FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY ABHANDLUNGEN ZUR GEOLOGISCHEN SPECIALKARTE VON ELSASS-LOTHRINGEN. Baud V, ABHANDLUNGEN ZUR GEOLOGISCHEN SPECIALKARTE VON ELSASS-LOTHRINGEN. j 0 b ( ^ '-() V Band. V. MIT VIER LITHOGRÄPHIRTEN TAFELN UND ACHTZEHN TAFELN IN LICHTDRUCK. >4- STRASSBURG, STEASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schultz & C‘®. 1897. Inh alt. Seite Mittheilungen über den Kalkspath von Eisass - Lothringen. Von F. Stöber. Mit vier lithographirten Tafeln 1 Die obere Abtheilung des unteren Lias in Deutscb-Lothringen. Von J. A. Stüber 65 Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora des Ober-Elsass. — Die Oligocän- flora der Umgegend von Mülhausen. Von Dr. G. Lakowitz. Mit neun Tafeln in Lichtdruck 179 Das fossilführende Untercarbon am östlichen Rossbergmassiv in den Südvogesen. I. Einleitung. Beschreibung der Brachiopoden- Fauna. Von Dr. A. Tornquist. Mit drei Tafeln in Lichtdruck 377 II. Beschreibung der Lamellibranchiaten-Fauna. Von Dr. A. Torn- quist. Mit drei Tafeln in Lichtdruck 5 35 III. Beschreibung der Echiniden-Fauna. Von Dr. A. Tornquist. Mit drei Tafeln in Lichtdruck 721 r - . • ' • ^ '«v- .'■ n-'- ■ ' l- '''^ ■ _i.f^- •" '-^1' . yi^ä»l'* ^ .'.r* ?4 A. • tiH'Mäar- ' V -*^v/ n <0 •• W'if't'jTiiiSfcaafiö'i : , :ft|iprt?M^^ #]jjg .« »’a«*'* ’*' ■* -- i^,. *i ~ . *‘T>ayy7^'^'< ^MK '■■»'emi ' ■* I . l' iT^ •*■ Ir-: 'A\ ABHANDLUNGEN ZUR VON ELSASS-LOTHRINGEN. Band V. — Heft I. STRASSBURG, STRASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schultz & C>«. 1892. MITTHEILUNGEN ÜBER DEN KALKSPATH VON ELSASS-LOTHRINGBN. Von F. STÖBER. MIT VIER LITHOGRAPHIERTEN TÄFELN. STRASSBÜRG, STRASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schultz & C‘®. 1892. Tr' »5T ■ai' ■> ' '5 ff'*'- V 4 /’.i^t •. .f ''I V «'-«. v,s^%33 ' ■/ V ■,.3^3 jK-r. A 1 ■.r^'Vj ■;' -/rT s* M •'U?. ; “‘?! ' ‘ - *' , H .l /T W " ' ^ ‘*1 *- •- :• - ^ k < A'T my -i; ,.; ■V >»« Unter den Mineralien, welche die auflässigen, bis in die Mitte dieses Jahrhunderts aber im eifrigen Betriebe befindlichen Erzgruben des Eisass zu Tage gefördert haben, hat der Kalk- spath einerseits wegen seines häufigen Auftretens, andererseits wegen seiner bisweilen hübschen Krystallformen schon früh die Aufmerksamkeit der Sammler und Mineralogen auf sich gelenkt. Der Erste, welcher meines Wissens das elsässische Kalk- spathvorkommen erwähnt, ist der Strassburger Arzt Jean Phi- lippe Geaffenauer. Er bespricht in seinem 1806 erschienenen „Essai d’une mineralogie des departements du Haut- et Bas- Rhin“, ganz dem Zwecke seines Werkes entsprechend, den Kalk- spath fast nur als Gegenstand ökonomisch-technischer Verwertung, unterscheidet jedoch auch mit Anwendung der HAUT’schen Aus- drucksweise , je nachdem das Grundrhomboeder R oder ein Skalenoeder oder das Prisma ooR oder endlich das Prisma ooR mit — 2R die vorherrschenden Formen bilden, als „formes de- terminables“ 4 krystallographische Ausbildungsformen oder Typen, nämlich: „chaux carbonatee primitive“, „ch. carb. metastatique“, „ch. carb. prismatique“, „ch. carb. dodecaedre“. Weiter führt er als „formes indeterminables“ an; „ch. carb. lenticulaire“ und „ch. carb. spiculaire“. Unter den Fundorten hebt er besonders Framont, Markirch, Katzenthal (b. Ingersheim) und Giromagny hervor. Ziemlich ausführlich beschäftigt sich ferner mit dem zu 2 Framoiit und Markirch vorkommenden Kalkspath Dr. Carrieee, weiland Arzt zu St. Die. Seine ersten Untersuchungen sind unter dem Titel: „Recherches sur la mineralogie des gites metallifei’es de Framont“, und „Recherches sur la mineralogie des anciens gites metalliferes de Sainte-Marie-aux-Mines“ im 7. Bande (fipinal 1851) der „Annales de la Societe d’emulation du de- partement des Vosges“ niedergelegt. Eine zweite Arbeit, welche wesentlich nur eine Zusammenstellung der früheren Unter- suchungen bietet, ist als „Recherches sur la chaux carbonatee dans les Vosges“ im 4. Baude (1853) der „Memoires de la Societe du Museum d’histoire naturelle de Strasbourg“ veröflent- licht. Bei der Besprechung des Kalkspaths von Framont und Markirch werde ich auf die Beobachtungen Cakeieee’s zurück- kommen. Eine nur kurze Erwähnung endlich des Elsässer Kalk- spathes findet sich auch in der 1874 erschienenen Ausgabe des „Manuel de mineralogie“ von Des-Cloizeaux. Derselbe führt als Hauptcombinationen (combinaisons principales) des Kalkspaths von Framont folgende an: (dF . es) = (R9 . — iR) ; (b' . et) = (— ^R . - 14 R); (b’ . e*) = (— ^R . ooR) ; (b’ . dt . e*) (- tR . R9 . *^' -H***^' ‘ifr-'t(.-''»l^'''« ► TM ^ i^L . ' A iLfl. ^n^BH3l _ ._ ■ r*i> l •' ^ I Hil I fi-i‘.'^«?> V yiv^r*^nr. ► ' •*^{'»’ • ' ' >fV , ■ . (< dfilfeP» ■■ • WjBIS •■>; -Jii kL.v«v jfj '1 wiC.. I _ .I^L .i..¥ /i X ^^Itätii.l = — ^R; d* = R3; dv=dt = R9. Aus seinen Ausführungen geht hervor, dass das Material, welches ihm zu Gebote stand, nicht sehr von dem mir vorlie- genden verschieden war; die Formen R, + 13R, — |R, — sR wurden indess von mir nicht beobachtet. An den von mir untersuchten Krystallen waren folgende Formen vertreten : 6 Rhomboeder: — jR j0112j, — ^R |0.13.13.4j, — 14R lO.U.Ii.l!, 4R |404l{, 5R |505l|, 16R |16.0.16.1|. 2 Prismen; ocR jiollj, ooP2 |ll20{. 6 Skalenoeder: R2 |3142|, R3 }213li, R^ i74.ll.3{, R9 |549l|, Rll |65.n.lj, R14 jl5.13.^.2|. - 1 Pinakoid: OR jOOOlj. 7 Diese Formen treten in folgenden Combinationen auf: 1) ooR 1 1011 { . — ^R !o112 j. 2) ooP2 ! 1120| . — ?R |0112{. 3) 16R j 16.0.16.1 { . - ^R j01l2j . ooR j lOlo j. 4) — 14R I 0.1 4.14.1 I . — |R {0112! . RV |7.4.iT.3{. 5) 4R [4041 1 . ocRjlOlOi . — ^Rj0112[. 6) ocR ! 1010| . + 4R j4041 1 . — 5RI0II2 j . R2 |3142(. 7) R3 j2131 1 . ooR 1 10l0| . 4R j4041 j . — ^R |0112{ . 5R |5051 j. 8) R9 j 5491 I . Rll 1 O.ö.H.l i . Rl4 j 15. 13.^. 2 | . — ¥R |0.13.r3.4! . oR jOOOlj. 1. Combination: ocRjlOlOj . — |Rl0112j (Fig. 1). Diese Combination ist die relativ häufigste. Die Krystallc sind, falls auf grobkrystallinischem Kalkspath aufgewachsen, meistens um einen grösseren Krystall derselben Combination in der Weise gruppiert, dass die ganze Gruppe in der Richtung der Verticalaxe treppenförmig aufgebaut erscheint; der grössere Krystall, welcher häufig eine Dicke von ungefähr 1 cm und eine Länge bis zu 3 cm erreicht, ragt gewöhnlich bis zu 5 mm aus der Gruppe heraus und zeigt auf seinen Säulenflächen eine den Combinationskanten ooR : — iR annähernd parallel verlaufende Parquetirung, welche offenbar durch einen Aufbau des Krystalls aus kleinen, parallel über einander, in Form des grossen Kry- stalles aufgestellten, tafelartigen Krystallen der Combination — 2R . ocR und eine nachherige Ausfüllung der Zwischen- räume durch neue Substanz veranlasst ist. Sind die Krystalle auf rhomboedrischem Dolomit aufgewachsen, so sind sie gewöhn- lich regellos gelagert, bisweilen auch, wie dies eine Stufe von Grandfontaine zeigt, mit kleinen, zum Theil gleichzeitig gebil- deten Rhomboedern von Dolomit wirr verwachsen. 8 Die Grösse der Krystalle schwankt von 1 bis 2 mm Dicke und 5 mm Länge bis zu 1 cm Dicke und 3 cm Länge. Die kleineren, besonders die auf grobkrystallinischem Kalkspatb auf- gewachsenen Krystalle sind vollkommen durchsichtig, während die grösseren mehr oder minder milchig getrübt erscheinen. Zu- weilen enthalten die Krystalle auch kleine Blättchen von Eisen- glanz als Einschlüsse. Die Flächen von — ?R, gewöhnlich scharf begrenzt, selten mit deutlich sichtbarer Streifung parallel ihrer kurzen Diagonale, zeigen schwachen Glasglanz und geben um die Kante ocR : — 5 R gemessen, infolge einer leichten Krümmung um die kurze Diagonale, einen fadenförmigen, parallel dem Verticalfaden des Fernrohrs verlaufenden Reflex, während ihre Lichtbilder, parallel den Polkanten reflektirt, im Allgemeinen etwas verwaschen sind. ooR zeigt theils Glas-, theils Fettglanz; die Reflexe sind jedoch wegen einer schwachen horizontalen Krümmung und der er- wähnten waschen. Parquetirung der Flächen nicht einheitlich, b Winkel : Gemessen : Berechnet:') (0112) : (1102) 44*’ 51' 45« 3' (0110) : (0112) 63« 18' 63« 45' (lOlo) : (1011)**) 45« 21' 45« 23' (1010) : (0110) 60« 22' 60° 0' 2. Combination: ooP2 jll20j . — 5R|0112j (Fig. 2). Diese Combination zeigen die Krystalle bloss einer kleinen Geode, welche aus der „Mine de la Chapelle“ stammt. Dieselbe ist gebildet aus krystallinischem Dolomit mit einer Umhüllung 1) Den Berechnungen ist das Axenverhältniss a : c = 1 : 0,8543 , welches dem Polkanlenwinkel des Grundrhomboeders: (loTl) • (1 101) = 74® 55' entspricht, zu Grunde gelegt. 2) Ein * bedeutet « Spaltungsfläche ». 9 von ockerigem Eisenoxyd und im Innern ausgekleidet von kleinen Dolomitrhomboedern. Die schwach rosafarbenen, ungefähr 4 mm grossen Krystalle sind einzeln regellos auf den Dolomitrhomboedern aufgewachsen. Das Deuteroprisma ooP2 zeigt auf seinen Flächen eine verhält- nissmässig tiefe, parallel seinen Combinationskanten mit — iR verlaufende Furchung, welche anscheinend dadurch veranlasst ist, dass sich die Krystalle aus schichtenartig über einander gelagerten kleineren Krystallen der Form — iR aufgebaut haben. Die Reflexe auf coP2 waren infolge dieser Furchung durchaus unbestimmt; — iR dagegen war trotz einer merklichen Krüm- mung um die geneigte Diagonale seiner Flächen noch ziemlich sicher messbar. Winkel : Gemessen ; Berechnet ; (0112) : (1102) 44° 36' 45° 3' 3. Combination: 16R j 16.0.f6.1 { . — ^R } 01 12 | . ooRjlOlOj. (Fig. 3. u. 4.) Die Krystalle dieser Combination überziehen in regelloser Stellung krustenartig derbe Massen von Eisenoxyd oder sind in Geoden, welche aus Lagen von ockerigem Eisenoxyd und krystallinischem Dolomit gebildet sind, auf grobkrystallinischem Kalkspath oder kleinen Rhomboedern von Dolomit aufgewachsen. Als Begleiter des Kalkspaths findet sich neben Eisenglanz in kleinen hexagonalen Blättchen auch nicht selten Baryt, wel- cher theils in blätterigen oder stengeligen Massen , theils in kleinen nach oP (Hauptspaltungsfläche) tafelartigen Krystallen der Combination oP j 00 1 j . ocPoo }010{.ooPjll0j. Poo | 0 1 1 j . iPoo jl02j auskrystallisirt ist. Die Kalkspathkrystulle sind bis 5 mm gross und mit Aus- nahme der grösseren, meistens gefärbten Krystalle, farblos und durchsichtig. Unter den Formen herrschen 16R und — • IR vor; 10 die FJächen von 16R sind zuweilen infolge einer natürlichen Aetzung parallel den Spaltungsrichtungen kreuzförmig tief geritzt und durch nachherige Einlagerung von Eisenoxyd für die Mes- sung meistens unbrauchbar gemacht. Die wenigen Krystalle, deren 16R-Flächen noch einigermassen spiegelten, zeigten bis- weilen bei der Messung des Winkels 16R ; — |R [(0.16.16.1) : (0112)] ein ca. 3 ’/ä° breites Lichtbild, dessen helleres Ende den immer etwas horizontal gekrümmten, im Allgemeinen aber gut spiegelnden Flächen von goR entsprach, während das andere, weniger lichtstarke Ende der betreffenden Fläche von 16R an- gehörte; der mittlere Theil des Reflexes zeigte keinerlei Licht- culminationen, war also offenbar nur durch den allmählichen Uebergang von ooR zu 16R bedingt. Die Flächen von — ^R erscheinen ziemlich glatt, schwach glasglänzend und scharf be- grenzt. Es wurden folgende Winkel gemessen: Winkel : Gemessen : Berechnet : (0112) : (1102) 440 47' 45“ 3' (1010) : (1011)* 45“ 41' 45“ 23' (0110) : (0112) 63“ 24' 63“ 45' (0.16.16.1) ; (0112) 67“ 9' 67“ 23'. mbination; — 14R 1 0.14.14.1 1 . — ^R ! Rx |7.4.11.3|. In einer Druse, deren äussere Lage von derbem und ocke- rigem Eisenoxyd gebildet wird, während die innere aus stenge- ligem und strahligem Baryt besteht, finden sich regellos aufge- wachsen die Krystalle der obigen Combination. Die Krystalle sind bis 6 mm dick, 1 cm lang und beinahe vollkommen farblos und durchsichtig. Die Flächen von — ^R sind glatt und wenig glasglänzend; die — 14R- Flächen dagegen erweisen sich, mit der Lupe betrachtet, als uneben und schwach fettglänzend. Auf 11 den ersten Blick erscheinen die Krystalle wie die Combiuation — 14K|0.14.14.1 I |Rj0112| (Fig. 5). Bei genauer Be- trachtung zeigt sich indess, dass ausser diesen Formen noch ein Skalenoeder auftritt; die Mittelkanten des Rhomboeders — 14R sind nämlich immer eigenthümlich eingezackt, fast wie angefeilt, in der Weise, dass die Feilstrichrichtung der Hauptzone parallel verläuft. Die Erscheinung wird hervorgerufen durch das Skale- noeder RV 1 7.4.1 1.3 j , welches auch als äusserst kleine Ab- stumpfung der Combinationsecken von — 14R : — 2R auftritt und immer parallel der Hauptzone stark gestreift erscheint. Winkel : Gemessen : Berechnet: (0112) : (1102) 45° 13' 45° 3' (01 f2) : (0.14.14.1) 59° 27' 59° 36' (7,4.n.3) : (11.4.7.3) 0 CO 40° 4' (7.4. n. 3) : (Olli)* 72° 2' 72° 8' ombination: 4Rj404lj . oorI ioio| . — ^R loi (Fig. 6.) Die Krystalle dieser Combination finden sich in einer Geode, welche aus derbem, nur im Innern in Rhomboedern auskry- stallisirtem Dolomit und einer Umkleidung von Eisenoxyd ge- bildet ist; den Dolomitrhomboedern sind vielfach kleine, stark glänzende Eisenglanzblättchen parallel den Rhomboederspaltungs- flächen eingelagert. Die Calcitkrystalle sind kaum 3 bis 4 mm dick und un- gefähr 5 mm lang, vollkommen pellucid und mit annähernd gleicher Richtung der Verticalaxe zu zapfenförmigen Gruppen vereinigt. Die Flächen von 4Rj404li sind glasglänzend und meistens etwas gewellt, geben indess verhältnissmässig bestimmte Reflexe; auf — ^R ist fast immer die bekannte Streifung par- allel der kurzen Diagonale seiner Flächen zu beobachten, wes- 12 halb die Lichtbilder gewöhulich etwas verzerrt sind. Die Flächen des mit 4R fast im Gleichgewicht ausgebildeten Prismas ocR zeigen ziemlich starken Glasglanz, sind aber gewöhnlich um eine horizontale Axe leicht gekrümmt. Winkel : (1010) : (4041) (4041) : (lOll)* (0441) : (0112) 6. Combination; ooRjlOlOj R2j3142| Gemessen : Berechnet : 14° 29' 14° 13' 31° 23' 31° 10' 77° 42' 77° 58' 4Ri4041 I . — |R|0n2| . (Fig. 7). Zugleich mit den Krystallen der eben besprochenen Com- bination 4R . ooR . — iR kommen auch Krystalle vor, welche ausser diesen Formen noch das Skalenoeder R2 angedeutet zei- gen; an anderen Krystallen ist dieses Skalenoeder indessen auf Kosten von 4R auch verhältnissmässig grösser entwickelt, etwa in der Ausdehnung, wie es Fig. 7 zeigt. Die Krystalle finden sich in Geoden, welche wieder aus Dolomit mit einer Umhüllung von Rotheisenstein gebildet und im Innern mit Dolomitrhombo- edern ausgekleidet sind, entweder einzeln aufgewachsen oder zu cylinderförmigen Gruppen vereinigt. Die Bildung solcher Gruppen hat jedenfalls darin ihren Grund, dass vor dem Auskrystalli- sieren derselben schon ein von einer früheren Bildungsperiode herrührender einzelner Krystall vorhanden war, den dann die später gebildeten kleineren Krystalle in annähernd paralleler Stellung ringförmig umlagerten. Wenigstens zeigt ein solches abgebrochenes Krystallaggregat deutlich im Innern ein grosses, trübes Skalenoeder, um welches die neuen Krystalle, fast ohne es zu berühren, cylinderförmig gruppirt sind. Eine Stufe, welche ebenfalls Krystalle dieser Combination zusammen mit gleichal- terigen bezw. nur wenig später gebildeten, stark sattelförmig 13 gebogenen Rhomboedern von Eisenspatli trägt, ist abweichend von den erwähnten aus grobkrystallinischein Kalkspatli gebildet. Bezüglich der Oberflächenbeschaffenheit der Formen ocR, 4R, — ^R unterscheiden sich diese Krystalle durchaus nicht von denen der vorigen Combination; die Flächen von R2j3142{ zeigen ziemlich starken Glasglanz und eine offenbar durch oscillatorische Combination mit einem anderen Rn entstandene Streifung parallel den Mittelkanten des Grundrhomboeders, welche die Gestalt der Reflexe sehr beeinträchtigt. Es wurden folgende Winkel gemessen ; Winkel : Gemessen : Berechnet : (3142) : (4132) 23“ 56' 24“ 10' (3142) : (3412) 78“ 1' 77“ 49' (0112) : (1102) 45“ 21' 45“ 3' (1011)*: (4041) 31“ 19' 31“ 10' (4041) : (1010) 14“ 17' 14“ 13' 7. Combination: R3j213l} . coR|lOlO{ . 4Rj404l{ . — ^RjOH2 j . 5R|5051 |. Die Krystalle dieser Combination überziehen in paralleler Aggregation kammartig beide Seiten einer Stufe von grobkry- stallinischem Kalkspath. Sie sind durchschnittlich 15 mm gross, erreichen aber auch gelegentlich eine Grösse von über 4 cm. Alle grösseren Krystalle sind aus sehr kleinen, mit der Lupe eben noch als Einzelindividuen wahrnehmbaren Krystallen der- selben Combination mit paralleler Stellung der Axen aufgebaut und zeigen infolge dessen eine trübe, milchweisse Färbung, welche auch dem krystallinischen Kalkspath eigen ist. Auf den Spaltungsflächen des letzteren sowohl wie auf denjenigen der Krystalle macht sich dieser Aufbau durch einen eigenthüm- lichen, fast perlmutterartigen Schiller bemerkbar, indem die Spaltflächen der einzelnen kleinen Krystalle im reflektirten 14 Lichte den Eindruck von kleinen Blättchen oder Schüppchen machen. Auf den Krystallen sind kleine, stark sattelförmig ge- krümmte Rhomboeder von Eisenspath unregelmässig aufge- wachsen. Von den an den Krystallen auftretenden Formen ist R3j213lj bei weitem vorherrschend; ooR und 4R treten gelegentlich ebenfalls in verhältnissmässig grösserer Ausbildung auf, 5R und — |R aber sind immer nur sehr untergeordnet vertreten. Fig. 8 gibt in der Combination R3.ooR.4R. — fR ein Bild der Krystalle; 5R ist wegen seiner geringen Grösse weggelassen. Was die Oberflächenbeschaffenheit der einzelnen Formen anlangt, so ist noch zu erwähnen, dass die Flächen von R3 wegen der auf ihnen austretenden kleinen Krystallspitzen ge- wöhnlich rauh und drüsig sind, während die übrigen Formen fast gar nicht unter dem Aufbau der Krystalle gelitten haben und meistens glatt und schwach fettglänzend sind. Winkel : Gemessen : Berechnet (2131) : (3121) 35° 7' 35“ 36' (2131) : (2311) 75“ 42' 75“ 22 (0112) : (lf02) 45“ 1' 45“ 3 (1010) : (lOll)* 45“ 2' 45“ 23 (4041) : (lOll)* 31“ 4' 31“ 10 (5051) ; (1011)* 33“ 59' 33“ 55' 8. Combination: R9}549lj . Rllj65.11.lj . Rl4j 15.13. ^.2| . — V®R!0.13.f3.4 j . oRjOOOlj . In einer Druse, gebildet aus derbem Rotheisenstein mit eingesprengtem Eisenglanz und aufsitzendem Brauneisenstein finden sich kleine, bis 1 cm lange, spiessige Kalkspathkrystalle ; dieselben sind theils regellos aufgewachsen, theils mit nahezu paralleler Stellung zu Bündeln vereinigt, welche ihrerseits wieder 15 von einem Punkte ausstralilen und so einen drei- und mehrstrah- ligen Stern bilden. Die Krystalle machen auf den ersten Blick den Eindruck von spiessigen Aragonitkrystallen und die aus der französischen Zeit herrührende Etiquette der städtischen Sammlung, aus welcher diese Stufe stammt, trug auch die Auf- schrift: „Aragonite“. Der Habitus der Krystalle (Fig. D. 10. 11) wird durch die steilen Skalenoeder Rn beherrscht. Die Ausdehnung der beiden übrigen Formen variirt im Allgemeinen recht bedeutend; sie treten an einzelnen, wenn auch nur wenigen Krystallen überhaupt nicht auf (Fig. 10), während sie an anderen, beson- ders an den grösseren Krystallen verhältnissmässig gross ent- wickelt sind, so dass sie mit den Skalenoedern gewissermassen im Gleichgewicht ausgebildet sind. (Fig. 9. 11.) Die Krystalle sind vollkommen durchsichtig und farblos und zeigen auf allen Flächen ziemlich starken Glasglanz, so dass auch sehr kleine Flächen noch recht deutliche Reflexe geben. Die Reflexe sind übrigens auf keiner Fläche scharf. Am meisten gilt dies von denjenigen der steilen Skalenoeder Rn ; sie zeigen fast ausnahmslos eine sehr starke Streifung parallel den Mittelkanten von R, welche durch oscillatorische Combina- tion verschiedener Rn veranlasst ist und eine ‘sehr starke Ver- zerrung der Reflexe verursacht. Besonders zeigte sich der Einfluss dieser Streifung bei der Messung der Polkantenwiukel ; die Reflexe waren hier immer sehr verwaschen und verbreitert, so dass eine für die sichere Bestimmung so steiler Skalenoeder hinreichend genaue Ermittelung dieser Winkel vollständig un- möglich war. Am meisten bestimmt und einheitlich traten die Reflexe auf, wenn eine Kanteuzone des Grundrhomboeders ein- gestellt war, und es wurde infolge dessen fast ausschliesslich der Winkel zwischen den Skalenoederflächen und den Spaltungs- flächen des Grundrhomboeders den Bestimmungen zu Grunde 16 gelegt. Es konnten auf diese Weise mit hinreichender Genauig- keit die Formen R9, Rll, R14 ermittelt werden. Das Skaleno- eder R14, welches für den Calcit neu ist, wurde mit einheitlich und ziemlich scharf spiegelnden Flächen an einem kaum 1 mm grossen Kryställchen beobachtet, welches abweichend von den übrigen Krystalleii an seiner Spitze noch das Rhomboeder R zeigte (Fig. 12); es Hess sich nicht feststellen, ob die Flächen von R natürliche oder Spaltungs-Flächen waren. Die Flächen von — ^R j 0.1 3.1 6.4 j sind etwas cylinder- förmig um ihre Höhenlinie als Axe gekrümmt, im übrigen aber glatt und gut spiegelnd; infolge dieser Oberflächenbeschaffenheit waren die Polkantenmessungen dieses neuen Rhomboeders nicht mit der gewünschten Genauigkeit ausführbar, während der Winkel von — tR zu oR und R hinreichend genau gemessen werden konnte. Die Basis oR zeigt matten Fettglanz und unter der Lupe eine etwas unregelmässig unebene Flächenbeschaffenheit, gibt aber Reflexe, auf die noch mit ziemlicher Sicherheit eingestellt werden konnte. Winkel : Gemessen : Berechnet : (0.13.13.4) : : (13.13.0.4) IIP 12' bis IIP 42' in« 31 (0.13.13.4) : (0001) 72« 45' 72« 41 (0.13.13.4) ; : (oTll)’*' 117« 33' 117° 18' (15.13. ^.2) : (1011)* 47« 16' 47« 13 (5491) : : (lOTl)* 43« 55' 44« 17 (6.5. n.l) : : (loTl)* 45« 56' 45« 47 17 II. Kalkspath von Markirch. Der Kalkspath ist nach Dr. Carriebe in den Erzlager- stätten von Markirch sehr verbreitet. Er findet sich sowohl kry- stallisirt als in derben, späthigen Massen, theils allein, theils mit Dolomit, Quarz und Baryt zusammen als Gangausfüllung und als Begleiter der verschiedenen Erze, welche in Markirch gefördert wurden. In der Grube „Saint-Guillaume superieur“ im Rauenthal haben sich nach Dr. Carriebe auch farblose und vollständig durchsichtige Massen von Kalkspath gefunden, der, abgesehen von den ihn vielfach durchsetzenden Spaltungsrissen, dem be- kannten isländischen Kalkspath an Klarheit und Reinheit durch- aus nicht nachstand. Auf den Stufen der hiesigen Sammlungen zeigt sich der Kalkspath gewöhnlich in Gesellschaft von Quarz, Fahlerz und Perlspath (spath perle), der theilweise in kleinen Rhomboedern auskrystallisirt ist. Ein sehr abweichendes Verhalten zeigen einige Stufen, welche von Prof. BüCKiNa in einem Kersantitbruche in der Nähe von Markirch gesammelt wurden und weiter unten als Combination 7 näher charakterisirt sind. In chemischer Beziehung unterscheidet sich der Kalkspath aus den Erzlagerstätten von Markirch nicht wesentlich von dem Framonter Kalkspath; nur ist er eisenärmer. Eine Analyse der weiter unten als 2. Combination besprochenen Krystalle ergab folgende Zusammensetzung : FeO = 0,62 \ CaO = 55,2i( CO, = 43,931 99,76 j FeCOj = 1,00 oder CaCOj = 98,cc 99,60 2 18 Careiere gibt von Markirch folgende Formen an : P = R; e» = ooR; b’ = — ^R; e’ = — 2R; d* = R3; d' = Rf. Diese Formen treten zu 3 Combinationen zusammen, unter denen ausser der häufigen Combination ocR . — |R besonders die Combination ooR . R3 . — 2R • — 2R . R wegen ihres ver- hältnissmässigen Flächenreichtbums bemerkenswerth ist. Von mir wurden im ganzen 1 4 Formen an den Markircher Krystallen beobachtet : 8 Rhomboeder: — |R j0112j, — |R j0445j, — fR j0887j — |R j0994|, — V-R |0.11.n.4|, — 5Rj0551 } -h 4R |404lj, 16R jie.O.fe.ll; 5 Skalenoeder: R3 j213l|, RV- | 7.4.H.3 { , R4|5382j, R5 |3251 I, R7 |4371 {, 1 Prisma: GoRjlOloj. Diese Formen treten in folgenden 7 Combinationen auf: 1) — jR j0112 |. 2) ooR . }l0l0j . — |Rj0lJ2l. 3) 16R 1 16.0.16.1 I . — ^R|0112|. 4) R'^|7.4.n.3! .— ^Rj0ll2|. 5) R5j325l{ .4R|4041| .R3|2131|. 6) R7 j437lj . — |R l0994j . — 5R |055lj. 7) R4 I 5382 j . ocR | loTo j . 4R j 4041 | . — fR I 0U2 | — fR j0445| . — IR |0887} . — ^R |o.ll.n.4j. 1. — ^R jon2 j. (Fig. 13 a). Diese sehr hübschen Krystalle überziehen krustenartig beide Seiten einer Stufe, welche wesentlich eine aus kleinen Gesteins- brocken und Erzen zusammengesetzte Gangart darstellt. Die- selben haben einen Durchmesser von ungefähr 5 mm, sind mit Ausnahme der grösseren, welche nicht selten einen gelblich 19 gefärbten Kern enthalten, farblos, vollkommen durchsichtig und ziemlich stark glasglänzend. Zuweilen sind 2 oder mehrere Kry- stalle in paralleler Stellung verwachsen; einzelne Krystalle zeigen auch eine Andeutung von ooR (Fig. 13 b) und vermitteln da- durch den Uebergang zum zweiten Typus. Die Flächen des Rhomboeders, obwohl für das unbewaffnete Auge glatt und eben, erweisen sich auf dem Goniometer sehr fein gestreift parallel der kurzen Diagonale und auch wohl leicht um die Horizontale gekrümmt; die Reflexe sind infolge dessen meistens zu einem breiten Streifen verzerrt, welcher bei der Messung der Kanten- winkel, unter ca. 45“ gegen den Verticalfaden geneigt, quer durch das Gesichtsfeld läuft. Winkel ; Gemessen : Berechnet : (OU2) : (1102) 45“ 22' 45“ 3'. 2. Combination: ccRjloIoj . — |Rj0112j (Fig. 13c). Die Krystalle dieser in Markirch anscheinend gewöhnlichsten Combination sind theils massenhaft zu knolligen Aggregaten dicht an einander gereiht, theils in geringerer Anzahl in gewöhnlich sehr grossen Drusen aufgewachsen. Man kann an den Stufen, welche dem Salband der Gänge entnommen sind, deutlich 4 Perioden ihrer Bildung unterscheiden. Dicht am Salband hat sich als ältestes Gangmineral wasserheller Quarz abgesetzt, welcher auch theilweise au seiner Oberfläche in strahlig radialen Krystallen der Combination: ocR jioroj .R jlOllj , — R j 0111 lauf- tritt; auf diese erste Quarzbildung hat sich entweder» wieder Quarz abgesetzt oder aber derbes Fahlerz, das dann von kry- stallinischem oder auch in Rhomboedern auskrystallisirtem Perl- spath überzogen wird. Der Kalkspath bildet das letzte Glied der Reihe; er zeigt bezüglich der Grösse der Individuen, der Aus- bildung der einzelnen Flächen, sowie der Farbe und Durch- 20 sichtigkeit eine grosse Verschiedenheit. Die Krystalle, bei denen — jR j0112j vorherrscht, von Gkaffenauee sehr passend mit dem in der Bergmannssprache gebräuchlichen Namen „Schuh- zweckeu“ (Spath calcaire en tete de clou) belegt, schwanken in ihrer Grösse von 2 mm bis zu 4 cm, während die prismatisch gestreckten Krystalle eine Dicke von 3 mm und eine Länge von 1 cm kaum überschreiten. Die grösseren Krystalle sind theilweise durch ein Aneinander- resp. Aufeinanderwachsen der kleineren entstanden; die zwischen den einzelnen Krystallen bleibenden Zwischenräume sind dann später mit Kalkspathsubstanz ausge- füllt, wodurch die eigentümliche Parquetirung der Prismenflächen, wie sie auch an dem oben (Seite 7) erwähnten Kalkspath von Framont vorkommt, entstanden zu sein scheint. Auch Zwillinge nach oRjooOlj kann man gelegentlich beobachten. Nur wenige, gewöhnlich die kleineren Krystalle sind farb- los und durchsichtig; die meisten sind milchig trübe, theilweise auch mehr oder weniger schwärzlich gefärbt. Hinsichtlich der Ausdehnung der beiden Formen ist noch zu erwähnen, dass die Krystalle immer dann ein Vorherrschen von — jR und ein Zu- rücktreten, bisweilen sogar gänzliches Verschwinden von ocR zeigen, sobald sie in mehr oder weniger unmittelbarer Nähe des Fahlerzes auftreten. Die schwach glasglänzenden Flächen von — i R sind par- allel der kurzen Diagonale stark gestreift, während die Flächen von ocR, abgesehen von vereinzelt auftretenden kleinen Un- ebenheiten, eine ziemlich glatte, matt fettglänzende Oberflächen- beschaifenheit zeigen. Winkel: Gemessen: Berechnet: (0U2) : (1102) 45“ 17' 45“ 3' (0U2) : (0110) 63“ 37' 63“ 45' Bei den prismatisch ausgebildeten Krystallen laufen die 21 Prismenkanten zuweilen nicht genau parallel, sondern divergiren ein wenig, so dass man eigentlich statt eines Prismas ein sehr steiles positives Rhomboeder erwarten sollte. Die Messungen je- doch, welche an solchen Krystallen augestellt wurden, führten wegen ihrer geringen Uebereinstimmung und der nicht hin- reichenden Bestimmtheit der Reflexe zu keinem befriedigenden Resultate; für den Winkel 4-mR : — iR ergaben sich Werthe, welche zwischen 64° 10' und 64° 40' schwankten und somit ungefähr 30' bis 1° von dem für cxR : — |R berechneten Winkel abwichen, . 3. Combination; 16R [16.0.16.1 ! . — |R |0112 | (Fig. 3). Eine Druse, welche wesentlich aus grobkörnigem Kalk- spath besteht, zeigt kleine, kaum 2 mm grosse Krystalle der obengenannten Combination ; dieselben sind zu kugelförmigen Aggregaten vereinigt, welche ihrerseits wieder traubenförmig an einander gereiht sind. Zugleich mit ihnen findet sich Eisen- spath in kleinen, nur mit der Lupe erkennbaren Rhomboedern auskrystallisirt vor. Das stark gestreifte — fR |oil2j bedingt den Habitus der Krystalle; 16R j 16.0.16.1 j zeigt schwachen Fettglanz und immer eine leichte kuppelförmige Wölbung seiner Flächen, so dass die Reflexe gewöhnlich etwas verwaschen sind. Winkel : Gemessen : Berechnet : (0ll2):(H02) 45° 44' 45° 3' (0H2) ; (0.16.16.1) 67° 47' 67° 23' 4. Combination: Rx I 7.4.11.3 i . — ^R j0112| (Fig. 14). Kleine, bis 3 mm grosse, milchig trübe Kryställchen , zu kugeligen Gruppen regellos an einander gefügt, überziehen krusten- artig eine derbe Masse von Bleiglanz; an einzelnen Stellen ist 22 der Bleiglanz in kleinen Krystallen der Combination ocOoo 1 100 j • 0 1 1 1 1 1 mit vielfachen Zwillingsverwachsungen nach 0 j 1 1 1 j auskrystallisirt. Das Skalenoeder RV- herrscht bei weitem vor; seine Flächen sind höckerig rauh, während die kleinen Flächen von — jR zwar gestreift, aber glatt und lebhaft glänzend sind. Infolge dieser Flächenbeschaffenheit sind die Reflexe auf den Skale- noederflächen fast immer sehr schwach und verwaschen; nur an einigen Krystallen waren sie so eng begrenzt, dass die Mes- sungen immerhin noch mit einiger Sicherheit ausgeführt werden konnten. Sie stimmen am meisten mit den für Rt" berechneten Winkeln überein, doch ist mit Rücksicht auf die mangelhafte Oberflächenbeschaffenheit der Flächen und die beträchtlichen Abweichungen der gemessenen von den berechneten Werthen ein R3|213lj oder R4|5382j nicht ausgeschlossen. Es wurde gemessen: Winkel : (0ll2) : (1102) (7.4.n.3) : (7.11.4.3) (7.4.H.3) : (11.4.7.3) Gemessen: Berechnet: 44« 58' 45« 3' 74® 3' 73« 40' 39« 30' 40« 4' 5. Combination: R5 j 3251 j . 4R | 4041 | . R3 j 2131 1. (Fig. 15). Diese Combination zeigen die Krystalle einer kleinen Stufe, welche durch Prof. Bücking auf der Halde einer auflässigen Erzgrube gesammelt wurden; sie besteht der Hauptsache nach aus grobkörnigem Kalkspath und Dolomit. Die Krystalle sind bis l,s cm lang und 5 mm dick, theils aufgewachsen, theils frei ausgebildet, undurchsichtig und meistens gelblich weiss gefärbt. Nur die Flächen von 4R|404lj ge- statten eine Messung: 23 Winkel; Gemessen: Berechnet: (lOll)* : (4041) 30« 57' 31« 10' Die beiden noch zu bestimmenden Skalenoeder erweisen sich dem Verlaufe ihrer Mittelkanten gemäss als Rn und Rn'; die längeren Polkanten des ersteren steileren Skalenoeders werden durch 4R j4041 } gerade abgestumpft, woraus Rn = R5 |325l! folgt. Weiter gehen die Combinationskanten 4R : Rn' parallel den kürzeren Polkanten von Rn'; 4R ist also das Rhom- boeder der kürzeren Polkanten des Skalenoeders Rn', und es ergibt sich demnach Rn' = R3 |213ll. Fig. 15 zeigt die re- lative Grösse der verschiedenen Flächen. 6. Combination : R7 j4371 j . — ®R j0994| . — 5R !0551 | (Fig. 17). Aus dem Rauhenthal bei Markirch stammt eine Stufe, welche auf grobkrystallinischem Kalkspath einige spiessige, bis zu 1,5 cm grosse Krystalle der obigen Combination trägt. Die Krystalle, theils regellos gruppirt, theils in paralleler Stellung mit einander verwachsen, sind undurchsichtig oder doch nur durchscheinend und meistens leicht dunkelbraun gefärbt. Fast alle Krystalle tragen parallel mit ihren Flächen kleine glänzende Eisenglauzblättchen aufgewachsen; einzelne sind geradezu von Eisenglanz krustenartig überzogen oder ragen nur mit ihren Spitzen aus einer ungefähr centimeterdicken Lage von blättrigem Eisenglanz hervor, welcher sich offenbar als jüngere Bildung abgesetzt hat. Unter den Formen ist R7|437l{ vorherrschend, nicht selten sogar allein ausgebildet (Fig. 16); auch — fR|0994j tritt zuweilen verhältnissmässig stark hervor, während — 5R j0551 j nur als schmale gerade Abstumpfung der scharfen Polkanten von R7 wahrgenommen werden konnte. Die Flächen aller Formen 24 sind rauh und nur matt fettglänzend, wesshalb die Resultate der goniometrischen Messungen nur als Näherungswerthe gelten können : Winkel : Gemessen : Berechnet : (4371) ; (7341) 50“ 17' 49“ 50' (4371) : (4731) 67“ 57' 68“ 21' (Oin)* : (0994) 70“ 6' 69“ 38' (Olli)* : (0551) 56“ 10' 56“ 51' 7. Combination : R4 | 5382 | . ocR j 1010 { . 4R | 4041 j . — iR !0ll2| . — -^R l0445j . — |R |0887| . — ^-R lo.ll.fl.4{ (Fig. 18). Die Krystalle dieses Typus stammen nicht aus den Erz- gängen, sondern wurden erst in neuerer Zeit in dem Kersantit- bruche an der Strasse von Markirch nach St. Die durch Prof. Bücking gesammelt. Die ungefähr 5 bis 15 mm grossen Kry- stalle sind nahe dem Salband des Kersantits in Drusen auf einem fleischrothen, wesentlich aus körnigem Kalkspath bestehenden Mi- neralaggregat aufgewachsen. Zugleich mit ihnen findet sich auch Eisenglanz in stark glänzenden, sechsseitigen Blättchen, Quarz in Krystallen der Combination ooRjlOloj . -+• rIioTiI . — R j 0 1 1 1 ! , rhomboedrischer Dolomit und endlich Baryt in fleischrothen, lockeren, faserigen Massen. Die Calcitkrys^lle sind meistens etwas röthlich gefärbt, im allgemeinen aber durchsichtig und schwach fettglänzend. Die Flächen der negativen Rhomboeder sind bis auf — |R und — t-R sehr untergeordnet ausgebildet; vorherrschend sind R4 und ooR. Das Skalenoeder R4 zeigt eine, seinen Mittelkanten parallel laufende, ziemlich starke Streifung, welche offenbar durch oscillatorische Combination mit einem anderen Rn veranlasst ist; goR ist meistens stark gekrümmt, besonders au den Combina- tionskanten mit — t-R. 25 Nur die Rhomboeder — ^R, — fR, — fR und + 4R geben gute und bestimmte Lichtbilder, während die Reflexe der übrigen Formen, besonders diejenigen von R4 und — -xR im allgemeinen verwaschen oder bandförmig verbreitert sind. Die gefundenen Winkelwerthe stimmen deshalb nur massig mit den berechneten überein : Winkel : Gemessen : Berechnet : (0112) : (1102) 45« 8' 45« 3' (0112) : (0445) 11« 47' 12« 2' (0112) : (0887) 21° 58' 22« 10' (0112) : (01 lO) 63° 22' 63« 45' (1012) : (4041) 102« 16' 102« 2' (4041) : (4401) 114« 24' 114« 10' (5382) : (5832) 72« 43' 72« 54' (5382) : (8352) 41« 48' 41« 46' Ausser diesen einfachen Krystallen finden sich auch hübsche, sehr regelmässig ausgebildete Contactzwillinge nach oR vor. Weiter kann man in einem Hohlraume des Gesteines, welches die Krystalle der obigen Combination trägt, kleine, off’enbar von einer früheren Generation herrührende Krystalle der Combination: ccR (loio| . — iRjoil2j beobachten. III. Kalkspath von Reichenweier. (Fig. 22.) Der Basalt von Reichenweier enthält in kleinen, eigrossen Hohlräumen dünne, krustenförmige Ueberzüge von Kalkspath. Die auf dem krystallinischen Kalkspath aufsitzenden Kryställchen 26 haben ungefähr die Grösse von 4 mm, sind durchsichtig und matt fettglänzend. Die auftretenden Formen sind folgende : — 25R |0.25.^.1 j, — 2R jo221 j, — |R|oiT2i. Im allgemeinen sind die Krystalle aus kleinen mikroskopi- schen Krystallen derselben Combination aufgebaut, wodurch be- wirkt wird, dass — 2R sowie auch — |R eine schuppige, ziegel- dachförmige Oberflächenbeschaffenheit und — 25R ein mehr oder weniger parquetirtes Aussehen erhält. Die Winkelmessungen konnten infolge dessen nur für — 2R und — iR mit hin- reichender Genauigkeit ausgeführt werden. Zur Bestimmung von — 25R wurden an 3 Krystallen mit verhältnissmässig guten Reflexen folgende Winkel gemessen: R (Spaltung) : — mR (Olfi): (0mm 1) 47° 51' 47° 58' 47° 56' im Mittel also: 47°55'; hieraus würde sich glatt m = 23 ergeben: Winkel : Gemessen : Berechnet : (0111)* : (0.23. ^.1) 47° 55' 47° 54' 30" Das Rhomboeder — 23R ist noch nicht beobachtet; ich habe hier für dasselbe das zuerst von Hessenberg beobachtete — 25R substituirt, weil einerseits mit Rücksicht auf die Flächen- beschaffenheit des Rhomboeders die Fehlergrenze nicht so eng gezogen werden konnte, dass dadurch ein — 25R ausgeschlossen würde, andererseits aber bei der Messung so steiler Rhomboeder ein Irrthum von wenigen Minuten eine so bedeutende Aenderung des Coefiicienten zur Folge hat, dass eine sehr vorzügliche Flächenbeschaffenheit und eine sehr grosse Uebereinstimmung der an zahlreichen Krystallen angestellten Messungen nothwendig ist, um mit Sicherheit für das Vorhandensein eines dieser steilen 27 Rhomboeder, besonders aber eines noch nicht beobachteten, ein- treten zu können. Winkel : (0221) ; (2201) (0112) ; (ll02) (0.25.^. 1) : (Olfl)* Gemessen : Berechnet ; 100“ 50' 101“ 9' 45“ 42' 45“ 3' 47“ 55' 47“ 43' IV. Kalkspath von Dangolsheini bei Sulzbad. (Fig. 20.) Aus dem Trochitenkalk von Dangolsheim bei Sulzbad liegt mir eine Stufe vor, welche wegen der verschiedenen Ausbildung der auf ihr befindlichen Krystalle recht interessant ist. Auf der einen Seite der Stufe nämlich ist R3 (Fig. 20) theils in kleinen, milchig weissen, durchscheinenden, theils in bis zu l,s cm grossen meist undurchsichtigen Krystallen mit deutlich zonarem Aufbau ausgebildet; der die Hauptmasse der letzteren Krystalle bildende Kern ist meistens bräunlich gelb gefärbt, während der offenbar aus reinerer Lösung in einer zweiten Generation abgelagerte Mantel dieselbe milchweisse Färbung wie die kleineren homogenen Krystalle besitzt. Die grösseren Krystalle zeigen vielfach Sprünge und Risse parallel den Spaltungsflächen und eignen sich durchaus nicht für goniometrische Messungen; die kleineren dagegen geben recht gute Reflexe. Winkel : Gemessen : Berechnet : (2131) : (3121) 35“ 29' 35“ 36' (2131) : (2311) 75“ 16' 75“ 22' Auf der andern Seite der Stufe sitzen dicht neben einander 28 Krystalle, welche nur — iR, und solche, welche die Combination — 25R j0.25.^.1 1 . — |R j0332 j . — ^R |0554| . — iE }0445| (Fig. 21) zeigen. Die ersteren Krystalle sind kaum 2 mm gross, milchig trübe, matt und nicht zu messen; das Vorhandensein von — ^R konnte nur aus der Lage der Flächen zu den Spaltungsflächen konstatirt werden. Die Krystalle der zweiten Ausbildung sind nur zur Hälfte frei entwickelt, theils kaum 2 mm, theils über 5 mm gross, wenig durchsichtig, besitzen matten Fettglanz und eine milchig weisse, zuweilen etwas ins Bläuliche spielende Färbung; — 25R ist bei weitem vorherrschend, die übrigen Formen sind gleich gross ausgebildet, begrenzen sich jedoch nicht in scharfen Kanten, sondern gehen durch allmähliche Rundung in einander über. Wegen ihres matten Glanzes und der mangelhaften Oberflächen- beschatfenheit gestatten die Krystalle keine genauen goniometri- schen Messungen: Winkel: Gemessen: Berechnet (0.25.^.1) : (01 ri)* 47° 36' 47° 43 (0332) : (OlIT)* 79° 50’ 79° 26 (0.25.^.1) : (0445) 50° 7' 49° 24 (0554) : (01 il)* 84° 14' 84° 26 V. Kalkspath von Zabern. Im oberen Muschelkalk gegenüber dem Bahnhof von Zabern finden sich Kalkspathkrystalle in schmalen Spalten und kleineu Drusen des Kalksteins. Es liegen zwei von Prof. Bücking ge- 29 sammelte Stufen vor, an denen die folgenden Formen beobachtet wurden : — 2Ri022l| ,^R t0ll2j , ooR |lOio| , 4R j404l| , R3 12131 i; die eine Stufe zeigte die unter 1., die andere die unter 2, an- gegebene Ausbildung, 1. Combination : R3 | 2131 1 . — 2R j 0221 1 . ocR j 1010 } , --^loil2| (Fig. 25). Die Krystalle dieser Combination haben die Grösse von 3 bis 4 mm, sind vollkommen durchsichtig und zeigen im All- gemeinen schwachen Glasglanz; — 2R und R3 herrschen vor. Die FlächenbeschafFenheit tder einzelnen Formen ist gewöhnlich gut, nur ooR und — ^R besitzen zuweilen eine cylinderförmige Krümmung um eine Nebenaxe resp. die kürzere Diagonale. Die gemessenen Winkel sind folgende : Winkel : Gemessen : (0221) : (2201) 101“ 6' (2131) : (3121) 35“ 42' (2131) : (2311) 75“ 16' (Olli)* : (0H2) 109“ 9' (1011)* : (lOlO) 45“ 32' Berechnet : 101“ 9' 35“ 36' 75“ 22' 109“ 8' 45“ 23' 2. Combination: 4R |404lj . R3 }213li . ooR |l01l| . (Fig. 26). Diese Combination wird an sehr kleinen und bis zu 1 cm grossen Krystallen mit matt fettglänzenden Flächen beobachtet. Sie sind theils parallel ihrer Hauptaxe verwachsen, theils un- regelmässig gruppirt, zu einer kleinen Druse vereinigt. 4R und R3 bedingen den Habitus der Krystalle und geben im Allge- 30 meinen vorzügliche Reflexe; R3 neigt jedoch nicht selten zu einer cylinderförmigen Krümmung um die scharfe Polkante. Winkel : Gemessen : Berechnet (2131) : (3121) 35« 35' 35« 36 (2131) : (2311) 75« 16' 75« 22 (4041) ; (lOil)* 31« 17' 31« 10 (1010) ; (1011)* 45« 51' 45« 23' VI. Kalkspath von Weiler bei Weissenburg. Aus dem oberen Muschelkalk (Trochitenkalk) von Weiler bei Weissenburg im Unter-Elsass siifd 3 Kalkspathstufen vor- handen, welche von Herrn Dr. Linck daselbst gesammelt wurden. Den Krystallen dieses Fundortes verleiht gewöhnlich das Vor- herrschen des Grundrhomboeders R einen Typus, der sie in charakteristischer W^eise von den übrigen Krystallen des Elsässer Muschelkalks unterscheidet. Das Grundrhomboeder kommt allein für sich und als vorherrschende Form in Combination mit Skalenoedern ausgebildet vor. 1. R I lOll |. Die Krystalle, welche das Rhomboeder R jlOll! allein zeigen, sind in grosser Zahl auf drüsigem Muschelkalk aufge- wachsen, ungefähr 5 mm gross, auf ihrer Oberfläche stark cor- rodiert und mit einem gelben Ueberzug behaftet; sie sind zur Messung nicht tauglich. Au denjenigen Stellen der Stufe, wo die Wirkung der lösenden und ätzenden Agentien besonders stark ge- wesen ist, haben die Krystalle eine eigenartig dachförmige Gestalt angenommen und sind so auf einem Skalenoeder, wahrscheinlich R3, aufgewachsen, dass die Rhomboederflächen über die stumpfen 31 Polkanten des Skalenoeders fallen (Fig. 31). Diese Erscheinung ist offenbar dadurch veranlasst, dass die Rhomboeder R in einer zweiten Periode auf den bereits früher gebildeten Krystalleu R3 auskrystallisirt sind, später aber, zumal an den Verwach- sungsstellen, theilweise aufgelöst wurden und so die Skalenoeder wieder zum Vorschein kommen Hessen. 2. Combination: R |l01l| . 2R3 j426l{ . R3 i213l{ . cxR I lOll i . (Fig. 32). Diese Krystalle finden sich auf einer zweiten Stufe aus dem Muschelkalk von Weiler; dieselben sind vollkommen farblos, durchsichtig, matt fettglänzend und erreichen zuweilen die Grösse von 1 cm. Das Grundrhomboeder ist bei weitem vorherrschend; die übrigen Formen sind gewöhnlich nur als sehr schmale Flächen an den Mittelkanten von R sichtbar, beeinflussen aber auch bis- weilen mit Ausnahme des Prismas ocR, welches stets nur sehr untergeordnet auftritt, durch eine grössere Ausdehnung den Habitus der Krystalle. Die Flächen des Grundrhomboeders sind durchgehends stark angeätzt, rauh und nicht messbar. Dasselbe konnte nur an dem augenfälligen Parallelismus seiner Flächen mit denen der Spaltungsforra erkannt werden. Das Skalenoeder 2R3 tritt nächst R am meisten hervor, zeigt matten Fettglanz und immer eine schwache Krümmung um die längere Polkante. Infolge dieser Oberflächenbeschaffen- heit sind die Reflexe, wenn auch einzeln, so doch immer wenig scharf und sehr schwach. Die gefundenen Winkelwerthe passen sich den für 2Rf j 11.5.16.3 1 berechneten recht gut an; so wurde an 3 Krystallen gemessen : Winkel : Obere Untere Grenze : Grenze : Mittel : Berechnet : (11.5.16.3) : (16.5.11.3) 35M2' 34° 17' 34° 39' (11.5.16.3) : (5.11.16.3) 34° 3' 33° 39' 33° 53' 34° 44' 34° 16' 32 Es wurde indessen statt dieses Skalenoeders das Skale- noeder 2R3j426lj gesetzt, weil einerseits, wie schon bemerkt, die Beschaffenheit der Flächen dieses Skalenoeders so mangel- haft ist, dass man aus den Winkelmessungen nicht mit Sicher- heit eine neue Form, wie es 2R| sein würde, ableiten kann, und andererseits sich auch, wenn auch nicht häufig, Krystalle finden, deren Skalenoederflächen weniger gekrümmt sind und Winkel bilden, die verhältnissmässig recht gut mit denen des Skalenoeders 2R3 übereinstimmen. Es wurde an 2 solchen Kry- stallen gemessen: Der Winkel der scharfen Polkante konnte unter den vor- handenen Umständen nicht gemessen werden. Das ferner noch vorhandene Skalenoeder R3 tritt sehr zurück; seine Flächen sind überdies so stark corrodirt, dass ihre Spiegelbilder nur als unbestimmte, verwaschene Schimmer w'ahrgenommen werden konnten. Für den Winkel der scharfen Polkaute wurde ca. 75° gefunden; ausserdem liess sich so gut, wie man es erwarten durfte, die Zone der Kanten des Grund- rhomboeders für dieses Skalenoeder nachweisen. Der Schluss auf das Skalenoeder R3j213l| scheint demnach ziemlich berechtigt. Das Prisma ocR|iÖ11} ist für die goniometrische Mes- sung durchaus nicht geeignet; dasselbe liegt jedoch in den Zonen: (4261) : (3211) und (6241) : (1231) und konnte somit leicht ermittelt werden. Einzelne Krystalle zeigen mehrere verhältnissmässig tiefe Einschnitte parallel den Flächen von — jR ; dieselben sind offen- bar durch eine Auflösung von einzelnen Zwillingslamellen nach — 5RjoiT2| entstanden. Winkel : (4261) : (6241) (4261) : (2463) Gemessen : 36° 49' 37° 30 31° 3' 30° 39 Bereehnet : 33 Anmerkung: Hessenbeeq beschreibt in seinen «Mineralogischen Notizen» III. pag. 8 an Calcitkrystallen von Rossie, St. Lawrenae Co. N. York zwei als unsicher geltende Skalenoeder 2R-U^ | 15.7.22.4 j und ff R-^ j 60.28.88.35 { , welche sowohl bezüglich ihrer Lage als auch ihrer Ausbildung den von mir an den Krystallen von Weiler b. Weissenburg bestimmten Skaleno- edern 2R3 und R3 so nahe stehen, dass eine Vergleichung der Krystalle beider Fundorte bezüglich der gedachten Formen von Interesse war. Auf die freundliche Verwendung von Herrn Prof. Bücking hin hatte Herr Prof. V. Fkitsch in Halle die Güte, mich durch Uebersendung der Hessen- BEBo’schen Originalkrystalle in den Stand zu setzen, die zu diesem Zwecke nothwendige Wiederholung der Messungen auszuführen. Für das Skalenoeder 2R-ht finden sich in folgender Zusammenstel- lung die von mir gemessenen und berechneten Winkel; zum Vergleich sind die von Hessenbeeq ermittelten Werthe hinzugefügt. Winkel. Zahl der Mess. Grenzwerthe. Mittel. Hessen- Berg ge- messen. Be- rechnet. (15. 7.^.4) : (22.7.15.4) 4 35“ 13'— 35“ 47’ 35“ 37' 35“ 26' 35“ 30' (15.7.22.4) : (15.22.7.4) — — — 81“ 53' 81“ 34' (15.7. ^.4) : (7.15.22.4) 5 32“ 16' — 33“ 7' 00 o CO 33“ 7' 33“ 17' (6281) : (15.7.22.4) 7 4“ 31'— 5“ 35' 5“ 6' — 5“ 37' (1011) : (15.7.22.4) 4 37“ 30' — 37“ 45' 37“ 36' — 37“ 1' (Olli) : (15.7.^.4) 4 67“ 23' — 68“ 23' 68“ 3' — 68“ 29' (6281) : (7.15.^.4) 2 33“ 54' — 34“ 6' 34“ 0' — 34“ 7' Die gemessenen und berechneten Winkel stimmen hier theilweise recht gut überein ; trotzdem kann die Form 2Rl;p nicht als sicher bestimmt gelten, da die Flächen immer, wenn auch zuweilen kaum merklich, ge- krümmt sind und infolge dessen nie hinreichend bestimmte Reflexe liefern. Die letzteren sind zwar in den meisten Fällen einheitlich, aber immer verzerrt, breit gebändert oder verwaschen, so dass eine sichere Einstellung nicht möglich ist. Im ganzen machen die stark glasglänzenden Flächen den Eindruck, als seien sie aus mehreren Flächen, die allerdings einem 2RD- äusserst nahe stehen , zusammengesetzt. 3 34 Bezüglich des anderen an denselben Krystallen noch auftretenden Skalenoeders, welches Hessenbeeq als ||R^ bestimmt hat, lässt sich nichts Bestimmtes angeben ; die Flächen desselben sind zwar eben , aber so stark angeätzt, dass Reflexe von ihnen nicht beobachtet werden konnten. 3. R3 |2131 j (Fig. 20). Eine dritte Stufe endlich aus dem Muschelkalk von Weiler trägt Krystalle, welche das Skalenoeder R3 allein entwickelt zeigen. Die Krystalle sind von sehr verschiedener Grösse; wäh- rend die weniger frei entwickelten Krystalle eine Dicke von ungefähr 1 cm haben, sind die mehr frei ausgebildeten kaum 1 bis 2 mm dick. Alle Krystalle sind von einer dünnen, gelb- lichen Kalkkruste überzogen, welche sich jedoch leicht abtrennen lässt; die grösseren zeigen daun eine etwas bläuliche Färbung und matten Fettglanz, während die kleineren Krystalle gelblich gefärbt, unvollkommen durchsichtig und zu Messungen wohl ge- eignet sind. Winkel: Gemessen: Berechnet: (2131) : (2311) 75° 32' 75° 22' (2131) : (3121) 35° 46' 35° 36' VII. Kalkspatli von Niederbronii. Im Muschelkalk von Niederbronn findet sich der Kalkspath im Innern von Höhlungen und Spalten, welche dem durch- sickernden Wasser Gelegenheit boten, die gelöste Kohlensäure in Freiheit zu setzen und damit zugleich den Gehalt an kohlen- saurem Kalk als Kalkspath auszuscheiden. Die Krystalle sind durchgehends oberflächlich mit einer dünnen, gelbgefärbten. 35 thonigen Haut überzogen; im Innern jedoch sind dieselben voll- kommen farblos und durchsichtig. In chemischer Beziehung stellen die Krystalle fast absolut reinen kohlensauren Kalk dar: COj = 44,13 ) CaO = 55,72 i gefunden, COj = 44,00 ) CaO = 56,00 ) berechnet. 99,85 100,oo Die auftretenden Formen sind nicht sehr zahlreich; es wurden in 3 Ausbildungsformen folgende Gestalten beobachtet; R3 |2131 !, —2R i 0221 !, —|R| 0112 j , — 14R i 0.14.14.1 | , 4-4R i4041 }. 1. R3|2131 j. (Fig. 20.) Die Krystalle sind dicht an einander gedrängt und nur mit ihrer oberen Hälfte frei ausgebildet auf einer dünnen Kruste von grobkrystallinischem Kalkspath aufgewachsen, welche ihrer- seits wieder deh gelblich gefärbten, ziemlich festen Muschelkalk überzieht. Die Oberfläche der Krystalle ist stark angeätzt und gestattet keine Messung; die Bestimmung der Form R3 beruht nur auf einer Schätzung. 2. — 2Rj0221 I (Fig. 28) und Combination: — 2Rj022lj .4R{404lj (Fig. 29). An den meisten Krystallen ist — 2R die einzige, an den anderen die bei weitem vorherrschende Form. Sie sind fast nur mit ihrer oberen Hälfte frei ausgebildet, bis 2 cm gross, zu einer prächtigen Druse vereinigt. Nur wenige Krystalle besitzen den erwähnten gelblichen Ueberzug nicht; an ihnen wurden folgende Winkel gemessen ; 36 Winkel ; Gemessen ; Berechnet : (0221) ; (2201) 101« 17' 101« 9' (lOll)* : (4041) 31« 11' 31« 10' 3) Combination : R3j213lj. — 14R | 0.14.14.1 1 . — 2Rj022l| . — ^Rjoillj. (Fig. 30). In einer Spalte im Muschelkalk sitzen zu einer flachen Druse vereinigt die 1,5 bis 2 cm grossen Krystalle. R3 be- herrscht den Habitus der Krystalle, ist aber immer parallel den Mittelkanten so stark gestreift , dass die Reflexe gewöhnlich bandförmig verbreitert und nur selten von schärferen Spaltbildern unterbrochen sind. Am besten reflektirt in scharfen und ein- heitlichen Lichtbildern — 2R; — 14R ist gewöhnlich cylinder- föi'mig um eine Nebenaxe gekrümmt. Das Rhomboeder — |R, welches immer parallel der kürzern Diagonale schwach gestreift erscheint, tritt nur sehr untergeordnet auf. Die Krystalle haben wegen ihres Ueberzuges ein schmutziges Aussehen, sind aber im Innern vollkommen farblos und durchsichtig und zeigen, wenn nicht überzogen, einen zwischen Glas- und Fettglanz liegenden ziemlich starken Glanz. Als Winkel wurden gemessen : Winkel : Gemessen : Berechnet: (2131) ; (2311) 75« 28' 75« 22' (2131) : (3121) 35« 48' 35« 36' (0111)* : (0221) 72« .20' 72« 16' (Olli)* : (Oll2) 109« 0' 109« 8' (0111)* : (0.14.14.1) 130« 4' 130« 28' 37 VIII. Kalkspath von Maursmünster. Aus dem Lettenkohlendolorait von Maursmünster stammt eine Stufe, welche ca. 4 mm grosse Krystalle in einer hohlkugelför- migen Druse erkennen lässt. Dieselben zeigen die Combination: — RlOlilj. — fR{0335j. — |Rj0ll2i. (Fig. 24). — R ist vorherrschend, nicht selten etwas sattelförmig gebogen und zeigt eine blättrige, rauhe Oberflächenbeschaffen- heit, welche durch einen Aufbau aus mikroskopisch kleinen Kry- stallen veranlasst zu sein scheint. Eine Folge dieser Oberflächeu- beschaffenheit ist es, dass die im übrigen farblosen und durch- sichtigen Krystalle ein milchig getrübtes, fettglanzartiges Aussehen haben. — 5R ist glatt und glänzend, aber meistens etwas horizontal gekrümmt. Das dritte Rhomboeder — |R tritt nur als äusserst schmale Abstumpfung der Kante — R : — 5R auf. Winkel : Gemessen : Berechnet (0112) : (1102) 44» 31' 45° 3' (0112) : (Olli)* 109° 7' 109° 8' (OlTl) : (0335) 13° 56' 14° 0' (Olll) : (lOll) 105° 30' 105° 5' IX. Kalkspath von Reichshofen. Eine Stufe aus dem oberen Steinmergel (Keuper) von Reichshofen zeigt im Allgemeinen kleine, ungefähr 1 bis 2 mm grosse Krystalle, die sich mit radialer Stellung der c-Axe zu kleinen, kugelförmigen Aggregaten vereinigt haben. Die winzigen Krystalle zeigen die Combination: — 8R|0881|. — ^R|0112i. oR|000i| (Fig. 27.) 38 — 8R ist glatt und glänzend, während — rauh und an- geätzt erscheint; oR ist nur an einigen Krystallen vertreten. Im Ganzen machen die Krystalle in ihren Aggregaten sowohl wie einzeln den Eindruck warzenförmiger Gebilde. Es wurde gemessen: Winkel : Gemessen : Berechnet : (0111)* ; (0881) 52" 35' 52° 36' — iR und oR konnten nur aus ihrer Lage zu dem Spal- tungsrhomboeder erkannt werden. Mitten unter diesen Krystallen hat sich auf der Stufe ein kleiner Complex von Krystallen der Combination : R3|213l|. — 14R ! 0.14.14.1 |. — 2R|0221(. — iR|0112|. (Fig. 30.) gebildet; diese Krystalle sind ebenfalls nur klein, etwa 1 bis 2 mm gross und sofort wegen ihrer eigenthümlichen, gelblichen, zu- weilen violetten Färbung von den Krystallen der ersten Com- bination zu unterscheiden. Diese Färbung ist durch einen dünnen Ueberzug hervorgerufen, dessen Natur nicht genauer festgestellt werden konnte; beim Hin- und Herwenden der Stufe bewirkt derselbe einen den Farben dünner Blättchen sehr ähnlichen Farbenschimmer. Die Krystalle sind offenbar in einer späteren Epoche auf denen der ersteren Combination auskrystallisirt , da unter ihnen nicht selten das steile Rhomboeder — 8R zum Vorschein kommt. Sie sind im Innern farblos und durchsichtig und geben im Allgemeinen verhältnissmässig gute Reflexe. Winkel : (2131) : (2311) (2131) : (3l2l) (0.14. fi.l) : (0111)* Gemessen : Berechnet : 75° 31' 75° 22' 35° 38' 35° 36' 49° 12' 49° 32' — 2R|0221| ist nur als sehr schmale Abstumpfung der 39 kürzeren Polkanten von R3 erkennbar; — jR ist rauh und sehr untergeordnet. X. Kalkspath von Pfirt (Ober-Elsass). Von Pfirt im Ober-Elsass liegen mir 6 Stufen vor, welche von Prof. Bücking daselbst gesammelt sind. Sie stammen aus den 5 Minuten südlich von Pfirt an der Strasse nach Winkel auftretenden Mergeln des oberen Doggers. Die durchschnittlich 5 mm dicken und ebenso langen Kry- stalle zeigen die Formen : — 5R|o1121, — 2R!o221|, RllOllj, 4Rt404li, ooR!i010{, R3l213l!, welche zu 2 verschiedenen Combinationen zusammeutreten : 1) R3l213l|. — iRt0lT2|. ooRtlOloj. - 2Ri022l|. 2) R3)213l|. — ^r!01I2|. ooRllOloj. R|l01lj. 4R|4041 |. 1. Combination: R3 1 2131 1 . — sR ! 01 12 | . ooRj loTo| . — 2Rj0221 |. Diese Krystalle sind einzeln auf der Spitze eines stark an- geätzten Skalenoeders (jedenfalls R3) aufgewachsen und haben bei ihrer Auskrystallisation nur die obere Hälfte ausgebildet. Diese Erscheinung ist offenbar dadurch hervorgerufen, dass die Träger früher gebildet wurden und später bei einer neuen Kalk- spathbildung als Krystallisationsmittelp unkte dienten; ihre Spitzen ragen nicht selten bis in die Mitte der neu gebildeten Krystalle hinein. Bemerkenswerth ist noch, dass die aufgewachsenen Kry- 40 stalle nach ihren Trägern orientirt sind; das eine Individuum ist immer gegen das andere um 180° (oder 60°) gedreht, so dass demnach eine längere Skalenoeder-Polkante des oberen Krystalls auf eine längere des unteren, eine kürzere des oberen auf eine kürzere des unteren stösst. Man kann also diese Ver- wachsung als eine Zwillingsbildung mit oE als Zwillingsebene ansehen. Fig. 23 gibt ein Bild der Krystalle; die nicht punk- tierte Fläche des untern Krystalls stellt eine Spaltfläche dar. Das Skalenoeder R3 mit — jR ist vorherrschend; ocR und besonders — 2R treten sehr zurück. R3 besitzt mit we- nigen Ausnahmen recht glatte und schwach glasglänzende Flächen, während — |E stark gestreift und ooR bei ziemlich starkem Glasglanze immer etwas horizontal gekrümmt erscheint. Im All- gemeinen sind die Krystalle durchsichtig und farblos, nur selten durch feine Einlagerungen etwas gelblich gefärbt; häufig indess zeigen sie tiefe Einschnitte parallel den Spaltungsflächen, welche durch eine nachträgliche Aetzung verursacht zu sein scheinen. (0111)* ; (1012) 109° 1' 109° 8’ (lOTl)* ; (1010) 46° 12' 45° 23' 2. Combination: R3j213l| . — |Rjoil2j . ooR j 1010 j . R j 1011 ! . 4R |4041 i . (Fig. 19.) Diese Krystalle zeigen nicht die eigenthümliche Erschei- nung bezüglich ihrer Ansatzstelle, welche bei den Krystallen der obigen Combination erwähnt wurde; sie sind vollkommen farblos und durchsichtig, zeigen auf R3 ziemlich starken Glas- glahz, auf ooR schwachen Fettglanz; — iR ist stark gestreift und meistens nicht glänzend. R3 zeigt nicht selten eine Strei- Winkel : (2131) : (3121) (2131) : (2311) Gemessen ; Berechnet ; 35° 32' 35° 36 75° 10' 75° 22 41 fang parallel den Mittelkanten, welche durch oscillatorische Com- bination mit einem steileren Skalenoeder, nach den approxima- tiven Messungen jedenfalls RV-, veranlasst ist. Vorherrschend ist R3 und — 5 R ; 4R tritt nur an einzelnen Krystallen als kleine dreieckige Abstumpfung der Ecke ooR : R3 auf, ist aber sehr glatt und glänzend. Winkel : Gemessen : Berechnet: (2131) ; (23”ll) 75*’ 20' 75° 22' (2131) : (3121) 35° 34' 35° 36' (lOTO) : (lOTl)^ 46° 10' 45° 23' (0112) : (OIH)* 109° 13' 109° 8' (1011) : (4041) 31° 7' 31° 10' XI. Kalkspath von Hettingen. Aus dem sogenannten Luxemburger Sandstein (Angulaten- Schichten des unteren Lias) des nördlich von Diedenhofen, nahe an der südlichen Grenze von Luxemburg gelegenen Dorfes Gross- Hettingen liegen mir mehrere Kalkspathstufen vor, welche von Herrn Dr. van Wekveke und Herrn Stüber daselbst gesammelt wurden. Die Krystalle kommen dort auf Spalten, seltener in Drusen im Sandstein vor. Sie zeichnen sich vor den bisher be- trachteten besonders durch den Zonenzusammenhang der an ihnen auftretenden Formen aus. Es wurden an den Hettinger Krystallen in sechs verschie- denen Combinationen folgende Formen beobachtet: 6 Rhomboeder: 4Rj404lj , -h |R j 5052 i ,R{l01l| , — 2R j0221 i , — iR |0445| , — ^R |0ll2{. 42 14 Skalenoeder: R7 |437lj , R5 j325l| , R4 jö382j , R3 |2131 ! , R2 |3142} , R| |7295| , Ri |4153j , RI |7186j , |R| |4156i , ÄRf 17.2.9.11 i , |R2 |3145| , — |R3|4.8.12.5}, — |RV|4.18.^.10j 4R2|6281 1. 4 • 1. Combi nation: R 1 101 1 1 . R3 ) 2131 1 . 4R j 4041 1 . |R j5052| . R5 !325i| . R4 |ö382j . Rf ]7295j . |R| |4156j . — |R3 1 4.8.12.5 j. Die Krystalle dieser Combination sind in regelloser Stel- lung dicht gedrängt auf einer dünnen Kruste von braungefärbtem, in sehr kleinen Krystallen der Form — 2R j422l} auskrystal- lisirtem Kalkspath aufgewachsen , die ihrerseits wieder den schmutzig grau gefärbten Luxemburger Sandstein überzieht. Sie sind vollkommen farblos und durchsichtig. Ihre Grösse ist sehr verschieden ; während einige wenige eine Dicke von über 5 mm erreichen, sind andere kaum 1 mm gross. Die Flächen zeigen im Allgemeinen matten Glas- bis Fettglanz; R3 jedoch hat mit Ausnahme einzelner zufällig verschont gebliebenen Partien stark durch Aetzung gelitten. Der Habitus der Krystalle wird durch R3 und fR| bedingt; ziemlich gross sind weiter 4R, — |R und R ausgebildet. R4, R5, — |R3 treten nur als schmale Zuschärfungen oder Abrun- dungen der Mittelkanten resp. schärferen Polkanten von R3 auf; auch R| und |K haben nur eine sehr geringe Ausdehnung. Fig. 34 gibt in der Combination R3 . 4R . R . |R| . — |R ein Bild des Habitus der Krystalle. Auf den Flächen von |R|, sowie an den Combinations- kanten von R mit R3 macht sich eine schwache Streifung par- allel der Hauptzone bemerkbar. 43 Folgende Winkel wurden gemessen: Winkel: Gemessen : Berechnet : (lOTl) : (1101) 740 52' 74° 55' (1011) : (0112) 37" 26' 37° 27' (2131) : (3121) 35° 33' 35° 36' (5382) : (8352) 41° 43' 41° 46' (3251) : (52M) 45° 41' 45° 32' (4041) : (3251) 22° 50' 22° 46' (4041) : (lOTl) 31° 9' 31° 10' (2131) : (2311) 75° 27' 75° 22' (4.8.f2.5) : (i.i: 2.8.5) 34° 47' 34° 20' (7295) : (2795) 72° 10' 71° 54’ (4156) : (4516) 53° 34' 54° 7' 2. Combination: Rt 1011 i . |R§t4156 j . R| |4153 2131 1 . 4Rj4041 j . R4|5382j . — ^r|oii2| . Rf|7 Diese Combination findet sich an vollkommen durchsichtigen, farblosen Krystallen, die auf einer ungefähr 5 mm dicken Lage von grobkörnigem Kalkspath in einem sehr petrefactenreichen Sandstein aufgewachsen sind; die ungefähr 5 mm grossen Kry- stalle sind sehr regelmässig, fast modellartig ausgebildet. Unter den Formen ist das Grundrhomboeder R weitaus vorherrschend; weiter sind noch jRl, R|, R3 und nicht selten auch 4R verhältnissmässig gross entwickelt. Der allgemeine Ha- bitus der Krystalle ist in Fig. 33 mit Weglassung der gewöhn- lich nur klein ausgebildeten Formen wiedergegeben. Die Combinationskanten der Skalenoeder mit einander und mit R sind nie scharf, sondern immer etwas um die Axe der Hauptzone gerundet; besonders zeigt sich diese Rundung an den Mittelkanten von R, so dass die Reflexe der Skalenoeder nie scharf begrenzt, sondern immer, und zuweilen sehr beträcht- lich, bandartig verbreitert waren. Eine Folge hiervon ist, dass 44 die Messungen im allgemeinen nicht sehr gut mit der Rechnung übereinstimmen. Winkel ; Gemessen : Berechnet : (1011) : (TlOl) 74“ 57’ 74“ 55' (lon) : (0112) 37“ 10' 37“ 27’ (lOll) : (4041) 31“ 10' 31“ 10' (4156) : (4516) 53“ 53’ 54“ 7' (7186) : (1786J 88“ 23' 88“ 47' (4153) : (1453) 76“ 19’ 76“ 8' (2131) ; (I2F1) 47“ 20' 47“ 1' (5382) : (3582) 35“ 47' 36“ 8' 3. Combination; ^Rlj 4156 ; . fR2', 3145! . R5 R||4153} . — 4r!0112' . — 2R|0221 i . 4-4R|4041 j. -+- R| lOll j. Die zierlichen, in der Richtung der Nebenaxe ca. 3 bis 4 mm grossen Krystalle dieser Combination sind sehr regelmässig aus- gebildet und vollkommen farblos und durchsichtig. Das Skale- noeder ^RI bedingt den Habitus der Krystalle, nicht selten jedoch ist auch |R2, R5, — iR und 4R verhältnissmässig sehr gross entwickelt, während R|, — 2R und R immer nur sehr untergeordnet auftreten. Fig. 37 gibt mit Weglassung von R| ein Bild der vorhandenen Formen in ihrer respektiven Ausdeh- nung. Die matt fettglänzenden Skalenoederflächen iRf und |R2 zeigen immer parallel der Hauptzone eine mehr oder minder starke Streifung , welche durch die alternirende Combination dieser Skalenoeder veranlasst ist und bei der Messung der scharfen Polkanten eine bandartige Verbreiterung, bei der Mes- sung der stumpfen Polkanten aber eine Verzerrung der Licht- bilder hervorruft. Die Flächen von R5 sind immer rauh und 45 gestatten keine Messung; dasselbe wurde aus seiner Beziehung zum Spaltungsrhomboeder und dem Rhomboeder 4R bestimmt. Die Flächen der Rhomboeder besitzen ziemlich starken Glasglanz, sind vollkommen eben und geben sehr gute, scharf begrenzte Reflexe. Winkel : Gemessen : Berechnet : (OlTl) : (0112) 109« 7' 109“ 8' (0112) ; : (0441) 770 54' 77“ 58' (0112) : : (0221) 36“ 48' 36“ 52' (45T6) : : (45l6) 54“ 24' 54“ 7' (4156) : : (5146) 12“ 47' 13“ 4' (3145) : : (3415) 49“ 39' 49“ 23' (3145) : : (4135) 15“ 24' 16“ 0' (4153) : : (5143) 17“ 59' 18“ 7' (4153) : : (1453) 75“ 58' 76“ 8' Combination: 4R| 4041 ; . 1 Rj 5052 1 ( • - -^R — iRi4045| .M|4156S .R2|3142j .R7j437lj. R5|3251 I . 4R2|6281 {. In dem Gehäuse einer Pleurotomaria finden sich die sehr hübschen, vollkommen durchsichtigen, durchschnittlich 4 mm grossen Krystalle dieser Combination. Das Skalenoeder 5R5, welches unter den übrigen mehr oder weniger glasglänzenden Formen durch seinen matten Fettglanz besonders auffällt, be- herrscht den Habitus der Krystalle; auch R7 und R2 treten zuweilen verhältnissmässig gross entwickelt auf. Unter den Rhom- boedern zeichnet sich vorzüglich 4R durch seine starke Aus- dehnung und prachtvoll spiegelnde Oberflächenbeschaffenheit aus; gelegentlich ist auch — ^R grösser ausgebildet, die übrigen Formen aber sind nur sehr untergeordnet entwickelt. Fig. 36 stellt in der Combination der Hauptformen: ^R| . R7 . R2 . 4R den gewöhnlichen Habitus der Krystalle dar. 46 Auf den Flächen von ^R| macht sich eine feine, mit blossem Auge kaum sichtbare Streifung bemerkbar, welche die Gestalt und Bestimmtheit der Reflexe im allgemeinen sehr be- einträchtigt. Ebenso sind die Lichtbilder der Skalenoeder R7, R5, R2 infolge einer Krümmung um die Hauptzonenaxen immer bandartig verbreitert oder verzerrt, so dass die goniometrische Messung kaum mit der gewünschten Genauigkeit ausführbar war. Das Skalenoeder 4R2, welches an beiden Seiten von 4R in der Zone der Mittelkanten von 4R mit stark glänzenden, meistens leicht gewölbten und immer sehr kleinen Flächen auf- tritt, gibt sehr schwache und durchgehends etwas verwaschene Bilder des Signales. Winkel : Gemessen : Berechnet : (4041) ; (0441) 65° 51' 65° 50' (0441) : (0112) 77° 51' 77° 58' (4041) ; (5052) 7° 51' 7° 51' (0441) : (0445) 65° 47' 65° 56' (4041) : (1011) 31° 9' 31° 10' (4156) : (5146) 12° 48' 13° 4' (4156) : (4516) 54° 36' 54° 7' (3142) : (4132) 23° 51' 24° 10' (3142) : (1342) 66° 38' 66° 15' (3251) : (2351) ' 29° 3' 29° 16' (4371) : (347f) 20° 44' 21° 7' (6281) : (2681”) 35° 18' 35° 52' 5. Combination: R5|325lj .R4|5382} .R3j213lj. R2| 31421 . Rf|7295j . ARf | 7.2.9.1 1 1 . MUi56|. — |RV-l4.18.2llO| . R|10Ii| . -^R|0112j . 4Rj404l|. Ein ziemlich grosses Exemplar eines Nautilus trägt in seinen Kammern die Krystalle dieser Combination. In den 47 Kammeru hat sich zunächst in einer ersten Periode zienalich gleichmässig eine Lage von hellbraun gefärbtem Calcit in durch- schnittlich 2 cm grossen Krystallen der Form — 2R abgesetzt. Diese Krystalle sind nur mit ihrem oberen Ende frei ausgebildet und zeigen auf beiden Seiten der Polkanten eine parallel mit letzteren verlaufende Fältelung; ausserdem sind dieselben von zahlreichen, sehr feinen Zwillingslamellen nach — jE, durchsetzt. (Fig. 38.) Auf diesen einzelnen Krystallen der Form — 2R sind nun in einer zweiten Periode die Krystalle der obigen Combination aufgewachsen und zwar so gegen die ersteren orientiit, dass die Spaltungsflächen der beiden Krystalle parallel verlaufen. Die kleineren unter den letzteren Krystallen, welche die durch- schnittliche Grösse von 2 bis 3 mm nicht überschreiten, sind vollkommen farblos und durchsichtig, während die grösseren eine milchweisse Färbung zeigen und fast undurchsichtig sind. Die an den Krystallen der ersten Periode vorhandenen Zwillingsla- mellen sind hier nicht zu beobachten ; dies weist darauf hin, dass die Ursache, welche in den ersteren Krystallen Zwillings- lamellen entstehen Hess, schon vor dem Eintritt der zweiten Periode zu wirken aufgehört hatte. Die Formen aRl, R, R3 sind ungefähr im Gleichgewicht ausgebildet und bedingen den Habitus der Krystalle, der im Ganzen dem der in Fig. 35 abgebildeten Krystalle entspricht; auch R4, R5 und R2 sind zuweilen verhältnissmässig grösser ausgebildet, die übrigen Skalenoeder der Hauptzone aber sind nur sehr untergeordnet vertreten, meistens nur als Rundungen der Combinationskanten der stärker entwickelten Formen be- merkbar und geben immer bandartig verbreiterte Reflexe. 4R ist auch hier mit ebenen und glänzenden Flächen, aber bei weitem nicht so stark ausgebildet als bei den früheren Combinationen ; — |R tritt ebenfalls sehr zurück. Alle Formen mit Ausnahme 48 der matt fettglänzenden Skalenoeder und besitzen ziem- lich starken Glasglanz, der aber bei R3 durch Aetzung zuweilen sehr abgeschwächt ist. Bemerkenswerth ist noch das Skalenoeder —kRt-|4. 18.22. lOj; dasselbe tritt hier mit ebenen, ziemlich gut, wenn auch schwach spiegelnden Flächen als äusserst schmale Zuschärfung der scharfen Polkanten von R3 auf. Winkel ; Gemessen: Berechnet (3251) (2351) 29« 32' 29« 16' (5382) (3582) 36« 26' 36« 8' (2131) (12M) 47« 16' 47« 1' (3142) (lOil) 19« 17' 19« 25’ (7295) (1011) 16« 54' 16« 36' (4156) (4516) 53° 4 3' 54« 7' (7.2.9.11) (7.9.2.11) 51« 45' 51« 59' (7. 18.^. 10) (4.22.18.10) 17« 19' 17« 34' (4041) : (1011) 31« 9' 31« 10' 6. Combination; R5 j325l| . R4 |5382| . R3 |213l!. R2 |3142j . jRl |415Gi . R | lOll | . 4R | 5052 | . 4R |4041j. Die Krystalle dieser Combination, welche sich in dem Ge- häuse einer Natica vorfinden, scheinen einen gleichen oder doch sehr ähnlichen Bildungsgang durchgemacht zu haben wie die in den Kammern des Nautilus befindlichen Krystalle. Sie sind auf dem Rhomboeder — 2R, welches dieselben Eigenthümlichkeiten der Ausbildung wie dasjenige des Nautilus zeigt, aufgewachsen, vollkommen durchsichtig und durchschnittlich 2 mm gross. In Bezug auf die Oberflächenbeschaffenheit und die Ausdehnung der Skalenoeder R5, R4, R3, R2 , jR| gleichen die Krystalle ganz denen des Nautilus, unterscheiden sich jedoch von letzteren durch das verhältnissmässig starke Hervortreten von |R und das 49 fast vollständige Verschwinden von R aus. Fig. 35 gibt ein Bild dieser Krystalle. Die scharfe Polkante von R3 zeigt nicht selten eine äusserst schmale, mit blossem Auge kaum sichtbare Zuschärfung, die jedenfalls durch das Skalenoeder — |Rr veranlasst ist; eine goniometrische Messung führte indess zu keinem Resultate, da die Flächen zu schmal und zu wenig glänzend sind, um wahr- nehmbare Reflexe zu liefern. Winkel ; Gemessen : Berechnet (3251) : (1011) 37“ 49' 37“ 55' (5382) ; (lOTl) 34“ 16' 34“ 28' (2131) : (1011) 28“ 56' 29“ 2' (3142) : (1011) 19“ 11' 19“ 25 (4156) : (4516) 53“ 57' 54“ 7' (4041) : (1011) 31“ 9' 31“ 10 (4041) : (5052) 7“ 52' 7“ 51' XII. Kalkspatli von Hayingen in Lothringen. Der Kalkspath findet sich in Hohlräumen eines oolithischeii Brauneisenerzes, der sogenannten Minette. Als Ausscheidungen bemerkt man in den Hohlräumen mehrere Lagen von feinkry- stallinischem Kalk; die untere, grünlich grau gefärbte enthält etwas Dolomit eingesprengt, dann folgt eine Kruste von schmutzig grün gefärbtem Braunspath in kleinen Rhomboedern und endlich Kalkspath in gut ausgebildeten Krystallen. Dieselben zeigen bei stark vorwaltendem — iR folgende Formen: — |RtOH2| ,4R|4041| ,R|lOllj ,Rfj718C|, R||7295{ , R2l3142|. 4 50 Diese Formen sind auf derselben Stufe in 2 von einander getrennten Hohlräunieu zu zwei verschiedenen Combinationen vereinigt. 1. Combination: — |Rj0112| . 4R|4041|. Die durchschnittlich 1 cm grossen, theils vollkommen durch- sichtigen, theils trüben Krystalle sind mit paralleler Stellung der Hauptaxe zu pyramidenförmigen Aggregaten verwachsen. Das bei weitem vorherrschende Rhomboeder — ^R ist infolge einer starken, der geneigten Diagonale seiner Flächen parallel verlaufenden Streifung nur schwach fettglänzend, während die als niedrige gleichschenklige Dreiecke erscheinenden Flächen von 4R starken Glasglanz besitzen. Mit der Lupe kann man auf letzteren flache, messerspitzenförmige, vielfach über einander gelagerte Erhebungen beobachten, die insofern eine gewisse Regelmässigkeit erkennen lassen, als sie ihre Spitze immer gegen die Basis der gleich- schenkeligen Dreiecke wenden und somit auf zwei benachbarten Flächen entgegengesetzt gerichtet sind. Trotz dieser Flächen- beschaffenheit gibt 4R in der Zone (01 iT) : (01 f2) gemessen, ziemlich scharf begrenzte Bilder des Signales; auch — ’^R liefert in dieser Zone einen hinreichend bestimmten, wenn auch immer fadenförmig verzerrten, quer verlaufenden Reflex : Winkel : Gemessen ; Berechnet ; (Oll2) : (Oni)* 70° 48' 70° 52' (0441) : (Olll)* 148° 48' 148° 50' Ausser — ?R und 4R sind an einzelnen Krystallen sehr untergeordnet noch Skalenoeder vertreten, welche die schief ver- laufenden Kanten von 4R : — |R schräg abstumpfen, meistens aber nur einseitig etwas stärker entwickelt sind. Sie gehören der Hauptzone an und sind wahrscheinlich identisch mit den auch in der zweiten Combination auftretenden Skalenoedern R s 51 und R2; eine nähere Bestimmung war nicht möglich, da die Flächen parallel der Hauptzone immer stark gestreift und ausser- dem sehr matt sind. 2. Comhination: — ^r!0112! .R2|3142{ .R|!7295|. R^)7186{ . R| 1011 |. Die Krystalle dieser Comhination unterscheiden sich in ihrer Grösse und der Oberflächenbeschaffenheit von — jR durch- aus nicht von den vorigen, sind indess nie so vollkommen durch- sichtig und zeigen nicht die pyramidenförmige Gruppiruug, sondern sind vielmehr unregelmässig krustenartig über und neben einander gewachsen. Das Rhomboeder — ?R beherrscht auch hier den Typus der Krystalle. Die Skalenoeder sowie das Rhomboeder R sind nur durch schmale, mehr oder weniger glänzende Flächen an den Mittelecken von — ^R vertreten ; ihr Zeichen wurde aus ihrer Lage in der Hauptzone und den nach- folgenden Winkeln bestimmt. Winkel : Gemessen : Berechnet ; (8176) : (lIOl)* 96« 51' (9275) : (nOl)* 88« 49' (4132) : (lIOl)* 85« 21' 96« 56' 88« 29' 85« 40' XIII. Kalkspath von Ars a. d. Mosel. Auf fein krystallinischem Kalkspath sitzen sehr kleine, farb- lose, sowie bis zu 6 cm grosse, etwas trübe Krystalle; beide Arten zeigen die Combinatiou: R3|213lj . ocRlloIoi . — iRloil2l. 52 Das stark vonvalteude E3 besitzt glatte, glänzende Flächen, während die beiden übrigen, sehr zurücktretenden oder auch gänzlich fehlenden Formen ocR und — immer leichte Run- dungen um eine horizontale Axe resp. die geneigte Diagonale erkennen lassen. An den scharfen Polkanten von R3 tritt noch ein Skalenoeder mit cylinderförmig gerundeten Flächen auf; das Zeichen desselben konnte wegen der mangelhaften Oberflächen- beschaffenheit nicht näher ermittelt werden. Winkel: Gemessen: (2131) : (3121) 35" 41' (2131) : (2311) 75" 18' (lOlO) : (1011)* 44" 15' Berechnet : 35" 36' 75" 22' 45" 23' 53 Zusammenstellung der beobachteten Formen. A. Rhomboeder: Zeichen: i Häufig- keit desÄuf- tretens. Xr. Xacmann. Mili-er- Bravais. Fundorte. 1 ocR 1 1010 j 13 Framont, Markirch, Pfirt, Zabern, Ars a. d. M. 2 16R j 16.0.16.1 ■ 2 Framont, Markirch. | 3 5R j 5051 1 1 Framont. 4 4R j404l| 15 Framont, Markirch, Pfirt, Zabern, Niederbronn, Hayingen. . 0 |R 1 5052 [ 3 Hettingen. 6 R |1011| 9 Pfirt, Weissenburg, Hettingen, Hay- ingen. 7 oR j 0001 1 2 Framont, Reichsbofcn. 8 — IR j0ll2| 27 Framont, Markirch, Reicbenweier, | Dangolsheim, Zabern, Weissen- burg, Niederbronn, Maursmünster, ; Reicbshofen, Pfirt, Hettingen, ^ Hayingen, Ars a. d. Mosel. 9 -|R j 0335 j 1 Maursmünster. 1 _fR j 0445 j 3 Markirch, Dangolsheim, Hettingen. 11 — R |0lTl { 1 Maursmünster. 12 -fR |0887 j 1 Markirch. 13 -IR j 0554 j 1 Dangolsheim. ; 14 - j 0332 j 1 Dangolsheim. | 15 — 2R |0221 j 7 Reichenweier, Zabern, Niederbronn, ' Reichshofen, Pfirt, Hettingen. 16 -fR j 0994 j 1 1 Markirch. 4. 54 Zeichen: Häufig- keit des Auf- tretens. 1 Nr. Näcmann JIlLLER- Bravais. Fundorte. 17 -MR 1 jo.ii.n.4{ 1 Markirch. 18 — Mr 1 0.13.13.4 { 1 Framont. 19 — 5R J0551 1 1 Markirch. 20 — 8R 0 00 001 1 Reichshofeu. 21 — 14R } 0.14.14.1 { 3 Framont, Niederbroun, Eeichshofen. : 22 — 25R j 0.25.25.1 j 2 Reichenweier, Dangolsheim. B. Skalenoeder : ! 23 |R2 { 3145 j 1 Hettingen. 24 } 7.2.9.11 { 1 Hettingen. 25 |4156{ 6 Hettingen. : 26 |7186i 2 Hettingen, Hayingen. 27 j 4153 j 2 Hettingen. 28 R| j 7295 J 3 Hettingen, Hayingen. 29 E2 |3142| 3 Framont, Hettingen, Hayingen. 30 R3 j 2131 { 17 1 Framont, Markirch, Dangolsheim, | Zabern, Weissenburg, Nieder- bronn, Reichshofeu, Pfirt, Het- tingen, Ars a. d. Mosel. 31 RV- } 7.4.n.3| 1 ^ Framont, Markirch. 32 1 R4 j 5382 j i 5 Markirch, Hettingen. 33 i R5 1 3251 { 6 Markirch, Hettingen. 34 R7 |437i; 2 Markirch, Hettingen. 35 R9 j5491 { 1 1 Framont. 36 Rll |66Uli 1 1 1 Framont. 55 Zeichen: Uäufig- keit desÄuf- tretens. Nr. Nacmann. Miller- Bbavais. Fundorte. 37 R14 1 15.13.18.2 } 1 Framont. 38 ocP2 j 1120 1 1 Framont. 39 4R2 j 6.2.8.1 { 1 Hettingen. 40 2R3 j 4261 { 1 Weissenburg. 41 - 4R3 i> 1 4.8.12.5 j 1 Hettiugeu. 42 IRil 5*^ 7 1 4.8.22.10 1 1 Hettingen. 56 Erklärung der Figuren. Taf. I. Fig. 1. ocR . )lOloj.l -iR 0112 j » 2. ocP2 . - ) 11^0 |. 1 0112 1 » 3. 16R 1 16.0.16.1 . — 4R ! . 1 01T2 { » 4. 16R ooR . -iR ! 16.0.16.1 |.|10I0|. , !0112 » 5. — 14R |0.14.Ti.l . -IR cxR . 4R . — 4R " I 1010 j. I 4041 j.{ 01*12! von Framont, Markirch. » Framont. » Framont. » Framont, Markirch. » Framont. » Framont. . mi.z.geol Siiecialk. o. Els.-Lotlir. ßd.1 Siöher, Kalksjiath. Tnll SjihäuscJie I^c^ektwn der heobachteten Formen and die Basis 0 H. CO R lOiO F Siohrr del . 4 . ; ■' ■ .V '■ *r .. > .Äf M ^ äds^^' -r ^ '^.V' L*!-' *' ' ■ " ii!€^ ^*‘:v / ' «^■^^ ' Jriw>!,(ol6>Uvi*r ■»** r |W I, s-Tvftv]^)»rni| nstit,.;iriii| ■■ ■ ■- '’* '-V '.’ ' •* a^ .\ ' -f- ?* ' ' W ''■' . ^ ;u - .’VT» < ’i ; ) .( l ' ■'■■ii. v^'v V i^/iiM.i'-ii(ti.»'-'‘ . JiV*“ - » »A‘ • i w *> . V »r«)HJf>^».l V ;/V’..^ «I i» > ■ ' ■ , -4K. ^tbl\ ^ * Ml ^%‘rjrt / Ul V “ • ; Iloij * j 1^ 4C j .i f ; ’ * . - - . .. r • • ,.. SRiiilA ’• ' « ^ ■ v-'l 58 Taf. II. Fig. 7. 4R . OCR . R2 . }4041 j . I lOlO j . j3142{ . } — 4R 0112 { von Framont. 1» 8. R3 . 4R . ooR . - j 21'31 j . J 4041 { . j 1010 { . j -iR 01*I2 J Framont. » 9. R9 . — 4fR . oR |5491 I . jo.13.l3.4j . joOOl 1 ( Framont. . 10. R9 1 5491 { » Framont. » 11. R9 . —l^R J5491 j . }0.13.I^.4{ Framont. » 12. RU . . ; 15.13.^.2 1 . j0.13.i3.4 j . 1 R lOll 1 Framont. » 13 a — iR j 0ll2 { » Markirch, Dangolsheim. ^13b,c. ocR . — IR ; lOToJ . joil2j Marklrch. » 14. RU . IR 1 7.4.1T.3 1 . j 0112 { Markirch. » 15. R5 . R3 . 4R j325l! . j 2131 j.j 4041 j Markirch. t \ 5 4 .4 3 -3'- >» -y: ''-i fi« *v ‘•ij— 7 * , li\V-; ti< «1- ..'.4f .«S-* - ?.■> t •■ JtJ>iiJSH«f ■>'»! • SfjPi'Sa • <* ^rnraU *r/» . i :V ' - • Jtx- . a' -.1 Ut ' fOH :ji fßi]^öit*ij . Jico .Jiii 4, •. . ^ . ü ^ |j|^ j( ^' ... * • ' ^T* , I - * * ^§Ä ♦*" V »if •"* ifJ f -»' A - • ** * HL~ ;*JC /iii ' «41 V»- %r,va9^^t ;■ ^ !*.if^' . .Ä'^' . A • 7jMUt^ifftrT;'Q7/.i{ tiffi »■•1 L*'*'’ * '■ ‘lil ^ *• ^ ■■ *iV 1 ^ ^ ^ « "*' » . 1 H4- - . .H5t ÜV-- v‘ .•.Vi*f(!il _f^{|)!\ilä!«l .i»6s: “*» ' ’-t'V .9 . { A “ ** i ' . ^ \ . * > » r « • Ö*K ' ’ > i- fr ¥ *■ tf- V* ' 60 Taf. III. Fig. 16. R7 143711 von Markirch. » R7 . — »K . — 5R I 43T1 0994 1,| 0551 1 R4 . 5cR . — VR • 4R ■ 53ö2{.|l0T0j.j0.11.n.4j.j404ll _|R . _4R . _iR ) 0887 I . ! 04i5 I . j 0ll2 j R3 . - ^R . ocR . R . 4R j213l|.i0lT2{.jl0T0l.jl0lll.j404i; — 25R .-|R.— |R.— §R |0.25.25.l|.j0352;.;0554l.'0445j — 25R . — 2R .—AR 99 _ _2 I 0.25.25.1 I . J0221 1 .0112 j R3 . —AR . OCR . — 2R 23. 1 2131 1 . 1 01T2 ; . j lOlO j . J 0221 \ aufsitzeud auf R3 j 2131 * — R . — §K . —Ar JOlll 1 . )0335( . j0112 1 R3 . — 2R . ocR . —AR 1 2131 }.| 0221 j.j 1010 j.|0ll2l 4R . R3 . ocR 1 40'41 1 . j 2131 { , 1 1010 1 — 8R . —Ar . oR j 0881 {.J 0112;.} 0001 ; » Markirch. » Markirch. » Pfirt. » Dangolsheim , Weiler, Niederbronn. » Dangolsheim. » Reichenweier. » Pfirt. » Maursmüuster. » Zabern. » Zabern. » Reichshofeu. Jbh.z.^eol. Sjucialk. v. Els-Loihr. Bd J Siöher, Kalkspaih. Tafln. F^.17 Fij.18. Fiq.20. T.Stoha' än Lilh.Jnst. der Hhem. Fritdr Wdh. I niv. p.ÄHenry in Fonn. ikT ' 9 ' ^ I • ■ -- ;'T >■ - '■ *f ■ •'*’• f: , '■ 't 5if^ ’ 4f^ ■^'•'' • a f wVt .‘in't* -■'t ■'. ^ ^ ‘ I' «rlh a - «t - ^ ^ 4l>Ät(f»5b jtaen'ivjb^V^., ^ lif— ’.^ß. . i\kt^ > ßtt — »H!A4>4 - ; \ • • * .' (ijl * .* ‘ i - f 'tnti! ^ir ' w 111 ^ . '"'■'^ 'J**‘.*5^«lf'*’' .. .. V wiv V-' - ’'■*• '“i/ I ■ U' '■■ , (rii , M ;ii '■* 'SÜ'>>- SU - 'Ja •: 7' * Hß - '. ^ i ' fjilJOi l.ii^^ U'!«4iT 1 • ■M^aa,Hy„ ■_ ^p,,ä; r\ , r’. I '?i.' ■ '' X- ii^ ■“ . ' >*' r*«, ^ •. « ’ > 4-T*; - •> ' -.rf" r » / ' ■ *» * .* J ■ T J 4,v' j B ^''' *»• • , * , V Taf. IV, 28. — 2R }0221 1 \ 29. — 2R ! 0221 . — 4R j . 1 4041 1 1 30. R3 . — 14R |213lj.j0.14.14.; .— 2R. - L{.l022l|.j0 -iR 112j 31. R ! lOTl auf R3 j j2131 1 ( 32. R j 1010 . 2R3 1 . ! 4261 1 . R3 . [.l213li.! OCR 1010 1 33. R ; loii ■ m 1 .j4156| M4ii3j.! R3 2131 1 34. R3 . !2131(, |Rf . 4R . R >4156{.|404lj.{l0Ti: .-iR j.joii2: R5 . R4 . R3 . R2 4R^ • 2^3 35. }325lj. 4R j5382|.j213lj.j3142 . |R . R j.j4156 !4041 j . { 5052 : i • ! 1011 i 36. R7 >4371 . R2 ;.13142| iRo [.j4156{.> 4R 4041 1 R5 • fR2 • 4R 37. I 3251 -iR |.l4156| R |. >31451. 1 . — 2R 4041 1 10112 MioTi! 1 . 10221 1 von Niederbronn. » Niederbronn. » Niederbronn, Reichs- hofen. » Weiler bei Weissenburg. » Weiler bei Weissenburg. Habitus der Krystalle von Hettingen. » » > > » 9 ;38. -2R|0221 I nach mit Zwillingsstreifung — iR)0ll2 j von Hettingen. .Mh.z.geol. SgeciaTk. v. Els-Lothr. Bd T. Slöhfv, KaJhsjiuih Ta ER *IS6 il53 21 3 J 0221 40^lj 0112 0221 0121*1 J0S2 2156 JOJl 2131 20*1 0112 021t 0221 J2S1 2021 FSf/iher dcl. Liih.Jnst. der Hlum. Frudr. Wilh. Iruo. uÄHcnry in Fojin. ABHANDIAJNGEN ZUR GEOLOGISCHEN SPECIALKARl^E VON * . ELSASS-LOTHR, INGEN. Band V. — Heft II. STRASSBÜRG, STßASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schültz & C‘®. 1893. DIK OBERE ABTHEII.UNG DES UNTEREN LIAS IN DEUTSCH-LOTHRINGEN. J. A. STÜBER. STRASSBÜRG, STRASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schultz & C'®. 1893. j. rr \ • ; -^1 ^ y» H 1 1 t'O j - äl .« r,TH.l.U^:«3 .— -fm , WJj > 4. .}(^»U‘C8 J‘- X -23 -■ fr i V ., ?■ ' .t-' * ■•' Ä “ . J f * f - 4 ■ * ' m>'’- ..Ay ,• • ,.aVj.v. •jUiA "■ * ‘*V '^1^ ^ ■ / ii ■•: vifJ VORWORT Die Anregung zur Bearbeitung des unteren Lias Deutsch- Lothringens erhielt ich durch Herrn Professor Dr. Benecke, meinen hoch verehrten Lehrer, der mich auch während der ganzen Zeit meiner Studien stets und in jeder Hinsicht auf das freundlichste und wohlwollendste mit Rath und That unterstützte. Ein Theil des Materials, welches der Arbeit zu Grunde liegt, befindet sich in der geologischen Landessammlung von Elsass-Lothringen, der Strassburger Universitäts- und städtischen Sammlung und in meiner Privatsammlung. Anderes wurde mir in liebenswürdigster Weise durch die Direktionen des städtischen naturwissenschaftlichen Museums von Metz sowie der Samm- lungen der Akademie von Nancy zur Verfügung gestellt, wofür ich Herrn Fkideici, Conservator des Metzer Museums, und Herrn Professor Dr. Wohlgemuth in Nancy an dieser Stelle meinen wärmsten Dank ausdrücken möchte. Endlich haben mir Herr Abbe Friren in Montigny bei Metz und Herr Professor Dr. Bleicher in Nancy die reichen Schätze ihrer Privatsammlungen in zuvor- kommendster Weise zur Untersuchung überlassen, wofür ich mich diesen Herren ganz besonders verpflichtet fühle. Die Bibliothek des hiesigen geognostisch-palaeontologischen Instituts durfte ich mit der Erlaubniss des Herrn Professors Dr. Benecke völlig ungehindert benutzen, und ausserdem wurden [68] VI mir aus der Strassburger Stadtbibliotbek werthvolle Werke während längerer Zeit überlassen, wofür ich Herrn Stadtbibliothekar Dr, R. Reuss sehr verbunden bin. Die Kenntniss des französischen Lias, soweit er hier in Betracht kommt, verdanke ich zum grossen Theil dem bereit- willigen Entgegenkommen des Herrn Professors Dr. Bleicher, welcher selbst die Güte hatte, mir die wichtigsten Aufschlüsse in der Gegend von Nancy zu zeigen, als ich eine Reise in dieses Gebiet zum Zweck des Studiums der französischen Liasab- lagerungen unternahm. Auch seitdem hat mir Herr Professor Bleicher in zuvorkommendster Weise in zweifelhaften Fällen durch briefliche Mittheilungen Aufschluss gegeben und mir ge- stattet, von seinen Beobachtungen Gebrauch zu machen. In der Umgegend von Arlon hatte Herr Henrion, Con- servator des provinzialen Museums zu Arlon, die Güte, mich in die belgische Entwickelung einzuführen. Bei einer Grabung, die ich in der Metzer Gegend vornehmen musste, wurde mir die Arbeit durch das liebenswürdige Entgegenkommen des Herrn Kreisbauinspektors Heidegger erleichtert. Endlich darf ich nicht unterlassen, den Landesgeologen Herrn Dr. van Werveke und Herrn Dr. Schumacher für die mannigfaltigen Unterstützungen, die sie mir besonders beim Vergleich des lothringischen mit dem elsässischen Lias zu Theil werden Hessen, meinen wärmsten Dank auszusprechen. Der Lias, welcher im westlichen Deutsch- Lothringen weite Flächen bedeckt, ist schon mehrfach Gegenstand der Unter- suchung gewesen und kann im Ganzen und Grossen als ziemlich gut bekannt gelten. Nach petrographischen und palaeontologischen Merkmalen ist es gelungen, ihn in eine Anzahl von Abtheilungen zu gliedern, die sich im Allgemeinen ganz ungezwungen mit den durch Quenstedt, Oppel und andere Autoren für andere Gebiete aufgestellten in Einklang bringen lassen. Im Einzelnen jedoch sind noch Lücken vorhanden, indem gewisse Formationsglieder noch nicht so eingehend durchforscht wurden, dass sich eine genauere Parallelisirung mit ihren ander- wärtigen Aequivalenten hätte durchführen lassen. Ohne Zweifel findet sich eine der grössten Lücken unserer Kenntniss des lothringischen Lias in den jüngeren Ablagerungen des unteren und in den Grenzschichten zwischen unterem und mittlerem Lias. Die vorliegenden Untersuchungen sollen zu ihrer Ausfüllung und zur Erleichterung des Vergleichs mit den besser bekannten, gleichalterigen Bildungen des Unter-Elsass einen klei- nen Beitrag liefern. Der nntere Lias A. Untere Abtheilung. lieber den rothen Thonen des Rhät erscheinen in con- cordanter Auflagerung feste, dunkele, blaue Kalkbänke im Wechsel mit Mergellagen, welche eine ausgezeichnet unterliasische Fauna beherbergen und mit gleichartiger petrographischer Entwickelung in einer Mächtigkeit von etwa 40 Meter durch Deutsch-Loth- ringen anhalten; sie bilden den „lias inferieur“ oder „cal- caire ä gryphees arquees“ der französischen Geologen. Die reiche Fauna dieser Schichten, welche wohl zunächst Veranlassung zum genaueren Studium derselben gegeben hat, ermöglichte es, in dem petrographisch gleichartigen Complex die vier von Oppel unterschiedenen Zonen der unteren Abtheilung des unteren Lias zu erkennen*. Von ihnen ist nur die oberste. I. Oppel: Die Juraformation Englands, Frankreichs und des südwestlichen Deutschlands. — Württeinh. naturwissenschaftl. Jahreshefte, 12. — 14. Jahrg., 1856 bis 1858, S. 14 ff. Terqdem et Piette: Le Lias inferieur de la Meurthe, de la Moselle, du grand-duch6 de Luxembourg, etc. — Bull, de la Soc. g6ol. de France, 2« s6r., vol. 19, 1862, pag. 331 ss. Fiudrici: Aper?u gdologique du döpartement de la Moselle. Metz, 1862, pag. 74—75. TERQnEM et Piette : Paldontologic du Lias införieur de l’Est de la France. — M6m. de la Soc. g6ol. de France, 2® s6r., vol. 8, 1865, pag. 5 ss. Steinmann ; Geologischer Führer der Umgegend von Metz. — IV. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde zu Metz, 1881, S. 13 ff. Sciiümacher, Steinmann und van Werveke : Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte des westlichen Deutsch-Lothringen, 1887, S. 32 — 33. 3 - [71] welche das unmittelbare Liegende des Lias ß bildet, für die Ab- grenzung der nächst jüngeren Zone von Interesse und soll daher etwas eingehender behandelt werden; bei der Besprechung der tieferen Zonen kann ich mich dagegen kurz fassen. I. Die tieferen Schichten. Die tiefste Zone des unteren Lias, durch Psiloccras pla- norhe Sow. sp, charakterisirt, ist am östlichen Rande des loth- ringischen Liasplateaus mehrfach durch Steinbrüche aufgeschlossen, da der Kalk sich vortrefflich zum Brennen eignet. Zu dem bereits von Teequem* genannten Vorkommen von Gondreville und dem in den Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte des westlichen Deutsch-Lothringen^ erwähnten von Kürzel kann ich noch dasjenige in den Brüchen von Weiler bei Landorf hinzufügen, in deren untersten Schichten ich folgende Fossilien sammelte : Psiloceras' (Caloceras) Johnstoni Sow. sp. Schloiheimia (Wähneroceras) suhanyularis Opp. sp. „ catenata Sow. sp. Modiola Neumayri Tietze { = psiloyioti Quenst.) Myoconcha psilonoti Quenst. Waldheimia {Zeilleria) perforata Piette sp. RJiynchonella cf. plicatissima Quenst. sp. Pentacrinus psüonoti Quenst. MontUvaultia sp. 1. Terquem et Piette : Le Lias införieur de la Meurthe, de la Moselle, etc. — Bull, de la Soc. g6ol. de France, 2® ser., vol. 19, 1862, p. 332. Terqoem et Piette : Paläontologie du Lias införieur de l'Est de la France. — M6m. de la Soc. g6ol. de France, 2® s6r., vol. 8, 186.5, p. 28. 2. Schumacher, Steinmann und van Werveke : Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte des westlichen Deutsch-Lothringen, 1887, S. 32, Anm. 1. 1 [72] 4 In den höher liegenden Schichten dieser Brüche sowie in zahlreichen anderen fanden sich Fossilien, welche die Zugehörig- keit zur nächsten Zone, derjenigen der Scldofhcimia angulata beweisen. In der geologischen Landessammlung von Eisass- Lothringen befinden sich, zum Theil aus der Sammlung des ver- storbenen Herrn Pougnet in Landorf stammend, die folgenden Ammoniten aus diesen Schichten ; Schlotheimia angulata Schl. sp. „ striatissinia Quenst. sp. „ cf. striata Quenst. sp. „ cf. depressa Quenst. sp. „ coluhrata Ziet. sp. (= Moreana d’Orb. sp.) „ Charmassei d’Orb. sp. „ d’ Orhignyana Hyatt. Arietites (Caloceras) laqueolus Schlcenb. sp. „ „ liasicus d’Orb. sp. üeber den Bänken mit Schlotheimia angulata folgt die Hauptmasse der Kalke und Mergel, welche gewöhnlich als Zone des Arietites Buelclandi oder des Arietites bisulcatus bezeichnet wird, obschon diese Ammoniten auch in der nächst höheren Zone des Belemnites aeutus nicht ganz zu fehlen scheinen. Auch Gryphaea aretiata, die oft als Leitfossil für diese Schichten an- gegeben wird, ist nicht auf dieses Niveau beschränkt, sondern geht von den Angulaten- bis in die Acutus-Schichten hinauf, so dass dieses Fossil als charakteristisch für beinahe die ganze untere Abtheilung des unteren Lias angesehen werden kann. Folgende Ammoniten sind als bezeichnend für diese Abtheilung zu be- trachten , wenn auch einzelne von ihnen noch in höhere Schichten hinaufgehen : Arietites (Vermiceras) Conybeari Sow. sp. 5 [73] ÄrietUes {^Vcrmiccras) Bonnardü d’Okb. sp. „ (?) cf. Ärnouldi Dum. sp. „ (Agassiziceras) Scipionianus d’Ohb. sp. „ (Coroniccras) cf. bisulcatus Beug. sp. „ „ Buclclandi Sow. sp. „ „ roiiformis Sow. sp. „ „ cf. lyra Htatt. II. Die Schichten mit Belemnites acutus und Pentacrinus tuberculatus. Die Bänke mit Arietites Buclclandi werden von nur wenig mächtigen Mergeln, die mit Kalkbänken wechsellagern, bedeckt ; diese Schichten wurden als Zone des Belemnites acutus oder des Pentacrinus tuberculatus (Brevis-Schichten der Autoren) vom Arietenkalk abgetrennt. Dunkele, schwarzblaue, in verwittertem Zustand gelblich gefärbte Mergel mit eingeschal- teten festeren, blauen Kalkbänken setzen diese Zone zusammen, welche sich petrographisch nur durch Zurücktreten der festen Gesteine und durch häufig dunkeiere Färbung von den vorher- gehenden unterscheidet. Auf Grund der Gesteinsausbildung hätte wohl Niemand diese Schichten von den soeben besprochenen unterschieden; das erste Auftreten der Gattung Belemnites verleiht aber der Fauna ein ganz besonderes Gepräge k In der ganzen 1. Nach diesem Merkmal allein hat sich für Deutsch-Lothringen die Zone des Pentacrinus tuberculatus und Belemnites acutus von den tieferen Schichten trennen lassen. Es folgt daraus, dass die Begrenzung derselben eine andere ist, als die ursprüngliche von Oppel's Tubcrculatus-Schichten. Der letztere Autor bespricht einen Theil der hier als Zone des Belemnites acutus zusammengefassten Bildungen hei seiner oberen Abtheilung der Zone des Ammonites Bucklandi (Subzone des Ammonites geometricus), unter deren Leitfossilien er auch Belemnites acutus nennt (Juraformation, g 8, S. 35 — 37), während er als bezeichnend für seine Tubcrculatus-Schichten (1. cit. S. 44 — 45, g 9) unter anderen auch Ammonites Turneri, planicosta und Birchii anführl, deren Vorkommen für Eisass und Loth- ringen als leitend für die unterste Zone des Lias ß angesehen wurde. [74] 6 mitteleuropäischen Liasproviuz ist Belemnites acutus Mill. nahezu zur selben Zeit aufgetreten, und in Deutsch-Lothringen macht er sich sofort durch auffallende Häufigkeit bemerklich. Dümobtieb zieht diese Schichten zu seiner „partie supe- rieure du lias inferieur“ des Rhonebeckens’. Deshalb haben wohl einige Autoren die Schichten des Belemnites acutus auch für Lothringen den jüngeren Schichten des unteren Lias (Quen- stedt’s Lias ß) anreihen wollen*. Dies scheint mir jedoch nicht zulässig zu sein, da die Fauna dieses Horizonts sich noch voll- ständig an diejenige des Arietenkalks anschliesst und sich nur durch das Hinzutreten der Leitfossilien der Zone des Pentacrinus tuberculatus unterscheidet. Die charakteristischen Formen des Gryphitenkalks finden sich grösstentheils unverändert vor. Erst über den Bänken mit Belemnites acutus hat sich in Deutsch-Lothringen ebenso wie in Schwaben und im Eisass eine durchgreifende Veränderung sowohl der faunistischen als der petrographischen Verhältnisse geltend gemacht. In Folge dessen besteht zwischen der Zone des Penta- crinus tuberculatus und den jüngeren Ablagerungen ein scharfer Schnitt, der die älteren Monographen des lothringischen Lias veranlasste, mit den Schichten des Belemnites acutus den unteren Lias abzuschliessen und mit den darüber liegenden Thonen den mittleren beginnen zu lassen*. Diese Anschauung wird in den Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte der südlichen 1. Etudes paldontologiques sur les ddpöts jurassiques du bassin du Rhöne, Vol. II. Lias infdrieur, p. 93, 94. 2. Friren: M6Ianges paI6ontoIogiques, II® art. — Bull, de la Soc. d'hist. nat. de Metz, 3® S6r. 17, 1886, p. 24. 3. Terquem: Paldontologie du departement de la Moselle. Statistique du d6partement, 1855, p. 15. — Fridrici : Aper?u gdologique du ddpartenient de la Moselle, Metz, 1862, p. 77. — Jacqoot: Description göologique et mindralogique du departement de la Moselle (avec la coop6ration de Terqdem et Barre), Paris, 1868, p. 204, 235. 7 [75] Hälfte des Grosslierzogthums Luxeiiiburg noch festgehalten’. Wenn aber auch die organischen Einschlüsse der unmittelbar die Acutus - Schichten überlagernden Thone von denjenigen der Zone des Pentacrinus tuherculatus zum Theil verschieden sind, so ist doch der Gesammtcharakter der Fauna noch ein unter- liasischer, da die meisten Formen mit denjenigen der schwäbischen Turneri-Thone übereinstimmeu, die stets mit dem unteren Lias vereinigt werden. Mit Recht haben denn auch Bkanco* und Steinmann® diese Schichten zum unteren Lias gezogen. Dass die auffallend abweichende Entwickelung, die über den Bänken mit Belemnites acutus eintritt, vielleicht in einer Discordanz der Lagerung ihre Erklärung findet, soll später auseinander- gesetzt werden*. In Deutsch-Lothringen sind mir Profile, welche die Zone des Belemnites acutus vollständig blosslegen, nicht bekannt; die Bestimmung ihrer Mächtigkeit ist deshalb nicht möglich gewesen. Die obersten Schichten dieses Horizonts sind in dem auf S. 28 folgenden Profil von Peltre bei Metz aufgeschlossen. Die Fauna der Zone des Belemnites acutus in der Gegend von Metz ist eine sehr reiche. In der unmittelbaren Umgebung der Stadt bieten zahlreiche Steinbrüche, in denen die Kalke dieser Schichten zum Brennen gebrochen werden, ausgezeichnete Aufschlüsse, so dass schon seit längerer Zeit darin gesammelt werden konnte; besonders die Brüche von Grigy haben viele Versteinerungen geliefert. Herr Abbe Feiken in Montigny bei Metz, der schon seit Jahren mit unermüdlichem Fleiss alle diese Aufschlüsse ausbeutet, hat mir die Benutzung seiner ausser- 1. Seite 67. 2. Der untere Dogger Deutsch-Lothringens. — Abh. z. geolog. Specialk. v. Els.- Lothr., Bd. II, H. 1, 1879, S. 10 und Anm. 2. 3. Geologischer Führer der Umgegend von Metz. — IV. Jahresbericht des Ver. f. Erdkunde zu Metz, 1881, S. 14, 25, 30. 4. Siehe Seite 15 und Seite 25. \ [76] 8 ordentlich wertlivollen und reichen Sammlung mit grösster Liebens- würdigkeit gestattet, wofür ich ihm an dieser Stelle meinen ver- bindlichsten Dank wiederhole. Die grösseren Fossilien, die sich aus den weichen Mergel- lagen meist in schöner Erhaltung mühelos herausarbeiten lassen, wenn sie nicht frei herauswittern, sind stets verkalkt. Kleinere Exemplare, so namentlich die Mehrzahl der unten zu beschrei- benden Ammoniten, sind verkiest und häufig durch Oxydation mit einer Rinde von Brauiieisen überzogen, welche sie wider- standsfähiger macht. Wie so häufig bei Verkiesung in Thon- schichten, finden sich auch hier meist nur die inneren Windungen der Ammoniten erhalten ; die Lobenlinie ist an solchen Kies- kernen meist gut zu sehen, was die Bestimmung der Formen bedeutend erleichtert. Die Brachiopoden sind gewöhnlich mit er- haltener Kalkschaale versteinert, unter der jedoch eine Schicht von Schwefelkies liegt. Das Innere kann dann wieder mit Kalk- spath ausgefüllt sein. Ich habe aus den Schichten mit Belemnites acutus der Umgegend von Metz folgende Fossilien bestimmt: Ichthyosaurus sp. Acrodus anningiae Ag. „ nobilis Ag. Hyhodus {? Folyacrodus) de la Bechei Charlesw. „ {?) reiieulatus Ag. (Ichthyodorulith), Krebsscheerenreste. Ostracoden. Belemnites acutus Mill. Nautilus sp. Lytoceras articulatum Sow. sp. Ectocentrites italicus Menegh. sp. „ cf. Meneghinii E. Sism. Schlotheimia cf. ventricosa Sow. sp. 9 [77] Schlothcmia scoliopUjcha Waehn. „ posttaurina Waehn. „ nodosa sp. nov. „ Leigneleiii d’Orb. sp. ArieÜtes {Agassiziceras) laevigatus Sow. sp. „ (Vermiceras) Gongbeari Sow. sp. „ (Arnioceras) Hartmanni Opp. sp. „ „ Semico Status Yoüng und Bied. sp, „ „ falcaries Qoenst. sp. „ „ obtusiformis Hyatt. „ „ Bodleyi Buckm. sp. „ „ miserabüis Quenst. sp. „ {Coroniceras) BucMandi Sow. sp, „ „ „ var, sinemuriensis d’Oeb.sp. „ „ latus Hyatt. „ „ rotiformis Sow. sp. „ „ bisulcatus Beug, sp, „ „ lyra Hyatt, » n sp. Pleurotomaria anglica Sow. sp. „ planula Teeq. und Piette, Turbo pcdudinaeformis Schübl. sp. Cylindrites fragilis Dunk. sp. ? Turritella elongata Ziet. Ostrea irregulccris Mst. „ ungula Mst. „ laeviuscula Mst. Gryphaea arcuata Lmk. Anomia striatula Opp. „ nuda Teeq. und Piette. Terquemia semicostata Mst. sp. Plicatula ventricosa Mst. Fecten tcxtoriiis Schl. Lima {Flayiostoma) cf. gigantca Sow. „ „ cf. Stigma Dümortier. „ (Eadiila) pcctinoides Sow. „ (Limea) acuticosta Glde. „ „ Koninclcana Chap. und Dew. Gervillia oxynoti Qüenst. (? Avicula). Avicula inaequivalvis Sow. Inoceramus pimiaeformis Dunk. sp. Modiola cf. producta Terq. sp. „ „ ornata Moore. „ „ rustica Terq. Finna Hartmanni Ziet. Myoconcha cf. decorata Mst. Cardium cingulatum Gldf. sp. Frotocardia oxxjnoti Qüenst. sp. ? Isocardia hombax Qüenst. sp. Macrodon BucJcmanni Richards, sp. Cucidlaea Münsteri Ziet. sp. Nucida cordata Gldf. Leda Renevieri Opp. „ Galathea d’Orb. „ siibovalis Gldf. sp. „ Zieieni Brauns. Astarte sp. cf. striatosulcata Roem. Lucina pumila Gldf. sp. ? Unicardium cardioides Bean sp. Fleuromya Uasina Schürl. sp. ? Arconiya elongata Roem. sp. Lingtda Metensis Terq. Spiriferina Walcotti Sow. sp. typ. u. var. lata Mart. 11 [79] Spiriferina rostrata Schl. sp. typ. „ „ var. pinguis Ziet. „ „ „ Hartmanni Desl. „ » ). verrucosa v. Buch. sp. Waldheimia [Zeilleria) perforaia Piette sp. Rhynchonella Deffneri Opp. „ grypMtica Quenst. sp. „ Schimperi Haas. „ helemnitica Quenst. sp. „ cf. plicatissima Quenst. sp. „ n. sp. Haas und Petei. Pentacrinus tuberculaius Mill. Cidaris Martini Cotteau. „ cf. Itys d’Oeb. « sp. Scrpula cf. Umax Glue. „ „ lituiformis Mst. „ pentagona Teeq. und Piette. Cupularia laeviuscida Teeq. und Piette. Haimeina Michelini Teeq. Vioa sp. Talpina porrecta Teeq. und Piette. Neuropora cf. mamillata de Feom. „ hispida Teeq. und Piette. Stomatopora antiqua Haime. Berenicea striata Haime. Zahlreiche Foraminiferen. Unhestimmbare fossile Hölzer. Auf die Fauna im Einzelnen gedenke ich in einer späteren Arbeit einzugehen; für jetzt möchte ich nur kurz hervorheben, dass eine Anzahl von Formen, die bisher als Vertreter der [80] 12 mediterranen Liasfauna galten und in der mitteleuropäischen Liasprovinz noch nicht mit Sicherheit beobachtet worden sind’, in den Acutus-Schichten Lothringens auftreten. Hierzu gehören vor Allem die Lytoceraten und die Angulaten. Wenn nun auch in Betreff der richtigen Bestimmung der letzteren und ihres Ver- hältnisses zur ausseralpinen Schlotheimia Charmassei d’Orb, sp, noch Zweifel bestehen könnten, so ist doch zuzugeben, dass für einen Vergleich der Lytoceraten (besonders der Ectocentrites- artigen Formen) im ausseralpinen Lias jegliches Material fehlt. Für diese ist man jedenfalls auf den Vergleich mit mediterranen Arten angewiesen. Suchen wir nach dieser Fossilliste das Alter der Schichten zu bestimmen, so werden wir auf die Ammoniten das Haupt- gewicht legen müssen. Von diesen stehen die Arieten im Vorder- gründe und überwiegen an Individuen- und Artenanzahl über alle anderen Gruppen. Unter den Arieten ist es die Formen- reihe des Arietites semicostatus Y. und Bn. {Arnioceras), welche vorherrscht, und neben ihr spielt noch diejenige des Arietites Bucldandi'&o'^. (Coroniceras) eine bedeutende Rolle. Wir werden daher auf die untere Abtheilung des unteren Lias hingewiesen, und zwar auf deren obere Schichten, in welchen die Gruppe des Arietites semicostatus Y. und B. ihre Hauptentwickelung erreicht®. Ich möchte besonders betonen (vgl. auch S. 3, 5, 6), dass die 1. Neumayr: lieber unvermittelt auftretende Ceplialopodentypen im Jura Mittel-Europas. — Jahrb. d. Iv. K. geol. Reichsanslalt 1878, 28. Band, I. Heft, S. 58. 2. Oppel : Die Juraformation Englands, Frankreichs und des südwestlichen Deutschlands, S. 35 — 37 , g. 8. Oppei.'s Ammonites geometricus entspricht der Gruppe des Arietites semicostatus Y. und Bo. Wie bereits oben bemerkt, sind unsere Schichten mit Belemnites acutus zum Theil unter Oppel's Zone des Ammonites Buch- landi einbegriffen. Von den S. 35 bei Oppei, erwähnten G Leitfossilien der Subzone des Am. geometricus finden sich 3 in unseren Acutus-Schichten, während von den 7 (ibid. S. 44) erwähnten Leitfossilien der Zone des Pentacrinus tuberculatus sich bisher nur Belemnites acutus und Pentacrinus tuberculatus darin gefunden haben. 13 [81] meisten der in der obigen Fossilliste erwähnten Formen von mir bereits in tieferen Schichten des unteren Lias beobachtet wurden, in denen Belemnites acutus Mill. noch nicht vorkommt (Vallieres bei Metz). Wenn man nun noch berücksichtigt, dass sich die Zone des Belemnites acutus in ihrer petrographischen Entwickelung und in ihrem orographischen Auftreten ebenso eng wie in der Fauna an den Arietenkalk anschliesst, so wird man wohl kaum umhin können, in ihr die jüngste Schicht des Lias a in Lothringen ganz wie in Schwaben zu erblicken. Oppel hat zwischen seiner Zone des Arietites BucTdandi und derjenigen des Pentacrinus tuherculatus noch seine Subzone des Ämmonites geometricus eingeschoben, welche auch von einigen englischen Autoren aufrecht erhalten wird. Der Name Arietites geometricus selbst wird jetzt allerdings höchstens als Gruppenbezeichnung für mehrere Arten festgehalten, die zum Theil aus verschiedenen Niveaus stammen. So viel steht aber jedenfalls fest, dass über den Schichten mit typischen Buch- Zrt«(Z«-Formen {Coroniceras Htatt) auch in Deutsch-Lothringen ein Horizont folgt, in dem die Gruppe des Arietites semicostatus Young und Bied sp. (= geometricus Opp. sp.) ihre Haupt- verbreitung und ihre grösste Formenmannigfaltigkeit erreicht. Diese Gruppe tritt schon vor Belemnites acutus Mill. auf, geht aber in noch höhere Schichten hinauf. An eine einigermaassen scharfe Trennung dieser Zone vom Arietenkalk oder von den Schichten mit Belemnites acutus ist daher um so weniger zu denken, als auch die Gesteine ganz dieselben bleiben. Im nördlichen Unter-Elsass ist das Vorkommen der Schichten des Belemnites acutus und Pentacrinus tuherculatus zuerst durch Haug* bekannt geworden. 1. Mittheilungen über die Juraablagerungen im nördlichen Unter-Elsass. — Mitth. d. Comm. f. d. geol. Landesunters. v. Els.-Lothr., Bd. 1, S. 28 und : Bull, de la Soc. göol. de France, 3® sörie, vol. 14, p. 51. [82] 14 Das von ihm* mitgetheilte Profil von Buchsweiler dürfte jedoch kaum geeignet sein, einen richtigen Begriff von der Ent- wickelung dieser Zone zu geben. In demselben folgen über Schichten mit Belemnites acutus noch 10 m wechsellagernde Kalk- und Mergelbänke mit Gnjphaea arcuata, ein Verhältniss, 1. Schwarze, schieferige Mergel, die unteren 0,3— 0,4 m mit verkiesten Ammoniten. Am. glo- bosus, A. planicofta, A. oxynotm, A. hifer, Leda, Gastropoden; an der Basis dünne, auskeilende Lage von weissen Kalkknöllchen, in letzteren gleichfalls A. glohosu». 2. Graue Mergel, nicht schieferig, den tiefer liegenden, mit den Kalkbänken wechselnden Mergeln vollkommen gleich ausgebildet, 0,70 — 0,15 m. — Gryphaea, Pentacrinm, an der Grenze gegen 1 Belemnites. 3. Schwarzblaue Kalke, fossilarm. Kleine fein gestreifte Lima, Belemnites, Fischschuppe. 0,10—0,12 m. 4. Graue Mergel, reich an Pentacrinus tuberculatus, ausserdem Belemnites acutus. 0,12 m. 5. Blauschwarzer Kalk, auskeilend, mit Pentacrinus (Stiel- und Hilfsarmgliedcr), Belemnites, Pecten textorius, Gryphaea arcuata. Bis zu 0,04 m. 6. Graue Mergel, 0,28 m. — Zahlreiche Fragmente von Versteinerungen: Gryphaea ar- cuata, Tereh. perforata, Pecten textorius, Belemn. acutus, Rhynchonella, Pentacrinus tuberc. 7. Graue Kalke, 0,12 m. — Gryphaea arcuata, Pecten textorius, Belemnites acutus, Terebratula. 8. Grane Mergel, 0,40 m. — Gryphaea arcuata, Pecten textorius, Belemnites acutus, Pentacrinus tuberculatus. An der Basis Spiriferina Walcotti. 9. Kalk, reich an Schwefelkies, 0,15 m. — Gryphaea arcuata, Pecten textorius, Belemnites acutus (häufig), Lima, Rhynchonella, Koprolithen. 10. Blätterig-schieforige Mergel, ölschieferartig, von der Kalkbank 9 durch 0,02—0,03 m graue Mergel getrennt, 0,10 m. — Fossilien mit Ausnahme der Ammoniten mit weisser Schaale erhalten. Monotis papyracea , Ambulacralfeld eines Seeigels, Fischschuppen,, Mytilus (?), zahlreiche Abdrücke von Arieten (Arnioceras). 11. Graue Mergel, nicht ganz aufgeschlossen, reich an Versteinerungen: Belemnites acutus, Pecten textorius, Gryphaea arcuata, Rhynchonella (kleine Form) , Limo , Cidoris-Stachcl, Gryphaea mit abgestutztem Wirbel. 1. 1. c. Mittli. S. 28—29. 15 [83] welches mit den sonst im Eisass beobachteten im Widerspruch steht und wohl nur durch eine Verwerfung zu erklären ist. Ich habe deshalb voranstehend ein Profil der obersten Bänke der Zone des Belemnites acutus eingefügt, in dem noch die Turneri- Thone im Hangenden derselben aufgeschlossen sind. Dieses Profil, auf welches mich Herr Dr. van Weeveke aufmerksam zu machen die Güte hatte, findet sich unweit Hattmatt, an der Strasse von diesem Orte nach Rosenweiler, und wurde von Herrn Dr. VAN Weeveke und mir am 18. Juli 1890 aufgenommen. In dem Profil gehören die tieferen 1,5 — 2 Meter (Nr. 2 — 11) der Zone des Belemnites acutus an, die darüber folgenden schwarzen, schieferigen Mergel (Nr. 1) bilden das unterste Glied des Lias ß. Von Interesse ist, dass die jüngeren Ablagerungen discordant über die corrodirte Oberfiäche der Schichten mit Belemnites acutus übergreifen. Ausser in den Oelschiefern (Nr. 10) wurden in diesem Aufschluss keine Ammoniten beobachtet. Dagegen sind an einigen anderen Punkten des Eisass mit Belemnites acutus zusammen, also ungefähr in dem gleichen Niveau, verkieste Am- moniten gefunden worden, die sehr viel Analogie mit den Vor- kommen in Deutsch-Lothringen zeigen, wenn auch das bisher vorliegende Material nur ein sehr spärliches ist. Ich kenne solche Fundstellen verkiester Ammoniten bei Reichshofen, bei Zins- weiler und bei Hochfelden. An letzterem Punkte lieferte mir ein alter verlassener Bruch in den Acutus-Schichten am Ufer des Rhein-Marne-Kanals einige verkieste Exemplare von Arie- tites {Arnioceras) Hartmanni Opp. sp. Der Aufschluss bei Zinsweiler findet sich zwischen diesem Ort und Uhrweiler, da wo die Strasse die grosse Kehre am Ausgang der Silzklamm macht*. 1. Der Punkt ist auf Blatt Niederbronn der geologischen Specialkarte von EIsass-Lothringen mit ^ bezeichnet. 2 [84] 16 Diese wenigen Punkte haben mir bisher folgende Fossilien geliefert : Belemnites acutus Mill. Arictites (Arnioceras) miserahilis Qtjekst, sp. „ „ Hartmanni Opp. sp. s {Agassiziceras) laevigatus Sow. sp. „ (Coroniceras) sp. Nucula cordata Gldf. Lcda Galathea d’Oeb. Isocardia homhax Qüenst. sp. Rhynchonella Deffneri Opp. „ plicatissima Qu. sp. „ Schimperi Haas. Spiriferina Walcotti Sow. sp. Pentacrinus tuberculatus Mill. Im Vergleich mit der reichen Fauna, welche in den gleich- alterigen Schichten bei Metz bisher gefunden wurde, ist dieses Material noch dürftig. Aber bei weiteren Aufsammlungen wird es sich noch bedeutend vermehren lassen, wie nach dem Vor- kommen einer Anzahl von Formen auf secundärer Lagerstätte im Diluvium von Mühlhausen zu vermuthen ist. Von dort befindet sich nämlich in der Strassburger städtischen Sammlung auch ein mit den lothringischen Formen ganz identisches E.\emplar von Schlotheimia cf. ventricosa Sow. sp., welches wahrscheinlich den Acutus-Schichten entstammt. Es wird daher wohl noch gelingen, jene Fauna auf ursprünglicher Lagerstätte im Eisass aufzufinden. In dem von mir untersuchten Gebiet bleibt die petro- gi’aphische Beschaffenheit der Schichten mit Belemnites acutus überall vollständig gleich, und Handstücke dieser Bänke von der östlichen und von der westlichen Seite der Vogesen sind nicht zu unterscheiden. 17 [85] Auch im französischen Lothringen ist der Horizont in der gleichen Entwickelung nachgewiesen'. Etwas andere Verhältnisse machen sich jedoch in der Nähe der alten Ardennenküste geltend. Wie in Deutsch-Loth- ringen nördlich von Diedenhofen und im südlichen Luxemburg die Entwickelung sandiger Angulaten- und Arietenschichten beginnt (Luxemburger Sandstein), so geht die sandige Ausbil- dung des unteren Lias westlich von Arlon in noch höhere Schichten hinauf und herrscht noch in der Zone des Belemnites acutus und Pentacrinus tuherculatus^. Wo eine Sandsteinbildung eintritt, ist das Abgrenzen der einzelnen palaeontologischen Zonen bedeutend erschwert, ja oft unmöglich, da die Cephalo- poden stets ausserordentlich zurücktreten und die übrigen Fossilien, zumal Gastropoden, Cardinien u. s. w., kein eng be- grenztes Lager einzuhalten scheinen. Der ganze untere Lias sammt einem Theil des mittleren ist auf belgischem Gebiet sandig, und nur an einzelnen Punkten kann man Andeutungen finden, dass in diesem Sandstein die sämmtlichen Zonen des unteren und des mittleren Lias vertreten sind. Das Vorkommen von Belemnites acutus Mill. im Sandstein von Chassepierre, Maubert, Etales, Chilly und einigen anderen Punkten im fran- zösischen Maas- und Ardennen-Gebiet veranlasste bereits Teb- QUEM und PiETTE^ doi’t eine Vertretung der Acutus-Schichten durch Sandstein anzunehmen. Dies kann richtig sein, doch darf 1. Levallois: Apercu de la Constitution gdologique du d^partement de la Meurthe. — Annales des Mines, 4* serie, vol. 19, 1851, p. 19. Braconnier: Description des terrains qui constituent le sol du d6partenient de Meurthe-et-Moselle, Nancy 1879, p. 152. Bleicher; Guide du göologue en Lorraine, Paris 1887, p. 48 — 49. 2. Diese sandigen Aequivalente der Zone des Belemnites acutus sind von Dewalqde (Prodrome d’une description göologique de la Belgique, 1868, p. 134 und 308) als «Calcaire sableux d’Orval» bezeichnet worden. 3. Bull, de la Soc. g6ol. de France, 2« s6rie, vol. 19, 1862, p. 322 ss. [86] 18 man nicht vergessen, dass Belemnites acutus bis in die Kari- costaten-Schichten hinauf geht, und dass folglich das Vorkommen dieses Belemniten allein die Zugehörigkeit zu den betreffenden Schichten in der oben angenommenen Begrenzung noch nicht beweist. Es kann sich auch um eine sandige Vertretung des ganzen unteren Lias handeln. Noch in der Umgegend von Arlon ist die Zone des Be- lemnites acutus kalkig-mergelig entwickelt, wie z. B. an der Bellevue zwischen Arlon und Attert, wo sich kalkig-mergelige Schichten mit Belemnites acutus und Bentacrinus hiberculaius im Hangenden des Luxemburger Sandsteins finden und wieder von sandigen Bildungen, dem „Gres de Virton“ überlagert werden. Sie entsprechen den „Marnes de Strassen“ von Dewalque'. Da die sandige Entwickelung der Acutus-Schichten erst weit ausserhalb des von mir untersuchten Gebiets beginnt, will ich nur auf die einschlägigen Werke von Terquem und Piette*, Dewalque* und Buvigkiee* verweisen. 1. Prodrome d'une description g6ologique de la Belgique, Bruxelles 1868, p. 308, 2* 6dit. Bruxelles 1880, p. 348. 2. Loc. cit. (S. 17, Aura. 3) und: Paläontologie du Lias införieur de l'Esl de la France, etc. M6m. de la Soc. g6ol. de France, 2* serie, vol. 8, 1865. 3. Bull, de l'Acad. royale de Belgique 1853 — 1854 (Appendice) : Note sur les divers dtages de la partie infdrieure du Lias dans le Luxembourg et les contröes voisines — und : Prodrome d'une description göologique de la Belgique, Bruxelles 1868 und 1880. 4. Statistique g^ologique, mineralogique et pal^ontologique du d^part. de la Meuse. Paris 1852. 19 [87] B. Obere Abtheilung. I. Schichten mit Arietites obtusus. Diejenigen Schichten, welche sich im Hangenden der eben besprochenen Bänke mit Belenmites acutus Mill. finden und sich bis an die Grenze des mittleren Lias erstrecken, können wir als obere Abtheilung des unteren Lias zusammenfassen; sie entsprechen dem Lias ß Qüenstedt’s und den drei Zonen Oppel’s : 3. Zone des Arietites raricostatus. 2. Zone des Oxynoticeras oxynotum. 1. Zone des Arietites obtusus. Wenn wir diese Eintheilung auf das lothringische Gebiet zu übertragen suchen, so sehen wir, dass die Zonen in ihrer Mächtigkeit und Bedeutung eine sehr ungleiche Rolle spielen. Die Hauptmasse der ganzen Abtheilung gehört in Lothringen wie im Eisass' und in anderen Gebieten den Schichten des Arietites obtusus an, während die beiden oberen Zonen in einigen wenig mächtigen Kalkbänken ihre Aequivalente haben und wegen der petrographischen Gleichartigkeit der Entwickelung sich nicht haben trennen lassen. Dagegen hat sich innerhalb der Schichten, die wir als Vertreter der Zone des Arietites obkisus ansehen, noch eine weitere Gliederung in eine Unter region (fossilarme Thoue) und eine Oberregion (Dudressieri- Schichten) durchführen lassen. 1. Siehe Seite 51. [88] 20 1. ünterregion. Fossilame Thone. (Marnes sableuses der französischen Autoren.) Die Unterregion der Zone des Arietites obtusus besteht in Deutsch-Lothringen- wesentlich aus grauen oder gelblichen, blätterigen Thonen und zeichnet sich gegenüber den Schichten mit Belemnites acutus durch das gänzliche Zurücktreten aller festen Gesteine, sowie durch ihre Armuth an Fossilien aus. Teequem, der schon 1855’ diese Schichten als „marnes sableuses“' abtrennte, Hess mit ihnen den mittleren Lias beginnen, und ihm folgten spätere Autoren wie Feidrici* und Jacquot’, Beanco hat zuerst* einen Theil dieser Thone nach unten gezogen, und Steinmann® hat dem ganzen Schichtencomplex seine Stelle im unteren Lias angewiesen und ihn als „fossilarme Thone“ bezeichnet. In gleicher Weise sind diese Schichten auch in den „Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte des westlichen Deutsch-Lothringen“® aufgefasst, während sie in den „Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte der südlichen Hälfte des Grossherzogthums Luxemburg“’, wie schon S. 7 er- wähnt, zum mittleren Lias gezogen sind. Die fossilarmen Thone zeigen an den verschiedenen Punkten ihres Vorkommens ungleiche Ausbildungen, die in einigen Fällen 1. Paläontologie du d6p. de la Moselle. — Statistique de la Moselle, p. 15. 2. Aperqu gdologique du döpartement de la Moselle, Metz 1862, p. 77. 3. Description g6ol. et min. du d6p. de la Moselle, Paris 1868, p. 203 — 204. 4. Der untere Dogger Deutsch-Lothringens. — Abh. zur geologischen Special- karte V. Els.-Lothr. Bd. II, H. 1, 1879, S. 10. 5. Geologischer Führer der Umgegend von Metz, 1881, S. 14. 6. S. 35. 7. S. 67 und 75. 21 [89] verschiedenen Horizonten entsprechen, in anderen vielleicht nur als Facieserscheinungeu anzusehen sind. Ich behandele daher diese verschiedenen Entwickelungen gesondert. a) Horizont mit verkiesten Ammoniten. Ehe wir zur Besprechung dieser Schichten in Lothringen übergehen, werfen wir zweckmässig einen Blick auf die Ver- hältnisse in Schwaben, welche durch die zahlreichen Arbeiten von Quenstedt', Fraas®, Oppel®, Engel ‘ und neuerdings noch durch eine Abhandlung von Schlichter® am besten bekannt sind. Dort folgen über den Oelschiefern, Pentacriniten-Bänken und gefleckten Mergelkalken, welche die Schichten des Belemnites acutus und Pentacrinus tuherculatus vertreten, dunkele, schwarze Thone, die arm au Fossilien sind und von Quenstedt den Namen „Turneri-Thone“ erhalten haben, indem der leitende Arietites {Asteroceras) obtusus Sow. sp. von Zieten irrthüm- licherweise mit dem englischen Arietites {Asteroceras) Turneri Sow. sp. ideutificirt worden wai-. Engel hat in seinem „geologischen Wegweiser durch Württemberg“® diese Schichten im Gegensatz zu den höher 1. Das Flötzgebirge Württembergs, Tübingen 1843. — Der Jura, Tübingen 1858. — Epochen der Natur, Tübingen 1861. — Die Ammoniten des schwäbischen Jura. Lief. 1 — 5. Tübingen 1883 — 84. 2. Die Thone des unteren Lias. Württembergische naturwisscnsch. Jahreshefte, 1846, II, S. 202. — Geognostische Beschreibung von Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1882, S. 72 ff. 3. Die Juraformation Englands, Frankreichs und des südwestlichen Deutsch- lands. — Württemberg, naturwissenschaftl. Jahreshefte, 1856 — 1858. 4. Geognostischer Wegweiser durch Württemberg, 1883. — Der mittlere Lias im Filsbett bei Eislingen. Württembergische naturwissenschaftl. Jahreshefte, 1887, II, S. 49. 5. Deber Lias Beta. — Württemberg, naturwissenschaftl. Jahreshefte, 1885, S. 78 ff. 6. Seite 89. [90] 22 auftretenden Thonen, welche der Zone des Ärietites (Caloceras) raricostatus Ziet. angehören, als „untere Beta-Thone“ bezeichnet. Die Hauptmasse dieser „unteren Beta-Thone“ ist nach Schlichter* so gut wie vollständig fossilfrei, und nur an der unteren Grenze, unmittelbar über den obersten Bänken des Lias a, treten zwei wenig mächtige versteinerungsführende Horizonte auf, die als „Grenzbank“ und „Capricornenlager“ unter- schieden werden. Die „Grenzbank* Schlichter’s ist eine 15 cm mächtige Kalkmergelschicht, in welcher besonders Ammonites cajyricornu (recte: planicosta) und Ammonites Ttirneri (vermuthlich obtusus) meist schön verkiest verkommen®. Sie überlagert unmittelbar die obersten Kalke dei] Zone des Belemnites acutus. Im Hangenden dieser Grenzbank findet sich bei Ofterdingen auf der „Bleiche“ das „Capricornenlager“, eine 1,20 m mächtige Thonschicht, welche durch lerebratula Turncri., Ammonites ca- pricornus nudus Quenst. und Ammonites Turneri charakterisirt ist und von den petrefactenarmen Thonen überlagert wird. Unter ganz gleichen Lagerungsverhältnissen wie in Schwaben finden sich im nördlichen Unter-Elsass unmittelbar über den letzten Kalkbänken mit Belemnites acutus und Pcntacrinus tubcr- culatus einige wenig mächtige Schichten von dunkelem, geschich- tetem Thon, welcher von fossilarmen Thonen überlagert wird und eine Fauna kleiner, verkiester Ammoniten enthält, die oflfen- bar mit derjenigen des schwäbischen „ Capricornenlagers “ und der „Grenzbank“ übereinstimmt. Eine Gliederung dieser Schich- 1. Loc. cit. s. 79 ff. 2. Schon oben wurde darauf hingewiesen, dass diese Abtrennung sich mit derjenigen von Oppel nicht ganz deckt, indem der letztere (Juraformation, S. 44 bis 45) Ammonites Turneri und planicosta unter den Leitfossilien seiner Zone des Pentacrinus tuberculatus mit anführt, also diese «Grenzbank» noch in die Schichten des Belemnites acutus, d. h. in den Lias a, verweist. 23 [91] ten in die beiden von Schlichteb unterschiedenen Horizonte scheint bei ihrer geringen Mächtigkeit und der Gleichartigkeit der Fauna innerhalb derselben nicht durchführbar. Man könnte den Namen „Capricornenlager“ unmittelbar, bei der absoluten Identität der Lagerungsverhältnisse und der Fauna, auf das unterelsässische Vorkommen übertragen; allein da wir ein zweites Capricornierlager im unteren Lias‘ (Schichten des Aegoceras Dudressieri) und ein drittes im mittleren Lias (Davoei-Kalke) haben, habe ich es vorgezogen, hier von einem Horizont mit verkiesten Ammoniten zu reden. Obgleich schon Dadbeee® von Wilwisheim Schichten er- wähnt, die nach ihrer Fauna den schwäbischen Turneri-Thonen gleichzustellen sind*, und die, soweit man aus dem spärlichen in der Strassburger Sammlung befindlichen Material schliessen kann, vielleicht unserem Horizont mit verkiesten Ammoniten an- gehören, ist doch dieses Vorkommen bald wieder in Vergessen- heit geratheu. Lepsiüs* kannte überhaupt den Lias ß des Eisass nicht, und Haug* beschränkte sich darauf, auf Grund der ihm 1. Dieses zweite Capricornierlager (Di/rfress/en-Schichten) entspricht vielleicht dem englischen Vorkommen von Aegoceras planicosta Sow. sp., welches Schlichter in seiner zweiten Abhandlung (ibidem 1887, S. 82 — 83) mit dem schwäbischen Capricornenlager, also dem Aequivalent unseres Horizonts mit verkiesten Ammoniten, vergleicht. Siehe darüber auch S. 51 ff. dieser Arbeit und bei Oppel, Die Jurafor- mation etc. (1. cit.) S. 88, g 14, n® 35. 2. Description geologique et minäralogique du düpartement du Bas-Rhin, pag. 143, note I. 3. Das Vorkommen wurde durch den Bau des Rhein-Marne-Kanals bloss- gelegt und ist jetzt nicht mehr zugänglich. Daddree macht über die Lagerungsverhält- nisse dieser Schichten keine näheren Angaben. Ein jetzt noch zu beobachtender Aufschluss der Thone mit verkiesten Ammoniten befindet sich jedoch zwischen Hoch- felden und Ingenheim in unmittelbarer Nähe des Rhein-Marne-Kanals. Derselbe ist auf Seite 26 dieser Arbeit beschrieben. 4. Beiträge zur Kennlniss der Juraformation im Ünter-Elsass, Leipzig 1875. 5. Mittheilungen über die Juraablagerungen im nördlichen Unter-Elsass. — Mitth. d. Comm. f. d. geol. Landes-Unters. v. Elsass-Lothr., Bd. I, H. 1, S. 29—30. Note pröliminaire sur les depöts jurassiques du Nord de l'Alsace. — Bull, de la Soc. göol. de France, 3' sörie, vol. 14, p. 51. [92] 24 bekanuteii Aufschlüsse (Eberbach bei AVörth, Ziusweiler) die fossilarmeu Tbone und die Raricostaten-Bank auszuscheiden. Erst in neuerer Zeit wurden einige Aufschlüsse gefunden, welche über die Lagerungsverhältnisse dieser Schichten und ihre Fauna genauere Auskunft zu geben im Stande sind. Das erste derartige Vorkommen wurde durch den Bau der Eisenbahnlinie von Buchsweiler nach Ingweiler am Pfaffenberg blossgelegt, wo in einem'Einschnitt der Horizont mit verkiesten Ammoniten über den obersten Schichten des Arietenkalks mit Belemnites acutus und Pentacrinus tuberculatus auftritt. Das Profil dieses Eisenbahneinschnitts, welches ich Herrn Dr. vak Weeveke verdanke, ist in der nachstehenden Zeichnung wieder- gegeben. Maasstab : 1:10 000 für die Längen, 1 ; 500 für die Höhen. Von dem Material, welches aus diesem Einschnitt in der geologischen Landessammlung aufbewahrt ist, führe ich an dieser Stelle nur die leitenden Ammoniten an: Aegoceras {Microceras) planicosta Sow. sp. „ {Cymbites) globosum Ziet. sp. Oxynoticeras oxynotum Qtjeest. sp. Arietiies {Asteroceras) obtusus Sow. sp. 25 [93] Die Zone der verkiesten Ammoniten tritt im östlichen Theile des Einschnitts, östlich der Verwerfung 4, auf und ist mit «« bezeichnet. Sie überlagert die Schichten mit Pentacrimis tuberculaius und Belemnites acutus (lii) und wird von fossil- armen Thonen (lia) bedeckt. Von ganz besonderem Interesse für die Beurtheilung der Lagerungsverhältnisse dieses Horizonts ist ein gleichfalls von Herrn Dr. van Weeveke entdeckter Aufschluss in der Nähe von Hattmatt an der Strasse, die von letzterem Orte nach Rosenweiler führt. Dort sind die Schichten mit Belemnites acutus und Pentacrimis tuberculatus etwa 2 m mächtig aufgeschlossen und werden, anscheinend mit einer kleinen Discordanz, von Mergeln des Lias ß überlagert, an deren Basis die verkiesten Ammoniten in einer 0,3 — 0,4 m mächtigen Thonschicht auftreten. Das Profil ist bereits oben bei der Besprechung der Schichten mit Belemnites acutus und Pentacrimis tuberculatus mitgetheilt worden*. Hier sei noch hervorgehoben, dass das Uebergreifen der unteren ß-Thone über die Acutus-Schichten, welches auf eine Erosionsperiode zwischen der Ablagerung der letzteren und der jüngeren Bildungen schliessen lässt, die scharfe Grenze zwi- schen Lias a und ß, die sich sowohl in den petrogiaphischen wie in den faunistischen Verhältnissen äussert, erklärlich macht. Ein weiteres Vorkommen desselben Horizonts wurde eben- falls durch Herrn Dr. van Weeveke in der Nähe von Ingweiler, und zwar am Waldrande südlich von der Strasse nach Schillersdorf aufgefunden. Dieser Fundpunkt zeichnet sich besonders durch seine ausserordentlich individuenreiche Fauna aus und lieferte bei Weitem das meiste Material zu der unten mitzutheilenden Fossilliste. Auch hier liegen die verkiesten Ammoniten unmittel- bar über der obersten Kalkbank mit Belemnites acutus. 1. Siehe das Profil dieses Aufschlusses auf Seite 14. [94] 26 Durch Bruchstücke vou Acyoc. planicosta ist dieser Hori- zont ferner südlich von der Reith bei Buchsweiler, am Wege nach Bosseishausen angedeutet'. In der Nähe von Reichshofen fand ich einen weiteren Aufschluss in demselben Niveau. Verfolgt man den am Süd- ausgang dieser Stadt gegen Osten auf den Hügel führenden Hohlweg, so überschreitet man zunächst die oberen Bänke des Steinmergelkeupers, hierauf die rhätischen Sandsteine und rothen Thone, auf welche sich die tiefsten Bänke des unteren Lias mit Caloceras Johnsioni, Schlotheimia subanyularis, Pentacrinus psi- lonoti, Cidaris psüonoti u. s. w. legen, die in den untersten Steinbrüchen ausgebeutet werden. Es folgen, ebenfalls durch Gruben aufgeschlossen, die Schich- ten mit Schlotheimia angulata, Arietites {Caloceras) laqiieolus ScHLCENB. und Gryphaeen. Etwas höher überschreitet mau eine Verwerfung, welche die obersten Bänke des Lias a in das gleiche Niveau mit den Angulatenschichten gebracht hat. Die höchsten Brüche be- finden sich in der Zone des Belemnites acutus und Pentacrinus tuberculatus, welche von Thonen überlagert werden, die an der Basis die gleichen verkiesten Ammoniten einschliessen wie bei Hattmatt und bei Ingweiler. Endlich hat noch Herr Dr. Schumacher in der Umgegend von Hochfelden das Vorhandensein der gleichen Zone nachgewiesen. Zwischen diesem Orte und Ingenheim findet sich am Waldrande südlich vom Rhein-Marne-Kanal unmittelbar über einer Quelle ein kleiner Aufschluss in Thonen, welche dieselbe Fauna verkiester Ammoniten geliefert haben wie die gleichalterigeu Schichten von Hattmatt und Ingweiler und unmittelbar neben Kalken auftreten, die Belemnites acutus und Pentacrinus tubercidatus enthalten. 1. Mittheilung von Herrn Dr. van Webveke. 27 [95] Diese über einen grossen Theil des nördlichen Unter-Elsass zerstreuten Vorkommen lassen vermutheii, dass die Schichten mit verkiesten Ammoniten einen durchgehenden Horizont bilden und bei günstigen Aufschlüssen noch vielfach zur Beobachtung gelangen werden. V ersteinerungen : Aegoceras {Microceras) planicosta Sow. sp. „ {Cymhites) globosum Ziet. sp. „ cf. biferum Qüenst. sp. Oxynoticeras oxynotum Qdenst. sp. Arietites (Asteroceras) obtusus Sow. sp. » sp. ? „ „ stellaris Sow. sp. Arietites {Arnioceras') sp. Belemnites acxitus Mill. ? Trochus oder Turbo sp. U ubestimmbare Gastropoden - Steinkerne. Gryphaea obliqua Glde. Ostrea sp. Macrodon Buchnanni Richards, sp. Leda subovalis Glde. sp. „ complanata Gldf. sp. Lucina sp. Rliyyichonella oxynoti Qüenst. sp. cf. rimosa v. Bch. sp. Waldheimia {Zeülerid) cf. cor Lmk. sp. Pentacrimis tuberculatus Mill. Cyclocrinus Hausmanni Rcem. sp. Nachdem im Unter-Elsass genau wie in Schwaben dieser Horizont mit verkiesten Ammoniten in solcher Uebereinstimmung der Lagerungsverhältnisse und der Fauna nachgewiesen war, [96] 28 hätte man erwarten sollen, dass man auch in Lothringen die gleichen Schichten mit Leichtigkeit aufiinden würde. Allein hier ist das unmittelbare Hangende der Schichten mit Bel. acutus nur an wenigen Punkten, und auch da nur mangelhaft, aufgeschlossen. Wo ich diese Thone beobachten konnte, zeigten sie sich weit fossilärmer als im Eisass; so ge- hören namentlich die charakteristischen verkiesten Ammoniten darin zu den Seltenheiten, In Folge dessen verfliesst dort dieser Horizont vollständig mit den noch zu besprechenden „fossilarmen Thonen“. Unter den wenigen verkiesten Fossilien, die ich in diesen untersten Schichten fand, Hess sich allerdings auch der im Unter-Elsass leitende Aegoceras planicosta Sow. sp. nach- weisen. Die Zone scheint demnach wohl vorhanden zu sein, aber möglicherweise in mangelhafter Entwickelung, oder es sind die Fossilien durch sekundäre Einflüsse zerstört worden. ' Ackererde. (Lias ß. A I Liaa a. * ) Schichten des j Belemnitet acutus. 1. Ackererde 30 cm 2. Thon, fossilarm, mit Grijphaea obliqua Gldf., Pentacrinus cf. tuberculatus Mill., Waldheimia cf. numismalis Lk. sp., verkiesten Ammoniten {Aegoceras planicosla Sow. sp.) — darin eingclagert kalkig-mergelige, pho.sphoritische Kuollenbank mit Belemnites acutus Mill. und Gryphaea obliqua Gldf. (etwa 30 cm Uber der Ealkbank 3). — An der Basis kalkhaltig (Mergel), ebenfalls fossilarm ... 68 • 3. Kalkbank , mit Belemnites acutus Mill., Gryphaea arcuata Lmk., Pentacrinus tuberculatus Mill. etc 13 • 4. Mergel, ziemlich fossilreich, BelemmVe» nciit«* Mill., Gryphae« arcuata 'Luk. etc. 30 • 5. Kalkbank, Belemnites acutus Mill., Gryphaea arcuata Lmk 7 » 6. Mergel, wie 4., mit den gleichen Fo.ssilien. Maasstab 1 : 50. Für den Vergleich zwischen der Entwickelung dieser Schichten im Eisass und derjenigen in Deutsch-Lothringen erwies 29 [97] sich am geeignetsten das vorstehend mitgetheilte Profil, welches mir die obersten Schichten eines längst verlassenen Steinbruchs bei Peltre, dicht neben der Bahn, am 10. Oktober vorigen Jahres geliefert haben. Die Schichten 3 — 6, wechsellagernde Kalk- und Mergel- bänke, gehören der Zone des Belemnites acutus und Pentacrinus tuherculatus an; die sie überlagernde Schicht 2 ist an der Basis noch mergelig, oben jedoch rein thonig entwickelt. In ihr kommt stellenweise Gry])haca obliqua Gldf. massenhaft und in bedeu- tender Grösse vor; Gryphaea arcuata Lmk. ist noch in der obersten Kalkbank (3) ziemlich häufig. Man kann daraus wohl folgern, dass die Schicht 2 (wenigstens soweit sie rein thonig entwickelt ist und Gryphaea obliqua enthält) die unterste Schicht des Lias ß darstellt. Innerhalb derselben finden sich auskeilende Lagen eines kalkig -mergeligen, phosphorsäurehaltigen Gesteins, das sich vielleicht mit den Phosphatknollen von Puzieux, Einsch- weiler und Morville an der Nied vergleichen lässt. In Folgendem sind die Fossilien zusammengestellt, die ich in der Schicht 2 des Profils von Peltre gefunden habe : Aegoceras (Microceras) planicosta Sow. sp. ? Cymbites globosus Ziet. sp. ? Oxynoticeras oxynotum Qüenst. sp. Belemnites acutus Mill. Beeten textorius Schl. Gryphaea obliqua Gldf. Lucina cf. pumila Gldf. sp. Serpula cf. Umax Gldf. Waldheimia (Zeilleria) cf. cor Lmk. sp. Waldheimia {Zeilleria) cf. numismalis Lmk. sp. Rhynchonella, sp. div. „ cf. Turneri Qüenst. sp. [98] 30 Pentacrinus tuberculatus Mill. Cyclocrinus Hausmanni Roem. sp. Das Fehlen von Gryphaea arcuata Lmk. und von typischen Arieten, das Vorkommen von Gryj}haea ohliqua Gldf. und Aegoceras planicosta Sow., die der oberen Abtheilung des unteren Lias angehören, sowie der Umstand, dass Cyclocrinus und die Gruppe der Waldheimia (Zeilleria) nuniismalis Lmk. hier zum ersten Male auftreten, sprechen ebenfalls für die von mir wegen der Uebereinstiramung der Lagerungsverhältnisse mit Hattmatt gemachte Annahme, dass wir in dieser Schicht 2 die unterste Zone des Lias ß vor uns haben. Sollten die kalkig-mergeligen Knollen, die phosphorsäure- haltig sind, den mächtigeren Phosphatlagern der Umgegend von Delme entsprechen, so wäre dadurch die Zugehörigkeit der letzteren Phosphorite zur Zone des Arietites obtustis ebenfalls sehr wahrscheinlich gemacht. Am Waldrande nördlich von Failly sind die Verhältnisse ungünstiger als bei Peltre ; die guten Aufschlüsse, die der Bachriss bietet, liegen in den Schichten mit Belemnites acutus und Pen- tacrinus tuberculatus, und die Zone des Arietites obtusus, die am Abhang des Hügels folgt, ist grösstentheils mit Wald oder mit Wiesen überdeckt und nur längs des am Westrande des Waldes hinauf führenden Weges einigermassen gut aufgeschlossen. Ich sammelte dort folgende Fossilien : Arietites {Arnioceras) miserabilis Quenst. sp. Belemnites acutus Mill. Gryphaea obliqua Gldf. Nucula cordata Gldf. ? Arcomya elongata Rcem. sp. Rhynchonella sp. div. Pentacrinus tuberculatus Mill. Cyclocrinus Hausmanni Rcem. sp. 31 [99] Zum Vergleich mit dem Horizont der verkiesten Ammoniten im Unter-EIsass ist nur das Profil von Peltre brauchbar. Legt man die Grenze zwischen Lias a und ß über die oberste Kalk- bank (3), so wird die Uebereinstimmung mit dem Profil von Hattmatt augenscheinlich; wie viel von der darüber liegenden Schicht 2 noch nach unten zu ziehen ist, konnte ich nicht genau ermitteln, da es mir nicht gelang, die Grenze zwischen Thon und Mergel scharf festzustellen; jedenfalls aber dürfen wir im obersten TheUe derselben wegen der thonigen Beschaffenheit der Schicht und des Vorkommens von Gryphaea obliqua und Aego- ceras planicosta mit Wahrscheinlichkeit die Aequivalente der „Grenzbank“ in Schwaben oder des Horizonts mit verkiesten Ammoniten im Eisass vermuthen. (Vergl. Nachtrag S. 97.) Die' Phosphorite. Das Phosphoritvorkommen im unteren Lias des westlichen Deutsch-Lothringen ist meines Wissens zuerst 1886 erwähnt'; es w'urde darauf 1887 kurz beschrieben und in die Zone des Belemnites acutus und Fentacrinus tuherculatus als deren oberste Schicht gestellt*. Da ich an den typischen Punkten der Umgegend von Delme keine Aufschlüsse mehr in diesem Horizont finden konnte und die einzigen Gesteine, die sich mit den Phosphoriten ver- gleichen lassen, in der Gegend von Metz (Peltre) erst über der obersten Kalkbank der Zone des Belemnites acutus folgen*, so kann ich diese Schichten vermuthungsweise hier anschliessen. Die 1. Mittheilungen der Commission für die geologische Landes-Üntersuchung von Elsass-Lothringen, Bd. I, H. I, S. XV. 2. Erläuterungen zur geologischen üebersichtskarte des westlichen Deutsch- Lothringen, bearbeitet von Schdmacher, Steinmann und van Werveke, S. 33. — Erläuterungen zur geologischen üebersichtskarte der südlichen Hälfte des Gross- herzogthums Luxemburg, von L. van Werveee, S. 66. 3. Siehe oben auf Seite 28 und 29, sowie 30. 3 [100] 32 bisherigen Angaben in der Litteratur stehen nicht im Widerspruch mit einer Stellung der Phosphoritknollen an der Basis des Lias ß. Diese liegen über den obersten Kalkbänken der Acutus- Schichten in Thonen oder Mergeln eingebettet' und scheinen dem- nach lokal die Thone mit verkiesten Ammoniten zu vertreten, deren Stellung innerhalb der Schichtenreihe die gleiche ist*. Eine Gesteinsprobe aus dem unmittelbaren Hangenden der Phosphorit- knollen von Puzieux bei Delme, die ich in der geologischen Landessammlung von Elsass-Lothringen vorfand, erwies sich bei der Untersuchung als ein sandiger Thon, der beim Schlämmen kleine Brauneisensteinknöllchen und zahlreiche Foraminiferen lieferte, wie sie auch in höherem Niveau der Zone des Arietites obtusus Vorkommen’. Sie stimmt mit den später zu beschreibenden „fossilarmen Thonen“ durchaus überein. Nach mündlichen Mittheilungen des Herrn Dr. van Werveke machen die Phosphoritknollen ganz den Eindruck von zusammen- geschwemmten Resten einer früheren Schicht. Es ist demnach auch nicht zu verwundern, dass sie in abgerolltem Zustand Fossilien enthalten, die der unteren Ah- theilung des unteren Lias angehören*. Folgende Versteinerungen liegen in der geologischen Landes- sammlung aus den Phosphoritknollen der Umgegend von Delme: Arietites {Agassiziceras) Scipionianus d’Oeb. sp. „ „ sp. (Jugendform). „ {Arnioceras) cf. Hartmanni Opp. sp. 1. Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte des westlichen Deutsch- Lothringen, bearbeitet von Schcmacher, Steinmann und van Werveke, S. 33. — Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte der südlichen Hälfte des Gross- herzogthums Luxemburg, von L. van Werveke, S. 66. 2. Vergleiche die Profile von Hattmatt und von Peltre auf S. 14 und 28. 3. Z. B. Ammodiscus inßmus Strickland sp. 4. Erläuterungen zur geol. Uebersichtskarte des westl. Deutsch-Lothr. S. 33. 33 [101] Arietites {Arnioceras) semicostatus Y. und B, sp. „ (Coroniceras) sp. (Gruppe des Arietites hisul- catus Brug.). Turho cf. Chqpuisi Teeq. und Piette. PholadoniT/a corrugata Ko. und Dunk. Homomya ventricosa Ag. Pleuromya striatula Ag. Unicardium cardioides Bean sp. Protocardia cf. oxynoti Quenst. sp. Cardinia sp. Pinna sp. Myoconcha sp. Macrodon BucTcmanni Richards, sp. „ pidlus Terq. sp. Cucullaea Münsteri Ziet. sp. Leda Galathea d’Orb. Gryphaea sp. (Steinkerne). Serpula sp. Ausser aus der Gegend von Delme (Puzieux, Morville a. d. Nied) kenne ich Phosphoritknollen von Landorf und von Einsch- weiler; nach Dr. van Werveke* werden deren auch im Depar- tement Meurthe-et-Moselle ausgebeutet. Braconnier* erwähnt nur flüchtig das Vorkommen eines phosphoritischen Gesteins in den obersten Bänken des Liaskalks von Saint-Nicolas (bei Nancy), bespricht jedoch ausführlicher die reichen Phosphoritlager von Sandaucourt^ (Departement des Vosges, in der Nähe der Südspitze des Departements Meurthe-et- 1. Erläuterungen zur geologischen üebersichtskarte der südlichen Hälfte des Grossherzogthums Luxemburg, S. 66. 2. Description des terrains qui constituent le sol du d6partement de Meurthe- et-Moselle, Nancy 1879, pag. 55, % 106- 3. Ibid. pag. 54, g 104. [102] 34 Moselle). Die Phosplioritknollen sollen dort ursprünglich an der Grenze des Gryphitenkalks gegen die Acutus-Schichten gelegen haben', also etwas älter sein als unsere Vorkommen, werden aber für secundär zusammengeschwemmt angesprochen und ihre Anhäufung in eine viel jüngere Periode, nämlich in die Diluvial- und Alluvialzeit versetzt. Ein Profil des Aufschlusses von San- daucourt sowie eine Anzahl von Gesteinsanalysen theilt der genannte Autor mit*. Sollten die kalkig-mergeligen, phosphorsäurehaltigen Gesteine, die sich in der obersten Schicht des Profils von Peltre* ein- gelagert finden, die Aequivalente des Phosphoritvorkommens von Dehne darstellen, so würde noch die Umgegend von Metz über Failly bis Illingen unweit Diedenhofen ihrem Verbreitungsgebiet angehören. Aus dem Eisass sind mir Phosphorite in diesem Niveau nicht mit Sicherheit bekannt. Nur aus dem Bahneinschnitt des Pfaffenbergs an der Linie von Buchsweiler nach Ingweiler* liegt mir aus den ß-Thonen eine Knolle phosphorsäurehaltigen Kalks vor, welche den Abdruck eines Ammoniten (vermuthlich Aego- ceras planicosta Sow. sp.) enthält und an die Phosphorite Loth- ringens erinnert. h) Die fossilarmen Thone im engeren Sinne. Unter allen Bildungen, welche die obere Abtheilung des unteren Lias in Deutsch-Lothringen zusammensetzen, erreichen die „fossilarmen Thone“ die grösste Mächtigkeit. Sie sind es vorzüglich, die als „marnes sableuses“ von Teequem abge- treiint und mit den Schichten mit Hippopodium ponderosum 1. Ibid. pag. 55, g 105. 2. Ibid. pag. 54, I 104. 3. Vgl. Seite 28, Schicht 2 des Profils. 4. Siehe Seite 24. 35 [103] der Umgegend von Nancy verglichen wurden', und sie allein wurden von den neueren Autoren’ als Aequivalente des Lias ß betrachtet. Die fossilarmen Thone setzen sich in ausserordentlich ein- förmiger Weise aus blätterigen, grauen, gelblich verwitternden, sandigen Thonen zusammen, die zuweilen glimmerführend sind und meist sanfte Gehänge bilden. Ihre Mächtigkeit konnte ich nicht sicher feststellen ; sie wird in der einschlägigen Litteratur gewöhnlich zu etwa 30 — 40 m angegeben^, doch sind darin die von mir abgetrennten Dudressieri-Schichten , deren Mächtig- keit zu bestimmen mir nicht gelang, wenigstens zum Theil mit einbegriifen. Die Dudressieri-Schichten stellen sich stets über den fossilarmen Thonen ein und^sind nirgends in der Weise aufgeschlossen, dass zugleich Hangendes und Liegendes zu beob- achten wäre. Charakteristisch für die fossilarmen Thone sind das voll- ständige Zurücktreten festerer Bänke und die gleichartige Ent- wickelung der sandigen Blätterthone, die sich durch lichtere Färbung von den sonst ähnlichen Gesteinen der Zone des Amal- theus margaritatus unterscheiden. Nur einmal, und zwar nach Dr. VAN Weevekk* im unteren Drittel der Abtheilung, ^also 1. Palöontologie du ddpartement de la Moselle, pag. 15. 2. Branco; Der untere Dogger Deutsch-Lothringens. Abhandl. zur geologischen Specialkarte von Elsass-Lothringen, Bd. 11, H. 1, S. 10. — Steinmann; Geologischer Führer der Umgegend von Metz, S. 14. — Schdmacher, Steinmann und van Wer- veke; Erläuterungen zur geologischen üebersichtskarte dos westlichen Deutsch-Loth- ringen, S. 35. 3. Erläuterungen zur geologischen üebersichtskarte des westlichen Deutsch- Lothringen, S. 35. — In Steinmann's «Geologischem Führer der Umgegend von Metz« (S. 14) sind nur 15 — 20 m als Mächtigkeit der «fossilarmen Thone« angegeben. Für die Metzer Gegend ist diese Angabe jedenfalls zu gering. (Vgl. die Anmerkung 1 auf folgender Seile.) 4. Erläuterungen zur geologischen üebersichtskarte der südlichen Hälfte des Grossherzogthums Luxemburg, S. 67. [104] 36 etwa 10 Meter über den Bänken mit Belemnites acutus^, bringen einige auffallende festere Bänke von Nagelkalk etwas Abwechselung in das einförmige Gebilde. Ausserdem trifft man gewöhnlich sep- tarienartige , eisenhaltige Kalkconcretionen durch den ganzen Complex hindurch zerstreut. Gyps in farblosen, durchsichtigen Krystallen ist in den Thonen fast überall als Zersetzungsproduct vorhanden. Die Bezeichnung „fossilleere Thone“ ist nicht ganz correct. Ueberall, wo einigermaassen gute Aufschlüsse grössere Partieen des Gesteins blosslegen, braucht man sich nur die Schichtflächen genauer anzusehen oder einzelne grössere blätterige Thonblöcke nach der Schichtung zu spalten, um sich zu überzeugen, dass Versteinerungen in dieser Abtheilung durchaus nicht ganz fehlen. Nur sind^sie in Folge ihres eigenthümlichen Erhaltungszustandes als Abdrücke im Thon oder als Thonkerne ausserordentlich leicht zerstörbar und werden deshalb um so leichter übersehen, als sie ebenso wie das Material, das sie umschliesst, durch Verwitterung vollständig zerfallen. Auch finden sich beinahe in allen Schlämmrückständen zahlreiche Foraminiferen. Dass die Fossilien stets in so misslichem Erhaltungszustand flach gedrückt im Thon liegen, mag die Unsicherheit erklären, die den Bestimmungen noch anhaftet. Folgende Arten liegen vor: ? Arietites. Oxynoüceras oxynotum Quenst. sp. Aegoceras planicosta Sow. sp. Cymbites globosus Ziet. sp. Belemnites acutus Mill. Gryphaea ohliqua Gldf. 1. In einem von mir aufgenommenen Profil nordöstlich von Failly bei Metz tritt die Nagelkalkbank etwa 1 1 m über den Bänken mit Belemnites acutus und etwa 23 m unter den Raricostaten-Bänken auf. Die Gesammtmächtigkeit des Lias ß ist an dieser Stelle auf etwa 36 m zu schätzen. 37 [105] Pecten cf. textorius Schl. ? Lima od. Liniea, sp. aus der Gruppe der L. duplicata. Avicula oxynoti Qüenst. sp. Avicula sp. ? Avicula (Pseudonwnotis) papyria Qüenst. sp. Avicula oder Gervillia sp. (sehr schiefe Form, ähnlich der Gervillia Hagenoivi Dunk., aber sehr klein). Modiola oxynoti Qüenst. sp. Leda Galathea d’Okb. Protocardia oxynoti Qüenst. sp. Goniomya heteropleura Ag. TJnicardium cardioides Bean sp. Pseudodiadema minutum Bückm. sp. Pentacrinus tuhereulatus Mill. Vergleicht man diese Liste mit derjenigen des Horizonts mit verkiesten Ammoniten (Seite 27), so wird man bemerken, dass die wichtigsten Formen sich alle hier wiederfinden, und dass im Wesentlichen die Fauna mit derjenigen dieses Horizonts übereinstimmt. Eine Veränderung oder Umgestaltung der fau- nistischen Verhältnisse hat also nicht stattgefunden, und nach der Fauna kann man die fossilarmen Thone demnach mit dem Niveau der verkiesten Ammoniten zusammenfassen und der Zone des Arietites obtusus zurechnen. Für das nördliche Unter-Elsass hat Haüg angenommen, dass die „fossilarmen Thone“ der Zone des Oxynoticeras oxy- notum angehören möchten; er fügt hinzu, dass man bei dieser Voraussetzung Andeutungen für das Vorhandensein sämmtlicher Zonen des unteren Lias im Eisass hat*. Ich kann mich dieser Auffassung nicht anschliessen. Wie 1. Mitth. d. Comm. f. d. geol. Landesuntersuchung v. Els.-Lothr. Bd. I, Heft I, S. 30. [106] 38 uns schon die Fauna auf ein tieferes Niveau als das des Oxy- noticeras oxynotum hinweist, so sprechen auch die Lagerungs- verhältnisse mit aller Entschiedenheit hierfür; denn es treten noch über den fossilarinen Thoneu sowohl im Eisass wie in Lothringen einige fossilführende Bänke auf, die wir als Dudres- sieri-Schichten kennen lernen werden, und die ihrer Fauna nach zweifellos noch der Zone des Arietites ohtusus zuzurechnen sind. Erst über diesen Dudressieri-Schichten folgen Kalkbänke, in denen wir die Aequivalente der Zone des Oxynoticeras oxy- notum zu suchen haben. Da demnach die endgiltige Altersbestimmung der fossil- armen Thone die Kenntniss der Dudressieri-Schichten voraus- setzt, so werde ich auf diese Frage erst näher eingehen können, nachdem ich die Dudressieri-Schichten besprochen haben werde. Für die Verbreitung der fossilarmen Thone im westlichen Deutsch-Lothringen kann ich auf die geologische üebersichts- karte verweisen, auf welcher dieselben den unteren Theil der mit I2 bezeichneten Schichten bilden. Von der deutsch-französischen Grenze bei Delme und Che- minot lassen sie sich bis ins luxemburgische Gebiet hinein ver- folgen ; auf der geologischen Uebersichtskarte der südlichen Hälfte des Grossherzogthums Luxemburg sind sie mit einer besonderen Farbe ausgeschieden. Ich führe im Folgenden einige bessere Aufschlusspunkte an. Fossilarme Thone bilden den Hügelzug, der sich östlich von Diedenhofen auf dem rechten Ufer der Biebisch von Walmes- dorf gegen Diesdorf hinzieht. Dieselben Schichten stehen gut aufgeschlossen am Steil- abfall des Gehänges bei Illingen, 3 km südlich von Diedenhofen, an. Verfolgt man den Hohlweg, der von den letzten Häusern des Dorfes zuerst in westlicher, dann in nördlicher Richtung nach der Mosel hinunter führt, so bleibt man beständig in. Auf- 39 [107] Schlüssen fossilarmer Thone, bis man, beinahe auf der Thalsohle angelangt, eine Verwerfung überschreitet, durch welche der mittlere Lias in gleiche Höhe mit den fossilarmen Thonen zu liegen ge- kommen ist. Die gleichen Schichten setzen ferner den Hügel zusammen, der Reningen (westlich von Metzerwiese) trägt, und sind am Aufstieg von Südwesten her nach diesem Ort gut auf- geschlossen. Ebenso sind die Höhenzüge südlich von Illingen, zwischen diesem Dorf und Immeldingen, von fossilarmen Thonen gebildet. Grössere Aufschlüsse trifft man wieder südlich von Monterchen, an dem gegen Osten ansteigenden Weg. Trotzdem unsere Schichten in der Gegend von Flevy bis Olgy einerseits und Antilly andererseits eine grosse Verbreitung besitzen, sind mir gute Aufschlüsse nicht bekannt geworden; solche finden sich erst wieder in der Umgegend von Failly, und zwar einerseits auf dem Hügelzug nördlich von diesem Orte, besonders am Waldrand über den Schichten mit Belemnites acutus, die im Bachbett anstehen, andererseits auf der Südseite des Thaies, am Wege nach Vremy. Hier wie dort habe ich auch die Nagelkalkbank beobachtet, die auf der Nordseite des Thaies etwa 11 m über den Acutus-Schichten auftritt*. In der Nähe von Metz besteht der Höhenzug, der die Ort- schaften Plantieres und Queuleu trägt, grösstentheils aus fossil- armen Thonen, die bei jeder Tiefgrabung zum Vorschein kommen ; in Plantieres wurden sie im vorigen Sommer bei Erneuerungs- arbeiten der Kirche blossgelegt, auf den Höhen bei Queuleu aber durch ein Bohrloch in ihrer ganzen Mächtigkeit durchteuft. Ferner sind die Gruben von Lagrange-aux-Bois, südöst- lich von Metz, wo die Thone für Ziegeleibetrieb Verwendung finden, von Wichtigkeit geworden, weil dort zuerst Fossilien in diesen Schichten {Ammonites globosus, Avicula) angetroffen 1. Vergleiche die Anmerkung 1 auf Seite 36. [108] 40 wurden’; etwas südlich von diesen Gruben auf der Höhe steht auch die Nagelkalkbank an. Von weiteren Punkten südlich von Metz erwähne ich Hof Champel bei Courcelles a. d. Nied und besonders Fleury im Seillethal, wo die Thone unmittelbar neben der Strasse Metz- Verny in mehreren Gruben zur Ziegelfabrikation gegraben werden. Diese Angaben dürften genügen, um nachzuweisen, dass die „fossilarmen Thone“ für Lothringen einen Horizont von mehr als lokaler Bedeutung bilden, zumal wenn man berück- sichtigt, dass sie sich auch in Luxemburg überall über den Acutus-Schichten haben nachweisen lassen (vgl. die Uebersichts- karte der südlichen Hälfte des Grossberzogthums Luxemburg). Da ich für die „fossilarmen Thone“ des Eisass auf die Mittheilung von Haug* verweisen kann und das Vorkommen von fossilarmen Thonen in Schwaben* und im nördlichen Deutsch- land* in demselben Niveau hinlänglich bekannt ist, um hier nicht besprochen werden zu müssen, so möchte ich von den ausserhalb des deutsch-lothringischen Gebiets liegenden gleich- alterigen Bildungen nur noch die Verhältnisse im benachbarten Departement Meurthe-et-Moselle berühren. 