Allgemeine Hiſtorie
der Reiſen zu Waſſer und zu Lande: X S |
Sammlung
aller
eifeheichreibungen,
welche bis itzo
in verfchiedenen Sprachen von allen Völkern herausgegeben worden,
und einen vollftändigen Begriff von der neuen Erobefchreibung
und Geſchichte machen;
Worinnen der wirkliche Zuftand aller Nationen vorgeftellet, und das
Merkwuͤrdigſte, Nuͤtzlichſte und Wahrhaftigſte
in Europa, Aſia, Africa und America,
in Anfehung ihrer verfihiedenen Reicheumd Länder; deren Lage, Größe, Gränzen,
Eintheilungen, Himmelsgegenden, Erdreichs, Früchte, Thiere, Fluͤſſen, Seen, Gebirge,
* großen und kleinen Staͤdte, Häfen, Gebaͤude, u. f. w.
mie auch der Sitten und Gebräuche der Einwohner, ihrer Religion, Kegierungsart,
Künfte und Wiſſenſchaften, Handlung und Manufacturen,
enthalten iſt;
um. Rit noͤthigen Landkarten
nach den neueſten und richtigſten aſtronomiſchen Wahrnehmungen, und mancherley Abbildungen
der Städte, Küften, Ausfichten, Thiere, Gewächfe, Kleidungen
und anderer dergleichen Merkwürdigkeiten, verfehen;
durch eine Geſellſchaft gelehrter Manner im Englifchen zuſammen getragen,
amd aus demſelben und dem Sranzöfifchen ins Deutfche überfeger, :
Vierzehnter Band.
Dot, und Churfuͤrſtl. Saͤchſ. allergnaͤdigſter Freyheit.
| Leipzig, bey Arkſtee und Merkus. 1756.
Mit Koͤnigl.
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—* = Ir halten und für verbunden, gleich im Anfange
dieſes Bandes frey zu bekennen, daß folder
eigentlich nicht zu der allgemeinen Hiſtorie der
Reiſen gehoͤret, die wir zur Anleitung dieſer
dentſchen Ausgabe genommen habe, Zugleich aber hoffen wir,
daB uns dieſes offenherzige Geſtaͤndniß die Gewogenheit unſerer
Leſer nicht entziehen werde. Es geſchieht mit derjenigen Auf⸗
richtigkeit, welche ſtets einen geneigten Eingang findet, und auch
ſo gar bey Verſehen und Fehltritten, oder unrecht unternomme⸗
nen Handlungen, eine Art der Verzeihung oder Entſchuldigung
bey ſich fuͤret. Wir verſprechen und, dieſe um ſo viel leichter
| | X 2 zu
— Nachricht an den Leſer.
zu erhalten, ſo Sal wir nur die Urſachen von unſerm Bra en
angegeben haben, *
Es hatte fih der Herr abt Prevoſt, welcher die bisherige
Ausgabe dieſer Geſchichte aller Reifen im Franzoͤſiſchen ausgefer-
tiget hatte, bereden lafjen, die Beforgung des Journal etran-
ger zu übernehmen. Dadurch wurde er num in feiner erftern
Arbeit überaus geſtoͤhret, und folglich auch fehr ſaumſelig, einen
neuen Band zu Stande zu bringen; ſo daß es beynahe fehien, al
ob er auf einmal abgebrochen hätte, und dieſes Merk gar nicht
weiter fortzufeßen. gedähte. Wir Hatten und auf fein bis-
heriges Berfprechen verlaffen, und erfuhren die Unmöglichkeit,
einen neuen Theil feiner Arbeit zur gehörigen Zeit zu beFommen,
zu fpät, als daß wir die nöthigen Verfügungen deswegen hätten
reifen, und unferen Herren Praͤnumeranten die ſchuldige Anzeige
davon thun Fönnen. Indeſſen fanden wir uns doch in der Ver.
bindlichkeit, Ihnen auf diefe Oftermefie einen Band von Reife
beſchreibungen zu liefern; und fie wiſſen es ſelbſt, wie verdrießlich
es iſt, feine Erwartungen nicht erfuͤllet zu ſehen, und wie unwil—
lig, wir wollen nicht ſagen, böfe und ungehalten einige werden,
wenn fie fich leer muͤſſen et und auf eine andere Zeit ber“
troͤſten laſſen.
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Nachricht an den Lefer, N
Ihnen und uns nun diefe gegenſeitige Unannehmlichkeit zu er-
ſpahren, ergriffen wir, fo zu fagen aus Noth, den Anſchlag, einen
Band einzuſchieben. Damit wir aber nicht aus demjenigen Welt⸗
theile wichen, mit deſſen Beſchreibung unſer Anfuͤhrer, der Herr
Prevoft ſelbſt, beſchaͤftiget ift: fo waͤhleten wir die im 1744 Jahre
su Paris and Licht getvetene Hiftoire & Defcription ge-
nerale de la Nouvelle France des P. Sranz Xavier
de Charlevoix, von der Geſellſchaft Jeſu. Es ſteht ſolche in
nicht geringer Achtung, und wir glaubeten, der ihzigen Zeitlaͤufte
wegen, unſern Leſern einen gefaͤlligen Dienſt durch deren Bekannt⸗
machung zu erweifen, Mat hat eine Zeither faft in allen öffent
lichen Blättern deg Krieges der Franzofen und Engländer in Ame⸗
riea Erwähnung gethan, und in den meiſten Geſellſchaften ift da.
von geredet worden, und wird vielleicht noch eine Zeitlang davon
geredet werden. Es duͤnkte uns daher dieſe Geſchichte bey den
gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden vorzuͤglicherweiſe nuͤtzlich und angenehm
zu ſeyn, weil ſie die Beſchreibung derjenigen Provinzen enthält,
in welchen, und wegen welcher der Streit ift, und alfo zu beſſerm
Verftande der Nachrichten von demſelben gereichen Fönnte,
Eins nur muͤſſen wir dabey erinnern. Der P. Charlevoir
bat außer der Geſchichte von der Entdeckung diefer Provinzen und
2 | “3 den
— Nachricht an den Leſer.
den politiſchen Begebenheiten darinnen, auch die Miſſionsge⸗
ſchichte mitgenommen, und einen Bericht von den Bemühungen
um die Bekehrung der natürlichen Einwohner dieſer Sander zum
Chriſtenthume ertheitet. So loͤblich dieſes an fich felbft auch iſt,
ſo ungemein weitlaͤuftig iſt er doch zuweilen in deren Vorſtellung
geweſen. Nach vieler Erachten hat er Feine andere Abſicht da
bey gehabt, als eine Schußfärift feines Ordens zu ſchreiben,
und nicht nur zu zeigen, wie viele Märtyrer derſelbe in Canada
aufweiſen Fönnte, fondern and daß Frankreich ohne der Jeſuiten
Hilfe beſagtes Land laͤngſt verloren Hätte, > Diefes möchte viel-
leicht nicht einem jeden fo ausführlich zu leſen anſtaͤndig geweſen
ſeyn. Wir haben uns daher, auf Gutbefinden einiger Gelehr⸗
ten, leicht beredet, daß es beffer ſeyn würde, ſolches abzukuͤrzen
und zuſammen zu ziehen, jedoch fo, daß Fein weſentlicher Um—⸗
ftand davon wegbliebe, als alle die angebrachten Rednerkuͤnſte
und oft umnoͤthigen Ausſchmuͤckungen des P. Charlevoix, ja,
auch vielfältig offenbare Muthmaßungen und nur ans feiner Ein⸗
bildungskraft Hinzugefügte Umſtaͤnde beyzubehalten. Aus eben
dieſem Grunde haben wir auch die dem zwölften Bude ange⸗
hängten Lebensbeſchreibungen einiger neubekehrten Wilden nicht
mit überfegen laſſen. |
Die
Nachricht an den Lefer, vu
Die zu Ende der ganzen Geſchichte befindliche Beſchreibung
der vornehmſten Pflanzen in dem nordlichen America hingegen iſt
aus einem andern Grunde weggeblieben. Wir ſind verſichert,
daß Herr Prevoſt, welcher dieſe ſeine Arbeit nunmehr wieder
vor die Hand genommen, und fleißig damit beſchaͤfftiget iſt,
nachdem er die Beſorgung des Journal etranger aufgegeben,
ſolche bey ſeiner Naturgeſchichte von diefem Theile von America
gewiß brauchen werde. Daher haben init ſie hier nicht zum
Voraus wegnehmen und unſere Leſer in die Gefahr ſetzen moͤ—
gen, ſolche zweymal zu finden. Sollten ſie inzwiſchen eben das
don der Geſchichte ſelbſt beſorgen: ſo erſuchen wir ſie, dieſer⸗ |
wegen ganz ruhig zu ſeyn. Wir geben ihnen das Verſprechen,
daß man alle Verfügung treffen werde, ſolches zu verhüten,
wenn Here Prevoſt dahin Fömme, und die Luͤcke , die dadurch
etwan entſtehen moͤchte, auf eine andere angenehme Art aus
zufuͤlen. Unſer Wunſch iſt nur, daß ſie uns und unſere De
muͤhung, ihnen zu dienen, ſich noch ferner fo wie bisher guͤtigſt
gefallen laſſen, und durch ihre Genehmhaltung beehren wollen.
Geſchrieben zu Leipzig im Oſtermarkte 1756,
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Ver⸗
WVerzeichniß
‚der, Karten und Kupfer,
nebſt einer Anweiſung für den Buchbinder, wohin er ſolche
bringen ſoll.
1 Kire von Nord⸗America
2 Karte von Acadia
3 Karte von den Küften des franzoͤſiſchen Florida
4 Karte von, dem Fluſſe Richelien
5 Karte von ber Inſel Montreal j .
6 Karte von dem Eylande Terreneuve ’
7 Karte von den Bayen, Rheeden und Hafen von Plaiſance |
8 Karte von dem oftlichen Stuͤcke von Neufrankreich ober Canada
9 Karte von der Hudſonsbay Ä
io Karte von dem Ende der Supfondhap
11 Karte von Luiſiana, Dem Laufe des Miſſiſſipi und den Benachbarte Ländern
12 Grundriß von Portroyal —— ———
13 Grundriß des Hafens la Haive
14 Grundriß der Bay Chedabuctu
15 Karte von P Isle Royale
16 Grundriß ded Hafens und der Stadt Louisburg
17 .Grundriß des Hafens Daupbin x
18 Grundriß von Neuorleans = \ are 2)
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NB. Hierbey folget auch die vom vorigen Bande noch ruͤckſtaͤndige Karte N. 18,
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Zur Gelchichte von Neu-Frankreich
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2 Algemene Cebit
und Beſchreibung 2
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an Reu⸗Franukreich;
worinnen alles dasjenige enthalten iſt, was die Entdeckungen
und Eroberungen der Frangoſen in dem nordlichen America betrifft; durch
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bgleich Frankreich in dem nordlichen America weitläuftigere Gegenden Abſicht dieſes
Ho beſttzt, als auf dem feſten Sande von Europa: fo haben wir doch Wertes.
37” gemeiniglich von unfern dafelbft gemachten Einrichtungen eine fo un-
vollkommene Kenneniß, daß ich hoffe, es werde meinen Landesleuten
) AN fowohl zum Vergnügen, als zu einem wirklichen Vortheile gereichen ,
mm wenn ich ihnen nicht nur die Beobachtungen, die ich bey dem Durch-
reifen befagter Gegenden fetbft zu machen Gelegenheit hatte, fondern auch eine genaue
und zufammenhängende Geſchichte aller feit zweyhundert Jahren dafelbft vorgefallenen
merkwürdigen DBegebenbeiten, mittheilete,
Doch, es ift dieſer Bervegungsgrund nicht der einzige, warum ich diefe Arbeit un-
fernommen. Gleichwie mich die Geburt meinem Baterlande verbindlich machet, alſo erfor
ert es mein Stand auch, der Kirche zu dienen, und ihr wenigſtens einen Theil meiner
emühungen zu widmen. Demnach geht meine Abficht bey dem gegenwärtigen Werke
zugleich auch auf die Ausbreitung des Sieges ‚welchen die Keligion unter fo vielen wil-
den und vor Ankunft der Franzofen mit der dickſten Finſterniß umhuͤlleten Voͤlkerſchaften,
Allgem, Reiſebeſchr. XIV Band. —
& Entdeckung
Neplandes.
2 Geſchichte und Beſchreibung
uͤber eine kleine Anzahl Auserwaͤhlte davon getragen hat. Ja, ich ſuche endlich auch man⸗
che brave Leute, deren Namen auf die Nachwelt zu Fommen würdig find, der Vergeffen-
heit zu entreißen, und dem Leſer darzuthun, daß die Dunkelheit, darinnen diefelbigen bisher
verdecket gelegen, Feinesweges von der Geringfügigfeit ihrer Thaten herruͤhre. —
Zwar gejtehe ich gern, daß wir in unferm Anteile der neuen Welt feine Seefahrer,
Eroberer und Stifter neuer Pflanzftädte aufmweifen koͤnnen, welche mit den berühmteften
von der fpanifchen Nation, fo viel America betrifft, in Vergleichung fämen, wofernnäm-
lich man außer den perfönlichen Eigenfhaften auch die Größe der eroberten Laͤnder ‚und
ihre Neichthümer auf die Wagſchale legen will, Sieht man aber bey einem berühmten
Manne bloß auf das, was ihm eigen zugehöret, das iſt, auf feine Tugend, Gefehicklichfeit,
feinen Much und feine kluge Anftalten, fo fönnen wir vielleicht Seefahrer aufzeigen,weiche kei—
nem Columb, Veſpuz, oder Magellan an Geſchicklichkeit, Kuͤhnheit und ftandhafti-
gem Gemuͤthe weichen, ja Eroberer, welche den Murh und die Unerfchrockenheit eines
Balbao, Cortez, Alınagro, Pizarro und Valdivia ‚ Feinesweges aber ihre Laſter be—
faßen. Doc) ich überlaffe das Urtheil über die Verdienſte dem Leſer, und begnüge mich
an meinem Orte damit, daß ich die Begebenheiten, fo wie fie find, mit aller mir möglie
chen Sorgfalt und Aufeichtigfeit erzaͤhle. ' .
Man bat es in Frankreich allemal unter die übrigen Träume des Wilhelm Poftels
geſetzet, wenn ev vorgiebt, es fey zwar ein großer Theil der americanifchen Nordkuͤſte ſchon
vor Chriſti Geburt von den Einwohnern Galliens befahren, aber, weil das Sand fehr
fhleht angebauet geweſen, und weder einige Städte, noch viele Einwohner gehabt,
nicht weiter beſuchet worden; eben als ob der Fiſchfang, daraus die Gallier ‚ wie er an
eben demfelbigen Orte vorgiebt, unfäglichen Vortheil zogen , nicht binfänglich geweſen waͤ⸗
re, fie zum Fortſetzen dieſer Fahrt zu bereden 2). *
Einige Geſchichtſchreiber behaupten, es habe ein Polack, Namens Johann Scal⸗
ve im Jahre 1477 nicht nur Eſtotiland, fondern auch ehren Theit von Labrador ent-
decket: aber zu geſchweigen, daß Eſtotiland heutiges Tages für ein bloßes Maͤhrchen, das
feine Wirklichkeit ſonſt nirgend als in der Einbildungsfraft der Gebrüder Zani, zweener
venetianifchen Edelleute hatte, gehalten wird; fo weis man auch nicht die geringften Lm-
fände vondes polnifchen Seefahrers Unternehmung. Sie hat nicht die, mindefte Wirkung
nach) ſich gezogen, noch einiges Auffehen in det Welt erreger, Weir gewiſſer ift es, daß
ums Jahr 1497 ein Benetianer, Namens Johann Gabot 5), welcher, es fey nun auf
Koöften, oder unter dem Schuge Königes Heinrich des VII von England,in die See ge-
gangen war, nebſt feinen drey Söhnen die Inſel Neuland, und ein großes Stuͤck des
benachbarten feften fandes entdeckte. Zwar geben einige vor, er habe auch aus der daſi⸗
gen Gegend vier Wilde mit nach London gebracht: allein ‚andere bewährte Schriftfteller
behaupten, er fen weder auf dem feften Sande, noch auf der Inſel ausgeftiegen,
Saft eben dieſe Bewandniß bat es auch mit der Fahrt eines gewiffen portugieſiſchen
Erelmannıs, Namens Cafparvon Cortereal, welcher im Jahre 1500 erſtlich die ganze
öftliche Küfte von Neuland befichtigte, und nachgehends ein großes Stück von Laͤbra⸗
dor befuhr. Zwar flieg er, wie nicht zu Ieugnen, Bin und wieder ans Sand, und bez
legete
‚a) Terra illa ob Iucratiffimam pifeationis lis adiri ſolita, et ante mille fexcentos annos
utilitatem,, ſumma litterarum memoria a Gal- frequentari coepta eſt, ſed eo quod urbibus in-
— eulta
von Neu- Frankreich, IBuch. 3
‚da er geiwefen war, nit Namen, davon einige bis auf den heutigen Tag
noch in Schwange geben? daß er aber irgendwo einen Wohnſiß errichter hätte, davon
bat man niche den geringften Beweis aufzuzeigen. Indem Die Portugiefen weit waͤr⸗
merer Gegenden gewohner, und bald hernach mit Einfammeln der Reichthuͤmer von Afri⸗
ca, Oſtindien und Braſilien beſchaͤfftiget waren: ſo machten ſie ohne Zweifel wenig We⸗
ſens aus einem Sande, das alle Jahre Uber fechs Monate lang unter Eis und Schnee ver-
graben lag, und fonft nichts aufzuweifen hatte, als Fiſche, die man damals noch nicht zu
ägen wußte, und dabey ungebobelte Einwohner, die wenig Scherz verfiunden, und
ſtatt aller Habſeligkeit, mic einer Thierhaut um den Leib einher prangeten.
Doc) dem ſey wie ihm wolle, fo fingen doch die Navarıer, Rormandier und Nie: 1504-1508,
derbretagner ſchon im Yahre'1504 Stockfiſche an der großen Bank von Neuland, und an — oh
der Seefüfte von Canada; ja ich finde in einer glaubwuͤrdigen Nachricht, es Habe im Erſte ameri-
Sabre 1506 ein Bürger von Honfleur, Namens Johann Denys, eine Kate von dem raniſche Fahr:
Seebuſen, welcher vorige des heil, Lorenzens Namen trägt, ennworfen. Vincent Te ten der Fran⸗
Blanc erzähfet in feiner Reifebefchreibung , es habe um eben felbige Zeit ein fanifcher zoſen.
Hauptmann, Velaſco genannt, den Fluß/ welcher in beſagten Buſen fälle, und einer
ley Na it ge, bey zweyhundert Meilen weit aufwaͤrts beſahren, nachgehends
aber die Kuͤſte von Labrador, bis an den Nevado⸗Fluß beſchiffet, welchen Fluß Cor⸗
tereal entdecket haben ſoll, heutiges Tages aber kein Menſch mehr kennet.
Allein, die Erzählungen diefer Schriftſteller find fo unordentlich, verworren, von Al
fen Umſtaͤnden der Zeit, ja überhaupt von allem was zur Erläuterung einer Nachricht
dienlich fälle, dermaßen entblößt, daß man zum öftern nicht einmal den Grund zu einer:
nur wahrfcheinlichen
Muchmaßung daraus holen kann. Nebſtdem find offenbare Mähr:
chen mit eingemiſchet, als zum Berfpiele das Vorgeben von der viefenmäßigen Laͤnge der
Sandeseinwohner, welches denn in einem Werke, das außerdem fein ob verdienet, dem
Leſer ungemein feltfam vorfommen muß. Es iſt nicht genug, daß ein Reifebefchreiber für
feine Perfon nichts erdichte. Will er feine Nachrichten aus andern vollftändiger machen :
ſo kann er nie zu viel Sorgfalt.auf Deurtheilung des Wahren und Falſchen verwenden.
Sn 3 Sm Jahre 1508 brachte ein Schiffer aus Dieppe, "Namens Thomas Auberr, einige
Wilde aus Canada nach) Frankreich. Man giebt aber ohne Grund vor ‚ als ob er bes
fagtes Sand auf Supivige des XII Befehl entdeckt Hätte, Denn es ift in unferer Geſchichte
eine ausgemachte Sache, daß Fein König von Frankreich vor dem Sabre 1523 fih) um
America bekuͤmmerte. als aber wollte Franz der Ifeinen hanen eben ſowohl Luſt
zum Seefahren und zur Handlung machen, als er, fo viel die Wiffenfhaften und Künfte
betrifft, mit gutem Fortgange peyeirg gethan Hatte, Er befahl alfp dem Johann Vera;
zart, der in feinen Dienften fund, die neuen Länder, davon fo viel Nevens in Frankz
reich war, zu erkundſchafien IH kann nicht umhin, hierbey zu bemerken, es gereiche
Waͤlſchland zum beſondern Aupme ‚ daß alle die drey Maͤchte, welche heutiges Tages bey⸗
nabe ganz America unter ſich gecheilet Haben, ihre erften Entdeckungen Italienern zu dan:
fen haben, nämlich die Cafkilianer einem Genuefer c), die Engländer einigen DBene-
tianern d) , und die Franzoſen einem Florentiner e); ich würde noch einen andern Floren⸗
4 A2 tiner,
e) Chriſtoph Colomb. eu
A) Johann Cabot und feine Söhne,
e) Vergʒani.
legete die Oerter
eulta et vafta, fpreta eft,
d) Enbor, oder Gabato '
ri IJ Geſchichte und Beſchreibung
Erſte Reiſe
des Verazani.
1523.
tiner ), welcher Caſtilien und Portugall in der neuen Welt große Dienfte leiſtete, an die
Seite diefer berühmten Männer fegen, wofern er die Ehre, daß ein ganzer, Welttheil feie
a — traͤgt, feinem Verdienſte, nicht aber einer ſchaͤndlichen Betruͤgerey zu dans
en häfte. j ] m nn t
Derasanimurbe alſo im Jahre 1523 auf Entdeckung des nordlichen America ausge
ſchickt. Gleichwohl melden unfere Geſchichtſchreiber nicht das geringfte Wort von diefer ers
ften Fahrt; und wir wüßten vorigt nicht einmal etwas davon g), wenn uns. nicht Mar
muſio in feiner großen Sammlung einen Brief von ihm aufbehalten hätte. Das Schrei:
ben iſt an Franz den J gerichtet, und den Sten des Heumonates im Jahre 1524 zu Diep⸗
‚ pe abgelaffen. Der Berfaffer feget voraus, Seine Majeftät habe von dem Erfolge und
Zweyte Relſe
1525.
Beine erſte
Landung.
den uͤbrigen Umſtaͤnden ſeiner Fahrt bereits Wiſſenſchaft: er meldet alſo nur, er ſey mit
vier Schiffen von Dieppe ausgelaufen, babe fie auch in eben dieſen Hafen gluͤcklich zu—
ruͤck gebracht. Im Jänner des 1524 Jahres, lief er mie zweyen Schiffen , nämlich der
Dauphine und Normande aus felbigem gegen die Spanier aus,
Zu Ende des befügten Jahres, oder zu Anfange des folgenden, rüftete er die Dau⸗
phine von neuem aus, befegte fie mit funfzig Mann, und Lebensmitteln auf acht Mo:
nate, und fegelte erftlich nach der Infel Madera. Bon bier gieng er den 17ten Jaͤn-⸗
ner Des 1525 Jahres, mit einer Kühlung aus Oſten unter Segel. Sie dauerte bis
den 2often Hornung, und führete ihn nach feiner Schägung fuͤnfhundert Meilen weitnach
Weſten. Nachgehends brachte ihn ein Sturm in die größte: Gefahr des Unterganges.
Us er aber diefen überftanden hatte: fo feste er feinen Weg ohne weitere Zufälfe fort, und
kam an eimniedriges fand, Weiler esaber ſtark bevölkert fand: ſo getrauete er ſich mit fo
weniger Mannfchaft nicht, auszufteigen. Er kehrete alſo nach Süden , und fchiffte funfzig
Meilen weit, ohne eines Hafens, da fein Schiff ficher geweſen wäre, anfichtig zu werden,
Diefes nöthigte ihn, umzuwenden. Allein, er Hatte gegen Norden eben fo fihlechtes Gluͤck,
und mußte endlich in freyer See vor Anker legen, und feine Schaluppe auf genauere Er—
kundigung der Küfte ausſchicken. —
Die Schaluppe fand bey ihrer Ankunft das Ufer mir Wilden angefuͤllet, welche for
wohl. Verwunderung und Erftaunen , als Furcht an fich fehen ließen. Es ift aber aus
dem Schreiben, das Verazani nach feiner Ruͤckkunſt an den Koͤnig vom Frankreich ‚abge:
ben ließ, nicht wohl abzunehmen, weder auf welcher Höhe er anfänglich Sand entdeckte,
noch) auf welcher er fich gegen Norden wendete, - Zwar faget Leſcarbot, er habe den gan-
zen Strich zwiſchen dreyßig und vierzig Graden Norderbreite entdecket: "allein, er meldet fei-
ne Gewährmänner nicht." Verazani ſelbſt erwähnet nur,"er ſey von dem Orte, da er
zum erſtenmale Land erblicket, funſzig Meilen weit gegen) Suͤden fortgeſegelt, und habe
dabey die Kuͤſte immer im Geſichte behalten, welches aber vermoͤge des Kuͤſtenſtriches, nicht
moͤglich geweſen waͤre, wenn er zum erſtenmale in einer groͤßern Naͤhe gegen Norden, ais
dem drey und dreyßigſten Grade gelandet haͤtte: ¶ gleichwie er ſich denn auch, feinem ei⸗
genen Berichte zu Folge, nachdem er einige Zeit unter Segel geweſen, unter dem vier
und: dreyßigften Grade befand. An dieſem Orte, ſaget er weiter, ſtreicht die Küfte ges
2% —
f) Americus Vefpuz- Florida, ſetzet die erſte Neifedes Verazani, dem
— er für einen Seeraͤuber ſchilt, ins Jahr 1524.
) Der Verfaſſer des kuͤrzlich Herausgefomme- Allein er irret ſich Huch giebt er zur Urgebühr
nen Enfayo Chronologico para la Hiftoria de la vor, Yerasanz fey in nur befagtem Sahre von
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einigen
von Neu⸗Frankreich TBuh. 5
gen Oſten. Doch dem fen wie ihm wolle, als. er nach Motden umgekehret war, und ver- 12
muthlich fo weit yom Walle abdielt, daß er die Mündungen der Fluͤſſe nicht wahrnehmen
fonnte, folglich) Feines Hafens anfichtig wurde: fo nöthigte ihn der Waffermangel, feine
chaluppe zu'bemannen und darnach auszuſchicken. Sie konnten aber wegen der heftigen
Brandung nicht landen, | * we ö
Indem aber die Wilden den Franzoſen allerley Zeichen zur Annäherung gaben: fo Sonderbare
wagte es endlich ein junger Matroſe und trefflicher Schwimmer, mie einigen Geſchenken Begebenh. ei:
für die Einwohner ans Land zu fhivimmen. Als er aber kaum noch einen Buͤchſenſchuß nes Matroſen.
weit vom Ufer entfernet war, md ihm: das Waſſer nur- bis an den Gürtel veichte,
überfiel ihn die Angft auf einmal, » Erwarfven Wilden alles, was er bey ſich Hatte, hin,
und fuchtedamit den Ruͤckweg nach der Schafuppe. In dieſem Augenblicke kam eine Welle
aus der See, und fehleuderte ihn mit ſolcher Gewalt ans Ufer, daß er von feinen Sinnen : \
nichts mehr wußte, Verazam fager, er habe den Grund verloren ‚ und wäre, weil er
fehon zu matt geweſen, beynahe erfoffen, wenn ihn bie Wilden nicht eiligft gevertet, und
ans Land gefchaffer haͤtten.. u vr
VWermuthlich war er eine’ Zeitlang/ ohne gu wirfen tie ihm geſchah, in ihren Armen.
Als er aber wiet tan, fing er an aus Angft erbaͤrmlich zu fehreyen, Um ihm
Much zu machen , erhuben die Wilden ein noch ftärferes Geſchrey: allein, es thateine
ganz andere Wirfung, als fie verhoffeten, Endlich fegeren fieidn an einem Hügel mit dem
Gefichte gegen die Sonne gekehret nieder, zuͤndeten ein großes Feuer in der Nahe an, und
zogen ihm alle Kleider vom Leibe. Der Menfch. gedachte,
Ehren lebendig verbrennen; auf dem Schiffe, da man alles ‚ was vorgieng, anfehen konn⸗
fe, war ein jeder eben dieſer Meymung, niemand aber im Stande, ihm zu helfen. .
Allein als er fah, daß man feine Kleider trocknete, und ihn ſelbſt nicht näher, als
das Erwaͤrmen erforderte, ans Feuer rücfte: fo befam er von feinem Schickſale allmählich
‚eine beſſere Meynung. Die Wilden ftelleten fih zwar nach ihrer Weife auf das aller:
dem ungenchter zitrerte er mehr aus Schreden ale vor Kälte am gan⸗
zen &eibe, als fie feine weiße Haut lobeten, und wegen feines Bartes und übrigen
Kaariuchfes an ſolchen Diten, wo es ihnen daran fehlere, große Bertvunderung begeugeren.
er gaben fie ihm feine Kleider wieder, fegten ihm Eſſen vor, und begleiteten ihn;
we ſich ungemein heftig nach ſeinen Cammeraden zu ſehnen ſchien, bis ans Ufer. Hier
gaben ſie ihm, durch freunfhafifiches Umarmen, ihre Traurigkeit über fein plögliches Ab⸗
ſchiednehmen recht empfindlich zu. verſtehen, und wichen ſodann, damic er feine völlige
Freyheit babe, oatwas u, Sobald er im Waſſer war ‚ ftiegen fie auf einen Hügel,
und fahen ihm ſo lange nach, bis er an Bord Fam. we
Das übrige VOR Biefen-Keifehefchreibung enthält weder etwas merkwuͤrdiges, : noch
iſt es nur einmal veche verftänlich, KHeutiges Tages kennen wir die Gegenden, da Ve
razani landete, beffer, als er felbft; nächftvem führen fie auch die Namen nicht mehr, die
wihnen beylegte· Er ſaget zu Eude feines dem Könige Frang eingereichten Berichtes,
er ſey bis an eine Inſel ortgefcifger welche von den Bretagnern entdecket werden fen,
Baier har RE nennt np Scaend 9 tm und
einigen Biſeayern gefangen , nach; Sevilien ger: die Franzen Krieg führete, gegen die Spaniet
liefert, fodann nah, Madrid geführte, und das kreuzete. Wie hätte man ihn nun, im Falle er
felbft aufgefnüpfee worden. Nebſtdem iſt es un: gefangen worden wäre, als einen Seeraͤuber be:
teitig, daß Verazani Diele Jahre Fang, 'mie'ei- ſtrafen können? 9 Syectaue
wer Vollmacht von Karin dem V’, welcher damals
fie wollten ihn der Sonne zu
» in %
=
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1525,
Verazani
ſtirbt auf ſei⸗
ner dritten
Reiſe.
Jacob Car⸗
tiers erſte
Reiſe.
1534.
6 Geſchichte und Beſchreibung
und unter dem funfzigſten Grade liege. Iſt ſeine Schaͤtzung richtig, ſo iſt die von ihm angege⸗
bene Inſel ohne Zweifel Neuland, woſelbſt die Bretagner den Fiſchfang bereits ſeit lan—
ger Zeit trieben. Nebſtdem hatte er ſeinem Verſichern zu Folge, wohl 700 Meilen weit
an dem feſten Sande hingeſchifft, ehe er die Inſel erblickete, welches von Escarbots
Rechnung weit abgeht.
Bald nach ſeiner Ruͤckkunft in Frankreich, ruͤſtete er ſich zu einer dritten Fahrt, in
der Abſicht, eine Pflanzſtadt in America anzulegen, Alles, was man davon weis, beſteht
darinnen, daß er abfegelte, aber nicht wieder Fam, und fein Menfch von dem, was ihm be
gegnet, das geringfte erfuhr. Denn ich meines Ortes halte für ungegründer, was einige
vorgeben, als ob ihn die Wilden, da er eine Schanze anlegen wollen, ploͤtzlich überfallen,
nebft feiner ganzen Mannfchaft erwuͤrget, und zum Beſchluſſe aufgefreſſen hätten 2). Das
allergeroiffefte von dev ganzen Sache ift diefes, Daß fein unglückliches Schickſal ſowohl dem
Könige, als der ganzen Nation alle Ynfchläge auf America auf einige Jahre lang aus dem
Sinne bradte.
Endlich, nach Verlaufe von zehn Jahren, gerierh der König durch die Vorftellungen des
Admirals von Frankreich, Philipp Chabots, wwieder auf den ehemaligen Vorſatz, in der
neuen Welt, daraus die Spanier fo viele Schäge holeten, gleichfalls eine Pflanzftadt an⸗
zufegen. Der Admiral empfahl ihm zu diefer Unternehmung einen Schiffer aus S.Malo,
Namens Jacob Cartier, deſſen Geſchicklichkeit er Fannte; und der König ließ fich dieſe Perfon
gefallen, Nachdem Cartier feine Berbaltungsbefehle empfangen hatte: fogienger den 20
April 1534 wit zweyen Fahrzeugen von fechzig Tonnen, und hundert und zwey und zwanzig
Mann zu S. Male unter Segel. Er nahm feinen Weg nad) Weften, hielt aber dabey
etwas gegen Norden, und hatte fo günftigen Wind, daß er denxoten May am Vorgebirge
Bonne viſte auf der Inſel Neuland fandere, Es liegt befagtes Vorgebirge unter Dem
ſechs und vierzigften&rad Breite. Hier fand Cartier das ganze Sand vollSchnee, und das Ufer
mit folhen Eisſchollen beſetzet, daß er entweder nicht ausfteigen konnte oder nicht wollte,
Er ſegelte fechs Grade weiter gegen Süden, und lief in einen Hafen, den er nach der h.
Catharina benennete,
Bon bier lief er wieder nach Norden, und gewanndie Inſeln, die er in feinem Be⸗
richte die Wögeleylande-nennet, und vierzehn Meilen weit von Neuland entfernet angiebt,
Hier fah er mit Beſtuͤrzung einen weißen Bären in der Größe einer Kuh, der aus befagter
Inſel heruͤber geſchwommen war, Sobald das Thier die Schaluppen ans Land rudern fah,
fegete es ins Waffer und ſchwamm davon, Cartier traf es den folgenden Tag ohnweit
Neuland an, erlegte und fing es. Nachgehends befuhr er die ganze norbliche Gegend
Diefer großen Inſeh, davon er ſaget, man finde fonft nirgend beffere Häfen und elenderes
- Sand; denn man fehe nichts als geäßliche Felſen, unfruchtbaren mie Moofe bewachfenen
Boden, und flatt der Bäume ‚ balbverdorretes Gefträuche, Doch wären die Einwohner
wohl gemachfen. Sie bänden ſich, nad) feinem Ausdrucke, die Haare hinter dem Kopfe
— — — —
wie einen Heubuͤſchel zuſammen, und beſteckten fie hier und dort mit Federn, welches ſehe
wunderlich laſſe.
Nachdem er beynahe ganz Neuland umfahren hatte, dennoch aber noch nicht zuver⸗
laͤßig wußte, ob es eine Inſel ſey oder nicht ? fo nahm er feinen Weg ſuͤdlich, fuhr uͤber
den,
5) Man fehe die chronologiſche Beſchreibung von Entdeckung der neuen Welt, bey dem Jahre 1525.
von Neu⸗Frankreich. 1Buch. | 7
den Seebufen nad) dem feften Sande, und lief in eine Bay, da ihm die Hitze fehr beſchwer⸗
lich fiel, deswegen er fie auch die Hizbay nennete. Die Schönheit des Sandes gefiel ihm
ungemein wohl, er war auch mit den Wilden, die er antraf, vergnügt, und taufchte von
ihnen einiges Peljwerf ein. Borißt führer diefe Bay auf der Karte den Namen ver ſpa⸗
niſchen. Eine alte Sage behauptet, es wären vor dem Cartier Caftilianer da gewefen,
und hätten, als fein Anzeigen eines Bergwerkes erfcheinen wollte, etlichemal geſagt Ace
Nada. Da nundieWBilden nachgehends diefe Worte den Franzofen wieder vorgefagt: fo
hätten fie gemeynet, das Sand heiße Canada 7), Daß Pincent le Blanc einer Fahre
der Spanier in diefe Gegend erwähne, haben wir bereits bengebracht, Das Uebrige iſt ſehr
ungewiß. Doch dem ſey wie ihm wolle » fo Hi doch die Hißbay ein trefflicher Hafen, und
—— vom halben May bis zu Ende des Julius eine erftaunliche Menge Seewölfe
ale ’ j - ,
Nach dem Auslaufen aus diefer Bay, befuhr Cartier ein großes Stück von der daran
1534
Er fehret
Y & e — — ach
ſtoßenden Kuͤſte, und nahm, gleichwie Verazani uͤberall, wo er ausſtieg, gethan hatte, im vieder nad)
Namen des Koͤniges von Frankreich Beſitz von demsande. Den sstenfuguft gieng er nach Frank:
- reich unter Segel, und den stendesHerbftmonatesfam er glücklich nah S. Malo, voll Hoff:
hung, manfönnedie $eute, die er angetroffen hätte, ‚ohne fonderliche Mühe, ſowohl zu einer
geſitteten Aufführung, als zu Jeſu Ehriſto bringen, und durch diefes Mittel mit einer gro:
gen Anzahl Voͤlkerſchaften eine vortheilhafte Handlung errichten,
Auf feinen Beriche, ſah es der Hofdem Königreiche für nüßlich an, wenn ein Wohn
fis in dieſer Gegend von America errichtet wuͤrde. Doc) nahm niemand die Sache mehr
zu Herzen, als der Viceadmiral Carl von Moup, Here von Mailleraye. Er wirfere
eine neue und weiter ausgedehnte Vollmacht, nebft drey wohlbefegten Schiffen für Cartier
aus, ir der Mitte des Mayes war alles fegelfertig, und den ıgten ſtach man wirklich in
die See, nachdem vorher der Bifhof ven Carrier und alle feine Leute am 5. Pfingftfefte
im Chore der Domkirche eingefegnet hatte,
nun ie große Hermelin von hundert und zwan Tonnen, und h
viele junge Edelleute als en 5*
Frankreich.
atte Seine zweyte
Freywillige bey ſich. Allein, obgleich bey der Abreiſe das Wetter Reife,
nach Wunſche geweſen war: fo wurde doch der Wind gleich den folgenden Tag widrig.
Der * bewoͤlkte ſich, und die Steuerleute wußten über * Monat — ——
feinen Ras mehr, Die drey Schiffe famen einander gleich anfänglich aus dem Gefichte,
md — Jedwebes an feinem Orte Die heftigſten Stürme aus, bis endlich das Steuern
gänzlich unmöglich fiel, und fie fich Wind und Welten überlaffen mußten. i
Das große Hermelin wurde an die Nordſeite von Neuland verfchlagen, und Cartier fegelte
* eo a Nach dem Seebufen, den er auf den Fall einer Trennung zum Ber
mlungso er hatte. i e as
——— Hier langete er den 25ftenan, und am folgenden Tage ka
iffe zu ihm. igte fie ein hefti turm,
ihre Zuftucht in dem Nicolau⸗ nn — a 2
Mufes lie fıchen: ‚ Welcher auf der Nordſeite an ver Muͤndung des
ues liegt, zu fuchen. Tier pflanzete ein Kreuz mit dem franzöfifchen Wapen daſelbſt
und. blieb bis den fiebenten da, lach, — IR teren,
1535.
Diefer Hafen ift beynahe der einzige Ort, welcher feine vom Cartier empfangene Be: Beſchtelbung
nennung noch immer traͤgt; dahin
#) Einige leiten dieſe Benennung von dem Irs⸗ nada ausgeſproche e Huͤtte
— a Da a DR ogeſprochen, und beißt 2 Hütten,
gegen der größte Theil der übrigen feine Namen mir des Nicolaus,
, andern hafens
+
8 Gceſchichte und Beſchreibung
53% andern verwechſelt hat; welcher Umſtand eine große Dunkelheit in die Berichte unferes
— GSeefahrers bringt. - Es liege der Nicolashafen unter neun und vierzig” Grad, und fünf
und zwanzig Din, Norderbreite, iſt übrigens zwar ficher , und hat auf vier: Faden Ans
kergrund, aber ſeine Einfahrt falle wegen vieler Untiefen ſehr beſchwerlich.
1
Woher bieder, Den-roten liefen Die drey Schiffe wieder in. den Seebufen; und Cartier gab ihm zu
nenuung der Ehren. des heiligen: Lorenz, deffen Tag es damals war, dieſen Namen, Zwar gab er ihn, j
Lorenzbay eigentlich. zu reden, nur der Bay zwifihen dem Eylande Anticofty und der Nurdfülter
ruͤhre. er hat ſich aber nachgehends uͤber den ganzen Buſen, in welchem beſagte Bay liegt, ausge—
dehnet; ja weil der Fluß, welcher ſonſt der canadiſche hieß, ſich in eben dieſen Buſen er⸗
gießt, ſo hat er unvermerkt den Namen des Lorenzfluſſes, den er heutiges Tages traͤgt,
angenommen. — —7 u ad re an Moe
Inſel Anti⸗ Den ısten beſchiffte Cartier die Inſel Anticoſty, um fie genauer zu erfundfehaften;
doſth und der und nennete fie wegen des Feſttages Aſſomtion, oder U.. Frau Himmelfahrrs- nfelk ),
Saguenay» es hat aber im gewöhnlichen Gebrauche der alte Namen die Oberhand behalten. Nachge—
fluß· Hends liefen Die drey Schiffe den Fluß aufwärts, und in den Saguenay. Cartier un⸗
terfuchte bloß Die Mündung Diefes Fluſſes, fuhr hernach noch funfzepn Meilen weit neben
der Küfte hin „und ankerte endlich bey einer Inſel, darauf ex eine Menge Haſelſtauden antraf,
und ihr deswegen den Namen der Hafelnußinfel, Isle aux Coudres, 'beylegte, Es irren fich
alfo diejenigen, welche das Entſtehen diefer Inſel dem großen Erdbeben, davon ich zu
feiner Zeit veden will, und dadurch fie in der That merklich vergeöffere wurde, zuſchreiben.
Eyland Or· Us Eartier fich fo tief in einem gaͤnʒlich unbekannten Lande ſah: fofuchteer ohne wei⸗
leans. tern Zeitverluſt einen Hafen, darinnen ſeine Schiffe des Winters uͤber in Sicherheit ſeyn
koͤnnten. Acht Meilen ‚weit über die Haſelnußinſel hinaus, fand er noch eine, weiche
ſchoͤner und groͤßer, auch ‚mit: Bäumen und Weinftöcen über und uͤber bewachfen war,
Er nennete fie zwar das Bachus⸗Eyland: fiemurde aber nachgehends das orleanifche
genennet, Der Berfaffer diefer Keifebefchreibung , welche unter des Cartier Namen -
heraus kam, giebt zwar vor, es beginne das Land, erft an dieſem Orte Canada zu heißen:
allein, er betriegt fich unſtreitig. Denn es: bleibt eine ausgemachte Sache, Daß die Wils
* den ſeit den Entdeckungszeiten, das ganze Land zu beyden Seiten des Fluſſes, abſonderlich
von feiner Mündung bis an den Sanguenay, alſo nenneten.
5. Kreuzluß. Von der Bacchusinſel kam Cartier in ein Fluͤßchen, das zehn Meilen davon
entferne ift, und in Norden entſpringt. Ex nennete.es den h. Kreuzfluß, weil er den
ı4ten des Herbſtmon. Darinnen einlief : heutiges Tages aber heißt esgemeiniglich Jacob Cars
tier Fluß. Den andern Tag nach feiner. Ankunft befuchte ihn ein Oberhaupt der Wilden,
Namens, Donnacona, den die Reiſebeſchreibung für den Beherrfeher von Cangda aus
giebt. Cartier unterredete fich mie ihm durch Huͤlfe zweener Wilden ‚die. etwas franzöfifch
verſtunden, meil er fie das vorige Jahr nach Frankreich gefuͤhret hatte, Diefe meldeten
dem Donnacona, die Fremden wären gefonnen, nach) Hochelaga zu geben, womit ihm
nicht fonderlich gedienet zu feyn ſchien.
Sufel Hochelaga war ein weitläuftiger Flecken auf einer Inſel, die man vorige unter dem
Montreal, Damen Montreal Fennet, ‚Cartier hatte viel davon: gehoret, und wollte ohne fie vor:
®
Benennung Anticofty ruͤhret, wie es feheint, von fie irrig Aſcenſion.
Eruither
x) Die Wilden nennten fie Natis cotec. Die den ‚Engländern her. Johann Alphons nennet
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KARTE
VON ACCADIA-
Nach — Manuscr; !pten des Verrätlies, von
Karten und Grundrislen bey derMarineentworfen.
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von Neu⸗Fraukreich I Buch. 9
ber zu fehen, Die Kückreife nicht gern antreten. Diefe Reife fiel dem Donnacona des 1
wegen verdruͤßlich, weil die hochelagifchen Einwohner zu einer andern Nation gehöreten,
er aber den Bortheil yon der Franzoſen Aufenthalte im Sande gern allein gezogen hätte,
Er ließ alſo dem Cartier vorftellen, der Weg nach dem Flecken ſey weiter, als er wohl ge:
denfe, und mit vielen Schwierigkeiten verfnüpfer. Allein, weil Cartier. die wahren Be :
wegungsgründe vermurblich wohl einſah: ſo blieb er auf feinem Borfage. Er fuhr alſo den
sgten bloß mit dem großen Hermelin und zwoen Schaluppen ab, die übrigen beyden Schiffe
blieben auf dem Flufie, in welchen jenes nicht einzulaufen vermochte, vor Anker 2).
Den zoften blieb er in Peterſee ſtecken. Denn weil er vermuchlich die vechte Durch⸗
fahrt nicht getroffen hatte: fo konnte fein Schiff nicht fortfommen. Seine Entſchließung
bey dieſen Umſtanden war, daß er ſeine beyden Schaluppen bemannete, und ſich darauf
begab. Endlich, den atendes Weinm. kam er in Geſellſchaft dreyer Freywilligen, der Her:
ven Pontbrisnd, la Pommeraye und Boyelle, nach Hochelage. Der Flecken war
tund von Öeftale, und dreyfach umzäunet, Inwendig ftunden etwa ein halbhundert
Hütten; , jediwede war u efähr funfzig Schritte lang, vierzehn bis fünfzehn breit, und
tie eine — e —* Ser Stecken Harte nur ein einziges Thor. Ueber ſelbi⸗
gem; gleichwie guch zings am der erften Umzaͤunung, war ein Gang. Man flieg mit
binauf, und war da zur Vertheidigung bes Plages ein überflüßiger Vorrath von
Steinen und Kiefeln aufgeſchuͤttet. j
Die Einwohner des Fleckens rebeten die huroniſche Sprache. Sie nahmen die Cartierg Auf:
Sranzofen mit aller Freundſchaft auf, ftelleten nad) ihrer Weife Gaſtere ed
yen an, und man nahme da-
beſchenkte beyberfeits einander. Das Evftäunen der Wilden war ungemein groß bey dem ſelbſt.
Anblicke der Europäer , ihres Schießgewehres, ihrer Trompeten und übrigen kriegeriſchen
Geraͤthes. Sie redeten lange Zeit von nichts anderm, als von ihren langen Baͤrten und
ihrer Kleidung, und ließen eine unendliche Menge ragen an ihre Gäfte abgehen, Aber
weil man bloß durch Zeichen miteinander redete: fo verftunden Die Sranzofen d
fte men fagere, und waren im Gegentheile eben fo unverſtaͤndlich.
Eines Tages kam zu des Cartiers größtem Erſtaunen das Oberhaupt des Fleckens
angetreten, zeigte ihm ſeine Arme und Beine, und gab ihm ſo viel zu verſtehen, er em⸗
pfaͤnde hier Schmerzen, und ſahe gern, wenn ihm Cartier helfen wollte. Sogleich mach⸗
ten es alle nde eben alſo; ja es lief in einem Augenblice ein großer Schwarm zus
fanmen, Darunter einige in der That ſehr unpäflich, andere fehr alt zu feyn ſchlenen
Jedermann ahmete den Gebärden des Dberhauptes nach. Dem Hauptmanne gieng die
Einfalt Der guten Seute zu Herzen; er bewaffnete fich ſofort mit einem Heldenglauben,
fügte fo andächtig, als er fonnte, den Anfang vom Evangeliv Johannis her, und machte
das Kreuz über Die Kranken, Zugleich cheilete er Rofenkränze und Agnus Dei unter fie
AUS, und gab dabey ſoviel zu verſtehen, es hätten diefe Dinge eineungemeine Kraft, alle
Krankheiten zu heilen, infich. Ye Diefes gefchehen war, ſchritt er zu einem Herzensgeberhe,
fir die Bekehrung Diefer armen Heyden , und-las fodann die Seidensgefhichte des Heilan⸗
des mit lauter Stimme ab, Die ganze Verſammlung börete fehr aufmerkfam und au:
daͤchtig
2 Champlain behauptet „er he * rißt der lin war, einlaufen innen, Der Verſtoß ruͤhret
danze er inet fi aber y EL iR diefen bey ‘daher, weil er die zehn Meifen unten an der Snfel
hoher Fluch weit größere Schiffe, als der Her
me: l
Allgem, Reifebefchr. XIV Band, * * u
as wenige
3.
m’
Montroyal.
Der Schar: N
bock raͤumet
unter den
Franzoſen auf.
10 Geſchichte und Beſchreibung
daͤchtig zus" Den Beſchluß dieſer andaͤchtigen Handlung machten einige Trompeterſtuͤck⸗
chen, darüber die Wilden vor Freude und vor Verwunderung ganzıentzüct wurden.
Er konnte Hier ſehr weit ins Sand hinein fehen , welches ihm mit allem Rechte hoͤchſtanmu⸗
thig vorfam, gleichwie es denn wenig fehönere und befiere Gegenden: in: der Welt geben
mag. Indem er nun glaubete, er würde ſchwerlich anderswo einen bequemern Dre zu
einem dauerhaften Gige antreffen: fo reifete er in dieſen Gedanken den sten des Weinmo⸗
nates von Hochelatga ab, und Fam den zıten nah S. Croir.
Seine Leute hatten unterdeffen ihre Hütten mit einer Verſchanzung umſchloſſen, da
An eben diefem Tage begab fich Cartier auf den Berg, daran der Flecken lag, und
hieß ihn Wontroyal, welcher Name nachgehends der ganzen Inſel eigen wurden).
hinter fie doch wenigftens vor einem plöglichen Leberfalle Sicherheit genoſſen. Gleichwie
dergleichen Vorſichtigkeit unter den Wilden niemals, auch fodann nicht, wenn gar Feine
Nord vorhanden zu feym heine, undienlich iſt: alfo wäre das Anterfaffen verfelben indem
gegenwärtigen Falle, da man den Winter in der Nachbarfchaft eines volkreichen Fleckens,
und eines verdächtigen Oberhauptes zubringen wollte, ein Verſtoß gegen Die Klugheit ge:
weſen. Ich finde nicht nur im einigen Nachrichten, fondern es geht auch in Canada Die
beſtaͤndige Sage im Schwange, es babe eines von den drey Schiffen an einer Klippe ge⸗
ſcheitert die gerade gegen dem Kreuzfluſſe uͤber, im’ Loren ſtrome liegt, und bey hoher
Fluth vom Waſſer gaͤnzlich bedecket wird a). Allein, die Reiſebeſchreibung, daraus ich die
gegenwärtige Erzählung genommen babe, meldet nichts von dieſem Zufalte,
Ein anderes weit größeres Ungluͤck brachte das vorige um ſo viel leichter in Vergeſſenheit,
weil man das gefcheiterte Fahrzeug wegen Mangels an Matroſen ohnedieß hätte: zurück
faffen müffen, Beſagtes Unglück war der Scharbod, der feinen Menfchen ungeplaget ließ,
ja vielleicht alle Sranzofen bis auf · den letzten Mann aufgerieben hätte, wofern ihnen nicht
endlich, wiewohl ziemlich fpät, ein augenblicklich wirbendes Mittel Dagegen befannt gewor⸗
den wäre. Es beftund aus einem abgefochten Tranfe vom Laube undder Wurzel des
Weißdorns, (epinette blanche) das man beydes durcheinander zerſtieß. Cartier war von
dem Uebel filbft angegriffen, und hatte, als ihn die Wilden das Gegenmittel lehreten, be—
reits fuͤnf und zwanzig Mann eingebuͤßet . ¶ Von den übrigen waren kaum zween, oder
dleh im Stande, ſich zu ruͤhren? ſo bald man aber die Arzeney gebrauchte, kam innerhalb
acht Tagen jedermann auf die Beine. Ja es erlangeten ſogar einige, welche ehmals an
den Franzofen nicht recht geheilet waren, ihre völlige Geſundheit wieder, Eben dieſer
Baum liefert auch das canadiſche Terpentin, oder den weißen Balfam, rn
Cartier fehreibt das «Uebel in feinem Berichte san Sranzıben I, im geringften
nicht dem Uimgange mit den Wilden zu, gleithivie feine Leute sonfänglich: zum Theile
thaten;, ſondern vielmehr ihrer eigenen Faulheit, und der Norb,darinnen fie ſtecketen. Die
eanadifchen Wilden wurden in der That nie vom Scharbocke geplaget. Ungeachtet er al-
fo nicht nur viele Leute verloren, fondern auch ‚wegen fthlechter Gegenanftalt, vieles vonder -
firengen Kälte erlitten hatte: fo verficherte er dach Seine Majeftar, man koͤnne von dem
neuentdeckten Sande wichtige Bortheile haben 7 >,
Er fellete vor, der Boden fey größtentheils ungemein fruchtbar, die Suft gefund,
bie Einmal feiebfertig,, und leicht im Zaume zu Dalten. Abfonderlich malete er den
Pelshandel ats eine hochſtwichtige Sache Ab, And Vräng darauf, 9 waͤre der Eigenſchaſt
&
em) Sie heißt vorißt Montreal, . One \
eines
f von Neu⸗gFrankreich. 1Buch. ———
eines allerchriſtlichſten Koͤniges und erſtgebohrnen Sohnes der Kirchen hoͤchſtanſtaͤndig, fo |
viele Teen deren Beregtung niche ſchwer zu ſeyn ſcheint dem Heilande zuzuführen. ae, *
Zwar behaupten einige Schriftiteller, Cartier habe ‚ weil ihm Canada ſchiecht gefal⸗ Stine er
ln, dem Könige misrathen, weiter daran zu gedenken; ja, wie e8 ſcheint, war Cham ——
plain ſelbſt diefer Meynung. Doch es ſtimmet dieſes weder mit der Weife ‚ wie Cartier er
jelbft in feinem Berichte fich Heraus laͤßt, noch mit anderweitigen Nachrichten von feiner
Reife überein, Man giebt überdiefes vor, er habe bey feiner Abreife von St. Eroir ‚toel-
‘he denn, fo bald der Fluß aufgieng, geſchah, den Donnacona aufgehoben, mit nad)
Frankreich geführet, und durch feinen Mund dem Könige alles, was er von der Vortreff⸗
lichkeit des dandes gerüßmer Harte, beftätigen laſſen. Es iſt aber dieſes Vorgeben etwas
ungewiſſes In Be. a
: Dieneten gleich die Nachrichten des Cartier denen welche den Lorenzfluß und Buſen Urtheil vom
nach ihm beſuchten, ehemals zum Wegweiſer: fo ſind ſie doch heutiges Tages beynahe ganz feinem Be -
unverſtaͤndlich. Denn zu gefchtveigen , daß die Inſeln, Slüfe, Borgebirge u. ſ. w. vor- richte.
igt meiftentbeils ganz andere Namen führen, als er ihnen beylegte, fo finde man die von
ihm angeführten canadiſchen Worte in Beier einzigen Mundart Diefes Landes, entweder
weil er fie verkeßtewerftanden Und vorgebracht hatte, oder weil fie,. wie.es bey allen leben⸗
digen Sprachen hergeht, nicht mehr im Gebrauche find. Zwar geſchieht Diefes letztere,
wie man mich bey meinen Anweſen verficherte, bey den Wilden niche fo leicht, als bey
ung: es beruhen aber doch die Namen ‚ welche die Reiſende für eigene ausgeben , wos
fern fie nicht von ihnen ſelbſt erfonnen find, meiftentheils auf einem Misverftande, und
haben entweder eine ganz andere Aus ſprache oder Bedeutung , als man vorgiebt,
Doch Cartier mochte das fand Toben , fo fehr er wollte, fe beredeten doch die ſchlech⸗ Canada wirh
ten Schäge, die er mitbrachte, und der elende Zuſtand, darein Kälte und Scharbock ſei⸗ in Frankreich
ne Leute geſetzet hatte, die allermeiſten, Frankreich werde nie einigen Vortheil davon ha⸗ nicht geachtet,
ben. Am meiften berief man’ De darauf, daß er nicht das geringfte Anzeigen eines
En ‚Damals achtete man ein fremdes Sand, das weder
Gold noch Silber lieferte, weit weniger, als vorige. Vielleicht machte er auch feirie Be:
richte Durch Das viele Darunter gemifchte Fabelwerk felbft verdächtig. Allein ‚tie fonnte
man Doch, bey der Ruͤckkunft aus einem unbekannten Sande, die Erzaͤhlung unerhörter
Dinge laſſen Alltaͤgliche Sachen zu ſehen, heißt es, darf man fo weit nicht veifen, Fin:
ae ne m Außerordentliches in einer Meifebefchreibung, folegetman fie bey Seite und
ieſt fie nicht. 139 1710 | Zn
Sch elle es dahin/ ob Cartier in Erwägung dieſer Gründe der feinigen fo viele
Wunderdinge einverleibte. Unterdeſſen bliker doch ſelbſt aus dem Sabelhaften zumeilen
etwas gegruͤndetes, und bloß durch die Unwiſſenheit, oder Unachtſamkeit des Verfaſſers,
verſtelltes hervor. Ja es iſt nicht ſelten auch an demjenigen, was er vom Hoͤrenſagen meldet,
etwas wirkliches; und es Wird mir erlaubet ſeyn, einige Beyſpiele anzufuͤhren.
Er meldet alſo, er habe einſtens, da er auf der Jagd geweſen, ein weybeinigtes
wildes Thier das ungemein ſchneli laufen konnte , aufgetieben Vieileicht ſah er Hinter
dem Gebüfche einen Wilden, der eine Thierhaut, das Rauhe auswendig am Libe trug,
und um ihn in fein Netz zu locken, nach der Gewohnheit diefer Barbaen, das Geſchrey
irgend eines Thieres nachmachte. Auf der andern Seite hatte der Wilde vielleicht noch
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Sie heißt noch heutiges Tages Jacob Cartiers Klippe.
12 Geſchichte und Beſchreibung
ss, mie einen Europaͤer geſehen, er lief alſo bey Erblickung eines fo ſeltſam geſtalteten Mannes
—— davon; und weil Cartier nicht wußte, daß dieſe Leute keinem Hirſchen etwas an. Geſchwin⸗
ditgkeit nachgeben, fo gedachte er, es muͤſſe ohne Zweifel ein wildes Thier ſeyn. Vielleicht
fließe das, was er vonden Saunen und Satyren melder, aus einem ähnlichen Grunde,
_ Doc) hier folget noch etwas weit feltfameres, |
5 Donnacons erzählte ihm nach feinem Vorgeben, er habe einftens auf einer‘ Reife
in ein weit enfferntes Sand, Leute angetroffen, welche weder Speife zu fich nahmen, noch
eine Deffnung zum Abführen des: Unraths am Leibe hatten, fondern nur tranfen und piffe-
ten. In einem andern Sande hätten die Leute nur einen einzigen Schenkel, ein Bein,
und einen gewaltig geoßen Fuß, Dagegen aber.an jedweder Seite zween Aerme, eine fehr
vierfchrötige Oeftale, platte Bruft und Kopf, nebſt einem ungemein kleinen Munde,
Noch weiter hin babe er Zwärge und ein Meer von ſuͤßem Waſſer gefunden. Schiffe -
man den Saguenay aufwärts: fo komme man in ein fand, da die Einwohner eben al-
fo gefleidet giengen, wie die Franzofen, Städte bewohneten, auch Gold, Rubinen und
Kupfer in großer Menge: hätten, Fate — nah j
unſere Mißionarien haben in Geſellſchaft der Wilden nicht mir den Saguenay ſon⸗
dern auch die meiſten Fluͤſſe, die er zu ſich nimmt, ſo weit als es moͤglich, beſchiffet, aber
nicht das geringſte geſehen, als ein graͤßliches Land, darinnen ſonſt niemand fortzukommen
vermag, als umſchweifende Wilde; wiewohl auch dieſe zuweilen vor Hunger und Mattig⸗
keit dahin fallen. Gleichwohl iſt hierbey zu bemerken, daß ein Wilder, weil ihm eine
Reiſe von ſieben bis achthundert Meilen nichts beſonders iſt, dieſelbige auf dem Saguenay
anfangen, nachgehends bis an den See der Aßiniboils, welcher ſechs hundert Meilen im
Umkreiſe haben foll, weſtlich fortwandern, und von da nach Mexico, wo die Spanier
damals fich feft ſetzeten, gelangen Fonnte. we Er
Nebſtdem ift es etivas befonderes, Daß die Erzählung von den. einfüßigten Leuten,
erſt vor kurzer Zeit von einer jungen Leibeigenen aus der Eſquimauſchen Nation, wie⸗
derholet werden iſt. Die Weibesperfon bee I Sabre iz gefangen, und zudem Herrn
von Courtemanche auf die Rüfte von. dor. gebracht, war auch, ‚als ich im Ya
1720 —— a nen rn he. ägachen einftens Si a
Strande ſah: ſo fragte fie, ob keine Seute von anderer Geſtalt, als dieſe, in unſerm ‚Lanz
de wären? Man verwunderte fich über dieſe Frage, abfonderlich, weil fie weiter vorgab,
fie Habe in ihrem Vaterlande zween Kerle vonerftaunlicher Größe und Dicke gefehen, wel⸗
che den Unrath durch den Mund, und ihr Waffer unter der Schulter wegließen. Noch
gebe es unter ihrem Landesleuten einige, welche nur ein einziges Bein mit feinem Schen-
£el, und einem ſehr langen Fuße, an jedem Arne zwo Hände, einen breiten Leib, lachen
Kopf, Eleine Augen, faft gar feine Mafe, und einen fehrfleinen Mund hätten. Sie waͤren
beftändig verdrüßlich, Könnten wohl drey Vierthelſtunden in einem Stüde unter dem
Waſſer bleiben, und wirden von den Eſtimaux zum Auffifchen der Trümmern von den an
der Küfte gefiheiterten Schiffen gebraucht, .
Schwarze in Zum Beſchluſſe fagte fie noch, es guͤbe am nordlichen Ende von Labrador ein ganz
Norden. Schwarzes Volk, mit aufgeworfenen Lippen, ‚breiter Naſe, und geraden weißen Haaren.
Es ſey diefes Volk ſehr boshaft, und‘ ungeachtet es Fein Eifen, ſondern nur fteinerne
Meffer und Aexte habe, Den Efquimaur. fürchterlich, Auch laufe es mit Schlitefhuhen ,
welche bey den fegtern nicht gewöhnlich find, auf dem Schnee Schwarze Menfihen, fo
al ayau N nad
u
Pe 7
von Neu⸗Frantreich Bu 5
nah am Pole, und in einer Gegend, da fo gar die Baͤren weiß fallen, wären allerdings
eine fehr feltfame Sache; nichts —— die — des. Herrn Courtemanche kei⸗
nesweges die einzige Perſon, welche dieſes bezeuget. — 52
Die Bene em, welche. der Sammlung. nordifcher Reifen einverlei⸗
bet ift, ſtellet erſtlich die dafigen fandeseinwohner , als den Eskimaux ganz ‚ähnlich. vor,
nämlich lang und hager, giebt ihnen auch eben dergleichen Kleidung und Kühne, und
faget hernach, es gebe auch Kerl, fo ſchwarz als Mohren, unter ihnen. Mit bem allen iſt
es gar nicht unmöglich, Daß einige Schwarze, es fen num durch Schiffbruch, oder auf Mr
dere Weife nach Grönland gekommen, ſich da vermehret, und wegen der großen Kälte wei-
Be Haare bekommen haben / wie bey denmeifken Thieren in Canada zu gefchepen pfleget.
© Die Seibeigene erzaͤhlete auch don Zwärgen, welche nach ihrem Sagen. ein beſonde⸗
res Volk ausmachen, nur drey Schuhe hoch, aber ungemein dic find. _ Die Weiber
= .- nn = alle mit einander ſtellen das efendefte Volk unter der Son * Die
skimaur, deren Leibeigene fie find, ſehr ſtrenge mit ihnen um, und rechnen i
nen einen Trunk Füßen. Bafera nae brfahn n Gnabe Eben bi meldet *
die angeführte, Beſchreibung, und verſichert, man habe im Sande an vielen. Orten Fein
ae peſchmolzenem Schnee. Es.ift auch diefes-gar nicht un⸗
glaublich; indem die Kaͤlte die Adern der Erde dermaßen zufammenziehen kann, daß die
Duellen bloß in einer gewiſſen Tiefe einen Durchgang finden, N
Die Erfahrung der Nordfahrer, beftärfer diefe Muthmaßung; denn fie finden am
Seeftrande felbft entfeslihe Eisklumpen von fehr ſuͤßem Waffers Auch melden andere
Berichte, daß die Eskimaux gefalzenes Waſſer trinfen-fonnen,, und gar oft fonft Feines
haben. ¶Doch holen ſie es nicht ans dem Meere, fondern aus Galzteichen , dergleichen
man öfters in einer großen Entfernung von der See antrifft. a
Noch erfehen mir aus den. nordlichen Reifen, daß im. Jahre 1605 einige daͤniſche
Schiffe, als fie weit über’ der nsbay waren, Kleine Kerlchen mit einem viereckigten
ſchwarg °, dicken aufgeworfenen Lippen daſelbſt antrafen. Sie ae
Fiſche und Fleiſch roh hinein, > und Eonnten weder Brodt noch gefochte Speifen,, „m
Wein verttagen, ſondern goffen den Wallfiſchthran wie Waſſer in ſich und. machten aus
dem Fleiſche dieſer Fiſche ein koͤſtliches Leckerbißchen. Sie trugen Hemden von Fifchdär«
mer, und Röcke von Serkalb- oder Seehundfellen. Der Verfaffer meldet noch man
habe einige arge nach Dänemark gebracht, da fie vor Heimmehe geftorben. Doch
woͤren, bey Ankunft des ſpaniſchen Borhfehafters zu Kopenhagen , noch fünfe am eben ger
weſen/ und"
an ihm zum Zeitvertreibe diefe Eleinen Leute mit ihren Nachen auf der.
See herum fahren faffen, —
15896. _
Zwaͤrge.
Co parren DIef DABSyeugeBjeßeftalteines Weberſchůhens. und eiwa ehn bis zwoͤlf Schuhe in
die Sänge, Sie waren von ſingersdickem Fiſchbein⸗ verfertiget, in⸗· und auswendig mit zufammen
genaͤheten Seehund oder Seckalbhaͤuten überzogen. Die Nath beſtund aus Nerven. Oben Me
der Machen mit zoo andern Haͤuten yermacht,alfs, daß nur in dee Mitte eine Deffnung übrig
blieb, darein der fahrende flieg, fi niepenfegere, und die Sure nie einen Beutel wurgben Soh.an-
ſammen ſchnuͤrete ʒ dergeſtalt konnte nicht de geringſte Tropfen Waſſer ins Schiffchen dringen,
die Wellen mochten daruͤber ſchlagen wie ſie wollten. Die Staͤrke dieſer Fahrzeuge beſteht
in beyden Spitzen, woſelbſt Die Fiſchbeine recht feſt mit einander verbunden ſind. Ja es
‚Mt alles und jedes ſo genau zuſammen
dem heftigſten Sturme nichts fraget.
gefuͤget, und ſo dicht genaͤhet, daß der Fahrende nach
B3 FE
sohn blicke ſehr weit zuruͤk. Die Eskimaur gebrauchen zwar eben dergleichen Fahrzeuge, ba-
Kobervalwid Cartier alſo hatte Canada bey vielen Perfonen;, wiewohl wider feinen Vorſatz ver⸗
Unterkoͤnig
von Canada, man ſolle ſich durch ein Paar mislungene Verſuche nicht ſogleich von dieſer Unternehmung ab⸗
1540.
14 Gefehichte und Beſchreibung 4
Es ſitzt nie mehr, als ein einziger Kerl, in einem ſolchen Kahne. Er ſtrecket die
Beine gerade aus, ſchnuͤret die Aermel am Handgelenke feſt zuſammen, und bedecket den
Kopf mit einer Muͤtze, die am Rocke haͤngt, alſo, daß das Waſſer nirgend eindringen
kann. In beyden Haͤnden haͤlt er ein oben und unten beſchaufeltes Ruder, fünf bis ſechs
Schuhe lang, damit er nicht nur rudert und ſteuret, ſondern auch ſich im Gleichgewichte
erhält, Die Foppenhagener Zwärge machten dem fpanifchen Borhfehafter viele Luſt. Sie
fuhren vor einander vorbey, und machten ihreübrigen Wendungen mit folcher Geſchicklich⸗
keit, daß fie beftändig gleich weit von einander blieben, ' Nichts deſtoweniger geſchah alles |
unglaublich gefihwind. Sie fuhren nachgehends ‚mit einer leichten Schafuppe, die mit
fechszehn guten Ruderknechten verfehen war, indie Wette: allein, diefelbige blieb im Augen⸗
ben aber noch andere größere, ungefähr von der Geftalt, als unfere Schaluppen, Das
Gerippe ift von Holz, doch find fie, gleich jenen, mie Hauten überzogen. Es haben bis
Hundert und fünfzig Perfonen Platz darinmen, und gehen fie mit Ruder und Segel gleich gut.
0 Um aber dieſer Ausſchweifung, welche zwar eine nahe Verwandtſchaft mirder Haupt-
materie hat, ein Ende zu machen, fo feheinen mir die nordamericanifchen Zwärge von eben
dem Geſchlechte, als die Samojeden und Lapplander zu ſeyn, und dienen fie meines Er:
achtens zu einem genugfamen Berveife, daß man über Grönland fehr leicht aus Europa
nach A serica zu Fommen vermöge, Was die abenthenerlichen Kerl betrifft, davon des
‚Herrn Courtemanche Seibeigere, und der Donnaconserzählete, imgleichen den Kerl
'shne Kopf, den wie man faget , ein Iroqueſe vor einiger Zeit auf der Jagd erleget ha⸗
ben tolle ſo kommen zwar dergleichen Dinge einem jedweden ziemlich windig vor, unter
deſſen ift es doc) weit leichter , außerordencliche Begebenheiten zu leugnen, als fie zu er⸗
klaͤren: und ift es über diefes denn erlaubet, alles,davon man Feine Urfache anzugeben
weis, plafterdings’als unwahr zu verwerfen? Wer Fenner doch alle ‚Geheimnifle der Nas
tur? Was die Eindildung der Murter für Wirkung an der Frucht erzeigen könne, das
lehret die tägliche Erfahrung; und was diefe Einbildung nicht zumege bringt, das thut.bi
einigen Volkern die wunderliche Meynung , daß fie die ſeltſame Geftalt gewiſſer Leibesthei⸗
Te für eine große Schoͤnheit halten, folglich das Wachsthum derfelbigen mit Gewalt alfo
erzwingen. Hieraus wird fo viel deutlich, es koͤnne Leute von munderlicher Leibesgeſtalt
‚geben, dergleichen Geftalt aber bey folchen Perfonen , welche eine Sache geindfich zu uns
terfuchen nicht gewohnt find, alberne Erzählungen, daran gleichwohl etwas wahres iſt, ver⸗
urſachen. Ich wende mich wieder zu meiner Gefchichte. na ut ni
ſchreyet gemacht. Lnterdeffen dachte man bey Hofe ganz anders, und es riethen einige),
ſchrecken faffen. Niemand behauptete dieſes mit größerm Eifer ‚ als ein Edelmann aus
Picardie, Namens Franz de ls Roque, Herevon Roberval, der in ſeinem Baterlande
großes Anſehen hatte und von Franz dem 1 ſcherzweiſe das Königlein "von Vimen genennet
wurde. Dieſer verlangte für ſich ſelbſt eine Vollmacht, die gemachte Entdeckung weiter
zu treiben. Indem aber eine bloße Vollmacht etwas zu fehfechtesfür eine fo vornehme Per⸗
fon geweſen wäre: ſo erhub ihn der König durch ein Patent, das dem Kriegesarchive det
Rechnungskammer zu Paris einverleiber, und den ısten Jaͤnner des 1540 Jahres aus
‚gefertiger wurde, zum Standesherrn von Norimbegue, zu feinem Unterfönige und
von Neu⸗Frankreich. JBuch. i5
Statthalter in Canada, Hochelaga, Saguenay, Neuland, Belle Isle, Carpon, 1540
Labrador, der großen Bay und Baccalsos, verlieh ihm auch über .alfe diefe Gegen⸗
den eben die Mache und Gemale ‚ ‚bie er ſelbſt darüber hatee. alu zın.
Das hieß nun freylich nicht viel, indem es vorerſt darauf ankam, Frankreich in den 4
ſichern Befig dieſer Gegenden zu fegen. Im folgenden Jahre ſegelte Roberval mie, fünf
Schiffen ab, und nahm den Cartier. als feinen Dberfteuermann mit ſich. Es behaupten Seine erſte
einige, Cartier wäre ungern an diefe neue Reife gefommen ‚er habe fich aber doch end- Reife.
lich durch großes Berfprechen gewinnen laſſen. Die Fahrt war glücdtich, Boberval
erbauete eine Schanze, entweder, wie einige fagen, am Sorenzfluffe, oder wie andere
vorgeben, auf der Jnfel Cap. Breton. Hier ließ er den Cartier, als Befehlshaber
mit einer zahlreichen Befagung „ hinlanglichem Vorrathe und, einem Schiffe zurück; er
felbft Eehrete, um eine wichtigere Verſtaͤrkung abzuholen, nach Frankreich zurück, a
— —— hatte er für feine Feſtung entweder Feine bequeme Stelle, oder un Brupgee? Reife -
nicht die tuͤchtigſten Leute ausgeſuchet; ſo viel iſt gewiß aß Die Beſatzung wegen der fal- | —
ten Witterung des Landes ne — le ee Rh Über IM Hrn
drüßig murde, und daß auf ‚Seise wie Wilden über das Anweſen der Auslan, Til®
der, Berdachr fhöpferen ,. ʒiemlich beunruhigten. Da nun uͤber dieſes Herr Ro⸗
berval nicht BAD genug wieder kam: fo flieg Cartier mit feiner ganzen Mannſchaft zu
Schiffe, und wollte nach Hauſe fahren. Allein, unweit Neuland begegnete ihnen der Un⸗
terkoͤnig mit einer anſehnlichen Berftärfung , und noͤthigte fie, theils mit Guͤte theils
mit angedroheter koͤniglichen Ungnade, wieder umzufehren,,
Sobald er in feiner Schanze alles wieder in Drdnung gebracht hatte: ſo ließ er
- abermals den Cartier nebft feiner beften Mannfehaft darinnen zurück, fehiffte hernach den Lo⸗
venzfluß aufwärts, lief ſo gar in den Saguenay ein, und befahl einem Steuermanne,
Namens Alphonfe, welchen einige zum Portugiefen ‚ andere zum Gallicier machen, ober-
halb Neuland einen Weg nach Oſtindien zu fichen,. Doc) diefer kam nicht weiter, als
bis, — Morden. ¶ Wie lange er quf feiner Reife zu⸗
brachte, wird nicht gemelder. Vermutlich aber fand er den Herrn von Roberval nicht
mehr in Canada deil er den Bericht von feiner Entdeckung an, Sacob Cartier abitattete,
1,58 fheine, Roberval babe noch einige andere Reifen nad) Canada unternommen, Seine legte
Doch verſichern gewiſſe gaubwuͤrdige Nachrichten, er fen wegen des damals ausgebroche- Reiſe.
nen Kriege wiſchen Karı dem V und Stanz dem I, einige Jahre lang in Frankreich ge- « —
blieben, und habe ſich bey dieſer Gele
than; hierinnen fi 5
X
genheit, gleichwie vorher bey andern ſehr hervor ge- "9 00.5
m a nen ſie alle mit einander überein er habe im Jahre 1549, nebft feinem
Bruder , EINEM der brave en Seufe in ganz Frankreich, welchen Franz der I immer des
Hannibals Seibtrabangen piep, ‚abermals eine-Reife unternommen: ‚allein, fie giengen alle
beyde, nebjt ihrer ganze Mannfhaft, zu Grunde „ ohne daß man die Urſache dieſes Un—
gluͤcks anzugeben wußte. 2 it, ihnen verſchwand zugleich auch alle Hoffnung, einen Sitz
in America zu behaupten, weit Fein Menfch glaubete, ex werde geſchickter, oder glücli-
cher, als dieſe zween brave Maͤnner, ferner ige Aula ee *
Uebrigens vermag ich nicht zu, errathen, wer etwa der Verfaſſer einer gewiſſen, oben si,
Meldung der, Zeit und des Nameng abgefaßten Nachricht ſeyn möge. Sie fteht.im Die she
‚gen Theile der Sammlung des Ramufio, und hat folgenden Titel; Bericht eines aus
Oehhe geburtigen Franoſens Und gohen Geefapters von den Heſchren ae
yore „land
tan A
„nn
ı6 Gefchichte und Beſchreibung
1549: „land in Meftindien; fonft Neu⸗Frankreich genannt, und zwiſchen vierzig bis fieben und
„oierzigften Grade nordlicher Breite liegend ; imgleichen nach Brafilien, Guinea, der $os
„renzinfel, und dem Eylande Sumatra , fo weit als die franzoſiſchen Schiffe und Cara
vellen gefommen ſind, Ramuſio fhreibe in feiner dem Berichte vorgefegten Vorrede,
dieſem Seefahrer eine zweymalige Neife zu, die erfte im Jahre 1539 nad) Canada, Afıis
ca und Brafilien , Die andere nach Oftindien, aber ohne Benennung des Jahres, „Die
„fer Bericht, feget er noch Hinzu, beduͤnket mich in der That ungemein fehön, und des
„gefens hoͤchſt würdig zu feyn. Mir bedaure ih, daß mir der Name des Verfaffers un:
„bekannt ift, indem das Gedächtnig eines fo braven und mit ſo großer Einficht begabten
„Mannes auf alle Weiſe fortgepflanzet zu werden verdienete, Yang
2355. Franz der I befünmerte fich alfo nach Robervals Tode wenig mehr um America,
— Als unter der folgenden Regierung die Reifen-einiger Franzofen nah Brafilien einen gro⸗
Vergebliche Ken Begriff von dem Reichthume biefes Landes in Frankreich erweckten : fo ſchlug der Admi—
“ Unternehe ral Coligny dem Könige Heinrich dem IL vor, es mit dem Königevon Portugall zu thei⸗
— ten, Man billigte feinen Entwurf, gleichwie auch die Wahl, die er zur Ausführung dep
felbigen in der Perfon des Yohanniterritters und Viceadmirals von Bretagne, Micolas
Durand von Villegagnon /getroffen hatte. Diefer nun war Übrigens zwar ein ſehr
derdienter Mann / hatte aber der calvinifchen Lehre bengepflichtet, und Hielt es alfo ſich für Feine
Schande, in einer Unternehmung gebraucht zu werden, welchenicht ſowohl auf die Erobe⸗
tung Brafiliens zum Beſten der Krone abzielere, als vielmehr auf das Gewinnen ei-
ner fihern Freyftätte für die reformirte Religion, als welche vom Könige verborhen und
verfolget wurde. Zum Gluͤcke für die Farholifche Lehre öffnete der Viceadmiral endlich
die Augen; weil er aber nach feiner Bekehrung nicht im Stande war, die Unternehmung
allein mit Katholiken auszuführen : fo gieng das ganze Vorhaben im Nauche auf. Yhres
Ortes war den Portugiefen bey der geäußerten Neigung der Brafilianer gegen die Franzo⸗
fen nicht fondertich wohl zu Muthe; fie machten ſich alfo die Uneinigkeit, darinnen diefelbt-
‚gen wegen des Villegagnons Wiederannehmung der Fatholifchen Religion unter einander
lebeten, zu Nuge, und errvürgten alle Franzofen, die nach des Viceadmirals Abreife m
Braſilien geblieben waren, als Seeräuber, und Leute, die niemanden gugehöreten.
Cofigni will Als Frankreich unter der Regierung Franz des zweyten, und Karls des neunten,
eine Pflanze durch dieinnerfichen Kriege bis auf den Grund erfchüttere wurde: ſo ſchien es anfänglich, als
ſtadt in Flo: ob an America weiter nicht zu gedenken fey. Nichts deftomweniger wurden die vielen Stür-
vida anlegen. e zuweilen Durch heiteres Wetter unterbrochen, und der Aomiral Coligni machte fi,
ſelbiges abermal zu Nutze, und füchte dasjenige, was in Brafilien mistungen war, an
“einem andern Orte auszuführen. Er mwarf die Augen auf das vom Derasani enedechte,
‚Stück von Florida, und es bedunkte ihm dieſes Land zu einer ſolchen Bevoͤlkerung als
er im Sinne hatte, um ſo viel bequemer, weil nicht nur die Witterung angenehm, und
der Boden fruchtbar, fondern auch nach feiner Meynung niemand da war, welcher Frank
reich den Befig ſtreitig machen, oder in demfelbigen auf einige Weiſe beunruhigen follte,
Wie weit Flo⸗ Florida heißt das ganze Stück des americaniſchen feſten Landes, das von Alt: uf
vida fih ers Neu⸗ Merico, Neu⸗Frankreich und Nord-Earolina eingefehfoffen Wird. Den Spani
Rıede, ‚u Solge, begreift es alle öfttich an Panuco gelegene Gegenden in ſich; das ift, es hab
"gegen Norden, Offen und Mittage gar Feine Graͤnzen, ſondern es gehdret alles, n
England und Frankreich in Ameriea beſitzt, zu Florida ‚ und iſt der Krone Spanien ml
Une
KARTE VON DEN KÜSTEN DES
_ FRANZÖSISCHEN FLORIDA
Nach den erstert Crberkungen entworjfen von N-Ballin Ing de la Marine.
Maafsftab von — Seemeilen, 25 auf eingn Grad |
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von Neu⸗Frankreich. I Buch. 17
Unrecht abgedrungen worden. Ein gewiſſer neuer Schriftfkeller 0) bauet dieſen Anforuch auf
2 ſehr fandigen Grund,indem er ihn mit nichts anderm beftätiger,als mie der Entdeckung des
Once de Leon, und des Lucae Vasquez d° Ayllon, imgfeichen mit der Unterneh- -
nung bes Pamphilo von Narvaez und Serdinands von Soto. Nun entdeckte Leon
Florida erſt im Jahre 1512, folglich einige Jahre hernach, da ſowohl die Sranzofen und
Engländer, als der Portugiefe Cortereal, Entdeckungen im nordlichen America gemacht
hatten. Er legte über diefes nicht nur feinen Wohnfig im Sande an, fondern er mußte
ſich auch) alle beyde mal, da er ang Sand geftiegen war, über Hals und Kopf wieder weg:
machen ; dabingegen Die Franzoſen ſchon feit dem Jahre 1504 mit den Eanadern Verkehr
trieben, Gehoͤret alfo Canada zu Slorida, fo war Frankreich am allererſten im Beſihze
von Florida; und eg klingt laͤcherlich, zu hoͤren, daß die Spanier bloß deswegen, weil
ihr Landesmann einer am mericaniſchen Buſen gelegenen Gegend einen Namen beylegete,
ein Recht über drey Biersheile des nordlichen America hätten, und die Franzofen davon
ausfchließen koͤnnten, ungeachtet Diefe damals fhon dahin handelten, und mie Völkern,
welche fünf bis fechs Hundert Meilen weit von des Leon entdeckter Gegend wohnen, Bünd«
niſſe gemacht hatten. *
4 nes Ayllon entdeckte im Jahre 1520,
Lucas Vasanezd Ay die Gegend am Jordan, wel:
che heutiges Tages zu Caroling gehöret, Cs lief aber feine
Unternehmung eben fo fchleche
ab, als des Ponce de Leon, Einige Jahre Hernach erhielt Pamphilo von Narvaeʒ
die Befehlshaberſtelle über Slorida vom Kaifer Karl dem fünften. Er befihiffte beynahe
die ganze nordliche Kuͤſte des mericanifchen Bufens, fehlug ſich zum öftern mie den Wilden
herum, verlor viele Leute, und Fam zuletzt, ohne Daß er die geringfte Schanze aufgewor⸗
fen hätte, elend ums Seben, Ä
Ferdinand von Soto ftreifte drey bis vier Jahre lang zum öftern in’ Florida, darıız
Fi er zum Generalhauptmanne gemacht worden war: allein, er Fam nicht ir et nach
Norden, als bis auf die Höhe von Carolina „und flarb am Ufer des Miffifippi, oh⸗
ne daß er are eilt el Beftändigen Wohnſitz an einem Orte aufzufchla=
2 ‚Sein Nachfolger Ludwig von Moſcoſo führte Die elenden Ueberbfeibfel feiner
Fiegsvoͤlker bald darauf nach Merico zurück; und es war bon Diefer Zeit an Fein einziger
Spanier me
dr in Florida, folglich befand ſich das Land in eben dem Zuftande, als bey
der allererſten Entdeckung des Ponce von Leon. ER
In eben demſelbi 7 EEE
——— emſelbigen befand es ſich noch zwanzig Jahre hernach, als der Admira
faſſete es mit lauter Leuten von feiner Religion zu bevoͤlkern. AL
lein vermuthlich verſchwieg er dem Koͤnige Karl dem neunten, dieſen Umſtand, und ftel:
Lese ihm die Sache wur uberheupft als fine die Krone hoͤchſt vortheilhaft vor. Der König über:
ließ ihm die Ausführung gaͤnzlich, und gab ihm zu dieſem Ende die Erfaubniß, alle mit
feinem Amte verknüpfte Genpate in ihrem ganzen Umfange auszuüben, Unterbdeſſen ſcheint
es doch, er habe nachgehendo die eigentlichen Umftände fehr wohl gewußt, und ſey froh
gervefen, daß der Admiral lauter Eatviniften dazu gebrauchte, indem auf diefe Weife der
taat yon eben fo viel Feinden befreyet würde, * —
— Die
) Andreas Gonzalez de Barcia, in
Allgem Reiſebeſchr. XIV Band, C
feinem Enſayo Chronologico para la hiftoriadelaFlorida.
13562.
— Geſchichte und Beſchreibumg
1552; Die größte Sorge des Admirals war, die Ausführung des Anfchlages einen! tuͤchti⸗
mm gen Manne anzuvertrauen, und endlich fiel die Wahl auf einen alten von Dieppe gebür?
Sodann RE tigen Seemann, Namens Johann von Ribaur, einen erfahrnen Mann, und eifri⸗
— * he gen Calviniſten Den ıgten des Hornungs in Jahre 1562, lief er mic zwey folchen Fahr⸗
= e nennt, seugen , die man Roberges nenmer, und-die von den (panifchen Caravellen wenig "unters
fhieden find, aus dem Hafen zu Dieppe. Seine Mannſchaft war nicht nur auserlefen‘,
fondern es fehlugen fich auch viele Freywillige, und darunter auch einige Edelleute, dazu
Nimmt Flo: Das erfte land , das er entdeckete, war eine ziemlich niedrige, aber ſtark beholzete
rida in Ber Erdſpitze, unter dem dreyßigſten Grade Morberbreite. Er legete Ihr zwar den Namen
ſi⸗ Cap Francois, bey, wendete ſich aber ohne hier zu verweilen, rechts, und ſah bald)
darauf einen Fluß, welchen er den Delpbinsfluß nennete, aber nicht befuhr. Indem
er eben dieſen Weg weiter fortſetzetet fo fand er etwa funfzehn Meilen weit von dem vori⸗
gen Fluſſe einen andern , weit größen ‚und nennete ihn, weil er den ıflen des Maymo—
nates darein lief, den Mayfluß. Hier traf er die Wilden in Menge anz und weil er
merkete, es falle ihnen feine Ankunft nicht zuwider; ſo ſtieg er ans sand, und richtere vor
allen Dingen eine kleine ſteinerne Säule, mit dem franzoͤſiſchen Wapen auf einem Sand⸗
huͤgelchen auf. · Nachgehends beſuchte er das wilde Oberhaupt, beſchenkete es, und em⸗
pfing ein Gegengeſchenk. N te a, 3
Seine Enide- ; Weilihm der Jordan, welchen Lucas Vaſquez d’ Ayllon entdecket hatte, im Sins
Eungen. uie lag: ſo gieng er. nach gefchehener Befisnehmung. des Landes, in des Königes und des
Admirals Namen, wieder zu Schiffe, und fegete feinen Weg alſo, daß er die Küste. beitänz
dig im Geſichte behielt, nach) Norden fort. Vierzehn Meilen. weit vom Mayfluffe , fand.
er ben dritten, und hieß ihn Seine, Dergeftalt belegete er alte übrige Fluͤſſe, die ihm
innerhalb eines Striches von fechzig Meilen ins Geficht fielen, mit-den Namen ver vor—
nehmften Ströme in Sranfreich, wiewohl man nachgebends merkete ‚ daß er zuweilen eine
Bucht für die Mimdung eines Fluffes anfah. "Endlich glaubere er, am Sordane zu ſeyn:
er betrog fi) aber, und es wurde dieſer Fluß, darinnen er auf zehn Faden vor Anker fer
gete, von den Spaniern nachgehends der h. Kteußfluß genennet. Endlich erbaueten die
Engländer an feinem Ufer Gestgenftabt, ‚oder nenn nd verwandelten feine vorige
Benennung in Ediſco w, und wird er in einigen fra n Katten unter den Namen‘
Chauanonfluß gefeger, pn a a Y .
Indem Ribaut ihn ganz unftreitig für den Jordan hielt: fo legete er dem Orte, wo
Cr bauet ein gu vor Anker lag, den’ Namen Portröpal bey, und ſteckete die franzöfifhe Flagge daſelbſt
en auf, Nachgehends erbauete er auf einer Inſel eine Pleine Schanze, welche gar bald im’
Stande war, die ganze Mannfchaft zu beherbergen , und den Namen Carlsſchanze be⸗
kam.Schwerlich konnte er fie aneinem bequemieren Drte anlegen; denn die ganze umlie⸗
gende Gegend iſt angenehm, der Boden fruchtbar, der Fluß voll Fiſche, die Wälder"
voll Wild, die forbeer- und Linſenbaͤume erfüllen altes mit einem lieblichen Geruche, und
die Einwohner begengten fich gegen die Franzoſen eben fo Freundfehaftlich „als bie am Mayr
fluffe: nur aber konnte er keinen einzigen zur Reife nach Frankreich überreden, ungeach⸗
tet er wohl wußte, ein folches Geſchenk wuͤrde dem Admirale und der föniglichen Fran
Mutter das allerangenehmfte ſeyn, das er mitbringen Fönnte, und Daher es an Zureden
nicht fehlen ließ.
4
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Eu tani * u a e i
. Was
J
von Neu⸗Frankreich BR. m
Was ich von der Gegend um Portroyal erwaͤhnet habe, das iſt auch von dem Größe 402,
ten Theile ——— —— fünf und dreyßig Grab Norderbreite vom Cap Stanz a
cois, bis an die Karlsſchanze, liegenden Sandfhaft, oder von dem machgehends alſo ge⸗ i as
nannten franzöfifchen Florida zu verſtehen. Einige Nachrichten geben ihr ſo gar den Na⸗ fen Sloride,
men Neufrankreich. » Der, Boden: ift insgemein fruchtbar, wohl bewäflere, von vielen
fifchreichen, und theils fehr anſehnlichen Flůſſen durchfchnitten, Man glaubete lange Zeit,
es gebe bier Gold- Silber: und Kupfergruben, Perlen und Edelgefteine, Je genauer man
‚aber die Sache unterfüchte , deſto deutlicher zeigete es ſich, man finde zwar wohl an eini-
‚gen Orten Kupfer, auch in zween oder dreyen Fluͤſſen fehlechte Derlen,; aber das wenige
Gold und Silber, Das man bey den Wilden ſah, komme von den vielen Spaniern her,
die an ber Mindung der bahaimiſchen Durchfahet und: an der floribifchen Küfte Schiff. :
bruch gelitten hatten, =...
m |
Ihre Schiffe, welche faft allezeit mit americaniſchem Reichthume angefüllet waren, Weher der
blieben gar öfterg auf den Sandbänfen, damit diefes Gewaͤſſer gleichfam befüet ift, fißen, ee
und die Wilden waren immer in Bere glücklichen Zufälle zu iprem Borcheife
fomme.
A die am Steande wohnenden , mic fpani-
jev Beute allezeit beffer.i are, als ander, Es haben diefe Barbaren eine
it Dunklere, und mehr ins Rothe fpielende Haut, als die Canadier; und koͤmmt diefes
von einem gewiſſen Oele ber, damit fie ſich beſtreichen, deſſen Beſchaffenheit aber man
nie erfahren konnte. Der uͤbrige Unterſchied zwiſchen ihnen und den uͤbrigen nordameri⸗
caniſchen Völkern iſt kaum merk lich.Sie entbloͤßen ſich mehr, weil fie ein wärmeres
Sand bewohnen; fie find auch) ihren Oberhaͤuptern mehr unterthaͤnig. Es werden ſelbige
don ben franzoͤſiſchen Berichten Parauſtis, oder Paracuftis genennet; dahingegen
die Caftilianer fie unter der allgemeinen Benennung der Caciquen begreifen... Es mögen
aber die ſpaniſchen Gefchichtfehreiber von der Macht und dem Reichehume diefer Caciquen
noch fo viel Weſens machen, fo laͤuft doch die ganze Sache im Grunde auf nichts fonder-
l us. EEE fan hä een 9
fü ee find die Floridaner wohl gewwachfen, Fühn, froßig , Dennoch aber,
ihnen mit Glimpf und Bernunft begegnet wird, leutſelig. Mit ihren Gefangenen ver⸗ diefes Volkes.
fahren ſie nicht ſo grauſam, als die Canadier. Zwar freſſen fie diefelbigen eben ſowohl, als
jene: allein, fie machen ſich eine $uft daraus » fie zu quälen. Die Weiber und Kinder,
die fie im Kriege fangen ‚ machen fie zu Leibeigenen, die Mannsperfonen opfern fie der
Sonne, und bringe es ihre Glaubenslehre alfo mir fich, Daß das Opfer verzehret werden muß;
Auf Zügen und im Gefechte ſind hie Parauſtis allemal die vörderften, und haben
in einer Hand einen Streitkoiben, in der-andern einen Pfeil. Das Geraͤth müffen die
Zwitter tragen, Die nach dem Berichte eines lange im Sande gewefenen Schriftftellers p),,
‚An großer Anzabl vorhanden find, Sonſt pflegen fie auch dem erlegten Feinde die Haut
vom Kopfe abzuftreifen, und treten, bey dem hernach folgenden Siegesfefte, die alten
Weiber mic diefen Haarhauben geſchmuͤcket, vor den Kriegesleuten einber. In dieſem
Aufzuge ſollte man fie fuͤr leibhaftige Furien anſehen. ¶Die Parauftis vermögen it einem
wichtigen Falle, ohne vorher gehaltenen Rath nichts zu entſcheiden. Ehe fie die Sache
vortragen, verſchlucken fie vor allen Dingen einen guten Trunk Apalachine, und laſſen
hernach die ganze Verſammlung ein gleiches thum.
————
erſorg
wenn Gemuͤthsart
© &2 ] Die
P) Rene de Laudonniere,
20 | Geſchichte und Beſchreibung
1562.
—
Ihre Religion
und Sitten.
Ehre, die fie
den Oberhaͤu⸗
ptern eriveifen.
ſonderm Gepränge,
Prieſter.
Thiere.
tungen Loͤwen, Hirſche, Rehe, Ochſen, welche von den canadiſchen gar nicht unterſchie⸗
Baͤume.
Die Sonne iſt gewiſſermaßen die einzige Gottheit der Floridaner; denn ihr ſind alle
Tempel geweihet; nur wird ſie nicht in jedwedem Bezirke auf eben dieſelbige Weiſe vereh⸗
ret. Man giebt vor, die Leute lebeten in ganz Florida ſehr luͤderlich, und es waͤre die
ſchimpfliche Krankheit, die aus den americanifchen Inſeln zu uns gefommen ift, etwas ger
meines unter ihnen. So viel ift gewiß, daß man immer größere Unordnungen gewahr
wird, je weiter man durch Canada nach Florida veifer ‚, und daß die Ueppigkeit, welche
heutiges Tages unter «den Iroqueſen, und andern noch weiter nordlich gelegenen Voͤlkern
im Schwange geht, ihren Urſprung größtentheils aus ihrem Verkehre mit den Weft- und
Suͤdvoͤlkern herhole. Die Vielmeiberey ift in Florida bloß den Parauftis erlaubt, wie⸗
wohl auch dieſe nur eine einzige für ihre rechte Frau halten. Die übrigen find in. der That
Seibeigene, und ihre Kinder Haben feine Anfprüche an des Waters Erbfihaft zu machen.
Den Oberhäuptern wird, fo lange fie leben, große Ehre, nach ihrem Tode .aber no
größere erzeiget. Man umfteder den Ort ‚ wo fie liegen, mit Pfeilen, und feger ihr
Trinkgeſchirr auf das Grab. Das ganze Dorf bringt drey Tage mit Faften und Bewet
nen zu; die Hütte des Berftorbenen wird nebft allem zu feinem eigenen Gebrauche gewid
meten Geraͤthe verbrannt, eben ‚sals ob niemand mehr würdig wäre, es zu gebrauchen.
Nachgehends beftreuen die Weiber das Grab mit den Haaren ihres Hauptes, und bewei
nen ihn ein halb Jahr lang , wechfelsweife alle Tage dreymal, Die Parauftis der benach
barten lecken erfcheinen gleichfalls, und erzeigen dem Verſtorbenen die legte Ehre mit be
Faſt eben fo viel Wefens machet man auch bey dem Tode ber Priefter , welche zus.
‚gleich Aerzte find, und von den canadifhen Zauberern fonft wenig unterfhieden find; al
daß fie das Wahrfagen noch ftärfer, als jene, treiben; gleichtwie denn die ganze Nation
überhaupt abergläubifcher iſt. Die ganze Erziehung der Kinder beftcht ungefähr darinnen,
daß man fie ohne Unterfhied des Gefchlechtes im Saufen über, und denen, Die ſich darinnen
hervor hun, Belohnungen" austheilet. Daher Eömmt es ‚ daß fie alle mie einander, die
Weiber ſowohl, als die Männer, eine wundernswuͤrdige Hurtigkeit befigen. In einen,
Augenblicke klettern fie auf die hoͤchſten Bäume; Nebſtdem find fie ungemein geſchickt im
Bogenfhießen, und im Gebrauche des Wurffpießes, damit fie im Kriege viel Schaden
thun. Zum Beſchluſſe, fo ſchwimmen fie auch vortrefflich; ja, es fegen die Weiber mit
ihren Kindern im Arme, über die größten Fluͤſſe. |
Bon vierfügigen Thieren find in diefem Theile von Florida die gemeinften , zwo Gat⸗
den find, Leoparden, Gemfen, Fiſchottern, Biber, Wölfe, Hafen, Kaninchen, wilde
Kasen, und Holzmäufe, doch findet man fie nicht in jedweder Gegend alle mit einander.
Hingegen giebt.es beynahe überall alle bey ung gewöhnliche Raub⸗ und Waffervögef,
gleichwie auch Rebhuͤhner, Turtel- und wilde Tauben, Störche, calecutfche Bine
Bielfeäße, eine Menge Papagayen, und vielerley kleine Vögel, Die canadifche Bor
gelfliege wird den Sommer über nicht gefehen : fie bringt aber den Winter da zu, inden
diefes Fleine Thierchen vermuthlich weder große Hitze, noch die mindefte Kälte vertragen
kann. Die Fluͤſſe wimmeln von Erocodilen, die Felder und Wälder von Schlangen?
abfonderlich von den fogenannten Klapperſchlangen. |
In den Wäldern ftehen Fichten, die aber feine Frucht fragen, ferner Eichen,
Nußbäume, Vogelkirſchen, Maulbeer- Sinfen- terchen- und Kaftanienbäume Cedern⸗
Cypreß⸗
von Neu⸗Frankreich. IBuch. 21
Cypreſſen, Lorbeer und Palmbaͤume, imgleichen Weinftöce, Auch giebt es Melers,
die größere und beffere Früchte, als in Frankreich tragen, und Pflaumenbäume, davon
bie Pflaumen ſehr lieblicy ſhnecken Es konm⸗ wohl ſeyn, Daß die Pflaumen, und die
Piakimines, davon ich in meinem Tagebuche erwaͤhne, einerley waͤren. Doch der al⸗
lerſchaͤtzbareſte Baum dieſes Landes iſt der Saſſafras, den die Floridaner Palameh, oder
Pavama nennen.
Er waͤchſt nie hoͤher, als eine mittelmaͤßige Fichte, wirft keine Aeſte, hat einen Saſſafras.
glatten Stamm, amd feine ftarf belaubte Krone bilder gleichfam einen Becher. Sein
Saub hat, wie des Feigenbaumes drey Spitzen, iff dunkelgrün, und riecht, abfonderlich,
wem &3 Dürre wird, fehr angenehm. Bey dem Ausfhlagen gleicht es dem Birnlaube.
Die Rinde iſt glatt, ermas rörhliht, und ſchmecket nach Anis. Das Holz iſt leicht,
ſchmecket und riecht wuͤrzhaftig ungefähr wie Fenchel. Die Wurzel hat eine größere
Härte und Schwere, als das Holz, und breitet fich nur auf der Släche des Bodens aus.
Zwar waͤchſt diefer Baum ſowohl am Seeft de, als auf dem Gebirge, allemal aber in -
einem Boden, der weder * feucht, noch zu trocken iſt. Sein Holz iſt warm im andern
Grade, feine Wurzel Er m brice Stehen viel ſolche Bäume an einem Orte
beyfammen: ſo geben fie einen von Zimmt wenig unterfchiedenen Geruch) von ſich.
As die Spanier zu St. Wattheo und St, Auguftin, das ift, am Delphin und
Mayfluſſe, von ihrer fhlechten Speife,, und dem trüben Waſſer, damit fie ſich behelfen
mußten , beynahe alle, das Fieber befamen: fo lehreten einige Franzoſen fie den Saf
fafras alfo gebrauchen » Wie fie. es von den Wilden gefehen hatten. Sie zerfihnitten die
Wurzel in kleine Stücke kochten ſie im Waſſer, und gaben ihnen das Waſſer nuͤchtern,
und bey Tiſche zu trinken ‚ Worauf fie vollkommen geſund wurben. Sa, es iſt nach ih:
rem Sagen faſt keine Krankheit, welche man mie diefem Tranke nicht heben fönnte; er.
war bey ihrem Aufenthalte in Florida ihr einziges und allgemeines Arzeneymittel. Doc)
gebrauchten I ion nicht, wenn es an Sebensmitteln feblete , weil der Hunger, den er ver⸗
urfacher,, weit unertraͤglicher war, als jedivede Krankheit. Zwar giebt man den Saſſa⸗
fras auch fuͤr ein bewaͤhrtes Mittel gegen die Franzoſen aus: allein, die Wilden gebraus
lieber Vet. gegen diefe, ſondern auch -gegen-. alle anftecfende Krankheiten
IN einigen Keanfeiten fhneidet man nicht nur die Wurzel, fondern auch die zar⸗
ten Zweige Und Blaͤtter des Saffafras in Eleine Stide, und dee folgendermaßen ei⸗
nen Tran daraus Man läßt eine Unzeüber Nacht in zwoͤlf Pfund Waffer weichen, ind
das Waſſer bey gelindem Feuer um ein Drittheil einfochen. Doc) ift daben auf die Lei⸗
besbefchaffenbeit es Kanten su fehen, und muß felbiger fo lange, als er den Tranf ge:
braucht, ungemein mäßig (eben. Sa, man ſaget, ex ſey bey eingemwurzelten Krankhei⸗
ten, oder wenn det Kranke wenig Kräfte mehr babe, fehr fhädlich. Einige reinigen
vorher den Leib recht aus, De fie dieſe Arzeney gebrauchen: es iſt dieſes auch das ficher-
ſte. Andere hingegen miſchen erppag Wein darunter, und gebrauchen ihm zum ordentli-
hen Tiſchtrunke, ohne vorber eine Abfuͤhrung für nörhig zu adıten,
Außer Zweifel if, daß man pen Saffafras jederzeit für ein vortreffliches Mittel
Segen die Magen- und Bruſtkrankheiten gleichwie auch gegen alle, die von der Käl-
‘ herrüßten, gehalten hat. Stanz Rimenes meldet, als er an der Bay Ponce de
3 “ Leon,
1562,
e. Geſchichte und Beſchreibung
z62. Leon, wegen Waſſermangel in großer Moth geweſen, habe er Saſſafras klein ze
ſchnitten, In Waſſer, das beynahe eben ſo geſalzen, als Meerwaſſer war, geleget,
nach acht Tagen es ſehr ſuͤße befunden, j * J
Unter den Staudengewaͤchſen dieſes Landes iſt die Caßine, oder —2
davon ic) anderswo geredet habe, die allermerkwuͤrdigſte. Unter den Kräutern el“
met man abfonderlich die. Apoyomatfi, oder Patziſiranda, davon Franz Kiml
nes folgende Befchreibung giebt, Ihre Blätter gleichen vem Lauche, find aber 1A
ger. und dünner. Der Stengel ift eine Binfengattung , voll Mark, knotigt, u
anderthalb Ellen hoch. Die Blüche ift Flein und fhmal, die Wurzel diinne, |
lang, voll Knoten, oder Höcerchen, rund und haaricht. Die Spanier nennen fie Di
b. Helena Rofenkranz , die Sranzofen Patenofter, Sofet man die Kügelchen ab, un
leget fie in die Sonne, fo werden fie hart, auswendig ſchwarz und inwendig meif
Sie riechen gewuͤrzhaſtig, beynahe wie Gaͤlanga. Sie find trocken und hisig i
dritten Grabe, ja noch Darüber, etwas zufannmenziehend und harzig, gleichwohl wa
‚fen fie an feinem andern, als an einem feuchten ſumpfigten Orte. . j
sr, „Die Wilden zerknirſchen das Laub zwiſchen zween Steinen, ‚prefien den Saft her
aus, und beftreichen fih nach dem Baden den Leib Damit, weil fie glauben, er ftä
fe die Haut, und mache fie wohlriechend. Auch haben fie die Spanier gelehref
das Kraut zu pülvern, und gegen die Anfälle vom Steine, oder gegen Mierenfchme
zen, welche von einer Verftopfung herruͤhren, in Wein einzunehmen. Zerftoßen un
in Sleifhbrühe genonmen, hilfe es gegen die Krankheiten ver Bruft, Als ein Pflaſte
aufgeleget, ftiller es das Blut, ſtaͤrket den Magen, und ſtillet die Mutterfehmerzene
Zum Beſchluſſe, fo giebt man auch vor, man finde an der ganzen floridifchen Ku
zuweilen Ambra. AUT 2
Rib aut geht Weil dem Herrn Ribaut fein neuer Wohnfig ungemein wohl gefiel : fo beſchl
nach Frank» er, nach Frankreich zu geben, und eine neue Verftärfung abzuholen, Er machte
reich zurüch, nen, Namens Albert, zum: Oberhaupre der neuen Pflanzftadt, und ließ fo viele %e
te bey ihm, als die Wilden im Zaume zu halten nörhig war. Nun konnte er iht
zwar wenig, Lebensmittel: abgeben, er verſprach aber, mit einem großen Vorrathe vo
Mund⸗ und Kriegesbedürfniffer, bald wieder Dazu feyn. Damit gieng er unter Sog
und fam den zoften des Heumonates nach Dieppe. Der neue Befehlshaber bradı
an feinem Orte vor allen Dingen noch einige zur Sicherheit des Ortes dienliche B
feſtigungswerke zu Stande, und machte ſich hernach, dem gegebenen Befehle des Gen
rals zu Folge, auf den Weg, das Land zu erkundſchaften. Er befüchte viele Par
ftis, wurde auch überall wohl empfangen, und von einem, Namens Andufta zu e
nem fo felfamen Fefte eingeladen, daß dem Leſer, wie ich glaube, die Belchreibun
defjelbigen nicht zuwider fallen wird. sc gar ai j
Es murde felbiges einer gewiſſen Gottheit, Toya genannt, zu Ehren gefeyert⸗
Vermoͤge der Landesgeſetze, durfte Fein Fremder dabey feyn; und es koſtete große Bor“
fichtigfeie, damit es die Franzofen unvermerkt anfehen Fonnten. Andufts führe
fie anfänglich in einen großen runden Plag, den die Weiber fehr ſorgfaͤltig reinigte
Mit Anbruche des folgenden Tages kamen viele mit allerley Farben bemalete, und
mit Federn geſchmuͤckte Wilde aus des Parauſti Hütte, auf den daran ſtoßenden Pl J
heraus getreten, und ſtelleten ſich in guter Drdnung rings herum. Hernach erſchen
pri
Te
Beſonderes
Feſt.
L 1
währeten, und es an
von Neugrankreich · I Buch. 23
drey Jonas oder Prieſter des Landes, wunderlich gekleidet mir einem mir unbekannten
Inſtrumente in der Hand, und traten in die Mitte des Plages, Hier tanzeten fie lange
Zeit im Kreiſe herum, fangen dabey eine ſehr klaͤgliche Melodie und die Verſammlung
antwortete eben fo bettuͤbt ai! a Baus
' Alles diefes geſchah vreymalnachreinander, Auf einmal thaten fie nicheanders, als
ob fie ein plöglicher Schreden überfalle, und renneten mit aller Macht in den nächften
Wald Hinein, Hierauf erſchienen die Weiber an ihrer Männer Stelle, und brachten
das Uebrige vom Tage mit Wehffagen zu. Bon einer Zeit zur andern ſtelleten fie fich wie
raſend, fielen über ihre Töchter her, und gaben ihnen mit ſcharfen Mufcheln gute Schnit:
te in die Arme. Das Blur fingen fie mit der hohlen Hand auf, fprengten es in die Luft,
und tiefen dabey dreymals He Topak Anduſta hatte die Franzofen in einen Winkel, da
fie alles anfehen konntem, geſtellet, und feiftere ihnen Gefellfehaft: wiewohl es ihn aber ins
Die Männer blieben zween Tage und zwo Nächte im Walde; fodann famen fie auf
vorigen Dias zu anzeten und fangen abermals, aber in einem luftigen Tone,
Saſtmahl, dabey jedermann wegen des langen Faſtens erſtaunlich
a Er vum wurde nachgehends erzäpler, es haͤtten die Jonas, da fie im Walde
geweſen, den Gott Toya herberufen , ex ſey auch erſchienen, und habe auf die vorgelegten
Fragen geantwortet, man dürfe aber aus Beyſorge, die Jonas zu erzuͤrnen, hiervon
nichts offenbaren . —
Das Herumreiſen des Hauptmann Alberts konnte zwar wohl feinen Mugen haben,
gleichwohl waͤre etwas weit nöchigeres, daran aber niemand gedachte, zu thun geweſen, namlich
das Sand anzubauen, ‚und auf Vorrath zu gedenken, Freylich hatte der Admiral Coligny
dieſes auf das gemeffenfte anbefohlen: allein, weil man fteif und feft glaubete, es müßten
alle americanifche Gegenden voll Gold und Silber ſtecken, fo gedachte man an feine ans
eve Sache, als Bergwerke aufzufuchen, So lange als die mitgebrachten Lebensmittel
1, ui Pulver und Bley nicht feblete, febte man herrlich ; die Fiſcherey that
das Ihrige eine Zeitlang ebenfalls, Weil aber der Fiſch da zu Sande nur zu gewiſſer Zeit in
die Slüffe tritt Pi —* bey nahe auf einmal gar nichts mehr zu eſſen. He
NO hierauf feine Zuflucht zu den Sandeseinwo nern, welche auch , weit man
ihnen bisher freunbſchafelich begegnet war, ihr beftes ren f
note bald. Der überflüßige Borrarf der Wilden will wenig ſagen, abfondertich für
Seute , welche nicht gleich ihnen ſehr mäßig zu leben, ja wohl einige Tage lang ungegeſſen
zu bleiben, gewohnt find, Zum Ungluͤcke gieng die Schanze mit einer großen Menge
Mais, den man aus weit entferuten Siten zuſammengeſchaffet hatte, im Rauche auf; und
als auch dieſer Verluſt wieder erſetzet worden
betruͤbten Zufall in eine Verwirrung, bie zuletzt ihren gänzlichen Untergang verurfachere,
Der Befehlshaber in der Garfstf
Doch diefe Duelle vertrock
1562, '
Schlechte
Auffuͤhrung
des Hauptm.
Alberts.
war, ſo kam die Pflanzſtadt durch einen hoͤchſt⸗
sfchanze! war ein bandfefter Mann, übrigens auch £
verſtaͤndig genug,, aber ein toller Kopf, der nicht einmalden Wohlftand zu beobachten wuß⸗
te. Solange er nur that, was ihm befohlen wurde, merfte man feine Fehler fo fonderlich
nicht: allein , ſobald er ſelbſt zu befepten Hatte, erfchienen felbige in ihrer größten Stäufe,
mäßig. ı Ev fnüpfeteeinen Soldaten, wel-
Gr ftraferediegeringften Fehler und affegeig fer
© den Tod nicht einmal verdiene hatte, mit eigener Hand auf. Einen andern mach⸗
te
24 Geſchichte und Beſchreibun
1563. te er aus einer eben fo ſchlechten Urſache zum Schelmen und jagte ihn ſort, in der Abfihhr
wie man glaubete, damit er Hungers jterben ſollte. Ex drohete beitändig mit aufhaͤngen
und wer bey ihm in Ungnade fiel, der Hatte fhlechre Sicherheit feines Lebens. Naͤchſtden
führete er Reden, darüber den Zubörern die Haare zu Berge ftunden, EB
Wird er: Endlich wurde jedermann feiner überdrüßig , und man ſchaffte ihn aus dem Wege
würger, Es fiel diefes um ſo viel leichter, weil er im geringſten nichtauf feine Hurfturd , ungen
er wohl wußte, daß er bey jedermann äuferft verhaßt wäre, Man waͤhlete hieraufein an
deres Oberhaupt, einen ſehr wackern Mann, Namens Nicolaus Barre, weicher durch
feinen Verſtand und Geſchicklichkeit, in kurzer Zeit Friede und Ordnung wieder herftellete,
Große Not). Unterdeffen blieb Ribaut noch immer aus, und man fah nichts anders ‚als Die el
lichſte Hungersnotb vor Augen. Man mußte, ſo viel die Lebensmittel betraf, von
Wilden Gnade leben; und der neue Befehlshaber merfete wohl, man habein Furzem
was noch ärgers, alsden Hunger , von ihnen zu beforgen. In diefen ſchwermuͤthigen GE
danfen berief er den Kriegsrath zufammen, und verlangete zu wiſſen, was in diefer No
zu thun ſey. Jedermann vief, bier ſey Feine Stunde mehr zu verfäumen, man müfle e
Fahrzeug bauen, und wenn unterdefien Feine Hülfe anlange, mach Frankreich zuruͤt
gehen. ’ |
Gehen nad) Allein, wie war das möglich, ohne Bauverftändige , ohne Segel, Thauen und a
Frankreich zu dere Zugehör? Die Noth macher öfters eine Sache thunlich, die man außerdem für u
Schiffe. moͤglich gehalten haͤtte. Jedermann legte Hand ans Werk. Man kalfaterte das Fa
zeug mit Mooſe, und einer Art Flachſe, die in dem groͤßten Theile von Florida auf
Baͤumen waͤchſt. Zu den Segeln gab jeder feine Hemden und Bettlacken her.
Thauen fpann man aus Baſte. In kurzer Zeit lag das Fahrzeug fertig im Wa,
Hätte man diefe Geſchicklichkeit und diefen Eifer etwas vernünftiger, angewendet: fo hätt.
man noc) wohl eine Zeitlang im Sande leben koͤnnen: allein, man war nun einmal Fl
dens uͤberdruͤßig, und vielleicht wäre die fehnlich gewünfchte Huͤlfe vorige verdrießlich
fallen. Denn einem Franzofen fann das Heimwehe bey der geringften Gelegenheit am
men, feine übrigen Umftände mögen feyn, wie fie wollen,
Sobald das Fahrzeug fertig war, werzog man feinen einzigen Tag mie dem Ei
ſchiffen. Man unterwarf fich mit der größten Unbefonnenheit allen Gafährlichfeiten daran
bey einem auf folche Weife gebaueten und befegten Schiffe, darauf die Soldaten Matrofi
dienfte thaten, unmöglich fehlen konnte. Das alferfeltfamfte ift diefes, daß nieman!
auf ein VBerwahrungsmittel gegen das einzige Uebel, welchem man entfliehen wollte,
dachte, Unſere Waghälfe waren noch nicht weit in der See, fo überfiel fie eine har
ige Winpftille, dabey fie den wenigen mitgenommenen Vorrath verzehreten, und zul
Des Tages mit etwa einem Dutzend Hirſekoͤrnern für einen Mann porlieb nehmen mußt
Ihre Not, Doch der Hirfen währete nicht einmal lange. Man fraß hierauf Die Schuhe u
* alles Leder auf dem Fahrzeuge, Das füße Waſſer nahm gleichfalls ein Ende, Ein
tranken Seewaffer,, fturben aber davon. Leberdiefes drang das Waller auf allen Seit
ins Schiff: niemand aber konnte wegen ausgezehrter Kräfte viel arbeiten, Endlich, A
nicht das allergeringfte mehr zu verzehren da war, und man des Sinkens bald gemär
feyir mußte, verloren die ungfücflichen Seute allen Much, und ergaben fich in ihr Schidl!
