/'/ff X.o-y/tU^** Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Nach einem im Frankfurter geographischen Verein 1868 gehaltenen Cyclus von Vorträgen. Von Dr. 0. Semper, Prof. extr. in Würzburg. o/ffliL/a Würzburg. A, Stuber's Buchhandlung. 1869. Vi .''1 ^ Recht der Uebersetzung vorbehalten. 1 *■ ^/3(^h25ll Meinem lieben Schwager IWEoidtz Herniiaim in Manila dem thätigen Beförderer meiner wissenschaftlichen Bestrebungen widme ich diese Blätter dankbarer Freundschaft. Mein lieber Moritz. Als wir uns vor 4 Jahren trennten, versprach ich Dir, Deinen Namen einer Reisebeschreibung voranzusetzen. Doch „in der Zu- kunft cl. h. der Verleger dunklem Schoosse" ruht noch immer die versprochene Arbeit , ungewiss ihres zukünftigen Geburtstages ; darum biete ich Dir heute nur diese leichte Waare an. Deutlich tragen die folgenden Skizzen den Charakter der frei gehaltenen Vorträge an der Stirn. Sollte es mir gelungen sein, dennoch durch die Verschmelzung eigener Anschauung mit fremden Angaben ein übersichtliches Bild von dem Lande und seinen Leuten, den Wech- selbeziehungen ihrer geschichtlichen Entwickelung und der natür- lichen Verhältnisse des Bodens und seiner Erzeugnisse entworfen zu haben, so würde dies mich trösten bei dem Vorwurf, den Du mir vielleicht machen wirst, in diesen Skizzen allzusehr den Reisen- den vernachlässigt zu haben. Sage den Palmen, ehe auch Du ihr Land verlässt, dass ich ihrer in treuer Liebe gedenke. Würzburg, im Mai 1869. Dein Freund und Schwager C. Semper. Iiihalts-Uebersicht. 1. Skizze. Seite Die Vulcane der Philippinen 1 — 18 2. Skizze. Die Riffe und das Leben im Meere 19—33 3. Skizze. Das Klima und das organische Leben 34—47 4. Skizze. Die Negrito's und die heidnischen malaiischen Stämme . . . 48-— 64 5. Skizze. Die Muhamedaner und der Anfang der christlichen Periode . . 65—76 6. Skizze. Die neueste christliche Zeit 77—91 Unter den Zusätzen befinden sich: 1) Eine kritische Untersuchung über einige apokryphe Vulcane . 92 95 2) Ein Aufsatz über die Bildung der Korallenriffe, im Gegensatz zur Darwinschen Senkungstheorie 100 — 109 3) Ein Aufsatz „Ueber das Klima der Philippinen 11 von Professor G. Karsten 111- -130 4) Verschiedene kleinere Notizen. I. Die Vulcane der Philippinen. Semper, Philippinen. Fast in gerader Linie von Nord nach Süd ziehen sich die philippinischen Inseln von Formosa an hinunter bis nach Borneo und den Molucken. Von der Südspitze Formosa's durch einen etwa 40 Seemeilen breiten Canal getrennt schliessen sich die kleinen Inseln derProvincia deBatanes an die schon zumTheil zuLuzon gehörenden und die Gestalt dieser Insel in ihrer Gruppirung an- deutenden Babuyanes an. Von fast viereckiger Form, mit paral- lelen, von Nord nach Süd streichenden östlichen und westlichen Küsten zieht sich Luzon, die grösste Insel der Philippinen (2000 geogr. Quadratmeilen), vom 19. bis zum 14. Breitengrade herunter und biegt sich dann plötzlich in fast ganz östlicher Richtung um. Durch Meeresarme und Buchten in zahlreiche schmale Halbinseln und Landzungen zerspalten scheint dieser südlichere Theil von Luzon aus einer Menge kleinerer Inseln zusammengesetzt zu sein und lehnt sich so in natürlichster Weise an die zahlreichen Inseln an, welche man gewöhnlich unter dem Namen der „Islas Visayas" oder der „Islas de los Pintados" (der tättowirten Menschen) be- greift. Unter diesen , deren Zahl mit Einschluss der kleineren Inseln viele Hunderte beträgt, fallen die beiden südlichsten leicht in die Augen: die langgestreckte Palawan od^r Paragua der Spanier, welche von Borneo^s Nordspitze (in 7° N. Breite) nur durch einen schmalen Meeresarm getrennt eine enge Beziehung zwischen dieser und den philippinischen Inseln anzudeuten scheint, und dann am Meisten gegen Osten vortretend Mindanao oder Magindanao, die grösste Insel der Philippinen nach Luzon (1600 geogr. Quadratmeilen). Mit ihrer südwestlichen Spitze (Zamboanga) lehnt sie sich durch die Inselkette von Basilan und den Sulu- Inseln ebenfalls an eine östlich vorspringende Landzunge Borneo's an, während die südöstliche Spitze Mindanao's, diePunta Seran- gani in 5°30'N.Br. durch die Inselkette, welche Sanguir, Siao e$fcere Anknüpfung finden werden. ™ 43 - Wie sehr nun endlich durch die wechselnden klimatischer* Bedingungen der verschiedenen Provinzen der Reisbau, und damit auch das Leben des Menschen, beeinflusst werden muss, geht aus der einfachen Thatöache hervor, dass der Reis — mag e& nun Bergreis oder Sumpfreis sein — eine bestimmte Quantität Feuch- tigkeit neben hinreichender Wärme und Nahrungsbeötandtheilen des Bodens braucht, die also weder zu gross, noch auch zu klein sein darf. Hier kommt es vor Allein auf die Wechselnden Feuchtigkeitsverhältnisse an. Während in Manila und den um- liegenden Provinzen, welche dem Sudwestwinde ausgesetzt sind, die Zeit der Aussaat im Juni, also nach dem Ende der trocknen Jahreszeit, ist, da nun erst der Boden hinreichend durch Regen befruchtet und durchfeuchtet ist, um den Samen aufnehmen zu können, wird bei den Iraya's im Nordosten von Luzon der Berg- reis im Dezember und Januar nach Eintritt des Nordostwin- des, also hier abermals nach Beginn der eigentlichen Regenzeit, ausgesät. Es fällt somit in diesem Lande die Zeit der Reiserndte mit derjenigen des Tabacks und der Aussaat in Manila zusammen. Der ganz gleiche Gegensatz ist schon den ältesten spanischen Schriftstellern auch auf den Visaya's aufgefallen. So sagt der Padre Chirino (1604) von der Insel Leyte „wenn in der nördlichen Hälfte der Insel Winter herrscht, was in denselben Monaten wie in Spanien zu geschehen pflegt, so ist es in der südlichen Som- mer; und umgekehrt in der andern Hälfte des Jahres; fco dass wenn die eine Hälfte der Insel sät, die andere ihre Erndten ein- bringt". Wieder anders stellt sich das Verhältniss in Bontoc dar, einem vom Mte. Data ausgehenden und in nördlicher Rich- tung streichenden Thal, in welchem der Südwestwind meistens den Regen bringt; aber doch säen die Eingebornen den Suftipf- reis erst viel später im December, weil hier die eigentlich trockne, die Erndte gestattende Periode er6t sehr spät, nemlich im Mai bis Juli einzutreten pflegt. Die Zeit vom Juli bis October und November benutzen die Eingebornen zur Anpflanzung des camote (convolvulüs batata). Nur in Butuan in Mindanao scheint die Ver- keilung des Regens eine so günstige zu sein , dass zwei Erndten stattfinden ; die eine Aussaat erfolgt im Januar und Februar nach Beendigung der Regenzeit (des Nordost-Monsuns), die andere im August odör September mit Beginn derselben, Dagegen verhai^ — 44 - ten sich die Manobo's im Sumpfgebiete des Agusan gerade so, wie die Bewohner von Bontoc, da sie ihren Bergreis nur einmal im Jahr und zwar im März mit Beendigung der heftigsten Regen- zeit aussäen. Es mögen diese wenigen Beispiele hier genügen, da sie hinreichend den Satz feststellen , dass es auf den Philip- pinen ausschliesslich die Regenzeit und die im Laufe der Monate fallende Regenmenge ist, welche die Zeit der Aussaat und der Erndte bestimmen. Wir gehen zur Beobachtung der Thierwelt über, die wir, wie die Pflanzen, ebenfalls in einigen besonders auffallenden Be- ziehungen zu den klimatischen Verhältnissen kennen lernen wol- len, wodurch dann abermals ein Zusammenhang der letzteren mit dem Leben der Bewohner angedeutet wäre, welchem wir wohl in den nächsten Skizzen wieder begegnen werden. Theilweise war dieser Gegenstand schon weiter oben angedeutet , nemlich am Schluss der zweiten Skizze, in welcher wir sahen, dass der Fang der zahlreichen Seethiere, die für den Menschen wichtig sind als Nahrungsmittel oder Handelsartikel, nicht zu allen Jahres- zeiten geschehen kann. Zur Zeit des Nordost-Monsun's sind die östlichen steilen, nur an wenigen Stellen tiefe Buchten aufweisen- den Küsten gänzlich allem Verkehr entzogen, und der Fischfang beschränkt sich auf die wenigen essbaren Arten, welche die Ein- gebornen bei tiefer Ebbe unter den trockengelegten Korallen- blöcken finden ; wenn aber dann der Südwest-Monsun die west- lichen Meere aufregt und hier dem Fischfang und der Schifffahrt enge Gränzen zieht, so ist jetzt an den östlichen Küsten die Zeit des Lebens gekommen. Nun bevölkern sich hier die Buchten und Strassen zwischen den Inseln mit Fischerböten oder kleineren Schiffen, welche die Producte des Landes nach Cebü oder Manila führen; handeltreibende Chinesen bringen die Manufacturwaaren von China, um sie gegen Gold, Abaca, Reis, den balate und Kauri- schnecken einzutauschen. Zu dem Fang der letzteren ziehen jetzt zahlreiche kleine meist nur 3 — 4 Mann enthaltende Bote aus. Und nun ist auch, wenigstens für den Südosten des Archipels, die für den christlichen Bewohner gefährlichste Zeit gekommen; denn jetzt erscheinen die muhamedanischen Piraten in ihren leichten und 60— 70 Männer haltenden „panco's", die mit der grössten Ver- - 45 - wegenheit ihre Raubzüge bis nahe an die Hauptstädte der spani- schen Provinzen heran ausdehnen. Wie bei uns, so zeigen auch auf den Philippinen manche Thiere des Landes eine Periodizität ihrerLebenserscheinungen, welche dann abermals, wie bei den Pflanzen, durch das relative Verhältniss zwischen Wärme und Feuchtigkeit mehr oder weniger beeinflusst werden. Obgleich die Mehrzahl der Insecten hier, wie wohl in den meisten aequatorialen Ländern auch, an keine Jahres- zeit ( 5 ) so scharf gebunden zu sein scheint, als dies bei uns in Europa durch die Kälte des Winters geschieht, so fällt doch ge- rade die Ausbildung der grössten Individuenzahl in die Monate Mai bis Juli, in welchen bei zunehmender Feuchtigkeit und stei- gender Sonnenwärme die günstigsten Bedingungen für eine mas- senhafte Entwicklung derselben gegeben sind. Dann auch haben die Bienen des Waldes ihre Waben mit süssem Honig gefüllt, der aber statt den auskriechenden Larven den nach Süssigkeit lüster- nen Negern und Malaien zur Beute fällt. Zu gewissen Zeiten steigen grosse Fischschwärme in die Mündungen der Flüsse hinauf, die nun auf ihrem Wege von den Malaien mittels einer Unzahl verschiedener Instrumente zu Millionen gefangen werden. Schon die ältesten Schriftsteller erwähnen die unglaublichen Mengen der kleinen kaum fingerlangen Fischchen, die nun in grossen irdenen Krügen — den tinaja's — eingesalzen werden, um dann mit näch- ster Gelegenheit nach Manila übergeführt zu werden; denn nicht in allen Provinzen soll dieser Fisch gefangen werden, so dass der „bagon" — so heisst der eingesalzene Fisch — im inneren Han- del und Verkehr eine nicht unbedeutende, aber leider nicht in Zahlen auszudrückende Rolle spielt. In jeder Beziehung aber eigentümlich und charakteristisch für die grosse Verschiedenheit der klimatischen Verhältnisse von Luzon und Mindanao, ist ein Fisch des süssen Wassers, welcher über den ganzen hinter- indischen Archipel und Indien selbst verbreitet ist. Es ist die Gattung Ophiocephalus ( 6 ), welche jener eigenthümlichen Gruppe von Fischen angehört, die durch besondere Wasserreservoire an den Seiten des Kopfes ausgezeichnet sind, so dass sie auf ihren Zügen über Land oder beim Erklettern der Palmenbäume auf lange Zeit Wasser genug zur Befeuchtung ihrerKiemen und damit zu ihrer Athmung bei sich führen können. Es ist die Zahl dieser — 46 - Labyrinthfische eine ziemlich grosse ; aber es sind fast ausschliess- lich die Arten der genannten Gattung, welche als beliebte Speise von den Eingebornen zu Tausenden gefangen und verzehrt wer- den. Ihr Fang nun wird in Luzon ganz anders betrieben , als in Mindanao. Während der trocknen Jahreszeit versiegen auf Luzon zahlreiche kleinere Bäche* und die Sümpfe und Reisfelder trock- nen aus, in denen jene Fische lebten. — Diese ziehen sich in die wenigen Seen zurück, aber zum grössten Theile wohl bohren sie sich tiefer iq den Schlamm des Bodens ein, wo sie nun bis zum Anfang der nassen Jahreszeit durch eine harte sie bedeckende Erdkruste gegen die Nachstellungen der Menschen geschützt, im Winterschlaf versunken zubringen. Thatsache ist es, dass während dieser Zeit nur sehr geringe Mengen des „dalag" — so heisst dieser Fisch auf den Philippinen — auf den Markt von Manila kommen. Wenn aber dann nach den ersten heftigen Regentagen im Monat Mai die harte Erde sich zu erweichen beginnt, und der Regen die Reisfelder wieder mit frischem Wasser zu füllen an- fängt, so brechen jetzt die im Schlamme versteckten Fische hervor und tummeln sich in grosser Menge in den Pfützen und auf den nassen Feldern im Schlamme umher. Dann auch scheint die Zeit des Laichens und des Auskrieehens der Jungen gekommen zu sein, denn zahllose Mengen werden nun von den Fischern oder den Landbauern, welche ihre Reisfelder bestellen wollen, gefangen und zu Markte gebracht. Letztere schlagen die Fische einfach mit Knitteln todt; denn ihre Zahl in den Reisfeldern ist so gross, und das Wasser so seicht, dass die Bewohner hier, statt sie mit Netzen zu fangen, nur aufs Geradewohl in den Sumpf hineinzu- schlagen brauchen. Es gibt eine tagalische Redensart, etwa un- serem ^blind darauf losschlagen" zu vergleichen, die von diesem eigentümlichen Fang des dalag hergenommen ist (magpapalo maudin nang dalag d. h. schlagen wie auf einen dalag). Es ist vor Allem die grosse Centralebene Luzon's, in welcher alljährlich Hunderttausende auf solche Weise gefangen werden. Ganz anders wird der Fang in Mindanao im Sumpfgebiet des Agusan be- trieben. Die Zahl der in diesem Gebiete lebenden Christen ist eine sehr geringe; die ziemlich zahlreichen Manobo's und Man- dayas haben ihre Wohnsitze rund um das Sumpfgebiet herum und treiben keine eigentliche Felderwirthsehaft, wie es die christliche» - 47 — Bewohner thun. Sie bauen immer nur in trocknen Gegenden den Bergreis. So kommt es, dass jetzt wenigstens ( 7 ) die ausgedehn- ten bei den Uebersehwemmungen des Agusan unter Wasser ge- setzten Flächen nach allen Richtungen hin von Canälen durch- schnitten und weder durch Dämme eingeschlossen, noch überhaupt durch den regulirten Lauf der Flüsse, wie in Luzon, bestimmt ab- gegränzt sind. Den Fischen bleibt also, wenn mit Eintreten der trocknen Jahreszeit die Wasser zu sinken beginnen, der Ausweg in die Flüsse und die grösseren Teiche oder Seen nach allen Sei- ten hin offen. Aber auch so können sie den Nachstellungen der Menschen nicht entgehen. Denn nun ziehen die Heiden hinunter in das Sumpfgebiet und bauen sich hier zeitweilig ihre elenden Hütten auf, um in den Winkeln der Flüsse zahlreiche Fischreusen oder grosse gegen den Strom gerichtete Netze aufzustellen , in welchen dann die mit der Strömung immer tiefer hinab ziehen- den Fische gefangen werden. Leider kam ich im Jahre 1864 zu spät — da mein ursprünglicher Reiseplan durch ungünstige Mo- mente gänzlich verändert wurde — , um noch das nach den Schil- derungen der Eingebornen äusserst interessante Leben der mit dem Fang des dalag beschäftigten Manobo's beobachten zu kön- nen. Nur ein schon halbverfallenes, aus den elendesten Hütten auf Pfählen rasch aufgeschlagenes Dorf sah ich noch. Eine Frau mit einigen kleinen Kindern war beschäftigt, die letzten noch vor einigen Tagen gefangenen Fische über dem Feuer zu dörren. Indem wir so überall im Leben der Thiere wie der Pflanzen den entscheidenden Einfluss der umgebenden Natur, vor Allem der klimatischen Verhältnisse in ihrer grossen Mannichfaltigkeit kennen lernten, so wurden wir durch sie auch schon auf die Ein- wirkung mehr oder weniger deutlich hingewiesen, welche das Klima und der Boden, die Pflanzen und Thiere in ihrem periodi- schen Auftreten auch auf den Menschen haben mussten. Wir wol- len in den nächsten Skizzen sehen, ob und wie sich der philippi- nische Mensch allmälig in seiner geschichtlichen Entwicklung von den Fesseln, welche ihm die Natur gesehlagen, zu befreien ver- mocht hat. IV. Die Negrito's und die heidnischen malaiischen Stämme. Auf der Bühne, deren Bretter undCoulissen, Drähte und Ma- schinen wir jetzt hinreichend kennen gelernt haben, spielte seit Jahrhunderten, wie überall, der Mensch sein blutiges Drama. Auf den Philippinen, wie bei uns, ist das erste Auftreten des Menschen in fast undurchdringliches Dunkel gehüllt. Wie aber in Europa die Ueberreste der Pfahlbauten mit ihren Waffen und Kochge- schirren , Schmuckgegenständen und Skeletten unsere Phantasie im Aufbau einer vorkeltischen Menschenperiode Europa's unter- stützen; so haben uns die früheren Bewohner der Philippinen zwar keine Denkmäler, wohl aber einige lebende Stämme über- liefert, die uns in ihren Sitten und Gebräuchen ein ziemlich ge- treues Bild vergangener Jahrhunderte liefern. Hier scheinen nun Negerstämme die ersten Besitzer des Lan- des gewesen zu sein ; wenigstens hat man von anderen Völkern, die ihnen vorangegangen wären, keine Kunde, und auch die Stein- beile (*), welche man mitunter auf diesen Inseln findet, lassen sich ganz ohne Zwang auf eine schwarze Bevölkerung beziehen. Der Papua-Race auf Neu-Guinea und den angrenzenden Inseln , sowie den Bewohnern der Fidji-Inseln und anderer Inselgruppen im stil- len Ocean nahe verwandt ( 2 ) in psychischer Beziehung und in vielen ihrer Sitten und Gebräuche, stehen sie doch in Bezug auf Cultur und Gesittung auf einer viel niedrigeren Stufe, als die Negerracen der Inseln im stillen Ocean. So könnte man ent- _ 49 - weder in ihnen einen auf niedriger Entwicklungsstufe stehenge- bliebenen, oder einen unter dem, Jahrhunderte alten, Einflüsse späterer Einwanderer degenerirten Zweig des allgemeinen Pa- pua- Stammes sehen, von welchem eine Anzahl frischer noch grün- ender Aeste als die Repräsentanten des höchsten Culturzustandes, den diese ßace erlangen konnte, anzusehen wäre. Wenn man nach den spärlichen in Werken spanischer Autoren niedergelegten Notizen über die Negritos der Philippinen sich den Einfluss der malaiischen und christlichen Periode construirt, so glaubt man freilich zu erkennen, dass man es nur noch mit den herabgekom- menen Enkeln einer einst viel höher stehenden Race zu thun hat. Im Süden der Philippinen scheinen sie gänzlich ausgerottet zu sein. Allerdings geben alle Autoren an, dass im Osten wie im Innern Mindanao's noch echte Negritos leben, eine Meinung, die aber auf vollständiger Unkenntniss der dortigen Stämme beruht. Nur die wenig zahlreichen Mamanuas im Osten Mindanao's haben Negerblut in ihren Adern, aber sie sind ein Mischlingsvolk, das als solches auf den ersten Anblick kenntlich ist. Mit Ausnahme der Insel Negros, wo noch einige wenige Negerfamilien nament- lich in der Gebirgsgegend um den Vulcan herum hausen sollen, sind die Autochthonen auf sämmtlichen Inseln der Visayas ver- schwunden. Im südlichen Luzon scheinen sie auch zu fehlen; mehr und mehr gegen den Norden zu aber treten sie immer häu- figer sporadisch auf — so an der Ostküste auf der Insel Alabat, bei Mauban, in der Bergkette von Mariveles und Zambales, an der Ostküste bei Baier, dann bei Casiguran, bis sie endlich von Palanan an bis an das Cabo Engano hinauf ausschliesslich die Küste sowohl, wie die Gebirgsgegenden der östlichen Bergkette bevölkern. Wenn irgendwo, so sind sie hier noch in ihrer gröss- ten Reinheit der physischen wie der geistigen Charactere zu finden. Bei einer durchschnittlichen Körperhöhe von 4' 7" par. (Män- ner) und 4' 4" (Weiber) sind ihre Glieder dem entsprechend un- gemein zart, aber wohl gebildet. Mit rundem, namentlich bei den Weibern stark ausgeprägtem Gesicht, äusserst dicker, braunschwar- zer, glanzloser und wollig-krauser Haarkrone; mit geradem, wenig vorspringendem Kiefer und schwach gewilisteten Lippen, mit sehr flacher und breiter Nase und dunkelkupferbrauner Körperfarbe — so bilden diese Neger körperlich einen schroffen Gegensatz zu Be tn per , Philippinen. 4 - 50 — den grösseren und eckiger gebauten malaiischen Usurpatoren. Durch die ungemeine Schmächtigkeit ihrer Beine und die verhält- nissmässig grossen Bäuche — muy barrigudos nennen sie die spa- nischen Historiker — erinnern sie etwas an die glatthaarigen Be- wohner Australien*^. Die Milde des tropischen Klima's nimmt sich freundlich ihres fast gänzlich nackten Körpers an, den sie unter leicht beweglichen Schirmen, w v ie sie auch unsere Steine- klopfer haben, gegen heftigen Wind und Regen oder die allzu- heisse Sonne schützen. Unter ihnen ausgestreckt liegen sie auf dem heissen Sande des Meeresstrandes oder am Ufer der Gebirgs- bäche, immer bereit, die schnell gebaute Hütte einige Meilen wei- ter zu tragen, wenn Mangel an Nahrung sie dazu zwingt. Mehr Sorgfalt, als den Schürzen und Schenkelbinden, wenden sie ihren Zierrathen zu, die sie in Form von wunderlich gestalteten Ohrge- hängen, Ringen für Beine und Arme, Halsketten und einigen Uten- silien für den Taback und das Betelkauen sich aus Wurzeln und Stücken Holz, sowie Fasern der Pandanus-Arten flechten. Nur die Reichsten unter ihnen gestatten sich den Luxus einer von den Christen erhandelten Matte zum Schlafen. Auch das Tättowiren üben sie; wenngleich lange nicht in dem Maase, wie die Malaien in der westlichen Cordillere LuzonV In der Verbindung der da- bei angewandten Verzierungen, lauter gradlinigen Mustern, wei- chen die an verschiedenen Orten lebenden Negritos nicht von einander ab; wohl aber in der Weise des Tättowirens selbst. Die Neger der Ostküste von Baier an bis hinauf nach Palanan brauchen dazu eine Nadel ( 3 ), wie sie auch bei den Malaien in Gebrauch ist; die von Mariveles dagegen bringen sich in ihrer Haut lange Schnitte an, durch deren Combination sie die gewünschten Muster erzielen. Bei diesen erhebt sich die Zeichnung in Form von hohen Narben, während bei den mit der Nadel tättowirten Negern die Haut ziemlieh glatt bleibt. Ihr Charakter ist meistens besser, als sein Ruf. Von Natur sind sie zutraulich, frei und offen, misstrauisch nur im Verkehr mit den Christen, den Räubern ihres Landes; ausdauernd und an Muth den malaiischen Nachbarn weit überlegen; bereitwillig zu Diensten, sobald diese nur im Bereich des Gewohnten liegen; und von einer unbegrenzten Liebe zur individuellen Freiheit und zum Wanderleben. Von ihrer wirklich gutmüthigen Natur erhielt ich — 51 — im Land der Iraya's ( 4 ) an der Westseite der Cordillere von Pala- nan einen freundlichen Beweis. In der einen Hälfte dieses Stam- mes fand ich eine sehr ungastliche Aufnahme, und hier schienen sich die Bewohner fast gänzlich allen intimen Umganges mit den Negern zu enthalten; in der andern aber hatte die unverkennbare grosse Vermischung mit den Negern allen Leuten ein so freund- liches Wesen eingeprägt, dass mir der Gedanke an die Wochen, die ich unter ihnen zubrachte, mit zu meinen liebsten Reiseerin- nerungen gehört. Grosse unbesiegbare Liebe zu ihrer Heimath und zu ihrem Wanderleben spricht sich häufig in den Erzähl- ungen der Spanier über eingefangene und in Manila erzogene Neger aus. Doch irrt man sich wohl, wenn man diesen nicht zu bändigenden Trieb nach dem Herumschweifen in den Bergen und am Meeresufer für das wesentlichste Attribut dieser bedürfniss- losen Naturkinder ansieht. Es scheint vielmehr die allerdings wohl vorhandene Anlage dazu durch die Jahrhunderte alte Ver- folgung von Seiten der Malaien und nachher der Christen , und vor Allem durch die immer mehr zunehmende Trennung eines politischen Zusammenhanges unter den einzelnen Clan's dieser Negerstämme in ihr jetziges Extrem ausgebildet worden zu sein. Eine gewisse Tendenz zur Isolirung haben alle sogenannten wil- den Völkerschaften; und wo sich gewaltsam der in primitiven Zu- ständen, und bei geringer Dichtigkeit der Bevölkerung überhaupt nie sehr innige und feste Zusammenhang der Clan's untereinan- der löst, und sich zwischen sie nun feindliche Stämme einschie- ben, welche jede Möglichkeit des Verkehrs abschneiden: da wird diese Unabhängigkeitsliebe des Einzelnen sich immer mehr steigern, das geringe Bedürfniss nach Einigung grösserer Massen in glei- chen Gesellschaftsformen nothwendig absterben müssen. Und wie sich so in dem socialen Zustande der isolirt lebenden Familien- gruppen, in dem allmäligen Verlust aller ihnen eigentümlichen Eigenschaften, ja sogar ihrer Sprache ( 5 J, dieser verderbliche Ein- fluss der Trennung des politischen Zusammenhanges naheverwand- ter Stämme ausspricht; so drückt sich andererseits in dem täg- lichen Leben, in ihrem Kampfe um\s Dasein der für sie jetzt fast allmächtige Einlluss des Klimans aus. Ohne bedeutenden Handel, ohne Ackerbau, bilden die Herzen der Palmensorten und die Wurzeln der vielen wild wachsenden 4* — 52 — Aroideen, sowie die jagdbaren Thiere des Waldes — Rehe, Schweine — und die Fische des Meeres und der Flüsse ihre einzigste Nahr- ung. So ziehen sie in kleinen Truppen von 6 — 8 Familien bald in den tiefen Schluchten der Berge am Ufer der Giessbäche oder des Meeres einher, je nachdem die Jahreszeit gerade hier oder dort eine beliebte Wurzel in Menge reifen oder eine gesuchte Fischart in die Flüsse heraufsteigen und am Ufer in Schwärmen erscheinen lässt. Die Werkzeuge, die sie beim Fischfange und auf der Jagd gebrauchen, sind zugleich die einzigen Waffen. Mit Bogen und Pfeilen stellen sie im Wald den Rehen und Schweinen, wie dem feindlich gesinnten Ylungut( 6 ), im Wasser des Meeres und der Flüsse den Fischen nach. Mit ihren eisernen Messern, den sogenannten bolo's, welche sie von den Christen erhalten, vertheidigen sie sich heute muthig gegen einen hinterlistigen An- griff ihrer an Zahl überlegenen aber feigeren Feinde, während sie morgen mit demselben Messer in friedlicher Arbeit die Wurzeln ausgraben, die ihnen zum Unterhalt der nächsten Wochen dienen sollen. Wenn dann alljährlich die aufsteigende Sonne im April und Mai tausendfältiges Leben im Verein mit der grossen Regen- menge hervorruft, und alle die Formen von Schmetterlingen und anderen Insecten, die in kälterer oder in trockener Jahreszeit nur in wenig Individuen lebten , nun auf einmal zu Hunderten er- scheinen — dann ist auch für die Negritos die Zeit festlicher Erndten gekommen. Denn nun ziehen sie aus, Klein und Gross, in den dichtesten Wald hinein und suchen die längst schon von dem Entdecker bezeichneten Baumstämme aus, in deren Krone ein Schwärm wilder Bienen sich seit Monaten am Aufspeichern des Honigs erfreut hatte. Jetzt sind die Waben gefüllt, denn die Zeit naht, in welcher Feuchtigkeit und Sonnenwärme die Larven der Bienen zum Ausschlüpfen bringen. Aber ehe diese zum Leben erwachten, hat der nach Honig lüsterne Neger durch Rauch gif- tiger Kräuter den Schwärm der Bienen aus ihrem Baume ver- trieben. Den Honig lässt sich der Negrito wohl schmecken , das Wachs aber presst er in wenig gereinigte Kuchen , welche er gegen Glasperlen, Strohmatten , etwas Reis und den über Alles geliebten Taback an den christlichen Händler verkauft. Bald aber ist der Reis und der Honig verzehrt, und nun geht das alte Wan- dern wieder an von einem Ort zum andern, rast- und ruhelos, — 53 — bald am Meer, bald in den tiefsten Bergschluehten, bis ihnen end- lich im nächsten Jahr das stärkere Schwirren der Insecten die Rückkehr ihres Honigmonates anzeigt. Auch über die erste Einwanderung der Malaien fehlen uns jegliche historische Documente und ebensowenig haben sie uns Monumente ihrer früheren Lebensperioden hinterlassen. Wohl aber ist die Zahl der noch unabhängigen, nicht vom Christenthum veränderten heidnischen Stämme dieser Race eine sehr grosse, wenn man sie mit den spärlichen Resten der Neger ( 7 ) vergleicht. Da sie wenigstens auf einigen Inseln der Gruppe, namentlich im Osten Mindanao's und im Norden Luzon's noch in ziemlich dich- ten Mengen bei einander leben, so können wir hoffen, uns durch das eingehende Studium dieser Racen ein recht genaues Bild von dem Culturzustande des Landes zu entwerfen, wie er hier einige Jahrhunderte vor der christlichen Zeit etwa bei Ankunft der mu- ■4. hamedanischen Priester herrschen mochte. Diese letzteren scheinen sicherlich vom Südwesten herauf gegen die Philippinen nach Norden und Osten vorgedrungen zu sein , und so finden sich dem ent- sprechend gerade im Norden Luzon's und im Osten Mindanao's diejenigen Stämme, welche in ihren Sitten und Gebräuchen noch den reinsten nicht durch muhamedanische Glaubenslehren verän- derten Charakter zeigen. Innerhalb dieses gemeinsamen , am besten wohl durch das Wort „malaiseh" bezeichneten Wesens besitzen die einzelnen Stämme zahllose Verschiedenheiten des Dialectes und der Sitten, der Kleidung, des Charakters und Körperbaues, und in vielen Fällen lassen sich deutliche Spuren fremder Beimischung aufzeigen, welche in einem Falle sogar durch ein einheimisches der tagali- schen Sprache angehöriges Wort bezeichnet ist. Die Mam anua's an der Ostküste Mindanao's führen ganz das Leben der Negrito's, unterscheiden sich aber wesentlich von ihnen durch die von den Angehörigen selbst zugegebene Vermischung mit den malaiisch- christlichen Nachbarn. Das Wort „Mamanua" bedeutet „Wald- menseh". Als eine ähnliche gemischte Ra^e zwischen Negern und Tagalen gibt sich die in der Provinz Pangasinan lebende Rage der „Baluga's" auf den ersten Blick zu erkennen. Hier aber zeigt die Bedeutung des Wortes, welches nichts weiter sagen will , als „Mischling", dass diese Race schon vor der Ankunft der - 54 — Spanier existirte und dass sie sieh wahrscheinlich seit Beginn der malaiischen Einwanderung zu