1. Erläuterungen z. geol. üebersichlskarle d. westl. Deutsch-Lothringen, bearb. von E. ScHDMACHER, G. Steinmann und L. van Werveee, S. 35. 2. Bull, de la Soc. gdol. de France, 3' s6r., vol. 14, p. 51. — Mitth. d. Comm. f. d. geol. Landes-L'ntersuchung v. Elsass-Lothringen, Bd. I, Heft I, S. 29—30. Die von Haug gemachte Mächtigkeitsangabe von 8 — 10 m dürfte jedenfalls zu gering sein. 3. Qcenstedt; Das Flotzgebirge Württembergs. Tübingen 1843, S. 153. — Der Jura, Tübingen 1858, S. 92 ff. Fraas : Die Thone des unteren Lias. — Jahreshefte d. Yer. f. Vaterland. Natur- kunde i. Württemberg, II. Jahrg. 1846, S. 202 ff. Schlichter: Geber Lias Beta. — Ibid. 1885, S. 78 ff. 4. Schloenbach: lieber den Eisenstein des mittleren Lias im nordwestlichen Deutschland. — Zeitschr. d. d. geol. Ges., Bd. XV, 1863, S. 483, S. 501 etc. Brauns : Der untere Jura im nordwestlichen Deutschland etc. , Braunschweig 1871, S. 90 ff. 41 [109] Dort sind diese Schichten noch wenig untersucht. Nach Braconniee* folgen über den Schichten mit Belemnites acutus zunächst 16 m schieferige, gelblich oder bläulich gefärbte Thone mit eisenschüssigen Knollen, die fast fossilfrei sind und nur selten Hippopodium ponderosum Sow. enthalten. Diese werden von 2 m mächtigen sandigen, gelblichen Thonen mit Terebratula Turnen überlagert, auf welche sich noch 1 m grau-gelblicher Kalk mit Ämmonites planicosta, Gryphaea cymhium und Tere- hratula plicatissima legt. Zu oberst folgt 1 Meter Kalk mit Ämmonites Havoei. Indem wir dieses Profil zu deuten versuchen, werden wir kaum fehlgehen, wenn wir die unmittelbar unter dem Davoei- Kalk angegebene Kalkbank mit den noch zu besprechenden Raricostaten-Schichten Lothringens vergleichen. Auffallend ist die Angabe eines Ammoniten aus der Gruppe der Capricornier als Leitfossil, da diese in den Raricostaten-Schichten zu den Seltenheiten gehören. Es bleiben dann für die fossilarmen Thone und Dudressieri-Schichten zusammen nur etwa 18 Meter übrig, welche den 35 Metern (Durchschnittsmächtigkeit) der gleichalte- rigen Schichten Lothringens entsprechen sollen. Schwerlich sind die Schichten in dieser auffallend geringen Mächtigkeit abgelagert worden. Was die Ursache dieser Reduk- tion ist, lässt sich aber vor der Hand noch nicht angeben. Die tieferen Schichten der „Marnes ä Hippopodium pon- derosum“ von Beaconniee können wir jedenfalls als Aequivalente der lothringischen „fossilarmen Thone“ ansehen, während der obere Theil desselben Horizonts den Dudressieri-Schichten ent- sprechen dürfte. Ob Hippopodium ponderosum in den tieferen Schichten vorkommt, ist zweifelhaft, da die in Sammlungen ver- breiteten Exemplare beinahe alle von der einen Lokalität Bosser- 1. Description des terrains de Meurthe-et-Moselle, p. 135. [110] 42 ville bei Nancy stammen, wo diese Muschel mit Aegoceras Du- dressicri d’Oeb. sp. zusammen liegt, also einem höheren Horizont als den „fossilarmen Thonen“ angehört. In gleicher Weise umfassen wahrscheinlich auch die von Bleicher' als „marnes ä nodules &\ec Hip2}opodium ponderosum“ bezeichneten Schichten die fossilarmen Thoue und die Dudressieri- Schichten; die von ihm angeführten Fossilien stammen aus der letzteren Zone, während die tieferen Schichten, die ärmer an Versteinerungen sind, damals noch wenig untersucht waren. Bosserville bei Nancy, der Meurthe-Brücke gegenüber, nach Bleicher, briell. Mitth. vom 15. Juli 1891. 1. Gryphiteukalk, austcbend im Bett der Meurthe. 2. Nicht aufgeschlossen 5 m 3. Blätterige Mergel (marnes), fossilfühi’end. Avieula papyria Waldheimia cf. numismali» 10 ■ 4. Thone mit Ealkkuollen. Ammonites Dudressieri 10 > 5. Ockerkalk, fossilführond, zum Theil denudirt. Nach einem mir von Herrn Professor Dr. Bleicher am 15. Juli 1891 mit der Erlaubuiss zur Veröffentlichung über- gebenen Profil finden sich bei Bosserville^ über dem Gryphiten- kalk, der im Bett der Meurthe ansteht, 5 m Gesteine, die nicht aufgeschlossen sind. Darüber lagern etwa 10 m blätterige Mergel 1. Guide du g6ologue en Lorraine, p. 49, 170. 2. Vergl. das voranstehende Profil. 43 [111] (marnes), welche die folgenden mir vorliegenden Fossilien ent- halten ; Avicula papyria Qüenst. sp., Waläheimia sp. (eine flach gedrückte Form, welche der Waläheimia numismalis Lmk. sp. sehr nahe steht). Auf dieselben legen sich etwa 10 m Mergel mit kalkigen Knollen, welche Aegoceras Dudressieri d’Orb. sp. enthalten. Das Ganze wird von Ockerkalk überlagert, der den Raricostaten-Schichten entspricht. Die unteren Mergel dieses Profils vertreten zweifellos die fossilarmen Thone ; die Waläheimia ist allerdings bisher auf lothringischem Gebiet in diesen Schichten noch nicht gefunden*, doch ist das Vorkommen der Avicula papyria Qüenst. sp. von mir nachgewiesen worden. Die Mergel mit kalkigen Knollen entsprechen unseren Z^iiffremer^-Schichten. Aus einer zweiten Mittheilung von Herrn Prof. Bleicher® erfuhr ich, dass unmittelbar über den Mergeln mit Walähei- mia cf. numismalis und Avicula papyria ein neuer Aufschluss mergelige Schichten mit reicherer Fauna blossgelegt hat, von der Herr Prof. Bleicher Pecten, junge Gryphaea, Echiniden, Schaalenkrebse und Foraminiferen erwähnt. Besonders häufig ist Fseuäoäiaäema minuUmt Buckm. sp., von dem ich zahlreiche wohlerhaltene Exemplare aus diesen Schichten der Güte des genannten Herrn verdanke®. Nach diesen Angaben scheinen im französischen Lothringen Vertreter der fossilarmen Thone im Liegenden der Dudressieri-Schichten vorhanden zu sein; sie sind jedoch reicher an Fossilien als auf deutsch-lothringischem Gebiet. 1. Waläheimia numismalis Lmk, sp. findet sich jedoch in Deutsch-Lothringen bereits in den Schichten mit verkiesten Ammoniten und ist wieder in den Dudres- sieri-Schichten sowie in den Raricostaten-Bänken beobachtet (vergl. S. 29, 48 u. 62). 2. Vom 23. Oktober 1891. 3. Dieselbe Art fand sich in den fossilarmen Thonen eines Bohrloches bei Queuleu. [112] 44 2. Oberregion. Schichten mit Aegoceras {Deroceras) Dudressieri. Die fossilarmen Thone werden in Deutsch-Lothringen von dunkeln, blauscliwarzen, bald blätterigen, bald wulstigen Thonen bedeckt, welche Einlagerungen eines festen, blauen Kalkes ent- halten, der meist in Form einzelner Knollen in die Thone ein- gebettet ist, seltener zusammenhängende Bänke bildet. Der petrographische Habitus dieser Schichten erinnert in auffallender Weise an gewisse Bänke des oberen Lias, an die „Thone mitKalk- broden‘“ oder „Knollenthone*“ (Calcaire noduleux von Tekquem*), und durch diese Aehnlichkeit wurde wohl auch d’Obbigny ver- führt, das Hauptleitfossil dieses Horizontes, Ammonites Dudres- sieri d’Okb., in den oberen Lias zu versetzen*. Im französischen Lothringen sind diese Bänke schon seit längerer Zeit bekannt. An einigen Lokalitäten in der Umgegend von Nancy, zumal am Karthäuserkloster bei Bosserville sowie am Col du Mauvais-Lieu unweit Ludres haben sie eine An- zahl von Fossilien geliefert, von denen Hippopodiim ponde- rosum Sow. und Aegoceras (Deroceras) Dudressieri d’Oeb. sp. die bekanntesten sind. Nach dem ersteren Fossil wurden die Schichten gewöhnlich von französischen Autoren „Marnes ä 1. Steinmann: Geologischer Führer der Umgegend von Metz, S. 17 u. 25. Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte des westlichen Deutsch-Loth- ringen, S. 55. 2. Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte des westlichen Deutsch- Lothringen, S. 40. 3. Paläontologie du departement de la Moselle. Statistique du ddpartement, pag. 21. 4. Paläontologie fran?aise, terrains jurassiques, vol. I, C6phalopodes, pag. 326. 5. Die ehemaligen dortigen Gruben werden jetzt nicht mehr ausgebeutet. 45 [113] Hippopodium'^ genannt, und die ganze Schichtenreihe wurde an die Basis des mittleren Lias versetzt’. Die Bezeichnung „Schichten mit Hippopodium ponderosuni“ kann wohl kaum beibehalten werden, weil das namengebende Fossil in diesem Niveau ausserordentlich selten und ausserdem nicht auf dasselbe beschränkt ist*. Ich ziehe es deshalb vor, diesen Horizont nach dem weit verbreiteten und, soweit bisher bekannt’, nur hier vorkommenden Aeg. Btulressieri d’Oeb, sp. zu benennen. Ausser in der Gegend von Nancy waren die Schichten mit Aegoc. Budressieri bisher anstehend nicht bekannt. In Deutsch-Lothringen habe ich sie zuerst in der Nähe von Delme und Tincry beobachtet, wo ich auf den Aeckern zerstreute kalkige Knollen fand, die mit denen der Dudressieri-Schichten im französi- schen Meurthe- und Moselgebiet petrographisch vollständig über- einstimmen. Beim Zerschlagen derselben fand ich auch ein Exemplar eines typischen Beroceras Budressieri d’Orb. sp., welches über das Alter der Schichten keinen Zweifel lässt. Westlich vom Dorfe Luppy, südlich von Remilly, stehen auf einer Anhöhe die dunkeln, schwarzen Thone mit Kalkknollen unter den braunen, eisenoolithischen Kalksteinen der Rarico- staten-Schichten an. Auf den Aeckern machen sich besonders die Kalke bemerkbar, welche bald in septarienartigen Knollen, bald in grösseren Platten zahlreich umher liegen. Eine derartige 1. Levallois: Äpergu de la Constitution gdologique du d^partement de la Meurthe. — Annales des Mines, 4« s6r., vol. 19, 1851, pag. 20. Braconnier: Description des terrains qui constituent le sol du däpartement de Meurthe-et-Moselle, pag. 155 ff. Bleicher; Guide du g6ologue en Lorraine, pag. 49 u. 170. Terquem: Paleontologie du dep. de la Moselle, 1855, pag. 15. 2. Darin stimmt mir auch Herr Professor Dr. Bleicher hei. Vergleiche Guide du g6ologue en Lorraine, pag. 49-50. 3. Siehe Seite 49, Anmerkung 1. [114] 46 Knolle enthielt ein schönes, grosses Exemplar von Aegoceras (Deroceras) siphum Ziet, sp. Im nördlichen Lothringen sind die Schichten in der Gegend von Diedenhofen noch gut entwickelt. Ich kenne dieselben bei Illingen (am Abhang nach der Mosel) und bei Künzig. An letzterem Orte sind sie durch den Eisenbahneinschnitt hinter der Station, an der Linie von Diedenhofen nach Metzerwiese, aufgeschlossen. Dieser Fundort, der fossilreichste in diesen Schichten, den ich in Deutsch-Lothringen zu beobachten Gelegen- heit hatte, und der sich auch jetzt noch als sehr ausgiebig erweist, hat fast ausschliesslich die aus diesem Horizont zu be- schreibende Fauna geliefert, welche vollständige Uebereinstim- mung mit derjenigen der gleichalterigen Schichten bei Nancy zeigt. Bei Gelegenheit von Erweiterungsarbeiten an dem Bahn- einschnitt wurde ein Profil blossgelegt, welches im Hangenden die Raricostaten-Bänke zeigt; darunter sind die schwarzen Thone der Dudressieri-Schichten aufgeschlossen. Das Material derselben wurde auf die Halde gestürzt und zum Theil zum Aufschütten des gleich auf den Einschnitt folgenden Eisenbahndammes verwandt, wo es dem Einfluss der Atmosphärilien ausgesetzt war, so dass die Fossilien schön aus den Kalken herauswittern und in grösserer Anzahl gesammelt werden konnten. Die Mächtigkeit der Dudressieri-Schichten ist keine sehr bedeutende; eine genauere Messung war mir nicht möglich, da ich nirgends das Liegende direkt aufgeschlossen fand. Dass letzteres jedoch aus den „fossilarmen Thonen“ besteht, dürfte nach den Lagerungsverhältnissen kaum einem Zweifel unter- worfen sein. Folgende Formen liegen mir aus den Dudressieri-Schichten vor : Aegoceras {Deroceras) Dudressieri d’Oeb. sp. „ „ ziphum Ziet. sp. 47 [115] Aegoceras {Microceras) cf. planicosta Sow. sp. „ {Dumortieria) cf. sagittarium Blake sp. f „ cf. biferum Quenst. sp. * Arietites (Asteroceras) obtusus Sow. sp. „ „ stellaris Sow. sp. „ {Arnioceras) ceras Gieb. sp. * „ „ cf. Bodleyi Buckm. sp. f „ (^Agassiziceras) striaries Quenst. sp. Cymbites globosus Ziet. sp. Belemnites acutus Mill. Turritella undulata Benz. Hydrobia cf. cerithiiformis Piette sp. Ostrea irregularis Mst.* , „ ungula Mst. Gryphaea obliqua Glde. Beeten subulatus Mst. Lima (Eadula) pectinoides Sow. sp. „ (Plagiostoma) cf. gigantea Sow. Plicatula gibbosa Desl. sp. Avicula papyria Quenst. sp. „ cf. oxynoti Quenst. * ? Gervillia oxynoti Quenst.* Perna cf. Pellati Dumokt. Modiola cf. oxynoti Quenst. Hippopodium ponderosum Sow. Cardinia hybrida Sow.^sp.* Lucina cf. problematica Teeq. Macrodon BucTcmanni Kichaeds. sp. Leda Galathea d’Oeb. Discina cf. Davidsoni Mooee. * Die mit * bezeichneten Arten sind bisher nur in der Gegend von Nancy, die mit t nur im luxemburgischen Gebiet gefunden. 4 [116] 48 Waläheimia (ZeiUeria) cf. numismalis Lmk. sp. Pentacrinus tuberculatus Mill. Pentacrinus sp. Cyclocrinus Hausmanni Roem. sp. Dazu kommt noch eine grosse Menge von Foraminiferen und Ostracoden. Das Zusammenvorkommen von Arieten und Capricorniern spricht für einen Horizont der oberen Abtheilung des unteren Lias, und zwar sind besonders Arietites obtusus und Äegoceras Dudressieri als leitend anzusehen. Erstere Art beweist, dass unsere Schichten noch der Zone des Arietites obtusus im Sinne von Oppel angehören; letztere scheint ihnen eigenthümlich zu sein und veranlasste mich, diesen Horizont als eine obere Abtheilung der Obtusus-Schichten von den fossilarmen Thonen abzutrennen. Äegoceras Dudressieri d'Oeb. sp. ist ein naher Verwandter von Äegoceras siphuni Ziet. sp., der in Schwaben in den „unteren Beta-Thonen“ vorkommt*. Oxynoticeras oxynotim Quenst. sp. ist auffallender Weise bisher in diesem Horizont noch nicht beobachtet worden, trotz- dem er schon in den tieferen Schichten vorkommt und noch in die Raricostaten-Bänke hinaufgeht. Durch die Dudressieri-Schichten erhalten nun auch die „fossilarmen Thone“ Lothringens ihre ganz bestimmte Stellung. Sie lagern entweder auf den Thonen mit verkiesten Ammoniten, die der Zone des Arietites obtusus angehören, oder auf den Phosphoriten, die als deren Aequivalente angesehen werden können, und werden von Schichten bedeckt, die noch in dieselbe Zone zu stellen sind. Es kann demnach kein Zweifel darüber bestehen, dass sie selbst einen Theil der Schichten mit Arietites 1. Engel: Geognostischer Wegweiser durch Württemberg, S. 90-91. 49 [117] obtusus bilden. Dass ich sie als Unterregion abgetrennt und den Dudressieri-Schichten als Oberregion gegenüber gestellt habe, findet seine Rechtfertigung einmal in der etwas abweichenden petrographischen Ausbildung , dann in dem Auftreten einiger neuen Formen in der Fauna. Aus den angeführten Aufschlüssen ist bereits zu erkennen, dass die Dudressieri-Schichten von der Umgegend von Nancy über Delme und Remilly bis in die Nähe von Diedenhofen im nördlichen Lothringen verbreitet sind. Sie scheinen aber mit unverändertem petrographischen Habitus auch in das Luxemburgische fortzusetzen, da aus dem Bahneinschnitt an der Linie von Luxemburg nach Oetringen durch Herrn Dr. van Weeveke Gesteine gesammelt worden sind, die mit denjenigen der lothringischen Dudressieri-Schichten voll- ständig übereinstimmen und auch eine ganz ähnliche Fauna ent- halten. Eine als Äegoceras cf. planicosta Sow. sp. in der obigen Fossilliste aufgeführte Form, die vielleicht nur die inneren Win- dungen des Äegoceras Dudressieri d’Oeb. sp. darstellt \ kommt dort mit Äegoceras cf. sagittarium Blake sp. und Arietites {Arnioceras) Bodleyi Bockm. sp. zusammen in Kalkknollen vor, die von den eisenoohthischen Kalkbänken der Raricostaten- Schichten überlagert werden, also unter ganz gleichen Lagerungs- verhältnissen wie in Deutsch-Lothringen. 1. Da die mit Stacheln bewehrten, grosseren Exemplare von Äegoceras Dudressieri d'Orb. sp. sich aus ungestachelten Jugendformen entwickelt haben, so sind die inneren Windungen dieser Art von Aeg. planicosta Sow. sp. nicht zu unter- scheiden. (Cf. Oppel, Juraformation, g 14, S. 88, n" 36.) Es sind deshalb hier sowie in den anderen Fossillisten sämmtliche kleinere Exemplare von unter- liasischen Planicosta-Y die noch keine Stachelbildung auf den Rippen zeigen, als Äegoceras cf. planicosta Sow. sp. angeführt worden. Es ist dabei die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass sie alle (auch die in den Thonen mit verkiesten Ammo- niten vorkommenden) nur innere Windungen von Äegoceras Dudressieri d'Orb. sp. darstellen, wenn auch bisher aus den Thonen mit verkiesten Ammoniten vollständig entwickelte, mit Stacheln versehene Exemplare dieser Art noch nicht bekannt ge- worden sind. [118] 50 Bildungen,' die wir als Aequivalente der Dudressieri-Schichten ansehen können, waren bisher im Unter-Elsass anstehend noch nicht beobachtet worden. Nur unter den im Diluvium von Mühl- hausen i. Ü.-E. zusammengeschwemmten Fossilien fanden sich Aegoceras Dudressieri d’Obb, sp. selbst* sowie Hippopodium ponderosum Sow. ^ beide verkalkt in einem Erhaltungszustand, der ausserordentlich an den von Fossilien aus den Dudressieri- Schichten Lothringens erinnert, was darauf hinwies, dass gleich- alterige Bildungen auch im Eisass nicht fehlen. Bei Hochfelden liegen unter der Bank mit Arietites rari- costatus fossilführende Knollen, welche hauptsächlich Aegoceras biferuni Qüenst. sp. enthalten, ihrer Lagerung und ihrer Fauna nach jedoch etwas jünger zu sein scheinen als die Dudressieri- Schichten Lothringens*. Erst in neuester Zeit habe ich bei Reichshofen-Werk und Gumbrechtshofen Mergel mit eingelagerten Kalkknollen gefunden, die in ihrer petrographischen Ausbildungsweise den Dudressieri- Schichten Lothringens so ähnlich sind, dass ein Vergleich mit den letzteren sehr nahe liegen musste. Ausser Gryphaea ohliqua habe ich jedoch in denselben keine Fossilien finden können, so dass die direkte Parallelisirung mit dem Horizont Lothringens nicht über allen Zweifel erhaben war. Bei der geologischen Aufnahme von Blatt Buchsweiler jedoch hat Herr Dr. van Werveke die gleichen Schichten unmittelbar unter den Raricostaten-Bänken mit zahlreichen Knollen in der 1. Nach d'Orbigny, Paleontologie fran?aise, Terrains jurassiques, Vol. I, C6pha- lopodes, pag. 326. Das Exemplar d'Orbigny's liegt mir aus der ENCELHARDT'schen Sammlung (jetzt in der geologischen Landessammlung von Elsass-Lothringen) im Original vor. 2. Nach Haug, Bull, de la Soc. g6ol. de France, 3« s6r., vol. 14, pag. 51. note, und Mitth. d. Comm. f. d. geol. Landesunters. v. Els.-Lothr. Bd. I, Heft 1, S. 29. Liegt mir ebenfalls aus der ENGELHARDi'schen Sammlung vor. 3. Siebe Seite 70 bei den Raricostaten-Schichten. 51 [119] Nähe von Kirrweiler angetroffen und mich darauf aufmerksam zu machen die Güte gehabt. Bei einem Besuch der Lokalität fand ich in denselben ausser Qryphaea ohliqua auch ein Bruch- stück eines zweifellosen Aegoceras Dudressieri, so dass über die Gleichalterigkeit dieser Schichten mit dem Horizont Lothringens kein Zweifel mehr bestehen kann. Bei einer gemeinsam mit Herrn Dr. Schdmacheb unternommenen Excursion gelang es ferner, die gleichen Dudressieri -Schichten auch an mehreren Punkten der Gegend von Altenheim unweit Dettweiler unter den Karicostaten-Bänken nachzuweisen. Durch diese Beobachtungen ist die allgemeine Verbreitung der Dudressieri-Schichten auch im nördlichen Unter-Elsass und damit zugleich die vollständige üebereinstimmung der Verhält- nisse in Deutsch-Lothringen und im Eisass wohl hinreichend er- wiesen. Es ergiebt sich daraus, dass die unter jenen Schichten liegenden „fossilarmen Thone“ im Eisass wie in Lothringen der Zone des Arietifes obtusus, nicht derjenigen des Oxynoticeras oxynotum' entsprechen; Aequivalente der Zone des Oxynoticeras oxynotum müssten in den Raricostaten-Bänken zu suchen seinl Ausserhalb der bisher besprochenen Gebiete sind nament- lich aus der Umgegend von Semur (Cöte d’Or), aus dem Rhone- becken und aus England Fossilien beschrieben, welche auf das Vorhandensein von Dudressieri-Schichten in ähnlicher Ausbildung wie in Lothringen schliessen lassen. Die schönen Ammoniten, die von Retnes als Ammonites siphus, von VVeight als Aego- ceras planicosta, von Dumobtiee als Ammonites trimodus be- schrieben sind, dürften, wenn nicht identisch mit Aegoceras Dudressieri oder ziphus, doch jedenfalls so nahe mit letzteren verwandt sein, dass eine Trennung von denselben ausserordentlich 1. Haug, Milth. d. Comm. f. d. geol. Landes-Üntersuchung von Elsass-Loth- ringen, Bd. I, Heft 1, S. 30. 2. Siehe Seite 70. [120] 52 schwer ist, und so kann man wohl annehmen, dass sie in dem gleichen Niveau liegen. Im Juragebiet ist das Vorkommen des- selben Horizonts ausserordentlich wahrscheinlich, indem mir aus der GßEPPiN’schen Sammlung ein typisches Exemplar von Aego- ceras {Deroceras) Budressieri d’Oeb. sp. von Ruttehardt in der Nähe von Basel vorliegt'. In Schwaben, wo die stratigraphischen Verhältnisse am besten und genauesten bekannt sind, können wir auch am leichtesten die Bank feststellen, der die DwcZressieW-Schichten ungefähr entsprechen müssen. Es ist wohl zweifellos, dass der „untere Betakalk“ der Autoren, der als die oberste Schicht der Zone des Arietites obtusus angesehen wird, der Lagerung nach unserem Horizont parallel steht. Aus dieser Bank, der „Phola- domyenbank“ von Feaas® erwähnen die Autoren* unter anderen Fossilien auch Ammon. Turneri (recte obtusus), Am. stellaris, Gervillia, Lima, Beeten, Blayiostoma, Monotis (recte : Avicula oder Fseudomonotis) , Versteinerungen, die auch in Lothringen die Budressieri- Schichten charakterisiren. Auch die Schichten des Arietites obtusus erscheinen im Norden des von mir untersuchten Gebiets am Rande der Ardennen in sandiger Entwickelung. Schon 1852 und 1853 hat Teequem* darauf hingewiesen, dass der Sandstein von Arlon im Alter den „Marnes ä Hippopodium'^ gleichsteht. Er führt als Hauptleit- 1. Das Exemplar ist auf der handschriftlichen, von Greppin stammenden Etiquette als Ammonites ziphus Ziet. bestimmt und in oDescription geologique du Jura Bernois et de quelques districts adjacents» (Matäriaux pour la carte göologique de la Suisse, vol. VllI) auf S. 24 unter diesem Namen beim mittleren Lias angeführt. 2. Die Thone des unteren Lias. — Württemberg, naturwissensch. Jahreshefte II, 1846, S. 205. 3. Engel: Geognostischer Wegweiser durch Württemberg, S. 91. — Schlichter: lieber Lias Beta. Württemberg, naturwissenschaftliche Jahreshefte 1885, S. 88. 4. Note sur le gres de Hettange. Bulletin de la Soc. güol. de France, 2« sürie, vol. 9, 1852, p. 574 ss. — Mömoire sur un nouveau genre de mollusques ac6- phal6s fossiles. Ibid. 1853, vol. 10, p. 374. 53 [121] fossil, das auf diese Schichten beschränkt sein soll, die Tancredia ovata Tekq. sp. an. Nach den späteren Angaben von Dewalque* liegt letzteres Fossil in einem tieferen Niveau, nämlich in den oberen Schichten des Luxemburger Sandsteins, welche den OppEL’schen Zonen des Arietites Bucklandi und des Fentacrinus tuberculatus entsprechen®; die über diesen folgenden, sandigen Schichten werden als „Gres de Virton“ bezeichnet und noch in zwei weitere Horizonte zerlegt*, von denen wir den unteren mit der Zone des Arietites obtusus, den oberen mit den Rari- costaten-Bänken Lothringens vergleichen können. In der Umge- gend von Arlon, dem einzigen Punkt, von dem ich diese Schich- ten aus eigener Anschauung kenne, sind die unmittelbar auf die „Marne de Strassen“* folgenden Sandsteine sehr arm an Fossilien. Dewalque erwähnt jedoch aus seinem „unteren Niveau“ des Gres de Virton*: Arietites Conybeari Sow. sp. Arietites obtusus Sow. sp. Arietites stellaris Sow. sp. 1. Note sur les divers 6tages de la partie inferieure du Lias dans le Luxem- bourg etc. Bulletin de l'Acad. royale de Belgique, tome 1, Appendice, 1853 — 54, p. 15. — Observations critiques sur Läge des gres liasiques du Luxembourg. Bull, de l’Acad. royale de Belgique, 2® s6rie, t. II, n® 6, 1857, p. 8, p. 12. — Description du Lias de la Province de Luxembourg. Liege 1857, p. 33 — 34. — Prodrome d’une description g^ologique de la Belgique, 1868, p. 133 ss., p. 345. 2. Grös de Florenville und calcaire sableux d'Orval von Dewalque, Prodr. d’une descr. g6ol. de la Belg., p. 134, p. 308 u. p. 3i5. 3. Note sur les divers 6tages qui constituent le Lias moyen et le Lias sup6rieur dans le Luxembourg etc. Bull, de l’Acad. royale de Belg., tome XXI, n® 8, 1854, p. 4 SS. — Observations critiques. Ibid. 1857, 2® s6r. , II, n® 6, p. 11 ss. — Description du Lias etc. 1. cit., p. 48 ss. — Prodrome d’une descr. g6ol. de la Belgique, p. 136 ss. 4. Kalkig-mergelige Schichten im Hangenden des Luxemburger Sandsteins. Sie bilden an der Bellevue, zwischen Arlon und Attert, die Aequivalente der Zone des BelemnUes acutus und Fentacrinus tuberculatus. Siehe S. 18 und ibid. Aura. 1. 5. Description du Lias etc. (1. cit.), p. 51. — Prodrome, p. 137. [122] 54 Dies sind Fossilien, aus deren Vorkommen sich die Zuge- hörigkeit der unteren Stufe des Gres de Virton von Dewalque zur Obtusus-Zone ergiebt*. II. Schichten mit Arietites {Caloceras) raricostatus. Calcaire ocreux. Im Hangenden der eben besprochenen Dudressieri-Schichten findet sich durch ganz Lothringen verbreitet eine Reihe theils kalkiger, theils mergeliger Schichten, die von den französischen Autoren* als „calcaire ocreux“ oder „calcaire ä belemnites“ bezeichnet wurden. In einem Theil derselben tritt der weit ver- breitete Dactylioceras Davoei Sow. sp. auf, und aus diesem Grunde ist die ganze Schichtenfolge von den neueren Autoren* als Davoei-Kalk zusammengefasst worden. In letzterem Sinne glaube ich diese Bezeichnung nicht bei- behalten zu können, weil sie die irrthümliche Vorstellung er- weckt, dass dieses ganze Schichtensystem der „Zone des Dacty- lioceras Davoei'* anderer Gebiete, also der unteren Abtheilung des mittleren Lias, im Alter zu vergleichen sei. Wie ich im Folgenden darthun zu können glaube, ist dies 1. Observations critiques (1. cit.), p. 13 — 14. — Description du Lias (1. cit.), p. 10 — 1 1 , p. 55. 2. V. Si.mon: Mdmoire sur le Lias du departement de la Moselle. M6m. de l’Äcad. de Metz, 1836 — 37, p. 15. — Levallois: Äpergu de la Constitution geologique du döpartement de la Meurthe. .4nnales des Mines, 4' ser., vol. 19, 1851. p. 20. — Terqcem: Paläontologie du departement de la Moselle. Statistique de la Moselle, 1855, p. 15. — Fridrici : ÄperQU g6ologique du departement de la Moselle, Metz 1862, p. 77. 3. Jacqcot, Terqcem et Barre: Description geologique et mineralogiqiie du departement de la Moselle, Paris 1868, p. 203 ss. — Bea.nco: Der untere Dogger Deutsch-Lothringens. Abh. z. geolog. Specialkarte v. Els.-Lothr. Bd. 11, H. 1, S. 10, S. 148. — Schcmacheh, Steinmam«, van Werveke: Erläuterungen zur geolog. Ceber- sichtskarte des westlichen Deutsch-Lothringen, Strassburg 1887, S. 36 ff. 55 [123] nur für einen Theil dieser Schichten der Fall, während ein anderer Theil noch eine ausgezeichnet unterliasische Fauna be- herbergt, welche die Zutheilung dieser Bänke zum unteren Lias nothwendig erscheinen lässt. Im französischen Lothringen wurde dieser Schichtencomplex schon früher in die beiden Horizonte des „ calcaire ocreux “ (Leitfossilien: Oxynoticeras Guihalianum, Oxynoticeras Buvifinieri) und des „calcaire ä Ammonites Davoei“ gegliedert’. Für die Umgegend von Metz hingegen blieben die hierhin gehörigen Schichten entweder ganz vereinigt*, oder es wurde doch nur die Abtrennung einer unteren, mergeligen Abtheilung (Numismalis- Mergel) von einer oberen, kalkigen (Davoei-Kalk) versucht*. Meine Untersuchungen haben mich dazu geführt, drei Ab- theilungen auszuscheiden, nämlich eine untere kalkige, eine mitt- lere mergelige und eine obere kalkige. Im Wesentlichen liegen die Verhältnisse in der Umgegend von Nancy und in Deutsch- Lothringen gleich, doch sind die einzelnen Abtheilungen verschieden mächtig. In der Umgegend von Metz sind die unteren Kalkbänke nur schwach entwickelt und deshalb übersehen worden, während bei Nancy auch die Mergel der mittleren Abtheilung eine unbedeu- tende Rolle spielen. Ueberall sind jedoch zwei festere Kalkhorizonte vorhanden, welche durch mergelige Schichten getrennt werden. Ueber das Alter des mergeligen Niveaus kann für Deutsch- Lothringen kein Zweifel herrschen; es schliesst die bezeichnende Fauna der Numismalis-Mergel ein und wurde deshalb mit Recht 1. Terqdem et Bekthelin ; Etüde microscopique des marnes du Lias moyen d’Essey-Ies-Nancy. M6m. de la Soc. g6olog. de France, 2« s6r., vol. 10, 1875; Intro- duction, p. 1. — Braconnier : Description des terrains qui constituent le sol du d6partement de Meurthe-et-Moselle, Nancy 1879, p. 156. — Bleicher: Guide du g6ologue en Lorraine, Paris 1887, p. 5ü u. 171. 2. Siehe die Anm. 3 auf vorhergehender Seite. 3. Steinmann: Geologischer Führer der Umgegend von Metz, S. 15. — ScHDMACHER, Steinmann Und VAN Werveke : Erläuterungen zur geologischen Ueber- sichtskarte des westlichen Deutsch-Lothringen, S. 36. [124] 56 von Steinmann' als das Aequivalent der beiden OppEL’schen Zonen der Dumortieria Jamesoni und des Phylloceras ihex, also als unterste Stufe des mittleren Lias angesehen. Die unteren Kalkbänke sind also älter als die tiefste Zone des mittleren Lias; die Fauna, welche sie einschliessen, fordert auch direkt eine Vereinigung mit dem unteren Lias. Für diese Abtheilung werde ich die Bezeichnung Raricostaten-Schichten oder Raricostaten-Bäuke verwenden®. Der im Hangenden der Numismalis- Mergel befindliche zweite Kalkhorizont mag den Namen „ Davoei-Kalk “ behalten. Sowohl der Lagerung als auch der Fauna nach ist er mit den gleichnamigen Schichten anderer Gebiete identisch, und in dieser Fassung entspricht er auch vollkommen den Schichten, die in der Umgegend von Nancy durch Teequem und Beethelin®, Beaconniee und Bleichee als „couche ä Ammonites Davoei'* ausgeschieden worden sind. Ueberall in Lothringen, wo sich das unmittelbare Hangende der Dudressieri-Schichten beobachten lässt, wird dasselbe durch ziemlich feste, in frischem Zustande bläuliche oder graue, rost- gelb verwitternde Kalke gebildet, welche sich durch reichlichen, besonders beim Verwittern hervortretendeu Gehalt an Eisen- oolith leicht erkennen lassen*. Oft ist das Gestein etwas sandig. 1. Geologischer Führer der Umgegend von Metz, S. 15 u. 25. 2. Sie entsprechen dem «calcaire ocreux» von Tebquem und Bertheli?i und von Bleicher (1. cit.). 3. 1. cit. 4. Eine mikroskopisch-pelrographische Untersuchung dieses Gesteins wurde durch Herrn Professor Dr. Bleicher vorgenommen. Die Resultate derselben sind im Bulletin des Sdances de la Socidtd des Sciences de Nancy mitgetheilt. (Seance du 16 juillet 1891, p. 48, und S6ance du 18 ddeembre 1891, 4*ann6e, janvier 1892, n» 1, p. 2.) 57 [125] so dass Schichten, die längere Zeit der Verwitterung ausgesetzt waren, ganz das Aussehen eines braunen Sandsteins mit Eisen- oolithkörnern haben. An den Gehängen machen sich die festen rostbraunen Bänke über dem dunkeln, thonigen Verwitterungsboden der Du- dressieri-Schichten stets auffallend bemerkbar. Auch die Fossilien werden reichlicher. Man braucht nicht mehr die harten Knollen zu zerschlagen, sondern die Versteinerungen wittern meist frei aus den mürbe gewordenen Gesteinen heraus. Am häufigsten sind Gryphaea obliqua und Waldheimia {Zeilleria) cor, daneben finden sich zahlreiche andere Formen, zumal Brachiopoden und Belemniten. Dass diese Bänke unmittelbar über den Dudressieri-Schichten liegen und nicht etwa noch von Numismalis-Mergeln unterlagert werden, konnte ich in unzweideutiger Weise an dem schon ge- nannten grossen Eisenbahneinschnitt östlich von Station Künzig bei Diedenhofen beobachten. Dort wurde im Frühling 1891 bei Ausführung von Er- weiterungsarbeiten ein Profil blossgelegt, welches ich leider nicht genau aufiiehmen konnte, da mir ein Betreten des Bahnkörpers nicht erlaubt war; doch hatte ich hinreichend Gelegenheit, die verschiedenen freigelegten Schichten zu untersuchen. Der untere Theil des Einschnitts besteht, wie Seite 46 mitgetheilt wurde, aus Dudressieri-Schichten. Unmittelbar über diesen zeigten sich an einigen Stellen die Kalkbänke der Raricostaten-Schichten, reich an Fossilien, zumal an Gryphaea obliqua und Brachio- poden. Die harten Bänke wurden herausgebrochen und zur Be- schotterung des nördlich vom Bahneinschnitt hinführenden Wegs benützt. Dieselben Bänke streichen auch in den Feldern nörd- lich der Eisenbahnlinie aus. Der zweite Punkt, au dem ich die direkte Ueberlagerung der Dudressieri-Schichten durch die Raricostaten-Kalke beobachten konnte, liegt nur einige Kilometer westlich von dem eben be- schriebenen Vorkommen am Steilabfall der Mosel bei Illingen. Der Aufschluss befindet sich an dem Wege, der von der Kirche des Dorfes aus Anfangs in westbcher, dann in nördlicher und nordwestlicher Richtung nach der Mosel hinabführt. Zunächst trifft man zu beiden Seiten des Hohlwegs die fossilarmen Thone der Obtusus-Zone ; an diese stossen, durch eine Verwerfung ge- trennt, die jüngeren Schichten an. Die Gliederung derselben zeigt das folgende Profil, welches ich am 12. Oktober 1891 aufgenommen habe ; Illingen, Hohlweg nordwestlich des Ortes. 1. FossUarme 3''rhone {Gryphaea obliqua, Belemnites acutut). 2. (Nicht aufgeschlossen.) S. 0,22 m mächtige graue'Kalhbank, vertikal zerklüftet, reich an Belcmniten. 4. Mergel, grau und gelblich, mit eingelagerten Kalkknollcn. Ammort, eapricomu, Amm. ßmbria- tut, Amm. Davoei, Bel.emniten. — Vergleiche die Bemerkungen Seite 101. 5. Kalkbank, grau, mergelig, wie 3 vertikal.zerklüftet, mit Bclemniten. — 0,22 m. 6. Nnmismalis-Mergel. Waldheimia numitmalit, verkieste Ammoniten {PolymorphUet poly- morphui). — Etwa^5'.4 m. 7. Raricostaten-Kalkbank , braun, eisenoolithisch , mit Gryphaea obliqua, Belemnites, Wald- heimia cor, Rhynchonella, etc. etc. — Mächtigkeit 0,7 m. 8. Dudressieri-Schichten. Schwarze Thone mit eingelagerten, blauen, dunkeln Kalkknollen. Aegocerat cf. planicosta. Dieses Profil ist das einzige mir auf deutsch-lothringischem Gebiet bekannt gewordene, welches gleichzeitig das Hangende und das Liegende der Raricostaten-Schichten deutlich aufgeschlossen zeigt. Zum Vergleich gebe ich das Profil wieder, welches Bleicher' von Col du Mauvais-Lieu unweit Nancy mittheilt. 1. Guide du geologue en Lorraine, p. 170. 59 [127] Die sandigen Mergel 3 sind in der Zeichnung nicht ausge- schieden; sie sind vielmehr, wie man nach dieser sowie nach den in der Erklärung dazu angegebenen Mächtigkeiten der Schichten annehmen muss, mit dem überlagernden Davoei-Kalk 4 vereinigt. Da die Schicht 3 die Fauna der Numismalis-Mergel führt^, so Profil am Col du Mauvais-Lieu bei Nancy, nach Bleicher’. Maasstab: I : 50 000 für die Länge, Höhe übertrieben. Eragrruben der Baracken Comp. Dnpont n.^Foold. von Lndres. Einschnitt des Kanals. Erklärung nach Bleicher. 1. Blaugraae Mergel mit Kalkknollen. Oberer Theil des Horizonts mit Eippopodium ponde~ rMuniy der Basis des mittleren Lias nach Bleichbk, mit den mehr oder weniger in den Knollen cingebackenen Fossilien: Gryphaea ohliguata Sow.j Ammonit es capricomut Schl., Ä. armatus Sow., etc. — Entsprechen den Dudressieri^Schichten. 2. Ockerkalk, kompakt, löcherig, als hervorragendes Gesims die unteren Mergel überlagernd ; mit zahlreichen Fossilien : A. Gnibalianusy A. Buvignieri, Gryphaea ohliquatay Waldheimia eoTj etc. Mächtigkeit etwa 0,40 m. — Diese Bank entspricht unseren Raricostaten-Kalkeu. 3. Sandige Mergel, reich an Schwefelkiesknollen, mit denselben Fossilien wie 2 und besonders Rkynchonella fureillata. Mächtigkeit 0,60 m. — Entsprechen den Numismalis-Mergeln. 4. Graublauer, mergeliger Kalk, an der Luft röthlich verwitternd, reich an Algen, mit Ammonites Davoeij A. fimbriatusy Belemnites niger^ etc. Mächtigkeit 0,50 m. — Entspricht dem Davoei-Kalk. — Vergleiche die Bemerkungen Seite 102. 5. Mergel, unten eisenschüssig und sandig, nach oben grau werdend mit eisenschüssigen Knollen, Basis des Horizonts mit Bel. clavatus und Ammonites margaritatus. Mächtigkeit unbekannt. — Entsprechen den Blättermergeln. ergiebt sich, dass wir sie mit den Numismalis-Mergeln Deutsch- Lothringens trotz ihrer stark reducirten Mächtigkeit vergleichen können. Es besteht demnach Uebereinstimmung der Schichten- folge in der Umgegend von Nancy einerseits und im äussersten Norden von Deutsch-Lothringen andererseits. 1. Siehe Seite 80. 2. Guide du göologue en Lorraine, Paris-Nancy, 1887, p. 170 u. 171. [128] 60 Schon durch diese beiden weit von einander entfernten Profile wäre es ausserordentlich wahrscheinlich, dass im ganzen westlichen Deutsch-Lothringen die Verhältnisse ähnlich liegen. Dass dies in der That der Fall ist, beweisen die folgenden Beobachtungen : Olgy, ProOl in einem Wasserriss. Maasstab: 1:50. 6. Ackererde 0,45 m 5. Diluvialer Kies 0,07 — 0,37 • 6. Ackererde 0,45 m 5. Diluvialer Kies 0,07 — 0,37 • 4. Numismalis-Mergel. Spiri/erina verrucoaa, Waldheimia numitmalit, Plicatula spinosa, Belemnites 1,37 — 1,60 m 3. Kalkbank, auskeilend. Gryphaea ohliqua 0,10 — 0 » 2. Mergel. Qryphaea ohliqua, Belemnites 0,26 • 1. Feste, ^braune, eisenoolitbische Kalkbank mit Qryphaea ohliqua, Arie- Utes rarieostatus, Bracbiopoden, bis zum Wasserniveau aufgeschlossen 0,40 ■ Unweit des für die Numismalis-Mergel und die Amaltheen- Thone klassischen Punktes Malroy, an der Strasse nach Argancy, zweigt nahe bei dem Dorfe Olgy eine Strasse ab, vor welcher sich eine Grube in den Numismalis-Mergeln findet. Dort habe ich zwei Profile aufgenommen, von denen ich das eine durch eine Grabung erhielt, während das andere im letzten Frühling durch Hochwasser des kleinen Baches freigelegt wurde. Die beiden Profile zeigen ausserordentlich deutlich die Ueberlagerung, 61 [129] nicht, wie bisher angenommen wurde, ünterlagerung der Kari- costaten-Bänke durch Numismalis-Mergel, weshalb ich das eine, jetzt noch der Beobachtung zugängliche, hier mittheile. Folgende Liste enthält die wichtigsten der Fossilien, welche zweifellos aus den Raricostaten-Schichten stammen. Sie beweist, dass letztere dem unteren Lias zugetheilt werden müssen. — Eine vollständigere Fossilliste siehe; Nachtrag, S. 97. Arietites (Caloceras) raricostatus Ziet. sp. n „ carusensis d’Okb. sp. „ „ Nodotianus d’Oeb. sp. n „ aplanatus Hyatt. „ (Vermiceras) Conybeari Sow. sp. „ (Armoceras) Bodleyi Buckm. sp. „ „ Macdonelli Poktl. sp. „ {Asteroceras) obtusus Sow. sp. „ „ stellaris Sow. sp. » „ BrooM Sow. sp. „ „ impendens Young u. Bied sp. Oxynoticeras oxynotum Quenst. sp. „ GreenougM Sow, sp. (= Guibalianum d’Oeb. sp. teste Hyatt.) „ Bttvignieri d’Oeb. sp, „ Lotharingicum Reynes sp. Aegoceras densinodum Quenst. sp. (? = muticum d’Oeb. sp.) „ {Deroceras) cf. armatum Sow. sp. „ (3Iicroceras) planicosta Sow. sp. „ ? biferum Quenst. sp. Nautilus intermedius Sow. Belemnites acutus Mild. „ umbilicatus Blv. Pleurotomaria (Cryptaenia) cf, expansa Sow. sp. [13ü] 62 Pleurotomaria granosa Schloth. sp. Eimema imhricata Sow. sp. Trochus laevis Schloth. sp. (= glaher Ko. u. Dunk.) „ .Ni'sMS d’Obb. Gardinia Philea d’Obb. „ hyhrida Sow. sp. Pholadomya Idea d’Obb. Pleuromya liasina Schübl. sp. Unicardium cardioides Bean sp. Hippopodium ponderosum Sow. Pecten priscm Schl. „ textorius Schl. „ suhulatus Mst. „ (Pleuronectes) lunaris Roem. Ävicula (Oxytoma) inaequivalvis Sow. „ {Pseudomonotis) papyria Qüenst. sp. Lima (Radula) pectinoides Sow. sp. „ (Plagiostoma) cf. gigantea Sow. „ (Limea) acuticosta Golde. Plicatula sarcinula Mst. Gryphaea ohliqua Glde. Spiriferina pinguis Ziet. sp. „ Walcotti Sow. sp. „ Hartmanni Deslongch. „ verrucosa v. Buch sp. Waldheimia (Zeilleria) cor Lmk. sp. „ „ cf. numismalis Lmk. sp. „ „ cornuta Sow. sp. „ „ cf. indentata Sow. sp. „ „ cf. Moor ei Davids. „ „ perforata Piette sp. » „ Waterhousi Davids. 63 [131] Terehratula punctata Sow. „ suhovoides Desl., non Roem. (= Radstociciensis Dav.). „ Edwardsi Dav. Rhynchonella tetraedra Sow. sp, „ variahilis Schl. sp. (= Brise'is Gemm.). „ furcillata Theod. sp. ^ plicatissima Quenst. sp. „ oxynoti Quenst. sp. „ calcicosta Quenst. sp. Bracliiopoden und Gryphaeen überwiegen bedeutend. Von Cephalopoden sind nur die Belemniten überall häufig; die Ammoniten sind, wie es scheint, auf gewisse Gebiete beschränkt. Am häufigsten trifft man sie in der Gegend zwischen Nancy und Courcelles a. d. Nied. Schon in der Gegend von Metz sind sie bedeutend seltener, und nördlicher, in der Nähe von Diedenhofen, treten sie vollständig zurück*. Aehnlich scheint auch die Verbreitung von HippopocUum ponderosum Sow. zu sein. Die Fossilien sind sämmtlich verkalkt und lassen sich, wenn sie nicht von selbst frei auswittern, nur schwer aus den harten Gesteinen herausarbeiten. Die Ammonite n-Fauna besteht im W esentlichen aus A r i e t e n und Oxynoten; die Capricornier treten sowohl an Arten- wie an Individuenzahl ausserordentlich zurück. Der ganze Habitus der Fauna ist ein uuterliasischer, und bei der Gegenwart leitender Fossilien wie Arietites raricostatus, Oxynoticeras oxynotum kann über die Zugehörigkeit dieser Schichten zur oberen Ab- theilung des unteren Lias wohl kein Zweifel bestehen. 1. Auffallenderweise haben sich gerade hier im Norden Lothringens Leit- fossilien der Zone des Arietites obtusus, allerdings nur vereinzelt, in den Rarico- staten-lianken, gefunden, wie z. B. Arietites obtusus und stellaris. Vgl. auch die Anmerkung 2 auf folgender Seite. 5 [132] 64 Dagegen stösst die genauere Stellung innerhalb dieser Formationsabtheilung auf Schwierigkeiten. Oppel theilt die jüngeren Bildungen des unteren Lias in die drei Zonen des Arietites obtusus, des Oxynoticcras oxynotum und des Arietitcs raricostatus, und ihm sind die meisten Autoren gefolgt. Die Zone des Arietites obtusus haben wir bereits kennen gelernt. Bei der Verschiedenheit der Cephalopoden-Fauna unserer Kalkbänke von derjenigen der fossilarmen Thone und der Du- dressieri-Schichten brauchen wir sie wohl nicht mehr in Betracht zu ziehen*. Die beiden anderen Zonen jedoch können mit der gleichen Berechtigung zum Vergleich mit den Raricostaten- Schichten herbeigezogen werden. In anderen Gebieten getrennt auftretende Fossilien kommen bei uns in derselben Bank vor, und zwar überwiegt je nach den Fundorten bald die Gruppe der Arieten, bald die der Oxynoten. Die Capricornier spielen stets eine nur unter- geordnete Rolle. Wir dürfen daher wohl annehmen, dass wir in unseren Raricostaten-Schichten die Aequivalente der beiden OppEL’schen Zonen vor uns haben®; an eine weitere Zerlegung der höchstens 1 m mächtigen Kalkbank kann nicht gedacht werden. Zur Rechtfertigung des von mir für diesen Horizont gewählten Namens Raricostaten-Schichten bemerke ich, dass das namen- gebende Fossil, wenn es auch nicht gerade überall häufig ist, doch auf dieses Niveau beschränkt bleibt und sich durch seine allgemeine Verbreitung innerhalb der mitteleuropäischen Lias- 1. Siehe nachfolgende Anmerkung sowie vorhergehende Seite, Anmerkung 1. 2. Es ist nicht ausgeschlossen, dass in Gebieten, in denen diese Bänke sich mächtiger entwickeln, vielleicht auch noch die obersten Schichten der Zone des Arietites obtusus darin mit vertreten sind. Darauf weist das Vorkommen von Arietites obtusus, stellaris etc. in den Raricostaten-Schichten des nördlichen Deutsch-Loth- ringen hin. 65 [133] provinz ganz besonders zum Leitfossil eignet. Oxynoticeras oxy- notum Qttenst. sp. ist wenigstens in Deutsch-Lothringen und im Eisass nicht diesen Schichten eigeuthümlich, sondern bereits in der Zone des Arietites obtusus gefunden (s. oben). Die Raricostaten-Schichten habe ich quer durch das ganze westliche Deutsch-Lothringen verfolgt und gefunden, dass sie trotz ihrer geringen Mächtigkeit dennoch eine gewisse Rolle in der Configuration der Oberfläche spielen. Wegen ihrer Festigkeit verwittern die Bänke schwerer als die höheren und tieferen Schichten und bilden daher fast überall innerhalb ihres Ver- breitungsbezirks die Decken kleiner Plateaus, während der ächte Davoei-Kalk, dem man bisher diese Rolle zuschrieb, sich wenig bemerkbar macht. Die Raricostaten-Bänke werden oft vorübergehend zur Be- schotterung von Wegen ausgebeutet; die Gruben sind aber nie bedeutend und werden meist bald wieder eingeebnet. Alsdann ist jedoch dieser Horizont fast immer mit Sicherheit an den auf den Aeckern umherliegenden Kalkstücken zu erkennen. Die klassischen Punkte der Umgegend von Nancy, wie Essey, Seichamp, Saulxures u. s. w., von denen wir am besten ausgehen, um die Verbreitung der lothringischen Raricostaten- Schichten zu verfolgen, sind so bekannt, dass ich nicht näher auf dieselben einzugehen brauche. Unmittelbar an der deutsch- französischen Grenze zeigen sich die Bänke mit unverändertem Charakter wieder. Ein fast zusammenhängender Zug zieht sich aus der Gegend von Cheminot bis Soetrich nördlich von Dieden- hofen in ähnlichem Verlauf wie der Gryphitenkalk. Mehrere vereinzelte Partieen liegen bei Dehne, Tincry, Tragny, Luppy und Bechy rings um die Cöte de Dehne. In diesem letzteren Gebiet finden sich unsere Schichten fast immer nur in Aufschlüssen auf den Aeckern, und dann ist grosse Vorsicht nothwendig, um die Fossilien dieser Zone nicht [134] 66 mit solchen der höheren Schichten zu verwechseln, deren Ge- steine oft eine gewisse Aehnlichkeit mit den Raricostaten-Kalken haben. Die besten Fundorte für Versteinerungen liegen in der Mitte zwischen den Ortschaften Delme, Tincry und Xocourt, ferner südöstlich von Tragny, dann zu beiden Seiten der Strasse von Bechy nach Luppy, endlich westlich von Luppy, in der Richtung gegen Solgne, besonders westlich von der Strasse nach Buchy am Waldrande. In dem westlichen Verbreitungsbezirke haben die Raricostaten- Schichten zweifellos früher ebenso einen zusammenhängenden Zug gebildet wie der Giypliitenkalk. Jetzt aber hat die Erosion so weit eingeschuitten, dass die Bänke sich nur noch isolirt auf den Höhen der Plateaus finden, während bald die älteren fossilarmen Thone, bald diluviale Ablagerungen die Gehänge bilden. Ich kenne südlich von Metz Aufschlüsse auf dem Hügelzug nördlich von Louvigny, ferner auf den Höhen zwischen Fleury und Peltre, die als „Le Tonneau“ und „Haut-Guenot“ auf der Specialkarte im Maasstab 1 : 25 000 (Blatt Veruy) bezeichnet sind. Ebenso zeigt der als „Haut-Boutan“ bezeichnete Hügel zwischen Magny a. d. Seille und Marly eine Decke von Rari- costaten-Schichteu. Oestlich von Metz findet man Aufschlüsse auf dem Höhenzug, der von Peltre bis Plantieres reicht und die Ortschaften Queuleu und Plantieres sowie die Meiereien von Bevoie trägt. In einem dort angesetzten Bohrloch wurden die Raricostaten-Schichten wenig unter der Oberfläche in einer Mächtigkeit von etwa 1 in durchteuft, und die von Feieen* beschriebene „Faune fossile de Bevoie“ stammt grösstentheils aus den Verwitterungsresten derselben Bänke. Die Decke des 1. M^langcs paläontologiques II. — Bull, de la Soc. d'hist. nat. Metz, 1886. 67 [135] Weinberghügels unmittelbar vor dem Fort Manteuffel* und der Höhe nördlich von Failly besteht aus Raricostaten-Kalk. Von hier an lässt sich derselbe über Charly, Malroy und Olgy bis Rugy verfolgen. Gute Aufschlüsse bietet wieder die Gegend von Monterchen. Südöstlich von diesem Orte und nördlich, gegen Rörchingen zu, finden sich zahlreiche Gruben in den Raricostaten-Schichten, die im Dorfe Rörchingen selbst ansteheu. Bei Gelingen und Reningen habe ich sie wieder getroffen, und zahlreiche Gruben legen dieses Niveau auch in der Gegend von Stückingen bloss. Die Auf- schlüsse von Künzig und Illingen bei Diedenhofen habe ich bereits erwähnt, und nördlich von Diedenhofen lassen sich die Raricostaten-Bänke noch weiter beobachten, wie z. B. bei Sötrich unweit Gross-Hettingen. In der Nähe von Ewringen und Nieder-Rentgen tritt die Zone auf luxemburgisches Gebiet über. Hier entspricht sie den untersten Schichten der auf der geologischen Uebersichtskarte der südlichen Hälfte des Grossherzogthums Luxemburg als Da- voei-Kalk ausgeschiedenen Bildungen. In dem Bahneinschnitt zwischen km 6 und 7 der Linie von Luxemburg nach Oetringen treten die Raricostaten-Schichten in deutlicher Ausbildung als Kalkbänke mit charakteristischer Fauna auf'^ Man ersieht daraus, dass sie als ein in der östlichen Um- randung des Pariser Beckens weit verbreiteter Horizont anzu- sehen sind. Aus dem Unter-Elsass ist bisher nur durch Haug’s Mit- theilung* das Vorkommen von Aequivalenten der Zone des 1. In Steinmann, Geologischer Führer der Umgegend von Metz, S. .31, Anmer- kung, als Davoei-Kalk angeführt. 2. Vgl. S. 49, unten. 3. Bull, de la Soc. g6ol. de France, 3® s6r. , vol. 14, p. 51. — Mitth. der Comm. f. d. geol. Landes-üntersuchung v. Els.-Lothr., Bd. 1, Heft I, S. 30. [136] 68 Arietites raricostatus bekannt. Die Angaben stützen sich auf das Profil im Strasseneinschnitt westlich von Zinsweiler, aus dem Chryphaea obliqua Gldf. und Arietites raricostatus Ziet. er- wähnt werden. An diesem Aufschluss ist jetzt von den Raricostaten-Schichten wenig mehr zu sehen, weil sie gi'össtentheils durch die darüber liegenden Numismalis-Mergel verschüttet sind. Einen guten Auf- schluss fand Dr. Schumacher bei Hochfelden. Südwestlich von diesem Orte, unmittelbar am Rhein-Marne-Kanal, ist eine neu angelegte Mergelgrube im Betrieb, in der die obersten Schichten des Lias ß und die untersten Schichten des mittleren Lias auf- geschlossen sind. Die südliche Wand dieses Bruches zeigte unter der Ackererde (a) und diluvialem Kies (&) das folgende Profil, welches durch Herrn Dr. Schumacher und mich am 27. Juni 1891 aufgenommen wurde. Von den durch dieses Profil blossgelegten Schichten sind die Mergel 1 — 2 und die Kalkbank 3 ohne Weiteres mit ihren lothringischen Aequivalenten zu identificieren. Die Mergel ent- sprechen den Numismalis-Mergeln, die Kalkbank den Raricosta- ten-Schichten Lothringens. Erstere führen die charakteristische Brachiopodenfauna, letztere enthielten ausser der leitenden Gry- ]}haea obliqua ein schlecht erhaltenes Exemplar eines Arieten, den ich für Arietites raricostatus Ziet. halte. Auffallend ist nur die geringe Mächtigkeit der Kalkbank* und das Vorkommen von GrypJiaea obliqua in den Mergeln über derselben. Da ich in Lothringen Gryphaea obliqua nicht über die Raricostaten-Bank hinauf nachweisen konnte, so ist die Möglichkeit nicht ausge- schlossen, dass die untersten Mergelschichten noch der Zone des Arietites raricostatus angehören, wie ja auch in Schwaben über dem Betakalk mergelige Schichten folgen, welche die Zone 1. 0,2 m gegenüber 0,7 m bei Illingen und bei Olgy. 69 Hochfelden. Bruch am Rhein-Marne-Kanal, südliche Wand. Maasstab 1 : 100. [137] 1. Mergel, grau, gelb gebändert, die grauen Lagen gegen 0,1, die gelben gegen 0,05 m mächtig; fetter als 2 und etwas dunkeier. — Belemniten 0,7 m 2. Mergel, gelb, oder grau und gelb gebändert, die grauen Lagen meist ca. 5, die gelben meist 1—3 cm mächtig. — Magerer und in Folge des Vorwaltens der gelben Lagen lichter als 1. Einige Decimetcr unter der Oberkante dieser .Schicht erscheinen, ziemlich weitläufig eingestreut, Knollen von grauem, gelb verwittern- dem Kalk, welche 3—7 cm grössten Durchmesser haben und kleine Belemniten- fragmentc enthalten. Zu unterst 0,1 m röthlich-brauner Thon. 1,3— 1,6 m. Durchschnittsmächtigkcit 1,^ • Versteinerungen der Schichten 1-2 (Numismalis-Mergel) : Belemnites, Peeten prucut, Plicatula spinoaa, Spiriftrina verrucota, Spiriferina rostrata, Rhijnchontlla. Unten kleine Exemplare von Grijphaea ohliqua. 3. Kalkbank, dunkelblaugrau, mit Einschlüssen von gelblichgrauem Kalk in un- regelmässig begrenzten, rundlichen bis länglichen Wülsten von 1 dm längstem Durchme.sser. 0,16 — 0,24 m. Durchachnittsmächtigkeit 0,2 ■ Fossilien: Lima gigantea, Onjphaea obliqua, Plicatula, zahlreiche Belemniten, Arietites cf. raricostatus Ziet. 4. Mergel, dunkelgrau und ziemlich fett, schieferig, mit Grgphaea obliqua und Be- lemnites acutus. Oben stellenweise mit kleinen , bis 5 cm im Durchmesser hal- tenden Knollen von grauem Kalk, welche Aegoceras biferum Qdenst. sp., Peeten priscus und Rhynchonella calcicosta führen sowie mit etwas grösseren (6 cm grossen) versteinerungsführenden (Cucullaea) Knollen von grauem Kalk, welche durch Eisenschaalen ovoi’denartig sind 0,17 • 5. Kalk, grau, wenig fest und unrein, mit Belemniten und Grgphaea obliqua . . . 0,06 • 6. Mergel, grau, heller als 4, etwa wie 2. An der Basis Belemnites acutus M:ll. 0,17 » 7. Kalkbank, sehr dunkel, schwarzbraun, schieferig, zähe, mit Belemniten und Grgphaea ohliqua 0,10 • 8. Thon , fossilarm , gelblich , untergeordnet grau. (Der frische Thon ist schwarz, die gelbliche Färbung geht nur etwa 20 cm tief in die Wand hinein.) Aufge- schlossen etwa 0,40 a [138] 70 des Ärietites raricosiaius ausmachen*. Leider sind im Eisass noch keine Ammoniten in den untersten Mergeln (2) beobachtet. Die Schicht 4 des Profils ist durch das Vorkommen von Aegoceras hiferum Quenst. sp., eines Leitfossils der Zone des Oxynoticeras oxynotim, das auch in Lothringen in den Rarico- staten-Bänken vorkommt, als zu dieser Zone gehörig erwiesen. Unter derselben treten die Ammoniten vollständig zurück; nur Grijphaea ohliqua und Belemnites acutus kommen häufiger vor. Die genauere Stellung der tieferen Schichten 5 — 7 ist daher noch nicht mit Sicherheit anzugeben, und es muss vorläufig dahin gestellt bleiben, ob sie noch den Raricostaten-Bänken zu- zurechnen sind, oder ob wir in ihnen vielleicht die Aequivalente der lothringischen Dudressieri-Schichten vor uns haben. In dem letzteren Falle würde die Schicht 8 bereits zu den „fossilarmen Thonen“ gehören, mit welchen sie petrogra- phisch vollständig übereinstimmt. Von den verschiedenen in diesem Profil auftretenden Schichten haben sich einige auch an anderen Lokalitäten des Unter-Elsass gezeigt und scheinen deshalb hier eine weitere Verbreitung zu besitzen. Die Hauptkalkbank 3 ist wohl mit der von Haug beschriebenen Raricostaten-Bank von Zinsweiler iden- tisch ; die darüber liegenden Mergel, die, wie erwähnt, vielleicht theilweise noch zu den Raricostaten- Schichten gehören, sind ebenfalls bei Zinsweiler vorhanden und ausserdem noch durch Herrn Dr. van Werveke an einigen Punkten der Gegend von Weitersweiler (westlich von Buchsweiler) aufgefunden worden. Aehnliche Kalke wie die Knollen aus der Schicht 4 kenne ich von 1. Die «oberen Beta-Thone» oder «Raricostaten-Schichten». Vgl. Fbaas: Württ. naturwissenschaftl. Jahreshefte, 2. Jahrg. 1846, S. 206. — Oppel: Juraformation. Ibid. 1856, 12. Jahrg. g 12, S. 57. — Engel: Geognostischer Wegweiser durch Württemberg, S. 88, S. 91. — Schlichter: üeber Lias Beta. Württemb. naturwissen- schaftl. Jahreshefte 1885, S. 88 — 89. 71 [139] Gunibrechtshofen, wo ich ebenfalls Aeyoceras biferum Quenst. sp. fand. Dort kommen auch Brocken der Kalkbank 3 mit zahlreichen Exemplaren von Gryphaea obliqua vor. Solche kenne ich ferner von Keichshofen, Kirrweiler und Altenheim. Von den ausserhalb des von mir untersuchten Gebiets liegenden Aequivalenten der Raricostaten-Schichten möchte ich zunächst hervorheben, dass sie sich in fast ununterbrochenem Zusammenhang durch das französische Lothringen, den Berner Jura und das Rhonebecken verfolgen lassen. Von der Umgegend von Nancy an hat Herr Professor Bleicher diesen Horizont mit gleichbleibender petrographischer Beschaffenheit bis in die Gegend von Mirecourt bei Epinal (De- partement des Vosges) nachgewieseu. Die charakteristischen Cephalopoden treten aber dort zurück ; Brachiopoden und Myaciten spielen die Hauptrolle. Die Schichten sind meist wie in Deutsch -Lothringen stark durch Denudation und Erosion angegriffen, und man hat es fast immer mit dem Verwitterungs- boden derselben, selten mit guten Aufschlüssen zu thun. In der Gegend von Beifort und im Ober-Elsass sind diese Schichten noch wenig untersucht; auch scheint ihre Trennung vom Lias a und vom mittleren Lias weniger scharf und schwierig durchzuführen. In den Fossillisteu, welche Delbos und Köchlin- ScHLUMBEEGER ‘ mittheüen , finden sich Fossilien, welche die Raricostaten-Bänke charakterisireu , theils beim Gryphitenkalk, theils beim mittleren Lias angegeben. Auf Taf. III, Fig. 50 geben die Autoren ein Profil von Sentheim bei Masmünster, in w'elchem sämmtliche Zonen des Lias vom oberen Lias bis zum Keuper aufgeführt werden. Die Aufschlüsse daselbst sind 1. Description geologique et min^ralogique du departeraent du Haut-Rhin, Mulhouse 1866, p. 286 und 295. [140] 72 aber jetzt verschüttet. Unter den Fossilien wird Ammonites rari- costatus^ angeführt. In der Fossilliste des mittleren Lias * fallen folgende typisch unterliasische Formen auf : Schlotheimia Boucaulfiana d’Oeb. sp. Arietites raricostatus Ziet. sp. Cardinia hybrida Sow. sp. Spiriferina Hartmanni d’Oeb, Diese Formen stammen alle von Koppe bei Beifort oder von Sentheim ; es scheinen demnach an diesen beiden Lokalitäten Vertreter der Raricostaten-Schichten aufgeschlossen gewesen zu sein. Das Vorkommen jüngerer Ablagerungen des unteren Lias im Juragebiet ist durch Maecou^ und Waagen* angegeben; die Schichten sind jedoch bisher noch nicht genauer gegliedert worden. Schon die Abgrenzung des Lias ß nach unten und oben scheint nicht leicht durchzuführen, indem Fossilien aus dieser Abtheilung bald beim Gryphiteukalk, bald beim mittleren Lias angeführt werden. So citirt z. B. Geeppin' in der Fossilliste des Gryphitenkalks folgende Versteinerungen, welche wohl eher an die jüngeren Schichten des unteren Lias erinnern : Cardinia smilis Ag. „ liyhrida Sow. „ concinna Sow. „ (jiyantea Quenst. 1. Loc. cit. p. 291 und 286. 2. Ibid. p. 295. 3. Reclierches g6ologiques sur le Jura Salinois. — M6ni. de la Soc. g6ol. de France, 2* s6r., vol. 3, 1848. 4. Der Jura in Franken, Schwaben und der Schweiz, 1864. 5. Description g6ologique du Jura Bernois et de quelques districls adjacents. — Matiriaux pour la carte göologique de la Suisse VIII, p. 22 ss. 73 [141] Spirifer verrucosus v. Büch. Flicatula spinosa Sow. Gryphaea obliqtia Gldf. Terebratula Rehmanni v. Buch. „ numismalis Lmk. In der von demselben Autor* mitgetheilteu Liste der mittelliasischen Fossilien stehen folgende unterliasische Typen : Ammonites spinaries Quenst. „ zipllUS ZiET. „ oxynotus Quenst. Pholadomya glabra Ag. etc. Die letzteren stammen nach Greppin alle aus einer Schicht (1 bei Greppin), die tiefer liegt als diejenige, welche die typisch mittelliasischen Fossilien enthält (Schicht 2). Für seine „assise inferieure“ gibt Greppin die Aequivalente nicht an, während er seine „assise superieure“ mit dem Lias y von Quenstedt parallelisirt (p. 24). Von Ammonites ziphus habe ich schon früher gesprochen; das von Greppin mit diesem Namen belegte und mir vorliegende Fossil ist ein typisches Exemplar von Aegoceras {Deroceras) Dudressieri d’Orb. sp. und gehört wahrscheinlich den Dudres- sieri-Schichten, also der Zone des Arietites obtusus, an^ Bei einer Durchsicht der aus der GREPPiN’schen Sammlung in die geo- logische Landessammlung von Eisass- Lothringen übergegangenen Versteinerungen fand ich eine Anzahl von Formen, w'elche die Vermuthung, dass auch Raricostaten- Schichten in ähnlicher Ent- wickelung wie in Lothringen im Juragebiet Vorkommen, ausser- ordentlich nahe legen. Vor allem wird dies durch ein typisches 1. Ibid. p. 24. 2. Cf. Seite 52. [142] 74 Exemplar von Arietites {Asteroceras) Brooki Sow. sp. von Wartenberg bei Basel sehr wahrscheinlich gemacht. In Lothringen kann Arietites Brooki geradezu als leitend für die Raricostaten- Schichten angesehen werden. Das mir vorliegende Exemplar, welches von Greppin als Anmonites bisiilcatus Beuu, oder multicostatus Sow. bestimmt war’, findet sich in einem eisen- schüssigen, rostbraunen Kalkgestein und ist zum Theil sehr schön herausgewittert. Das Vorkommen von Ch-yphaea ohliqua Glde.* weist auf den gleichen Horizont hin. Die gi'ossen Car- dinien gehören vielleicht ebenfalls hierher, doch möchte ich darüber kein sicheres ürtheil abgeben. Ein typisches Exemplar der Waldheimia {Zeilleria) cor Lmk. sp. von Niederbölchen bei Basel, das vollständig mit der Form übereinstimmt, die Stein- mann als Typus im „geologischen Führer der Umgegend von Metz“, Fig. 10, abbildet, und das wmhl zweifellos in diese Zone gehört, ist von Haas® abgebildet* worden. Haas stellt es (Erklä- rung zu Tafel XIII, Fig. 1 6) in den Lias a, wozu ihn vermuth- lich die GnEPPiN’sche Angabe: „Lias inferieur“ verleitete. Zahlreiche Exemplare derselben Species liegen mir ferner von Pratteln bei Basel vor. Ausserdem gehören auch die beiden Formen Waldheimia Mariae d’Oeb. sp. und Terehraiula punctata Sow. (zahlreiche Exemplare von Pratteln, Cornol, Niederbölchen und Bölchen- fluh) in die Raricostaten-Kalke. Ich glaube es durch diese Angaben hinreichend wahr- scheinlich gemacht zu haben, dass auch im Juragebiet die Aequivaleute der Raricostateu-Bänke vorhanden sind. 1. Loc. cit. p. 22. 2. Zahlreiche Exemplare von Pratteln, Wartenberg und Ruttehardt bei Basel. 3. Brachiopoden der Juraformation von Elsass-Lothringen. — Abh. z. geol. Specialk. von Elsass-Lothr. Bd. II, H. 2, Taf. XIII, Fig. 16. 4. Die Zeichnung ist leider missglückt und giebt durchaus keine richtige Vorstellung von dem Exemplar. 75 [143] Im Rhonebecken sind die Schichten schon seit längerer Zeit bekannt und durch eine reiche Fauna gut charakterisirt. Die ausgezeichnete Bearbeitung durch Dumoetier* über- hebt mich der Aufgabe, auf die Entwickelung der Raricostaten- Schichten im Rhonegebiet näher einzugehen. Einige Worte möchte ich noch über die Faciesverhältnisse hinzufügen, welche sich nördlich von dem von mir untersuchten Gebiet geltend machen, wo auch diese Schichten über die alte Ardennenküste übergreifen. Noch im Grossherzogthum Luxemburg zeigen sich die Ra- ricostaten-Bänke in derselben petrographischeu und palaeontolo- gischen Ausbildung wie auf lothringischem Gebiet; ich konnte mich davon an dem Material überzeugen, welches Herr Dr. van Weeveke in dem mehrfach erwähnten Eisenbahneinschnitt au der Linie von Luxemburg nach Oetringen gesammelt hat, wo die Kalke dieser Zone über den Dudressieri-Schichten anstehend blossgelegt sind. Andere Verhältnisse machen sich aber auf belgischem Gebiet geltend. Gleichwie die übrigen unterliasischen Ablagerungen erscheinen hier auch die Raricostateu-Bänke in littoraler, sandiger Ausbildung. Ich habe diese Entwickelung nur in der unmittelbaren Umgebung von Arlon (Belgisch-Luxem- burg) aus eigener Anschauung kennen lernen können; zwischen dieser Stadt und Attert folgen südlich der Bellevue über der „Marne de Strassen“, die hier der Zone des Belemnites acutus und Pentacnnus tuherculatus entspricht, eisenschüssige Sand- steine, welche ausserordentlich fossilarm sind und wenigstens zum Theil der Zone des Arietites obtusus angehören dürften. Darüber lagern bei Arlon selbst graue bis gelbe, kalkige Sand- steine, in denen ich ausser Pflanzenresten nur Gryphaea obliqua, 1. Etudes paläontologiques sur les depöts jurassiques du bassin du Rhöne, vol. 11. [144] 76 Lima pectinoides und Pentacriniten beobachtete. Diese Schichten halte ich für Aequivalente der Raricostaten-Schichten. Sie bilden einen Theil des „Gres de Virton“ der belgischen Geologen, unter welchem Namen die sandigen Schichten verstanden werden, die sich im Hangenden der „Marne de Strassen“ finden. Dewalque hat schon 1854 seinen „Gres de Virton“ in zwei Abtheilungen zerlegt, welche verschiedene Faunen führen*. Die obere enthält eine Anzahl von Fossilien, die mit denjenigen der lothringischen Raricostaten-Schichten identisch sind, während die untere Abtheilung Leitfossilien der Zone des Arietites ob- tusus führt. In der Nähe der klassischen Lokalität Virton, zumal bei £the, scheinen diese Schichten besonders fossilreich entwickelt zu sein. Folgende Arten führt Dewalque* aus seiner Oberregion des Sandsteins von Virton an: Ammonites armatus „ Buviynieri „ fimhriatus „ Guihaliamis „ planicosta „ Valdani Pholadoniya Hausmanni Pecten aequivalris Ostrea cymbium, v. depressa (0. Broliensis ßv.) Terebratula numismalis. 1. Note sur les divers 6tages qui constituent le Lias moyen et le Lias su- p6rieur dans le Luxembourg et les contr6es voisines. — Bulletin de l’Äcad. de Belg., vol. 21, 2, p. 2. — Bull, de la Soc. g6ol. de l’rance, 2' s6r., vol. 11, p. 546. Description du Lias de la Province de Luxembourg, Li6ge 1857, p. 49 ss. Prodrome d'une description göologique de la Belgique, p. 136 ss. 2. Note sur les divers 6tages qui constituent le Lias moyen et sup6rieur dans le Luxembourg et les contrees voisines, p. 6. — Prodrome d'une description g6ologique de la Belgique, 1868, p. 137. (2® 6dit. 1880, p. 156.) 77 [145] Ammonites Buvignieri und Guibalianus sind in Lothringen leitend für die Raricostaten-Schichten ; andere Fossilien dieser Liste scheinen jedoch darauf hinzuweisen, das auch noch mittel- liasische Schichten in diesem Gres de Virton mit vertreten sein können, wie z. B. Am. Valdani, der den Numismalis-Mergeln eigen ist, und Ammonites fimbriatus, der durch den ganzen mittleren Lias hindurchgeht. Der Gres de Virton wird vom Schiste d’fithe überlagert, der nach Lagerung und Fauna als Aequivalent des Davoei-Kalks und der Margaritatus-Schichten anzusehen ist. [146] 78 Der mittlere Lias. A. Untere Abtheilung. I. Mergel mit WcUdheiniia {Zeilleria) numismalis. Wo immer in Deutsch-Lothringen die Schichten aufge- schlossen sind, welche die Raricostaten-Bänke unmittelhar be- decken, erweisen sie sich als etwa 3 — 5 m mächtige, kalkreiche Mergel, welche nach ihrer Fauna als unterste Stufe des mittleren Lias anzusehen sind. Man hat selten Gelegenheit, die Gesteine dieser Zone in unverwittertem Zustande kennen zu lernen. Sie zeigen sich als- dann als bläuliche bis schwärzliche, blätterige, äusserst kalk- reiche und zähe Mergel, die zahlreiche Einschlüsse von Pyrit enthalten und ziemlich fossilreich sind. Von den jüngeren Blätter- mergeln der Zone des Amaltheus margaritatus unterscheiden sie sich durch ihren Kalkreichthum und meist auch durch etwas lichtere Farbe, von den Dudressieri-Schichten durch den Mangel an Kalkeinlagerungen, durch den anderen Erhaltungszustand der Fossilien und ebenfalls durch lichtere Färbung. Die fossilarmen Thone endlich sind ebenfalls so gut wie ganz kalkfrei und des- halb nicht mit den Numismalis-Mergeln zu verwechseln. Ist das Gestein längere Zeit der Verwitterung ausgesetzt gewesen, so ändert sich seine Beschaffenheit vollständig. Der Pyrit ist oxydirt, die bläuliche Farbe verschwindet, und das zähe blätterige Mergelgestein zerfällt zu einem gelben, weichen Lehm, 79 [147] in welchem die durch die Gewässer herausgewaschenen Fossilien theils verkiest oder als Brauneisenstein-Pseudomorphosen, theils verkalkt mit erhaltener Schaale umherliegen. Der Lehm wird dann leicht hinweggeführt, und nur die einzelnen Fossilien bleiben übrig und machen sich noch auf den Aeckern bemerkbar, wenn die Schichten selbst schon gänzlich zerstört sind. Die Numismalis-Mergel wurden zuerst durch Steinmann* an einem einzigen Punkte bei Malroy nördlich von Metz nach- gewiesen. Da an dieser Stelle die Lagerungsverhältnisse nicht zu er- mitteln waren, so wurden diese Schichten ausschliesslich auf Grund ihrer organischen Einschlüsse mit den schwäbischen Numis- malis-Mergeln verglichen und deshalb an die Basis des mittleren Lias gestellt. Weil die Numismalis-Mergel ausser bei Malroy nirgends bekannt waren, so wurde in den „Erläuterungen zur geologischen üebersichtskarte des westlichen Deutsch - Lothringen “ ange- nommen, dass sich diese Zone auskeilt; dass an denjenigen Punkten, wo letztere vorhanden ist, die „fossilarmen Thone“ durch Aufnahme von Kalk allmählich in sie übergehen, während da, wo die Numismalis-Mergel fehlen, die „Davoei-Kalke“ direkt die fossilarmeu Thone überlagern, wobei jedoch in den Kalken vielleicht noch Aequivalente des Lias ß vertreten wären*. Aus den oben raitgetheilten Profilen von Mauvais-Lieu bei Nancy (Seite 59), von Olgy (Seite 60) und von Illingen (Seite 58) ersieht man jedoch, dass die Numismalis-Mergel überall die Raricostaten-Schichten überlagern und ihrerseits von Davoei- Kalk bedeckt werden. Andererseits aber hat sich ergeben, dass dieselben nicht auf die Gegend von Malroy beschränkt 1. Geologischer Führer der Umgegend von Metz, S. 15. 2. Erläut, z. geol. Oebersichtsk. d. w. D.-Lothr., S. 36 u. 37. 6 [148] 80 sind, sondern einen durch das ganze westliche Deutsch-Loth- ringen verbreiteten Horizont darstellen, wie aus den Aufschlüssen hervorgeht, die sich in fast ununterbrochener Reihe von der Umgegend von Nancy bis an die luxemburgisch -lothringische Landesgrenze nördlich von Diedenhofen verfolgen lassen. Die unter Nr. 3 aufgeführten mergeligen Schichten im Profil vom Col du Mauvais-Lieu bei Nancy (siehe S, 59) sind trotz ihrer geringen Mächtigkeit von nur etwa 0,6o m als die Aequivalente der Numismalis-Mergel anzusehen, wie sich aus folgenden Versteinerungen ergiebt, die ich bei einem Besuch der Lokalität in diesen Schichten gesammelt habe ; Waldheimia {Zeilleria) numisnialis Lmk. sp. Ehynchonella rimosa v. B. sp. „ cf. oxynoti Qu, sp, „ furcillata Theod, sp. Auch nördlich von Nancy zeigen sich an den klassischen Punkten von Seichamp, Saulxures etc, über den Raricostaten- Schichten Reste einer früheren Decke mit den gleichen Fossilien, Auf deutsch-lothringischem Gebiet traf ich Numismalis- Mergel schon in der Umgegend von Delme und Tincry; allein gerade hier ist die Erosion schon so weit vorgeschritten, dass nur noch einzelne Fossilien zerstreut auf den Aeckern, meist mit denen der Raricostaten-Bänke vermischt, gefunden werden. Nicht viel besser sind die Vorkommen auf den Feldern zwischen Böchy und Luppy, Erst westlich von Luppy kenne ich die Numismalis-Mergel anstehend; längs der am Waldraude nach Solgne zu führenden Strasse waren sie im Sommer vorigen Jahres durch Ausbesse- rungsarbeiten im Graben derartig blossgelegt, dass auch die Ueberlagerung durch Davoei-Kalk deutlich zu beobachten war. 81 [149] Auf den Feldern südlich der Strasse konnte man die ausge- witterten Fossilien in Menge sammeln. Ferner zeigen sich die Schichten an mehreren Punkten in der Umgegend von Metz. Ein Theil der von Herrn Abbe Frieen beschriebenen Fauna von Bevoie bei Metz‘ gehört wahr- scheinlich hierher, während die Mehrzahl der von ihm aufge- führten Formen wohl zweifellos aus den tieferen Raricostaten- Bänken stammt. Auf dem Hügel in der Nähe von Ober-Bevoie fand ich die Fossilien der Numismalis-Mergel auf den Feldern mit den- jenigen der Raricostaten-Bänke vermischt, ja an manchen Stellen treten noch diejenigen des Davoei-Kalks hinzu. Von anstehenden Gesteinen sind aber nur die widerstandsfähigeren Raricostaten- Kalke zu beobachten; alle jüngeren Bildungen sind hier durch Denudation zerstört. Dagegen traf ich die Numismalis-Mergel wieder anstehend in den frisch aufgeworfenen Gräben zu beiden Seiten der Strasse, die von Plantieres auf die Höhe von Queuleu führt. Die klassische, bisher allein bekannte Fundstelle auf den Aeckern zwischen Malroy und Charly links von dem beide Dörfer verbindenden Wege hat Steinmann bekannt gemacht*; ein zweiter Punkt, etwas südlich von Malroy am Moselufer, der das frische Gestein zeigt, wurde durch Herrn Abbe Feiren entdeckt und ausgebeutet, ist jedoch nur bei besonders niedrigem Wasser- stande zugänglich. Die besten Aufschlüsse fand ich in der Nähe von Olgy etwas nördlich von Malroy, wo die Strasse nach Olgy von der- jenigen nach Argancy abzweigt. Unmittelbar am Kreuzungspunkt der Strassen findet sich auf der linken Seite eine Mergelgrube, 1. M61anges pal6ontologiques II. — Bull. Soc. hist. nat. Metz, 1886. 2. Geologischer Führer der Umgegend von Metz, Seite 15 und 29. [150] 82 aus der die Strassenverwaltung Material zur Ausbesserung und Erhöhung der Strasse gewinnt. In dieser sind die Numismalis- Mergel etwa l,5o ra hoch aufgeschlossen. Durch gütige Ver- mittelung des Herrn Feideici und durch das liebenswürdige Entgegenkommen des Herrn Kreis-Bauinspektors Heideguee in Metz erhielt ich die Erlaubniss, die Aufschlüsse vertiefen zu lassen. Trotzdem ich noch weitere 2 m in das Gestein eindrang, erreichte ich das Liegende der Numismalis-Mergel nicht. Kaum 50 Schritte südlich von dieser Grube, an dem kleinen Bache, findet sich jedoch ein Aufschluss, welcher die Rarico- staten-Bänke an der Basis der Numismalis-Mergel blossgelegt zeigt. Das dort gewonnene Profil wurde bereits bei der Be- sprechung des Raricostaten-Kalks mitgetheilt'. Endlich schneidet die Strasse von Flevy nach Monterchen ebenfalls mehrfach in die Numismalis-Mergel ein und bietet leidliche Aufschlüsse, so z. B. im Hohlweg ’/s km nördlich von Fl^vy. Wenn ich nun auch noch auf das Seite 58 beschriebene Profil von Illingen bei Diedenhofen verweise, in dem die Schichten der Waldheimia numismalis in ihrer ganzen Mächtigkeit aufge- schlossen sind, so dürften diese Angaben genügen, um zu be- weisen, dass diese Zone einen durch das ganze westliche Deutsch- Lothringen durchgehenden Horizont bildet, und dass ein Aus- keilen derselben in unserem Gebiet nicht stattfiudet. Ich kann noch hinzufügen, dass auch einerseits aus der belgischen Provinz Luxemburg von Chapuis und Dewalque Fossilien beschrieben werden, die wohl hierher gehören, und andererseits im französischen Lothringen Herr Professor Bleichee die Numismalis-Mergel bis in die Gegend von Mirecourt ver- folgt hat*. Dort liegen über den Raiicostaten-Schichten (calcaire ocreux) in einem Aufschluss 3 m mächtige Mergel (marne). 1. Siehe Seite 60. 2. Briefliche Mittheilung vom 27. April und 13. Mai 1891. 83 [151] welche allerdings fossilarm sind und Waldheimia nimismalis noch nicht geliefert haben, aber nach ihrer Lagerung den Numis- malis-Mergeln entsprechen müssen, da sie vom Horizont mit Amm. Bavoei überlagert werden. Folgende Arten sammelte ich in den obigen Aufschlüssen : Aegoceras noclogiyas Qüenst. sp. „ cf. submuticum Opp. sp. „ Taylori Sow. sp. „ hrevispina Sow. sp. (?) Folymorphites polymorplius Qüenst. sp. „ cf. peregrinus Haug. Phylloceras Zetes d’Obb. sp. „ Loscombi Sow. sp. Coeloceras pettos Qüenst. sp. Belemnites nmhilicaius Blv. „ cf. paxillosus Schl. FUcatula spinosa Sow. Waldheimia (Zeilleria) numismalis Lmk. sp. „ „ cf. cornuta Sow. sp. „ „ Wuterhousi Dav. „ „ Sarthacensis d’Orb. Terebraiula siibovoides Desl. „ punctata Sow. Spiriferina verrucosa v. Büch. sp. „ rostrata Schl. sp. „ Hartmanni Desl. Rhynchonella rimosa v. Büch. sp. „ furcillata Theod. sp. „ oxynoti Qüenst. sp. Fentacrinus bascdtiformis Mill. Extracrinus subangularis Mill. sp. [152] 84 Vergleicht man diese Fauna mit derjenigen der Rarico- staten-Bänke, so wird ein Blick auf die Liste der Cephalo- poden genügen, um zu überzeugen, dass eine bedeutende Aen- derung der Verhältnisse stattgefunden hat. Die Arieten und Oxynoten* sind vollständig verschwunden; Capricornier, Poly- morphiden, Coeloceraten und Heterophyllen bilden, abgesehen von dem seiner Stellung nach zweifelhaften Ämm. Taylori {? Cos- moceras), das Wesen der Fauna. Es erscheint demnach gerechtfertigt, mit diesen Schichten den mittleren Lias zu beginnen. Weniger durchgreifende Veränderung hat allerdings die Brachiopodenfauna erlitten; sie ist an Arten ärmer, an Individuen reicher geworden; die meisten hier vorkommenden Arten waren schon in den Raricostaten-Schichten vorhanden ; allein die charakteristischen Formen dieser letzteren, wie Wald- Jieimia cor Lmk. sp., Waldli. cornuta Sow. sp. und Waldh. indentata Sow. sp,, sind verschwunden. An Gastropoden und Lamellibranchiateii ist die Fauna der Numismalis-Mergel ausserordentlich arm, indem Cardinia, Gryphaea, Hippopodium u. s. w. vollständig fehlen; nur die bereits tiefer vorhandene, kleine Plicatula spinosa Sow. scheint hier den Höhepunkt ihrer Entwickelung zu erreichend Oppel hat, von den Verhältnissen in Württemberg aus- gehend, die untersten Schichten des mittleren Lias in die 3 Zonen 1. Unter der Voraussetzung, dass die Gruppe des Amm. Loscovibi Sow. nach dem Vorgang von Futtereh (Mitth. d. Grhzgl. bad. geol. Landesanstalt, Bd. 11, H. 2, S. 295, S. 302) unter die Heterophyllen verwiesen wird. Neumayr hatte (Ueber un- vermittelt auftretende Cephalopodentypen im Jura Mittel-Europas. — Jahrbuch d. K. K. geol. Reichsanstalt, 1878, 28. Bd., S. 58, Anm.) die Gruppe des Amm. Loscombi zu den Amaltheen gestellt. 2. Vorausgesetzt, dass die in den Spinatus-Schichten so häufige Plicatula ■pectinoides Lmk. davon specifisch getrennt wird. 85 [153] des Aegoceras {Dumortieria) Jamesoni, des Phylloceras ibex und des Dactylioceras Davoei eingetheilt. Die Aequivalente der Zone des Dactylioceras Davoei werden noch im Davoei-Kalk zu besprechen sein ; die im Liegenden des- selben befindlichen Numismalis-Mergel entsprechen den beiden Zonen des Aegoceras {Dumortieria) Jamesoni und des Phyllo- ceras ibex zusammen. Da Phylloceras ibex in Lothringen über- haupt unbekannt ist und Aegoceras {Dumortieria) Jamesoni bis in den Davoei-Kalk hinaufgeht — was nach den Angaben von Quenstedt* auch in Schwaben der Fall ist — so können unsere Schichten nicht nach diesen Ammoniten benannt werden. Aber auch die übrigen leitenden Ammoniten, wie Am. Taylori und Phylloceras Loscombi, sind in diesen Mergeln nicht in einer Weise vertheilt, dass sich etwa nach ihnen eine Trennung in die beiden Horizonte durchführen Hesse. Ich habe daher die Bezeichnung Numismalis-Mergel vorgezogen. Im Unter-Elsass wurde diese Zone zuerst durch Lepsius bei Bossendorf unweit Hochfelden ausgeschieden*. Haug hat dann noch einige weitere Vorkommen (Eberbach, Reichshofen- Werk und das interessanteste bei Zinsweiler) namhaft gemacht und sich schon damals dahin ausgesprochen, dass sich die beiden OppEL’schen Zonen im Eisass nicht trennen lassen®. Dass im nördlichen Unter-Elsass eine petrographisch auf- fallende Grenze nach unten, gegen die Raricostaten-Bänke nicht besteht und deshalb eine scharfe Trennung von unterem und mittlerem Lias auf grosse Schwierigkeiten stösst, habe ich bereits früher erwähnt. 1. Epochen der Natur, Tübingen, 1861, S. 536-537. 2. Beiträge zur Kenntniss der Juraformation im Unter-Elsass, Leipzig, 1875, •S. 17. 3. Mitth. d. Comm. f. d. geol. Landes-Untersuchung v. Els.-Lothr., Bd. I, H. 1, S. 30. [154] 86 Am besten trennt man nach dem Vorkommen von Gnjphaea obliqua und Waldheimia numismalis. Gryphaea ohliqua deutet auf unteren, Waldheimia numismalis auf mittleren Lias. Im östlichen Frankreich wurden die Schichten der Wald- heimia numismalis gewöhnlich mit den Earicostaten-Bänken und dem Davoei-Kalk zusamniengefasst ; sie bilden demnach einen Theil des „calcaire ocreux“ oder „calcaire ä belemnites“ der französischen Autoren. Diejenigen, welche die Raricostaten- Schichten vom Davoei-Kalk trennten, schlossen die Numisraalis- Mergel wegen ihrer geringen Mächtigkeit an die eine dieser beiden Stufen an. So vereinigt sie Bleichek* stellenweise mit den Raricostateu- Schichten als Calcaire ocreux. In der belgischen Provinz Luxemburg bilden die Numis- malis-Mergel wohl noch einen Theil des „Gres de Virton“ der Autoren (vergl. Seite 77), zum Theil sind sie vielleicht noch im Schiste d’fithe enthalten. Letzterer Horizont ist aber der Hauptsache nach als Aequivalent des Davoei-Kalks und der Margaritatus-Schichten anzusehen. II. Kalk mit Dactyliocet'as Davoei. In Deutsch-Lothringen folgen über den Numisinalis-Mergeln feste Kalkbänke, welche durch einen leicht kenntlichen, ausser- ordentlich weit verbreiteten Ammoniten, Dactylioceras Bavoei Sow. sp., charakterisirt sind, und auf welche ich den Namen „Davoei-Kalk“ beschränke. Trotz seiner geringen Mächtigkeit ist dieses Glied der Liasformation schon früh den Beobachtern® aufgefallen, da es einerseits den letzten, festeren Kalkhorizont unter den mäch- 1. Guide du gdologue en Lorraine, pag. 51. 2. Simon, M6m. Acad. Metz, 1836, M6m. pag. 15. — (Calcaire ä B6leranites.) 87 [155] tigen, thonigen Schichten der Zone des AmaUheus margaritatus darstellt und andererseits eine ihm eigenthüraliche Fauna ent- hält, die eine Parallelisirung mit den gleichalterigen Bildungen der ganzen mitteleuropäischen Liasprovinz so sehr erleichtert. Allein, wenn ein Vergleich mit der Zone des Dactylioceras Davoei anderer Gebiete überhaupt möglich sein soll, so muss der Name „Davoei-Kalk“ auf die hier zu beschreibenden Schichten beschränkt werden ; eine Ausdehnung des Namens auf den ganzen kalkig-mergeligen Complex von den Raricostaten-Bänken an bis zur Zone des Dactylioceras Davoei einschliesslich kann nur zu Verwirrungen führen. Die Gesammtmächtigkeit der Zone dürfte 0,5 m kaum wesentlich übersteigen. Der Davoei-Kalk besteht aus einem harten, im frischen Zustand sehr festen , grauen Kalkgestein mit eingeschalteten Lagen grauer Mergel. Oft zeigen die Kalke, zumal wenn sie etwas verwittert sind, eine schwach röthliche Farbe oder sind gelblich geflammt. Die Fossilien lassen sich nur schwer aus dem harten Gestein herausarbeiten; dagegen kommen sie in schöner Erhaltung in den Mergeln vor und wittern auch aus den Kalken frei heraus. Bei den auf den Feldern umherliegenden Exem- plaren ist meist nur die eine Seite gut erhalten, während die andere bald vollständig durch Verwitterung zerfressen, bald noch im festen Kalkgestein eingebackeu ist. Trotz seiner allgemeinen Verbreitung durch ganz Lothringen tritt der ächte Davoei-Kalk nur untergeordnet zu Tage. Die mergeligen Zwischenlagen bedingen ein leichtes Zerfallen der Bänke, die deshalb auf den Höhen der Plateaus nur noch selten anzutreflfen sind. Die Denudation ist meist schon bis auf die Raricostaten-Bänke vorgedrungen, die in Folge der grösseren Festigkeit ihrer Gesteine der Einwirkung der Atmosphaerilien kräftiger widerstehen und deshalb erhalten bleiben. Gute Auf- [156] 88 Schlüsse iin Davoei-Kalk sind nur da zu erwarten, wo eine schützende Decke jüngerer Schichten vorhanden ist. Für die Verbreitung des Davoei-Kalks gehen wir wieder von der Umgegend von Nancy aus, wo diese Schichten zuerst als selbständiger Horizont von den Raricostaten-Bänken getrennt worden sind*. Hier haben wir die schönsten Aufschlüsse in dem klassischen Profil vom Col du Mauvais-Lieu unweit Ludres, wo der Davoei-Kalk in seiner ganzen Mächtigkeit von 0,5 m aufge- schlossen ist ; die Numismalis-Mergel im Liegenden und die Amaltheen-Thone im Hangenden sind deutlich zu beobachten. Auch nördlich von Nancy finden sich Gesteine und Fossilien des Davoei-Kalks, auf den Feldern zerstreut, als Reste einer früher über den oben beschriebenen älteren Bildungen vorhan- denen Decke, so z. B. bei Saulxures. Auf deutsch-lothringischem Gebiete ist die Zone des Dac- tijUoceras Bavoei zunächst in der Umgegend von Delme, Tincry und Xocourt nachzuweisen; die Fossilien derselben liegen aber hier mit denen älterer Schichten vermischt auf den Aeckern. Etwas günstigere Verhältnisse bietet die Gegend von Remilly. Zwischen Bechy und Luppy sind die Fossilien des Davoei-Kalks zwar auch noch oft auf den Feldern mit denjenigen älterer Ablagerungen vermengt, aber westlich von Luppy, zumal am Waldrand gegen Solgne zu, kann man leicht Stellen finden, wo man die Kalke anstehend beobachten und ihre Fauna ge- sondert sammeln kann. Auch im Seillethal zeigen sich gelegentlich Aufschlüsse, und zwar meist am rechten Ufer der Seille (Louvigny-Marly). Die bekannteste Fundstelle für Davoei-Kalk-Fossilien auf deutsch-lothringischem Gebiet ist der Hügelzug, welcher sich 1. Tebödem et Berthelin, M6m. de la Soc. g6ol. de France, 2' ser., vol. 10, 1875, p. 1. Bleicher, Guide du göologue en Lorraine, Paris 1887, p. 170 ss., p. 49 ss. 89 [157] von Bevoie bis Queuleu unweit Metz erstreckt. Allein auch hier ist grosse Vorsicht nothwendig, um nicht die Fossilien dieser Zone mit den durch den Pflug an die Oberfläche gebrachten Versteinerungen der Numismalis-MergeP und der Raricostaten- Bänke* zu verwechseln*. Der von Steinmann* beschriebene Aufschluss nördlich von Malroy, am Ufer und zum Theil im Bett der Mosel, zeigt die Zone des Dactylioceras Davoei anstehend; allein in Folge der tiefen Lage kann man nur bei niedrigem Wasserstande an einige ihrer Bänke gelangen; sie haben eine bläulichgraue Farbe, sind dünnschieferiger und mergeliger als in den sonst bekannten Aufschlüssen und weichen auch dadurch etwas ab, dass die Lagen knollenführender Mergel* fehlen oder zurücktreten. Auch in Beziehung auf die organischen Einschlüsse ver- hält sich dieser Fundpunkt gegen die übrigen bekannten Vor- kommen etwas abweichend, indem dort grosse Exemplare von Äegoceras {Dumortieria) Jamesoni Sow. sp. mit der sonst für den Davoei-Kalk charakteristischen Fauna auftreten; diese Form wird von Oppel als Leitfossil des unteren Theils der Numis- malis-Mergel angegeben, ist aber in Deutsch-Lothringen in diesem Horizont bisher noch nicht beobachtet worden. In der Gegend von Diedenhofen endlich findet man noch Davoei-Kalk anstehend in den hängendsten Schichten des S. 58 mitgetheilten Profils von Illingen. Wenn wir berücksichtigen, dass einerseits der Davoei-Kalk 1. Siehe Seite 81. 2. Siehe Seite 66. 3. Die von Friben beschriebene Fauna (faune fossile de Btivoie) gehört grösstentheils den Raricostaten-Bänken , zum Theil auch den Numismalis-Mergeln an. lieber die Einreihung der einzelnen Arten in ihre Schicht siehe im palaeonto- logischen Theil der Arbeit. Die von Stein.mann (Führer) erwähnten Brachiopoden des Davoei-Kalks gehören ebenfalls den Raricostaten-Schichten an. 4. Geologischer Führer der Umgegend von Metz, S. 29. 6. Siehe Seite 58 und 87. [158] 90 im französischen Lothringen bis in die Umgegend von Mirecourt (Departement des Vosges) durch Prof. Bleichee verfolgt* und bis in das Rhonebecken* und den Schweizer Jura“ bekannt ist, und dass sich andererseits die gleichen Schichten in das Gross- herzogthum Luxemburg* und bis ins belgische Gebiet hinein er- strecken“, so wird man daraus wohl schliessen dürfen, dass es sich für die östliche Umrandung des anglo-gallischen Beckens um einen Horizont von allgemeiner Verbreitung handelt. Die Fauna des lothringischen Davoei-Kalks zeichnet sich zwar durch Individuenreichthum , aber gegenüber den älteren Lias- faunen durch relative Armuth an Arten aus. Die überwiegende Mehrzahl der Formen, welche Teeqdem* aus dem „calcaire ocreux“ anführt, stammt aus den Raricostaten-Bänken. Ich führe im nachstehenden Verzeichniss nur diejenigen Formen auf, deren Vorkommen in diesen Schichten ich sicher beobachten konnte. Die Cephalopoden überwiegen bei Weitem: Aegoceras (Microceras) caprlcornn Schl. sp. „ {Dnmortieria) Jamesoni Sow. sp. 1. Brielliche Mittlieiluiig vom 13. Mai 1891. 2. Domortieh: Etudcs palöoiitologiques sur les d6pöts jurassiques du bassin du Rhöne, vol. 3, pag. 10 — II, 13. 94. 3. Waagen: Der Jura in Franken, Scliwabeii und der Schweiz, S. 41 — 43. 4. VAN Werveke ; Erläuterungen zur geologischen Uebersicbtskarle der süd- lichen Hälfte des Grossherzogthunis Luxemburg, S. G7. 5. Im «Schute (TEthe« der belgischen Geologen enthalten. Vgl. Dewalque : Note sur les divers 6tages qui constituent le lias moyen et le lias supärieur dans le Luxembourg etc. Bull, de l'Acad. roy. de ßelgique, tome XXI, n“ 8, 1854, pag. 10. — Descriplion du lias de la province de Luxembourg, 1857, pag. 56. — Chapois : Nouvelles recherches sur les fossiles des terrains secondaires de la pro- vince de Luxembourg, 1858, pag. 25 — 26. — Dewalque: 1‘rodrorae d’une des- cription geologique de la Belgique, 1868, pag. 138 — 139. 6. Paläontologie du däpartement de la Mosellc. — Extrait de la Statistique de la Moselle, Metz, 1855, p. 16. Von den 64 citirten Arten habe ich nur 13 bisher im Davoeikalk gefunden. Die übrigen 51 gehören den Raricostaten-Schichten und zum Theil den Numismalis- Mergeln an. 91 [159] Aegoceras {Dactylioceras) Davoei Sow. sp. „ {Liparoceras) sfriatum Rein. sp. „ „ Bechei Sow. sp. „ „ Henleyi Sow. sp. Amaltheus margaritatus Monte. Phylloceras Loscombi Sow. sp. Lytoceras fimhriatum Sow. sp. Belemnites elongatus Mill. Nautilus intermedius Sow. Seltener sind die Laraellibranchiaten und Brachiopoden : Avictila (Oxytoma) inaequivalvis Sow. Bhynchonella furcillata var. laevigata Quenst. Von besonderem Interesse ist das Auftreten des Amaltheus margaritatus in der Fauna des Davoei-Kalks. Es sind nur einige Bänke, wohl die obersten, die im Profil von Illingen nicht mehr aufgeschlossen sind, welche bereits dieses Leitfossil der nächst jüngeren Zone verkalkt neben Lytoceras fimhriatum u. s. w. ent- halten. Allein dieses Vorkommen ist nicht nur in Lothringen beobachtet; auch in Schwaben scheinen nach den Angaben von Quenstedt* ähnliche Verhältnisse zu herrschen; im nördlichen Unter-Elsass habe ich ebenfalls bei Zinsweiler Amaltheus mar- garitatus in den harten Kalkbänken mit Lytoceras fimhriatum zusammen gefunden, und am Col du Mauvais-Lieu unweit Nancy ist der Davoei-Kalk mit den tiefsten Schichten der Zone des Amaltheus margaritatus petrographisch wie palaeontologisch so enge verknüpft, dass die Trennung beider ausserordentlich schwer ist. Für die Aequivalente des Davoei-Kalks ausserhalb Loth- 1. Ocenstedt, Jura, S. 116. [160] 92 ringens kann ich auf die Werke von Oppel, Quenstedt, Weicht, Waagen, Beauns u. s. w, verweisen; an dieser Stelle seien nur noch einige Angaben über die gleichalterigen Schichten im Eisass hinzugefügt. Im nördlichen Unter-Elsass, zumal in der Gegend von Niederbronn, tritt die Zone des Dactylioceras Bavoei in ganz gleicher petrographischer und palaeontologischer Entwickelung wie in Deutsch-Lothringen auf; eine Anzahl guter Aufschlüsse haben schon Lepsius* und Haug® bekannt gemacht. Die Lagerungsverhältnisse des Davoei-Kalks zeigt in beson- ders klarer Weise der Strasseneinschnitt westlich von Zinsweiler, an der Strasse nach Offweiler. In diesem liegt über den Numis- malis-Mergeln eine dünne Kalkbank, welche ausser zahlreichen Stiel- und Hilfsarmgliedern von Pentacrinus hasaltiformis Mill. eine grosse Menge von Belemniten aus der Gruppe des Belem- nites clavatus führt, und die als Basal tiformen-Bank durch Lepsius und Haug bezeichnet worden ist. Diese Bank, welche im nörd- lichen Unter-Elsass eine weitere Verbreitung zu haben scheint, habe ich in Lothringen bisher noch nicht nachweisen können. Darüber folgt die Hauptmasse der Kalke, bald in einer einzigen klotzigen, dicken Bank, bald in mehreren Bänken, die durch dünne Mergellagen getrennt sind, und die in Menge Ammo- nites Bavoei, cajyricorvm und fimhriatus führen. Den Schluss bildet eine kalkig-mergelige Schicht, die neben den bereits ge- nannten Fossilien noch Amaltheus margaritatus in verkalktem Zustande enthält, und auf welche unmittelbar die untersten Mergel der Zone des Amaltheus margaritatus aufgelagert sind. Auch im Ober-Elsass sind petrographisch wie palaeonto- 1. Beitr. z. Kenntniss der Juraformation im Unter-Elsass, S. 18. 2. Mitth. d. Comm. f. d. geolog. Landes-Untersucliung v. Els.-Lothr., Bd. I, Heft 1, S. 31. 93 [161] logisch genau gleich entwickelte Schichten bekannt; schon 1856 hat ein Aufschluss in der Nähe von Sentheim Köchlin-Schlum- BEBGER* Gelegenheit gegeben, Kalke mit Ammonites Bavoei und planicostatus^ als selbständiges Formationsglied auszuscheiden. In der 1866 erschienenen Description geologique et mineralo- gique du departement du Haut-Rhin von Delbos und Köchlin- ScHLüMBEEGER® Werden aus dem Davoei-Kalk (Mittl, Lias, Unter- abtheilung 1) noch folgende Formen namhaft gemacht: Ammonites planicosta Sow, „ Bavoei. „ fimbriatns Sow. „ margaritatus u, s. w. und werden ausser dem Vorkommen bei Sentheim noch solche von Roppe bei Beifort, Winzfelden und Zellenberg bei Rappolts- weiler erwähnt. An den meisten dieser Lokalitäten ist jetzt von anstehendem mittleren Lias so gut wie nichts mehr zu beobachten, namentlich bietet die ehedem so ergiebige Grube von Sentheim jetzt keine genügenden Aufschlüsse mehr. Der Davoei-Kalk ist bereits in der ganzen mitteleuropäischen Liasprovinz als ein überall verbreitetes Formationsglied nach- gewiesen worden, so dass ich hier auf die Verbreitung ausser- halb des von mir untersuchten Gebiets nicht näher einzugehen brauche. Ich will nur noch erwähnen, dass auch diese Schichten in sandiger Ausbildung bekannt sind, wo sie über die alte 1. Etudes geologiques dans le departement du Haut-Rhin avec Notes suppl6- mentaires. — Bull, de la Soc. gdoL de France, 2® s6r., vol. 13, p. 729 ss., 769 ss. 2. Unter Ammmites planicostatus hat der Autor Aegoceras capricornu Schl. sp. gemeint, wie aus der Fussnote auf S. 776 seiner Arbeit hervorgeht, in der er Ammmites capricornu Schl, mit Ammmites planicosta Sow. vereinigt. 3. p. 295. [162] 94 Ardennenküste übergreifen. Zwar ist diese Entwickelung im bel- gischen Luxemburg noch nicht vorhanden; denn der „Schiste d’fithe“ der belgischen Geologen, in dessen untersten Schichten wir die Aequivalente des Davoei-Kalks zu suchen haben, besteht aus einer Reihe von kalkig-mergeligen und thonigen Schichten, in denen Sandsteinbildungen nicht bekannt sind*. Allein aus dem Maasgebiet sind im „calcaire sableux inferieur“ von Buvi- gnier Ablagerungen beschrieben, die wir als sandige Facies des Davoei-Kalks ansehen müssen ^ B. Die höheren Schichten des mittleren Lias. lieber den kalkig-mergeligen Schichten des Davoei-Kalks tritt plötzlich ein auffallender Wechsel der petrographischen Ent- wickelung ein ; die zunächst folgenden Schichten des mittleren Lias sind schwarze, kalkfreie, sandige Blätterthone, oder Mergel, welche sich durch den auffallenden Mangel aller festen Bänke auszeich- nen, und deren Fauna ziemlich arm an Individuen ist. Die Fossilien sind in denselben fast stets verkiest und meist flach gedrückt, besonders gilt dies von dem leitenden Amaltheus margaritaius Montf., nach welchem dieser Horizont sowie der nächsthöhere gewöhnlich benannt wird. Diese Schichten besitzen eine ziemlich bedeutende Mäch- tigkeit. Da die Mosel auf ihrem Laufe von Metz bis Diedenhofen gerade in diesen weichen Schichten ihr Bett tief eingegraben 1. Dewalqde: Note sur les divers etages qui constituent Ic Lias moyen et le Lias supdrieur dans le Luxembourg etc. (1. cit.), p. 10. — Description du Lias de la province de Luxembourg, p. 56. — Prodrome d’une description g6oIogique de la Belgique, 1868, p. 138. 2. Statistique g6ol., minöral. et pal6ontol. du d^partem. de la Meuse, p. 149. 95 [163] hat, und ausserdem die Thone vielfach zur Ziegelfabrikation Ver- wendung finden, so fehlt es nicht an Aufschlüssen in dieser Zone. Die hier kurz beschriebene Abtheilung entspricht den Marnes feuilletees der französischen Autoren (Blättermergel) und bildet das untere Glied der Zone des Amaltheus margaritatus. lu den höheren Lagen dieser Zone stellen sich eisen- schüssige Concretionen (Ovoiden) ein, die sich nach oben mehr und mehr häufen und zur Orientirung benutzt werden können. Diese bestehen im Wesentlichen aus Thoneisenstein und zeigen zuweilen einen im Innern noch frischen Kern von Sphaerosiderit. Gelegentlich finden sich Fossilien, seltener in den Mergeln, häu- figer in den Septarien. Diese Schichten sind unter dem Namen Ovoidenmergel (Marnes ä ovoides) als jüngere Abtheilung der Zone des Amaltheus margaritatus abgetrennt worden. In den Ovoiden des obersten Niveaus der Margaritatus- Schichten zeigt sich neben Amalth. margaritatus auch schon Amaltheus spinatus Brug. Indem nun nach oben die fossil- führenden festeren Gesteine mehr und mehr die Oberhand ge- winnen , entsteht eine kalkige Bank, welche fast nur aus Fossil- resten zusammengesetzt ist und von den französischen Autoren als calcaire lumachelle (Lumachellenkalk) bezeichnet wurde; sie besteht beinahe ausschliesslich aus Ammoniten, Brachiopoden und Lamellibranchiatenschaalen. In der- selben überwiegt bereits Amaltheus spinatus über Amaltheus margaritatus, welch letztere Form in einer grösseren Anzahl von Varietäten auftritt und sich mit reichlichen Ornamenten bedeckt. Die über dieser Lumachelle folgenden Schichten setzen sich aus stark sandigen Mergeln* oder sogar Sandsteinen® zu- 1. Marnes ä Plicatules nach Plicatula pectinoides Lmk. sp. , welche das häußgste Fossil in diesen Mergeln ist. 2. Gris medioliasique der französischen Autoren. 7 [164] 96 sammen, welche die Zone des Amaltheus spinattis und damit zugleich den mittleren Lias überhaupt in Lothringen abschliessen ; Aequivalente des Leptaenabetts, das von manchen Autoren noch zum mittleren Lias gestellt wird, sind bisher in Lothringen noch nirgends beobachtet; die Posido nienschiefer überlagern unmittelbar die obersten Bänke der Spinatus-Schichten. Zur besseren Veranschaulichung der gegebenen Gliederung mag das Schema auf Seite 103 dienen. Die Tabelle auf Seite 106 — 107 giebt eine vergleichende Uebersicht über die Bezeich- nung und Reihenfolge der einzelnen Zonen des unteren und mittleren Lias im Reichsland, im französischen Theile Lothringens und in Schwaben. Hinsichtlich der in dem Profil angenommenen Mächtigkeiten sind noch die Bemerkungen auf Seite 102 zu berücksichtigen. 97 [165] IV a c h 1 1* a g-. (Zu Seite 31.) Während des Druckes erhielt ich durch Herrn Abbe Friren ein verkiestes Exemplar von Aegoceras planicosta Sow. sp. mit der Fundortsangabe „Grigy“, — eine weitere Andeutung des Horizonts mit verkiesten Ammoniten in Deutsch-Lothringen. (Zu Seite 61 — 63.) Nachträglich sind mir noch eine Reihe von Formen aus den Schichten mit Ärietites raricostatus bekannt geworden. Da sich nunmehr die Gesammtzahl der aus diesen Schichten stammenden Arten nahezu auf das Doppelte von der auf Seite 61 — 63 angeführten Zahl beläuft, so erschien es an- gemessen, die vollständige Liste der bis jetzt in diesem Horizont nachgewiesenen Formen gleich hier anhangsweise mitzutheilen. — Zur bequemeren Uebersicht sind die oben bereits aufgeführten Arten mit Sternchen bezeichnet. Vollständigere Fossilliste der Raricostaten-Schichten. Nautilus intermedius Sow. var. pertextus Dum. Schlotheimia Boucaxdtiana d’Orb. sp. Ärietites (Caloceras) raricostattis Ziet. sp. * „ „ viticola Dumort. sp. „ „ carusensis d’Orb. sp. „ „ Pellati Dumort. sp. „ „ Landrioti d’Orb. sp. „ „ aplanatus Htatt. „ „ sp. nov. (= tardecrescens Dumort., non Hauer). „ „ Nodotianus d’Orb. sp. * „ (Vermiceras) Conyheari Sow. sp. * [166] 98 Arietites {Vermiceras) cf. spiratissimus Quenst. sp. „ {Arnioceras) Macdonelli Poktl. sp. * „ „ Bodleyi Buckm. sp. * „ „ cf. semicostatus Young u. Bird sp. „ (Asleroceras) obtusus Sow. sp. * „ „ stellaris Sow. sp. * „ „ BrooJci Sow. sp. * „ „ impendens Young u. Bird sp. * Oxynoticeras oxynotum Quenst. sp. * „ Greenoughi Sow. sp. * (z= Guibalianum d’Orb. sp. teste Htatt). „ G^ibali Retnes sp. „ Lothar in gicum Reyn. sp. * „ Victoris Dümort. sp. „ Aballoense d’Orb. sp. „ Buvignieri d’Orb. sp. * „ sp. nov. aflf. Slatteri Wright sp. Aegoceras (Deroceras) cf. armatum Sow. sp. * „ (Microceras) planicosta Sow. sp. * „ „ cf. subplanicosta Opp. sp. „ „ cf. Battli Dümort. „ ? biferum Quenst. sp. * „ „ densinodum Quenst. sp. * (? = muticum d’Orb. sp.) ? Cymbites globosus Ziet. sp. Belemnites acutus Mild. * „ cf. acutus Mild. B umbilicatus Blv. * Pleurotomaria (Cryptaenia) cf. expansa Sow. sp. * var. numismalis Terq. B „ cf. polita Sow. sp. „ ? anglica Sow. sp. Pleuroiomaria granosa Schl, sp.* Rotella turhilina Schl. sp. Trochus laevis Schl. sp. (= Tr. glaber Ko. u. Dünk „ Nisus d’Oeb. * „ cf. lauius Stol. Eunema imbricata Sow. sp. * „ cf. Leo d’Okb. sp. Ostrea irregularis Mst. Grgphaea ohliqua Gldf. Plicaüila sarcinula Mst. * Terquemia cf. Heherti Terq. u. Pi. sp. Pecten {Pleuronectes) lunaris Roem. * „ subulatus Mst. * „ priscus Schl. * „ textorius Schl."'' . „ cf, texturatus Mst. Lima (Radula) pectinoides Sow. sp. * „ „ succincta Schl. sp. „ (Plagiostoma) cf. gigantea Sow. '* „ {Limea) acuticosta Gldf. * Hinnites tumidus Ziet. sp. Avicula (Oxytoma) inaequivalvis Sow. sp. „ (Pseudomonotis) papyria Quenst. sp. * Modiola cf, minima Sow. „ numismalis Opp. sp. Hippopodium ponderosum Sow. * Pinna sp. Cardinia Philea d’Oeb. * „ plana Ao. „ hybrida Sow. sp. * „ infera Ag, Nucula cf. navis Piette. [168] 100 Macrodon Buchmanni Riohaeds. sp. Cucullaea Münsteri Ziet. sp. Protocardia oxynoti Quenst. sp, Cardium cingulatum Glde. ünicardium cardioides Bean sp. * Pleuromya liasina Schübl. sp. * Pholadomya corrugata Ko. u. Dunk. „ Idea d’Oeb, ^ „ ■? amhigua Sow. Lingula Davidsoni Oppel. {= L. Voltzi Deslongch., non Teeq.) Spiriferina pinguis Ziet. sp. * „ Walcotti Sow, sp. * „ Hartmanni Deslongch. * „ verrucosa v. Bch, sp. ^ „ cf. rupestris Desl. Waldheimia (Zeilleria) cor Lmk. sp. * „ „ cf. numismalis Lmk. sp.* „ „ cornuta Sow. sp.* „ „ cf. indentata Sow. sp.* „ „ cf, Moorei Davids.* „ „ perforata Piette sp. * „ „ Watcrhousi Davids.* „ „ Danvini Desl. „ „ ? Mariae d’Oeb. sp. Terehratula punctata Sow, typ. * „ subovoides Desl. (non Roem.) * {= T. Badstochiensis Dav.) „ Edwardsi Dav. * „ sp. Rhynchonella tetraedra Sow. sp.* „ variahilis Schl. sp. (= Briseis Gemm.)* 101 [169] BhyncJionella furcillata Theod. sp.* „ pUcatissima Qüenst. sp.* „ oxynoti Qüenst. sp.* „ calcicosta Qüenst. sp. * „ ? rostellatu Qüenst. sp. Berenicea striata Haime. Serpula Etalensis Piette sp. Montlivaultia sp. Pentacrimis subsulcatus Mst. „ Oceani d’Orb. Bemerkungen zu den Profilen. , Zur richtigen Beurtheilung der Profilzeichnungen auf S. 58, 59 und 103 mögen hier noch einige Hinweise, welche man im Text vielleicht vermissen könnte, gegeben werden. Zu Seite 58: Gegenüber der Angabe auf S. 87, wonach die Zone des Davoei-Kalkes kaum über ‘/a ni mächtig wird, fällt in dem Profil von Illingen die vergleichsweise sehr grosse Mäch- tigkeit des Schichtencomplexes 3 — 5 auf. Es ist deshalb nöthig, noch darauf hinzuweisen, dass gerade dieses in erster Linie für die Gesammtentwickelung der beiden nächsttieferen Zonen (Nu- mismalis-Mergel und Raricostaten-Kalk) wichtige Profil nicht in gleicher Weise für den Davoei-Kalk maassgebend sein kann. Zum Theil erhellt dies schon daraus, dass die Schichten über der Kalkbank 3 nicht mehr aufgeschlossen sind. Ausserdem ist, wie hier hervorgehoben sei, die Möglichkeit nicht ganz ausgeschlossen, dass die beiden wesentlich ähnlich ausgebildeten und auch genau gleiche Mächtigkeit aufweisenden Kalkbänke 5 und 3 nur Theile einer und derselben Kalkbank sind, welche in Folge einer kleinen. [170] 102 innerhalb der thonigen Schichten 4 verlaufenden Störung neben und über einander geschoben zu denken wären. Die Bänke 3 und 5 müssten nach dem gewählten Maasstabe etwas breiter gezeichnet sein, als in der Figur der Fall ist, und zwar auf Kosten des mergeligen Zwischenmittels 4, welches eine Mäch- tigkeit von etwa 0,8 m hat. Zu Seite 59: Die Copie des BLEicHEE’schen Profils von Col du Mauvais-Lieu ist leider nicht ganz genau. In Folge der Abwesenheit des Verfassers von Strassburg und wegen vorge- schrittenen Druckes der Arbeit konnten die wünschenswerthen Abänderungen nicht mehr vorgenommen werden. Da indess die BLEiCHER’sche Zeichnung augenscheinlich nur eine schematische Darstellung der Zonen, deren Mächtigkeit man zum grossen Theil noch nicht genauer kennt, sein soll, so kommen die Ab- weichungen vom Original, zumal für die hier besprochenen Schichten, wenig in Betracht. Zu Seite 103: In dem Uebersichtsschema sind für die beiden auffallendsten Zonen, den Davoei-Kalk und die Rarico- staten-Schichten , diejenigen Mächtigkeiten zu Grunde gelegt, welche beiläufig als die maximalen gelten können. Auf den Davoei-Kalk sind etwa 7« ^ gerechnet, auf die Raricostaten- Schichten ungefähr 1 ra, da bei letzteren, wie hier nachgetragen sein mag, auch Mächtigkeiten von etwas über einem Meter ver- kommen. 103 [171] Profil durch die jüngeren Schichten des unteren und die älteren Schichten des mittleren Lias. Maasstab : 1 : 250. Blätterige Mergel u. Thone. Graue Kalke u. Mergel. Mergel. Bisenoolitbische Kalke. Tbone mit Kalkknollen. Sandige, blätterige Tbone. Nagelkalk. Sandige, blätterige Thone. Phosphoritknolleu. Mergel mit Kalken wechsellagemd. Amm. margarilaiui, Amm, Davoei, capricomu^ fimbriaius. Waldheimia numUmalisy Amm. Taylori, Loscombi, Amm. Guibalianusj Buvignierif rari- co$tatu9y Waldheimia cor^ Qryphaea ohliqua. Amm. Dudreeaierij ziphuBj ohtuaua, Qryphaea ohliqua. Amm. planicoataj oxynotuSf glolotus. Amm. planicoataj Qryphaea ohliqua. Qryphaea aretiaiat Belemn. acutua^ Pentaerin, tuhercul.^ Am. Hartmanni. .1 .■ * . . .'B ; ^ -I ^ ‘'*- . T * . • cJ r- f‘'‘t ‘ '*.^ “ _ ^ ■.-■o ", ,^-. ■ . " J iWl> > > >l«* "*.' '► «»»fc. ' ,” .■•SAiV Vf *■** ‘ Y s • jw». * ■ JL . '' ■ - -1 *-*#.' r' .’* j ■-i'l • ’ • ' • '^' V*- I *\^,.** .* f» -aifci % •>44d >■. j»- itSHUM ', '^ ■ '-A'" '■“'■■ , +' . 1« . ;iM -A' . ,^i^' . * •* -'■*! ^ < :l V'i' TM;' _Y ■ ■ *5 ■ ' »4 4 ••..■, Hl . *- •••! /, ■'*A. > ,-ii '* 'll .»lljhl* iW»»t»i**k'i * 'J i'v< _ !..., >> ^./■-'•iJ , _v '.i 'li Vy 'ii.'iW« Tabellarische Uebersicht des unteren und mittleren Lias in Lothringen, im Eisass und in Schwaben. [174] [175] Veroleichinde UBbersiclit des ueleren und mittleren Lias in Sciiwaben, im Unter-Elsass, in Deutsch-Lothringen und in der Umgegend »on Nancy. FormatioDS- Abtheilung. ÄUgemeine Zoneneintheilung nach Of’PSL. Sohwaben. Nach QuifiKSTEDT. Fkaas, ENOBL, SCHLICIlTEß etc. Uoter-EIssss. Deutsoh-Lothringen. ; Gegend von Nancy. Nach Bi.iiicii&it, Foriuatlons- 1 Iblliillong. franz. Autoren. Oberer Lias. Untere Abtheil. (6) Zone «ler Poiidonamijix Bronni. PosiduDientebiefev. PosidonicDschiefer. Posidouienschtefer. Seblsics & Poaidonomyri Bronni. Lias supiiricur (Toarcien). ! Mittlerer Lias. Obere Ablheil. 1«) Zone des /ImnttA#»» »pinatua. Costatenkalk. Kalk mit apiiiatua. Sebiebton mit AfnnBheiis apinatna. Grös mddiuliasique (Am. apiiiatua). Lias iiioycn (Liaslen). Zone des AmaUhtit» morgariiatua. AiaallheoDtlione. Ofoidemnergel und Blättermergol. Ovoidcmnergel. Marues a ovoidcsl Blättermergel. Marnes feuilletdes } tcruvatus. Untere Abtheil. (Y) Zone des Dactylioctraa Dafa niimiamatia. Kalk mit Dartjfliocrrna Davoei Calcnire mnnicux ä Ammonite« Davoei. Zone deii FhyUocfraa ibtx. Mergel mit WdJdhehnia numiamalia. Mames du calcaire ocrettx. Zone der Ditmortitria Jamtauni. Unterer Lias. Obere Abtheil. (ß) Zone des Arietite^ raricuatatua. Raricostaten-Bank. Kalk nill Ari'eKfe« ra>iciia(atiu. Kalk mit Arietitea laricoatatiia. Calcairo oereux. Zone des Oxynutiftrua oxynotnm. Dunkele Tboue und Betaknlk (oberer). Zone des Aritiitca ol-tuaua. Bctakalk (unterer). Ver.stcincruogsarme Thouc (Turneri-Thonc). An der Basis vcrkic.^te Ainin. ifobiclitcn mit ArgoaartU’Diulreasieri, Sebiebten mit Aegoeeraa Dudreaaieri. ManicB ä flippopodium ponderuaum. Fo verki iliarme Tboae. [orizoDt mit Steo Ammoniten. Fossilariue Tbone. ? Verkieste Ammooiteu. l? Pbosphorlto.) Marues u Waldhfimia numitmalia. Untere Abthell. l«l Zorn» des pcntacrinua tuhtrrulatua und Betenmitea acutua. (ieSeckto Mergolkalke Oclscbiefer PentacrinitOD' Bänke. Bf eUiebten mit emiritf« acu(us. Scbicblcn mit Belemnilea acutus. Horizon de la ßelemuitea ncultia (brevia). Lias inf^rieur (Sind- tnurien). 1 Zone des Arietitea Hucktandi. Arictenkalk oder Grypbitenkalk. .Arietonkalk odee Gryphitenkalk. Arititeukalk oder Gryphitenkalk. Calcairo (t grypbdes arqude«. Zone der Srhlothcimia angulata. Malmsteiii (.Angulaten-Scbichten). Ad [olatenschicbteu A Oelscliicfer. Mergel und Kalke mit Schloth. angulata. Ilorizon de l'Ammonite« angulatua. Zone des Pailoreraa planorbe. PsiloDoteubauk. Kalk mit Patloeeraa pJaiiorbe. Kalk mit Paitoceraa pUino7'be. y Oberer Keuper (Rhat). Zone dev 1 contorfa. 1 Bonebed. 1 Khatj lotbu Thooe. andstoin. Bonebed. Schwarze Tbone. 1 Rothe Tbone. Rlikt j Sandstein. I Schwarze Tbone. Marnes rouges. j Gres k Avieula contorta. 1 Rhdtien. 106 I 107 ABHANDLUNGEN ZUR GEOLOGISCHEN SPECIALKARTE VON ELSASS-LOTHRINGEN. Band V. — Heft III. STRASSBURG, STRASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schultz & C'®. 1895. BEITRÄGE . ZÜR KENNTNISS DER TERTIÄRFLORA DES OBER-ELSASS. « DIE OLIGOGÄNFLORA DER UMGEGEND VON MÜLHAUSEN VE. Dr. C. LAKOWITZ, Oberlehrer am Königlichen Gymnasium in Danzig. MIT NEUN TAFELN IN LICHTDRUCK. STRASSBURG, STRASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schultz & C'«. 1895. *‘v#i ,:'''v.'^ ; *•;> • f I ■ ♦ 7 VI ^ -T ^y^’; ji' ■ . • ■ . ■’ ;^ V’ ^ ' ' ^^ ^ ** vi 'i*! 7 >MlliWff»^E tivi^ /•'“■■ " ■ I. ._^ .. ' ^ ■■ ■■ _ ■‘•.„Kjf v<^ W-- fei^ •. ' ,; i V* ••'<* , S^'“ : y »1 *?0Wl ._> > jj . -.' , Tä> ;'. f . - ': ' .■ .’S ■ .:^ • : > 7 7-- ■ *;3ay ^tiJ^.>'.Aü;'*.t!ia' 'Ai* '..■V '>1 ■ '»'■ " • ■ , t^' « , ♦, ito r f .1 *’■ -. ♦ ch • vili-’. ■' - '.f • ^1 ',i\... 7; .. , VORWORT. Die im Tertiär der Umgebung von Mülhausen i. E. gefundenen Pflanzenreste sind bereits wiederholt Gegenstand eifriger Studien gewesen. Die älteste diesbezügliche Mittheilung lieferte 1859 Hebe in seiner tertiären Flora der Schweiz, im 3. Bande, S, 202 und 311, wo er eine Liste von 31 Pflanzenarten aus dem Tertiär von Speebach (Nieder-Spechbach) bei Mülhausen veröfifeotlichte, 1867 lieferten Delbos und Koechlin-Schlum- BEEGEE in ihrer „Description geologique et mineralogique du departement du Haut-Rhin“ einige Pflanzennamen, die sich auf Reste von Nieder-Magstatt bei Mülhausen beziehen. In den achtziger Jahren nun fanden die Tertiärablagerungen des in Rede stehenden Gebietes einen rastlos thätigen, wis- senschaftlichen Bearbeiter in der Person des in Mülhausen ansässigen Professor Dr. Foeestee, der 1885 auf der Natur- forscher-Versammlung in Strassburg die ersten Früchte seiner Forschungen in seinen „Mittheilungen über das oberelsässische Tertiär“ darbrachte und später in einer Reihe von Abhand- lungen die Lagerungsverhältnisse und vornehmlich die zoo- paläontologischen Verhältnisse jener Schichten klar legte. Ihm gelang es auch, eine nicht unbeträchtliche Sammlung fossiler Pflanzenreste, besonders aus dem plattigen Steinmergel von Brunstatt, zusammenzubringen. Einige von ihm selbst bestimmte Pflanzen führte Foeestee 1885 in seinen „Mittheilungen etc.“ I [182] VI und 1886 in einem Aufsatz über das Oligocän bei Mülhausen auf. Fast zu gleicher Zeit veröffentlichte Prof. Fliche aus Nancy im Bulletin de la Societe ind. de Mulhouse 1886 eine vorläufige Mittheilung, unter dem Titel „Les tlores tertiaires des environs de Mulhouse“ und später, 1890 und 1892, in den zusammen mit den Herren Mieg und Bleicheb heraus- gegebenen „Contributions ä l’etude du terrain tertiaire d’Alsace et des environs de Mulhouse“ (Bull. Soc. geol. France) gleich- falls Verzeichnisse von Pflanzen aus verschiedenen Steinbrüchen der Umgehung Mülhausens. 1887 stellte ich Herrn Foeestee für seine „Gliederung des Sundgauer Tertiärs“ eine Liste vor- läufig bestimmter Pflanzenreste seiner Sammlung zur Verfügung, und 1892 nahm er in seinen „Geologischer Führer für die Umgebung von Mülhausen i. E.“ (Mitth. d. geol. Landesanstalt von Els.-Lothr.) ein zweites Verzeichniss mit einigen Abbildungen der von mir mittlerweile bestimmten Pflanzenreste von Brunstatt auf. Die im Folgenden beschriebenen Pflanzenreste gehören bis auf einen Farnrest von Kandern i. B., welchen mir Herr Professor Dr. Boehm -Freiburg i. B. zur Bestimmung übergab, sämmtlich der Sammlung des Herrn Foeestee an , der mir im Laufe der Zeit ein umfangreiches Material freundlichst über- mittelte. Leider konnte die wissenschaftliche Bearbeitung mit den rasch auf einander folgenden Sendungen nicht gleichen Schritt halten, da ich bei der Erfüllung meiner Berufsobliegen- heiten wenig freie Zeit zu zusammenhängenden Arbeiten erübrige. Dieser Umstand wie auch die Langwierigkeit der Beschaffung der einschlägigen Literatur von den verschiedenen auswärtigen Bibliotheken erklären das späte Erscheinen dieser Abhandlung. Die bisherigen Publikationen der Herren Bleichee, Fliche und Mieg über die Tertiärpflanzen Mülhausens haben sämmtlich den Charakter vorläufiger Mittheilungen oder beiläufiger Notizen vn im Rahmen allgemein geologischer Besprechungen jener Land- schaft. Es sind zumeist nur unkontroUirbare Aufzählungen von Namen, hier und da mit kurzen Bemerkungen versehen; Ab- bildungen sind nirgends beigegeben. Daher ist in der nach- folgenden Abhandlung, welche eine wünschenswerthe Ergänzung zur Herstellung eines Gesammtbildes der tertiären Organismen- welt des Sundgaues sein soll, der Beschreibung eines jeden untersuchten Pflanzenrestes die betreffende Abbildung hinzu- gefügt worden. Eine Kontrolle der getroffenen Speciesbestim- mung von Seiten Anderer ist somit wenigstens einigermassen ermöglicht, wenngleich ein Zurückgreifen auf die Originale bekanntlich dadurch keineswegs überflüssig wird. Bei der unvermeidlichen Aufstellung neuer Arten habe ich mich nach Kräften bemüht, deren generische Zugehörigkeit sicher zu stellen. War ein sonst einigermassen wohl erhaltener Pflanzenrest weder mit einem bereits in der Literatur bekannten zu identificiren , noch eine zufriedenstellende Zuweisung zu irgend einer Gattung oder Familie möglich, so wurde von einer Benennung desselben etwa mit PhyUites^ AntlioUtes oder Car- polithes völlig Abstand genommen, weil durch eine derartige Bezeichnung für das Ganze wenig gewonnen wird. Zum Schluss der Beschreibung der Arten haben diese Stücke eine summa- rische Besprechung erfahren, und von jedem derselben wurde eine Abbildung den Tafeln eingefügt. Ein sehr grosser Theil der bearbeiteten Sammlung musste — wie das ja nur zu oft bei Pflanzenversteinerungen nöthig wird — wegen der schlechten Erhaltung der Stücke überhaupt unberücksichtigt bleiben. Noch einige Worte über die Erhaltungsart des Materials sind hier am Platze. Die Pflanzenreste des plattigen Stein- mergels liegen in einem sehr feinkörnigen Gestein, welches in vielen Fällen selbst feinere Strukturverhältnisse im Abdruck erkennen lässt, falls die Reste noch in gutem Zustande in die [184] vni Ablagerungsmasse hineingeriethen. Dies betrifft besonders die Coniferennadeln. Die ursprüngliche organische Substanz ist in eine strukturlose, krümelige, zumeist rostfarbige Masse umge- wandelt, die den Hohldruck des betreffenden Restes nothdürftig auskleidet. War das Gestein durchlässiger, wie die Dornacher Sande , so hat der Pflanzenrest nur eine Braunfärbung des Gesteines hervorgerufen hei sonst ausreichender Ausprägung seiner äusseren Form. Bei der Anordnung des Stoffes habe ich die allgemeinen Ergebnisse der systematischen Beschreibung der einzelnen Lokal- floren vorangesetzt, damit dem Leser das zunächst Gewünschte bequem dargeboten wird. In der Herstellung der Abbildungen fand ich kräftige Unterstützung durch die Herren B. Bibkholtz und P. Haet- MANN hier, mehrere Zeichnungen verdanke ich der kunstgeübten Hand meines Collegen, des Herrn Dr. Korella. Von einigen Abdrücken mussten photographische Aufnahmen gemacht werden, welche ich durch die Liebenswürdigkeit des Kustos am hiesigen Provinzialmuseum, Herrn Dr. Kumm und des Herrn Gymnasial- lehrers Rehberg in Marienwerder erhielt. Durch Ueberlassung von literarischen Hilfsmitteln förderten diese Arbeit recht wesent- lich ausser den Herren Prof. CoNWENTz-Danzig und Foeestee- Mülhausen, die Königliche Bibliothek zu Berlin, die Universitäts- bibliotheken zu Göttingen und Königsberg, die Kaiserliche Landes- hibliothek zu Strassburg i. E., sowie die Bibliotheken des Oher- hergamtes zu Breslau, der hiesigen Naturforschenden Gesell- schaft und des westpreuss. Provinzialmuseums. Frisches Pflanzen- material zum Vergleich erhielt ich zu wiederholten Malen durch die Herren Professoren Dr. CoNWENTz-Danzig, Dr. PAx-Breslau, Dr. Schümann - Berlin und Dr. von Wettstein - Prag. Die Herren Prof. Schumann und Prof. Conwentz haben mich ausser- dem bei der Bestimmung einiger Stücke unterstützt; auch IX [18^] hatte ich Gelegenheit, einige Abdrücke Herrn Prof. Nathobst- Stockholm bei seinem kurzen Aufenthalte hier in Danzig vor- zulegen. Die Arbeit wurde in den Räumen des hiesigen Provin- zialmuseums ausgeführt; zugleich waren mir von dem Direktor desselben, Herrn Prof. Conwentz die daselbst aufbewahrten Originale zu Heee’s „Miocäne baltische Flora“ zum Vergleiche bereitwilligst zur Verfügung gestellt worden. Einen kurzen Aufenthalt in Wien benutzte ich, um in dem dortigen Natur- historischen Hofmuseum auch die ausgestellten Originale zu Ungee’s „Fossile Flora von Sotzka“ einzusehen. Den aufgeführten Instituten und Gesellschaften, sowie allen genannten Herren, welche mittelbar oder unmittelbar mich bei dieser Arbeit unterstützt haben, meinen aufrichtigen Dank aus- zusprechen, ist mir ein wahres Herzensbedürfniss und eine grosse Freude. Besonderen Dank schulde ich dem Herrn Prof. Dr. Foee- STEE-Mülhausen für die freundliche, langjährige Ueberlassung des von ihm gesammelten Materiales und Herrn Prof. Dr. Benecke- Strassburg für die liebenswürdige Vermittelung bei der Druck- legung der Arbeit. Danzig, Dezember 1894. Der Verfasser. V • / ''‘‘ÄS ‘*f ^“''$;b -"i ^ V 'v*'*’ ___ '"^;l Verzeichniss der hauptsächlich benutzten Werke. Andreae, Ein Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs. Abhandlungen zur geolog. Specialkarte von Elsass-Lothringen. Bd. II, Heft III. Beck , Das Oligocän von Mittweida mit besonderer Berücksichtigung seiner Flora. Zeitschr. d. deutsch, geolog. Ges., Jahrg. 1882. CoNWENTz, Die Flora des Bernsteins, ßd. II. Angiospermen. Danzig 1886. — Monographie der baltischen Bernsteinbäume. Danzig 1890. Grie, Recherches sur la v6g6tation de l’ouest de la France ä l’dpoque tertiaire. Bibliothöque de l’ficole des hautes etudes. T. 18. Paris 1878. Delbos und Köchlin-Schlumberger , Description gäologique et minära- logique du ddpartement du Haut-Rhin. Mulhouse 1867. Engelhardt, Die Tertiärflora des Jesuitengrabens bei Kundratitz in Böhmen. Halle 1885. Nova Acta Acad. Gaes. Leop. Garol. Bd. 48. Engler und Prantl, Die natürlichen Pflanzenfamilien. Leipzig 1886. ETTßfGSHAUSEN, Die Proteaceen der Vorwelt. Sitzungsher. d. mathem. naturw. Kl. d. k. Akad. d. Wiss. Wien 1851. — Die tertiäre Flora von Haering in Tyrol. Wien 1853. Abhandl. d. geolog. Reichsanstalt. Bd. II. — Die eocäne Flora des Monte Promina. Wien 1854. Denkschriften d. k. Akad. d. Wiss. Bd. VIII. — Blattskelette der Apetalen. Wien 1858. — Blattskelette der Dikotyledonen. Wien 1861. — Fossile Flora der älteren Braunkohlenformation der Wetterau. Sitzungsher. d. mathem. naturw. Kl. d. k. Akad. d. Wiss. Bd. 57. Wien 1868. Ettingshausen, Die fossile Flora voq Sagor in Krain. I, II. Denkschr. Bd. 32 u. 37. 1872 u. 1877. Fliche, Les Flores tertiaires des environs de Mulhouse 1886. Note pr6- sentöe ä la Soc. industr. de Mulhouse. Förster, Mittheilungen über das oberelsässische Tertiär. Tageblatt d. 58. Vers, deutscher. Naturforscher und Aerzte in Strassburg i. E. 1885. ■ — Die oligocänen Ablagerungen bei Mülhausen i. E. 1886. Mitthei- lungen d. Comm. f. d. geol. Landesuntersuchung v. Elsass-Lothr. ßd. I, S. 43—48. — Die Gliederung des Sundgauer Tertiärs. Strassburg 1888. Mitth. etc., Bd. I, S. 137—178. — Die Insekten des plattigen Steinmergels von ßrunstatt. Strassburg 1891. Abhandlungen zur geol. Specialkarte v. Els.-Lothr. ßd. III, Heft 5. — Geologischer Führer für die Umgebung von Mülhausen. Strass- burg 1892. Mittheil. etc. ßd. III, S. 199—309. Mit Taf. VIII— XVII. Friedrich, Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora der Prov. Sachsen. Berlin 1883. Abhandl. zur geol. Specialkarte von Preussen u. d. tbüring. Staaten, ßd. IV, Heft 3. Göppert, Die tertiäre Flora von Schossnitz in Schlesien. Görlitz 1855. Göppert und Menge, Die Flora des Bernsteins. Bd. I. Gymnospermen. Danzig 1883. Heer, Flora tertiaria Helvetiae. 3 Bde. Winterthur 1855—1859. — Lignites of Bovey Tracey. London 1863. Transactions of the Royal Society of London for the year 1862. CLH, part. II. — Fossile Flora der Polarländer. Zürich 1868 — 78. — Miocäne baltische Flora. Königsberg 1869. — Contributions to the fossil flora of North Greeland. Philos. Trans- actions. Vol. 159. London 1870. Kovats, Fossile Flora von Erdöbenye. Arbeiten der geol. Ges. für Ungarn. Heft 1. Pest 1856. — Fossile Flora von Talya. Arb. d. geol. Ges. f. Ung. Heft 1. Pest 1856. Mieg, Bleicher et Fliche, Gontributions ä l’ötude du terrain tertiaire d’Alsace et des environs de Mulhouse. 1890 et 1892. Bull, de la Soc. göol. de France. 3* sörie, t. XVIII et XX. XIII [189] Pfaff, Untersuchungen über die geologischen Verhältnisse zwischen Rändern und Lörrach im badischen Oberlande. Berichte der Natur- forschenden Gesellschaft zu Freiburg i. B. Bd. VII, Heft 1. 1894. Saporta , fitudes sur la Vegetation du Sud-Est de la France, einschliessend la Flore fossile d’Aix en Provence und la Revision de la flore des gypses d’Aix. Annales des Sciences naturelles. Bot. Ser. 4, t. 16—19, Ser. 5, t. 3, 4, 8-10, 15, 17, 18. — Die Pflanzenwelt vor dem Erscheinen des Menschen, übers, von G. Vogt. Braunschweig 1881. ScHiMPER, Traite de Paleontologie vegetale. Paris 1869 — 74. ScHiMPER-SCHENK, Paläophytologie. München — Leipzig 1890. Handbuch der Paläontologie von Zittel. II. Abtheilung. Staub, Die aquitanische Flora des Zsilthales im Gomitate Hunyad. Buda- pest 1887. Mittheilungen aus dem Jahrbuche der ungarischen geologischen Anstalt. VII. Bd. 6. Heft. Steinmann und Graeff, Geologischer Führer der Umgebung von Frei- burg i. B. 1890. Strübing, Die Vertheilung der Spaltöffnungen beiden Goniferen. Disser- tation. 1888. Unger, Ghloris protogaea. Leipzig 1841 — 47. — Fossile Flora von Sotzka. Wien 1850. — Fossile Flora von Parschlug. Graz 1851. — Iconographia plantarum fossilium. Wien 1852. Denkschr. d. k. Akad. d. Wissenschaften. Bd. IV. — Sylloge plantarum fossilium. Wien 1860 — 66. Denkschr. d. k. Akad. d. Wissenschaften. — Fossile Flora von Radoboj. Wien 1869. Weber und Wessel, Terliärflora der niederrheinischen Braunkohlen- formation. Palaeontographica, Bd. 11 und IV. Gassei 1852 und 1856. v. Wettstein, Die Omorikafichte. Wien 1891. Sitzungsbericht d. k. Akad. d. Wiss., raatb.-naturw. Klasse. 99. Bd. 1. Abtheilung. Willkomm, Forstliche Flora von Deutschland und Oesterreich. Leipzig 1875. I. Allgemeiner Theil. Die allgemein geognostischen Verhältnisse des Fundgebietes sind zu wiederholten Malen von Foeestee und, nach ihm, von Mieg, Bleichee und Fliche an verschiedenen, im Verlauf dieser Arbeit mehrfach angeführten Stellen eingehend geschil- dert worden, von Foeestee erst jüngst (1892) ausführlich in seinem geologischen Führer für die Umgebung von Mülhausen, so dass es überflüssig erscheint, auf eine Darlegung derselben nochmals näher einzugehen. Der Speciesbeschreibung der ein- zelnen Lokalfloren sind übrigens kurze Bemerkungen über die jeweiligen lokalen Lagerungsverhältnisse beigegeben. Es genügt hier hervorzuheben, dass nach Foeestee die bei Mülhausen bisher überhaupt nachgewiesenen, Pflanzen und in Fülle Thiere führenden Schichten dem Oligocän, und speciell die Schichten, aus welchen die im Folgenden beschriebenen Pflanzenreste stammen, sämmtlich dem Mitteloligocän an- gehören. Diese Schichten sind der plattige Steinmergel, der Blättersandstein und der untere Haustein. Der die meisten bestimmbaren Pflanzen enthaltende „plattige Steinmergel“, welcher dem unteroligocänen Melanienkalk daselbst auflagert, bildet hiernach die unterste Stufe des Mitteloligocäns ; der gleichfalls an Pflanzen reiche Blättersandstein hängt mit dem plattigen Steinmergel eng zusammen ; er ist etwas jünger als dieser, und endlich der untere Haustein , in welchem auch eine Anzahl Pflanzen gefunden wurde, ist dem Blättersandstein äquivalent, wenigstens in seinen unteren Schichten. Der plattige Steinmergel hat bei Brunstatt, Riedisheim, Rixheim und Zimmersheim, der Blättersandstein bei Dörnach und Habsheim, der untere Haustein in Steinbrüchen von [192] 2 Nieder-Spechbach die im specielleii Theile beschriebenen Pflanzen- reste geliefert. Ausserdem liegen noch einige wenige Abdrücke von Klein- kems, Britzingen und Rändern in Baden vor, von denen die- jenigen aus dem plattigen Steinmergel von Kleinkems ohne Bedenken der Oligocänflora Mülhausen’s zuzurechnen sind. Die wenigen (vier) Pflanzenreste von den beiden anderen Fundorten gehören füglich nicht zu jener Gesammtflora, da, wenn auch die betreffenden Schichten dem plattigen Steinmergel des Sund- gaues höchst wahrscheinlich äquivalent sind, ihre direkte Beziehung zu diesem noch nicht feststeht. Die Gesammtflora des Gebietes setzt sich aus acht Lokal- floren zusammen: Am ergiebigsten ist der Steinmergel von Brunstatt ge- wesen, aus welchem in der vorliegenden Sammlung 67 mehr oder minder sicher bestimmte Reste vorhanden sind. Aus Riedisheim stammen 7, aus Rixheim 2, aus Zimmersheim 10, aus Dörnach 6, aus Habsheim 2, aus Nieder-Spechbach 6, aus Kleinkems 4 Pflanzenahdrücke, von denen etliche an mehreren Fundorten wiederkehren. Auf den plattigen Steinmergel überhaupt entfallen 82 Arten, auf den Blättersandstein 7, auf den Haustein 6 Arten, wie aus der hier folgenden tabellarischen Zusammenstellung, in welcher die Pflanzen nach den Fundorten geordnet sind, ersichtlich ist. Die Oligocänflora Mülhausen’s zählt nach vorliegender Arbeit* 87 mehr oder minder sicher bestimmte, von einander verschiedene Pflanzenformen. 1. In den folgenden Darlegungen über den Charakter der Mülhausener Oligocänflora stütze ich mich zunächst auf die eigenen Ergebnisse in der Bestim- mung der bezüglichen Pflanzenreste 5 nur gelegentlich, zur weiteren Unterstützung und zur kritischen Prüfung der von mir aufgestellten Behauptungen , ziehe ich die von Fliche und Heer gelieferten Pflanzenverzeichnisse, welche ich übrigens weiter unten mit meinen eigenen tabellarisch zusammengestellt habe, mit in den Kreis der Betrachtung. .Äir 3 [193] Vertheilung der Pflanzen anf die einzelnen Fundstellen. Name der Pflanze. Plattigir Skinmernl. Blätitr- sas(üt«ii. Unterer Haustein (Kalksandstein) Nieder-Spechbacb. Plattiger Steinm. Kleinkems i. B. Dtm plattigel Stemm, äqui- TalenteSehicbten. Brunstutt. Uiedisheim. Rixheim. Zimmersheim. Dörnach. Habsheim. Britzingen i. B. Kandern i. B. !. Meeresalge (Fucacee?) t 2. Xylomites spec J. 3. Equisetum spec t 4. Equisetum gracillimum spec. nov t 5. cfr. Oleandra angustifolia Friedr X 6. Aspidiles spec t 7. Filicites t 8. Cephalolaxites alsaticus spec. nov t 9. Taxiles spec X 1 10. Podocarpus eocenica üng t? t 11. Callitris Brongniarti E.vdl t t 12. Libocedrus salicornioides Heer t 13. Glyptostrobus europaeus Heer t 14. Glyptostrobus europaeus Heer var. Ungeri . t t t5. Sequoia Langsdorßi Heer X 1 16. Sequoia Couttsiae Heer t 17. Sequoia spec t 18. Pinus cfr. hepios Heer t 19. cfr. Pinus Hampeana Heer t 20. Picea Sectio Omorica t 21. Tsugites Bruyistattensis spec. nov t 22. Sabalites Foersleri spec. nov t 23. Palmophyllum ? t 24. Typha latissima A. Br t 25. Typha Brunstaltensis spec. nov t 26. Sparganium Riedisheimense spec. nov. . . t 27. Rhizocaulon spec t 28. Carex tertiaria Heer '. t 29. Cyper(ac)ites margarum Heer t 30. Cyper(ac)ites paucinervis Heer t [194] 4 Name der Pflanze. Plattiger Steinmergel. Bläller- saudstein. Unterer Haustein (Kalksandstein) Nieder-Speclibach. Plattiger Steinm. Kleinkems i. B. Dem plaltigeu || Steinm. äqni- I ralenteSchicken.j Brunstatt. Riedisheim. Bixheim. Zimmersheim. Dörnach. Habsheim. Rändern i. ß. 31. Cyperacites spec t 32. Cyperacites spec t 33 Graminophyllum angustum Heer spec. . . t 34. Graminophyllum anisonerve spec. nov. . . t 3.i. Phragmiles oeninge7isis A. Br t t 3G. lingiherites multinervis Heer t 37. Myrica salicina Ung t 38. Myrica {Dryandroides) laevigata Heer spec. t 39. Myricophyllum Brunstattense spec. nov. . . t 40. Myricophyllum spec t 41. Populus spec t 42. Salix elongata Web t 43. Salix angusta A. Br + 44. cfr. Salix Dornacensis Flighe t 45. Salicophyllum spec t 46. Cinnamomum lanceolatum Heer t? t 47. Cinnamomum Scheuchzeri Heer t t t t 48. Cinnamomum polytiiorphum Heer t 49. Cinnamomum spec t 50. Daphnogene Ungeri Heer t t 51. Laurophyllum spec t 52. Laurus primigenia Ung t t 53. Benzoin paucinerve Heer t 54. Laurineenfrucht ? t 55. kilanlhus Foersteri spec. nov t 56. Banisteria alsatica spec. nov + 57. Hiraeocarpum parv^Uum spec. nov t 58. Ilex spec t 59. Celastrus Persei Ung t 60. Nyssa cfr. europaea Ung t 61. Callistemophyllum priscum Ett t 62. Pimelea oeningensis Heer t 6 [196] Plattiger Steinmergel. Blätter- aandstein. Name der Pflanze. Ci ä 'S .£3 c/> C S C/3 im o> O Ci c n 5 £ o a Ci 33 63. Eudaphnophyllum parvulum spec. nov. . . t 64. Persoonia MyrtiUns Ett t 65. Grevülea haeringiana Ett t 66. Proleoides lorigissima Sap t 67. cfr. Hakea Myrsiniles E rx t 68. Embothrium microspermiim Heer t 69. Coloneaster obscurata Sap t 70. Cassia ambigua üng j. 71. Cassia ligiiitum U.ng t 72. cfr. Podogonium campylocarpum Heer. . . t 73. Gleditschiacanthus alsaticus spec. nov. . . t 74. Acacia parschlugiana Ung t 75. Mimosites haeringiamis Ett 76. Leguminosiles t 77. Vaccinium reliculnlum A. Br + f? 78. Vaccinium ininutifolium Sap t 79. Andromeda revoluta A. Br t t 80. Andromeda cfr. protogaea üng t 81. Andromeda cfr. vaccinifolia Uno t 82. cfr. Myrsine recuperala Sap t 83. cfr. Diospyros praecursor Sap t 84. Symplocos gregaria A. Br t 85. Echitonium Sophiae 0. Web t? 86. Apocynophyllum spec t 87 . Apocynophyllum sp. (cf. Lomatia firma Heer) t 88. Acerates veterana Heer + 89. Porana oeningensis Heer t 90. Cypseliles ? t E eä ; cs“ Dem plattigen Steinm. äqui- TalenteSchiclilei. c « « Ci [196] 6 Die Vertheilung dieser Formen auf die einzelnen theilungen des Systems gestaltet sich folgendermassen : Cryptogamae 6 Arten. Gymnospermae 13 „ Monocotyleae 15 „ Choripetalae .39 „ Ab- Angio- spermae Dicotylcae Sympetalae ..14 Im Ganzen 87 Arten. Und zwar liefern die Cryptogamae. Älgae 1 Fungi 1 _ )= 6 Species Eqmsetmae 2 Filicinae 2 Coniferae. Taxineen 3 Cupressineen 6 Ahietineen 4 = 13 n Monocotyleae. Spadiciflorae : Palmae 2 1 Typhaceae 3 j Glumiflorae Scitamineae Choripetalae. Amentaceae : Myricaceae 4 j Salicineae 5 j Polycarpicae : Lauraceae Terebinthinae : Simarubaceae 9 9 1 r> AescuUnae : Maljpighiaceae 2 FranguUnae : Aquifoliaceae 1 UmbeUiflorae : Cornaceae 1 MyrUflorae : Myrtaceae 1 Thymelinae : Thymelaeaceae .... 2 | ^ Froteaceae 5 | Rosiflorae: Pomaceae 1 Leguminosae : Caesalpineae ^ | — Mimoseae 3 \ Sympetalae. Bicornes : Ericaceae 5 Primulmae : Myrsinaceae 1 Diospyrinae : Ebenaceae 1 | ^ Styracaceae 1 ) Contortae : Apocynaceae 3 | ^ Asclepiadaceae . . . . 1 \ Tuhiflorae : Convolvulaceae 1 Aggregatae : Compositae 1 > = 39 Species = 14 Im Ganzeu. 87 Species. [198] 8 Iii diese Aufzählung sind auch Formen einhezogen, die nur generisch bezeichnet werden konnten, wie z. B. Equisetum spec. und Rhisocaulon spec., oder deren Zugehörigkeit nur zu einer bestimmten Familie oder grösseren Abtheilung festgestellt werden konnte, wie z. B. Filicites, Palmophylhim, Leguminosites. Leider mussten verhältnissmässig viele Abdrücke wegen ihrer fragmentarischen Erhaltung eine derartige Bezeichnung erhalten, wmllte man nicht willkürlich verfahren. Neu aufgestellt wurden die 13 folgenden Arten: 1. Equisetum gracülimum m. von Zimmersheim. 2. Ceplialotaxites alsaticus m. von Brunstatt. 3. Tsugites Brunstattensis m. von Brunstatt. 4. SabaUtes Försteri m. von Brunstatt, 5. Typha Brunstattensis m. von Brunstatt. 6. Sparganium B,iedisheimense m. von Riedisheim. 7. Graminophyllum anisonerve m. von Brunstatt. 8. Myricophyllum Brunstattense m. von Brunstatt. 9. Ailanthus Försteri m. von Brunstatt. 10. Banisteria alsatica m. von Brunstatt, 11. Hiraeocarpum parvulum m. von Brunstatt. 12. Eudaphnophyllum parvulum m, von Brunstatt. 13. Gleditschiacanthus alsaticus m. von Brunstatt. 52 Arten konnten mit grösserer oder geringerer Sicher- heit mit bereits von anderen Fundorten bekannten Formen identificirt werden. Zur Charakterisirung der Mülhausener Oligocänflora wird es nöthig sein, den Antheil, den die einzelnen Familien an der Zusammensetzung des Vegetationsbildes nehmen, noch ein wenig genauer zu verfolgen. Wie aus der obigen systematischen Zusammenstellung der Einzelformen und auch der Familien sich ergibt, ist der Reich- 9 [199] thum unserer Flora an Kryptogamen kein grosser gewesen. Sieht man auch von den zur Erhaltung weniger geeigneten Zellenkryptogamen ab, so müssten doch von den widerstands- fähigeren höheren Kryptogamen, den Schachtelhalmen und Farnen, mehr Abdrücke zu erwarten sein, wenn die Flora reich daran gewesen wäre. Auch Heer und Fliche geben Gefässkryp- togamen nur in geringer Zahl an. Dass übrigens, wie von vorn- herein zu erwarten, z. B. die Pilze dem Waldboden keineswegs gefehlt haben dürften, macht das Vorkommen von Resten der Käferart Dorcotoma cf. hovistae Hofem. und zahlreicher Pilz- mücken sehr wahrscheinlich (vergl. Foeester, Die Insekten des „plattigen Steinmergels“ von Brunstatt in Abhandlungen zur geo- logischen Specialkarte von Els.-Lothr. III, 5 Seite 591). Einige Süsswasseralgen gibt Fliche an. Eine Fucacee ist allerdings auch noch zu nennen, welche, wenn der betreffende Abdruck richtig gedeutet ist, den brakischen Charakter der Ablagerungen darthut. Stark vertreten sind die Gymnospermen, der Zahl der Arten (15®/o) nach und auch der Individuen, wie die zahlreichen Abbildungen auf Tafel V und VI andeuten. Es sind zumeist jene im Tertiär weit verbreiteten Cupressineen : Callitris, Libo- cedrus , Glyptostroius und Sequoia, ausserdem die Taxineen; Podocarpus, Taxites, Cephalotaxites und zahlreiche vereinzelte Nadelblätter der Gattung Picea. Fliche gibt von bemerkens- werthen Formen noch Salisburia an. In Fülle muss Glypto- strobus europaeus und Sequoia Couttsiae vorhanden gewesen sein, da gerade von diesen beiden Bäumen relativ die meisten Zweigstücke erhalten sind. Interessant ist das Vorkommen von Blättern, die Bäumen aus der Gruppe der unechten oder Omoricafichten angehören. Es verlohnt sich, ein wenig hierbei zu verweilen. Diese durch flache, denen der Tanne ähn- lichen Nadeln ausgezeichnete Gruppe der Gattung Picea ist gegen- [200] 10 wärtig durch P. Alcoequiana Care, von der Insel Nippon, P. ajanensis Fisch, von Jezo und aus dem Amurgebiet, P. sit- chensis Care, aus Ostsibirien und dem westlichen Nordamerika, und durch P, Omorica Panö. in Bosnien, Serbien, Bulgarien vertreten. Unter diesen ist die P, Omorica wegen ihres isolirten Vorkommens in Europa auf so beschränktem Gebiete besonders bemerkenswerth, von Wettstein ist in seiner Studie über die Omoricafichte 1891 zu dem Resultate gelangt, dass dieser Baum zu den aussterbenden Gliedern der europäischen Flora gehört, und einen Pflanzentypus gegenwärtig vertritt, der während des Tertiärs in Mitteleuropa und auch weiter bis nach Ostasien und dem westlichen Nordamerika verbreitet war. Diese letztere Behaup- tung stützt sich auf das einzige Vorhandensein von Nadel- blättern im Bernstein, die demselben Typus angehören und von Conwentz (Monographie der baltischen Bernsteinbäume, Seite 71) als Picea Engleri benannt sind. Ausserdem hat von Wettstein in der interglacialen Höttinger Breccie (Nordalpen) die Blatt- reste einer Fichte nachgewiesen, welche speciell mit den Nadeln der Omoricafichte eine auffallende Aehnlichkeit haben und gleich- falls zu der Annahme berechtigen, dass dieser Pflanzentypus einstmals in Europa weiter verbreitet war, als [in der Gegen- wart. Zweifellos ist nun der letztere auch in den Oligocän- schichten des Sundgaues in Blattresten vertreten. Die bei Brun- statt gefundenen flachnadeligen Piceablätter zeigen in einzelnen Formen die grösste Aehnlichkeit mit Nadeln der Omoricafichte selbst, andere mit denen der ostasiatischen P. ajanensis. Jene dem Osten Asiens und dem Nordwesten Amerikas angehörenden flachnadeligen Fichtenarten sind demnach während des Tertiärs nicht nur in dem Gebiet der heutigen Ostsee, in den Bern- steinwäldern, sondern auch im heutigen Süddeutschland heimisch gewesen; und speciell das tertiäre Verbreitungsgebiet des Typus der Omoricafichten kann somit von dem Ostseegebiet nach dem 11 [201] Oberrheinthal hin erweitert werden. Zugleich deuten die Brun- statter Piceareste die Beziehung der Mülhausener Oligocänflora zur recenten ostasiatisch -nordamerikanischen Flora an — ein Verhalten, auf das weiter unten näher eingegangen werden soll. Unter den Monocotyledonen sind zumeist Ried- und echte Gräser vertreten ; dazu kommen ausser einer fraglichen Ingwerart die wasserliebenden Sparganium- und Typhaarten, sowie der interessante Pflanzentypus Rhizocaulon, welcher für das Tertiär des südlichen Frankreichs charakteristisch ist. Sein Vorkommen bei Mülhausen wird auch von Fliche bestätigt. Hervorzuheben ist, dass nunmehr auch durch Sabalites Foersteri die unzweifelhafte Zugehörigkeit von Palmen, und zwar stattlicher Fächerpalmen, zu dieser Flora feststeht. Bisher waren nur ganz zweifelhafte, mit Palma bezeichnete Reste von dort genannt worden. Lilii- floren, vor allem die in anderen Oligocänfloren so häufigen Smilaxarten fehlen. Choripetalen sind in grosser Fülle vorhanden. In erster Linie sind es die kätzchentragenden Bäume aus den Gattungen Myrica, Salix, Populus, welche nach den Coniferen den Haupt- bestand an Holzgewächsen liefern. Die Gattung Quercus konnte ich in dem mir zu Gebote stehenden Material nicht finden; Hebe gibt Quercus von Nieder-Spechbach , Fliche von zwei Fundorten gleichfalls an. Dann ragen Lauraceen durch die Zahl der Arten und auch durch die Individuenzahl hervor: Cinnamomum und Daphnogene, daneben Lauxus und Benzoin. Es schliessen sich die Thymelinae und Leguminosen an. Aus der ersteren Gruppe sind die Proteaceen mit den Gattungen Persoonia, Grevillea, Proteoides, Halcea, Emhothrium , aus der zweiten die Gattungen Cassia, Gleditschia, Acacia, Mimosa und Podogonium vertreten. Andere bemerkenswerthe, hier vertretene Typen der Choripetalen sind noch Äilanihus, Banisteria, Hiraea, Ilex, Nyssa, Pimelea, Cotoneaster. Von Myrtaceen fand ich nur [202] 12 Callistemophyllum priscum Ett, ; Hebe führt noch mehrere von Nieder-Spechbach an. Schwach vertreten sind die in anderen Tertiärfloren recht reichlich vorhandenen Rosifloren und Umbelli- floren. Die Gattung Acer war nur sehr spärlich eingestreut. In der FoEESTEE’schen Sammlung fehlen hierzu gehörige Reste völlig; auch Hebe gibt keine Ahornart aus der von ihm be- schriebenen Lokalflora von Nieder-Spechbach an; nur Fliche nennt Acer trilohatum aus den Blättersandsteinen von Dörnach. Unter den Sympetalen sind die Ericaceen durch mehrere Arten von Vaccinium und Andromeda vertreten, denen Fliche noch zwei Ericaarten hinzufügt. Von Apocyneen sind Echiionium, Apocynophylhim , von Asclepiadeen Acerates, von Diospyrineen Symplocos und Biospyros vorhanden, ferner je eine Myrsinacee und Convolvulacee. Die an Formen so reiche Familie der Compo- siten ist nur durch die Gattung Cypselites repräsentirt. In seiner Beschreibung der Insekten des plattigen Stein- mergels von Brunstatt kommt Foeestee auch auf die Be- ziehungen der von ihm bestimmten Insekten zu den Pflanzen zu sprechen, und aus dem Vorhandensein gewisser Insekten- formen schliesst er auf die gleichzeitige Existenz bestimmter Pflanzen, auf denen die betreffenden Thiere Schutz und Nah- rung fanden. Er kommt hierbei zu folgenden Resultaten : Wie schon oben erwähnt wurde, zeigt zunächst die von Foeestee nachgewiesene Käferart Borcotoma cfr. hovistae Hoff- MANN eine Pilzvegetation und damit den schattigen, feuchten Wald an, auf den auch Hylesinus und Cerambycites hinweisen. Es werden ferner angezeigt : Nadelhölzer durch die Käfer- gattung Piss ödes, Binsen und Weiden durch Bolerus, Lilien- gewächse durch Lema, Pappeln und Weiden durch die Wanzen- gattuug Aphrophora, Nesseln durch Tachymerus pulcheUus H., junge Eichen, Doldengewächse und die Gattung Verhascum durch Pentatoma punctatwn Fe., die Doldengewächse für sich 13 [203] durch die Käfergattung Oreina, die wilde Reseda durch Urodon, schmetterlingsblüthige Gewächse durch Apion sulcatum Fr., die Erbse durch Bruchus pisi, die Heidekräuter durch die Wanzen- arten Heterogaster famosus Fe., H. troglodytes H. und Eunj- gaster granulosus Fr., korbblüthige Pflanzen durch die Käfer- gattung Cassida, im Besonderen die Disteln durch Larinus longi- rostris Fe. Jetzt sind wir in der Lage, zu prüfen, wie weit diese Vorausbestimmungen zutreflfen. Nadelhölzer, Weiden, Pappeln, Eichen, Heidekräuter, hülsenfrüchtige , auch einzelne korb- blüthige Pflanzen sind wirklich vorhanden, die übrigen fehlen. Ob sie noch gefunden werden ? Reste von diesen könnten sich ebensogut erhalten, wie von den thatsächlich vorhandenen Pflanzen. Dass von ihnen unter dem bis jetzt von verschiedenen Seiten fleissig durchmusterten , umfangreichen Material auch nicht die geringste Spur gefunden wurde, spricht nicht gerade für ihre einstmalige Existenz, am J allerwenigsten für das Vor- kommen der Erbse, von der die Früchte sehr wohl erhalten sein könnten. Uebrigens hat man Reste dieser Pflanze fossil noch nirgends nachweisen können. Nach dem gegenwärtigen Stande unseres Wissens reicht ihre Existenz in Europa nur auf die Zeit der Pfahlbauten der schweizerischen Seen zurück. Ueberschauen wir noch einmal das vor unseren Blicken sich entrollende Vegetationsbild, wie es die nähere und fernere Umgebung Mülhausens zur Zeit der Ablagerung der hier in Betracht kommenden Schichten darbot: Ein stattlicher Baumwuchs beherrschte die Physiognomie der Landschaft. Hochauf ragten zum Theil riesige Nadel- bäume, die zugleich beträchtliche Bestände gebildet haben müssen , wie die zahlreich erhaltenen Reste dieser gesellig lebenden Pflanzen nahelegen. Von Laubbäumen waren dominirend die Zimmtbäume. Lorbeerbäume, Pappeln, Weiden, auch Eichen, [204] 14 der Götterbauni, die Gleditschia, Cassia, verschiedene Protea- ceen u. a. m. waren es ferner, welche dem Bilde frischere Farben verliehen, als es jene düsteren Coniferen vermochten. Schlanke Palmen fehlten keineswegs. Für ein mehr oder minder dichtes Buschwerk sorgten an geeigneten Stellen die Myricaarten, Akazien, Mimosen. Der Waldboden war bedeckt mit Vaccinium- und Andromedaarten, lichte Stellen zierten Heidekräuter und Gräser. Riedgräser , Rohrkolben , Schilf und das eigenartige Rhizocaulon umsäumten die Wasserränder. Dieses so gewonnene Vegetationsbild beansprucht noch ein ferneres Interesse, da es uns auch einigermassen über die an- derweitigen Verhältnisse der Landschaft, im Besonderen über das Oberflächenrelief und die Bodenbeschaffenheit Aufschluss verschaffen kann. Bei der Beurtheilung der Lebensbedingungen und des ganzen Wesens fossiler Pflanzen, wenigstens der jüngeren Erdepochen, hat man mit Recht die gegenwärtigen Verhältnisse zu Grunde gelegt. Es ist daher, um nur wenige Momente anzuführen, kaum anzunehmen, dass bestimmte Pflanzenarten oder ihre allernächsten Verwandten, welche gegenwärtig sumpfigen Boden ausschliesslich verlangen, einstmals trockenes Heideland liebten, dass Pflanzen mit heute ausgesprochenem Gebirgscharakter früher die Ebene bevorzugten, dass ferner Gewächse, die gegen- wärtig an hohe Luftfeuchtigkeit gebunden sind, im Tertiär diese etwa verschmähten. So setzt das Vorhandensein der zahlreichen Coniferen in der Mülhausener Oligocänflora einen beträchtlichen Feuchtigkeitsgrad der Atmosphäre voraus. Die litorale Lage des Gebietes und damit in Verbindung stehende reichliche atmosphärische Nieder- schläge können daraus gefolgert werden. Der algenartige Ein- schluss, welcher im speciellen Theile mit Fucaceen in Be- ziehung gebracht wird, unterstützt die Ansicht, dass das Meer nicht fern gewesen sein kann; und dieses Ergebniss deckt sich 15 [205] auch völlig mit den gleichen Schlüssen, die man aus der Betrach- tung der gleichzeitigen Fauna gewonnen hat (vergl. Föbster, Geolog. Führer, Seite 287 If.). Dass reichliche Niederschläge vorhanden waren, deutet auch das Auftreten von Sabal und Mimosen an ; dass diese Niederschläge die Sumpfbildung be- günstigt haben, zeigen vor Allem die solchen Untergrund lie- bende, stark vertretene Glypiostrobus , ferner die meisten der zahlreichen oben genannten Monocotyledonen an. Neben diesen hierdurch angedeuteten , im Ganzen ebenen Flächen muss die Landschaft, aus der unsere Pflanzenreste stammen, auch Berge aufzuweisen gehabt haben, denn die Sequoien sind typische Ge- birgspflanzen; ein Gleiches gilt von Callitris qtiadrivalvis , der nächsten Verwandten der weiter unten beschriebenen C. Bron- gniarti und von Libocedrm; auch die Cinnamomen lieben die Bergregion. Aus diesen letzteren Angaben folgt allerdings ohne Weiteres noch nicht das Vorhandensein von Bergen und Ge- birgen, denn Bergpflanzen niederer Breiten können in höheren Breiten sehr wohl in die Ebene hinab steigen. Wenn aber, wie es hier der Fall ist, auf nicht zu grossem Gebiete diese soeben genannten Pflanzen mit tropischen Flachlandpflanzen wie Akazien, Mimosen, Banisterien, der Fächerpalme Sabal u. a. m. gemeinsam Vorkommen, so muss eine Trennung der Florenele- mente in vertikaler Richtung angenommen werden; der bergige Charakter wenigstens eines Theiles der Landschaft ist dann un- abweisbar. Uebrigens setzt auch das Vorkommen der Käfergat- tung Oreina in denselben Schichten, aus denen obige Pflanzen herrühren, das Vorhandensein von Bergen voraus (vergl. Föestee, Die Insekten des plattigen Steinmergels, S. 592). Von Wichtigkeit erscheint nun die Frage, welcher Flora der Gegenwart die Mülhausener Oligocänflora am nächsten steht. Auf der folgenden Tabelle sind die den fossilen Arten nahe stehenden recenten Formen verzeichnet, auch ist die [206] 16 Horizontale Verbreitung der Arten. Vertikale Verbreitung. 1 Name der Pflanze. C •Ci Oligocän. Miocän. 1 o bä U. M. 0. ü. M. 0. 1 1 . Meeresalge (Fucacee ?) 2. Xylomites spec — . 3. Equisetum spec — 4. Equisetum graciUimum sp. nov. — 5. cfr. Oleandra angustifolia Friedr. — (t) 6. Aspidites spec — 7. Pilieiles — , 8. Cephalotaxiles alsaticus sp. nov. — [' 9. Taxites spec '. — • 1 10. Podocarpus eocenica Dng 11. Callitris Brongniarti Endl. . . . Mittel- und Süd-Europa Frankreich, ItaHen, Oesterreich-Ung., t + t t t 1 J. t t t t L t * 12. Libocedrus salicornioides Heer . Deutschland. Oesterreich, Schweiz, Italien, Deutsch- + t t t t 13. Giyplostrobus europaeus Heer . land. Süd- und Mittel-Europa, Grönland, t t t t t t 1 1 14. Giyplostrobus europaeus H. var. Nord-Amerika. Schweiz, Spitzbergen, Sibirien, Grön- t t t üngeri. 15. Sequoia Langsdorfii Heer. . . . land, Nord-.Amerika. Ganz Europa, Mittel- und Nord-Asien, t t t t T t 1 1 16. Sequoia Coutlsiae Heer Grönland, Nord-Amerika. Zerstreut in Mittel- und Nord-Europa, t t t t t 17. Sequoia spec Grönland, Nord-Amerika. 18. Pinus cfr. hepios Heer (Schweiz, Steiermark, Italien] .... . (t) (t) (t) (t):- 19. cfr. Pinus Hampeana Heer . . . (Schweiz, Steiermark, Euböa] .... , (t) (t) (t) (t)i- 20. Picea sectio Omorica — 21. Tsugites Bru?istaltensis spec. nov. — 22. Sabalites Pörsteri spec. nov. . . — 23. Palmophyllum — . 1 24. Typha latissima Ä. Br Von Südfrankreich bis Siebenbürgen, t t t t t t t 25. Typha Brunstattensis spec. nov. Kroatien und bis zum Samlande. 17 [207] Verwandte fossile Art. Vorkommen derselben. Verwandte recente Form. Vorkommen derselben. Bemerkungen. ■ — [Oleandrae spec.) Tropen der alten u. neuen — _ Welt. — — — — — Cephalotaxus peduncu- Japan und China. — — lata Sieb. u. Zücc. P. chilina Rich. Chile. — — C. quadrivalvis Vent. Gebirge des wesll. Nord- ■ _ L. chüensis Enol. u. L. Afrika. Anden, Süd- Chile, Rocky- • — - decurrens Torr. Gl. heterophyllus Endl. mountains, Californien. In sumpfigen Gegenden — _ Chinas. — S. sempervirens Endl. Auf den Bergen Califor- I S. sempervirens u. gi- niens. Sierra Nevada in Californien. — — gantea Torr. \Pinus mitis Mich.] (Küste Nord-Amerikas.) — — [Pinus variabilis Lam.J [Küste Nord- Amerikas.) jcea Engleri Conw. Im Succinit (Unter- Picea ajanensis Fisch, u. Ost-Asien, westl. N.-Amer., i Oligocän oder Eo- cän). sitchensis Carr., Omo- rica Panc. Tsuga Douglasii Carr. Bosnien , Serbien , Bul- garien. Westl. Nord-Amerika, bes. landejai’tenst'sScH. Unter -Oligocän der Sabal. Rocky Mountains. Venezuela, Antillen, südöstl. i| - 1 Umgegend v. Angers. T. latifolia L. T. angustifolia L. Küsten Nord-Amerikas. Europa, Nord-Afrika, Nord- 1 Asien, Nord-Amerika. I i [208] 18 Horizontale Verbreitung der Arten. Vertikale Verbreitung. iNanie der l’llanzc. B Oligocän. Miocän. <0 O Cx3 U. M, 0. U. M. 0. 