoz. 351. Taf. IJ. Fig. 9. — Bunnanoe, Haidingers naturwiss. Abhandl. 1.7465. Rat, 21. His, 5. — Atrypa galeata Daunas, Terebrat. 46. tab. 5. fie. 4. — Hısınser, Leth. suecic. tab. 22. fig. 1. — Mvrenisos, silur. Syst. tab. 12. fig. 4. Terebratula galeata F. A. Rorner, Versteiner. Harzgeb. 19. Taf. 12. Fig. 25. Pentamerus biplicatus Scaxun, Versteiner. der Eifel 196. taf. 31. tig. 3. Pentamerus pelagicus Barnasoe, Haidingers naturwiss. Abhandl. I. taf. 22. fig. 3. Die allein in zwei Exemplaren vorliegende Bauchklappe ist ziemlich rund und hoch gewölbt, ihr Schnabel in kurzem Bogen sehr stark eingekrümmt, die Oberfläche mit wenigen sehr starken Rippen bedeckt. Eine schmale Wulst beginnt seicht und schwach auf der höch- sten Wölbung des eingekrümmten Schnabels und läuft mit zunehmender Stärke zum Stirnrande. Sie besteht eigentlich aus zwei starken, gerundeten, durch eine concave Rinne getrennten Rip- pen, welche bei dem einen Exemplare schärfer ausgeprägt sind als bei dem andern. Jeder- seits dieser Wulst, durch eine breite concave Rinne getrennt, läuft noch eine flachere Rippe und neben dieser eine undeutliche zum Stirnrande hinab. Bei dem zweiten Exemplar ist wie- derum nur die erste Rippe ganz schwach. Sehr schwache Wachsthumsrunzeln machen sich bemerklich und am Schnabel auch feine, erst unter der Loupe bemerkbare Längsstreifung, welche mit dem Hervortreten der Wulst verschwindet. Schlossgegend und Rand der Klappen lassen sich nicht erkennen. Grösste Länge und Breite der Klappe eirca 9‘, grösste Wölbung 4°. F. Rorser hat in der neuen Bearbeitung von Bronns Lethäa dem Pentamerus galeatus auf eine Ver- gleichung zahlreicher Exemplare gestützt einen grossen Formenkreis und ein langes Synonymenverzeichniss zugewiesen. Die Mägdesprunger Exemplare sind Schalen mit deutlich ausgeprägter zweifaltiger Ventral- wulst und schwacher verschwindender Rippenbildung daneben. Ob die Formen‘ ohne Wulst und Bucht wie P. globus, ob die mit den sehr scharfen Rippen wie P. acutolobatus wirklich damit identifieirt werden dürfen, mag dahin gestellt bleiben. Dagegen kann ich mich nicht überzeugen, dass Barranpe’s P. pelagieus von dem unsrigen verschieden ist. Sehr nah verwandt, doch durch die gestreekte Form noch unter- scheidbar erscheint auch Harıs P. fornicatus Pal. New York 1. tab. 34. fie. 7. Aus dem Harze führt F. A. Rorver die Terebratula galeata noch aus dem Kalk von Grund auf, aber. ohne alle Wulst und Bucht, nur mit schwachen randlichen Falten, also eine leicht von den Mägdesprungern unterschiedene Form, wie sie von Phmrrws u. A. aus devonischen Schichten öfter nachgewiesen worden. Nur in der Eifel scheinen die entschiedenen silurischen Formen mit den devonischen vereinigt zu sein. Im schwarzen Kalk des Scheerenstieges. - P. integer Barranpe, Haidingers naturwiss. Abhandl. 1. 464. Taf. 22. Fig. 7. BARRANDE beschreibt einen quer eiförmigen, vollkommen glatten, wulst- und buchtlosen Pentamerus aus der mittlern Kalketage von Konieprius, auf welchen sich das Fragment einer Bauchklappe aus dem schwarzen Kalke des Scheerenstieges beziehen lässt, wenigstens passt der stark eingekrümmte Schnabel, die beträchtliche Wölbung und relative Breite sowie der völlige Mangel der Falten auf denselben. Da aber die Form nicht hinlänglich zu erkennen ist, auch Schlossgegend und die inneren Lamellen völlig unbekannt sind: so muss diese Deu- tung als eine ganz vorläufige betrachtet werden, welche nur zu dem Zwecke gegeben worden, auf das Vorkommen ähnlicher Formen eine besondere Aufmerksamkeit zu verwenden. 6* 46 [306] C. Gier ser, P. Knigthi Sowerey, Mineral Conchol. tab. 23. fig, 1. — Murcnisox,, Siluria tab. 21. fig. 10. — Bnons, Leth. geogn. Palaeoz. 349. Taf. II. Fig. 19. Dass auch der ächte P. Knigthr, im schwarzen Kalke des Scheerenstieges vorkömmt, beweist eine vorliegende halbkuglig gewölbte Bauchklappe mit ganz eingekrümmtem Schnabel, zehn einfachen, scharf dachkantigen Rippen, glalter Schlossgegend und faltenlosen Schnabelseiten. Rorner bildet diese Art schon in. seiner ersten Monographie der Harzer Versteinerungen Taf. 5. Fig. 16. aus dem Klosterholze bei Ilsenburg ab, dann in den Palaeontographieis III. Taf. 9. Fig. 9. ebendaher mit mehr gerundeten flacheren Rippen, später lässt er diese Bestimmung auf Beyrıcns Beden- ken zweifelhaft und führt unsern obigen P. eostalus ebenfalls nur fraglich als P. Knigthi auf. Die Isen- burger Exemplare stehen mir nicht zu Gebote, das vorliegende, vom Schneckenberge kannte Rosner noch nicht. Die Art ist bekanntlich eine weit verbreitete Leitmuschel im obern Silurium. pP. — ? Es liegen noch zwei unvollständige flach gewölbte und glatte Klappen vom Schnecken- berge vor, welche sich in gewisser Hinsicht auf Sowerbys untersilurischen P. oblongus bezie- hen lassen, aber zu einer eingehenden Vergleichung keinen Anhalt gewähren und daher in ihrer systematischen Stellung zweifelhaft bleiben müssen. ORTHIS Davids. In der Begfänzung, welche Davıpson dieser Dalman’schen Gattung gegeben, verbreiten sich die zahlreichen Arten vom Silurium, in welchem sie ihren grössten Formenreichthum ent- falten, durch die devonischen Schichten bis in den Kohlenkalk. Unsere Lagerstätten haben nur wenige und nicht gerade vortrefflich erhaltene Exemplare geliefert, deren Bestimmung z. Th. zweifelhaft bleiben muss. ©. gracilis Taf. V. Fig. 13. Orthis elegantula F. A. Rorner, Palaeontogr. III. 105. Halbkuglig gewölbte, halbovale Schalen mit gerundeten dichotomischen Rippen. Nur die hochgewölbte Bauchklappe liegt in einigen Exemplaren vor. Ihre stärkste Wölbung erreicht sie schon vor der Mitte und fällt von hier steil gegen die Stirn, flacher gegen die Seiten ab. Der eingekrümmte Schnabel steigt mit breit- nicht kielartig gewölbtlem Rücken auf. Der Schlossrand ist gerade und nimmt die grösste Breite ein, von seinen Enden laufen unter fast rechtem Winkel die Seitenränder aus und treffen in gleichmässiger Bogenlinie an der Stirn zusammen, so dass der Umfang ein Halboval darstellt. Die Area ist in Folge der starken Schnabelbiegung niedrig. Gerundete Rippen treten gleich über der Schnabelspitze hervor und laufen radial an den Schalenrand, indem sich einige von ihnen unbestimmt gaben. Ihre An- zahl am Rande steigt dadurch auf etwa vierzig. Ihre gleichbreiten Zwischenräume sind Hohl- rinnen. Andere Zeichnung lässt die Schalenoberfläche nicht erkennen. Länge der Schale 2'/, Linie, grösste Breite im Schlossrande 4 Linien. Rorner führt die dieser Art zu Grunde liegenden Exemplare nur in seiner Uebersichtstabelle und zwar als O. elegantula auf. Die ansehnlichere im Schlossrande gelegene Breite und der breit gerundete Rücken der Bauchklappe unterscheiden sie jedoch schon bestimmt von jener zierlichen Art. Eher könnte man wenigstens nach der Abbildung Barranpes silurische O. caduca auf sie beziehen, allein nach der Be- schreibung ist dieselbe viel flacher, ihr Stirnrand gebogen, ihre Rippen stärker und nur halb so zahlreich. Silurische Fauna des Unterharzes. [307] 47 Sowersys Spirifer alatus in Murchisons Silursystem Tab. 22. Fig. 7. hat einen viel längern Schlossrand, welcher die Seitenecken spitzwinklig auszieht, und trägt etwa 18 scharfe Rippen. Darnass O. striatella scheint flacher gewölbt und breiter gerippt zu sein. M’Covs Hemithyris hemisphaerica brit. palaeoz. foss. tab. I. K. fig. 10. unterscheidet sich durch ansehnlichere Länge im Verhältniss zur Breite und durch we- . niger, viel stärkere Rippen. Die ächte O. elegantula fand Rorver im Klosterholze bei Ilsenburg, wenig- stens lässt die Abbildung keinen Zweifel an der Bestimmung. Im Kalk des Scheerenstieges und in den hangenden Schichten des Schneckenberges häufig. o. —'® Zwei unvollständige gestreifte Klappen rühren von einer unzweifelhaft eigenthümlichen Art her, sind jedoch zu ungenügend, um dieselbe hinlänglich zu characterisiren. Das grössere Stück ist eine quer verlängerte, ziemlich stark gewölbte Bauchklappe, deren grösste Breite im geraden Schlossrande zu liegen scheint und die sich gegen den Stirnrand hin sehr schwach buchtet. Feine, flach gerundete, durch Linienfurchen getrennte Streifen, durch unbestimmte Dichotomie sich vermehrend, bedecken die ganze Oberfläche. Das andere kleinere Stück scheint mehr rundlich gewesen zu sein , ist flacher und besitzt eine vom Schnabel ausgehende deutliche, aber nur seichte Bucht. Die radialen Streifen der Oberfläche sind durch relativ breitere Furchen als bei vorigem Stück von einander getrennt. Mehr ist nicht zu erkennen und wenn es danach schon zweifelhaft bleibt, ob beide Stücke von derselben Art herrühren: so wird man doch zugeben müssen, dass die Art mit Formen wie die untersilurische Orthis vespertilio Sowb. in Murchison’s Sıluria tab. 5. fig. 16—20, mit O. redux, palliata Barrandes und ähnlichen silurischen eine grössere Aehnlichkeit verräth als mit den entsprechenden devo- nischen Arten. Es wäre auch möglich, dass sie mit Rorwmers ©. pectoralis Palaeontogr. II. Taf. 9. Fig. 4. vom Klosterholze bei Ilsenburg zusammenfielen, doch lässt sich bei der Unvoll- ständigkeit der Exemplare nicht darüber entscheiden. Im Kalk des Schneckenberges. os Noch fraglicher als vorige Stücke ist eine vorliegende ziemlich gerundete und stark gewölbte Bauchklappe, deren Oberfläche mit feinen ausstrahlenden Linienstreifen bedeckt ge- wesen zu sein scheint und welche schon vor der Mitte einen starken eingeschnürten Absatz besitzt, der auf eine Störung, einen Stillstand im Wachsthum deutet. Zu einer Vergleichung mit andern Arten fehlen sichere Anhalte. Das Stück wurde am Schneckenberge gefunden. STROPHOMENA Blainv. Unsere Exemplare seben keinen Aufschluss über den inneren Bau, sondern bestehen durchweg nur in äusseren Schalen, welche selbst nicht immer vollständig erhalten sind, so dass bei mehrern nur die Zeichnung der Oberfläche, die Wölbung und der allgemeinste Habi- tus in der äussern Erscheinung die verwandtschaftlichen Beziehungen andeutet und die syste- matische Bestimmung leitet. Es kann daher an diesem Orte keine scharfe Sonderung der Stro- phomenen und Leptänen erwartet werden, die Unterordnung der einzelnen Arten schliesst sich so eng als möglich an Davınsons typische Arten für beide Gattungen an. Danach er- reicht Strophomena schon in den silurischen Schichten ihre höchste Entwicklung, läuft aber noch durch die devonischen hindurch und erscheint selbst im Kohlengebirge wieder. 48 [308] C. Giesen, Str. depressa Taf. V. Fig. 3. Bross, Lethaea geogn. palaeoz. 364. tb. 2. fie. 8. — Davisox, brit. foss. Brachiop. Introd. tb. 8. fig. 167. 168. Leptaena depressa Diunas, Terebrat. 22. tb. 1. fig. 2. — Murcnisox, Silur. Syst. 623. tb. 12. fig. 2. — Haır, Palaeont. New York IT. 257. tb. 53. fig. 6. — Bannanoe, Haidingers naturwiss. Ab- handl. II. 234. Taf. 22. Fig. 4—9. — Rorner, Versteinr. Harzgeb. 