Sie freffen so Bey diefen verzweifelten. Umftänden erwähnte einer, ‚wern jemand fein eigen gebe
einander. aufopfern wolle, ſo Eönne.er die übrigen alle miteinander retten. ' Diefer entfegliche a
fi
von Neu Frankreich. J Buch, 25
ſchlag wurde gebilliget, Man war beynahe ſchon einig, darum zu loſen wer ſich ſchlach 146,
ten laſſen muͤſſe, als eben der Soldat, welchen der Hauptmann Albert für einen Schelm ——
weggejager Hatte, Namens Lachau, ſich erklaͤrete, weil er ohnedieß fterben muͤſſe, ſo ſey
19m wenig daran gelegen ob er etliche Tage länger lebe oder nicht, wenn er damit feinen
Kameraden das Leben feiften koͤnne. Man hieit ihn beym Worte, und ſchnitt ihm den
Hals im Augenblicke ab, ohne daß er ſich zu widerſehen begehrete. Das Blut wurde mit
größter Begierde aufgefangen und getrunken, der Leib in Stücke gehauen , und einem jed-
weden fein Antheil davon gegeben,
Vermuthlich würde des Lachau Schickſal mit derZeit noch mehrere,es ſey nun in Guten oder
mit Öewalt, betroffen haben wofern man nicht Sand ‚und bald darauf ein herankommendes
Schiff erblicket hätte, Es war ein engländifehes, und. hatte unter andern einen Franzo—
fen auf,der mit dem Herrn von Ribautaus Florida abgereiſet war. Bon diefem erfuhren fie,die
einzige Urſache, warum ihnen der Herr von Coligni keine Hülfe zugeſchickt babe, fen. ein
innerlicher Krieg, welcher bald nach) ihrer king Es habe aber ver Admiral
unmittelbar nach gefehloffenem Seieden u — er darauf gedacht, indem ihm
die Aufnahme feiner Pflanzftadt ungemein | . =
% dus 8 ar auch diefes Die erfte Sache, die er dem Könige vortrug, fo bald NeueSchiffe—
er aufs neue bey Hofe erſcheinen durfte, Karl der IX bewilligte ihm wirklich drey Schiffe, * ag
nebft allem ‚was zu Berforgung der Karlsſchanze nörhig fiel. Die Aufficht darüber .ver-
frauete er einem verdienten Edelmanne, Namens Renstus von Laudonniereg), einem
trefflichen Seemanne, der aber zu Lande ſich ebenfalls wohlgehalten hatte, und uͤber dieſes,
weil er ſchon vor zwey Jahren mit Hen. Bibaut in Florida gewefen war, das fand Fennete,
Man gab ihm allerley geſchickte Werfmeifter , die bey einer neuangelegten Pflanzftadt nuͤtz⸗
lich ſeyn können, mit. Diele junge Leute von gutem Gefchlechte, imgleichen einige Edel⸗
leute, wollten die Reife auf ihre eigenen Koften mitmachen. Hierzu kam noch eine Anzahl
Soldaten , die man au > den alten Reg imentern ausbob. Vor allen Dingen ſah der Ad-
mirafdarauf, daß fein Katholik dabey ar. Der König ließ dem Laudo
ß feir ' var, D nniere funfzigtaufend
Thaler auszahlen ; vermuthlic aber iſt es irrig, wenn Jacob le Moyne de Morgues,
wercher bey dieſer Unternehmung gegenwärtig war, das Fönigliche Geſchent auf Hunderttau-
fend The. ſchaet. Doc) dieſes iſt nicht der einzige Punet ‚in welchem dieſer Reiſebeſchreiber
von des Laudonniere Berichte abgeht. —
Die drey Schiffe giengen den 2eſten April des 1564 Jahres aus Havre de Grace Die Franzo⸗
unter Segel. Die zivep größten hatten die@obrüder jichgekunn Thomas le Dafjeur, fen fommen
ʒween in ihrer Kunſt fo geſchickte Männer, als es damals in Frankreich geben mochte, zu nach Florida,
Steuerleuten. Loudonniere nahm feinen Weg über die canarifchen Inſeln, fuhr an dem
größten Theile der autilliſchen vorbey und erblickte Florida den 2aften des Brachmonate.
Einige Tage hernach legete er an der Mündung des Delphinfluffes vor Anker, und lief
zwar mit feiner Schaluppe hinein, machte ich aber zu großem. Leidweſen der Wilden, die,
um ihn bey fich zu erhalten, ihr möglichftes verfuchten, bald wieder weg. Don bier kam
er an den Mayfluß, Und fand p
eym Ausfteigen den Parauſti Saturiova mit eingr
großen Menge feiner Unterthanen vor fich,
Die
ober Kandonniere. a
Allgem, Reifebefchr, VBand.
1563.
Verehrung
der Wilden
gegen das
franzoͤſiſche
Wapen.
Laudonniere
laͤßt das Land
am Mayfluſſe
beſichtigen.
Schoͤnheit
deſſelben.
)
y
Die Franzoſen
ſuchen Berg⸗
werde;
ſondern anfänglich) über den Anblick der Franzofen gewaltig erſchracken, nachgehends aber;
trefflichen Geruche die ganze Luft einbalfamirren, Dieſe angenehme Ausficht endigte ſich
auf einer Seite an der See, auf der andern an einem Gebirge, davon bie Franzo
ſich lange Zeit weismachen ließen, es habe Bergwerfe, Be
36 Geſchichte und Beſchreibung
Dile meiſten darunter kannten ihn, alle miteinander aber fuͤhreten ihn mit Bezeu⸗
gung großer Freundſchaft an den Ort, wo Ribaut eine ſteinerne Säule mit dem frangoͤſt⸗
ſchen Wapen aufgerichtet hatte. Die einfaͤltigen Seuteglaubeten, es ſtecke eine verborgen®
Kraft in diefem Denkmaale, und hatten in dieſer Einbildung ihm allerley Gaben, die rings
herum lagen, gebracht, gleichwie fie denn auch, in der Franzoſen Gegenwart, eine dem
Anbethen ſehr ähnliche Ehrerbiethung davor abſtatteten. Weil Landonniereeine Being
an dem Mayfluffe verweilete: fo erfuhr er vermuthlich Hier erſt, Daß die Karlsſchanze verz
faffen fey; Denn bey feiner Abreife aus Frankreich, hatte er, wie es ſcheint, noch keine
Nachricht davon.
Doch den ſey mie ihm wolle, fo beſuchte er des folgenden Tages den Saturiova,
und erwaͤhnete, er möchte gern das Sand, das dieſer Fluß bewäffere, befichtigen. Der
Paranfti ließ es fich gefallen, doch mir der Bedingung, er möchte bald wieder kommen
Die Feanzofen wurden eine Zeitlang von den Wilden begleitet. Die letztern liefen a
benden Seiten des Fluffes neben her, und ſcheien ohne Unterlaß Ami! Laudounni
fam nicht fonderlich weit. Er lieg bey einem Hügel ein Zelt fir fich auffchlagen, und
befahl feinem Yieutenante, dem Herrn d' Ottigny, nebſt dem Ritter von Erlach r), fi
möchten einige Tage lang den Fluß aufwärts fahren.
Diefe fanden gar bald andere Wilde, welche niche unter dem Saturiova ftunden;
da ihnen die Furcht vergangen war, fie-zu einem alten- Parsufti fuͤhreten, dem fie fi
250 Jahre alt, und für den Xelteryater von fechs Abftammungen ausgaben, telches in
Anfehung eines fo hoben Alters wenig fagen wollte. Der Mann war in der That fteinalf,
auch daben blind, und hatte nichts mehr als "eine verfehrumpelte Haut über die Knochet
gefpannet. ° Hingegen fehien derjenige, den man für feinen Sohn ansgab, kaum ſechzi
Sabre zu haben. —â— — — 4.1:723105: „2:00
Weiter trieben Ottigny und Erlach ihre Entdeckungen nicht, ſondern kehreten
ihrem Befehlshaber zuruͤck. Sobald ſie bey ihm waren, beſtiegen ſie den Hügel, dabey
ſich gelagert hatte, und erblickten von dieſer Hoͤhe rings herum eine ſehr angenehme Ge⸗
gend. Soweit als man fehen Fonnte, behielt der Fluß beſtaͤndig eine ſchoͤne Breite, ur
ſtrich durch) lauter fruchtbarſcheinende Ebenen, An die Ebenen ftießen ungemein hochſtaͤ
mige Waͤlder, mit untermiſchten Weinſtoͤcken, Lorbeers und Linſenbaͤumen, die mit ihre—
[3
Was man wünfchet, das glaubet man leicht, Alle Diejenigen ‚daraus die neue Dflan
fadt beftehen follte , waren bloß in der Abſicht, Gold und Silber zu finden, nach Florita
gegangen. Ihre Luſt zum Fauflenzen machte ihnen die geringe Mühe eines Landbau
der ihnen hundertfaͤltige Frucht geliefert hätte, ganz unerträglich z dabingegen fuchten fie
eine Sache, davon die Wirklichkeit nicht einmal gewiß war, mit 'erftaunlicher Mühe und
Gefahr. Das allerfihlimmfte dabey war diefes, Daß fie fich dadurch thoͤrichter Weife in ein
Geſchaͤffte, das der neuen Pflanzſtadt gleich beym Aufkeimen ven Garaus machen konnte⸗
verwickeln ließen. Als
=
r) Die Nachrichten fehreiben zivar, Arlach, Schweizer, und aiebt es in der ganzen Ochweiß kein
allein, es ruͤhret dieſer Fehler von einer verderbten bekannteres Geſchlecht, als das Erlachiſche.
Ausſprache her. Es war dieſer Edelmann ein — RE rn
u
J
von Neu⸗grankreich IBuch . 27
As Laudonniere wieder bey dem Saturiova war, fragte er ihn · woher das Stuͤck 1564.
Silber, damit er ihn bey ſeiner Ankunft beſchenket hatte, komme? „Der, Parauſti Sir Hufen
hatte feines Ortes die Schwachheit der Franzofen fehon bemerket, gab alfo liftiger Weiſe fi glr Unzele
jur Antwort: es komme aus einem ziemlich weit. entfernten Sande, defien Parsufti, in einenKvieg
Namens Timagoa ſein abgeſagter Feind ſey. Laudonniere gieng in die geſtellte Falle, und
verſprach ihm, wenn er feinen Feind bekriegen wolle, mit einem Theile ſeiner Mannſchaft
zu begleiten. Saturiova hielt ihn beym Worte , und verficherte Dagegen, ‚er wolle ihm
nach des Timagoa Niederlage ‚ daran bey ſobewandten Umftänden nicht zu zweifeln fey,
fo viel Hold und Silber, als. er nur immer wolle, zeigen. ; nn m en
Ungeachtet: dieſes beyberfeitigen Berfprechens, gieng Laudonniere gleich am SO Entdeden fer.
genden Tage zu Schiffe „und verließ den Mayfluß, entweder, weil ihn feine leichtfinnige ner das Laub.
Zufage gereuete, oder weil er einen Verſuch, die Bergwerke ohne der Wilden Dank zu
finden, wagen wollte, Er lief serftlich in die Seine ein, hernach indie Somme, Da er
den Parauſti dieſer Gegend, nebft feiner Frau und vier, erwachfenen Töchtern antraf.
Die letztern ſchienen ihm für Floridanerinnen noch giemlich huͤbſch zu ſeyn. Der Parauſti
ibn auf das befte, verehrete Hm unter andern auch eine füberne Kugel, und .er-
füchte die Sranzofen, einige Tagehier zu bleiben, Allein, Laudonniere entſchuldigte ſich,
und gieng ohne Verzug zu Schiffe. ı 2
j ‚Hierauf hielt er Rath) ‚mas anzufangen jey Er habe gemeffenen Befehl, fagte er, Ste berath⸗
einen beftändigen Wohnplatz zu errichten; nur frage es fich, welcher Ort am tauglichiten re
dazu feyn möchte? , Die Gegend am Cap Francois ſchien ihm allzu niedrig und der fie ſih nieder⸗
Ueberſchwemmung unterworfen zu ſeyn. Die Karlsſchanze liege zwar an einem vortrefflichen laſſen wollen.
Hafen, habe aber, allem Anſehen zu Folge, keinen fo fruchtbaren Boden „als der Mayfluß,
zu geſchweigen, daß nach feinem Erachten befagter Fluß den leichteften und Fürzeften Weg
nac) denen Bergwerken, die man geruͤhmet habe / darbiethe. Bey der Gemüthsver-
war dieſer legte Grund unwiderleglich. Dee
mann ffimmete der Meynung des Befehlshabers bey. Man kehrete ohne Berzug, un, """
und den zoften des Brachmonats befanden fich alle drey Schiffe bey vechrer früher Tages:
seit an der Mündung des Mayfluſſes. Pr
Den folgenden Tag wurde die Schanze etwa ʒwo Meilen weit vonder See, aneinem Er bauet die
höchftvortheilhaften Drre erbauet. Man arbeitete mit ungemeinem Eifer daran, ‚und be; Carolinen⸗
nennete fie Carolina s) Es hat diefer Namen verfhiedene Schriftfteller auf die irrige ſchanze.
Meynung gebrache, als ob von ihm die, Benennung eines der fehönften englaͤndiſchen
Planzlander in America Gerrüßge, Sa, es haben einige fogar geglaubt, man habe das
franzöfifche Florida, feit Benfelpigen Augenblie, insgemein Carolina geheißen, welches
aber ganz falfch iſt Das Beutige Carolina hat feine Benennung fo wenigvon dem franzöfi-
fen Könige Karl dem IX erhalten, daß es bereits erwaͤhnter maßen durchaus nicht alles,
was wir franzoͤſiſch Florida oder Neufrankreich heißen, in ſich begreift, und daß die Caro⸗
linenſchanze des Laudonniere gleichwie es ſich bald zeigen wird, heutiges Tages zu dem
ſpaniſchen Florida gehoͤret. * Ayo Mg
D2 Es
*) Ein neuer ſpaniſcher Schriftfteller verwirret rolina, und des Caudonniere feine, Carlsſchanze ges
Caroline und Carlsſchanze miteinander, Oder ber Heigen, {
hauptet vielmehr, des Ribaut Schanze habe Ca⸗
1564.
3 Gefhichteünd Beſchreibung von Neu⸗grankr. 1B.
Es hatte diefe Schanze eine dreyeckigte Geſtalt. An der meftlichen , das iſt an der
—— Undſeite, wurde ein Graben gezogen, und ein neun Schub hoher Raſenwall aufgeführe:
Beſchreibung Die übrigen beyden Seiten hatteman mit Pallifaden eingefaßt, und Schanzkoͤrbe dahinte
von Carolina, gefeger. An dem Winkel gegen die See ftund ein Bollwerk, und-in diefem das Borrarh
Aufführung
der Wilden
gegen die
Franzoſen ·
nienzweigen bedeckte Wohnung hatte,
die Landeseinwohner braͤchten, ins Vorrathshaus liefern ſollte. Doch die Duelle dieſe
haus, Alles zufammen war von Reiſigbuͤſcheln aufgefuͤhret, und mit Raſen beffeideh
Die Mitte machete einen Platz von achtzehn Schuhen ins Gevierte; daran ſtieß auf de
Mordfeite ein ziemlich hohes Haus, das aber vom Winde bald iiber den Haufen geworfell
wurde, auf der Suͤdſeite hingegen, die Hauptwache, Den Backofen fegere marı zu Ber
meidung der Feuersgefahr außerhalb der Schanze, Denn da an diefer Küfte die Winde
ſehr oft und mit großer Heftigfeit ſtuͤrmen: fo wäre in einem ungluͤcklichen Falle das $
fhen um fo viel unmöglicher gewefen , weil niemand eine andere, als mit Palm-und Sat
In dem Berichte des Herrn Saudonniere von dem, was bey feiner Anmefenheit in Fl
vida vorfiel, wird dem Saturiova ein großes Lob bey leget, weil er feine Unterthanen den
Sranzofen bey ihrer Arbeit fleißig beyftehen ließ. orgues hingegen erzaͤhlet, es ha
der Parauſti über die Erbauung einer Schanze in feinem Sande großen Verdacht, un
über das ftolze hevrifche Bezeugen des franzöfifchen Befehlshabers gegen ihn; nicht weni
Verdruß gefchöpfer. Ueber die Verſchiedenheit diefer Nachrichten dürfen wir uns ni
wundern. Es ift nichts gemeiners, als daß Perfonen , welche beyfammen leben ‚ vond
Gemüthsbefchaffenheit derer Leute, mit denen fieumgehen, ein weit unterfchiedenes Urtheil faͤl
fen, indem einer in eben diefelbige Perfon, welche der andere für hoͤchſt ehrlich halt, ei
gänzliches Mistrauen ſetzet. Es ſcheint alſo, das franzöfifche Oberhaupt babe die verft
te Sreundlichfeit des Wilden für Merfmaale einer herzlichen Zuneigung, andere tiefer ei
fehende aber für eine Wirkung der Furcht oder Lift gehalten.
Das gewiſſeſte ift, daß die Wilden Carolina ohne Unterlaß verſorgeten; fie brachte
Maizmehl, geräuchertes Fleiſch von gewiſſen Eydechfen, daraus fie ein großes Leckerbi
hen machen; ferner allerley,, theils Argeney-theils eßbare Wurzeln; zumeilen auch Go
Silber, Perlen und Edelgefteine, und der Herr von onniere war genöthiger,
Strafe des Todes zu befehlen, daß man alle Metalle, Perlen und Edelgefteine, me
Schäße vertrocknete bald,
29
MEERE ee
Der |
allgemeinen Geſchichte
und Beſchreibung
von Reu drantreich;
ſchickete Herr Laudonniere eines von feinen Schif· 1564.
um daſelbſt um Verſtaͤrkung anzuhalten, und fig ——v “
hrzeugen arbeiten ‚ in der Abficht, fich derfelben zu
| chbarten Fluͤſſen Lebensmittel damit zu ſuchen. Er
nahm darauf den Anſchlag wieder vor, den Mayfluß vom Ottigny hinauf gehen zu laflen,
welchem er empfohl, fo weit ins Sand zu dringen, als er immer Fonnte, vornehmlich das:
jenige wohl zu erforfchen ‚ wo Timagoa Befehlshaber wäre, und nichts zu verabfäumen ,
2 alles deffen zu verfichern , was ihm Saturiova wegen der Berg-
werfe et hatte,
Srtigny richtete dasjenige ‚ WAS ihm aufgetragen worden, genau aus, Er ruͤckete F Entde
in Simagog ein; denn in diefem Theile von Florida führet ein jeder Kreis einerley Na- FIN.
men mit feinem Oberhaupte a); und vermuthlih nimmt das Oberhaupt den Namen fei-
nes Fleinen Staates an, Er fand weder Gold noch Silber dafelbft: einer von feinen Sol⸗
daten aber, den er auf Entdeckung ausgeſchicket Hatte, brachte ihm ungefähr ſechs Pfund
weh J machete ihm viel Shoffnung , noch) weit mehr aus einem fehr entfernten Sande
zu befomm N
Auf dieſe Art ſchienen fich die Dergierfe nach dem Maafe zu entfernen, wie man
fich ihnen zu nähern glaubere, gfeich den vermeynsen Irrwiſchen, welche erft diejenigen,
die ihnen nachlaufen, fie zu aſchen, ſehr ermuͤden, und hernach den Augenblick ver-
ſchwinden, da man fie zu Haben denket. Indeſſen ließen fich unfere Abentheurer da-
durch nicht abſchrecken, ſondern fpeifeten ſich ſtets mit einer eingebildeten Hoffnung, wel-
che fie verhinderte, ſich wirkliche Vortheile zu verfchaffen, die weit Eoftbarer waren, als
die Bergiverfe, und ihnen weniger gekoſtet Haben würden, Endlich, aber ein wenig zu _
fpät, merfeten fie, daß die Wilden nur fücheten,, fie aufzuhalten, um ihnen nach und
nad) ihre Waaren abzunehmen. Dieſe Leute waren unter fich felbft wegen der Dexter nicht
D
3 einig
4) Gareilaſſo de la Vega ſaget eben das von denen Quartieren, wo Ferdinand de
o bald die Feſtung fertig mar,
fen wieder nach Sranfreich,
fleißig an zweyen großen Fa
bedienen, und in den bena
Soto anländete,
x
30 , Gefchichte und Beſchreibung
1564. einig, wo man dieſe Bergwerke firchen füllte, "Die meiften verficherten allemal ,-im- den
Gebitgen Apslache fände fich gelbes Eifen. Man hatte den Spaniern eben das gefageh
und man giebt vor, man habe in der That Kupfer daſelbſt, und auch einige Goldkoͤrnel
unter dem Sande gefunden, den. die Fluͤſſe mit ſich führen, melde von diefell
Gebirgen fommen. T |
Seltſame Auf⸗ Bey Gelegenheit der gedachten Neffe ſtieß einem von den beyden Bruͤdern le Vaſſeu
führung der. eine ſehr fonderbare Begebenheit vor. Als er von Timagoa zurück Fam; fo gelangere &
Wilden. zu einem Paraufti, welcher wider diefe Voͤlkerſchaft FA führere, und ihn fragere, OM
ex feine Feinde zerſtoͤhret hätte, Der Lootsmann antwortete „er hätte einige davon getod
tet, und wenn das Oberhaupt nicht von feinem Marſche Nachriche erhalten, und ſich in
das Gehoͤlze ih Sicherheit begeben: fo wuͤrde nicht ein einziger davon gekommen ſeyn.
mar von dem, was er fügete, nicht ein ort wahr: er hatte ſich aber eingebildet, went
er anders geredet Hätte, fo wuͤrde ihn dieſer Paraufti fuͤr einen Bundesgenoſſen des Time
goa gehalten, und ihm einen uͤbeln Streich geſpielet haben. Der Parauſti fragete ihn
darauf, ob er einiges Haupthaar mitgenommen hätte, Mein erwiederte le Baffeur, das
iſt unter den Franzoſen nicht gewöhnlich.
Darauf nahm einer-von des. Paraufti Seuten einen Pfeil, welcher in der Erde ſtecke⸗
te, und ftieß einen von feinen Spießgefellen, der ein wenig weiter entfernet faß, damit,
und fehrie Hiu, ſteckete den Pfeil wieder hin, wo er ihn genommen hatte, nahm ihn el
nen Augenblick darauf wieder, ftieß eben den Wilden von neuem damit, und wiederhole
te eben das Gefchrey. * So gleich ſtreckete fich der Verwundete Länge lang auf die Erder
ſchien ohne Bewegung und Leben, die Beine und der Körper ſtarr zu ſeyn; und in dem
Augenblicke kamen feine Brüder , feine Schweſtern und feine Mutter und bemeineten ihm
Unter diefem ganzen Schaufpiele tranken der Paraufti und die meiften von feinem Ge
folge ftarf Apalachine, ohne ſich ein einziges Wort zu fagen , und-fie fchienen ſo gar a
dasjenige, was vorgieng, Feine Acht zu. haben Le Baffeur, welcher über alles ‚wai
er ſah, erftaunete, näherte fich dem Oberhaupte, und fragete ihn, mas alles diefes bedeik
tete; und diefer wiederholete ihm ftatt aller Antwort, mit einem ziemlich matten Tone, DIE
Worte Timagoa, Timagoa.
Der ootsmann wandte ſich darauf an einen andern Wilden, um beſſer unterrichtet
zu werden, Allein, diefer bath ihn, nachdem er ihm eben die Antwort gegebeni, nicht
weiter zu fragen. Man hatte indeffen den Verwundeten anders wohin gebracht, und IE
Vaſſeur war neugierig, zu fehen, was man mit ihm machen wuͤrde. Er fand ihn, von el
ner Menge Wilden beyderley Gefchlechtes umringt, welche weineten; und er wurde junge
Maägdchen gewahr, welche eine Art von Mooße wärmer, womit fie ihm den Leib vie
ben. Enblich nad) einiger Zeit ſchien er wiederum -aufzufeben ; und der Wahrheit nad)
hatte er eben feinen gar zu großen Schaden, Der Parauſti fagere darauf zu dem Loots⸗
manne, wenn eine Partey aus dem Kriege zurück Fame, ohne Haupthaare mitzubringen?
fo müfite das geliebtefte Kind des Oberhauptes auf die Art mit ſolchen Waffen geſtoßen
werden, dergleichen ſich der Feind bedienete, damit das Andenken derer Uebel, die man —
Laudonniere litten hätte, erneuert und beſſer eingepraͤget, und man mehr und mehr zur Rache
will den Sa⸗ ermuntert würde | n
turiooa nicht Indem diefes vorgieng , ließ Saturiova den Saubonniere fragen, ob er fich erinnet⸗
in den Krieg 1, daß er. ihm das Wort gegeben, ein Freund feiner Freunde und ein Feind feiner gend!
i
J
fr
begleiten.
”
von Neu⸗Frankreich. II Buch. zu
zu fett; und ob er gefonnenwäre, ihn auf einem Zuge zu begleiten; wozu er ſich mit ſei⸗
nen Unterthanen wider Timagoa anheifchig gemacht. Der ſehlshab
er haͤtte ſein Berfprechen nicht vergeſſen: feine Gegenwart aber wäre in ſeiner Schanze annoch
noͤthigz uͤber dieſes haͤtte er zu einer ſolchen Reife nicht Lebensmittel genug; wenn er
aber noch zween Monden warten wollte, ſo wollte er an der Spige feiner Soldaten mit
ihm ausmarfehien, Dieſer Verʒug ſtund dem Parauſti nicht an, deſſen Truppen ſchon
beyſammen waren; er gweifelte fo gar, ob die Franzoſen nicht Zeit zu gewinnen ſucheten,
um ihm ungefirafer ihr Wort nicht zu halten: er ließ fich aber damals nichts davon mer⸗
fen. Er gieng mit feinem Heere ab, welches aus fünfhundere Mann hoͤchſtens beftund,
die Huͤlfsvoͤlker mit darunter begriffen ; welches eben feine große DVorftellung von dieſem
dermepnten unumſchraͤnkten Behertſcher moachet welchen einige von unſern Nachrichten
den großen Koͤnig Satur ova nennen. u =. |
Bevor er fich ins Feld begab, ſtellete er alle feine Leute in Schlachtorbnung , und
nachdem ar Sich dem Ufer des Fluffes genaͤhert, ließ er Halte machen ‚um eine Ceremonie
zu verrichten, welche zu unterlaffen, die een nicht erlauber. Er feßete
fid) anfänglich auf die Erde, und feine Linterthanen um ihn herum, in eben der Stellung,
| r, welches man ihm in einem Gefäße brachte; und kaum bat-
te er es in der Hand, fo ſchien er in ſolche Bewegungen zu gerathen, worinnen uns die
Dichter die Pyrhoniffinnen und Sybillen vorfiellen. Die Augen giengen ihm auf eine
abſcheuliche Art in dem Kopfe herum; und er drehete fie ohne Aufhören gegen die Sonne,
welches eine Halbe Stunde mic folcher Heftigfeit waͤhrete, die niche zu befchreiben iſt.
Als er etwas ruhiger geworden war; ſo goß er einem jeden feiner Unterthanen ein
wenig Waſſer auf feinen Kopf. Darauf wurde er gleichfam von einer Bewegung der Ra⸗
ſerey angegriffen, goß das Uebrige ing Feuer, welches man ausdrücklich angezündet: hatte,
und rief aus allen feinen Kräften: He Timagoa! Das ganze Heer wiederholete ſo gleich
eben das Ge ſchrey; undauf dieſe Loſung erhoben fich die Häupter ‚ und alles gieng auf der
Stelle zu Schiffe. Man erklaͤrete nachher Diefes Ceremoniel den Sranzofen. Man fagete
zu ihnen, es hätte Saturiopa die ganze Zeit feiner Begeifterung über nicht aufgehoͤret,
ie Sonne um den Sieg über feine Feinde anzuflehen; und eben der Eifer feines Gebethes
hätte ihn in den Stand geſetzet, worinnen man ihn geſehen haͤtte. Indem er Waſſer auf
das Haupt feiner Unterehanen gegoffen: fo hätte er Geluͤbde gethan, um zu erhalten, daß
fie mit den Hau en feiner Feinde zurück kaͤmen; und da er das Mebrige ins Feuer ger
goſſen, ſo habe er fein langen bezeuger , das Blut des Timagoa bis auf den legten
Tropfen zu vergießen, Be 4 ‚
Die Krieger kamen na
Dorfe, welches fie angreif
‚Befehlshaber antwortete ihm,
1564.
Coremonie,
fich zum Krie⸗
ge anzuſchi⸗
cken,
ch einer Schiffahrt von zweenen Tagen zehn Meilen von dem Sieg des Sa⸗
en wollten, Dafelbft hielten fie Kath, und es wurde befchlof turiova.
fen, die Hälfte des Heere felbft hielten fie Kath,
4 Bi te feine Reife zu Waſſer fortfegen, die andere aber zu Sande
geben; und die beyden Haufen follten mic Anbruche bes Tages an zweenen Orten in den
feindlichen Flecken eindringen, man follte alle Mannsperfonen niederhauen, die Srauens-
perſonen und Kinder aber verſchonen; um fie zu Sclaven zu machen, Alles diefes wurde
Pünctlic, ausgeführer, der Feind überfallen, und alles, was vermögend war, Widerftand
zu thun, niedergehauen: Man machere aber nur vier und zwanzig Gefangene, Die Sie-
ger , welche befürchteten, man möchte ihnen den Ruͤckzug abfehneiden nahmen fich kaum
Zeit, den Todten die Haupthaare abzulöfen, und der Sonne für einen fo glücflichen Er—
ſolg⸗
2 Sefebichre umd Beſchreibung
1564 folg zu danken. Sie kamen in Eil wieder zu ihren Piroguen, und ſchiffeten fich ein, *
dem fie die Gefangenen unter ſich getheilet hatten. Denn was bie Beute anbetrifft:
find diefe Völfer nicht, gewohnt, fich damit zu beladen, und es ift auch wenig bey Leuten
zu gewinnen, welche nackend geben, und ftets ſehr forgfältig find, ihre Lebensmittel
zu verbergen. Bi.
Was wegen Saturisva, welcher dreyjehn Gefangene zu feinem Antheile Hatte, Fam den andern
der Gefange- Morgen nad) der Schlacht zu Hauſe an; und fo bald die Haupthaare, die er mitgebracht:
nen mit ihm hatte, an feiner Thüre, mit Sorbern geschmückt, nach Gewohnheit erfihienen, fo war De
und Landon ganze Flecken in Thränen bis an den Abend. Darauf änderte ſich Die Scene, und dit
nieren vor- ganze Macht wurde mit Luſtbarkeiten bingebracht. Den folgenden Tag ließ
geht. dem Parauſti wegen ſeines Sieges Gluͤck wuͤnſchen, und ihn bitten, er moͤchte ihm doch
zween von feinen Gefangenen ablaſſen. Seine Abſicht war, fie wieder nach Timagoa zu
ſchicken, um ſich diefe Nation gewogen zu machen. Denn nach aller Ueberlegung hatte
weislich geurtheifet, das Beſte der Colonie erforderte es, mit allen diefen Völkern gut‘
leben, und fie unter einander zu verföhnen, wenn es möglich waͤre.
* Saturiova gab ihm eine abfchlägige Antwort, die mit-einigen Vorwuͤrfen begleit
war. Der Befehlshaber glaubere, es läge feiner Ehre daran, bey diefen Wilden ni
nacjzugeben. Er brach auf der Stelle mit vierzig ganz bemwaffiteten Keitern auf, un
gieng zum Paraufti, Er trat allein in feine Hütte, nachdem er fie von feinen Soldat
umringen laſſen, feßete fich neben ihm, ohne ihn zu grüßen , blieb einige Zeitlang in di
fer Stellung, ohne ihm ein Wort zu fagen ; darauf fragete er ihn: mo feine Gefangen
wären? Saturiova erftaunete, ſich in feiner Wohnung fo getrotzet zu fehen, und blieb
ebenfalls eine Zeitlang , ohne zu antworten. Darauffagete er mit einem ziemlich) trogigel
Tone: die Gefangenen wären über den Anblick der Franzoſen erſchrocken, und hätten fi
in das Gehölze geflüchter, und er wüßte nicht, wo er fie fuchen follte,
$audonniere ftellete fich, als ob er ihn nicht verftanden hätte, erhob feine Stimmen
fagete, er wollte Diefe Gefangenen fehen, und man follte fie den Augenblick kommen 17
fen. Saturiova befahl darauf einem von feinen Leuten, er follte ſie ſuchen; und eine
Augenblick darnach erfchienen fie. Dieſe Ungluͤcklichen fahen gleich anfänglich aus de
MWefen des franzöfifchen Oberhauptes, daß feine Abſicht nicht wäre, ihnen Uebels zu thu
und fie wollten ſich zu feinen Füßen werfen. Er ließ ihnen aber nicht Zeit dazu; ſtu
auf,gieng aus der Hütte, und befahl ihnen, ihm zu folgen. Er führetefieinfeineSchangt
wo er fie wohl bewirthete. Darauf gab er fie dem Herrn von Erlach, und einem von dei
beyden le Vaſſeur, in die Hände, denen er auftrug, fie wieder in ihr Sand zu Füße
i
Er gab zu gleicher Zeit dem Saturiova Nachricht von dem, mas er gethan hatte, und
Bete hinzu, er thäfe folches, um den Frieden zwifchen ihm und Timagoa wieder herzuſtel⸗
len. Die Berhaltungsbefehle dieſer beyden Abgefchickten enthielten auch, nichts zu unge
laſſen, fih der Treue des Timagoa zu verfihern, Darauf zu einem großen Haupte, na
mens tina, zu geben, unter welchem Timagoa zu ftehen ſchien, und deffen Macht mall
ihm — herausgeſtrichen hatte, ihn ſeinetwegen zu begrüßen, und ein Buͤndniß mic ih
u machen. | rl
: Indeſſen Fonnte es Saturiova nicht verdauen, auf was für Art ihm war begegnt
worden. Er mar aber doch Meifter genug über fich, feinen Verdruß fo lange zu verbet⸗
gen, bis er eine günftige Gelegenheit fände, ſich zu rächen. Er lief fogar dem Befehl
a
\ |
| von Nu⸗grankreich· U Buch. 33
haber zu Carolina Kran konnte mie Timagoa Unterhandlung pflegen, wie er es fuͤr
dienlich achen a was man auöttachere," Er beflißfih — or
fo gar, ihm mehr Moerkmaale · des Vertrauens zu geben, als jemals‘, "und machere ihm
viele Geſchenke "Seine Abficht war om alles Mistrauen zu benehmen / damit er ihn
deſto leichter ͤber rumpeln koumte. "> Ei ſehr ſeieſamer Zufal aber , worte ich nur diejeni⸗
gen I laffe, welche Zeugen davon g n ſeyn wollen ‚machte; daß der Paraufti dafuͤr
biefe ; das Sicherfte und‘: eilhafteſte für hn wurde fen, daß er mit ten Tranzofen
gut Tebere,! Irma rn in eng init Kg |
¶Den 2rften Auguſt donnette es eine halbe Meile von: Carolina fo erſtaunlich daß Entſehzliches
nicht allein die buft / ſondern auch Pad ch rer zu ſeyn ſchienen· Auf dies Donnern,
fen erſten Sturm folgeten Hiele andere, drey Tage lang kurz auf einander‘, und das be:
ſonderſte Dabey war, daß uß dergeſtalt davon "erhiger wurde, daß man ihn kochen
fad ; und eine imgeheuers Menge Fiſche ftarben davon. Die Wälder fingen auch an wie:
len Deren Feuer und ſo ploͤtzůch daß nicht alle Vögel Zeit hatten, füh zu retten, und.
ihrer eine große Anzahl umeamen urn isn —
Die Franzoſen wußten nicht, was ſie von dem was fie ſahen, denken ſollten. Ei—
wige bildeten ſich invie Wilden haͤtten, um fie zu zwingen, aus ihren Lande zu gehen,
ihre Felder und Walder in Ben Brand geſtecket, damit fie ihnen alle Zuflucht benahmen /
sind fie dor Hunger umkommen ließen
\ om wenn fie durchaus bey ihnen bleiben wollten. Die:
fe Wilden aber feßeten ſich ganz andere Eindifdungen in den Kopf ; und Laudonniere, wel-
cher ſolches wahrnahm, wollte fie nicht aus ihrem Irrthume bringen. Sie zweifelten
nicht, daß nicht diefes ganze Gewitter eine Wirfung des franzöfifchen Geſchuͤtzes ſey, und
ließen den Befehlshaber bitten’, folches gefehteind aufhören zu laſſen, damit der allgemel-
ben Entzündung vorgabeuiger wide, wonn fie bedrohet zu werden glaubeten.
engenwelche diefe-Birte an ihn ergeßen liefen, ivaven Unterehanen eines Songs Laudonniere
U BE faubonniee ebenfalls bie Gefangenen gefaent gre „MC! fh
und er ſi € - Diefer Befehlshaber anmwortete feinen gyyge, !
Abgeſchickten das Ungluͤck, deſſen Folgen fie mit ſo vielem Grunde befürchteten , wäre
eo Lehnen, wenn er bey feiner Weigerung beharrete, vi Diefe Koiegestift: hatte
alten glütfichen Erfotg, dem ſih Saudonniere bayon — — "Der Paraufti
ſchickete Din, ohne einen Augenbiict zu verziehen, feine Gefangenen, und kurze Zeit darauf
loſchete das Feuer aus. Die nzoſen hatten es: wohl voraus geſehen · das Oberhaupt
der Wilden aber war noch fo erfcheocen ‚ daß er auf fünf und zwanzig Meilen weit davon
floh und ſich in woenen Monaten nicht wieder ſehen lo Indeſſen war die buft ſo erhi⸗
bet, und das Waſſer des Fluſſes von der ungeheuren Menge todter Fifche darinnen derge—
ftalt vergiftet, Daß die meiften von denjenigen‘, Die Damals davon tranken krank wurden ;
es ſtarb aber Fein Franzoſe yayanı u a e eh. ml Mh 2.
Din zoten des Herbſtmonates gingen von Erlach und Te Vaſſeur mit einem Sergen: gyn Erlach
een und zehn Soldaten ab um alle Gefangene wieder nach Timagoa zu bringen," -Machetige ein voil-
dem fie ſolches verrichtet: glengen fie His zum Utina, welcher neunzig Meilen von Ca-des Ober:
tolina wohnete ind wurden Bon dieſemn Paraufti: mit · großen Freudenbegeugungen em: u a
Pfangen. Er stftete ich, wider einem bon feinen Feinden, Namens Poramı, auszuziehen, Rn —
und vermochte den Harn von Erech thn Bien Zuge zu begleiten. Dieer Dfficier
Allgem, Reifebefchr. XIV Band, € aber |
1564.
Vtina richteten ein großes Blutbad unter den Flüchtigen an, und nahmen eine: Menge ge
Aufruhr zu
Carolina.
entbehren. „Diefem muß man noch beyfuͤgen, daß ein Abentheuver die, meiſten uͤberrede
"Hatte, er beſaͤße ein Geheimniß, Goldadern zu finden, und der Beſehlshaber ihm nicht
wirkliche Tyranney angeſehen. Man ſagete öffentlich, die Abſicht des Koͤniges und des
ch nge öftenelich , die Abfi
24 SGeſchichte und Beſchreibung
aber nahm nme die Häffte von ſeinem Gefolge mit, und ſchickete die uͤbrigen mit dem l
Vaſſeur wieder in das Fort. Er gab ſolchem einen Brief an den Befehlshaber mie, von
dem er Befehl verlangete;, wie lange, er ſich beym Utina aufhalten ſollte m on
Dieſer Parauſti begab. fic) wenig Tage darnach mit wenigen, geuten ins. Feld, we
ex feinen Feind zu überrumpeln glaubetes.. En wurde aber ſehr beſtuͤrzt als er ihn mic fe
ner ganzen Macht ihm entgegen: kommen ſah. Erlach ſprach ihm ‚einen Much ei
und da auf den erften Flintenſchuß Potanu felbft zur Erde geftrecket wurde, ſo verlor die⸗
fes große Heer das Herz, und wandte den Ruͤcken, obgleich auch ein Franzoſe im Anfam
ge duch einen Pfeil getodtet worden. Es iſt wahr, er wurde gut geraͤchet. Erlach und
fangen. Kaum waren fie beym Utina zurück gekehret ſo ſchickete Laudonniere ein Zah!
zeug / Erlachen abzuholen, welchem der Parauſti ſehr ſchoͤne Geſchenke machete. CH
ſchickete auch dem Befehlshaber der Franzoſen einige, und darunter waren Stücken Gold
und Silber. Endlich gab er Exlachen fein Wort, wenn die Franzoſen feine Unter
thanen braucheten,, fo follten fie fters fechs hundert bereit, finden, ihnen wider alle and. jef
zuädienen) mind neue) et end a a rn he EEE
Was Saudonnieren genöthiger hatte, Erlachen zurück zu ‚rufen. war, weil or wert
nommen , daß ſich heimlich etwas wider ihre anfpenn. Die Freywilligen, ‚welche mel
fiens Edelleute waren , nahmen es fehr übel, daß der Befehlshaber fie mic.den.geringftei
Handwerksleuten zu einerley Arbeit brauchete; und jedermann beflagete ſich Darüber, daß
er nicht einen einzigen Prediger nach Florida geführet , ſo Daß nicht der geringſte öffenchi
che Gottesdienft gehalten würde - Vornehmlich aber wurde das Misvergnuͤgen der anal
ſien dadurch erreget, daß man ſich auf dem Puncte ſah, auf einmal aller Lebensmittel zl
hatte erlauben wollen, ſolches zu verſuchen. u
So weife auch diefe Aufführung vom Laudonniere war, ſo wurde, fie doch als ein?
ft *
m NN ayg
7
Sowas —ſ * — Alles dasjenige zu entdecken, was dag
fand von Reichihuͤmern in ſich hielt; und man wiederholete ohne Unterlaß, weder Coll
gni, noch ſeine Majeftät hätten ſo viele rechtſchaffene Leute nach America ſchicken wollen
daß fie daſelbſt wie Sclaven gehalten werden und Hungers ſterben ſollten. Dieſe Reden
famen bald aus den Privargefprächen in die öffentlichen Verfammlungen und von dent
Murren kam es zu Verſchwoͤrungen tiber das geben des Befehlshabers, welcher nicht w
nig ee hatte, ſich vor denen Fallſtricken zu hüten „Die man, ihm zu verſchiedene
malen legete, FR Oma Ang met SM ae ST End dir
Nichts deſtoweniger hielt er dafür, die ſchlimmſte Partey, die er bey fo kuͤtlichen
Umftänden ergreifen fönnte, wäre, wenn er nachgaͤbe. Er ließ anfänglich einem Spike
buben , welcher fein Vertrauen misbrauchete, um ihn zu verrarhen , fein Recht thun.
ſchickete darauf diejenigen von den Aufrührern nach Frankreich, por denen er fich am, mei
ften fürchten zu müffen glaubete ʒ und bedienete fich dazu eines Schiffes welches im Herbſtmonat
nach Florida gekommen war, und den ofen des Wintermonafes wieder unter Sul
5
;
gieng. Er glaubete nunmehr, es winde ihm leichter. fallen, den Meifter zu fpielen 2
betrog ſich aber. Das Feuer des Aufruhres war nicht erſticket, ſondern nahm vielmeh⸗
3173 ar, rn deſt⸗
|
‚won Nez Sranfreich. (Buch. 35
efko flärken zu, Aue ſich der Befeblshabeeigarjü frußrüberredere,.nielunmußigen. Köpfe 1464.,
‚hätten Eeinen Anführer.) ‚Er erkannte feinem Jerthum bald, imd: ergriff andere Maafire- ——
gen, alle ihre Anfchläge zu Hintertreiben.n@ "Er fuchere alle Diejenigen ans‘, «yon denen er
uttbeilete „ daß er ihnen am wenigften trauen dürfte, und ſchickete fie unter der Anführung
eines Evelmannes; "Namens la Roche-Serviere, nad) Utina, mit dem Befehle, dieſes
Land vollends zu entdecken, und behielt den mer und von Exlach,feinebeyden oberften ‚<
Dfficier bey fih, von denen er wußte, fie feiner Perfon ſehr zugethan waren, 7 mm 2
9 Dieſe leeren — ihn nicht alle -Misvergnügte ge· Viele Frätize-
kannt. Wenig Tage nach des la Roche · Ferriere Abreife ‚nahmen dreyzehn Matroſen ei⸗ fen verſchwin⸗
ne von den beyden Barken weg; deren man ſich bedienete, Lebensmittel zu holen , und den.
verſchwanden. Zween Zimmerleute, die kuͤrzlich aus Frankreich gekommen, bemaͤchtigten
ſich der andern, und man bat niemals erfahren. koͤnnen, wo fie hingekommen. Beil
man dergleichen Fahrzeuge nicht entbehren Fonnte: ſo ließ Laudonniere zwey andere bauen.
Sie waren aber noch nicht fertig, ais eüvnöffenelicher Mufftand den. Befeptshaber‘ auch
diefes Hülfsmittels beraubete, unddie ‚bie Hälfte ihrer Einwohner brachte.
Ein Genfer rep ween Franzoſen, welche Des Fourneaux Die Aufruůͤh⸗
und la bießen mes einigen Freywilligen und ziner großen Anzahl Soldaten rer wollen auf
in den Kopf, auf die Spanier zu ftreifen , indem fie diefelben überrredeten , die Wegneh- die Spanier
mung eines Schiffes diefer Nation, oder die Plünderung der Fleinften Bicoque würde ge: BEten-
nug ſeyn, fie auf Jeitlebens zw bereichern. Die Partie wurde bald gemacht ‚und die An-
zahl dieſer neuen Corſaren belief ſich auf ſechs und ſechſig, unter welchen einige waren, die viel⸗
mehr aus Furcht vor der uͤbeln Begegnung, womit ihnen die Aufruͤhrer gedrohet hatte,
als aus Begierde und Hoffnung zu einem beſſern Gluͤcke, ſich mit ein elaſſen. Die Aus⸗
ruͤſtungen geſchahen ſehr geheim; und eines Tages, da der Befehlshaber krank zu Bette
109, traten fünfe son ben Heighafteften wohl bemaffter‘in fein Zimmer; viere blieben an
der Thũre (eben , und ein einjiger mäßerte fich feinem Bette, “und meidete’ihm;, fie wären
ntſchl — längft nischen Inſeln zu A TAT a ac
* * ‚Er antwortete Ihnen "ehe man einen ſolchen Anſchlag ausführete, muͤßte man vieler⸗ Sie zwingen
ley überlegen und es koͤnnten ihnen die ausdrücklichen Verbothe, die er von dem Könige den Befehle:
undder Königin Regentinn Hätte, nicht unbekannt ſeyn, ex follte nicht zugeben, daß iv; haber ihnen
gerD ost Von denen , ie unter feinen Befehlen fkünden , etnas ibn die eaſtitan ſchen ae
Pflanzftädte umternäßme, = Wir haben alles überleget ,“erwiederte der Aufrührer zdie gen,
Partey iſt ergeiffen, und nicht mehr zu ändern , und
u ——
a — —
| | Aund fie widerſehen ſich ſoicher vergeblich,
Abſcheuliche Shwire folgeten anf dieſe —————— die andern gleich⸗
Falls mit vielen Schrpizen heran kamen, fo durchfucheten fie alle Winkel des Zimmers,
und ließen nichts darinnen , was ihnen dienlich feyn Fonnte. Sie verwundeten auch einen
Edelmann welcher auf dag gärmen herzugelaufen war, und es für feine Pflicht hielt,
diefen Gewaltthaͤtigkeiten Einhau zu ehum, u Aal mkenn *
ana Sie shacen noch eher “fie pemächtigeen ſich der Perfon ihres" MBefähtsfabers , amb
aachen in anf ein DAbtjeUg „ weidhesiger Sehatije gegen ben von Anker ag , voo fieifh
vierzehn Tage lang mit einem Bidie men den fieäpın zu feiner Aufwartung aeläffen, im
‚Gefichte behielten. Vornehmilich wollten fie einem Sergenten zu Leibe, Namens la Cail⸗
le; und ſie hotten ſich entſchloſſen ſich denſiben yon Halſe zu ſchaffen. Er entwiſchete
onen aber und verbarg ſich in dem Geäte, Endlich fegeren fie eine Commißion auf, fo
er € 2 wie
* Gecſchichte und Beſchreibung
1564. tie fie ſolche wollten, indem mericanifchen Meerbuſen zu kreuzen, und trugen fie zu dem
Befehlshaber, den fie mit dem Dolche an der Kehle zwangen, ſolche zw unterſchreiben⸗
Auf eben die Art zwangen fie auch einen von den beyden leBaffeur, ihnen feine Flagge aus⸗
zuliefern, und einen andern Lootsmann Trenchant: genannt zufiegunbegleiten. ml
Sie trennen Sie hatten die beyden neuen Fahrzeuge bewehret / und giengen den gten des Chriſt
ſich und eini⸗ monates unter Segel. Ihre Abſicht war, gerade nach der Inſel Hiſpaniola zu gehen und.
ge fommen Naguana, eine damals aufehnliche Stadt zu plündern ‚wovon man moch einige -Liehe®
Rn 1 bleibfehgwo Meilen von Leogane fiehtz und ſie macheten ſich Rechnung, ihre, Maaßre⸗
geln dergeſtalt zu nehmen, daß ſie die Weihnachtsnacht ihren Angriff, thun koͤnnten, wenß
jedermann in der Kirche waͤre. Allein, fie hielten ſich noch in dem Mayfluſſe auf, als fe
untereinander uneinig wurden. ¶Die beyden Fahrzeuge trenneten ſich nach einem großen
W6bvartwechſel. Das eine folgete der Kuͤſte, um vor der Inſel Cuba; vorbey zu fahren
das andere gieng gerade in die See, um vor den lucayſchen Inſeln vorbey zu ſegeln; und
es iſt ſehr wahrfcheinlich , daß dieſes letztere im Meere umgekommen, wenigſtens hat maß
nichts mehr. von ihm gehoͤet . .. ee ar
Die andern Das erſte auf welchem der Lootzmann Trenchant war, und von einem Namens
machen eini· Oranger, gefuͤhret wurde, ‚traf nach einigen Tagen eine ſpaniſche Brigantine an, die mit
ge Priſen. Weine und Caſſave beladen war. Es bemaͤchtigte ſich derfelden, und Oranger ließ alle
diejenigen, die ihm auf ſeinem Fahrzeuge beſchwerlich waren , mit einem Theile der Sehen
mittel hinein ſehen. Darauf erreicheten unfere Abentheurer Die weſtliche Kuͤſte der Inſe
Hiſpaniola, erquicketen ſich in einem Hafen bey Yaguana, kalfaterten daſelbſt ihre Priſe⸗
‚welche lak war; ‚undigiengen nad) Baracoa in der Inſei Eubası Sie fanden indie
ſem Hafen eine. Caravelle von funfzig bis ſechzig Tonnen, worauf fein Menſch war, be⸗
maͤchtigten ſich derſelben, und ließen ihr Fahrzeug dafuͤr da. Von da giengen fie wiede
nach der Inſel Hiſpaniola, und nahmen bey dem Cap Tiburon eine reichbeladene Pate
he weg, auf welcher der Statthalter von Jamaica mit feinen, beyden Söhnen war ; web
the ihre Gefangenen blieben. „near: ns g nachhinnet nad Rand), nenne?
Was ifrenzu Sie macheren fih-Rechnung, ein gutes Loͤſegeld von ihnen zu bekommen. Als ſie
Samatea wie fich aber Jam⸗ atten ſo fiel dem Statthalter um fich, ans ihren Händen zu
derfaͤhrt. ziehen, eine Liſt ein, welche ihm gluͤckete. Er that ihnen den Vorſchlag, einen won feh
* nen Söhnen mit einem Briefe an feine Gemahlinn zu ſchicken, welcher ihr feine. Gefan⸗
genſchaft berichten und die Summe Geldes bringen folltey worüber er ſich mit ihnen pers
glichen hatte, : Sie geriethen in Diefen groben Fallſtrickʒ und der Statthalter ; nachden
er Drangern einen Brief gewieſen, welcher nur Dasjenigenenthiele, was er geſaget harter
gab dem Brieftraͤger geheimen Befehl, welcher geſchwind ausgeführee wurde. 1, Einige
Zeit darnach bey ſehr frühen Morgen erſtauneten unfere Corfaren ſehr, als ſie ſich von
dreyen wohl bewaffneten Fahrzeugen, worinnen viele Leute waren ‚angefallen ſahen. Die
Partey war fehr ungleich, daß fie hätten ein Treffen wagen koͤnnen. Die Caravelle, vor
auf Oranger mit dem eaſtilianiſchen Statthalter war, wurde genoͤthiget, ſich zu ergeben⸗
Die Brigantine, welche. fünf und zwanzig Mann fuͤhrete, Harte Zeit, ihre Taue zu kab
pen, und, in die See zu laufen. Ihr wurde nachgeſetzet, aber ein wenig zu-fpär, und
man konnte ſie nicht mehr einholen. Sie fuhr um das Vorgebirge St. Anton, herum
welches an der Weftfpige von Cuba liegt; darauf ſegelte fie laͤngſt der ganzen nordliche
Küfte diefer Inſel hinn. 3 —
antwortete
then; Indeſſen entfi d doch eine Fleine Bewegung unter den Soldaten, und viele ver=
Tangeten, die Strafe
X itte sv dee HIT
Als er aber mit vielen Waaren verſehe
*
von Neu⸗Frankreich Buch. —
> Der Lotsmann Trenchant welcher fie fuͤhrete beredete ſich darauf mit einigen Ma: sog
erofen, von der Amadi —— die man mit Gewalt, eingeſchiffet Hatte , fo wie ihn, ——
und bedienete fich.der Nacht, um nach dem Canale Bahama zu fahren, in welchen er ein⸗ Rocktehr el
lief, ehe es die andern wahrmahmen. "Sie verwunderten ſich ſehr, als ſie das Land von niger nad)
lorida erfanntens es war aber kein Mittel mehr, wieder davon zu fommen. Es fehle: Carolina.
te ihnen an tebensmitteln, ‚und fie wußten nicht, mo ſie ſolche fuchen follten. ‚ Sie muß-
sen ſich alſo nothwendig führen laſſen und ſie waren nur noch einige Meilen von dem
5 als Saubenniere Nachricht erhielt es uehe ſich ein Fahrzeug: fehen, worauf
Franz en waͤren. %4 Tuner mr he ed
0) Richt lange darnach legete ſich die Brigantine bey der Einfahrt in den Fluß vor Ans
fer; und da die Zeitung davon nad) Earolina gefommen war: fo ſchickete der Statthalter
Trenchanten Befehl, er ſollte ſich der Schanze nähern... Die Aufruͤhrer wollten ſich wi⸗
derſetzen. Es wurden aber dreyßig Soldaten abgeſchickt, welche ſich der vier groͤßten Auf⸗
‚greifen ließen. Mar iegete ihnen an Hän-
macht; und Dev Kriegesrath hat⸗
auerben. Sobald die "Brigantine por der Schanze Anker
worfe es man jenesmann Ausfteigen , und Laudonniere erſchien an ber Spitze feiz .
ner Truppen , das Urtheil wider die vier Haupter der Empörung vollziehen zu laſſen. ” *
Da dieſe Ungluͤckuchen Feine Hoffnung mehr fahen der ſo wohlverdienten Strafe zu Strafe der
ensgebens fo-fingen fie an, zu bethen. ¶ Indeſſen fand--fich doch einer darunter, der ſich Schuldigen.
gegen die Soldaten mwandte, ihnen die Arme reichete, und fchrie:. he! Kammerathen,
wollet chr leiden/ daß wir auf diefe Art umkommen ſollen? Der Befehlshaber
ihm, Die Soldaten des Koͤniges erkenneten Feine Aufruͤhrer fin ihre Kammera⸗
2 dr,
der Müffethäter follte verwandelt werden, Laudonniere ließ fich fehr
| ae Endlich. gefund,ge, ipnen zu, daß fie: ducch Die Spiekruchen
aufen fo b mit dem Di nemach ihrem. Tode an den Gal«
gen kommen fol ‚ Die Bollziehung dieſes uͤrcheles geſchah auf der-Stelle. Der Gen-
fer Stephan, la Croix und des Fourneanr waren. von der Auzahl dieſer wieres. den Ra—
men des vierten habe ich nicht entdecken koͤnnen. * — sis Solar Rise mer
— doß ſich das frangoſiſche dlorida bevdlkerte vunde es mehr und mehr ent: Nee Enthe⸗
dece «0 Roche datiece mar. biszu den benachbasteni,‚Bölfeen der apalachifchen Gebirge ungen.
gedrungen⸗ datte- mic vielen Parauftien ein Buͤndniß gemacht, und ohne ſich viel um den
Utina zu *— welchem
nen
n, e
ten.
dieſe Unterhandlung ein Vergnuͤgen machete,. war er wie⸗
a. nefchenfen, für den Herun $ jere von feinen neuen Bunbesgenof-
ſen nach Carolina gefom en. für den Herrn audonniere von feinen g
mon. Dieſer Befehlshaber machete fich von dieſen Entdeckungen
große Hoffnung; und das um fo — —— den erhaltenen Geſchenken ſehr koſt⸗
bare Sachen waren. Es waren Kleine Gold- und-Silberplatten, vorgegebene Stüde aus
Dergwerfen, ſehr wohl gearbeitete Maſtkdebe „feine Haͤute, mit Gold beſchlagene Pfeile,
von Voge ſedern gewebete Taperey, zugram die Arbeit jepr zart war, blaue und grüne fix
gutiete Steine, Beile, bie von dieſen Steinen gemacht waren, und andere Gel:
senheiten von ber Art. Es mar auch ein Soldat ; Namens. Peter Gambie, mit Er-
aubniß des Befehlspabers ausgegangen das Sand von einer andern Seite zu entdecken.
N wiederum zurück kam, die er mit europälfchen Sal
RE na am an tenhei⸗
38 Geſchichte und Beſchreibung |
1365. tenheiten eingetauſchet Hatte: fo wurde er in feiner Pirogue von zweenen Wilden ermorde
— die ſich angebothen hatten, ihn zuführen,
Begebenheit Man vernahm zu gleicher Zeit, daf ſich ziemlich weit von Carolina gegen Siven
zweener SpA: ungen Europäer bay einem Parauftt, Namens Onathaga ,befaͤnden; und Saudonniekt
wer ließ fie von ihm mie Bggahlumg ihres Loͤſegeldes ——— Der Paraufti machere keint
S fie ihm unter dieſer Bedingung wieder zuzuſtellen, und fie wurden no
der Schanze ge bracht, Es waren zween Spanier, die man dem Vofehlehaber ganz 1a
ckend darfteflere, Sie hatten Haare auf dem Kopfe, welche fie noch fo ziemlich dis’
Das Knie bedecketen. Man Fleidere fie anfänglich. Darauf ſchnitt man ihnen die Hach
ab, welche ſehr ſchmutzig und verwirret waren Einer von den beyden Hatte unter feine
ein Std Gold verftedfer, welches ungefähr fünf und zwanzig Thaler werth wary mM
weder er, noch fein —— wollten zugeben, "Daß man die Haare wegwuͤrfe die mo
ihnen abgefchtitten hatte. Sie hoben fie als eine Koſtbarkeit auf, um fie ihrer Zamil
als ein Denkmaal der Tangen Gefangenſchaft zu ſchicken die fe —— Hätten. 0x)
Verfchiedene in. Diefe beyden Leute erzähleten, Daß außer dem Onathaca welcher feinen Si art
— öfttichen Küfte ver Halbinfel Florida Härte, ſich ander weftichen ‚noch: ein ander?
— Sloridan Cacique, Nantens Calos b), befände, "welcher eben fo mächtig wäre ,' als der afteyu
ihm an Reichthume ſehr uͤbertraͤfe. Er befaͤnde ſich auch an der Duelle der Bergw
woraus alles Gold, Silber und Edelgeſteine kaͤmen, welches man in Florida’ gefundell
hätte: die meilten Schiffe - welche bey der Ruͤckkehr —* America Schiffbruch gelitten
wären bet feinem Lande geſcheitert. Die beyden Spanier verſicherten; dieſer Wilde hat
einen Graben ſechs Fuß kief und viere breit, gegraben, welchen er mit allerhand Reichth
mern angefüllet Hätte, Er hätte wirklich vier bis fünf vornehme Frauen, mit ihren RM
dern bey fih, weiche vor funfzehn Jahren etwan mit ihnen Sdifbeuch gelitten; dieſt
Wilde haͤtte das Mittel gefunden ‚ feine Unterthanen zu überreden, alle feine _. im
Pop:
‘wären die Frucht von der Gewalt, die er hätte , fie von der Erde hervorbringen zu laſſen
und alle Jahre zur Zeit der Erndte opferte er einen. Menſchen, torte genen '
von —— war, die ein Sturm in ſeine Hände sefiefer Gate. Ba amtnei
Sie riethen darauf' ven Franzofen, den Floridaner a micht zu Be
wären niemals mehr zu fürchten , als wenn fie am meiften tiehfofeten, ‚Sie feßeten Hit
zu, fie fünden dafür, fie wollten fich aller Schäge des Calos bemächtigen, wert mall
ihnen hundert bewaffnete Mann geben wollte, Einer von ihnen ſagete noch ; da er ofl
‚mals vom Onathaca, feinem Herrn, an diefen Caciquen geſchickt worden: fo habe er fl
‚auf dem halben Wege einen großen See füßes Waſſers entdecket / Serrope genanne,
deffen Mitte eine Inſel wäre, deren Einwohner einen großen Handel mit den Dark
von ihren Palmbäumen , und noch mehr mie einer gewiſſen Wurzel trieben / woraus nd
Brodt badete, deren Namen fie aber nicht wuͤßten. J
Laudonniere Nicht lange nach der Ankunft dieſer Spanier, ließ Saturiova den Herrn von sal
machet Friede donniere von neuem bitten, fich mit ihm zu vereinigen, um den Utina und Timagoa F ”
unter den hekriegen, oder menigfteng die Franzoſen zuruͤck zu vufen , die bay dem erſtern wohneten
Wilden, und deren Achtung alleit, wie er ſagete ihn feit einiger Zeit abgehalten Hätte) feine Wal
"fen dahin zu wenden, Biele andere Parauftien unferftügeten fein Anfuchen, Allein, n
5) Diefe Calos oder Earlos find Menſchenfreſſer, und ſehr grauſam. Sie wohnen an einer DM)
welche ihren Namen führet, und auch Ponce a ⸗— ei hi grauſ⸗ 1 n eine \
—
von Neu⸗Frantreich. U Buch 39
Befehlshaber hielt es ſeiner Verfaſſung fuͤr gemaͤßer, dieſe Voͤlkerſchaften untereinander
au verföhnen, als für die einen wider die andern Partey zu nehmen. Er brachte es. endlich
Sedin, daß or fie,einen Vernag chliehen hieß, deffen er fich fogleich zu Ruge zu. machen
dachte, um fich wider diejenigen zu verſtaͤrken, welche wider das Beſie feiner Pflanzftade
etwas unternehmen woilten. —*
Seine erſte Sorge, womit er gleich. bey ſeiner Ankun in Florida Hätte anfangen
J
ng wußte, das ſicherſte Mittel, den Meutereyen unter den neuen Coloniſten vorzu⸗
kommen, wäre, ſie ſtets im Ueberflu e zu erhalten, und fie mit Uebungen zu beſchaͤfftigen,
die zu ihrem Vortheile geroichen, - Zugleicher. Zeit ließ er feine Schanze mit neuen Werfen
verfeden, und machete daß fie. vor allen Anfaͤllen der Wilden als der einzigen Feinde,
wider bie er ſich vorſehen zu müffen glaubete, ſicher war. Darauf ſchickete er von neuem
ſeinen Br Drtiguy, auf die Entdeckung des Sandes.aug, —E
————
1563,
F .
BAAR rent?
Er verſtaͤr⸗
—* war darauf, ſeine Vorrathshaͤuſer anzufuͤllen; indem er aus einer verdruͤßlichen Erz ket ich
'.
ots Einbildung mit derungen.
m er Fam bis an das Geftade eines: Sees, deſſen Ende man fo gar von Neue Ent-
den Gipfeln Der höcften Däume.nihe (a mb. weicher nach Reken
dem Suͤdmeere
N * zu einer Zeit zu er de
Ian ur ne nen Dem nördlichen Ameriea kannte. Der See,wel en Ottign
entdeckte, \ vermurhlich eben derſelbe, welchen Ferdinand von Soro — —
ſich den palachifchen Gebirgen naͤherte, und der heutiges Tages noch eben ſo wenig recht
bekannt iſt, als ein anderer kleiner See, der ſich zwiſchen dieſen Gebirgen ſelbſt ziemlich weit
gegen, Nordoſt von dem erſtern ‚finden folf,. wo dem Vorgeben nach der Sand mit ei⸗
tigen, Silberkornern vermiſchet iſt, weng nicht beydes falſch ift., Ottigny machete bey ſei⸗
ner Ruͤckkehr nach Carolina viele Umſchweife in einem ſehr ſchoͤnen Lande; darauf begab
er ſich zum Utina, dem feine, Ankunft viel Vergnuͤgen machete, und dem er einige von de—
nen | ſen mußte, die Hm beoleitesen — Re 3 7 AR Az F
Zwey Jahre de am, einer von dieſen Franzoſen, Mamens Groutaut, in der
Schanze an and hanze an ——— im auge in, Namens Bro Paraufti einen
fbeindaren Vorſchlag. Er wollte nämlich Die Franzofen zu Meiftern von. den apalachiſchen
Bebirgen machen, wenn fie ihm helfen wollten, ‚einen von
macpen sollen; denn er mehnote beftändig, es gäbe da Bergwerke. Weil
ex aber — eute hatte, als er brauchete, feinen Sr en ſo glaubete er, er
müßte erſt bie Verſtarkung erwarten, Wozu man ihm aus Frankreich Hoffnung gemacht
hatte, ebeer Diem Paraufti antwortete, (Ei, Dachte alfo nicht weiter, Kup in Die Dänbi
der, Wilden zu miſchen, „als ihn des Urina Abgeſchickte im. Namen ihres: Herrn um zwölf
edrr funfzen Mann von feinen euren erfücheten, ſie wider Potanu zu führen c), mit dem
er von neuem gebrochen Harte, Ar — A 3 a a
Er wollte fich auf diefeg Anſuchen nicht erflären, ohne feine vornehmften Dfficier zu
‚Rathe gezogen zu haben, deren größte Anzahl der Meynung war, man müßte dem Uetiria
Pllfahsen. . Diejenigen, Welche fü neheten , gründeten fich.auf das Benfpiel der Spanier,
weiche nur bloß dadurch ſo große Eroberungen in der neuen Welt gemacht, Daß fie die fan-
deseingebohrnen durch einander ſelbſt geſchwaͤchet haͤtten. Sie ſetzeten ſo gar —
effen getodtet worden: man muß ſich aber erinnern,
me der Nation iſt.
Se haben gelehen, daß Potanu in einem Tr
daß in Florida der Name des Hauptes flets der Yra
n Ve) feinen Feinden daraus zu ver=.,
* in deren Beſitze wäre. ‚Der Befehlshaber. hätte fich diefer Anerbierhung
Der Krieg
unter den
Wilden fängt
wieder an.
Atina fieget pe
germittelfkder zum Utina zu ſtoßen, welcher fogleich, da er dieſe Verſtaͤrkung erhalten harte, mie dreyhun
Franzoſen. dert feiner Unterthanen zu Felde zog. : Nachdem diefes kleine Heer zween Tage marſchire
1365,
iern zu zeigen, was fuͤr ein Unterſchied unter ihnen und’ den Sanjofen fey. - Nachdem
num alle feine Beredfamkeit vergebens angewandt, dieſen Barbaren wieder Muth zu md
chen, fo fügete er zu ihnenr weil fie ihn alfo bey einer Gelegenheit verließen, "wo es ni
-. Carolina.
Aeußerſte
Hungersnoth /ber Hatte fich Rechnung gemacht, aufs laͤngſte im April Beyſtand aus Frankreich zu be
derßranzoſen. kommen, und hatte nur bis dahin noch Lebensmittel. Zur Vermehrung der Wiverwäi
" Potanu fo entſetzlich zu, daß fein ganzes Heer im Augenblicke auseinander gieng. Ui
40 Geſchichte und Beſchreibung
muͤßte dem Utina ſtatt der zwölf Mann, die er verlangete, dreyßig ſchicken, damit fig im
Stande wären, ſich fuͤr ſich felbft unter den Wilder zu erhalten; dern man dürfte fich anf
die Freundfchafe und Treue dieſer Barbaren, auch ſelbſt wenn man ihnen Dienfte teifteft!
nur in fo weit verlaffen, als man flarf genug wäre, nichts zu befürchten. | 0°
$audonniere nahm diefen Rath an, und Ottigny erhielt Befehl wie dreyßig M
war: fo erhielt Utina Nachricht, daß er entdecket waͤre, welches ihn ſehr beunruhigte. E
zog feinen Jonas zu Rathe, ob er weiter gehen oder — ſollte· Der Gaufld
fagete nach vielen Heberdungen und — ihm, der Potanu erwartete feiner mil
eytaufend Mann und Stricken, ihn und alle'feine Leute zu binden; worauf er nid)
Fünger anfkunb, Dem üchmanfh zu bfalen. 0 0 mn m
Ottigny war voller Berdruß, eine fo fehöne Gelegenheit fahren zu laſſen, den Florid
auf fiecanfäme, vielen Ruhm zu erwerben, fo wollte er mit feinem Haufen allein den Po
tanu angreifen; under verlangete nur’ einen Wegweiſer der ihn an den Feind fuͤhrete
Dieſe Rede harte alle Wirkung, welche Ottigny davon gehoffet. Utina ſchaͤmete ſich fd
ner Feigheit; man zog an den Feind, und traf ihn gerade an dem Orte und mit eben fi
vielen Leuten an, als der Gaufler gefager hatte. Man ftund indeflen doch nicht an’, ihl
fogleich anzugreifen, und das fleine Gewehr der Franzoſen vichtere Die erften Glieder de
getrauete ſich, ungeachtet eines fo wenig erwarteten Erfolges, nicht, den Flüchtigen nachzuf
en; und da Ottigny fah, daß er mit folchen Kriegern weder Ehre noch Boreheil zu hof
En hätte, fo ließ er feinem Bundesgenoffen zwölf Mann und gieng gefchtwind wieder nad
Er-fand den Herrn Saudonniere in einer großen Verlegenheit. Dieſer Befehle
tigfeiten fingen die Wilden an, fich aus den europaͤiſchen Selten heiten nicht mehr fo 'oiel }
machen, und verkaufeten alles ſehr theuer, was man von ihnen kaufen mußte, Indeſſ
vergieng der Maymonat, ohne daß er Nachricht aus Frankreich erhielt. Det Hung
war in Carolina nunmehr überaus groß; die Eicheln waren daſelbſt die ordentliche Spt
‚fe geworden; es fehlete fo gar bald daran, und man wurde dahin gebracht , daß man
der Erde Wurzeln ſuchete, welche kaum zureicheten, ein mattes Leben zu fuͤhrem. €
fihien, daß fich alle Elemente wider diefe ungluͤcklichen Coloniſten vereiniget haͤtten nie gt
ſche verſchwanden aus den Fluͤſſen und das Wild aus den Wäldern und Moräften,
Die Wilden, denen man diefe äußerfte Noth nicht verbergen Fonnfe, und die fi J
nur das Noͤthige hatten, hielten das Wenige, deſſen ſie ſich noch berauben wollten, übe
mäßig hoch; und wenn fie nichts mehr zu verkaufen hatten, fo entferneten fie fich "Mal
ſuchete fie in den Gehoͤlzen, man überließ ſich ihrer Willkuͤhr, und wurde mehr afs cine
abgeiviefen, und verfpofter. Es geſchah fo gar, daß ein Parauſti, der in Erfahrung 9%
bracht, daß ein Franzoſe Gold harte, ihn ermorden ließ, und feine DVerlaffenfehafe zu 4
na
von Neu⸗grankreich. MBuh,
41
nahen Laudonniere glaubete, er duͤrfte dieſen Angriff nicht ungeſtraft laſſen, ſchickete alſo 1555.
hin und ließ das Dorf abbrennen,tvo dieſer Barbar wohnete. Dieſer hatte ſolches vermu⸗
thet, und man traf nur leere Hütten an, die ſehr Teicht wieder auszubeffern waren,
In der Verzweifelung, worein ſo viel Elend jedermann geftürzet hatte, wurde von ei- Gewaltſamer
u borgefehlagen, man follte ſih des Utina bemächtigen, um ihn zu pingen, nen oe
bensmittel hergäbe, Der Befehlshaber widerfegete fich einem Enefhluffe, deffen Folgen Ranzoſen.
er vorausſah, fo viel er konnte. eure aber, bie vom Hunger getrieben tverden, hören nichts,
Da Laudonniere alfo ſah, daß ein längerer Widerftand nur dienen würde, fein Anfehen zu
{haben ; und er über dieſes in rwaͤgung 309, daß feine beften Soldaten in eine Mattigkeit
gefallen, die fie zu den geringften Dienften unvermögend machere; daß die Krankheiten,
welche durch die fehlechte
Nahrung verurfacher wurden, taͤglich zunahmen, und daß viele
ſchon daran geftorben wären; fo ſoh er fich gleichfam ge
jungen, die Ausführung eines An-
fihlages felbft zu übernehmen, den er verabfchenete, und wovon er nichts gutes muthmaßete.
Seine Ahndungen waren richtig. Utina wurde aufgehoben < man gewann aber
nichts dadurch; feine ganze Nation ergriff die Waffen, und ‚man ſah fich auf dem Puncte, Folgen da:
einen Krieg zu befommen, den man feinesweges auszuhalten im Stande war, - Man von-
mußte ı
flegen und dem Utina für ſehr weniges die Freyheit geben, und man
lung einer ausgehungerten Menge die Augen verſchloſſen hatte.
Laudonniere wurde in feinem Ruͤ
Ruͤckzuge angegriffen, Man toͤdtete ihm zwey Leute, ver-
wundete ihrer uͤber zwanzig,
und die wenigen Lebensmittel, die man fuͤr des Utina Be—
freyung gegeben hatte, wurden wich
er weggenommen, Das Gefecht daurete faft den gan⸗
zen Tag, und die Wilden ließen dabey eine folche Aufführung und Herzbaftigkeit blicken,
wozu man fie nicht fähig gehalten hatte, So bald fie fahen, daß man auf fie feuren woll-
te, legeten fie fih ungemein gefhwind auf den Bauch ; und fie verloren in der. That wenig
Leute. Ottigny und Erlach verrichteten bey eſem Gefechte Thaten, die eines gerechtern
und edlern es wuͤrdig geweſen; und ohne ſie wuͤrde Laudonniere, welcher ſeiner Seits viel
unerſchrockenheit zeigete, Mühe gehabt Haben ſich aus diefem übeln Handel heraus zu ziehen.
Ein ziernlich guter Vorrach Hirſe, den ihm einer von den beyden le Vaſſeur von dem Die Englän-
une Somme nicht lange nach feiner Zuruͤckkunft nach Carolina brachte, troͤſtete ihm me-der fommen
gen feines Ungfüctes ein wenig. Weil er fich aber nicht getrauete, ſich zu ſchmeicheln, er nach Florida.
wuͤrde oft dergleichen Huͤlfe erhalten: ſo faſſete er den Entſchluß, ſich dieſer zu Rutze zu
machen, um wieder nach ankreich zu gehen, Ex fing ſchon an, alles zu diefer Reife
zurechte zu Machen, als ſich den zten Auguſt vier Segel vor Carolina fehen ließen, Die
Freude war bey Erblickung derſelben groß; weil man nicht zweifelte, Diefe Fahrzeuge kaͤ—
men aus Frankreich, Man blieb aber nicht lange in einem fo angenehmen Syerthume,
Es waren Engländer, welche fer einzunehmen fucheten, welches fie ſehr nöthig hatten.
Sie wurden von einem Offieier, Namens Johann Hawkins, einem fehr wackern Manne,
geführet, welcher ſich des traurigen Zuſtandes, worinnen er die Franßoſen fand, gar nicht
misbrauchete, ſondern gegentheils vielmehr alles dasjenige that, was er Fonnte ‚um fie zu '
tröften, vornehmlich da er erfahren hatte, daß fie Proteftanten wären. |
Er ließ den Befehlshaber zu Carolina anfänglic) um Erlaubniß bitten, Waſſer einzu- Was unser
nehmen, Nachdem er nun folches leicht erhalten: fo Fam er allein und ohne Gewehr, ihn ihnen und Dr
zu beſuchen. Laudonniere empfing ihn, wie es ein ſo gutes Betragen erforderte. Er be— 5*
Allgem. Beiſebeſchr. XIV Band, 5 wirthete
1565.
— — Hatte; und Hawkins gab das Brodt und den Wein, wovon Fein Franzoſe, ſelbſt der Be
des Nusens wegen, und brachten von allen Seiten Lebensmittel. | 4
Ankunft des Indeſſen giengen die Engländer wenig Tage darnach, da ihr Befehlshaber der
Kern Ribaut raudonniere eins von feinen Schiffen überlaffen, unter Segel; und die Franzoſen dachte
in Florida,
ſchlecht. Er erneuerte feine Anerbiethungen; und da Laudonniere bey feiner Weigerung
42 Geſchichte und Beſchreibung |
wirthete feinen Gaſt mit einigem Geflügel, welches er auf die dringendſte Noth aufgehoben
fehlshaber nicht, innerhalb fechs bis fieben Monaten etwas geſchmecket hatte. Diefes g
- Bernehmen unter Leuten, welche den Wilden von einerley Nation zu ſeyn fchienen, m
chete dieſe Wilden weit leutfeliger. Sie näherten fich wieder, entweder aus Furcht od
Saudonniere hatte ſchon welche, fo wie auch Rriegesvorrath und Kleider, von den Eng
laͤndern gefaufet; und Hawkins hatte ihm nicht allein einen guten Preis gemacht, fondetl
auch noch vieles gefchenfer, Ex hatte ihm über diefes angebothen, er wollte ihm mir allel
feinen Leuten nach Frankreich bringen. Ein werig Misteauen oder vieleicht eine" ande
Urſache hielten ihn ab, dieſe Anerbiethung anzunehmen, Weiler aber überredet war, daß
soeder der Hof, noch der Admiral fich ferner um Florida bekuͤmmerten: fo fuhr er fol
die gedachte fpanifihe Brigantine in. den Stand zu fegen, daß fie die See halten konnt
und war entfchloffen, eheftens zu Schiffe zugehen. Mer near
Hawkins, dem er diefen Vorſatz nicht verhehlete, beſah das Schiff, und fand es el
blieb, fo drang er in ihn, eines von feinen Schiffen zu kaufen. Der Befehlshaber me
chete Darüber um fo viel weniger Schwierigkeit, weil feine Befasung rund heraus fagetl
fie wollte nicht länger verziehen, aus einem Sande zu gehen, wo fie ſtets in Gefahe feyl
wuͤrde, vor Hunger zu flerben, Leber diefes hatte man alle Hoffnung verloren," Bert
werke in Florida zu entdeckten; und man war eines Sandes überdrügig, wo man ſich Feitl
Rechnung machen Fonnte,nach feiner: Bequemlichkeit zu leben, als in fo weit man es durd]
eine befchwerliche Arbeit nugen würde.
auf nichts weiter, als fich zu ihrer Reiſe anzuſchicken. Alles war den ısten Auguſt if
Stande, und man wartete nur auf den Wind, unter Segel zu gehen, Zum Unglück
aber Fam diefer Wind erft denagften des Wintermonates. Man eilete, fich deffelben zu N
Se zu machen, und man war befchäfftiget, die Anker zu lichten, als man viele Segel entde
ckete. Laudonniere ſchickete fogleich eine Barke aus, Erfundigung einzuziehen, - Da abe
die Barke an den Befehlshaber gefommen: fo fam fie nicht wieder, welches jederman
Gedanken machere, Laudonniere gieng ‚ohne Berzug wieder in fein Fort, und lieg mi
aͤußerſtem Sleiße arbeiten, um ſich in den Stand zu ſetzen, daß er ſich wenigſtens einig
Zeitlang vertbeidigen koͤnnte. TopE \ ur 4
Die war nichts leichtes. Denn ehe man diefen Platz geräumet, hatte man faft all
Bertheidigungswerke zerftöret, aus Furcht, es möchten ſich die Spanier oder Engländ
daſelbſt niederlaffen, oder auc) die Wilden felbft ſich daherum legen, um bie Franzoſen ab⸗
zuhalten, wieder hineinzukommen. Den andern Morgen ſah man im Eingange de
Fluſſes ſieben Barken, alle voller bewaffneten Leute. Sie fuhren bis Carolina gegen ube
in Schlachtordnung herauf; und die Schildwachten mochten fragen, wie fie wollten, es anl
wortete ihnen niemand. Man that einige Flintenſchuͤſſe auf ſie; fie waren aber auße
dem Schuffe. Man wollte die Stuͤcke auf fie richten, als ſich jemand erhob und rief, @
wäre der Herr von Ribaut.
vor Neu⸗Frankreich. IBuch 43
Die Verwunderung im Fort ivar groß und bie Freude mie einiger Furcht vermiſchet. 1555.
Saubonniere glaubere, er hätte fich nichts vorzumerfen. Jedoch erlaubere ihm dieſes Ber —
fahren eines Mannes, mit dem er ſtets in gutem Bernehmen geftanden, nicht zu zweifeln, un ſei⸗
man müßte ihm bey dem Admirale oder Könige ſelbſt ſchlecht gedienet Haben. Er var Reiſe .
nahm auch bald aus Ribauts Munde, daß feine Furcht gegründet war. Denn da er die-
fen General insbefondere gebetben, fich ohne Verſtellung gegen ihn heraus zu laffen: fo
berichtete er ihm umftändlich ‚alles, was zu feinem Nachtheile dem Hofe gefoget und ge—
meldet worden. i
“Die vornehmſten Beſchwerden waren, er fpielete dergeſtalt den unumfchränften Heren
und regierete auf eine fo tyranniſche Weife, daß niemand mehr in Florida umter ihm dienen
wollte; er ſahe dieſes Sand als fein erobertes Eigenthum anz man hätte nicht einen Augen:
blick zu verlieven, wenn man es dem Könige erhalten wollte; es wäre deswegen fo gar nö:
thig, Macht dazu in Händen zu haben; und das Wenigfte, was man zu fürchten hätte,
wenn feine Majeftät verzogerten, Diefe Maaßregeln zu ergreifen, wäre, daß fich die Fran⸗
zoſen in Florida ſelbſt Gerechtigkeit wiederfahren ließen, wie es zu Charles-Fort mir dem
Hauptmanne Albert gefiheben, und darauf, wegen ihres Verbrechens ungeftraft zu blei
ben, ſich empöveten und an eine andere Macht ergäben; endlich daß feine Treue felbft
verdächtig wäre,
Diefes waren in der That die Urſachen ‚die den König vermocht hatten, fieben Schiffe
ausrüften zu laffen, und die Führung derfeiben dem Heren von Nibaut zu geben Der
Ruhm, in welchen man Florida in Frankreich gebracht harte; das. Gerücht von einer fo
beträchtlichen Ausräftung und das Vertrauen auf den General, hatten einen wahren Eis
fer veranlaffet, Theil daran zu nehmen ; und das um fo vielmehr, weil der Friede eine große
Anzahl Edelleute und Officier ohne Bedienung ließ, denen es lieb war dieſe Gelegenheit
zu finden, die Frucht vorigen Dienſte nicht zu Dre ae wird fo gar in der
olge fe ‚ber Admiral Coli mal nicht bie olifen aus en
a Ben onen er —— se 4
Der Anfang diefes Unternehmens war nicht gluͤcklich. Die Flotte ſtund, als fie noch Gefahr der
auf der Rhede von Dieppe lag, einen ſo gervaltigen Windſtoß aus, daß fie genöthiger war, Flotte, che fie
zurück zu laufen und in Gefahr ftund, zu verderben, wenn fie nicht den Hafen Havre den‘) Florida
Grace angetroffen, fich vor dem Sturme zu fihern. Sie lief den ı4ten des Brachmenates® ee
von da auS, Und ein zweyter Sturm zwang fie , zu Portsmouth anzulegen, Sie brachte
darauf ʒween Monate zu, Florida zu erreichen, und Ribaut hielt ſich noch zween Monate
an verſchiedenen Dertern der Küfte auf, ehe er inden Mayfluß einlief. Vielleicht wollte
er fich der Wilden dieſer Gegenden verfichern, im Falle er von dem Befehlshaber in Ca-
volina Wiverftand fände,
So bald er Diefen aber nur den Verdacht des Hofes eröffnet hatte, ſo wurde er Laudonniere
aus deſſen Antworten Und dem Zeugniſſe der vornehmſten Officier überzeuget, daß man den will nad)
König und den Admiral hintergangen Hatte. Er vergaß darauf nichts, den Herrn Lau⸗ aachen gr
donniere zu vermögen, bey ihm in Florida zu bleiben, fo daß er fich auch erboth, ihm die 4
Statthalterſchaft über Carolina zu laſſen und fich anderswo zu ſehen. Er fand ihn aber
ſtandhaft in feiner Entfehließung, nach Frankreich zu gehen, um fich zu rechtfertigen; und
er drang nicht mehr in ihn. Er überveichete ihm fo gar ein Schreiben vom Coligny, wo:
durch) ihn dieſer Herr, ohne ihm das TR von denen Beſchuldigungen zu bezeugen, die
‚2 man
44 Geſchichte und- Vefhreißtng
15, man wider ihn angebracht, einlud, den König und feinen geheimen Nach von denen Mk
To ten zu belehren, die er für die'dienlichften hielt, die neue Pflanzftade auf feften Fuß
u ſetzen. °
Vorſchlaͤge der Indeſſen hatten ſich die Wilden auf die erſte Nachricht von der Ankunft einer fran⸗
Wilden an den zoͤſiſchen Flotte in großer Anzahl nach Carolina begeben, Einige, die den von Ribaut all
von Ribaut. nem großen langen Barte erfannt hatten, bezeugeten ihm eine große Freude über feine
Zuruͤckkunft, und gaben ihm. viele Gefchenfe,unterwelchen auch ein fehr großes Stück Ext
war, welches man von gutem Golbe fand. Sie fügeten binzu ‚fie wollten ihn ‚wenn ere
verlangete, nach) denen Bergen binführen, wo diefes Metall im Ueberfluffe ware, D
General war zwar entſchloſſen, ſich einmal der Wahrheit in einem fo wichtigen Puncte zi
verfihern : allein, er hatte ganz andere Befchäfftigungen, als die apalachifchen Gebirge
/ zu befuchen. Ex hatte die Tiefe des Fluffes erforfchen laſſen, und niche Wajler genug dat“
innen für feine vier größeren Fahrzeuge gefunden , die er auf der Rhede zu laffen genoͤthigel
war; und er mußte ſich der Schaluppen bedienen, um den Vorrath heraus zu holen, def
fen man. in Tavolina benöthiger war. Als folches gefihehen, fo-war er bedacht, die Schans
‚ je auszubeffern; und weil er faft alle feine Leute Hand anlegen ließ: fo Fam man in wenig
Tagen mit der Arbeit fehr weit. 1
Eine ſpaniſche Sie war noch nicht fertig, als ſich den 4ten des Herbſtmonates gegen vier Uhr des
Flotte eꝛſcheint Abends fechs fpanifche Schiffe ziemlich nahe bey den vier franzöftfchen, die da geblieben
— waren, auf die Rhede legeten. Dieſes Geſchwader wurde vom Don Pedro Menendez
“de Avilez, Ritter von St. Jacob, Comthur von Santa Cruz de la Carza, gefuͤh⸗
ret. Wenn man aber dasjenige recht verſtehen will, was ich in der Folge zu ſagen habe?
fo muß man die Gefchichte etwas höher herhofen.
Anführer der» Diefer Befehlshaber, den uns die Geſchichtſchreiber feiner Nation, als einen. det
felben. größten Männer vorſtellen, die fie in der neuen Welt gehabt Haben, ſah fich an dem ſpa⸗
nifchen Hofe in verdrüßlichen Handeln verwickelt ‚ die ihm feine Feinde erwecket Hatten.
Er verwunderte fich daher fehr, als er aus feines Herrn, des Koͤniges Philipps des TI,
Munde felbft einen Befehl erhielt, ſich nad) Florida zu verfügen, die Küften deffelben
genau zu befichtigen, und eine genaue Karte davon zu entwerfen, die man den $oorfen ges
bein koͤnnte, welche Fünftig nach America gehen würden; weil die häufigen Schiffbrücher
die in dem Canale von Bahama und an den benachbarten Kuͤſten gefchähen, einzig und)
allein von der wenigen Kenneniß herruͤhreten, die man fih von den Gegenden zu erwerben
Sorge getragen hatte.
Anlaß zu fei- Ein fo unvermutheter Befehl machere dem Menendez wiederum Muth, welcher in
wer Reife Ungnade zu ſeyn glaubete. Der Auftrag aber, den ihm der König that, ſchien ihm gar
zu eingefchränfe zu feyn, und um die Gränzen deſſelben zu erweitern, fagete er zu feiner
Majeftät, er wüßte zu feinen Dienften nichts wicheigers, als die Eroberung von Florida
und die Miederlaffung dafelbft; er wüßte, daß diefe unermeßlichen Gegenden einer ſeht
gefunden Himmelsluft genöffen, und das Erdreich derfelben überaus fruchtbar wäre: aß
lein, wenn auch gleich Fein gruͤndlicher Bortheil für den Staat aus dem Befige dieſes
fhönen Landes herausfäme, fo würde es doch von Voͤlkern bewohnet, die in den dickſten
Finfterniffen des Unglaubens begraben lägen; feine Majeftät wären idrem Gewiffen nach⸗
als rechtmaͤßiger Oberherr von ganz Florida, verbunden, ihnen die Kenntniß deswahre®
Gottes zu verſchaffen, weil die Paͤbſte unter diefer Bedingung feinen Vorfahren das Ei⸗
genchum
von Neu⸗Frankreich. II Buch.
enchum der neuen Welt gegeben hätten. Mich, ſehete er hinzu, Hat die Blindheit ſo 36
Bi Abgoͤtter —— daß ich allen denen — womit Eure Ma⸗
„eſtaͤt mich beehren kann, die Verrichtung Florida zu erobern, und es mit wahren Chri⸗
„ſten zu bewölfern , vorgiehe
Der König lobete feinen Eifer, und hielt feine Anerbiethungen genehm. Es wurde nd deren Be
ausgemacht, ex ſollte fünfhundert Mann mit tebensmitteln: auf ein Jahr nach Florida dingungen.
führen; and alfes auf feine Koſten, und ohne daß feine Majeftät, oder ihre Nachfolger
gehalten feyn follten ‚ ihm das Geringſte zu erfegen; innerhalb drey Jahren ſollte er Flo:
vida öroberf und eine genaue Karte von allen Küften gemacht haben; außer denen fuͤnfhun⸗
dert Mann, die Florida zu bewölfe
vn beftimmet waren, und unter welchen Hundert Ackers⸗
teute, und vier Jeſuiten ſeyn follten,, ſollte er auch Roffe und Stuten und allerhand groß
und Flein Vieh dahin führen; er follte eine Fönigliche Audienza daſelbſt errichten, Deren
Alguaſil Mayor ex feyn ſollte; er ſoilte zween oder drey Flecken anlegen, jeden von hundert
Einwohnern, welche durch gute Schanzen follten vertheidiget werben ; er follte , wenn er.
es für Dienlich erachtet, nach der a MeRDrort6 ‚ Cuba, gehen, und fo gat
nad) Spanien kommen können, ohne Zoll, entweder für die Lebensmittel oder Kauf:
‚So, Silber und Edelgefteine Ausgenommen, zu bezahlen; er follte
ſechs Jahre fang zwo Galionen von fünf bis fechshundere Tonnen und zwo Patachen von
hundert und fünfzig bis zweyhundert Tonnen ausrüften koͤnnen: alle Prifen ‚ die er mit
diefen Fahrzeugen machen würde, follten ihm gehören ; er follte ven beftändigen und erb-
lichen Titef eines Adelantade von Florida mit eben den DVorzügen und Borrechten haben ,
deren die von Caſtilien genöffen, und zweytauſend Ducaten Gehalt von den Einkünften
der Provinz heben; und derjenige von feinen Kindern, oder feinen Eydamen, den er zu
feinem Nachfolger ernennen würde, follte eben die Privilegien geniehien; er follte ein Fünf:
il von ‚allem, was feiner Majeſtaͤt zugehören würde, von Einkünften, Bergwerken,
a Beten und Sreüchten der Erde in allen feinen Eroberungen haben. End:
Mich) ließ ihm Der König den 2aften März diefes Jahres die Beſtallung eines Generalca-
pitäns über die nach Florida beftimmte Flotte uͤberliefern.
Indem dieſes vorgieng, erhielt man zum erftenmale in Spanien Nachricht, daß ſich Man erhält in
die franzoſiſchen Hugonotten feit drey Jahren in Florida gefeger hätten, Daß fie dafelbft —
Schanzen erbauer, und man-im Begriffe ftünde, ihnen noch mehr: Leute, $ebensmittel a ia N
und Kriegesvorrath zuzuſchicken. Der Adelantade hatte eine Reife nach Bifcaja, und Aſtu— Franzofen in
rien gethan um feine Verwandten und Freunde, zu vermögen, daß fie ihm das Geld Florida,
und die nöthigen Vuͤrgſchaften zu ben Koſten feines Unternehmens verfchaffeten. Grmwur-
de nach Hofe gerufen, und begab fich in aller Eife dahin. Die Beſorgung feiner, Ange:
legenheiten ließ er in Eſtevans de las Alss Händen, und erkannte feinen Neffen ,
Pedro Menendez Marguez, zum Admirale feiner Torte, mit dem Befehle, unver:
zuͤglich nach den Canarien zu gen, und feiner daſelbſt zu erwarten,
Ber feiner Ankunft am Hofe vernahm ex die Zeitung, die man aus Frankreich er
halten Hatte, und der König fagete zu ihm: weil man einer groͤßern Mache nötbig hätte,
die Hugonoiten aus Florida zu vetjagen, fo wäre es nicht billig, daß diefe Vermehrung
der Koſien auf feine Rechnung geſchaͤhe z wollle alſo Befehl ergehen laſſen, daß er in
Wien’ zweyhundert Keuter, vierhundert Mann zu Suße und drey Fahrzeuge von: feine
Sorte bereit fände, desen Sold auf vier EEE !ebensmittel , Kriegesvorrath, Geſchuͤtz
X 3 und
1565.
——
Menendeʒ
Abreiſe.
46 Geſchichte ind Beſchreibung
und alles Nöthige aus feinem Schatze ſollte bezahlet werden. Memnendez ſtellete daran
feiner Majeſtat vor: dieſe neuen Einrichtungen würden feine Ankunft in Florida ſehr ver
zögern; und unterdeffen daß er befchäfftiger feyn würde, feine Zurüftungen auf Der Inſ
Hiſpaniola und an andern Orten zu machen, würden die Hugonotten alle Zeit haben, ihr
P lag zu befeftigen, mit den Floridanern Buͤndniſſe zu machen, und fie zum Kriege a
zjurichten; es ſchiene ihm zum Dienſte feiner Majeftär weit zuträgficher zu ſeyn, daß!
ihm zwo Galeeren und zwo Galiotten von denen gäbe, die unter des Don Alvare Bazall
Befehle ftünden; mit diefer Verſtarkung wollte er bey dem erften guten Winde abfegell
und dem Beyftande aus Frankreich zuvorfommen; er wollte in den nächiten Hafen be
demjenigen einlaufen, ben die Sramzofen inne hätten; er wollte fich dafelbit befejtigen ;
wollte die Caciguen umher an ſich ziehen; und wenn den folgenden Fruͤhling feine Keuter
anfäme,, fo würde er im Stande feyn, das Feld zu halten, und den Feind mit Vortheil
anzugreifen, oder ihn zu nöthigen, das fand zu verlaffen. j
Sein Anfchlag wurde gebilliget. Weil aber die Türken damals der Inſel Malta dr
beten: fo hielt der Fatholifche König nicht für rathſam, feine Seemacht zu ſchwaͤchen, fol
dern gab Befehl, dem Verlangen des Generalcapitäns von anderswoher zu willfahren
Obgleich diefer Befehl ffreng war: fo wurde er doch niche völlig ausgefuͤhret. Menend@
erfuhr fo gar von Seiten dev Bedienen des indianifchen Rathes viele verdruͤßliche Wider
mwärtigfeiten und konnte nur erft den zgften des Brachmonates unter Segel gehen. Seil
Flotte beftund aus der Galion, St, Pelagius, von neun hundert fechs und neunzig Tonne
und zehn Fahrzeugen,deren Mannfchaft auf neun Hundert fünf und neunzig Mann ſich befief
bie Kriegesleute und Seeleute, vier Weltpriefter, hundert und fiebenzehn, ſowehl Dfficiet
als Handwerker, mit darunter begriffen , und ein fehr zahlveiches Gefchüg, wovon ein The
fin die Schanzen beftimmet war, die man in Florida bauen ſollte. Alles diefes gieng ai
Koften des Adelantade, zweyhundert neun und neunzig Soldaten, fünf und neunzig MA
troſen, und den Hanptlootsmann ausgenommen, Der König harte auch den St. Pet
gius ausgerüftet. t
Diefe Flotte lief den often des VBrachmonates aus dem Hafen Eadip: ein große
Sturm aber nöthigte fie bald, wieder einzulaufen, welches den Generalcapitän fehr ber
truͤbete, welcher allen guten Erfolg feines Unternehmens auf die Eile gründete, Er mut
de aber darüber ein wenig durch die Verftärfung an Leuten getroͤſtet, welche ihm diel
Verzögerung verfehaffete, fo daß feine Schiffsmannfihaft, als er in den Canarien ankan
aus funfjehnhundert und vier Perfonen beitund, unter welchen viele Edelleute aus den DET
ſten Häufern in Bifcaja, Gallicien und Ajturien waren. Zween Tage nad) feiner Abret
fe von Eadir, Fam der Hauptmann Luna mit neunzig Mann dafelbft an, und gieng au
eine Caravelle zu Schiffe, die man ihm ganz ausgevüftet gab, Anderer Seits lieg De
Eſtevan de las Alas, des Menendez Leutenant, in den Häfen Avilez und Gijon ebenfal
zwenhundert und fieben und funfjig Mann, ſowohl Matrofen, als Soldaten, auf vr
Schiffen unter der Anführung des Admirales Don Pedro Menendez Marquez einſchiffen
— *— auch noch) mit dem Amte eines Generalſchatzmeiſters des Koͤniges in Florida verſe
n wurde,
Weil man diefem Unternehmen alles Anfehen eines heil. Krieges gegeben hatte, 1
her mit Einftimmung des Königes in Frankreich wider die Ketzer unternommen mürdt
Welcher die Niederlafjung feiner Unterthanen von der fogenannten reformirten J
5 orib⸗
von Neu⸗Frankreich. Buch, =.
Florida misbilligte wie es hieß: fo gaben ſich fo viele Leute an, an dieſer Art von Kreuze
zuge Theil zu nehmen, daß die geſammte vereinigte Macht des
wey tauſend fechshundere Mann ftieg , unter welchen zwölf Srancifeaner, eilf Priefter,
und ein Sayenbruder y einer von dem Orden der Barmperzigfeit ‚ fünf Geiſtliche, und
acht Jeſuiten waren. Es fand ſich alfo, dag Menendez mit demjenigen, was er von dem
Könige feinem Herrn empfangen hatte, in weniger als vierzehn Monaten eine Million
Ducaten von dem Seinigen aufgewand. - |
Er hielt fich in den Canarien nicht aufs Kaum aber war er wieder in See gelau: — *
ſen, ſo zerſtreuete ein Sturm feine Flotte. Das Hauptſchiff und eine Patache verſchwan⸗ ö
den, eine große Schaluppe ward genoͤthiget, in den Hafen ‚einzulaufen ‚weil fie auf al:
fen Seiten Waſſer fehöpfere, Die Fahrzeuge, welche unter Efkevans de las Mlas Fuͤhrung
waren, hatten einen andern Lauf genommen 5 und es blieben bey dem Generalcapitaͤne
nur ihrer fuͤnfe, die von einem
andern Sturme, der ſich den 2o0ften des Heumonates er=
bob ‚ genöthiget wurden, einen Theil:ihrer La
13565.
Generalcapitäns uf ——
dung. indie 8 zu * Den ir
Auguftmonates flieg Menend ‚der In a ie ans fand, nachdem er im Bor ey⸗
—— Dercsaiuee eingenommen, . Er nahm auch vafelbft
man, und hoͤrete, daß der Herr von Ribau
wäre, daß man aber bemerfet hätte,
an verfchiedenen Orten der Küfte von Florida aufgehalten.
2 Menendez harte nur noch den dritten Theil feiner Leute bey fich,
Soldaten waren unerfahren, Weil aber alle die Bfehlshaber, die ihn begleiteten, ent- ſchlaget ſich,
fehloffene Leute waren: fo verfammlete er den Kriegescath ‚dem er vorftellete,, es hätte ihn bit; er thun
weder der Eigennuß , noch der Ehrgeiz, fondern bloß der Eifer für die Ehre Gottes, zu 1
diefer Unternehmung vermocht; es ſchiene ihm, als ob der Almächtige,da er erlaubet, daß
von der ganzen Flotte, mit der er von Teneriffa abgefahren, ihm nur fünf Fahrzeuge
übrig geblieben, wollte, es follte der glückliche Erfolg eines fo ruͤhmlichen Unternehmens.
nur der unüberwindlichen Stärfe feines Armes efchrieben werden; und feine Meynung
wäre, man füllte ohne weitere Berathſchlagung nach Florida ſegeln, wo ei die Hugonot⸗
ten zu uͤberfallen hoffete, ehe der Beyſtand, den ſie erwarteten zu ihnen geſtoßen; und
wo er einen voͤlligen Sieg über ſie zu erhalten daͤchte.
Er bath gloichwohl den Rath, ihm zu ſagen, was er von ſeinem Entſchluſſe daͤchte.
Der Meſtre de Camp Don Pedro de Valdez fein Eidam, nahm zuerft das Work,
‚und war feiner N ung. Die andern ftümmeten eben fo: einige aber, Die an ihrer
Spige einen Hauptmann, Nomen⸗ Johann von St, Vincent, harten, und nach Peru ;
oder Neuſpanien zu gehen dachten; ftelleten ihm vor, wenn man die Unternehmung, mit
fo wenigen Seuten wagen wollte, fp wäre es ehen fo viel ‚als wenn man fich in augenfhein-
liche Gefahr begäbe, fie fept ſchlagen zu laſſen. Als fie aber ſahen, daß der größte Theil
auf der gegenfeitigen Meynung beharrete : fo ftelleten fie fich endlich, als. wenn fie ſich
darein ergäben, h * ET
Der Adelantade gieng mit groͤßten Freuden in See; und den 28ſten Auguſt entde⸗ entdecket Flo⸗
ckete er das Sand von Florida. Es war nur ſchwer zu wiſſen, ob man gegen Norden oder kida.
Süden von den Franzoſen waͤre und in dieſer Ungewißheit hat man vier Tagelang nichts
Anders, als daß man auf der Höhe und am Sande herum fuhr, Den fünften Tag ward
der Adelantade einiger Wilden an der Kuͤſte gewahr, und ſchickete ſeinen Meſtre de Camp
mit
ihm zuvor gekommen
es hätte ſich dieſer Hauptmann über zween Monate
und feine meiften Er berath⸗
—
48 Geſchichte und Beſchreibung |
1565. Mit zwanzig Arquebuſiern ab, mit ihnen zu fprechen, Sobald dieſe Barbaren bie She
luppen fi) nähern ſahen: fo hielten fie es für ihre Pflicht, ſich ihrer Anländung zu wider:
fegen. Darauf zogen fie fich mit kleinen Schritten zurück, und hatten ihre Bogen ſtets
geſpannt. Valdez getrauet ſich nicht, ihnen nachzufegen, indem er einigen Hinterhalt bes
fürchtete. Weil er aber doch nicht zurück kehren wollte ‚ ohne einige Nachricht von den
Sranzofen zu haben: fo rief er einen von feinen Leuten, der den Tod verdienet hatte, und
dem man eben in der Abſicht, fich feiner bey dergleichen Gelegenheiten zu bedienen, das
Seben geftiftet. Er befahl ihm, fein Gewehr abzulegen, gab ihm einige Waaren in die
Hand, fagete zu ihm, er follte den Wilden folgen, und: verfprach ihm Gnade ‚ wenn er
aus biefen Wilden einige Nachrichten von demjenigen, was man willen wollte, heraus:
beingen fönnte, 2
Er bekoͤmmt Der Soldat richtete dasjenige, was ihm aufgetragen worden ‚vollfommen wohl aus
Nahridt und vernabm, daß die Franzofen zwanzig Meilen davon gegen Norden wären. Er ver
von den mochte fo gar einige Wilden , ihm bis an den Der zu folgen, wo fich der Meftre de Camp
Franzoſen. — qufpielt, und fie wurden wohl empfangen, Sie frageten ihn, wo der General wäre, und
Baldez antwortete ihnen, er waͤre am Borde geblieben. Er Iud fie ein, dahin zu ihm
zu gehen; fie entfchuldigten fih aber und fegeren hinzu, wenn er ausfteigen und ſich bey
ihnen ausruhen wollte, fo würde es ihn nicht gereuen. Auf dieſe Antwort erwies ihnen
Valdeʒ Freundſchaft, und gieng wieder zu Schiffe. Der Generalcapitän trug auf fei-
nen Bericht Fein Bedenken, ans sand zu ſteigen. Er nahm funfzig Reiter, und ftieg
mit ihnen in feine Schaluppen. Die Wilden Hatten ihn nicht fo bald wahrgenommen,
fo naͤherten fie fich dem Ufer, worfen ihre Waffen nieder, und kamen fingend, und mit
Aufpebung ihrer Hände herbey. Menendez fehmeichelte ihnen fehr. Er gab ihnen Eleine
Gefhenfe, die fie mit Erkenntlichkeit annahmen, und lieg ihnen zu effen reichen: er konn⸗
» te aber nichts weiter aus ihnen bringen, als was ſie ſchon dem Meftrede Camp geſaget hatten.
Ernennetden Er fehrete alfo wieder an Bord, gieng unter Segel, und nachdem er ungefähe-acht
Delphine: Meilen gefahren, fand er ſich den agften Auguſt an der Mündung des Delphinenfluffes
Auf St. Au⸗ Er kam ihm ſehr fhön vor, und er ennefe ihn St. Auguftin, weil man an diefen Ta
zuſtin. ge das Feſt dieſes Heiligen feyerte. Er hielt ſich aber doch nicht da auf; er ſetzete feinen
Lauf fort, und wurde den andern Morgen vier Fahrzeuge vor Anker gewahr, woraus er
urtheifete, die Franzoſen hätten ven Beyſtand erhalten, den fie erwarteten. Er ließ ſo
gleich feinen Rath zuſammen kommen, welcher der Meynung war , wieder nah Hifpanio-
la zurück zu gehen und dafelbft zu warten, bis feine ganze Flotte wieder zuſammen wäre.
Diefer Entſchluß betruͤbete ihn um fo vielmehr, weil er entdecket hatte ‚daß er feinen Wind
‚hätte, daß feine Fahrzeuge in fehr fehlechtem Stande wären, und daß er alles zu fürchten
hätte, wenn er verfolge würde.
Er ſentſchließt Er ſtellete alſo vor, ihm ſchiene es viel rathſamer zu ſeyn, die vier franzoͤſiſchen Schif⸗
ſich die frau⸗ fe zu uͤberrumpeln, welche auf der Rhede lägen, wo fie vermuchlich nur geblieben wären,
söfifchen — weil ſie nicht in den Fluß einlaufen koͤnnten, wo die Schanze laͤge; ohne Zweifel waͤre we⸗
Bu anzus nig Volk darauf, weil der General, der fie in völliger Sicherheit zu ſeyn geglauber , nut
einen Theil des Schiffsvolfes darauf würde gelaffen Haben; wenn er fich davon Meijter
gemacht hätte, fo würde ihn nichts mehr hindern, in dem Fluß einzulaufen , wo er ſich ber
feftigen wollte, unterdeſſen daß einige von feinen Schiffen nah Hiſpaniola giengen, um
' Denen
d) Don Andreas Gonzalez de Barcia Enfayo chronologico para la Hiftoria dela Florida, &
von Neu⸗Frankreich. U Buch. | 49
denen von feiner Flotte, bie dafelbft eingetroffen wären » Nachricht von feinem Zuftande 1565.
zu geben , und die Sebensmittel-und den Kriegesvorrath einzunehmen, den man brauchen
würde ‚, wenn feine ganze Mache in dem St, Auguſtinsfluſſe ſich vereiniget haͤtte, ſo koͤnn⸗
fe er die Franzoſen zu Waſſer und Sande angreifen , und fie wuͤrden nach dem Bexlufte ih:
ver großen Schiffe eier fo ftarfen Mache nicht widerſtehen, noch auch nach Frankreich zu:
ruͤck kehren konnen.
Dieſe Gruͤnde ſchienen dem ganzen Rathe überzeugend; und man urtheilete, daß der Was unter th:
Anſchlag des Generaleapitaͤns feiner Herzhaftigkeit und Klugheit: anftändig wäre. Man nen vorgeht.
fpannete fo gleich alle Segel auf; und das Geſchwader warımır noch drey Seemeilen von
den franzöfifehen Schiffen, als eine große Windftille mie Regen und Donner die Spanier
verhinderte, fort zu ſegeln. Gegen neun Uhr des Abends) Härete fi) der Himmel auf,
und der Wind ward gut: der Adelantade aber 509 in Erwägung ‚daß, wenn er auch noch
fo fehr eilete, es Nacht ſeyn würde ‚ wenn eran die Sranzofen kaͤme, die ſich vielleicht,
wenn fie fich zu ſchwach befanden, ihn zu beftreiten, anhängen fließen, um die fpanifchen
Schiffe zu verbrennen, wenn fie: | ipeigen verlieren follcen, und die fich dar-
auf in ihren Schalupen \ Er hatte über diefes bemerfer daß das
Mittag, an der Kuͤſte und an der Mündung der Flüffe, die
insgefamme Barren haben, flach waͤre; und nach dieſer Beobachtung faffete er den Bor:
ſatz, ſich ſo nahe, als es moͤglich wäre, bey den Feinden vor Anker zu legen, Darauf das
Tau fehleppen zu laſſen, damit er fich beym Anbruche nes Tages mitten unter ihnen fände,
ich de ‚ Noch Beyftand aus denen Schiffen erhalten fonnen,
die gegen Carolina über lägen, eK RL ie Sarskerief, nur fi hrs
¶Arls diefer Entwurf gemacht, und bie Befehle darnach gegeben waren: fo fuhr der
Adelantade mit Eleinen Segeln , bis um bald zwötfe fort ; darauf warfer Anker und ſchlep⸗
pete alle feine Taue, fo daß er ſich bald queer gegen das franzöfifche Hauptſchiff befand.
Die Sraniofen fagen: er Habe fh nach dem Heren Kibaut und feinen vornehmften Dfficiern
erfundiger, die insgefammt genannt; er habe darauf verfichert, feine Ankunft auf der
Rhede follte die Franzofen nicht beunruhigen ‚und er ſey nicht einmal Willens ſich daſelbſt
aufzuhalten; er machete ſich auch mit Anbruche des Tag ie
Hoͤhe zu fahren, kam er dicht an die franzoͤſiſchen Schiffe, die nur Zeit hatten,ihreTaue
zu Fappen, und auf das gefchtindefte dabon zu ſegeln. |
Ein ſpaniſcher Schriftſteller 4) verſichert hingegen, die Franzoſen hätten, als ſie in der
Dunkelheit der Nacht die fanifhen Schiffe fi annähern gefehen, ein beftändiges Feuer
auf fie gemacht, aber ohne Wirkung; Menendez Habe nicht einen einzigen Schuß gethan, ni
und hätte alle feine deute fich auf den Bauch fegen Taffen; als er fich mit Anbruche des Ta-
n Schiffen gefunden, habe er die Trompeten bla:
uptſchiff begrüßen wollen, welches ihn wieder gegrüs
en, UND gefrager: woher dieſe Schiffe fämen, und was fie
“ Man habe ihm geantwortet, fie wären aus Frankreich, und
aͤtten Kriegesvorrath und Mannſchaft für eine Schanze gebracht, welche der allerchriſtlich⸗
ſte König an dem Mayfluſſe Hätte, up für einige andere, die man im Sande zu bauen Wil:
tens fey: Menendez Habe fie gefraget, ob fie Kacholiken oder zutheraner e) wären; worauf
| s ie
© Die Spanier nennen gemeiniglich alle neue chriſtliche Gemeinen Lucheraner. ;
Allgem. Reifebefchr, XIV Band. &
\
EN
50 Geſchichte und Beſchreibung
1865. fie geantwortet, fie wären Lutheraner; ſie haͤtten darnach ihn gefraget, wer er wäre, und
m mas er für eine Abſicht hegete; und er haͤtte ihnen geantwortet: Ich bin Pedro Menen
„dez, General biefer Flotte des Earholifchen Königes Don’ Philipp des Ilten. ch bin
ꝓdieſes Sand gekommen, alle Lutheraner, die ich darinnen finden oder auf der See anti?