26. Sparganium Riedisheimense sp.n. — 27. Rhizocaulo/i spec Süd-Frankreich, Braunschweig (?) . . t t + 28. Carex terliaria Heer Von Süd-Frankreich (?) durch die Schweiz bis Böhmen und Ungarn. t t + t 1 1 29. Cyperacites margarum Heer . . Schweiz t 30. Cyperacites paucinervis Heer . Schweiz t t 31. Cyperacites spec — 32. Cyperacites spec — 33. Graminophyllum angnstum Heer spec. Schweiz t 34. Graminophyllum anisonervesp.n. — 3.5. Phragmites oeningensis A. Br. . Mittel - Europa, Polarländer, Nord- Amerika. t t t t t t 36. cfr. Zmgiberites multinervis%zE.T\ [Schweiz] (t) 37. Myrica salicina Ung Vom Süden Frankreichs bis Hessen und Böhmen. t t t 1 t 38. Myrica (Dryandroidcs) laevigala Heer spec. SUdl. u. mittleres Frankreich, Schweiz, Thüringen, Ungarn, England. t t t t t 39. Myricophyllum Brunstaitense . nov. 40. Myricophyllum spec — 41. Populus spec — 42. Salix elongaia Web Schweiz, Niederrhein, Baden, Ungarn. + t t t 43. Salix angusta A. Br Schweiz, Bayern, [(Oesterreich, Italien. t t t t t 44. cfr. Salix Dornacensis Flicke. . [Elsassj (t) 45. Salicophyllum spec — 46. Cinnamomum lanceolatnm Heer . Süd- und Mittel-Europa t t t + t t t 47. Cinnamomum Scheuch zeri Heer. Mittel-Europa, Italien, Griechenland, Nord-Amerika (?). t t r t t t t 1 1 I 48. Cinnamomum polymorphumWzzi^ Süd- und Mittel-Europa, Nord-Amerika, Australien. t t t t t t 19 [209] Verwandte Vorkommen Verwandte Vorkommen derselben. Bemerkungen. fossile Art. derselben. recente Form. Sp. exslinctim Ett. Bilin in Böhmen Sparganium. Gemässigte und kalte Re.- ünter-jMiocän. gionen der nördl. Hemi- sphäre, auch Australien und Neu-Seeland. 1 — C. acuta L. Kosmopolitisch. Die Zuweisung der als Cifpera- cife« bezeichne- \ — s — — — ten Pflanzeu- reste zu einer 1 1 — — bestimmten Gat- tung der Cype- ~ — raceen ist bis jetzt noch nicht !| — — — möglich. i - — Poa angustijolia. An sumpfigen SteUen in der gemässigten Zone. 1 — Ph. communis Trin. Kosmopolitisch. - — [Zingiber.] (Mittleres und trop. Asien, 1 Inseln des stiUen Oceans, Maskarenen.) ] — M. Laureola. Louisiana. — M. cerifera Lam. und sa- Nord-Amerika vom Eriesee Hcifolia Höchst. bis Alabama, Abcssynien. M. anguslata Sch. u. Provence (Mitlel-Oli- M. californica und penn- Nord-Amerika. 1 M. zacharieiisis gocän). syloanica Lam. ' Sap. var. minuta. — — — i — — S. viminalis L. Europa, Asien. j [S. angusta A. Br.). i — — — S C. aromaticum Nees. 1 : C. eucalyptoides Nees. C. nitidum Hook. Ost-Indien. — — C. pedunculatum Heer. Japan. — — Camphora officinarum Japan, China. Heer. [210] 20 Horizontale Verbreitung der Arten. Vertikale Verbreitung. Name der Pflanze. Oligocän. Miocän. c Q c csa U. M. 0. U. M. 0. 49. Cinnamomum spec 50. Daphnogene üngeri Heer . . . Schweiz, Frankreich, Deutschland, Oes- terreich, England. t t t t t t t 51. Laurophylluvi spec — 52. Laurus primigenia Uno Süd- und Mittel-Europa, Grönland. . t t + t 1 X 1 t 53. Benzoin paucinerve Heer .... SA T.flnrinppnfmr.ht . . Schweiz, Schlesien t 55. Ailanthus Försleri spec. nov. . — 56. Banisteria alsatica spec. nov. . — 57. Eiraeocarpum parvulum spec. n. — 58. Ilex spec — 59. Celastrus Persei üng Steiermark, Schweiz, Samland, Euböa. t t t 60. Nyssa cfr. europaea Ung (Bovey , Tracey , Wetterau , Rixhöft, Spitzbergen!. (t) (t) (t) 61. Callistemophyllum priscum Ett. Tyrol, Sild-Frankreich t 62. Pimelea oeningensis Heer. . . . Schweiz, Kutschlin, Sobrussan. . . . t t t t 63. Ewdaphniphyllum parvulum sp.n . — • 64. Persoonia Myrtillus Ett Oesterreich t t t 65. Grevillea haeringiana Ett. . . . Tyrol, Schweiz t t • 66. Proteoides longissima Sap. . . . Aix in Süd-Frankreich t 67. cfr. Hakea Myrsiniles Ett. . . . [Tyrol] (t) • 68. Embothrnim microspermum Heer Schweiz t 69. Cotoneaster obscurata Sap. . . . Süd-Frankreich 1- 70. Cassia ambigua Ung Schweiz, Oesterreich-Ungarn, Rixhöft (Ostseeküste). t t t t t t 71. Cassia lignitum Ung Oesterreich, Italien, Schweiz .... t t t t t t 72. cfr. Podogonium campylocarpum Heer. [Schweiz] (t) 73. Gleditschiacanthus alsaticus sp. n. — 21 [211] Verwandte fossile Art. Vorkommen derselben. Verwandte recente Form. Vorkommen derselben. Bemerkungen. — — Oreodaphyie foetens Nees. Madeira, Canarische Inseln. L. canariensis Web. Canarische Inseln. — — B. odoriferum. Nord-j\jnerika. . Con/iicii Uno. Unter-Jliocän von Ra- doboj in Croatien. A. glayidulosa L. Nord-China. . [Acer) gigantea GdPP. sp. Tertiär von Striese in Schlesien. Banisteria sp. Tropische Gebiete der alten und neuen Welt. Firaea Üngeri Ett. Sotzka in Steyermark (Ober-Oligocän). Biraea urens Monic. und B. cordifolia Jüss. Brasilien. (ex Ruminiana Heeh. Ober-Oligocän der Schweiz. — — — — C. coriaceus Guill. Senegambien. Nyssae spec. In feuchten Gegenden Nord- Amerikas , Mittel-Asien, Java. — — C.speciosus a.salignusBc. Neu-Holland. — — P. incana und drupacea R. Br. Neu-Holland. . oligocenicum CONW. Im Succinit (Unter- Oligocän od.Eocän). Daphne Gnidium L. Süd-Europa. — — P. myrtilloides Sieb. Inseln Australiens. — — G. linearis R. Br. Neu-Holland. — — \Hakea florida.] [Neu-Holland.] — — Cotoneaster vulgaris L.u. C. nummularia F. u.M. Europa, Sibirien, Kaukasus, Algerien. C. chrysotricha Coll. u. Carolina, Antillen. — __ C. humilis Coll. — — Gleditschia triacanlhos L. Mittleres und sUdl. Nord- Amerika. [212] 22 Horizontale Verbreitung der Arten. Vertikale Verbreitung. Name der Pflanze. C Oligocän. Miocän. O U. M. 0. ü. M. 0. 74. Acacia parschlugiana Uno. . . . Schweiz, Oesterreich-Ungarn, Eisass. t t t t t t 75. Mimosites haeringianus Ett. . . Tyrol, Eisass t t t 76. Leguminosites — * 77. Vaccinium reticulahim A. Br. . Schweiz, Süd-Frankreich, Italien, Nord- Amerika. t t t t 78. Vacciniu7n minutifolium Sap. . Aix. in Süd-Frankreich t 79. Andromeda revolula A. Br. . . . Schweiz, Steiermark, Rixhöft (Ostsee- küste). • t t t t 80. Andromeda cfr. protogaea Uno. . (Mittleres u. südliches Europa, Spitz- bergen, Grönland). (t) (t) (t) (t) (t) (+) 81. Andromeda cfr. vaccinifolia\im. [Mittel-Europa] (t) (t) (t) (t) 1 82. cfr. Myrsine recuperata Sap. . . (Aix in Süd-Frankreich] (t) • . 83. cfr. Diospyros praecursor Sap. . ]Aix in Süd-Frankreich] (t) 84. Symplocos gregaria A. Br. . . . Wetterau, Samland, Rixhöft t t 1 85. Echitonium Sophiae 0. Web. . . Schweiz, Deutschland, Süd-Frankreich, Italien. t t t t 86. Apocynophyllum spec — 87. Apocynophyllum 5^. (cfr. Lomalia firma Heer). — (t) (t) 88. Acerates veterana Heer Schweiz, Rixhöft (Ostseeküste) . . . t • t 89. Eorana oeningensis Heer .... Schweiz, Italien • • t 90. Cypselites ? 1 23 [213] Verwandte fossile Art. Vorkommen Verwandte derselben. recente Form. Vorkommen derselben. Bemerkungen. Acaciae spec. Trop. Amerika. Mimosae spec. Subtrop. und trop. Amerika, Asien, Afrika.. — V. uliginosum L. Europa, Nord -Amerika, Nord- Asien. - A. polifolia L. Europa, Nord-Amerika. — \A. eucalyptoides De.). [Trop. Amerika.) — Andromedae spec. Brasilien. — [M. capitellala Wall.]. (Nepal.) — (D. lanceolata Ros.). (Indien.) Symplocos. Trop. Amerika, wärmeres Nord-Amerika, Geb. Ja- pans und Indiens. Echites L. A. longifolia Michx. Nord-Amerika. — P. volubilis Burm. Trop. Asien. 3 [214] 24 geographische Verbreitung der letzteren angegeben. Man ersieht daraus, dass die erloschene Mülhausener Flora zunächst mit der gegenwärtigen Flora des gleichen Gebietes jedenfalls nur einige ganz untergeordnete Typen (die kosmopolitischen Gattungen Sparganium und Car ex, ferner Poa, Vaccinium, Andromeda) gemeinsam hat. Auch von sonstigen europäischen Florenelementen würde man hierzu nur noch Cotoneaster , Daphne Gnidium und Picea Omorica hinzufügen können. Die Mehrzahl der Pflanzen und vornehmlich die Charakterpflanzen stehen europäischen, recenten Typen durchaus fern. Sieht man von den hier in Be- tracht kommenden, mehr kosmopolitischen Monocotyledonen, mit Ausnahme von Sabal ab, so bemerkt man vorwiegend in dem Ver- zeichniss Typen, die gegenwärtig in einem milderen Klima leben, als es heute im Oberrheinthal herrscht. Wir erkennen dann ausser den schon genannten europäischen Formen noch asiatische, amerikanische und vereinzelte australische und afrikanische. Der überwiegenden Mehrzahl nach gehören diese der nördlichen Hemi- sphäre an. Eingestreut sind aber doch einige Typen der südlichen Hemisphäre, wie mehrere Proteaceen Neu-Hollands, je eine Podo- carpus und Libocedrusart Chiles; wenige tropische Formen (Äcacia, Mimosa, Porana, Banisteria, Symplocos) stammen von dem Grenzgebiet zwischen beiden Halbkugeln her. Unter den Formen der nördlichen Hemisphäre haben die Führung unzweifel- haft ostasiatische und nordamerikanische Formen, sowohl nach der Zahl der Arten, wie nach ihrer Bedeutung als Charakter- pflanzen der Mülhausener Flora. Unter den ostasiatischen Formen, die den fossilen sehr nahe stehen, sind es vornehmlich solche, die von Japan und Nord-China bis nach Indien verbreitet, unter den nordamerikanischen solche, die besonders für das pacifische Nordamerika charakteristisch sind. Von ersteren sind zu neunen Cephalotaxus pedunculata Sieb, et Zucc., Glyptostrobus heterophyllus Endl., verschiedene Cinnamomumarten, Aüanthns 25 [215] ylandulosa L. und Saltshuria (nach Fliche), von letzteren Se- quoia sempervirens Endl. , S. gigantea Tobr., Tsuga Douglasii Care., Libocedrus decurrens Torr., Myrica californica. Von sonstigen nordamerikanischen Formen, die dem atlantischen Teile des Continents angehören, sind zu erwähnen verschiedene My- ricaarten, Benzoin, Nyssa, GleditscMa, auch Sabal, welche ja schon im südöstlichen Theile der Vereinigten Staaten anzutreffen ist. Der Kern der Oligocänflora Mülhausens wird hier- nach entschieden dnrch Typen des wärmeren pacifischen Asiens und Nordamerikas gebildet. Um diesen schaaren sich andere nordamerikanische, ferner australische (falls die be- treffenden Formen richtig gedeutet sind), südamerikanische, im weiteren Sinne Mittelmeer-Formen {CalUtris, Laurus canariensis L., Daphne Gnidium L. und Picea Omorica Panc.) nahestehend, endlich die oben genannten kosmopolitischen, gemässigte Regio- nen aber bevorzugenden Typen. Einen ausgesprochen tropischen Charakter hat die Flora nicht; die Mehrzahl der Formen (und gerade der am leichtesten erkennbaren und am sichersten be- stimmbaren) gehört vielmehr dem subtropischen und wärmeren gemässigten Klimagürtel an. Die wenigen tropischen südasiatischen, südamerikanischen und die in ihrer Beziehung zu den recenten Proteaceen (vergl. Engler und Prantl, Natürliche Pflanzen- familien III, 1. S. 127) unsicheren australischen Formen können dieses Hauptresultat nicht umstossen. Wir werden so unter besonderer Berücksichtigung der in ihrer Deutung am besten gesicherten, vorliegenden Pflanzen - reste zu einem Ergebniss geführt, welches in ungezwungenem, schönstem Einklänge steht mit den Resultaten, die sich aus der Vergleichung tertiärer, gut bestimmbarer Pflanzenreste mit re- centen Formen in neuerer Zeit immer wieder ergeben haben (vergl. ScHiMPER-ScHEXK, Paläophytologie, S. 809 u. f.). Das aus den kritisch gesichteten Pflanzenresteu des Mül- [216] 26 hausener Oligocän erzielte Resultat deckt sich nun leider nicht völlig mit demjenigen, welches Foeestee aus dem Studium der Insekten derselben Ablagerung gewonnen hat (Foeestee 1. c. 587). Er findet, dass der Charakter der ihm vorliegenden Fauna ein tropischer ist und auf Südafrika, Südasien und Australien bis Südamerika hinweist. Da er ostasiatische Formen unter den In- sekten nicht hat nachweisen können, so beweist dieser Umstand, dass das vorhandene Insektenmaterial nach dieser Richtung hin zum mindesten lückenhaft ist und durch spätere Funde eine noth- wendige Ergänzung finden muss. Zum Schluss bleibt noch die Frage nach den Beziehungen unserer Flora zu anderen Tertiärfloren und nach dem Alter der Ablagerung, wie es sich aus dem Studium der einge- schlossenen Pflanzen ergiebt, zur Entscheidung übrig. Wie eingangs bereits hervorgehoben wurde, ist auf Grund des Studiums der allge- meinen Lagerungsverhältnisse und der thierischen Einschlüsse die Frage nach dem Alter der Ablagerung zum Glück mit zu- friedenstellender Sicherheit beantwortet worden ; immerhin ist es von Interesse, zu erfahren, wie weit die Resultate der bo- tanischen Untersuchung in diesem Punkte mit jenen anderen übereinstimmen. Wie die Tabelle auf Seite [206] erkennen lässt, gehören die meisten Pflanzen des Tertiärs von Mülhausen horizontal weit verbreiteten Arten an. Fast alle Länder Europas sind ver- treten, voran das auf Tertiärpflanzen am besten durchsuchte Land, die Schweiz, dann Frankreich, Deutschland, Oesterreich- Ungarn u. a. m. Wir sehen auch solche Arten, die im Tertiär von Nordamerika, Grönland und Spitzbergen gefunden sind. Nur wenige Arten, auf die weiter unten noch näher eingegangen werden muss, sind auf vereinzelte Fundstellen beschränkt. Aber auch vertikal sind die meisten Arten, und gerade die in unserer Flora herrschenden, weit zerstreut. Wie man aus der Zusammen- 27 [217] Stellung ersieht, reichen einige vom Eocän bis ins Pliocän oder mindestens bis ins Obermiocän , z. B. Glyptostrohus , Sequoia Langsdorßi Hebe, Cinnamomum Scheuchzeri Heer und Podo- carpus eocenica Ung., Myrica laevigata Heer spec., Cinna- momum lanceolatum Heer, Daphnogene Ungeri Heer, Laurus primigenia Ung., andere vom Unteroligocän bis ins Pliocän oder wenigstens bis ins Obermiocän z. B. Typha latissima A. Br., Cassia amhigua Ung., Cassia lignitum Ung. und CaUitris Bron- gniarti Endl., Libocedrus salicornioides Heer, Cinnamomum polymorplmm Heer, Acacia parschlugiana Ung., Vaccinium reticulatum A. Be., andere vom Mitteloligocän bis Pliocän oder bis ins Obermiocän, z. B. Carex tertiaria Heer, PJiragmites oeningensis A. Br. und Salix angusta A. Be. Andromeda revoluta A. Br., Echitonium Sophiae 0. Web.; vom Unteroligocän bis ins Mittel- miocän reicht Myrica salicina , vom Eocän resp. Unteroligocän bis ins Untermiocän Sequoia Couttsiae Heer, Persoonia Myr- iillus Ett. und Mimosites haeringianus Ett., vom Oberoligocän bis ins Obermiocän Salix elongata 0. Web. und Pimelea oenin- gensis Heer. Prüft man, wie die 42* Arten der Mülhausener Flora, welche mit bereits von anderen Fundorten her bekannten Arten bestimmt identificirt werden konnten, numerisch in den einzelnen Horizonten des Tertiärs sich wiederfinden, so erhält man folgende Uebersicht : Das Eocän enthält 9 (H- 2) Arten. „ Unteroligocän 26 (+ 4) „ Mitteloligocän 28 (H- 5) „ Oberoligocän 31 (H- 7) 85 (-h 16) Arten. 1. 12 fernere Arten konnten nur mit Vorbehalt zu schon bekannten Species gestellt werden. Dieselben sind in der Tabelle S. (206) fif. in Klammern eingeschlossen. Das Untermiocän „ Mittelraiocän „ Oberraiocän 73( 4- 13) Arten. 25 (4- 5) 19 (4- 3) 28 (4~ 5) „ Pliocän 8 Arten. Pliocän und Eocän können hiernach bei der Altersbe- stimmung unserer Ablagerung ausgeschlossen werden. Welcher von den übrigen Horizonten den Vorzug verdient, ist hieraus allerdings nicht zu entnehmen. Auf eine Thatsache kann aber durch die Zahlenzusammenstellung doch hingewiesen werden, nämlich darauf, dass das Oligocän stärker vertreten ist, als das Miocän und zwar im Verhältniss von 85 ; 73. Aber auch dieses Zahlenverhältniss liefert für das hier thatsächlich allein in Betracht kommende Oligocän noch keine gesicherte Entscheidung Diese haben wir erst in der Werthigkeit der Arten selbst zu suchen. Da geben denn die bereits oben angeführten bis in das Eocän zurückreichenden Arten, deren Schwergewicht trotz ihres Hinaufreichens bis ins Obermiocän und Pliocän doch auf die ältere Hälfte des Tertiärs fällt, und noch andere bekannte, gerade für das Oligocän charakteristische Typen wie Lihocedrus salicornioides Heeb, Bhisocaulon, Myrica salicina Ung., Mi- mosites haeringianus Ett. , Symplocos gregaria A. Br. und auch Callitris Brongniarti Endl. und Cinnaniomum pohjmor- 2)hum Heer den Ausschlag gegenüber Arten wie Carex tertiaria Heer, verschiedenen Gräsern, Salix elongata 0. Web., Pimelea oeningensis Heer. Und selbst die bisher ausschliesslich im Ober- miocän, und zwar nur an vereinzelten Lokalitäten gefundenen Arten: Graminophyllurn angusium Heer spec., Benzoin paucinerve Heer, Embothrium microspermum Heer, Porana oeningensis H., denen auch wieder einige nur aus dem Unteroligocän bekannte Arten, wie Callistemophyllutn priscum Ett., Proteoides longis- sinia Sap., Cotoneaster obscurata Sap., Vaccinium niinutifolium 29 [219] Sap. gegenüberstehen, können den, wie aus Obigem erhellt, ent- schieden oligocänen Charakter des vorliegenden gesammten Vegetationsbildes nicht beeinträchtigen. Aus dem Vergleiche mit den wichtigeren Oligocänfloren ergiebt sich, dass unsere Flora die meisten Anklänge an die Flora von Aix in der Provence aufweist. Von jenen 42 Arten der Mülhausener Flora kommen 17 sicher bestimmte Arten im Oligocän der Provence überhaupt vor; dazu kommen noch 5 Arten, die solchen aus der Provence sehr nahe stehen, vielleicht auch mit diesen identisch sind. 13 Arten davon sind speciell in den Schichten von Aix wieder zu finden. Es sind dies Callitris Brongniarti Endl., Typha latissima A. Be., Bhizocaulon^ Cinna- momum lanceolafum H. , Laurus primigenia Ung. , Callistemo- phyllum priscum Sap., Broteoides longissima Sap., Cotoneaster ohscurata Sap., Vaccinium reticulatum A. Be., V. minutifolium Sap., cfr. Andromeda protogaea Ung, , cfr. Myrsine recuperata Sap., cfr. Diospyros praecursor Sap. Die letzteren drei Arten können infolge der unvollständigen Erhaltung der betreffenden Reste allerdings nur mit Reserve zu den gleichen von Aix gezogen werden, ihre Zugehörigkeit ist aber doch sehr wahrscheinlich. Eine von den neu aufgestellten Arten , nämlich Myricophyllum Brunstattense m. steht gleichfalls einer Art von Aix, der Myrica angustata Sch., nahe, zu der nach Feiedeich (Tertiärtiora der Provinz Sachsen, Seite 162) auch M. zachariensis Sap. von St. Zacharie gehört. M. angustata ist bisher nur aus dem Mittel- und Unteroligocän von Südfrankreich und der Provinz Sachsen beschrieben worden. Unter den genannten 13 Pflanzen ist vor allem Bhizocaulon als wichtig herauszuheben, welcher Typus für die Tertiärflora der Provence charakteristisch ist, ferner Broteoides longissima, Cotoneaster ohscurata, Vaccinium minuti- folium, Myrsine recuperata und Diospyros praecursor, welche sämmtlich bis jetzt nur in den Ablagerungen von Aix gefunden 30 [220] sind. Auch für die fossile Insektenfauna von Mülhausen (Brun- statt) und Aix ist beiderseitige grosse Uebereinstimmung fest- zustellen gewesen (vergl. Foebstee, Die Insekten des plattigen Steinmergels von Brunstatt, S. 579). Die pflanzenführenden Ablagerungen von Aix gehören der obersten Stufe des ünteroligocän an. Dem Alter nach dürfte sich unsere Flora mit derjenigen von Aix nicht völlig decken, da, wie aus Obigem ersichtlich, eine beträchtliche Anzahl Arten, die hier vorhanden , dort fehlte. Die zahlreichen Miocän- formen der Mülhausener Flora deuten an, dass, wenn auch die alten Typen noch existirten, schon neue Formen sich heraus- gebildet hatten. Die pflanzenführenden Schichten Mül- hausens bilden hiernach den Uebergang vom ünteroligocän zum Mitteloligocän, resp. die unterste Stufe des Mittel- oligocäns — ein Resultat, zu welchem auch Foebstee bei seinem Studium derselben Schichten gelangt ist. — 31 [221] II. Beschreibung der einzelnen Lokalfloren. 1. Brii-iistatt. Die im Folgenden beschriebenen Pflanzen stammen aus einem Steinbruche in der Nähe einer kleinen Kapelle, ca. 1200 m südlich von Brunstatt, einem Vororte von Mülhausen i. E,, öst- lich der Schleuse 36 des Rhein-Rhonekanals bei Punkt 251 der Karte der König!, preuss. Landesaufnahme 1885 (vergl. Foekster: „Die Insekten des Plattigen Steinmergels von Brunstatt.“ Strass- burg 1891 S. 343). In dieser wie in früheren Abhandlungen desselben Autors* sind die geognostischen Verhältnisse des an Versteinerungen reichen Brunstatter Steinbruches sehr ausführlich geschildert und durch Profilzeichnungen erläutert. Es kann da- her unter Hinweis auf jene schon publizierten Angaben an dieser Stelle von einer eingehenden Wiedergabe der Lagerungsver- hältnisse abgesehen werden; eine kurze Schilderung erscheint aber der Vollständigkeit halber unerlässlich. Die hier folgende Profilzeichnung ist Foersteb’s Arbeit entnommen. Zu unterst sind 7 m mächtige, verschiedenartige Kalke aufgeschlossen, die dem unteren Melanienkalk angehören. Darüber folgt 4,5 m mächtiger, zum Theil zerfressener Kalk, dem oberen 1. Foebster, «Mittheilungen über das oberelsässische Tertiär» (Separatabdr. aus d. Tagebl. d. 58. Vers, deutsch. Naturf. und Aerzte in Strassburg 1885), S. 3. Foebster, Die Gliederung des Sundgauer Tertiärs, Strassburg 1888, in den Mittheilungen der Commission für d. geolog. Landesuntersuchung v. Elsass-Lothringen, S. 147. [222] 32 Melanienkalk zugehörig. Concordant auf diesem liegt der plat- tige Steinraergel (Marnes ä Cyrenes), eine 4 m starke Schicht bil- dend, welche von der Ackerkrume bedeckt wird. Dieser plattige Steinmergel besteht aus in dünne Lamellen spaltenden, kalk- reicheren, härteren und, mit diesen wechsellagernd, kalkärmeren, weichen Mergeln. Die unterste Partie der Steinmergel (1,24 m) ist versteinerungsleer, ein Gleiches gilt nahezu für die oberste Partie (1,62 m). Die dazwischen liegenden Schichten enthalten die Foraminiferen. 4 m Pflanzen, Eosphaeroma, Insekten. Zerfressener Kalk. 4,50 m Kalk. Zerfressener Kalk. Testudo. 3 m Kalk. Gefleckter, zerbrochener Kalk. 4 m Harter, gefleckter Kalk. Erdiger, gefleckter Kalk. b, Kohlenschmitzen. Pflanzenabdrücke. Zugleich mit diesen sind thierische Einschlüsse von Foraminiferen, Gyrena semistriata Desh., Planorbis cf. de- pressus Ntst., Hydrobia7, Cerithium submargariiaceum A. Be., Gammarus sp., Eosphaeroma sp., zahlreiche Insekten, cfr. Pa- ralates Bleicheri Sauv. gefunden, welche zur Altersbestimmung jener Schichten genügendes Material geliefert haben. Die Insekten haben neuerdings durch B. Foeestee' eine eingehende Bearbeitung erfahren. Die erste Erwähnung von Pflanzenvorkommnissen bei Brun- statt findet man bei J. Delbos und Koechlin-Schlumbeegee, 1. B. Foerster, Die Insekten des Plattigen Steinmergels von Brunstatt, mit 6 Tafeln. Strassburg 1891. (Abhandlungen zur geolog. Spezialkarte v. Elsass-Lolhringen Bd. 111 Heft V.) 33 [223] Description geologique et mineralogique du departement du Haut-Rhin, Mulhouse 1867, wo S. 17 hinter den Thierresten aus dem dortigen Melanienkalk „Tiges de Chara'^ angeführt werden. 1885 giebt Foeesteb in seinen „Mittheilungen über das oberelsässische Tertiär“ S. 9 aus dem plattigen Steinmergel von Brunstatt an: Phragmites Oeningensis Al. Br. Poacites angustus Al. Br. Calamopsis Bredana Heer. Acerates veterana Heer. Cassia ambigua Ung. Leptomeria Oeningensis Heer. Von diesen Blattresten, die mir in der FoERSTER’schen Sammlung Vorgelegen haben, ist der mit Calamopsis Bredana bezeichnete, wie unten näher begründet wird, zur Gattung Typha und Leptomeria Oeningensis zu Glyptostrobus europaeus zu stellen. Auf anderweitige Sammlungen gestützt, hat dann 1886 in einer vorläufigen Mittheilung Fliche* von Brunstatt folgende Pflanzenreste bestimmt, welche ich aber leider nicht gesehen habe. Es sind dies; Tetrasporites alsaticus n. sp. Equisetum, Rhizom. Sequoia Couttsiae Heer? Zweig. Callitris Heeri Sap. Zweig. Pinus hepios Heer? Nadeln. Poacites (nahestehend P. lepidus Heer). Poacites (vielleicht P. strictus Al. Br.). 1. Fliche, Les Flores tertiaires des environs de Mulhouse. Bulletin de la Societe industrielle de Mulhouse. 1886. p. 349 — 352. [224] 34 Cypems-Rhizome (ähnlich denen v. C. Braunianus Hebe von Oeningen). Carex Rocheitiana Hebe? Frucht. Symplocos subavinensis n. sp. Frucht. Leguminosites, Blattrest. Dieselben wurden 1890 von Mieg, Bleichee und Flicke* bei Gelegenheit der Besprechung der „Marnes ä Cyrenes“ von Brunstatt nochmals aufgezählt. 1888 hat B. Foeestee in der Gliederung des Sundgauer Tertiärs, S. 167, eine von mir vorläufig zusammengestellte Liste von Brunstatter Pflanzen zum Abdruck gebracht, die mit Ab- änderungen in den hier folgenden Beschreibungen enthalten sind. 1892 hat Foeestee nach Vereinbarung mit mir in seinem „Geologischen Führer für die Umgebung von Mülhausen“, S. 238 ff., ein kurzes Verzeichniss von Pflanzen aus dem Stein- mergel von Brunstatt veröffentlicht sowie eine Anzahl Charakter- pflanzen aus den schon damals fertig gestellten Tafeln vorliegender Arbeit entnommen und auf den dem „Führer“ beigegebenen Tafeln reproduciert. Aus anderen Steinbrüchen von Bornkappel (Brunstatt) hat Flicke eine Sammlung von gleichfalls den Marnes ä Cyrenes angehörigen Pflanzen bestimmt und 1890 (Mieg, Bleickee et Flicke 1. c. S. 417/18) folgendes Verzeichniss veröffentlicht: Sphaeria sp. Hypnum nov. spec. Equisetum Umosellum ? Hebe. Rhizom. Sequoia Couttsiae Hebe, Zweige, Inflorescenzen, Zapfen. „ Tournalii (Beg.) Sap. ? Zweig, isolierte Blätter. I. Mieg, Bleicher et Fliche, Conlribution ä l’6tude du terrain tertiaire d’Alsace et des euvirons de Mulhouse (Extrait du Bull, de la Soci6t6 göologique de France, serie 111, torae XVIll), p. 415. 35 [225] Glyptostrohus europaeus Heer, Zweige und ein Zapfen. Libocedrus saMcornioides (üng.) Heer. Callitris Heeri Sap. ? Chamaecyparis europaea Sap. ? Zweig, Samen, Zapfen. Ahies sp., nahestehend A. halsamoides Ung. Blätter. Podocarpus eocenica Ung.? Podocarpus sp. Blätter. Arundo Goepperti Heer, Rhizom. Carex n. sp., nahestehend C. cornuta Sap. Frucht. Palmarachis (Leptomeria) flexuosa (Ett.) Sap. Sparganium stygium Heer, Blattstücke. Juncus retractus Heer. Potamageton n. sp., nahestehend P. geniculaius A. Br. Frucht. Potamogeton, Frucht. Vallisneria? Blattfragment. Salix n. sp., nahestehend S. angusta Al. Br. Blätter. Ficus populina Heer? Blattstück. Quercus neriifolia Al. Br. Cinnamomum, vielleicht von C. Rossmaessleri, Blattstücke. Ainus, nahestehend A. Oeningensis A. Br. Frucht. Proteides, nahestehend P. Philiberti Sap. Grevillea, vielleicht G. minuta Sap. Vitis, Zweig. Myrica linearis Heer. Dodonaea, nahestehend D. vetusta Heer, Blatt. Caesalpinia n. sp., nahestehend C. Townshendi Heer. Osyris n. sp., nahestehend Osyris primaeva Sap. Frucht. Diospyros brachysepala Al. Br. Blattstück. Leguminosites Blätter. Mimosa n. sp. [226] 36 Beschreibung der Arten. A. Cryptogamae. Meeresalge, Fucacee? Taf. V. Fig. 1. Thallus (?) stielartig zusammengezogen, flachgewölbt, an den Verzweigungsstellen verbreitert, ziemlich geradlinig gestreckt, dichotom verzweigt, Aeste von der Ursprungsstelle unter Winkeln von ca. 30“ bogig, steil aufsteigend, Oberfläche fein runzelig längsgestreift. Bei flüchtiger Betrachtung dieses merkwürdigen Pflanzen- restes meint man es mit einem verzweigten Stengelstück (resp. seinem Abdruck) einer nicht näher zu bestimmenden Blüthen- pflanze zu thun zu haben. Bei genauerer Untersuchung sprechen indessen dagegen die Art der Verzweigung und das bogige Aufsteigen der Aeste, die Verbreiterungen des Abdruckes an der Ursprungsstelle der Aeste sowie jeglicher Mangel einer Blatt- narbe, oder einer Knospe, wie solche doch an den auf Taf. VI 35, 36 abgebildeten viel kürzeren Zweigstücken einer Blüthen- pflanze zu erkennen sind. Selbst wenn man einen völlig ent- rindeten, demnach auf der Oberfläche ganz glatten Zweig vor sich zu haben glaubte, so würde man doch die Andeutung einer Blattinsertion vermissen. Ausserdem liegt der Abdruck recht flach im Gestein und kohlige Reste liegen auf ihm nur in spär- licher Menge, Kennzeichen, die auch wenig für die Beziehung des Abdrucks zu einem holzigen Zweigstücke einer Blüthen- pflanze passen. Zieht man dagegen zum Vergleich die mittleren Thallus- stücke von Fucus vesiculosus L. heran und zwar diese in einem 37 [227] Zustande , welcher den langen Aufenthalt der bereits abge- storbenen Stücke im Wasser erkennen lässt (von dem im frischen Zustande bandartigen Thallus werden die Randpartien bald zer- stört, und nur die fast stielrunde Mittelrippe mit scharf aus- geprägten Seitenkonturen bleibt übrig), so findet man eine über- raschende äussere Uebereinstimmung mit dem vorliegenden Ab- druck. Mehrere solcher recenten Stücke konnte ich mit dem Ab- druck geradezu zur völligen Deckung bringen. Nur war an dem Fucusthallus die Längsstreifung nicht zu finden, dafür aber an Thallusstücken von Himanfhalia lorea Ag. eine Längsrunzelung — Schrumpfungserscheinung — , welche einigermassen mit obiger Längsstreifung sich vergleichen lässt. Auch andere Vertreter der Abtheilung der Phaeophyceen zeigen ähnliche Thallusausbil- dung, z. B. Pelvetia canaliculata , Lessonia fuscescens Ag.; bei Chondrus stehen die Thallussegmente dichter und sparrig, bei Gracilaria compressa Geev. sind ähnlich gestaltete Verästelungen noch mit zahlreichen kurzen Aestchen besetzt. Für die Unterscheidung der einzelnen Algengattungen ist nicht die äussere Form, sondern der innere Bau massgebend. Da von diesem im vorliegenden Falle nichts erhalten ist, ist auch die Zuweisung zu einer der genannten Gattungen, selbst zu der in den äusseren Umrissen ihres Thallus so übereinstimmenden Gattung Fucus nicht begründet. Bei dem immerhin doch noch sehr zweifelhaften Charakter des Abdruckes unterbleibt am besten eine Namengebung überhaupt. Von einer Identificirung mit einem der bereits bekannt gewordenen, oft auch recht zweifel- haften, fossilen Algentypen ist, da man bei noch so grosser Ueber- einstimmung in den äusseren Umrissen auch nicht die geringste Sicherheit über etwaige verwandtschaftliche Zusammengehörigkeit erlangt, ganz abgesehen worden. Der brackische Charakter der Pflanzen und Insekten führenden Schichten des Brunstatter plattigen Steinmergels, in welchem [228] 38 bereits von Weichthieren Cyrena semistriata Desh. sowie weiter Foraminiferen Vorkommen, spricht zum mindesten nicht gegen die Möglichkeit, dass hier eine Meerespflanze — die einzige in der ganzen Sammlung — wirklich vorliegt. Fungi. Xylomites spec. Taf. V. Fig. 2. Auf einem unbestimmbaren, kleinen Blattstücke liegen recht dicht gestreut 12 sehr kleine, schwarze Flecke von ziemlich kreisrundem Umriss. In der Mitte wird je ein heller Punkt bemerkbar; bei einigen laufen auch vom Älittelpunkt radienartig zwei bis drei Risslinien nach dem Rande hin. Diese Flecke erinnern lebhaft an durch Pilzepiphyten hervorgerufene Er- scheinungen recenter Blätter. In der reichhaltigen Zusammenstellung fossiler Pilzepiphyten in Heeb’s Tertiärflora der Schweiz IS. 1 3 fif. findet man unter der provisorischen Gattungsbezeichnung Xylomites ähnliche Bil- dungen. Als X. varius sind daselbst solche auf Pappelblättern vorkommende Flecke bezeichnet, welche vergrössert ganz dieselben Risslinien und Mittelflecke zeigen, wie die vorliegenden. Nur stimmen die Grössenverhältnisse ganz und gar nicht. In der Grösse steht unsere Form dem X. protogaeus auf dem Blatte einer Cor- nus am nächsten, doch scheinen die von diesem hervorgerufenen Flecke sehr unregelmässig gestaltet und mit abweichend ge- formten Mittelflecken ausgestattet zu sein. Im Hinblick auf die Unzulänglichkeit des vorliegenden Abdruckes wird von einer besonderen Artbenennung Abstand genommen. 39 Equisetaceae. Equisetum sp. Taf. V. Fig. 3 und 4. [229] Zwei vereinzelte Abdrücke gehören ohne Zweifel dieser Gattung an. Der eine, Fig. 3, ist ein kurzes Stengelstück ohne Blattscheide. Die Internodialgrenzlinie sowie die Rippen des Halmes sind deutlich zu erkennen. Von letzteren sind 10 zu zählen. Die Längsfurchen der beiden Internodien scheinen nicht zu alterniren. Die in Fig. 4 a, b abgebildete Blattscheide lässt 4 stumpfe Zähne erkennen, ausserdem feine Längsstreifung auf ihrer Oberfläche. Beide Reste sind zu einer Speciesbestimmung ungeeignet. Fliche erwähnt mehrere Abdrücke von Rhizomstücken eines grossen Schachtelhalmes von depiselben Fundorte, ferner nicht näher bestimmbare Equisetumreste aus den gleichalterigen Schichten von Riedisheim. Filices. cfr, Oleandra angustifoUa Friedrich. Phiedkich, Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora der Prov. Sachsen, S. 46, Taf. 4, Fig. 8. Taf V. Fig. 5. Der winzige, ganzrandige Blattrest ist ausgezeichnet durch einen kräftigen Mittelnerv und durch zahlreiche kleine , kreis- runde Vertiefungen, die, wie es scheint, dem Mittelnerv entlang ziemlich gleichmässig an einander gereiht sind, im übrigen aber ordnungslos die beiden Hälften der Lamina bedecken. Die cha- rakteristischen kreisrunden Vertiefungen dürfen mit einer ein- fachen Punktirung der Blattoberfläche, wie sie häufig genug 4 [230] 40 vorkommt, nicht verwechselt werden, sie sind hierzu eben zu gross, so dass wohl nur die Annahme, es hier mit den Abdrücken von Sori zu thun zu haben, Berechtigung hat. Details sind unter dem Mikroskop nicht sichtbar. Die Form des Blattgrundes, die Stärke des Mittelnervs, die Vertheilung der wenn auch hier etwas kleinen Sori stimmen gut zu der von Feiedeich aus dem Unter-Oligocän Sachsens be- schriebenen Art; die grosse Unvollständigkeit unseres Blattrestes verbietet indessen die zweifellose Zuweisung zu obiger Art. Filicites spec. Taf. V. Fig 6. Aus der Gruppe der Farne scheinen in der Brunstatter Flora nur wenige Vertreter, vorhanden gewesen zu sein, wenigstens fand ich unter den immerhin zahlreichen Blattresten nur noch einen Abdruck, der hierher gehören dürfte. Es ist ein Stück einer Blattfieder von lanzettlicher Form mit, soweit er- halten, glattem Rande; die Art der Erhaltung weist auf feste Blattsubstanz hin. Von dem breiten, im Abdruck nur flach er- scheinenden, bogigen Mittelnerv gehen zahlreiche unter sich ziemlich parallele Seitennerven unter mässig spitzen Winkeln aus. Diese Seitennerven gabeln sich hier und da und verlaufen schliesslich in den Blattrand. Eine generische Bestimmung oder eine Identificirung mit bekannten fossilen Farnen verbietet sich bei der bruchstück- weisen Erhaltung des vorliegenden Restes von selbst. Man wird an Pteris Gaudini Hebe, eine wahrscheinlich zu Pt. pennaefor- mis Hebe (Flora tert. Helvetiae I, S. 38, Tab. XII) gehörende Art, erinnert. Es genügt hier auch der Nachweis, dass über- haupt Farne mit zur Flora von Bruustatt gehört haben. 41 [231] Fliche giebt von Brunstatt Farnreste nicht an; dagegen aus den gleichliegenden Schichten von Riedisheim ein Polypo- dium, Gleichenia tertiaria Fl. und einen Füicites, der an F. dispersus Sap. erinnern soll. B. Phanerogamae. I. Abth. Gymnospermae. Taxineae. Cephalotaxites alsaticus spec. nov. Taf. V. Fig. 7, 8. Drei Abdrücke, zum Theil noch mit verkohlter Blattsubstanz bedeckt, lagen zur Untersuchung vor, welche bei der guten Erhaltung selbst anatomischer Details zu einer genaueren Be- stimmung führte. Die Nadelblätter sind breitlineal und flach, am oberen Ende ziemlich kurz zugespitzt, au der Basis stielartig ver- schmälert und umgebogen. Der Rand ist völlig glatt und flach. Die Grössenverhältnisse sind folgende : Das grösste Blatt (Fig. 7) ist 3 mm breit, gegen die Basis auf 2^/^ mm verschmälert, bevor die besondere Verschmälerung zum Stiele beginnt; die Länge beträgt 18 mm. Das zweite (Fig. 8) hat die grösste Breite in der Mitte mit 2‘/, mm, nach oben und unten verschmälert es sich zunächst auf 2 mm; seine Länge beträgt 14 mm. Ein drittes, an den Enden nur unvollständig erhaltenes, sonst mit Fig. 8 über- einstimmendes, daher hier nicht abgebildetes Blatt hat 2 mm grösste Breite und ca. 12 mm Länge. Hiernach schwankt die Breite der in Rede stehenden Nadelblätter zwischen 2 und 3 mm und die Länge zwischen 12 und 18 mm. Die Blattsubstanz ist, wie verkohlte Reste derselben zeigen, derbhäutig bis lederfest gewesen. Auffallend ist, dass der Mittelnerv sehr schwach aus- [232] 42 geprägt erscheint. An dem einen Blatte verschwindet er fast ganz, an den anderen ist die Lage des Mittelnervs durch eine flache Rinne in der Mediane des Blattes angedeutet, und nur an einzelnen Stellen erscheint ebenda eine schwache Kante, etwa so, als wenn ein aus der einen Blattfläche hervortretender Kiel bei der Pressung im Gestein durch die dicke Blattsubstanz hier und da sich nach der anderen Blattfläche hindurchgedrückt hätte. Seiten- nerven fehlen. Stellenweise ist die Struktur der Oberhaut erkennbar. Die Zellen derselben sind kurz rechteckig, in Längslinien geordnet, von kreisrunden Stomatien unterbrochen, die ausser dem Mittel- nerv die ganze Blattfläche bedecken. Mit dieser Anordnung des Gewebes und der Reihenstellung der Stomatien hängt wohl eine unter der Lupe hervortretende zarte Längsstreifung zu beiden Seiten der Mediane zusammen, wie man sie an getrockneten Nadelblättern häufig genug sehen kann. Die Zahl der Stomatien- reihen sicher festzustellen, ist unmöglich; aus der dichten An- einanderreihung und den Grössenverhältnissen der Stomatien kann man aber auf ca. 20 Reihen auf jeder Blatthälfte schliessen. Dass die vorliegenden Blätter wirklich den Coniferen zu- zurechnen sind, erhellt wohl zur Genüge aus obiger Beschreibung. Unter den Coniferen haben nun ähnliche breite Nadelblätter nur die Taxeen aufzuweisen. Alle übrigen Coniferengruppen mit einzeln stehenden, flachen, relativ breiten Nadeln dürften auszu- schliessen sein : Die breiten Blätter der Araucarien haben in der Form nichts mit unseren Blättern gemein, ebenso wenig die der Gattung Cunninghamia ; die Doppelnadeln der Gattung Sciado- pitys, an welche man denken könnte, sind schon, abgesehen von ihrer bedeutenderen Länge, wegen ihrer tiefen Furchung und des Vorhandenseins der Spaltöffnungen nur in der Furche der Unterseite ausgeschlossen; desgleichen die Gattung Sequoia wegen der kurzen scharfen Zuspitzung unserer Blätter und ihrer be- 43 [233] trächtlichen Breite; bei Podocarpus zeigen die Blatthälften links und rechts des Mittelnervs eine deutliche Wölbung, die — wenn ursprünglich an unseren Blättern vorhanden — ebenso gut er- halten wäre, wie an so manchen anderen Brunstätter Blatt- resten. Die Blätter der letzten Gattung sind auch in der Regel sichelförmig gekrümmt. Von den Taxeen sind von vornherein die mit laubblatt- artigen Flachsprossen ausgestattete Gattung Phyllocladus und die an ihren breiten Blättern leicht kenntliche Gattung Gingko bei Seite zu lassen. Es bleiben die Gattungen Taxus, Torreya, Cephalotaxus. Bei Taxus, dessen Blätter in der Art der Zuspitzung am ehesten zum Vergleich heranzuziehen wären, tritt der Mittelnerv aber oberseits und unterseits deutlich heraus, die Spaltöffnungen sind elliptisch, ausserdem die Blätter am Grunde schneller als hier zu einem verhältnissmässig dünnen Stiele zusammengezogen. Bei Torreya sind die Blätter lang zugespitzt, der Nerv tritt weder oberseits noch unterseits hervor (Schimpee-Schenk, Paläophytologie S. 271), die Oberhaut besteht aus sehr langen, stark verdickten Zellen (Steübing, Vertheilung der Spaltöffnungen etc. 1888, S. 71 nach Beeteand, Anatomie comparee des tiges et des feuilles chez les Gnetacees et les Coniferes, Ann. d. sc. nat. 5 ser. XX). Keins dieser Merkmale passt für unser Blatt. Es bleibt die Gattung Cephalotaxus, für welche indessen nicht nur obige ausschliessende Merkmale, sondern auch ein wichtiges positives Merkmal spricht. Bei dieser Gattung näm- lich tritt gerade wie an unseren fossilen Blättern der Mittel- nerv auf der Unterseite gar nicht hervor, kielartig dagegen an der oberen Seite. Bei Pressung solcher Blätter in den Ab- lagerungsschichten wird daher der kielartige, nicht gerade starke Nerv der Oberseite an einzelnen Stellen sich auch nach der Unterseite des Blattes hindurchdrücken und hier eine ganz [234] 44 schwache, stellenweise verwischte, stumpfe Kante hervorbringen und eine Zeichnung ergeben, wie sie oben bei der Beschreibung der fossilen Blätter hervorgehoben wurde. Dass unsere Blätter wirklich die Unterseite dem Beschauer zukehren, dürfte aus der Anwesenheit der Spaltöffnungen zu entnehmen sein. Wenn nun auch Cephalotaxus zumeist Blätter hat, die allmählich in eine Spitze auslaufen, so kommen doch auch kurz zugespitzte Blätter vor. In dieser Beziehung erinnern unsere Blätter am ehesten an die ostasiatische C. pedunculata S. et Zucc., von welcher Pflanze ich einige Blätter der Freundlichkeit des Herrn Prof. Dr, ScHUMANN-Berlin verdanke. Zuspitzung und Beschaffenheit der Basis passen recht gut hierher. Die Grössen- verhältnisse der Blätter der lebenden Art sind zwar im allge- meinen bedeutender, doch nähern sie sich denjenigen der fossilen Blätter, denn ein mir vorliegendes Blatt von C. ped. hat auch nur 20 mm Länge bei 3 mm grösster Breite. Spaltöffnungsreihen sind allerdings bei dieser Art nur jederseits von der Mediane des Blattes 8 — 10. In ihren Grössenverhältnissen stehen auch nahe die Blätter von C. drupacea S. et Zucc.; ausserdem würde einiger- massen die Zahl der Stomatienreihen (bis 25) stimmen, indessen sind die Blätter dieser Art am Rande fein gekerbt (vergl. Steübing, 1. c. S, 69). Hiernach steht obige fossile Art den genannten jetzt lebenden ostasiatischen Cephalotaxusarten nahe. Aus dem Tertiär des Eisass sind meines Wissens Blätter dieser Gattung noch nicht beschrieben worden; überhaupt sind fossile Reste von CepJialotaxus bislang nur selten gefunden worden. Heee beschreibt aus dem Tertiär von Spitzbergen, Nordgrönland und Alaska Zweige von Taxites OlriJci, deren Zu- gehörigkeit zu Cephalotaxus er später (Flora of Nord Green- land, Phil, Transactions, London, Vol. 159, II S. 465) vermuthet, ferner einen beblätterten, samentragenden Zweig aus der obersten 45 [235] Kreide Grönlands als Cephalotaxites insignis (Schimpee- Schenk 1. c, S. 270). Die vorliegenden Blätter lassen sich mit keiner von diesen beiden Arten vereinigen. Taxites spec. Taf. V. Fig. 9. Ein breit nadelförraiges, in der unteren Hälfte sichelförmig gekrümmtes Blatt von 2 cm Länge und 3 mm grösster Breite. Nach oben hin verschmälert es sich allmählich bis auf 2 mm, bevor es in die eigentliche scharfe Spitze übergeht. Am Grunde ist es stielartig zusammengezogen; ein eigentlicher Stiel fehlt. Der Mittelnerv hat auf der einen Gesteinsplatte (das Blatt selbst ist nicht erhalten, sondern nur der Abdruck und Gegendruck in der Gesteiusmasse) eine deutliche Rinne (Unterseite des Blattes), auf der anderen nur einen zarten Eindruck (Oberseite des Blattes) hervorgerufen. Beide Eindrücke lassen erkennen, dass der Mittelnerv an der Basis kräftig begann und gegen die Spitze zu beträchtlich dünner wurde, ferner, dass er auf der Oberseite wie auf der Unterseite des Blattes als Kiel hervortrat, auf jener mit schmaler, auf letzterer mit breiter Kante. Andere Nerven fehlen. Die Unterscheidung von Ober- und Unterfläche wird infolge der guten Erhaltung der Oberhautstruktur ermöglicht. Die Gesteins- masse ist so feinkörnig, das Blatt selbst in so gutem Zustande der Ablagerungsmasse eingebettet worden, dass auch im Abdruck das Zellgewebe der Oberhaut unter einer scharfen Lupe stellen- weise deutlich erkennbar wird. Die Zellen erscheinen als in Längs- reihen stehende Rechtecke, die über dem Nerv lang und schmal, nach den Rändern des Blattes sich zu Quadraten verkürzen. Die Fläche, weiche den stärkeren Eindruck des Nerves zeigt, — als Unterfläche bezeichnet — hat hier und da erkennbar, Reihen von Punkten, die als Stomatien gedeutet werden müssen. [236] 46 Die Zahl der Reihen lässt sich nicht hestimmen. Die andere Fläche (Oberfläche) zeigt diese Erscheinung nicht. — Wenn noch ein Zweifel an der Coniferennatur des Blattes bestehen sollte, so wird dieser hinlänglich gehoben durch den Hinweis auf die lederartige Beschaffenheit der Blattsubstanz, von welcher auf dem Abdruck dicke Kohlenstückchen zerstreut zurückgeblieben sind. Der Rand des Blattes ist glatt, in der unteren Partie ein wenig abwärts gebogen; gegen die Spitze hin ebnet er sich völlig aus. Dass auch dieses Blatt zu den Taxaceen gehören dürfte, erhellt zur Genüge aus dem bei der vorigen Art Gesagten. Der beiderseits hervortretende Nerv entscheidet für Taxus, zu der auch die allgemeine Form, die Beschaffenheit des Grundes wie der Spitze des Blattes passen; die Oberhautzeichnung spricht nicht gegen diese Gattung. Die Aufstellung einer besonderen Species unterbleibt, da es mir unmöglich war, die bisher aufgestellten zahlreichen Taxites-kxi^n (vergl. ScHiMPEE-ScHENK, Paläophytologic S. 270) in Abbildungen zu erlangen und wenigstens so zum Vergleiche heranzuziehen. Die Gattung ist fossil in einer Reihe von Arten aus dem Tertiär bekannt. Die aus älteren Schichten beschriebenen Ta- xites- Arten sind nach Schimper-Schenk (PaläophjTologie S. 270), in ihrer Deutung anzuzweifeln. Cupressineae. Callitris Brongniarti Endl. Thuyites calUtrina Ungee, Chloris protogaea S, 22, Taf. VI u. VII. Taf. V. Fig. 10. Der Hohldruck eines mittleren Stengeltheiles. 7 Internodieu sind nachweisbar; am oberen Ende, wo der Abdruck etwas zer- drückt erscheint, ist die gabelästige Verzweigung angedeutet. Die 47 [237] schuppenförmigen Blättchen sind, soweit erkennbar, nur schwach zugespitzt, breitliueal, an der Spitze etwas abstehend. Die von den Blättern herrührenden Längsfurchen sind recht deutlich. Die organische Substanz ist völlig verschwunden, sie hat nur noch die Braunfärbung des Hohldruckes bewirkt. Die Entscheidung darüber, ob obige Species oder C. Heeri Sap. (Revision de la flore des gypses d’Aix in Ann. des sc. nat. Bot. V Serie T. 17 pg. 14) vorliegt, welche letztere Art Fliche als zweifelhaft von demselben Fundorte angiebt, ist bei der rudi- mentären Beschaffenheit des Pflanzenrestes, insbesondere bei dem Mangel von Zapfen, nicht mit Sicherheit zu fällen. Ich glaube indessen, die oben beschriebene Beschaffenheit der Schuppen- blätter spricht eher für C. Brongniarti. C. Heeri hat feinere, dünn zugespitzte Blätter. Man wird gut thun, beide Arten über- haupt mit einander zu vereinigen (vergl. Schimpee- Schenk, Paläophytologie S. 314). Libocedrns salicot'uioides Heer. Heer, Flora tertiaria Helvetiae Bd. I S. 47 Taf. XXI. Taf. VI. Fig. 11—13. Diese im Oligocän und Miocän Europas weit verbreitete Pflanze fehlt im Oligocän von Brunstatt nicht. Die FoERSTEE’sche Sammlung enthält drei Zweigstückchen, an denen die seitlichen und facialen Blättchen deutlich genug für die Bestimmung zu erkennen sind. Die Facialblättchen sind stumpf. Fig. 11 zeigt drei, Fig. 12 zwei übereinander stehende Blattwirtel mit den angedrückten Seitenblättchen. Fig. 13 ist ein schön ausgeprägtes, einzelnes Internodialglied, wie es von derselben Form, noch im Zusammenhänge mit anderen jungen Gliedern, Heee aus der Schweiz abbildet. Fliche giebt die Art von Bornkappel und Riedisheim an. [238] 48 Taxodineae. . Glyptostrohus europaeus (Br.) Heer. Heer, Flora tertiaria Helvetiae Bd. I S. 51 Taf. XIX, XX. Taf. V. Fig. 14—18. Ein paar Zweigstiicke mit scliuppenförmigen und nadel- förmigen Blättern, sonst von derselben Beschaflfenheit wie bei der nächstfolgenden Unterart; nur fehlt die für diese Unterart charak- teristische Mittelrippe der Blätter. Auch sind Zapfen auf mit Schuppenblättern besetzten Zweigen vorhanden, deren Erhaltung aber sehr zu wünschen übrig lässt. In dem einen Falle (Fig. 18) ist der eigentliche Zapfen ganz aus der Platte herausgefallen resp. so zerdrückt, dass einzelne Schuppen überhaupt nicht zu erkennen sihd. Einen Anhalt für die Möglichkeit der Bestimmung gewährt der für Glyptostrobuszapfen passende Umriss und die Bedeckung des Stieles mit Glyptostrobusschuppen. Die Anwesenheit einer kleinen Zweigspitze von Glyptostrohus auf derselben Steinplatte spricht gleichfalls für die Bestimmung. In einem zweiten Falle (Fig. 17) ist an kurzem Zweige nur die Basis eines etwas besser erhaltenen Zapfens vorhanden; durch ungünstiges Zerspringen der Gesteinsplatte ist der obere Theil verloren gegangen. An der erhaltenen Basis nun ist eine von Längsfurchen durchzogene, im übrigen glatte Schuppe zu erkennen, deren Aussenrand leider ausgebrochen ist. An dem Bruchraiide ist indessen im Hohldruck die charakteristische Ein- kerbung jenes Aussenrandes wahrzunehmen. Es stimmt diese Schuppe gut zu den Abbildungen bei Heer und zu der Dia- gnose . . . „squamis apice semicirculari, obtusis, 6 — 8 crenatis, dorso longitudinaliter sulcatis.“ Ausgeschlossen erscheint hier Taxodium distichum, für dessen Zapfenschuppen gilt; „squamis 49 [239] costa transversali medio, umbonata, verrucosisque ornatis. “ (Heek, Miocäne baltische Flora. S. 18.) Fliche führt obige Art von Bornkappel und aus den mit Brunstatt gleicbgelagerten Schichten von Riedisheim an, hier zu- sammen mit Taxodium distichum miocenicum H. Letztere im Tertiär so sehr verbreitete Art konnte ich in dem mir vor- liegenden Material nicht nachweisen. Glyptostrobus enropaeu^ (Br.) Heer var. Ungeri. Heer, Flora tertiaria Helvetiae, Bd. I, S. 52, Taf. XVIII, XXI, Bd. III, S. 159. Taf. V. Fig. 19—26. Eine ganze Anzahl Zweigbruchstücke dieser Unterart findet sich auf den Platten im Abdruck vor; bald sind es solche mit mehr schuppenförmigen, bald solche mit nadelförmigen, langen, abstehenden Blättern. Die schuppenförmigen Blätter liegen dem Zweige zumeist an, richten sich aber wohl auch etwas auf oder sind wenig zurückgebogen, jedenfalls aber nicht sichelförmig gekrümmt, sodass sie sich hierdurch sehr wohl von ähnlichen Zweigen der Sequoia Couttsiae H. unterscheiden lassen. Alle Blätter zeigen die für var. Ungeri charakteristische Mittelrippe. Bei der specifischen Bestimmung der mit nadelförmigen Blättern besetzten Zweige kämen ausser obiger Art noch Sequoia Langs- dorfii H. und vielleicht Taxodium distichum miocenicum H. in Be- tracht. An unseren Zweigen sind die mit Mittelrippe versehenen Blätter deutlich herablaufend und an der Basis nicht verschmälert. Taxodium dist. dagegen hat (besonders deutlich an den oberen Zweigen) an der Basis verschmälerte, und nicht herablaufende, Sequoia zwar herablaufende, aber wie Taxodium gleichfalls am Grunde zusammengezogene Nadeln. Einige Zweigstücke mit Nadelblättern (Fig. 25, 26) tragen 50 [240] an der Spitze aus kurzen, dachziegelig sich deckenden Schuppen gebildete Knospen, nach Heee männliche Blüthenstände. Sequoia Langsdorfii (Brong.) Heer. Heer, Miocäue halt. Flora S. 54 Taf. XIII. Taf. VI. Fig. 1—7. Um eine dicke Spindel (Fig, 1), an welcher ein paar schuppenartige Blättchen gerade noch zu erkennen sind, liegen sechs zum Theil erhaltene Zapfenschuppen. An letzteren sind Detailzeichnungen nicht mehr wahrnehmbar. Nur auf Grund der unverkennbaren Aehnlichkeit des vorliegenden Restes mit einer Zeichnung in Heee’s baltischer Flora Taf. XIII Fig. 15 wage ich es, denselben hierher zu stellen, und dieses um so eher, als auch Fliche aus den mit den Brunstatter Steinmergeln gleich- alterigen Schichten des benachbarten Riedisheim das Vorhanden- sein eines Zapfens obiger Art angiebt. Hierher stelle ich auch zwei in Fig. 2 u. 3 abgebildete Nadelblätter. Die fast ebene Ausbreitung der Blattfläche, der flache Rand, die gleichmässige geringe Verschmälerung von der Mitte nach der Spitze wie nach der Basis, sprechen für die Gattung Sequoia. Die etwas stumpfliche Spitze, die verschmälerte Basis, der deutliche Mittelnerv und die Krümmung des ver- schmälerten Blattgrundes, welche darauf schliessen lässt, dass das Blatt am Stengel herablaufend war, sind Merkmale, welche gut auf obige Art passen. Auch die Grössenverhältnisse sprechen mindestens nicht gegen S. Langsdorfii. Auf der Fläche des kürzeren Blattes erkennt man unter der Lupe Spaltötfnungs- reihen, deren Zahl sich nicht mit Sicherheit feststellen lässt. Die Abdrücke der Spaltöffnungen selbst erscheinen kreisrund. Diese Verhältnisse sind für die Gattungsbestimmung der Blätter indessen nicht von Bedeutung, da die lebenden Sequoiaarten 51 [241] in der Form der Spaltöffnungen, wie in der Zahl ihrer Reihen vor anderen Coniferennadeln nicht ausgezeichnet sind (vergl. Steübing, Die Vertheilung der Spaltöffnungen bei den Coniferen 1888, Diss. S. 31). Zweigstücke mit derartigen Nadeln fehlen leider. Hierher möchte ich auch das Fig. 4 abgebildete, 10 mm lange, 1'/* cm breite, flache Blatt rechnen, welches am Grunde deutlich genug erkennen lässt, dass es einst an der Achse herab- laufend befestigt sass. Mit grösserer Reserve ist das Fig. 5 abgebildete Nadel- blatt hier einzureihen. Es ist schmäler und länger, die Spitze auch wohl stärker ausgezogen, aber immerhin nicht scharf, der Mittelnerv recht deutlich, die Basis verschmälert; die Art seiner Befestigung am Stengel dürfte indessen ebenso gewesen sein, wie an dem vorigen Blatte. Schliesslich dürften noch zwei kleine Nadelblätter (Fig. 6, 7) hier unterzubringen sein. Sie sind auch flach, stumpflich, mit deutlichem, aber schwachem Mittelnerv versehen, ein wenig gebogen, gleichmässig nach der Spitze wie nach dem Grunde verschmälert. Die geringe Grösse ist kein Grund, die Blätter als nicht hierher gehörig anzusehen. Göppeet bildet in der Flora des Bernsteins Bd. I Taf. XIV Fig. 134 — 35 dieselbe Nadelform ab und stellt sie gleichfalls zu obiger Art. Auffallend ist das Vorhandensein von nur vereinzelten Blättern bei gänzlichem Mangel von beblätterten Zweigstücken. Sequoia CotiUsiae Heer. Heek, Miocäne baltische Flora S. 55 Taf. XIII, XIV. Taf VI. Fig. 8—12. Diese von Hebe zuerst aus den Ligniten von Bovey Tracey beschriebene, später von ihm in der fossilen Flora der Polar- [242] 52 länder uud derjenigen von Rixhoeft in W.-Preussen uachgewiesene Pflanze, deren Spuren ferner von Saporta‘ in Armissan im süd- lichen Frankreich gleichfalls aufgefunden wurden, ist in der Oligocänflora von Mülhausen gut vertreten. Es ist der Haupt- sache nach eine Anzahl Zweigstücke erhalten, von denen eine Auslese hier zur bildlichen Wiedergabe gelangt ist. Bei dem Mangel an Zapfen ist als charakteristisches Merkmal die schwach sichelförmige Einwärtskrümmung der schuppenförmigen Blätter für die specifische Bestimmung benutzbar; mehr oder minder macht sich diese Krümmung an den hier dargestellten jüngeren und älteren Zweigen bemerkbar. Die Mittelrippe ist vielfach im Abdruck nur sehr schwach ausgeprägt. An einem Zweigende (Fig. 8) ist ein knospenartiges Ge- bilde zu erkennen, stark verdrückt — vielleicht ein männlicher Blüthenstand. Auf einer Platte (Fig. 11) liegt neben einem Zweigstück ein Same, der mit den von Heer in der miocänen baltischen Flora von Rixhoeft abgebildeten Samen obiger Art sehr grosse Aehnlichkeit hat. Fliche führt die Art von Brunstatt und Riedisheim an, bezeichnet sie aber, wegen der schlechten Erhaltung der ihm zur Verfügung gestellten Reste, als fraglich. Sequoia spec. Taf. VI. Fig. 13. Ein 1 0 mm langes, flaches Nadelblatt von 1 7» mm grösster Breite. Von der Mitte aus verschmälert es sich nach der Spitze 1. Fengelly and Heer, Ligiiite of Bovey Tracey pg. 33 pl. 8 — 10; Heer, Foss. Flora d. Polarländer S. 94 Taf. 111; Heer, Contributions to the fossil llnra of North Greenland (Philosophical Transactions of the Royal Society of London 1870, Vol. 159); Saporta, Fl. foss. du S. E. de la France II pg. 193 tab. II. 53 [243] wie nach dem Grunde. Erstere ist nicht deutlich scharf, auch nicht ausgezogen; die Basis allmählich verjüngt, schief abbiegend, jedenfalls nicht abgerundet. Diese Beschaffenheit der Basis lässt mit einiger Sicherheit schliessen, dass das Blatt am Stengel ein wenig herablaufend war. Der Blattrand ist flach. Der Mittelnerv ist deutlich bis zur Spitze hin zu verfolgen. Neben ihm sind unter der Lupe links und rechts einige feine Längsstreifen, richtiger Punktreihen, offenbar die Abdrücke der Stomatien, zu erkennen. Durch dieses letztere Merkmal ist wohl die Coniferennatur des vorliegenden Blättchens gesichert. Bei der Duixhsicht der Gattungen mit flachen Nadelblättern wird man schliesslich zur Gattung Sequoia geführt. Die anderen noch in Betracht kom- menden Gattungen Ähies, Tsuga, Taxodium, Taxus, sind aus- zuschliessen. Gegen Ahies und Tsuga sprechen das Fehlen eines Blattkissens, die schwache Mittelrippe und die flachen Ränder; gegen Taxodium und Taxus das Fehlen eines kurzen Stieles, auch wohl die geringen Dimensionen des Blattes. In der Grösse steht das Blättchen zwischen den Nadeln von Sequoia brevifolia Heer und S. Langsdorfii Heer. Nadeln der lebenden Sequoia sempervirens Ende, erinnern an die vor- liegende Form, nur sind bei der lebenden Art die Blattspitzen langsamer verschmälert. Abietineae. Picea, sectio Omorica, unechte Fichten*. Taf. VI. Fig. 14—19. Unter den Coniferenresten von Brunstatt befinden sich auch einige Nadeln, welche mit Bestimmtheit obiger Gattung ange- I. Nach Willkomms Eintheilung (Forstliche Flora von Deutschland und Oester- reich S. 66). [244] 54 hören, und zwar der Gruppe der Omorica- oder unechten Fichten. Verschiedene Nadelformen, welche bei dem Mangel von Piceazapfenresten vorläufig nicht mit besonderem Namen belegt werden, sind zu unterscheiden; ihre Einzelbeschreibung mag zunächst folgen. Fig. 1 4. Das Nadelblatt ist 1 8 mm lang, 1 ^|^ mm breit, fast unmerklich gebogen. Nach oben läuft es nicht schnell in eine scharfe Spitze aus, nach unten verschmälert es sich bis auf IV« mm Breite, am Grunde ist es gerade abgestutzt nach Art der Blätter jetzt lebender Picea-Arten. Die Ränder sind etwas verdickt und glatt. Das Blatt war dicklich, lederfest, wie sich aus der Art der Erhaltung ergiebt. Aus der Mitte der Blatt- fläche erhebt sich als eine sanft aufsteigende Kante der Mittel- nerv. Welche Oberflächenform die Kehrseite besitzt, lässt sich nicht angeben, da das Blatt fest dem Gestein eingebettet ist. Aus der Analogie mit ähnlichen recenten Coniferennadeln kann man aber schliessen, dass unterseits gleichfalls eine schwache Mittelkante hervortritt, dass daher der Querschnitt sehr flach rhombisch ist. Links und rechts vom Mittelnerv werden unter einer scharfen Lupe stellenweise 4 — 5, vielleicht auch 6 Reihen in regelmässigen Abständen stehender Punkte sichtbar, welche als die Spuren der Spaltöffnungen gedeutet werden müssen. Die Beschaffenheit des Blattgrundes entscheidet für die Gattung Picea, die übrigen Merkmale für die Abtheilung mit flachen, breiten Nadeln. Diese genaue Gattungsbestimmung wird noch durch den Umstand unterstützt, dass unter den Omorica ähn- lichen Fichten, ein Baum, nämlich Picea ajanensis Fisch, aus Japan und der Mongolei, Nadeln besitzt, die dem vorliegenden Blatte in Grösse und Form sehr ähnlich sind; auch die Zahl der Spaltöffnungsreihen stimmt überein. Nur zeigen die mir zum Vergleiche vorliegenden Nadeln dieser Art von Kew Garden 55 [245] und aus dem Herbarium des botanischen Museums in Berlin eine schnellere Zuspitzung. Ob unser Blättchen wirklich zu dieser ostasiatischen Art gehört, lasse ich dahingestellt sein, derselben nahe steht es indessen zweifellos. Fig. 15 a, 6. Ein 10 mm langes, flaches Blatt von 1®/* nim Breite, welches nach dem oberen und unteren Ende hin sich ein wenig verschmälert. Die Spitze ist völlig stumpf, die Basis, wie am vorigen Blatte, gerade abgestutzt unter deutlicher, fast recht- winkeliger Umbiegung der Seitenlinien. Der Rand glatt, kaum merklich verdickt. Eine Mittelkante tritt in der unteren Hälfte deutlich hervor, gegen die Spitze hin verschwindet sie in der dicken Blattsubstanz; 4 — 5 Stomatienreihen sind links und rechts der Mittelkante an einzelnen Stellen wahrnehmbar. Auch dieses Blättchen lässt den P^■cea- Charakter deutlich erkennen. Die stumpfe Endigung erinnert an P. Ornorica Panc. Südosteuropas. Fig. 16. Nadel 11 mm lang, in der ganzen Erstreckung gleich- mässig l'/2 DiQi breit, mit abgerundeter Spitze, schliesst sich der vorigen Form an. Der Blattgrund ist nicht deutlich erhalten. Der Mittelnerv erscheint zarter, die Blattsubstanz weniger dick, als an Fig. 15. Spaltöffnungsreihen sind in der Zahl 6 — 8 vorhanden. Fig. 17 a, b zeigt ein 9 mm langes, 1*/, mm breites, flaches, nach oben etwas verschmälertes Blatt mit stumpfer Endigung. Der Blattgrund ist wieder sehr charakteristisch Picea- artig ausgebildet. Die Blattsubstanz ist dicklich. Die Mittelkante lässt sich deutlich erkennen, Spaltöffnungen nur sehr undeutlich in mehr wie 3 Reihen. Fig. 18 a, & stellt ein 11 mm langes, 1 V*mm breites, flaches Blatt dar, dessen parallele Ränder oben schnell zu einer scharfen Spitze zusammenneigen, am Grunde plötzlich umbiegen und in den kurzen Stiel übergehen. Die Mittelkante lässt sich bis gegen die Spitze hin verfolgen. Die Blattsubstanz war lederartig, dick. Spaltöffnungen beiderseits der Mittelkante in ca. 5 Reihen vor- 5 [246] 56 haudea. Solche spitze Blätter kommen auch bei P. Omorica (vergl. Wettstein, Die Omorikafichte Taf. III Fig. 5) an den Aesten erwachsener Bäume vor, wenn auch als abnorme Form, so doch recht häufig, Fig. 19. Ein 8 mm langes Blättchen, dessen grösste Breite (2 mm) bald über der Piceaartig abgestutzten Basis liegt. Nach oben verschmälert es sich allmählich. Die Spitze selbst ist verletzt; nach dem Verlauf der oberen Ränder kann man auf eine schnelle Zuspitzung schliessen, ob mit oder ohne Stachelspitze, bleibt dahingestellt. Zu beiden Seiten der kantig vortretenden Mittel- rippe werden Punktreihen (Stomatien?) sichtbar, in nicht näher festzustellender Anzahl. Aehnliche, doch breitere Blätter (2 bis S’/g mm) bedecken den Hauptstamm von P. Omorica. Bei der Ungewissheit über die Gestalt der Spitze wie der Zahl der Sto- matienreihen ist die hier erfolgte Einreihung des Blättchens un- sicher. Dass obige Blätter der Gattung Ficea angehören, erscheint unzweifelhaft, dass sie der Unterabtheilung der „unechten Fichten“ zuzurechnen sind, wird — wie schon einmal berührt — aus ihrer beträchtlichen Breite, ihrer Oberflächengestaltung und ihrer flach elliptischen resp. flach rhombischen Querschnittsform ge- folgert. Von diesen Merkmalen ist indessen hier, bei der Art der Erhaltung nur die breite Form der Nadeln von benutzbarem Werthe. Denn die Oberflächengestaltung, durch den Druck der Gesteinsmasse verändert, kann zu Täuschungen Veranlassung geben, und die immerhin diagnostisch wichtige Querschnittsform ist an den vorliegenden Blättern leider nicht direkt erkennbar. Zum Glück bieten aber brauchbare Merkmale die Spalt- öö'nungen : 1) Bei den echten Fichten sind alle 4 Flächen der vierkantigen Blätter gleichmässig mit Spaltöffnungen besetzt, bei den unechten Fichten, deren Blätter zweiflächig sind, ist die morphologische Oberseite der eigentliche Sitz der Spaltöffnungen, 57 [247] während die Blattunterseite äusserst selten spärliche Spalt- öffnungen aufzu weisen hat. (Steübing, Vertheilung der Spalt- öffnungen bei den Coniferen, Biss. S. 47.) 2) Bei den echten Fichten haben die 4 Blattflächen 1, 2, höchstens 3 Längsreihen von Spaltöffnungen, nur P. polita Caee. hat 5 — 8 solcher; bei den unechten Fichten, speciell bei den hier in Betracht kom- ^ menden P. ajanensis und Omorica, liegen die Spaltöffnungen in grösserer Zahl, nämlich 5 resp. 3 — 6 Längsreihen neben einander, entsprechend der grösseren Breite der Blätter. (Vergl. Steübing 1. c. S. 48 und Wettstein 1. c. S. 14.) Von diesen beiden Merkmalen ist das erstere für die in Rede stehenden Blätter naturgemäss nicht verwendbar, da keines der Blätter zugleich auf beiden Seiten untersucht werden kann; die Blätter liegen eben mit der morphologischen Unterseite den Gesteins- platten fest auf. Das zweite Merkmal dagegen ist hier gut ver- wendbar und bildet eine zweite wichtige Stütze für die Be- hauptung, dass wir es hier mit Blättern gerade von unechten Fichten zu thun haben. Keins der Blätter hat weniger als 3 Sto- matienreihen jederseits der Mittelkante aufzu weisen; es sind vier, fünf, auch sechs Reihen, in einem Falle, wie es scheint, auch mehr Reihen sichtbar. Die zu den echten Fichten gehörige P. polita mit 5 — 8 Stomatienreihen dürfte, abgesehen von der abweichenden Querschnittsform ihrer Nadeln, auszuschliessen sein, da ihre Blätter viel länger (15 — 23 mm) sind, als selbst das grösste der oben beschriebenen. So ergiebt sich denn aus der Vergleichung der äusseren Form, wie besonders. Dank der guten Erhaltung der fossilen Nadeln, aus der vergleichenden Untersuchung der Oberflächen- struktur, dass wir es mit Vertretern derjenigen Abtheilung der Gattung Picea zu thun haben, zu welcher unter den jetzt lebenden Bäumen Picea siikaensis Caee. = P. Menziesii Dougl. = P. Sit- chensis Aut., P. Ajanensis Fisch., P. Glehnii Fe. Schm, und [248] 58 P. Omorica PanÖ. gehören, welche, wie oben erwähnt, als Omo- rikafichten zusaramengefasst werden. Diese Arten gehören Ost- asien resp. dem westlichen Nordamerika, die zuletzt genannte allein den Gebirgen im Norden der Balkanhalbinsel an. Coniferennadeln kommen häufig unter vorweltlichen Pflanzen- resten vor; sie gewinnen aber an Interesse erst, wenn es gelingt, sie in unzweifelhafte Beziehung mit jetzt lebenden Nadelbäumen zu bringen. Das Interesse wächst, wenn sich solche Beziehungen zu weit entfernt wohnenden Arten nachweisen lassen. Das ist hier der Fall. Diese Brunstatter Coniferenreste liefern eine neue Stütze für die Behauptung, dass ostasiatische Piceaarten oder ihnen nahe stehende Formen in der Tertiärzeit auch in Europa verbreitet waren. Ein meines Wissens erster sicherer Nachweis hierfür wurde durch Conwtentz* bei der Aufstellung seiner Picea Engleri aus der Flora des Bernsteins bekannt. Der Nachweis Wettstein’s*, dass P. Omorica „ehemals verbreiteter war und heute nur mehr an den letzten Resten ihres ehemaligen Ver- breitungsgebietes als eine im Aussterben begriffene Art sich be- findet“, erhält durch obige Darlegung eine neue Stütze. Tsugites Brunstattensis spec. nov. Taf. VI. Fig. 20. In der Gesteinsplatte liegt der stark vertiefte, deutliche Abdruck der unteren Fläche eines einzelnen schmalen Nadel- blattes; Spitze und Basis sind vollständig erhalten. Die Länge beträgt 15 mm, die grösste Breite, in der oberen Hälfte des Blattes liegend, l‘/i nim. Die Spitze läuft nicht scharf zu; sie wird in solchen Fällen wohl als stumpflich bezeichnet. Der Blattgrund verschmälert sich deutlich in einen kurzen, nach unten 1. CoNWENTz, Monographie der baltischen Bernsteinbäurae, 1890, S. 71/72. 2. Wettstein, Die Oraorikaficlite, Wien 1891, S. 38. / 59 [249] nicht verbreiterten Stiel, welcher, wie die einseitig stärkere Ver- tiefung des Abdruckes zeigt, eine unzweifelhafte Drehung besass. Der kielartig hervortretende Mittelnerv hat eine tiefe Furche hinterlassen! Der Blattrand war verdickt, wie an den Nadeln der lebenden Tanne, — die vertieft liegenden Bänder des Ab- druckes lassen dies zur Genüge erkennen. In den beiden Feldern links und rechts vom Mittelnerv treten gemäss der Art der Erhaltung unter der Lupe stellenweise Reihen von Punkten hervor, welche in ihrer Lagerung den Spaltöffnungen entsprechen und hiernach als Abdrücke der letzteren zu deuten sein dürften. Die Zahl der Reihen lässt sich mit Sicherheit nicht bestimmen; aus der Grösse und dem seitlichen Abstande der Punkte aber kann man entnehmen, dass nicht mehr als 6 Spaltöffnungsreihen auf jeder Seite vorhanden waren. In Bezug auf die Zeichnungen ist hervorzuheben, dass beide die Form des Abdruckes aufs getreueste wiedergeben, nicht aber die Form des Blattes selbst. Letzteres verschmälerte sich nach der Basis hin nicht so auffallend, wie die Zeichnung anzudeuten scheint. In Folge des Umstandes, dass das Blatt gegen den Grund hin durch Drehung aus der wagerechten Lage in eine gegen die Horizontale geneigte Lage gerathen ist, erscheint der untere Theil des Blattes von oben gesehen in seiner Breite perspektivisch verkürzt; ausserdem ist beim Spalten des Gesteins die linke, höher liegende Kante des Blattes gegen den Grund hin ein wenig abgeschürft. Die Nadel ist also in Wirklichkeit in der unteren Hälfte bis zur Basis breiter gewesen, als die Zeichnung angiebt. Der Blattgrund ist recht schnell in den Blattstiel verschmälert gewesen. Da der Abdruck die für die Charakterisirung einer Coni- ferennadel wichtigen Merkmale erkennen lässt, besser als dies gewöhnlich an dergleichen Fossilien der Fall ist, so ist auch der Versuch einer genaueren Bestimmung gemacht worden: [250] 60 Die flach nadelige Form, die starke Mittelrippe, die ver- dickten Ränder, wie das Vorhandensein eines gedrehten Stieles, sind Merkmale, wie sie in ihrer Gesammtheit nur auf die Gat- tungen Ahies und Tsuga passen. Die Gattung Taxus dürfte schon wegen der scharfen Zu- spitzung, einer stärkeren Zurundung der Basis vor dem Ueber- gang in den Stiel und der relativen Zartheit der Mittelrippe ihrer Blätter auszuschliessen sein; das letztere Merkmal schliesst auch Sequoia und Taxodium aus. Die flachnadeligen Formen der Gattung Picea (z. B. P. ajanensis Fisch.) kommen gleich- falls nicht in Betracht, da ihnen der stark verdickte Blattrand fehlt; auch fehlt ihnen der gedrehte Stiel. Die Kleinheit unseres Blattes lässt die Gattung Torreya wohl auch kaum zu eingehendem Vergleiche zu, um so weniger, als an den Blättern dieser Gattung die Mittelrippe nur schwach hervortritt, dafür nahe am Rande auf jeder Blatthälfte eine deutliche Furche sich zeigt. Zu er- wähnen ist noch, dass Podocarpus spicata R. Br. ähnliche kurz- gestielte Blätter hat; doch sind dieselben am oberen Ende ab- gerundet mit aufgesetzter Spitze versehen, ausserdem sind die Spaltöffnungen kleiner und dichter gestellt, als an unserem Blatte. Nach Ausschluss der genannten Gattungen komme ich auf Ahies und Tsuga zurück. Vergleicht man die Nadeln beider Gattungen mit einander, so findet man, dass an den Blättern von Ahies die kurze stielartige Verschmälerung, in welche die Blattbasis zusammengezogen ist, sich zu einer kreisrunden Basal- scheibe erweitert, welche dann nach dem Abfall des Blattes auf der Achse die für Ahies so charakteristische kreisrunde Spur zurücklässt. Anders bei Tsuga: Hier ist ein deutlicher Blattstiel vor- handen, welcher eine querovale kleine Narbe auf dem wenig vortretenden Blattkissen zurücklässt; eine breit scheibenartige Verbreiterung besitzt der Blattstiel nicht. Hiernach steht das vor- 61 ' [251] liegende Blatt unzweifelhaft Tsuga näher, als Ahies. Dazu kommt, dass Tsuga Douglasii Caee. Blätter besitzt, die in der allge- meinen Form, in der Art der Zuspitzung und der Beschaffen- heit der Basis, auch in der Breite mit unserem Blatte fast voll- ständig übereinstimmen; nur ist der Stiel an der lebenden Art etwas länger. Sind die Blätter von dieser Art auch in der Regel länger als unser Blatt, nämlich 20 — 30 mm, so kommen doch auch Nadeln von 15 mm Länge vor, wie mir vorliegende Exem- plare aus dem Herbarium des botanischen Museums in Berlin zeigen. Es steht also das vorliegende Brunstatter Blatt der jetzt lebenden Tsuga Douglasii, einer im nordwestlichen Nordamerika verbreiteten Art, sehr nahe. Mit Bestimmtheit sind bisher fossile Coniferennadeln zu Tsuga nicht gestellt worden. Es scheinen aber zu Tsuga zu gehören : Tinus Malmgreni Hebe aus dem Miocän von Spitz- bergen (Englee- Peantl , Pflanzenfamilien II. Theil S. 81 und ScHiMPEE-ScHENK, Paläophytologie S. 350) und Pinus micro- phylla Hebe aus dem Oolith von Spitzbergen und von Andö (SCHIMPEE-SCHENK, 1. C. S. 345). Nicht näher bestimmbare Coniferennadeln. Taf. VI. Fig. 21, 22. Fig. 21. Ein 1 mm breites, 14 mm langes, flaches Nadel- blatt mit allmählicher, scharfer Zuspitzung, ohne Stachelspitze. Der Mittelnerv liegt vertieft. Neben dem glatten Rande läuft eine zarte Längslinie hin, welche eine schwache Randleiste begrenzt; letztere ist vielleicht nur eine Schrumpfungserscheinung. Ueher die Art der Befestigung des Blattes an der Achse lässt sich bei dem Mangel des Blattgrundes nichts aussagen. War [252] • 62 das Blatt herablaufend oder in einen Stiel verschmälert? Die Art der Erhaltung lässt auf eine nicht gerade sehr lederfeste Blattsubstanz schliessen. Unter Berücksichtigung der ebenen Ausbreitung der Blatt- fläche kämen die Gattung Abies , Sequoia , Taxodium , auch Glypiostrohus in Betracht. Die Zartheit des Mittelnerven, der Randleiste sprechen gegen Abies; die Schmalheit und die in der ganzen Erstreckung gleichbleibende Breite gegen Sequoia. Ta- xodium hat am Grunde stielartig zusammengezogene Blätter, bei Glyptostrobus laufen diese gleich breit bleibend am Zweige herab. Taxodium angustifolium Heeb, von Spitzbergen hat so schlanke Nadeln und Gl. europaeus Br. sp. nach Heer (Miocene baltische Flora Taf. III Fig. 8) eben solche, sogar bis 17 mm lange Nadeln. Eine Entscheidung, welche der beiden Gattungen die Nadel zuzurechnen wäre, ist nicht möglich, da eben die Basis des Blattes abgebrochen ist. Da aber von Taxodium bisher in den Ablagerungen von Brunstatt keine Spur nachweisbar war, von Glyptostrobus dagegen zahlreiche Zweigstücke mit schuppen- förmigen und auch nadelförmigen (allerdings kürzeren) Blättern gefunden sind, so liegt, zumal bei der grossen üebereinstimmung der Nadel mit den oben erwähnten aus dem Samlande, die Ver- muthung nahe, dass auch die abgebildete Nadel zu Glypto- strobus gehört. Zu erwähnen ist noch, dass auch Widdringtonia yunipe- roides Parlat. aus Ostafrika au den Zweigenden gleich schlanke, am Stengel herablaufende, mit dem fossilen Blatte in den sonstigen Merkmalen übereinstimmende Nadeln besitzt. Fig. 22. Das 11 mm lange, etwas gebogene Nadelblatt (in der Mitte quer durchbrochen), mit P/« nim grösster Breite etwas über der Mitte, ist am oberen Ende stumpflich, nach der Basis zu allmählich verschmälert. Die Basis selbst ist nicht er- halten. Aus der Mitte erhebt sich dachartig ein bis zur Spitze 63 [253] kräftiger Mittelnerv. Der Rand erscheint dort, wo er erhalten ist, verdickt. Unter Berücksichtigung der äusseren Form, der Rand- beschaffenheit und der langsamen Verschmälerung gegen die Basis hin, möchte man sich für Äbies entschliessen , die durch den Mittelnerv hervorgerufene dachartige Oberflächengestaltung spricht dagegen eher für ein Piceablatt aus der Gruppe der unechten Fichten; bei dem Mangel der Basis selbst und jeglicher feinerer Oberflächenstruktur ist eine Entscheidung indessen unmöglich. II. Abth. Angiospermae. I. Classe. Monocotyleae. Palmae. Sabalites Foerstet'i spec. nov. Taf. VII. Es ist dies die erste unzweifelhafte Palme aus dem Tertiär des Sundgaues. — Der auf 7 cm Länge erhaltene, bis 2 ‘4 cm breite Blattstiel ist an seinem Rande völlig glatt, ohne eine Spur von Bedornung und läuft in eine kurz sich zuspitzende, rhachisartige Verlängerung aus. Die mit der Oberseite dem Be- schauer zugekehrte Blattspreite ist mangelhaft erhalten. Nur einzelne Strahlen lassen sich bis auf 10 cm Länge einigermassen deutlich erkennen. Diese zeigen eine Mittelrippe und eine nicht sicher bestimmbare Zahl von seitlichen Längsnerven. Die Breite der einzelnen Strahlen scheint 6 mm nicht zu überschreiten. Die fächerartige Faltung ist an keiner Stelle mehr erhalten. Offenbar ist das Blatt bei seiner Einhüllung in die Sediment- masse bereits in sehr inacerirtem Zustande gewesen, die Blatt- strahlen waren bereits arg zerzaust und von einander getrennt, nur der Blattgrund, einzelne Strahlen und der Blattstiel hatten der Zerstörung besser widerstehen können. Es lässt sich daher [254] 64 auch nichts Näheres über die Beschaffenheit und Grösse der Blattspreite aussagen, zum mindesten nicht darüber, wie weit die Blattstrahlen mit einander verbunden und in welcher Zahl sie vorhanden waren. Die Palmennatur des Abdrucks ist unbestreitbar. Die Wehr- losigkeit des Blattstieles schliesst die Gattung Ghamaerops aus, die Form der rhachisartigeu Verlängerung sowie die dadurch bedingte Art der Inserirung der Blattstrahleu sprechen gegen Flabellaria und entscheiden für Sabal. Zieht man die bisher bekannten fossilen Sabalarten zum Vergleiche heran, so findet man eine ähnliche Ausbildung der für die Speciesbestimmung wichtigen Rhachis bei S. Lamanonis H. und S. Andegavensis Schimp. nach Abbildungen, welche Ceie* von letzterer Form aus dem Tertiär des westl. Frankreichs wiedergiebt. Auch ist die Stärke des Blattstieles bei S. Ande- gavensis dieselbe wie an unserer Form, während S. Lamanonis doch einen unverkennbar dünneren Stiel besitzt. Der auffallende Unterschied von beiden genannten Arten liegt indessen in der Schmalheit der Blattfiedern an der Brunstatter Form. So er- scheint die Aufstellung einer besonderen Art gerechtfertigt. Ich benenne sie nach ihrem Entdecker Herrn Professor Dr. Foeestee in Mülhausen. Typhaceae. Typha Brimstattensis spec. nov. Taf. VIII. Fig. 1 a, b. Es liegt der fragmentarische Abdruck eines lineal-lanzett- lichen Blattes vor, von dessen organischer Substanz nichts mehr 1. Cbie, Recherches sur la v6g6tation de l’ouest de la France ä l’öpoque ter- tiaire. iBiblioth^que de l’Ecole des Hautes Etudes. T. 18 article 2. Paris 1878.) 65 [255] erhalten ist; die Spitze und Basis fehlen. Die Breite des 13 cm langen Abdruckes beträgt in dem unteren Theile 9 mm, in dem oberen 8 mm. Der Verlauf der Randlinien lässt eine sehr all- mähliche Verschmälerung nach der Spitze zu erwarten. In der Fläche des Abdruckes sind 8 stärkere, zwischen je zwei der- selben 3 — 4 schwächere Längsrinnen zu erkennen, jene die Ein- drücke von 8 gleich starken Hauptnerven, diese von je 3 — 4 zarten, unter sich gleichartigen Interstitialnerven. Eine Mittel- rippe fehlt. An einigen Stellen ist diese Structur sehr deutlich sichtbar, an anderen stark verwischt. Unter der Lupe treten die Interstitialnerven, wie in Fig. 1 b. dargestellt, stellenweise sehr scharf hervor. Hierzu kommen Querrillen, welche über die zarten Längsrinnen hinweg je zwei benachbarte Hauptrillen unter schiefen oder auch rechten Winkeln mit einander verbinden. Diese Querrillen entsprechen offenbar Queranastomosen der Hauptlängs- nerven in dem ursprünglichen Blatte. Vielfach sind diese Quer- streifen nur sehr schwach markirt oder ganz und gar verwischt, in der Zeichnung sind nur die deutlichsten zur Darstellung ge- bracht. Diese lassen aber über ihre wahre Natur keinen Zweifel aufkommen. Der Gedanke, es hier mit zufälligen Querrillen zu thun zu haben, ist auszuschliessen. Wir haben es demnach mit einem Monocotyledonenblatte resp. dem Abdruck eines solchen zu thun, dessen Nervatur auf die Verwandtschaft mit Typhaceen- blättern hinweist. (Vgl. Schimpeb-Schenk, Paläophytologie S. 376 und Hebe, Flora tert. Helv. Bd. I. S. 48). Entscheidend ist das Vorhandensein der die Hauptnerven mit einander verbindenden Quernerven. Durch die geringe Breite, die oben angegebene Zahl der Haupt- und Zwischennerven unterscheidet sich dieses Blatt durch- aus von den bereits bekannten fossilen Typha- und Sparganium- arten. Von den mir zum Vergleich zugänglichen Arten hat Typha [256] 66 latissima A. Bb. 1 — 3 cm breite Blätter, durchzogen von 14 — 18 Hauptnerven, zwischen diesen 4 — 6 Zwischennerven; T(?) fra- gilis Ludw. nur gleichstarke Nerven, und einen gezähnelten Rand; T. üngeri Heeb 10 mm breite Blätter, ca. 15 starke und je 3 zarte Nerven, von denen der mittlere wieder stärker ist; T. haeringiana (Ett.) Sch. nur gleichartige Nerven; ? T. Spadae (Massal.) Sch. 12 — 15 — 20 cm breite, gleichmässig längsgestreifte Blätter. Die Sparganiumblätter zeichnen sich nach Heeb (Flora tert. I 98) und Schimpeb-Schenk (Paläophy- tologie S. 377) durch einen Kiel auf der Unterseite aus, der an unserem Blatte fehlt; die feinere Nervatur des letzteren passt gleichfalls zu keinem der fossilen Sparganiumblätter. Hervorzuheben ist noch die äussere Aehnlichkeit des vor- liegenden Blattrestes mit Seitenfiedern der Calamopsis Bredana Heeb von Oeningen (Flor. tert. Helv. Bd. III, S. 169, Tab. 149), weshalb Foebsteb auch 1885 in seinen „Mittheilungen über das ober-elsässische Tertiär“ S. 9 diesen Pflanzenrest mit C. B. be- zeichnete. Indessen sind bei dieser Art 5 — 6 zarte Zwischen- nerven vorhanden und vor allem ist der gänzliche Mangel von Quernerven bemerkenswert, so dass eine Identificirung unseres Blattes mit dieser Oeninger Pflanze ausgeschlossen erscheint. Cyperaceae. Cyper{ac)ites margm'um Heer. Heek, Flora tert. Bd. I, S. 78, Taf. XXIX. Taf. VIII, Fig. 2 a u. b. Eine kleine, länglich ovale, in eine kurze Spitze auslaufende Frucht von 1 mm Länge und '/2 dhu Breite. Ihr Vorkommen auf einer Mergelplatte zusammen mit Blattresten von Gluma- ceencharakter kann als ein schwaches Argument für ihre Zu- 67 [257] gehörigkeit zu diesen Pflanzen angesehen werden. Vor allem aber stimmt sie in Form und Grösse durchaus mit den von Hebe aus der Schweizer Molasse vom Hohen Rhonen und Mo- nod ob Rivaz beschriebenen und abgebildeten Früchten dieser Art überein. Leider gewähren fossile Früchte mit Rücksicht auf ihre zumeist dürftige Erhaltung nur geringe Sicherheit für die Richtigkeit der generischen oder gar specifischen Bestimmung, Cypracites spec. Taf. VIII. Fig. 3. Ein lineal lanzettliches Blattstück von 15 mm Breite mit kielartigem Mittelnerv und durchzogen von zahlreichen eng an- einanderstehenden, gleich zarten Längsnerven. Dem Rande nahe erscheint das Blatt gefurcht, so dass die Lamina nicht in allen Punkten in derselben Ebene ausgebreitet liegt. Der äusserste Saum, von Gestein noch zum Theil überdeckt, ist nicht deutlich zu erkennen. In der Breite und der grossen Zahl der feinen Längsnerven erinnert unser Blatt am ehesten an Cyper{ac)ites Blancheti Heek (Flora tert. Helvetiae Bd. HI, S. 164, Taf. 147), indessen sind bei dieser Art 40 — 45 Längsnerven jederseits des Mittelnerven zu zählen, bei unserer dagegen sehr viel mehr; an einer Stelle konnten unter der Lupe gegen 100 feine Streifen erkannt werden. Der immerhin doch unvollständige Charakter des vorliegenden Blattrestes gestattet dennoch keine genügend begründete nähere Speciesbestimmung. Cyperacites spec. Taf. Vm. Fig. 4. Das 5 — 6 mm breite, bandförmige Blatt zeigt deutlich in der Mittellinie eiue Längsfurche, welcher, wie an einem daneben [258] 68 liegenden Blattstück ersichtlich, eine vorspringende Kante ent- spricht. Unter sich parallele Längsnerven, deren Zahl sich aber nicht feststellen lässt, durchziehen die Blattfläche, Der Breite nach stimmt das Blatt mit solchen von Carex tertiaria Heer (Flora tert. Helvetiae Bd. I, Taf. 26, Fig. 11) überein. Eine sichere Bestimmung ist im Hinblick auf die schlechte Erhaltung der Nervatur unmöglich, auch um so weniger erwünscht, als selbst die generische Zuweisung solcher grasähnlichen Blattreste recht unsicher und nur als provisorisch anzusehen ist. Unterfamilie Rhizocauleen. Rhizocaulon, Taf. VI. Fig. 23. Die Gattung umfasst Pflanzenreste, welche bisher nur im südlichen Frankreich, in den Süsswasserschichten der oberen Kreide des Beckens von Fuveau und im Tertiär der Provence*, sowie von Dr. Vater auch im Oligocän Braunschweigs (Schimper — Schenk, Paläophytologie S, 820) gefunden sind. Aus da- selbst entdeckten, zerstreuten Stamm theilen , Blättern, Wurzeln und vor allem rispigen Blüthenähren , reconstruirte Saporta* diese Pflanzen, deren anatomischer Bau an verkieselten Stamm- stücken gleichfalls studirt werden konnte. Es sind 1 — 2 m hohe Sumpfpflanzen, deren unverzweigte, nicht sehr feste Stämme in ihrem oberen Theile mit aufrecht stehenden, bandartigen Blättern dicht besetzt waren. An den Stengelknoten entsprangen, die Blatt- basen durchbrechend, zahlreiche Luftwurzeln, welche ähnlich wie bei den recenten Pandaneen als Stützen des schwachen Stammes 1 . Saporta, Etudes sur la vdg^tation, etc., Ann. des Sc. 4® s6rie, Tome XVTl, XIX, 5® s6rie, Tome XVII. 2. Saporta, Die Pflanzenwelt vor dem Erscheinen des Menschen, übersetzt V. G. Vogt, S. 260, Fig. 70. 69 [259] dienten. Zur Blüthezeit stieg aus dem Gipfel des Stammes eine hohe ästige, viele kleine Aehrchen enthaltende Rispe empor. Mehrere Arten hat Saporta unterschieden, welche ihre Haupt- entwickelung im Unter- und Mitteloligocän hatten, im Oberoli- gocän aber verschwanden. Die endgiltige Stellung der Rhizocauleen im System ist noch nicht gesichert. Bisher wurden die Rhizocauleen den Res- tiaceen angereiht *. Neuerdings hat Schumann (Untersuchung über die Rhizo- cauleen. Jahrbuch der preuss. geolog. Landesanstalt und Berg- akademie für 1891, Bd. XII, Berlin 1893, S. 226 fi’., Taf. 26 — 28) diesen interessanten Pflanzentypus einem eingehenden Studium unterworfen. Dieser Autor erkennt nur JRhizocaulon Brongniarti Sap. als einzigen sicheren Vertreter der Gattung an. Er sagt hierüber S. 286/87 und im Hinblick auf die Stel- lung der Gattung im System: „Er (dieser Pflanzentypus) ist durch die Anatomie der Wurzeln, Blätter und Stengel, deren Zusammen- gehörigkeit bewiesen werden kanp, so weit charakterisirt, dass er bei den Cyperaceen untergebracht werden kann, wenn auch, da die Gruppen der Monocotyleu ausschliesslich auf den Merk- malen der floralen Sphäre begründet sind, seine genaue Stellung innerhalb dieser nicht festzusetzen ist.“ Es ist nun sicher, dass die Verbreitung dieses interessanten Pflanzentypus wenigstens schon zur Mitteloligocänzeit bis ins heutige obere Rheiuthal reichte, denn die Blättersandsteine von Riedisheim haben nach Fliche* hiehergehörige Blattreste er- geben und unter den Pflanzenabdrücken von Brunstatt fand ich auch ein Stammstück dieser Gattung. Die Zeichnung, die nach einer photographischen Aufnahme 1. ScHiMPER — Schenk, Paläophytologie S. 342. 2. Fliche. Les Flores de Mulhouse, pg. 8. [260] 70 (Taf. 6, Fig 23) entworfen ist, zeigt auf der Steinplatte ein stark zusammengedrücktes und zerbröckeltes Stammstück in natürlicher Grösse. Die quer zur Längsachse des Ganzen verlaufende Linie (bei a) dürfte die Grenze zwischen zwei Stengelinternodien sein. Unter dieser sind an mehreren Stellen (bei b) rundliche Narben, die ürsprungsstellen der Luftwurzeln, zu erkennen. Die Längs- streifung der Oberfläche tritt deutlich hervor. Das* Stück erinnert am meisten an ein Starambruchstück von R. macrophyllum , welches Sapoeta (Ann. des Sc. nat. Bot., Serie 4, tome 17, pg. 198, Tab. 1, Fig. 4) aus den Li- gniten von Naus beschreibt und abbildet. Gramineae. Im fossilen Zustande vorkommende schmale, grasartige Blätter, welche man einer bestimmten Gattung der Gramineen nicht zuzutheilen vermochte, bat man zu der Gattung PoacUes vereinigt und hierdurch zugleich ihre Aehnlichkeit mit Blättern der recenten Gattung Poa zum Ausdruck gebracht — allerdings unter Nichtbeachtung des Umstandes, dass auch noch viele andere Gräser, die nicht der Gattung Poa angehören, die gleichen Blatt- formen aufzuweisen haben. Das Unrichtige dieses Verfahrens ist denn auch in der Literatur wiederholt betont worden, am ener- gischesten von Schenk*. Es ist auch einigermassen Abhilfe ge- schaffen, indem von Conwentz* für derartige Reste die Gattung Graminophyllum aufgestellt wurde. Diöse neue Gattung umfasst nach dem Autor „omnia folia charactere Graminearum“. Der Um- fang der Gattung ist aber wohl zu weit gefasst. Es ist doch bereits 1. ScHiMPER-ScHENK, Palacophytologie, S. 385. 2. CoNWENTz, Die Flora des Bernstein, II. Bd. Angiospermen, S. 14. 71 [261] gelungen, auch unter den fossilen Gräserresten mindestens die Gattungen Arundo und Phragmites (vergl. Heek, Die Tertiär- flora der Schweiz S. 61 ff.) genügend zu sichern. So sollte man denn die Gattungsbezeichnung Graminophyllum provisorisch für alle noch nicht sicher unterzubringenden fossilen Reste von grasblattartiger Natur beibehalten. In der Tertiärflora von Mülhausen kommen, neben Phrag- mitesresten, Abdrücke solcher schmalen Grasblätter vor, die man, wollte man der früher üblichen Gepflogenheit folgen, der Gat- tung Poacites zurechnen müsste. Sie werden hier, da eben nur ihr allgemeiner grasartiger Charakter ins Auge fällt, unter der Bezeichnung Gramin ophyllum beschrieben; Cframinoplt/ylliim angustum A. Br. spec. Taf. VIII, Fig. 5—7. Eine Anzahl Bruchstücke linearer Blätter, deren Breite zwischen 1 mm und 1 ’/* mm schwankt. Sie sind gradlinig gestreckt oder hin- und hergebogen, ganzrandig und von mehreren Längsnerven durchzogen. Es lassen sich solcher Nerven hier und da 5 — 7 zählen, vielleicht auch mehr, zugleich scheint ein mittlerer weniger zart zu sein, als die übrigen unter sich gleich- artigen, vielfach sind die Nerven ganz verwischt. Queranasto- mosen sind nirgends wahrnehmbar. Gleich schmale Blätter hat A. Braun als Poacites angustus bezeichnet, auch stimmt wohl im Ganzen die Zahl der Nerven überein, weshalb ich die vorliegenden Reste mit A. Beaun’s Artnamen belegt habe. Gr. succineum CoNw. aus der Flora des Bernsteins kann hiermit gleichfalls verglichen werden. & [262] GraminopiMfllmn anisonei've spec. nov. Taf. VIII, Fig. 8. 72 Die ebene, ganzrandige, 5 mm breite Blattfläche ist von ungleichen, parallelen Längsnerven durchzogen. Queranastomosen sind nicht vorhanden. Nach ihrer Stärke kann man dreierlei Längsnerven unterscheiden und zwar 6 stärkste Nerven, in deren Zwischenräumen wiederum je einen schwächeren, endlich zu beiden Seiten der letzteren je einen noch zarteren, wie die Fig. 8 b bei stärkerer Vergrösserung zeigt. Dieses regelmässige Ab- wechseln je eines stärkeren Nerven mit zwei zarteren unter- scheidet vorliegende Form von den bisher bekannten fossilen Grasblättern, weshalb trotz der Unvollständigkeit des vorliegenden Blattes hier die Aufstellung einer neuen Species Berechtigung hat, vorausgesetzt, dass die Nervatur der Grasblätter wirklich diagno- stischen Werth besitzt. Eine gleiche Anordnung verschieden starker Längsnerven zeigt auch Sparganium valdense, indessen schliesst bei deutlicher Nervatur der jegliche Mangel von Quer- anastomosen, wie auch die Schmalheit der Blätter für den vor- liegenden Blattrest die Gattung Sparganium füglich aus. Die geringe Breite und die Nervatur unseres Blattes schliessen auch die Gattung Fhragmites aus. Phragmites oeningensis A. Br. Heer, Flora tert. Helv. Bd. I, S. 64 — 66. Taf. XXIV. Taf VIII, Fig. 9, 10. Eine Anzahl Blattfetzen, theils nur im Abdruck, theils mit der verkohlten Blattsubstanz erhalten, gehört zu dieser Art. Abgebildet sind hier zwei derselben. Durchzogen sind die Blatt- stücke von niiii auseinander stehenden Längsnerven, zwischen 73 [263] denen 7, 9, auch wohl 1 1 zarte Zwischennerven hinlaufen. Au den Stellen, wo diese feinere Structur überhaupt zu erkennen ist, tritt der mittelste der Interstitialnerven ein wenig kräftiger hervor, rechts und links davon sind demnach noch je 3, je 4 oder auch je 5 jener ganz zarten Längsstreifen zu zählen. Am äussersten Rande stehen die Hauptnerven dichter, als in den anderen Partieen des Blattes; die Zahl der Zwischennerven ist daselbst auch geringer. Foeesteb giebt die Art bereits 1885 in seinen Mittheilungen über das oberelsässische Tertiär für Brunstatt, Riedisheim, Bru- bach an. Zingiberaceae. cfr. Zdngiherites multinervis Heer. Heer, Flora tert. Helv., Bd. III, S. 172, Taf. CXLVIII. Taf. Vni, Fig. 11, 12. Es sind Blattfetzen von, wie man annehmen darf, grossen Blättern. Fig. 11 zeigt ein Blattstück, in dessen Fläche eine Anzahl Nerven in schwach bogenlinigem Verlaufe sich hinziehen. Sie sind unter sich gleich stark, vielfach verwischt, 1 — 2 mm von einander entfernt. Sehr zarte Zwischennerven in unbestimm- barer Zahl sind unter der Lupe hier und da sichtbar. Ein Mittel- nerv ist an diesem Stück nicht zu erkennen. So unvollkommen der Rest ist, so lässt er zum mindesten Monocotyledonenstructur erkennen. Er stimmt ausserdem mit Blättern überein, welche Heer unter obigem Namen aus der Schweizer Molasse vom Rossberg beschrieben und abgebildet hat; nur sind an unserem Blattstück die Zwischennerven verwischt. An einem anderen zwar kleineren, aber in gewissem Sinne vollständigeren Stücke (Fig. 12) sind feine Zwischennerven zu erkennen; an einer Stelle konnte ich deren 5 zählen. Die grössere Vollständigkeit erstreckt sich auf [264] 74 (las Vorhandensein eines kräftigen Nerven (Mittelnerven), von dem unter spitzem Winkel die 1 mm von einander entfernten geradlinig verlaufenden Secundärnerveu abgehen. Mit Reserve werden beide Stücke obiger Art zugerechnet. Zum Vergleiche könnte man noch Zingiberites borealis vom Samlande und undu- latus Heek aus Rixhöft (Heer, Miocäne baltische Flora) heran- ziehen. Beide Arten haben indessen dichter stehende Secundär- uerven; bei ihnen fehlen die Zwischeunerven. II. Classe. Dicotyleae. I. ünterclasse ChoiHpeteUae (incl. Apetalae). Myriceae. Myrica salicina Unger. Heer, Flora tert. Helv. Bd. H, S. 36, Taf. 71, Fig. 1 — 3. Taf. VIII. Fig. 13. Die Basis eines länglichen, am Grunde stark verschmälerten, lang gestielten, ganzrandigen Blattes. Der schwach umgelegte Rand lässt auf die lederartige Consistenz der Blattsubstanz schliessen. Der Mittelnerv ist recht kräftig und stark hervor- tretend, sodass er hier im Hohldruck eine tiefe Rinne hinter- lassen hat; nach unten hin ist er zu einem 11 mm laugen Blattstiele verlängert. Von dem Mittelnerv gehen sehr zarte, bogige Seitennerven unter spitzen Winkeln aus. In den angegebenen Merkmalen mit unserem Blatte gut übereinstimmende Blätter von Altstädten im Rheinthale ob der Mühle und von Teufen im Kanton Appenzell hat Heer (Tertiäre Flora der Schweiz II, S. 71) zu der Ungerschen Species gezogen, welcher ich auch das vorliegende Blatt einreihen möchte, trotz des verlängerten Blattstieles, der sonst bei 31. salicina nur G — 7 mm Länge erreicht. 75 [265] cfr. Myrica {Dryandroides) laevigata Heer spec. Flora tert. Helv. Bd. II, S. 101, Taf. 99, Fig. 8. Taf. Vm. Fig. 14. Die Basis eines grösseren, lanzettförmigen, ganzrandigen, offenbar lederartigen Blattes, dessen Stiel und oberer Theil der Blattfläche nicht erhalten sind. Von dem starken Mittelnerv gehen unter fast rechten Winkeln, unter einander nahezu parallele, sehr zarte Seitennerven aus, die dicht am Rande in Bogen sich vereinigen, vorher aber auch einen zarten Gabelast zur Ver- einigung mit dem nächstfolgenden Seitennerv aussenden. Ner- villen sind nicht erkennbar. Die allmähliche Verschmälerung der Lamina, der starke Mittelnerv, vor allem aber die fast rechtwinkelig, flach bogig verlaufenden, sehr zarten Seitennerven weisen auf die Gattungen Myrica und Apocynophyllum hin. Für letztere Gattung ist in- dessen das Vorhandensein von abwechselnd stärkeren und weniger starken Seitennerven (vergl. Schenk, Paläophytologie S. 767) charakteristisch, welches Merkmal hier fehlt. Die Gattung Apocy- nophyllum erscheint auch so ziemlich ausgeschlossen schon deshalb, weil in den Sundgauer tertiären Lokalfloren diese Gattung bisher niemals nachgewiesen wurde. Gut stimmt unser Blattfragment zu Blättern der Dryandroides laevigata, die Heer (Flora tert. Helv. 1. c.) abbildet, mit deren einem (1. c. Fig. 8) sich unser Blattfragment vollkommen zur Deckung bringen lässt. Trotz der Unvollständigkeit des vorliegenden Blattes glaube ich, letzteres, in Anbetracht der guten Erhaltung der charakteristischen Ner- vatur, obiger Art mit Vorbehalt zuweisen zu dürfen. Die Art kommt vor in Monod ob Rivaz, in den Mergeln von Rochette in der Schweiz, ferner sehr selten in den unteren Schichten von Aix, häufig in Armissan im südlichen Frankreich. [266] 76 Dryandroides stellt Sapobta zu Myrica, während Schenk (Paläo- phytologie S. 664) sie bei den Proteaceen belässt. Englee weist die Gattung bei der neuesten Bearbeitung der Proteaceen (Englee u. Peantl , Natürliche Pflanzenfamilien , III, Theil , 1.. Abth,, S. 127 und S, 155) den Myricaceen zu. Myricophyllum Brunstattense spec. nov. Taf. VUI. Fig. 15. Das Blatt ist lanzettförmig, schwach sichelartig gekrümmt, an der Basis allmählich in den Blattstiel, nach der Spitze zu ebenfalls langsam verschmälert. Die äusserste Spitze fehlt hier. Die grösste Breite in der Mitte der Längserstreckung beträgt 5 mm. Der Rand ist in der ganzen unteren Blatthälfte glatt, erst gegen die Spitze hin treten deutliche, nicht scharfe Zähne auf. Eine kräftige Randleiste begleitet den Umriss des Abdruckes; sie deutet die derbhäutige Beschaffenheit der Blattsubstanz zur Genüge an. Der Mittelnerv ist nur von zarter Beschaffenheit; er verjüngt sich nach der Blattspitze hin allmählich. Seitennerven sind stellenweise als sehr feine, unter spitzem Winkel vom Mittel- nerven ausgehende Bogenlinien wahrnehmbar, ihr Endverlauf lässt sich nicht feststellen. Die Form, Bezahnung und sonstige Beschaffenheit des « Blattes spricht' für myriceenartige Blätter, mit welchen ja auch vielfach gewisse Proteaceen, besonders Banksiaarten wegen der grossen Uebereinstimmung in der äusseren Form der Blätter vereinigt sind. Die letzteren können hier weniger in Betracht kommen, da sie sich durch einen starken Mittelnerven aus- zeichnen, der mit beinahe gleicher Stärke bis in die Blattspitze sich verfolgen lässt. Auch hinterlassen Proteaceenblätter vermöge ihres festen Baues im Gesteine noch stärkere Eindrücke des Randes, als wir sie an unserer Art erkennen (vergl. Schimpee- 77 [267] Schenk, Paläophytologie S. 456). Soweit mir die einschlägige Literatur zugänglich war, konnte ich eine sichere Uebereinstim- mung unseres ausreichend charakterisirten Blattes mit einer be- reits beschi'iebenen und abgebildeten fossilen Form nicht finden. In der Grösse und allgemeinen Randbeschafifenheit erinnert un- sere Art noch am ehesten an Sapoeta’s Myrica sacJiariensis var. minuta (M. gracilis Sap.) von Saint-Jean-de-Garguier* und an die dieser sehr nahestehende M. Saportana Schimpeb, und doch trennt die Schmalheit und auch die Art der Bezahnung der Brunstätter Blätter diese von jenen aus der Provence, Hierher stelle ich noch den Blattrest Fig. 15 c, dessen Form und Berandung sowie die Zartheit des Mittelnerven gut zu dem beschriebenen Blatte, dessen untere Hälfte er darstellt, passen. Mijricophyllwm spec. Taf. Vm. Fig. 16. Der hier abgebildete Blattrest zeigt, soweit erhalten, in Form, Berandung und Nervatur mit Myrica cerifera L. (vergl. Schimpeb- Schenk S. 454, Fig. 273 und Ettingshausen, Ape- talen Tab, V, Fig. 10 — 12) grosse Aehnlichkeit , nur stehen die Zähne des Randes an der lebenden Art weniger dicht. Eine Randleiste weist auf eine eher feste als dünnhäutige Consistenz der Blattsubstanz hin. Die unter wenig spitzem Winkel vom Mittelnerv ausgehenden zarten Seitennerven gehen zumeist in die Randzähne, sind aber zugleich durch Anastomosen mit den benachbarten Sekundärnerven in der Nähe des Randes verbunden. Ein feines Netz von Nervillen bedeckt die Oberfläche. — Bei 1. Saporta, Etudes sur la veg. du Sud-Est de la France II, 2 in Annales des sc. nat. Bot., S6r. 4, t. III, pag. 107, pl. V, Fig. 10. Saporta, R6vision de la flore des gypses d'Aix in Ann. d. sc. nat. Bot. S6rie IV, t. XVIII, Tab. 6, Fig. 5 — 7 u. t. XVIII, pag. 26. [268] 78 ähnlicheu Blattformen von Proteaceen, z. B. Grevillea repanda Zahlbb. und Lomatia longifoUa (Ettingshausen 1. c. Tab. 37 und 42, Fig. 11) entspringen die Sekundärnerven aus dem Mittel- nerven unter spitzerem Winkel, als es hier der Fall ist. JPopiiliis spec. Taf. IX. Fig. 1—3. Die Gattung Popndus fehlt der Brunstatter Flora nicht. Einige, freilich nur kümmerliche Reste weisen darauf hin. ' Fig. 1 stellt ein Stück der rechten Hälfte eines mittel- grossen Blattes dar, an welchem ausser den starken, wieder ver- zweigten Seitennerven dicht über dem Blattgrunde ein Paar (hier nur einer — der rechte) feiner, nicht weiter verzweigter Seiten- nerven vom Mittelnerv ausgehen (a). Die feineren Verzweigungen der Seitennerven bilden grössere und kleinere Randfelder. Das Vorhandensein dieser zarten, längs des Randes am Blattgrunde verlaufenden Nerven, welche Heeb (Flora tertiaria, Bd. II, S. 9) als charakteristisch für Populus hinstellt, ist auch hier ent- scheidend, den im Uebrigen recht mangelhaft erhaltenen Blattrest dieser Gattung einzureihen. Soweit hier erhalten, erscheint der Rand schwach wellig. Diese Randbeschaffenheit passt zwar weniger für Pappelblätter, kommt indessen doch auch bei manchen fos- silen (P. mutabües H.) wie recenten Arten (P. euphratica Oliv.) vor. Wegen der Form Hessen sich Blätter von P. melanaria Heek und P. halsamoides Goepp. aus dem Schweizer Tertiär (Heek, Flora tert. Helv., Bd. II, Taf. LIV, Fig. 7 und Taf. LX, Fig. 1 — 3) zum Vergleiche heranziehen; eine genauere Bestim- mung ist unmöglich. Fig. 2, ein Stück der linken Blatthälfte, welches ich zaghaft mit zu Populus stellen möchte, — und zwar wegen der Rand- 79 [269] beschaffenheit, — würde vielleicht zu kleinen Formen von P. latior Heeb (Hebe, Fl. tert. Helv. Taf. LVIl) passen. Die aufgesprungene, zweiklappige Frucht in Fig. 3 erinnert durchaus an Früchte derselben Gattung und stimmt mit Früchten überein, welche Hebe zu P. latior gezogen hat (Hebe 1. c. Taf. XIV, Fig. 3). Sie ist geeignet, obige generische Bestim- mung der Blattreste zu unterstützen. Salix elongata Weber. 0. Weber, Tertiärflora der niederrheinischen Braunkohlenformation. Palaeontographica, Bd. II, S. 177, Taf. 19, Fig. 10. Taf. IX. Fig. 4. Druck und Gegendruck eines ganzrandigen, lanzettlichen, dünnhäutigen Blattes, dessen grösste Breite 15 mm beträgt. Die Spitze fehlt. An der Basis verschmälert sich die Blattfläche in den Blattstiel. Die Blattspitze ist, nach dem mehr minder parallelen Verlauf der Ränder zu urtheilen, lang ausgezogen gewesen. Abwechselnd zarte und weniger zarte Seitennerven gehen unter spitzen Winkeln von dem nicht starken Mittel- nerven ab und verlaufen in schwachen Bogen nach dem Rande. Unter Berücksichtigung der Consistenz der Blattsubstanz gelangt mau auf Grund der vergleichenden Betrachtung der Nervatur zu der Gattung Salix und zwar zur Gruppe „foliis integerrimis“. Aus dieser Gruppe sind die Formen mit an der Basis ver- schmälerter Blattfläche herauszugreifen. Es sind dies S. tenera A. Be., S. Integra Goepp. und elongata 0. Web. Die erste dieser Formen unterscheidet sich nach Hebe von diesen und über- haupt den verwandten Arten durch den sehr spitzen Winkel, den die Seitennerven mit dem Mittelnerven bilden; die zweite zeichnet sich durch einen starken Mittelnerv aus; S. elongata [270] 80 vereint die Merkmale in sich, welche die vorliegende Form er- kennen lässt. Salicophyllum spec. Taf. IX. Fig. 5. Trotz der Unvollständigkeit des vorliegenden Blattabdruckes lassen sich doch Merkmale herausfinden, welche für Weiden- blätter charakteristisch sind (vergl. Heer, Tertiärflora d. Schweiz, Bd. II, S. 25 und Schimpee-Schenk, Paläophytologie S, 462/63). Der Mittelnerv ist kräftig, von ihm laufen ziemlich dicht stehende, bogige Sekundärnerven aus. Unter den letzteren kann man zweierlei unterscheiden, nämlich längere, die gegen den Rand hinstreben und sich camptodrom mit einem höher stehenden verbinden, und kürzere, zartere, die bereits innerhalb der von jenen gebildeten Felder selbst auslaufen. Der Rand, nicht gut erhalten, zeigt an einer Stelle eine schwache Bezahnung. Die oflfenbar lanzettliche Form spricht zum Mindesten nicht gegen die Gattung Salix. Die Blattsubstanz dürfte derbhäutig gewesen sein. Die Speciesbestimraung ist natürlich ausgeschlossen. Lauraceae. Cinnamomuni cfr. lanceolatuin (Ung.) Heer. Heeb, Miocäne baltische Flora, S. 77, Taf. 22. Taf. IX. Fig. 6, 7. Diese auch in den Sanden von Dörnach durch viele Blätter vertretene Art scheint im übrigen Tertiär der Umgegend Mül- hausens nur geringe Verbreitung gehabt zu haben; wenigstens lassen die mehrfachen Cinnamomumblattreste der einzelnen Loka- litäten eine sichere Zuweisung zu obiger Art nicht zu. Nur 81 [271] von Rixheim noch konnte ein vollständiges Blatt von Cinnam. lanceolatum nachgewiesen werden. — Auf einigen Steinplatten von Brunstatt nun finden sich ausser jenen zu C. Scheuchzeri zu stellenden Blattstücken mehrere Basisstücke von Cinnamomum- blättern, die zu G. Scheuchzeri nicht gezogen werden dürfen. Die auffallende Verschmälerung der Basis in den Stiel ist viel- mehr für C. lanceolatum Heee charakteristisch („basi apiceque acuminatis“, Miocäne Flora S. 77). Gerade so ausgezogen ist der Blattgrund an den Blättern von Dörnach. Man vergleiche auch die Abbildungen in Heee’s Tertiärfiora der Schweiz, Bd. II, Taf. 93 und in der Miocänen Flora Taf. 22. Freilich einwands- frei ist die Zuweisung der vorliegenden Reste zu obiger Art nicht, da die Spitze der Blätter fehlt ; spätere glückliche Funde werden die endgiltige Entscheidung zu geben haben. — Fliche giebt diese Art weder für Brunstatt noch für Riedisheim an. Cinnamomimi Scheuchzeri Heee. Heer, Flora tert. Helv. Bd. H, S. 85, Taf. XCI u. XCII. • Taf. IX. Fig. 8—10. Das vorliegende Blättchen (Fig. 8) hat eine deutlich ab- gerundete Spitze. Die Basis ist leider nicht erhalten. Die beiden starken Seitennerven erreichen die Blattspitze nicht; sie sind mit dem Mittelnerv durch Nervillen verbunden. Die Beschaffen- heit der Blattspitze lässt die Artbestimmuug auch trotz des Mangels der Basis als gesichert erscheinen. Ganz ähnliche Blätter von so geringer Grösse („wohl von den Zweigspitzen“) bildet Heee in seiner Tertiärflora der Schweiz, Taf. 92 ab. An einem zweiten Blatte, Fig. 9, das den Uebergang zu C. lanceolatum andeutet, aber noch nicht die abgesetzte Zuspitzung des Blattgrundes besitzt, daher wohl auch hierher zu bringen [272] 82 ist, entspringen die beiden starken Seitennerven auffallend tief aus dem Hauptinittelnerven. Ein drittes Blattstück (Fig. 10) ohne Basis und Spitze, von einem grösseren Folium herrührend, mag hier schliesslich erwähnt sein. Die beiden einzigen starken Sekundärnerven zu beiden Seiten des Mittelnerven weisen unter Berücksichtigung des ganzen Blattrandes ohne Zweifel auf die Gattung Cinnamomum hin. Die hiervon abgezweigte Gattung Daphnogene, deren Blätter zum Unterschiede von Cinnamomum eine abgerundete Basis besitzen, käme freilich bei dem Mangel der Basis des vorliegenden Blatt- restes mit in Betracht, zumal die Nervillen fehlen. Das ge- sicherte Vorkommen von Cinnamomumblättern in den mit den Steinmergeln von Brunstatt übereinstimmenden Steinmergeln von Riedisheim (nach Fliche), wie das seltene Vorkommen von Daph~ nogene bei Brunstatt, machen es wahrscheinlich, dass wir es auch hier mit einem Cinnamomumblatte zu thun haben. Die erhaltenen Randconturen lassen auf ein oblonges resp. lanzett- liches Blatt schliessen, welche Formen für C. Scheuchseri resp- C. lanceolatum passen. Für G. lanceolatum ist, abgesehen von der Ausbildung der Spitze des Blattes, der dem Rande sehr genäherte Verlauf der Seitennerven charakteristisch. In unserem Falle spricht die Lage der beiden Seitennerven indessen mehr für C. Scheuchzeri. Fliche erwähnt 1886 in Les flores tertiaires des environs de Mulhouse von Brunstatt die Gattung Cinnamomum überhaupt nicht; dagegen führt er aus den mit den Brunstatter Stein- mergeln gleichliegenden Schichten von Riedisheim eine Blüthe, einen Zweig und mehrere Blattreste obiger Art an und erst 1890 gibt er von Bornkappel Cinnamomum an. (Matthieu Mieg, Bleicher et Fliche, Contributions ä l’etude du terrain tert. d’Alsace etc. Bull. soc. geol. de France 3® ser.,t. 18, p. 418....) 83 [273] Daphnogene TIngeri Heer. Heer, Miocäne baltische Flora, S. 77, Taf. XXII, Fig. 18. Taf. IX. Fig. 11. Das vorliegende Blatt lässt sich mit grösserer Sicherheit zu obiger Art stellen als das von Zimmersheim (Seite [322]) be- schriebene, da ausser den charakteristischen beiden Seitennerven noch die wohl erhaltene Basis die für Daphnogene bezeichnende Abrundung erkennen lässt. In Form und Grösse stimmt unser Blatt in überraschender Weise mit einem von Heer aus der Tertiärflora von Rixhöft beschriebenen und daselbst 1. c. auf Taf. XXII, Fig. 18 abgebildeten Blatte überein. cfr. Laurus pinmigenia Unger. Unger, Fossile Flora von Sotzka, S. 38, Taf. XIX. Taf. IX. Fig. 12. Trotz seiner fragmentarischen Beschafifenheit ist die nähere Bestimmung -des vorliegenden Abdruckes wegen der guten Er- haltung der Nervatur doch möglich. Das Blatt, welchem dieser Rest einst angehörte, war offenbar lang lanzettförmig, ganzrandig und, wie die Art des Abdrucks, namentlich die schai’fe Markirung der Nerven zeigt, derbhäutig. Durchzogen war es von einem starken Mittelnerven, von welchem unter recht spitzen Winkeln von einander weit entfernt inserirte, alternirende, camptodrome Sekundärnerven ausgehen. Letztere sind durch Queranastomosen mit einander verbunden. Die Summe dieser Merkmale weist zunächst auf die Familie der Lauraceen hin (vergl. Schimper- ScHENK, Paläophytologie, S. 492) und hier auf die Gruppe mit gefiedertem Leitbündelverlaufe, ferner deutet im Besonderen die Art der Stellung und Inserirung der Seitennerven (vergl. Unger. [274] 84 1. c. S. 38 und auch Feiedbich, Tertiärflora der Prov. Sachsen, S. 124) mit grosser Bestimmtheit auf obige Species hin, trotz des Mangels der Basis und Spitze des Blattes. Unser Blatt war etwas breiter, als die Blätter von Sotzka und aus dem Oligocän der Provinz Sachsen; besser passen im Hinblick auf die Grössenverhältnisse die Blätter derselben Art aus dem Aquitan des Zsilthales, (Staub, Die aquitanische Flora des Zsilthales, Taf. XXVIII, Fig. 6 und XXIX, Fig. 1.) Die vom Eocän bis ins Obermiocän weit verbreitete Art ist also auch der Flora des Blättersandsteins von Brunstatt nicht fremd gewesen. Obige Bestimmung wird noch unterstützt durch die An- gabe von Fliche (Les Flores tertiaires des environs de Mul- house 1886), dass auch in den gleichen Schichten von Riedisheim die Gattung Laurus vorkommt. Vor Allem aber giebt Heee aus dem Mitteloligocän des benachbarten Spechbach (vergl. S. [333] in dieser Arbeit) obige Art mit Bestimmtheit an. Laurophyllum sp. Taf. IX. Fig. 13. Der basale Theil eines breit lanzettförmigen, am Grunde langsam verschmälerten, ganzrandigen Blattes von lederartiger Consistenz, wie der etwas zurückgekrümmte, glatte Rand zur Genüge lehrt. Von dem starken Mittelnerv gehen unter wenig spitzem Winkel bogenläufige, hier zum Theil verwischte Seiten- nerven aus. An einer Stelle sind zwischen den Seitennerven diese verbindende Queranastomosen und in den hierdurch her- vorgerufenen Feldern kleine , fast quadratische Adermaschen sichtbar, welche durch die feineren Verzweigungen der Leit- bündel gebildet sind. Solche Blattformen, ganzrandig, lederartig mit starkem 85 [275] Mittelnerv und Queranastomosen findet man bei Laurus (vergi. ScHiMPEB-ScHENK, Paläophytologie S. 402) und nahestehenden Gattungen, z. B. L. Nectandra (vergi, Ettingshausen, Blatt- skelette der Apetalen, Tab. XXXI). Im Besonderen wird man an Formen wie L. Swoszowiciana Ung. und an kleinere Blätter von L. princeps (Heek, Flora tert. Helv. II, Tab. 89) erinnert. Eine Zuweisung zu einer bestimmten Species erscheint im Hin- blick auf den immerhin mangelhaften Erhaltungszustand nicht begründet. Simarubeae. Ailanthus Foersteri spec. nov. Taf. IX. Fig. 14. Es ist eine im Abdruck recht deutlich erhaltene Flügel- frucht. Der Flügel ist leider nicht so vollständig erhalten, dass sich über die Art seiner seitlichen Endigung Bestimmtes aus- sagen liesse. Aus dem Verlauf des besonders rechtsseitig noch erhaltenen Bandes kann man eher auf seitliche Abrundung schliessen. Die Frucht erinnert an die Flügelfrucht von Ailanthus glandulosa L. Feine Längsstreifen verlaufen in der Fläche des Flügels. In der Mitte desselben ruht ein fast kreisrundes Frücht- fach, Mit Rücksicht auf Form und Bau des Fruchtfaches und des Flügels können unter den bekannten Flügelfrüchten nur die der Gattung Ailanthus in Betracht kommen. Unter den mir zum Vergleich vorliegenden Abbildungen der fossilen Früchte von Ailanthus prisca Sap. , minutissima Sap., lancea Sap. aus dem Unteroligocän von Aix, von A. oxycarpa Sap. aus dem Oberoligocän von Armissan, von A. microsperma — Hohe Rhonen, A. gigas Ung. — Sotzka, A. Confucii Ung. — Sotzka, fand ich keine, welche mit unserer Frucht zu identificiren wäre; die uordanierikanischen Arten A. ovata und longepetiolata Lesg. sind 86 [276] mir nicht zugänglich gewesen. — Ich bezeichne diese neue, gut ausgeprägte Fruchtform nach dem Erforscher der Sundgauer Tertiärformation und Entdecker der hier beschriebenen Pflanzen- reste, Herrn Prof. Dr. Foeester in Mülhausen. Malpighiaceae. Bmiisteria alsatica spec. nov. Taf. IX. Fig. 15. Eine stattliche, unsymmetrisch gebaute Flügelfrucht. Das Fruchtfach — hier leider vollständig zerdrückt — ist spitz- eiförmig, breiter an der Rückenkante der ganzen Frucht, nach der Bauchkante sich verschmälernd. Der breite, bandförmige Flügel, von etwas geschweiften Randlinien umgrenzt, ist an der Rücken- kante ein wenig aufgerichtet und wohl auch dicker, als an der Bauchkante, in der Fläche von zahlreichen, parallelen, etwas bogig verlaufenden Längsstreifen durchzogen. Der Flügel ist nicht vollständig erhalten; seine grösste Breite misst hier 25 mm. Die Frucht lässt sich am ehesten mit Früchten der Gattung Banisteria vergleichen. Unter den aus dem Tertiär bekannten Früchten hat mit der unserigen nur die Banisteria gigantea Schenk* (= Acer giganteum Goepp.) von Striese in Schlesien grosse Aehnlichkeit; allein die schlesische Art weist sehr viel bedeutendere Dimensionen auf. Ich belege daher die vorliegende Frucht mit besonderem Namen. Hiraeocarpum parvuluni spec. nov. Taf. IX. Fig. 16. Eine kleine geflügelte Spaltfrucht. Die Seitenkämme der beiden Ovarfächer sind zu einem schildartig zusammenhängenden. 1. ScHiMPER-ScHENK, Paläophytologie S. 572, Fig. 325, 10. 87 [277] am oberen Rande tief ausgerandeten Flügel ausgewachsen, welcher einen grössten Durchmesser von 3 mm erreicht hat; der zurück- tretende Rückenkamm ist nicht sichtbar. Von den Fruchtfächern strahlen feine Nerven aus, wie es scheint, bis in den Rand des Flügels hinein. Seitenverzweigungen dieser Nerven sind nicht wahrnehmbar. In der Familie der Malpighiaceen , im Besonderen in der Gattung Hiraea, kommen ähnliche Früchte vor. Unter den fos- silen Früchten fand ich keine, welche sich mit vorliegender Form identifiziren Hesse, denn die als Hiraea Ungeri und Hiraea horealis von Ettingshausen beschriebenen Früchte, erstere aus dem Oligocän von Sotzka, letztere aus dem Oligocän von Haering, sind zwar von einem ähnlich gebauten Seitenflügel umgeben; sie erscheinen aber, nach den Zeichnungen zu urtheilen, nicht als Spaltfrüchte (vergl. Schimpee-Schenk, Paläophytologie S. 572, Fig. 6 — 8). Besser passen für den Vergleich die Früchte der recenten Hiraea urens Moeic (Schimpee-Schenk 1. c. S. 569, Fig. 8) und Hiraea cordifolia Juss. aus Brasilien. Der bei den Mal- pighiaceen sehr häufig an der Theilfrucht vorhandene, aber bei der ünterabtheilung der Hiraeaceen zuweilen gar nicht ausge- bildete Rückenflügel (Englee u. Peantl, Pflanzenfamilien, III. Theil, 4. Abtblg., S. 49) fehlt auch hier. Die Ausrandung des Flügels ist bei H. urens fast genau so beschaffen wie an unserer Form. Der Flügel umgiebt indessen bei H. urens die Frucht beinahe in gleicher Breite ringsherum, während derselbe an unserer Frucht mehr einseitig ausgebildet ist, sodass die Frucht- fächer mehr nach dem Rande des Flügels verschoben sind, ohne denselben jedoch ganz zu erreichen. Von H. urens und H. cordi- folia wie von den fossilen Arten, unterscheidet sich die Brunstatter Art auch noch durch die Kleinheit ihrer Früchte. Die Gattung Hiraea, sicher gestellt durch die Früchte, kommt in Europa vom 7 [278] 88 unteren Oligocän bis in das obere Miocän hinein vor. Ausser den oben bereits genannten Arten, H. horealis Ett. von Haering und H. üngeri Ett. von Sotzka, sind noch bekannt geworden von letzterem Fundorte H. Eermis Ung., sowie aus dem oberen Miocän von Schrotzburg H. expansa Hebe. Erwähnt mag noch werden, dass eine grosse Aehnlichkeit in den Umrissformen und in der Grösse mit der Flügelfrucht von Zygophyllum cyclopterum Sapoeta (Flore fossile d’Aix-en- Provence, Ann. des sc. nat., 7® serie Bot., tome X, pg. 101, tab. 14, fig. 12) aus der Flora von Aix besteht; indessen handelt es sich in letzterem Falle um eine zweifächerige Kapselfrucht. Ein weiterer Unterschied liegt im Bau des Flügels, der in dem oberen herzförmigen Einschnitt einen grilfelartigen Ansatz zeigt und an der Basis deutlich gespalten ist. Aquifoliaceae. Ilex spec. Taf. IX. Fig. 17. Von dem ganzen Blatte ist nur ein sehr spitz auslaufender Seitenlappen im Abdruck erhalten. Dass es kein Endlappen, sondern eben ein Seitenlappen ist, ergiebt sich aus dem bogigen Verlauf des einzigen sichtbaren Nerven und auch wohl aus dem unsymmetrischen Verlauf der Randconturen. Der Rand wird von einer besonderen Randlinie (kein Randnerv) begleitet, welche auf einen auffallend dicken Blattrand und damit auf die fast lederartige Consistenz des Blattes schliessen lässt. Eine feinere Nervatur ist nicht erkennbar, und doch ist die Epidermis im Abdruck so treu erhalten, dass stellenweise polygonale, von geraden Seitenwändeu umgebene Zellen unter dem Mikroskop sichtbar werden. 89 [279] Lederartige Blätter mit so spitz auslaufenden Seitenlappen, resp. so grossen Kandzähnen sind bei Quercus und Ilex zu finden. Es ist schwer zu entscheiden, welcher der beiden Gattungen ein Blatt mit einer solchen Randbeschaffenheit angehört. Heer berührt diese Schwierigkeit bei der Beschreibung der beiden Arten Ilex Studeri De la Harpe und I. Muminiana Heer aus dem Schweizer Tertiär (Heer, Flora tert. Helv. Bd. III, S. 72). Er legt bei der endgiltigen Entscheidung zuletzt das Haupt- gewicht auf den auffallend dicken, „in der That ganz Ilex- artigen Rand“.^. Für unseren Blattrest trifft Aehnliches zu. Dazu kommt, dass die Form der Epidermiszellen mit der für Celas- trineen und Aquifoliaceen bekannten (vergl. Schimper-Schenk, Paläophytologie, S. 583) übereinstimmt, wodurch die provisorische Zuweisung des vorliegenden Blattrestes zu obiger Gattung ge- rechtfertigt erscheint. Ilex Ruminiana H. hat ähnlich grosse und scharfspitzige, indessen etwas sichelförmig gekrümmte Blattzähne. Der Ver- gleich unseres Blattes mit Blättern von Ilex horrida Sap. aus der Flora von Armissan (Saporta, Flore d’Armissan et de Peyriac, dans le bassin de Narbonne in Ann. des sc. nat., 5® Serie, tome 4, pg. 190, tab. 11, fig. 9) spricht ebenfalls für obige Gattungsbestimmung. Cornaceae. Nyssa cfr. europaea Unger. Unqer, Sylloge plantarum foss. S. 76, Taf. 7, Fig. 25 — 27. Taf. IX. Fig. 18. Eine eirunde Frucht von 3 mm Länge und 2 mm grösster Breite, am Grunde abgestutzt, hier die Narbe des Blüthenstiels. Die Oberfläche ist mit mehreren bogigen Längsfalten bedeckt, [280] 90 welche auf die ehemalige Anwesenheit eines einen Kern um- schliessenden, nicht dicken Fruchtfleisches hindeuten dürften. Dieselben Merkmale führt Schenk in der Paläophytologie S. 613 bei der kritischen Beleuchtung der fossilen Nyssareste für die Früchte dieser Gattung an. Das Fehlen einer an Nyssa- früchten vorhandenen Narbe (von den abgefallenen Blüthen- theilen herrührend) an der Spitze unserer Frucht liesse sich wohl aus der schiefen Lage der letzteren im Gestein erklären. Die Früchte dieser Art aus der Wetterau (Ung. 1. c.), von Bovey Tracey (Transactions of the R. Soc. of London CLII, S. 1066, Taf. 69, Fig. 11 — 17) und von Rixhoeft (Hebe, Miocene halt. Flora, S. 90, Taf. 25, Fig. 22) sind grösser, bis 7 mm lang und 6 mm breit; die kleinsten von Bovey Tracey 4’/» mm lang und 3 mm breit. Die vorliegende Frucht erinnert am ehesten an die kleine Form von Bovey Tracey. Haben wir es mit einer unreifen, daher kleineren Frucht zu thun, oder liegt wirklich eine N. europaea nahestehende, neue Form vor? Zur Gattung Nyssa gehörige Blattreste fehlen bislang. Myrtaceae. Callistemophyllum priacum (Ett.) Sap. Ettingshausen, Die tertiäre Flora von Haering in Tyrol, Wien 1853. Taf. IX. Fig. 19. Ein ganzrandiges, schmal lanzettförmiges, allmählich in den Blattstiel verschmälertes Blatt von 2Vj mm grösster Breite. Die Spitze fehlt. Diese dürfte, nach dem Verlauf der Rand- conturen zu urtheilen, sich entsprechend gestalten wie der Blatt- grund. Ausser dem Mittelnerven sind nur noch deutlich links und rechts je ein zartes Randleitbündel im Abdruck zu erkennen. Hier und da erblickt man unter der Lupe vom Mittelnerv unter 91 [281] spitzem Winkel auslaufende, unter sich ziemlich parallele, nach dem Rande hin verlaufende Streifen, welche wohl als Seiten- nerven aufzufassen sein dürften. Ganz dieselbe Blattform hat Ettingshausen aus dem Unter- oligocän von Haering beschrieben^ (vergl. eine Copie der Zeich- nungen in ScHiMPEE-ScHENK, Paläophytologie, S. 642, Fig. 350 7 — 10). Die aus dem Unteroligocän von Aix durch Saporta bekannt gewordenen Blätter dieser Art sind etwas grösser und in der unteren Hälfte relativ breiter als diejenigen von Haering. Allerdings sind die Blätter von Haering wenig charakteristisch, da sie ausser dem Mittelnerv überhaupt keine feinere Nervatur erkennen lassen, was auch Schimpee-Schenk 1. c. S. 640 her- vorhebt, indessen dürfte Ettingshausen sie gewiss mit gutem Vorbedacht zu den Myrtaceen und zu obiger Gattung gebracht haben. Die Nervatur unseres Blättchens dagegen passt gut zu der Familie der Myrtaceen, dazu die Form gut zur Gattung Callistemon, nach welcher obige Gattung von Ettingshausen aufgestellt ist. Die Flora von Brunstatt hat jedenfalls diese Blattform mit der Flora von Haering gemein. Thymelaeaceae. Pimelea oeningensis Heer. Heek, Flora tert. Helv. HI, S. 93, Taf. 97, Fig. 2 — 10. Taf. IX. Fig. 20. Ein 11 mm langes, lanzettförmiges Blatt von 5'/» mm grösster Breite, dessen Fläche sich allmählich zu einem kurzen Blattstiele verschmälert. Das Blatt ist durchzogen von einem breiten, sich gegen die Blattspitze verschmälernden Mittelnerv, von dem, wie unter der Lupe nur schwer erkennbar, zarte [282] 92 Seitennerven unter spitzem Winkel entspringen und bogig auf- wärts steigen. Der Blattrand erscheint schwach umgerollt, welche Eigenthümlichkeit wie auch die Erhaltungsart des Blättchens auf eine mehr derbe, lederartige Consistenz der Blattsubstanz schliessen lassen. Aehnliche Blätter mit denselben Merkmalen hat Heer aus verschiedenen Lokalitäten des Schweizer Tertiärs beschrieben und auf Tafel 97, Fig. 2 — 10 abgebildet. Am ehesten nähern sich solche von Oeningen (Fig. 7 bei Heer) dem unserigen. JE^idaphniphyllum parvulum spec. nov. Taf. IX. Fig. 21. Das 15 mm lange bis 2 mm breite Blatt, dessen Abdruck hier vorliegt, ist von schmal lanzettlicher Form, an der Spitze abgerundet, am Grunde allmählich verschmälert oder ganz kurz gestielt. Der ziemlich kräftige Mittelnerv lässt sich bis zur Blatt- spitze deutlich verfolgen. Hier und da erscheinen unter der Lupe ein Paar unter spitzem Winkel ausgehende, bogige Seiten- nerven, zugleich chagrinartige Köruelungen der Epidermis. Die beiden Hälften der Blattfläche sind etwas gewölbt, der glatte Rand ist ein wenig umgerollt, die Consistenz des Blattes daher lederartig gewesen. In der Form ähnliche, am oberen Ende aber zumeist zuge- spitzte Blätter kommen bei der Gattung Daphne vor. Unser Blatt erinnert lebhaft an im Bernstein des Samlandes gefundene Blätter von Eudaplmiphyllum oUgocaenicum Conw.*; nur sind letztere wesentlich grösser. Fig. 6. I. CoNWENTz. Die Flora des Bernsteins, II. ßd. Angiospermen, S. 96, Tab. .X, 93 [283] Proteaceae. Persoonia Myrtillus Ettingshausen. Ettingshausen, Die Proteaceen der Vorwelt. Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Wien 1861, S. 719, Taf. XXX, Taf. IX. Fig. 22, 23. Der Abdruck einer Frucht mit bleibendem Griffel liegt vor. Der etwas gebogene, hier nicht in seiner ganzen Länge erhaltene Griffel geht ohne vorherige Anschwellung, unten dünn bleibend, in den Fruchtknoten über, welches Merkmal Ettings- hausen (1. c.) für obige Art als besonders wichtig angiebt. Hierdurch unterscheidet sich diese Art von der ihr nahestehenden P. Baphnes Ett. Am Grunde der Frucht erkennt man bei schwacher Vergrösserung (Fig. 22 6) einen kurzen Stiel, Unter den Brunstatter Blattabdrücken fand ich ausserdem einen Blattrest (Fig. 23), welcher wegen seiner lanzettlichen Form mit allmählicher Verschmälerung der Basis und glattem Rande gut zu den Blättern passt, welche Ettingshausen aus der Flora von Haering, Sotzka und Sagor zu dieser Species stellt. Gvevillea haeringicma Ettingshausen. Ettingshausen, Flora von Haeriug, S. 51, Taf. XIV. Taf. IX. Fig. 24, 25. Die untere Hälfte zweier lineal lanzettlichen, ganzrandigen Blätter von offenbar lederartiger Beschaffenheit im Abdruck. Am Grunde verschmälert sich die Blattfläche und zieht sich schnell zu dem kurzen, dicken Blattstiel zusammen. Der Mittelnerv tritt deutlich hervor. Die Sekundärnerven, viel feiner als jener, laufen unter sehr spitzem Winkel vom Mittelnerv aus und lassen sich sehr weit, ziemlich geradlinig hinlaufend, verfolgen. Stellen- [284] 94 weise sind Tertiärnerven zu erkennen, die fast rechtwinkelig die Sekundärnerven mit einander verbinden. Die Gestalt des Blattes wie die Nervatur führen zu der von Ettinushausen von Haering beschriebenen und von ihm Taf. 14 abgebildeten Art. Aebnlich- keiten sind auch mit Lomatites aquensis Sap. var. brevior aus den Gypsen von Aix vorhanden, namentlich wenn man die Be- schaffenheit des Blattgrundes und Blattstieles berücksichtigt. Diese Form ist aber am Rande deutlich gezähnt, welches Merk- mal an unseren Blättern fehlt. Pi'oteoides lonfjissima Saporta. Saporta, Revision de la flore des gypses d’Aix. Annales des Sciences nat. Serie 5, Tome 18, pag. 51, tab. IX, fig. 15. Taf. X. Fig. 1. Druck und Gegendruck der unteren Hälfte eines Blattes. Das lineare Blatt verschmälert sich ganz allmählich in den Stiel, der auch hier noch zum Theil erkennbar ist. Der glatte Blatt- rand ist dort, wo er erhalten, sehr schwach umgerollt. Der Mittelnerv tritt deutlich hervor und nimmt an der Basis an Stärke zu. Die Sekundärnerven sind äusserst fein und nur unter entsprechender Vergrösserung bei geeigneter Beleuchtung erkenn- bar. Es gehen die Sekundärnerven ziemlich in gleicher Höhe paarweise unter sehr spitzem Winkel von dem Mittelnerven ab, um in flachem Bogen gegen den Rand hin zu verschwinden; an einzelnen Stellen erkennt man aber deutlich ihr Einbiegen in den nächst höher stehenden Seitennerv. Die Art der Erhal- tung lässt auf eine feste Blattsubstanz schliessen. Die Ueber- einstimmung mit dem' von Saporta aus den Gypsen von Aix beschriebenen Blatte ist unzweifelhaft, selbst in Ermangelung der Blattspitze. Bisher nur in den Gypsen von Aix gefunden. 95 [285] in den „Schistes marneux de la partie inferieure“ — dort sehr selten. cfr. Hakea Myrsinites Ettingshausen. Ettingshausen, Die Proteaceen der Vorwelt. Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Wien 1851, S. 723, Taf. XXI, Fig. 3, 4. Taf. X. Fig. 2—4. Zwei Blattstückchen ohne Spitze und Basis, welche aber durch kleine spitze Zähne ausgezeichnet sind. Nach der deut- lich erkennbaren oberen Verschmälerung der linearen Blatttiäche zu urtheilen, entstammen beide Stücke der der Spitze genäherten Partie des ursprünglichen Blattes. Nach der Art der Erhaltung darf man ferner auf eine derbe Blattsubstanz und aus der auffallenden Schmalheit der Blattspreite auf ein nicht sehr langes Blatt schliessen. Der Mittelnerv ist deutlich, tritt aber nicht sonderlich stark hervor. An einer Stelle kann man unter der Lupe zwei unter fast rechtem Winkel und in ungleicher Höhe aus dem Mittelnerv entspringende Seitennerven in zwei Zähne des Randes hinein verfolgen. Blätter mit denselben Merkmalen hat Ettingshausen in der unteroligocänen Flora von Haering nachgewiesen und unter obigem Namen beschrieben. Fig. 4 ist eine Copie von Ettings- hausen’s Zeichnung aus seiner monographischen Bearbeitung der „Proteaceen der Vorwelt“. Nur zeigen die Blätter von Haering ausser dem Mittelnerv keine weitere Nervatur, offenbar nur infolge der mangelhaften Erhaltung jener Pflanzenreste über- haupt. Die Uebereinstimmung in der Randbeschafi'enheit, in den Grössenverhältnissen und in der Consistenz der Blätter von Haering mit den unserigen ist so auffallend, dass ich nicht anstehe, diese vorläufig zu ersteren zu stellen. Endgiltige Entscheidung werden [286] 96 freilich auch in diesem Falle spätere glücklichere Funde bringen müssen, Bhus minutissima Sap. aus der unteren Partie der Kalke von Aix (Sapoeta, Revision de la flore des gypses d’Aix. — Ann, des sc. nat. Bot. Serie V, T. XVIII, pag. 109, tabl. 16, fig. 5), erinnert an vorliegende Form; doch ist jenes Blättchen oblong, während das unserige entschieden lanzettförmig war. Lomatites acerosus Sap, (Sapöeta, Revision de la flore des gypses d’Aix, etc. Ann. des sc. 5® Serie, T. 18, pag. 52, tab. 9, fig. 20) hat gleichfalls grosse Aehnlichkeit mit dem vor- liegenden Blattstück, nur ist die Bezahnung schärfer und weit- läufiger angeordnet. Embothrium ‘tnicrospermum Heer. Heer, Flora tert. Helv. Bd. HI, S. 186, Taf. 153, Fig. 25. Taf. X. Fig. 5. Ein geflügelter Same, dessen Flügel 2 mm grösste Breite misst. Die Länge lässt sich nicht genau angeben, da das letzte Ende des Flügels infolge ungünstigen Spaltens des Gesteines ab- gebrochen ist. Aus dem Verlauf der erhaltenen Randconturen lässt sich auf eine baldige Abrundung des Flügels schliessen. Nach dem Grunde zu verschmälert sich der letztere einseitig ein wenig, wodurch der unsymmetrische Bau zum Ausdruck kommt. In der Mittellinie des Flügels ist ein Längsnerv erkennbar, auch scheinen zartere Längslinien in der Nähe der Ränder zu verlaufen. Der Same selbst ist nur zur Hälfte erhalten ; der Umriss ist, nach der Form des erhaltenen Antheils zu schliessen, elliptisch gewesen. Seine Längsachse ist schief gegen die Mediane des Flügels gerichtet. Heer bildet von Lode in der Schweiz Samen ab, mit 97 [287] denen der unserige grosse Aehnlichkeit hat. Noch besser stimmen zu unserem solche Samen dieser Art, welche Engelhardt aus Kundratitz in Böhmen (Engelhardt, Die Tertiärflora des Jesuiten- grabens bei Kundratitz in Böhmen. Nova Acta Acad. Caes. Leop. Carol. Bd. 48, S. 331, Taf. XIII, Fig. 5.) beschreibt. Der Brunstatter Same erscheint schlanker, da der Flügel etwas länger und schmäler ist als an letzteren. Pomaceae. Cotoneastev obscurata Saporta. Revision de la flore des gypses d’Aix. — Ann. des Sciences nat., serie 5, tome XVni, pag. 117, pl. XVH, fig. 1—3. Taf. X. Fig. 6. Die untere Hälfte eines gestielten, symmetrisch gebauten, elliptischen, ganzrandigen Blattes liegt im Abdruck vor. In dessen Fläche erkennt man ausser dem nicht starken Mittelnerven alter- nirend stehende, bogig nach dem Rande aufsteigende Seiten- nerven (in der Zeichnung stärker ausgezogen als in der Wirk- lichkeit vorhanden). Es möchte überflüssig, vielleicht als ein vergebliches Be- mühen erscheinen, einen so wenig mit hervorstechenden Merk- malen ausgestatteten Blattrest zu bestimmen. In der That war ich im Begriff, denselben als völlig unbestimmbar bei Seite zu legen, als ich in der Flora von Aix (Sap. 1. c.) vollständig erhaltene Blätter obiger Species abgebildet vorfand, mit deren einem sich unser Blatt zur genauen Deckung bringen lässt. Dazu kommt — soweit erkennbar — die Uebereinstimmung in der Nervatur, so dass ich nicht anstehe, das Brunstatter Blatt mit dem erwähnten von Aix zu vereinigen. [288] 98 Caesalpiniaceae. Cassia ambigua Unger. Heer, Flora tert. Helv. III, pag. 121, tab. CXXXVIH. Taf. X. Fig. 7. Der schiefe, ungleichseitige Blattgruud lässt über die Zuge- hörigkeit des vorliegenden gut erhaltenen Blättchens zu den Leguminosen nicht lange im Zweifel. Die zarten Seitennerven sind stellenweise zu erkennen. Ein Vergleich mit bereits be- kannten fossilen Blattresten aus dieser Familie gestattet die ungezwungene Identificirung unsers Blättchens mit Ungee’s Species, wie sie Heer von Oeningen Bd. III, Tab. 138, Fig. 29 — 36 abbildet. Die Art der Erhaltung weist auf eine zwar häutige, aber doch ziemlich derbe Blattsubstanz hin. — Ausser diesem ganz erhaltenen Foliolum liegt noch die Spitze eines hier nicht abgebildeten Blättchens von demselben Fundort vor. Gleditschiacanthus alsaticus spec. nov. Taf. X. Fig. 8. Der schlanke, schwach hin und her gebogene, 5 cm lange scharfe Dorn läuft in drei einfache, feine, ca. 1 7» cm lange Seitenäste aus. Er erinnert lebhaft an Dornen von Gleditschia triacanthos L., weshalb der vorliegende Rest dieser Gattung wohl mit Recht zugewiesen werden darf; indessen sind die Dornen von G. iria- canthos nach mir vorliegenden Exemplaren gedrungener gebaut. Unter den fossilen Arten der Gattung Gleditschia haben Dornreste aufzuweisen : G. allemannica Heer von Oeningen und Lode in der Schweiz mit ganz einfachen, G. Wesseli Web. aus der niederrheinischen Braunkohlenformation mit nur zwei 99 [289] Stumpfere und kürzere Seitenäste tragenden, und G, celtica Ung. von Sotzka mit stark verzweigten Dornen. Unsere Form steht am nächsten offenbar der G. Wesseli Web., eine Identificirung mit letzterer erscheint vor allem wegen der nicht übereinstimmenden Zahl der Seitenäste und deren anders gearteter Ausbildung unthunlich. Acada parschlit^iana Unger. Heeb , Flora tert. Helv. III, pag. 130, tab. CXXXIX, fig. 46. Taf. X. Fig. 9. Das schmal lanzettförmige, an der Basis herzförmig einge- schnittene, aber deutlich unsymmetrisch ausgebildete, ungestielte oder höchstens ganz kurz gestielte (die Stelle ist etwas verletzt) Blättchen von ca. 8 mm Länge und nicht ganz 2 mm grösster Breite erinnert lebhaft an die Fiederblättchen von Leguminosen. Der Mittelnerv ist scharf ausgeprägt, Seitennerven sind nicht nachweisbar. Unter den fossilen Blättern dieser Gruppe stimmen die Fiederblättchen obiger Art, besonders die spitz auslaufenden, welche Hebe (1. c.) von St. Gallen abbildet, so gut mit dem vorliegenden Blättchen überein, dass des letzteren Zuweisung zu dieser Art gerechtfertigt erscheint. Unterstützt wird diese Bestimmung noch durch den Umstand, dass auch Hebe (1. c., S. 311 Anm.) dieselbe Art gleichfalls aus dem Tertiär Mül- hausens, von Nieder-Spechbach, anführt. Auf derselben Platte liegen noch ein paar Bruchstücke von eben solchen Blättchen, die in die Zeichnung nicht mit aufgenommen sind. JLeguminosites. Taf. X. Fig. 10—12. Neben einem kleinen ovalen, in den Stiel verschmälerten Blättchen liegt ein Stück einer Blattspindel, au welcher recht [290] 100 deutlich die Ansatzstellen von drei Blättchenpaaren zu erkennen sind. Die Spitze der Spindel fehlt. Ohne Zwang kann man an- nehmen, dass die Spindel und das Blättchen Theile ein und desselben Blattes waren, das seiner Form nach zu den gefie- derten, vielleicht doppelt gefiederten gehörte. Ausser dem scharf ausgeprägten Mittelnerven ist die feinere Nervatur nicht nach- weisbar; unregelmässige, hier und da dichotome (in der Zeich- nung nicht dargestellte) Linien zu beiden Seiten des Mittelnerven können als Seitennerven nicht aufgefasst werden; sie sind offenbar nur Schrumpfungs- oder Druckerscheinungen. Das Blättchen wie das kurze Spindelstück sind nicht durch besondere Merkmale genügend ausgezeichnet, auch zu unvollständig, als dass der Versuch einer Gattungsbestimmung gerechtfertigt wäre. Aehnliche Blattreste sind wohl in der Literatur Äcacia, Mimosites, Cae- salpinia oder anderen Gattungen zugewiesen. Die Verschmälerung der Basis des Blättchens und die Grössenverhältnisse erinnern an Acacia parschlugiana Ungee aus dem Oligocän von Sieblos (ScHiMPEE-ScHENK , Paläophytologio S. 700, Fig. 369). Durch obige Bezeichnung soll nur die kaum zu bezwei- felnde Zugehörigkeit zu den Leguminosen ausgedrückt werden. Ein Gleiches gilt für das Fig. 11 abgebildete, nur in der unteren Hälfte erhaltene Blättchen, dessen schiefe Basis und schnell in den Mittelnerv sich verjüngender Stiel für Legumi- nosen sprechen. In der Verschmälerung des Blattgrundes, in der Länge des Stieles stimmt es — soweit erhalten — mit Leguminosites deperditus (Heee, Flora tert. helv. III, pag. 128, tab. 139, fig. 26) von Oeningen überein. Grosse Aehnlichkeit hat unser Blättchen auch mit den Foliolen von Caesalpinia Townshendi Heee (1. c. pag. 111, tab. 137, fig. 26, 35 (Z) aus der Schweiz, welche Art wohl identisch ist mit C. Haidin- geri Ett. von Haering. C. Haidingeri führt Heee (1. c., pag. 311) aus den Ablagerungen von Nieder-Spechbach auf. Bei der Unge- 101 [291] wissheit über die Ausbildung der Spitze des Blattes und bei dem Mangel entscheidender Merkmale kann unser Blättchen zu keiner der beiden genannten Arten mit Sicherheit gestellt werden. Auch das in der unteren Hälfte erhaltene Blatt (Fig. 12) verräth durch seinen unsymmetrischen Grund den Leguminosen- charakter; es ist sicherlich ein Foliolum eines gefiederten Blattes. Es erinnert wohl in der Form an die basale Partie von Blättern der Cassia Ugnitum Ung., welche Art Fliche (Les Flores tert. de Mulhouse, pag. 14) von Dörnach angiebt. Die feste Blatt- substanz (angedeutet durch eine Randlinie) zugleich leitet noch eher zu anderen Cassiaarten aus dem Schweizer Tertiär mit lederartigen und ähnlich geformten Blättern z. B. G. Feroniae Ett. und C. Zephyri Ett., indessen lässt auch hier das Fehlen der oberen Blattpartie und der Seitennerven die Zuweisung zu einer bestimmten Art nicht zu. II. Unterclasse Sympetalae. « Ericaceae. Vaccinium reticiilatum Al. Br. Heer, Flora tert. Helv. Bd. III, S. 10, Taf. 101, Fig. 3g. Taf. X. Fig. 13. Das ovale, am Grunde verschmälerte symmetrische, am oberen Ende abgerundete, derbhäutige Blatt mit glattem, zurück- gekrümmten Rande erinnert lebhaft an die kleineren Blattformen recenter Vacciniumarten. Auch die erkennbare Nervatur — von dem Mittelnerv steigen die Sekundärnerven alternirend im Bogen auf, deren feinere Verzweigungen ein kleinmaschiges Netz- werk bilden — passt, wenn sie auch nichts Typisches enthält und ebenso auch bei anderen Gattungen vorkommt, gut zu obiger Gattung. Die Zuweisung zu obiger Art wird durch die grosse üebereinstimmung unseres Blattes in Form und Nervatur mit [292] 102 einem Blatte aus dem Schweizer Tertiär (Heer 1. c.), welches nur ein wenig grössere Dimensionen zeigt, . gerechtfertigt. Fliche (Les Flores tert. de Mulhouse p. 1 1) erwähnt die- selbe Art aus der gleichalterigen Schicht von Riedisheim, von welcher Lokalität ihm ein ganzes Blatt mit gut erhaltener Ner- vatur vorlag. Vaccinium minutifoUum Saporta. Saporta, Flore fossile d’Aix-en-Provence. Ann. des se. nat. 7. s4rie Bot. t. 10, p. 74, tab. 7, fig. 10. Taf. X. Fig. 14. Das symmetrisch gebaute, fast kreisrunde Blatt (ca. 5 mm lang, 4 mm gr. Br.) ist am oberen Ende ausgerandet, ganz- randig, ungestielt oder sehr kurz gestielt. Verhältnissmässig dicke kohlige Reste auf der Oberfläche des Abdruckes, wie der um- gebogene Rand zeigen die lederartige Consistenz an. Der Mittel- nerv ist kräftig, bis in die Ausrandung hinein fast von gleicher Stärke; von ihm gehen sich bogig mit einander verbindende Seitennerven aus, stellenweise wird unter der scharfen Lupe ein enges Netzwerk feinster Nervillen sichtbar. Die Form, Nervatur und Beschaffenheit der Blattsubstanz passen gut zu obiger Gattung, die Grösse ist auffallend geringer, als sie sonst bei Blättern der Gattung Vaccinium angetroffen wird. Ein Vergleich mit dem Blättchen, welches Saporta (1. c.) abbildet, zeigt zur Genüge die Uebereinstimmung des vorliegenden mit jenem aus den unteren Schichten von Aix, Andromeda cfr. vaccinifolia Ung. Heer, Flora tert. Helvetiae Bd. HI, S. 7, Taf. 101, Fig. 25. Taf. X. Fig. 15. Es ist das Basalstück eines — nach den Randconturen zu schliessen — oblongen, am Grunde abgerundeten, ganz- 103 [293] randigen, gestielten Blattes, in welchem bei kräftig hervortre- tendein, starken Mittelnerv, die feinere Nervatur völlig zurück- tritt. Erst unter der Lupe sind einige zarte Sekundärnerven zu erkennen, die nach vorne scharf bogig mit einander verbunden sind’; ganz besonders aber fällt hierbei das dichte gleichmässige Netzwerk zartester Nervillen auf, Fig. 5b, welches die Ober- fläche des Blattes bedeckt. Die Beschaffenheit des ganzen Ab- druckes, vornehmlich der scharf von der übrigen Gesteinsmasse sich abhebende, dicke Rand deuten zur Genüge die lederartige Consistenz der Blattsubstanz an. Die lederartige Beschaffenheit, der sehr kräftige Mittelnerv, vor Allem das feine Netzwerk der zarten Nervillen weisen auf die Gattung Andromeda hin. In dieser sind die meisten Arten durch Verschmälerung der Blattbasis in den Stiel ausgezeichnet; eine deutliche Abrundung zeigen — soweit mir die Literatur zu- gänglich war — nur A. Weheri Andbae (Fossile Flora Siebenbür- gens. Abhandlungen der geolog. Reichsanstalt II, B. 191, Taf. 4, Fig. 4) und A. vaccinifolia Ungeb (Fossile Flora von Sotzka, Taf. 23, Fig. 10 — 12 und Heeb, Flora tert. Helvetiae III, S. 7, Taf. 101, Fig. 25). Bei A. Weheri läuft das Blatt vorne in eine Spitze aus, ausserdem giebt Andbae es als membranös an ; A. vaccinifolia hat nach Ungeb und Heeb 'lederartige Blätter, die vorne stumpf auslaufen. Die Spitze fehlt an dem vorliegenden Blatte; so lässt sich nur die lederartige Beschaffenheit als be- stimmendes Kennzeichen heranziehen. Gut stimmt unser Blatt- rest zu den Blättern von Monod des Schweizer Tertiärs (Heeb I. c. Taf. 101, Fig. 25 b und c), weniger gut zu einem Blatte von Rixhoeft (Heeb, Mioeäne baltische Flora S. 83, Taf. 25, Fig. 20), welches zu derselben Art gestellt wurde. 1. In der Zeichnung sind die Seitennerven kräftiger dargestellt als sie es in Wirklichkeit sind. 8 [294] 104 cfr. Andromeda revoluta A. Br. Heer, Flora tert. Helvetiae Bd. III, S. 7, Taf. 101, Fig. 4a. Taf. X, Fig. 16. Das Blattfragmeut gehörte einem ganzrandigen, schmal- lanzettförmigen, nach dem Grunde zu allmählich verschmälerten und lang ausgezogenen, lederartigen Blatte an, dessen Rand, wie eine deutliche Randleiste lehrt, umgerollt gewesen ist. Der Blattgrund geht in einen kurzen, kräftigen Stiel über. An den besser erhaltenen Stellen zeigen die Blatthälften eine schwache Wölbung. Von dem starken Mittelnerv gehen einige sehr zarte Seitennerven aus, deren bogige Verbindung leider nicht deutlich zu erkennen ist. Die Nervatur weist auf obige Gattung. Die auffallende Aehnlichkeit mit einem Blatte dieser Art von Oeningen (Heer 1. c.) veranlassten mich, den Blattrest hierher zu stellen, was im Hinblick auf die unvollständige Erhaltung natürlich nur unter grosser Reserve geschehen kann, umsomehr, als A. revoluta sitzende Blätter hat, während hier ein wenn auch kurzer Stiel unverkennbar ist. Dass obige in der Schweiz und bei Rixhoeft* vorkommende Art im Oligocän von Mülhausen nicht fehlt, beweist ein sicher bestimmbares Blatt aus dem Blättersandstein von Riedisheim. Myrsinaceae. cfr. Myrsine recuperata Saporta. Sapoeta, Revision de la flore des gypses d’Aix. Atm. d. sc. nat., s^rie V, t. XVm, p. 59—60, tab. X, fig. 15—17. Taf. X. Fig. 17. Die Basis eines lanzettförmigen, gestielten, ganzrandigen Blattes von lederartiger Beschaffenheit, wie die tief braune 1. Heer, Miocäne baltische Flora S. 83, Taf. XXV, Fig. 19. 105 [295] Färbung des Abdruckes und der schwach gewölbte Blattrand andeuten. Der Mittelnerv ist kräftig. Unter der Lupe erkennt man am Rande einen Saumnerv, nach welchem unter recht spitzem Winkel zahlreiche, ziemlich dicht stehende Seitennerven hinstreben; der Verlauf der Nervillen lässt sich nicht mit Sicherheit verfolgen. Feine punktförmige Grübchen liegen ohne erkennbare Anordnung in der Fläche des Abdruckes. In der Zeichnung sind diese feinen Strukturverhältnisse stärker her- vorgehoben. — In den Kalken der unteren Schichten von Aix kommen Blätter vor, welche in den oben angeführten Merk* malen völlig mit unserem Blatte übereinstimmen. Sapoeta be- zeichnet sie als Myrsine recuperata mit der Diagnose; M. foliis petiolatis, coriaceis, punctulatis, lanceolatis, integerrimis, nervo marginali cinctis, penninervis etc. Da diese Summe von Merk- malen für den vorliegenden Blattrest zutrifft, besonders die auf- fallende Nervatur, so stehe ich nicht an, denselben trotz der fehlenden oberen Partie als Basalstück von Blättern obiger gut charakterisirter Art zuzuzählen. In der äusseren Form und Festigkeit der Substanz er- innert unser Blattstück wohl an die Blätter der Gattung An- dromeda\ die Eigenthümlichkeit der Nervatur trennt es indessen scharf von diesen. Ebenaceae. cfr. Diospyros praecursor Saporta. Sapoeta, Revision de la flore des gypses d’Aix. Arm. d. sc. nat., s^rie V, t. XVIU, p. 63, tab. X, fig. 24. Taf. X. Fig. 18. Die Nervatur des vorliegenden Blattrestes erinnert zu lebhaft an diejenige eines Blattes aus den unteren Schichten von Aix, als dass nicht darauf hingewiesen werden dürfte. [296] 106 Saporta’s Blatt (Sap. I. c.) ist stumpf, eiförmig, ganzrandig, Merkmale, die auch hier zutreffen; nur ist das Blatt von Brunstatt schmäler. Die Beschaffenheit des Abdruckes spricht nicht gegen eine feste Consistenz der Blattsubstanz, wie sie für obige Art gefordert wird. — Die elliptische Form und die Nervatur erinnern gleichfalls lebhaft an Blätter der Quercus elliptica Sap, aus den unteren Schichten von Aix (Ann. des sc. nat, 5. Serie, t. XVIII, tab. 7, fig. 3 — 6). Vorausgesetzt, dass es sich wirklich hier um eine der beiden Arten handelt, würde der hier nicht erhaltene Blattgrund erst die Entscheidung her- beiführen. Diospyros praecursor hat an der Basis stumpfeiförmig zugerundete, Quercus elliptica in den Stiel verschmälerte Blätter. Styraceae. Symplocos gregaria Al. Br. Unoee, Sylloge III, p. 31, tab. XI. Taf. X. Fig. 19. Der Steinkern ist eiförmig, 6 mm lang, 4 mm breit, unten abgerundet, oben abgestutzt. Auf der Oberfläche verläuft eine Anzahl feiner Längsstreifen. Die kräftiger gezogene Linie in der Mitte deutet eine durch starken Druck entstandene Bruchnaht an. Er stimmt gut überein mit den von Ungee aus den Braun- kohlen der Wetterau und von Heee aus den Ablagerungen von Rixhoeft (Miocäne baltische Flora S. 84, Tab, XXV, Fig. 21) beschriebenen Früchten obiger Art. Ungee konnte innerhalb der Fruchtsteine 1 — 3 Fächer nach weisen. Fliche führt in seiner vorläufigen Mittheilung über die Tertiärfloren von Mülhausen 1886 aus den Ablagerungen Brun- statts einen Steinkern von Symplocos an, und vergleicht ihn mit ähnlichen, aber grösseren von Sagor, welche Ettingshausen 107 [297] als Symplocos samnensis bezeichnet hat. Fliche nennt ihn S. stibsavinensis. Apocynaceae. ApocynopJiyllu'tn spec. Taf. X. Fig. 20. Der Blattrest gehörte einem ganzrandigen, lanzettförmigen, nach der Basis hin verschmälerten , lederartigen Blatte an , von dessen starkem Mittelnerven unter massig spitzem Winkel zarte, fast gerade, einander parallele Seitennerven auslaufen, welche hart am Blattrande sich flach bogig mit einander verbinden, und so eine Art Saumnerv bilden. Auch der für die Gattung charakteristische sehr zarte Seitennerv im Felde zwischen je I zwei der gewöhnlichen Seitennerven wird in einem Felde unter der Lupe sichtbar. Die Nervatur stimmt gut zu Blättern, welche aus dem Tertiär Europas von verschiedenen Lokalitäten bekannt geworden und obiger Gattung zugetheilt sind. Apocynophyllum spec. cfr. Lomatia flrma Heer. Taf. X. Fig. 21. Vorliegender Blattrest eines gestielten, lineal lanzettlichen, offenbar lederförmigen Blattes mit starkem Mittelnerv und zarten, ziemlich dicht stehenden, unter mehr oder weniger spitzem Winkel in einen feinen Saumnerv auslaufenden Seiten- nerven passt so gut zu den von Heer* aus dem Oligocän des Samlandes bekannt gegebenen Blättern, dass ich nicht anstehe, ihn mit diesen zu vergleichen. Sicher vereinigen lässt es sich mit jenen nicht, da man über seine Kandbeschaffenheit in der l. Heee, Miocäne baltische Flora S. 35, Tab. 8, Fig. 6 — 9. [298] ' 108 oberen Hälfte keine Gewissheit hat. L. firma hat einen völlig unbezahnten Blattrand, den man mit grosser Wahrscheinlichkeit, leider aber nicht mit Bestimmtheit für das Brunstatter Blatt annehmen darf. Spätere Funde müssen Gewissheit verschaffen. Unabhängig hiervon drängt sich bei der Betrachtung der citirten Abbildungen bei Hebe die Frage auf, ob jene Blätter, wie auch die ähnlichen von Rixhöft (Hebe 1. c. Taf. XXIV, Fig. 4 b) überhaupt zur Gattung Lomatia gehören. Schon Schenk* hat diesem Zweifel Ausdruck gegeben. Er meint L. firma und noch andere Arten derselben Gattung können ebenso gut Myrtaceenblätter sein, aber auch den Gattungen Apo- cynophyllum oder Acerates angehören. Geht man die Formen- kreise durch, so findet man bei der Myrtaceengattung Callis- temophyllum, die hier in Betracht kommen würde, und bei Apocynophylluni deutliche Randleitbündel, welche mit dem Mittelleitbündel durch schief aufsteigende Sekundärleitbündel verbunden sind (vgl. Schenk 1. c. S. 640 und 767), bei den Gattungen Lomatia (vgl. Ettingshausen, Blattskelett der Ape- talen Taf. 42) und Acerates dagegen (Schenk 1. c. S. 770) sind die Sekundärleitbündel sämmtlich camptodrom, ein Randleitbündel fehlt. Die von Hebe als Lomatia firma bezeichneten Blätter haben nun einen deutlichen Saumnerv, weshalb sie zu Acerates und Lomatia kaum gehören dürften, zu letzterer um so weniger, als auch der völlig glatte Rand jener Blätter schlecht zu dieser Gattung passt. Es kämen somit nur schmalblättrige Myrtaceenblätter und ApocynopJiyllum in Betracht. Bei ersteren sind die Sekundär- leitbündel gleich stark, bei ApocynopJiyllum treten aber ab- wechselnd stärkere und schwächere Sekundärleitbündel aus dem Mittelleitbündel heraus (vgl. Schenk 1. c. S. 767). Sieht man I. ScHiMPER-ScHENK, Paläophytologie S. 658 — 659. 