bilden begonnen hatte. Endlich zeigen gar viele der andern heidnischen Stämme eine deutlich zu erkennende Beimischung von chinesischem Blut, für welche sich in einigen Fällen wenigstens auch ein schwacher historischer Be- leg auffinden lässt. Wir wollen uns als Beispiele zur Illustrirung dieser malai- schen Periode einige Stämme im Norden Luzon's und in Mindanao ansehen, die ich selbst Monate lang zu beobachten Gelegenheit hatte. Wenngleich die im Westen der nordöstlichen Cordillere von Luzon, nicht weit von Palanan, lebenden Iraya's im Körperbau unverkennbar malaiischen Typus zeigen, so lassen sie doch auch wieder ebenso deutlich zweierlei verschiedene Beimischungen er- kennen. Chinesisches Blut fliesst sicherlich in den Adern eines Zweiges, welcher an dem östlichen Arme des Rio de Ilagan, dem Catalangan, wohnt, von dem sie den Namen der Catalan- ganes erhalten haben. Die eigentlichen Iraya's dagegen am Ilarön leben gesellig mit den Negrifcfs der Umgegend, verbin- den sich mit ihnen und führen mit ihnen ein glückliches harmo- nisches Leben. Auch mischen sich nicht selten mit ihnen soge- nannte „Cristianos remontados", christliche Bewohner der Ebenen, welche sich vor dem strafenden Arme der Behörden in die ziem- lich unzugänglichen Berge der Iraya's geflüchtet haben. Solche Verschiedenheit der Mischung spricht sich auch in ihren Sitten und Gewohnheiten, wie in ihrem Charakter aus. Bei jenen, den Catalanganes, sind die Aeeker, trotz des Mangels an Büffeln und jeglichen Instrumenten zum Säen und Erndten, — sie schneiden die Reishalme nur mit einem kleinen Messer einzeln ab — völlig rein von Unkraut und Steinen, und der üppig gedeihende Reis ge- währt ihnen eine überreiche Erndte. Bei den Iraya's — im enge- ren Sinne des Wortes — werden schon Büffel benutzt , aber ihre Reisfelder geben ihnen wegen geringer darauf verwandter Sorg- falt nur wenig einträgliche Erndten. Die Häuser der Catalanga- nes sind meistens mit sehr dichten hohen Dächern aus Rohr oder Gras — sogenanntem cogon — versehen, während die Iraya's die leichter herzustellenden, aber wenig schützenden flachen Dächer aus gespaltenen Bambusrohren vorzuziehen scheinen. Während — 55 — bei jenen die freien Plätze um das Haus und unter demselben, auf welchen einige kleine ihren Göttern geweihte Monumente stehen, auf das Sorgfältigste rein gehalten werden, lassen diese allerlei Gras und Unkraut auf ihnen wachsen und werfen wie die Tagalen bei Manila allen Kehricht durch die Spalten des Fussbo- dens hinunter. In ihrer Kleidung und ihren Zierrathen stimmen beide Stämme so ziemlich überein. Aber während die Catalan- ganes als Tättowirungsmuster sowohl, wie als Ornamente für ihre heiligen Plätze, ausschliesslich Schriftzüge anwenden , welche mir chinesischen oder japanesischen Ursprungs zu sein schienen, wen- den die Iraya's überall nur die aus geraden oder einfachen krum- men Linien gebildeten Verzierungsmuster an , wie wir sie schon bei den Negern gefunden haben. Als ich im Juni 1860 mit 21 Christen von Palanan über die Cordillere gegangen war, waren wir nahe daran inmitten der grossen in Scheunen der Catalanganes auf- gespeicherten Mengen von Reis und Mais Hunger's zu sterben; denn unsern Bitten um Lebensmittel setzten sie beharrliche Weigerung entgegen. Ich sah mich gezwungen, mit den Waffen in der Hand mir die Lebensmittel zu rauben, die sie mir nicht gutwillig geben wollten, und für die ihnen dann keine Bezahlung hoch genug zu sein schien. Nur die ernste Drohung einer unnachsichtlich einzu- treibenden Kriegssteuer brachte mir in Minanga, von wo ich meine Leute nach Palanan zurückschicken wollte, so viel Mais und Reis ein, dass ich Letzteren hinreichende Lebensmittel mit auf den Weg geben konnte. Als stummen Zeugen ihres vollständigen Mangels an Gastfreundschaft zeigten mir meine Begleiter, kurz vor der An- kunft im Lande dieser Egoisten , mitten im Walde einen Stein- haufen, welchen fromm geübter alter Brauch der Bewohner Pala- nan's zum Andenken an einen hier vor Hunger umgekommenen Christen aufgeworfen hatte. Auf seinem Durchmarsch durch ihr Land hatten die Catalanganes ihm auch nicht ein Körnchen Reis für Geld oder gute Worte geben wollen. Wie anders zeigten sich mir die wenige Meilen davon wohnenden Iraya's. Hier machten überall die gastlichste Aufnahme, Geschenke aller Art für mich und meine Leute, veranstaltete Feste und gern gewährte Unter- stützung beim Besteigen der Berge oder zum Rudern des Bootes das Reisen leicht und zu einem wahren Vergnügen, so dass ich ihnen das Versprechen gab, sie bald wieder zu besuchen, als ich — 56 — durch heftiges Fieber gezwungen wurde, ihr Land zu verlassen. Leider verhinderte mich die Entwicklung meiner Reisepläne an der Ausführung dieses Vorhabens. Der Glaube beider Stämme aber hat, trotz mannichfacher Abweichungen, doch wieder so viel des Aehnlichen, dass wir wohl sicher annehmen dürfen, in den wenigen erkennbaren Spuren, die auch noch allen übrigen Wilden des Landes gemeinsam sind , die Reste eines religiösen Glaubens zu sehen, wie er in der rein ma- laiischen Periode vor Ankunft der Muhamedaner dort geherrscht haben mag. Ausser einigen Götterpaaren , über deren Beziehun- gen und Attribute ich nicht recht klar zu werden vermochte, hul- digen sie ganz besonders den Seelen ihrer Vorfahren, die sie un- ter dem Namen „Anito" in die Reihen ihrer niedrigeren Götter aufnehmen. Es sind Hausgötter, wahre Laren und Penaten. Hier steht in einer Ecke des Hausinnern eine Art Topf, der an und für sich nichts Auffallendes hätte 5 aber man sieht leicht, dass die Glieder der Familie diese Ecke mit grosser Ehrfurcht behandeln. In dem Topfe hat einer ihrer Anito's seinen Sitz. Der Platz un- ter dem Hause, welcher gemeiniglich auch als Begräbnissplatz dient, ist durch verschiedene Abzeichen anderen Anito's geheiligt, ebenso der kleine vor dem Eingang und noch unter dem Dache des Hauses befindliche Platz vor der Leiter, die Hütte, in welcher die Schmieden befindlich sind, und vor Allem die durch beson- dere, kleinen Häusern ähnelnde Altäre ausgezeichneten Plätze vor dem Hause. Auch die Erndte ist ihren Anito's geheiligt, denen sie die Erstlingsfrüchte darbringen in grossen allgemeinen Festen. Jenen andern höherstehenden Göttern scheinen sie auf der Seite des Catalangan einen besonderen Dienst in einem Tempel zu weihen. Leider verhinderte mich Krankheit, den Ort, wo dieser stehen sollte, zu besuchen. So stehen die Iraya's mit ihrem schon ziemlich hoch ausge- bildeten Glauben und ihrem Ahnencultus , dem eifrig betriebenen Ackerbau und dem sparsamen, für die kommende Zeit sorgenden Sinn, und der grossen Kunstfertigkeit, die sich im Bau ihrer Häu- ser wie ihrer Ornamente ausspricht, den reinen Negrito's weit überlegen gegenüber. Desshalb auch erscheinen sie weniger ab- hängig von der Natur. Um ihre Reisfelder und Tabacksplantagen vor den verheerenden Ueberschwemmungen zu schützen, haben - 57 — sie Dämme angelegt; im Flusse verfolgen sie die grösseren Fische zwar noch mit dem Speere, aber durch Wehre wissen sie die zu bestimmten Zeiten massenhaft auftretenden kleineren Sorten in zahlloser Menge einzufangen, die ihnen eingesalzen für lange Mo- nate dienen ; durch reich versorgte Vorrathshäuser bezwingen sie die feindliche Gewalt der Heuschreekensehwärme oder der Miss- erndten und so spricht sich fast in jeder kleinen Beschäftigung ihres Lebens die schon beginnende Herrschaft des Menschen über die Naturgewalten aus. Aber dem allmächtigen Einfluss der Jahreszeiten, des periodischen Wechsels der Monsune mit ihrer Dürre oder ihrem Regenüberfluss gehorchen auch sie, wie ihre Nachbarn, die frei wie das Wild herumschweifenden Neger, und so regeln sich auch bei ihnen nicht bloss die Zeiten der Saat und der Erndte, sondern auch die ihrer nationalen und religiösen Feste nach dem Laufe der Sonne. Auf der westlichen Seite der Insel leben in der Bergland- schaft, welche man gewöhnlich als Land derYgorrotes bezeich- net, eine Anzahl von Stämmen nebeneinander, die sich unterein- ander sowohl, wie von den ebengeschilderten Iraya's in mehr als einer Beziehung unterscheiden. Während diese, im höchsten Grad friedlich, als fleissige Ackerbauer zu bezeichnen sind, haben jene als muthige Vertheidiger ihres angestammten Bodens schon häufig den eindringenden Spanier abgewehrt, und die Proselytenmacherei der christlichen Pfaffen mit heidnischem Trotze erschwert. Ganze Districte sind in diesem Kampfe in den letzten Jahrzehenten ( 8 ) wüst gelegt. Hier wurden Dörfer niedergebrannt und ihre Ein- wohner verjagt, weil einer derselben einem Christen das Haupt abgeschlagen hatte ; dort wurden die eben der Blattreife nahen- den Tabackspflanzen auf Hunderten von Aeckern von den Sol- daten der Regierung umgehauen, um den Schmuggel mit dem Ta- back auszurotten; Wasserleitungen, welche die sorgsam gesammel- ten kleinen Quellen der 'steilen Berggehänge den terassenförmig aufgebauten Feldern entgegenführten, wurden zerstört und überall lässt sich der verderbliche Einfluss nachweisen , welcher vor Al- lem die sogenannte Comandancia de Ygorrotes auszeichnete. Seit- dem die Regierung aber eine Anzahl kleiner Provinzen aus diesem Bergdistrict gemacht und namentlich angefangen hat, die in Man- cayan zum Betriebe der Kupferminen etablirte Empresa Canta- — 58 — brö-ftlipina zu unterstützen oder wenigstens nicht zu hindern ; seit- dem hat der Handel und Verkehr in diesen Gegenden und mit ihnen auch das gegenseitige Zutrauen in erfreulichem Maase zu- genommen. Obgleich vortreffliche Ackerbauer, die den stamm- verwandten Iraya's selbst noch überlegen sind, drückt ihnen doch das kriegerische Leben einen eigentümlich herben und wenig freundlichen Charakter auf, den sie aber häufig durch Zuverlässig- keit und Offenheit mildern. Nie gehen die Männer an ihre Feld- arbeit, ohne mit Lanze, Schild und einem breiten, mit Spitze ver- sehenen Beile ausgerüstet zu sein , welches letztere ihnen sowohl zum Erklettern der Bäume wie zum Aufspiessen der Köpfe er- schlagener Feinde dient Selbst in ihren Häusern legen sie selten ihre Waffen ab. Dabei sind sie, vergleichsweise gesprochen , die industriellsten der wilden Völkerschaften des Nordens. Sie hatten von jeher den Ruf, die trefflichsten Schmiede zu sein , und eben das erwähnte Beil, die sogenannte „aligua* wird von ihnen in Massen nach dem Osten und Norden hl ausgeführt. Mit grosser Kunst wissen sie metallne Ketten zu schlingen, und die von ihnen selbst verfertigten kleinen Thonpfeifen stehen auf einer hohen Stufe der Vollendung. Neben diesen findet man auch häufig kleine kupferne Pfeifen, meistens die Gestalt eines in nationaler Weise niederhockenden Mannes nachahmend, welche in dem seit alten Zeiten berühmten Erzgiesserorte Buguias verfertigt werden. Lange vor der christlichen Zeit schon scheinen die Ygorrotes aus der Umgegend von Mancayan die dortigen reichen Kupferminen ausgebeutet zu haben , aus deren durch einfache Calcinirung ge- wonnenen Erträgnissen sie die wegen ihrer Reinheit weitberühmten kupfernen Kessel verfertigten. Auch das Gold, das sie theils aus Quarzminen gewinnen, theils aus dem Sand der Flüsse auswaschen, wissen sie zu allerlei kleinen Schmucksachen zu verarbeiten und mit dem im Handel erhaltenen Silber zu legiren. Was sie aber ganz besonders, sowohl vor ihren heidnischen wie auch christ- lichen Stammesgenossen auszeichnet, ist ihr erfinderischer Geist in der Construction von Vogelscheuchen, die sie auf ihren Feldern gegen die zahlreichen Reisvögel anbringen. Hierzu benutzen sie die Kraft der zu den Feldern herabströmenden Bergbäche, die sie durch ein geschickt angebrachtes und dem Stosse ausweichendes, dann $ber suriieksehiiellendes Bambusrohr einem oft sehr compli- — 59 — cirten Systeme von klappernden Stöcken und sich bewegenden Tuchfetzen, menschenähnlichen Figuren etc. mittheilen. Leider sah ich, da ich nach beendigter Erndte in diese Gegenden kam, nur noch ein einziges und kleines dieser Instrumente in Bewegung. Der etwas finstere und abentheuerliche Geist, der sich ihnen durch solche Beschäftigungen einprägt, und der sich auch in den üb- rigen Gewohnheiten des täglichen Lebens ausspricht, steht mit der grossartigen Wildheit der sie umgebenden Natur in völliger Har- monie. Nur dort, wo sie in den tiefsten Thälern sich des glei- chen sonnigen Klima's erfreuen, wie die christlichen Bewohner der Ebene, schmücken sie sich mit den grellen Farben ihrer Kopf- tücher oder dem reinen Weiss ihres langen Mantels, den sie um den Körper schlagen. Wo aber in den hohen Bergthälern oder gar auf den 5 — 6000' hohen Bergzügen die Bewohner im feuch- ten , nur Fichten, Gras und eine gesellig lebende Farre er- zeugenden Boden nach Gold wühlen oder an den schroffsten Ab- hängen mit unsäglicher M he Felsblöcke zu einer Mauer aufthür- men müssen, um sich einen kleinen Fleck horizontalen Landes für ihren Reisbau zu gewinnen; da steht das vorherrschende In- digblau, das mitunter von ursprünglich weissen Streifen unter- brochen wird, mit dem düsteren Sinn und dem vielen Nebel der Landschaften und dem dunkeln Grün der Fichtenwaldungen in Einklang. Nur der auch über den höchsten Höhen schwebende philippinische Falke (Falco pondicerianus) deutet dem Reisenden an, dass er sich im tropischen Lande befindet; oder es grüsst ihn die 2 Zoll grosse blendend weisse Blüthe einer Orchidee (Pha- laenopteris), die sich auf hohem Fichtenzweige schaukelt, wie eine Freundin aus sonnenhelleren Gegenden. Ein ganz anderes Bild wieder zeigen uns die stammverwand- ten heidnischen Stämme im Osten von Mindanao, unter denen vor Allem die Manobo's zu nennen sind. Trotz der gleichen psychischen Eigenschaften und obgleich sich auch bei ihnen, und ganz besonders bei den Mandaya's, eine Vermischung mit Chi- nesen auf den ersten Blick erkennen lässt; ungeachtet der in ihren Grundzügen auch bei ihnen geltenden Anito-Lehre, und der innern Verwandschaft ihrer Sprache, haben sich doch hier eine Reihe besonderer Eigenschaften entwickelt oder erhalten, die sich in solcher Ausbildung nicht bei den Stämmen des Nordens nach* — 60 — weisen lassen. Während diese schon sesshaft geworden sind und Jahraus Jahrein dieselben Felder bewirthschaften oder dieselben Waffen schmieden, vereinigt hier jeder Vornehme, jeder „bagani", die wenigen von ihm direet abhängigen Menschen um sich herum und lebt so in 2—4 Häusern im dichtesten Walde, weit entfernt von seinen nächsten Verwandten oder Freunden. Hoch aufPfäh- f len gegründet, besitzt jedes seiner Weiber, deren Menge seinen Reichthum bestimmt, ein Haus für sich, in welchem sie mit ihren Kindern und den ihr zugehörigen Sclaven lebt. Eine unter ihnen ist die eigentlich legitime Gattin, die auch den anderen Befehle gibt. Diese und die Kinder des bagani , seiner Frauen Brüder, wenn diese selbst keinen Hausstand gegründet haben , und eine Anzahl Sclaven, welche meistenteils Kriegsgefangene sind, müssen für den täglichen Unterhalt sorgen. Neben Taback, Mais, Ba- nanen, Zuckerrohr und camote bauen sie vor Allem Reis in so grosser Menge, dass sie nicht blos für sich selbst hinreichenden Unterhalt des Jahres, sondern auch noch Ueberschuss zum Han- del gewinnen. Als ich im August 1864 bei dem „bagani" Adipan im Westen des Sumpfgebietes des Agusan mehrere Wochen ge- lebt hatte, konnte er mir doch noch, als ich abreiste , auf Monate dauernden Reisvorrath käuflich überlassen, ohne dass in seinen Reisschuppen eine Abnahme des Vorrathes zu bemerken gewesen wäre. Wenige Tage darauf begegneten mir auf meiner Fahrt den Fluss hinunter eine grosse Anzahl Böte von Butuan, dessen christ- liche Einwohner alle in's Land der Manobo's zogen, um sich für das nächste halbe Jahr zu verproviantiren. Mehr als einmal schon haben die Manobo's mit ihrem Ueberfluss an Reis die christlichen Nachbarn vor dem Hungertode retten müssen. Die nicht sesshafte Lebensweise dieser Manobo's liegt nun theilweise in der Art ihres Ackerbaues begründet. Die geringe Dichtigkeit der Bevölkerung im Verein mit der erstaunlichen Fruchtbarkeit des Landes gestattet ihnen, der Neigung zur Isolir- ung zu folgert und zwingt sie weder zur künstlichen Herstellung von Feldern und Bewässerung derselben , noch zu sesshafter Le- bensweise. Vielmehr ziehen sie es vor, mit geringerer Arbeit bald hier und bald da ihre Aussaat zu machen, die ihnen dann von dem überreichen Boden mehr als hundertfältig wiedergegeben wird. Das System, das sie dabei befolgen, ist für viele andere - 61 - heidnische Malaienstämme charakteristisch und wird auch noch von manchen christlichen Bewohnern der Philippinen geübt. Es besteht wesentlich in der primitivsten Bearbeitung des Bodens. Die grossen Waldbäume sowie das Unterholz werden umgehauen und dann, nach gehörigem Austrocknen durch die Sonnenwärme abgebrannt. Zwischen die Asche und die nur sehr flüchtig aufgewühlte Erde werden nun bald die einzelnen Reispflanzen in Büscheln ausgepflanzt oder auch selbst der Reis direct ausgesät. Manche der Körner oder Pflanzen gehen dabei natürlich zu Grunde; aber der Reis, der . aufgeht und zur Reife kommt, gibt ihnen in diesen bevorzugten Gegenden nach mehreren an verschiedenen Orten vorgenommenen Zählungen das 250 fache Korn. In wenig Jahren erschöpft sich dann der Boden dieses sogenannten „cainin", da sie weder Dünger einführen, noch mit den angebauten Früch- ten wechseln. Dann ziehen sie weiter, lassen sich auf dem ersten günstig aussehenden Platz nieder und beginnen die Arbeit des Umhauens und Säens von Neuem. Ihre Vorrathshäuser bauen sie auf Pfählen mitten in ihren Feldern. Es ist dieses System der „cainines" auch unter den Christen überall dort üblich, wo der dünngesäten Bevölkerung noch unbeschränkte Bodenfläche zum Anbau zur Verfügung steht; wo aber die Einwohner sich dichter drängen, da werden sie durch die Notwendigkeit zu einem mehr sesshaften Leben und geregelterer Ausnützung derselben Grund- stücke gezwungen. Es unterscheiden sich hierin die Christen durchaus nicht von ihren heidnischen Stammverwandten. Was aber die Manobo's ganz besonders auszeichnet vor allen übrigen, mir aus eigener Anschauung bekannten philippinischen Stämmen, ist die Form ihres religiösen Aberglaubens. Auch sie huldigen im Wesentlichen dem gleichen Anitodienste, wie die Ygorrotes und Iraya's des Nordens; aber es tritt dieser Ahnen- cultus hier mehr in den Hintergrund gegen den Dienst, den sie anderen Göttern weihen. So halten sie den Donner für die Sprache des Blitzes, den sie in der Gestalt eines abenteuerlichen Thieres verehren; wenn der Blitz auf die Erde niederfährt und in die Bäume einschlägt, so soll das Thier nach ihrer Meinung mitunter einen seiner Zähne darin stecken lassen. Es sind alte, einer früheren Periode angehörige Steinbeile, die in ihrer Gestalt man- chen der in unsern europäischen Pfahlbauten gefundenen ähnlich - 62 — sehen, und die mitunter von ihnen in Bäumen oder in der Erde steckend entdeckt werden. Auch das Krokodil wird von ihnen heilig gehalten, Krankheiten und Unglücksfälle aller Art personi- ficiren sie; aber der wichtigste ihrer Götter nächst dem „Oiuata" (= Anito) der Erndtefeste ist ihr Kriegsgott, der „tagbusau" ( 9 ). Wenn in der Gegend des Sumpfgebietes des Ägusan, um welches herum sich die verschiedenen Familien der Manobo\s drängen, im October die Erndte begonnen hat, so fangen die Männer an, ihre Lanzen und Schilde, die Dolche und kurzen Schwerter zu putzen und zu schleifen und wenn dann die Erndte beendigt ist, und der Talisman ihres Kriegsgottes ihnen günstigen Ausgang für den Kriegszug angesagt hat, so schleichen sie in kleinen Trupps unter Anführung ihres „bagani", welcher zugleich der Priester des Got- tes ist und dessen Talisman in den Kampf tragen muss, in heim- licher Weise nach der Wohnung ihrer Feinde. Gelingt es ihnen diese frühmorgens noch im Schlafe , oder sonst im Walde zu überraschen, so wird Jeder Erwachsene niedergemacht, die Kinder und Weiber als Sclaven davongeführt. Selten nur kommt es dabei zum offnen Einzelkampfe und dies fällt immer dem an- führenden bagani zu, da er als Muthigster seinem Volke voran zu gehen und als Priester seinem Gotte ein Opfer zu bringen hat. Ist der Feind glücklich niedergeworfen und getödtet, so zieht er ein heiliges, nur diesem Dienste geweihtes Schwert, öffnet der Leiche die Brust und taucht die Talismane des Gottes, die ihm um den Hals hängen, in das rauchende Blut ein. Dann reisst er das Herz oder die Leber heraus und verzehrt ein Stück davon, als Zeichen, dass er nun seine Rache an dem Feinde befriedigt ha.be. Dem gemeinen Volk wird es nie gestattet, Menschenfleisch zu kosten; es ist das Vorrecht, aber auch die Pflicht des fürst- lichen Priesters. Immer liegt ihren Kriegen irgend ein persön- liches Motiv zu Gruöde. Meist aber nimmt die Befriedigung ihrer Rachsucht einen anderen, nicht religiösen Charakter an. Einzeln lauern sie auf Wegen dem Feinde auf, dessen Bewegungen sie wochenlang ausgekundschaftet haben, und stechen ihn von siche- rem Versteck aus mit ihren langschaftigen Speeren nieder. Die Schädel ihrer getödteten Feinde bringen sie dann im Triumphe nach Haus, aber sie hängen sie nicht, wie es viele heidnische Stämme in Luzon thun, in und vor ihren Ilausern als Wahrzei- — 63 — chen ihrer Tapferkeit auf. Von den Sclaven aber > die sie heim- führen, sind immer einige dem Kriegsgotte oder dem Gotte ihrer Krankheiten geweiht. Durch den heiligen Dolch oder das Schwert wird ihnen, am Rande der für sie gegrabenen Grube stehend, mit wenigen sicheren Streichen das Leben genommen. Die anderen Sclaven, Verwandte oder Freunde des Opfers, müssen das Grab mit Erde füllen. So stehen die Manobo's mit einigen anderen nahe verwandten Stämmen den Ygorrotes und Iraya's als religiöse Fanatiker gegen- über, bei deren Götterdienst Menschenopfer und Cannibalismus eine hervorragende Rolle spielen. Und zwischen diesen drei, an- nähernd die Extreme rein malaiischen Culturzuetandes repräsen- tirenden Völkern fanden sich wahrscheinlich alle möglichen Ver- schiedenheiten der Race, die den Dialectverschiedenheiien parallel gingen. Die älteren spanischen Autoren ( 10 ) erwähnen als ein auf- fallendes, nachher aber rasch vergessenes Factum, dass die Neg- rito's alle nur eine einzige gleichmässige Sprache sprechen, während die braunen Bewohner der verschiedenen Inseln, obgleich sicher- lich alle demselben Stamme angehörig, sich doch durch die grosse Zahl ihrer verschiedenen Dialecte unterscheiden sollten. Nur in einigen wenigen , allerdings aber wesentlich charakteristischen Zügen, stimmten sie alle überein. Einmal waren sie alle nach dem Zeugniss derselben spanischen Schriftsteller Ackerbauer und cultivirten den Reis in solcher Menge, dass er schon bei Ankunft der Spanier ( lj ) einen Handelsartikel bildete. Manche der Stämme mochten damals schon sesshaft geworden sein und den Ackerbau in solcher Vollkommenheit getrieben haben, wie es jetzt die Ygor- rotes thun. Dann lebten sie alle in einzelne Clan's getheilt, deren jeder einem Fürsten , einem „bagani" , unterthan war. Obgleich die Spanier in ihren Beschreibungen mit dem Worte König [rey) ziemlich freigebig waren, so zeigt das oft gebrauchte Wort „reye- zuelo a , ein kleiner König, und noch mehr die oft gegebene Er- läuterung hierzu, dass die Macht dieser Könige nur in den sel- tensten Fällen über das nächste Gebiet des Dorfes hinausgrilf. Der Anfang einer Staatenbildung scheint nur an den wenigen Puncten gemacht worden zu sein, an denen kurz vor Ankunft der Spanier die von Borneo und Ternate kommenden Muhamedaner sich niedergelassen hatten. — Alle Civilstreitigkeiten wurden — 64 - nach alter Gewohnheit von dem Fürsten, der seine Stellung theils durch Rang, besonders aber durch persönliche Tapferkeit bewah- ren musste, im Rathe mit den Aeltesten des Dorfes geschlichtet. Endlich entwickelte sich durch die Sitte der Vornehmen, sich un- ter den im Kriege geraubten Sclavinnen ihre Concubinen zu wäh- len, im Laufe der Zeit, wie sich die wenigen Häuser einer Familie zu einem Dorfe vergrösserten, die Classe der Freien oder der „Ti- mavaV c . Kinder derselben, oder auch ihre Verwandten, die eine Zeit lang als Sclaven gedient hatten, wurden frei gelassen, und diese Classe der Freien stellte sich zwischen diejenige der Vornehmen, welche sich durch ihre Heirathen möglichst rein zu erhalten suchten, und die der Sclaven, welche immer gewärtig sein mussten, dem Kriegsgotte geopfert oder als Sühne für began- genes Unrecht verkauft zu werden. So war der sociale Zustand der Bewohner der Philippinen, als die Muhamedaner und die Spanier von zwei verschiedenen Seiten her ihre Religion im Land einzuführen versuchten. V. Die Muhamedaner und der Anfang der christlichen Periode. Die malaiische Race hatte sich längst über alle hinterindi- schen und philippinischen Inseln ausgebreitet, ehe es den handel- treibenden Bekennern des Islam, den Arabern, gelang, ihrem Glauben unter einzelnen Stämmen derselben Eingang zu verschaf- fen. In dem ungefähr 1252 (von den aus Singapore vertriebenen Malaien) gegründeten heidnischen Staat Malacca bekehrte sich der Sultan Muhammed Shah 1276 zum Islam und erwarb sich durch die Ausbreitung des neuen Glaubens grossen Ruhm während seiner langjährigen Regierung. Mehr als ein Jahrhundert später, im Jahre 1391, machten ein Fremder, Raja Charmen , und ein Araber, Maulana Ibrahim, einen unglücklichen Versuch die Java- nesen zum Islam zu bekehren. Obgleich schon ein ähnliches Un- ternehmen 1328 erwähnt wird, und die Einwanderung muhameda- nischer Kaufleute vom Westen gewiss schon lange vorher begon- nen hatte, so scheiterten doch diese ersten Versuche weniger an dem Gegensatz zwischen dem in Java herrschenden buddhistischen Glauben und Mohamed^s Religion, als an der Macht der buddhisti- schen Staaten selbst. Erst als Raden Patah , ein Muhamedaner aus königlichem Geblüt und mit Talent und ehrgeizigem Sinn be- gabt, seine Glaubensgenossen um sich versammelt und durch In- triguen und den Glanz seines Namens eine mächtige Partei gebil- det hatte, gelang es ihm nach der Zerstörung (1478) des bis da- hin mächtigsten Reiches von Java, des weitberühmten Majapahit, Bern per, Philippinen» 5 — 66 — auch seinen Glauben zu dem herrschenden des Landes zu machen. Früher schon waren Muhamedaner weit nach Osten bis nach Ter- nate hin vorgedrungen und hatten hier, wie überall neben dem Handel mit Gewürznelken und anderen ähnlichen Produkten des Landes, auch die Bekehrung der Eingebomen betrieben. Auch hier fanden sie einen blühenden Staat vor. Ursprünglich von Gilolo aus (1250) colonisirt, hatte bald Ternate durch seinen Reichthum an Gewürzen und seine günstige Lage für den Handel in den Mo- lucken eine solche Anziehungskraft gewonnen, dass Einwander- ungen von Javanesen, Malaien und Arabern in kurzen Zwischen- räumen aufeinander folgten. Solche Zuzüge werden aus den Jah- ren 1304, 1322, 1347, 1358 erwähnt. Dadurch gewann allmälig dieser kleine Staat eine solche Macht, dass er in der 1322 gebil- deten Conföderation der 4 Könige der Molucken schon im Jahre 1377 den bedeutendsten Rang einnahm. Dem König von Ternate waren damals bereits die Xulla-Inseln, sowie auch Gilolo unter- than; am Ende des 15. Jahrhunderts vereinigte Zainalabdin auch noch Boeroe, Cerarn und Amboina unter seinem Scepter. Als dann dieser Fürst 1495 zum Islam übertrat, ward es nun den zahl- reich eintreffenden muhamedanischen Einwanderern von Java un- ter Anführung des Javanesen Husen leicht, auch das Volk selbst zu bekehren, so dass auch hier schon bei der Ankunft der Portu- giesen die muhamedanische Religion herrschte. So wussten sich überall die Islamiten die Gunst der Landesfürsten zu gewinnen, durch deren Einfluss dann ihre Religion auch beim Volke einge- führt wurde. Weiter nach Norden hin verlieren sich die Spuren des Islam mehr und mehr. Als die Portugiesen 1512 in Celebes ankamen, fanden sie hier nur noch wenige Bekenner dieser Re- ligion vor; erst ein Jahrhundert später zwangen die Macassaren auch die Bewohner der übrigen Staaten dieser Insel 5 den muha- medanischen Glauben anzunehmen. Ein gewisser Einfluss des Is- lam zeigt sich auch noch auf den Philippinen, wo es allein den muselmännischen Fürsten gelang, Reiche zu bilden , deren Macht sich weiterhin als auf den Umkreis der nächsten Dörfer erstreckte. Als die Spanier im 16. Jahrhundert die Philippinen eroberten, fanden sie ihren stärksten Widersacher in dem Sultan von Ma- nila, dessen Macht sich ziemlich weit über die Provinzen des Centrum's von Luzon erstreckte; und die Sultane von Buhaye», - 6t - Mindanao und Jol6 haben bis auf den heutigen Tag ihre Unab- hängigkeit gegen die Eroberungszüge der Spanier zu bewahren gewusst. Zum Theil lag gewiss die Schnelligkeit, mit welcher sich die Mohamedaner solche Erfolge zu erringen verstanden, in dem rich- tigen Tact begründet, mit welchem die vereinzelten Missionäre die Vorschriften ihrer Religion den bestehenden socialen Zustän- den anzupassen wussten. Die natürliche Grausamkeit und Rach- sucht der früheren Heiden wurde in religiösen Fanatismus umge- wandelt; die vorgeschriebenen Waschungen fanden leicht Eingang in einem heissen Lande, dessen Bewohner so schon halb im Wasser lebten; und das ursprüngliche unabhängige Clan- Wesen wurde