„fen were, nach denen Befehlen, die ich von dem Könige) meinem; Heren erhalten hal
„aufhängen zu laſſen; und diefe Befehle find fo feharf, daß es mir nicht erlauber iſt, '
„manden zu begnadigen, er fey wer es wolle; ich werde fie alſo dem Buchftaben nach vol⸗
„ſtrecken: wenn ich aber, nachdem ich mich eurer Schiffe bemeiſtert habe, einen Karholk
a fo werde ich ihm guͤtig begeghen ; die Keger hingegen ſollen al
„iterben.,, | ee era I
Er greift fie. © Den diefer Worten, Fähre der ſpaniſche Schriftfteller fore, wurde. der Adelantade
an, die aber durch ein Gebölke, mit heftigen und ungeziemenden Schimpfwsrten: wider ihn und den far
entwiſchen. tholiſchen König, unterbrochen. Bor Zorne ließ er fogleic) feine Seute die Waffen ergrel
fen, und gab Befehl, zu entern. Weñ ſich aber die Taue in den Ankern verwickelt hat
ten: fo hatten die Franzoſen Zeit, auf die Höhe zu Fommen. Die Spanier verfolgeren fl
und ließen ihnen einige Sagen geben: allein, fie waren zu. weit, ‚als: daß. fie ſie erreichen
Fonnten, Menendez, welcher verzweifelte, ſie einholen zu önnen, näherte ſich gegen zehn
Uhr dem Mapfluffe, in dem Vorſatze bineinzulaufen. Er änderte bald- feinen Entſchiuß
Denn da er fünf Fahrzeuge vor Anker und zwey 'Batallionen in guter Ordnung an dei
Spiße der Barre gefteller fah, welche Feuer auf feine Schiffe gaben, als fie zum Vorſchei⸗
ne famen: fo fah et wohl ein, daß, wenn er durchaus mit Gewalt durchdringen wollte, d '
‚andern franzöfifchen Fahrzeuge auf ihn zurückfommen und ihm zwiſchen zwey Feuer bringen
— * Er hielt es alſo fuͤr dienlicher, den Weg. wieder nach dem St. Auguſtinsfluſſe
zu nehmen. re a ae een) t de ala AR
„Gutachten .. Da ihn die vier franzöfifchen Fahrzeuge, die ihn nicht aus dem Geſichte verloren
des Krienes hatten, ſich entfernen fahen: ſo wandten fie ſich fogleich und Eamen wieder zu ihrem: erſten
De Anferplage, da der widrige Wind ihnen nicht erlaubet hatte, ſich dem Manfluffe mehr zur
nähern. So bald fie fich vor Anker: geleger, ſchrieb Coſſet, der fie führete, an. den Herrn
. von Ribant, um ihm von dem, was vorgegangen wäre, Nachricht. zu geben; und auf die
fe Nachricht bielt der General Kriegesrath. Sie urtheileten insgeſammt, man müßte ‚ohne
Verzug an der Beleftigung von Carolina arbeiten, und eine ſtarke Mannfchaft zu Sande
nach dem Delpbinenfluffe ſchicken, die Spanier anzufallen, ehe fie Zeit hätten, fich zu
verfhanzen. 1
Ribant giebt OR !baut jog darauf nachdem er jedermann angehöret hatte, einen Brief aus. ſeiner
PR anderes. Taſche, den er wenig Tage vor. ſeiner Abreiſo aus Frankreich von dem Aomirale Coligmy
erhalten hatte, wodurch ihm dieſer Herr meldete, es ſchickete ſich ein fpanifcher Befehlsha⸗
ber, Namens Don Pedro Menendez, an, Neu-Frankreich anzugreifen, Und er empfoͤhle
es ihm ausdrücklich, nicht zuzugeben, daß er etwas unternaͤhme, was den Gerechtfamen fels
ner Majeftät nachtbeilig feyn koͤnnte. Hierinnen war nichts, mas ben General haͤtte ver
mögen follen, ſich von dem Rathe zu entfernen, den man fo einmuͤthig gegeben hatte... Er
Schloß gleichwohl daraus, er müßte mic feinen, vier groͤßern Schiffen auf die drey ſpani⸗
fehen losgehen, die, wie ihm Coſſe gemeldet hatte, auf der. Höhe geblieben wären; und
fagete, wenn er fie in feiner Mache haͤtte, fo würde eg ihm Teiche feyn, mit den andern zu
machen , mas’ er wollte, | 2 ——
*
MO
| 2 Saudonniett | -
von Neu⸗ Frankreich. II Buch. 51
> Fandonniere und ein Hauptmann/ la Brange genannt, der mic dem Admirale fehr 1365
vertraut war, wideriegeten Keen ohne Mühe; und der erſte ſetzete Hinzu, dieſe Kuͤ⸗ lee
fe wäre vielen Wind ſtuͤrmen unterworfen, die zutoeilen einige Tage anbieltenz und wenn „ein dacanf.
ich zum Ungiüefeseiftetierpübe) unteideflen daß die ganze Macht det Colonie in der See
wäre, fo würde nichts die Spanier , welche in dem Deiphinenfluffe Taten? verhindern,
ſich Carolina zu bemaͤchtigen · Sie mochten fogen, was fie wollten, Ribaut blieb auf
feinem Vorfage, ob ihn gleich niemand billige. Er möchigte ſo gar Saudonnieren, dem
er die Befehlshaberſchaft über Carolina gelaſſen hatte, ihm feine ganze Beſatzung und faft
alle —— Lem be ar wollte niche mit zu Schiffe gehen, und =
derſtund zween Tage; endlich "gewinnen... 4 9 j a,
5 — Fort Pb u De blieben nur Dh Lys, ein Geht zu
Kriegesbaumeiſter, zweene Edelleute Vigne und St; Cier genannt, und funfzig Perf» Scife, —
nen, andere ſagen fuͤnf und achtzig, und noch andere laſſen die Zahl auf zweyhundert und — fr
vierzig fteigen: alle aber kommen datimmen überein, daß ihrer nicht zwanzig im Stande
geweſen, eine Flinte loszuſchießen. Die andern waren Soldaten, weiche in Dem Zuge
wider den Utina verwimdet worden) 'afte Hahdwerfeleute, Marferender, Weiber und Kin-
der Den Srempes Herbftinomares gieng der General zu Schiffe, die Spanier aufzuſu⸗
chen, die widrigen Winde aber hielten ihn bis auf den roten auf der Rhede, da er unter
Segel gieng 1 Bl imma. ar
Den ten war Don Pedro Menendez in dem Delphinenfluffe eingelaufen , telhem _ Menendez
er ven Namen Er. Auguſtin gegeben, und welchen ich kuͤnftig ſtets fo nennen werde. Er —
ließ ſogleich dreyßig Mann unter der: Anführung zweener Hatıprleute, Andreas sepez Patiro * Aa
und Johann von St, Vincent /ansfteigen, denen er Befehl gab, einen vortheilhaften Ort Brig,
auszufuchen, und dafelbft fo Lange einige Schangen aufzumerfen, bisman ein Kart erbanen
koͤnnte. Den andern Morgen zu Mittage ftieg er ſelbſt anstand, fand bey feinem Ausſtei⸗
gen viele Wilden, denen er Freundſchaft erwies, und die-ihmm alles bekraͤftigten, was er.
von dev’ fage von Earolina erno batte, Den gten ließ. er Meffe Halten, und nahm
von neuem mit allen er forderlichen Formalitäten Beſitz von dem Sande und. ließ feine Be;.
hlehaber ſchwoͤren/ daß fie ihm bis zu Ende feines Unternehmens treu bleiben wollten,
Er beſah darauf den Ort, den feine beyden Hauptleute
ihn, ‚Seeng darauf wieder zu Schiffe, da er uͤberlegete, daß zu befürchten ftünde, es möch-
ten die Franzofen, wenn afle feine Truppen am Lande waͤren, feine Schiffe angreifen, die
anderthalb Meilen davon auf der Höhe laͤgen. Er ließ in aller Eile alles binausfchaffen,
mas zu dem Sie den er aniegen wollte, nöthig war, nebſt denen Truppen, deren er fih
bedienen wollte, Carolina werzunehmen, Den folgenden Tag erhielt er Machricht,
daß fich Ribaut naͤherte mit ihm zu fechten, worauf er dem Befehlshaber auf dem
St. Pelagius — Einem andern Schiffe Befehl gab; ſich zurechte zu machen, um. Mit
ternacht nach der Juſel Hiſpaniola zu ſegeln. Er gieng felbft auf ein großes Fahrzeug,
ſetzete Hundert und funfzig Soldaten auf ein Schi it bi
beyden Fahrzengen legete er fich an der Barr⸗
Mit Anbruche des Tages erſchienen die franzöfifchen Schiffe an eben dem Orte, von Die Franzo⸗
da die benden fpanifchen weggegangen waren, umd.einen Augenblick darnach riicere eing fen werden
| Der Adelantade ſah die ganze Groͤße der Gefapr Zen einem
mie drey Schaluppen gegen Die Barre. Sturme Über.
ein, worinnen er ſich befand: zum Gluͤcke fuͤr ihn aber mußten die Franzoſen zwo ganzer fallen.
ie 2 ‘
Stunden
INUTDELTE
ausgeſuchet hatten; billigte
5% | Geſchichte und Beſchreibung
165 Stunden auf die Ruͤckkehr der Fluth warten, um in die Barre einzulaufen. Es mat
ſchoͤn Wetter und das Meer ſehr ſchoͤn, als ſich auf einmal ein ſo gewaltiger Nordwind er⸗
hob, und das Meer ſo ſtuͤrmiſch wurde, daß Ribaut gezwungen war, ſich von der Kuͤſte
zu entfernen und ſeine Beute den Augenblick zu verlaſſen, da ſie ihm ‚aller Wahrſchein⸗
lichkeit nach nicht entwiſchen Eonnte, — in 4
Menendez Menendez ziveifelte nicht, daß nicht diefer Sturm, welcher ihn vettete, eine Wirkung
Rede an feine des Gebethes wäre, welches er in der größten Gefahr gerhan Hatte, wovon ex fich foglüc-
Officier, lich befreyet ſah, und dachte nur, fich der Entfernung der Franzoſen zu Nuge zu machen.
Er ließ eine Meſſe des heiligen Geiſtes Iefen, nach deren Endigung er Kriegesrath hielt⸗
Er fagete darinnen, wenn es nur des Königes Dienft beträfe, fo dürfte fich ‚niemand ver-
wundern, wein fie ein Unternehmen aufgäben, wobey ſich ſo viele Hinderniffe fänden :
es wäre aber Gottes Sache, und bie Fönnte man nicht verlaffen, ohne den Fluch des
Allerhoͤchſten auf fich zu laden, - „Wir find, fegete ev hinzu, von Feinden umeingt, die
„sebensmittel fangen an ung zu mangeln: in dieſen Außerften Noͤthen aber zeiget fich der
„wahre Much. — Aa 2 2 REN Blaijit” vr
m Bey diefen Worten unterbrach ihn die Verſammlung, und verſicherte ihn ſie waͤ⸗
ven insgeſammt bereit, ihm aufs beſte deyzuſtehen. Darauf nahm er mit: einem neuen
Vertrauen das Wort wieder, und fagete : der Himmel erklaͤrete ſich ſo augenſcheinlich fuͤr
fie, daß der glückliche Erfolg ihres Unternehmens ſicher wäre ‚ wenn fie es nicht an ſich
ſelbſt fehlen ließen: das franzöfifche Geſchwader, welches drey Tage, vorher vor ihnen ges
flohen, Härte fich gewiß nur unterftanden, fie anzugreifen, weil es fein Schiffsvol£- mit
allen beiten Seuten verſtaͤrket, die es in dem Fort Carolina gehabt; der Sturm, der es ver⸗
trieben, erlaubete ihm nicht, ſich im feinen Hafen zu flüchten, umd aller Wahrſcheinlichkeit
nach wuͤrde es in vielen Tagen nicht hinein laufen koͤnnen. „Ueber dieſes find: es. Ketzer,
„und wir mußten, ehe wir von Spanien abfuhren, daß ihr General bey Sebensftrafe vers
„boten, es follte fein Katholif mit ihm zu Schiffe gehen f}. Sie felbft Haben ung ges
„meldet, baß fie insgefamme Lutheraner wären. Wir ſind alfo verbunden , fie mit aer
» Macht zu befviegen, nicht allein, weil wir ausdrücklichen Befehl dazu haben, fondern |
„auch weil fie ihrer Seits entſchloſſen find, uns fein Quartier zu geben, Damit wir nicht
„den Fatholifchen Glauben in emem Lande fortpflanzeten, wo fie ihre Secte wollen, herr⸗
„then laſſen. Es erfordert alfo unfere Schuldigkeit gegen Gott und gegen den König, un⸗
„ſern Herrn, viel eher umzukommen, als dasjenige nicht zu vollenden, was wie mit fo au⸗
„genfcheinlichem Beyſtande des Himmels angefangen haben, * ln
Sein Vor: Er eröffnete ihnen darauf feinen: Anfchlag, welcher darinnen beftund, man wollte, fünf
ſchlag, Earolis hundert Soldaten, Arquebufter und Pikenirer ausfuchen, fie auf acht. Tage Sebensmittel
nn anzugren nefmen laflen, fie in sehn Faͤhnlein, jedes mit feinem Hauptmanne und feiner Sahne ab-
> theilen, ſie nach Carolina marfchiven- zu laffen, und er felbft wollte mit einem Compaffe,
einem Franzofen, der ihm in die Hände gerathen war, und einigen mit Aexten verfehenen
Soldaten, um durch das Gehölz einen Weg zu hauen, zwo Meilen vor ihnen vorausges
v
ben. Er feßete hinzu, wenn er das Glück hätte, anzufommen, ehe er enfdecfer worden, ſo
wollte ev das Fort fogleich erfteigen laſſen; er wollte dazu Leitern mitnehmen, und ex ma= |
chete ſich Rechnung, es würde ihm niche funfzig Sofdaten foften, fich des Plaßes zu ber
meiftern, werm man ihn zum Unglüce wahrgenommen hätte, ehe er. aus dem Gehölze ges
fommen,
5 Wir werden bald fehen, dag diefes nicht die Wahrheit gemefen. i
— — 2
von Neu⸗ Frankreich. I Wuch, 53
kommen, fo wollte er ich fo nahe an dem Fort, als es ihm möglich wäre, verfhanzen, nd 1565.
von da wollte er den 5 auffordern laſſen, mit der Anerbiethung, ihm ein Fahr
zeug und Lebensmittel zu geben, daß er wieder nach Frankreich gehen fönnte; vielleicht
wuͤrde der Befehlshaber ihn für. ſtaͤtker halten, als er wäre, und feine Anerbierhungen an
nehmen ;. wenigſtens wuͤrbe er ſich nicht unterſtehen, ihn an einem bedeckten Orte anzugrei.·
en, und den naͤchſten Fruͤhling , wenn er den Beyftanb erhalten hätte, den er aus Hiſpa⸗
niola erwartete, würde erim Stande feyn, die Franzoſen mit Gewalt zu zwingen.
Diefe Rede wurde-nicht mit allgemeinem Beyfalle aufgenommen. Es fegete fo gar
große Streitigkeiten. unter den Befehlshabern darüber, -
Weil fich aber die meiften für
den Öenerafcapitän erklaͤreten · fo murde die Sache beſchloſſen. Menendez ließ fo gleich als
(es zus Musführumg zurechte machen. Er verordnete, es ſollten den dritten Tag. alle zur
fammen der Deffe beymoßnen, ehe fie ich auf den Marſch begäben; indeflen follten der
Meftre de Camp und der Sergentmajor bie fuͤnfhundert Mann ausheben, und alles N-
tige anzufchaffen Sorge tragen ; und weil man an der Erbauung eines. Fort arbeitete
welches —** Stade unter dem Namen S fen
n Auguſtin geroorden tft, fo beftelle-
x Barcholomäus ienendes, zum Befehlshaber, und
die Auffiche über das. Gefchüg, welches er außer dem auf den dreyen
ch hatte, da ließ, —
‚Nachdem alles alſ⸗ eingerichtet wart fo gieng der Kriegsrath auseinander ; und dag Murten un-
Gerücht von dem, was darinnen befchloffen
torden, breitetete ſich unter den Truppen aug ter den Trups
und erregete ein. großes Murmeln.. ‚Den ander
n Morgen war es noch aͤrger. Der Auf. pendarüber.
tube nahm dergeftalt zu, daß die Hauptleute Johann von St. Dincent, Sranz Bes
calde, und Diego von Maya fich für verbunden hielten, den, Adelantade zu bitten, er
möchte von feinem Vorhaben abfteben. Statt aller Antwort lud er alle Hauptleute und
viele Edelleute zu ſich zur Tafel; und nachdem er fie prä ig bewirthet hatte, fo bezeugete
er ihnen fein Er über, daß man d 18 Öeheimnifi des Kriegsrathes entdecket hät-
re es würde eine Schuldigkeit ſeyn, die Urheber einer fo
großen Untreue zu beftrafen; er verziehe es ihnen gleichwohl, doch würde es ihm. lieb feyn,
daß manwüßte, es ſollten hinfuͤhro die geringſten Fehler ſcharf geſtrafet werden; die Zag⸗
befreit, mpelche:bey-pen: Goibaren en iene, rührete einzig und-allein von. ihren Defehis-
habern ger; gleich und er fähe mit, Vergnuͤ⸗
Pr
Fahrzeugen, die er no
9
Hhwohl hätten fie nicht alle den Much verloren,
gen, daß ſich die grd Anzaßl mit guter Axt anfchichete, ‚auf das erfte Zeichen abzugeben,
weil ihre Heuptleute ipnen das Beyſpiel zeigeten:. indeffen koͤnnte ihm Doch. noch ein. jeder
feine Borftellungen egun; er wäre bereit, feine Meynung zu ändern, wenn man ihm zeige
te, daß ‚folches beſſer waͤre wen aber jemand nach einmal gefaßtem testen Entſchluſſe ſo
kühn wäre und Davon eedele ehe es Zeit waͤre, ihn auszuführen, fo wollte er ihn auf. der
Stelle wegjagen. Sie antinorgegen insgefammt, man müßte in demjenigen, was ausge⸗
macht worden, nichts ändern; np diejenigen felbft, welche das Vernehmen noch immer
misbilligten, verfprachen, ihre Pfuͤch BER: ken
Als der Tag zum Abmarfı gekommen tar, und man--folchen antreten wollte: fo
erklaͤrete ſich Johann von St. Vincent, er wäre unpaß und fönnte nicht marfchiren. Sei:
ne Freunde wollten ihn überreden, eine folche Aufführung würde ihm Schaden thun. Er
antwortete, er machete fih Rechnung , in einigen Tagen zu vernehmen, daß die ganze
Partey von den Franzoſen erfchlagen worden, => alsdann wäre er entſchloſſen, ſich mit
3 den⸗
54 Geſchichte und Beſchreibimg 1
1555. denjenigen, die in St Auguftin bleiben würden, einzufchiffen, und nach‘ den Inſeln WM
ſegeln. Iſt es vernünfeig, ſetzete er hinzu, fich wie das Vieh fehlachren zu laſſen, inden
„man einem fo ſchlecht uͤberlegten Vorſchiage folger 2," 22 Gr AI
Menandez Der Aoelantade that, als wenn er von diefen Reden nichts wüßte, und fteffete ſich
marſchret mit Martin von Ochoa/ nebſt zwanzig Biſcajern und Aſturlern ; denen er Aexte hall
nah Carolt⸗ gehen laſſen, die Wege zu hauen, an die Spitze feines Vortrabes. Die übrige Mann⸗
F fhait folgete unter dem Meſtre de Camp und Sergentmajor. "Den vierten Tag des Mat
fhes Famen fie eine. Halbe Meile von Carolina: und ob es gleich‘ fehr windig war, und
ſtark regnete, fo ruͤckete Menendez doch noch eine Vierthelmeile fort, und hielt ſich auf ei⸗
nem ungemein moraſtigen Boden hinter einem Fichtenwalde auf, der ihn bedeckete "Ef
gieng darauf wieder zu ſeinen Leuten, un ihnen zum Fuͤhrer zu dienen, aus Furcht, fl
möchten füh verirren. & Re a Hr Bu BT ya mern “.
Beſchwerlich · ¶ Um zehn Uhr des Abends ſtieß das ganze Heer zuſammen, aber uͤberaus milde) u
feiten de8 vom Regen ganz durchnäffee, welcher ſeit ihren Abmarfche von St, Auguftin nicht aufge |
Marſches. Hörer hatte, Außerdem war es genoͤthiget gewefen, in Stimpfen zu mar ſchiren/ wo es bid
an den Guͤrtel im Waſſer gegangen. Der Regen verdoppelte ſich nunmehr mir fo chet
Heftigkeit, daß man viele Mühe hatte, das Gewehr/ das Pulver und die Lunten davor z
verwahren, Go viele Befchwerlichkeiten benabmen den Soldaten vollends die" GeHuld,
Man hörete überall nichts, als Fluͤche wider den General ausftoßen, und Sernand Perez
Faͤhndrich bey des St. Vincents Compagnie, unterſtund fichs, öffentlich zufagen, er koͤnnte
nicht begreifen, wie ſo viele tapfere Leute fich von einem aſturiſchen Bergbauetn fo-verfaufell
liegen, welchen zu Lande niche beſſer Krieg zu führen wüßte, als ein Pferd + ’ ex für fein
Theil wuͤrde ihm / wenn es in feiner Gewalt geſtanden Härte," an dem Tage} Harman pi
dieſem — — gezogen wäre, fo begegnet feyn, als es
ihm in wenig Tagen von den Händen der Franzofen wiederfahren wilde. =
Menendez Der Adelantade wußte alles, was man wider ihn ſagete: er verbiß es aber weis⸗
giebt feine Of lich, und blieb feſt bey feinem Entſchluſſe. Zwo Stunden vor Tage ließ er den Meſire de
fisiere zu Ra⸗Camp und alle Hauptleute zuſammen fommen. Er ſagete zu ihnen, er hätte die gam
* Nacht nicht aufgehoret den Himmen zu giehen und den Herrn zu bitten, daß er
ihm eingeben miöchte, was zu feinen Dienften zu thun wäre; er waͤre uͤber zeuget, ſie haͤtte
ein jeder fuͤr ſich eben das gethan; es waͤre endlich Zeit, ſich voͤllig zu entfchließen,, wal
man in der verdruͤßlichen aͤußerſten Noth, worinnen man ſich befände, da man abgemat⸗
tet, ohne Stärke, ohne Kriegesvorrath und ohne die geringfte menfchliche Huͤlfe wäre, zu
thun haͤtte 2 nm TER TR Te
Antivort Pe TERN ihm, es wäre unnüg, die Zeit mit Berathſchlagungen zu verlie⸗
niger. ren; man müßte den Augenblick wieder nach Se. Auguftin) umkehren zo die Palmbaͤum
koͤnnten ſtatt des Brodtes dienen, das Ihnen abgienge z wenn fie länger verzögen, fo wuͤrde
man ſich uur einer augenfcheinlichen Gefahr umzufommen ausfegen, Menendez gab zu
daß dieſes ein weiſer Rath wäre: er baͤthe ſie gleichwohl, ihm zu erlauben, daß er noch
ein Wort ſagete; fie fönnten nach dieſem hun, mas fie wollten: "härterer bisher nur feine
eigenen Gedanken gefolget, fo wollte er fich hinfuͤhro nur nach den Rathſchlaͤgen ſeiner
Freunde und Gefährten richten. „Nun, fageteeiner unter. ihnen, laſſen Sie denn hören, was
„Sie denken, und wir wollen Ihnen nachhero unfere Gründe enfdecken. o⸗
Ich
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J — —
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von Neu Frankreich, U Buch. : 55
85.
Ich "glaube; meine veunde erwiederte Menendez, wir muͤſſen has Abentheuer 1365
„berfüchen, wei wie ſchon Ks a von Carolina find. Wenn wir. den Pag nicht gr raͤth Caro⸗
»negnehimen konnen, fo. Haben nt nichts weniger zu befürchten, ‚als daß umfere Geinde, na any
» welche aller Wahrfcheintichkeit nach nur in geringer Anzahl find, fich in das Gehoͤtz ein- greifen.
»laffen, uns daraus zu verjagen; und wir werden darinnen fters einen fichern Ruoͤckmarſch
»baben, Vielleicht werden fie ſich auch, wenn fie uns in Schlachtordnung geftellet eben,
»fie anzugreifen, ergeben, ohne den Sturm zu erwarten, den fie auszuhalten nicht im
» Stande find. Wo nicht, fo wird ung alsdenn nichts abhalten koͤnnen, die Partey zu
»ergreifen, die man vorſchlaͤgt, und wie werden wenigfiens den Troft Haben, daß wir
„alles gerhan, was möglich geweſen il. 2. 0.0. Aal)
Der Meftre de Camp, der Sergent-Majvr und- die meiſten Hauptleute liefen ihm Man folget
kaum Zeit, auszureden, und beſchwuren ihn, ſie an den Feind zu führen. Einige wollten ſeinem Nathe.
fich anfangs nach widerfegen: ſie ließen ſich aber bald gewinnen. Der Adelantade ließ voller
Freuden fogleich alle Seute auf die Knie fallen, um den Benftand des Gottes der Heerſchaa
sen anzufleben; Darauf ſtellete er die Faͤhnie ‚ng, ‚tie fie zum Angriffe ſeyn
folten, Er ſich mit feinem frangöfifchen eberläufer oder Gefangenen; (denn die
| nicht einig, ) welchem er Die, Haͤnde hatte auf den Nücken
binden laſſen, an ihre Spige, Weil aber die Nacht fehr finfter war ‚und der Wind und
Regen anhielten, ſo verirreten ſich die vorderſten. Dieſes noͤthigte den Adelantade, Halte
zu machen, und er erwartete den, Tag an einem Orte, wo ſie bis ans Knie im Waffer
nden,
¶ Irdeſſen war Laudonniere uͤber Ribauts Schiefal, wegen des Orcans, den er zum Zuſtand des
Unglůcke nur: gar zu gut vorausgeſehen und welcher noch anhielt, eben fo uneubig, als Ortes.
darüber, daß, ungeachtet aller Mühe, die er fich gegeben, Carolina vor allem Anfalle zu
a doch noch drey große — uͤbrig waren. Er er —* nicht, daß er —
eind fo nahe bey ſich hätte. Es: [ n Das garftige Wetter diefer Nacht
welch i u —8 gemacht, ee en ihrer ——
am meiſten beytrug. Denn da der Hr. de la Vigne, welcher die Wache hatte, feine Sol-
daten vom Regen ganz naß fah: ſo trug er Mitleiden mit ihnen, und erlaubete ihnen, ſich
auszurußen, ehe die andern fie ablöfeten. Das anhaltende böfe Wetter Hatte es ihm nicht
einmal indie Gedank
—— en kommen laſſen, daß er von Seiten der Feinde etwas zu befuͤrch⸗
(4 ir Kr; . «
Menendez Hatte ſich feiner Seits mit Anbruche des Tages wieder auf den Marſch ger Er wird über:
machet, nachdem er allen Seinigen bey Lebensſtrafe gebothen, ibm zu folgen, Er be- tumpelt,
fand fich gar bald an dem Fuße eines Hügels, hinter welchem, wie ihn der Franzofe
verficherte, der ſtets bey ihm war » ‚Carolina ungefähr, drey Büchfenfchüffe weit davon läge,
Er flieg hinauf und ſah nur einige Käufer, dieihm den Det verbargen, Ex wollte Hinz
sehen , ihn zu befichtigen; dev Meftre de Camp aber wollte es nicht zugeben, und gieng
felbft mit Ochoa dahin, Diefe beyden Dfficier befahen den Plag nach ihrer Bequemlich-
keit. Als fie.aber wieder zuruͤckgiengen, dem Generale von dem, was fie gefehen hatten,
ericht zu erſtatten: ſo nahmen fie einen Weg fuͤr den andern; und ein Frangoſe, der ſie
entdeckete, fragete ſie: Wer ſoll leben? Hchoa antwortete: Frankreich; und diefer
Menſch, der fich einbildete, fie wären von feiner Nation, näberte ſich ihm,
Da
56 Geſchichte und Beſchreibung |
156. Daibm Ochon entgegen'gieng und der Soldasgeinen Irrthum wahrnahm : fo blich
— er ſtehen. Ochoa lief auf ihn zu, und gab ihm mir feinem Degen, den er aus der Sch
zu ziehen, weder Acht noch Zeit gehabt hatte, einen ftarfen Schlag über den Kopf. ER
that ihm indeffen nicht viel Schaden, weil ver Soldat mit feinem Degen den Streich a \
fing. Der Meftre de Camp aber gab: ihm noch einen, der ihn beräubete und zur Erde
ſtuͤrzete. Er fegere ihm darauf die Spiße feines Degens auf die Bruft, und fagete, 4
waͤre des Todes, wenn er nicht fehrviege. Darauf band er ihn, und fuͤhrete ihn zum
Generale, welcher auf das Gefchrey diefes Menfchen geglaubet hatte, der Meftre DI
Camp wäre getoͤdtet. Menendez wandte ſich darauf zu feinem Sergent-Major, Frail
Recalde, und Andreas Lopez Patinno, die ſich mit ihren Faͤhnlein am nächften bey ih
— und ſagete: meine Freunde, Gott iſt für uns; der Meſtre de Camp iſt Il
dem Fort. un ana lerch PAR d
Auf diefe Worte brachen alfe auf und liefen, was fie fonnten, Die erftern begegn⸗
ten dem Meftre de Camp und Ochoa, welcher feinen Gefangenen, weil er ihn nicht behal
ten koͤnnen, getödter hatte, und mit allen Kräften fhrier Kameraden, folget mir, Gote if
für uns, Er ruͤckete darauf gegen das Fortan: und da er zween Frangofen im Demde antraf
fo tödtete er einen und Patinno den andern ı Ya eben dem Augenblicke war ein Solde
von der Befasung von ungefähr auf den Wall geftiegen, und wurde die Spanier anſichtig
welche von dem gedachten Huͤgel herunter ſtiegen, und in Schlachtorbnung mal
fhireten. Er rief: ins Gewehr! und auf dieſen Ruf eilete &audonniere mit den tapferftel
herbey. Er hatte aber Faum Zeit, zu fich felbft zu fommen, fo drang der Feind durd
die drey Luͤcken und das Pförtchen ein, welches einer aufgelaffen hatte, um zu erfahren
was vorgienge; und in dem Augenblicke erſchallete alles von dem Gewinſele der Weibet
Kinder und Kranke, die man umbrachte, io Arie] en
audonniere eilete ihnen zu Hilfe: es war aber zu ſpaͤt. Er wollte fich in einer Ech
fesen, um den Stürmenden fo lange zu widerftehen, bis ihm die drey Schiffe, die von
Fort gerade gegenüber lagen, Beyſtand leiften koͤnnten. Er zeigete fich überall; er focht
mit einer Tapferkeit, die feine Feinde felbft bemunderten, Da aber der Franzofe, welchel
Menendez ftets an feiner Seite hatte, ihm gefagt , wer diefer Held wäre: fo fiel die ganje
. Stärfe des Gefechtes auf ihn allein; und er ſah wohl, daß er mur auf feinen Nückzuß
denfen müßte. Er that es ſtets fechtend, welches den wenigen Franzoſen, die bey ihn
geblieben, Mittel gab , ſich in das Gehölze zu flüchten. Er gieng zulegt hinein und
giengen feine Magd, die fehr verwundet war, und der Herr von Morgues vor ihm her.
Indeſſen waren doch nur noch die zwey Faͤhnlein, welche der Sergent-Major um
Diego von Maya führete, erft in dem Plage; und ihre Fahnen wurden zu gleicher Zeic von
Rodrigo Troche und Pedro Valdez Herrera auf den Wall geſtecket. Der Klang de
Trompeten aber ließ bald das ganze Heer herzu eilen; und da der Adelantade ſah, daß ſich
die Franzoſen nicht mehr vertheidigten, ſo ließ er den Befehl ausrufen, der Weiber und
Kinder unter funfzehn Jahren zu verſchonen. Der fpanifche Schriftſteller verfichere, mal
habe ihrer fiebenzig gerettet. Menendez ftellete darauf Schildwachten vor das Magajgin
welches ihm fein Franzoſe wies, und welches mit Kriegesvorrathe und Kaufmannswaare
wohl verfehen war. Er näherte ſich darauf dem Fluſſe, und ließ das Schiffsvolk von DM
dreyen Fahrzeugen, die Dafelbft vor Anfer lagen ‚ einladen, fich zu ergeben, 1
von Neu⸗ grankreich· Il Buch. 57
Sie wei
erten ſich; und er ſchickete ſich an , fie in den Grund zu bohren, _ Sobald 1365.
feine Batterie — war, An er by Befehlshaber förmlich auffordern „ welche zur —— —
Antwort gaben, wenn der General mit ihnen Unterhandlung pflegen wollte, fo wollten fie Das wegen
ihm eine Schaluppe ſchicken, die jemanden von ſeiner Seite zu ihnen führen follte, Der A
Adelantade fhickete ihnen feinen Öefangenen mit dem Befehle, ihnen zu jagen, fie koͤnn * ———
ten von denen dreyen Schiffen, die fie noch haͤtten, eins ausſuchen, Lebensmittel für alfe vorfälke,
ihre Leute, und für die aus ber Beſatzung von Carolina, denen er das Sehen geſriſtet hätte,
bineinfchiffen; ex wollte ihnen einen Paß geben, hinzugehen, wohin fie wollten; jeboch
unter der Bedingung, fie follten fein Gefhüg , noch andern Kriegesvorrath mitnehmen ;
wenn fie übrigens Diefe Bedingung nicht annähmen „fo wollte er fie in den Grund fehießen
und niemanden Quartier geben,
Sein Abgeſchickter Eam bald wieder, und berichtete ihm, der Dberbefehlshaber. diefer
drey Schiffe wäre des General Ribauts Sohn (andere fagen nur fein Hefe), und Härte
ihm geantwortet: er ſahe nicht, warum ihn die Spanier befriegeten; weil er mit einer
Commiſſion von dem Rönige,feinem Herrn, verſehen wäre, mit dem der katholiſche Koͤnig
in Frieden. lebete. Uebert ‚müde er fch vertheiigen wenn man ihn angriffe ‚und
ev boffete,,. es mic gutem ge zu hun, Auf diefe Antwort ließ Diego de Maja ein
Stuͤck abbrennen, welches eines von den dreyen Schiffen dicht an dem Waſſer durchboh⸗
vote. Das Schiffsvolk konnte ſolchen Schuß nicht auebeſſern, als wenn es ſich dem Feuer
der Feinde ausfegete, Es fprang alfo in die Schaluppen, und gieng in die beyden andern
elf, die fogleich ihre Taue kappeten, und ſich außerhalb des Schuffes vor Anker
egefen,
0 Die frangöfifchen Nachrichten erzählen die Sache anders: man muß aber des Herrn —
Laudonniere Berichte folgen, welcher viel gewiſſer zu ſeyn ſcheint. Rachdem ſich dieſer Laudonniere
Befehlshaber obgedachtermaßen gerettet hatte: ſo fand er ungefaͤhr
zwoͤlfe von ſeinen Leu⸗ —— be⸗
ten ra eholze. — vor, fih dem Zluffe zu nähern, und in die erwähn- ag
ten Sa zu 06 aber wollten lieber zu den Wilden flüchten, und ihn ver-
laſſen. Ex begab ſich mit, den andern auf den Weg; und fie marfchireren bis an den
Abend fait beftändig bis an den Guͤrtel im Waſſer. Gegen Sonnenuntergang Eonnten fie
nicht EN , und waren gezwungen, fill zu ſtehen, weil fie zum Schwimmen —
mübe waren, . Zween von den ftärkften wollten es dennoch) wagen, um den Schiffen von i
ihnen Nochriche zu geben, und die Schaluppen herbey zu bringen,
Die Schaluppen erſchienen auch wirklich den andern Morgen früh. Es war Zeik,
daß fie. anfamen. Laudonniere ar in Todesgefahr, und die andern meiftentheils in Eeinen
beſſern Umſtaͤnden. Man erquickete ſie wieder mit Brannteweine; und ſobald der Be—
fehlshaber wieder ein wenig zu Kräften gekommen, fo wollte er‘, ehe er fich einſchiffete,
noch einmal durch den Wald gehen, und ſehen, ob er niche einige von feinen Seuten fände,
die ſich darinnen verirret Härten, Diejenigen, die ſich anfaͤnglich von ihm abgefondert,
waren. faft alle wieder zuſammen efommen; es hatten fich auch noch viele andere durch
unterſchiedene Wege an das Ufer —— und er haste das Vergnügen, auch noch wohl
ihrer zwanzig zu reften- ’
Indeſſen war von den drey franzoͤſiſchen Schiffen nur dag größte, welches Jacob Schlechte
von Kibaur fuͤhrete, dem ort gegen über geblieben. Diefer Hfficier hatte die Spanier Auffügrung-
in Carolina einrüen den , ohne einen einzigen Stuͤckſchuß auf fie zu thun; ob er ihnen des jungen-
‚ Allgem, Reifebefchr, XIV Band, Lee gleich Ribaut.
58 Gecſchichte und Beſchreibimg
1565. . gleich ſehr beſchwerlich Hätte fallen Fönnen, und ſechzig Soldaten und ein ſtarkes Shift
volk am Borde hatte. Es ift wahr, der Pag wurde dergeſtalt überrumpele, daß Kiball
vermuthlich Die Zeitung von dem Angriffe nur erft in dem Augenblicke erhalten, da ”
Feind ſchon darinnen war; und er befürchten Eonnte, er möchte auch die Franzoſen teeffeil
weun er auf fie fehöffe. Cr ift aber wegen feines Betragens gegen Den Laudonmere, nad
dem ſich folcher auf fein Schiff begeben, nicht eben fo Leiche zu entfehuldigen.
Er lichtete anfänglic) die Anker, um wieder zu den beyden andern Schiffen zu font
men, welche ziemlich nahe an der Mündung des Fluſſes lagen, Laudonniere fehlug ih
darauf vor, den Heren von Ribaut zu füchen, deſſen Schickſal man noch nicht mußt
Er meldete aber, er hätte den Entſchluß gefaſſet, nach Frankreich zu gehen, ohne fich al
irgend einem Orte aufzuhalten. Dieſes verdroß Laudonnieren vergeftalt daß er in ein a
deres Schiff ftieg. Zum Ungluͤcke hatte diefes Schiff Feinen Sootsmann ‚ welcher fich g*
trauete, allein zu fchiffen, Ribaut hatte ihrer viere und wollte feinen davon abgebe
Das dritte Schiff und ein anderes Fahrzeug, welches An der Kuͤſte geblieben war, hatt
nicht Matrofen genug, fie zu.regieren, und man mußte fie'verlaffen, - Saudahniere riet
Ribauten, es würde gut ſeyn, wenn er fie in Brand ſteckete, aus Furcht, die Spanie
möchten ſich ihrer, entweder wider ihn ſelbſt oder wider das Geſchwader bedienen, wen
es zum Vorſcheine füme. Er wollte es aber nicht thun, fo daß Laudonniere, meld
dieſe Borficht für unumgänglich nöthig hielt, ingeheim feinen Zimmermann abſchickete, fl
entzwey zu fehlagen, und in den Grund zu fenfen, .
Laudonniere Man weis nicht, wie es dem jungen Ribaut darauf ergangen. Laudonniere gerieth
fümmt nach nachdem er vielen widrigen Wind gehabt, und großen Hunger gelitten, in den Cam
Frankreich. St, Georg, und mußte zu Briftol ans Sand ’fteigen. Er lag in England Tange Fran
und fobald er wieder gefund war, gieng er nach Frankreich, wo er, nach der Spaniel
Vorgeben, von dem Könige fehlecht empfangen wurde. Es wiirde foldyes indeſſen kein
Beweis ſeyn, daß dieſer Herr, wie fie ebenfalls behaupten, mit dem Könige in Spanik
einftimmig geweſen, die Hugonotten in Florida —— Der Admiral Coligni we
damals mehr, als jemals, mit dem Hofe geſpannt; und man ſah an ſolchem alle dieien®
gen mit ea Selen an’, dieihm Be nd \ f s BET , 9
Viele Fran⸗ Alles Fleißes des Laudonniere ungeachtet hatten ihm doch nicht alle Franzoſen folg
zofen ° werden Fönnen, oder folgen wollen. Einige hatten ſich unter die Wilden begeben, andere, abE
gehangen. wenige, zu den Spaniern, bie fie den Gefangenen zugefelleten , welche fie, bey der Ein
nahme von Carolina, gemacht hatten. Die franzöfifchen Gefchichtfchreiber melden all
einftimmig, fie wären zufammen an einen Baum aufgehängt worden, an welchem maß
eine Tafel mie diefer Schrift gehefter hätte: Diefen ift nicht als Sranzofen, fonderf
als Ketzern und Seinden Gottes, fo begegnet worden. "Sie fegen hinzu, daß o#
Spanier nachher, da fie erfahren, es wären viele Franzofen von den Wilden gut aufgt
nommen worden, fo große Unterfüchungen angeftellet, und die Wilden dergeftaft in Furch
geſetzet hätten, daB die meiſten von dieſen armen Flüchtlingen genoͤthiget gewefen , fd
ſelbſt ihren Feinden zu überliefern , die Ihnen nicht mehr Gnade erıwiefen, als ihren Spieß
geſellen. Ihrer zwanzig , welche fih von den Spaniern verfolger faben , flohen durch OF
un Gehölze, und wurden insgefamme mit Flinten erſchoſſen. —
ae wird Auf dieſe Art machere ſich Den Pedro Menendez Meiſter von dem frangoͤſiſthen SL
—— rida. Er gab dem Fort Carolina ſogleich den Namen San Matheo, den es noch Dal
mil
von Newsvanereih: I Buch. 59
weil er an dem Feſttage dieſes Apoſtels hineingeruͤcket war. Er ließ das franzoͤſiſche Wa⸗ 1565.
pen nebſt des Nomicales Colignd feinen, welche an dem Hauptthore m
und das fpanifche hinfegeni„ Den andern Tag bezeichnete er einen Platz he di
auf zu bauen. Nachbem er darauf feine Truppen gemuſtert: fo fand ichs, daß er nicht
vierhundert Mann wirklich hatte, ob ex gleich nur ſehr wenige, und vielleicht niche einen
einzigen bey der Ueberrumpelung von Carolina verloren. Waͤhrend des Marſches aber waren
viele wieder nach St, Auguſtin zuruͤck gekehret, weil ſie an dem gluͤcklichen Erfolge des Unter⸗
nehmens verzweifelten. Einige hatten ſich verirret, und andere waren aus Zaghaftigkeit
oder aus bloß M gkeit zuruͤck geblieben. —— u
Der Abel ade etnannte darauf feinen Sergent Majer, Gonzalo von Villaroel, ende fehret
zum Statthalter nr San Marheo, und ließ ihm dreyhundert Mann zur Beſatzung. Er nad St. Au-
wollte mit den übrigen den folgenden Tag wieder nach Se, Auguſtin zuruͤckkehren: feine guftin zucie.
Dffieter aber meldeten ihm, fie wären niche im Stande zu marfchiven; und er erlaubete
ba fo viele
it, ſich auszuruhen, als fie verlangeten, Er fegete Binzu, er für fein
Weilkon Me ir un wie ir Rihaut möchte ſich wegen
Fr Ber on Carolina wollen, und ihm St. Auguſtin wegnehmen: wenn
"elher willig gefonnen wäre, ihm zu folgen , fo wuͤrde er es ihm Danf
Es bothen fich ihrer fünf und dreyßig anz und
er. reiſete mit ihnen und feinem Hauptma e Franʒ von Caſtagneda,
den 23ſten ab, nachdem er befohlen, es ſollten Hm Medrano, Patinno und Alyarado ſo
bald als moͤglich folgen, und die andern Dfficier ſich ohne feinen Befehl nicht von dem
Hort entfernen, ne DU - Eöiks hr
Weil der Regen noch immer anhielt, und das ganze Land uͤberſchwemmet war: fo fest un; Ei
iſt es fich nicht vorzuſtellen ‚ wieviel er auf diefer Reife ausgeftanden, Die Freude aber, umphe eme
die er wegen di glücklichen Erfolges iner Unternehmung empfand, unterftügere ihn, pfangen.
= fam endlich >t. Kuguftin an, an ihn ſchon als tode beroeiner hatte, weil Die
“Teföftüchtigen, zu Bemäntelung ihrer Schande, vorgegeben, er waͤre mit feinem ganzen
Heere umgekommen. Zween Soldaten, welche dorausgegangen waren, hatten Das Ge⸗
genthell verſichert und feine nahe Zuruͤckkunft angefündiget. In einem
rieth man au er Außerften Deftürzung in die übermäßigfte Freude, 5
dem Defieger der ser mit dem Kreuze und der Geiftlichkeie uneer X
. ‚Deum enfgegeitz und er wurde im Tr | | |
a Seine es Sorge Yatauf war, Schensmittel nach San Matheo zu ſchicken, welches ——
derſelben noch weit noͤthiger hatte, als er es glaubete; weil eine Feuersbrunſt, die man —* —
nicht von ungefähr eniſtanden zu ſeyn glaubete, faſt alle Gebäude in die Aſche geleget.
Nicht lange darnach vernahm er fogar „es*hätte fich die Befagung diefes Ortes wider
ihre Häupter empoͤret. Dieſe Ungluͤcksfoͤlle waren es nicht allein, welche die Freude des
Welantade mäßigten. Er Hatte in die Öalion St. Pelagins viele Stanzofen eingefchiffer, Der Pelagius
die ihm bey feiner Ankunft N Shorida in die Hände gerathen waren, und er hatte befoß- wird von den
len „man ſollte fie von der Inſel Sifpaniola wo man, fie ausfchiffen follte, nach der Sn. a
quifition in Spanien ſchicken. Kaum aber waren fie in See, ſo hieben fie mic Huͤlſe einl- —
ger Fremden und Matroſen, die ſie gewannen, die Officier nieder verſicherten ſich des
uͤbrigen Schiffsvolkes und fuͤhreten die Galion nach Daͤnemark.
22
aren, abnehmen, —
eine Kirche dar⸗
Ribauts
en
1565,
— —
erwartete. Seine Furcht und Hoffnung aber verſchwanden faſt zu gleicher Zeit, und DM
Ribauts
Schiffbruch.
Wie es den
Franzoſen
nach ſolchem wieder an den Mayfluß zu kommen. Es läßt ſich viel leichter vorſtellen, als erzaͤhlen,
ergangen.
wenn Ribaut ſich feiner Willkuͤhr überlaffen wollte, fo wuͤrde ex ‚eben die Wirkungen ſe
andern fageten, ein ſchleuniger Tod wäre dem traurigen Zuſtande, worinnen fie fich DE
luppe wahrgenommen; fo mußte Michael le Baffeur hinein fleigen, um zu entdecken, v
ſchicken, um von dem fpanifchen Befehlshaber zu vernehmen, was für eine Begegnung‘
- man von ihm hoffen koͤnnte. Als diefe beyden teute an &
N
6 Geſchichte und Beſchreibung 4
Ribauts Geſchwader, wovon man noch Feine Zeitung hatte, verurſachete dem ſpani⸗
ſchen Generale auch einige Unruhe, welcher kein Schiff mehr im Stande harte, ihm
widerftehen, wenn es Ihn angeiffe, ehe feine übrige Flotte ankaͤme, die er mit LngedWf
traurige Schiefal des franzöfifchen Geſchwaders ließ ihn den Verluſt feiner Galion und de
Zerſtreuung feiner Flotte, wovon er bald Machricht erhielt, Teichter ertragen.
Der Sturm, welcher Ribauten gezwungen hate, fich von dem Fluſſe St, Augufting
entfernen, da er die Spanier dafelbft fo gefaffer hatte, daß fie ihm nicht widerftehen konn
ten , dauerte bis den 23ſten des Herbſtmonates. Er warf ihn über fünfzig Seemeilen. MM
da an die Küfte des Canales von Bahama, und zerfiheiterte-endlich ‚alle feine Schiffe and
Klippen. Die Menfchen vetteten ſich insgefamme mit Schwimmen, den Hrn. de la Graf
ge ausgenommen, welcher erfoff. Alles aber, was auf den Schiffen war, gieng. verlorene
Die Folge von diefer unglücklichen Begebenbeie wird. von den Franzofen und Spanien
verfehiedentlich etzähler, Daß man fie unmöglich vergleichen Fan. —rFW
Als ſich Ribaut, ſagen die franzoͤſiſchen Geſchichtſchreiber, an einer Kuͤſte, die er nich
kannte, ohne Gewehr, und ohne den geringſten Vorrath, befand: fo wollte er verſuchen
viel verdruͤßliche Widerwaͤrtigkeiten, Elend und Beſchwerlichkeiten dieſer ungluͤckliche Hau—
fen auszuſtehen gehabt, da er in einem unbekannten, unbewohnten, und oftmals unwegfame
Sande marfchirete. Nachdem diefer General von ungefähr an der Küfte eine verlaffene S
Earolina läge. 4
$e Vaſſeur Fam dem Fort fo nahe, daß er die fpanifchen Fahnen darinnen bemerfel
fonnte. Seine Zurückunft mit einer fo traurigen Zeitung ſetzete jedermann in Beſtuͤrzung/
und man konnte in langer Zeit feinen Entſchluß faffen. Endlich enefchloß fih Ribaut, eine
Hauptmann eines feiner Schiffe, Nicolaus Verdier, und den Sergenten, la Caille, abzu )
‚Ufer des Fluſſes dem Fort 9%
gen über gefommen waren: fo gaben fie ein Zeichen.” A alles twahrgenom
men ‚ ſchickete man ihnen eine Schaluppe. Man füdrete fie darauf zu dem Befehlshaben
welchen fie frageten: mo Saubonniere und feine Beſatzung hingefommen wären? Der BP
fehlshaber antwortete ihnen: man habe ihnen nach der Eroberung von Carolina ein wohl
ausgerüftetes Schiff gegeben ‚ worauf fie wieder, nach) Sranfreich gegangen wären; und
ner Großmuth erfahren. _ *
Dieſe Autwort, welche die beyden Abgeſchickten für aufrichtig hielten, machete ihnen
wieder Muth, und fie eileten, ſolche dem Generale zu hinterbringen. Die Meynunge
waren gleichwohl unter den Franzoſen getheilet. Einige behaupteten, man dürfte Leuten
nicht frauen, wovon man wüßte, daß fie glaubeten, man thaͤte eine Gottgefaͤllige Sack
mern man Diejenigen ausroftete, Die ſich nicht zur römifchen Religion befenneten. DIE
fänden, noch vorzuziehen, Ribaut dachte fo, mie die legtern, und zog jedermann all
feine Meynung. a Caille wurde wieder nach San Matheo gefehlt, und verfangere nicht
mehr, als was ihm der Befehlshaber dieſes Ortes felbft angeborben harte, nämlich d
vom Neu⸗Frankreich. U Buch. 61
alfe zuſammen die eit haben ſollten, wieder nach Sranfreich zu gehen; und dag man
ihnen ein Schiff Kam — 8* und den nöthigen Sebensmitteln geben möchte. Der
Befehlshaber verfprach es von neuem, und ſchwur bey allem, was heilig iſt, folches zu halten. |
Nach fo förinlichenı Berficherungen machete niemand unter den Fran zoſen einige
Schwierigkeit, fih in der Spanier Hände zu geben. Diefe ſchicketen ihnen Schaluppen,
Kaum aber waren fie über den Fluß gegangen, fo merfeten fie, daß fie verrathen wären.
Man band fie viere und viere, fo wie fie aus den Schaluppen fliegen, Ribaut und Ot⸗
tigni wurden allein in die Schanze geführet , wo fie mic dem Befehlshaber zu ſprechen ver⸗
langeten, um von ihm die Urſache einer folchen Begegnung zu vernehmen, die demjenigen
fo zuwider wäre, was man ihnen verfprochen hätte. Man antwortete ihnen aber, der
Befehlshaber wäre nicht zu fpr ee BE.
‚ Einen Augenblick darauf kam ein fhlechter Soldat zum Ribaut „und fragete ihn:
ob er nicht der General der Sranzofen wäre? Er ſagete ja. Haben Sie nicht ſtets ver-
langt, daß diejenigen, die unter Ihnen ‚der Soldat fo Ihnen genau
gehorcheten? Ohne Zweifel , erwiedert nicht wohl einfah, wohin dieſe
"1565.
* Ste füche vorkommen, derfeßere der Soldat, wenn
ich ebenfalls den Befehl ausrichte ‚ den ic) von meinem Befehlshaber empfangen habe,
Mit diefen Worten ftieß
er ihm den Dolch ins Herz. Ein anderer Soldat that eben vie
Zragen an den Ottigni und begegnete ihm eben fo ‚ welcher den Himmel zum Zeugen über
die Treuloſigkeit der. Spanier nahm, .. NR der u —
Dieſe erſte Hinrichtung war eine Loſung fuͤr die Beſatzung, die den Augenblick uͤber
die Franzoſen herfiel, und ſie ermordete. Rach einem unverdaͤchtig ſcheinenden Berichte,
—2 achthundert Franzoſen durch die Haͤnde der Ei umgefommen, ſcheint aber
wohl, daß man unter diefe Anzahl alle diejenigen nit begreifen muͤſſe; Die bey der We
nehmung von Carolina —— Es iſt uͤber dieſes gewiß, daß Menendez ir
sute und andere Arbeitsleute zu denen ME len beybehieit, die er zu San Ma«
und Sr, Aug ftin machen wollte... 7* ——— RIEF ae Tan ann
Einige haben gefchrieben., Ribaut fen lebendig geſchunden und feine Haut nach Spa-
nien gefchickt worden, Ich finde ſolches aber nicht gegründet genug. Eine ziemlich merf-
wuͤrdige Scheife, die dem Könige Karln dem -IX dag folgende Jahr unser dem Titel:
Bittſchrift der Witwen und Waiſen dererjenigen die in Florida ermordet worden,
uͤberreichet wurde, ſaget nur, der General ſey ohne Verſtand niedergefallen, nachdem hmein
Soldat von hinten einen Stich gegeben: er fen fo gleich vollends gesödtet; und darauf habe
man ihm den Dart apgefchnitgen ‚ welhen Don Pedro Menendez, als ein Siegeszeichen
nad) Sevilla geſchicket fein Kopf fey-in vier Stücke zertheilet, und auf, fo viel Pfähle ge-
ſtecket; die Körper derjenigen , jpeiche bey der Einnehmung von Carolina erfehlagen wor-
den, wären an den Ort gebracht, wo die legten hingerichtet worden; man fey den ab-
ſcheulichen Ueberbleibfeln mit einer Unanſtaͤndigkeit ohne ihres Gleichen begegnet ‚und ha—
be fie darauf alle zuſammen Yerbpanng, | rue : '
Was ich bisher erzähle Habe, gründet ſich vornehmlich auf den Bericht eines Ma- Sonderbare
trofen des Heren von Ribaut, deffen, Begebenheit etwas erftaunliches an fich hat, Die⸗ Vegebenheit
fer Menfch war wie andere gebunden, und hatte viele Stiche mit dem Dolche befommen, ri Matro
daß er unter den vier andern, mit denen er zufammen gefuppele war, ohnmaͤchtig nieder: |
fiel, Man zweifelce nicht daß er nicht todi die Nacht darauf aber-Fam eu wieder
- . 3
zu
PEFTEIRTEN 2
1565.
—
rechtfertigen, auf welche man ihnen mitten im Frieden, nach der Erzählung ſelbſt bad
62 Gefchichte und Beſchreibung
zu ſich ſelbſt, und beſann ſich, daß er ein Meſſer in der Taſche Hätte, Er bedienete ſich deſſen
fine Bande zu zerfchneiden, fund auf und erreichte das Gehoͤlze. Er werband darau
feine Wunden, fo gut er Forte; "undweit erıfich fo nahe bey den Spantern nicht in E
cherheit zu ſeyn glaubete, ſo entfernere er ſich und marſchirete drey Tage, wobey er ſich nad
der Sonne richtete, DR a 2 ——— —— em
Endlich kam er in ein Dorf, deffen Oberhaupt ihn gern aufnahm. Man verba
ihn, und begegnete ihm gut, Er wurde vollkommen wieder heil. Nach acht Monaktl
aber "meldete ihm· der Paraufti, er könnte: ihn micht länger behalten , und er muͤßte ſi
don Spanier ergeben; oder fie wuͤrden ihr ausliefern. Dieſe Erflärung machete Ah
ganz betäubtz und er wüßte nicht, wezwiet fich entſchließen ſollte. Endlich lief er davoll
und nachdem er lange Zeit herumgeirret, fand er ſich zwo Meilen: von Sar Mad
Nunmehr befiel ihm eine doppelte Suche, welche ihn außer fich brachtez und da er nid
ſo viel von ſich · erhalten Fonnte, Daß er ſich feinen Henkern in die Hände gäbe, ſo entſchlo
ei ſich, da zu bleiben, wo ev wäre, und vor Hunger zu ſterben. ef
Sal ee vier bis fünf Tage zugebracht, ohne etwas zu ſich zunehmen; -und®
{aß Fat’ Feine" Menſchen mehr gleich, "als en ein fpantfcher Jaͤger antraf, weicher di
fanglich über den Aublick diefes Elenden erſchraͤck der ihn mit’gefaltenen Händen um fü
geben bat, Er verſprach ihm, afle fein Anfehen bey dem fpanifchen Statthalter anf
wenden, damit er Gnade fin ihn erhielte, und er wollte ihn fo gar nicht einmal in at
Schanze führen, bis er folche erhalten hätte. Der Matrofe wurde darauf unter die Sch
ven gehen, und blieb als ſolcher ein ganzes Jahr in der Schanze Nach Verkaufe viel
Zeit ſchickete man ihn nach der Havana‘, w hein framoͤſiſe an
———
Carolina, worein er wider feinen Willen verwickelt worden, in diefem Hafen gefäne
(ag. Man fettelte fie mit einer eiſernen Kette zufammen , "und verfaufere uͤe am die Pet
tugieſen, welche nad) —— giengen. Sun Gluͤcke wurde das Schiff, welches fiefil
rete, von einem franzöfifchen Hauptmanne, Namens Bontems, weggenommen, un
* inne i . " - —— — . & b * 9 A, oft
Ba Ra a I" una a Tyan nd
Ich Habe gefagt, Diefer Bericht ſey die Duelle, woraus alle diejenigen ’gefchöpfell
welche den traurigen Unfall’der Sranzofen in Florida befehrieben haben. Die Umſtaͤnt
in ihren Erzählungen aber find fo unterfchleden, daß es ſchwer wird, die rechte Wahrhl
Herauszubringen. Indeſſen Fommen doch alle in der Hauptſache überein), und dag M
bauten mit einem Eide das Wort gegeben werden, ihm ein Schiff zu verfchaffen, word
er mie allen feinen Leuten wieder nach Frankreich gehen Fünnte. ; Inuanus feger Hinz
Don Pedro Mertendez habe ſich nur auf Anftiften der vernehmften Bedienten am frange
Be Hofe gegen Die Sranzofen in Florida fo aufgeführer, die ihm von Nibauts Abre
achricht gegeben, damit er fie verfolge und bekriege. Der neuere Gefhichtfchreiber we
9
Florida beweiſt die Falſchheit dieſes Vorgebens ziemlich gut. Wenn aber die ſo
in Florida von ihrem Herrn nicht gemisbilliget worden; mern eg Ribauten und audonil
ren von ihm aufgerragen gewwefen, Schanzen zu bauen ‚und fich in dieſem Theile von Ant
vica nieberzulaffen, wo Spänien niemals eine gehabt; wie will man die Art und We
ner, die der Don Solis de las Meras davon gemacht, deſſen Schwefter "Don PA!
7
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von Neu» Frankreich. Il Buch. 63
2Nenendez geheirathet und welcher dieſen General bey ſeinem Zuge begfeiter hat. Nach
dem Zeugniffe —* Zee ‚ welcher als ein Augenzeuge Davon reder ‚ und welchen in
dreas Bonzales von Barcia abgeſchrieben Hat, will ich die zwehte Machriche- von: die⸗
em Trauerfpiele anführen; wo man den Schauplatz von San Matheo nach Ste Augu⸗
ſtin wi — A en
15i
rd verleget ſehen.
Unter der Zeit, da Menende; befchäfftiget war, dieſen legten Ort zu befeftigen y AUS Nachricht der
Furcht, Ribaut möchte ihn angreifen, gaben ihm einige Wilden Nachricht, vier Meilen Spanier.
davon wären einige Chriſten fehr verlegen, über eine Bay zu fommen , die doch nur eine
ziemlich enge Mündung eines Fleinen Fluſſes wäre. Auf dieferZeitung nahm ‚ber Aber
lantade vierzig Soldaten zu fich, um ſelbſt zu erforfchen, von-welcher Nation diefe Chri⸗
ſten wären "Weil er aber ſehe fpäraufgebrochen war: fo wurde es Nacht, als er an dem
bezeichneten Orte ankam ‚too er fich ein wenig von dem Fluffe entfernerlagerte
Den andern Morgen ftellete er feine Mannfchaft fo, daß fie nicht Eonnte gefehen wer.
dert, und er flieg aufeinen Baum‘, von da er viele feute an der andern Seite der Bay
entderfete, und er bemerkete ſo gar, daf je Sabnanpatten. Er ftieg herunter und naͤ⸗
te fi; M en ergieh ſehen fie, ſchwamm ein Gafconier von Saint
Fluß; und als er hinuͤber gefommen , fagete er zu. ihm, ‚alle dieje⸗
nigen, die er ſaͤhe, waͤren Franzoſen, welche Schiffbruch gelitten Hätten,
fragete ih, wo fie berfämen; und er antwortete, ‚fie wären des Öeneralcapitäns von Flo⸗
vida für den König in Frankreich, Ribauts Leute. Der Adelantade fragete ihn, ob ſie
katholiſch wären; under anfwortere, nein,“ Ihr koͤnnet eurem Generale berichten/ erwie⸗
„derte der Adelantade, daß ich Pedro. Menen dez Unterkoͤnig und Generalcapitaͤn von
„Tborida für den katholiſchen Konig Philipp den Ih, bin daß ich mie Solvaten hieher
»geformmen , weil ich gewußt daß ihr u. ERBETEN Te ER orten
Der Franjoſe kehret⸗ mit dieſer Antwort zuruͤck, und Fam bald wieder, den ſpani⸗
ſchen nfi eces Ösleit für den fran zöſiſchen Befehlshaber und vier Edelleute
zu [ e Handlung zu pflegen wuͤnſcheten wenn er ihnen ein Fahr:
zeug ſchicken wollte, "Es am eins yon St. Auguſtin mie Sebensmikteln. Menendez ant⸗
wortete/ er wollte ihnen folches bewilligen , und der Befehlshaber Fönnte auf fein Wort
fommen, tan fhickete ihm einen Dfficier und Soldaten, die fer wohl aufgenommen
wurden. Der Abelantade hatte nur zehn Mann bey fich; die andern von feinen Leuten
waren etwas weiter yon ihm entfernet » Binter den Buͤſchen und fo geſtellet, daß fie in
größerer Atzahl zu ſeyn jenen, als fie wirklich waren. Der Offieier, welcher zudem
Generale Fam, fagere; haͤtten bey dem lehten Sturme Schiff bruch gelitten, ihre vier
Schiffe und alle Schatuppen derloren; fie bächen ih," er möchte ihnen fein Fahrzeug lei⸗
hen, uͤber eine Bay und einen Arm des Meeres zu kommen, welcher über vier Meilen
davon entfernet waͤre damit fie ſich in eine Schanze begeben konnen ; welche der König,
ide Herr, zwanzig Meilen yon pg Hüreer Hirn sel) 3 a2 ai york riet
„Der Adelantade fragere ihn od fie Katholiken wären? und der Dfficier antwortete
ihm; fie wären von der teformiggen Religion, " Darauf antwortete er dm: Mein Herr,
sich babe mich eurer Schanze ‚ und die Befasung darinnen niedergehauen;, der
»Weiber und Kinder unter funfzehn Jahren aber verſchonet; und damit ihr nicht "daran
Weifeln duͤrfet: fo habe ich bier unter den Soldaten zween von euren Nation bey mir,
„denen ich; Gnade erwiefen habe, weil fie ſich für Katholiken erkläre, Sehet euch, —
„w
To
1363.
„was von der Beute, welche meine Leute in Carolina gemacht haben. Er lieg ihnen
‘ihm, er fönnte nicht Daran zweifeln, und erſuchete ihn inſtaͤndigſt, ihnen ein Schiff I
Bericht zu erſtatten. Man erlaubete es ihm, und er Fam nach zwoen Stunden wi
benzig Büchfen , zwanzig Piftolen, einer Menge Degen und. Schilder, einigen Sturm
64 Geſchichte und Beſchreibung
„will euch zu eſſen bringen laſſen; ihr ſollet eure beyden Landesleute ſehen, und auch
gleich: zu eſſen bringen , und nahm ſelbſt mit feinen Leuten eine Mahlzeit ein. 9
Nach einer Stunde Fam er wieder, wo die Franzoſen waren, und fragete: ob A
von dem, was er gefaget hätte, genugfam überzeuger wären? Der-Dfficier antwort
geben, wieder nach Fcanfreich zu kehren. „Sch wollte es fehr gern thun, erwiederte
„Adelantade, wenn ihr Ratholifen waͤret, und ich Fahrzeuge entbehren koͤnute. Eure E
„eeltenz erlauben uns denn wenigſtens, verſetzete der Dfficier, fo lange bey Ihnen zu bl
„ben, bis ſich eine Gelegenheit zeige, daß wir uns einfchiffen Fönnen, Es iſt fein Krid
„unter unfern beyben Nationen, und unfere Könige find Freunde und Brüder. Esi
„wahr, antwortete Menendez , Die Fatholifchen Franzofen find unfere Bundesgenoffen ul
„Freunde, aber niche auch Die Ketzer, wider die ich hier mic aller Macht Krieg führe ; u
‚ich werde auf das graufamfte, wie ich nur-Fanng), wider alle diejenigen von dieſer S
„te verfahren, bie ich zu Waller und Sande antreffen werde; und darinnen denke ich. bei
„ben Königen zu dienen. Ich bin nach Florida gekommen, um. dafelbft den roͤmiſchl
„tbolifchen Glauben einzuführen, Wenn ihr euch meinen Barmberzigkeit überfaffen , un
„mir euer Gewehr und eure Fahne überliefern wollet: ſo werde ich fo mit euch verfahre
„als es Gott mir eingeben wird; wo nicht, fo thut, mas euch beliebet, hoffet aber von m
„weber Stilleftand noch Freundfchaft,,,
Nach diefen Worten verließ er fie, und fagete, fie koͤnnten es überlegen. Derg
dachte Gaſconier erborh ſich darauf, Dem ganzen Haufen von dem , was er gehöree haͤtt
Darauf giengen der Officier und diejenigen, Die ihn begleiteten ‚zum Adelantade, un
bothen ihm zwanzigtaufend Ducaten , wenn. er fie ihres Lebens werfichern wollte. Mene
Dez antivorfete ihnen: wenn er gleich nur ein armer Soldat wäre, fo wäre er doch nid
fähig, nad) eigennügigen Abfichten zu handeln ; wenn er Gnade zu erweiſen hätte,
wollte. er es aus bloßer Großmuth thun; und weil der. Officier Darauf beftund: fo ſchw
er ihm zu, man würde viel eher den Himmel auf, Die- Erde fallen, als ihn feinen G
ſchluß ändern fehen. > Gr ih nn No =
Nach dieſer Antwort giengen der Officer und die Edelleute wieder über die Bay, ul
kamen nad) einer halben Stunde, als ob ſie es verfprochen haͤtten, mic den Fahnen , fl
hauben und Küraffen zuruͤck. Der Dfficier fügete zu dem ſpaniſchen Generale, da ex ih
alles übergab ; ‚er überliehe ſich ſeiner Gnade. Menendez befahl darauf feinem Xomiral
Diego Slores von Daldez, alle diefe Beute zu nehmen; und zu gleicher Zeit lich
zwanzig Seldaten in. das Fahrzeug fteigen, mit dem Befehle, alle Franzoſen „ aber
Eleinen Haufen, über die Bay zu führen, und ihnen nicht das geringfte zu Leide zu thu
‚Er felbft führere den Dfficier und die von feiner Geſellſchaft zween Buͤchſenſchuͤſſe weit vet
‚Sluffe, wo er ihnen Die Hände auf den Nücken binden ließ, ‚und fagefe: er hielte ſich ſ
verbunden, dieſe Vorſicht zu brauchen, weil ihrer weit mehr wären, als feine Leute.
‚andere , zweyhundert an der Zahl, wurden gleichfalls gebunden, aber erſt, nachdem md
ihnen zu eflen. gegeben hatte, uf
g) Que tepia con ellos guerra & fangre & fuego, et que efta la haria con toda crucldad
chronologico p, 86. col. 2. j F »
. 20. He ei ee
von Neigeäntrih BU, Mr
AR ſolches gefchehen., 0 fragefe der: Avelantade, ob Katholiken unter. ihnen wären) 1362.
Es fanden ſich en in das Fahrzeug eingeſchiffet wurden um nach BR
St. Auguſtin geführer zu werbeis: Alle andere erklaͤreten ſich, ſie waͤre
e n gute Ehriften
und folgeten der reformirten Lehre. Sie wurden fo gleich in viele Haufen vertheiler, jeder.
von gebnen. ¶ Der Adelantade ließ fie beſonders marfchiren ‚und befahl denjehigen, denen
aufgetragen war; fie jusführen fie follten fie, wenn fieian einen "beftimmten Dit kaͤmen,
wo er mit ſeinem Stabe eine Linie in dem Sande gemacht Hätte, insgeſammt umbringen,
welches ins Werk gerichtet wude) u won. 4 ee —E
Den folgenden Tag kam Menendez wieder nach St. Auguſtin, wo die Wilden, die
ihn die erſte Nachricht von der Ankunft der Franzoſen gegeben harten, ihm meldeten, es
liepefichyaneben dem, Orte, ein anderer Weit Jahfveicherer Haufe fehen, als der erfte. Er
Weifene wicht daß ſolches nicht Kibaı mifeinen
dert ee ſich, und ſtellete fie des Nachts * —* u * das
Ufer. Mit Anbruche des; Tages wurde er die Franzofen ‚in einiger Entfernung a dem
—* — — — SIEBe, "Die fie gebauet Hatten, um
üben.die zu geßen: „Die Franyo ſen Hatten ihn nicht ſo bald, entdecket , fo ſchlugen fie
Laͤrm, liefen die Fönigliche und zwo Feldfahnen fliegen , die Pfeifen und Trommeln hoͤ⸗
ren und ſtelleten ſich in Schlachtordnung ee ——— J
Auf dieſen Anblick befahl der Adelantabe feinen euten, ſich zu ſetzen zu fruͤhſtuͤcken
und keine Bewegung zu machen. Er felbft gieng mic feinem Aomirale und ziveenen ans
deen Offieieremn ganz, ruhig am Ufer fpagieten ‚als wenn niemand auf der ändern Seite
woͤre. Darauf ließen die Fran zoſen die Pfeifen und Trommeln aufhören ‚ bliefen in eine
Trompete und ſtecketen eine weiße Fahne zum Zeichen des Friedens auf. "Man tha
Seiten der Spanier eben das; und fo gleich näherte ſich ein Franzoſe auf "der Floͤße
und erſuchete die Spanier , fie möchten ihnen jemand ſchicken "Der Adelantade ließ ant-
worten: meil fie eine , > Fönnter fie zu ihm fommen, wenn fie etwas brau-
Heten Der Franzoſe er jeder Strom wäre zu als daß man ſich auf der
Floße wagen fünnter wenn man ihnen aber eine Pirogue ſchicken wollte, die an dem Ufer
wäre, fo füllte jemand von ihnen mit ihm EIZET | 2
verfegete ,: er follte Herüber ſhwimnmen undauf fein Wort
Ein Matrofe are; und der Adelantade fagere zu ihm, ohne ihn anhören zu tollen ,
er follte die Plrogue ten, und feinem Befehlshaber in feinem Namen fagen , wenn
ev etwas verlangere, fo ‚follte‘er es bitten laſſen. ‚Der Matrofe kam nicht lange darnach mit
einem Edelmante Wieder weicher zum" Menendez fagefer er wäre Sergent Major des
Unterföniges und Generafcapiräng yon Florida fuͤr den König in Frankreich Ribauts;
der letzte Sturm haͤtte ſeine chiffe zerſcheitert ; er haͤtte dreyhundert und funfzig Franzo⸗
ſen bey ſich, mit denen er fihhin eine Feftung zu begeben verlangete‘, die er zwanzig Mei:
len von hier hätte; er bäthe on, ihm: Schaluppen zu leihen, womit fie über dieſen und
noch über einen andern Fluß vier Meilen von hier gehen Fonnten; und er wünfchete zu wif:
fen, mit wem er zu thun Härte, — RR dns rd —— een
Der Adelantade gab ihm eben die Antwort die er den erſtern Frangoſen gegeben,
und fegete hinzu; er hätte ſchon einen ante Haufen, der auch denn Schiffbruche entgan⸗
gen wäre, mit dem Tode beftrafer, weil er ſich uͤbel aufgefuͤhret hätte. Er führete fie
ſelbſt dahin, wo noch die Leichname dieſer Ungluͤckſeligen lagen, und ſetzete hinzu, er koͤnn⸗
Allgem; Reifebefchr. XIV Band, J ——
zu hm kommen
feinem übrigen Heere wäre. | Er nahm Bun-
B 5 ı 5 Alma
1565.
u
die fich ihm ergäben, boͤthen m
Eee
te ihnen eine Schaluppen leihen. Der Officier fragete ihn, ohne bie geringfte Verän
zung blicken zu laſſen: ob er feinem Generale einen von feinen Edefleuten ſchicken,
ſelbſt über den Fluß fahren wollte, um ihn feine Gefinnungen zu entdeden ? ,,
„Bruder, eriviederte der Adelantade, beingen Sie meine Antwort Ihrem Befehlshaben
„und ſagen Sie ihm, wenn er mit mir reden wolle, fo koͤnne er mit vier, oder ſechs DE
„Seinigen zu mir fommen , um fich zu beratbfchlagen, mas für eine Partey er ergreifen ſoe
„fe, und. ich gebe ihm dazu alle Sicherheit,,. i
Der Edelmann gieng mit diefer Antwort weg. Nach einer halben Stünde kam
wieder, und verficherte ven Adelantade, Ribaut wollte ſich auf fein Wort zu ihm begeben
er bäthe ihn, ihm fein Fahrzeug zu ſchicken. Menendez fihlug es ab, und-fagete, d
franzöfifche General Fönnte oe Die geringfte Gefahr in der Pirogue heruͤber kommen
Ribaut ſchiffete ſich alſo mit acht Edelleuten ein. Er wurde von dem Adelantade wohl
empfangen, der ihm ſo gleich einige Speifen vorfegen ließ, Er zeigete ihn darauf DIE
$eichname feiner Leute ; er wiederholete ihm alles ‚was er ihm von der Einnehmung #
Schanze Carolina melden laſſen; und da er fah, Daß er ihn nicht uͤberredete „fo ließ:
zween Sranzofen kommen, die alles gefehen haften, und den General von deſſen Wahl
beit verficherten. ri re u u 1, Fr
Ribaut fagete darauf zu dem fpanifchen Generale, die Zufaͤlle des Lebens wärend
veränderlich, daß alles, was den Franzofen begegnet wäre, auch dereinſt ihm felbft be
gegnen Eönnte; ihre Könige wären Brüder und Freunde; und im Namen diefer Verbin⸗
dung bäthe er ihn, ihm ein Fahrzeug und Sebensmittel zugeben, damit fie wieder na
Frankreich kommen koͤnnten: er konnte aber Feine andere Antwort erhalten, als die den
erften Haufen gegeben worden. Hierauf fagete er, er wollte es mit feinem Kathe überl
gen, weil er viele Edelleute bey fich ‚Hätte „ ohne deren Theilnehmung er nichts befchlieget
Fonnte, Menendez billigte folches, und Ribaut Fam innerhalb drey Stunden wieder zurüc
Er fagete zu Dem Adelantade, ein Theil von feinen Leuten wollte ſich ihm auf Gnd
de und Ungnade ergeben: es wäre aber nicht die größte Anzahl. Menendez antwortete
fie koͤnnten thun, was fie wollten, es gölte ihm gleich: Ribaut erwiederte: diejenigen‘
——— caten zu ihrem Loͤſegelde 3 die ander
wollten noch mehr geben, weil: einige unter ihnen ſehr veich wären, und nicht abgeneigt zu feyf
ſchienen, im Sande zu bleiben, wenn man fie darinnen dulden wollee, Menendez antwortete
„Ich würde diefen Beyftand ſchon brauchen Fönnen, um die Befehle ins Werk zu richtet
„die ich von dem Könige, meinem Herrn, erhalten habe, nämlich Florida zuerob
„und zu bevölfern, und das Evangelium darinnen einzuführen. Es ift mit leid R
„ich mich deffen nicht zu Nutze machen Fanny... 00 0 ml mm m
Aus dieſer Antwort urtheilete Ribaut, der ſpaniſche General wiirde fih noch endlich
bewegen laffen. Er ſagete zu ihm, wenn er ihm bis Morgen Frift geben wollte, ſo wol
te ex es noch einmal mit feinem Haufen überlegen und ihm ‚die endliche Antwort bringel
Er erhielt, was er verfangete, Fam den folgenden Tag zurück, und überveichere der
Adelantade zwo Fahnen, eine des Königes in Frankreich, und: die andere des Aomirald
Eoligni, die Compagniefahnen , einen Degert, einen Dolch, eine goldene fehr ſchoͤn g*
arbeitete Sturmhaube, einen Schild, eine Piſtole und ein Siegel, welches ihm der MW
mival Coligni gegeben batte, um in feinem Namen die Beftallungen zu beſiegeln, die.
suszufereigen haͤtte. Er fegete hinzu, von dreyhundert fünfzig Perfonen, die er —
ee
von Neu⸗grankreich· Buch. 6
gehabt, Härten fich zweyhundert die Nacht zuruͤck begeben, die andern aber wollen ſich fo,
wie er, in feine Per Sabrzeug hinüber fehicken, fie holen zu Laffen.;
Der Avefantade gab fo gleich) feinem Aomirale Befehl dazu, welchem er geborh, nicht
über zehn Franzoſen auf einmal einzunehmen, und- fie ſo, wie er fie ausfeßen wuͤrde, zu
Binden , wie man es das erſtemal gethan hätte. Ribaut und diejenigen, die beh ihm wa⸗
ren, wurden auch gebunden. Der Adelantade fragete ſie darauf: ob ſie Katholiken oder
Lutheraner wären? Nibaut antwortele fuͤr alle, ſie waͤren von der reformirten Religion,
und fing. an, den Pſalm zu bethen: Domine, memento mei, &ch) Darauf fagete
er: Bir find Erde und müffen wieder zur Erde werden; zwanzig Sabre früher, oder
„ſpaͤter, das iſt einerley; man mache mit mir, was man molle,. Der Adelantade gab
fo gleich die Loſung, ihn Ginzurichten ; und man gehorchete ihm. Es fanden ſich unter
diefer Schaar noch vi
er Katholiken, denen man Gnade erwies,
' Menendez kehre
fe barauf wieder nach St. Auguſtin, wo ihn einige der Grauſamkeit
beſchuldigten, die an i
dern aber nicht allein feine Auf vung billigten, fondern "auch hinzu⸗
ſetzeten, wenn gleich alle —— ‚man fie doch ausrotten můſ⸗
fen, weil fo viele-Gefangene, da man ig Lebensmittel zu St. Auguſtin hätte, bald
eine Hungersnorh dafelbft würden erreget Haben; außerdem Härten fie, da ihrer eine grö-
Bere Anzahl gemwefen , als die Spanier ſich der Schanze bemächtigen und die Befagung
zur Vergeltung deſſen, was in Carolina gefchehen wieder hinrichten koͤnnen.
Drey Wochen ungefähr nach diefer Begebenheit wurde dem Aoelantade yon den
Wilden gemeldet ‚ acht Tagereifen von St. Auguftin gegen Süden an der Küfte von Can⸗
naveral, an dem Canale von Bahama, wären noch Franzoſen, welche eine Schanze an:
legeten, und ein Schiff baueten. Er zweifelte nicht, dafs folches nicht die zweyhundert
Mann wären, die den Heren von Ribaut verlaffen, und ſchickete fo gleich einen Bo:
fhen an den Statthalter von San Matheo, mie dem Befehle, ihm hundert und funf:
33 Mann zu ſchicken. Diefe famen ven agften. des Weinmonates, unter des Andreas
Sopez Pati ez von“ An g, an. Menendez verſtaͤrkete
ſie mit einer gleichen Anzahl Soldaten von feiner Befagung , u
nd beach ben 26ſten mit ih:
men zu Fuße auf, wobey er das Geivehr und die Lebensmittel auf
Fuße zweyen Fahrzeugen fol:
gen ee. —— * feinem Lager gegen uͤber anlegeten. >.
iſten des Win N . a
Se —— Windmonates entdeckete er die Franzoſen, welche ſehr erſtauneten, die
du feben, und ſich auf ein Gebirge flüchteten, Menendez ließ ihnen
— —— kommen , und er verſicherte fie nicht * ihres Lebens,
on hen auch als feinen eigenen Soldaten begegnen. Die meiſten traueten
——— *
ternehmungen/ UND gewann Hiefe zur katholiſchen Religion. Ihr Befehlshaber und zwan-
ig andere aber antworteten feinen Abgefchickten, fie wollten Lieber von den Wilden gefvef
fen werden , als ſich ſeinen Handen uͤberliefern. ¶Er verachtete ihre geringe Anzahl, und
ließ fie in Ruhe. Die Schanze und das Schiff, womit man ſchon weit gekommen war,
ließ er in Brand ſtecken, und ke te wieder nach St. Auguftin fehe wohl zufrieden, daß
er ſich von ſo vielen Franzofen entledige die ihm einen übeln Handel Hätten erregen kon
nen, wenn Ribaut des Herrn von H
udonmiere Rathe Hätte folgen wollen, oder der Sturm,
welcher feine Schiffe zerſcheitert, zwo S
tunden ſpaͤter gekommien wäre,
2
Es
b) Es fängt fich kein Pſalm fo at,
hnen genau, "Er bebienete ſich ihrer fo gar bey feinen Line
1565.
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h
3
f
Beet Beſchreibung
1565, Es würde unnuͤtz ſeyn, wenn ich meine Betrachtungen über den Unterfchied und: 2
Steihaüttiae Widerſpruͤche diefer beyden angeführten Berichte hinzuthun wollte». - Die Sache war |
Bei des „Hofes WIE ſede Spanier felbft erzäblen, hinlänglich genug, den offentlichen Unmoillen darll
bey dem, was IN Frankreich zu erregen. Eu blieb. auch nicht bloß bey denenjenigen, welche der Relig
in Florida wegen uͤber das Verfahren mit, ihren Bruͤdern in Florida” empfindlicher ſeyn mußt
vorgegangen. Dem ungeachtet trug der Haß, den der Hof gegen die Hugonotten, und vornehmlich d
Admiral Coligni, ihr Haupt, hegete, ſehr viel zu der Gleichguͤltigkeit ben, welche bald“
biefe von, dev Natur und ‚Siebe, zum Vaterlande eingefloͤßeten erſten Regungen erfolgel
Außerdem erlaubeten ‚Karls des IX Umſtaͤnde ihts:nicht, ſich mit dem kacholiſchen MS
nige zu uͤberwerfen · Die Ehre, des franoſiſchen Namens wuͤrde alſo nicht fern ‚ge ach
ae —* nicht eine Privatperſon unternommen, ſolches auf ihre Koſten und quf ih
eſahr zu thun. Be an nate an u a an ar
Erſte Beyer Diefer eifvige Bürger mar der Ritter Dominicus von Gourgues,ein gaſconiſch
benheiten des Edelmann aus Mont de Marfan in der Grafſchaft Comminges, von einer angefehenen Fi
Ruters Gour⸗ milie gebuͤrtig, die der katholiſchen Religion ſtets ſehr ergeben geweſen. Er ſabſt hat
* ſich niemals davon entfernet, ob ihn gleich, der letzte fpanifche Gefehichefehreiber don Florid
— einen entſetzlichen Ketzer ) nennet. Es hatte ſich damals wohl fein Officier in Fra
reich und vielleicht in ganz Europa einen herrlichern Ruhm im Kriege erworben, und mebk
Widerwärtigfeiten des Gluͤckes ausgeftanden, als. eu Er hatte fehr jung in Italien 9
dienet; und eines Tages, da er dreyßig Mann bey Siena in Tofcana unter fich hatte „ mi
derſtund er lange Zeit, dem Angriffe,einer fpanifchen Party. Rachdem endlich alle ſein
$eute um ihn herum erfehlagen waren: ſo wurde er: gefangen, auf die Galeeren gefchicke; um
als ein Miffechäter in Feſſel geſchlagen. Die Galeere, auf welcher der Ritter von Gouran
ruderte, wurde von den Türfen-an den ficilianifchen Küften weggenommen „nach: Rpobl
und. von da nach Eonftantinopel gefuͤhret. Nachdem ſie aber wieder in See gegangen
ſo wurde ſie von den Maltheſern weggenommen und Gourgues erhielt alſo ſeine Freyh
wieder. Nach ſeiner Heimkunft ſehete er ſich in den Kopf, zur See zu reifen... Ex: gen
anfänglich nach, Africa, Darauf nad) Braſilien, und von da nach dem » Gübmeere ;. fagl
Leſcarbot. Allein, dieſer i itig das Suͤ r für das indianiſche Me
genommen, weil es gewiß iſt, daß indem fechzebenten Jahrhunderte noch, kein Franzoh
auf dem Suͤdmeere geweſen. ee —E A
Er ſchiket ſch Man meldet nicht, wie lange Gourgues auf dieſen Reiſen zugebracht, noch was feit
an bie Sranzos Abſicht geweſen· ¶ Es iſt aber gewiß, daß er nur mit dem Ruhme nes de geſchickteſte
aus — und kuͤhneſten Schiffahrer ſeiner Zeit in Fraukreich angekommen, als man daſelbſt di
— I Weanehmung des Forts Carolina und die Hinchtung der Franzoſen vernahm. Er wun
de lebhaft dadurch geruͤhret, owohl wegen dev Ehre von Frankreich, als auch weil en da
für hielt, man ſollte ſich angelegen ſeyn Laffen, ein ſo ſchones Sand zu..erhalten. ‚Meß
diefes brannte er vor Begierde, fein eigenes Unrecht zu raͤchen. So viel dringende De
h
megungsgeünde ließen. ion den Borfag. faffen, die unrechtmaͤßigen Befisnehmer won. J
rida zu zuͤchtigen, oder bey dev, Unternehmung zu ſterben. =
ge Sa Ni a l
Reiſet ans) Mm fich in den Stand zu. fegen, ein ſo kuhnes Vorhaben auszufübren, welches uͤbe
— die, Kräfte, einge Privarperfon zu ſeyn fehlen, verkaufete ev alle,feine Güter, borgete guoßf
Summen auf und ruͤſtete zwo Robergen und-eine, Patache als seine levantiſche Fregalle
4 a 5 4
£) Herege terrible, / a ee
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von News Sranfreich. II Buch. 69
aus. Diefe drey Fahrzeuge konnten bey einer Windſtille durch Ruder fortgebracht wer⸗
‚Bi uch 5 1567.
den und giengen nicht tief,- fo, baß es ihnen leicht war, in ‚bie meiften Fluͤſſe von Florida —
einzulaufen Achtʒig auserleſene Matroſen waren das Schiffsvolf
darauf: fie führeren
aber hundert und fünfzig Soldaten und Freiwillige; worunter hundert Armbruſiſchuͤtzen
und die melſten Edelleute waren. Die Ruͤſtung geſchah zu Bourdeauy von da dag
G den‘ 2ten Auguſt 1567 auslief. - Es wurde aber acht Tage hintereinander vom
widrigen Winde zu Royan aufgehalten, darauf durch einen heftigen Sturm genötbiger,
fich in die Charente zu werfen, wo es bis auf den aaften blieb. >. Kaas
Es hatte ſich auf ein Jahtlang ber ſorgec⸗ und der Ritter Gourg
mißi zoo 1 Rec Sieutenante in Guyenne Monlue vetfehen,
auf Fo da, Fondern gab ihm nur Macht, nach) der Küfte vom Benin
und dafelbft Negern wogzimehmen. Denn ha⸗
bens noch gegen niemand — Kaum war er auf offener See, ſo würde er von
einem Jidenten Stumeh erfallen, weld —— aus bem (efichee
brachte, Er Hatte für diefen Zufall geförger, tim sonen feinen $ostsfeuten die Mündung
EN Ss 1eiplage, beftimmmmet, und fein Schiff kam wirklich daſelbſt
ever zu thin. Bon da fuhr ‚ander Küfte bis an das ıBeiße orgebirge, wo ihn Drey
kleine Negerfücften auf Anftiften der Portugiefen angriffen. * Er fehlug fie zweymal, dar-
auf fuhr er bis an das grüne Borgebirge, von da er fich kurz nach America wandte,
Das erſte Sand, wo er ausſtieg, war Dominique, eine ‚von den kleinen Antillen. - Er koͤmmt
Er gieng darauf nach, Porterico, jener nach, la ons, deſſen Cacique ihm eine Men an die Infe
ge Erfriſchungen gab... „Als er darauf das fee Sand von Florida erreichen wollte: fo ʒwang Cuba.
ihn ein neuer Sturm, in den Sr. Nicolashafen einzulaufen,, Er beſſerte daſelbſt eines
von ſeinen Schiffen aus, welches der Sturm ſehr beſchaͤdiget hatte, wobey ein großer Theil
J ——— gegangen. Zu mehrerm Ungl
- Spanier fein Mehl v en; und er war kaum aus dem Nicolas
geimmiger Orcan, der ihn an die Küfte trieb, in große Gefahr,
exteichete er mit, großer Mühe das Cop St. An
Cuba iſt. a
ues mit, einer. Com?
Sie war aber nicht
in Area jr gehen,
‚Denn er hatte ſich wegen feines eigentlichen Vocha⸗
uͤcke wollten. ihm. die
bafen, fo fegete ihn ein
umzufommen. Endlich
ton, welches. die weſtliche Spitze von
Daſelbſt ließ er alle ſeine Leute zuſammen kommen, und ſtellete ihnen anfaͤnglich mit
den lebhafteſten Farben pie Grauſamkeiten vor, welche: die — *
in Florida ausgeiber sten. Darauf ermunterte ex fie, folchen Schimpf zu rächen, und
verfprach, fie tapfer: ‚führen, ı Der Anfang: diefer Rede verurſachete einiges Exftaunen
in dem Gemuͤthe vieler Perſonen. Nachdem ſich aber endlich die Kriegesleute mit großem
Freudengeſchreye se batsenz fofetwuren all, ie wären bereit, huächn, wohinman
fie führen wollte. Courgues Härte ficidiefes Eifers gern zu Nutze machen‘, und fogleich
unter Segel gehen wollen: er glaubete aber, er müßte den Vollmond erwarten ‚übern
Canal von Bahama zu gehen ¶ Er gieng endlich hinuͤber, und emdeeie bald das Land Er gelanget
Florida Die Spanier ließen ſichs fo wenig in den Sinm kommen, daß man in Frank: nach Florida,
reich an die Wiedereroberung dieſes Landes dachte, Daß, nachdem fie die drey Fahrzeuge
wahrgenommen; fienicht im Heringften'pupeifelten, ‚daß folche nicht won ihrer Nation wa⸗
ven, Sie begruͤßeten fie als folche mie zweenen Stückfchüffen , als fie diefelben vor dem
Mayfluſſe vorbey fahren fahen, Pre beantwortete ihnen Schuß mit Schuß,
* t a ie re gieng
\
79 Geſchichte und: Beſchreibung
1567. gieng weitet, indem er ſich ein wenig auf Die Hoͤhe zog; und die folgende Macht lief er
— indie Seine ein R), welche funfzehn Meilen von dem Mayfluſſe entfernet iſt. u
Sefinnung er Er fand dafelbft eine Menge Wilden, die ihn für einen Spanier hielten, und ſich fel-
die Wilden ner $andung widerfegen wollten, Er ſchickete aber feinen, Trompeter. an fie ‚welcher in
antrifft. Florida unter Soudonnieren gedienet hatte und die Landesſprache ziemlich wohl verſtund. Dies
fer Menfch erfannte Saturiova, welcher fich von ungefähr bey dem Paraufti diefes Or
tes befand. Er redete ihn an, und fagete zu ihm, die Franzofen kaͤmen und wollten das
Buͤndniß erneuern, welches fie in vorigen Jahren mit ihnen. gemacht: hätten. > Die Art
und Weiſe, wie man ſeinen Antrag aufnahm, gab ihm zu erkennen, Daß diefe Leute mie den
Spaniern nicht zufrieden waͤten. ee ee :
‚ Den andern Morgen näherte fi) Saturiova mit einer großen Anzahl Wilden
dem Orte, wo die Franzoſen ausgeftiegen waren, und ließ ihren General bitten, zu ihm
zu kommen. Gourgues gieng mit feinem Dollmetfcher dahin, welcher Faum angefangen
batte, zu veden, fo unterbrach ihn der Parauſti und bezeugete dem Generale mit vieler feb-
baftigfeit, er wäre entſchloſſen, die Spanier, über Die er große Urſache zu Elagen zu haben
vorgab, nicht laͤnger in feinen Sanden zu dulden, Cr fegete hinzu, er weifeite nicht, die
Franzoſen würden fich zu ihm gefellen, ihr gemeinfchaftliches Unrecht zu rächen; und er
an feiner Seite wuͤrde nichts unterlaffen, was feine Rache gewiß machen könnte. -
Buͤndniß un Gourgues antwortete: er wäre nicht in diefer Abficht gekommen, fondern einzig und.
ter ihnen und affein die Verbindungen der Franzoſen mit den Floridaneın zu erneuern, und nachdem er I
dengranzefen. ihre Geſinnungen gegen die Spanier erkannt, wieder nach Frankreich zurück zu gehen, und
‚eine größere Macht zu Holen, Indeſſen fegete er hinzu, weil ich fehe, daß ihr enefchlof?
fen ſeyd, mir beyzuftehen, und fo verdrüßliche Nachbarn gern losfeyn möchtet, fo Andere
„ich meine Meynung und enefchließe mic) in diefem Augenblicke, die Spanier mit diefer
„Handvoll Soldaten anzugreifen, die ich auf meinen Schiffen Habe. Ich bin überzeugef,
„ihe werdet euch alle zu mir gefellen ; und ich Fönne mir eure Treue und eure Tapferkeit
„verfprechen.,, ni kn:
Saturiova war über diefe Rede fehr vergnuͤ nd das Buͤndniß wurde bald ge
ſchloſſen. Man befchentere —53 eh machere RR Gourgues
Geſchenk, welches ihm ſehr angenehm war. Er ſtellete ihm -einen jungen Menſchen, Nas
mens Peter von Bray, zu, den er bey ſich behalten hatte, ungeachtet alles, was die Spa-
nier hatten thun Eönnen, ihn zu nöthigen, daß er ihnen folchen auslieferte; und war ihm
ftets als feinen Sohne begegnet. Die folgenden Tage kamen alle die Paraufti, Vafallen
oder Bundesgenoffen des Saturiova zuſammen, um ſich zu berathſchlagen, wie man die
Spanierrangreifen wolltez und es wurde ausgemacht, es follee ein Edelmann von, Com:
minge, Namens di Eſtampes, und ein Neffedes Saturiova, Olocotora genannt, mit
er von Bray ausgehen, fich zu erfundigen, in welchem Stande ſich San Matheo
erande, “ *
Einrichtung Der General aber wollte, che er den Herrn d’Effampes dieſen Wilden anvertrauete,
zum Angriffe Geiſel Haben; und Saturiova gab ihm einen feiner Söhne, und diejenige von feinen Web
bern, die er am meiften liebete. Die Abgeſchickten Famen nach dreyen Tagen wieder. Sie
berichteten, der Feind wäre garnicht auf feiner Hut, San Marheo aber und zwo andere
£leine
&) Eine geſchriebene Nachricht von dieſem Unternehmen in der koͤniglichen Bibliothek nennet diefen Fluß
Tacatacuru, und ſaget, der König Über die Einwohner diefer Gegend führe eben den Namen.
von Neu ⸗ Frankreich Buch, —
kleine Schanzen, die man dabey an jeder Seite des Sluffes angeleget, wären. in ſehr ge, 57.
tem Stande, Bay m * die Beſatzung in den drey Schamgen wäre vier
hundert Mann. Aus dieſem Berichte urtheilete Gourgues, er duͤrfe fih auf einen gluͤck⸗
lichen Erfolg feines Unternehmens, außer der Ueberrumpelung, Feine Hoffnung machen;
und Nachdem’er den allgemeinen Sammelplaß feiner Truppen an dem Fluffe Somme be-
ſtimmet, fo fanden fie ſich dafelbft an dem vorgefchriebenen Tage ein.
Nachdem die Wilden, wie gewöhnlich, ihr Apalachine getrunken: fo ſchwuren fie
nach ihrer Art, die Franzoſen nicht zu verlaffen; und man begab fich fogleich auf ‚den
fh. - Man ftund-viel aus, weil es eben Die Regenzeit war; und ob man gleich den
erſten Tag nur zwo Meilen zuruͤckgeleget, fo waren die Franzofen doch überaus abgemat-
tet. Man hatte noch ʒwo Meilen,che man an die erſte von den beyden Schanzen kam, wel⸗
che San Matheo bedecketen 5 und der Ritter Gourgues hatte den ganzen Tag nichts zu fich \
genommen. Weil indeffen alles auf die Eilfereigfeit ankam: fo nahm er-einen Führer und =. 07
zehn — mit ſich, und gieng — ⏑—— —*
o Ein kleiner Fluß aber, uͤber
—**— — 2 nn ee er noch fleigenden Fluch dergeſtalt angelaufen, daß
es ‚weiter zu kommen, TER VER no
Er kehrete alſo fehr traurig nach dem Sager zuruck. Da ihm aber ein Wilder ver Man mar-
fprochen, er wollte ihn einen weit leichtern Weg führen: fo begab er fich fogleich mit allen ſchiret nach
Franzoſen auf den Marſch, und befahl den Wild
en, durch das Gebuͤſche zu gehen, und ſich Xt, erſten
mit Anbruche des Tages an dem Uebergange über den Fluß eingufinden. Dieſer Bafepg Schanje.
wurde genau ins Werk gerichtet. Man
konnte aber noch an keinem Orte durch den Fluß
waden; und es fiel dabey ein fo: ſtarker Regen ein, daß man Mühe hatte, das. Gewehr
Das Wetter klaͤrete fich endlich "auf, und Gourgues entdeckete hinter
einem kleinen Gehoͤlze das Fort ganz —— jedermann darinnen
in Bewegung war; und er zweifelte nicht, daß. v nich waͤre. Er irrete ſich aber
und daß man einen ausbeſſerte. — , gm ee
AUm ehn Uhr, da bie Ebbe ganz niedrig war, gieng man, nicht ohne viele Schwierig.
keit, über den Fluß. Denn außerdem daß man bis an den Gürtel im. Waſſer gieng ‚war
der Grund auch. mit großen ſcharſen Auftern beſaͤet, weiche die Sohlen durchfehnitten; und
die Füße der Soldaten fo gar verwunberen, . Die Wilden, welche barfuß glengen , wuß-
een das Mittel, fie zu vermeiden, Ueber diefes waren nur ihrer ra ‚bey dieſem Ueber⸗
gange, indem die meiſten in Piroguen an der Mündung des Fluſſes über; ſeßet.
Big hieher mußten die Spanier noch nicht, daß Seanzofen in Florida wärenz und
nichts gab dem Ritter Gourgues beſſer zu erfennen, wie ſehr die Landeseinwohner ihre
neuen Nachbarn Haffeten, afg daß fie alles bey dieſer Gelegenheit: ſo geheim gehalten.
Nachdem’ endlich. alfe Puppen. über dem Fluſſe waren, und vor Degierde brannten‘, hand⸗
gemein zu werben: fo glaubete der General er dürfe eine fo koſtbare Zeit nicht mit Reden
verlieren. Er ſtellete ſeinen Soldaten alſo nur in zweyen Worten ihre gerechte Sache
vor, die Gott gewiß ſegnen würde, und: ließ zum Angriffe blaſen. Er. hatte feinen kleinen
Haufen in ʒwo Schaaren getbeifer.. ‚Eine führete der. Herr von Caſenove, fein Lieutenant;
er ſtellete ſich an die, Spige der Andern, und ruͤckete langſam in Schlachtordnumg an. —
Den Augenblick, da er aus dem Gehölze Herausgefommen, welches ihn bedeckete, Sie wird ein:
brannte man ziop Feldfehlangen auf idn ab, die Saudonniere in. Carolina gelaſſen an: ———
ie
ee Beſchreibung
1367. Die erftern Schiffe blieben zu weit entferner; "man hatte aber wieder geladen, und die er⸗
— ſtern Glieder fingen: an ‚ vauseinander zu gehen ; als der) tapfere Dlocorora welcher ven
General nicht verließ, ſich, ohne daß man es gewahr wurde, bis an den Fuß der! Platefor⸗
me ſchlich, wo die beyden Feldſchlangen aufgefuͤhret waren. Er ſprang hinüber und ſtieß
Zapſere That dom Canonier eine Pile womit er ſich, bewaffnet Hatte, duch den Leibee Die Kuͤhnheit die⸗
eines Wilden. 5 Wilden machete, daß die Spanier glaubeten, er wäre nicht allein, oder benahm ihnen
vielmehr den Verſtand "Das Schrecken bemächtigee fich ihrer; fie giengen aus der
Schanze und liefen nad) der Seite, wo Cafenove war; welcher dem Generale ſolches durch
ſtarkes Schreyen meldete. Gourgues eilere Hinzu, brachte die Feinde zwiſchen ſich und ſei⸗
nen Lieutenant und fiel ſo plotzlich auf fie, daß von denen ſechzizen die ihrer waren, nah
dem erften Anfalle, nur einige gefangen und keinem fo rühmlichen Tode vorgeſparet
wur‘ =; in” —— es 4 A — J
Darst Du Nenn —x— Jan j 3 nr a 3 rer Ben;
Die zwegte = ©. Iudeſſen feuerte das Gefchügiaus dem andern Fort ohne Aufhören und fiel den une
Schanze wird feigen ſehr beſchwerlich Damit diefes Seuer aufpören möchte, fo ließ der General die bay
verlaffen. den Feldſchlangen 1) und zwey andere Stücke , Die man indem erften Fort gefunden, an
das Ufer des Fluſſes pflanzen ; und dieſes hatte feine Wirkung. Er flieg darauf mir acht:
zig Mann in eine Barfe, die er deswegen hatte fommen laffen; und er hatte’ den Wilden
verſprochen, fie ihnen wieder zu ſchicken, ſo bald er ausgeftiegen feyn würde. Sie hatten |
aber nicht die Geduld , darauf zu warten, fondern fingen an, uͤber zuſchwimmen und erho⸗
ben ein graͤßliches Geſchrey. Die Spanier wurden dadurch erſchrecket und hielten ſich hin⸗
ter ihren Verſchanzungen nicht fuͤr ſicher. Sie flüchteten in das Gehoͤlze wo Gourgues
—* rn ———— umringete und in die Pfanne hieb. en
: fechzigen verfchonete er nuerfunfgehn, die er gefangen behielt." Er gieng darauf
De a ede 33 ind die —— "und. den
Kriegesborrath in das erftere'beingen, woraus er ſeinen Waffenpi machete, ' Alles die
fes gefchah den Abend vor Duafimodogeniti. ti RR ‚il
Zuruͤſtung In Carolina waren noch uͤber zweyhundert Mann Beſatzung: allein, die Beſtuͤr⸗
Carolina ein: zung darinnen war groß." Der Ritter Gourgues hatte unter feinen Gefangenen'einen alten
zunehmen. Sergentem "Bon dieſem bre D Zu nd Grundriß von dem
Platze heraus. ¶ Nachdem er folchen ſorgfaͤltig unterfuchers fo fand er, das ficherfte Mieteh,
ſich deflen zwbemeiftern, wäre die Erffeigung ; und er beſchloß ſolche.Er wandte den
Sonntag und Montag zu den’ Zuruͤſtungen dazu an; und unfer der Zeit Fam eine ſo
große Anzahl Wilde zu ihm; daß, weil fie alle Gegenden um Carolina anfülleten, eg ven
Spaniern nicht möglich war, Herausjufommen, und die Macht der Stürmenden zu erfen-
nen. Es fand ſich aber doch einer, der fich als ein Wilder: ’ "Allein, Dlocotova; ver
ihn entdecket Haste, fuͤhrete ihn zum Generale 0 m) ni in mul on
„Diefer Menſch verficherte, ev waͤre aus der Beſatzung des zweyten Fort und hätte
fich fo verfiellet, um defto Teichter fortzukommen, weil er Hair den Wilden fein Yuarrier
hoffete, wenn er ihnen in die Hände geriethezfeine Abſicht wäre, ſich in Die Arme der Fran⸗
zoſen zu werfen, und er glaubere, ſein geben wäre in Sicherheit, weil er ſich Als ein Gefan⸗
gener bey einer Marion befaͤnde, die wegen ihrer Leutſeligkeit in der ganzen Welt beruͤhmt
waͤre. Zu feinem Ungluͤcke aber verrieth ihn der obgedachte Sergent wider feinen Willen
| | —— Sup | indem
) Die geſchriebene Nachricht, bie in der Familie der Herren von Gourgues verwahret wird, redet
J
ei euren
von Neu⸗Frankreich. IT Buch, 73
Ändern er gemeldet, er waͤre von der Befagung aus Sarı Matheo, worauf er unter diejen 1367.
gethan twurde, die man zur Strafe aufbewahrete Man vernakm Hon diefem Kund- ——
‚ bie Beſatzung zu San Marheo Härte nur deswegen den Much verloren, weil
Man da gewiß glaubere, der Franzofen wären wenigſtens zweytauſend; und der Generaf
= dafür, Bin nn laflen, aus feinem: Irrthume zu kommen / noch
von feinem Schrecten zu erholen, 2. nn > |
Er richtete ailes fo eil ein, den Angeiffauf den Dienſtag mit Anbruche des Tagesan- ¶ Man Mar-
sufangen. ¶ Er ſchickete den Heren de Miesmes, feinen Faͤhnrich, mic zwanzig Buͤchſen⸗ ——
fhüsen ab, die Mündung des Fiuſſes Fu befegen.: Er tief die Wilden abgehen, ſich auf *
beyden Seiten des ‚in dem Gehölze im Hint Ike zu legen, Er ſelbſt marſchirete
vor der Morgenrörhe mie der Sergenten:und dem: dfehafter, die ihm zu Wegweiſern
dienen mußten , ab. Olocotora warbey ibm; und diefer Wilde hatte fich in den Kopf
gefeget, er würde Atıs diefem Feldzuge nicht wieder zuruͤckkommen. © Seine Ahndung
gründete fich ich auf einen Traum. Er eröffnete folches dem Ritter, — „ch wei
„ſagete er zu ihm, mein Hauptmann, Daß ich bey dem Angriffe des Forts bleiben werde:
»ich will dich aber doch wicht werlaffen. Mein Seben fchäße ich für nichts; ich werde
„wenigſtens den Troſt haben, daß ich als ein tapferer Kerl ſterbe. Ich bitte dich. aber;
„gib meiner Frau dag, Was mir von der Beute zukommen folf, ‚Damit ſie es mie meinem
„Seide ins Grab lege und id) in dem: Sande der Seelen defto beffer aufgenommen werde,
-, Gourgues antwortete ihm: er hoffete, ihn ſeiner Familie “vielmehr friſch und ge:
ſund zuzuftellen:- fein Andenken aber würde ihm todt oder lebend alfezeit lieb feyn; und er ‘
würde auf alle Art und Weiſe erfennen, was er feiner Tapferkeit und feinem Eifer fon:
dig wäre, Man marfehirete unbeberft (ängft dem Fluſſe Hin. Meil man ſich aber dem
Feuer aus zwoen Feldſchlangen die auf einer Art vom Bollwerfe runden, welches den
Sub beftrich, gar zu ſchr ausgefegerfah: fo berftecfete man ſich hinter den Hügel, an
en m METPER —
a R den Platz recht zur
’ 44 ut. > feiner x Anite u Er . [
Schwäche vollkommen. Endlich ſah er ein, Deffen Stärfe
Sefinsche | A
ach ⸗ daß man ihn von dem Hügel angreifen muͤß⸗
* ‚nie es bie Spanier zwey Jahre zuvor gethan hatten. 7 N
war ein wenig fpät, al Minen etmann fehen Pofken eingeiomnen Bake) uib Dat &an Mecher
Ritter wollte den „ufall bis auf den folgenden Tag — Weil die Belager- wird einge-
ten mit acht ig Düchfenfehüigen einen Ausfall gethan Hatten: fo befehleunigen fi ihren Un, Torten.
tergang · Caſenove wurde mit zwanzig Reitern wider fie abgefchicke,' um. fie herauszu-
locken, unterdeſſen daß en der Generäf den —— abſchneiden und Darauf mit einer
überlegenen Macht an ie fallen wollte, Die Spanier, welche ftets fortrücteten erſtau⸗
neten, als fie ſich zwiſc Weyen Feuern befanden, Sie fochten indeſſen tapfer, und ließen
fich. alle bis auf den legten Wann erfchlagen. Die Defagung, welche Zeuge von diefer
Niederlage war, verlor den M ‚gänzlich und floh insgefammt, ohne auf den Befehl zu
Bören; ins Gehölze, wo die Milpen, die auf fie laureten, Feinem Quartier gaben. Cini-
ge Hatten fich nach) einer andern Seite gewandt, wo fie den Ritter Gourgues antrafen, ar
NE. von, einer Feldſhlange mit dem ranzöffchen Wapen, nebft ‚dem Namen Heinrichs des ‚Uten, 0
und von dreyen Sticken. Mae m *
Allgem. Reiſebeſchr. XIV Band, K
74 Sn Gefchichte und Beſchreibung
cher an — —— zu. Boden ſchlug und viel Muͤhe harte, die andern —
den Haͤnden der, Wilden zu retten, um ſie in des Henkers Haͤnde gerathen zu laſſen
Da San Macheo keine Vertheidiger mehr mar fo ruͤckete der Generol mic « |
nen —— — anſehnliche Beute daſelbſt machetena d Es fanden ſich
fünf doppelte. Feldſchlangen/ vier mittlere, einige kleine eiſerne And» metallene Stuͤcke Da
ſelbſt, achtzehn Tonnen Pulver, und eine große Menge allerhand’ Gewehres welches in
© die Barke gebracht wurde, deren man ſich bedienet hatte die Telippemnäberzuführei,
Das Pulyver gieng aber doch durch einen Zufall verloren... Ein Wilder welcher
ET nahe hey dem Magazine Fiſche kochete, ließ auf einen Zundfaden von Püloer, den nal
nicht geſehen hatte und: wodurch die: Spanier ‚bie Framzofen hatten in die buft ſprengen
wollen, wenn ſie mit Gewalt eindrängen, Feuer fallen > Zum Gluͤcke war niemand iu
der Naͤhe, der dadurch beſchaͤdiget wurde, ob gleich das Magagin in die £ufrflogen ı
Die Gefan. ¶ Der General ließ feinert deuten-umdıden Wilden alle Zeit zum Plündern ‚und: gab
genen WEIDEN dieſen noch große Geſchenke, welche mehr von feiner Art und Weife, als-von feiner: Frege‘
gehangen. — Higfeig, eingenommen wurde, Er ließ Daranifalle Gefangenen: an eben den. Dit führen,
wo die Sramgofen hingerichtet worden, und. Menendez die ubgedachte Schrift eingraben
laſſen. Er verwies ihnen ihre‘ Granfamkeit „ihre Tveufofigkeit und ihren Mepneids
worauf er fie alleran einen Baum hängen und ſtatt der alten Auffchrife diefe auf ein: Tan?
nenbrert ſetzen ließ: Diefen ift nicht als Spaniern;, oder Verne ‚fondern als
—— Dieben und Moͤrdern, ſo begegnet worden...
Florida wird Gourgues hatte indeſſen von dieſer ee weißer, als den Ruhm
von den Fran: batte nich. Lute und. geb Lbensmittel genug Florida zu erhalten, und konnte aus dt sn |
ui. Sr ae Ben a die sign Sale, an an green. EI
alfo feine drey — — alles: us.auffeine N
die er in der Seine gelaffen hatte. Er begab fich n mit alfen feinen Luten zu Sande NN
nachdem er von den Wilden Abſchied genommen, die ihn. ungern dei E
er. —— trdſten fuchete,, ‚daß, er ihnen, RR aa sie m he
Man erwi A mes. ‚größte H d Sreunöfthaft.... Bicle Parauıt
unter ER fü
„ und ber tapfere Dlocotora, deſſen W ung m — Q en,
3507.
in Florida tar, und zerfloß in Thränen, da er ied nahm. NR: !
Gourgues Den zten des Maymonates giengen die drey ff e ai Segel;. und den n 6ten
kommt nach Brachmongtes legete Gourgues in dem Safe — * uker, n achdem er. Be
Srankreih. me ausgeftanden und vielen Junger ( en tten ‚Sa — verdorben wa⸗
* ren. Er — ar feine a IN a $ — von ſeinen Schiffen
welches auf der 556 e von Verm rmuden Aa kam erſt —— Ha
nach. at. Sein Umternehnien * wa ie ge Sitvaten und funf Edelleute gekoſtet,
die er ſehr bedauerte. Einer war aus Saint und hieß Pons die vier EA wart 2
Gafconier und hießen Anton von Limofni, Bierre arreau, und
fehlete aber nicht diel, fo hätte er’elbft in dem 1 Safen tin.größeres U tigt, gr s.cem . auf den er einen
Preis geſetzet chen man dam and von ihm
Die Koͤm utter und die HL 8 3 ve en, erklaͤrete fich wirf Cr mug ſich
li wider ihn; — en, weil er ———— unfichtsar
von Marigup auf: — us Flevi ht {0 wiel mi
;. er Die Schulden
bezahlen wen. Dieergemg pt
en, "bie anier Daraus zu
verjagen: fo w * Ge — MM, nn den den and diefer Magiftratsper-
iniger fei nde feinen Unte ben, _ Die Koͤniginn Elifaber
welche d Damals in England tegierete, lief ihm * lange darnach ſehr —
zn. &r in.ähte Dienfe ale: u ihm aber der Koͤnig
Rt: He un —— Gia
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76 — CE IBeRR 12.5 5141 U 202 218,172 35:
I 2-3 Sn nn 2m u 222.7
? 4
x
allgemeinen Geſchichte
md Befhreibung
von Reu⸗Frantreich;
Ef sec son6e nos er atetsen Sn Son @ouigen
er, N gänzlich Ieer ftehen biieb , und Franfrei an die Errichtung Befäubiger Mahn:
Plage in Mordamerica nicht mehr zu gedenken fehien : fo trieben doc) die Norman
u dier, Bafguen und Dreragner den Wall- und Stödkfiichfang an der großen Banf, an der
de la Roche, ganzen meuländifchen Küfte, im Sovenzbufen, und dem dareinfallenden Sttome ‚noch im
mer fort. a fie gerieten unvermerkt mit den Sandeseinwohnern in ein Verkehr; und eg
wurde ber Pelzhandel in Furzer Zeit eine Sache, welche aus iede zu etivas neuem ‚und
wegen ber geringen Mühe, bie fie verurfachete,. dem Fiſchfange vorgezogen wurde, und,
manche Matrofen in Handelsleute verwandelte, 0. — ——
Endlich, als Frankreich in dem’1508 Jahre durch die Tapferkeit Krb Guͤte des
großen Seinvichs, ber feitfunfsig Jahren vermiffeten innerlichen Nube wiederum genoß, und
unfer der Regierung eines fo mweifen Königes ‚ alles zu unternehmen im Stande warı fo
befamen die Sranzofen neue Suft, Pflanzftäbte.anzulegen. Seine Majeftär ertheilete dem
Wiarquis de la Roche, einem bretagnifchen Edelmanne, eben die Vollmacht und Gewalt,
welche ehedem Roberval unter Franʒ dem l gehabt, und er felbft von Heinrich dem III erhal-
ten, wegen feiner Umſtaͤnde aber nicht gebrauchet Hatte. Der offene Brief, ber ihm den
ıaten des Jenners 358, Ausgefetige wurde, befaget, Seine Majeftar ernenneten ihn der
Willensmeynung weiland Heinrichs des II zu Folge, au dero Oberſtacthalter in den Sändern
Eanada, Hochelaga, Neuland, Labrador, in der Gegend des Stromes der großen Day b)
zu Norimbegue und in den angränzenben Gegenden, unter folgender Bedingung, '
Er folle Bauptfächlich auf Einfühtung der katholiſchen Religion bedacht feyn, Seine
Gewalt folle fich über alle Kriegesleute zu Waffer und Sande erſtrecken. Er fülle die Haupt:
leute,
9) Der Herr dela Roche fuͤhret darinnen den ordens, Staatsrath, Hauptmann über funf;i
Titel Troilus de Mesgouet, Ritter des Reichs: eibtrabanten, Marquis von Cotemmeal, Sara 2
er M £ 7 r von
ee 2
un?
..
Geſch. und Beſchr. von Neu⸗Frankreich. II Buch. 77
feute, Schiffe und: Steuerleute ſelbſt
elbft wäßten,, und ihnen nach feinem beſten Wiffen Be⸗
feble erteilen, ohne daß ſie unter einigem Bor nbe hm ungehorſam ſeyn dürften, Er
Pl Mache und Gewole Haben ‚alle in den franzoͤſiſchen Häfen
He, und zum Aus:
fücheige Schiffe und Mannſchaft zu gebrauchen ‚fo viel Soldaten, als ihm beliebig,
zu werben, Krieg zu führen ; Seftungen und Stäpte zu bauen, fie mit Gefegen zu ver-
forgen, die Uebertveter zu beftvafen, oder zu begnabigen, den Evelleuten Güter, Herr⸗
©r r Baronien, und, andere von Seiner Majeftät ab⸗
bängige Wirden , ſo wie er eg dem Dienfte derfelbigen
& var alles: in beweglichen Giern
ben Gewinnes und Vortheils austheifen, ein. Drittheil fir ſich behalten, und dag
uͤbrige zu den Krieges: und Zeftungskoften , ‚auch andern gemeinen gaben verwenden,
Einem jedioeben, ser fey.von a nbeis« oe ©; Äftes erlaube , die
> ve ner aber bey Strafe feine Schiffe,
verlieren , ung ohne des Marquis u
ben, Iſt der Statthalter krant N ——
—8 oder ſeines ens vermuthend, fg durch:
ein Teftament, oder auf andere Weife Bes hend, fo kann er, di ch
ordnen
101
—
einen oder zween Statthalter an ine Stelle vers
Er fann im, ganzen Königreiche MWerfmei *
Er kan meiſter oder andere zu feiner Unterneh:
—* obige fonen in: * nehmen, 1 ‚Mit Worte, er folle alle und r
br eo an 6 Van ln ray ee An von ie
ulm: der Ya
ı mu iundE
a a
eilen gegen Süpoft, unter der Rönigsinfel liege, und darauf," tie man vorgiebt, der
Baron von Lery ſchon 1508 eine Pflanjſtadt anlegen wollte, Er Hatte aber ſchlecht ge⸗
etndem die Sandinſel kaum etwas Gras und Geſtraͤuche träge, zu bewohnen ganz
unanglich , javüber diefes fope Efein und ohne Hafenift, Sie liege unter 44 Grad m Min,
Norderbreite, und die dafeibft Geobadhtere Abweichung der Magnetnabel beträgt 13 Or,
gegen Nordoſt. » Sie 058 fümat und an Geftate einem Bogen äpnic. -: Zn der Mire
finder man einen Ser, der fünf Meilen , die ganze Jnfel Hingegen nur jehne im Amkreife
bats Ihre beyden Enten find gefährliche Sandbänke, Davon eine nach Nordoft zu Oft,
c —*— —— ſtreicht. Sie llegt fünf und dreyßig Meilen Nord und Süd yon
ſt vierzig luͤderliche Kerl, — Frankreich aus dem Ge-
dr anden ſich aber: weniger Zeit in einem
weit elendern Zuftande, als da fi 2 — — iger Zeit iur)
— —— GES muy
von dae Vicomte von Carentan und S. Lo ing en: San) mA
Dir, Vicomte von Trepalet, Herr von Im Roche
5) Damals nennete Man insgemein den Lorenz
—
ommard, Duermonlge, Sprnal, Bonteguigno ng alſoo. ar? Ka —R
bis acht Meilen weit fit, Der -
ee Ye, © TE n
Sobald rquis de Ia Roche, vermoge ſeiner Vollmacht, thun konnte, was Die Unter:
er wolle: (obefhloß.er , das Sand in eigener Perf erfundfpaften, und gigng bester neh
ehe 8 —— Ramens Chedorel, Inbleken mielingt
aͤnf und
mislingt.