109 [299] daraufhin die Abbildungen von L. firma auf Tafel VIII und besonders XXIV der „miocänen baltischen Flora“ durch, so findet man wirklich verschieden starke Sekundärleitbündel ; auch im Text S. 35 ist darauf hingewiesen. — Hiernach hätten wir es mit auffallend schmalen, gestielten Blättern von Apocynophyllum zu thun; Proteaceenblätter sind es also nicht, Asclepiadaceae. Acerates veterana Hebe. Heee, Flora tert. Helvetiae Bd. III, S. 20, Taf. 104, Fig. 7. Taf. X. Fig. 22. Der abgebildete, eiförmige Same mit ziemlich breitem, oben ausgerandeten Hautsaume stimmt gut zu dem durch Hebe 1. c. von Oeningen bekannt gegebenen Samen. Ein ganz geringer Unterschied in der Grösse dürfte nicht von Belang sein. Convolvulaceae. Porana oeningensis Heee. Heee, Flora tert. Helv. Bd. III, S. 18 — 19, Taf. 103. Taf. X. Fig. 23. Aus dem Tertiär der Schweiz von Radoboj und Sotzka, auch aus dem Tertiär von Nord- Amerika sind Blütenreste be- kannt geworden, welche zuerst Heee nach zahlreichen Exemplaren aus der Schweiz als zur Gattung Porana Buemann gehörige, fünf-, selten viertheilige Fruchtkelche beschrieb und abbildete (Heee, 1. c. III, S. 18—19, Taf, 103). Diese Fruchtkelche kommen daselbst für sich allein oder noch im Zusammenhang mit der Frucht vor. Hierher gehört auch vorliegender Abdruck. Es sind deren vier unter sich gleiche, ca. 6 mm lange Ab- schnitte von ovaler Form, vorne abgestumpft, sowie ein etwas [300] 110 schmälerer und längerer zu erkennen; letzterer scheint nach- träglich durch Einfaltung in seiner Mittellinie die angedeutete Verschmälerung und in Folge ungleichen Druckes der Einbet- tungsmasse eine einseitige Verschiebung und scheinbare Ver- längerung erfahren zu haben. Nerven oder feinere Structur der Oberfläche lassen sich nirgends nachweisen. Unser Kest stimmt gut mit P. oenimjensis von Oeningen nach Form und Grösse überein. Das Fehlen der Nervatur an den Kelchabschnitten und der Punktiruug der Oberfläche, wie sie Heek für P. oenin- gensis angiebt, dürfte nicht in Betracht kommen, da nach ScHiMPER-ScHENK (Paläopliytologic S. 773) das Vorhandensein der Nervatur in diesen Fruchtkelchen nur der Ausdruck für bessere Erhaltung, die Punktirung eine zu häufige Erscheinung an fossilen Pflanzenresten ist, als dass dieselbe zur Species- charakteristik benutzt werden darf. . Compositae. Cypselites. Taf. X. Fig. 24. Die kleine achänenartige Frucht erinnert durch ihre pappus- ähnliche Verzierung auf dem Gipfel an Früchte, welche unter obigem Collectivnameu in einer grossen Zahl von Arten aus dem Miocän Oeningens (Heer, Flor. tert. Helv. III, S. 2 — 6) und aus dem Oligocän von Aix (Saporta, Flore des gypses d’Aix; Ann. d. sc. nat. bot. 4 Serie, t. 17, p. 261, 5 Serie t. 18, p. 54, 7 Serie, t. 10, p. 54) beschrieben worden sind. Nur werden auf der Oberfläche der Frucht Längs streifen vermisst, welche man für gewöhnlich an einer Compositenfrucht erwarten muss (vergl. Schimper-Schenk Paläophytologie S. 797), die aber sehr wohl auch so zart sein können, wie z. B. bei Aster Tripolium, dass sie bei dieser Art der Erhaltung hier nicht 111 [301] erkennbar sind. Auch ist der pappusähnliche Anhang (hier nur unvollkommen erhalten) nicht scharf gegen die Achäne abgesezt, — Mängel, welche, wie gesagt, vielleicht mit der Art der Er- haltung Zusammenhängen — weshalb obige Bestimmung durch- aus als unsicher anzusehen ist. Auch zeichnet sich die Frucht durch ihre geringe Grösse aus. Die Samen der Asclepiadeen und Apocyneen zeigen ähnliche Formen (Gaertneb., De fructibus et seminibus plantarum II, tab. 117). Eine Entscheidung wäre nur bei besserer Erhaltung der abgebildeten Frucht zu treffen. Dieser Rest dürfte trotz seiner für die sichere Bestim- mung ungenügenden Erhaltung doch nicht völlig übergangen werden, da in dem ganzen vorhandenen Material von Brunstatt er der einzige ist, aus dem eine Beziehung zu den Compositen sich herleiten Hesse. Diese Familie ist aber für das Brunstatter Oligocän bereits durch den Nachweis der Käfer-Gattung Cassida (vergl. Foeestee, Die Insekten des plattigen Steinmergels von Brunstatt S. 407) einigermassen gesichert, wodurch, unter Be- rücksichtigung des zuletzt Gesagten indirekt eine Stütze für die Richtigkeit der Zuweisung des vorliegenden Restes zu den Compositen, weniger allerdings zu obiger Gattung, gewonnen wird. Fliche (1, c, S. 10) führt eine Frucht von Riedisheim unter dem Namen Cypselites Miegi n. sp. auf, welche dem G. Ungeri Heee von Oeningen ähnlich sein soll. Da aber auch bei C. Miegi nach der Beschreibung die Grenze zwischen Pappus und Achäne nicht deutlich markirt ist, bleibt die Zugehörigkeit auch dieses Restes zur genannten Gattung noch fraglich. Eine unhestimmhare Blüthe. Taf. X. Fig. 25. Die inneren Organe der Blüthe lassen sich in ihren Einzel- heiten nicht erkennen, die äusseren Theile sind zu wenig charak- teristisch geformt, als dass eine nähere Bestimmung möglich wäre. [302] 112 Unbestimmbare Ft'üchte und Samen. Taf. X. Fig. 26—33. Fig. 26, Eine unsymmetrische, eiförmige, oben und unten zugespitzte, einsamige Nuss (die Conturen des Samens zeichnen sich deutlich ab), welche in einen, soweit erhalten, geraden, schnabelartigen Fortsatz — den ehemaligen Griffel — ausläuft. Wie der Abdruck deutlich genug erkennen lässt, ist dieser Fort- satz ursprünglich länger gewesen, nur die Basis ist erhalten. Eine Bekleidung mit Härchen ist nicht nachweisbar, auch kaum — selbst wenn ursprünglich vorhanden — in diesem Erhaltungs- zustände zu erwarten. Die flache Vertiefung des Abdrucks im Gestein macht wahrscheinlich, dass die Frucht von Natur seitlich zusammengedrückt war. So gestaltete, geschnäbelte Schliessfrüchte finden sich bei den Ranunculaceengattungen Geum, Clematis, Ätragene, Pulsa- tilla und bei der Potentilleengattung Dryas, Die Verschmä- lerung des Samens nach oben spricht nicht für Dryas und Geum. Die Entscheidung für eine der übrigen Gattungen würde eine rein willkürliche sein; sie unterbleibt daher, wie auch jegliche Namengebung. Auch hier müssen spätere bessere Funde die nöthige Sicherheit der Bestimmung liefern. Fig. 27. Ein derartiger flachliegender Abdruck, der auf eine ungestielte, flachgedrückte, nussartige Frucht mit sitzen- bleibendem , kurzen Griffel schliessen lässt , kann von einer Schliessfrucht der Gattung Poiamogeton herrühren. Wenn zumeist bei Poiamogeton die Früchte etwas schief gebaut sind, so kommen doch auch symmetrische vor (P. alpinus), die sehr wohl mit ihrem kurzen, an der Spitze verdickten Griffel zum Vergleich heran- zuziehen wären. Sicherheit der Bestimmung ist freilich aus dem Umriss allein nicht zu erzielen. 113 [303] Fig. 28 und 29 geben flach gewölbte Erhabenheiten wieder, welche durch ihre Braunfärbung den organischen Ursprung offen- baren. In grösserer Menge vorhanden, sind sie im Umriss zumeist kreisförmig, selten breit elliptisch, und messen 3 — 6 mm im Durchmesser. Umgeben sind sie von einem schmalen Rande. Die Oberfläche ist völlig glatt. Zunächst glaubt man Steinkerne von mehr oder weniger kugelförmiger Gestalt vor sich zu haben, welche etwa von Leguminosensamen oder wegen ihrer Randnaht von den Fruchtsteinen einer Kirschenart herrühren könnten. Versucht man diese Gebilde aber aus der Gesteinsmasse heraus- zupräpariren, so ergiebt sich bald das Irrige dieser Ansicht; nicht ein Steinkern ruht in der Gesteinsmasse , sondern ein schalenartiger Körper liegt in Druck und Gegendruck vor. Die gebräunte organische Substanz liegt nur in dünner Schicht auf dem Abdruck. Wenn überhaupt pflanzliche Reste vorliegen, so können dieselben nur von entsprechend geformten , bei der Reife in Hälften aufplatzenden Samenschalen herrühren, welche an ihrer Trennungsnaht eine schmale Randleiste besassen, und selbst nicht sehr dick waren. Dann sind Leguminosen und ebenso die steinharten, dicken Schalen von Prunus ausgeschlossen. Es dürfte unmöglich sein, aus diesen vorliegenden dürftigen Abdrücken überhaupt eine Gattungsbestimmung herzuleiten ; hierzu sind bei so wenig ausgezeichneter Umrissform charakteristischere, hier leider fehlende Merkmale erforderlich. Ich bemerke nur, dass ich beim Suchen nach recenten Vergleichsobjecten bei der Gattung Bryonia Samenschalen fand, die in der Art des Auf- platzens und der Randbeschaffenheit ihrer beiden Hälften wohl hierher passen, aber nicht in der Form, da sie an dem einen Ende zugespitzt sind. Fig. 30. Der winzige, geflügelte Same steht in seiner Form am nächsten dem Samen von Embothrites macropteros Ett. von Sagor in Krain, nur ist er sehr viel kleiner als dieser, auch [304] 114 umfasst der Flügel das Samenkorn weiter als bei der genannten Art. Der Vergleich mit Coniferensamen ist wegen der abweichenden Form und der Abplattung des Samenkornes (diese ursprüngliche Abplattung wird aus der sehr flachen Lage des Abdruckes im Gestein geschlossen) nicht statthaft. Die etwaige Zuweisung des vorliegenden Restes, wie auch jener Samen von Sagor zur Gattung Embothrites, erscheint aber im Hinblick auf den symmetrischen Bau des Flügels und auf die Art der Befestigung des Samens an letzterem sehr zweifelhaft. Fig. 31. Es sind 2 kleine, im Umriss fast kreisrunde, daher körperlich kugelförmige, vielleicht auch seitlich zusammenge- drückte Früchte von 1 % resp. 2 mm Durchmesser. Die beiden gewölbten Hälften (Fruchtfächer) sind rechts und links durch eine schmale Scheidewand getrennt. Aehnliche, aber grössere Früchte (Durchm. 4 — 5 mm) von gleichem problematischen Charakter sind aus Oeningen von Heek (Tertiärflora Bd. III, S. 25, Tab. 104, Fig. 21) als Diachacnites cyclosperma be- zeichnet worden. Sie sind sämmtlich gewiss keine Umbelliferen- früchte (vergl. Schimpek-Schenk, Paläophytologie, S. 601). Nach Schenk sollen sie mit Peucedanites circularis Heer wahrschein- lich identisch sein, welch’ letztere Frucht von Heek bereits zu der Araliaceengattung Panax gestellt ist. Hiernach hätten unsere Früchte einige Anwartschaft auf Zugehörigkeit zu den Araliaceen. Bestimmtes lässt sich hierüber aber lediglich auf Grund des Um- risses und der äusseren Beschaffenheit der in Rede stehenden Früchte schlechterdings nicht aussagen. Fig. 32. Frucht oder Same? Die Oberfläche ist mit zahl- reichen kleinen Grübchen dicht bedeckt. Die Samenschalen der Gattung Äristolochia zeigen in Form und Oberflächenpunktirung einige Aehnlichkeit hiermit. Fig. 33. Unbestimmbare Frucht. Aehnliche zu einer Traube vereinigte Früchte sind als Aralia {Panax) circularis durch 115 [305] Hebe von Oeningen beschrieben worden (vergl. eine Abbildung in Sapokta, Die Pflanzenwelt vor dem Erscheinen des Menschen, übers, v. C. Vogt, S. 300, Fig. 95). Die Basis des Griffels ist noch erkennbar. Eine Scheidewand scheint zwei Fruchtfächer zu trennen, sodass man wohl auf eine kleine Kapsel, aber nicht auf eine Beeren- oder Steinfrucht schliessen darf, wie sie bei den Araliaceen vorkommt. Aus demselben Grunde spricht auch die angeführte Abbildung kaum für die Gattung Aralia. Unbestimmbares Blatt, Taf. X. Fig. 34. Ein elliptisches, ganzrandiges, ungestieltes resp. kurz ge- stieltes Blatt von lederartiger Consistenz, wie der nach unten hin gewölbte Rand andeutet. Der Mittelnerv hat in dem Ab- druck eine deutliche Furche hinterlassen; die feinere Nervatur ist verwischt bis auf einen unter spitzem Winkel aufsteigenden, gebogenen Seitennerv am Grunde des Blattes. Die Spitze fehlt, doch lässt sich diese als abgerundet aus dem Verlauf der Rand- conturen mit einiger Sicherheit ergänzen. Ob die feine Punkti- rung der Oberfläche (Unterfläche des Blattes) mit der Structur des Blattes selbst etwas zu thun hat, lässt sich mit Bestimmtheit nicht feststellen. Aehnliche Blattformen kommen u, a. bei den Vaccineen vor, für welche Gruppe auch die übrigen erkennbaren Merkmale passen würden. Bei dem Mangel der feineren Äderung muss aber von der bestimmt ausgesprochenen Zuweisung zu dieser, wie überhaupt zu irgend einer anderen Familie oder gar einer bestimmten Gattung abgesehen werden. [306] 116 Unbestinimhare Ziveigstücke, Taf. X. Fig. 35, 36. In Fig. 35 geht der dünne Seitenast unter 65° von der Achse aus. Die Oberfläche ist zart längs gestreift. Links ist eine Blattnarbe sichtbar. Ein durch den gleichen Winkel gekennzeich- netes Zweigstück wurde von Göppeet (Flora des Bernsteins I Taf. 16, Fig. 247 a) aus dem Bernstein abgebildet und unter Reserve zu Ephedra gestellt. Ein Beweis für die Zugehörigkeit zu Ephedra ist wohl eben so wenig für diesen Rest zu erbringen, wie für die anderen von Göppeet als E. Johniania und E. Mengeana bezeichneten Blüthen- resp. Fruchtzweige im Bern- stein. Die letzteren sind zu den Loranthaceen gebracht (vergl. CoNWENTz, Flora des Bernsteins II, S. 135 ff.); der erwähnte Zweig wird ebenso wie der vorliegende wegen seiner Unvoll- ständigkeit unbestimmbar bleiben müssen. Fig. 36 zeigt ein unter 45° scheinbar dichotom sich ver- zweigendes Stengelstück mit deutlicher Internodialgrenze. Es erinnert an Loranthaceenzweige, deren Verzweigungs winke! aber meist etwas grösser ist. 3. Riedislieim. / Die von Riedisheim bekannt gewordenen Pflanzenreste stammen aus mehreren Steinbrüchen, 1 km südsüdöstlich von diesem Dorfe, an dem Feldwege von Habsheim nach Mülhausen. Der dem oberen Melanienkalk unmittelbar aufliegende plattige Steinmergel, welcher neben Insekten in grosser Menge auch Pflanzen einschliesst, erreicht hier eine Mächtigkeit von 4,5 m. Schon 1885 hat Foeestee in seinen Mittheiluugen über 117 • [307] das oberelsässische Tertiär mehrere Pflanzen aus diesen Stein- brüchen namhaft gemacht. Es sind dies: Phragmites Oeningemis A. Br. Poacites angustus A. Br. Car ex tertiaria H. Frucht. Typha latissima H. Myrica salicina Ung. Pimelea oeningensis H. Acerates veterana H. In der mir zur Verfügung gestellten Sammlung habe ich nur zwei der aufgezählten Formen wiedergefunden, dafür aber noch einige andere vorstehend nicht genannte. In seiner „Gliederung des Sundgauer Tertiärs“ verweist sodann Foerster auf die zahlreichen Pflanzen, welche Fliche aus den Riedisheimer Steinbrüchen aufzählt. Und in der That muss der Reichthum der Riedisheimer Steinmergel an Pflanzen ein beträchtlicher sein, wie ein Blick auf die lange Liste von Pflanzen lehrt, welche Fliche in seiner vorläufigen Mittheilung, „Les flores tertiaires des environs de Mulhouse“ 1886, giebt. Dieses Verzeichniss gebe ich der Vollständigkeit halber hier wieder, Sphaeria Trogii Heer? auf Poacites sp. Rhytisma auf Myrica sp. Xylomites. Confervoides fracius n. sp, Chaetophorites tertiarius n. sp. Chara suhdestructa n. sp. Equisetum. Polypodium. Gleichenia tertiaria n. sp. Filicites. Taxodium distichum miocenimm Heee. Sequoia Couitsiae Heee? Sequoia Langsdorßi (Beong.) Heee, Zapfen. Glyptostrobus europaeus Heee. Libocedrus salicornidides (Ung.) Heee. Pimcs pseudopinea Sap. „ hepios Ung. ? Rhizocaulon. Arundo Goepperti Heee. Phragmites oeningensis A. Be. Poacites. Cyperus Chavannesi Heee? Carex tertiaxia Heee, Frucht. „ Riedisheimensis n. sp. Palma. Typha latissima A. Be. Sparganium stygium Heee. „ Valdense Heee? Irites, Rhizom. Laurus. Cinnamomum polymorphuni Heee? „ Scheuchzeri Heee? 3Iyrica laevigata (Heee) Sap. „ rotundiloba Sap. „ cuneata Sap. Quercus elaena Ung. Leptomeria. Grevillea haeringiana Ett.? Echitonium Sophiae 0. Web. Diospyros brachysepala A. Be. „ alsatica n. sp. ' Cypselites Miegi ii. sp. 119 [309] Andromeda snhprotogaea Sap. „ macüenta Sap. „ revoluta A. Be. Erica primigenia n. sp. „ Miegi n. sp. Vacdnium reticulatum A. Br. Aralia {Panax) inguirenda Sap. Aralia, Frucht. Ilex Delbosi u. sp. Metrosideros europaea Ett. Seitdem sind anderweitige Pflanzenreste von Riedisheim nicht bekannt geworden. Da die pflanzenführenden Schichten von Riedisheim im gleichen Niveau mit denen von Brunstatt liegen, so trägt ihr Reich thum an Pflanzen wesentlich dazu bei, das Gesammtvegeta- tionsbild des plattigen Steinmergels zu vervollständigen. Typhaceae. Typha latissima A. Bk. Hebe, Flora tert. Helv. Bd. I, S. 98, Taf. XLIII und XLIV. Taf. XI. Fig. 1. Es ist ein kleines Blattbruchstück im Abdruck, welches aber seinen Nervenverlauf deutlich genug zeigt, sodass die Be- stimmung möglich wird. Starke Längsnerven laufen in ungleichen Abständen hin, zwischen ihnen in wechselnder Zahl (2 — 5) unter sich gleich zarte Zwischennerven. Kräftige Queranastomosen verbinden, über die Zwischennerven hinwegstreichend, immer je zwei jener Längsnerven. Figur 1 h giebt die feinere Oberflächen- struktur einer Stelle in vergrössertem Masstabe wieder. Foeesteb hat die Art bereits 1885 in seinen Mittheilungen über das 9 [310] 120 oberelsässische Tertiär S. 9 für Riedisheim angegeben und auch Fliche (1. c.) zählt sie unter den Pflanzen von Riedisheim als unzweifelhaft vorhanden auf. Sparganimn Itiedisheimense spec. nov. Taf. XI. Fig. 2. Ein 7 mm breiter Blattabdruck, durchzogen von 6 starken, dem Rande parallelen Längsnerven; ein Mittelnerv ist nicht vorhanden. Zwischen je zwei dieser Längsnerven ist mit blossem Auge je ein schwächerer Zwischennerv erkennbar; unter der Lupe treten zu letzterem jederseits noch 4 — 5 feine Längs- streifen. Mit anderen Worten, zwischen je zwei der 6 gleich starken Längsnerven befinden sich 9—11 Längsstreifen, von denen der mittelste jedesmal etwas stärker hervortritt. Quer- streifen (Queranastamosen der Leitbündel) verbinden ziemlich dicht gestellt (8 auf 1 cm Länge des Blattes) die starken Längsnerven mit einander unter zumeist schiefem Winkel. In Längsreihen angeordnete Grübchen sind bei stärkerer Lupen- vergrösserung auf den durch die Nervatur gebildeten Feldern wahrnehmbar; es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese kleinen, punktförmigen Vertiefungen in Beziehung stehen zu den Spalt- öffnungen des ursprünglichen Blattes, von dessen organischer Substanz nichts erhalten ist. Bei der generischen Bestimmung weisen die die kräftigeren Längsnerven verbindenden Quer- anastomosen auf die Gattungen Typha und Sparganium^ der stärkere Zwischennerv nach Heer (Flora tert. Helv. I, S. 88) ins- besondere auf Sparganium hin. Die fossilen Arten dieser Gattung werden vornehmlich nach der Zahl der Zwischennerven unter- schieden. Vorausgesetzt, diese haben wirklich diagnostischen Werth, so unterscheidet sich die vorliegende Form specifisch von den bisher bekannten fossilen Sparganiumarteu. 121 [311] Von den letzteren ist bei der Vergleichung mit unserer Form Sp. latum Web. aus den Ligniten von Rott und Orsberg bei Bonn auszuschalten, da dieser Rest von Heee und Schimper zu Cyperus Chavannesi Heer gezogen wird. Nur einen Zwischen- nerv haben Sp. str'ictum Sap. (Gypse von Aix), Sp. siygium Heer (Schweiz und Provence) und Sp. acheronticum Ung. (Parschlug); bei den beiden letzteren Arten ist er zumeist ganz verwischt. Zwischennerven hat Sp. valdense Heer (Schweiz, Piemont, Provence) 3 — 6, Sp. Neptuni Ett. (Kutschlin in Böhmen) 5 — 7, Sp. Braunii Heer (Oeningen) 7, Sp. exstinctum Ettingsh. (Bilin) 9 — 12. Am nächsten steht hiernach unsere Art der zu- letzt aufgeführten, auch sind bei ^p. exstinctum 5 — 7 Haupt- längsnerven zu erkennen, dagegen ganz undeutlich die Quer- streifen, welche an unseren Blattstücken sehr deutlich hervor- treten. Vollständiger erhaltene Reste werden die Beschreibung der Riedisheimer Art in Bezug auf die Grössenverhältnisse des Blattes in einzelnen Punkten zu ergänzen haben. Fliche führt von Riedisheim auf: Sp. stygium Heer und Sp. valdense Heer(?). Cyperaceae. Carex tertiaria Heer. Heer, Flora tert. Helv. Bd. I, S. 74, Taf. XXVI, Fig. 11. Taf. XI. Fig. 3. Eine isolirte Frucht, 2 mm lang, 1 mm breit, unten eiförmig abgerundet, an der Spitze in einen kurzen Schnabel ausgezogen; eine vertiefte Kante und 2 Seitenkanten sind an unserem Exemplar erkennbar. Die Aehnlichkeit mit Carexfrüchten ist unverkennbar. — Auch Foerster (1, c.) giebt die Art für Riedisheim an, desgleichen Fliche. [312] 122 Ausserdem liegen von diesem Fundorte noch einige win- zige Blattreste im Abdruck vor, welche den Monocotyledonen- charakter erkennen lassen. Taf, XI, Figur 4a zeigt einen Blatt- rest mit einer Anzahl gleich starker Längsnerven ohne Zwischen- nerven und ohne Queranastomosen : Die Nerven sind auffallend stark, sodass man auf ein grosses Blatt schliessen darf. Vielleicht rührt der Rest von Arundo Goepperti A. Bb. her, welche Art Fliche in seinem Verzeichniss der Riedisheimer Pflanzen aufführt. f — Nach Heee weist der Mittelnerv in dem schmalen Blatte der Figur 5 auf ein Cyperaceenblatt hin. Ausser dem Mittel- nerv sind 5 — 6 verwischte, schwächere Nerven zu erkennen. — ln Figur 6 ist gleichfalls eine schwache Mittelkante vorhanden; sonstige Nervatur gar nicht erkennbar. Poacites angustus A. Be. zeigt sehr ähnliche gewundene Formen. — Diese Reste sind zu dürftig, als dass weitere Details erörtert, und eine auch nur annähernd richtige Bestimmung erzielt werden könnten. Der Name allein thut ja auch nichts Wesentliches zur Sache; es genügt zu erkennen, dass von Riedisheim verhältnissmässig viele Monoco- tyledonen in Bruchstücken erhalten sind. Fliche zählt unter 53 Pflanzenresten von Riedisheim 13 Monocotyledonen auf. Caesalpiniaceae. cfr. Podogonium campylocarpum Heer. Heer, Flora tert. Helv. Bd. III, S. 118, Taf. CXXXVI, Fig. 54, 55. Taf. XI. Fig. 7. Im Gestein ruht der vertiefte Abdruck einer ovalen, vorne zugespitzten, gestielten Frucht. Der Stiel liegt in anderer Richtung als die Frucht und bildet mit dieser einen stumpfen Winkel. Durch ungünstiges Spalten der Gesteinsplatte ist der Stiel nicht vollständig erhalten, über seine wahre Länge lässt 123 [313] sich daher nichts Bestimmtes aussagen. Mancherlei Faltungen und unregelmässige Vertiefungen, wie auch eine — wenn richtig gedeutet — parallele Äderung der Oberfläche lassen auf die einstmals eher häutige als holzige Beschaffenheit der Frucht schliessen. Aehnliche Fruchtformen sind, zum Theil noch im Zusam- menhänge mit Blättern und Blüthen, in der Schweiz, in Ungarn und Nordamerika gefunden und zuerst von Heek als neues Genus Podogonium den Caesalpinieen zugetheilt worden. Unter den von Heer abgebildeten Formen erinnert an die vorliegende am ehesten die als P. cam;pylocarpum bezeichnete Frucht, welche durch die schiefe Einfügung des Stieles gekennzeichnet ist. Die Ungewissheit über die wirkliche Länge des Stieles an unserer Frucht lässt eine direkte Identificirung mit obiger Art nicht zu. Der Umstand, dass unsere Frucht geschlossen ist, während die meisten der beschriebenen Podogoniumfrüchte auf- gesprungen sind, dürfte nicht weiter von Belang sein. Unter den recenten Pflanzen besitzt Grevillea Hüb aut. von Teneriffa Früchte von derselben Form, die man auch zum Vergleiche heranziehen könnte , indessen sind dieselben holzig und sehr kurz gestielt. Ericaceae. cfr. Vaccinium reticulatum A. Br. Heeb, Flora tert. Helv. Bd. III, S. 10, Taf. CI, Fig. 30. Taf. XI. Fig. 8. In „Les flores tertiaires des environs de Mulhouse“ 1886 giebt Fliche das unzweifelhafte Vorkommen obiger Art in dem Steinmergel von Riedisheim an; ihm hat ein vollständiges Blättchen mit gut erhaltener Nervatur Vorgelegen. Der hier ab- gebildete Abdruck eines weniger gut und nur in seinem basalen [314] 124 Theile erhaltenen zierlichen Blättchens passt der Form nach ganz gut zu Blättern dieser Art, und zwar vornehmlich zu denen von Munsingen im Kanton Bern, wie sie Heee auf Taf. CI, Fig. 30 abbildet. Ausserdem sprechen der kurze, kräftige Blattstiel, in den der starke Mittelnerv ausläuft, ferner die Derbheit der Blattsubstanz, die sich in der schwachen Wölbung des Blattrandes ausspricht, sowie endlich die Verschmälerung des Blattgrundes in den Stiel durchaus für F, reticulatum, weshalb vorliegender Rest hierher gestellt sein mag. Und doch bleibt die Bestimmung noch unsicher, da die charakteristische feinere Nervatur an unserem Blättchen verwischt ist. Andromeda revoliita A. Br. Heer, Flora tert. Helv. Bd. III, S. 7, Taf. CI, Fig. 24. Taf. XI. Fig. 9, 10. Das vorliegende derb lederartige, schmal lanzettförmige Blättchen stimmt in der Form gut mit dem von Oeningen be- kannten der gleichen Art überein, und wenn auch hier die Spitze fehlt, so kann man aus den Conturen der mittleren Partie unseres Blattes entnehmen, dass unser Blatt aller Wahr- scheinlichkeit nach dieselbe Zuspitzung gehabt hat, wie die von Heer abgebildeten Blätter. Vielleicht gehört Figur 10 auch zu dieser Art. Dazu kommt, dass der Rand auch hier deutlich zurückgerollt ist. Unter der Lupe lassen sich einige der charakteristischen, stark nach vorne gerichteten, bogigen Seiten- nerven erkennen, welche von dem kräftigen Mittelnerven ausgehen. 3. Rixlieim. Aus den Steinbrüchen bei Rixheim (am Wege nach Zimmersheim) sind nur spärliche Pflanzenreste bekannt. In der 125 [315] FoERSTER’schen Sammlung fand ich als sicher bestimmbar nur das unten beschriebene Cinnamomumblatt, Aus dem daselbst Schildkrötenreste einschliessenden unteren Melanienkalk führt Fliche Chara granulifera Heer an. Aus den darüber liegenden, jedenfalls dem plattigen Steinmergel an- gehörigen Schichten, zählt er an derselben Stelle* noch folgende Pflanzen auf; Sequoia spec. CaUitris Eeeri Sap.? Podocarpus eocenica Ung. ? Salishuria adiantoides Ung.? Cyperites. Cassia Berenices Ung. Caesalpinites n. spec. Echitonium Sophiae 0. Web. Quercus. Ilex. Cinnamonium Scheuchzeri Heer. Heeb, Flora tert. Helv. Bd. II, S. 85, Taf. XCII. Taf. XI. Fig. 11. Der Cinnamomumcharakter ist unverkennbar. Die Conturen des Randes in der oberen Partie des Blattes lassen auf baldige, nicht ausgezogene Zuspitzung der Blattfläche schliessen. Für die specifische Bestimmung kommen nur die obige Art und C. lanceolatum Heer in Betracht. Gegen die letztere Art spricht die Form des Blattgrundes, welcher bei C. lanceolatum stets länger in den Blattstiel ausgezogen ist als in dem vor- liegenden Blatte. Blätter von C. Scheuchzeri aus dem Schweizer 1. Mieg, Bleicher, Fliche. Contributiou ä l’6tude du terrain tertiaire d’Alsace et des environs de Mulhouse 1890. [316] 126 Tertiär (Heer 1, c.) stimmen zudem vorzüglich mit unserer Form überein. cfr. Cinnamomum polymorpiium (A. Br.) Heer. Hebe, Flora tert. Helv. Bd. II, S. 88, Taf. XCIH u. XCIV. Taf. XI. Fig. 12. Die charakteristische Nervenverzweigung der Cinnamomum- blätter tritt aus dem abgebildeten winzigen basalen Blattstückchen deutlich hervor. Auf den ersten Blick erscheint dieser Blattrest zur Speciesbestimmung durchaus ungeeignet, indessen zeigt sich bei genauerer Betrachtung sehr deutlich eine Eigenthümlichkeit, welche einen Schluss auf die Zugehörigkeit zu obiger Species erlaubt. In den Achseln der beiden basilären Seitennerven heben sich nämlich zwei Höcker heraus (Fig. a), welche in dem gleich- falls vorhandenen Gegendruck als zwei entsprechend geformte Vertiefungen zum Ausdruck gelangt sind. Diese Höcker — Drüsenbildungen — finden sich in der Regel an den Blättern von Cinnamomum Camplnora L. spec. und an den fossilen Blättern des mit dieser lebenden Art von Heer in Vergleich gezogenen Cinnamomum polymorpiium. Diese Drüsen können aber auch nicht selten fehlen. Trotz des schwankenden Charakters dieses Merkmals hält es Heer doch für wichtig genug zur Auf- nahme in die Diagnose von C. polymorpiium ; indem er sagt in axillis interdum glandulosis Noch so sehr bruchstückweise erhaltene Cinnamomumblätter , welche diese glandulae erkennen lassen, dürften hiernach mit ziemlicher Sicherheit zu dieser Art zu stellen sein. Solche glandulae kommen übrigens auch noch an den Blättern einer anderen Lauraceengattung, bei Litsaea, vor {L. Müllori Friedrich und L. elongata Fr. in Friedrich, Bei- träge zur Kenntniss der Tertiärflora der Provinz Sachsen S. 115 — 117, Tab. 16). Entsprechend der bedeutenderen Grösse der 127 [317] betreffenden Blätter sind die Drüsen auch grösser als an den Blättern von C. polymorphum; ausserdem machen die Sekundär- nerven bei jenen Sitsaeaarten an ihren Insertionsstellen in Folge des Vorhandenseins der Axillardrüsen sehr deutliche Ausbiegungen, welche an unserem Blattstücke fehlen. Laurus Frotodaphne Sap. aus der Flora von Aix besitzt gleichfalls solche Drüsen in den Achseln der untersten beiden Seitennerven. Die letzteren gehen aber unter spitzerem Winkel vom Hauptnerv aus, als bei unserer Form und überhaupt bei Cinnamomum. -4. ZiiiimerÄlieiin. ' Die Pflanzen dieser durch ihre Gypsbrüche bekannten Lokalität stammen aus den dem dortigen Gyps völlig konkordant aufliegenden, 11,2m mächtigen Steinmergeln, in denen von son- stigen Fossilien noch Cassida sp. und Foraminiferen gefunden wurden (Foekstee, Gliederung des Sundgauer Tertiärs 1888, S. 150. Mieg, Note sur le gypse de Zimmersheim, Bull. d. 1. soc. geol. de France, 3 Serie, t. XII 1889, p. 553 fl’.). Flicke hat bereits früher (Bull. soc. geol. de France, 3 Serie, t. XVI, p. 260) folgende nicht näher bestimmbare Pflanzenabdrücke von hier nachgewiesen : Bruchstück eines Palmblattes. Poacites spec. Blattrest von Eugenia oder Andromeda. Foliolum von Acacia oder Mimosa. Blatt von Falaeodendron spec. Diesen fügt Mieg (1. c.) noch die Gattungen Typha und Cinnamomum hinzu. [318] 128 Equisetaceae. Equisetum gracillimum spec. nov. Taf. XI. Fig. 13. Ob in dem hier abgebildeten Rest ein Stück des Stammes oder eines Seitenzweiges vorliegt, ist natürlich nicht zu ent- scheiden; jedenfalls sind die Internodien auffallend zart. Ihr Durchmesser beträgt 1 mm, die Länge des einen in seiner ganzen Erstreckung erkennbaren Internodiums beträgt 10 mm. Die Oberfläche des Stengelgliedes ist, wie in Fig. 13 6 wieder- gegeben, von sehr zarten, unter der Lupe erst wahrnehmbaren Streifen durchzogen; an einer Stelle sind 6 — 7 derselben zu zählen. Die Blattscheide, 1 — 1 '/« mm hoch, läuft in haarfeine, von einander tief getrennte Zähne aus, von denen auf der freiliegenden Fläche 6 — 7 undeutlich zu erkennen sind. In Figur 136 sind dieselben in restaurirter Form wiedergegeben. Unter den fossilen Schachtel- halmen fand ich, soweit mir die Literatur zu Gebote stand, nur Equisetum repens Ettingsh. von Sagor (Calam. foss. in Haid. naturh. Abh. vol. IV. p. 93, wie Schimpek in seinem Traite de paleontologie angiebt), welches sich wegen seiner Zartheit mit unserer Form einigermassen vergleichen Hesse. E. repens hat l7s — 2 mm dicke, bis 11 mm lange, zartgestreifte Stengel- glieder, die Scheide misst 2 — 5 mm, ausserdem ist das 3 mm starke Rhizom erhalten. Die noch grössere Zartheit der Stengel- glieder, die geringere Länge der Scheiden trennen indessen die vorliegende Form von letzterer Art. Die Gattung Casuarina, welche ähnlich gegliederte und in gleicher Weise beblätterte Zweige besitzt, ist wohl zum Vergleich nicht heranzuziehen, da die Verbreitung dieses Pflanzentypus in der Gegenwart dessen Vorkommen im Tertiär Europas (vergl. Schenk, Paläophytologie S. 408) wenig wahr- scheinlich macht. 129 [319] Taxineae. cfr. Podocarpus eocenica ünger. Unqee, Flora von Sotzka S. 28, Tab. 2. Taf. XI. Fig. 14. Die Bruchstücke gehören linealen, 3 — 4 mm breiten Blättern von lederartiger Consistenz an. Ausser dem deutlichen Mittelnerv sind Seitennerven nicht vorhanden; hier und da lässt sich in der Oberflächenstructur eine Längsstreifung erkennen. Diese Merkmale schliessen dikotyle Angiospermengattungen wie Salix, Echiionium und andere aus und sprechen mit für obige Gattung, Die Blattfläche ist rechts und links vom Mittelnerv schwach gewölbt. Der Mittelnerv wie die Seitenränder zeigen eine schwache Krümmung, was auf eine entsprechende schwach sichelförmige Krümmung des ganzen Blattes schliessen lässt. Die vorliegenden Blattfragmente passen gut zu den schmalen Blättern dieser Art von Sotzka (Ung. 1. c.), Haering (Ettings- hausen, Tertiäre Flora von Haering S. 37, Tab, 9) und Balligen (Heer, Tertiärflora der Schweiz S. 53, Tab. 20, Fig. 3), Die Blätter von Haering sind zwar von Ettingshausen als besondere Art, P. haeringiana herausgehoben, von Heer aber unter Be- rücksichtigung der grossen Variabilität der Blätter von Podo- carpus in Länge und Breite mit Recht zu der alten Ungerschen Art zurückgeführt worden. Taxodineae. Glyptostrobus europaeus Heer var. Ungeri. Taf. XI. Fig. 15, 19 a. Zwei kleine Zweigstücke liegen vor, das eine mit erhaltener, das andere mit ausgebrochener resp. ganz verwischter Spitze. Letzteres liegt auf derselben Platte mit einem Blatte von Cassia [320] 130 lignitum und einem Weidenblattfragment. Die für obige Art charakteristischen Merkmale — Herablaufen der Nadeln am Zweig, gleichbleibende Breite der Nadeln bis zum Grunde, — sind trotz der mangelhaften Erhaltung des Restes doch deutlich zu erkennen, sodass das ähnliche Taxodium distichum mit am Grunde zusam- mengezogenen Nadeln hier ausgeschlossen werden muss. JPinus cfr. hepios Üng. Heer, Flora tert. Helv. Bd. I, S. 57, Taf. XXI, Fig. 97. Taf. XI. Fig. 16. Ein 25 mm langes, 7« breites Stück einer Pinusnadel im Abdruck. Die Annahme, es hier vielleicht mit einem gras- artigen Blatte zu thun zu haben, ist von der Hand zu weisen, da die schwach sichelförmige Krümmung, so wie der aufgeworfene Rand an den Seiten des Abdruckes auf die steife Beschaffenheit des ursprünglichen Blattes hindeuten. Ausserdem erinnern in Längsreihen gestellte winzige Narben (Fig. 16&) durchaus an die Spaltöffnungen auf der Unterfläche von Pinusnadeln. Zwischen diesen Narbenreihen verlaufen 4 vielleicht auch 5 undeutliche Längsstreifen. Der Mittelnerv ist verwischt. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Nadel einzeln auf einem Kurztriebe gesessen habe. Das Fehlen der mit dieser Nadel von derselben Scheide um- schlossenen anderen Nadel resp. Nadeln macht die gesicherte Artbestimmung unmöglich. In der Umgegend von Mülhausen kommen mehrfach Nadeln der fossilen Pinus hepios Ung. vor, z. B, in den Steinmergeln von Brunstatt und Riedisheim (Fliche, Les flores tertiaires des environs de Mulhouse p. 3 und 8). Die Nadeln dieser Art, welche zu zweien stark gespreizt in derselben Scheide stecken, stimmen in Breite und Nervatur mit unserer Form überein. Daher liegt der Gedanke nahe, dass auch die Zimmersheimer Pflanze zu derselben Art gehört. Einen direkten Beweis hierfür werden bessere Proben liefern müssen. 131 [321] Phragmites oetiingensis A. Br. Heek, Flor. tert. Helv. Bd. I, S. 64, Taf. XXH, XXIV, XXVII, XXIX. Taf. XI. Fig. 17, 18. Ein Blattfetzen, Figur 17 im Abdruck, von 21 mm Länge und 5 mm Breite. Durchzogen wird derselbe von 6 gleich starken Längsnerven, Zwischen dem 4. und 5, Nerv, welche beide etwas weiter auseinanderstehen, als die übrigen, ist ein weniger deutlich hervortretender zu erkennen, den man aber auch noch zu den Hauptnerven wird zählen müssen. Denn zwischen je zwei dieser im Ganzen 7 Hauptnerven treten unter der Lupe hier und da 4 — 5 sehr zarte Längslinien hervor, wie sie in Figur 176 dargestellt sind. — Eben zu derselben Art gehört unzweifelhaft ein anderes Blattstück (Fig. 18), in welchem zwischen den 4 starken Längsnerven bis 7 zarte Interstitial- nerven sich sehr scharf aus der Fläche herausheben. Salicaceae. cfr. Salix angusta A. Br. Heer, Flora tertiana Helvet. Bd. II S. 30, Taf. 69. Taf. XI. Fig. 19 6. Auf einer Gesteinsplatte liegt mit Cassia lignitum und Glyptostrobus europaeus ein weidenblattartiger Blattrest von 7‘/, mm Breite, mit verhältnissmässig kräftigem Mittelnerv und sehr zarten bogigen Seitennerven, Der unbezahnte Rand, sowie die Breite der Blattfläche lassen einen Vergleich mit obiger Art zu. Bei dem Mangel der Blattbasis und -Spitze ist natürlich eine gesicherte Speciesbestimmung ausgeschlossen. [322] 132 Lauraceae. cfr. JDaplinogene XJnget'i Heer. Heer, Flor. tert. Helv. Bd. II, S. 92, Taf. XCVI und CLIII. Taf. XI. Fig. 20. Das hier abgebildete Blattstück mit der charakteristischen Nervatur der Cinnamomum- und Daphnogeneblätter stimmt, soweit erhalten, in seinen Umrisslinien so völlig mit einem von Heer aus der Molasse der Schweiz auf Tafel CLIII, Figur 53 abgebildeten Blatte von Daphnogene Ungeri H. überein, dasS es sich mit diesem geradezu zur Deckung bringen lässt. Die beiden Seitennerven sind wohl an unserer Form etwas näher dem Rande gerückt. Der Mangel des Blattgrundes lässt indessen die Frage noch offen, ob die Zuweisung zu dieser Art zutreffend ist; das Blatt könnte eben so gut zu Cinnamomum lanceolatum gehören. Der Verlauf der Ränder unseres Blattrestes giebt keinen Anhalt dafür, ob der Blattgrund in den Stiel sich ver- schmälerte {Cinnamomum)^ oder ob eine Abrundung vorhanden war (Daphnogene). Laurineenfrucht ? Taf. XI. Fig. 21. Im Gestein ruht der Steinkern einer etwas zusammenge- drückten Frucht, deren hier sichtbare kreisrunde, gewölbte Basis auf Kugel- oder Eiform schliessen lässt. Die Basis ist tief eingedrückt zur Aufnahme des Fruchtstieles. Unter den recenten Früchten findet man ähnliche Formen in der Familie der Lauraceen, z. B. bei Borhonia {Laurus) cupularis Pers. (Gaertner, De fructibus et seminibus plantarum Bd. III, Taf. 222, Fig. 1), Persea indica L. (Heer, Flor. tert. Helv. II, Taf. 89, Fig. 11, 12) auch bei Laurus nohilis L. Friedrich bildet aus 133 [323] dem Oligocän der Provinz Sachsen (Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora der Provinz Sachsen Taf. 15, Fig. 9 und Taf, 19, Fig. 15, 16) Früchte ab, die er auch mit Lauraceenfrüchten, und zwar die auf Taf. 1 9 abgebildeten mit solchen von Oreodaphne, vergleicht, ohne sie einer bestimmten Gattung zuzuw' eisen. An diese erinnert auch die vorliegende Frucht in Form und Basis- beschafifenheit. Caesalpiniaceae. Cassia lignitinn ünger. Taf. XI. Fig. 19 c. Ein 20 mm langes und 8 mm breites, ovales, vorne stumpf zugerundetes, ganzrandiges Blättchen mit ungleichseitiger, soweit erkennbar, zugerundeter Basis, im Abdruck. Von der ursprüng- lichen Blattsubstanz sind noch kohlige Reste ohne feinere Structur erhalten. Ausser den Mittelnerven sind nur ein paar bogige Seiten- nerven zu erkennen. Trotz dieses Mangels in der Erhaltung der feinen Nervatur ist die Identificirung dieses Restes möglich. Die unsymmetrische Basis weist auf Leguminosen hin. Aehnliche Blättchen, als Foliola gefiederter Blätter gedeutet, finden sich zahlreich in den verschiedenen Tertiärlagerstätten. Ihre generische Bestimmung ist schwierig und vielfach unsicher. In Form und Grösse stimmt das vorliegende Blättchen völlig mit einem von Oeningen bekannten überein, welches Heer als Cassia lignitum beschreibt und abbildet (Heer, Flora tert. Helv. III, S. 121, Taf. 138, Fig. 28(Z). Die dünnen kohligen Reste deuten auf eine zarte Blattconsistenz hin, wie sie für C. lignitum gefordert wird. Charakteristisch ferner für C. lignitum ist die Abrundung der Blattspitze, wie sie das vorliegende Blättchen gleichfalls zeigt. Die Zuweisung zu dieser Species erscheint demnach gerecht- fertigt. Die nahe verwandte Form Cassia amhigua H. zeichnet [324] 134 sich hingegen durch deutliche Zuspitzung der Blattfläche nach vorne hin aus. — Aehnliche Blattformen der Gattung Vaccinium dürften hier wegen der lederartigen Beschaffenheit ihrer Blatt- substanz nicht in Betracht kommen. Apocynaceae. cfr. Echitonümi Sophias 0. Web. Weber und Wessel, Tertiärflora der niederrheinischen Braunkohlen- formation. Palaeontographica II, S. 187, Taf. XX. Ein unvollständiger Blattrest mit scharf ausgeprägtem, starkem Mittelnerv, ein paar unter spitzem Winkel von letzterem bogig abgehenden zarten Seitennerven und umgerolltem Rande. Das Blatt war, wie aus dem Randverlauf ersichtlich, offenbar lineal lanzettlich, die Blattsubstanz fest. Das Blattstückchen stimmt in seinen Merkmalen mit dem S. [342] von Kleinkems beschriebenen und Taf. XIU, Fig. 4 abgebildeten derselben Art völlig überein. 5. öoraacli. Auf den Gypsmergeln bei Dörnach liegt eine 27,75 m mächtige Schichtenfolge von Mergeln und Sanden, welche schon mehrfach Gegenstand eingehender Studien gewesen sind. Diese sandigen Mergel sind wegen des in einzelnen Schichten vor- handenen Reichthums an Resten von Meeresthieren als eigent- licher Meeressand zu bezeichnen. Der letztere ist gleichalterig mit dem plattigen Steinmergel (Foeestee, Geol. Führer für die Umgebung von Mülhausen, S. 253). Den oberen etwas jüngeren, mehr sandigen Partien obiger Schichtenfolge, die nach Foeestee mit dem Blättersandstein von Habsheim zu vereinigen sind, ge- hören die im Folgenden beschriebenen Pflanzenreste an. 135 [325] Foeestee führt 1886 (Die oligocänen Ablagerungen bei Mülhausen) folgende Pflanzen von Dörnach an: 1) Cinnamomum Scheuchzeri Heee. 2) C. lanceolatum H. 3) Dryandroides hakeaefolia Ung, selten. 4) Salix angusta A. Be. 5) verkalkte Röhrchen von Pflanzenstengeln {Ohara?). Von diesen habe ich in der mir vorliegenden Sammlung nur Nr. 1 und 2 angetrofifen, denen noch einige hinzugefügt werden konnten, die bereits von Foeestee in seinem geologischen Führer 1892 aufgezählt wurden. In der vorläufigen Notiz: Les Flores tertiaires des environs de Mulhouse 1886 zählt Fliohe von Dörnach auf: 1) Podocarpus eocenica Ung. 2) Palma. 3) Dracaenites alsaticus spec. nov. 4) Salix Dornacensis spec. nov. 5) Cinnamomum Scheuchzeri Hebe. 6) 0. lanceolatum Hebe. 7) Ilex stenophylla Ung. 8) Acer trilohatum A. Be. 9) Robinia! Regeli Hebe? 10) Cassia lignitum Ung. 1 1) Acacia Sotzhiana Ung. 12) Acacia Gaudini Hebe? Ausserdem ist nach Fliche die Anwesenheit der Gattungen Myrica, Ficus, Andromeda, Eugenia sehr wahrscheinlich. 10 [326] 136 \ Taxineae. Podocarptis eocenica Unger. Unqee, Fos8. Flora von Sotzka S. 28, Taf. n. Taf. XI, Fig. 22, 23. Heer vereinigt mit Berücksichtigung der schwankenden Längen- und Breitenverhältnisse der lebenden Podocarpus unter diesem Namen eine Reihe fossiler Blattformen, welche durch Unger und Ettingshausen von Sotzka und Haering bekannt wurden (P. eocenica üng., P haeringiana Ett., P taxites üng., P. mucronulata Ett.). Länge und Breite sind zwar sehr ver- schieden, alle stimmen aber darin überein, dass in der lanzettför- migen, derb-lederartigen, gewöhnlich etwas sichelartig gekrümmten Blattfläche der meist starke Mittelnerv ohne jegliche Seiten- nerven allein hervortritt, ferner dass von dem Mittelnerv aus sich die Blatthälften nach dem herabgesenkten Rande deutlich wölben. Diese Merkmale kommen unseren Abdrücken zu. Die Wölbung ist ziemlich stark, der Mittelnerv kräftig. Feine Linien auf der Gesteinsmasse, auf welcher nur stellenweise schwärzliche Färbungen die Blattsubstanz selbst andeuten, könnten für feine Nerven angesehen werden; ihr gleichmässiger Verlauf über die ganze Fläche der Gesteinsplatte hin widerspricht dieser Annahme. Das hier abgebildete Blatt entspricht wegen seiner bedeutenden Breite der Form P. haeringiana Ett., übertriflft diese sogar noch um ein Geringes darin. Fig. 6 ist eine Form derselben Art, welche völlig solchen von Haering gleicht. Die Blattfläche verschmälert sich in einen kurzen Stiel. Die unverkennbar schwach sichelförmige Krümmung der Blattfläche, wie der Mangel jeglicher Seitennervatur schliessen die ähnlichen Blattformen von Salix angusta und Echitonium (vergl. Heer, Tertiärflora Bd. I, S. 54) entschieden aus. Fliche führt die Art gleichfalls von Dörnach an. 137 [327] Salicaceae. Salix angusta A. Br. Heer, Flor. tert. Helv. Bd. II, S. 30, Taf. LXIX. Taf. XV. Fig. 24. Das Blatt ist am Grunde abgerundet und verschmälert sich aufwärts allmählich; die Spitze ist nicht vollständig erhalten. Ausser dem in einen Stiel (dieser auf 4 mm Länge erhalten) auslaufenden ziemlich starken Mittelnerv sind die Nerven ver- wischt. Die äussere Form ist indessen charakteristisch genug, dass man annehmen darf, es mit einem Weidenblatte zu thun zu haben. Die geringe Breite und die Beschaffenheit des Grundes bei völliger Zahnlosigkeit des Randes führen innerhalb der Gat- tung Salix auf obige Art. Das Blatt ist kleiner als irgend eines aus der Schweizer Molasse, indessen ist die Aehnlichkeit mit diesen zu gross, als dass eine Abgliederung berechtigt wäre. ? Salix Dornacensis Fliche nomen tantnm. FtiCHE, Les Flores tertiaires des environs de Mulhouse. 1886. Pag. 14. Taf. XI. Fig. 25, 26. Fliche giebt in seiner Schrift von demselben Fundorte zahlreiche Blätter an, welche grosse Aehnlichkeit mit denen von Salix angusta A. Be. aus der Schweizer Molasse besitzen. Er trennt dieselben vorläufig von dieser Species ab, „ä cause de leurs bords nettement reployes en dessous et de leur limbe tres franchement döcurrent sur le pötiole“. In dem mir zur Ver- fügung stehenden Material sind gleichfalls Blattreste von der Form der S. angusta vorhanden, deren Rand umgebogen ist und deren Basis (Fig. 25) sich ganz allmählich zum Blattstiel verschmälert. [328] 138 Bei S. angusta kommen wohl ausnahmsweise Blattformen vor, welche am Grund nicht abgerundet sind, sondern sich all- mählich verschmälern ; indessen erreichen dann die betreffenden Blätter viel schneller ihre volle Breite, als es an der vorliegen- den Form der Fall ist. Diese Eigenthümlichkeit zusammen mit der abweichenden Beschaffenheit des Randes machen es durchaus wahrscheinlich, dass wir es mit einer neuen Form zu thun haben. Indem ich annehme, dass mir die gleichen Blattformen vorliegen, wie s. Z. Fliche (die Originale resp. Zeichnungen von Fliche’s neuer Art habe ich leider nicht gesehen), stelle ich die hier abgebildeten Reste zur obigen Species. Einige weitere Blattreste von Salix ohne Basis und Spitze von derselben und auch von grösserer Breite dürften unter Berücksichtigung der Randbeschaffenheit gleichfalls hierher zu ziehen sein. Das grösste Exemplar ist (Taf. XI, Fig. 26) abgebildet. Salix Dorna- censis gehörte offenbar zu den Charakterbäumen der Dornacher Oligocänflora, wie das häufige Vorkommen der Blätter beweist. Cinnamomum Scheuchsteri Heeb. Heeb, Flor. tert. Helv. Bd. II, S. 85, Taf. XCI— XCIII. Taf. XII. Fig. 1, 2. Cinnamomumblätter sind in den Dornacher Sanden in Menge vorhanden, einzelne auch so vollständig erhalten, dass die specifische Bestimmung möglich ist. Fig. 2 zeigt in einem kleinen Blättchen die typische Form nach Hebe; Fig. 1 kennzeichnet bereits den Uebergang zu C. lanceolatum , dessen Blätter, ab- gesehen von der gestreckten Form, eine ausgezogene Spitze be- sitzen. Eine Anzahl noch vorliegender Basalstücke von Cinna- momumblättern, deren bildliche Wiedergabe unterblieben ist, lässt ihre unbestreitbare Zuweisung zu einer bestimmten Art nicht zu ; 139 [329] wahrscheinlich ist, dass einige zu C. Scheuchzeri, andere zur folgenden Art gehören. Flicke giebt die Art ebenfalls an. Cinnmnomum lanceolatum (Ung.) Heer. Heee, Flor. tert. Helv. Bd. H, S. 86, Taf. XCIII. Taf. Xn. Fig. 3—5. Ein gut gekennzeichnetes Blatt an langem Stiele ; der Ver- lauf der Ränder deutet ziemlich sicher auf die diese Art be- zeichnende obere Zuspitzung hin; die Basis und die Nervatur besitzen die entsprechende Ausbildung. Zugleich mit Blattresten, welche sich zu obiger Form ergänzen lassen , kommen auffallend schmale, leider nur in ihrem basalen Theile erhaltene Blattab- drücke mit der typischen Nervatur der Cinnamomumblätter vor. Diese weidenblattartige Form, für sich allein betrachtet, wäre charakteristisch genug, um als eine von C. lanceolatum ver- schiedene Form herausgehoben zu werden; durch anderweitige Abdrücke lässt sich indessen der Uebergang von der Form Fig. 3 zu Form Fig. 5 herleiten. Sie gehören danach wohl alle ein und demselben Formenkreise an. Cinnamomum polymorphum Heer. Heer, Flor. tert. Helv. Bd H, S. 88. Taf. XCIH u. XCIV. Taf. xn. Fig. 6. Das vorliegende Cinnamomumblatt stelle ich zu dieser Art, besonders wegen der unverkennbaren Schweifung des oberen Blattrandes gegen die Spitze hin, wie solche als Hauptmerkmal von G. polymorphum zum Unterschiede von dem verwandten G. Scheuchzeri von Heer angegeben wird. Die über der Mitte am breitesten erscheinende Blattfläche geht hier eben nicht [330] 140 allmählich in die Spitze über ; letztere ist vielmehr deutlich abgesetzt. Ausser den beiden am Rande auslaufenden Haupt- seitennerven ist die feinere Nervatur nicht erhalten. 0. Der mit den Sanden von Dörnach gleichalterige Blätter- sandstein von Habsheim enthält, wie zu erwarten, die gleichen Pflanzenreste. In den „Oligocänen Ablagerungen bei Mülhausen“ 1886 macht Foerstee denn auch als hieher gehörig namhaft: 1) Ginnamomum Scheuchzeri. 2) G. lanceolatum Heer. 3) Bryandroides haheaefolia Ung. 4) Salix angusta, diese mit Dörnach gemeinsam, ausserdem noch 5) Eucalyptus oceanica üng. 6) Daphnogene üngeri Heer. In der mir vorliegenden Sammlung konnte ich nur Nr. 1 und Nr. 6 nachweisen : Cinna/momwm Scheuch»eri Heer. Heeb, Flora tert. Helv. Bd. II, S. 85, Taf. XCI — XCni. Taf. XII. Fig. 7. Auf einer Sandsteinplatte liegen die Abdrücke zweier Blattreste vereinigt, der untere mit dorsaler, der obere mit ventraler Fläche dem Beschauer zugekehrt. Der Cinnamomum- charakter des basalen Blattstückes (Fig. 7 a) ist unzweifelhaft. Der Nervenverlauf und die Randbeschafifenheit der Fig. 7 h passen gleichfalls zur Formausbildung eines Blattes derselben Gattung; 141 [331] die Zugehörigkeit auch dieses Restes (Fig. 7 h) zu Cinnamomum ist daher sicher, die Zusammengehörigkeit beider Stücke zu einem Blatte wahrscheinlich. Die hier in Vergleich zu ziehenden Species wären C. lanceolatum und C. Scheuchzeri. Die allgemeine Form des basalen Stückes, wie auch die Art der Zuspitzung an Fig. Tb, sprechen für C. Scheuchzeri. Daphnogene Vngeri Heee. 0. Webee, Tertiärflora der niederrheinischen Braunkohlenformation. Palaeontographica II, S. 207, Taf. XXIII, Fig, 5. Taf. XII. Fig. 8. Die untere Hälfte eines Blattes lässt den Blattgrund und Blattrand, sowie die Nerven zur sicheren Bestimmung hinreichend erkennen. Der abgerundete Blattgrund trennt das Blatt von der nahe stehenden Gattung Cinnamomum, der glatte Rand von den ähnlichen Blättern der Gattung Zizyphus. Die beiden Seiten- nerven sind in gleicher Höhe dem Mittelnerv eingelenkt, weitere Seitennerven sind nicht vorhanden. Der Blattstiel dürfte in Wirklichkeit länger sein, als er hier abgebildet ist. Die Blatt- consistenz war, nach der Farbe und Art des Abdruckes zu schliessen, eine lederartige. Am besten stimmt unser Fossil mit den Blattresten aus der niederrheinischen Braunkohle überein, welche 0. Webee zu seiner in der Palaeontographica U, Taf. 23, Fig. 5& gelieferten Abbildung Vorgelegen haben, nur sind seine Blätter um ein Geringes breiter. Vnbestimmharer Blattrest. Taf. XII. Fig. 9. Ein lanzettförmiges, ganzrandiges Blatt, dessen Basis und Spitze zerstört sind. Die beiden Blatthälften sind vom Mittelnerven [332] 142 aus deutlich gewölbt, der Rand umgebogen — Anzeichen für die lederartige Beschaffenheit des Blattes. Von der Nervatur ist nur längs des glatten Randes ein scharf markirter Randnerv erkennbar. Zum Vergleiche wären unter Berücksichtigung des Randnerven die lanzettförmigen Blätter von zahlreichen Gattungen der Myrtaceen, Apocyneen und anderer Familien heranzuziehen. Am nächsten liegt der Vergleich mit Myrtaceenblättern und hier mit Blättern der Gattimgen Eucalyptus und Callistemophyllum ; eine Entscheidung ist aber nicht möglich, da ausser dem Mittel- und dem Randnerven alle feinere Nervatur verwischt ist. *7. ied.er-Speclil>acli. Die fossile Flora dieser Lokalität stammt aus einem gegen- wärtig ganz verwachsenen Kalksandsteinbruch, aus dem einst Hebe, der Altmeister der Phytopaläontologen , durch die Ver- mittelung Köchlin-Schlumbeegee’s ein relativ reiches Material zur wissenschaftlichen Bearbeitung erhielt. Heek giebt in der Tertiärflora der Schweiz Bd. III, S. 311 [Anm.] von Nieder-Spechbach folgende Pflanzen an : 1) Quercus Köchlini Heer. 2) Quercus Schiniperi H. 3) Betula microphylla H. 4) Dryandra gracilis H. 5) Ilex pruniformis H. 6) Callistemophyllum MühlenbecM H. 7) Callist. Mougeoti Hebe. 8) Crataegus alsatica H. 9) PhyUites Buchingeri H. 10) Pteris Ruppensis H. 143 [333] 1 1 ) Car ex tertiaria H. 12) Salix Lavateri A. Be. 13) S. varians Goepp. 14) Myrica Graefßi H. 15) M. Siuderi H, 16) Quercus lonchitis Ung. 17) Bryandra Schrankii H. 18) Bryandroides lignitum Ett. ? 19) Eucalyptus oceanica Ung.? 20) Laurus primigcnia Ung. 21) Echitonium SopJiiae 0. Web. 22) Biospyros brachysepala A. Bk. 23) Celastrus Ettingshauseni H. 24) C. pseudoilex Ett. 25) Zizyphus tiliaefolius H. 26) Paliurus tenuifolius H. 27) Phus Pyrrhae Ung. 28) Myrtus Bianae H.? 29) Acacia parsclilugiana Ung. 30) Mimosites haeringianus Ett. 31) Caesalpinia Haidingeri Ett. Fliche (Les Flores tert., p. 92) fügt aus der Sammlung von M. Mieg SaXishuria Adiantoides Ung. hinzu. Die unter 1 — 9 aufgeführten Arten sind für Formen von Nieder-Spechbach von Heek neu aufgestellt worden. Nummer 20, 21 und 30 dieser Liste konnten auch in Foeester’s Sammlung, wie unten angegeben, nachgewiesen werden, worauf sich Foeestee in seinem Geolog. Führer S. 263 beruft. Wie Foeestee wiederholt dargethan, gehört der Kalksand- stein, der übrigens an den jetzt aufgeschlossenen Stellen fast ver- steinungsleer oder höchstens mit meist unbestimmbaren Pflanzen- [334] 144 Festen durchsetzt ist, dem unteren Haustein an. Dieser ist in seinen unteren Schichten dem Blättersandstein äquivalent, in seinen mittleren und oberen Schichten bildet er die Küstenfacies des Septarienthons (Foeestee, Geolog. Führer, S. 263). Er ge- hört gleichfalls noch dem Mitteloligocän an. Cyperaceae. Cyper{ac)ites paucinervis Heee. Heeb, Flora tert. Helv. Bd. II, S. 79, Taf. XXIX, Fig. 4. Taf. Xn. Fig. 10. Ein nur winziger Blattrest, welcher aber aufs beste seine scharf ausgeprägte Nervatur erkennen lässt. Ausser einem sehr stark sich heraushebenden Mittelnerven durchziehen die 1 mm breite Blattfläche jederseits 4 feinere deutliche Längsnerven ohne Andeutung von Zwischennerven. In diesen Merkmalen stimmt unsere Form ganz und gar mit Cyper{ac)ites paucinervis überein, und wenn auch der Blattrest aus dem schweizer Tertiär, auf welchen Heee seine Art basiert, fast die doppelte Breite des unserigen zeigt, so sehe ich hierin in Anbetracht der schwankenden Breite der Blätter ein und derselben Pflanze kein Hinderniss, ihn obiger Art zuzuzählen; dies um so weniger als ja für fossile Glumaceenblätter die Zahl und Art der Nerven schliesslich allein als brauchbares Merkmal bei der Speciesbe- stimmung übrig bleiben. Cyperacites spec. Taf. XII. Fig. 11. Ein 10 mm breites, parallelnerviges Blatt mit starker Mittel- rippe und jederseits 8 — 10 zarteren, gegen den Rand hin enger zusammenrückenden Seitennerven, zwischen denen unter der Lupe mehrere feinere Längsstreifen sichtbar werden. 145 [335] Die scharf hervortretenden Seitennerven erinnern durchaus an die Berippung der Blätter lebender Glumaceen, auch spricht die Art der Erhaltung dieses Blattrestes füi* eine ehemalige grasartige Consistenz der Blattsubstanz. Die Zuweisung zu einer lebenden Gattung ist unmöglich. Derartige, generisch nicht näher bestimmbare, mit deutlich hervortretender Mittelrippe versehene Blätter werden zu der provisorischen Gattung Cyperacites ge- bracht (Hebe, Flora tert. Helv. I, S. 61). Will man die Zahl der Seitenrippen und das Fehlen resp. Vorhandensein feinerer Streifung als constante, zur Artdiagnose brauchbare Merkmale gelten lassen, so dürfte dieser Blattrest G. Bechsteineri Hebe und C. margarum Hebe aus dem Tertiär der Schweiz nahe stehen, die nur eine etwas grössere Zahl der Seitennerven haben ; dem gleichfalls nahe stehenden C. Deticalionis Hebe fehlen die Zwischennerven. Die Aufstellung einer besonderen Art unterlasse ich im Hinblick auf die immerhin recht fragmentarische Erhaltung des Blattes und wegen des Mangels typischer Merkmale. Mit den schmalen Blättern von Carex tertiaria, welche Art Hebe von Nieder-Spechbach aufführt (Flora tert. Helv., S. 311), lässt sich unser Blatt kaum identificiren. Lauraceae. Benzoin paucinet'^ve Heer. Hieb, Flora tert. Helv. UI. S. 175 u. 185, H. S. 32, Taf. LXVIII, Fig. 20—22. Salix Integra Goeppebt, zum Theil, Flora v. Schossnitz, S. 25, Taf. XIX, Fig. 2-4, 8, 9. Taf. XU. Fig. 12. Goeppekt hat aus dem tertiären Thon von Schossnitz Blätter von dieser Form unter dem Namen Salix integra be- schrieben und abgebildet. Die aufmerksame Betrachtung jener Abbildungen zeigt, wie Heer zuerst nachgewiesen hat, dass [336] 146 die einen mit gedrängter Stellung der Secundärnerven thatsächlich Weidenblätter darstellen, während die übrigen mit geringer Zahl der durchlaufenden Secundärnerven und ohne abgekürzte Secun- därnerven dem Charakter der Weidenblätter nicht entsprechen. Die letzteren stellte Heer (1. c.) zur Gattung Benzoin und identificirte sie mit Blättern von Oeningen, die er als Benzoin paucinerve bezeichnete, — Unser Blättchen stimmt am besten mit den Schossüitzer Exemplaren überein, besonders mit Fig. 3 der Abbildungen Goeppeet’s; nur geschieht die Verschmälerung der Basis an unserem Blatte unter etwas spitzerem Winkel als an jenen. Lauraceae. Lcmrus primigenia Ung. Ungee, Flora v. Sotzka, S. 38, Taf. XIX, Fig. 1 — 4. Taf. XII. Fig. 13. Der stark vortretende Mittelnerv, die nur weitläufig ge- stellten, unter spitzem Winkel entspringenden Sekundärnerven mit zarten Queranastomosen, die offenbar nicht häutige, sondern festere Blattsubstanz weisen unter Berücksichtigung des Randver- laufes auf obige Art hin. Ich würde diesen Blattrest ganz ausser Acht gelassen haben, wenn nicht Heer gleichfalls von Nieder- Spechbach diese Art als unzweifelhaft angeführt hätte. So scheint mir die Zuweisung zu Laurus primigenia gerechtfertigt. Be- sonders die Fig, 3 auf Taf, 19 in Unger’s Flora von Sotzka zeigt den Nervenverlauf genau so wie das vorliegende Blattstück, Mimosaceae. Mimosites haeringianus Ettingsh. ScHiMPER-ScHENK, Paläophytologic, S. 700, Fig. 369,6. Taf. XII. Fig. 14. Da unser Blättchen mit schief abgerundeter Basis in seinem erhaltenen Theile mit der EiTiNGSHAUSEN’schen Art (Tert. Flor. 147 [337] V. Häring) von Häring und Sieblos bis auf die geringe Ver- schmälerung an der Basis übereinstimmt, so ist kein Grund vor- handen, dasselbe von dieser Species zu trennen, welche Hebe als unzweifelhaft für Nieder-Spechbach angiebt. Mit dem schmäleren Blättchen von Acacia parschlugiana Ung, und den mehr ellip- tischen von A. Townshendi Hebe, welche Hebe gleichfalls in seinem Verzeichniss der Pflanzen von Nieder-Spechbach (Flor, tert. Helv. S. 311) anführt, ist unsere Form gewiss nicht in Beziehung zu bringen. Apocynaceae. cfr. Echitonium Sophiae 0. Webee. Palaeontographica II, S. 187, Tab. 20, Fig. 17. Taf. XU. Fig. 15. Das lanzettförmige, ganzrandige Blatt zeichnet sich durch einen scharf markirten verhältnissmässig kräftigen Mittelnerv aus, von welchem bogenförmig zarte Seitennerven, hier nur vier er- kennbar, aufsteigen, ferner durch zurückgekrümmte Ränder, und — wie der Abdruck zur Genüge erkennen lässt — durch eine feste Consistenz der Blattsubstanz. Hebe giebt in seiner Aufzählung der fossilen Pflanzen von Nieder-Spechbach (Flora tert. Helv. III, S. 311) obige aus dem Tertiär des Rheinthaies durch Webee bekannt gegebene Art, offenbar nach vollständig erhaltenen Blättern, als unzweifelhaft an. Ich glaube daher nicht fehl zu gehen, wenn ich dieses nur unvollständig erhaltene Blatt, dessen Merkmale aber doch gut zu Echitonium Sophiae passen, hierher stelle. [338] 148 8. iedei*ma>g*sta,tt. Der Fischschiefer von Niedermagstatt (aufgeschlossen im Hohlweg der Strasse von Niedermagstatt nach Stetten) bildet die zweite Facies des Septarienthones. Während der untere Haustein in seinen mittleren und oberen Schichten die Küsten- bildung darstellt, ist der Fischschiefer Tiefseebildung. Delbos und Köchlin-Schlumbergeb. (Description geologique et min6- ralogique du departement du Haut-Rhin. Mulhouse, 1867, p. 69) nennen Sphaerococcoides multifidus Brg. sp. und Ceraniites Köchlini H. als pflanzliche Einschlüsse von dort. Förster hat daselbst nur unbestimmbare Pflanzenreste gefunden. Das Oberoligocän, welches in der Umgebung von Mülhausen nur in geringer Mächtigkeit vorhanden ist, hat bei Nieder- Spechbach und Niedersteinbrunn Pflanzen und Früchte von Chara spec. (Foerster, Geolog. Führer, S. 267, Taf. 15, Fig. 6) ergeben. 149 [339] Anhang. Im Folgenden werden noch einige Pflanzenreste beschrieben, die zwar nicht mehr dem Mülhausener, vielmehr dem rechts- rheinischen Tertiär angehören, die aber ihrem Charakter nach in den Rahmen des mitteloligocäuen Vegetationsbildes Mülhausens hineinpassen; sie stammen entweder, wie bei Kleinkems, aus Schichten, die direkt als plattiger Steinmergel bezeichnet werden, oder zum mindesten aus solchen (ßritzingen, Rändern), die gleichalterig mit dem Meeressand Mülhausens, also mitteloligo- cänen Alters, sind. Kleinkems in Baden. Die Pflanzen sind von Herrn Prof. Foeesteb an derselben Stelle gesammelt worden, an welcher sich das von ihm beschriebene, für die geologische Altersbestimmung der im Sundgau vorhan- denen tertiären Ablagerungen so wichtige Profil am rechten Ufer des Rheines (vergl. Foeesteb, Die Gliederung des Sundgauer Tertiärs, 1888, S. 137 flf.) befindet. Die Abdrücke liegen in dem daselbst aufgeschlossenen plattigen Steinmergel. PalmopliyUum ? Taf. Xm. Fig. 1. Ein lineal-lanzettförmiges ,16 cm langes , unten 4 cm breites, nach oben sich stark verschmälerndes Blattfragment mit Monocotyledonen-Oberflächenstructur im Abdruck. Zum Theil ist [340] 150 das Blatt an den Bändern noch von Gestein bedeckt, welches sich ohne Gefahr für den Abdruck nicht absprengen Hess, so dass die angegebene Breite in Wirklichkeit noch etwas über- troffen wird. Das Blatt erscheint dachig, die dem Gestein auf- liegende Fläche, offenbar die Oberseite, demnach rinnig. Parallel der Mittelkante laufen durch die ganze Breite des Blattes zahl- reiche Längsstreifen und auf der besser erhaltenen rechten Blatt- hälfte zwei deutliche flache Längsrinuen (a), welche auf eine Längsfaltung des ganzen Blattes in der Knospenlage schHessen lassen. Der Rand, an einer Stelle erhalten (&), ist glatt und erscheint ein wenig umgebogen. Diese Umbiegung ist gegen die rinnige Oberseite hin gerichtet, so dass sie weniger ein Kenn- zeichen des einstmals frischen, vielmehr eine Schrumpfungser- scheinung des abgefallenen Blattes sein dürfte. Die schräge Pa- rallelstreifung auf der linken Hälfte des Blattes hat nichts mit der Structur desselben zu thun. Die scharf ausgeprägten Längs- streifen und kohlige Reste auf dem Abdruck lassen auf eine feste Blattsubstanz schliessen. Bei dem Versuch, diesen leider so unvollständigen Blattrest einer der Familien der Monokotyledonen einzureihen, wird man durch die Berücksichtigung der Längsfaltung, der mindestens derbhäutigen Beschaffenheit, vornehmlich aber der recht be- trächtlichen Breitendimensionen immer wieder zur Familie der Palmen hingeführt. Die Richtigkeit dieser Bestimmung voraus- gesetzt, bleibt es des Weiteren unentschieden, ob wir es mit einem Blattsegment einer Fiederpalme oder einem Strahl aus der äusseren Blattpartie einer Fächerpalme zu thun haben. Zu bemerken ist, dass unter den fossilen Fächerpalmen mit grossen Blättern Flabellaria Ruminiana Hebe auch Blattstrahlen von 4 — 5 cm Breite hat, nur sind dieselben ganz flach und jederseits von nur ca. 10 Längsnerven durchzogen, von denen einer stärker ist als die andern, und unter den fossilen Fiederpalmen hat 151 [341] Geonoma Steigeri Heek über 5 cm breite Blattfragmente, die von 6 Längsnerven durchzogen sind. Zwischennerven fehlen. Hier ist der von Conwentz (Angiospermen des Bernsteins, S. 11) vorgeschlagene Name Palmo2>hyllum gewählt worden, da -der- selbe passend nur den allgemeinen Charakter des Restes aus- drückt. Lauraceae. Cinnamonium spec. Taf. Xin. Fig. 2. Der abgebildete Blattrest, durch die drei starken Nerven und die Ganzrandigkeit charakterisirt , ist als mittleres Stück eines Cinnamomumblattes zu betrachten. Ein Netz zarter Nervillen ist zwischen dem einen Seitennerv und dem Mittelnerv unter der Lupe zu erkennen. Vom Mittelnerven geht in seinem oberen Abschnitt ein deutlicher Seitennerv ab. Die Art muss, bis bes- seres Material vorliegt, unbestimmt bleiben; der gestreckte Ver- lauf der Seitennerven, fast parallel dem Hauptnerven, lässt mit Reserve auf C. lanceolatum Heer schliessen. Ericaceae. Andromeda cfr. protogaea Ung. Heer, Miocäue Baltische Flora, S. 80, Taf. XXIII u. XXV. Taf XIII. Fig. 3. Der sehr starke Mittelnerv, der Verlauf der zarten Seiten- nerven (in der Zeichnung etwas verstärkt), der schwach zurück- gekrümmte, ungezähnte Rand des offenbar derben, kleinen Blatt- stückes, lassen mit ziemlicher Sicherheit auf Andromeda schliessen ; die Breite des Abdruckes, wie die lanzettliche Form des leicht zum Ganzen zu ergänzenden Stückes stimmen durchaus mit den 11 [342] 152 schmäleren Blättern überein, welche Heer von Rixhöft zu obiger Art rechnet. Der fragmentarische Zustand unseres einzigen der- artigen Blattstückes von Kleinkems lässt freilich eine ganz zweifellose Identificirung mit den Rixhöfter Blättern nicht zu. Apocynaceae. cfr. Echitonium Sophiae 0. Weber. 0. Webee, Die Tertiärflora der niederrhein. Braunkohleaformation. Palaeontographica III, S. 187, Taf. XX. Taf. XIII. Fig. 4. Nur Bruchstücke von Blättern. Der Verlauf der Ränder lässt auf ein lineal-lanzettliches Blatt, die tiefen Randfurchen lassen auf einen umgerollten Rand sowie auf die lederartige Beschaffen- heit der Blattsubstanz schliessen. Auffallend ist der starke Mittel- nerv, von dem einige zarte bogige Nerven nach dem Rande auslaufen oder sich auch bis zu den nächst höher stehenden Nerven verfolgen lassen. Diese Merkmale treffen für Ech. Sophiae zu, auch ist die Uebereinstimmung unseres Abdruckes mit Ab- bildungen dieser Art in der Palaeontographica Bd. II, Taf. XX, Fig. 17 und in Heee’s Miocäner Flora Taf. 104, Fig. 10 sehr gross. FiiiCHE führt diese Species von Riedisheim an. Siritzing-en in Baden. Die wenigen Pflanzenreste entstammen Kalksandsteinen in nächster Nähe von Britzingen nordöstlich Müllheim i. B., die nach Mittheilung des Herrn Pi’of. Foerstee gleichalterig mit dem Sundgauer Meeressande (Mitteloligocäu) sind. 153 Callitris Brmigniarti Endl. Taf. XIII. Fig. 5. [343] Der Abdruck rührt von einem gegliederten Stengelstück her. Drei Internodien sind vollständig, ein viertes nur zum Theil erkennbar. Die Rinnen zwischen den herablaufenden Basen der schuppenförmigen nicht sehr spitzen Blätter haben hier im Abdruck scharfe, parallele Kanten hervorgerufen. Am zweiten Internodium, von unten gerechnet, hat links offenbar eine Knospe gesessen. Die Uebereinstimmung dieses Abdruckes mit jüngeren Zweig- stücken von Calliiris quadrivalvis Vent ist gross. In Frage könnte noch kommen die Gattung Lihoceclrus, deren Zweige sich schwer unterscheiden lassen von solchen ohiger Art, denn selbst die Art der Verzweigung ist in einem wie im anderen Fall öfters gegenständig, daneben auch abwechselnd, wenn auch er- steres vorwiegend bei Libocedrus, letzteres vorherrschend bei Calliiris — ein Merkmal, das eben nur bei entsprechend vollständig erhaltenen Resten dieser Gattungen verwendbar ist. Vergleicht man aber jüngere Zweigstücke von Libocedrus mit solchen von Calliiris, so fällt sofort der schlankere Bau der Stengelglieder letzterer Gattung auf, während Libocedrus gedrungenere Glieder und zugleich stärker verbreiterte Knoten besitzt. Dieses Unter- scheidungsmerkmal trifft, wie für die lebenden Arten, so auch für die fossilen zu und entscheidet im vorliegenden Falle für Calliiris. Der Umstand, dass die Blätter nicht sehr fein und nicht sehr zugespitzt sind, schliesst die zweite fossil bekannte Art C. Heeri Sapoeta (vgl. Schimpee-Schenk, Paläophytologie, S. 31 3 '14) aus den unteren Schichten der Gypse von Aix, aus. [344] 154 Abietaceae. cfr. JPinus Hampeana Heer. Heer, Flor. tert. Helv. Bd. I. S. 56. Taf. XX. Taf. Xin. Fig. 6. Ein Nadelpaar, nur in der Länge von 20 mm erhalten. Die Breite der einzelnen Nadel beträgt 1 mm. Die erhabenen Ränder wie der Mittelnerv haben deutliche Furchen hinterlassen ; sonstige Zeichnungen der Oberfläche sind nicht erkennbar. Unter den tertiären Pinusarten mit paarig gestellten Nadeln wäre ausser obiger Art noch P. hepios, welche Fliche (1. c.) von Brunstatt mit Reserve anführt, in Vergleich zu bringen. Nach Heer ent- behrt indessen P. hejnos der Mittelrippe, zum Unterschied von P. Hampteanu, welche Art den Mittelnerv stets zeigt. Celastraceae. Celastrus Pet'sei Unger. Unqer, Flora v. Sotzka, Taf. 51, Fig. 1. Taf XIII. Fig. 7. Der scharf ausgeprägte Abdruck eines offenbar lederartigen Blattes von, wie die erhaltenen Umrisslinien erkennen lassen, verkehrt eiförmiger Form mit einer Verschmälerung in den Blattstiel. Der Rand erscheint stellenweise, wo derselbe erhalten ist, schwach gekerbt. Der Mittelnerv ist kräftig markirt; zartere Seitennerven verlaufen bogig nach dem Rande zu, ohne diesen zu erreichen. Form, Beschaffenheit der Blattsubstanz und Ner- vatur passen, soweit letztere erkennbar ist, gut zu obiger Art. Be- sonders bestimmend für die Zuweisung zu Celastrus Persei war die grosse Aehnlichkeit des vorliegenden Blattrestes mit einem Blatte dieser Art, welches Unger von Sotzka (Taf. 51, Fig. 1) abbildet und beschreibt. 155 [345] KI an (lern in Baden. Der nachfolgende Abdruck entstammt der Sammlung des Herrn Prof. Boehm in Freiburg i. B. Das Stück wurde 1892, als einziger organischer Rest des Kalksandsteins in dem Haupt- steinbruch südöstlich Kandern im badischen Oberlande gefunden. Die Kalksandsteine von Kandern haben nun in den benachbarten Steinbrüchen die für den mitteloligocänen plattigen Steinmergel von Kleinkems und des Sundgaues bezeichnenden Thierformen; Myiilus socialis Be., Mytilüs tcnuis Dkesh und Cyrena spec. in Menge geliefert. Hiernach darf der Kalksandstein von Kan- dern als dem Meeressande, also dem Mitteloligocän angehörig betrachtet werden. (Pfaef, Unters, über d. geolog. Verhältnisse zw. Kandern und Lörrach im badischen Oberlande, Ber. d. natur- forschenden Gesellsch. zu Freiburg i. B. 7. Bd. 1. Heft 1893, S. 137.) Aspidites spec. Taf. XIII. Fig. 8. Eine einzelne Seitenfieder mit einem Stück der Achse eines Farnwedels. Die Fieder ist ihrerseits fiedertheilig mit alternirend stehenden, am Grunde verbreiterten Fiedertheilchen. Letztere sind am Rande grob gesägt. Sori sind an keiner Stelle erhalten, wohl auch nicht vorhanden gewesen. Wäre die frische Prtanze fructificirend gewesen, so müssten die Sori sich auch hier im Abdruck noch zeigen, da dem Beschauer gerade die untere Fläche dieses Wedelabschnittes vorliegt, wie sich aus der scharfen Furchung ergiebt, welche die Adern hervorgerufen haben. Wegen des Mangels der Receptacula, und wie über- haupt wegen der unvollständigen Erhaltung des Stückes ist eine genaue Bestimmung unmöglich. Hingewiesen mag aber werden [346] 156 auf die auffallende Aehnlichkeit in der allgemeinen Umrissform und Grösse der ganzen Fieder, wie in der Anordnung, Gestal- tung und Randbeschaflenheit der einzelnen Fiedertheilchen mit dem recenten Aspidiim Filix mas Sw. und, unter besonderer Berücksichtigung des tief gesägten Randes, auch mit Formen von Aspidium spimdosim Sw. Hiernach kann man mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass der Wedel, von welchem dieser Abdruck herrührt, in den Formeukreis der Gattung Aspidium gehört hat; Sicherheit hierüber würden nur die hier leider fehlenden Sori geben können. Bisher sind als zu dieser Gattung gehörig meines Wissens nur A. Filix antiqua A. Br., dem Aspidium Filix mas ähnlich, und A. Mcyeri Heer, beide aus dem Tertiär der Schweiz, von Oeningen, letzteres auch von Lausanne und am Ruppen (Heer, Flora tert. Helv. Bd I., S. 35, Taf. XI) bekannt geworden. Mit beiden hat unser Stück nichts zu thun, da A. Meyeri ganz- raudige, A. Filix antiqua gekerbte Fiederlappeu besitzt. 157 [347] III. Verzeichiiiss der aus dem Oligocän der Umgebung von Mülhausen' bis jetzt überhaupt bekannt gegebenen Pflanzenformen. Cryptogamae. Brun- statt (Born- kappel). Riedis- heim. Ri.\- heim. Zim- luers- heim. Niedei- spech- bach. SieJer- magslatt (Fisch- schiefer) Klein- kems. Confervites fractus Fliche t Fl. t Fl. Chaelophoriles teriiarius Fliche . Telrasporites alsaticus Fliche. . . Enteromorpha spec C.hnrn gvnnuHfp.m HrrH t Fl. t Fl. t Fl. r.hnrn sjihrlp.xf.r7i.c.ta Fi.ICHE t Fl. C.hnrn mfidicnginnlfL Rro (o. lieder- t Fl Chnrn. sppf*,. steiobroDo) t Fr. Mfiftresalgc (Fncar.RO ?) t L. Sphaerococcoides muUifidus Brgtr. Ceraniites Koechlini H t D. K. t D. K. Xyloinites spec t Fl, "XylnmifpR .. i Fl. L. t L. t Fl. t Fl. t Fl. t L. IFl.YL. t Fl. t L. t Fl. t Fl. t L. t Fl. t L. t Fl. + Fl. t Fl. t H. 1 Fl. bis IsUin. t L. t L. tFL. t Fl. tFL. t?L. t H. L. t L. t L. t Fr. t Fr. t Fl. t L. t Fl. t L. t H. [354] 164 Vorstehendes Verzeicliniss enthält eine sehr viel grössere Anzahl Formen als im Abschnitt II von mir beschrieben sind. Eine aufmerksame Durchsicht lehrt indessen , dass wesentlich andere Typen nicht hinzugekommeu sind ; es sind zumeist nur die schon in meinem Verzeichniss, Abschnitt I, aufgezählten Gattungen durch einige Arten mehr als dort vertreten. Der im Abschnitt I skizzirte Gesammtcharakter der Oli- gocäuflora Mülhausens wird jedenfalls dadurch nicht weiter alterirt. Uebrigens wäre es wünschenswerth, wenn auch die von anderen Autoren aus dem Tertiär Mülhausens aufgezählten Pflanzenreste eine durch Abbildungen unterstützte eingehende Beschreibung erfahren möchten, oder wenn das gesammte, hier und da in verschiedenen Sammlungen zerstreute Pflanzenraaterial einmal von einem einzigen Bearbeiter kritisch gesichtet werden möchte. Tf-Tszr-T— — 165 [355] IV. Alphabetisches Verzeichiiiss der beschriebenen Arten. Seite. Acacia parschlugiana Unger [289] Acerates vcterana Heer [299] Ailanthm Focrstcri spec. nov [275] Andromeda cf. protogaea Ung [341] „ revoluta A. Br [294, 314] „ cf. vaccinifolia Ung [292] Apocynophyllum spec [297] Aspidites spec [345] Banisteria alsatica spec. nov [276] Benzoin paucinerve Heer [335] Blatt, unbestimmbar [305, 331] Blülhe, unbestimmbar [301] Car ex tertiär ia Heer [311] Callistemophyllum priscum Sap [280] Callitris Brongniarti Endl [236, 343] Cassia amhigua Unger _ [288] „ lignitum Ung [323] Celastrus Persei Ung [344] Cephalotaxites alsaticus spec. nov [231] Cinnamomum spec [341] „ lanceolatum Heer [270, 329] „ polymorphum Heer [316, 329] „ Scheuehzeri Heer .... [271, 315, 328, 330] [356] 166 Seite. Coniferennadeln, nicht näher hestimmbar [251] Cotoneaster obscuraia Sap [287] Cyperacites sp [257, 334] Cy2)er{ac)ites margarum Heee [256] „ paucinervis Heer [334] Cypselites [300] Daphnogene Ungeri Heer [273, 322, 331] cf. Diospyros praecursor Sap [295] cf. Echitonium Sopliiae Web [324, 337, 342] Emhothrium microspermim Heer [286] Equisetum sp [229] „ gracillimum spec. nov [318] Eudapliniphyllum parvulum spec. nov [282] Filicites sp [230] Früchte, unbestimmbar [302] Fucacee [226] Glediischiacanthus alsaiicus spec. nov [288] Glyptostrobus eurojyaeus Heer [238] „ „ Heer, var. Ungeri .... [239, 319] Graminophyllum anisonerve spec. nov [262] „ angushmi A. Br. spec [261] Grevillea haeringiana Ett [283] cf. Halica Myrsiniies Ett [285] Hiraeocarpum parvulum spec. nov [276] Ilex spec [278] Laurineenfrucht [321] Tjauropliyllum spec [274] Laurus primigenia UnGtER [273, 336] Leguminosites [289] Libocedrus salicornioides Heer [237] cf. Lomatia firma Heer [297] 1C7 [357] Seite. Mimosites haeringianus Ett [336] cf. Myrica {Dryandroicles) laevigata Heee spec. . [265] „ salicina Ungek [264] Mijricophyllum spec [267] Myricoj)hyllum Bnmsiaüense spec. uov [266] cf. Myrsine recuperata Sap [294] Nyssa cf. europaea Unger [279[ cf. Oleandra angusiifolia Fr [229] Palmophyllum [339] Persoonia Myrtillus Ett [283] Phragmites oeningensis A. Br [262, 321] Picea, sectio Omorica ‘ [243] Pimelea oenigensis Heer [281] cf. Pinus hampeana Heer [344] Pinns cf. liepios Ung [320] cf. Podocarpns eocenica Ung [319, 326] cf. Podogoniim campylocarpum Heer [312] Popidus spec [268] Porana oeningensis Heer [299] Proteoides longissima Sap [284] Phizocaulon . . . . [258] Sahaliies Foersteri spec. nov [253] Salicophyllum spec [270] Salix angusta A. Br [321, 327] ? Salix Bornacensis Fliche [327] Salix elongata Weber [269] Samen, unbestimmbar [302] Sequoia Couttsiae Heer [241] „ Langsdorfii Heer [240] „ spec [242] Sparganiim Riedisheimense spec. nov [310] [358] 168 Seite. Symjilocos gregaria Al. Br [296] Taodtes spec [235] TsiigiUs Brunstattensis [248] Tyx)ha Brunstattensis spec. nov [254] latissima A. Br [309] Vacciniim minutifoUum Sap [292] „ reticulatum A. Br [291, 313] Xylomites spec [228] cf. Zingiberites multinervis Heer [263] Zweigstücke, unbestimmbar [306] 169 [359] Inlialtsverzeicliiiiss. Vorwort Verzeichniss der hauptsächlich benutzten Werke . I. Allgemeiner Theil II. Beschreibung der Lokalfloren : Brunstatt Kiedisheim Rixheim Zimmersheim Dörnach Habsheim Nieder-Spechhach Niedermagstatt Kleinkems j Britzingen > als Anhang Rändern ) III. Tabellarische Zusammenstellung der bis jetzt überhaupt bekannt gewordenen Oligocän- pflanzen der Umgegend von Mülhausen i. E. IV. Alphabetisches Verzeichniss 'der beschriebenen Arten Seite. V IX [187—189] [191 — 220] [221 — 306] [306 — 314] [314—317] [317 — 324] [324—330] [330 — 332] [332—337] [338] [339 — 346] [347 — 354] [355 — 358] Berichtigung. S. 67 l^öT), Zeile 8 v. ob. lies Cyperacites statt Cypracites. H- - ^ fe> Sr::.-:,- . J,„.> ■,^- - : 4t_*_A '^■.M. - ^ r^ . j» 4j-*. ♦ ^ rv .'•■• ^ -A'*>6i -«^ßitkäKKmßaiS^ ->» ■ “--;■ ' ' -; ,^'^M .*.1 ■■"•! ^ i^taü»7 • '^' '™« - ' ^ ' ' Ht ' ' jNP^SS ■ V'S j ■ •' ‘- a:'A. " & y-. 7 • '.yy- !>p‘' ‘5; v P^':' t* . .:v * ■ .. »''•'t ^ * , “im «^'* ~^%- ' "^ • * - - ^ ^ .^ * , *1 , ■,' t ^'y A-*i 1^:‘ -1'*^^’' \iura:' - — - ■ -'' ■ ■' " " «Jiviuij^»'!' 'j^ i.>-M A4k r^-, ; r ' !T y * „ . ’ ' 1' •<äiAm^ L ■ *', 'l^'f - '-: ■ . ,\-h ';:■ :'-^rXi ■ ■•■ •' :3Bt. . ^V Tjta •Si V. ■( _ r Tn '.V - > — 7 Ä - ••► . j»-;. .fP*« ^ ^ ^ *‘'' utf^ f< >>.■'- ^V. 4»^i?y ' '^- -' \ B ' ■' ■' . -.f ^ r ■twl '•‘’ ■"IPm • „; X 'Vi - .. ;/ -4 • -4 '1 «hisste'!? .^'- y * ■ ./. jl^ . • iV ^ :^i/? ?, t* / .' ■- •* • . * ' L.-V». - vy^-. -lai'i :'■■ ^ l«&: . “. .„' . .v„ . ,.t .. Tafel V. Brunstatt. Fig. 1. Thallusbrachstück einer Meeresalge, Fucacee? (’/i)- S. [226]. Fig. 2 a. Xjlomites spec. auf einem unbestimmbaren Blattrest ('/,). Fig. 2 b. Dasselbe vergrössert (*®/i)- Seite [228]. Fig. 3. Equisetum, Stengelbruchstück ('/,). Seite [229]. Fig. 4n. Equisetum, Blattsclieide {'/,); 46. Vergrössei’t (*/i)- S. [229]. Fig. 5. cfr. Oleandra angustifolia Friedr. Basaler Theil des Blattes mit Sori (?) ('/,). Seite [229]. Fig. 6. Filicites spec. Stuck einer Blattfieder (’/t)- Seite [2.30]. Fig. 7, 8. Cephalotaxites alsaticus spec. nov. Blattfieder von der Unterseite ('/,). Seite [231]. Fig. 9. Taxites spec. Einzelnes Blatt ('/,). Seite [235]. Fig. 10. Callitris Brongninrti Endl. Bruchstück eines Zweiges im Hohldruck ('/,). Seite [236]. Fig. 11 — 13. Lihocedrus salicoi'nioides Heer. Internodialglieder zu dreien, zweien im Zusammenhänge und einzeln ('/,). S. [237]. Fig. 14 — 16. Zweigstücke mit schuppen- u. nadelformigen Blättern von Glyptostrohus europaeus Heer ('/,). Seite [238]. Fig. 17. Bruchstück eines Zapfens derselben Art; die Unii’isse der sichtbaren Schuppe sind ki’äftiger gezeichnet, als sie in Wirklichkeit ei’scheinen (’/i). Seite [238]. Fig. 18. Hohldruck eines Zapfens derselben Art, Schuppen nicht erkennbar ('/,). Seite [238]. Fig. 19 — 24. Glyqjtostrohus europ>aeus Heer var. Ungeri Zweig- bruchstücke ('/,). Seite [239]. (24 nach einer photograpliisclien Aufnahme. J Fig. 25, 26. Zweigspitzen mit männlichen Blüten derselben Art ('/,). Seite [239]. Ahh. z (jeoL Special !<. r Els -LoHu: Bd. I ' Taf.V. I I ! L i, ?faz. gez. v.ClaMomtz v^B.Birkhclz Lith .h\£X.v^'^eTTseT kKiT.ur. TrankfuTt i Brun STATT “V Tafel VI. Brunstatt. Fig. 1. Sequoia Langsdorßi Heer. Stück eines Zapfens (*/,). Seite 240. Fig. 2, 3. Zwei Nadelblättei’ derselben Art (Y,). Seite [240]. Fig. 4 — 7 Nadelblätter, welche mit einiger Reserve zu derselben Art gestellt sind (7i)- Seite [241]. Fig. 8. Sequoia Couttsiae Heer. Zweig mit knospenartiger Bildung, vielleicht einer männlichen Blüte, an der Spitze (Yi). Seite 241. Fig. 9 — 12. Mit Scliuppenblättern bedeckte Zweigstücke verschie- denen Alters derselben Art; 11 6. Ein Same der gleichen Art (Yi). Seite [241]. Fig. 13. Sequoia spec. Nadel (Yi)- Seite [241]. Fig. 14 — 19. Verschiedene Nadelblätter, welche zu Picea sectio Omorica gehören (Yi); lo h, 17 i, 18 & vergrössert Q|^). Seite 243. Fig. 20. Tsugites Brunstattensis spec. nov. (Yi); 19 6 vergrössert (Yi)- Seite [248]. Fig. 21, 22. Nicht näher bestimmbare Coniferenuadeln (Yi)- S. [251]. Fig. 23. Rhizocaulon spec. Zusammengedrücktes Stammstück, a. In- ternodialgrenze , h. Narben , die Ursprungstellen der Luft- wurzeln (Yi). Seite [258]. (Nach einer photographischen Aufnahme.) 7. Abh. z gcoLSpccialk. v.Eb.-Lothr. Bd l' f 7 br. Brun STATT Tafel VII. Brunstatt. Sahalites Foersteri spec. nov. Blattwedel (*/i). Seite [253]. Abh. z.geol. Sperialk. i: Eis. -Lothr. Bd. V. Taf. VII. Nack d.jVat. get.ir.B.Btrkholz . läJi AnsLv- Werner t Winter, Frankfurt Br UN STATT 7 Tafel VIII. Brunstatt. Fig. la. Tjpha Brunstattensis spec. nov. Blattfragment (’/i)i 1^- Ein Stück der Oberfläche vergrössert (Yi)- Seite [254]. Fig. 2 a. Cyper{ac)ites marparum Heer. Frucht (Vi); vergrössert (Yi). Seite [256]. Fig. 3. Cyperacites spec. Blattstück (Y,). Seite [257]. Fig. 4. Cyperacites spec. Blattreste (YO- Seite [257]. Fig. 5 — 7 a. Graminophyllum angustum Heer. spec. Blattreste (Yi)- Seite [261]. Fig. 8. Graminophyllum anisonerve spec. nov. Blattstück (Yi); ver- grössert (Yi)- Seite [262]. Fig. 9, 10. Phragmites oeningensis A. Br. Blattreste (Yi) ; 9 6, 106 vergi’össert (*h). Seite [262J. Fig. 11, 12. cfr. Zingiberites multinervis Heer. Blattstücke (Yi). Seite [263]. Fig. 13. Myrica salicina ÜNGER. Untere Blatthälfte (Y,). S. [264.] Fig. 14. cfr. Myrica {Dryandroides) laevigata Heer. spec. Blattbasis (Yi). Seite [265]. Fig. 15. Myricophyllum Brunstattense spec. nov. (YO- Seite [266]. Fig. 16. Myricophyllum spec. Blattspitze (Yi). Seite [267]. f Ahh.z.geol. Specialk v. Els.-iothr Bd. I' Tal.Vlll. — 1 Li^<..tinst7WtTr<.tr s.WinUr, Frankfurt Nack d.Nax.gn.T. Clakomtz u.S.Birkholz. Br UN STATT f; '^^' ''■ .-IKi J-^Wß Y> T 3#».’ /V.*ir-^/|t '; . *•'•■' V-* ’ V'" '-*- *' jJ* V' ' - ..' • . ■"■■ '♦A.:y,. -V. .. ;• ’ K«,:. ;.' '■ < k-' p"'3 Tafel IX. Brunstatt. Fig. 1, 2. Populus spec. Blattreste ('/,). Seite [268]. Fig. 3. Eine aufgesprungene Kapselfruclit von Populus S. [268]. Fig. 4. Salix elongata Web. Blatt (’/,). Seite [269]. Fig. 5. Salicophyllum spec. Blattrest ('/i). Seite [270]. Fig. 6, 7. Cinnamomum cfr. lanceolatum Heer. Blattstücke ('/,). Seite [270]. Fig. 8 — 10. Cinnaviomum Scheuchzeri Heer. Blattstücke (’/i) S. [271]. Fig. 11. Daphnogene Ungeri Heer. Blattrest ('/,). Seite [273]. Fig. 12. cfr. Laurus primigenia Ung. Blattstück (’/,). Seite [273]. Fig. 13. Laurophyllum spec. Blattrest (Yi). Seite [274]. Fig. 14. Ailanthus Foersteri spec. nov. Flügelfrucht (Yi). Seite [275]. Fig. 15. Banisteria alsatica spec. nov. Flügelfrucht (Yi)- Seite [276]. Fig. 16. Hiraeocarpum parvulum spec. nov. Flügelfrucht (Yi)i 166 vergrössert (Y,)- Seite [276]. Fig. 17. Ilex spec. Blattstück (Yi). Seite [278.] Fig. 18. Nyssa cfr. europaea Ung. Frucht (Yi)i 18 6 vergrössert (Yi). Seite [279]. Fig. 19. Callistemophyllum priscum Sap. Blatt (Y,). Seite [280]. Fig. 20. Pimelea oeningensis Heer. Blatt (Yi)- Seite [281]. Fig. 21. Eudaphnophyllum parvulum spec. nov. Blatt (Yi). S. [282]. Fig. 22. Persoonia Myrtillus Ett. Frucht; 22 6 vergrössert (Yi)- Seite [283]. Fig. 23. Blattrest derselben Art angehörig {'|^). Seite [283]. Fig. 24, 25. Grevillea haeringiana Ett. Blattstück (Yi). Seite [283]. Abh.z.tft’ol.Spirialk. v.Els.-Lotln: Bd.V. Taf.lX. lith.AmtrWfTneriWKter, ?rar.k^rt L d..Vai,jrz.rC.l^^irtt3, F-HartTrjair. u.£.Birkki>U. Brun STATT Tafel X. Brunstatt. Fig. 1. Proteoides longissima Sap. Untere Hälfte eines Blattes ('/,). Seite [284]. Fig. 2, 3. cfr. Hakea Myrsinites Ett. Blattbrnchstücke (’/,). S. [285]. Fig. 4. Ein Blatt derselben Art von Haering in Tirol. Fig. 5 a. Embothrium microspermum Heer. (7,); 5 &. Dasselbe ver- grössert (’/i)- Seite [286]. Fig. 6. Cotoneaster ohscurata Sap. Untere Blatthälfte ('/^). S. [287]. Fig. 7. Cassia ambigua Ung. Fiederblättchen {*|^). Seite [288]. Fig. 8. GleditschiacantJius alsaticus spec. nov. Verzweigter Dorn (7i)- Seite [288]. Fig. 9a. Acacia parschlugiana Ung. Fiederblättchen (7i) i Das- selbe vergrössert (7i). Seite [289]. Fig. 10 — 12. Leguminosites. Verschiedene Blattformen von Legurai- nosencharakter (7i)- Seite [289]. Fig. 13. Vaccinium reticulatum A. Br. Blatt (’/i). Seite [291]. Fig. 14 a. Vaccmium minutifolium Sap. Blatt (7i); 14 6. Dasselbe vergrössert (7i)- Seite [292]. Fig. 15 a. Andromeda vaccinifolia Ung. Blattbasis (7i)i die Seiten- nerven sind hier stärker gezeichnet, als sie in Wirklichkeit erscheinen. 156. Ein Stück der Blattfläche, stärker ver- grössert, zeigt das dichte Netzwerk der feinen Nervillen. Seite [292]. Fig. 16. Andromeda revoluta A. Br. Unterer Theil des Blattes (7i)* Seite [294]. Fig. 17. cfr. Myrsine recuperata Sap. Blattbasis (7i) i Seite [294]. Fig. 18. cfr. Diospyros praecursor Sap. Obere Blatthälfte (Y,). S. [295]. Fig. 19 a. Symplocos gregaria A. Br. Frucht (Yi); 19 6. Hohldruck derselben. Seite [296]. Fig. 20. Apocynophyllum spec. Blattbruchstiick {'/,). Seite [297]. Fig. 21. Apocynophyllum spec. (cfr. Lomatiafirma Heer.) Blattbasis (7i). Seite [297]. Fig. 22 a. Acerates veterana Heer. Same (70 22 6. Derselbe ver- grössert (7i)- Seite [293]. Fig. 23. Porana oeningensis Heer. Fruchtkelch (7i). Seite [293]. Fig. 24. Cypselites? Frucht (7i). Seite [300]. Fig. 25. Unbestimmbare Blüte (YO- Seite [301]. Fig. 26 — 33. Unbestimmbare Früchte resp. Samen (7i). Seite [302]. Fig. 34. Unbestimmbares Blatt (YO* Seite [305]. Fig. 35, 36. Nicht näher bestimmbare Zweigstücke (Yi)i Blatt- narbe (Yi). Seite [306]. Abh. z.geol. Spccialk. z. Els.-Lothr. B J'iT, i» # •' ■• * 4 -•' i • *. . t'i» «ti:. Tafel XL Riedisheini. Fig. 1 a. Typha latissima A. Bß. Blattbruchstücke (Vi)i 1 Stück der Oberfläche vergi-össert (‘/i). Seite [309]. Fig. 2 a. Sparganium Riedisheimense spec. nov. Blattbruchstück (V,) ; 2 b. Ein Stück der Oberfläche viermal vergrössert. S. [310]. Fig. 3 a. Carex tertiaria Heer. Frucht; 3h. Dieselbe vergrössert (*/i). Seite [311]. Fig. 4 — 6. Nicht näher bestimmbare Blatti’este von Gramineen- charakter (Fig. 4), resp. Cyperaceencharakter (Fig. 5, 6). (’/i)- Seite [312]. Fig. 7. cfr. Podogonium campylocarpum Heer. Hohldruck der , Frucht (7,). Seite pl2]. Fig. 8. cfr. Vaccinium .reticulatuvi A. Br. Blattbasis ('h). S. [313]. Fig. 9, 10. Andromeda revoluta A. Br. Blatt (7i). Seite [314]. Rixheim. Fig. 11. Cinnamomum JScheuchzeri Heer. Blatt (7i). Seite [315]. Fig. 12. efi’. Cinnamomum polymorpTium Heer. Blattbruchstück mit Drüsen (a) in den Achseln der Seitennerven (Y,). Seite [316]. Zimmersheim. Fig. 13 a. Equisetum gracillimum spec. nov. (Vi); 13 &. Ein Inter- nodium vergrössert (7,). Seite [318]. Fig. 14. cfr. Podocarpus eocenica Ung. Blattbruchstücke (Yi). Seite [319]. Fig. 15, 19a. Glyqjtostrobus euroqmeus Heer. var. Ungeri. Beblätterte Zweigstücke (Yi). Seite [319]. Fig. 16a. Pinus cfr. hepios Ung. Einzelne Nadel; 16i. Ein Stück der Oberfläche, vergrössert (Yi), lässt die Anordnung der Stomatien erkennen. Seite [320]. Fig. 17 a, 18 a. Phragmites oeningcTisis A. Br. Blattbruchstücke (Yi)i 11b, 18&. Stücke der Oberfläche vergrössert (Yi). S. [321]. Fig. 19 b. cfr. Salix angusta A. Br. Blattbruchstück (Yi). S. [321]. Fig. 19 c. Cassia lignitum ÜNG. Fiederblättchen (Yi). Seite [323]. Fig. 20. cfr. Daphnogene Ungeri Heer. Blattbruchstück (Yi). Seite [322]. Fig. 21. Laurineenfrucht? ('/,). Seite [322]. Dörnach. Fig. 22, 23. Podocarpus eocenica Ung. Z^vei fast vollständige Blätter (Yi). Seite [326]. Fig. 24. Salix angusta A. Bß. Blatt (Yi)- Seite [327]. Fig. 25, 26. cfr. Salix Dornacensis Fliche. Blattbruchstücke (Yi)- Seite [327]. Abh. z.yeoL Specialk. r: Eis. -Lolhr. ßd. V. TaEXI. RlEDlSHEIIVI, RIXHEIM, ZI MME RSH EI M , DORNACH. FIC.I-IO. FIG. 11,12. FIC. 13-21. FIG. 22-26. m m ’- w--- : ’-'v^ ^ r -:'■%■ 't,ir' ■ 'U^^v«r ' .‘ :.'^^ 3 Kf .. -''4% -2^ VA,. :&TJ ä/#t *»' >»• ^ **' - tV- '." ' ^ f; '-'‘^?'‘"^!^VV^*i^^ ,>V -r^r'ii** “ '^ ^> . ’ ' Mt'y. w^ä»s= -■•‘•' ■' ‘ . .•■*;• v!> r. ■:• ,- ... - • - . n#rf7 > ■'* '^ms V -- ' - ■*-- > • ■■ -t-JET^ Bf’ ^ V -• u' ■'•'- ■ • *-^*' '’’ ■'■ j . iv-v< -1 >, ■ -3 ‘ •2^ • ' - r^*~__^_* , jLt^ rrOt%j. -J! ■ -^ Wrr • • ■ t .- , Tafel XII. Dörnach. Fig. 1, 2. Cinnamomum Scheuchzeri Heer. Fast vollständig erhal- tene Blätter (’/i). Seite [328]. Fig. 3 — 5. Cinnamomum lanceolatum Heer. Blätter, darunter zwei auffallend schmale Formen (Fig. 4, 5) (’/i). Seite [329]. Fig. 6. Cinnamomum polymorphum Heer. Fast vollständiges Blatt ('/,). Seite [329]. Habsheim. Fig. 7. Cinnamomum Scheuchzeri Heer. Zerbrochenes Blatt ('/,). Seite [330]. Fig. 8. Daphnogene Ungeri Heer. Untere Blatthälfte (*/i)* S. [331]. Fig. 9. Unbestimmbarer Blattrest (’/i)- Seite [331]. Nieder-Spechbach. Fig. 10 a. Cyper{ac)ites paucinervis Heer. Blattfragment (’/i) ; 10 b. Ein Theil desselben vergrössert (*/i)- Seite [334]. Fig. 11. Cyperacites spec. Blattstück (’/i). Seite [334]. Fig. 12. Benzoin paucinerve Heer. Vollständiges Blatt (*/,). S. [335]. Fig. 13. Lau'i'us primigenia Ung. Blattbruchstück (*/,). Seite [336]. Fig. 14. Mimosites haeringianus Ett. Fiederblättchen ('/,). S. [336]. Fig. 15. cfr. Echitonium Sophiae 0. Web. Blattbruchstück (*/,). Seite [337]. Abh. z. geol. Specialk. r. Eb.-Lothi: Bd. l ' Ta f: XII. Dörnach, FiC. 1-6 . HABSHEIIVI, NIEDER- SPECHBACH FlG.7-9. FIC. 10-15. .T-^-'V.. Ä. it >Xx »r»^' . __ . _ _ „ - r -_i. ii?? v,atiH- k:;* ii^~‘''^A'rt'i, -’S! . .■ ,' *•» - ..HK ^ .. ' ^ V I^R^'^-'" -■ •^- ■sT''^'’ ^ ' . ■■ '''-*'?■■ >'^~*tl' -■ "■ äf -r' .-LjfSÜ K» 'ä ^ ■T:..VjT - 'T - i. * '-i fTi -^- Är Iti^ - ‘ ^ *»' ■■■ -fe"^* . ■' •! *L "1. ■ ' - Tafel XIII. Kleinkems in Baden. Fig. 1. Palmophyllum. Bruchstück einer Blattfieder? a. Längsrinnen, welche die ehemalige Längsfaltung des Blattes andeuten; h. Erhaltene Randpartie (’/,). Seite [339]. Fig. 2. Cinnamomum spec. Blattbruchstück (’/i). Seite [341]. Fig. 3. Andromeda cfr. protogaea Ung. Blattrest ('/,). Seite [341]. Fig. 4. cfr. Echitonium Sophiae O. Web. Blattrest (’/i). Seite [342]. Britzingen in Baden. Fig. 5. Callitris Brogniarti Ende. Hohldruck eines Zweigstückes (V,). Seite [343]. Fig. 6 a. cfr. Pinus Hampeana Heek. Ein unvollständig erhaltenes Nadelpaar; 66. Ein Stück einer Nadel vergr. ('/,). Seite [344]. Fig. 7. Celastrus Persei ÜNG. Zur Hälfte erhaltenes Blatt (’/i). Seite 344. Kandern in Baden. Fig. 8. Seitenfieder von Aspidium ? Nach einer Photograjjhie. Seite [.345]. Klein Keivis, Britzincen u. Kandern in baden F'G. 1-4-. FlG.5-7, FIG.8. mV.- .Ekt «'t '•■^i''. • ■ ^ Ip’v , I •k^j i. W lä»'- ,-.- • #*r." .1 - S » J ■ H «• - ABHANDLUNGEN ZUR GEOLOGISCHEN SPECIALKARTE VON ELSASS-LOTHRINGEN. Band V. — Heft IV. STRASSBURG, STRASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schultz & C‘®. 1895. DAS FOSSILFÜHRENDE ÜNTERCARBON AM ÖSTLICHEN ROSSBERGMASSIV IN DEN SÜDVOGESEN. EINLEITUNG, BESCHREIBUNG DER BRÄGHIOPODEN-FAUNA. Von Dr. A. TORNQUIST Privatdocent und Assistent am geognostisch-palaeontol. Institut der Universität zu Strassburg. MIT DREI LICHTDRUCK-TAFELN. STRASSBÜRG, STßASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schultz & C'®. 1895. ' - de ■ i-> V) ■ * ''M r V» '"'1; -'^4 *. . L ^ V M • *% ' ?r’^ ^ U-Ü Vri^»<’ ■‘A IBS, 1,J.1LI- i^KiSt-i» ■ fi .V'- .1 3 »i ^ — >'-'J '.-Ci 1 >'• . - • r./,- -''' 34^ ■' • ■ .- L. . . •, , . .. ^1 '/. ,’t . - ''n( ■*?f5*rit^^t-a:4'&.’ ’ '^■' ■.'.äi *V>* ^.;.4«S , ; : j;5v . f A-i^. .Ü •»«! •/■■.■-' ' -:^%J ., .;■• : --M .. \4l ^ ‘ V 1 [379] Die vorliegende Abhandlung bildet den ersten Theil einer monographischen Bearbeitung der Untercarbon-Fauna in den Süd- vogesen. Der im Folgenden gebrachten Beschreibung der Brachio- poden-P’auna wird die Darstellung der Lamellibranchiaten-, Glos- sophoren-, Cephalopoden-, Crustaceen-, Echinodermen- und Korallen-Fauna folgen. Von der Flora des Untercarbon im Ober- Elsass, die bereits längst in der ausgezeichneten Monographie von ScHiMPEE* eine mustergültige Behandlung erfahren hat, konnte abgesehen werden. Zum Schluss wird eine zusammenfassende Beurtheilung der Gesammtfauna und der einzelnen Fossilschichten erfolgen, wofür zugleich auch eine geologische Aufnahme des Gebietes vorgenommen wurde. Diese, wie die Aufsammlungen wurden in Herbst- und Frühlingswochen der Jahre 1892 — 94 ausgeführt. 1. Les v^g6taux fossiles du terrain de transition des Vosges. (Terrain de transilion des Vosges par J. KfficHLiN-ScHLOMBERCEn et W. Ph. Schimper.) Stras- bourg 1862. 1 ni;t' j,.; '■ , 1 1 ' I , ’S '.M '>■ ' ii >i »w. » <'4 '( ■ ^ 1 ■ l I ■ • 4 • . . . * ■*' .* ( '#i ft Ai ft ft • . * 1 -^ft I l .. .'|! i, , fw-tsLIfliil'' . ’K' • v" 1.. ' ' *:(»> . ftiijj*! ' ; ‘ ■ * fl-V *, •) ftil'ftH ; ,-r A\ V >f 0ini' 1.1 wf’-'ri'' *> ■ •‘Ti i'i; ■ft*ft‘'’V^: vTÜJä . . ft' ‘ if *•,- I ' ,',i jif ' t-Zt" •., i'li 1 'i I.ft. i 4’’! ' ti. < • y, r < ;' !.> ' f ,4 I EINLEITUNG. Das in der Ueberschrift als östliches Rossbergmassiv zu- sammengefasste Gebirge ist dadurch ausgezeichnet, dass ihm alle einigermassen ergiebigen Fundpunkte für Untercarbon- Fossilien im Ober-Elsass angehören, und dass auf einem verhält- nissmässig wenig ausgedehnten Raum ein sehr umfassendes Profil durch das ober-elsässische Untercarbon entwickelt ist, so dass das gegenseitige Alter der bis jetzt bekannten Fossilschichten auf einer geologischen Karte deutlich zum Ausdruck gebracht werden konnte. Der Rossberg, dessen östlicher, stellenweise sehr steil abfallender Theil der vorliegenden Untersuchung zu Grunde liegt, ist mit 1191,4 m einer der höchsten Gipfel der Vogesen. Seiner Lage und Gestalt nach ist er nach dem Elsässer Belchen viel- leicht der imposanteste Vogesenberg. Er bildet, wie der nördlich gelegene Gebweiler Belchen, die höchste Erhebung einer vom Vogesenkamm deutlich getrennten Gebirgsgruppe, welche ihre Ausläufer nach SO zur Rheinebene hinaussendet. Im Süden hat der Bärenkopf eine ähnliche Lage. Der Rossberg, wie auch der Gebweiler Belchen, liegt der Rheinebene dabei näher, als dem Vogesenkamm, der in SSW-NNO Richtung „über den Elsässer Belchen, die Tete de Drumont, den Gros-Ventron, Rothenbach, Hohneck, die Hautes Chaumes und den Col de Bonhomme [382] 4 hinzieht, um in dem Knotenpunkt zwischen Markirch, Lubine und Urbeis zu enden’“. Die gegenseitige Trennung dieser östlich vorgelagerten Gebirgsgruppen ist durch den Verlauf des Doller- thals und Thurthals gegeben. Gemäss der Richtung dieser Fluss- läufe ist die Hauptausdehnung dieser Gebirgsgruppen eine nord- west-südöstliche. Von dem Vogesenkamm, der Wasserscheide zwischen Rhein und Mosel, ist die mittlere dieser Querketten, zu welcher der Rossberg gehört, durch eine deutliche Einsattlung (ca. 1070 m) zwischen Rimbachkopf und Rothwasen oberhalb des Sternsees gut getrennt. Sie zerfällt orographisch in drei Bergmassive, in dasjenige des Rimbachkopfes (1194,7 m) im Nordwesten, des Mittelrainkopfes (1100,8 m) und des Rossberges (1191,4 m) im Südosten. Die Grenze zwischen dem Rossbergmassiv und dem Mittelrainkopf liegt an dem Passweg durch den Beiackerwald (Passhöhe ca. 950 ra). Die drei genannten Gebirgsgruppen der Südvogesen fallen fast genau mit dem „oberelsässischen Grauwackengebirge“ zu- sammen, Die natürliche Grenze desselben erstreckt sich nur nach Südwesten noch auf französisches Gebiet, von Masmünster nach Champagne, Melisey und Breuchotte östlich LuxeuiP. Die Schichten des „Grauwackengebirges“ sind ganz vor- wiegend carbonen Alters. Sie bilden zusammen mit dem mäch- tigen Kammgranitmassiv im Norden und Westen den südöstlichen Flügel der mächtigen Südvogesen-Antiklinale, deren Axe mit SW-NO Richtung wohl im Gneissgebiet von Markirch zu suchen ist. Dieser Annahme zufolge müssten wir vornehmlich südwest- 1. H. Rosenbdsch : Die Steigerschiefer und ihre Contactzone an den Gra- niten von Barr-Andlau und Hohwald. Diese Abhandlungen, Band 1. Einleitung. S. 79. 2. Auf französischem Gebiet sind bei Plancher-les-Mines im Jahr 1855 von Foubnet Untercarbon-Fossilien gefunden worden. Mim. de l'Acad. de Lyon. Classe des Sciences, t. V. 114. Lyon, 1855. 5 [383] nordöstliches Streichen der Schichten bei südöstlichem Einfallen antrefifen. van Webveke hat aber bereits erkannt, dass das Streichen der Schichten im Osten des Gebweiler Belchen ein nord-südliches, im Rossbergmassiv ein südsüdwest-nordnordöst- liches, am Bärenkopf dagegen ein annähernd west-östliches ist. Diese Aenderung ln der Richtung des Streichens erklärt VAN Webveke dadurch, dass er den Gebweiler Belchen für ein grosses Gewölbe ansieht, von dem die Schichten allseitig abfallen. West-östliches Schichtstreichen wie am Bärenkopf ist aber am Rande des französischen Centralplateaus, dessen tektonische Be- ziehungen zu den Südvogesen bereits in den fünfziger Jahren hervorgehoben sind, in paläozoischen Schichten ebenfalls vor- handen. Ja im Roannais und im Forez herrscht nach Julien und Le Vebbieb dieses Streichen fast ausnahmslos in den unter- carbonen Schiefern und Conglomeraten, wie dies die von letzterem Forscher geologisch aufgenommene Karte bestens zeigt*. Diese Richtung scheint also in diesen alten Gebirgsstücken eine nicht untergeordnete Rolle zu spielen*. — Demnach wäre das Schicht- streichen von Westen gegen Osten im Bärenkopfzuge kein lokal- beschränktes; es kehrt an verschiedenen Stellen der alten, zur mittleren Carbonzeit gehobenen Falten wieder. Der südliche Theil der Vogesen würde dann gerade eine derartige Stelle des alten Faltengebirges sein, wo die Schichten aus einer west-östlichen 1. Die Arbeiten, welche weiterhin angeführt werden, sind in dem unten auf- geführten Literaturverzeichniss mitgetheilt. 2. Wenn man von der vielfach getheilten Ansicht ausgeht, dass die Facies- grenzen der mesozoischen Schichten in der Xordschweiz, Ostfrankreichs und Süd- deutschlands oft den alten, jetzt nur in Bruchstücken erkennbaren, mittelcarboniscben Faltenzügen folgen, so dürfte in dem Verlauf dieser Grenzen die Form Jener Falten genauer erkannt werden. Ein von Herrn Rollieb in meiner Arbeit « Macrocephaliten im Terrain ä Chailles » (Abhandl. d. Schweiz, palaeont. Ges. 1894) mitgetheiltes Kärtchen der Grenzen der Terrain ä Chailles-Facies spricht dann besonders klar für eine Abwechselung einer west-süd-westlich ost-nord-östlichen und süd-nördlichen Richtung in dem Verlauf der alten Faltengebirge. [384] 6 Richtung in Form einer Sigmoide nach Norden zu in eine süd- nördliche Richtung einlenken, um aber alsbald wieder dem erstereu Verlauf sich nähernd, in eine südwest-nordöstliche Richtung einzubiegen. Das palseozoische Gebirge der Südvogesen verschwindet westlich entlang einer Linie von Bruyeres, östlich fipinal, bis Malbehans, südöstlich Luxeuil, unter dem Mantel vorwiegend mesozoischer Gesteine. Rothliegendes, welches dort nur vereinzelt auftritt, bildet dagegen im Süden die regel- mässige Bedeckung des palseozoischen Gebirges. Im Osten ist die Begrenzung der Südvogesen eine tektonische. Trias, Jura, ja Tertiärgesteine liegen an Verwerfungen theils direkt an dem alten Gehirgskern, theils in unmittelbarer Nähe desselben. In das hier behandelte Gebiet greifen aber weder der Kammgranit noch mesozoische oder tertiäre Schichten hinein. Das Gebirge besteht ausschliesslich aus Untercarbongesteinen. Zu der in dieser Arbeit bezweckten Erörterung der strati- graphischen Verhältnisse des fossilreichen elsässischen Untercarbon konnte die Untersuchung auf folgendes Gebiet beschränkt werden; Der Rossberg kommt westlich nur bis zur mittleren Rossberghütte in Betracht, ausser ihm noch der Thanner Hubel und zwei nach SSO und ONO vorgeschobene Bergrücken, welche am Kehrlenbach endigen. Einerseits ist dies der Riegel, welcher über den Rothhütel, östlich des Rothenbrandes in den Bäsel- bachberg übergeht und an dem Passweg Oberburbach-Bitschweiler mit dem Hunsrücken zusammenstösst, andererseits der Rücken, welcher sich vom Thanner Hubel nach Weiler hinab erstreckt, auf dessen Kamm der Touristenweg vom St. Araarinerthal auf den Rossberg durch den Kamerswald und über den Stimpfelrain verläuft. Hierzu kommen noch das obere Thal des Burhaches und die Umgebung von Oberburbach, schliesslich noch die rechte Thalseite des Kehrlenbaches, so dass die Umgrenzung des Ge- bietes ungefähr folgendermassen bezeichnet werden kann : Ober- 7 [385] burbach — mittlere Rossberghütte — Weiler — Bitschweiler Kuppelthannkopf — Oberburbach. Die erste eingehendere Gliederung des gesammten Unter- carbon der Südvogesen ist von van Werveke im Jahre 1891 vorgenommen worden und im Jahre 1892 in einem „vorläufigen Aufnahmebericht“ veröffentlicht worden. Dieselbe ist im grossen Ganzen auf das gesammte Grauwackengebirge anwendbar; sie hat durch die Resultate, zu denen Le Veerier in dem sehr ähnlich ausgebildeten Untercarbongebiet am östlichen Centralplateau un- abhängig davon gelangt ist, alsbald eine Bestätigung gefunden. Im Wesentlichsten ist diese Gliederung aber den Verhältnissen nördlich vom Thurthal angepasst, sodass es sich erklärt, wie im Einzelnen schnell auskeilende Porphyrdecken, lokal auf- tretende Conglomeratschichten und Thonschieferhorizonte ein so eingehendes Gesammtprofil, selbst auf kleine Entfernungen hin, wie bis zu dem zu behandelnden Gebiet auf der südlichen Thur- seite hinüber, mannigfach verändern können. So erscheint denn die geologische Aufnahme dieses Ge- bietes und die Erörterung des lokalen Profils für die Betrach- tung der fossilen Fauna nothwendig. Der erste Hauptzweck derselben, das Altersverhältniss und den horizontalen Abstand der verschiedenen Fossilschichten zu ermitteln, machte besonders die Feststellung der Lagerung der fossilreichen Schichten am Wege von Oberburbach nach Masmünster, welche bisher noch unentschieden war, erwünscht. ••*'* '” * - \ V; ^*-1' .mK;# ^A Bfit. 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W'iNCKEL in Niederburbach, welcher sich seit längerer Zeit um die Aufsammlungen an den Fossilpunkten verdient gemacht hat. Von ebendemselben kamen mir eine Anzahl Fossilien von dem Hohlweg unterhalb der Pütig (La Boutique) zu. Ein anderer Theil der Fossilien von der Pütig entstammt der geologischen Landes- sammlung und der mir freundlichst überlassenen Sammlung des Herrn Dr. Stüber. Den grössten Theil sammelte ich bei mehr- fachen Besuchen selbst. Die reichen Fundstellen vom Hunsrücken sind in der Nähe einer Herrn van W'eeveke bereits als fossil- führend bekannten Lokalität von mir aufgefunden und ausge- beutet worden. In den Untercarbon-Schicbten der elsässischen Hochvogesen sind zuerst im Jahre 1882 Fossilien gefunden worden. Die Material. Literatur. [388] 10 Geschichte dieser Funde wurde bereits von G. Meyer im Jahre 1884 in diesen Abhandlungen ausführlich behandelt. Die Literatur, welche sich auf Fossilien des üntercarbons der Südvogesen bezieht, ist folgende, wobei die Arbeiten, in denen Fossillisten gegeben wurden, gesperrt gedruckt sind: 1882. Bleicher. Sur la decouverte du terrain carbonifere marin en Haute-Älsace. Comptes rendus des s^ances de l’Acad. des Sciences, 13 fevrier und 26 juiu 1882. — Bleicher. Carbonifere marin en Alsace. Bull, de la Soc. geol. de France, 3® ser. vol. X, p. 346. — Bleicher et Mieg. Note sur le carbonifere marin de la Haute-Alsace et ses relations avec le Culm. Bull, de la Soc. geol. de France, 3® ser. vol. X, p. 504. 1883. Bleicher et Mieg. Sur le carbonifere marin de la Haute- Alsace. Comptes rendus de l’Acad. d. Sciences. 2 janv. 1883. 1884. Bleicher et Mieg. Note sur la paleontologie du ter- rain carbonifere de la Haute-Alsace. Bull, de la Soc. geol. de France, 3® ser. vol. XII, p. 107. — Meter. Beitrag zur Kenntniss des Culm in den südlichen Vogesen. Abhandl. zur geol. Specialk. von Els.-Lothr. Band HI, S. 75. 1885. Bleicher et Mieg. Note complementaire. Bull, de la Soc. geol. de France, 3® ser. vol. XIII, p. 413. 1892. VAN Wertere. Grauwacken-Gebirge im Ober-Elsass. Mitth. der geol. Landesanst. von Els.-Lothr. Band HI, S. XIV. 1893. Mieg. Sur la decouverte du carbonifere marin dans la valiee de Saint-Amarin (Haute-Alsace). Comptes rendus de l’Acad. des Sciences, 24 avril 1893. — Tornqüist. Vorläufige Mittheilung über neue Fos- silfunde im Untercarbon des Ober-Elsass. Mitth. der geol. Landesanst. von Els.-Lothr. Band IV, Heft 2, S. 97. — VAN Werveke. Bericht, ebenda, S. 79. — VAN Werveke. Mitth. der Philomath. Ges. II. Heft, S. 24. 1894. VAN Werveke. Bericht, Mittheil, der geol. Landesanst. von Els.-Lothr. Band IV, Heft 3, S. XLV. 1 1 [389] Meter nahm eine Bestimmung der in der geologischen Landesanstalt von EIsass-Lothringen befindlichen Fossilien vor; die von ihm aufgestellte Fossilliste ist aber vielfach zu berich- tigen und nunmehr sehr zu vervollständigen. Ausführlicher ist die Liste, welche Bleicher und Mieg in demselben Jahre mit- theilten. Es handelt sich hierbei in erster Linie um zwei Auf- schlüsse, einen am westlichen Ausgang des Dorfes Oberburbach nach Masmünster und um einen solchen im Hohlwege unterhalb der Ferme Pütig. Meyer kennt vom Aufschluss am Wege nach Masmünster : Verschiedene unbestimmbare Pflanzenreste. Troäuctus cora d’Orb. Chonetes pajnlionacea Phill. Spirifer ovalis Sow. — hisidcaius Sow. — cf. laminosus (?) M’Cot. Conocardium alaeforme Sow. cf. Solen siliquoides de Kon. Zahlreiche Gastropoden, darunter: Naücopsis sp. Bellerophon sp. Bleicher und Mieg gaben folgende Fossilliste : Goniatites spliaericus Mart. Straparollus Dionysii D. de Mont. Tychonia Omaliana de Kon. MacrocMlina Newhernji ? Stefens. — alF. ventricosa de Kon. Worthenia afi'. Waageni de Kon. Platychisma glabrata de Kon. Ptychontphalus sulcifer de Kon. — afi’. variatus de Kon. Bisherige Funde. [390] 12 Ptycliomphalus aff. ylans de Kon. Baylea spirata de Kon. Phanerotinus nudus Sow. Loxonema aff. priscum ? Gr. Murchisonia amosna ? de Kon. Naticopsis planispira Phill. — Sturii DE Kon. — elegans de Kon. Turhinilopsis Hoeninghausianus de Kon. — nov. sp. Entalis Ingens ? de Kon. — acumen ? de Kon. Chonetes papilionacea Phill. — aff. Dalmaniana de Kon. Atrypa sp. Spirifer lineatus Maet. — glaher Maet. — sp. Orthis resupinata. Maet. Productus cora d’Oeb. — scdbriculus Sow. — semireticulatus Maet. Orihothetes crenistria Phill. Conocardium alaeforme Sow. Isocardia {Edmondia) unioniformis ? de Kon. Nucula aff. Palmae Sow. Aviculopecten variabilis M’Coy. — aff. spinulosus M’Cot. — lunulaius ? de Kon. — hemisphaericus ? de Kon. — nov. sp. Pecten variabilis M’Coy. 13 [391] Von dem Fundpunkt unterhalb der Ferme Pütig, am nördlichen Ausgang von Oberburbach gibt Meter folgende Fossilien an: Triphyllopteris collomhiana Schimp. Tetracorallen. Productus semireiiculatus de Kon. — cora d’Oeb. Chonetes Buchiana M’Cot. — Laguessiana de Kon. Beeten densistria Sdb. — cf. grandaevus ? Gdf. Posidonomya sp. cf. Tellinomya rectangularis M’Cot. cf. Hyolithes sp. Pliillipsia sp. Bleicher und Mieg kennen von dieser Lokalität; Cythere {Cypridina) inornata ? M’Cot. Nautilus sulcatus Sow, Euomphalus pentagonalis ? Phill. Bucania textilis de Kon. Natieopsis elegans de Kon. Macrochilina aff. monodontiformis de Kon. Raphistoma junior de Kon. Phymatifer pugilis Phill. Loxonema 2)'ulcherrimum M’Cot. Murchisonia nana de Kon. Capulus Oehlerti de Kon. Entalis cyrtoceratdides de Kon. Chonetes tuberculata ? M’Cot. Produetus giganteus Mart. — giganteus var. hemiphaericus Sow. Productus cora d’Orb. — fimbriatus Sow. — tmdatus Defeance. — aflf. rugatus Phill. — semireticulaius Maet. var. Martini. Orthis resiqnnata Maet. Orthotheies crenistria Phill. Spirifer duplicicosta Phill. — hisulcatus Sow. Uebergang zu trigonalis. Spiriferina insculpta Phill. RhyncJionella ptignus Maet. — pleurodon Phill. Aviculopecten semicircular is M’Cot. — aff. dissimilis M’Cot. — Sowerhyi M’Cot. — tumidus ? DE Kon. — aff. spinulosus M’Cot. — Jcnoclconiensis ? M’Cot. — rugidosus ? M’Cot. — nov. sp. Schizodus nuculdides de Kon. Palcearca squamosa ? de Kon, — aff. eostellaia M’Cot. Cardiomorpha nov. sp. — sulcata DE Kon. Tellinomya nov. sp. Edmondia nov. sp. Mytilus {Modiola) aff. ungaloba M’Cot. Monticulipora tumida de Kon. Phillpsia Eichwaldi v. Moell. Orthoceras aff. neglectum de Kon. Fenestclla, Zapihrentis, Axoqdiyllum. 15 Palaechinus elliptims M’Cot. Cidarls sp. [393] Ausserdem gibt Meyer spärliche Fossilreste an einigen anderen Stellen in der nächsten Umgebung von Oberburbach an. „Etwas oberhalb der Ferme La Boutique, dieser gegenüber, auf der rechten Thalseite, befindet sich eine Höhle in Kiesel- gestein ; hier kommen Korallen und Productus semireticulaius (richtiger Productus hurlacManus nov. sp.) vor.“ Bleicher und Mieg hatten dort bereits Korallen entdeckt. Oberhalb der Höhle fand Meter ferner Productus cora und Chonetes papi- lionacea in einem Block harter Grauwacke. Ferner erkannte Meyer nordwestlich der Kirche von Ober-Burbach in schwarzen Schiefern Pflanzen und Gastropoden. Ein weiterer Fundpunkt wird von ihm südlich vom Hunsrückenpass angegeben, über welchen der Fusspfad von Oberburbach nach Bitschweiler führt. VAN Wertere stellte ferner etwas abseits unseres Gebietes bei der Ruine Freundstein, nördlich Bitschweiler, östlich Goldbach, Anzeichen von Fossilführung fest und an dem Thalweg, welcher von dem obenerwähnten Hunsrückenpass direkt nach Bitschweiler hinabführt. Besser erhaltene Fossilien wurden von Mieg dann bei Weiler, an der südlichen Seite der Eisenbahn, ungefähr 6 m vom Ausgang des zweiten Tunnels hinter dem Bahnhof Weiler angetroffen. Es gelang demselben, dort folgende Formen aufzu- finden ; Goniatites sphaericus Mart. PapMstoma junior de Kon. Enomphalus pentagonalis ? Phill. Entalis ingens ? de Kon. — acimen ? de Kon. Productus semireticulatus Mart. Aticidopecten aff. spimdosus jM'Cüt. [394] 16 Aviculopecten hiochoniensis ? M’Coy, — Sowerhyi ? M’Cot. Modiola aff. ungaloha M’Coy. Mytilus sp. Cardiomorplia sp. Neue Funde. Eine weitere Lokalität mit gut erhaltenen Untercarbon- Fossilien wurde von mir ebenfalls in der Nähe des Hunsrücken- ^ passes, im NNW desselben, entdeckt an dem derzeit ausge- besserten Zickzackweg, welcher nach Bitschweiler ins Thal führt, ungefähr in einer Höhe von 700 m, an zwei etwa 150 m von einander entfernten Aufschlüssen. Die hier gefundene Fauna zeichnet sich aus durch zahlreiche, sehr schön erhaltene Brachio- poden, welche weniger verdrückt sind als unterhalb der Pütig, ferner durch die Häufigkeit von Echinodermenresten. Die Fauna ist im Uebrigen in Bezug auf die Anzahl der Arten ärmer als diejenige von der Pütig. Als weitere fossilführende Bänke sind mir kieselige Schiefer, oberhalb Allenburn bei Bitschweiler bekannt geworden. Dort fand ich zwischen Grauwacken und Conglomeraten an der linken Seite des Baches, welcher die Matte oberhalb Allenburn durch- fliesst, im festen Gestein: Aviculoxiecten sp. Pleurotomaria sp. VoLTz* giebt von einem wohl viel höher gelegenen Punkte bei Allenburn derben Kalkstein an. Dieser ist wohl sicher mit den von van Weeveke aufgefundenen, oben im Kamerswald be- findlichen, kieselreichen Crinoidenkalken identisch, welche dort aus weichen Schiefern ausgewittert sind und heute noch in grosser Anzahl zerstreut umherliegen. 1. J. F. Aufschläger. Das Eisass. Supplement. Slrassburg. 1828, S. 13. 17 • [395] lu (len gleichen Schichten, wie am Hunsrücken fand ich ferner ganz kürzlich in der Mitte des schwer zugänglichen Ankengrundes im Kehrlenbachthal : Productus giganieus Mart. Palaecliinus sp. Ein Fundpunkt in anderem Horizont liegt an der rechten Seite des Burbaches im Walde an dem Weg, welcher von Wald- matten nach dem Waldweg Oberburbach-Masmünster führt, gerade dort, wo er gegenüber (oder rein westlich) der Ferme Pütig einen Bogen nach Osten beschreibt; hier streichen, nordsüdlich im Hangenden eines Labradorporphyrs befindliche Sandsteine und Conglomerate über den Weg. In diesen liegen ziemlich grosse Fossilien, unter welchen ich erkennen konnte : Productus undatus Defe. Trochiten. Diese Sandsteine sind nur wenig mächtig, und erstrecken sich nach NO und SSW ins Burbachthal hinab, wo sie aber wegen mangelnder Aufschlüsse nicht weiter verfolgt werden konnten. Endlich fand ich in wesentlich tieferen Schichten Ver- steinerungen, welche namentlich von stratigraphischem Interesse sind, was im späteren Theil dieser Arbeit zu besprechen sein wird. An der Chaussee, welche von Weiler nach der Ferme Altrain hinaufführt, hinter der Wegetheilung, etwa 200 m von dem Punkt, wo der Weg nach Nudloch abzweigt, liegt ein kleiner Steinbruch, welcher feste Thonschiefer, in welchen kalkige Linsen liegen, entblösst. Diese letzteren sind fossilführend. Ich erkannte : Orthotlietes crenistria Phill. Orthis resupinata Mart. Murchisonia sp. Crinoidenglieder. 2 Gesteine der FossilschicLten. [396] 18 Von diesen Fossilpunkten haben aber nur drei eine grössere Anzahl gut erhaltener Versteinerungen ge- liefert; in der folgenden palaeontologischen Bearbeitung sind fast ausschliesslich Arten von dem Aufschluss zwischen Ober- burbach und Masinünster, ferner von dem Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig und schliesslich von den Aufschlüssen am Zickzackwege im Hunsrückerwalde zur Beschreibung gelangt. Das Gestein der Fossilschichten unterhalb der Pütig ähnelt demjenigen am Hunsrücken ungemein; die Versteinerungen liegen in entkalkten, mulmigen Schiefern und Thonschiefern oder in quarzreichen Kalkknollen, welche an dem letzteren Fundort zum Theil in ihrer ursprünglichen blauen Farbe und mit dem Kalk erhalten sind, so dass in dem Fall auch die Klappen der Brachiopoden als weisser, faseriger Kalk noch vorliegen. Anders ist das Gestein auf der rechten Seite des Bur- baches beschaffen. Am sogenannten Hohlfels finden sich die Fossilien in schwarzen und hellen Kieselbänken. Diese Bänke sind ohne Zweifel vollständig verkieselte Kalke; sie haben trotz dieses Vorganges noch vollständig das Aussehen von Kalk- steinbänken bewahrt; vor Allem finden wir, wie eine gleich- mässige schwarze und graublaue Färbung zwischen den ver- schiedenen Schichten wechselt. Nicht allzu weit von diesem Fels finden sich im Walde auch ganz weisse Kieselschichten. Die wenigen Fossilien, welche hier von Meter gesammelt worden sind, waren unverdrückt erhalten. Es sind grosse Brachiopoden und Korallen, Fossilien einer reinen Kalkfacies. Die Schichten, welche im Aufschluss zwischen Oberburbach und Masmünster aristehen und sehr reich an Fossilien sind, bestehen aus einem petrographisch von den übrigen recht abweichenden Gestein von graugrüner Färbung. Bleicher und Mieg bezeichnen dasselbe als „Grauwacke grise metamorphique“, Meyer nennt es „eine feste, graue, feinkörnige Grauwacke“. Das 19 [397] Gestein enthält aber viel Kalk, so dass es, mit Salzsäure be- handelt, deutlich aufbraust. Der Kalk ist wohl von primärer Bildung; viele kleine mikroskopische Organismen (Foraminiferen und Korallen) sind neben den grossen, noch mit Kalkschale er- haltenen Fossilien vorhanden. Nach der Untersuchung von mikros- kopischen Dünnschliffen würde ich dies Gestein eher als einen sandigen Kalkstein bezeichnen. Die Facies der Fossilschichten des ober-elsässischen Unter- carbon ist nach den Fossilien verschieden, theils als Culm, theils als Kohlenkalk bezeichnet worden; die Klärung dieser Frage wird zweckmässig der palaeontologischen Bearbeitung voran- gehen. Seit 1862 hatte sich für die in Betracht kommende Schichtenfolge die Benennung y,terrain de transition“ einge- bürgert. Koechlin-Schluaiberger und Schimper hatten die palaeozoischen Sedimente unter diesem" Namen in ausführlicher Weise behandelt. „Sogenanntes Uebergangsgebirge“ waren sie bereits früher, im Jahre 1828, von Voltz benannt worden. Koechlin-Schlumberger hat im Einzelnen dann öfters von „Grauwacke“ gesprochen. So kam auch der Name „Grauwacken- gebirge“ mehrfach in Aufnahme. Dieser Ausdruck wird heut- zutage, wo man noch nicht über das Alter sämmtlicher Schichten des palaeozoischen Kernes der Vogesen im Klaren ist, bequem- lichkeitshalber noch weiter angewandt, obgleich man sehr wohl weiss, dass, genau wie im Rheinlande und im Harz, echte Grau- wackengesteine nur eine sehr untergeordnete Rolle in diesen „Grauwackengebirgen“ spielen. Die Untercarbon-Schichten des Eisass wurden von Benecke* im Jahr 1878 „Culmbildungen“ genannt, ein Ausdruck, welcher in den sechziger und siebziger Jahren von F. A. Roemer, Facies. 1. Abriss der Geologie von Elsass-Lothringen. Slrassburg. 1878, S. 17. [398] 20 Ferd. Roemer, V. Dechen, Gümbel und von anderen auf die schiefrig-sandige Facies der Untercarbon-Schichten anderwärts an- gewandt worden ist. Der Name Culin ist ursprünglich aber eine rein petrographische Benennung der Schichten gewesen. F. A. Roemer spricht im Jahre 1850 in seinen „Beiträgen zur geologischen Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges“ von „Culm oder jüngerer Grauwacke“ mit der Begründung: „Er entspricht, wie es scheint, in jeder Beziehung den Culmmeasures des südwest- lichen Englands und lässt sich auch hier im Harz in mehrere Abtheilungen zerlegen.“ In England ist aber später die Benen- nung Culm für Untercarbon-Schichten immer weniger angewandt worden und wird heutzutage kaum noch benutzt, auch dort nicht, wo wie in Devonshire und im Norden Englands, in Der- byshire, die Kalkfacies bedeutend gegen die schieferig-sandige Facies zurücktritt. Culm ist somit ein lediglich in Deutschland angewandter Ausdruck geworden, welcher auch in Frankreich gerne vermieden worden ist. Im Harz und in Westfalen hat man dann weiter folge- richtig auch die Fauna der schiefrig-sandigen Schichten als Culm-Fauna bezeichnet, um so mehr als sie von der Fauna der Facies des Kohlenkalks nicht unwesentlich abwich. Die Hauptfundpunkte der Culm-Fauna sind die Kalke und Schiefer des Oberharzes und des Weinbergs bei Herborn in Nassau; sie sind von F, A, Roemer und von von Koenen beschrieben worden. Diese Benennung kann man nun aber nicht auf alle Faunen des sogenannten Culm übertragen, wie dies vielfach geschah. Die Fossilien der Untercarbon-Schichten des Ober-Elsass, des südlichen Frankreichs und der Alpen zeigen, dass in petro- graphisch als Culm zu bezeichnendem Untercarbon Faunen auf- treten können, welche sich verhältnissmässig eng an die Kohlen- kalk-Fauna anschliessen, mit der obengenannten Culm-Fauna aber nur sehr wenige Formen gemeinsam haben. Der Ausdruck 21 [399] Culm-Fauna, welchen Bleicher und Mieg, ferner C. Meyer anwenden, ist also fallen zu lassen. Von Katser' ist die ober- elsässische Untercarbon-Fauna dann als Kohlenkalk-Fauna be- zeichnet worden; in einer vorläufigen Mittheilung meiner neuen Funde wandte ich dieselbe Bezeichnung an. Die schöne Fauna des belgischen und grossbritannisch-irischen Kohlenkalkes ist aber nur mit gewissen Faunen des Ober-Elsass identisch, nämlich nur so weit, als die sehr kalkigen Fossil- schichten zwischen Oberburbach und Masmünster und die ursprünglich rein kalkigen Bänke am Hohlfels in Betracht kommen. An beiden Lokalitäten finden sich vornehmlich Brachiopoden, welche die normale Grösse der Bergkalk-Fossilien erreichen. Stark abweichende Charaktere zeigen aber die Faunen vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig und diejenige aus dem Hunsrücker- wald. Ein Unterschied, welcher an diesen beiden Lokalitäten besonders ins Auge springt, aber vielleicht nur lokaler Natur sein dürfte, darf hier nicht unerwähnt bleiben. Er besteht in der Grösse der Fossilien. Die Versteinerungen dieser schiefrigen und kieseligen Gesteine bleiben in der Grösse ohne Ausnahme meist recht beträchtlich hinter den Kohlenkalk-Formen zurück, so dass ich bereits den Ausdruck „Mikrofauna“ auf dieselben an- gewandt habe. Besonders gilt dies für die Lamellibranchiaten und Gastropoden, weniger auffallend ist dies bei den Brachio- poden der Fall. Wenn diese Ausbildungsweise auf eine ver- kümmerte Kohlenkalk-Fauna schliessen lassen könnte, so würde dies der Zahl der vorhandenen Arten nach doch nur für die Brachiopoden gelten; andere Gruppen, besonders die Zweischaler, sind in diesen Schichten in einer viel reicheren und anderen Formenentfaltung enthalten, als wir es im Kohlen- kalk gewohnt sind. Die Zweischaler-Fauna schliesst sich im I. Lehrbuch der geol. Formationskunde. II. Stuttgart. 1891. S. 123. [400] 22 Ganzen, ihrer Zusammensetzung nach, wieder mehr an die gross- britannisch-irische Kohlenkalk-Fauna an, als an die belgische, worauf ich in meiner vorläufigen Mittheilung bereits hinwies. Diese Eigenthümlichkeit der Fauna tritt auch schon in der dort gegebenen, noch vielfach zu ergänzenden Fossilliste hervor. Beim Vergleich mit dem Untercarbon anderer Gebiete finden wir nun, dass diese Eigenthümlichkeit der Fauna bestimmter Unter- carbon-Schichten der Vogesen nicht auf diese beschränkt ist, sondern ziemlich verbreitet auch anderwärts wiederkehrt. Vor Allem ist hier die von de Köninck bestimmte, kürzlich von Frech revidirte Fauna von Bleiberg in Kärnthen zu nennen. DE Köninck beschreibt von Bleiberg 21 neue Zweischalerarten, ausserdem kennt er von dort 11 Arten, W'elche im grossbri- tannisch-irischen Kohlenkalk bereits gefunden waren. Keine ein- zige Form fällt mit einer von ihm aus dem belgischen Kohlen- kalk beschriebenen Form zusammen. An diesem Verhältniss hat auch die neue Monographie von de Köninck, welche die ein- zelnen Species wesentlich enger fasst, nichts geändert. In dieser findet sich ebenfalls keine alpine Uutercarbon-Muschel ' wieder. Eine ähnliche Fauna scheint nach Koch bei Veitsch, im nörd- lichen Murggebiet, vorzuliegen. Eine unzweifelhaft gleiche Zu- sammensetzung zeigt die Untercarbon-Fauna von der Ardoisiere im Thal des Sichon und von Regny (Loire), am Centralplateaii, mit welcher uns A. Julien bekannt gemacht hat. Das Gleiche scheint für die Untercarbon-Versteinerungen des Forez und Ro- annais zu gelten, wenn auch die Fossillisten von le Verrieb sehr spärlich ausgefallen sind. Mit dem Untercarbon des Fichtelgebirges und Schlesiens ist eine etwas geringere faunistische Uebereinstimmung vor- handen. Diese Ablagerungen nähern sich mehr der Kohlenkalk- Facies. Am Fremdartigsten ist die Untercarbon-Fauna im Harz und in Thüringen entwickelt. Eins geht somit schon aus dem 23 [401] oberflächlichen Vergleich mit den Untercarbon-Schichten anderer Gebiete mit Sicherheit hervor, dass die Faunen von der Ferme Pütig und aus dem Hunsrückerwald keine lokale Aus- bildung zeigen, sondern weithin verbreitete Merkmale aufweisen. Frech bezeichnet die Fauna von Bleiberg zum Gegensatz gegen die auch in den karnischen Alpen auftretende Kohlenkalk-Fauna mit einem Lokalnamen als Fauna der „Nötscher Schichten“, Wir haben in ihr jedenfalls eine bestimmte Facies des Unter- carbon vor uns, welche dem Kohlenkalk gegenüber vielleicht, wie Frech will, als Flachseefacies aufzufassen sein dürfte. Sehr scharf ist sie aber jedenfalls von der Culmfacies zu trennen, von welcher vielfach das Gleiche behauptet wird; mit dieser hat unsere Facies nur ganz vereinzelte Arten gemeinsam, so dass man die Verschiedenheiten dieser beiden Faunen eher auf vollständige Verschiedenaltrigkeit oder auf eine Trennung der derzeitigen Carbonmeere zurückführen dürfte. Ich benenne, in Ermangelung einer allgemein passenden Bezeichnung dieser Facies, die Fauna der Schichten von der Ferme Pütig und aus dem Hunsrückerwald als eine solche der „schiefrigen Facies des Kohlenkalks“. Vorläufig ist nun aber noch zu entscheiden, ob die in dieser Facies ausgebildeten Schichten überall genau gleichaltrig sind oder nur insgesammt einer und derselben Etage des Berg- kalks entsprechen. Das Letztere ist für die angeführten Gebiete allerdings nahezu wahrscheinlich, trotzdem natürlich zu anderen Zeiten der Bergkalkentwicklung ebenfalls solche Facies gebildet sein können. Die Kenntniss der gesammten Fauna, der ge- sammten Facies, wird uns hierüber genauen Aufschluss geben. Dass die obengenannten Haupt-Fossilvorkommnisse in den Süd- vogesen aber nur einem engbegrenzten Horizont entsprechen können, zeigt schon das Vorkommen von Versteinerungen des belgischen Vise-Kalkes in den höheren Schichten von Oberburbach [402] 24 — Masmünster in echter Kohlenkalkfacies und das Vorkommen von Productus giganteus in dem liegenden Horizont der Schiefer- facies im Hunsrückerwald. Die wenigen Versteinerungen, welche ich aus dem Steinhruch hei Nudloch gewinnen konnte, dürften aber einem erheblich tieferen Horizont angehören. 25 [403J I. Beschreibung der Brachiopoden-Fauna. Ausser der S. 10 [388] angeführten Literatur, welche lediglich von der elsässischen Fauna handelt, wurden bei der Bearbeitung der Brachiopoden die in der auf den folgenden Seiten stehenden Liste aufgezählten Arbeiten benutzt. Es wurde nur auf euro- päische Literatur eingegangen. Das Material schien der Vollstän- digkeit und Erhaltung nach nicht geeignet, um Vergleiche mit der Untercarbon-Fauna Nordamerikas und Australiens anzustellen. Möglichst vollständig wurde auf die in der Literatur vorhan- denen Angaben über Fossilien aus schiefriger Facies in anderen Gebieten Rücksicht genommen. Zur Systematik der Brachiopoden wurden noch hinzu- gezogen ; 1887. Waagen. Salt-Range Fossils. Vol. I. Memoirs of the Geolo- gical Survey of India. 1887. Oehleet in Fischer. Manuel de conchyliologie. 1892. Hall. Genera of Palaeozoic Bracliiopoda. Part. I. Geolo- gical Survey of the State of New-York. Palaeontology. Vol. VIH. Bei der Aufstellung der Synonyma wurde manche in der Literatur befindliche Bestimmung, welche nach der Ansicht des Autors zweifelhaft war, fortgelassen. Dort, wo nur Fossillisten Vorlagen, war eine Kontrole meist nicht möglich, und es mussten die Bestimmungen ohne Kritik übernommen werden. Dies war besonders häufig bei den Fossilien der Schieferfacies der Fall, wo aber trotzdem eine absolute Vollständigkeit der Literatur angestrebt wurde. I [404] 20 Benutzte Literatur. 1809. Martin. Petrificata Derbiensia. 1812 — 29. SowERBY. Mineral Conchology. 1826. Defrance. Dictiounaire des Sciences naturelles. Vol. 43. 1830. (II. Ausgabe 1837.) Fischer von Waldheim. Oryctographie du gouvernement de Moscou. 1833. Davredx. Essai sur la Constitution geognostique de la province de Liege. 1835. L’Eveille. Apercu geologique de quelques localites tres ricbes en coquilles. Mem. de la Soc. geol. de France. Bd. II, S. 39. 1836. Phillips. Geology of Yorkshire. Bd. II. 1840. V. Büch. Essai d’une Classification et d’une description des Del- thyris. Mem. de la Soc. geol de France. Bd. IV, S. 153. 1841. Phillips. Figures and description of the palaeozoic fossils of Corn- wall, Devon and West Somerset. 1841. V. Buch, lieber Productus und Leptaena. Abhandl. der Kgl. Akad. zu Berlin. 1842 — 46. Kutorga. Beitrag zur Geologie Russlands. 1842 — 44. de Köninck. Description des animaux fossils du terrain car- bonifere de Belgique. 1843. PoRTLOCK. Report on the geology of the county of Londonderry and of parts of Tyrone and Fermanagh. 1844. Mac Coy. Synopsis of the characters of the carboniferous fossils of Ireland. 1845. Mürchison, de Vernedil et de Keyserling. Geologie de la Russie. Bd. II. 1846. Keyserling. Wissenschaftliche Beobachtungen auf einer Reise in das Petschoraland. 1847. de Köninck. Monographie des genres Productus et Chonetes. 1851. DE Köninck. Description des animaux fossils, etc. Supplement. 1854. Morris. A catalogue of british fossils. Second edition. 27 [405] 1854. Mac Coy. Contributioii to british Palaeoutology. 1854. Semenow. Fauna des schlesischen Kohlenkalks. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. Bd. VI. S. 317. 1855. Foüenet. De l’extension des terrains houillers de la France. Mem. de l’Acad. de Lyon. Bd. V, S. 114. 1857. Saeees. De petrefactis quae in schisto posidonico prope Elber- feldam urbem inveniuntur. Diss. inaug. Berolini. 1858 — 63. Davidson. British fossil Brachiopoda. Bd. II. 1863. Rcemee. Ueher eine marine Conchylien-Fauna im productiven Stein- kohlengeb. Oberschlesiens. Ztschr. d. deutsch, geol. Ges. Bd. XV. S. 567. 1866. Rcemee. Neuere Beobachtungen über das Vorkommen mariner Con- chylien in dem oberschlesiseh-polnischen Steinkohlengeb. Ztschr. d. deutsch, geol. Ges. Bd. XVIII. S. 663. 1867. Teautschold. Crinoiden und andere Thierreste des jung. Bergkalks im Gouv. Moskau. Bull. Soc. Imp. Nat. Moskau. Bd. XI, 3. 1870. Rcemee. Geologie von Oberschlesien. 1873. DE Köninck. Monographie des fossils de Bleiberg en Carinthie. 1873. Todla. Kohlenkalkfossilien von der Siidspitze von Spitzbergen. Sitzungsber. der Kais. Academ. der Wissensch. Wien. Bd. LXVIII. S. 267. 1874. Jdlien. Sur une faune carbonifere marine decouverte aux envi- rons de l’Ardoisiere, dans la vallee du Sieben. Comptes rendus 5 janvier 1874, S. 74. 1874 — 82. Davidson. British fossil Brachiopoda. Bd. IV. 1874 — 79. Teautschold. Kalkbrüche von Miatschkowa. Mem. Soc. imp. Moscou. 1875. Toüla. Permo-carbone Fossilien von der Westküste von Spitz- bergen. Neues Jahrb. für Min. etc. S. 225. 1875. Toula. Kohlenkalkfauna von den Barents-Inseln. Sitzungsber. der Kais. Academ. der Wissensch. Wien. Bd. LXXI. 1, S. 527. 1875. Toüla. Kohlenkalk- und Zechstein-Fossilien von dem Hornsund (Spitzbergen). Sitzungsber. der K. K. Acad. der Wissensch. Wien. Bd. LXXI. ], S. 133. 1879. Güiibel. Geognostische Beschreibung des Fichtelgebirges. [406] 28 1879. VON Kcenen. Die Culmfauna von Herborn. Neues Jahrb. für Min. etc. S. 309. 1881. Julien. Sur la faune carbonifere de Regny et ses relations avec celle de l’Ardoisiere. Comptes rendus, p. 1431. 1882. Käysee. Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. Jahrb. der kgl. preuss. geol. Landesanst., S. 51. 1885. Julien et de Köninck. Note sur le terrain carbonifere du Morvan. Bulletin de l’academie royale de Bruxelles. S. 376. 1887. de Köninck. Faune du calcaire carbonifere de la Belgique. Bra- chiopoda. Bd. VI. 1888. Etheeidge. Fossils of the british islands. Bd. I. 1888. Kiekbey. On the occurence of marine fossils in the coalmeasures of Fife. Quarterly Journal. Bd. 44, S. 747. 1890. Julien. Resultats g^neraux d’une (5tude d’ensemble du calcaire carbonifere marin du Plateau centi-al. Comptes rendus, 31 mars. 1890. Le Veeeiee. Note sur les formations geologiques du Forez et du Roannais. Bull, des Services de la carte g4ol. de la France. N" 15, tome II. 1890. Gübich. Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte von Schlesien. 1892. ScHELLwiEN. Die Fauna des hämischen Fusulinenkalk. I. Palae- ontographica Bd. XXXIX. S. 1. 1893. Koch. Mittheilungen über einen Fundpunkt von Untercarbon- Fauna in der Grauwackenzone der Nordalpen. Ztschr. der deutsch, geol. Gesellsch. S. 294. 1894. Feech. Die harnischen Alpen. 29 [407] I. Familie Productidae d’Orb. Die Productiden kommen im Carbon und Perm zur Haupt- entwicklung. Die beiden seit langem unterschiedenen Haupt- gattungen sind Chonetes und Productus; keine derselben geht über das Palaeozoicum hinaus. Nach diesen Formen theilt auch Waagen neuerdings diese Familie in die beiden Unterfamilien der Chonetinae und Productinae. Die Chonetinae besitzen Car- dinalzähne, eine grosse Area in der Ventralklappe, hin und wieder auch eine kleinere in der Dorsalklappe. Den Produc- tinae fehlen diese Schalentheile; letzteren kommen aber sehr charakteristische, dendritisch verzweigte Muskeleindrücke zu. Die erste Unterfamilie zerfällt in folgende Gattungen*; Chonetes, Strophalosia, Chonetella, Daviesiella. Die zweite Unter- familie zerfällt in: Aldosteges, Productella, Productus und Marginifera. Von diesen Gattungen sind im Untercarbon nur bekannt: Chonetes, Daviesiella, Productus ; zweifelhaft ist Productella. Im Untercarbon der Hochvogesen sind nur Chonetes und Productus vertreten. Chonetes Fischer von Waldheim. Die Gattung Chonetes ist im Palaeozoicum vom Silur bis zum Perm verbreitet. Ihre Hauptentfaltung liegt aber im Carbon und im Perm. Die zahlreichen, von älteren Autoren aufgestellten Species hat de Köninck zuerst in seiner „Monographie des genres Productus et Chonetes'^ zusammengestellt und kritisch bearbeitet. Davidson hat die Resultate dieser Arbeit auf die 1. Waagen, a. a. 0. G12 ff. englisch-irischen Formen angewandt und in seinen musterhaften Beschreibungen die Auffassung der einzelnen Formen wesentlich befestigt. Der sehr weiten Fassung der Species wird man sich allerdings bei dieser Gattung, ebenso wenig wie bei der Gattung Productus, anschliessen dürfen. — Aus diesen Arbeiten hat man aber bisher nur einen Bruchtheil der Chonetesarten kennen gelernt. Erst durch die schöne Monographie der Salt-Range- Fossils durch Waagen ist ein Einblick in die grosse Formen- mannigfaltigkeit dieser Gattung im jüngeren Palaeozoicum ge- wonnen worden. Die Abtrennung dieser Gattung von den verwandten Gattungen ist keineswegs eine sehr scharfe. Als nächtsverwandt müssen wohl Strophalosia, Chonetella und Daviesiella gelten. Stroplialosia unterscheidet sich von CJionetes durch einen kürzeren Schlossrand und durch die dichte Stachelbesetzung schon äusserlich ziemlich leicht. Auch ist eine Area im Gegen- satz zu Strophalosia bei echten Chonetesformen in der Dorsal- klappe nur sehr selten deutlich sichtbar. Die Gattung Chone- tella stellte Waagen für Formen auf, welche in der Mitte zwischen Chonetes und Productus stehen, bei welchen also die Cardinalzähne obliteriren und die Brachialleisten spiral werden. Die bis jetzt bekannten Formen dieser Gattung gehören aus- schliesslich dem indischen Productus- Kalk an. Die Gattung Daviesiella wurde von Waagen für Formen aufgestellt wie Chonetes {Productus) Llangollensis Dav. und comdides Sow., welche Cardinalzähne und in der Ventralklappe zwei paar Muskeleindrücke besitzen. Sonst sollen sich diese Formen an Productus anschliessen. Es verdient aber noch hervorgehoben zu werden, dass nach den Abbildungen von Davidson bei Daviesiella Llangollensis in der Ventralklappe eine Area aus- gebildet ist und dass bei Daviesiella comdides sich sogar in der Dorsalklappe ebenfalls eine Area vorfindet. In diese 31 ' [409] Gattung Daviesiella dürfte vielleicht auch Chonetes pa;piUo- nacea Phill. eiuzureihen sein; das Schaleniunere dieser Form ist allerdings noch unbekannt. Die äussere Beschaffenheit der Klappen ähnelt aber der Daviesiella como'ides ungemein und wie die DAviDSON’sche Wiedergabe dieser Species zeigt, kommt bei ihr ebenfalls eine ventrale und eine dorsale Area vor. Die einzelnen Species der Gattung Chonetes sind in der Gestalt verhältnissmässig konstant; sie variiren in erster Linie in der Oberflächensculptur. Die Eintheilung der Formen ist von DE Köninck auch auf Grund dieses Merkmals gemacht worden. De Köninck unterschied : Concentricae, Comatae, Striatae, Plicosae und Rugosae. Eine Anzahl der zu den Comatae gehörigen Species sind in die Gattung Daviesiella untergebracht; die übrigen zieht Waagen zu den Striatae, so dass alsdann 4 Gruppen übrig bleiben. Von Davidson ist dann für die Chonetes polita die neue Gruppe der Laeves unterschieden worden, und Waagen hat gezeigt, dass in der Salt-Range Chonetes ver- kommen, welche sich nicht in diese Gruppen einreihen lassen, für diese hat er die neue Gruppe der Grandicostatae auf- gestellt. Wir hätten demnach: 1. Concentricae, 2. Laeves, 3. Striatae, 4. Grandicostatae, 5. Plicosae, 6. Rugosae. Im elsässischen Untercarbon finden sich Chonetes aus den Gruppen der Concentricae und Striatae. Chonetes concentrica de Kon. ist zugleich die einzige bekannte Species der ersteren Gruppe und steht in Betreff ihrer ver- wandtschaftlichen Beziehungen ziemlich isolirt da. Der äusseren Skulptur nach zu schliessen, denn das Schaleuinnere ist nicht bekannt, dürften sich Verwandte dieser Art eher unter der Gattung Productus befinden, als bei der Gattung Chonetes. Zur Gruppe der Striatae rechnet Davidson, abgesehen von Chonetes como'ides Sow. und papilionacea Phill., deren Stellung schon besprochen wurde, und ausser Chonetes Buchiana [410] 32 BE Kon. (= crassistria M’Cot), welche in die Gruppe der Plicosae gehört, die Species Chonetes Dalmaniana und Chonetes Hardrensis Phill. Chonetes Dalmaniana de Kon. ist eine ziemlich feinrippige Species, welche sich Chonetes paxiilionacea nähert. Unter Chonetes Hardrensis Phill. hat Davidson eine grosse Anzahl von M’Coy aufgestellter Species zusainmengefasst : Chonetes gihberula, siibminima, sulcata, volva, perlata und die von DE Köninck als Chonetes Laguessiana bezeichneten Formen. Ausserdem variiren die von de Köninck als Chonetes Hardrensis sens. str. abgebildeten Formen wiederum noch sehr erheblich. Diesem summarischen Verfahren Davidson’s wird man sich nicht ohne Weiteres anschliessen dürfen, und in der That beharrt auch Etheeidge in seinen „Fossils of the british Islands“ bei der Trennung der Formen. Aus dieser tabellarischen Ueber- sicht geht ausserdem hervor, dass die einzelnen Species keines- wegs eine gleiche vertikale Verbreitung zeigen. Zum Theil sind dieselben aber auch wohl als ziemlich lokal beschränkt aufzu- fassen. Von Davidson ist dann später erkannt worden, dass die Chonetes Hardrensis von Phillips eine Devonform ist und nun hat er den Namen Chonetes Laguessiana de Kon. auf die ganze Formen- reihe angewandt. Dass die von de Köninck für diese Art gegebene Beschreibung aber keineswegs auf die als Chonetes Hardrensis sens. str. von Davidson früher ausgesprochenen Brachiopoden zu übertragen ist, lehrt ein Blick auf die Tafel XLVII des DAviDSON’schen Werkes. Chonetes Laguessiana ist eine viel enger berippte Form. Ich habe es deshalb vorgezogen, die lange Zeit Chonetes Hardrensis genannten Formen wiederum zu trennen. Die im elsässischen Untercarbon liegenden Formen entsprechen aufs Beste der M’Cov’schen Species Chonetes perlata. Aus der Verwandtschaft der Chonetes perlata finden sich in unseren Schichten ferner : Chonetes triconis Sem. und Cho- netes ventricosa nov. sp. 33 [411] Zu der Fornienreihe der Striatae ist ferner eine kleine Chonetesform zu stellen, welche bisher nur im schlesischen und elsässischen Carbon nachgewiesen werden konnte, Chonetes Mac- Coyana Sem. Als Uebergänge zu Chonetes papilionacea sind vielleicht die auch von mir im Eisass gefundenen Formen : Chonetes Bal- mania de Kon. und Chonetes Laguessiana de Kon. anzusehen. 1. Chonetes concentrica de Kon. Tafel XIV. Fig. 13 [>/,]. Chonetes concentrica de Köninck. 1847. Monograph, des genres Productue et Chonetes. S. 186, Taf. XX, Fig. 19. — — Davidson. 1858 — 63. British foss. Brachiopoda. Bd. II, S. 278, Taf. LY, Fig. 13. — — Julien. 1874. Environs de l’Ardoisiere. Comptes rendus. Bd. I, S. 75. — — Etheeidge. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I, S. 253. ? Productus plicatüis (Sähe.) Kaysee. 1882. Culm am Nordrande des rhein. Schiefergeb. S. 81, Taf. III, Fig. 1, 2. Eine einzige Ventralklappe liegt mir vor, welche mit dieser Species zu identifiziren sein dürfte. Der Schlossrand ist 6 mm lang, während die Schalenhöhe 5 mm beträgt. Die Gestalt ist also elliptisch. Der Wirbel ist nur wenig gewölbt, und unterhalb desselben nimmt die Oberfläche bald eine vollständig flache Gestalt an. Die Area ist nicht sichtbar, ebensowenig ist etwas von den Stacheln der Arealkante zu bemerken. Die Oberfläche ist von vielen hohen, concentrischen Falten durchzogen, welche auf der Höhe zugeschärft erscheinen. Dieselben rufen weniger das Bild einer stufenförmig abfallenden Fläche, wie es de Köninck beschreibt, hervor, theilen vielmehr die Oberfläche eher in 3 [412] 34 gefurchte Abschuitte; mit dem blossen Auge deutlich sichtbar sind nur elf in grösserer Entfernung vom Wirbel stehende, concentrische Falten, Mit scharfer Loupe kann man deren bis zur Wirbelspitze vierzehn zählen. Chonetes concentrica ist, wie schon de Köninck hervor- gehoben hat, die mit den Productiden nächstverwandte Cho- netesart. Die Merkmale, wegen deren der belgische Forscher diese Form zu Chonetes stellte, sind in dem Auftreten einer schmalen Area und in dem Vorhandensein von lediglich am Schlossrand befestigten Stacheln zu suchen. Das von de Köninck abge- bildete Exemplar lässt aber die Entwicklung von den für diese Gattung charakteristischen Schlosszähnen vermissen. Die Zuge- hörigkeit von Chonetes concentrica zur Gattung Chonetes ist also keineswegs über allen Zweifel erhaben, um so weniger als auch bei echten Productiden das Auftreten einer Area, wie unten erwähnt werden wird, hie und da beobachtet worden ist. Die nächsten Verwandten dieser Form sind ohne Zweifel unter den Productiden, bei der Gruppe des Productus fimhriaius, punctaius^ pustulosus zu suchen. Von Sabees sind nun auch aus dem Culm vom Nordrande des rheinischen Schiefergebirges eine Anzahl äusserlich sehr ähnlicher Formen als Productiden beschrieben worden, welche Katseb später abgebildet hat, so: Productus concentricus Saee,, plicatilis Saee., laevipunctatus Saee, Producius plicatilis zeigt von diesen dreien die aller- grösste Uebereinstimmung mit der uns vorliegenden Form, Beide besitzen eine ungefaltete Schale und die gleiche Anzahl von Anwachslamellen. Das Material von Saeees und Katsee war nicht darnach erhalten, um Einzelheiten des Schlossrandes erkennen zu lassen; weder Saeees noch Katsee konnten eine Area an den rheinischen Stücken bemerken. Eine mit dem rheinischen Productus plicatilis identische Art hat auch Davidson Productus Carringtonianus (Carb. Brach. S. 274, 35 [413] Taf, LV, Fig, 5) benannt. Eine Abweichung dieser Productus- form von Chonetes concentrica ist ausser in dem Auftreten einer Area auf letzterer wohl nur in dem Vorhandensein von hohlen Stacheln auf der ganzen Oberfläche des Productus plicatilis {Carringtoniamis) und in der mehr runden Form desselben zu finden. Es mag hervorgehoben werden, dass das elsässische Stück, wie auch auf der Abbildung ersichtlich ist, eine Anzahl feiner Längseindrücke in der Nähe des Stirnrandes aufweist, welche möglicherweise als Eindrücke darauf gelegener Stacheln gedeutet werden könnten. Wenn auch auf dem mir vorliegenden, ungünstig erhal- tenen Stück keine Area erkennbar ist, so bestimmen mich doch die Gestalt und der Mangel an deutlich erhaltenen Stacheln auf der Oberfläche der Schale, dasselbe mit der de KoNiNCK’schen Form zu vereinigen. Die Frage der Zusammengehörigkeit der in Betracht kommenden Productiden und Chonetiden muss an besserem und grösserem Material entschieden werden. Acusserlich ähnlich mit d*er Formenreihe der concentrisch gefalteten Choneten ist die kleine von Dittmae* näher be- schriebene Gattung Aulacorliynchus. Der hierher gehörige A. con- centricus aus dem schlesischen Untercarbon ist von Semenow auch irrthümlicherweise als Chonetes concentrica angesprochen worden. Die Gattung Atdacorhynchus besitzt eine eigenthümliche, dreieckige Kalklamelle im Innern der Ventralklappe, welche sich auch äusserlich bemerkbar macht. Aulacorhynchen sind, ausser in schlesischem nur noch in russischem Untercarbon nachge- wiesen worden. Chonetes concentrica ist eine im Kohlenkalk verbreitete. 1. Dittmar. üeber ein neues Brach iopoden-Geschlecht aus dem Bergkalk. St. Petersburg. 1871. [414] 36 aber nirgends sehr häufige Form, Sie findet sich in Schlesien und wird vom französischen Centralplateau angegeben. 1 'Aus den Vogesen liegt sie bis jetzt nur in einem Stück vom Wegeeinschnitt unterhalb der Ferme Pütig vor. 2. Chonetes Laguessiana de Kon. Chonetes Laguessiana de Köninck. 1842 — 44. Descr. des anim. foss. du terr. carb. de Belgique. S. 211, Taf. XIIWs, Fig. 4. — — DE Köninck. 1847. Monograph, des genres Pro- - . ducius et Chonetes. S. 198, Taf. XX, Fig. 6. — — - Semenow. 1854. Fauna des schles. Kohlenkalkes. S. 348, Taf V, Fig. 10, 13, 7. — — Davidson. 1858 — 63. British foss. Brachiopoda. Bd. II, S. 188, Taf XL VII, Fig. 19. — — Julien. 1881. Faune carb. de R4gny. Comptes rend. Bd. I, S. 1431. — — Etheeidqb. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I, S. 253. , — . — . ' Meyer. 1891. Beitrag zur Kenntniss des Culm etc. .’s. 95. - Diese Species liegt mir-nur in dem Exemplar von Meter vor, das 8 mm lang und 5 mm hoch ist. Die Oberfläche der Ventral- klappe ist nur wenig gewölbt und mit sehr feinen, sich gabeln- den Radialrippen besetzt, deren ich' am Rande nahezu 100 zähle, 1 Wionetes Laguessiana wurde’ von Davidson auf Anrathen i)E Koninck’s mit den von erfeterem früher als Chonetes Hardrensis bestimmten Formen vereinigt. Die sehr feine Radial- streifung und die flachere Form entfernt aber Chonetes Lagues- siana von der viel verbreiteteren i?er?afa M’Cot ( = Hardrensis Dav. non Phill.)*. Ich kann nur an eine Verwandt- I. Siehe weiter unten bei Chonetes perlata M'Coy. 37 [415] Schaft mit der etwas gröber berippten Chonetes Balmaniana denken. Chonetes Laguessiana findet sich als Seltenheit am Wege- einschnitt unterhalb der Ferme Pütig vor. Ausser im typischen Kohlenkalk kommt sie auch in Schlesien und in den dem elsässischen Untercarbon so nahe stehenden Schichten des franzö- sischen Centralplateau’s vor. 3. Chonetes Dalmaniana de Kon. Tafel XIV, Fig. 14 [V,]; XV, Fig. 12 ['/,]. Chonetes Dalmaniana de Köninck. 1842 — 44. Descript. des anim. foss. du terr. carb. deBelgique. S. 210, Taf. XIII, Fig. 3(?); Taf. XIII6A, Fig. 2. Leptacna Dalmaniana M’Coy. 1844. Syn of the charak. of the carb. foss. of Ireland. S. 119, Taf. XX, Fig. 7. — multidentata M’Coy. 1844. Ib. S. 120, Taf. XX, Fig. 8. Chonetes Dalmaniana de Veeneuil. 1845. Geol. of Russia. Bd. II, S. 241. — • — DE Köninck. 1847. Monograph, des genres Productus et Chonetes. S. 193, Taf. XIX, Fig. 3. — — Semenow. 1854. Fauna des schles. Koblenkalkes. S. 347. — — Davidson. 1858 — 63. British foss. Brachiopoda. Bd. II, S. 183, Taf. XLVI, Fig. 7. — — Jdlien. 1874. Environs de l’Ardoisiere. Comptes rend. Bd. I, S. 75. — voisinde — Bleicher und Mieg. 1884. Note sur la paleontol. du terr. carb. de la Haute-Alsace. S. 109. — — Julien. 1881. Faune carb. de Regny. Comptes rend. Bd. I, S. 1431. — — Ethekidge. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I, S. 253. — — Le Veeriee. 1890. Form. geol. du Forez et du Roaunais. S. 44. [416] 38 Diese Chonetes liegt mir in zwei guterhaltenen Stücken vor. Das grössere besitzt einen 14 mm langen Schlossrand, bei dem kleineren Stück ist der Schlossrand 9 mm lang. Die Breite der Ventralklappe kommt der Höhe annähernd gleich. Die Gestalt ist halbkreisförmig. Die Ventralklappe ist nur massig convex. Der Wirbel ist niedrig und die Fortsetzung desselben, der mediane Theil der Klappe, ist flach und geht unmerkbar in die Seitentheile über. Die Oberfläche ist mit dichten, aber breiten und ziemlich hohen Radialrippen bedeckt, welche sehr viel schmälere Zwischenräume einschliessen. Am Stirnrand der kleineren Klappe kommen etwa 60 Rippen auf 10 mm. Die Vermehrung der Rippen geschieht durch Bifurka- tion, bei mehreren benachbarten Rippchen immer gleichmässig. Die Theilrippen erreichen sofort die Stärke der Primärrippen. Der Schlossrand der Ventralklappe ist an dem kleinen Stück von etwa sechszehn Stacheln besetzt, welche annähernd senkrecht stehen. Die bei einigen Kohlenkalk-Chonetiden leicht zu beobach- tenden inneren Schalenstacheln sind auch auf dem grösseren der vorliegenden Exemplare gut erhalten. Man erkennt schon mit blossem Auge, dass in den Zwischenräumen der Rippen viele kleine, naplförmige Vertiefungen dicht beisammen stehen. Die auf Tafel XV, Fig. 12 gegebene sechsfache Vergrösserung einer Schalenparthie zeigt Form und Anordnung derselben. Mac Coy hat eine ähnliche Schalenerhaltung bei Chonetes multidentata (a. a. 0. 1844, Taf. XX, Fig. 8), Davidson bei Chonetes papilionacea (a. a. 0., Taf. XLVI, Fig. 5) zur Ab- bildung gebracht. Die Einsenkungen sind von de Köninck auf Steinkernen ebenfalls beobachtet worden und für dasselbe wie die besonders auf der Innenseite freiliegender Klappen von Chonetes papilionacea deutlich entwickelten, kleinen Dornen gehalten worden. Das Charakteristische derselben ist die dichte Anordnung auf einem Radius; mit dieser Struktur darf man nach 39 [417] DE Köninck aber nicht die auf abgerollten Sclialenstücken sichtbare Körnelung der Klappen verwechseln, welche in der Struktur der Schale begründet sein soll. Auf zerbrochenen und abgerollten Schalenexemplaren von Chonetes comoides, papilionacea und Verwandten aus Irland und Belgien konnte ich ebenfalls fast regelmässig eine knotig verwitterte Oberfläche beobachten. Auch diese schien mir aber mit den auf der Innenseite der Klappen vorhandenen, kleinen Kalkdornen zusammenzuhängen, so dass diese Anordnung der Kalktheile der Schale zu Stacheln nicht nur auf die unterste Schalenlage beschränkt, sondern durch den grössten Theil der Schale hindurch vorhanden ist, was bei dem Dickenwachsthum der Klappen von innen heraus auch selbstverständlich erscheint. Von andersartigen Eigen- thümlichkeiten der Schalen war auf den mir zum Vergleich vorliegenden Stücken nichts zu erkennen. Das kleinere Stück zeigt die niedrige, dreieckige Area der Ventralklappe sehr deutlich; dieselbe wird durch eine von einem Pseudodeltidium bedeckte Deltidialspalte in zwei Theile getrennt. Chonetes Dalmaniana und imdtidentata M’Coy fasse ich mit DE Köninck entgegen Davidson als identisch auf. Dagegen scheint sich aber Chonetes volva M’Cot enger an die folgende Species, au Chonetes j)erlata M’Coy anzuschliessen, so dass ich mit Davidson die von de KonInck angenommene Synonymie von Chonetes volva und Chonetes Dalmaniana nicht als erwiesen an- sehe. Im schlesischen Kohlenkalk liegt noch die nahe verwandte Chonetes hemisphaerica Semenow, welche aber leicht an dem ge- falteten Stirnrand von unserer Form unterschieden werden kann, Chonetes Dalmaniana ist besonders in Belgien häufig, in England nach den Angaben von Davidson aber selten. Sie findet sich ebenfalls im Untercarbon des mittleren Frankreichs und ist von Semenow aus dem schlesischen Kohlenkalk be- schrieben, wird von dort aber nicht von Riemer erwähnt. [418] , 40 Im elsässischeu Carbon ist mir diese Species nur vom ^Yegeeinschnitt unterhalb der Ferme Piltig bekannt, wo sie auch nur selten vorkommt. 