mit grossem Geschick in eine von einer Centralgewalt abhängige Conföderation der einzelnen Fürsten übergeführt. Hören wir, was hierüber der Padre Gainza sagt: „Sie (die Muhamedaner) führten einige religiöse Gebräuche ein, nahmen dafür ihre Sprache und manche ihrer Sitten an, verheiratheten sich mit ihren Weibern, verschafften sich Sclaven, um ihre persönliche Wichtigkeit zu er- höhen, und gelangten endlich dazu, sich mit der vornehmen Classe der „Dato's" zu amalgamiren. Da sie mit grösserem Geschick und grösserer Eintracht als die Eingebornen arbeiteten, erhöhten sie allmälig, wie jene im Besitze zahlreicher Sclaven, mehr und mehr ihre Macht, bildeten unter sich eine Art Bund und errich- teten eine Art Monarchie, die sie in einer Familie erblich erklär- ten. Aus der Zahl der Mitglieder dieser Familie erwählten die Dato's ihren Sultan. Und als sie bald das Missliche eines sol- chen Systemes erkannten, beschlossen sie noch bei Lebzeiten des Sultan's zwei Nachfolger zu erwählen, deren einer den Titel „Raja- Muda tf , der andere den des „Guata-Mansa" erhielt. Obgleich nun solcher Bund ihnen grosse Macht gab, so sahen sie sich doch ge- nöthigt, mit den alten Datto's auf Friedensfuss stehen zu bleiben, und den sogenannten „Taos-Marayaos" ihre Freiheit zu lassen, deren Unterstützung sie nicht entbehren konnten. So behielten diese ihre vollständige persönliche Freiheit und die völlig freie Verfügung über ihre Sclaven, die sogenannten „Saeop" So entstand endlich eine Conföderation, welche nur schwach mit der höchsten Autorität in Verbindung steht, eine Art aristocrati- scher Republik, deren Chef unter dem Titel eines Sultan 1 s erwählt — 68 - wird, und deren Bürger natürlich sehr an ihrer persönlichen Un- abhängigkeit hängen und zu Streit und Zank beständig geneigt sind/ 4 Dass in der That der rnuhamedanisch religiöse Charakter dieser Staaten ursprünglich wenig ausgeprägt war, beweist das Verhält- niss, in welchem sie zu den ersten christlichen Eroberern, den Portugiesen sowohl wie den Spaniern, standen. Antonio de Britto wurde in dem muhamedanischen Ternate 1521 auf die freund- lichste Weise aufgenommen, und als er und seine Nachfolger durch ihre grausame Behandlung der Bewohner allmälig einen Bund der malaiischen Fürsten hervorgerufen hatten und die Por- tugiesen sich schon nahe daran sahen, ihre Festung dem andrän- genden Feinde übergeben zu müssen, da rettete Antonio Galvan 1636 zuerst seine Landsleute von einer sicheren Niederlage. Im Laufe weniger Jahre aber wusste dieser Mann nicht bloss den Bund der Fürsten aufzulösen, sondern sich auch unter den Mo- hamedanern so beliebt zu machen, dass sie ihm die Krone anbo- ten. Durch ihn wurde das Christenthum rasch auf den Molucken und in Celebes eingeführt. Auch die spanischen Geschichtsschrei- ber ( ! ) bemerken ausdrücklich, dass sie mit den „Moro's" von Ma- nila in freundschaftlichem Handelsverkehr gestanden hätten. Le- gapsi bediente sich 1565 in seinem Verkehre mitTupas, dem Für- sten von Cebü, eines Mohamedaner's von Borneo mit Namen „Cid- Hamal". Es sprach sich nirgends ein scharfer religiöser Gegen- satz aus; vielmehr bildete sich dieser erst allmälig im Laufe der Zeiten, als die neu angekommenen Eroberer auch die Oberherr- schaft über die schon bestehenden mohamedanisehen Staaten zu beanspruchen anfingen. Gegenseitig belästigten sie sich nun, so viel sie konnten, mit Raubzügen und Niederbrennen der Ortschaften, und auch die Spanier verfolgten eine Art und Weise der Krieg- führung, welche ganz dem dortigen Boden entwachsen zu sein schien. Hier, wie überall, trat das persönliche Interesse oder die Bequemlichkeit hindernd in den Weg. Lassen wir hier denPadre Zuniga( 2 ) sprechen: „Diejenigen, w r elche gingen, um sie (dieMo- ro"s) zu unterjochen, verfolgten andere Ziele, als die ersten Er- oberer. Diese strebten nur nach einer „eneomienda", einem Lehen, das ihnen genug zu leben gab. Aber seitdem der Handel von Manila so gewinnbringend geworden, suchte man in kurzer Zeit grossen Reichthum zu häufen, so dass diejenigen, welche solche — 69 - Expeditionen unternehmen, nur an ihren Erwerb denken und an die Rückkehr nach Manila, um dort möglichst ihren Handel ver- mehren zu können." Die unterjochten Feinde wurden von beiden Parteien als Selaven davongeführt, die eingenommenen Dörfer ge- plündert und nachher verbrannt. Allmälig erst bildete sich auch der religiöse Fanatismus aus. Die unter dem Namen „amok" in allen malaiischen Ländern bekannten Wuthanfälle nehmen in den Grenzgebieten der Christen und Muhamedaner, in Zamboanga und Basilan immer einen religiösen Charakter an; obgleich ihr Hass gegen die Christen sich meistens nur gegen die Spanier richtet. In Jolo selbst sind die Engländer gern gesehene Gäste, da sie ihnen europäische Waffen und Pulver bringen , die sie sehr im Kampfe gegen die r ,eaehilaV c — so heissen die Spanier hier — benöthigen. Dem Reisenden fallen überall, namentlich aber im Süden, die meistens hoch aufPfählen gebauten, sogenannten „ata- laya's" auf, an deren Seite gewöhnlich ein Telegraph steht. Es sind dies Wachtthürme, welche von Dorf zu Dorf die Nachricht weitertragen, wenn sich irgendwo eine Flotille der leichten Fahr- zeuge aus Jolo, der sogenannten „panco's", gezeigt hat. Selten aber leisten die einzelnen Dörfer sich Hülfe, jedes vertheidigt sich, so gut es kann; die Regierungsböte liegen im sichern Hafen, und erhalten die Nachricht meistens so spät, dass es ihnen selten gelingt, die Moro's noch auf ihrem Zuge zu treffen. Haben diese einige Raubzüge glücklich beendet, so beschliesst die spanische Regierung in Manila einen Zug zur Ausrottung der Piraten. Es wird hier oder dort eine Festung in Jolo, Tavi-tavi oder in Min- danao eingenommen und zerstört, dann zieht man froh über den errungenen Sieg heim und im nächsten Jahre beginnen die Moro's abermals ihre Raubzüge. So wird dieser kleine Krieg ferner dauern, wie er bisher schon Jahrhunderte gedauert, wenn nicht die Spanier die von Moro's bewohnten Inseln faktisch in Besitz nehmen oder durch grössere Wachsamkeit, als sie bisher entwickel- ten, die Piratenzüge derselben nach andern Richtungen ablenken. Während die muhamedanischen Sendlinge zur Ausbreitung ihres Glaubens nur auf sich und die Macht ihres Wortes ange- wiesen, dies hauptsächlich durch den Einfluss zu erringen such- ten, den sie auf die Fürsten und Vornehmen des Landes gewan- nen, so zeigt sich bei der Einführung des Christenthum's durch - 70 - die Spanier die auffallende Erscheinung, dass gewisse Einrichtun- gen in der Organisation ihrer Eroberungszüge die günstigsten Mittel waren, um die erstaunlich raschen Erfolge ihrer Unterneh- mungen hervorzubringen* Die berühmte Demarcationslinie des Jahres 1493 , welche die Erde in eine spanische und eine portugiesische Hälfte theilen sollte , hatte jeder Nation die Richtung ihrer Entdeckungsreisen vorgezeichnet. Während die Portugiesen, dem Wege Vasco de Gama's folgend, von Westen her in Malacca 1511, auf den Mo- lucken 1512 anlangten, kamen ihnen die Spanier, welche von Ma- gellan's unglücklicher Expedition (1519 — 1521) übrig geblieben waren, von Osten her entgegen. Auch die zweite Expedition von Loaisa (1525 — 1526) und die dritte von Saavedra (1528) nahmen ein unglückliches Ende, und immer trafen die Spanier auf den Molucken mit ihren alten Feinden , den Portugiesen zusammen, w r elchen sie gerne den Besitz dieser kostbaren Inseln streitig ge- macht hätten. Sie gründeten ihre Ansprüche an diese Inseln auf die Verlegung des ersten Meridian 's von Ferro nach Terceira, wo- durch die Portugiesen Brasilien gewannen, und wodurch die Ge- würzinseln nach Magellarfs Meinung mit in die spanische Erd- hälfte hineingezogen worden waren. Dem kleinen zwischen den spanischen und portugiesischen Abenteurern entbrannten Krieg auf Ternate und den umliegenden Inseln wäre fast ein grösserer Kampf im Mutterlande gefolgt. Als aber Carl V. 1539 einen Trae- tat mit Portugal schloss, wonach er alle seine Ansprüche auf die Molucken für 350,000 Ducaten an die Krone Portugal verkaufte, war der spanischen Eroberungslust im fernen Osten ein neuer Weg vorgezeichnet. Während die früheren Expeditionen zur Er- oberung der Molucken bestimmt waren, sollte nun Villalobos die Philippinen unter spanische Herrschaft zwingen und durch die ihn begleitenden Augustinermönche den Eingebornen den christ- lichen Glauben bringen. Aber auch diese Unternehmung verun- glückte gänzlich. Glücklicher als Carl war Philipp IL , welcher 1564 eine Expedition unter Legaspi auslaufen Hess. Diesem schloss sich als Mönch der Augustiner Padre Urdaneta an , ein kühner und gelehrter Seemann, der, unter Loaisa Capitain eines der Schiffe, bereits die Philippinen aus eigner Anschauung kennen gelernt hatte. Noch wichtiger als dieser Priester war dem Befehls- — 71 — haber sein eigner Neffe, Don Juan Salcedo; denn seiner rastlosen Thätigkeit und grosser Thatkraft allein verdankte diese Expedition ihren glücklichen, überraschend schnellen Erfolg. Am 27. April ankerten die Schiffe in Cebü, bald darauf waren Panay, Leyte, Masbate, Bohol und andere Inseln — die Islas de los Pintados — entdeckt und eingenommen und am 5. Mai 1571 schon wurde Ma- nila zur Hauptstadt der neugewonnenen Inseln erklärt und in Be- sitz genommen. Die Missionäre breiteten sich ( 3 ), durch Soldaten unterstützt, über die Visaya's aus und Juan de Salcedo nahm es auf sich, den Norden Luzon's der Krone Spanien zu unterwerfen. Wenige Tage nach dem plötzlichen Tode Legaspi's am 20. August 1572 kam er in Manila wieder an von einer Reise, die ihn rings um den Norden Luzon's herumgeführt und auf welcher er die Mehrzahl der Bewohner sich unterworfen hatte. Einige Jahre später waren bereits die Augustinermönche über den ganzen Nor- den verbreitet. So waren in weniger als 10 Jahren die Mehrzahl der philippinischen Inseln der spanischen Krone unterworfen, schon 1570 wurde der erste Tribut ( 4 ) von den Einwohnern von Mindanao erhoben und wenn auch seitdem mehrfache Empörungen gegen die neue Ordnung versucht wurden, so brachen doch bald derartige Unternehmungen der Eingebornen unter der Macht der Spanier wieder zusammen. Mit den Augustinern theilten sich die bald nachher ankommenden Jesuiten, Dominikaner und Franzis- kaner in die Aufgabe, den zahlreichen neuen Christen die ge- wünschten Priester zu geben und durch die Missionen den christ- lichen Glauben auch unter die Stämme des Innern zu tragen. Der Handel, welcher nach einigen Autoren schon lange vor der christlich-spanischen Zeit zwischen China, Japan, den Philip- pinen und Borneo getrieben worden war, nahm rasch in bedeu- tendem Maasse zu. Im Anfang des Jahres 1572 schon kam eine Flotille aus China an, welche den handeltreibenden Soldaten eine reiche Ladung Seidenzeuge, Porzellan und andere Erzeugnisse chinesischer Industrie brachte, und in wenig Jahren war Ma- nila der Mittelpunkt für den Handel Spanien's mit dem Orient geworden. Es war der Anfang des 17. Jahrhunderts fast die blühendste Zeit des Handels von Acapulco. Dieser Periode verdankt Manila ihren hochtrabenden Namen der „Perle des Orients". — n - Ein ganz anderes Bild liefert uns die Geschichte der Erober- ung der Molucken durch die Portugiesen. Trotzdem sie 1511 un- ter Antonio de Abreu und Francisco Serrano die freundlichste Aufnahme in Amboina und Celebes finden, und sie aus den zwi- schen Tidor und Ternate angestifteten Kriegen als Sieger hervor- gehen, folgen sich ununterbrochen Empörungen der einheimischen Fürsten und Streitigkeiten dieser oder selbst der Portugiesen un- tereinander. 1531 sehen sie %ich sogar gänzlich auf ihre Festung in Ternate beschränkt, die durch das Heer der verbündeten Könige der Molucken durch Jahre hindurch belagert wird. Antonio Gal- van befreit seine Landsleute, schlägt die Fürsten in Tidore , und schliesst mit ihnen Frieden. Ihm gelingt es bald durch freund- liche Behandlung der Eingebornen und Schonung der angestamm- ten Fürsten , die er vorher hat seine Macht fühlen lassen , sich eine solche Popularität zu erwerben, dass ihm bald nachher die Krone sämmtlicher Molucken angeboten wird. Nun wird ihm das Gouvernement dieser Inseln genommen, und die nachfolgenden Gouverneure beginnen von Neuem das alte Spiel der Intriguen und kleinen Kriege, bis endlich 1581 Baber, König von Ternate, die portugiesische Festung einnimmt und der Fremdherrschaft ein Ende macht. Dann folgen einige vergebliche Versuche der Spa- nier, sich die Molucken zu unterwerfen, bis es endlich im Anfang des 17. Jahrhunderts den Holländern gelingt, die mit den einhei- mischen Fürsten abgeschlossenen Verträge gegen die Spanier sieg- reich zu vertheidigen und die Portugiesen auf Timor und Solor einzuschränken. Hier ist die Episode des Antonio Galvan besonders lehrreich. Sie zeigt, dass es bei Verfolgung einer humanen Politik und Scho- nung der Landessitten den Portugiesen hätte leicht werden müs- sen, ihrer Herrschaft über die Molucken grössere Sicherheit und längere Dauer zu geben, als es wirklich der Fall war. Den Spa- niern trat auf den Philippinen allerdings nie eine so geschlossene Macht gegenüber, wie den Portugiesen auf den Molucken im dor- tigen Fürstenbund, so dass es ihnen leichter werden musste , die einzelnen gänzlich von einander unabhängigen Clan's von Luzon und den Visaya's sich zu unterwerfen. Aber die Geschichtsbücher des Landes bewahren uns mehrere Fälle von Empörungen auf, welche zeigen, dass durch die allgemeine Sehnsucht nach Befrei- - 13 - ung vom spanischen Joche mitunter eine Vereinigung der sonst getrennt lebenden Stämme zu Stande kam, deren Macht allerdings derjenigen der Spanier nie gewachsen war. Gerade die ersten Jahrzehente der Eroberung sind aber verhältnissmässig frei von solchen Empörungen. So mochte wohl die geringe Macht, wel- cher sich die Spanier in ihren Zügen bald in diesem, bald in jenem Dorfe gegenübersahen, der Mangel aller gemeinsamen Op- position gegen die Fremden mit eine der Hauptursachen gewesen sein, weiche den Spaniern das Spiel erleichterten; aber doch würde wohl kaum der Eroberung so schnell die Ausbreitung des Christen- thums und eine vergleichsweise lange ruhige Periode des Handels gefolgt sein, wenn nicht noch andere Momente, ausser der gerin- gen Thatkraft und politischen Zersplitterung derEingebornen, mit wirksam gewesen wären. Hierüber gibt uns die Organisation der früheren Expeditionen einigen Aufschluss. Der Befehlshaber der Expedition erhielt mit dem Titel „Adelantado" auch die allerausgedehntesten Vollmach- ten und die Autorität als General-Gouverneur aller der Länder, welche er im Namen des Königs erobern würde. Es wurde ihm gestattet, Waaren irn Werth von 1000 Ducaten einzuschiffen und ebenso wurde ihm ein gewisser Prozentsatz vom Einkommen der Inseln zugesichert. Von ihm hing aber vor Allem die Ernennung der sogenannten „Encomendero's 4 * ab. Unter „encomienda" ver- standen die Spanier ein Lehen, welches an Land und Leuten den bei der Eroberung besonders sich auszeichnenden Soldaten ge- geben wurde. Der von ihnen erhobene Tribut, von welchem sie einen gewissen Theil an die Regierung abgeben mussten , sollte zum Unterhalt ihres Lebens dienen. So wurde z. B. dem Juan de Salcedo nach der schon erwähnten Entdeckungsreise zuerst Camarines, nachher aber die Provinz YIocos als solches Lehen ge- geben. Anfänglich herrschten sie hier, im Besitz der Macht, un- umschränkt über Land und Leute, die sich leicht dem Eroberer unterwarfen; denn in der That war für sie nur der Name ihres Fürsten, nicht aber ihr Verhältniss zu diesem geändert. Ueberall wo Salcedo zuerst hinkam in Luzon, wie in Panay und Mindoro, musste er erst mit den Einwohnern um die Herrschaft kämpfen; und wenn diese sich durch eine blutige Niederlage von der grös- seren Macht der Spanier überzeugt hatten, so unterwarfen sie - 74 - sich ziemlich willig dem Joche des Lehnsherren, welcher ledig- lich an die Stelle des früheren einheimischen Fürsten getreten war. Statt der früheren „baganis" oder „Datto's" hatten sie nun spanische Capitaine sowohl als Anführer im Kriege, wie auch als Herren ( 5 ), denen sie Gehorsam und Tribut schuldig waren. Sonst aber wurde die sociale Ordnung nicht im Mindesten verändert. Lange Zeit hindurch wurden die im Kriege gemachten Gefangenen auch von diesen christlichen Lehensherren als Sclaven, als „saeo- pes tt behandelt, deren Arbeit und Körper ihnen gänzlich ange- hörte. Aus dieser Classe der Sclaven bildete sich allmälig die tributzahlende niedrige Bevölkerung aus, während die Classe der Freien als sogenannte „cabeza's de barangay" von jeher gänzlich frei von der Pflicht des Tributzahlens war. Die Dattos aber oder die ursprünglichen Vornehmen erhielten die Ehrenämter des Dor- fes, welche wie jene Freien gänzlich von allem Tribute und allen Zwangsarbeiten befreit wurden. Der Lehnsherr hatte die Macht, welche die Eingebornen als erstes Requisit für ihre Datto's ver- langten, und die ihm unterworfenen Vornehmen befriedigten leicht ihren Ehrgeiz in der bevorzugten Stellung, welche sie im Dorfe einnahmen, da sie nie gewohnt gewesen waren , über die natür- lichen Grenzen desselben hinaus zu greifen. Da die Sclaven oder Tributantes von jeher sich selbst als Eigenthum ihrer Herren zu betrachten pflegten, so Hessen sie sich gerne den verhältnissmässig geringen Tribut von etwa 4 fl. jährlich gefallen, den sie in Sil- ber oder in Landesprodukten bezahlen mussten. Manche harte Be- drückung selbst mochte ihnen von Seiten dieser neuen Herren erträglich scheinen. Bald aber gingen die Erpressungen der meis- ten Lehnsherren so weit, dass sich das Volk gegen sie auflehnte, und zu gleicher Zeit gewannen die zur Ausbreitung der christ- lichen Religion angekommenen Geistlichen verschiedener Orden einen solchen Einfluss auf Philipp*^ Regierung, dass ihnen im Streite gegen jene grosse Prärogativen gegeben wurden. Mit der Vermehrung der Dörfer ging die wiederholte Sendung eifri ger Missionaire Hand in Hand, so dass die Oberen der Mönchs- orden sich bald im Stande sahen, jedem grösseren Dorf einen eig- nen Seelenhirten zu geben. Indem diese nun im Streite des Tri- but zahlenden Volkes sich immer gegen die Lehnsherrn und die aus Riesen hervorgegangenen Gouverneure aussprachen , erlangten sie — 75 - bald in den einzelnen Dörfern dieselbe Stellung, welche vor ihnen der Lehnsherr, noch früher aber der „Datto u eingenommen hatte. Auch hinter ihnen stand immer die militairische Macht der Re- gierung,, um deren Politik sich der Eingeborne wenig kümmerte, deren Strenge aber manches Dorf kennen lernte, wenn es sich gegen die zu harte Bedrückung von Seiten seiner neuen Herren in Kutte und Talar auflehnte. Auch die altgewohnte rein persön- liche Seite des Verkehres zwischen dem Herrn und Diener fehlte nicht. Den Bau eines Conventes oder einer Kirche, oder selbst jede im Dorfe vorgenommene Arbeit sahen die Bewohner wie einen persönlich dem Priester geleisteten Dienst an; und sie arbei- teten willig für ihn, da der Glanz, welcher sich durch die Zahl seiner Diener, die Pracht seiner Wohnung und seiner Messgewän- der, den Luxus seiner Gelage über ihr Dorf verbreitete, ihren Ehr- geiz vollständig befriedigte. Nicht selten sind die Fälle, in denen ein Priester seinen „sacopes" im Kampf wirklich voranging. Wie früher den „bagani* im kriegerischen Kleide, so Hessen sich nun die Bewohner den „Datto" im farbigen Messgewand gerne gefal- len. So wurde, unbewusst oder bewusst, jedenfalls in glücklicher Weise das alte einheimische Clanwesen der Heiden zur Basis der jetzt herrschenden christlichen bürgerlichen Ordnung gemacht. VI. Die neueste christliche Zeit. Es blieb also das einheimische Clanwesen die Grundlage der neuen socialen Ordnung. Durch die Zwischenstufe der europäi- schen Priesterclasse , die sich rasch über alle Dörfer verbreitete, und deren einzelne Mitglieder an die Stelle der früheren heidni- schen Fürsten — der baganTs oder reyezuelo's — getreten waren, wurde das eines gemeinsamen natürlichen Bandes bis dahin ent- behrende Leben der Bewohner in sehr künstlicher Weise mit dem fremden Staate verknüpft. Während in dem Yerhältniss der un- teren, die eigentliche Bevölkerung bildenden Classen zu einander keine oder nur eine sehr unbedeutende Veränderung eintrat, blieb die Beziehung zwischen den Gouverneuren des Landes und ihren Untergebenen eine so lockere, der ganze Schematismus der Ver- waltung der Colonie dem einheimischen Verstände so unverständ- lich und fremd, dass sich dabei kein allgemein verbreiteter wür- diger Bürgersinn ausbilden konnte. Es war dies aus verschiede- nen Gründen unmöglich. Nach unten hin bekümmerten sich der militairische Gouverneur und der juristische Alcalde gar nicht weiter um das Volk, weil ihnen einestheils die Grenzen ihrer Thä- tigkeit von Spanien aus zu eng gezogen waren und sie anderer- seits sich in ihrem Verkehr mit den Bewohnern bis in die neueste Zeit hinein immer der Mönche bedienen mussten. Diese aber suchten gegen die Angriffe von oben her vor Allem ihre Gerecht- same, theils die persönlichen der Priester des Dorfes, theils die des Mönchsordens, dem sie angehörten, zu vertheidigen; während - 77 — sie gegen ihre Pfarrkinder fast allein die doppelte Pflicht zu haben glaubten, sie in ihren Streitigkeiten mit den weltlichen Behörden so viel als möglich zu schützen und sie ausser in der Doptrin al- lenfalls noch im Schreiben und im Lesen der von der Kirche ge- statteten Bücher zu unterrichten. Auf der anderen Seite wurde es nie einem Eingebornen gestattet, sich über die Classe der nied- rigsten Civilbeamten emporzuschwingen. Nur ungerne bedienten sich die Oberen der Mönchsorden der einheimischen Priester, und es gehört zu den seltensten Ausnahmen, wenn sich ein dem Clero secular angehörender Eingeborner bedeutenden Einfluss erringen konnte. Alle höheren Beamtenstellen der Militär- wie Civil-Ver- waltung wurden von Spanien aus mit Spaniern besetzt. Häufig wurden zu Gouverneuren und den höchsten Beamten der Colonie politisch missliebige Personen genommen, deren sich die Regier- ung in Madrid zeitweilig entledigen ( 1 ) wollte, häufiger noch sah man in den Stellen Sinecuren, welche zur Belohnung treuer Diener geschaffen und vertheilt wurden. Die Habsucht der Beamten förderte man, anstatt sie zu hindern, indem man ihnen früher einen Antheil an dem Monopol des Handels von Acapulco, später in den Provinzen die Erlaubniss gab , auf eigne Rechnung Han- del treiben zu dürfen. Diese Erlaubniss war für manche Gouver- neure gleichbedeutend mit dem Monopol des Handels in ihrer Pro- vinz. So spiegelt sich denn natürlich in dem Wechsel, welchen die spanische Verwaltung des Landes im Laufe der Zeit erfahren hat, immer nur der Umschwung in der öffentlichen Meinung des Mutterlandes wieder. Die spanischen Revolutionen des neunzehn- ten Jahrhunderts blieben dagegen gänzlich ohne Einfluss auf die Stimmung der Bewohner der Philippinen; wohl aber zeigt sich überall, wenigstens im materiellen Leben derselben, ein mehr oder weniger direkter Einfluss der Eroberer auf die unterworfenen Stämme. Wir wollen einige der hervorragendsten Aeusserungen dieser Einwirkung hier näher untersuchen. Im ersten Anfang der Eroberung Hess man die 3 Classen der malaiischen Periode ziemlich unverändert bestehen. Doch ver- tauschte man die Namen, und als man die für jene Gegenden sehr complicirte Zusammensetzung der Localbehörden spanischer Städte einführte^ musste noth wendiger Weise auch eine allmälige Verschiebung in der socialen Stellung der Bewohner erfolgen. Die - 78 - Sclaven wurden nun tributzahlende Bauern, deren Name — Säßoß — an manchen Orten der Visaya's noeh heutigen Tages unter den Christen gebräuchlich ist. Den Freien oder den tao-marayao's gab man gewisse untere Aemter im Dorfe, und zugleich damit die Befreiung vom Tribute und die Vornehmen , die reyezuelo's mit ihren nächsten Verwandten oder dieDatto's erhielten die höheren Stellen der localen Verwaltung. Noch heutigen Tages werden die bagani's unter den der Regierung unterworfenen Manobo's von Mindanao ausgezeichnet durch die Verleihung des Stockes, wel- cher ihre Würde als „gobernadorcillo* — d. i. kleiner Gouver- neur — bezeichnet. Ursprünglich mochten wohl alle solche Aem- ter im Dorfe — deren specielle Aufzählung hier unnöthig er- scheint — ausschliesslich erblich gewesen sein. Als nun haupt- sächlich durch die Pfarrer der Dörfer veranlasst, die Bewohner, statt sich von einander zu trennen , wie früher üblich , nun sich immer mehr um ihren geistlichen Anführer drängten , die Kinder der Mitglieder der verschiedenen Classen bei ihren Eltern im Dorf blieben : da konnten nicht mehr jene scharfen Grenzen eingehal- ten werden, welche anfänglich die Kasten von einander trennten. Die Zahl der unter einem sogenannten „eabeza de barangay" ( 2 ) — Haupt eines barangay — vereinigten tributpflichtigen Bewoh- ner nahm rasch zu, so dass bald diese aus der Classe der Freien hervorgegangenen Beamten 45 — 50 Familien unter ihre Aufsicht bekamen, mehr als vorher der bagani desselben Dorfes Unter- thanen je gehabt hatte. Es waren diese cabeza's de barangay die früher erwähnten „taos-marayaos u , Ihre Frauen und Erstge- bornen waren vom Tribute befreit. Aber ihre übrigen Kinder zahlten Tribut, und es traten diese dadurch unwillkührlich in eine tiefere Classe, die der „Tributantes* zurück, welche ja aus der- jenigen der „sacopes" hervorgegangen war. So wurde die letztere Classe durch die innige Verschmelzung mit den Söhnen der Frei- gelassenen etwas in ihrer socialen Stellung gehoben, während diese von ihren früheren Vorrechten einbüssten. Zugleich aber wurde das Amt, einem „barangay" vorzustehen — ihr haupt- frächlichstes Geschäft besteht in dem Eintreiben der Tribute, für welche sie persönlich verantwortlich sind — wenigstens in man- che» Provinzen ein Wahlamt; so dass noch heutigen Tages durch Erbschaftsrecht und durch Wahl ernannte cabezas de barangay — 79 — nebeneinander existiren. Und ebenso wurden die „gobernadorcil- los", ursprünglich gewiss erbliche Aemter, nun mit den übrigen, die sogenannte „principalia" — d. h. Aristokratie — des Dorfes bildenden Beamten, den Tenientes, alguaziles, jueces etc., Ehren- ämter, zu deren Besetzung alljährlich eine Wahl vorgenommen wird. Der hierbei beobachtete Wahlmodus ist kurz folgender. Der abtretende Gobernadorcillo und 12 durch das Loos bestimmte Einwohner, welche zur Hälfte der Zahl der abgetretenen „gober- nadoreillos" und „cabezas", zur Hälfte derjenigen der activen „ea- bezas" entnommen werden, sind die Wähler, welche nun aus ihrer Mitte nach absoluter Majorität den neuen Beamten zu wäh- len haben. Obgleich von den Priestern ein directer Einfluss bei diesen Wahlen ebensowenig, wie den Gouverneuren der Provin- zen gestattet war, so musste es doch dem im Dorfe selbst leben- den und mit allen Heimlichkeiten des Familienlebens seiner Pfarr- kinder wohl vertrauten Pfarrer ein Leichtes werden, auch bei die- sen Wahlen einen weitgehenden Einfluss zu erringen ; während der militairische Gouverneur oder der Alcalde selten nur in per- sönliche Beziehungen zu ihren Untergebenen treten und auf sie einwirken konnten. So musste natürlich der locale Einfluss der Priester ein sehr viel grösserer sein, und dies um so mehr, als sie fast ausschliesslich im Besitze des Dialectes der Provinz waren, die Gouverneure dagegen sich der Dollmetscher bedienen mussten, selbst im Verkehre mit den Gobernadorcillos , welche trotz der Einführung der spanischen Sprache als Amtssprache doch nur selten des Spanischen mächtig waren. Vielleicht mögen sogar die Priester, in richtiger Erkenntniss ihrer Stellung, die Ausbreitung ihrer Muttersprache absichtlich so viel als möglich verhindert haben. Wenngleich nun auf diese Weise, und dann vor Allem durch die noch näher zu besprechende Mischlingsrace der Mestizen, eine nicht unbedeutende Veränderung in der socialen Ordnung derBe* wohrier einzelner Dörfer hervorgebracht wurde, so blieb doch das einheimische Clanwesen im Wesentlichen unverändert. Noch heu* tigen Tages gelten im Verkehr der Bewohner untereinander eine Menge alter aus der heidnischen Epoche überkommener Gebräuche — unter denen wir hier nur die Sitte hervorheben wollen, dass der Mann, um sich seine Frau zu erwerben, eine Zeitlang der — 80 — Familie seiner Geliebten Dienste thun muss. Vor Allem aber blieb das Verhältniss der einzelnen Ortschaften zu einander gänz- lich unverändert. Kein gemeinsames Band der Selbstverwaltung oder gleichartiger politischer Interessen vereinigte sie untereinan- der und wenn sie dem überkommenen Hass gegeneinander nicht mehr, wie früher unter der Herrschaft der baganis, durch Kriege Ausdruck zu geben versuchten, so hielt sie davon gewiss nicht Friedensliebe oder das Gefühl der Stammesverwandtschaft zurück, sondern nur ihre Feigheit und die Ueberzeugung, dass hinter den zum Frieden ermahnenden Pfarrern schliesslich doch die gefürch- tete Macht der spanischen Waffen stand. Wo die Dörfer sich dem Arme der höchsten Autorität entrückt wähnten, wurde das alte Spiel des kleinen Krieges fortgeführt. So haben die Bewohner der beiden auf der Insel Siargao bei Surigao liegenden Dörfer Dapa und Cabuntug noch in der Mitte dieses Jahrhunderts offene