Beſchreibung
der Sandinſei
r BGecſchichte und Beſchreibung u A
—— — die naͤchſte Kuͤſte des feſten Landes —*—* —
— er eine ſo genaue Kenntniß, als er fuͤr noͤthig erachtete, von ihr eingezogen hatte, ſo kehrete
er wieder nach Frankreich zurůck · Zwar awollte er· den Weg nach der Sandinſol nehmen
und die daſelbſt⸗ zuruͤckgeiaſſenen Leute abholen: es erlaubeten ihm aber die widrigen Winde
Das Annaͤhern nicht. Die folgenden Jahre wurde die Ausführung feines Vor habens durch
alletley Hunderniſſe unterbrochen·¶ Er war micht nur ein Jahr lang ein Gefangener des
Herzoges von Mercoeur, ſondern es wußten auch einige maͤchtige Perſonen, denen ſein
großer Eifer fuͤr die katholiſche Religion misſiel die gnaͤdige Geſinnung des Koniges ge⸗
gen ihn fruchtlos zumachen!) Da er nun wieles aufgewendet 7 dagegen "aber noch nicht
Bert ee Re ſo war er außer Stande die Sache weiter zu treibe
————— eitund darinnen, — "ss. Ati —* — *
en anlegete;
da hätte man ben F a, da zer mäßigen. Aufande
ein großes gewinnen koͤnnen. ee w en
baueten fich aus den: Truͤmmern gefcheiterer ſpantſch
bevolkern wollten‘, einige Huͤtten · Auch waren: aus a mehr
—— x en 1a der m A ee unten
ahrung dieneten. chgehends beha ie
leider abgenußet waren, fo derfertigten fie andere aus Seewol
Jahren bekam der König von ihrem Ungtücksfatle —— —5* — 52
Chedotel —— abe nur noch zwoͤlſe am keben fand, M
ließen ſie in eben wen Zuftande, 1 Hatte) vor fi
naͤmlich mit einer ——— ib, mit. langen ver Akten und
ha ßgoͤtter Malern | ee a .
und verſtellet daß —— head — —— ae fa
h Thaler, ‚und ſprach fie von. ‚aller — ihrer ehemals Saba ——— *
— — rquis —— * war:
inem
sifen des Der Herr vor br, wenn m zu S. Malo,
* — ei bey feinen — — wohl — Mn, auf · das Ver
mit Pelzwerke wenn es in BELEGE Hand ftehe, eine ungemein wichtige Hand⸗
= gründen, · ¶ Er beredete alſo den Herrn Chauvin, einen —— hans
er darüber, einen. Freyheitsbrief mit dem Anhange des Ausſchluſſes aller andern Perfonem
nebſt allen dent Herrn de la Roche ni neh bewilligten Vortechten bey van Könige aus⸗
wirkete · Sobald Chauvin dieſe ——— ruſiete er einige leichte ahrzege aus;
und fuͤhrete — I ea ———
Sehler,Nieer © Pontgrave hatte die Reiſe mitgethan, ‚und moole den Strom vurchaus bis an die
begieng. drey Fluͤſſe —* befahren, indem er dieſen Ort bey ſeinen — Reiſen ſorgfͤltig
unterfüchet , und für dem allerbequemſten zu einem Wohnſitze geachtet hatte, > —*
Chauvin war im geringſten nicht Willens dergleichen zunerrichten,' ſein Vor
nur, Pelzwerk einzutauſchen damit er denn Ki feine Schiffe bald anfüllere, er
fieg er einige Leute zu Taduſſac zurück, "welche aber ohne den mitfeidigen
der Landeseinwohner den — über BerbuNgeR Lone —— waͤren. Das fol⸗
gende
Au
e) ze damals Cap Veeton hieß.
a * — un Par,
za N
Vor ORTE SB. 79
gebe abe teich er ein Vertehr abermälsmie niche geriageremn · Vorthe lee Als er 16or,
Bei Vest muB Tr Rn na ne nein Ende; —
Im folgete der Kister De Chatte Befehlshaber‘ Ian, "ei *
Geſellſchaft von uteri‚>tnit-denäht auch) viele Standesperfonenöyufannmen mung des ;
traten · Man rüfteteSchifferans , ‘und: benträuete-ieidem Herrn Pontgrav ge Chat
der Koͤnig durch einen Feanheitsbrief erf laubet hatte, die Entdeckung des canadifchen' Fiuf
ſes fortzufegen ‚und. Wehnplate daſelbſt anzulegen Um eben dieſe Zeit kam ein ſainton⸗
aiſcher Edelmann —* € ain welcher das Lob eines braven
und geſchickten —— nach einem dritthalbjaͤhrigen ·Verweilen aus Weſtindien
koͤnigliche uͤnſtigung mit auf dieſe Reiſe 3°)
“Spur Erengin Jah 1003 ı —— Segel. Sie lleßen nach Champlains
* ——— eve Schiffe da zurück, und fuhren nebfk fünf Mas erite Reife
Gelee. * vs —— fwaͤrts/ das iſt
‚Der Sieden. Hoche⸗
in; der doch alle
kein Wort davon m | —— —
er de r lich, —* ea —* era
en * en Kammerjunker ons, Pe⸗
ter Du ua Here de Monts v u fi rn
ergeben... Leber Dies hatte er noch die Freyheit er.
balten, den Pelzhandel ʒwiſchen dem vierzigſten und vier und-funfziaften. Grade Norderbrei-
ie mit —— ——
—— und bis auf ſechs und vierʒig
— — — in
HAITI NE 7ORH 2
fr 1%
MEER Au b:13
nige die Feeye, Uebung keie De Monte
denn Diefes im. ganzen in Aradien.
ölfern , und den
€ ehrlicher. - wohlge ne:
N e zu. feiner Unterneh hmung noͤchig le
na, ii wurden feirte Befehle, ſchlecht BL
= etßzhandel m allein zu treiben „. Eee Ach le
fol
icklichkeit ‚allen ,
a Keen,
lich. zu Grunde
te Die von, feinem Bor Zn t nur bepbehalten,
ielen Handelefeuten der Geflen — im Ad abfonderlich
tet. Derge ER 5 int Stande, eine ft e Ausruͤſtung, als
en Er De a ß
[5 qu avre de nehmen.
F a v 1.8 a Eu a zu treiben
fi ie Das 5 anente Bi D6 — ühren, 3 ter. die Durchfahrt
98 hen der Königs: und Su — HM “und die Me ugte Handlung mit
Wilden vermehren. Die on übrigen © e Herr von Monts nad)
% — Er hatte viele —J—— — ‚von ratublain,
Hard a i
en —— ens J 5 Bi 3 tein
— a —— Aue eſer — Che ic ur EM Ei. |
ich feyn,, einen richtigen egriff
Ps
lung diefer Unternehmung anfange, wird es nicht undie
cadien, * —— in der Sn ge F wein muß, vorauszuſchicken.
nn er Accadia
189%:
Pr Geſchichte und Beſchreibung
Acadia iſt allen Geſchichtſchreibern , welche genau reden, zu Folge, eine dreyeckige
Halbinſel, an der ſuͤdoͤſtlichen Spitze von America, Johann von Laet ſaget es ausdruͤcklich
Beſchreibung Im vierten Capitel feiner. Beſchreibung Weftindiens:a), ) Eben alſo reden auch alle Ge⸗
Acadiens.
Landſchaften, welche zu ſeiner Zeit vior Eigenthuͤmern und koͤniglichen Statthaltern zuges
hisfluſſe und den Sandvorgebirge, nennet er die
daraus / mon habe unter dem
ſchottland, bald der Halbin ſel mit Ans
ſchicht und Landbeſchreiber, nur mit Ausnahme, des Champlains und Denys
Acadia weit enger einſchließen. Jener gebrauchet im achten er
bung die Benennung Acadia nur von der Suͤdkuͤſte der Halbinfele). Eben dieſer Mey:
nung iſt auch Herr Denys, welcher lange im Sande war, und eine-genaue Befchreibung -
Davon lieferte, gleichwie er denn Die oͤſtliche Küfte zu ſeinem Eigentbume- befaß, auch im
Namen des Königes vegletelen ki are u nee Grm
Er theilet das ganze gegen Oſten und Mittag Tiegende Stuͤck von Canada in Hier
böreten. Die exfte zwiſchen Pentagoet unddem Tohanitisfluffe, nennet er das Sand der
Etecheminen, vorher aber — — die’ zweyte / zwiſchen dem Johan⸗
— er die Franzbay· die dritte, zwiſchen beſag⸗
som Vorgebirge und Camceaux, iſt nach feiner Meynung Acadien mund wurde von den
Englaͤndern bey einer Gelegenheit, die ich bald melden werde, Neuſchottland genen⸗
net. Die vierte war fein Eigenthum und lag zwiſchen Camceaur und dem Roſenvorge⸗
birge, Er nennet fie die Lorenzbay , andere hingegen Gaſpeſtien.
Wäre es nicht glaublich, man Habe diefe Meynung unferer beyben ätteften S
fieller von Acadien im Sinne gehabt, „als Frankreich im utrechter Feiedensfehfuffe der
„Krone England Acadien , oder Neufchottland, nach feinen alten Graͤnzen, nebft der Stadt
Portroyal, oder Annapolis mit dem dazır gehörigen Bezirke, auf ewig abtrat? Denn
da der Friedensfhluß zu Neuſchottland, noch Annapolis'feger: ſo fölger meines Erachtens
dem Namen” des eigentlichen Acadiens a sekgordantes
durchaus nicht die ganze Halbinfel verftanden, —— — RR
Zwar wird in mehr als einem Vortrage zwiſchen beyben Kronen der Name Neu⸗
ſhlie In Se: wa Canada 2
r Küfte mil ließung der Haldinfel bengeleget:: allein, man wird durch feine
einge Urfinbe bir fomnan ep MAR EEE Tyan Bit, eher
das alles find diefe Beränperungen des Namens etwas neues; dahingegen zwifchen uns,
und ben Engfändern die Srage von ber ehmaligen Graͤnze Acadiens oder — ift.
Daß man aber in-England felbit, unser Neuſchottland nichts, als die Halbinfel,
verſtund, das erbellet daraus, weil Jacob der. L, als er Wilhelm Alcyandern, Gra⸗
fen von — Franzoſen guter feiner Regierung Im dieſer —
von Tanoda abgenonimen word ER belehnete, das neue Sehen in zwo Landſchaften ab⸗
fonderte, nd. eine bavon Neufchottland, die audere Neir-Metandria nannte, gleichwie
aus dem Schenfungsbriefe, we —— am angezogenen Orte beybringt, zu. erſehen
iſt. Als einige Jahre hernach, Karl der IT, vermoͤge des bredaei Friedensſchluſſes, Aca⸗
dia an die, Frangofen — behauptete der Ritter 500 er binfe Pen⸗
— ‚es nicht zu Acadla ſondern zu Neuſchottland, gehoͤre: man geigete
ihm aber Den Kngtumd, feiner, Neyic rn nal
nur befagter
tus
‚NH j HIRT MINENSEII TIINTO IND: ani072 3 ‚1316 100 >
d) Cadia pars Continentis triangularis jet disjundi, hanc provinctam pene infulam efü-
formae,.-- qui duo finus exiguo terrae {patio ciunt.
u
|
!
4
f
von Neu⸗ Frankreich. Buch,
81
‚ Man werde mir dieſe kurze Ausſchweifun
ch hoffe g um Ho viel leichter zu gute halten,
da ſie einen mit der gegenwaͤrtigen Materie verfnüpften und wichtigen Punct betrifft.
itzt muß ich von den mittaͤgigen Landſchaften Neu⸗Frankreichs welche de Monts und
Champilain damals entdecketen, etwas beybringen. Vielleicht iſt keine in der Welt, wel
he beffere Häfen und alle zum menfchlichen geben erforderliche Dequemlichfeiten In groͤße⸗
‚ter Menge Härte, Die Witterung ift gelinde, die Luft geſund, und bisher hat man den
Boden nie anders, als erſtaunlich fruchtbar befunden. Bon la Haive trug ein einzi⸗
98 Weizenforn hundert und fünfzig ſehr lange und dermaßen ſchwere Aehren, daß man,
um fie gerade zu halten, einen eifernen Ring herum legen mußte, Der Herr Denys,
welcher es mit eigenen Augen ſah, erzäßfer, er habe an eben dieſem Dete ein Geld voll Ge:
rende gefehen, in welchem das geringſte Korn acht mit Aehren befegere Halmen , daran
die fehlechteite Aehre einen halben Schub in die Sänge betrug , getrieben habe, Nebſtdem
giebt. es nirgend fchönere Wälder noch welche beffeves Bau-und Maftenhotz lieferten.
Arn einigen Orten giebt es Kupfergruben, andersivo Steinfoplen. Ya, man faget,
esiffehe de Biecrhelmeifen weit: von der Znfel Menane, an welcher die Schiffer die
s Kohannisfluffes kennen, eine Klippe von lauter LapisLazuli, in der See:
Der Ritter Razilfi /heißt es weiter ‚ha-
Nagen, und nad) Frankreich geſchicket; Des
nys bezeuget er habe es geſehen, und es fen die Unze auf zehn Thaler gefchäger worden,
Die Fiſche, die man am ftärfften an diefer Kuͤſte fängt, find Stockfiſche, Salmen, Ma:
krelen, Haͤringe, Sarvellen, Aloſen, Forellen ,Störe, Sprotten, (Gaſparots) Bitten,
Goberge, lauter Fiſche, die man einfalzen und verführen kann, Seewoͤlſe, Seekuͤhe,
und Wallfiſche giebt es in großer Menge, "Man könnte, dem Verſichern zu Folge, in dem
einzigen Hafen fıreuadi in einer einzigen Jahreszeit, die Ladung für viele Schiffe fan-
en, Die Fluͤ e wimmeln von Zifhen ihrer Art, undi ve Ufer von unzähligen Wilde,
$ BR. ein gleichſam ei — des
nordlichen An und giebt die nächfte,fi erfte und bequemfte Niederlage für die weſtindiſche
Handlung. Die Weite diefes tandes betraͤgt zweyhundert und funfzig Seemeilen im Um:
kreiſe zwiſchen dem drey und vierzig und ſechs und vietzigften Grade Norderbreite, "Die
Seeſtroͤme machen keine Ungelegenheit, ſondern man kann in dem daſigen Gewaͤſſer mit
jedwedem Winde fahren, Eine umjtändfiche Ausführung, nebſt dem Beweiſe von allem
diefen , ‚findet Man in dem Yorrrefflichen Werke des Herrn Denys, welcher die Sache
verſtund, und nichts ſcheieb als was er mit eigenen Augen ſah. Zudem, fo if ja die⸗
ſes die allgemeine Sprache aller derer, die im Lande geweſen ſind. Ich komme wieder
nts, 1% Tr 00
1608,
Vor ⸗—
auf den Herrn de Yo |
Er war den Tten des Märmonates im Sabre 1604 zu Havre de Brace unter Se:
gel gegangen und den 6ten des Mapmonates in einem acadifchen Hafen eingelaufen, wo
er ein Schiff, das dem Verbothe zuwider Pelzwerk eintauſchete, antraf. Kraft ſeines
Rechtes, nahm er es weg, und nennete den Hafen nach des Schiffers Namen Nach⸗
tigalls⸗Hafen eben, als wenn gr ihn durch Verewigung feines Angedenkens für ven
Berluft feines Schiffes ſchadlos Hatten wollte, Hernach lief er in einen andern ‚ und be:
- nen:
9) Der Herr du Pontwurdevom IM. de Monte geſchickt. Der Herr de Monts nahm feinen Weg
nach Camce aux und an die Kuͤſte von Cap Bre
vom weiter abwaͤrts nach der acadifchen Küfte.
Allgem, Beiſebeſchr. XIV Band. | $
82 Gececcſchichte und Beſchreibung
— rLeute ans Land, und verweilete überleinen Monat daſelbſt, da Herr Ehamplain unterdeſſen
mit einer Schaluppe die ganze Küfte befuhr , und einen bequemen Dre zu einem Wohnz
platze fuchete, i
Anbau zu &t, Doch er hätte dieſe Mühe wohl erfparen koͤnnen, ja, er häfte nicht einmal nöthig ges |
Croix. habt, fo weit darnach zu gehen; denn er befand ſich zwiſchen Cameeaux und le Havre, wel⸗
ches ohne Zweifel die allerbeften, und zur Handlung bequemften Hafen in ganz Acadia
find: allein, er würdigte fie nicht einmal eines Verweilens, Er lief weder in den Königge
hafen, noch indie Sranzbay, noch in den Johannesfluß, fondern fuhr zwanzig Meilen
weiter, bis an eine Eleine Inſel, darauf de Monts, welcher Furz vor ihm- dafelbft ange:
lange war, fich feitzufegen beſchloß. Die Inſel benennete erzum h. Kreuze; und weil
fie nur eine Halbe Meile im Umfange hat, fo war fie bald umgeader, Man machete
fich bequeme Wohnungen, und ſaͤete Getreyde aus, welches ganz ungemein forsfchlug.
Bergwerlihe Dem ungeachtet fiel die fehlerhafte Befchaffenheie der Wahl fer bald in die Augen.
feiten dieſes Als der Winter kam: fo hatte man weder füßes Waſſer, noch Hole Da nun in kurzer
hafens. Zeig fonfe nichts als Pöcelfleifch zu offen damwar, und einige Perfonen, damit fie Fein fühes
Waffer vom feften Sande holen durften, geſchmolzen Schneewaffer tranken: fo kam dee
Scharbock unter die Leute, und raͤumete gewaltig auf. Aus diefer Urſache fah fich Here
de Monts, ‚fo bald nur die Fahrt offen war, nad) einem befleen Plage um. Er nahm
feinen Weg füplich an der Küfte bin, welche zwiſchen dem Johannesfluſſe, und Rinibe⸗
qui achsig Meilen weit von Oft nach Wert, fodann bis an eine vom Champlain dieſen
Winter entdeckte Sandfpige, von Nord nah Süden ftreicht; Chaniplain hatte ſie Ma⸗
lebavre benennet, weil feine Barfe beynahe daran gefiheitert wäre. Er Hatte auch ſo⸗
wohl von ihr, als von dem darauf folgenden Cap blanc oder Cap Codd, im Namen
des Röniges Befiß ergriffen, welches aber die Engländer nicht hinderte, ſich bald darauf
daſelbſt niederzulaflen.
Die Pflanz⸗ Ungefaͤhr auf halbem Wege zwifchen der Kreuzinfel und dem Kinibekiflufie, fine
Radt wird det man den Pentagoetfluß , welcher durch Norimbegue fließt, eine Landſchaft, die man
nach Portro⸗ lange Zeie fir fehön und volfreich ausfehrie, ungeachtet nie mehr, als einige ſchlechte
yal verleget. Dörfihen der Etecherninen, darinnen waren. Nach) langem Suchen wußte Herr de
Monts eben fo wenig, als vorher, was für einen Platz er wählen folltes er gieng alfo
wieder nach der, Kreuzinſel zuruͤck, wofelbft auch bald darauf Ponigrave aus Frankreich
anlangete, Sie fanden die neue Wohnung in fehlechtem Zuftande; und weil de Monts
die Nothwendigkeit fie andersmohin zu verlegen wohl einfah: ſo gieng er nebſt Pontgra⸗
ven nach Acadien zu Schiffe, und fam unterwegens in den Rönigshafen, Dieſer gefiel ihm
dermaßen, dafs er-auf der Stelle befchloß, die Pflanzſtadt Hieher zu verfegen, Diefe
Sorge übertrug er dem Pontgrave, und machete-idn zu feinem Stellverweſer.
Sefihreißung Portroygl, oder Königshafen, hat feinen Namen dem Herrn de Monts zu dans
dieſer Hafens. ken, und nicht mehr als einen einzigen Fehler. Es fälle nämlich das Ein: und Auslau—
fen fehr ſchwer, wozu noch die vielen Nebel kommen, Es kann nicht mehr als ein einzi=
ges Schiff auf einmal einlaufen, und auch diefes muß mit dem Hintertheile voraus, und
mit unendlicher Sorgfalt geſchehen. Die Schuld liege an der Heftigfeit der Ströme und
der Fluth. Außerdem hat die Natur faft nicht dag geringfte, was einen der fchönften
Hafen in der Welt machen kann, außer Acht gefaffen, Er iſt zwo Seemeilen lang, und ei⸗
F ne
= Per
nennete ihn den Schöpshafen , weil ein folches hier darinnen erſoff. Hier fegete er feine
4
von Neu⸗Frankreich· III Buch. 83
ne breit, Ungefähr in der Mitte, liege die Eleine Ziegeninſel
ſehr nahe beylegen fonnen, Der Grund ift nirgend unter die
an der Mündung achtzehn. Nebſtdem it er zum Ankern überall vortvefflich gut, und
Die Schiffe liegen gegen alfe Winde in Sicherheit, An dem aͤußerſten Ende des Hafens
ſticht eine Landſpitze zwiſchen zweenen Fluͤſſen ‚ die für Schaluppen tief genug find, hervor.
Die Witterung ift gemäßige,” das Wild im Ueberfluffe, der Winter gelinder, als an
manchem andern Orte der Küfte, Die Gegend Bat befondere Anmuth; fie befteht aus
den fhönften Auen, daran hochſtaͤmmige Wälder ſtoßen. Der Boden ift überall fruchtbar,
Vom Königshafen bis an den Johannesfluß beträgt die Ueberfahrt zwo Seemeilen ‚und Bon der
eben fo viel beträgt Die Breite und Lange der Franzbay. Dem Vorgeben zu Folge, giebt Franzbay und
es auf dieſer Seite an den meiften Bayen Kupfergruben. Die Einfahrt in den Johan⸗ — J
nesfluß iſt noch beſchwerlicher, als in den Königshafen, Man mußgegen die rechte Hand "% | B>
Balten , ohne gleichwohl dem Sande allzunahe zu Fommen. Auf einen kleinen Stuͤckſchuß
weit, iſt ein Waſſerfall, darüber bey Hoher Fluth nicht nur Schaluppen, fondern auch
Barfen zu ſetzen vermögen. Unter dem Salle-ift eine Grube, von etwa vierhundert
en im Umeveife, darinnen ehmals ein großer Baum aufrecht ſtehend zu fehen war,
Er ſchien zu ſchwinimen,
veränderte aber, der Heftigkeit des Stromes ungeachtet,
feine Stelle nie,
Er hatte die Dicke eines ziemlichen Faſſes, wurde aber zumeilen einige Tage lang von Seltſamer
der See uͤberdecket. Er ſchien ſich gleichfam auf einer Spille umzudrehen; denn man ſah Baum.
nicht immer die vorige Seite von ihm. ie Wilden erzeigeten ihm eine Art einer gottes⸗
dienſtlichen Verehrung; denn fie bedingen ihn mit Bieberbälgen, und hielten es für ein
ſchlimmes Anzeigen, wenn fie auf der Reife waren , und ihn nicht fahen. Man giebt
vor, der Here de ls Tour, deſſen ich nachgehends erwähnen werde, habe einft ein Tau
berummerfen , und eine mit zehn Ruderern befegete Schafuppe daran sieben laffen, man fey
aber, des Vortheils vo ungeachtet, nicht im Stande geweſen, ibn fortzufchlep-
pen. Um wieder auf die Johannesinfel zu kommen » fo ift fie eine der größten von Neu-
Frankreich. Ihre Ufer ſind mit ſehr ſchoͤnen Eichen, und mit einer Menge anderer Baͤu⸗
Me von grefflichem Holze bewachſen. Abfonderlich giebt es da Nußbäume ‚mit einer drey⸗
an welcher die Schiffe, 89.
e bis fünf Faden tief, ja
eigen Feuche, welche ſchwer zu öffnen ift, am Feuer hin pri
5 gegen von felbft auffpringe ‚und
ſehr gut ſchmechet. Auch findet man hier Weinftöcke mit fehr großen Beeren, dicken hate
ten Baͤlgen, und vortrefflich am Geſchmacke.
Der Herr Pontgrave hegete was den Koͤnigshafen betrifft, nicht völlig einerley Der Könige:
Meynung mit dem Herrn —— ſondern Erna es —— er deffelbi- — Dan.
gen der damit verfnüpften Veſchwerlichkeit durchaus nicht bey. Hingegen: gefiel er dem erineouet ape
Herrn Poutrincourt ungemein wohl; und weil er, in der Abſicht ſich mit feinem ganzen Hau: getreten,
fe in America niederzulafien , mir Heren de Monts in Gefellfhaft getreten war: ſo begehre⸗
fe er dieſen Hafen, erhielt ihn ohn⸗ Mühe; und diefe Uebergabe, welche Eraft der koͤnig⸗
ichen dem Herrn de Monts derlichenen Vollmacht ohnedieß guͤltig war, wurde auch
noch von Seiner Majeſtaͤt durch eine
N offenen Brief beſtaͤtiget. Allein, weil der neue Gi-
genthümer mehr auf feine Schacherey mie pen Wilden, als auf den Sandbau,gebachte: fo
fehlete es feinem Wohnfige an Dauerhaftigkeit; und wir werden bald hoͤren, wie ihn die
länder hinaus jageten ungeachtet ex fie
mit dreyßig wohlverſchanzten Leuten abzuhal⸗
een im Stande geweſen wäre,
12 Dep
ee 22*
84 Gecchichte und Beſchreibung
— Bey herannahendem Herbſte, reiſete Herr de Monts, nebſt dem Poutrincourt
— nach Frankreich, fand aber, als er nach Hofe Fam, die Sachen für ihn ſehr verändert
Hr. de Monts ES hatten die Fifher aus allen Häfen des Königreiches. dem Könige vorgeftellet, man neh⸗
verliert fein. me ihnen unter dem Vorwande, das. Verkehr mit den Wilden zu verhindern, alle zur Fi
he ſcherey nöthige Geraͤthſchaften weg, und müßten fie den Fang gar einftellen, wenn dieſer
es Vorrecht. Hlackerey nicht gewehret werde. Indem nun der Fifehfang ſhon Damals einen. der beſten
Handlungszweige ausmachete: fo fah der Staatsrath wohl ein, was für Schaden dem Reiz
che aus dem Stoͤren deffelbigen zumachfen müffe, und wiederrief alfo den ausfchliegenden
Sreyheitsbrief des Herrn de Monts, welcher noch zwey Jahre lang zu gelten hatte, Doch
diefer verlor Deswegen den Muth nicht, fondern trat mit dem Herrn Poutrincourt von
neuen zufammen, und rüftete zu Nochelle ein Schiff aus, das den ızten des Maymona⸗
tes im Jahre 1606 unter Segel gieng, f
Schlechter Weil die Reife lange währere: fo dachten die Einwohner des Königshafen, man bei
Zufand zu kuͤmmere ſich gar nicht mehr um fi. Pontgrave ſprach ihnen zwar nach Moͤglichkeit gu⸗
Portroyal. gen Much zu: allein, als der Vorrath gänzlich zu Ende war, ſo mußte er mit der geſamm⸗
ten Mannfchaft nach Frankreich zu Schiffe gehen. Doch ließ er zween Männer, die fich
dazu erbothen, zu Bewachung derer Güter, die man nicht mitnehmen konnte, in der Schatz
ze zurück, Doch er hatte kaum die Franzbay aus dem Gefichte verloren : fo erfuhr er die
Ankunft des Heren Pouteincourt zu Camceaux, durch eine, Barfe, worauf er {6 gleich
wieder umfehrete, und jenen ſchon im Königshafen antraf, ohne daß fie einander unter?
wegens begegnet wären, Die Urfacheift, weilman die Straße vom Königshafen nach
Camceaup, zwiſchen dem feften Sande und der langen Inſel nimmt; dahingegen man im
Ruͤckwege, um der Ströme willen , die hohe See fuchen muß.
Bird beffer. Als man wieder zu leben hatte: fo Dachte man auf Befeſtigungswerke, und Pont
grave befchäfftigte fich gänzlich damit, Er war ein Fluger, geſchickter, unermuͤdeter
Mann, von ungemeiner Erfahrenheit. Er ließ feine Leute nie muͤßig, und verwahrete
fie auf dieſe Weife vor denen Krankheiten, welche die Einwohner der Krenzinfel weggeraus
met hatten, Champlain wollte an feinem Orte die Entdeckungen forrfegen , kam aber we:
gen allzumeit verftrichener Jahreszeit nicht über zwölf Meilen jenſeits Malebarre daß als
fo feine Reife wenig half. Hingegen gieng der Landbau defto beſſer von ftatten; denn es
trug ſowohl der Weizen, als die übrige Saat, mehr als man je gehoffer hätte, Da es an
Lebensmitteln niche fehlete, und die Fruchtbarkeit des Sandes eine immerwährende Duelle
des Leberfluffes verfprach: fo gieng alle Arbeit luſtig fort, und verminderte zugleich die
Krankheiten, indem fie die Urſache derfelbigen wegnahm, Die Wilden zeigeten ebenfalls
allmählich mehr Vertrauen. re J
Daß dieſer gluͤckliche Zuſtand erſchien, und von einiger Dauer war, dazu trug ein
Advocat aus Paris, Namens Marcus Leſcarbot, ein verſtaͤndiger Mann und vertrau⸗
ter Freund des Poutrincourts nicht wenig bey: Ein bey feinen Handwerksgenoffen ziem⸗
ich feltener Trieb bewog ihn, die neue Welt zu fehen. Hier nun Munterte er jeder⸗
mann auf, das Geinige zu thun, fihonete ſich felbft nicht, und gewann bey jedermann Liebe⸗
= Ale Tage erfand er etwas neues, zum gemeinen Velten; und fein Beyfpiel zeigere, was
ein Berftand, den die Wiffenfchaften aufflären, und die KUebe zum Vaterlande regieret/
für Dienſte bey einer neuen Einrichtung zu leiſten vermag. "Eben: diefem Kechtsgelehrre
haben wir auch die allerbefte Nachricht von dem, was bey feiner Anweſenheit im Sande wor“
: giengr
— —
von Neu⸗Frankreich. II Buch,
85
ieng , nebſt einer Geſchichte des vanzöfifchen Florida zu danken; Er zeiget darinnen 1506,
—* ne Een vr —* feht, er wäre eben ſowohl im Stande gewefen, eine ——
neue Pflanzftadt anzulegen, als fie zu deſchreiben ——
Unterdeſſen, da Koͤnigshafen die beſte Hoffnung von ſich gab macheten die Feinde Fehler und
des Herrn de Monts ihm ‚vollends den Garaus in Frankreich. Sie brachten. es dahin, Unglüd ”
daß man ihm-feine Vollmacht nahm; ja, er konnte nicht einmal eine andere Schadloshal⸗ de Monts.
tung fuͤr ſeinen Vorſchuß erhalten, als ſechs tauſend Pfunde von denen Schiffen ‚ welche
den Pelzhandel treiben würden » zu erheben. Diefe Anweifung brachte man ihm, als
eine befondere Gnade in Rechnung, ungeachtet fie in der That gar nichts hieß. Denn
erftlich hätte das Exheben diefer Summen größere Koften erfordert, als fie felbft betrug;
zweytens war die Sache nach Beichaffenheit diefes Handels, der Orte, wo man ibn trieb,
und der ſchlechten Hilfe, die er gegen feine Schulden hoffen durfte, fo gut als gar unmög-
lich, Uebrigens war er in eben diefelbigen Fehler als feine Vorgänger gefallen. ‚Mit
vier bis fünftaufend Pfunden Aufwande, ſaget Herr Champlain, hätte er eine vortheilhaf-
te Stelle ausſuchen, und den Grund zu feiner Pflanzftadt legen können, Sodann wäre
es etwas —— ſich nicht nur im Beſitze zu erhalten, ſondern auch weiter um
ſich zu greifen, ohne das verhaſſete Vorrecht zu gebrauchen, das er lange zu genießen,
ohnedieß nicht hoffen durfte.
Allem Anſehen zu Folge, waͤre Camceaur der beſte Ort für ihn geweſen. Denn er Beſchreibung
liegt an der aͤußerſten Spitze von Acadien, folglich an der bequemeſten Stelle, zu allen ves Hafens
Jahreszeiten Hülfe aus Frankreich zu erhalten. Camceaur ift ein Hafen von etwa drey Camceaur
Meilen im die Laͤnge, und wird von einigen Inſeln gebildet, darunter die mittelfte und
größte, ungefähr vier Meilen im Umfreife beträgt. Ihr Boden ift fruchtbar, und bat
weder an Waſſer noch an Holze Mangel, Sie machet zwo Buchten , darinnen man ficher
und das nahe dabey liegende fefte Sand bewäffert der Salmenfluß, dar:
h. ch eſchreiblicher Menge gefangen wird, Noch ließ es Herr de Monts
am einer andern bechftnöthigen Anftale erwinden, Er brachte bey feiner Ankunft weder
Saatkorn noch Vieh mit fich ‚ da doch beydes im einem dermaßen fruchtbaren Sande ſich
gewaltig vermehret haben wuͤrde. Dergeſtalt haͤtte der gute Fortgang ſeines Unterneh⸗
mens nicht auf der bloßen Zufuhre aus Frankreich, damit es nothwendiger Weife langſam
hergehen mußte, beruh ‚ und Herr de Monts haͤtte einen beftändigen Fiſchfang, welcher
ganz allein ihn zum reichen Manne machen Eonnte, zu treiben vermochte, Doch, wer
allzureich werden will, geht zuweilen gänzlich leer aus, ee |
Im folgenden Jahre brachte gr og dahin, daß
neuem auf ein Jahr zugeftanden wurde, jedoch
Wohnplatz anzulegen, "Ip
ar fegete feine Haudl
des nicht von ihm ab: eg war ab
ihm fein ehemaliges Vorrecht von de Monte
mit dem Bebinge, am Sorenzflufie — *
ungsgeſellſchaft, waͤhrenden ſeines Unglüs: 1607.
er ihre Abſicht —— den ——— gerichtet, und
um diefer Urfache willen, änderte gr feine Anftalten, und ließ Acadia fahren. Man
vüftere Hierauf zu Honfleur zwey Schiffe aus, und ſchickete die Herren Champlain und
ontgrave damit nad) Taduffae, He yonts ſollte unterdeffen um die Verlängerung
feines Vorrechtes anſuchen. Nun war diefe Mühe zwar vergeblichz allein , er fhickte
dem ungeachtet im Frühlinge des 160g Jahres Schiffe nach dem Lorenzfluſſe.
Je anfehnlicher der Pelzhandel wurde, deſto mehr Mitglieder befam feine Gefell- Anlegung
ſchaft. Abſonderlich trat eine große Menge, Maloer dazu, und das Handlungscapital von Queber-
3
1608.
Man follte
Sefuiten nad)
Acadien ſchi⸗
cken.
Warum ſie
nicht dahin
gehen.
1610,
86 | Gefchichte und Beſchreibung
wuchs zufehens. Allein, weil er ſah, daß fein Name der Gefellfchafe Schaden brachte,
fo fhied er fich von ihe. Sie befam auch in der That, fobald er die Verwaltung ihrer
Gefchäffte nicht mehr beforgete, ihr ehemaliges Vorrecht wieder. Allein, diefe Kaufleute
Dachten nur auf ihren Handlungsgewinn, und befümmerten fih wenig um die täglich
mehr verfollende Pflanzftade in Arcadia oder um ihre Verfegung an einen andern Ort.
Here Champlain hingegen befümmerte ſich wenig um die Handlung, fondern fuchete eine
bequeme Stelle am terenzfluffe für die Pflanzſtadt, welche ver Hof daſelbſt angeleger ha⸗
ben wollte, Nach reifer Weberlegung fiel er auf Quebec f). . Er begab fich den zten
des Heumonates dahin, errichtete für fich und die Seinigen einige Wohnungen, und machte
den Anfang zu dem Anbaue des Landes, wozu er vortrefflichen Boden fand. 2
Der König hatte ſchon im vorigen Jahre nicht nur die vom Herrn de Monts gefcehehene
Abtretung des Königshafens an Doutrincourt beftätiger, fondern auch diefen letztern
erinnert, es fen hohe Zeit, an der Bekehrung der Wilden zu arbeiten, und folle er Jefuiten
dahin führen. Zu gleicher Zeit befam der Fönigliche Beichtvater, P. Cotton, Befehl,
die Miffionarien für Acadia auszuſuchen. Man mählete von denen, die fich hierzu anbo⸗
ten, nur zween, nämlich ven P. Peter Biart, Profeffor ber Theologie zu yon, und
des P, Cottons Gefellfchafter, den P, Enemond Waffe, Allein, fie merketen bald,
daß man ihre Gegenwart in America nicht verlangete.
Herr Poutrincourt war zwar ein ehrlicher Mann und guter- Katholik: allein, die
Reformirten hatten die Jeſuiten fo fehr bey ihm angeſchwaͤrzet, daß er nichts weniger Wil⸗
fens war, als einen von diefem Orden nach Königshafen zu bringen. Doch gedachte er
gegen ben König nichts dapon, Der P. Biart reifete alfo gleich mit Anfange des Yahres
nach Bourdeaur; weil man ihm weisgemacht hatte, die Schiffe würden an dieſem Orte
ausgerüfter. Allein, man machte bey feiner Ankunft nicht die geringfte Anftalt dazu, ja,
er wartete ein ganzes Jahr vergeblichdarauf. Diefeszogdem Herrn Poutrincourt einen ſtar⸗
fen DBerweis vom Könige zu, mwerauf er zwar unverzüglich abzureifen verfprach ‚auch
wirklich Anftalt dazu machete, nach den Jeſuiten aber nicht das geringfte Verlan—
gen bezeugete, fondern dem P. Cotton, der ihn mit Freundlichkeit zu gewinnen ſuchete, zur
Antwort gab, es fey vorige zu Königshafen nicht Die geringfte Gelegenheit da, Jeſuiten
aufzunehmen, er bäthe alfo, ihre Abreife auf das Fünftige Jahr zu verſchieben.
Cotton erachtete nicht für gut, färfer in ihn zu dringen, noch auch die Sache dem
Könige zu melden. Poutrincourt veifete alſo ab, und ſchickete bafd darauf, um zu bewei⸗
fen, daß man zum Heidenbekehren nicht eben nur Jeſuiten noͤthig habe, dem Könige ein
Berzeichniß von fünf und zwanzig in der Geſchwindigkeit getauften Wilden. Sein Sopn,
Herr von Biencourt, Fam mit dem Schiffe, darauf der Bater abgereifer war, nach Frank⸗
veich zurück, und follte unverzüglich Waaren und Lebensmittel nach Acadia fihaffen, Denn
weil die Gewinnfucht den Landbau gewaltig in Bergeffenheit brachte: fo fing Die Iheurung
fhon an, einzureißen,
Der P. Cotton verhoffete zwar, es werde ber Sohn des Waters gegebenes Verſprechen
erfüllen, und ohne die Miffionarien nicht abreifen: allein, Heinrich der Große lebete nicht
mehr, und Biencourt gedachte, wie es ſcheint, er fey nunmehr aller Zufage quitt. A
aber Cotton Klage darüber fübrere, und von der Marquiſe de Guercheville die ſich
zur
F) Man ſehe was die Lage von Queber und den Urſprung diefes Namens betrifft, die Faftes chr!
nologiques bey dem Jahre 1608.
!
von Neu⸗Frankreich. IB, 87
r Beſchuͤterinn der americanifchen Miffion gemacht Hatte, unterſtützet wurde, bewilligte 160,
ee nicht nur die en Sefuiten mitzunehmen, ſondern auch fie unterwegens —
koſtfrey zu halten. Doch das letztere wurde nicht angenommen, Die verwitwete Koͤni⸗
ginn beſchenkete fie mit fuͤrfhundert Thaler. Madame de Verneuil ſchaffete Die Reiſe⸗
capelle, Madame de Sourdis verſorgete ſie mit Leinengeraͤthe; das uͤbrige nahm
Madame von Buerchevilleüber ſich, und bezeugete einen fg großen Eifer dabey, dag
ihn der P. Eotton kaum mäßigen Eonnte, Aber als die beyden Patres zu Dieppe anka⸗
men; fageten ihnen zween reformirte Handlungsgeſellſchafter des Herrn Biencourt rund
heraus, man werde fie nicht an Bord nehmen. Zwar mußte auf ihre Klage, und des
Hofs Befehl der Befehlshaber zu Dieppe, Herrde Sigogne, dieſen Kaufleuten andeuten,
die verwitwete Koͤniginn wollte die Jeſuiten mitgenommen wiſſen: allein, da fie nur dar
über lacheten, und Sigogne feinen Ernſt gebrauchte, fo wanderten die Herren Patres
wieder in ihr Collegium nach Eu, a |
Die Frau von Buercheviffe wurde hieruͤber fo entruͤſtet, daß fie bey Hofe eine Bey⸗
ſteuer einſammelte, mit welcher man. ten ihre Auslage bezahlete und
ſie herna Sie wollte court in einen Vergleich ein⸗
le feine vom vorigen Könige erhaltenen Borrechte ab, i
chen, und ſchloß fodann mit dem Heren Biencourf einen Bereinigungsvergleich kraft deſſen
man die Unterhaltungskoſten der Jeſuiten, von dem Ertrage des Pelzhandels und des
Fiſchfanges nehmen füllte, Die Schensbefchreibung 8) des P.Corton meldet zwar, eshabe
der heilige Mann bey dieſer Gelegenheit die Frau von Guercheville eine allzu ftarfe Probe
ihrer Freygebigkeit an den Tag legen laffen; allein, Herr Champlain, welcher an den
acadifchen Gefchäfften groͤßern Antheil als fonft jemand hatte ‚ Mk einer ganz andern Mey⸗
nung. Denn nachdem er den befagten Vergleich weitläuftig erläutert, und die Marquiſinn
gerechtfertiget —— »Diefes iſt der Bereinigungsfchluß , welcher den Jeſuiten
ſo manche übele Nachrede über den Hals zog, foviel Klagens und Schreyens über fie
„verurſachete, da ſie doch ſowohl bey dieſer, als bey aller uͤbrigen Gelegenheit, ihren Neidern
„und Seinden zum Schimpfe und Spotte, die Billigkeit nach Gottes Worte und nach der
„geſunden Vernunft beobachteten, „,
Endlich veifeten beyde Mifionarien mit dem Herrn yon Biencourt ab, und taten Zween Sefins
den zaten des Brachmonates 61 zu Königshafen ans fand, Ihre Ankunft machte des ten ——
übereilenden Bekehreus ein Ende, und 308 ihnen von denjenigen, die ihre Gegenwart zu ver- * ai
hindern geſuchet hatten, gewaltig vielen Verdruß uͤber den Hals. Allein, fie warteten, "sin.
ohne etwas darnach zu fragen, ihres Berufs; ja, fie gewannen durch ihre 'Seurfeligkeit die —v—
Freundſchaft aller derer, welche nicht etwa aus einem bloßen Vorurtheile unfautere Geſin⸗
nungen hegeten. Der Herr von Poutrincourt bezeugete ihnen beſtaͤndig alle Hoͤflichkeit.
Er war ſehr andaͤchtig; Und eg Fan niemand ohne Erbauung, fein Schreiben 4) an den
Pabſt vom Jahre 1608 leſen, darinnen er meldet, er verbanne ſich nebſt ſeinem ganzen
Haufe freywilig in ein fremdes hand bloß um die Kenntniß Chrifti unter den Ungfäubie
gen zu befördern, und er bitte des i
es
RE) Ihr Verfaſſer iſt der P. Orleans. by Es ſteht be
ym Eſearbot, welcher ſein Seereta⸗
EINS geweſen war,
2
— Geſchichte und Beſchreibung
6ur es beynahe nimmermehr ausrotten kann. Die franzoͤſiſchen Reformirten hatten ausgeſpren⸗
get, ja die Katholiken glaubeten es ſelbſt, es treibe die Jeſuiten keine andere Abſicht in die
neue Welt, als die Begierde zu herrſchen und. Reichthuͤmer zu erwerben. Daher fehlete
zwiſchen ihnen und dem Hrn. Poutincourt dasjenige gute Verſtaͤndniß, Das zum guten Forte
gange des Bekehrungswerfes, und zur Aufnahme von Königshafen nöthig geweſen wäre
Bon den aca-. Der PD: Biurt hat uns von feiner Reife, und denen Begebenheiten, dieer in Acadien
diſchen Wilden erlebet, eine Nachricht hinterlaſſen, welche ic) für glaubwuͤrdiger halte, als diejenige, wel:
che Laet, um die Jeſuiten verhaffet zu machen, gebrauchete. Nebſtdem wiederleget ja
Her Champlain, welcher bey allem felbit gegenwärtig war, die legtere. Beſagter Miffios
narius befchreibt die Landeseinwohner, welhe man damals Suriquois hieß, vorißt
aber Micinaken nennet, als wohlgemachte und anfehnliche Leute. Eben diefes fager auch
Escarbot. Gleichwohl find fie gemeiniglich kleiner, als alle übrige canadiſche Wilden;
dagegen aber giebt es auf Diefem ganzen feften Sande Feine, die tapferer wären, Sie
führeten lange Zeit einen grimmigen Krieg mit ven Lfkimsur; und, um fie in ihren
Höhlen und Klippen aufzufuchen, ſcheueten fie fich nicht, mit ihren aus Baumrinde ge⸗
machten Kähnen, dreyßig bis vierzig Meilen weit über die See zu fahren, Die Folge
diefer Geſchichte wird uns zeigen, wie ſie mit ihren Nachbarn, unter dem Namen der
abenquififchen Völker, fich vereinigten, zu den Franzofen in Neuland und NMeuengland
ſtießen, und über die americanifchen Engländer ein Uebergewicht erlangeten, das fie
noch immer behaupten, ungeachtet ihre Kriegesleute bis auf eine geringe Anzahl ger
ſchmolzen find. (98 i
Sie ſind nicht nur niemals Menſchenfreſſer, fondern im Gegentheile allezeit ſehr leut⸗
ſelig und ſanftmuͤthig geweſen, gleichwie fie ſich denn ohne beſondere Mühe an unfere te
bensart gewoͤhneten, und haben fie dieſes mit allen übrigen Volkern dieſer canadiſchen Suͤd⸗
kuͤſte gemein. Die Vielweiberey war den Acadiern zwar vergoͤnnet: es gebrauchete aber
ſelten fonft jemand dieſe Freyheit, als die Sagamos, das iſt, ihre Dberhäupter. Dieſe
Wuͤrde beruhete auf der — und — — ſie auf denjenigen, welcher die meiſten
inder hatte, Alle junge Leute ſtunden dieſem upte zu Befehle, und durften, ehe
—— für fonft niemanden, nn Sa es en ihm auch 2
verheiratheten, der Menge ihrer Kinder ungeachtet, eine Abgabe, die mit aller Schärfe
eingetrieben wurde. Zwar hatte jedweder Flecken einen eigenen Sagamo, der unter feine
andern ftund,. gleichwohl unterhielten fie unter ſich ein Verſtaͤndniß, welches die game
Nation auf dag genauefte zufommenfnüpfete. Im Sommer befucheten fie einander, und
berathſchlagten fich wegen allgemeiner Angelegenheiten. Entſtund zwifchen ganzen Ge
fhlechtern oder auch zwifchen einzelnen Perfonen eine Mishälligkeie, fo ſuchte das Ober:
Haupt deſſelbigen Fleckens fie miteinander auszuföhnen. Gelang ihm dieſes nicht, fo konnte
der Beleivigte fich felbft Recht fhaffen, und wurde das Wiedervergeltungsrecht auf das
genauefte beobachtef.
Kleine Streitigkeiten wurden auf der Stelle ausgemacht; man Friegte einander bei
den Haaren und hufchete fich herum ‚welches denn gemeiniglich ohne großes Unglück ab?
lief. Die Männer Hielten ihre Weiber fehr hart, As ein Franzos einftens einem
Wilden, der fein Weib prügelte, deswegen zuredete: fo gab der Kerl zur Antwort, er ſeh
Herr in feinem Haufe, und es habe niemand etwas darein zu reden, wenn er feinen Hund
prügele. Wurde eine Frau im Ehebruche erwiſchet: ſo ſtund ihr leben in Gefahr,
von Newsrankreih, MI Buch. 89
der Aufführun aͤgdchen wärde es zwar nicht fo gar genau genommen, fie verlor 61.
ven on * —— ihr unordentliches Leben an den Tag kam. Die Frans ht
zofen merketen bako, daß man ihren Umgang mit dem Sandesfrauenzimmer nicht gern ſah;
gleichwie denn auch daffelbige ungemein zuͤchtig und ſproͤde gegen fie that, —
Nach des Eſcarbots Berichte, daraus ich dieſe Umſtande meiſtens genommen ha
Bete man einem neugebohrnen Kinde, che es an die Brut geleget wurde, etwas Fett und
Del in den Mund, Der ältefte Sohn führere des Vaters Damen, doch mit dem Zufage
einer Sylbe: der folgende befam zwo Spiben angehaͤnget, ber dritte drey, und / ſo weiter.
Vermuthlich aber gaben fie. ſich bey ihrer Verheirathung neue Namen. Die Leichen
wurden einbalſamiret, oder eigentficher zu reden, ausgeweidet, und um die Faͤulniß zu vers
hüten, in den Rauch gehanget. - Währender Trauer beſtrich man den Leib mit ſchwarzer
Sarbe, und trieb ein großes Weheklagen.
Sobald ein Hausvater farb, füleppete man ihn aus feiner Hütte heraus, und
brannte fie hernach, ohne das geringfte heraus zu neh:
Amer» glas mon. —
chenfer ie Seiche mit dem Beiten hatte; es wurde au das Grab inwen-
2 = Jeöweber % ei Pa Re bie Kriegesleute zu Felde sieben, fo ſchlugen
fie fich vorher mit ihren Weibern herum, ta
verloren al
gen fie unten, fo war es ein gutes Anzeigen:
er die Weiber den Sieg, fo ſchwanete ihnen nichts gutes von dem fünftigen
Feldzuge. Bey der Geburt eines Sohnes, imgleichen wenn er den erften Zahn befam
und das erſte Wild erlegete, wurde ein Schmaus ausgerichtet, Mer in eine Hütte trat,
und die Kinder liebkoſete, der wurde beſchenket. Brüder und Schweftern begegneien
einander fehr höflich und befcheiten. en I
War eine Porfon dem Erfäufen nahe gervefen und hatte viel Waſſer eingeſchlucket,
ſo brachten ihn die Acadier folgender Geftale wieder zu fich felbft, Sie fuͤlleten die Bla -
eines Thieres, oder auch) einen großen weiten, am untern Ende feft zugebundenen, Darm,
mit Tabackstauiche, das obere Ende Banden fie feſt um ein Röhecyen, und ftecketen diefes _
dem Kranken im die untere Oeffnung > hernach preffeten fie ihm durch das Drucken der
Blaſe, den Rauch in den feib,, und hingen ihn mit den Füßen an einen Daum, da denn
der Rauch, den er im Seibe hatte, das Waffer zum Munde hinaus jagte,
Die Aeadier haben zu aller Zeit in einem guten Verſtaͤnd niſſe mit den Sranzofen ge Schlimme
lebt, welches um ſo viel mehr zu verwundern ift, weil fie fich in den Kopf geſetzet hatten, unfere Aufführung
Nation wolle fie Yerigen. Syhre Anzahl verminderte fid in der That hen zu dee — Bran-
Herrn de Monts Zeiten um ein ziemlichesz; und bafo darauf fonnte man eine Menge wüfte FIR
Stellen zeigen, 1o vorhin, ehe umfere Fiſcher die Kuͤſte befücheren , volkreiche Sleten ges
weſen ſeyn follten, Nach ihrem Vorgeben hatte man fie vergiſtet: es mar auch dieſer
Vorwurf nicht gaͤnʒlih ohne Grund, Man fah öfters, daß fie Sublimat und dergleichen
andere Sachen bey ſich trugen, Ihrem Vorgeben zu Solge, hatten fie die Franzofen
damit verforget, und zugleich unterrichter,, ‚pie fie ihre Feinde damit aus dem Wege räu
men ſollten. Nun glaube ich War, es möge diefes nur felten. gefchehen feyn: nur allzu
Oft aber gefchah es, dafs die Eßwaaren, die man ihnen lieferte, guren Theils verdorben
waren, woraus denn um fo viel gefährlichere Krankheiten entſtunden, weil fie weder die
Urfache und‘ Beſchaffenheit Des Uebefs, noch die geringften Gegenmittel wußten.
Ehe fie ung fennen lerneten, hörete man unter ihnen ſehr wenig von Krankheiten ʒ Veberfluß
fie gebraucheten auch Feine andere als ungefünftelte und fehlechte Mutel dagegen, Siebe: in Acadien.
Allgem, Reifebefchr. XIV Band, EM wegten
1618,
ebenfalls. Uebrigens lebesen fie höchft elend; nad ungeachtet ihr fand alle zum Lebensunter⸗
Stol; der '
Wilden,
co Geſchichte und Beſchreibung
wegten fich ſtark; fie badeten und ſchwitzeten oft, gleichwie die übrigen Wilden in Canada
halte nöthige Dinge im vechten Ueberfluffe lieferte, fo litten fie doch gar oft, bloß wegen ihrer
Faulheit, ven bitterſten Hunger. Denn es möchte diefes Land mit Einwohnern fo fehr
angefüllet feyn, als das allervolkreichſte in ganz Europa, fo koͤnnte es ihnen doch von eis
ner Jahreszeit zur andern, ohne ihre fonderliche Bemuͤhung, Lebensmittel verfchaffen; ja
es ijt überdem nichts leichteres, alg einen Binlänglichen Vorrath für alle Zufälfe in Bereits
fchaft zu halten,
Im Wein-und Winterimonate beginnet die Elendsjagd und dauert weit in den
Winter hinein. Im Chriſtmonate, oder genauer zu fprechen, zwiſchen den beyden letz⸗
ten Mondviertheln, Teicher der fogenannte Ponamofifch, auf dem Eife, da man ihn denn in
felbftbeliebiger Menge wegfängt. Meines Erachtens ift es eine Gattung Seehunde,
Eben um diefe Zeit legen nicht nur die Schildkröten ihre Eyer, fondern es gehören zu ihren
Schägen auch noch die Bären, Hafen und Fifchottern, imgleichen das Federwild, nämlic)
Rebhüner, wilde Enten, Kriechenten, (Sarcelles) Trappen und alfertey Waffervögel, die
man überall in Menge antrifft. Im Jaͤnner fänge man die Seewölfe, welche unfern
Matrofen gleich anfänglich fo gut als KRatbfleifeh ſchmecketen, auch in der That weder wi:
drig noch ungefund zu effen find. j
Zwiſchen dem Anfange des Hornungs und dem halben März, gehe die Jagd der
Earibour und, der übrigen gleich anfänglich erwaͤhneten Thiere am ftärkeften. Zu Ende
des Märzes beginnen die Fifche zu leihen, und fommen in dermaßen großer Menge iu
die Flüffe, daß es ſich ohne den Augenſchein niemand. vorftellen fann. - Der erfte Fiſch,
der zum Borfeheine kommt, ift der Ppları ; ): er übertrifft aber die europäifchen von feiner
Art dreymal an Größe. Zu Ende des Aprils koͤmmt der Häring, und zu eben diefer
Zeit wimmeln alle Inſeln und Ufer der Fluͤſſe von Trappen, welche niften. Die Einwoh⸗
ner koͤnnten ſich dieſe Zeit über beynahe bloß mie den Eyern diefer Vögel ernähren, ohne
deswegen die Vermehrung derfelbigen allzufehr zu bindern. Hierauf folget der Stör und
die Salme, und ſodann fiehe man i £
als Bögelnefter von alferley Gattungen.
Des Stocdfifchfanges erwaͤhne ich, ob ev gleich an der ganzen acadifchen Küfte unge
mein veichlich giebt, nur deswegen nicht, weil ihn die Wilden nicht trieben. Geſetzt aber,
es hätte ihnen alles bisher erzählete gefehlet, fo wäre der Sandbau, die Vieh⸗ und Geflügel:
zucht, im Stande geivefen, fie mit geringer Mühe zu ernähren, und hatten fie dabey vie
Jagd und Fifeherey nach Belieben entweder gar nicht oder doch nur zur bloßen Ergöglich-
feit treiben Fonnen. Zu denen Zeiten, davon ich rede, thaten fie vom May bis zu Ende
des Herbſtmonates fonft nichts, als daß fie ihr Pelziverf an die Franzofen vertauſcheten wo⸗
bey jedermann feinen Bortheil fand. Gab man ihnen nur wacker zu eſſen, welches denn, weil.
ihnen alles gleich gut ſchmeckete, wenig Koſten erforderte: fo befam man von ihnen alleg,
was man wollte, Daher warf auch diefe Handlung einen fehr großen Gewinn ab,
Doc) es mochte diefes Volk übrigens fo elend ſeyn, als es wollte: fo thaten doch ihre
Sagamos gegen unfere erften Handelsleute ungemein ſtolz. Wollte man Exlaubniß zu
handeln erhalten, fo mußte man fich demüthig bezeugen, und-fie befchenfen. So febr auch
® Tue die
7) Es foll vermuthlich Eperlan heißen.
n allen Selfenlöchern, und andern offenen Orten nichts
'
|
in ne
u.
von Neu⸗Frankreich. III Buch.
die Franzoſen bemuͤhet waren, die Macht ihres Königes lebhaft abzuſchildern: fo dachten
jene dennoch, es wäre nur allzu viel Ehre für den großen Sagamo der ‚Sranzofen , wenn
fie feinen als ihres gleichen erwaͤhneten. Den Nachrichten zu Folge, Teberen fie damals un⸗
gemein fang, Leſcarbot verfichert „es ſey der beruͤhmte Mambertu, davon wir fogfeich ve:
den werden, als er ihn im Fahre 16-6 zum erftenmale fah, Hundert Jahre alt geweſen, und
Babe zur Zeit Jacob Cartiers ſich verheirathet. Gleichwohl war er fo ruͤſtig und friſch
daß ihn niemand über fechzig gefchäger hätte, |
Unfere beyden Miffionarien erachteten, nach ihrer Ankunfe zu Königshafen, die Er-
lernung ber-Lanbesfprache für ihre erſte Schuldigkeit. Allein, zu
rung war kein einziger Franzoe vorhanden, der. ihnen in diefem Stuͤcke einige Anleitung
geben konnte oder wollte, Pontzrave ſelbſt wäre zwar vor andern hierzu geſchickt geweſen:
derlich gewogen war, noch
aligen Umgang mit ihnen. Zum Gluͤcke
hatte der Sagamo Mambertu, ein Mann, der bey feinem Wolke in großer Hochachtung
ftund, etwas —— ſachere ihre Freundſchaft mit groͤß ier
Denn er wollte nicht, gieich wielen feiner &andesleute, getauft ſeyn, ohne zu wiſſen, was dag
Epriftenehum fen ? und Das wenige, dag man ihm davon beybringen konnte, machte ihm
&uft, alles übrige von Grund au
t, alles übriz 8 zu willen, Diefer Zufall war der günftigfte, den unfere
Miflionarien wünfhen fonnten, Sie machten genane Befanntfchaft mit ihm, und fanden
einen höchftvernünftigen Mann. an ihm,
In der That harte er nichts. wildes: an ſich, als den äußerlichen Aufzug, nebſt einent
*
trotzigen Weſen. Leſcarbot, der viel mit Ähm umgegangen war, ertheilet ihm ein Lob, das
man fuͤr uͤbertrieben halten ſollte, wofern man nicht wüßte, es gebe allenthalben Männer
don fo außerordentlichen Gaben, daß fie ihrer fchlechten Erziehung und des Mangels an
Unterweifung ı achtet, ſich über eine große Menge Perfonen, die weder an einen noch
an bem andern Mangel litten, erheben, Nan hatte ihm in der Taufe den Namen Hein-
rich bengeleget, weil Heinrich der große damals noch febete. Er war nach Arc der Wil:
den ein fapferer und erfahrner Kriegesmann; gleichvi⸗ denn beſagter Sefcarbot ‚ der einen
Helden aus, ihm machet, feine Kriegesthaten in Berfen befungen dat. - Bon Perfon war
er ungemein groß, Harte ein erhabenes Wefen an ſich, ja, wie man faget, fo gar einen Dart,
welches bey den Americanern etwas fo ungewöhnfiches iſt ‚ daß man geglauber hätte, fein
Blut müfle MIE europaͤiſchem vermiſchet ſeyn wenn er nicht vor Ankunft der Franzoſen
fehon gelebet hätte, DR dem hatte er fich bey der ganzen Nation in ein Anfehen, darinnen
vor ihm noch niemals ein Oberhaupt geftanden, geſebet.
Die Bekanntſchaſt mic diefem berühmten Manne war ven Miffionarien um fo viel
angenehmer und MIGlicher, weil er gpetem Autmoin gewefen war, welche Benennung die
Acadier ihren Zauberern beylegen, Der P. Biart feagere ihn einftens, ob ihm denn der
Teufel, ven er fo eit befchworen Habe, jemals erfhienen ſey? Er antwortete, zumeilen fey
88 gefchehen,. „Allein, fuhr er fort, was mich antrieb, dieſes Handwerk aufzugeben, war
»diefes, daß er mir allezeit Einiges Uebel zu ftiften befahl, Man verhoffere, das Anfehen
und der Beyſtand diefes Michtigen Neubekehrten werde bey feinen Landesleuten nicht ohne.
Wirkung bleiben: es dauerte aber dieſer Vortheil nicht lange, Mambertu befam die
Ruhr. Zwar ließ er ſich, als die Sch
platz
16011.
Geſchichte
ihrer größten Verwunde- des Sagams
dambertu.
Seine letzte
—— zu groß wurde, in den franzoͤſiſchen Wohn: Krankheit
2 h
we: Geſchichte und Beſchreibung
1611. platz bringen, es nahm ihn auch ver P. Maſſe in fein eigen Haus, und ſuchte ihn nebſt dem
— — P. Biart als eine Perfon, daran dem Anwuchſe der neuen Pflanzftade eben fo. viel gelegen
war, als der Ausbreitung des Chriftenthums, wo möglich), zu retten: allein, es war vergeb⸗
lih. Als der Kranke es merfete, verlangere er die legte Delung ſelbſt, und erfuchte nad)
gehends den Herrn Biencourt, welcher bey damaliger Abwefenheit feines Waters, das Ne
giment zu Koͤnigshafen führere, er möchte feinen verblichenen Körper in feinen Geburtsort
bringen laflen, damit er dafelbft bey feinen Voraͤltern begraben würde.
Die Mifior Biencourt verfprach es, weil er nicht fah, was es ſchaden follee? Allein, der P. Biart
marien find ſetzete ſich eifrig Dagegen, und ftellete allen beyden das daraus entfpringende Aergerniß vor.
er Biencourt verfegete, er dürfe fein gegebenes Wort nicht wieder zurück nehmen ; "Dagegen
verlegen. duͤrfe man ja nur die Grabſtelle des Sagam⸗ weihen. ‚Der Syefuit behauptete, diefes ge
he nicht an, wofern man nicht vorher alle dafelbft verfcharrete Ungläubige ausgrübe , wel:
ches die Indianer nimmermehr leiden würden, auch der Willensmennung des Kranfen ge:
rade zumider laufe. Doc) er mochte fagen, was er wollte, fo blieb Biencourt auf feinem
Kopfe; und Mambertu, als er ven Befehlshaber auf feiner Seite ſah, wollte weiter von
nichts hören,
Sein Tod. Hierauf gieng der P. Biart weg, mit dem Bedeuten, weber er, noch fein Gefährte,
werde mit dem $eichenbegängniffe etwas zu fehaffen Haben. Er kam aber bald darauf wieder,
um dem Kranfen die nöthige Handreichung zu thun, und ihm feinen Eigenfinn zu benehmen.
Diefes gelang ihm auch; Mambertu wurde durch feine fiebreiche Verpflegung gewonnen,
und überließ ihm die Wahl der Grabftelle, Bald daraufftarber, unter Bezeugung eines
eben fo lebendigen Glaubens und Vertrauens auf Gore, als an den alten Chriſten bewun⸗
dert wird. Man begrub ihn mit ſolcher Pracht, als dem Statthalter ſelbſt haͤtte geſchehen
koͤnnen, und jedermann beklagete ihn aufrichtig. —
P. Biart rei⸗ Einige Tage hernach reiſete der Herr Biencourt mit dem P. Biart ab, um die gan⸗
fet unter die ze Kuͤſte bis an den Kinibequi, den fie weit aufwaͤrts befuhren, zu beſichtigen. Hier wur⸗
Abenaguis. den fievon den Canibas, einer abenaquifchen Nation, welchebefagtem Fluffe den Namen
gab *), wohl empfangen, und mit $ebensmitteln, daran zu Königshafen einiger Mangel er:
fhien, verforget. Zur Wiedervergeltung hielt der Mifftonarius mit Hilfe eines Wilden,
welcher ganz gut franzoͤſiſch verftund, einige Predigten. Die Leute höreten fehr aufmerf:
fam zu, und waren nach) feiner Meynung nicht weit mehr vom Reiche Gottes. Kurj
vorher wollten ſich die Engländer an dieſem Fluſſe nieberlafien. Weil fie aber den Einwoh-
nern übel begegneten, wurden fie von ihnen wieder weggejaget, Dagegen Famen die Frans
jofen den Canibas weit leutfeliger vor. Sie pflegten wirklich einen fo offenberzigen Um:
gang mit ihnen, daß man dieſe Nation als einen Eräftigen Schlagbaum gegen unruhige
Nachbarn, welche ihren Eolonien feine andere Öränzen, als ihre Kräfte, fegen, zu gebrau
chen verhoffete, |
Seltſame An ſeinem Orte war der P. Enemond Maſſe gleichfalls ausgereiſet, um das Land und
Einbildung eis die Neigung der Einwohner zum Chriſtenthume zu erkundſchaften. Sein Wegweiſer
nes Wilden. mar ein Ehrift, des Mambertu Sohn, Namens Ludwig. "Allein, ver Pater war nicht weit
gekommen, fo wurde er gefährlich Frank, und der Wilde ungemein beftürze, Anfänglich
dachte der Pater, es rühre des Kerls Bekuͤmmerniß aus bloßer Lebe herz es zeigere ſich
aber
) Vorzeiten fagte man Ganibequi.
*
von Neu⸗Frankreich. IT Buch. 93
aber bald eine ganz andere Urſache. Als er fich einftens ungemein ſchwach befand, fam
Ludwig zu ihm, und bath, er möchte doch dem Herrn Biencourt in einem Briefe melden,
daß er an einer Krankheit fterbe; „denn fonft möchte man glauben, ic) hätte dich erwuͤrget.
»Das laffe ich wehl bleiben, gab der Kranke zur Antwort, du fönnteft mich vielleicht
wirklich todtfchlagen, und deine That hernach mit dem Briefe bemaͤnteln, Der Wilve
begriff wohl, was das heißen follte, ſchaͤmete fich feiner Dummheit, und bath ven Pater,
er möchte doch, damit er außer allem Verdachte bleibe, feine Genefung bey Gott aus:
wirken. Ich erzähle diefen Streich deswegen, weil er die Wilden ungemein gut abſchil⸗
dert. Bey mancher Gelegenheit ſollte man glauben, ſie haͤtten nur Halbe Vernunſt, dahin-
gegen fie uns in tauſend andern Fällen weit übertreffen.
Unterdeffen gieng die Zeit "eg, und die Pflanzftade nahm mehr ab, als zu. Wei
man den Sandbau gänzlich Dindanfegete: fo mußte man beftändig der Wilden Gnade leben;
und diefer hungrige Zuftand machte ung bey ihnen dermaßen verächtlich, daß fein Menfch
ein Chriſt zu werden verlangete, Die Miffionarien bekamen in der Thar faft niemand
wehr zu taufen, als, wofern fie anders zeit icht Davon erhielten , fterbende
inder. Doch die des | war das beftändig ſchlechte Verſtaͤndniß zwi⸗
ſchen ihnen und den Vefehlehabern zu Koͤnigshafen. Die Ungläubigen mufiten es noth⸗
wendig gewahr werden; und dergleichen Umſtaͤnde ſind, wie die Erfahrung zu allen Zeiten
gelehret hat, der Einfuͤhrung des Chriſtenthumes hoͤchſt hinderlich.
„er don Poutrincourt war in Sranfreich geblieben, und mit der Frau von Öuer-
cheville ganz jerfallen. Sie war bloß in der Abficht, ihn auf der Jeſuiten Seite zu bein
gen, in Gefellfchaft mit ihm getreten Als aber diefes Mittel niche wirken wellte, fann fie
darauf, die Patres anders wohin zu verfegen, damit fie weiter nichts mie ihm zu thun ha⸗
ben, ſondern ihres Berufs ungehindert abwarten möchten. Champlain ſuchte fie auf alfe
Weife mit dem Herrn de Monts in ein Berftändniß zu bringen, ja er wurde für: feine
Redlichkeit DBürge: allein, fie wollte bloß desiwegen, weil er ein Reformirter war, nichts da-
von hören. Sie befam aber nachgehends Urfache genug, es zu bereuen. Denn hätte fie
ihm die dreytaufend und ſechshundert Pfunde, die er zum Errichten eines Wohnplatzes am
borenzſluſſe verlangete, ausgezahlet: fo hätte fie alles folgende Unglück vermieden,
r Sie ſchmiedete demnach einen andern Anſchlag, darein die verwitwete Koͤniginn
nicht nur Pen fondern auch zu dem Aufwande der Marquifinn, welches mit vieler Gur-
hergigfeit aber fhledheer Sepmung und Cinficht.gefchah, etwas beyerug. Sie ließ zu. Son.
fleur ein Schiff Ausrüften, und befahl dem Herrn de la Sauſſaye, welcher ihr Stactberwe
ſer in America ſeyn ſoilte, Alles, was zu Errichtung einer neuen Pflanzſtadt nothig ſeyn
möchte, an Bord zu nehmen, Das Schiff gieng den 1zten März 1613 unter Segel, und
warf den ı2ten —* dem Hafen ſa Haive Anfer, woſelbſt Sauſſaye das Wapen der
Frau von Guerchevi Auftichten ließ. Kein Menfch hätte anders vermutbet, als er wuͤr⸗
de auch den neuen Wohnplag bier ereichten, indem Ia Haive unter die beften und ſchoͤnſten
Häfen in der Welt gehoret, der Yaygn aber vortrefflich iſt. Allein, er blieb weder an die-
fem noch einem andern Orte Acadiens. De ae
Bon la Haive gieng er nach Kon
mehr als fünf Perfonen, und einen Ap
igshafen, wo er, beyde Jeſuiten mitgerechnet, nicht
war nebſt dem groͤßten Theile der Ei
otheker als Befehlshaber antraf. Herr Biencourt
nwohner weit ins Sand hinein gereiſet, und fuchte Le—
a EL bens-
161%,
pe]
|
Entwurf zu
einer neuen
Pflanzſtadt.
Die Miſſio⸗
narien gehen
nach Penta: -
goet.
13.
—
94 Gefchichte und Beſchreibung
1613. bensmittel auf. Sauſſaye nahm die Jeſuiten an Bord, und befuhr die Kuͤſte bis an dert
Pentagoet, in welchen er einlief, und ſich daſelbſt niederzulaſſen beſchloß. Es liegt dieſer
Fluß, den die allerälteſten Nachrichten den FTorimbeguerluß nennen, fünf und vierzig Mei⸗
len vom Johannisfluſſe; zwiſchen beyden, doch in einer größeren Entfernung von jenem if
der Etechemin ). Borzeiten war ver ganze Landesſtrich zwiſchen dem Königehafen, und
dem Kinivequi mit den Wilden angefüllet, Die vorige unter dem Namen dev Maleciten be
Fannty aber zu einer fehr geringen Anzahl geſchmolzen find, - 2
Beſchreihung ° Die Mündung des Pentagoerfluffes liegt unter vier und vierzig Grad, zwanzig Mi⸗
des Penta⸗ nuten. Sie iſt ziemlich breit, gleicht: an Geſtalt einem Delta, und kann Schiffe von
goetfluſſes. dreyhundert Tonnen einnehmen. Die umliegende Gegend iſt hoͤchſt angenehm, und der
Boden hoͤchſt fruchtbar. Es giebt Da nicht nur dergleichen Bäume, als in Frankreich, und
zwar von erefflicher Befchaffenbeit, nämlich Eichen, Efehen, Ahorn, Buchen, fondern auch)
Fichten fechzig Schub Hoch, die aber eben fo wenig, als die vier anderswo von mir erwaͤhn⸗
te Tannengatfungen, einen großen Ren haben, Der Herr Denys bemerker hieben, die
Bäume ſeyn zu Maften immer tauglicher, je weiter man gegen Mittag komme, und die
in Neuengland beſſer, als die norwegiſchen. Dem ungeachter hält er die Iegtern, ja über-
haupt alle aus einer Falten Gegend fommendeMaften für beffer, als die aus einem gemäßig-
ten Sande, folglich auch aus diefem Theile Ucadiens, das von la Haive bis an den Lo⸗
venzfluß reicher,
Er unterfuchet nachgehends die natürliche Urſache dieſes Unterfchiedes, nimmt
als einen Grundſatz am, je dichter der Kern fey, defto fauglicher fey das Holz zu Maſten,
" und. behauptet hernach, in warmen Ländern, da die Tannen auf erhabenen Orten und in
duͤrrem Boden wachfen, verzehre die Sonnenhitze die überflüßige Feuchtigkeit diefer Bau
me und lafie dem Kern nicht di werden „ fondern halte ihn dichter beyfanımen, und ge
be ihm eine größere Feſtigkeit. Faſt eben vergleichen Wirfung erzeiger nach feiner Mey:
nung auch die heftige Kalte in Norden. Sie zieht das Hol; zufammen, alfo, daß ihm
der. Saft nicht fo viel Nahrung zuführet, daß der Kern davon auffchwellen könnte. Da⸗
‚Hingegen in einem. gemäßigten Sande das Wachsthum des Kerns nicht die geringfte Hin:
derniß finder, folglich das Holz ſchwaͤcher und zerbrechlicher wird. u. 1. ]
Man findet am Pentagoet eine Menge Bären, welche Eicheln freffen, und gleich des
nen in Acadia ein weißes zartes Sleifch, wie Kalbfleiſch, haben ; ferner. giebt es viele Ori⸗
gnaux, einige Biber, wenige Fiſchottern, wohl aber Hafen, Nebhiner, Schildkroͤten,
Teappen und dergleichen Wild, im Ueberfluffe Vor der, Mündung liegen einige In⸗
ſeln, an denen man eine Menge Mafreten fängt, abfonderlich an der. Inſel des wůſten
Gebirges, die man bey dem Einlaufen zur rechten Hand liegen läßt. - Die Engländer
treiben. eine ſtarke Handlung nach den Antillen damit. Der Häring iſt da etwas
feltenes, hingegen eine Kleinere und fchlechtere Gattung von ihm, die man Gaſparot nen
net, etwas ſehr haͤufiges. Auch fängt man im Winter viel Stockfiſche. Zwifchen dent
Pentagoet und Kinibequi gab es ‚ehemals die wilde Nation der Armuchiqusis, davor
Champlain und Sefcarbot öfters reden. Es waren falſche diebiſche Kerl, welche:nle
Freundſchaft mit, den Sranzofen machten, und endlich weiter „gegen Neuengland forte
zogen.
I) Voritzt führet er Bloß den Namen, den ihm die Wilden beylegen, nämlich Peskadamiukkantt:
von Neu⸗ Frankreich. TIT Buch.
05
So war die Ge end befchaffen, da Sauffaye die Pflanzſtadt der Fran Guercheville 1613.
anlegete, Ey ſtieg * a Ufer aus, und warf in der Eile eine Eleine- Berfchanzung er
auf, die er zum lieben Heilande (8. Sanveur) benennete, Alfe feine Leute, die fich auf fuͤnf Pfuonſtadt
Und zwanzig Perfonen beliefen, kamen bald unter Dach, weil die Matrofen, an der Zahl per Frau von
inf und dreyßig, ihnen hüffliche Hand leifteten, und jedermann mit großem Eifer arbeis Guercheviffe
fete, Als die Häufer fertig waren, fchritt man zum Sandbaue ; und unterdeffen nahm der lag.
P. Biart nebſt dem Lieutename des Herrn de la Sauffaye, Namens Is Motte le Dilin,
eine Reife ins Sand hinein vor, um zu feben, wie die Öefinnung der Wilden in diefer |
Gegend etwa befchaffen feyn möchte. Auf diefer Reife begegnete ihm etwas ſehr ſelt⸗
food. ie ar
Als er an ein gewiſſes Dorf Fam, hoͤrete er ein entfegliches Geheule. Er dachte, Wunderlicher
man beweinete irgend einen Verſtorbenen * ſagete ihm —* ein Ale der ‘ihm unge: ——
faͤhr begegnete, es wollte ein Kind fterben, und komme ev noch eben vecht, es zu taufen, Maleciten.
wenn er hurtig zugehen wolle, Sogleich rennete der Miffionarius fort, und ſah, als
er ins Dorf kam, daß alle Einwohner rechts und links in zwo Reihen ftunden, In
der Mitte war der Vater, der den Eleinen Kranken auf den Armen Hielt,und bey jedwe⸗
dem Seufzer deffelbigen ein foldyes Geſchrey erhub, darüber man lieber hätte erſchrecken
als mitleidig werden mögen, Me Anmefende ftinmmeren eben fo fürchterlich mit ein, und
alle umliegende Wälder erfchaffeten yon diefem Gebrüffe,
Unterdeſſen fragete der Miffionarius den Vater, ob er ihm erlaubete, fein Kind zu Ein fterben,
taufen? Der gute Mann legete es ihm ſtatt der Antwort auf die Arme; der Water gab es des Kind wird
dem Herrn de la Motte, ließ fich Waſſer bringen und tauſete es. Waͤhrender Hand⸗ — un.
fung war eine große Stille, und ſchien es, als ob die Andianer von diefer Handlung eine?
außerordentliche Wirkung erwarteten. Der Diener Gottes merkete es, und voll wahrs
— apoſtoliſchen — EN lauter Stimme, er wolle
och zum Beſten dieſes war er gelehrigen Volkes einen Strahl ſeiner
Macht aus dem Buſen ſeiner Parmberzigfeit ren * —— 2
Nach geendigtem Gebethe gab er das Kind feiner Mutter , und befahl, es an die
Te legen. Sie that es, das Kind faugte eine lange Zeit, und befand ſich her-
nach e a J— als wenn es nie frank geweſen wäre, Mer kann das Erftaunen
der Wi Mr "er dieſe unverboffte und fhleunige Genefung beſchreiben? Sie ftunden eine
Zeitlang a 2 gefehnigte Dilder da; und der Miffionarius zog aus Diefer wundervollen Be:
gebendeit allen pünfehten Nugen, Man hielt ihn fir einen von Hinmel herab ge-
a — UND er haͤtte von diefer günftigen Neigung alles im der Melt
ein konnen, TOTEN er nicht wenige dag⸗ nach alle feine Anſchlaͤge und feine gane
Hoffnung haͤtte aufgeben muͤſſen — | ſhas ——
Ehe die neue Pflanʒſtadt sum lieben Heilande eine rechte Geftalt gewinnen konnte, Eilf engliſche
warf ein unvermutheter Sturm fie gänzlich über den Haufen. Sammel Argali war mir Schiffe kom
eilf engtifchen Schiffen AUS Virginien ausgelaufen und wollte an der Inſel ded wuſten Ge- — —
birges den Fifchfang treiben. Unterwegen⸗ vernahm er, es hätten ſich Ausländer am Pen- Sag
tagoet niedergelaffen, Er vermuthete ſogleich, es müßten Franzoſen ſeyn; und ungeachtet
beyde Kronen damals im Frieden mit einander lebeten ſo beſchloß er doch, ſie wegzuja⸗
gen.
96 Geſchichte und Beſchreibung
1015. geM. Seine Befugniß hiezu gruͤndete er auf die Erlaubniß, welche König Jacob
+ der. I feinen Unterthanen gegeben hatte, ſich bis auf fünf und vierzig Grade niederzu—⸗
laffen : er glaubere alfo, weil die Sranzofen ſchwach wären, ſo koͤnne er fie kecklich für
unbefugte Befiger anſehen. Unterdeffen betrieget fich der Gefihichtfchreiber von Virgi—
nien offenbar, wenn er. diefe Begebenheit ins 1618 Jahr feßet, da Argall Generalgous
verneur von Virginien war; Denn es widerfprechen ihm hierinnen alle damals lebende Ge
ſchichtſchreiber, und unleugbare Urkunden,
Nehmen die Vermutlich hatte er nur ein einziges Kriegesſchiff zur Bedeckung der übrigen, auf
Schanze weg. den Fiſchfang ausgerüfteren, bey ſich, wenigſtens doch erbficfeten die Franzoſen anfänglich
nureines, das mit vollen Segeln und der englifhen Flagge herbey Fam. Sauſſaye ſetze⸗
te fich auf alle Fälle in Bereitſchaft. Er felbft blieb auf dem Sande; Is Motte folite das
Schiff, welches auf der Rhede lag, vertheidigen. Es fehlete aber allen beyden an ſchwe⸗
rem Gefhüse; dahingegen Argall vierzehn Städeharte. Diefer Tegtere gieng ſogleich
auf die Schanze los, befchoß fie erftlich eine Zeitlang nur von weitem, kam hernach naͤ⸗
her, und machete ein gewaltiges Feuer aus dem Fleinen Geſchuͤtze, davon viele Leute blie⸗
ben, unter andern auch ein Jeſuiterbruder, Namens du Thet, über deſſen wirkliche
oder angebliche Tapferkeit Johann Laet ſehr übel zu fprechen if.
Weil Sauffaye wohl fah, daß er bey längerem Widerſtande alle feine Leute einbi-
Ben würde: fo ergab er fih. La Motte mußte bald darauf ein gleiches thun. Sein
Steuermann aber, der es nicht für rathſam hielt, den Engländern zu trauen, lief mit
noch drey andern in den Wald, Go bald Argall überall Meifter war: fo riß er das
Kreuz nieder, bey welchem die Mißionarien ‚bis zum Fünftigen Kirchenbaue, die Gläubigen
zur Zeit der öffentlichen Gebether verfammelten. Nachgehends durchfuchte er des Sauſ⸗
ſaye Kaften; und als er feinen Beftallungsbrief darinnen fand, ſteckete er ihn ohne je⸗
mandes Gewahrwerden zu fich.
AraallsSchels As iin Sauffaye des folgenden Tages befuchete: fo fragete er nach feiner Beſtal⸗
mer). lung. Jener gab zur Antwort, fie liege in feinem Kaften, fuchete fie auch fo gleich, konn⸗
te fie aber zu feinem größten Erftaunen nicht finden, Argall nahm hierauf ein ernfthaftes
Wefen an fih, ſchalt ihm für einen Seeräuber, ber den Strang verdienere, und gab f
gleich den Wohnplag nebſt dem Schiffe preiß. Als dieſes gefehehen war, ſchien er auf Zw
reden ber Jeſuiten, mit denen er anfänglich ganz höflich umgieng, ſich zu befänftigen; ja
er both den Sranzofen zu ihrer Nückreife nach Frankreich eine Barke, oder Schaluppe mit '
einem Ueberlaufe an. Es fonnte aber das Fahrzeug fie nicht alle faffen. 4
Hierauf fteflete es Argall einem jedweden, der ein Handwerk verftehe, frey, mi
ihm nad) Virginien zu gehen. Er verſprach dabey, es folle ihnen ihre Religionsubung
ungewehret ſeyn; und wer nad) einjährigem Dienfte nicht länger bleiben wolle, ver foll®
nach Frankreich gebracht, werden. Viele ließen fich diefes Anerbiethen gefallen; ja DE
Herr de la Motte ‚auf welchen der englifche Hauptmann eine fonderbare Gewogenheit warfs
wollte ſelbſt mitgehen. Der Pater Biart ebenfalls, Zween andere Jeſuten, welch
Sauffaye aus. Srankfreich mitgebracht hatte, giengen ebenfalls an Bord, um auf ein eng“
liſches Schiff, das bald nach Europa abfegeln follte, zu treten. Dergeſtalt war bie Dal
f
ur
von Neu⸗Frankreich. MT Buch.
ee groß genug, die übrigen Franzoſen , ne
der fie nicht verlaffen wollte, zu faſſen. | |
Dry Eu i j ! _ A r I i
Ire einzige Bekiimmerhi war ‚daß es ihnen an einem Steuermanne fehlete. Aber
als * ii Tage Ir Abtei ‚ oder doch am folgenden, an der Küfte — und
en Konigshafen zu erveichen ucheten ſo erblicteten fie den Lamers am Strande, nl
men ihn an Bord, und richteten ihren Lauf nach Acadia. Sie fuhren über die Franz —
ohne zu Königshafen zu landen, und begegneten jenfeits la Haive einem Schiffe von St.
Malo, das fie alle mit einander an Bord nahm, und glücklich in nurbefagee Stadt brach⸗
re ni eten, "welhe dem Hauptmantie Argall nach Virginien folgeten, lief es nicht
d glücklich ab;
97
bſt ihrem Befehlshaber und dem Pater Maſſe,
Als fie nach Jameſtown kamen;, verdammete fie der Generalgouverneur,
als Seeräuber zum Top, Argai
. *
rgall machete zwar alle mögliche Vorſtellungen dagegen: al:
lein, er mußte hören, er habe die Gränzen feiner Gewalt überfehrieten; und da ver franz
zoͤſiſche Hauptmann feinen Beftaltungsbrief aufzumeifen habe, fo gebuͤhre ihm fein ande-
ves Trinkgeld, als einem Seefhwärmer. "Sn diefer
efer Angft wußte Argall, um fo vieleun-
Khuldige deute vom Tode zu erpetten‘, Fein ander Mittel, als daß ii den "Schimpf lieber
über N nam, und den Beftallungsbrief des Herrn de [a
dem Anblicke deſſelbigen Ti
war ſinken, befchloß aber
doch auf der telte, alle Sranzofen aus Acadia zu verjagen; allee a Dem — f
das Land gehoͤre, vermögedes föniglichen Ausfhreibeng ‚ der großbrisannifchen Krone. Die
Ausführung wurde eben biefem Argatl aufgettagen, Man gab pm drey Schiffe mi, auf
weiche eralle vom lieben Heilande Deggenommene Franzofen an Bord brachte, Unterwegens
erfuhr er, es fen ein frangöfifches Schiff in den Perttagoer eingefaufen ‚fuchete es auf, fand
5 aber nicht, i ngländifhe Wapen an eben der Sleil⸗ auf, wo der
Sean von Buerchevilfe ipres’genefen war. Sperma gieng er an bie Kreusinfel, und
verwuͤſtete alles, was von dem ehmaligen Wohnplage des Kern de Monts noch aufrecht
Mund. Eben diefes that er-auch zu Königspafen , wo er) Feine Iebendige Se
Inmer halb zwoen Stunden verzehrete das Feuer a i Mir:
[er gewendet, und viele Fahre gearz
hne bey diefem allen an die aeri
— einen plöglichen Ueber—
Niemand verlor mehr dabey, als der Herr von Poutrincourt. Er ae;
dachte auch ſeitdem niche f — *
erner an America. Ket ſaget ‚er ſey wieder in Kriegesdienfte,
darinnen er ſih ſhon vorher durch viele ſchoͤne Thaten hervorgethan hatte, gegangen ‚und
auf dem Dette der Ehren geftorben... "u... ur aa alliunchen ah
Us Argall in Acadia weiter
Jameſtown, nahm auch die Fra
1613.
nichts zu thun hatte: fo Dachte er auf die Ruͤckreiſe nach Wie es den
‚ Sranofen, nachdem fie Zuſchauer von der Zerftörung des Franofen er-
Könighafens geweſen waren, Ypieher
gangen: fo erſchien ein Fr vande, winfere, er habe etwas zu eröffien, und
fagete hernach, als der Befehlshaber fich ſehen ließ + er möchte dem fpanifhen Jeſuiten,
Namens Biart, nicht frauen, denn er werde ihm gewiß einen fhlimmen Streich foiefen ,
wenn er fich niche vorſehe. Nun tar Biart zwar von Grenoble gebürtig: allein in Frank:
teich ſuchete man damals Die Fefiicen unger andern auch Dadurch verhaße zu machen , daß
man fie für heimliche Anhänger des Hauſes Defterreih ausgab, Man merkete bald, daß
Algen. Reifebefchr. XIV Band, N Argall
U mit ſich auf die Flotte. Kaum war er an Bob ge⸗ gieng.
anzos am St
98 Geſchichte und Beſchreibung
1613. Argall die Rede des Franzoſen zu Herzen genommen hatte, wie er denn Willens war,
die Mißionarien gleich nach feiner Ankunft in Birginien, auf die Seite zu ſchaffen. Allein,
die Sache lief weit anders. ab. Ein dreytägiger enrfeglicher Sturm zerftreuete Die drey eng⸗
liſchen Schiffe,das Fleinefte, welches nur eine mit drey Mann befegete Barfe war, Fam gar
nicht wieder zum Vorſcheine. Argall brachte das feinige glücklich nach Virginien. Das
dritte unter dem Hauptmanne Qurnel, das bie dreh Jeſuiten am Bord hatte, wurde |
weit nach Norden verfhlagen, und endlich von einem ungeftümen Suͤdweſte an die Azo⸗
ren gejaget. 4
Schöne That Hier durften bie Jeſuiten, denen der Hauptmann fehr übel mitgefahren war, ſich
dreyer Jeſui⸗ nur melden , und die exlittene übele Begegnung klagen, fo wären fie gewiß geraͤchet wor⸗
IR den; es war aud dem Turnel, als er wider feinen Willen auf der Rhede von Fayal
anfern mußte, nicht zum Beſten bey der Sache. Gleichwohl feßete er ein fo großes Der
trauen in die Öelaffenheit diefer Mönche, daß er bath, fie möchten doch, wenn das Schiff
durchſuchet würde, zugeben, daß er fie verbergen dürfte, Sie thaten es gern; der Haupt⸗
mann befam hierauf Erlaubniß, alles, was er wollte, einzukaufen, und feßete ſodann feine
Fahrt glücklich fort. Allein, bey feiner Ankunft in England, gevieth er in große Noth.
Er hatte keinen Beftallungsbrief aufzuweiſen; und ob er gleich den Zufall, der ihn von
feinem “Befehlshaber getrennet Hatte, zu feiner Entſchuldigung anführete: fo hielt man ihn
doch für einen aus Virginien entlaufenen, und fegere ihn ins Gefängniß, ‚daraus er bloß
auf das Zeugniß der Jeſuiten Fam. Bon diefer Zeit an konnte er fie nicht genug loben.
Ueberhaupt wurde ihnen bey ihrem Aufenthalte in England mit aller HöflichEeit begegnet. 4
Endlich machete fie der franzöfifche Bochſchafter zu London, Here von Hifeau, los, und
fihiefete fie nach, Calais. — ;
Am franzöftfchen Hofe entftund zwar über die Unternehmung der Engländer ein gro:
Ber Larm. Weilaber das Unglück im Grunde nur einzelne Perfonen betraf; fo verrauchte
die erfte Hige bald, Der Herr von Pouteincourtregete ſich gar nicht, weil er bey Hofe
in Feiner fonderlichen Gnade ftund, Die Frau von Guercheville ſchickete den Sauſſahe nach
London, und verlangete die Auslieferung ihrer Güter, nebft einer Schadloshaltung für
das Unrecht, das ihr wider alles Völkerrecht angethan worden fen: fie mußte aber zufriee
den feyn, daß man ihr nur einen Theil ihres Verlangens zugeftund; und nunmehr er⸗
kannte fie, wiewohl zu ſpaͤt, daß fie dem Einrathen des Herrn Champlain haͤtte folgen
ſollen. Champlain ſelbſt ſchiebt die Schuld groͤßtentheils auf den P. Cotton; weil die
Frau von Guercheville ohne deſſelbigen Gutheißen nie das geringſte unternommen habe.
Allein, obgleich Champlain fuͤr die Redlichkeit des Herrn de Monts gut geſaget hatte;
wäre es dem ungeachtet wohl rathſam geweſen, die Aufſicht über eine Unternehmung ‚twels
che bauptfächlich auf die Ausbreitung bes katholiſchen Glaubens in Canada abzielete, einem
Reformirten anzuvertrauen? |
Die Wahrheit zu ſagen: fo hatte jedermann gefeblet ; einige aus allzugroßem Mis-
frauen; andere aus Begierde, im Augenblicke, nicht nur ihren Borfchuß, fondern auch el
nen teichlichen Gewinn wieder einzuftreihen; manche aus Mangel der Erfahrung; mare
che, meil fie fich Die Zeit niche nahmen , die Befchaffenheit des Landes zu unterfuchen.
Herr de Monts wollte feinen ausfhließenden Freyheitsbrief zum Auftreiben eines Stuͤck
Geldes,
von Neu⸗Frankreich. Buch.
Geldes;, dami
99
it “er pie Kofken zü feiner Einrichtung beftreiten Fönhte, ebrauchen. : Es
hätte ihm aber * en An kur anderer dieſe Koften über
wofern er nur vor allen Dingen einen ſichern und zur Unterftüßung aus Frankreich be-
Memern Ort zu feinem ohnplatze erwähler hätte, Als Herr von Poutrincourt das Ei-
genthum von Portroyaberhi fo Hätte &r fo die
| ‚viel Sand beſaͤen ſollen daß feine Seute nie ei.
tigen Hunger beforgen Durften. Wäre feine S
nze nur mie dreyßig wohlbewehreten
«euten befeget gervefen: fo Hätte Argall fich nicht einmal unterftanden, fie anzugreifen. Der
Herr de la Sauffaye Hätte ‚nach genommenen Befige von [a Haive, dafelbft verbleiben
ſollen; fo wäre er nie angegriffen worden. ‚Denn die Engländer hegeten Feine andere Ab-
ſicht, als an ber Inſel des wuͤſten Gebirges e zu fangen; fie waren uch nicht ftarf
genug, fich nach) Acadia zu wagen, wofelbft, allem Vermuthen zu Folge, die Franzofen
auf ihrer Hut ftehen mußten. Nebſtdem befaßen fie nicht die geringfte Kenntniß von be-
Iagsem Safen, in weichen man-das Einlaufen ſeht leicht veuwehren Bann. An ihrem Or⸗
te verſah es die Frau von Guercheville darinnen ‚ daß fie ihre Unternehmung'niemanden,
der das Sand bereits Eennete, Es es Äft nicht zu begreifen, warum die beyden
Mißionarien , welche —— feloft zugebracht hatten, dem Herrn de la Sauf
ſaye dergleichen Erinnerung nicht gaben. Denn ohne Ziveifel hatte er Befehl, ihrem Na-
the zu folgen. Das allerwunderbareſte iſt dieſe
ı folgen. es, daß alle folgende Verſuche ver Franzo-
fen, ſich in diefen mitfägigen Gegenden nieberzulaffen *
gleichfalls fruchtlos abliefen, und
hler immer wieder begie
zwar bloß des
wegen, weil man die alten de
beſſer vorſah.
ng, und ſich niemals
1
Na Der
1613.
fluͤßig verfchaffer, —
u. >» * ..
100
Pe — ——— |
| ee
allgemeinen Gefchichte
und Beſchreibung |
von Neu: Franfteid;
Bierted Bub |
1609 - 1615. er Quebec angeleget war, und die Frau von Guercheville mic dem Herrn
de Monts gemeinſchaftliche Sache machen wollte: fo brachte diefer noch einmal
eine eigene Geſellſchaft zuſammen. Die Herren Champlain und Pontgravt
verbanden fich fefter, als jemals mit ihm, und giengen im Jahre 1610 zu Schiffe
Der legtere, um den Pelzhandel zu Taduffac zu reiben ‚jener hingegen, um feine Pflang
ftade Quebec zu befehen und ihre Aufnahme zu "befördern. ,
Zuftand" von Er fand bier alles in einem beffern Zuftande, als er vernünftiger Weife vermuthen
Quebee im konnte. Die Rocken⸗ und Weizenerndte von der jährigen Saat war vortrefflic aus⸗
Jahre 1610. gofatten. Zwar Hatte er auch Weinſtoͤcke gepflanzet: fie wurden aber in feiner Abweſen—
heit von feinen Seuten wieder ausgeriffen; gleichwie es denn in der That nicht das gering“
fte Anfegen zu ihrem Fortkommen Hatte, „Meberdiefes war jedermann gefund und aufge
räume. Die benachbarten Wilden waren die Algonguinen 2), weiter unten, gegen
Taduſſac, wohneten die Montagnezen. Das Buͤndniß mit beyden fiel den Franzoſen
um fo viel leichter zu ſchließen, weil fie ihnen im geringſten nicht zur Laſt, ſondern viel
mehr, wenn fie in Roth ftacken, zur Hülfe geveicheten, Denn esgieng ihnen zuweilen hoͤchſt
elend, abfonderlic wenn die Jagd ſchlecht ablief, ‚gleichieie zum öftern geſchah. |
Champlain Doch der größte Vortheil, den dieſe Kute von den Franzoſen verhoffeten, war ib
—— die Beyſtand gegen die Iroqueſen. Schon im Fluͤhlinge des 1609 Jahres ließ ſich Cham⸗
plain von einer zum Feldzuge fertigen Partey Huronen, Algonquinen und Montagnezen
bereden, eines mit ihnen zu wagen. Denn er verhoffete, mit Huͤlfe dreyer damals no
ziemlich zahlreichen Nationen, die ihr eigenes Beſtes auf das genaueſte mit den Franzefell
verband, alle übrige, die feine Anfchtäge hindern wollten , allmählig zu bezwingen. EP
fehfete auch diefem Entwurfe in fo fern nicht an Wahrfheinlichfeit: allein, Herr Cham
plain dachte nicht daran, daß es den Iroqueſen, welche ganz allein allen auf hundert Mein
fen um fie wohnenden Wilden ſchon ſeit langer Zeit die Wage gehalten hatten,
—
a) Ehemals ſagete man Algumekinen.
a
Geſchichte und Befchreibung von Neu⸗Frankr. IV B. 101
Beyſtande gewiſſer über die Sranzofen eiferfüchtigen Nachbarn nimmermehr fehlen werde,
und zum Ungluͤcke wurden diefe Nachbarn fehr bald weit mächtiger in America ‚als wir.
. In der That landete eben in dieſem Sabre, Heinrich Hud ſon, ‚ein gebohrner Eng-
fander , der auf Befehl der Holländifchen oſtindiſchen Gefellfchaft einen Weg nach Ehina
über NMordamerica ſuchen follte, nachdem fein Borhabenmislungen war, am Cap Codd,
ſtrich hernach beſtandig gegen Süden an der Kuͤſte ber,
orderbreite eine große Bay, darinnen er einlief. Hier fand er einen Fluß, befuhr ihn
ſechzig Meilen weit aufwärts, und benennete ihn nad} ben Sandeseinwohnern Manhatte.
_ Gleich im folgenden Jahre ſchicketen einige amfterdamer Kaufleute Schiffe nach
diefem Fluffe, um Pelzwerk da einzutaufhen. Im Jahre 1615 wurde auf eben der Stels
le, wo vorigt die Stadt Manhatt⸗ ſteht ‚eine Schange aufgewworfen; und die ganze Sand-
ſchaft befam den Namen Neubelgien. Mit ver Zeit erbaueten die Holländer auch bie
Dranienfchanze weiter gegen Norden. Der
hard Blome, giebt vor, Hudſon habe das Land ohne Worwi
niges von England, am bie Holländer werk > e5 babe fie aber Samuel Argall zur
Zeit feiner virginifhen Statthalterfhaft heraus gejaget, und König Jacob der I ihnen bloß
vergonnet auf ihren Reifen nad) Braſilien Waffer da einzunehmen ; ſeitdem fey fein
Wohnplas mehr da geweſen. Aber zu geſchweigen, daß es dieſer Erzählung an Wahr⸗
ſcheinlichkeit fehlet, ſo widerſpricht der Verfaſſer ſich ſelbſt. Denn er ſaget unmittelbar dar⸗
auf, es haͤtten die Bevollmächtigten des König Karls des IT, die Stade Manhatte, von den
Hollandern Neu⸗Amſterdam genannt, in Befig genommen, und dreyzehn Jahre hernach
babe fie der Ritter Robert Car aus der Stadt und dem Schloffe Dranien,, welches nach
gebends Albany genennet wurde, verjaget. |
Nebſtdem ift es auch fonft befanne ‚nicht nur, daß
nicht das ganze Sand, doch weni
die Holländer damals noch, wo
daß der Name LTeubelgien
une —— Stuͤck davon beſaßen, ſondern auch,
n, bis au den IT dauerte, und daß die weden ihre
Nachbarn auf der Weitfeite waren , indemdas von * alfo —— —
vorige Meu-Merfey heißt. Unter Karl dem II mußten die Holländer, nach mancherley aus-
geftandener Beunruhigung, ihr Neu: Belgien gegen Surinam vertauſchen; wiewohl es
jebweder Perfon freygeſtellet blieb ob fie da bleiben, oder twegziehen wollte, und die mei-
ften das erſtere beliebien. ‚Karl ſchenkete das Eigenthum davon feinem Bruder ‚dem Her-
zoge von York und nachmaligem Thronfolger ‚ worauf der Name Meubelgienin Reu⸗York
verwandelt wurde. nien hieß nunmehr Albany. Weil aber viele hollandiſche Haus-
haltungen dafelbft verblieben? fo gebraucheten fie die alte Benennung immerfort; und die
Sranzofen in Canada nennen den Det gleichfalls nicht anders. Oberhalb beſagter Stadt
liege eine Schanze mit einem Flecken , an der iroquefifchen Graͤnze. Weil fie nun den Na-
men Corlar fübreti fo Pflegen nur erwähnte Wilde den Statthalter von Nein York nur
Eorlar zu nennen. | |
Zum Beſchluſſe dieſer Ausſchweifung deren Nothwendigkeit aus der Folge dieſer Ge-
ſchichte erhellen wird, muß ich n erwähnen, daß die Hollaͤnder, fo lange fie diefe Land⸗
haft, welche eine der feuchtbareften in ganz Nordamerica iſt, befaßen, uns nie öffent
lich beleidigten gleichwie Die Engländer nachgehends bey aller Gelegenheit thaten, Alein,
als Here Champfain, feinen Bundesgeno en zum Beſten, zur Unzeit Händel mit den Sro-
Weſen anfing : fo verkaufeten fie Diefen legten Schießgewehr und Pulver. Dadurd) fe-
N 3
Beten
und entdedete auf vierzig Grad gien nieder.
102 Geſchichte und Befchreibung 19
1509.15, Beten fie diefe Wilden in den Stand, uns großen Schaden zu thun, und noͤthigten uns, DT
andern Wilden gleichfalls mit Feuergewehre zu verforgen , ungeachtet ihnen nach den Re
geln einer gefunden Staatskunſt der Gebrauch defjelbigen hätte gänzlich unbefanne bleiben j
ſollen. Unterdeſſen muß man doch) geſtehen, daß die Abficht des Herrn Ehamplains gut
war, ¶ Er gedachte, bloß die Jroqueſen zu demuͤthigen ‚unter allen canadifchen Volt erſchaß⸗
en Friede zu fliften, und fie in ein Buͤndniß mie uns zu sieben. Lief nun die Sache
ganz anders ab, als er verhoffere: fo liegt die Schuld bloß an folchen Zufaͤllen, die nie⸗
mand vorher ſehen Fonnte, keinesweges an ihm, J—
Erſter Zug des Doch dem ſey wie ihm wolle , er gieng mit feinen Bundesgenoſſen zu Schiffe, lief
Herrn Cham⸗ hernach aus diefem Fluffe in einen andern, weldyer vorige Sorel beißt, fonft aber lange
plains gegen Zeit der Iroqueſenfluß hieß, weil diefe Wilden, wenn fie in unfere Pflanzländer ftreifell
bie SEO wollten, "gemeiniglich Diefen Fluß herab kamen. Als er diefen fünfzehn Meilen weit auf?
fen. waͤrts gefchiffee war: fofam er an einen Waſſerfall 5), darüber man die Schaluppen un
möglic) bringen konnte. - Doch es ſchreckete ihn weder diefe Schwierigkeit ab, noch
betruͤgeriſche Vorgeben der Wilden, als. welche ihn verfichere hassen, der Weg zu Del
Seoquefen ſey völlig freg. Er ſchickete feine Schaluppe nach Duebee zurück, und blid
nebft noch zween Franzoſen, die ihn nicht verlaſſen wollten, bey ſeinen Bundesgenoſſen
Schlechte So bald man uͤber den Fall weg war, ruͤckete man mit größerer Vorfichtigkeit, ar
Vorſchtigkeit bisher, fort. Man machete bey guter Zeir Halte, und verwahrete ſich auf der Landſeite
der Wilden. mit einem guten Verhacke; indem die Wilden auf der Waſſerſeite fich nie verſchanzen
weil man fie da nie angreift, Mur bringe man die Kähne in guter Ordnung ans Ufel
des Fluſſes, oder Sees; und es müßte der Ueberfall ungemein ſchnell geſchehen, wenn man
nicht, ehe die Verſchanzung uͤberſtiegen wird, in die Kaͤhne ſpringen, und davon fahrell
koͤnnte. Sobald man fich gelagert bar, fehicfee man eine Partey auf Kundſchaft aus
Es bat aber diefes erfundfchaften wenig auf fih. Pie Partey waget fich nie fonderlidl
meitz und fobald fie meldet, es fey fein Feind zu ſpuͤren, macher ſich niemand einige
Kummer. Jedermann im ganzen Lager fhläft nach) Belieben, ja man befegee nicht
einmal den Eingang mit einer Schilöwache, Freylich empfinden fiedie Folgen dieſer dum⸗
men Anſtalten alle Tage ; dem ungeachtet bleiben fie dach dabey. Die einzigen Iroque⸗
fen haben jederzeit bey ihren Kriegen eine größere Worfichtigkeit gebrauchet; eben di efes I
auch ohne Zweifel eine von den uͤrſachen ihrer beftändigen Ueberlegenheit. Denn or
gens waren ihre Feinde nicht nur eben fo tapfer, fondern auch an Menge weit ftärfer, als fi
Stellete CHamplain feinen Bundesgenoffen ihre Unbefonnenheis und die Gefahr, dat?
ein fie ſich kürzeren, vor: fo befam er zur Antwort, wer den ganzen Tag arbeite, der muͤſ
fe bey der Nacht ruhen. Doc), fo bald man den Feind in der Nähe vermuthete, brach
te er es ſo weit daß die Parteygaͤnger ihre Schuldigkeit beſſer thaten imgleichen daß man
nur bey Nacht fortruͤckete, und bey Tage kein Feuer anzuͤndete, Die Haupturſache be
Sorgloſigkeit bey den Wilden ruͤhrete von dem großen Vertrauen auf ihre Zauberer HE
Betxuͤgerey welche Champlain Pilotois und Oſtemois nenne, So bald man ausgeftiegen wat
der Zauberer. und fich gelagert hatte, erbauete fich der unter dem Heere befindliche. ein Huͤttchen von
Pfaͤhlen, und deckete die Haut, damit er ſelbſt bekleidet war, darüber, „NM achgepend®
rat er ganz nackend hinein, und alle Kriegesleute ſtelleten jic) in einen Kreis herum, Da
auf fprach er erliche Worte, die zwar niemand verftund, fie follsen aber eine Yneufutd
2) Dan nennet in vorige den Chambly⸗ Fall. J
wo das Ports en +E
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2: von Karten Grund Pen und Tage:
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von Neu⸗Frankreich IV Buch
des Kriegesgottes feyn. Bald darauf meldete er, die Gottheit fey auf fein Rufen erfchie:
nen, und habe ihm Diefes ober jenes Fund gethan. Endlich ſtund er auf; denn bisher war er
immer auf der Erde liegend geblieben; er brülfere,, tobete, ſchien ganz außer fich zu feyn,
und das Waffer rann Ihm: über den ganzen $eib Häufig berab,
Zumeilen wurde die ganze Hütte erſchuͤttert. Die Anweſenden ſchrieben es der Ge⸗
genwart des Geiſtes zu, und erinnerten den Herrn i
103
3609-3 .
—
hamplain, auf dieſes vermeynte Wun⸗
der fleißig Acht zu geben. Allein er hatte wohl gefehen , wi
le ſtieß, und lachete alfo nur darüber, ; Sor;
te Feuer heraus fihlagen. Es erfihien aber feines; vermurhlich weil Champlain gar zu
genau Achtung gab. Die Sprache, in welcher fie ihre Anrufungen verrichten » bat mit kei⸗
ner einzigen wilden Sprache die geringfte Berwandefchaft, und befteht fie vermuthlich nur
aus unfoͤrmlichen Toͤnen die ihnen ihre erhißte Einbildungskraft auf der Stelle eingiebt.
Sie verändern dabey ihre Stimme auf verfehiedene Weiſe; bald brüffen fie mit einer Och-
fenftimme, und das in ihrem eigenen a —— zwitſchern ſie ſo gezwungen, wie etwa
ario id Pdann redet der Geiſt.
— —— A 2* das Gegentheil ihrer Weißagung. Allein, es fehlet
ihnen, um ihr bi 3es Anfeben zu erhalten, nie an einer gufen Ausrede, Doch es ift
das Sheet alfer Selen, daß der Menfch ‚aller feiner Liſt ungeachtet, fich bey folchen Ge⸗
——— da er am allerfleißigſten auf ſeiner Hut ſtehen ſollte am allerleichteſten be—
truͤgen laͤßt.
Das fand, welches Champlain bey dieſem Zuge durchreiſete, kam ihm allent⸗
halben ungemein ſchoͤn vor, und iſt es auch in der That. Alle Inſeln tiefen voll Hirſche, Re⸗
he und andere dergleichen Thiere, und verſorgeten das Heer mie Lebensmitteln bis zum
Ueberfluſſe. Abſonderlich winmelce alles von Bibern vweil man wegen Nähe der JIro⸗
quefen ihre Jagd nie lange treiben durfte, folglich verfihaffete ver Krieg dieſen Thieren die
meifte Sicherpeit. An Fiſchen fehlete es noch weniger, weder im Stufe, noch in einen
ewiſſen großen See, durch mel inen Lauf nimmt, und welchen Kerr Champlain
einen Namen, den er auch bis auf den beutic ihr
zwanzig Meilen lang , in der Mitte zehn bis zwoͤlfe breit, u
sefinder man ſich in der Mitte des Sees: fo erblicker Man gegen Mi
ungemein hohe Gebirge, Arunser die am weiteften , dag iſt auf fünf und zwanzig Mei:
Ion entfernete, ſoſ beftänpig og Schnee liegen Die zmifchen ihnen befindtichen Täter
find ſehr fruchtbar, Und Wurden damals alle mit einander von Iroqueſen bewohnet, Heu-
tiges Tages aber ſind zu, Noch die mittägigen yon ihnen bemoßnet , und nach eben diefer
Gegend war der Zug u ver Kriegesleut⸗ gerichtet. Zu Ende des Sees finder man wie-
der einen Waſſerfall, und koͤmmt hernach in einen andern See, welcher nur vier bis fünf
Meilen in die länge bat, und de cramentſee heißt, Die Gegend, dahin die Wilden
gedachten, [ag zwar noch um ein ziemliches weiter Din: der Feind erfparere ihnen aber die
übe, ſo weit zu geben, und begegnete ihnen, wiewohl zufälliger Weife, im Champlainfee,
.. Seit einiger Zeit frageten die Dberhäupter der Dundesgenoflen den feanzöfifchen An-
führer alle Tage, ob ihm nichts getraumet habe? Er antwortete etlichemal mic Nein! und
fie wurden ganz beftürzet daruͤber. Endlich ſagete er, entweder aus Gefaͤlligkeit oder
weil ihm das, mas er fo oft Dörete, in da That im Traume vorkam: es habe ihm geträu-
Met, er fehe Iroqueſen im Ser erfaufen, er baue aber auf Träume nicht dag geringfte,
Allein,
Champlainſee
Sacrament⸗
Resume: —
Beyde Par⸗
teyen treffen
einander an,
1609 = 13.
—
Sie werden Allein, fie betrogen ſich. Denn die Bundesgenoſſen waren eben fo ſtark, als fie,
Handgemein. ließen aber nur einen Theil ihrer Kriegesleute fehen. Unterdeſſen geiff man ——
Die Jroque⸗ Den Iroqueſen kam ſein Anſehen und Gewehr gleich anfaͤnglich ſehr fremde vor⸗
ſen — allein, ſie erſtauneten gewaltig, als er mit dem erſten Schuſſe aus ſeiner Kugelbüchfe,, die
geſchlagen.
cr Geſchichte und Beſchreibumg J——
Allein, ſie dachten an ihrem Orte ganz anders, und hielten nunmehr den Sieg für eine aus⸗
gemachte Sache. Einige Tage hernach kam der Feind, den ſie in ſeinem Dorfe zu uͤber⸗
rumpeln gedachten, um zehn Uhr Abends zum Vorſcheine. Die Freude war auf beyden
Seiten groß, Und wurde Durch ein gewaltiges Jauchzen angedeutet.. ar
Die Witden fhlagen fich nie zu Waffer, man überfalfe fie denn, oder fie feyn allzumelt
vom Sande entfernet. Diefesmal hatte von beyden Fällen fein einziger'Start, LUnfere Hel⸗
den ſuchten folglich, fobald fie einander erkannten, das Land. Nachgehends verſchanzete
ſich jedwede Partey, welches bald gefchehen war, Nach viefer vorläufigen Anftalt fo
cketen die Algonquinen jedmanden aus ihrem Mittel an die Sroquefen ab, und ließe
vernehmen, ob es ihnen vielleicht gefällig wäre, den Kampf ſogleich anzutreten ? Allein,
diefe ftelleten die Dunkelheit der Macht vor, da Feiner den anderen kennete ‚ und baten um
Geduld bis zu Anbruche des Tages; die Algonquinen fanden die Antwort vernünftig, da
mit fegeten fich beyde Parteyen aufs Ohr und fehliefen mic einander um die Werte. So
bald der Tag anbrach, ftellete Champlain feine beyden Franzofen nebft einigen Wilden ind
Gehölze, um den Feind von der Seite anzugreifen; denn dieſer beftund aus zwenhumder
lauter verwegenen Kerlen, welche die handvoll Algonquinen und Huronen für einmäßiges
Zrühftüc anfahen , und nicht einmal daran gedachten, daß fie Die Mühe eines fo weiten
Befuches ausdrücklic) über fi) genommen hätten,
nach dem Bogen, und die Bundesgenoffen , welche ihren ganzen Troft auf die Kugel?
büchfen der Franzoſen gründeten , erfucheten ven Champlain inftändig, er möchte ja recht
gewiß auf die feindlichen drey Anführer zielen, die fie ihm auch zeigeten. Man Ffannte fie
daran, weil fie.den Kopf mit größern Vogelfedern oder Schwänzen beftecker hatten, als
die übrigen Kriegesleute; denn es ſchmuͤcket jedweder fein Haupt mit Federn, wiewohl nach
feiner eigenen Weiſe. Die Algonquinen und Huronen ruͤcketen am erſten aus ihrer Ver⸗
ſchanzung heraus, und vennefen ungefähr zweyhundert Schritte weit auf die Iroqueſen
los. As fie nahe genug bey ihnen waren, theileten fie fich in ziween Haufen, und liefen
die Mitte für den Heren Champlain leer, der fich fogleich an die Spitze des, Heeres erhub.
mit vier Poften geladen war, zween ihrer Oberhäupter zu Boden legete , und. den dritten
gefährlich verwundete, Die Bundesgenofien erhuben über diefen glücklichen Anfang ein
großes Jubelgefchrey, und fehoffen ihre Pfeile ab, die aber Feine fonderliche Wirkung thae
fen. Champlain war noch im Begriffe, wieder zu laden, als feine beyden Franzoſen gleich
falls einige Iroqueſen nieder buͤchſeten, und damit das ganze feindliche Heer in Unordnung
brachten. Alles, was Beine hatte, lief davon. Man verfolgete ſie ſehr hitzig, machte viele
nieder, und nahm einige gefangen. Auf der Bundesgenoſſen Seite blieb niemand rohr
Nur etwa funfzehn frugen einige Wunden davon, die aber bald wieder heil wurden, DE R
Feind ließ viel Maizmehl im Stiche, welches den Ueberwindern, weil fie nichts mehr U J
eſſen hatten, vortrefflich zu ſtatten kam. Das Eſſen war wirklich das allererſte, was ſie v
nahmen; ſo ſtark war der Hunger. Hernach tanzeten ſie ein Paar Stunden auf der Wa
ſtatt herum, ſungen dazu, und zum Beſchluſſe ergriffen fie den Weg nach Haufe. ir 4
Die
bon Neun: Frankreich IV Buch. 105
biefem Sande zieht der Ueberwinder ſich eben ſowohl zurück‘, als der Ueberwundene, ja nicht ag
felten fo wann und flüchtig, als wenn ein fiegreicher Feind hinter ihm her waͤre. ——
Als unſere Krieger aͤcht Meilen zuruͤckgeleget hatten hielten fie ſtille, nahmen unter Grauſamkeit
ihren Gefangenen einen beraus, und warfen ihm erftlich die Grauſamkeit dor , damit er per Yeerwin:
ihren Sandesleuten , wenn fie ihm in die Hände fielen, begegnet babe, und fündigten ihm der.
bernach an er folle fich immer auf eine gleichmäßige Begegnung gefaſſet halten. Sey er
ein braver Kerl ‚ fo folle er es durch Singen an den Tag legen. Sogleich ſtimmete er
fein Todtenlied an hernach fein Kriegeslied , und ſo weiter alle Sieber, die er wußte, doch
in einem fehr traurigen Tone, ſaget Herr Champlain, weil er damals noch nicht lange unter
den Wilden; geivefen war, folglich nicht wußte, daß ihre Muſik uͤberhaupt ziemlich be:
truͤbt klingt. Die Sranzofen entſcheten ſich uͤber die Marter, die der elenbe Menſch aus⸗
ſtehen mußte, und ſucheten ſie zu verkuͤrzen, aber vergeblich, Doch) juleßt, als die Wilden
den Heren Ehamplain über ihre fehlechte Achtung. gegen fein Bitten verdrießtich faben,
ſtelleten fie es ihm frey ob er dem Kerl den Garaus machen le; worauf er ihn ohne
erzug mit einem Schu niederiegete 34 null nn in
” . So.bar ee ea den Leib auf, warfen dag Eingewei⸗
de ins Waffen, bieben den Kopf, die Arme und Beine ab, und warfen fie, ein Stuͤck
da, das andere dorthin. Den Rumpf ließen fie liegen, ungeachtet es die Gewohnheit fonft
erforderte, wenigſtens etwa davon zu freſſen. Das Haar behielten fie, gleichwie von
den Gebliebenen ebenfalls, Das Herz ſchnitten fie in kleine Biſſen, und ftedeten fie ihren
genen, darunter ein leiblicher Bruder: des Gerödteten war, in den Mund, Er
pie es aber fogfeich ausc. 4 0. 9 hie ER En ya ad
Weil es vie folgende Nacht einen Montagneſen traͤumete, der Feind verfolge fie:
derwandelte fich Der Abzug in eine wirkliche: Fluͤcht. Man verweilete
man in Sicherheit zu feyn I )
ſo Die Monta-
n dermeynefe, san keinem einzigen Orte,
ben zu Quebee ; dies nn \
fih, fo Tange bis gnefen kom—
"Die Algonquinen blie⸗ men in ihrem
ſen nach Taduſſae, Dorfe an.