10. Taf. 12. Fig. 19. (Orthis rugosa). Eine sehr characteristische knieförmig gebogene Bauchklappe. Ihr Umfang war abge- rundet rechteckig und die Umbiegung erfolgt unter einem fast rechten Winkel. Auf dem obern flachen Theil erkennt man zehn concentrische Falten, die ersten am Wirbel gelegenen sind sehr schwach, dann folgt die stärkste, darauf vier gleiche, nun zwei nicht herumlaufende nur auf den Seiten liegende, endlich die stark aufgeworfene Kante der Kniebeuge; auf dem her- abgebogenen Theile keine Spur concentrischer Falten. Feine ausstrahlende, ziemlich regel- mässige Zwirnsfadenfeine Streifen durchschneiden jene Falten, deutlicher in deren Zwischen- räumen als auf ihrer Höhe hervortretend, und bedecken allein den herabgebogenen Theil der Klappe. Viele dieser Streifen spalten sich gegen den Rand hin oder nehmen vielmehr einen neuen Streif zwischen sich. Ihre Anzahl ist sehr beträchtlich, unbestimmt viele, da sie dicht gedrängt einander folgen. Unser Abdruck gehört unzweifelhaft zu der gemeinen typischen Form der Art, die von F. A. Rorner aus dem Klosterholze und vom Hühnerkopfe abgebildeten Formen haben concentrische Runzeln über die ganze Oberfläche. Die von Harn, Mureutsos und Banraspe eitirten Abbildungen passen auf die unserige, doch hat es bis jetzt noch nicht gelingen wollen die deyonischen Vorkommnisse von den silurischen scharf zu unterscheiden. Im schwarzen Kalke des Scheerenstieges. 8 Str. Zinkeni Taf. V. Fig. 2. Orthis Zinkeni F. A. Rorner, Versteiner. Harzgeb. 10. Taf. 4. Fig. S. Leptaena Zinkeni F. A. Rorner, Palaeontograph. III. 99. Taf. 15. Fig. 3. Flache , nur in der Wirbelgegend leicht convexe Klappen von halbkreisförmigem Um- fang mit geradem Schlossrande. Der sehr schwache Schnabel steht nicht über den Schloss- rand hervor. Ziemlich regelmässige concentrische Falten bedecken die ganze Oberfläche. Man zählt deren bis sechzehn, doch werden die kleinsten um den Schnabel so schwach, dass man deutlich nur 10 bis 14 erkennt. So scharf ausgeprägt sie auf der Fläche der Klappe auch hervortreten, platten sie sich doch jederseits gegen den Schlossrand hin völlig ab durch Auflösung in Streifenbündel, so dass man hier am Rande ihre Zahl nicht bestimmen kann. Diese feinen Streifen bedecken übrigens die ganze Oberfläche, sowohl die concentrischen Fal- ten als deren Zwischenräume und geben derselben also eine streifig gefaltete Beschaffenheit. Diese feine concenirische Streifung ist bald deutlich, bald sehr schwach, doch bei allen Exem- plaren zu erkennen. Feine ausstrahlende Streifen beginnen einfach in der Schnabelspitze und laufen durch Spaltung und Einsetzung neuer vermehrt nur längs der Schalenmitie zum Rande hinab, wo man ihrer acht bis zwölf zählt. Die ganzen Seiten der Schalenfläche haben keine ausstrahlenden Streifen, höchstens machen sich neben den deutlichen mittlern noch einige ganz feine nur unter der Loupe erkennbare bemerklicı. Wo die oberste dünne Schalenschicht ab- Silurische Fauna des Unterharzes. [309] 49 gesprungen ist, treten zwischen den concentrischen Falten Reihen sehr deutlicher tief einge- stochener Grübchen hervor. Länge des geraden Schlossrandes bis 9°, von der Schnabel- spitze bis zum Stirnrande bis 5°. Rorner hat diese Art zweimal abgebildet, das erste mal sehr ungenügend, das zweite mal wenig- stens nach den vorliegenden Exemplaren willkührlich verändert, so dass eine neue Beschreibung und dritte Abbildung nothwendig ist, um Verwechslungen zu vermeiden. Seine Abbildungen geben nämlich ausstrah- lende Linien über die ganze Schalenfläche an, während ich dieselben nur auf dem mittleren Theile finden und zweitens ziehen sie die concentrischen Falten mit gleichbleibender Stärke von einem zum andern Schlossrande, während sehr deutlich an beiden Rändern eine völlige Verflachung und völlige Auflösung in feine sogar etwas stärker gegen den Wirbel gebogene Streifen statt findet. In diesen beiden Eigenthüm- lichkeiten liegen die hauptsächlich unterscheidenden Charactere der Art von den flachen nur concentrisch gerunzelten Varietäten der Str. depressa, welche unter allen mir bekannten Arten der Gattung die nächste verwandte der vorliegenden ist. Häufig im schwarzen Kalke des Scheerenslieges. 1/2BPPETVALEUNFRAAUD an: In diese Gattung reihe ich die Arten, welche sich dem Typus der ZLeptaena transver- salis zunächst anschliessen. Nach Davınsons Umgränzung hat auch diese Gattung ihre grösste Entwicklung schon in den silurischen Schichten, läuft aber bis in den Lias hinauf. Z. transversalis Waldb. Taf. V. Fig. 8. F. A. Rorwer, Palaeontogr. III. 99. tb. 15. fig. 4. 5. — Hisıncer, Leth. sueeic. 69. tb. 20. fig. 5 — Morcaısox, Silur.. Syst. 629. tb. 13. fig. 2. — Burkasoe, Haidingers naturwiss. Ab- handl. II. 225. Taf. 21. Fig. 19. 20. Unsere Exemplare, welche wir auf diese weit verbreitete und längst bekannte Art be- ziehen, sind grössere und kleinere Bauchklappen, letztere ansehnlich länger im geraden Schloss- rande, welcher dann die grösste Breite ausmacht, die grössern dagegen ziemlich so lang wie breit, alle gleichmässig gewölbt vom kleinen Schnabel bis zum Stirnrande und nach beiden Seiten hin allmählig abfallend. Von der deutlich hervorstehenden Schnabelspitze strahlen ein- fache, gerade, zwirnsfadenstarke Rippen in gleichen Abständen bis zum Rande hin aus, 17 bis 19, mit blossem Auge noch deutlich erkennbar, doch die ersten jederseits des Schlossran- des verschwindend fein. , Unter der Loupe bemerkt man zwischen je zweien dieser Rippen 3 bis 10 sehr feine regelmässige vom Schnabel herkommende Streifen, welche sich durch Einsetzung neuer, nicht durch Gabelung vermehren. Bisweilen ist der mittlere von ihnen etwas stärker als die übrigen, zumal gegen den Schalenrand hin. Wendet man eine noch stärkere Loupe an, so erkennt man zwischen je zweien dieser feinen Streifen eine Reihe eingestoche- ner Puncte. Länge des Schlossrandes eines kleineren Exemplares 6°, Höhe desselben 4‘, dieselben Dimensionen eines grösseren 12° und S‘, das grösste sehr stark gewölbte im Schlossrande 16‘, gegen die Stirn 12‘. F. A. Rorner führt das grössere Exemplar fraglich als L. transversalis auf und beschreibt dasselbe sehr ungenau, indem er nur 10 Fadenrippen zählt, dieselben schmal und fast blattförmig? nennt und sie gegen den Rand verdoppelt und hier 4 bis 6 einschiebt. Das kleinere von Rorwer gleichfalls abgebildete Exemplar soll vertiefte Streifen haben, während ich ganz dieselbe Zeichnung wie bei dem grössern finde. Barraspe und Murcnisoy geben die Wölbung so stark wie bei unserm grössten Exemplare an, erstrer die Zahl der Hauptstreifen auf 12 bis 14, die der Zwischenstreifen auf 8 bis 12, das sind Differenzen, denen . man keine specifische Bedeutung beilegen kann, daher ich unsere Exemplare ganz unbedenklich auf L. trans- 50 310) ©. Grkazı, versalis beziehe. Sowersy unterscheidet davon eine. L. serisea, welche auch Bankaspe aus dem böhmischen Silurbecken abbildet und Verneuil speciell beschreibt, aber ihre Eigenthümlichkeiten sind so geringfügige, dass ich die Selbstständigkeit dieser Art nicht verantworten möchte. Weiter entfernt sich schon durch die viel zahlreicheren Hauptstreifen und die viel geringere Breite Barnanpe’s L. 'Phillipsi. ' Puiwvies’ devo- nische Orthis interstrialis würde man nicht unterscheiden können, wenn er nicht in der. Diagnose die eine Klappe als flach bezeichnete. Auch M’Coy bildet ähnliche Formen als L. ungula, L. undata ab, welche indess nur in der Streifung übereinstimmen, in den übrigen Characteren ‚eine Verwechslung nicht gestatten. Harr führt die L. transversalis mit Abbildung. der feinern Oberflächenstructur und inneren Zeichnung aus der Niagaragruppe, die L. sericea aus der Clintongruppe besser unterschieden als in den europäischen Vorkommnissen auf. Im schwarzen Kalke des Scheerenstieges nicht selten, im böhmischen Becken im tie- feren Theile der untern Kalketage E, in England in den Wenlockschiefern, in gleichem Niveau auch in Golhland u. a. O., der ganze Formenkreis der Art ist ein entschieden silurischer. L. acutostriata Taf. V. Fig. 10. Diese Art begründe ich auf eine zwar unvollständige, aber durch ihre Oberflächen- zeichnung hinlänglich ausgezeichnete und leicht erkennbare Schalenklappe, von halb. ovalem Umfang, mit der grössten Breite im geraden Schlossrande, schwacher Wölbung, welche schon vor der Mitte sich zu verflachen beginnt, und mit kleinem, gar nicht vorragendem Schnabel. Von diesem strahlen feine dicht gedrängte, nur unter der Loupe erkennbare Streifen aus, welche sich theils durch Gabelung, theils durch Einsetzung neuer vermehren. Unter sehr star- ker Loupe erscheinen die Streifen seitlich gekerbtl, was von den in ihren Zwischenräumen eingestochenen Punctreihen herrührt. Mit blossem Auge erkennt man auf der Schalenober- fläche gerade, breite, flache Rippen, welche vom Schnabel mit zunehmender Breite zum Rande hinlaufen und nur durch seichte Einsenkungen, nicht durch eigentliche Rinnen oder Furchen von einander geschieden sind; nach beiden Seiten hin verflachen sich diese Rippen gänzlich. Sie sind eigentlich Bündel jener feinen Streifen je S bis 15, jedes Bündel durch eine tiefere und schärfere Linienfurche, von seinen Nachbaren geschieden, als die Streifen unter einander. Dieser markirteren Linienfurchen zählt man 20. Länge des Schlossrandes etwa 10°, Schalen- höhe 6°. Schloss, Area etc. unbekannt. Mit voriger Art verglichen sind die dort vorkommenden Fadenrippen »hier durch eine Furche ver- treten und die Zwischenräume zwischen je zweien derselben flach erhöht. ' Portlock führt eine Orthis' cor- rugala auf, welche Barrasoe aus dem böhmischen: Silurbecken ‚ebenfalls abbildet. Sie hat ganz entspre- chende flache Radialfalten, aber zugleich die stärkern Haupt- und feinern Zwischenstreifen wie L. trans- versalis, auch flache concentrische Runzeln, dadurch ist sie sehr scharf von der unserigen verschieden. Roruer erwähnt dieses Exemplar noch nicht, doch kann ich seine Angabe von ‘dem kleinern: Exemplar der vorigen Art in den Palaeontogr. II. 99., dass die stärkern gebogenen Streifen vertieft sind, nur auf das vorliegende beziehen. Im schwarzen Kalk des Scheerenstieges. 3. vetusta Tat. IV. Fig. 2. F. A. Rorner, Palaeontogr. 111. 98. Tat. 15. Fig. 1. — Orthis vetusta F. A. Rormer, Versteinr, Harzgeb. 11. — Leptaena solitaria, L. neura, L. Verneuili, L. nebulosa Bannanne, Haidingers naturwiss. Abhandl. II. 221. Taf. 21. Fig. 6. 7. 8. 13. 14. 