Fehde miteinander geführt und noch heutigen Tages besuchen sie sich gegenseitig nur ungerne, weil sie Vergiftung durch ihre alten Feinde fürchten. Nur im Norden Luzon's und auf den Visaya's etwa in jenen Provinzen, in denen eine starke Mestizenbevölker- ung gefunden wird, wie in Iloilo, hat sich ein gewisser Provinz- Patriotismus ausgebildet, der in den früher nicht seltenen Reibe- reien zwischen den aus verschiedenen Provinzen genommenen Soldaten eines Regimentes seinen Ausdruck fand. Keine gemein- samen politischen Volksinteressen verbinden die Colonie mit dem, nur uneigentlich sogenannten Mutterlande. Ebensowenig wie in der politischen Sphäre hat der christ- liche Spanier sonst in geistiger Beziehung grossen Einfluss auf den Charakter der Bewohner zu gewinnen gewusst. Der Volks- unterricht lag von jeher und liegt auch jetzt noch, in den Provin- zen sowohl wie in der Metropole, gänzlich in den Händen der Priester, Mit Ausnahme der Professoren für Völkerrecht und römisches Recht sind alle Lehrstühle der Universität von Santo Tomas in Manila in Händen der Priester, welche natürlich nicht blos die theologischen Vorträge, sondern auch die über Meta- physik, Physik und Logik nach den Grundsätzen der katholischen Kirche einrichten müssen. In den Provinzen hat jedes Dorf aller- dings seine öffentliche Schule, in welcher der Unterricht obligato- risch ist; aber ausser Lesen und Schreiben wird hier nur noch — 81 — geistlicher Gesang und die christliche Doctrin gelehrt. Dieser Un- terricht aber geschieht noch lange nicht überall in spanischer Sprache; wenigstens ist die allgemeine Einführung derselben als Schulsprache noch so neuen Datum's , dass es noch länge dauern mag, bis sich überall der spanische Beamte selbst mit seinen näch- sten Untergebenen wird in Spanisch unterhalten können. An der Ostküste Mindanao's, einer der ältesten und ergebensten Provinzen, wurde noch vor 40 — 50 Jahren nur der einheimische Dialect ge- sprochen, und die Priester bedienten sich hier sogar, wie man sagt, in ihrem officiellen Verkehr bis in den Anfang des 19. Jahrhun- derts hinein der alten malaiischen Buchstaben. Die Zahl derjeni- gen Eingebomen — die Spanier nennen sie immer Indier — welche lesen und schreiben können, soll ziemlich gross sein; aber bei der vollständigen Unzuverlässigkeit aller statistischen Angaben lässt sich hierüber nichts Sicheres behaupten. Im Jahre 1863 versuchte die spanische Regierung eine allgemeine Zählung der Kopfzahl mit Umgehung des bisher üblichen Systems der Tribut- zählung vorzunehmen, wobei auch angegeben werden sollte, wie viele des Lesens und Schreibens kundig wären. Das Factum, dass die Regierung niemals die Resultate dieser Zählung veröffentlichte, scheint für die damals oft gehörte Meinung zu sprechen, dass die ungeheuerlichsten Resultate herauskommen würden. Die über- raschende Leichtigkeit endlich, mit welcher sich das Christenthum gleich im Anfang der Eroberung über die Inseln ausbreitete, lässt erwarten, dass es nur wie ein passendes Gewand die alten religi- ösen Gebräuche ( 3 ) deckte, und sich theilweise wohl gar mit ihnen amalgamirte. Ehrliche Mönche hört man noch jetzt darüber kla- gen, dass dieselben Menschen heute in die Kirche gehen, um zu ihrem christlichen Gotte zu beten und morgen ihrem heidnischen Götzen, dem Diuata oder dem Anito bei der Aussaat oder der Erndte ihre Opfer bringen. An einzelnen Orten scheint sogar ein Rückfall in die alten heidnischen Zeiten stattgefunden zu haben. Es existirt in dem Archiv des Gouvernements von Cayan, Provinz Lepanto, im Nordwesten von Luzon, ein Document, aus welchem, wenn es überhaupt echt ist, hervorgeht, dass die Bewohner des Districts vor dem Jahre 1700 bereits zum grössten Theil Christen gewesen sind. Jetzt sind sie alle wieder Heiden. In der reichen Familie desYgorroten Lacampa wird derTitel „Maestre de Campo* Semper , Philippinen, ß — 82 — geführt, welcher einem ihrer christlichen Vorfahren im Anfang des 36. Jahrhunderts gegeben wurde; jetzt ist die ganze Familie heidnisch. So scheint weder in politischer noch religiöser Beziehung ein tiefer geistiger Zusammenhang zwischen den Eingebornen und ihren Herren aus Spanien hergestellt zu sein. Sie beugten sich willig vor der fremden starken Macht, deren staatliche Organisa- tion ihnen aufgedrungen wurde; und die dennoch vorhandene grosse Sympathie zwischen den Eroberern und den Unterjochten beruht auf der absichtlich oder unabsichtlich geübten Schonung der lokalen Eigentümlichkeiten, der Leichtigkeit, mit welcher sich der katholische Cultus dem bestehenden Glauben anpassen Hess, dem regen persönlichen Verkehr zwischen ihnen und wohl vor Allem auf der allmäligen Entwiekelung eines sicheren und jedem Einzelnen greifbare Vortheile gewährenden Handels. Die Entwicklungsgeschichte des philippinischen commerciellen Verkehres ist in mehr als einer Beziehung interessant und lehrreich. Schon bei der Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert schei- nen die Bewohner der Inseln einen ziemlich lebhaften Handel ( 4 ), namentlich mit China, ge rieben zu haben. Ausser den gewöhn- lichsten Producten chinesischer Industrie waren es besonders Seide und die noch heutigen Tages in Borneo so beliebten grossen irdenen Gelasse, welche sie im Tausch gegen Reis, Gold und Trepang erhielten. Leider fehlen alle bestimmteren Angaben über diesen Verkehr, so dass nicht zu sagen ist, wie weit sich derselbe er- streckt haben mag; doch lässt sich aus der ungemein raschen Ent- wiekelung des Verkehrs und Handels in Manila in den ersten 10 Jahren von Legaspi's Ankunft an wohl schliessen, dass auch schon früher wenigstens nach China und Japan hin ein bedeutender Handel stattgefunden haben muss. Einer der ältesten philippini- schen Historiographen, der P. Chirino, welcher seine Geschichte der philippinischen Inseln 1604 in Rom herausgab, war voll der Bewunderung über die von allen Seiten nach Manila herbeiströ- menden Nationen des Ostens. Die Chinesen brachten nun , um das Silber der Spanier, die „Reales de ä quatro, i de a ocho" zu erhalten, ihre Seidenzeuge und Gefässe; zahlreiche gewerbtreibende Männer kamen hinüber und arbeiteten für so geringen Lohn, dass damals z. B. die von chinesischen Schustern gemachten Stiefel — 83 — nur 2 Realen = 1 Gulden kosteten und ihrer Billigkeit wegen als Handelsartikel nach Mexiko geführt wurden. Von Indien, Ma- lacca, den Molueken erhielten die Manilesen männliche und weib- liche Sclaven, die sich trefflich zu allen häuslichen Geschäften brauchen Hessen, ferner die Gewürze, kostbare Steine, Elfenbein, Teppiche und Perlen. Japan endlich sandte Mehl, Weizen, Silber, Metalle, Salpeter und Waffen „und viele andere Merkwürdigkei- ten: was Alles den Menschen das Bewohnen dieses Landes be- quem und begehrenswerth gemacht hat und noch macht: und in der That ist es ein anderes Tirus gleich dem von Ezechiel so ge- priesenen." Dieser Ausspruch des glaubwürdigen Jesuiten zeigt wohl bes- ser als eine lange Aufzählung die Bedeutung, welche schon im Jahre 1604, also nur 33 Jahre nach der Landung Legaspi's in Cebii, der Handel von Manila für den Gesammtverkehr der Nationen ge- wonnen hatte. Noch waren China so wenig wie Japan mit den Völkern des Westens in direkte Verbindung getreten. Der portu- giesischen Eroberung von Malacea und den Molueken waren be- ständige Unruhen und Kriege, keine den Handel ermunternde Periode der Ruhe gefolgt. Im Jahre 1611 erst langte der erste holländische Gouverneur in Bantam an, von wo aus seit 1602 ein ziemlich lebhafter Handel mit den Engländern in Achin eröffnet worden war. Dagegen hatte Manila schon seit 1512 fast völliger Ruhe genossen — mit einziger Ausnahme des Ueberfalls durch den chinesischen Piraten Limahon. Der schöne, gegen den Nord- Ost-Monsun vollständig geschützte Hafen, die günstige Lage gegen- über China, Japan und den hinterindischen Inseln und vor Allem die direkten, durch die sogenannte Nao oder die Silherflotte ver- mittelten Beziehungen zu Neu-Spanien machten die Hauptstadt der Philippinen rasch zu dem Ausfuhrhafen jener östlichen Län- der. Nur äusserst gering war der ursprüngliche Antheil, welchen die Provinzen von Luzon oder der Visaya's an jenem Handel nahmen. So war Manila fast bis in den Anfang unseres Jahrhun- derts hinein ein Stapelplatz für die östlichen Producte, welche hier gegen das von Mexiko eingeführte Silber eingetauscht wurden. Schon die ersten Expeditionen, welche Carl V. ausgesendet hatte, fassten auch den Handel mit den neu zu entdeckenden Län- dern in"s Auge; wie sie seHbst ja ursprünglich aus dem Wunsche — 84 — entsprungen waren , die kostbaren Produete der Gewürzinseln, welche bis dahin nur auf dem Wege über Indien und Arabien ihren Weg nach Europa gefunden hatten, auf direktem Weg nach Spanien zu bringen und dadurch den Handel mit diesen zu mono- polisiren. Alle höheren Officiere dieser Expeditionen hatten einen gewissen Antheil an der Befrachtung des Schiffes, und ebenso wurde ihnen eine bestimmte Tantieme von dem Gewinn des Han- dels zugesichert, zu welchem die Regierung das ausschliessliche Recht zu haben glaubte. Was vielleicht ursprünglich nur eine vom Könige ergebenen Dienern geschenkte Gunst war, wurde nun bald ein Recht der Einzelnen, und so entstand allmälig die Form des Handelsverkehrs , wie er bis zum Jahre 1733 durch die Nao von Acapulco vermittelt wurde. Aller socialer Verkehr zwischen den Philippinen und Spanien fand, der durch die Demarcations- Linie gezogenen Richtung folgend, bis dahin über Acapulco statt, und alle Civilbeamten wie Soldaten und Priester, welche von hier aus mit der Nao alljährlich im Januar sich nach Manila hin einschifften, hatten ihren durch besondere Gesetze bestimmten Antheil an der Befrachtung des Schiffes, welches gewöhnlich im Juli Manila verliess. Der Gehalt dieser Schiffe war durchschnitt- lich 1200-1500 Tonnen, Die Regierung befrachtete wohl immer den grössten Theil des Schiffes; was sie übrig Hess, wurde in Theile getheilt, welche den Beamten , den in Manila ansässigen Wittwen derselben und den Clerigo's , d. h. den Weltgeistlichen gegeben wurden mit dem Rechte, ihren Theil frei von Kosten zu laden. Da aber diese Leute selten nur im Besitze hinreichender Capitalien waren, um auf eigene Rechnung Handel treiben zu kön- nen, so verkauften sie die Scheine, die sogenannten „boleta's", an die eigentlichen in Manila ansässigen Kaufleute oder Gesell- schaften um einen mitunter recht hohen Preis. Die von Acapulco zurückkehrende Nao brachte dann ausser dem durchschnittlich etwa 2 Millionen Dollars betragenden Baarvorrath den Soldaten und Priestern noch Cochenille, Weine und Süssigkeiten aus Spa- nien. Fast das gauze 17. Jahrhundert hindurch scheint der Han- del in dieser Weise geführt worden zu sein. Zu den natürlichen Schwierigkeiten eines solchen Systemes kam nun bald auch die Rivalität von Cadix und Sevilla, deren Ausfuhr europäischer In- dustrieproducte nach America hin sehr durch die Concurrenz mit — 85 — den chinesischen Seidenzeugen und Baumwollenwaaren vermindert worden war. Drückende Bestimmungen hinderten noch mehr die Entwickelung des Handels von Manila, als es so schon der Zwang that, alle Speculationen auf eine Karte , die glückliche Fahrt der Nao von Acapulco zu setzen. Bald auch drängte die zunehmende Wichtigkeit des holländischen und englischen Handels zum Auf- suchen eines direkteren Weges, besonders, weil allmälig auch die Landesproducte namentlich Zucker, Indigo und Baumwolle zu Aus- fuhrartikeln wurden: und so entstand im Jahre 1733 ( 5 ) die Real Compania de Filipinas, welche das Privilegium des Handels zwi- schen Spanien, den östlich vom Cap der guten Hoffnung liegen- den Ländern und Manila auf 25 Jahre erhielt. Das Capital dieser Gesellschaft, welcher der Handel mit Amerika untersagt war, be- trug 4 Millionen Dollars. Als dann 1785 die Gesellschaft von Ca- racas ihr Ende erreichte durch Erlöschen ihres Monopoles wurden diese und die philippinische Gesellschaft unter dem alten Namen „Real Compania de Filipinas" vereinigt, welche nun einen mehr und mehr zunehmenden direkten Handel nach Spanien mit einem Capital von 8 Millionen Dollars trieb. Auch ihr blieb der Handel nach Acapulco untersagt. Das 1788 von Manila auslaufende Schiff „La Concepcion" hatte ausser chinesischen Stoffen Indigo, Baum- wolle und Sibucao an Bord, 1789 wurden in drei Schiffen von Landesproducten ausgeführt: Indigo 45,825 lbs., Sibucao 3550 lbs., Baumwolle 29 Ballen, Zucker 1200 lbs., Perlmutterschalen 12,7401bs., Wachs 1000 lbs. und einige andere Sachen mehr. Mehr und mehr gerieth nun der Handel von Acapulco in Verfall. Ohne ganz mit den alten Traditionen der monopolisirenden Schutzzollpolitik zu brechen, sah sich doch im Anfang dieses Jahrhunderts die spani- sche Regierung genöthigt, sowohl den Fremden Theilnahme am Handel der Compania de Filipinas zu gestatten, als den Hafen von Manila den fremden Schiffen zu öffnen. Schon 1789 war nicht- spanischen Schiffen der Import europäischer Waaren für einen Zeitraum von 3 Jahren gestattet worden. 1809 wurde das erste englische Haus in Manila etablirt, 1814 das Niederlassungsrecht allen Fremden gegeben. Und als nun endlich durch die Abtren- nung der amerikanischen Besitzungen vom Mutterlande der Handel von Acapulco seinen Todesstoss erhielt, zugleich aber auch die Menge der neuen englischen Häfen an der östlich-asiatischen — 86 — Küste von Singapore nach Shanghai hinauf geöffnet wurden, welche den Verkehr zwischen den zwei grössten handeltreibenden Nationen der Erde direkt vermittelten ; da verlor Manila seine An- ziehungskraft als Stapelplatz für die asiatischen Waaren gänzlich. Was in früheren Zeiten vielleicht für die ganze Colonie ein grosses Unglück gewesen wäre, konnte jetzt nur segensreiche Erfolge haben; denn nun wurde die hauptsächlich von den Fremden ent- wickelte Energie im Handel der nächste Anlass zur raschen Aus- bildung der natürlichen in dem überreichen Boden dieser Inseln liegenden Hülfsquellen des Landes selbst. Auch fanden sich die Bewohner der Provinzen zur Steigerung ihrer Thätigkeit hinrei- chend vorbereitet. Langes Zusammenleben mit den Europäern, mit denen sie sich theilweise zu Mischlingsracen verbunden hat- ten, und der allerdings oft unterbrochene Verkehr mit den Chi- nesen, diesen Engländern des Ostens, hatte den Eingebornen all- mälig grössere Bedürfnisse eingeimpft , als sie im Anfang gehabt hatten. Der grosse Luxus im Bau der europäischen Häuser, die Pracht, welche die einzelnen Dorfschaften bei ihren festlichen Aufzügen und in der Kirche zu entfalten suchten, die immer mehr zunehmende Neigung zu prächtigen Gewändern und glänzendem Schmuck — alle diese und noch manche andere Ursachen steiger- ten die Bedürfnisse der Bewohner und erhöhten allmälig auch wohl ihre Arbeitskraft. Auf der andern Seite hatten von jeher die Regierung oder vielmehr die eitizelnen Beamten des Landes die Thätigkeit ihrer Untergebenen künstlich zu erhöhen versucht. Ein jeder tributpflichtige männliche Bewohner wurde gezwungen, all- jährlich 40 Tage irn Dienste der Regierung zu opfern; es wurden diese sogenannten „polistas" zum Bau der öffentlichen Strassen und Brücken, der Tribunale und andern Regierungsgebäude ver- wendet. Der Bau des Tabacks und Handel mit demselben, ur- sprünglich gänzlich frei, wurde 1782 Monopol der Regierung, die die Anpflanzung desselben in einigen Provinzen untersagte, in anderen dagegen mit solchem Eifer betrieb, dass den Bewohnern dieser Provinzen fast zu gar keiner anderen Beschäftigung mehr Zeit blieb. Trotz des scheinbar Gehässigen solcher Zwangs- massregeln haben doch diese Tabacksprovinzen sich zu grossem Reichthum emporgeschwungen, der sich namentlich in ihren oft mit europäischem Luxus ausgestatteten Tribunalen ( 6 ) zu erkennen - 87 — gibt. Bis vor nicht gar langer Zeit war es noch den Gouver- neuren und den Alcalden der Provinzen gestattet, Handel zu trei- ben. Wenn auch diese Erlaubniss, verbunden mit der politischen Macht, welche in ihre Hände gelegt war , sie häufig zu weitge- triebenem Missbrauch der Arbeit der Eingebornen verleitet haben mag; so kann doch wohl kaum der Nachtheil den nothwendig damit verbundenen Vortheil überwogen haben. Gegen allzu starke und allzu lang fortgesetzte Bedrückung standen den Eingebornen immer die Priester als Widersacher jener Beamten zur Seite. Ohne das persönliche Interesse aber, welches den Gouverneuren durch den zu erwartenden Profit an der Entwickelung des Ackerbaues und des Handels gegeben war, würden sie sich schwerlich viel um die private Thätigkeit der Einwohner gekümmert haben; ja es ist anzunehmen, dass sie Alles gethan haben würden, um die Priester in ihren commerciellen Unternehmungen zu hindern, wo- durch sie dann indirekt auch wieder die mit den Mönchen in Verbindung stehenden Bewohner mehr oder minder geschädigt hätten. Die durch die politische Stellung der Mönche uud der Beamten leicht erzeugte Uneinigkeit endigte nun auf dem commer- ciellen Gebiete häufig in einem Compromiss, aus welchem beiden Theilen ein sicherer Verdienst erwuchs, während andererseits die Bewohner von der geistlichen wie weltlichen Localbehörde zu immer grösserer Thätigkeit angespornt wurden. Es war also wenigstens im Anfang der Occupation diese den Lehnsherren zuerst und nachher den Gouverneuren gegebene Erlaubniss sicher- lich ein wichtiges Mittel zur Vermehrung des nationalen Reich- thums. Als nun endlich bei mehr und mehr zunehmender christ- licher Bevölkerung das freie und zum Ackerbau vorwiegend gün- stige Land der Ebenen uud Thäler immer seltener wurde und zu- gleich der Werth des schon in Besitz genommenen Landes immer höher stieg, konnten nun die Eingebornen nicht mehr das frühere, wie es scheint, allgemein übliche System der „cainines" anwenden ; vielmehr mussten sie nun das alljährlich mit Reis bepflanzte Feld besser bearbeiten, als es bei jenem System nöthig gewesen war, oder bei der Ausnutzung ihrer Zuckerplantagen europäische Ma- schinen einfuhren, um durch gesteigerten Verdienst den wachsen- den Lebensbedürfnissen genügen zu können. Nun kam die mäch- tige Anregung, welche durch die Einwanderung nichtspanischer - 88 - Europäer gegeben wurde, nicht mehr unzeitgemäss. Dass es in der That wohl zum grössten Theil der Einfluss der Kaufleute an- gelsächsischer Race war, welchem das rasche Wachsen der Aus- fuhr einheimischer Producte zu verdanken ist, geht unwiderleg- lich aus folgenden Zahlen hervor. Im Jahre 1810, also ein Jahr nach Etablirung des ersten englischen Hauses, betrug die Ausfuhr nur 500,000 Dollars, die Einfuhr dagegen 900,000 Dollars. Im Jahre 1841 betrug der Gesammtumsatz über 5 x / 2 Millionen Dollars und in demselben Jahre schon hatten englische und amerikanische Häuser mehr als 55 Prozent des Handels in Händen. In diesem Jahr überstieg die Ausfuhr die Einfuhr schon um nahe l l j 2 Millionen Dollars. 1863 betrug der Gesammthandel schon mehr als 16 Mil- lionen Dollars, der Export fast 9 Millionen. Jetzt ist die Zeit eines gesunden Handels gekommen. Zwar mögen immer noch monopolistische Neigungen oder schutzzöllnerische Vorurtheile der Spanier dem fremden d. h. nicht spanischen Handel allerlei Hin- dernisse in den Weg zu legen versuchen, und so den Verkehr auf einer niedrigeren Stufe erhalten, als vielleicht nach den im Boden vergrabenen Reichthümern des Landes zu erwarten wäre! Aber es sind doch endlich die Philippinen ganz und voll in die Reihe der producirenden und damit auch consumirenden Länder getre- ten. Nun erscheinen Manila — und mit ihr die anderen seit eini- gen Jahren geöffneten Häfen — nicht mehr als Entrepotplätze für einen nur durch zufällige Umstände oder künstlich dem Han- del aufgedrängte Richtungen hervorgerufenen Austausch derWaa- ren fremder Nationen ; sondern als die natürlichen Ausfuhrhäfen eines von der Natur aufs Reichste ausgestatteten Landes. Aber es würde das Bild, welches wir so von dem Einfluss der Spanier und der modernen Zeit zu entwerfen gesucht haben, wesentlich unvollständig bleiben, ja vielleicht sogar seines auffal- lendsten Lichtes — oder Schattens? —- entbehren, wollten wir hier nicht auch noch einer Einwirkung gedenken, bei welcher sich geistige wie materielle Momente vereinigten, um ein gemein- sames Resultat zu erzielen. Wir meinen die theils durch die Spa- nier, theils durch die Chinesen hervorgebrachten Mischlingsracen. Schon in den ersten Jahren der Occupation fanden Heirathen zwischen Spaniern und Frauen von Cebü und Manila statt. Zahl- reiche Beamte — Soldaten wie Civilbcamte — Hessen sich im — 89 — Laufe der Jahre hauptsächlich in Manila nieder. Durch ihre Hei- rathen untereinander und mit den Eingebornen entstand theils die Classe der sogenannten Hijo's del Pais, den von 2 ganz spani- schen Eltern stammenden Kindern ungemischten Blutes, und die eigentlichen Mestizen, in deren Gesichtszügen die meist tagalische Mutter immer einige Spuren ihrer Race zurüekliess. Zahlreicher aber und an manchen Orten auch durch ihre grosse Strebsamkeit wichtiger sind die aus der Vermischung der Malaien und Chinesen hervorgegangenen Mischlinge, die sogenannten Mestizos de Sang- ley, welche unter dem Einflüsse der aus Europa eingeführten Cultur und angetrieben durch die ihnen von väterlicher Seite her mitgegebene Rührigkeit bald einen Einfluss im commerciellen Verkehr des Landes erlangten, der dem der spanischen Mestizen gewiss völlig gleichsteht. Leider ist aus den alljährlich in Manila publicirten Zählungen nicht zu sehen, wie viele spanische Mesti- zen dort leben, und ebenso leidet gewiss auch jede Angabe über die Menge der chinesischen Mestizen an demselben Mangel , wie er überhaupt dem dort geübten System der Zählung nach Tributos anklebt. Nach dem in der „Guia de forasteros" für 1864 publi- cirten Census würden sich in den 3 Provinzen Manila, Cavite und Pampanga fast 45,000 chinesische Mestizen befinden, gegen eine einheimische Bevölkerung von etwa 226,000 tributpflichtigen In- dividuen. Es lässt sich hieraus schon der grosse Einfluss ent- nehmen, den jene thätige und intelligente Race auf den Verkehr sowohl wie auf den Geist des Volkes üben muss; noch bezeich- nender aber ist in der ersten Richtung wohl das Factum, dass das grösste Bankgeschäft in Manila, das Haus Tuason, einen Chiuesen zum Begründer hatte und auch bis jetzt immer in den Händen sei- ner Kinder und Kindeskinder geblieben ist, die er mit einer Ta- galin oder Mestizin erzeugt hatte. Alle diese Mischlinge zeichnet aber nicht blos die grössere körperliche Rührigkeit, das Bedürfniss nach Ansammlung von Reichthum, grössere und edlere Genuss- fähigkeit aus, als sie den rein malaiischen indolenten Eingebornen eigen zu sein pflegen; sondern auch in intellectueller Beziehung stehen sie weit über ihnen. Es dürfte schwer sein, in dieser Classe Individuen zu finden, welche nicht des Lesens und Schrei- bens kundig wären. Das ihnen innewohnende Bedürfniss nach höherer geistiger Ausbildung spricht sich in den von Tag zu Tag — 90 — sich mehrenden Reisen nach Europa aus, wohin selbst häufig schon die Kinder in zartem Alter geschickt werden, um sich so viel als möglich europäische Sprachen und Bildung anzueignen. Neben dem, für den Reisenden wohlthuenden Gefühl höherer Selbstach- tung, als sie die Tagalen oder Visayä's zur Schau tragen, hat sich endlich auch bei ihnen das Bewusstsein, einem Stamme anzuge- hören, entwickelt, so dass eine schwache Spur politischen Lebens — soweit solches überhaupt in dieser ganz von Spanien aus re- gierten Colonie möglich ist — sich wenigstens in dem Interesse ausspricht, mit welchem die intelligenteren Mestizen des Landes an der Ausbildung mancher gemeinnütziger Institutionen des Lan- des und ganz besonders der Hauptstadt theilnehmen. Ja, es scheint, als ob das Bedürfniss nach grösserer politischer Selbständigkeit und nach Selbstregierung, das offenbar in der Classe der Mestizen stark verbreitet ist, vielleicht mit der Empörung des Militairs im Jahre 1823 zusammenhing. Die militärischen Leiter der Erhebung des 2. Juni waren 2 in Manila geborne Offiziere niedrigen Grades. 4 Monate früher schon hatte die Regierung Nachricht erhalten von einer Verschwörung und in Folge der Untersuchung eine An- zahl in Manila geborener Spanier sowie einige hervorragende Me- stizen als Gefangene nach Spanien geschickt. Unter letzteren be- fand sich D. Domingo Rojas, ein Mann, dessen Familie noch heute in Manila und in den tagalischen Provinzen durch Talente und grosse Reichthümer ausgezeichnet dasteht und grossen Einfluss be- sitzt. Bei dem in Spanien sowohl von der Regierung wie von den einzelnen Männern seit jeher geübten System der Verheimlichung und Verschönerung darf es nicht Wunder nehmen , wenn in den Erzählungen über diese und ähnliche Vorfälle, wie sie spanische Autoren enthalten, Alles verschwiegen wird, was der Regierung oder der spanischen Nation etwa zum Nachtheil ausgelegt werden könnte. Es geht denn auch in Manila selbst nur ein dumpfes Gerücht von der Betheiligung der Mestizen an jener Revolution ; und nur selten deuten unbedachte Aeusserungen eines mit den dortigen Verhältnissen vertrauten Mannes an, dass die stärksten Widersacher des spanischen Regiments die Mestizen sind und die „Hijos del pais". Für einen Spanier, dessen Wunsch vor Allem ist, die Colonie dem Mutterlande wie eine zu melkende Kuh zu bewahren, mögen — 91 — wohl die Mestizen als gefährliche, oder wenigstens nicht zu missachtende Gegner erscheinen. Dennoch ruht auf ihnen die Hoff- nung des Landes. Eine Einwanderung zahlreicher Europäer, die das Land — wie es die Engländer in Neu-Seeland und Australien gethan haben — in ein europäisches verwandeln würde , ist vor- läufig wenigstens undenkbar. Der europäische Ackerbauer würde hier den Kampf unTs Dasein nicht durchfechten können. Der reine Malaie lebt aber heute noch fast ebenso, wie früher, ohne Bewusstsein erhöhter persönlicher Würde, ohne Interesse an dem gemeinsamen Geschicke des Landes. Sollte ein unglücklicher Um- stand dem Lande die politische Freiheit geben und die Macht zer- stören, welche allein durch Jahrhunderte hindurch im Stand war, die Bewohner zur Annahme höherer Cultur zu zwingen, so würde trotz des Christenthums und der Pfaffen und trotz der Sym- pathie zwischen Spaniern und Malaien augenblicklich ein Zerfall in das alte Clan-Wesen eintreten, das ja noch bis auf den heuti- gen Tag in der bürgerlichen Ordnung fortlebt. Dies könnte nur die kräftige Hand eines neuen Besitzers und Herrschers verhüten. Und es liegt in der Natur des Entwicklungsganges unserer Zeit begründet, dass dann an jene Mestizenrace die Aufgabe heran- träte, dem Untergang des blühenden und zu noch grösserer Blüthe berufenen Gemeinwesens mit kräftiger Hand zu steuern. Hoffen wir, dass ein solches Experiment dem Lande nicht bevorstehen möge in Folge des Kampfes, der sich jetzt abermals zwischen den Parteien Spanien's erhoben hat. Anmerkungen. I. Skizze. — Vulcane. Anmerkung 1. In Bezug auf diesen, sowie die philippinischen Vul- cane überhaupt herrscht in den Handbüchern und Atlanten noch bedeutende Unsicherheit Ich will versuchen, diese durch eine Zusammenstellung der An- gaben früherer Autoren und meiner eigenen Beobachtungen zu zerstreuen, soweit dies überhaupt möglich ist. Ich beginne mit den Vulcanen von Mindanao. Derjenige , über dessen Vorhandensein und Lage sich gar kein Zweifel erheben kann, ist der Vulcan von Serangani, welcher auf der am Meisten nach Süden hin vorspringen- den Halbinsel gleichen Namens liegt in 50 45' N. Br. nach der Karte von Mo- rata. Die erste geographische Bestimmung ist allerdings durch den P. Mu- rillo geliefert (1749), er gibt auf der von D. Nicolas de la Cruz Bagay ge- stochenen Karte — die ich im Orginai besitze — die Lage desselben ziemlich genau an, aber keinen Namen. Berghaus sagt (Geo-hydrograph. Memoir von den Philippinen 1832 pag. 62) , dass dieser Vulcan Sanguili heisse , ich weiss nicht, ob bloss auf die Autorität von L. v. Buch gestützt (Canarische Inseln p. 376), den er dabei citirt, oder weil er in dem Nachdruck der Mu- rillo'schen Karte, deren Original er selbst nicht gesehen (1. c. pag. 2) , jenen Namen bemerkt hat. War das Letztere der Fall, so muss von Moritz Lawitz, welcher die Copie der Karte 1760 bei Homann's Erben in Nürnberg heraus- gab , der Name „Sanguili" nach eigenen Quellenstudien hinzugefügt sein •, denn er findet sich nicht im Original. Auf dieser Karte ist nur der einzige Vulcan von Serangani angegeben , die beiden andern fehlen. Die einzige Stelle in dem Werke des P. Murillo, welche sich auf den Vulcan Sanguil be- zieht, findet sich pag. 124, wo er sagt: „En Sanguil, que esta en la parte meridional de Mindanao, hay un Vulcan, de que los Mindanaos sacaban azufre para hacer polvora". Nach der Karte nun diese Stelle zu deuten, also den im Text angegebenen Namen auf den in der Karte gezeichneten Vulcan zu be- — 93 — ziehen, war damals wohl natürlich, aber doch wurde damit wohl ein Irrthum begangen. Ich schliesse nemlieh aus der Bemerkung, dass die Mindanaos aus jenem Vulcan Schwefel holten, um Pulver zu machen, dass von P. Murillo nicht der Serangani, sondern der Vulcan von Pollok gemeint war, denn die Bewohner von Serangani werden nie als