4. Chonetes perlata M’Coy. Chonetes perlata M’Coy. 1844. Syn. of the charak. of the carb. foss. of Ireland. S. 120, Taf. XX, 9. — — DE Köninck. 1847. Monograph, des genres Productm, etc., S. 199, Taf. XX, Fig. 11. — Hardrensis Davidson. 1858 — 63. British foss. Brachiopoda. Bd. II, S. 186, Taf. XLVir, Fig. 12, 19. — — Rcemee. 1866. Neuere Beobacht, über das Vorkommen mariner Conchylien im oberschles. prod. Steinkohlengeb. S. 664. — — Rcemeb. 1870. Geologie von Oberschlesien. S. 90, Taf. VUI, Fig. 6, 7. — — DE Köninck. 1873. Monograpb. des foss. carb. de Bleiberg. S. 39, Taf. II, Fig. 2. — La^rwessfana Davidson. 1874 — 82. British foss. Brachiopoda. Bd. IV, S. 312, Taf. XXXIV, Fig. 18. ' ? — Hardrensis Toula. 1875. Permo- carbone Foss. von der Westküste V. Spitzb. S. 250. — — Gümbel. 1879. Geogüost. Beschreibung des Fichtelgeb. S. 532. — — Etheridge. 1888. Fossils of the british islands. S. 253. — La^rwessiana Etheridge. 1888. Ib. , — — Kayser. 1882. Culm am Nordrand des rhein. Schiefergeb. S. 77, Taf. III, Fig. 17—18. — Hardrensis Tornquist. 1843. Vorl. Mittheil. etc. Mittheil. d. geol. Landesunters. von Els.-Lothr. Bd. IV, S. 100. Die im grossbritanuisch-irischen Kohleukalk so verbreitete Form liegt mir in einer Anzahl von kleineren Exemplaren vor 41 [419] Auf eine Länge des Schlossrandes von 11 mm kommt ungefähr eine Schalenhöhe von 5 mm. Die Ventralklappe ist demnach, wie es Phillips angiebt, etwa zweimal so lang als hoch. Die- selbe ist mässig gewölbt. Die Seitenränder gehen in regel- mässiger Biegung in den Schlossrand über. Die Skulptur besteht aus runden, etwas unregelmässig radial verlaufenden Rippen, welche sich durch Bifurkation oder hin und wieder durch Ein- schalten vermehren. Die Vermehrung geht bei den verschiedenen Rippen in verschiedener Entfernung vom Wirbel vor sich. Am Stirnrand endigen etwa vierzig Rippen. Im Jahre 1858 ist Chonefes perlaia M’Coy von Davidson irrthümlich als Chonetes Eardrensis Phlll. in die Literatur eingeführt worden. Erst im Jahre 1874 berichtigte Davidson auf Anrathen DE Koninck’s seinen Irrthum. Chonetes Eardrensis ist eine de- vonische Fonn. Nunmehr vereinigte Davidson unsere Species mit der de KoNiNcu’schen Chonetes Laguessiana. Diese von DE Köninck vorzüglich abgebildete Form scheint mir aber nicht mit den als Chonetes Eardrensis von Davidson auf Tafel XLVII abgebildeten Exemplaren übereinzustimmen. Chonetes Laguessiana ist viel feiner radialgerippt. Wohl aber zeigen die typischen, als Chonetes Eardrensis bezeichneten Formen die beste Uebereinstimmung mit Chonetes perlata M’Cov, so dass ich diesen letzteren Namen für die längere Zeit als Chonetes Eardrensis bezeichneten Brachiopoden gebrauche und von dieser Form nach dem Vorgänge einer Anzahl anderer Autoren Chonetes Laguessiana de Kon. abtrenne. Von Davidson ist diese Species ganz ausserordentlich weit gefasst worden. Die Tafel XLVU zeigt eine ganze Anzahl sehr verschiedener Choneten. Unsere Stücke gleichen dem als „typical example“ abgebildeten Exemplar (Davidson a. a. 0,, Taf. XLVII, Fig. 12). Die übrigen von M’Coy als besondere [420] ' 42 Species beschriebenen Formen stehen Chonetcs perlata aller- dings alle sehr nahe, können aber recht wohl von der t)'pischen Form unterschieden werden. Die Verbreitung dieser einzelnen Species dürfte aber nur eine lokale sein. Chonetes ])erlata ist vornehmlich im belgischen und gross- britannisch-irischen Kohlenkalk verbreitet, findet sich aber auch in der schiefrigen Facies des Kohlenkalkes. Gümbel kennt sie aus dem Fichtelgebirge, Rcemee von verschiedenen Lokalitäten Oberschlesiens. Im Ober-Elsass kommt sie nur am Wege zur Pütig vor, und auch hier nur vereinzelt. 5. Chonetes tricornis Sem. Tafel XIV, Fig. 16 p/,]. Chonetes tricomis Semenow. 1854. Fauna des schlesischen Kohlenkalks. S. 349, Taf. V, Fig. 6. Diese Chonetesform liegt in grosser Anzahl vor. Die Exemplare bleiben stets klein. Der Schlossrand ist ca. 7 — 8 mm lang; die Höhe der Ventralklappe erreicht 6 mm. Die Species ist ausgezeichnet durch die stark gewölbte Ventralklappe. Der Wirbel reicht etwas über den Schlossrand hinaus; er ist er- haben und an beiden Seiten von zwei Depressionen begleitet. Seine Verlängerung, der ganze mediane Theil der Ventralklappe, bleibt hoch gewölbt. Auf Steiukernen nimmt dieser mediane Theil die Gestalt eines oben abgeplatteten Kieles an, auf Stücken, welche die äussere Skulptur zeigen, ist er abgerundet. Der Stirnrand ist in der Richtung dieser medianen Aufwölbung etwas verlängert. Die Seiteuränder steigen schräg, fast geradlinig zum Schlossrand auf, bilden mit diesem aber gut abgerundete Ecken. Die Skulptur besteht aus hohen, breiten, runden Längsrippen, welche sich durch Bifurkation vermehren. Die erste Gabelung 43 [421] tritt in der Nähe des Wirbels, eine zweite hin und wieder unweit des Stirnrandes ein; dieselbe erfolgt ungefähr bei allen Rippen gleichniässig. Am Schalenrand sind vierzig bis fünfzig Rippen vorhanden. Nur für vereinzelte Exemplare konnten am Arealrande vier lauge, seitwärts geneigte Stacheln beobachtet werden. Die Area der Ventralklappe ist bei der kleinen Klappe nur selten als niedriges Band sichtbar. Die elsässischen Exemplare gleichen ganz den von Semenow aus dem schlesischen Kohlenkalk beschriebenen Stücken. Diese Species scheint im Kohlenkalk Belgiens und Grossbritanniens und Irlands nicht vorzukommen. Am nächsten steht sie ge- wissen Varietäten von Chonetes Hardrensis Phill. (vgl. Dav. a. a. 0., Taf. XLVU, Fig. 17.) Ghondes Hardrensis ist aber stets flacher und ohne medianen Kiel. Die stärker gewölbte Chonetes volva M’Cot besitzt eine breitere und niedrigere Gestalt. Nahe verwandt mit unserer Form ist jedenfalls Chonetes fjibherida M’Cot. Die irische Form ist aber im medianen Theil breiter und ist auch der Umriss regelmässig gebogen. Es kommen bei dieser Form ebenfalls nur vier Stacheln am Arealrand vor. Im üebrigen scheinen fast alle Chonetesformeu des westlichen Kohlenkalkes mehr Stacheln an der Arealkante aufzuweisen, was allerdings mit der beträchtlicheren Grösse jenfer Formen Zu- sammenhängen könnte. Ausser Chonetes (jihherida M’Coy dürfte ausserdem noch Chonetes tuhercidata M’Cot nicht mehr als vier Arealstachelu aufweisen. Chonetes deflexa v. Kcen. aus den Culmschichten des Weinberges bei Herborn ist zwar stark ge- wölbt, aber breiter und grober berippt. Die vorliegende Form findet sich in grosser Menge im Wegeaufschluss unterhalb der Pütig, wo man in bestimmten Bänken in jedem Gesteinsstück Exemplare antrifift. Sonder- barerweise fehlt sie im Hunsrückerwalde, sowie ebenfalls im Steinbruch am Wege zwischen Oberburbach und Masmünster. [422] 44 6. Chonetes ventricosa nov. sp. Tafel XIV, Fig. 15. ' ^ Exemplare dieser ebenfalls kleinen Form kommen mit Chonetes tricornis zusammen vor. Die Länge des Sclilossrandes beträgt im Durchschnitt 8 mm, die Höhe der Ventralklappe über 5 mm. Der Umfang ist regelmässig elliptisch. Die Seiten- ränder stossen in einem Winkel von etwa 90® auf den Schloss- rand. Der Wirbel ist breit. Der mediane Theil der Ventralklappe ist gegenüber den Seitentheilen der Klappe erheblich gewölbt. Die Ohren sind nach dem Schlossrand zu etwas umgebogen. Auf der Oberfläche sind grobe, gerundete, unregelmässige Radial- rippen vorhanden, etwa dreissig bis vierzig am Stirnrand; Die- selben gabeln sich ziemlich unregelmässig in der Mitte, oder auf der distalen Hälfte der Klappe, nur wenige zertheilen sich unweit des Wirbels. Diese Merkmale sind auf den vorliegenden, zahlreichen Exemplaren sehr konstant. Chonetes ventrieosa kann im verdrückten Zustand der etwa gleich grossen Chonetes triconis ähnlich werden und daher habe ich anfangs gezögert, die beiden Formen zu trennen, indem ich Chonetes trieonis für verdrückte Exemplare der vorliegen- den Species ansah. Eine genauere Prüfung einer grossen Zahl von Exemplaren hat mich aber überzeugt, dass Chonetes tricornis in sicher unverdrückten Stücken eine stärkere und schmälere Aufwölbung des medianen Theils der Ventralklappe, engere Berippung und einen anders gestalteten Umriss besitzt und so aufs Beste mit den Formen im schlesischen Kohlenkalk übereinstimmt. Chonetes ventrieosa gleicht ferner, aber nur in gewissen Merkmalen, bestimmten Varietäten von Chonetes Har- drensis Phill., Ch. Laguessiana de Kon., die von Davidson ✓ 45 [423] (a. a. 0., Taf. XLVII) abgebildet sind. Die grobe Berippung gleicht derjenigen der Figur 18 auf der DAVinsoN’schen Tafel am meisten; dem. Umriss nach steht sie der auf P’igur 21 ab- gebildeten Ghonetes volva näher. Unterschiede von Chonetes perlata sind in der stärkeren Wölbung der Ventralklappe und in der unregelmässigeren Berippung vorhanden. Ebenso wie die vorige Species,' zeigt auch die vorliegende Aehnlichkeit mit Ghonetes gibbenila M’Cot. Der Unterschied liegt aber in der breiteren Gestalt unserer Form, Ghonetes gibberula wäre danach ungefähr zwischen die beschriebene Ghonetes tricornis und die vorlie- gende Ghonetes ventricosa zu stellen. Ghonetes volva M’Coy ist stark gewölbt, sie kann von der elsässischen Species aber durch die längere, an den Ohren aus- gezogene Form leicht abgetrennt werden. I Ghonetes ventricosa kommt am Wegeaufschluss unterhalb der Ferme Pütig ziemlich häufig vor. An den anderen Fossil- fundpunkten wurde sie nicht beobachtet. 7. Ghonetes Mac-Coyana Sem. Tafel XV, Fig. 13 [V,]. Chöneies Mac-Coyana Semenow. 1854. Fauna des schles. Kohlenkalks. ■ • S. 350, Taf. V, Fig. 8. ?- Ghonetes convoluta M’Goy (non Phill.) 1844. Syn. of the eharak. of the earb. foss. of Ireland. S. 119. e. . . . . . ^ . A ? — — DE Köninck. 1847. Monograph, des genres Pro- ductus et Ghonetes. S. 217, Taf. XX, fig. 16. Eine winzig kleine Ventralklappe von dem Aufschluss unterhalb dk’ Pütig rechne ich zu dieser von Semenow deut- lich beschriebenen und abgebildeten Art, Der Schlossrand der vorliegenden Klappe ist nur 3 mm lang; die Klappenhöhe beträgt nur 2 mm. Die Klappe ist [424] 46 ziemlich flach , nur am Wirbel mässig gewölbt. Die Oberfläche trägt 19 dicke, hohe Radialrippen, zwischen welchen sich nur ganz vereinzelt schnell anwachsende Sekundärrippen einstellen. Die Zwischenräume zwischen den Rippen sind dabei stets breiter als die Rippen selbst. Von dem medianen Theil der vorliegenden Klappe sind eigentliche Seitentheile nicht deutlich abgesetzt; dies steht mit der Beschreibung Seäienow’s einiger- massen in Widerspruch, doch glaube ich, diese Differenz aus der sehr geringen Grösse und aus der entstellenden, seitlichen Verdrückung des elsässischen Exemplares genügend erklären zu können. Die flachere Gestalt desselben den schlesischen Stücken gegenüber wird auf denselben Ursachen beruhen, Semenow will die vorliegende Form mit Chonetcs convoluta M’Cot (non Phill.) vereinigen. Phillips hat ursprünglich die Speciesbenennung auf eine devonische Form angewandt, welche, wie Semenow richtig erkannt hat, mit der von M’Cot gemeinten Form nichts zu thun hat. Die kurze Charakterisirung der Form durch M’Coy lässt die Form nicht zweifellos erkennen, jedenfalls bezeichnet aber de Köninck eine ganz andere Chonetes als con- voluta. Das von diesem Autor abgebildete Exemplar stammt von Chaudfontaine aus dem Oberdevon und ist durch viel breitere Rippen und ganz schmale Zwischenräume ausgezeichnet. Aus dem Carbon haben de Köninck keine Exemplare Vorgelegen. Chonetes Mac-Coyana kommt im Ober-Elsass in den un- teren Schichten des Wegeaufschlusses bei der Ferme Pütig als grosse Seltenheit vor. , 8. Chonetes papilionacea Phill. sp. Tafel XV, Fig. 2; XVI, Fig. 14. (Spfrtjera jJopiYfonacea Phillips. 1836. Geol. of Yorksh. Bd. II, S. 221, Taf. XI, Fig. 6. 47 [425] Chonetes papilionacea de Köninck. 1842 — 44. Descript. des anim. foss. du tcrr. carb. de Belg. S. 212, Taf. XIII, Fig. 5, Taf. XIII Fig. 1. Orthis — M’Coy. 1844. Syn. of the cbarak. of the carb. foss. of Ireland. S. 124. Chonetes — de Verneuil. 1845. Geol. of Russia. Bd. II, S. 241. — — DE Köninck. 1847. Monograph, des genres Productus et Chonetes. S. 187, Taf. XIX, Fig. 2. — — Semenow. 1854. Fauna des schles. Kohlenkalks. S. 346, Taf. V, Fig. 2. — — Davidson. 1858 — 63. British foss. Brachiopoda. Bd. n, S. 182, Taf. XLVI, Fig, 3—6. — — Toula. 1873. Kohlenkalkfossilien von der Südspitze von Spitzbergen. S. 18, Taf. XIII, Fig. 5. — — Jüi.iEN. 1874. Environs de l’Ardoisiere. Comptes rend. Bd. I, S. 75. — — Gümbel. 1879. Geognost. Beschreib, des Fichtelgeb. S. 532. — — Jülien. 1881. Faune carb. de R4gny. Comptes rend. Bd. I, S. 1432. — — Bleicher und Mieo. 1884. Note sur la pal(5ontol. du terr. carb. de la Haute- Alsace. Ser. XII, S. 109. — — Meter. 1884. Beitrag zur Kenntniss des Culm etc. S. 93. — — ExnERiDaE. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I, S. 253. — — Julien. 1890. Calc. carb. du Plateau central. Comptes rend. Bd. I, S. 737. — — var. rarispina Schellwien. 1892. Fauna des kam. Fusulinenkalks. (I). S. 28, Taf. I, Fig. 12 — 13. — — Tornqdist. 1893. Vorläuf. Mittheilung etc. S. 100. Zu dieser Species gehören eine Anzahl sehr grosser Formen des elsässischen Carbon. Sie erreichen eine Länge von [426] ^ 48 ca. 70 mm. Die grösste Anzahl der mir zur Bearbeitung vorlie- genden Stücke sind aber 60 mm lang, bei einer Höbe der Ventralklappe von 30 mm. Die Ventralklappe ist nur wenig convex, der Wirbel sehr breit und nur wenig vorspringend. Der Scbalenrand ist elliptisch, leicht gebogen ; er stösst unge- fähr recbtwinkelig auf den Schlossrand; jedoch scheinen die Stücke hierin etwas zu variiren. Die Oberfläche ist mit sehr feinen, zahlreichen, gerundeten Radialrippen bedeckt, welche von einer concentrischen Runzelung durchzogen werden. Diese Runzelung tritt aber nicht so hervor, wie es bei Chonetes variolaris Kays. (a. a. 0., tab. VI, fig. 2) zu sehen ist. Mit der Loupe ist nur mit Mühe eine feine Einkerbung zu beobachten. Die Identifizirung der Chonetes variolaris mit der Chonetes pa^n- Uonacea, welche de Köninck vornahm, erscheint mir aus diesem Grunde nicht ganz einwandsfrei. Aehnlich wie bei Chonetes Dalmania ist auch bei dieser Art häufig die durch die inneren Dornen hervorgerufene Körnelung der Klappen zu erkennen. Das auf der Tafel XV abgebildete Stück ist als Steinkern erhalten und von den beschriebenen, napfförmigen Einsen- kungen übersät. Eine Verwechselung dieser grossen Form mit einer anderen Species ist kaum möglich. Die nächstverwandte, aber gleichfalls kleinere Species Chonetes Laguessiana ist von relativ höherer Gestalt. Chonetes papilionacea ist ein verbreitetes, häufiges Bra- chiopod, welches im europäischen Kohlenkalk nirgends zu fehlen scheint, im Untercarbon des französischen Centralplateaus zwar auch vorkommt, aber in der schiefrigen Untercarbon- Facies sehr selten ist. Eine rarispina benannte Varietät wurde von ScHELLwiEN auch im Obercarbon von Pontafel gefunden. Im Ober-Elsass kommt Chonetes papilionaeea nur im Stein- bruch des Weges zwischen Oberburbach und Masmünster vor, 49 [427] zugleich als einzige Chonetesform dieser Lokalität. Ini Wege- einschnitt unterhalb der Pütig scheint sie, so verbreitet dort auch die übrigen Chonetesfornien sind, gänzlich zu fehlen. JProdllCtllS SoWERBY. De Köninck, Davidson und schliesslich Waagen haben uns mit einer grösseren Anzahl hierher gehörender Species näher bekannt gemacht, so dass wir jetzt im Stande sind, die Formenmannigfaltigkeit dieser im Carbon und Perm so schnell zur Blüthe gelangten und ebenso schnell wieder unter- gegangenen Gattung zu erkennen. Immerhin bleibt aber im Einzelnen noch sehr viel zu thun übrig. Wir sind noch weit entfernt, über die gegenseitigen Verwandtschaftsbeziehungen der einzelnen Formengruppen im Klaren zu sein. Thatsächlich ver- wandtschaftliche und gleichartige, durch Convergenz erzeugte, un- abhängig von einander auftretende Eigenschaften lassen uns die Productiden einstweilen noch als ein Chaos von Formen er- scheinen, in dem nur so viel zu erkennen ist, dass die gegen- seitige Verwandtschaft der Gruppen im Allgemeinen eine überaus nahe ist, dass aber im Einzelnen schwer zu entwirrende, gegen- seitige Beziehungen vorhanden zu sein scheinen. Zur Erken- nung der Formengruppen hat bisher die überaus weite Fassung der Species, wie wir sie bei de Köninck und Davidson finden, wenig beigetragen, und erst die Beschreibung einzelner Formen aus anderen Gegenden, wie aus der Salt-Range, hat zur Aus- scheidung bestimmter Endformen und constanterer Typen ge- führt, welche von den älteren Autoren, weil Uebergänge mit anderen Formen an der einen oder anderen Lokalität vorhanden sind, nicht abgetrennt worden waren. Die Gattung Productus ist im Ganzen mit den nahe- stehenden Gattungen eng verwandt. Gewisse Formen zeigen 4 [428] 50 Beziehungen zu Strophalosia ; das dichte Stachelkleid der letzteren ist ebenfalls bei bestimmten Productiden vorhanden. Stets ist aber wohl bei Productus der Schlossrand länger, und sind bei dieser Gattung bis jetzt noch nicht die bei Siropha- losia auftretenden Cardinalzähne nachgewiesen worden. Da- gegen tritt auch bei Productus wiederholt eine Area an der Ventralklappe auf, und zwar bemerkenswertherweise bei den ver- schiedensten Species : So bei Productus Puchianus (Waagen, Salt-Range, S. 840), bei Productus (de Köninck, Bleiberg, Taf. I, Fig. 1 9 und Monograph, des genres Producius, etc., Taf. XIII, Fig. 1), ferner bei Productus scmireticulatus (Davidson, British foss. Brachiopoda, Taf, XLIII, Fig. 5), bei Productus sinuatus (Davidson, ib., Taf. XXXIII, Fig. 8) und bei Productus giganteus (Davidson, Supplement, Taf. XXXVI, Fig, 1). In einigen Fällen gelang es auch, ein Pseudodeltidium deutlich zu erkennen. Dies gelegentliche Auftreten einer Area in den verschiedensten Gruppen ist wohl als ein gelegentlicher Rückschlag nach antecedirenden Formen aufzufassen, so dass wir die Gattung Producius als reducirte Formen, welche von areatragenden Brachiopoden abstammen, anzusehen haben. Die permische Gattung ChoneieUa Waag, hält die Mitte zwischen Productus und Chonetes; bei ihr sind zwei Areal- flächen und Cardinalzähne vorhanden; ausserdem sind aber die Brachialleisten noch nicht deutlich spiral. Aidostcges besitzt stets eine grosse, ventrale Area, eine kleinere ist bei ProductcUa vorhanden; beide Gattungen unterscheiden sich dadurch von Productus, im Uebrigen stehen sie unserer Gattung sehr nahe. Die Eintheilung der Productiden in neun Gruppen — unter Ausschluss der Gruppe des Producius (Koninckina) Lcon- hardi Wiss. — , welche de Köninck aufgestellt hat, ist, wenn auch ihrem Wesen nach sehr künstlich, vorläufig so gut, wie jede andere. Die Gruppirung beruht in erster Linie in der ver- 51 ■ [429] schiedenartigen Skulptur. Es sind folgende Gruppen : Striati, Undati, Proboscidei, Semireticulati, Spinosi, Fimbriati, Cape- rati, Horridi, Mesolobi. Während dann Davidson nur drei Hauptgruppen unterscheidet, nämlich Striati oder Semireticulati, Spinosi und Sublaeves, schliesst sich Waagen neuerdings wieder mit einigen Abänderungen der Eintheilung von de Köninck an. Waagen fasst den eigenthümlich wachsenden Productus striatus und seine Verwandten aus dem indischen Productuskalk zu einer besonderen Gruppe, den „Irreguläres“, zusammen und nennt die übrigbleibenden Formen der Striati Gruppe „Lineati“. Von den so im Ganzen unterschiedenen zehn Gruppen sind im elsässischen Carbon vertreten die; Lineati, Semireticulati, Undati und Frimbriati. Eine Trennung der Semireticulati von den Lineati ist aber gerade bei einer Anzahl der verbreitesten und häufigsten Productiden nicht durchführbar. Ich ziehe des- halb beide Gruppen unter der Bezeichnung der Lineati zu- sammen. In diesem Sinne sind unter den Lineati drei grössere Gruppen zu unterscheiden: Die Verwandten des Producius cora, semireticulatus und diejenigen des Productus giganteus. DE Köninck und Davidson u. A. haben die Species- benennung des Productus cora auf eine grosse Anzahl zum Theil sehr verschiedener Formen angewandt, erst Waagen hat begonnen, eine schärfere Eintheilung der letzteren vorzunehmen. Als Merkmale der ganzen Gruppe sind anzusehen; Eine starke Convexität der Ventralklappe, enge und feine Radialberippung derselben, welche meistens von verschieden deutlich auftreten- den, stets nur auf den Seitentheilen scharf ausgebildeten, con- centrischen Anwachslamellen durchzogen wird. Productus cora selbst, welcher von d’Oebignt aus Süd- amerika beschrieben wurde, kommt, wie Waagen hervorge- hoben hat, in Europa wahrscheinlich gar nicht vor. Die etwas [430] 52 stark ergänzte Originalabbildung ist von de Köninck berichtigt worden. Das Originalstück soll nach diesem Verfasser mit dem Productus corrugatus M’Cot übereinstimmen, jedoch wird als Unterschied hervorgehoben, dass auf der amerikanischen P’orm Stacheln auftreten, welche auf den europäischen stets fehlen. Auf dieses Merkmal hin trennt Waagen Productus cora von Productus corrugatus M’Cot. Dieser europäische Productus corru- gaius ist von den verschiedenen Autoren ferner mit Productus Nejfedievi de Veen, zusammengeworfen worden. Auch zwischen diesen Formen ist aber ein Unterschied vorhanden. Productus corrugatus ist eine nichtsinuirte Form, während Productus Neffedievi einen deutlichen Mediansinus trägt. Waagen benutzt dieses Merkmal, um zwei verschiedene Gruppen der lineaten Formen abzutrennen; wie wir sehen werden, tritt der Gegensatz in der Ausbildung des ventralen Mediansinus aber auch bei anderen, bisher von der Gruppe der Lineaten getrennten Formen, so bei Productus semireticulatus und seinen Verwandten, auf; das Merkmal scheint also verbreiteter zu sein und hat mich dazu geführt, dasselbe als Species-Uuterschied zu benutzen und für die Gruppen des Productus cora und semireticulatus zwei Reihen, eine sinuirte und eine nichtsinuirte aufzustellen, wo aber weder die sinuirten noch die nichtsinuirten Formen derselben Reihe enger verwandt sind als untereinander. Mir liegt ausser einer grossen Anzahl deutlich sinuirter Semireticulatusformen aus dem belgischen und englisch-irischen Kohlenkalk auch eine Form aus Derbyshire und zwei solche von Drogheda vor, welche keine Spur eines Sinus tragen. In die Reihe der nichtsinuirten Semireticulaten gehört auch viel- leicht Productus Leplayei de Vekneuil (non de Köninck). Productus Flemingii Sow. und carhonarius de Kon. sind eben- falls Formen, bei denen der Sinus obliterirt. Der sinuirte Productus Neffedievi mit seinem Verwandten 53 • [431] Productus Uneatus Waag, liegt im Carbon (Perm ?) Osteuropas und Asiens, Schellwien hat neuerdings eine solche Form, Productus cf. Uneatus, aus dem Obercarbon von Pontafel be- schrieben. Vielleicht ist auch Productus flexisiria M’Cot aus dem irischen Kohlenkalk eine hierhergehörende, grobrippige Form. Der nichtsinuirte Productus corruyatus scheint dagegen auf den Westen Europa’s beschränkt zu sein. Im Eisass spielen nur die nichtsinuirten Formen eine Rolle. Unter die Speciesbenennung Productus cora der verschie- denen Autoren sind bisher Productiden vereinigt worden, welche nicht unerheblich von der Stammform unseres Productus corru- (jatus abweichen. Im Allgemeinen erstrecken sich die Unter- schiede auf gewisse Eigenschaften, welche diese Formen in Beziehung bringen zu Productus semireticulatus. Bei bestimmten Species kann die Radialberippung etwas gröber werden, die coucentrische Anwachsfaltung auf dem proximalen Theile der Ventralklappe kann deutlicher werden und in eine concentrische Skulptur übergehen; hiermit scheint alsdann eine Vergrösserung der Schalenbreite Hand in Hand zu gehen. Die Art der Wölbung, die aufgeblasene, gleichmässig gerundete Form des Querschnittes ist hingegen ein constanteres Merkmal der Gruppe des Pro- ductus cora gegenüber derjenigen des Productus semireticidatus. Von Productus corruyatus habe ich eine breitere, mit deut- lich concentrischen Falten versehene Form als Productus hur- hachianus abgetrennt. Productus continentalis, welcher wiederum niedriger, flacher und breiter ist, und bei welchem der regel- mässig gewölbte Querschnitt der Cora-Formen mehr in einen winklig gebrochenen übergeht, steht dem Productus corruyatus schon entfernter und nähert sich mehr dem Productus semi- rcticulatus. Folgendes Schema lege ich den zu besprechenden Formen der Cora-Semireticulatus-Verwandtschaft zu Grunde. [432] 54 Sinuirte Formen. Productus Neßedievi Vern Productus burbachianus nov. sp. Produclus continentalis nov. sp. Productus semireticulatus Mart. Produclus nov. sp. = semireticulatus aut. Nichtsinnirte Formen. Productus corrugatus M'Cov. Die Gruppe des Productus giyanteus ist durch Productus giganteus und durch Productus hemisphaericus Sow. vertreten, welch’ letzterer im Eisass, wie auch wohl anderwärts (im Kohlen- kalk von Ratingen), Producius giganteus begleitet. Derselbe ist bisher allerdings vielfach mit Productus giganteus zusammen- geworfen und verwechselt worden. Das Gleiche gilt von Productus crassus Mart,, Productus Edelburgensis Phill., Productus maximus M’Coy, Productus auritus Phill. und Productus giganteus Phill. (non Mart.), Davidson betrachtet diese Formen theils als Synonyma von Productus giganteus Mart., theils auch als Varietäten jener Form. Vielfach hat man einfach sehr grosse Productiden als Productus giganteus bezeichnet, unbeschadet dass dieselben von der typischen Form Martin’s in der weitgehendsten Weise in Bezug auf wesentliche Merkmale differiren. Grosse Exemplare von Productus hemisphaericus von Ratingen findet man vielerorts als Productus giganteus aufgeführt. Von den abgebildeten russi- schen Productiden stimmt keiner mit der MARTiN’schen Species. Der von de Vernedil (a. a. 0, Taf. XVI, Fig. 12) abgebildete kommt der westeuropäischen am nächsten, jedoch ist die Gestalt der Ohren merklich verschieden. Im Grossen und Ganzen kann man zwei Formenreihen unterscheiden, solche mit deutlich, durch beiderseitige Depressionen, abgesetzten Ohren und solche mit gleichmässiger Wölbung ohne abgetrennte Seitentheile. Die erste Formenreihe ist diejenige des Productus giganteus, die zweite 55 [433] diejenige des Froductus hemisphaericus. Es muss hervorgehoben werden, dass die die erste Formenreihe auszeichnenden De- pressionen vom Wirbel aus stark divergiren, so dass die abge- setzten Seitentheile der Ventralklappe bei grösserem Wachsthum bald verschwinden. In die Verwandtschaft von Froductus hemi- sphaericus gehört nach diesem Merkmal auch Froductus latis- sinms Sow. Diese stark verlängerte Form entbehrt ebenfalls deutlich abgesetzter Seitentheile, Das Gleiche scheint von Fro- ductus crassus zu gelten. Froductus Edclburgensis gehört eben- falls in diese Formenreihe, ist von Froductus güjanteus ausserdem aber noch durch gröbere Skulptur unterschieden. Die letztere Eigenthümlichkeit theilt er mit Froductus auritus Phill., der sich aber durch den Besitz von deutlichen, lateralen Depres- sionen an Froductus giganteus anschliesst, Froductus maximus dürfte Froductus latissimus sehr nahe stehen. Die Fimbriati sind durch Froductus pustulosus Phill. vertreten. Zu den Undati gehört Froductus undatus Defb., welcher der Gruppe des Froductus corrugatus nahe steht. Eine ziemlich isolirte Stellung nimmt der grobrippige Froductus margaritaceus ein. 1. Froductus corrugatus M’Coy. (= P. cora aut. non d’Okb.) Tafel XV, Fig. 14. Producta corrugata M’Coy. 1844. Syn. of the charak. of the carb. foss. of Ireland. S. 107, Taf. XX, Fig. 13. Froductus como'ides (partim) de Köninck. 1842 — 44. Desci\ des anim. fos. du terr. carb. de la Belgique. S. 172, Taf. IX, Fig. 2 Froductus cora de Köninck. 1847. Monograph, des genres Froductus et Clionetes. S. 50, Taf. IV, Fig. 4 (non V, 2). — — Sejienow. 1854. Ztschr. d. d. geol. Ges. S. 354. [434] , 56 Productus cora Davidson. 1858 — 63. British foss. Brachiopoda. Bd. II, S. 148, Taf. XXXVI, Fig. 4, ? Taf. XLU, Fig. 9. — — DE Köninck. 1876 — 77. Recherches sur les foss. paleoz. de la Nouvelle-Galles. S. 184. Taf. IX, Fig. 1. ? — — Bleicher und Mieg. 1884. Note sur la paleont. du terr. carb., etc. Bull, de la Soc. g4ol. de France. III. Serie, Bd. XII, S. 109, 111. Nach den oben mitgetheilten Gesichtspunkten fasse ich die Species Productus cora d’Oeb. wesentlich enger, als Davidson und DE Köninck es gethan haben. Productus cora ist ein stacheltragender Productus, welcher in Europa bisher nur aus dem Obercarbon von Pontafel (vgl. Schell wien, a. a. 0. S. 21) nachgewiesen ist. Das Brachiopod des europäischen Untercarbon, welches eine gleiche Berippung und gleiche Gestalt besitzt und von den genannten Autoren mit der Form von d’Oebigny ver- einigt wurde, ist vollständig stachellos und zuerst von M’Cot als Productus corrugatus abgebildet worden. Ich fand nur ein Stück dieser Species, welches eine sichere Deutung zulässt. Es ist ca. 20 mm hoch. Der Schlossrand mag ■ ca. 16 mm lang sein. Die sehr starke, gleichmässige Wölbung des Wirbels ist trotz der Verdrückung gut erkennbar. Die seit- lichen Ohren sind klein und deutlich abgesetzt. Die gleich- mässige Querwölbung der ventralen Oberfläche beginnt erst in grösserer Entfernung vom Wirbel. Die Schale scheint dünn gewesen zu sein. Sie ist mit engen, geradlinig verlaufenden Radial- rippen versehen, die sehr unregelmässig von schwächeren oder stärkeren, nur mit der Loupe sichtbaren, concentrischen Streifen durchzogen werden. In einer Entfernung von 15 mm tritt über die ganze Oberfläche gleichmässig eine Vermehrung der Rippen durch feine Spaltrippen ein, welche genau das von M’Cot wieder- gegebene Bild der abwechselnd starken und feinen Berippung zeigen (a. a. 0. Taf. XX, Fig. 13). 57 [435] Der Unterschied von Prodicctus Neffedievi de Veen., Pro- ductus lineatus Schellw. und Productus flexistria M’Cot liegt vor Allem in dem Fehlen eines medianen Sinus der Ventralklappe. Von Productus ri])arius Teautsch., einer ebenfalls nichtsinuirten Form, lässt sich Producius corrugatus durch eine schmälere Gestalt abtrennen. Der Schlossrand ist bei der behandelten Form stets kürzer als die Höhe der Ventralklappe. Nahe Beziehungen scheinen mir zu Productus hemisphaericus Kutoega vorzu- liegen, die seitlich komprimirte Gestalt und die regelmässigen, concentrischen Lamellen sind aber nur der russischen Species eigen. Mit den nachfolgenden Species, dem Productus coniinen- talis und dem Productus hurhachianus, ist Productus corrugatus wohl nahe verwandt, wie die ähnliche Gestalt jener Formen deutlich erkennen lässt, die Abtrennung des Productus corrugatus kann aber auf Grund der kaum sichtbaren, concentrischen Runzelung und auf Grund der feinen, sich in bestimmter Ent- fernung gleichzeitig einstellenden Sekundärberippung an den elsässischen Exemplaren leicht vorgenommen werden. Diese Species ist verbreitet, aber nirgends häufig, sie findet sich auch am Rande des Centralplateaus. Productus corrugatus habe ich nur in einem Exemplar unterhalb der Pütig gefunden. 2. I^'oductiis burbachianiis nov. sp. Tafel XIV, Fig. 1, 6; XV, Fig. 7. Productus cora de Koxinck. 1873. Monograph, des foss. carb. de Bleiberg. S. 20. Taf. I. Fig. 15. ? Productus cora Meyer. 1884. Beitrag zur Kenntniss des Culm u. s. w. Abhandl. zur geol. Specialkarte v. Els.-Lothr. Bd. III, S. 93, 95, 99. [436] 58 Diese Species ist für das elsässische Carbon sehr charak- teristisch ; eine grössere Anzahl von Exemplaren stehen mir zur Verfügung. Als Producfus hurbachiamis bezeichne ich eine der Gestalt nach dem Productus corrugatus ähnliche Form. Der Schlossrand eines der grössten Stücke ist 44 mm lang, die Höhe der Ventral- klappe beträgt dagegen 50 mm. Der Wirbel ist breit, vom Beginn an stark, gleichmässig gewölbt und aufgeblasen. In mässiger Entfernung vom Schlossrand geht die Wölbung desselben unmerklich in die der Klappenoberfläche über, ohne sich dabei wesentlich zu vermindern. Der Querschnitt hat die Gestalt eines Halbkreises. Die Ohren sind dementsprechend nur klein, aber durch eine stark ausgeprägte Depression abgesetzt. Wegen der starken Krümmung erscheint die Ventralklappe unterhalb des Schlossrandes flügelförmig verlängert. Von einem medianen Sinus ist nichts vorhanden. Im Ganzen ist die Gestalt des Producius hurhacliianus eine breitere, als die des Productus corrugatus. Die Radialrippen sind bei beiden Formen aber sehr ähnlich. Enge, feine Radialrippen bedecken die Oberfläche. Abweichend von Productus corrugatus ist aber das Auftreten zahlreicher, unregelmässiger Anwachsfalten. Etwa 13 derselben überziehen ganz nahe aneinander die Ohren ; auf dem medianen Theil werden sie schwächer, ohne aber ganz zu verschwinden. Sie treten ungefähr bis zur halben Höhe auf. Der Verlauf dieser Falten ist veränderlich. Kaum eine einzige ist ununterbrochen von der einen Seite auf die andere zu verfolgen. Sie hören auf und werden durch neu auftretende oder benachbarte vertreten. Durch die proximalen, concentrischen Falten nähert sich dieser Productus dem Productus semireticulatus ^ nur sind bei der vorliegenden Species die Anwachslamellen schmäler und treten nicht in grösserer Entfernung vom Wirbel auf. Productus semircticulatus besitzt ausserdem gröbere Radialrippen und vor 5'J [437] Allem einen Sinus, auch ist die Schalenwölbung desselben nicht so gleichinässig bauchig. Productus undatus ist kaum mit dem Productus huriachianus zu verwechseln. Die Anwachsstreifen sind auf der Oberfläche des ersteren regelmässiger ausgebildet und zertheilen diese terrassenförmig; bei dem letzteren treten sie mehr in Form von Falten auf. Der Wirbel von Productus hurbachianus ist ausserdem breiter. Productus continentalis ist vor Allem niedriger und flacher. Productus hurbachianus liegt mir aus der Strassburger Universitätssammlung ebenfalls in irischen Exemplaren vor. Er ist auch von de Köninck als Productus cora von Bleiberg be- schrieben worden. Im Eisass ist er häufig im Aufschluss westlich Oberburbach. Diese Form wurde von Meyer als Producius cora bestimmt. 3. Productus continentalis nov. sp. Tafel XIV, Fig. 5, 7, 8. Dieser Producüis, den ich der Cora-Gruppe anreihe, ist einer der verbreitesten Brachiopoden des Ober-Elsass. Productus continentalis ist eine relativ ansehnliche Form; die grössten Stücke sind etwa 50 mm breit. Die Ventralklappe ist stark gewölbt. Der Durchschnitt der Ventralklappe ist cora- ähnlich; der Querschnitt aber bedeutend flacher und breiter. Die meisten Exemplare sind durch Verdrückung deformirt, so dass man meistens nur den proximalen oder den distalen Theil der Ventralklappe allein zu Gesicht bekommt, welche, der starken Wölbung entsprechend, ungefähr aufeinander senkrecht stehen. Der Wirbel ist niedrig und sehr breit. Die Ohren sind schmal und undeutlich vom medianen Theil abgesetzt. Die Querwölbung ist im Ganzen schwach; ein medianer Sinus ist nicht vorhanden. Die Oberfläche ist von engen, geradlinigen, glatten Radialstreifen [438] 60 bedeckt, welche sich durch Schaltrippen ergänzen. Die Ver- mehrung tritt aber nicht gleichmässig ein, wie bei Froductus cora\ nur immer eine kleine Anzahl feiner Rippen tritt zugleich zwischen die gröberen Primärrippen. Besonders die Ohren zeigen etwa 10 deutliche, hohe, concentrische Falten, welche sich nur schwach über den übrigen Theil der Oberfläche fortsetzen. An gut erhaltenen Abdrücken vom Hunsrücken erkennt man, dass die Oberfläche dieser Form mit einer mässigen Anzahl unregel- mässig vertheilter Stacheln besetzt ist. Nur am Schlossrand treten die Stacheln enger zusammen und stehen hier in zwei Reihen parallel demselben, alternirend angeordnet. Auf den Stücken aus dem Aufschluss westlich Oberburbach habe ich derartige Stacheln nie zu Gesicht bekommen, was ich aber auf den Er- haltungszustand zurückführe. Die Hunsrücker Stücke zeigen die Stacheln auch nur auf dem negativen Abdruck der Klappe, niemals auf dem Steinkern derselben. Auf dem abgebildeten Exemplar sind die Spuren der Stacheln vom Negativ auf den Steinkern übertragen worden. Die Gestalt von Froductus continentalis schliesst sich am engsten an diejenige von Froductus hurhachianus an. Die vor- liegende Species ist nur viel flacher, breiter und niedriger. Froductus continentalis kommt auch im Vise-Kalk vor, wie ein in der Strassburger Universitäts-Sammlung liegendes Stück beweist. Im Ober-Elsass fand ich zahlreiche Stücke im Huns- rückerwald; nur wenige Exemplare liegen mir aus dem Auf- schluss unterhalb der Ferme Pütig und westlich von Ober- burbach vor. 4. Froductus semireticulatus Mart. sp. Tafel XIV, Fig. 10, 12. Anomües semireticulatus Martin. 1809. Petrificata Dcrbieasia. Taf. XXXII, Fig. 1, 2; Taf. XXXIII, Fig. 4. 61 [439] Le})taena fubuli/era Fischer. 1830. Oryct. du Gouv. de Moscou. S. 142, Taf. XXVI, Fig. 1. Producta costata (und sulcata Sow.) Phillips. 1836. Geology of Yorkshire. Bd. II, S. 213, Taf. VII, Fig. 2. Productus antiquatus Kutorga, 1842 — 44. Beiti’äge zur Palaeontologie Russlands. S. 21, Taf. V, Fig. 4. — Martini de Köninck. 1842 — 44. Descr. des anim. foss. du terr. carb. de la Belgique. S. 160, Taf. VII, Fig. 2. — semireticulatus de Köninck. 1847. Monograph, des genres Pro- ductus et Chonctes. S. 83, Taf. VIII, Fig. 1 ; Taf. IX; Taf. X, Fig. 1. — — Semen ow. 1854. Fauna des schlesischen Kohlen- kalks. Ztschr. d. d. geol. Ges. Bd. II, S. 356. — — Davidson. 1858 — 63. British foss. Brachiopoda. Bd. II, S. 149, Taf. XLIU, Fig. 1—5; Taf. XLIV, Fig. 1—4. — — de Köninck. 1873. Monogr. des foss. carb. de Bleiberg. S. 22. — — JüHEN. 1874. Environs de l’Ardoisiere. Comptes rend. Bd. I, S. 75. — — Julien. 1881. Faune carb. de Regny. Comptes rend. Bd. I, S. 1431. — — Bleicher und Mieg. 1884. Note sur la paleon- tologie du terrain carb., etc. Bull, de la Soc. geol. de France. III. Serie, XII, S. 109, 111. — — Meyer. 1884. Beitrag zur Kenntniss des Culm. Abhandl. zur geol. Specialk. von Els.-Lothr. Bd. ni, S. 95. — — Waagen. 1887. Salt-Range Fossils. Bd. I, S. 679, Holzschnitt, Fig. 22. — — - Etheridge. 1888. Fossils of the british islands. S. 260. — — var. Martini. Kirkby. 1888. Marine fossils in the coal measures of Fife. Quart. Journ. S. 750. — — Julien. 1890. Calc. carb. du Plateau central. Comptes rend. Bd. I, S. 727. Productus se.mircticnlatus Le Verrier. 1890. Note sur les form. g4ol. du Forez et Roaunais. S. 44. — — Mieq. 1893. Sur la decouverte du carbonifere marin dans la vallee de St.-Amarin. Comptes rendus de l’Acad. des Sciences, 24 avril 1893. — — M. Koch. 1893. Mittheil, über einen Fundp. von Untercarbon-Fauna in der Grauwacken- zone der Nordalpen. Ztschr. d. d. geol. Ges. S. 295. Die elsässischeii Stücke, welche dieser Species angehören, sind meist klein. Von der Pütig sowie von dem südlich Ober- burhach gelegenen Aufschluss liegen mir aber auch Exemplare vor, welche die Grösse der englischen und belgischen Kohlen- kalkformen erreichen. Die Länge des Schlossrandes an einem schönen Exemplar von Oberburbach beträgt ca. 30 mm. Der proximale Theil ist ziemlich flach und biegt in einer Entfernung von 20 mm ziem- lich schnell in den fast senkrecht dazu gestellten, distalen Schalen- theil um. Nur der erstere ist mit reticulater Skulptur versehen. Genauer gesagt sind es Radialrippen, w’elche von concentrischer Skulptur durchzogen werden und dadurch ein perlschnurartiges Aussehen bekommen. Der distale Klappentheil ist nur von der mässig engstehenden Radialberippung bedeckt. An diesem un- verdrückten Exemplar ist ein breiter, flacher, aber deutlich er- kennbarer Sinus vorhanden. Die Gestalt des Proclucius semireticulatus variirt etwas, insbesondere kann der Sinus verschieden stark ausgeprägt sein. Wie bereits erwähnt wurde, kommen in Irland Stücke vor, welche vollständig des Sinus entbehren. Solche Formen finden sich nach Kiekby auch im Obercarbon von Fife. Andererseits kom- men im indischen Productuskalk und im Obercarbon von Pon- tafel Varietäten vor mit einem ausserordentlich starken Sinus. 63 [441] Letztere siud von Schellwien als Varietät bathycolpos fest- gehalten worden. Eine untercarbone Form der Semireticulatus- Gruppe mit stärkerem Sinus ist die als Productus costatus von SowERBY und Phillips abgebildete Varietät. Die elsässischen Stücke zeigen meistens nur einen schwachen Sinus, was aber wohl zum guten Theil auf die Art der Erhal- tung als Skulptur-Steinkerne und auf die selten fehlende Ver- drückung zurückzuführen ist. In grosser Anzahl findet sich an der Pütig und am Huns- rücken ein kleiner Prochicius, den ich auch hierher stelle, wenn auch die concentrische Skulptur feiner und enger zu sein scheint, als bei dem typischen Productus semireticulatus. Productus semireticulatus ist im Kohlenkalk ein verbreitetes Fossil’; aber auch in der schiefrigen Untercarbonfacies fehlt er weder bei Bleiberg in Kärnthen noch in Central-Frankreich. Aus dem Eisass ist mir diese Form von dem Aufschluss unterhalb der Pütig, vom Huusrückerwald und vom Aufschluss westlich Oberhurhach bekannt. 5. JProductus hemisphaericus Sow. Tafel XIV, Fig. 2. Productus hemisphaericus Sowerby. 1823. Mineral Conchology. Bd. IV, S. 31, Taf. CCCXXVm. — — Davidson. 1858 — 63. British fossil Brachio- poda. Bd. n, S. 144, Taf. XL, Fig. 4—9. — gigantetis var. hemisphaericus Bleicher und Mieg. 1884. Note sur la paleont. du terr. carb. de la Haute- Alsace. Bull, de la Soc. g4ol. de France. . III. Serie, XII, S. 111. non: Productus hemisphaericus de Köninck, 1847. Monographie des genres Productus et Chonetes. Taf. IV, Fig. 1. l. Sonderbarerweise ist er aus dem Kohlenkalk des Fichtelgebirges nicht nachgewiesen. An Stelle desselben führt Gümbel aber den verwandten Productus plicatilis an. G4 [442] Ein im clsässischen Untercarbon sehr häufiger Froductus lässt sich gut auf diese SowEEBx’sche Species beziehen. Die grösste Anzahl der kleinen Productiden, welche im Hunsrücker- walde so häufig sind , rechne ich hierher. Die grössten mir vorliegenden Stücke sind etwa 55 mm breit; der Umriss ist bei den im Gestein liegenden Stücken halbkreisförmig. Die ganze Form ist deprimirt. Die Ohren sind wenig scharf abgesetzt, der Wirbel und die mediane Parthie der Ventralklappe nur wenig erhaben. Die von Sowerbt und Davidson gegebenen Abbil- dungen zeigen die Verhältnisse aufs Beste. Die zahlreichen Piadialrippen der Ventralklappe sind ziemlich unregelmässig und kräftig; sie stehen ziemlich entfernt von einander. Besonders auf den Ohren machen sich concentrische Anwachsfalten bemerkbar, welche, wenn auch weniger zahlreich, über den medianen Theil fortsetzen. Die Falten sind hoch und in ihrem Verlauf wellig. Productus hemisphaericus steht den Angaben Davidson’s gemäss Productus giganteus ungemein nahe und soll sich von bestimmten Varietäten des letzteren nicht unterscheiden lassen. Stets fehlen ihm aber die für die MARTiN’sche Species charakteristischen Längsfurchen, und niemals sind die Ohren in solch’ scharfer Weise abgesetzt, wie bei der letzteren Form. Der Wirbel ist ausserdem weniger gewölbt und die Form ist flacher. Productus hemispliaericus kommt auch lokal in sehr grossen Exemplaren vor, wie zwei mir vorliegende Stücke von Ratingen beweisen. Solche Formen sind dann vielfach mit Pro- ductus giganteus verwechselt worden, von welchem sie aber meist leicht zu trennen sind. Verdrückte Exemplare des Productus continentalis können ähnlich aussehen, sie unterscheiden sich aber von der beschrie- benen Species vor Allem durch die feinere Radialberippung, dann durch die gestrecktere Gestalt und die niedriger entwickelten, concentrischen Anw^achsfalten. # 65 , [443] Dieser Produdus ist im elsässischen Untercarbon häufiger als Produdus giganteus. In den Fossillisten anderer Untercarbon- Lokalitäten ist er wahrscheinlich oft als Produdus giganteus aufgeführt. Der Zusammenziehung der beiden Species durch DE Köninck und Davidson glaube ich aber nicht folgen zu dürfen. Produdus hemisphaericus sammelte ich in vielen Exem- plaren im Hunsrückerwald und unterhalb der Pütig. Im Auf- schluss zwischen Oberburbach und Masmünster ist er dagegen sehr selten. 6. Productus giganteus Mart. sp. Tafel XV, Fig. 1. Anomites giganteus Martin. 1809. Petrificata Derbiensia. Taf. XV, Fig. 1, S. 19. Produdus giganteus Sowebbt. 1823. Mineral Concbology. Bd. IV, S. 31, Taf. CCCXX. — como'ides von Buch. 1841. Abhandlungen der kgl. Akad. der Wis3. zu Berlin. S. 19, Taf. I, Fig. 1 — 3. — giganteus de Köninck. 1842 — 44. Descrip. des anim. foss. du terr. carb. de Belgique. S. 174, Taf. VII, Fig. 1. — comdides de Köninck. 1842 — 44. Ib. S. 172, Taf. Vllbis, Fig. 1. — giganteus de Köninck. 1847. Monograph, des genres Produdus et Chonetes. S. 34. ff., Taf. UI, Fig. 1. — — Semenow. 1854. Fauna des scbles. Kohlenk. Ztschr. d. d. geol. Ges. Bd. VI, S. 353. — — Davidson. 1858 — 63. British foss. Bracbiopoda. Bd. II, S. 141, Taf. XXXVII, Fig. 1 ; Taf. XXXVIU, Fig. 1. — — R(emee. 1870. Geologie von Oberschlesien. S. 36, 60. — — Julien. 1874. Environs de l’Ardoisiere. Comptcs rend. Bd. I, S. 75. — — Gümbel. 1879. Geognost. Beschreibung des Fichtelgeb. S. 532. 5 [444] 66 Productus giganteus Julien. 1881. Faune carb. de R6gny. Comptes rend. Bd. I, S. 1431. — — Bleicher und Mieg. 1884. Note sur la paldont. du terr. carb. de la Haute-Alsace. Bull, de la Soc. geol. de France. III. Serie, Bd. XII, S. 111. — — Etheridge. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I, S. 259. — — Julien. 1890. Calc. carb. du Plateau central. Comptes rend. Bd. I, S. 737. — — Le Verrier. 1890. Note sur les form. geol. du Forez et du Roannais. (Bull, des Services de la carte geol. de France. N® 15, Bd. II), S. 44. — — Tornquist. 1893. Vorläufige Mittheil, über neue Fossilfunde im Untercarbon des Ober-Elsass. Mittheil, der geol. Landesanst. von Els.-Lothr. Bd. IV, S. 101. Productus gigantetis kommt im oberelsässischen Carbon nicht selten vor. Die Exemplare erreichen aber nie die Grösse der briti- schen Stücke. Unter den elsässischen Productiden ist diese Art aber die grösste und nur Productus hemisphaericus kommt ihm nabe. Ein gut und vollständig erhaltenes Stück aus dem Huns- rückerwald besitzt einen Schlossrand von 60 mm Länge. Die ursprüngliche Klappenhöhe ist nicht genau zu bestimmen, da die einst regelmässig gerundete Oberfläche durch Verdrückung in zwei winkelig zu einander stehende Hälften getrennt ist. Das auf Tafel XV, Fig. la abgebildete Stück ist nur die proximale Parthie einer Ventralklappe, welche an sich wenig deformirt ist. Die Lage des distalen Klappentheiles ist an dem beigegebenen Querschnitt erkennbar. Die Klappe ist stark gewölbt, der Wirbel ist niedrig. Der breite Mediantheil ist sehr deutlich durch zwei tiefe Depressionen von zwei niedrigen Ohren abgetrennt. Diese Depressionen verlaufen vom Wirbel stark divergirend, so dass dadurch die Ohren eine niedere Gestalt, annähernd die eines gleichseitigen Dreiecks, er- G7 [445] halten. Die Oberfläche ist mit ziemlich groben Rippen bedeckt, welche sich durch Schaltrippen vermehren. Derartige Schaltrippen entstehen in einem gewissen Abstand vom Wirbel immer in grös- serer Anzahl zugleich, auf der Schalenmitte beispielsweise bei 20 mm Entfernung vom Wirbel. Auf den Seitentheilen der Klappen- oberfläche tritt eine grobe, coiicentrische Runzelung auf, welche am Wirbel ziemlich scharf ausgebildet ist, nach dem Stirnrand zu aber immer gröber und undeutlicher wird. Auf dem medianen Theil der Oberfläche verschwindet die Runzelung fast vollständig. Es wurde bereits hervorgehoben, dass Productus giganteus weder von Phillips noch von Davidson scharf aufgefasst wurde. Er ist Productus heniisphaericus gegenüber vor Allem durch die deutlich abgesetzten Ohren ausgezeichnet. Dies Merkmal fällt bei sehr grossen Exemplaren weniger auf. Grosse Exemplare von Productus giganteus und liemispliaericus sind aber ausserdem noch deutlich in der allgemeinen Form unterschieden. Die vortreffliche Figur 1 auf der SowEEBY’schen Tafel DLXI zeigt bei dem Vergleich mit den oben citirten Abbildungen den Unterschied besonders prägnant. Semenow hebt als Charakte- ristikum für den vorliegenden Productus hervor; „Schloss- rand .... breiter als der Durchmesser der Mitte.“ Productus giganteus wächst selbst bei beträchtlicher Grösse nicht über die anfängliche Breite des Schlossrandes hinaus. Die Ausbreitung der Seitentheile geschieht in senkrechter Richtung zur ven- tralen Oberfläche, so dass sich die Seitentheile scheinbar unter den Schlossrand ausdehnen. Produetus hemisphaericus verbrei- tert sich hingegen im Alter über den Schlossrand hinaus; die Seitentheile sind von dem mittleren Theil der Ventralklappe nicht deutlich abgeschieden. Die ganze Oberfläche ist regelmäs- siger gewölbt. Ein Querschnitt vom Wirbel zum Stirnrand zeigt ausserdem, dass Productus heniisphaericus in jener Richtung flacher ist als Productus giganteus. Auf kleineren Exemplaren tritt schliesslich bei Producüis hemisphaericus die concentrische Lamellirung, besonders auf dem medianen Theil, viel deutlicher auf als bei der vorliegenden Art. Im verdrüchten Zustande ist oft Productus continentalis von der vorliegenden Species schwer zu unterscheiden. Aehnlichkeit ist in der gleichartigen Ausbildung der Ohren vorhanden. Bei der letzteren Form sind die Ohren aber stets minder deutlich ab- gesetzt. Ferner konnte ich bei keinem mir vorliegenden Pro- ductus giganteus die bei Productus continentalis deutlich er- kennbaren Reste einer Stachelbedeckung erblicken. Als besonders deutlicher Unterschied verdient ferner hervorgehoben zu werden, dass die Skulptur von Productus continentalis stets eine beträcht- lich feinere und engere ist als diejenige von Produetus giganteus. Produetus giganteus fand ich in zahlreichen Exemplaren, am Wegeeinschnitt unterhalb der Pütig, aber nur ein gut er- haltenes, ganz zweifellos zu bestimmendes Stück im Hunsrücker- walde. Die Art ist sehr bezeichnend für den westeuropäischen Kohlenkalk; im Fichtelgebirge ist sie nur an einer Lokalität bei Fraisendorf nachgewiesen worden. Ausserordentlich häufig kommt dieselbe aber in Schlesien vor. Die geringe Grösse dieser Form bei der Pütig entspricht ganz der kleinen Ausbildung der dortigen Fauna; immerhin ist sie auch dort die grösste Art. Am französischen Centralplateau kommt diese Form, wie Julien ausdrücklich bemerkt, wie bei uns, in der kleinen Varietät vor. 7. Produclus margaritaceus Phill. Tafel XIV. Fig. 4; XV, Fig. 4. Produetus margaritaceus Phillips. 1836. Geology of Yorkshire. Bd. II, S. 215, Taf. IX, Fig. 8. ? . — medusa de Köninck. 1842 — 44. Descr. des anim. foss. du terr. carb. de la Belgique. S. 166, Taf. VII, Fig. 5. 69 [447] Productus margaritaceus de Köninck. 1842 — 44. Ib. S. 168, Taf. Vlllbis, Fig. 5. — — DE Köninck 1847. Monogr. des genres Productus et Chonetes. S. 45, Taf. IV, Fig. 3. — — Semenow. 1854. Fauna des schles. Koblenk. S. 354, f. — — Davidson. 1858 — 63. British fossil Biachiopoda. Bd. II, S. 159, Taf. XLIV, Fig. 5—8. — — Julien. 1874. Environs de l’Ardoisiere. Comptes rend. Bd. I, S. 75. — — Gümbel. 1849. Geognost. Bescbr. d. Ficbtelgeb. S. 532. — — R. Etheridoe. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I, S. 259. Productus margaritaceus wird von de Köninck zu den Striati gestellt. Er nimmt aber eine ziemlich isolirte Stellung ein und zeigt weder Beziehungen zu Productus giganteus noch zu Productus corrugatus. Vereinzelte, kleine Exemplare von 6 mm Breite und 5 mm Höhe konnte ich allein mit Sicherheit in diese Species einreihen. Die Umrisse der Ventralklappe sind, wie die Abbildungen von Davidson deutlich zeigen, veränderlich. Die elsässische Form besitzt eine etwas längere als hohe Gestalt und entspricht am Besten der Fig. 6, auf der Tafel XLIV, bei Davidson. Die Klappe ist nicht sinuirt. Die Ohren sind klein und nur unmit- telbar am Wirbel deutlich abgesetzt. Der Wirbel ist schwach gebogen, niedrig, anfangs schmal, verbreitert sich aber bald. Die Radialberippung ist grob. Die einzelnen Rippen sind flach und durch breite Zwischenräume getrennt. Die Vermehrung tritt bei einer Anzahl Rippen gleichzeitig durch Schaltrippen ein, welche sehr bald nach Entstehung die Stärke der primären Rippen erlangen. Das Ganze wird von schwächeren oder stärkeren Anwachsstreifen durchzogen, welche die Schale in coucentrische [448] 70 Lamellen zerlegen; auf denselben erheben sich die Radialrippen zu knotenförmigen Wülsten. Verwechselung mit einer Form der Productus giganteus- Gruppe erscheint wegen der sehr groben Berippung ausge- schlossen. Die Gestalt lässt dagegen Productus margaritaceus auf den ersten Blick von der Gruppe des Productus cora und semireticulatus und des Productus undatus unterscheiden. P. margaritaceus besitzt eine grosse Verbreitung im euro- päischen Untercarbon. Er wurde nachgewiesen in England, Irland, Belgien, bei Ratingen, im Fichtelgebirge, in Schlesien und am Centralplateau, also auch in der schiefrigen Facies des Kohlen- kalkes. Im elsässischen Carbon scheint er dagegen selten zu sein. Die beiden mir vorliegenden, unzweifelhaften Stücke stammen von dem Aufschluss au der Pütig und vom Hunsrückeu. 8. Frodactiis undatus Defr. Tafel XIV, Fig. 9, (‘/,), 11. Productus undatus Defrance. 1826. Die. des sc. nat. Bd. 43, S. 354. — — DE Köninck. 1842 — 44. Descr. des anim. foss. du terr. carb. de Belgique. S. 156, Taf. XII, Fig. 2. — — DE Köninck. 1847. Monographie des genres Productus et Choneies. S. 59, Taf. V, Fig. 3. — — Davidson. 1858 — 63. British fossil Brachiopoda. S. 161, Taf XXXIV, Fig. 7—13. — — Julien. 1881. Calc. carb. de Regny. Comptes rend. Bd. I, S. 1432. — — Bleicher und Mieo. 1884. Note sur la paleontologie du terr. carb., etc. Bull, de la Soc. geol. de France. lU. Serie, XII, S. 111. — — ß. Etueridoe. 1888. Fossils of tbe british Islands. Bd. I, S. 261. 71 [449] Mehrere Ventralklappen lassen sich gut mit dem vielfach beschriebenen Troductus undatus in Einklang bringen. Die grössten Stücke sind ungefähr 35 mm breit und wohl ebenso hoch. Kleine Exemplare sind aber nur 5 mm hoch. Die Ventralklappe ist sehr stark gewölbt, im Querschnitt nahjezu halbkreisförmig. Der Wirbel ist ziemlich schmal und sehr hoch gewölbt, nach dem Schlossraud hin stark gebogen. Er wird aber bald breiter und geht ganz in die Wölbung der Klappe über. Die Ohren sind deutlich durch eine Einsenkung abgesetzt und greifen unterhalb der Enden des Schlossrandes flügelförmig vor; dies findet aber nur an dem proximalen, stark gewölbten Theile der Klappe statt. Die Oberfläche ist sehr fein radial berippt. Die Rippen sind durch eine sehr feine, undeutliche, concen- trische Skulptur gekerbt. Die Vermehrung der Radialskulptur nach dem Stirnraud zu erfolgt durch Einschaltung. Diese Skulptur ist überzogen von mässig entfernt stehenden, scharf abgesetzten An Wachslamellen, welche die Oberfläche terrassenförmig zer- schneiden und auf der ganzen Klappenoberfläche deutlich ent- wickelt sind. Sie stehen auf dem Wirbel und auf dem medianen Theile der Klappe etwa 1 */* mm entfernt und drängen sich auf den Ohren stark zusammen. Die einzelnen concentrischen Lamellen sind aber nur selten über die ganze Oberfläche zu verfolgen. Meist verfliessen zwei, oder es wird eine Lamelle durch eine etwas tiefer stehende abgelöst. Froductiis undatus ist von den übrigen elsässischen Produc- tiden leicht unterscheidbar durch die stark gewölbte Gestalt, durch den schmalen Wirbel und durch die tiefe, selbst auf dem medianen Theil deutlich ausgeprägte, concentrische Faltung. Im belgischen und grossbritannisch-irischen Kohlenkalk ist diese Form verbreitet; im Untercarbon der deutschen und alpinen Gebiete ist sie bisher nicht mit Sicherheit nachgewiesen, wohl wird sie aber von Julien aus den Schichten von Regny am östlichen Centralplateau erwähnt. [450] 72 Productus undatus fand sich in wenigen Exemplaren in dem sandigen Kalkstein zwischen Oberburbach und Masmünster und in zahlreichen, grossen, vornehmlich aber in kleinen Exem- plaren in den unteren Bänken des Wegeaufschlusses unterhalb der Ferme Pütig. 9. JProductus pustulosus Phill. Tafel XIV, Fig. 3. Producta pustulosa Phillips. 1836. Geology of Yorksh. Bd. II, S. 216, Taf. VII, Fig. 15. — ovalis Phillips. Ib. S. 216, Taf. VIII, Fig, 14. Producta pustulosa Mac Coy. 1844. Synopsis of the char. of the carb. foss. of Ireland. S. 113. Productus pustulosus de Köninck. 1847. Monographie des genres Productus, etc. S. 118, Taf. XII, Fig. 4; Taf. XIII, Fig. 1; Taf. XVI, Fig. 8. 9. — — Semenow. 1854. Fauna des schles. Kohlenkalks. Ztschr. d. d. geol. Ges. S. 358. — — Davidson. 1858 — 63. British carbon. Brachiopoda. S. 168, Taf. XLI, Fig. 1—6; Taf. XLH, Fig. 1—4. — — KffiMEE. 1863. Ztschr. d. d. geol. Ges. S. 591. Taf. XVI, Fig. 3. — — Rcemek. 1870. Geologie von Oberschlesien. S. 90, Taf. VIII, Fig. 1. — — DE Köninck. 1873. Monographie des foss. carb. de Bleiberg en Carinthie. S. 29, (? Taf. I, Fig. 21). — — Gümbel. 1879. Geognost. Beschreibung des Fichtel- geb. S. 532. — — Julien. 1881. Faune carb. de Regny. Comptes rend. Bd. I, S. 1432. — — R. Etheridge. 1888. Foss. of the british Islands. Bd. I, S. 260. 73 [451] Ausser einigen fragmentären Abdrücken liegen mir zwei gut erhaltene Dorsalklappen dieser Productusform vor. Gestalt und Skulptur von Productus x)ustulosus sind recht charakteristisch. Die grössere Klappe ist 11 mm hoch, der Schlossrand 13 mm lang; die Gestalt ist also ungefähr halbkreisförmig und genau dieselbe wie bei den Exemplaren aus dem englisch- irischen Kohlenkalk; dagegen scheinen nach den von de Köninck gegebenen Figuren die belgischen Stücke ein wenig höher zu sein. Ein mir vorliegendes Exemplar von Altwasser aus Schlesien zeigt aber auch genau denselben Umriss. Die Klappe ist fast flach, nur wenig concav; die auf den grösseren Stücken sicht- bare, mediane Aufsattlung ist kaum erkennbar. Die auffallend groben Anwachslamellen treten auf dem elsässischen Stück überaus deutlich hervor. Die nächste Umgebung des Wirbels erscheint glatt, nach dem Schalenrand zu wird die scharfe, etwa 1 mm breite Anwachsfaltung immer deutlicher. Jede solcher Lamellen ist mit einer Reihe grosser, etwas entfernt stehender Löcher versehen, welche den Ansatzstellen der kleinen, zuge- spitzten Stacheln der Klappe entsprechen. Die concentrischen Falten und die Stacheln verschwinden nach dem Schlossrand zu immer mehr. Producius pustulosus kommt anderwärts gewöhnlich zu- sammen mit den naheverwandten Formen, Productus finihriatus^ punctatus und Buchianus vor. Productus punctatus ist durch die grössere Anzahl von Stachelreihen auf jedem concentrischen Bande leicht von der vorliegenden Species zu unterscheiden. Productus fimbriatus und Buchianus sind näher verwandt. Die letztere Form ist aber an der grösseren Höhe und an der stark concaven Form der Dorsalklappe leicht erkenntlich. Productus fimbriatus ist ebenfalls höher und besitzt eine geringere Anzahl von concentrischen Anwachsfalten auf der Dorsalklappe. Producius pustulosus ist in Europa bekannt von England, [452] 74 Irland, Belgien, von Ratingen, aus dem Fichtelgebirge, von Bleiberg in Kärntlien, aus Schlesien und vom französischen Centralplateau. Productus Buchianus ist bisher nur auf dem Continent gefunden. Productus fimbriatus und punctatus kommen aber fast überall mit Productus pustulosus zusammen vor. Productus pustulosus fand ich als Seltenheit in den Schichten unterhalb der Ferme Pütig und am Hunsrückeu. II. Familie Orthidae Waagen. Schon in der Eintheilung der Brachiopoden von Phillips im Jahre 1841 finden wir die Gattung Orihis den beiden anderen Gattungen mit ebenfalls geradem Schlossrand, Productus und Spirifer gegenühergestellt. King (1846), nach ihm d’Okbigny (1847), SuESS (1856), Oehleet (1887), Zittel (1880) und Steinmank (1890) fassen die zahlreichen Gattungen mit geradem Schlossrand demgemäss in drei Familien zusammen, welche nach dem Vorgänge King’s, Productidae, Strophomenidae und Spiri- feridae zu nennen wären. Diesen Eintheilungsprincipien entgegen trennte Waagen im Jahre 1887 die Strophomenidae King in zwei Familien, die Orthidae und in die Strophomenidae Waag. Diese Trennung der beiden Familien ist begründet in dem Vorhandensein von rudimentären Cruren', in der minimalen Aus- bildung eines Schlossfortsatzes an der Dorsalklappe und in der Ausbildung beiderseitiger Area und einer stets oflenen Deltidial- spalte bei den zu den Orthidae gestellten Gattungen. 1. Besonders bei der Gattung Enleles (Synlric/asma) (vergl. Hall. Geolo- gical Survey of the State of New- York. Bd. Vlll. 1892. Taf. VII. A. Fig. 52), auch ist hiermit nicht der zweitheilige, oft kräftige, untere Schlossfortsatz bei Stropho- mena {St. allernata Conu.) zu verwechseln. 75 [453] Zu den Orthidae stellt Waagen als Unterfamilie die Ente- letinae, mit der einzigen, nur im Obercarbon und Perm bekannten Gattung Enteles und die Orthinidae. Zu letzteren gehören folgende Gattungen: Orthis (Cambrium-Perm); Bilohites (Silur- Devon); Platystrophia{^i\\xx)\ (Silur-Devon) ; Orthoidea (unter Lias). Orthis Dalman. Aus der Familie der Orthidae kommt für das Untercarbon nur die Gattung Orthis in Betracht. Davidson hat nachge- wiesen, dass die inneren Schalenmerkmale der carbonischen Orthisformen keineswegs gleichartig sind. Auf der Tafel XXX bei Davidson sehen wir je ein Exemplar von Orthis resupinata Mart, und Orthis Michelini d’Eveille sp., welche das Schalen- innere zeigen. Wenn es erlaubt ist, von den Verhältnissen dieser Exemplare auf die allgemeinen Verhältnisse der beiden ange- führten Species zu schliessen, so ist Orthis Michelini durch ein deutlicheres Medianseptum in der Ventralklappe und zwei Paar deutlich getrennte Muskeleindrücke in der Dorsalklappe Orthis resupinata gegenüber ausgezeichnet. Aeusserlich besteht der Hauptunterschied in der verschiedenen Länge der Schlossränder. Die Gattung Orthis ist im Carbon bereits sehr reducirt. Davidson kennt 4 Species. Waagen stellte im Productus- limestone eine kleine Anzahl neuer Formen auf. Die Haupt- entwickelung fällt aber bereits in’s Silur; die Formen im Carbon liefern deshalb nur ein unvollständiges Bild dieser Gattung. Waagen trennt die beiden obengenannten Species als Gruppen wesentlich auf Grund der verschiedenen inneren Merkmale und ist geneigt, sogar verschiedene Untergattungen aufzustellen. Eine andere Gruppe, diejenige der Orthis morganiana Derby ist auf das indische Palaeozoicum beschränkt. Ohne Rücksicht auf [454] 76 die silurischen und devonischen Formen hat eine Gruppirung der wenigen Species im Carbon aber nur eine geringe Bedeutung. 1. Orthis Michelini l’Eveille sp. Terehratula Michelini l’Eveille. 1835. Aper^ue g^ol. de quelques loca- lites riches en coquilles. S. 39, Taf. II, Fig. 14, 17. Spirifera ßliaria. Phillips. 1836. Geology of Yorkshire, Part. II, S. 221, Taf. XI, Fig. 3. Orthis Michelini de Köninck. 1842 — 44. Description des anim. foss. du terr. carb. de Belgique. S. 228, Taf. XIII, Fig. 8, 10. — divaricata M’Coy. 1844. Synopsis of the charact. of the carb. foss. of Ireland. S. 123, Taf. XX, Fig. 17. — Michelini Muechison, de Vern. et de Keyserling. 1845. Geologie de la Russie d’Europe. S. 185, Taf. XII, Fig. 7. — — Semenow. 1854. Fauna des schlesischen Kohlenkalks. S. 342, Taf. VII, Fig. 11. — — Davidson. 1858 — 63. British fossil Brachiopoda. Bd. II, S. 132, Taf. XXX, Fig. 6—11. — — Davidson. 1874 — 82. Supplement to the british car- boniferous Brachiopoda. S. 292 , Taf. XXXIV, Fig. 15—17. — — Etheeidge. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I, S. 257. — — Julien. 1890. Calc. carb. du Plateau central. Comptes rend. Bd. I, S. 737. — ■ — Le Veerier. 1890. Note sur les formations geol. du Forez et du Roannais. S. 45. Orthis ßlichelini kommt mit der folgenden Art zusammen vor, ist mir aber in zwei grösseren Exemplareu bekannt. Die Breite der Ventralklappe beträgt 13 mm, die Höhe derselben 12 mm. Es sind flache Klappen, ohne medianeu Sinus, von fast kreisförmiger Gestalt. Der Wirbel ist niedrig und wenig 77 [455] hervorragend. Die Oberfläche ist mit vielen, über 150, feinen, gerundeten, dicht zusammen gedrängten Rippen bedeckt, welche sich anscheinend durch Schaltrippen vermehren. In grossen Ab- ständen folgen sehr scharf ausgeprägte Anwachslamellen. Der Unterschied von der nächsten Form liegt in der flacheren Gestalt, dem Mangel eines ventralen Sinus, dem kürzeren Schlossrand und bei den mir vorliegenden Stücken in der feineren Skulptur. Ein Unterschied der elsässischen Form von den britisch- belgischen Exemplaren besteht nur in der geringeren Anzahl von Anwachslamellen bei der ersteren, eine Eigenthümlichkeit, welche aber schon wegen der kleineren Gestalt derselben nicht in Betracht kommen kann. Von dem feinen Stachelkleid, welches hin und wieder auf Exemplaren des britischen Kohlenkalks beobachtet worden ist, war nichts erhalten. Orthis Michelini ist ebenso wie die nächste Species im echten Kohlenkalk sehr verbreitet, dagegen in der schiefrigen Kohlenkalkfacies seltener. Sie zeigt ebenfalls eine grosse, vertikale Verbreitung von den lower limestone shales bis ins unterste Ober- carbon. Sie kommt alpin und in Schlesien, ferner am Rande des französischen Centralplateaus vor. Im Ober-Elsass fand ich sie als Seltenheit in den Schichten des Wegeeinschnittes unterhalb der Ferme Pütig. 2. Orthis resupinata Mart. sp. Tafel XV. Fig. 5, [V,]. Conchyliolithus anomites resupinatus Martin. 1809. Petrlficata Derbiensia. Taf. XLIX, Fig. 13—14. Terchratula resvpinata Sowerby. 1823. Mineral Concbology. Bd. IV, S. 25, Taf. CCCXXV. Spirifera resupinata Phillips. 1836. Geology of Yorkshire. Bd. II, S. 220, Taf. XI, Fig. 1. [45G] 78 Spirifer resuptnafus v. Bccii. 1840. Classification et description des Del- thyris. S. 203. Taf. X, Fig. 32. Orthis resupinala de Köninck. 1842 — 44. Dcscr. des aniin. foss. du terr. carb. de Belgique. S. 226, Taf. XIII, Fig. 9, 10. — — Murchison, de Vern. et de Keyserling. 1845. Geologie de la Russie d’Europe. S. 183, Taf XII, Fig. 5. — — Semenow. 1854. Fauna des schles. Kohlenkalks. S. 340. — — Davidson. 1858 — 63. British fossil Brachiopoda. Bd. II, S. 130, Taf XXIX, Fig. 1—6 ; Taf. XXX, Fig. 1 — 5. ? — — Riemer. 1863. Ueber eine marine Concbilienfauna im prod. Steinkobl.-Geb. Oberschlesiens. S. 591, Taf XVI, Fig. 4. — — Riemer. 1870. Geologie von Oberschlesien. S. 90. — — DE Köninck. 1873. Monographie des foss. carb. de Bleiberg. S. 47, Taf II, Fig. 5. — — Julien. 1874. Environs de I’Ardoisiere. Comptes rend. Bd. I, S. 75. — — Davidson. 1874 — 82. Supplement to the british car- boniferous Brachiopoda. S. 294. — — Gümbel. 1879. Geognost. Beschreib, d. Fichtelgeb. S. 532. — — Julien. 1881. Faune carb. de Rdgny. Comptes rend. Bd. I, S. 1431. — — Bleicher und Mieg. 1884. Note sur la pal4ont. du terr. carb., etc. Bull, de la Soc. g4ol. de France, III. Serie, XII, S. 109. — — Etheridge. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I, S. 257. — — Le Verrier. 1890. Note sur les formations geol. du Forez et du Roannais. S. 45. — — M. Koch. 1893. Untercarbon-Fauna in der Grauwacken- zone der Nordalpen. Ztschr. der deutsch, g. G. S. 295. Diese Species fand ich nur in sehr winzigen Exemplaren, welche 6 — 8 mm breit und 5 — 6 mm hoch sind. Die Charaktere 79 [457] dieser im westlichen Kohlenkalk so verbreiteten Form konnten aber hinreichend erkannt werden. Die Gestalt ist fast halbkreis- förmig, nur etwas quer gestreckt. Die Klappen sind schwach convex. Der Wirbel ist flach und nur wenig über den Areal- rand vorragend. Die Mitte der Ventralklappe wird von einem sehr flachen, mässig breiten Sinus eingenommen, dem auf der Dorsalklappe aber kein Wulst entspricht. Die Skulptur be- steht auf jeder Seite aus ca. 30 schmalen, verhältnissmässig hohen Rippen, welche nach dem Arealrand zu scheinbar weiter stehen, da sie dort den Schalenrand unter immer spitzerem Winkel treffen. In der Nähe des Arealrandes ist jederseits eine glatte Parthie vorhanden. Zu beiden Seiten des Wirbels sind in dem Steinkern der Ventralklappe zwei kurze, lineare, tiefe Rinnen eingesenkt, welche sich nach dem Wirbel zu verbreitern. Es sind das die Spuren der Schlosszähne mit den Zahnleisten. Orthis resupinata ist im Kohlenkalk und in der sandig- schiefrigen Kohlenkalk-Facies überall ein häufiges Fossil. Sie ist im Fichtelgebirge und in Schlesien gefunden worden. Nach Etheeidge kommt sie vom tiefsten Carbon bis in die lower coal measures vor. Die von Semenow aus dem schlesischen Kohlenkalk beschriebenen Formen weichen von den unsrigen aber nicht unwesentlich ab. Die der schiefrigen Üntercarbon-Facies angehörenden Schichten aus der Umgebung der Ardoisiere und am französischen Central- plateau führen ebenfalls diese Orthisform. Im elsässischen Untercarbon fand ich Orthis resupinata nur im Wegeeinschnitt unterhalb der Pütig. [458] 80 lil. Familie Strophomenidae Waagen. Die Uüterschiede dieser Familie von der vorhergehenden wurden bereits angeführt. Waagen theilt die Strophomenidae in vier Unterfamilien: in die Orthisinae, mit der untersilurischen Gattung Orthisina, in die Orthothetinae , in die Strophomeninae und in die Amphi- clinae. Für das Untercarbon kommen nur die Orthothetinae in Betracht. Orthisina gegenüber zeigen die hier gehörigen Formen einen starken, von zwei Septen gestützten Schlossfortsatz, welcher im Gegensatz zu den Strophomenidae und den Amphiclinae {Leptaena) nicht ausgesprochen zweitheilig ist. Wie aus dem unten zu beschreibenden, allerdings ziemlich kleinen Stücke von Orthothctes crenistria hervorgeht, ist aber eine Andeutung zur Zweitheiluug wohl noch vorhanden. Von den zu den Orthothetinae gehörigen Gattungen; Triplesia im Silur, Streptorhynchus im Perm, Derhyia im Obercarbon, Meelcella und Orthothctes im Carbon und Perm, ist im westeuropäischen Untercarbon bis jetzt nur Orthothctes gefunden worden. Diese Gattung ist in mehreren Species auch allein im Eisass bekannt. Orthothctes Fischer von Waldheim. Eins der verbreitetsten Untercarbonfossilien ist das zu dieser Gattung gehörende, als Streptorhynchus crenistria Phill. in den Fossillisten aufgeführte Brachiopod. Der Gattungsname Streptorhynchus wurde von King im Jahre 1850 für die Zech- steinform, Terehratulites pelaryonaius Schlote., aufgestellt und von Davidson auf die Carbonform übertragen. Waagen war der erste, welcher auf die tiefer gehenden Unterschiede der 81 [459] perniischen uud der carbonischen Form hinwies und die Unter- scheidung der Gattung Orthothetes von der Gattung Sirepto- rhynchus vornahm. Orthothetes ist von Fischer von Waldhetm im Jahre 1830 aufgestellt für zwei Formen von Kaluga und Podolsk. Eins der abgebildeten Exemplare, eine Dorsalklappe, zeigte die grösste Aehnlichkeit mit Streptorhynchus crenistria, so dass diese letztere Form wohl mit Recht von Waaoen uud neuerdings von James Hall (1892) zur Gattung Orthothetes gerechnet wird. Die Merkmale der Gattung beruhen vor Allem auf der Beschaffenheit der kleinen Klappe. Diese besitzt einen mässig langen Schlossfortsatz von zweitheiliger und ziemlich breiter Gestalt. Seitlich ist derselbe an die wallartigen Umrandungen der Zahngruben befestigt. Diese Wälle der Zahngruben sind nicht sehr gross und frei von verlängerten Schalenleisten (wie bei Derlyia). Nicht selten ist ein schon auf dem Schlossfort- satz entstehendes Medianseptum vorhanden. In der Ventral- klappe ist kein Medianseptum ausgebildet. Figur 1 6 auf Tafel XVI zeigt die Gattungsmerkmale in der Dorsalklappe. Der Schlossfortsatz ist bei dem kleinen Exemplar nur ziemlich winzig, halbkreisförmig, vielleicht durch einen kleinen Spalt in zwei Flügel zertheilt. Auf beiden Enden erheben sich aber deutliche, grobe Knoten, unter diesen ebenfalls ein win- zigerer Knoten, welcher als Anfang des in dieser Erhaltung nur ziemlich schwach hervortretenden Medianseptums anzusehen ist. Der Schlossfortsatz ist mit den ziemlich breiten, aber nur kurzen, gebogenen Septen, den Wällen der Zahngruben, verbunden. Alles ist ferner mit dem Medianseptum durch eine derbe Kalkmasse vereinigt. Das Medianseptum selbst ist auf dem abgebildeten Stücke , weder gross noch hoch , komma- förmig nach unten zugespitzt. Auf anderen grösseren Stücken, welche die übrigen Verhältnisse aber nicht so deutlich erkennen 6 [460] 82 lassen, tritt das Medianseptum viel deutlicher hervor. Das Innere kam mir nur bei der Ventralklappe zu Gesicht, An einem zwei- klappigen Exemplar ist nur die mässig hohe Area derselben nachzuweisen. Ebensowenig konnte das Pseudodeltidium erkannt werden. Zweiklappige Exemplare sind selten und nur wenige Klappen sind der entstellenden Verdrückung so wenig unterlegen, dass die nach aussen concave Ventralklappe und die convexe Dorsalklappe mit Bestimmtheit zu erkennen waren. Von den verwandten Gattungen des Carbon, von Berhyia und Meelcella, ist die Abtrennung bei gut erhaltenen Exemplaren leicht, bei Steinkernen aber schwer vorzunehmen. Derlyia besitzt ein ventrales Medianseptum und lange Septen in der Dorsalklappe, welche von den Rändern der Zahngrubenwälle nach unten divergiren. Steinkerne der kleinen Klappe lassen aber hiervon oft nichts erkennen, wie beispielsweise die Abbil- dung von ScHELLwiEN auf Taf. VII, Fig. 8 h (Palaeontographica XXXIX) zeigt*. Der Unterschied gegen Derhyia kann nach meiner Ueber- zeugung bei den elsässischen Stücken allein an dem bogenförmigen Verlauf der Furchen erkannt werden ; bei Derhyia müssten die- selben, wie aus der Abbildung von Waagen (Taf, LIII, Fig. 4 h) hervorgeht, geradlinig verlaufen. Das negative Kriterium, dass ich in der Ventralklappe niemals ein Medianseptum zu Gesicht bekam, ist bei der Erhaltung als Steinkerne werthlos. Leichter ist die Abtrennung von der Gattung Meelcella, welche kein Me- dianseptum besitzt und nur geradlinig nach unten verlaufende, divergirende Zahngrubenwälle und Septen aufweist, Orthothetes-Formen, vor allem Orihoihetes crenistria, sind 1. Nach SciiELLWiEN sollen die beiden divergirenden Furchen allerdings « Septen » sein. Ihre Kürze lässt sie aber als die Wälle der Zahngruben erkennen, an welche sich die Septen erst nach unten hin anschliessen. Hierzu vergleiche man in erster Linie Waagen. Tafel Llll, Fig. 4 b. 83 [461] aus dem Untercarbon bekannt in Belgien, England, Irland, im Fichtelgebirge, in Schlesien*, Frankreich und bei Aprath am Nordrand des rheinischen Schiefergebirges. Zweifelhaft ist die Identität nordamerikauischer Formen® und des von de Köninck aus Neu-Süd-Wales beschriebenen und abgebildeten Brachiopod. Aus dem belgischen Kohlenkalk ist nur eine von de Köninck 1844 mit Orthis umhraculum identificirte Form bekannt. In der letzten Monographie von demselben Verfasser sind diese Formen nicht zur Beschreibung gekommen. Was die britischen Formen anbetrifft, so zeigen verschiedene, von Phillips und Mac Cot heschriehene „Species“ so wenig constante Merkmale, dass Davidson sie sämmtlich unter der Bezeichnung Strepto- rhynchus crenistria zusammenzieht und nur als Varietäten auf- fasst. Eine Anzahl solcher Formen zu unterscheiden, scheint jedoch schon deshalb zweckmässig, da für sie, wie aus der von R. Etheeidge zusammengestellten Tabelle der britischen Fos- silien hervorgeht, ein keineswegs gleichmässiges Vorkommen in den verschiedenen Kohlenkalketagen gilt. Beteich sprach sich schon im Jahre 1865 für die Trennung der von Davidson als Varietät von Orthothetes crenistria aufge- fassten Orthothetes raclialis aus (Kohlenkalkfauna von Timor. Abh. d. Kgl. Academie der Wissensch. Berlin 1865, S. 82). Aus ähn- lichen Gründen, wie die angeführten, hat Waagen (vergl. hierzu Waagen, Salt- Range Fossils, S. 667, 672) es für rathsam ge- halten, auch die Species der Gattung Productus enger zu fassen, als Davidson und de Köninck ehedem. Eine zu weite Fassung der Species verwischt nicht nur die Eigenthümlichkeiten der Faunen der verschiedenen Kohlenkalketagen, welche nach Davidson’s Zeit aufgestellt worden sind, sondern lässt auch die 1. Güiuch. Erläuterungen zur üebersichtskarte von Schlesien. S. 80. 2. James Hall. Geol. Survey of the State New-York. Palaeontology. Bd. VlII. 1892. S. 256. Fussnote. [462] 84 Unterschiede der Faunen verschiedener Gebiete nicht scharf genug hervortreten. Im Ober-Elsass sind Formen dieser Gattung sowohl am Wegeeinschnitt unterhalb der Pütig als im Hunsrückerwalde häufig. Es kommen drei Species vor, die sich in der Art der Berippung ziemlich sicher unterscheiden lassen. Von jeder Species liegen zahlreiche Stücke vor. Deutliche Zwischenformen scheinen danach iraT Eisass zu fehlen. 1. Orthothetes crenistria Phill. sp. Tafel XV, Fig. 3, 8; XVI, Fig. 16. Spirifera crenistria Phillips. 1836. Geology of Yorkshire. Bd. II, S. 216. Taf. IX, Fig. 6. Orthis umhraculum de Köninck. 1842 — 44. Description des anim. foss. du terr. carb. S. 222, Taf. XIII, Fig. 4. Orthis Bechei M’Cot. 1844. Synopsis of the char. of the carb. foss. of Ireland. S. 122, Taf. XXII, Fig. 3. Orthis comata. M’Coy. Ibidem. S. 122, Taf. XXII, Fig. 5. Orthis caduca. M’Coy. Ibidem. S. 122, Taf. XXII, Fig. 6. Orthis arachnoidea Müechison und de Veeneuil. 1845. Geologie de la Russie d’Europe. S. 196, Taf. X, Fig. 18. Streptorhynchtis crenistria Davidson. 1858 — 63. British foss. Brachiopoda. Bd. n, S. 124, Taf. XXVI, Fig. 1 ; Bd. IV, S. 278, Taf. XXXVII. Orthis crenistria Riemee. 1863. Ztschr. d. d. geol. Ges. S. 592, Taf. XVI, Fig. 5. Streptorhynchus crenistria Rosmee. 1870. Geologie von Oberschlesien. S. 60, Taf. VII. Fig. 3; Taf. VIII, Fig. 4. Streptorhynchus crenistria Toula. 1873. Koblenkalk-Foss. v. d. Südsp. v. Spitzbergen S. 8. Orthothetes crenistria Julien. 1874. Environs de l’Ardoisiere. Comptes rend. Bd. I, S. 75. 85 [463] Orthothetes crenistn'a Tocla. 1875. Permo-carbone Foss. v. d. Westküste V. Spitzbergen. S. 252. — — Güsibel. 1879. Geognost. Beschreibung des Fichtel- gebirges. S. 532. — — Julien. 1881. Faune carb. de Regny. Comptes rend. Bd. I, S. 1431. — — Kayseb. 1882. Oberdevon am Nordraud des rhein. Schiefergeb. S. 77, Taf. HI, Fig. 12. — — Bleichee und Mieg. 1884. Note sur la paleont. du teiT. carb., etc. Bull, de la Soc. geol. de France. III. Serie, XII, S. 109, 111. — — R. Ethebidge. 1888. Foss. of the british islands. Bd. I, S. 267. — — Göbich. 1890. Erläuterungen zu der geol. Ueber- sichtskarte etc. S. 59. — — Le Veeeieb. 1890. Form. geol. du Forez et Roan. S. 45. — — M. Koch. 1893. Untercarbon-Fauna im Grau- wackengeb. der Nordalpen. Ztschr. d. deutsch. g. G. S. 295. Orthothetes crenistria des britischen Kohlenkalks variirt etwas in Form und Skulptur. Die elsässischen Stücke bleiben unter der Normalgrösse, entsprechen aber der Gestalt nach der typischen Form des Kohlenkalks (Davidson, Taf. XXVII, Fig. 1). Die mir vorliegenden Exemplare sind bis zu 30 mm breit und 24 mm hoch; die Area der Ventralklappe ist in diesem Fall ca. 3 mm hoch. Die Schalenskulptur kann je nach der Erhaltung recht verschieden erscheinen, was leicht zu Irrthum Anlass geben kann. An einem Stück ist die grosse Klappe als solche er- halten, die kleine Klappe aber nur im Abdruck erkennbar (Taf. XVI, Fig. 1 5). Auf der grossen Klappe unterscheidet man ca. 45 scharfe, ungetheilte, gerade Hauptrippen, welche durch [464] 86 grosse Zwischenräume getrennt sind, in denen vereinzelte, schwächere Schaltrippen auftreten; alles ist von einer undeutlich abgesetzten, concentrischen Anwachsstreifung durchzogen. Dies ist die typische Skulptur des Streptorhynchus crenistria. Auf dem Steinkern der kleineren Klappe ist dagegen eine dickere Berippung sichtbar, welche' in bestimmten Abständen vom Wirbel regelmässig dichotomirt. Die Theilrippen entfernen sich nur sehr allmählig von einander. Zwischen je 2, weiter am Stirnrand zwischen je 4 Rippen, liegt eine tiefere Furche. Diese Art der Berippung ähnelt derjenigen von Streptorliynclms arachnoidea Phill. Dass wir es aber auch hier mit der Schalenskulptur des typischen Streptorhyncims crenistria zu thun haben, wird leicht auf einem Wachsabdruck des Steinkerns erkannt, wo sich die dichotomirenden Rippen als Furchen abdrücken. Ein solch’ künstliches Positiv zeigt dann ganz die nämliche Skulptur, wie die grosse Klappe, die typische Berippung von Streptorhyncims crenistria. Die vorliegenden Stücke sind meist Steinkerne von der beschriebenen Art. Die Berippung kann variiren. Die typischen Formen weisen bei einem Durchmesser von 15 mm etwa 80 Rippen auf. Dieselben können bei gewissen Formen aber bis zu hundert steigen. Die Hauptrippen können sich deutlich von den Schaltrippen abheben oder können letzteren sehr ähnlich sein. Im Allgemeinen treten bis zu zwei niedere Rippen in die Zwischenräume der Hauptrippen. Die Skulptur ist stets sehr scharf, so dass die Zwischenräume breiter sind, als die Rippen. Die vorliegende Species ist eine der verbreitesten Unter- carbonfossilien. Vielfach aussereuropäisch und auch in Europa fast in allen Carbonschichten, welche nicht der Culmfacies an- gehören, ist sie nachgewiesen worden. Orthothctes crenistria kommt bei der Pütig und am Huns- rücken ziemlich vereinzelt vor. 87 [4G5] 2. Orthothetes fascifera nov. sp. Tafel XVI, Fig. 8, 15, 18, 19. Orthis Sharpei Morris in Murchison, de Vernedil, de Keyserling. 1845. Geologie de la Russie d’Europe. S. 181. (?) — — Jdlien. 1874. Environs de l’Ardoisiere. Comptes rend. Bd. I, S. 75. Diese Species findet sich häufig neben der vorigen Species. Sie erreicht im Allgemeinen eine bedeutendere Grösse und besitzt eine sehr flache Gestalt. Sie ist ausgezeichnet durch eine eng gedrängte Berippung. Bei grossen Stücken lassen sich 50 Haupt- rippen erkennen, welche nach dem Stirnrand hin durch neu eingeschaltete Rippen vermehrt werden. Zwischen diesen stehen eng gedrängt 4 — 6 Sekundärrippen, welche fast parallel ver- laufen. Dieselben sind niedrig und ebenso breit, wie die zwischen ihnen befindlichen Räume. Diese bündelartige Radialberippung wird von einer starken, welligen, coucentrischen Struktur durch- kreuzt. Dieser eigenartigen Berippung verdankt die Species ihre Benennung. Es muss noch erwähnt werden, dass die auffallende Skulptur dieser Species von de Vebneuil ebenfalls für Orthis Sharpei Mobb,is angegeben wird. Diese Species ist von Mobeis nicht abgebildet worden, sondern nur in der ersten Auflage des Catalogue of british fossils 1843 angeführt worden. In der zweiten Auflage 1854 bezieht aber Mobeis seine Art auf eine Abbildung von Poetlock, welche nicht entfernt auf die elsässische Art passt und auch mit der Beschreibung von de Veeneüil schwer in Einklang zu bringen ist. Die herangezogene Abbildung Poetlock’s (Geolog, of the county of Loudondery, etc., 1843, Taf. XXXVII, Fig. 5) zieht Davidson ausserdem zu Orthothetes erenistria. Eine ganz ähnliche Skulptur zeigt beiläufig auch die silurische Strophomcna eorrugata Pobtlock (vergl. Poetlock, [466] 88 Londondery, Taf. XXXII, Fig. 17) = corrugatella Dav. und die Leptaena (?) heraldica Kutokga (III. Beitrag, Taf. IV, Fig. 1). Ortliothctes fascifera kommt mit der vorigen Form an der Pütig und am Hunsrücken zahlreich vor und ist selbst in Bruch- stücken gut von der vorigen Form zu unterscheiden. Diese wird auch von Julien unter der MouEis’schen Bezeichnung aus den ganz analogen Ablagerungen vom Centralplateau angegeben. 3. Orthothetes arachnaidea Phill. sp. Spirifer arachnoidea Phillips. 1836. Geol. of Yorkshire. Bd. II, S. 220, Taf. XI, Fig. 4. Streptorhynchus arachnoidea Davidson. 1858 — 63. British carbon. Bra- chiopoda. S. 127, Taf. XXV, Fig. 19—21. Diese Gattung scheint von den verschiedenen Autoren nicht gleichmässig aufgefasst worden zu sein. Die Beschreibung von Phillips ist folgende: „Very depressed, truncato-orbicular. Hinge line wider as the Shell; striae fine, sharp and continually subdivided ; upper valve convex.“ Die Abbildung zeigt eine flache, etwas höhere als breite Klappe. Die bezeichnenden Merk- male der Form sind Spaltrippen und flache Klappen. — Die Diagnose von de Vekneuil lässt sich hiermit nicht in Einklang bringen: „Les stries sont tres eloignees les unes des autres; les intervalles sont legerement vides en travers et garnis d’une ou deux stries fines, non dichotomes.“ — Für Davidson kommt nur die flache Form in Betracht. — Semenow schliesst sich der DE VERNEuiL’schen Bestimmung an. Im elsässischen Carbon sind Orthothetes-^ohsdm verbreitet, die sich mit der Phillips 'sehen Abbildung identitiziren lassen. Der Unterschied von den vorhergehenden Formen besteht in der flachen Gestalt und vor allem in einer engeren Skulptur. 89 [467] Die Rippen verraehren sich ausserdem nicht wie bei Ortho- thetes crenisiria durch sekundäre Schaltrippen, sondern durch Spaltrippen. Die erste Spaltung findet bei fast allen Primärrippen in der gleichen, ziemlich grossen, Entfernung vom Wirbel statt; dasselbe gilt im Allgemeinen von der zweiten Rippenspaltung. Die Zwischenräume zwischen den Rippen sind kleiner als die Breite der letzteren. Eine concentrische Anwachsstreifung ist nur sehr schwach vorhanden, in grösseren Entfernungen ist eine solche ähnlich angedeutet, wie auf der Abbildung von Phillips. Orthothetes arachnoidea wurde meist nur in kleinen Exem- plaren gefunden. Ein gut erhaltenes, grösseres Stück zeigt aber, dass die eigenartige Skulptur im Alter persistirt. Von Orthothetes crenistria und fascifera ist diese schon in Bruchstücken zu unterscheiden. Zwischenformen wurden im Eisass nicht beobachtet. Orthothetes arachnoidea ist an der Pütig und am Huns- rücken ziemlich häufig. IV. Familie Spiriferidae King. Für die Brachiopodeu mit spiralem Armgerüst ist von SowEEBY der Name Spirifer vorgeschlagen. Später sind eine grosse Anzahl neuer Gattungen für Formen mit spiralem Arm- gerüst aufgestellt worden , vor Allem Delihyris Dalman , ein Gattungsname, welchen von Buch dem SowEEBT’schen vorzieht. Wichtige Gattungen sind ferner : Spiriferina d’Oeb., Cyrtia Dalm., Athyris M’Cot, Reticularia M’Coy, MarUnia M’Coy, Spirigera d’Oeb., üncites Defe., Atrypa Dalm., Mentzelia Qüenst., Cyrtina Dav., Koninchina Suess, Retzia Hall. Bei der Zusammenfassung aller dieser Formen greift Waagen auf die SowEEBY’sche Benennung zurück und be- [468] . 90 zeichnet dieselben als Spiriferacea (oder Helicopsegmata) , welche er den Productacea und Terebratulacea gegenüberstellt. Diese Unterordnung Spiriferacea zerfällt in vier Familien ; Atrypidae, Athyridae, Nucleospiridae, Spiriferidae. Für die elsässische Untercarbon-Fauna kommen nur die Spiriferidae in Betracht. Von den übrigen Familien der Spiriferacea, den Atrypidae, Athyridae, Nucleospiridae ist diese Familie durch äussere, sowie durch innere Merkmale abzuscheiden. Der allermeist lange, ge- rade Schlossrand und die mehr oder weniger grosse und deut- lich abgesetzte Area lassen die Spiriferidae schon äusserlich erkennen. Die nächste Verwandtschaft mit den Nucleospiridae zeigt eine Gruppe, deren Typus die Gattung Spiriferina ist, bei welcher die Spireuträger noch durch ein Querstück, wie bei Uncifes, verbunden sind und die Schale punktirt ist wie bei Betzia (nur die Gattung Suessia hat eine Faserschale)*. Waagen nennt diese Unterfamilie Suessiinae mit den Gattungen : Spiriferina, Suessia, Cyrtina und vermuthungsweise Mentzelia. Suessia und Mentzelia sind Formen des Mesozoicums. Im elsässischen Untercarbon ist nur die Gattung Spiriferina vertreten. Eine zweite Unterfamilie unterscheidet Waagen als Delthy- rinae Die hierhergehörigen Brachiopoden zeigen nicht mehr das Verbindungsstück der Spireuträger. An den letzteren sind nur jederseits zwei kleine Spitzen vorhanden, welche sich aber niemals vereinigen. Hierhergehörige Gattungen sind Syrinyotliyris, Cyrtia und Spirifer. Cyrtia reicht nur bis in’s Devon. Im elsässischen Untercarbon findet sich nur die Gattung Spirifer. I. ytAJiGEt^, a. a. 0., S. 497. 91 [469] Eine dritte Unterfamilie bilden die Martiniinae, Diese For- men sind Spirifer gegenüber ausgezeichnet durch eine feine, aber deutlich punktirte Schalenstruktur. Martinia ist der von M’Coy aufgestellte Gattungsname der grössten Anzahl hierher gehöriger Species. Waagen trennt von dieser Gattung noch MarUniopsis ab für solche Formen, welche eine dicke Schale, starke Dental- platten und Schalenverdickungen für die Zahnsockel besitzen. Von den inneren Merkmalen der Gattung Martinia wird noch späterhin zu reden sein. Diese letztere Gattung ist allein im elsässischen Untercarbon vertreten. Als vierte Unterfamilie werden von Waagen die Reti- ' cularinae abgetrennt. Die hierherzustellenden Formen sind auf der Oberfläche mit haarartigen Stacheln bedeckt. Die inneren Klappentheile dieser Formen variiren nicht unwesentlich, nur im grossen Ganzen scheinen die Mediansepten und Zahnsockel reduzirt zu sein und können wohl auch fehlen, worauf weiter unten eingegangen werden wird. Unter der Gattung Beticularia M’Coy werden nur solche Formen zusammengefasst, bei denen die oberflächlichen Stacheln in regelmässig concentrischen Reihen angeordnet sind. Die Gattung Ambocoelia Hall vereinigt For- men mit unregelmässig vertheilten oberflächlichen Stacheln. Im elsässischen Untercarbon ist nur die Gattung Beticularia bekannt. Spiriferina dOrbigny. Die palaeozoischen Spiriferinen sind eine Brachiopoden- gruppe von überaus gleichartigem Habitus; sie steigen aus dem Silur bis in’s Perm hinauf und nahe verwandte Formen finden sich noch in der alpinen Trias. Das äusserlich Charakteristische derselben ist die kleine Gestalt, der hohe, spitze Wirbel der [470] 92 Ventralklappe und die geringe Anzahl der Radialrippen (nur iu der oberen alpinen Trias ist die Formenreihe der Spirifcrina Dalmani Klipst. reicher berippt, während Sxnriferina rostrata Münst, unberippt ist). Sxnriferina crispa His. aus dem Silur besitzt denselben allgemeinen Habitus, wie eine Anzahl Unter- carbon-Formen, so dass de Konikck dieselben Anfangs nicht trennte. Von den übrigen carbonischen Spiriferiden ist die Gattung ferner durch eine transversale Verbindung zwischen den beiden Stützen der Spiralen ausgezeichnet. Die oft sehr grob punktirte Schale unterscheidet sie ferner von aussen gut von ähnlich be- rippteu Spirifer-FoxmQXi. Die innere Schalenbeschaffenheit ist an den elsässischen Stücken nicht beobachtet worden. Eine Eintheilung in gesonderte Gruppen ist auf Grund der Skulptur vorgenommen worden. Waagen trennt die Salt-Range- Formen in drei Gruppen^, Bittneb die alpinen Trias-Formen in fünf Gruppen*. Sehr wahrscheinlich persistiren zwei palaeo- zoische Gruppen getrennt bis in die Trias. Die drei Gruppen, in welche Waagen die Spiriferinen der Salt- Range trennt, sind: I. Gruppe der Spiriferina linia Quenst. (mit Sxn cris- tata ScHLOTH. multiplicata Sow.). II. Gruppe der Sxnriferina insculpta Phill. III. Gruppe der Sxnriferina transversa M’Chesn. Die Formen der ersten Gruppe tragen grobe, hohe, zahl- reiche Rippen (bis 10); die Klappen sind an den Enden des Schlossrandes gerundet. Die zweite Gruppe zeichnet sich durch meist höher gebaute Formen aus mit wenigen hohen Radial- 1. A. a. 0. S. 498. 2. Bracliiopoden der alpinen Trias. Wien, 1890, S. 70. 93 [471] falten. Zur dritten Gruppe gehören solche Species, welche dem Aeusseren nach den Spiriferen am nächsten kommen. Die Be- rippung erinnert an Spiriferina crisiata; die Klappen sind aber an den Enden des Schlossrandes ausgezogen. Nach Bittner kann man in der alpinen Trias unter- scheiden : I. Gruppe der Spiriferina rostrata Münstr.; glatte un- gerippte Formen. II. Gruppe der Spiriferina Dalmani Klipst. : mit zahl- reichen, feinen Rippen versehene Formen. III. Gruppe der Spiriferina rariplecta Münstr. ; Formen mit nur wenigen stärkeren Rippen. IV. Gruppe der Spiriferina dichotoma Münstr. : Formen mit mässig zahlreicher Berippung, V. Gruppe der Spiriferina Maximiliani Leueliten- hergensis Klipst. : Formen mit auffallend hoher Area. Unter diesen fünf Gruppen lassen sich die palaeozoischen Gruppen der Sjyiriferina linxa Qu, und inseulpta Phill. leicht wiedererkennen. Der ersteren entspricht die BiTTNER’sche Gruppe der Spiriferina dichotoma; der letzteren die Gruppe der Sgn- riferina rariplecta. Danach treten die gerade im Palaeozoicum recht verbreiteten Formenreihen auch noch ziemlich unverändert in die Trias ein. Die einzige Species des oberelsässischen Untercarbon ist eine Spiriferina, welche in die Gruppe der Spiriferina inseulpta ge- hört. Dieselbe ist von den bekannten Untercarbon-Formen recht wohl unterschieden. Sie nähert sich am meisten der von de Kö- ninck als Spxiriferina crispa His. abgebildeten Form und ist der silurischen Species nahe verwandt, (Hisinger, Vetensk. Acad., 1826, Taf. VII, Fig. 4.) Aehnliche Formen liegen dann auch im Devon (vergl. Quaterl. Journal, Bd, XXVI, S. 79) und gehen bis [472] 94 in’s Perm hinauf. (Sp. ornata Waag, im oberen Productuskalk. A. a. 0. S. 505.) 1. Spiriferina avirostris iiov. sp. Taf. XVI, Fig. 9. Als Spirifer avirostris bezeichne ich eine kleine Ventral- klappe von 8 mm Breite und 7 mm Höhe. Die vorliegende'n Stücke sind mit Skulptur versehene Steinkerne. Die Klappe ist massig gewölbt; der Wirbel weit nach oben stark vorspringend, dem Schlossrand zu gebogen und spitz zulaufend. Den medianen Theil durchzieht ein tief eingesenkter Sinus, welcher von zwei scharfen, hohen Falten begrenzt ist. Auf diese folgen nach dem Schlossrand zu beiderseits noch drei, etwas weniger scharfe, aber noch immer deutliche Falten. Die Area ist sehr breit (etwa 2 mm). Spiriferina avirostris hat der Gestalt nach die grösste Aehnlichkeit mit dem von de Köninck (1842) als Spirifer crispus His. var. benannten Form (a. a. 0. Taf. XV, Fig. 8). Ein Unter- schied ist in der Anzahl der Radialfalten vorhanden. Die von demselben Autor auf Taf. XVII, Fig. 5 abgebildete Form be- sitzt ausserdem weniger scharfe Falten. Dasselbe gilt von dem Spirifer sexradialis Phillips. Der Berippung nach kommt die Form dem SowEKBY’schen Spirifer octoplicatus, der Spiriferina cristata Schl, nahe, welche wiederholt von Davidson abgebildet worden ist. Diese Form zeichnet sich aber durch grössere Breite aus. Dasselbe Merkmal und die geringere Anzahl von Falten unterscheidet ferner Spirifer insculptus von der vorliegenden Species. Die verwandten Formen sind nach Etheridge vom untersten Untercarbon bis zum carboniferous limestone vorhanden. In Belgien fand sie de Köninck nach den Angaben in seiner älteren Monographie nur im Vise-Kalk. 95 [473] Aus dem Fichtelgebirge führt Gümbel Spirifer crispms, aus Schlesien Semenow dieselbe Form und Spirifer insculpius an. Im Eisass wurde als einziger Vertreter dieser Gattung Sxnri- fci-ina avirostris in den unteren Bänken des Wegeaufschlusses unterhalb der Ferme Pütig gefunden. Spirifer Soweebt. Dieser SowEEBx’sche Gattungsname ist von Phillips in Spirifera umgeändert worden. M’Cot und Davidson wenden diese Benennung an. Auf dem Continent ist der ursprüngliche Name im Gebrauch geblieben. Von Spiriferina ist diese Gattung vor allem durch die Faserschale und durch den Mangel an einem verbindenden Mittel- stück der Spiralenstützen zu unterscheiden. Martinia und Reticu- laria umfassen Formen, welchen die für vorliegende Species sehr charakteristische Radialberippung fehlt. Leopold von Büch theilte diese Formen (nach ihm Formenreihe des Spirifer alatus) in solche mit ungefaltetem Sinus: in die Ostiolati (Spirifer ostiolatus Schloth.) und in solche mit gefaltetem Sinus: in die Aperturati (Spirifer aperturatus Schloth.). de Veeneuil theilte die Aperturati wieder in solche mit „plis fins et non dichotomes“ und solche mit „plis larges ou dichotomes“. Diese sich an die Entwicklung eines einzigen Merkmales anschliessende Eintheilung ist aber eine sehr künst- liche und stellt vielfach Formen zusammen, welche in anderen Merkmalen ganz verschieden sind, während sie näher verwandte Formen in verschiedene Abtheilungen unterbringt. So erscheint es beispielsweise schon zweifelhaft, ob die beiden ostiolaten Formenreihen des Carbon den ostiolaten Formen des Devon näher stehen, als den aperturaten Formenreihen des Carbon. Die Zusammenfassung zu Formengruppen auf Grund bestimmter. [474] 96 constauter und extremer Formen erscheint natürlicher, da in diesem Fall auf die Gesammtheit aller variirenden Merkmale Rücksicht genommen wird. Die carbonisch-permischen Spiriferen der Salt-Range werden von Waagen eingetheilt in : I. Gruppe des Spirifer striatus Mart. II. Gruppe des Sjnrifer tegtilatus Trautsch. III. Gruppe des Spirifer duplicicosta Phill. IV. Gruppe des Spirifer iriangularis Mart. Die Formenreihe des Spirifer tegulatus ist nur aus dem Obercarbon (Pontafel) und Perm bekannt. Die übrigen sind gut begrenzt und treten bereits zahlreich im Untercarbon auf. Neben diesen sind in diesem tieferen Horizont aber noch einige andere Formenreihen vertreten, so dass ich die Spiriferen des elsässischen Untercarbon in folgende Formenreihen unterbringe. I. Gruppe der Spirifer striatus Mart. Dieselbe ist durch gleichmässige Berippung der gesammten Oberfläche und durch die meist scharfe Winkelung zwischen Schlossrand und Seitenrändern der Klappen ausgezeichnet. Es gehört hierher der Sjnrifer suhcinctus de Kon. II. Gruppe des Spirifer hisulcatus Sow. und duplicicosta Phill. Die Gruppe trägt eine gröbere Berippung als die ver- wandten Formen des Spirifer striatus. Hier gehören Spirifer hisulcatus Sow. und Spirifer semicircularis Phill. lU. Gruppe des Spirifer triangularis Mart. Es sind Formen von lang geflügelter Gestalt mit winkeligen Schlossrandenden und ziemlich grober Radialskulptur. Diese Gruppe ist vertreten durch Spirifer cf. grandicostatus M’Cot. IV. Gruppe des Sjnrifer ovalis Phill. Zu dieser Gruppe sind Spiriferen zu rechnen mit gerun- 97 [475] deten Schlossrandecken, ungefaltetem oder nahezu ungefaltetem Sinus und Dorsalwulst. Im Ober-Elsass ist dieselbe vertreten durch Spirifer ovalis Phill. und Spirifer subrotundatus M’Coy. V. Gruppe des Spirifer laminosus M’Cot. In diese Gruppe können die Formen zusammengefasst werden, welche eine spitz ausgezogene Gestalt, einen ungefalteten Sinus und Wulst besitzen und starke, scharfe Radialrippen tragen. Spirifer Zitteli Schellw. ist hierhin zu stellen. 1. Spirifer siihcinctus de Kon. Tafel XV, Pig. 11; XVI, Fig. 3. Spirifer suhcinctus de Kosisck. 1883. Bull, d’hist. nat. de Belgique. Bd. II, S. 388, Taf. XV, Fig. 9, 10. — — DE Köninck. 1887. Faune calc. de la Belgique. Bd. VI, S. 111, Taf. XXTV, Fig. 4, 5; Taf. XXVI, Fig. 9, 10, 11. ? — duplicicosta Bleicher und Mieg. 1884. Note sur la pal^ontol. du teiT. carb., etc. Bull, de la Soc. geol. de France, in. Serie, Xn, S. 111. — bisulcatus Meter. 1884. Beitrag zur Kenntniss des Culm etc. S. 93. Die elsässischen Stücke dieser Spiriferenart erreichen die Grösse der belgischen Stücke. Da aber keines der ersteren ganz erhalten ist, so können die Maasse nur als angenähert ange- sehen werden. Der Schlossrand mag eine Länge von 60 mm besessen haben, die Höhe der Ventralklappe kann auf 40 mm angegeben werden. Die vorliegenden Stücke sind nur einzelne Ventralklappen. Dieselben sind ziemlich gewölbt; der Wirbel reicht hoch über den Schlossrand hinaus; er verjüngt sich vom oberen Arealrand an beträchtlich und ist stark über denselben hinausgebogen. Die Seitentheile der Klappen sind vom Mediantheile ab seitwärts 7 [476] 98 mit einem leichten Bogen nach innen gedrückt und erst am Rande der Klappe erheben sich dieselben wieder nach auswärts. Da mir keine vollständigen Exemplare vorliegen, ist die Gestalt nicht bestimmt erkennbar. Nach den Abbildungen von de Köninck müsste die Höhe der Klappen etwa der Breite derselben gleich- kommen. Von der Wirbelspitze bis zum Stirnrand läuft eine Mediau- furche, welche aber nur mässig tief ist und allmählich in die Seitentheile übergeht. Der Schlossrand ist breit und quer gefurcht. Die Area ist hoch._ Die Oberfläche der Ventralklappe ist von gerundeten, breiten und ziemlich flachen Radialrippen bedeckt, deren man am Stirnrand etwa 70 zählt. Dieselben sind von annähernd gleicher Stärke. Auf der Grenze des Mediansinus verbreitern sie sich etwas; sie bedecken auch, aber etwas enger gestellt, die mediane Einsenkung. In den Bereich der letzteren kommen etwa 10 Rippen. Sie theilen sich auf den Seiten- theilen in zwei, in der mittleren Parthie theilweise in drei Sekundärrippen. Auf den vollständig erhaltenen Schalentheilen sind die Radialrippen quer überzogen mit dichten, mit blossem Auge kaum erkennbaren, coucentrischen Lamellen. Ausserdem sind noch vereinzelte grobe Anwachsabsätze vorhanden, an denen die Schale terrassenförmig abfällt. Diese treten besonders auf der distalen Hälfte der Schale hervor. Spirifer suhcinctus steht Spirifer cinctus de Kon. am nächsten. Spirifer cinctus ist dieselbe Form, welche de Köninck im Jahre 1842 als Spirifer Sotverhyi beschrieben hatte. In der neuen Monographie im Jahre 1887 stellte de Köninck diese im Tournay-Kalk sehr verbreitete Form zu Spirifer cinctus DE Ketseel. Die Beschreibung und Abbildung der Petschora- Formen von de Keyseelino weicht von den belgischen Spiri- feren aber nicht unerheblich ab. de Keyseeling sagt von seiner Form „der entschiedene Mangel eines Sinus unterscheidet ihn 99 [477] {Spirifer cinctus) von allen Arten auf das ausgezeichnetste“. Die Tournay-Brachiopoden besitzen demgegenüber, wie die Abbil- dungen DE Koninck’s zeigen, einen deutlichen, ventralen Sinus, und einen dementsprechenden, dorsalen Wulst. Das Gleiche gilt, wie ein mir vorliegendes Stück von Kildare zeigt, wohl auch von den irischen Formen. Da der Sinus bei verschiedenen Exem- plaren aber recht wohl an Tiefe und Deutlichkeit schwanken kann, so^ag es wohl zwischen beiden Formen Uebergänge geben. Eine Trennung ist aber erforderlich, da andere P'ormen wie Spirifer suavis und striatus dem Spirifer cinctus de Kon. (non DE Keyseel.) um vieles näher stehen, von de Köninck aber streng getrennt werden, und als verschiedenen Etagen des bel- gischen Kohlenkalks angehörig betrachtet werden. Spirifer suh- cinctus kann von den als Spirifer cinctus bezeichneteu Formen abgetrennt werden durch seine mehr trianguläre Form, durch die lateral einwärts gebogenen Ventralklappen, durch die etwas engeren, durch Spaltung auf der distalen Schalenhälfte sich ver- mehrenden Rippen und durch die grössere Anzahl deutlich mar- kirter Anwachsabsätze. Andererseits verdient hervorgehoben zu werden, dass auf den elsässischen Stücken ausserdem noch eine feine, enggestellte Anwachsstreifung erkennbar ist, welche de Kö- ninck auf dem belgischen Spirifer subcinctus nicht erkennen konnte, welche derselbe Autor aber auf dem Spirifer cinctus beobachtete. Nach de Köninck ist die Unterscheidung des vor- liegenden Brachiopods von Spirifer cinctus de Kon., welcher im Vise-Kalk liegt, von stratigraphischem Werthe. Spirifer cinctus de Kon. und subcinctus de Kon. gehören zur Verwandtschaft des Spirifer striatus Maet. Diese MAEXiN’sche Species ist von de Köninck und Davidson anfangs sehr weit gefasst worden. Alle Uebergänge nach dem langgestreckten Spirifer attenuatus Sow. und der letztere selbst wurden in diese Species eingereiht. Der Vereinigung der beiden Typen tritt [478] 100 DE Köninck aber in der neuen Monographie (1887) wiederum entgegen. Spirifer aüenuaius^ eine Form der Waulsort-Stufe, ist von Sxnrifer striatus des Vise-Kalkes unterschieden durch; „son area, qui est beaucoup plus surbaissee et occupe toujours le plus grand diametre transverse de la coquille, ses extremites laterales, qui sont constamment anguleuses et par sa valve dor- sale, qui est moins profonde que sa valve opposee; enfin des plis rayonnants de sa surface sont beaucoup plus etr^its, plus nombreux, et tous ä peu pres de la meme epaisseur“. Den Abbildungen von Davidson nach zu urtheilen, finden sich im britischen Kohlenkalk aber Uebergänge zwischen beiden Formen. Schwieriger ist die Abtrennung des Spirifer striatus von Spirifer subcinctus. Der typische Spirifer striatus Maet. ist grober berippt und von runderer Form als Spirifer subcinctus, ausser- dem scheinen die stark ausgeprägten Anwachslamellen der Mae- TiN’schen Form zu fehlen. Nach dem mir vorliegenden Material irischer Stücke und nach den von Davidson gegebenen Abbil- dungen will es mir aber scheinen, als ob im britischen Kohleukalk Uebergangsformen zwischen beiden Species Vorkommen. Der Spirifer cinctus de Kon. unterscheidet sich von beiden Formen durch die beträchtliche Schalenhöhe. Von der in der Skulptur und in der Ausbildung des Sinus ähnlichen Formengruppe des Spirifer duplicicosta Phill. sind die besprochenen Formen unterschieden durch die an den Enden des Schlossrandes winkelig ausgebildete Schale. Bei Spirifer du- plicicosta Phill. gehen die Seitenränder in leichtem Bogen in den geraden Schlossrand über. Dieser Formenreihe, und wohl der PniLLiPs’schen Species selbst gehört auch die von de Köninck in der „faune du calcaire carbonifere de la Belgique“ (1887) auf Taf. XXIII, in den Fig. 3 — 5, als Spirifer crassus abgebildete Form an. Dem Spiriftr cinctus ausserordentlich nahe steht der von 101 [479] DE Köninck neuerdings ausgeschiedene Spirifer suavisK Unter- schiede konnten von mir nicht erkannt werden. Allerdings findet sich Spirifer cinctus im Tournay-Kalk und Spirifer suavis in der Etage II, im Kalk von Drehence. Ich möchte hieraus eher den Schluss ziehen, dass Spirifer cinctus in die Etage II hinaufreicht. Wenn wir die übrigen Formen auf ihr Vorkommen prüfen, so gehört Spirifer suhcinctus ebenfalls der Etage II an. Der nahe verwandte Spirifer striaius findet sich aber in Etage III, im Vise-Kalk, Spirifer attenuatus liegt in der Etage II, in Kalk von Waulsort. In Grossbritannien und Irland liegen die letztgenannten beiden Formen vielleicht auch vielfach getrennt. Spirifer attenuatus kommt vorwiegend im Kalk von Kildare und Milcent vor. Den Ausführungen von Davidson und Ethekidge ist hierüber aber nichts Sicheres zu entnehmen. Beide sind von dem letzteren zusammengefasst und werden vom Lower carboniferous limestone durch das Untercarbon bis in den Mil- stonegrit angegeben. Nach allem scheinen Schlüsse auf das Alter der Schichten vermittelst dieser Formen aber nicht ge- nügend gesichert zu sein. Spirifer suhcinctus ist mir aus dem Aufschluss am Wege zwischen Oberburbuch und Masmünster und vom Wegeaufschluss unterhalb der Pütig bekannt. Es ist die Form, welche Meteb als Spirifer hisulcatus bestimmte. 1. Durch ein Versehen ist diese Form von dem Autor zweimal beschrieben worden, (a. a. 0. 1887, S. 118 und S. 131.) Sie wird das erste Mal mit Spirifer spinosus (?) verglichen. In der zweiten Beschreibung wird auf die Aehn- lichkeit mit Spirifer venlricosus de Kon. hingewiesen, welche letztere Form aber gröber berippt und spitzer gebaut ist. Mit Spirifer cinctus de Kon. ist kein Ver- gleich durchgeführt. [480] 2. Spirifer bisulcatus Sow. Taf. XVI, Fig. la, b. 102 Spirifer bisulcatus Soweeby. 1825. Mineral Conch. Bd, V, S. 152, Taf. CCCCXCIV, Fig. 1, 2. — — Phillips. 1836. Geology of Yorkshire. Bd. II, S. 218, Taf. IX, Fig. 14. — — DE Köninck. 1842 — 44. Descript. des anim. fossils du terr. carb. de la Belgique. S. 250, Taf. XIV, Fig. 4; Taf. XVI, Fig. 3. — — Semenow. 1854. Fauna des schlesischen Kohlenkalks. Ztschr. d. d. geol. Ges. S. 334. — — Davidson. 1858 — 63. British fossil Brachiopoda. Bd. II, S. 31, Taf. VI, Fig. 6—17. — — Rcemer. 1863. lieber eine marine Conchylien-Fauna im product. Steinkohlengebirge Oberschlesiens. Ztschr. d. d. geol. Ges. S. 597. — — RffiMEE. 1870. Geologie von Oberschlesien. S. 94. — — DE Köninck. 1873. Monograph, des foss. carb. de Bleiberg en Carinthie. S. 61, Taf. II, Fig. 6. — — Julien. 1874. Environs de l’Ardoisiere. Comptes rend. Bd. I, S. 75. — — Gümbel. 1879. Geognost. Beschreibung des Fichtelgeb. S. 532. — — Julien. 1881. Faune carb. de Regny. Comptes rend. Bd. I, S. 1431. — — Bleicher und Mieg. 1884. Note sur la pal^ontol. du terr. carb., etc. Bull, de la Soc. geol. de France. UI. Serie, Bd. XII, S. 111. — trigonalis Etheeidge. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I, S. 266. — bisulcatus Julien. 1890. Calc. carb. du Plateau central. Comptes rend. Bd. I, S. 737. 103 [481] Mehrere grosse Spiriferexemplare , welche dieser Species angehören, liegen mir vor. Der Schlossrand ist bis 48 mm lang, während die Höhe der Klappen etwa 30 mm beträgt. Die Area der Ventralklappe ist ziemlich breit; der Schloss- rand ist quer gerieft. Die Wirbel beider Klappen sind 'stark schlosswärts gebogen. Der Mediantheil der Dorsalklappe trägt einen mässig erhabenen Wulst, der ' Mediantheil der Ventral- klappe einen ein wenig stärker vertieften Sinus. Auf dem ven- tralen Wulst stehen drei bis vier erst in einiger Entfernung vom Wirbel deutlich getrennte Rippen. Der dorsale Sinus trägt fünf bis sechs undeutlich getrennte, niedrigere Radialfalten. Auf jedem Seitenflügel der Klappen stehen etwa 13 gerundete, erhobene Rippen. Dort, wo die äussere Schale sichtbar ist, nimmt man ferner eine feine, sehr regelmässige, eng gestellte Anwachs- streifung wahr. Ein zweiklappiges , als Steinkern erhaltenes Exemplar, welches auf Tafel XVI, Fig. 1&, abgebildet ist, giebt in sehr guter Weise Aufschluss über die Beschaffenheit der inneren Kalktheile bei dieser Species. Beide Schalen sind auseinander geklappt und von aussen sichtbar. Während nun die Dorsalklappe mit der Skulptur versehen ist, und nichts von den Spiralen sehen lässt, erkennt man an der Ventralklappe vor allem zwei tiefe, durch eine am Wirbel spitz zulaufende Zunge getrennte Furchen. Ein hergestellter Abdruck (Tafel XVI, Fig. 1 a) zeigt, dass diese Furchen den beiden ventralen Zahnplatten entsprechen. Die Zahnplatten tragen am Schlossrand zwei kleine Aufwölbungen, die Schlosszähne und verlaufen nach dem Stirnrand zu zuerst divergirend, nähren sich dann aber wieder und umschliessen so einen kommaförmigen Raum, in dessen Mitte eine leichte Aufwölbung den Ansatz des Adductors kennzeichnet, während zu beiden Seiten desselben die federartig gerippten Eindrücke der Ansatzstellen der Cardinal-Muskulatur sich finden. Zu beiden [482] 104 Seiten der Zahnplatten ist das Schaleninnere glatt oder nur mit kleinen Grübchen besetzt. Diese innere Beschaffenheit der Ven- tralklappe von Spirifer bisulcatus ist in der Literatur bisher nicht beschrieben worden. Sie ähnelt den von Suess* bei Spi- rifer ’striatus angegebenen Verhältnissen. Der von den Zahn- platten eingeschlossene Raum ist in der Zeichnung von Suess am distalen Ende aber mehr zugespitzt. Die Zahnplatten stehen ferner am Schlossrande bedeutend weiter auseinander. Spirifer mosquensis Fisch, (ebendaselbst Taf. III, Fig. 6) unterscheidet sich sehr auffallend von beiden Formen durch die schräg nach innen gestellten Zahnplatten und durch die Xförmige Gestalt derselben. Spirifer bisulcatus ist eine sehr variabele Form. Das von SowEEBT auf Tafel CCCCXCIV in der Figur 1 abgebildete Exem- plar muss als Typus angesehen werden; der auf Figur 2 auf der- selben Tafel wiedergegebene Spirifer gehört wohl wegen der viel längeren Form, des ovalen Umfangs und der stark abgerundeten Schlossrandecken einer ganz anderen Species an. Die Benennung Spirifer bisulcatus wird von allen anderen Autoren auf Formen beschränkt, welche scharfwinkelige Schlossrandecken oder gar dort eine Ausziehung besitzen. Varietäten sind trotzdem viele vorhanden, welche wohl nur nach einem grossen Material geson- dert werden können. Vor allem kann die Gestalt variiren. Eine Form mit geringerer Schalenhöhe und länglicher Gestalt ist var. semicircularis Phill. Eine von der typischen Abbildung von SowEBBY durch noch etwas beträchtlichere Schalenhöhe aus- gezeichnete Form ist Spirifer bisulcatus aus dem Vise-Kalk (de Köninck, 1843, a. a. 0. Taf. XIV, Fig. 4). Auf der Tafel VI von Davidson erscheinen Spirifer bisulcatus typ. Sow. und Spirifer bisulcatus var. semicircularis Phill. allerdings gut ge- 1. Classification der Brachiopoden von Thomas Davidson, deutsch bearbeitet von Eddard Soess. Wien, 1856. Taf. 111, Fig. 4o. 105 [483] trennt; nichtsdestoweniger glaube ich aber in dem mir aus Belgien vorliegenden Material genug Zwischenformen zu erkennen, um die scharfe Trennung in zwei Species nicht nothwendig erscheinen zu lassen. Eine weitere Veränderlichkeit ist in der Ausbildung des Sinus und des korrespondirenden Wulstes zu erblicken. Besonders kann der letztere undeutlich werden und in die regel- mässig gewölbte Oberfläche der Dorsalklappe übergehen, während der Sinus noch einigermassen deutlich ausgebildet ist. Dies kann auch wohl bei dem eigentlichen Spirifer hisulcatus eintreten, wie ein irisches Stück der Strassburger Sammlung ausgezeichnet zeigt; ähnliches glaube ich in den Figuren 10, 12, 13, 14 der VI. Tafel bei DAVinsoN’schen zu erkennen. Semenow (a. a. 0. S. 333) trennt im schlesischen Kohlenkalk Spirifer semicircu- laris von Spirifer hisulcatus und scheint in erster Linie von der geringeren Ausbildung des Medianwulstes bei der ersteren Form auszugehen. Wie erwähnt, kann derselbe gleichfalls bei Spirifer hisulcatus typ. obliteriren, auf alle Fälle ist ein solcher aber auch auf den von Phillips als Sp. semicircularis beschriebenen Stücken vorhanden. Eine weitere Unregelmässigkeit ist in der Ausbildung der Höhe der Area zu erkennen. Die elsässischen Stücke haben eine mittlere Grösse derselben. Dieselbe kann aber bei Formen des Vise-Kalkes bedeutend höher werden; dann erkennt man meistens eine Querstreifung und scheint alsdann auch der Wirbel weniger gekrümmt zu sein. Auf der oben erwähnten Tafel bei Davidson sind auch diese Verhältnisse deutlich wiedergegeben. Von dem in mancher Hinsicht ähnlichen Spirifer duplicicosfa Phill. kann diese Formengruppe vor allem gut durch die scharfen Ecken des Schlossrandes unterschieden werden. Von Davidson und Etheeidge wird Spirifer hisulcatus mit Spirifer trUjonalis zusammengezogen. Diese MAETiN’sche Species ist aber deutlich dreieckig, weniger berippt und zeigt drei deutliche Falten auf dem Mediaiiwulst. I ■'t'; V [484] 106 Auch SCHELLWIEN (a. a. 0. S. 47) tritt der Zusammen- fassung dieser Formen, welche Davidson später auf S])irifer grandico Status und crassus ausdehnte, entgegen. Im britisch -irischen Kohlenkalk kommen die in Frage stehenden Spiriferformen in grosser vertikaler Verbreitung vom calciferous Sandstein bis in die lower coal measures vor. In Belgien scheinen sie auf die Vise-Stufe beschränkt zu sein. In Deutschland wird Spirifer hisulcatus von Ratingen, vom Fichtelgebirge und aus Schlesien angeführt. Er ist im Unter- carbon des französischen Centralplateaus verbreitet. Die mir vorliegenden Stücke stammen allein aus dem Wegeaufschluss unterhalb der Ferme Pütig, 3. Spirifei' bisiilcatus Sow. var. semicircularis Phill. Tafel XV, Fig. 10. Sjpirifera semicircularis Phillips. 1836. Geology of Yorkshire. Bd. II, S. 217, Taf. IX, Fig. 15, 16. Spirifer semicircularis Semenow. 1854. Fauna des schles. Kohlenkalkes. Ztschr. d. d. g. G. S. 333, Taf. VI, Fig. 3. — hisulcatus Davidson. 1858 — 63. British fossil Brachiopoda. Bd. II, S. 31, Taf. VI, Fig. 1—3. — trigonalis Ethekidoe. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I, S. 266. Mir vorliegende Stücke dieser Species erreichen die nor- male Grösse der Kohlenkalkexemplare anderer Lokalitäten. Die Länge des Schlossrandes beträgt 44 mm, die Klappenhöhe etwa 21 mm, jedoch ist die letztere wegen der eingetretenen Zer- drückung nicht bestimmt festzustellen. An einem wohl vollständig erhaltenen Stück kann aber der länglich-ovale Umfang der PniLLiPs’schen Form erkannt werden. Dasselbe Stück zeigt auch den inneren Bau der Ventralklappe, welcher sich von demjenigen 107 [485] des Spirifer bisulcatus nur durch die grössere Breite der Dental- platten unterscheidet. Die Berippung ist die nämliche wie bei der vorigen Species. Eine Zusammenfassung mit Spirifer bisulcatus wurde ver- mieden, wenn ich auch die vorliegende Form nicht von dem letzteren als besondere Species, wie dies Semenow thut, trennen kann. Aus ebenfalls oben erwähnten Gründen scheint mir aber die von Etheeidge und von de Köninck (1887, a. a. 0., S. 121) vorgenommene Identifizirung mit Spirifer trigonalis Maet. unstatthaft. Das Exemplar stammt von dem Wegeeinschnitt unterhalb der Pütig. 4. Spirifer cf. grandicostatus M’Coy. Tafel XVI, Fig. 7. Spirifera grandicostata M’Cot. 1853. Annals and Mag. of. Nat. Hist. Bd. X. — — M’Coy. 1854. Contrib. to british Palaeontology. S. 250. — — (M’Coy. 1855. British palaeoz. foss. of. Cambridge. S. 417, Taf. m, D, Fig. 29.) — — Davidson. 1858 — 63. British foss. Brachiopoda. Bd. II, S. 33, Taf. V, Fig. 38—39; Taf. VD, Fig. 7—16, S. 222. — trigonalis Davidson. 1874 — 82. British fossil Brachiopoda. Bd. rV, S. 276. — grandicostata Etheeidge. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I, S. 264. Als Spirifer cf. grandicostatus bezeichne ich ein nur mangelhaft erhaltenes Fragment einer Ventralklappe. Die Klappe ist flügelförmig; der mediane Theil und der Wirbel sind stark gebogen. Die Länge des Schlossrands mag 26 mm, die Höhe der Klappe 10 mm betragen. Vom stumpfen Wirbel senkt sich [486] 108 ein breiter, ziemlich flacher Sinus hinab; beiderseits von dem- selben stehen 6 ßadialrippen. Eine gewisse Aehnlichkeit dieses Fragmentes ist nur mit Spirifer grandicostatus vorhanden. Allerdings scheint mir das elsässische Exemplar gewölbter zu sein, wenigstens den Ab- bildungen von Davidson gegenüber. De Köninck versteht unter dieser Species eine wesentlich verschiedene Form. Davidson fasste Spirifer grandicostatus und bisulcatus, crassus, transiens, ver- muthungsweise auch Spirifer triangularis mit Spirifer trigonalis zusammen. Dieser Ansicht ist neuerdings von Schellwien entgegengetreten worden; auch Etheridge hält diese h’ormen getrennt. Nach dem Letzteren ist Spirifer grandicostatus auf den carboniferous limestone beschränkt. Das beschriebene Stück stammt von dem Fundpunkt zwischen Oberburbach und Masmünster. 5. Spirifer pingiiis Sow. Tafel XVI, Fig. 4. Spirifer pinguis Soweeby. 1821. Mineral Conchology Bd. III, S. 125, Taf. CCLXXI. — — DE Köninck. 1851. Descr. des animaux foss. Supplem. S. 661, Taf. LVI, Fig. 5. — — Davidson. 1858 — 63. British foss. Brachiopoda. Bd. II, S. 50, Taf. X, Fig. 5—7. — — Ethekidge. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I. S. 265. Eine 25 mm breite und 17 mm hohe Dorsalklappe dürfte dieser Species angehören. Die Klappe ist flach; der Wirbel springt nur wenig über die Arealfläche vor. Die Form ist halb- kreisförmig, und bilden die Seitenkanten fast einen rechten Winkel mit dem Schlossrand. Es ist ein wenig breiter medianer Wulst 109 [487] erkennbar, welcher am vorliegenden Exemplar stark verdrückt ist, aber wohl keine deutlichen Falten trug. Seitwärts von demselben stehen 5 — 6 breite, nicht übermässig hohe Falten, dann folgt bis zur Arealkante eine breite, nicht gefaltete Parthie. Diese letztere ist auf den typischen Exemplaren aus dem bel- gischen und irisch-britischen Kohlenkalk nicht vorhanden. Die Abweichung genügt aber nicht, um nach dem einzigen Stück eine Abtrennung als Species vorzunehmen. Die Radialfalten werden von einer feinen, hie und da zu Lamellen anschwel- lenden Anwachsskulptur durchzogen. Die Abtrennung von Spirifer rotundatus und suhrotundatus kann in erster Linie auf Grund der rechtwinkligen Schloss- randenden vorgenommen werden. Von Spirifer hisulcatus unter- scheidet sich die vorliegende Form durch den schmäleren Medianwulst und durch die undeutliche Berippung desselben. Spirifer pinguis kommt im deutschen Kohlenkalk nicht vor. In Belgien liegt er nach de Köninck im Tournay-Kalk, jedoch wird er in der neueren Monographie de Koninck’s nicht er- wähnt. Im irisch-britischen Kohlenkalk kommt er nach Etheridge — welcher die Species aber weit fasst — durch das ganze üntercarbon hindurch vor. Das elsässische Stück kann immerhin nur mit Vorbehalt zu Spirifer pinguis gestellt werden. Es stammt von dem Wegeein- schnitt unterhalb der Ferme Pütig. 6. Spirifer suhrotundatus M’Coy. Tafel XVI, Fig. 2. {ßjnrifera suhrotundata M’Cot. 1855. System, descr. of the british pa- laeozoic fossils, S. 423.) Spirifer suhrotundatus de Konikck. 1887. Faune du calc. carb. de la Belgique. Bd. VI, S. 135, Taf. XXX, Fig. 26—29; Taf. XXXI, Fig. 16—18. [488] 110 Diese Species ist durch drei Exemplare vertreten. Das grösste, zugleich abgebildete Stück ist 36 mm lang und 27 mm hoch. Die, Ventralklappe ist elliptisch gerundet und geht in regel- mässiger Biegung in den Schlossrand über. Der Wirbel ist ziemlich schmal und reicht hoch über die Area hinüber. Die Arealfläche ik kurz und niedrig. Die Deltoidspalte besitzt die Gestalt eines gleichschenkligen Dreiecks. Die Ventralklappe trägt einen tiefen, schmalen Sinus, die Dorsalklappe einen dementsprechenden, aber nur wenig erhöhten Medianwulst. Im Sinus sieht man zwei schwache, seitlich gelegene Fältchen. Auf dem Wulst eine flache, in der Mitte gelegene Einkerbung. Seitlich vom Sinus stehen 11 — 12 breite Radialrippen, welche von der Mitte weg an Höhe abnehmen, sich schliesslich ausflachen und eine glatte Parthie an der Arealkante freilassen. Nur in der Nähe des Sinus erheben sich dieselben zu hohen Falten. Diese Radialskulptur wird von einer feinen, concentrischen Anwachsstreifung durchzogen. Spirifer rotundatus Sow. steht dieser Form sehr nahe. Er unterscheidet sich von der vorliegenden Species, wie de Köninck an der Hand seiner vortrefflichen Abbildungen angiebt; „par ses dimensions; celle-ci {S. rotundatus) est plus etroite, moins longue et moins deprimee.“ Unterschiede zwischen Sjnrifer subrotundatus und Spirifer pinguis sind zu suchen in den regelmässig abgerundeten Schloss- randecken und ebenfalls in der. niedrigeren Form der M'Cov’schen Species. Die abgerundete, elliptische Form bringt diese Species in die Nähe von Spirifer duplicicosta Phill. Letzterer trägt aber regelmässig getheilte Rippen und einen berippten Sinus und Wulst. Spirifer subrotundatus liegt nach de Köninck nur im Vise- Kalk, wogegen sich Spirifer rotundatus nur in der mittleren Stufe (etage II) vorfiuden soll. In Irland kommt Spirifer rotun- datus und zwar in typischen Exemplaren bei Milcent und Kildare im irischen Bergkalk vor. 111 [489] Spirifer subrotundatus ist im Eisass nicht selten in den unteren Schichten des Aufschlusses unterhalb der Ferme Pütig. 7. Spirifer ovalis Phill. var. hemisphaericus M’Coy. Tafel XVI, Fig. 5. Spirifera ovalis Phillips. 1836. Geology of Yorkshire. Bd. II, S. 219, Taf. X, Fig. 5. Brachythyris hemisphaerica M’Coy. 1844. Synopsis of the charact. of the carbon. fossils of Ireland. S. 145, Taf. XIX, Fig. 10. {Spirifera ovalis Phill. = hemisphaerica M’Coy. 1855. British palaeozoic fossils. S. 419, Taf. III, D, Fig. 28.) — — Davidson. 1858 — 63. British foss. Brachiopoda. Bd. II, S. 53, Taf. IX, Fig. 20—26. Spirifer — de Köninck. 1873. Monograph, des foss. carb. de Blei- berg en Carinthie. S. 60, Taf. II, Fig. 8. — — DE Köninck. 1887. Faune du calcaire carb. de la Bel- gique. Bd. VI, Brachiopoda, S. 133, Taf. XXX, Fig. 12—18. — — Meyer. 1884. Culm in den südl. Vogesen. Abhandl. zur Specialk. von Elsass-Lothr. Bd. III, S. 93. Spirifera haemisphaerica = ovalis Etheridge. 1888. Fossils of the bri- tish Islands. Bd. I, S. 264, 265. Von dieser Spiriferform liegen mir zwei Exemplare vor, eine Dorsalklappe und ein zweiklappiges Exemplar, welche alle Eigenthümlichkeiten dieser leicht erkennbaren Art zeigen. Die Höhe der Dorsalklappe beträgt 17 mm, die Breite 22 mm. Die vollkommen unverdrückte Klappe ist mässig ge- wölbt. Der Schlossrand ist 14 mm lang. Die Grösse der elsässischen Form kommt somit derjenigen der belgischen und irischen Stücke ziemlich nahe. Der Wirbel ist wenig gebogen und reicht nur wenig über den Schlossrand hinaus. Die Oberfläche ist von einem nur mässig vorspringenden, medianeu Wulst durchzogen, welcher [490] 112 unberippt, oder nur zarte Andeutungen von Falten zeigt; seine Oberfläche ist mit feinen Anwachs-Lamellen besetzt. Beiderseits vom Wulst stehen 10 flache, breite Radialfalten, welche nach dem Schlossrande zu an Deutlichkeit abnehmen und zwischen der letzten Falte und dem Schlossrand ein enges, ungefaltetes Feld frei lassen. Auch hier wird die Klappe von feinen, lamellen- förmigen Anwachsstreifen durchzogen. Die Ventralklappe besitzt einen tiefen Sinus, der ohne Rippen, also ungetheilt ist. Auf jeder Seite befinden sich ca. 11 gerundete, aber hohe Radialrippen, von denen sich eine, die am Sinus gelegene, in der Hälfte der Klappenhöhe theilt. Die ganze Oberfläche ist von einer deutlichen, lamellösen Anwachsstreifung durchzogen, genau wie bei dem Dorsalklappen-Exemplar. Die Gestalt beider Klappe ist halbkreisförmig. Das mir vorliegende Stück stimmt somit aufs schärfste mit den von M’Cot, Phillips, Davidson und de Köninck ge- gebenen Abbildungen überein. Spirifer ovalis gehört in den Formenkreis des Spirifer pinguis. Von dieser Form selber ist er aber unterschieden durch den glatten Wulst, durch die im Allgemeinen geringere Anzahl radialer Rippen und durch den im Allgemeinen kürzeren Schlossrand. Spirifer ovalis ist in der Ge- stalt nicht ganz konstant; es giebt breitere und schmälere Formen, wie die Tafel IX bei Davidson zeigt. Die Gestalt unserer Form ist annähernd halbkreisförmig und kommt so der von M’Cot als Brachythyris haemisphaerica beschriebenen Form am nächsten. Die von de Köninck als Spirifer suhrotundatus abgetrennte Form besitzt eine gleiche Gestalt. Der durch eine Rinne in zwei breite Flügel getheilte Wulst und die grössere Anzahl der bis zum Schlossrand reichen Radialrippen unterscheiden sie aber von der vorliegenden. Das Gleiche gilt von Spirifer eximius DE Köninck. Ausserdem besitzt die letztere Form einen längeren Schlossrand. Die als Spirifer neglectus von dem gleichen Autor 113 [491] beschriebenen Formen besitzen einen breiteren Wulst und we- niger zahlreiche Rippen. Sjnrifer rotundatus Sow, gleicht dieser letzteren Form ausserordentlich, aber kann wohl durch einen schmäleren Medianwulst und durch eine unbedeutende Mittel- rinne auf dem letzteren unterschieden werden. Nach DE Köninck kommt Spirifer ovalis im Vise-Kalk vor; die erwähnten, verwandten Formen liegen theils im Tour- nay-Kalk, theils in der mittleren Etage, dem Kalk von Paupuys, theils auch im Vise-Kalk. Im britisch-irischen Untercarbon kommt Sjnrifer ovalis nach Etheeidge von den untersten Schichten, den calciferous series, bis in den carboniferous limestone vor. Aus dem deutschen Carbon ist die Form wie die vorhergehenden bisher nicht beschrieben worden. Das vorliegende Stück stammt wahrscheinlich von dem Aufschluss am Wege von Oberburbach nach Masmünster. 9. Spirifet' Zitteli Schellwien. Tafel XVI, Fig. 10. Spirifer Zitteli Scbei.lwien. 1892. Die Fauna des kam. Fusulinenk. Palaeontogr. XXXIX, S. 48, Taf. IV, Fig. 6—9. Eine 13 mm lange und 8 mm hohe Ventralklappe gehört dieser aus dem alpinen Obercarbon beschriebenen Species an. Die Klappe ist halbkreisförmig, an den Enden des Schlossrandes eckig; der Wirbel ist stark gewölbt und über die Arealfläche hinüber gebogen. Median ist ein tiefer, mässig breiter Sinus vorhanden, welcher von scharfen Falten jeseits begrenzt wird. Der Sinus ist unberippt; auf beiden Seiten desselben sind dagegen ca. 11 hohe, durch grosse Zwischenräume getrennte Radial- rippen vorhanden. Von Anwachsstreifen ist auf dem vorliegenden Steinkern nichts zu beobachten. Spirifer Zitteli ist von den genauer beschriebenen ünter- 8 [492] 114 carbon-Species leicht durch den Besitz eines ungefalteten Sinus zu unterscheiden. Diese Eigenthüralichkeit besitzt bereits eine Zahl devonischer Formen (Spirifer laevicosta Valenc. = ostio- latus ScHLOTH. etc.). Aus dem schlesischen üntercarbon hat Semenow einen Spirifer Beyrichianus beschrieben, welcher an diese Formen erinnert. Von unserer Species unterscheidet sich dieser durch die breitere Form des Stirnrandes und des Sinus. Eine ähnliche Species ist auch Sp»irifer Roemerianus de Kon., aus dem Tournay-Kalk. Dieser ist von der vorliegenden Species aber leicht durch die lange, geflügelte Gestalt zu unterscheiden. Einen ungefalteten Sinus zeigt ferner Spirifer hicarinatus M’Cot (a. a. 0. S. 129, Taf. XXII, Fig. 19). Die von M’Cox ge- gebene Abbildung ist zur Kenntniss der Form aber nicht aus- reichend. Von DE Köninck wurde Spirifer hicarinatus mit Spi- rifer Roemerianus vereinigt, während Davidson ihn zu Syrin- gothyris distans Sow. (a. a. 0. 1874—82, S. 280) stellen will. Die letztere Deutung ist sehr zweifelhaft. Spirifer hicari- natus steht entschieden Spirifer Roemerianus am nächsten. Die längere Gestalt unterscheidet ihn von Spirifer Zitteli. Am nächsten verwandt mit dem vorliegenden Spirifer ist aber jeden- falls Spirifer partitus, welchen Poetlock beschrieben hat; derselbe muss im Bergkalk von Kildress sehr selten sein, denn Davidson lag kein weiteres Stück zur Beschreibung vor. Der einzige Unterschied von Spirifer Zitteli liegt in der geringeren Anzahl von Radialrippen; während Spirifer Zitteli auf jeder Seite deren 11 aufweist, zählt man nach Poetlock bei Spirifer partitus deren nur drei bis sechs. Spirifer Zitteli kommt in den grauen, mergeligen Spiri- ferenschichten des Obercarbon von Pontafel in Kärnten vor. Er geht also ähnlich, wie einige Productiden (P. semireticulatus, punctatus) Chonetes papyracea und Spirifer striatus, aus dem Untercarbon in’s marine Obercarbon hinüber. 115 [493] Sjnrifer Zitteli findet sich im Eisass als Seltenheit in den unteren Bänken des Wegeeinschnittes unterhalb der Ferme Pütig. Martinia M’Coy. Den Gattungsnamen Martinia führte M’Cot für die Formen der Gruppe des Anomites glaber Maetin ein. Derselbe wurde von Davidson und de Köninck wieder aufgegeben; die Formen wurden unter die Gattung Spirifer gestellt. Waagen wies aber von Neuem auf die tiefgehenden Unterschiede der hier- hergehörigen Formen hin. Es sind vor allem die allermeist glatte, skulpturlose Oberfläche und die stets punktirte Schalen- beschaffenheit, welche diese Formen von den Spiriferen unter- scheiden. Unter den Eigenthümlichkeiten der inneren Schalen- beschaffenheit sind ferner der Mangel an Dentalplatten in der Ventralklappe und die kleinen Spiralkegel hinreichend, um eine weitere Trennung von den echten Spiriferenformen vorzunehmen. Die Martinien haben stets gerundete Schlossrandenden. Einige seltene Formen, wie Martinia decora Phill. und elliptica Phill. tragen eine sehr feine Radialberippung. Martinia meso- loha Phill., ohlata Sow., obtusa Sow., protensa Phill., symme- trica Phill. sind mit Martinia glabra Maet., der weitaus ver- breitesten Untercarbon-Species, identisch. Martinia plebeja, eine kleine Form mit schwachem Medianwulst und Sinus ist wahr- scheinlich nur eine Jugendform von Martinia glabra. Martinia rhombotdalis M’Cot, welche im britischen Kohlenkalk nicht selten ist, trägt wenige undeutliche Radialfalten ; ihre Zugehörigkeit zu Martinia ist aber vorläufig noch unbestimmt. Die nächste Verwandtschaft zeigt diese Gattung zu Marti- niopsis. Die zu letzterer Gattung gehörenden Formen sind ebenfalls glatt und tragen im Innern wahrscheinlich ebenfalls nur kleine Spiralen. Sie besitzen aber zwei ventrale und zwei [494] 116 dorsale Zahnleisten. Der Spirifer concentricus Schnue aus dem Mittel-Devon der Eifel, welcher nach Katsee* „im Innern der grossen Klappe zwei divergirende Zahnstützen“ trägt, gehört wohl dieser Gattung an. Die Gattung Martiniopsis scheint also die verbreitetere zu sein, während Martinia auf Carbon und Perm beschränkt sein dürfte. Ihre hauptsächlichste Ver- breitung fällt in das westeuropäische Uutercarbon. Martinia scheint durch Martiniopsis mit den übrigen Spiriferiden zu- sammenzuhängen, und selber ein Glied einer Entwickelungsreihe jenes Brachiopodenstammes zu sein, welche durch Schwinden der Skulptur, durch Reduction der Schalendicke und durch den Mangel an inneren Schalenverdickungen ausgezeichnet ist. Im Ober-Elsass kommt nur die im Kohlenkalk des west- lichen Europa’s verbreitetste Art, Martinia glabra, vor. Martinia glahra Mart. sp. Tafel XVI, Fig. 11. ConchylioUthus anomites glaber Martin. 1809. Petrif. Derb. Taf. XLVIII, Fig. 9, 10. Spirifer glaber Sowerby 1820. Mineral Conchology. Bd. III, S. 123, Taf. CCLXIX, Fig. 1. — obtusus Sowerby. 1820. Ib. S. 124. Taf. CCLXIX, Fig. 2. — oblaius Sowerby. 1820. Ib. S. 123, Taf, CCLXVIII. — glaber Davreux. 1833. Constitution geognost. de la province de Liege. S. 272. Taf. VII, Fig. 1. Trigonotreta oblata Bronn, 1836. Lethaea geognost. I, S. 81, Taf. II, Fig. 16. Spirifera glabra Phillips. 1836. Geology of Yorkshire, Bd. II, S. 219, Taf. X, Fig. 10—12. — linguifera Phillips. Ibid. Taf. X, Fig. 4. 1. Zeitschrift d. d. geol. Ges. 1871, S. 580. 117 [495] Spirifera symmetrica Phillips. Ibid. Taf. X, Fig. 13. Spirifer laevigatus von Büch. 1840. Essai d’une classificat. des Delthyris. S. 198, Taf. X, Fig. 25. — glabe.r de Köninck. 1842 — 44. Descr. des anim. foss. du terr. carb. de Belgique. S. 267, Taf. XVIII, Fig. 1. — — Semenov?. 1854. Fauna des schles. Koblenkalks. S. 335. Spirifera glabra Davidson. 1858 — 63. British foss. Brachiopoda. Bd. II, S. 59, Taf. XI, Fig. 1—9; Taf. XD, Fig. 1, 2. Spirifer glaher de Köninck. 1873. Monograph, des foss. carb. de Blei- berg. S. 57, Taf. n, Fig. 12. — — Julien. 1874. Environs de l’Ardoisiere. Comptes rend. Bd. I, S. 75. Spirifera glabra Davidson. 1874 — 82. British fossil Brachiopoda. Bd. IV, S. 274, Taf. XXXH, Fig. 2—5. — — Julien. 1881. Faune carh. de R^gny. Comptes rend. Bd. I, S. 1431. Spirifer glaber Bleiches und Mieo. 1884. Note sur la paleontol. du terr. carb., etc. Bull, de la Soc. geol. de France, m. Serie, Bd. XII, S. 109. — — de Köninck. 1887. Faune calc. carb. de la Belgique. Bd. VI, Taf. XXXVn, Fig. 1—4. Spirifera glabra Etheeidge. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I, S. 264. Zahlreiche, gut erhaltene Exemplare dieser Species lassen Folgendes erkennen ; die Schalenbreite des grössten Stückes beträgt 21 mm, die Schalenhöhe 15 mm. Die grösste Breite liegt etwa in der Mitte der Höhe. Die Ventralklappe ist ziemlich gewölbt und trägt einen tiefen, nicht sonderlich breiten Sinus, zu dessen beiden Seiten die Oberfläche sich am höchsten erhebt. Dieselbe zeigt Spuren von sehr feinen Anwachsstreifen, wie sie von Davidson an ganz vereinzelten Exemplaren beobachtet wurden. Der stark überbogene, breite Wirbel lässt unter sich eine breite und ziemlich hohe, gekrümmte Arealfläche frei, welche von einer ziemlich grossen Deltidialspalte zertheilt wird. Auf [496] 118 den vorliegenden Steinkernen ist die Arealfläche gegen die Ober- fläche der Ventralklappe durch deutlich ausgeprägte Kanten ab- gesetzt. Die Dorsalklappe trägt einen wenig erhabenen Wulst. Martinia glabra ist in der Form nicht ganz constant. Semenow unterscheidet eine breite, elliptische Form mit breitem, flachem Sinus und wenig erhabenem Wulst und eine andere mit einem stark ausgeprägten Sinus, welcher den Stirnrand trapezoidisch erhebt. (= Sp. ohlatus Sow.) Im Eisass kommen beide Formen und ihre Uebergänge zusammen vor, wie es auch an andern Lokalitäten der Fall ist. Von vereinzelten, stärker ausgebildeteu Anwachsstreifen, wie sie auf einigen von Davidson abgebildeten Exemplaren, beson- ders aber auf dem in der älteren de KoNiNCK’schen Monographie gezeichnetem Exemplar, zu sehen sind, lassen die elsässischen Stücke nichts erkennen. Allerdings erreichen die letzteren auch nicht die Grösse der belgischen und irischen Stücke. Davidson zieht ferner Formen zu dieser Species, welche seitlich vom Sinus, beziehungsweise vom Medianwulst, mehrere radiale Falten zeigen; auch diese konnten nicht beobachtet werden. Martinia glabra ist eine sowohl horizontal als vertical ver- breitete Form. Etheeidge kennt sie von den lower limestone shales bis zu den lower coal measures. Wenig abweichende Formen wurden von Schellwien aus dem obercarbonen Fusu- linenkalk und von Waagen aus den unteren Grenzschichten des Productuskalks in Indien beschrieben. Die bleiberger Exem- plare stimmen vollkommen mit den nordeuropäischen überein. In Deutschland ist die Species auch in Schlesien gefunden worden, sie kommt auch am östlichen Centralplateau vor. Die mir vorliegenden Stücke stammen grösstentheils vom Wegeein- schnitt unterhalb der Pütig; im Hunsrückerwald ist Martinia glabra selten. 119 [497] Reticiilaria M’Coy. Gleich der Gattung Martinia umfasst auch diese Gattung nur wenige, aber verbreitete Species des europäischen Untercarbon. Die Gattung wurde ursprünglich von Mac Coy für Reticularia reticulaia M’Coy und die wenigen verwandten Formen aufge- stellt. Die häufigste Form ist Reticularia lineata Maet., mit welcher Reticularia microgemma Phill. identisch ist. Reticularia imbricata Sow. ist von runder, etwas höherer Gestalt als Reti- cularia lineata. Reticularia reticulata M’Coy trägt eine schwache, aber gut erkennbare Medianfalte auf der Ventralklappe. M’Coy stellte die Gattung Reticularia auf Grund der für die Spiriferiden eigenartigen Oberflächenskulptur auf. Es sind stets lamellare, concentrische Anw'achsstreifen sichtbar, zwischen welche sich eine feine Radialberippung einschiebt. Diese lässt sich bei guter Erhaltung unter hinreichender Vergrösserung in radiale Reihen kommaförmiger Erhöhungen auflösen; diese sind, oder waren ursprünglich mit kleinen Stacheln besetzt. Die Schlossrandenden sind stets gerundet. Der mediane Sinus und der mediane Wulst sind allermeistens nur schwach ausgebildet oder nicht vorhanden. Ausser diesen äusseren Merkmalen sind aber noch eine Reihe innerer Merkmale vorhanden, welche die Gattung auszeichnen. Im allgemeinen sind die inneren Gerüste der Klappen aber weniger constant. Reticularia lineata soll nach M’Cot wenig divergirende Zahnplatten und ein starkes Median- septum enthalten. Waagen kommt nach einer Untersuchung von Exemplaren aus dem Vise-Kalk dem entgegen zu dem Schluss, dass jede Theilung im Inneren der Ventralklappe fehlt. Ein von M’Coy in seiner „Synopsis of the Charakters of the carboniferous fossils of Ireland“ abgebildeter Steinkern von Reticularia lineata Maet. zeigt auf der ventralen Seite vom Wirbel herunterreichend je zwei Gruben, welche den beiden Zahnplatten entsprechen. [498] 120 zwischen diesen ferner eine seichte Einsenkung, welche einem schwachen Medianseptum entsprechen kann. An irischen Stücken der Reticularia reticulata konnte ich mich auch durch An- schleifen davon überzeugen , dass zwei Zahnplatten , welche von der Basis, der Ansatzstelle an die Ventralklappe, unter einem spitzen Winkel divergiren, vorhanden sind und dass zwischen diesen ebenfalls noch ein schwaches Medianseptum sichtbar wird. Demnach scheint also die Ausbildung jener inneren Kalkleisten eine w'echselnde zu sein. Reticularia stellt der Mar- tinia analog eine Formenreihe dar, in welcher die Tendenz der Reduction des inneren Kalkskelettes vorherrscht. Eine weitere Inconstanz ist in der Lage des Spiralkegels vorhanden. Die von Noeman Glass präparirten, von Davidson im Supplementbande abgebildeten Spiralkegel von Reticularien zeigen eine variirende Lage. Bei den höher gestalteten Formen, wie Reticularia im- hricata, sind die Spitzen der Kegel dem Schlossrande zu, bei den breiteren Formen, der Reticularia elliptica, den Seitenrändern zu gerichtet*. Die elsässischen Exemplare lassen den Spiralkegel nicht erkennen. Ein auf Taf. XVI, Fig. 6 abgebildeter Skulptur- steinkern einer Ventralklappe W'eist aber eine lange, haarfeine, scharfbegrenzte Einsenkung auf, welche nur als ein im Negativ erhaltenes Medianseptum zu deuten ist. Bei den devonischen Formen, welche zum Theil als Spirifer lineatus bezeichnet werden (vgl. Kayseb. Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1871 S. 582), scheinen stets Zahnplatten und Medianseptum vorhanden zu sein, wie mir die an mehreren Stücken der Arten Spirifer lineatus und aviceps Kats, vorgenommenen Anschliffe zeigten. Reticularien kommen bis in das Perm, bis in die oberen Schichten des Productus-Kalkes, vor. 1. Vgl. Waagkn a. a. ü. S. 558 ff. 121 [499] Von der Gattung Beticularia trennt Hall solche Formen ab, auf welchen die feinen Haarfortsätze nicht in concentrischen Linien angeordnet sind; diese zieht er zur Gattung AmhococUa. Von Mariinia^ der nächst verwandten Gattung, ist der vor- liegende Formenkreis durch die Oberflächenskulptur zu trennen. Im elsässischen Untercarbon ist nur die im westeuropäischen Untercarbon verbreitetste Art, Beticularia lineata Mart., vertreten. 1. Reticularia lineata Mart. sp. Tafel XVI, Fig. G. Conchiliolithus anomites lincatus Martin. 1809. Pctrificat. Derbyensia. Taf. XXXVI, Fig. 3. Terehratula lineata Sowerby. 1821. Mineral Conchology. Bd. IV, S. 39, Taf. CCCXXXIV, Fig. 1, 2. — imbricaia. Sowerby. Ibid. Taf. CCCXXXIV, Fig. 3. üpirifera lineata Phillips. 1836. Geology of Yorkshire. S. 219, Taf. X, Fig. 17. — — VON Buch. 1840. Essai d’une classific. des Delthyris. S. 199, Taf. X, Fig. 25. Sjnrifer lineatus de Köninck. 1842 — 44. Descr. des auim. foss. du terr. carb. de Belgique. S. 270, Taf. XVII, Fig. 8 a, b, c. Reticularia reticulata M’Coy. 1844. Syn. of the caract. of the carb. foss. of Ireland. S. 143, Taf. XIX, Fig. 15. Spirifer lineatus Semenow. 1854. Fauna des schlesisch. Kohlenkalks. S. 336. Spirifera lineata Davidson. 1858 — 63. British fossil Brachiopoda. Bd. II, S. 62, Taf. Xm, Fig. 4—13. Spirifer lineatus de Köninck. 1873. Mon. des foss. carb. de Bleiberg. S. 55, Taf. n, Fig. 11. — — Julien. 1874. Environs de l’Ardoisiere. Comptes rend. Bd. I, S. 75. Spirifera lineata Davidson. 1874 — 82. British fossil Brachiopoda. Bd. IV, S. 275, Taf. XXXU, Fig. 6, 7. [500J 122 Spirifer Hneatus Julien. 1881. Faune carb. de ßegny. Comptes rend. Bd. I, S. 1431. — — Bleicher und Mieg. 1884. Note sur la paleontol. du terr. carb., etc. Bull, de la Soc. geol. de France. III. Serie, Bd. XII, S. 109. Spirifera liueata de Köninck. 1887. Faune calcaire carb. de la Belgique. Bd. yi, Taf. XXXVn, Fig. 27, 28, 42—45 (ohne Text). — — Etheeidge. 1888. Fossils of the british islands. Bd. I. S. 265. — — Le Veeriee. 1890. Note sur les form. geol. du Forez et Roannais. Bull, des Services de la carte geol. de France. N“ 15, Bd. II, S. 45. Reticularia Uneata Schellwien 1892. Fauna des kam. Fusulinenkalks, L S. 38, Taf. VI,' Fig. 10—13. Die Species liegt in zahlreichen Exemplaren von ver- schiedener Grösse vor. Die grössten Stücke sind 18 mm hreit und 18 mm hoch. Die Dorsalklappe ist aber nur 13 mm hoch. Die Ventralklappe ist stark gewölbt und läuft in einen dicken, stark überbogenen Wirbel aus. Die Ventralklappe ist quer elliptisch, wenig gewölbt und besitzt nur einen kleinen, un- scheinbaren Wirbel. Den vorliegenden Ventralklappen fehlt ein Sinus vollständig, ebensowenig ist ein Wulst auf den Dorsal- klappen erkennbar. Die Oberfläche ist mit deutlichen, etwa 1 mm entfernt stehenden, terrassenartig erhabenen, concentrischen Ringen bedeckt. Zwischen diesen stehen feinere, mässig eng- stehende Radialfalten, welche aber die concentrische Skulptur nicht übersetzen. Die Area der Ventralklappe ist stark unter den Wirbel hinaufgebogen und nicht scharf begrenzt, ferner schmal und spitz gestaltet. Auf dem Steinkeru der Ventralklappe ist ein feines Medianseptum in Form einer linearen Depression erhalten. Der Steinkern der kleinen Klappe zeigt die beider- seitigen Eintrittspunkte der Spiralenträger. 123 [501] Reticularia lineata kommt meist als Steinkern und als Abdruck vor. Nur ein Exemplar vom Hunsrückerwald liegt mit gut erhaltener Kalkschale vor. Sie ist auch in Bruchstücken leicht von den mit ihr zusammen vorkommenden Formen zu unter- scheiden. Die elsässische Form gleicht am meisten der typischen Form von Mabtin und weicht von den verwandten, von Davidson als Varietäten angesehenen Species, der Reticularia reiiculata M’Cot und imhricata Sow., durch die gröbere Skulptur, von ersterer ausserdem durch den mangelnden Medianwulst ab. Nach den DAviDSON’schen Abbildungen (British. Brachiop. IV, Taf. XXXII) ist die sinuirte Reticularia elliptica ausserdem noch durch mehr horizontal gestellte Spiralkegel von der Reticularia imbricata und auch wohl von der Reticularia lineata mit den nach oben gerichteten Spiralkegeln unterschieden. Reticularia lineata kommt im Kohlenkalk der britischen Inseln von den lower limestone shales bis zum milstonegrit, in Belgien sehr häufig im Vise-Kalk vor. Die Species wurde ausser- dem von ScHELLwiEN im alpinen Obercarbon und von de Vee- NEUiL und Möllee im Obercarbon von Russland, von Waagen sogar, wenn auch als Seltenheit, im unteren Productuskalk nach- gewiesen. Im Eisass fand ich zahlreiche Exemplare im Hohlweg unter- halb der Pütig und wenige Stücke im Hunsrückerwalde. V. Familie Rhynchonellidae d’Orb. Während die Rhynchonelliden im Bergkalk sehr verbreitet sind, gehören sie im Untercarbon der Vogesen zu den grössten Seltenheiten. Ausser einigen wenigen unbestimmbaren Frag- menten fand ich unterhalb der Ferme Pütig nur ein bestimm- bares Exemplar der Terehratuloidea pleurodon, der oft angeführten [502] 124 Rhynchonella lücurodon des Bergkalkes und eine Camarophoria^ welche möglicherweise eine neue Species darstellt, vorläufig aber als Varietät der ebenfalls verbreiteten Camarophoria cru- mena angesprochen wurde. Echte Rhynchonellen sind mir unbe- kannt geblieben. Es mag aber erwähnt werden, dass Bleichee und Mieg Rhynchonella pugnus Mabt. in ihfer Fossilliste von dem Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig anführen. Ausser den Gattungen Terehratuloidea und Camarophoria kommen im Untercarbon noch Rhynchonella und üncinulus vor, Formen, welche zusammen mit Pentamerus zu den Rhyn- chonellidae zusammengefasst werden. Allen diesen Gattungen sind das Vorhandensein von zwei gewundenen, divergirenden Crureu, welche an dem Schlossrand der Dorsalklappe befestigt sind, und* das Vorhandensein von Zahnfortsätzen in der Ventralklappe ge- meinsam. Die Intensität der Ausbildung dieser Theile, sowie das Auftreten von Mediansepten in einer oder in beiden Klappen sind veränderlich. Die Rhynchonellinae mit den Gattungen Terehratuloidea, Üncinulus und Rhynchonella zeigen die geringste Anlage innerer Kalktheile. Nur in der Dorsalklappe treten die Cruren zu einem allermeist sehr winzigen Medianseptum zusammen. Die Camerophorinae zeigen auch ventral ein Medianseptum, welches in der Wirbelgegend noch eine Verbreiterung der Zahnstützen bewirkt. Die im Carbon bereits ausgestorbenen Pentamerinae sind demgegenüber durch ganz ausserordentlich starke Ausbildung der Kalkstützen ausgezeichnet, welche das ganze Innere der Klappen in 3 fast abgeschlossene Räume theileii. üeber die Entwicklung der Rhynchonelüdae sagt Waagen sehr treffend: „It seems, that we are yet too little acquainted with the details of the interior of these Shells to get a right understanding of the plan of development they have followed“. 