15. Taf. 22. Fig. 11. Grosse, ziemlich halbkreisförmige, flache, nur in der Schnabelgegend ganz flach con- vexe Klappen mit geraden dicht gedrängten ausstrahlenden Streifen, welche sich durch Ein- Silurische Fauna des Unterharzes. [311] 5i setzung neuer, seltener durch Gabelung vermehren, schmal und scharf und ungleich sind und durch hohlkehlenförmige ungleiche Zwischenräume getrennt sind. Bisweilen erkennt man in letzteren Grübchen. Roruer beschrieb diese Art zuerst aus dem Kalke von Hilkenschwerde und bildete sie später auch ab. Das Exemplar in Hrn. Bıscnuors Sammlung ist nicht vollständiger und zeigt nur die Wölbung und eigenthümliche Streifung. Banranne bildet einige Arten aus dem böhmischen Silürbecken ab, welche er durch sehr geringfügige Eigenthümlichkeiten in der Convexität, Streifung und allgemeinen Form unter- scheidet, so dass man dieselben ohne grosse Bedenken vereinigen und auf die Harzer Art beziehen kann, obwohl Barraxoe bei der Beschreibung seiner Arten gar keine Rücksicht auf die Roemersche genommen hat. In welchem Verhältniss F. A. Rorners Orthis pecten und O. umbraculum vom Klosterholze bei Ilsen- burg zu dieser Art stehen, lässt sich ohne Vergleichung der Exemplare aus dessen Angaben nicht ermitteln. Im schwarzen Kalk des Scheerenstieges und bei Hilkenschwende, in Böhmen in den Kalksteinen F. L. Sowerbyi Barr.? Barrande, Haidingers naturwiss. Abhandl. II. 239. Taf. 21. Fig. 1. Ein sehr flaches Schalenstück aus dem schwarzen Kalke des Scheerenstieges mit sehr feinen, dichotomen dicht gedrängten Streifen mag einstweilen auf Barranne’s L. Sowerbyi gedeutet werden, obwohl bei derselben nach der Beschreibung die Streifen breiter als ihre Zwischenräume,, nach der Abbildung umgekehrt sein sollen. Es könnte auch auf eine andere feinstreifige Art bezogen werden, allein dieselben bedürfen selbst noch einer strengen Revi- sion nach vollständig und gut erhaltenen Exemplaren, die uns nicht zu Gebote stehen. L. Bischofi Taf. IV. Fig. 5. F. A. Roemer, Palaeontogr. V. 3. Taf. 2. Fig. 4. Grosse flach gewölbte, radial gestreifte Schalen, deren grösste nicht im Schlossrande gelegene lreite der Länge gleicht. Obwohl keines der vorliegenden Exemplare randlich un- versehrt ist, scheint der Umfang doch bis auf den Abschnitt durch den geraden Schlossrand fast kreisgerundet gewesen zu sein und die grösste Breitenausdehnung zwischen Schlossrand und Schalenmitte zu liegen. Die Abrundung der obern Seitenecken und die dadurch bedingte Verkürzung des Schlossrandes ist an Exemplaren mittler Grösse ganz bestimmt zu erkennen. Die Wölbung der Bauchklappe fällt gegen die Seiten und Stirn ziemlich gleichmässig ab, ge- gen den Schlossrand steiler; die Rückenklappe ist nur. in der Wirbelgegend schwach convex und flacht sich allseitig völlig ab. Von dem Wirbel beider Klappen strahlen deutliche anfangs scharfe, später gerundete Fadenstreifen aus, welche durch Hohlrinnen derselben Breite getrennt sind. Durch Furchen spalten sie sich vielfach und ganz unbestimmt in zwei und drei, am Rande erscheinen sie durch eine solche kurze Furche sämmtlich zweitheilig. Die sehr nied- niedrige Area ist wie gewöhnlich scharfkantig abgesetzt, flach und hat eine dreiseitige Oefl- nung. Der innere Abdruck zeigt die deutlichen Muskeleindrücke in beiden Klappen. Durch- messer bis zu zwei Zoll. F. A. Rorwer, der bei Aufstellung dieser Art, nur das eine der vorliegenden Exemplare gekannt zu haben scheint, gibt die hier allerdings abgewitterten Rippen als abwechselnd stärker und schwächer an, sie erscheinen aber nach den deutlichern Exemplaren nur durch die sehr unbestimmt eintretende Spaltung, ungleich. Bald nach der Theilung erhalten sie die frühere Stärke wieder. Die regelmässige Theilung am Rande ist bei jenem Exemplare sehr verwischt. Rosmer betrachtet M’Coy’s devonische Strophomena 7 92 [312] C. Gieses, gigas brit. Palaeoz. foss. tb. 2. A. fig. 7. als nächste Verwandte, dieselbe ist jedoch in der Schalenform sowohl als in der Oberflächenskulptur durchaus verschieden. Viel näher kömmt dessen Orthis hirnatensis l. c. 219. tb. 1. H. fig. 11. aus dem Balakalk, aber sie hat noch die grösste Breite im Schlossrande , die Streifen nicht randlich zweitheilig, was sich indess durch die viel geringere Grösse erklären liesse, und dieht gedrängte scharfe Wachsthumslinien, welche auch bei ganz unversehrter Schalenoberfläche der unsri- gen fehlen. Unter Barranpr’s silurischen Arten finde ich keine, welche in der Zeichnung der Oberfläche übereinstimmt. Dies ist vielmehr der Fall bei Harıs Leptaena subplana Palaeont. New. York II. 259. tb. 53. fig. 8—10 aus der Niagaragruppe, wo nur die äussern Seitenstreifen gerade, bei der unsrigen bog- nig verlaufen; unterscheidend ist jedoch für unsere die stärkere Wölbung der Bauchklappe und die nicht spitzwinklig vorgezogenen Ecken des Schlossrandes. Dass der Schlossrand nicht in Spitzen über die Sei- ten vorsprang, zeigen unsere mittlern Exemplare mit der natürlichen Abrundung der Ecken ganz unzwei- felhaft an. Sowersys Orthis alternata Murchison, Silur. syst. tb. 19. fig. 6. weicht nach der Abbildung nur durch die beträchtlichere Breite im Verhältniss zur Länge ab und dürfte als nächste Verwandte zu betrachten sein. — Es liest noch der Abdruck einer flachen Klappe vor, der in der Form auf die L. Bi- schofi passt, jedoch keine Spur von Streifen zeigt, obwohl deutliche schwache Wachsthumsrunzeln. Er mag, hier einstweilen seine Stelle behalten. Im Kalk des Schneckenberges nicht selten. C.HO.NETES Fisch. Diese zierliche vom unterm Silurium bis in den Kohlenkalk verbreitete Gatlung erscheint mit einer ihrer gemeinsten Arten im dunklen Kalkstein des Schneckenberges, nämlich mit Ch. striatella Taf. V. Fig. 14. de Koninck, Rech. anim. foss. I. 200. tb. 20. fig. 5. — Tf. 2. Fig. 12. Orthis striatella Dalman. Hisinger, Leth. suecica 70. tb. 20. fig. 7. Leptaena lata L. v. Buch, Abhandl. berlin. Akad. 1828. Taf. 3. Fig. 1. 2. Chonetes semicircularis F. A. Roemer, Palaeontogr. III. 57. Taf. 9. Fig. 7. Die allein vorhandene Rückenklappe ist platt mit 7 Linien grösster Breite im geraden Bronn, Leth. geogn. Palaeoz. 372. Schlossrande und 4°“ Linien Länge, scharfwinkligen Ecken und sanft aufgekrümmtem Stirn- rande. Dicht gedrängte, unbestimmt dichotome ausstrahlende Streifen wohl an 80 bedecken die Oberfläche und in der Nähe des Randes machen sich einige diesem parallele Wachsthums- streifen sehr bemerklich; die Biegung des Randes selbst weist auf das vollendete Wachsthum des Exemplares hin. F. A. Roruer führt diese Art als Ch. semicircularis n. sp. aus dem Klosterholze bei Ilsenburg auf, wenigstens finde ich weder in der Diagnose noch in der Abbildung einen Unterschied, welcher die Tren- nung irgend rechtfertigen könnte. In Böhmen fehlt die Ch. striatella, denn Bannaxne’s Ch. embryo ist nur eine nah verwandte, nicht identische Form. Ihr Lager hat Ch. striatella in England in den obern Ludlowschichten und im Wenlockkalke, gleichaltrig kömmt sie auch auf Gottland und in Norwegen vor. DIT IS ICH INA Lam Kleine, zarte, rundliche Schalen, welche wenig auflallende Eigenthümlichkeiten bieten und daher nicht zu Leitmuscheln taugen, obwohl sie durch alle Formationen hindurchgehen. Uns liegen nur sehr wenige Exemplare vor, die auf folgende Arten bestimmt worden sind. D. rugata Taf. II. Fig. 16. Orbicula rugata Sowsrsy, Murchison. Silur. Syst. 610. tb. 4. fig. 47. 48. tb. 5. fig. 11.; Siluria tb. 20. fig. 1. 2. — Bursanoe, Haidingers naturwiss. Abhandl. II. 251. Tf. 23. Fig. 14—16. Das vorliegende etwa 4 Linien im Durchmesser haltende Exemplar ist etwas breiter Silurische Fauna des Unterharzes. 1313] 93 als lang, stumpf kegelförmig gewölbt, gegen die Stirn und nach hinten etwas steiler als gegen die Seiten abfallend und mit feinen, aber deutlichen Wachsthumsrunzeln gezeichnet. Die Schale ist ausnehmend dünn und ihre Kegelhöhe kommt noch nicht dem halben Durchmesser der Breite gleich. Dass das Exemplar etwas breiter ist als die böhmischen und englischen bedingt kei- nen beachtenswerthen Unterschied, da ein leichter Druck schon genügt die kreisrunde Form der zarten Schale zu verschieben und dieselbe hier in den Schieferschichten des Schnecken- berges liegt, in welchen alle Conchylien mehr weniger verdrückt sind. In den hangenden Schieferschichten des Schneckenberges, in Böhmen in der Kalketage E, in England obersilurisch bei Ludlow u. v. a. ©. D. reversa Taf. II. Fig. 5. Orbicula reversa Murchison, Verneuil, Keyserling, Russia a. Ural 289. tb. 19. fig. 2. — Barrande, Haidingers naturwiss. Abhandl. II. 251. Taf. 23. Fig. 17. Das Exemplar, welches ich auf diese Art deute, ist etwa 5 Linien lang, ziemlich 4 Linien breit und nur wenig über 1 Linie hoch, doch ist sein Rand sehr verletzt, so dass das Verhältniss der Breite zur Länge nicht ganz sicher bestimmt werden kann. Die Spitze steht etwas hinter der Mitte und von ihr fällt der Kegel steiler ab als vor derselben. Die Ober- fläche unseres Steinkernes zeigt nur einige deutliche Wachsthumsrunzeln, keine Streifen. Im dunklen Kalk des Scheerenstieges, in Böhmen in der mittlern und untern Kalketage, bei Petersburg dagegen im untern Silurium. D. Bischofi Orbicula Bischofi F. A. Roemer, Palaeontographica V. 5. Taf. 1. Fig. 7. Eine grosse ovale Rückenklappe von 12 Linien Länge, 6 Linien Breite und ebenso- viel Höhe. Sie bildet einen schiefen Kegel, dessen Spitze über dem hintern Drittheil steht, und hier deutlich comprimirt ist, nach hinten steil abfällt, nach vorn, allmählig mit merklicher Verbreiterung. Die Schale hat nur die Dicke starken Papieres, zeigt dem blossen Auge einige schwache Wachsthumsrunzeln, unter der Loupe zugleich feine scharfe dicht gedrängte, unregel- mässig und schwach wellige Wachsthumslinien. Im dunkeln Kalke des Scheerenstieges. Von dieser Lagerstätte liegen noch zwei isolirte Rückenklappen vor, welche ich nicht mit Bestimmt- heit auf Discina zu beziehen wage. Das grössere derselben ist ziemlich kreisrund und schief napfförmig mit gerundeter Spitze und einigen Wachsthumsrunzeln, das kleinere quer oval, so hoch wie lang, eben- falls stumpf gerundet, an der vordern steilen Seite mit einer mittlern Depression. Mehr ist nicht zu erken- nen und daraus einen Schluss auf die systematische Stellung zu ziehen möchte sehr gewagt erscheinen. G.RENO1DBA F. A. RoEmER erwähnt nirgends das Vorkommen von Crinoideen in den silurischen Schichten des Harzes, und obwohl es Hrn. Bischofs Anfmerksamkeit gelungen ist, mehre Cri- noideenfragmente aufzufinden, so beweisen dieselben doch nicht mehr als eben nur das Vor- kommen. Sie bestehen nämlich nur in vereinzelten Säulengliedern, welche über ihre generische und specilische Herkunft keine irgend befriedigende Auskunft gewähren. Es sind folgende: 54 [314] C. GiEBEL, Rhodocrinus . . - . ? Taf. VI. Fig. 7. In einem Handstück des schwarzen Kalkes vom Schneckenberge liegen dicht gedrängt kleine Sänlenglieder. Dieselben sind drehrund, meist etwas dicker als hoch, aussen glatt und gewölbt, so dass die Säule regelmässige ringförmige Verdickungen besitzt. Die Nahtlinie ist starkzähnig und die Zähne flachen sich schnell auf der Gelenkfläche ab. Höhere Glieder haben eine flachere Aussenseite als niedrige und von letztern ist das abgebildete Stück 3 Linien hoch aus sechs Gliedern bestehend und nur wenig über "/, Linie dick, die grössten Glieder haben ziemlich 1 Linie Höhe und etwas über 1 Linie Dicke. Die Vergleichung mit andern Vorkomm- nissen führt zu keinem Resultate und ich mache nur auf eine Abbildung Rorners in den Ver- steinr. des Harzgebirges Taf. 3. Fig. 15. aufmerksam, welche undeutbare Glieder aus dem Schiefer des Rammelsberges darstellt, die den unsrigen sehr ähnlich zu sein scheinen. Actinocrinus laevis? Taf. VI Fig. 14. Drehrunde Säulenglieder mit bald grösserem, bald kleinerem runden Nahrungskanale und Strahlenstreifen auf den Gelenkflächen. Diese Streifen sind flachrückig, wenig breiter als ihre tiefen Zwischenfurchen und gabeln sich, wenn der Nahrungskanal gross ist nur einmal in der Nähe des Randes und zwar abwechselnd die dritte oder vierte, bei engem Nahrungskanale gabeln sich mehr Streifen und einige zweimal, auch schieben sich vom Rande her wohl neue kurze ein. Die Gelenkflächen haben 5 Linien Durchmesser, wovon fast die Hälfte auf den Nahrungskanal kömmt, andere haben 2 bis 3 Linien Durchmesser und der Nahrungskanal nur !