Stangen ab, banden di bey der T
pfe daran, "und trugen fie
fiegprangend einher.‘ Auf diefen Anblick tiefen alle Weiber jufammen, und ſchwammen
an die Canote. Dier wurden fie von ihren Männeen mit den Haarkoͤpfen befchenfet , die
fie als etwas rates um den Hals hingen, Herr Champlain befam auch einen
Haarkopf, gleichen einige iroguefifche Dogen und Pfeile, als das einzige, was fie da-
mals Beute zu machen pflegeten, mir Ditte, er möchte dieſes alles {m ihrem Namen vem
Könige von Frankeelch überpeiepen; penn gr batte ihnen von feiner bevouftependen Neif
gefaget, PER AEE za? a |
E Weil er zu Taduffac fein Schiff antraf: fo mußte er nach Quebec zuruͤck. Pontgrave Canada wird
kam bald nad) ihm dahin, und beyde giengen im Herbſtmonate des 1609 Jahres nad) Frank⸗ Neufrankreich
reich zu Schiffe, nachdem ſie die Aufſicht über die Pflanzftade einem brayen Manne, Ma; genennet,
Mens Peter Chavin, Anvertrauet hatten, Champlain wartete dem Könige zu Fontaincbleau
Auf, erftartete von dem gegemvärtigen Zuftande Neufrankreichs Bericht, und wurde ſehr
gnaͤdig empfangen, Damals betam Canada den Namen Neufrankreich. Es war
&ben zw der Zeit, als Herr de Monts, um feinen Freyheitsbrief wieder gülig zu machen,
fein Aeußerſtes verſuchte, abſonderlich bey der Frau von Buercheviffe, Ich habe bereite
erwähnet, daß er nichts ausrichtete: Allein, feine Fandlungsgenoffen, darunter die Herren
Allgem. Reifebefchr. XIV Band, 8
le Gen⸗
106 Geſchichte "und Beſchreibung
———— Gendre und Collier die vornehmſten waren, verließen ihn deswegen dennoch nichk
Weil auch die Pflanzftade zu Quebec im Namen ihrer Gefellfchaft angeleget worden wat
diefe Geſellſchaft aber ihn für ige Haupt erkennete: fo rüftete fie ziwey Schiffe aus, und
vertrauete fie den Herren Champlain und Pontgrave, J
Sie giengen den zten des Maͤrzmonates 1610 zu Honfleur unter Segel, Champlain
wurde, als er kaum auf der See war, frank, und mußte ſich ans Sand bringen laſſen—
Er kam aber bald wieder in Stand, fein Schiff zu führen, Den sten des Aprilmonated
lichtete er die Anker, und den 2öften Fam er nach Taduffac. Den 2gften reifete er von
diefem Drte ab, nachdem er den Montagnefen fagen laffen, er fomme zu ihnen, um fein im
vorigen Jahre gegebenes Wort zu halten, und noch einen Zug gegen die Iroqueſen zu wa⸗
gen. Sie erwarteten ihn in der That; und fobald-er zu Quebec war, erfehienen fie eben:
falls, an der Zahl fechzig Krieger. Die Algonquinen ftunden nicht weniger ſchon in Be
reitſchaft. Man ruͤckete mit geſammter Macht an den Fluß Sorel, wofelbft noch andere Wilde
dazu ftoßen follten, Champlain folgete ihnen: fogleich in einer Barke, fand aber die Anzahl
der Krieger nicht fo ſtark, als man ihm verfprochen hatte, J — 1—
Zweyter Zug Zu gleicher Zeit vernahm er, es ſey eine iroqueſiſche Partey hundert Mann ſtark
des Hn Cham: in der Naͤhe, und Fein Augenblick zu verabſaͤumen, wenn er fie überfallen wolle, nur muͤſ
plain gegen fe er feine Barke da laffen, und einen Canot befteigen. Ex that es. Bier Franzoſen
die Iroqueſen. begleiteten ihn; die übrigen blieben bey der Barfe, Kaum hatte man eine halbe Stunde
lang gefahren, fo fprangen die Bundesgenoffen, ohne zu fagen, was das heißen folle, ans
sand, ließen ihre Kähne hinſchwimmen, und venneten mit aller Macht durchs Gehölze
Sie Famen dem Champlain bald aus dem Geſichte. Er mußte alfo, weil er Eeinen Wege
weiſer hatte, in der fumpfigen Gegend ſo gut fortwwandern, als er konnte. Es war ihm
dabey nicht wenig bange, er möchte fich verirren, und zum Ueberfluffe peinigten ihn di
Maringoinen und anderes Sliegengefchmeiß unſaͤglich, indem fie in folcher Menge herr
um ſchwaͤrmeten, daß fie die Luft verdunfelten. Als er eine Zeitlang auf ein Gerathwohl
herum gelaufen war: fo erblickete er endlich einen Wilden, der eben dieſen Weg nahm. Die⸗
fen bather, fein Geleitsmann zu feyn.
Einen Augenblick hernach Fam ‚ein algonquinifcher Hauptmann, und erfuchete ihn,
zu eilen, weil man mit den Iroqueſen im Handgemenge begriffen ſey. Er that es, und 4
i
l
“
vernahm bald darauf das Gefchren der Kämpfenden, Man hatte die feindliche Verſchan⸗
zung beftürmet, aber zierhlichen Berluft erlitten ; doch —* die — ei —5 —
die Bundesgenoſſen ſo muthig, daß ſie einen friſchen Angriff wageten. Champlain wur?
de mit einem Pfeile durchs Ohrlaͤppchen inden Hals gefihoffen: doch gab er fo lange Feuer
als fein Kraut und Loth waͤhrete. Seine Leute ftunden ihm treulich bey, wiewohl einer
von ihnen am —* —— es 6 }
Weil die Iroqueſen noch nicht gewohnet waren, gegen Feuergewehr zu ftehen: |
ſchoſſen fie allmaͤhlig nicht mehr ſo heftig, ſondern ſucheten iR ee ws. B — |
fen zu bergen; zum Ungluͤcke feblete es den unferigen , weil fie Feine fo hartnackige Gegen”
wehre vermuthet hatten, ziemlich bald am Pulver und Bleye. Champlain ſchlug vor, eine
Sturm auf die Berfhanzung zu wagen, und gieng mit feinen vier Franzoſen voran; de
mit wurde, des tapfern Widerftandes ungeachtet, in weniger Zeit ein große Deffnung
in die Schanze gemacher. Gleichwohl kam ein junger Maloer, Namens Defpraivieer
welcher die Barke bewachen follte, nebft noch einem halben Duzend feiner Cameraden 9—
’
22
von Neu⸗grankreich. Buch. 107
zu rechter Zeit herbey; denn unterdeſſen da ſie Feuer auf den Feind gaben zogen ſich die 110.2 13,
Stürmenden etwas zurück, und ruheten. — —
Doch die Wilden liefen bald wieder an, ‚und die Franzofen ſtelleten ſich zu ihrer Un—
terſtuͤtzung auf die Fluͤgel. Endlich blieben Die meiſten Sroquefen entweder auf dem Plage
Per wurden gefangen; "einige wurden in den Fluß geſprenget und erſoffen. Als die
Schlacht voͤllig zu Ende war, kam noch ein Haufen Franzoſen, und linderten ihren Ber:
druß über den verſaumten Antheil am Siege, durch die Pluͤnderung Sie zogen den ge⸗
bliebenen Jroqueſen, zu großem Aergerniſſe der Wilden, ihre Bieberboͤl ge vom geibe. Dieſe
hingegen peinigten ihre Gefangenen, wie gewoͤhnlich, und fraßen vorläufig einen auf.
Denn diefes hielten fie für wohlanftändig: aber Die Beraubung eines Toten war in ihrer
Sittenlehre eine hoͤchſtelende niedertraͤchtige That. RE:
auch, mit aller Willigkeit.
inen Franzofen , der ihre Sprache lernen follte, mit nad) Haufe;
Dagegen mußte er verſprechen, einen jungen Huron mit nach Frankreich zu nehmen, damit
er ſehen koͤnnte, ob auch alle Dderdinge, Die man ihnen davon erzaͤhlete, wirklich wahr
wären. Er nahm ihn eben diefes Jahr Am der That mit, und führete ihn. im folgenden wie:
der zuruͤck, und bismach Montreal, Hier war er Willens, einen Wohnplag anzulegen, k
‚hatte auch die Stefle dazu ſchon ausgeſucht: es wurde aber nichts Daraus „ weil der Tod 5
des Königes die Angelegenheiten des Herrn de Monts vollends zu Grunde gerichtet hatte,
und er alfo nach Frankreich gehen mußte,
Ungeachtet de Monts nun nicht „weiter im Stande war, etwas zu unternehmen: ſo Der Gr. yon
ermahnete er doch den Champlain, der ihn nie verlaſſen hatte, friſchen Muth zu faſſen, Soiſſons be:
und einen mächtigen Beſchuͤtzer für die neue Pflanzftade auszufuchen, Champlain wende: ——
te fich hierauf an Carlvon Bourbon Grafen zu Soiffons,, welcher den Borfchlag, der gelegenfeiten,
Vater Neufrankreichs zu werden, mit Vergnügen annahm, die hierzu nöthigen Gerwalts- —
iefe bey der Regentinn auswirkete/ und den Champlain mie einer Vollmacht ohne Yus- Se
nabme zu feinem Statthalter ernennere,
Ob nun gleich der Öraf bald darauf mit Tode abgieng: fo blieben doc) die Angelegen- hm folget
beiten von America in ihrem Gange, indem der Prinz von Conde ihre Deforgung über: der Prinz von
nahm, und den Champlain in feiner Statthalterſchaft beftätigte, Gewiſſe Handlungg- Conde.
ſchwierigkeiten, welche die Maloer Kaufleute ervegeten , hielten den Heven Champlain dag 1612 - 13.
ganze 1612 Jahr in Frankreich zuruͤck. Aber ven 6ten des Märzmonates 1613 ginge 70
mic einem Fürzlich aus Acadia angefommenen Schiffe, das Pontgrave führere, nach Sa:
nada ab, und warf den ten des Maymonates bey Duebec Anker. Weil dieſer Ort in fo
gutem Stande mar, daß er ihre Gegenwart nicht nörhig Hatte; fo führen fie weiter auf:
waͤrts, bis nad) Montreal. ontgrave gieng bald. darauf nach Quebec zuruͤck; und
Lhamplain, nachdem er den großen Huf der Uatuais befahren hatte, ebenfalls, Beyde
kamen zu Ende des Auguſtmonotes wieder nad) S. Malo, . *
Hier ſchloß Champlain einen neuen Geſellſchaftsvergleich mit den Handelsleuten nur- 1614.
befagter Stadt, denen zu Rouen und la Rochelle, Der. Prinz von Conde, welcher den %
Titel eines Unterföniges. von Canada führete, hielt ihn genehm, mirfete die Fönigliche Da
Beſtaͤtigung aus, und hing ſein Siegel daran. Da nun voritzt ſo viele reiche Perſonen cten zu Bi
unter Aufſicht des vornehmſten Prinzen von Gebfüge Antheil an der neuen Pflanzfkadt per.
nahmen , folglich an der zeitlichen Aufnahme Re elbigen nicht weiter zu ziveifeln war: 1615.
wollte
108 Gefchichte und Beſchreibung |
1615, wollte fie Her Champlain auch mir geiftlichem Beyftande, daran es bisher gänzlich gefeh
— let hatte, verſorgen. Er verlangete alſo, und erhielt, vier Barfuͤßer. Die Sefettfehaft i
fhaffete ihnen alles benörhigte mit Vergnügen z under felbft Führere fie nach. Taduffac, MP
er den 2sften des Maͤrzmonates anlangete, und ſodann nach Duebe, 9 0; E
Ehamprins Er für feine Perfon gieng bis nad) Montreal, und ließ fich da von den Huronen und
dritter Zug ihren Bundesgenoffen zum dritten Zuge gegen die Iroqueſen bereden. Nun war }
“gegen die piefe Gefälligkeit unftreitig das ficherfte Mittel, nice nur die Freundfehafe der Wilden M
Iroqueſen. gewinnen, fondern auch ein Sand, darinnen man’einen fir Frankreich nüglichen Hand
errichten wollte, kennen zu fernen, auf der andern Seite ‚aber begab er fich durch fol
Wagftüce unnöthiger Weile in große Gefahr: nebſtdem brachte ihm "feine Willfahrigkeil
gegen alle Grillen der Wilden, nichts weniger bey ihnen zuwege, als die Ehrfurcht, die
ſein Stand verlangete. Zu geſchweigen, daß er etwas beſſeres thun konnte, als in allen
Gehoͤlzen und Seen, wie ein umfchweifender Ritter, herum zu ſchwaͤrmen; und das zmat
mit Barbaren, die ihn als ihres gleichen behandelten, ohne daß er Dagegen muchzen
durfte, Er hätte folglich lieber einige Franzofen auf Erfundigung des Landes ausſchicken,
für feine Perſon aber beffer auf die Dauerhaftigkeit feiner Anftalten zu Duebee bedacht fen
ſollen, gleichwie er denn nachgehends dieſen Unterlaffungsfehler felbft beveuete. I
Ja was noch mehr; weil er eine Furge Reife nach Quebec thun mußte , fo verſprachen
ihm die Wilden zwar, auf feine Wiederkunft zu warten: allein, fie wurden des Harre
bald überdrüßig, und zogen in Gefellfihaft einiger zu Montreal verbliebenen Franzoſen,
nebft dem Barfüßer Pater, Joſeph le Caron davon. "Nur befagter Mönch vermeynete,
wolle, bey diefer Gelegenheit , ſich an die Lebensart einer Fünftigen Zuhörer gewöhnen, und
ihre Sprache durch die beftändige Uebung defto geſchwinder erlernen. Ungeachtet auch Her
Champlain, der ihn nach Montreal gebracht hatte, fein Vorhaben nicht billigte, fo über
wog doc) fein Eifer alle andere Gründe,
Wie manfich Hiermit nun wäre Herr Champlain feines Verſprechens quitt geweſen, abſonderl
bey den Wil: weil er aus der Erfahrung wiſſen Fonnte, daß man eine fchlechte Hochachtung bey d
‚den aufführen Wilden gewinne, wenn man fich von ihnen ungeſtraft verachten läßt. Wielmehr m
wu. man, um ihren Stolz'zu demüthigen, "äußerlich ein veraͤchtliches Wefen gegen fie ann
men. "Denn weil ſie wahrnehmen, daß die Europäer ihre Handlungen insgemein n
der Vorſchrift des Eigennutzes oder anderer noch fchändlichern Neigungen einwichten:
.. fällt es’ ihnen folten ein, man fonne aus edlen Abfichten ihnen etwas überfehen. Neb
dem find Feine $eure in der Welt, die von ſich felbft eine beſſere Meynung Härten, und
alle Gelegenheit zu Beftärfung diefes Wahnes ſo begierig ergriffen, als eben fie, Dem
"nach befteht alles, was man zu des Heren Champlains Entfehuldigung, daß er dem Hu
ronen nachlief, fagen Fann, darinnen, er habe den Mönch, welcher ſich mit größerem Eifel
"als Klugheit unter fie gemiſchet harte, ihrer Willkuͤhr nicht uͤberlaſſen wollen.
Ehamplain Do dem ſey ihm wolle; er gieng mit zweenen Franzoſen und zehn Wilden, pie
wird verwum zu Montreal antraf, zu Schiffe, Fonnte aber alles Eilens ungeachtet, die Huronen nicht J
det, und muß eher als in ihrem Dorfe antreffen. Sie ruͤſteten ſich in ſtarker Anzahl zum Kriege
weichen · bothen ihm die Vefehlshaberftelle an. Er übernahm fie defto mwilliger ‚weil er hier not
X zehn Franzoſen, welche der Pater Joſeph mit genommen hatte, antraf. Man zog |
dem Feinde entgegen. Allein, es war ibm ſchwer beyzufommen. Er hatte nicht
eine recht gut angegebene Schan;e aufgeworfen, fondern auch alle Zugänge mit g: —
vom Neu⸗Frankreich. IV Buch. 109
Verhacke verwahret und rings herum Gänge aufgerichter, von welchen man ohne ſich Gi
bloß zu geben, herab ſchießen konnte. Es lief auch wirklich der erſte ugriff fo ſchlecht ab —
daß man dem zweyten unterlieh. pe a EL TR oe ERS ai
Man verfüchte, das Vechach in Brand zu ſtecken, und hoffete, es werde das. Feuer
die Schanze ergreifen. Allein, die Belagerten waren aus Eluger Vorſicht mit genugſamem
Waſſer verforger, Hierauf bauete man eine Mafchine, welche die Gänge überhöhete, und
ftellete die franzöfifchen Büchfenfhügen hinein. Diefer Streich machte den Feind bange,
und vielleicht Hätte man ihn überwältigers allein » die Huronen waren ihrer Menge wegen
fofkolg, daß fie der Befehlshaber nien einem ordentlichen Gefechte bringen fonntes. Meber
dieſes wurde er-felbft am Beine und Knie hart verwundet, Damit fehritten feine Bundes⸗
‚genoffen vom Uebermuthe auf einmal zur Kleinmuͤthigkeit; Eurz, man zog mit Schimpfe
und Spotte und großem Verluſte wieber ab. > a Be
5 Ungeachtet man verfolge wurde, fo: lohr man doch feinen einzigen Mann, Man Er muß bey
trug die Verwundeten and Schwachen in Körben. "Die
und Kuͤhneſten dieneten den Huronen
zur Bedeckung alt zog man fünf und zwanʒig · Meilen weit fort, ohne ſich irgend⸗ überwintern.
——* —* b nde zwar bald Heil: aber als er nach Quebee wolle
eifer bekommen. Ja es verfnüpfeten die Huronen ihre Weine:
rung noch dazu mit vieler Grobheit. Er mußte folglich rn om —* bin.
bringen, Unterdeffen wußte er diefe Zeit ſehr nüglich anzuwenden, Er beſuchete alle
Wohnpläge der Huronen, ja auch einige, welche die Algonquinen damals am Nipiſſingſee
hatten. Er vertrug auch einige benachbarte Volker mit den Huronen. Aber, fo bald die
Slüffe offen i Zug gegen die Iroqueſen vor fich gehen ſollte, beſtach
hatte, daß ſie ihm nebſt dem Pater
en ir en —* Dergeftalt kamen fie ir des Heu⸗
onates uebec , 100 fie jedermann für dode gehalten "Der Pater hatte
war die huroniſchen Dösfer’ ebenfalls befüche , "un nicht nr in Kirn — wur
ſchlag zu einer Miffion bey dieſem Volke gemachet, fondern auch großen Fleiß auf Er-
lernung ihrer Sprache gewendet dem ungeachtet aber wenig begriffen. Denn bie Zeit.
a Ein Paar Sabre will bey aller angetvendeten Mühe noch wenig fagen.
Men at nach ihrer Anfunfe zu Queber giengen fie nebft dem Superior der Ein Reeollet
Sranfreich ab; und es blieben nur der P. Johann 8 Olbeau; und der leiftet der
; in den Pflanzſtadt. Der legtere unterwies die Kinder, Pilanzftadt
nicht nur der Sranzofen, fondern auch derjenigen Wilden, welche ſoit einiger Zeit an den N großen
drey Flſſen wohneten e e leiſtete das Folgende’ Jaht der franzöfifehen Nation einen Dienſt.
noch welt wichtigern Dienſt an dieſmn Orte. Es Hatten unfere Bundesgenoſſen, ich weis ——
nicht, wegen was für eines gerhöpften Widermillens, die Entſchließung gefaffet, “alle Fran-
aofen zu ‚vertilgen. Dochrift eg ſehe wahrſcheinlich fie Härten’ beforger; es möchte Herr
Champlain, welcher feit kurzem "aus Frankreich Zuruckgekommen war; die ordung
weener von ihnen ermordeten Einwohner der Pflanzftade nachdrücklich rächen. Das
gewiſſeſte iſt, daß fie, ar der Zhiachthundert/ bepdenrey Fläffen gufamımen-tamen, und
‚ dafelbft Berarkfehlageten, wie fie alle Franzoſen zu gleicher Zeit niedermegelmfönnten; daß
der Bruder Pacificus von einem ihres Mittel gewarnet wurde; daß er viele andere
„ inter ihnen gewann, und allmaͤhlig die brign alle miteinander dahin brachte, daß fie
Vorfipläge zu einer vollfommenen — baten, indem er dieſelbige bey dem De:
fehls
— Geſchichte und Beſchreibung |
ıse7. fehlshaber auszuwirken verfprach, Gleichwohl beftund Herr Champfain auf der Auslieferung
der Mörder, Man fehicfere ihm einen, ‚welcher nicht eben tie meifte Schuld batte, ne
einer Menge Pelzwerk, um die Todten zu verdechen c). Mit diefer Genugthuung mußt?
man zufeieden ſeyn. Der Vergleich Fam zu Stande, und die Wilden, gaben ziveen ihre!
Oberhaͤupter zu Geiſelu.
Die Pflanz⸗ Seitdem that Champlain nichts anders mehr, als daß er, um Beyſtand zu erhalten,
—— yon Quebec nach Frankreich und wieder zuruͤck reiſete. Allein, was er erhielt, das mar
Rn. au weiten nicht alfo befchaffen, wie er es verlangete. Der Hof befümmerte ſich um
Neufrankreich garnicht, fondern überließ diefe Sorge den Handelsleuten, Allein, dieſe
hatten ungemein eingeſchraͤnkete Abſichten. Wenn nur ihre Gewoͤlber voll Pelzwerk war
von, ſo galt ihnen das übrige alles gleich. Zur Aufnahme der Pflanzftade erugen fie hoͤchſt
ungern etwas weniges bey, und noch dazu niemals zu rechter Zeit. Der Prinz von Conde
Dachte Wunder was er thue, wenn alles unter feinem Namen gefchehe, Hierzu kamen noch
die innerlichen Unruhen waͤhrender Vormundſchaft, dabey ex feine Freyheit verloge; die lifti
gen Streiche, dadurch man ihn um Die Winde eines Unterköniges- zu beingen und die
Vollmacht des Marfchalls von Themines, welchem er waͤhrender Gefangenfchafe Canada
anvertrauet hatte, zu vernichten ſuchete; die fehlechte Einigkeit unter den Mitgliedern der
Geſellſchaft, und zum Befchluffe der Handlungsneid. - Alles diefes brachte die Pflanzftadt
öfter als einmal in Gefahr, gleic) im Auffeimen erſticket zu werden. In der Thar ift die
Standhaftigfeit des Herrn Champlains nicht genug zu bewundern. Er fand bey jedwe⸗
dem Schritte eine neue Hinderniß; er verzehrete fein Vermögen, ohne auf einen wirkli⸗
hen Vortheil fuͤr ſich zu gedenken; er hatte ohne Unterlaß bald mit Eigenſinne, bald mit
Widerſpenſtigkeit zu kaͤmpfen, und ließ dem ungeachtet von feiner Unternehmung nicht ab«
Montmoren⸗ Im Jahre 1620 traf der Prinz von Conde feine Unterfönigsftelle feinem Schwa⸗
ey wird Un: ‚ger, dem Marſchall von Montmorency, für eilftauſend Thaler ab. Dieſer beſtaͤtigte den
terfönig in Champlain in feiner Statthalterfchaft, und übertrug die Beforgung der Pflanzftadrsange
Eanade- — jegenheiten in Frankreich dem Grand-Audiencier, Henn Doku, deffen Eifer und Ehrlich⸗
keit er kannte. Da nun bey dieſen Umſtaͤnden Neufrankreich Hoffentlich eine andere Ge
ſtalt gewinnen mußte: fo fuͤhrete Champlain fein ganzes Haus dahin. Seine Ankunft ge
ſchah im May. Zu Taduffac traf er Rocheller an, welche zum Nachtheile der Gefell
fehaft, und wider des Königes ausdrücliches Verboth, Pel;werk von den Wilden eintau⸗
ſcheten. Ja ſie hatten ihnen, was noch ärger, und bisher immer vermieden worden,
Schießgewehr verkaufet. —E
Die Jroque: Das folgende Jahr drangen die Sroquefen bis ing Herz der neuen Pflanzlandk
fen welmdie, Sie beſorgeten, bey zunehmender Menge der Franzofen den Huronen und-Algonquinel
F fi fi i6, di 2
dretiinen. nichtmehr. gervachfenzu feyn.. Daher befchloflen fie, diefe gefäpslichen Nachbaren zu verlilgen /
1621. ‚ehe fie recht einniſtelten, und brachten, um uns an mehr als einem Orte zu überfallen, di)
ſtarke Parteyen auf die Beine. Die exfte 309 gegen den Ludwigs all. Allein, weil pie
Franzoſen Nachricht. davon hatten, ſo verbothen fie ihnen, ihrer geringen Anzahl ungeach⸗
set, mit Huͤlfe der Bundesgenoſſen, das Fortruͤcken. Es blieben viele Jroqueſen auf. net
Platzeʒ einige wurden gefangen; die, übrigen liefen zwar davon, fuͤhreten aber den
Poulain/ einen Barfuͤßer, mit ſich. Man ließ hierauf einen. Gefangenen Jos, um?
Austauſchung des Paters gegen ein iroqueſiſches Oberhaupt vorzuſchlagen. Der —— |
,6) Das ift, um die Anverwandten fchadlog m Balten.
— —
von Neu Zvankreich. TV Bu, ai
Fam noch eben zu rechter Zeit; denn fie waren gleich im Begriffe, ihn zu verbrennen. Al⸗
lein, fo kam die Auswechelung noch glücklich zu Stande, 5 ame — |
ie zweyte Parteyıbefeß ie dreyßig Canote, kam bis nach Quebec und belagerte das Die canadi:
Kloſter der ehrwürdigen P. Barfüßer am Carlsfluſſe, wo eine Schanze fund: Weil fie fich ſhe TE
aber den Platz nicht zu erobern getraueten, fo überfielen fie die in der Nähe befindlichen —— *
Huronen, erhaſcheten und verbrenneten einige. Nachgehends verwuͤſteten fie die ganze",
Gegend um das Kiofter, und zogen nad) Haufe, Die Nachricht, daraus ich diefes ge mn)
nommen habe, meldet nicht,
1621.
* —* die dritte Partey vornahm, ſondern nur dieſes, die Iro⸗
queſen haͤtten ihr Vorhaben, alle Franzoſen zu vertilgen, genugſam an den Tag geleget.
Herr Champlain hatte bey weitem nicht Macht genug, dieſe Barbaren abzuhalten. Cr
war alfo genöthiget, dem Könige und dem Herzoge von Montmotencn vorzuſtellen, wie
nothwendig eine fehleunige Hüffe falle, und wie wenige Achtung die Geſellſchaft gegen fein
vielfältiges Anbalten babe, nebft angehängter Bitte, fie zum Erfüllen ihres Berfprecheng
anzumeifen, Hiermit wurde, auf Gurbefinden Der vorneh i
mften Einwohner, der Pater
Georg le Baillif, welchen. der gut Fannte, an Seine Majeftär abge-
ſchicket. Er erhielt alles, was er te. . se die Geſellſchaft auf, und die
Herren Wi sen, Yheim un traten in alle i ;
Der Unterfönig berichtete es dem He —— —
| sen Ehamplain, und befap ihm zugleich, hefpate zZuſtend von
| icher Gewalt zu unterftügen, —* = Quebec im
Könige felöft beygeleget, darinnen Seine Majeftät Dero Zufriedenheie über feine Dienfte be- —
zeugeten, und fie mit der bisherigen Treue fernerhin fortzufegen verlangetäit, So groß diefe A
nade feyn mochte, fo verbefferte fie doch des Heren Champlaing übrige Umftände, um ——*
welche er ſich nie ſonderlich befümmerte, gar wenig; hingegen legete ſie ihm ein Unfehen
bey, das ihm voritzt noͤthiger als jemals fiel, abſonderuͤch weil zwiſchen den beyderfeitigen
Factoren der alten ft, und der Herren von Caen, alle Tage Zwiftigfeiten von bes
forglicher übeln Folge vorfielen. Ungeachtet aller feiner auf die Bevölkerung. Quebec ges
wendeten 3, waren doch im Fahre 1622, .Meiber.. und Kinder mitgerechnet
nicht mehr als fünfzig Perfonen da, Die Handlung wollte eben ſo wenig fort, Hinge⸗
gen gieng der Pelzhandel zu Taduſſae noch immer im Schwange; ja man hatte an den
drey Slüffen, fünf und zwanzig Meilen oberhalb Auebec, noch einen. angeleget.
—* von Caen kam ſelbſt dahin, vertrug ſich Auch, ungeachtet er reformirt Wird befeſti⸗
war, mit jedermann auf das Beſte. Er hatte zwar die Aufſicht uͤber feine Geſchaͤffte dem get.
Herrn Pontgrave aufgetragenẽ allein, die ſchlechte Geſundheit Diefes Mannes nothigte ihm,
im Jahre 1623 zu großem Rachten des ftangdfifchen America, toelhes ihm niche wenig zu
danken bat, nach Frantreich Fu gehen. Sn eben dieſem Jahre erfuhr Herr Champlain,
die Huronen en von uns abzuft » und dagegen ein Buͤndniß mic den ‚Sroquefen zu
fhließen. Er fchickte alfo den Parer Pſeph Caron an fie ab, und feine kuͤrzlich aus
Zrankreich angelangten Gehütfen, P.Nicolas Diel,und Gabriel Saghart begleiten
Im folgenden Jahre ließ per Dlshaber zu Quebee die daſige Schanze von Stein et
erbauen, Es ſchien, als ob er des Herumftreifens müde fen, und bloß auf die an
feiner Pflanzftade gedenken wolle, ‚Aber kaum war die Schanze fertig, fo gieng ee mit
feinem ganzen Haufe nach Frankreich. Bey feiner Ankunft verfaufte der Marſchall Mont:
* feine Unterkoͤnigsſtelle an feinen Veiter, Heinrich von Levi ‚ Herzog von
Ventadour.
Nur
n2 EGeſchichte und Beſchreibung
1638. Nur befagter Herr hatte ven Hof verlaffen, ja fo gar dem geiftfichen Stand ergeif?
—— fen, Er nahm die Beforgung der neufrangöfifchen Angelegenheiten nur deswegen uͤ
ee fich, damit er die Bebehrung der Heiden befordern könnte, und warf zu diefem Ende De
dour wırd Uns Augen auf die Jeſuiten, als welche fuͤr ſeine Seligkeit ſorgeten. Seine Majeftät wi
terkoͤnig. deſto lieber darein, weil die P. P. Barfuͤßer ſelbſt, dem Herzoge von Ventadour ven ete
ſten Vorſchlag dazu gerhan hatten. Da nun fein Menſch etwas Dagegen einzuwenden hatte?
fo machte fich der P. Carl Lallemant, welcher mit dem Heren de la Sauſſaye zu Pet
goet geweſen war, imgleichen der von ung bereits erwaͤhnete P. Enemond Yiaffe und det
P. Dohann Breboeuf, nebſt zween Brütern im 1625 Jahre zur Reife nach Canada fertige
Estommen ° Wilhelm von Caen fuͤhrete ſie nebſt dem Barfüßer, Joſeph Daillon , welcher au
füns Jeſuiten dem berühmten Haufe de Lude herſtammete, nach Quebec· Nun hatte er zwar dem
nach Canada. Herrn von Ventadour verfprochen, er wolle die Jeſuiten mit allem verforgen." Nicht?
deſtoweniger fagete er ihnen gleich beym Ausfteigen aus dem Schiffe, wenn die P. Bat?
füßer fie nicht beherbergen wollten, fo könnten fie immer wieder nach Haufe gehen. Ja ſie
merfeten bald, „daß man bie. Einwohner zu Quebec gegen fie zu verhetzen ſuchete, und ihnen
zu. dieſem Ende die argſten Schmaͤhſchriften der franzöfifehen Neformirten gegen die GA
ſellſchaft, in Die Hände lieferte · Doch ihre Gegenwart loͤſchete alle üble Meynungen aue
Die Schmaͤhſchriften wurden oͤffentlich verbrannt, und die neuen Miſſionarien hatten
nicht Urſache, den Barfuͤßern in ihrem Haufe, welches damals eine kleine Vierthelmeil⸗
* von der Stadt am Carlsfluſſe lag 4), lange beſchwerlich zu fallen. — D
Lrauriger Die PP. Daillon und Breboeuf fuhren wenige Tage nach ihrer Ankunft an die d
Tod eines Ne gluͤſſe und fanden daſelbſt einige Huronen/ die ſich erbothen ‚fie. in ihr Land zu fuhren
collecten. Indem min dieſes der einzigen Abſicht ihrer Reife gemaͤß war: fo machten fie ſich bereit®
reiſefertig / als unvermuthet eine Nachricht einlief, die fie den Rückweg zu ergreifen nöchig?
fe, Der P. Nicolaus Biel befam, nach einem zweyjaͤhrigen Aufenthalte unter den
ronen, Luft, nach Quebec zu gehen, und daſelbſt einige Zeit in der Einſamkeit Hinzubrina
fuhr auch mit einigen Wilden ab, welche eben diefe Neife vorhatten „ und ihm einen Pl
in ihrem Kahne anbothen. Allein, fie nahmen ven gewöhnlichen Weg nicht, ſondern li
fen in den ſogenannten Wieſenfluß/ das iſt, in die Durchfahrt zwiſchen der Montr.
und Jeſusinſel. Mitten in der Durchfahrt iſt ein Waſſerſall, darüber die Wilden, an
207 Auszufteigen, mit ihrem Fahrzeuge herabſetzen wollten. Allein, es mag num mie Vorfe
oder aus Unvorſichtigkeit gefchehen ſeyn ſo ſchlug der Machen doch um; und der P. Bil
kam nebſt einen junger Reubekehrten ums teben.; "Seit dieſer Begebenheit Heißt man ;
fen Warferfall ven Barfuͤßerſprung. Indem nun: alle Hurönen gluͤcklich davon kamen
und, wie man ſaget, einige von ihnen dem Miſſionario nicht guͤnſtig geweſen waren:
Harte man ſtarken Verdacht, es ſey mit dieſem Schiffbruche nicht richtig. zugegangen, ab⸗
ſonderlich weil die Wilden ſich das Beſte von des Paters Geraͤthſchaft zueigneten. 2
diefer Ungewißheit vierh jedermann den Jeſuiten, ihre Reife für diefes mal einzuſtellen.
Die Jeſuiten ¶AIn folgendem Jahre kamen drey Jeſuiten Namens Philibert Noyrot, A
finden 2 de Noue und ein Bruder, nach Queber. Sie hatten ein’fleines Fabrzeug gemierher, und
Ze ierley Handwerksleute darauf eingeſchifft· Dieſe Verftärfung brachte Ducher DM
Namen einer Stadt zumege, indem fie bisher nur für einen bloßen Wohnplatz ansgegeb!
wurde, in der That auch nichts anders war. Die Erfahrung des P. Enemond DM, —
"Ay Vorige ſteht das große Hoſpital auf derfelbigen Stelle.
von Neu⸗ grankreich IV Buch,
feine Geſchickſi
chkeit zu neuen Einrichtungen, davon er nach des Cham
Berichte ſchon zu Koͤnigshafen wichtige Proben abgeleget hatte, trug viel dazu bey. Doch,
ſowohl er, als feine Gefährten , fanden am Lorenzfluſſe gar bald eben die
13
1626.
plains und Efcarbors EB
Wiverfeglichkeie,
als ehemals in Acadia, und eben die Umftände, welche den Verluſt nurbefagter Landſchaft
verurſachet hatten. Als der Herr von Bent
adour von einfgen Fatholifchen Einwohnern zu
uebee Nachricht erhielt, wie fchlecht Wilhelm von Caen den Parribus begegnete: fo ließ
er ein Schreiben an ihm abgehen, das ihm gemaltig wehe that, und auf den Argwohn
brachte, es rühre der empfangene Verweis von eben denjenigen ber, die über ihn Elageten,
damit ließ er es ihnen ‚wieder empfinden.
Auf der andern Seite lebete ınan wegen der Wilden in beftändiger Sorge, Sie _ Schlechter
hatten abermals einige Fran zjoſen ermordet, Weil man nun zu ſchwach war, ſich dafuͤr —
zu raͤchen: fo wurden fie defto ve ‚ nd war in einer Fleinen Entfernung von den Re
MWohnplägen kein
1627.
Menfch feines Leben⸗ mehr ficher. Alfo war der Zuftand zu Quebec Ber;
befchaffen, als Herr Champlain im Jahre 1627 wieder dahin Fam. Man batte in feiner
Abrwefenheit den Häuferbau wicht weiter foregefeger, ja es waren auch die urbar gemach ·
ten Felder meiſtentheils unbeeifert
geblieben. Die Handlungsgenoſſen der Herren von
Caen dachten nur an ihren Pelztaufch, und die Gemücher geriethen wegen der Religion
in beftändig größere Erbitterung gegeneinander, Eine eifeige Borftellung aller diefer Um-
ftände brachte den Cardinal Richelien zu dem Entſchluſſe, die neufranzöfifche Handlung in
andere Hände zu geben, und zu diefem Ende eine Gefeltfchaft von hundert Perfonen zu er⸗
richten, dazu man ihm einen Entwurf vorgeleger
getraue mir zu behaupten, Geſellſchaft
eutiges Tages die allermächtigfte Eolonie in America ſeyn, mofern der hundert
die Ausführung mit der Grünpdfi Übereingeftimmer, oder die Geſell. Mitglieder.
gün [ - inifters gegen fie a zu
‚ Welche vem Cardin ue⸗
wont Houel, Lattagnant Dablon, du Cheſne und Caſtillon ie ei due
folgenden Ynhalteg: 1. Die Geſellſchaft wolle gleich i
dem Handwerke wo bis drey
Einwohner noch vor
Jahre lang mie Koft, Wo durft, fodann aber mit Saatkorne,
und fo vielem Baufelpe, ale zu ihrer Unterhaltung nöthig falle, verſorgen. 2. Alle Ein-
wohner foltten gebohrne Sranzofen, katholiſcher Religion ſeyn
ben, daß Fein Ausländer noch Reformi
‚ und wolle man darauf fe-
> formirter fich einfchleichen koͤnne.
Wohnplaße follten wenigſtens drey
3. In jedwedem
ugſt. Prieſter ſeyn, welche die Geſellſchaft ſowohi Fir ihre
Perſon, als in Abſicht auf ihr Amt, funfzehn Sabre lang in allem und jedem feenhalteh
on wornach fie don den urhar gemachten Feldern, die man ihnen anmeifen werde, leben
Anten.
Um die Gefelfhaft für dieſen gergateigen Aufwand ſchadlos zu Halten , überließ; der
König ver Geſellſchaft auf ewig die Schanze und den Wohnplatz Duebee, die ganze Land⸗
ſchaft Neufrankreich, nebft Florida, dahin die Vorfahren Seiner Majeftär Einwohner ge-
fhicke Hatten; den ganzen Strom des Koßen Fluſſes, nebſt den Fleinen, die fich in ihn er-
gießen, oder innerhalb des befagten Sandftriches in die See fallen; ferner alle Inſeln,
Häfen, Rheden, Bergwerke, doch nach M
aaßgebung der Keichsgefege imgleichen ven Fifch-
Allgem. Aeifebefchr. XIV Band, Bun fang
1627.‘
ſagter Perfonen für gutanfieht, auch unterfolchem Bedinge, Vorbehalte und Seiftung, als ist
‚wolle, Erlaubniß, Paß, oder Freybrief fr die obbenannte Dre ertheilen koͤnne. 4. Gleich⸗
24 Gecſchichte und Beſchreibung =
fang u. f m, indem Seine Majeftät fich nichts vorbehalten, als-die Landesherrlichkeit, nebſt
einer goldenen Krone acht Mark ſchwer, ſo oft ein anderer Koͤnig zur Regierung geianget /
imgleichen die Einſetzung dev Raͤthe von der oberſten Gerichts= und Appellationskamm
welche jedoch, wenn dergleichen Gerichte im Sande anzulegen noͤthig ſeyn wird, ‚von der GR
fellfehaft ernenner, und Seiner Majeftät vorgeftellet werden ſollen. Auch Hat die Geſel⸗
ſchaft Mache und Gewalt, grobes Geſchuͤtz zu gießen, Feſtungen und Städte anzulegen
alle Gattungen von Gewehr und Waffen zu fehmieden, und überhaupt alles, was zur SW
cherheit des Sandes und zu Aufrechthaltung des Handels dienlich fern mag, vorzunehmen
2, Verwilliget Seine Majeftät ihr das Recht, fo viele Laͤndereyen, alses ihr dienlich ſcheinen
möchte, an andere Perfonen wegzugeben, auch ſolche Titel, Würden, Rechte und Gerechtigkeiten
damit zu verknüpfen, als fie in Anfehung der Geburt, des Standes und der Verdienſte be⸗
beliebet. Doch ſolle man auf den Fall, da Herzogthuͤmer, Marquiſate, Graf- oder Herrſchaf⸗
ten errichtet würden, koͤnigliche Beſtaͤtigungsbriefe nehmen, und ſich dießfalls an den Car⸗
dinal von Richelieu, Grandmaitre, Chef und Surintendanten der franzoͤſiſchen Handlung und
Schiffahrt, wenden. 3. Damit die Mitglieder der Geſellſchaft alles, was ihnen bewilligel
worden, ruhig und ungehindert genießen mögen, fowiederrief Seine Mojeftät alle Gna⸗
den: und Freyheitsbriefe, die Sie in Abficht auf befagte Landfchaften, Seehäfen oder Stil
cke derſelbigen, jemanden ertbeifet Haben möchten, verwilligte der Gefellfchaft auf ewig DIE
Handlung mit seder, Fellen und Pelzwerke, imgleichen, doch nur auf funfzehn Jahre, naͤm⸗
lich vom ı Jänner 1628 bis den legten Chriſtmonat 1643 jedwede Handlung, welche in der
Bezirke des.befagten Landes zu Waller und Lande, auf einige Weife getrieben, auch fo w
als diefelbige ausgebreicer werden könnten Hoch mit Ausnahme des Wallfifh- und Stock⸗
filchfanges, als welcher allen kinteythanen Seiner Majeftär frey bleiben folle, Seine Ma⸗
jeftät wiederriefen alle diefem zuwiderlaufende Begünfkigungen, abfonderlich, die dem W
helm von Eaen zugeftandenen Artikel, unterfageten auch für die itztbenannte Zeit alle vorhin
gefrenete Handlung, fo wohl dem nurbeſagten Wilbelın Caen und deffen Mitgenoffen, al
auch jedermann, bey Strafe, Schiff und Gut, welches der- Gefellfchaft heimfallen fo
zu verlieren, auch ohne daß der Herr Caedinal von Nichelieu. an jemanden, er fey wer er
wohl wollte der König, es follte denen ranzofen, die an beſagten Orten anfäßig wären, und
von der Gefeilfchaft weder Koſt noch. Sohn befümen, frenftehen , ungehindert Verkehr mi
den Wilden zu treiben, doch mit dem Bedinge, bie eingetauſchten Biberbälge, bey Strafe
derfelbigen verfuftig zu feyn, an fonft niemanden als die Factore der Gefellfchaft zu ver⸗
Faufen, und zwar das Stuͤck, wenn es gut und unverdorben ift, für vierzig Sols tournol®-
5. Verſprach der König der Gefellfchaft zwey Kriegesſchiffe, jedroedes von zweh bis drey⸗
Bundert Tonnen, doch. ohne Vorrath, zu ſchenken. Glengen diefe Schiffe durch. ivgend ei⸗
nen Zufall zu Grunde: fo müßte die Gefellfehafe andere an isre Stelle fhaffen, nur- auf
‚genommen den einzigen Sal, wenn fie in einem offenbaren Kriege, von den Feinden Sein
Majeſtaͤt weggenommen würden. 6. Goflte die Geſellſchaft in-den erften zehn Jahren
nicht bis funfzehnhundert Franzoſen von einem und dem audern Geſchlechte ins Land —
gen, fo ſolle fie Seiner Majeſtaͤt die Summe, dafuͤr man ‚ven Aufwand beyder Kriege
fhiffe Fhägen würde, erfegen.. Würde fie die nur befagte Anzahl auch in den fünf folge |
den Jahren nicht dahin ſchaffen: fo follte fie, ausgenommen den Sal, wenn. die Sa
von Neu⸗Frankreich. IV Bug, 115
weggenommen worden wären, nicht nur befagte Erfegung thun, ſondern auch der Hand⸗
lung, die ihr die vorhergehende Artikel zuftehen, verluſtig feyn.
ſer 7. Der König erlau·
bete ihr » befagte Kriegesſchiffe mit ſolchen Haupdeuten, Soldaten oder
Matvofen, als
* gut duͤnket, zu befegen; nur follen die von ihr ernenneten Hauptleute, ihre Vollmach-
ten oder Beftallungsbriefevon Seiner Majeftär empfangen, gleichwie auch die Befehls⸗
haber der bereits erbaueten oder fünftig noch zu erbauenden Städte und Seftungen thun
ſollen. Was die übrigen Schiffe, welche die Geſellſchaft unterhalten will betrifft, fo
kann ſie, wie gewoͤhnlich, ſolche Perſonen, als ihr beliebet, Darüber ſetzen. Ueber dio—
ſes ſchenkete Seine Majeftär i
be die vier Seldfchlangen , weld;e man ehemals der mo:
lukiſchen Handelsgefellfchaft zugeftanden hatte,
Doch, Seine Majeftät liefen es bey dieſer gnädigen Verfügung nicht beenden;
fondern fie erfläreten zur Aufmuntetung ihrer Unterthanen, damit fie nad) Neufrank:
reich ziehen, und daſelbſt allerley Gewerke errichten möchten , 1. daß alle Handwerker
genoffen, weiche die Geſellſchaſt ins Sand bringe , wenn fie ihr Handwerk fechs Jahre
lang dafelbft trieben, fodann aber ‚nad Frankreich zurück giengen, und eine Beſcheini⸗
gung wegen ihrer en € aͤchten, Meifter ſeyn, und- die Freyheit haben
follten als in andern Städten offene Laden zu haben, und folfte zu
dieſem Ende, fo oft welche eingefchiffet würden, ein Verzeichniß ihrer Namen in der Ad:
miralitaͤtsregiſtratur beygeleget werden. 2. Weil alle aus beſagtem Lande kommende
Waaren, von was für einer Gattung fie ſeyn mögen , abſonderlich die durch Kunſt ver-
fertigen , von dem Sleiße der Franzofen herruͤhren: fo ſollen fie fünfzehn Sabre lang
von aller Auflage und Abgabe befreyet feyn , auch fo gar wenn. fie nach Frankreich
gebracht und daſelbſt verkauft werben. Gleichfalls ſollen alle Mund - und Krieges⸗
beduͤrfniſſe, auch andere zur Auschftung der Schiffe, die man nach Neufranfreich ab:
ſchicket, nöthige Sachen beſagte funfzehen Jahre lang der vorhin erwaͤhnten Freyheit
und Ausnahme ‚genießen, 3. Es
allen Perſonen, ſie ſeyen geiſtlichen Standes.
KSeiegesbeamte, ober andern , erfauber feyn, ohne a mie
ihrem Stande verfnüpften Borzuges in beſagte Gefellſchaft zu treten. Auch ſollten
die in der Geſellſchaft befindlichen, wofern es Ihnen beliebig, diejenigen, die fich ange:
ben, dazu annehmen koͤnnen. Sollten einige vorkommen » welche Feine Edelleute von
Geburt wären, ſo wolle Seine Majeftät zwoͤlfe in den Adelſtand erheben. Dieſe foll-
‚gen nicht nur won nun an, alle mit dem Adel verfnüpfte Vorrechte genießen, fondern die-
felbigen auch auf ihre bereits erzeugten Kinder, oder die ſie kuͤnftig in rechtmaͤßiger Ehe
erzeugen DUDEN, fortpflanzen. Seine Majeftäe wolle zu dieſem Ende der Sefeltfchaft
ʒwolf umterfchriebene, beſiegelte und bis auf die Namen völlig ausgefertigte Adelsbriefe zu:
ftelfen Laflen , und ſollte der Sordinal-Grandmaicee, befagte Briefe an die von der Ge-
ſellſchaft dargeftelleren Perfonen Austheilen. 4, Sowohl die Nachkoͤmmlinge ver Franzo⸗
fen, die ſich in beſagten Landſchaften Häuslich niederlaſſen, als auch die Wilden, welche
den chriftlichen Glauben annehmen, follen als gebohrne Franzoſen geachter ‚werden, und
ohne weitere Exflärungs= oder Naturalifationsbriefe zu bedürfen, die Macht Haben , als
ſolche, wenn es ihnen belieber, in Frankreich zu wohnen, Guͤter und Erbſchaften an ſich zu.
bringen, Teftamente zu machen, kungen und Bermächtniffe anzunehmen, nicht an-
ders als wahre Einwohner des Königreiches und gebohine Franzoſen zu thun Mache
aben,
- P 2 Endlich
1627.
*
⸗ V
116 Geſchichte und Belchreibung N
Endlich verfprach der Koͤnig, wofern irgend die Erfüllung der obigen Artikel, durch einige! ”
— einheimifhen oder ausländifchen Krieg verhindert werden follte, daß alsdann Seine Majeftöt |
Feindſeligkei⸗
ten der Eng⸗
laͤnder.
1628.
Quebee ſoll
ſich ihnen er⸗
geben.
der Geſellſchaft einen Aufſchub auf fo lange Zeit ertheilen wolle, als man in feinem Staat‘
rathe für gut erachten werde. Imgleichen wolle Sie,zu Bewerkftelligung des obenſtehen⸗
den, die nöthigen Befehle an die Behörde ergehen laffen, auch auf den Fall, da vie Guͤl⸗ |
tigkeit derfelbigen angefochten werden follte, Die Unterfuchung ſich felbft vorbehalten haben
Den Befchluß machete Ludwig der XII damit, daß bedürfenden Falles, auf Anfuchen DH
Geſellſchaft die obigen Artikel, erläutert, erweitert, oder auch mit neuen vermehret we?
den follten. Auch könne die Geſellſchaft ſolche Innungsartikel, und Verordnungen ab⸗
faffen, als ihr zum Beften der Gefellihaft erfprießlich vünferen. Würden befagte Art
kel und Ordnungen von Seiner Gnaden, dem Grandmaitre, welchen Seine Majeftaͤt hier⸗
zu abfonderlich bevollmächtige, gut geheißen, und an .gehörigem Orte regüjteiver: fo fol
ten fie alle folgende Zeiten nach ihrem ganzen Inhalte, fowohl von den Mitgliedern DEF
Geſellſchaft, als von den gegenwärtigen oder zukünftigen Einwohnern Neu⸗Frankreichs /
beobachtet werden.
Dieſe Artikel wurden den ıgten April des 1627 Jahres, ſowohl von dem Cardinalt
von Richelieu, als von denen, welche den Entwurf dazu überreichet hatten, unterfchriebet
Der König beftätigte fie durch ein Edict, das im Maymonate im Lager vor Rochelle aus⸗
gefertiget wurde, und den von mir bengebrachten kurzen Inhalt, auf das ausführlich!
erflärer. Hierauf legete der Herzog von Ventadour fein Amt als nterfönig in die Haͤu⸗
de des Königes nieder. Die Gefellfhaft nahm den Namen der Neufranzöfifchen an ‚und
wuchs in Furger Zeit auf fiebenhundere Mirglieder an, darunter der Cardinal von Rich!
lieu und der Surintendant der Finanzen, Marfchall von Defiat, die Häupter waren
Der Ritter von Razilli, der Herr von Champlain, der Abt de la Magdeleine, und“
viele andere Bornehme traten dazu; der Reſt beftund aus reichen und erfahrnen Kaufleu⸗
ten, und aus den angefehenften Bürgern von Paris, und einigen Handelsftädten. I
einem Worte, jedermann hoffete, da Neufrankreich eine fo mächtige Gefellfchaft zum RI
ckenhalter Habe, fo werde diefes Land Fünftig der Borforge des Minifters auf eine gam
befondere Weife genießen. s
Gleichwohl ereignete fich,gleich bey Errichtung der Gefelffchaft, eine fehr ſchlimme Vorbeden⸗
fung. Denn die Engländer nahmen gleich die allererſten Schiffe, die fie nach Ameried
fihicfete, weg. Zwar lebeten beyde Kronen im Frieden mit einander: allein die Engla
der nahmen die Belagerung der Stadt Rochelle zu einem Vorwande, Feindfeligkeiten 9”
‚gen Frankreich auszuüben. m folgenden Jahre kam David Kertk, ein gebohr
Feanzofe aus Dieppe gebürtig, der aber reformirt und nach England entflohen war, mt
einem Geſchwader bis nad) Taduffac, und argwohnete man, es habe ihn Wilhelm vor
Caen, um fih wegen feines verlohrnen Handlungsvorrechtes zu rächen, dazu angereiil® —
Bon bier ſchickete er eine Partey nach dem Vorgebirge Tourmente, welche die Haut
wegbrennete, und das Vieh wegtrieb; ſodann aber vor Quebec vüickete, und
Schanze aufforderte,
In felbiger war eben Here Champlain nebft Pontgrave zugegen, welcher letztere, ui 1
einige Angelegenheiten des Heren de Monts und feiner Miegenoflen zu betreiben, vor |
zer Zeit aus Frankreich angelanger war. Mach vorläufiger Berathſchlagung mir den v fM |
nehmſten Einwohnern, befchloß man, fich zu wehren; und Champlain extheilete dem. engl
|
1
ji
von Neu⸗Frankreich. IV Buch.
u7
ſchen Hauptmanne eine dermaßen trotzige Antwort, daß er feines Weges ging. Gleich eng:
wohl hatte Feine Perfon in * des Tages mehr, als fieben Unzen Brodt, zu verze ——t
ve, Und der ganze Pulvervorrach beſtund aus fünf Pfunden. Ohne Zweifel wußte Kertf
nichts yon dieſem elenden Zuftande; nebſtdem hoffete er, mit dem Geſchwader, das die Geſell⸗
ft ausgerüfter,, und dene Heren von Aoquemont, einem ihrer Mitglieder anvertrauet
atte, leichter fertig zu werden. Es füllte viele Haushaltungen nebft einer Menge tebens-
mittel und anderer Beduͤrfniſſe Nach Quebec führen: allein, Wilhelm von Caen hatte dem
Kertke von der Abfahrt Nachricht gegeben.
Unterdeffen rührere des Herrn yon Roquemonts Ungfüct vielmehr von feiner eigenen Die Englän:
Unbefonnenheit ber, als von der Verraͤtherey des befagten Kertke. "Er hatte bey feiner iR —
Ankunft auf der Rhede von Gaſpe, dem Heren Champlain durch eine Barke von ber Gefchwader
Berftärfung, Dieer ihm zufuͤhrete, Nachricht ertheifer, zugleich auch ein koͤnigliches Schrei- weg.
ben uͤberſchicket, darinnen derſelbige zum Statthalter über ganz Neu-Sranfreich erhoben ,
und ein Verjeichniß aller den Herren von Eaen zuftändigen Güter zu berfertigen, befehli-
get wurde. Wenige Tage hernach, erfuhr en. Kent fen in der Nähe, Co.
eich Üchete es bie Anker und füchere —— auf, ohne zu erwagen, daß feine Schiffe mit
aren voffgepfropfet, folglich zum lagen ſchlecht gefehickt
rem Verluſte auch alle Hoffnung der aufkeimenden Pflanʒſtadt verloren gehe. Er fand
die Engländer ohne muͤhſames Suchen, und ſchlug ſich tapfer mit ihnen herum. Allein,
weil feine Schiffe nicht nur ſchwaͤcher „ſondern auch zum Menden nicht ſo geſchickt, als
des Kertks feine waren: ſo wurden fie bald maftlos gefchoffen, und zum Ergeben gend:
thiget, ——
erurſachete die Barke eine Freude von ziemlich kur zer Dauer zu Que-
bec, und half, wie Herr €
wären, und dag mit ih-
hamplain in feiner Nachricht ſchreibt weiter zu nichts, als
daß feine Erbſen deſto geſchwinder aufgezehret wurden. *
Die Erndte
die fiel ſehr mäßig aus: doch ver ie neb
en, — von Den en Gef kahl *
plaͤtzen ein Paar Monate lang nothduͤrftige Sebensmittel, Aber als Diefes alles verzeh- plaine.
eet wars. fo wurde der Hunger heftiger, als vorhin, Roch eine einzigen Troſt hatteman, __'29-
Es war der Jefüiten Superior Ppililpert Noyrot, nebft dem Pater Karl Lallemant, um
Huͤlfe auf zutreiben nach Frankreich abgereifer: fie hatten auch vermittelft der Freygebig-
feit ihrer guten Freunde ein Fahrzeug gemiethet, und mit Sebensmitteln beftachtet, &ie
ſchiffeten ſich auch ſelbſt, mit dem Pater Alerander von Dieuppont, und einem Bru-
der, Namens Edi age darauf cin, Es fam aber dieſes Fahrzeug, nicht nach
QAuebec. Ein heftiger Suͤd⸗ warf es an die acadifche Küfte, wo es fheiterte, und
Noyrot nebit dem Bruder Male pa geben verlor. Hierauf begab ſich der Pater Vieux⸗
pone nad) Cap Breton zum Pater Vimond. Der Pater Lallemant beſtieg ein biſcayi⸗
ſches Schiff, und wollte die Nachricht don dieſem Ungluͤcke nach Frankreich bringen, litt
bey St. Sebaſtian abermals Schiffbruch und kam abermals glücklich davon. .
Gleichwohl hatte der alter eine ve Urfache zur Bekuͤmmerniß, als
das ee feiner Franzofen, - Are reiner Ankunft zeigeten die Wilden ein
ehr gehäßiges: Gemuͤth gegen ft; umdes it auch nicht zu leugnen,
gegeben Hatte. Die Einwohner von Quebee waren nicht alle eines Schlages; die Hugo—
Motten, welche der Herr von Caen —— hatte, erzeigeten der rechtmaͤßigen —*
3 eit
dem Aalfange, und ei⸗ Nothſtand des
Stadt, als den Wohn Heren Cham
1629.
Quebee wird
von neuem
aufgefordert, Schiffe hinter der Leviſpitze; ſo hielt ex fie fo gleich für des Kertks Geſchwader, und mid
Bedingungen) . h
der Uedergabe 1) Sollten die Herren Kercks vor allen Dingen ihre Beftallungsbeiefe vom Könige MI
um laufen und Wurzeln ſuchen. Decrgeſtalt hofferen die hundert Perfonen, daraus
na 7 2
n8 Geſchichte und Befrhreißung
keit Eeinen forderlichen Gehorfam, und der Herr Champlain konnte mit aller feiner Stand
haftigkeit, doch nicht alle Unordnungen diefer der Regierung gehäßigen Leute verhuͤten ·
Boey dieſem ſchlechten Zuſtande, erachtete der Statthalter auf ven Fall, wenn MT
nicht zu rechter Zeit Huͤlfe erhalten ſollte, für das Beſte, die Jroquefen zu befriegen, HT
auf ihre Koften zu leben, Nun fehlete es zwar an einer rechtmäßigen Urfache hierzu MA
denn fie hatten erſt Fürzlich wieder Seindfeligfeiten ausgeübet: allein ‚es fehlete an Pulver
und fonnte man, als der Aufbruch gefcbehen follte, nicht.das geringfte auftreiben, '
mußte alfo zu Duebec bleiben, und Hunger leiden, ober wie wilde. Thiere im Walde,
j
Ne
ganze Zahl der Einwohner beftund , auf Feine erwuͤnſchtere Zeitungen, als entweder est a
ven Schiffe aus Frankreich angelanget, ‚oder es wären die Engländer wieder da, und wo
ten fie alle mit einander gefangen nehmen, ' ®
Das letztere gefchah zu Ende des Heumonates, das ift ein Viercheljahr, nachden
alle Lebensmittel aufgezehree waren. Als Herr Champlain hoͤrete, man erblicke engliſch
ſowohl für Feinde, als für feine Befreyer und Erlöfer aus der Gefahr, mit allen feine!
Amts befoblenen Hungers zu ſterben. Mach Verlaufe weniger Stunden erſchien eine SW
fuppe mit einer weißen Flagge, und hielt mitten in der Rhede fille, um gleichfam CAT
laubnig zum Nähern zu verfangen, Diefe ertheilete man durch Aufſteckung einer glei"
Flagge unverzüglich) , wornach der engländifche Officier ans Sand flieg, und dem Sta
Halter ein fehr höfliches Aufforderungsfchreiben von des Admiral David Kertks beyden
Brüdern, Ludwig und Thomas, überreichete, Einer davon war Befehlshaber des gell
zen Geſchwaders, Davon der größte Theil zu Taduffac lag; der andere fllte Fünftig de
Oberhaupt von Quebec ſeyn. * * J
Sie meldeten, es wäre ihnen der elende Zuſtand des Ortes zwar nicht unbekannt
es folfe ihm aber, wenn er die Schanze übergeben wolle, frey ftehen, die Bedingung
ſelbſt aufzuſetzen. Die Urfache, warum die Engländer den Zuftand von Quebec (0%
nau wußten, war Diefe, weil ihnen der Herr Boule, des Champlains Schwager UT
Stattverweſer, als er nach Sranfreich reifen und um fchleunigen Benftand anhalten we”
te, in die Hände gefallen war, und weil fie den Matrofen die Urfache feiner Reife mit g
ter Art abgeforfcher hatten, Ri
Der Statthalter nahm das Erbiethen an, und verlangete folgende Bedingung!
England und die Vollmacht von ihrem Bruder David aufzeigen. 2) Sie foltten ihm &5
Schiff geben, darauf er mit allen Franzofen, Feinen einzigen, auch ziwey ihm zugehärld,
wilde Mägdchen nicht ausgenommen, nad) Frankreich fahren könnte, 3) Die Krieges
ſollten mit ihrem Gewehre und ihrer Habſeligkeit, ſo viel fie mitzunehmen vermöchten, ME
ziehen. 4) Das Schiff follte mic allem Tau- und Segelwerke, auch mit $ebensmittl!
verforget ſeyn. Den Werth wollte man mit Pelzwerke bezahlen, und den Eigenthuͤmen
folle erlaubet ſeyn, das uͤbrige mit ſich zu nehmen, 5) Niemand fellte gekraͤnket noch ein⸗
Gewalt ausgeübet werden. 6) Das Schiff folltedrey Tage nach der Franzofen Anku
zu Taduffac übergeben, und die Franzoſen zu ihrer Reiſe dahin mit Barken verforget werd.
Das Hauptwerk fand wenig Schwierigkeiten. Ludwig Kertk gab zur Antwort, Ing
Bruder Thomas babe die Beftallung und Vollmacht bey fih zu Taduffac, und we
f
von Neu⸗Frankreich· IV Burg.
dem Statthalter bey ei
ug
ner Anfunfezeigen. Das Schiffwolleman gern hergeben, Waͤre es für 19,
fie alle nicht groß genug: a —* die uͤbrigen auf das Geſchwader nehmen, wohl halten und ——
nach iprer Ankunft in England, unverzüglich nach Sranfreich abfhicten. Dev Punet,diewilden >
Agdchen betreffend, wurde endlich ebenfalls verwilliget, DieDfficier koͤnnten mie@erweheu nd
Geraͤthe, ja, überhaupt mit allem, was fiehätten, ausziehen ;die Soldaten mit Gewehre, Klei⸗
ng und einem Biebermantel; die Mönche mie ihren Büchern, das übrige foll dableiben.
damplain war froh, daß man ihm nur Diefes verwilligte, und verlangete gar nicht, auf das
Übrige zu dringen. e
. Den —* Tag, den zoften des Brachmonates, legete Kertke mit feinen drey Schif- Gute Auffüb-
fen auf der Rhede vor Anker, Das; größte führete Hundert Tonnen und zehn Stücke, — der Eng⸗
| "fünfzig Tonnen und fechs Stücken, Er ftellete auf des ANder-.
Statthalters Bitte eine Schildwache.vor.die Eapelle , ließ auch den Klöftern Fein Seid wie-
) von der Schanze und dem Vorrathshauſe Befig. Die
Schlüffel des letztern übergab er ei
einem von Amiens gebürtigen. Franzofen, Mamens le
Baillif, weicher nebft dreyen andern, nämlich
Sebaſtian Brule aus Champigni, Ni⸗
solaus Marſoiet aas Rouen, und Peter ARaye aus- Paris, bey dem Feinde dienete,
Der legte war der. Boͤſewicht, den man finden kann ‚ und überhaupt verlangete
niemand ‚uns Berdruß zu machen, als dieſe drey Verraͤther. Herr Champlain durftein
einem Haufe bleiben, fich Meſſe lefen laffen, und befam ein Verzeichniß von allem,
was fich in der Schanze befand, mit des Rertke eigener Unterſchrift.
Kertke that allen welche urbar gemachte: Felder befaßen, fehr vortheilhafte Borfchlä- Die meiften
ge, wenn fie im Sande blieben; ja, er verſprach, fie nach Frankreich zu ſchaffen ‚ wenn eg Einwohner
ihnen nach, Derlaufe eines Jahres nicht mehr da gefiel, - Weil nun ‚fin Verfahren ihm * =
viele Hochachtüng erworben hatte, und über diefes ‚die meiften ihr Brode- zu Haufe hätten” .
erbettein müffen : fo blieben fie beynape alle mic einander da, Nur ftellete ihnen Cham: ,
plain vor, en onen She und Tagen Canada nicht wieder eroberte, ſo thä-
ten fie ungecht, Länger ungebeichter ‚zu bleiben ; fondern fie müßten das ‚Heil ihrer Seelen
‚lieber Haben, als alle Schäge der Welt. j
| As alles richtig, und Thomas Kevef zu feinem Bruder gekommen war; ſo reiſete Emery de
Champlain mit ihnen nach Taduſſae, woſelbſt der Admiral Dayid ſeit einigen Tagen ſich Laen wirt
befand. ‚patten auf diefer Reife die Sieger und die Defiegte ihren Zuftand mit — er
einander vertvechfefe, Thomas Kertk lief mit ſeinem Schiffe, das den Herrn Champlain fangen, 3
am Borde hatte, voraus , und begegnete dem Nicolaus Caen der mac) Quebec wollte, und.
von allem vorgegangenen.n tdas geringfte wußte. „Sie geriethen fo gleich an einander,
und der Engländer wäre faft veggenommen worden. Allein , als Caen „um die Eng:
länder zur Uebergabe Hemden, auerief. Quartier! fo verſtund Kerike unrecht, und
rief dagegen, gut Quartierdomit ſank den Franzoſen der Muh. Zwar Caen wollte
noch eines wagen: allein, Herr Champlain ließ fich ſehen, und rieth ihm , lieber auf gute
Ergebungspuncte zu gedenken, Indem die Patachen mit vollen Segeln herbey ruͤcketen.
Hätten alle Franzofen, ihre Schuldigkeit gerhan:.fo hätten fie das engliſche S
unftrei erobert. Sie wären ſodann mir, dem Patachen Teiche fertig geworden ; und $ud-
Pig, Kertke haͤue ſih in Quebee eben Fo wenig (ange halten können, Dem Thomas war
wirklich ſo angft, daß er dem Champlain den Tod drohete, wenn er nicht machen würde,
daß das Gefecht auf horete. Allein, Champloin that es dennoch nicht, big die Patachen in
ie Naͤhe kamen. Emery von Caen that als ein braver Mann; allein, feine Seute ſtun⸗
den
120 Geſchichte und Beſchreibung
1629.
— —
Ein franzoͤſi⸗
ſcher Refor⸗
mirter giebt
den Englaͤn⸗
dern zu dieſem
Unternehmen
Anlaß.
Sein klaͤgli⸗
ches Ende.
‚gar genug Mund: und Kriegesvorrath, aber wenig Seute am Borde hatten. Waͤre Eme⸗
weniger entſtund ein großer Widerwillen zwiſchen ihm und ihnen, es ſey nun, daß er t
ben ihm nicht recht bey, vermuthlich, weil fie feines Glaubens waren , indem die Kefot?
mirten damals nicht gern gegen die Engländer fochten. 5
Man erfuhr nachgehends, daß ein eifriger Calvinift, Jacob Michel genannt
den englifchen Aomiral durch allerley gegebene Machrichten zu diefer Unterne
bewogen hatte: Der Berräther war mit dem Titel als Contreadmiral wirklich auf DE
Flotte. Daher kann es wohl ſeyn, daß einige den Caen nur deswegen im Berdachte eine
heimlichen Verſtaͤndniſſes mit dem Feinde hatten, weil ſie glaubeten, Michel habe alles
auf ſeinen Befehl gethan. Uebrigens war das Geſchwader bey weitem nicht ſo ſtark,
man es ausſchrie: es beſtund nur aus fuͤnf Schiffen von drey bis vierhundert Tonnen, bie,
ry nut um acht Tage zeitiger angelanget : "fo hätte er Quebec mit: Sebensmitteln. verforge
und Champlain hätte mit Gewalt nicht fönnen bezwungen werden. David. Keret hakft
noch ein anderes Gluͤck. Weil naͤmlich wenige Tage nach feiner Abreife aus England DE
Frieden zwifchen beyden Kronen erneuert wurde: fo bekam der Kitter Razilli, welchet
Neu⸗Frankreich zu Hülfefommen wollte, Gegenbefehl, und mußte dafür nach Maroeco
eben. Ohne Zweifel gedachte der franzöfifche Hof, man werde englifcher Seits dem
Kertke alles weitere Unternehmen ebenfalls verbiethen: allein, er war einmal unter S®
gel, und diefes wußte man zu Paris nicht. 4
Ehe der Admiral nach England unter Segel gieng : fo befah er vorher Quebec und
tobete nad) feiner Wiederankunft zu Quebec ihre Sage ungemein. Er fagete zu Champlain
wenn fie feiner Nation verbfeibe, fo ſolle fie bald in einem ganz andern Stande ſeyn, und
es würden die Engländer manches, das die Franzoſen nicht achteten, oder niche einmdl
verftünden, fich zu Nuge machen. Uebrigens war der Admiral bey weitem nicht fo groß⸗
müthig, als fein Bruder; ja auch diefer blieb nicht, wie er geweſen war, Champlain muß
te von allen beyden vieles vertragen, und die Syefuiten noch mehr. J
Der Boͤſewicht Michel hatte ihnen weis gemacht, die ehrwuͤrdigen Patres haͤttch
nicht wenige Reichthuͤmer zuſammen geſcharret. Als man nun nichts. finden konnte: F
wurden fie verdrüßlich über ihn. Die drey Brüder hatten bloß ihm den glückliche!
Fortgang der igigen und vorjährigen Unternehmung zu danken; denn fie waren eigentli
ehrliche Handelsleute, die bey ihrer Handlung etwas anſehnliches gewonnen hatten yo
Kriege aber das wenigfte verſtunden. Michel hingegen war ein Seemann und b ave
Soldat : bey dem Gefechte mir dem Herr Roquemont verhinderte er dieſen am Entern: del
da wäre David Kertk, feiner Ueberlegenheit an Stücken ungeachtet, verloren gervefen. \
dienete feinen beyden Brüdern zum Wegmweifer und Steuermannez denn fie ihres re
Fannten den Sorenzfluß nicht, und hätten ſich ohne ihn nie ſo weit gewaget. Nichts vd
der Belohnung feiner Dienfte nicht zufrieden war, oder, das die Enalä j Y
ſchlechte Beute verdrüßlich wurden, Genug, er befehtoerete fi —* * ee bar
fie, abſonderlich uͤber den Admiral. Noch weit heftiger fehrie er.über die Yefiren 1
Malver: ja, er bekam vor übermäßiger Aergerniß erfichemal einen Anfall yon Mafere
Champlain ergriff die Gelegenheit feines Unwillens über die Engländer, und fie
ihn durch alle erfinnliche Borftellungen zur katholiſchen Religion zu bervegen, Atein, er!
lich war der Mann Außerft verſtockt; zweytens verfiel er iin gänzliche Raferey, und ‚on |
TE
—2
in einen matten Schlaf, der fünf und dreyßig Stunden dauerte, und bey deſſen Endig
{
E
denn wir ſeit funfzig Jahren fuͤr Schaͤtze
Vortheile zu
von Neu⸗Frankreich. IV Buch,
121
ftarb er, Man erzeigete der Leiche alle kriegeriſche Ehrenbezeugungen‘, und begrub fie mit 1629
alten bey der proteftantifchen Kirche üblichen Ceremonien. Aber als das Sei
geendiger
- eichenbegängnig ——
war: fo dachte man nur ans Trinken ‚ und die Engländer Macheten fich unge:
mein luſtig.
Die, noch übrige Zeit des’ Sommers verwendete der Admiral auf das Kalfatern ſei⸗ 1630.37.
ner Schiffe, die es hoͤchſtnothwendig bedurften. Im Herbſtmonate gieng er unter So ——s
gel, undden zoften des Weinmonares warf erzu Plymouth Anker, Hier erfuhrer, beyde Kro- NE
nen hätten fich verglichen, Er hatte es zum voraus gemuthmaßet; ja wie man vorgeben will, des —2 —
wußte er es ſchon vor der Eroberung Dueber, dachteaber, es ließe ſich nach Beſchaffenheit der ſchen Mdmira-
Umftände die Unwiſſenheit vorfhüsen, Seine Schiffsruͤſtung hatte ihm viel gekoſtet ‚und ies.
er hoffete, in Neu-Frankreich nyeig mehr, als dieſer Auflband betrüge ‚zu finden. Allein, zum
größten Erſtaunen fand er nichts, als etwa hundert halbverhungerte Perſonen, denen man
vor allen Dingen Brodt austheile
n mußte, ein Magazin mit einem ziemlich fehlechten Bor-
rathe von Bieberbälgen, elende Ha a
uſer, und noch ſchlechteres Hausgeraͤthe. Demnach trug
er von feiner Unternehmung feinen andern Vortheil bavon, als daß er zum Bettler wurde,
ohne SaB 68 feinem Sandesheren das geringfte Half.
‚förie man am frangöfifchen Hofe gewaltig über diefen Ueberfall. der Eng⸗ Einige wollen
länder nach bereits gefhloffenem Vergleiche, Allein, die Sprache der Ehre beyfeite gefeger, Duebee nicht
fo weifelten viele daran, ob.man mit Quebee in der That ewas verloren habe, und ob Wieder Haben,
es der Muͤhe werth ſey, die Wiedergabe zu verlangen. Sie ſagten, die Witterung ſey
zu ſtrenge, der Aufwand größer , als der Ertrag, und die Bevölkerung eines ſo weitläuf-
tigen Sandes werde das Königreich gewaltig ſchwaͤchen; zum Beyſpiele bezogen fie fih auf
36 Gleichwohl haͤtten nur beſagte Reiche fuͤr die Verminderung
ihrer Einwohner auf andere Weiſe frageten fie weiter, wag haben
and uns feine
a. —— — | rang oder Die Franzofen baben fein Geſchi
ein weitläuftiger Reich ‚ als die alten roͤmiſchen Kaiſer, und fonnte Frankreich dennoch
nichts abnehmen ; ja, alles Goldes und Silhers in feinem Peru
und Mepico geachtet, feine beften Unternehmungen aus bloßem Geldmangel. Wir wol⸗
fen alſo lieber die Sure in Frankreich behalten, und die bequeme Sage unferes Baterlandes
a anwenden, ſo werden alle Schäge der Welt von ſelbſt in unfere
Dagegen antworteten
—* andere; die Witterung werde in Neu · Frankreich immer ge: Antwort dar⸗
linder werden, je Härfer ‚van das Sand-anbaue » Die Luft ſey geſund, der Boden frucht- auf.
bar, man koͤnne ſich mit maͤßiger Arbeit alle Bequemlichkeiten des menſchlichen Lebeus
verſchaffen. ee Und Portugall babe beyde Indien bevälfeen wollen, als es durch
die mohrifchen Kriege ſelbſt * annſchaft erſchoͤpfet geweſen. Dieſen Fehler muͤſſe man
niche begehen; ſondern jährlich, m ige Haushaltungen dahin ſchicken, zum: Bey:
fiele , abgedanfte Soldaten, und Mägdchen aus. dem Zuchthaufe Die Erfahrung
zeige, daß die franzoſiſchen Weibespifper in America ungemein fruchtbar, die Kinder
ſchoͤn, gefund und. ſtark ivaren, a ohne Mühe aufwuͤchſen. Der bloße Stocfifh:
fang, welcher wenigen Aufwand erfordere, konn das ganze Königreich bereichern, ‚nur
muͤſſe man ihm beftändig machen, das ift die neuen Einwohner daran. gewöhnen, Auch
Allgem, Reiſebeſchr. XIV Band. Q
würde
Br |
Te
\
m2 Geſchichte und Beſchreibung
l
163051, wuͤrde der Pelzhandel nicht wenig eintragen , nur müffe man die Bieber nicht auf et
‚mal alle ausrotten. Die Wälder lieferten das beſte Holz von der Welt zum Schiffbau .
und zum Beſchluſſe, fo muͤſſe man Quebec wieder Haben, es möchte auch Eoften, ;
es wollte, nur damit die Engländer in America nicht allzumächtig werden und 3
ohnedieß ſchon anfehnlichen Befisungen noch mie beyden Ufern des torenzfluffes vorge"
Bern möchten. Br
Champlaius Die Urſache, daß man ſeit ſo vielen Jahren ſchlechten Fortgang verſpuͤhret MP
Meynung. be, fheb Herr Champlain auf die Gefelffihaften einzemer Kaufleute, welche die SF
ge diefer Pflanzſtadt über fich nahmen, Ich will feine eigenen Worte ohne den
ringſten Zuſatz wiederholen, „, Wenn in einem Sande, wiediefes iſt, eine Raufmanıd
» gefellfehaft den Beutel hat: fo bezahlet fie, giebt bin und Hilfe, wenn es ihr gu
„ duͤnkt Um diejenigen, welche im Namen Seiner Majeftät befehlen, befümme
„man fih wenig, meil ihnen fein Menfch an die Hand geht, als mit Gurbefind
„ber Gefellfchaft, welche doch feinem Menfehen gehäßiger ift, als denen Perſonen /
„welche der König abſendet; fondern licher wollte, daß Fein Menſch wüßte noch ſah⸗
» 108 fie vornimmt, noch wie fie ihre Dinge treibt; denn fie ſuchet weiter nichts; als zuſam⸗
„men zu ſcharren, fo viel ſie kann, und mag es zulegt ablaufen, wie es will, we a
„ſie nur unterdeſſen ihren Beutel gefpicket hat. Von Schanzen und Feftungen me
„, fen diefe Kaufleute nichts hören, als wenn die Gefahr vor der Thüre iſt. Aber ME
„iſt es zu ſpaͤt. So bald ich ein Wort vom Befeftigen fprach: da kratzeten fie hi
„ter den Ohren und hingen die Mäuler. Ich mochte ihnen vorpredigen, wie M
„ wollte, was für Unglück daraus entftehen winde: fo gieng es zu einem Ohre bi
„ein, zum andern heraus, und das alles aus lauter Einbildung , fo bald eine Schar
» je da wäre, wirde man ihnen den Daumen aufs Auge balten. Mit diefer colle!
„ Einbildung macheten fie, daß uns ausplündern und todtfchlagen konnte, wer DI
„, wollte. Zwar fehrieb ich oft genug an die Staatsraͤthe, es müßte Ordnung gemach
„» werden: aber das machen geſchah nie, Hätte Seine Majeftät den Kaufleuten bloß
„den freyen Handel überlaffen, und daß fie ihre Waarenlager und ihre Factore HP
>, ben möchten, über die andern Leute aber der Fönigliche Statthalter in befagtem Lam
„de völlige Macht und Gewalt hätte, fie zu gebrauchen, zu was er wollte; es fen null
„zum Dienfte Seiner Majeftät, oder zum Befeſtigen und das Sand anzubauen ,
„ mit man nicht irgend, wenn feine Schiffe anfämen » Hunger leiden möchte ; wuͤt⸗
» de, fage ich, das Werf alfo eingerichtet: fo wiirde man in zehn Fahren weiter For
„men, als mit der bisherigen Einvichtung in dreyfigen ,,, |
Eanada koͤm̃t Dbgleich der größte Theil der Staatsräthe nicht glaubete, daß Frankreich einen
wieder an ſonderlichen Vortheil davon habe, wenn es Canada beybehalte: fo fehlete es doch nicht
Frankreich am andern Gründen, welche $ubwig den XI hiezu bewogen. Die Ehre und vie NY
162% _, figion gaben fie an die Hand. Niemand fteffete fie nachdrücklicher vor, als Champlaltlr
welcher nicht nur ungemein andächtig, fondern auch ein guter Franzofe war, Mat
fing demnach mit England, wegen der Wiederabtretung Duebecs zu Banden an; mal
rüftee auch, um den Vorftellungen defto mehr Nachdruck zu geben, fechs Kriege”
ſchiffe aus, welche der Ritter Razilli führen ſollte. Dieſes wirkete fo viel, daß FT
engliſche Hof, auf Zureden des Mylord Montaigu, dasjenige in der Güte hergab
was man ihm mit Gewalt abzwingen wolle, . Der Vergieich wurde den N *
J
von Neu⸗Frankreich. IV Buch. 123
Märzmonates im Jahre 1632 zu St. Germain en Laye unterſchrieben, und Aeadia nebſt 1632,
der Fe Cap Breton, oder dem vorigt ‚alfo genannten Aönigseylande, mic varun- nn.
ter begriffen, | r
FW unferer damaligen- Einrichtung in nur befagter Inſel war wenig Wefens zu MA: Damaliger
chen. Ja es beſtund — alles, was wir in Neu⸗Frankreich beſaßen, IM nur er⸗ Zuftand Neus
waͤhntem Orte, in det Schanze zu Quebec, dabey einige elende Haͤuſer und Huͤtten ftun: Frankreichs.
den, in einem Paar Strohhuͤtten auf der Inſel Montreal, in ungefaͤhr eben ſo vielen, die
man zu Taduffac, auch ſonſt Hin und wieber am gorenzfluffe, um des Fiſchfanges und
Pelzhandels willen aufgerichtet hatte; ferner in einem angefangenen Wohnplatze bey den
drey Fluͤſſen, und utte von Knigshafen. In dem itzterwaͤhnten, ſage ich, be—
ſtund damals ganz en- Frankreich, und zugleich die ganze Frucht von affen Entdeckun⸗
gen des Verazani, Yacob Eartiers, Robervals, Champlains, von dem gewaltigen Auf-
wande des Marquis de la Roche, und des Herrn de Monts, und endlich von aller
angewandten Muͤhe einer fo großen Menge Franzofen , welche das Sand weit und breit zu
bevölfern im Stande geweſen pofern man fie me recht angefuͤhret haͤtte.
Ohne Zweifel traten adia nur deswegen fo gutwillig wieder ab, Warum die
weil fie wach Beine Anſtalt, ſich Dafelbft feft zu fegen ‚gemacht hatten, und weil es zu weit Engländer A⸗
von Neu-England enffernet lag. Dennes war ihnen hauptſachlich daran gelegen-, vor⸗ Cadia nicht
ber erſt an diefem Orte feſt zu figen » Che fie weiter um ſich griffen, Zwar habe ich oben hteten.
erwaͤhnet, der König von Grofbeitan i
; lle uns abgenomme-
ilhelm Alerander von Sterlin, verliehen; auch ift wahr,
daß der Graf gleich im folgenden Jahre einen Gevollmächtigten abfchickete, der eine be⸗
queme Stelle zu einem Wohnplatze ausſuchen ſollte. Allein, weil der Abgeordnete zu ſpaͤt
abreiſete: ſo mußte er im —— en auf Neuland überwintern. Nachgehends gieng
ea Acadia, beſuchete di Schöpshafen, den er die Purc
Meilen d N K Day nennete, ferner einen
fen Sep. Cr me aber nina ankaen © Schönhafen
England zuruͤck. Dieſes iſt, aus mir unbekannten Urfachen ‚ das ein
von Steriin, in der Abſcht
*
€ ‚ser Schwarzha⸗
gieng nah Neuland, und von da nach
, zige, was der Graf
nutzen, jemals unternahm.
dieſes fhöne Land zu
Der
2632.
2653.
Champlain Acadia doch mit dem Bedinge “einen Anbau vafelpft zu beſorgen. Diefes nun chat ek
wird aber⸗
mals Statt:
halter,
—EE
124 | — ni *
SE u ul Saul nn = Zn cn ee Seen nz
Der |
Allgemeinen Gefchichte
und Beſchreibung
von NReu⸗Frankreich;
Funfteß Buch
Is Canada durch den Vergleich zu S. Germain wieder an Sranfreich abgerrefll
murde: fo verfprach man auch, alle zu Duebec vorhanden gewefene Gürer und
ö Waaren, davon man ein Verzʒeichniß gemachet hatte ‚ ausjzuantworten , gleich
wie auch Die beyderfeics weggenommenen Schiffe, nebft ihrer $adung, oder dem Werthe
dafür, wiederzugeben. jndem nun die Herren von — größten Bortheil von Dr
fer Wicdererftattung hatten: fo wurde Emery von Esen nach America abgefchicker, um
dem Ludwig Kertke den Vergleich zu überbringen. und auf feine Vollziehung zu drin⸗
gen. a, der König beliebete, ihm zur Schadleshaltung für feinen bey dem Kriege ee
dittenen Berluft, den ganzen Pelzhandel auf ein „Jahr zu erlauben, -— Ex. reifere, alfo in
April eben dieſes Jahres 1632 nach Quebec ab. Nun übergab ihm zwar der engliſchẽ
Befehlshaber ſofort die Schanze nebſt allem, was ihm ſonſt gehoͤret hatte: allein, DIE
Engländer trieben nicht nur diefes, fondern auch das folgende Jahr den Pelzhandei noch
immer fort, und man hatte große Muͤhe, dieſem Verkehre ein Ende zu machen, unge
achtet es in dem Vergleiche zu S. Germain den Großbristannifchen Unterthanen —
lich unterſaget war, ha, th AaAg
— —
“* - on
—
A 33
* u
5
zwar zu la Halwe: allein, was er Chat, das bedeukete menia, ungeachtet ro⸗
ßen Bequemlichkeit dieſes Hafens nichts ls gen An Be ri fait
an dieſem Dre anzulegen, welche in kurzer Zit ‚ und mit geringem Aufwande, die al“
fehnlichften Vortheile aus diefer großen Haibinfel verfchaffer hätte. In eben biefem Jahre
ſtellete die Geſellſchaft, vermoͤge ihres erhaltenen Vorrechtes, dem Koͤmge den Herrn Cham⸗
plain, als Statthalter von Reufrankreich dar, Seine Majeſtaͤt befkätigeen ihn; und 09°
mic veifete er, in Gefellfehaft der PP, Brebeuf und Bnemond Maffe, mic einem Ge
en fhmadet 7
Geſch. und Beſchr. von Neu⸗Frankreich. v Buch. 125
ſchwader nach Canada ab, deſſen Ladung mehr betrug, als der damalige ganze Wert) 665—.
des Defagten Landes. Er fand noch viele ehemalige Einwohner im Sande, vermehrete ihre ñ —
nzahl mit vielen neuen, und ermahnete ſie beyderſeits, die ehemaligen Fehler, als die
Duelle alles bisher erlittenen Ungluͤckes kuͤnftig zu vermeiden,
Weil kein unaufloͤslicheres Band iſt, als die Religion: fo ſuchete er vor allen Din- Gemuͤthsart
gen die Huronen an ſich zu locken, und fie unter das Joch des Evangelii zu beugen, der Huronen.
Disher hatte man vielmehr den Weg zu dieſem Unternehmen gebahner, als einen wirkli-
hen Anfang dazu gemachet, indem es an einer Binlänglichen Kennenif ihrer Sprache,
Gebräuche, Religion und Gemuͤthsart fehlete, Zwar hatten die Darfüßer einige wenige
getaufer, imgleichen auch der Yarer Drebeuf und la Moue, mit dem allen aber , haste
das Chriſtenthum bey dieſem Volke, das fehwer zu bändigen ſchien, noch keine Wurzel
gefaffer. Doc, hoffete man, ein längerer Umgang mit den Mißionarien werde fie ge-
Iehriger machen, Man gründete diefe Hoffnung auf die Gemuͤthsbeſchaffenheit diefer $eure,
indem fie ein geſetztes Weſen ‚ eine gute Beurtheilungskrafe und viel Nachdenken an fich
zeigeten, nebftdem auch die neh,
f das Umfchweifen aber weniger, liebeten, als alle eins
andere in biefer Gegend ı mals ante Bölker, n i
Mm aber dieſes Vorhaben auszuführen mußte man n
Arbeiter haben AR 5
uhren, icht nur eine gewiſſe Anzahl a; ll:
‚ fondern auch fie in den Stand fegen, ihre Unterhaltung a Kae alle
nem Sande, Di hner Faum ernähren Eonnte ‚ zunehmen, Allein, hier die Banrfüger
lag die Schwierigkeit. Die Geſellſchaft ließ ſich bereden, es gereichten die Bettelmoͤnche MS
einer aufkeimenden Pflanzſtadt nur zur Laſt; daher wollte ſie keine Baarfuͤßer mehr dahin
geſchicket wiſſen, wenigſtens doch ſo bald nicht; ſie brachte es auch dahin, daß die Regie⸗
rung Er Gründe für gültig anſahh. FAR BR } f |
Die Yefniten mußten de nnach darauf bedacht N, wie fie ihre Beduͤrfniſſe aus
Sranfreich erhalten möchte: ” © war — Ba ua bie — —*
her, welche bisher fo vieles, wiewohl der beftändigen Ungluͤcksfaͤlle wegen, vergeblich bey-
gefteuert Hatten , des Gebens müde feyn. Doc diefe Furcht war ungegruͤndet. Faſt alle
die, welche fich Neufrankreiches gleich im Anfange angenommen hatten, hielten es fuͤr ihre
Schuldigkeit, die Jeſuiten in ſolche Umftände zu ſeten, daß fie nicht nur den Einwohnern,
I En au haltung und Amtsverrichtungen, feine Beſchwerlichkeit verurſa⸗
’ x
— em Unterrichten und Bekehren, etwas zur Aufnahme des Landes
Dergeſtalt gieng bereits im 1632 Jahre, das iſt, unmittelbar nad) dem zu S. Ger: ai, m
main, gevoffenen Vergleiche der P. Paul Ie Feine, und Annas de Noue Me Dueber Babe "ie R
zu Schiffe. Hier fanden Nie zwar bey den Damafs bekehrten wenigen Indianern ganz Franzofen lieg
andere Meynungen, als Man Ihnen eingeflößer hatte: fie brachten dieſe Seute aber bald wie: ber, als die
der auf.den vorigen eg, Die Engländer batten bey ihrem Aufenchalte ‚ die Gewogen- Enslaͤnder.
beit. der Landeseinwohner im geringften niche gewonnen, So lange fie zu Dueber waren,
Fam, fein Huron dahin ;. ja auch die näher gelegenen Voͤlkerſchaften nur felten,, ungeachter
ſich einige unter ihnen aus Verdru e uͤber einige Perfonen unter uns, bey Annäherung des
englifchen Geſchwaders feindlich bezeuget hatten, Denn da ſie mit den Neuangekommenen -
eben fo ſrey thun wollten, als vorhin mir den ranzofen; fo bezeugeten jene zu hrer Befchk-
mung ein Düsfallen dariiber,
3 Nach
126 | Gefchichte und Befihraitung q
163. Nach einiger Zeit gieng es noch fehlimmer zu; denn da prügelte man fie gar aus eben
den Haͤuſern hinaus, in denen fie zuvor mit nicht geringerer Freyheit, als in ihren eige
Erfolg der Hütten, aus⸗ und eingegangen waren. Sie zogen alſo aus der Nähe weg; und es verbal
orſten Miſſſo⸗ fie nachgehends nichts fo feſt mit uns, als weil die Lebensart und Gemüchsbefchaffenheit De
u Engländer nicht nach ihrem Sinne war. Die Miffionarien mußten diefe Neigung DI
£refflich anzuwenden, und ihren Gemüchern die iebe zum Heilande und zur franzoͤſiſche
Nation zugleich einzuflögen. Der P. Enemond Mafe, und Johann Brebeuf, kamen
bereits erzaͤhletermaßen, im folgenden Jahre mit Herrn Champlain dahin; und es w
die Anzahl der evangelifchen Arbeiter im kurzer Zeit bis auf funfzehn Priefter, und drey bit
‚vier Layenbrüder, davon man einige zu Unterrichtung der Kinder gebrauchere; und m
bey den Einwohnern vorigt Feine Verſchiedenheit in der Glaubenslehre mehr vorhanden ma
fo fegnete Gott die Bemühungen der Lehrer fo reichlich, daß man innerhalb einigen MA
naten eine große Veränderung in dem Lebenswandel der Zuhörer wahrnahm. {
Die Protes Der Hof hatte ſowohl das Meberfhiffen der Proteftanten nach Neufranfreich, A
ſtanten ¶ wer⸗ hie Uebung einer andern als der Fatholilchen Religion in befagtem Lande auf das fhärfl!
den vonCana⸗ verbothen. Vermuthlich hatte Seine Majeftät voritzt erft erfahren, daß die Unternegimund
—ã der Engländer auf Canada auf des Wilhelms von Caen oder doch anderer vorhinerwahn
En te Eatviniften Anftiften gefchehen fey. Es hatte auch die öftere Erfahrung gezeiger, mal
dürfe die Reformirten in einem Sande, da man fie nicht genugfam im Zaume halten koͤnnt
feine allzunahe Nachbarn der Engländer werden laffen.
Sorsfältige Ja man hatte fogar unter den Katholiken, welche nach Neufrankreich wollten, ei
Wahl der forgfältige Auswahl beobachtet... Man nahm die Weibesperfonen, die von einer Zeit HF
Coloniſten. andern hinein gefehicket wurden, durchaus nicht aus verdächtigen Orten weg, wie: einig
übel berichtete Reiſebeſchreiber melden. Man erkundigte ſich vielmehr vor dem Einfchiffen
auf das genauefte nad) ihrem bisher geführten Sebenswandel, und derjenige, den fie nad)
gehends im Sande führeten, dienete zu einem binfänglichen Zeugniffe, man habe die red)
ten Mittel, ihr Gemuͤth zu erforfchen, erwaͤhlet. Dergeftalt waren in weniger Zeie DET
nabe alle Einwohner, nach dem Benfpiele ihres Statthalters, der Gottesfurcht offenWt
und aufvichtig zugetban. — 4
Eben diefe Sorgfalt gebrauchte man auch Die folgenden Sabre, Es entſtund dern!
in dieſer Gegend von America ein Geſchlecht wahrer Chriften, bey welchen die Herzen®
lauterkeit der erften Jahrhunderte regierete, und deren Rachkoͤmmlinge ihr ruhmwuͤrdig
Beyſpiel noch diefen Tag nicht außer Augen fegen, Die Arbeiter in diefem nenon Well
betge wurden darüber bey ihrem ſchweren Miſſionskreuze fo freudig, daß ihre Michribl
in — auf erhaltene Nachricht hievon, mit großem Eifer nach) einem Antheile an die"
Arbeit trachteten. j ie,
Charakter der _ Es mar mit diefer Wilden Miffien ich weis niche was für eine Salbung verenipfl!
erften Mio: daß man fie andern, welche weit ftärfer glaͤnzeten und beffere Früchte trugen, vorzog. *
narien. muthlich wirkete hier die Gnade ohne alle Hinderniß, weil der fteifchlich gefinnere Merl
nichts fand, was feiner Bequemlichkeit oder feinem Stotze gefallen Fonnte als an meld
Kippe mancher bey ruhinvollen Thaten, auch bey den heiligſten Amtsverrichtungen, fehel
Man will ſich Unter der großen Anzahl heidniſcher Nationen, daran unſere Bekehrer ihren ET
unter den Hu uͤben Fonnten, fehien Feine des Borzuges wuͤrdiger zu feyn, als die huroniſche. Herr Cham 5
laſſen.
gonen gieder- hatte ſchon ſeit langer Zeit auf die Errichtung eines Wohnplatzes unter deſem De
v
#
von Neu⸗Frankreich. V Buch, | 127
dacht. Ms er im 1633 , ahre wieder nach Quebec kam, und an dieſem Orte uͤber 1634.
ſiebenhundert Huronen auf feine Ankunft warten fand: fo eröffnereler
ihnen fein Vorhaben. — —
Sie williggen auch mit groͤßter Freude darein, Aber ehe man es gebachte, hatten fie ihre Mey⸗
nung — Es a etwas vergebliches, dieſe Barbaren in einem felhen Falle um
die Urſache zu befragen. Denn geneiniglich haben fie Feine andere anzugeben, als es
ftehe ihnen eute andere Gedanken zu haben, als geftern, ln TRIER
: * der Statthalter ſchon Fanııte: fo begeugete er ihnen dennoch fein Mis- ar ofen
fallen darüber, ja er fprach mit ihnen als ein Mann, der eine Beleidigung nun nicht mehr, —
wie etwa im den vorigen Jahren, ungeahndet überhin gehen laſſe ‚Es dünfere ihm auch,
fie legeten ſich näher zum Ziefe, In dieſer Einbildung wollte er feine Hoheit fehen laffen,
und machte auf Bewilligung des Superiors, P. fe Jeune, alle Anftalten zu des P. Bre-
beuf und Noue Abrei
fe unter die Huronen, Doch, ein unvermutbeter Zufall vernich-
tete alle feine Anfchläge,
err Champlain hielt einen Algonquin, der einen Sranzofen erfhlagen batte ’ im Sie wollen
—“ ann — — Berfpiel der Gerechtigkeit an ihm auszuüben, nicht.
‚abfonderfich, weil man endlich entdecket zu haben vermeynte, daß der Baarfuͤßer P. Viel
nicht erſoffen, ſondern von ben Huronen erwuͤrget, und hernach ing Waſſer geworfen
worden fey, Ya, es fageten einige Wilde felöft, man müffe freventliche Mordthaten nicht
Pen laſſen, weil daraus weder für fie, noch für die Franzoſen etwas gutes entſte⸗
en Tonne,
Alein, als der Tag zur Abreife fefigefeßer far, fageteeiner von den
Oberhaͤuptern frey heraus, er koͤnne feine Miffisnarien
huroniſchen urſache dieſer
ſen, in ſeine Canote aufnehmen, der S
Ja uͤberhaupt gar keine Franzo- Weigerung.
tatthalter feße denn vorher den gefangenen Algen:
quin in Freyheit. —
Man ſtellete ihm vor vfelbft Habe ih; ja des Todes wuͤrdig erkannt. „Ich gebe zu, war
ſeine Antwort, es fey Er wo *
blgethan, wenn ein Mörder geſtraft wird, ‚Allein , Die
» Anvertandten, Freunde, ja die geſammte junge Mannfchaft aus dem Dorfe des gegen-
„waͤrtigen haben verlangef, wir füllen ih
unterwegens auf, ringen wir ihn nun nicht mit, ſondern nehmer
„in Schug, ſo werden fie uns ohne Ziveifel angreifen, und wir gerathen mit unfern Bun⸗
„desgenoffen in Feindſchaſt. a, wie fönnen wir fuͤr den Ausgang der Schlacht gut fa-
„gen? Wie? wenn die Perfonen , die man uns anverfrauer hat, vor unfern Augen nie:
„dergemegelt würden? | j
Man mochte dem Manıe vorſtellen, was man wolfte: fo blieb er doch auf feinem.
Sinne. Sogar das Zurepen anderer Oberhaͤupter, welche für alles gut ftehen wollten, \
war vergeblich. Der Statthalte befand bey diefen Umftänden nicht für thunlich, weder
wegen des Gefangenen nachugeben, much den geringften Franzoſen dem Schuge derglei-
‘hen ir seute ANzU Vertrauen, Er vierh alfo den beyden Miffionarien, ihre Reife
zu verſchieben.
Dis Derragen dieſes erhauptes ſchildett die Semuthabet haffenheit der Huronen, ¶ Fehler und
ungemein wohl ab. Denn dieſes Volt beſaß zwar unter allen übrigen in ganz Canada, Tugenden der
den meiften Berftand: allein, man durfte dagegen ihm weit weniger als einem andern Kuronen,
trauen. ¶ Inſonderheit aber wiffen ſich di
fe Wilden dergeftalt zu verſtellen, daß es niemand,
IS wer aus der Erfahrung davon zu teen weis, fich vorftelfen kann. hen diefe Eigen-
ſchaft,
I er
128 Geſchichte und Beſchreibung |
1834: fhaft, nebſt ihrer Aemſigkeit, ihrer Geſchicklichkeit, fich in jedwedem Fallezu Helfen, ihren
Muthe und ihrer Beredfamfeit, machte, daß alle übrige Wilde fie fuͤrchteten und ehreteil-
Mit einem Worte, man traf bey ihnen mehr Tugenden und mehr Fehler an, als bey kei⸗ f
nem andern Volke dieſes Aelttheiles, iM
Urſprung dies Champlain nennet die Huronen Ochaſteguinen, und verwirret fie alfo mir den
fer Voͤlker⸗ Iroquefen, vielleicht weil er fie, wegen der gleichförmigen Sprache, für einerley Nation
ſchaft. anſah. Vielleicht auch legeten andere Wilde ihnen dieſen Namen bey, Allein, eigen!
lich heißen fie Yendaten. Das Wort Huronen iſt eine Erfindung der Franzoſen; dent
als fie, bey Erblickung diefer Barbaren, fahen, daß ihre Haupthaare Furz abgeſchnitten
waren, auf eine ſeltſame Weife in die Höhe ftunden, und ein geäßliches Anfehen mac”
ten, fo riefen fie aus: , Was fuͤr Borfiköpfe! ( Quelles Hures!) und nenneten IF
hernah Hutrons. | :
Vermoͤge ihrer alten Sage beftund die Voͤlkerſchaft anfänglich nur aus zwoen Dorf
fchaften, bie fich mit der Zeit entweder in viere-vertheileten , oder. noch zwo andere ihrek
Landsmannſchaft theilhaftig machten; denn hierüber waren die Alten unter ihnen nicht einige
Nach und nad) vereinbarten diefe vier Stämme noch mehrere Geſchlechter der benachbarte
Voͤlker mit ſich, alſo, daß die Nation, weil fie ſich beftändig zufammen hielt, weit maͤch⸗
tiger wurde, als alle ihre Nachbarn; Dahingegen die Algonquinen, welche anfänglich Die
Huronen an Menge weit übertrafen, dieſe Vorſichtigkeit nicht gebraucheten, Jedwedet
auslaͤndiſche Stamm, der unter die Huronen aufgenommen wurde, behielt zwar feinen al
ten Hamen: ev nahm aber zugleich auch den. allgemeinen Namen der Nation, das ihr
der beyden Wurzelſtaͤmme an ſich, und redete, wenn einiger geringer Unterfchied nicht. ge
achtet wird, eben diefelbige Sprache, Doch nenneten ſich einige Ontauonues das
iſt, die beſten Sprecher. | p 4
Eben aus dieſer Gleichfoͤrmigkeit ber Sprache ſollte man ſchließen, die Vereinigun
der Stämme babe fie auf ihren ehemaligen Urſprung zurück gefuͤhret; dahingegen Di
Iroqueſen und Andsftonezen, welche unftreitig aus einer gemeinfhaftlichen Quell
abftammen , ihre Sprache weit mehr verändert haben ; bloß weil fie beftändig von einatt
der getrennet blieben. Ich habe anderswo fehen gemeldet, daß ihre Sprachen bloße Mun
arten der huronifchen find, Auch habe ich an eben demfelbigen Drte erwaͤhnet, es ſey nicht
nur die ganze Mation, fondern auch jedweder Bezirk, oder Flecken in drey Hauptgeſchlech⸗
ter getheilet. Voritzt bemerke ich nur, es beweiſe dieſe Gleichfoͤrmigkeit, die man bey der
ganzen Nation, und bey allen zur Zeit der Entdeckung Canada aus ihr entſproſſenen BIP
kerſchaften, antraf, Daß, gefegt auch Die drey Gefthlechter wären Feine Zweige eines ein⸗
zigen Stammes , ihre Bereinigung dennoch fehr alt, ja weit älter, als die Trennung DE
Iroqueſen von den Huronen feyn müfle, J
Groͤße und Das Land, das die Huronen zu Anfange des vorigen Jahrhunderts bewohnet⸗ VE
Befchaffenheit ftieß gegen Süden an den Erieſee, gegen Weften an den Huronsſee, und gegen Often A
des huron- den Ontariofee, und liege zwiſchen dem 42 und 45 Grade Morderbreite, Es begriff fehe vol
ſchen SAN peiche Wohnplaͤtze in ſich und es beſtund Die ganze Nation; ungeachtet fie durch die 1
quefifchen Kriege ‚ziemlich geſchmolzen war, noch aus vierzig bis funfzigeaufend Seel ”
Zwar iſt Diefes Land, überhaupt zu reden, nicht eben das allerfruchtbarefte in ganz DIE
franfreichs es bat aber doch viele ungemein fruchtbare Gegenden. Ja, wäre es glei) |
eben fo ſtark bewohnet, als unfere allervolkreicheſten Sandfehaften, ſo koͤnnte es duch vern |
4
*
von Neu⸗Frankreich. V Buch, 129
telft eines fleißigen Anbaues ‚ alle feine Einwohner ernähren, Die Sufe iſt ungemein ge-
fund. Wir hatten lange Zeit eine ziemliche Anzahl Franzofen im $
1634.
im Lande; ſie mußten mit —
Hungersnoch und mie anderm Uebel, das der Krieg nach ſich zieht, kampfen gleich-
wohl ftarb Fein einziger an einer Krankheit, ja, es wurden überhaupt nur wenige krank.
Es giebt weitlaͤuftige Auen da, welche Weizen und ander Getreyde tragen wirben,
Die Wälder find voll der ſchoͤnſten Bäume, abfonderlich giebt es da Cedern von erftauns
licher Dicke, und verhältnigmäßiger Höhe. Dassand bat genugfames und gutes Waſſer.
Man findet hier, dem Vorgeben zu Folge, Steine, die wie Metall ſchmelzen, und einige
Silberadern haben. Nur weis ich nicht eigentlich, was von zwey felffamen Thieren, davon
einige Berichte erwaͤhnen, zu halten fern mag, indem man dergleichen fonft nirgend an-
trifft. Das erſte ift ein Vogel , der wie eine Katze mauet;z das andere gleicht einem Ha-
fen, finge aber wie ein Vogel, und ſchmecket vortrefflich gue.
Herr Champlain ſuchete die Miſſionarien aus mehr als einer Urfache,, “unter die. Hu⸗ Warum Herr
innen zu bringen. Erſtlich bielt er diefe Volkerſchaft für gefchickter ‚ als eine andere, das Champlain
Epriftenthum in einen guten Ruf zu bringen; fodann follte ihm die Miffion den Weg zu eine Miſſion
einer Pflanzftadt in dieſem Sande bahnen; denn es liegt nicht nur ungemein bequem zur "ter den Hu:
Handlung, fondern man könnte |
‚mit Hülfe der angränzenden Seen, die Entdeckungen ri —
bis an das aͤußerſte Ende des nordlichen America treiben. Ueber das alles fonnte viefe BE
Nation die Aufnahme der frangöfifchen Pflanzſtadt ungem
ein; ſtark entweder befoͤrdern
oder hindern, und alſo war es allerdings noͤthig, ihre Freundſchaft zu gewinnen, Alles
diefes mar vortrefflich ausgefonnen nur aber zu bedauren, daß Neufranfreich feinen
Stifter zu eben der Zeit verlor, als es feiner weiſen Anfchläge am nöthigften bedurfte,
und daß feine Nachfolger, entweder ihre eigene Abficht hatten, oder die feinige nicht aus«
führen, folglich auch der huroniſchen Nation, da es noch Zeit war, nicht gegen die Iro⸗
queſen en vermochten.
bie ien, wenn fie ein fand, das im Mittelpuncte DieMiſſſena⸗
von Canada liege, zu ihrem Hauptſitze macheten, ſo — ſie das licht des Evangelii eng
gar bald in allen Gegenden dieſes weitläuftigen Welttheiles anzinden Fönnen, Es wäreten Hauptfig
auch fehr wohl thunlich gervefen, wofern man nur dem Entwurfe des Herrn Champlain be: Pabin verles
ftändig gefolget hätte. Es trieben bereits verfchiedene Bölferfchaften Verkehr mit ung, a
nämlich unterhalb Quebec, die Montagnefen, oberhalb und auf einer Inſel des Sorenz-
flufies, die Agonquinen ; ferner einige Utauais überhalb Montreal, die übrigen unter
dem Namen der Nipifingen oder Nipißirinier ‚ on dem See diefes Namens, und
endlich noch anderer Uravais, die Hier und dort an ihrem Fluſſe wohneten, und fic für fo
a; — Ausgaben, daß fie von allen Canoten, die auf: oder ab-
uhren, Zoll forderten, |
Nur die Froquefen mußte man Noch gewinnen, indem an biefer Sache unendlich
viel lag. Vielleicht wäre es opng fenderliche Mühe angegangen, wofern wir gleich im
Anfange genugfame Kräfte gehabt hätten, entweder ihnen Geſetze vorzufihreiben , oder
doch den Sieg auf ihrer Feinde, unſerer Dundesgenojfen Seite zu lenken. Einige &chan-
zen und tauſend Mann in der Huronen Sande, hätten die ganze Sache gethan: allein, man
begriff die Nothwendigkeit dieſer Anſtalten nicht eher, alsbises zufpätewar. Damals war die
Gelegenheit, den Iroqueſen einen Verg i abzundthigen, ja ſie vielleicht fuͤr allezeit auf unſere
eite zu bringen, deſto unvergleichlicher, weil, fie mit den benachbarten Hollandern noch
Allgem, Reifebefchr. XIV Band, R
kein
— Geſchichte und Beſchreibung
1634. Fein Verkehr trieben, und unſere Bundesgenoſſen einen Hauptſtreich mit geſammter
— Macht gegen fie wagen wollten. vo
Die Patres Borist Fam es alfo Darauf an, Miffionarien unter die Huronen zu bringen, DIE
Brebeuf und PP. Brebenf und Daniel warteten zu dieſem Ende nur auf die Rückkunft einiger Wil⸗
Daniel kom⸗ den, Die fie abzuholen verfprochen hatten. Die Kerl erſchienen auch endlich, aber in
men bey ihnen fo geringer Anzahl und fehlechtem Aufzuge, daß man fogleich ſah, ſie hätten fchlechte Luſt /
ihr Wort zu halten. Sie entſchuldigten ſich wirklich, da es zum Treffen kam, mit ihrer
großen Mattigkeit, die ihnen kaum erlaube, die leeren Kuͤhne zu vegieren, ni
Die Jeſuiten erbothen fic) zwar, nicht das geringfte Geraͤthe, fondern nun ihre Reiſe⸗
capelle mitzunehmen, ja ihnen rudern zu-helfen allein, die Huronen fehlugen- alles rund
ab. Endlich brachte man es durch vieles Bitten und durch Gefchenfe, welche mehr. det
Eifer als die Klugheit anordnete, dahin, daß fie den P. Brebeuf und Daniel, nebft ih⸗
vem Bedienten in die Canote nahmen, allein der P. Davoſt mußte zurück bleiben.
Der Pater Bald darauf kamen andere Huronen mit drey Kaͤhnen an die drey Fluͤſſe, und nah⸗
Davoft folget men ihn unter denen von ihm ſelbſt und den beyden Patres vorgefchlagenen Bedingungen
ihnen. die auch auf das genaueſte erfuͤllet werden mußten, zu ſich. Mit dem P. Davoſt giengel
noch zween andere Franzoſen zu Schiffe: Zu-Ende des Auguſtmonates erreicheten fie das
Ziel ihrer Reiſe, fanden auch die beyden erften Jeſuiten, aber in einem ſchlechten Zuftan®
de. Denn weil unterwegens eine Krankheit bey ihren Führern einriß, wurden die Ketf
verdruͤßlich, behandelten ihre Schußbefohlene übel, und waren etlichemal gar Willens, fit
entweder todtzufchlagen, ober.an irgend einem wuͤſten Orte auszufegen. Nebſtdem mußten
die Jeſuiten ihr Wort halten, und rudern ‚welches jediweden, der es nicht gewohnet ift, in
die Lange ſehr abmattet. Zum Beſchluſſe wurde auch einem ſein Geraͤthe gutentheils weg⸗
gemauſet. Die Huronen ſtunden damals bey den Sranzofen im Ruhme / daß fie ungemein kuͤnſt⸗
liche und verwegene Diebe waͤren. Heutiges Tages find ſie die einzigen nicht. mehr; ja, was
Eßwaaren betrifft, muß man bey ven afferredlichften eine Ausnahme ‚machen, Denn
ein ſolcher Anblick iſt für beftändig hungerige Wilde allzu reizend, abfonderlich, weit fü
alles, was zum Lebensunterhalte gehoͤret, für gemeinfchaftlich Halten. |
Erſte beſtaͤn⸗ Des ſchlechten Anfanges ungeachtet, wurden doch die Patres in allen Dorfſſchaften/
dige Miſſion dahin fie kamen, gut genug aufgenommen. Allein, da es ihnen ah allem Beyſtande
unter den fehlete, fo mußten fie unter dieſem wunderlichen, trotzigen Volke, Verdruß genug ausſte
huronen. hen, und waren ihres Sehens beynahe nie recht ſicher Doc) das hielten fie für die Bor
bedeutung einer reichlichen Seelenerndte. Um nun die Hand ans Wert zu legen, waͤhleten
fie ein gewiſſes Dorf, Namens Juhatiri, zu ihrem beftändigen Sitze, erbaueren Da
ſelbſt eine Fleine Capelle , ‚die fie dem heiligen Joſeph weiheten ‚ auch das ganze Dorf mik
dem Namen dieſes Patriarchen belegeten. £ f J
Schwierigkei⸗ Im erſten Jahre waren die Fruͤchte ihrer Bemühungen nicht ſonderlich groß; denn ſie
tem bey Betete tauften nur etwa ein halb Duzend erwachſene. Dagegen verhalfen fie einer großen Menge
rung der Wil Kinder, die unmittelbar nad) angezogenem Rocke der Gerechtigkeit: dahin ftarben, ind
ben, ervige Seben. Die Bekehrungsſchwierigkeiten bey diefem Wolke beftund nicht. etwa. darin⸗
1635 nen, daß «s die Miſſionarien gar nicht anhoͤrete, oder auch;niche: geſtehen wollte, das
Chriſtenthum ſey vernuͤnſtig. Zwar iſt ein Wilder, wenn er einen Vortrag billiger; des
wegen noch. lange nicht uͤber zeuget darum, weil ſie alles diſputiten äußerft haffen, fol!
lich nach Endigung einer Rede, darauf ſie nicht einmal Acht hatten, oder fie nicht
Ä | ana IR cc )t TEE
von Neu⸗Frankreich. V Buch,
nden, entweder aus bloßer Höflichkeit, oder um nur nichts mehr davon zu hören, alle 1635.