125 Die Gattung [503] Terehratuloidea wurde von Waagen von Rhynchonella abgetrennt wegen eines eigenthümlichen Merkmales, welches der Formkreis der Rhyncho- nella pleurodon aufweist. Es ist dies eine stets abgestutzte Form des Wirbels, welche sowohl bei der genannten Form, als auch bei einigen anderen Brachiopoden aus dem amerikanischen, asiatischen und europäischen jüngeren Palaeozoicum recht constant zu beobachten ist, Waagen hat zum ersten Mal hervorgehobeu, dass diese Gestalt des Wirbels, mit Abweichungen im Bau der inneren Kalktheile gegenüber der Gattung Rhynchonella Hand in Hand geht. Die abgestutzte Gestalt des Wirbels will Waagen demnach als einen sekundären Erhaltungszustand be- trachten, welcher nur in der inneren Ausbildung der Ventralklappe begründet ist, Exemplare mit vollständigem Wirbel sind dem- selben nicht zu Gesicht gekommen. Die von Waagen ange- gebenen Hauptunterschiede von Rhynchonella sind in dem Fehlen ventraler Zahnplatten hinter den kräftigen Schlosszähnen und eines dorsalen Medianseptums zu suchen. Waagen meint nun, dass bei Rhynchonellen mit Zahnplatten und Zahnlücken nie ein derartig rundes Loch durch Verletzung des Wirbels entstehen kann, da die Zahnplatten dies verhindern würden. In der That kommt auch dieselbe Wirbelform bei der Gattung Rhynchotrema Hall vor, welcher nach den Angaben von Waagen gleichfalls die Zahnplatten in der Ventralklappe fehlen; während Rhyncho- nellen stets andere Wirbelformen aufweisen. Zu diesen Merkmalen der Gattung Terehratuloidea muss aber noch eines hinzugefügt werden, welchem die eigenartige Zertrümmerung des Wirbels nicht in letzter Linie mit zuzu- schreiben ist. Es ist dies die von andern Rhynchonelliden sehr abweichende Lage des unverletzten Wirbelforamens, welches sehr [504] 126 hoch nach der Wirbelspitze hinauf reicht und sich oft direkt unterhalb derselben befindet. Diese Erscheinung zeigen die zahl- reichen von DE Köninck abgebildeten Terebratuloideen recht deutlich, auch ist die Lage des Foramens an unverletzten, bel- gischen Exemplaren von Terehratuloidea ^leurodon nicht selten zu erkennen. Ausser Rhynchonella pleurodon sind noch eine ganze Reihe von de Köninck neuerdings abgetrennter Species in die Gattung Terehratuloidea einzureihen. Den Abbildungen in der betreffenden Monographie nach meine ich Rhynchonella laeta^ multirugata, ohscura, trisidcosa, acutirugata, ferner suhlaevis und praecox. Unter diesen finden sich Exemplare mit allen Uebergängen zwischen dem unverletzten, hochgelegenen Wirbel- foramen und der abgebrochenen, rund abgestutzten Wirbelform. Von Interesse ist es, dass ähnliche Rhynchonelliden offen- bar auch in anderen Formationen zu finden sind. Bittneb’ hat später eine Anzahl alpiner Trias-Formen genauer beschrieben und ganz ähnliche äussere Verhältnisse gefunden. Dieser For- scher sagt von der Rhynchonella decurtata\ „Der Schnabel ist ähnlich gebaut, wie bei der Rhynchonella vivida von Wengen- St. Cassian, das runde Loch fast in die Spitze hinaufgedrängt, so dass der Schnabel durch dasselbe fast abgestumpft erscheint, eine sehr auffallende Bildung für Rhynchonella^ . Es sind be- sonders die Figuren 12 auf Tafel XXXII und Fig. 27 auf Tafel XXXI bei Bittner, welche diese Verhältnisse sehr deut- lich erkennen lassen. Eine ganze Anzahl anderer Species, welche Bittner um die Rhynchonella decurtata gruppirte, zeigen die gleiche Wirbelform, so Rhynchonella cornaliana Bittn., Rhynchonella devota Bittn., Rhynchonella volitans Bittn. 1. Brachiopoden der alpinen Trias. Abhandi. d. k. k. geoiogischen Reichs- anstait. ßd. XIV, 1890. 127 [505] u. a. m. Der Gattung Terehratuloidea nähern sich diese Trias- Brachiopoden auch in der Skulptur, welche sehr grosse Ueber- einstinimung mit der Terehratidoidea pleurodon zeigt. Bittner giebt an, dass dieselbe dadurch ausgezeichnet ist, „dass die Mittelrippen gegenüber den beiden Bündeln der Seitenrippen eine andere Stellung einnehmen und dass die Seitenrippen, welche sich unterhalb der Wirbel vereinigen, von den Wirbelparthien selber ausgeschlossen sind“. Diese Definition passt ebenfalls auf die Skulptur von Terehratuloidea pleurodon nebst Verwandten. Andrerseits haben auch fast glatte Formen wie Terehratuloidea suhlaevis de Kon. ihr Analogon in der alpinen Trias in Formen, wie Rhynchonella cornaliana Bittn. Alle diese Formen sind auf den Aufbau der inneren Kalktheile nicht untersucht worden. Die Verwandtschaft der Formenreihe der BhynclioneUa decurtata zu der Gattung Terehratuloidea konnte ich aber durch Präpariren einiger vortrefilich erhaltener Exemplare aus der geognost.-palaeontologischen Sammlung der Universität Strass- burg an weiteren Anzeichen feststellen. Beim Anschleifen von alpinen Exemplaren dieser Species gelingt es allerdings regel- mässig, das dorsale Medianseptum der Rhynchonellen deutlich zu erkennen, anders verhalten sich aber die ausgezeichnet ver- witterten Schalen der Bhynchonella decurtata von Mikultschütz in Oberschlesien, bei denen ich den Aufbau der inneren Kalk- theile durch vorsichtiges Trennen der Klappen bis ins kleinste Detail genau verfolgte. An diesen Stücken kann man in der Dorsalklappe ganz zweifellos das Fehlen des Medianseptums er- sehen ; es sind nur die beiderseitigen , verhältnissmässig kurzen Cruren vorhanden, welche in der Mitte des Schlossrandes befestigt sind und nicht, wie bei Bhynchonella^ sich gegenseitig ihre Kanten zukehren, sondern vertikal stehen und demnach mit ihren Flächen seitlich gestellt sind. Am Schlossrand der Ventralklappe stehen zwei winzige Zähncheu, welche von sehr schwachen, aber [506] 128 deutlich sichtbaren Zahnplatten getragen werden. Diese Aus- bildung der inneren Schalentheile entspricht den von Waagen geschilderten Verhältnissen bei carbonisch-permischen Terebra- tuloideen bis auf die bei den Triasformen in der Ventralklappe stets vorhandenen, schwachen Zahnplatten. Das Charakteristische, die Rückbildung des inneren Kalkgerüstes, welche allerdings lokal verschieden intensiv auftritt, ist aber deutlich erkennbar. Da- durch, dass bei den triadischen Rhynchouelliden aber — wenn auch sehr winzige — ventrale Zahnplatteu auftreten, wird die Deutung, welche Waagen von der Entstehung des Wirbelfora- mens giebt, unsicherer. Ich konnte nun an einem Exemplar von Mikultschütz ebenfalls einen sicher unverletzten Wirbel beobachten. Derselbe trug von der Spitze herab und zwar begrenzt von den Zahn- platten eine massig breite Rinne. Aus dieser war das Deltidium zweifelsohne herausgebrochen. Die Oeffnung des Haftmuskels muss aber entschieden fast ganz aus dem Bereich desselben herausgerückt gewesen sein und in der That ganz ol)en am Wirbelende gesessen haben. Demnach wäre die hohe Lage des Foramens primär; wo diese Eigenthümlichkeit aber vorhanden W'ar, war die Wirbelspitze selber auch sehr empfindlich und brach sekundär oft aus, so dass die Wirbelspitze dadurch noch mehr abgestutzt wurde. Bei unverletzten Exemplaren, wo das Foramen durch Gestein verdeckt ist, tritt die Eigenthümlichkeit der Wirbelform oft aber weniger hervor, daher kam es auch, dass Bittneb die Terebratuloidea-}•■' -i •.-•rr<'*7 ’-i.-- ^ ••"»’A'-.ii ■ ■;•’<”/ 'kt r^’J t'I .vir i i-r)*» - ’ ■ , ■•/ ^^-X;b».''''' •' '' /riWWP^”.-i;;‘*‘ ‘ . *; ' '‘ ■■■,‘.V> ■‘'v'X'*’ ■!- .■ •.k';-.'k V..., .. »■ rli«n'.^ I■^:;' ■ > (‘‘ vf|)..!tV.. './t,Ui'- (■• ■.•k ’.l *.' ' 'A -V '." vu-HU. ,v.f. ‘ • ; . ..•' - *7X*- f '.'k.i ..IjiU'i'.'. t f., frl'^■,■‘■'•^'. j . , . ■ ‘ « Kfe.iil'- :•.: .. ! 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Natürliche Grösse. Dorsalklappe. Fig. 7. Spirifer cf. grandicostatus Mac Coy vom Aufschluss zwi- schen Oherburbach und Masmünster. Natürliche Grösse. Fig. 8. Orthothetes fascifera nov. sp. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Natürliche Grösse. Fig. 9. Spiriferina avirostris nov. sp. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Natürliche Grösse. Ventralklappe. Fig. 10. Spirifer Zitteli Schellw. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Natürliche Grösse. Ventralklappe. Fig. 11. Martinia glabra Mart. sp. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Natürliche Grösse. Ventralklappe. Fig. 12, 13. Lingula mytiloides Sow. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Fig. 12 dreimal, Fig. 13 zweimal ver- grössert. Fig. 14. Chonetes papilionacea Fmhli. vom Aufschluss zwischen Ober- burbach und Masmünster. Natürl. Grösse. Dorsalklappe. Fig. 15. Orthothetes fascifera nov. sp. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Grösse 3 : 2. Zweiklappiges Exemplar. Fig. 16. Orthothetes crenistria Phill. sp. vom Hunsrücken. Grösse 3 : 2. Dorsalklappe. Fig. 17. Reticularia lineata Mart. sp. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Natürliche Grösse. Ventralklappe. Fig. 18, 19. Orthothetes fascifera nov. sp. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Natürliche Grösse. Die Originale werden in der Sammlung der geologischen Landesanstalt von Elsass-Lothringen aufbewahrt. Taf. XVI. Scharfenberg'er del. Lielitdnick J. Kraeilivr. Hofphotogr., Kehl. -.-i -v-l 1^ . ^"«KaKjB.TT V' jS",^R.tv---v2;v: ^’jsw .%^:pr- i»w«i S>- •• ■ : ■ i ||«rs*^ T >• . « ♦t ^ ^ l' *. ~» t -I ;. ;vi<; K:^A-r’^v *'4 .• ' Cf“*! %, _ . ... -‘^uty ...'^■rrv -’ V» rrä - r • --:q m “ t* k * . •■• , “ * » •S" '* ’ ^ - ’, V 4-‘:.-., ABHANDLUNGEN ZUR GEOLOGISCHEN SPECIÄLKARTE VON ELSASS-LOTHRINGEN. B£Lnd V. — Heft V. STRASSBURG, STRASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schültz & C*®. 1896. DAS FOSSILFÜHRENDE UNTERCARBON AM ÖSTLICHEN ROSSßERGMASSlV IN DEN SÜDVOGESEN. II. RESCHREIBÜNG DER LAMELLIBRANCHIATEN-FAÜNA. Von Dr. A. TORNQUIST Privatdocent und Assistent am geognostisch-palaeontol. Institut der Universität zu Strassburg. MIT DREI LICHTDRUCK-TAFELN UND EINER TEXT-FIGUR. I STRASSBURG, STRASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Scholtz & C‘®. 1896. 1 [535] Die vorliegende Abhandlung über die Lamellibranchiaten des „Untercarbon am östlichen Rossbergmassiv in den Süd- vogesen“ schliesst sich an die von mir vor Jahresfrist, als erster Theil, herausgegebene Beschreibung der Brachiopoden derselben Schichten an. Ueber die Art des Vorkommens dieser untercarbonischen Fauna ist dort bereits kurz berichtet worden. Ebenso befindet sich im ersten Theile eine Zusammenstellung der über diese Fauna vorliegenden Literatur und der von anderen Autoren aus dem Untercarbon der Südvogesen bereits früher erwähnten Fossilien. Die in den Listen von Bleicheb und Mieg wieder- gegebenen Bestimmungen decken sich, wie ein Ueberblick leicht zeigt, sehr wenig mit den in dieser Abhandlung vorgenommenen Benennungen der Arten. Es hat dies seinen Grund zum Theil darin, dass der die Zweischaler behandelnde Theil der letzten, grossen Monographie von de Köninck über die „Faune du calcaire carbonifere de la Belgique “ seither eine sehr ein- greifende Veränderung in der Auffassung der Arten des Unter- carbon hervorgerufen hat, indem einerseits viele von de Köninck in den Jahren 1842 — 44 vorgenommene Bestimmungen recti- ficirt worden sind und andererseits durch präcisere Auffassung der Arten auch in dieser Fauna ein engerer Artbegriff einge- führt worden ist. In Folge der neuen Monographie de Koninck’s ist deshalb auch eine Revision der Fossillisten, welche Bleicheb und Mieg mittheilten, nöthig. 1 [58 fi] 2 Die Abgrenzung der Arten bei de Köninck entspricht im Allgemeinen durchaus der in neuerer Zeit auch bei anderen Faunen zur Geltung gebrachten Autfassung; de Köninck und sein Mitarbeiter Fralpont dürften nur vielleicht bei den Gat- tungen Edmondia und Sanguinolües etwas zu sehr ins Detail gerathen sein. Durch diese feinere Trennung der Arten ist vor allem der für die Stratigraphie ungemein wichtige Unterschied zwischen den Faunen der verschiedenen Etagen des belgischen Kohlenkalkes schärfer als bisher zum Ausdruck gekommen. Dieser Unterschied geht so weit, dass im Tournay- und im Visekalk kaum eine Muschelart zugleich vorkommt. Andererseits dürfte dieser strenge Faunenunterschied aber kaum, wie de Köninck will, auch für die Fauna der zweiten Etage des belgischen Unter- carbon gelten. Wir werden öfter Gelegenheit haben, Arten zu besprechen, welche in der Waulsort- und Visestufe gemeinsam Vorkommen. Bei näherer Beschäftigung mit der grossen Mono- graphie von DE Köninck wird mau sich aber doch von dem dort zum Ausdruck gebrachten Gedanken der faunistischen Unabhängigkeit der einzelnen Kohlenkalketagen Belgiens im Allgemeinen überzeugen. In welchem Yerhältniss die Zweischaler des Untercarbon der Südvogesen zu denjenigen der verschiedenen belgischen Kohlenkalketagen stehen, soll des Genaueren erst im Zusammen- hang mit der übrigen Fauna dargelegt werden. Zum vorläu- figen Versländniss sei hier nur kurz erwähnt, dass die vor- liegende Zweischaler-Fauna eine besonders reiche Fauna vom Alter des Visekalkes ist, in einer Zu- sammensetzung der Gattungen, weiche vielfach an diejenige der Fauna des Tournaykalkes erinnert. Ein- zelne Gattungen, wie Ctenodonta, Janeia und Pteronites, welche in Belgien ausschliesslich oder grösstentheils im Tournay- 3 [537] kalk gefunden werden, kommen im Eisass ebenfalls beziehungs- weise häufig in dem dort ausgebildeten Horizont des Visekalkes vor, allerdings in Arten, welche denjenigen des Tournaykalkes nicht entsprechen. Was das mir vorliegende Material betrifift, so ist auch bereits früher hervorgehoben, dass ich durch die liebenswürdige Unterstützung des Herrn G. Winckel in Niederburbach meine Funde ergänzen konnte. Bei dieser Gelegenheit möchte ich aber auch nicht unterlassen, Herrn Mathieu Mieg in Mül- hausen, der in seiner schönen Sammlung sehr reichhaltige Suiten von Fossilien der verschiedenen Fundpunkte im Unter- carbon des Kossberges besitzt und dieselben durch wiederholte Publikationen auch zur allgemeineren Kenntniss gebracht hat, für die Bereitwilligkeit zu danken, mit welcher er mir in das von ihm und Herrn Professor Bleichee in Nancy gesammelte Material Einsicht gestattete. Fast sämmtliche Zweischaler, welche dieser Abhandlung zu Grunde liegen, sind von mir selbst gesammelt worden. Das alte, in früheren Jahren zusammengetragene Material wurde neuerdings noch durch mehrtägige Excursionen in das Gebirge weiter vergrössert. Hier ist auch am Platz, Herrn Lehrer Jenn für die gewährte Hülfe bei den im Gemeindewald von Bitsch- weiler vorgenommenen Schürfungen zu danken und Herrn Stu- diosus Liebheim Erwähnung zu thun, welcher mehrere Tage an den verschiedenen Fundstellen unverdrosssen mitgesammelt hat. Benutzte Literatur* Die auf die elsässischen Fundpunkte bezügliche Literatur findet sich bereits im ersten Theile auf Seite 10 [388] zusammengestellt. Neueres ist unterdessen nicht erschienen. [538] 4 Von besonderer Bedeutung für die Behandlung der ober- elsässischen Untercarbon-Fauna ist aber ein vor zwei Monaten erschienenes, grösseres Werk von A. Julien, welches betitelt ist „Le terrain carbonifere de la France centrale“. Dasselbe er- fordert an dieser Stelle eine kurze Besprechung. Da dieses Buch eine gesaminte Darstellung der in den zahlreichen kleinen Notizen von A. Julien und Le Veeriee zusammengetragenen Resultaten giebt, und die letzteren Arbeiten dadurch entbehrlich macht, so gewinnt man durch dasselbe ein viel klareres und übersichtlicheres Bild über Fauna und Facies des Untercarbon im centralen Frankreich, als es durch die Lektüre der kleinen Aufnahme-Notizen möglich war. Bereits früher hatte ich die sehr ähnliche Ausbildung der Untercarbon-Fauna im Obereisass und im centralen Frankreich erkannt und daraufhin sämmtliche vorliegende Angaben über die untercarbonische Fauna des französischen Centralplateaus zu- sammengetragen und mit den Verhältnissen des elsässischen Unter- carbon verglichen. Die Monographie von A. Julien ersetzt jetzt diese früheren Arbeiten. Auch in dem Literatur- Verzeichniss ist deshalb auf die Anführung derselben verzichtet. Es entspricht dem Zweck der ^vorliegenden Abhandlung, allein auf den palaeontologischen Theil des „Terrain carbonifere de la France centrale“ näher einzugehen; die stratigraphischen Angaben werden später im geologischen Theile dieser mono- graphischen Bearbeitung zu besprechen sein. Auf meine Beschreibung der Brachiopoden-Fauna des Obereisass ist Julien nicht aufmerksam geworden, ebenso ist ihm der grösste Theil der Arbeiten über das elsässische Palaeozoicum unbekannt geblieben. Die vielgenannte Fauna von Schirmeck im Untereisass hält er beispielsweise noch mit Velain für untercarbonisch , während Jaekel bereits im Jahre 1888 zweifellos ihr devonisches Alter festgestellt hat. 5 [539] Was den eigentlichen palaeontologischen Theil in dem JüLiEN’schen Werke anbetrifft, so darf ich nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dass derselbe mit der grössten Vorsicht aufzunehmen ist. Eine ganze Reihe von Formen sind trotz des Vergleiches mit den de KoNmcK’schen Originalen im Museum zu Brüssel ganz zweifellos falsch bestimmt, wie zum Beispiel Edmondia? selecta und Aviculopecien coelaius. Bei diesen beiden Formen lässt sich der Irrthum an den Abbildungen sicher nachweisen. Ausserdem hat Julien sich aber bei seinen Bestim- mungen allein auf den Vergleich mit den belgischen Stücken verlassen. Irgend eine Bezugnahme auf eine Reihe wichtiger englischer und deutscher Arbeiten ist nicht zu bemerken. Die Behandlung einer Art ist derart, dass auf den Speciesnamen nur noch die wörtliche Wiederholung der Artdiagnose de Koninck’s oder eines andern Autors folgt. Bei den Zweischalern ist überhaupt eine Kritik der de KoNiNCK’schen Bestimmung, welche bei verschiedenen Formen wohlangebracht ist, nirgends versucht worden. Nur bei solchen Formen, welche de Köninck mit bereits beschriebenen, grossbritannischen und irischen iden- tificirt hatte, ist auf andere Literatur als die Monographie von DE Köninck eingegangen. Wenn schon aus diesen Gründen die Besonderheiten der central-französischen Faunen gegenüber den belgischen gar nicht zur Geltung gekommen ist, und man von einer eigentlichen palaeontologischen Behandlung der Fauna kaum reden kann, so sind andererseits die Abbildungen leider so aus- gefallen, dass auch eine Kritik in vielen Fällen unmöglich ist. Man betrachte beispielsweise Tafel IV Figur 6, welche eine neue Art darstellt, ferner Figur 3 und 4. Ferner ist auf Tafel IX Figur 12 und 13 ein Euomphalus in einer Weise abgebildet, dass wohl die stärkste Phantasie nicht im Stande ist, die Vor- stellung zu erwecken, dass man es hier mit einem Gastropod zu thun hat. [540] 6 Nach der Durchsicht dieser Arbeit habe ich die Ueber- zeugung gewonnen, dass ein Vergleich der elsässischen Fauna mit der central -französischen, wie sie am Schlüsse des ersten Theiles hinsichtlich der Brachiopoden-Fauna durchgeführt worden ist, nur nach eingehender Kritik der von Julien ausgeführten Bestimmungen vorgenommen werden kann, wenigstens hinsicht- lich des Vorkommens gleicher Arten in den verschiedenen Gebieten. Da diese Kritik aber, ohne das Material vor sich zu haben, nicht möglich ist, wurde auch in dieser Abhandlung auf sie verzichtet. Der JuLiEN’schen Arbeit kann nur die für die Faunengebiete bezeichnende Vergesellschaftung und Häufigkeit der verschiedenen Gattungen entnommen werden und diese darf am Ende dieser Abhandlung ihre Besprechung finden. Die von mir bei Bearbeitung der Lainellibranchiata benutzte Literatur ist folgende: 1809. Maetin. Petreficata Derbiensis. 1812 — 29. SowEBBY. Mineral Conchology. 1826 — 33. Goldpcss. Petrefacta Germaniae. 1835. Beonn. Lethaea geognostica. 1836. Phillips. Illustrations of the Geology of Yorkshire. Bd. II. 1840. SowEEBY. Coalbrock Dale fossils. Transactions of the geological Society of London. II. ser. Bd. V. 1841. Phillips. Figures and description of the palaeozoic fossils of Cornwall, Devon and West Somerset. 1842 — 44. DE Köninck. Description des animanx fossils du terrain car- bonifere de Belgiqne. 1843. Hall. Natural history of New-York, Palaeontology. Vol. I. 1843. PoETLOCK. Report on the geology of the county of Londonderry and of parts of Tyrone and Fermanagh. 1844. Mac Coy. Synopsis of the characters of the carboniferous fossils of Ireland. 1845. Muechison, de Veenbuil et de Keyseeling. Geologie de la Eussie. Bd. n. 1847 — 53. DE Ryckholt. Melanges paleontologiques. Bd. I, n. 1849. Bbown. Illustrations of the fossil conchology of Great Britain and Ireland. 1850. King. A monograph of the permian fossils of England. 1850 — 56. Sandbeegee. Die Versteinerungen des rheinischen Schichten- systems in Nassau. 1850 — 55. F. A. RffijiEE. Beiträge zur geologischen Kenntniss des nord- westlichen Harzgebirges. Palaeontographica. Bd. III, V. 1851. DE Köninck. Description des animaux fossils, etc. Supplement. 1851. Mac Coy. Descriptions of new Mountain-Limestone-Fossils. Annals and mag. of nat. hist. Ser. II, Bd. VII, S. 167 ff. [542] 8 1851. Saltee. Report of the meeting of the British association for 1851. S. 63. 1853. Mac Cot. On some new carboiiiferous Limestone-Fossils. Annals and mag. of nat. hist. Ser. II, Bd. XTT 1854. Mac Coy. Contribution to british Palaeontology. 1855. Mac Coy. Systematic description of the british palaeozoic fossils. 1857. Saekes. De petrefactis quae in schisto posidonico prope Elber- feldam urbem inveniuntur. Diss. aug. Berolini. 1865. Meek and Woethen. Proceed. Chicago Academ. of Sciences. Bd. I, S. 20. 1870. Rcemeb. Geologie von Oberschlesien. 1873. DE Köninck. Monographie des fossils de Bleiberg en Carinthie. 1873. Meek. Illinois geological report. Bd. V. 1873. Etheeidge. On some further Undescribed Species of Lamelli- branchiata from the Carboniferous Series of Scotland. Geological magazine. Bd. X, S. 344 S. 1874. Etheeidge. Notes on carboniferous Lamellibranchiata. Geological magazine. Dec. II, Bd. I, S. 300 fiF. 1874. Meek. American Journal of Sciences. 3. ser. Bd. VII, S. 445. 1875. Etheeidge. On some Undescribed Carboniferous Fossils. Geological magazine. N. S. Dec. IL Bd. II, S. 241 ff. 1875. Meek and Woethen. Geological survey of Illinois. Bd. VI. 1875. Toula. Eine Kohlenkalkfauna von den Barents-Inseln. Sitzungsber. d. k. k. Academie der Wissensch. Wien. Bd. LXXI, 1, S. 527. 1876. DE Köninck. Recherches sur les fossils paleozoiques de la Nou- velle Galles. 1876. Etheeidge. Notes on carboniferous Lamellibranchiata. Annals and mag. of nat. hist. 4. ser. Vol. XVIII, S. 96, ff., Taf. IV. 1877. Etheeidge. Further contributions of british carboniferous Palae- ontology. Geol. magazine. N. S. Dec. II, Bd. IV, S. 241. 1879. Gümbel. Geognostische Beschreibung des Fichtelgebirges. 1879. VON Kienen. Die Culmfauna von Herbom. Neues Jahrbuch für Min. etc. S. 309 fiF. 1880. Congres international de geologie ä Paris. 1882. Kaysee. Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. Jahrb. der kgl. preuss. geol. Landesanstalt. S. 51. 9 [543] 1882. Halfar. Ueber ein grosses Conocardium aus dem Devon des Oberharzes. Ztschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXXIV, S. 1. 1882. Baerois. Recherches sur les terrains anciens des Asturies et de la Galice. 1884 — 85. Hall. Geological survey of the State of New-York. Palae- ontology. Bd. V, Part. I. Lamellibranchiata, I, II. 1885. VON ZiTTEL. Handbuch der Palaeontologie. Bd. II. 1885. DE Köninck. Faune du calcaire carbonifere de la Belgique. La- mellibranchiata. Bd. V. 1887. Fischer. Manuel de Concbyliologie. 1887. Waagen. Salt-Range Fossils. Vol. I. Memoirs of the geological Survey of India. 1888. Etheridge. Fossils of the british islands. Bd. I. 1889. Frech. Ueber Mecynodon und Myophoria. Ztechr. d. d. geol. Ges. Bd. XLI. 1889. Frech. Die devonischen Aviculiden Deutschlands. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen. Bd. IX, Heft 3. 1891. Neumayr. Mit einem Vorwort von E. Süess. Beiti'äge zu einer morphologischen Eintheilung der Bivalven. 1892. Dathe. Umgebung von Salzbrunn. Abhandl. zur geol. Specialkarte von Preussen. N. F. Heft 13. 1893. VON Wöhrmann. Ueber die systematische Stellung der Trigoniden und die Abstammung der Nayaden. Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt. Bd. XLIH, Heft 1. 1894. Frech. Die karnischen Alpen. 1895. Beushausen. Die Lamellibranchiaten des rheinischen Devon. Abhandlungen der kgl. preuss. Landesanstalt. N. F, Heft 17. 1895. Salomon. Geologische und palaeontolog. Studien über die Marmo- lata. Palaeontographica. Bd. XLH. 1895. Bittnee. Lamellibranchiata der alpinen Trias. I. Set. Cassian. Abhandlungen der k. k. geol. Reichsanst. Bd. XVIII, Heft 1. 1895. VON ZiTTEL. Grundzüge der Palaeontologie. 1896. Julien. Le terrain carbonifere de la France centrale. [544] 10 Anisomyaria Neum. I. Familie Aviculidae Lam. Die Aviculiden haben bereits im Devon den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht; sie bilden im ganzen Palaeozoicum einen Stamm, von dem sich die verschiedensten Formen ab- trennen. Diese Formen sind im älteren Palaeozoicum noch sehr Avicula-’iCimXioh, nehmen aber bereits im jüngeren Palaeozoicum eine vom Ävicula-^idimm getrenntere Stellung ein, welche sich im Mesozoicum noch verstärkt. Ich habe im Anschluss an andere Systematiker vorgezogen, diese Vorfahren der im Mesozoicum selbstständigen Familien auch in der vorliegenden Untercarbon- Fauna von den Aviculiden zu trennen. Es sind dies die Gat- tungen Aviculo^ecten , Strehlopteria, Aviculopinna und Myalina, welche in die Familien der Pectiniden, Pinniden und Myaliniden gestellt sind. Die Aviculiden sind im Untercarbon vertreten durch Avicula, nebst ihrer Untergattung Leiopteria, JPteronites und Monopieria. Die letztere Gattung ist nur aus Amerika von Meek und WoETHEN beschrieben worden. Im Untercarbon der Südvogesen finden sich vorzugsweise die Untergattung Leiopteria und die Gattung Pteronites, doch kommt auch eine für das Untercarbon sehr seltene , echte Avicula-Avt dort vor. Avicula Klein. In der „Faune du calcaire carbonifere de la Belgique“ von DE Köninck findet sich die Gattung Avicula nicht ver- 11 [545] treten. Man thut aber gut, die Gattung Leiopteria, welche in dem DE KoNiNCK’schen Werke 21 Arten aufweist, nicht von Avicula zu trennen, oder höchstens als Untergattung derselben aufzufassen. Dadurch werden eine Anzahl Arten, welche bereits früher von de Köninck und auch von M’Cot Avicula zugerechnet worden waren, dieser Gattung nunmehr wieder zugeführt. Eine genaue Gattungsdiagnose der bekannten, vom Silur bis zur Jetztzeit vorkommenden Gattung Avicula zu geben, erscheint überflüssig. Am besten ist dieselbe im „Manuel“ von Fischee zu ersehen. Ausser der schiefen, vorne und hinten geflügelten Gestalt der Muscheln ist die Beschaffenheit des Schlossrandes von besonderer Wichtigkeit. Es sind in jeder Schale ein bis zwei Schlosszähne und ein leistenförmiger Seiten- zahn vorhanden. Das Ligament liegt in einer schräggestellten, hinter dem Wirbel gelegenen Längsfurche. Wenn wir die Diagnose, welche Hall von Leiopteria gibt, mit derjenigen von Avicula vergleichen, so ergibt sich in den Verhältnissen der Schalen kein wesentlicher Unterschied. Irrthüm- licherweise gibt aber de Köninck au, dass bei Leiopteria keine Schlosszähne vorhanden sein sollen ; diese Angabe steht aber in direktem Widerspruch mit den HALL’schen Angaben und kann man daher der von de Köninck mit dieser Begründung vorge- nommenen Trennung von Avicula und Leiopteria nicht zu- stimmen. Auch bei Fischee findet sich die gleiche Angabe, dass Leiopteria keine Schlosszähne besitzen soll. Immerhin mag die winzige Ausbildung des vorderen Ohres und die von vielen Arten im Devon und Carbon wiederholte, nach hinten geschwungene Gestalt einen Anhalt geben, Leiopteria als eine Untergattung von Avicula zu betrachten. Ohne hier weiter auf die devonischen Aviculiden, welche, wie Actinopteria , zum Theil aufs engste mit Leiopteria ver- knüpft sind, einzugehen, sind noch die Beziehungen von Avicula [546] 12 zu den übrigen aus dem Untercarbon beschriebenen , mit Avicula verwandten Gattungen zu erörtern. Die Gattung Ptero- nites zeigt vor allem eine gewisse Aehnlichkeit mit den Leiop- terien. Es wird von M’Cot angegeben, dass dieselbe nur einen sehr kleinen Seitenzahn besitzen soll ; gleiches findet sich aber bei Avicula- Aeusserlich gibt jedoch die weniger scharf ausgeprägte Abgrenzung der Ohren bei Pteronites stets eine gute Handhabe zur Trennung der im Untercarbon liegenden Arten dieser beiden Gattungen. Erheblicher scheint sich Monop- teria von Avicula zu unterscheiden. Von dieser Gattung geben Meek und WoETHEN an, dass sie zahnlos sei; die einzige be- kannte Art, Monopteria gihbosa, zeigt ausserdem eine vom AvecuZa- Typus ziemlich abweichende Gestalt. De Köninck rechnet zu den Aviculiden noch die Gat- tungen : Posidonomya, Posidonella, Rutotia und Pachypteria. Die beiden ersten Gattungen entfernen sich sehr weit von Avicula. Die sehr schwache Entwicklung der Ohren und der zahnlose Schlossrand erscheinen sofort als hinreichend, diese Formen von den zu Avicula in weiterem Sinne zu rechnenden Formen abzutrennen. Rutotia schliesst sich ebenfalls durch den zahnlosen Schlossrand eng an Posidonomya an, ausserdem ist die starke Ungleichklappigkeit bei dieser Art auffallend; die Ohren sind gut ausgeprägt, wenn auch schwach abgesetzt. Im Untercarbon sind die dicken, skulpturlosen J?M^o^*a-Schalen nicht leicht mit den eleganteren AwmZa-Arten zu verwechseln. Pachypteria stellt ebenfalls durch die äusserliche Aehnlichkeit mit Ostrea einen stark aberranten Typus dar. Diese vier Gat- tungen sind von der Familie der Aviculiden zu trennen. Im Untercarbon treten typische Avicula-kxim stark zurück ; die Untergattung Leiopteria, welche aus dem Devon aufsteigt, ist dagegen in ausgezeichneter Formenmannigfaltigkeit vertreten. Im Eisass kommen zwei Arten des belgischen Visekalkes, 13 [547] Leiopteria hirundo de Kon. und Leiopteria laminosa Phill. — letztere auch im grossbritannisch-irischen Untercarbon bekannt — vor. Auffallend ist bei diesen Formen die Aehnlichkeit mit den triadischen Hörnesien. Trotzdem mir von der zweiten Leiopteria- Art nur linke Schalen vorliegen, so ist diese Aehnlichkeit aber doch wohl ganz allein äusserlich. Jedenfalls ist an keiner Leiopteria aus den anderen Untercarbon- Ablagerungen, die starke Ungleich- klappigkeit und die mächtige Entwicklung von Schlosszähnen, wie sie bei den triadischen Formen vorliegt, nachgewiesen worden. Leiopterien finden sich in der rein-kalkigen Entwicklung des Untercarbon und in der schiefrigen Entwicklung des Kohlen- kalkes ziemlich gleichmässig verbreitet. Sie sind nirgends sehr häufig, bilden aber wegen ihrer allgemeinen Verbreitung ein sehr charakteristisches Faunenelement. Julien hat im Unter- carbon des centralen Frankreichs drei Arten bestimmen können. Wie DE Köninck, so glaube ich, ist aber auch Julien in der Trennung dieser Formen etwas zu weit gegangen. Einen sehr seltenen, im Untercarbon vielleicht noch gar nicht nachgewiesenen ^^;^c^^?a-Typus bildet Avicula puetigensis nov. sp. Trotzdem mir nur ein Fragment derselben vorlag, ist die ^■yecMZa-Natur doch ziemlich zweifellos. Diese Art erinnert an gewisse, von Hall als Actinopteria angesprochene Arten aus dem nordamerikanischen Devon. Weitere Funde müssen diese interessante Form noch mehr aufklären. 1. Avicula (Leiopteria) hirundo de Kon. Taf. XVII, Fig. 4. Leiopteria hirundo de Köninck. 1885. Faune du calc. carb. de la Bel- gique. Bd. V, S. 188, Taf. XXX, Fig. 1, 2. — columbo DE Köninck. 1885. ib., S. 196, Taf. XXX, Fig. 29 — 30. — — Julien. 1896. Carbonif^re marin de la France cen- trale. S. 52, Taf. X, Fig. 11. [548] 14 Fast ein Dutzend theils als Abdruck, theils als Skulptur- steinkern erhaltener Leiopterien-Schalen lassen sich auf diese Art beziehen. Die grössten Exemplare besitzen eine Länge von 20 mm., eine Schalenhöhe von 9 mm; der Schlossrand ist 14 — 15 mm lang. Die weit nach hinten verlängerte Schale ist stark convex. Der Schlossrand ist verhältnissmässig lang. Die vorderen Ohren sind klein, von der mittleren Schalenparthie durch eine flache Depression grob abgesetzt. Die hinteren Ohren sind dagegen flach, deutlich abgetrennt und sehr gross; sie dehnen sich etwa über zwei Drittel der Schalenlänge aus. Die Wirbel stehen fast ganz vorne ; sie sind stumpf und stark vorwärts gerichtet. Die Schalenoberfläche ist mit groben Anwachslamellen bedeckt. Auf dem mittleren Schalentheil sind dieselben grob lamellös, aber gut von einer Seite zur anderen zu verfolgen. Auf dem Ohre stehen feinere, zahlreichere Streifen, welche oftmals unregel- mässig werden, hie und da aber auf den Ohren, besonders bei Steinkernen auch ganz scharf und regelmässig zum Schlossrand verlaufen. Leiopteria hirundo ist jedenfalls sehr nahe mit Leiopteria lunulata Phill. verwandt. De Köninck gibt als Unterschiede an, dass letztere mehr nach hinten gekrümmt, ausserdem von höherer Gestalt ist und kürzere Ohren trägt. Die elsässi- schen Stücke dürften in allen diesen Eigenschaften, wenn sie auch Leiopteria hirundo um vieles näherstehen als Leiopteria lunulata^ gewissermassen eine Zwischenstellung zwischen beiden Arten einnehmen. Die hinteren Ohren sind entschieden nicht so lang, wie bei der typischen Form de Koninck’s, sie sind aber bedeutend länger, als bei der PniLLiPs’schen Art. Ebenso scheint die Höhe der elsässischen Muscheln etwas grösser zu sein, als bei der belgischen Leiopteria. Als identisch mit dieser Art ist jedenfalls Leiopteria 15 [549] columbo DE Kon, anzusehen. In der de KoNiNCK’schen Mono- graphie wird ein Vergleich von Leiopteria emaciata de Kon. mit unserer Art und mit Leiopteria columbo durchgeführt, aus demselben ist kein Unterschied der letzteren von Leiopteria hirundo ersichtlich; es ist nur die Grösse der Exemplare, welche beide unterscheidet; von beiden wird ausserdem ange- geben, dass sie im Visekalk sehr selten sind; von Leiopteria hirundo hat de Köninck nur ein beschädigtes Exemplar Vor- gelegen. Theils aus denselben Gründen, theils wegen der sehr grossen Aehnlichkeit von Leiopteria hirundo mit emaciata, scheint mir auch die von Julien neu gegründete Art, Leiop- teria van den Brcecki, als Zwischenform zwischen L. columbo und emaciata nicht genügend fundirt zu sein. Die Abbildung dieser neuen Art ist absolut unkenntlich. Leiopteria hirundo kommt sehr selten im Visekalk vor; sie fand sich gleichfalls im centralfranzösischen Untercarbon, Im Eisass konnte ich sie in zahlreichen Exemplaren in den Echinodermenschichten des Hunsrückerwaldes sammeln ; nur ein einziges , aber skulpturloses Exemplar wurde in den oberen Schichten des Hohlweges unterhalb der Ferme Pütig gefunden. 2. Avicula (Leiopteria) laminosa Phill. sp. Taf. XVII, Fig. 5, 6. GerviUia laminosa Phillips. 1836. Geology of Yorkshire. Bd. II. S. 212, Taf. VI, Fig. 10. Avicula — M’Coy. 1844. Syn. of the charakt. of the carb. Fossils of Ireland. S. 84. ? Ldofteria laminosa de Köninck. 1885. Faune du calc. carb. de la Belgique. Bd. V, S. 190, Taf. XXX, Fig. 6. Zwei linke Schalenfragmente und eine vollständige linke Schale einer Leiopterie dürften dieser alten PniLLips’schen Art [550] ' 16 angehören. Der Schlossrand besitzt eine Länge von 11 mm; die Höhe der Schalen ist etwa ebenso gross. Die Artbeschreibung ist verschiedentlich gegeben worden. Ich möchte nur die Unterschiede dieser Species von der vorher- gehenden, mit ihr zusammen vorkommenden Art erörtern. Die typischste Abbildung hat Phillips gegeben. An ihr erkennt man, ebenso wie an den mir vorliegenden Exemplaren, dass im Vergleich zu Leiopteria hirundo die mittlere Schalenparthie vom Wirbel aus schneller an Breite zunimmt und mehr nach unten gerichtet ist, woraus eine im Ganzen höhere Gestalt der Muscheln resultiren würde. Ferner sind die vorderen Ohren grösser und nicht so stark abgestutzt; sie sind auch durch eine sehr deutlich ausgeprägte Kante von der mittleren Schalen- parthie getrennt. Die Schalen erinnern dadurch ungemein an gewisse triadische Hoernesien, wie Hcernesia hipartita Mee. sp. *. Ob hier eine nähere Verwandtschaft vorliegt, erscheint allerdings zweifelhaft und kann erst nach der Kenntniss der rechten Schale beurtheilt werden, welche bei den triadischen Zweischalern ja bekanntlich nahezu flach oder sogar concav ausgebildet ist, bei den Leiopterien dagegen, wenigstens so weit wir bisher unterrichtet sind, den linken Schalen analog, d. h. stark convex, geformt ist. Das hintere Ohr ist bei dieser Art viel weniger ausge- dehnt, als bei Leiopteria hirundo. Dasselbe ist auch schärfer vom mittleren Schalenkörper abgesetzt. Die Skulptur ist die gleiche wie bei der vorhergehenden Art. Es scheint mir nicht ganz zweifellos, ob de Köninck die PniLLips’sche Art richtig interpretirt hat. Wohl wird im Text die sehr bezeichnende Form des vorderen Ohres richtig beschrieben, auf der Abbildung erscheint dasselbe aber nicht deutlich genug abgesetzt. I. Bittner. Lamellibranchiata der alpinen Trias. Taf. X, Fig. 7, etc. 17 [551] Leiopteria laminosa hat sich ausser in den Gebieten des reinen Kohlenkalkes nur noch im Eisass, in den Echinodermen- schichten des Hunsrückens in sparsamen Exemplaren vorgefunden. 3. Avicula puetigensis nov. sp, Taf. XVII, Fig. 7. Als Avicula puetigensis bezeichne ich eine höchst charakte- ristische Muschel, welche zu keinem bisher bekannten Zwei- schaler aus dem Carbon und aus dem Devon nähere Beziehung zeigt. Leider liegt mir nur ein Bruchstück dieser interessanten Art vor, welches aber so charakteristisch ist, dass mir eine Neubenennung am Platz zu sein scheint. Es liegt der hintere Theil einer rechten Schale vor. Höhe und Länge der Art sind nicht genau zu ermitteln. Es ist nur möglich, die Länge des hinteren Flügels der Schale mit 7 mm abzumessen. Annähernd kann die Höhe der Schale auf 17 mm angegeben werden. Die Schale ist mässig gewölbt, nach hinten gezogen; vom Wirbel läuft schräge nach hinten der wenig convexe, breite mediane Schalentheil. Der Schlossrand ist etwa zwei Drittel so lang als der grösste Durchmesser der Schale. Der mittlere Schalentheil geht allmählich in den hinteren , flachen , ver- hältnissmässig kurzen Flügel über. Dieser Flügel ist nach hinten sehr spitz ausgezogen. Die Oberfläche der Schale ist von spar- samen — etwa zwölf — Anwachsterrassen überzogen, welche vom Wirbel aus treppenförmig nach unten aufeinander folgen. Diese Skulptur setzt regelmässig auf das hintere Ohr fort, hat auf diesem aber weniger den Charakter einzelner , nach unten senkrecht abfallender Terrassen ; sie bildet vielmehr ziemlich breite, eingesenkte Streifen. Auf dem Ohr ist diese Skulptur entsprechend der Begrenzung des letzteren stark nach hinten, in spitzem Winkel zur oberen Kante des Ohres gerichtet. 2 [552] 18 Wenn mau will, kann man das von Phillips als Gervillia squamosa (Geol. of Yorkshire. Taf. VI, Fig. 9) angesprochene Schalenfragment mit der vorliegenden Form vergleichen. Dasselbe zeigt eine ähnliche, wenn auch etwas engere Skulptur und be- sitzt ebenfalls ein sehr spitz ausgezogenes Ohr. Unterschiede bestehen aber in der schärferen Absetzung des letzteren und in der etwas nach hinten geschwungenen, wohl auch stärker gewölbten Medianparthie der Schale. Ueber die Natur dieses Fragmentes ist auch später nichts bekannt geworden. R. Ethe- EiDGE führt es aber in den „British fossils“ als Avicula auf. Ueber die Zugehörigkeit unseres Fragmentes kann eben- falls kein Zweifel bestehen, wenn auch aus dem Untercarbon eine ähnliche Formenreihe bisher nicht näher bekannt geworden ist. Avicula puetigensis fand sich nur in einem Exemplar in den unteren Bänken des Aufschlusses im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. JPteronites M’Coy. Diese von M’Cot im Jahre 1854 in den „British pa- laeozoic Fossils'' aufgestellte Gattung ist im Carbon und Devon verbreitet. Nachdem die devonischen Aviculiden näher studirt worden sind, hat sich die M’Cov’sche Gattungsdiagnose ein wenig verändert. Nach Feech lautet dieselbe folgendermassen : „Der Umriss ist dreieckig, die Schlosslinie entspricht der grössten Ausdehnung der Schale. Der Wirbel ist ganz, oder fast ganz nach vorne gerückt. Der kleine (zuweilen vollkommen fehlende) Vorderflügel hebt sich ebenso wenig, wie der Hinter- flügel von dem Haupttheil der Schale scharf ab. Die linke Klappe ist mehr gewölbt, als die rechte. Ein schmaler Seiten- zahn unmittelbar an der Schlosslinie, sowie ein kleiner Schloss- zahn ist von M’Cot beobachtet worden.“ 19 [553] Die äussere Gestalt der hierher gehörigen Formen zeigt einerseits deutlich die Zugehörigkeit zu den Aviculiden, macht aber auch andererseits die Unterscheidung von den verwandten Gattungen und den Untergattungen von Avicula leicht. Von Avicula und der mit Fteronites im Carbon vielfach zusammen vorkommenden Untergattung Leiopteria ist unsere Gattung vor allem durch die wenig abgesetzten Ohren äusser- lich zu unterscheiden. Von Meek und Wokthen ist ferner aus dem Untercarbon von Illinois eine Gattung Monopteria be- schrieben worden. Dieser Gattung fehlen im Gegensatz zu der vorliegenden die vorderen Ohren ; die Gestalt der einzigen bisher beschriebenen Art ist höher und nicht in der Weise wie bei Fteronites nach hinten gezogen. Der Schlossrand ist ausser- dem zahnlos. In unserer Fauna sind Bruchstücke der hierher gehörigen Arten am leichtesten mit Leiopterien zu verwechseln. Die de- vonische Gattung Leptodesma soll auch nach Feech in die devonischen Pteroniten übergehen , diese Gattung unterscheidet sich von Leiopteria nur durch die stumpfere Gestalt des hin- teren Flügels. Nach allem sind also jedenfalls Fteronites und Leiopteria sehr nahe verwandt. Bei den devonischen Pteroniten sind nach Feech zwei Formengruppen zu unterscheiden, eine, bei welcher die grösste Höhe der Muschel in der Nähe des Wirbels liegt und der Hinterflügel in eine scharfe, weit vorgezogene Spitze ausläuft; diese Gruppe ist nur im Unterdevon vertreten; eine zweite Gruppe setzt sich aus Arten zusammen, welche im Ganzen mehr nach hinten verzerrt sind und bei denen die grösste Höhe nahe am Hinterrand der Schale liegt; diese Gruppe setzt ins Untercarbon über. Die beiden aus den elsässischen Ablagerungen vorliegenden Formen gehören der letzteren Gruppe an, stellen aber wieder ganz [554] 20 verschiedene Typen dar, einen solchen, welcher durch eine nahezu glatte, oder von concentrischen Anwachslamellen durchzogene Oberfläche ausgezeichnet ist, Pteronites naviformis de Kon., und einen anderen, welcher reiche Radialskulptur besitzt, Ptero- nites persulcaius M’Cot. Der erste Typus findet sich besonders zahlreich im irischen und auch im grossbritannischen Untercarbon, ist aber auch in zwei Arten aus Belgien bekannt. Der zweite Typus kommt ganz vornehmlich in Irland vor; er ist in Grossbritannien seltener und fehlt vollkommen in Belgien. Im elsässischen Untercarbon finden sich Pteronites auch nicht häufig; sie scheinen kolonie weise beisammen zu liegen. Immerhin ist es bemerkenswerth, dass der mit Radial- skulptur versehene Formentypus, Pteronites persulcatus , welcher im belgischen Kohlenkalk fehlt, hier wiederum auftritt. 1. Pteronites naviformis de Kon. Tafel XVII, Fig. 8. Pteronites naviformis de Köninck. 1885. Faune du calc. carb. de la Bel- gique. S. 187, Taf. XXX, Fig. 26. Ein ziemlich vollständig erhaltener Pteronites zeigt die beste Uebereinstimmung mit dieser de KoNiNCK’schen Art. Die Länge der vorliegenden, linken Schale mag etwa 11 mm, die Höhe 5 mm betragen haben. Die Schale ist stark gewölbt, der Wirbel aufgebläht, nach vorne gerichtet und nahe dem vorderen Schlossrand gelegen. Die Gestalt ist dreieckig; vorne ist die Schale stark abgestutzt; das vordere Ohr, welches anscheinend nicht so scharf, wie bei dem von de Köninck abgebildeten Exemplar vom mittleren Schalentheile abgesetzt ist, ist deutlich entwickelt. Nach hinten geht die gewölbte Schalenparthie all- mählich in die nach hinten flügelförmig verlängerte Schale unter 21 [555] dem Schlossrand über. Die Oberfläche ist mit unregelmässigen, in der Stärke stark variirenden Änwachsfalten bedeckt. Ebenso wie die Gestalt des vorderen Ohres scheint auch die hintere flügelartige Schalenparthie etwas von den belgischen Exemplaren abzuweichen, denn es will mir scheinen, als ob — wenigstens nach dem Verlauf der Anwachsstreifen zu urtheilen — der auf der de KoKiNCK’schen Figur ergänzte, spitze Auslauf dieser Parthie auf dem elsässischen Stücke fehle. Zur Grün- dung einer neuen Art glaube ich aber trotzdem nicht berechtigt zu sein. In Bruchstücken kann die Art leicht mit den sehr ähn- lichen Leiopterien verwechselt werden, doch giebt der von der mittleren Schalenparthie wenig abgesetzte, hintere Schalentheil, sowie die Gestalt des letzteren nach dem Verlauf der Anwachs- streifen beurtheilt, bei einigermassen vollständigen Stücken stets einen genügenden Anhalt zur richtigen Bestimmung der Muschel. Von Pteronites subventricosus de Kon. und latus M’Coy kann Pteronites naviformis durch die stärkere Ausbildung des Wirbels unterschieden werden. Pteronites naviformis kommt als grosse Seltenheit im Visekalk vor. Aus dem Eisass liegt mir nur ein Exemplar aus den unteren, festeren Thonschiefern am Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig vor. 2. Pteronites pet'sulcatus M’Cov. Tafel XVII, Fig. 1, 2, 3. Pteronites persulcatus M’Cot. 1851. Descr. of some new Mountain-Limest. Fossils. Annals and Mag. of natur. hist. 2. ser., Vol. Vn, S. 170. — — M’Coy. 1854. Brit. pal. Fossils. S. 480, Taf. IH, Fig. 1. Diese schöne Muschel liegt mir in vier annähernd voll- ständigen Schalen vor. Es sind drei linke und eine rechte Schale. Die Länge der grössten Schale beträgt ungefähr 30 mm. [556] 22 die Höhe 15 mm. Der Schlossrand erreicht mit 18 mm fast die gesammte Schalenlänge, Die dreieckig geformte Schale ist ziemlich flach, nur in der Nähe des Wirbels stark convex und dann in einer ziemlich schmalen Parthie, welche sich von diesem näch unten und hinten hinzieht, mässig aufgewölbt. Der Wirbel ist stark nach vorne gerichtet und ganz am vorderen Ende des Schlossrandes gelegen. Ein vorderes Ohr ist nicht ausgebildet; die Oberfläche der Schale fällt vielmehr nach vorne gerade herunter. Nach hinten ist die Schale flügelförmig verlängert. Von einem eigent- lichen Ohr ist kaum die Rede; der mittlere Schalentheil ver- flacht sich allmählich und zieht in langer Fläche zum hinteren Schlossrand. Wenn auch an keinem der vorhandenen Stücke genau die hintere Schalengrenze zu verfolgen ist, so erkennt man doch am Verlauf der concentrischeu Streifen deutlich, dass der Hinterrand der Schale etwa rechtwinkelig auf den Schloss- rand stösst. Die Oberfläche ist sehr reich skulpturirt. Auf dem vorderen, dem Haupttheil, der Schale stehen sehr zahlreiche, enge, dünne, gerundete Radialrippen, welche vom Wirbel zum Theil um die vordere Schalenumbiegung herum laufen , zum grössten Theil sich aber nach unten und hinten strahlenförmig veitheilen, wobei sie immer eine geringe Vorbiegung bewahren. Diese Rippen verlaufen sehr unregelmässig und wellig; sie stehen auf der Wirbelparthie sehr eng, am unteren Schalen- rande aber weiter; eine Vermehrung tritt dabei nicht ein. Der hintere, flügelförmige Schalentheil ist in gleicher W^eise mit feinen Radialrippen bedeckt, doch stehen dieselben dort etwas weiter getrennt; ausserdem verlaufen sie dort ganz geradlinig. Diese Radialfaltung wird von einer besonders auf den hinteren Flügeln deutlich entwickelten, sehr sparsamen, concentrischen Streifung durchzogen. An der Grenze der beiden Skulpturen ist meist eine deutlich ausgeprägte Furche vorhanden. 23 [557] Pteronües persulcatus besitzt nur im irischen Untercarbon nähere Verwandte. M’Cot vergleicht sie mit Pteronües sulcatus M’Coy und semisulcatus M’Coy. Beide Formen zeigen aber auf den hinteren Flügeln keine Kadialskulptur, Pteronües fluctuosiis R. Ethb. jun. besitzt dagegen eine gröbere, radiale und eine lamellenartige , concentrische Skulptur auf der ganzen Oberfläche. Pteronües jyersulcatus und Verwandte sind bisher im belgischen Kohlenkalk noch nicht gefunden worden. Besonders im irischen Untercarbon sind sie aber nicht selten. Pteronües persulcatus kommt sowohl im carboniferous Limestone als auch in den tiefsten Untercarbon-Horizonten, in den calciferous Series, vor. Im Eisass fand ich diese Art in mehreren Exemplaren bei einander in dem an Producüis giganteus und hemisphaericus reichen Lager im Hunsrückerwalde. II. Familie Pectinidae Lam. Die Familie der Pectiniden erreicht im jüngeren Palaeozoi- cum ihre grösste Mannigfaltigkeit. Im Untercarbon finden sich die Gattungen Aviculopecten M’Coy, Streblopteria M’Coy, Enio- lium Meek und Crenipecten Hall; letztere durch die Unter- gattung Euchondria Meek vertreten ; zweifelhaft ist Pernopecten WiTCHELL. Eine Anzahl nach Hall von Aviculopecten abzutrennender Gattungen besitzen nach Fischer und Frech nur den Werth von Untergattungen. Es sind dies Pterinopecien und Lyrio- pecten. Frech reiht diesen noch die Untergattung Orhipecten an. Alle diese Untergattungen beziehen sich aber auf devo- nische Aviculopectiniden und zeigen noch eine mehr oder minder starke Beziehung zu den Aviculiden an. In der carbo- nischen Fauna sind die Formengruppen bereits ziemlich ver- [558] 24 schwunden; sie konnten wenigstens bisher in europäischen Faunen des Untercarbon nicht wiedererkannt werden. Im Untercarbon des östlichen Rossbergmassivs wurden nur die Gattungen Aviculopecten und Strehlopteria angetroffen. In derselben Weise, wie in anderen Gebieten spielt in diesen Ablagerungen die Gattung Aviculopecten die Hauptrolle und ist hier in relativ grosser Arten- und Individuenzahl entwickelt. Von der Gattung Strehlopteria wurde nur ein Vertreter nach- gewiesen. Wenn Feech in Bezug auf die Verbreitung von Aviculo- pecten im Devon bemerkt, dass eine der faunistischen Eigen- thümlichkeiten des nordamerikanischen Mittel- und Oberdevon der grosse Formenreichthum der Gattung Aviculopecten und anderer nah verwandter Gruppen ist, die Arten von Aviculo- pecten dagegen in europäischem Devon zu den grössten Selten- heiten gehören, so macht man im Untercarbon die Beobachtung, dass gerade in europäischen Ablagerungen dieser Formation diese Gattung besonders reich entwickelt ist, also demnach der Schluss gezogen werden muss, dass die Familie der Pectiniden besonders an der Grenze von Devon und Carbon aus anderen Gebieten in die europäischen eingewandert ist. Aviculopecten M’Coy. Die Gattung wurde im Jahre 1851 von M’Coy aufge- stellt. Die Diagnose lautete : „Ungleichklappig, mehr oder weniger ungleichseitig, symmetrisch oder wenig schief nach hinten; vorderes Ohr flach, kleiner als das hintere, scharf und tief abgesetzt, mit einem tiefen Einschnitt auf der rechten Schale zum Durchtritt des Byssus ; hinteres Ohr leicht ausgezogen, fast so lang als der Hinterrand der Schale, manchmal deutlich abgesetzt; Ligament auf einer engen Furche längs des Schloss- 25 [559] randes gelegen, keine mediane Ligamentgrube; Muskeleindruck und Mantellinie wie bei Pecten.'^ Die von Fischer im „Manuel de conchyliologie“ gegebene Definition stimmt mit dieser ursprünglich von M’Coy zusammengestellten noch gut üherein. Es muss der letzteren nur noch hinzugefügt werden, dass die rechte Schale stets weniger convex ist, als die linke, also um- gekehrt wie bei Vola. Von der Gattung EntoUum, welche de Köninck zuerst auch im Untercarhon erkannt hat, ist Aviculopecten leicht an dem geraden Schlossrand zu untercheiden. EntoUum besitzt noch oben über den Wirbel flügelförmig hervorragende Ohren, welche bewirken, dass der Schlossrand winkelig geknickt ist. Ausserdem besteht die Skulptur der carbonischen Entolien meist nur aus undeutlichen, concentrischen Anwachsstreifen oder aus eigenthümlichen Zickzacklinien. Crenipecten besitzt ein sehr bezeichnendes Merkmal gegenüber Aviculopecten , und die von Meek im Jahre 1874 aufgestellte Gattung Euchondria, welche Fischer mit Recht nur als eine Untergattung des von Hall aus dem Devon Nord- amerika’s beschriebenen Crenipecten aufifasst, ebenfalls. Beide zeichnen sich durch Ligamentfurchen aus, welche quer in viele kleine Furchen getheilt sind. Das Merkmal ist aber leider nur schwer kontrolirbar. Euchondria ist bisher sicher nur in Nord- amerika nachgewiesen worden. Waagen beschreibt allerdings auch eine Art aus dem Perm der Salt-Range, hebt aber aus- drücklich hervor, das er sich bei dieser nicht von der von Meek hervorgehobenen Beschaffenheit des Ligamentlagers über- zeugen konnte. Der Habitus dieser Form, welcher an Strehlox)- teria erinnert und doch wieder durch die weniger nach vorn gezogene Gestalt und das schärfer abgesetzte, hintere Ohr von dieser abweicht, hat ihn allein auf diese Gattung geführt. Es verdient aber Interesse, dass Herr Professor Benecke und ich [560] 26 kürzlich auf ein als Pecten grandaevus Gdf. in der Strass- burger Universitäts-Sammlung befindliches Stück von Herborn in Nassau aufmerksam geworden sind, welches sowohl durch den Besitz der quergetheilten Ligamentfurche als auch durch die übrigen Merkmale beweist, dass die Gattung Crenipecten eben- falls in unserm rheinischen Kulm vorkommt. Schwieriger ist der Unterschied von Äviculopecien und Strebloptena. Die Gattungsdiagnose dieser letzteren wird weiter unten zu erwähnen sein. Hier sei nur hervorgehoben, dass man mit den Angaben von M’Cot, welcher beide Gattungen zugleich aufstellte, nicht gut auskommt. So wie für Äviculopecten hat sich Fischee denn auch gezwungen gesehen, die Diagnose für StreUopteria etwas zu erweitern. Er hebt nach dem Vorgang DE Koninck’s die Gleichklappigkeit dieser Gattung im Gegen- satz zu Aviculopecten besonders hervor. Fbech glaubt dann, die Ausbildung des hinteren Ohres als sicheres Unterscheidungs- merkmal beider Gattungen ansehen zu dürfen. Bei StreUopteria soll dasselbe undeutlich begrenzt, bei Aviculopecten deutlich vom mittleren Schalentheil abgesetzt sein. Die vorderen Ohren sind bei beiden Gattungen durch deutliche Depressionen abge- setzt. Salomon hat kürzlich die Unterschiede beider Gattungen fassbarer zu machen gesucht. Er kommt zu dem Schluss, dass nur die Ungleichklappigkeit von Aviculopecten eine praktische Bedeutung für die Unterscheidung von StreUopteria hat, man aber von diesem Merkmal abgesehen nur durch Combination der übrigen Unterschiede, welche vor allem in der stärkeren Wölbung der Schalen von StreUopteria und in der vorgezogenen Gestalt derselben Gattung beruhen, zu Resultaten kommt. Die systematische Steilung der Gattung Aviculopecten ist recht verschieden aufgefasst worden. Wer sich nach dem äusseren Habitus der Formen richtet, wird sie zu den Pectiniden stellen, wer aber ausschliesslich Gewicht auf die Ausbildung des Liga- ‘27 [561] mentes legt, muss sie enger an Avicula anschliessen. Die Ur- theile von Fischeb, de Köninck, Waagen u. a. gehen deshalb auseinander. Ja v. Zittel stellte diese Gattung im Jahre 1885 zu den Pectiniden, rechnet sie aber neuerdings (1895) in den „Grundzügen der Palaeontologie“ zu den Aviculiden. Man kann für beide Ansichten gute Gründe anführen, was ja auch leicht erklärlich ist, wenn wir die gut gestützte Ansicht Feech’s berück- sichtigen, wonach Avkidopecten als phylogenetische Zwischen- form zwischen Avicula und Pecien anzusehen ist. Bei der grossen Bedeutung, welche man der Ausbildung des Schloss- randes für die Systematik der Lamellibranchiaten zuzuschreiben gewohnt ist, erscheint die Einreihung in die Aviculiden als die korrektere. Bedenken wir aber, dass von der sehr grossen Zahl der palaeozoischen Aviculiden nur relativ sehr wenige auf die Ausbildung des Schlossrandes untersucht werden konnten, so kann man sich von praktischem Gesichtspunkt aus für diese prinzipielle Trennung von Pecten und Aviculopecten schwerer entschliessen. Das mir vorliegende Material Hess wiederum nicht in einem einzigen Falle dahingehende Beobachtungen zu. Nur wenig glücklicher waren Hall und Feech bei den devonischen Formen. Feech fand beispielsweise „nur ein Exemplar von Aviculopecten mosellanus, das dieses Merkmal (Ligamentgrube) in undeutlicher Weise erkennen'^ Hess. Auch die von de Köninck beschriebenen 59 Arten konnten fast ohne Ausnahme auf den Schlossrand nicht untersucht werden. Die einzige Art, welche die Ausbildung des Ligaments aber gestattet {Aviculo- pecten coelatus M’Cot) , zeigt „une courte lamelle interne ayant servi ä la reception du ligament“. Diese kurze Lamelle wird man nach der Abbildung aber kaum als typische Aviculiden- ligamentfur che ansprechen, sie erinnert nach meinem Urtheil ungleich mehr an die bei echten Pectenformen ausgebildete Ligament grübe. Es scheint mir dadurch erwiesen zu sein. [562] 28 dass nur eine genaue Kenntniss jeder einzelnen Art über die Zugehörigkeit zu der einen oder der anderen Gattung ent- scheiden kann und man auch dann noch auf Formen stossen kann, bei welchen selbst die Ausbildung des Ligamentes keine sichere Entscheidung geben kann. Jedenfalls scheint es mir aber auch für die vorliegende Abhandlung zweckmässig zu sein, diese carbonischen Arten nicht von der Familie der Pectiniden zu trennen und von dem Gesichtspunkt auszugehen, dass der den echten Pectiniden bereits sehr ähnliche, äussere Habitus hierzu berechtigt und die Beschaffenheit des Ligaments in diesem Falle, wie die de KoNiNCK’sche Untersuchung von Aviculopecten coelatus zu zeigen scheint, von geringerem, systematischem Werthe ist, als in anderen Gruppen von Zweischalern. Waagen sah sich in der Beschreibung der Salt-Range-Lamellibranchiaten ebenfalls zu der Vereinigung von Aviculopecten und Pecten in eine Familie veranlasst. Derselbe glaubt die mangelnde Kenntniss der Ligamentbefestigung bei den Salt-Range-Formen durch ein anderes Merkmal zur Unterscheidung von Aviculopecten und Pecten ersetzen zu können. Nachdem er an einem Theil seines Materials unzweifelhafte Pecten-Yox\n%\i in dem Salt-Range-Perm durch direkte Beobachtung der Ligamentgrube beobachten konnte und das Vorkommen von Aviculopecten ebenfalls fest- gestellt war, glaubte er sich zu einer Unterscheidung dieser beiden Gattungen allein durch die Form der Ohren berechtigt. Er rechnet zu Aviculopecten alle Formen, bei welchen das vordere Ohr kürzer als das hintere ist, zu Pecten alle Formen, bei denen umgekehrt ein sehr grosses vordere und ein kleines hintere Ohr ausgebildet ist. Dieses für die Systematik überaus wichtige Merkmal der palaeozoischen Pectiniden kann natürlich nur schwer auf seine allgemeine Gültigkeit geprüft werden, besonders wenn man berücksichtigt, dass es, wie oben ausführ- licher dargelegt und auch bereits von Waagen vermuthet wurde. 29 [568] Uebergänge zwischen Aviculopecten und Pecten im jüngeren Palaeozoicum giebt. Wenn wir die vorliegenden Monographien über jung- palaeozoische Faunen daraufhin mustern , so ergiebt sich , dass von Waagen ein ohne Zweifel bei jenen palaeozoischen Vorläu- fern von Pecten vorhandener Charakter zum Ausdruck gebracht worden ist. Wir finden bei manchen Arten annähernd gleich gross ausgebildete Ohren, bei den meisten Arten aber eine zu Gunsten des hinteren Ohres bestehende Ungleichartigkeit der- selben. Nicht nur bei den palaeozoischen Aviculopecten- krlen be- merkt man dieses Merkmal, sondern auch bei vier neuerdings von Salomon* und Bittner* aus der alpinen Trias beschriebenen Formen. Es sei aber hervorgehoben, dass eine definitive Be- urtheilung des Werthes dieses Merkmales erst nach der Kenntniss der Anlage zahlreicher Ligamente der in Frage kommenden Formen erfolgen kann, und deshalb auch die in der vorlie- genden Abhandlung angewandte Bezeichnung Aviculopecten nur als approximativ anzusehen ist. Bei einer Art der elsässischen Aviculopectiniden , bei Avi- culopecten Konincki nov. sp., sind nun in der That die vorderen Ohren grösser ausgebildet als die hinteren, wie in der folgenden Speciesbeschreibung hervorgehoben werden wird. Diese Form aber deswegen aus der Gattung Aviculopecten zu entfernen und als Pecten zu bezeichnen, ist keineswegs möglich und durch- führbar. Es wird sich zeigen, dass gerade diese Art solch’ enge Beziehungen zu anderen mit ihr zusammen vorkommenden Formen, wie Aviculopecten concentricostriatus M’Cot und Bar- randianus de Kon., besitzt, mit Formen, W'elche typische 1. Geologische und palaeontologische Studien über die Marmolata. Palae- ontographica. XLII. 1895. S. 147. 2. Lamellibranchiaten der alpinen Trias. I. Set. Cassian. Abhandlungen der K. K. geol. Reichsanstalt. Band XVIII, Heft I. Wien. 1895. S. 76. [564] 30 Aviculoxjecten-O\\ve.n aufweisen, dass eine Trennung dieser Arten in verschiedene Gattungen mit den Principien einer natürlichen Systematik nicht vereinbar ist. Nach allem erscheint es demgemäss am zweckmässigsten, alle im Folgenden zu beschreibenden Arten zur Gattung Avi- mlopecten zu stellen. Bei der grossen Formenmannigfaltigkeit dieser Gattung im Untercarbon — de Köninck beschreibt in seiner neuen Mono- graphie aus Belgien allein 59 Arten — ist bisher noch nicht der Versuch gemacht worden, die Masse der Formen in möglichst natürliche Formenreihen zu zergliedern. Wenn trotz- dem im Folgenden ein Versuch gemacht werden soll, die Aviculopectiniden des Ober-Elsass in derartige Gruppen um bestimmte Typen anzuordnen, so muss hervorgehoben werden, dass dies bei einem kleineren Material leichter ist, als bei einem solch’ grossen, wie es die Kohlenkalk- Arten darstellen. Im Grunde genommen stellen diese Formenreihen auch kleine, natürliche Entwicklungsgruppen dar, welche aber naturgemäss durch bereits bekannte oder aber durch noch übeiiiaupt un- bekannte Arten verbunden werden. Da diese Eintheilung we- sentlich auf der Skulptur der Schalen beruht, so ist es ausser- dem erklärlich, dass Formen, wie Aviculopecten Losseni v. Kcen., villanus de Kon. auch hnochonniensis M’Cot u. a. m., welche sehr verschieden skulpturirte rechte und linke Schalen zeigen, sich in derartige Formenreihen nicht einfügen lassen und als besondere Gruppen für sich aufgefasst werden müssen. Solche Formengruppen sind vor Allem in einer Lokal- faunenbeschreibung für die Ausführung von Bestimmungen ein schätzenswerthes Hülfsmittel, Im Untercarbon des Obereisass sind mir im ganzen 13 Arten bekannt. Ich unterscheide : 31 [565] I. Gruppe des Aviculopecten densistria Sdbg. In derselben überwiegt die concentrische Skulptur über die radiale. Aviculopecten densistria selbst zeigt überhaupt nur concentrische Streifung. Die verwandten Formen weisen radiale Skulptur nur auf den Ohren, besonders auf dem vorderen Ohr, auf. Es gehören hierher: Aviculopecten densistria Sdbg., Avi- culopecten concentricostriatus M’Coy und Aviculopecten Konincki nov. sp. II. Gruppe des Aviculopecten Barrandianus de Kon. Die in diese Gruppe zu stellenden Arten zeigen auf dem mittleren Schalentheil neben der concentrischen Berippung bereits Badialrippen. Die erstere ist zwar noch in scharfer und ziemlich regelmässiger Weise, so wie bei der Gruppe des Aviculopecten densistria, entwickelt, sie läuft aber über die Radialrippen hinweg und bringt auf diesen kleine Knötchen und Höckerchen hervor. Die Radialrippen lassen stets Räume zwischen sich, w^elche mindestens die Breite der Radialrippen besitzen. Es gehört ausser Aviculopecten Barrandianus de Kon. Aviculopecten alsaticus nov. sp. hierher. III. Gruppe des Aviculopecten MeeJci de Kon. Bei dieser Gruppe ist die concentrische Skulptur bereits sehr undeutlich, nur an den Knötchen der Radialrippen gut er- kennbar; zwischen den Rippen sind nur noch schwache, unregel- mässige Streifen unterscheidbar. Die Radialrippen schliessen ihnen an Breite gleichkommende Räume ein. In diese Gruppe zähle ich : Aviculopecten Meeki de Kon., Aviculopecten plagiostoma de Kon. und Aviculopecten incras- satus M’Cot. [566] 32 IV, Gruppe des Aviculopecten Haidingerianus de Kon. Die Radialrippen stehen dicht zusammen, so dass sie sich meist fast berühren. Bei angewitterten Stücken zeigt sich eine zickzackartige Zeichnung der verschiedenen Schalenlagen. Diese Gruppe ist vornehmlich aus der schiefrigen Facies des Kohlenkalkes bekannt. Die Arten sind : Aviculopecten Haidin- gerianus de Kon. und Aviculopecten zic-zac nov. sp. V. Gruppe des Aviculopecten eximius de Kon. Die Skulptur besteht aus groben, perlschnurartigen, oft geknoteten Rippen und sehr unregelmässiger und undeutlicher, concentrischer Streifung auf den breiten Zwischenräumen. Das hintere Ohr ist kaum von der mittleren Schalenparthie abgesetzt. De Köninck hat aus dem belgischen Kohlenkalk mehrere hierhergehörige Arten beschrieben. Im Eisass kommt nur Aviculopecten eximius de Kon. und Aviculopecten pulcher nov. sp. vor. VI. Gruppe des Aviculopecten knoeJeonniensis M’Cot. Die rechte Schale ist durch eine bündelartige, starke Radialberippung ausgezeichnet. Es stehen immer drei Rippen nahe zusammen. Die concentrische Skulptur ist auf dieser Schale nur untergeordnet entwickelt. Die linke Schale zeigt eine andere, durch stärkere concentrische Anwachsstreifen ausgezeichnete Skulptur, Einzige Art ist Aviculopecten JcnoeTconniensis M’Cot. 1. Aviculopecten densistria Sdbg. sp. Tafel XVIII, Fig. 1. Pecten densistria Sandberger. 1850 — 56. Die Versteinerungen des rheini- schen Schichtensystems in Nassau. S. 296, Taf. XXX, Fig. 12. 33 [567] Pecten densistria Sarees. 1857. De petrefactis quae in schisto posidonio prope Elberfeldam urbem inveniuntur. S. 24. — plicatus. Sabres, ib. — densistria. von Koenen. 1879. Die Kulm-Fauna von Herborn. Neues Jahrb. für Min. etc. S. 327. — — Kaysee. 1882. Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Kulm am Nordrande des rhein. Schiefergeb. Jahrb. d. Kgl. preuss. Landesanst. S. 76. Mehrere schön erhaltene Exemplare dieser Art liegen mir zur Beschreibung vor. Das abgebildete, grösste derselben ist 16 mm hoch und 15 mm breit. Die Länge des Schlossrandes beträgt 5 mm. Die kurze Diagnose Sandbeegee’s von dieser sehr charak- teristischen Art lautet : „Schale mit ziemlich breiten, spitzwinke- ligen Ohren versehen, der mittlere Theil von der Form eines rechtwinkeligen Kreisausschnittes. Die Oberfläche zeigt lediglich enggedrängte concentrische Anwachsrippchen.“ Bezüglich der SANDBEEGEE’schen Abbildung weist von Koenen mit Recht darauf hin, dass auf derselben die Vorder- mit der Hinterseite zu vertauschen ist. Das SANDBEEOEE’sche Original ist ebenso, wie das von mir abgebildete Stück eine linke Schale. Deshalb ist es erklärlich, dass kein Byssusausschnitt unter dem vorderen Ohr entwickelt ist und dass die hintere, abgestutzte Seite bei der SANDBEEGEE’schen Figur auf der entgegengesetzten Seite liegt, als es an dem mir vorliegenden Exemplar der Fall ist. Eine geringe Abweichung der elsässischen Form von der- jenigen Sandbeegee’s ist in der schmäleren, höheren Gestalt der Schalen zu erkennen, eine Abweichung, welche sich aber in gleicher Weise bei dem von von Koenen wiedergegebenen Stück erkennen lässt. Damit hängt auch zusammen, dass an diesen Stücken die Ränder des Mitteltheils der Schale unter dem Wirbel in einem kleineren Winkel als dem von 90°, wie 3 [568] 34 es bei dem SANDBEEGEE’schen Original der Fall ist, zusammen- stossen. Ferner sind die Ohren etwas kleiner und nicht so spitz ausgezogen, sondern, da sie keineswegs den Eindruck machen, dass sie etwa abgebrochen sind, rechtwinkelig begrenzt; auch diese Abweichung stimmt theilweise mit der von KoENEN’schen Beobachtung überein, dass „sich hinten ein weniger spitzes Ohr zeigt, als wie es Sandbeegee für das linke abbildet“. Sehr charakteristisch für die Art ist das für Aviculopecten ungewöhnlich scharfe Absetzen der Ohren von der Mittelparthie der Schale und die eigenartige Abstutzung unter dem hinteren Ohr. Die Anwachslamellchen verlaufen nur in der näheren Um- gebung des Wirbels scharf, in grösserer Entfernung von dem- selben sind sie welliger und nicht mehr von der einen Seite der Schale zur anderen ununterbrochen zu verfolgen. VON Koenen vermuthet, dass der von F. A. Roemee (Beiträge zur geol. Kenntniss des nordwestl. Harzgebirges, S. 48, Taf. VIII, Fig. 4) abgebildete Fecten perohliquus mit der vor- liegenden Species identisch ist. Allerdings macht derselbe den Eindruck eines verdrückten Aviculopecten densistria. — Jedenfalls sind aber die von Saeees angeführten Gründe für die Trennung des Aviculopecten plicatus nicht stichhaltig. So eigenartig auch die Skulptur des nur aus schiefrigen Untercarbonablagerungen bekannten Aviculopecten densistria be- schaffen ist , so ist doch zu erkennen , dass sich auch im Kohlenkalk Verwandte desselben vorfinden. Diese letzteren weisen aber meist nur einen von Radialskulptur freien, mittleren Schalentheil auf, tragen dagegen auf den Ohren mehr oder minder entwickelte, vom Wirbel ausgehende Rippen. Zu den Avi- culopecten, welche keine Radialskulptur besitzen, gehört aber eine Art, welche von Robeet Etheeidge genauer beschrieben und von ihm mit Aviculopecten ellipticus Phill. identificirt worden ist. Ohne hier näher auf die Berechtigung, diese Ethe- 35 [569] EiDGE vorgelegene Form mit der PmLLiPs’schen zu identificiren, einzugehen, so ist bei dieser Art darin ein Unterschied von Aviculopecten densistria vorhanden, dass es von Aviculopecien, elUpticus bei Etheeidge heisst: „the body of the Shell is quite devoid of radiating, and with but few and wide apart con- centric lines“. Eine andere Art, Pecten inornatus Phill., welche vielleicht Aviculopecten densistria noch näher stehen könnte, ist nur aus einer zu knappen Beschreibung von M’Cot bekannt; bei Phillips ist diese Art nicht aufzufinden. Da eine Abbildung der Species nicht vorhanden ist, so ist ihre Beziehung zu Aviculopecten densistria auch nicht sicher zu ermitteln. Die Beschreibung M’Cot’s lautet: „Ovate, slightly convex; ears small, equal, nearly square; surface concentrically waved, with obtusely rounded, smooth wrinkles“. Man erkennt aus dieser Beschreibung, dass sich gerade die Gestalt der Ohren, welche bei den elsässischen Stücken etwas von den Culmformen ab- weichen, ganz ähnlich bei Pecten inornatus wiederfindet. Das Fehlen der radialen Skulptur kann auch oftmals diese Arten bei flüchtigem Vergleich mit gewissen Streblopterien, wie S. depilis M’Cot oder elongatus und anderen von de Köninck beschriebenen Formen ähnlich erscheinen lassen. Meist giebt aber die nach vorne gezogene Gestalt der letzteren, oder auch bei einzelnen Schalen das weniger scharf abgesetzte hintere Ohr leicht einen Anhalt zur Unterscheidung des Aviculopecten den- sistria von jenen Formen. Von Arten, welche wenigstens auf dem mittleren Schalen- theil keine Radialskulptur zeigen, sind vor allem Aviculopecten orhiculatus M’Cot, concentricostriatus M’Cot, anisotus de Kon. und Aviculopeeten vicinus de Kon. zu nennen. Ebenfalls noch zur Formenreihe des Aviculopeeten densistria sind auch Avicu- lopecten textilis DE Kon. und praelineatus de Kon. zu rechnen, auf denen aber die Radialskulptur theils auf den vorderen, [570] 36 theils auf den hinteren Theil der mittleren Schalenparthie über- geht, Aus dem Culm gehört in diese Formenreihe noch Ävi- culopecten Losseni von Koen. Die vorliegende Art ist von diesen allen natürlich leicht an der einfachen Skulptur der Ohren zu unterscheiden. Aviculopecten densistria ist sowohl aus dem rheinischen, als auch aus dem Harzer Culm bekannt; er ist dagegen aus dem Kohlenkalk nicht nachgewiesen, falls sich nicht eine Identität mit Aviculopecten inornatus heraussteilen sollte. Im Ober-Elsass findet sich die Art nicht gerade selten in den schiefrigen Ablagerungen im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. 2. Aviculopecten concentricostriatus M’Coy sp. Tafel XVin, Fig. 2, 3. Pecien concentricostriatus M’Coy. 1844. Syn. of the Char. of the carb. Aviculopecten Limest. Fossils of Ireland. S. 91 , Taf. XIV, Fig. 5. DE Köninck. 1873. Monographie des foss. car- f boniferes de Bleiberg en Carinthie. S. 87, Taf. m, Fig. 20. DE Köninck. 1885. Faune du calc. carbonifere , de la Belgique. Bd. V, S. 236, Taf. XXXII, Fig. 12. orbiculatus de Koninok. ib. S. 235, Taf. XXXIX, Fig. 13. Ein halbes Dutzend kleiner, aber scharf erhaltener Schalen dieser Art liegt mir vor. Das grösste, auf Figur 2 abgebildete Exemplar ist etwa 8 mm hoch, aber etwas verdrückt. Dem kleineren, unverdrückten, in der Figur 3 wiedergegebenen Exem- plar entnehme ich folgende Maasse : Schalenhöhe 6 mm, Schalen- breite 5 mm, Länge des Schlossrandes ebenfalls 5 mm. Sämmt- liche mir vorliegende Schalen sind eigenthümlicherweise rechte 37 [571] Schalen. Dem Gedanken, dass man es bei diesen Formen nur mit rechten Schalen der vorhergehenden oder einer anderen Art zu thun hat, kann ich aber nicht folgen, da M’Cot eine, wie die vorliegenden entwickelte, linke Schale abgebildet hat. Die Gestalt der Schalen ist ein wenig quer-oval und zwar besonders unter dem vorderen Ohr stärker ausgedehnt. Der Schlossrand ist verhältnissmässig sehr lang und kommt etwa der Breite der ganzen Schale gleich. Die Ohren sind deshalb an- sehnlich ausgebildet und etwa von gleicher Grösse. Sie sind deutlich durch eine tiefe Einsenkung von der Hauptparthie der Schale abgesetzt. Unter dem vorderen Ohr befindet sich ein tiefer Byssusausschnitt. Während das vordere Ohr nach vorne spitz ausgezogen ist, besitzt das hintere Ohr eine mehr recht- winkelige Begrenzung. Die Skulptur des Haupttheiles der Schale besteht aus feinen, gerundeten, von der einen zur anderen Seite deutlich zu verfolgenden, concentrischen Skulptur, welche durch etwa doppelt so breite, flache Zwischenräume getrennt ist. Die M’CoY’sche Figur 5 auf der Tafel XIV giebt ein sehr anschau- liches Bild der Skulptur. Auf beiden Ohren stehen dagegen ausser der auch auf sie etwas unregelmässiger hinübersetzenden, concentrischen Skulptur noch hohe, vom Wirbel ausstrahlende Radialrippen ; und zwar befinden sich auf dem vorderen Ohr etwa in gleichem Abstande sechs bis sieben grobe Rippen, auf dem hinteren Ohr aber nur vier bis fünf nach unten zu engerstehende, schmälere, schärfere, aber niedrigere Radien. Nach Allem stimmen die elsässischen Stücke aufs beste mit dem von M’Cot abge- bildeten Typus überein. Eine viel geringere Aehnlichkeit zeigt die von de Köninck im Jahre 1885 gegebene Abbildung. Wenn derselbe auch angiebt, dass die Abbildung fehlerhaft ist, da die auf den Ohren befindlichen Radialrippen nicht angegeben sind, so ist der Schlossrand doch so auffallend kurz und die Ohren so klein, dass ich fast an der Identität dieser aus der Etage II [572] 38 stammenden Aviculopecten-¥ oxm mit dem irischen Typus zweifeln möchte. Die jedenfalls nahe verwandte Art Aviculopecten orhicu- latus M’Coy soll sich nach M’Coy durch eine stärker convexe Gestalt unterscheiden. Die Formen aus dem Kalk von Vise, welche von DE Köninck auf diese Art bezogen worden sind, entsprechen aber keineswegs der M’CoY’schen Definition. Sie entbehren, wie der DE KoNiNCK’schen Beschreibung zu entnehmen ist, der bezeichnenden Dicke der irischen Art und sind deshalb ohne Zweifel nicht mit Aviculopecten orhiculatus, sondern mit Avi- culopecten concentricostriatus identisch. Die von de Köninck als Aviculopecten orbiculatus angebrochenen Formen sind in Wirk- lichkeit Aviculopecten concentricostriatus, so dass diese Form in Belgien in der Etage des Visekalkes (III) liegt. Die Verwandtschaft dieser Art mit der vorher beschriebenen geht leicht aus der vorwiegend concentrischen Skulptur beider Formen hervor. Vollständige Exemplare können dann au der Beschaffenheit der Ohren leicht erkannt werden. Wo diese fehlen, liefert aber auch die regelmässiger ausgebildete Skulptur der Mittelparthie der Schale und das Fehlen einer hinteren Schalen- abstutzung bei Aviculopecten concentricostriatus zur Trennung hinreichende Merkmale. Zur Unterscheidung von der im Folgenden beschriebenen Art ist dagegen besonders die Beobachtung des hinteren Ohres erforderlich, welches bei Aviculopecten Koninchi bedeutend kleiner als das vordere ist und keine Radialskulptur besitzt. Grosse Aehnlichkeit mit der vorliegenden Art zeigt ferner die von de Köninck beschriebene Art Aviculopecten vicinus, welche sich nur durch kleinere Ohren von der unserigen unter- scheidet. Die der Gestalt nach Aviculopecten concentricostriatus ähnelnden Arten, Aviculopecten textilis de Kon. MnA praelineatus 39 [573] DE Kon. zeigen dagegen im Gegensatz zu der vorliegenden auch auf der Mittelparthie der Schale Radialrippen. Aviculopecten concentricostriaius liegt demnach in Belgien im Visekalk. In der schiefrigen Facies des Kohlenkalkes ist er auch von Bleiherg in Kärnthen nachgewiesen. Im Ober-Elsass findet sich diese Art nicht selten in den oberen Bänken des Aufschlusses bei der Ferme Pütig. 3. Avictilopecten Konincki nov. sp.' Tafel XVIII, Fig. 4. Aviculopecten anisotns de Köninck (non Phillips) 1885. Faune du calc. carbonifere de la Belgique. Bd. V, S. 237, Taf. XXXIX, Fig. 22. Von dieser seltenen Art liegt mir nur ein Exemplar im Skulptursteinkern und im Abdruck vor, welches sich aber bei der scharfen Erhaltung zweifellos auf die de KoNiNCK’sche Abbildung eines von ihm mit der PniLLiPs’schen Art Ä. anisotus identificirten Aviculopecten beziehen lässt. Die Schalenhöhe beträgt 5*/, mm, die Breite 5 mm, die Länge des Schlossrandes 4 mm. Das vorliegende Exemplar ist eine rechte Schale. Die Gestalt ist halbkreisförmig, etwas unter dem vorderen Ohr nach vorne gezogen. Im Ganzen ist die Schale flach und nur am Wirbel etwas stärker gewölbt. Beide Ohren sind durch deutliche Depressionen vom mittleren Schalentheil abgesetzt. Diese Depressionen treffen unter dem Wirbel zu einem rechten Winkel zusammen. Das vordere Ohr besitzt normale Grösse, das hintere ist aber auffallend klein. Beide sind spitz ausge- zogen. Unter dem vorderen Ohr ist ein deutlicher Byssusaus- I. Die für diese Art vorgeschlagene Benennung A. ßeneckei, unter welcher diese Form in meiner vorläufigen Fossilliste aus dem Jahre 1893 aufgeführt wurde, muss jetzt, nachdem Bittner einem anderen Aviculopecten aus der alpinen Trias den gleichen Namen gegeben hat, zurückgezogen werden. [574] 40 schnitt vorhanden. Auf dem mittleren Schalentheil besteht die Skulptur wie bei dem vorigen Aviculopecten lediglich aus con- centrischen Streifen, welche genau so wie bei Aviculopecten concentricostriatus ausgebildet sind. Auf dem hinteren Oehrchen werden dieselben etwas lamellöser und verlaufen entsprechend der Begrenzung dieses Ohres in spitzem Winkel zum Schloss- rand; auf dem vorderen Ohr wird die concentrische Skulptur von etwa sechs hohen, gerundeten Radialfalten durchquert, welche aequidistant und in gleichbleibender Stärke vom Wirbel zum vorderen Rand des Ohres ziehen. Ich würde dieses einzige, von mir im Ober-Elsass gefundene Exemplar vielleicht als eine Varietät von Aviculopecten concen- tricostriatus angesehen haben, wenn es nicht aufs Beste mit einer von de Köninck als gesonderte Art bezeichneten Form aus dem Visekalk übereinstimmte. Der einzige Unterschied, welcher in Betracht kommt, ist in der Länge des Schlossrandes gegeben, welche bei der elsässischen Form ein wenig grösser ist; letzterer al^ auch der von de Köninck abgebildeten Form ist aber das für Pecten eigenthümliche Verhalten, dass das vordere Ohr grösser ist, als das hintere, gemeinsam. Wie bei der Betrachtung der Gattung Aviculopecten hervorgehoben worden ist, hat Waagen in der Monographie der Salt-Range-Fossils auf dieses Merkmal hin die Gattungen Aviculopecten und Pecten äusserlich trennen zu können geglaubt, und wir würden nach diesem Gesichtspunkt in dem Aviculopecten Konincki auch einen echten Pecten erwarten dürfen; so ist de Köninck auch wohl durch dieses Merkmal veranlasst worden, bei Aviculopecten ani- sotus — wenigstens auf der Tafelerklärung — ein Fragezeichen hinter dem Gattungsnamen zu machen. Wenn man aber die ausserordentlich nahe verwandtschaftliche Beziehung zu den vorherbeschriebenen Arten, welche keineswegs dieses Pecten- Merkmal zeigen, in Betracht zieht, so wird man nicht umhin 41 [575] können, auch bei dieser Form den Gattungsnamen Aviculopecten anzuwenden. Die Identifiziruug , welche de Köninck — allerdings auch mit einigen Zweifeln — mit Aviculopecten anisotus Phillips vornahm, kann nicht aufrecht erhalten bleiben. Wenn auch die in der Geology of Yorkshire gegebene Abbildung keine bestimmten Anhaltspunkte für die Art giebt, so lautet die PniLLiPs’sche Species-Diagnose doch so, dass kein Zweifel möglich ist: „Rather long, oblique, with very unequal reticulated ears; surface obscurely radiated.“ Die PniLLiPs’sche Art besitzt also Radialskulptur auf beiden Ohren und auch auf dem Mediantheil der Schale. Darüber, dass Aviculopeeten Koninchi ebenfalls zu der Formenreihe des Avieulopeeten densistria gehört, kann nach dem bisher Gesagten kein Zweifel bestehen. Eine Trennung von den mit ihm im Eisass zusammen liegenden Aviculopeeten densistria und coneentricostriatus kann bei vollständigen Exemplaren an der Ausbildung der Ohren leicht vorgenommen werden, da das vor- dere Ohr im Gegensatz zu der ersteren Art radial gerippt ist, während das hintere Ohr im Gegensatz zu der letzteren Art nur klein und nicht radial gerippt ist. Nahe Beziehungen sind ferner zu dem höheren und mit noch winzigerem hinterem Ohr versehenen Aviculopecten vicinus de Köninck zu erkennen. Aviculopeeten Koninelii ist bisher im Kohlenkalk von Vise in Belgien angetroffen worden. In der schiefrigen Facies des Kohlenkalks ist derselbe zum ersten Mal als Seltenheit im Ober-Elsass zusammen mit den vorher beschriebenen Arten am Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig gefunden worden. 4. Aviculopecten Barrandianus de Köninck. Tafel XVm, Fig. 5, 6. Amculopecten Barrandianus de Köninck 1873. Monographie des foss. carboniferes de Bleiberg en Carinthie. S. 87, Taf. III, Fig. 21. [576] 42 Zu dieser Art zähle ich drei kleine, aber ungemein scharf als Positiv und als Abdruck erhaltene Muscheln, Das grössere Exemplar besitzt eine Schalenhöhe von 4 mm, die gleiche Schalenbreite und eine Länge des Schlossrandes von 3 mm. Zwei der Stücke stellen linke , das andere stellt eine rechte Schale dar. Die linke Schale ist stark gewölbt, die rechte ein wenig flacher. Der Umriss der Muschel ist fast halbkreisförmig, nur etwas nach hinten ausgezogen. Die Ohren sind deutlich von der mittleren Schalenparthie abgesetzt; dieselben besitzen eine als normal zu bezeichnende Grösse und unterscheiden sich etwas in ihrer Gestalt. Das hintere Ohr ist spitz nach hinten ausgezogen, das vordere mehr gerundet. Unter dem vorderen Ohr der rechten Schale ist der Byssusausschnitt als feiner, nicht sehr weit zum Wirbel reichender Spalt entwickelt. Das Charakteristische dieser Art ist die Ausbildung der Skulptur, welche im Ganzen noch in der Art und Weise der Formen- reihe des Äviculopecten densistria entwickelt ist und demnach vorwiegend aus regelmässigen, concentrischen, gerundeten Streifen besteht, welche aber viel enger stehen als es bei der vorigen Species der Fall ist. Ein Anzeichen, dass diese Form aber bereits in die Formenreihe der radialgerippten Aviculopectiniden gehört, ist in dem Auftreten von Radialrippen auf der ganzen Oberfläche der Schalen zu erblicken. Je nach der Erhaltung können dieselben allerdings mehr oder minder deutlich erscheinen. Den unteren Rand der Schalen dürften etwa vierzig feine, scharfe, hohe derartige Strahlen erreichen. Die Hälfte derselben ist bis in die Gegend des Wirbels hinauf zu verfolgen; die übrigen nehmen als Schaltrippen in verschiedenen Abständen vom Wirbel ihren Ursprung. Dort, wo die Oberfläche sich gut vom Gestein losgelöst hat und auch sonst nicht verletzt ist, sieht man, dass sich die Skulptur, wo die concentrischen Streifen 43 [577] von den radialen gekreuzt werden, zu Knötchen erhebt, ganz wie es de Köninck von den Exemplaren von Bleiberg be- schreibt. Die Ohren zeigen ebenfalls beide Arten von Skulptur. Die concentrische Skulptur setzt ganz in der gleichen Weise, wie auf der Mittelparthie der Schale , auf die Ohren über , die radiale ist in Form von sparsamen, aber starken Falten ent- wickelt. Besonders das Byssusohr der rechten Schale zeigt eine sehr starke, maschige Skulptur, welche sich zu besonders deutlichen Knötchen erhebt. Der Beziehung der elsässischen Formen auf die von de Köninck von Bleiberg beschriebene Art ist noch hinzuzufügen, dass die Gestalt der letzteren nach der Abbildung etwas höher und die Ohren etwas kürzer zu sein scheinen als es auf dem von mir abgebildeten Stücke der Fall ist; da aber die im Text angegebenen Maasse besser stimmen , die von de Köninck abgebildete Schale eine linke, ohne das grössere Byssusohr, ist und die Ohren an jenem Stück etwas verletzt zu sein scheinen, so nehme ich keinen Anstand, die elsässischen Stücke Avicii- lopecten Barrandianus zu benennen; zumal auch, da von M’Coy bereits eine ganze Reihe von sehr ähnlichen, aber nach ver- schiedenen Richtungen abweichenden Typen mit Artnamen ver- sehen sind. Unter diesen ist vor allem Aviculopecten mundus M’Cot zu nennen, welcher sich durch flachere Form, undeut- licher abgesetzte Ohren unterscheidet, dagegen denselben Typus der Skulptur wie Aviculopecten Barrandianus zeigt, nur dass ihm die Schaltrippen und die Knötchen an den Durchkreuzungs- punkten der concentrischen und radialen Skulptur fehlen. Auch ist hier Aviculopecten leiotis M’Cot und micropterus M’Cot zum Vergleich heranzuziehen; bei diesen beiden Arten ist aber die concentrische Skulptur bereits undeutlich und verschwommen ausgebildet. Im belgischen Kohlenkalk scheint der Typus des Aviculopecten Barrandianus wenig verbreitet zu sein, denn auch [578] 44 die vielleicht nächstverwandten Aviculopecten hiornatus de Kon. und exquisitns de Kon, erweisen sich durch die nur winzige Ausbildung der Ohren als entfernter stehende Arten; höchtens dürfte der von de Köninck im Jahre 1842 als Aviculopecten circularis beschriebene Zweischaler als nächst verwandte Form des Aviculopecten mundus M’Cot hier in Betracht kommen. Aviculopecten Barrandianus , der bisher nur aus der schiefrigen Kohlenkalkfacies von Bleiberg in den hämischen Alpen bekannt war, findet sich also in derselben Facies im Ober-Elsass. Im Kohlenkalk hat sich die Art noch nicht gezeigt, es sind aber von M’Coy und de Köninck eine Anzahl nahe verwandter Formen auch aus dieser Facies beschrieben worden. Im Hohlweg bei der Ferme Pütig kommt Aviculopecten Barrandianus nur in vereinzelten Individuen vor. 5. Aviculopecten alsaticus nov. sp. Tafel XVII, Fig. 7, 11. Vier linke und vier rechte Schalen eines der vorigen Art am nächsten stehenden Aviculopecten zeigen so wenig Ueber- einstimmung mit bereits bekannten Arten, dass sie als neue Art aufzufassen sind. Die grösste — linke — Schale ist 14 mm lang und ebenso hoch. Die Länge des Schlossrandes beträgt 9 mm. Die rechten Schalen, welche kleineren Exemplaren angehören, zeigen natur- gemäss die gleichen Maassverhältnisse. Der Umriss der Schalen ist in unverdrücktem Zustande halbkreisförmig. An der Hinter- seite sind die beiderseitigen Schalen bis weit unter das Ohr hin gerade abgestumpft, wodurch eine etwas nach hinten aus- gezogene Gestalt entsteht. Die Ohren sind sehr deutlich durch eine Depression abgesetzt. Dieselben sind ziemlich hoch, aber bedeutend kürzer als bei den bereits besprochenen Arten; ihre 45 [579] Gestalt ist annähernd die eines gleichschenkeligen Dreiecks. Die rechten Schalen sind etwas stärker gewölbt als die linken. Immerhin sind die letzteren aber auch in der weiteren Um- gebung des Wirbels recht deutlich convex. Beide Ohren sind spitz ausgezogen. Der Byssusausschnitt ist unter dem vorderen, besonders grossen, Ohr der rechten Schale an einem Exemplar deutlich als tiefer Einschnitt erkennbar. Die Skulptur besteht sowohl aus concentrischen , als auch aus radialen Streifen, sie ist auf beiden Schalen übereinstimmend. Die concentrische Skulptur besteht aus sehr zahlreichen , nur im ersten Drittel der Schalenhöhe deutlicher verfolgbaren, im unteren Schalen- theile aber unregelmässigen, feinen Runzeln; dieselben werden von den hohen, gerundeten, geraden Radialstreifen durchzogen, und zwar in der Weise, dass die concentrische Skulptur sehr fein über die letzteren hinwegläuft. Die Radialstreifen werden durch etwa doppelt so breite Zwischenräume getrennt. Die Vermehrung der Rippen nach dem unteren Schalenrand zu geschieht durch in verschiedener Entfernung vom Wirbel auf- tretende Schaltrippen. Am unteren Schalenrand treten etwa 60 — 70 Radialrippen auf. Die concentrische Runzelung setzt auf die Ohren über und ist besonders auf den hinteren Ohren in Form von scharfen Lamellen ausgehildet. Die hinteren Ohren zeigen nur sparsame — höchstens vier — , seichte Radialrippen, deren Deutlichkeit je nach dem Erhaltungszustand aber sehr wechselt. Auf den vorderen Ohren, besonders auf dem Byssusohr, 'gewinnt dagegen die Radial- skulptur, welche aus fünf hohen , breiten Falten besteht, das Uebergewicht über die feinen, oft ganz undeutlichen, concen- trischen Runzeln. Dass die gefundenen, rechten und linken Schalen zusammen gehören, geht wohl, trotzdem mir kein zweischaliges Exemplar zu Gesichte kam, aus der übereinstimmenden Skulptur aller [580] 46 Schalen hervor. Es verdient dies besonders hervorgehoben zu werden, da der im Herborner Kulm vorkommende Aviculopecten Losseni, dessen linke Schale der vorliegenden Art sehr ähnlich ist, nach von Koenen, eine ganz verschieden skulpturirte rechte Schale aufweist ; auch fand de Köninck bei dem verwandten Aviculopecten villanus anders ausgebildete Skulpturen auf der rechten und linken Schale. Von dem stets kleineren Aviculopecten Barrandianus unter- scheidet sich diese Art vor allem durch die mehr zurücktretende concentrische Skulptur und durch die viel grössere Anzahl von höheren Radialrippen. Beim Vergleich gleicher Grössenstadien ist eine grosse Aehnlichkeit allerdings nicht zu verkennen ; dadurch aber, dass sich bei Aviculopecten alsaticus auch in jenem Stadium die einzelnen concentrischen Streifen nicht von einer Seite der Schale auf die andere verfolgen lassen und die Anzahl der Radialrippen bereits viel beträchtlicher ist, dürfte eine gute Trennung stets möglich sein. Ausserdem zeigt Avi- culopecten Barrandianus stets einen relativ viel längeren Schlossrand. Von verwandten Arten aus anderen Untercarbon-Ablage- rungen dürfte , ausser den bereits bei der vorigen Art heran- gezogenen, noch Aviculopecten hiockonniensis M’Cox hier zu erwähnen sein. Diese irische Art besitzt allerdings eine unserer Art sehr ähnliche rechte Schale, von welcher eine specifische Trennung kaum möglich erscheint. Ganz verschieden ist aber die linke Schale ausgebildet, von welcher M’Cot sagt: „radiated with about twelve large, rounded ribs, each having a very fine, Sharp, ridge on each side, each set of three ribs being separated from the next by a narrow flat space“. Von ähnlichem Habitus ist auch Aviculopecten arenosus Phill., der sehr ähnliche Skulpturverhältnisse zu zeigen scheint. So viel man aber aus der nicht mit wünschenswerther Klarheit 47 [581] ausgeführten Zeichnung Phillips’s und aus dem de Köninck von Bleiberg vorgelegenen Bruchstück ersehen kann, unter- scheidet dieser sich durch das Auftreten von hohen, starken Anwachsabsätzen und ein sehr unregelmässiges Wachsthum. Aviculopecten alsaiicus stellt nach allem einen besonders für das oberelsässische Untercarbon bezeichnenden Äviculopecten- Typus dar. Er fand sich nicht selten in den unteren und in den oberen Bänken des Aufschlusses im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. 6. Aviculopecten Aleeki de Kon. Tafel XVIII, Fig. 8. Aviculopecten Meeki de Köninck. 1885. Faune du calc. carbonifere de la Belgique. Bd. V, S. 228, Taf. XXX VIU, Fig. 11, 12. Von dieser Art liegen mir vier linke und das obere Fragment einer rechten Schale zur Beschreibung vor. Das vollständige Exemplar einer linken Schale, welches abgebildet worden ist, zeigt folgende Maasse: Schalenhöhe und Schalen- breite 10 mm, Länge des Schlossrandes 7 ‘/* mm. Die Gestalt dieser Art ist kreisrund ; die rechte wie auch die linke Schale sind ziemlich stark gewölbt. Die Ohren sind deutlich abgesetzt; besonders das vordere ist vom medianen Schalentheil durch eine tiefe Depression getrennt, während das hintere nur durch eine sanftere Einsenkung vom Haupttheil abgeschieden ist. Der Winkel, den diese Depressionen am Wirbel bilden, beträgt fast OO", Die Ohren sind kleiner und kürzer als bei den oben behandelten Arten des Ober-Elsass. Das hintere Ohr ist etwas länger als das vordere. Die Skulptur besteht im Wesentlichen aus vielen Radialrippen, welche vom Wirbel in gleichen Abständen und in gleicher Höhe zum unteren Schalenrand hinabziehen. Am Schalenrande zählt man deren [582] 48 etwa 80. In verschiedenen Abständen vom Wirbel haben sich dieselben durch schnell den Wirbelrippen an Stärke gleich- kommende Schaltrippen vermehrt. Die flachen Zwischenräume zwischen den einzelnen Rippen sind etwa ebenso breit wie die letzteren selbst. Ueber sie verläuft nur hie und da eine beson- ders hohe, concentrische Lamelle. Diese Radialskulptur wird von einer unregelmässigen, concentrischen Streifung überzogen, welche sich aber der Hauptsache nach nur auf den Höhen der Radialrippen in Form von Höckerchen kenntlich macht. Das Ganze entspricht demnach, durch die Loupe betrachtet, genau dem von de Köninck abgebildeten Skulpturstück. Auf den Ohren ist fast allein die Radialskulptur sichtbar; nur auf dem einen oder anderen Exemplar zeigen sich noch feine con- centrische Streifen. Auf dem hinteren Ohr beider Schalen zählt man fünf feine, ziemlich entfernt stehende Radialrippen; auf dem vorderen Ohr sind deren sechs oder sieben sichtbar. Im Ganzen ist die Skulptur der rechten Schale gröber als dieje- nige der linken; auch auf dem Byssusohr nimmt die Skulptur ein derberes Aussehen an. Die Identität der elsässischen Stücke mit dem im Kohlen- kalk von Vise sehr gemeinen Äviculopecten MeeM unterliegt wohl kaum einem Zweifel. Diese Art ist, wie de Köninck auch bereits erkannte, aufs Engste mit Aviculopecten rugulosus M’Cov verknüpft. Es wird als einziger Unterschied das Fehlen der knotigen Skulptur von Aviculopecien rugulosus auf den belgischen Muscheln angeführt. Diesen Unterschied kann man aber nach den Abbildungen de Koninck’s und bei Betrachtung der elsässischen Stücke kaum gelten lassen; die concentrischen Lamellen bilden auch bei diesen Formen knotige Rippen genau so, wie bei der irischen Form. Deutlichere Unterschiede scheinen mir aber in der winzigeren Ausbildung des hinteren Ohres und in der glatten Beschaffenheit der die Radialrippen 49 [583] trennenden Zwischenräume bei Aviculopecten rugulosus vorzu- liegen. Allem Anscheine nach sind auch die Radialrippen bei dieser Art weniger zahlreich. Nahe verwandte Arten sind ferner Äviculopecten sclerotis M’Cot, auf dem sich aber zwischen den Wirbelrippen immer zwei Schaltrippen einfügen, welche langsam die Stärke der Hauptrippen annehmen. Äviculopecten Jonesii M’Cot, gleichfalls von ähnlichem Typus wie die vor- liegende Art, besitzt überhaupt keine Schaltrippen. Der von DE Köninck beschriebene Äviculopecten perplicatus aus der Etage II von Furfooz ist dagegen durch die längere Gestalt des hinteren Ohres und durch langsamer anwachsende, ähnlich wie bei Äviculopecten sclerotis ausgebildete Schaltrippen zu unter- scheiden. Äviculopecten MeeJci wird von de Köninck eine gewöhn- liche Versteinerung des Visekalkes genannt. Sie hat aber, wie wir gesehen haben, nahe Verwandte im irischen Bergkalk. Im Ober-Elsass findet sie sich häufig in den fossilführenden Bänken des Hohlweges unterhalb der Ferme Pütig. 7. Äviculopecten plagiostoma de Kon. Tafel XVIII, Fig. 9. Plagiostoma Phillips. 1836. Ulustr. of the Geol. of Yorkshire. Vol. II, Taf. VI, Fig. 23. Äviculopecten plagiostoma de Koninok. 1885. Faune du calc. carbonifere de la Belgique. S. 229, Taf. XXX VIU, Fig. 15, 16. — — Julien. 1896. Carbonifere marin de la France centrale. S. 56, Taf. X, Fig. 7. Vier Bruchstücke von ^wcM?o^ecfew-Schalen, welche wohl Gestalt und Skulptur des mittleren Schalentheiles erkennen lassen, aber nur die Ansatzstellen der Ohren noch zeigen. 4 [584] 50 koDuteii mit dieser von de Köninck eingehend beschriebenen Kohlenkalk-Art identificirt werden. Die Grösse der elsässischen Stücke beträgt ungefähr ein Drittel derjenigen der Kohlenkalk- Exemplare. Es war zu erkennen, dass das vordere Ohr deutlich, das hintere Ohr aber nur durch eine flache Depression von dem Mitteltheil der Schale abgesetzt ist. Die Form der Schalen ist gemäss der de KoNiNCK’schen Beschreibung halbkreisförmig. Die charakteristische Skulptur besteht aus hohen, relativ breiten Radialrippen, welche vom Wirbel geradlinig zum Unterrand der Schale ziehen, sich in verschiedenen Entfernungen durch langsam an Stärke zunehmende Schaltrippen vermehren und schliesslich in einer Anzahl von ca. vierzig auftreten. Die Zwischenräume zwischen diesen Radialrippen besitzen die Breite der gröberen Hauptrippen. Diese radiale Skulptur ist von einer sehr zahl- reichen, sehr feinen, hie und da etwas deutlicher werdenden, concentrischen Anwachsstreifung überzogen. Aviculopecten plagiostoma zeigt demnach gemäss seiner Skulptur eine Zugehörigkeit zur Gruppe des Aviculopecten Meeki de Kon. Von dieser mit ihm im elsässischen Untercarbon gemeinsam vorkommenden Species unterscheidet er sich aber leicht durch die viel geringere Anzahl von Radialrippen und die wesentlich weniger hervortretende, durch die concentrische Skulptur bewirkte Knotung der Rippen. Eine weitere Aehnlich- keit findet de Köninck auch mit Aviculopecten textus de Kon.; unsere Art unterscheidet sich von dieser nur durch regelmäs- siger eingeschaltete Rippen und die viel schwächere und un- regelmässiger verlaufende concentrische Streifung. Die Art besitzt eine grosse Verbreitung; sie ist aus Eng- land, Belgien und kürzlich aus dem centralen Frankreich be- schrieben worden. Aviculopecten playiostoma findet sich nicht gerade selten 51 [585] in den unteren Bänken des Hohlweges unterhalb der Ferme Pütig. 8. Aviculopecten incrassatus M’Cot sp. Tafel XVn, Fig. 17. Pecten incrassatus M’Cot. 1844. Synopsis of the Char. of the carbon. Limestone Fossils of Ireland. S. 94, Taf. XVI, Fig. 1. Von dieser Art liegen mir zwei fast vollständige, rechte Schalen vor. Die Höhe der Muschel beträgt 13 mm, die Breite 15 mm. Der Schlossrand ist 10 mm lang. Beide Schalen sind flach, von etwa kreisrunder Gestalt, nur unter dem hinteren Ohr etwas nach hinten ausgezogen. Das hintere Ohr ist etwas länger als das vordere; es ist vom mittleren Schalentheil undeutlich abgesetzt und vollständig flach ; der hintere Rand dieses Ohres ist spitz ausgezogen, etwa so gross wie die Länge des Ohres vom Wirbel aus. Das vordere Ohr ist durch einen steilen Abfall der mittleren Schalenparthie scharf begrenzt und besitzt einen kurzen Byssusausschnitt. Auf dem mittleren Schalentheil stehen ca. 30 mässig hohe, gerundete Radialrippen; die Zwischenräume zwischen denselben sind etwa doppelt so weit als die Breite der Rippen. Die Rippen ver- mehren sich nur sehr selten durch Schaltrippen, welche auf halber Schalenhöhe ihren Ursprung haben. Nach dem hinteren Ohr zu verschwinden die Rippen mehr und mehr und fehlen schliesslich ganz. Das vordere Ohr trägt dagegen fünf breitere, aber weniger hohe Radialrippen. Die ganze Oberfläche durch- zieht ausserdem eine unregelmässige, wellige Anwachsstreifung. Die elsässischen Stücke stimmen demnach gut mit der von M’Cot hinreichend gekennzeichneten Form überein. Eine geringere Abweichung ist vielleicht allein in der Gestalt vorhanden, welche bei den mir vorliegenden Stücken etwas höher ist. [586] 52 Aviculopecten incrassatus ist bisher nur aus den lower Limestone Shales und dem carboniferous Limestone von Irland bekannt. Aus belgischem Untercarbon wird von de Köninck keine ähnliche Form aufgeführt. Im Ober-Elsass fand sich diese Art in vereinzelten Exem- plaren im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. 9. Aviculopecten Maiding er ianus de Kon. Tafel XVm, Fig. 10. Aviculopecten Haidingerianus de Konu^ck. T873. Monographie des fossils carboniferes de Bleiberg en Carinthie. S. 91, Taf. m, Fig. 28. In den Echiniden- und Brachiopoden-reichen, kalkigen Thon- schiefern des Hunsrücken findet sich hie und da eine Aviculo- pecten-Foxvtx, welche auf die von de Köninck von Bleiberg be- schriebene Art bezogen werden kann. Es liegen mir ein halbes Dutzend Stücke dieser Species vor, sowohl rechte, als auch linke Schalen. An einem fast vollständig erhaltenen Exemplar wurden folgende Maasse bestimmt; Schalenhöhe 12 mm, Schalen- breite 11 mm, Länge des Schlossrandes 10 mm. Die Gestalt der Muschel ist hoch-elliptisch. Beide Schalen sind gewölbt; die linke Schale ist aber besonders hoch auf- gebläht. Die Ohren sind ungewöhnlich gross ; vor allem das Byssusohr der rechten Schale erstreckt sich flügelförmig weit nach vorne. Beide Ohren sind durch einen starken Abfall des mittleren Schalentheiles scharf abgesetzt. Die Begrenzungen dieser Schalenparthie gegen die Ohren bilden unter dem Wirbel einen ungewöhnlich spitzen Winkel, womit auch die relativ grosse Höhe der Ohren zusammenhängt. Die Skulptur besteht auf dem medianen Theil der Schale aus vielen (sechzig bis siebzig) engen, gleich starken Radialrippen; dieselben lassen kaum einen Raum zwischen sich; eine Vermehrung nach dem 53 [587] unteren Schalenrand zu ist nur sehr selten zu bemerken; die Rippen werden langsam immer stärker. Auf diese Radialskulptur macht sich eine unregelmässig verlaufende und in verschiedenen Abständen auftretende, concentrische Runzelung bemerkbar; hin und wieder wächst dieselbe zu groben Anwachslamellen an. Ganz abweichend von den bereits beschriebenen Arten ist die Skulptur auf den Ohren ausgebildet. Auf dem hinteren Ohr zeigen sich ca. 12 — 15 gleich starke, gerade und in gleich- mässigem Abstande verlaufende Radialfalten, welche grosse Zwischenräume zwischen sich einschliessen ; über diese zieht eine regelmässiger ausgebildete, concentrische Skulptur. Auf dem vorderen Ohr, besonders auf dem Byssusohr, treten ca. 10 sehr grobe, eng aneinander gelagerte Radialfalten auf. Auf dem unteren Theile des Byssusohrs, zwischen der achten und neunten Falte, ist eine breitere Rinne ausgebildet; auch auf diesen Ohren wird die Radialskulptur von ziemlich regelmässig entwickelten, zarten, concentrischen Lamellen überzogen. Die durch die grossen, reich skulpturirten Ohren und die enggelagerte Radialskulptur des medianen Schalentheils ausge- zeichnete Art besitzt keine beschriebene, näher verwandte Form. De Köninck sagt von dieser Art; „Je ne connais jusqu’ici aucune espece carbonifere avec laquelle celle-ci puisse etre confondue.“ In der That ist die Skulptur so eigenartig, dass man Aviculojoecten Haidingerianus als Typus einer besonderen Gruppe festlegen kann. Aviculopecten Haidingerianus ist bisher nur von Bleiberg in Kärnthen bekannt geworden und darf wohl als eine für die schiefrige Facies des Kohlenkalkes besonders charakteristische Aviculopecten-kxt aufgefasst werden. Im Hunsrückerwald findet sie sich nicht gerade selten. I [588] 54 10. Aviculopecten zic-isac nov. sp. Tafel XVIII, Fig. 15. Aviculopecten coelatus Julien. 1896. Carbonifere marin de la France centrale. S. 55, Taf. X, Fig. 8. Zwei Fragmente, eines von einer rechten, das andere von einer linken Schale liegen mir vor, welche einer noch unbe- schriebenen Art angehören. An der linken Schale war die Länge des Schlossrandes zu 10 mm zu ermitteln. Die Schalen sind wenig gewöjbt; die Gestalt ist länglich. Die Ohren sind wohl entwickelt, aber nur das vordere ist deutlich vom mittleren Schalentheil abgesetzt; die Depressionen, an welchen dieselben ansetzen, vereinigen sich am Wirbel unter einem Winkel von 90®. Die hinteren Ohren sind rechteckig begrenzt; die vorderen dagegen ziemlich spitz ausgezogen. Die Skulptur besteht aus eng gedrängten Radialrippen. Dieselben sind hoch und gerundet und lassen nur schmale Zwischenräume frei. In wechselnden Entfernungen vom Wirbel treten reichlich Schaltrippen auf, welche den Primärrippen schnell an Grösse gleichkommen. Diese Radialskulptur wird von einer groben, con- centrischen Streifung durchzogen, welche auf den angewitterten Stellen einen eigenartig zickzackförmigen Verlauf nimmt. Die Ohren werden von ähnlichen Radialrippen durchzogen, wie der mittlere Schalentheil. Auf dem hinteren Ohr der linken Schale zählt man sechs zarte, durch breitere Räume getrennte Leisten, über welche die concentrische Streifung deutlicher als auf dem Hauptschalentheil hinwegsetzt. Das vordere Ohr trägt etwa sieben etwas gröbere, aber auch von der conceutrischen Skulptur überzogene Radialfalten, Auf günstig erhaltenen Schalenparthien, besonders auf dem Abdruck der vorliegenden linken Schale, nimmt man noch eine 55 [589] sehr eigenthümliche Zickzack-Lamellirung der verschieden abge- witterten Schalenlagen wahr. Diese Zickzacklinien sind auf den Kämmen der Rippen nach oben, in den Zwischenräumen nach unten gerichtet. Ganz ähnliches zeigt der von Muechison, DE Veeneuil und de Katseeling mitgetheilte Aviculopecten suhfimbriatus aus dem russischen Untercarbon. Wenn diese Uebereinstimmung in der eigenartigen Skulptur auch eine nahe Verwandtschaft anzuzeigen scheint, so besitzt der russische Aviculopecten doch eine viel kräftigere und sparsamere Radial- berippung, als dass an eine Identität gedacht werden könnte. Diese Art steht sonst ganz isolirf dar. Ich stelle A. zic-zac mit A. Haidingeriamis in eine Gruppe, da die Skulptur eine gewisse Aehnlichkeit zeigt, wenn auch bei jener die scharfe, zickzackförmig über die Skulptur verlaufende Abgrenzung der einzelnen Schalenlagen nicht in der Weise vorhanden ist, sondern nur in regelmässigen, ungeknickten Wellenlinien besteht. Anhaltspunkte zur Unterscheidung der beiden zusammen vorkommenden Arten sind : der spitze ausgebildete Winkel am Wirbel, die engere Skulptur und die scharfe Begrenzung des hinteren Ohres bei Aviculopecten Haiäingerianus. Ich glaube, dass die von Julien als Aviculopecten coelatus M’Cot benannte Art aus dem französischen Untercarbon hierher gehört, allerdings ist von dieser Form die eigenartige Zickzack- struktur nicht bekannt. Mit Aviculopecten coelatus ist aber das von Julien abgebildete Bruchstück wegen des viel grösseren Ohres sicher nicht zu identificiren. Diese Gruppe von Aviculopectiniden scheint zugleich, ähnlich wie beispielsweise Ortliothetes fasciferus, wesentlich auf die Gebiete der schiefrigen Facies des Kohlenkalkes beschränkt zu sein. Aviculopecten zic-zac ist am östlichen Rossbergmassiv selten. Die beiden von mir aufgefundenen Exemplare stammen aus den \ [590] 56 obersten Bänken des Aufschlusses am Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig und aus dem unteren Aufschluss im Hunsrücker- walde. 11. Aviculopecten eximius de Kon. Tafel XVII, Fig. 18, 19. Aviculopecten eximius de Köninck. 1885. Faune du calc. carbonifere de la Belgique. Bd. V, S. 211, Taf. XXXVII, Fig. 1, 2, 4, 5. Von dieser Art liegen mir drei nicht ganz vollständige Schalen vor, zwei rechte und eine linke. Dieselben zeichnen sich durch beträchtliche Grösse aus. Wenn auch keine genauen Maasse zu gewinnen sind, so zeigt sich doch, dass die elsäs- sischen Exemplare etwa die halbe Grösse der belgischen er- reichen, welche nach de Köninck 85 mm lang und 75 mm hoch werden. Die Art ist, wie in Belgien, so auch am Rossberg die grösste Aviculopecten-Y oxm. Die Gestalt der Schale mag annähernd halbkreisförmig sein, so weit man dies auf Bruchstücken an dem Verlauf der con- centrischen Anwachslinien beurtheilen kann. Die Wölbung der beiden Schalen ist sehr ungleich; die rechte Schale ist fast flach, die linke ziemlich stark convex. Der Wirbel der linken Schale ist etwas nach vorne gewendet. Das hintere Ohr ist gross und so gut wie garnicht vom mittleren Schalentheil abgesetzt. Am Hinterende des Schlossrandes ist dieses Ohr spitz ausgezogen. Das vordere Ohr ist niedrig und klein; dasselbe ist vom medianen Schalentheil deutlich durch eine Depression geschieden; der vordere Rand dieses Ohres ist gerundet. Die Oberfläche des mittleren Schalentheils und des hinteren Flügels ist mit vielen — etwa 80 — breiten und schmäleren, alternirend stehenden Radialrippen besetzt, welche fast alle in der Nähe des Wirbels entstehen. Auf der Mitte 57 [591] der Schale sind die Rippen dick und gerundet, und lassen Zwischenräume frei, welche ihnen an Breite etwa gleich- kommen. Auf dem hinteren Flügel sind die Rippen hoch und scharf, die Zwischenräume dagegen bedeutend weiter, lieber diese Radialskulptur läuft eine wellige, die Rippen perlschnur- artig auflösende, concentrische Runzelung. De Köninck giebt an, dass sich die vorliegende Art von Aviculopecien nodulosus de Kon. und Ruthveni M’Cot durch weniger deutlich abgesetzte Ohren und durch zahlreichere und engere Skulptur, ferner durch bedeutendere Grösse auszeichnet. Nahe Beziehung dieser Art besteht auch zu Aviculopecien papyraceus Sow. Die Exemplare unseres deutschen Culms, welche von Goldfcss und von Kcenen beschrieben worden sind, zeichnen sich allerdings durch entfernter stehende Radial- rippen aus. Die Originalabbildung bei Sow^ebby und eine Be- schreibung, welche von Ethebidge im Jahre 1877 gegeben worden ist, lassen aber engstehende Rippen erkennen. Unter- schiede sind aber doch insofern vorhanden, als bei Aviculopecien papyraceus die Rippen stets zu zweien angeordnet sind und auf dem hinteren Ohr nicht wesentlich anders ausgebildet sind, als auf dem mittleren Schalentheil ; ausserdem ist die Gestalt der Ohren rechtwinkelig, und nicht spitz ausgezogen, wie es beson- ders beim hinteren Ohr von Aviculopeeien eximius der Fall ist. Die groben, perlschnurartigen Radialrippen und das grosse, vom medianen Schalentheil wenig abgesetzte hintere Ohr lassen diese Art zusammen mit der folgenden und den zum Vergleich herangezogenen als eine Gruppe erscheinen. Aviculopecien eximius de Kon. findet sich im Visekalk Belgiens; er kommt im Ober-Elsass vereinzelt sowohl im Huns- rückerwalde, als auch im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig vor. [592] 58 12. Aviculopecten pnlcher nov. sp. Tafel XVm, Fig. 16. Mir liegt nur eine linke Schale dieser Art vor, welche aber die vollständigste und schärfst erhaltene Aviculidenschale ist, welche bisher im elsässischen Untercarbon aufgefunden wurde. Die Höhe der Schale beträgt 16 mm, die Breite 17 mm und die Länge des Schlossrandes 13 mm. Die Schale ist ziemlich flach ; der’ Wirbel erhebt sich nur schwach über den übrigen Theil der Schale. Von dem mittleren Theile der Muschel sind die Ohren wenig bestimmt abgesetzt. Die Begrenzung des vorderen Ohres ist an einer geringen Depression noch einigermassen zu erkennen ; nach hinten geht der mittlere Schalentheil aber durch allmähliche Verflachung un- merklich in das ganz flache Ohr über. Die Ohren besitzen fast die gleiche Länge; das vordere ist gerundet, das hintere läuft in eine ganz kurze Spitze am Schlossrand aus. Die Skulptur des mittleren Schalentheiles besteht aus groben, engstehenden, sich fast berührenden Radialrippen. Im Allgemeinen wechselt eine stärkere Rippe mit einer schwächeren ab. Die schwächeren entstehen etwa auf halber Schalenhöhe, haben aber bis zum unteren Schalenrand noch nicht die Breite der Hauptrippen erreicht. Nach den Ohren zu nehmen die Abstände zwischen den Rippen und die Breite der einzelnen Rippen stets ab ; auf den Ohren ist diese Radialberippung vollkommen verschwunden. Hier ist nur eine zarte, concentrische Anwachsstreifung bemerk- bar, welche auf dem mittleren Schalentheil auch auf den Radialrippen als deutliche Lamellen hervortritt. Die nächst verwandte Form dieser Art ist Aviculopecten eximius. Besonders ist es die Berippung des Hauptschalentheils, welche bei beiden Arten überaus ähnlich ist. Unterschiede sind aber in dem Fehlen von Radialskulptur auf dem hinteren Ohr, 59 [593] in der grösseren Form des vorderen Ohres und in der spar- sameren Berippung der mittleren Schalenparthie bei Aviculopecten pulcher zu erblicken. Diese Art kommt nur sehr selten im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig vor. 13. Aviculopecten Knockonniensis M’Cot sp. Pecten Knockonniensis M’Coy. 184:4. Syn. of the char. of the carb. Limest. fossils of Ireland. S. 95, Taf. XVII, Fig. 4. Auf diese sehr charakteristische Art des irischen Kohlen- kalkes lässt sich ein einzelnes Fragment einer — nach der Abbildung bei M’Cot zu urtheilen — linken Schale beziehen. Es liegt nur ein der Umgebung des Wirbels angehöriges Bruch- stück vor, welches beiderseits nur den Ansatz der Ohren aufweist. Die Depressionen, welche die Ohren von der mittleren Parthie der Schale abgrenzen, stossen unter dem Wirbel in einem Winkel zusammen, welcher spitzer als 90° ist. Das Bezeichnende des Fragmentes ist die Skulptur desselben, auf Grund welcher die Bestimmung als Aviculopecten Knoclconniensis vorgenommen ist. Es finden sich nämlich auf der Oberfläche zwölf Parthien von je, drei Radialrippen. Die mittlere Rippe eines jeden solchen Bündels ist die stärkste; sie ist hoch und gerundet. Die seitlich daneben liegenden Rippen sind kaum halb so hoch. Die Räume zwischen den Rippen eines jeden Bündels sind kaum breiter als die Nebenrippen. Dieses System von Bündeln wird nach unten durch neue, gleichartige Bündel von drei Rippen vermehrt. Eine derartige Skulptur ist bisher nur bei Aviculopecten Knockonniensis beschrieben worden. Auf der Abbildung bei M’Coy tritt die Skulptur nicht deutlich hervor. Es sei auch hervorgehoben, dass die andere Schale dieser Art, und zwar [594] 60 nach der Abbildung von M’Cot zu urtheilen die rechte, eine nicht unwesentlich von der geschilderten, auf der linken Schale befindlichen, abweichende Skulptur zeigt, welche oben bereits mit der Berippung von Aviculopecten alsatieus verglichen worden ist. Aviculopecten KnocTconniemis kommt nur als Seltenheit in den obersten Bänken im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig vor. StreMopteria M'Cov. Die von M’Cot im Jahre 1851 gegebene Gattungsdiagnose lautet : „Oval oder gerundet, schief nach vorne gestreckt ; „hinteres Ohr breit, wenig abgesetzt, fast rechtwinkelig, fast „bis zum hinteren Schalenrand reichend; vorderes Ohr klein, „deutlich abgesetzt; Oberfläche glatt oder radial gestreift; ein „grosser, schwach markirter Muskeleindruck ein wenig hinter der „Schalenmitte; ein kurzer, schmaler, hinter dem Wirbel leicht „mit dem Schlossrand divergirender Zahn; Ligament in einer „engen’, einfachen Furche am Schlossrand.“ Dieser Gattungs- diagnose ist noch hinzuzufügen, worauf zuerst de Köninck auf- merksam machte, die Gleichklappigkeit der Schalen. Ueber das Verhältniss von StreUopteria zu Aviculopecten wurde bereits bei Besprechung dieser letzteren Gattung ein- gegangen. Zwischen den ebenfalls im Untercarhon verbreiteten Gat- tungen EntoUum, Euchondria und StreUopteria bestehen die- selben Unterschiede wie zwischen jenen und Aviculopeeten und kann in Bezug hierauf ebenfalls auf bereits Gesagtes verwiesen werden. StreUopteria ist bisher nur im Untercarbon nachgewiesen worden. Die Vereinigung dieser Gattung mit Pleuronectites Schlote., dem Eecten laevigatus aus dem Muschelkalk, welche Fbech vornahm, kann nach der ausschliesslichen Anwendung 61 [595] unseres Gattungsnamens auf gleichklappige Formen des ünter- carbon, nach dem Vorschlag von de Köninck, nicht aufrecht- erhalten werden, worüber sich Sadomon bereits geäussert hat. DE Köninck nennt aus Belgien 18 hierher gehörige Arten aus dem belgischen Kohlenkalk. R. Etheeidge rechnet in den „fossils of the british Islands“ drei Arten aus gross- britannisch-irischem Kohlenkalk hierher. Aus der schiefrigen Facies des Kohlenkalks ist die nachstehend beschriebene Art die erste bekannte. Diese findet sich nicht allzu selten in den kalkigen Schiefern des Hunsrücken. 1. Streblopteria laevigata M’Coy sp. Tafel XIX, Fig. 27. Lima laevigata M’Cot. 1844. Syn. of the charak. of the carb. foss. of Ireland. S. 80, Taf. XII, Fig. 5. Streblopteria — M’Coy. 1854. British palaeozoic fossils. S. 482. ? — — DE Köninck 1885. Faune du calcaire carhonifere de la Belgique. Bd. V, S. 203, Taf. XXXII 2, 3. XI 14, 15. Vier Exemplare dieser von M’Cot zuerst als Lima be- schriebenen Art liegen mir aus dem elsässischen Untercarbon vor. An dem grössten Exemplar betrug die Höhe der Schalen 15 mm., die Breite derselben 13 mm, die Länge des Schloss- randes nur 6 mm. Die Schalen sind nur wenig gewölbt, die Gestalt ist in der Höhe länglich, seitlich etwas deprimirt und nach vorne hin vorgewölht. Unter dem hinteren Ohr ist die Schale auf kurzer Erstreckung gerade abgestumpft. Beide Ohren sind durch Einsenkungen vom unteren Schalentheil abgesetzt. Das vordere Ohr ist aber schärfer begrenzt als das hintere. Die Ein- senkungen treffen unter dem Wirbel in einem sehr spitzen Winkel zusammen. Das hintere Ohr besitzt eine eigenartig [596] 62 abgerundete Gestalt, scheinbar ohne den bei den Pectiniden sonst ziemlich allgemein vorhandenen Sinus an der Basis der Ohren. Das vordere Ohr ist klein, ziemlich plump und am Ansatz etwas sinuiert. Die Oberfläche der Schalen ist fast glatt. An den schärfer erhaltenen Exemplaren sind aber flache, concentrische Wulste erkennbar. Die unter das vordere Ohr nach vorne gewölbte Schale lässt die Zugehörigkeit dieser Art zur Gattung StreUopteria erkennen. Die aus dem Ober-Elsass vorliegenden Formen ent- sprechen der irischen Art, welche von M’Coy selbst zu dieser von ihm selbst im Jahre 1851 errichteten Gattung gestellt worden ist. Die vorliegenden Exemplare sind typische Vertreter von StreUopteria laevigata, so dass ein näherer Commentar über- flüssig erscheint. Die von M’Cot als „slightly and uniform convex“ bezeichnete Oberfläche entfernt diese Art zugleich von den übrigen Streblopterien , die de Köninck aus dem belgischen Kohlenkalk beschrieben hat. Alle diese Species, welche vornehm- lich in der Etage II liegen, zeichnen sich durch stärker gewölbte Schalen aus, StreUopteria laevigata M’Cot findet sich nicht selten in den oberen Bänken des Aufschlusses unterhalb der Ferme Pütig. 3. Familie Pinnidae Gray. Aviculopinna Meek. Neben der vom Devon bis zur Jetztzeit persistirenden Gattung Finna tritt im Carbon und im Perm ein etwas weniger specialisirter Typus, die Gattung Aviculopinna, auf. Die letztere unterscheidet sich von Pinna nur dadurch, dass der Wirbel nicht ganz vorne an der Schale wie bei Finna liegt, sondern 63 [597] etwas vom vorderen Ende des Schlossrandes entfernt endigt, so dass vor ihm noch ein Theil des Schlossrandes und ein vorderer Schalentheil ausgehildet ist. Ausserdem scheint die Skulptur der Schale niemals die für eine grosse Anzahl von Pinnen so charakteristischen Radialrippen aufzuweisen. Da aber die vordere, zarte Schalenparthie in vielen Fällen nicht erhalten ist, so ist eine sichere Unterscheidung beider Gattungen nur an besonders vollständigem Material möglich. Obgleich die Beschaffenheit der mir vorliegenden Formen aus dem Untercarbon des Rossberges in dieser Beziehung ebenfalls keinen ganz sicheren Schluss bezüglich der Gattungsangehörigkeit zulässt, so glaube ich doch, in der Skulptur und in der mit der M’Cox’schen Art, Aviculo- pinna spatula, vorhandenen Uebereinstimmung einen genügenden Anhalt zu besitzen, die oberelsässischen Fragmente zu Aviculo- pinna zu stellen. Die Arten der Gattung Aviculopinna sind nicht zahlreich. Die im europäischen Untercarbon am weitesten verbreitete Art, Aviculopinna spatula M’Coy, ist die einzigste, welche bisher im Ober-Elsass gefunden wurde. 1. Aviculopinna spatula M’Coy. sp. Tafel XVII, Fig. 13. Pinna spatula M’Coy 1853. On some new Carboniferous Limestone Fossils in Annals and Magazine of Natur. Hist. 2 Ser. Vol. XII, S. 188. — — M’Coy 1855. Syst, descript. of the British palaeoz. Fossils. S. 499, Taf. HI E, Fig. 9, 10. Aviculopinna — de Köninck 1885. Faune du calc. carb. de la Belgique. Bd. V, S. 167, Taf. XXVII, Fig. 7-9. — — Julien 1896. Carboniftre marin de la France centrale. S. 50. Von diesem selbst in Bruchstücken unverkennbaren Fossil liegen mir einige Schalenfragmente vor. Es sind dies Parthien, [598] 64 welche etwa aus der Mitte der Schale stammen. Die Höhe der Schale konnte zu etwa 18 mm gemessen werden; dieselbe beträgt also weniger als die Hälfte der Schalenhöhe der aus- gewachsenen Exemplare des belgischen Kohlenkalkes. Der Schlossrand verläuft ganz gerade vom Wirbel bis zur hintersten Schalenausdehnung. Der untere Schalenrand ist demselben wenigstens in der hinteren Schalenhälfte annähernd parallel. Die Schalen sind im Ganzen wenig gewölbt, nur nach dem Schlossrand und dem unteren Schalenrand zu fallen sie steiler ab. Die Oberfläche ist mit groben, meist wulstigen, concentri- schen Lamellen versehen. Diese Art ist von M’Cot zuerst ohne Abbildung aufgestellt, aber mit einer eingehenden Diagnose versehen worden. Die Art lässt sich aber leicht von ihren Verwandten aus dem gross- britannisch-irischen Untercarbon unterscheiden. Ausser den zu Finna zu stellenden Arten , Pinna flabelliformis Maet. und Pinna flexicostata M’Cot, welche ausser der concentrischen Oberflächenskulptur auch noch eine besonders starke Radial- berippung zeigen, ist Aviculopinna mutica M’Cot zu nennen, eine Art, welche bereits durch eine, vornehmlich bei meso- zoischen Pinnen auftretende, kielförmige Erhöhung, welche auf der Mitte der Schalen von vorne nach hinten verläuft, ausge- zeichnet ist. Näher verwandt sind die von de Köninck aus der Fauna des Visekalkes beschriebenen Arten, Aviculopinna d’Orbi- gnyana und Aviculopinna membranacea. Beide besitzen aber eine spitzere Gestalt, welche an der deutlichen und beträchtlichen Divergenz des Schlossrandes und des unteren Schalenrandes von vorne nach hinten zu erkennen ist. Aviculopinna spaiula findet sich nach M’Cot im Kohlen- kalk von Derbyshire und Northumberland, nach R. Etheeidge soll die Art aber auf die lower coal measures beschränkt sein. In Belgien kommt sie nicht selten im Visdkalk vor. Auch aus 65 [599] dem centralen Frankreich wurde diese Art in einem Exemplar von Julien nachgewiesen. Im Ober-Elsass wurde Aviculopinna spatula in einigen Exemplaren an der oberen Fundstelle des Hunsrückenwaldes aufgefunden. 4. Familie. Myalinidae. Frech. Myalina de Köninck. Die Gattung Myalina ist von de Köninck im Jahre 1842 auf Grund einiger nicht ganz vollständiger Exemplare aus dem belgischen Kohlenkalk aufgestellt worden. Dabei wurde ein wichtiges Merkmal, die Ungleichklappigkeit der Schalen, über- sehen. Erst W. Kino und M’Cot haben dieselbe festgestellt. Die Diagnose ist dann von de Köninck abgeändert und lautet nach ihm jetzt folgendermassen : „Ungleichklappig, mytiliform, meist höher als lang; Wirbel im allgemeinen stumpf, endständig, mit einer inneren Querwand versehen; Schlossrand verdickt, flach, mit mehreren Längs- furchen für das Ligament; zwei Muskeleindrücke; einfache Mantellinie. “ Die nächst verwandte Gattung, Mytilus, unterscheidet sich von Myalina durch die lineare und zarte Schlossfläche. Ausserdem liefert auch die nach hinten, längst des langen, geraden Schlossrandes, verlängerte Gestalt und das Vorhandensein einer vom unteren Schalenrande oft flügelartig nach vorne gerich- teten Schalenausbreitung meist ein gutes Erkennungsmerkmal für Myalina. Modiola ist mehr nach hinten, in der Verlängerung der vom Wirbel ausgehenden Aufwölbung ausgedehnt. Myalina kommt vom Devon bis zur Trias vor; sie bildet aber nirgends ein besonders hervorstechendes Faunenelement. Im üntercarbon, wo 5 [GOO] 66 ihre Formen-Mannigfaltigkeit vielleicht am grössten ist, gehören die allermeisten Arten zu den Seltenheiten. Aus der grossen Monographie von de Köninck geht hervor, dass von den meisten Arten nur ein einziges Exemplar gefunden wurde, oder dass die Arten sehr selten sind. Aus dem centralen Frankreich ist keine Myalina bekannt. Auch im Eisass sind die beiden beschriebenen Arten, Myalina tenuesulcata nov. sp. und Myalina ampliata de Kon. nur je in einem Exemplar gefunden worden. Beide Arten gehören sehr verschiedenen Formentypen an. Während Myalina tenuesulcata durch ihre von vorne nach hinten verlängerte Gestalt und durch die nach vorne gerichtete Schalenausbreitung noch an den Typus erinnert, zeigt Myalina ampliata ohne diese Schalenausbreitung und durch die unter und vor dem Wirbel gelegene, tief eingesenkte Area eher Beziehung zu der Gattung Mytilus. 1. Myalina tenuesulcata nov. sp. Tafel XVn, Fig. 10. Es liegen mir ein fast vollständiges Exemplar einer linken Schale und einige Bruchstücke vor, welche sich mit einer bereits beschriebenen Myalina-kxi nicht identificiren lassen. Die Stücke weisen in Gestalt und Skulptur derartige Besonderheiten auf, dass mir die Begründung einer neuen Species nothweudig erscheint. Die fast vollständig erhaltene Schale zeigt folgende Di- mensionen: Länge der Schale 16 mm, Höhe derselben 15 mm, Länge des Schlossrandes 15 mm. Die Gestalt ist die eines gleichschenkligen Dreiecks, in dem die Länge des Schlossrandes und des hinteren Schalen- randes die gleichen Schenkel sind. Die Schale ist flach, nur der Wirbel und die an diesem schief nach unten ziehende Schalen- 67 [601] parthie ist gewölbt. Der Wirbel liegt am vorderen Ende des Schlossrandes und ist nach vorne gewendet. Von ihm und seiner nach unten zu immer schwächer gewölbten Fortsetzung geht die Schale allmählich und unmerklich in die flache, unter dem Schlossrand gelegene Schalenparthie über; nach vorne fällt die Schale etwas stärker ab und bildet einen vom unteren Bande nach oben immer schmäler werdenden, unter dem Wirbel ganz verschwindenden Flügel. Der hintere Schalenrand verläuft an- nähernd senkrecht zum Schlossrand; die Verbindung beider ist aber in Form eines gleichmässig gerundeten Bogens entwickelt. Die Oberfläche ist mit sehr feinen, regelmässigen, dem unteren und hinteren Schlossrande parallelen , concentrischen Streifen überzogen. Eine den Schlossrand begleitende Schalenverdickung, welche die abgebildete Schale zeigt, ist nur durch Verdrückung entstanden, bei welcher der verdickte Schalenrand mehr Wider- stand geleistet hat, als die übrige, jedenfalls sehr dünne Schale. Die Dünnschaligkeit , die sehr feine und regelmässige Skulptur und die relativ tiefe Lage des vorderen Ohres sind die Merkmale, welche eine Unterscheidung von den anderen im Untercarbon vorhandenen Myalina-kxien leicht ermöglichen. Die grösste Aehnlichkeit zeigt vielleicht Myalina peralata de Kon. Die Gestalt der hinteren Schalenparthie und die Skulptur sind sehr ähnlich; allerdings ist die belgische Art dickschaliger und wohl auch deshalb nicht ganz so fein und regelmässig skulptu- rirt. Ein leicht in die Augen fallender Unterschied ist aber in der Lage des vorderen Flügels vorhanden, welcher bei unserer Art beträchtlich tiefer sitzt. Myalina peralata liegt im Visekalk. Myalina tenuesulcata kommt nur als Seltenheit in den oberen Bänken des Aufschlusses unterhalb der Ferme Pütig vor. [602] 68 2. Myalina ampUata de Ryckh. sp. Tafel XVII, Fig. 9. Mytüus ampUatus de Ryckholt. 1847. M«51anges pal4ontologiques. Partie I. S. 141, Taf. Vin, Fig. 9, 10. Myalina ampUata de Kokinck. 1885. Faune du calc. carb. de la Bel- gique. S. 170, Taf. XXIX, Fig. 6. Ein einziger, skulpturloser Steinkern einer linken Schale konnte auf diese Art bezogen werden. Die Höhe der Schale beträgt 17 mm. Die Grösse des elsässischen Exemplars bleibt also nur sehr wenig hinter derjenigen der belgischen Stücke zurück. Die Schale ist wenig gewölbt, nur der Wirbel ist stark nach vorne gewölbt; derselbe ist ganz vorne gelegen und weit über das vordere Ende des Schlossrandes hinausgebogen. Die Fortsetzung des Wirbels nach unten verflacht sich sehr schnell, nach hinten zu geht dieselbe allmählich in den ganz ebenen, unter dem Schlossrand gelegenen Schalentheil über; nach vorne fällt die Schale etwas schroffer ab, ohne aber einen Flügel zu bilden; nach unten breitet sich die Schale nur in Form eines flacheren Lappens aus. Vorne unter dem Wirbel ist in dem ersten Drittel der Schalenhöhe eine tiefe, im Steinkerne beson- ders stark ausgebildete, eingesenkte Area vorhanden. An dem Steinkerne ist auch am vorderen Theile des Schlossrandes, unter dem Wirbel, eine deutliche Depression vorhanden, welche auf den ausgefallenen, verdickten Schlossrand zurückzuführen ist. Diese Art kann von der grössten Anzahl carbonischer Myalinen auf Grund des Fehlens eines vorderen Flügels und auf Grund des Vorhandenseins einer tief eingesenkten, vor dem Wirbel gelegenen Area unterschieden werden. Myalina hursa DE Kon., welche ähnliches zeigt, ist andererseits beträchtlich höher gebaut. 69 1? [603] Myalina ampliata ist bisher nur aus dem Visekalk be- schrieben worden, in welchem sie sich aber nur sehr selten vorfindet. Im Eisass wurde sie nur in einem Exemplar in den unteren Bänken des Aufschlusses am Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig aufgefunden. 5. Familie. Modiolidae. Modiola Lam. Die Gattung Modiola stellt einen vom Palaeozoicum bis zur Jetztzeit ungemein beständigen Zweischaler- Typus vor. Ihr Auftreten im Untercarbon ist durch die von de Köninck mit- getheilten Exemplare, welche Schlossrand und Muskeleindrücke zeigen {M. fahalis), sicher gestellt. Ebenso hat Beushausen durch die Beobachtung der inneren Schalenverhältnisse bei Modiola antiqua Gde. das Vorkommen dieser Gattung bereits im Devon nachgewiesen. Sowohl im englischen als auch im bel- gischen Untercarbon erreicht die Gattung Modiola bereits eine ziemlich grosse Artenzahl. Im Perm sind dagegen nur wenige Formen bekannt und die Hauptentfaltung der Gattung beginnt erst im Lias. An den aus dem oberelsässichen Untercarbon vorliegenden Stücken sind allerdings weder Schlossrand mit Bandfurche noch auch die Lage des grossen und des kleinen vorderen Adduc- tors erkennbar. Die sehr charakteristische äussere Gestalt erscheint aber als hinreichend, um eine Einordnung in die Gattung Modiola zu rechtfertigen. Die stark verschmälerte Vorderseite und die verbreiterte Hinterseite, im Verein mit einem wenig hervortretenden, stumpfen Wirbel und der von diesem nach dem Hinterrande sich hinziehenden, leicht gebogenen Aufwölbung finden sich bei keiner anderen Zweischalergattung ähnlich wieder. [604] 70 Modiola-F oxm&Oi spielen im Kohlenkalk und in der schief- rigen Facies dieselbe Rolle ; in rein kalkigen Ablagerungen kommen sie in besonders grossen und dickschaligen Exemplaren vor, wie Modiola princeps de Kon. Die Modioien finden sich meist zu mehreren bei einander und scheinen kolonieweise gelebt zu haben. Im Eisass finden sich die aus dem irischen Kohlenkalk bekannte Modiola paiula, Modiola lithodomoides , eine Aller- weltsform und eine Modiola impressa de Kon. sehr nahe stehende Form. Während die beiden ersten Arten stellenweise zu mehreren Exemplaren neben einander Vorkommen, ist mir Modiola impressa de Kon. var. alsatica nur in einem Exemplar bekannt geworden. I 1. Modiola patxda M’Coy. Tafel XVn, Fig. 11. Modiola patula M’Coy 1844. Syn. of the charakt. of the carb. fossils of Ireland. S. 75, Taf. XIH, Fig. 13. Von dieser Art liegen vier Exemplare vor. Das beste, abge- bildete ist ca. 10 mm lang; die grösste Schalenhöhe beträgt 7 mm. Die letztere liegt am hinteren Ende des Schlossrandes, etwa im hinteren Drittel der Schalenlänge. Die Gestalt ist vorne stark verschmälert und hinten verliältnissmässig sehr verbreitert. Der Wirbel ist stumpf und breit; von ihm erstreckt sich der stark gewölbte Theil der Schale leicht abwärts gebogen schief nach hinten. Der Hinterrand ist, nach dem Verlauf der Anwachs- streifen zu urtheilen, regelmässig gerundet. Die Schalenober- fläche ist mit sehr zahlreichen, nur selten gröber, lamellenförmig werdenden Anwachsstreifen bedeckt. Modiola patula ist eine relativ hochgebaute Art. Von den achtzehn Arten, welche de Köninck aus dem belgischen Kohlen- 71 [605] kalk anführt, sind siebzehn bedeutend länger und niedriger ge- staltet, darunter auch Modiola lühodomoides Ethe. ( =fusiformis DE Kok.), welche auch aus Grossbritanien bekannt ist und im Eisass mit Modiola patula zusammen vorkommt. Eine Art, Modiola macrocephala de Kon., ist dagegen noch höher ge- formt, so dass die Schalenhöhe nicht viel geringer ist als die Schalenlänge. Modiola patula ist bisher nur aus Irland beschrieben worden. Im Eisass fand sie sich in vereinzelten Exemplaren in den oberen Bänken des Aufschlusses am Wegeeinschnitt unterhalb der Ferme Pütig. 2. Modiola lithodomoides R. Ethr. Taf. XVn, Fig. 16. Modiola lithodomoides R. Ethekidge 1875. Geological Magaz. Bd. n, S. 241, Taf. Vm, Fig. 1, 2. — fusiformis de Köninck 1885. Faune du calc. carb. de la Bel- gique. S. 174. Taf. XXVIII, Fig. 2, 4-7, 29,30. — princeps de Köninck ib. S. 174, Taf. XXVIII, Fig. 3. — fusiformis Julien 1896. Carbonifere marin de la France cen- trale. S. 51, Taf. X, Fig. 10. Mit der vorhergehenden Art kommen noch länger gestreckte Modioien vor, welche ich für diese von R. Etheeidge zuerst erwähnte Art halte. Die beiden mir vorliegenden Exemplare sind etwa 10 mm lang und 4 mm hoch. Die Gestalt der Muschel ist lang gestreckt; der Wirbel ist stumpf und breit; von ihm zieht sich eine starke, leicht nach unten geschwungene Aufwölbung nach dem hinteren Schalen- rande. Die Oberfläche ist von unregelmässigen, hie und da stärker werdenden Anwachslamellen durchzogen. Modiola lithodomoides scheint de Köninck bei der Abfassung seiner „Faune du calcaire carbonifere de la Belgique“ [606] 72 vollständig entgangen zu sein. Dieselbe ist von R. Etheeidge in einer kleinen Mittheilung „On some undescribed Carboniferous Fossils“ beschrieben worden. Von de Köninck wird die Ethe- EiDGE’sche Form nirgends erwähnt, und er sieht sich veranlasst, für diese bereits beschriebene Art eine neue Benennung, Modiola fusiformis, einzuführen. Ueber die Identität dieser beiden Species- namen kann nach den]^.'vorliegenden Abbildungen und Beschrei- bungen kein Zweifel bestehen. Ebenso scheint mir aber auch Modiola^ princeps de KoN.]j[mit diesen Arten synonym zu sein; dieselbe unterscheidet sich von Modiola lithodomoides allein durch die grössere Gestalt; sie wird aber von de Köninck als Seltenheit angegeben. Der Anlass zur Trennung der beiden Arten hat für de Köninck ohne Zweifel darin bestanden, dass die grössere Form im Visekalk, die kleineren ausschliesslich in den Tournay-Schichten Vorkommen sollen. Der facielle Unter- schied der_^ beiden Ablagerungen erklärt aber hinreichend die verschiedene Grösse, in denen sich diese Form vorfindet. Modiola ' lithodomoides' lässt sich durch ihre extrem schmale Gestalt leicht von den übrigen,' mit ihr zusammen vorkommenden Arten unter- scheiden. Im elsässischen Untercarbon ist in gleicher Weise kaum eine Verwechselung mit der^sich in denselben Schichten vor- findenden Modiola patula M’Cot möglich. Modiola lithodomoides kommt sowohl im echten Kohlen- kalk Grossbritanniens, Irlands^und Belgiens als auch in der schiefrigen Facies desselben im centralen Frankreich vor. Die vorliegenden, elsässischen Stücke stammen aus den oberen Bänken des Aufschlusses unterhalb der Ferme Pütig. 3. Modiola impressa de Kon. nov. var. alsatica. Tafel XVn, Fig. 15. Modiola impressa de Köninck 1885. Faune du calc. carb. de la Belgique. Bd. V, S. 176, Taf. XXVHI, Fig. 26, 27. 73 [607] Ein ganz vollständiges Exemplar einer linken Schale liegt von dieser Form vor. Die Länge der Schale beträgt 10 mm, die Höhe der- selben 4 mm. Die Gestalt ist also lang gestreckt. Der Wirbel liegt ganz vorne, er ist stumpf und stark gewölbt. Von ihm erstreckt sich eine sehr stark aufgewölbte Schalenparthie, welche sich erst im letzten Drittel ein wenig abflacht, fast mit dem Schlossrand parallel, gerade nach hinten. Unterhalb dieser Parthie fällt die Schalenoberfläche sehr jäh ab; oberhalb der- selben verflacht sich die Aufwölbung bis zum Schlossrand und bis zum oberen Theil des hinteren Schalenrandes sehr langsam. Der Schlossrand ist vom Wirbel etwa bis zum ersten Drittel der Schale zu verfolgen, dann geht er in leichter Biegung in den oberen Theil des hinteren Schalenrandes über. Die Skulptur besteht aus wenig zahlreichen, hohen, concentrischen Lamellen. Die elsässische Form stimmt nicht ganz genau mit Modiola impressa de Kon. überein. Das von de Köninck abge- bildete Exemplar ist im Ganzen ein wenig breiter und zwar wegen der grösseren Höhe der oberhalb der Wirbelaufwölbung gelegenen Schalenparthie. Ausserdem ist der Schlossrand des belgischen Stückes etwas kürzer. Diese Unterschiede sind aber nicht so tiefgehend, dass eine specifische Trennung der mir vorliegenden Form von der de KoNiNCK’schen Art noth wendig erschiene. Die schmale, sehr lang gestreckte Gestalt von Modiola impressa bildet gegenüber allen anderen Modiola-kxien des Untercarbons ein gutes Unterscheidungsmerkmal. Modiola impressa ist im Visekalk ziemlich selten und von keiner anderen Lokalität bisher bekannt. Die elsässische Varietät ist mir ebenfalls nur in einem Stück von dem Aufschluss unter- halb der Ferme Pütig zu Gesicht gekommen. [608] Homomyaria Zitt. A. Taxodonta Nexjm. 74 Die Taxodouta sind im Palaeozoicum bereits mannigfach differenzirt. Es finden sich die beiden Familien der Nuculidae und Arcidae bereits getrennt. Im Ober-Elsass finden sich die beiden im Carbon bekannten Gattungen der Nuculidae Nuculana (Leda) und Ctenodonta. Die Arciden finden sich nur in der Gattung Macrodus vertreten, welche aber eine besondere Formenmannigfaltigkeit erreicht. 6. Familie Nuculidae Gray. 1. Ctenodonta Salter. 1851. Beushausen hat erst kürzlich diese Gattung in kritischer Weise behandelt. Seine Auffassung steht im Ganzen in Einklang mit den Resultaten, zu denen bereits eine Anzahl anderer Autoren gekommen waren. Vor allem ist die von Hall im Jahre 1843 aufgestellte Gattung Tellinomya mit Ctenodonta identisch, wie bereits von DE Köninck im Jahre 1885 bei der Beschreibung der untercar- bonischen Zweischaler hervorgehoben worden ist. Beide Autoren befinden sich nur insofern im Gegensatz, als ersterer sich für die Anwendung des SALTER’schen Namens Ctenodonta, letzterer aber für die Anwendung der HALL’schen Bezeichnung Tellinomya entschied. Vom strengen Gesichtspunkt der Priorität gebührt aller- dings dem HALL’schen Gattungsnamen unzweifelhaft der Vorzug, denn Salter hat als Typus seiner Gattung Ctenodonta eine 75 [609] Species gewählt, welche von Hall als erste Species seiner Gattung Tellinomya beschrieben worden war. de Köninck hat daher Recht, wenn er es für einen Fehler von Saltee hält, dass er auch später im Jahre 1859, nachdem er auf diese Doppelbenennung aufmerksam geworden war, noch an seine früher aufgestellte Gattung festhielt. — Mit Recht führt aber Beushausen aus, dass die erste brauchbare Gattungsdiagnose von Saltee stammt und dass der ähnlich klingende und dem Sinne nach gleichkommende Gattungsname Tellimya von Beown bereits im Jahre 1827 für zu den Eryciniden gehörende Formen verwandt worden ist. Wie Beushausen, betont ausserdem auch DE Köninck die Unzweckmässigkeit des HALL’schen Gattungs- namens, welcher eine nicht existirende Verwandtschaft mit Tellina andeuten würde. Mit Beushausen und P. Fischee habe ich mich zur An- wendung der in der Litteratur bereits so verbreiteten Gattungs- benennung Ctenodonta entschlossen. Ein anderer im Devon sehr verbreiteter Nuculidentypus ist von Hall zur Gattung Palaeoneilo zusammengefasst worden. Hall hat im Jahre 1885 in dem zweiten Theile seiner devo- nischen Lamellibranchiaten-Monographie von Nord-Amerika aller- dings auf die mögliche Zusammengehörigkeit dieser Gattung mit Ctenodonta bereits hingedeutet. Oehleet hat die Auffassung der Gattung Palaeoneilo darauf etwas eingeschränkt. Jedoch auch bei der Auffassung Oehleet’s sind mannigfache Uebergänge zwischen den beiden Gattungen vorhanden, und Beushausen hat den Ausweg gewählt, dass er durch Erweiterung der Gat- tungsdiagnose von Ctenodonta die zu Palaeoneilo gestellten Arten in die Gattung Ctenodonta einbezogen hat. Auf carbonische Nuculiden ist der Gattungsname Palaeo- neilo nie angewandt worden. Neuerdings hat ihn Bittnee aber auch für alpine Trias-Zweischaler eingeführt, ausdrücklich ohne [610] 76 sich näher auf die Beziehungen zu Ctenodonta eingelassen zu haben. Es dürfte aber ebenfalls bezüglich der triadischen Arten, welche bald mehr, bald weniger die Merkmale der „Gattung“ Palaeoneilo — die nach vorne gerückte Lage des Wirbels und die deutliche Ausbildung einer vom Wirbel nach dem Hinterrande der Schale verlaufenden Einsenkung — zeigen, angezeigt sein, wenn wir uns der erweiterten Beushausen’ sehen Gattungsdiag- nose von Ctenodonta, in deren Bereich dann auch diese Formen noch hineinfallen , anschliessen ; diese lautet folgen dermassen : „Schale gleichklappig, mehr oder minder ungleichseitig, flach oder mässig gewölbt, selten aufgebläht, mit meist deut- licher, selten ganz verschwindender, vom Wirbel schräg nach hinten zum Unterrande ziehender, hier eine Einbiegung ver- ursachender Furche. Schlossrand gebogen, mit zwei aus zahlreichen Zähnen bestehenden Zahnreihen, welche unter den Wirbeln direkt zu- sammenstossen oder übereinander greifen, und zwar die hintere über die vordere. In manchen Fällen werden sie durch einige schräge Zähne unter den Wirbeln verbunden. Skulptur concentrisch , aus Anwachsstreifen oder Rippen bestehend. Ligament äusserlich, in einer Furche hinter den Wirbeln gelegen, Muskeleindrücke mehr oder minder kräftig, an beiden Enden des Schlossrandes gelegen, öfters durch Schwielen gestützt. In der Wirbelhöhlung zuweilen accessorische Muskeleindrücke erhalten. Mantellinie ganzrandig.“ In dieser so erweiterten Gattung unterscheidet Beushausen dann fünf Untergattungen. Die beiden Arten des elsässischen Untercarbon gehören aber zu Ctenodonta sens. str. , so dass hier auf diese Unterabtheilungen nicht näher eingegangen zu werden braucht. 77 [611] Die zu Ctenodonta zu stellenden Zweischaler des west- europäischen üntercarbori sind, ausser den beiden Arten, für welche de Köninck die Gattung TeUinomya in Anspruch nimmt, von M’Cot, Pobtlock, Phillips, Soweebt und bis auf Etheeidge allgemein zu Nucula gerechnet worden. In keiner dieser Be- schreibungen finden sich genaue Wiedergaben von Schlössern, da von keinem dieser älteren Forscher die ganz abweichende Lage des Ligaments beobachtet worden ist. Doch ist an den sehr übereinstimmenden Formen dieser Zweischaler zu erkennen, dass dieselben, so weit sie für die Taxodonten mit äusserem Ligament in Betracht kommen, mit einer Ausnahme wohl alle zu der Gattung Ctenodonta sens. str. zu stellen sind. Diese einzige Ausnahme scheint Nucula carinata M’Cot zu bilden, welche eventuell der Untergattung Palaeoneilo angehören könnte und demnach eine Vermittlung der devonischen und triadischen Muscheln dieser Untergattung bilden würde. Nucula cuneata Phill. gehört dagegen zu den Modioliden. In der schieferigen Kohlenkalkfacies des Ober-Elsass fand V ich drei hierher gehörige Species. Eine derselben, zugleich eine der verbreitetsten Arten dieser Facies, ist mit einer belgischen Kohlenkalk- Art identisch; es finden sich naheverwandte Arten auch im grossbritannischen Untercarbon. Zwei Species sind bisher noch nicht beschrieben worden. 1. Ctenodonta »inuosa de Ryckh. sp. Tafel XIX, Fig. 6. Ltda smuosa de Ryckholt. 1854. M61anges pal4ontologiques. II. partie, S. 151, Taf. XVn, Fig. 5, 6. TeUinomya — de Köninck. 1885. Faune du calcaire carbonifere. Bd., V. S. 139, Taf. XXVI, Fig. 22—29, 42. Die elsässischen Exemplare, deren mir ein halbes Dutzend in guter Erhaltung vorliegt, erreichen eine Schalenlänge von [612] 78 16 mm bei einer Schalenhöhe von 10 mm. Dieselben kommen damit den gewöhnlichen Grössenverhältnissen dieser Species im Kohlenkalk gleich. Die beiden zusammengehörigen Schalen, welche wegen des an denselben zu beobachtenden Schlossrandes abge- bildet wurden, zeigen eine Länge von 14 mm bei einer Höhe von 9 mm. Die Schalen sind nach hinten deutlich ausgezogen, nach vorne regelmässig abgerundet; der Wirbel kommt dadurch dem Vorderende näher zu liegen. In der Mitte sind die Schalen leicht gewölbt. Hinter dieser Wölbung befindet sich eine schwache Depression, welche bei anderen Species sehr ausgesprochen aus- gebildet ist, bei der vorliegenden aber wenig deutlich begrenzt ist und bei einigen Exemplaren nur als fiache, nicht aufgewölbte Parthie zum Ausdruck kommt. Die Skulptur besteht aus feinen An wachsstreifen, zwischen welche sich ab und zu eine gröbere Anwachslamelle einschiebt, so dass das bei de Rtckholt abge- bildete Aussehen der Schalenoberfläche resultirt. Dieses Auftreten von Anwachslamellen, deren sich gewöhnlich vier vorfinden, kann bei verschiedenen Exemplaren verschieden deutlich sein. Gleich wie es Saltee bei devonischen Formen fand, kann man auf Steinkernen der untercarbonischen Species auch zwei grosse Muskeleiudrücke der Adduktoren erkennen. Einer der- selben befindet sich nahe am Vorderrand der Schale in der unteren Schalenhälfte und besitzt eine nahezu kreisrunde Gestalt; der andere ist in der Nähe des Hinterrandes in halber Schalen- höhe gelegen und von mehr ovalem Umriss. Der Schlossrand ist unter dem Wirbel geknickt. Dieser letztere ist stark über den ersteren hinübergebogen und ein wenig nach vorne gedreht. Der nach hinten gelegene Theil des Schloss- randes trägt ca. 35 kleine Zähnchen, welche unter dem Wirbel die winzigsten Dimensionen erreichen. Immerhin sind die Zähnchen auch dort noch schmäler, als die zwischen denselben befindlichen Lücken. An diese senkrecht zum Schlossrand gestellten Zähnchen 79 [613] schliessen sich ein wenig vor der Wirbelspitze etwa fünf grosse Zähne an, welche den vorderen Schlossrand besetzen. Sie folgen unvermittelt auf die kleinen Zähnchen, und scheinen nur im Ganzen etwas tiefer als diese zu stehen ; ausserdem sind die- selben schief gestellt, de Köninck hat einen vergrösserten Schlossrand dieser Species abgebildet. Die elsässischen Exem- plare zeigen die Zahnreihe nur im Negativ und eignen sich daher weniger zur Reproduktion. Die so auffällig verschiedene Ausbildung der vorderen und hinteren Schlosszähne ist für eine Anzahl jüngerer Formen der Gattung Ctenodonta charakteristisch. Bei den silurischen und den devonischen Arten ist dieser Unter- schied bei Weitem nicht so stark ausgeprägt; dagegen ist er bei einigen triadischen Ctenodonten in gleicher Weise erkennbar. Hinter dem Wirbel befindet sich eine sehr schmale, aber von deutlichen Kanten eingefasste Area, in deren Mitte das bis zur halben Erstreckung derselben reichende Ligament seinen Platz hat. Dasselbe muss sehr kräftig gewesen sein, denn im Gegensatz zu den allermeisten Zweischalern des elsässischen Untercarbon findet man diese Species verhältnissmässig oft in zweischaligen Exemplaren. Die stark entwickelten Muskelein- drücke sprechen auch dafür, dass kräftige Muskeln einem beträchtlichen, durch das Ligament ausgeübten Zuge entgegen- arbeiten mussten. Diese Ligament- und Muskel-Ausbildung steht durchaus im Einklang mit den von Saltee und Beushausen gemachten Beobachtungen an älteren Formen derselben Gattung. Sehr nahe Beziehungen der vorliegenden Art sind, der Gestalt und Skulptur nach zu urtheilen, mit Ctenodonta Halli Baekois’ vorhanden. Der Schlossrand dieser Art zeigt aber — nach der Abbildung bei Baeeois wenigstens — eine stark ab- 1. Recherches sur les terr. anciens des Ästuries et de la Galice. S. 339, Taf. XVII, Fig. 3. [614] 80 weichende Bezahnung, es sind die vorderen und hinteren Zähn- chen weder in der Grösse noch in ihrer Lage zum Schlossrand verschieden. Aus diesem Grunde wird man an eine Vereinigung der beiden Arten nicht denken dürfen. Die Beziehungen zu grossbritannisch-irischen Species sind von DE Rtckholt bereits in ausführlicher Weise erörtert worden. Ob eine spezifische Trennung der Ctenodonta sinuosa von den ein wenig länglicher gebauten Arten, Ctenodonta clavata M’Cot und laevirostrum Portl., ebenso von der mehr abgestutzten Ctenodonta longirostris M’Coy späterhin sich wird aufrecht er- halten lassen, ist schwer zu entscheiden. Die Schlösser jener Formen sind bislang unbekannt. Ctenodonta undulata Phill., welche nicht mit Ctenodonta Phillipsii de Ryckh. identisch ist, stimmt dem Umriss und der Skulptur nach besser mit unserer Species; bei jener ist aber eine zur hinteren Seite hinlaufende Kante ausgebildet, welche specifische Verschiedenheit deutlich anzeigt. Ctenodonta sinuosa wird von de Ryckholt und von de Köninck aus den Schichten von Tournay angeführt. Im Eisass kommt sie ziemlich verbreitet am Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig vor. 2. Ctenodonta elegahxs nov. sp. Tafel XIX, Fig. 13. Ctenodonten, welche sich mit der vorhergehenden Species zusammen vorfanden, hielt ich anfangs für Jugendexemplare der Ctenodonta sinuosa. Ein tadellos erhaltenes Exemplar belehrte mich aber, dass eine specifische Trennung der vorliegenden Formen von jener am Platz ist. Dieses Exemplar zeigt eine Schalenhöhe von 3 mm bei einer Länge von 5 mm. Die Form ist hoch gewölbt. Der Wirbel 81 [615] greift über den Schlossrand und ist leicht nach vorne gedreht. Die Wölbung erstreckt sich fast über die ganze Schale. An der Vorderseite bleibt nur eine kleine Lunula frei, welche aber nicht deutlich begrenzt ist. Hinter dem Wirbel ist ferner nicht wie bei der vorigen Art eine deutlich abgesetzte Area vorhanden, die gewölbte Oberfläche fällt vielmehr ohne Andeu- tung einer Kante senkrecht zum Schlossrand ab. Die Dicke der geschlossenen Muschel ist grösser als die Höhe derselben; sie beträgt 4 mm. Die Skulptur besteht aus einer starken, gleich- mässigen , ziemlich entfernt stehenden , concentrischen Faltung. Die Zähne dieser Species zeigen nicht die grosse Ungleich- mässigkeit vor und hinter dem Wirbel, wie es bei Cteno- donta sinuosa der Fall ist. Hinter dem Wirbel sind sie relativ gross, vor demselben relativ kleiner; damit scheint eine grössere Breite der hinteren Schlossfläche in Zusammenhang zu stehen. Trotzdem von M’Cot, Pobtlock, Phillips und de Ryckholt die Ctenodonten des Kohlenkalkes in zahlreiche Arten getrennt worden sind, so konnte ich die vorliegende Form. doch mit keiner der von diesen Autoren beschriebenen identificiren. Die gedrungene, stark gewölbte Gestalt und die starke Skulptur gewähren in allen Fällen gute Erkennungsmerkmale. Von Cteno- donta sinuosa ist sie besonders durch die stärkere Skulptur und durch das Fehlen der hinter der mittleren Wölbung auf- tretenden Depression, sowie durch die kürzere und höhere Gestalt leicht auch äusserlich unterscheidbar. Ctenodonta elegans fand' sich nicht selten am Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. 