/, Linie. Aussen sind sie völlig glatt und geradseitig. Diese Glieder lassen sich nicht von Actinoerinus laevis Mill. unterscheiden, womit aber die Identität der Arten noch nicht behaup- tet werden kann, da bekanntlich die’ Säulenglieder der systematisch unwichtigste Theil der Crinoideengattungen sind. — Auf einer Gelenklläche erscheint die strahlige Streifung besonders fein und die Streifen vielfach sich spaltend. — In einem Handstück liegt neben den bezeich- neten Säulengliedern ein unregelmässiger Haufen zahlreicher Glieder aus dem Kelche und den Armen. Ob diese derselben Art zugehören, lässt sich nur vermuthen. Am deutlichsten darun- ter sind kleine drehrunde glatte eylindrische Glieder, länger als dick, mit feinem runden Nah- rungskanal und mit gestrahlter Gelenkfläche. Andere haben rirgsum in der Mitte einen Kranz von acht feinen ovalen Knötehen, noch andere sind comprimirt, auch rundlich dreiseilig, oder gar mit einer Rinne versehen, kurz alle Formen der Kronenstückchen lassen sich in dem Haufen auffinden. — Endlich verdienen noch zwei dicke rundlich dreiseitige Aststücke mit feinen Ringstreifen Beachtung, welche Wurzeläste sein werden. Säulenglied . . . Taf. VI. Fig. 8. Unter undeutbaren Kalkgliedern eines Handstückes vom Schneckenberge liegt ein run- des Säulenglied von nur einer halben Linie Durchmesser. Sein feiner runder Nahrungskanal durchbohrt eine Mittelwarze auf der Gelenkfläche, welche von einer seichten Ringfurche um- geben ist. Wahrscheinlicher ist indess, dass diese centrale Warze die Ausfüllungsmasse des ovalen Nahrungskanales selbst bildet und der feine Stich auf ihr nur zufällig ist. Der erhabene Rand der Gelenkfläche hat zehn regelmässige Kerben. Von der äussern Seite des Gliedes strahlen ein regelmässiges Kreuz bildend vier drehrunde Stacheln horizontal aus, jeder von Silurische Fauna des Unterharzes. [315] 95 der Länge des Gelenkflächen- Durchmessers. Es ist mir keine Crinoideengattung bekannt, auf welche sich dieses Säulenglied deuten liesse und die dabei liegenden Stückchen müssen ganz unbestimmt bleiben. Aehnliche, jedoch noch hinlänglich unterschiedene Säulenglieder bildet Harz in der Palaeontology of New York II. tb. 45. fig. 4. aus der Niagaragruppe ab. RrBal, BSP OR. A Ik Die Gattung Zletepora wird in allen Formationen aufgeführt und zwar werden ihr ge- meinlich jene zarten netzförmigen Polypenstöcke zugewiesen, an welchen weder die Form noch die Anordnung der Zellen zu erkennen ist. LonspALE schied zuerst die Fenestellen durch ihre eigenthümliche Zellenordnung davon aus und Kına und M’Coy gelang es weitere generische Unterschiede darin nachzuweisen. An unsern Exemplaren vermag ich auch unter der stärk- sten Loupe keine Zellen aufzufinden, ihre generische Stellung muss daher fraglich bleiben. F. A. RoEmEr bestimmte dieselben als Fenestella, allein bei dieser und der ganzen auf sie begründeten Familie besteht das Maschenwerk aus stets verschiedenen Längsstäben und Quer- sprossen, jene weil Zellentragend sind die stärkern und von eigenthümlicher Form, diese Zel- len frei sind, die schwächern, nicht durch besondere Eigenthümlichkeiten ausgezeichnet, nur einfache verbindende Querfäden. Bei Retepora findet ein solcher Unterschied nicht statt, die Gitterstäbe sind gleichwerthig, daher auch nicht immer in regelmässige Längs- und Querstäbe unterschieden, beide in Form und Dicke einander gleich. Diess letztere ist bei den vorlie- genden Exemplaren der Fall und darum stehen sie naturgemässer bei Retepora. R. Bischofi Taf. VI. Fig. 13. Fenestella Bischofk F. A. Roemer, Palaeontographica V. 2. Taf. 1. Fig. 1. Die Exemplare bestehen nur in kleinen, flach ausgebreiteten Fragmenten, welche auf die etwaige Form des ganzen Stockes keinen Schluss gestalten. Nur stellenweise ist das Git- terwerk aus regelmässigen Längs- und Querstäben gebildet, dann natürlich auch die Maschen regelmässig geordnet aber meist verbiegen sich die Stäbchen und die Form der Maschen so- wohl als ihre reihenweise Anordnung wird dadurch gestört. Die Stäbchen sind durchschnitt- lich etwa halb so stark wie die von ihnen umgränzten Maschen, erscheinen glatt und gerun- det, erst unter sehr starker Loupe rauh, fein granulirt. Zellenporen lassen sich nirgends daran erkennen, ein feines Grübchen an der einen oder andern Stelle ist blos zufällig. Die Maschen sind unter_einander von ziemlich gleicher Grösse, kreisrund, oval, rautenförmig, fünf- oder sechseilig ‘oder gar unregelmässig. Ihre Anorduung in Längsreihen ist bald schr regelmässig, bald verschoben und verschränkt, hie und da schiebt sich eine neue Reihe ein. F. A. Roecuer zeichnet in seiner Abbildung kleine Höckerchen auf den Gitterstäben und behauptet die queren seien schwächer als die Längsstäbe. Ich finde diese Angaben nicht bestättigt. Unter einander stimmen die drei vorliegenden Exemplare überein und bieten keine Eigenthümlichkeiten, welche eine spe- eifische Trennung rechtfertigen. Mit andern Arten scheint eine Identifieirung nicht durchzuführen zu sein. Bei M’Coy’s R. Hisingeri sind die Stäbchen so breit als die Maschen, bei Loxsvarzs R. infundibulum sind die Maschen noch kleiner und zwei Porenreihen auf den Stäbchen zu erkennen, auch bei Harıs niaga- rischer R. asperatostriata sind die Stäbe sehr breit und die kleinen Maschen elliptisch, andere silurische und devonische Arten können noch weniger zur Vergleichung gezogen werden. Im schwarzen Kalk des Scheerenstieges und Schneckenberges. 56 1316] C. GizBEı, AULOPORA Gold£f. Nach der von GoLpruss gegebenen Definition dieser Gattung sind sehr verschiedene Arten in dieselbe aufgenommen worden, welche MıLne EpwArps neuerdings durch die schär- fere Abgränzung und tiefere Begründung der Gattung wieder ausgeschieden hat. Danach be- schränkt sich das Vorkommen der wenigen Arten auf das devonische Schichtensystem, indem die ältern und jüngern Arten nicht die entscheidenden Auloporencharactere aufweisen. Das vorliegende Exemplar lässt nun deutlich die innere Längsstreifung als Andeutung der Sternla- mellen erkennen und erscheint daher als die erste wahre silurische Aulopora. Au, striata Taf. VI. Fig. 6. Der Stock bildet gabelspaltige drehrunde Aeste, welche stets bis zum Gabelpuncte an Umfang zunehmen und daher eine sehr gestreckt kegelförmige Gestalt haben. Ihre Oberfläche erscheint dem blossen Auge glatt, unter der Loupe aber fein und ungleich querringelig und mit noch feinern regelmässigen Längslinien versehen. Die Zellenmündungen stehen einseitig, bei dem vorliegenden Exemplare leider noch in der umgebenden Kalkmasse versteckt und nicht isolir- bar, die innere Längsstreifung ist jedoch auf dem Quer-Bruche der Rühren sicher zu erkennen. Die Form der Aeste, ihre regelmässige sperrige Gabelung und die Streifung ihrer Oberfläche ge- statten nicht diese Art mit einer der sicher bekannten devonischgn zu verwechseln. Im schwarzen Kalke des Scheerenstieges. PIE EURO DTCEYUMAEOLTE Die in devonischen Schichten weit verbreiteten Steinkerne dieser Gattung werden sämmt- lich der einzigen Goldfussischen Art zugeschrieben und erst neuerdings hat F. ROENER auf das Vorkommen einer zweiten Art im Eifeler Kalk in Bronns neuer Leihäa hingewiesen. Auf eine dritte Art muss ich das vorliegende Exemplar deuten. Pl. seleanum Taf. VI Fig. 2. Der Polypenstock ist oval und aufgewachsen, aus parallelen und divergirenden Röhren- zellen gebildet, deren Steinkerne allein in vorliegendem Exemplare erhalten sind. Ihr Umfang ist theils ziemlich platt gedrückt oder auch oval, theils rundeckig also die Röhren stumpfkantig prismatisch. Ihre Wände waren nicht stärker als etwa dickes Notenpapier und vielfach durch löchert, jedoch so dass die Oeffnungen alternirend ziemlich regelmässige Reihen bilden. Zwi- schen diesen Oeffnungen standen zahlreiche in das Lumen der Röhre hinragende Stacheln, und an den Wänden liefen einige feine Rinnen senkrecht herab. In unserem Steinkerne erschei- nen natürlich die Poren der Zellenwände als runde Querbälkchen, welche die Zellenkerne mit einander verbinden, die Stacheln auf den Wänden als tief eingestochene Grübchen auf den Zellenkernen und die senkrechten Rinnen als scharfe erhabene Linien. Uebrigens ist die Ober- fläche der einzelnen Kerne unter starker Loupe fein granulös. Weder die Anheftungsfläche noch die natürliche Mündung der Zellen lässt sich irgendwo erkennen. Der ganze Stock mag 1'/, Zoll Länge, halbsoviel Breite und Höhe gehabt haben. Die Form der Röhrenzellen sowohl als die zahlreicheren, regelmässig geordneten Poren in denselben, die Stacheln dazwischen und die sehr getrenut stehenden Rinnen unterscheiden unser Exemplar von dem Silurisehe Fauna des Unterharzes. [317] 57 devonischen Pl. problematicum, das Gowpruss, Petrefk. Deutschlds. I. Taf. 38. Fig. 18. und Mırne Enwanos, Polyp. palaeoz. tb. 18. fig. 3—6. in manichfaltigen Exemplaren abbilden. F.A. Rorwer erwähnt letzteres aus dem devonischen Schiefer des Ockerthales und dorther erhielt auch die Sammlung unseres naturwis- senschaftlichen Vereines durch den Hrn. Hüttenmeister Urrica in Oker ein schönes Exemplar, welches zwar nicht streng mit den rheinischen übereinstimmt, aber doch die speeifischen Unterschiede von dem unserigen unverkennbar zeigt. In den hangenden Schieferschichten des Schneckenberges. PN Brno NYIe.Mm US? WM Rdw. Mine Epwards schied die silurischen Cyclolites wegen der viel geringern Anzahl der Sternlamellen und deren freien Innenrändern generisch als Palaeoeyclus ab, deren Arten die einzigen silurischen Repräsentanten seiner Gruppe der Zoantharia aporosa bilden. Zu ihnen scheint uns ein freilich sehr ungenügendes Exemplar zu gehören , das wir vorläufig der schon Linn@ bekannten Art unterordnen. P. porpita? Taf. VI. Fig. 16. Milne Edwards et J. Haime, Polypiers palaeoz. 