— einer ———— von ſich gaben. Manche beſuchten unfere Kirchen
viele Jahre lang ungemein fleißig, mie erfünnlicher Ehrerbiethung und Beſcheidenheit, ja
fie ließen den größten Eifer, Die Wahrheit zu erfennen, an ſich blicken. ‚ Wehn nun der
iſſionarius dachte „ vorigt wolle er fiedem Heilande bald einliefern ; fo giengen fie mit den
kaltſinnigen Abſchiedsworten Davon ; » sch Hatte Mitleiden mie dir, daß du immer ganz
„allein bethen mußteſt, ich wollte dir alſo Gefeltfchaft leiften, nun aber, da andere da find,
»und die diefe Gefälligkeit evzeigen wollen ‚ will ich: meiner Begegehen., Diefes hatmir
ein Mifionarius, welchen dergleichen Steih zu Michillimsfinae begegnete, ſelbſt er-
zaͤhlet, ja, ich babe anderswo geleſen, daß einige, es ſey nun aus Höflichkeit oder aus
Berftellung die Taufe empfingen, und eine Zeitlang allen Pflichten des Ehriftenthums
ein erbauliches Genuͤge leiſteten, auf einmal aber rund heraus ſageten, es ſey alfes nur ‚ge:
fhehen, um dem Pater fein öfteres Bitten ‚ Sich zu befehren, nicht immer abzufchlagen. .
Wiederum darf man aud) daraus, daß fie. der Wahrheit Fein Gehör geben, nicht
immer ſchließen, als ob fie davon nicht überzeugee waͤren. Man fand wirklich einen, der
‚an feinem einzigen Glaubensartikel, auch den allerunbegreiflichften , nicht den geringften
Zweifet trug ja fogar dieſes öffentlich befannte, gleichwohl aber vom Bekehren nichts hoͤ⸗
ren wollte. Als ein gewiſſer Iroqueſe auf dem Tobben⸗ lag, fiel Feuer auf ſein Gewand,
damit er ſich zudeckete. Wie er nun ſah, daß man es löfchen wollte, ſagete er: „Es ver: m
lohnet ſich der Mühe nicht; ich weis, daß ich in Ewigkeit brennen muß; ob ich nun einen
»» Augenblick eher oder fpäter anfange,, das will wenig fagen,,, . Einige alte Miffionarien
verficherten mich, es wären dergleichen Beyſpiele der Verzweiflung nicht fo felten, als man
etwa gedenken möchte,
Allein, freylich gieng es langfam ber, bis die Wahrheit aus dem Munde muthwil⸗
lig blinder dergleichen Bekenntniſſe locken, und den Sieg über die Borurtheile der Ge-
burt und Erziehung erhalten Fonnte, waren bie wirklich und aufrichtig Bekehrten
eine lange Zeit etwas fehr feltenes.
Einige Huronen gerierhen im Anfange auf eine Meynung,
ſchaͤmet machte. „Du ſchwatzeſt uns eine Menge ſchon⸗ Sachen
„ihnen zum P. Brebeuf, es kann auch alles m
» gehöret nur für euch
—
welche die Jeſuiten be: Verfahren der
vor, ſagete einer unter Puronen ger
iteinander gar wohl wahr feyn: allein, es 9 fi.
Leute jenfeits des Meeres, Siehft du nicht, weil wir in einer ganz
„andern Welt vodnen, daß wir auch ein eigenes Paradies für uns haben müffen, und
„daß es folglich einen andern eg giebt, Hinein zu Fommen ? Zeigete man ihnen , wie
ungereimt biefer Schluß ſey. fe brachten fie dagegen dermaßen tolles Zeug-vor, daß man
es im Ernſte nicht einmal widerlegen Eonnte, und zum Befhlufe blieben fie auf ihrer
Meynung. — Ph
Zu denen KHinderniffen, welche von der Gemüchsbefchaffenheit diefer Volker und vo
ihren Affecten herrübreten, kamen noch andere Außerliche, darunter denn der Wiederftand der Zauberer,
ihrer Zauberer am allerfchtereften zu überwinden fiel, Weit Diefe Markefchreyer beforgeten, den Fortgang
tie das zunegmende Anfeßen der Sefuiten das Yprige hmächen + € füchetensfie Die. 2° Knunens
felbigen verhaſſet und verächtlich du machen. Anfaͤnglich gelang es ihnen 3. nicht nur }
deswegen, weil Das ganze Volt uͤberhaupt aͤußerſt aberglaͤubiſch und mistrauiſch war,
ſondern auch, weil viele ſich in den Kopf gefeger hatten, Die franzöfifche Religion ſchicke
ſich nicht für fie, ja fie werde ihnen nur, wenn fie einniſten folkte, allerley Unglück über
den Hals ziehen. R2 Die
N Bemuͤhungen
1635.
[nt
Andere
Schwierig⸗
keiten.
Sewirkete
Wunder.
‚ mehr daran, und man mußte immer wieder von vorne anfangen, -
anbetheten, weit erhaben , fo antivorteten fie: „Jedwede Nation hat ihreeigenen Görtetr
ſperret halten, ja fogar eine Schwunguhr, und einen Wetterhahn auf die Seite raͤumen /
Ay * 4
9 A
J
132 Geſchichte und Beſchreibung J
Die Zauberer legten demnach alles Thun und Laſſen der Jeſuiten uͤbel aus, und bee
haupteten, abſonderlich von ihrem Bethen, ſie ſuchten dadurch die Einwohner zu behexen
alſo, daß die guten Patres ihre Andachtsuͤbungen im Verborgenen vornehmen, und aM 7
gleiche Weife auch ihr Brevier berhen mußten. Hierzu kam noch, daß man dieſem VBolftı
das, nach ſeiner Einbildung, alle andere am Verſtande uͤbertraf, ſeine alten Begriffe fall
gänzlich benehmen, und Leute, die ihre Gluͤckſeligkeit in einem Leben ohne den geringfiät
Zwang fucheren, fcharfe Gefege, und unverfegliche Pflichten predigen mußte, Mi
man alles biefes zufammen, fo kann man ſich den Zuftand Dreyer Ausländer leicht
vorftellen, welche bey einem Volke von der nurerwaͤhnten Beſchaffenheit für die Urſa⸗
che alles gegenwärtigen Ungluͤckes angefehen wurden. *
Die Huronen waren damals in der That ſehr uͤbel dran. Dieſe Nation, melde
ſeit undenklicher Zeit die Beherrſcherinn aller übrigen vorſtellete, durfte vorigt gegen DIT
Ssroquefen Faum mehr im Felde erfcheinen. Ueber dieſes raffeten die Krankheiten eine
Menge Volk dahin. Alles diefes Unglück fhrieben fie der Gegenwart ver Sefuiten zu⸗
Suchte man nun, fie zu überzeugen, der Gott der Ehriften fey über alfe Geifter, die ff
„unfer Unglück ift nur, daß die unferigen eurem Gotte nicht gewachfen find, und unfert
» Bertilgung nicht hindern Fönnen.,, | ee
Um ihnen diefe ehörigte Einbildung zu benehmen, wendete fih der P. Brebeuf
einftens, da ein langwieriger Negenmangel mit allgemeiner Hungersnoth drohere, an
den Himmel; es folgete auch auf fein Gebeth ein reichlicher Regenguß. Eben vergleicht
that er auch, bey einer andern Gelegenheit, mit gleichem Erfolge, Diefe Wunderbege‘
benheiten machten dem Murren, auf eine Zeitlang, ein Ende, Weil eine große Anzahl
todtſchwacher Rinder, den Augenbli nach empfangener Taufe, verftarben ‚ fo dachten Die
blinden Leute, der Pater behere die Kinder mit der Taufe, daß fie nothwendig ſterben
müßten. Nun geſchah es zwar, daß einige, an deren Auffunft man verzweifelte, in dem
Augenblicke, da fie das Sacrament der Wiedergeburt empfingen, gänzlich genaſen; E
benahmen auch diefe unvermutheten Genefungen den vor andern gu gefinneren allen vorige
Verdacht, allein, nur auf eine Furze Zeit. Kaum war es gefchehen, fo dachten fie nicht
Gleichwie diefe Barbaren, aus großer Unwiſſenheit, manches, das die Kräfte de
Natur im geringften nicht überfchritt, für etwas uͤbernatuͤrliches anfahen: alfo fielen MA
auch, eben aus befagter Urſache, zuweilen auf die gegenſeitige Ubermaaße; eben fo mr
manche, damit man fie nicht für Teichtgläubig anfehe, in eine Unglaubigkeie, welche DE
gefunden Vernunft zuwider läuft, verfallen. Doch dergleichen Wirkungen eines BA
ftandes, ber fich zur Unzeit, und ohne gewifle Regel gegen die Religion feßer, waren etwas
ziemlich ſeltenes bey dieſem Volke, das mit Dingen, die nicht in die Sinne fallen, wenig
zu fchaffen Haben mag. Der allermeifte Verdruß der apoftolifchen Arbeiter rührere viel⸗
mehr von der unmaͤßigen Leichtglaͤubigkeit ihrer Zuhörer Her, nr 4
Ale, was die Witden bey ihnen wahrnahmen, ohne den Gebrauch davon zu wife!
das hielten fie für Zauberftücfe, damit man fie ung Leben bringen, oder doch in ein n
Unglück ftürzen wolle. Man mußte alte, auch die gerinaften Zierrathen der Capelle, ein
— —
weil jene, wie fie ſageten, ihnen den Tod, und dieſer ſchlimmes Werter vermſachete Di
von NeuFrankreich V Buch,
‚133
Die Standhaftigkeit der drey Jeſuiten bey allen Geſaͤhrlichkeiten, ihre nach dem
Verſtande der Zuhörer eingerichteten Beweiſe, und gleihfam handgrei
1635.
fliche Erläuterung von ge
allem, was demfelbigen verdächtig ſchien, nebft der unaufhörlichen Geduld bey allem pi. Aufführung
drigen Begegnen, loſcheten mit der Zeit die von ihnen vorgefaßte üble Meynung aus, der Mifie-
Sie befänftigten nicht nur die erſte Wuth des tollen Poͤbels, den die Werkzeuge des Sa- narien.
tans unaufhörfich anhegeten; fondern fie gewannen endlich auch eine große Gewalt über
ihre Gemücher. Doch geſchah dieſes freylich nur allmaͤhlich, und nach viehaͤhrigen Drangſalen.
Einſtens wurde der Pater Brebeuf zu einer allgemeinen Berfammlung erfordert. Begebenheit
Er gieng hin; aber man empfing ihn auf eine Weife, daraus er Feine gute Vorbedeutung im Rache.
wegen feines Lebens machete, Man warf ihm alles Unglück vor ‚ was die Nation feit fei-
ner Ankunft ausftehe, und w
ur ollte ihm beweiſen, die Schuld liege bloß an feiner und ſei⸗
ner Gefährten Hexereh. Brebeuf bfieb
in Diefer großen Gefahr beherzt. Er trug an⸗
fänglich die Grundfäge des Ehriftenthumes vor, und bewies hernach, daß das Ungluͤck,
darüber fie klageten, gar wohl die Gerechtigkeit des Gare er
— * haben konnte; —— rs In er J r ‚ die bey ihnen
ange font n ihrer balsftareigen Weine i
1 chwe son je wege g gerung ‚i
Es wollten einige etwas Dagegen einwenden: er zeigete ihnen aber, wie ungereimt ihre
Saͤtze waͤren, und ſtopfete ihne Nachgehends ſetzete er ſeine Rede
fort, und drohete endlich, Gott werde fie wie Töpfe zerſchmeißen, twenn fie in ihrem muth⸗
willigen Ungehorfame länger fortführen. Einige bathen hierauf um genauern Unterricht,
Er willigte in Ihr Verlangen, und redete jiemlich fang, ohne daß jemand die Aufmerf-
ſamkeit W verlieren ſchien. Dabey blieb es, As er zur Huͤtte hinaus trat: ſo ſah er,
r offenbarſten und heftigſten Feinde der € riſtlichen
eligion, mit der Art vor den Kopf ſchlagen, daß er ihm vor die Füße He Weil
gi ‚ ber Streich ſey auf ihn gemünzet gewefen: fo blieb er ftehen und fragete: ob
bier nicht etwa ein Irrthum vorgegangen fin? „Mein ‚ antwortete der Täter: der Boͤ⸗
„ſewicht war ein Zauberer; man mußte das Dorf von ihm befreyen „.,
3%) einiger Zeit fingen die Berfolgungen heftiger an, als jemals. Einige Wilden Neue Verfol⸗
a ee Rükkunf von Manhatte vor, es haͤtten die daſelbſt wohnenden Europäer gung.
u It Bern ont Region gewarnek, indem es ſchaͤbliche Leute waͤren, welche
7 un » 7
———— * nbeil ſtifteten, und eben deswegen in
gieng Biefos u n Holland nicht ge-
a > Ungewitter bald vorüber; denn die kluͤgſten Huronen
behaupteten, man müffe in ei - ; denn i
a , bisher habe man & nem fol alle niemanden, als feinem eigenen Gefichte,
. „vergleichen Bosheit an den eſuiten noch nicht verſpuͤhret, und
dielteicht vedeten Die Ausländer dergleichen a nur Ra bloßer Ss *
Doc) die größte Hoffnun daß der Tag der Barmherzigkeit den Huronen nahe ſey, Anfang der
\ en om Auf, daß die Truͤbſal, die ihnen Bisher zum Aergerniffe Bekehrung
gereicher Hatte, vorist bie Wirkungen der Gnade beförderte, Es traten viele angefehene
Häupter diefer Nation zum chriſtlichen Glauben ‚und perlangeten inftändig, getauft zu mer-
den. Allein, je kaͤſtiger ihr Venfpiet andere zur Nachfolge reizen Fonnte, defto nöthiger
befanden es die Mipionarien, fie voiger genugſam auf die Probe zu ftellen, und von ih
ver Veſtaͤndigkeit verfichert zu feyn.
Rz Man
——
—E
134 Geſchichte und Beſchreibung
OR Man wendete abfenderlichen Fleiß auf ihre Unterrichtung, um ſie zur Beantwortung
u — ber Einwürfe, die ihre Landesleute etwa verbringen koͤnnten, geſchickt zu machen, i
Die Taufe ei: Darf nicht gedenken, als ob die Jeſuiten bloß mic dev Unvernunfe und den tollen Einbib
niger Häup: dungen der Wilden zu fämpfen gehabt hätten. Denn geſetzt, es hätte dieſer Volkerſchaft
ser wird ver⸗ der gute natuͤrliche Verſtand, den ſie bey aller Gelegenheit zeigete gefehlet: fo lehret
— doch die beſtaͤndige Erfahrung, daß jedweder, auch der allereinfaͤltigſte Menſch, gend
ſcheinbare Ausfluͤchte zu erſinnen wiſſe, wenn er eine Lehre, die feinen Affecten wehe thut,
annehmen folle, eben fo wie der ſchwaͤchſte Menſch in der aͤußerſten Noch Kräfte findet
fein geben gegen unbilligen Angriff zu vertheidigen, Es verficherten mich wirflic) einige”
alte Mißionarien: es habe mancher Wilde eben die Einwuͤrfe vorgebracht, welche die Well
weiſen der Griechen und Römer den Bertheidigern des Chriſtenthums entgegen ſetzeten.
Warum die Hauptſachlich aber dieneten bey den Huronen drey Dinge dazu, daß fie ihre.altelt
Huronen ge: Vorurtheile ablegeten, und gegen die Verführung auf der Hut ftunden. Erſtlich MET
lehriger wer⸗ Seiligkeit der Religion, und die Keinigkeit ihrer Sittenlehre. Man mußte erſtaunen /
wenn man fie hiervon fprechen hoͤrete. Sie hatten nicht nur Die Grundſaͤtze vollkommer
inne; fondern fie erfannten-auch die richtige Verbindung der Folgen, welche ihre Lehret
Daraus bereiteten, Zweytens fafleten fie eine. gute Meynung von den Jeſuiten felbft. SM
lobeten ihren Verſtand, ihre Klugheit, ihren Muth, ihre uneigennüßige Gefinnung. Ab⸗
‚fonderlich machete ihr untadelhaftes Leben großen Eindrud. Es ſchien ihnen nicht wahl
fcheinlich zu ſeyn, Daß dergleichen Seute in der Glaubenslehre irrig ſeyn koͤnnten.
Drittens geftunden fie, es koͤnne Fein vernünftiger Menfch glauben, daß Leute, DET
nicht den geringften Vortheil davon hätten, fie dennoch zum Irrthume verleiten wollte
ja bloß in dieſer Abficht eine lange Reife unternehmen, unzählige Gefahr, Mühe und ſ
fhlechte Begegnung, als den Jeſuiten bisher wiederfahren war, und noch wiederfuhr, a s⸗
ſtehen wuͤrden, ohne gleichwohl von ihrem Vorſatze abzuſtehen. Dieſe Gedanken breite
ten ſich in weniger Zeit bey der ganzen Menge aus, und veränderten die Geſtalt der SW
chen auf einmal: ‚allein, die Mißionarien hatten noch eine befondere Urſache, warum |
gemach thaten, und nicht alle, die fich zum Chriſtenthume erbothen, fogleich annahmen. |
Zreiben die Sie merfeten nämlich, daß Die meiften gewiſſe an fich felbit zwar unfchuldige, doch
Sache etwas aber eines Aberglaubens verdächtig fiheinende Gebräuche nicht ablegen wollten, Unge⸗
zu welt, achtet die Wilden aufs höchfte verficherten,, fie wüßten dabey von nichts uͤbernatuͤrlichem⸗
fo fehien doch den Jeſuiten an einer zum Verſtellen gewoͤhnten Nation alles verdaͤchtig/
abſonderlich, weil ſie eine faſt unuͤberwindliche Neigung, alles, was geſchah, Geiſtern zuge
ſchreiben, beſaß . Unterdeſſen geſtunden Doch nachgehends einige, fie hätten die Sacht
etwas zu weit getrieben, und dadurch das Werk Gottes aufgehalten.
Verſchiedene Was man in dem Lande der Huronen zum Pflanzen des Glaubens vornahm, das
reg si. geſchah auch an den drey Fluͤſſen, dahin Die nordlichen Voͤlker allmaͤhlich ſich gewoͤhne
ſdaften. imgleichen in der Gegend um Quebec und zu Taduſſac, um auf ſolche Weiſe die Age
quinen, Montagnezen, ja überhaupt alle Bölfer, die mie den Franzoſen einiges Bath
trieben, in den Schooß der Kirche zu verfammeln, Anfänglich waren die Schwierige"
-ten überall beynahe gleich groß, obgleich wegen der verfehiebenen Gemürhsbefchaffendet
der Bölfer, die man unterrichten wollte, nicht eben diefelbigen. Der Aberglaube mal
ſowohl hier als dort ungemein groß; bier war mehr Ungefhliffenbeit ‚aber auch mehr in⸗
falt. Man hatte mehr Thorheiten auszuſtehen, konnte fie aber Mit geringer rüge * 1
J 9
J
von Neu⸗Frankreich. V Buch. 135
digen; man fand haͤrtere Ränfe aber fanftere Gemuͤther. Zivar müßte man größere
— * — *—* abſonderlich wenn man im Winter genoͤthiget
war, dieſe Wilden auf ihre Jagd zu begleiten a): dagegen ſchwebete man in feiner ſo gro⸗
Ben Gefahr, Die legtern konnte man leichter überreden : alfein, man konnte fih auf das
Nachdenken, und Die Fähigfeit der erſtern befier verlaſſen. Zu geſchweigen daß man
wegen der umſchweifenden Lebensart der algonquiniſchen Voͤlkerſchaften, nie auf einige
Perfon unter ihnen fichere Rechnung machen durfte. Eine Abmwefenheit von etlichen Mo-
taten vernichtete öfters eine vichährige Arbeit, Mit einem Worte, die Huronen waren
widerſpenſtiger, hingegen in dem einmal gefaßten guten Vorſatze deſto beſtaͤndiger. Die
Algonquinen ließen ſich leichter einnehmen: allein, man fond bey ihnen weniger gefegtes ,
und eine geringere Fähigkeit zu erhabenen Tugenden,
Unterdefien wurde Neu: Frankreich tä
18353.
glic) volfreicher, und die Gottesfurcht der Eins Errichtung,
wohner wuchs mic ihrer Menge zugleich, Bielleicht trug zu Diefer gewünfchten Aufnahme des Collegit
nichts ſo viel bey, als die Stiftung eines i
Sefuitercoflegit , dazu mir Ausgange des 1635)
Jahres der Anfang gemacht wurde, Zehn Jahre vorher, Das iſt gur der Zeit, alsıdieSie-,
füicen zum erftenmale nach Canada giengen, trat der ältefte Sohn des Marquis von Bar
Namens: ‚ mit Bewilligung feiner Angehörigen in diefen Or⸗
nes Collegii zu Dueber ſehnlichſt wünfchete: ſo bo⸗
iter⸗Generale Pater Mutto⸗ Vitelleski zu dieſer Ab⸗
ſicht eine Summe von fechstaufend Thalern an. Das Gefchenf wurde mic. Dankbarkeit
angenommen: weil aber die Englaͤnder unterdeſſen Quebec wegnahmen, ſo gerieth die
Ausfuͤhrung dieſes Vorhabens ins Stecken. FA ER an] entre
Nachgehends mußte man noch ſo lange damit verziehen, bis die Hauptſtadt einige Ge⸗
alt gewann, und die Einwohner im Stande waren, von dieſem Beyſtande Vorcheil zu
haben. Endlich wurde im Chriſtmonate des 1635 Jahres der Anfang: zu dem Werfe ge⸗
macht. Doch der Verluſt, den Neu ⸗Frankreich wenig Tage hernach durch das Ableben
feines Statthalters empfinden mußte, ftörete die darüber ..
Herr Champlain war ohne Widerforuch ein verdienter Man, welchem der Titel ei-
nes Vaters von Neu⸗Frankreich mit a
große Einſicht, uneigennuͤtzige Abſichten, und wußte in den kuͤtlichſten Gefchärften eine
gute Entfchließu (fen. Am allermeiften berwunderte man an ihm die Standhaf-
sigfeit, damit er feine Unternehmungen fortfegere, feinen Muth in der größten Gefahr,
feinen redlichen Eifer für das Beſte des Daterfandes, fein mitleidiges: Herz gegen unglück-
felige Perſonen ein Ser; » das mehr ven Vortheil feiner guten Freunde, als feinen eigenen
ſuchete, und fein aufrichtiges unverfaͤlſchtes Gemuͤth. Wer ſeine Nachrichten lieſt ‚der
ſieht, daß er alles, was ein Man von ſeinem Stande wiſſen foll »verftund. Er zeiget
ſich als einen aufrichtigen Geſhichtſchreiber, als einen Reiſenden, der nichts außer Acht
laͤßt, als einen ſcharfſinnigen Shriftſteller, guten Mathematicum, und erfahrnen Seemann.
Doc) die Krone aller dieſer guen Eigenfhaften war, daß ihn fein Sebenswandeleben:
ſowohl, alstfeine Schriften, allemal als einen wahren Chriſten, voll Eifer für Die Ehre des,
Köchften, und voll Gottesfurcht darſtellete Er pflegte öfters die Worte ;
nen Berichten dieft, im Munde zu fuhren „Es fen beffer, eine einzige Seele zu gewinnen,
„als ein ganzes Königreich zu erobern, und gg follte von Rechtswegen Fein Monarch) aus ei:
E n * „ner
a) Man ſehe das Tagebuch,
[A
den, Weil er nun die Stiftung ei
then feine Anverwandten dem Jeſu
die man. in ſei⸗ i
zu Queber,
Lob des Herrn
llem Rechte gebühret, Er hatte ſcharfen Verſtand,
Champlain.
—A
‚ biejenigeit, die ihn dazu gebraucheten, mehr Gehör gegeben, und zu rechter Zeit Be
nn
136; + Gefchichte und Befchreibung | 3
‚ner andern Lrfäche auf die Ausbreitung feiner Herrſchaſt in einem: heibnifchen Lande 9%
„denken, als nur um es mit dem Reiche Eprifti zu vereinigen,. Eben damit ftopfete er
denen das Maul, welche die Errichtung einer Pflanzſtadt in Canada für etwas dem Rei—
che unnüßes anfahen. Man weis auch, daß unfere Könige jederzeit feiner Meynung wa⸗
ven, und daß fie bloß aus Eifer für die Bekehrung ver Heiden, die Hand von eine
Pflanzftade nicht abzogen, deren Anwuchs eheils durch unfere Ungeduld und Unbeſtaͤn⸗
digkeit, theils durch die blinde Gierigkeit einiger Perſonen lange Zeit gehemmet wurde·
Ohne Zweifel hätte Herr Champlain einen dauerhaſtigern Grund dazu geleget, wenn ihm
fand geleiſtet Hätten. Es zeigeten auch alle die Anſtalten und Grundfäge, welche den
ſeinigen gerade zuwider liefen, durch ihren ſchlechten Erfolg genugſam, wie klug er es a
zufangen gedachte.
Leſcarbot wirft ihm eine allzugroße Leichtglaͤubigkeit vor. Allein, es iſt dieſes ein
Fehler aufrichtiger Gemuͤther. Was er von dem Guru und von der wunderlichen Geſtalt
der Armuchiquoiſen ſaget, iſt freylich nicht zu entſchulbigen. Er wurde aber von ei⸗
nem gewiſſen Maloer, Namens Prevert, hinter das Licht gefuͤhret. Dieſer Menſch ma⸗
chete fich ein Vergnügen daraus, dergleichen Maͤhrchen zu erdenken, und fie mit hohet
Berheuerung für gewiß auszugeben, Einftens behauptete er in Gegenwart des Heren Pou⸗
crincourt, er habe einen Wilden gefehen, der mit dem Teufel Schnippkeutchen geſpielet,
Als man ihn um die Geftalt diefes Teufels befragere: fo gab er zur Antwort, die Schnipf?
Feulchen wären durch eine unfichtbare Hand beweget worden. Weil nun Here Champlain
nicht begreifen Eonnte, warum ein Menfch ohne allen Bortheil lügen follte: fo glaubete ch
dem Prevert, was er fagete, J
Um wieder auf das Collegium zu Quebec zu kommen, ſo ſaͤumeten die Jeſuĩten nicht/
der Abſicht dieſer Stiftung ein Genuͤge zu thun. In der That hätte feine Begebenhell
zur Aufnahme der Stadt mehr beytragen fonnen, als dieſe. Weil die Kinder daſelbſt #7
ne beffere Erziehung fanden, als in gar mancher Stadt des Königreiches: fo ließen fi0
ſehr viele Zranzofen in Neu-Frankreich nieder; ja es kamen auch die Wilden auf die flei⸗
ßige Vorſtellung des Vortheiles, den fie davon haben fönnten, von allen Seiten her, M
die Gegend um Quebec.
Weil manfie allemal, wenn fie das Coffegium befucheren, wohl empfing, und mit
Eſſen verforgete: fo nahmen fie hernach die Seelenfpeife defto williger an; ja, einige wel
eraueten ihre Kinder folchen Perfonen, die für ihre Ernährung und ihren Unterricht zugleich
forgeten, mit Vergnügen. Dergeftalt lockete man fie immer ſtaͤrker herbey, und nach DA
Maae als ihre Liebe gegen bie feanzöfifche Nation anwuchs, bekamen fie auch Laſt zu
Chriſtenthume. Haͤtte man nur beſtaͤndig eine gewiſſe Anzahl wilder Kinder im Eottegl®
‚zu unterhalten vermocht: fo hätte das Bekehrungowerk unftveitig einen weit geſchwin 1
und dauerhaftern Fortgang gewonnen. Allein, zugeſchweigen, daß die Stiftung zudie
ſem guten Werke nicht hinreichete, fo äußerten ſich auch noch andere Hinderniſſe, da! —
ich fo gleich veden will. ne i
Hr. v. Mont: Die guten Beyfpiele folder Perfonen, welche nie one Wirfung bleiben, wenn fie
magny wird Weisheit und Gewalt vereiniget ſind, trugen nicht weniger viel dazu bey, daß die Star
Statthalter mit wahren Gläubigen erfüllet wurde. Sowohl ter Nachfolger des Herrn Champlain |
reich.
in Neufrant⸗ der canadifchen Starthalterfchaft, Herr von Montmagnp, als der Herr de aa
| Befehl⸗
n
von Neu⸗ Frankreich· V Buch, „
437
Befehlshaber an d lüffen, und gleich jenem Maltheſerritter, erzeigeten alle beyde . 1656,
we re — — Stand ſchickete, und hielten mit großem Eifer uͤber —
gute Ordnung, _ Der Gottesbienft wurde mit größter Erbarkeit, und fo dielem Prachte,
als es die Armuth der Einwohner agb — aehallen. Das übrige erfegete.die Andache der
Einwohner, als die wahre Zierde der empel, I R —
De =. von —— dachte vor allen Dingen auf die Errichtung eines Se⸗ — —
minarii im Jeſuitercollegio für wilde Kinder, dazu man den Entwurf fon {m vorigen nr
Jahre gemacht hatte, Den Anfang wollte man bey den Huronen machen, weil bereits der errichten.
viele Haushaltungen von diefem Volke zum Chriſtenthume getreten waren, Nebſtdem
waren dieſe Kinder zugleich auch eben fo viele Geifel für die beftändige Treue ihrer Aeltern.
Man meldete demnach allen ebriftlichen Huronen, ihre Kinder nad) Duebec zu ſchicken,
damit ſie die Grundſaͤtze der Religion, und eine anſtaͤndige Lebensart erlernen möchten,
Anfänglich verfprachen fie alles ohne die geringfte Schwierigkeit. Aber da es zum Tref-
fen kam , konnte der Pater Daniel von einer großen Anzahl Kinder, darauf man gercch-
net hatte, kaum drey bis viere, deren Aeltern abweſend waren , zu Schiffe bringen. Ja,
er brachte ſie nicht einmal weiter, als an Die drey Slüffe; denn da begegneten ihm die Vaͤ⸗
fer, und nahmen fie ihm, ihres vorigen Berfprechens ungeachtet, weg. Es befremdete
aber dieſes Berfahren den Mißionar im geringften nicht, weil er wohl wußte, wie un-
‚gern die Wilden ihre Kinder von fid) laſſen.
Indem der Pater Daniel fo nahe bey Quebec war:
fo wollte ex ſich vorher dahin be: Viele Mißio⸗
fe in feine Mißion anträte, > Der Pater le Jeune giebt uns in on den
einem Briefe eine Abſchilderung von feiner Ankunft im Hafen zu Quebec. Er ſaß mie“ ;
‚dem Ruder in der Hand und feinem Breviere am Halſe, nebſt einigen Wilden ‚in einem
Canote, konnte für Mattigkeit ſich kaum ruͤhren, und hatte weder —— u. ——
ondern nur ein halb aultes. ©, nebſt einem. vlappeten Rocke am Leibe. a⸗
—2 war er —— — — ee Li Sein Dezeugen und
Reden machete einigen Luft, eine fo fegensvolle Antsführung mit ihm zu theilen.. - Der-
geſtalt waren zu Ende diefes 1636 Jahres bereits ſechs Priefter, nebft einigen Franzoſen,
die ihnen folgeten, in den huroniſchen Dorfſchaften hin und her ausgeſtreuet.
zoritzt war die Gelegenheit, ſich in dieſem Lande gut einzurichten, vortrefflich. Der Es will mit
Vortheil der Wilden er rderte es eben fo ſehr, als der Sranzofen. Herr Champlain hat der Eotonie
se mit größten Eifer darauf gedacht, und fein Nachfolger trat, gleichwie in allen andern wicht fort.
Anftalten, alfo auch was diefeg betraf, in feine Sußtapfen, Nur fehlete es ihm an feu-
‚ten und an Öelde, Nur den Pelzhandel und einige wenige Einwohner ausgenommen,
war alles übrige AUS Mangel der Unterftügung ‚in fhlechten Umftänden, alfo , Daß die
neufrangoſiſche Geſchichte von dieſen erſtern Jahren beynahe nichts anders zu erzaͤhlen weis,
als die Amtsverrichtungen der Mißionarien unter den Wilden. Sie bringen hiervon viele ”
erbauliche Umftände bey, die man damals: in Frankreich mit Vergnügen las, die aber
beutiges Tages wenige Liebhaber fingen würden.
Es ift nicht zu begreifen, was für ein. unglückliches Schickſal eine dermaßen ver-
mögliche Geſellſchaft, als die Eigenepümer yon Canada ausmacheten, dazu bewog ‚ daß
ſie ihre Pflanzſtadi ohne alle Huͤffe ließen, eine Stadt, davon man ſich mit allem Rechte
große Hoffnung machen konnte, indenm die bewundernswürdige Eintracht aller ihrer Mic-
‚Nieder , die vielleicht in der neuen Welt ihres Gleichen nie gehabt hat, fuͤr den gluͤcklichen
Allgem. Beiſebeſchr. XIV Dsnd, S
Aus-
geben, ehe er die Ruͤckrei
138 Gefechte und Befkhreisung N
1637. Ausgang aller Unternehmungen gut fagete, wwofern e8 nur den Hundert Mitgenoffen belie
— — bet haͤtte, den hiezu noͤthigen Vorſchuß zu hun. Das allerbetrübtefte ift diefes ‚daß eben
der hülflofe Zuftand der Stadt den Untergang vieler benachbarten und verbünderen Voͤl⸗
kerſchaften werurfachetez indem fie in der Hoffnung, man werde fie im Falle der No
nicht verlaffen, nicht genugfame Vorſichtigkeit gebraucheren,
—* Se Die Jroquefen hingegen nahmen ihres Ortes der Schanze vortrefflich wahr. Den
fen Ginterge, um den Huronen Feine Zeit zu laffen, daß fie aus ihrer Verbindung mit den Frangofen eb
hen die Huro- nigen Vorteil ziehen Fönnten , fielen fie auf den Liftigen Anſchlag, fiezu trennen, und herr
nen durch eis nach einzeln zu vertilgen. Sie fehloffen alfo mic der ganzen Nation Friede , überfielent
nen falſchen aber unter allerley Vorwande, bald dieſe, bald jene vom Mitfelpuncte am weiteſten entle
Frieden. gene Dovfihaft, und macheten den übrigen weis: es gehe fiediefes im geringften nicht
an; fondern es betveffe bIoß einige befondere Streitigkeiten, Dergeftalt ließen fich die Hu⸗
vonen fo lange bey der Naſe herum führen, bis endlich der Feind mitsen im Sande ftund,
und die Verftellung ablegete. Was das aͤrgſte war, ſo benahm ihnen die Angſt bey dieſen Um⸗
ſtaͤnden alle Ueberlegung; fie begiengen einen Fehler nach dem andern, und es ſchaͤmen
ich noch heutiges Tages die ſchwachen Ueberbleibſel dieſer ehmals mächtigen Volkerſchaft,
wenn ſie an dieſe erſtaunliche Blindheit gedenken. u
Der Krieg Der Friede mie den Iroqueſen wurde unmittelbar nach dem legten Feldzuge des
fängt ‚wieder Herrn Champlains gegen fie, Davon ich im vorigen Buche erwaͤhnet habe, gefchloffen,
all. In der That machete auch bloß diefer Friede die Huronen ſo trotzig und ftolz, als fie
vor und nach der Eroberung Quebec gegen die Franzofen und Mißionarien thaten. Zwar‘
fingen die Iroqueſen bald darauf die Zeindfeligkeiten abermals ‚ aber auf die nur gemelde
te Weife,und unter dem Borwande einzelner Streitigkeiten, an, dazu denn djeNation ftilfe faß-
Endlich im Jahre 1636 legeten die Iroqueſen alle Verfteltung bey Seite, und erfchie
nen mitten im Sande mit gewaffneter Hand, Doch gelang ihnen diefer Einfall niche ; die
wenigen Franzofen, welche die Mißionarien begleitet hatten, erzeigeten fich fo muthig, daß
fie wieder umkehreten. Damit verfielen die Huronen in ihre vorige Gorglofigkeit , und
die Iroqueſen fuhren immer fort, den Krieg auf die angefangene Weife fortzufegen,
Zu Ende des folgenden Jahres erhielten die Mißionarien zu St, Sofeph eine
zahlreiche Berftärfung an Mitarbeitern, daß man jedwedem Haupfflecken einen uͤberlaſſen,
und doc) noch einige zum Verſchicken unter die benachbarte Völker gebrauchen Fonnte,
Berfchiedene Es geſchahen diefe Verſchickungen abſonderlich in die Gegend des Nipißing⸗
Verſchickun⸗ ſees. Unterdeſſen trugen die Patres Garnier und Chatelain, denen man diefe Reife aufs
—— trug, weiter nichts davon, als den Troſt, daß ſie viel ausgeſtanden, und einige ſterben⸗
"pe Kinder dem Lamme zugeſchicket hatten. Sie gedenken in ihrem Berichte einer gewiſſen
Voͤlkerſchaft, Namens Byßirinier. Nun habe ich mich zwar auf das forgfältiggte dat
nach erfundiget: aber nicht einmal erfahren koͤnnen, zu welcher Hauptiprache, ob zur hu⸗
roniſchen, oder algonquiniſchen fie etwa gehöret haben mochte. Es fiheine, es ſey dieſes
Volk, davon man weiter Feine Nachricht finder, damals von den JIroqueſen vertilget wor?
den, gleichwie es noch mehreren, davon wir nichts, als die Namen wiſſen wieder fuhr 2
Der mislungene Verſuch ſchreckete die Mißionarien nicht ab; fie ſetzeten ihre Kenne
hungen Die folgenden Sabre fort, wiewohl beynahe allemal mic eben fo fehlechtem Erfolg
—
x
d
—
5) Vielleicht iſt Byßirinier ein bloßer Druckfehler anſtatt Nipißirinier: denn ich finde, daß man
die Nipißinger, weiche die wahren Algonquinen find, fie zuweilen alfonennet, nn
von Neu Frankreich. VBuch.
139
Die hauptfächli inderniß lag in den Streifereyen ber Sroquefen, Denn fie macheten 1644,
alle — 5 * —— Voͤlker in Schrecken. Ungeachtet der Ritter Mont-
magny den fehlechten Zuftand der Pflanzftadt auf alle mögliche Weiſe vor ihnen zu verber⸗
gen ſuchete: fo erfuhren fie ihn doch. Auftart zu befürchten , 88 würden fie die Franzo⸗
ſen an Vertilgung ihrer Feinde hindern, unterſtunden ſich im Jahre 1637 fünfhundert die⸗
fer Barbaren, dem Befehlshaber an den drey Fluͤſſen in feinem eigenen Bezirke Hohn zu
fprechen,, und dreyßig Huronen, welche mit Pelziwerfe nach Quebec wollten, vor feinen
Augen wegzunehmen, ohne daß er es hindern konnte. =
Der Anfang des 1658 Jahres ließ die Mißionarien, nach fo vielen unfruchtbaren Allgemeine
Jahren, eine reichliche Erndte Hoffen. Es breitere fich eine Seuche von einer Dorffchaft Seuche unter
zur andern aus, Und dro
dete der ganzen Nation mit einem allgemeinen Ausſterben. Es den ——
war eine Art der Ruhr, uͤnd raffete die Kranken innerhalb wenigen Tagen weg. Weil EEE
nun Die Franzofen ebenſowohl damit befallen wurden, als die Wilden: gleichwohl aber
alle mit einander ihre Geſundheit wiederum erlangeten : fo wirkete diefer Umftand eine ge-
doppelte gute Folge: Erftlich, daß feitdem fein Wilder den Mißionarien mehr Schuld
ab, fie brächten alle, Unglüdsfälle durch Hexerey zuwege, indem ſie ſelbſt von dieſem Ue⸗
Fr niche fvey blieben ; zweytens, daß die Wilden ihre Krankheiten beffer abwarten lerne—
ten, weil fie ſahen, daß die Franzofen durch Beob
ee Achtung gewiſſer Regeln ohne große
Schwierigkeit wieder zu ihrer Gefundheit famen, "Denn ſo gefchickt als diefe Leute aͤußer⸗
liche Wunden und Beinbruͤche heilen,
ſo ungeſchickt ſind ſie bey innerlichen Krankheiten,
dazu ein erfahrner Arzt und ein geduldiger Kranker gehören, Uebrigens gewann die Groß⸗
muth und Liebe der Mißionarien, damit fie alle ihre Arzenehen und Stärfungen bis auf
den legten Tropfen unter fie vertheileten, nebft der erftaunlichen Wirkung derfelbigen , je:
dermann, auch ihre bisherige aͤrgſten Feinde, r
Doch, man gab fich nicht etwa in Canada allein Mühe um die Bekehrung der Hei⸗ Man nimmt
den; ſondern weil die Jeſuiten nach Frankreich fehrieben,man Fönnte manchen umſchweifenden fih in Frank:
Wilden dem Heilande zuführen , wofern man ihm vorläufig zu effen verfchaffere, und. ihm keich der Be⸗
alsdann allmählich zum Ackerbaue angemöhnete, fo wirfete dieſes fo viel, daß nicht nur zu Rn er
Paris, fondern auch bin und wieder im Königreiche, ganze Gemeinen ihre Leiber ſchwer
cafteyeren, und öffentliche Gebether anftelleren ‚ bloß in der Abſicht, um den Himmel ge⸗
gen die Wilden in Canada zu erweichen.
Ale Bornehme des Hofts, die Pringeßinnen von Gebluͤte, ja die Königinn felbfe,
ſucheten die Abſicht der Mißionarien zu befördern. Ya, als vie Jeſuiten die Errichtung
ziweyer Nonnenklöfter zu Dueber ‚eines von Urfulinerinnen , das andere von barmherzi-
genSchwefternin Vorſchlag brachten : fo erboth fich eine große Anzahl von beyden Orden dazu,
Niemand aber unterſtuͤtete fräftiger, als der Ritter von Splleri. Der Bor- Wohnplatz
ſhlag der Jeſuiten, eine ſolche Gegend mir [auter Ehriften und bekehrten Wilden anzufüt- Sylleri.
len, da fie gegen bie Anfälle der Iroqueſen den Schuß der Frangofen genießen, und fich
von dem Landbaue ernähren Eönnten, gefiel ihm ungemein wohl. Er ſchickte alfo im Jah⸗
re 1637 allerley Handwerksleute nach Quebec, und erſuchete den Pater le Jeune, er moͤch⸗
te einen bequemen Wohnplatz fuͤr ſie ausſuchen. Der Superior. führere fie gleich nach ih-
ver Ankunft vier englifche Meilen weit von der Stadt, an das.nördliche Ufer des Sluffes ;
und hier fingen ſie vor allen Dingen an, die Hand an die Erbauung ihrer Wohnung zu legen.
itdem hat dieſer Ort den Namen Spfleri elländig gefuͤhret. Ungeachtet nun der
2
End:
1638.
——
Erbauliche
Auffuͤhrung
der Einwoh⸗
ner zu Que
ber.
Es fommen
Urfulinerin-
— Geſchichte und Beſchreibung
Endzweck dieſer Anſtalt ven Wilden nicht gemeldet wurde, fo kamen doch gar bald einige
Montagnezen auf die Gedanken, ſie koͤnnte ihnen zum Vortheile gereichen, ſprachen auch
mit dem Pater le Jeune davon. Weil aber dieſe Barbaren ſich einbilden, was man ih—
nen fo gleich bewilliget, das fey entweder eine Schuldigkeit, oder man füche irgend einen
Vortheil darunter: fo machete ihnen der Pater zwar alle gute Hoffnung , meldete aber, er
Fönnte ohne Bewilligung des Eigenthümers nichts vornehmen.
Im folgenden Jahre brachten die franzöfifchen Schiffe des Herrn von Sylleri Ein
willigung mit, nebft zwölf ſehr zahlreichen Haushaltungen, welche die für fie beftimmten
Wohnungen bezogen, Innerhalb wenig Jahren wurde der Plag mit einer großen Men
ge eifriger Chriſten befeget, welche ein großes Stück fand anbaueten, und ſich allmählich
an alle Pftichten der bürgerlichen Geſellſchaft gervöhneten.
Die Nachbarfchaft von Quebec, und der tugendfame Lebenswandel der dafigen Ein:
wohner trugen viel Dazu bey, daß die neuen Einwohner von Sylleri fich der Gottesfurcht ber
flüffen, und eine ihrem Naturelle gemäße Policey beobachteten. Jedermann weis, auf was
für Weiſe die meiften Bevölferungen in America entftanden find. Dagegen ift die Quel⸗
le der meiften Öefchlechter ‚welche noch heutiges Tages in Meu- Frankreich leben, ganz rein
und ohne dergleichen Flecke, welche man durch Keichthümer auszulöfchen gedenket. Denn
die allererften Einwohner waren entweder Handwerksgenoſſen, die fich zu aller Zeit mit nüßt
licher Arbeit befchäfftigten, oder Perfonen von Stande ‚ welche nur ruhig zu leben ‚und ihre
Religion in Sicherheit zu erhalten fucheten; indem diefes in mancher franzöfifchen Sand:
haft, wo die Reformirten noch mächtig waren, damals nicht angieng. Was ich gefaget
babe, fann ic) um fo viel gewiffer behaupten, weil ich felbft nod) einige der erften Ankoͤmm⸗
linge in einem beynahe hundertjährigen Alter, imgleichen Kinder und Enkel von ihnen ges
Fannt habe, und diefe Perfonen wegen ihres aufrichtigen ehrlichen Gemuͤthes und ihrer uns
gebeuchelten Gottesfurcht, eine noch größere Hochachtung verdieneten], als wegen ihrer
grauen Haare, und geleifteren Dienfte,
Freylich kamen ſowohl in den erften Jahren, als in den folgenden, und zwar noch)
häufiger Leute ins Sand, welche wegen fchlechter Umftände, oder fchlimmer Aufführung
aus Frankreich weichen mußten; imgleichen folche ‚die man im Rönigreiche nicht dulden wollte-
Allein, weil fienie ingroßer Menge auf, einmal famen, auch fogleich vertheilee wurden: f
macheten fie aus der Noth eine Tugend, und lebeten in einem Sande, da fie alles zum
Guten antrieb, und vom Böfen abhielt, wie wahre Chriften,
Bey diefer vortrefflichen Anftalt fehleten noch zivey Dinge, nämlich eine Schule für
die Maͤgdchen, undein Hofpital für die Kranken, Das letztere fiel nicht nur den Einwoh⸗
ven, u. barımz nern felbftnöthig, indem fie meiftencheils ſehr arm, und bey Krankheiten ohne Hülfe was
herzige
Schweitern
ins Land.
ven; fondern die Jeſuiten fucheren auch die Wilden durch Verpflegung ihrer Kranken im?
mer ftärfer an zu locken: gleichwie denn auch die Abfiche mit der Schule , dazu man
Urfulinerinnen verfchreiben wollte, die wilden Maͤgdchen ebenſowohl angieng, als die
franzöfifchen. ’ u
Der Vorſchlag wegen des Hofpitales wurde fügfeich gutgeheißen und zur Vollzie⸗
hung gebracht, Die Frau Herzoginn von Aiguillon übernahm die Stiftung, und wen?
dere fich, um zu biefem Endzmwede tuͤchtige Perfonen zu haben, an die barmherzigent
Schweftern zu Dieppe: Nun erbothen fie fich zwar. ſammtlich zur Reiſe nach Canada ·
von Neu⸗Frankreich. V Buch,
141
ja fie fleheten mie Tränen darum: allein, man ſuchete nur drehe aus ‚ welche ſich 1639.
dann zur Abreife mit den erften Schiffen fertig hielten. i +
Sein, mit dem Urſulinerkloſter gieng es langfamer zu; indem vermuthlich die
canadifche Geſellſchaft die Sache nicht für allzu noͤthig anfab, folglich nichts Damit zu
thun haben wollte, Endlich brachte doch eine vornehme Witwe, die Frau de Ia Pelz
vie, das gute Werk, das ihr der Himmel eingegeben hatte, und durch ein offenba-
ves Wunder, davon ich anderswo vede c) ‚ befeftigte, zu Stande, ‚Sie widmete dem⸗
felbigen nicht nur ihr Vermoͤgen ‚ fondern auch ihre Perſon.
Sie reiſete aus Alenzon, wo ſie wohnete, erſtlich nach Paris, um die Stiftung
zur Richtigkeit zu beingen, ſodann nach Tours, um daſelbſt Urfulinernonnen aufzu—
treiben. Sie bekam hier die beruͤhmte Maria von der Menſchwerdung, die fran⸗
zoͤſiſche Thereſia, mie ſie von den groͤßten Maͤnnern des abgewichenen Jahrhunder⸗
tes genennet wird ; imgieichen die Marn vom h. Joſeph, welche in Neu⸗ Frank⸗
reich unter die Schutzengel des Sandes gerechnet wird. Bon hier gieng fie nad) Dieps
pe, wo man das Schiff zu ihrer Reife ausrüftere, und nahm nocheine Urſulinerinn zu
fih. Den 4ten des Maymonares im Yahre ‚1639 gieng fie nebft ven barmherzigen
‚undbem Pater Bartholomaͤus Vimond zu Schiffe. Es ſollte dieſer den Ge-
neral Superior der Mißionen ‚ den Pater le Seune, in feinem Amte ablöfen , und hatte ei-
' ‚ fen, und h
ne zahlveiche Mannſchaft feifch angeworbener apoftelifcher Arbeiter bey fih. Den ıften
a * die ganze Menge nach einer langen und gefährlichen Schiffahrt zu
n.
Der Tag ihrer Ankunft war fuͤr die ganze Stade ein Feſttag. Kein Menfch Ihre Aufnah⸗
arbeitete, alle Laden wurden geſchloſſen. Der Statthalter empfing diefe Heldinnen am me.
Ufer. Die ganze Kriegesmacht fund im. Gewehre ‚und man föfete die Stücke, Nach
= —* —* un —— ra des Volkes in die Kirche , wo man
> ei T.' h 7 4
Brauer, de An — ER iu das Freudengeſchrey dauerte ſowohl bey
res Drtes Füffeten. dieſe heiligen Jungfern nebft ihrer" großmuͤthi en Führerinn, Ihr Eifer,
in ber erften Freudendentzückung die Erde, nach welcher fie 6 — Sue '
und welche ſie mit ihrem Schweiße wacker zu benetzen, ja wohl gar mit ihrem Blute
zu be verhoffeten. Als man ſie den folgenden Tag in die Hütten der Wilden
führere : ſo überfiel fie eine neue Sreudensentzükung. Weber der armfelige Anblick,
noch bie große Unteinticheie » bie fie da fanden, ſchrecketen fie von ihren Vorſatze ab.
Ihr Eifer wurde durch dieſen Anhnd nur deſto heftiger entzuͤndet, und fie bezeugeten
eine fehnliche Begierde, ihre Verrichtungen had anzutreten.
Die Frau von Peltrie welche nie nach Reichthume geftrebet, ſondern vielmehr Muh dert.
um EhHeifi willen fich ſelbſt arm gemat hatte ſaſſete den feſten Eutſchluß, alle ig- von Pelrie
re Kraͤſte zum Heile der Seelen nzumenden. ¶ Ihr Eifer gieng fo weit, daß fie, um
armen Meubekehrten beyzuftehen r das Sand mit eigenen Händen bauete. Sie gab in-
nerhalb wenig Tagen alles her, mas fünftig zu ihrem eigenen Gebrauche dienen füllte,
Ja fie entzog ſich beynahe die gegenwaͤrtige Norhdurft, um arme halbnackende Kin-
der, die man zu ihr brachte, zu befleiden ; und es war ihr ganzes Leben, feiner Laͤnge ün-
geachter ‚ ein beftändiger Zuſammenhang cHeiftticjer Liebeswerke.
) In der Lebensbeſchreibung der wuͤrdigen Mutter Maria von der Menſchwerdung.
142 Br Geſchichte und Beſchreibung
1639, Benderley Nonnen nahmen liebreichen Abfchied voneinander, und verſperreten fidr
— — jedwede Partey in ihr Kloſter; Die Urfulinerinnenzu Quebec, die barmherzigen Schwer
Erfte Arbei⸗ fern aber zu Sylleri, weit dafelbft die Menge der Wilden täglich zunahm, ‚auch zur Aufnah⸗
ten dieſer Klo? me kranker Perfonen , aus der Stadt und dem Lande, beffere Gelegenheit vorhanden ware -
ſterfrauen. Nurbeſagte Kloͤſter waren freylich ſehr Elein und ſchlecht, doch davon wuchs den Kranken
und Kindern beynahe gar feine Unbequemlichkeit zu; die Nonnen nahmen ſolche allein uber
ſich · Doch mußten fie eine harte Probe ausſtehen; das Seminarium der Urſulinerinnen
wurde von den Kinderpocken angefallen, und eine Landesſeuche ſchickete mehr Kranken ins
Hofital, als man Betten und Plag harte. Gleichwohl fehaffeten die Nonnen auf eine
beynahe unbegreifliche Weife fuͤr alles Nah, ja fie genoffen,, welches das wunderbareſte,
bey fhlechter Nahrung, unaufhoͤrlicher Bemuhung, und mitten unter fiechen Perſonen⸗
nicht nur meiltens, lange Zeit, einer beftändigen Gefundheit ſondern auch eines fo rubl«
gen Gemuͤthes, daß fie der beftändigen Arbeit ungeachtet, noch fremde Sprachen lerneten.
Die canadi⸗ Die Anfunft einer dermaßen ſtarken geiſtlichen Huͤlfe aus Frankreich gab den Reli
ſche Compa gionsſachen allerdings einen ſtarken Trieb, Man verſpuͤhrete bereits eine ſtarke Herzensaͤn⸗
— — derung unter den Wilden; und hätte man die angefangenen Anſtalten fortgeſetzet, fo wäre
Hllanſtadt der größte Theil der canadiſchen Völker in den Schooß der. Kirche gebracht worden, Die
noch ferner Anftalten zu Sylleri, Meubefehrte und Unterrichtsbegierige aufzunehmen, die beyden Non⸗
nicht an. menklöfter, die Verftärfung der Miffionen mit unermüdeten Arbeitern, die chriftliche I
Liebe der Einwohner, welche fogar ihre eigenen Betten für die Kranken hergaben, alles
diefes, fageich, both eine von denen feltenen Gelegenheiten dar, die, wenn fieeinmal ver⸗
ſaͤumet find, nie wiederfommen. N
Es herrſchete, ſowohl in Frankreich, als in America, die befte Neigung von der Welt; 7
die auffeimende Pflanzftade beffer zu bevölfern, und die günftigen Umftände auf alle mögE
liche Weife zur Aufnahme der Handlung anzuwenden, Allein, die Geſellſchaft der hun?
dere Mitglieder legete, aus unbegreiflichen Urfachen, die Hände in den Schooß. Derge:
ftale mußten die Miffionen und Klöfter beynahe die ganze Pflanzftadt erhalten, da fie
doch ihre Unterhaltung hauprfächlich von ihr befommen follten. Zum Ungluͤcke waren die
meiften Einkünfte, davon die Nonnen und Jeſuiten leben fllten , bloß zufällig; und man
mußte billig beforgen, fie möchten mit Der Zeit abnehmen, gleichwie denn in der That
allmaͤhlig gefchab. | —J
Der Krieg Der Krieg zwiſchen den Iroqueſen und Huronen entzuͤndete ſich heftiger, als jemale
wiſchen den Die erſten behielten zwar, aus bereits angeführter Urſache, zum öftern die Oberhand, do
us rächeten ſich auch Die letterndie ihre alte Tapferkeit noch nicht abgeleget hatten, bey man?
E cher Gelegenheit, Einftens, als ſaͤmmtliche Mifiiongrien ihre Angelegenbeiten in einem Dorf
ortgeſetzet. Er — = — 1
| 1640. gemeinfihaftlich überlegeren, erfuhren fie, man habe, einenanfehnliche feindliche Partey er⸗ i
U
leget. Bald darauf wurde ein Gefangener eingebracht ,. und verbrannt. Doch: war er
dabey fo glücklich , daß er, ſoviel aus feinen letztem Bezeugen-abzunehmen war, aus dieſer
Arc von Hölle ins Paradies eingieng. Indem nun meines Wiſſens, vor ihm Feine ein“ *
zige erwachſene Perſon von dieſer Nation, getauft werden war: fo will ich die vornehmſten
Umſtaͤnde feines Todes aus dem Briefe des P. Brebeuf, als eines Augenzeugen, er 4
bringen. : ) dr J Sie a
——— Soboi der Gefangene ins Dorf kam, berathſchlageten die Aelteſten, was mir ihm an⸗
Stoquefen. zufangen ſey. Der Schluß war, man ſollte ihn einem gewiſſen Oberhaupte, deſſen * u
von Neu⸗Frankreich. V Buch,
143
ter ehemals Yon den Iroqueſen gefangen worden war, einfiefern.
* —* — freh⸗
ellen, ob er mit ihm die Stelle des Wetters er etzen, oder onft na elieben verfahren
er Sogleich oh der P. Brebeuf mic dem Vorfage, ihn auf den Weg des Lebens
zu leiten, Herbey.: Er fah ihn unter einem Haufen Kriegesleute, mit einem neuen Bie-
berrocke bekleidet, einer Schnur gläfener Eorallen um den Hals, und einer um den Kopf
daher treten. Er mußte ohne Aufhören fingen, befeidiget aber wurde er nicht. Dabey
fihien ex, zu großem Exftaunen des Paters, eben
* ſo unbekuͤmmert, als ob ihm nicht das
eringſte fehlete, und fein Leben in boͤlliger Sicherheit wäre,
* Abe der Gewohnheit zu Folge, den P. Brebeuf, er folle ihn gleichfalls
fingen laffen: aflein, er lehnete es ab, und ſah, als er ihm näher trat, daß man ihm eine
Hand zwifchen ziveenen Kiefelfteinen zerquetſchet, und an eben ſelbiger einen Finger ausgeriſ⸗
fen, an der andern aber zive
verbunden hafte, Lieber diefe
hatte er einen Schnitt, Alles dieſes tar unterwegens gefchehen. i
das erſte huroniſche Dorf fan, erzeigete man ihm alfes gutes; man befchenkere ihn,
und gab ihm ein’ 50, das Frauenſtelle vertreten follge,
Weil es dem P. Brebeuf frey fund, nach Belieben mit ihm zu fprechen : fo machte
er den Anfang feiner Unterweifung damit, daß er fagete: ar koͤnne zwar zur Linderung ſeiner
Schmerzen nicht dag geringfte beytragen, er wolle ihn aber doch lehren, alles geduldig zu
feiden, nicht zwar als ein bloßer Kriegesmann, und um eine Ehre, die ihm nach dem
Tode nichts helfe, zu erjagen, fondern aus einem weit erhabenern Bervegungsgeunde,
namlich, vermittelſt der gewiſſen Zuverficht, es werbe auf fein Leiden einevollfommene und
unendliche Gluͤckſeligkeit folgen, Hierauf erflärere er ihm kuͤrzlich die Hauptfäße der chrifts
lichen behre, die der Kerl, wider
. —— Ro * Gewohnheit, ſehr nr und —* Ver⸗
gnuͤgen anhoͤrete. er Pater ließ d ige aſſung nicht vergeblich vorbey ſtrei⸗
ER —* ſeine Unterweiſung fort taufte le A Risen jofeph,. n
Hierauf hatte er Erfaubniß, ihn allemal des Nachts in feiner Wohnung zu behalten.
Zwar hätte er gern noch mehr für ihn ausgewirfer: allein, das Schickfal des Gefangenen
ftund nicht mehr in derjenigen Mache, die ihn freylaſſen konnten. Weil ſeine Wunden
vol Wuͤrmer waren: fo verurfacheren fie ihm gewaltige Schmerzen, die man nicht zu lin⸗
dern wußte, Denn fo bald man die Würmerauf fein inftändiges Bitten wegnehmen wollte,
krochen fie ein, Unterdeſſen gieng das Schmanfen fort, und zwar allemal in feinem Na-
men, gleichwie er denn auch die Säfte fo fange mit Singen unterhielt, big er nicht mehr
konnte. Man führere ihn von einem Dorfe ins andere, und unterwegens mußte er be-
fändig fingen. Er genoß feiner Ruhe, als wenn der P. Brebeuf oder ein anderer Mif
fionarius Erlaubniß hatte, mie {hm zu veden, Sodann förete nicht nur fein Menfch ihre
Unterredung, fondern es ſtunden auch alle Wilde herum, hoͤreten dem Pater zu, und viele
machten fich feine Worte zu Mugen, *
Endlich erreichete man das Dorf des Dberhauptes, dem er geſchenket worden war.
Gefangene trat mit dem Wefen eines Mannes, dem Tod und Leben gleich gilt, vor
ihn, um zu vernehmen, WAS aus ihm werden follte, „Mein Vetter, fagete der alte Haupt:
„mann zu ihm, du Fannft nicht glauben, wie ſehr ich mich darüber freuete, als ich erfuhr,
„du waͤreſt mein. Ich ftellete mir y
%, derjenige, den ich verloren habe, fey wieder
»ebendig gerworten, "und ich befehloß, dich qm feine Stelle zu ſetzen. Ich hatte in meiner
„Huͤtte
em einen
Denn ſobald er an
164%
ud
1648.
* Gecſchichte und Beſchreibung
Huͤtte ſchon eine Matte für dich zurechte geleget, und hoffete, mein Leben in deiner Gefel-
„ſchaft ruhig zu befehließen, Allein, der Zuftand, darinnen ich dich ſehe, noͤthiget mich /
„meine Entfchließung zu aͤndern. Denn es ſieht ein jedweder, daß dir bey den großen
„Schmerzen, die du ausftehen mußt, das Leben nur zur Saft falle; daher wirft du mik
„vielmehr dafuͤr danken, daß ich es abkuͤrze. Nicht ich, ſondern diejenigen , welche DI
„alfo zugerichtet haben, find an deinem Tode ſchuld. Schöpfe demnach frifchen Muth,
„mein lieber Vetter; halte dich auf diefen Abend fertig; zeige, daß du ein braver Kerl
„bift, und werde nicht etwa aus Entſetzen vor der Marter Eleinmütbig.,,
Der Gefangene hörete dieſe Rede fo gleichgiiltig an, als ob fie ihn nicht das gering“
fte angienge, und antwortete mit behergter Stimme: Das -ift mir lieb, - Hierauf trat
die Schweſter desjenigen Vetters, deſſen Stelle er hatte erſetzen follen, zu ihn, gab ihm
zu effen, und bedienete ihn mit allen Merfmaalen einer aufrichtigen wahren Freundfchaft-
Der alte Hauptmann felbft erzeigte ihm viele Liebfofungen; er gab ihm feine eigene Pfeife
in den Mund, trocknete ihm den Schweiß ab, und ließ eine veche wärerliche Neigung ge⸗
gen ihn blicken, J—
Zu Mittage gab er auf feines Oheims Unkoſten fein Henkermahl, und redete die ver⸗
ſammelten Gäfte folgendergeftale an: „Meine Brüder! ich werde fterben, machet euch
„kecklich an mir luſtig, gedenket, daß ich ein Mann bin, und daß ich mich weder vor dem
„Tode, noch vor aller Duaal, die ihr mir anthun koͤnnet, entſetze., Hierauf fang et
einige Krieger fangen mit ihm, und fodann frug man das Effen auf. Es wird zu der“
gleichen Mahlzeiten niemand eingeladen, fondern es erfcheint dabey, wer will, doch die
meiften nur Zuſchauens wegen, und bringen folglich ihren Eßnapf nicht mit. Nach ge⸗
endigtem Schmaufe, führete man ihn an den Ort der Hinrichtung , welches eine zu Die
fem Gebrauche beftimmete Hütte war, Jedwedes Dorf bat eine; fie gehöret allemal einem
Haupfmanne zu, und frage den Namen der Blut oder Schedelhürte, So bald ein”
Gefangener den Fuß hinein gefeßer hat, Fann ihm niemand mehr Das Leben ſchenken—
Anterdeffen werden die Hinrichtungen nicht allemal bier vorgenommen, fondern es ift je
weder Ort tauglich dazu. ar, :
Um acht Uhr Abends, wurden eilf Feuer, jedwedes eine Klafter weit von dem ande)
angezündet. Alle Anweſende ftunden auf beyden Seiten in zwo Reihen, die Alten hinte
einer Erhöhung, die Jungen, welche Hand anlegen follten, vorne, Sobald der Gefan⸗
gene in die Hütte gegangen war, traf ein alter Greis zu den jungen Leuten, und ermahnet®
fie , ihre Sachen gut zu machen, weil der Fall wichtig fey, und vom Areskouy würde ange⸗
fehen werden. Auf diefe Furze Anrede erhub ſich ein Jauchzen, oder vielmehr ein Gebruͤlle /
darüber der Herphaftigfte Härte erſchrecken mögen. Zu gleicher Zeit tratder Gefangene zwi⸗
fihen zweenen Miffienarien, mitten in die Verſammlung, worauf das Gebrülfe ſich ver⸗
doppelte. Er mußte auf eine Matte niederfigen, und man band ihm die Hände.
Sodann ſtund er auf, tanzete um die Hütte herum, fang fein Sterbelied, und ſetzet?
ſich wieder auf die Matte. Damit kam ein Kriegeshauptmann, nahm ihm ſeinen od ‘
ab, und fagete zu den Anweſenden: „Der Hauptmann, (den er dabey nennete) A —
dieſem Gefangenen feinen Rot aus. Die Einwohner des Dorfes (das er gteichral?
„ nannte). werden-ihm den Kopf abbauen, und nebt dem Arme dem und-dem geben, 9
„mit er einen Schmaus ausrichten koͤnne., Hieraufgieng das Mordfpiel an, Der P. Bie
beuf giebt eine Befehreibung davon, die man mit Entfegen lieſt. Auf fein Zureden 3
2
von Neu⸗Frankreich· V Buch.
145
ini en zumeilen einige Ruhe, dabey der Pater ihn ermahne- i
Rp * ihn reichlich dafür belohnen fönne, b b —E
d lange ex redete, war jedermann ſtill, und hoͤrete aufmerkſam zu. Joſeph ſelbſt
beantwortete alles auf eine ſolche Weiſe, als wenn er nicht die geringſten Schmerzen fpüg«
rete z ja er ließ, fo lange als feine Dual dauerte, nicht das geringste Wort, das feine Troͤ⸗
fer tadeln Fönnten, von ſich hören. Zumeilen vevete er von den Angelegenheiten feiner
Nation, eben als ob er zu Haufe, und mitten unter guten Freunden wäre, Man ver⸗
längerte feine Pein deswegen, weil die Alten vorgaben, es fey viel daran gelegen, daß ihn
die aufgehende Sonne noch lebendig antreffe. So bald alfo der Tag anbrach, führete
man ihn zum Dorfe hinaus, und fhonete ihn niche weiter, Als man merfete, ex wolle
bald abſcheiden, bieb man ihm einen Buß, eine Hand und den Kopf ab, damit er nicht,
dem ausgefprochenen Urtheife zuwider, auf eine andere Weiſe, als durchs Schwerdr, ftürbe,
Die YAustheilung wurde anbefohlener maßen vorgenommen, und der, Rumpf zum Kochen
in den Keffel geworfen, .
Die huroniſche Miſſion hatte damals vielen Widerſtand auszuftehen, doch war er Zuſtand
ugleich mit manchem guten Fortgange, welcher die Hoffnung der Ardeiter auffriſchete, der Huroni-
re m wird in der That gerührer ‚ wenn man die ausführliche Befchreibung ſchen Migion,
ihrer damaligen Umftände, in ihren Briefen, lieft. Auf einer Seite kamen die Wilden,
die durch einen verborgenen Zug der Önade, und durch die Siehe ihrer Lehrmeiſter in Chrifte,
angelocfet wurden, Haufenweife zur Taufe, es gieng auch eine große Anzahl iroqueſiſcher Ge-
fangener ‚ gleich dem nur gemeldeten, auch durch eben diefelbige Thüre, zum Leben ein, und
ließen, bis auf den letzten Seufjer, einen Muth, der ihre Feinde in Verwunderung ſetzete,
an ſich blicken, '
Auf der andern Seite werden die Jeſuiten in beftändiger Gefahr, ihr Sehen durch
eine Unvermutbete Empörung zu verlieren, Yorgefteller, i
etwa Die thoͤrichte Einbildung eines Ba
oder ein
Traum, ein b Argwohn eines boshaftigen
dergleichen Stürme hatte man auch unte i und will ich aus
vielen Beyſpielen, die ich in den Nachrichten finde nur eines ausſuchen
— Wilden allzugut abſchildert, als daß ich es übergehen follte,
er D. Bier
onymus Lallemant, des bereits erwähnten P. Carl Lallemant Dis La
Bruder, wollte unter die uronen reifen, und nahm feinen dafı Lalle⸗
Fluſſe der Utauais, — Fe bm feinen Weg dahin auf dem
großen mant Bege-
einige Algonquinen, bie ihre Hütten am Ufer auf⸗ benheit.
geſchlagen hatten. Seine huroniſchen Begleiter ſtiegen aus, und unterredeten fich mic
ihnen; der Pater gieng unterdeffen bey Seite ‚ und wollte fein Brevier bethen. Kaum
hatte er angefangen, fo mußte gr in eine Hütte tveten, und neben einem Agonquin nies
derfigen , ber von Natur fhon ein figbübifches Geficht Hatte, und über diefes noch vor
heftigem Grimme entfegliche Gebarden machte,
Diefer Kerl nun gab dem Pater einen gräßlihen Blick, und warf ihm vor, es
babe ein durchreifender Franzos feinem kranken Anverwandten eine Aber geöffnet, und das
durch das Leben verfürget; um nun den Geift des Verftorbenen zu befriedigen, müffe er
ſterben. Mit diefen Worten ſprang er auf mie ein Raſender, zeigete ihm einen Strick und
eine Art, und ließ ihm bie Wahl. ‚Dee Pater wollte ihm vernünftige Vorftellungen
Machen: allein, der Barbar fiel über ihn ber, und warf ihm den Strick um den Hals,
Allgem. Reifebefchr, XIV Band, =
Zum
nete man dem
te, fein Leiden
1640.
kebensart der Uebrigens führeten fie ein ganz apoftolifches Leben. Jedweder Augenblick wurde durch
Jeſuiten.
146 Geſchichte und Beſchreibung
Zum Gluͤcke hatte er. den Halskragen an des Paters Node darunter gebracht, konnte ihm
alſo, ob er gleich aus allen Kräften zog, wenig Schaden thun. Endlich merkete er feine
begangene Dummheit, und wollte den Kragen vom Node reißen. Als diefes auch nicht
angieng, bob ev die Are auf, als wenn er den Miffionar damit vor den Kopf ſchlagen
wollte. Doc) dieſer entwiſchte. Unterdeſſen fagen feine Geleitsleute, die Huronen, DAr
und fahen mit aller Öelaffenheit zu. Hingegen kamen ein Paar Franzoſen auf ven Laͤrm
herbey gerennet, fielen über den Algonquin her, und hätten ihn erwuͤrget, wenn es der Pater
nicht abgervehret, und ihnen die daraus entfpringende ſchlimme Folge vorgeſtellet Hätte:
Die Huronen aber wurden ermahnet, wohl zu überlegen, daß der Statthalter den ZA
füiten , Den er ihnen anvertrauet habe, von ihren Händen fordern werde.
Sie berathfchlageten darüber, und meldeten fodann dem Algonguin, der P. Lallemant
ftede in ihrem Schutze. Allein, weil fie es dabey bewenden ließen, und den beyden Franz.
zofen nicht den geringſten Beyftand leifteten, dahingegen der Algonquin ftarke Geſellſchaſt
bey ſich hatte: fo ſchwebete der Miſſſonarius noch lange Zeit in großer Lebensgefahr. End⸗
lich, als der Kerl einigermaßen vertobet hatte, erbothen ſich die Nuronen, fie wollten, went
er den Pater loslaffe, den Verftorbenen bedecken; das ift, fie wollten ihm bie Berrübniß
über den Tod feines Anverwandten durch ein Geſchenk vertreiben. Damit war er zu—
frieden, Die Huronen gaben ihm einiges Pelziverf, weil fie wohl mußten, es ſey nicht ver-
gebens angewendet, und giengen mit dem Miffionar ohne Verzug zu Schiffe.
Doch, das war nicht der einzige ſchlimme Streich, der dem Pater auf diefer Reife be
gegnete; ja, eswar unter allen feinen Mitbrüdern Fein einziger, dem nicht etwas ähnliche?
wiederfahren wäre. Ya manche wurden ſchrecklich ausgeprügele. Nichts iſt im Stande,
dem Leſer einen hinlänglichen Begriff von dem Fraftlofen Zuftande unferer Pflanzftadt,
und von dem Eifer der Miffionarien beyzubringen,, als eben viefe Drangfale, Ihr ein’
ziger Troft war diefer, daß diefes Leiden gar öfters Die Folge einer gefegneten Bemühungı.
und ein ruhmvolles Merfmaal eines’ erhaltenen Sieges war,
rn
rn
—
eine heldenmuͤthige Handlung, oder durch die Bekehrung eines Heiden, oder durch
ein Seiden merfwürdig. Waren fie nicht auf der Reife, ſo frunden fie des Morgens um
vier Uhr auf, und blieben’ bis um achte eingeſperret. Diefe Zeit war zum Gebethe, und
zu den Andachtsübungen gewidmet, Um acht Uhr gieng jedweder an feine Verrichtungen;
einige befucheten die Kranken, andere begaben fich zu denen, welche mie dem Felbbaue be
ſchaͤfftiget waren, andere in Die benachbarten Dörfer, denen ein eigener Hirt fehlete, Hier⸗
aus erwuchs der Mugen, daß wenige oder gar Feine Kinder ungetauft ftarben ; ja es konn⸗
ten auch die erwachfenen, fobald fie Frank wurden, der forgfältigen und beftändigen $iebe
ihrer Aerzte nicht länger widerftehen, ungeachtet fie bey gefunden Tagen Feinem Unterrichte
Gehör gaben. Ueberdieſes gewöhneten fich die Barbaren durch den vielen Umgang mit
den Mifftonarien, an eine mildere gebensart, und legeten unvermerkt manche wunderl® —
che Meynung ab. Das Leben der Neubekehrten mar hoͤchſt erbaulich. Ihr Bethen umd
ihre anderen Andachtsübungen gefehahen gemeinſchaftlich, und zurgefeßten Stunde, MU
empfingen bie meiſten, wenigftens alle acht Tage, die Sacramente, |
Weil vermittelſt derer Arzeneyen, welche die Patres mit großer Frengebigkeit ausehei‘ 2
leten, mancher Kranke feine Geſundheit wiederum erlangete: fo verſchaffete ihnen diefes et
deſto groͤßeres Anfehen; dahingegen die Zauberer deftomehr von, dem ihrigen verlohren
| Bd
x
von Neu⸗grankreich. VBuch.
147
und auf dieſe Wei iele unanſtaͤndige Gebraͤuche, aberglaͤubiſches Weſen und a 640
Shake ee Yogang gerlethen. Endlich fo blieb auch allemal ein Sefuie —
zu Haufe, welcher Schule hielt, Das öffentliche Gebeth zur gefegten Stunde in der Capelle
verrichtete, und den Beſuch der bilden, welcher. ungentein beſchwerlich fiel, annahm.
Gegen Abend hielten fie eine gemeinfpaftliche Unterrevung, darinnen jedweder feine Zwei⸗
fel vortrug, ſeine Abfichten eroffnete, die Schwierigkeiten, die ihm in der Sprache auf⸗
ſtießen, meldete. Man munterte einander auf, und nahm zu Befoͤrderung des Werkes
gemeinſchaftliche Abrede. Endlich
wurde der Tag mit eben dergleichen Uebungen beſchloſ⸗
fen, als man ihn, angefangen hatte,
Nebſt ver gerwöhnlichen Uinterweifung der Neubekehrten und Getauften , die in der
Capelle geſchah, wurde auch von Zeit zu. Zeit eine öffentliche für jedermann angefteller,
Ehe fie den Anfang nahm, gieng ein Miffionarius, nach dem Beyſpiele des heiligen Franz
Zaviers, mit einem Gloͤckchen im ganzen. Dorfe und in der benachbarten Gegend herum,
und ſuchete, jeden, der ihm begegnete, anzulocken. Es geſchah dieſe Unterweiſung ſehr oft in
Geſtalt eines Geſpraͤches, an, welchem jedermann Theil nehmen Eonnte, weiches von *
Wilden allemal ohne die geringfte Unordnung geſchieht. _ Selten lief eine folche Unterwei-
fung feuchtlos ab. Man ftellete auch befondere Unterredungen an, dazu man nur die
Dberhäupter und andere angefehene Perfonen berief, Hier erflärete man fehr forgfältig
geroiffe Religionsartifel , die man nicht für thunlich erachtete » fogleich einem jedweden zu
eröffnen, wohl aber denen ‚ welche beffer im Stande waren » fie zu begreifen, und durch
ihr Anſehen den Lauf des Evangelii zu befördern,
Alles bisher erwähnete - betrifft zwar bauptfächlich nur Die beftändigen Miffionsfige, _Zuftand der
das ift, die unter den Huronen und zu Sylleri; unterdeffen fuchete man hoch auch bey Bee
allen übrigen auf gleiche Weife zu verfahren, und ſoviel es thunlich war, überall einerleh den 3 Fluſſen.
Regel zu beobachten. Nicht nur die Algonquinen waren gemeiniglich in fehr ftarfer An-
zahl an den drey Flüffen zugegen; fonde ö ‚ Weit gegen Porz
den gelegene Bölfer dahin, und brachten den Sommer dafelbft zu, Das anfebnlichfte
Volk darunter waren die Attikameguen, bie ihren gewöhnlichen Sig am Ihomasfee hatten,
Man findet ihn unter dem soften Grade ver Rorderbreite, wenn man den Fluß, deffen drey
Arme die Benennung des befagten Ortes verurfachen, aufwärts fährt. Man hatte feine
fonderliche Müpe, dieſn Wilpen &uft zur chriſtlichen Religion zu machen. Sie waren von
Natur gelehrig, ſanftmuͤthig, und gewannen fogleich eine dermaßen große Siebe zu den
Sranzofen, daß fie fich feitdem nie von ihnen getrennet haben. Gleichwohl gieng das
Bekehren bey ihnen ziemlich langfam von ftatten, Denn bey Annäherung des Winters
giengen fie nach Kaufe; und wenn fie das folgende Jahr wiederfamen, fo mußte man mit
Unterrichten wieder von vorne anfangen.
Auch fammelte fich ein kleine Häufchen gläubiger Seelen zu Taduffac, weicher Ort zu Taduſſac
feit langer Zeit von den Monte neſen, Dapinachoern, Derfiamiten, und der Stachels
fchweins Nation, ftärfer als Fein anderer beſuchet wurde. Zumeilen Eamen fie alle zugleich,
zuweilen nacheinander, Allein, ſobald der Pelzhandel vorbey war, kehreten ſie nach Hauſe, oder
zerſtreueten fi vielmehr in die Gebirge und Wälder. Nur eine geringe Anzahl blieb den
Winter in der Gegend von Taduffac, und machte den Miffionarien Befchäfftigung genug.
Zuweilen begleiteten auch einige Patres die Montagne
} — ſen auf ihrer Winterjagd, dazu dieſe
Wilden allemal die ſchrecklichſte Wildniß ausſuchten, weil man in folhen Gegenden das
ild im der größten Menge antraf. Ta Die
|
I
26549.
148 - Gefihichte amd Beſchreibung
Die Juſel Miſcu, und die Gegend am Lorenzbuſen, gehoͤreten ebenfalls unter die ge:
——- wöhnlichen Sammelpläge der Wilden, und zwar wegen des vortrefflichen Fifchfanges
undandern Allein, die Geſellſchaft machte fich weder
Drten.
Verehrung Als der Bifchof zu Duebee, Herr de S. Vallier, von der erften Reife, die er in
dieſen, noch den Pelzhandel zu Nugen. - Mat
überließ ihn den franzöfifchen Kaufleuten, welche bloß auf den gegenwärtigen Gewinn fahen,
Dingegen nicht auf Das geringfte Mittel ihn dauerhaftig und beftändig zu machen gedachten.
Die Regierung befümmerte ſich ihres Ortes eben fo wenig darum, als um Acadia; fie ließ
nurbefagtes Sand in den Händen einzelner Perfonen ‚ ohne die Wichtigkeit aller diefer von
einander getvenneten Pläge zu erwägen, da doch, wofern man für ihre Befeftigung und
allmaͤhlige Devölferung geforget hätte, fie allemal im Stande gewefen wären , einander
zu vertheidigen,
Die Wilden, mit welchen man am Bufen Verkehr trieb, waren zwar mit den acas
difchen einerley: unterdeffen nennete man fie von den Borgebirge Bafpe, mo die meiften
Schiffe Anker warfen, gemeiniglih Bafpefier. Sie hatten zwar ein fehr gutes Gemuͤ⸗
ehe, ſchweifeten aber ohne Unterlaß dermaßen herum, daß man ihnen, aller angewendeten
Mühe ungeachtet, beynahe gar keinen Unterricht von der chrifklichen Sehre mittheifen Eonnte-
Dem P. Carl Turſis koſtete fein Eifer das Seben; denn er ſtarb auf der Inſel Mifen,
weil er die unaufhoͤrliche Beſchwerlichkeit nicht länger ausftehen konnte; bey dem allen
hatte er, innerhalb zwey Jahren, nicht mehr als ein einziges Kind gefaufer. Der P. Ju⸗
lian Perrault und Martin Lionnes arbeiteten in feiner Nachbarſchaft zwar mit glei⸗
cher Standhaftigkeit und Geduld, aber eben fo fruchtlos, als er.
Mit einem Worte, das Evangelium wurde zwar an allen Orten, dahin die Hands
fung die Wilden lockere, verfündiger: es konnte
ausgeftreuete Samen nicht auffeimen, Als man aber endlich ein Mittel, fie an einen
beftändigen Aufenthalt zu gewöhnen, ausfündig machte, ba zeigete fich erft ihre ungemei⸗
ne Fähigkeit zum Chriftenehume, und man war im Stande, fie vortheilhaft anzuwen⸗
den, gleichwie ich in der Folge erzaͤhlen werde. Unterdeſſen verſtehe ich unter der erwaͤhn⸗
ten Faͤhigkeit keinesweges die angebliche Verehrung des Kreuzes, welche ſeit undenkli⸗
her Zeit in dieſem oͤſtlichen Theile von Canada im Schwange gegangen feyn ſoll.
des Kreuzes feinem Kirchenfprengel vornahm, wieder nach Haufe Fam: ſo ließ er ein Schreiben ausge:
bey den Gaf:
peſiern.
hen, darinnen er die beſagte Verehrung fuͤr eine ganz unſtreitige Sache, daran kein
Menſch weiter zweifeln duͤrfe, ausgiebt. Dieſe hatte ihm ein Barfuͤßer c) beygebracht, der
ſich große Muͤhe gab, ſeiner Erzaͤhlung Glauben zu verſchaffen, ungeachtet fie eben ſoviele
Widerfprecher, als wohlunterrichtete Sefer, fand. Nebſtdem war befagter Mönch die ein’
sige Perfon, welche diefe unerhörete Sache behauptete, Dahingegen fein einziger von
allen denen, welche unter dieſem Volke fich aufbielten, etwas dergleichen je gefeben hat, unge‘
achtet einige von befagten Perfonen nicht nur ‚Die Sandesfprache rebeten , fondern auch auf
die alten Sagen der Gafpefier größern Fleiß verwendeten, als er zu fhun im Stande
war. Bermuthlic aber hat fein Irrthum folgenden Urfprung,
Wir fehen aus einem Briefe des P. Julian Perraule, vom 1635 Jahre, es Härten
dieſe Leute den Europäern alles, was fie von ihnen gefehen, nachzumachen pflegen: da fie
nun unfer andern auch wahrgenommen, Daß jene das Kreuz vor fich gemacher, fo hätten
fie, wenn ihnen ein Europäer begegnet, ein gleiches gethan, und an verfchiedenen 2 }
) Der P. Chriftian le Cerq, Geſchichte von Gaſpeſia.
aber wegen ihres kurzen Verweilens der
——
von Neu⸗Frankreich. V Buch,
des Leibes ſich damit beiei net, ohne doch anfaͤnglich im allergeringſt
es eine —— — ſey. Dieſe Gewohnheit war bereits zu der Zeit, als
der P. Chriſtian le Clerq unter ihnen lebete etwas altes; ja vielleicht war Damals ſchon
irgend ein Aberglaube damit verknuͤpfet, welcher den Pater Barfuͤßer auf die Meynung
brachte, er ſey vom Anfange damit verknuͤpft geweſen. Ja es kann auch ſeyn, daß er
einige Wilden darum befragete, und dieſe, nach ihrer Sewohnheit alle ihre Sagen durch
einander zu wirren, diejenige, davon wir reden, unter die allerälteften vechneten,
Unterdeffen entzuͤndete fich der Krieg zwiſchen den Iroqueſen und unfern Bundesge⸗ —
noſſen immer ſtaͤrker. Jene uͤberfielen unvermuthet eine abgelegene Nation, davon der That der Hu:
Name mir unbekannt ift, und erwuͤrgeten alles, was ihnen vorkam. Welche dieſem ronen.
Blutbade entſprangen, waren genoͤthiget
ſich andere Wohnpläge zu ſuchen. Diefe fan-
den fie bey den Huronen. Denn fobald dieſe von ihrem Unglücte Nachricht Hatten, Khid- :
ten fie ihnen Lebensmittel entgegen, und nahmen fie mit einer Siebe, die. jedwedem Chri⸗
ſten wohl angeſtanden hätte, unter ſich auf. Gleichwie es nun den Miſſionarien nicht
zukam, den Ungläubigen in Ausübung der Siebeswerke etwas
nachzugeben: alſo eileten ſie
hres Ortes den armen Flüchtlingen ebenfalls ‚mit Trofte entgegen, fanden auch verſchie—
‚dene, denen ihr Unglück zum ewigen Heile gereichete,
Ja, da ihre Bemuͤhung bisher die mit Rechte erwarteten Fruͤchte bey weitem nicht
getragen hatte: ſo ſahen ſie nunmehr mit innigſter Freude, der Hoͤchſte habe den Huro⸗
nen, ohne Zweifel zur Vergeltung ihrer au h, das Herz veraͤndert.
Denn eben diejenigen, welch n verſtopfet hatten, werlange-
fen nun die Taufe am allereiftigiten, Do
ch der Herr belohnete dieſe liebreichen Wilden auch
noch auf andere Weiſe.
Als einige Zeit hernach dreyhundert Huronen und Algonquinen ein
nahmen verfielen einige vora i
queſen, verlohren aber ‚ der ungleichen Anzahl ungeachtet, dennoch niche mehr als einen fiihen Par= +
einzigen Mann, Die Iroqueſen begnügeten ſich an ihrem Drtemit dieſem gevi
heile, und wollten, aus B ‚ der Feind möchte ihnen zu ftarf ſeyn, den Ruͤckweg
ergreifen. Allein, ihr Gefangener machte ihnen weis, ſeine ſtreifenden Landesleute wären
weit ſchwaͤcher, als ſie. Damit beſchloſſen ſie, an einem gewiſſen Orte, wo dieſelbigen,
nach des Gefangenen Auſſage, vorbey mußten , aufzulauern, Nur verwahreten fie ſich
gegen allen Ueberfall mie einer Berfhanzung
Bald darauf erfchienen
die Huronen und Algonquinen.
ſich, aus Wuth, daß fie betrogen maren, auf eine entfegliche Weife an ihrem Gefangenen,
welcher a nfeinem Orte nichts Anders vermuther harte, Nachgehends ftimmeten die mei.
ſten auf die Flucht. ein, einer der fapferften erhob feine Stimme und fprach:
» Meine Brüder, wenn wir 3a ſo große Memmen feyn wollen: fo wollen wir doch we-
»nigftens fo lange warten, big die Sonne untergegangen iſt, damit fie es nicht fieht.,,
iefe wenigen Worte thaten ihre Wirkung. Man beſchloß, bis auf den Testen Athem zu
fehten; und diefer Entſchluß wurde mit aller Tapferkeit vollzogen, welche die Erbit⸗
terung und der Schimpf, einem fo oft gefehlagenen Feinde zu weichen, einflößen kann.
Atein, fie hatten mit deuten zu Chun, die ‘onen an Hergpaftigkeit gleich, an Menge aber
dreyfach überlegen waren, |
T3
149
en zu willen, daB 1640,
Die Jroqueſen raͤcheten
Nach
150 Gefchichte und Beſchreibung E
154% Nach einem hartnaͤckigen Gefechte blieben etwa achtzehn Iroqueſen auf dem aber
wdie Verſchanzung wurde erftiegen, und alle noch übrige Feinde gefangen genommen. D
Biele Gefan: Huronen theileten ihre Gefangenen unter ſich, und vichtefen fie auf eine entfegliche Weiſe
genen werden hin. Doch es ſchien, der Hoͤchſte habe dieſes Ungluͤck nur deswegen uͤber ſie verhaͤngel/
getauft. damit er feine Barmherzigkeit an ihnen erzeigen koͤnne. Denn die Miffionarien fanden!
fo gelehrig, Daß es zu verwundern war. Daher ertheileten fie ihnen hinlänglichen Unter⸗
richt von unfern Glaubensgeheimniffen, und taufeten fie alle miteinander, Hierauf ſtunden
die Reubekehrten ihre Marter aus, nicht mit der viehiſchen Unempfindlichkeit, und der
wilden Troge, darinnen fie bey dergleichen Gelegenheit eine Ehre fuchen, fondern mit chriſt⸗
ficher Gelaſſenheit, Geduld und Standhaftigkeit, welche ihre Henker ſelbſt dev Kraft DE
Taufe beymaßen. ?
Dieſes gluͤckliche Vorurtheil gereichete dem Bekehrungswerke zu großem Vortheile,
und machte den Gläubigen Muth, ihren Glauben öffentlicher, als fie ſichs bisher getraueten, zu
befennen. Denn bisher durften fie in ſolchen Hauehalcungen, wo ihre Anzahl nicht DIE
ſtaͤrkeſte war, wenig Weſens Davon machen. Ja man hatte fogar einigen aus Diefer Ur⸗
fache übel mitgefahren, und man füchete Franke Chriſten auf alle Weife dahin zu ringen,
daß fie ihre Zuflucht zum Zauberer nehmen ſollten. Diele ließen ſich verführen ; ja, es ſind
einige Miffionarien öfter als einmal auf die Meynung gerathen, als ob die Gaukeleyen
diefer Betrüger mit einer ſichtbaren Wirkung des Teufels verfnüpfet wären,
‚SIR der Iro⸗ Unterdeffen machten fich die Bundesgenoffen , weil fie nach Feiner gemeinſchaftlichen
quefen, die Abrede verfuhren, Den erhaltenen Sieg nicht zu Nutze. Die Iroqueſen hingegen gedach⸗
Seanjofen —* ten auf nachdruͤckliche Rache. Damit ihnen aber nicht allzuvieie Feinde auf einmal über j
nn der Hals fielen: fo fücheten fie die Franzoſen verdächtig zu machen, Sie ſchicketen dreyhun⸗
dert Krieger, aber in viele kleine Parteyen zertheilet, aus, und ließen fie herum ſtreifen⸗
Alle Wilden, die in ihre Hände fielen, wurden mit der gewöhnlichen Grauſamkeit behandell”
Hingegen wiederfuhr einigen Franzofen, die fie in der Gegend der drey Fluͤſſe erwiſcheten
nicht das geringfte Seid.
Einige Zeit hernach erfehienen einige Partenen vor murbefagter Schanze, und fegerel
alle franzöfifche Wohnpläße viele Monate lang in Furcht. Auf einmal erbothen fie fich zum
Frieden, doch mit dem Bedinge, es follten unfere Bundesgenoſſen nicht mit darinnen ber
geiffen ſeyn. Mit diefem Vorſchlage wurde ein franzöfifcher Gefangener, Namens Mar⸗
nerie, an ben Herrn von Ehamflours, welcher dem Ritter de Lisle feit kurzem in def
Befehlshaberſtelle an den Drey Fluͤſſen gefolget war, abgeſchicket. Marguerie ruͤhmete
zugleich, wie gut die Iroqueſen ihm und feinen Mitgefangenen bisher begegnet ware
var aber doch der Meynung , es fey nicht rathſam, fich mit ihnen einzulaffen.
Der Rath war gut: allein, man war nicht im Stande, Krieg zu führen; man &%
achtete alfo fir das befte, fich ‚var in einen Vergleich einzulaffen, dabey aber wohl auf N
feiner Huf zu fteben. Der Ritter Montmagny begab ſich, auf erhaltene Nachricht vet”
dem gefchehenen Antrage, in einer wohlbewehrten Barke, an die drey Fläffe, und ſchi⸗
ckete von hier den Herrn Nicolet, nebſt dem P. Ragueneau an die Iroquefen ab,
die franzoͤſiſchen Gefangenen abzufordern, und ihre Gedanken wegen des Friedens zu ve
nehmen. Die Abgeordneten wurden wohl empfangen, und als Mittelsperfonen auf einenSchil
piederzufigen genoͤthiget. Hernach fuͤhrete man die Gefangenen ganz leicht gebunden herben
und ſogleich fing ein Kriegeshaupt eine forgfältig ausgekuͤnſtelte Rede an, darinnen er fin
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| KARTE VON
DER INSEL MONTREAL
Nach den Manuleripten der K R 7
Tagebücher bey der —
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die frangöfifchen Gefangenen abzufordern, und ihre Gedanfen wegen bes Friedens
nehmen. Die Abgeordneten wurden wohl empfangen,und als Mittelsperfonen auf einen
iederzufigen genörhiget. Hernach führete man die Gefangenen ganz leicht gebunden her
und fogleich fing ein Kriegeshaupt eine forgfältig ausgefünftelte Rede an, darinnen
wuͤrdige Perſonen in eine Geſellſchaſtz
von Neu⸗Frankreich. V Buch,
15
weiſen wollte, es liege den Iroqueſen Feine Sache fo fehr am Herzen, als die Freundſchaft
der Franzoſen. —
en in der Rede rat er zu den Gefangenen , band fie los, und warf die Stricke
mit biefen Worten über die Lmpfählung des Plages: „Der Fuß muͤſſe fie foweit wegfuͤh⸗
„ten, daß ihrer nicht mehr gebacht werde.,, Zu gleicher Zeit überreichte er den Abgeord⸗
neten eine Halsſchnur, mit dem Erſuchen, fie zum Angedenfen, daß ev den Kindern des
Ononthio d) die Freyheit wiedergebe, anzunehmen. Nacjgehends legete er den Gefan-
genen zween Bündel Bieberbälge vor die Füße, und fagte, hier Hätten fie etwas zu einem
Kleide, weiles nicht billig wäre, daß fie nackend Heimlaufen follten. Hierauf fuhr er in fei-
ner Rede weiter fort, und erwäh
nete, es wünfcheren alle iroqueſiſche Stämme nichts mehr
als einen dauerhaften Frieden mit den Sranzofen, und bäthen fie den Gnonthio, er möchte,
fo lange als man von dieſem Frieden handelte, die Streitärte der Huronen und Algonquinen
unter ſeinen Kleidern verbergen
mit angehängter Verficherung, fie ihres Ortes würden
nicht Die geringfte Feindfeligfeit unternehmen.
Als er noch im Reden begriffen war, erſchienen zween mit Algonquinen befegete Canote
im Geſichte des Ortes, wo man berathſchlagete. Sogleich renneten Die Iroqueſen auf fie los,
es nun eine Inmöglichkeit war, einer ſolchen Menge zu widerſtehen, fo fprangen die
Algonquinen ins Waffer, und vetteten fih mie Schwimmen; ihre Kähne aber wurden por
des Statthalters Augen geplündert, Diefer Frevel zeigere genugfam, wie wenig diefem
Volke zu trauen fen, und die Friedenshandlung wurde aufder Stelle abgebrochen, Als die ro
queſen ihr treulofes Beginnen nicht länger vermänteln konnten ‚ zogen fie die Sarve ab, und
vebeten mit großem Trotze. Der Che
| dalier Montmagny weilte fie dafür züchtigen: allein,
fie entwiſcheten ihm indem Augenblicke, da er fie feſt zu haben vermeynte. Zu, Vermehrung
feines Berdruffes erfuhr er zugleich auch, es waͤren viele mit Pelzwerke beladene Buronifche Ca-
note, als fieden Strom herab nach Duchee gefahren, in ihre Hände gefallen.
Fuͤr einen foichen Mann, als der Statthalter, waren es alferdinges betriibte Lim
daß er aus Mangel genugfamer Mannfchaft alfe Tage dergleichen Schimpf einſtecken
und nicht einmal im Stande war, beyde Parteyen im Gleichgewichte zu erhalten, da doch
ihre geſammte Macht gegen vier oder fuͤnftauſend Franzoſen ſich im freyen Felde gar nicht
ſehen laſſen durfte.
Allein, die Geſellſchaft der hundert Mitglieder blieb immer in ihrer
Schlaſſucht, und die Pflanzſtadt wurde, an ſtatt der Aufnahme, täglich ſchwaͤcher. Die
damalige Unternehmung, die Infel Montreal
2 zu bevöffern und zu befeftigen, gereichete dem
Herrn — 3a einigem Trofte; ja er lebete fogar eine Zeitlang in der guten Hoff⸗
Bund; ie icht mehr mie Disher, beynahe unter dom Stückfhuife
der Hauptſtadt Trotz biethen, d h bey h | ſch Me
Schon die Ber Miffionarien faben wohl, wie viel an Beſetzung der Inſel Montreal Man will
gelegen fen: allein, die Ammabifche Gefellfehaft trat ihren Abfichten nicht bey. Daher mußte Montteal bes
auch) dieſer — lich durch einzelne Perſonen ausgefuͤhret werden, ungeachtet er fin, ſeen.
gar, Neufrankreich hoͤchſt vortheiihaft, ja wegen des iroqueſiſchen Krieges hoͤchſtnoͤthig war.
Straten demnach einige vermoͤgende und ihrer Gottesfurcht wegen, der größten Hochachtung
uſammen, und faffeten die Entſchließung, dasjenige, was
zu
A) Unontbio bedeutet in der Sprache der Sta eng
— wen ausgeleget. Seitdem nennen ſowohl ſie, als alle
Au ab Irequeſen ſoviel, als großer Berg. andere Wilde, jedweden Statthalter von Neufrank⸗
wan ihnen des Herrn Montmagny Nas reich Ononthio,den König aber, Groß⸗Ononthio.
1649:
fände, Umſtaͤnde des
mußte, Statthalters,
152 Gecſchichte und Belchreibung von Neu⸗Frankr. V Buch.
1540., ° zu Sylleri im Kleinen verſuchet worden, zu Montrealim Großen auszuführen, Man wollte
— v7 einen guf-befeftigten Wohnplatz auf der Inſel errichten, und mit Franzofen befegen, Die
Armen follten aufgenommen, und inden Stand, ihr Brodf zu verdienen, gefeßer werden. Die
ganze uͤbrige Inſel wollte man den Wilden ohne Unterfchied der Nation einräumen, nur müßten
fie entweder ſchon Chriften feyn, oder doch zu werden Luſt bezeugen; und man boffete um fo
vielmehr, es würde fich eine geoße Menge Dazu bequemen, weil fienicht nur Sicherheit geoen ihre
Feinde, fondern auch allezeic fertige Hulfsmittel gegen Hunger und Krankheiten dafelbit fanden.
Ja man hoffte fogar, fie mit der Zeit ſittſam zu machen, und fo weit zu bringen, daß fie bloß
von ihrer Hände Arbeit lebeten.
Wird zum Die Anzahl der Perfonen, welche in diefe Geſellſchaft traten , belief fich auf fünf und
Theile voilzo⸗ dreyßig. Sie war folglich) viel zu groß, als daß eine beftändige Einigkeit der Mennungen
gen. Platz finden konnte. Gleichwohl ließder Anfang vielgutes hoffen. Denn gleich in diefem 1640
1641 = 42. Jahre ließ die Gefellfchaft unter einem aufgefchlagenen Zelte ein Hochamt auf der Inſel hal:
Sog ten, und nahm fie nach Endigung deflelbigen, Fraft der Föniglichen Bergünftigung in Befis.
Das folgende Jahr führete ein Edelmann aus Champagne, und einer von den hunderten,
Namens Paul von Chomedey, Here von Maiſonneuve, viele Hausbaltungen aus Frank⸗
reihdahin. Er ſelbſt kam mit einem Frauenzimmer von Stande, Namens Mademoiſ.
Manfe, welche für die Perfonen ihres Gefchlechtes forgen follte, nach Dueber, Der Ritter
Montmagny führete nebft dem Jeſuiter Superior, fie bende nad) Montreal, und den ısten des
Weinmonates wurdeder Herr von Maifonneuve als Befehlshaber aufder Inſel vorgeftellet.
Den folgenden ı7ten des Maymonates meihere befagter Superior den Platz, darauf der
franzöfifche Wohnplatz angeleget werden follte, las eine Meſſe, widmete U. $. Frau eine be
reits erbauete Capelle, und fegete das Hochwuͤrdige hinein. Drey Monate vorher, das iſt,
zu Ende des Hornungs hatten die ſammtlichen Oefellfchafter eine ähnliche Eeremonie zu Paris
vorgenommen. . Sie begaben fich namtich an einem Donnerftagezu frühe in 4.8.8. Kirche,
Wer unteriißnen Priefter war, der las Meffe, die übrigen communicirten an dem Altare der
heiligen Jungfrau, und erfuchten diefe Königinn der Engel, fie möchte die Inſel Montreal
in ihren fonderbaren Schuß nehmen. Endlich wurde den ısten des Nuguftinonates U. $
Frau: Himmelfahrtstag mit großem Zulaufe der Franzoſen und Wilden begangen.
Man unterließ bey diefer Gelegenheit nichts, was den Himmel zur Begnadigung eines fo _
erfprießlichen Unternehmens bewegen, und den Ungläubigen einen hohen Begriff von der
chriſtlichen Religion beybringen konnte. ;
Sage von den Des Abends begab ſich der Herr von Maifonneuve auf den Berg, davon die ganze In⸗
alten Einwehr fel ihren Namen befommenhat. Zween Wilde führeten ihn bis auf den Gipfel, und melde
nern dieſer, gen dabey, ihre Sandesleute hätten ehemals dieſe ganze Gegend bewohnet. „Es waren unfer,
Inſel. „ſagten ſie, eine große Menge. Alle Huͤgel, die du gegen Mittag und Morgen ſiehſt, waren
" „bewohnet. Aber die Huronen verjagten unſere Voraͤltern. Einige flohen zu den Abenaqui⸗
„ern, andere zu den Iroqueſen, einige blieben bey den Ueberwindern.,, Maifonneuve bath
fie, ihren Brüdern zu melden: es ftehe ihnen ihr ehemaliges Land offen, fie würden nicht den
geringften Mangel leiden, und gegen alle Gewalt in Sicherheit teben. Sie verfprachen zwar/
ihr Beftes zu thunz allein, vermurhlich fonnten ſie ihre noch übrigen Landesleute wegen der a
jugroßen Zerſtreuung unmoͤglich zuſammenbringen. Es ſcheint, es ſey dieſes die Nation
der Jroqueſen geweſen, davon in meinem Tagebuche Meldung geſchieht.
58 Be 153
Bel 2 SR Ra a ne a a RN OR RER VOR BC am an a ae er
Der
allgemeinen Gefthichte
und Beſchreibung
von Reu-Frankreich;
Sechſtes Su |
ie Kuͤhnheit der Iroqueſen ‚ Mit gewaffneter Hand bis an die drey Fluͤſſe zu ſtrei 16
fen, und der Trotz, damit ſie dem Ritter Montmagny Hohn geſprochen hatten,
erweckete dieſem Statthalter von Neu⸗Frankreich allerley ſchwere Gedanken. Er
befand fine hoͤchſt noͤthig, alle mögliche Anftalten gegen plögliche Ueberfaͤlle zu
machen , und gegen eine Nation, welche das ganze Sand mic &ift und Gewalt unter fich
zu bringen ſuchete, fich in gute Berfaffung zu ſetzen; abfonderlich da die Meubelgifchen Hole
länder ihr zwar noch nicht öffentlich beyftunden gleichwohl aber allem Bermutben zu Fol:
ge, unter der Hand, auf allerley Weife Hilfe leiſteten.
Es wurde demnach der Entſchluß zur Erbauungeiner Schanze gefaſſet, und zwar an Schanze Ri⸗
der Mündung des Fluſſes a), auf welchem damals die Seoquefen gemeiniglich Mndie Pflanz chelien.
lande herab kamen, weswegen er dem ihren Namen fuͤhrete. Man brachte fie in kurzer
Zeit zu Stande, Zwar wageten die Iroqueſen einen plöglihen Anfall mit fiebenhundert
Mann auf die Arbeitenden: fie wurden aber mit großem Berlufte zurück gejager, Die
Schanze wurde gut befeger und bekam den Namen Richelienz gleichwwie man denn be:
reits anfing, den Fluß ſelbſt eben alfo zu benennen, Hätte die canadifche Geſellſchaft ei=
nen gleichmäßigen Aufwand in dem Sande der Huronen gemacht: fo wäre manches Un-
glück, nicht nur von diefem Wolfe ‚ fondern auch von der Pflanzſtadt felbft, abgewendet
worden, Denn dieſe mußte unter dem fraurigen Schickfale, das ihre Dundesgenoffen in
den folgenden Jahren betraf, nur allzuſehr Teiden,
Die Gelegenheit, den J
. coguefen auf biefer Seite einen ftarfen Schlagbaum worzuzie- Die Huronen
hen, war damals um ſo viel gunftiger , weil alle huroniſche Dorfſchaften eine große Nei- * ſich
gung zum Chriſtenthume, folglich auch zu einer noch genauern Verbindung mit ung, fpü- N Er
ven ließen. Es kam diefe Veränderung den Mißionarien deswegen als ein Wunderwerk
dor, weil nunmehr die allerriderfpänftigften den größten Eifer, bald unterrichtet und ge-
fauft zu werden, bezeugeten. Der Him
nel wirkete diefelbige auptfächlich durch ein ſehr
=) Es iſt zu bemerken, daß er heutiges Tageg * ange⸗
u
Sorelpeigt.
Allgem, Reifebefchr. XIV Band.
1542.
Geſchichte eis
nes berühms
ten Oberſten
diejer Nation.
Sein Ruf zum
Chriſtenthu⸗
me.
Seine Taufe
u. fein Eifer,
154 Gefchichte und Beſchreibung
angefehenes Oberhaupt Diefer Völkerfehaft, Namens Ahafiftari. Man erzäplere erſtaun⸗
lihe Dinge von ihm: er war auch in der That ein unerſchrockener Mann , dem aber,
vielleicht weil er viele außerordentlich tapfere Thaten begieng, noch andere weit geößere
angedichtet wurden. Co viel iſt gewiß, daß ihn die Jeſuiten wegen feiner vortrefflichen
Eigenfhaften, und feines großen Anfehens bey der Nation, ſchon feit langer Zeit zu ge
minnen ſucheten: aber an feiner hartnädigen Neigung zum Tandesüblichen Aberglauben,
eine große und beynahe für unüberwindlic, gefchägte Hinderniß fanden ; gleichwie er ſich denn
bey ihrem öftern Beſuche allemal fehr unfreundlich gegen fie bezeugete.
Endlich) wurde er etwas Teutfeliger : er empfing fie freundlich, hörete ihre Reden mit
Gelaſſenheit, und Außerte zulege ein Wohlgefallen daran. Wurden feine Zweifel beant-
wortet: fo ließ er fie fahren, und gab feinen Beyfall zu verſtehen. Mach einiger Zeit
verlangete er die Taufe: allein, die Patres hielten es niche für vatbfam, einen Mann von
ſolcher Beſchaffenheit gleich auf das erſte Wort-in den Schooß der Kirche aufzunehmen ,
fondern ließen ihn ziemlic) lange nad) diefer Gnade feufzen. Als er nun einftens in einer
folchen öffentlichen Unterredung , als ich vorhin erwähnen habe, ſehr eifrig darum anfuche-
te: fo bath ihn der aͤlteſte Pater, er möchte doch der Verſammlung erzählen, wie er auf
die Entfhliegung, ein Chrift zu werden, gekommen ſey. Diefes that er in folgender Re—
de, die ich aus einem Briefe eben deffelbigen Daters getreulich hieher fege,
„> Mir fchmweberen dieſe Gedanken ſchon im Sinne, ehe ihe noch einmal ins Sand
„kamet. Ich habe manche Gefahr ausgeftanden: ‚allein, wern um und neben mit
„, alles zu Grunde gieng: fo Fam ich allezeit glücklich davon. Da fagete ich zu mir ſelbſt,
„ohne Zweifel befchüget dich irgend ein mächtiger Geift; ich glaubete auch für gewiß, es
„, müffe dieſer Geift weit mächtiger feyn, als Die man bey uns verehret. Auch hielt ich
„ das alles, was man uns wegen ber Träume vorfihmaßer, für Fable Poſſen. Kaum
„, batte ich etwas von Jeſu gehoͤret: fo empfand ich gleichfam eine Berficherung, er wäre
„der Befchüßer, welchem ich Leben und Freyheit fo oft zu danken hatte, So fteif ich über
„ unfere Gebräuche und Sagen zu halten fihien , fo oft verfpürete ich doch eine innerliche
>», Neigung , fonft nichts als ihn allein anzubethen. Sch habe auch meines Herzensmeynung
„nur deswegen fo lange nicht offenbaret, weil ich vorher genugfamen Unterricht einziehen
>, wollte, Ja, auch zu der Zeit, da ich euern Neden gar Fein Gehör zu geben ſchien, em
„pfahl ich mich allemal , fo oft ich eine Unternehmung wagete, meinem Beſchuͤtzer Jeſu,
„und ſetzete alle mein Vertrauen auf ihn. Seit langer Zeit wende ich mich alle Morgen
„an ihn; ich fehreibe ihm alle mein Glück zu, und verlange in feinem Namen die Taufe,
» Damit ev mir. nad) meinem Tode Barmherzigkeit erzeigen möge,
Es ſchien unnoͤthig zu feyn, eine Perfon von ſo guter Verfaffung länger von der
Taufe abzuhalten. Ex empfing fie folglich noch eben denfelbigen Tag, nebſt dem Namen
Kuftachlus. Bald darauf brachte ex eine zahlreiche Partey von Tauter Chriften, zu ei⸗
nem Zuge auf die Beine. Als er num zu Felde gehen wollte: fo führete er feine Mann⸗
ſchaft zu den Mißionarien des Dorfes, und hielt folgende Rede an fie:
„» Meine Brüder, wir dienen alle mit einander eben demfelbigen Herrnz wir muͤſſen
„demnach nur ein Herz und eine Seele feyn. Wir müffen allen Umgang mie den Unglaͤubi⸗
» gen vermeiden, dagegen aber unfern Brüdern, wenn fie in Noch ſtecken, mit Troft und
„Huͤlfe an die Hand gehen. Laſſet uns die Fehler der Chriften vor den Yugen der Un—
> gläubigen verbergen, und bey aller Öelegenheit zeigen, daß uns die Religion weit 3
— „nauer,
— —
—
1
von Neu⸗Frankreich VIBuch, 15
» nauer, als Blutsfreundſchaſt, oder Eigennug jemals thun koͤnnte mit einander ver⸗
Binde, Was —* re die unſerer Schre nicht beypflichten berriffe: ſo muß ——
» man ihnen melden, es werde uns der Tod auf ewig von ihnen ſcheiden, und es dürfe
nicht einmal unfere Aſche mit dev ihrigen vermiſchet werden, aſſet uns überall, doch
» mehr mit Werfen, als mit Worten, die Bortrefflichkeit des Glaubens an Jeſum ausbreis
» ten, und wofern es möglich iſt, jedermann dazu bereden, ——
Wenn die canadiſchen Wilden ſonſt nirgend, als in den Briefen der Mißionarien, Anmerkung
auf ſolche Weiſe redeten; ſo wuͤrden mir dieſe Reden, wie ich nicht leugnen kann, verdaͤch⸗ —
tig vorkommen:; aber zu geſchweigen, daß man der beſtaͤndigen Erfahrung zu Folge über- den.
all, wo Menfchen find, auch erhabene Gedanken und natürliche Beredſamkeit ‚antriffe:
fo wird mich niemand, der diefe Wilden genau kennet, beſchuldigen, ich hätte ihrem Vor⸗
trage ein erhabenes, pathetifches, nachdrücliches Weſen beygeleget, das er nicht habe,
Geftunden nicht die Griechen felbft, es ſey mehe Nachdruck in dem ungefünftelten Bor-
trage der Barbaren, als in einer geſchminkten Rede nach dem athenienfifchen Geihmadeb)?
Nebſtdem ift ja kein Zweifel da, daß ber heil. Geift diefen Neubekehrten nicht follce
getrieben habe . en
Saft um eben biefe Zeit wurden einige Jeſuiten durch Abgeordnete von den Sprin⸗ Reife zu den
gern in ihr Sand eingeladen. Es wohneten diefe Wilden damals an dem Ausfluffe, da, Opringern.
durch der obere See ſich in den Buronifchen ergießt, und zwar um die Mitte defielbigen,
bey den Waſſerfalle. Diefer Waſſerfall bekam nachgehends den Namen Unferer lieben
Frauen Sprung; und Daher nennete man auch dieſe Wilden. die Springer; wiewohl
fie fonft unter die Algonquinen gehöreten, und einen andern Namen führeren,, der aber
ſchwer auszufprechen war ). Den Mißionarien war Diefe Gelegenheit, die Gegenden jen«
feits des Huronfees kennen zu lernen, fehr angenehm ; denn bisher war noch Feiner von ih⸗
nen uͤber beſagten See gekommen. Man gab alfo den Abgeordneten den Pater Tifase
Jogues, und Karl BRaimbaut mie, Ihre Reife that fo gute Wirkung, als man ver:
nuͤnftiger Weife hoffen Fonnte, Die Wilden ſchienen vecht gutherzige Seute zu ſeyn, und
empfingen fie auf das befte, Alein, Eaum war der Anfang zur Unterweifung gemacht t
fo wurden die Patres zuruͤck berufen, Es hatte alfo der Samen des göftlichen Wortes
nicht Zeit, Fruchte zu tragen. Nach einigen Jahren Eehrete man zwar zu diefee Nation zu⸗
ruͤck: es war ihr aber unterdeſſen die Luſt vergangen, folglich. war der gute Anfang um⸗
ſonſt gemacht ; und es find bisauf den heutigen Tag fehr wenige Springer Chriften gewefen..
Weil die Jroquefen fich Auf den Beyftand der Holländer zu Manhatte verließen, ine Die Hollan⸗
dem fie bereits für das unfern Bundesgenoffen abgejagte Pelzwerf Schießgewehr, Pulver der verforgen
und Bley vertauſcht bekamen: ſo pauerte ihr Streifen und Plündern immer fort, Ihre die Iroqueſen
Parteyen macheten alle Seen und diuſe unfiher, alſo, daß die Handlung mie groͤßter mit Gewehr.
Gefahr getrieben murde, Der Ritter Montmagny befchtwerete fich deswegen bey dem Be⸗
fehlshaber in Neubelgien: es erfolgete auch eine ſehr hoͤfliche Antwort in allgemeinen Freund:
Khaftsverficherungen darauf; im übrigen hlieh es bey dem Alten, Ya, ungeachter man
einig geworden war, es ſollten die beyderfeitigen Bundesgenoffen feine Feind:
ſeligkeit gegen die benden Pflanzſtaͤdte ausüben; die Franzofen auch. ihr Wort auf das ge:
nauefte hielten; fo war doc) ſtarker Verdacht da, als ob die Sroquefen, wo nicht von dem
hollaͤndiſchen Befehlshaber felbft, doch wenigftens von ‚feinen Untergebenen gegen ung
aufgeheger worden. U 2 Unfere
) Sirabo 7 B.a. d. 301 ©.
1642.
Pauoirigoueieuhak.
1642:
156 Geſchichte und Befchreißung
Unfere Wilden hatten freylich weder Vermögen noch Luft, die Holländer zu beurru
ee bigen. Anſtatt fih neue Feinde über den Hals zu ziehen, dachten fie kaum an ihre eige:
Schtäfrigkeit ne Verteidigung gegen die Iroqueſen. Inſonderheit ließen die Huronen ihre Gränzen
der AUTOREN. immerhin verheeren, und macheten, es ſey nun aus Nachlaͤßigkeit, oder um“ einen über:
Es werden
legenen Feind nicht weiter zu reizen, oder auch, weil fie nicht glauberen, daß es der gan-
zen Nation gelte, nicht die geringfte Anftalt, das rings um fie brennende Feuer zu Id
fchen. Gleichwohl machete fie der öftere Verluſt, den fie dermaßen ruhig anſahen, endlich)
dermaßen ſchwach, daß alle ihre Dorfichaften in fteter Angft lebeten, und der Feind, als
er fein Abfehen nicht länger zu verhehlen begehrete, ein beſtuͤrztes und Faum des geringen
Widerftandes fähiges Volk antraf. Kaum fing demnach die huronifche mit fo vieler
Mühe angepflanzte Kirche an, die Früchte des Heils zu tragen , fo. wurden ihre Hirten ger
ſchlagen, und die Heerde nicht nur zerſtreuet, fondern beynahe ganz vertilger.