2. Nuculana Link. Synonym der Gattung Nuculana von Link, ist die Gattung Leda, welche später von Schumachee aufgestellt ist. Diese 6 [616] 82 letztere Benennung, welche weit in der Literatur verbreitet ist, wird aber neuerdings, wenigstens in den Arbeiten über palaeo- zoische Zweischaler, wie von Waagen, de Köninck, Beushausen und anderen, mit Recht durch den Gattungsnamen Nuculana, welchem die Priorität zukommt, ersetzt. Die Gattung ist Nucula nahe verwandt. Die entscheidenden Unterschiede sind im Inneren durch das Auftreten eines hinteren Ausschnittes der Mantellinie, äusserlich durch die schnabel- förmig nach hinten ausgezogenen Schalen gegeben. Ihre Zuge- hörigkeit zu den Nuculiden beruht auf dem Vorhandensein eines inneren, in einer dreieckigen, in der Knickung zwischen der vorderen und hinteren Zahnreihe gelegenen Ligamentes und auf dem Besitz vieler, senkrecht zum Schlossrand stehender Zähnchen. An dem einzigen Exemplar einer Nuculana^ welches sich im Untercarbon der Südvogesen gefunden hat, sind die inneren Verhältnisse nicht nachweisbar; die sehr bezeichnende äussere Gestalt ist aber hinreichend, um eine Einreihung in diese Gattung vorzunehmen. Die Gattung Nuculana ist eine der ältesten und, da sie sich bis zur Jetztzeit erhalten hat, eine der constantesten Typen der Zweischaler. Nuculana hirostrata M’Cot kommt dem Typus nahe, welcher sich vom Devon bis ins Känozoicum am allgemeinsten vorfindet. Nuculcma hirostrata M’Coy sp. Tafel XlX, Fig. 26. Nucula hirostrata M’Coy. 1844. Synops. of the charakt. of the carb. foss. of Ireland. S. 68, Taf. XI, Fig, 23. Das einzige Exemplar einer Nuculana, welches sich bisher im Untercarbon des Ober-Elsass gefunden hat, ist nur 7 mm 83 [617] lang und 4 mm hoch, es erreicht damit nur zwei Drittel der Grösse, welche den irischen Stücken — nach der Abbildung von M’Coy zu urtheilen — zukommt. Die Wirbelparthie ist nicht deutlich sichtbar. Der Haupttheil der Schale ist sehr stark gewölbt, am höchsten ungefähr in der Mitte der Schale. Nach vorne zu ist die Schale von unten etwas abgestumpft. Zwei Drittel der Schale liegt hinter dem Wirbel. Dieser Theil bekommt dadurch dass die Wölbung sich nach hinten schnell verliert, die Schale sich schnell verschmälert und dadurch, dass der Schlossrand sich vom Wirbel nach hinten stark bogenförmig nach unten biegt, das Aussehen eines flachen, etwas nach oben gebogenen Schnabels. Das Schloss ist unsichtbar. Die Skulptur ist fast ver- schwunden, doch ist bei geeigneter Beleuchtung eine concen- trische Faltung noch eben erkennbar. Derartige Nuculana-kxiQix mit langem und nach oben zu gebogenem „Schnabel“ sind im Untercarbon nicht so sehr ver- breitet. Die von de Köninck aus dem belgischen Kohlenkalk be- schriebenen Formen zeigen eine viel kürzere Ausziehung der hinteren Schalenparthie. Nur M’Cox besass aus dem Unter- carbon Irlands zwei Arten, welche in dieser Hinsicht mit der elsässischen Form übereinstimmen. Nmulana hrevirostrata M’Cot ist mit der von mir gefundenen identisch; allerdings will mir scheinen, dass die elsässische Form stärker gewölbt ist ; da aber die übrigen Verhältnisse aufs beste harmoniren, und eine Ver- drückung nicht ausgeschlossen ist, so nehme ich doch keinen Anstand, beide zu vereinigen. Nuculana leiorhynchus M’Cot zeigt einen mehr gestreckten, nur wenig nach oben gebogenen Schnabel; 'die Vorderseite ist ausserdem weniger von unten abgestutzt, und die stärkste Wölbung der Schale liegt im vor- deren Theile derselben. Die von de Köninck als Nuculana [618] 84 leiorhynclius angesprochene Muschel scheint mir eine etwas abweichende Varietät zu sein. Wenn auch die Skulptur, die weit nach vorne gelegene Wölbung der Schale und die Gestalt der vorderen Schalenparthie mit der M’Cox’schen Art über- einstimmt, so dürfte doch die ausgezogene hintere Schalen- parthie nicht dieselbe Länge wie bei dieser aufweisen. Dagegen ist wohl die von von Koenen aus dem Herborner Kulm be- schriebene Area Bittershauseni, wie späterhin noch zu besprechen sein wird, mit Nuculana leiorhynchus M’Cot identisch. Dafür sprechen Gestalt und Bezahnung, sowie auch die Angabe, dass eine Ligament-Area nicht beobachtet wurde, da sie vom Wirbel bedeckt sei. Nuculana hirostrata kommt als Seltenheit am Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig vor. 7. Familie Arcidae Lam. Macrodus Lycett. lieber die Anwendung des Gattungsnamens Macrodus oder Parallelodon Meek und Worthen hat bei den verschiedenen Autoren vielfach Uneinigkeit geherrscht. In der „Faune du cal- caire carbonifere“ von de Köninck triflft man nur Parallelodon an. Waagen wendet in den „Salt-Range Fossils“, wie auch Hall und Beushatjsen in den betreffenden Monographien über devonische Zweischaler, Macrodon (resp. Macrodus) an. Da die Frage von Beushausen erst kürzlich des Eingehenderen erörtert worden ist, so verweise ich zur Begründung der Anwendung der LvcETT’schen Bezeichnung auf die betreffende Stelle in den „Lamellibranchiaten des rheinischen Devon“ *(pag. 36.), welcher ich nur zustimmen kann. Fischer giebt folgende Gattungsdiagnose : „Gleichklappig, 85 [619] mehr oder weniger gewölbt, rhombisch, fest geschlossen; Wirbel vorne gelegen; Schlossrand gerade; die sparsamen vorderen Zähne schief, manchmal fast horizontal gestellt; einen oder mehrere hintere Zähne, leistenartig, nicht divergirend, fast parallel dem Schlossrand, vom Wirbel bis zum Hinterrand reichend; Area flach, mehr oder weniger gross,“ Wenn hierin noch besonders betont wird, dass das Ligament unter dem Wirbel in einer bald sehr langen {M. hirsonensts) , bald kurzen (bei den meisten palaeozoischen Arten) Area liegt, so ist damit zugleich eine Definition gegeben, welche sowohl auf die palaeo- zoischen Species als auch auf die mesozoischen bis auf die einzige bekannte recente Species passt, Ihrer äusseren Gestalt nach, durch die nach vorne gezogene Form, die dreieckige Area und durch den geraden Schlossrand, zeigen die Macrodus- Arten eine grosse Aehnlich- keit mit Ärca und CucuUaea. Ein gutes Trennungsmittel bildet aber die verschiedene Ausbildung der Bezahnung bei diesen drei Gattungen, Area, eine ebenfalls tief ins Palaeozoicum hinabsteigende Gattung, zeigt zahlreiche, annähernd senkrecht zum Schlossrand gestellte Zähnchen, CucuUaea, erst im Jura erscheinend, besitzt in der Mitte des Schlossrandes eine Anzahl senkrecht stehender Zähnchen, vorne und hinten am Schloss- rand aber einige fast mit dem Schlossrand parallele, leisten- artige Zähne, nach Art der hinteren Zähne bei Macrodus. Aus carbonischen Ablagerungen ist ferner^von Meek und WoBTHEN* eine Gattung Carhonarca beschrieben worden. Wie die oben erwähnten, verwandten Gattungen, zeigt auch diese äusserlich eine weitgehende Aehnlichkeit mit Macrodus. Die Bezahnung besteht aber aus einer grossen Anzahl kleiner. 1, Geological survey of Illinois, Vol. VI, 1875, pag, 530 und Proccedings of Acad. Nat. Sc. Philad. 1878, pag. 39. [620] 86 senkrecht gestellter Zähnchen von ^Irca-Habitus , denen nur nach vorne mehrere etwas schief gestellte, gröbere Zähne voran- stehen. In europäischem Carbon ist diese Gattung bisher nicht nachgewiesen worden; ihr Vorkommen ist aber bei der mangel- haften Kenntniss der Schlösser der in Betracht kommenden Formen nicht ausgeschlossen. Die von Baeeois als Carhonarca Cotasari beschriebene Muschel ist nach de Köninck ebenfalls zu Macrodus zu stellen. Die dichte Crenelirung eines hinter dem Wirbel gelegenen Leistenzahnes hat Baeeois mit den Arca- ähnlichen, kleinen Zähnchen der Meek und WoETHEN’schen Gattung identificirt. Die eigenartige Ausbildung dieses Zahnes und die parallel dem Schlossrand gestellten, vorderen Zähne bei der spanischen Art dürften aber einer Einreihung in die Gattung Macrodus entgegenstehen. Noch nicht als vollständig aufgeklärt muss das Verhältniss der Gattung Dolahra zu Macrodon betrachtet werden. M’Coy hat für Dolahra in seiner „Synopsis of the characters of the carboniferous fossils of Ireland“ und in den „British palaeozoic fossils. II“ zwei Definitionen gegeben, welche nicht genau über- einstimmen. Waagen nimmt die zuletzt gegebene Definition» da auf grösserem Material beruhend, als entscheidend an, und man wird ihm darin folgen müssen, de Köninck und Waagen sind vor allem im Gegensatz zu Phillips, de Ryckholt, Stoliczka und V. ZiTTEL zu der Ueberzeugung gekommen, dass diese Gattung in engem Anschluss an die Arciden zu bringen ist, und zwar sich wie Macrodon der Form nach nicht principiell von Area, Cucullaea, Carhonarca unterscheidet, sondern lediglich Eigen- thümlichkeiten des Schlossbaues diesen Gattungen gegenüber aufweist. Nach der von M’Coy im Jahre 1855 gegebenen Definition besitzen die hierher zu rechnenden Zweischaler eine fiache, enge Ligamentarea, die sich in der ganzen Länge des Schlossrandes ausdehnt, am hinteren Schlossrand ferner einen 87 [621] dicken, leistenartigen Seitenzahn, welcher sich in spitzem Winkel Tom Schlossrand abtrennt; in der linken Schale ist derselbe oft gespalten; die Mantelbucht ist ganzrandig. Von der Ausbildung vorderer Seitenzähne wird also nichts erwähnt. Damit ist aber nach meiner Ansicht keineswegs gesagt, dass dieselben voll- kommen fehlen, wenigstens so lange nicht, bis derartige, wirklich existirende Zweischaler thatsächlich nachgewiesen werden. Dies ist aber bis jetzt nicht der Fall. Waagen benennt zwei Arten aus dem indischen Productuskalk als Doldbra, die eine aus dem Grunde, weil die Area nur schmal ausgebildet ist. Es wurde oben darauf hingewiesen, dass eine derartige Beschaffenheit der- selben aber gerade für die palaeozoischen Macrodus-kxie^n sehr charakteristisch ist. Die zweite Art, Dolabra corhina, zeigt aber den Schlossrand; derselbe erscheint sehr dünn und zahnlos. Eine Beziehung dieser Formen auf die M’Cor’sche Gattungs- diagnose von Dolabra erscheint mir sehr zweifelhaft. Beushausen hat kürzlich ebenfalls versucht, eine Anzahl rheinischer Devon- Zweischaler für diese Gattung zu gewinnen. Die gänzliche Un- kenntniss betreffs des Schlossbaues dieser Formen lässt aber auch diesen Versuch als nicht genügend gestützt erscheinen. Thatsache ist somit, dass wir heutzutage keine einzige Art kennen, welche den für die Auffassung der Gattung entscheidenden Bau des Schlosses zeigt, eine Bestätigung der Gattung also vor- läufig noch abzuwarten ist. Diejenigen Formen, welche M’Cot als Dolabra beschrieben hat, zeigen übrigens die verschieden- artigsten Gestalten, und mit Recht hat de Köninck darauf hin- gewiesen, dass Dolabra rectangularis, equüateralis , securiformis zur Gattung Protoschizodus, Dolabra gregaria und Hardingi Sow. zur Gattung Macrodus zu stellen sind. Dolabra corrugata, die der Gestalt nach eigenthümlichste Art, ist aber, wie ich an elsässischen Exemplaren nachweisen konnte, weit aus der Ver- wandtschaft dieser Arten entfernt zu SanguinolitJies zu stellen. [622] 88 Nicht minder weichen die von Waagen und Beushausen zu Bolabra gerechneten Arten von einander ab, Ersterer rechnet gleichartig gewölbte mit mittelständigem Wirbel, letzterer stark nach vorne gezogene, mit stark deprimirter Hinterseite versehene Formen hierher. Da sich aber die M’Cox’sche Gattungsdiagnose auf Muscheln bezieht, welche nachweislich ganz anderer systema- tischer Stellung sind, so scheint mir, auch die von Beushausen neu aufgestellte Gattungsdiagnose, welche sich der Gestalt der Muscheln nach auf die ihm vorgelegenen Devon-Zweischaler, dem Schloss nach auf die Angaben M’Cot’s über die Carbon-Formen stützt, nicht genügend begründet zu sein. Ich kann mich nach allem nur dem Vorgehen de Koninck’s anschliessen, welcher die Gattung Dolabra vorläufig einzieht; wenn aber Arten dennoch für dieselbe in Betracht kommen sollten, so sind diese in erster Linie wohl bei den unter Ma- crodus vereinigten Arten zu suchen, und zwar bei denen, deren Schlossbau noch nicht bekannt ist. Das vortreffliche Material, welches den HALu’schen Arbeiten über Zweischaler des nordamerikanischen Devon zu Grunde liegt, hat diesem Forscher erlaubt, einen von Macrodus und Ärca vielfach nicht unerheblich abweichenden Charakter der Schloss- bildung bei Zweischalern dieser Formation nachzuweisen. Diese Beobachtungen gaben Veranlassung zur Aufstellung einer ganzen Anzahl neuer Gattungen, wie Palaearca, Ptychodesma. Dieselben sind aber im europäischen Devon bisher nicht sicher nachge- wiesen, im Carbon überhaupt bis jetzt unbekannt. Die Gattung Ärca wird von verschiedenen Autoren als bereits silurisch angegeben. Inwieweit diese in älteren Arbeiten befindlichen Angaben zutrefifen, ist momentan schwer ersichtlich, Eigenthümlich ist nur, dass diese Gattung nach Hall und Beushausen im Devon nicht nachgewiesen zu sein scheint, dass alle eventuell hierher zu stellende Formen derartige Ab- 89 [623] weichungen aiifweisen, dass sie eine generische Trennung von der Gattung Area sens. str. erfahren haben. Von den Carbon- Zweischalern gilt das nämliche. Die meisten der in der älteren Litteratur zu Area gestellten Arten sind später in die Gattung Maerodus eingereiht worden; diejenigen, welche eine neuere Bearbeitung nicht erfahren haben, dürfte noch dasselbe Schick- sal erreichen. Auch die beiden Arten, welche von von Koenen als neue Arten aus dem Culm von Herborn beschrieben worden sind, dürften das Vorhandensein dieser Gattung im Untercarbon nicht beweisen. Von Area Rittershauseni heisst es (pag. 326); „Die Wirbel sind stark umgebogen und liegen etwa im vorderen Drittel der Schale. Der Schlossrand . . . trägt eine grössere Zahl kleiner Zähne, von welchen vorne vier, hinten fünf sichtbar sind. Etwa drei bis vier, sowie die Ligamentgrube sind durch den Wirbel verdeckt. Die Schlosszähne, sowie die ganze Gestalt erinnern an die recente Leda pygmaea Phill. , doch scheint der Schlossrand ganz gerade zu sein und eher auf Area hinzu- weisen.“ Gestalt und Zähne sprechen allerdings mehr für Nueu- lana (= N. leiorhynehus M’Cot), jedenfalls ist bei dieser Form bisher keine Ligamentarea nachgewiesen, und dürfte der Schloss- rand der von M’Cov beschriebenen Nueulana nicht minder gerade sein. Ein zwingender Grund, diese Form zu Area zu stellen, liegt also nicht vor. Alles stimmt dagegen aufs beste mit Nueu- lana leiorhynehus überein. Die zweite Art Area Deeheni aus denselben Ablagerungen ist dagegen nach der Beschreibung VON Koenen’s mit Sicherheit als Maerodus zu identificiren. Denn „das Schloss enthält vorn mehrere kleine, schräg gestellte Zähnchen, hinten dagegen drei feine, lange, unter einander schwach divergirende, dem Schlossrand ziemlich parallele Leisten- zähne“. Aus diesen Erwägungen darf man vermuthen, dass die im Nachstehenden als Maerodus beschriebenen Arten des ober- [624] 90 elsässischen Untercarbon auch zu dieser und keiner anderen Gattung gehören, wenn auch, wie besonders betont werden mag, die fortschreitende Kenntniss der heutzutage nur bei wenigen Arten bekannten Schlossverhältnisse späterhin noch Aenderungen in der Gattungsbenennung verursachen könnte. Die Gattung Macrodus vereinigt in sich Arten von recht variabelem Aeussern. Schon ira Devon zeigen sich zwei noch im Carbon persistirende Typen, einer von runder, gedrungener Form und stumpfem Wirbel, Macrodus villmarensis Beush. und Verwandte, ein anderer von längerer, mehr nach hinten ge- zogener Form und spitzem Wirbel, Macrodus Michelini d’Aech. und DE Veen, und Verwandte. Im Untercarbon stellen sich dann noch neue, besonders durch reiche und eigenartige Sculptur aus- gezeichnete Gruppen ein. Die im oberelsässischen Untercarbon gefundenen Arten gehören den verschiedensten Typen an und geben ein gutes Bild von der Ausbildung der Gattung Macrodus im Untercarbon. Ich unterscheide an der Hand meines Materiales folgende Gruppen : 1. Gruppe des Macrodus cancellatus Maetin. Arten mit reicher, concentrischer und radialer Skulptur. Hierher gehörig; Macrodus BenecJcei nov. sp., Macrodus semi- costatus M’Cot sp. 2. Gruppe des Macrodus undatus de Kon. Arten mit sehr ausgeprägter, sparsamer Anwachslamellirung. Macrodus undatus de Kon., Macrodus expansus de Kon. nov. var. alsaticus. 3, Gruppe des Macrodus simplex, nov. sp. Arten mit feiner, hin und wieder lamellöser Anwachs- skulptur; eine Reihe von Formen von rechteckigem Umriss, 91 [625] Macroäus Koeneni nov. sp., Macrodus Koeneni nov, var. gib- bosus; eine andere Keihe von Formen von parallelogramm- artigem Umriss, Macrodus simplex nov. sp., Macrodus inter- medius de Kon. 4. Gruppe des Macrodus argutus Phill. Arten mit scharfer Diagonalkante und hoher Skulptur auf dem gewölbtem Theil der Schale. Macrodus argutus Phill. sp. Es kommen demnach acht Macrodus-kxiQxi im elsässischen Untercarbon vor, welche zwar im Verhältniss zu den sieben- undzwanzig Arten, die de Köninck aus dem belgischen Vise- kalke beschreibt, nur relativ wenig zu sein scheinen; da aber alle von einem Punkte, aus dem Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig, stammen, so kann man doch von einer verhältnissmässig reichen Entfaltung der Gattung Macrodus in der schiefrigen Kohlenkalkfacies reden. Julien kennt aus dem gleichen Hori- zont im centralen Frankreich vier Arten, von welchen er nur eine abbildet. 1. Macrodtis Beneckei nov. sp. Tafel XIX, Fig. 7. Ein sehr gut erhaltenes Schalenbruchstück dieser sehr interessanten Species liegt mir vor. Da nur wenig an dem- selben fehlt, so kann die Schalenlänge dieser Species auf 13 mm, die Höhe auf 8 mm ziemlich sicher ermittelt werden. Die Form ist also ziemlich gestreckt und fast genau rechteckig. Der Schlossrand endigt gegen die Seitentheile der Schale beiderseits rechtwinkelig. Die Schale ist mässig gewölbt, vom Wirbel nach der hinteren Ecke des Schalenrandes zieht sich die für die Gattung Macrodus charakteristische Diagonalkante, welche aber nicht scharf ausgebildet ist, sondern mehr einer [626] 92 leicht aufgebogenen Falte gleicht. Der Wirbel, welcher stark über die Ligamentarea hinübergebogen ist, ist mässig spitz, aber stark nach vorne gerichtet. Der hinter der diagonalen Falte befindliche Schalentheil ist nur wenig deprimirt. Vom Schloss- rand ist nichts sichtbar. Die ganze Oberfläche der Schale ist mit einer sehr feinen und zierlichen Gitterskulptur überzogen. Diese besteht aus im Allgemeinen zarten, nur hin und wieder lamellös werdenden Anwachsstreifen, die stets im gleichen Abstand von einander stehen und einer sehr scharfen, aber nur unter der Loupe zu verfolgenden Radialstreifung. Concentrische Anwachsfalten sind etwa 50, radiale Streifen etwa 100 unterscheidbar. Diese Art gehört in eine für die untere Grenze des Carbon sehr charakteristische Gruppe der Gattung AfacrötZw« hinein, welche man am besten nach der zuerst beschriebenen Art Gruppe des Macrodus cancellatus Martin bezeichnet. Es gehören Formen hierher aus allen Etagen des belgischen Kohlenkalkes und eine Reihe von irischen, von M’Coy beschriebenen und die englische von Martin beschriebene Art. Diese Gruppe scheint im Devon noch nicht existirt zu haben, jedoch überdauert sie das Untercarbon und setzt an- scheinend unverändert ins Mesozoicum hinein, Macrodus JBeneckei unterscheidet sich von den verwandten Arten des belgischen Kohlenkalkes sehr leicht durch ihre auf- fallend rechteckige Gestalt. Bei keiner der letzteren kommt so genau ein rechter Winkel zwischen Schlossrand und hin- terer Schalenkante wie bei dieser Art zu Stande. Auf Bruch- stücken ist dies Verhalten auch daran leicht zu konstatiren, dass, so wie der hintere Schalenrand auch die concentrische Anwachsstreifung genau rechtwinkelig auf den Schlossrand stösst. Bei den belgischen Formen, so vor allem bei dem im übrigen sehr ähnlichen Macrodus amaenus de Kon., ist die untere Schalenparthie mehr nach hinten gezogen als die 93 [627] obere, so dass der hintere Schalenrand und die Anwachsstreifung in mehr oder weniger spitzem Winkel auf den Schlossrand stossen. Eine nähere Beziehung ist aber zu zwei von M’Cot aus dem irischen Untercarbon beschriebenen Macrodus-Axien vorhanden. Vor allem findet sich die rechtwinkelige Gestalt der ' hinteren Schalenparthie in analoger Weise bei Macrodm clathrata M’Cot. Auch die feineren Details der Skulptur stimmen überein. Das von Mao Cot vergrössert abgebildete Skulpturfragment könnte auch der hinteren Parthie von Macrodus Beneckei entnommen sein. Ein recht ausgeprägter Unterschied zwischen diesen beiden Arten ist aber in der Lage des Wirbels vorhanden. Dieser letztere ist bei Macrodus clathrata weit kleiner und um das Doppelte nach vorne gerückt. Gleiche Gestalt besitzt auch Macrodus costellata M’Cot, doch ist bei dieser Art eine viel gröbere Radialfaltung vorhanden. Der nur bruchweise bekannte Macrodus tenuistria M’Cot erlaubt leider keinen näheren Vergleich mit der elsässischen Art,, besonders nicht in Bezug auf die Gestalt der hinteren Schalenparthie. Bei genauerer Kenntniss dieser Art dürfte sich aber vielleicht eine Identität mit Macrodus Beneckei oder auch mit Macrodus clathrata herausstellen. Macrodus Beneckei fand sich in ansehnlicher Grösse, allerdings nur als Seltenheit, im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. 2. Macrodtia semicostatus M’Coy. Tafel XIX, Fig. 4. Byssoarca semicostata. M’Coy. 1844. Synops. of the char. of the carb. foss. of Irelaud. S. 73, Taf. XI, Fig. 35. Mehrere isolirte Schalen dieser Art zeigen eine ziemlich gleichmässige Grösse. Die Schalenlänge mit 11 mm übertrifft die Schalenhöhe mit 5 mm um mehr als das Doppelte. Die [628] 94 Form ist gewölbt; der weit nach vorne gerückte Wirbel ist breit und über die Ligamentarea hinübergebogen. Der Umriss dieser Art ist, wie bei Macrodus Beneckei, auffallend rectangulär. Der Hinterrand der Schale und die concentrische Skulptur stossen fast genau rechtwinkelig auf den lang nach hinten ausgedehnten Schlossrand. Die Diagonalkante ist deutlich und scharf ausge- bildet, der hinter derselben befindliche Schalentheil stark nach innen deprimirt. Die Skulptur besteht aus ca. 34 scharf be- grenzten, bei einigen Exemplaren lamellös werdenden, concen- trischen Falten, welche' hinter der Diagonalkante gröber und sparsamer stehen, hier aber von einer Anzahl — ca. sieben — deutlicher, hoher Radialrippen durchzogen werden. Die Verhältnisse bei der elsässischen Art passen vor- trefflich auf die Mac Cov’sche Beschreibung. Die Abbildung bei Mac Cot zeigt dagegen nichts von der concentrischen Skulptur, welche allerdings auch nur unter der Loupe deutlich erkannt werden kann. Macrodus semicostatus gehört ebenfalls in die Gruppe des Macrodus cancellatus Mabt. und zwar in die nächste Nähe von Macrodus Beneckei, mit welchem er die oben näher erörterte, ausgezeichnet rechteckige Gestalt gemeinsam hat. Im Eisass scheint Macrodus semicostatus stets kleiner als Macrodus Beneckei zu bleiben; die zierliche Gitterskulptur des letzteren ist ausserdem ein leicht zu beobachtendes Unterscheidungs- merkmal beider Arten. Da im belgischen Kohlenkalk die rectangulären Arten dieser Gruppe ganz zu fehlen scheinen, ist hinsichtlich der Gestalt kein Vergleich zwischen diesen Arten und Macrodus semicostatus anzustellen. Auch die sehr bezeich- nende Skulptur der vorliegenden Art findet sich dort nicht wieder. Immerhin könnte aber bei verdrückten Stücken, welche auf dem Haupttheil der Schale keine Skulptur mehr zeigen, eine Verwechselung mit Macrodus meridionalis de Kon. eintreten. 95 [629] Macrodus semicostatus fand ich in mehreren Exemplaren in den oberen Schichten des Hohlweges unterhalb der Ferme Pütig. 3. MacrodAis undatus de Kon. Tafel XIX, Fig. 10. Parallelodon undatus de Köninck 1885. Faune du calc. carb. Bd. V., S. 156, Taf. XXV., Fig. 15. — faha (pars) de Köninck, ib. S. 150, Taf. XXV, Fig. 14. Vier gut erhaltene Exemplare dieser Art zeigen folgende Charaktere; Länge der Schale und des Schlossrandes 11 mm; Höhe der Schale 6 mm, also fast doppelt so lang als hoch. Die Gestalt ist vorne stark abgestutzt und gerundet, hinten hoch und rechteckig. Der Wirbel sitzt am vorderen Drittel des Schloss- randes. Die Schalen sind mässig gewölbt. Eine deutliche Diagonal- kante ist nicht ausgebildet; es verläuft nur eine breite, ge- rundete, faltenartige Aufbiegung vom Wirbel nach der hinteren Ecke der Schalen. Hinter dieser ist die Schale comprimirt. Die Beschaffenheit des Schlossrandes ist nicht wahrzunehmen. Die Skulptur besteht lediglich aus 7 breiten, treppenartig über- einander greifenden, concentrischen Anwachslamellen, welche sehr regelmässig verlaufen. Dieselben stossen fast unter rechtem Winkel auf den Schlossrand. Mit Macrodus undatus nahe verwandt sind zwei Arten im belgischen Kohlenkalk. Aber weder aus Irland noch aus Gross- britanien ist eine in diese Gruppe zu stellende Art bisher be- schrieben worden. De Köninck benennt die unserer Art nahe- stehenden Formen Macrodus faba und fimhriatus. Die letztere ist durch die ungleich höhere Gestalt von Macrodus un- datus wie auch von Macrodus faha leicht zu unterscheiden. Macrodus faha, welcher bereits in den Jahren 1842 — 44 von DE Köninck beschrieben worden ist, soll sich der Beschreibung [630] 96 und ersten Abbildung nach vor allem durch den parallelen Ver- lauf von Schlossrand und unterer Schalenkante auszeichnen. Ausserdem geht hiermit eine ziemlich centrale Lage des Wirbels Hand in Hand. Diese beiden Merkmale bezeichnen auch aller- dings eine Art, welche wesentlich von der vorliegenden abweicht. Nun hat sich aber de Köninck im Jahre 1885 bewogen gefühlt, neben diesem recht bezeichnenden Typus von Macrodus faba noch eine Reihe von Formen in diese Art aufzunehmen, welche, weder diesen parallelen Verlauf der oberen und unteren Schalen- begrenzung noch die centrale Lage des Wirbels aufweisen und auch sonst noch Abweichungen von der Speciesdiagnose zeigen. Eine derartige Form, welche auf der XXV. Tafel bei de Köninck als Figur 14 abgebildet ist, zeigt aber Merkmale, welche für Macrodus undatus passen. Ich ziehe daher diese und ähnliche Formen unbedingt in die vorliegende Art. — Die Veranlassung für DE Köninck, die beiden Arten so und nicht anders zu trennen, lag darin, dass Macrodus undatus in der Etage H, im Kalk von Pauquys, Macrodus faba in der Etage lU, im Kalk von Vise, liegen sollte. Das ist aber nach dem Vorhergehenden absolut nicht der Fall, sondern Macrodus undatus ist in beiden Etagen verbreitet, Macrodus faba aber nur im Kalk von Pau- quys nachgewiesen. Macrodus undatus kommt nicht selten im Hohlweg unter- halb der Ferme Pütig vor und findet sich dort meist zu mehreren Exemplaren bei einander. 4. Macrodus expcmsus de Kon. nov. var. alsaticus. Tafel XIX. Fig. 9. Parallelodon expansus ' de Köninck 1885. Faune du calc. carb. de la Bel- gique. S. 144, Taf. XXI, Fig. 13—15, 22—23. 1. Bei DE Konince irrthümlicherweise im Text P. dilatatus genannt. 97 [631] Ein als Schalenstück und Abdruck vorhandenes Exemplar erreicht eine Länge von 10 mm bei einer Höhe von 5 mm. Die Gestalt ist lang gestreckt. Der Wirbel befindet sich fast am vorderen Schalenende. Vorne ist die Schale stark abgestutzt und niedrig; nach hinten wird sie stets höher. Die grösste Höhe erreicht sie in der Mitte, von dort ist der Umriss nach hinten zu regelmässig abgerundet. Die Form ist sehr flach, die Schale jedenfalls sehr dünn. Die Bezahnung ist nicht sichtbar, doch liefert der Nachweis eines iHacro de Kon. Tafel XVU, Fig. 12, Tafel XVm, Fig. 13. Cardium alaeforme Sowerby 1827. Mineral conchology of Great Britain. Bd. VI, S. 100, Tafel DLII, Fig. 2. Pleurorhynchus aliformis M,Coy 1844. Synopsis of the char. of the carb. Limestone foss. of Ireland. S. 57. — — Brown 1849. Illustrations of the fossil conchol. of Great Brit. and Ireland. S. 201, Taf. LXXXII, Fig. 24, 25. Conocardium aliforme de Köninck 1885. Faune du calcaire carbon. de la Belgique. Bd. V, S. 107, Taf. XVIR, Fig. 15, 16,17. 111 [645] Von dieser wichtigen Art liegen mir nur die beiden be- reits von Meter als Conocardium alaeforme Sow. bestimmten Stücke vor. Das eine derselben ist ein sculpturloser, aber fast vollständiger Steinkern, das andere eine die Skulptur gut zeigende, mit der Oberfläche erhaltene Schale. Die Länge der Schalen vom vorderen Ende des Trichterrohres bis zum hinteren Ende des Schlossrandes beträgt ca. 14 mm, die Höhe derselben 9 mm. Es ist das genau die Grösse der belgischen Exemplare nach den Angaben von de Köninck. Die Gestalt ist dreieckig, die grösste Höhe liegt unmittel- bar hinter der vorderen Ausschnürung, also vor dem Wirbel. Die Schale ist stark gewölbt, der Wirbel stark zum Schlossrand eingebogen. Der hintere Flügel ist durch eine schwach ausge- prägte Depression mit dem medianen Schalentheil verbunden. Die Skulptur besteht aus zahlreichen Radialrippen, welche von feinen, hie und da zu Anwachslamellen anschwellenden, concen- trischen Streifen überzogen werden. Auf dem Mediantheil stehen etwa 15 feine, hohe, gerundete Radialrippen, welche durch etwa ihnen an Breite gleichkommende Zwischenräume getrennt sind. Auf dem hinteren Flügel sind dagegen breite, flache, sich fast berührende Rippen ausgebildet, welche aber nach dem Schloss- rand mehr und mehr verschwinden ; man zählt deren sechs bis sieben. Diese Species ist erst im Jahre 1885 von de Köninck durch Prüfung des SowEBBr’schen Originals im British-Museum bestimmt deflnirt worden, nachdem eine Reihe Autoren, wie Goldfüss, d’Aechiac, de Veeneuil und de Köninck früher die SowERBY’sche Artbenennung auf stark abweichende Formen bezogen hatten. Am besten zeigen die vortrefflich ausgeführten Abbildungen von Goldfüss (Petrefacta Germania e. Bd. II. Taf. CXLII, Fig. 1), wie weit die Art gefasst worden war. Auch wurden eine Anzahl von devonischen Arten als identisch [646] ]12 mit Conocardium aliforme betrachtet, so unter anderen Cono- cardium ibergense Denkm., welches A, Roemee und Claeke für Conocardium alaeforme hielten. Die für die ganze Gruppe des Conocardium aliforme charakteristische feine, durch deutliche Zwischenräume getrennte Radialberippung auf der mittleren Parthie der Schale unter- scheidet diese Form sofort von einer Anzahl der Gestalt nach ähnlicher Arten, so vor allen von Conocardium inflaium M’Cot sp., welches von R. Etheeidge (Fossils of the British Islands. Bd. I, S. 281) als identisch mit Conocardium armatum Phill. angesehen wird und wie letzteres zu Conocardium alaeforme zu stellen sein soll. Dasselbe gilt bezüglich der Abtrennung unserer Art von Conocardium minax Phill. wie nach den beiden von Phillips gegebenen Abbildungen deutlich wahrzunehmen ist; dementgegen will de Köninck aber Conocardium minax auf Grund der Gestalt und der „nombre et la finesse des cotes rayonnantes qui ornent sa surface“ abtrennen. Von der grossen Anzahl der von demselben Autor neuerdings in der Fauna des belgischen Kohlenkalks aufgestellten Arten zeigen einige nähere Beziehungen zu der vorliegenden Art. Das PniLLiPs’sche Cono- cardium armatum^ welches von d’Oebignt, Eichwald und de Köninck selbst früher mit Conocardium aliforme verwechselt worden war, wird hier besser als bisher ahgebildet und be- stimmter diagnosticirt ; dasselbe unterscheidet sich hiernach durch eine weniger schiefe Gestalt, ein schlankeres Rostrum und durch zahlreichere Radialrippen. Andere Arten, wie besonders Conocardium interlineatum de Kon., KonincTci Baily, Meekanum Hall und Nysii de Kon. zeigen sehr ähnliche Berippungs- weise. Einige Unterschiede sind aber sehr auffallend. Die beiden ersten Arten zeigen vor allem eine auf dem Mediantheil und auf dem Hinterflügel fast übereinstimmende Skulptur ; es fehlen die breiteren Rippen der Flügel, welche Conocardium aliforme aus- 113 [647] zeichnen. Ausserdem zeigen beide eine geringere Anzahl von Radialrippen; die Gestalt ist aber sehr ähnlich, nur ist die Form des Rostrums bei Conocardium interlineatum kürzer und bei Conocardium Koninchi länger. Conocardium Meekanum und Nysii besitzen zwar breitere Rippen auf dem Flügel, zeigen aber ebenfalls eine erheblich geringere Anzahl von — dafür allerdings um so kräftigeren — Radialrippen. Conocardium aliforme stellt unter den bekannten untercarbonischen* Cono- cardien wegen der grossen Anzahl seiner Radialrippen und den trotzdem gleich breiten Zwischenräumen zwischen denselben eine Endform dar. Conocardium aliforme ist eine im westeuropäischen Kohlen- kalk nicht seltene Form. In der Angabe seines Vorkommens findet sich bei de Köninck ein Widerspruch; w'ährend derselbe diese Art im Text als ausschliesslich im Kalke der mittleren Etage (II) anführt, findet sich auf der betreffenden Tafel ein Exemplar von Vise abgebildet. Thatsache ist, dass in der Samm- lung des geognostisch-palaeontologischen Instituts in Strassburg ein zweifellos zu dieser Art gehörendes Exemplar von Vise liegt, so dass die Angabe in dem Textband von de Köninck einer Ergänzung bedarf. In der schiefrigen Facies des Kohlenkalkes ist Conocardium aliforme sonst nicht beobachtet. Im Eisass kommt, wie bereits aus den Angaben bei Meyer und bei Bleicher und Mieg hervorgebt, die Art nur in den kalkigen Sandsteinen des Auf- schlusses zwischen Oberburbach und Masmünster vor. Auch hier wird sie aber nur vereinzelt angetroffen. 2. Conocardium naviforme nov. sp. Tafel XVm, Fig. 14. Drei Exemplare dieser zweiten Art von Conocardium liegen mir vor. Da dieselben keinerlei Aehnlichkeit mit einer bereits 8 [648] 114 beschriebenen Form zeigen, so müssen sie als eine neue, für das elsässische Untercarbon besonders bezeichnende Art ange- sehen werden. Die Schalen erreichen eine ansehnliche Grösse, Das grösste Stück wird vom vorderen Ende des Rostrums bis zum hinteren Flügel nicht unter 26 mm lang sein, während sich die Schalen- höhe auf etwa 13 mm belaufen mag. Die Gestalt der Schale ist daher langgezogen, kahnförmig. Der mittlere Schalentheil ist ziemlich gewölbt, und zwar in seiner ganzen Erstreckung ziemlich gleichmässig. Die grösste Schalenhöhe liegt fast in der Mitte des medianen Schalen theiles. Die herzförmige Vorderfläche ist von der Mittelparthie durch eine scharfe Kante abgesetzt; von dieser letzteren erstreckt sie sich ziemlich flach verlaufend zum Rostrum, welches aber leider selbst auf keinem der mir vorliegenden Stücke zu verfolgen ist. Der hintere Flügel ist weder durch eine Depression noch durch eine besonders auf- fallende Radialrippe scharf vom mittleren Schalentheil abgesetzt. Die gewölbte Schale verflacht sich nach hinten ganz allmählich. Die vorliegenden Schalen zeigen die Skulptur der wirklichen Oberfläche, was aus den deutlich erkennbaren, concentrischen Anwachsfältchen hervorgeht. Der mittlere Schalentheil trägt sehr zahlreiche — etwa 27 — hohe, sehr scharfe, äusserst feine Radialrippen, die in fast gleichbleibender Stärke aus der Wirbel- gegend zum unteren Schlossrand verlaufen, Ueber diese Radial- rippen verlaufen äusserst zarte, kaum mit einer scharfen Lupe aufzulösende, concentrische Anwachslamellchen, die nur zwei oder dreimal in der Nähe des unteren Schalenrandes zu mit blossem Auge sichtbaren Absätzen anwachsen. Auf der herz- förmigen Vorderfläche stellt sich von der Kante gegen den mittleren Schalentheil anfangs eine schmale, glatte Parthie ein; von dieser verlaufen dann nach unten , sich an dieser Parthie stets vermehrend, eine Anzahl von sehr breiten, durch lineare 115 [649] Zwischenräume getrennten Falten. Auch auf dem hinteren Flügel ist die Skulptur gröber. Dort finden sich ähnliche, von dem mittleren Schalentheil nach hinten stets an Breite zunehmende, ebenfalls durch haarfeine Zwischenräume getrennte Falten vor, bis schliesslich gegen den hinteren Flügel eine ziemlich breite, glatte, für sich stark gewölbte Falte auftritt, deren Gestalt deutlich zeigt, dass unter ihr eine sehr ausgeprägte, klaffende Schalenöffnung liegt, durch welche die Siphonen austraten. Solche Falten, am mittleren Schalentheil schmal beginnend, sind sechs bis sieben ausgebildet. Aus dem bereits Erwähnten ist ersichtlich, dass diese Ekemplare die wkkliche Oberflächenskulptur der Art zeigen. Selbst wenn dies aber nicht der Fall wäre, so dürfte schon wegen der überaus zahlreichen Berippung der Schalen die Iden- tificirung mit einer bereits beschriebenen Form unmöglich sein. Wie bei der Erörterung tler vorhergehenden Art hervorgehoben wurde, stellt bereits Conocardium aliforme bezüglich der Anzahl der auftretenden Radialrippen im Vergleich mit den anderen Conocardien des Untercarbon gewissermassen ein Extreme dar. Conocardium naviforme übertrifft aber selbst jene Art noch in dieser Hinsicht ; während nämlich Conocardium aliforme nur 15 Rippen auf dem medianen Schalentheil aufweist, treten bei Conocardium naviforme deren siebenundzwanzig auf. Aber auch noch bezüglich anderer Merkmale sind Unterschiede vorhanden ; vor allem sei die kürzere, dreieckige Gestalt der ersteren ge- nannt, eine Gestalt, welche ihre grösste Höhe in unmittelbarer Nähe der Grenze des mittleren Schalentheiles und der herz- förmigen Vorderfläche erreicht, ferner die deutlich ausgeprägte Depression vor dem hinteren Flügel und die bedeutend schmäleren Falten auf diesem Flügel. Während diese Art von Conocardium aliforme oder gar von den anderen Conocardien durch die zahlreichere Berippung [650] 116 leicht zu trennen ist, erinnert andererseits die Gestalt wieder sehr an gewisse, in der Skulptur allerdings sehr weit sich ent- fernende Species aus dem belgischen Kohlenkalk, wie Cono- cardium rostralum Maet. oder Conocardnm KonincM Bailt. Conocardium naviforme fand sich nicht sehr häufig in den oberen Bänken des Aufschlusses im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. 3. Conocardium inflatum M’Coy. Tafel XVm, Fig. 12. Pleurorhynchus inflatus M’Coy. 1844. Syn. of tbe char. of the carb. Limes- tone fossils of Ireland, S. 58, Taf. IX, Fig. 2. Conocardium inflatum de Köninck. 1885. Faune du calc. carb. de la Bel- gique. Bd. V, S. 106, Taf. XIX, Fig. 11, 12, 13, 14. Ein einziges, kleines Conocardium, welches erheblich von den vorherbeschriebenen Species abweicht, bestimme ich als Conocardium inflatum M’Cor. Es ist dies eine rechte Schale, welche aber, ebenso wie die übrigen aus dem oberelsässischen Untercarbon vorliegenden Conocardien, kein Rostrum erkennen lässt. Die Länge der Schale vom Hinterende bis zum Abfall der herzförmigen Vorderfläche beträgt 5 mm; die Höhe der Schale ist ein wenig geringer (4Vj mm). Die Gestalt der Muschel ist demnach ziemlich lang, Conocardium naviforme ähnlich. Die Schalen sind besonders im vorderen Abschnitt stark gewölbt; nach hinten nimmt die Wölbung allmählich ab , doch hält sie noch bis auf den hinteren Flügel an, welcher sich ohne irgend eine merkliche Begrenzung an den medianen Schalentheil ansetzt. Die grösste Schalenhöhe liegt unter dem Wirbel weit vor dem Abfall der Schale zur herzförmigen Vorderfläche. Die Skulptur 117 [651] besteht im Allgemeinen aus sehr breiten, flachen, ganz eng zusammenstehenden Radialfalten. Vom hinteren Schlossrand über den Flügel und den grössten Theil der medianen Schalenparthie breiten sich zehn, annähernd gleich breite, nach vorne nur wenig an Stärke abnehmende Radialfalten aus, welche auf dem hinteren Flügel und der mittleren Schalenparthie keinen wesent- lichen Unterschied in der Ausbildung erkennen lassen. Der vordere Theil der mittleren Schalenparthie zeigt vier bis fünf höhere, schmälere Radialleisten, die aber vermuthlich nur einem etwas vorgeschrittenen Stadium der Verwitterung von annähernd den ersten gleichen Rippen entsprechen. Die Rippen, mit Aus- nahme der angewitterten, sind von vielen, oft lamellenartig abgesetzten, concentrischen Anwachsstreifen überzogen. Die M’Cov’sche Diagnose dieser Art ist ganz ungenügend ; glücklicherweise bringt aber die ausgezeichnete Abbildung in seiner Synopsis, wie meistens, das Charakteristische dieser Art sehr gut zur Geltung, de Köninck hat eine ausführliche, wenn auch nicht in allen Theileii zutreffende Artbeschreibung gegeben. Wenn er sagt : „sur la partie mediane de la coquille il existe deux systemes de cotes superposees qui rayonnent des crochets vers le bord ventral; les plus superficielles sont plus nombreuses et moins epaisses que celles qui leur sont sous-jacentes“, so darf, wie bei der Behandlung der Gattung Conocardium bereits angedeutet wurde, diese Eigenthümlichkeit nicht für die Species allein gelten, sondern kann von der Gattung im Allgemeinen behauptet werden. Das Bezeichnendste unserer Art ist ohne Zweifel der unmerkliche Uebergang des mittleren Schalentheiles in den hinteren Flügel, welcher sich bei keinem Kohlenkalk- Gonocart/wiw so ausgeprägt wiederfindet. Höchstens dürfte vielleicht das hoch dreieckige Conocardium irigonale Phill. dieses Merkmal mit der vorliegenden Art theilen; auch Conocardium herculeum [652] 118 DE Kon. besitzt eine relativ gering ausgebildete Depression vor dem hinteren Flügel. Leicht können aber diese Arten durch ihre höhere Gestalt von Conocardium inflatum getrennt werden. Die Skulptur erscheint auf dem von M’Cot abgebildeten irischen Exemplar und auf den belgischen Stücken allerdings zahlreicher zu sein, man muss in dieser Hinsicht aber die winzige Grösse des von mir im Ober-Elsass gefundenen Exem- plars berücksichtigen, welches naturgemäss weniger Radialrippen aufweist, als die 34 mm langen belgischen Stücke. Wie schon de Köninck angiebt, unterscheidet sich Gono- cardium inflatum von Conocardium aliforme durch seine längere Gestalt, und durch sein vorne mehr abgestutztes Ende. Ein weiterer Unterschied ist dann aber in der Berippung zu finden ; Conocardium inflatum gehört mit seinen breiten, durch sehr enge Zwischenräume getrennten Radialrippen einem ganz anderen Typus an, als das mit schmalen Radialrippen versehene Conocar- dium aliforme, was in der oben aufgestellten Gruppirung der Untercarbon - Conocardien bereits angedeutet worden ist. Der gleiche Unterschied bezüglich der Skulptur gilt auch gegenüber Conocardium naviforme. Conocardium inflatum ist von R, Etheeidge in den „fossils of the british Islands“ mit Conocardium armatum Phill. vereinigt worden. Wenn wir aber de Köninck folgen, so ent- fernt sich diese Art von derjenigen Phillips’s, durch die weniger schief gestellte vordere Abstutzung, durch die geringere Dicke des Rostrums und die Ornamentirung , welche bei Conocardium armatum aus dünnen Radialrippen besteht, ferner noch durch eine im Allgemeinen gedrungenere Gestalt. Diese Merkmale können allerdings an der PniLLiPs’scheu Wiedergabe von Cono- cardium armatum nicht geprüft werden. Conocardium inflatum findet sich in Grossbritanien in den V 119 [653] lower Limestone Schales und im carboniferous Limestone; in Belgien soll die Art nach de Köninck auf die Etage II des Kohlenkalkes, den Kalk von Anseremme, beschränkt sein. Im Ober-Elsass fand sich Conocardium inflatum als Selten- heit in den oberen Bänken des Aufschlusses im Hohlweg unter- halb der Ferme Pütig, zusammen mit Conocardium naviforme. C. Desmodonta. 9. Farn. Solenopsiidae Neun. Die Solenopsiden sind eine vornehmlich palaeozoische Zweischalerfamilie, welche ziemlich formenarm ist. Im Carbon findet sich neben der Gattung Solenopsis vor allem Sanguinoliies und sehr selten die Solenopsis sehr nahestehenden Gattungen Promacrus Meek und Prothyris Meek. Sanguinolites ist im Untercarbon weitaus die formenreichste Gattung und kommt im oberelsässischen Untercarbon auch aus- schliesslich vor. Sanguinolites M’Coy. Für einige vor dem Jahre 1844 als Sanguinolaria oder als Cypricardia bezeichnete Zweischaler stellte M’Cot die Gattung Sanguinolites auf. Die typische Art ist Sanguinolites discors M’Coy. Dieser Gattungsname findet sich seit jener Zeit in allen Beschreibungen von Untercarbon-Faunen wieder, ohne dass es gelungen wäre, alle Einzelheiten des Schalenbaues bis jetzt sicher zu erkennen. Die kurze Beschreibung M’Cot’s lautet : „Quer verlängert, convex, gleichklappig, sehr ungleich- seitig ; Schloss- und unterer Schalenrand genau oder nahezu parallel; vordere Schalenparthie kurz, gerundet; hintere verlän- [654] 120 gert, schief abgestutzt, klaffend; vom Wirbel zur hinteren Schalenecke zieht gewöhnlich eine nicht gebogene Diagonalfalte; Ligament äusserlich.“ Zu dieser Diagnose kann man jetzt noch folgende Zusätze machen : Es ist eine oft schlecht begrenzte, oft sehr tiefe Lunula vorhanden. Der vordere Muskeleindruck ist ziemlich tief, von ovaler Form und nahe dem Schalenrande gelegen; Mantel- linie einfach. Gute, äusserlich sichtbare Merkmale für die Gattung San- guinolites bilden demnach einmal die meist verlängerte, vorn stets abgestumpfte Gestalt und die allerdings nicht immer vor- handenen Diagonalkanten. Die Beschaffenheit der Schlosslinie, welche besonders wegen ihres oft geraden und stets weit nach hinten ausgedehnten Verlaufs eine Verwechselung mit der taxo- donten Gattung Macrodus hervorrufen kann, ist in vielen Fällen nicht gut zu beobachten. Immerhin konnte ich aber auch an dem mir vorliegenden Material, besonders bei den Arten Sanguino- lites Simplex und striato-lameUosus sehr deutlich die lange, bei der ersteren Arten nach unten gekrümmte, schmale Furche er- kennen, in welcher das äussere Ligament befestigt ist. Von Schlosszähnen konnte bei SanguinoUtes bisher nichts beobachtet werden, de Köninck, dem vielleicht das beste Material von Sanguinoliten vorlag , konnte den Schlossrand auch nirgends vollständig isoliren. Er giebt an, dass „die Zähne durch eine dünne, horizontale Lamelle ersetzt sind, an welche sich das Ligament anlegt.“ Die Unterscheidung der Gattung SanguinoUtes von anderen nahe verwandten Gattungen ist schwierig, und die vielfachen Verwechselungen, welche sich in der Litteratur vorfinden, welche bereits mit M’Cot angefangen haben, machen die strenge Tren- nung der bisher beschriebenen Formen in den aufgestellten Gattungen nach der Litteratur allein zur Unmöglichkeit. Da 121 [655] nun auch die sehr feinen, im Bau des Schlosses begründeten Unterschiede nur ganz ausnahmsweise zu beobachten sind, so sieht man sich vorläufig ausser Stande, in jedem Falle eine unanfechtbare Gattungsbestimmung vorzunehmen. Das gilt in gleicher Weise von den im Folgenden zu beschreibenden Arten, welche zwar wiederholt die Ligamentfurche zeigten, aber nie- mals eine Andeutung von Zähnen erkennen Hessen, ohne dass das Vorhandensein von Zähnen, oder von „zahnartigen An- schwellungen“ deshalb mit Sicherheit zu leugnen wäre. Die Erhaltung als Steinkerne, oder Abdrücke und die geringe Grösse der Exemplare ist dazu angethan, diese Beobachtungen negativer Natur eben mit der grössten Vorsicht auszulegen. Dies ist besonders hervorzuheben, da von Beüshausen neuerdings die Vermuthung ausgesprochen worden ist, dass Formen wie Sanguinolites cuneatus, constrictus und angulatus, welch letzterer auch im Ober-Elsass vorkommt, zu der Schloss- zähne tragenden, oder, wie den speziellen Artbeschreibungen bei jenen devonischen Arten zu entnehmen ist, zahnartige An- schwellungen zeigenden Gattung Goniopliora gehören sollen. Man kann aber vorläufig nur dem Vorgehen de Koninck’s folgen, da in der That derartige Andeutungen von Schlosszähnen bei den angeführten Formen nie gesehen worden sind. Bei dem von mir abgebildeten Sanguinolites simplex beobachtete ich Folgendes : Die Ligamentfurche erstreckt sich vom Hinterrande der Schale zuerst nahe dem Schlossrande, dann sich unter dem Wirbel mehr nach oben wendend bis über den Wirbel hinaus. Vor dem Wirbel befindet sich eine Lunula-artige Einsenkung. Weder oben an der Lunula noch unter der un- mittelbar angrenzenden Ligamentfurche ist auch nur eine Spur von einem Zahn zu bemerken. Hiernach halte ich mich vorläufig für berechtigt, Sangui- nolites Simplex wie die nahe verwandten Formen, so auch / [656] 122 Sanguinolites angulatus, in dem de KoNiNCK’schen Sinne auf- zufassen. Das gleiche Argument gilt für die Trennung von Pleuro- phorus, mit welcher die mit Diagonalkanten versehenen Sangui- noliten äusserliche Aehnlichkeit besitzen. Ich verweise im Uebrigen auf DE Köninck, welcher das Verhältniss unserer Gattung zu Cypricardites, Ällorisma und Solenopsis klargelegt hat. Was nun die Aehnlichkeit der äusseren Gestalt der San- guinoliten mit anderen carbonischen Gattungen anbetrifft, so wurde auf die bei einigermassen vollständigen Exemplaren stets mögliche Unterscheidung von Macrodus bereits hinge- wiesen. Die taxodonte Bezahnung der letzteren Gattung, ver- bunden mit dem vollständig geradlinigen Schlossrand einerseits, der etwas abwärts gebogene Verlauf der Schlosslinie und die sie begleitende Ligamentfurche anderseits erlauben in den meisten Fällen eine sichere Bestimmung. Schwieriger ist die Unterscheidung in manchen Fällen von Edmondia zu finden, besonders bei den gestreckten Arten, welche auch von de Köninck nur provisorisch zu Edmondia gestellt worden sind; diesen scheint aber die vorne abgestutzte und hinten verhältnissmässig hohe Gestalt der Sanguinoliten zu fehlen. Im Schaleninnern sind für Edmondia die unter dem Wirbel befindlichen, schief gestellten Zahnstützen charakte- ristisch, welche a. a, 0. ausführlich besprochen worden sind. Sicher sind Sanguinoliten bisher nur im Untercarbon bekannt geworden. DE Köninck theilte die hierhergehörigen Arten in drei Gruppen. Die erste Gruppe soll nur eine Diagonalkante, die zweite eine Haupt- und eine Nebendiagonalkante und die dritte ausser einer Hauptdiagonalkante noch zwei bis drei Kanten besitzen. Diese Gruppirung ist ein gutes Hülfsmittel zur Orientirung 123 [657] unter den Formen; unter der zweiten und dritten Gruppe giebt es aber Arten, welche gegenseitig ungemein nahe verwandt sind, näher verwandt jedenfalls als mit anderen Arten derselben Gruppe. So dürfte von den aus dem elsässischen Untercarbon zu beschreibenden Formen Sanguinolites tricostatus mit drei Diagonalkanten und Sanguinolites siriato-lamellosus mit zwei Kanten sehr nahe verwandt sein , wenn auch Uebergangsformen nicht mit ihnen zusammen Vorkommen. Wenn übrigens Beüs- HAUSEN die Gattung Sanguinolites nach der Fassung von de Köninck als die „heterogensten Dinge umfassend“ hinstellt, und Arten mit einfacher Diagonalfurche zu Goniophora rechnen will, so muss betont werden, dass es von diesen Arten im Bergkalk alle Uebergänge zu solchen giebt, welche mehrere Diagonalkanten aufweisen. Im oberelsässischen Untercarbon sind erstens Arten vor- handen mit drei Diagonalkanten: Sanguinolites formosus de Kon. und tricostatus Porte. Zweitens, eine Art mit zwei Dia- gonalkanten: Sanguinolites striato-lamellosus de Kon. Drittens, Arten mit einer mehr oder minder deutlich ausgeprägten Dia- gonalkante: Sanguinolites discors M’Coy und die gegenseitig enger verwandten; Sanguinolites angulatus de Kon., claudus DE Kon., lamellosus nov. sp. und simplex nov. sp. , ferner der isolirt stehende Sanguinolites ornatus nov. sp. Sanguinoliten spielen im Untercarbon eine wichtige Rolle. DE Köninck hat 53 Arten beschrieben, wobei aber zu bemerken ist, dass er gerade bei dieser Gattung eine etwas sehr weit- gehende Specieszertheilung vorgenommen hat. Aus dem cen- tralen Frankreich sind allerdings nur zwei Arten bekannt. Im Eisass kenne ich 9 Arten; sie sind theilweise durch besondere Häufigkeit ausgezeichnet. [658] 124 1. Sanguinolites formosus de Kon. Tafel XIX, Fig. 21. Sanguinolites formosus de Köninck. 1885. Faune du calc. carb. de la Belgique. Bd. V, S. 84, Taf. XV, Fig. 58 — 60. Eine rechte, fast vollständig erhaltene Schale konnte ich mit dieser Art identificiren. Die Länge der Schale beträgt ungefähr 14 mm, die Höhe derselben die Hälfte, 7 mm. Die Gestalt ist stark nach hinten verlängert. Der hintere Schalentheil ist etwa dreimal so lang als der vordere; der Schlossrand ist etwa 7 mm lang; er geht in regelmässiger Rundung in den hinteren Schalenrand über; der untere Schalen- rand ist gebogen, und steigt in scharfer Biegung zu dem stark abgestutzten, vorderen Schalentheil hinauf. Der Wirbel ist breit und stumpf; er liegt nahe dem Vorderrande der Schale. Vom Wirbel ziehen drei ziemlich gleich starke Diagonalkanten nach dem Hinterrande der Schale; dieselben sind nach unten etwas convex gebogen. Heber die ganze Oberfläche ziehen ausserdem viele feine, nur hie und da lamellös werdende Anwachsstreifen, welche sich auf den Diagonalkanten zu kleinen Knötchen erheben. Sanguinolites formosus zeigt eine nahe Verwandtschaft mit der vorher beschriebenen Art. Besonders die Skulptur ist sehr ähnlich; stark abweichend ist aber die äussere Gestalt dieser beiden Arten. Die vorliegende Form ist viel gedrungener gebaut; wegen der geringeren Höhe verlaufen auch die Dia- gonalkanten weniger horizontal , als es bei Sanguinolites tri- costatus der Fall ist; ausserdem ist der vordere Schalentheil viel erheblicher abgestutzt, und der untere Schalenrand stärker gebogen. Im belgischen Kohlenkalk liegen eine ganze Anzahl jeden- 125 [659] falls sehr nahe verwandter Arten , besonders Sanguinolites soUtarius de Kon. , Sanguinolites visetensis de Rtckh. und Sanguinolites inconspicmis de Kon. Die erste Art soll sich nach DE Köninck durch eine stark geschwungene erste Dia- gonalkante auszeichnen , die zweite dagegen weniger deutlich entwickelte Kanten besitzen und die dritte soll sich durch die längere Gestalt unterscheiden. Man geht wohl mit der Ver- muthung nicht fehl, dass de Köninck bei der Beschreibung dieser Sanguinoliten eine zu starke Speciestrennung vorgenommen hat, doch kann hier nicht der Ort sein, neue Eintheilungen der belgischen Arten zu machen. Sanguinolites formosus ist bisher nur aus dem Kalk von Nameche, welcher dem Visekalk entspricht, bekannt geworden. Im Ober-Elsass fand sich die Art als Seltenheit in den oberen Bänken des Aufschlusses im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. 2. Sanguinolites tricostatus Portl. sp. Tafel XIX, Fig. 17. Cypricardia ? tricostata Portlock. 1843. Report on the Geology of the county of Londonderry. S. 441, Taf. XXXIV, Fig. 17. Solenopsis tricostata de Ryckholt. 1853. M^langes paleontologiques. Part. II, S. 62, Taf. XIV, Fig. 7, 8. Sanguinolites tricostatus de Köninck. 1885. Faune du calc. carb. de la Belgique. Bd. V, S. 84, Taf. XV, Fig. 14, 15. — — Julien. 1896. Carbonifere marin de la France centrale. S. 42, Taf. X, Fig. 14. Von dieser Art fand ich zwei rechte Schalen. Die Länge derselben beträgt ca. 10 mm, die Höhe 4 mm. Die Exemplare sind also verglichen mit den Kohlenkalkmuscheln sehr klein. Die langgestreckte Gestalt wird durch den fast die ganze Schalenausdehnung begleitenden Schlossrand und den diesen [660] 126 paralleleu, unteren Schalenrand begrenzt. Vorne und hinten ist die Form regelmässig abgerundet. Die Gestalt ist flach, nur im vorderen Theile, unter dem Wirbel, ist die Muschel etwas stärker gewölbt. Auch der Wirbel tritt wenig hervor; er ist stumpf und sehr weit vorgerückt, nur wenig hinter dem vor- deren Schalenrande gelegen. Nach dem hinteren Schalentheil ziehen vom Wirbel drei, annähernd gerade verlaufende, deutliche Kanten. Die ganze Oberfläche wird ausserdem von zahlreichen feinen, hie und da lamellös werdenden, concentrischen Anwachs- streifen überzogen, welche sich bei der Durchquerung der vom Wirbel auslaufenden Diagonalkanten besonders hoch erheben. DE Köninck und de Rtckholt konnten quer zu den concentrischen Anwachsstreifen feine Radialrippen wahrnehmen, welche der Oberfläche ein maschenartiges Aussehen verliehen. Poetlock erwähnt von dieser sehr aufi’allenden Skulptur nichts. Die elsässischen Stücke zeigen ebenfalls, vielleicht wegen ihrer Kleinheit, nichts derartiges. Von verwandten Arten unterscheidet sich die vorliegende durch die drei, ziemlich gleich starken Diagonalfalten und durch die stark nach hinten verlängerte Gestalt. Sanguinolites tricostatus kommt in Grossbritannien, Irland und Belgien vor, in Belgien als ein für den Visekalk charakte- ristisches Fossil. Julien konnte diese Art auch im centralen Frankreich nachweisen. Im Ober-Elsass fand ich SanguinoUies tricostatus in wenigen Exemplaren im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. 3. Sanguinolites striato-lamellosus de Kon. sp. Tafel XIX, Fig. 16. Cyprieardia striato-lamellosa de Konikck 1842. Descr. des anim. foss. du terr. carb. de la Belgique. S. 93, Taf. H, F,ig. 8. 127 [661] Solenopsis slriato-lamellosus de Ryckholt 1853. M^langes pal4ontologiques. Part. II, S. 64. Sanguinoh'tes — — de Köninck 1885. Faune du calc. carb. de la Belgique. Bd. V, S. 75, Taf. XV, Fig. 8, 9. Eine einzige rechte Schale konnte ich auf diese Art be- ziehen. Die Länge der Schale beträgt 7 mm, die Höhe 3 mm. Die Grösse ist also nicht einmal ein Fünftel der im belgischen Kohlenkalk liegenden Exemplare. Die Gestalt der Muschel ist stark nach hinten verlängert. Nach vorne ist die Schale nur wenig ausgedehnt, stark ge- rundet und von unten abgestutzt. Nach hinten wird die Schale aber beträchtlich höher. Die grösste Höhe liegt im hintersten Drittel. Der untere Schalenrand divergirt daher von vorne nach hinten von dem Schlossrand. Der gerade Schlossrand, auf welchem sehr schön die Furche für das äusserliche Ligament zu sehen ist, ist etwa halb so lang als die ganze Schale; er geht 'nach hinten in gleichmässiger Rundung in den hinteren Schalenrand über. Die Schale ist wenig gewölbt. Der Wirbel, welcher im vorderen Viertel der Schale liegt, ist stumpf und wenig convex; von ihm laufen zwei Diagonalfalten, von denen die untere stärker als die obere ausgebildet ist, zum Hinterrand. Der Verlauf dieser Falten ist ganz geradlinig. Die ganze Oberfläche ist ausserdem mit zahlreichen, dicken Anwachslamellen bedeckt, welche auf den Diagonalkanten besondere Erhöhungen hervorbringen. Sanguinolites striato-lamellosus hat in der Skulptur eine gewisse Aehnlichkeit mit dem mit ihm zusammen vorkommenden Sanguinolites tricostatus. Vollständige Exemplare wird man aller- dings leicht nach der Anzahl der Diagonalfalten unterscheiden können. Auch die Gestalt der beiden Arten zeigt deutliche Unterschiede ; Sanguinolites striato-lamellosus ist am vorderen Schalentheil viel stärker von unten abgestutzt, während bei [662] 128 Sanyuinolites formosus der untere Schalenrand bis weit nach vorne mit dem Schlossrand parallel verläuft. DE Köninck hat auch bei dieser wie bei verwandten Formen eine sehr weitgehende Specieszerlegung vorgenommen. Bei ein- zelnen Arten, wie besonders bei SanguinoUtes Geinitzianus, kann ich nach den vorliegenden Beschreibungen und Abbildungen keine Begründung zur Abtrennung von der vorliegenden Art ersehen. SanguinoUtes striato-lamellosus findet sich sehr selten im Visekalk, er ist auch von M’Coy aus Schottland bekannt ge- macht worden. SanguinoUtes Geinitzianus kommt ebenfalls selten in den Schichten von Tournay vor. Am Rossberg konnte ich diese Art nur in einem Exemplar im Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig entdecken. 4. SanguinoUtes discors M’Coy nov. var. altas. Tafel XIX, Fig. 14. SanguinoUtes discors M’Coy 1844. Synopsis of the char. of the carb. Lime- stone fossils of Ireland. S. 49, Taf. VIII. Fig. 4. Solenopsis — de Ryckholt 1853. M^langes pal^ontologiques. Part. U, S. 57. SanguinoUtes — de Köninck 1885. Faune du calc. carb. de la Bel- gique. Bd. V, S. 60, Taf. XV, Fig. 33. Ein zweischaliger, fast ganz vollständiger, sehr scharfer Abdruck lässt zum Theil die Charaktere dieser M’CoY’schen Art erkennen. Die Länge der Schalen beträgt 14 mm, die Höhe der- selben die Hälfte, 7 mm. Die Gestalt ist länglich; der untere Schalenrand läuft ungefähr parallel mit dem Schlossrand. Nach vorne und hinten geht der untere Schalenrand in regelmässiger Biegung’, vorne 129 [663] in sehr kurzem, hinten in einem weiter gewölbten Bogen, in den Schlossrand über. Nur an dem unteren Ende des hinteren Schlossrandes ist eine Knickung vorhanden. Die Schalen sind ziemlich flach, der Wirbel stumpf und breit und im ersten Viertel des Schlossrandes gelegen. Die Oberfläche wird durch eine von der hinteren Seite des Wirbels aus nach dem geknickten, unteren Ende des hinteren Schalenrandes hinlaufende Diagonal- kante in zwei Parthien getheilt, in eine vordere, bedeutend grössere, welche mit hohen, terrassenartig ausgebildeten, concen- trischen Lamellen geschmückt ist und in eine hintere, spitz- dreieckig gestaltete Parthie, auf welcher diese concentrischen Terrassen fast verschwunden sind und durch Anwachsstreifen, die sich sehr undeutlich und unregelmässig von den Terassen aus und zwischen denselben ausbilden, verdrängt werden. Die elsässische Form zeigt demnach recht ausgeprägt die sehr charakteristische Oberflächen-Beschafifenheit von Sanguino- lite's discors M’Coy, wie sie auch von de Köninck auf Grund belgischer Exemplare beschrieben worden ist. Ein Unterschied besteht nur in den Dimensionen unserer Form und der bel- gischen und irischen. Während nämlich letztere etwa dreimal so lang als hoch sind, ist bei der elsässischen Form dieses Ver- hältniss wie 2:1. Dies ist auch der Grund, weswegen ich zur näheren Bezeichnung dieser Abweichung für das mir vorliegende Stück eine Varietätsbenennung einführe. Uebergänge werden ohne Zweifel zu finden sein. SanguinoUtes discors findet sich nach DE Köninck im Visekalk; nach R. Ethekidge kommt er in Irland von den lower Limestone Shales bis in den carboni- ferous Limestone vor. SanguinoUtes discors nov. var. alsaticus ist mir nur in einem von dem Aufschluss am Hohlwege unterhalb der Ferme Pütig stammenden Exemplar bekannt. 9 [664] 130 5. Sanguinolites angulatus de Kon. Tafel XIX, Fig. 15. Sanguinolites angulatus de Köninck 1885. Faune du calc. carb. de la Belgique. Bd. V, S. 71, Taf. XVI, Fig. 4, 18. Von dieser Art liegt eine vollständige, ausgezeichnet er- haltene, rechte Schale vor. Dieselbe ist 14 mm lang und 6,5 mm hoch. Die Grösse entspricht also nur der viertel Grösse der belgischen Stücke. Die Gestalt ist lang gestreckt, vorne relativ niedrig, nahe dem Hinterende der Schale am höchsten. Der Wirbel ist gross, stumpf und stark nach vorne geneigt; er steht am vorderen Ende des Schlossrandes. Ueber ihn hinaus erstreckt sich noch vom unteren Schalenrand eine kleine, vorgezogene Schalenparthie, welche von unten leicht abgestutzt ist. Nach hinten zieht sich vom W’irbel eine sehr scharfe, von unten concav geschwungene Diagonalkante, welche die Schale in zwei Abschnitte trennt. Der vordere Abschnitt ist massig gewölbt; er zeigt vor der Kante eine geringe, flache Depression; er geht allmählich in die Wirbel- parthie über, welche nur nach vorne zu unter dem Wirbel steil abfällt. Der untere Schalenrand, der fast parallel mit dem Schlossrand verläuft, ist ein wenig nach dem hinteren Ende, auf welches die Diagonalkante trifft, ausgezogen. Der hintere Schalenabschnitt fällt ziemlich schroff zum Schlossrand und zum hinteren Schalenrand ab; er ist von der Form eines gleich- schenkligen Dreiecks, in welchem Schlossrand und hinterer Schalenrand die gleichen Schenkel bilden. Beide Linien treffen in einem stumpfen Winkel auf einander, die Berührungsecke ist leicht gerundet. Die Schalenoberfläche ist fast glatt ; nur hie und da treten grössere Anwachslamellen hervor. Besonders im belgischen Untercarbon finden sich eine An- 131 [665] zahl unserer Art sehr ähnlicher Arten. Die Unterschiede von Sanguinolites cuneatus einerseits und constrictus andererseits sind von de Köninck ausführlich angegeben worden. Aehnlichkeit ist ferner mit Sanguinolites hipartitus de Kon. vorhanden; doch scheint die nach oben aufgeschwungene Gestalt der hinter der Diagonalkante befindlichen Schalenparthie, welche eine Verän- derung des Verlaufs des Schlossrandes zur Folge hat, die Unter- scheidung der beiden Arten stets möglich zu machen. Sanguinolites angulatus findet sich in Belgien nicht selten in den Kalken von Pauquys und Furfooz, also in der Etage II von DE Köninck. Sanguinolites hipartitus ist die nächstver- wandte Art aus dem Visekalk. Sanguinolites angulatus kommt sehr selten in den unteren Schichten des Aufschlusses im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig vor. 6. Sanguinolites claud/iis de Kon. Tafel XIX, Fig. 20. Sanguinolites claudus de Köninck 1885. Faune du calc. carb. de la Bel- gique. Bd. V, S. 68, Taf. XVU, Fig. 27, 28. Zwei rechte und zwei linke Schalen dieser leicht erkenn- baren Art liegen mir vor. Das abgebildete, zugleich das grösste, Exemplar zeigt folgende Dimensionen; die Schalenlänge beträgt 12 mm, die Höhe 10 mm; die Dicke der einzelnen Schale beträgt 3 mm, der ganzen Muschel also 6 mm. Es sind dieses genau die Di- mensionen der von de Köninck zuerst aus dem Visekalk be- schriebenen Stücke. Die Gestalt ist annähernd quadratisch; der Schlossrand stösst rechtwinkelig oder nahezu rechtwinkelig mit dem hinteren Schalenrand zusammen ; der letztere bildet wiederum einen [666] 132 rechten Winkel mit dem unteren Schalenrand. Nach vorne zu hebt sich aber der Schalenrand alsbald, so dass die Schale an der Vorderseite von unten leicht abgestutzt ist und dann noch in einem Lappen nach vorne gezogen erscheint. Der Wirbel ist breit, nach vorne gewandt und nahezu endständig; weiter wie er, ragt nur noch die untere Schalenverlängerung nach vorne heraus. Die Schale ist ziemlich stark gewölbt, namentlich gilt dies vom Wirbel und der von ihm nach der Hinterecke des unteren Schalenrandes verlaufenden, kantenartigen Auffaltung. Diese trennt die Schale in einen vorderen, viel grösseren und einen hinteren, kleineren, spitzdreieckigen Theil. Die vordere Parthie ist noch durch eine vor der Kante liegende, geringe De- pression ausgezeichnet. Die Oberfläche ist von vielen, feinen, aber undeutlich zu verfolgenden, nur hie und da stärker lamellen- förmig werdenden Anwachsstreifen bedeckt. Die vorliegenden Exemplare stimmen demnach in allem, auch in der Grösse, mit den belgischen Stücken überein. Allenfalls könnte nur in dem Vorhandensein der sehr schwachen Depression vor der Kante ein Unterschied erkannt werden, doch ist es nicht ausgeschlossen, dass eine geringe Verdrückung, von welcher die Schalen allerdings sonst ganz frei zu sein scheinen, gerade diese Schalenparthie etwas verunstaltet hat. Sanguinolites claudus kommt nur sehr selten im Vise- kalk vor. Im Ober-Elsass findet man die Art häufiger im Auf- schluss am Hohlwege unterhalb ’ der Ferme Pütig. 7. Sanguinolites lamellosus nov. sp. Tafel XIX, Fig. 18. Sanguinolites rectangularis Meyer. Beitrag zur Kenntniss des Culm in den südl. Vogesen. Abhandl. zur geol. Spe- cialk. von Elsass-Lothringen. Bd. II, S. 95. 133 [667] Die mir vorliegenden zehn Exemplare dieser Art zeigen ziemlich übereinstimmende Grösse. Die Länge der Schalen be- trägt 9 mm, die Höhe 6 mm. Die Gestalt der Muschel ist demnach fast quadratisch. Die Vorderseite ist dabei ein wenig von unten abgestutzt, die Hinter- seite aber fast genau rechtwinkelig gebaut; an den nur wenig gebogenen Schlossrand, sowie an den unteren Schalenrand stösst der hintere Schalenrand unter einem rechten Winkel. Beide Enden sind aber gerundet. Der Wirbel tritt sehr wenig hervor ; I er ist sehr breit und nur wenig gewölbt. Von ihm zieht sich eine ebenfalls nur schwach über die Umgebung sich erhebende Falte nach dem Hinterrand; vor derselben ist die Schale ziemlich gleichmässig concav. Eine bei einigen Exemplaren bemerkbare Depression beruht auf Verdrückung. Hinter der schwachen Falte fällt die Oberfläche etwas stärker zum Schlossrand und zum hin- teren Schalenrand ab. Die Schalen werden von einer sehr feinen, nur- vier- oder fünfmal zu Lamellen anwachsenden, concentrischen Streifung überzogen. Dieselbe folgt dem Verlauf der Schalen- ränder; auf der hinteren Schalenhälfte läuft sie senkrecht auf den Schlossrand zu. Diese Art zeigt einige Aehnlichkeit mit der vorher be- schriebenen Art Sanguinolites claudus de Kon. Die typischen Stücke sind aber etwas länger gestaltet, besitzen keine so hervor- tretende Diagonalfalte, eine mehr rechteckige Gestalt und feinere Skulptur, welche hie und da zu groben Lamellen anwächst. Da aber die Ausbildung der Lamellen, wie die Ausbildung der Skulptur, ebenso zu wechseln scheint wie die Ausbildung der Diagonalkante, so kommen mit diesen beiden Arten zusammen auch Formen vor, welche vollständige Uebergänge zwischen ihnen zu repräsentiren scheinen. Aus dem belgischen üntercarbon ist diese Art, oder eine näher verwandte Form bisher nicht bekannt geworden. Dem [668] 134 äusseren Habitus nach hat sie einige Aehnlichkeit mit Nucula rectangularis M’Coy aus Irland. Meyee hat sie auch mit dieser Form identificirt. Da aber M’Coy Andeutungen von taxodontem Schlossbau wahrgenommen hat, ist an eine Identificirung mit dieser Muschel nicht zu denken. Sanguinolites lamellosus findet sich häufig im Aufschluss am Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. 8. Scmguinolites Simplex nov. sp. Tafel XIX, Fig. 19. Vier linke und fünf rechte Schalen zeigen so weitgehende Abweichungen von allen bekannten Sanguinoliten, dass ich für sie eine neue Art aufstelle. Die grössten Exemplare weisen eine Schalenlänge von 13 mm und eine Höhe von 7 mm auf; die Dicke der zweischaligen Muschel beträgt 5 mm. Der Umriss der Schalen ist länglich, fast doppelt so lang als hoch. Die Oberfläche ist gewölbt; der Wirbel breit und an der Vorderseite der Schale gelegen; er ragt nur wenig über die Schale hervor. Die grösste Höhe der Schale liegt unter dem Wirbel; nach hinten fällt der Schlossrand, über dem sehr deutlich die lange Furche für das äusserliche Ligament sichtbar wird, in leichtem Bogen ab. Der hintere Schalenrand stösst dabei senkrecht auf den Schlossrand; auch die Berührung zwischen hinterem und unterem Schalenrand findet unter einem rechten Winkel statt. Der untere Schalenrand verläuft seiner grössten Erstreckung nach parallel dem Schlossrand ; nach vorne geht er in einer von unten etwas abgestutzten Ecke in einen nach vorne gezogenen, scharf abgerundeten Schalentheil über. Der vordere Theil der Schale ist bis zu einer Kante, welche vom Wirbel nach der unteren Ecke des hinteren Schalenrandes 135 [669] verläuft, ziemlich stark gewölbt; hinter dieser Kante fällt die Schale schneller zum Schlossrande und zur hinteren 'Begrenzung der Schale ab.> Die Oberfläche der Schale ist mit sehr feinen und ziemlich regelmässigen, concentrischen Streifen besetzt, nur in der Nähe des Schalenrandes treten zu diesen Streifen vereinzelte, stärkere Anwachslamellen. Diese Art unterscheidet sich von den vorherbeschriebenen Sanguinolites lamellosus und claudus vor allem durch beträcht- lichere Grösse und eine weit mehr in die Länge gezogene Gestalt. Die Oberflächen-Beschafifenheit erinnert im üebrigen sehr an San- guinolites lamellosus. Näher verwandte Arten finden sich sonst weder in Belgien noch in Grossbritanien und Irland. In Bruchstücken kann diese Art wohl auch mit gewissen J/acro(ZM5-Formen verwechselt werden. Das Vorhandensein einer äusseren Ligamentfurche und das Fehlen von taxodonter Be- zahnung , welche bei einem in der Beziehung sehr günstig erhaltenen Stück sichtbar sein müsste, gewährleisten aber die Einreihung dieser Art in die Gattung Sanguinolites. Sanguinolites simplex findet sich sehr häufig in den unteren und oberen Bänken des Aufschlusses im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. 9. Sanguinolites ornatus nov. sp. Tafel XIX, Fig. 28. Eine einzige, höchst charakteristische SanguinolitesSchale liegt mir vor, aus welcher ich, da sie gut und vollständig erhalten ist und stark von allen bekannten abweicht, eine neue Art mache. Die Länge dieser linken Schale beträgt 9 mm, die grösste Höhe, welche hinter dem Wirbel liegt, 7 ’/s mm. Die Gestalt ist rechteckig; nur vorne ist sie etwas von [670] 136 unten abgestumpft, so, dass Schlossrand und unterer Schalen- rand etwas nach der Vorderseite zu convergiren. Die grösste Höhe der Schale liegt nahe dem hinteren Rande. Der Wirbel liegt fast ganz am vorderen Schalenrande; er ist ziemlich stark nach vorne gewandt und stark gewölbt. Von ihm erstreckt sich eine diagonale Erhebung nach der hinteren Schalenecke. Diese Erhebung verläuft geradlinig und ist oben zugeschärft. Vor dieser Diagonalkante liegt eine Depression, welche am unteren Schalenrand eine leichte Bucht hervorbringt. Hinter der Diagonal- kante dacht sich die Oberfläche allmählich zum Schlossrand hin ab. Die Oberfläche ist mit sehr groben, ziemlich regelmässigen, auf der Diagonalkante rechtwinkelig geknickten, concentrischen Lamellen versehen. Dieselben stehen am vorderen Schalentheil gedrängter. Auf den Schlossrand stossen sie, etwas nach vorne geneigt, in einem stumpfen Winkel. Ich habe vergeblich versucht, diese Form in der Litteratur aufzufinden. Es ist bisher keine auch nur ähnliche Art beschrieben worden. Sanguinolites ornatus fand ich in einem einzigen Exemplar in den unteren Bänken des Hohlweges bei der Ferme Pütig. 10. Farn. Grammysiidae Fisch. Die beiden Gattungen, welche im Folgenden als Grammy- siidae behandelt werden, sind bisher in sehr verschiedenen Fa- milien untergebracht worden, de Kokinck stellt die Gattung Edmondia zu den Anatinidae^ seine Gattung Erotoschizodus dagegen zu den Trigoniidae. Was Protoschizodus anbetrifft, so wird bei der Besprechung dieser Gattung näher auf die Gründe eingegangen werden , welche dafür sprechen , dieselbe in die unmittelbare Nähe von Edmondia zu versetzen. 137 [671] Edmondia mit den verwandten Gattungen Cardiomorj)ha, Broeckia, Scaldia, Chaenomya ist aber eher an die devonische Gattung Grammy sia anzuschliessen, als an die recente Gattung Anatina. 1. Edmondia de Köninck. Die Gattung Edmondia wurde von de Köninck im Jahre 1843 aufgestellt. Die Diagnose, welche derselbe Forscher im Jahre 1885 von dieser Gattung giebt, lautet folgendermassen : „Queroval, gleichklappig , mit concentrischer Skulptur versehen, nicht klaffend; Wirbel vorgerückt; enge äusserliche Ligament- furche; die zarte Schlosslinie ohne Zähne, aber ausgestattet mit groben, schiefgestellten Ligamentplatten, welch’ letztere unter dem Wirbel sitzen. Schwache Muskeleindrücke; nicht sinuirte Mantellinie.“ Diese Diagnose weicht in einem wesentlichen Punkte von der älteren aus dem Jahre 1843 ab. In dieser heisst es: „charniere depourvue de dents, remplacees par une lamelle transverse, etroite, profondement situee et en partie recouverte par le crochet et ayant probablement servi ä supporter un liga- ment interne.'^ Die Abweichung dieser beiden Diagnosen besteht also darin, dass sich in der älteren keine Angabe über das Vorhandensein einer äusserlichen Ligamentfurche befindet. Dies kann aber nur auf ein anfängliches Uebersehen derselben zurückgeführt werden, welches von demselben Autor später verbessert worden ist. Fischer ist nun durch die Untersuchung von Edmondien aus der Sammlung der ficole de mines in Paris zu abweichenden Resultaten bei verschiedenen Arten gelangt. Während nämlich nach ihm Edmondia Josepha de Kon. keine Spur eines äusser- lichen Ligamentes zeigt, fand derselbe bei einer Anzahl anderer Arten, so bei Edmondia Buzosi de Kon., eine äusserliche, enge Ligamentfurche, dafür aber das - gänzliche Fehlen von den be- [672] 138 zeichnenden, inneren, unter dem Wirbel gelegenen Depressionen, und andererseits der Platten, welche nach de Köninck ein unter dem Wirbel gelegenes Ligament getragen haben sollen. Hiernach scheinen entweder die äusseren, langen Ligamentfurchen oder die Träger eines inneren, beiderseits unter dem Wirbel gelegenen Ligamentes entwickelt zu sein, aber niemals beide zu- sammen. Die Formen, welche entgegen der zuerst von de Köninck aufgestellten Gattungsdiagnose ein äusseres Ligament besitzen, werden von Fischek als Gattung Pseudo-Edmondia abgetrennt. Mir liegen eine Anzahl Arten aus den mergeligen Kalken von Tournay vor, welche die Ausbildung des Schlossrandes voll- ständig erkennen lassen. Bei Edmondia Leiordaireana de Rtck. und Pireti de Kon. ist die äusserliche, nicht sehr lange, ge- bogene Ligamentfurche deutlich zu verfolgen. Ausserdem treten im Innern vom Wirbel schief nach hinten und bei Edmondia Leior- daireana vor dem Wirbel schief nach vorne ziehend zwei leisten- förmige Schalenverdickungen auf, welche über sich eine furchen- förmige Vertiefung tragen. Bei diesen Arten sind also neben dem äusseren Ligament auch die inneren Schalenverdickungen mit den schiefen Furchen ausgebildet; dass letztere allerdings ebenfalls ein Ligament getragen haben sollen, scheint mir sehr zweifelhaft. Ja, wenn man den Schlossrand von der so nahe verwandten Gattung Scaldia betrachtet, so zeigen sich dort ganz analoge, der Form nach ganz gleiche Verdickungen. Auf diesen Schalenverdickungen sitzen bei dieser Gattung aber die Schlosszähne und in demselben sind andererseits die Zahnlücken eingesenkt. Die grosse Aehnlichkeit dieser Schalentheile bei beiden Gattungen lassen kaum einen Zweifel darüber, dass die Schlossrandleisten bei Edmondia nichts weiter sind als übrig gebliebene Zahnstützen, wie sie sich ganz analog bei Scaldia vorfinden, während die Schlosszähne dieser Gattung bei Edmondia verschwunden sind. Ebenso wie bei Scaldia lag das Ligament 139 [673] allein äusserlich, in einer vom Wirbel nach hinten gebogenen Ligamentfurche. Die zahlreichen, von de Köninck neuerdings abgebildeten Schlossränder von Edmondien zeigen ganz die gleichen Verhältnisse wie die von mir untersuchten Stücke ; manchmal, wie bei Edmondia solida de Rtckh., scheinen sogar noch kleine, zahnähnliche Erhebungen auf den Zahnleisten unter dem Wirbel vorhanden zu sein. Aus allen diesen Abbildungen geht hervor, dass ausser dem äusserlichen Ligament die an der Innenseite der Schale vorhandenen Zahnstützen ohne Zähne für Edmondia durchaus charakteristisch sind. Berücksichtigt werden muss aber noch die Angabe von Fischee, welcher, wie oben erwähnt wurde, hei Edmondia Josepha keine Spur eines äusseren Ligamentes fand. Falls diese Beob- achtung Fischee’s bestätigt werden sollte , so würde diese Muschel mit Recht von dem normalen, im Untercarbon so zahlreich auftretenden Edmondia-Typus zu trennen sein. Es dürfte dann vorzuziehen sein, für diese vereinzelte Art eine neue Gattung aufzustellen und die zahlreichen, echten Edmondia- Arten unter der gebräuchlichen Bezeichnung Edmondia zu belassen, da es kaum zweifelhaft ist, dass de Köninck das Vorhandensein des äusseren Ligaments nur anfangs übersehen hatte, wie es ja schon aus der von ihm selbst in diesem Sinne später vorgenommenen Veränderung der Gattungsdiagnose hervorgeht. Die Gattung Pseudoedmondia von Fischee ist deshalb einzuziehen. Die Gattung Edmondia zeigt nahe Beziehungen zu Scaldia einerseits und Cardiomorpha andererseits. Während sich der Unterschied zwischen Edmondia und Scaldia, wie bereits erörtert wurde, scharf so definiren lässt, dass Scaldia in jeder Schale einen spitzen Schlosszahn auf der leistenförmigen Schlossver- dickung aufweist, welcher Edmondia fehlt, liegen die Unter- schiede zwischen Edmondia und Cardiomorpha in belangloseren, äusseren Merkmalen. [674] 140 Bei einigen Scaldia- krien kann man auch beobachten, dass der meist hohe und spitze Zahn so stark obliterirt, dass man ihn von zahnartigen Verstärkungen der Schlossrand- verdickungen bei Edmondien kaum prinzipiell trennen kann. Auf den DE KoNiNCK’schen Tafeln sind diese Uebergänge zur Genüge zu studiren. Aeusserlich sind die Sealdien meist durch runde oder regelmässiger ovale Gestalt von dem Edmondia-T^ji\x^ gut zu unterscheiden. Die Beziehungen von Edmondia zu Cardiomorplia sind noch viel engere. Allerdings wird von de Köninck für Cardiomorplia eine „innere, undeutliche Ligamentfläche“ angegeben; die Zweifel, welche aber bereits Fisches betreffs dieses inneren Ligamentes ausgesprochen hat, sind von Beushausen neuerdings verstärkt worden; diesem gelang es, an einem Exemplar aus dem Devon von Villmar ein petrificirtes äusseres Ligament zu erkennen. Die Cardiomorphen, welche vornehmlich in festen Kalken Vorkommen, sind im Ganzen noch unvollkommen in Bezug auf ihren Schloss- rand bekannt. Nach der Litteratur erscheint es mir zweifelhaft, ob bei ihnen die bei Edmondia vorhandenen Zahnstützen Vor- kommen; im üebrigen weisen sie kein wesentliches Merkmal gegenüber Edmondia auf. de Köninck giebt an, dass Cardio- morpha sich von Edmondia durch die dickere Schale und die kürzere Schlossregion unterscheidet; fügt man hinzu, dass die Cardiomorphen stets einen gewölbteren und deutlicher nach vorne gedrehten Wirbel aufweisen, so dürften alle vorhandenen Unter- schiede beider Gattungen aufgezählt sein. Naturgemäss kommen Uebergänge zwischen Edmondia und Cardiomorplia vor, und die vielen Fragezeichen bei Edmondia- kxien in der de KoNiNCK’schen Monographie legen Zeugniss ab, wie schwierig die Trennung der beiden Gattungen bei vielen Formen ist. Der äusseren Form nach ist auch die Trennung von San- guinolites oft nicht leicht vorzunehmen, wenn auch der Nach- 141 [675] weis von Zalinstützen oder des Fehlens derselben am Schlossrand der Muscheln stets eine Unterscheidung zwischen beiden Gat- tungen ermöglicht. Im Allgemeinen besitzt SanguinoUtes aber eine vorne mehr abgestutzte und hinten mehr verbreiterte Gestalt. Das Auftreten von Edmundia im Devon scheint sicher gestellt zu sein, während die Gattung andererseits bis in das Perm reicht. Die Hauptentfaltung der Gattung findet allerdings im Carbon, speciell im Untercarbon statt; aus dem Visekalk kennt de Köninck allein 14 sicher und 8 wahrscheinlich zu dieser Gattung gehörende Arten. Im Eisass kommen nur fünf Arten vor, von denen aber zwei zu den allerhäufigsten Fossilien der Rossbergschichten ge- hören ; zwei der Arten sind von de Köninck beschrieben und wegen ihrer Aehnlichkeit mit dem C'ardtwmorjiÄa- Typus mit einem Fragezeichen versehen wwden. Eine Art ist neu und besitzt ihre nächsten Verwandten im Tournaykalk Belgiens. DE Köninck erkennt unter den Edmondien zwei leicht zu trennende Gruppen, eine, welche Formen umschliesst, welche gewöhnlich stärker gewölbt und etwa gleich hoch als lang sind — von diesen ist vornehmlich die Beschaffenheit des Schlossrandes bekannt — und eine andere Gruppe von weniger dickschaligen, längeren Arten, welche meist besonders deutlich ausgebildete concentrische Skulptur zeigen. Die fünf elsässischen Arten, ein- geschlossen die zweifelhaften, gehören zu der ersten Gruppe, besonders deutlich zeigt Edmondia sulcata Phill. die charakte- ristischen Merkmale. Edmondia sulcata, alsatica und deeorata entsprechen ausser- dem einem sehr stark skulpturirten Typus, welcher im Kohlen- kalk relativ selten ist, aber auch im Untercarbon des centralen Frankreichs eine besondere Rolle spielt. [676] 142 1. Bdmondia sulcata Phill. sp. Tafel XIX, Fig. 2, 3. Sanguinolaria sulcata Phillips. 1836. Illustration of tlie Geology of Yorkshire. Bd. II, S. 209, Taf. V, Fig. 5. Cardiomorj)ha sulcata Muechison, de Vebneuil, de Keyseeling. Geologie de la Russie. Bd. II, S. 303, Taf. XX. Fig. 2. Non : Cardiomorpha sulcata de Köninck. 1843. Descript. desanim. foss. dans le terr, carb. de Belgique. S. 109, Taf. II, Fig. 18. Zehn gut erhaltene Schalen von recht verschiedener Grösse lassen sich mit der von Phillips bereits gut abgebildeten Art identificiren. Für diese ist es besonders charakteristisch, dass sie sich nicht selten in zweischaligen Exemplaren vorfindet. Die grössten Exemplare erreichen eine Länge von 11 mm, eine Höhe von 7 mm; die kleinsten mir vorliegenden Stücke sind aber kaum halb so gross. Die Schalen sind gleichklappig, stark gewölbt, nach vorne etwas verkürzt. Unter dem dicken, gebogenen, nach vorne gerichteten Wirbel verläuft nach hinten ein kurzer, gerader Schlossrand. Vor dem Wirbel ist die Schale nur wenig ausge- dehnt und scharf abgerundet; hinter demselben ist sie weit in ziemlich gleichbleibender Höhe ausgedehnt; der hintere Schalen- rand ist regelmässig gerundet und geht allmählich in den Schloss- rand über. Die Schalenoberfläche trägt zahlreiche, vom Wirbel aus allmählich immer gröber werdende, hohe, gerundete, concen- trische Lamellen. Dieselben stehen auf dem vorderen Theile der Schale am engsten und sind dort am schwächsten; in ihrem Verlauf nach hinten werden sie höher; nach der Umbiegung zum Schlossrand verschwimmen sie mehr und mehr. Beim Vergleich der vorliegenden Stücke mit der Abbildung von Phillips ist zu berücksichtigen, dass letztere durch die schiefe Stellung der Muschel etwas verzerrt erscheint. Die von de 143 [677] Vebneuil beschriebenen Formen von Cosatchi-Datchi im Ural sind dagegen etwas länglicher gebaut als die englischen, de Köninck hat im Jahre 1844 unter Cardiomorpha sulcata wohl die PniLLiPs’sche Form verstanden. In der neueren Monographie desselben Verfassers ist von dieser Form gar nichts erwähnt, so dass man vollständig im Unklaren über die spätere Ansicht de Koninck’s über die Art bleibt. Wohl aber sind in diesem Werk eine grössere Anzahl von Formen beschrieben worden, welche in die nächste Nähe der PniLDiPs’schen Art gehören, und eine Einreihung dieser Art in die Gattung Edmondia rechtfertigen. Auf keine dieser Arten lassen sich aber die mir vorliegenden Stücke beziehen. Zunächst zeigt Edmondia sciilpia zwar grosse Uebereinstimmung; sie unterscheidet sich von Edmondia sulcata aber durch eine etwas gerundetere Form und durch von einander weiter getrennte concentrische Lamellen. Edmondia ? selecta DE Kon. trägt dagegen feinere und zahlreichere Lamellen, ausserdem ist der hintere Schalenrand nach dem Schlossrande zu etwas ausgezogen, ein Merkmal, welches de Köninck ver- muthlich bezüglich der Zugehörigkeit der Art zu Edmondia zweifelhaft gemacht hat. Edmondia selecta mvd auch von Julien aus dem Untercarbon von Kegny angegeben, doch lässt die Abbildung des Stückes keinen Zweifel, dass es sich hier um eine viel höhere Form handelt, Edmondia sulcata J&i einer der häufigsten Zweischaler in den oberen und unteren Bänken des Aufschlusses im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. 2. Edmondia alsaticd'jiOY. sp. Tafel XIX, Fig. 23. Eine im elsässischen Untercarbon sehr häufige Edmondia- Art lässt sich mit keiner bereits beschriebenen Form identi- [678] 144 ficiren. Die relativ grossen Exemplare sind oft verdrückt, so dass die Gestalt meist verzerrt ist. Das auf der Tafelfigur wieder- gegebene Exemplar hat seine ursprüngliche Gestalt noch am besten bewahrt. Die diesem Stücke entnommenen Maasse sind folgende; Schalenlänge 17 mm, Höhe derselben 14 mm. Die Gestalt ist elliptisch, vorne sehr wenig abgestutzt aber überall gut gerundet. Die Oberfläche ist wenig gewölbt. Der Wirbel liegt im vor- deren Drittel der Schale; er ist breit, wenig vorspringend, nach vorne gerichtet. Der das Ligament tragende obere Schlossrand verläuft vom Wirbel nach hinten in leichter Abwärtsbiegung. Die Skulptur besteht aus etwa 27 sehr regelmässigen, hohen, die Gestalt von Absätzen zeigenden, concentrischen Falten. Naheverwandte Arten liegen im belgischen Kohlenkalk. Aehnlichkeit zeigt vor allem Edmondia sublamellosa de Kon. Diese Art weicht nur in der mehr verlängerten Gestalt und in der groben, sparsameren concentrischen Skulptur von der elsäs- sischen Form ab. Edmondia minima de Kon. zeigt eine reichere Skulptur und grössere Schalenhöhe, sie ist aber bedeu- tend kleiner, und vorne stärker abgestutzt. Von Edmondia sulcaia unterscheidet sich unsere Art durch beträchtlichere Grösse und vollkommenere Rundung der Schalen. Edmondia alsatica kommt in den oberen Bänken des Auf- schlusses im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig sehr häufig vor. 3. Edmondia subtornacensis nov. sp. Tafel XVII, Fig. 14; Tafel XIX, Fig. 24. Unter dieser Art fasse ich verschiedene Edmondien von recht variabeler Grösse zusammen. Das grösste, abgebildete Exemplar ist 36 mm lang und 25 mm hoch. Kleinere Stücke sind dagegen nur 8 — 10 mm lang. 145 [679] Die Schalen sind gleichklappig, queroval und stark gewölbt. Die Form ist vorne nur wenig abgestutzt und hinten regelmässig gerundet; der untere Schlossrand läuft annähernd parallel mit dem sich hinter den Wirbel erstreckenden Schloss- rand. Der Wirbel ist spitz, stark gewölbt und nach vorne gewandt; von ihm erstreckt sich eine hoch gewölbte Schalen- parthie schräg nach der Hinterseite der Schale. Die grösste Schalenhöhe liegt in der Mitte der Schale, also hinter dem Wirbel. Die Skulptur besteht aus sehr undeutlichen, groben und feinen Anwachsstreifen. Diese Art zeigt dem allgemeinen Habitus nach die nächste Verwandtschaft zu Edmondia tornacensis de Rtckh. , unter- scheidet sich von dieser aber vor allen durch die viel undeut- lichere concentrische Skulptur und durch den höher gewölbten und spitzer endigenden Wirbel, Edmondia tornacensis findet sich in dem untersten Kohlen- kalk Belgiens, den Schichten von Tournay, Edmondta suhtornacensis wurde nicht selten in den oberen und unteren Bänken im Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig beobachtet. 4. Edmondia? decorata de Kon. Tafel XIX, Fig. 22. Edmondia? decorata de Köninck. 1885. Faune du calc. carb. de la Bel- gique. Bd. V, S. 48, Taf. X, Fig. 31, 32. Ein halbes Dutzend, theils rechter, theils linker Schalen dieser Art liegt mir vor. Die Grösse der Stücke variirt etwas. Das grösste ist 13 mm lang und 8 mm hoch, besitzt also nur ein Drittel der Grösse der belgischen Exemplare. Die Form der Muschel ist länglich, am Wirbel stark gewölbt. Die grösste Höhe der Schalen liegt unter dem Wirbel ; 10 [680] 146 nach vorne ist der Umriss der Schale nur sehr wenig abgestutzt, nach hinten nur wenig verbreitert; von dem breiten, stark vor- geneigten Wirbel verläuft der Schlossrand etwas geneigt nach hinten; der untere Schalenrand ist gerundet, und nicht parallel mit dem Schlossrand, wie bei Edmondia sulcata Phill. Die Oberfläche zeigt viele, hie und da lamellös werdende, ziemlich unregelmässige concentrische Anwachsstreifen, welche auf der vorderen und hinteren Parthie der Schale undeutlich werden. DE Köninck ist über die Zugehörigkeit dieser Art zur Gattung Edmondia zweifelhaft gewesen. In der That weichen sowohl die nach hinten geneigte Lage des Schlossrandes, als auch der breite, hohe Wirbel von dem bei den Edmondien gew'öhnlich beobachteten Verhältnissen etwas ab. Edmondia? decorata kann leicht mit der mit ihr zusam- men vorkommenden und ihr gleich grossen Edmondia sulcata Phill. verwechselt werden. Bei entsprechend vollständig erhal- tenen Stücken gewähren aber die regelmässigere Skulptur und der Parallelismus des Schloss- und Schalenrandes bei der letzteren Art gute Merkmale zur Unterscheidung von der vorliegenden Art. DE Köninck vergleicht diese Art mit Edmondia nohilis DE Kon. und compressa M’Coy. In Belgien kommt Edmondia? decorata in der Etage II, im Kalk von Waulsort vor, im Eisass flndet sie sich nicht gerade selten in den oberen Bänken des Aufschlusses im Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. 6. Edmondia ? difficilis de Kon. nov. var. alsatica. Tafel XIX, Fig. 25. Edmondia ? difficilis de Köninck. 1885. Faune du calc. carbonifere de la Belgique. Bd. V, S. 47, Taf. X, Fig. 14. Drei auffallend grosse Exemplare dieser Art liegen mir aus dem elsässischen Untercarbon vor. Das grösste, von mir ab- 147 [681] gebildete Stück ist 35 mm lang und 26 mm hoch; es erreicht also zwei Drittel der Grösse der belgischen Exemplare. Der Umriss dieser grossen Schalen ist überall gerundet, vorne stark abgestutzt und hinten etwas ausgebuchtet, aber regelmässig gerundet. Der Wirbel ist breit, nahe dem vorderen Schalenrande gelegen und mässig nach vorne gerichtet. Unter dem Wirbel wird die Oberfläche der Schale bald gleichmässig gewölbt. Die Oberfläche zeigt viele, vorne dicht gedrängte, auf der unteren und hinteren Schalenparthie weiter gestellte, con- centrische Anwachsstreifen. Die elsässischen Exemplare stimmen in der Gestalt voll- kommen mit den belgischen überein ; ein geringer Unterschied ist aber in der Ausbildung der Skulptur vorhanden, welche auf den letzteren viel sparsamer und regelmässiger auftritt. Da ich die Verschiedenheit der Skulptur allein nicht als Speciesunter- schied betrachten kann, habe ich die mir vorliegende Form nur als Varietät von den belgischen abgetrennt. Edmondia ? difflcilis findet sich in Belgien in der Etage II, im Kalk von Pauquys. Die elsässische Varietät kommt nicht selten in den oberen Bänken des Aufschlusses unterhalb der Ferme Pütig vor. 2. F^'otoschiisodus de Köninck. Diese von de Köninck im Jahre 1885 aufgestellte Gattung umfasst Zweischaler , welche bisher in den verschiedensten , theils palaeozoischen, theils mesozoischen und recenten Gattimgen unter- gebracht worden waren. Leider ist de Köninck sich aber be- treffs der systematischen Stellung dieser Zweischaler, wie der Name zeigt, nicht recht klar geworden, so dass die Benennung Protoschizodus für Formen, deren systematische Stellung von derjenigen von Schizodus erheblich abweicht, auch fernerhin als geradezu verwirrungerzeugend gelten muss. 148 [682] Die Gattungsdiagnose von de Kondjck lautet: „Schale gewöhnlich annähernd dreieckig , vorn abgerundet , ein wenig verlängert, hinten gekürzt und winkelig, sehr dünn; Oberfläche meist glatt, mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Kiel, welcher hinter dem Wirbel beginnt und schief nach der unteren Ecke des hinteren Schalenrandes verläuft; Wirbel sehr klein, schwach nach vorn gekrümmt; Schlossrand der linken Schale mit zwei Zähnen versehen, von denen einer direkt unter dem Wirbel sitzt und von konischer und langer Gestalt ist, während der andere , kleinere , am vorderen Rande befestigt und von dem ersteren durch eine tiefe Lücke getrennt ist; rechte Schale mit einem kleinen, nicht hervorstehenden Zahn versehen, wel- cher vor der dreieckigen, dem grossen, linksseitigen Zahn ent- sprechenden Grube sitzt; Schlossrand gebogen und mit einer linearen, externen Ligamentfurche versehen; vorderer Muskel- eiudruck lanceolat und nahe dem Wirbel gelegen ; hinterer Muskeleindruck grösser und ovaler; Mantellinie einfach,“ Die Beschaffenheit des Schlossrandes, auf den es besonders zur Beurtheilung der Verwandtschaft von Frotoschizodus mit anderen Zweischalern ankommt, ist aus zahlreichen Abbildungen in der de KoxiNCK’schen Monographie zu ersehen. Das beste Bild gewähren wohl die Figuren 21 und 23 auf Tafel XXII. Nach der Beschafl’enheit des Schlossrandes kann kein Zweifel bestehen , dass Frotoschizodus, wie es bereits Feech ‘ ver- muthete, in die Nähe von Scaldia zu stellen ist. Es sind sowohl das äussere, in einer tiefen Grube eingesenkte Ligament, als auch oft die die Bezahnung tragenden Schlossrandverdickungen vorhanden. Die Ausbildung des Schlosszahnes der rechten Schale ist bei beiden Gattungen vollständig gleichartig, ein Unterschied ist nur darin zu erkennen, dass hinter diesem Zahn bei Froto- I. üeber Mecynodon und Myophoria. Ztschr. d. d. geol. Ges. 1889. S. 137. 149 [683] schizodus eine besonders grosse, dreieckige Grube sich befindet, welche dem grossen, zweiten — bei Scaldia fehlenden — Schlosszahn der linken Schale entspricht. Pr oto schizodus erweist sich dadurch als eine Gattung, welche mit den carbonischen Desmodonten, Scaldia und Ctjpricardella und den verwandten, zahnlosen Edmondien und Cardiomorphen in engstem Zusammen- hang steht. Aeusserlich ist Protoschizodus von allen diesen Gattungen aber leicht zu unterscheiden ; die auffallende Diago- nalkante und die dreieckige, hohe Gestalt zeichnen die Gattung von den abgerundeten, gleichmässig gewölbten Arten der anderen Gattungen aus. Eine andere, von verschiedenen Autoren besprochene Frage ist das Verhältniss von Protoschizodus zu den Schizo- donten, zu den Gattungen Myophoria und Schizodus. Von Frech ist die Vermuthung ausgesprochen, dass die von de Köninck als Protoschizodus zusammengefassten Arten ganz Verschiedenes enthielten, dass unter ihnen sich auch „echte Myophorien ver- bergen“. Als Beispiel nennt Frech nach Beurtheilung der äusseren Form Protoschizodus Halli und impressus. Weiter sagt er „was von Schlössern abgebildet wird, stimmt im Wesentlichen mit Scaldia überein;“ hierfür führt er, ohne sich dessen bewusst zu sein, als Beweis wiederum Schlösser von Protoschizodus Halli und impressus an. Da sich Frech also in dieser Angabe selbst widerspricht, so ist auch die erstere Be- hauptung somit von ihm selbst widerlegt worden. Der FREcn’sche Gedanke ist dann von Beushäüsen irrthümlicherweise aufge- griffen worden. Beushausen glaubt neue Beweise beizubringen, indem er bei Protoschizodus magnus und Wortheni nach den Abbildungen de Koninck’s einen dritten hinteren Schlosszahn in der linken Schale entdecken zu können meint. Ich will auf diese Ansicht weiter nicht eingehen , welche sich nach den Abbildungen allein nicht discutiren lässt, sondern nur als [684] 150 Thatsache hervorheben, dass ich mich von dem Bestehen dieses dritten Zahnes in der linken Schale nach dem mir vorliegenden Tournay-Material von Protoschizodus-kri^xx ebenso wenig habe überzeugen können, als von dem Vorhandensein eines zweiten Zahnes in der rechten Schale, welcher nach Beushausen bei den Arten Protoschizodus impressus und Wortheni, gemäss der Abbildung de Koninck’s, auftreten soll; an den zu den letzteren Beobachtungen herangezogenen Abbildungen de Koninck’s zeigen sich wohl, genau so wie auf einem mir vorliegenden, schönen Exemplar von Protoschizodus impressus., Schalenver- dickungen wie bei Scaldia , aber keine Andeutung eines Zahnes. Direkt über dieser Schalenverdickung, also noch auf der Ober- seite der Schale , verläuft bereits die feine Ligamentgrube, Eine sehr grosse Aehnlichkeit zeigt dagegen der hohe, spitze Schlosszahn dieser Art mit dem bei Scaldia ganz gleich hervor- ' springend ausgebildeten , analogen Zahn. — Eine Zahnform, welche bei Myophoria nicht vorkommt. Was aber am meisten gegen die Myophoria -'SdXnx der untercarbonischen Protochizodus-kxi&vx einnimmt, ist die feine, bandartige Beschaffenheit des äusseren, in einer Furche einge- senkten Ligamentes, welches sehr wesentlich von dem „auf einem lanzettlichen Schildchen dicht hinter dem Wirbel“ gelegenen Myophorien-Ligament abweicht. Andererseits ist die oft recht ähnliche Gestalt von Proto- schizodus-kxi&u und gewissen Myophorien nicht zu vernach- lässigen. Insbesondere sind es die devonischen „carinaten“ Myophorien, mit denen Protoschizodus-kxiQix von dem Typus des P. equilateralis grosse äussere Aehnlichkeit zeigen. Mag man nun entweder annehmen, dass Protoschizodus als alterthümliche Form praeter propter der Form nahe steht, aus welcher Myophoria derivirte, oder dass die oft Myophorien -ähnliche Gestalt unserer Gattung phylogenetisch nichts mit Myophoria zu thun hat: 151 [685] wenn wir uns nach dem Vorgebrachten eine Ansicht über die systematische Stellung von Proioschizodtis bilden wollen, so gelangen wir keinesfalls dazu, diese Gattung zu Myophoria zu stellen, sondern müssen uns auf Grund der Ausbildung des Ligamentes und der Bezahnung dazu entschliessen, den nächsten Anschluss bei Scaldia zu suchen. Des Weiteren ist aber das Verhältniss von Frotoschizodus zu Schizodus von Interesse. Alles das, was gegen die nahe Verwandtschaft von Protoschizodus mit Myophoria angeführt worden ist, gilt auch betreffe Protoschizodus und Schizodus. Vor allem ist die Bezahnung von Schizodus derjenigen von Myophoria ganz analog mit der einzigen Ausnahme, wie von Wöhrmann’ hervorhob, dass in der linken Schale der Trigonia-asiige , tief gespaltene Hauptzahn vorhanden ist. Die Bezahnung von Schi- zodus weicht also noch erheblicher von Protoschizodus ab ; Wöhrmann kommt deshalb sogar zu dem Schluss, dass es zweifelhaft wäre, ob die Trennung von Schizodus und Trigonia auf die Dauer überhaupt aufrecht zu erhalten sei. Die Lage des Ligamentes bei Schizodus ist bereits von King beschrieben worden; nach ihm liegt dasselbe auf einem breiten Feldchen hinter dem Wirbel, ähnlich wie bei Myophoria. Man erkennt nun, wie unglücklich der de KoNiNCK’sche Gattungsnamen Protoschizodus gewählt worden ist. Man folgt am besten Nettmatr*, welcher meinte, dass Protoschizodus den Astartiden sehr nahesteht; Nedmatr verliess sich allerdings auf die FRECH’sche Behauptung, dass die untercarbonischen Proto- schizodus-Aiien heterogene Elemente darstellten ; nachdem sich aber diese Behauptung als irrthümlich herausgestellt hat, können 1. Geber die systematische Steilang der Trigoniden und die Ibstammung der Nayaden. Jahrbuch d. K. K. geol. Reichsanstalt. 1893. Bd. 43. S. 7. 2. Denkschriften d. mathem. naturw. Klasse der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften Bd. LVllI, S. 88. [686] 152 wir auch alle Arten bei Proioschisodus zusammenlassen und aus den oben auseinandergesetzten Gründen an Scaldia an- scbliessen. Mit den übrigen untercarbonischen Astartiden ist Proto- scliisodus schon äusserlich, wegen des meist deutlich ausgebildeten Kieles und der eckigen Gestalt der hinteren Schalenparthie nicht zu verwechseln ; die auf den Schlossbau begründeten Unter- schiede sind bereits des Weiteren besprochen worden. Die Verbreitung von Protoschizodus scheint in einer ge- wissen Wechselbeziehung mit derjenigen von Myophoria zu stehen. ' Myophorien sind in Europa zahlreich im Unterdevon, fehlen aber fast ganz im höheren Devon und Kohlenkalk. Ganz abweichend davon sind dieselben in Amerika im unteren und mittleren Devon selten, dagegen im höheren Oberdevon und auch im Carbon ' relativ häufig. Protoschizodus kommt im Untercarbon relativ zahlreich, iu Belgien beispielsweise in 14 Arten vor, fehlt aber bis jetzt im europäischen Devon, während es doch wahrscheinlich ist, dass 'diese Gattung ins Devon hinabreicht und dort den Uebergangsformen zwischen den Myophorien und Astartiden nahesteht. Im oberelsässischen Untercarbon kommen zwei Arten, Protoschizodus aequilateralis M’Coy und insignis de Kon., nicht selten vor. 1. Protoschizodus aequilateralis M’Coy. sp. Tafel XIX, Fig. 29. Doldbra aequilateralis M’Coy. 1844. Synopsis of the char. of the carb. fossils of Ireland, S. 65, Taf. XI, Fig. 14. Rechte und linke Schalen und ein zweiklappiges Exemplar liegen mir von dieser Art vor. Die Schalen des letzteren sind 14 mm hoch und ebenso lang. Die grösste mir vorliegende 153 • [687] Schale ist aber 28 mm lang, kommt also den irischen Stücken an Grösse sehr nahe. Die Gestalt ist trapezförmig, vorne nur sehr wenig abge- stutzt, sowohl am oberen als auch am unteren Ende des hinteren Schalenrandes eckig. Die Schalen sind gewölbt, besonders der Wirbel ist gross, stark über den Schlossrand vorspringend und an der Spitze nach hinten gedreht. Er liegt nahezu in der Mitte der Schale. Die sich vom Wirbel abwärts erstreckende Schalenparthie ist beiderseits durch deutliche Kanten begrenzt. Hinter dem Wirbel ist deutlich die lange, etwas gebogene, äussere Ligamentfurche auf beiden Schalen des zweiklappigen Exem- plars zu erkennen. Die Oberfläche ist fast glatt, nur nach dem unteren Schalenrande zu stellen sich grobe, undeutliche Anwachs- lamellen ein. Diese Art ist von M’Coy als Dolahra aufgeführt worden. Es wurde bereits bei Besprechung der Gattung Macrodus auf die M’CoT’sche Gattung näher eingegangen. Ich kann mich, besonders auch nach der Feststellung der äusserlichen Ligament- furche, betrefifs der mir vorliegenden Stücke nur de Köninck anschliessen, welcher bereits die Ansicht aussprach, dass speziell diese Art zu ProtoscMzodus zu rechnen ist. Protoschisodus aequilateralis ist bisher nicht aus dem bel- gischen Kohlenkalk bekannt geworden, wohl aber kommen in demselben eine Anzahl sehr ähnlicher Arten vor. Keine dieser Formen besitzt aber die hohe, trapezförmige Gestalt; die ähn- lichste Art ist der im Folgenden zu beschreibende, mit diesem Protoschisodus im Ober-Elsass zusammen auftretende Protoschi- sodus insignis de Köninck, Letzterer besitzt aber einen kleineren Wirbel und eine längere, vorne deutlich abgestutzte Gestalt und ist dadurch leicht zu unterscheiden. Ausserdem sind die im elsässischen Untercarbon gefundenen Exemplare stets beträchtlich kleiner als diejenigen von Protoschisodus aequilateralis. [688] 154 Diese Art findet sich in England sowohl in den lower Limestone Shales als auch im carboniferous Limestone. Im Ober- Elsass kommt sie häufig in den oberen Schichten des Auf- schlusses unterhalb der Ferme Pütig vor. 2. I^otoschizodus insignis de Kon. Tafel XIX, Fig. 30. Protoschizodus insignis de Köninck. 1885. Faune du calcaire carbonifere de la Belgique. Bd. V, S. 128, Taf. XXII, Fig. 10. Etwa ein Dutzend, theils linker, theils rechter Schalen meines Materials gehören dieser Art an. Die einer relativ grossen, vollständigen linken Schale entnommenen Maasse sind folgende : Höhe der Schale 9 mm, Länge derselben 11 mm. Die Grösse des elsässischen Stückes beträgt also kaum ein Viertel der belgischen Exemplare. Die Gestalt dieses Protoschizodus nähert sich dadurch, dass die vordere Parthie der Muschel abgestutzt ist, einem Dreieck. Die hintere Parthie der Schale ist ziemlich ausgedehnt; der hintere Schalenrand bildet sowohl unten, als auch oben am Schlossrand eine scharfe Ecke. Der Wirbel ist hoch über den Schlossrand hinaus gewölbt; er liegt nahe dem vorderen Rande der Schale. Von seiner Hinterseite zieht eine scharfe Kante schief nach hinten. Jenseits dieser Kante fällt die Schale schnell flach ab. Die Oberfläche ist fast skulpturlos, nur in der Nähe des unteren Schalenrandes sind undeutliche, sparsame concen- trische Falten erkennbar. Protoschizodus insignis ist kaum mit anderen Arten im belgischen Kohlenkalk zu verwechseln, die nächst verwandte Form ist der vorherbesprochene Protoschizodus aequilateralis und sind die Unterschiede dieser beiden Arten bereits angegeben worden. 155 [689] Diese Art findet sich in Belgien sehr selten in den Kalken von Panquys, also in der Etage II, Im Ober-Elsass kommt sie in den unteren und in den oberen Bänken des Aufschlusses unter- halb der Ferme Pütig häufig vor. II. Farn. Solenomyiden Gray. Im belgischen Kohlenkalk sind von de Köninck vier Arten der Gattung Solenomya beschrieben worden, Beushausen hat dieselben zu der von King für permische Muscheln gegründeten Gattung Janeia gestellt und zum ersten Mal die Unterschiede von Solenomya und Janeia präcisirt. Im Grunde genommen stimmt aber auch Beushausen mit de Köninck überein, wenn er sagt, dass „eine ausserordentlich nahe Verwandtschaft mit der lebenden Solenomya vorhanden ist“. Ausser der Gattung Janeia ist auch noch Clinopistha von Meek und Woethen zu den Solenomyiden zu rechnen. Beushausen glaubt aber, diese Gattung, welche Janeia gegenüber durch eine kürzere Gestalt, ein Ligament, welches äusserlich in einem flachen Feldchen hinter dem Wirbel gelegen ist und durch das Fehlen einer inneren Muskelleiste ausgezeichnet ist, mit der vorliegenden Gattung vereinigen zu können. Er führt die beiden letzteren, in erster Linie in Betracht kommenden Merkmale auf mangelhafte Erhal- tung zurück. Der stricte Nachweis ist aber noch an carboni- schem Material zu erbringen. Die Solenomyiden kommen nur spärlich im Untercarbon vor. Janeia King. King hatte sich veranlasst gesehen, diese von ihm begrün- dete Gattung einzuziehen und mit Solenomya zu vereinigen. Nach der Darstellung von Beushausen erscheint aber eine Tren- [690] 156 nung der palaeozoischen Formen von den recenten doch an- gezeigt zu sein. Die Gattungsdiagnose lautet nun vielmehr folgen dermassen : „Schale nicht eben dünn, ungleichklappig , Wirbelgegend der linken Klappe über die der rechten übergreifend; sehr ungleichseitig, Vorderseite lang ausgezogen, Hinterseite kurz und schräg abgestutzt. W^irbel klein, kaum vorragend, opisthogyr. Klappen geschlossen oder mehr oder weniger klaffend. Skulptur aus zuweilen deutlich erhabenen, meist unregelmässigen, nach vorne sich gabelnden oder durch Einschiebung vermehrten An- wachsstreifeu , zuweilen aus concentrischen Rippen und radialen Rippen bestehend, welch’ letztere aber häufig ganz obsolet werden und kaum zu erkennen sind. Schlossrand lang, gerade, zahn- los, durch eine schwache, dem Rand parallele Falte abgesetzt. Ligament innerlich, hinter den Wirbeln auf zwei Ligamentstützen gelegen, welche auf Steinkernen eine Art Lunula hervorbringen, durch einen schmalen Spalt hinter den Wirbeln an die Ober- fläche tretend. Von den Wirbeln zum Hinterende verläuft bei manchen Arten in jeder Klappe eine äussere Furche, über welche die den Ligamentspalt umgebende Parthie flügelartig hervorragt. Vorderer Muskeleindruck gross, rundlich viereckig oder eirund, hinterer kleiner, eiförmig, durch eine deutliche, vom Wirbel zu einem Vorderrande ziehende Muskelleiste gestützt. Mantellinie undeutlich, anscheinend ganzrandig.“ Bei dieser Definition unterscheidet sich Janeia von Sole- nomya vor allem durch die Ungleichklappigkeit, welche dadurch zum Ausdruck kommt, dass bei ihr stets die Wirbelgegend der linken Klappe über die rechte übergreift. Ein anderes Unterschei- dungsmerkmal soll nach Beushausen in der dickeren Schalen- beschaffenheit der alten Formen und den damit verbundenen, kräftigeren Skulpturen und Muskeleindrücken vorhanden sein. Dieses Merkmal gilt augenscheinlich auch für die carbonischen 157 [691] Arten. An dem einen mir vorliegenden Stück ist allerdings eine auffallende Dicke der Schale nicht erkennbar; bei beiden Arten ist die Skulptur auch sehr undeutlich. Jawe/a-Arten sind weder im Devon noch im Carbon und Perm verbreitet. In allen drei Formationen variiren sie nicht erheblich. Besonders charakteristisch sind die reich skulpturirten Arten, welche sich im Devon und üntercarbon vorfinden. Im Ober-Elsass haben sich zwei neue Arten, Janeia tentiis nov. sp. und oblonga nov. sp. gefunden, welche von den belgischen Arten bemerkenswerth ab weichen. Allerdings sind Vertreter dieser Gattung ans der Etage des Visekalkes auch bisher noch nicht bekannt geworden; sämmtliche von de Kontisck beschriebenen Arten gehören dem Horizont des Tournaykalkes an. 1. Janeia teniiis nov. sp. Teitfigur. Wie aus der nebenstehenden Figur ersichtlich ist, haben wir in dieser Art einen Zweischaler-Typus vor uns, welcher bereits durch die Grösse stark von den bereits beschriebenen abweicht. Mir liegt momentan nur das eine Exemplar dieser Art, welches eine rechte Schale ist, vor. Die Länge dieser Schale hat, nach dem Bruchstück be- [692] 158 urtheilt, mindestens 65 mm betragen. Die Höhe kann unter dem Wirbel auf 20 mm, hinter dem Wirbel auf 25 mm festgestellt werden. Die Grösse der elsässischen Form ist also beträchtlicher als diejenige der Exemplare aus den Tournayschichten. Die Gestalt ist stark nach vorne verlängert, hinter dem Wirbel aber verkürzt und sehr stark verschmälert. Der Wirbel ist breit, über den Schlossrand gewölbt und nach hinten um- gebogen. Die Schale ist ziemlich flach, da die Wirbelparthie nur sehr wenig von der übrigen Schalenoberfläche abgesetzt ist. Hinter dem Wirbel liegt an dem vorliegenden Steinkern eine deutliche, Lunula- ähnliche Einsenkung, welche nach der BEtrsHAosEN’schen Auffassung den herausgefallenen Ligament- stützen entspricht. Vor dem Wirbel ist, weit nach vorne ver- folgbar, eine scharf abgestutzte, tiefe, breite Furche vorhanden, welche eine leistenartige Verdickung des vorderen Schlossrandes anzeigt. Die Schalenoberfläche ist nahezu glatt. Es sind nur undeutliche, breite Anwachsstreifen eben sichtbar. Von den belgischen Arten aus dem Tournay kalk unter- scheidet sich diese Art durch ihre glatte Schalenbeschaffenheit und durch die hinten sehr stark verkürzte und vorne weit ver- längerte Gestalt. Sie ist die erste Art, welche aus westeuro- päischem Untercarbon vom Alter des Visekalkes beschrieben wird. Im Eisass fand sich Janeia tenuis nur in einer Schale in den kalkigen Sandsteinen des Aufschluss am Wege von Ober- Burbach nach Masmünster. 2. Janeia oblonga nov. sp. . Tafel XIX, Fig. 1. Ein zweischaliges Exemplar einer Janeia, welches mir aus der Sammlung des Herrn Winckel in Niederburbach vorliegt, 159 [693] gehört einer noch unbeschriebenen Art an. Dasselbe stellt einen Steinkern dar, auf welchem, wenn die faserige, hie und da noch vorhandene Substanz so zu deuten ist, noch Schalenmasse vor- handen ist. Die Dimensionen der nur wenig verletzten Muschel sind folgende: Höhe der Schalen 30 mm, Länge derselben 80 mm, Dicke 17 mm. Die Schalen sind mässig gewölbt; der Wirbel liegt fast am Hinterrande der Schalen; die Form ist der Gattung Janeia entsprechend hinten stark verkürzt und abgerundet, nach vorne aber sehr stark verlängert; zugleich nimmt die Schalen- höhe nach vorne stetig ab, so dass die Gestalt der Muschel spitz-dreieckig ist. Der obere Schalenrand neigt sich nach vorne allmählich zum unteren Schalenrand hin. Die Wirbel sind nur wenig gewölbt, der rechte bedeutend niedriger als der linke. An der erhaltenen Schale erkennt man deutlich, dass die obere Parthie der linken Schale vor dem Wirbel über den Rand der rechten hinübergreift und in einer Furche der letzteren lagert. Die Schale der Muschel ist ausnahmsweise dick gewesen. Es lässt sich parallel dem hinteren und unteren Schalenrand eine schwache, unregelmässige Anwachsstreifung erkennen. Diese Art ist unmöglich mit einer anderen zu verwechseln. Von Janeia tenuis nov. sp. unterscheidet sie sich, wie von allen aus dem Tournaykalk bekannten Formen, durch die nach vorne stark zugespitzte Gestalt und durch die beträchtliche Schalen- höhe unter dem Wirbel. Janeia oblonga ist mir nur in diesem einen Stück bekannt, welches von dem Aufschluss am Wege von Oberburbach nach Masmünster stammt. [694] 160 Der Charakter der Lamellibranchiaten-Fauna. In der Lamellibranchiaten-Fauna kommt der Unterschied zwischen der im Ober-Elsass vorhandenen, schiefrigen Facies des Kohlenkalkes und der im Nordwesten von demselben vorhan- denen, normalen, rein-kalkigen Facies des Kohlenkalkes besonders deutlich zum Ausdruck. Der abweichende Habitus der vorliegenden Facies von der- jenigen des gleichalterigen , belgischen Visekalkes ist bedingt erstens durch die verhältnissmässig geringe Grösse der einzelnen Fossilien, ferner durch die andere Vergesellschaftung der Gattungen, sowie durch das Vorhandensein von Gattungen in den Rossberg- schichten, welche dem Visekalk vollständig fehlen, schliesslich durch das Vorkommen von bisher nur aus grossbritannisch - irischem Untercarbon bekannten und von neuen Arten, Es sind jetzt 57 Arten aus dem Untercarbon des Rossbergs bekannt: Bleicher und Mieg führten früher 23 Arten auf, von denen aber nur 18 bestimmbar waren. Von diesen 57 jetzt be- schriebenen Arten sind 18 neu aufgestellt, ferner sind 4 neue Varietäten bereits bekannter Arten und eine Varietät einer neu beschriebenen Art unterschieden worden; es kommen 34 Arten aus anderen Untercarbon-Faunen in gleicher Weise bei uns vor. Aus dem belgischen Kohlenkalk sind 28 Arten bekannt. Es ist bereits bei Behandlung der Brachiopoden-Fauna von mir darauf hingewiesen worden, dass die verschiedenen Schichten unseres Gebietes, welche die Fossilien geliefert haben, in ihrer 161 [695] petrographischen Facies grosse Verschiedenheiten zeigen, welche auch in der sie enthaltenden Fauna zum Ausdruck kommt. Man muss die Facies des Aufschlusses zwischen Oberburbach und Masmünster als eine sandig-kalkige von der schiefrigen Facies der Pütig- und Hunsrückenschichten sondern. Die folgende Fossilliste giebt über die Verth eilung der beschriebenen Lamellibranchiaten auf die verschiedenen Fund- stellen und über die Häufigkeit des Vorkommens der einzelnen Arten Aufschluss. Die kleinere oder grössere Anzahl der Kreuze drückt die geringere oder grössere Häufigkeit des Fossils aus. Pütig. Huns- rücken. Burbach- Mas- münster. 1. Avicula (Leiopteria) hirundo de Kon t t t I — 2. — — laminosa Phill. sp. . . — t 1 — 3. Avicula puetigensis nov. sp t — — 4. Pleronites naviformis de Kon t — — 5. — persulcatus M’Coy — t t — 6. Aviculopecten densistria Sdbg t t — — 7. — concentricostriatus M’Coy sp. t t — — 8. — Konincki nov. sp t — — 9. — Barrandianus de Kon t — — 10. — nov. sp t t — — 11. — Meeki de Kon t t t — — 1 2. — plagiostoma de Kon t t — — 13. — M’Coy sp t — — 14. — Haidingerianus OE — t t t — 15. — zic-zac. nov. sp t t t — 16. — eximius de Kon 1 t t — 17. — pulcher nov. sp t — — 18. — Knockonniensis M’Coy sp. . . . t — — 19. Streblopteria laevigata M’Coy sp t t — — 20. Aviculopinna spathula M'Coy sp — t t — 21. Myalina tenuesulcata nov. sp t — — 22. — ampliata de Ryckh. sp t — 1 - 11 [696] 162 Pütig. Huns- rücken. Burbach- Mas- münster. 23. Modiola patula M’Coy t t — 24. — lithodomoides Ethr t t t — — 25. — itnpressa de Kon. nov. var. alsatica . t — — 26. Ctenodonta sinuosa de Ryckh. sp t t t — — 27. — elegans nov. sp t t — — 28. Nuculana birostrata M’Coy sp t — — 29. Macrodus Beneckei nov. sp t — — 30. — semicostatus M'Coy sp t 1 — — 31. — de Kon t t — -■ 32. — expansus de Kon. nov. var. alsaticus. t t — — 33. — Simplex nov. sp t t — — 34. — intermedius de Kon ft — — 35. — Koeneni nov. sp t — — — — var. gibbosus t — — 36. — argutus Phill. sp. . • t t — — 37. Conocardium ali forme (Sow.) de Kon — — t t 38. — naviforme nov. sp t t — — 39. — inflatum M’Coy t — — 40. Sanguinolites formosus de Kon t — — 41. — tricostatus Porte, sp t t — — 42. — striato-lamellosus de Kon. sp. . t — — 43. — discors M’Coy nov. var. altus . t — — 44. — angulatus de Kon t — — 45. — claudus de Kon t t — — 46. — lamellosus nov. sp t t?t — — 47. — Simplex nov. sp t t t — — 48. — ornalus nov. sp t — — 49. Edmondia sulcata Phill. sp t t t — — 50. — alsatica nov. sp t t t — — 51. — sublornacensis nov. sp t t - — 52. — ? decorata de Kon t t — — 53. — ? difficilis de Kon. var. alsatica . . . t t — — 54. Protoschizodus aequilaleralis M’Coy sp. . . . t t t — — 55. — insignis de Kon t t t — — 56. Janeia tenuis nov. sp — — t 57. — oblonga nov. sp — — t 163 [697] Beim üeberblick dieser Aufzählung erkennt man sofort, dass die hauptsächlichsten Gattungen der Lamellibranchiaten- Fauna des oberelsässischen Untercarbon Aviculopecten, Macrodus, Sanguinolites und Edmondia sind. Es entspricht dies den Ver- hältnissen der Fauna des Visekalkes. Ausserdem sind aber Gattungen wie Ctenodonta und Janeia vertreten, welche in jener Fauna noch unbekannt waren. Dagegen sind andere im Visekalk wieder artenreich entwickelte Gattungen wie vor allem Cardiomorpha und Cypricardella, sowie die Gattung Posidonomya im oberelsässischen Untercarbon nicht vertreten. Die Aviculiden sind im Untercarbon des östlichen Ross- bergmassivs durch die Untergattung Leiopteria und die Gattung Pteronites vertreten; beide kommen vornehmlich im Hunsrücken- walde zahlreich vor; es sind Arten vorhanden, welche man auch im Visökalk gewöhnlich antrifft, nur Pteronites persulcatus M’Cot ist in Belgien bisher noch nicht gefunden worden. Neben diesen Formen fand sich aber noch ein Fragment einer Schale, welches wohl einer echten Avicula angehören dürfte und einem Formen- kreis entspricht, welcher bisher aus dem europäischen Unter- carbon noch unbekannt war. Die Gattung Posidonomya, welche von de Köninck zu den Aviculiden gestellt wird, hat sich im oberelsässischen Unter- carbon nicht nachweisen lassen. Im belgischen Kohlenkalk sind die hierher gehörigen Arten ebenfalls sehr selten ; die von de Köninck beschriebenen Arten sind zum Theil nur in einem Exemplar bekannt. Als Leitfossil für den Culm ist nur Posido- nomya Becheri Gde. von Bedeutung, de Köninck schliesst hier auch noch die Gattungen Posidoniella, Rutotia und PacJiypteria an. Kein Representaiit dieser Gattungen ist bisher aus dem oberelsässischen Untercarbon bekannt geworden. Posidoniella und Pachypteria sind aus dem belgischen Untercarbon auch nur in je einer Art bekannt. Die Rutotien sind wie die Posidoniellen [698] 164 sehr dünnschalige Muscheln und finden sich im helgischen Visekalk in vier sehr seltenen Arten. Fachypteria und auch zum Theil Posidonomya dürften als dickschalige Lamellihranchiaten- Typen vorwiegend in der kalkigen Entwickelung des Untercarhon anzutreffen sein. Die mit den Aviculiden im Palaeozoicum nahe verwandten Pectiniden sind im oberelsässischen Untercarbon durch eine reiche Entfaltung der Gattung Äviculopecfen ausgezeichnet. Es sind mir 13 Arten bekannt geworden. Die Gattung ist vorwiegend im Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig vertreten, dort in 12 Arten. Im Hunsrückenwalde finden sich drei an Individuenzahl sehr reiche Arten. Von dem Aufschluss zwischen Oberburbach und Masmünster haben mir keine Aviculopecten Vorgelegen, es muss aber erwähnt werden, dass Bleichee und Mieg von dort vier Arten an geben. Aus dem belgischen Visekalk giebt de Köninck 38 Arten an. Vier belgische Arten haben sich eben- falls im Ober-Elsass vorgefunden, ausserdem der im Culm ver- breitete Aviculopecten densistria Sdbg., welche eine ganz vereinzelt dastehende Beziehung unserer Facies zur Culm-Facies andeutet. Ferner sind vier neue Arten beschrieben worden. Von den übrigen vier Arten sind zwei bereits von M’Coy aus Irland be- kannt gemacht; die beiden anderen, Aviculopecten Barrandianus DE Kon. und A. Haidingerianus de Kon. waren dagegen nur von Bleiberg in Kärnthen bekannt; die letzteren scheinen nach allem vornehmlich in der schiefrigen Facies des Kohlenkalkes aufzu- treten. Andere im europäischen Untercarbon auftretende Gattungen der Pectiniden sind Streblopteria und Entolium. Das in diesem Horizont sonst sehr verbreitete Entolium Sowerhyi M’Cot hat sich im Ober-Elsass bisher noch nicht gefunden, dagegen konnte ich Streblopteria laevigata M’Coy nachweisen, welche auch in Irland, Grossbritanien und in Belgien vorkommt. Die Pectiniden zeigen demnach ein ähnliches Bild wie im Kohlenkalk; es ist 165 [699] ein Gemisch von belgischen und irisch- grossbritannischen Arten vorhanden, ein abweichender Charakter wird aber durch eine Culm-Art und zwei bisher nur in der schiefrigen Facies bekannte Species verursacht. Die Familie der Pinniden ist in der carbonischen Gattung Aviculopinna vertreten. Die Arten sind für den Visekalk be- zeichnend. Wie im Kohlenkalk so fand sich Aviculopinna spa- tula M’Coy auch in der schiefrigen Facies nicht gerade häufig. Die Myaliniden sind im europäischen Untercarbon allein in der Gattung Myalina vertreten. Die neun Arten, welche de Ko- KiNCK im belgischen Untercarbon beschreibt , sind meistens nur in einem Exemplar bekannt, finden sich dort also nur sehr ver- einzelt. Dasselbe gilt von den elsässischen beiden Arten, welche ebenfalls nur in je einem Stück vorliegen. Die Gattung ist auch in Belgien fast ausschliesslich auf den Visekalk beschränkt. Die eine mir vorliegende Art konnte mit einer belgischen iden- tifizirt werden, die andere wurde als neue Art beschrieben. Eine ähnliche Rolle wie die Myaliniden spielen im Kohlen- kalk die Mytiliden. Die von de Köninck aufgeführten 10 Arten des Visekalkes sind bei Vise nur Seltenheiten. Im Ober-Elsass kommen die drei bekannten Arten häufiger und schaarenweise zusammengehäuft auf den Schichttiächen vor. Ausser zwei im belgischen Visekalk auftretenden Arten findet sich noch eine speziell irische Species bei uns. Die Taxodonten zeigen sich recht formenreich am östlichen Rossberg. Die Familie der Nuculiden ist sowohl in Nuculana (Leda) als auch in Ctenodonta vertreten. Von den Arciden ist nur Macrodus, allerdings in mannigfaltigster Formenentfaltung, vorhanden. Im europäischen Kohlenkalk findet sich sonst ausser diesen Gattungen noch Nucula. Die Arciden-Gattung Carbonarca ist bisher nur in Amerika nachgewiesen worden. Die Gattung Nuculana hat sich nur sehr selten und zwar in einer Art im [700] 166 Visekalk gefunden. Im Ober-Elsass kommt die aus Irland be- schriebene Nuculana hirostrata M’Cot als Seltenheit vor. Die Gattung Ctenodonta (TelUnomya) ist im Oher-Elsass in zwei Arten vertreten. Die eine Art stimmt trotz geringer Unter- schiede spezifisch mit der aus dem belgischen Tournaykalk be- schriebenen Ctenodonta sinuosa de Rtckh. überein; sie ist in dem Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig sehr häufig. Die andere dort auch nicht seltene Art ist bisher noch nicht be- schrieben worden und von mir Ctenodonta elegans nov. sp. be- nannt worden. Während demnach die Gattung Ctenodonta in der schiefrigen Facies des Kohlenkalkes am Rossberg in be- trächtlicher Individuenzahl auftritt, fehlt sie in der Fauna des belgischen Visekalkes vollständig. Die von de Köninck beschrie- benen „TelUnomya'* -kxiQu stammen sämmtlich aus den Tournay- schichten. Wir haben es hier mit einer Gattung zu thun, welche den faciellen Unterschied des elsässischen Untercarbons von den gleichalterigen, belgischen Schichten besonders deutlich anzeigt. Wie schon erwähnt wurde, tritt die Gattung Macrodus (Pa- rallelodon) im Ober-Elsass in reicher Formenentfaltung auf. Ich konnte im Ganzen acht Arten erkennen, welche in vier ver- schiedene Formengruppen untergebracht worden sind. Vier Arten sind auch aus dem belgischen Untercarbon bekannt, drei aus den Waulsort-, eine aus den Viseschichten. Von besonderem Interesse ist das Auftreten einer neuen, reich skulpturirten Art, welche ich Macrodus Beneckei benannt habe, und das Vor- kommen des in der Literatur vielfach genannten , für den Visekalk besonders charakteristischen Macrodus argutus Phill. Sämmtliche Taxodonten unserer Schichten stammen aus dem Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig. Wenig Uebereinstimmung mit ihrem Vorkommen im Vise- kalk zeigen auch die im Ober-Elsass auftretenden Conocardien. Es sind drei Arten gefunden worden. Das wichtige Conocardium 167 [701] aliforme (Sow.) de Kon,, von welchem de Köninck meint, dass es als typische Art der Etage II, des Kalkes von Anseremme und von Drehance gelten kann, findet sich nicht selten in den kalkig- sandigen Schichten zwischen Oberburbach und Masmünster. Auch das Conocardium inflatum M’Cot soll auf dieselbe Etage des belgischen üntercarbon beschränkt sein. Im Ober-Elsass fand es sich in einem Exemplar unterhalb der Ferme Pütig, Eine neue, häufigere Art von diesem Fundpunkt wurde Conocardium navi- forme benannt. Die desmodonte Familie der Solenopsiiden ist im Ober-Elsass, wie im Visekalk , lediglich durch die Gattung Sanguinolites reprä- sentirt. Ich habe neun verschiedene Arten erkennen können; unter diesen sind drei neu aufgestellte enthalten. Von den übrigen sechs sind fünf im Visekalk, eine in den Waulsortschichten Belgiens enthalten. Sanguinolites angulatus de Kon. ist die Art, welche in den Waulsortschichten Belgiens nicht selten vor- kommt und im Ober-Elsass in einem gut erhaltenen Exemplar gefunden wurde. Sanguinolites formosus de Kon., tricostatus Phill., striato-lamellosus de Kon. und discors M’Coy kommen im Visekalk aber nur vereinzelt vor; auch aus grossbritannisch- irischem Untercarbon sind sie zum Theil bekannt. Im Ober-Elsass haben sie sich in beschränkter Individuenzahl sämmtlich unterhalb der Ferme Pütig vorgefunden. Die verbreitetsten Sanguinolites- Arten sind dort Sanguinolites lamellosus nov. sp. und simplex nov. sp. Die Familie der Grammysiiden zeigt im Untercarbon des Ober-Elsass ein wesentlich anderes Bild als im Visekalk Bel- giens. Es sind mir nur Edmondia-Axitn und Protoschisodus- Arten bekannt geworden. Im Kohlenkalke Belgiens zeigen sich ausser diesen Formen noch die Gattungen Chaenomya, Cardio- morpha, Isoculia, BroecJcia, Pachydomus und Scaldia. Vienn wir die am Ende der de KoNiNCK’schen Monographie befindliche [702] 168 Tabelle vergleichen, so ergiebt sich, dass von diesen Gattungen allerdings Chaenomya im Visekalk nicht vorhanden ist, dass Cardiomorpha , Isoculia, Broeckia, Pachydomus ebenfalls im Visekalk seltener sind, aber sehr verbreitet in den Waulsort- schichten auftreten, während Scaldia vornehmlich im Horizonte des Tournaykalkes vorkommt. Was nun die ersteren Gattungen anbetrifft, so dürfte bei der Beziehung, welche zwischen unserer Lamellibranchiaten-Fauna und derjenigen der Waulsortschichten vorhanden ist, recht wohl ein Auftreten derselben in den Schichten unterhalb der Ferme Pütig zu erwarten sein, wenn nicht hierbei wiederum eine facielle Verschiedenheit der Untercarbonschichten in den verschiedenen Gebieten eine Rolle spielte. Edmondia, Broeckia und Pachydomus sind allesammt sehr dickschalige Muscheln, und man geht wohl kaum fehl in der Annahme, dass die äusseren Verhältnisse, welche die kalkige Facies der Ab- lagerungen verursachte, auch dem Gedeihen dieser dickschaligen Zweischalertypen besonders günstig war. Es ist dies ein ge- naues Analogon zu der in der alpinen Trias ja überall zu be- obachtenden Thatsache, dass in den klotzigen Kalkablagerungen von Typus des Esinokalkes stets eine Fauna von sehr dick- schaligen Gastropoden und Lamellibranchiaten die Oberhand ge- winnt. — Das Fehlen der Gattungen Scaldia und Isoculia in den Rossbergschichten ist dagegen eher durch die relative Seltenheit dieser Gattungen in den Ablagerungen vom Alter des Visekalkes überhaupt zu erklären. ' Edmondien treten im Ober-Elsass in fünf Arten auf; zwei derselben sind mit belgischen Arten zu identifiziren. Die häu- figsten Formen sind aber im belgischen Kohlenkalk bisher nicht bekannt geworden, so dass die Entwicklung dieser Gattung auch nicht unwesentlich von derjenigen in der rein-kalkigen Facies abweicht. ■ Es ist von mir ausführlich begründet worden, dass auch 169 [703] die Gattung Protoschizodus zu den Grammysiiden zu stellen ist. Von den beiden im Ober-Elsass auftretenden Arten ist Protoschizodus insignis de Kon. eine seltene Art der Waulsort- schichten , während Protoschizodus aequilateralis M’Cot bisher nur aus grossbritannisch-irischem Untercarbon beschrieben ist. Eine sehr eigenartige Erscheinung unserer Facies ist das Auftreten von Solenomyiden , der Gattung Janeia, im ünter- carbon des Ober-Elsass. Die Gattung ist in Belgien vollständig auf die Tournayschichten beschränkt. Im Ober-Elsass fanden sich in den sandig-kalkigen Schichten zwischen Oberburbach und Masmünster zwei Janeia-kxi^u, welche neu zu bezeichnen waren, da sie weder mit den belgischen Tournay- Arten noch mit anderen beschriebenen Formen übereinstimmten. Nachdem hiermit die Lamellibranchiaten-Fauna des ober- elsässischen Untercarbon in ihren Hauptzügen kurz geschildert ist, erscheint es von Interesse, die Beziehungen, welche die Arten derselben zu denjenigen des Visekalkes und der Waulsort- schichten Belgien’s zeigt, noch numerisch festzulegen. Von den 34 Arten, welche auch aus anderen Untercarbonablagerungen bekannt sind, sind 28 auch aus dem belgischen Kohlenkalk beschrieben , welche sich dort folgendermassen auf die drei Etagen de Koninck’s vertheilen: 15 Arten finden sich auch im Visekalk, 10 „ „ „ »in den Waulsortschichten, 2 „ „ »im Visekalk und in den Waulsort- schichten, 1 Art findet sich in den Tournayschichten. Man hat demnach im Ober-Elsass eine aus Waulsort- und Vise-Typen stark gemischte Fauna vor sich. Bedenkt man ferner, dass aus der Betrachtung der Brachiopoden-Fauna das Alter unserer Ablagerungen als Aequivalente des Visekalkes zweifellos hervorging, so kommt man zu der Vorstellung, dass man es in den Rossbergschichten mit einer Fauna zu thun hat, welche zur Zeit der Viseablagerungen eine nicht unwesentlich andere Zusammensetzung der Lamellibranchiaten-Fauna als in Belgien aufwies , in welcher viele Typen der Waulsortablage- rungen persistiren und sogar andere in Belgien auf die Tournay- schichten beschränkte Gattungen noch Vorkommen. Als eine Eigenthümlichkeit unserer Fauna ist bereits zu wiederholten Malen die geringe Grösse der einzelnen Formen hingestellt worden. Es erscheint zweckmässig, diese auch durch eine Tabelle, welche die Verhältnisszahlen zwischen den Indivi- duen des belgischen Untercarbons und der Rossbergschichten enthält, einmal übersichtlich zusammenzustellen: Avicula (Leiopteria) hirundo de Kon. ..5:2 (Vise) — — laminosa Phill. sp. 4 : 1 ( „ ) Pteronites naviformis de Kon 3:1( „) Äviculopecien concentricostriatus M’Coy sp. 4 : 1 (Waulsort und Vise) — Meeki de Kon 2 : 1 (Vise) — plagiostoma de Kon 3 : 1 ( „ ) — eximius de Kon 2 : 1 ( „ ) Strehlopteria laevigata M’Cox sp 3:1 (Waulsort) Aviculopinna spaiula M’Coy sp 2:1 (Vise) Myalina ampliata de Ryckh. sp 1 ^ 1 ( » ) Modiola lithodomus Ethb 7:1 (Waulsort u. Vise) — impressa de Kon. var. alsatica. 1 */s : 1 (Vise) Ctenodonta sinuosa de Ryckh 1:1 (Tournay) Macrodus undatus de Kon 1 Vs • f (Waulsort) — ezpansus de Kon. var. alsaticus 3 : 1 ( „ ) — intermedius de Kon 1:1( » ) — argutus Phill. sp ? (Vise) Conocardium aliforme (Sow.) de Kon. . . 1:1 (Waulsort) 171 [705] Conocardium inflatum de Kon 7:1 (Waulsort) Sanguinolites formosus de Kon 2 : 1 (Vise) — tricostatus Poetl. sp. . . . 4 : 1 ( „ ) — siriato-lamellosus'BEKoN.STg. 5 : 1 ( „ ) — discors M’Cot var. alsaticus 2 : 1 ( „ ) — angulatus de Kon 3:1 (Waulsort) — claudiks DE Kon 1:1 (Vise) Edmondia ? decorata de Kon 3:1 (Waulsort) — ? difjßcilis DE Kon, var. alsatica 3 : 2 ( „ ) Protoschisodus insignis de Kon 4 ; 1 ( „ ) Schoo bei Betrachtung der einzelnen Arten trat wiederholt die grosse Aehnlichkeit der oberelsässischen Untercarbon-Lamelli- branchiaten mit denjenigen der gleichen Facies vom franzö- sischen Centralplateau und von Bleiberg in Kärnthen hervor, lieber den Werth der JuLiEN’schen Arbeit für einen derartigen Vergleich wurde bereits am Anfang dieser Abhandlung einiges bemerkt. Wenn man auch der Aufzählung der Arten bei Julien kein allzu grosses Vertrauen schenken darf, so ist doch die Vertheilung der einzelnen Gattungen, wie sie von Julien aus dem französischen Untercarbon geschildert wird, für einen Ver- gleich mit der Zusammensetzung unserer Fauna heranzuziehen. Bei der Besprechung der Brachiopodenfauna wurde schon hervorgehoben, dass es besonders zwei Punkte im centralen Frankreich sind, an welchen eine unserer elsässischen ähnlich entwickelte Untercarbonfauna vorkommt. Der eine Punkt ist l’Ardoisiere im Sichonthal, der andere Regny in dem Dep. der Haute-Loire. An Zweischalern wird neuerdings von Julien von l’Ar- doisiere angegeben : Solenopsis pelagicus Gdf, Conocardium minax Phill. [706] 172 Nucula sp. ? Nuculana sp. ? Ctenodonta sp. ? Macrodus Lacordaireanus de Kon. — comoides de Kon. Aviculopinna spatula M’Coy. Posidonella vetusta Sow. Äviculopecten suhfimbriatus de Veen. Von Regny führt Julien an : Edmondia orhiculata de Kon, — scalaris M’Cot. — ßligrana de Kon. — amahilis de Kon. — selecta de Kon. — amoena de Kon. — angusta de Kon. Sanguinolites inconspicuus de Kon. — tricostaius Poktl. Cypricardella ? Julieni de Kon. Nucula sp. ? Nuculana sp, ? Ctenodonta sp, ? Macrodus argutus Phill. — comoides de Kon. — mytiloides de Kon. Modiola cuneiformis de Kon. Leiopteria hirundo de Kon. — lunata Phill. Äviculopecten coelatus M’Coy (= A. sic-sac nov. sp.) — plagiostoma de Kon. — dupliciradiatus de Kon. 173 [707] Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die Zusammen- setzung der Lamellibranchiaten-Fauna dieser centralfranzösischen Untercarbonlokalitäten einen unserer Fauna sehr ähnlichen Ha- bitus aufweist. Dies geht vor Allem aus dem Fehlen der Gat- tungen Fosidonomya, Pachypteria, Chaenomya, Cardiomorpha, Isoculia, BroecJcia, Pachydomus und Scaldia, sowie aus dem vom Visekalk vollständig abweichenden Auftreten der Gattung Cienodonta in beiden Faunengebieten hervor. Auch die Ver- theilung der Arten auf die vorhandenen Gattungen ist in beiden Faunen sehr gleichartig. Aus der Betrachtung der Brachiopoden-Fauna hatte sich ferner ergeben, dass diese schieferige Facies des Kohlenkalkes, welche sich in den Vogesen und im centralen Frankreich vor- findet, auch bei Bleiberg in Kärnthen wiederzuerkennen ist. Vergleichen wir nun die von de Köninck zusammengestellte, von Feech kürzlich mit geringen Aenderungen wiedergegebene Liste der an dieser Lokalität vorkommenden Zweischaler, so finden wir, dass die Uebereinstimmung auch bei diesen Fossilien wiederzuerkennen ist. Leider ist es allerdings nicht möglich, ehe diese Fauna neu durchbestimmt sein wird, alle Fossilien sicher zu identifiziren. Auch Feech hält eine Revision der Fauna für nothwendig. Es werden von de Köninck noch eine Anzahl von Gattungen angeführt, wie Niobe, Pleurophorus, Ästartella, welche heut’ zu Tage aus den Listen untercarbo- nisciier Zweischaler verschwunden sind. Sehen wir von diesen Formen ab, so bleiben nach: Edmondia Haiding eriana de Kon. — sulcata Phidl. Cardiomorpha ? tenera de Kon. — concentrica de Kon. — , ? subregularis de Kon. [708] 174 Scaldia cardiiformis de Kok. Sanguinolites parvulus de Kon, — undatus Poeth. Ctenodonta M'Coyana de Kon. — gihhosa Flem. — rectangularis M’Cot Macrodus ? antirugatus de Kon, — plicatus DE Kon. Aviculopecten deornatus Phill. — aniilineatus de Kon. — concentrico-striatus M’Coy — Barrandianus de Kon. — Partschianus de Kon. — Fitzingerianus de Kon. — Boernesianus de Kon, — intortus de Kon. — arenosus Phill. — Haiding erianus de Kon. — suhfimhriatus de Kon. (Nach Feech soll sich die Anzahl der Aviculopectiniden durch eine Kevision verringern.) Limatulina intersecta de Kon. — Eaueriana de Kon. sp. Pecten {Pseudamussium) Bathus d’Oeb. Das Vorkommen der Gattung Cardiomorpha ist von de Köninck nicht zweifellos festgestellt worden, wie die von ihm angegebenen Fragezeichen zeigen. Das eigenthümlichste Merkmal dieser Fauna ist im Uebrigen das Auftreten der Gattungen Scaldia und Ctenodonta, welche in Belgien fast ausschliesslich auf die Tournayschichten beschränkt sind. Mit Ausnahme des Vorhanden- 175 [709] Seins der Gattung Limaiulina, welche im Ober-Elsass und im centralen Frankreich in diesen Schichten nicht bekannt ist, ist aber die Wiederholung der die oberelsässische Untercarbon-Facies auszeichnenden Faunenelemente und die gleichartige Vertheilung der einzelnen Arten auf die vorhandenen Gattungen doch deutlich erkennbar. Die Lamellibranchiaten der deutschen Untercarbon-Ablage- rungen sind nur wenig bekannt. Aus dem Fichtelgebirge werden von Gümbel nur angegeben: Myalina virgula de Kon. Pecten suhelongatus M’Cot. Äviculopecten concavus M’Cot. Posidonella vetusta Sow. Aus dem schlesischen üntercarbon sind so gut wie gar keine Lamellibranchiaten beschrieben. Es werden von Roemek und Güeich nur aus dem Culm Posidonomya Becheri und venusta angegeben, ferner ein Äviculopecten sp. Dathe führt dann neuer- dings an : Pecten elUpticus Phill. — granosus Sow. Posidonella vetusta Sow. Äviculopecten nohilis de Kon. — orhiculatus M’Cot. Leiopteria sp. (cfr. hirundo de Kon.). Zum näheren Vergleich mit der oberelsässischen Unter- carbon-Fauna sind diese Angaben zu dürftig. Es bleibt noch übrig, das Verhältniss der vorliegenden Lamellibranchiaten-Fauna zu der deutschen Culm-Fauna zu be- sprechen. Aus der Beschreibung der Herborner Culm-Fauna von 176 [710] VON Können geht hervor, dass die wichstigsten Elemente der Lamellibranchiaten-Fauna Pectiniden und Macrodus-kri^n sind; ausserdem findet sich dort noch Posidonomya Becheri, Ptero- nites lepida und eine Myalina. Nach dieser Fauna und den spärlichen Zweischalern, welche aus dem Harzer Culm angeführt werden, zu urtheilen, unterscheidet sich die typische Culm-Fauna von der Fauna der schiefrigen Facies des Kohlenkalkes dadurch, dass ihr bestimmte Gattungen, welche in der letzteren eine besondere Rolle spielen, wie Sanguinolites , Leiopteria, Cono- cardium, Edmondia vollständig fehlen. An deren Stelle treten bestimmte Arten wie Posidonomya Bechen und Pteronites lejoida in grosser Individuenzahl auf. Formen, welche weder in der schiefrigen Facies noch in der kalkigen Facies nachgewiesen werden konnten. Fassen wir den Charakter der Lamellibranchiaten-Fauna der schieferigen Facies des Kohlenkalkes am östlichen Rossberg- massiv kurz zusammen, so ergiebt sich Folgendes: Die Lamellibranchiaten-Fauna aus dem Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig und aus dem Hunsrücken- walde ist eine Fauna vom Alter des Visekalkes, welche ausser typischen Arten des Visökalkes auch solche der Waulsortstufe enthält, in einer Zusammensetzung der Gattungen, welche derjenigen der Fauna der Tournay- schichten ähnelt. Hierdurch ergiebt sich neben der Gleichalterigkeit mit dem Visekalk eine gewisse Aehn- lichkeit mit der Facies der Tournayschichten. Eine grosse Uebereinstimmung der vorliegenden Fauna und der ganzen Facies ist mit der Fauna und mit der Facies der Untercarbon-Ablagerungen im centralen Frankreich und bei Bleiberg in Kärnthen vorhanden. Die Beziehungen zu den Untercarbon-Ablagerungen im Fichtelgebirge und in Schlesien sind wegen der spär- 177 [711] liehen Zweischaler-Fauna, welche von dort bekannt ist, nicht festzustellen. Mit der Culm-Fauna zeigt die vor- liegende so gut wie keine Beziehungen, nur eine Art, Aviculopecten densistria, dürfte beiden gemeinsam sein. Im Uebrigen sind aber nicht nur die Arten, sondern ist auch die Vertheilung der Gattungen vollständig ver- schieden. 12 . f ^ 'WS ■\ ■■ ' w, ' / V". t tuflsf ii ü 6 ttf 1-^ ■&% . '*'^.* *if'‘ "t -r 'fy;* ■ -t- -"' . '/r'/y V - . . -iJL , .- .-‘-TT* 'T^ft-' ‘*^V' ■ ’• ' ^\ '- ■ •/-'?' fi' ■ A^*il* ^‘J 'u' ? • V'*'^ 179 [713] Inhalts verzeichniss. Seite Einleitung 1 [535] Benutzte Literatur 3 [537] 1. Familie Aviculidae Lam 10 [544] Avicula Klein 10 [544] « {Leiopteria) hirundo de Kon 13 [547] I) I) laminosa Phill. sp 15 [549] » puetigensis nov. sp 17 [551] Pleronites M’Goy 18 [552] » naviformis de Kon 20 [554] » persulcatus M’Coy 21 [555] 2. Familie Pectinidae Lam 23 [557] Aviculopecten M’Goy 24 [558] I) densistria Sdbg. sp 32 [566] » concentricostriatus M’Goy sp 36 [570] » Konincki nov. sp 39 [573] I) Barrandianus de Kon 41 [575] I) alsaticus nov. sp 44 [578] » Meeki de Kon 47 [581] I) plagiostoma de Kon. 49 [583] I) incrassatus M’Goy sp 51 [585] » Haidingerianiis de Kon 52 [586] » zic-zac nov. sp 54 [588] » eximius de Kon 56 [590] » pulcher nov. sp 58 [592] » Kmkonniensis M’Goy sp 59 [593] Streblopteria M’Goy 60 [594] I) laevigala M’Goy sp 61 [595] 3. Familie Pinnidae Gray 62 [596] Aviculopinna Meek 62 [596] » spatula M’Goy sp 63 [597] 180 [714] Seite 4. Familie Myalinidae Frech 65 [599] Myalina de Kon 65 ]599] » tenuesulcata nov. sp 66 [600] I) ampliata de Ryckh. sp 68 [602] 5. Familie Modiolidae 69 [603] Modiola Lam 69 [603] » patula M’Goy 70 [604] 1) lithodomoides R. Ethr 71 [605] I) impressa de Kon. nov. var. alsatica 72 [606] 6. Familie Nuculidae Gray 74 [608] Ctenodonta Satter 74 [608] » sinuosa de Ryckh 77 [611] 0 elegans nov. sp 80 [614] Nuculana Link 81 [615] 1) birostrata M’Goy 82 [616] 7. Familie Arcidae Lam 84 [618] Macrodus Lycett 84 [618] I) Beneckei nov. sp 91 [625] I) semicostatus M’Goy 93 [627] I) undatus de Kon 95 [629] I) expansus de Kon. nov. var. alsaticus .... 96 [630] » Simplex nov. sp 98 [632] II intermedius de Kon 101 [635] I) Koeneni nov. sp 102 [636] I) I) I) var. gibbosus 103 [637] I) argutus Phill. sp 104 [638] 8. Familie Conocardidae Neum 105 [639] Conocardium Bronn 106 [640] I) aliforme (Sow.) de Kon. HO [644] I) naviforme nov. sp 113 [647] I) inßatu7n M’Goy 116 [650] 9. Familie Solenopsiidae Neum 119 [653] Sangumolites M'Goy 119 [655] » formosus de Kon 124 [658] I) tricostatus Porte, sp 125 [659] I) striato-lamellosus de Kon sp 126 [660] I) discors M’Goy nov. var. altus 128 [662] 181 [715] Seite Sanguinolites angulalus de Kon 130 [664] 1) claudus DE Kon 131 [665] » lamcllosus nov. sp 132 [666] i> Simplex nov. sp 134 [668] I) ornatus nov. sp 135 [669] 10. Familie Grammysiidae Fisch 136 [670] Edmondia de Kon 137 [671] » sulcata Phill. sp 142 [676] •) alsatica nov. sp .* . . . 143 [677] » subtornacensis nov. sp 144 [678] » ? decorata de Kon 145 [679] » ? difficilis DE Kon. nov. var. alsatica. ... 146 [680] Protoschizodus de Kon 147 [681] » aequilateralis M’Gov sp 152 [686] I) insignis de Kon 154 [688] 11. Familie Solenomyidae Gray 155 [689] Janeia King 155 [689) » tenuis nov. sp 157 [691] I) oblonga nov. sp 158 [692] Der Charakter der Lamellibranchiaten-Fauna 160 ]694] I : ’■ - . ■ J* .j- ,^.-r-. . V' , ■ .5r'^ V, '■, " ’ 'T’>i i H>ii»i ivv' 'P.’^ - ■ • ' ^ mir v.‘ ~ r 1 j ;jf ■ •- ■' iF«i '^7" iKi^ • -d»® "U' I 1 dir« '^i . .. ^ i >. [Vv. r« i> » *^ ' jdiii II0IMK?4| • ■^. / V ’ W . Hl I. r«t iii^!Knii1?aTni^li I ^ f. «A*ä i ,a . -1 >w SW' y • “ * VV‘jif"*^ V ^ V i • « t ■ v; r-A "j * 'V '^* r *viL l* • kfvl' ‘k l- . • >v ^ 5 ■ ,; '"'Mm' .:ni> ■■■M :-:m 4 ■ ' ■ ~ ' ■ ■■ t-' wrr-'**- -• ■•■'■^.2^.. ( V r"** #^\ "" ► • mir ^ ‘ ' ' ■ 7" p ; BT. -v,j’ ^ '• . ^ t • '-.1 • •,' r.-w 'I'’*«! vVjto:;.)iai- *. I [718] Erklärung zu Tafel XVII. 184 Fig. 1, 2, 3. Pteronites persulcatus M’Coy vom Hunsrücken. Fig. 1, 2 in doppelter Grösse, Fig. 3 Yamal vergr. S. 21 [555]. Fig. 4. Avicula {Leiopteria) hirundo DE KoN. vom Hunsrücken. Seite 13 [547]. Fig. 5, 6. Avicula (Leiopteria) laminosa Prill. sp. vom Hunsrücken. Seite 15 [549]. Fig. 7. Avicula puetigensis nov. sp. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Seite 17 [551]. Fig. 8. Pteronites navifoi'mis DE KoN. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Seite 20 [554]. Fig. 9. Myalina ampliata de Ryckh. sp. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Seite 68 [602]. Fig. 10. Myalina tenuesulcata nov. sp. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Seite 66 [600]. Fig. 11. Modiola patula M’CoY vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Seite 70 [604]. Fig. 12. Conoca/rdium aliforme Sow. vom Aufschluss zwischen Ober- burbach und Masmünster. Seite 110 [644]. Fig. 13. AvtcMZojjmna spatttZa M’Coy sp. vom Hunsrücken. S. 63 [597]. Fig. 14. Edmondia suhtornacensis nov. sp. vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Seite 144 [678]. Fig. 15. Modiola impressa de Kon. nov. var. alsatica vom Auf- schluss unterhalb der Ferme Pütig. Seite 72 [606]. Fig. 16. Modiola lithodomoides Etheeidge vom Aufschluss unter- halb der Ferme Pütig. Seite 71 [605]. Fig. 17. Aviculopecten incrassatus M’Coy sp. vom Aufschluss unter- halb der Ferme Pütig. Seite 51 [585]. Fig. 18, 19. Aviculopecten eximius DE Kon. vom Hunsrücken. Seite 56 [590]. Die Originale sind in den Besitz der geologischen Landes- anstalt von Elsass-Lothringen übergegangen. Abh. z. Geol. Spezialk. v. Els.-Loihr. Bd. V. Taf. XVII. Tornquist, Untercarhon. Schaifenbevger del. Lichtdruck J. Kraemer, Ilofphotogr., Kehl. [720] Erklärung zu Tafel XVIII. 186 Fig. 1. Aviculopecten densistria Sdbg. sp. vom Aufschluss unter- halb der Ferme Pütig. Seite 32 [566]. Fig. 2, 3. Aviculopecten concentricostriatus M’Coy sp. vom Auf- schluss unterhalb der Ferme Pütig. Seite 36 [570]. Fig. 4. Aviculopecten Konincki nov. sp. vom Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig. Seite 39 [573]. Fig. 5, 6. Aviculopecten Barrandianus DE KoN. vom Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig. Seite 41 [575]. Fig. 7. Aviculopecten alsaticus nov. sp. vom Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig. Seite 44 [578].* Fig. 8. Aviculopecten Meeki de Kon. vom Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig. Seite 47 [581]. Fig. 9. Aviculopecten plagiostoma DE KoN. vom Aufschluss unter- halb der Ferme Pütig. Seite 49 [583]. Fig. 10. Aviculopecten Haiding erianus DE Kon. vom Hunsrücken Seite 52 [586]. Fig. 11. Aviculopecten alsaticus nov. sp. vom Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig. Seite 44 [578]. Fig. 12. Conocardium inflatum M’Coy. vom Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig. Seite 116 [650]. Fig. 13. Conocardium aliforme Sow. Steinkern vom Aufschluss zwischen Oberburbach und Masmünster. Seite 110 [644]. Fig. 14. Conocardium naviforme nov. sp. vom Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig. Seite 113 [647]. Fig. 15. Aviculopecten zic-zac nov. sp. vom Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig. Seite 54 [588]. Fig. 16. Aviculopecten pulcher nov. sp. vom Hunsrücken. S. 58 [592]. Die Originale befinden sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt von Elsass-Lothringen. Abh. z. Geol. Spezialk. r. Els.-Lulhr. Bd. V. Taf. XVIII. Turnquist, Untercarhon. Scharfcnberger del. Liditdi’uok J. Kracmcr, llofpliotogr., Kehl. ‘'1 - * a «;i £f* p. ■ E 1 / ' ’•* rv’ ^ ' -V f 1 . i '1'^. • 'r m- £'« ;vlL- .