204. — Cyelolites numismalis Hisinger Lethaea suecica 100. tb. 28. fig. 5. Unser Exemplar zeigt nur die kreisrund scheibenförmige Unterseite von fast einem Zoll Durchmesser mit vertieftem Centrum und aufgerichtetem Rande, und mit sehr deutlichen concentrischen Streifen und Runzeln. Von den Sternlamellen und der innern Structur über- haupt ist nichts zu erkennen. Da die andern einen kleinen Stiel haben: so kann die unserige, wenn sie wirklich zu Palaeocyclus gehört, nur dem P. porpita aus den obern Silurschichten von Gothland und Dudley genähert werden. Vorläufig darf sie dieser Art geradezu unter- geordnet werden. Hart beschreibt in seiner Palaeontology of New York II. H. tb. 40. E. fig. 5. eine neue Bryozoengattung Zichenalia aus der Niagaragruppe, deren Unterseite völlig dem Palaeocyclus porpita gleicht, deren Oberseite aber Bryozoische Zellen zwischen den concentrischen Streifen besitzen soll. EIHAKEENRO BETEN NENNE GOLA Auch in der neuen Begränzung, welche MıLne EowAarps und JurEs HAmE dieser Gat- tung gegeben haben, umfasst dieselbe noch einen grossen Artenreichthum, der in den siluri- schen Schichten beginnt, in den devonischen seinen Höhenpunect erreicht und im Kohlenkalk gerade nicht ärmlich endet. Die genaue Bestimmung der Arten ist nur nach gut erhaltenen Exemplaren möglich und leider sind die aus unsern Schichten keine vollkommen erhaltenen. F. A. RoEuER bestimmt sie bereits auf eine neue Strephodesart, aber diese Gattung fällt mit Cyathophyllum vollständig zusammen, so dass dieselbe keinen Anspruch auf Erhaltung hat, und die Art bedarf noch der speciellen Characteristik. €. undulatum Taf. VI. Fig. 17. Sirephodes undulatum F. A. Roemer, Palaeontogr. V. 2. tb. 1. fig. 3. Kegelförmige isolirte Stöcke, meist schwach gebogen und mit gestreifter Oberfläche. Die Dicke des Stockes am obern Ende kömmt der ganzen Länge gleich oder beträgt nur bis zur Hälfte derselben, so dass also die Kegel- oder Bechergestalt auffallend schwankt. Die 58 [318] C. GıEBEL, Krümmung ist gering, deutlich nur am verdünnten Ende oder Fusse. Der ganze Stock etwas zusammengedrückt, die Mündung der Zelle oval, niemals kreisrund. Dicke ungleichmässige Wachsthumsrunzeln umgürten den Stock, und wo die starke Epitheka unversehrt aufliegt, zie- hen deutliche feine scharfe Ringlinien dicht gedrängt über die ganze Oberfläche vom Fusse bis an den obern Rand. In der untern dünnern Hälfte erkennt man auf der Epitheka auch einige schwache Längslinien, die sich aber mit zunehmender Grösse des Stockes spurlos ver- lieren. Wo die Epitheka abgesprungen ist und den meisten Exemplaren fehlt dieselbe gänz- lich, treten die Ringlinien weniger markirt hervor und regelmässige Längsstreifen um so deut- licher. Diese Längsstreifen bilden breite flache Rippen durch schmale Furchen von einander getrennt und jede durch eine schwächere Furche der Länge nach in zwei Rippen zerlegt. Unter der Loupe erscheinen auch auf diesen abgeschälten Exemplaren die Ringlinien dicht gedrängt und deutlich, ebenso deutlich aber auch feine Längslinien auf der ganzen Oberfläche. Die Längsrippen werden nach oben hin etwas breiter und vermehren sich in dieser Richtung durch Spaltung ziemlich beträchtlich. Die innere Structur ist auf frischem Querbruche nicht zu erkennen, nur auf einem zeigen sich radiale Streifen, ohne dass man aus denselben die An- ordnung der Strahlenlamellen ermitteln kann. Dagegen liegen Exemplare aus dem Schiefer vor mit der gleichen Form und Oberflächenzeichnung und zeigen deutliche am äussern Rande gleich dicke Strahlenlamellen, auf dem untern Querbruche laufen vier derselben in der Mitte zusammen, andere scheinen die Mitte nicht zu erreichen. RoEnEr bestimmt die Anzahl auf 48 gepaarte Lamellen wohl nach den äussern Längsstreifen, aber diese steigt bei den kurzen dicken Exemplaren auf über sechzig, bei den dünnen schlanken kaum auf vierzig. F. A. Rorner hat in seiner Beschreibung und Abbildung den Unterschied der Exemplare mit und ohne Epitheka nicht hervorgehoben und er ist sehr bedeutend. Die Art mit andern zu vergleichen führt bei der Unbekanntschaft mit der Anordnung der Strahlenlamellen zu keinem Resultate, seitdem Mıun& Eowarns nachgewiesen hat, dass einzelne der Goldfussischen Arten, deren Exemplare äusserlich überein- stimmen, doch nach dem innern Bau wesentlich verschiedene Typen vereinigen. Wenn es auch sehr wahrscheinlich ist, dass die vorliegende Art den bekannten gegenüber ihre Selbständigkeit behaupten wird: so müssen wir doch vorläufig ihre nähern verwandtschaftlichen Beziehungen ganz dahin gestellt lassen. Im schwarzen Kalk des Scheerenstieges und in der hangenden Schieferschicht des Schneckenberges nicht selten. €. -. - . spec. indet. Taf. VI. Fig. 9. Ein kleines, rund und etwas schief kegelförmiges Cyathophyllum, welches Hr. Biscuor fraglich auf Phillips’ Zurbinolopsis pluriradialis bezieht. Den ganzen zu dieser, Art bezüglichen Formenkreis der devonischen Turbinolopsen ist MıLnE EpwaArns geneigt seinen Oyathophyllum binwm unterzuordnen oder zum Theil eng anzuschliessen. Das vorliegende Exemplar aus den hangenden Schiefern des Schneckenberges gehört demselben Formenkreise an, allein ich wage es nicht auf Pnirups’ flüchtige Angaben eine eigenthümliche Art zu be- gründen. Unsere Zelle hat 16 Sternlamellen, von welchen acht in der Mitte zusammenflies- sen. Querbalken oder Böden verbinden die Lamellen. Höhe des Stockes 3 Linien, Durch- messer der Kelchöffnung 1'/, Linie. Silurische Fauna des Unterharzes. [319] 5) ArLsıV) EHE T E Sulbk Nach Mine Eowarpds Auffassung dieser Gattung verbreiten sich deren Arten ziemlich gleichmässig im silurischen und devonischen Schichtensystem und treten schon im Kohlenkalk zurück. Die Exemplare, welche wir auf sie beziehen, geben leider gerade über den wesent- lichsten Character keine binlängliche Sicherheit. Man glaubt hie und da eine Leiste in den Kelchen zu erkennen, aber nirgends treten dieselben eharacteristisch hervor. Da übrigens die Stöcke in anderen Beziehungen auf Alveolites passen: so können sie einer andern Galtung nicht wohl zugewiesen werden. A. repens? Taf. VI. Fig. 15. Milne Edwards et J. Haime, Polypiers foss. palaeoz. 258. Calamopora fibrosa Goldfuss, Petrefakten Deutschlds. I. 82. Taf. 29. Fig. 4. Millepora repens und M. ramosa Hisinger, Lethaea suecica 102. tb. 29. fig. 5. 6. — Mur- ehison, Silur. Syst. 6S0. tb. 15. fig. 30. Dickäslige, verzweigte Stöcke mit runden und ovalen Röhrenzellen. Die Aesle errei- chen 4 bis 6 Linien Dicke und unterscheiden sich dadurch von der eigentlichen A. repens, deren Stämme meist nur halb so stark sind. Ihre Röhrenzellen divergiren dicht gedrängt, sind daher zuweilen etwas gedrückt dreiseitig, jedoch meist cylindrisch. Die Böden stehen ziemlich entfernt über einander. Mehr als zwei innere Leisten 'finde ich nicht angedeutet, doch gibt wie erwähnt der Zustand der beiden Exemplare keinen sicheren Aufschluss. im Kalk des Schneckenberges, obersilurisch an mehren Orten in England und auf Golh- land, untersilurisch bei Quebec in Nordamerika. y DANIA M’Edw. Mirne Epwards gründet auf einen silurischen Chaetetes vom Huronsee die eigenlhüm- liche Gattung Dania zu Ehren Danas und characterisirt dieselbe durch die innige Verschmel- zung der starken Wände der prismatischen Zellen und deren vollkommen horizontale, alle Zel- len in gleichem Niveau durchsetzende Böden. Sternlamellen fehlen gänzlich. Dieser Cha- racter trifft im Wesentlichen auf einen Harzer Polypenstock, den ich daher als erste euro- päische Art der Gattung Danra aulführe. D. multiseptosa Taf. VI. Fig. 3. 4. Thecia multiseptosa F. A. Roemer, Palaeontogr. V. 2. Taf. 2. Fig. 1. Der Polypenstock ist massig und besteht aus senkrechten prismalischen Zellen mit ge- meinschaftlichen Wänden. Ihre Form ist bisweilen rundlich, meist aber unregelmässig poly- gonal und so sind auch die Mündungen der Zellen beschaffen. Die horizontalen Böden stehen dicht gedrängt über einander und in allen Zellen in gleichem Niveau, so dass sie gleichsam durch den ganzen Stock als zusammenhängende Lamellen durchzusetzen scheinen. Nur ausnahmsweise hebt sich in einer Zelle ein Boden etwas und zieht dann auch den Nachbar- boden mit aufwärls. Das Unterscheidende unserer Art von der nordamerikanischen Dania huronica Mırse Eowanps und J. Haıne, Polypiers foss. palaecz. tb. 18. fig. 2. liegt in den zahlreicheren dicht gedrängteren Böden und ‚den merklich dünneren Zellenwänden. Rorser bildet wie ich nicht zweifeln kann, eines der vorliegenden Exemplare als Thecia multiseptosa ab und zugleich mit den für diese Gattung characteristischen Strahlen- 8 60 [320] C. Gıeseı, lamellen. Letztere auch nur angedeutet zu finden ist mir trotz sorgfältigen Suchens weder auf den Zel- lenmündungen noch auf angeschliffenem Querschnitt und Längsschnitt gelungen. Die Zeichnung gibt die Strahlenlamellen sehr genau an, der Text lässt ihre Anzahl fraglich, ich weiss nur, dass sie nicht vorhan- den sind. Auch von der Durchbohrung der senkrechten Röhren, welche durch Puncte auf dem Längsschnitt der Zellenwände dargestellt ist und mir dadurch selır räthselhaft erscheint, vermag ich nichts aufzufinden. Im Kalk des Schneckenberges. GH ART RT ES, Risch. Nach Mırne Epwarods’ Bestimmungen gehört diese Gatlung mit ihrem grössten Arten- reichhum dem silurischen Schichtensystem an und kömmt in dem devonischen nur mit sehr wenigen Arten vor, mit eben nicht mehr im Kohlengebirge. F. A. RoEnER führt ihr Harzer Vorkommen zuerst als Calamopora fibrosa auf, dann als Ühaetetes subfibrosus ohne jede nähere Angabe, auf welche sich dieser Name stützt, endlich bildet er einen Chaetetes fibrosus ab. Die uns vorliegenden Exemplare geben wiederum keinen vollkommen befriedigenden Nach- weis über ihre generische Abstammung und wir können sie nur als höchst wahrscheinlich zu Chaetetes gehörig bezeichnen. Auch zu einer eingehenden Vergleichung mit andern Arten ge- währen sie keinen hinlänglichen Anhalt, so dass ihre Stellung nicht ganz ohne Bedenken bleibt. Ch. Bowerbanki Taf. VI. Fig. 12. Milne Edwards et Jules Haime, Polypiers foss. palaeoz. 272. Favosites spongites und Discopora squamala Lonsdale in Murchison Silur. Syst. 679. tb. 15. fig. 23. 653. tb. 15. bis fig. 8. Chaetetes fibrosus F. A. Roemer, Palaeontogr. V. 3. Taf. 2. Fig. 2. Kleine kurz- und dickästige Stöcke, welche aus gebogen divergirenden Röhrenzellen bestehen. Diese erscheinen dem blossen Auge auf dem Längsbruch des Stockes als feine Fasern, unter der Loupe als kanlige und gerundete Röhren. Das Innere und die Mündung der Zellen lässt sich nirgends erkennen, nach dem Querschnitt der Röhren zu schliessen, waren die Mündungen rundlich und unregelmässig polygonal. Diess ist Rormers Ch. fibrosus Gf, allein unter Gorpruss’s und Loxsoare’s fibrosus stecken wie Mıiuse Evwanns nachgewiesen hat sehr verschiedene Arten und von diesen lassen sich die Charactere des Ch. Buwerbanki am vollständigsten auf die unsrige beziehen. Im schwarzen Kalke des Badeholzes bei der Silberhülle, auch am Schneckenberge und bei Königerode, in England im obern Silurium bei Wenlock, Dudley u. a. O. Ch. undualatus Taf. VI. Fig. 5. Calamopora fibrosa F. A. Roemer, Versteinr. Harzgeb. 