Den Pater Yogues, deflen ich vorhin gedachte, traf das Ungewitter am allermeiften.
viefe gefangen Man hatte ihm nach) feiner Ruͤckkunft von U. L. F. Sprunge befohlen , er folle wegen: ge:
wiffer Gefchäffte, Die feine Verzögerung litten, ven Fluß hinab nach Quebec fahren, Er
gehorchete, ungeachtet ihm die Gefährlichkeit diefer Reife wohl befannt war, ſogleich; gieng
den ı3ten des Brachmonates im Jahre 1642 zu Schiffe, und erreichte die Hauptſtadt
ohne Anftoß. Den ıften Auguft veifete er wieder ab, und wurde von dreyzehn Canoten
voll braver Leute begleitet,
Wie es feheint, fo war eben die Menge feiner Begleiter die Urfache ihres Unglücs,
weil fie ihnen allzuviel Verwegenheit einfloͤßete. Ya, man erfuhr nachgehends durch ein
Schreiben des Pater Jogues, es hätten die Anführer dieſer beynahe gänzlich aus Chriften
beftehenden Mannfchaft, fie mehr zu einem geduldigen Leiden um Ehrifti willen, als zur
Borfichtigkeit gegen die Leberfälle ver Iroqueſen ermahnet; dagegen Habe diefe hinwieder⸗
um meiftentheils ſolche Gefinnungen geäußert, welche den Pater felbft beſchaͤmt macheten.
Das wunderbarefte iſt, daß ihnen diefer Heldenmuth bis an ihren Tod beywohnete. Es
iſt auch nicht zu verwundern, wenn derjenige, welcher fo gar-aus dem Böfen Gutes ber
vorzubringen weis, zu Beförderung feiner Ehre dann und wann 'gefchehen läßt, daß man
son den Regeln der Klugheit abweiche.
Doch, diefes beyſeite gefeget. Die Huronen waren kaum ſechszehn Meilen weit von
Quebee weg: fo ſahen fie den Tag nach ihrer Abreiſe, mie anbrechendem Morgen, Fuß
tapfen von Iroqueſen am Ufer. Allein, weil fie weit ſtaͤrker, als der Feind, zu fern glau⸗
beten, und es ihm daher nicht zutraueten, daß er fie angreifen wiirde: fo ſeheten fie ihren
Weg unbefümmert und ohne die geringfte Anftalt gegen einen Ueberfall zu machen, int
mer fort. Der Iroqueſen waren fiebenzig. Ein Theil davon lag auf einer Erdſpitze, an
welcher die Kähne fehr nahe vorbey fahren mußten, im Gebüfche: die übrigen Hatten ſich
jenfeit des Fluſſes im Walde verftecet. -
Sobald die Huronen den erftern nah genug waren, wurden fie mit einem fehr or”
dentlichen Feuer empfangen, viele verwundet, und alle Kaͤhne durchloͤchert. Die hurtig⸗
fien fprangen bey diefem unvermutbeten Angriffe ans sand, und entflohen glücklich; bie
tapferften wehreten fich zwar nebft einigen Franzofen , welche den Pater Jogues begleite—
ten, eine ziemliche Zeit in ihren Canoten. Weil aber das Waſſer hinein drang, und bie!
Eein Auskommen war: fo mußten fie fich ergeben, Mur eine fleine Anzahl entwiſchete no
in der Unordnung, darein ihr Widerftand die Iroqueſen gefeger hatte, Die übrigen wur⸗
den ergriffen und gebunden. Der
— — —
u — —
von Neu⸗Frankreich. VI Buch. 157
Der Pater Jogues Hätte nur den erſtern, welche die Flucht ergriffen, Geſellſchaft
leiſten dürfen, glaͤchwie fie ihn denn inftandig darum bathen: fo waͤre er gerettet geweſen.
Allein, weil er unter dieſem Getuͤmmel eben beſchaͤfftiget war, einen Catechismusſchuůͤler Der —
zu taufen und auf alle Fälle vorzubereiten: fo gab er ihnen zur Antwort: fie thaͤten wohl er
daran, daß fie auf ihre Sicherheit gedächten, ihm aber ftündees nicht zu, feine Kinder zu gefangen.
verlaffen, wenn fie ihn am allernöthigften bedürften.
Als das Gefecht zu Ende, und die huroniſche Mannfchaft entweder gefangen, oder
entflohen war: ſo hatte der Pater Jogues feine Amtsgefchäffte ebenfalls geendiget. Weil
er nun Degierbe trug, ein Märtyrer zu werden, nebſtdem es auch für feine Schuldigkeit
hielt, die Gefangenen zu troͤſten und zum Tode zu ermahnen: fo gieng er freywillig auf die
Sroquefen zu, ungeachtet fie im geringften nicht an ihn, fondern nur an das Einfchiffen,
gedachten, und gab fich dem erften dem beiten, den er antraf, mit diefen Worten gefangen: -
er wollte von feinen lieben Kindern, deren frauriges Schiefal er nur allzu gewiß voraus Ein Franzoe
febe, nicht getrennet feyn. Ein gewiſſer Sranzos, Namens WVilbelm Couture, Haste le Yesglei
ſich gleich im Anfange aus dem Staube gemacht. Als er aber in Sicherheit war, fo fiel ihm den.
ein , es fey eine große Schande für ihn, daß er den Pater Jogues im Stiche gelajjen ha ”
be. Damie vermeteer, ohne zu bedenfen, feine Gegenwart ſey dem Pater nichts nuͤtze, miteben
der Eilfertigkeit, als er entflohen war, wieder zuruͤck.
Seine Ankunft brachte dem Mißionar ſchlechtes Vergnuͤgen; vielmehr gab er ihm
wegen der begangenen Unbeſonnenheit einen gelinden Verweis, Allein, was half es? der
Fehler war einmal geſchehen. Couture wurde ergriffen, und den uͤbrigen Gefangenen
beygeſellet, fo bald er ich blicken ließ. Ueber dieſes jageten die ſchnelleſten Iroqueſen den
Fluͤchtigen nach, und erhaſcheten noch verſchiedene. So wie man ſie brachte, vermehrete
ſich das Aechzen des Pater Jogues, und erwähnerejer nachgehends in einem Schreiben an
den Provincial feines Ordens in Frankreich, er babe bey diefer Gelegenheit gerade dag Ge-
genrdeil von dem Sprichworte, daß die Menge der Mitunglücklichen zu einigem Trofte ge-
So bald die Sieger vor dem Nachfegen in Si
1642.
herheit waren: fo kuͤndigten fie ihren Wie ihnen be⸗
Gefangenen an, fie hätten feine Gnade zu hoffen, Couture hatte bey dem Anfange des geguet wird.
Gefechte einen Jroqueſen erleget. Diefes hatte man bemerket, und er mußte die Wuth
dieſer Unmenſchen zu alfererft empfinden. Erſtlich viffen fie ihm die Fingernägel mit. den
Zähnen aus, zerquetfchten ihm hernach alle Finger, und ſtießen ihm endlich einen Degen durch
die rechte Hand. Als ihn der Parer Jogues dergeftalt peinigen fahr fo drang es ihm bis
in die Seele. Er lief auf in iu, nahm
a. u: ihn in die Arme, und wollte ihm Muth einfpre-
chen. ¶ Allein, er fand ihn in ſolchen Gedanken , darüber er recht entzlicket wurde. Der
Menfch war, tie er vorgab
= nr » Mehr mit dem Leiden des Heilandes befchäfftiger, als mit
einem eigenen.
In dieſem Augenblicke fielen einige Iroqueſen wie raſend über den Pater her, ſchlu⸗
gen ihm viele Loͤcher in den Kopf, und zerpruͤgelten ihn, (weil man die Gefangenen vor
allen Dingen nackend ausgezogen hatte ,) dergeftalt am ganzen $eibe, daß er eine ziemliche
Zeit für tode da liegen blieb. Kaum war er errvag zu ſich ſelbſt gefommen, fo viß man
ihm alle Fingernägel aus, und biß ihm beyde Zeigefinger ab. Auf eben diefe Weife be:
handelte man auch einen gefchickten Barbier, Namens Renatus Goupil, den die Se
‚ Piten ſeit kurzem ats einen Bruder unter ſich aufgenommen hatten. Die übrigen Gefan-
genen wurden dieſen Tag verfchonet, u; Bald
1642, Bald darauf wurde wider Gewohnheit ſowohl die Beute, als die Gefangenen, an bet
— Zahl zwey und zwanzig, gerbeiler, "Denn gemeiniglich geſchieht dieſe Austheilung erft in
dem Dorfe, da die Kriegesleute auszogen, Endlich machete man ſich auf die Reife, wel
che vier Wochen dauerte, Weil man die Wunden des Patets und der beyden Sranzofen
nicht verbunden hatte: fo wuchfen bald Würmer darinnen, nebft dem befamen die Gefan⸗
genen faſt garnichts zu effen, und dennoch mußten fie von Morgens bis an den Abend
fortlaufen, Dev Pater bejammerte bloß das Schickſal feiner zum Feuer beftimmeen Neu:
bekehrten, darunter vier bis fünf Grundſaͤulen der huroniſchen Kirche waren; denn er ſei⸗
nes Ortes durfte ein folches Schieffal nicht Hoffen , weil es nicht glaublich fehlen, die JIro⸗
quefen wuͤrden durch feine Hinrichtung die unverföhnliche Feindſchaft der Franzofen auf
fich laden wollen, cl va Bar aEu 2 SEE SET erer |
Man uͤberlaͤßt Nach einem achttaͤglgen Zuge ſtieß man auf eine iroqueſiſche Partey von zweyhun⸗
die Gefange: dert Mann, welche auf Abentheuer ausgieng. Dieſer ließ man ihren barbariſchen Muth
nen einer Anz eine Zeitlang an den Gefangenen kühlen, vorher aber ſchoſſen fie zu Ehren des Agres-
dern Partey. zue ihre Fiinten los. Die Wilden ftehen in dem thörichten Wahne, je geaufamer fie
fich bey einer ſolchen Gelegenheit erzeigen , deſto glüdlicher werde ihre Unternehmung ab-
laufen. Dieſesmal fhlug ‘es ihnen gewaltig fehl. Als ſie an die Richelieufchanze kamen:
fo fanden fie den Ritter Montmagny vor ſich, der viele von ihnen niederfchoß, und die
andern über Hals und Kopf davon jagete.
38 Geſchichte und Befchreisung 4J |
|
1
|
_ — — Bey der Begegnung, davon ich den Augenblick ſprach, wurde der Pater Jogues zwar
— entf „. eben fo wenig, als ein anderer, verfhonet, Doch verſtuͤmmelte man ihn nicht auf eine folche
hen. Weiſe, daß er zu den gewöhnlichen Dienften' eines $eibeigenen untüchtig geworden wäre;
und eben Diefes beftärfete ihn in der Meynung, die Sroquefen wollen fich durch feine, Hin⸗
richtung nicht um den Vortheil bringen , eine Geifel von feinem Stande und Alter in ih⸗
ver Gewalt zu haben, Von dem Orte, wo beyde Parteyen einander begegneten, ınache:
te man zehn Tagereifen zu Waſſer; fodann mußte man wieder zu Fuße laufen, und ven
Gefangenen, ob fie gleich kaum ftehen konnten, wurde uͤber Diefes noch Das Gerärhe ihrer”
fyrannifchen Herren zu ragen auferlegt.
Der Pater Jogues melde in feinem Berichte, man habe ihnen die erften Tage über“
die Lebensmittel reichlich mitgetheiler allein, allmählich weniger gegeben, und die letzten
drey mal vier und zwanzig Stunden habe er, ohne das geringite zu genießen, hingebracht,
indem wegen des großen Umſchweifes, der um dem Feinde auszumeichen genommen werben
mußte, nichts mebr zu eflen da geweſen. Man habe weder ihn noch ſeinen Gefaͤhrten
Goupil des Nachts gebunden ſie haͤtten alſo leicht entwiſchen koͤnnen. Allein, an dieſen
Entſchluſſe haͤtten ihn für feine Perſon eben die Urſachen, als im Anfange, beſtaͤndig ver⸗
hindert, der junge Barbier hingegen habe ihn durchaus nicht verlaſſen woilen. 2
Die Gefange⸗ Endlich kam der ganze Haufen in ein Dorf des Stammes der Agnier, wo man den 4
wen werden in Gefangenen erſtlich die Ankuͤndigung des Verbrennens nochmals wiederholete, und ſie her⸗
—— nach fo unmenſchlich behandelte, daB weder ihre Geſichtsbildung mehr kenntlich, noch eit
Fleckchen am ganzen Leibe vom Beulen und Wunden frey war. Nachdem die Weiber
und Kinder ihre Wuth an ihnen gefätrigee hatten fo ließ man fie auf eine Bühne ſteigen / |
und gab den drey Franzefen zum Willfommen einige Geifelgiebe über den Ruͤcken. Hier⸗
auf trat ein Alter nebſt einer algonquinifchen geibeigenen zum Pater Jogues, und rei |
ihr ein Meſſer, mit dem Befehle, dem Pater den Daumen an der rechten —
F nel
von Neu⸗Frankreich. VI Buch. | 29
neiden. Das aute Weib wußte fih, weil fie eine Chriſtinn war, im Anfange vor
weis: ——— zu helfen; endlich ſagete fie, das ſey ihr unmöglich zu hun. ⸗
Allein, der Alte drohete ihr auf eine ſo entſetzliche Weiſe, daß ſie endlich den Daumen mit
zitternder Hand mehr herab fägete, als ſchnitt, und dadurch dem Pater groͤßere Schmer⸗
zen verurſachete, als wenn ihr bie Grauſamkeit die Hand geführer hätte. Gleichwohl ſpů⸗
tete er nach feinem Verfichern, Diefe Duaal aus bloßer Freude, daß die arme Sclavinn der
angedroheten Marter überhoben war, fo fonderlich nicht. i
Die Gefangenen blieben anderthaib Tage auf der Bühne, und litten von dem her⸗
umftehenden Schwarme unfägliche Mater: indem einem jeden erfaubet war ‚fie nad) Be—
lieben zu mishandeln, nur aber nicht zu toͤdten. Hierauf führete man fie in ein anderes
Dorf, und empfing fie da mider die Gewohnheit mit einer abermaligen Prügelfuppe, da
fie doch von Rechtswegen nur in dem erften Dorfe, das man betritt, ausgetheilet werden
fol. Hier Fonnte der Pater Jogues feine eigene Blöße nicht fänger-anfeben. Er fagete
alfo zu einem Iroqueſen, ob er fich niche ſchaͤme, ihn dergeftalt aufziehen zu laffen, ba
Prima are anfepnlicher Theil von der Beute zu Theile geworben ſey? Damit holete der
Wilde ein Packtuch und gab es ihm. Der Pater bedeckete ſich auch nach Möglichkeit da⸗
mit. Allein, weil es nicht nur an ſich felbft fehr rauh war; fondern auch eine Menge Stroh⸗
haͤlmchen daran klebete: fo verurfachete es ihm auf der blutrünftigen und aufgefchwollenen
Haut dermaßen heftige Schmerzen, daß er es wieder wegwerfen mußte. Unterdeſſen
hatte es feine Wunden aufgeritzet, und zum Bluten gebracht. As nundie Sonne darauf
ſchien: fo feßete fic) eine Rinde an ‚ Die mic der Zeit ſtuͤckweiſe abfiel.
Es iſt nicht zu. beſchreiben, was für Pein die Gefangenen in diefem zwenten Dorfe,
abfonderfich von den Kindern, ausftehen mußten; und diefes dauerte ziveen Tage, ohne
daß ihnen jemand das geringjte zu effen gab. Des Nachts band man fie und fperrete fie
alle mit einander in eine Hütte, wo ihnen Hunger und Schmerzen nicht einmal die Erquis
ckung des Schlafes goͤnneten. Im deitten Dorfe gieng es nicht viel beffer zu; denn es hat-
ge eine andere Partey noch) vier gefangene Huronen dahin gebracht,
Es waren diefes Catechismusſchuͤler; der Pater Jogues erfannte und taufte fie. Hier Ihre Gottes
ſchnitt man dem Couture noch einen Finger ab; ja, es wäre dabey nicht einmal verblieben, furcht.
wenn ihn niche ein Einwohner des Dorfes feinen Henkern weggeriffen, und in feine Huͤtte
in Sicherheit gebracht daͤtte. Die Gottesfurcht diefes jungen Menſchen; ja, feiner
ſammtlichen Ungluͤcksgefaͤhrten uͤberhaupt, gereichte dem Mißionar zu großen Troſte.
Kein einziger ließ den Much ſinken; ja, einige Elageren darüber, daß fie nicht genug aus—
ftehen müßten.
Endlich nach einem fiebenwöchentlichen Duälen, wurde ihnen wider ihr Vermu— Man ſchenket
then, und ungeachtet Des Oftmaligen Androhens angefündiget ,fiedürften nicht ſterben, nur ihnen das de⸗
ausgenommen Dre) Oberhaͤupter darunter der obenerwähnte tapfere Kuftschius gehörete, ben.
Er ſtarb als ein guter Chriſt undu
nerſchrockener Held: gleichwie feine Gefährten ebenfalls,
Die übrigen brachte man in dag erſte Dorf zur
Bisher hatte ſich niemand um fie bekun
Ber waren fie bey ihrer Ankunft im Dorfe auf
uͤck, wo die Verteilung gefchehen follte.
mert, weil fie niemanden zugehöreten,, da= Die Hollaͤn⸗
\ erft verhungert und entfräfter. Zum Unglii- der wollen die
Ce wurde ihr Schickfal von neuem eben fo ungewiß,, als es gewefen war. Die vorhin er- —
waͤhnte Partey kam mic blutigen Köpfen von der Richelieuſchanze nach Hauſe ‚und ſchrie
um Rache l Der Anfuͤhrer war nebſt den tapferſten auf dem Plahe geblieben und eine
große
we. Geſchichte und Berhreisung
16425 große Anzahl verwundet worden. Die Entlaufenen fielen mie größtem Grimme tiber Die
Gefangenen her, und raͤcheten die empfangenen Schläge auf ihre gewöhnliche barbarifche
Weife. Sa, die Anverwandten und Sreunde der Gebliebenen wollen fie auf alle, Weile
hingerichtet wiſſen. Indem erſchienen einige Holländer, und verlangeten die Auslieferung
der drey Franzofen h
Man fhläge Diefes Begehren machete die Iroqueſen einigermaßen beſtuͤrzt. Es veranlaſſete, daß
es ihnen ad, man in Unterbandlung trat, und daß unterdeffen das zum Verbrennen der Gefangenen
angezündere Feuer niederbrannte, Allein ‚das war auch der ganze Vorcheil, ven die Frans
zofen Davon Hatten. Die Berfammlung gab den Holländern zur endlichen Antwort, es
fründen die franzöfifchen Gefangenen nicht mehr unter ihrer Gewalt, weil man fie ihrer
Nation einzuliefern verfprochen babe, Nun war diefes nur eine bloße Ausfluche. Es
mochten aber die Hollaͤnder merfen oder nicht, was es war: fo ließen fie es doc) dabey bei
wenden, - Zwar ftimmeten die bedächtigften Iroqueſen dahin, man folle den Pater Yo
gues und feine beyden Gefährten dem Ononthio zuſchicken: allein , alle die übrigen feger
ten fich äußerft Dagegen, Man verrheilete fie alſo an drey verfchiedene Herren. Des Cou⸗
ture feiner war in einem andern Dorfe zu Haufe, und vermuthlich eben derjenige, wel⸗
cher ihn ſchon einmal aus der Hand feiner Henker befreyer hatte, m
Goupils Maͤ Goupil lernete den feinigen niche eher Fennen, als bis ihn der Kerl mit
tyrertod. der Art vor den Kopf ſchlug, daß er gleich darauf verfchied. Er war ein junger Menſch
von untadelhafter Aufführung und ungemeiner Redlichkeit. Man fehickere ihn, ungeach⸗
ter er zu Rouen fein Novitiat fehon angefangen hatte, in weltlichen Kleidern nach Canada,
damit er feine Kunſt mit defto größerer Anftändigkeie und Freyheit treiben koͤnnte. Seine
Gottesfurcht machte ihn zum erſten Märtyrer in Neufrankreich denn fein Herr ſchlug ihn
nur deswegen todt, weil ein alter Greis, der ihn das Kreuz über ein Kind fehlagen fahr
vorgab: er werde durch feine Herereyen das ganze Dorf vertilgen, wofern man ihn
leben laſſe.
Gleichwie der Pater Jogues feine Tugend, ſo lange er lebete, bewundert hatte: alſo
terug er auch Fein Bedenken ihn unmittelbar nach feinem Tode als einen Bekenner Sefil
Chriſti anzurufen; ja, weil er gedachte, man werde es ihm fürfeine Perſon Fein Ha
beffer machen : fo kniete er ungeheißen vor feinem Herrn hin, und hielt ihm den Kopf
dar. Doch, dieſer hieß ihn aufſtehen; denn ober es gleich nach feinem Erachten, eben
fowohl, als fein Geſelle verdiene, Daß man ihm den Kopf einfhlüge, fo Habe er doch fit
feine Perſon die Macht dazu nicht. e u —— — —— g
Wunderbare Anfänglich gab man ſehr genau auf fie Achtung, hernach aber goͤnnete man ihnen
Dekehrung. mehr Frepheitz ja, der Pater Jogues durchſtrich, ohne daß es ihm fein Herr gewehret
hätte, das ganze Gehierh des Stammes Agnter, welcher der einzige war, der bisher DI
fentliche Beindfeligkeiten gegen uns ausuͤbete. Bey diefem Herumlaufen begegnete ihm e
was, das ihm zu großem Teofte gereichete. Als er in einem benachbarten Dorfe alle SMF
fen durchfüchere, um zu fehen, ob nicht etwa ein fterbendes Kind, das ertaufen koͤnne, DO
* handen ſey, rief ihn jemand. Er trat in die Huͤtte, daraus die Stimme kam, und fan?
einen Kranken, der ihn fteif anſah, und endlich fragete: ob er ihn nicht kennete? Der P
du dichs noch wohl, wie du einſtens bey den Armen aufgehangen wareſt, und die Stricke X
fo wehe thaten ? Das weis ich ehr wohl, antwortete der Pater, Nun gut, ich bin be)
nige, der Mitleiden mit dir trug, und dich los band. — —
ai
ger konnte ſich nicht beſinnen. Allein ich, fuhr jener fore, kenne dich fehr wohl. Erinnert i
—Ee —
— mau
von Neu⸗Frankreich. VI Buch. 161
er iel di anne, den er ſchon lange aufgeſuchet Hatte, mie großen 1640.
* teure. Dr M Mein lieber Druber, es liege nur an dir, fo will ae
» Ih) dir deine Gutthat hundertfältig vergelten. Du bift leider in den Banden eines weit
» graufamern Feindes , als ich Damals war. Macheft du dich nun vor deinem Endenicht
„frey davonz wie wird es Dir ergehen? Du wirft ewig brennen muͤſſen, ohne jemals
„vom Feuer verzehret zu werden. Die alleraͤrgeſte Quaal, die ihr euern Feinden anthut,
„iſt nichts gegen die welche ein jedweder, der nicht als ein Chriſt ſtirbt, in alle
iafeit empfinden muß;.. }
2 Bin m —* Worte hatten alle gewuͤnſchte Wirkung. Der Kranke verlangete Un⸗
terricht und erregete nicht den geringſten Zweifel gegen irgend einige, auch nicht einmal
gegen die -allerunbegreiflichften Glaubensfäge, Ex glaubete, wurde, getauft, und ſtarb im
ſolchen Gedanken, daran man den Tod der Heiligen fennet. AR
Doc), diefe Bekehrung war nicht die einzige, “Gar bald trug der ganze Bezirk des:
Agnierſtammes reiche Früchte, Ein anderer Wilder empfing, als er ihm das $eben retten
wollte, den Hieb, der nach ihm gefchab, auf den Arm. Diefes vergalt ihm ber Himmel
auf gleiche Weife, als dem vorigen, Biele andere Kranfe nahmen feine Unterweiſung zu
Kerzen; und’eine große Anzahl Rinder vermehreren das himmlifche Gefolge des unbefleck⸗
ten Lammes.Dieſes Bekehren verurſachete ihm gewaltige: Beſchwerlichkeit. Das viele:
Herumreiſen war allein fehon eine große Duaal für einen ganz entkraͤſteten Mann ‚der
meiftens nur von Wurzeln lebete, Es verlangete zwar niemand, daß er Hunger Teiden
ſollte. Weil aber meift alles , was man ihm anboth, dem Agresfue geweihet war: ſo
hielt er es nicht fuͤr erlaube, davon zu eſſen. ns |
Um eben dieſe Zeit befucheten die Jeſuiten ein anderes Bolf, das vier bis fimf Ta Von der uns
gereifen weit. von den Huronen gegen Suͤdſuͤdoſt wohnere. Sie benennen e8 in ihren Mach: parteylichen
richten allegeit nur bie unpartepliche Nation; vermuchuch, weil fie an dem Kriege, welcher Nation.
das ganze fand verheerete, feinen Antheil nahm. Unterdeffen Fonnte fie ihrer gänzlichen Ber-
tilgung dennoch nicht entgehen, ungeachtet fie, um der unaufbörlichen Einfälle: der Iroque⸗
ſen los zu werden, ſich anerboth, gemeinſchaftliche Sache gegen die Huronen mit ihnen zu
maßen, dom welchem Volke fie dem Anſehen zu Folge Herftammen mochte,
Allein, die Jtoqueſen waren damals entſchloſſen, alles auszurotten. Eben fo wie
ein Lie, wenn er einmal Menfchenblut gekoſtet hat, beftändig darnach duͤrſtet „und
ſeinen Waͤrter mit gleicher Wuth anfaͤllt, als feine Jäger: fo fielen auch dieſe Unmen
ſchen über alles her was ihnen yorfams und es ift von befagter Nation heutiges Tages
niche die geringfte Spur mehr üprig, Sonft ſoll fie größere, flärfere und beſſer gebilde:
te Leute, als’ die Wilden meiftentheils find, gehabt Haben. An Gebräuchen und debens
are waren fie den Huronen ziemlich aͤhnlich, mar aber weit grauſamer gegen ihre Krieges:
gefangenez denn fie verbrannten die Weiber mit eben folcher Unmenfchlichfeit ‚als die.
Männer, dahingegen die Huronen fie gleich topr ſchlugen. Auch erzeigeten fie weniger.
Schamhaftigkeit, blieben nicht lange an einem Drte, und Iebeten mehr von der agb,
als vom Acferbaue, den fie garnicht liebeien. J
Unter dieſen Wilden hatte: Gott feine Auserwählten ‚ wiewohl in geringer Anzahl z Früchte der
und es war. der Pater Chaumonot und Brebeuf dazu erfehen .dieſen Weizen zu ſichten. Mißion.
Zwar Fam der Baarfuͤßer Pater Daillon fhon im Jehre 1626 hieher, mußte aber, weil
er bie Sandesfprache nicht verftund, Jeſum Chriſtum nur durch Zeichen verkuͤndigen.
Allgem. Beiſebeſchr. XIV Band. % Bey⸗
1643.
m —
Gerechtigkeit
Gottes uͤber
ein huroni⸗
ſches Dorf.
Schoͤne That
eines jungen
Chriſten.
Der Zauberer verſprach ihnen den Sieg, wenn fie gegen Mittag zoͤgen. Die Chriſten
162 EGecſchichte Befehreistung: ;
Benyde nur erwähnte Jeſuiten wurden von den Häuptern der Nation berufe >
Bey ihrer Ankunft fanden fie die Gemuͤther bey weitem niche fo fehr zum Hören geneigt,
als fie vermuthet Hatten: doch gewann ihre Sanftmuth und Lebe gegen die Kranken eini⸗
ge Herzen. Vielleicht hätte Diefer gute Anfang eine glückliche Folge nach fich gezogen #
allein, fie mußten nach weniger Zeit unfer die Huronen gehen , bey welchen die Noch täge
lich größer wurde, |
Dev Krieg war nicht das einzige Uebel, das fie aufrieb , Hunger und Krankpeiteit:
räumeten nicht weniger unter ihnen auf. So ein ftarfer Stein des Anftoßes. diefe viele
fache Noth für die Verſtockten war, fo fehr wurde die Gottesfurcht wahrer Gläubigen
dadurch angeflammet. Hierzu trugen auch einige deutliche Fußtapfen der göttlichen, Rache
das Ihrige bey. Kurz, nach des Pater Jogues Gefangennehmung überfielen die Jroque⸗
fen mit Aufgange der Sonne ein huroniſches Dorf; und ehe fie untergieng , war weder ei⸗
ne Hütte, noch eine Iebendige Seele mehr da zu feben. Die Ueberwinder erwuͤrgeten als
Ies ohne Anfehen des Alters und Gefchlechtes, und brannten das ganze Dorf weg. Nur
etiva zwanzig Perfonen retteten ſich gleich im Anfange durch Die Slammen. Dieſes Dorf
hatte von dem Evangelio nie etwas hören wollen; ja, man trieb die Ruchloſigkeit fo weit,
daß man dem Gotte der Chriſten Hohn ſprach. Man ſah folglich feinen Untergang fir
eine Strafe des. Himmels an; und diefes nachdruͤckliche Beyfpiel brachte manchen auf befa
fere Gedanken. - —
Eine andere, wiewohl nicht ſo traurige, Begebenheit brachte eine nicht geringere
Wirkung zum Heile der huroniſchen Nation hervor. Als eine Kriegespartey zu Felde gehen
wollte: fo fragete der größte Theil, welcher aus, Heiden beftund, den Kriegesgort um Kathe
verſammelten ſich ebenfalls, und verrichteten ihr Geberh. - Als Kenn: bie. Antooriibed
Teufels ‚oder feines Werfzeuges vernahmen: fo wurde der juͤngſte darume voll heiligen:
Eifers, und bath den Herrn mit lauter Stimme und folden Gebärden, darüber das
ganze Dorf zufammenlief, er möchte nicht zugeben, daß das Vorgeben des Luͤgengeiſtes
durch den Erfolg beftätiger würde. „Es liegt, o allmächtiger Gott, deine Ehre daran, daß!
„du dich als. den allgewaltigen Herrn unferes Schickfales erzeigeft;; Wied das Verfprechen:
„des Feindes unſerer Wohlfahrt erfuͤllet: fo werden dieſe bier deinen heiligen Namen laͤ⸗
„ſtern. Sieber wollen wir alle zu Grunde gehen, als ein ſo großes Uebel anfehenya !
Bielfeicht feheinen dieſe Gedanken zu hoch für einen neubekehrten Wilden, Es iſt aber.
zu erwägen, daß fie bey gar feinem Menfhen eine andere Duelle, als denjenigen,melcher den
dünmeften eben fo gut erleuchten kann, als den Elügften, haben Förnen, Derrjunge
Chriſt lief es dabey nicht beiwenden ; ſondern fagere zu feinen Rammeraden : „Meine Beil |
„der! laſſet uns den Weg nicht betreten, den uns der Feind unſerer Seelen anweiſt |
„Wir wollen uns gegen Abend wenden.: Vermuthlich iſt die Gefahr auf dieſer Seite —
„größer; bingegen haben wir den Gott der Heerſchaaren bey ung „. - Sie theileten fi 5
alfp.. Den Epriften begegnete auf ihrem Wege nicht das geringfte Unheil, Die Heiden —
aber wurden gefchlagen, und verloren viel Volk. Indem nun Diefe Begebenheit die Un⸗
wiſſenheit, oder Ohnmacht des Agreskue, oder vielmeht die Betruͤgerey der Zauberer, IM
ein helles Licht ſetzete: fo wendeten fich viele Heiden zu dem Gorte ; deffen Mache der junge |
Chriſt ‚fo fehr erhoben harte, Er
+
’ }
h
Indem
von Neu⸗Frankreich. Vl Buch.
adem dieſes vorgi bekam man zu Quebec,
ſchon * * —— von ihm. Einer von denen mit ihm gefangenen Huronen
entwiſchete Fam zu dem Ritter Montmagny, und meldete, der Pater ſey einem iroquefi-
ſchen Hauptmanne übergeben worden, doch habe derfelbige Feine Macht über fein Sehen;
fondern der Stamm allein koͤnne mic ihm nach Belieben fhalten, Zwar feheine es zuwei⸗
fen, als wenn man ihn nach Haufe ſchicken wolle: gleichwohl ſchwebe er unter dem un⸗
bändigen Volke in beftändiger Sebensgefahr; denn feitdent die Hollaͤnder Getraͤnk ins Land
brächten, ſey es. mit Trunkenbolden angefuͤllet, welche tauſenderley Unheil ſtifteten.
Wenige Tage hernach empfing der Statthalter ein Schreiben von dem Pater ſelbſt.
Der Inhalt war die ganze iroquefifche Nation fey in Waffen, und wolfe nicht eher ru⸗
ben,alsbis fiedie Huronen gänzlic) ausgerottet habe, Ihre Abficht fen, alle ihre Dörfer zu
verwuͤſten, ſo viel Gefangene, alsmöglic), zu machen, und zur Ergänzung der verlornen
Mannfchaft ihrer Nation einzuverleiben. * Säume ‚man nun, dieſen Bundesverwandten
und mit fo vielen Chriftenangefülletem Volke, deffen Handkung der Pflanzftadt nicht nur
nüglich , ſondern auch nörhig fen, zu helfen; fo müfle es zu Grunde gehen, und man werde
Eür Verſaumung zu ſpat bereuen; man folle ſich die Sucht, was irgend daraus
B— der JIroqueſen Frevel widerſtehe, nicht abſchrecken laſſen.
Denn es ſey unſtreitig, daß man ſie nimmermehr durch Na
rer Bundesgenoſſen, ſondern mit Nachdrucke baͤndigen muͤſſe, und daß man auf dieſe
Weiſe am allerkraͤftigſten für feines Sehens Sicherheit arbeiten werde, Unterdeſſen wolle
er es allenfalls zum Beſten der Religion, der Pflanzftade, des Vaterlandes, und feiner
lieben Huronen, gern bingeben,. !
Der Statthalter bervunderte die Großmuth diefes Mifionars; und weil er wegen Un:
vermögens den Huronen nicht benftehen
163
——— ſo wollte er doch wenigſtens dieſen Mann
retten, deſſen Gefangenſchaft ihm ſo viel uen auspreſſete. Weiler nun erfuhr, die
gerne ea genen Sokoki, welches Volk damals an Neuengland
graͤnzete, und mit den Iroqueſen im Buͤndniſſe ſtund , nach Quebec gebracht: ſo kaufete
er ihn los, ließ ihn wohl balten; und weil ihn fe
n ine Ueberwinder fehr übel zugerichtet hat⸗
ten, vollkommen heilen, Nachgehends befchenfete er ihn, und ließ ihn durch einen Abe⸗
kan * st bringen, | |
ieſer Kerl nun machete nicht allein von der Franzofen Großmut ewaltig viel
Weſens; fondern beredete auch) feine Landesleute ; — — ar * dem
Stamme Agnier ausbathen, (Es wurden zu dieſem Ende Abgeordnete mit Gefchenfen ab-
gefchicker. Man empfing fieraufg hefte ‚ man nahm ihre Gefchenfe an, welches unter den
Wilden ein fiheres Merkmaal der Willfahrung zu feyn pflege, Allein, da es zum Tref-
—* der Mißionar werde ſeine Freyheit nimmermehr erhaften.
Ungefaͤhr im Heumonate deſſeldigen Jahres ſchickete das
Leute auf den Fiſchfang. Erfür
da jedermann den Pater Jogues
geben und Aufopfern unſe⸗
1643.
Der P. Jo⸗
gues warnet
den Statt⸗
halter.
Man ſuchet
ihn vergeblich
zu befreyen.
Dorf, wo er war, viele Man will ihn
ſeine Perſon war nicht mehr bey feinem alten Heren , fon, umbringen.
dern hey einer betagten Matrone,
die ihn ſehr wohl hiele, und zur Geſellſchaft auf dieſe
Reiſe mitnahm. Kaum war er an Ort und Skelle gekommen: fo erfuhr er, man habe,
unterdeffen einige huroniſche Öefangene in pas Dorf gebracht und verbrannt, Diefes gieng
ihm ungemein zu Herzen, weil UM fie zum Tode zu bereiten, nicht gegenwärtig geweſen
‚war. Aus Beyforge nun, es möchten in feiner Abweſenheit noch mehr dergleichen Foͤlle
Ch exeignen : fo bach er bey feiner Gebietherinn um Erlaubniß, nach Hauſe zu gehen ‚Fund
ekam fie auch, E23
Unter⸗
& Geſchichte und Beſchreibung J
——— Unterwegens kam er an einen hollaͤndiſchen Wohnplatz, da man ihn verſicherte, er
— werde bey feiner Zuruͤckkunft ins Dorf unfehlbar verbrannt, werden. Denn man g
ihm Schuld, daß abermals eine iroquefifche Partey am der Richelieuſchanze mit tuͤchtigen
Stößen abgefertiget werben. : Es wäre nämlich ein Huron von beſagter Partey zudem franzo⸗
fifchen Befehlshaber übergelaufen, und hätte ihm einen Brief von dem Parer überbracht:
Diefer Brief nun war der vorhin erwähnere ; es befanden fic) auch alle übrige Umſtaͤnde in
der That gegründet. Der heilige Mann. geftund nachgebends, es habe ihn bey diefer Er
zaͤhlung Feine geringe Angft befallen: allein, er ftärkete fich im Gebethe, und bach dem
- KHöchften fein Seben ganz gern zum Opfer an. ER ne
Er wollte alfo feinen Weg in gänzlicher Bereitſchaft auf alle Fälle fortfegen. Es
Fam aber ein hollaͤndiſcher Officier, der in dieſer Gegend zu befehlen hatte, an diefen- Dr
underfuhr, auf fein Befragen, wer der Europäer ſey, den ein Trupp Wilden forrführe?
es fey der P. Jogues, den man ficherlich verbrennen werde. Diefesgieng ihm zu Herzen;
und weil ihm der Ritter Montmagny vor einiger Zeit eine, Gefälligkeit erzeiget hatte;
fo ſann er auf Mittel, den Pater zur Gegenvergeltung in Freyheit zu feßenz ja, man glau⸗
bet, es hätten: die General Staaten, auf inftandiges Begehren der. Röniginn Regeneint
von Frankreich ‚alle ihre Befehlshaber in Meubelgien ausprüclich dazu angewiefen. >
\ : Doch dem fen wie ihm wolle. Der holländifche Dfficier rief nach einigem Ueberlegen
Ein Holländis den P. Jogues zu fih, und fagete: es liege nicht weit von dem Wohnplage ein Schiff
* ‚Dfficier vor Anker, das ungeſaͤumt nach Virginien unter Segel gehen werde. Hier Fönnte er in
na Br frey Sicherheit ſeyn, und er werde bey feiner Ankunft zu. Jamestown Gelegenheit finden, wei⸗
ter zu reiſen, wohin er wolle. Der heilige Moͤnch dankete zwar fuͤr das geneigte Anerbierhenr
verlangete aber diefe Nacht zur Bedenkzeit, welches dem Officier ziemlich feltfam vorkam,
weil er nicht abfehen konnte, was für Bedenkzeit ein Menſch in dieſen imftänden brauchere?
—— Allein, der Diener Gottes brachte dieſe Nacht im Gebethe zu, bedachte dabey, fein
Anerbietenan Tod fen gewiß feinem Menfchen nüglich, fondern verhindere vielmehr den Frieden zu”
ſchen den Franzoſen und Sroquefen. Nebſtdem habe er nicht verfprochen, wiederzukommen,
ſondern man habe ihm eine Wache mitgegeben; Daher fey es ihm ganz wohl erlauber, fi
bey Gelegenheit in Freyheit zu fegen, abfonderlich da fein Leben den Canadiern nüglich ſeyn
könne, Er gieng alfo bey früheftem Morgen zu dem Holländer, und gab ſich im feinen
Schuß. Diefer brachte es vor allen Dingen dahin, daß die Wilden an diefem Tage noch
nicht abreifeten, wie zwar ihr Vorſatz gewefen war. Nachgehends brachte er das Schiff
wolf auf feine Seite, und hieß den Pater die folgende Nacht ans Ufer. Eommen, weil eine
Schaluppe in Bereitſchaft ſtehen und ihn an Bord bringen werde. — 1—
Das ſchwereſte war, feine Wächter zu betriegen; indem fie ihn bey Macht weit ſorg⸗
faͤltiger huͤteten, als bey Tage; nebſtdem war zu beſorgen, es möchte Ihm unterwegens ein
anderer Iroqueſe begegnen, als welche in dieſer Gegend ohne Unterlaß ab: und zu reiſeten.
Des Abends wurde er in eine Scheune verſperret. Weil er nun nicht lange nachſuchen
durfte, ob irgend noch ein anderer Ausgang als das Scheunenthor vorhanden feyn möchte:
fo ſchuͤhete er eine Nothwendigkeit vor. Aber kaum war er heraus, ſo fuhr. ein Hund aus
einem benachbarten Mayerhofe auf ihn los, und biß ihn ins Bein, Er mußte alſo heftig
verwundet in die Scheune zurück geben; und fogleich wurde das Thor dermaßen verma⸗
het, daß es ohne großes Gepolter nicht geöffnet werden Eonnte. Damit legeten fich feine
Hüter vings um ihn. fihlafen. 4
—
von Neu⸗Frankreich. VI Buch, 165.
Bey dieſen Umftänden hielt der Pater feine Flucht für unmöglich, und dem Himmel
nicht gefällig, ergab ſich in deſſen Willen, und ſchlief ganz fanft, ‚Kurz vor Tage kam
ein Knecht, derauf diefem Hofe dienete, zu einer von den Wilden nicht maßrgenommenen
Thuͤre Hinein, Der Pater winfete ihm, die Hunde anzuhaͤngen, fehlich ſich hernach mir
ihm hinaus, und eilete mach dem Ufer, Hier fand er zwar die Schaluppe, aber ohne Ma-
troſen. Nebſtdem ſaß fie dermaßen feft, daß er fie nicht flott machen fonnte, Er vief
zwar dem Schiffezu: allein, es erfolgete Feine Antwort. Endlich nahm er feine Kräfte
zufammen , ſchob die Schaluppe gluͤcklich ins Waffer, und fuhr damit ans Schiff,
Hier wurde,er in den Raum geftecket, und ein großer. Raften über die Sücke geftellet, damit
man die Wilden ohne Sorge immerhin fuchen laſſen Eönnte. In dieſem Loche ſteckete er zweymal
vier und zwanzig Stunden, ohne das Tagelicht zufehen, und wäre beynahe darinnen erſticket.
Nach Endigung diefer
großen Bedrohungen wieder. Meil er nun aus der Art des Vortrages ſchloß, man wolle
ſich ſeinetwegen die Iroqueſen nicht gern über ven Hals ziehen: ſo gab er mit dem Propbe-
ten Jonas zur Antwort: » Weil diefer Sturm meinetwegen entftanden ift, fo werfet mich
»ins Meer... Man meldete ihm fodann, der Befehlshaber wolle ihn ſprechen. Damit
ſprang er, wider ver Matrofen Willen, mit Gewalt in die Schaluppe, und ließ ſich nach
dem Wohnplaße führen,
Der Befehlshaber verficherte, er fey in feinem Haufe wohl aufgehoben; und weil
das Schiff unter Segel gehen wolle » fo hätten es alle holländifche Einwohner für beffer
gehalten; wenn er ans Sand gienge; denn fodann koͤnne man die Wilden verjichern, er fey
nicht abgereiſet, folglich wegen feiner Perfon in der Güte mit ihnen zurechte kommen.
Seine Antwort war, er laſſe fich alles gefall
en. Mach vierzehn Tagen , das ift etwa in
der Hälfte des Herbfimonates, erfchienen die Einwohner des Dorfes,
ner geweſen war, in r Anzahl, und wollten, wie es fchien
wartsur Mungo es ülen, die Hola
Indem nun der Befehlshaber ihnen nicht gewachſen war: fo erboth er fich zu einem
Sofegelde; fie nahmen es auch endlich. Damit ſchickte er den Pater Jogues nach Man—
hatte, wo man ihn den stendes Winterm. auf einem Fahrzeuge von fünfzig Tonnen nach
Holland abſegeln ließ. Die Fahrt war uͤbrigens glücklich ; nur wurde das Schiff, eben
da es in den Canal einlaufen wollte ‚ Durch einen Sturm nad Falmuth in England ge⸗
ee der Shiffer dafelbft beygeleget, fo liefen alle Matrofen ans Sand;
und es Niger Mann auf d z zu Des Abends
ner br Ber, J f dem Fahrzeuge, um es zu bewachen. D
* i i bſonderlich den
Mater Yogues bis aufs, —— weg, was ihnen beliebete, und zogen abſonderlich d
Zum Gluͤcke kam ein frangofſches Schiff in den Hafen, deffen Schiffer dem Pater
mit dem benörhigten aushalf, fonft märe iv a ———— Am
Weihnahtsabend erfuhr er, es gehe eine Barke mit Steinkohfen nach Bretagne ab.
Damit ließ er um bie Ueberfaher anfuchen, erhielefie auch mit aller Willfährigkeit.. Der-
geftalt ſtieg er zwifchen Breſt und S,Pauf in Matrofenkleivern ans Sand. Den sten
des Jaͤnners meldete er ſich in dieſem Aufzuge im Collegio zu Rennes ‚ und verlangete den
P-Rector zu fprechen, weil er ihm einen Gruß von dem P. Jogues uͤberbringe. Als ſelbiger kam,
Übertieferte er ihm ohne weiteres Wortfprechen, sinyon dem manbattifchen Befehlshaber zu
dm Ende erhaltenes N damit man ihm in Holland zu feiner %
3 veife
darinnen er ein Leibeige⸗
die Holländer mit Ger
1643.
Entflieht.
Zeit fagete man ihm, die Iroqueſen verlangeten ihn unter
Koͤmmt nach
England.
Geht nach
Frankreich.
166 Geſchichte und Beſchreibung
844. reife nach Frankreich befoͤrderlich ſeyn möchte. Der Rector fragete, ehe er es las, wie es
— — dem P. Jogues gienge? Als nun der Matroſe ſtatt der Antwort nur lachete: ſo erkannte ihn
Bekommt Er; jener, und fiel ihm mit ſolcher Herzensbewegung um den Hals daß er in einer ziemlichen
laubniß Meſſe Zeit nicht im Stande war, ein Wort zu ſprechen. Jogues veifete ohne langes Verweilen
zu lefen. nach Paris, wurde der verwitweten Königinn vorgefteller , und auf-eine ihrer Gottesfurcht
gemäße Weiſe empfangen. Als er von dem Pabfte Erlaubniß begehrete, daß er mic fer
nen verſtuͤmmelten Handen Meſſe leſen dürfe, gab diefer zur Antwort, es wäre etwas uns
billiges, einem Märtyrer yerwehren, Chrifti Blut zu trinken. Indiguum effet, Chrifi mar⸗
tyrem Chrifti non 'bibere fanguinem,
Seine Ges Keine ſtaͤrkere Verſuchung ift fuͤr ein Herz, das noch nicht allen Ehrgeiz und Alle Eigen
muͤthobeſchaf⸗ fiebe abgeleger hat als wenn es ſich wegen folher Thaten und ausgeftandenen Seidens, das
fenheit, die Kräfte eines Menfchen zu überfteigen ſcheint, mir affer Billigkeit als einen Heiligen
verehren ſieht. Allein, der P. Jogues wußte wohl, Gott eifere für feine Ehre, nicht
nur in ſofern fie aus. der Vortrefflichkeit feiner Eigenſchaften quiffet, fondern auch
in ſofern fie durch unfere Tugenden, als einem bloßen Werke ſeiner Gnade, befördert wird.
Er blieb alfo beftändig in den Schranken der Demuth, welche das Wefen feiner Gemuͤths⸗
art ausmachefe,' und war weit von den Gedanken entfernet, als ob er etwas gethan habe,
dafür ihm der Himmel eine Belohnung fhuldig ſey. Me.
Geht wieder ° Es Fam ihm nicht einmal in den Sinn, für beftändig in Frankreich, wo er nichts
nad, Canada. als Lobeserhebungen genoß, zu bleiben ſondern er gieng mit den erſten Schiffen wieder nach
Duebec unter Segel. Bey feiner Ankunft fand er Reufrankreich in einem ſehr ſchlechten
Zuſtande. Seine lieben Huronen waren uͤberall ein Raub der Iroqueſen ‚ und man bekam
zu Duebee feit einiger Zeit ſonſt nichts aus ihrem Lande zuhören, als eine Niederlage oder die
Zerſtoͤrung eines Dorfes. Gleichwohl wuchs die Anzahl der Chriſien alle Tage unter ihnen; und
ihr Glaube wurde durch den ehemaligen Stein des Anſtoßes, die Truͤbſal, vorige geftärfer.
Eben zu der Zeit, als es fehien, Gott habe die Huronen dem Schwerdte und Feuer
Eifer und der Iroqueſen gänzlich überlaffen, mochte man unter ihren Dörfern eines befuchen, welches
Frömmigkeit man tvollte, ſo fand man einige Seelen, welche die Gnade über die Menſchlichkeit ers
der Huronen. hebet, und Dadurch diejenigen, welche fich felbft unter Die Thiere herab feßen , beſchaͤmet.
Der apoftotifche Geift belebete verfchiedene. Drey darunter nahmen ſich vor ; der unpar⸗
teylichen Nation, bey welcher die Mifftonarien, ihrer wenigen Anzahl wegen, nie lange
bleiben konnten, das Evangelium zu predigen. Der Herr fegnete auch ihren Eifer, mehr
als fie gehoffet hatten. "Hingegen verbanden fie auch mit der diefem Volke eigenen Lebhafe⸗
tigkeit und Starte des Vortrages den Nachdruck eines guten Benfpieles, welches . alle
nal mehr wirfet, als die fhönfte Rede. Unter Diefen neuen Apoſteln war auch eine, Na
mens Joſeph Taondechoven, eben der, welcher mic dem P. Jogues gefangen
wurde, und bie erfte Nachricht von ihm mach Quebec überbrachte. Als nun die
Heiden einftens ihre Verwunderung Darüber bezeugeten, daß er, aller erlittenen Quaal
„lichen Trofte, daß man über die Werkzeuge deffelbigen Feinen Verdruß fehöpfen Fanta
Hierauf ftellete er ihnen die Vortrefflichkeit des chriſtlichen Glaubens, und die wunderbare
Veränderung, die er im Herzen wirke, mit ſolchem Nachdrucke vor, daß die mei fen geniße
vet, viele aber, von der Nothwendigkeit, ihn anzunehmen , uͤber zeuget wurden, Die
| l
ungeachtet, nie Die geringfte Empfindlichfeie gegen die Iroqueſen fpühren laſſe: fo gb
er zur Antwort: „Gott erquicket denjenigen, welcher feinetwegen leider, mit fo überfehweng
von Neu⸗grankreich· Vl Buch. 167
Die Inſel Montreal wurde allmaͤhlich bevoͤlkert, und die Gottesfurcht der neuen 1644.
Einwohner —* denen Wilden, die mit ihnen umgiengen, allmaͤhlig Luſt zum Gehorſame — —
des Ölaubeng, Das meifte Verkehr trieben fie mic den Algonquinen, welche eine Inſel ———
des Utauoisſtroms bewohneten, Nur ließ das Oberhaupt diefer Seute eine unüberwinds ———— =
liche Abneigung gegen das Chriftenehum führen, Ungeachtet er ein eifeiger Bundesver⸗ on
wandter der Sranzofen war, ober es ſeyn wollte, ſo hatten doch die Miſſionarien einen hef⸗
tigern Widerfacher an ihm, als die Iroqueſen felbftz nicht als ob ihm feine abergläubi-
ſchen Gebräuche fo gewaltig im Kopfe lagen; fondern es war fonft ein toller, ein geimmiger
und ftolzer Kerl, u il nistgmag
Allein, es ſcheint, Gott habe feine Luft daran, dann und warn ein folches unbethuli · —
ches Herz zu uͤberwinden. Wenigftens erfolgete die Bekehrung diefes Oberhauptes, aller /
Wahrfcheinlichkeit zu Folge, auf eine folche Weife; und es gieng mit diefer unverhofften
Aenderung ganz übernatürtich zu. Ein Vetter von ihm wollte ſich auf der Inſel Montreal
niederlaſſen und beſuchete zu dieſem Ende den Herrn von Maifonneuve, der ihn nicht nur
in feinem Vorſatze beftärfete, fondern auch die Patres Pimond und Poncet erfüchere, ihn
ala Beats nee 2 057
zoo Dieſe fanden ſowohl ihn, als ſein Weib, ſo ſanftmuͤthig und lehrbegierig, daß ſie ihnen,
nach ausgeſtandener gewoͤhnlichen Beſtaͤndigkeitsprobe, die Taufe mittheileten. "Die Reu.
befehrten liefen fich auf der Inſel nieder, und bezeugeren großen Eifer für das Heilder See-
Ien. Abfonderlich lag ihnen die Bekehrung ihres Dheims im Sinne, und waren fie ſchon
Willens, ihn in feinem Dorfe aufzufuchen, als fie erfuhren , er ſey auf die Winterjagd ge:
zogen, Diefe Hinderniß betruͤbete fie zwar: fie ſahen aber bald, es wiſſe die görtliche Vor⸗ ?
fehung Mittel und Wege, daran der Menſch nie gedenkt. lan 1.133
Als einftens der Berker mit dem P. Bimond von feinem Oheime und deffen Bekeh⸗
rung redete, Fam diefer, zu i em größten Erftaunen , nicht nur ins Gemach hinein getre⸗
ten, ſondern gab auch, au ‚die Frage: Was ihn‘ für eine Urfache hieher führe? zur
Antwort: die bloße Begierde, ein Ehrift zu werden, Der P. Bimond wollte die Urfache
dieſer unverhofften Beränderung voiffen x ‚ der Oheim betheuerte, er wiſſe ſie ſelbſt
nicht, ſondern als er durch Die Richelieuſchanze an den drey Fluͤſſen gegangen, fey es ihm
auf einmal ganz. under habe gleichfam einen innerlichen Zwang, fporen=
ſtreiches nach Monteeaf umzufehren, und ein Chriſt zu werden," gefühler, * Es fey auch
ſein Weib eben ſo gefonnen, Hierauf wandte er ſich zum P. Vimond und ſagte: Mein
„Pater! ich befinde mich zwar nicht sum Beſten, dennoch will ich, wenn du es mir ab⸗
„ſchlagſt zu den Huronẽen gefen, da an mich verhoffentlich annehmen wird.,,
. Der ——— nicht, wie ihm bey Anhörung dieſer Rede geſchah/ und ob er auch
wirklich wachete? Nachgehende lief er voll Freuden zu dem Herrn Maiſonneuve und ergaͤh⸗
lete ihm, was er gehoͤret habe. ¶Der Statthalter wollte diefe unglaubliche Zeitung felbft an-
oͤren, umarmete, als ex fie richtig befand ‚ den Neubekehrten, umd verfprach, den Pater
General Superior dahin zu bewegen, daß feinem Verlangen ein Genüge geſchehen folfte,
Der P, Bimond wünfchete zwar die Vollziehung eines für die Religion hoͤchſtvorcheilhafti⸗
gen Werkes felbft, mit größter Begierde: allein, bier durfte Fein Uebereilen Plag finden,
D} ſtdem kam alle Tage eine ſtacke Anzahl Wilde, und begehrete Unterricht, daß alſo
seen Prieſter, welche außerdem noch andere Geſchaͤffte zu beforgen hatten, unmoͤglich
Alles beſtreiten konnten.
Zwar
ei
168 Geſchichte und Beſchreibung
Zwar die letztere Schwierigkeit war bald gehoben; denn es half jedermann, ja der
— Statthalter ſelbſt, die neuen Eatechismusſchuͤler unterrichten; und weil die Gnade von
sr “ innen kraͤftiger wirkete, als die nachdruͤcklichſte Ermahnung thun konnte, fo wurden fir
nach achttaͤgigem beſtaͤndigen Bearbeiten, allemiteinander für tuͤchtig zur Taufe befundem
Die Pathen des Oheims, waren der Herr Maiſonneuve, nebſt der Frau von Peltrie, wel⸗
che letztere ein Ausbruch eines unruhigen Eifers, welcher jedoch der Gelaſſenheit bald mie
der Platz machete, nach Montreal gefuͤhret hatte. De
Eifer der ale Der P. Vimond befam niemals eine Urſache, die Willfaͤhrigkeit, damit er dieſe Wil
genquinifchen de in feinen Schafftall eingenommen hatte, zu bereuen. Denn ihr Eifer litt von Der
Miſſion. Zeit nicht die geringſte Verminderung. Man verſpuͤhrete die Wirkung dom dem, was zu
Montreal: vorgegangen war, an der. ganzen algonguinifchen Nation; und die Chriſten
machten gar bald eine ftärkere Anzahl aus, als die Heiden. » Taduffac und die drey Fluͤſſe
harten ihre Miffionarien fir die Wilden ebenfalls. Viele Neubekehrte unternahmen aus Begier⸗
de Chriſtum bey den entlegenſten Voͤlkern zu verfimdigen, ungemein weite Reiſen bey der
haͤrteſten Witterung: | Exlaubeten ihnen ihre Geſchaͤffte Feine ſo langwierige Abweſenheit: ſo
ſchaͤrfeten fie doch bey allen öffentlichen und beſondern Zuſammenkuͤnften jedermann den Ges
horſam gegen die Prieſter, und die Unterwerfung gegen die heiligen Kicchengefege ein;
hatten ſie den übrigen zu befehlen, ſo ließen ſie nicht den geringften Fehler; wenn er offen“
bar wurde, oder Gelegenheit zum Aergerniſſe gab, unbefttafet; und man hatte öfters ger
nug zu thun, ihre Strengigkeit in einem folhen Falle zu mäßigen. —
Ab ſonderlich aber mußte man die Erſtlinge der Gnade und ihre Macht bey einem auf
keimenden Chriſtenthume zu Splleri bewundern... Diefer Anbau war zwar den Anfälle
der Iroqueſen Damals noch nicht, wie zwar bald hernach geſchah, unterworfen. Es durf⸗
gen aber doch die Einwohner ſich nicht weit wagen, aus Beyſorge eben ſo, wie es mans
chen begegnete, von den Iroqueſen weggehaſchet zu werden. Indem nun dergeſtalt die
Jagd, worauf dieſe Völker hauptſaͤchlich rechnen, wegfiel: fo fehlete es ihnen nicht ſelten
an der Nothdurft. Zwar ſprangen ihnen die Franzoſen nach aller Moͤglichkeit bey: allein,
weil ſie meiſtentheils felbft arme Leute waren , ‚fo war ihre Hilfe für forviele verhungerte
Leute von-fhlechten Erheblichkeit. Nebſtdem hatten nicht nur alle algonquinifche Volker⸗
ſchaften weder Luſt, noch Geſchicke zum Ackerbaue; ſondern es mußten auch die Chriften ſelbſt,
aus Furcht vor den iroqueſiſchen Streifereyen gar oft indem Bezirke ihrer Wohnpläge ver
ſperret bleiben, und fonnten weder das Feld in Sicherheit anbauen, noch das wenige anf
gebauete einerndten, Haie j &
Gleichwohl verminderte dieſes große Elend, dagegen fein Mittel erfihien,, das Bat
trauen dieſer eifrigen Meubefehrten auf Die göftliche- Borfehung im geringften nicht... Ge
wiſſe boͤſe Gemuͤcher fuchten fie vergeblich; wanfend zu machen, wenn fie vorgaben, iht
Gott befümmere fih nicht um fie, fondern gebe fie ihren und-feinen Feinden zum Raube
Dem ungeachtet wuchs ihre Anzahl alle Tage, Es kamen Leute aus dem aͤußerſten Nor⸗
den nach Sylleri und bekehreten ſich. Ja, oͤfters traten diejenigen, welche alle Mühe, den
Schafſtall Chriſti zu zerftören, angewendet hatten, zuletzt ſelbſt hinein. —
Verleumdung Bey dieſem Zuſtande des Chriſtenthums in Neufrankreich, mußte man daſelbſt eine
der canadi: Zeitung aus Altfrankreich vernehmen, darüber alle ehrliche Leute in aͤußerſtes Erſtaunen
ſchen Jeſuiten. geriethen. Wer hätte es wohl je gedenken ſollen , 8 würden Miſſionarien, deren heilige
geben, Eifer, und uneigennügiges Verfahren im ganzen Lande befanne war 2 ein
u
chuß⸗
von Neu⸗Frankreich. Vl Buch.
Schutzſchrift ihrer Aufführung, und zum Fuͤhren eines Beweiſes, daß fie nicht der Hand⸗
lung wegen unter die Wilden reifeten , genöthiget fenn ? Gleichwohl ſprengete man dieſes
in Europa aus; und die Verleumdung fand, aller ihrer Unwahrſcheinlichkeit ungeachtet,
bey einer großen Menge Perfonen Eingang.
i t der hundert Mitglieder erfiaunete über diefes Gerücht nicht weniger,
als ne n Weil ihr nun am allermeiſten daran gelegen war,
den angeblichen Schleichhandel der Jeſuiten zu verhindern ‚, und fie über dieſes die wahre
Beſchaffenheit der Sahevon ihren Factoren am allerbeſten erfahren kounte: ſo erachtete ſie es
für ihre Schuldigkeit, die Beklagten durch eine Erklärung zu rechtfertigen, welche ich nach
ihrem völligen Inhalte hier einrücke,
„ Nachdem wir Berindhaber und Mitglieder der neufranzöfifchen ober fegenannten
‚canadifchen Handlungsgefellfchaft in Erfahrung gebracht haben, Daß einige Perfonen fich
‚„einbilven , und überall ausſtreuen, als ob die Sefuitergefellfchaft.an der Ladung, dem
Gewinne und der Handlung nach gebachtem Sande Antheil nehme, wodurch denn befagte
¶ Perſonen gemeynet find, die Achtung und den Werth der vielen Mühe, die fie, wie der
„ Handtungsgefellfehaft beftens befannt ift, Goit
169
1644.
Ihre Recht⸗
fertigung.
3 eil zu Ehren, auf die Bekehrung der Wil- /
„den zum Chriftentbume und zur katholiſch⸗ apoft
oliſch⸗ roͤmiſchen $ehre, mit unbeſchreibli⸗
„cher Arbeit, auch Gefahr ihres Lebens ‚verwenden, und Davinnen alle Tage ungemeinen
„Fortgang haben, geringfhägig zu machen, ja gar zu vernichten: fo halten wir uns aus
„hriftlicher Liebe für verpflichtet, alle diejenigen ‚ welche in einem folchen Wahne ftehen
„, Möchten, durch eine Erklärung und einen Beglaubigungsichein, eines beffern zu belebren ;
„thun es auch kraft diefes gegenwärtigen, indem die Patres Jeſuiter der befagten neu:
„franzoͤſiſchen Handlungsgefellfhaft, weder mittelbar, noch unmittelbar, beygeſellet find,
„ auch nicht den geringſten Antheil an dem Handelsverfehre haben. Zu deſſen Beglaubigung
„ift dieſer gegenwärtige Schein von den bi Bet
„terfchrieben , auch mit dem Siegel der Gefellfchaft bedrucker worden. So gefchehen den
»ıften des Chriftmonates 1643. De la Serte, Abt dela Magdele
„Berruyer, Robineau, Sabouet, Berruye
„guer und Clarentin. (L.S.) gegen die Urfunde gehalten , durch den Kath auch Secre-
„tarium Des Königs, und feanzöfifchen Reiches, Jolly.
Diefe Schrift erzeigete ihre Wirkung nur bey denen, bey welchen weiter nichts, als fie
eines beſſern zu berichten, nöchig fiel; und fie ärgerten fich nicht wenig darüber, als einige
Zeit hernach die canadiſchen Jeſuiten, fuͤr welche in Alt und Neufrankreich jedermann die
groͤßte Hochachtung hegete, in den ſogenannten Lettres Provinciales als Handelsleute
vorgeſtellet — Zu ihrer Rechtfertigung dieneten die Nachrichten, welche man in
den folgenden Jahren erhielt, und daraus zu erfehen war, daß fie alle miteinander ohne
Ausnahme, eben zu Der Zeit, als man fie in ihrem Vaterlande anſchwaͤrzete fih mit einer
ihrem Berufe gemaͤßen Herzhaftigkeit in Sie Gefahr des Berbrennens und der Härteften
Gefangenfhaft wageten, daß ſchon verſchiedene durch) Schwerdt und Heuer der Froquefen
umgefommen wären, daß andere in Ketten und Banden lägen, und daß die Stellen der⸗
jenigen „ welche ein Schlachtopfer ihres Eiferg geworben waren, von ihren Mitbruͤdern, aus
Begierde ein gleiches zu erdulden, ohne Verzug wieder befegee wurden. Hier folget der
erſte Beweis hiervon. *
Allgem, Reifebefchr. XIV Band.
r, Verdier, Fleuriau, Caſet, Bou⸗
* — Die
ine, Margonet,
Bewindhabern und Mitgliedern un.
170 % Gefchichte und Befchreibung
Die huroniſchen Mißionarien hatten nun fehen feit drey ganzen Jahren, nicht den
geringften Benftand aus Quebec erhalten, alfo daß ihnen die Kleider ſtuͤckweiſe vom $eibe
fielen, und Fein Wein zum Meffelefen mehr da war, fündern fie, um diefen Abgang zu et?
fegen, genöthiget waren, wilde Weinftöce im Walde aufjufuhen, Endlich war es an
dem, daß fie wegen Brodtmangels gar nicht mehr Meffe lefen fonneen. Zwar wußte
man in der Hauptſtadt diefen Nothſtand wohl: allein, mie man ihm abhelfen wollte, da
Sag die Schroierigfeit. Endlich wageten ſich einige Huronen im Winter auf dem Eiſe nad)
Quebec, und nahmen bey der Abreife alles, was ihre Mißionarien bedurften , zu überbrins
gen mit fih, Zwar hätte man ihnen gern einen Jeſuiten mitgegeben , vornehmlich weil
der P. Jogues noch in Frankreich, der P. Davoft aber unvermögend war, und bald dar?
auf gar ftarb. Allein, der Öeneral Superior unterftund ſich nicht, jemanden dieſe höchft-
gefährliche Reife aufzutragen.
Der PB _ Sobald der P. Franz Joſeph Breflani, ein römifcher Jeſuit, welchem man in
1644.
_
fani giebt fich Frankreich alles, was ihm nachgehends in America begegnete ‚ vorher fagete, Dadurch) aber.
in große Ge: feinen Muth nur heftiger anflammete; fobald dieſer P. Breſſani nun Hörete, im welcher
fahr. Berlegenheit fein Superior ftecfete, fo erborherfich, den Vorrath an Ort und Stelle zu liefern.
Man nahm fein Erbiethen an. Zu Ende des Aprilmonates 1644 gieng er mit einem jun⸗
gen Franzofen und fechs Huronen , Darunter zween erft neulich fich aus der Sroquefen Hand
gerettet hatten, zu Schiffe. Die Fahrt gieng bis an die drey Flüffe glücklich von ſtatten.
Aber ein geroiffer Zufall , Der fie einen ganzen Tag an der Mündung des Peterfees aufbielt,
lieferte fie ihrem Feinde in die Hände, Der Machen, darinnender Mißionarius ſaß, ſchei⸗
terte ; die folgende Macht fiel ftarfer Schnee, und hielt die veifenden gleichfalls auf; einige
unter ihnen fehoffen unverftändiger Weife nach Trappen, und verriethen dadurch ihre
Gegenwart einer in der Nähe befindlichen iroquefifchen Partey, die ihnen fogleich aufpaſſete.
Wird von den Als der P. Breſſani den folgenden Tag voreiner Sandfpige vorbey fuhr: ſo hatten ihn
Seoquefen ge: drey feindliche Canote augenblicklich in der Mitte: Wegen allzu ungleicher Anzahl gieng
fangen. nicht das geringfte Gefecht vor. Die übrigen beyden Kaͤhne wollten zwar ausceißen
es paffeten ihnen aber zween iroqueſiſche, weit färfer bemannere hinter einer andern Erd:
ſpitze auf, und verrenneten ihnen ben Weg. Ungeachtet nur zween Chriften in jedroedem Kahne
waren, und das viele Geraͤth am Fechten binderlich fiel: fo wollten fie fich doc) wehren;
und einer davon zielete auf einen Iroqueſen, wurde aber fogleich niedergefchoffen. Damit
fiel den übrigen das Gewehr aus der Hand. Man fing und band fie, ohne Verzug.
Hierauf wurde die Beute getheilet. Denn ſeitdem die Jroqueſen das Verfahren der
Feanzofen in einem ähnlichen Falle wußten: fo begnuͤgeten fie fich nicht mehr, wie vorhin, an
der bloßen Ehre des Sieges; außerdem Fonnten fie auch von den neubelgifhen Holländer
—
5
- Pulver und Bley für die Beute eintaufchen. 7
Nach gefchehener Theilung bieben fie den todtgeſchoſſenen Huron in Stücke, kochten
—— und fraßen fi. Darauf nahmen fie den Weg nach ihrem Dorfe, und ließen ihre Gefan?
fangenfgaft. genen, ungeachtet fie ohne Unterlaß rudern mußten, beynahe Hungers fterben, Als pie
Keife bald ein Ende Hatte, und fie einige Fiſcher antrafen : fo überließ man ihnen die Gefange⸗
nen eine Zeitlang zu ihrer Beluſtigung, welche im Austheilen einer derben Prügelfunpe
beftund: dem Migionar aber wurde überdiefes noch die linke Hand zwiſchen beyden aͤußerſten P
Fingern aufgefhliger. Sobald er ins erfte Dorf des Stammes Agnier kam, quaͤlete
man ihn fo entfeglih, Daß er endlich in Ohnmache dahin ſank. Um ihn nun wieder S#
’ ermun⸗
von Neu⸗Frankreich. VI Buch,
m
ermuntern, fehnite man ihm an der linken Hand den Daumen ab ‚und an der rechten 1644
zween Finger, - „en :
Weil eben damals ein heftiger Plagregen einfiel: fo lief jedermann davon, ließ den
Mißionar auf der Marterbuͤhne liegen, und immerhin bluten. Dis Abends wurde er in
eine Hütte gefchleppet , da man ihm die Nägel verbrannte die Fuͤße ausrenkete, und der
muthwilligen Jugend zum Verſootten und Quaͤlen überließ, Zulegt firich man ihm Koch
in den Mund, und ließ ihn liegen, Den folgenden Tag gieng es ihm noch ärger, Man
gab fo gar den Hunden auf feinem Bauche zu freſſen, damit fie ihm bey ihrem gewöhnliz
chen Heißhunger gute Biſſe verfegen möchten; gleichwie es auch wirklich geſchah. bg
Weil fein ganzer Leib gleichfam nur eine einzige Wunde war, bavinnen die Würmer
haufenweiſe wuchſen: fo ſtank er nad) einigen Tagen dermaßen, daß kein Menſch um ihn
bleiben konnte. Er litt unbeſchreibliche Schmerzen, abſonderlich an einem Schenfel, da
fih ein Geſchwuͤr angefegee hatte, alſo ‚ daß er Feinen einzigen Augenblick ſchlaſen konnte.
Doch, es mußte ihm die Grauſamkeit feiner Henker ſelbſt zum Vortheile gereichen. Ei-
ner davon wollte ihm einen Schnitt geben, traf aber das Geſchwuͤr und öffnete es.
Mun fehlete nur noch Der legte Auftritt des Trauerſpieles: es ſchien auch alles ſich
ſchon dazu anzuſchicken. Dieſer Gedanke ſetzete ihn zuweilen dergeſtalt außer ſich, daß er
alle feine Schmerzen nicht mehr fuͤhlete.
In dieſer Angft nahm er feine Zuflucht: zum Geberhe, und vief den Heren an
möchteihn ftärfen, undin Feine feiner Religion md feinem Amte unanftändige Kleinmuth
fallen laſſen. In dieſem Augenblicke ſah er die Aelteſten aus der
über fein Schickſal berathſchlaget Hatte, fommen; amd bald darauf wurde ihm angefündi- reich.
get, was er nimmermehr vermuther hätte, namlich, er dürfte nicht fterben. Jedermann
verwunderte fich in Anfehung feines elenden Zuftandes darüber, Die Aelteften wußten
ſelbſt nicht, warum fie dieſe Entſchlleßung gefaßt hätten, | a
Man übergab ihn einer Matrone , die ihm ſehr gütig begegnete: allein er ſtank fo
heſtig, daß Fein Menſch neben ihm in der Hitte bleiben konnte ʒ und weil er über Diefes
wegen feiner Verſtuͤmmelung zu Dienften untüchtig zu feyn ſchien, fo ließ ihn feine Gebietherinn
in den nächften Wohnplatz der Hollander führen , um zu fehen, ob ihn jemand Faufen
mollte? Diefes geſchah, man pflegete fein, und fehickete ihn nach feiner Öenefung auf ei⸗
nem Schiffe nad) Nochelle, wo ex mit Ende des Wintermonates ankam,
Am wieder auf die JItoqueſen zu kommen. fo ſchienen fie zwar entfehloffen, den Krieg Schlechterdu—
ſowohl gegen uns, als unfere Dundesgenoffen, mit aller Macht fortzufegen ; ließen aber fand der
doch von einer Zeit zur andern einige Neigung zum Frieden blicken, Der Ritter Mong. Pflanzſtadt.
magny wuͤnſchete ihn von Herzen; euftlich ‚ weil er nicht im Stande war, Krieg zu fuͤh⸗
ren; zweytens, weil nicht das geringſte dabeh zu gewinnen war. Ja, es war ihm nicht
einmal moͤglich, ſeine Schwäche vor dem Feinde zu verbergen, und bey irgend einer günz
fligen Gelegenheit einen Vergleich, payon pie Nation Eeinen Schimpf hätte, zu ſchließen.
Im Gegentheile praleten die Iroqueſen zuletzt ungeſcheuet: fie wollten die Franzoſen nun
bald zur Ruͤckreiſe über die Ser nöchigen,
Ungeachtet alfo der Statthalter ſehr wohl mußte, wenn man Ruhe vor diefen Bar⸗
baren Haben wollte, muͤſſe man das Rauhe heraus Fehrens fo war er doch leider! nie im
ande, es zu thun. Er fuchete alfo nur das, was er aus Noch thun mußte,auf eine geſchick⸗
te Art zu vermänteln, und wenigſtens einige onate Stilleſtand zu gewinnen.
2 778
Einige
v
er Wird befrey⸗
ders et, und geht
Verſammlung, daman nad Frank
17% Gefchichte und Beſchreibung
1544. Einige Zeit nad) des Pater Breſſani Gefangennehmung,, berichtete ihm der Be—
fehlshaber an den drey Flüffen, Herr Champflour, es wären einige Huronen mit drey
——— gefangenen Iroqueſen an beſagten Ort gekommen, davon fie einen den Algonquinen
gern Friede überlaften hätten. Diefe nun hätten ihm, wieroohl ungern, verfprochen, den Kerl fo lange, bis
machen. Antwort von dem Statthalter einlaufe, nicht zu toͤdten. Sogleich begab ſich der Statt⸗
halter in eigener Perſon an die drey Fluͤſſe, und meldete den Haͤuptern beyder Nationen:
er hoffe, dem Kriege zwiſchen ihnen und den Froquefen auf immer ein Ende zu machen ,
wenn fie ihre Gefangenen feiner Willkuͤhre uͤberlaſſen wollten, Er werde,um allen Betrug
zu vermeiden, nur erftlich einen nach Kaufe ſchicken, und den Iroqueſen melden laſſen,
wollten fie die übrigen wieder haben, fo müßten fie ohne Verzug Bevoflmächtigte zu Schlie-
fung eines dauerhaften Friedens abfehiefen, Zugleich wies er ven Häuptern die Waaren,
damit er ihre Gefaͤlligkeit bezahlen wollte, j
Was zroifchen So bald feine Nede zu Ende war, ſtund ein Hauptmann der Algonquinen auf,
ihm und den nahm feinen Gefangenen beyder Hand, und überlieferte ihn dem Statthalter mit diefen Wor-
Huronen dee: gen z er konne feinem Vater nichts abfehlagen ; er nahme auch) feine Gefchenfe nur. an, um die
ei vo Tränen eines Gefchlechtes, das mit den Gefangenen Die Stelle eines verftorbenen Anver-
a wandten erfeßen wollte, abzutrocknen. Uebrigens wäre es ihm zwar lieb, wenn Friede
würde, er halte aber die Sache für fehr ſchwer.
Hierauf wendete ſich der Statthalter zu den Yuronen, um ihre Antwort zu wiſſen.
Allein: ihr Worthalter gab mit großem Trotze zu vernehmen: er fey Fein Kaufmann,
fondern ein Krieger, und um Krieges willen ausgezogen. Er frage wenig nach des Statt:
halters Zeugen und Kochkeſſeln; habe felbiger fo große Begierde nad) den Gefangenen , fo
koͤnne er fie immer hinnehmen, er für feine Perfon wolle fchon ‚andere befommen,, oder
drüber ſterben: mern ihm ſolches Unglück begegnete, fo fterbe er doch als ein ehrlicher Kerl;
dagegen werde feine ganze Nation die Schuld feines Todes auf den Ononthio legen. . Diefe
Antivort fegete den Statthalter in große Berlegenheit, daraus ihm gleichwohl Die fol-
gende Rede eines chriftlichen Kuronen half.
„ Dnonthio! du mußt meines Bruders Wortenicht übel nehmen, Daß wir die Ge⸗
„ fangenen nicht hergeben, Dazu haben wir teiftige Urfachen ‚welche du felbit billigen wirft:
„, denn mir verloren unfere Ehre, wenn wir es thaͤten. Wie du ſiehſt: fo haben wir kei—
„nen einzigen Alten unter uns; folhe junge Leute, wie wir , dürfen nicht thun, was fie
„wollen; und ein Krieger, der ſtatt der Gefangenen mit Waaren nad) Haufe kaͤme,
„wiirde fih auf immer beſchimpfen. Ja, wie wuͤrdeſt du ſelbſt, lieber Vater! deine
„ Krieger bewillkommen, wenn fie in einem Kaufmannsaufzuge nach Hauſe kaͤmen?
Deine bloße Begierde, unſere Leibeigene zu haben, wäre ſchon ein genugſames Loͤſegeld
fuͤr fie: es ſteht aber nicht in unferer Macht, mit ihnen willkuͤhrlich zu verfahren. Unſe⸗
„re Brüder, die Agonquinen , Fonnten dein Verlangen fehr wohl erfüllen ; denn fie find
„ alte Leute, welche von ihrem Thun und Laffen niemanden Rede und Antwort geben duͤr⸗
„ fen ; und eben aus diefer Urſache Eonnten fie Dir, ohne eine Unöflichfeit zu begehen, eis
/ „ne ſo ſchlechte Sache nicht wohl abfehlagen. Ohne Zweifel werben unfere Xelteften, fobald
„ſie deine Meynung erfahren, ein gleiches hun, Wir verlangen den Frieden alle mit
„ einander; wir treten deiner Abficht bey; ja, wir find ihr zuvor gefommen + denn eben
„, deswegen haben wir unfern Gefangenen Fein Leid zugefüget , fondern ihnen als $euten, Die
„bald unfere guten Freunde feyn würden, begegnet, Nur koͤmmt es uns nicht zu, une
? — „ſern
|
von Neu⸗Frankreich. VIl Buch. —
„ſern Aelteſten vorzugreifen, noch eine fo ſchoͤne Gelegenheit, ihrem Vater ein Zeichen ih—
„ver Ehrerbiethigkeit zu geben, wegzunehmen. he £
„Noch hält uns eine andere Urfache zurück, welche du verhoffentlich nicht weniger
„billigen wirſt. Wir wiſſen, es wimmele der ganze Fluß von Feinden. Geſetzt, wir
Hſtießen auf eine ſtaͤrkere Anzahl, als wir ſelbſt find; wozu helfen deine Geſchenke, als
„uns zu beſchweren, bie Feinde aber, aus Hoffnung zur Beute, deſto hitziger zu ma⸗
„chen? Finden fie aber ihre Brüder bey uns, und vernehmen von ihnen, wir wären
„ zum Frieden geneigt, Ononthio wolle der Vater aller Völker ſeyn, und nicht langer lei-
„ den, daß feine Kinder, die er alle mit einander in feinem Bufen träge, einander ver-
„ tilgen , fo wird ihnen Das Gewehr aus der Hand fallen, unfere Gefangene werden ung
„das eben retten, und weit mehr zu Schließung des Friedens beytragen, als wenn ihr
Freylaſſen übereilet würde „
Montmagny wußte gegen diefe vernünftige Rede nichts zu erinnern. Im Gegen- Die Huronen
theile glaubete er ‚nicht wenig dabey zu gewinnen, wenn er den Huronen die erften Frie— verſprechen
densvorſchlaͤge zu thun überließ. Ex gab demnach dem Redner zur Antwort: er bil- Friedensvor⸗
lige feine-angefüßrten. Gründe vollkommen, und übrigens ſey ihnen ſelbſt mehr am Frieden Ihläge zu
gelegen, ais ihm uUnterdeſſen, weil der Pater Brebeuf, den eine gewiſſe dringende An- N"
gelegenheitfeiner Kirche nach Quebec geführet hatte, bey diefer Gelegenheit, nebft zweenen
neuen Mitarbeitern dahin zurück zu kehren verlangete: fo wollte er ihn feinen dergleichen
Unglüdsfällen, als den Pater Jogues und Breſſani betreffen hatte, bloß ftellen, fondern
gab ihm eine hinlänglich Begleitung mit, | "
Sie endigten ihre Reife ohne den geringften Anftoß. Nach ihrer Ankunft unter den Die Iroque⸗
Huronen befchloß man in einer allgemeinen Berfammlung, dem Ritter Montmagny fen ftellen ſich
beyde Gefangene einzuliefern. : Der Statthalter hatte denjenigen, den er. von den Algon- dazu geneigt.
quinen bekam, bereits in Freyheit geſetzet; Dagegen die Stämme, um ihre friebfertige __'#
Neigung zubezeugen , eben den Couture, der fich mic dem Pater Jogues gefangen neh—
men ließ, zuruͤck ſchicketen. Es Fam nicht nur der itzterwaͤhnte iroquefifche Gefangene wie-
der mit, ſondern auch Abgeordnete mit dergleichen Vollmacht, als der Statthalter
verlanget hatte.
. Sobald Herr Montmagny ihre Ankunft an den drey Fhffen’erfube: fo veifete er Oeffentliches
mit dem Pater Bimend dahin, bewirthete ſie wohl, und beſtimmete fodann den Tag zum Gehör.
öffentlichen Gehoͤre. Als diefer erſchien, begab er fich auf den, Marftplag der Schanze,
über den er vorher Segeltuͤcher ausfpannen fieß. Er faß in einem Armſtuhle, hatte auf
beyden Seiten den Herrn Champflour und Pater Vimond neben ſich, auf den Flügeln
aber einige Officier und die vornehmſten Einwohner des Ortes. Die iroquefifhen Abge-
ordneten, an der Zahl fünfe, faßen auf einer- Matte zu feinen Füßen. Dieſen Plag hat-
ten fie, um dem Dnonthio, den fie allemal. ihren Vater nenneten , befto mehr Ehrerbie-
thigkeit zu ergeigen, aus eigener Bewegung erwaͤhlet.
Gleich gegen über waren die Algonquinen, Montagnezen, Attifameguen, und noch
andere Wilde von gleicher Sprache: die Huronen aber miſcheten fich unter die Franzofen.
Die Mitte des Plages blieb völlig leer, damit man alle nöthige Wendungen ungehindert
Machen Eonnte, Denn es find dergleichen Handlungen in der That wirkliche Schaufpiele,
da man fehr vernünftige Dinge durch alleriey wunverliche Gebärden und ‚Stellungen zu
verſtehen giebt, Die weſtlichen Bölfer — eine große Tabackspfeife in. die Mitte des
Platzes;
1644.
16435.
2 Geſchichte und Beſchreibung
Platzes; es thun auch zuweilen die übrigen ein gleiches. Denn ſeitdem alle dieſe Voͤlker
ſeit der Bekanntſchaft mit uns, mehr mit einander auszumachen befamen, als vorhin: ſo
entlehneten fie auch allerley Gewohnheiten von einander, abfonderlich die mit der Tabads:
pfeife, welche vorißt bey allen Vergleichen gemeiniglich gebraucht wird,
Die Sroquefen hatten fiebenzehn Glasfihnüre bey fid) , welche eben fo viele Worte,
das iſt Vorträge, Die fie zu thun batten, bedeuteten. Damit nun Diefelbigen, wenn zu
ihrer Erklärung geſchritten würde, einem jedweden ins Geficht fielen: fo hatten fiezween
Dfahle eingefchlagen, und von einem zum andern einen Bindfaden, daran man die Schnuͤ—
re hängen fönnte, gezogen. Nachdem nun jedermann in der angezeigten Ordnung war:
ſo fund der Redner der Stämme auf, nahm eine Schnur, und überveichere fie dem
Statthalter mit folgenden Worten: „ Ononthio! neige deine Ohren zu meiner Stimme:
„, denn vorige reden alle Syroquefen durch meinen Mund, -- Mein! Herz geht mit Feiner
Falſchheit ſchwanger; alle meine Neigungen find aufrichtig. Wir wollen alle unfere
Kriegesgeſange vergeffen, und dagegen lauter fuftige Lieder anftimmen „. Damit fing
er an zu fingen. Seine Amtsgenojjen bemerketen mit ihrem he! dazu, das ſie mit abges
meffenen Zügen aus der Bruft heraus holeten, den Tact. Er felbft fang, lief mit ge—
waltigen Schritten auf und ab, und machete allerley Tächertiche Gebärden dabey.
Zuweilen fah er nach der Sonne , und rieb fich die Arme, als wenn er fich zum Rin⸗
gen fertig machete. Auf einmal that er ungemein ernfthaft, und fegete feine angefanges
ie Rede folgendermaßen fort. ,, Gegenwärtige Schnur ‚die ich Dir, lieber Vater, uͤber—
„reiche, faget dir Dan, daß du meinem Bruder Das eben gegeben haft. Du riſſeſt
„ihn aus den Zähnen des Algonquinen: allein, wie konnteſt du ihn immermehr ganz al⸗
„, lein fortziehen laffen? Wie? wenn fein Canot umgefihlagen wäre; wer hätte ihm helfen
ſollen, es wieder umzumenden? Wäre er ertrunken, oder durch einen andern Zufall
„ umgefommen: fo hörteft du fürigt Feine Friedensworte, und fehöbeft vielleicht die Schuld
„auf ung, da fie doch ganz allein auf die felber liegt „, Bey Endigung diefer Worte,
hing er die Schnur an den Bindfaden, nahm eine andere und band fie dem Couture um
den Arm, wendete fich hernach wieder gegen den Statthalter, und fprach: nn
„ Mein Vater, diefe Schnur giebt dir deinen Antergebenen wieder ; allein , ich ließ
„es wol bleiben, daß ich zu ihm gefaget haͤtte: hier Vetter! nimm ein Canot, und keh—
re nach deinem Sande zuruͤck. Ich bätte Feine ruhige Stunde gehabt, wenn ich feine
„, glückliche Ankunft zu Haufe nicht erfabren hätte, Mein Bruder, ven du nach Haufe
> (hickteft , mußte unterwegens nicht wenig ausftehen, und Fam in manche Gefahr. Er
„ mußte fein Bündel ganz allein tragen, den ganzen Tag rudern, fein Canot über die
„ Wafferfälfe ſchleppen, gegen alle Ueberfälle ohne Unterlaß auf dev Hut fteben,. Als
les, was der Redner fügete, das machete er auch durch Gebärden vorftellig. Es wareben,
als ob man einen Mann fühe, ver bald ſeinem Canot mie der Ruderſtange forthilft; bald
eine Welle mit dem Nuder abweiſt. Zuweilen fhien er ganz außer Athem zu feyn; herr
nach) fehöpfete er feifchen Much, und bezeugete ſich eine Zeitlang gang gelaflen.
Nachgehends that er, als ob er fein Bündel truͤge, und über einen Stein fiele,
hinkete hernach fort, als wenn er ſich wehe gethan hätte, „Es gienge noch alles mit,
», fing er wieder at, hätte man ihm nur über die beſchwerlichſten Orte geholfen. Fürs .
- „wahr, lieber Bater! ich weis nicht, wo dein Verſtand war, Daß du eines von: deinen
Kindern ganz allein und ohne den geringften Beyſtand von Die ließeſt. Ich, meines
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von Reu⸗Frankreich. Vl Buch. I 3
» Drtes, gieng mit dem Couture ganz anders um Komm ber, Better! ſagete ih zu
„ihm, ich will dich deiner. Anverwandsfchaft mit Gefahr meines Lebens wieder einlie-
» fern, Die übrigen Schnüre bezogen fich auf den Frieden, welchen zu fehließen die
Geſandtſchaft abgeſchicket war; jedwede hatte ihre eigene Bedeutung, welche der Redner
auf eine eben fo deutliche Weife, als die vorigen, erläuterte, ei
Eine machete Die Wege fiher; die andere beruhigte den Fluß; eine andere vergeub-
die Streitäpte: andere bedeufeten die Finftigen freundfehaftlichen Beſuche, die Wechfel-
fhmäufe, die Verbindung beyder Völker, das beftändige Vorhaben, den Pater Jogues
und Breſſani wieder nach Haufe zu ſchicken; die Begierde nach ihrer Wiederkunft; die
Ehre, die man ihnen anthun wolle; die Dankfagung für das Loslaſſen der drey gefanges
nen Iroqueſen. Jedweder Punct hatte feine eigene Schnur; und man hätte die Abſicht
derſelbigen bloß aus den Gebaͤrden des Redners abnehmen koͤnnen, geſetzt auch, er haͤtte
nicht das geringſte Wort dazu geſprochen. Am allermeiſten mußte man dieſes bewundern,
daß er feine Perſon drey ganze Stunden lang, ohne das geringſte Anzeichen einer Muͤdig⸗
keit forefpielete. Im Gegentheile führete er bey der Luſtbarkeit, damit das Gehör beſchloſ⸗
fen wurde, und das aus Singen, Tanzen und Schmaufen beftund, den Vorreyhen.
Zween Tage hernach beantwortete der Statehalter den Vortrag der Iroqueſen; indem Antwort des
es die Gewohnheit nicht leidet, die Antwort denfelbigen Tag zu geben, Die Berfamm- Statthaltere,
dung war eben fo zahlreich, als das erftemal, und der Statthalter machete eben fo vicle
Gegengeſchenke, als er Schnüre empfangen hatte, Couture führete das Wort zwar in
iroqueſiſcher Sprache, aber ohne fich dabey nach ihrer Weife zu gebärden, auch ohne feine
Rede zu unterbrechen, im Gegentheile nahm ex eine Exnfthaftigkeit an fich, welche dem y
deſſen Dollmetfcher er vorftellete , gemäß war. Als er fertig war, fund ein Hauptmann
der Algonquinen, Namens Pieskarer, auf, und übergab fein Geſchenk. „Hier ift ein
„Stein , fagete ev dabey, ven ich auf das Grab der in dieſem Kriege Gebliebenen lege,
„damit niemand ihre Gebeine weiter beunrubige, noch fiezu rächen verlange,,. Es war die-
fer Hauptmann einer dev tapjerften Seute in ganz Canada ‚und ergählere man beynahe ganz
unglaubliche Dinge von feiner Tapferkeit, Br
Hierauf überreichete der Montagnezen Oberhaupt, Negabamat, eine Elendshaut,
mit dem Bedeuten fie ſey zu Schuhen fuͤr die iroqueſiſchen Abgeordneten beſtimmet, damit
ſie auf der Heimreiſe die Süße nicht mund gehen möchten. Die übrigen Nationen ſogeten
nichts, vermuthlich , weil fie weder Dberhäupter noch Kedner hatten. Zum Befchluffe
feuerte man drey Stüce ab, wobey ver Statthalter die Wilden bedeuten ließ, es gefchähe,
um die Friedenszeitung aller Orten auszubreiten, Der Jeſuiten Superior bewirthete die
Geſandten ebenfalls, und befam dagegen die fhönften Worte von der Welt zu. hören.
Ein Schmaus machet diefe Leute ungemein beredt; und der Wirth darf fich kecklich auf
alle erfinnliche Lobſpruͤche Rechnung machen, Nun darf man fie freylich nicht eben int ge-
naueften Verſtande nehmen: Dagegen koſten fie auch wenig; denn es iſt nicht noͤthig, fich
wegen diefer Leute große Unkoften zu machen ‚ indem ihnen alles gleich gilt. >
Den folgenben Tag Macheten fich die Abgeordneten auf den Weg nach Haufe, Es Der Friede
giengen ziveen Franzofen, eben fo viele Huronen und Agonquinen mit ihnen zu Schiffe, wird beftäti-
dagegen drey Jroqueſen als Geifel zurück biieben, Der Stamm Agnier, als der einzige, 9%
welcher bisher noch in offenbarem Kriege mit uns gelebet hatte, beſtaͤtigte den Vergleich. Die
beyden Feanzoſen kamen nebſt den vier Wilden zur beſtimmten Zeit das iſt in der Haͤlf⸗
te
16045.
—
oe > Gefchichte und Beſchreibung
1645 tedes Herbſtmonates wieder zuriick, und berichteten , die. Iroqueſen wollten alle mir ein:
ara
ander Mißlonarien haben; Die Huronen und Algonquinen wären dem Frieden gleichfalls
beygetreten, und es ſchiene alles ruhig zu ſeyn.
Der P. Bro Indemi dieſes vorgieng, fo Fam Der Pater Breffani nah, Quebec. Kaum hatte er
fani geht wie: einige Tage ausgeruhet, fo Fehrete er nebft dem Pater Poncet zu den Huronen zurüd,
der zuden Su Beyh der Abreiſe ließ er eine große Begierde blicken, einer von denen Mißionarien, die man
zn unter die Iroqueſen abſchicken werde, zu ſeyn. Ja ex ſammelte Geld für feine Peiniger;
um ihnen zu zeigen, was für eine Rache die chriſtliche Religion auszuüben befehle! Allein,
diefe Barbaren waren damals noch) viel zu ungeſchliffen, die Edelmütbigfeit einer ſolchen
Gefinnung einzufehen, oder ſich diefelbige zu Nutze zu machen.
Im folgenden Winter fah man, was feit der Sranzofen Ankunft in Canada noch
niemand gefehen hatte, nämlich, die Jroqueſen, Mgonguinen und Huronen fo friedfer-
fig mit einander jagen, als wenn fie alle mit einander einerley Landesleute wären, Unter
dem Schuge dieſes gufen Verſtaͤndniſſes empfingen die huroniſchen Mißionarien den ſo
fange gemißten Beyſtand, verrichteten ihre apoſtoliſchen Reiſen in aller Sicherheit und
erndfeten mit Freuden, was fie mit Thraͤnen geſaͤet hatten, Zum Ungluͤcke war diefer
Sonnenfhein von Eurzer Dauer ʒ und es ſchien, er follte ihnen nur Zeit zum Verſchnauben
geben, und zur Vorbereitung auf einen abermaligen Kampf dienen. FE
Tod des Par Mit dem Anfange eben diefes1646 Jahres, verlor Meufranfreich zween feiner erfien Mif
ger Enemond fionarien. Der Pater Enemond Maſſe ftarb zu Sylleri in Ausübung eines Eifers, den
Maffe, und Feine Schwierigkeit je abſchrecken Fonnte, der ungemeine Gaben zum Beyſtande Hatte,und
er de la daher nie ohne veichliche Früchte ablief. Sein Alter belief fich zwar nicht ſonderlich bach;
ki Annas de la Noue folgete ihm ſehr bald nad. Er war den zoften Jänner von den
‚Hrey Flüffen abgereifet , um die Beſatzung der Kichelieufchange ‘Beichte zu hören, und auf
das Achtmeßfeſt vorzubereiten. Weil er aber voraus gehen wollte: fo verirrete er fich,ohne
daß feine Begleiter, nämlich zween Soldaten und ein Huron, ihn wieder auszufpühren ver⸗
mochten. Am Feſttage ſelbſt fand man ihn kniend und todt gefroren.
Sein Leichnam wurde an Die, drey Fluͤſſe, wo er im Rufe der Heiligkeit gelebet bar-
ge, gebracht, und mit möglichftem Prachte begraben. Allein, es wurden ihm mehr
Gebeche zugeſchicket, als fuͤr ihn gethan. Ja, es verſicherten einige, ſie haͤtten unmoͤglich
for ihn bethen konnen. Andere wirketen bey dem Anblicke feines Leichnams, Buße, und
beichteten / was fie feit langer Zeit verſchwiegen hielten; alfo, daß feine Gebeine noch
allein , feine velen Keifen und Bemuͤhungen hatten ihn gewaltig geſchwaͤchet. Der Pater
\
“prophetifcher chaten, als des Eliſa; denn Die leßtern gaben einem Todten durch Das DBe-
rühren nur das leibliche Leben wieder; dahingegen viele das geiftliche. erhlelten,, als fie ven
Leichnam eines in feinem Berufe verftorbenen Mißionars nur anſahen.
Die Sofotier Nam hatte man bie Sieblichfeit des Friedens gefthmecker ; fo wäre beynahe ein neuer Krieg
vollen den ausgebrochen. Drey Wilde von Sylleri wurben ermordet, als fie etwas zu weit von ihrem Dorfe
Grieden bres meggiengen, Ein anderer, ber mit feinem Weibe auf der Reife war, wurde angefallen,
Sen. und gefährlich verwundet, Dem Weibe ſtreifete man den Haarkopf ab, das iſt Haut und
Haar mit einander, und ließ ſie fuͤr todt liegen. Man fand fie alle beyde ſtark verbluter,
und fehaffte fie ins Hoſpital, wo der Mann ftarb, die Frau aber davon kam. Anfäng-
fich fiel der Verdacht gänzlich) auf die Iroqueſen: man erfuhr aber nachgehends , daß Die
Thaͤter Sokokier waren, die mitden Algonquinen in Uneinigkeit lebeten, und daher , als
—2* | fe
von Neu⸗Frankreich. VIB. 006060 7
fie den Friedensſchluß mit den Sroquefen nicht zu hindern vermochten , auf Mittel ihn zu
vernichten gedachten, i , h EL
Es zogen alfo diefe Unglücksfälle Feine weitere Folge nach ſich; im Gegentheile wur· Die Iroque⸗
de der im vorigen Jahre getroffene Friedensſchluß durch neue Abgeordnete beſtaͤtiget. Ei: fen ——
gentlich waren fie,um die Patres Maſſe und Noue zu beweinen und zu bedecken, das it, ihn abermal.
um die Jeſuiten wegen ihrer Mitbrüder Tod zu rröften und zu befchenfen, abgeſchicket. Weil
man aber mit Eeinem andern, als dem Agnierftamme ausdrücklich gefchloffen hatte; fo
warneten Diefe Abgeordnete vor allen übrigen, fo lange bis fie dem Vergleiche namentlich
beytraͤten, auf feiner Hut zu ftehen, Es wäre diefes, wie fie fageten, bereits geſchehen,
wofern der Ononthio ihnen dießfalls vorgekommen wäre, und einige ihrer Landesleute, die
bey unfern Bundesgenoſſen in der Seibeigenfchaft lebeten, in Freyheit gefeger Hätte,
Vermuthlich verlangete der Herr von Montmagny nicht, die Ruhe der Pflanzftadt
um einer fo geringen Gache willen in Gefahr zu fegen: allein, ich finde in meinen
Nachrichten nicht, was er wirklich that. Aa, wir werden bald fehen, daß die vier
Stämme das Keiegesfeuer von neuem anbliefen, und ganz Canada in Brand feßefen,
Das gewiffefte ift, daß man Bamals recht weile Anftalten vorkehrete, den Stamm Agnier
nicht nur in unfeem Bündniffe zu erhalten, fondern auch Chrifto zu gewinnen.
Der Pater Jogues hatte bey feiner Gefangenfhaft den Saamen des göttlichen Wor: Der P. Yo:
tes unter fie ausgefireuet, verftund über diefes ihre Sprache, und trug alfo großes Ver- gues veifet
langen, mit diefen Abgeordneten abzureifen. Der Statthalter ließ es ſich gefallen, doch eine nd
mit dem Bedinge, ex follte, wenn alle Staͤmme dem Vergleiche beygetreten wären, wie: quefen. *
der kommen, und von den Geſinnungen der Nation Bericht erſtatten. Ya, ich fiude in
einigen Nachrichten, es hätten die Algonquinen fuͤr gut erachtet, der Mißionar ſolle die-
fesmal weder in feiner Ordenskleidung erfcheinen, noch von der Ölaubenslehre fprechen;
es ſey aud) ihre Meynung befolger worden,
Doocch dieſes bey Seite gefeget,fo gieng erin Begleitung des Herrn Bourdon,eines der an-
gefehenften Einwohner in Quebec, den ı6ten Mayzu Schiffe, Ihm folgeren zween Algonqui⸗
nen in einem beſondern Canote, und hatten die Geſchenke bey ſich, die fie im Namen ih—
ver Nation unter bie iroqueſiſchen Stämme vertheilen wollten, Den sten des Brachmo—
nates kamen ſie in das erſte Dorf der Agnier , da man fie mit aller aufrichtigen Freund⸗
ſchaftsbezeugung empfing. Den Pater Jogues erkannten einige feiner aͤrgſten Peiniger,
und erzeigeten ihm unzählige &iebfofungen. Was ferner worgieng, ift mir unbekannt;
fo viel iſt gewiß, daß der Migionar nicht aus dem Bezirke diefes Stammes Fam, ſon⸗
dern feinen Kuffer da zurück ließ, und unter dem VBerfprechen, bald wieder zu Eommen
und beſtandig Da zu verbleiben, abkeifete, dem fprechen, } N,
Den arften erreichere er die Richelieuſchanze. Hier fand er den Heren von Mont:
magny und verficherte ihn, man könne den Agniern fiher trauen, Allein, vermuth-
lich verließ er ſich anf fein Vorgeben nicht mehr, als er follte, und merfete wohl, ein
Seiftticher, welcher dergleichen Abfichten, als der Pater Jogues, hege, fehe an den
Wilden nur, was er wuͤnſche. Nichts deſtoweniger willigte er endlich in die Erfuͤllung
feines Verſprechens; ungeachtet er ihn der MWillführ dieſes unbeftändigen Volkes mit
größtem Widerwillen pe wer = | | —
Der gute Pater reiſete den 2aſten des Herbſtmonates mic groͤßtem Vergnuͤgen ab, Die Feindſe⸗
nd ſah in feinen Gedanfen ſchon , wie die Iroqueſen fich we: * — ——
Allgem. Beiſebeſchr. XIV Band. gen wieder all.
1648.
geten.
178 ze Bee und Beſchreibung
646. geten. Zur Begleitung hatte er einen Franzoſen und einige Wilde bey fih. Bald
darauf erfuhr man, die Feindfeligfeiten wären zwifchen den Huronen und den Dber-
iroquefen ſchon wieder ausgebrochen, - Die Dberivoquefen find die vier Stämme, wel-
che man im Friedensſchluſſe nicht benamet hatte. Die Niederiroguefen find die einzi-
gen Agnier, wiewohl einige. den. Stamm Onneguch noch dazu rechnen. Um aber al⸗
les, was die gegenwärtige Gefchichte von dieſer hauptſaͤchlich mit ihe verknüpften Na:
tion beybringe, deſto beffer zu verfiehen, muß man die Lage und Befchaffenheit: des
Landes, das fie bewohnet, und die fünf Stämme ‚daraus fie beftehe, wohl kennen.
Nachricht von Das Sand der Zroquefen liegt zwifchen dem ein und viergigften und drey und vierzigften
der Zroguefen Grade; es beträgt ungefähr fiebenzig bis achtzig franzöfifche Meilen von Dften gegen
Lande. Werten, von dem oben Theile desjenigen Fluſſes, welcher erſtlich ihren Namen füh-
vete, bernach Nichelieu und Sorel hieß, zu rechnen, das ift vom Sacramentfee bis
an Niagara und etwas über vierzig Meilen von Micternacht gegen Mittag, ober
vielmehr von Mordoft gegen Suͤdweſt, zwiſchen der Duelle des kleinen Agnierfluſſes,
bis an den Ohio. Dergeftalt find feine Granzen gegen Mittag der Opio und Pen-
folvanien , gegen Weften der. Ontariofee, gegen Nordweſt der Erieſee, gegen Mitter—
nacht der Sacramentfee und der Lorenzfluß, und endlich Neu-Nork, tbeils gegen Mit:
tag, theils gegen Suͤdoſt. Es mwird von vielen Fluͤſſen bewaͤſſert, iſt zwar bier und
da gebirgicht, überhaupt zu reden aber ungemein fruchtbar.
Urſprung ih⸗ Der Agnierſtamm liegt unter allen am weiteſten gegen Norden, und am naͤchſten
rs Namens. an Neu⸗York. Die Stämme Onneyuth, Gnnontague a) Soyoguin b) und
Tſonnonthuan folgen in der igtgemeldeten Drdnung von Often gegen Werten auf:
einander, ziehen fich aber doch Dabey etwas gegen Suͤdweſt, aus welcher Urſache auch,
fie den Namen der obern Stämme fragen; man wollte denn behaupten ‚fie biegen des
wegen fo, weil fie ein Neifender, wenn er den Sorenzfluß und den Ontariofee , wel-
chen befagter Fluß durchſtreicht, aufwärts fährt, in dieſer Ordnung antrifft. Der
Name Sroquefe ift eine franzöfifche Erfindung, und ruͤhret von dem Worte Hiro,
oder Hero, welches fo. viel heißt, als ich babe geſaget, ber. Es befihließen naͤm⸗
lich diefe Wilden ihre Neden allemal entweder Damit, wie etwa vor Zeiten die Sateiner
mit Dixi, oder mit Aue, einer gewiſſen Ausrufung, welche in einer dehnenden Aus-
forache Traurigkeit, in einer geſchwinden, Freude anzeige, hr eigentlicher Name ift
Agonnonfionni, das ift Huͤttenbauer, indem fie weit dauerhaftiger, als andere
Wilden bauen. x
Was jedwe⸗ In dem Agnierſtamme, als dem damals volkreichſten, ſchlingt ſich ein ſchoͤner
der Stamm Fluß ungefähr acht franzoͤſiſche Meilen weit, durch die angenehmſten Wieſengruͤnde.
befondereds ey den-Onnontaguern iſt ein fehr fihöner See, Gannentaha genannt , in deflen Nach-
—* barſchaft es viele Salzquellen giebt, und an dejfen Ufer man beftändig das ſchoͤnſte
Salz finder. Geht man zwo Meilen weiter gegen den Stamm Boyoguin, fo fin-
det man eine Duelle mit einem milhfärbigen Waſſer, von fehr hefigem Geruche, das
über dem Feuer ein eben fo brennendes Salz, als der ägende Stein, anſchießen läßt,
Diefer ganze Bezirk ift böchft angenehm, und der Boden zu allem tüchtig.
Der Onneyuth Bezirk liege zwoifchen dem Agnier- und Dnnontagueftamme, und
giebt ihnen in Feiner einzigen Sache das geringfte nach. Allein, der Goyoguin Ber
irk
“) Man ſpricht es Onnontahe aus, b) Öyoguin. .
vom Neu⸗ Frankreich · Vl Buch. 9
zirk uͤbertrifft ſie alle mit einander an Trefflichkeit des Bodens und angenehmer Wil: 1646,
terung. ı Man merket es auch an den Einwohnern, indem mit Feinen Jroquefen ber -—
fer umzugehen iſt, als mit ihnen. In dem weitläuftigen Bezirke der Tfonnonehuanee
giebt es vortveffliche Gegenden, und der Boden ift überhaupt zu veden, gut. Dem
Borgeben zu Bolge, bat man da eine Erde gefunden, daraus man durch vieles Schwem⸗
men ganz veinen Schwefel bringe, An eben diefem Orte giebt es auch eine Duelle,
deren Waſſer nach) dem Abrauchen Schwefel zurück läßt. Es folle fich auch durch hef—
tiges Schütteln von ſelbſt entzünden ce). Noch weiter hin, in der Nochbarſchaft der
ehemaligen Erier, iſt ein ſtehendes, dickes und oͤlichtes Waſſer, welches gleich dem
Branntweine Feuer fängt, 3 20m sinhafst m ri J
Bon der Goyoguinen und Tſonnonthuanenbay, imgleichen von den großen Mo⸗
raſte in dem letztbeſagten Bezirke, habe ich ſchon anderswo, als von Orten, bie mir
böchft angenehm vorfamen, geſprochen. Dieſem kann ich noch beyfügen, daß ich in
der ganzen Gegend zwiſchen dem Onnontaguie und Niagarafluſſe, mit Ausnahme ei-
niger feichten Sandſtriche, Leine andere als fruchtbare mit Holze und Waſſer beftens
verfehene Gegenden antraf. Umnterdefjen kann es.feyn, Daß unter Denen Orten, dahin ich
niche gefommen, einige von anderer VBeſchaffenheit find. |
In dem ganzen Gebiethe der fünf Stämme kommen alfe unfere europaͤiſchen Fruchtbaͤume.
Obſtbaͤume vortrefflich fertz ja, einige ſo gar ohne die geringfte Pflege, Nebſtdem
giebt es andere bey uns unbekannte. dafelbft, Die Wälder ſtehen voll Kaftanien und
zweyerley Nußbaͤume. Die eine Gattung trägt eine fehr fühe Feucht, die andere eine
febr bittere. Man befümmt aber von ihr duch Hülfe der Mühle, des Feuers und
Waffers auf, eben die Weiſe, wie wir von der Sonnenbluhme, ein vecht gutes Del. An
einigen Orten giebt es fehr wohlgeſchmackte Kirſchen ohne Kerne, einen Baum, deffen
Dlüche unferer weißen: Lilie, Die Frucht jaber an Farbe und Größe einer Abricoſe, an
Geſchmacke und Geruche einer Eitrone gleicht,
Es giebt da einen wilden Eitronenbaum , dev aber nur unfer die Standen gehörek,
Seine Frucht iſt fo groß, als eine ehinefifche Pommeranze, ſchmecket ſehr Tieblich,
und erquicket ſehtr. Sie waͤchſt zwiſchen zwehen Blättern, welche die Geſtalt eines Her⸗
zes haben. Dagegen iſt die Wurzel dieſes Gewaͤchſes giftig. Auch findet man Ae⸗
pfelbaume, deren Apfel einem Ganseye. gleicht, feine Kerne aber eine Bohnengattung
find. DIE Frucht riecht angenehm und fehmecket vertrefflich; der Baum ift ein Ziwärg-
baum, der. fetten und feuchten Boden verlange. Die Iroqueſen haben ihn aus dem
Sande der Erier im das ihrige verſehet. Imgleichen die von uns alfo genannte Unis
verfalpflange, mit deren: zerfioßenem. Laube man alle Wunden heilet. Befagtes taub’
iſt einer Hand breit, und dem frangöfifchen Wapen ähnlich, Die Wurzel riecht wie
Lorbeer. Noch haben diefe Wilden eine Menge Farbewurzeln, darunter einige fehr
hohe Farben geben.
Es giebt in der Iroqueſen Gebiethe, gleichwie in allen etwas ſuͤdlich gelegenen Thiere und
Gegenden yon Mordamerieq, Klapperfhlangen 5 ferner \ eine ſchwarze, weiche auf die Edelgefteine,
Bäume ſteigt, aber feinen Gift Hat, Sie hat einen Todtfeind, der fie feiner an- ;
fheinenden Schwäche ungeachtet, beftig bekrieget, nämlich ein Eleines Bögelchen , das,
ſo bald es fie gewahr wird, darauf zufliege, und mit einem einzigen Schnabelftoße
3.2 todt
€) Eben dergleichen giebt es auch ſechs franzäfifche Meilen von Grenoble.
180 Geſchichte und Beſchreibung
1646, todt machet. Die Nattern find hier zu Sande weit größer, als bey uns. Es giebt
— braͤunlichte Tieger, (petit gris) ohne Flecken, mit einem langen Schwanze, und fiel:
len fie den Stachelſchweinen nach. Die Jroqueſen ſchießen fie öfter von einen Baus
me herab ‚als auf der Erde, Sie find, nach dem ‚eigenen Geſtaͤndniſſe der Fran:
zoſen, gut zu eſſen, und ſchmecken ungefähr wie Schoͤpsfleiſch. Einige haben vörhlich-
te, alle —— einander aber ſehr zarte Haare, und ihre Baͤlge gehören unter das feine
Pelzwerk.
Doch das allerfeinſte geben die ſchwarzen Eichhoͤrnchen. Das Thier iſt fo groß,
als eine vierfheljährige Katze, ungemein munter, im geringften nicht: böshaft, wird
auch ſehr leicht zahm. Die Iroqueſen machen aus diefem Rauchwerke Roͤcke, und ver:
kaufen fie für fieben bis acht Piſtolen. Die Turteltauben gehören hier, wie überall,
unter die) Strichvoͤgel. Ein gewiſſer Mißionar ſah alle Morgen von fechs- Uhr bis
um eilfe aus dem Austritte eines Fluffes, welcher etwa eine Vierthelmeile groß feyn
mochte, dergleichen Vögel in fo großer Menge auffliegen , daß fie die Luft beynähe gaͤnz⸗
lich verdunkelten. Sie fielen in. einen nahe dabey befindlichen großen Teich, badeten
ſich, und flogen hernach ihres Weges, : Diefes, faget er weiter, wären nur die Maͤnn⸗
chen gemefen, die Weibchen Fämen erft nachmiträge, und macheten es eben alſo. End:
lich fo findet man- in der Iroqueſen Gebiethe auch Steine, welche einen Diamant in
fich fHließen. Manche find ſchon geſchnitten, und zuweilen von hohem Werbe. Ich
komme wieder auf das neue Keiegesfeuer, das vielmehr mit Aſche bedecker , als gänz-
lich gelöfchee worden war, Tr a RT ENTALTEN
Die Iroque⸗Die roquefen fhlugen zuerft aus. Einige ihrer Krieger näherten ſich einem
fen überfallen huronifchen Dorfe, in der Abfiche Gefangene’ zu machen., "Nun fahen fie zwar, daß
ein huroni⸗ man auf feiner Hut ftund, doch wollten fie nicht gänzlich Teer abziehen. Sie blieben
ſches Dorf. affo über Macht im Holze verſtecket, und unterdeffen trieb ein Huron, zum Anzeigen
daß er nicht fhlafe, beftändig ein großes Gelaͤrme. Allein, als er fich mit anbrechen-
dem Tage nicht weiter hören ließ: fo fhlichen zween Iroqueſen bis an bie Umzäunung
des Dorfes, und horcheten, ob fich niemand rühretesn Als fie nicht das geringfte vernah⸗
men , ftieg einer von ihnen auf die Verſchanzung, und ſah zween Kerle im. tiefften
Schlafe darauf liegen. Damit fhlug er ‚einem den Kopf mit der Art entzwey, dem
andern freifete er das Haar ab, und lief davon,
Schöne That Der erfte blieb auf der Stelle todt: der andere machere das ganze Dorf mun—⸗
dreyer Huro⸗ ter, So gleich war die gefammte junge Mannfehafe auf den Beinen ‚und eilete
WB: dem Feinde lange Zeit nach, Eonnte ihn aber wegen des gewonnenen Borfprunges nicht
einholen. Bald darauf vächeten fich die Huronan.Diey Krieger zogen aus, und er
veicheten nach} einer zroanzigtägigen Neife ein Dorf: der Tſonnonthuanen. ¶ Es war
Nacht, alle Hütten verſchloſſen, und jedermann ſchlief. Damit durchbrachen unſere
Waghaͤlſe die Wand einer Hütte, und giengen hinein, ohne daß jemand erwachet wäre,
Sie zündeten ein Feuer an, fücheten ſich bey deſſen Scheine. jedweder feinen Mann
aus, fhlugen ihn tode, und ftreifeten ihm das Haar ab. Hernach ſtecketen ſie die Hürte
in Brand, und gaben Reißaus. Man verfolgere fie, aber vergeblich, Sie kamen
mie ihrem Siegeszeichen glücklich nah Haufe, er ri
Fortgang der Die Mißionarien fahen diefe Merkmaale eines verloͤſchenden Friedens mit aͤußer⸗
— ſtem Verdruſſe. Sie hatten die kurze Dauer deſſelbigen ſo wohl angeleget, daß man
die
Friedens.
von Neu⸗Frankreich. Vl Buch. 181
die chriſtliche Religion in dem huroniſchen Gebierhe für Die Herefchende Halten konnte. 1648.
Ja, es wurde das Evangelium hauptfächlich von ven Huronen felbft, unter viele andere
Völker ausgebreitet. Die Wilden in der Nachbarfihaft von Quebec und Montreal
ließen einen nicht geringern Eifer fpüren. Allein, die Iroqueſen ftöreten diefe zur For:
pflanzung des. Glaubens und zur Aufnahme der Pflanzſtadt höchftnörhige Ruhe; dahin⸗
gegen in der legteren jedermann, aus Mangel des Beyftandes, die Hände in den
Schoos legete.