‘'’ - i*' .1^ ^ lifill /tfiJt>(i/7jrT JmII ■ y ^^ t jfi -I ^/(5^/'Vv.»vöii pW W{W Xi. ' ' l?ö t>i<ä!?. f :^* .ift .>; .• .. • v:-/- , Erklärung zu Tafel XIX. Fig. 1. Janeia oblonga nov. sp. vom Aufschluss zwischen Ober- burbach und Masmünster. Seite 158 [692]. Fig. 2, 3. Edmondia sulcata Phill. sp. von Pütig. Seite 142 [676]. Fig. 4. Macrodus semicostatus M’Cov von Pütig. Seite 93 [627]. Fig. 5. Macrodus Koeneni nov. sp. von Pütig. Seite 102 [636]. Fig. 6. Ctenodonta sinuosa de Ryckh. von Pütig. Seite 77 [611]. Fig. 7. Macrodus Beneckei vov. sp. von Pütig. Seite 91 [625]. Fig. 8. Macrodus simplex nov. sp. von Pütig. Seite 98 [632]. Fig. 9. Macrodus expansus de Kon. nov. var. alsaticus von Pütig. Seite 96 [630]. Fig. 10. Macrodus undatus DE KON. von Pütig. Seite 95 [629]. Fig. 11. Macrodus intermedius de Kon. von Pütig. Seite 101 [635 Fig. 12. Macrodus Koeneni nov. var. gibbosus von Pütig. S. 103 637 Fig. 13. Ctenodonta elegans nov. sp. von Pütig. Seite 80 [614]. Fig. 14. Sanguinolites discors M’Coy nov. var. altus von Pütig. Seite 128 [662]. Fig. 15. Sanguinolites angulatus DE Kon. von Pütig. Seite 130 [664]. Fig. 16. Sanguinolites striato-lamellosus de Kon. sp. von Pütig. Seite 126 [660]. Fig. 17. Sanguinolites tricostatus PoRTL. sp. von Pütig. S. 125 [659 Fig. 18. Sanguinolites lamellosus nov. sp. von Pütig. Seite 132 [666 Fig. 19. Sanguinolites simplex nov. sp. von Pütig. Seite 134 668 Fig. 20. Sanguinolites claudus de Kon. von Pütig. Seite 131 665 Fig. 21. Sanguinolites formosus de Kon. von Pütig. Seite 124 [658 Fig. 22. Edmondia ? decorata DE Kon. von Pütig. Seite 145 679 Fig. 23. Edmondia alsatica nov. sp. von Pütig. Seite 143 [677]. Fig. 24. Edmondia suhtornacensis nov. sp. von Pütig. Seite 144 [678]. Fig. 25. Edmondia ? difficilis DE Kon. nov. var. alsatica von Pütig. Seite 146 [680]. Fig. 26. Nuculana hirostrata M’Coy sp. von Pütig. Seite 82 [616]. Fig. 27. Streblopteria laevigata M’Coy von Pütig. Seite 61 [595]. Fig. 28. Sanguinolites ornatus nov. sp. von Pütig. Seite 135 [669]. Fig. 29. Protoschizodus aequilateralis M’Coy sp. von Pütig. Seite 152 [686]. Fig. 30. Protoschizodus insignis DE Kon. von Pütig. Seite 154 [688]. Fig. 31. Macrodus argutus Phill. sp. von Pütig. Seite 104 [638]. Die Originale befinden sich, mit Ausnahme der im Besitz des Herrn Winkel in Niederburbach befindlichen Janeia oblonga zu Fig. 1, in der Sammlung der geologischen Landesanstalt von Elsass-Lothringen. Taf. XIX. Abh. z. Geol. Spezialk. v. Eh.-I.olhr . Bd. V. Tornguist, Untercarbon. Scharfenbeigei’ del. Lichtdruck J. Kraeiuer, Hofphotogr., Kehl. ABHANDLUNGEN ZUR GEOLOGISCHEN SPECIALKARTE VON ELSASS-LOTHRINGEN. Band V. — Heft Vü. STRASSBURG, STRASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schültz & C‘®. 1897. DAS FOSSILFÜHRENDE UNTERCARBON AM ÖSTliCHEN ROSSBERGMASSIV IN DEN SÜDVOGESEN. III. BESCHREIBUNG DER EGHINIDEN-FAUNA. Von Dr. A. TORNQUIST Privatdocent und Assistent am geognostisch-palaeontol. Institut der Universität zu Strassburg. MIT DREI LICHTDRUCK-TAFELN. STRÄSSBÜRG, STßASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTÄLT vormals R» Schultz & C*«. 1897. ‘ ■-■%i ' " ?! i; . ■ .■ ■ H ^ ■'•1 . / • «w ■ • ■> -.' Yi: i- : ^ ' >Äi« ,;^ia , ;f 'V‘ •■ , • -«* #1 rl» ^ £ , '* *,U'*M .. " *•' '*i, ■ '■ "w ■ :-ViKLa.^ ■ ■ V t. v ■ ' '• " 1 "liiäiäÄ ,v7* 1 [723] Diese Beschreibung der Echiniden des „Untercarbon am östlichen Rossbergmassiv in den Südvogesen“ schliesst sich den von mir bereits herausgegebenen Beschreibungen der Brachio- poden und Lamellibranchiaten derselben Schichten an. Das Material wurde schon im Jahre 1893 kurz geschil- dert, bald nachdem es mir gelungen war, in den neu auf- gefundenen, fossilreichen Schichten im Hunsrücken -Walde eine grössere Anzahl von Echiniden-Resten zu sammeln. Seit jener Zeit habe ich durch wiederholten Besuch der Lokalität meine früheren Funde wesentlich vervollständigen können, so dass mir jetzt ein ziemlich reichhaltiges Echiniden-Material vorliegt, unter welchem sich besonders schöne Stücke befinden. Da die meisten Arten aber nur in ziemlich fragmentärer Weise repräsentirt sind, so wird man nach wie vor zum Weitersammeln dieser interes- santen Fossilien angeregt. Da ich aber im vergangenen Frühjahr (1896) eine aus- gedehntere Schürfung an den Stellen vornehmen liess und eine mehrtägige Aufsammlung unternahm, so glaube ich, dass vorläufig ein vollständigeres Material nur sehr schwer erhaltbar ist und entschliesse mich, nach mehrfachem Aufschub der Publikation, nunmehr zur Darstellung meiner Funde. Ausser dem von mir gesammelten Material lagen aber noch einige Stücke — unter denen das Original zu Ehoechinus elegans — vor, welche mir in liebenswürdiger Bereitwilligkeit Herr Mathieu Mieg in Mülhausen zur Verfügung stellte. Die reiche Sammlung von elsässischen Untercarbon-Fossilien, welche 1 [724] 2 Herr Mieg besitzt, ist mir für die weitere Bearbeitung der Fauna in freundlichster Weise in Aussicht gestellt worden, wofür ich dem Besitzer meinen verbindlichsten Dank ausspreche. Wie aus der in der Einleitung der Beschreibung der Brachiopoden -Fauna mitgetheilten Liste von Bleicher und Mieg (S. 15 [393]) hervorgeht, ist bereits früher das Vorkommen von Palechinus und Cidaris (Ärchaeocidaris) im Aufschluss unter- halb der Ferme Pütig bekannt gewesen. Die Erhaltung und die Häufigkeit der Echiniden-Reste an jener Lokalität steht aber dem Vorkommen derselben an den von mir neu aufgedeckten Fundpunkten am Hunsrücken sehr nach, so dass die Fauna erst jetzt, nach Ausbeutung der Aufschlüsse am Hunsrücken, einiger- massen vollständig vorliegt. Die Art und Weise der Erhaltung des Materials ist eben- falls bereits von mir geschildert worden. Die Echiniden-Reste sind ausnahmslos noch in kalkiger Beschaffenheit und lassen demnach Ober- und Unterseite gut erkennen. Die Zersetzung der Fossilschichten, welche in erster Linie eine Entkalkung war, macht sich an den Fossilien allerdings daran oft bemerkbar, dass die Oberflächen der Täfelchen oder Stacheln mehr oder minder stark corrodirt sind und die feine Struktur derselben nicht mehr erkennen lassen. Ferner sind die meisten Kalktheile auch sehr zerbrechlich und zerfallen leicht in zahlreiche Theilchen, so dass man auf die Präparation, ja oft bereits schon auf das Waschen der Stücke, um einen Zerfall der Kalktheilchen zu vermeiden, verzichten muss. Als Anhang an die Behandlung der elsässischen unter- carbonischen Echiniden ist dann ferner noch eine Ärchaeoci- daris in diese Arbeit aufgenommen worden, welche aus dem Obercarbon der Karnischen Alpen stammt, und welche mir Herr Dr. Schellwien in Königsberg zur Beschreibung gütigst überlassen hat. 3 [725] Benutzte Literatur. Die spärlichen Echiniden- Funde, welche bisher aus dem elsässischen Untercarbon Vorlagen, sind in den von Bleichee und Mieg und von Meyee in den Jahren 1884 und 1885 gegebenen Fossillisten erwähnt; die darauf bezügliche Literatur wurde bereits vollständig im ersten Theile der palaeontologischen Behandlung des Untercarbon am östlichen Kossbergmassiv auf- gezählt (Seite 10 [388]). Etwas ausführlicher wurde in meiner vorläufigen Mittheilung aus dem Jahre 1893 das damals gefundene Echiniden-Material behandelt. Neueres ist seitdem über diesen Gegenstand nicht erschienen. Die vorliegende Bearbeitung der Echiniden-Reste unseres Untercarbon wurde insofern unter einem wesentlich anderen Gesichtspunkt durchgeführt, als derjenige war, unter welchem die Brachiopoden- und Zweischaler-Fauna beschrieben wurde, als sich bei ihr die Nothwendigkeit ergab, die gesammte aussereuropäische Literatur mit zu berücksichtigen. Besonders aus Nordamerika sind eine grosse Anzahl von wichtigen Echiniden-Typen bekannt gemacht worden, welche lange in Europa vermisst wurden, zum Theil jetzt noch nicht nachgewiesen sind, jedenfalls aber von dort in einer derart günstigen Erhaltung vorliegen, wie sie im europäischen Untercarbon bisher unbekannt ist. Im Allgemeinen sind die untercarbonischen Palechiniden Europas noch heutzutage sehr unvollständig bekannt. Die belgischen Formen, welche nach den Angaben von Dollo, Buisseeet‘ und neuerdings von Lohest eine reichere Formen- 1. Die von Dollo und Bdisseret neu aufgestellte Gattung Koninckocidaris dürfte Perischodomus synonym sein. Die neu genannten Palechinus-krten bedürfen noch der Beschreibung und Bestätigung. [726] 4 entfaltung aufzuweisen scheinen , sind seit der ersten Mono- graphie DE Koninck’s, d. h. seit dem Jahre 1844, nicht wieder monographisch bearbeitet worden. Auch aus Grossbritannien ist mit Ausnahme der DuNCAK’schen Studie keine eingehendere Beschreibung von Formen seit M’Coy, ebenfalls seit dem Jahre 1844, erfolgt. Umso grösseres Interesse verdient daher die Julien’ sehe Behandlung der Palechiniden aus dem Unter- carbon des centralen Frankreichs, in welcher eine Reihe von neuen Arten und eine Gattung, deren Existenz in Europa bis- lang unbekannt gewesen war, beschrieben sind. Die Arbeit Julien’s, welche ausschliesslich auf die älteren englischen, irischen und belgischen Arbeiten basirt ist, keine Rücksicht nimmt auf die neuere europäische Literatur, wie auf die Arbeiten Düncan’s, Loven’s etc., ebenfalls die amerikanische Literatur fast voll- ständig ignorirt , enthält allerdings nur sehr oberflächliche Beschreibungen der Formen, so dass sie kaum als Beitrag zur morphologischen Kenntniss der Palechiniden gelten darf. Für die vorliegende Bearbeitung der elsässischen Fauna ist sie aber in Bezug auf die Verbreitung der Arten und Gattungen von Bedeutung. Die bei der Bearbeitung der Echiniden benutzte Literatur ist folgende; 1826 — 33. Goldpüss. Petrefacta Germaniae. 1836. Phillips. Illustrations of the Geology of Yorkshire. Bd. II. 1842. V. Buch. Beiträge zur Bestimmung der Gebirgsformation in Russ- land. 1842 — 44. DE Ronince. Description des animaux fossils du terrain car- bonifere de Belgique. 1843. Poetlock. Report on the geology of the county of Londonderry and of parts of Tyrone and Fermanagh. 1843. Münster. Der Chiton prtscus und einige andere seltene Versteine- rungen aus der Uebergangsformation. Beiträge zur Petrefakten- kunde. Heft I. 5 [727] 1844. M’Coy Synopsis of the characters of the carboniferous fossila of Ireland. 1845. Mubchison, de Vebneuil et de Keysebling. Geologie de la Russie d’Europe. Bd. II. 1849. M’Coy. On some new Echinodermata. The annals and magazine of natural history. 2. ser. Bd. HI. 1848. M. B. Geinitz. Die Versteinerungen des Zechsteingebirges und Rothliegenden oder des permischen Systems in Sachsen. 1857. J. Mölleb. Ueber neue Echinodermen des Eifeier Kalkes. Abhandl. der Kgl. Akad. der Wissensch. zu Berlin. 1857. Desob. Synopsis des echinides fossiles. 1858. Hail. Report on the geological survey of the state Jowa. Bd. I, part. n. Palaeontology. 1860. Austin. On a new genus of Echinoderm. and observations on the genus Palechinus. The Geologist. Bd. III. 1865. Habte. On a new Echinoderm from the Yellow Sandstone of Donegal. Journal of the royal geol. society of Ireland. Bd. I, part. L 1865. Baily. On some new points in the strukture of Palaecliinus. The geolog. magazine. Bd. II. — Journal of the royal geol. society of Ireland. Bd. I, part I. 1865. Wbight. Descriptions of new species of PalaecMnus. Journal of royal geol. society of Ireland. Bd. I, part. I. 1866. Hall. Note upon the genus Palaeaster and other fossil starfishes. Twentieth report on the State Cabinet of natural history. 1866. Meek and Wobthen. Geological survey of Illinois. Bd. H. 1868. Tbautschold. Die Laterne des Diogenes von Archaeocidaris rossicus. Bull, de la Socidt4 des Naturalistes de Moscou. 1868. Meek and Wobthen. Geological survey of Illinois. Bd. IH. 1869. Meek and Wobthen. Descriptions of new Crinoidea and Echinoidea, from the carboniferous rocks of the Western States etc. Pro- ceedings of the Acad. of nat. Sciences of Philadelphia. S. 67. 1870. DE Köninck. On some new and remarkable Echinoderms from the British palaeozoic rocks. The geological magazine. Bd. VII. — Bulletin de l’Academie royale. Bruxelles, 2. ser., Bd. XXVHI (erschienen 1869). 1872 — 75. Quenstedt. Petrefaktenkunde Deutschlands. Bd. IH. [728] 6 1873. Meek and Worthen. Geological aurvey of Illinois. Bd. V. Palaeon- tology. 1873. Youno. On a carboniferous genus of Echinoderms with overlapping plates. The geological magazine. Bd. X. 1874. R. Etheeidqe. On the Relationship existing hetween the Echino- thuridae and the Perischoechinidae. Quarterly Journal. Bd. XXX. 1874. Loven. Etudes sur les echinoidees. Kongl. svenska vetenskaps. Akademiens Handlingar. Bd. II, Nr. 7. 1876. W. Keeping. Notes on Palaeozoic Echini. Quarterly Journal. Bd. XXXII. 1879. Teautschold. Die Kalkbrüche von Mjatschkowa. Nouveaux M4- moires de la Soc. imp. des Naturalistes de Moscou. 1881. Agassiz. Report on the Echinoidea dredged by H. M. S. Challenger. 1881. Neumaye. Morphologische Studien über fossile Echinodermen. LXXXIV. Sitzungsberichte der K. Akad. d. Wiss. Wien. Juni-Heft. 1882. Baerois. Recherches sur les terrains anciens des Asturies et de la Galice. 1883. Worthen, St. John, Miller. Geological survey of Illinois. Bd. VH. 1884. Walcott. Palaeontology of the Eureka district. Monograph of the United States geological sui-vey. Bd. VIII. 1887. Dollo et Buisseeet. Sur quelques Palechinides. Comptes rendus, 26 mars. Theil I. 1887. Kolesch. Ueber Eocidaris Keyserlingi Gein. Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaften. Bd. XX. N. F. Bd. III. 1887. Doedeelein. Die japanischen Seeigel. I. Theil. 1887. Waagen. Salt-Range-Fossils. Bd. I. Memoirs of the geological survey of India. 1887. Doedeelein. Eine Eigenthümlichkeit triassischer Echinoideen. Neues Jahrb. für Min. etc. Bd. II. 1887. Saeasin. Ergebnisse naturwissensch. Forschungen auf Ceylon. Bd. I. 1888. Etheridge. Fossils of the British Islands. Bd. I. 1889. Neumate. Die Stämme des Thierreiches. I. Bd. 1889. Düncan. On some Points in the Anatomy of the species of Palae- echinus (Scoulee) M’Coy, and a proposed Classification. The annals and magazine of natural history. 6. ser. Bd. III. 1892. Loven. Echinologica. Bihang til kongl. svenska vetenskaps. Aka- demiens Handlingar. Bd. XVIH, Abth. IV. 7 [729] 1892. Jack und Etheridqe. The Geology and Palaeontology of Queensland and New Guinea. 1893 — 94. Lohest. Sur Tage du calcaire de Lens et de la dolomie de Cam- bron. Annales de la Soc. geol. de Belgique. Bd. XXI, S. XXIV. 1894. Keyes. Missouri geological surrey. Bd. IV. 1895. VON ZiXTEL. Grundzüge der Palaeontologie. 1896. Toenquist. Beitrag zur Kenntniss von Archaeoddaris. Neues Jahr- buch für Min. etc. Bd. II. 1896. Jackson and Jaqgab. Studies of Mdonites mulivporus. Bulletin of the geological society of Amerika. Bd. VII. 1896. Jackson. Studies of Palaeechinoidea. Bulletin of the geological society of Amerika. Bd. VII. 1896. Julien. Carbonifere marin de la France centrale. Die Eintheilung der Palaechinoiden und die Auffassung der Beziehungen der verschiedenen Gattungen zu einander ist recht verschieden gewesen. Loven theilte die Perischoechinidae ein in die Familien der Lepidocentridae, Palaeechinidae und Archaeocidaridae. Zu den Lepidocentridae stellt er die Gattungen Lepidocentrus, Pholidocidaris] zu den Palechinidae die Gattungen Palechinus, Melonites, Oligoporus, Lepidesthes, Protoechinus^\ endlich zu den Archaeocidaridae die Gattungen Eocidaris , Archaeoddaris, Lepidocidaris , Lepidechinus , Xeno- cidaris. Es bedarf aber nur eines kurzen Einblickes in die Familien, um zu erkennen, dass bei dieser Eintheilung sich in den einzelnen Familien sehr heterogene Dinge zusammen be- finden. Die späteren Eintheilungen bis zu Jackson haben daher stets eine grössere systematische Zergliederung der Familien im Auge gehabt. Da die meisten Gattungen zuerst im Untercarbon auftreten und in dieser Formation ihre Hauptentwicklung zeigen, so erscheint es verständlich, wie die Versuche, der Phylogenie der Formen in der Systematik gerecht zu werden, zu einer 1. Diese Gattung ist nur aus der ganz kurzen Beschreibung Thomas Adstin’s bekannt, aus welcher ihre systematische Stellung nicht zu entnehmen ist. [730] 8 Verbreiterung der Gruppirung führen mussten, man es hier eher mit annähernd gleichzeitig entstandenen Typen verschie- dener Entwicklungsreihen zu thun hat als mit verschiedenen Phasen derselben Descendenzreihen. Jackson, dem das Verdienst zuzusprechen ist, die von Loven ausführlich im Jahre 1893 geschilderte Resorbtion der Corona am peristomalen Felde auch an den fossilen Formen beschrieben zu haben, giebt folgende Systematik, von welcher er sich allerdings bewusst ist, dass sie der Phylogenie der Formen nicht entsprechen wird: L Bothriocidaroidea, II. Perischoechinoidea, III. Cysticaroidea, IV. Plesiocidaroidea {Tia- rechirms). Die uns interessierenden Perischoechinoidea zerfallen in folgende Familien: Melonitidae: Rhoechinus, Palechinus, Oligoporus, Melonites, Lepidesthidae : Lepidesthes, Rholido cidaris, Archaeocidaridae: Archaeocidaris, Lepido cidaris, Lepidocentridae : Lepidocentrus, Lepidechinus, Perischodomus. Gut umgrenzte Familien sind entschieden die Melonitidae und Archaeocidaridae; sehr ungleichwerthig in ihrer systema- tischen Bedeutung stehen diesen Familien aber die Lepidesthidae gegenüber. Lepidesthes und Pholidocidaris sind zwei Gattungen, welche wenig gemeinsame Merkmale zeigen. Allerdings besitzen beide zahlreiche Ambulakral- und Interambulakraltäfelchen- reihen, sonst ist aber alles grundverschieden. Während Pholi- docidaris im ganzen Panzer eine periproctwärts gerichtete Imbrikation besitzt, bedecken sich bei Lepidesthes die Ambu- lakraltäfelchen peristomwärts ; während die erstere Gattung 9 [731] Interambulakraltäfelchen von -ircÄaeoc/cZam-Habitus mit durch- bohrter Hauptstachelwarze trägt, weist die letztere solche von PaZecÄewMS-Habitus mit vielen, engen, undurchbohrten Tuberkeln auf, Pholidocidaris ist im Besitz eines Kiefergerüstes, Lepidesthes scheint ein solches nicht zu besitzen. Nach allem kann kein Zweifel bestehen, dass Pholidocidaris, wie Meek und Worthen bereits durch den Namen haben ausdrücken wollen, Beziehungen zu den Archaeocidaridae zeigt, welche Lepidesthes fehlen. Diese Beziehungen werden aufs beste durch Lepidocidaris, einer Form mit ebenfalls zahlreichen Täfelchenreihen und glatten Stacheln, wie bei Pholidocidaris, Vermittelt. Der einzige in Betracht kommende Unterschied beider Gattungen ist die einfachere Zusammensetzung des Ambulakrums bei Lepidocidaris. Doch ist hier auch sicher eine Beziehung zu Pholidocidaris angedeutet, da Lepidocidaris — ein Unikum unter den Archaeocidariden — vier unregelmässig in einander greifende Täfelchenreihen in jedem Ambulakrum besitzt. Ob Pholidocidaris oder Lepido- cidaris und schliesslich Archaeoddaris die phylogenetisch höher stehende Form ist, lässt sich schwer sicher entscheiden. Da die Tafelvereinfachung der Corona aber ins Perm hinein bei diesen Formen noch erheblicher wird, so scheint Pholidocidaris ein neben Archaeoddaris persistirender, der Stammform des sich schnell entwickelnden Archaeoddaris-ZvfdgQz nahestehender Typus zu sein. Ich schreibe daher; Cidaris I Eocidaris I Archaeoddaris \ Lepidocidaris / Pholidocidaris [732] 10 Die Gattung Lejpidesthes würde dann als ganz isolirt stehende Form, augenscheinlich einen alten Typus repräsentirend, allein in der Familie der Lepidesthiden Zurückbleiben. Ob die Gattungen der Familie der Lepidocentridae, Lepi- docentrus, Lepidechinus , Perisehodomus und Perischocidaris in eine Familie zu vereinigen sind, ist meines Erachtens nach nicht als feststehend zu betrachten, da alle vier Gattungen nur wenig genau bekannt sind. Perisehodomus, Lepidechinus und Perischocidaris finden sich im Untercarbon, Lepidocentrus im Devon. Alle drei Gattungen zeigen stark imbricirende Coronen mit sehr zahlreichen vertikalen Reihen von Interambulakraltäfelchen, welche sich sehr schnell einschieben. Das Ambulakrum zeigt zwei Reihen zweiporiger Täfelchen. Die Interambulakraltäfelchen sind dünn und besonders auf den adambulakralen Reihen mit einzelnen grösseren, undurchbohrten Wärzchen versehen. Die Imbrikation ist auf dem Ambulakralfeld periproetwärts, auf dem Interambulakralfeld peristomwärts und von innen nach aussen gerichtet. Die Interambulakraltäfelchen von Lepidocentrus bleiben auch während des späteren Wachsthums stets rhombisch, während dieselben Täfelchen bei Perisehodomus und Lepidechinus das Be- streben zeigen, sich zu sechsseitigen resp. fünfseitigen Täfelchen umzuformen. Hierdurch ist ein gewisser Gegensatz der untercar- bonischen Gattungen zu den devonischen ausgedrückt, doch kann man vorläufig die drei Gattungen noch in einer Familie zu- sammenlassen. In eine fünfte Familie stelle ich dann die Gattung Hyho- chinus, welche von Woethen, St. John und Müllee (1883) im Untercarbon von Illinois entdeckt worden ist, Falls diese Form — was man aus der Abbildung allerdings fast entnehmen möchte — nicht falsch orientirt ist, so zeigt sich bei ihr auf dem interambulakralen Felde eine peristomwärts gerichtete Im- 11 [733] brikation, auf dem ambulakralen Felde aber eine periproctwärts gerichtete Imbrikation, welche also den Verhältnissen bei fast allen andern Palechinoiden direkt entgegensteht. Auch ist bei dieser Gattung im Gegensatz zu dem nächstverwandten Lepidesthes ein Kiefergebiss nachgewiesen. Nach Allem glaube ich, dass die Phylogenie der Perischoechinoidea durch folgendes Schema am besten ausge- drückt wird, und die Systematik dieser Formen demgemäss ein- zurichten ist. Im Untercarbon des östlichen Rossbergmassives sind ver- treten die Melonitiden, Archaeocidariden und Lepidocentriden. Die Melonitiden, welche in den vollständigsten fossilen Resten vorliegen, seien zuerst behandelt, die fragmentären Reste einer neuen Gattung der Lepidocentriden mögen den Schluss bilden. [734] 12 ö n CD P CP SB CP Mesozoicum 13 [735] I. Familie Melonitidae Zitt. In diese Familie gehören die nahe verwandten Gattungen RJioecMnus, Palechinus, Oligoporus, MelonUes, deren phylogene- tische Beziehungen in der vorausstehenden Tabelle ersichtlich sind. Die im europäischen Untercarbon am häufigsten auftreten- den Gattungen sind Palechinus und Phoechinus. Oligoporus ist vollständig auf das nordamerikanische Untercarbon beschränkt, während Melonites im Unter- und Obercarbon Nordamerikas und, wenn auch sehr selten, Europas auftritt. Das Verhältniss der Gattungen zu einander wird ausführlich bei der folgenden Behandlung der Gattung Palechinus besprochen werden, mit welcher aus historischen Gründen der Anfang gemacht wird. Im Allgemeinen stellen die Melonitiden eine Formenreihe dar, in welcher sich die Zusammensetzung des Ambulakralfeldes von Bhoechinus an bis Melonites stets komplicirt, d. h. aus einer zweireihigen Tafel-Anordnung in eine vierreihige und schliesslich vierzehnreihige Anordnung übergeht, Palechinus (Scodler) M’Coy, Seitdem der von Scouleb vorgeschlagene Gattungsname Palechinus von M’Cot im Jahre 1844 in die Literatur einge- führt worden ist, hat sich die Diagnose dieser Gattung vielfach geändert. Besonders ist dieselbe durch die Aufstellung der Gattung Bhoechinus durch Keeping ins Schwanken gekommen und neuestens von Duncan und Jackson recht verschieden interpretirt worden. Von Julien ist auf die Gattung Bhoechinus überhaupt nicht Bezug genommen worden. 14 [736] Die ursprüngliche Diagnose M’Coy’s lautet: „Späroidal; Ambulakra aus zwei Reihen fünfseitiger Täfelchen zusammen- gesetzt, von denen jedes zwei vertikale Reihen von einfachen Poren trägt; Interambulakra aus zwei Reihen fünfseitiger und drei oder mehr Reihen sechsseitiger Täfelchen aufgebaut, welch’ letztere mit stachelartigen Tuberkeln ohne ein centrales Ligament bedeckt sind; After dorsal, central; Genitalplatten wie bei Echinus; Mund ventral, central.* Im Jahre 1865 beschrieb dann Bailt gleichzeitig in dem ersten Band des Journal of the royal geological society of Ireland und im geological Magazine ein von Hook Head in der Graf- schaft Wexford in Irland herstammendes Exemplar eines Bhoechi- nus elegans aus der Sammlung Sir Rich. Gbiffith’s, welches den apicalen Pol erhalten zeigte. Baily fand, dass das apicale Feld aus fünf Genital- und fünf Okularplatten zusammengesetzt ist, also aus zehn Platten, welche den ersten und hauptsäch- lichen Täfelchenkranz bilden. Jede Genitalplatte ist mit drei, jede Okularplatte mit zwei Poren versehen. Eine durch ein wenig stärkere Beschaffenheit ausgezeichnete Genitaltafel ist als Madreporentafel anzusehen (vgl. Taf. XXI, Fig. 7). An diesen äusseren, grössten Tafelkranz schliessen sich nach innen zu zwei andere Tafelkränze. Der nächste Tafelkranz wird aus zehn (in der einen Arbeit werden im Gegensatz zu der anderen Arbeit acht genannt) Platten zusammengesetzt; derselbe ist dem subanalen Kranz der Saleniden homolog. Wohl dieselbe Anzahl von Platten setzen daun den im Umkreis des Anus gelegenen Kranz zusammen. Eine vollständig von den Beobachtungen Baily’s ab- weichende Darstellung gab dann de Köninck im Jahre 1870 im geological Magazine. De Köninck waren die Beobachtungen Baily’s unbekannt geblieben; nach ihm soll Palechinus sphaericus nach der Untersuchung eines von Kirkby-Stephen in Westmore- 15 [737] land stammenden Stückes um den Anus herum nur einen Tafel- kranz besitzen, welcher nur aus fünf interambulakral liegenden Genitaltafeln zusammengesetzt wird.* Diese Tafeln zeigten mit Ausnahme eines von höherer Gestalt ausgebildeten Täfelchens, der Madreporen- Platte, welche nur eine Perforirung aufwies, drei in einer geraden Linie augeordnete Poren, also analog den Genitaltäfelchen, welche Baily beobachtet hatte. Der er- hebliche Unterschied bei den Beobachtungen liegt aber darin, dass Baily sowohl Okular- als Genitaltafeln fand und noch zwei nach dem After zu folgende Täfelchenkränze erkannte. R. Etheeidge schliesst sich im Jahre 1874 den Beob- achtungen Baily’s an und giebt eine Copie der von Baily ent- worfenen Abbildung eines Apical-Schildes von Falechinus elegans. Der Widerspruch in den de KoNiNCK’schen und BAiLY’schen Angaben wurde aber erst neuerdings, im Jahre 1889 , von P. Maetin Duncan gelöst. Duncan weist an dem im British - Museum befindlichen Material nach, dass die in der Richtung der Ambulakra gelegenen Okulartäfelchen stets neben den grossen Genitaltafeln vorhanden sind und dass die de KoNiNCK’sche Beobachtung des Fehlens derselben nur auf das Studium verdrückter Exemplare zurück- zuführen ist, bei denen die betreffenden Täfelchen in den Panzer hineingedrückt worden sind. Duncan fand zugleich, dass die Anordnung der apikalen Täfelchen aber bei verschiedenen Exemplaren derselben Art weitgehende Verschiedenheiten zeigen. So beobachtete er an einem grossen PalecMnus sphaericus alternirend fünf grosse, stumpfe Genitaltäfelchen und fünf kleinere Okulartäfelchen, welche 1. Dies war für Nedmatr (Stämme des Thierreichs S. 362) ein Grund, diese Art als Typhlechinus von Palechinus abzutrennen; die neueren Beobachtungen von Ddncan, welche die geleugnete Anwesenheit von Okulartäfelchen bei P. sphaericus wiederum nachwiesen, zeigen, dass diese Gattung wieder einzuziehen ist. [738] 16 sämmtlich an den analen Rand des Kranzes heranreichten. Nach innen von diesem Kranz befindet sich noch ein Kranz kleiner, dicker, etwas unregelmässig gestalteter Platten (von mir repro- ducirt. Tafel XXI Fig. 3). Ein anderes Exemplar derselben Art zeigt diese letzteren Täfelchen nicht erhalten ; es unterschied sich aber von dem ersteren dadurch, dass die kleinen Okular- täfelchen von dreieckiger Form waren und nur im distalen Theile der Genitaltäfelchen eingeschoben waren, derart, dass sie nicht bis an den analen Rand des Täfelchenkranzes heran- reichten (Tafel XXI Fig, 2). Düncan betont, wie die Variabilität in der Ausbildung der apikalen Täfelchen bei Palechinus ein Analagon sei zu derselben Variabilität, welche sich in dieser Beziehung bei mesozoischen und recenten Arten der Echinoideen wiederfindet. Im Ganzen zeigt demnach Palechinus sphaericus ein ähn- liches Scheitelschild, wie dasjenige, welches Bailt bei Rhoechinus elegans beobachtete. Eine Abweichung ist nur insofern vor- handen, als dass Baily zwei innere Analkränze fand; jedenfalls können aber auch diese nicht mit den bei den Saleniden vor- kommenden, überzähligen Analplatten verglichen werden. Es sei hier noch erwähnt, dass eine Anzahl der Bemerkungen, welche in den interessanten „ morphologischen Studien über fossile Echinodermen“ von Neumate enthalten sind, durch diese DuNCAN’schen Beobachtungen modificirt werden. Die eigenartige, mit Perischodomus verwandte Gattung Perischocidaris , welche von Neumaye auf Grund einer von Haete beschriebenen aber unbenannten Form aufgestellt wurde, ist jetzt der einzige Echinid, welcher keine Okulartäfelchen zeigt. Aus amerikanischen Carbon-Ablagerungen ist kein Exemplar eines Palechiniden bekannt geworden, welches das apikale Feld in günstiger Erhaltung besitzt. Auch der von Jackson kürzlich 17 [739J (1896) abgebildete Bhoechinus gracilis (Taf. VII, Fig. 36) zeigt diese Parthie nur sehr undeutlich erhalten. Duncan hat dann auch das im British-Museum befindliche Material auf die Zusammensetzung der Ambulakralfelder hin untersucht und ist hierbei zu nicht minder abweichenden Resul- taten gelangt als seine Vorgänger. Wie oben erwähnt wurde, stellte M’Cot bei den ihm vorliegenden Exemplaren zwei Reihen fünfseitiger Täfelchen mit je zwei Poren in jeder ambulakralen Richtung fest. Dasselbe wurde von Bailt, de Köninck und R. Etheeidge in den oben herangezogenen Arbeiten beschrieben; gleiche Verhältnisse fand auch W. Keeping im Jahre 1876 bei Palechinus intermedius; aber bei Palechinus gigas sollte jedes ambulakrale Täfelchen aus zwei kleinen Täfelchen zusammen- gewachsen sein, ausserdem konnten bei derselben Art zwei ver- - tikalfr Reihen von Poren paaren erkannt werden. Die eingehenden Untersuchungen vieler verschiedener Arten hat nun Duncan zu wesentlich anderen Resultaten geführt. Die Beobachtungen Duncan’s erstrecken sich auf fast sämmtliche Palechiniden- Arten Grossbritanniens und Irlands, auf P. gigas, P. sphaericus, P. intermedius, P. elUpticus und P. PhilUpsiae. Für diese Arten gilt Folgendes: 1. Das Ambulakralfeld enthält zwei vertikale Reihen von Porenpaaren auf jeder Seite; die Porenpaare können schief oder horizontal gestellt sein; die Poren, welche ein Paar zusammen bilden, sind durch ein convexes, nahezu vertikal gestelltes Septum getrennt. Die alternirenden Poren liegen in einer ein wenig eingesunkenen Zone und die Zwischenräume zwischen den Poren sind ziemlich weit und mehr oder weniger convex aufgebogen. 2. Die Täfelchen eines Ambulakrums sind sehr zahlreich und von sehr wechselnder Gestalt in einer solchen Zone; nur bei Palechinus gigas sind sie einander sehr ähnlich. Einfache, grosse Täfelchen, von denen die einen am interambulakralen [740] 18 Rand breit, die alternirenden an diesem Ende schmal sind oder sich ausspitzen, indem sie zwischen sich abwechselnd Halb- täfelchen aufnehmen oder nicht, sind am häufigsten, während wirklich zusammengesetzte Täfelchen, wie die, welche, wie oben angegeben wurde, Keeping beobachtet haben will, nur bei we- nigen Species ganz vereinzelt Vorkommen. Bei allen diesen Arten findet sich niemals eine einfache Reihe paariger Poren auf ein- fachen, gleichgestalteten Täfelchen. 3. Die Platten sind niedrig, aber doch sehr dick; am inter- ambulakralen Rande bilden sie eine Zickzacklinie, in dem die Täfelchen abwechselnd ein- und ausspringende Winkel bilden, letztere dort, wo Täfelchen anstossen, welche die äussere Poren- reihe tragen, erstere wo solche endigen, welche Porenpaare der inneren Reihe aufweisen. Von Keeping war für eine Art, Rhoechinus irregularis, die neue Gattung Rhoechinus aufgestellt worden. Diese Gattung ist von späteren Systematikern in Lehrbüchern vielfach zu den Lepidocentriden gestellt worden, trotzdem ihre nahe Verwandt- schaft mit Palechinus aus der KEEPiNG’schen Beschreibung zweifelsohne hervorging. Für diese Gattung giebt jetzt Duncan eine bestimmtere Diagnose. Zu Rhoechinus gehören nach Duncan alle Palechiniden, welche nur eine Reihe von Porenpaaren besitzen, während in Palechinus {Palechinus M’Cot pars) alle die Arten zusammenzu- fassen sind, welche zwei vertikale Reihen von Porenpaaren auf- weisen. Demnach gehören zu Palechinus: P. gigas, P. sphaericus, P. ellipticus, P. intermedius^ P. Phillipsiae, während zu Rhoechinus zu rechnen sind: R. irregularis , R. elegans, R. quadriserialis , R. sp. (eine in der DuNCAN’schen Arbeit erwähnte, kleine Art aus dem Woodwardian-Museum). 19 [741] Demnach ist die M’Coy’sche Gattungsdiagnose von Pale- chinus folgendermassen abzuändern: Panzer sphaeroidal; Ambulakrum mit mehr oder minder deutlich getrennten, vier, vertikalen Tafel- reihen, welche sehr wechselnd, auch in den verschie- denen Regionen eines Individuums verschieden ausge- bildet sind; manchmal reichen alle Täfelchen eines halben Ambulakrums bis an den interambulakralen Rand heran, meistens spitzen sich aber die aus der Mitte des Ambulakrums kommenden Täfelchen vorher aus; die den interambulakralen Rand erreichenden Täfelchen nehmen dagegen meistens an der mittleren Zickzacklinie des Ambulakralfeldes nicht Theil. Es entstehen demnach im Ambulakrum meist vier alter- nirende, vertikale Tafelreihen, Jedes Täfelchen ent- hält ein Porenpaar; der Lagerung der Täfelchen ent- sprechend sind dieselben in vier vertikale Reihen angeordnet. Interambulakrum mit zwei Reihen fünf- seitiger und zwei oder mehr Reihen sechsseitiger Täfelchen, welche stacheltragende Tuberkeln tragen. Am Scheitelschild ein Kranz von fünf Genitalplatten (von denen die grösste Madreporenplatte ist) und fünf kleineren Okularplatten von wechselnder Grösse; im Innern dieses Kranzes liegen etwa zehn kleinere, un- regelmässige Analtäfelchen. Palechinus nähert sich in der Ausbildung seiner Ambula- kralfelder besonders der Gattung Oligoporus. Jedenfalls ist Rhoechinus diesen Arten gegenüber durch ein nur zweireihig ausgebildetes Ambulakrum sehr viel einfacher ausgebildet. Wenn man von der Betrachtung der Bothriocidaris ausgeht, welche ja ebenfalls nur zweireihige Ambulakra aufweist und als tiefster bekannter Echiniden-Typus gelten darf, so würde Rhoechinus [742] 20 eine relativ tief stehende Form, PalecMnus bereits höher or- ganisirt sein und gleichzeitig einen Uebergang zu den mit noch complicirter Zusammengesetzen Ambulakralfeldern ausge- statteten Oligoporus, EcJiinus und Melonites sein. Während bisher alle bekannten Palechinus-Arten im Gegensatz zu Bhoe- cJiinus mindestens fünf Reihen von Interambulakraltäfelchen zeigen, finden sich an dem im Folgenden beschriebenen Palechinus Lacasei nur vier solcher Tafelreihen, wodurch die Gattungs- diagnose ebenfalls von den bisher gegebenen Diagnosen abweicht. Der von Forbes als Palechinus Phülipsiae aus dem Ober- silur beschriebene Echinid dürfte nach dem Urtheil von Ethe- RiDGE wohl kaum dieser Gattung angehören, auch Neumatb drückte seine Zweifel aus, Duncan lässt die Art aber bei Palechinus. Es würde die Gattung Palechinus demnach mit Ausnahme von Palechinus Phillipsiae auf die Carbon-Formation beschränkt sein. In den Südvogesen fanden sich besonders zahlreiche Palechinus-Re&te am Hunsrücken. Hier gelang es auch, ein besonders schönes Fragment eines Palechinus aufzufinden, welches im Folgenden an erster Stelle beschrieben ist. Unvollständige Panzerfragmente und isolirte Täfelchen fanden sich nicht nur in Masse am Hunsrücken, sondern vereinzelt auch im Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig. Palechinus Lacazei Julien. Tafel XX, Fig. 1—4; Tafel XXI, Fig. 1. Palaechinus Lacazei Julien 1896. Carbonifere marin de la France centrale. S. 128, Taf. XVI, Fig. 3, 4, 5. Die mir vorliegende Corona dieser Art zeigt zwei fast vollständige Ambulakralregionen (b, d) und ein kleines Stück 21 [743] einer dritten solchen Region (f), zwischen diesen eine grosse Parthie einer in vollständigem Zusammenhang befindlichen Inter- ambulakralregion (c) und beiderseits Theile von zwei anderen recht fragmentären, stark durch Verdrückung entstellten Inter- ambulakralregionen (a, e). Figur 1 stellt den Hohldruck dieses Exemplares dar, welcher dort, wo die Täfelchen der Corona ihm noch aufliegen, eine Ansicht von der Innenseite der Corona gewährt, dort, wo Täfelchen fehlen, aber das Negativ der Oberfläche des Echiniden zeigt. Figur 2 stellt dagegen das eigentliche Panzerfragment dar; wo auf ihm noch Bestandtheile der Corona sitzen geblieben sind, zeigt sich ohne Weiteres die Oberfläche der Corona; dort, wo diese Bestandtheile fehlen, erkennt man das Negativ der Innenseite des Echiniden. Im Innern des Gesteinsstückes, welches die in der Figur 2 geschilderte Parthie trägt, ist auch noch der übrige Panzer vorhanden; derselbe ist im Durchschnitt an der das Gesteinsstück nach unten begrenzenden Bruchfläche deutlich zu verfolgen. Man erkennt, dass der Panzer seitlich sehr stark zusammengedrückt worden ist. An der rechtsseitigen und links- seitigen Begrenzung des Panzerfragmentes sind die dort befind- lichen Interambulakralfelder scharf umgebrochen in die unmittelbar unter der sichtbaren Parthie verlaufende Gegenhalbkugel des Panzers. In normalem Zusammenhang und in ursprünglich regel- mässiger Rundung mag der Panzer des vorliegenden PalecJdnus 37 mm hoch und im Aequator 40 mm breit gewesen sein. Es ist weder etwas vom periproctalen noch etwas vom peristomalen Felde sichtbar. Die Orientirung kann aber unter Anderem an der Richtung der Imbrikation auf den Ambulakral- feldern vorgenommen werden. Wie ich kürzlich betonte (1896, S. 55, ff.) ist bei fast allen bekannten Palechiniden die ambu- lakrale Imbrikation von oben nach unten gerichtet. Die Imbri- kation, welche an verschiedenen Stellen der vorliegenden Stücke [744] 22 erkannt werden kann, ergiebt die auf der Tafel vorgenommene Orientirung des Echiniden. a) Das Ambulakralfeld. Die Erhaltung, welche das vorliegende Stück zeigt, besitzt — ausser vielen offenbaren Nachtheilen, dessen grösster die leichte Zerbrechlichkeit der mulmigen Kalktäfelchen ist — den Vortheil, dass sowohl die Aussenseite als auch die Innenseite des Echiniden untersucht werden kann. Bei Betrachtung beider Seiten fällt sofort auf, dass das Ambulakralfeld in seiner grössten Erstreckung aus vier vertikalen Täfelchenreihen zusammengesetzt wird, welche sich von der Innen- seite ähnlich wie von der Aussenseite repräsentiren , aber an verschiedenen Stellen der Corona eine wesentlich verschiedene Zusammensetzung zeigen. lieber das ganze Ambulakralfeld gleichartig ist nur die mittlere Zickzacklinie zu verfolgen, an der sich an beiden Seiten alternirend die fast genau gleich grossen Enden der inneren Ambulakraltäfelchen-Reihen zusammenschliessen. Betrachten wir zuerst eine Parthie Ambulakraltäfelchen, welche auf dem in Figur 2 abgebildeten Theile der Corona oben im Ambulakralfelde h sitzt. In dem oberen Theile der Figur 3, in der mit x und y bezeichneten Region, sind diese Täfelchen in sechsfacher Vergrösserung wiedergegeben. An dieser Stelle ist die Vierzeiligkeit des Ambidakralfeldes deutlich ausgeprägt. Die grösseren, an der Zusammensetzung der medianen Zickzacklinie des Ambulakrums alleine theilnehmenden Täfelchen verschmälern sich nach dem Interambulakrum zu immer mehr, und zwischen diese Täfelchen schieben sich nach dem Interambulakrum zu stets an Breite zunehmende Täfelchen sekundärer Entstehung ein. An der interambulakralen Begren- zung des Feldes erscheint an dieser Stelle im Allgemeinen allein 23 [745] die sekundäre Täfelchenreihe. Die äussere Oberfläche dieser Täfelchen trägt eine Reihe von nach der Mitte immer grösser werdenden Wärzchen, welche nur einfache, kleine Auftreibungen der oberflächlichen Kalkmasse zu sein scheinen, jedenfalls in der vorliegenden Erhaltung wohl eine relativ scharfe Begrenzung, aber keine weiteren Einzelheiten aufweisen. Am interambulakralen Ende der Täfelchen tritt auf jedem Täfelchen ein Porenpaar auf. Jedes Porenpaar besteht aus zwei in einer oval umgrenzten Ver- tiefung gelegenen Löchern, welche oft zu einer ein wenig schief nach oben und auswärts gestellten Gruppe zusammentreten. Diese beiden Löcher sind durch eine feine Scheidewand getrennt. Die Porenpaare der primären Täfelchen liegen auf einer im äusseren Drittel der Täfelchen entlangziehenden Linie, diejenigen der sekundären Täfelchen sehr nahe dem interambulakralen Rande. Einen ähnlichen Anblick gewähren die Ambulakraltäfelchen von der Innenseite. Gerade unterhalb der oben beschriebenen Stelle sind die Täfelchen herausgelöst, und hier zeigt sich der Abdruck der Innenseiten sehr scharf erhalten. Man erkennt die gegen- seitige Verdrängung der primären Täfelchen durch die stets an Breite zunehmenden sekundären Täfelchen deutlich, kann die Zusammensetzung des interambulakralen Randes nur durch die letztem Täfelchen erkennen und sieht die Poren in Gestalt kleiner Kalksäulchen, den Gesteinsausfüllungen der Poren, erhalten. Die Porenreihe der primären Täfelchen liegt fast am ausgespitzten Endtheile der die inneren Tafelreihen bildenden Platten. Eine nicht unwesentlich andere Zusammensetzung zeigt aber eine Parthie von Täfelchen, welche am peristomalen Ende des- selben Ambulakrums liegt. Dieser Theil des Ambulakrums besteht aus annähernd gleich grossen Täfelchen, welche sämmtlich von der Medianlinie des Feldes bis zu den interambulakralen Rändern reichen. Etwas sind diese Täfelchen durch Verdrückung gegen- einander und aufeinander geschoben, doch zeigt ihre Form deut- [746] 24 lieh, dass zwischen ihnen keine spitzen, den oben beschriebenen, sekundären Täfelchen analogen Täfelchen vorhanden sind. Die Lage der Poren beweist ferner, dass diese so annähernd gleich langen Platten sowohl Platten primärer, als auch sekundärer Natur sind. Auf ihnen liegen die Poren ebenfalls alternirend in zwei vertikalen Reihen, bei den nach dem Innern befindlichen Täfelchen ganz randlich, bei den mit diesen alternirend liegenden Täfelchen im letzten Drittel der Plattenlänge. Bei diesen Täfelchen ist somit insofern ein Gegensatz zu den höher gelegenen vor- handen, als bei ihnen sämmtliche Täfelchen annähernd gleiche Form haben und sich nur durch die Lage der Porenpaare unter- scheiden. Da die zwischen diesen beiden Extremen gelegenen Ambulakraltäfelchen herausgebrochen sind, so ist der Zusammen- hang dieser verschiedenen Formen der Ambulakraltafeln nicht sicher zu verfolgen. Aus der Form der als Negative erhaltenen Innenfiächen geht nur hervor, dass das Grösserwerden der spitzen Sekundärtäfelchen kurz vor dem Theile des Ambulakrums be- ginnt, auf dem der zuletzt beschriebene Rest von Täfelchen noch in situ sich befindet. Da die Bildung von neuen Täfelchen der Corona, wie den ausführlichen, neueren Arbeiten von Loven zu entnehmen ist, am periproctalen Ende der Echiniden vor sich geht, die Grösse der Täfelchen aber während des Wachsthums der Corona all- mählich zunimmt, so scheint demnach das Stadium der gleich grossen Täfelchen ein genetisch jüngeres zu sein demjenigen Stadium gegenüber, welches eine deutliche Vierzeiligkeit von Ambulakraltäfelchen aufweist. Es erfolgt also im Laufe des individuellen Wachsthums dieses PalecJiinus eine Um- wandelung des vierzeiligen Ambulakrums in das zwei- zeilige. Es handelt sich bei diesem entwicklungsgeschichtlichen Vorgang um den umgekehrten Vorgang, welcher bei der phylo- genetischen Entwicklung von Palechinus aus Rhoeckinus eintrat. 25 [747] Ehoechinus als Palechinid mit zweizeiligem Ambulakrum wird den mit mehrzeiligen Ambulakren ausgerüsteten Gattungen Palechinus, Oligoporus und Meloniies mit Recht als eine tiefer stehende, einfacher organisirte Form gegenübergestellt, von welcher die mit mehrzeiligen Ambulakren versehenen abzuleiten sind, andererseits finden wir hier im individuellen Entwicklungs- gang von Palechinus wieder ein Anwachsen der sekundär einge- schalteten Täfelchen zu der Grösse der primären. Ein wesent- licher Unterschied bleibt aber bestehen zwischen den einfachen, ausnahmslos „primär“ gebildeten J2/«oecÄmMs-Ambulakraltäfelchen und den verschiedenartig entstandenen, schliesslich gleiche Grösse annehmenden, primär und sekundär gebildeten Palechinus- kmhM- lakraltäfelchen. Die Anordnung der Porenpaare bleibt bei der zuletzt genannten Gattung in jedem Stadium ein alternirendes, im Gesammtambulakrum ein vierzeiliges und steht dadurch im ausgeprägten Gegensatz zu den zweizeiligen Porenpaaren des Ehoechinus ! Die Lagerung der einzelnen Täfelchen ist nur wenig im- bricirend. Die Richtung der Imbrikation ist aber an einigen Stellen der verschiedenen, sichtbaren Ambulakralfeldern als von oben nach unten gerichtet erkennbar, also in der Weise, wie es Meek und WoETHEN bereits bei vorliegender Gattung beob- achteten. Um aber für die Zuverlässigkeit vorliegender Beob- achtung weitere Beweise zu haben, da ja nach der Richtung der Imbrikation anfangs die Orientirung der Corona vorgenommen worden war, so müssen zugleich noch einige andere weniger auf- fällige Beobachtungen, die ebenfalls mit den auch sonst gefundenen Resultaten gut übereinstimmen, herbeigezogen werden. Vor Allem ist hier die leicht periproctale Schwingung der einzelnen Ambu- lakraltäfelchen zu erwähnen, welche in gleicher VTeise auch bei andern Palechiniden beobachtet worden ist (vgl. meine Arbeit über Archaeocidaris , S. 50 f.). [748] 26 Recht deutlich ist an dem vorliegenden Stück die Be- schaffenheit der Berührung von Ambulakral- und Interambulakral- feld zu beobachten. Auf jede Interambulakralplatte fallen etwa 6 Ambulakraltäfelchen, von denen jedes an diesem Ende eine ungefähre Breite von */* mm besitzt, bei einem Durchmesser des gesammten Ambulakralfeldes von 4 mm. Diese äussere Begren- zung des Ambulakralfeldes wird, wie bereits erwähnt worden ist, in der grössten Ausdehnung des Feldes durch die verbreiterten Enden der sekundären Täfelchen gebildet und nur am ventralen Ende der Corona reichen die primären Täfelchen auch bis an das Interambulakralfeld. Durch die gerundeten Enden der Am- bulakraltäfelchen entsteht eine wellige Begrenzungslinie, welche auch an der grossen, fünften Seite der adambulakralen Inter- ambulakralplatten wieder auftritt. Sowohl in Figur 3 als auch in Figur 6 auf Tafel XX sind diese Verhältnisse zu erkennen. Oft entspricht jede Einbiegung der seitlichen, welligen Seiten- fläche der Interambulakraltafel nicht ein Ambulakraltäfelchen, sondern zwei derselben, wodurch die Anzahl der Ein- und Ausbuchtungen bei verschiedenen Interambulakraltafeln stark wechselt. Im Gegensatz zu den Archaeocidariden sei übrigens hervorgehoben, dass ein Uebergreifen der adambulakralen Inter- ambulakraltäfelchen über die Ambulakralregion nirgends zu be- obachten ist, die Angrenzung beider Regionen vielmehr sicher eine reine Nebeneinanderlagerung ist. Betreffs des Ambulakralfeldes von Palechinus Lacazei Hess sich also ermitteln: 1. Dorsalwärts ist das Ambulakrum aus vier alter- nirend stehenden, vertikalen Täfelchenreihen aufge- baut. Auf jeder Seite der medianen Zickzacklinie stehen zwei sich zwischen einander ausspitzende Täfel- chenreihen. Ventralwärts verlängern sich die Täfelchen zwischen einander hindurch, so dass gleichgrosse Tä- 27 [749] felchen entstehen, welche sich von der medianen Zick- zacklinie bis zu den Seiten des Ambulakralfeldes hin ausdehnen. Die Täfelchen, welche dorsalwärts an der Zusammensetzung der medianen Zickzacklinie theil- nehmen, sind primär gebildet, die am Interambulakrum gelegenen entstanden sekundär, was daraus hervor- geht, dass diese letzteren in den dorsalen Parthien viel winziger sind als die Täfelchen der beiden nach innen zu gelegenen, vertikalen Reihen, in den ventralen Par- thien diesen aber gleich gross werden. 2. Die Ambulakraltäfelchen tragen eine Reihe grober Wärzchen und je ein Paar Poren. Auf den pri- mär gebildeten Täfelchen liegen die Porenpaare im äusseren Drittel des Ambulakrums, auf den sekundär gebildeten Täfelchen liegen sie aber ganz am äusseren Rande des Ambulakrums. Es entstehen so auf jeder Seite eines Ambulakrums zwei vertikale Porenreihen von mit einander alternirend stehenden Porenpaaren. Jedes Porenpaar liegt in einer oval umgrenzten Vertiefung und besteht aus zwei, durch eine feine Scheidewand getrennte, auf einer schief nach oben und aussen angeordneten Linie liegende, feine Poren. 3. Die Imbrikation der Ambulakraltäfelchen ist nicht überall vorhanden, wenn erkennbar aber vom Periproct zum Peristom, d. h. von oben nach unten gerichtet. 4. Die meisten Täfelchen sind leicht periproct- wärts geschwungen. 5. Die Berührungsfläche gegen die Interambula- kralfelder ist eine wellige Fläche. 5 — 6 Ambulakral- täfelchen kommen auf 1 Interambulakraltäfelchen. Die gerundeten Enden der den Rand zusammensetzenden [750] 28 Täfelchen legen sich zu je einem oder zu zwei Täfel- chen in eine Einbiegung der anstossenden Interambu- lakralplatte. 6. Die Ambulakraltäfelchen sind den Interambu- lakraltäfelchen nebengelagert, ein bei den Archaeo- cidariden vorhandenes Uebergreifen der letzteren über die ersteren ist bei dieser Form nicht vorhanden. h) Das Interambulakralfeld. Jedes Interambulakralfeld besteht, so weit es an dem vor- liegenden Stück zu verfolgen ist, aus vier vertikalen Täfelchen- reihen. An dem vorliegenden Exemplar sind in einer solchen Reihe 1 2 Täfelchen zu erkennen ; wieviele eine vollständige Vertikalreihe zusammensetzen, ist nicht zu ermitteln; es mögen deren aber etwa 18 vorhanden gewesen sein. Die Beschaffenheit der Täfelchen kann am besten an der in Figur 2 mit a bezeichneten Region beobachtet werden. Dort liegt eine grössere Parthie Täfelchen dem Gestein noch auf und ist von der Oberfläche her sichtbar. Der Durchmesser eines Interambulakralfeldes im Aequator der Corona beträgt 18 mm; die Breite der einzelnen Täfelchen ist daher etwas grösser als 4 mm; die Höhe derselben Täfelchen beträgt 3 mm. Die beiden mittleren Plattenreihen sind sechsseitig, die randlichen Reihen fünfseitig. Auf dem grössten Theil der Corona sind die Täfelchen deutlich in die Breite gestreckt. Nach den beiden Polen zu nimmt die Grösse der Tafeln selbstredend constant ab, ob die Abnahme nach der dorsalen oder nach der ventralen Richtung zu schneller vorsichgeht, ist nicht zu er- mitteln. Die Verkleinerung, welche die Täfelchen nach der ventralen Seite zu erleiden, erfolgt so, dass die Breite der Täfelchen schneller abnimmt als die Höhe derselben. Die in die Breite gestreckten Täfelchen des Aequators gehen daher 29 [751] nach dem peristomalen Pole zu in immer höhere, schliesslich gleichkantige Täfelchen über. Die Kanten der Täfelchen sind im Allgemeinen geradlinig, nur die den Ambulakralfeldern zugewandten Seitenflächen sind gewellt und in die Einbiegungen dieser Flächen greifen, wie oben geschildert wurde, die vorstehenden Endflächen der Ambu- lakraltäfelchen hinein. Die Oberfläche der Platten trägt, wie Figur 9 zeigt, eine grosse Anzahl gleich hoher und breiter, runder Wärzchen, welche auch bei stärkerer Vergrösserung keine weiteren Einzelheiten zeigen. Die Erhaltung lässt die ganze Oberfläche nur sehr fein gekörnelt erscheinen. Von einer Imbrikation der Interambulakraltäfelchen ist nichts bemerkbar ; die stets annähernd senkrecht zur Oberfläche der Tafel gestellten Seitenflächen schliessen sich seitlich genau aneinander. Auch eine Beweglichkeit des Panzers dürfte bei diesen mit dickem Panzer versehenen Palechiniden nicht vor- handen gewesen sein; der Panzer war unzweifelhaft vollständig starr. Hierfür spricht auch die Nebenlagerung der Ambulakren und Interambulakren, welche gegenseitig noch durch Ein- und Aussprünge verankert sind. Die Dicke der Platte wechselt an verschiedenen Stellen der Corona nicht unerheblich in ihrem Verhältniss zur Grösse der Tafeln. Nahezu sind sämmtliche Platten eines Panzers, grosse und kleine, gleich dick; daraus folgt, dass die mehr polwärts gelagerten Platten plumper erscheinen, als die den medianen Theil der Corona bildenden. Auch stehen bei jenen die Seiten- flächen, wegen der stärkern Rundung des Panzers, schräg zur Oberfläche und geben dem Ganzen ein kegelförmiges Aussehen. Bei den aequatorialen Tafeln beträgt die Plattendicke etwa den dritten Theil der Plattenhöhe, die peristomwärts gelagerten Tafeln können aber sogar höher als breit sein. [752] 30 Auf dem Interambulakralfeld wurde demnach beobachtet: 1. Das Interambulakralfeld bilden vier vertikale Reihen, meist in die Breite gezogener, sechsseitiger (in den beiden inneren Reihen) und fünfseitiger (in den beiden äusseren Reihen) Täfelchen. Die Dicke der grossen Täfelchen beträgt etwa ein Drittel ihrer Breite. 2. Die Tafeln lagern mit senkrechten Seitenflächen unbeweglich nebeneinander. Die adambulakralen Seitenflächen der fünfseitigen Tafeln sind den Ambu- lakraltäfelchen angelagert und durch Aus- und Ein- biegungen, in welche letztere hineingreifen, verankert. Die Corona ist vollständig starr gewesen. 3. Die Oberfläche ist mit zahlreichen, gleich- grossen Wärzchen bedeckt, welche weitere Einzelheiten nicht erkennen lassen. c) Das Exemplar zeigt weder die Beschaffenheit des peri- proctalen Schildes noch etwas vom Peristom. Auch sind Stacheln in dem umliegenden Gestein nirgends zu entdecken. d) Vergleich von Palechinus Lacazei mit anderen Palechinus- kxiQn. Von der Gattung Palechinus sind im grossbritannisch- irischen Untercarbon vier Arten bekannt: Palechinus ellipticus ScouLEE, gigas M’Coy, intermedius Keep., sphaericus Scoülee. Im nordamerikanischen Carbon ist bisher keine einzige Pale- chinus-kxi beschrieben worden. Sowohl y,Palechinus“ gracilis M. und W., als auch „Palechinus'^ hurlingtonensis M. und W. gehören zur Gattung Bhoechinus. Ausser diesen hat Julien kürz- lich die vorliegende Art von l’Ardoisiere beschrieben. Nach der JuLiEN’schen Beschreibung und Abbildung besteht an der Zuge- 31 [753] hörigkeit des vorliegenden, elsässischen Exemplars zu jener Art kein Zweifel. Die von demselben Autor aufgestellten Pale- chinus Rutoti und Rohineti sind dagegen vorläufig noch zu wenig bekannt. Der Darstellung Julien’s gemäss dürften sie sogar zu Rhoechinus zu stellen sein. Das Bestehen der Gattung Rhoechinus ist Julien aber während der Bearbeitung seines Materials vollständig unbekannt geblieben. Vielleicht ist Pal- echinus Rutoti auch mit unserem Palechinus Lacasei identisch Palechinus Konincki Julien ist vorläufig nur durch beson- dere Grösse und durch in Reihen angeordnete Warzen der adambulakralen Interambulakraltäfelchen vor allen anderen Arten ausgezeichnet. Von den bekannten, irischen Arten unterscheidet sich Palechinus Lacazei sofort durch die nur vierzeiligen Interam- hulakralfelder. Palechinus gigas und sphaericus besitzen sechs, Palechinus ellipticus und intermeäius wahrscheinlich nur fünf vertikale Reihen von Interambulakralreihen. Der Form der Tafeln und auch wohl der ganzen Gestalt der Corona nach besitzt die vorliegende Art die nächste Verwandtschaft mit Palechinus gigas. Die Tafeln beider Arten zeigen die etwas in die Breite gezogene Gestalt, welche oben beschrieben wurde, während die anderen, höher gebauten Palechiniden regelmässig sechs- seitige Tafeln besitzen. Die Wärzchen der Tafeln bei Palechinus Lacazei erinnern ebenfalls an Palechinus gigas, doch sind bei Palechinus ellipticus, sphaericus und intermeäius keine wesent- lichen Verschiedenheiten bezüglich dieses Merkmales vorhanden. Die Ambulakralfelder der irischen Arten sind von Duncan kürzlich ganz genau heschriehen worden. Palechinus gigas zeigt wiederum die grösste Aehnlichkeit in der Ausbildung dieser Felder mit der elsässischen Art. Bei Palechinus gigas kommen, wie bei Palechinus quatuorserialis primäre und secundäre Täfelchen vor, welche meist entweder nur an der Zusammen- [754] 32 Setzung der Medianlinie des Feldes (die primären) oder nur an derjenigen des dem Interambulakralfelde zugekehrten Randes (die sekundären) theilnehmen. Die Porenpaare sind bei beiden Arten in gleicher Weise auf die verschiedenartigen Täfelchen vertheilt. Ein Unterschied in der Ausbildung der Ambulakral- täfelchen bei Falecliinus gigas und Lacazei ist nur darin vorhanden, dass Duncan für die erstere Art drei horizontale Reihen sehr kleiner, entfernter, primärer Wärzchen angiebt, welche einen flachen Ring und einen kleinen Warzenkopf be- sitzen; die Wärzchen sind ebenfalls granulirt; auch will Duncan keine Imbrikation der Täfelchen beobachtet haben. Recht verschieden sind die Ambulakraltäfelchen von Fal- echinus sjohaericus ausgebildet, bei welchem an die mediane Zickzacklinie sowohl Täfelchen stossen, welche die inneren Poren- paare als auch solche, welche Porenpaare der äusseren Reihe tragen; Duncan bezeichnet beide Arten von Täfelchen als pri- märe. Halbtäfelchen sind dort zum Theil gar nicht vorhanden; nur selten entsteht ein solches durch Verkümmerung eines grossen primären Täfelchens. Wie Keeping zeigt, ist der Bau des Ambulakralfeldes von Palechinus intermedius demjenigen von Palechinus sphaericus ähnlich. Palechinus Lacasei steht demnach in Allem am nächsten Palechinus gigas, unterscheidet sich von diesem aber, abgesehen durch die geringere Grösse, durch die nur vierreihigen Inter- ambulakralfelder. Palechinus Lacazei wurde in einigen Exemplaren im unteren Aufschluss des Hunsrückenwaldes aufgefunden. Mhoechirms Keeping. Keeping stellte diese Gattung für die von ihm beschrie- bene Art, Rhoechinus irregularis auf. Seine Diagnose lautet 33 [755] folgendermassen : „Corona ziemlich klein, sphäroidal (?); Interam- bulakralfeld aus fünf Reihen irregulärer Täfelchen zusammen- gesetzt, von denen zwei vor Erreichen des apikalen Pols aufhören ; die Täfelchen sind mit kleinen Wärzchen bedeckt; eine grosse Warze ist nirgends vorhanden. Ambulakralregionen schmal, aus zwei Reihen alternirend stehender Täfelchen aufgebaut, von denen jedes mit einem Ohrenpaar versehen ist. Die interam- bulakralen Platten imbriciren von unten nach oben, und von der Mitte nach aussen, die ambulakralen Täfelchen imbriciren von oben nach unten.“ Diese Gattung soll nach Keeping nahe verwandt sein mit Perischodomus und Lepidechinus , von beiden sich aber durch das Fehlen von grossen Warzen auf den inter- ambulakralen Platten unterscheiden. Duncan, welcher die Ambulakren der irischen Palechi- niden-Gattungen eingehend studirt hat, fügt dieser Gattungs- diagnose ein neues Merkmal hinzu, welches sich bei RhoecJiinus irregularis, der typischen Art Keeping’s, auch vorfindet und ebenfalls bei einigen andern Palechiniden vorhanden ist. Das Ambulakralfeld von Ehoechinus soll sich nämlich durch ihrer Gestalt nach gleiche und gleichgrosse, in zwei Vertikal- reihen angeordnete Ambulakraltäfelchen auszeichnen; danach sind auch noch einige andere, seither zu Palechinus gerechnete Arten in die Gattung Rhoechinus einzureihen, so Rhoechinus elegans M’Coy sp, und quadriseriaUs J. Wbight sp. Allerdings muss dann die ursprüngliche Gattungsdiagnose Keeping’s etwas modificirt werden , so, dass die neue Gattungsdiagnose folgender- massen lauten würde ; Corona sphaeroidal; Ambulakrum mit zwei alter- nirend stehenden, vertikalen Reihen gleich grosser Täfelchen; jedes Täfelchen trägt ein Porenpaar. Die Porenpaare sind auf jeder Seite des Ambulakrums in einer vertikalen Reihe angeordnet. Interambulakrum 3 [756] 34 besteht aus vier oder mehr (bis zu neun) vertikalen Reihen von Platten, welche in den randlichen, adam- bulakralen Reihen fünfseitig, in den mittleren Reihen sechsseitig sind. Die Beschaffenheit des Scheitelschildes ist bisher zweimal bei Roechinus gracilis und bei Rh. elegans beobachtet worden. Bailt, welcher das Scheitelschild von Rhoechinus elegans beschrieb, fand, wie bereits oben (S. 14 [736]) hervorgehoben wurde, drei Täfelchenkränze, von denen der äussere und grösste aus fünf Genital- und fünf Okulartäfelchen zusammengesetzt ist, von denen die ersteren drei, die letzteren zwei Poren tragen. Jackson erkannte fünf Genital- und die Reste von zwei Okulartäfelchen. Die Genitaltäfelclien gleichen denen, welche Bailt bei Palechinus fand. Die Poren konnten nicht deutlich unterschieden werden. Die Okulartäfelchen sind nicht gut begrenzt; sie reichen offenbar bis zum Periproct. Die Beschaffenheit des peristomalen Poles ist unbekannt. Es ist ferner bemerkenswerth, dass Keeping bei Rhoe- chinus irregularis das Bestehen einer Imbrikation auf dem Interambulakralfelde erkannte, welche bei anderen Arten jeden- falls kaum bemerkbar ist. Auf den Ambulakralfeldern ist eine Imbrikation wiederholt beobachtet worden , dieselbe ist stets derjenigen von Palechinus analog. Die nächste Verwandtschaft zeigt diese Gattung jedenfalls zu Palechinus; der wichtigste Unterschied beider Gattungen ist in der Zusammensetzung des Ambulakralfeldes vorhanden. Wie bereits geschildert wurde, besitzt Palechinus ein vierreihiges, Rhoechinus dagegen ein zweireihiges Ambulakralfeld. Man geht wohl nicht fehl, wenn man das zweireihige Rhoechinus - km\i\x\&kvxm als das tiefer stehende betrachtet, welches sich auch bei dem ältesten Echiniden, Bothriocidaris, noch vorfindet. Diesem Stadium gegenüber ist das Palechinus- 35 [757] Stadium ein höher entwickeltes, welches als Uebergang zu den mit vier bis vierzehn Ambulakraltafelreihen ausgerüsteten Gat- tungen Oligoporus und Melanites zu betrachten ist. Ausser den beiden oben angeführten, europäischen Arten gehören noch zwei amerikanische Arten, WioecMnus gracilis M. und W. sp. und Rhoechinus hurlingtonensis M. und W. sp., zu der vorliegenden Gattung. Julien erwähnt diese wichtige, untercarbonische Gattung garnicht ; es ist aber wohl möglich, dass die eine oder die andere von ihm neu aufgestellte Art zu Rhoechinus gehört. Im Ober-EIsass wurde bisher nur ein einziges Exemplar von Herrn Mieg in Mülhausen in dem Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig gefunden, welches eine nähere Bestimmung zulässt. Es ist aber recht wohl möglich, dass eine Anzahl von isolirten Interambulakraltäfelchen , welche sich zahlreich in dem unteren Aufschluss am Hunsrücken vorfinden, nicht zu Pale- chinus, sondern zu Rhoechinus gehören. Besonders möchte ich glauben, dass die kleineren, unregelmässig sechsseitig gestalteten, auffallend dicken Täfelchen hierher zu rechnen sind. Rhoechinus elegans M’Coy sp. Tafel XX, Fig. 10, 11, 12; Tafel XXI, Fig. 6. Palaechinus elegans M’Coy. 1844. Synopsis of the charakt. of the carbo- niferous fossils of Ireland. S. 172, Taf. XXIV, Fig. 2. — — Bailt. 1865. Journal of the royal geological Society of Ireland. S. 63 ff., Taf. IV. Rhoechinus — Düncan. 1889. The annals and magazine of natural history. 6. ser. Bd. III, S. 204 ff. Die vorliegende Corona zeigt die untere Hälfte einer Interambulakralregion (c) und zu beiden Seiten derselben Am- bulakralregionen (b, d), an diese anschliessend ferner noch [758] 36 Randparthien zweier weiterer Interambulakralfelder (a, e). Das Exemplar ist nur wenig verdrückt. Die Masse der einzelnen Theile sind der Abbildung 10 zu entnehmen. Figur 11 zeigt die best erhaltene Ambulakralregion b und die adambulakralen Täfelchenreihen der anschliessenden Interambulakralfelder in doppelter Grösse; in Figur 12 ist dann eine schematische Darstellung eines Theiles des Ambulakrums gegeben worden. Während die Ambulakraltäfelchen noch erhalten sind, fehlen die Interambulakraltäfelchen durchgehends. Bei einer Rekonstruktion des vorliegenden Fragmentes zu einer vollständigen Corona würde der Corona des vorliegenden RhoecMms eine Höhe von etwa 68 mm bei einem Durchmesser des Aequators von ca. 66 mm zukommen. Die auf der Tafel vorgenommene Orientirung des Exem- plares ergiebt sich aus der hie und da zu erkennenden Imbri- kation der Ambulakraltäfelchen, welche von oben nach unten verlaufen muss. a) Das Ambulakralfeld. Bei der Betrachtung des Ambulakralfeldes fällt vor Allem die gleichmässige Beschaffenheit desselben auf. Es zeigen sich an jeder adambulakralen Kante eines Interambulakraltäfelchens sieben bis acht langgestreckte Ambulakraltäfelchen, welche nach der Medianlinie des Feldes zu spitz abgestumpft werden und dort mit den gleichen Täfelchen des anderen halben Feldes alternirend zusammentreten; die nach den äusseren Rändern des Feldes zugekehrten Enden der Täfelchen sind abgerundet. Diese Täfelchen sind flach und besitzen in den beiden inneren Dritteln ihrer Länge ebene Oberflächen, dann stellt sich gleichmässig auf allen Täfelchen ein Porenpaar ein, welches dort, wo die Täfelchen selbst ausgelöst sind, in Form einer kleinen Erhebung, dem Gesteinskern der Perforirungen, zu er- 37 [759] kennen ist. Noch weiter seitlich sind die Täfelchen meist zer- stört; sie scheinen dort besonders schwach gewesen zu sein. Man kann aber sehr deutlich erkennen, dass die Grenzen der Täfelchen von der medianen Zickzacklinie bis zur Berührung mit den Interambulakraltafeln regelmässig durchlaufen. Dadurch, dass einzelne Tafeln vor anderen seitlich etwas hervorragen, wird die Berührungsfläche mit dem Interambulakralfeld eine wellige; die adambulakrale Seitenfläche der Interambulakraltäfel- chen ist mit vier Einbiegungen, in welche sich die vorstehenden Ambulakraltäfelchen hineinlegen , versehen. Zwischen je zwei Ambulakraltäfelchen reichen nur noch an einigen Stellen des Ambulakrums vom Interambulakralfeld bis in die Gegend der Poren kammartig schmale Gesteinslamellen. Diese Gesteins- lamellen sind nur zu erklären, wenn man annimmt, dass zwischen je zwei Ambulakraltäfelchen im äusseren Drittel schmale Zwischen- räume vorhanden waren. Da diese Gesteinslamellen nur dort vorhanden sind, wo die Corona besonders stark verdrückt ist (Fig. 1 1), so ist das Eindringen der Gesteinsmasse wohl zum Theil von der Art der Verschiebung der Täfelchen beim Zusammen- drücken der Corona abhängig. Es scheint aber, dass der Zu- sammenhang der beiden Ambulakraltäfelchen, welche miteinander in eine Einbiegung einer Interambulakraltafel hineingreifen, weniger eng ist, als der Zusammenhang der beiden Täfelchen, welche gemeinsam an eine Ausbiegung eines Interambulakral- täfelchens stossen. Die Lagerung der Täfelchen zu einander ist nur wenig imbricirend, doch ist besonders am unteren Theile der vor- liegenden Ambulakralregion eine geringe Imbrikation bemerklich, welche bei dieser Art, wie bereits Keeping erkannte, von oben nach unten gerichtet ist. Die Oberfläche der Täfelchen zeigte keine Spur von Wärzchen, doch kann hieran die mangelhafte Erhaltung Schuld [760] 38 sein. Duncan beschreibt die Ambulakralregion von Ehoechinus elegans in einer mit meinen Beobachtungen vollständig überein- stimmenden Weise. Er bemerkt, dass alle Täfelchen gleich- gestaltet sind, ohne dass eine Tendenz zur Bildung von Halb- täfelchen erkennbar ist. b) Das Interambulakralfeld. Das Interambulakralfeld wird in der mittleren Parthie der Corona aus fünf vertikalen Täfelchenreihen aufgebaut. Nach dem peristomalen Pole zu verschwindet aber die mittlere, unpaare Täfelchenreihe plötzlich, während die beiden anderen Reihen bis nahe an das Scheitel- und Mundschild herantreten. Die randlichen, adambulakralen Täfelchen sind fünfseitig und ein wenig in die Breite gezogen, die mittleren Täfelchen sind sechs- seitig mit annähernd gleichen, wenn auch oft etwas verzerrten Seiten. Die randlichen Täfelchen sind 6 mm breit und 4 mm hoch ; die mittleren Täfelchen sind etwa 5 mm hoch und ebenso breit. Auf dem vorliegenden Stücke sind die Täfelchen ohne Ausnahme herausgefallen; es stehen nur noch zwischen ihnen mehr oder minder breite, die Zwischenräume zwischen ihnen ausfüllende Gesteinslamellen. Es ist anzunehmen, dass bei der Fossilisation durch Verdrückung die Täfelchen mehr oder weniger auseinandergerückt worden sind und zwischen sie dann die Gesteinsmasse eingedrungen ist. Die Grösse der Täfelchen nimmt nach dem peristomalen Ende nur unwesentlich ab, wie es auch schon auf der M’CoT’schen Abbildung ersichtlich ist. Nach dem periproctalen Pole würden die Täfelchen, wie es an dem vorliegenden Exemplar allerdings nicht erkennbar ist, dagegen immer kleiner werden, so wie es 39 [761] besonders von Jackson bei Rhoechinus gracilis angegeben worden ist (vgl. a. a. 0. Jackson. Taf. VII, Fig. 36). Während die Seitenflächen der Platten im Allgemeinen ebenflächig sind, sind die dem Ambulakralfeld anliegenden Flächen der äusseren Reihen, wie bereits beschrieben worden ist, mit etwa vier Einbuchtungen versehen, in welche sich einige hervor- stehende Ambulakraltäfelchen einfügen. Diese Einbuchtungen weichen insofern von der bekannten Zickzacklinie, welche bei den Cidariden zwischen Ambulakrum und Interambulakrum aus- gebildet ist, ab, als nicht auf jede Einbuchtung ein Ambula- kraltäfelchen kommt, wie bei jenen, sondern sich deren zwei einschieben. Von dem Vorhandensein einer Imbrikation ist auf dem vorliegenden Exemplar nichts bemerkbar. Allerdings fehlen ja auch die Täfelchen selbst, aber die stehengebliebenen Ausfül- lungen der Zwischenräume lassen hiervon nichts erkennen. c) Das Exemplar zeigt weder die Beschaffenheit des peri- proctalen Poles noch diejenige des peristomalen Poles. Ersterer wurde aber bei Rhoechinus elegans an einem irischen Exemplar von Bailt bereits im Jahre 1865 beschrieben, wie oben bereits erwähnt worden ist. d) Vergleich von Rhoechtnus elegans mit anderen Rhoechinus -kxiQU. Die Ausbildung von Interambulakral- und Ambulakralregion lässt die Zugehörigkeit dieses elsässischen Exemplars zu Rhoe- chinus elegans deutlich erkennen. Die einzige Abweichung beruht nur in der ausserordentlichen Grösse des Stückes. Auf Tafel XXI, Fig. 6 ist der Versuch gemacht worden, aus dem gefundenen Bruchstück die ganze Corona zu ergänzen. Darnach ist die 40 [762] Corona 68 mm hoch und 64 mm breit, während das irische, M'Coy vorgelegene Exemplar nur 40 mm hoch und 39 mm breit ist. Eine Berechtigung zur Trennung des elsässischen Stückes von der M’Coy’schen Form kann man hierin aber wohl kaum erblicken. Der von Keeping beschriebene Bhoechinus irregularis misst nur 25 mm im Durchmesser; er ist an den Polen deprimirt. Seine Interambulakraltäfelchen sind weniger regelmässig gestaltet und der Beschreibung Keeping’s gemäss quer gestreckt. Genau so wie bei Bhoechinus elegans ist aber die mittlere, unpaare Vertikalreihe von Interambulakraltäfelchen nur in der Nähe des Aequators der Corona ausgebildet und verschwindet bald nach dem peristomalen Pole zu; im Gegensatz zu Palechinus elegans verliert sich diese Tafelreihe aber auch nach dem periproctalen Pole sehr bald. Bhoechinus quadriserialis J. Weight, eine der Gestalt nach von unserem Bhoechinus nicht wesentlich abweichende Art, ist durch die vierreihigen Interambulakralfelder hinreichend von allen bekannten Bhoechinus- kxteia abzutrennen. Bhoechinus gracilis Meek und Wobthen sp. auj dem Burlington - Limestone von Burlington in Nordamerika besitzt dagegen nach Jackson’s Beobachtung 7 Tafelreihen im Inter- ambulakrum, auch zeigt das Ambulakralfeld bemerkenswerthe Abweichungen. Nach der jACKSON’schen Darstellung möchte ich sogar fast bezweifeln, dass diese Art zur Gattung Bhoechinus zu rechnen ist, da die Poren, ähnlich wie bei Palechinus sphaericus, eher in zwei vertikale Reihen angeordnet sind als in einer. Dies gilt auch von Bhoechinus hurlingtonensis Meek und Wobthen sp. , doch dürfte die Frage, ob diese Formen zu Palechinus oder Bhoechinus zu rechnen sind, hier zu weit führen. Bhoechinus elegans wird bisher nur aus dem irischen 41 [763] Kohlenkalk angeführt. Das einzige, im Oher-Elsass aufgefundene Exemplar stammt vom Aufschluss im Hohlwege unterhalb der Pütig. Die Frage, ob ein Theil der im Hunsrückenwalde isolirt vorkommenden Täfelchen ebenfalls zu EhoecJiinus elegans gehört, ist vorläufig nicht zu beantworten. Isolirte Täfelchen von Melonitiden. Ausser den beschriebenen , ziemlich vollständig erhaltenen Panzern eines Palechinus und Ehoechinus fand ich in den kalkigen Schiefern des Hunsrückens noch einige Panzerfragmente, auf denen aber die zur Bestimmung unerlässlichen Ambulakral- regionen fehlen. Ebenso fand ich an demselben Fundpunkt zahlreiche isolirte Täfelchen. Auch im Aufschluss unterhalb der Ferme Pütig wurden vereinzelt derartige Täfelchen gefunden. Die meisten der am Hunsrücken vorkommenden Reste zeigen eine von Palechinus Lacazei nicht abweichende Oberflächen- Beschaffenheit , die Wärzchen sind zahlreich und in geringer Entfernung von einander ausgebildet, so dass kein Anhalt zu der Annahme vorliegt, dass es sich um eine andere Art als um Palechinus Lacazei handeln könnte. Nur ein Typus von Interambulakraltäfelchen, auf welchem die Wärzchen etwas entfernter und sparsamer stehen, dürfte einer anderen Form angehören. Diesem Merkmal nach und wegen der unregelmässigen Gestalt der Täfelchen könnte man glauben, dass es sich bei diesen Funden um Ehoechinus irre- gularis Keep, handelt, doch möchte ich in der Ausbildung der Oberflächen dieser Täfelchen kein für die Bestimmung brauch- bares Merkmal erblicken. Eine seltsame Tafel ist auch in der Figur 7 der Tafel XX abgebildet worden. Die vereinzelte Ausbildung einer grossen Warze neben vielen bedeutend kleineren erinnert an die Gattungen der Familie der Lepidocentridae. Die 42 [764] Gattung Perischodomus, an welche zuerst gedacht werden könnte, besitzt aber anscheinend — obgleich man darüber aus der Literatur keine ganz sichere Vorstellung erlangt — stets dünne, schuppige Interambulakraltäfelchen. Es steht zu vermuthen, dass durch weiteres Sammeln aus den Hunsrücken- Schichten noch mancher Palechinide zu er- langen sein wird. 2. Familie Archaeocidaridae M’Coy. Die Familie der Archaeocidaridae besteht aus folgenden Gattungen: Pholidocidaris , Lepidocidaris , Archaeocidaris und Eocidaris. Das Verhältniss dieser Gattungen ist aus den ein- leitenden Worten dieser Arbeit (S. 9 [731]) und aus der dort mit- getheilten Tabelle zu entnehmen. Die Familie zeigt von der tiefststehenden Gattung Pholidocidaris bis zu den Nachkommen der jüngsten Gattung Eocidaris , den echten Cidariden , die Entwicklungs- Tendenz, die Zusammensetzung der Corona zu vereinfachen. Die zahlreichen Täfelchenreihen im Ambulakrum von Pholidocidaris haben sich bei Lepidocidaris bereits zu zwei Täfelchenreihen reducirt, bei Archaeocidaris und den jüngeren Formen sind stets zwei Täfelchenreihen vorhanden. Auch die Anzahl der Tafelreihen im Interambulakralfeld wird stets vermindert. Bei Archaeocidaris wird das vierreihige Inter- ambulakralfeld eine zeitlang constant, so wie es in der Kreide auch noch einmal bei Tetracidaris wiederkehrt. Dann tritt alsbald das zweireihige Interambulakralfeld der mesozoischen Gattungen in lange anhaltender Constanz auf. Bei den Archaeo- cidaridae macht sich daher durch das Untercarbon hindurch eine entgegengesetzte Entwicklungs - Tendenz bemerkbar, wie bei der Melonitidae, während letztere als complicirteste Formen 43 [765] {Mdonites) im Obercarbon aussterben, setzt sich der Stamm der Archaeocidariden — anscheinend als einziger — vermittelst der einfachst organisirten Typen ins Mesozoicum hinein fort. Im oberelsässischen Untercarbon finden sich Arten der Gattungen: Pholidocidaris und Archaeocidaris, welche auch sonst bereits in Europa bekannt waren. Pholidocidaris Meek und Worthen. Im Jahre 1873 haben Meek und Worthen im V. Bande der geological survey von Illinois * eine eingehende Beschreibung dieser Gattung gegeben. Dieselbe lautet folgendermassen : „Interambulakraltäfelchen ziemlich dünn, von sehr unregel- mässiger Form, mit von unten nach oben und auswärts ge- richteter Imbrikation, in fünf oder mehreren Vertikalreihen angeordnet; jedes dieser Täfelchen trägt im Allgemeinen un- deutliche, sekundäre Wärzchen, welche auf der unteren (?) Hälfte gedrängter stehen, ausserdem ist eine durchbohrte Hauptstachel- warze vorhanden, welche mit zwei glatten Ringen ausgestattet ist aber ohne Basalterrasse; auf der periproctalen (?) Hälfte der Corona sind nur die Randtäfelchen mit Warzen versehen. Ambulakralfeld breit, aus sechs oder mehr vertikalen Tafelreihen aufgebaut; Täfelchen sehr ungleich und unregelmässig, einige derselben sind so gross wie die kleineren Interambulakral- täfelchen, alle imbriciren stark nach unten, alle tragen zwei Poren; einige Täfelchen tragen noch ein oder zwei Narben, welche zusammen mit den Poren von einer grossen, runden Einsenkung umgeben sind, während andere manchmal ein mittel- grosses Wärzchen aufweisen. Vom apikalen Pol ist nur ein einziges mit sechs oder sieben am äusseren Rande stehenden 1. S. 510, Taf. XV, Fig. 9. [766] 44 Poren ausgerüstetes Täfelchen bekannt, welches in der Mitte einen kleinen Tuberkel trägt.“ Die von Meek und Worthen beschriebene Art ist PhoUdo- cidaris irregularis. Jackson* lag eine andere Art vor, welche er als Pholido- cidaris Meehi beschrieben hat. Dieselbe zeigt in mancher Hin- sicht andere Verhältnisse als Pholidocidaris irregularis. Vor Allem beobachtete Jackson bei dieser Art sowohl ambulakral als interambulakral eine adoral gerichtete Imbrikation der Corona. Am ventralen Rande der Corona scheint die Anzahl der Reihen der Ambulakraltäfelchen wie bei Lepidesthes auf vier reducirt zu sein. Die Ambulakraltäfelchen sind relativ gross, sehr un- regelmässig und tragen, wie Meek und Worthen angeben, in der Mitte eine erhöhte, durchbohrte, von einem eingesenkten Ringe umgebene Warze. In diesem Ringe treten zwei Poren auf, welche zum Theil auf einer vertikal zum Panzer orientirten, zum Theil schief oder horizontal orientirten Linie liegen. Das Interambulakrum weist am ventralen Rande ein einzelnes pen- tagonales Täfelchen auf; die Einfügung der verschiedenen verti- kalen Tafelreihen erfolgt im Vergleich mit Lepidocentrus und Lepidechinus sehr langsam. Die Täfelchen haben grosse Haupt- stachelwarzen, welche nicht genau im Centrum sitzen, sondern unregelmässig an verschiedenen Stellen der Oberflächen der verschiedenen Tafeln hervortreten; ausser dieser Hauptwarze sind zahlreiche kleine Wärzchen dicht über die Oberflächen vertheilt. Die Stacheln sind nadelförmig. Im Peristom ist ein Kiefergerüst vorhanden. Es ist nicht zu leugnen, dass die Gattung Pholidocidaris durch den Besitz einer grossen Stachelwarze, welche durchbohrt ist und durch den Besitz eines Kauapparates eine Verwandt- 1. A. a. 0., S. 210. 45 [767] Schaft mit Archaeocidaris anzeigt ; andererseits sind aber durch den Besitz zahlreicher Ambulakral- und Interambulakraltafel- reihen auch nahe Beziehungen zu Lejpidesthes angezeigt. Wie bereits ausführlich erörtert wurde , kann ich mich nicht ent- schliessen, Pholidocidaris, wie Jackson es gethan hat, voll- ständig von Archaeocidaris zu trennen und für sie eine Ab- stammung zusammen mit Lepidesthes von Melonites anzunehmen. Ich sehe Pholidocidaris als eine tiefstehende Archaeocidaris an. Die natürliche Verwandtschaft kommt besser zum Ausdruck, wenn man die Archaeocidariden und Lepidesthiden , so wie die Melonitiden und Lepidocentriden als parallel-phyletische Gruppen der Perischoechinoidea auffasst, wozu man die auf S. 12 [734] gegebene Tabelle einsehen wolle. Ausser den beiden amerikanischen Arten hat dann Julien noch vom französischen Centralplateau Pholidocidaris Gaudryi beschrieben. Im oberelsässischen Untercarbon gehören Pholidocidaris- Reste nicht zu den Seltenheiten. In den kalkigen Schiefern des Hunsrückenwaldes fand ich zahlreiche Täfelchen und Stacheln. Leider ist bisher ein zusammenhängendes Fragment einer Corona nicht aufgefunden worden; der lockere Verband der einzelnen Täfelchen in der beweglichen, stark imbricirenden Corona ist einer solchen Erhaltung jedenfalls nicht günstig. Pholidocidaris tenuis nov. sp. Tafel XXI, Fig. 8, 9. Tafel XXH, Fig. 8. Die zahlreichen vorliegenden Täfelchen dieser Art sind alle etwa gleich gross; sie haben einen Durchmesser von 10 mm. Ihre Begrenzung ist unregelmässig sechsseitig, in horizontaler Richtung — auf die Corona bezogen — etwas mehr ausgedehnt; die Kanten sind wenig scharf ausgebildet. Die Dicke der Täfelchen [768] 46 ist geriog, was im Verein mit der unbestimmten Form eine starke Imbrikation anzeigt. Auf der Oberfläche der Täfelchen befindet sich etwas aus deren Centrum gerückt eine Hauptstachelwarze, welche breit und nicht sehr hoch ist; um sie herum liegt eine kreisförmige Vertiefung der Oberfläche, aus welcher sich die Warze allmählich erhebt. Der Rand der Einsenkung, in welcher der kugelige Warzenkopf steckt, ist grob gekerbt; der letztere selbst grob durchbohrt; diese Durchbohrung muss ziemlich tief in die Tafel hineindringen, da im Steinkern stets eine kleine Säule von Gestein bemerkbar ist, die Ausfüllung der Durchbohrung. Um diese Hauptstachelwarze herum, undeutlich und unregelmässig zu einem Kreise geordnet, sitzen zahlreiche sekundäre Wärzchen, von den winzigsten Dimensionen bis zur halben Grösse der Hauptwarze. Diese Wärzchen gehen ebenfalls aus einer ringförmigen Depression hervor und besitzen ?inen in einer Vertiefung des Warzenhalses befindlichen Warzenkopf, welcher aber undurchbohrt ist. Zu diesen Täfelchen gehören plumpe Stacheln, welche den Hauptstachelwarzen aufgesessen haben; die kleineren Stacheln, welche jedenfalls den sekundären Wärzchen aufgesetzt waren, konnten nicht aufgefunden werden. Die Stacheln der Haupt- stachelwarze sind etwa 10 — 15 mm lang, nur einzelne erreichen eine beträchtlichere Länge. Sie sind nadelförmig; der Ring des unteren Ansatzes ist schmal, der eigentliche Körper des Stachels spitzt sich langsam zu. Die Oberfläche der Stacheln ist nahezu glatt, sie weist sehr feine Längsfurchen auf, welche nur bei starker Vergrösserung sichtbar werden und wohl bei unange- witterten Stücken überhaupt nicht sichtbar sind. Mit den von Julien beschriebenen PAoZicZocü?am- Täfelchen zeigen die vorliegenden geringe üebereinstimmung. Am meisten ähnelt den elsässischen Stücken der Typus des Täfelchens, wel- ches Julien auf Tafel XVI Fig. 7 mit a bezeichnet, bei diesem 47 [769] stimmen Grössenverhältnisse und Ausbildung der Warzen einiger- massen mit den vorliegenden Stücken. Gänzlich verschieden sind aber die übrigen von Julien beschriebenen Täfelchen. Vor Allem sind dieselben viel grösser, dann ist die VertheUung der Wärzchen viel unregelmässiger und die Grösse derselben geringer als auf den elsässischen Stücken. Da die aus dem elsässischen üntercarbon vorliegenden Täfelchen unter sich nicht entfernt so verschiedenartig sind, wie die von Julien mitgetheilten Täfelchen, so entsteht die Frage, ob nicht die letzteren verschiedenen Arten angehören mögen. Von Pholidoddaris Meeki hat Jackson keine Abbildung eines Interambulakraltäfelchens gegeben, welches einen näheren Vergleich zuliesse. Pholidoddaris irregularis Meek und Woethen zeigt aber dickere, gerundetere, auch weniger regelmässig aus- gebildete Täfelchen als Pholidoddaris tenuis. Diese Art fand ich häufig im unteren Aufschluss im Huns- rückenwalde. Archaeocidaris M’Cov. Die einzelnen Täfelchen, welche anfangs von dieser Gattung allein bekannt waren, zeigten solche Aehnlickeit mit der im Perm beginnenden und im mittleren Mesozoicum bereits in Blüthe stehenden Gattung Cidaris, dass sowohl Münster und Beonn, als auch Phillips, Poetlock und de Veeneuil sie zu Cidaris rechneten. Wichtige Unterschiede, welche aber den palaeozoischen Formen eigen sind, wurden erst von Agassiz, M’Cot und Desoe fast gleichzeitig festgestellt, und durch diese Unterschiede wurden diese Autoren bestimmt, eine Trennung der palaeozoischen Formen von der Gattung Cidaris vorzunehmen. Agassiz, der diese Echinodermen wegen der zahlreichen Täfelchenreihen zu den Crinoiden stellen wollte, schlug den Namen PJchinocrinus, [770] 48 Desoe den Namen Palaeocidaris und schliesslich M’Cot Archaeo- cidaris vor. Nach dem Vorgänge Desoe’s ist dann dieser letz- tere zur allgemeinen Anerkennung- gekommen. Die Diagnose, welche M’Cot von dieser Gattung giebt, ist wegen der geringen Kenntniss des Ärchaeocidaris-Panzers in jener Zeit noch sehr unvollkommen, desgleichen diejenige, welche sich in der „Synopsis des echinides fossils“ von Desoe vorfindet. Das erste vollständiger erhaltene Exemplar einer Archaeo- cidaris, welches ausser zusammenhängenden Interambulakral- täfelchen auch Theile von Ambulakralregionen aufwies, beschrieb Hall im Jahre 1858 als Archaeocidaris Wortheni; weitere in guter Erhaltung und in grösserem Zusammenhänge befindliche Coronen lagen Teautschold im Jahre 1879, mir im Jahre 1896 und Jackson im selben Jahre vor‘. Wenn man die Resultate dieser neuen Studien zusammenfasst, so ergiebt sich für den Archaeocidaris-VaxiZQX folgendes Bild: Corona sphaeroidal oder kugelig; Ambulakrum aus zwei Reihen alternirend stehender, langer, sechs- seitiger Täfelchen zusammengesetzt; jedes Ambulakral- täfelchen besitzt zwei entferntstehende Poren; Imbri- kation auf dem Ambulakrum deutlich von oben nach unten gerichtet. Interambulakrum aus vier vertikalen Täfelchen zusammengesetzt, von denen die äusseren Reihen fünfseitig, die inneren sechsseitig sind; jede Tafel trägt eine Hauptstachelwarze, welche zumeist 1. Die von Vanüxem als Archaeocidaris drydenensis beschriebene Art wurde später von Hall als Eocidaris beschrieben und liegt der ersten speciellen Diag- nose dieser Gattung zu Grunde. Da ich diese Diagnose als dem Sinne Desor’s be- treffs der von diesem aufgestellten Gattung Eocidaris entsprechend anerkenne, wie ich bereits ausführlich begründet habe (1896. S. 38), so trenne ich diese Form im Gegensatz zu Jackson auch von Archaeocidaris. 49 [771] einer Basalterrasse‘ aufsitzt; der Warzenkopf ist durch- bohrt; um das Höfchen steht ein einreihiger, bei ge- wissen Formen auch mehrreihiger Ring von Scrobicular- wärzchen, welche nach der Basalterrasse feine Rippen durch das Höfchen ausstrahlen können. Der Haupt- stachelwarze sitzen lange, oft knotige und zackige, dem Wärzchen des Scrobicularringes kleine, kannelirte Stacheln auf. Die Täfelchen der äusseren Reihen liegen über den angrenzenden Ambulakraltäfelchen und tragen auf ihrer Unterseite Gelenkleisten und vertikale Furchen, welche die Beweglichkeit der Corona andeuten. Die Seitenflächen der Interambulakraltäfelchen zeigen deutlich oder undeutlich zwei horizontale Kanten mit auf ihnen befindlichen Vorsprüngen oder Einbuchtungen. Die Vorsprünge dieser Kanten liegen in den Ein- buchtungen der Kanten benachbarter Täfelchen, so dass die Täfelchen durch diese Fortsätze bei der Be- weglichkeit der Corona in der richtigen Reihe gehalten werden. Die zwischen der horizontalen Kante befind- liche, horizontale Furche dient dem die Täfelchen tra- genden Bindegewebe als Ansatzstelle. Die Imbrikation ist undeutlich ausgebildet, sie ist auf dem Interambula- kralfeld in vertikaler Richtung von unten nach oben gerichtet; in horizontaler Richtung überlagern die mittleren Täfelchen undeutlich die rundlichen; an der mittleren Zickzacklinie ist keine bestimmt gerichtete Imbrikation erkennbar. An der Grenze der Corona gegen die peristomale Decke findet eine starke Resorption der Coronaltäfelchen statt; vier bis fünf Tafelkränze sind resorbirt, und aus ihnen sind die Täfelchen der peristo- 1. Vgl. Toenqdist. Beitrag zur Kenntniss von Archaeocidaris. S. 35. 4 [772] 50 malen Decke neugebildet. Auf dem Peristom-Feld sind abgerundete, stark von oben nach unten imbricirende Interambulakraltäfelchen und gerundete, in derselben Richtung imbricirende Ambulakraltäfelchen vorhanden. In der Mitte des Feldes liegt das stark ausgebildete Kiefergerüst. Die Ausbildung des periproctalen Feldes ist unbekannt. Um den Habitus der Gattung wiederzugeben, ist auf Tafel XXI Fig. 4 der Versuch gemacht worden, aus den im elsässischen Untercarbon isolirt .vorkommenden Täfelchen von Archaeocidaris Wervekei eine Corona zusammenzustellen. Figur 5 derselben Tafel ist eine Copie des von Jackson mitgetheilten peristomalen Feldes von Archaeocidaris Wortheni Hall. Das Verhältniss der Gattung Archaeocidaris zu Eocidaris habe ich erst kürzlich klarzustellen versucht. Unter Eocidaris ver- steht Desoe’ eine Archaeocidaris, deren Interambulakraltäfelchen Hauptstachelwarzen tragen, welche nicht auf einer Basalterrasse aufsitzen, sondern unmittelbar aus dem Höfchen aufsteigen. Ich habe gezeigt^, dass Täfelchen von diesem Habitus auch bei echten Archaeocidaris- kxiQJi, so bei Archaeocidaris rossica M. V. K. sp., wohl auftreten können, dass die Gattung Eocidaris trotzdem aber zu recht besteht und dass solche Archaeocidariden auf sie zu beziehen sind, welche, wie Eocidaris drydenensis Vax., ausschliesslich Interambulakraltäfelchen mit dergestalt einfach ge- bauten Hauptstachelwarzen aufweisen, — dass es aber nicht dem Sinne Desoe’s entspricht, eine Form wie Cidaris Keyserlingi Gein. aus dem Zechsteiu, welche, wie Kolesch® und Doedeelein* nach- gewiesen haben, eine echte Cidaris ist, zu Eocidaris zu rechnen. 1. Synopsis des dchinides fossiles, S. 155. 2. A. a. 0., S. 36. 3. lieber Eocidaris Keyserlingi Gein. Jeaaische Zeitschr. für Naturw., XX. Nr. 63. 1887, S. 39. 4. Die japanischen Seeigel. 1. Theil. 1887, S. 39. 51 [773] Ein eingehendes Studium an Eocidaris drydenensis Vax. hat Hall' dann weitere Anhaltspunkte betreffs der Organisation von Eocidaris und betreffs der Trennung dieser Gattung von Archaeocidaris erkennen lassen. Ausser dem zuerst von Desoe hervorgehobenen Unterschied in der Ausbildung der Haupt- stachelwarze ergab sich, dass bei Eocidaris die Poren der Am- bulakraltäfelchen nahe zusammen und nahe den äusseren Enden der Täfelchen stehen, dass die Interambulakralfelder aus fünf vertikalen Tafelreihen aufgebaut sein können, während bei Archaeocidaris deren stets nur vier beobachtet worden sind; Eocidaris drydenetisis findet sich in der Chemung group, im amerikanischen Oberdevon. Ebenfalls zu den Archaeocidariden ist ferner Lepidocidaris zu rechnen ; einzig bekannte Art ist Lepidocidaris squamosa M, und W. Nach der Darstellung von Meek und Woethen* und von Jackson® unterscheidet sich diese Gattung recht er- heblich von Archaeocidaris. Die Corona enthält vor Allem eine bedeutend grössere Anzahl von vertikalen Täfelchenreihen. Nicht alle diese Reihen erreichen die Pole, doch treten deren fünf an das peristomale Feld hinan, während im Aequator des Panzers sogar acht vertikale Reihen unterscheidbar sind. Von besonderem Interesse ist diese Gattung deswegen, weil die Einschaltung dieser Täfelchenreihen nach denselben Gesetzen vor sich geht, wie bei den Melonitiden und demnach eine Beziehung der Archaeocidariden zu dieser Gruppe durch Lepidocidaris ange- zeigt wird. Auch die Ambulakralfelder von Lepidocidaris stellen wegen der zahlreichen — ähnlich wie bei Palechinus auftreten- den— eingeschalteten, spitzen Täfelchen, welche hie und da das 1. Note upon the genus Palaeaster and other fossil starfishes. XX. Rep. on State Cab. of nat. hist., S. 17. 2. Geological survey of Illinois. Y. S. 478. Taf. IX. Fig. 15. 3. A. a. 0., S. 220. [774] 52 Bild von in zwei vertikalen Reihen angeordneten Porenpaaren ge- währen, eine derartige Beziehung dar. Mit diesen Abweichungen von Archaeocidaris geht aber bei Lepidocidarts eine Beschaffen- heit der Interambulakraltäfelchen Hand in Hand, welche sowohl durch die Ausbildung einer durchbohrten Hauptstachelwarze als auch durch das Vorhandensein eines deutlich von dieser ge- trennten Scrobicularringes nahe Verwandtschaft mit Archaeocidaris andeutet. Eine andere Gattung, Lepidechinus , welche von einigen Systematikern zu den Archaeocidariden gestellt worden ist, stelle ich mit Jackson zu den Lepidocentridae. Diese Gattung ist bereits oben kurz besprochen worden. Während die Gattung Eocidaris im Devon und vielleicht in der Art Eocidaris Verneuüliana King im Perm vorkommt, scheint nach unserer jetzigen Kenntniss Archaeocidaris auf das Carbon beschränkt zu sein. Sie findet sich sowohl im unteren als auch im oberen Carbon in zahlreichen Arten, sowohl in europäischen als auch in nordamerikanischen Ablagerungen. In dieser Gattung lassen sich deutlich zwei Formentypen unterscheiden, welche in Europa gut getrennt zu sein scheinen, indem der eine im Untercarbon, der andere im Obercarbon auftritt. Der eine Typus, welcher am besten durch Archcteo~ cidaris Urii Flem. repräsentirt ist, stellt den Typus dar, welchen M’Coy, Agassiz und Desoe ursprünglich vor Augen hatten. Der andere Typus, welcher uns in Archaeocidaris rossica M. V. K. und Trautscholdi Toenq. entgegentritt, weicht von diesem Typus deutlich ab. Die Unterscheidung der beiden Typen ist leicht nach der Beschaffenheit der Interambulakral- tafeln vorzunehmen. Die Gruppe der Archaeocidaris Urii besitzt Interambula- kraltäfelchen , welche stets eine deutlich ausgeprägte Basalter- rasse besitzen und von dieser Terrasse bis zum Tafelrand 53 [775] kräftige, keulenförmig nach aussen verdickte, radiale Leisten tragen. Es gehören hierher die Arten Ärchaeocidaris JJrii Flem., A. WerveJcei nov. sp. , A. Grüneri Julien, A. Nerei (Münst.) DE Köninck. Alle diese Arten liegen im üntercarbon. Die in die Gruppe der Ärchaeocidaris rossica gehörigen Arten besitzen Interambulakraltäfelchen, auf welchen die Basal- terrasse verschieden deutlich ausgeprägt ist, ab und zu aber vollständig fehlt. Es ist stets ein glattes Höfchen vorhanden, um welches die kleinen, zahlreichen, in einem oder in mehreren Kreisen angeordneten Scrobikularwärzchen stehen. Bei den meisten Arten sind diese letzteren an der peristomalen und vor Allem an der dem Apikalfelde zugekehrten Kante besonders zahlreich in mehrere Reihen zusammengedrängt. Hierher gehören: Ärchaeocidaris Trautscholdi Toenq., A. rossica M. V. K., A. Wortheni Hall, A. biangulata Schum., A. megastylus Schum., A. Norwoodi Hall etc. Diese Gruppe ist demnach im Gegensätze zu der ersteren auch in Amerika verbreitet, dort vornehmlich im Untercarbon. In Europa scheint sie auf das Obercarbon beschränkt zu sein. Neben diesen beiden Hauptgruppen bildet Ärchaeocidaris Münsteriana de Köninck den Repräsentant eines dritten, von den beiden hier namhaft gemachten Gruppen stark abweichenden Formentypus der Gattung Ärchaeocidaris. 1. Ärchaeocidaris Vrii Flem. sp. Tafel XXn. Fig. 4, 5, 6, 7, 11. Cidaris ürii Fleming 1828. British animals. S. 478. — Beubarbenm Poetlock 1843. Report on the geology of the County of Londonderry etc. S. 352. Taf. XVI. Fig. 10. [776] 54 Echinocrinus Urn M’Cot 1844. Synopsis of the Charakters of the car- boniferous Limestone-Fossils of Ireland. S. 174. Taf. XXVII. Fig. 1. Archaeocidaris Urü Keeping 1876. The quarterly Journal of the geological sooiety of London. Bd. XXXII. S. 39. Taf. III. Fig. 14 — 18. — — ToENftuiST. Vorläufige Mittheilung. Mitth. d. geol. Landesanst. von Els.-Lothr. Bd. IV. S. 97. — — Julien 1896. Le terrain carbonifere marin de la France centrale. S. 123. Taf. XVI. Fig. 8 — 10. Eine Anzahl relativ grosser Interambulakraltäfelchen des elsässischen Untercarbon lassen sich auf diese Art beziehen ; die grössten Täfelchen besitzen eine Breite von 13mm, eine Höhe von 9 mm. Diese Gestalt entspricht durchaus dem im irischen und französischen Untercarbon am Allgemeinsten ver- breiteten Ärchaeocidaris-Ty]}US. Auf allen Täfelchen ist die Basalterrasse, auf welcher die eigentliche Stachel warze aufsitzt, sehr deutlich ausgeprägt, so dass der Ärchaeocidaris-TjT^ns bei dieser Art sehr hervortritt. Der Durchmesser dieser Terrasse beträgt etwa den dritten Theil des Durchmessers des Täfelchens, der Umfang derselben ist abgerundet, aber den Ecken der Täfelchen entsprechend nach gewissen Richtungen manchmal etwas ausgezogen. Von der horizonten Basalterrasse erhebt sich dann die hohe Stachel- warze, die tief in den oberen Ring eingesenkt, den durch- bohrten, kugelförmigen Warzenhals trägt. Vom Rande der Täfelchen an die Terrasse treten 16 — 18 radiale Leisten heran, welche nach aussen in einen zierlichen, erhabenen Knopf endigen. Diese rundlichen, knopfartigen Endigungen stellen den Scro- bikularring dar und dürften jedenfalls mit kleinen, sekundären Stachelchen ausgerüstet gewesen sein. Die Beschaffenheit der Seitenflächen ist an den vorliegenden Täfelchen nicht zu beobachten. Ebenso wenig konnte ich ein 55 [777] Ambulakraltäfelchen unter dem mir vorliegenden Material ent- decken. Es kommen aber mit den Interambulakraltäfelchen Stachelformen vor, welche sich von den sehr zahlreich zu finden- den Stacheln der Ärchaeocidaris Wervelcei durch beträchtlichere Grösse unterscheiden und wohl zu Ärchaeocidaris Urii gehören dürften. Auf Tafel XXII in Figur 7 ist ein derartiger Stachel abgebildet worden. Er ist nicht in seiner ganzen Länge er- halten, dürfte aber unzerbrochen über 50 mm lang gewesen sein, also etwa 5mal so lang als die Breite der Täfelchen beträgt. Ebenfalls dürften die in den Figuren 4, 5 und 11 abge- bildeten Stachelformen dieser Art angehören. Der Ring ober- halb. der Gelenkgrube ist deutlich abgesetzt, der Hals nur wenig .abgeschnürt, der eigentliche Körper trägt in geringer Entfernung vom Stachelhals scharfe Dornen, welche aber oft auch abgestumpft erscheinen (Figur 11). Die Dornen sind in vier horizontalen Reihen angeordnet und stehen in benachbarten Reiben stets alternirend. Wo die Dornen erhalten sind, sind sie spitz und krumm nach oben gebogen. Die ganze Oberfläche der Stacheln ist im Uebrigen längs-kanellirt. Sowohl Täfelchen als Stacheln entsprechen den irischen und den von Julien aus Central-Frankreich beschriebenen Exemplaren aufs Beste. Eine geringe Variabilität zeigen aller- dings diese Täfelchen allesammt. Besonders ist die Entwicke- lung der Scrobikularknöpfchen verschieden deutlich; die aus dem Aufschluss im Hunsrückenwalde stammenden Exemplare zeigen diese Protuberanzen höher und deutlicher, auch die ganze Skulptur in einer mehr zierlichen Entwickelung. Bei dem von dem Aufschluss unterhalb der Pütig herrührenden Stück ver- laufen die radialen Rippen nach dem Rande der Tafel zu flacher, die Skulptur ist gröber. Es scheint dies nicht ausschliesslich auf die Erhaltung zurückzuführen zu sein, denn auch die von [778] 56 M’Cot, Pobtlock und Keeping abgebildeten Exemplare zeigen diesen Gegensatz. Mittheilungen über andere Theile der Corona von Archaeo- cidaris Urii hat Keeping machen können. Nach seiner Ansicht sollen die Interambulakralfelder aus fünf vertikalen Tafelreihen zusammengesetzt sein; ich möchte aber mit Julien annehmen, dass wie auch bei den anderen Archaeocidaris-Axien nur vier solcher Reihen vorhanden waren. Ob sich die JuLiEN’sche Angabe auf eine positive Beobachtung stützt, kann man der Beschreibung allerdings nicht entnehmen. Die Ambulakraltäfelchen sind nach Keeping sehr unregel- mässig und mit zwei Poren versehen. Die Ambulakraltäfelchen, welche sich auf der Grenze zweier aufliegender Interambulakral- täfelchen befinden, besitzen kleine Erhöhungen, welche in den, nach dem Interambulakrum gerichteten, einspringenden Winkel hineingreifen. Peristom und Scheitelschild ist unbekannt. Archaeocidaris Urii hat sich bisher sowohl im irischen Kohlenkalk als auch in der schiefrigen Facies von PArdoisiere vorgefunden. Im Ober-Elsass kommt die Art sowohl im Huns- rückenwald als unterhalb der Ferme Pütig, aber nicht sehr häufig, vor. 2. Archaeocidaris Wervekei nov. sp. Tafel XXI, Fig. 4. Tafel XXH, Fig. 1, 2, 3, 9, 10. Die zahlreichen Reste dieser Archaeocidaris zeigen eben- falls nur Interambulakraltäfelchen und Stacheln. Einige Stücke lassen eine grössere Anzahl von Täfelchen bei einander er- kennen, doch ist die genauere Form der Corona und die Beschaffenheit der Ambulakralregionen nicht zu ermitteln. In Figur 1 auf Tafel XXII ist ein Theil eines solchen verdrückten 57 [779] Panzers abgebildet; in Figur 4 auf Tafel XXI ist der Versuch gemacht worden, eine Corona dieser Art aus der Grösse und Gestalt der einzelnen Täfelchen zu rekonstruiren. Die Täfelchen sind stets beträchtlich kleiner als diejenigen von Archaeocidaris Urii\ der Durchmesser beträgt gewöhnlich ca. 4 mm. Die Gestalt ist etwas unregelmässig sechsseitig, die Täfelchen der adambulakralen Keihen sind ebenfalls unregel- mässig fünfseitig, nur etwas länglicher gestreckt; Figur 3 stellt ein solches Täfelchen dar. Die Basalterrasse ist auf allen Täfelchen scharf und deut- lich begrenzt; sie ist im Allgemeinen rund, doch zeigt sie nach den Ecken der Täfelchen unregelmässige Ausziehungen. Die Warze ist hoch, steil ansteigend und von der ßasalterrasse deutlich abgesetzt. Ihr oberer Rand zeigt eine sehr undeutliche, radiale Riefung; der in einer tiefen Einsenkung sitzende Warzen- kopf ist stets grob durchbohrt. Von dem Rande der Basalterrasse ziehen sich nach den Kanten der Täfelchen radial oder schief gestellt etwa 30-35 Leisten, welche keulenförmig auslaufen. Die Unterseite der Täfelchen ist, wie an dem in Figur 2 wiederge- gebenen Schema ersichtlich ist, unter der Basalterrasse stark eingedrückt; sie verdickt sich unterhalb der Warze wiederum ein wenig, weist aber im Centrum eine kleine, tiefe Depression auf, welche der oberen Warzendurchbohrung entspricht. Nach Be- obachtungen, welche ich bei Archaeocidaris Trautscholdi Tobnq. gemacht habe, scheint es mir nicht ausgeschlossen zu sein, dass hier ein feiner Kanal, welcher durch das Täfelchen bis zur Spitze des Warzenkopfes durchdringt, mündet. Da einigen Panzerfragmenten Stacheln noch beiliegen, so ist die zu dieser Art gehörige Stachelform unschwer zu erkennen. Es sind dies sehr lange, dünne, feine Stacheln, welche grohe Knoten aufweisen, die in sechs oder sieben vertikalen Reihen angeordnet sind. Die Knoten benachbarter Reihen stehen alter- [780] 58 nirend. Die Oberfläche der Stacheln ist sehr fein längs-kannel- lirt und bei leichter Anwitterung fein punktirt (Fig. 10). Bei unverwitterten Stacheln sind die Knoten stumpf und stark distal- wärts geneigt. Der Unterschied dieser Art von Archaeocidaris Urii be- steht in erster Linie in der unregelmässigen Gestalt der Inter- ambulakraltäfelchen, ferner in der geringeren Grösse der Corona und damit auch der einzelnen Täfelchen und in der gröberen Skulptur, den wenig abgesetzten Wärzchen des Scrobicularringes. Aber auch die Stacheln weichen bei beiden Arten nicht un- wesentlich von einander ab. Abgesehen von der verschiedenen Grösse derselben bei den beiden Arten zeigen die Stacheln von Archaeocidaris Urii vier Vertikalreihen von Dornen, diejenigen von Archaeocidaris Wervehei besitzen deren aber sechs bis sieben; bei Archaeocidaris Urii zeigen sich an den Stacheln ferner spitze Dornen; bei Archaeocidaris Wervehei sind nur grobe Knoten vorhanden. Die Stacheln der ersteren Art sind dicker, gedrungener geformt, diejenigen der letzteren Art sehr lang und schlank. Eine verwandte Art hat Julien als Archaeocidaris Grüneri beschrieben. Die von Julien gegebenen Abbildungen lassen diese Art nur unbestimmt erkennen; da sich Archaeocidaris Grüneri aber von Archaeocidaris Urii durch stärkere und weniger zahlreiche Kippen auf den Interambulakraltafeln, ferner durch eine weniger kräftige und weniger hohe Hauptstachelwarze und durch eine schmälere Basalterrasse unterscheiden soll, so ist an eine Identität dieser JuLiEN’schen Art mit der elsässischen nicht zu denken, welche sich von Archaeocidaris Urii gerade in umgekehrter Weise unterscheidet. Archaeocidaris Wervehei fand ich in zahlreichen Frag- menten und einzelnen Täfelchen und Stacheln in dem unteren Aufschluss im Hunsrückenwalde. 59 [781] Archaeocidaris rossica M. V. K. nov. var. Scliellwieni. Tafel XXII, Fig. 12. Als Anhang zu den beiden elsässischen Archaeocidaris- Arten aus dem Untercarbon soll im Folgenden eine Archaeoci- daris behandelt werden, welche aus dem Obercarbon der har- nischen Alpen von Pontafel stammt und mir von Herrn Dr. Schell- wiEN zur Beschreibung überwiesen worden ist. Von dieser Art sind vorläufig nur Interambulakraltäfelchen aufgefunden worden. Zwei der besterhaltenen Täfelchen sind in natürlicher Grösse in den Figuren 12, Tafel XXII abgebildet worden. Diese Täfelchen sind auffallend gross; ihr Durchmesser kann bis 20 mm an wachsen; ihre Gestalt ist unregelmässig sechsseitig; die Täfelchen sind meist etwas nach den Polen zu gestreckt, wodurch — da die Winkel des Sechsecks 120° blei- ben — die polwärts gelegenen Kanten auffallend kurz werden; . bei dem in der oberen Abbildung reproducirten Täfelchen ist die Verkürzung sehr gering, bei dem unteren dagegen sehr beträchtlich. Alle mir vorliegenden Täfelchen erweisen sich durch ihre sechsseitige Form als den mittleren Täfelchenreihen ange- hörig. In der Mitte der Täfelchen ist eine grosse, aber ziemlich niedrige Hauptstachelwarze vorhanden , welche einen grossen, durchbohrten Warzenkopf aufweist; der Warzenhals ist niedrig und flacht sich schnell in das breite Höfchen aus, an seinem Grunde ist eine schwach angedeutete Basalterrasse ausgebildet. Der Scrobicularring ist an den polwärts gekehrten Kanten am breitesten; besonders nach dem Periproct zu erreicht er oft die dreifache Breite wie an den seitlich gelegenen Kanten. Auf ihm stehen die kleinen Stachelwärzchen auf den Seitentheilen in ein- facher Reihe mit nur wenigen, winzigen, eingeschobenen Wärzchen, auf den polwärts gekehrten Theilen in zwei- oder dreireihiger Anordnung dicht beisammen. [782] 60 Diese Interambulakraltäfelchen erinnern so sehr an Archaeo- cidaris rossica M. V. K. *, dass ich nicht glaube, dass dieselben von dieser Art zu trennen sind. Die Gestalt der einzelnen Täfelchen, die Zusammensetzung des Scrobicularringes und der Hauptstachelwarze finden sich fast genau wie bei jener russischen Art ausgebildet; desgleichen stimmt die Dicke der Täfelchen, die Beschaffenheit der Kanten, aus welcher bei Ärchaeocidaris rossica auf die Art der Imbrikation geschlossen wurde, bei beiden Arten auffallend überein, Unterschiede sind aber vorhanden in der beträchtlicheren Grösse der Täfelchen bei der vorliegenden Varietät — die Täfelchen sind fast doppelt so gross — und in der relativen Grösse der "Wärzchen des Scrobicularringes, besonders jener, welche bis zum Rande des Höfchens stehen. Diesem Unterschiede messe ich nur den Werth von Varietät- merkmalen bei. Die vorliegende Form liefert wiederum einen Anhalt für die oben ausgesprochene Ansicht, dass Ärchaeocidaris-FaxmQXi^ aus der Gruppe der Ärchaeocidaris rossica in Europa auf das Obercarbon beschränkt sind, während die Ärchaeocidaris- aus der Gruppe der Ärchaeocidaris JJrii bei uns nur im Unter- carbon Vorkommen. Was die Verwandtschaft dieser Art mit den übrigen, bekannten Archaeocidaris-kxi%,n anbelangt, verweise ich auf meine frühere, oben citirte Arbeit über Ärchaeocidaris rossica. Ärchaeocidaris rossica var. Schellwieni kommt nach den Angaben Dr. Schellwien’s in der Conocardien-Schicht (n), dem mergeligen Fusulinenkalk des Auernig, und in demselben Horizont an der Krone bei Pontafel vor. 1. Man vergleiche die von mir gegebene Abbildung dieser Art im «Neuen Jahrbuch für Min. etc.», Jahrg. 1896, Bd. II, Taf. IV. 61 [783] 3. Familie. Lepidocentridae. • In die Familie der Lepidocentridae stellt man, wie am Anfang dieser Abhandlung bereits angeführt worden ist, folgende Gattungen : Lepidocentrus, Lepidechinus, Perischodomus und Peri- schocidaris. Ob alle diese Formen auf Lepidocentrus als Stamm- form zurückzuführen, also in eine Familie zu stellen sind, scheint mir, wie ebenfalls bereits ausführlicher behandelt worden ist, nicht sicher erwiesen zu sein. Alle diese Gattungen, von denen nur Lepidocentrus auf das Devon beschränkt ist, scheinen im Ober-Elsass zu fehlen, wohl aber fanden sich Täfelchen von einem Typus, welcher an diese Formen, speziell an einen aus Amerika von Woethen, St. John und Millee beschriebenen Echiniden gewisse Anklänge zeigt. Die charakteristischen Merkmale der elsässischen Stücke beruhen darin, dass die Interambulakraltäfelchen — und nur solche sind bekannt — dünn, flach und unregelmässig sechs- seitig begrenzt sind. Die Oberfläche ist mit zierlichen, spar- samen, etwa gleichgrossen Stachelwarzen versehen, welche einer Terrasse aufsitzen und meistens durchbohrt sind. Diese Interambulakraltäfelchen mit den vielen, durchbohrten Stachelwarzen erinnern an Warzen, welche nur bei den Lepido- centriden Vorkommen. Von diesen sind die Gattungen Lepide- chinus und Perischodomus allerdings Formen mit ähnlichen, dünnen, stark imbricirenden Interambulakraltäfelchen; ein Unter- schied ist aber darin vorhanden, dass die letzteren im Allge- meinen zahlreiche u n durchbohrte Wärzchen ohne ausgebildete Basalterrasse aufweisen; ein weiterer Unterschied besteht darin, dass gewisse Täfelchen des Interambulakrums auch eine grosse, primäre Stachelwarze tragen , welche dann aber durchbohrt [784] 62 und gleich derjenigen von Archaeocidaris gebaut ist. Hall hat diese Verhältnisse bei Lepidechinus näher erläutert, M’Coy und KEEPiNa beschrieben sie bei Perischodomus. Diese beiden Gattungen scheinen mit der vorliegenden elsässischen durch eine Form verbunden zu sein, welche Woethen St. John und Millee im Jahre 1883 aus den Chester-Schichten, dem jüngsten Untercarbon von Illinois, als Perischodomus illi- noiensis beschrieben haben. Diese Form besitzt „Interambula- kraltäfelchen von sehr unregelmässiger Gestalt, welche nach oben imbriciren , während die adambulakralen Reihen nach aussen übergreifen Eine Art von Täfelchen trägt eine grosse, central gelegene Stachel warze, die andere Art von Täfelchen besitzt zwei oder mehr kleinere, randlich gelegene, durchbohrte Stachelwarzen. Erstere treten in der zweiten, vertikalen Täfelchenreihe auf; letztere finden sich in den zwei jenseits vom Ambulakrum folgenden Tafelreihen.“ Ob die erste Tafelart in der gesammten Ausdehnung der zweiten Vertikal- reihe vorhanden ist, ist unbekannt. Perischodomus illinoiensis zeigt aber so erhebliche Unter- schiede von den bei der Gattung Perischodomus beobachteten Verhältnissen, dass ich nicht daran zweifie, dass diese Form aus den Chester-Schichten einer anderen, neuen Gattung ange- hört, für welche ich die Benennung Tretechinus vorschlage. Von Perischodomus weicht Tretechinus illinoiensis dadurch ab, dass die Täfelchen mit den grossen Stachelwarzen nicht, wie es bei Perischodomus die Regel ist, in den adambu- lakralen Reihen des Interambulakrums liegen, sondern sehr sparsam zerstreut an einer der mittleren Tafelreihen. Bei Lepi- dechinus finden sich die Täfelchen mit der grossen Stachelwarze allerdings vorwiegend auf den adambulakralen Reihen, aber auch massenhaft auf den inneren Reihen. Das, was diese Form aber im Gegensatz zu Perischodomus und Lepidechinus an die vor- 63 [785] liegende, elsässische Art anschliesst, ist die ßeschafifenheit der einander gleich grossen Stachelwarzen der übrigen Interambu- lakraltäfelchen. Woethen, St. John und Mllleb geben an, dass diese Warzen durchbohrt und in einer Anzahl von 2 — 3 nahe dem Täfelchenrande ausgebildet sind. Bei Ferischodomus und LepidecJdnus sind die übrigen Täfelchen dementgegen nur mit kleinen Granulationen, welche keine nähere Differenzirung des Aufbaues zeigen und sehr an die Täfelchen von Pale- chinus und Rhoechinus erinnern, versehen. Die vorliegenden Interambulakraltäfelchen aus dem elsäs- sischen Untercarbon zeigen ebenfalls eine Anzahl kleiner durch- bohrter Stachelwarzen, aber nicht nur am Rande, sondern über die ganze Oberfläche der Täfelchen vertheilt. Für diese Täfelchen-Form schlage ich provisorisch den Gattungsnamen Leptechinus vor. Bei näherer Kenntniss der Gattung, von welcher vorläufig nur Interambulakraltäfelchen be- kannt sind, werden ihre Beziehungen zu dem Tretechinus illi- noiensis erst wirklich erkannt werden können. Leptechinus gracilis iiov. gen. nov. sp. Tafel XX, Fig. 5. Neben einigen weniger gut erhaltenen Fragrhenten fand sich ein nahezu vollständig erhaltenes Interambulakraltäfelchen, welches in der oben bezeichneten Figur abgebildet ist. Die Dimensionen 'des Täfelchens sind: Länge 8 mm, Höhe 5 — 6 mm. Die Oberfläche ist nur wenig gebogen und das Täfelchen besitzt nur eine geringe Dicke. Die Begrenzung ist unregelmässig; die eine Längskante verläuft fast geradlinig; die gegenüberliegende Kante ist in der Mitte leicht gebrochen, so dass dadurch zwei schwach divergireude Kanten resultiren. Die kurze Kante der einen Seite ist ebenfalls geradlinig, so [786] 64 dass man daran denken könnte, ein adambulakrales Randtäfel- chen vor sich zu haben; die gegenüberliegende Schmalseite zeigt zwei in sehr stumpfem Winkel zusammenstossende Kanten. Die Oberfläche des Täfelchens trägt etwa 20 sehr regel- mässig vertheilte Stachelwarzen, von denen die grössten (4 — 5) einen durchbohrten Warzenkopf zeigen. Der Warzenkopf sitzt in einer ringförmigen Vertiefung, um welche sich der Warzen- hals in einem mässig erhöhten Wall erhebt. Am Grunde ver- flacht sich der Warzenhals und fällt in je nach der Grösse der Warzen mehr oder weniger deutlich entwickeltem Abfall zur Tafeloberfläche ab. Die Zwischenräume der Warzen sind fein gerunzelt. Aus der Gestalt dieses Täfelchens kann auf eine vorhandene, stark entwickelte Imbrikation des Panzers geschlossen werden; da letztere nach Analogie der übrigen Perischoechiniden auf dem Interambulakrum wohl periproctwärts verläuft, so wurde die Orientirung des Täfelchens auch so vorgenommen , dass der stärker abfallende Theil des Täfelchens nach unten, aber die stumpfwinkelig nach oben verlaufende, wohl übergreifende Kante nach oben gerichtet ist. Interambulakraltäfelchen von diesem Typus fanden sich als grosse Seltenheit im unteren Aufschluss des Hunsrückenwaldes. 65 [787] • Der Charakter der Echiniden-Fauna. Der Gegensatz der vorliegenden Echiniden-Fauna aus der „schieferigen Kohlenkalk-Facies“ des Ober-EIsass von der Echi- niden-Fauna, welche aus den Verbreitungsgebieten der reinen Kohlenkalk-Facies bekannt ist, ist nicht so erheblich, wie der Gegensatz, in welchem die Brachiopoden- und Lamellibranchiaten- Faunen beider Facies stehen. Abgesehen davon, dass, wie oben bereits hervorgehoben worden ist, die Echiniden-Faunen der europäischen Untercarbon- Ablagerungen nur wenig bekannt sind, und deshalb weitgehende Schlussfolgerungen verfrüht erscheinen können, ist das massen- hafte Vorkommen der . Palechiniden überhaupt in allen Ver- breitungsgebieten an eine ganz bestimmte Facies gebunden. Im Gebiete des Kohlenkalkes finden sie sich in den mergeligen Schichten des Tournay-Horizontes besonders zahlreich, oder aber sie sind in mergeligen Zwischenschichten der höheren Kalk- horizonte angehäuft, ohne dass sie dabei aber den reinen Kalken vollständig fehlen; im Gebiete der schiefrigen Entwicklung des Kohlenkalkes trifft man sie dagegen in den kalkreichen Horizonten besonders zahlreich an; demnach scheinen die Verhältnisse, unter denen kalkige Schichten mit ziemlich reichem, thonigem oder überhaupt klastischem Zusatz entstanden sind, dem Bestehen der Palechiniden am vortheilhaftesten gewesen zu sein. Die mergelig-thonigen Echiniden-Schichten des Kohlenkalkes und die kalkreichen Schichten der Schiefer-Facies stellen eine einander nicht unähnliche Gesteinsfacies dar, so dass ein grosser faunistischer Unterschied nicht zu erwarten ist. [788] 66 Wie keine der anderen Fossilien, beweisen die Echiniden einen engen Zusammenhang des Untercarbonmeeres, welches sich über Centralfrankreich und das Ober-Elsass ausdehnte mit dem Meere, aus dem der Kohlenkalk der nördlichen und nord- westlichen Gebiete abgesetzt wurde. Andererseits wird durch die Echinodermen-Formen dieser Gebiete und der Culm-Ablageruugen aber auch ein sehr scharfer Gegensatz der Fauna dieser Ablagerungen und des Culm ange- zeigt, Im Culm sind Palechiniden bisher unbekannt; die ver- breitetste Echinodermenform des Culms, Lophocrinus speciosus V. Mey. ist im Kohlenkalk nicht beobachtet worden. Am östlichen Rossbergmassiv in den Südvogesen wurden die in folgender Tabelle aufgeführten Echiniden-Arten gefunden und in dieser Abhandlung eingehend beschrieben. Die kleinere oder grössere Anzahl der Kreuze drückt die geringere oder grössere Häufigkeit der einzelnen Formen an den verschiedenen Fund- punkteii aus. Pütig. Hunsrücken. I. Palechims Lacazei Jcl -h -1- -t- 2. Rhoechinus elegans M’Coy sp -1- -1- (?) 3. Pholidocidaris tenuis nov. sp — -h -1- 4. Archaeocidaris ürii Flem, sp -P 5. — We7'vekei nov, sp — -H -+- -f- 6. Leptechinus gracilis nov, sp — -1- Aus dieser Aufzählung geht hervor, dass im oberelsässischen Untercarbon vor Allem Palechiniden und Archaeocidariden auf- treten. Es entspricht dies im Allgemeinen den faunistischen Verhältnissen des Kohlenkalkes; ein Unterschied von diesem ist nur im Auftreten der einzelnen Arten erkennbar. Die Palechiniden sind im Untercarbon des östlichen Ross- 67 [789] berges durch Palechinus Lacazei Jul. und RhoecMnus elegans M’Coy sp. vertreten ; ausserdem finden sich eine grosse Anzahl isolirter Täfelchen, bezüglich deren Zugehörigkeit sich vorläufig nichts Näheres sagen lässt, welche aber aller Wahrscheinlichkeit nach grösstentheils einer der beiden sicher bestimmten Arten angehören. Die im Kohlenkalk verbreiteten Arten Palechinus gigas, sphaericus und ellipticus scheinen im Ober-Elsass zu fehlen, ebenso Rhoechinus irregularis ; dagegen findet sich Palechinus Lacazei nur noch im Untercarbon des centralen Frankreichs. Dort fehlen mit Ausnahme des Palechinus gigas aber ebenfalls die eben erwähnten Kohlenkalk -Arten. Diese verschiedene Vertheilung der Palechiniden-Species in Irland und Grossbritannien einerseits und im Ober-Elsass und im centralen Frankreich andererseits dürfte wohl zum Theil auf die ver- schiedenen Facies zurückzuführen sein. Die Archaeocidaridae sind vertreten durch Pholidocidaris tenuis nov. sp., Archaeocidaris ürii Flem. sp. und Ärchaeo- cidaris Wervehei nov. sp. Die Gattung Pholidocidaris ist seither in Europa nur von dem französischen Centralplateau bekannt geworden. Die grosse Aehnlichkeit der üntercarbon- Gesteine des Centralplateaus und der Südvogesen lässt ver- muthen, dass die Gattung vorzugsweise dort auftritt, wo das Untercarbon in der schiefrigen Facies des Kohleukalkes ent- wickelt ist. Archaeocidaris TJrii ist dagegen sowohl in der schiefrigen Facies des Ober-Elsass und Central -Frankreichs als auch aus dem reinen Kohlenkalk Belgiens und Grossbritanniens bekannt. Die durch ihre winzige Grösse ausgezeichnete Art Archaeocidaris Wervehei ist aber bisher nur in den Aufschlüssen des Hunsrückenwaldes gefunden worden, wo sich ihre Interam- bulakraltäfelchen allerdings massenhaft sammeln lassen. Als eine besondere Eigenthümlichkeit der Echiniden-Fauna des oberelsässischen Untercarbon muss das Auftreten der Gattung [790] 68 Leptechinus nov. gen. angesehen werden. Diese Gattung ist den Lepidocentridae einzureihen , welche im Untercarbon bisher aus Europa überhaupt nicht nachgewiesen worden sind. Bei der dünnen Beschaffenheit der Interambulakraltäfelchen scheint Leptechinus gracilis nov. sp. ebenso wie die PhoUdocidaris-Arten vornehmlich an die schieferige Facies des Kohlenkalkes gebunden zu sein. Im nordamerikanischen Untercarbon finden sich ausser Gattungen, welche den Familien der Lepidocentridae, Palechi- nidae und Archaeocidaridae angehören noch solche, welche den Lepidesthidae und Hypoechinidae angehören. Von diesen ist in Europa bisher im Untercarbon keine Spur entdeckt worden. Die Echiniden-Fauna des Untercarbon des östlichen Ross- bergmassives kann kurz folgendermassen charakterisirt werden: Die Fauna enthält vor Allem die Echiniden-Typen, welche sich im grossbritannisch-irischen Kohlenkalk fast allein finden, nämlich die Gattungen: Palechinus, Bhoechinus und Archaeocidaris , wenn auch zum Theil in anderen Arten. Ausser diesen Formen kommen aber nicht selten dünnwandige, stark imbricirende Echi- nidentypen der Gattungen Pholidocidaris und Lepie- chinus vor, welche dem echten Kohlenkalk fehlen. Die Echiniden-Fauna des oberelsässischen Untercarbon zeigt demnach ähnlich, wie die Brachiopoden- und La- mellibranchiaten-Faunen dieser Ablagerung bestimmte Unterschiede von der Fauna des reinen Kohlenkalkes — Unterschiede, welche wohl durch die Eigenthüm- lichkeit der schiefrigen Facies des Kohlenkalkes im Ober-Elsass zum Theil zu erklären sind, welche sich jedenfalls im centralen Frankreich, einem Gebiete mit ähnlich entwickeltem Untercarbon, in übereinstimmen- der Weise erkennen lassen. 69 [791] Die als Anhang an die Beschreibung der im oberelsässischen Untercarbon auftretenden Archaeocidariden behandelte Archaeoci- daris aus dem Obercarbon von Pontafel, aus den karnischen Alpen, schliesst sich so eng an Archaeocidaris rossica aus dem russischen Obercarbon von Mjatschkowa an, dass sie von dieser Form specifisch nicht zu trennen ist. Sie gehört damit einer Formenreihe der Gattung Archaeocidaris an, welche in Europa bisher nur im Obercarbon bekannt ist, während die Formenreihe der Archaeocidaris TJrii in unserem Continent bisher nur im Untercarbon gefunden ist. % • 'M •* ■ * ^^-9 P,. ÄÄ^ ,i -...S' »V Jv V " •*< 4 p’^^i4Ö iihfy ^ . i^/i; i^stf# ’ .1 j * *^i •t%s^‘J^d- '' ^ ^ ' **■ ^■•’*.^'^ ^ **'- • '■’ V '^V' ' ♦ -i‘ Ä >'i' t‘ • ^ I ;nv;T;. v' . i ,7v -'fqiB • /f^ **^* Viv»*j' . ■ 'i *',^'’1^^‘|'^4 - ,„. •?'! ' ■ “'»«*<¥Ä> V ^7, ■ ^ ■ -.• ^ A>. 4 ^ . 4 Jgjjt-UBTOgy . •*• 'Y- ^<^i, ;!. “ ■'•;v<^f ■ :7 .4^-^ r^ V; V. i ’ l-t'X ■“'*.'WJ •" W ' .^ ■ V . . yjf‘ Ä .: -! . ' - ■.*1 *A • >;i' ■'. ‘-Hi 71 [793] Inhalts verzeichniss. Seite Einleitung 1 [723] Benutzte Literatur 3 [725] Eintheilung der Palechiniden 7 [729] 1. Familie Melonitidae Zitt 13 [735] Palechinus (Scotjler) M’Goy 13 [735] » Lacazei Julien 20 [742] Rhoechinus Keeping , 32 [754] » elegans M’Goy sp 35 [757] Isolierte Tafelchen von Melonitiden 41 [763] 2. Familie Archaeocidaridae M’Goy 42 [764] Pholidocidaris Meek und Worthen 43 [765] » tenuis nov. sp 45 [767] Archaeocidaris M’Goy 47 [769] I) Urii Flem. sp 53 [775] » rossica M. V. K. nov. var. Schellwieni. 59 [781] 3. Familie Lepidocentridae 61 [783] Leptechinus gracilis nov. gen. nov. sp 63 [785] Der Gharakter der Echiniden-Fauna 65 [787] [796] 74 Erklärung zu Tafel XX. Fig. 1. Palechinus Lacazei Julien vom Hunsrücken, Hohldruck, z. Th. Corona von der Innenseite. Seite 20 [742]. Fig. 2. Dasselbe Exemplar. Oberfläche der Corona. Fig. 3. Vergrösserte Parthie einer Ambulakralregion vom oberen Ende der Corona. Seite 22 [744]. Fig. 4. Vergrösserte Parthie einer Ambulakralregion vom unteren Ende der Corona. Seite 22 [744]. a, c, e = Interambulakralregionen, b, d, f = Ambulakralregionen, X = 'Päfelchen der medianen Reihen des Ambulakrums. y = Täfelchen der äusseren Reihen des Ambulakrums. Fig. 5. Leptechinus gracilis nov. gen. nov. sp. vom Hunsrücken. Seite 63 [785]. Fig. 6. Palechinus sp. vom Hunsrücken. Seite 41 [763]. Fig. 7. Interambulakraltäfelchen eines Melonitiden vom Huns- rücken. Seite 41 [763]. Fig. 8. Interambulakraltäfelchen von Rhoechinus (?) vom Huns- rücken. Seite 41 [763]. Fig. 9. Interambulakraltäfelchen von Palechinus Lacazei Julien vom Hunsrücken. Seite 28 [750]. Fig. 10. Rhoechinus elegans M’Coy sp. von der Pütig. S. 35 [757]. P’ig. 11. Dasselbe Exemplar in doppelter Vergrösserung. a, c, e = Interambulakralregionen, b, d = Ambulakralregionen. Die Originale befinden sich, mit Ausnahme des im Besitz des Herrn Mieg in Mülhausen befindlichen Rhoechinus elegans, in der Sammlung der geologischen Landesanstalt von Elsass-Loth- ringen. Abh. z. Geol. Spezialk. v. Els.-Lothr. Bd. V. Taf. XX. Tornquist, Untercarbon, Scharfenbei-ger del. Lichtdruck J. Kraemer, Hofphotogr., Kehl. .'»fl r.-v ,v; -‘fTW- > ■*^’'- /■-^i i’m if>' * ' 4-^ > - I y^feiV{^rf]®Vv i»yi- .. 1»! ‘'^JW^%^.•..^.;. f;v,'v. „ i-’.. \Vq f'i> »^n'j »(rJ t,'~* Iw - •• ÄT' t'ftv Ml h*-. ‘^iö« m .y' '.t' • ^S-..--.v.,V -. - * -•. w-d -1»1 fl t'^or -5^ >i. -iaS -/'i, Itl *i* >'- ^ P?,'^\' i'Ä'"'^-" ^ ifj#;.^/ ' ?|S ■ ■ /i.:»i;:''iV.’''h' ■ 1^- •/;; .. , , .•- ;- .^ [798] 76 Erklärung zu Tafel XXL Fig. 1. Reconstruction eines Palechinus Lacazei Jdlien nach dem auf Tafel XX abgebildeten Exemplar. Seite 20 [742]. Fig. 2. Scheitelschild von PaZecÄfnusspAamcwsM’ Co Y nachDuNCAN. Seite 15 [737]. Fig. 3. Ein anderes Scheitelschild eines Palechinus spkaericus. Seite 16 [738]. Fig. 4. Archaeocidaris Wervekei nov. sp. Reconstruction nach den auf Tafel XXII abgebildeten Fragmenten. Seite 56 [778]. Fig. 5. Peristomale-Feld von Archaeocidaris Wortheni Hall nach Jackson. Seite 48 [770]. Fig. 6. Rhoechinus elegans M’Coy sp. Reconstruction nach dem auf Tafel XX abgebildeten Exemplar. Seite 35 [757]. Fig. 7. Scheitelschild von Rhoechinus elegans nach Baily. Seite 14 [736]. Fig. 8, 9. Pholidocidaris tenuis nov. sp. vom Hunsrücken. Seite 45 [767]. Das Original zu Fig. 9 befindet sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt von Elsass-Lothringen. Abh. z. Geol. Spezialk, v. Els.-Lothr. Bd. V. Taf. XXL Tornquist, Unter carboii. Schaifenberger dcl. Lichtdruck J. Kraemer, Hofphotogr., Kehl. ■t [800] 78 Erklärung zu Tafel XXII. Fig. 1, 2, 3, 9, 10. Archaeocidaris Wervekei nov. sp. vom Huns- rücken. Seite 56 [778]. Fig. 4, 5, 6, 7, 11. Archaeocidaris Urii Flem. sp. vom Huns- rücken. Seite 53 [775]. Fig. 8. Pholidocidaris tenuis nov. sp. vom Hunsrücken. Seite 45 [767]. Fig. 12. Archaeocidaris rossica M. V. K. sp., nov. var. Schellwieni aus dem Fusulinenkalk des Auernig in den Karnischen Alpen. Die Originale, mit Ausnahme der im Besitz des Herrn Dr. ScBELLWiEN in Königsberg gehörigen Archaeocidaris rossica var. Schellwieni, befinden sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt von Elsass-Lothringen. ■Abh. z. Geol. Spezialk. v. E/s.-Lothr. Bd. V. Taf. XXII. Tornquist, Untercarhon. Sdiarfcnberger del. Lichtdruck J. Kraemer, Hofphotogr., Kehl. V - ■ Berichtigungen und Nachtrag.') Zu Tafel XIV. In Folge eines Versehens entspricht die Numerirung einiger Abbildungen auf Tafel XIV nicht der in Tafelerklärung und Text angewandten. Es sind auf dieser Tafel zu verändern: 16 in la; la in 16; Ic in 6; 5a in 8; 6 in 9; 8 in 14; 9 in 12; 12 in 15; 14 in 16. Zu Tafel XV. Der Tafel erklärung zu dieser Tafel ist hinzuzufügen: Fig. 15. Camarophoria crumena Mart, sp, vai'. nov. alsatica vom Hohlweg unterhalb der Ferme Pütig. Natürliche Grösse. Venti-alklappe. ') Als Ersatz für die dem 4. Hefte beigefügten Berichtigungen. ABHANDLUNGEN ZUR GEOLOGISCHEN SPECIALKARTE VON RLSASS-LOTH RINGEN. Band V. — Heft I. MIT VIER LITHOGRAPHIERTEN TAFELN. STRASSBURG, STIiASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schultz & C‘«. 1892. Verlag der Strassburger Druckerei u. Verlagsanstalt, Strassburg i. E. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Elsass- Lothringeii, gr. 8. 1875—1891. Band I. Heft I. Einleitende Bemerkungen Uber die neue geologische Landes-Auf- nalime von Elsass-Lothringen. — Yerzeichniss der mineralogischen iiud geologischen Litteratur, zusammengestellt von E. W. Benecke und H. lloSENnuscH. 1875. XXVI u, 77 S. JU 3.25 Heft 11. Die Steiger Schiefer und ihre Contactzone an den Graiiititen von Barr-Andlau und Holnvald von II. Bosenbusch. Mit einer geologischen Kartenskizze und 2 lithographischen Tafeln. 1877. 111 u. 315 S. uSE 12. 4U Heft 111. Das Gneiss-Gebiet von Markirch im Ober-Elsass von B. Groth. Mil einer geologischen Kartenskizze. 1877. 95 S. Jk 5. — Heft IV. lieber die Trias in Elsass-Lothringen und Luxemburg von E. W. Be- necke. Mit 2 geologischen Kartenskizzen und 7 lilhographischen Tafeln. 1877. 339 S. und 8 Blatt Erläuterungen. JL 16.80 Ergänzungsheft zu Band I. Geologische und mineralogische Litteratur Ober Elsass-Lothringen. — Nachtrag zu Bd. I. H. I und Fortsetzung bis ein- schliesslich 1886 von Dr. E. Schüm.vcher, 1887, VI u. 73 Seiten. M. 3. — Band 11. Heft 1. Der untere Dogger Deutsch-Lothringens von Dr. W. Br.vnco. Mit Atlas. 1879. VI u. 160 S. mit 10 lithogr. Tafeln. Ji 6.— Heft II. Die Brachiopoden der .luraformation von Elsass-Lothringen. Mit Atlas. Von 11. ll.\AS u. C. l’ETiu. XIV u. 320 S. mit 18 lithogr. Tafeln. Jk 12.80 Heft 111. Ein Beitrag zur Kcnutiiiss des Elsässer Tertiärs von Dr. A. A.ndre.ae. Mit Atlas. 188i. VII u. 331 S. mit 12 lithogr. Tafeln u. 2 Kartenskizzen. o(L 10.60 Band III. Heft I. Geognostisch-petrographische Beschreibung des Grauwacken- gebieles von Weiler bei Weissenburg von G. Linck. Mit einer Kartenskizze und l’rofllen. — Beitrag zur Kenntniss des Culm in den südlichen Vogesen von G. Meyer. Mit einer Kartenskizze und l’rolilen. 102 S. -M 5. — Heft II. Beitrag zur Kenntniss der Labradorporphyre der Vogesen von Dr. A. OsAN. Mil einer Tafel in Lichtdruck und 2 Zinkographien. 1887. 48 Seiten. 3. — Heft 111. Das obere Weilerlhal ..und das zunächst angrenzende Gebirge von E. Cohen. Mit einer geol. Karte. 1889. 136 Seiten. M 6. — Heft IV. Die Selachier aus' [dem oberen Muschelkalk Lothringens. Von Dr. 0. Jaekel. Mit 4 Tafeln in Lichtdruck. 1889. ^ 1. — Heft‘V.[Die Insekten des plattigen Steimnergels von Brunstalt von B. Förster. Mit 6 Tafeln in Lichtdruck. 1891. ll. — Band IV. Heft'.I. Die Foraminiferenfauna der Zone des Stcphanoceras llumphrie- sianum im Dnter-Elsass von W. Deecke. 68 S. Mit 2 Tafeln. .4! 3. — Heft II. Der Diluvialsand von Ilangenbieteu im Dnter-Elsass, seine geologi- schen und palaeoiitologischeii Verhältnisse und Vergleich seiner Fauna mit der recenten Fauna des Eisass von Dr. A. Andheae. Mit 2 photo- graphischen Tafeln, einem 1‘rofil und 5 Zinkograplnen. 91 S. *4t 5. — Heft III. Die Glossophorcn des Terrain ä Chailles der Flirt von Dr. A. Andreae. Mit einer photographischen Tafel und 5 Zinkographien. 45 S. ^ 3. — Heft IV. Die Fauna der Bathonien im oberrheinischen Ticllande von A. 0. Schlippe. Mit 8 Tafeln in Lichtdruck und 9 Zinkographien. 270 S. 12.— Heft V. Die Korallen des Doggers von Elsass-Lothringen von G. Meyer. .Mit 6 lithogr. Tafeln. 4 i S. i.— ABHANDLUNGEN ZUR GEOLOGISCHEN SPECIALKÄBTE VON n. S A S S - L 0 T II R I N G E N . ßaticl V. — Heft II. STRäSSBÜRG, STRASSBURGEK DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. ScnuiiTz & C'®. I Verlag der Strassburger Druckerei u. Verlagsanstalt, Strassburg i. E. Abhandlniigen zur geologischen Specialkarte von Elsass- Lotliringen, gr. 8. 1875—1892. Band I. Heft I. Einleitende Bemerkungen über die neue gcologisclie Landes-Äuf- nalime von Elsass-Lothringen. — Yerzeichniss der niineralogisclien und geologischen Litteratur, zusaininengestclit von E. W. Benecke und H. Rosenbusch. 1875. XXVI u. 77 S. M 3.25 Heft 11. Die Steiger Schiefer und ilire Contactzone an den Granititen von Barr-Andlau und Hohwald von H. Bose.ndusch. Mit einer geologischen Kartenskizze und 2 lithographischen Tafeln. 1877. 111 u. 315 S. JL 12.40 Heft 111. Das Gneiss-Gebiet von Markirch im Ober-Elsass von P. Guoth. Mit einer geologischen Kartenskizze. 1877. 95 S. 5.— Heft IV. lieber die Trias in Elsass-Lothringen und Lu.xemburg von E. \V. Be- necke. Mit 2 geologischen Kartenskizzen und 7 lilhograpbischen Tafeln. 1877. 339 S. und 8 Blatt Erläuterungen. 10.80 Ergänznngsheft zu Band 1. Geologische und mineralogische Litteratur über Elsass-Lothringen. — Nachtrag zu Bd. 1. U. I und Fortsetzung bis ein- schliesslich 1880 von Dr. E. Schumacher, 1887, VI u. 73 Seiten. Jk 3. — Band II. Heft I. Der untere Dogger Deutsch-Lothringens von Dr. \V. Branco. Mit Atlas. 1879. VI u. 100 S. mit 10 lithogr. Tafeln. Jk 0. — Heft II. Die Brachiopoden der Juraformation von Elsass-Lothringen. Mit Atlas. Von 11. Haas u. C. Petri. XIV u. 320 S. mit 18 lithogr. Tafeln. o4i 12.80 Heft 111. Ein Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs von Dr. A. Andreae. Mit Atlas. 1884. VH u. 331 S. mit 12 lithogr. Tafeln u. 2 Kartenskizzen. JL tO.GO Rand 111. Heft I. Geognostisch-petrographische Beschreibung des Grauwacken- gehietes von Weiler bei Weissenburg von G. Linck. Mit einer Kartenskizze und Profilen. — Beitrag zur Kenntniss des Culm in den südlichen Vogesen von G. Meyer. Mit einer Kartenskizze und Profilen. 102 S. 5. — Heft II. Beitrag zur Kenntniss der Labradorporphyre der Vogesen von Dr. A. OsAN. Mil einer Tafel in Lichtdruck und 2 Zinkographien. 1887. 48 Seiten. ' 3. — Heft III. Das obere Weilerthal und das zunächst angrenzende Gebirge von E. Cohen. Mit einer geol. Karte. 1889. 136 Seiten. C. — Heft IV. Die Selachier aus dem oberen Muschelkalk Lothringens. Von Dr. 0. Jaekel. Mit 4 Tafeln in Lichtdruck. 1889. 4. — Heft V. Die Insekten des plattigen Steinmergels von Brunstatt von B. Förster. Mit 6 Tafeln in Lichtdruck. 1891. MW. — Band IV. Heft 1. Die Foraminiferenfauna der Zone des Stephanoceras Humphrie- sianiim im Ünter-Elsass von W. Deegke. 68 S. Mit 2 Tafeln. M 3. — ■ Heft II. Der Diluvialsand von Hangenbieten im Unter-Elsass, seine geologi- schen und palaeontologischen Verhältnisse und Vergleich seiner Fauna mit der recenten Fauna des Eisass von Dr. A. Andreae. Mit 2 photo- graphischen Tafeln, einem Profil und 5 Zinkographien. 9f S. M 5. — Heft III. Die Glossophoren des Terrain ä Chailles der Pfirt von Dr. A. Andreae. Mit einer photographischen Tafel und 5 Zinkographien. 45 S. M 3. — Heft IV. Die Fauna der Bathonien im oberrheinischen Tiellande von A. 0. Schlippe. Mit 8 Tafeln in Lichtdruck und 9 Zinkographien. 270 S. M 12.— Heft V. Die Korallen des Doggers von Elsass-Lothringen von G. Meyer. Mit 6 lithogr. Tafeln. 4 4 S. i-— Band V. Heft I. Mittheilungeu über den Kalkspalh von Elsass-Lothringen von F. Stüber. Mit 4 lithographirten Tafeln. 62 S. M 4. — ABHANDLUNGEN ZUR GEOLOGISCHEN SPEGIÄLKARTE VON ELSASS- LOTHRINGEN. Band V. — Hoft III. MIT NEUN TAFELN IN LICHTDRUCK. STRASSBURG, STRASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schdi.tz & C‘®. 1895. Verlag der Strassburger Druckerei u. Verlagsanstalt, Strassburg i. E, Abliandlungen zur geologischen Specialkarte von Eisass- Lothringen, gr. 8. 1875—1892. Band I. Heft I. Einleitende Bemerkungen Uber die neue geologische Landes-Auf- nahme von Elsass-Lothriiigcn. — Verzeichniss der mineralogischen und geologischen hitteratur, ziisammengestellt von E. W Benecke und H. Rosendusch, 1875. XXVI u. 77 S. uZ 3.25 Heft II Die Steiger Schiefer und ihre Contactzone au den Granititen von Barr-Andlau und Hohwald von H. Rosenbusch. Mit einer geologischen Kartenskizze und 2 lithographischen Tafeln. 1877. III u. 315 S. JL 12.40 Heft III. Das Gneiss-Gebiet von Markirch im Ober-EIsass von R. Ghoth. Mit einer geologischen Kartenskizze. 1877. 95 S. Jt 5. — Heft IV. lieber die Trias in EIsass-Lolhringcn und Luxemburg von E. W. Be- necke. Mit 2 geologischen Kartenskizzen und 7 lilhographi.schcn Tafeln. 1877. 339 S. und 8 Blatt Erläuterungen. JL 16.80 Ergänzungsheft zu Band I. Geologische und mineralogische Litteratur Uber Elsass-Lothringen. — Nachtrag zu Bd. I. H. I und Fortsetzung bis ein- schliesslich 1886 von Dr. E. Schumacher, 1887, VI u. 73 Seiten. 3.— Band 11. Heft I. Der untere Dogger Deutsch-Lothringens von Dr. \V. Branco. Mit Atlas. 1879. VI u. 160 S. mit 10 lithogr. Tafeln. 6.— Heft II. Die Brachiopoden der Juraformation von Elsass-Lothringen. Mit Atlas. Von H. Haas u. G. Petri. XIV u. 320 S. mit 18 lithogr. Tafeln. M. 12.80 Heft 111. Ein Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs von Dr. A. Andreae. Mit Atlas. 1884. VII u. 331 S. mit 12 lithogr. Tafeln u. 2 Kartenskizzen. JL 10.60 Band III. Heft I. Geognostisch-petrographische Beschreibung des Grauwacken- gebietes von Weiler bei Weissenburg von G. Linck. Mit einer Kartenskizze und Profilen. — Beitrag zur Kenntniss des Gulm in den südlichen Vogesen von G. Meyer. Mit einer Kartenskizze und Profilen. 102 S. Jt 5. — llef't II. Beitrag zur Kenntniss der Labradorporphyre der Vogesen von Dr. A. Osan. Mit einer Tafel in Lichtdruck und 2 Zinkographien. 1887. 48 Seiten. 3. — Heft III. Das obere Weilerthal und das zunächst angrenzende Gebirge von E. Gohen. Mit .piner geol. Karte. 1889. 1.36 Seiten. Jl 6. — Heft IV. Die Selachier aus dem oberen Muschelkalk Lothringens. Von Dr. 0, Jaekel. Mit 4 Tafeln in Lichtdruck. 1889. M. 4. — Heft V. Die Insekten des plattigen Steinniergels von Brunstatt von B. Förster. Mit 6 Tafeln in Lichtdruck. 1891. II. — Band IV. Heft I. Die Foramiuiferenfauna der Zone des Stephauoceras Humphrie- sianum im Unter-Elsass von W. Deecke. 68 S. Mit 2 Tafeln. 3. — Heft II. Der Diluvialsand von Hangenbieteu im Ünter-Elsass, seine geologi- schen und palaeontologischen Verhältnisse und Vergleich seiner Fauna mit der recenten Fauna des Eisass von Dr. A. Andreae. Mit 2 pholo- graphischen Tafeln, einem Profil und 5 Zinkographien. 91 S. Jt, 5.— Heft III. Die Glossophoren des Terrain ä Ghailles der Pfirt von Dr. A. Andreae. Mit einer photographischen Tafel und 5 Zinkographien. 45 S. M 3. — Heft IV. Die Fauna der Bathonien im oberrheinischen Tiellande von A. 0. Schlh'Pe. Mit 8 Tafeln in Lichtdruck und 9 Zinkographien. 270 S. M 12.— Heft V. Die Korallen des Doggers von Elsass-Lothringen von G. Meyer. Mit 6 lithogr. Tafeln. 44 S. 'i. — Baud V. Heft 1. Mittheilungen über den Kalkspalh von Elsass-Lothringen von F. Stüber. Mit 4 lithographirten Tafeln. 62 S. 4. — Heft II. Die obere Abtheilung des unteren Lias in Deutsch-Lothringen. Von J. A. Stüber. 107 S. 4. — ABHANDLUNGEN ZUR GEOLOGISCHEN SPECIÄLKARTE VON ELSA SS- LOTHRINGEN. 13ana V. — Heft I\ . MIT DREI LICHTDRUCK-TAFELN. STRASSBURI}, S'rUASSBURGEU DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Scholtz & C*®. 1895. Verlag der Strassburger Druckerei u. Verlagsanstalt, Strassburg i. E. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Elsass- Lothringeii, gr. 8. 1875—1892. Band I. HeU I. Einleitende J5enicrkungen‘ über die neue geologische Landes-Auf- nahme von Elsass-Lothringen. — Verzeichniss der mineralogischen und geologischen Litteratur, zusammengestellt von E. W. Bexecke und H. Rosexbüsch. 1875. XXVI u. 77 S. Ji 3.25 HeU 11. Die Steiger Schiefer und ihre Contactzone an den Granititen von Barr-Andlau und Hohwald von H. Rose.nbusch. Mit einer geologischen Kartenskizze und 2 lithographischen Tafeln. 1877. 111 u. 315 S. Jk 12. 40 lieft III. Das Gneiss-Gebiet von Markirch im Ober-Elsass von P. Groth. Mit einer geologischen Kartenskizze. 1877. 95 S. -M. 5.— Heft IV. üeber die Trias in Elsass-Lothringen und Lu.\emburg von E. ^Y. Be- NECKE. Mit 2 geologischen Kartenskizzen und 7 lithographischen Tafeln. 1877. 339 S. und 8 Blatt Erläuterungen. Jk 16.80 Ergänzungsheft zu Band 1. Geologische und mineralogische Litteratur über Elsass-Lothringen. — Nachtrag zu Bd. I. H. I und Fortsetzung bis ein- schliesslich 1886 von Dr. E. Schcmacher, 1887, VI u. 73 Seiten. uK 3.— Band 11. Heft I. Der untere Dogger Deutsch-Lothringens von Dr. W. Braxco/ Mit Atlas. 1879. VI u. 160 S. mit 10 lithogr. Tafeln. 6.— Heft II. Die Brachiopoden der Juraformation von Elsass-Lothringen. Mit Atlas. Von H. Haas u. C. Petri. XIV u. 320 S. mit 18 lith(%r. Tafeln. Jk 12.80 Heft III. Ein Beitrag zur Kenntuiss des Elsässer Tertiärs von Dr. A. A.vdreae. Mit Atlas. 1884. VII u. 331 S. mit 12 lithogr. Tafeln u. 2 Kartenskizzen. JL 10.60 Hand HI. Heft I. Geognostisch-petrographische Beschreibung des Grauwacken- gebietes von Weiler bei Weisseuburg von G. Lixck. Mit einer Kartenskizze und Profllen. — Beitrag zur Kenntniss des CuLm in den südlichen Vogesen von G. Meyer. Mit einer Kartenskizze und Profilen. 102 S. Jk 5. — Heft H. Beitrag zur Kenntniss der Labradorporpliyre der Vogesen von Dr. A. OsAN. Mil einer Tafel in Lichtdruck und 2 Zinkographien. 1887. 48 Seiten. 3. — Heft III. Das obere Weilerthal und das zunächst angrenzende Gebirge von E. CoHE.N. Mit einer geol. Karte. 1889. 136 Seiten. M 6. — Heft IV. Die Selacbier aus dem oberen Muschelkalk Lothringens. Von Dr. 0. Ja EKEL. Mit 4 Tafeln in Lichtdruck. 1889. -A 4. — Heft V. Die Insekten des plattigen Steinmergels von Brunstatt von B. Förster. Mit G Tafeln in Lichtdruck. 1891. ..Ä 11.— Band IV. Heft I. Die Foraminiferenfauna der Zone des Stephauoceras Humphrie- sianum im Ünter-Elsass von W. Deecke. 68 S. Mit 2 Tafeln. Jk 3. — Heft II. Der Dilnrialsand von Hangenbieten im Ünter-Elsass, seine geologi- schen und palaeontologischen Verhältnisse und Vergleich seiner Fauna mit der rccenten Fauna des Eisass von Dr. A. A.ndreae. Mit 2 photo- graphischen Tafeln, einem Profil und 5 Zinkographien. 91 S. Jk 5.— Heft III. Die Glossophoreu des Terrain ä Chailles der Pßrt von Dr. A. Axdreae. Mit einer photographischen Tafel und 5 Zinkographien. 45 S. Jk 3. — Heft IV. Die Fauna der Bathonien im oberrheinischen Tieflande von A. D. Schlippe. iMit 8 Tafeln in Lichtdruck und 9 Zinkographien. 270 S. Jk 12.— Heft V. Die Korallen des Doggers von Elsass-Lothringen von G. Meyer. Mit 6 lithogr. Tafeln. 44 S. Jk 4. — Band V. Heft I. Mittheilungen über den Kalkspath von Elsass-Lothringen von F. Stöber. .Mit 4 lithographirten Tafeln. 62 S. Jk 4. — Heft 11. Die obere Abtheilung des unteren Lias in Deutsch-Lolhringen. Von J. A. Stüber. 107 S. Jk 4. — Heft III. Die Oligocänllora der Umgegend von Mülhausen i. E. Von Dr. C. Lakowitz. Mit 9 Tafeln in Lichtdruck. Ji 9.— ABHANDLUNGEN ZUR GEOLOGISCHEN SPECIALKARTE VON ELSASS- LOTHRINGEN. Band V. — Heft V. MIT DREI LICIITDRÜCK-TAFELN DND EINER TE.KT-FIGÜR. =4* STRASSBÜRG, STRASSBURGER DRUCKEREI UND VERLAG SANSTALT vormals R. Schültz & C‘^ 1896. /Jv'- Verlag der Strassburger Druckerei u. Verlagsanstalt, Strassburg i. E. Abliandlnngen zur geologischen Specialkarte von Eisass- Lothringen, gr. 8. 1876—1892. Band I. Heft I. Einleitende Bemerkungen Uber die neue geologische Landes-Auf- nahme von Elsass-Lothringen. — Verzeichniss der mineralogischen und geologischen Litleratur, zusammengestellt von E. W. Beneoke und H. Rosendusch. 1875. XXVI u. 77 S. ^ 3.25 Heft II. Die Steiger Schiefer und ihre Contactzone an den Granititen von ßarr-Andlau und Hohwald von U. Rosenbusgh. Mit einer geologischen Kartenskizze und 2 lithographischen Tafeln. 1877. 111 u. 315 S. uH 12.40 Heft III. Das Gneiss-Gebiet von Markirch im Obcr-Elsass von P. Ghoth. Mit einer geologischen Kartenskizze. 1877. 95 S. M 5. — Heft IV. lieber die Trias in Elsass-Lothringen und Luxemburg von E. \V. Bk- NECKE. Mit 2 geologischen Kartenskizzen und 7 lilhographischcn Tafeln. 1877. 339 S. und 8 Blatt Erläuterungen. IC. 80 Ergänzungsheft zu Band I. Geologische und mineralogische Litteratur über Elsass-Lothringen. — Nachtrag zu Bd. I. 11. I und Fortsetzung bis ein- schliesslich 1886 von Dr. E. Schumacher, 1887, VI u. 73 Seiten. 3.— Band II. Heft I. Der untere Dogger Deutsch-Lothringens von Dr. \V. Branco. Mit Atlas. 1879. VI u. IGO S. mit 10 lithogr. Tafeln. Jl C.— lieft 11. Die Brachiopoden der Juraformation von Elsass-Lothringen. Mit Atlas. Von 11. Haas u. G. Petri. XIV u. 320 S. mit 18 lithogr. Tafeln. M 12.80 Heft III. Ein Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs von Dr. A. Andreae. Mit Atlas. 1884. VH u. 331 S. mit 12 lithogr. Tafeln u. 2 Kartenskizzen. JL 10.60 Band 111. Heft I. Geognostisch-petrographische Beschreibung des Grauwacken- gebieies von Weiler bei Weissenburg von G. Linck. Mit einer Kartenskizze und Profilen. — Beitrag zur Kenntniss des Culm in den südlichen Vogesen von G. Meyer. Mit einer Kartenskizze und Profilen. 102 S. JL 5.— Heft II. Beitrag zur Kenntniss der Labradorporphyre der Vogesen von Dr. A. OsAN. Mit einer Tafel in Lichtdruck und 2 Zinkographien. 1887. 48 Seiten. JL 3. — Heft III. Das obere Weilerthal und das zunächst angrenzende Gebirge von E. Cohen. Mit einer geol. Karte. 1889. 136 Seiten. JL 6. — Heft IV. Die Selachier aus dem oberen Muschelkalk Lothringens. Von Dr. 0. Jaekel. Mit 4 Tafeln in Lichtdruck. 1889. JL i. — Heft V. Die Insekten des plattigen Steinmergels von Brunstatt von B. Förster. Mit 6 Tafeln in Lichtdruck. 1891. 11.— Band IV. Heft 1. Die Foraminiferenfauna der Zone des Stephanoceras Humphrie- siauum im Unter-Elsass von W. Deecke. 68 S. Mit 2 Tafeln. JL 3. — Heft II. Der Diluvialsand von Hangenbieten im Unter-Elsass, seine geologi- schen und palaeontologischeu Verhältnisse und Vergleich seiner Fauna mit der recenten Fauna des Eisass von Dr. A. Andreae. Mit 2 photo- graphischen Tafeln, einem Profil und 5 Zinkographien. 91 S. JL 5.— Heft III. Die Glossophoren des Terrain ä Chailles der Pfirt von Dr. A. Andreae. Mit einer photographischen Tafel und 5 Zinkographien. 45 S. JL 3. — Heft IV. Die Fauna der Bathonien im obcrrlieinischeii Tiellande von A. 0. Schuppe. Mit 8 Tafeln in Lichtdruck und 9 Zinkographien. 270 S. JL 12. — Heft V. Die Korallen des Doggers von Elsass-Lothringen von G. Meyer. Mit 6 lithogr. Tafeln. 44 S. 4. — Band V. Heft 1. Miltheilungen über den Kalkspalh von Elsass-Lothringen von F. Stüder. Mit 4 lithographirten Tafeln. 62 S. JL 4. — Heft II. Die obere Abtheilung des unteren Lias in Deutsch-Lothringen. Von J. A. Studer. 107 S. JL 4. — Heft III. Die Oligoeänflora der Umgegend von Mülhausen i. E. Von Dr. C. Lakowitz. Mit 9 Tafeln in Lichtdruck. JL 9.— Heft IV. Das fossilführcndc Untercarbon in den Südvogesen. I. Einleitung, Bra- chiopoden-Fauna. Von Dr. A. Tor.nquist. Mit 3 Taf. in Lichtdr., 156 S. ^ 7. — ABHANDLUNGEN ZUR VON ELSASS-LOTHRINGEN. JBancl V. — Heft VI. • A' MIT DRKl LlCHTimUCK-T.VFKLN. STRASSBURG, STRASSBUßGER DRUCKEREI UND VERLAGSANSTALT vormals R. Schultz & C‘®. 1897. Verlag der Strassburger Druckerei u. Verlagsanstalt/ Strassburg i. E. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Eisass- Lothringen, gr. 8. 1875—1892. Band I. Heft I. Einleitende Bemerkungen über ^lie neue geologische Landes-Auf- nahme von Elsass-Lothringen. — Verzeichniss der mineralogischen und geologischen Litleratur, zusamraengestellt von E. W, Benecke und II. Rose.vdusch. 1875: XXVI u. 77 S. ^ 3.25 Heft 11. Die Steiger Schiefer und ihre Contactzone an den Grauititen von ßarr-Andlau und Hohwald von H. Rosenbusch. Mit einer geologischen Kartenskizze und 2 lithographischen Tafeln. 1877.'111 u. 315 S. JL 12.40 Heft 111. Das Gneiss-Gebiet von Markirch im Ober-Elsass von P. Groth. Mit einer geologischen Kartenskizze. 1877. 95 S. JL 5. — Heft IV. lieber die Trias in Elsass-Lothringen und Luxemburg von E. W. Be- necke. Mit 2 geologischen Kartenskizzen und 7 lithographischen Tafeln. 1877. 339 S. und 8 Blatt Erläuterungen. 16.80 Ergänziingsheft zu Band 1. Geologische und mineralogische Litteratur über Elsass-Lothringen. — Nachtrag zu Bd. I. H. I und Fortsetzung bis ein- schliesslich 1886 von Dr. E. Schumacher, 1887, VI u. 73 Seiten. Jt Z. — Band 11. Heft 1. Der untere Dogger Deutsch-Lothringffens von Dr. W. Branco. Mit Atlas. 1879. VI u. 160 S. mit 10 lithogr. Tafeln. M 6.— Heft II. Die Brachiopoden der Juraformation von Elsass-Lothringen. Mit Atlas. Von H. Haas u. C. Petri. XIV u. 320 S. mit 18 lithogr. Tafeln. 12.80 Heft 111. Ein Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs von Dr. A. Andrbae. Mit Atlas. 1884. VII u. 331 S. mit 12 lithogr. Tafeln u. 2 Kartenskizzen. Ji 10.60 Band III. Heft 1. Geognostisch-petrographische Beschreibung des Grauwacken- gebietes von Weiler bei Weissenburg von G. Linck. Mit einer Kartenskizze und Profilen. — Beitrag zur Kenntniss des Culm in den südlichen Vogesen von G. Meyer. Mit einer Kartenskizze und Profilen. 102 S. ^ 5. — Heft II. Beitrag zur Kenntniss der Labradorporphyre der Vogesen von Dr. A. Osan. Mil einer Tafel in Lichtdruck und 2 Zinkographien. 1887. 48 Seiten. Jt. 3. — Heft III. Das obere Weilerthal und das zunächst angrenzende Gebirge von E. Cohen. Mit einer geol. Karte. 1889. 136 Seiten. 6. — Heft IV. Die Selachier aus dem oberen Muschelkalk Lothringens. Von Dr. 0. Jaekel. Mit 4 Tafeln in Lichtdruck. 1889. JL 4. — Heft V. Die Insekten des plattigen Steinmergels von Brunstatt von B. Förster. Mit 6 Tafeln in Lichtdruck. 1891. uit 11. — Band IV. Heft l.'Die Foraminiferenfauna der Zone des Stephanoceras Humphrie- sianum im Unter-Elsass von W. Deecke. 68 S. Mit 2 Tafeln. Jt 3. — Heft II. Der Diluvialsand von Hangenbieten im Unter-Elsass, seine geologi- schen und palaeontologischeu Verhältnisse und Vergleich seiner Fauna mit der recenten Fauna des Eisass von Dr. A. Andreae. Mit 2 photo- graphischen Tafeln, einem Profil und 5 Zinkographien. 91 S. M 5.— Heft III. Die Glossophoren des Terrain ä Chailles der Pfirt'von Dr. A. Andreae. Mit einer photographischen Tafel und 5 Zinkographien. 45 S. 3. — Heft IV. Die Fauna der Bathonien im oberrheinischen Tiellande von A. 0. Schlippe. Mit 8 Tafeln in Lichtdruck und 9 Zinkographien. 270 S. 12.-^ Heft V. Die Korallen des Doggers von Elsass-Lothringen von G. Meyer. Mil 6 lithogr. Tafeln. 44 S. ^ 4. — Band V. Heft I. Miltheilungen über den Kalkspath von Elsass-Lothringen von F. Stüber. Mit 4 lithographirten Tafeln. 62 S. «.Ä 4. — Heft 11. Die obere Abtheilung des unteren Lias in Deutsch-Lothringen. Von J. A. Sturer. 107 S. Jl 4.— Heft III. Die Oligocänllora der Umgegend von Mülhausen i. E. Von Dr. C. Lakowitz. Mit 9 Tafeln in Lichtdruck. */