6. Taf. 3. Fig. 4. Die Form des Stockes gleicht der vorigen Art, aber die Röhrenlasern sind etwas stär- ker und dem blossen Auge schon deutlich als Prismen erkennbar. Diese sind niemals rund, wie es scheint, immer regelmässig sechsseilig, und ihre Kanten überall schwach aber doch deutlich wellig, so dass schon das unbewallnete Auge auf dem Längsbruche des Stockes die schwache Querstreifung erkennt. Die Wellenkräuselung der scharfen Kanten selzt schr schwach und undeutlich auch auf die Flächen der Prismen über. Roener hebt in seiner Beschreibung und Abbildung die Wellenbiegung der Kanten hervor, bezieht die Art aber doch auf die völlig verschiedenen Fignren bei Gowneuss Taf. 28. Fig. 3. 4. Auch spricht er von meist undeutlichen Verbindungsröhren, die nirgends aufzufinden sind. Unter den bekannten Arten Silurische Fauna des Unterharzes.’ [321] 6 bietet nur der devonische Chaetetes Trigeri Mırse Epwarps, Polyp. foss. palaeoz. 269. tb. 17. fig. 6. in der Querstreifung seiner Prismen etwas ähnliches, aber hier ist es eine wirkliche ungleiche Querstreifung der Wände, bei der unserigen Art dagegen Wellenkräuselung der Kanten. Im schwarzen Kalk des Scheerenstieges. BEAUMONTIA MEdv. Diese kleine Chaetelengaltung begreift nur wenige Arten mit blasigen oder mindestens unregelmässigen Zellenböden und beschränkt ihr Vorkommen auf nur zwei devonische Arten in Frankreich und zwei Kohlenarten in England. Ihr Auftreten im Harze wies bereits F. A. RoENER nach, indem er seine frühere Columnaria antigua später mit der devonischen Beau- montia venelorum identihicirte. B. antiqua Taf. VI. Fig. 1. Columnaria antiqua F. A. Roemer, Versteiner. Harzgeb. 7. Beaumontia venelorum F. A. Roemer. Palaeontographiea V. 2. Taf. 1. Fig. 2. I Grosse kugelige Massen, aus ungleich prismatischen Zellen bestehend, welche von der engen Basis aus in dicht gedrängter Anordnung divergiren, so dass sie auf dem Längsbruch des Stockes sich recht wohl mit verkleinerten Basaltsäulen vergleichen lassen. Ihr Umfang ist vier- fünf- oder sechsseitig, gleich- oder ungleichseitig und dadurch dass sich überall neue hervordrängen, drücken sie sich so zusammen, dass sie ihren Umfang der Länge nach mehrfach ändern. Die Dicke der Röhren beträgt höchstens zwei Linien, meist weniger und bei neu hervoriretenden viel weniger. Die seitlichen Flächen der Prismen sind rauh quer- streifig und es scheint diese Streifung mit den innern Böden im Zusammenhange zu stehen. Auf einzelnen Prismenflächen zieht sich auch ein Längsstreif hin, welcher jedoch nur durch den Druck der anliegenden Prismen entstanden ist. Die Querböden folgen dicht gedrängt über einander, nur "/, Linie und weniger Zwischenraum lassend, in den neben einander stehenden Zellen bald in gleichem bald in verschiedenem Niveau liegend. Vollkommen eben scheinen die Böden nur ausnahmsweise zu sein, die meisten senken sich vielmehr gegen die Mitte hin schwach ein oder biegen ihre Ränder, doch ist diese Biegung niemals so bedeutend, dass sie die Bezeichnung blasig verdiente. Weder auf frischem noch auf verwittertem Querbruch noch auch in der natürlichen Mündung der Zellen bemerkt man irgend eine Spur von Strahlenla- mellen oder Streifen, welche dieselben andeuten könnten. Die Wandungen der Zellen sind nicht dicker als starkes Papier. Die kugligen Stöcke erreichen 4 Zoll Durchmesser und mehr. Ich gebe dieser Art ihren ersten, von Rorner selbst später cassirten Namen wieder, weil die Ver- gleichung einer Anzahl Exemplare in den verschiedensten. Erhaltungszuständen mich nicht zu der Ueber- zeugung führte, dass dieselben der devonischen B. venelorum Frankreichs Mırse Epwarns und Haie, Polyp. foss. palaeoz. 276. tb. 16. fig. 6. identisch sind. Was sie bestimmt unterscheidet ist der Mangel feiner Quer- und Längsstreifung ihrer Epitheka, der Mangel eigentlich blasiger Böden und die gänzliche Abwesenheit radialer Streifen auf den horizontalen Böden. Unsere Querstreifung entspricht den Böden, ist daher grob und spärlich, Längsstreifen wie sie Mırse Enwanns abbildet, fehlen gänzlich, und die Bö- den sind nur unregelmässig, niemals blasig. Letztere stimmen mehr mit B. Egertoni, die Streifung mit B. laxa überein, die aber beide in den übrigen Characteren ‚wieder abweichen. Häufig und überall, im Kalk des Scheerenslieges, der Holzmark, am Schneckenberg, auch in dessen hangenden Schichten. g# 62 [322] C. Gieseı, MUOFNOVBART'ONNNDBArE Weder in den Kalken noch in den sie unmittelbar begleitenden Schiefern, welche un- sere silurische Fauna bergen, zeigte sich eine Spur von Graptolithen, dagegen wurde im Dach- schieferbruche am Rolhen Kopfe im Schibecksthal bei Harzgerode nach wiederholtem häufigen Suchen ein Exemplar gefunden, dessen Erwähnung hier nicht übergangen werden kann. ME. sagittarius Taf. VI. Fig. 11. Prionotus sagittarius Hisinger, Lethaea suecie. 114. tb. 35. fig. 6. — Richter, Geol. Zeit- sehrift II. 201.) Taf. 8.) Fig. 6.7.8. 12., V. 458. Taf. 12. Fig. 19. Das über zwei Zoll lange Exemplar zeigt eine kaum merkliche Grössenzunahme und ist im untern Theile schwach gekrümmt. Der Achsenkanal lässt sich nur als randlicher Ein- druck ohne scharfe Begränzung erkennen. Die unilateralen Polypenzellen stehen nach oben unter einem elwas kleineren Winkel gegen die Achse als am untern Theil. Man erkennt von ihnen nur den Rand der freien Seite als sehr markirten geradlinigen Abdruck und an einigen glaubt man die Zellenmündung als rundlichen Eindruck deutlich zu erkennen. Weitern Auf- schluss gewährt der Abdruck nicht. Seiner Beziehung auf M. sagittarius steht Nichts entge- gen. Ricuter fand denselben häufig in den Alaunschiefern Thüringens, welche er BarkAnDE’S silurischer Elage E parallelisirt, ausserdem kömmt die Art in Skandinavien, Irland und Nord- amerika vor in den untern sowohl als obern Schichten des Siluriums. BL AN ZIRNDB STR 1. Stammstück vielleicht von einer Änorria aus dem Plaltenbruch unmittelbar bei Mägdesprung, auf der Schieferplalte aufliegend, 35° lang, 2'/,‘ breit, völlig plalt gedrückt nur 3 dick. Es ist nicht ganz gerade, an einigen Stellen schwach gebogen, doch könnten diese Biegungen gewallsame sein. Der Stamm ist nicht seiner ganzen Länge nach scharf von der Schiefermasse abgegränzt. Die Oberfläche zeigt bald deutlich bald mehr verwischte dicht ge- drängte schuppenförmige langgestreckte Blälter, deren auf die Breite des Stammes 12 —16 kommen. Sie sind unregelmässig in Länge, Breite und Dicke, zeigen keine Spur von Nerven und was sonst über ihre wahre Natur Aufschluss geben könnte. Auch auf dem Querschnitt besteht der Stamm aus Schiefermasse und zeigt keine Spur organischer Structur. Eine nähere Bestimmung auch nur der Familie, welcher dieser Rest angehört haben könnte, ist daher nicht möglich. 2. Stammstück aus dem Plattenbruch, flach gedrückt, 7° lang, etwas über 1‘ breit und '/,“ dick, gar keine innere Structur, die Oberfläche mil regelmässigen Reihen deutlicher Blattnarben, wie dieselbe Roemer schon sehr gut abgebildet hat. Aspidarıa. 3. Stammstück aus dem Plattenbruch ganz wie Nro. 1. 30“ lang, 3 breit, eben- falls ganz flach gedrückt. Die schuppenförmigen Blätter sind weniger deutlich ausgeprägt ge- ben stellenweis in unregelmässige Längsrippen über, doch scheint der Stamm nicht von einer andern Pflanze als Nro. 1. herzurühren. 4. Stengel aus dem Plaltenbruch, 17° lang 1“ breit, ganz flach gedrückt, elwas ver- bogen, an beiden Rändern ganz flach gedrückt, längs der Mille mit einer nur jschwach her- ı Silurische Fauna des Unterharzes. [323] 63 vorstehenden Kante und einerseits dieser ist die Oberlläche glatt, andrerseits mit unregelmäs- sigen schiefen schwachen wellenförmigen Eindrücken. 5. Andere kleinere Stücke lassen nur pflanzlichen Ursprung vermuthen, so ein cylind- risches Stück, einem eingerollten Crednerienblatt, jedoch nur mit einem Mittelnerv, entfernt ähn- lich; weder ein systematisches noch ein geognostisches Interesse knüpft sich an diese Gegenstände. 6. Auf zehn z. Th. über fussgrossen Schieferplalten aus dem Plattenbruche liegen eigen- thümliche organische Gebilde, welche eine besondere Aufmerksamkeit verdienen. Sie bestehen aus einem breiten Längsbande, 1“ und 3 breit, der Länge nach unregelmässig gebogen und sich win- dend und nur durch schwache unregelmässige Längsstreilung auf der Oberfläche des Schiefers her- vortrelend. Nur auf der einen Platte scheint sich das Band zu gabeln und in 2 Aeste auszulau- fen. Stets gehen von einem Rande desselben und zwar durch eine markirte Längsfurche abgesetzt dicht gedrängte einfache und sich gabelnde oder verästelnde Falten von '/),—1‘ Länge rechtwinklig bis spitzwinklig ab. Diese Falten gleichen starken Federstrahlen oder ungeglie- derten Pinnulis an Crinoideenarmen, an einer Stelle liegen sogar auf dem Bande sechs erha- bene Querstreifen, welche für Gliederung genommen werden könnten, allein sie gehen nicht über die ganze Breite des Bandes weg, und fehlen auch sonst an den schönsten Stücken völ- lig, so dass sie unzweifelhaft von unlerliegenden Erhabenheiten herrühren. Die Bandstreifen ohne die einseitige Randfiederung würde man unbedingt für Fucoideengebilde erklären, aber trotz der Abselzung durch eine Rinne gehören die dichtgedrängten Fiederstrahlen doch innig dazu, denn sie Ireten überall in derselben Regelmässigkeit auf und bieten keinen andern Un- terschied, als dass sie auf einigen Stücken länger als auf andern sind. Sämmlliche Schiefer- stücke bildeten eine Schichtplalte, auf andern Schichillächen des im Betriebe stehenden Bruches wurden sie noch nicht beobachtet. Uebersicht der Mägdesprunger Silurfauna. — nn _ _ —— — — — — mm —z—— — Nr. Gattungen und Arten. Synonyme. Fundort. Verwandte Arten und RER 2 va En nr a arena Fische. 1.| Dendrodus laevis Gieb. — Schneckenbere. 2.| Ctenacanthus abnormis | Ichthyodorulithes Roem. } Scheerenstieg. Gieb. 3.| Ichthyodorulithes spec. = Schneckenberg. Trilobiten. 4.| Harpes Bischofi Roem. —- Scheerenstieg. H. ungula 5.| Proetus pietus Gieb. Proetus spec. Roem. Scheerenstieg. Pr. sculptus Barr. 6.|Cyphaspis hydrocephala | Calymene hydrocephala | Scheerenstieg. C. Barrandei Barr. C. Roem. Roem. Phacops sp. Roem. Burmeisteri Barr. 7.| Phacops angusticeps Gie- | AsaphusZinkeniRoem. — | Scheerenstieg, Ph. latifrons bel. Phacops latifrons Roem. Schneckenberg. . 8. | Phacops Sternbergi Barr.? Au Scheerenstieg. 9.| Dalmannia tubereulatus | PhacopstubereulatusRoe- | Scheerenstieg. D. Hausmanni Barr. Gieb. h: mer. 10.|Lichas sexlobata Roem. = Scheerenstieg. 11.| Acidaspis Selcana Roem. - Scheerenstieg. A. mira Barr., A. Duf- renoyi Barr. 12. — Hercyniae Gieb. | A. seleana Roemer. — | Scheerenstieg. A. Domnitzeri Barr. Brontes glabratus Roem. 13.| Brontes Bischofi Roem. — Scheerenstieg. Br. formosus Barr. 14. — Spec. — Scheerenstieg. Würmer. 15. 16, 17% 18. 19. 20. 21. 22. 