Mindanaos, sondern immer nur als Moro's von Buhayen (Buajan , Bayan etc.) bezeichnet. Vor Allem aber bestärkt mich in dieser Meinung die Ueberzeugung, dass die Quelle, aus welcher wahrscheinlich wohl der Jesuit Murillo 1749 geschöpft hat, das Werk des dem gleichen Orden angehörenden P. Combes (Historia de las Islas de Mindanao, Jolo etc., Madrid 1667) war. Diesem war keine Karte beigegeben. Aber im Texte spricht er ganz deutlich von 2 verschiedenen Vulcanen. Er sagt pag. 8: „El antiguo de Sangii, j urisdicc ion del Mindanao" und et- was weiter ebenda: „Otro (vulcan) manifesto el horrendo estrago , que con pauor y miedo de todo este Archipielago hizo una montana, en la juris- diccion del Rey de Buhayen". Diese Stelle ist beweisend. Murillo hat also das Versehen gemacht, im Text nur von dem bei Mindanao d. h. bei dem jetzigen Pollok liegenden Vulcan zu sprechen, welcher auf der Karte ausge- lassen wurde*, und er hat ferner die Geschichte des Ausbruchs vom Januar 1640 (nach Combes) oder 1641 (nach Murillo), die wegen der Gefahr, in wel- cher sich während desselben ein nach Ternate segelndes spanisches Geschwa- der befand , für die Spanier besonderes Interesse hatte , fälschlich auf den Sanguil bezogen, während Combes ausdrücklich erwähnt, dass es der Vulcan im Gebiete des Königs von Buhayen gewesen sei. Der P. Chirino in seiner 1604 erschienenen Historia de Philipinas erwähnt die Vulcane gar nicht; das Werk des Oidor Morga (1609) habe ich bis jetzt noch nicht einsehen können. Alle späteren spanischen Autoren haben von Combes oder Murillo einfach ab- geschrieben und nur selten eine, vielleicht noch dazu falsche Notix hinzu- gefügt. Wir finden in ihnen nur die zwei Vulcane erwähnt. So wäre die Sache ziemlich klar. Nun kommen aber die späteren Rei- senden hinzu, nemlieh Forrest (1779), Sonnerat (1770), Dampier (1686), Car- teret (1767) und endlich Compilatoren wie Le Gentil, Mallat und L. v. Buch. Des Letzteren durchweg irrthiimliche Angaben sind theilweise schon von Berg- haus in seinem trefflichen „Geo-hydrographischen Memoir" berichtigt; und sie sind so unzuverlässig, so gänzlich ohne alle Kritik und Quellenstudium ge- macht worden, dass ich es in der That für völlig überflüssig halte , hier wei- ter auf Buch's Angaben einzugehen. Wohl aber handelt es sich noch um Feststellung der ersten Angaben über den Vulcan von Davao, Dieser liegt nach meinen eigenen Beobachtungen auf etwa 7° 0' N. Br., was mit der An- gabe auf Morata's Karte vollkommen stimmt. Die spanischen Geschichtsschrei- ber erwähnen ihn gar nicht, wie schon angegeben. Forrest scheint ihn zuerst gesehen zu haben ; denn obgleich der Vulcan von Serangani ebensoweit west- lich von Pundaguitan oder Cap S. Agustin liegt, wie der Vulcan von Pollok, so ist doch die weitere Angabe (Forrest, A Voyage to New Guinea pag. 286 — — 94 — nicht pag. 271 wie Buch citirt — ), der Vulcan liege im District v)nKalaga (Caraga) sicherlich nicht auf den von Buhayen zu beziehen , da das Terrain des Königs von Buhayen niemals zum District Caraga gerechnet worden ist. Ausserdem stimmt die in Buch's Werke für Forrest's Vulcan angegebene Breite von 6« 45' N. viel besser mit dem von Davao, als mit dem von Seran- gani, in 5° 45' N. Br. Den letzteren hat er gar nicht gesehen, wohl aber den von Pollok, auf welchen schon Berghaus (I. c. p. 62) mit Recht die mei- sten Angaben Forrest's bezieht, Carteret hat nur den Serangani gesehen, welchen Berghaus fälschlich Sangil nennt. Sonnerat spricht auch von einem Vulcan von Mindanao, den Berghaus mit dem von Carteret gesehenen Vulcan, dem Serangani, identificirt. Woher Buch die Breitenangabe von 5<> 45' N. Br. nimmt, welche er dem Sonnerat'sehen Vulcan gibt, ist mir unklar; Sonnerat selbst gibt gar keine Breitenbestimmungen an. Aus der Beschreibung des letztgenannten Reisenden, welcher über das Ende seiner Reise absichtlich ein romantisches Dunkel verbreitet, lässt sich vielleicht mit einiger Sicherheit schliessen, dass er gar nicht den Vulcan von Mindanao, sondern den der Insel Sanguir im Süden der Serangani-Inseln gesehen hat Jedenfalls aber hat er den Vulcan von Davao nicht gesehen. Nun finden sich aber in Mallat (Les lies Philippines 1843) Angaben, freilich ohne zu sagen, woher er diese nimmt, welche wieder einigen Zweifel darüber aufkommen lassen , ob der Vulcan von Pollok und der von Davao nicht vielleicht ein und derselbe Berg sind. Er spricht auch, aber so bestimmt, von dem in Sugud Bayan-Se- rangani, dass wir diesen ganz vernachlässigen können. Er gibt nemlich (pag. 93) dem Vulcan vonPollok, dessen Lage er durch verschiedene wohlbekannte Ortschaften, wie Brass, Ibus, Bunwut etc. bestimmt, an, dass er im District Kalagan liege, „qu'on aper§oit de Tile Bunwut placee dans la baie de Tag- ioc". Diese letztere ist aber die Bucht von Davao, und wenn Mallat für seine Angabe noch einen andern Gewährsmann, als Forrest hatte — welcher Letztere auch die Insel Bunwut in der Bucht von Tagioc beschreibt — , so wäre daraufhin einiger Zweifel an der Verschiedenheit der beiden Vulcane gestattet. Doch muss ich gestehen , dass ich eher an ein Versehen dieses Compilator's glaube, der selbst nicht in Mindanao gewesen zu sein scheint. Gänzlich apokryph ist der Vulcan Ambil bei Luzon. Bergbaus gibt in seinem Memoir nur 3Citate hierfür, Buch's Canarische Inseln, Plant's Poly- nesien und Allgem. Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande XI, 406. Die beiden ersten Werke haben mich auf keine frühere Angabe zurückgeführt; das dritte konnte ich nicht zuRathe ziehen. Uebrigens bezweifle ich die Rich- tigkeit; denn in keinem der alten spanischen Autoren, die ich bis jetzt habe einsehen können, findet sich auch nur die geringste Andeutung, dass der Berg von Ambil in geschichtlicher Zeit eine Eruption gehabt habe. Bei der Lage so nahe am Eingange des Hafens^ von Manila hätten Murillo, Juan de la Concepcion, Martinez de Zuniga und Andere gewiss nicht ver- säumt denselben anzugeben. - 95 - In Bezug auf die ebenfalls apokryphen Vulcane von Siquijor und Arin- gay , sowie auf den gänzlich in Vergessenheit gerathenen von Jolo verweise ich auf den Text und die weiteren Zusätze. Anmerkung 2. S, Darwin, Geological Observations ou Coral Reefs Volcanic Islands and on South America. London 1851 — mit der vor dem Titelblatt eingehefteten Karte. Anmerkung 3. Auf den neueren spanischen Karten wird diese Ba- hia de Tagioc immer nur Meerbusen von Davao, nach der Hauptstadt des jetzigen Districtes Vergara genannt. Es schneidet diese Bucht viel weiter nach Norden in das Land ein, als auf den meisten Karten , selbst auf der von Mo- rata-Coello, angegeben wird. Ich erreichte im Jahre 18G4 im Thal des Flusses Agusan die Breite von 7" 40' und konnte von hier aus deutlich die im Meer- busen von Davao liegende Insel Samal in ungefähr 30 Seemeilen Entfernung sehen, so dass das nördliche Ufer der Bucht kaum 20 Seemeilen von mir ent- fernt liegen konnte. Dies gibt der Ausdehnung derselben von Nord nach Süd die Länge von 10 20', da das Cap S. Agustin ungefähr auf 6° N. Br. liegt. Dies erklärt einen Irrthum, von dem ich nicht weiss, ob er durch die Geographen schon aufgeklärt wurde. Dampier spricht von einer Insel S. Juan, welche Berghaus auf der seinem „Geo-hydrographischen Memoir von den Phi- lippinen 1832 u beigegebenen Karte auch zeichnet. Diese Insel existirt in der That gar nicht, und es ist die Deutung, welche James Burney (s. Berghaus 1. c. pag. 94) der Beschreibung Dampier's gegeben hat, völlig richtig. Bei der grossen Breite und Länge der Bucht von Davao muss diese allerdings dem Seefahrer, der um das Cap S. Agustin herumfährt, wie eine jenen östlichen Theil von dem eigentlichen Mindanao abtrennende Meerenge oder Canal er- schienen sein. Doch ist wahrscheinlich wohl der Irrthum blos durch ein falsches Quellenstudium von Seiten Valentyn's entstanden. Die älteren spani- schen Autoren» sprechen neinlich nicht blos von einer „Isla S. Juan", sondern auch von einer „Isla de Butuan, de Caraga" u. s. w., ohne dass sie selbst jedoch die Isolirung der genannten Punkte durch das Wort isla = Insel an- deuten wollen. Endlich wird von den Eingebornen noch heutigen Tages nicht die ganze Insel mit dem Namen Mindanao bezeichnet, sondern nur der centrale die beiden grossen Seen enthaltende Theil derselben, welcher von dem Rio Grande durchströmt wird und in dessen weitausgedehnter Ebene der Sultan von Mindanao sein Reich gegründet hatte. Bei allen alten Schriftstellern sind Mindanao, Buhayen, Caraga, Zamboanga u. s. w. schroffe Gegensätze; und es ist leicht denkbar, dass Dampier, Valentyn u. A. , die des Spanischen nicht mächtig waren, sich durch die etwas unklare Ausdrucksweise der Eingebor- nen wie der alten spanischen Schriftsteller täuschen Hessen. Auf der Karte des P. Murillo Velarde fehlt die Insel S. Juan gänzlich. (Historia de la Com- pania de Jesus, 1749.) Anmerkung 4. Da ich wünsche, dass meine so mühsam gesammel- ten Erfahrungen bald einem anderen Reisenden zu Gute kommen mögen , so — 96 — erlaube ich mir hier darauf aufmerksam zn machen, dass eine erfolgreiche Untersuchung Mindanao's nur am Besten von Butuan aus vorgenommen wer- den könnte. In diesem christlichen Dorfe , oder noch besser in dem schon ganz im Sumpfgebiete des Agusan liegenden Dorfe Linao würde der Natur- forscher seine Hauptstation zu nehmen haben. Von hier aus würde er nach allen Richtungen in das Innere von Mindanao ungehindert — soweit ihn eben seine eigne Klugheit und fenergie tragen — vordringen können bis an jenen schmalen von Muhamedanern eingenommenen Küstengürtel heran , welchen man von dem Meere aus nur sehr schwer durchbricht. Der Vulcan von Da- vao würde zwar bequemer von Davao selbst, dem Sitze eines Militair- Gouverneurs, zu erreichen sein* aber dennoch eignet sich meiner Erfahrung nach das Land der Manobo's vom Agusan — oder Linao und Butuan — bes- ser zum Ausgangspunkt, da dem Reisenden von hier aus das Vordringen nach allen Radien hin ermöglicht wird, während ihm von Davao aus eine ganz bestimmte Route vorgeschrieben wäre. Ausserdem ist eine Communication von Davao aus mit Manila , Cebü oder selbst Zamboanga nur sehr schwer möglich-, während der Reisende in Butuan immer Gelegenheit in kleinen Booten findet, die ihn ohne alle Gefahr nach Cebü in wenig Tagen brin- gen können. Anmerkung 5. Man findet auf allen Karten einen Vulcan aufSiqui- jor — oder Isla de Fuegos — angegeben, der entschieden nicht vorhanden ist. Sollte vielleicht der Vulcan von Negros Grund zu solchem Irrthum ge- geben haben ? Anmerkung 6. In Bezug auf die Angaben über die Ausbrüche der verschiedenen Vulcane der Philippinen finden sich einige Widersprüche in äl- teren Werken. Auf diese werde ich vielleicht in meinem Reisewerke zurück- kommen. Ganz unerklärlich bleibt mir aber die Auslassung des Ausbruches eines Vulcanes dicht bei Jolö, obgleich die beiden Berge, welche mit jenem zugleich zum Ausbruch gekommen sein sollen, nemlich der Aringay und der Serangani, in Buch's Werk über die canarischen Inseln, in den Atlanten und Handbüchern ausnahmslos aufgenommen worden sind. Alle Angaben der späteren Schriftsteller, von Mallat, Chamisso, Juan de la Concepcion etc. las- sen sich zunächst auf die eine Quelle des P.Mnrillo Velarde, dessen Geschichte der Philippinen 1749 edirt wurde, zurückführen. Dieser Autor sagt pag. 124 ,,Todo nacio de aver rebentado a un mismo tiempo tres Vulcanes, nno en Sanguil, otro en Jolö, y otrö en los Ygolotes de Yioeos u . In dem 1604 er- schienenen Werke des Padre Chirino „Historia de las Islas Philipinas" finden sich gar keine Angaben über die Vulcane, und P. Combes erwähnt (1667) wohl den Vulcan Sangil und den von Buhayen oder Serangani , aber nicht den von Jolo. Will man aber den späteren Angaben des P. Murillo keinen Glauben schenken, bloss desshalb, weil die älteren uns zu Gebote stehenden Autoren nichts darüber sagen, so muss man vor Allem auch den Vulcan von — 97 — Aringay gänzlich streichen. Das Werk des D. Antonio de Morga, welches vielleicht noch einige Nachrichten enthalten könnte, habe ich mir bis jetzt nicht zu verschaffen vermocht. Anmerkung 7. In der zu Manila 1859 — 60 herausgegebenen Ilus- tracion Filipina liest man 1860 Nr. 11 pag. 121 die Bemerkung, es rühre der Name Bonbon von einem Negerdorfe gleichen Namens her, welches am Ufer des Sees gewesen sein soll. Woher diese Notiz stammt, ist mir unbekannt. Anmerkung 8. Dieser nach «1er Karte von Coello sehr tiefe See — an einigen Stellen werden mehr als 100 Faden (600 Fuss) Tiefe angegeben — ist vom Meere nur durch eine sehr s* hmale kaum 2 Meilen breite niedrige und ganz aus traehytischem Tuff bestehende Landenge getrennt, welche von dem aus dem See Taal kommenden Fluss Pansipit durchströmt wird. Jetzt führt dieser letztere völlig oder fast ganz süsses Wasser*, doch gehen aller- dings die characteristischen Thiere und Pflanzen des brackigen Wassers weit höher hinauf, als e.3 z. B. in dem Flusse Pasig der Fall ist. Auch das Was- ser des Sees selbst ist, in einiger Entfernung von der Insel , auf welcher sich derVulcan findet, fast ganz süss*, aber die älteren spanischen Autoren sprechen geradezu von einer „laguna de agua salada u (Gaspar de S. Agustin, Con- quistas de las Islas Filipinas 1698 pag. 253) und erwähnen ausdrücklich, dass es in ihnen gute Thunfische gäbe, obgleich sie doch nicht so gut sein sollten wie die von Spanien. In der „Mapa General de las Almas que administran los PP. Agustinos, Manila 1845, werden ausdrücklich Meerfische als in ihr vorkommend erwähnt, nemlich „moros" (diesen Fischnamen finde ich in meinen spanischen Wörterbüchern nicht) und „tiburones" oder Haifische ; ferner auch „salmonetes" (Mullus sp.). Ich selbst habe keinen dieser Fische darin gefunden; doch will ich kein Gewicht weiter darauflegen, da es mir nicht vergönnt war , trotz meines ziemlich langen Aufenthaltes in der Nähe des Sees und auf der Insel, die Fischfauna genauer zu untersuchen. In mei- nem Tagebuche angemerkt finden sich nur: Gobius 3 — 4 sp. , verschiedene Percoiden , Toxotes jaculator und ein grosser Hemiramphus , welcher sich durch seinen Habitus sehr von den kleinen und schmächtigen hoch in den Süsswasserbächen der Insel bis über 800 Fuss Meereshöhe aufsteigenden Arten der Gattung unterscheidet, und vielleicht mit einer der dortigen meerbewoh- nenden Species identisch ist. Einer meiner Begleiter zeichnete mir in mein Tagebuch eine rohe Skizze des grossen Fisches, den sie „tiburon a , Haifisch nennen , doch lässt sich aus ihr nichts Sicheres entnehmen ; obgleich ich kaum zweifle, dass die Eingebornen mit ihrer Bezeichnung Recht haben. Ich sah nemlich eines Tages mitten im See zwei grosse nicht weit von einander stehende Flossen von der charakteristischen Gestalt der Haifischflossen über dem Wasser emporragen, wie es bei den Haien zu sein pflegt, die sich an der Oberfläche des Wassers treiben lassen. Ausserdem soll, wie die Eingebornen sagen, ein Sägehai in diesem See — wie auch in der rein süsses Wasser ent- haltenden Laguna de Bay — vorkommen. Es dürften diese Angaben jetzt S ein p er , Philippinen. 7 — 98 — um so weniger angezweifelt werden, als Peters in seiner trefflichen Arbeit über die Flussfische (Reise nach Mossambique IV , 1868 pag. 7—9) sowohl eine Pristis wie eine Carcharias-Art in dem Fluss Zambeze bei Titte, etwa 120 Meilen von der Küste entfernt, gefangen hat. Ausser solchen Meerthieren finden sich nun auch noch Ampullarien, Melanien, Cyrenen, sowie auch eine Planorbis und ein Lymnaeus, und zwar alle am Ufer der Insel, an deren Um- kreis zahlreiche heisse Schwefelquellen ausbrechen, welche bis auf weiten Um- fang hin das Wasser erwärmen und trübe machen. Die Melanien gehen, wie es scheint, am Nächsten an diese heissen Quellen heran. Anmerkung 9. Der Erdboden der bevölkertsten und am Meisten angebauten Provinzen Luzon's — Batangas, Bulacan, Pampanga, Cavite, Manila — besteht durchweg aus trachytischem Tuff. Man schreibt diesem Umstände allgemein den reichen Ertrag der genannten Provinzen an Zuckerrohr und Reis zu. Anmerkung 10. Es existirt in der schon angezogenen, in Manila 1859 edirten Ilustracion filipina eine recht gute Abbildung des Vulcanes, von Talisay gesehen, und eine andere des Kraters. Die erstere ist in das bekannte oberflächliche Touristenbuch von Sir John Bowring (A Visit to the Philippine Islands London 1859) übergegangen, beide waren auch in der London Illu- strated News abgedruckt. Die Abbildung von Choris in dem Voyage pitto- resque ist von einer ganz anderen Seite aufgenommen. Anmerkung 11. Die Ehre der Entdeckung dieses Vulcanes gebührt meinem Freunde D. Claudio Montero, dem ebenso kenntnissreichen wie ener- gischen Chef der jetzigen philippinischen Comision hidrografica. Wir ver- danken ihm eine Reihe trefflicher nautischer Karten und Spezialpläne der philippinischen Inseln. Durch ihn auf den Vulcan aufmerksam gemacht, wurde es mir leicht, von Aparri aus an der bezeichneten Stelle die Rauch- säule desselben aufsteigen zu sehen. Obgleich die Entfernung dieses Dorfes von dem Vulcan keine sehr grosse ist, so schienen die Einwohner denselben doch gar nicht zu kennen ; wenigstens konnte ich von ihnen gar keine ge- naueren Nachrichten über ihn erhalten. Mein Diener Antonio gelangte auf einer von ihm allein unternommenen Reise im Jahre 1861 bis an den Fuss desselben ; und er erzählte mir, dass die dortigen Negritos diesen feuerspeien- den Berg sehr wohl kennen, so dass an eine Täuschung durch ein von den Eingebornen etwa angezündetes Feuer nicht mehr gedacht werden kann. Anmerkung 12. Schon auf der Karte in dem Geschichtswerke desP. Murillo Velarde, die im Jahre 1749 erschien, finden sich diese „escollos Didica" (Didica-Klippen) der späteren spanischen Karten als „Farallones" d. h. spitze kleine Inseln, angegeben. Nirgends aber habe ich bis jetzt irgend eine An- deutung gefunden von geschichtlich stattgehabten Ausbrüchen eines Vulcanes an dieser Stelle. Diese Klippen sind wohl nichts anderes, als Ueberbieibsel des Kraterrandes eines früheren Vuicans. Ganz ähnliche stehen jetzt noch etwas südlicher, sie sind auf den Karten bezeichnet als „escollos Guinapag". — . 99 - Das Wort „Guinapag* 4 ist ein Compositum der Wurzel „gapag" d. h. ein tro- ckener Fi9ch mit der Partikel „in". Anmerkung 13. Wie mir Herr Dr. Jagor, welcher ziemlich zu glei- cher Zeit mit mir die südlichen Provinzen vonLuzon, dann Samar und Leyte bereiste, versichert hat , finden sich in den von ihm besuchten Gegenden in der That unter den traehy tischen Laven und Gesteinen auch Granit und Gneissfelsen. Ich will nun sicherlich nicht behaupten , dass an den von mir besuchten Orten durchaus keine primitiven Gesteine vorkommen, da ich als Laie in der Geologie zu einer solchen Behauptung kein Recht hätte *, wohl aber scheint mir festzustehen, dass die weitaus grösste Masse der Gebirge auf den Philippinen ihre Bildung einer vergleichsweise jungen Eruptionsperiode verdankt. Unter den mehr als 600 Nummern betragenden Gesteinsstücken, die ich von den verschiedensten Fundorten mitgebracht habe, ist kaum e i n Stück, welches den älteren Perioden der Bildung der Erdrinde anzugehören scheint. Anmerkung 14. Es sind diese Spuren moderner Hebung auf den philippinischen Inseln ausserordentlich zahlreich. Die Wasserscheide, welche in Mindanao die Quellen des Agusan von den nach Süden in den Meerbusen von Davao fliessenden Bächen trennt, kann nach der Beschreibung der Eingebornen und meinen eigenen Beobachtungen kaum 2—300 Fuss über dem Meere erhaben sein. Wie ein tiefer Spalt zieht sich das Thai des Agu- san zwischen Central-Mindanao und den Bergen der Ostküste hin, und äusserst zahlreich sind hier die Petrefacten in Thonschichten , welche theiis im tiefen Meer, theiis in den Mangrovesümpfen mit brackigem Wasser gelebt haben müssen , fast ausnahmslos aber noch jetzt lebende Species sind. Der direkte Uebergang der zu ziemlicher Höhe über dem Meere erhobenen Korallenriffe in die noch lebenden ist schon im Texte hervorgehoben. Dies war fast über- all zu erkennen ; aber am Auffallendsten war es auf Camiguin de Luzon und auf der kleinen Insel Lampinigan bei Basilan zu beobachten. Ich citire einige Stellen aus meinem Tagebuche: „Ueberall wo (auf Lampinigan) der freie Traehy tfels vom Meere bespült wird, sind die Korallen in alle Löcher und Spalten hineingedrungen und haben selbst lose Blöcke und kleine Roll- steine fest mit dem anstehenden Gestein verkittet, so dass eine Art rohen Puddingsteines gebildet wird. Diese Korallenincrustationen treten jetzt schon über die Linie der gewöhnlichen Fluthen hinaus und sind alle ohne Ausnahme todt bis in eine ziemliche Tiefe in'sMeer hinein (nach Schätz- ung etwa bis zu 8 — 10'). Es sind die Korallen massen in den verschieden- sten Stadien der Umwandlung." Noch deutlichere Spuren modernster Hebung fand ich ebenda in der traehytischen Lava selbst. An der Nordostseite der Insel fand ich eine kleine mannshohe Höhle, nach Schätzung etwa 20 — 35 Fuss über der höchsten Fluthiinie*, sie war offenbar durch die Einwirkung der Wellen und der Brandung gebildet und zeigte überall eine Menge abgeschlif- fener Stellen. Nicht weit davon fand sich etwa 15' über dem Meere ein trich- — ICO — terförmiges tiefes Loch, und in seinem Grande noch der Stein, welcher durch die Wirbelbewegung des Wassers dasselbe in das Gestein hineingebohrt hatte. Tn der im höchsten Puncte kaum 150' über dem Meere erhobenen Central- ebene Luzon's findet sich an vielen Stellen nach den Beobachtungen des Padre Llanos unter der oberflächlichen thonigen sehr dünnen Lage ein Meeressedi- ment; und an einzelnen Orten in der Provinz Pangasinam , nördlich vom Arayat, sollen sich Salzwasserseen befinden, in welchen wie in manchen süs- ses oder brackiges Wasser führenden Flüssen derselben Provinz, nach Aussage der Priester noch jetzt Bohrmuscheln leben sollen. Ich habe leider diese Seen selbst nicht besuchen können, zweifle aber nicht an der Richtigkeit der Be- obachtung, da die philippinischen r almejas u den europäischen Li thodomus arten (dactylus etc.) so völlig ähnlich sehen, dass die Priester, welche sie dort essen sollen, ihnen den spanischen wohlbekannten Namen gegeben haben. In Spanien wird die Li thodomus dactylus als ein trefflicher Leckerbissen geschätzt. IL Skizze. — Die Riffe und das Leben im Meere. Anmerkung 1. Da ich meine mit der herrschenden Theorie Darwin's im Widerspruch stehenden Ansichten in einem zoologischen Berichte nieder- _ gelegt habe, welcher den meisten Naturforschern unbekannt geblieben zu sein scheint, und da ich noch nicht in der Lage bin, bald eine ausführlichere ein- gehendere Schilderung meiner Beobachtungen zu geben , so erlaube ich mir hier einen Wiederabdruck des 1863 publicirten Aufsatzes (Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. 13, pag. 563-569): „Die nördlichste Spitze der Gruppe der Pelew-Inseln oder Palaos bilden ächte Atolle*, die Hauptmasse, welche der ganzen Gruppe ihren Namen über- tragen hat, ist zum grössten Theii von Barrenriffen , im Süden von Küsten- riffen umgeben-, und die südlichste Insel ist völlig ohne eigentliches Riff. Der nördlichen Atolle sind drei: Aruangel, Kreiangel und Cossol. Die nördlichste Spitze der Insel Babelthaub setzt sich über in die hufeisenförmige Bank von Cossol, die in einer Ausdehnung von 5—6 S.-M. ihr nördliches geschlossenes Ende, durch einen 2 M. breiten Canal getrennt, dem Atoll von Kreiangel zu- kehrt. Ihr südliches offenes Ende scheint aus einem tiefen Canal durch all- mäliges Verwachsen vereinzelter Korallenbänke seinen Ursprung zu nehmen, und Arme dieses tiefen Canals vereinigen sich zu dem Lagunencanai der eigentlichen atollförmigen Bank, welcher von dem bei niedriger Ebbe fast ganz trocken gelegten erhöhten Rand des Riffes umschlossen wird. Der Atoll Krei- angel ist vollkommen geschlossen, von 4 — 5 Meilen Länge und etwa 2 S.-M. Breite. Die westliche Seite des Riffes, nur schwachen Winden und seltenen - 101 — aber heftigen Stürmen ausgesetzt, ist breit, und sein erhöhter Rand niedriger als alle andern Stellen des Riffes, und bezeichnet durch eine Reihe grosser, metarmophosirter Korallenblöcke, die man mit Darwin als durch die mächtige Brandung aufgeworfen betrachten, oder mit Wilkes (Un. St. exploring exped.) als Reste eines gehobenen und in Zersetzung begriffenen Riffes ansehen kann. Auf der östlichen, weniger breiten Seite des Riffes liegen vier niedrige, kaum 5' sich über die Oberfläche des Meeres erhebende Inseln , deren südlichste keine 20 Schritt von der Brandung entfernt ist, während die andern sich mehr vom Aussenrande des Riffes entfernen, je mehr sie gegen Norden liegen. Die eingeschlossene Lagune ist schmal und an den tiefsten Stellen nur 7 Faden tief. Dieser Atoll bezeichnet die nördlichste Spitze der Gruppe, da dieCanäle die ihn und die Bank von Cossol von den eigentlichen Inseln trennen, nur eine Tiefe von 60 — 80 Faden haben. Ganz abgesondert scheint nach den vor- handenen Karten, Aruangel zu sein, eine Bank, die 8 S.