23. Serpulites depressusGieb. Cephalopoden. Orthoceras virgo Gieb. Gasteropoden. Capulus acutus Gieb. — aeutissimus Gieb. — Bischofi Gieb. selecanus Gieb. uneinatus Gieb. — Zinkeni Gieb. — vetustus Kon. Acroculia acuta Roem. Acroculia Bischofi Roem. Acroculia uneinata Roem. Acroculia Zinkeni Roem. Pileopsis vetusta Sow. Schneckenberg H. Scheerenstieg. Schneckenberg, Scheerenstieg. Schneckenberg. Schneckenberg, Scheerenstieg. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Scheerenstieg, Schneckenberg H. Scheerenstieg. O. distans Sow, Acroculia niagarensis Hall. C. psittacinus Sandb. aa devonisch. ‚| Pterinaea Silurische Fauna des Unterharzes. [325] 69 Verwandte Arten und Gattungen und Arten — haliotis Gieb. multiplicatus Gieb. contortus Gieb. virginis Gieb. disjunetus Gieb. naticoides Gieb. Pteropoden. .| Tentaculites laevisRoem. — spec. indet. Cormopoden. striatocostata Gieb. — spec. indet. .| Lima Neptuni Gieb. .| Venus ingrata Gieb. .|Nucula silens Gieb. Brachiopoden. .]|Spirifer Bischofi Roem. speciosus? Hercyniae Gieb. laevicosta? sericeus Roem. subsinuatus Roem. fallax Gieb. seleanus Gieb. erispus Sow. spurius Barr, .[Athyris nucella Gieb. — rotundata Gieb, — prisca Gieb. .|Atrypa reticularis Br. — socialis Gieb. — marginiplicata Gieb. Synonyme. Fundort. Acroculia haliotis Roem. | Scheerenstieg. Acroculia econtorta Roem. Acroculia naticoides Roe- mer. Cornulites serpularisRoe- mer. Sp- pollens Roem. Sp. eultrijugatus Roem. TerebratulanucellaRoem. Terebratula prisca autor Scheerenstieg. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Scheerenstieg, SchneckenbergH. Scheerenstieg H. Schneckenberg. Schneckenberg. Schneckenberg. Schneckenberg. Schneckenberg H. Schneckenberg H. Schneckenberg, Ba- deholz. Schneckenberg. Schneckenberg, Scheerenstieg. Scehneckenberg, Scheerenstieg, Badeholz. Schneckenberg, Ba- deholz. Schneckenberg, Ba- deholz. Schneckenberg, Ba- deholz. Scheerenstieg. Schneckenberg. Schneckenberg. Schneckenberg H. Schneckenberg H. Schneckenberg H. überall. Schneckenberg H. Schneckenberg H. Formation. Acroculia angulata Hall. Acroculia angulata Hall. C. graeilis Sandb. C. gracilis Sandb. ———nn 0 Platyostoma niagaren- sis Hall. Pileopsis substriata Golaf. Sp. aperturatus, Sp. disjunctus. devonisch. Sp. pollens Barr. devonisch. Sp. radiatus Hall. Sp. secans Barr. Sp. najadum Barr. Sp. niagarensis Hall, Sp. viator Barr. silur. silur. Atrypa nitida Hall. Terebratula Wurmi Roem. silur. devon. silur. Arten A. rotunda Sow. 66 1326] Nr. Gattungen und Arten. 53.| Atrypa spec. indet. 54.|Rhynchonella cuneata Davids. 55 — Bischofi Gieb. 56.] — subeuboides Gieb. 57. - pila Sandb. 58.] — Wilsoni. 59. — selcana Gieb. 60. — bellula Gieb. 61. — nympha. 62. | PentameruscostatusGieb. 69. — galeatus Br. 64. — integer Barr. 65.| — Knighti Sow. 66 — spec. indet. 67.]| Orthis gracilis Gieb. 68. 69.| — spec. indet. 70. — spec. indet. 71.| Strophomena depressaBr. 72 — Zinkeni Gieb. 73.] Leptaena transversalis Wahlb. 74. - acutostriata Gieb. 75 — vetusta Roem. 76. — Sowerbyi Barr. ts — Bischofi Roem. 78.| Chonetes striatella Kon. 79.| Discina rugata Gieb. &0. — reversa Gieb. 81.]| — Bischofi Gieb. Crinoideen. 82,1Rhodocrinus spec. indet. C. Giesen, Synonyme. Terebratula melonicaRoe- mer. Terebratula bidentata Roem. Terebratula Bischofi Roe- mer. Terebratula Pomeli Roe- mer. Terebratula Wilsoni Sow. Terebratula Henriei Roe- mer. Terebratulanympha Barr. P. Knighti Roem. Atrypa galeataDalm. Te- rebratulagaleataRoem P. biplieatus Schnur. P. pelagicus Barr. O. elegantula Roem. Leptaena depressa autor. Orthis v. Leptaena Zin- keni Roem. L. solitaria, neutra, Ver- neuili, nebulosa Barr. Ch. semicircularis Roem. Orbicula rugata autor. Orbicula reversa Murch. Orbicula Bischof Roem. nn Fundort. Schneckenberg, Scheerenstieg, Badeholz. Schneckenberg, Schneckenberg. Scheerenstieg. Schneckenberg. Schneckenberg, Scheerenstieg. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Schneckenberg. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Schneckenberg. Scheerenstieg, SchneckenbergH. Schneckenberg, Schneckenberg. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Schneckenberg. Schneckenberg. Schneckenberg H. Scheerenstieg. Scheerenstieg. Schneckenberg. Verwandte Arten und Formation. re ea EEE silur. Rh. cuboides Davids, Rh. cuboides Davids. devon. silur. silur. P. Knigthi. silur. silur. silur. P. oblongus Sow. O. caduca Barr. silur. Art. silur. devon. Str. depressa. silur, L. corrugata Barr. silur. silur. Leptaena subplana Hall. silur. silur. silur. Silurische Fauna des Unterharzes. [327] 67 Verwandte Arten und Nr. Gattungen und Arten. Synonymen. Fundort. TER 83. | Actinocrinus laevis Mill.? — Schneckenberg, devon. Scheerenstieg, Holzmark. 84.| Genus et spec. indet. — Schneckenberg. Polypen. 85.]|Monoprion sagittarius silur. autor. 86.| Retepora Bischofi Gieb. | Fenestella BischofiRoem. | Scheerenstieg, Schneckenberg. 87.| Aulopora striata Gieb. = Scheerenstieg. 88.| Pleurodietyum selcanum — Schneckenberg H. Gieb. 89.| Palaeocyclus porpita — Scheerenstieg. silur. M’Edw. 90.| Cyathophyllum undula- | Strephodes undulatum | Scheerenstieg. tum Gieb. Roem. 3 91.]| — spec. indet. — Schneckenberg H. 92.| Alveolites repens M’Edw. | Calamopora fibrosa Gldf., | Schneckenberg. silur. Millepora repens et ramosa His. 93.| Dania multiseptosa Gieb. | Thecia multiseptosa Roe- | Schneckenberg. mer. 94. | Chaetetes Bowerbanki Schneckenberg, silur. M’Edw. Badeholz. 95.] —- undulatus Gieb. Calamopora fibrosaRoem. | Scheerenstieg. 96.| Beaumontia antiqua Gieb. | Columnaria antiqua et B. | überall. venelorum Roem. Allgemeine Bemerkungen. Die Localitäten, an welchen die vorstehend beschriebenen Versteinerungen gesammelt worden sind, sind auf der von Herrn Bıscuor Taf. VII. entworfenen Karte näher bezeichnet. Sie liegen bei der anhaltischen Silberhütte das Badeholz, zwischen Alexisbad und Harzge- rode der Schneckenberg mit der Schinderkuhle, unmittelbar bei dem Mägdesprunge der Kanonenberg, weiter abwärts an der Selke bei dem vierten Hammer der Scheerenstieg und weit nordwärts von diesem im Westen vom Sternhause und Haferfelde am Wege nach Rieder die Holzmark. Die beiden letzten Puncte sind der Plattenbruch unmittelbar bei Mägdesprung, welcher die Pflanzenreste liefert, und der Dachschieferbruch an der neuen Chaussee von Harzgerode nach Meisdorf, in welchem der einzige Graptolith Monoprion sagit- iarius bis jetzt das alleinige Vorkommen ist. An den erwähnten Stellen sind die Kalkflötze durch Steinbrüche aufgeschlossen. Sie haben eine durchschnittliche Mächtigkeit von 40 Fuss und etwas mehr, liegen zwischen Thon- schiefern und haben mit den Grauwackenschiefern dieses Gebietes gleiches Streichen und östli- ches Einfallen, dessen Winkel auf der Karte angegeben ist. Der Kalkstein ist krystallinisch- körnig, sehr hart, von bläulichgrauer ins schwärzliche oder ganz lichte ziehender Farbe und von weissen Kalkspathadern durchzogen. Bei aufmerksamen Suchen in den Steinbrüchen ge- wahrt man, dass die organischen Reste gerade nicht selten sind; kleine Schalenstückchen und Splitter finden sich stellenweise häufig, allein für die systematische Bestimmung geeignete Frag- mente und Schalen sind doch sehr selten und nur der langjährigen ernstesten Aufmerksamkeit, der steten Durchsuchung des in den Steinbrüchen geförderten Materials konnte es gelingen die in dieser Abhandlung beschriebene reichhaltige Sammlung zusammen zu bringen. Die Exem- plare bestehen der Mehrzahl nach in Steinkernen, weniger in natürlichen Schalen, sind meist auch fragmentär und bei der grossen Härte des Gesteines schwer zu präpariren. Die Vorkomm- nisse in den Schiefern sind seltener, verdrückt und in noch weniger befriedigendem Zustande. Nur die hangenden Schieferschichten des Schneckenberger Kalkflötzes lieferien eine grössere Anzahl. In den das ganze Gebiet constituirenden Thonschiefern haben sich trotz aller Auf- merksanıkeit bis jetzt noch nirgends organische Einschlüsse auffinden lassen. ; In seiner ersten Monographie der Harzer Versteinerungen (1843) deutete F. A. RoEMER die ganze Thonschiefermasse des Harzgeröder-Mägdesprunger Gebietes mit ihren Kalksteinen auf cambrisch. Als von andern Localitäten bekannte Arten führte er damals aus dem Schee- renstieger Kalke auf nur Spirifer alatus und Sp. ostiolatus. Später (1852) versetzte er auf die nunmehr zahlreichen Erfunde gestützt dieses Schichtensystem ins Silurium und zwar dem englischen Wenlockkalke parallel, die Kalke des Klosterholzes bei Ilsenburg und von Zorge Silurische Fauna des Unterharzes. [329] 69 dem Aymestrykalk gleichstellend. In der letzten Abhandlung (1855) wird diese Deutung bestättigt. MURCHISON dagegen erklärt dieses ganze Schichtensystem für devonisch (Sıluria p. 362.). Im Allgemeinen ist die von uns beschriebene Fauna eine sehr ärmliche. Es treten in ihr die Crinoideen, Muscheln und Cephalopoden ganz zurück, häufiger sind schon die Schnecken und Polypen, den Character aber bestimmen die Trilobiten und Brachiopoden, beide und zumal die letztern sind sowohl in Betreff der Mannichlaltigkeit der Arten und Gattungen wie hinsicht- lich der Anzahl der Exemplare die überwiegenden. Die wenigen Spuren von Fischen sind die ältesten, welche das Harzer Grauwackengebirge aufzuweisen hat. Ihre Dürftigkeit fällt bei dem hohen geologischen Alter der Lagerstätte nicht auf. Sie schliessen sich den Formen der gleichaltrigen Bildungen andrer Localitäten eng an. Die Trilobiten sind zwar sämmtlich unserer Fauna eigenthümliche Arten, wenn wir von der fraglichen Deutung des Phacops Sternbergi absehen, allein der Harpes Bischofi, Dalman- nia tubereulata, Acidaspis selcana und A. Hercyniae stellen sich böhmischen Obersilurarten so nah, dass sie ohne Bedenken als Vertreter derselben betrachtet werden dürfen. Andrerseits ist aber der häufig vorkommende Phacops angustifrons der Repräsentant des weit verbrei- teten devonischen Ph. latifrons. Die übrigen Arten nähern sich im Allgemeinen mehr siluri- schen als devonischen Typen. Der einzige Serpulit und einzige Orthoceratit beanspruchen kein Interesse bei Ermitt- lung der geognostischen Stellung. Auch von den schwer deutbaren Schnecken ist wenig Auf- schluss zu erhalten. Capulus vetustus ist eine devonische Art, C. uncinatus und C. contortus sind Vertreter devonischer Typen, ähnlich aber ©. acutus, haliotis, multiplicatus Vertreter nordamerikanischer Silurarten. Die Bestimmung dieser Formen hat überall noch so wenig be- friedigendes, dass sie bei der schärferen Charakteristik localer Faunen keinen Ausschlag geben dürfen. Ganz unberücksichtigt können wir hier die Pteropoden und Cormopoden lassen. Unter den Brachiopoden begegnen wir dreien entschieden devonischen Arten, Spirifer speciosus, Sp. laevicosta und Fthynchonella pila, allein alle drei nur in ungenügenden Exem- plaren, so dass ihre systematische Stellung Zweifel lässt. In unzweifelhaften Exemplaren dage- gen kommen die weit verbreiteten silurischdevonischen Leitmuscheln Atrypa retieularis und Strophomena depressa vor. Grösser noch ist die Zahl entschiedener silurischer Arten, denn wir finden als solche: Spirifer erispus, Sp. spurius, Bhynchonella cuneate, Rh. Wilsoni, Pen- tamerus galeatus, P. integer, P. Knighti, Leptaena transversalis, L. vetusta, L. Sowerbyi, Chonetes striatella, Discina rugosa und D. reversa. Die Häufigkeit einzelner derselben erhe- ben das silurische Alter unserer Fauna über allen Zweifel. Es kommen zu diesen noch als Vertreter silurischer Typen hinzu: Sp. Hercyniae, Sp. sericeus, Sp. fallax, Rhynchonella_sel- cana, Pentamerus costatus, Orthis gracilis, Strophomena Zinkeni, Leptaena Bischofi, woge- gen als Repräsentanten devonischer Formen nur ZAhynchonella Bischofi und Rh. subeuboides aufgeführt werden können. Die Crinoideen sind zu fraglicher Bestimmung, als dass wir sie hier berücksichtigen dürften, dagegen finden sich unter den Polypen wenn auch nicht ganz zweifellos Palaeocyelus 70 [330] Silurische Fauna des Unterharzes. porpita, Alveolites repens und Ühaetetes Bowerbanki als silurische Arten. Die häufige Beau- montia antiqua dagegen gibt sich als Vertreter der devonischen 2. venelorum zu erkennen. Nach dieser übersichtlichen Zusammenstellung müssen wir die Fauna unserer Kalke und der sie begleitenden Schiefer unbedenklich für eine silurische und zwar obersilurische halten. Sie mit einem bestimmten Gliede des obersilurischen Systemes in Böhmen, England, Nordame- rika zu parallelisiren, scheint mir bei den vielen localen Eigenthümlichkeiten und sehr geringen directen Beziehungen gewagt. Im Allgemeinen weist ihr Character auf eine der devonischen Epoche unmittelbar vorausgehende Zeit, die wenigen leitenden Arten stellen die Schichten dem Wenlockkalke Englands, den böhmischen Siluretagen E und F, der nordamerikanischen Nia- garagruppe parallel. Sollten die Mägdesprunger Kalke wirklich diesen Schichten identisch sein: so würde das Auftreten der Fischreste ein ganz besonderes Interesse erhalten. Von den 96 Arten unserer Fauna gehören 33 allein dem Schneckenberge bei, Harzge- rode; das nächst gelegene Badeholz lieferte dagegen keine einzige eigenthümliche Art, die 9 von hier aufgeführlen kommen zugleich auch am Schneckenberge vor. Dem Scheerenstiege fallen 40 Arten als eigenthümlich zu. Die Zahl der gemeinschaftlich am Schneckenberge und Scheerenstiege vorkommenden Arten beschränkt sich daher auf Phacops angusticeps, Capulus acutus, ©. Bischofi, ©. Zinkeni, C. naticoides, Spirifer Hercyniae, Sp. laevicosta, Bhyncho- nella cumeata, Rh. Bischofi, Ich. subeubordes, Rh. Wilsont, Orthis gracılis, Actinoerinus lae- vis und Zetepora Bischof. Die nähere Betrachtung dieser gemeinschaftlichen Arten und ihre Vergleichung aus den beiden Localitäten eigenthümlichen redet einer völligen Gleichzeitigkeit beider Faunen gerade nicht das Wort. Vergleichen wir hiermit noch die andern von RoEMER als silurisch bezeichneten Localitäten des Harzes hauptsächlich das Klosterholz. bei Ilsenburg: so wird damit die Uebereinstimmung noch geringer oder erscheint vielmehr ganz aufgehoben ‚ und der speciell gliedernde Geognost wird mindestens drei Abtheilungen im Harzer Silurium aus einander halten. Ich habe keine Exemplare des Klosterholzes bis jetzt untersuchen können und die sehr wenigen Arten, welche RoEMER aus dieser Fauna mit den Mägdesprungern identi- ficirt, scheinen mir einer neuen Prüfung zu bedürfen. Gemeinschaftlich kommen nur vor Stro- phomena depressa, Spirifer laevicosta, Atrypa reticularis, die ich auch von Strassberg erhielt, Bchynchonella cuneata, Discina rugata. Uebrigens ist die Fauna des Klosterholzes ärmer als die unserigen, da sie nach RoENnERS Darstellung erst 33 Arten lieferte. Zum Schluss führe ich noch die von RoEnER aufgestellten Arten unserer Fauna auf, von denen mir bei dieser Arbeit keine Fxemplare zur Untersuchung zu Gebote standan. Es sind: Retepora Brauni, Leptaena minima, Spirifer heteroclytus, Acroculia ornata. Wenn sie als begründet sich erweisen, steigt die Gesammtzahl der Arten auf hundert. EIN KDBAK II Fig. — . Briänterung der Taifelm Tafel 1. Ichthyodorulithes nebst Querschnitt. S. 5. Ctenoptychius Hercyniae Gieb. vergrössert. S. 3, Dendrodus laevis Gieb. nebst Querschnitt. S. 3. Bronteus, unbestimmbares Pygidienfragment- S. 15. Dalmannia tuberculata Gieb. Kopf in na- türlicher Grösse. S. 10. Venus ingrata Gieb. S. 6. Lichas sexlobatus Roem. vergrössert. S. 12. Dalmannia tuberculata Gieb. Pygidium. S.10. Athyris rotundata Gieb. S. 34. Phacops angusticeps Gieb. Rumpf. S. 8. Dalmannia tuberculata Gieb. Seitenansicht des Pygidiums. $. 12. Ctenacanthus abnormis Gieb. nebst Quer- schnitt. S. 4. Taf. Il. Phacops angusliceps Gieb. Kopf. S. 8. . Phacops angusliceps Gieb. Seitenansicht des Kopfes. S. 8. Bronteus Bischofi Gieb. Pygidium. S. 14. Phacops Sternbergi Barr.? Pygidium. S. 10. Pygidium, unbestimmbar. S. 9. Discina reversa Gieb. Steinkern. S. 53. Acidaspis Hercyniae Gieb. Pygidium. S. 13. Proetus pictus Gieb. Kopffragment. S. 6. Acidaspis Hercyniae Gieb. Fragment des Kopfes und seines Randes. S. 13, Harpes Bischofi Roem. Kopf. S. 5. . Desselben Profil. Nucula silens Gieb. S. 28. Rumpfstück von Harpes. Rhynchonella cuneata Davids. Bauchseite, Stirnansicht, Seitenansicht. S. 38. Rhynchonella bellula Gieb. S. 43. Alhyris nucella Gieb. Ansicht von der Rück-, Hinter- und Stirnseite. S. 34. Acidaspis selcana Gieb. Kopfstück. S. 12, Fig. = 3 - ‚18. [ ’ ’ ' [ ’ L m m Do © © DD I © u DB Bw EEE GEL E 16. 17. ‘ ae Discina rugata Davids. S. 52. Cyphaspis hydrocephala Roem. Kopf von oben und im Profil. S. 7. Rhynchonella cuneata Davids. Rücken- und Bauchansicht. S. 38. Bronteus. Unbestimmbares Pygidienfrag- ment, S. 15. Taf. IH. Capulus Bischof Gieb. Seitenansicht und Umriss der Mündung. S. 19. Orthoceras virgo Gieb. Seitenansicht des Fragmentes und Querschnitt. S. 16. Capulus Bischof Gieb. wie Fig. 1. Capulus disjunetus Gieb. Ansicht von oben und von der Rückseite. $. 25. Capulus haliotis Gieb. Seitenansicht und Mündungsumfang. $. 22. Capulus multiplicatus Gieb. wie Fig. 5. Capulus nalicoides Gieb. S. 26. Capulus selcanus Gieb. Seitenansicht nebst Umriss. S. 20. Capulus aculissimus Gieb. S. 19. Capulus Zinkeni Gieb. nebst Umriss. $. 21. Capulus multiplicalus Gieb. S. 23, Capulus Zinkeni Gieb. nebst Umriss. $. 21. Capulus Bischofi Gieb. Seiten- und Rücken- ansicht, Umriss. S. 19. Capulus acutus Gieb. nebst Umriss der Mündung. S$. 18. Capulus contortus Gieb. nebst Umriss. S. 24, « . Capulus velustus Gieb. nebst Umriss. S. 22. # Capulus aculus. Gieb. S. 18. Capulus aculus Gieb. S. 18. Capulus uncinalus Gieb. Seitenansicht. $. 20. Derselbe im Steinkern von hinten. Tafel IV. Spirifer fallaw Gieb. S. 32. Leptaena velusta Roem. S. 50, Spirifer Bischofi Gieb. S. 29. Alrypa socialis Gieb, S. 36. 712 [332] Fig. 5. Pentamerus costatus Gieb. a Bauchseite. b Seitenansicht. S. 44. Lima Neptuni Gieb. $. 28. Rhynchonella nympha Gieb. Seitenansicht. S. 43. Leptaena Bischofi Roem. S. 51. Atrypa reticularis Dalm. Bauchklappe. S. 35. Pentamerus galeatus Bronn. Bauchklappe. S. 45. Spirifer subsinuatus Roem. Bauchklappe. 8. 31. Spirifer selcanus Gieb. Bauchklappe. S. 33. Spirifer erispus Sow. Rückenklappe. 8. 33. Fig. 1. Spirifer Hercyniae Gieb. Bauchklappe. S.30. BR Tor Spirifer sericeus Roem. S. 31. Derselbe. er 7 Derselbe, Jugendzustand. Spirifer laevicosta Bronn. S. 30. ne = 95. Taf. V. Rhynchonella obliqua Gieb. Bauchklappe nn. und Seitenansicht. S. 40. Sk Strophomens Zinkeni Gieb. S. 48. a8: Strophomena depressa autor. nebst Profil- 3! linie. S. 48. e 10. Rhynchonella selcana Gieb. Bauchklappe, ET Stirnansicht und Seitenansicht im Umriss. S. 42. - 12. Rhynchonella Wilsoni autor. Rücken- und - 13. Bauchklappe. S. 41. 14: Rhynchonella Bischofi Gieb. Bauch- Rüc- ken- und Seitenansicht. S. 39. Son: Rhynchonella subcuboides Gieb. Bauch, ” . 16. Rücken- und Stirnansicht. S. 40. 3 ET Leptaena transversalis Wahlb. Bauchklappe. S. 49. Athyris prisca Gieb. Bauchklappe nebst '' Profillinie. S. 35. Leptaena aculostriata Gieb. S. 50. Rhynchonella obligua Gieb. Rücken- und Seitenansicht. S. 40. IWF IITIT nern Atrypa marginiplicata Gieb. Bauchklappe. S. 36. Orthis gracilis Gieb. Bauchklappe nebst Profillinie. S. 46. Chonetes striatella Kon. S. 42. Pterinaea striatocostata Gieb. S. 27. Dalmannia tuberculata Gieb. vergrösserte Ocellen. Rhynchonella bellula Gieb. S. 43. a Pierinaea strialocoslala ‚Gieb. S127: Tafel VI. Beaumontia antiqua Gieb. S. 61. Pleurodictyum selcanum Gieb. Steinkern. S. 56. Dania multiseptosa Gieb. horizontaler Schnitt. S. 59. Dieselbe im Steinkern, Längsschnitt. Chaetetes undulatus Gieb., in natürlicher und vermehrter Grösse. $. 60. Aulopora striata Gieb. S. 56. Stielglieder. S. 54. Säulenglied eines Crinoideums. S. 54. Rhodocrinus. Cyathophyllum, unbestimmbar. S. 59. Serpulites depressus Gieb. S. 15. Monoprion sagiltarius autor. S. 62. Chaeletes Bowerbanki M’Edw. S. 60. Retepora Bischofi Gieb. S. 55. Actinocrinus laevis? Gelenkfläche des Säu- lengliedes. S. 54. Alweolites repens M’Edw. S. 59. Palaeocyclus porpita M’Edw.? Cyathophyllum undulatum Gieb. Beide Fi- guren. S. 57. Tafel VD. Karte der silurischen Kalke harzes. des Unter- (Druck von W.Plötz in Halle.) ZI: U Ünterhants. AUUILEL =; ( Grebd, silur J LÄUN ymbBÄdL fn WIN Abhandlungen des naturmius Uirans [ Sachsen u. 7 Mae - ” 7 ÜÜ Giebel. sıilur Fauna d Untrharzıs. Taf! ED ä ASS > -ı 7 al >, et \; u 1 8 10 = d % ZN en [2 3 + En 3 7 73% — =>’ 15 HÜbhandlıngen dnaturmiss. Crens f Sachsen u. Thüringen. BAT. \ vg ’ a } a er 2 Pr ’ u. i « 3 2 “ = 2 Pr er . gl u k ( Gichel. sılur. Fenına d Untrhar:sts. DM Nee Primera uanemermer« Abhandlungen des naturmiss Urcns f Sachsen u. Thüringen. Ball Zaf-IV ( Giebel. silunr Fauna d.Ümterhanzes. Abhandlungen des naturmiss Verains f Sachen u. Thüringen. BdL Tap VW L Cicbdl, sılar Paana d Untrhar:ts. — ZZ Abhandlungen des uatarnıs Virans f. Sachsen u: Thuringen. bad. Taf VI. C Grcbd. sılur Fauna des Chtrharze. 17 OELERUELDFRER BRCHRRNLELDERTN ER END) 79, b) f 3330920729098. NN BNNAN EE2 LT) 15 döhandlungen desnatummis lrans f Sachsen u Dharwgen. dd] | » Z j " in = 5 N [ VIEH ( 200, LERYEEIRIT IR Y ud Gy BES = Sonssuppypeu P/W]]P, Be L —> — a py/1ı49 EI PN S 744) RING ®) a [720 V N F Tr DH lu] + 7 DLZDTa PEN — WURZTENLG NN weg fttlıt 2 % ° Ba N a ri N et sh \ YRAGALEESPDIT N 322109 Dumuflopg Banfı 2 N DanJuRRBBPS \ eı.8 APUEHTT ZT — ee Un CP \ 2% ) ( } 777 WH LUTUDYPEIS — 7 © at | BZ g : an EBEN BN N BEER z SH [2 AH ZN N} > N PERAUIMTON x 3 N YO N BundspBiyy sy) x . 3 a gl al IPOD ) 22 En AEFLRMS BOB pohouny ! ln) S > BugSYPREUB] Ye yopHrrU) N N N N » numpspband; x MIET DALA) Do "1b fen} N a! N — N __— N N S N Ss S ’ PLUS Ya EV ‚schb' IPOLIPUN & ULM] wa / r— | W OUT 200 PAR Mn u PUR TR » U PUTO]] ji l. Bampaug> ZUBE) oO a 2YOYSMOPL] VELING n LA Br u " En ee ET ne ET DOEBETT S Z - a NE a nr ne are er ne Be nen ehe Zune. 16.7 inne ö re