-M. weit nordwestlich von Kreiangel liegt, und die mir von den Eingebornen als Atoll beschrieben wurde. Früher bewohnt, wurde er zu Ende des vorigen Jahrhunderts über schwemmt und gänzlich zerstört', die jetzigen Bewohner von Kreiangel er- zählen, die Stümpfe grosser Bäume und ein altes Badebassin dort gesehen zu haben. Leider musste ich mich mit diesen Nachrichten begnügen, denn die Freundlichkeit der Bewohner von Kreiangel vermochte nicht, ihre Faulheit zu besiegen, da ich ihr Interesse nicht durch Bezahlung erwecken konnte. Mit Ausnahme obengenannter dreier Riffe und der Insel Ngaur (An- gaur) umzieht ein einziges zusammenhängendes Riff alle übrigen Inseln, und nimmt je nach den Einflüssen der Strömungen, der vorherrschenden Windesrichtung und geologischen Constitution der eingeschlossenen In- seln, mannichfach wechselnde Bildungen an. Die Inseln des Norden , Babel- thaub, Corore, Malacca und Naracabersa sind durchaus trachy tisch , während die südlicheren Inseln, unter denen ich nur Peleliu , Eimeliss und Urulong nenne, gehobene Korallenriffe sind, deren einzelne, oft senkrecht aufsteigende Klippen eine Höhe von 4 — 500' erreichen. Der Trachy t der nördlichen Inseln, in seinen oberen Schichten zu einem rothen Thon verwittert und häufig durch Basaltströme durchbrochen, setzt nur geringen Widerstand dem zerstörenden Einflüsse des Wogenschlages und der Atmosphäre entgegen. Tiefe Buchten fressen weit ins Land hinein, und selten sind kleine, von der Hauptinsel ab- gerissene Inseln, als Marksteine ihrer früheren Ausdehnung zu finden. West- lich liegt das Riff zwischen 3 und 6 M. entfernt von der Küste, und die ein- geschlossene Wasserfläche ist zu einem Labyrinth von tiefen Canalen ausge- fressen , welche meistens senkrecht gegen das Land auf die Thäler zu führen, aus denen bei Ebbe ein mächtiger Strom brackigen Wassers hervortritt, und dem Wachsthume der Korallen an dem Rande des ausgewaschenen Canals hinderlich wird. Sie sammeln sich in einen Hauptcanal , welcher in ziem- licher Breite dem äusseren Riffe parallel läuft, und dasselbe hie und da mit kleineren Canälen durchbricht. Für grössere Schiffe gangbare, das äussere — 102 — Riff durchbrechende Canale finden sich auf der Westseite drei , auf der Ost- seite einer, und an der Nordspitze ebenfalls einer, doch entsprechen sie nicht, wie es nach. Darwin als allgemeine Regel erscheinen möchte, den Thälern der Insel, vielmehr scheinen sie ihre Lage der Richtung der Strömungen zu verdanken, welche durch den wechselnden Ein- und Ausfluss bei Fluth und Ebbe gebildet werden. Diese Strömungen nehmen immer ihre Richtung gegen den nächstge- legenen Canal hin, und niemals erregt bei aufsteigender Fluth das durch die Brandung über den Rand des Riffes geworfene Wasser einen Strom nach innen. Ganz verschieden von den eben geschilderten Verhältnissen zeigen sich die Riffe der Ostseite, welche mit schwach erhöhtem Rand , dessen mittlere Entfernung von der Küste höchstens 800 — 1000 Schritt beträgt, einen kaum bei Fluth befahrbaren Canal zwischen sich und dem Lande freilassen. Auch hier ist das Riff von mehreren Kanälen durchbrochen , die aber, wenn auch das Ein- und Austreten der durch Ebbe und Fluth erregten Ströme durch sie geschieht, dennoch so flach sind, dass sie nur bei hoher Fluth die Ueberfahrt den Böten erlauben. Der einzige Tiefwassercanal an östlicher Seite findet sich nordöstlich von Malacca, wo aber auch das durchbrochene Riff durch einen breiten Tiefwassercanal von dem nächsten Lande getrennt ist. Malacca ist die südlichste der trachytischen Inseln, und zwischen sie und die etwas westlich liegenden Inseln Coröre und Naracabersa schiebt sich eine Reihe hoher Kalkfelsen ein. Weithin gegen Süden bestehen alle Inseln ohne Ausnahme aus demselben gehobenen Korallenkalk. Auffallend zeigt sich hier die Verschiedenheit der Einwirkung gleicher Ursachen, je nachdem diese auf den leicht zerstörbaren Trachyt des Nordens oder den festen Korallenkalk des Südens einwirken. Während im Norden die vom Hauptlande abgerissenen Inseln rasch unter der Oberfläche des Meeres verschwinden, sind die Kalk- felsen des Südens durch die Einwirkung der Strömungen und Brandung in eine Unzahl kleiner und dicht nebeneinander stehenden Inseln zerrissen, und es ist durch gar viele derselben, so z. B. in der Gruppe, welche Urulong an- gehört, der Zusammenhang und die frühere Ausdehnung nachzuweisen. Alle diese Inseln sind von Urulong an bis Pelelew durch eine ziemlich horizontale Fläche verbanden, die nur wenig von tiefen Kanälen durchfurcht, wohl die Tiefe anzeigt, bis zu welcher hin die abwaschende Wirkung der Brandung gegangen ist. So lässt sich auf der ganzen Ausdehnung von Pelelew bis Ma- lacca hin das Meer bei tiefer Ebbe nicht mehr mit Sicherheit befahren. Pele- lew, die südlichste dieser Inseln, besteht aus einer, nur etwa 10' über dem Meere erhabenen ganz aus metamorphosirtem Korallenkalk gebildeten Fläche, in deren nördlichem Ende man noch die vereinzelten Reste eines, einstmals gewiss zusammenhängenden und jetzt bis auf 200 — 250' erhobenen Korallen- riffes findet. Ziemlich zusammenhängend ist dieses Riff noch auf der nord- westlichen Seite, wo es seine grösste Höhe erreicht und sich auf einer schma- - 103 - len Landzunge in niedrigeren Klippen fortsetzt, und der östlichen, von ihr durch eine breite Niederung getrennten , und in einzelne Inseln aufgelösten Klippenreihe entgegentritt. So scheint diese Niederung, welche theils von Sümpfen und Mangrovebüschen erfüllt ist, theils die Kukau-F eider der Be- wohner der Insel trägt, eine Laguna anzudeuten, welche einstmals bestanden haben mochte. Diese hohen Klippen sowohl, wie die, welche der Ebene der Insel angehören, sind reich an Petrefacten, welche, so weit ich augenblicklich darüber aburtheilen kann, den Schichten ein sehr junges Alter zuweisen. Vor- herrschend sind in den tiefsten Schichten der centralen Klippenreihe zwei oder drei Arten Tubiporen , ferner ein Pecten , und verschiedene Astreiden. In den Klippen der Ostküste, welche zwischen 5 und 10' über dem Meere erhoben sind, fand ich eine Menge Maeandrinen und Astraeen. Aus der Reihe weniger häufig vorkommender Petrefacten erwähne ich nur noch eines Hai- fischzahnes von einer Insel bei Coröre, eines Reptilienzahnes, vermuthlich des Crocodilus biporcatus und eines Dentalium von Pelelew. Das lebende Riff, welches diese Insel umfasst, ist im Westen ungefähr 400 — 600 Schritte entfernt und von ihm durch keinen Tiefwasserkanal ge- trennt; je mehr es sich gegen Süden zieht, tritt es näher an die Küste heran, und ist im Osten an manchen Stellen kaum 30 Schritt von den gehobenen Klippen entfernt. Diese sind, durch die hier mächtige Brandung in eine An- zahl kleinerer Inseln und einzeln stehender Blöcke aufgelöst, welche da, wo sie unter dem aufgeworfenen Sande verschwinden, leicht zu der Annahme verführen könnten, als dankten sie ihre Entstehung den durch die Brandung aufgeworfenen Korallenblöcken im Sande. Das Ende des Archipels sowie den Abschluss dieser verschiedenen Ent- wicklungsstufen der Korallenriffe bildet die Insel Ngaur, welche von Pelelew durch einen 4 Meilen breiten Tief wasserkanal getrennt, gänzlich frei von um- gebenden Riffen ist. Sie besteht nach der Schilderung der Bewohner von Pe- lelew aus demselben Korallenkalk wie diese letztere, welcher ebenfalls von niedrigem Vorlande umgeben, in schmaler Klippenreihe zu 100 — 150' Höhe ansteigen mag. Darwin 's Theorie von Bildung der Korallenriffe nimmt bekanntlich überall dort eine Senkung an, wo sich Barrenriffe und Atolle befinden , eine Hebung dort, wo Küstenriffe entstehen. Hier aber finden wir auf kleinem Räume (denn die ganze Ausdehnung von Nord nach Süd zwischen Ngaur und Kreiangel beträgt nur etwa 60 Seemeilen) sämmtliche Formen zusammen und die Bildung der innern Riffe des südlichen Theiles der Gruppe deutet auf eine lange Epoche völliger Ruhe , oder sehr geringer Hebung oder Senk- ung. Könnte nur eine Senkung die Bildung der Atolle des Nordens erklären, so müsste entweder die Insel Ngaur so gut von Riffen umgeben sein, wie alle übrigen, oder stationär geblieben sein, Pelelew nur wenig, die nördlichen In- seln sich bedeutend gesenkt haben. Aber diess bliebe nur eine Annahme, die nicht besser und nicht schlechter als jede andere wäre. Ist meine vor- — 104 — läufige Bestimmung der in den gehobenen Korallenriffen der südlichen Inseln gefundenen Petrefacten richtig, so würde die Zeit der Hebung derselben , die wohl durch den letzten trachytischen Ausbruch bezeichnet sein mag, in eine sehr junge geologische Epoche fallen. Gerade aber auf das Nichtvorkommen solcher Hebungen in der jüngsten Epoche legt Darwin bei der Begründung seiner Hypothese das grösste Gewicht, und die definitive Bestimmung des geo- logischen Alters jener gehobenen Koralleninseln könnte einen wesentlichen Einwand g^gen dieselbe abgeben. Aber auch hiervon abgesehen, scheint mir das gemeinschaftliche Auftreten der Riffe in den verschiedensten Gestalten^ die grosse nur in geringer Tiefe unter dem Meere liegende Fläche der süd- licheren Insel von Pelelew bis Coröre, ja selbst die Verschiedenheit der west- lichen und östlichen Riffe des Nordens hinreichender Grund zur Annahme, dass die Bildung der Riffe dieser Inselgruppe wenigstens von keiner Senkung begleitet war. Colonien einer Porites-Art deuten auf ein Moment, dem ich jetzt bei der Bildung von Korallenriffen den wichtigsten Einfluss zuschreiben muss, welches aber von den Reisenden, welche dieser Frage ihre Aufmerksamkeit zugewandt, bisher gänzlich ausser Acht gelassen zu sein scheint. Diess sind die constanten , hauptsächlich durch Ebbe und Fluth hervorgerufenen und durch das Wachsthum der Korallenriffe sowie durch physikalische Einflüsse des Meeres beinflussten Strömungen. Die erwähnte Porites bildet Colonien von FaustgrÖsse bis zu der Oberfläche von 6 — 8 und mehr Fuss im Durch- messer. Diese verschiedenen Stadien der Grösse zeigen, wie auf der Ober- fläche allmälig die mittleren Individuen absterben und den Mittelpunkt einer mehr und mehr sich vergrössernden todten Fläche bilden. Auf dieser treten schon bei kleinen Colonien Furchen auf, die, ursprünglich wohl Resultat des ungleichen Wachsthums der verschiedenen die Colonie bildenden Individuen, sich bald zu Rinnen gestalten, in denen bei tiefen Ebben das auf der Ober- fläche stehen bleibende Wasser seinen Abfluss findet. Der erhöhte Rand dieser bald kreisrunden, bald länglichen Colonien trägt nach aussen lebhaft vege- tirende Individuen, die mehr und mehr nach innen krankhafter werden , bis sie zuletzt absterben und durch den Einfluss des auf der mittleren etwas niedrigeren Fläche stehenden Wassers bald abgetragen und auf das Niveau der- selben übergeführt werden. Oft bleibt der äussere erhöhte Rand völlig un- durchbrochen, aber gewöhnlich wird er durchsetzt durch eine oder mehrere Wasserrinnen. Je nach den verschiedenen Zufälligkeiten der Gestalt, welche die ersten Anfänge dieser Polypenkolonien zeigen, und dem dadurch beding- ten Spiele der Strömungen bilden sich die mannigfachsten Formen aus , die von dem ganz geschlossenen oder in einzelne Wülste aufgelösten Ringe (dem Atoll) in Kolonien übergehen, welche Korallen blocke anderer Art so umsäu- men, dass sie bald sich einem Barren riffe, bald einem Küstenriffe vergleichen Messen, je nachdem sie mehr oder minder alt , in grösserer oder geringerer Entfernung von dem sie umwachsenden Block stehen. — 105 — Eine kleine Porcellana gibt ein anderes interessantes Beispiel der Wir- kung constanter Ströme auf das Wachsthum der Korallen. Je ein Individuum dieser Krabbe lebt an dem Stamme einer Koralle eingeschlossen in einer krankhaften Wucherung derselben. Sie lebt darin, ein unfreiwilliger Einsied- ler, denn zwei, und sich gerade gegenüberstehende schmale Spalten, das Re- sultat des constanten von den Thieren erregten Stromes, erlauben zwar die Zu- führung frischen Wassers und mikroskopischer Thierchen, aber ihm nicht die Auswanderung, einer Lebensgefährtin nicht den Eintritt. In früher Jugend klammert sich das Junge an den Stamm an , und durch den Reiz hervorge- rufen, wuchert die Korallenmasse mehr und mehr um dasselbe heran) , bis endlich in dem späteren Lebensalter der Krabbe , der durch die Bewegung ihrer Beine erregte constante Strom hinreichende Kraft erlangt hat , das Ver- schliessen der Oeffnungen durch das fortgesetzte Wachsthum der Korallen zu verhindern. Aehnliche Verhältnisse wiederholen sich im Grossen. Dort, wo sich bei günstiger Beschaffenheit die horizontale Kuppe eines untermeerischen Berges gleichmässig mit einer Schiebt Korallen überzieht, bilden sich dennoch von Anfang an solche Verschiedenheiten hervor, dass im Laufe der Zeit bei Hinzutreten des Einflusses der Strömungen grosse Unregelmässigkeiten des Riffes hervortreten können. Aehnlich wie die Porites-Colonien ganz geschlossene oder stark durch- brochene Ringe bilden , die einen mittleren , etwas niedrigeren von Wasser bedeckten Raum umschliessen ; ebenso mag auf jener Fläche das Riff bei ruhiger, nicht von Strömen durchfurchter See einen geschlossenen Ring bil- den oder bei starken und wechselnden Strömungen sich in eine im Ringe gestellte Reihe von Flecken auflösen. In beiden Fällen dient das Ein- und Ausströmen des Wassers bei Fluth und Ebbe zur Austiefung des inneren Raumes*, denn während der aus lebenden Korallen bestehende äussere Theil des Riffes dem Andrang des Wassers starken Widerstand entgegensetzt und durch zufällig entstandene Riffe oder Spalten den Fluthen bestimmte Bahnen vorschreibt, weicht die innere Masse, welche meist nur aus losen Blöcken und leicht aufgehäuftem Sande besteht, rasch den kräftig eintretenden Strömen der Fluthen und Ebben. Oder es bilden sich eine Anzahl vereinzelter Riffe, welche ursprünglich klein, den Strömen freien Spielraum lassen, aber allmälig wachsend und sich vereinigend zu zusammenhängenden Riffen die vorhande- nen schwächeren und unbestimmteren Ströme in engere Bahnen einschränken und zugleich damit so ihre Kraft verstärken, dass das völlige Zusammenwach- sen der einzelnen Riffe mehr oder weniger verhindert wird. Mit der Mannich- faltigkeit der Grundlagen, auf denen sich die Riffe bilden , wechseln so die Formen, welche die letzteren annehmen. Untermeerische Rücken werden die Träger der Atolle *, aus Küstenriffen, welche die Inseln umsäumten, werden durch den Einfluss jener Strömungen Barrenriffe, die um so weiter von dem umgebenden Lande entfernt sind , je schwächer die Neigung ihrer Abhänge — 106 — oder je grösser das umgebende Vorland war. Bei sehr steilen Küsten bilden sich selten nur eigentliche Küstenriffe, niemals wirkliche Barrenriffe. So wach- sen die Korallen an der kleinen Insel Ngaur so dicht an der Küste, dass bei hoher See die Brandung ihre Felsen bespült. Die ganze Ostküste des nörd- lichen Theiles von Mindanao, ebenso die Ostküste des nördlichen Theiles von Luzon zeigen nur in den Buchten grössere Flecken lebender Korallen; aber niemals bildet sich, weder in dieser, noch an der steil abfallenden, dem Meer ausgesetzten Küste ein eigentliches Riff, und an den meisten Stellen würden sich die grössten Schiffe denselben bis auf Kabellänge nähern können. Dort aber, wo sich eine Landzunge untermeerisch fortsetzt, überzieht sie sich mit Korallen und bildet weithin sich erstreckende Riffe, wie z. B. an Luzons's Ostküste, am Eingange des Hafens von Palanan. Wesentlich abhängig ist die Bildung der Atolle und Barrenriffe von der Festigkeit der Grundlagen oder der Inseln, an die sie sich anlehnten. So bot die West- und Südseite der Insel Babelthaub dem Abwaschen durch die Brandung nur wenig Widerstand, und die untermeerischen Strömungen inner- halb des Aussenriffes vermochten leicht tiefe Canäle in den Boden einzugra- ben, die sich im Norden zu dem zwischen 40 und 60 Faden tiefen Lagunen- canal vereinigten, im Westen von Coröre einen grossen tiefen See bildeten, der sowohl mit dem nördlichen, als dem östlich von Coröre einführenden Canale in Verbindung steht. Wesentlich anders war die Wirkung der gleichen Strömungen auf dem südlichen Theil des Archipels \ hier konnte die Bran- dung wohl den Fuss der Inseln stark aushöhlen, tiefe Höhlen und schmale Thore einfressen, aber viel langsamer verschwanden die so abgerissenen Theile unter dem Meere. Die tiefen und breiten Canäle des Nordens nehmen ab in Zahl und Breite, und manche derselben verlieren sich allmälig in jene, nur wenige Faden unter dem Meere liegende Fläche, welche in ihren ausgedehn- ten Korallenfeldern den günstigsten Boden zur Betreibung der Balate-Fischeri bieten. Ein gleicher relativer Unterschied zeigt sich in den östlichen Küsten- riffen des Nordens und des Südens. Während dort die Brandung, weniger zwar als auf der Westseite, die theilweise basaltische Küste befressen, und die Bildung eines inneren flachen Bootcanals zwischen jener, und dem höchstens 1000 Schritt abstehenden Aussenrand des Riffes ermöglichen konnte, setzten die Ostküsten der Kalkinseln des Südens solchen Widerstand dem Einflüsse des Meeres entgegen, dass sich nirgends die mindeste Spur eines Canales zwischen dem Aussenriff und der Insel findet. Die grosse Verschiedenheit, welche die Ost- und Westriffe in der Entfernung von ihren angrenzenden Küsten zeigen, erklärt sich durch den Einfluss des beständig von Osten mäch- tigen Seegangs, der in seiner stetig fortgesetzten Wirkung den einzelnen Ko- rallenindividuen das rasche Wachsthum nach aussen unmöglich machte, wäh- rend die Korallen des Westens in den langen Perioden der Ruhe sich nach allen Seiten frei und kräftig ausbreiten konnten. Doch kann diese Vergrös- serung, welche das Riff nach Westen hin erfahren haben mag, weniger be- — 107 - deutend gewesen sein, als das Hindrängen der östlichen Riffe an die Inseln : und wie hier die zurückdrängende Wirkung des Seeganges das Aussen riff immer der Küste dicht folgen lässt, und seine Neigung nach aussen sanfter macht, als die der westlichen Seite, so muss das westliche Riff so ziemlich immer die Ausdehnung des früher bestandenen Landes oder des untermeeri- schen Rückens bezeichnen. Hiermit soll indess keineswegs die Möglichkeit geläugnet werden , dass manche Atolle oder Barrenriffe sich bildeten zur Zeit , als die untermeerische Höhe, auf der sie standen, sich senkte-, oder dass selbst in manchen Fällen die Senkung wirklich den Anstoss zur Bildung derselben abgab. So würde z.B. die Insel Ngaur sich senken müssen, ehe sich um sie herum ein Barrenriff bildete. Zur Entscheidung der Frage kommt es also zunächst auf das mög- lichst genaue Studium aller einzelnen Fälle an. Schwieriger, als bei Barren- riffen, wo die ihre Form bedingenden Ursachen dem Forscher noch zugäng- lich sind, ist die Untersuchung, welche jener Ursachen wirksam waren, bei Atollen, und hier dürfte die Entscheidung wohl nur durch die grössere Natür- lichkeit herbeigeführt werden, welche die eine oder die andere Annahme zu besitzen schiene. Subjectiver Auffassung ist hier ein reiches Feld geöffnet*, denn selbst in solchen Fällen, wo, wie in der grossen Chagos-Bank, eine Senkung neuerdings stattgefunden haben muss, bleibt dennoch die Frage offen, ob der Bildung der lebenden Bank ebenfalls eine Senkung zu Grunde lag. Die Annahme aber, dass nur oder hauptsächlich das wechselnde Spiel der Strömungen bei der Bildung der Korallenriffe wirksam sei, könnte manche Fälle erklären, die für die Senkungstheörie jetzt noch eine Ausnahme bilden. Ich meine das Vorkommen von ächten Atollen in Erhebungsflächen (areas of elevation), Von den mir näher liegenden erwähne ich nur das Bajo de Apo an der Westküste von Mindoro, dann die Islas Amantes und dieIslasCaga} 7 an cillos, welche nach den mir vorliegenden Plänen echte Atolle zu sein scheinen. Die West- und Nordküste von Bohol sind von weit abstehenden Riffen um- säumt, welche mannigfach durch kleine Canäle durchbrochen, vom Lande durch einen Tiefwassercanal getrennt sind, in welchem selbst ziemlich grosse Schiffe sich dicht dem Lande nähern können. Alle diese Punkte liegen ein- geschlossen in dem jetzt in Hebung begriffenen Archipel der Philippinen. Hier würde die Annahme, dass Strömungen sie gebildet, nicht derselben Schwierig- keit unterliegen, wie die Voraussetzung einer Senkung; und in der That sind auch an andern Stellen dieses Archipels Fälle nicht selten, in welchen die Bildung von Atoll-geformten Riffen oder solchen, die mit der Zeit dazu werden können, deutlich auf die Einwirkung constanter Strömung zurück- geführt werden kann. Die Insel Tigtauan, in zwei Meilen Entfernung von der Ostküste der Südwestspitze von Mindanao liegend, zeigt an ihrer Westseite, auf welche der Fluss von Masinloc zuströmt, einen schmalen Canal , welcher den höheren Rand der niedrigen, ganz aus Korallen bestehenden Insel durchbricht und in — 108 — einen inneren von Mangrove-Büschen bewachsenen Raum führt, welcher bei Fluth völlig vom Wasser bedeckt, bei Ebbe gross tentheils trocken gelegt wird. In den stehenbleibenden Lachen leben schwächlich einige Astraeenknolien. Eine ähnliche Bildung zeigt die Insel S. Cruz vor Zamboanga. Wie ver- schieden das Wachsthum der Korallenknoten ist, je nachdem ein Strom trü- ben oder klaren, salzigen oder brackigen, in der einen oder andern Richtung fliessenden Wassers sie trifft , konnte ich mit wenig Mühe in der Silangan de Basilan erkennen. Hier sind die beiden Seiten des Canals, welcher die Insel Malaunavi von Basilan trennt, ganz von üppig lebenden Korallen be- wachsen; aber der heftige Strom, welcher sowohl bei Ebbe als bei Fluth immer von Ost nach West geht, bedingt durch die eigenthümlichen topogra- phischen Verhältnisse, verhindert das Wachsthum der Korallen nach aussen, und zwingt sie, statt in die Breite sich nur in die Länge nach oben auszu- dehnen. So sind die Wände des Canals vollkommen senkrecht. Dort, wo sich durch die Gegenströmungen des austretenden Baches von Isabela Wirbel und Stillen bilden, häuft sich Sand und Schlamm an, auf dem ziemlich zahl- reiche isolirte Korallenknollen wachsen, die aber statt in die Höhe sich mehr in die Breite ausdehnen. Am Westende des Canals theilt eine kleine Insel die Strömung in zwei Arme. An der Spitze der Insel, welche diese Theilung bewirkt, finden sich üppig vegetirende Korallen, welchen das hier ruhige Wasser Wachsthum, sowie in die Breite auch in die Höhe erlaubt*, aber dort wo beiderseits die Ströme die Insel tangiren, wachsen die Korallen wie vor- her in die Höhe, ohne sich in die Breite auszudehnen." Späterer Zusatz. Eine grosse Schwierigkeit für alle früheren The- orien über Bildung der Korallen war die Unmöglichkeit zu erklären , wie sie aus den grossen Tiefen der tropischen Meere heraufbauen konnten. Diese schien durch Darwin's Ansicht gehoben zu sein, da die Tiefe, welche die Koralleninseln umgibt, erst ein Product der Senkung sein sollte. Nach meiner Ansicht würde sie dagegen wieder in ihr Recht eintreten — wenn nicht seit- dem andere Beobachtungen über das Leben der Thiere in grossen Tiefen hin- zugekommen wären. Ich erinnere hier nur an die Entdeckungen der Neuzeit durch das Schleppnetz in den nordischen Meeren, an des jüngeren M.Edwards Angaben über Thiere im Mittelmeere, an die Mittheilungen von Carpenter, Pourtales etc. Hier kommen mir für meine Meinung hauptsächlich des Letz- teren Beobachtungen erwünscht, weil er nachwies, dass weit ab von den Flo- rida-Riffen eine Zone mit der Tiefe von 90—300 Faden gefunden wird, in welcher zahllose Massen von Korallen und Schalentrümmern zu einem Kalk- conglomerat verbunden werden , welches dem der gehobenen Florida-Riffe sehr ähnlich sieht, und bei fortgesetzter Hebung jener Gegenden einen treff- lichen Boden für die Ansiedlung der eigentlich riffbildenden Madreporen und Milleporen abgeben kann. Auf das Factum, dass letztere nur in geringen Tiefen leben, ist absolut kein Gewicht zu legen; denn es kommt eben nur darauf an, dass in der Zone, in welcher sie leben, ein hinreichend fester Boden — 109 — zu ihrer Ansiedlung vorhanden ist. Dies aber kann, wie die Beobachtung von Pourtales lehrt, auf die leichteste Weise durch allmälige Hebung irgend eines Kalkconglomerates — oder eines vorgebildeten festen Gesteines — ge- schehen. Eine scheinbare Schwierigkeit für meine Ansicht, dass die Korallen- riffe sehr wohl während einer Periode der Hebung sich gebildet haben kön- nen, liegt in der Behauptung, dass die echten Barrenriffe sich wie die Atolle nur bis an die Oberfläche des Meeres oder nur wenig über dieselbe erheben sollen. Einmal ist dies nicht durchgehends richtig; aber selbst wenn es der Fall wäre, so gäbe ein solches Factum noch durchaus keinen Grund ab gegen die Annahme, dass die abschleifende und auflösende Wirkung des Wogenschlages, der Strömungen und der athmosphärischen Einflüsse s tärk er sei, als die erhebende Kraft. Dass letztere, die vulcanische Kraft, wenn ich so sagen darf, mitunter stärker ist, als die an der Oberfläche entgegen- wirkende , beweisen die gehobenen Korallenriffe auf den Pelew-Inseln , den Philippinen etc.*, ist sie aber schwächer, so ist eben allen jenen Einwirkungen der Elemente freies Spiel gelassen, auf deren Complex ich die Bildung der echten Korallenriffe eher zurückführen möchte, als auf die einzige Ursache der Senkung ganzer Regionen, wie es Darwin thut. Anmerkung 2. Für die Zoologen füge ich über diesen interessanten Krebs noch einige Bemerkungen hinzu. Der jüngere M. Edwards beschreibt (Maillard, Notes sur Tisle de la Reunion) einen solchen Krebs, der in einem Loche einer Maeandrina leben soll, unter dem Gattungsnamen Lithoscaptus. Dass dieser M. Edwars'sche Krebs, dessen Beschreibung sehr sorgfältig ist, wirklich mit dem von mir in Gallen verschiedener Korallen gefundenen generisch übereinstimmt, beweist mir eine philippinische in dem Loch einer Astraea lebende Art, welche sich nur specifisch von den 2 philippinischen in Gallen lebenden Species trennen lässt. Dann sehe ich aus einer Notiz von Verrill „Remarkable Instances of Crustacean Parasitism" in Silliman's Ameri- can Journal July 1867, dass schon Stimpson dieselbe Gattung aus Gallen der Pocillopora cespitosa unter dem Namen Hapalocarcinus beschrieben hat. Dieser letztere Name hat also die Priorität vor dem von M. Edwards. Ob in neuerer Zeit, seit 1865, irgend ein Autor noch Beobachtungen über diese Krebse mitgetheilt hat, kann ich nicht sagen, da ich in Bezug auf Literatur hier in Würzburg sehr beschränkt bin, und die entomologischen Jahresbe- richte von Gerstäcker so unregelmässig erscheinen, dass ich bis jetzt immer noch nicht den zweiten Theil des für 1865—66 herausgegebenen Berichtes erhalten habe, welcher die Crustaceen enthält. Anmerkung 3. Ich verweise in Bezug auf die Lebensweise und Organisation der Holothurien auf mein Werk über diese Thiergruppe, das als 1. Band des wissenschaftlichen Theiles meines Reisewerkes erschienen ist. Anmerkung 4. Ich verweise den Leser, der sich spezieller über die Tamblegam Perlenrauschel unterrichten will, auf einen Aufsatz in den Annais of Natural History 1858 Vol. I. pag. 88—91. — no — Anmerkung 5. Ich kann die Angaben, welche Wilson in dem einst solches Aufsehen erregenden Bache von Keate „An Account of the Pelew Islands etc. London 1*788" pag. 234—236 über diesen Orden und die bei seiner Verleihung beobachteten Gebräuche gemacht hat, durchaus bestätigen. Ueber- haupt möchte ich hier ein Wort für die oft angezweifelte Glaubwürdigkeit des englischen Seemannes einlegen. Ich für meinen Theil habe seine An- gaben durchweg bestätigt gefunden , und ich finde in seinen Schilderungen eine solche Wahrheitsliebe, verbunden mit guter Beobachtungsgabe und Kritik, dass ich wünschen möchte, die gleichen Eigenschaften in demselben Masse bei allen späteren Reisenden wiederzufinden. Leider ist dies durchaus nicht der Fall, und während ich geneigt bin, die schlichten Erzählungen des gut beobachtenden einfachen Seemannes durchaus als glaubwürdig und richtig anzunehmen, hat mich auf anderem Boden die eigene Erfahrung gelehrt, wie oberflächlich und falsch oft die Bemerkungen berühmter Gelehrter und Rei- sender sind. Es scheint in der That keine leichte Kunst zu sein , neben der Gelehrsamkeit sich auch die, ich möchte sagen, unschuldige Naivität und Be- obachtungsgabe zu bewahren, wie sie oft ungelehrten , aber desswegen auch nicht von grossartigen Theoremen beeinflussten Reisenden eigen zu sein pflegt. Wilson beschreibt die an ihm selbst vollführte Ceremonie des Anlegens des Knochenordens, und fügt dann eine kurze Ermahnung des Königs hinzu, „dass der Knochen täglich von ihm blank gerieben und als ein Zeichen seines nun angenommenen Ranges behalten werden müsse; dass dieses Zeichen seiner Würde von ihm tapfer zu vertheidigen sei und er eher den Tod erdulden müsse, als zu gestatten, dass man ihm dasselbe abnehme." Anmerkung 6. Unter diesem Namen findet man in den älteren spa- nischen Schriftstellern den dujong häufig erwähnt; leider aber sind die über ihn mitgetheilten Notizen so dürftig — theilweise auch ganz abentheuerlich — , dass eigentlich daraus nur die frühere bedeutende Häufigkeit des Thieres zu ersehen ist. Ob die zweifellose Abnahme der Zahl demselben lediglich auf Rechnung der Verfolgung durch den Menschen zu setzen ist, wird kaum zu entscheiden sein. Wenn ich den Angaben der Bewohner der Pelew-Inseln Glauben schenken darf, so muss der dujong im stillen Ocean früher nicht gerade selten gewesen, jetzt dagegen gänzlich ausgestorben sein. Das gleiche Schicksal theilt, wie es scheint, das Krokodil (Crocodilus biporcatus Cav.) Es ist dies, das Meer wie die Seen und Flüsse gleichzeitig, bewohnende Krokodil ungemein weit verbreitet, nemlich von den Mascarenen an bis nach Nord- Australien und den Fidji-Inseln (S. Strauch, Synopsis der gegenwärtig leben- den Crocodiliden pag. 53). Kotzebue fand es auf seiner Reise um die Weit (Bd. III. pag. 189) auch auf den Pelew-Inseln. Während meines zehnmonat- lichen Aufenthaltes dort im Jahr 1862 hörte ich weder von einem Unglück, noch von dem Fang eines solchen Thieres*, ein halb zerschlagener Schädel war das Einzige, was ich dort fand. Auch sagten mir die Eingebornen auf Befragen, dass das Thier jetzt sehr selten geworden sei. — 111 - Anmerkung 7. Bei der Einfahrt in den Fluss Pasig ziehen diese mächtigen Netze mit den hochgestellten Hebelbäumen , an denen sie sich be- wegen, gleich die Aufmerksamkeit des Reisenden auf sich. Sie bilden hier in der That eines der am meisten charakteristischen Momente. Der ganze Hebelapparat steht auf einem grossen von Bambusrohren gebauten Floss, auf welchem sich der Fischer mit seiner Familie häuslich für Tage und Wochen niederlässt. Eine leichtgebaute Hütte gewährt ihnen Schutz gegen Regen und Sonne, und seine Fischmahlzeit mit Reis kocht er sich dicht daneben in freier Luft. III Skizze. — Das Klima und das organische Leben, Anmerkung 1. Ich theile hier mit gütiger Erlaubniss des Herrn Prof. Karsten in Kiel den nachfolgenden Aufsatz in extenso mit, lasse da- bei jedoch die graphische Darstellung der allgemeineren Resultate fort, die ich in meinem Reisewerke zugleich mit dem wiederabgedruckten Aufsatz geben werde. Ueber das Kli/via der Philippinen. Von Prof. Gh Karsten in Kiel. Die Beobachtungsresultate von den Philippinen, welche im Folgenden zusammengestellt sind, gründen sich auf das von Herrn Dr. Semper herge- stellte Material. Die einzelnen Beobachtungsreihen sind die folgenden: 1) Sta. Ana bei Manila, die ausgedehnteste Reihe, welche nach der Lage des Ortes und wie auch aus den Resultaten der einzelnen Jahre sich ergibt, sehr gute Mittelwerthe liefert, so dass Sta. Ana als Normal- ort für die übrigen Punkte betrachtet werden kann. Die Beobach- tungen umfassen die Zeit vom Februar 1859 bis September 1862. Sehr vollständig sind Temperaturen, Winde, die Niederschläge und die Psychrometer. Das Barometer ist nur ein Jahr hindurch notirt. Ausserdem finden sich Nebenbemerkungen über die Himmelsansicht, Form der Niederschläge, Gewitter und Erdbeben. 2) St. Miguel bei Manila, Januar bis Mitte März 1863. 3) Bohol, südlich von Manila, 15 Monate, von Oct. 1863 bis Dec. 1864. 4) Kürzere Reihen und Notizen des Reisejournals von nordwärts Manila und zum Theil hoch gelegenen Orten: Cagayan, Mancayan , Ben- guet, Calumpit u. s. f. Die Beobachtungen von Benguet etwa 4000' über dem Meere sind spanische zu den Stunden 7, 2, 9 angestellt. Ebenso sind die Beobachtungen von Calumpit spanische. Eine kleine Beobachtungsreihe (Thermometer und Barometer) von Mr. Green von October 1851 bis December 1852 in Binondo (zwischen Häusern). Desgl. eine Reihe Thermometer und Barometerbeobachtungen für 1860 von Aguirre aus Manila. Ich beschränke mich im Wesentlichen auf die Reihe 1 und werde nur einige Bemerkungen über das sonstige Material hinzufügen. Die Beobach- tungszeiten waren 6, 2, 10, so dass nach Anbringung der für die Instrumente ermittelten Correktion die Mittelwerthe direkt als das arithmetische Mittel genommen werden konnten. - 112 kl ■+* S s =5 -*^ Ä « TS SS 5 3°8°88S3! r-ißCOißcoc^coTp'»« c- t* c- t* co oo iß tH o^ooo^^ooo iß iß iß *& TH iß TH CTsißißCOCNc^CN^CNOST-iiß coTp-T*^i>coCNT£Tr-cot^TP N 39 28 N 57 26 S 83 13 S 48 50 ilT -S « SÄ => o h _ ^ CS w •* -* ^ w w 3 s © -a *- k, CO COtH iß t* c- rv 00 cN t» O CO I I 1 Q O 'X) O CO 00 1 ' co tri \6 © © Ö CO !> CN CN 00 iß cN r-* t-i cs> COCNGOt*cNCNCOCNCOCO00CN rtJCO^CO^»jTHrHrfTH^«Tijcq cn os os cd oo' co r-' co' r*" os" cd o." th cn co co m os os io •** th th th os 1 1 cö cn co* iO r-" ro' th* f> 00 CO 00 00 CO CO o # r- t r+i x f>i>f>cococoooooi>r*- CN »ß CO iO Os »ß th* CN i> i> r^ i> •xs ^ 1 ä cn oo 00 t* CN CO CO j 1 CO t* rü CO tH O CN ' ' os os os os os os cd c^TH^^foc^coiOGor-c^c^ l> CN CO CN t> t* T* i> iO CO CN 00 i> cd i> cd cd os* os" os' os' os* od i> os r- oo co OS CO OS CO !> I>" i> od a> •*» s o M SC I- a '3 — a öS bL TH t* CO CO cn 00 iß CO CO CO iß TH "3 s CO CO >ß CO CO Km «e S 1- s _ a s OOrHOOMOOt^h »ß OS OJ !> t> 00 CO l> TP* tHtHtHtHtHtHyHt-ItH CO rj^ r*^ p CO l> O t^ «O *^J l> th rj* iß cd c» co" l> i> 00 !> iC CN CN tHt-itHtHtHtHtHt-HtHthtHtH CN »o io co # TP TP TP TP TH TH tH TH ißrHOScNl>C0THTp'CO ©lßlßCOpppTHTp; o6t^r^coi>»örji^co CNCNCNCNCNCNCNCNCN OSiOCNOO"«*COOtht^OCOth CN th CN tH CN CO C* CO CO CN o TH CN T"« TH th co p i> oo r^ oo *ß os iß co to cd »ß *> o" cd t* co cd ^d 16 ^ <*£ CNCNCNiOQCOT--r-« CN th cncocncN OSCOCO^OSCOcNCO^COcN— • t- CNCN th CN th t- t^ CO CO CO tH CN COißCOißißC^TjjCOTiJ ö cn* cn th th th o o o* CN CN CN C* CN CN CN CN th vOCOOOCOiCTj*OCNT-COCOCOcNißOOl>cN C^ O iß iß p <> CN 00 CN CN th CO l> ^ # tH OS C* sä d c th ci h th ri r*' h d o; d öi O O tH co ^ co CO «Q 00 113 ©£££0£0 o^oo^^^ C* r* i£S ifi CO CO 00 CO UO CO KS -r-« CO rH <4< t* iß CD •3Jf*OOOPi©COCO Mrji HC< CO cN CO OS -<# •*# ^ <*H kQ co od co co Ä Ä Ä Ä Jz; Ä CO CO CO CO CO CO a rj »a t^ ic th »o rjt co CD CO r-" od Ö l> a> ^ CO CD O OS 00 cNcqcdcocdooco^oq — •COiOtf3t>OCOaOOO COCDCOÖÖStHQÖ^CO* in th äs i« co »n TH c* tH CO cN «N tH i> Ö H «H* t^ iC 00* CD 00 oo ob oo oo i> t> Q ^ -H O rj H r) rj 00 H* od co* *> oi i> *# t$ 16 l>l>i>COCDl>00Q0Q0 CD Oi O CD CD CO CO ^ r*J t-; t-J tH 6 OJ 6 Oi CD t* l* t* t* coc^coc^eNcNcNcNc* , iO r c< ifl O h OD 1 tH CO lA £^ CO T-* T»J Oi Oi OS CJi OS 00 !> r-co~»tf5"*oco^os cN oq ^ o* ;c 10 r- # r- # cd f» i> t> f» oo o> 05 oi oi co oo r» XO 00 WO C* »O iO co co co co T-T-lO0O5COi>Q q th oj q co eo ^ o o CD CD* *C CD* rH i6 "^ «^ uO cococococococococo f-»CNcN OOiOTHOSC-iO-^XCO CO c* c* c* OCOC* CO 00 tH r* £r ^ CO CO CO CO (NC00005t^CO--'COO -H O} 05 t-* c* c* t* cv o oi od od od od od od od od cococococococococo 00 COi> C* CN •^OOO^HfiSOOOO^ r-4 tH C* CO tH Ci CD CD 00 OS 00 CD iO CD* t^ CO co co CO coco^£"-o*oc*Oio t» # iß 00 C* tH 05 05 05 t-j |>T i^" fJ f>-" |>' CD tD CD* •> cococococococococo o O -H 00 G5 "* CD od od od r»' cd ■>* r* »ft O} t* # t-J CNJ r# CD CO tH ^ co* *ä r-" i> od od od od C* T-l »A -^ «* l^ £>- CN CS» tH t- C>} O* -^ 'j: t^ CD »ß HO ** -rr< r* r* C* O* CN I*» i-O -f -^ f>- r* © CO CO O CO -^ »O OD c ^ C -- CO — r~i HrH t-»th CO CVr^CNf* O* --.CD 0500>OhO»OCoOCOC»ftWTH5;h 'T'tJj •ßr ^ ^ fl 3 c/i Ö O) 0> \zz (= rP o ü c6 c ce ü c GQ cö o 0/ ^3 P rP o ♦ J-1 <Ü ^ ö ^ 'S ö Ö o Oh CO ^ P Cö c cü 'S o P CO cr> oo CP s 0) bx> bo P P P CO CÖ 5 S bona « -3 2 § 'S * a «2 CP P CO u P P CO J3 p P U bo cö -ua CÖ CO P-. *-. bß :ce CO S CO o lO a Cl, Fl o CO CO p T3 p r- CO ^~ 1 P CO r^ J3 O ce CO £ p G C CO :crt 9 p 4? co 73 P P TJ n N CO W Sera per, Philippinen. — 114 II. Fünftägige Mittelwerthe der Lufttemperatur °R zu Sta. Ana (Manila) für die Zeit vom 1. April 1859 bis 2. Oetober 1862. Grösste 1859 1860 1861 1862 Mittel. Abweichung vom Mittel. 1- 5 Jan. 18.81 19.30 19.32 19.14 — 0.33 6— 10 — 18.59 19.97 18.85 19.14 — 0.83 11 — 15 — 19.14 19.27 19.13 19.18 -1-0.09 16 20 — 19.56 18.94 19.11 19.17 -+- 0.39 21-25 — 19.53 19.36 19.08 19.32 — 0.24 26—30 — 19.89 19.55 19.49 19.64 -4-0.25 31— 4 Febr. „__ 19.30 20.16 19.91 19.79 — 0.49 5— 9 — 19.20 20.94 20.52 20.22 — 1.02 10 14 — 20.36 20.76 19.56 20.23 — 0.67 15 — 19 — 20.08 20.42 18.93 19.81 — 0.88 20 24 _ 20.47 19.60 18.85 19.64 - 0.83 25- - 1 März — 20.77 19.29 20.48 20.18 — 0.89 2- 6 — 20.54 20.95 20.41 20.63 -t 0.32 7-11 — 20.50 20.88 20.27 20.55 4-0.33 12-16 — 20.60 19.64 20.21 20.15 — 0.51 17—21 — 19.80 21.22 20.15 20.39 4 0.83 22 26 — 20.70 21.51 20.58 20.93 -4 0.58 27-31 — 21.33 21.85 21.02 21.40 4 0.45 1— 5 April 19.11! 21.46 21.70 21.53 20.95 — 1.84! 6- 10 21.28 21.10 22.29 21.98 21.66 4- 0.63 11-15 20.43 22.32 22.61 22.00 21.96 — 1.03 16—20 20.48 21.43 22 54 22.40 21.71 — 1.23 21-25 22.39 21.63 21.69 22.13 21.96 -f 0.43 26—30 20.74 21.44 22.99 21.97 21.79 4-1.20 1—5 Mai 22.40 21.67 — 22.09 22.05 - 0.38 6—10 22.33 22.57 22.23 22.38 -f-0.19 11 — 15 22.25 22.33 — 22.69 22.42 -t-- 0.27 16 20 22.60 22.40 — 23.31 22.77 4- 0.45 21—25 23.23 21.80 — 23.28 22.77 — 0.97 26—30 22.51 21.60 — 22.85 22.32 — 0.72 31— 4 Juni 22.82 22.07 — 22.98 22.62 — 0.55 5 9 21.97 22.23 — 22.98 22.39 4- 0.59 10-14 22.62 21.70 21.52 22.11 21.99 4- 0.63 15—19 21.84 22.16 22.14 21.81 21.99 - 0.18 20-24 22.41 21.32 21.64 22.25 21.91 — 0.59 25—29 22.23 21.00 20.69 22.24 21.54 — 0.85 30— 4 Juli 22.07 22.10 21.93 21.94 22.01 + 0.09 5- 9 22.58 21.38 21.86 20.88 21.68 4-0.90 10- 14 21.58 21.48 22.19 21 .23 21.62 ^ 0.57 15-19 21.56 20.95 21.01 21.07 21.15 4- 0.41 20-24 20.94 21.03 21.33 21.28 21.15 — 0.21 25-29 21.04 20 89 21.27 22.43 21.41 — 0.52 30 - 3 Aug. 20.72 21.03 21.32 22.38 21.34 4-1.06 4— 8 21.69 21.69 21.55 21.51 21.61 4-- 0.08 9-13 20.96 21.57 22.03 21.91 21.62 4-0.41 14 18 21.43 21.88 20 88 20.34 21.13 — 0.79 19-23 21.36 21.89 21.77 21.47 21.62 — 0.26 24- 28 21.45 22.19 20.33 21.69 21.42 — 1.09 29— 2 Sept. 20.73 21.81 20.54 22.25 21.33 4-0.92 3- 7 21.26 21.77 20.55 21.55 21.28 — 0.73 8-12 21.38 21.93 21.55 21.35 21.55 + 0.38 115 drossle 1859 1860 1861 1862 Mittel. Abweichung vom Mittel. 13—17 Sept. 21.31 21.77 20.80 21.04 21.23 — 0.43 18-22 21.36 20.50 21.60 21.19 21.18 — 0.68 23—27 20.80 20.57 2« '.98 20.72 20.77 40.21 28— 2 Oct. 21.07 20.43 20.69 20.61 20.70 t 0.37 3— 7 20.63 21.19 20.75 __ 20 86 -| 0.33 8—12 20.26 20.93 21.46 — . 20.88 — 0.62 13 — 17 19.49 21.16 20.41 — 20.35 — 0.*6 18—22 20.35 21.77 20.58 — 20.90 -+ 0.87 23—27 20.89 21.35 20.37 20.87 -4 0.48 28- 1 Nov. 21. 0(J 21.49 20.35 __ 20.97 — 0.62 2 6 20.81 20.61 20.80 20.74 — 0.13 7-11 20.08 20.49 20.89 — 20.49 -+- 0.40 12—16 20.29 19.88 20.11 20.09 — 0.21 17-21 20.25 19.70 20.07 .„ 20.01 - 0.31 22—26 20.26 20.46 19.51 — 20.08 — 0.57 27— 1 Dec. 20.29 19.19 18.87 — 19.45 ~f 0.84 2— 6 19.69 19.53 18.72 ._ 19.31 - 0.59 '7-11 19.95 21.02 19.25 — 20.07 -4 0.95 12-1« 19.86 19.95 1 19.84 ._._ 19.88 - j 0.07 17-21 18.15 19.13 ' 19.85 — 19.04 - 0.89 22 26 19.49 19.19 ! 19.48 — 19.39 - 0.20 27—3! 19.72 19.10 ! 19.13 ___ 1 19.32 -4 0.40 Die grössten Abweichungen der 5 teigigen Mittel in den einzelnen Jahren gegen den Durchschnittswert!! betragen hiernach etwa 1°-, nur die Pentade 1—5 April macht eine Ausnahme, indessen ist der niedrige Werth unsicher, weil in den Originalbeobachtungen ein Tag fehlt. Die auf Sta. Ana als Normalort zu reducirenden einzelnen Beobachtun- gen werden daher mit einer Unsicherheit von etwa 1° R. behaftet sein. Der Gang derTemperatur ist bemerkenswerth besonders durch die frühe Entwickelung des Würmemaximums in der Zeit vom 16. bis 25. Mai. Das Jahresminimiim fällt in die erste Hälfte des Januar und ein zweites kurz an- dauerndes Minimum in den December. Es ist zu bedauern, dass gerade für die Feststellung der Extreme die Sicherheit wegen des Fehlens eines der vier Beobachtungsjahre vermindert ist. III. Mittlere Monatstemperaturen und Extreme der Monatstem- peraturen zu Sta. Ana vom April 1859 bis September 1862. C ( Monatsmittel a ) Maximum § ^Minimum ^ (Differenz 1859 1860 1861 1862 Durchschnitt Abweichung. ___ 19.25 19.45 19.19 — 23.1 24.4 24.0 — 14.6 14.0 14.3 — 8.5 10.4 9.7 19.30 23.8 14.3 9.5 t- 0.15 — 0.7 -4- 0.3 — 1.0 — 116 — 1359 1860 1861 1862 Durch- schnitt. Abweichung. C /Monatsmittel 3 jMaximum Ja ^Minimum j2 (Differenz — 20.06 24.6 15.6 9.0 20.18 25.2 14.3 10.9 19.60 24.1 13.7 10.4 19.95 24.6 14.5 10.1 — 0.35 -4-0.6 -4 11 -4- 0.8 m ( Monats mittel £ \Maximum g ^Minimum (Differenz — 20.58 26.1 13.9 12.2 20.97 26 3 14.3 12.0 20.46 24.7 15.5 9.2 20.67 25.7 14.6 11.1 -4 0.30 — 1.0 -4-0.9 — 1.9 . (Monatsmittel ^ NMaximum ^SMinimum (Differenz 20.82 28.0 15.0 13.0 21.56 26.8 17.2 9.6 22.22 26.7 17.4 9.3 22.00 26.2 16.9 9.3 21.65 26.9 16.3 10.3 — 0.83 -4- 1.1 — 1.3 -4-2.7 (Monatsmittei •g jMaximum S ^Minimum (Differenz 22.50 27.5 19.0 8.5 22.05 27.9 16.5 11.4 — 22.75 27.6 17.0 10.6 22.43 27.7 17.5 10.2 + 0.32 -4-0.2 i 1.5 — 1.7 (Monatsmittei -g ^Maximum 5 *SMiiiinmm (Differenz 22.36 27.5 19.1 8.4 21.74 26.8 17.9 89 21.46 26.4 17.8 8.6 22.35 27.3 18.2 9.1 21.98 27.0 18.3 8.7 — 0.52 -- 0.6 -4-0.8 -4-0.4 (Monatsmittei 23 ) Maxim um ,jE; ^Minimum (Differenz 21.52 26.6 17.8 6.8 21.27 25.9 17.1 8.8 21,59 25.7 17.8 7.9 21.51 25.4 18.4 7.0 21.47 25.9 17.8 8.1 - 0.20 -4-0.7 - 0.7 - 1.1 *» (Monatsmittei § jMaximum 3°SMinimum ^ (Differenz 21.51 27.0 17.2 9.8 21.82 25.6 18.3 7.3 21.18 25.7 17.9 7.8 21.49 24.8 18 3 6.5 21.50 25.8 17.9 7.9 0.32 -4-1.2 - 0.7 - 1.4 ^ (Monatsmittei 5 ^Maximum gAMinimum co (Differenz 21.20 25.0 18.0 7.0 21.21 25.0 17.8 7.2 21.05 24.6 17.6 7.0 21.27 24.9 17.9 7.0 21.18 24.9 17.8 7.1 — 0.13 - 0.3 0.2 0.1 *; (Monatsmittel ,§ ^Maximum -SjMinimum O (Differenz 20.44 24.0 18.0 6.0 21.26 24.6 15.6 9.0 20.67 24.3 16.7 7.6 — 20.79 24.3 16.8 7.5 -4-0.47 0.3 1.2 1.5 . (Monatsmittel Ja J)Maximum © ^Minimum Ä (Differenz 20.39 24.1 17.7 6.4 20.16 23.7 12.9 10.8 20.10 24.3 14.2 10.1 — 20.22 24.0 14.9 9.1 + 0.17 0.3 -4-2.8 - 2.9 ^ (Monatsmittel ^o NMaximum 8 ^Minimum ö (Differenz 19.47 23.4 14.7 8.7 19.63 23.7 12.3 11.4 19.35 24.2 14.4 9.8 — 19.48 23.8 13.8 10.0 -4 0.15 0.4 — 1.5 -f-1.4 117 2 Ö d d d 03 d bö d d d cö TS a d a> -»— »•— * 4J v C rO T3 CO H X3 m d u 4» £ d S3 -3 £S o +» SA 9a « » 5 *5 £ e 13 '-5S • »5 *■ CD 00 00 o CO 00 0» IC 00 CO CO CO iO COC 00 00 00 cococ «OOO >COCOC" 5 3 ift co co co ) 00 OOOO 10 X> X) o CO 00 O^ppincCr-HCMCOCOpCO CO ^coc6inco!>^t>t>^r~»c5CMCM cm COCDCOkOCOOi^lOCOCOCOCO 1O oooococooocococococococö 00 rHririnn-Hrlnnrlnri «c-t i|(Nfoqojiocoqqco«w p ^k6cöo6c^t>cöc^»o^^-^ 00 CM CM CM CM CM CM CM CM CM CM IN CM CM lOrH-HCOCMC-^p-r-ikO-rHO aSÖ^ÖÖoÖ0Ot^(>l>^C75Ö cOLiqpcqLqcqcqpcoaqpco ^ ^^cöc^cöc^*>c^cö^fc6 oocoo-CDt^ppcopcooco c6^»6cö^*>iOiC>^^^co CM CM CM CM CM CM CM CM CM CM CM CM riCOC >cOCMGOOCMcot>?>-iO »GOCOCOCMCO^n^r-iTH OOOOOOOOOOOO o>n^incoaot-ococx>cMco aäaiÖTHCM-rH^-i^^ööai tHtHCMCMCMCMCMCMCMCMCM*-« ^cq^pt^COiO^CMc^CM^f OoSÖCMCMCMrH-rH«rMOÖcrS ^^CMCMCMCMCMCMCMCMCM«"-* 8 CO CO CO iO -*f !> CM — cocoro ^OiOiOq^WoO^Wri^ co 00 10 co iDtO cm ^ co ^ cq cm CJicSÖ OCM CM ^tr^ -r4 Ö 05 ö CO Sa - 118 — V. Mittlere Temperatur des Brunnenwassers verglichen mit der der Luft. 1861 1862 M i t t e L Brunnen Luft Brunnen Luft Brunnen Lufr Januar 20.0 1919 200 19 19 Februar •— — 20.0 19.60 20.0 19.60 März -- — 20.4 20.46 20.4 20 46 April 21.2 22.22 20.9 22.« 21.05 22.11 Mai — _ 21.2 22.75 21.2 22.75 Juni — _ 21.2 22.35 21.2 22.35 Juli 21.6 21.59 218 21.51 21.45 21.55 August 21.6 21.18 21.5 21.49 21 55 2i 34 September 21.2 21.05 21.2 21.27 21.2 21.12 October 21.1 2067 — — 21,1 2067 November 20.8 20.10 — — 20.8 2010 Deeember 20.5 19.35 -- — 20.5 19.35 Jahr 20 87 20.88 Die Monatstemperaturen wird man, wie aus obigen Tafeln hervorgeht, durch die vorliegenden Beobachtungen bis auf eine Fehlergrenze von etwa 0°,3 R. sicher bestimmt halten dürfen. Nur der April monat macht eine Aus nähme, indem hier die Sicherheit bis auf 0°,83 vermindert ist, eine zweite etwas stärkere als die mittlere Schwankung tritt im October mit 0°,47 ein. Ohne Zweifel hängt dies mit dem in den genannten Monaten eintretenden, sich aber in den verschiedenen Jahren etwas verschiebenden Umsetzen der Haupt- windrichtung zusammen, indem im April der Uebergang aus dem NO. des Winters in den SW. des Sommers liegt und im October derN. wieder einfällt. Der wärmste Monat (Mai) und der kälteste (Januar) weichen nur 3°,13 durchschnittlich von einander ab und diese Differenz schwankt in den einzel- nen Jahren um keinen halben Grad. Das absolute Maximum (28°) fällt zwar einmal in den April, sonst liegt aber mit grosser Regelin ssigkeit das Maxim um der Wärme inj Mai mit durch- schnittlich 27°7. Das absolute Minimum sowohl wie der durchschnittlich kleinste Werth der Minima fällt in den Deeember, dessen kürzere Kälteperiode also intensiver ist als die längere des Januar. Das Jahresmittel zeigt sich sowohl in den einzelnen Jahren so überein stimmend als auch durch die Vergleichung der Luft- und Wassertemperatur so gleichmässig festgestellt, dass dasselbe als völlig genau mit20°,88 bestimmt anzusehen ist. B. Luftdruck. Barometerbeobachtungen liegen allerdings wie Tab. I zeigt nur vor einem Jahresumfang vor :, indessen werden dieselben auch als ziemlich gute - 1 10 - Mittelwerthe anzusehen sein, da die Schwankungen des Luftdrucks überhaupt nicht bedeutend sind. Die folgende Tafel wiederholt die Werthe aus Tab. I unter Hinzufügung des Werthes der extremsten Schwankungen im Laufe des Monats und des Tages. VI. Luftdruck zu Sta. Ana. paris. "' Barometer- Mittet Grösslc Monats* Giösste Tagcs- sch wankung Schwankung hruckdcr Grösste Grösse trocknen Monats« Tages* Luft Schwankung Schwankung Januar Februar März April Mai Juni Juli August September October November December J a h r Winter Frühling Sommer Herbst 337.76 7.55 7.81) 7.29 7.11 6.93 6.93 6.95 7.32 5.96 6.86 7.68 337.18 7.66 7.40 6.94 6.7 t 3.11 2.82 3.01 2.18 3.59 2.84 395 4.16 3.50 4.74 195 3.55 1.59 1.99 1.06 1.59 1.86 1.86 1.33 1.55 1.33 1.51 1.24 1.46 330.49 29.69 30.38 29.75 28.47 27.43 27.20 27.24 27.63 26.66 28.69 30.20 328.65 30.13 29.53 27.29 27.66 4.37 3t)4 4.19 2.79 3.63 3 07 4.30 4.71 4 50 5.68 3.9t) 4.45 2.24 321 1.13 167 0.63 91 2.51 1.90 1.88 1.06 1.18 0.69 Der Gang des Luftdruckes bezeichnet sichtlich die beiden Hauptwind- richtungen des Jahres, selbst das Barometer lässt dies erkennen , auch ohne Rücksicht auf die durch die Dunstspannung bewirkte theilweise Ausgleichung. Schärfer wird dies in dem Gange des Druckes der trocknen Luft ausgedrückt. Den vollen Gegensatz erhält man erst, indem man die Monate mit überwie- gend herrschendem NO. im Uebergang von November bis April dann mit herr- schenden SW. (im Uebergang) von Mai bis October zusammenfasst, dann sind vom Nov. an die aufeinander folgenden Mittelwerthe des Drucks der trock- nen Luft: 329.79-, 329.94; 327.70; 327.18. Die grosse Gleichmässigkeit des Klimas ist in den geringfügigen Schwan- kungen des Luftdrucks ausgesprochen. C. Luftfeuchtigkeit und Hydrometeore, Die Mittelwerthe für die Dunstspannung und relative Feuchtigkeit und die Summen des Niederschlags sind bereits in Tab. I enthalten. Zur Ueber- sichtlichkeit der Durchschnittswerthe sind die folgenden Tabellen dienend, in denen die Extreme hinzugefügt sind und zugleich die mit den Hydrometeoren unmittelbar zusammenhängenden Erscheinungen aufgeführt werden. 120 < N 8 a> 10 OD r4 0) Ö CD a> G> m ^E Ä c 03 j *V | oooo OOO OO Ca O »« CM CO CM CM | ■OOO I oooo O O O CM »o ö o c^ o o »o ö rH CO iO O CO H 3 1 O^ CO 1 CS | oooo OOOOO OOOOO OO OOO OO | OO G 1 co x> co r*» 1 CO co -*< co co co ^ ^ CO ^> o lO JA CO -rH CO ""^ 1 cot^ I | CO CO tH CO ■ cm cm ocs^ooo ö OO 1 OO »5 8 S COOCMCO 1 ^ COCOtH ■ cm cm co ^ tH CM «rH CM CM CM CM i co 4 q cm x> ' cö cm cöcm CM r-fiOCO 00 X) CO -H 00 X)iO — ' [ -ntj C^i -ri CO «^ X>coco o co »o r- j CO CM««* h- 1 00 CO Ö r-i COCM CM CM^CO*^f |>. (>• £-- t^ | ^ OD*^r o oöcö ctSco 35 1 4) fita «SS s a i 1 CCNCCO 1 co*^l>CO 1 coco^*^ I C^> X) tH t>- 1 COiOiOiO | GOX>OCM 1 *^^COiÄ 18 1 GO"^ CO CO 1 ocooco 1 00 O r-4 CO 1 iCCOiO^ 1 0DO5 ->iCO i -i>^ 1 ^*^co**t | IS 1 CO CO ce 1 CO CO CO > IS ! 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Die hohe Dunstspannung ist wegen der Gleichmässigkeit der Tem- peratur keinen bedeutenden Schwankungen im Jahre unterworfen. Die Jahres- zeit der höchsten Dunstspannung ist der Sommer, aber das absolute Maximum fällt noch für ein Jahr in den September, wie überhaupt der Herbst dem Sommer in der Grösse derDunstspannung zunächst. Wieder müsste man, um die Extreme der Jahreszeiten vollständig zu zeigen, im Zusammenhang mit den Windrichtungen die Zeiten Mai bis October und November bis April einander gegenüber stellen (9"',36 : 8"',00). Wie nahe die Luft das ganze Jahr hindurch dem Sättigungspunkte kommt, ergibt sich aus der Tabelle, in welcher das Maximum der relativen Feuchtigkeit in jedem Monate zwischen 90 und 100% erreicht. Der Nieder- schlag, der zwar in keinem Monate ganz fehlt, zeigt doch in dem einen hal- ben Jahre die herrschende SW.-Strömung der Luft in den massenhaften Nie- derschlägen und den damit verbundenen elektrischen Erscheinungen an. Im Mai, in dem schon der SW. herrscht, sind die Niederschläge noch nicht gross, weil in diesem Monat das Maximum der Temperatur liegt und daher die Dampfcapacität noch wächst. Den stärksten Niederschlag liefert der August, den schwächsten der März. Sehr schön ist das allmälige Nähern des SW. und dann wieder das Einfallen des NO. durch die elektrischen Erscheinungen aus- gesprochen. Zuerst nur Wetterleuchten; dies nimmt zu, entfernte Gewitter treten ein, die immer näher rücken, bis sie an den Beobachtungsort rücken und ihr Maximum im September erreichen. Der im October eindringende Nordstrom vermindert plötzlich die elektrischen Phänomene. D. Wind (Richtung, Stärke, Häufigkeit), Himmelsansieht. Ein besonders interessantes Element der vorliegenden Beobachtungen bilden die Winde, nicht allein, weil sie, worauf schon in den vorhergehenden Bemerkungen einige Male hingewiesen wurde, die klimatischen Eigenthüm- lichkeiten Manila's erklären, sondern besonders desswegen , weil die Philippi- nen auf einem Grenzgebiete liegen und die Frage ist, ob sie immer in das Gebiet der SW.- und NO. -Monsune fallen oder zuweilen im Winter mehr oder weniger andauernd in einem nördlichen Polarstrome liegen, der sich unmittel- bar dem NO.-Passat des stillen Oceans anschliesst. Die Windrichtungen auf den Philippinen müssen sich im Laufe des Jahres nach der veränderten Lage der Kalmenzone verändern und diese Veränderung der Lage der Kalmen von ihrer südlichsten Lage im Winter innerhalb Neuholland bis zu ihrer nördlich- sten etwa mit dem Wüstengürtel Asiens zusammenfallenden , scheint in den verschiedenen Jahren in ungleicher Weise vor sich zu gehen. So regelmässig nämlich im Durchschnitt aller vorliegenden Beobach- tungsjahre sich die Windrichtung auf den Philippinen in der einen Hälfte des Jahres als NO., in der andern als SW. also als Monsun ergibt, so abwei- _ 124 — chend gestalten sich die Bewegungen doch in einzelnen Monaten der ver- schiedenen Jahre, weisen also auf Störungen hin, welche in der beeinflussen- den Ursache der Winde auf den Philippinen, in der Lage der Kalmen und der Richtung der Passate temporär eintreten. Ich stelle in den folgenden Tafeln die notirten Winde und Windstillen sowie die hiernach berechneten Windrichtungen zusammen und füge die No- tizen über die Himmelsansicht hinzu. IX. Wind und Himmelsansicht zu Sta. Ana 1859—62, Mittlere S ad J3 O) Tage m. Hinimelsansicht 4^ Windrichtung ja B 1 a 2* £ CD cö"Ö bß 4> ii Mittelgrad der Heiterkeit. (1859 Ü \l860 N 39°57'0 31 62 2 29 1.8 g <1861 1 )l862 N 39 28 35 58 1 30 2.3 N 25 34 26 67 31 1.8 ( Mittel N 36 51 31 62 1 30 2.0 ziemlich heiter. u C 1859 N 7 8 9 75 28 2.7 S U860 S 45 OW 27 60 1 27 1 2.1 1 <1861 N 57 26 30 54 1 27 1.7 ? i 1862 N 39 47W 26 58 4 24 1.2 ^ (Mittel N 3 17 23 61 1.5 26.5 0.3 1.9 z. heit. (— wolkig) /1859 N 13 80 31 2.4 ea \1860 N 45 30 63 31 2.4 £ <1861 S 83 13 28 65 1 30 1.7 * /1862 N 90 26 67 31 1.8 ' Mittel N 38 25 24 69 0.3 30.7 2.1 z. heit. (— heiter) ,1855 S 77 34 21 69 30 2.4 ä \l860 N 46 58 25 65 30 2.7 & < 1861 S 48 50 35 55 30 2.0 < J1862 S 45 24 66 30 2.4 \ Mittel S 74 51 26 64 30 2.4 z. heit. (— heiter) ,1859 N 45 OW 19 74 3 28 1.7 * \1860 S 72 52 42 51 3 28 1.9 4 <1861 s 11862 — S 9 10W 33 60 31 2.1 ( Mittel S 22 54W 31 62 2.0 29.0 1.9 z. heit. ( — wolkig) (1859 N 76 25W 14 76 2 28 1.8 .m 11860 S 33 2W 40 50 4 26 1.2 § <1861 S 33 29 24 66 7 23 0.7 ^ /1862 S 40 29W 29 61 1 29 1.4 1 Mittel S 37 46W 27 63 3.5 26.5 1.3 wolkig (— z. heit.) /1859 S 52 44W 17 76 9 22 0.9 .„ 11860 S 22 44W 33 60 3 28 1.3 ö <186i S 18 14W 27 66 1 30 1.2 ^ /1862 S 45 OW 18 75 8 23 0.6 * Mittel S 35 23W 24 69 5.3 25.7 1.0 wolkig. — 125 — Mittlere Windrichtung Tagem. Himmelsansicht ■SrQ f.2 Mittelgrad der Heiterkeit. ,1859 \1860 S) ^1861 3 /1862 1 Mittel k # ,1859 JS (1860 | <^1861 U /1862 $ l Mittel ,1859 83 (1860 -§ <1861 "S /1862 ° f Mittel ü /1859 ,2 Vi 860 a /1862 jg Mittel ^ .1859 j§ \1860 a o C^ 00 O CO CO CO ©CO©©OJCOiß*rHCOl>a5aÖ p CO CO co 00 3 00 iß CO 1> p oo 1 iß co © *o co i> !> r* r-, ** t4 ö ° c4 co io co' *** co ö cm* CO >ß CO iß iß" rH rX cd * «a — - JSss c^rHo>rH!>i>cocMcM cococococococoiocococoi> -rH iß rH iß rH 05 00 rH CM TH S rHCOr|-'rH'OCO©COTH COCMrH^cMpc*cMcoiß cjo^cor*öcdr-*cdcöcdoo© rH rH CO iß t* 00 1> CM C* tH »o CO CO CO cd -rH CO lO CO rH CO rH rH o Iß CM [5 o :» o i«5 ißOOJ CO CO 00 05 05W rH*rH*C0 CO*rj" © iß*!>rH* T-t rH CNrH *-> o 00 l>* rH oo © ©' rH CO © iß CO p QOQW-^rl» r-» 00 iß rH rH CM CM rH © in © tH CO ▼H CM* iß* CM CO © co" ° co" co r-i od a> i> CO p iß* CM iß CM iß © CO CO* CO CO CM CO CO cd CN * O»o tH CO rH CO* rH CO* CO* 00* CO* — * CM* ° rH CO* CO Iß CM* © Iß CO* CM CO* iß CM CA O rH t* i>oo ^OOOOO^cJ^'OOO 00 i> ▼-* © © © rj< © CO Oi iß ißOißeNi>c*©poqTH rn'oOOOrH'cdiß'iß* 00 ©'«-*?© «h wn co th oo rH © CO 00 cd rH iß 5 CO* © rH COCM©"* eocMißrnO©©©©©©© WC» CO rH co od CO CO 00 © © u CO u .5 3

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Die Benguetbeobachtungen umfassen mit Einschluss des Journals die Zeit vom Juli 1861 bis Mai 1862, sind also mit den gleichzeitigen von Sta. Ana zu vergleichen und nach den für diesen Ort mit grösserer Sicherheit be- stimmten Mittelwerthen zu verbessern. Die Beobachtungszeiten waren 7, 2, 9, gaben also im Verhältniss der 6, 2, 10 Beobachtungen zu hohe Werthe der Wärme. Die Grösse der bei den Temperaturen anzubringenden Correktion wird vermuthlich für die verschie- denen Monate etwas variiren. In Ermanglung eines bestimmten Anhaltes hierfür nehme ich indessen die Correktion an ( — 0,52), welche Dr. Sernper aus einer einen Monat lang durchgeführten Reihe stündlicher Beobachtungen zu Sta. Ana (Juni 1859) evaluirt hat. Es sind von Benguet nur die in der nachstehenden Tabelle aufgeführten Resultate der Temperaturbeobachtungen zu brauchen und die Mitttelwerthe sind bereits mit der erwähnten Correktion zur Vergleichung mit Sta. Ana versehen. a Mittel- tcmprraturen zu Benguet. b Gleichzeitige Mitteln erthe zu Sta. Ana. b — a Durchschnitts- Werthe zu Sta. Ana. Corrcgirter Werth von Benguet. i Januar ^ \ Februar 13.09 19.19 6.10 19 30 13.20 13.87 19.60 5.73 19.95 14.22 §g / März 14.12 20.46 6.34 20.l>7 14.33 ^ i April fMai 15.17 22.00 6.83 21.65 14.87 14.98 22.75 7.77 22.43 14.66 Juni ._ — (6.28) 21.98 (15.70) , Juli 14.80 21.59 6.79 21.47 14.68 \ August 14.90 21.18 6.28 21.50 15.22 g jSeptbr. 14.94 20.05 6.11 21.18 15.07 «> NOctober 15.50 20.67 5.17 20.79 15.62 /Novbr. 14.70 20.10 6.40 20.22 13.82 ( Decbr. 13.76 19.35 5.59 19.48 20.885 13.89 14.607 Das Jahresmittel würde sich hiernach zu Benguet auf 14°,6 stellen und dies einer Abnahme der Wärme um 1° auf je circa 600 Fuss Erhebung über dem Meere entsprechen. Cr» Karsten. - 131 - Anmerkung 2. Ich theile hier die Beobachtung der Regenmenge der einzelnen Monate mit, behufs der Vergleichung mit den übrigen Orten: Januar 46,08; Februar 6,59-, Mnrz 5,02; April 13,31-, Mai 6,80-, Juni 4,27; Juli 4,66; August 13,10; September 6,42; October7,23; November 12,41 ; December 16,20 Zoll. Die Beobachtungen wurden mit einem meiner Regenmesser angestellt, welchen ich dem liebenswürdigen Priester gab. Hoffentlich wird ein günstiges Geschick ihn aus jener Waldeinsamkeit herausgerissen und in ein civilisirteres Leben zurückversetzt haben, wo ihn vielleicht der Aus- druck meines Dankes für die freundliche Unterstützung erreichen mag. Linao liegt nach meinen Sternbeobachtungen auf 8° 5' N, Br, und nach Peilungen 5° 5' östlich von Manila. Anmerkung 3. Der Kanehl von Mindanao hat in den ersten Zeiten der Eroberung durch die Spanier eine ziemlich bedeutende Rolle gespielt. Wie ja überhaupt die ersten Expeditionen von Magellan an darauf ausgingen, die Ge- würzinseln für die Krone Spanien zu erobern, und damit auch derselben den wichtigen Handel mit den Gewürzen als eine Quelle grosser Bereicherung zuzu- führen, so zeigt sich auch noch in der Geschichte der Eroberung durch Legaspi, dass hier die Hoffnung auf gewinnbringenden Handel mit Gewürzen nicht aufgegeben war. Allerdings war die Expedition zunächst für den Zweck der Eroberung und Einführung des Christenthums ausgerüstet. Aber wohin er auch im Laufe der Expedition kommt, so sucht er doch immer zugleich auch noch Kanehl für Rechnung des Königs. NachButuan wurden von ihm mehr- fach Expeditionen ausgeschickt von Cebu aus , mit der ausgesprochenen Ab- sicht, dort Kanehl zu laden. Matheo del Sanz wird von ihm (Gaspar de S. Agustin, Conquistas etc.p. 187 — 188) an die Westküste Mindanao's geschickt, ebenfalls um dort Kanehl zu holen; aber es kommt dabei fast zum Ausbruch einer Meuterei, da die Soldaten, gierig auf den leichten und sicheren Gewinn, den Handel für sich haben wollen. Die Rebellion wird aber „noch glücklich unterdrückt; und Juan de Morones bringt, nach Matheo del Sanz Tode, „cien quintales de canela", reichlich 9200 Pf. Kanehl nach Cebü. Am 1. Juni 1568 wurde die Kao Capitana nach Acapulco gesandt mit 400 Quintales Kanehl (beinahe 37,000 Pf.), von denen 150 dem Könige, die übrigen den Passa- gieren gehörten. Anmerkung 4. Es sind Cagayan und Isabela fast die einzigen Pro- vinzen, in welchen der Taback in so allgemeiner Weise und enormer Menge gebaut wird, dass dadurch den Bewohnern die Möglichkeit vollständig ge- nommen wird, auch noch Reis, Baumwolle, Cafe, Zuckerrohr oder Abaca zu bauen. Wie der Handel mit dem Taback Monopol der Regierung ist, so hängt auch das Bauen des Taback's nicht von dem Willen des Einzelnen ab; viel- mehr werden die Bewohner der sogenannten Tabacksdörfer — nicht alle Ort- schaften werden in diese Kategorie gestellt — gezwungen, alljährlich eine be- stimmte Anzahl Pflanzen per Kopf oder Tributo d. h. per Familie zu cultivi- ren. Je höher der Alcalde der Provinz das Minimum der zu bauenden Ta- — 132 — backspflanzen zu treiben versteht, um so mehr insinuirt er sich natürlich bei der Regierung, für welche der Verkauf des Tabacks fast die wichtigste Ein- nahmequelle ist. In allerneuester Zeit nun scheint, ich weiss nicht, ob in Folge einer solchen vom Alcalden geübten Beeinflussung, die Tabackserndte eine nie geahnte Höhe erreicht zu haben ; denn es schrieb mir 1868 ein Freund aus Manila, dass „die diesjährige Erndte bei weitem die grösste aller Erndten überhaupt zu werden verspräche, so dass die Regierung im Stande sein würde, die Schuld für die Nichtbezahlung der Erndten von 1863 an — in Folge des Erdbebens — nun gänzlich abzutragen". Aus dem im Texte Gesagten wird er- sichtlich sein, dass die Tabackspflanze sehr viel Sorgfalt und Pflege erfordert; und da sie dies gerade am Meisten in den ersten Monaten verlangt , wenn sie noch keine bedeutende Höhe erreicht hat, so ist klar, dass der Arbeiter dabei immer und ganze Tage lang in sehr tief gebeugter Stellung stehen muss. Der auch in den statistischen Zahlen sich aussprechende schlechte Ge- sundheitszustand wird in der Provinz allgemein auf diese gebückte Stellung bei der Arbeit, als auf die vornehmste Ursache, zurückgeführt, ganz besonders aber auch die zahlreichen Fehlgeburten oder Todtgeburten , wozu sonst die Bewohner der übrigen Provinzen gar keine Neigung zeigen. Selbst in unge- sunden Provinzen ist die Zahl der Geburten doch eine ziemlich hohe, und es wird in diesen die rasche Vermehrung der Einwohnerzahl vielmehr durch leichtes Sterben der Kinder in den ersten Lebensjahren verhindert. Im Durch- schnitt ist etwa die Bevölkerungszahl der tabackbauenden Dörfer 16,000 Fa- milien (Tributos) mit 64,000 Einwohnern, so dass bei einer Durchschnitts- summe von etwa 750,000 Gulden, welche den Bewohnern für den Taback von der Regierung in baarem Gelde ausbezahlt wurde (1854 — 59), etwa 11% Gul- den auf den Kopf oder 46 Gulden auf die Familie kommen. Anmerkung 5. Es liegt hierin und in dem etwas weiter oben angewandten Worte der Periodicität der Lebenserscheinungen nur scheinbar ein Widerspruch. Wohl hält jedes Individuum bestimmte Perioden seiner Lebenserscheinungen inne- aber doch bindet sich die Gesammtsumme aller Individuen nicht durchaus an dieselben Jahreszeiten, wenn nicht in den schar- fen Gegensätzen desKlima's oder in direkt bestimmenden Einflüssen der Men- schen — oder andrer Thier- und Pflanzen-Arten — die Schranke auch hier- für gegeben ist. So würden Reis und Taback und andere Culturpflanzen in allen Monaten wachsen und reifen können *, aber der Mensch zwingt beide in eine Periode hinein, welche ihm bei möglichst geringer Arbeit die mög- lichst grosse Erndte verspricht. Ebenso ist es bei den Insecten. Auch bei ihnen hat die Natur die Entwicklung an bestimmte Wärme- und Feuchtig- keits-Grade geknüpft, welche in den Tropen zu jeder Zeit gegeben zu sein scheinen *, und daher sieht man denn auch auf den Philippinen die Mehrzahl derselben in allen Monaten so ziemlich in der gleichen Specieszahl , aber in verschiedener Individuenzahl auftreten. Der Eintritt der Regenmonate bringt hier eine auffallende Steigerung der Insectenmenge hervor. Es scheint dieses — 133 - in der sehr verkürzten Lebensperiode zu liegen , welche hier den Insekten eigen ist und in einem Jahre zahlreiche Generationen hervorzubringen ver- mag. Selbst die grössten Schwärmer (Sphinx] und andere Nachtschmetterlinge welche bei uns oft eine mehrjährige Puppenruhe aufweisen, leben als Puppe nie länger, als 18 — 25 Tage. Der ganze Lebenscyclus des Papilio Pammon L. vollendet sich in 30—40, der von Danais chrysippus L. in 20—25 , der von Taragama Ganesa Lef. in 30—40 Tagen (Georg Semper, Beiträge zur Ent- wicklungsgeschichte einiger ostariatischer Schmetterlinge in Verhandl. d. zool. Gesellschaft in Wien 1867. Sitzung 7. August.) - t In Bezug auf Chaerocampa Oldenlandiae, eine Sphinx, habe ich in die- ser Beziehung eine Anzahl Beobachtungen aus meinen Tagebüchern mitzu- theilen. Ich fing den Schmetterling, obgleich nie häufig, in den Monaten Juni bis October incl. und dann wieder im Januar und Februar; gezüchtet aus der Raupe wurde derselbe, so dass das Erscheinen der ausgekrochenen Thiere in dieselben Monate fiel. Die Puppenruhe nun dauerte (Georg Semper 1. c. pag. 4) in Manila 24—25 Tage, in Bohol nur 18—21 Tage, in Sydney dagegen vom März bis November, also volle 8 Monate. Die Puppe von Taragama Ganesa ruht ebenfalls in Manila länger als in Bohol, nemlich dort 20 Tage, hier nur 10—15; ferner die von Chaerocampa alecto in Luzon 24 Tage, in Bohol 16, die Puppe von Chaerocompa celerio in Manila 17-18 Tage. Hier scheint nun die ungemein beschleunigte Ausbildung der Imago gegen die Tropen hin anzudeuten, dass eine Vermehrung der Wärme die Ent- wicklung begünstigt, ein Satz, der längst festgestellt ist. Aber doch zeigt der Gegensatz zwischen Bohol und Manila, deren mittlere Monatstemperatur so ziemlich die gleiche ist, dass wohl auch noch andere Momente mit ein- wirken mögen , obgleich ich hierauf nicht allzuviel Gewicht legen will , weil ich eine Beobachtung der Zimmertemperatur, in welcher die Raupen erzogen worden, unterlassen hatte. Dass diese kurzen Beobachtungen überhaupt hier mitgetheilt worden, hat seinen Grund in der Hoffnung, dadurch vielleicht den einen oder andern in tropischen Ländern lebenden Naturforscher zu ähnlichen Versuchen anzuregen. Dem Satze , „dass eine bestimmte Periodicität in der Entwicklung der Gliederthiere um so mehr hervortritt, je schärfer der Wech- sel der Jahreszeiten ausgeprägt ist" (Gerstäcker in Bronn's Thierreich Bd. 5 pag. 238), möchte ich als nothwendige Erläuterung den anderen hinzufügen, „dass um so mehr sich diese Periodicität verwischt, je mehr bei steigender Wärme und Feuchtigkeit Gleichmässigkeit des Klima's eintritt". Dies ist auf allen Inselgebieten in der Nähe des Aequators der Fall, und hiernach möchte ich die Vermuthung aussprechen , dass auf den Inseln des stillen Ocean's so gut wie gar keine eigentliche Insectenzeit stattfinden kann und dass hier die Lebensperiode der Individuen sich in der allerkürzesten mittleren Zeit vollenden muss. Auf den Philippinen ist dies nur annähernd der Fall. Gänzlich emancipirt hahen sich alle Thiere der philippinischen Meere von dem — 134 — Wechsel der Wärme; denn zu allen Zeiten findet man dort dieselben Arten von Echinodermen, Mollusken, Würmern u. s. w. in allen Stadien der Aus- bildung und in voller geschlechtlicher Function. Auch die Landmollusken haben mir dasselbe Resultat geliefert; und wenn ich auch während der Regen- zeit leichter die Schnecken in grösseren Mengen erhielt, so lag dies nicht darin dass sie nun aus einem durch Trockenheit oder Kälte bedingten Winter- (oder Sommer-) Schlaf erwachten, sondern vielmehr in ihrem Bestreben, sich durch rasches Umherkriechen der allzugrossen Feuchtigkeit zu entziehen. Wenn ich auch in der trockensten Zeit nur hinreichend ihren Schlupfwinkeln nachspürte, so gelang es mir immer, Schnecken in Begattung, und zugleich Eier , Junge und halberwachsene aufzufinden. Von der Helix (Coehlostyla) metaformis Sow. bewahre ich ein Pärchen , das ich dicht bei Manila während des Mo- nates Februar, also im trockensten Monat, in einem gar nicht sehr schattigen Garten „in copula" gefangen habe. Die dortigen Helix- Arten der Gruppe Obba findet man am Tage immer an den Baumstämmen in Spalten und Ritzen oder an der Schattenseite derselben sitzen ; bei Nacht aber und am frühen Morgen kann man sie in aller Lebendigkeit beobachten. Winterdeckel , wie unsere europäischen Heliceen — oder Sommerdeckel, je nachdem die Zeit der Trockne dort in den Winter oder in den Sommer fällt — finden sich bei keiner einzigen der dort lebenden Gruppen , mit einziger Ausnahme der Gruppe Dorcasia. Die philippinischen Arten dieser Untergattung sind aber einer europäischen Art so nahe verwandt, nemlich der Helix fruticum, dass sie wohl mit dieser von dem gemeinsamen Stammvater die gleiche Gewohn- heit überkommen haben mögen. Da sie immer, wie schon Cuming bemerkte, in der Erde halb eingegraben leben, zwar niemals sehr tief, aber auch nie an Bäumen oder am Gemäuer und Felsen in die Höhe kriechen, so ist einleuch- tend, dass sie gerade hier eines solchen Schutzes gegen die Trockenheit be- dürfen, mehr als die an Bäumen lebenden Arten, welche bei ihrer Lebensweise im Thau des Morgens hinreichende Feuchtigkeit einzusaugen vermögen. Anmerkung 6. Ich erinnere mich, kürzlich in irgend einer englischen Zeitschrift einen Aufsatz gelesen zu haben, in welchem nachzuweisen versucht wurde von einem Beobachter der lebenden Thiere in Indien, dass in der That diese bisher immer als Wasserreservoire angesehenen Höhlungen am Kopfe wirklich zur Luftathmung derselben während ihres Lebens auf dem Lande dienen sollen. Ich bin leider mit meinen zoologischen Notizen — wegen Man- gels an Platz — etwas in Unordnung gerathen, so dass ich kein Citat für diese Bemerkung zu geben vermag. Anmerkung 7. In früheren Zeiten scheint dies allerdings anders gewesen zu sein. Wenigstens machen gewisse Stellen in diesen Sümpfen durchaus den Eindruck, als müssten hier früher ständige Bewohner gelebt haben, welche auch dies Gebiet in regelmässiger Weise bebauten; es sprechen dafür die mitunter fast dammartig aussehenden Ufer des Agusan und seiner Nebenflüsse, dann eine Anzahl Pflanzen , welche sonst nur in der Nähe von — 135 — Feldern oder Dörfern vorzukommen pflegen, so namentlich eine sehr stachelige Bambusart;. Es ist dieselbe Species, welche noch heutigen Tages in vielen Land baudis tri cten zur Einzäunung der Zuckerrohrplantagen und der Felder überhaupt benutzt wird, da sie so dichte stachelige Hecken bildet, dass da- durch der wirksamste Schutz gegen die Wildschweine erreicht wird. IV. Skizze. — Die Negrito's und die heidnischen malaiischen Stämme. Anmerkung 1. Es mag hierbei auf die Steinbeile hingewiesen wer- den, welche, wie es scheint, nicht gerade selten in Java und der Malaccahalb- insel gefunden werden (Siehe Journal of the East Indian Archipelago Bd. 5 pag. 84). Die hier angezogene Notiz nimmt Bezug auf einen Artikel in der „Naturkundig Tijdschrift voor Nederlandsch Indie". Da ich aber den betref- fenden Band derselben leider nicht habe einsehen können , so kann ich auch nicht entscheiden, ob und welcher von den dort abgebildeten Aexten die von mir im Centrum Mindanao's aufgefundene entspricht. Logan , der gelehrte Herausgeber des J. E. J. A. , benutzt die Thatsache ihrer Auffindung zur Stütze seiner Behauptung, „es seien die ältesten Bewohner Java's von afrika- nischer oder indo-afrikanischer Ableitung" (1. c), zu welchem Schluss er durch Aehnlichkeiten der Sprachbildungen gekommen sein will. Hierüber kann ich nicht urtheilen. Wohl aber scheint festzustehen , dass diese Steinbeile wirk- lich einem seit uralten Zeiten schon verschwundenen Stamme angehört haben müssen; denn in Java und inMalacca werden sie Donnerkeil , in Mindanao Zähne des personificirt gedachten Blitzes genannt, zum Beweise, dass bei al- len diesen malaiischen Racen sich die Erinnerung an eine frühere Steinperiode ihres eignen — oder eines fremden — Stammes gänzlich verloren hat. Die Wahrscheinlichkeit spricht dann allerdings dafür , dass diese Urrace des hin- terindischen Inselgebietes mit den jetzt lebenden Papua's nahe verwandt ge- wesen sein müsse. Anmerkung 2. Es mag mir hier vergönnt sein auf einige Irrthümer hinzuweisen, welche sich in HäckePs neuestem Werk in das Capitel über die Negerstämme eingeschlichen haben. Bei der grossen Bedeutung seiner wissen- schaftlichen Ansichten und der weiten Verbreitung, welche das Buch „Natür- liche Schöpfungsgeschichte" ohne Zweifel finden wird, dürfte die Gefahr nahe liegen, dass falsche Ansichten und positive Irrthümer, darin niedergelegt, auch leichten Eingang in die weitesten Kreise finden möchten. — 136 — Zunächst ist es falsch , wenn Häckel die negerartigen Bewohner der Philippinen und andrer Inseln des hinterindischen Gebietes in eine Gruppe der glatthaarigen Neger, also in dieselbe Categorie mit den Bewohnern Austra- lien^ stellt, aber von den kraushaarigen Papuas abtrennt. Es scheint dieser Irrthum — der sich übrigens schon früher in dem populären Werke von Dr. Friedrich Rolle „der Mensch, seine Abstammung und Gesittung im Licht der Darwinschen Lehre, Frankfurt 1866", pag. 238 findet — durch einen in Pri- chard's Werk Bd. 4 pag. 231 übersetzten Bericht des Bernardo de la Fuente entstanden zu sein. Dieser spricht sowohl von kraushaarigen, als von glatt- haarigen Negern Luzon's. Nun sind aber die als Agta oder Negrito's bezeich- neten Neger der Philippinen ausnahmslos kraushaarig, wie die älteren spani- schen Autoren sehr wohl wissen. Ich selbst kenne sie aus eigner Anschau- ung von verschiedenen Orten. Es kann also über die Anwesenheit solcher kraushaariger Neger kein Zweifel bestehen , und ich kann hinzusetzen , dass sie in Lebensweise, Sitten und physischem Verhalten sich den echten Pa- pua's entschieden nähern. Was nun die andern von de la Fuente erwähnten Neger mit vollkom- men schwarzen langen Haaren betrifft, so ist sein Zusatz, „man halte sie für Abkömmlinge der Malabaren" (Prichard. Bd. 4) völlig genügend, um ihnen das Bürgerrecht unter den echten Negern , selbst unter den Verwandten der Australneger, völlig zu nehmen*, ausserdem aber sagt Prichard, man bezeichne die Neger auch als „Igalotes". Dies mag von Prichard aus einem alten spa- nischen Buche oder aus de la Fuente richtig citirt sein, ist aber nichtsdesto- weniger vollkommen falsch, denn die Igolotes oder Igorrotes haben nichts von Negern, sondern sind dunkelbraune Stämme des Nordwestens von Luzon , die entschieden malaiischen Ursprunges sind. Nun gibt es aber freilich einige Stämme in Luzon und Mindanao , welche dunkler als die olivenfarbigen Ma- laien sind und häufig neben dem hohen Schädel und dem runden Gesicht des dortigen Negers braunschwarze glatte Haare besitzen, aber dies sind ent- schiedene Mischlingsracen zwischen den Malaien und den eigentlichen kraus- haarigen Negritos. Man trifft unter ihnen sowohl kraushaarige Individuen mit malaiischem Typus des Kopfes und der Gesichtsfarbe, wie auch dunkelbraune negerartig aussehende mit glattem, bald duffem, braunschwarzem, bald glänzend schwarzem Haar. Sie stehen ausnahmslos mit den umwohnenden christliehen oder heidnischen Malaien im Verkehr. So erzählten mir die Mamanua's, eine dieser Mischlingsracen, an der Nordküste von Mindanao, nicht weit von Bu- tuan, dass sie sich selbst noch mit den Christen dort verheirathen , welche letzteren dann immer zu ihnen kommen und die gleiche unstäte Lebensweise annehmen. Ein andrer in Pangasinan in der Centralebene Luzon's lebender Stamm wird von dem Padre Mozo (Misiones de Philipinas 1763 pag. 101) als Neger- stamm beschrieben, aber blos der dunklen Hautfarbe wegen : dieser nennt sich „Baluga u d. h. nach der Bedeutung des Wortes im Tagalischen „mestizo — 137 — negro, schwarzer Mestize", also entweder ein Mischling zwischen Neger und Malaien, oder ein Mestize — unbestimmt gelassener Beimischung —mit schwar- zer Hautfarbe. Ich habe auch diese ßalugas gesehen, und glaube versichern zu können, dass sie entschiedene Mischlinge zwischen Tagalen und echten Negrito's sind. Nicht alle von den Spaniern sogenannten Negrito's sind dies wirklich (s. Schetelig, On the Natives of Formosa in Trans. Ethnogr. Society of London Vol. 7 pag. 12), und ich wiederhole, dass alle sogenannten glatt- haarigen Neger der Philippinen entweder Malaien mit etwas dunklerer Haut- farbe, oder Mischlinge zwischen Malaien und echten Negrito's sind. Wer sich über die Papuas und ihre weite Verbreitung über den hinterindischen Archi- pel genaue Kenntniss verschaffen will , findet leichte Befriedigung in dem trefflichen Buche von G. Windsor Earle „The Native Races of the Indian Ar- chipelago. Papuans. London 1853 u . Pritchard's Werk ist in dieser Bezieh- ung jedenfalls etwas veraltet Dann rauss ich mich auf das Entschiedenste dagegen erklären, die Be- wohner Australien^ nach der Andeutung Prichards (Bd. 4 pag. 270) jetzt als Harafura's oder Alfuru-Neger zu bezeichnen (Häckel 1. c. p. ). Einmal scheint Harafura oder Alfuru ein portugiesisches Wort zu sein, i. e. „frei- gelassener Sclave". Mit diesem Namen bezeichneten die Portugiesen in Am- boina die freien Stämme des Innern (G. Windsor Earle in Jotirn. East Ind. Archipl. Vol. IV. 1850 pag. 2). Selbst wenn er aber auch nicht portugiesi- schen, sondern östlichen Ursprungs sein sollte, so würde er keinenfalls auf die glatthaarigen Australier angewandt werden können , sondern höchstens auf die kraushaarigen — also zu den Papuas gehörigen — Neger in der Nähe der Molucken. Auch d'Urville beschreibt die Harfur's vom Arfak-Gebirge in Neu-Guinea als kraushaarig. Durch die Naturforscher der verschiedenen Regierungs-Expeditionen sowohl, wie durch confuse Berichte anderer See- fahrer ist die Frage, was die Harafura's eigentlich für ein Stamm sind, in eine so gründliche Confusion gebracht worden, dass man am Besten thut, den gordischen Knoten zu zerhauen, indem man den Namen einfach fallen lässt, oder ihn wenigstens so einschränkt, wie es neuerdings Bastian in der Karte zu seinem Buche „JJeber das Beständige in den Menschenracen , Berlin 1868" gethan hat. Dieser treffliche Ethnologe deutet ferner auch durch die dort gebrauchte Bezeichnung „Alfuru-Neger u und durch die Einordnung dersel- ben in die Gruppe „Austral-Neger mit Papuas" an, dass ihm (li c. pag. 271) beide Formen des Austrainegers, die kraushaarige und die glatthaarige , sehr nahe mit einander verwandt zu sein scheinen. Eine so weitgehende Trennung der beiden Gruppen aber, wie Fie Häckel vornimmt, wird durch keine aus dem physischen wie geistigen Zustande der dahin gehörigen Völker bekannte Thafcsaehe gerechtfertigt werden können; und dies um so weniger, als man es hier ebensowenig, wie irgendwo sonst, mit ethnologisch reinen, von Bei- mischungen freigebliebenen Racen zu thun hat. Anmerkung 3. Es ist hiernach nicht mehr ganz richtig, wenn d'Ur- — 138 — rrille (s. Prtchard Bd. 4 pag. 268) und jetzt auch noch Earle (Journal E. I. Archipel. Bd. 3, 1849 pag. 686) angeben, dass die östlichen Negerracen , Pa- puas oder Australier, sich nie tättowiren ; denn in der That ist, wie alle Rei- sende richtig und übereinstimmend bemerken, diese letztere Weise des Schmü- ckens des Körpers ganz verschieden von der Erzeugung langgestreckter Nar- ben durch schneidende Instrumente. Auch die, sicherlich durch Papua's und Malaien hervorgebrachten Mischlingsracen der Pelew-Inseln (Carolinen) tätto- wiren sich, haben also viel früher jene Sitte der Papua's , als ihren Körper- bau und andere Merkmale verloren Beide Gebräuche, im Aussehen der her- gestellten Muster und ihrer Anwendung so verschieden, verdanken doch wohl ihren Ursprung dem gleichen psychologischen Bedürfnisse, dem der Aus- schmückung, der Verschönerung des eignen Körpers. Anmerkung 4. Siehe meinen ausführlicheren Bericht über diese Stämme in der Zeitschrift für die gesammte Erdkunde Bd. 10 p. 249—266. Anmerkung 5. Es scheint jetzt allerdings eine Thatsache zu sein, dass der eigentliche Dialect der philippinischen Neger verloren gegangen ist, wie Prichard (1. c. pag. 232) auf die Autorität verschiedener Autoren gestützt angibt. In einem kleinen Wortregister, welches ich an der Ostküste von Luzon zu sammeln Gelegenheit hatte, und das ich in meinem Reisewerke ausfuhrlich zu publiciren gedenke, finden sich trotz der grossen Uebereinstimmung mit dem Tagaloc und einigen andern Dialecten doch einzelne abweichende Worte. Ich würde dies kaum hervorgehoben haben, wenn ich nicht in dem schon er- wähnten spanischen Buche des Padre Mozo (Misiones de Philipinas p. 101) die beachtenswerthe Notiz gefunden hätte, dass alle die Negerracen der ver- schiedenen Inseln die gleiche Sprache sprächen, im Gegensatz zu den malaii- schen Stämmen mit ihren zahlreichen Dialecten. So sehr interessant und wich- tig es nun auch sein würde, etwaige Reste der ursprünglichen philippinischen Negersprache vor dem gänzlichen Untergange zu retten, so würde hiezu doch eine Opferfreudigkeit und Entsagung gehören, wie ich sie mir so wenig, wie irgend einem andern Menschen zutraue. Mehr als einige sparsame Worte dieser Sprache werden wir durch Reisende nie erwarten können ; und die spanischen Pfaffen sind jetzt weniger als je geneigt, diesem verkommenen Menschenstamm einige Aufmerksamkeit zuzuwenden. Anmerkung 6. Die Ylungut oder Ylongotes, wie die Spanier schrei- ben, sind Stämme malaiischen Ursprungs, welche in der östlichen Cord illere zwischen Baier und Casiguran leben. Sie gehören mit zu den wildesten Stämmen des Landes, und sie stehen mit den Christen sowohl, wie mit den nahe wohnenden Negrito's in beständiger Fehde. Anmerkung 7. Eine Schätzung der Zahl der Negrito's istvonMallat versucht worden, der sie auf 25000 angibt ( Mallat, les Philippines Bd. II p. 94). Dies wird jedenfalls sehr übertrieben sein. Zu Legaspi's Zeiten (1570 — 1580) freilich muss die Zahl derselben noch eine sehr grosse gewesen sein. Sie — 139 — werden in dieser Zeit noch als ausschliessliche Bewohner der Insel Negros erwähnt, und auch in Cebii sowie in Panay lebten damals noch sehr zahl- reiche Negrito's dicht neben den von Malaien bewohnten grösseren Städten. Auf beiden Inseln sind sie seit Langem spurlos verschwunden. S. Gaspar de S. Agustin pag^ 95*, Chirino, Relacion etc. pag. 24. Anmerkung 8. Siehe meinen Bericht in der Zeitschrift für die ge- sammte Erdkunde Bd. 13 pag. 81—97 und das Tagebuch des D. G. Galvey, welches in dem Werke des D. Sinibaldo de Mas Band I, Artikel Poblacion pag. 43 sqq. abgedruckt ist „Informe sobre'el Estado de las Islas Filipinas en 1842 u . Anmerkung 9. Im Visaya-Dialect heisst busauang „Strom von Was- ser, Blut etc.; die Partikel tag wird vor Substantivwurzeln gesetzt, um die Herrschaft über dasselbe anzudeuten ; hiernach wäre die Bedeutung des Wor- tes wohl so zu geben „der Gott i Herr) des Blutstromes u d. h. Gott des Krie- ges. Ihm ist die rothe Farbe geheiligt, die der muthige Krieger nur dann anlegen darf, wenn er eine bestimmte Zahl von Feinden erschlagen hat. (Padre Combes, Historia de Mindanao pag. 54/) Anmerkung 10. Es ist oben in Anmerkung 5 die Quelle angegeben, der ich diese interessante Notiz entnommen habe. Anmerkung 11. Man hört auf den Philippinen jetzt häufig sagen, die Priester hätten den Eingebornen nicht blos Kunst und Industrie, sondern auch sogar den Reisbau gebracht. Es ist eine von allen älteren spanischen Autoren anerkannte Thatsache , dass die Bewohner Luzon's sowohl wie der Visaya's bei der Ankunft von Magellanes nicht blos den Reis zu eignem Be- darf bauten, sondern auch als Handelsartikel benutzten. S. Martinez de Zu- niga, Hist. de Philip. Bd. I pag. 12; Combes, Historia de Mindanao p. 6 etc. Wenn man die einzelnen, in den verschiedenen Autoren zerstreut liegen- den Bemerkungen über den Zustand des Handels vor Ankunft der Spanier zusammenfasst, so gewinnt man ein ganz anderes Bild von dem Verkehr der dortigen Völker, als man es nach den Darstellungen der neueren Autoren sich bildet. Pigafetta erzählt — ich citire nach der französischen Ausgabe des Jahres 1801 von Charles Amoretti — , dass alljährlich 6 oder 7 Dschon- ken aus dem Lande der Lequii nach Luzon kamen (pag. 134). In Borneo trifft Pigafetta (pag. 146) den Sohn des Königs von Luzon , der als Feldherr des Königs von Borneo die Bewohner von Laoe an der Westküste Borneo's bekriegt hatte, weil sie lieber die Oberherrschaft eines Königs von Java, als die des Suitan's von Borneo anerkennen wollten. Die von ihm pag. 150 aus Borneo mitgetheilten Bemerkungen über Gewichte und Geld deuten auf einen sehr regen Verkehr mit den Chinesen hin ; und der P. Gaspar de S. Agustin erzählt in seiner „Conquista de las Islas Filipinas", dass chinesische Schiffe in den grossen Fluss von Mindanao — d. h. den bei Cota Batto an der Sttd- küste mündenden Fluss — zum Handeltreiben einliefen. Die bedeutendste — 140 — Stelle ist die auf pag. 96 des letztgenannten Werkes, woraus hervorgeht, dass nur die grösseren chinesischen Dschonken nach Manila kamen , von hier aus aber die mitgebrachten chinesischen Waaren in kleineren Schiffen nach Bort neo und den philippinischen Inseln gebracht wurden. Auf dem Rückwege nahmen sie dann die von den Chinesen und Siamesen gesuchten Waaren mit, nemlich Sclaven, Gold, Wachs und Kaurisschnecken, sowie weisse Tücher — wohl solche, wie sie noch heutzutage aus den Fasern der Musa textilis ge- woben werden — , die nun mittels der grösseren Schiffe nach China hinge- bracht wurden. Also schon lang% vor der christlichen Periode war Manila ein Stapelplatz für chinesische Waaren , ein Emporium des chinesisch-malaii- schen Handels. V. Skizze. — Die Miihamedaner und der Anfang der christlichen Periode. Anmerkung 1. Siehe Martinez de Zuniga pag. 69—71. Gaspar de S. Agustin pag, 95—96. ibid pag. 108. Pigafetta pag. 146. Anmerkung 2. Siehe Martinez de Zuniga pag. 196 -196. Die Ge- schichte der Kriegsführung zwischen Spaniern und Muhamedanern ist nicht ohne einiges Interesse. Leider ist man gezwungen, hier wie überall , auf die voluminösen Geschichtswerke der geistlichen Corporationen zurückzugehen, da das einzige meines Wissens existirende Specialwerk über diesen Gegenstand „D. Emilio Bernaldez, Resena historica de la Guerra al Sur de Filipinas" durchaus einseitig abgefasst und eigentlich nur für den spanischen Militair wichtig ist, welcher vielleicht einmal an die Spitze einer Expedition gegen die Moro's gestellt werden könnte. Trotz der vielen Kriegszüge nach Jola, trotz der Einnahme von Balanguingui im Jahre 1851 und obgleich die schwer- fälligen Segelschiffe der Christen in den letzten Jahren durch Dampfkanonen- böte ersetzt wurden, ist es den Spaniern auch bis auf den heutigen Tag nicht gelungen, die Piraterie im Süden der Philippinen auszurotten. Ich selbst wäre gewiss noch 1864 an der Ostküste Mindanao's in die Hände der Moros gefal- len, wenn irgend ein Umstand meine Abreise aus Bohol um 8—14 Tage ver- zögert hätte. Obgleich damals die in Cebü stationirten Dampfschiffe recht- zeitig durch den Gouverneur von Surigao Kenntniss von der Anwesenheit der Piraten erhalten hatten, so liefen diese doch so spät aus, und gaben sich bei ihrer Verfolgung so wenig Mühe, dass die Moro's ganz ruhig mit ihrer Beute nach Hause gelangen konnten. — 141 — Anmerkung 3. Man hört häufig sagen, und man liest es in allen neueren Werken der Spanier über die Philippinen , es seien die Priester un- unterstützt durch die Macht der Waffen, an ihr Werk der Bekehrung gegan- gen. Es war Juan de Salcedo mit seinen Soldaten , welcher den Priestern den Weg nach dem Norden von Luzon durch die Gewalt der Waffen bahnte. Padre Combes sagt in seiner Historia de Mindanao p. 84 : „die PP. Juan del Campo und Juan de S. Lucar hätten sich., da ohne die nöthige Unterstützung durch die Waffen, nach der Caldera (dicht bei Zamboangal zurückziehen müs- sen. Und Gaspar de S. Agnstin p. 163 sagt: „als die Indier sahen, dass sie nirgendwo sicher vor den Spaniern waren, kamen sie von vielen Ortschaften nach Cebü, um Frieden zu machen." Er sagt dies, nachdem er erziihit hat, wie Legaspi schon im Jahre 1564, wenige Monate nach seiner Ankunft, Ex- peditionen zur Züchtigung verschiedener Stämme nach dem Norden und Osten von Mindanao ausgeschickt hatte. Anmerkung 4. Nach Pigafetta p. 119 waren schon durch Magallanes die Bewohner von Cebü im Jahr 1521 zur Entrichtung eines festbestimmten Tributes gezwungen worden. Anmerkung 5. Hierfür nur eine Stelle des Gaspar de S. Agustin p. 143 : „Und die Fürsten (los Principales) sagten , dass er (Legaspi) ganz handeln möge, wie Herr und Gebieter; denn sie wären nun treue Vasallen des Königs geworden, und sie bäten ihn nun , dass er ihnen die Plätze an- weisen möchte, wo sie ihre Ortschaften neben denen der Spanier hin bauen sollten." VI Skizze. - Die neueste christliche Zeit. Anmerkung 1. Ich habe im Texte absichtlich die starken Ausdrücke gemildert, in welchen zahlreiche spanische Autoren sich über das im 17. und 18. Jahrhundert befolgte System der Regierung dieser Colonie aussprechen, Ich übersetze einige Stellen aus D. Sinibaldo de Mas „Informe sobre el Estado de las Islas Filipinas en 1842, Madrid 1843", pag. 199: „Kurz nach den ersten Zeiten, sagt der Duque de Almodovar, des Glaubenseifers und des Ruhmes der Eroberung bemächtigte sich der Gemüther ein niedriges und übel ange- wandtes Interesse. Die grosse Mehrzahl der Leute, die später nacl^ jenen ent- fernten Gegenden gingen , pflegten dem Auswurf der Nation anzugehören (solian ser de las heces de la nacion)". Und D. Tomas de Comyn schrieb 1810: „In der That sieht man sehr häufig einen Friseur oder den Lakaien eines Gouverneurs, einen Matrosen oder einen Deserteur sich plötzlich iij — 142 — einen Alcalden oder einen Militär-Gouverneur eines volkreichen Districtes verwandeln." Anmerkung 2. Die Entstehung dieses Wortes ist gänzlich unklar. Alle neueren Autoren behaupten, es sei das barangay, — womit man die aus 40—50 Familien bestehende tributzahlende Gesammtheit bezeichnet — eine alte ans der heidnischen Zeit überkommene Einrichtung. Nun findet sich aber dies Wort in solcher Bedeutung nicht in den älteren Geschichtswerken, und es ist mir völlig unklar, auf welche Autorität sich Buzeta, Mallat, Mas und andere Autoren stützen, wenn sie behaupten, dass das barangay ursprüng- lich die Menge bezeichnet hätte, welche in einem ihrer grossen Boote, den sogenannten barangay, bei ihrer Einwanderung auf den Philippinen ange- kommen sein sollen. Ohne eine bestimmte Angabe der ältesten Chronisten der Philippinen hierüber wird sich kaum entscheiden lassen, welche von bei- den Bedeutungen des Wortes die abgeleitete sei. In diesem Institut des ba- rangay liegt der eigentliche Schwerpunkt der philippinischen Communalver- waltung. Anmerkung 3. Der Padre Gaspar de S. Agustin schrieb 1698 (L c. p. 12): „Man kann sicher annehmen, dass die Bewohner sich nicht aus reliö- sem Gefühl (devocion) und wirklicher Kenntniss dessen, was sie empfingen, taufen Hessen, sondern weil ihnen dies das Symbol des Bündnisses und der Freundschaft mit den Castiliern zu sein schien. Anmerkung 4. Ich verweise in dieser Beziehung auf die kurzen in Anmerkung 11 der IV. Skizze gemachten Angaben. Anmerkung 5. Man liest in allen neueren Büchern, dass die Real Compania de Filipinas 1785 errichtet wurde (Nopitseh, kaufmännische Berichte gesammelt auf einer Reise um die Weit, Hamburg 1849, p. 78). Dies ist nicht ganz richtig. Aus der vom 10. März 1785 datirten „Real Cedula de Ereccion de la Compania de Filipinas" geht hervor, dasa schon Philipp V. am 29. März 1733 einer zu gründenden Compania de Filipinas bedeutende Prärogativen für den directen Handel nach und von Manila gegeben hatte. Trotz der von der Regierung selbst zwischen 1733 und 1778 öfter unternommenen Handels- expeditionen nach Manila scheint die Compania gar keine oder nur unbedeu- tende Geschäfte gemacht zu haben. 1785 nun ging die Compania de Caracas zu Ende, und diese Gesellschaft übertrug nun ihre Thätigkeit auch auf die Philippinen unter dem Titel der Real Compania de Filipinas. Ihr stand nicht blos das Recht zu, directen Handel zwischen Spanien und den Philippinen zu treiben, sondern sie durfte auch von America aus Waaren nach Manila, China etc. führen, ja es war ihr sogar erlaubt, chinesische Manufactur waaren auf dem Umwege über einen spanischen Hafen im Mutterlande nun auch in Neu- Spanien einzuführen, da sie jetzt als spanische Waaren betrachtet wurden ; = m ii = -:-;i.!- : , M : t : . \ I .. { i.ViiM KURTE der PHILIPPIKEN. x w i s \ \ \\ \ \ V. s \ s v \\ > \ \ ■:; f; ■:; 's : . : v i ;.; ; > i m THE UNIVERSITY OF MICHIGAN GRADUATE LIBRARY DATE DUE UNIVERSITY OF MICHIGAN in 3 901 5 04878 4246 BOOK CARD DO NOT REMOVE A Charge will bemade if this card is mutilated or not retumed wif h the book GRADUATE LIBRARY THE UNIVERSITY OF MICHIGAN ANN ARBOR, MICHIGAN GL kdJ Ski* m !:: I « • DO NOT REMOVE OR MUTILATE CARD