Der P. Jogues lernete bald aus der Erfahrung, wie ſehr er ſich in feiner Meynung Der P. Jo⸗
von dieſen Barbaren geirret habe. Ja, es mochte num eine bloße Ahndung, ober ein gues wird von
Argwohn der genauere Nachrichten zum Grunde hatte, gewefen ſeyn, fo nahm er doch bey ——
ſeiner Abreiſe auf immer Abſchied, und zwar nicht als ein Mann, der die Agnier zu bekeh⸗ *
ren hoffet, ſondern ſeiner Hinrichtung gewaͤrtig iſt. Die vorlaͤufigen Anzeigungen hie—
von aͤußerten ſich ſehr bald. Kaum hatte er die drey Fluͤſſe zurück geleget, fo ließen ihn
feine Begleiter im Stiche. Dergeftalt Hatte er niemand bey fich, als einen jungen Fran⸗
zofen, Namens Is Bande, und wußte nicht, wie er weiter fortfommen follte,
Woare dieſes einem andern begegnet, fo wäre er wieder umgekehret, gleichwie Wie er aufge:
denn dieſes das kluͤgeſte zu ſeyn ſchien. Allein, er ſetzete ſeinen Weg fort, und erreichete nommen wird
zwar endlich, wiewohl mit großer Beſchwerlichkeit, ein ivoquefifches Dorf, wurde aber
nicht viel beffer als ein Kriegesgefangener bewillkommet. Man riß ihm und feinem Ge
—— beynahe alle Kleider vom Leibe, und ließ es weder an Maulſchellen noch Pruͤgeln
ehlen. as
Die Urfache diefer erftaunlihen Veränderung iſt unbekannt. Doch fehrieb fie Der Was die Iro⸗
neubelgifche Befehlshaber in einem Briefe an den Herrn Montmagny, imgleichen ein quefen wider
guter Freund in einem andern Briefe an den Heren Bourdon, welcher den Pater das ihn aufge:
vorige Jahr begleiter hatte, der wunderlichen Einbildung der Sroquefen zu, als ob nam: bracht,
lich der Pater den Teufel in ihr Sand gebannet Härte. Das Iektere Schreiben meldete noch,
es liege die Schuld dieſer Treuloſigkeit ganz allein an dem einzigen Stamme vom Bären; /
dahingegen die vom Wolfe und von der SchildEräte die beyden Franzofen auf alle Weife
zu retten gefüchet, ja fogar zu jenen gefaget hätten: „fchlaget lieber uns ſelbſt todt, als daß
„ihr diefe Seute, die uns nicht das geringfte zu Seide gethan haben, und im Bertrauen
„auf den getroffenen Frieden zu ung ommen , binrichten woller.,, Beyde Briefe war—
neten den Statthalter zugleich, auf feiner Hut zu feyw, indem vier hundert Mann in der
Abſicht, die Franzofen auf einmal zu überfallen , und ihn ſelbſt aufzuheben, im Anzu-
ge wären, Si a ae er
Es warfen alſo die Jroqueſen eben den Verdacht auf die Mißionavien , als anfäng-
lich die Huronen; und weil die Krankheiten diefes Jahr bey den Agniern viele Leute weg⸗
geraffet, und die Wirmer idre Feldfruͤchte beſchaͤdiget arten, fo fehoben fie das ganze Un:
gluͤck auf den Pater Jogues und feine Heperey, In diefem Wahne wurden fie von eini-
gen unter ihnen wohnenden Huronen, und großen Feinden des Chriftenthums beſtaͤrket;
indem diefe hhnen zu Gemuͤthe fuͤhreten, das Unglück fey erfolger, fobald fie Mißionarien
verlanget hätten, |
| 33 Der
192 Geſchichte und Beſchreibung
1646. Der Pater fragete bey dem unfreundlichen Empfange, womit er denn ſeit feiner Ab⸗
—y I reife die Nation beleidiget habe? Statt der Antwort fagte man. ihm, er habe nebjt feinem
Sein Tod, Gefährten den Tod verwirket. Doch wolle man ihn aus befonderer Höflichkeit nicht ver-
brennen, fondern nur mit der Are vor den Kopf fehlagen, und ihre Köpfe auf den Zaun
ſtecken, damit, wenn ein Franzos etwa durchreiſen ſollte, er ſie kennen moͤchte. Alles Vor⸗
ſtellen dagegen war vergeblich. Man gab im geringſten nicht Acht darauf, und noch
weniger eine Antwort, Er bereitete alfo ſich und feinen Gefährten zum Tode,
Den folgenden Tag, welches der ı7te des Weinmonates war , fagefe man ihnen bis
auf ven Abend nicht das geringfte Wort: Um felbige Zeit aber hieß ein Hurone den Pater
Jogues, unterdem Borwande, er wolle ihm zu eſſen geben, mit fich geben; denn weder
ev noch fein Geführte hatten dem ganzen Tag über das geringfte genoſſen. Aber als
er in die Hüfte trat, ftund ein Iroques hinter der Thuͤre, und fehlug ihn mit der Art auf
den Kopf, daß er fogleich todt niederſank. Sa Lande hatte gleich darauf ein ähnliches Schick⸗
ſal. Man hieb ihnen die Köpfe ab, ſteckte fie auf den Zaun, und warf die Leiber ins
Waſſer.
Sein Mörder Dieſes war das Ende eines Mannes, deſſen erhabene Tugend und großen Muth die
Sefehrer fih,. Srogquefen nach Verlaufe vieler Jahre, ſelbſt bewundern mußten, Sein Mörder fiel
im folgenden Jahre den Franzofen in die Hände, wurde von ihnen an die Algonquinen
ausgeliefert, von diefen aber verbrannt. Doch ftarb er als ein Chrift. Es follen durch
bie Borbiste des P. Jogues viele Gnaden, Die ihn unfer die berühmeeften Heiligen Des ab⸗
gewichenen Jahrhundertes fegen, gewirket worden ſeyn: ich überlaffe fie aber feinen $ebens-
befehreibern zu ‚erzählen, ——
Die Agnier Weil die Agnier wohl ſahen, es werde ihnen nach dieſer Verletzung des Voͤlkerrechtes
fangen den jedermann über ven Hals fallen: fo wollten fie mit Hoͤflichkeit zuvor fommen, und ſchicke—
Krieg wieder den ihre Parteyen auf allen Seiten aus, ehe man von dieſem Borfalle Nachricht Haben
er fonnte, Eine folhe Partey begegnete dem Piescaret, unterftund ſich aber nicht, unge
achtet er ganz allein war, ihn anzugreifen; «denn er hätfe, gleichtwie er ſchon öfters gethan
"hatte, wenigftens die Hälfte von ihnen erwuͤrget. Sie ftefleten fich demnach als Freunde,
und durchftachen ihn unverfehens von Hinten. Eine andere Partey überfiel einige Chriſten
ungewarnet/anf ber Jagd; fie fehlugen einige todt, nahmen einige gefangen, und quäleten fie
auf eine bisher unerhörete Weile. Ja, es gieng ihr Haß gegen das Chriſtenthum ſo weit,
daß fie, dem Berichte zu Folge, ein dreyjaͤhriges Kind kreuzigten, und alfo verzappeln
dien. Die erfte Nachricht von diefen Feindfeligkeiten wurde den Sranzofen durch eini-
ge algonquinifche Weiber überbracht, die ſich mit einer Kuͤhnheit, die man an dem tapfer
fren Kerl beroundern wuͤrde, aus ihrer Henker Hand. erresteren, Unter andern ift folgen⸗
de Gefchichte des Erzählens wuͤrdig.
Geſchichte Es war dieſe Frau ſeit zehn Tagen in einem Dorfe der Agnier gefangen, ohne noch
einer algon= zu wiſſen, was man mit ihr vorhabe, Doch da man fie bey ihrer Ankunft ganz nackend
qinifgen auszog, und bisher alles Bittens ungeachtet alfo ließ: fo haste fie medr Urſache, etwas
——— fhlimmes als etwas gutes zu vermuthen. Ag fie einſtens die Nacht wie gewoͤhnlich,
mie Händen und Füßen an vier Pfähle gebunden, in einer Hütte zubrachte, und ihre
Hüter,
a
a —
von Neu⸗Frankreich· Vl Buch. Ei;
Hüter, die aufden Stricken lagen, feſt fhliefen ‚machte fie nach vielem Bemühen erftlich eine 1646:
Hand frey, und ftreifte ſodann die übrigen Stricke ab, Hierauf holete fie eine Axt, vie ——⸗
bey der Huͤttenthuͤre lag, ſchlug dem nächften dem beften ven Kopf damit entzwey, und verſte⸗
ckete ſich in einen nicht weit von der Huͤtte befindlichen hohlen Baum, den ſie ſich vorher
fhon auserſehen Hatte, Das ganze Dorf Fam über dem Winſeln und Poltern des Ster—
benden auf die Beine: die jungen Leute fegeten ihr fogleich nach, nahmen aber, wie ſie
wohl bemerkete, alle miteinander einerley Weg. Die übrigen aber blieben in ihren Hütten.
Als fie niemanden vermerfete, lief fie gerade gegen die andere Seite, als ihre Verfolger,
und entfam ohne jemandes Gewahrwerden in den Wald,
Diefe Nacht über ſetzete ihr niemand auf diefer Seite nach , aber mit anbrechendem
Tage folgere man ihrer Spur. Zwar Hatte fie zween Tage Vorſprung gewonnen: aber
am dritten Tage börete fie von ferne Leute berbey fommen. Als fie eben bey einem Teiche
war, fo fprang fie geſchwind bis an den Hals ins Waffer, und tauchte unter, fobald
fie die Jroqueſen ſah. Zuweilen fteckere fie ven Kopf unter dem Schilfe heraus, ſchoͤpfete
Atem , und gab Acht, wasvorgieng. Als der Feind ſich uͤberall fleißig umgeſehen hatte,
und feines Menſchen gewahr wurde, ergriff er den Ruͤckweg, und fie ihres Ortes durch—
wadete ven Sumpf und feßere ben ihrigen fort. Alfo wanderte fie fuͤnf und dreyßig Tage
fort, und febete unterdeffen von Wurzeln und Waldobfte, Endlich erreichete fie unterhalb
des Peterſees den Lorenzfluß; und weil fie in der Nähe der Richelieuſchanje, vor den
ftreifenden Parteyen der Iroqueſen nicht genugfam ficher zu feyn vermeynte, fo band fiein
der Eile eine Flöße zufammen, und fegere über den Fluß. Als fie, ohne jedoch zu wiſſen,
wo fie eigentlich fey? an die drey Fluͤſſe Fam: ſo erblickete fie ein Canor, verſteckete ſich aus
Beyſorge, es möchten Sroquefen feyn, bis nach Untergang der Sonne ins dickefte Gebüfche,
und gieng fodann wieder nad) dem Fluffe. Gleich darauf fiel ihr Die Schanze in die Aus
gen; fie felbft aber einigen Huronen, die fie Fannte, und um ein Kleidungsftüd zu Bes
deckung ihrer Blöße bach, Man warf ihr einen Peizrock zu, darein fie ſich wickelte, und
in biefem Aufzuge in det Schanze erfehien. Anfänglich fchienen ihre Begebenheiten un⸗
glaublich zu feyn: allein, es ereigneten ſich nachgehends fo viele ähnliche Beyſpiele, daß
man in einem ſolchen Falle alles für möglich halten mußte,
Unterdeffen, da die Jroqueſen das Heil ihrer Seelen muthwillig von ich fießen, ver⸗
mehrete eine Nation, welche an RN feiner andern * a , 2 Bun
und Leutſeligkeit aber alle übrige in ganz Nordamerica übertraf, Die Menge der gläubigen Wil-
den aus eigenem Triebe; und es dienete ihre Bekehrung Meufrankreich zu einer Schuß:
mauer, welche Fein Feind jemals überwältigen fonnte. . aaa za
Ich verftehe bier Die Abenaquier. Anderswo habe ich ſchon erwaͤhnet, es Babe diefes er die Abe:
Bolf das zwifhen dem Pentagoet und Neuengland gelegene füoliche Stuͤck von Neufrank: naquier waren
veich bewohnet, und Die zu ihm gehörigen Einwohner der Gegend am Rinibequi den
Namen Canibas gefuͤhret. Nachgehends vereinigten fie fich, um den Englaͤndern und
ihren Bundesgenoflen gewachfen zu feyn, mit den Krecheminen oder Wisleciten, ven
achbarn des Pentagoetfluſſes, imgleichen mit den Mikmaken oder Suriquois,
aelhes die natürlichen Einwohner Acadiens und der ganzen canadifchen Oftküfte waren,
ieſe drey Nationen begriff man wegen ihrer genauen Verbindung, aͤhnlichen Sprache und
Neigung
184 Geſchichte und Befehreisung
1546. Neigung zu uns und dem Chriſtenthume gemeiniglich unter der allgemeinen Benennung
— der abenaquiſchen Nation ; und ich werde mich, wofern niche die Deurlichfeit ein anders
erfordert, Fünftig nach diefer Gewohnheit vichten.
Seit einiger Zeit waren viele Canibas nach Sylleri gefommen und haften ſich taufen
laſſen. Diefe machten ihren Landesleuten fo große duſt zum Chriſtenthume, daß fie durch
eigene Abgeordnete einen Mißionarium von dem Statthalter und General Superior der Je⸗
fuiten begehreten, Ein fo tapferes Volk und das beduͤrfenden Falles, wegen feiner Sage
zwiſchen uns und den Engländern große Dienfte thun Fonnte, war keinesweges zu ver-
achten, Man empfing folglich zu Quebec die Abgeordneten auf das befte, und gab ih:
nen. im Auguſtmonate des 1646 Jahres den P. Gabriel Dreuillettes mic nach Haufe.
Ihre Ger Seine Reife war lang und beſchwerlich. “Die Abenaquier find, gleichwie ihre Nach⸗
muͤthsart. barn ebenfalls, Faullenzer, die man niemals recht zum Landbaue bringen konnte, Und die
für den folgenden Tag noch weniger forgen, als alle übrige Wilde; daher muß man bey
ihnen am allermeiften Hunger leiden. Dagegen verfüßete Die Beſchwerlichkeiten diefer
Mißion ihr gutes Gemuͤth, ihre Liebe gegen die Franzoſen, und ihre geleiſteten ungemeinen
Dienfte, indem vielleicht von Neufrankreich nichts mehr zu hören noch zu fehen wäre, wo—
fern man den Iroqueſen und Engländern nicht Die Abenaquier entgegen zu fegen, gehabt hätte.
Der P. Dreuiflertes fand bey feiner Ankunft am Kinibequi ein Hofpitium der Capu⸗
ziner. Sie hatten noch ein anderes Haus am Pentagoet, und waren die Seelenforger nicht
nur der daſelbſt anfäßigen Sranzofen, fondern auch aller übrigen, welche die Handlung
dahin zog, und nahmen den Pater mit aller möglichen Freundlichkeit auf.
Berrihtung Er brachte den Winter und das folgende Frühjahr Damit zu, daß er alle Dörfer die-
des P. Dre: fer Gegend befuchere, eine Menge fterbende Kinder, nebſt einigen erwachfenen taufte, und
uillettes. fand überall große Sehrbegierde. Ja, es wurden fogar einige Zauberer feine Schüler, und
1647. verbrannten ihr Zauberwerf, Da ihm nun bey diefen Umftänden der Weizen veif zur
Erndte zu ſeyn fehlen, veifete er nah Quebec zurück, und erftattere vem P. Superior Bericht
von dem Zuftande der Abenaquier. Man befchloß zu Folge deffelbigen, eine Mißion unter
diefem Volke zu errichten, und verſprach ſich deſto veichlichere Früchte davon, weil hier
von den Iroqueſen nichts zu befürchten war,
Hr. v. Monts Bey dieſer Befchaffenbeit des neufranzöfifchen Staates, befam der Herr von Mont
magıy toird magny Befehl, feine Statthafterfchaft dem Damaligen Befehlshaber an den drey Flüffen,
zurück berufen Herrn 8° Aille bouſt, zu übergeben, und nach Frankreich zu fommen. Der ingehorfamdes
Statthalters der americanifchen Eylande, Ritters yon Poinci, welcher wider des Koͤniges
Willen in feiner Stelle geblieben war, und andere Befehlshaber zu gleicher Widerfpänftig-
keit veranlaffete, hatte Seine Majeftät zu der Entſchließung ‚gebracht, Die Befehlshaber
der Pflanzorte alle drey Jahre abzumechfeln, und auf diefe Weife zu verhüten, daß fie
nicht etwan, bey einem allzulangen Aufenthalte, das ihnen anbefohlene Land für ihr Eigen
thum anſehen moͤchtee... nad Hi at ri: name BCE
Jedwedes allgemeine Gefe hat feine Beſchwerlichkeit, welcher man anderer Umftän-
de wegen nicht allemal durch eine Ausnahme abhelfen kann. Einen tuͤchtigen Befehlshaber
— kann
von Neu⸗gFrankreich. VI Buch, 185
kann man nie zu lange bey einer neuangelegten Pflanzftadt laſſen, gleichwie im Gegentheile
einen untuͤchtigen und uͤbelgeſinneten, nie zu zeitig abſetzen. Allein, mit Ausnahme dieſer
nurbeſagten Faͤlle, kann kaum etwas fuͤr die Aufnahme einer noch ſchwachen Einrichtung nach⸗
theiligeres ſeyn, als das oftmalige Abwechſeln der Dberhäupter „ indem das Segen eines
dauerhaften Grundes eine große Einförmigfeie der Abſichten erfordert, Nicht alles,
was man für nüglich Und nöchig befindet, kann auch ſogleich ausgeführet werden, Manche
Anfchläge erfordern. Zeit. Allein, der. Nachfolger duͤnket fich insgemein Elüger, als fein
Borfahrer zu ſeyn: Er fängt demnach die Sache ganz anders an; und damit bleibt im⸗
mer alles ein bloßer Anfang, und gewinnt, niemalen eine dauerhafte Staͤrke. Allein,
wie gefagt, manche Umſtaͤnde erlauben einem Fuͤrſten nicht, dasjenige, was in der That
das befte wäre, zu wählen. Ungluͤcklicher Zwang, welchem die Goͤtter dieſer Erde nur
allzuoft unterworfen find! Das Unvermögen, darein fie fo manchesmal gerathen , einem
Uebel-auf-beffere Weiſe, als-durch ein-anderes, abzubelfen, ift ein fehr bequemes Mittel,
fie an ihre eigene Schwäche zu erinnern,
£
Der Ritter Montmagny hatte dergleichen werfehrte Anftalten, als mancher Nachfol- ;
ger eines weifen ARE —* im —— ſich beſtaͤndig bemuͤhet, den —
Entwurf des Herren Champlains auszuführen. Ohne Zweifel wäre die Pflanzſtadt in einen folgers Ab
vecht guten Stand von ihm gefeßet worden, wenn es der Gefellfchaft beliebet hätte, ihm zu ſchilderung.
unterſtuͤtzen. Gleichwohl erhielt er fie mit weniger Macht in ihrem Weſen. Mebit-
dem mar fein Sebenswandel jederzeit ohne Tadel, Er zeigte bey aller Gelegenheit
die rühmlichfte Gottesfurcht, Klugheit und Abfcheu vor allem Cigennuge. Er ſcho—
vete, um den Iroqueſen Widerftand zu leiften, feiner eigenen Perfon nicht, und
wußte bey den Füglichften Fällen dermaßen über fein Anfehen zu halten, daß ihn Franzofen
und Wilde gleich liebeten und ehreten; ja, der Hof felbft ihn den Befehlshabern neuans
gelegter Pflanzorte, als ein wortveffliches Mufter ihres Betragens vorftellete,
Sein Nachfolger.war ein braver, göttesfürchtiger und mohlgefinneter Mann. Er
war ein Mitglied der montrealifchen. Gefellfchaft, Die aus lauter frommen und für die Be—
fehrung der Heiden eifrigen Perfonen beftund, gewefen. Er vertrat, als Herr Maifon:
neuve nach Frankreich verreifet war, defien Stelle auf diefer Inſel, und wurde bernach
Befehlshaber an den drey Fluͤſſen. Er Fannte folglich den canadifchen Zuftand vollfom«
men wohl, er wußte wo es fehlete, und ſuchte nach Außerftem Vermoͤgen zu helfen. Allein,
da man ihm eben ſowenig unter die Arme griff, als feinen Vorfahren, fo hatte Neufranf-
reich unter feiner Regierung mancherley Unglück auszuftehen, das ihm mit Feiner Billigkeit
auf einige Weiſe zusufchreiben iſt.
1847.
Allgem. Reiſebeſchr. XIV. Band. Ya Det
186
Be RR
Be RE
re
allgemeinen Geſchichte
— und Beſchreibung — a
von Reu-Frankreich;
— — —
Sicbentes Bud,
1648 & amals war ſowohl zu Quebec, als in den übrigen franzöfifchen Wohnplägen, alles
— — ziemlich ruhig, und die Wilden, welche unter uns wohneten, ober Handlung
Zuftand der mit uns trieben, machten fich diefe Stille zu Nuße, Das größte Verkehr
Colonie. wurde mit Pelzwerke getrieben und zwar meiſtens von nordlichen Wilden, welche zu dieſem
Ende an die drey Fluͤſſe und nach Taduſſac kamen. Hier unterrichtete man ſie in der
chriſtlichen Lehre, die fie hernach zu Haufe weiter ausbreiteten. Sie kamen auch ftets mit
einigen Neubekehrten zurück‘, die man hernach vollends geſchickt machete, daß fie onnten
getaufet werden. Sylleri wuchs ebenfalls alle Tage an Einwohnern und an Eifer: nur
die einzige huroniſche Kirche, die größte unter allen, verurfachere beftändige Sorge und
Kuͤmmerniß. a ra —
Scälehtes , Es ehem zwar in eben biefem 1648 Jahre einige neue Hoffnung zu einem Vergleiche
Verfahren der zwiſchen den Iroqueſen und Huronen. Denn die letern erhielten einige wichtige Wor-
PD heile über ihre Feinde, nebft dem erbothen fich auch die Andaſten oder Andaftoefen,
ein damals fehr mächtiges und tapferes Volk zu ihrem Benftande Allein weil ich von
einer wirklich geleifteten Hülfe nicht das geringfte finde: fo nahmen die Huronen das An-
erbierhen vermuthlich nicht an. Demnach ſchwaͤcheten fie ſich durch allzugroße Sicherheit
ſelbſt. Eben zu der Zeit, da ſie eine vergebliche Friedenshaudlung mit den Onnontaguen
pflogen, uͤberfielen die Agnier und Eſonnonthuaner zwo ſtarke auf der Jagd begrif-
-fene Parteyen aus dem Ignatius Flecken, und bieben fie nieder, Als man fodann eine
Zeitlang von. Feiner weitern Feindſeligkeit etwas hoͤrete, fo verfielen die Huronen von
neuem in ihre vorige Schläftigkeig, Eben Darauf lauerten die Agnier, Die fich ingeheim
rüfteten, und im Felde erſchienen, als man fie am wenigften vermuthete.
Ein huroni⸗ Den aten des Heumonates mit anbrechendem Tage überfielen fie den Joſephoflecken,
ſches Dorf woſelbſt der P. Anton Daniel feinen gewöhnlichen Sig harte, und eben damals Meſſe
las, Er hoͤrete ein verwirretes Geſchrey von Leuten, die überall herum liefen und ſchriem:
Man
Geſchichte und Beſchreibung von Neu⸗Frankr. Vn Buch. 187
Man beingt uns um. Sogleich eilete alles zur Capelle hinaus; und kaum hatte er-fb 1648.
viel Zeit, fen Meßgewand auszuziehen ‚und es nebſt den Kirchengefaͤßen, an einem ſichern —
Orte zu verbergen. · Als er aus der Capelle trat, nahmen viele, und zum Theile noch —— von den
ungläubige Weiber und Kinder ihre Zuflucht zu ihm, und bathen um Huͤlſe; weil der — se
Feind mit der Stweitape in der Hand, hinter ihnen drein war. Sie warfen fich ihm zum i
Füßen, und verlangeten ‚getauft zu werden. Er tauchete daher geſchwind ein Schnupftuch
ins Waſſer, und taufete fie durch das Beſprengen. In dem Augenblicke wurden die Palli—
ſaden uͤberwaͤltiget; und man bath den Mißionar inſtaͤndigſt, ſich mit ihnen zu retten.
Er wollte nicht, und gab ihnen die General Abſolution. Sodann vermahnete er jeder⸗
mann zur Flucht, und trat, um ſolche zu erleichtern, dem Feinde entgegen, welcher aus
Schrecken über eine ſolche Kuͤhnheit, ſich nicht an ihn getrauete, ſondern ihm nur den Heldenmuͤthi⸗
Leib voll Pfeile ſchoß. Endlich durchrennete ihn einer mir der Helmbarte. Der todte ger Tod des
Körper wurde ſchimpflich gemishandelt, und endlich in die Capelle, welche ſchon in voller P- Daniele.
famme ftund, geworfen. J
Bey ** Ungluͤcke kamen über ſiebenhundert Perſonen ums geben, Der Joſephs⸗
flecken wurde gar nicht wieder aufgebauet, fondern die noch fibrigen Einwohner wendeten
ſich nach dem Marienfleten, welcher gleichfam die Hauptſtadt des ganzen Landes vorſtel—
lete. Hier lebeten fie bis ins folgende Frühjahr ganz ruhig.
Haft um eben diefe Zeit Fam, zu großer Verwunderung der Franzoſen, ein neuenglän: Vergebliche
difcher Geſandte nach Quebec. Sein Antrag war ein ewiges Buͤndniß zwifchen beyden Unterhand-
Sandichaften, welches fogar auf den Fall, da beyde Kronen einander befriegeten, fort? ——
dauern ſollte. Der Herr 8’ Allebout, befand den: Vorſchlag ſehr vortheilhaftig, und ER
ſchickete den Pater Dreuillettes als feinen Gevollmächtigten nah Boſton, um den Ber-
gleich unter der Bedingung, wenn die Engländer ihren Beyſtand gegen die Iroqueſen
verfptächen, richtig zu mache.
Was der Pater auf diefer erften Reife‘ ausrichtete, ift mir unbekannt. So viel aber
iſt gewiß, daß man die Unterhandlung im 1651 Jahre aufs neue vornahm, und eifrig
eieb. Zum Beweifedienen folgende Urkunden, welche die einzigen find, dieichin der Can:
zeley Des Seewefens, von diefer Sache finden konnte. "Die erſte ift ein Schreiben der Ne:
gierung zu Quebec an die neuengländifche, und lautet folgender Geſtalt *
Als die Herren Boſtoner ſchon vor einigen Fahren die Errichtung einer Handlung
„zoifchen Neufranfreich und Neuengland vorfchlugen, antivorteten ſowohl die von Seiner
„, Majeftat verordneren Regierungsräche, als der Herr Gouverneur darauf, man wuͤnſchete
nicht nur die vorgefchlagene Handlung, fondern auch die benderfeitige Einigkeit der Ge-
„mücher von Grunde des Herzens mir verlangete man zugleich, auch in ein Angriffs- und
Vertheidigungsbundniß gegen unſere Feinde, die Iroqueſen, mit ihnen zu treten, weil au—
„Kerdem befagte Feinde die Handlung entweder gänzlich verhindern, oder doch wenigftens
beſchwerlich machen würden. Unferes Erachtens haben fie hohe Urſache, den Uebermuth
„der Iroqueſen, welche dero Bundesgenoſſen, die Sokokineſen und Abenaquier verfolgen,
„einmal zu demuͤthigen, und zu zeigen, wie leicht ihnen dieſer Krieg, wenn er recht an⸗
gegriffen wird, falle, Aus dieſem gedoppelten Grunde haben wir für dienlich angeſehen,
»des ehemals vorgeſchlagenen Buͤndniſſes von neuem zu erwaͤhnen. Wir legen alſo dem
Schreiben des Herrn Gouverneurs dieſes gegenwaͤrtige bey, verſichern diefelbe unſerer
und aller Einwohner von Neufrankreich Serien Neigung zur Handlung mit Neueng⸗
a2 „land
1648.
*
188 Geſchichte und Beſchreibung
„fand und zum Buͤndniſſe gegen die Irequeſen, welche kuͤnftig unſere gemeinſchaſtlichen
„Feinde feyn follen, Wir haben fir gut angefehen, dem Herrn Dreuiflettes , welcher
„dieſes Gefchäffte den vorigen Winter betrieb, noch ven Herrn Godefroy, Kath der hie:
„ſigen Regierung, beyzugefellen, Die Geſchicklichkeit beyder Abgeorbneten läßt uns
„einen glüclichen Ausgang hoffen , und find fie zu diefem Ende mit der nöthigen Boll:
„macht verfehen, nämlich ſowohl um die beyderfeitige Handlung auf einen dauerhaften
„Fuß zufegen, als auch um ihnen die Kriegeskoften gegen die Iroqueſen zu erleichtern.
„Wir bitten, ihnen} Gehör zu verleihen, und mic derjenigen Offenherzigkeit, welche ven
„Engländern eben ſowohl als uns Sranzofen natürlich ift, mit ihmen alfo Unterredung zu
„pflegen , als ob wir felbft zugegen wären. Wir zweifeln nicht, Gott werde Ihre und
„unfere Waffen fegnen; weil wir fie zur Vertheidigung unferer beyderfeitigen Bundesge:
„noffen, der wilden Chriften, gegen barbarifche Heyden ; welche weder einen Cote noch
„ein Gefeg haben, noch auf Recht und Billigkeit achten , gesrauchen, Alles diefes wer-
„den unfere Abgeordnete ausführlich vortragen, und diefelben zugleich unfers aufrichtigen
» Wunfches für das Wohlergehen ihrer Lande und eigenen Perfonen, verfichern. - Gegeben
„in Seiner Majeftät zu Quebec in Neufrankreich errichteten Negierungsfommer, den
„2often des Brachmonates, im 16517 Jahres,
Die zweyte Urkunde betriffe die Ernennung des Herrn Bodeftop, zum Gehülfen
des P. Dreuillettes und bat die Auffchrift: Auszug aus dem Protocolle der alten
Regierung diefes Landes, vom aoften des Brachmonates 1651. Sie lautet
folgender Geftalt : en;
„Als die Regierung Vormittags um neun Uhr ſich verſammelte, und dabey gegenwär-
„tig waren, der Herr Gouverneur, Seine Ehrwürden der P. Superior ‚ die Herren
„de Mauze, de Godefroy und Menoil, und das Antwortfehreiben in Vortrag Fam,
», welches die hiefige Regierung im 1651 Jahre, auf den Antrag der neuengländifchen Sand-
„fhaftsbevollmächtigten, wegen eines Handlungsvereines beyder Colonien abgelaffen Hatte:
» 0 wurde befchloffen, darein zu willigen, und der Herr Regierungsrath Bodefrop dazu er=
„nennet, daß ex fich nebft dem. Pater Dreuillettes nach Meuengland, zu befagten Land—
» fehaftsbevollmächtigten begeben, undvermöge der ihnen beyderfeits ertheileten Bollmacht,
„davon, gleich wie auch von dem Schreiben an befagte Herren, eine Abfchrife bey den
„Acten befindlich iſt, Unterhandlung mit ihnen pflegen folle. Und was anbetrifft die Waa⸗
„ven, welche einer, Namens Thomas Noſt, auf Treu und Glauben des P, Dreuillettes
„hieher bringe, fo foll ihm jemand entgegen geſchicket, und. ihm eim Dre, dahin er fie
„bringen kann, angeriefen werden. nr ea
„Ludwig d Aillebouſt, koͤniglicher Stattverweſer und Befehlshaber von ganz
„Neufrankreich, alles Gutes zuvor. Gintemal wir ſowohl von unfern unferthänigen
„Wilden, als von den Abenaquiern, die am Kinibefiftuffe wohnen, und ihren übrigen
» Bundesgenoffen , um Schuß gegen ihre Feinde, die Jroqueſen, erfuchet worden, maßen
„denn unfer Borfahrer in der Statthalterſchaft, Herr de Montmagıy , ihnen Schuß er-
„theilet habe, und fie uns;vor Furzem abermal vorgeſtellet, es ſtehe ihnen der gänzliche
„Untergang bevor, wofern wir nicht-bey Zeiten Fräftige Gegenmittel gebrauchten: Als
„haben wir zum Beſten diefer Pflanzlande, vermöge eines, von der Königinn Kegentinn,
„zu Beſchuͤtzung der Wilden, ‚gegen ihre befagte Feinde erhaltenen ausdrücklichen Befeh⸗
„les, auf Gutachten der hieſigen Regierung und. einiger angeſehenen Einwohner „ die
Herren
von Neu⸗ Frankreich. VII Buch. 189
„Herren Gabriel Dreuillettes, Prediger des Evangelii unter den Wilden, und ven Ne- 1448,
„gierungsrarh Johann Godefroy, zu Bothſchaftern in ihrem Namen bey den Neuenglan- ——
„dern ernennet, und follen fie entweder mit der daſigen Regierung, oder mit der allgemei-
„nen Verfammlung fämmtlicher Sandfchafsabgeoröneten, wegen der Hülfean Volk, gleich
„wie auch an Mund- und Kriegesvorrathe Abrede nehmen, damit man bie Iroqueſen an
„den bequemften Orten angreifen möge. Auch follen fie wegen aller Puncte, die man zur
» Sicherheit diefes Vergleiches für nöthig erachten möchte, abſchließen, und den Neueng=
»ländern ihre im 1647 Jahre fchriftlich verlangte Handlungsfreybeit mit unferm Lande,
„unter allen dienlich feheinenden Bedingungen, fo lange verwilligen, bis wir einen eigenen
Bothſchafter abſchicken, und alles, was fie eingegangen haben , ſchließlich betätigen und
„gueheißen. Erfuchen alle und jede Statthalter, General-Lieutenante, Hauptleute und
„andere Perfonen, fie frey und ungehindert ihres Weges ziehen zu laffen u. ſ. w.
Vermuthlich machte die einzige Bedingung, vom Kriege gegen die Iroqueſen, die Sorglofigkeit
ganze Sache rücfgängig. In der That hieß das viel von den Engländern gefordert ; in⸗ der Huronen.
dem fienicht nur, wegen weiter Entlegenheit, von den Froquefen wenig zu beforgen hatten,
ſondern auch die Handlung und ben Landbau zu ihrer einzigen Befchäfftigung machten.
Das gewiffefte iſt daß nichts aus dem Vergleiche wurde; und daß die Huronen alle
nn non * gefaͤhrlichen Feinde fahren ließen, als er ein voͤlliges halbes Jahr ſich
ganz ſtille hielt.
Dieſe Sorgloſigkeit bekam ihnen ſehr übel. Den ıöten des Maͤrzmonates 1649, 1649.
mit anbrechendem Tage, überfiel eine ivoquefifche Partey von taufend Mann den Igua⸗ —
tiusflecfen ganz unvermuthet. Er war wider die Wilden noch fo ziemlich befeſtiget. Weil Zwey huroni⸗
aber damals nicht über vier hundert Perfonen anwefend, und nicht die geringfte Wache ſhe Stecken
aufgeftellet war: fo hatte der Feind keine andere Mühe, als die Pallifaden in Brand zu Röhre -
ſtecken, und die fchlafenden , oder doch fehlaftrunfenen Einwohner zu erwürgen. Es far rg
men nicht mehr als drey Mann davon, welche eiligft nach dem unweit davon liegenden
Sudrwigsflecen liefen, und Laͤrm machten: fogleich liefen alle Weiber und Kinder in den
Wald, Ahtzig Mannsperfonen faſſeten die Entfchließung , bis auf den legten Athem zu
fehten. Gie trieben auch den ftürmenden Feind zweymal mit großem Verluſte zuruͤck:
endlich aber wurde die Verfchanzung überftiegen, und alle Huronen entweder getoͤdtet
ober gefangen.
Die Uebertoinder ſtecketen den ganzen Dre in Brand, und nahmen mit ber Beute und
den Gefangenen ihren Weg nad) dem Ignatiusflecken zurüc‘, weil ih ihr Mundvorrarh unter
einer ftarfen Wache dafelbft befand. Weil der Ruf von dem gedoppelten Angriffe viele
Huronifche Krieger herbey gelocker Harte: fo wurde bie beyden folgenden Tage zum öftern
und mit abwechfelndern Gluͤcke gefochten; abfonderlich aber bey dem Marienfiecken, der
nur eine franzöfifhe Meile weit vom tudwigsfleden liegt.
Er war ſehr volkreich. Es Hieften fich nebft den Mißionarien viele Franzofen da auf, Verſchiedene
und man hielt allezeit gute Wache, Nichts deſtoweniger fehlichen ſich den zzten ein paar Gefechte.
hundert Sroquefen herbey, und wollten fehen, was etwa zu thun feyn möchte. Sie ver-
fielen aber, da fie ſich ein wenig zu weit gemacht, in einen Hinterhalt. Man fehlug
ihrer viele tode, nahm einige gefangen, und verfolgere die übrigen bis an den Ludwigs.
flecken, ohne zu wiffen, daß bie feindliche Hauptmacht Bier ftehe. Auf einmal ſahen ſich
die Huronen von fieben: bis achthundert 2. auf allen Seiten umwinget, u *
a 3 itte
190 Gefchichte und Beſchreibung
1649. Mittel, zu entweichen. Gleichwohl verloren fie den Muth nicht. Sie mehreren ſich den
— ganzen Tag mit erſinnlicher Tapferkeit z und ungeachtet der ungleichen Anzahl war der
Vortheil lange Zeit auf der Seite der Huronen. Endlich aber konnten fie vor Mattigkeit
die Waffen nicht mehr halten; und ihrer waren nur noch eine Handvoll. - Die meiften
davon waren verwundet, und fie wurden Insgefamme zu Gefangenen gemacht;
Indem nun bey dieſer Gelegenheit der Kern der ganzen Nation zu Grunde gieng:
fo gerietd man im Marienflecken indie äußerfte Beſtuͤrzung, und beforgete alle Augenblicke
einen feindlichen Angriff. In diefer Noch wendete man fich an den h. Yofeph,-beflen
Tag der folgende war. Das Geberh wurde erhöretz man erfuhr am igten,der Feind ba-
be den Rückweg mit folcher Geſchwindigkeit, als wenn er gejaget wuͤrde, ergriffen.
DiePP.Bre: ©. Die darüber gefchöpfte Freude wurde darch die Nachricht von dem traurigen Schickſale
beuf und Cal des Pater Johann Brebeuf und Gabriel Lallemane, eines Betters:der Patres Kari
ne und Hieronymus Lallemant, ziemlich verfalgen. Sie fielen dem Feinde bey Exobe-
rung des Ludwigfleckens indie Hände, und mußten eben den Willkommen als die Kriegesgefan-
genen ausſtehen; ja, man fchonete ihrer um fo viel weniger, meil ihre Hinrichtung ſchon be-
fehloffen war. Sie wurden von einander abgefondertz und der Pater Brebeuf zuerft auf
die Bühne geführet: Als er nun waͤhrenden Duälens nicht abließ, die gefangenen Hu:
vonen zur Beftändigkeit zu ermahnen, die Iroqueſen hingegen mit den Strafgerichten
Gottes zu bedrohen: fo fhnitten fie ihm die Unterlippe nebft der Nafenfpise ab, hielten
ihm brennende Fackeln an den Leib, verbrannten ihm das Zahnfleifh, und fließen ihm
endlich ein heißes Eifen in den Hals. a en A
Gleich darauf erſchien der Pater Lallemant, ein junger Mann von fehr ſchwachlicher
Seibesbefihaffenheit. Dieſem hatten fie, nach mancherley anderer Quaal, um den ganzen Leib
vom Kopfebis auf die Füße Tannenrinde gebunden; und vorige follte fie angezündet werden,
So bald er den Pater Brebeuf in feinem greulichen Zuftande anfichtig wurde:
fo fhauderte ihm die Hau. Darauf fagete er: Wir find dev Welt und den En
geln und den Menſchen ein Schaufpiel geworden. Der. Pater antwortete ihm
durch eine fanfte Neigung des Hauptes; und in dem Augenblicke warf fich ihm der Pater
Sallemant , der fich frey befand , zu feinen Füßen‘, Füffete feine Wunden und beſchwur ihn,
Gott zu bitten, daß er ihm Geduld und Glauben verliche. Die Wilden viffen ihn hin:
weg, und fteceten Die Rinde in Brand.
Die Barbaren ergögeten fich eine Zeitlang an dem Heulen und Wehklagen, das
ihm der Schmerz austrieb. Nachgebends Famen fie über den Pater Brebeuf, und hingen
ihm heißgemachte Apteifen um den Hals. Indem fie auf eine neue Dmaal ſannen, vief
ein abgefallener Huron: man müffe ihnen dafür, daß fie eine Menge Leute mit kaltem
Waſſer begofien, und dadurch fo großes Unheil unter der Nation geftiftet hätten, heißes
Waſſer auf den Kopf gießen, Der Anfhlag wurde genehm gehalten. Man fchaffete fier
dendes Waſſer herbey, und goß es ben beyden Mißionarien fachte auf den Kopf. Der
Pater Lallemant wäre beynahe darüber erſticket; indem das Waſſer auf die glimmenden
Rindenſtuͤcke herab loß, und einen graͤßlichen Dampf erregete. Weil nun feine Bande
verbrannt waren: fo Hub er in der Angft die Hände gegen den Kimmel auf, um denjeni⸗
gen, welcher die Stärke der Schwachen iſt, anzurufen: allein, man ſchlug fie ihm mit
Stricken fo gleich nieder. Endlich als beyde Patres einen heilen Dre am ganzen $eibe
mehr hatten: ſo erquicketen fi die Iroqueſen vecht an dem elenden Anblice, Nun!
muͤſſen
I \ u -
von Neu⸗Frankreich. VII Buch. 191
müffen die Kerle nicht Übel ſchmecken, fageten fie unter einander. Damit ſchnitten fie 1649.
bin und wieder große Stücke von ihnen ab, und fraßen fie unter großem Gefpötte hinein.
„Du fagteft ja diefen Augenblick, fprachen fie zum Pater Brebeuf, je mehr man bier auf
„Erden leide, defto glücklicher lebe man doreim Himmel; darum eizeigen wir die den Gefal⸗ )
„len und quälen dich, ſo fehr wir Fönnen; warum dankeſt du uns denn nicht dafür?
Gleich darauf zogen fie ihm die Haut über die Ohren; und als er noch athmete: fo
ſtach ihn ein Oberhaupt durch ben Leib. Das herausftrömende Blur foffen die Barba-
ven mit geößter Begierde in fich; nachgehends fehnitt ihm der Urheber diefer Wunde die
Bruſt auf, riß das Herz heraus, und fraß es auf. Der Pater Brebeuf war aus dem
Biſthume Bayeup gebürtig, und ein Better des Ueberſetzers von des Iucani Heldengedich-
te, Er hatte eine anfehnliche eibesgeftalt, und war, ungeachtet feiner großen Entbaltung
und eines zwanzigjährigen höchftmühfamen $ebens, dennoch ziemlich wohl bey Leibe.
So bald er todt war, wurde der Pater Lallemant wieder in die Hütte geführet, 100
feine Marter angefangen hatte, Als er hinein trat,befam er einen Hieb mie dem Beile über
das line Ohr, welcher die Hirnſchale fpaltete, daß das Gehirn heraus fprang. Darauf
riß man ihm ein Auge aus, und fegete eine glühende Kohle dafür hinein. Das ift alles,
was man von bem Umſtaͤnden feines Todes weis, Mur foll er, nach dem Zeugniffe der An-
wefenden, ſchrecklich gemartert worden ſeyn, und vor heftigen Schmerzen Fläglich geſchrie⸗
hen haben. Er war aus Paris gebürtig; fein Vater und Großvater hatten das Amt ei-
nes Criminallieuterrants , oder Blutrichters verwaltet, Er war ungemein mager, evft vor
einem halben Fahre nach Neufrankreich gekommen ‚ und bey feinem Tode neun und drey⸗
Big Jahre alt. J gr ®
Nach diefer erlittenen Niederlage, gaben die Huronen alle Hoffnung zu längerer Ber- Zerſtreung der
theidigung auf, Innerhalb acht Tagen ftunden alle Dorffihaften in der Gegend des Ma- Huronen.
rienfleckens leer; ja, es blieb meijtentheils kaum eine Spur davon übrig; denn die Ein-
wohner felbjt brannten fie bis auf den Grund weg, und nahmen ihre Zuflucht, theils in
die Wälder, teils zu andern Voͤlkerſchaften. Da nun die Einwohner des Marienfleckens,
aus Furcht vor den Iroqueſen fich nicht hinaus Magen durften: fo viß der Hunger unter
ihnen ein; und Diefer Umftand brachte die Mißionarien auf den Einfall, den Ueberbleib-
fein dieſer zerftveueren Nation einen Sig an einem von den Iroqueſen weit entferneten
Orte zu verfhaffen.
Hierzu ſchlugen fie die Inſel Manitualin in dem nordlichen Theile: des Huronfees Die Huronen
vor. Sie iſt von Oſten nach Meften ungefähr vierzig feanzöfifche Meilen lang, nn
aber ziemlich fhmal , hat fiſchreiche Küften, mehrentheils fruchtbaren Boden, und wim⸗ » :
melte, weil fie nicht bewohnet war, don Wildpräre, Allen, die Huronen wollten aus ih—
vem Sande nicht weichen, fondern bezogen die gleich an felbigem liegende Sofephsinfel.
Der Abzug geſchah den asften des Maymonates, In Furzer Zeit war auf diefer
Heinen Inſel ein Flecken von hundert Wohnungen, einige fürachte, andere für zehn Haus:
Haltungen errichtet. Nebftdem ließen fich viele, der Jagd und Fifcherey zu gefallen, bie
und dort im Sande, oder an der Kuͤſte nieder, Der Sommer wınde ganz ruhig zuge:
bracht, und die Mipionarien taufeten unterdeffen bey dren faufend Heyden, Allein, weil Schrecfliche
das fand beynahe gar nicht angebauet wurde, der Fifchfang wenig bedeutete, und Das Wild: Hungersnoth.
Prät bald ein Ende nahm: fo fehlete es ſchon zu Anfange des Herbſtes an Lebensmitteln.
nkurzer Zeit wurde die Noth erſchrecklich groß. Man grub halb derfaulte Leichen ii
un
192 Gefchichte und Beſchreibung
1649. und verzehrete fie. Die Mütter fraßen ihre verhungerten Kinder, und die Kinder bie
nn Leichen ihrer Altern,
Verwegenheit Hieraus entſtunden anſteckende Seuchen, welche deſto mehr Leute dahin raffeten, weil
der Huronen. ſich die Wilden vor der Anſteckung nicht genugſam in Acht nahmen. Was das aͤrgſte
war: fo erfuhr man, es ſey eine Partey von dreyhundert Iroqueſen im Anzuge. Da
man num ihre eigentliche Abſicht nicht wußte: fo ließen die Oberhaͤupter der Mation alle
Dorffchaften warnen, auf ihrer Hut zu ſeyn. Abſonderlich betraf Diefe Warnung die Tion-
nontatefen, als welche, feitdem der Marienflecken leer ftund, das feindliche Streifen am
allererjten treffen konnte, Nun war ihr Bezirk fehr volfreich, wie denn der einzige Jo—
hannesflecken über fehshundert Haushaltungen in fich begriff, Daher hielten fie der drey—
hundert Sroquefen Unternehmen für ein bloßes Hoßnfprechen , und zogen alle mit einander,
fo viel ihrer im Stande waren, mit gervaffnefer Hand gegen fie aus.
Der Johan⸗ Allein, der Feind befam von diefem unbedachtfomen Vornehmen bald Wind, wich
nesflecken ihnen durch allerley Abwege aus, und uͤberfiel den Johannesflecken mit anbrechendein Ta-
wird zerſtoͤret. ge. Was nicht in der Geſchwindigkeit enefpringen Fonnte, das wurde niebergehauen : det
Dater Garnier bekam zween Schüffe durch den Leib, davon er als todt niederfanf; und
als er nach einiger Zeit einen Verſuch, fih aufzurichten, vornahm: fo richtete
ihn ein Iroqueſe mit einem Paar Hieben völlig hin. Unterdeffen dadiefes Unglück vorgieng,
war der Pater Chabanel auf dem Wege nad) einem andern Orte begriffen: allein, er
kam nicht wieder zum Borfcheine, ohne daß man eine fichere Nachricht von feinem Schick-
fale zu geben wüßte. an *
Neues Un⸗ Die erſchreckliche Hungersnoth und die anſteckenden Krankheiten noͤthigten endlich
glück, das den eine große Menge Manns: und Weibesperſonen von allerley Alter, die Fofephsinfel mitten
im Winter zu verlaffen, und ſich über das Eis in andere Gegenden zu retten. - Zum Un-
— gluͤcke trug das Eis nicht recht. Es brach folglich unter ihnen ein. Viele erſoffen, viele
— afroren. Die meiſten kamen davon, und gedachten in der Wildniß vor den Iroqueſen
ſicher zu ſeyn. Allein, diefe Barbaren fpühreten ihren Aufenthalt aus, und meßelten fie
jaͤmmerlich nieder, . - ur
Viele gehen Ws die auf der Jofephsinfel Zurücigebliebenen, Davon die Anzahl etwa dreyhundert betrug,
nach Quebes. das ungluͤckliche Schickſal ihrer Brüder erfuhren, und alle Tage einen Ueberfall von den
Seoquefen beforgeten: fo hielten fie nach vielem Ueberlegen endlich für dasBefte, den Pa-
ter Ragueneau, welcher diefe Mißion beforgete, zu erſuchen, er möchte doch nebft feinen Ge-
hülfen die Ueberbfeibfel der geſchwaͤchten Nation ſammeln und. nach Quebec führen. Hier
wollten fie unter dem Schuge der franzöfifchen Feſtung und ihres Vaters Ononthio die
Sänderenen, die man ihnen anmeifen würde, in der Stille anbauen, und ein ruhiges
geben führen. ⸗
Der Pater Ragueneau wollte, ehe er darauf antwortete, die andern Mißionarien
umher zu Rathe ziehen; und alle waren der Meynung dieſer Wilden. Es ſchien auch
dieſes das einzige Mittel zu ſeyn, welches dieſem ungluͤcklichen Volke übrig geblieben, Das
ganze Sand war in der äußerften Beftürzung; man fah nur zerftörete oder verlaffene Fle—
en, worinnen ſchon die wilden Thiere zu haufen anfingen, da, Die Menfchen ihre Woh⸗
nungen in den Wäldern und auf den Bergen einnahmen. Es war Fein Augenblick zu
verlieren, wenn man die traurigen Meberbleibfel einer ehemals fo blühenden Na
fon retten wollte,
Man
—
1
N + 41 *
von Neu⸗Frankreich. VII Buch. 193
"Man nrachere fich alſo ohne lange zu berathſchlagen, auf die Reife. Zwar wußte 1630.
man nicht, woher die Lebensimittel unterwegens kommen möchten. Allein ; der Hunger war mo
auf der JInſel oder in einer Wildniß noch weit gewiſſer. Man gieng alfo auf den Strome
der Utauais zu Schiffe; und ungeachtet man faft alle Tage ganz frifche Sußtapfen von’.
Iroqueſen erbiickere.s "fo wurde man Doch niemals von ihnen entdecket. Ungefähr auf ak ©
bem Wege begegnete den armen Flüchtlingen dev Pater Breſſani, welcher zu Quebee uͤber⸗
wintert hatte, und voritt, weil er von allem vorgegangenen Ungluͤcke nicht das geringſte
wußte, mit einer ſtarken Begleitung von Huronen, in feine alte Mißlon zuruͤckkehren wollte, u
. Er war einige Zeitlang von vierzig Franzofen begleitet worden, und wenig age int sur,
darnach, va ihn dieſe Begleitung verlaffen, wurde er von zehn Sroquefen in der Nacht
- überfallen. Atirontha, ein beruͤhmtes huroniſches Oberhaupt, ein fapferer Mann und
guter Chrift, wurde zuerſt erleger, und der Mißionar von dreyen Pfeifen verwunder, da
er herum lief‘, feine Leute aufzuwecken. Die Jroqueſen hatten fich zu fange vermweiler, -
und ſahen ſich nunmehr von allen Seiten angefallen, Ihrer fechfe twurden erleget, zween
gefangen genommen, und zween waren davon gelaufen, Die Huronen hatten ihrer ſieben
eingebüßer, und fegeten darauf ihren Weg fort, ſchaͤmeten ſich aber, daß fie ſich von einer
Handvoll Wagehälfen ſo hatten überfallen laſſen. 0, |
Sie vernahmen den Umfkurz ihres Vaterlandes mit größter Beſtuͤrzung, und wußten Wie man fie
feinen andern Rath, als den Rückweg zu ergreifen. Dergeftalt kamen fie alle mit einan- da empfängt.
der nach Montreal, hielten fich aber an diefem Orte noch nicht für genugfam ſicher, ſon-⸗
den fegeten nach zweytaͤgigem Ausruhen ihre Reife bis nach Quebec fort, wo fie den asften F
des Heumonates im Jahre 1650 anlangeten. Nun empfing fie zwar Here 5’ Aillebout
auf das'befte: allein, die Anzahl vermöglicher Perfonen war in der Pflanzſtadt ungemein
ſchwach, die Kloͤſter und einige Bornehme übernahmen einige Haushaltungen zu verpfle—
gen: zweyhundert Perfonen aber, und drüber, mußte man der Vorfehung überlaffen.
Sie that auch das Ihrige in der That, Die Leute erhielten fich fange Zeit, ohne daß man
begreifen fonnte, von was. - *
Den übrigen Huronen, welche ihr Vaterland nicht verlaſſen wollten, gieng es noch Wie es ben
fhlimmer, Einigefucheren bey benachbarten Voͤlkerſchaften Schuß, zogen ihnen aber da- ee Br
durch Die Jroqueſen über den Hals. Andere flohen zu den Engländern, und ließen ſich —
in dem voritzt alſo genannten Penſylvanien nieder, Eine ziemliche Anzahl wurde unter.
„dem Vorwande eines Vergleiches von den JIroqueſen in einen Hinterhalt gelocket. Sie
merfeten aber die Bosheit, überfielen ihre argliftigen Feinde felbft, hieben viele nieder,
und bezogen hlerauf die Inſel Manitualin.Nach einiger Zeit zogen fie aus der Inſel
weg, und nad) Dueber zu ihren Landesleuten. ;
R Die Einwohner des Michael. und Johannesflecken, ergriffen meiftentheils eine anz
dere Entſchließung, telche zwar hoͤchſt verwegen zu ſeyn ſchein , gleichwohl aber glücklich
dusſchlug. Sie wendeten ſich nämlich an die Iroqueſen ſelbſt, verfprachen, unter ihnen
‚zu leben, und wurden wohl empfangen, Hoch andere fehrveiften, ohneeinen gewiſſen Sig
zu Haben , im Sande herum, -Diefe wurden aufgeſuchet, und alle mit einander niederge- —
macht. Dergeſtalt war nicht nur das ganze huroniſche Sand, fondern auch die ganze Ge
gend am Utauaisſtrome eine völlige Wüfteney, ungeachtet Liefer Bezirk noch vor wenigen
Jahren ungemein bevölkert war. “ut i
© Allgem, Reiſebeſchr XIV Band. 3 Man
- mung.
194 a Gefchichte und Beſchreibung
ve Man hatte gehofft, es würden doch wenigftens die nach Quebee geflüchteten vor al-
—— lem Unglüde, das ihre Landesleute traf, in Sicherheit feyn. Man Eonnte fie leicht in den
Man nimmt Stand ſetzen, fich ihren Unterhalt felbft , und ohne alle Befchwerung der Pflanzftade zu
fich der erftern verſchaffen; ja es hätte Diefe lehtere mit dev Zeit nicht wenig Vortheil von ihnen gehabt.
nicht an. Es reiſete auch der Mißionsſuperior, Pater Hieronymus Lallemant, ausdrucklich deswe-
gen nach Frankreich, um den Beſehlshabern der canadiſchen Geſellſchaft die Sache nadh-
druͤcklich vorzuſtellen,
Ihr unbeſon⸗Allein, es hieß den Tauben geprediget. Die Folge davon war dieſe, daß die fran-
nenes Berfap: zoͤſiſche Pflanzſtadt in die Außerfte Verachtung fiel, und ſich vor den Sroquefen viele Jah⸗
fahren. re lang eben fo fehr fürchten mußte, als vorher die Huronen. Voritzt führeten fich diefe
letzteren fehr unbefonnen auf. Es war. nicht anders ‚ als ob der Schwindelgeift in fie ge-
fahren wäre. Kaum maren fie unter den Stücken von Quebec ‚ fo verfielen fie auf einmal
aus der größten Muthloſigkeit in den geößen Uebermuth. Ungeachtet der geringen Anzahl
ihrer Kriegesleute, fhägeten fie ih dennoch von nun an für uniberwindlich. Der aller:
leichtefte Anfchlag, den fie machten , war diefer, die Iroqueſen Aus ihrem Sande zu jagen,
und gänzlich zu vertilgen. . >
‚Sie beredeten die Einwohner von Sylleri dazu, daß fie fich zu ihnen ſchlugen, und
eine Kriegespartey auf die Belne brachten, dagegen, wie fie meyneten , die fünf Orte viel
zu ſchwach wären. Hierzu fehlugen ſich noch die Algonquinen und Huronen an den drey
Slüffen. Das ganze Heer zog gegen die Agnier aus; und weil es aus lauter Chriften
beftund , und die Unternehmung einen Kreuzzug vorftellen follte: fo macheten fie überall
Fund, ihr Abfegen fen, den Exbfeind des chriftlichen Namens aus den fändern der Glaͤu⸗
bigen zu jagen, und die Mißionarien in den Stand zu ſetzen, daß ſie die wahre Lehre ein⸗
fuͤhren koͤnnten.
Ungluͤckliche Bey dem erſten Dorfe, das ſie uͤberfallen wollten, wurde ein Huron und ein Al—
Unterneh: gonquin auf Kundſchaft ausgeſchicket. Die Kerle trenneten ſich; und der erſte fiel einer
iroqueſiſchen Partey in die Hände, Um nun fein $eben zu retten, wurde er zu einem
ändlichen Verräther, Er gieng auf die Iroqueſen zu, und fagete: „Meine Brüder !
„ch Habe mic) ſchon lange nach euch umgeſehen. Ich wollte inmein Vaterland zurück kehren,
„weil ich wohl weis, daß die Iroqueſen und Huronen voritzt nur ein einziges Volk ausma-
‚schen. Um deſto ſicherer fortzukommen, ſchlug ich mich unterwegens zu einigen Algon⸗
„quinen, die euch zu überfallen gedenken: ich Habe mich aber, um euch) zu warnen, fchon ,
„dor zween Tagen von ihnen meggemachet >.
Der Verräter dienete den Agniern fo gar zum Wegweiſer, und führete fie zu den
Ehriften, die alle mit einander da lagen und. fhliefen. Indem nun der Feind mit Muße
zielen Fonnte, auf wen er wollte: fo blieben Die allertapferften gleich bey dem erften Abfeuern
auf dem Plage. Biele erwacheten über dem Öefrache der Flinten, und fehlugen fich tapfer Her-
um; einige nahmen Reißaus in den Wald. Die übrigen wurden gefangen und verbrannt,
Nur zween entliefen; und von diefen erfuhr man alle Umftände des traurigen Vorganges.
Dieſe große Niederlage, und noch einige darauf folgende geringere, gereichten frey-
ich den Mißionarien, gleichwie jedermann, dem das Bluͤhen des Chriftenthumes und der
Pflanʒſtadt am Herzen lag, zu Innigfter Berrübniß, Doch troͤſteten fich die erftern eini-
germaßen damit, daß die Anverwandten der Gebfiebenen über Diefe- Haute Züchtigung
im gevingften nicht murreten, fondern die Probe, darauf ihr Vertrauen gefeger wurde, mit
Geduld ausftunden, _ — , Der
yon Neu⸗Frankreich. VII Buch. 2
Der Eifer war bey allen und jeden ungemein groß; gleichtvie er denn mit der Zeit 1650.51.
der Trübfal unzertrennlich verbunden zu feyn feheint. Gleichwohl riß unter ‚den Ehriften, —
melche Taduffac beficheten , einige Unordnung ein; und leider! war niemand Schuld Das Brannt⸗
daran, alsdie Europäer. Abfonderlich gieng das Vollfaufen im Schwange. Die Wil- — |
den haben eine natürliche Neigung Dazu; ehe fie ihr ein Genuͤge thun Fonnten, blieb ſie ——
jedermann , ja ihnen ſeibſt, unbekannt. Allein, ſo bald fie ſich an das Trinken gewöhnen,
fälle es ihnen beynabe unmöglid) , jemals davon abzuftehen,
Zwar fegeten ſich die Dberhäupter der Pflanzftadt gegen das Brannteweinverfaufen,
Allein‘, zum Unglüde waren zu Taduffac zwar Mißionavien ‚aber Feine ordentliche Obrig⸗
feit, darum, weil man nie einen förmlichen Anbau an diefem Orte vorgenommen hatte,
Der Statthalter mochte alfo verbiethen, wie er wollte: fo war doch niemand da, der die
Uebertreser zur Verantwortung gezogen hätte.
In kurzer Zeit riß das ar dermaßen ein, daß die milden Oberhaͤupter ſelbſt den
Herrn Aillebouterfuchereft, er moͤchte ein Gefaͤngniß bauen, und die aͤrgerlichen Trunfen-
bolde hinein ſperren laſſen. Denn es kamen, ohne die Montagnezen, als die natürlichen Lan⸗
deseinwohner, auch noch Berfismiten, Papinachefen und Umamiueker nach Taduſ⸗
ſac; und es gab unter allen dieſen Voͤlkern Chriſten. An den drey Fluͤſſen gieng es or—
dentlicher zu. Denn da war nicht nur ein wachſamer und eifriger Befehlshaber, naͤmlich
der Here Dupleßis Bochart, fondern auch ein Jeſuiterhaus.
Diefes 1650fte Jahr, welches, wegen Vertilgung der Huronen, und der daraus flie- Herr vonLau⸗
ßenden üblen Folgen, für ganz Neu:Frankreich ein rechtes Ungluͤckszahr gewefen war, en- a ER
digte fih damit, daß der Statthalter, weil feine Zeit verlaufen war, abgelöfet wurde. MORE. 2:
Sein Nachfolger war der Herr von Laufon, einer von den vornehmften Mitgliedern der — 165r.
canadifchen Gefellfehaft: doch Fam er erſt im folgenden Jahre nach Quebec, Der Hear ——
von Aillebour, als fein Vorgänger, verließ den Dre ohne Widermillen, wo er nur ein
Zeuge von der Berheerung der Pflanzftade feyn konnte, und mo er feine Würde nicht zu
unterftügen vermochte. Der neue Statthalter hatte ftets mehr als jemand an den Ange-
fegenheiten der Gefellfchaft Theil gehabt. Er hatte vornehmlich die Wiedergube von
Quebec in England bewirfet, und hatte fich deſſen, was Canada betraf, ſtets eifrig
angenommen,
Er fand den Zuftand der Pflanzftadt ärger beſchaffen, als ihn der Pater Sallemant
abgemalet Hatte; ja, es wurde von Tagezu Tage ſchlimmer. Die Jroquefen wageten ſich
bis unter die Stuͤcke unferer Schanzen, und ftreifeten in großen Haufen um alle unfere
Wohnpläge herum. Als eine von ihren Parteyen fich an den drey Slüffen fehen ließ: fo
309 der dafige Befehlshaber, Herr du Pleßis Bochart, alles Abrathens ungeachtet, in eige-
- ner Porfon gegen fie aus. Der Ausgang war, daß er auf dem Plase blieb, und bie
Furcht vor den iroqueſiſchen Waffen vefto größer wurde,
Splferi wurde mit einer Mauer umgeben, und Stuͤcke aufgeführef, weil man ſich
daſelbſt hinter bloßen Palliſaden nicht mehr für genugſam ſicher ſchaͤtete: gleichwie denn
in der That fo gar die greulichſten Wuͤſten und die entlegenſten nordlichen Orte vor den
Anfällen der Iroqueſen nicht mehr ficher waren, . 1632.
Der Pater Tacob Buteux hatte befagte weitläuftige Gegenden im Srühlinge des — —⸗
1651 Jahres durchreiiet. Hier fand er, daß die Artifameguer von ſich felbit, und ohne Nordliche
daß je ein Priefter zu ihnen gefommen wäre, den chriftlichen Glauben angenommen, und Streifereyen
| Sb 2 = eine der Iroqueſen.
is Geſchichte und Beſchreibung |
1652. eine Capelle erbauet hatten, darinnen fie ihr Gebeth zur ordentlichen Zeit verrichteren. Sie
— — — fuͤhreten ihn zu einer noch weiter entlegenen Nation , davon er eine Pleine Anzahl zu be
kehren Das Glück Harte. Allein, kaum war er wieder nach Duebee gekommen, fo über:
fiefen die Iroqueſen diefe entlegenen Gegenden und megelten alles nieder, Nicht ein einzi-
ges Dorf blieb verſchonet, fondern es wurden ſaͤmmtliche Einwohner entweder erwürger,
oder verjager, Herr de Laufon fahtnur allzuwohl, man follte diefem teißenden Strome
von Rechtswegen Einhalt thun. Aber was half es? Er hatte feine Berftärfung aus
— Frankreich mitgebracht; und die Pflanzſtadt war für fich allein bey weitem nicht ſtark
genug dazu.
Die einzige Gegend von ganz Neu Frankreich, dahin die Iroqueſen weder damals,
noch nachgehends ſich wageten, war das Land der Abenaguier, Hier arbeitete der Pater
Dreuillettes mit großem Gegen; ja, er war bey ihnen dermaßen viel vermögend, daß
die Engländer feine Sreundfchaft mit allem Eifer. ſucheten, und ihm manche Gefaͤliigkeit
erzeigeten , bloß damit diefe Wilden gute Nachbarfchaft halten möchten. Sa, als die Abe-
naquier nachgehends durch. das Band der Religion an die Franzofen gefnhpfee waren: fo
befamen die Neuengländer genugfame Urſache zur Neue, daß fie diefes Volk zu unver:
fohnlichen Feinden gemacht hatten.
De P. Bu⸗ Um eben dieſe Zeit bathen einige Attikameguer den Pater Buteux, er möchte mit
RS aan ihnen in ihr Sand veifen, und die wenigen.Ueberbleibfel ihrer Nation fammeln, Diefen
Begehren zu Folge reifete er den aten April des 1652 Jahres wirklich mit ihnen ab. Die
ganze Gefellfehaft beftund aus fechzig Männern, Weibern Kindern. Als man einen
Monat lang auf den befchwerlichften Wegen, und in aͤußerſtem Mangel der Sebensmittel
fortgegogen war: fo heilete man ſich, ſowohl um deſto leichter, Sebensmittel zur finden , als
die ftreitenden Feinde zu vermeiden. Es blieb niemand bey dem Pater, als ein junger
‚ Komme ums Franzos und ein Huron. Weil nun bie Fluͤſſe bereits fHiffbar waren: fo baueten fie ei-
Mn, nen Nachen und fegeten fich hinein. Den folgenden Tag mußten fieetlichemal ausfteigen,
und ihr Fahrzeug zu Sande fortfhleppen. Auf einmal fühlete der Huron ‚ welcher voraus
gieng, daß man ihn von hinten umfaffete: zugleich börete er einige -Schüffe, und ſah
den Pater nebſt dem Franzoſen niederſtuͤrzen. Die Froquefen richteten fie im Augenblicke
völlig hin, zogen fie aus, und warfen Die Seichen ins Waſſer. Der Huren follte ver⸗
brannt werden, Er entroifcheteaber, Fam den gten des Brachmonates an die drey Flüffe
und erzählete den ganzen Berlauf, ’ J
Biele Mißio⸗ Dergeftalt Fam alle Jahre irgend einer von den Mißionarien ums Leben. Da nun
; — die übrigen meiftens alt und eine Sprache zu lernen, außer Stande waren, über dieſes
Fr uropa auch einige nach Zerftärung der huronifchen lecken Feine Beſchaͤfftigung hatten: fo kehre⸗
a ten fie, und Darunter auch der Pater Breffani, wieder nach Europa zurüd.
Mag zu Weil die Inſel Montreal von den ivoquefifchen Sireifereyen nicht weniger mitgenom⸗
Montreal men wurde, als.andere Gegenden von Neufrankreich: ſo reiſete Herr von Maiſonneuve
mu ſelbſt nach Frankreich, um dasjenige, was die Briefe niche thun konnten, in Perfon aus:
— zuwirken. Im Jahre 1653 kam er wieder zuruͤck, und brachte hundert Mann, und eine
Haushaͤlterinn, Namens Margarethe Bourgeois, aus Sangres gebuͤrtig, mit ſich nach
Montreal. Die letztere machete ſich durch ihre große Heiligkeit und Stiftung der Jung⸗
fern von der Congregation berühmt, *
Bald
*
von Neu⸗zrankreich · VI Buch. ——
Bald nach feiner Ankunft geſchah es einſtens auf der Inſel, daß ſechzig Mann von 6653.
zweyhundert Iroqueſen uͤberfallen und umringet wurden. Doch die letztern mochten [hie m—N
fen, wie fie wollten, fo trafen fie doch niemanden; dahingegen die erftern mit jedwedem
Schuſſe ihren Mann trafen. Hieruͤber erſchracken die Feinde dergeſtalt, daß fie über
Hals und Kopf davon liefen. Diefer Vorfall wurde auf der ganzen Inſel für ein ſicht⸗
“ , barliches Zeichen von dem Schuge der Mutter Gottes angefehen ; indem ihr die Inſel be:
fonders geheiliget war: gleichwie auch jedermann ein folches Leben führere, Das die Gunſt
Unferer lieben Frau In der That verdienete,
Als der Befehlshaber auf Mittel fann wie er dergleichen Ueberfaͤlle kuͤnftig verweh- Neue Frie⸗
ven Finnen fo erfihienen fechzig Onontaguer vor der Schanze, Einige fonderten fich densunters
- darauf von ihnen ab, näherten ſich mit vieler Zuverficht und macheten Zeichen, Daß fie re— handlung,
den vollten. Ihre Eleine Anzahl machete, daß man fie leicht in die Stadt ließ ;, und fie r
merdeten, daß ihre Nation geneigt wäre, Friede zu machen, wenn man mit ihnen unters
Handeln wollte. Sie begleiteten diefen Antrag mit Geſchenten. Der Herr von Maifon-
weyve nahm folche an, und ſtellete ihnen wor: wie weit Die franzöfifhe Nation von ihrer
Treufofigfeie entfernet wäre, da fie fo oftmals das Vertrauen gemisbrauchet, welches man
auf ihr Wort gefeger hätte; er hätte bey diefem Worfalle Gegenbedruͤckungen brauchen,
und ihnen als Kundſchaftern begegnen fünnen, mozu ihm ihre ganze vorige Aufführung
ein Recht gäbe: die Chriften aber handelten nach andern Grundfägen.
Sie ließen ſich alles gefallen, und verfiherten, man follte in kurzem gewifle Bewelſe von
ighrer Aufeichtigkeit erhalten. » Sie giengen fo gleich ab, um ihren Alten die Borfchläge
des Starthalters zu binterbringen. Als fieunterwegens durch Onneyuth reiſeten: fo brach⸗
ten fie die Oberhäupter diefes Bezirkes gleichfalls auf Friedensgedanfen. Chen dieſes tha⸗
ten auch die Goyoquinen; ja, fie fehicketen in ihrem eigenen Namen Abgeorönete mit
Gefchenfen nach Möntreal, und liefen den Befehlshaber warnen, wohl auf feiner Hut
‚zu ftehen, weil fünfhundert Agniet einen Anfchlag auf die drey Fluͤſſe auszuführen gedäch-
en. Der Statthalter ließ fo gleich alle Huronen, die er'auftreiben konnte, gegenfie ang
ruͤcken. Dieſe ftießen auf eine zablreiheund wohlverſchanzete Partey der Agnier, fehlugen
viele todt, nahmen ihre Anführer und andere Bornehme gefangen, die übrigen liefen Davon,
Hingegen rückete eine andere feindliche Partey bis an die Thore von Quebec, erre- Der P. Pen
gete den ganzen Sommer über vieles Schrecken , verurſachete in der ganzen Gegend noch “et wird ge:
mehr Schaden und erwürgefe fo gar einige Franzoſen: einighandere aber, und darunter a
den Pater. Poncer a) nahınen fie gefangen. Weil diefer Mionar in der Pflanzftadt un:
gemein beliebt wars fo ‚machten ſich auf die Machricht von feiner Gefangenfchaft fogleich
vierzig Franzoſen nebft einer großen Anzahl Wilden auf die Beine, ‚und wollten ihn wier
der befreyen. Aber da fie an die drey Flüffe Famen, mußten fie da bleiben, und die Be:
ſatzung verſtaͤrken; indem ber Feind dieſen Ort auf allen Seiten eingeſchloſſen hielt.
Unterwegens ſahen fie an einem Baume zween Köpfe angemalet, und den Namen
des Paters und nach eines mit ihm gefangenen Franzofen darunter gefchricben. Auf der
Erde fag ein Buͤchelchen, darein der Pater gefchrieben hatte, „Es führen uns ſechs zu
- „den Iroqueſen getvetene Huronen und vier. Agnier mic ſich davon : doch haben fie uns noch
„fein Seid zugefüger,. Allein, nachgebends machere man es ihm, ſowohl auf dem Wege,
als bey der Ankunft zu Haufe, um fein Haar beffer, als ehemals dem Pater Jogues und
teffani. De As.
. M.Diefer war ein Vetter des verſtorbenen Biſchofs von Aſez. — —
1653.
Der Friede IP
geſchloſſen.
198 Geſchichte und Beſchreibung
Als man einſtens daruͤber berathſchlagete, was mit ihm und feinem Gefährten anzu-
fangen fen: fo überreichete ein Weib eine Halsſchnur von Porcellan, und bath fich dagegen
einen Finger von dem Pater aus. Diefes wurde bewilliget. "Es feat darauf ein Wilder
zu dem Pater, und nahm feine vechte Hand. Unterdefien daß er daran einen Finger nad)
dem andern befab, bath der Miffionarius Gott, daß er ihn doch lieber die linke, als die
rechte Hand möchte verftümmeln laſſen. Sogleich ließ der Wilde die Hand fallen, und
nahm die andere, von welcher ihm denn ein Kind den Zeigefinger-abfchneiden mußte;
Man gab-ihn dem Weibe, und hing dem Pater dagegen die Schnur um den Hals, Den
folgenden Tag führete man ihn durch alle Dörfer, und überließ ihn dem Muthwil⸗
(en der Kinder, Nachgehends wurde der junge Franzos verbrannt, der Pater hingegen
der Willkuͤhr einer alten Matrone, die ihren Bruder im Kriege eingebüßet hatte, über
geben. Diefe ſchenkete ihm das Leben. Drey Tage hernach Fam ein Iroqueſe von den
drey Flüffen zurück, und berichtete, ber Friede ſey ſo gut als richtig; nur wolle der
Ononchio vor allen Dingen den Pater Poncet wieder haben, und habe man ihm deswe⸗
gen Geifel, die für fein eben haften müßten, eingeliefert; er felbft, der Zeitungsträger,
fey um diefe Umftände zu melden, in aller Eile abgereifer.
Hierauf änderte fich fein Zuftand im Augenblide. Man führete ihn ohne Verzug
nach) Drange, und ließ ihn neu kleiden. Nach der Ruͤckkunft wurde er in allen Dörfern
der Agnier wie im Triumphe herum geführef, und überall mit großen Freundfchaftsbezeu:
gungen aufgenommen. ‚Endlich veifete er den ısten des Weinmonates nach Quebec ab,
und hatte einen — des Ortes, mit Geſchenken fuͤr den Statthalter und den P.
Superior, bey ſich. Nach einer zweytaͤgigen Reiſe wurde der Abgeſandte von einem
nachgeſchickten Bothen eingeholet. Man ließ ihm melden, die Geiſel waͤren in Ketten
und Bande geleget, ja, einige gar erwuͤrget worden; er moͤchte alſo ſelbſt zuſehen, was er
thun wolle. Dem Abgeſandten wurde bey dieſer troͤſtlichen Nachricht zwar nicht wohl zu
Muthe: doch auf des Paters Verſichern, es werde ihm nicht das geringſte Leid wieder—
fahren, ſetzete er die Reiſe fort.
Gleichwohl war an der ganzen Sache nichts. Die iroqueſiſchen Geiſel hatte kein
Menſch mit einem Finger angeruͤhret, ſondern es war ein Algonquin, wegen Vollſaufens
ins Gefaͤngniß geleget worden, und das ganze Gerücht rührete vielleicht von Uebelgeſinne⸗
ten her, welche an dem Friedensſchluſſe wenig Gefallen trugen. Als er über den Ludwigs—
ſprung fehiffen wollte: fo ſchlug der Kahn um, und er wäre beynaheerfoffen. - Endlich Fam
er ben isten des Windmonates nach Quebec, und wurde mit geöfiter Freude empfangen,
Der Friede war bereits gefchloffen. Ungeachter man bisher nur allzuviele Proben
von dem leichtſinnigen und treuloſen Gemuͤthe der Iroqueſen geſehen hatte: ſo hoffete man
doch, die Ruhe ſollte dieſesmal dauerhaftig ſeyn. Die fünf Volkerſchaften Hatten ſich
dahin erklaͤret, ohne es mit einander verabredet zu haben, und bie Agnier hatten den An-
fang dazu gemacht, zu einer Zeit, da fie am erbitterften wider die Sranzofen zu feyn ſchie—
nen, und fich von ihnen nichts zu befürchten hatten, Man ſchickete im folgenden Jahre
ben P. le Moyne nad) Onnontague, um den Frieden im Namen des Statthalters zu ber
fätigen: es gefchab auch dieſes zu beyderfeitiger Zufriedenheit. Als der Mißionar er—
wähnete, er wolle eine Wohnung für fich in ihrem Bezirke haben: ſo wies man ihm ſogleich
einen Platz an; und er nahm Beſitz davon, Nachgehends wurde er in vielen Flecken bez
wirthet, von allen Oberhaͤuptern reichlich beſchenket, und dem Berfprechen gemäß, mit
r einer
von Neugennfreich. VII Buch. 109
einer guten Begleitung nach Quebec zurück geſchicket. Allein, unterwegens begegnete ihm 1634.
etwas, davon er zwar bey feiner Ruͤckkunft, aus heftiger ‘Begierde eine, Gemeinde unter — —
den Froquefen zu errichten, nicht das geringefte erwähnete, das man aber nachgehends
von den Iroqueſen ſelbſt erfuhr.
Er faß mit zween Onnontaguern in einem Kane, Dieſem folgeten noch mehrere Treulofigkeit
Kähne, darinnen Huronen und Algonquinen faßen. Unweit Montreal wurden fie un: der Agnier,
vermuthet von einer Menge Kähne voll Agnier umringet, und mit einer guten Salve be:
wilffommer, Die Huronen und Algonquinen blieben alle miteinander auf der Stelle todt,
und ein Onnontaguer ebenfalls. Den P. le Moyneband man als einen Kriegesgefangenen ;
der noch übrige Onnontaguer hingegen befam Erlaubniß, nach Haufezu gehen. Allein, er
wollte ven Mißionar, der ihm von den Sandesälteften anvertrauet war, durchaus nicht ver»
laſſen, fondern bedrohete vielmehr die Aghier, es würden die obern Orte ihr Beginnen
nicht ungeahndet laſſen.
Anfaͤnglich lacheten ſie nur daruͤber. Als er aber ſtandhaftig blieb, ſo banden ſie den
Pater los, und ließen ihn nebſt feinem Begleiter feines Weges nach Montreal fortziehen.
Die Mutter von der Menfhwerdung melde in ihren Briefen, es habe der Ort Agnier
dieſe Thathandlung von fich abgelehnet, und auf einen Holländer gefehoben , der von einer
‚ Agnierinn gebohren und erzogen war, unter den Agniern lebete, und in unfern Nachrich—
ten den Namen Batard Slamand trägt. Doc), dem fey wie ihm wolle; fo behielt der
geſchloſſene Friede feine Richtigkeit einmalmwiedas andere, Es war diefe Beleidigung nicht Die
einzige, Die man von den Iroqueſen empfing, und wobey man durch die Finger fehen mußte.
Damals wohneten ſechshundert Huronen auf der Inſel Orleans, und nähreten fich Frömmigkeit
ihrer Hände Arbeit. Diefes war der Ausbund aller Chriften von ihrer Nation. Man der Huronen ·
errichtete von den allereifrigften ein Manns: und ein Nonnenkloſter; und es mag ein Bi
gewiſſer Schriftfteller, welcher nicht die beften Nachrichten hatte, fagen, was er will; fo -
ftifteten doch diefe Klöfter eben dasjenige gute, das man damals überall, wo welche waren,
mit Berwunderung anfah. . *
Unterdeſſen ſucheten die Agnier die Ruhe, darinnen wir und unſere Bundesgenoſſen Die Agnier’
lebeten, zu ſtoͤren. Die Haupturſache ihres Misvergnuͤgens ruͤhrete aus einem Laſter ſuchen den
her, das erſt ſeit dem Umgange mit den Europaͤern bey ihnen eingeriſſen war, naͤmlich —— Ei
der Gewinnfucht. So lange der Krieg währete, trieb die ganze Nation ihr Verkehr bioß f Ag
mit den Holländern. Dieſes nun fiel den obern Orten freylich befchmwerlih, Denn der
Weg bis nach Orange war nicht nur weit, fondern er gieng auch Durch der Agnier ihr Gebieth,
folglich mußten fie ſich in allen andern Dingen nach den Agniern richten , zugeſchweigen,
daß die legten, der bolländifchen Nachbaiſchaft wegen, dem ganzen Sande Gefege vor-
fhreiben Fonnten. |
Alle diefe Vortheile fielen weg, feitdem der Frieden die Handlung zwifchen den obern Ermorden
Drten und Neufranfreich eröffnete, Demnach ift es Fein Wunder, daß die letztern dieſen einenZefuiten.
Frieden fo eifrig verlangeten, Die Agnier hingegen ungern daran famen, ja, als er end-
lich gefehloffen worden war, Die ganze Sache nad) Furzer Zeit bereueten. Nebſtdem hat-
een die letztern, weder jemals in einigen Frieden mit unfern Bundesgenoſſen gerilliget,
Noch das Streifen gegen fie ausgefeßet. a, es reuete fie in Eurzer Zeit fogar des Ver⸗
rechens, dag fie ung felbft gerban hatten, nämlich unfere Pflanzlande nicht mehr mit
gewaffneter Hand zu betreten, noch unfere Mißionavien in ihren Amtsverrichtungen zu
; ftöhren,
2
’
n
fee Beſchreibung
1654. ſtoͤhren. Man fand unweit Sylleri einen Jefuiter Bruder, Namens Johann Ligesis;
mit zween Schüffen ermordet. Der Kopf war ihm abgefhnitten, und die Haut mie den
‚Haaren vom Schedel abgeſtreift. .
Shine That Weil man wohl einfah, bier müßte man nicht lange Federleſens machen, fondern
einer Algon⸗ dieſe unbänbigen Feinde zu Paaren treiben, ehe fie die übrigen Orte auf ihre Seite brächten::
ini, fo ſchickte man eine, Menge Parteyen gegen fie aus, und fegete fie endlich in Furcht, Die
fapfere That einer algonquinifchen Frau trug hauptſaͤchlich viel Dazu bey. Sie war mit
ihrem Manne und ihren Kindern auf dem Felde, Unverſehens fielen fünf Manier über
den Mann her, bandenihn, und führeten ihn nebft Weib und Kind, wiewohl ohne eines von
ihnen zu. binden, mit ſich davon. Dieſe Unvorfichtigkeit kam ihnen theuer zu ftehen.
Denn die Frau erwiſchete eine Streitart, ſchlug dem Anführer nebft noch) einem \andern
den Kopf damit entzwey, und band ihren Mann los, worauf die uͤbrigen Davon liefen,
Die Agnier Ein fo ſchlechter Anfang benahm den Agniern die $uft zum Kriege. Sie ſchicketen
ih den alſo Geſandten ab, und verlangeten nicht nur einen Fricden ohne Vorbehalt, fondern auch
Er wurde, bey feiner Ankunft im Sande, auf das befte empfangen, und trauete daher den
Agniern alles gute zu. Zwar ftelfete ſich einftens ein Kerl an, als ob er toll wäre, lief
des Nachts mit einer Streitkolbe in der Hand, in alle Wohnungen herum, und rief
dabey, er wolle den Ondeffon umbringen. Diefes war der froquefifche Name, den der
Pater angenommen hatte, weil ihn ber P, Jogues vormals geführer hatte. Allein, fein
Menſch ruͤhrete fih, Die Mordthat unterblieb alſo. Dergleichen Dinge Degegneten ihm
kurz nad) einander noch mehrerer er hoffete aber immer, es werde fich mie der Zeit ſchon
geben, da Doch ein jedweder, ber ein fo ſchweres Unternehmen, als die Beſſerung des
Berftandes und Herzens ift, zu Stande bringen will, vor allen Dingen die Gemüchsart
> feiner Schüfer genau ausforfchen muß, *
Zween Mißis⸗ Hingegen giengen die Onnontaguer mit größerer Aufrichtigkeit zu Werke. Man
narien geben fehickere den P. Chaumonot und Dablon unter ſie. Jener war von Geburt ein Wäl:
unter die On⸗ ſcher, und Damals der älfefte Mißionar in Neufranfreih, Diefer war erſt aus Europa
nontaguer . angekommen, Beyde wurden Durch eigene Abgeordnete der Onnontaguer und eine große
1655, Menge Wilde von diefer Nation abgebolet, mit denen fie den ısten des Herbftmonates °
1655 .abreifeten. Den sten des, Wintermonates famen fie ins. Sand, und wurden mit
großer Freundlichkeit empfangen, ‚Man wies ihnen Plag zu Wohnungen an, Man
bauete eine Capelle, die in einem einzigen Tage fertig wurde; fo viele Leute legten Hand
daran! und hernach kaufte man noch an eben bemfelbigen Tageeinen Neubekehrten darinnen.
* Ueberhaupt fand das Chriſtenthum geneigte Aufnahme. Denn es hatten nicht nur die ge⸗
fangenen Huronen ſtark vorgearbeitet, ſondern eg wurde auch ein altes Weib nebft ihrem
Enkel, welche beyde krank und ganz abgezehret waren, in dem Augenblicke, da ınan fie
taufte, vollkommen geſund. Gleichwohl fanden fich auch Hinderniſſe, indem einige ver.
fiocte Hurgnen die Onnontaguer damit von der neuen Religion abzuſchrecken ſucheten, daß -
fie vorgaben, es habe diefelbige aller Orten, mo man fie predigte, lauter Ungluͤck ins Land
gebracht, und werde es ihnen, in einem folchen Kaffe, nicht beſſer gehen,
Vertilgung Faſt um eben dieſe Zeit vertilgeten die Iroqueſen die Erier, oder die fogenannte
beit Rasen Nation fo gänzlich, daf man vorige nicht einmal Die Stelle, wo firehemals woh⸗/
— — — ——
einen Mißionar. Man gab ihnen den Pater le Moyne, weil er es durchaus verlangete.
son Neu ⸗Frankreich. VI Buch. 201
nete, Fennen würde, wofern nicht ein großer See ihren Namen noch immer füge, 1556,
Weil man beforgete ‚ es möchte Diefes Kriegesgluͤck die Froquefen zu ihrem alten Troge ——
gegen die Franzoſen verleiten: ſo unternahm der P. Dablon, nad) genommener Abrede
mit den Onnontaguern, eine Reife nad) Quebec, um den Statthalter dahin zu vermögen,
daß er eine gute Anzahl Franzofen ins Land abſchicken möchte.
Er veifete den zten des Märzmonates im 1656 Jahre mit einer farfen Begleitung Scanzöfiiche
ab, Fam aber erfi mit Anfange des Aprilmonates nach Quebec. Der Statthalter willigte ———
in alles, ungeachtet ihn ein Hurone, welcher unter dieſen Wilden lange Zeit geweſen war, are u
vor dem falſchen Gemuͤthe diefer eure warnete. Man fuchere zudem neuen Anbaue funfzig r
Franzoſen aus, und gab ihnen den Heren Dupuys, einen Officier von der Quebecſchen
Befagung zum Anführer. Ungeachtet auch die Erndte ungemein mäßig geweſen war, ſo
derforgere man doch die Abreifenden mit Brodt-und Saatkorne, für ein ganzes Jahr:
und der Mifions Superior, Pater Franz le Mercier, der Nachfolger des P. Lallemants,
wollte die dahin beftimmten Mifionarien, nämlich die Patres Sremin, Meſnard und
Dablon in eigener Perſon anführen. Den 7ten des Maymonates geſchah die Abreiſe.
Sobald die Agnier von diefer Unternehmung Wind befamen, fo machte ihnen ſolche Feindſeligkei⸗
viel Nachdenken, und erweckete ihre Eiferfucht, wider die Onnontaguers Sie hielten eine-ten der Agnier,
allgemeine Berfammlung der ganzen Nation, und befchloffen darinnen, ihr Aeußerftes da=
gegen zu verfuchen, Sogleich ſchickete man vierhundert Mann gegen die Mannfchaft des
Herrn Dupuys aus, und befahl ihnen, diefelbige entweder niederzubauen oder auseinander zu
jagen, Doch Herr Dupuys entgieng ihnen. Sie pluͤnderten alfo nur einige Kaͤhne, die
fich verfpätet hatten, erſchoſſen ober verwundeten Die dabey befindlichen Sranzofen, und fag=
ten hernach: „wir wußten nicht, daß ihr Sranzofen waret, wir hielten euch für Huronen
oder Algonquinen.
Man ließ diefen Streich ungerochen vorüber gehen, weil man hoffete, die Agnier Sieholen
würden die begangene Mishandlung von felbft gut machen. Allein, man betrog fich weit. Huronen aus
Sie überfielen vielmehr einſtens mit anbrechendem Tage neunzig huroniſche Männer, Wei⸗ * Inſet
ber und Kinder, welche auf der Inſel Orleans im Felde arbeiteten, ſchoſſen ſechs Perſonen dXleans weg .
todt, führeten die übrigen gebunden mit ſich davon, und vor der Feftung vorbey. Bey
dem VBorbeyfahren „mußten ihre Gefangene, dem Statthalter gleichfem zum Hohne, fingen,
Allein , er ruͤhrete fich nicht. Sie kamen nach Haufe, ohne daß ihnen jemand nachgefe-
tzet hätte. Die vornehmften Gefangenen verbrannten fie, die übrigen machten fie zu
. teibeigenen.
Bierzehn Tage nach diefem Ungluͤcke, kamen dreyßig Utauais, unter Anführung Bas mit dem
zweener Franzofen, mit Pelzwerke nach Quebec, Ehe ich aber erzähle, was mit ihnen vor- ng vor
gieng, muß ich die Sache etwas weiter herholen. Sobald die Iroqueſen die Huronen %
aus ihrem Sande verjaget hatten , fielen fie-ihren Bundesgenoffen, und darunter auch den
Utauais auf den Leib. Allein, diefe hielten für das befte, dem bevorftchenden Ungluͤ—
cke durch die Flucht zu entgehen, Schon vorher hatten fih einige an Dem Huronenſee
hiedergelaflen, naͤmlich theils an der Sanguinanbay, theils an der Donnerbucht.
Viele waren auf die Manitualin⸗ und Michillimakinakinſeln geflohen: der größte
Theil aber war bis zur gaͤnzlichen Vertilgung der Huvonen an dem großen Fluſſe, der
ihren Namen träge, verblieben. Nach felbiger vereinigten fie fih mit den Tionnontates
Huronen, und zogen weit gegen Süden. Hier machten fie erftlich ein Buͤndniß mit den
Allgem. Reifebefchr, XIV Band. Ce Siuern,
202 Gefhichte und Beſchreibung
v5; Siuern, zerfielen nachgehends mit ihnen, und lehreten dieſes Volk, davon man bisher
bieffeitsides Miffiffipi wenig Thaten gehöret Hatte, zu ihrem eigenen Schaden, wie man
Krieg führen muͤſſe. Endlich zertheileten ſie ſich im kleine Haufen, ſchweifeten im Sande
herum, und wurden endlich ſo duͤnne, daß heutiges Tages ſchwerlich mehr ver zwanzigſte
Theil von ihnen übrig iſt. Ein ſolcher kleiner Haufen von der Utauais Nation: war
denn derjenige, welcher nebſt einigen Huronen unter Anfuͤhrung zweener Franzoſen bis von
dem Michiganſee nach QAuebec kam. Man empfing fie freundlich. Es hatten auch be
fügte Franzofen einige fterbende Kinder unter ihnen getauft, Uebrigens war dieſe Nation
fo dumm, daß man ihr nie das geringfte von geiftlichen Sachen beybringen konnte, folg:
lich alle Mühe und Arbeit, fie zu bekehren, vergeblich ablief. Doc), diefes ſey nur im
San gie Vorbeygehen gefagt. Boristtaufthere: mar ihr Peigwert ein, und gabiipnen, weil ihre
ihnen Milo: Ungefehietlichfeit zum Chriſtenthume noch nicht befanne war, die Patres Dreuillettes und
narien, Garreau, nebſt dem Sefuiter Bruder Ludwig de Boeuf mit. Dreyßig junge Franzoſen
erbothen ſich ſreywillig zu ihrer Begleitung. wi
Kurz vor dem halben Yuguftmonate veifeten fie mit einander von Quebee ab. Gleich
andem folgenden Tage ließ fie der Befehlshaber an den drey Flüffen, durch ein Eanot, warnen,
wohl auf ihrer Hut zu ſtehen, indem eine Partey Agnier in der Nähe ſey. Doch erreis
cheten fie die drey Fluͤſſe gluͤcklich. Hier blieben die Franzofen, denen nichts gutes ſchwa—
nete, zuruͤck bis auf drey. Die Utauais waren wirflich fo dumm , daß fie währenden
Schiffens ihr neuerfauftes Feuergemehr alle Augenblicke probiereten, und Dadurch den
Agniern ſelbſt Nachricht gaben, wo man fie finden koͤnnte. Dergeftalt legten ihnen diefe
einen Hinterhalt am See der zween Berge, oberhalb der Inſel Montreal’, mo der große
Sie werden Fluß in den Lorenzſtrom fällt. Die ſechs vörderften Canote, darinnen lauter Huronen,
son den Agni · jebſt dem P. Garreau faßen, wurden mit einem heftigen Feuer empfangen, und was nicht
Pr angegrif⸗ quf der Stelle blieb, gefangen genommen, Diefes letztere wiederfuhr auch dem Pater,
- welchem der Ruͤckgrad entzwey gefehoffen war, Die folgenden Canote eileten zwar fogleich
herbey, fücheten ihre Mitbruͤder zu befreyen, und beftürmeren zu diefem Ende die feindliche
Verſchanzung, mußten.aber nach einem heftigen Gefechte, leer abziehen. Doch verſchan⸗
zeten fie fich, in der Abficht, einen neuen Berfüch zu wagen, und die Iroqueſen zu zuͤch—
tigen. Aber als der Tag anbrach, fo waren fie weg, und hatten beyde Jeſuiten nebft den
drey Franzoſen im Stiche gelaffen.
Hierauf erſchien der iroqueſiſche Anfuͤhrer, welches der vorhin erwaͤhnete Batard
Flamand war, und bath den Miſſionar um Vergebung, daß man ihn verwundet habe.
Dem ungeachtet wurde er nackend ausgezogen , und befam weder das geringfte zu effen,
noch verlangete jemand feine Wunde zu verbinden, Den folgenden Tag, den afen des
Herbftmonates, brachten ihn einige Agnier nach Montreal, und übergaben zugleich, mit
ziemlich fehlechter Höflichkeit, zwey Halsgebänge, Eines, ſollte ihre Betruͤbniß über fein
Schickſal andeutenz das andere follte die Thränen feiner Amtsbrüder abwiſchen. Den
gten ftarb er. Mach feinem Tode gieng der P. Dreuillettes nebſt feinem Gefährten, nach
Quebee zurück, und von da unter die Abenaquiee..
Die Frango⸗ Unterdeffen feßere Herr Dupuys feine Reife fort. "Den gten des Brachmonates fuhr
fen kommen er von Montreal ab, und plünderte an eben dieſem Tage eine Partey Agnier zur Wieder -
nad Onnon⸗ yergeltung für bie von ihnen ausgeplünderte Canore, Den agften um neun Uhr Abends
tague. kam ein junger Hurone ins Lager. Er war auf der Inſel Orleans von den Agniern ge⸗
fangen
von Neiugrankreich. VIBuch, 203
fangen und in ihr $and geführet worden, dafelbft aber entwiſchet. Die Haut war ihm 1558
am ganzen $eibe verfenget, und hatte er in den fiebenzehn Tagen feiner Flucht, bloß von ei⸗ —
nigem wilden Obſte gelebet. Die bey den Franzofen befindlichen Onnontaguer brachten
ihm den Magen, vermittelt eines gewiſſen Trankes, bald wieder zurechte. Man verfor-
gete ihn mit Jebensmitteln, und ſchickte ihn nach Ducber.
Sonft lief die Reife glücklich ab. Nur fehlere es an Lebensmitteln, indem wider Ihre Aufnah⸗
alles Berhoffen, weder die Jagd, noch der Fiſchfang glücklich war. Ya, die Franzoſen me daſelbſt.
waͤren zufegt verhungert, wenn ihnen nicht die Aelteſten der Onnontaguer einige Kaͤhne mit
Vorrache entgegen geſchicket Hätten, Zugleich erführen fie, man erwartete fie am Ufer
‚des Bannentahäftes ; worauf Herr Dupuys fogleich Anſtalt zu feinem Einzuge ins
fand machete. ind sin u
Erſtlich ließ er fünf Feldſtuͤcken ans Sand bringen, und ſelbige abfeuern. Hernach
gieng er wieder zu Schiffe, fuhr in ſchoͤnſter Ordnung auf dem See einher, und ließ in
nerhalb einer Bierthelftunde, alles Fleine Gewehr zweymal abfeuern, Dem Anſehen nach,
gieng alles gut von ſtatten Man empfing ihn mit großer ‚Ehrerbiethung, und Innig⸗
keit. Da gab es weitlä ige Bewilltommungsreden große Gaſterehen; man ſang und
tanzete, und überreichte die bei) einem neuen Buͤndniſſe gewöhnlichen Geſchenke. ¶ Ihres
Ortes fangen die Franzofen dag Te Deum, hielten ein Hochamt, und empfingen zu
großer Erbauung ber Wilden, alle miteinander das Heilige Abendmahl. Den Morgen
darauf quartivete man fih ein, und der P. le Mercier befuchete den Flecken Onnontague,
wo ex mit vielen Ceremonien empfangen wurde. Den 2aften wurde eine allgemeine Ber:
ſammlung gehalten, und ber P. Chaumonot redete darinnen mit vieler Beredſamkeit von
der chriſtlichen Religion. Un eben dem Tage kamen Abgeordnete von dem Stamme
Goyoguin, und bathen um einen Mißionar Man gab ihnen den P. Meſnard.
Sn Snnontague war alles in Bewegung, die chriſtliche Reiigien anzunehmen, und man
mußte die Capelle um mehr als die Hälfte erweitern, indem fie nicht alle Diejenigen mehr
fen Feue, melde Unterricht verlangten, N
ur eines fehlete! und dieſes einzige war von nicht geringere Wichtigkeit, Alle
Sicherheit „ die man gegen das leichtfinnige und veraͤnderliche Gemuͤth der Wilden has
ben konnte, beruhete auf einer guten Schanze. Allein, fo reich war ganz Canada nicht,
daß es bie Baufoften beftreiten Eonnte, und zum Ungluͤcke harte unter allen Mitgliedern
der neufrangöfichen Geſeilſchaft niemand weniger zu fagen, ‘als wer das Sand am be—
en kannte. — DE
h Indem Diefes bay den Onnontaguern vorgieng, traueten ſich die Huronen nicht mehr, Was mit den
auf der Inſel Orleans zu bleiben, ſondern flohen had) Quebec. Ja, weil es ſie verdroß, Huronen auf
daß ihnen die Sranzofen Feine Hulfe geleiſtet harten, ſo ſchickten fie heimlich an die Agnier, der Orleans⸗
und verlangeren, unter ſie aufgenommen zu werden. Bald hernach reuete es fie, und infel vorgieng.
in allexley Ausflüchte : allein, die Agnier bielten fie beym Worte, und um fie zu
Erfüllung deffelbigen zu nöfhigen, lleßen fie durch ihre ausgeſchickten Partehen alles, was
ſich auf dem Felde blicken ließ entweder todtſchlagen, oder gefangen nehinen. Nachge⸗
heuds da fie meyneten, MU wären fie genugfam zur Erfenneniß gebracht, ſchickten fie
dreyßig Abgeordnete nach Quebec, um fie abzuholen. |
Die Abgeordneten vollzogen ihren Auftrag mit unglaublichem Stolze. Sie wandten Trot
fih anfänglich an den Herrn von Lauſon, und verlangeten in einer allgemeinen Der: der Iroqueſen
€: 2 fammlung
204 Gefchichte und Beſchreibung
1655. Sammlung der Franzoſen und Huronen gehöret zu werden Man beiwilligte es. Hierauf
vebete der Vornehmſte exftlich die Huronen folgender Geſtalt an: „Mein Bruder ! du
„ſtreckteſt ſchon vor einiger Zeit deine Arme gegen mid) aus, und. wollteft in mein fand
„abgeholet ſeyn: allein, fo oft ich es thun wollte, liefeſt du Davon; ich habe dich alfo zur
„Strafe für deine Unbeftändigfeit mie meiner Streitaxt geſchlagen. Das allerbefte für
„dich wird diefes ſeyn, Daß du mir zu dergleichen Verfahren Feine Urfache mehr gebeft. Stehe
„alfo auf, und Eomm mit mir b),, Bey Endigung diefer Worte, uͤberreichete ev zwey
Halsgehänge; eines follte die Huronen zum Aufitehen bewegen; das andere dienete zur
Berfiherung, die Agnier würden fie als leibliche Brüder halten.
Nachgehends vedete er den Statthalter folgender Geftalt an: „Ononthio, laß deine
3 Arme finfen, und deine Kinder los, die du an deine Bruft druͤckeſt; denn fonft moͤch⸗
„ten fie etwa eine Narrheit begehen, und ich, wenn ich fie ftrafen wollte, Dich mit ihnen
„zugleich treffen. Hier ift ein Halsgehänge, um dir die Arme zu oͤffnen. Ich weis wohl,
„daß der Hurone gern bethen mag, daß er den Urheber aller Dinge erfennet und vereh-
„tet, auch bey aller Gelegenheit feine Zuflucht zu ihm nimmt. Ich meines Ortes bin
„gefonnen, ein gleicheszuthun. Erlaube nur dem Ondeſſon 5), welcher mich, ich weis nicht
„warum, verlaffen hat, daß er wieder zu mir fomme, und mich ferner unterweiſe; und
„weil ich für fo viele Leute nicht Kähne genug bey mir babe; fo leide mir ‚die deinigen.
Diefe gedoppelte Bitte befräftigte.er mit zweyen andern Halsgehängen, und ſchied damit
aus —— won er h © —
Verlegenheit s iſt ſchwer zu begreifen, aus was für einer, Urſache der, Hert von Lauſon dieſe Grob:
der Huronen. heiten mit Geduld ertrug, da er doch damals mit keinem VL ad
Stamme der. Agnier zu thun hatte. Die Huronen geriethen über fein gelaffenes Weſen
in große Verlegenheit. Die Erfahrung des Bergangenen ‚ und bie Aufführung der Ito⸗
quefen, ließ fie alles. befürchten, und fie hielten ihren Untergang für geroiß, fie möchten
eine Partey ergreifen, was ‚für eine fie wollten. In diefer Beſtuͤrzung theileten fie fich,
Einige wollten bey den Franzoſen verbleiben , andere wollten fich an Die Onnontaguer era
‚geben , mit denen fie bereits in.einem halben Vergleiche ſtunden. Das einzige Gefchlecht
‚vom Bären ‚blieb, bey feinem den Agniern gegebenen Worte.
! Nach dieſem gefaflesen Entſchluſſe hl man fich wieder, und der Statthal-
ter wollte felbft mit dabey feyn, ungeachtet er nicht die geringfte Anſtalt, fein Anfehen zu
behaupten, gemachet hatte. De P. Moyne ſtellete ſeinen Dollmetſcher vor, und hielt
folgende Rede: „Ononthio liebet die Huronen ungemein; denn fie find feine Kinder;
„gleichwohl hält er fie nicht als, noch unerzogene ; fie find alt-genug, fich felbft zu rathen ;
„ee öffnet alfo feine Arme, und laͤßt ihnen Freyheit, zu gehen, wohin fie wollen. ch
„meines Ortes bin geſonnen, ſie nicht zu verlaffen. Gehen fie zu dir, Agnier, fo will
„ich dich ebenfalls lehren, wie man bethen, und den Urheber aller Dinge verehren müffe,
Ich habe aber fihlechte Hoffnung, daB Du mich anhören werdeft; denn ich Fenne dich
„fihon, und weis, wie ungelehrig du biſt, unterdeffen bin ich allenfalls mit dem einzigen
Hurone fehon zufrieden, Was die verlangten Kaͤhne betrifft, ſo ſiehſt du ſelbſt, daß
wir Feine übrig haben, Mache dir alſo welche, wenn du nicht genug haft, HR.
er ae Hierauf
b) Der P. le Moyne.
von Neu⸗Frankreich. VIl Buch. 205
Hierauf trat das Oberhaupt ber Huronen von Bären hervor, und ſagete: „Mein —
„Bruder! > bin ich. * einge mit gefchloffenen Augen in deine Kaͤhne, und bin —
„zu allem, auch zum ſterben fertig, Nur will ich anfänglich mit meiner Cabanne c)
„allein abreifen. Ich leide nicht, Daß aufer mir noch andere zu Schiffe gehen. Wol—
„len mir meine ůͤbrigen Landesleute Fünftig nachfolgen, fo will ich mich nicht dagegen fea
„een: es wäre mir aber lieb, wenn man vorher wüßte, wie du mit mir umgehen wirft.,,
Damit warf er drey Halsgedänge hin, damit die Agnier ihm gut begegnen , das Ange:
denken der Vortheile, denen er entfagete, austilgen, und ihm die Reife erleichtern ſollten.
Die Abgeordneten nahmen die Geſchenke zu fih, und fihienen fehr vergnüge zu ſeyn.
Nachgehends baueten fie Kühne, und fuhren nebſt den Huronen und dem P. le Moyne
davon. 19
Wenige Tage nach ihrer Abreiſe kamen die Abgeordneten der Onnontaguer nach DieOnnonta⸗
Quebec und forderten diejenigen Huronen, die ſich mit ihnen eingelaſſen hatten, auf, ihr guer fordern
Wort zu halten, und mit ihnen zu ziehen. Sie empfanden es ſehr uͤbel, daß das Geſchlecht ſie ab.
vom Baͤren mit den Agniern zogen war. Die Huronen mußten um fo viel weniger,
was bier zu thun fey, weil fie faben ; der Statthalter wolle fich ihrentwegen die On—
nontaguer, welche ungemein hoch fprachen , nicht zu Feinden machen. Endlich ließ der
Herr von Lauſon den letztern auf das höflichfte beybringen, fie fegeten die gebührende Ehr-
erbiethung gegen ihren Vater aus den Augen;, die Huronen wären zum Theile Willens,
mit ihnen zu ziehen, es. hätte aber ihr Friegerifcher Aufzug Weibern und Kindern eine
große Furcht eingejaget, weil man Brüder und gute Freunde auf Feine folche Weife ab—
zubolen pflegere. Wollten fie nun der Ordnung gemäß verfahren, fo follten fie wieder
nach Haufe gehen; fo bald man feine Urfache mehr Haben würde, fie für Feinde anzufe-
“ ben, wollte man das gegebene Wort halten: und um zu zeigen, daß diefes Fein leeres
Vorgeben wäre, —— die Huronen zu Montreal auf fie warten, und Geiſel geben.
= Re nein fie äußerlich ganz vergnüge abzureifen. Gleichwohl
machten Diefeöftern Zwiſtigkelten, und die Zerftreuung einer fo zahlreichen chriftlichen Gemei-
ne, darauf man wit allem echte eine nicht geringe Hoffnung gefeget hatte, nebft den
Seindfeligkeiten der Agnier, dem Statthalter forwohl, als den Mifionarien, allerley ſchwe—
vos Nachſinnen.
e) Enbanne bedentet zumeilen fo viel, als Angehörige.
Eea. Der
ER EHE TR α
— Der: Er |
‚allgemeinen Geſchichte
und Beſchreibung sr
von Reu grankreich;
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U
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4
Ahles Buch
nfänglich ſchien es nicht, als ob dasjenige, was zu Quebec, wegen der Huronen
vorgegangen, ‚eine Beränderung in der neuen Freundſchaft gelben ni and den
obern Iroqueſen machen würde, Es wäre aber zur guten Dauer derfelbigen
hoͤchſtnothwendig geweſen, wenn ihre Abgeordnete ——
von unſerer Macht bekommen hätten. , Allein, zum Ungluͤcke waren fie nicht nur Augen⸗
zeugen unſerer Schwaͤche geweſen; ſondern es wurde ihnen dieſelbige Auch Durch die große
Geduld, damit wir den Trotz der Agnier einſtecketen, alle Tage noch handgreiflicher. Nie⸗
manden erweckete die Erwägung diefer Umftände mehr Betruͤbniß, als den Mißionarien.
Denn ba faft niemand, als nur fie allein, die Sprache diefer Barbaten verftund, noch ihre
Gemüchsare fo gut, als fie kennete: % fonnte-auch niemand mit ſolcher Zuverlaͤßigkeit,
als fie, einfehen, es werde der neue
feyn. Nun eröffneten fie zwar ihre Gedanken überall, wo es nöthig wär: es erforderte
aber ihre Schuldigfeit noch weit mehr, die gegenwärtige gute Gefinnung Diefes Volkes .
wohl anzumenden, und ben Wink der Vorſehung zu dem Heile vieler Seelen zu folgen. -
Viele Iroque⸗ Der Pater Chaumonot beſuchete die Tfonnonthuaner, und fand eine geoße Men
U bekehren ge chriſtlicher Huronen unter ihnen, welche durch ihr gutes Beyſpiel in manchen Unglaͤu⸗
* bigen eine Neigung zum Chriſtenthume erreget Hatten. Die Froͤmmigkeit der Franzoſen
brachte zu Onnontague nicht weniger Frucht · „Wars für ein nterſchied, ſageten die Wil⸗
„den, ift doch unter biefen Chriften und ben Holländern? Sie fagen, fie erkennen alle
beyde einerley Gott: aber die Aufführung der einen ift doch lange nicht fo ordentlich, als
„der andern ihre. Wenn wir die Zuantzefen befüchen :-fo kommen wir ſtets mit einer wah⸗
„ren Begierde zu bethen zuruͤck; zu Orange redet man niemals mit uns vom Bethen, und
„wir wiſſen niche einmal, ob man dafelbft berher,. Es wäre zu wünfhen, daß die Voͤl⸗
ker in Canada ſtets fo von den Franzofen geveder hätten. \
Raoch glücklicher war der Pater Mesnard bey den Goyoguinen und Onneyuthern.
Er-taufere gleich im erften Jahre ber vierhundere Perfonen, und machete fh zu einer
EM
+
2657.
nbau bey den Onnontäguern won fchlechter Dauer
Geſchichte und Beſchreibung von Neu⸗Frankr. VIIB. 207
noch reichlichern Erndte gegruͤndete Hoffnung, Aber, als ſelbige am größten war: ſo 1557-
winde ſie zu Waſſer. Raum hatte ſich die Pflanzſtadt von ihrem erlittenen Verluſte ei⸗
nigermaßen erholete for wurde ſie in einen neuen Krieg verwickelt, der ihr zwar den gaͤnz --
lichen Untergang verurſachen, aber nicht den geringſten Vortheil bringen‘ Fonnte Das
erſte Merkmaal von dem veränderten Gemuͤthe verobern Iroqueſen aͤußerte ſich zu Montreal.
Es kamen einige Onnontaguer dahin, um die Huronen, vermöge der im vorigen Jah⸗
ve genommenen Abrede, abzuholen. Einige Franzoſen und zween Jeſuiten ſollten die Hu:
ronen begleiten. Allein, da es zur. Abreife kam, ſageten jene rund heraus: fie würden
fonftiniemand, als nur bie Huronen mitnehmen Zwar gaben fie, was einige Franzofen
betraf), endlich nach; wegen beyder Jeſuiten aber blieben fie unerbittlich. Wollten mm
diefe ihre Neubekehrten nicht im: Stiche laſſen: fo mußten fie ſich in einen zufaͤl⸗
liger Weife am Ufer: vorhandenen: Kahn fegen, und ohne andern. Vorrath, als einem
Saͤckchen mit Mehle, die Reiſe antreten. : a
Diefe unvermuthete Aufführung der Onnontaguer ſchien eine fehlimme Borbedeu: Die Onnon-
fung fuͤr die Huronen zu ſeyn. Sie war es ·auch ·nur allzugewiß. Cheman auf der Rei⸗ taguer gehen
fe noch fonderlic) weit gekommen war: fo ſchlug ein iroqueſiſches Oberhaupt einer huroni⸗ mit gi *
ſchen Weibesperfon den Kopf auf der Stelle entzwey, weil fie in fein’ Begehren nicht wil- "TE um.
ligen wollte. Dieſes war gleichſam die Loſung, die Maſke abzunehmen, welche die ſchaͤnd⸗
lichſte Treuloſigkeit bedeckete. Die angeſehenſten Huronen wurden ohne weitern Wort:
wechſel niedergehauen; die uͤbrigen für Kriegesgefangene angeſehen; ja einige fo gar vers
brannt, ohne daß man die Urſache von einem ſo unanſtaͤndigen Verfahren wiſſen konnte.
Die Franzoſen vermutheten ihres Deres fein beſſeres Schickſal. Ja, es ſoll der
Entſchluß, ſie ſaͤmmtlich zu erwuͤrgen, wirklich gefaßt geweſen, aus einer mir unbekannten
Urſache aber wieder geändert worden ſeyn. Sie entgiengen alſo zwar dieſer Gefahr,
verfielen aber in eine weit groͤßere Denn das erſte, mas fie bey ihrer Ankunft zu Onnon⸗
tague erfuhren, war dieſes: man haͤtte einen Anſchlag entdecket, alle Franzofen zu ermor⸗
den. Wie man ſaget: fo gab folgendes Urſache dazu. Hay
As eine Partey Onneyuther unweit Montreal jagetes fo fand ſie dreh Franzofen an Die Iroque—
einem einfamen Orte, fehlug fie tobt und nahm die Haarkoͤpfe mit nach Haufe Hans fer wollen alle
deAillebout welcher die Stelle des Herrn de Lauſon verſah, weil diefer nach Frankreich a a x
zuruͤck gekehret war, werlangere, ohne feinen Nachfolger zu erwarten, wegen diefes Fre:
vels Genugtduung, und um folche der Nation abzundthigen, ließ er alle in der Pflanzs
ſtadt amvefende Iroqueſen beym Kopfe nehmen. Anfänglich brachte die Nachricht von
diefem Verfahren die Nation auf ſehr heftige Entſchließungen : endlich aber blieb es nach
reifer Ueberlegung bey folgendem Borfag, un. | |
Man wollte den Pater le · Moyne, welcher fich bey den Agniern aufhielt‘, erſuchen,
eine Reife nach Quebec zu thun, und die gosfaffung. der Gefangenen zu bemirfens" "Unter
dem Vorwande nun, ihn zu beehren, und gegen die jungen Leute, welche wider alle Fran:
zoſen heftig erbittert wären, zu befchügen, wollte man ihm eine zahlreiche Begleitung mit:
geben/ und zugleich viele Partenen ausſchicken die fich im Franzöfifehen Gebiethe bier und
dort aufhalten mußten. Se bald nun ihre Landesleute frey wären: fo follte alles, was
man von Franzofen und ihren Bundesgenojfen antreffen Eine, erwuͤrget und’ ausgepluͤn⸗
dere werden. Nachgehends ſollte zu Onnotague ein gleiches geſchehen.
Gleich:
1858,
208 —GGecſchichte und Beſchreibung
Gleichwohl übernahm der Pater le Moyne die Reiſe nicht, ohne daß ich ſagen koͤnn⸗
te, warum? Aber: gleich. mit Anfange des folgenden Hornunges im Jahre 1658 zogen {ehr
Der Anſchlag zahlreiche Parteyen Agnier, Onneyucher und. Onnontaguer , fammelich zum Kriege auss
wird eutdeckt. gerüftet, aus ihren Dörfern, Diefes verurſachete bey dem Herrn Dupuis einen gewalti-
Annehmung
der Wilden
an Kindes⸗
ſtatt.
Flucht der
Franzoſen.
gen Argwohn, und bald darauf erfuhr er ben ganzen Anſchlag von einem Ehriften, Hier
war guter Raih theuer. Denn da fein Enefag ‚won Quebec zu ‚hoffen war, oder folcher
auch nicht in Zeiten anfommen Fonntes fo half alles Verſchanzen weiter zu nichts, als
daß man den unvermeidlichen Untergang nur bis auf eine kurze Zeit verſchͤbe. Wollte
man ensfliehen,, ſo mußte man erſt Kahne bauen; denn ſo vorſichtig mar man nicht gewe⸗
fer, daß man eine gute Anzahl im Vorrathe behalten Härte, Bey diefen Umſtaͤnden aber
erſt welche zu bauen, das hieß feinen Anſchlag felbit verrathen. Endlich faffere er folgen
de Entſchließung. Ev gab vor allen Dingen dem Herrn d’Ailfebout Durch einen eigenen
Bothen von der angezettelten Verrätherey Nachricht, und ließ hernach in aller Eile kleine
leichte Fahrzeuge bauen. Damit aber die Iroqueſen hiervon nicht das mindefte erfahren
möchten: ſo wurde in der. Scheune des Jeſuiterhauſes Daran geatbeiterz. indem diefe nicht
nur größer, als andere Scheunen, fondern auch weiter abgelegen war.
Als diefes geſchehen wars fo beftimmete ev ven Tag zur Abreife, und befahl.feinen
$euten , ſich unvermerkt mit Lebensmitteln zu verforgen, damit man den Iroqueſen keinen
Verdacht gäbe. - Nur kam es darauf an, wie man ohne der Wilden Vorwiſſen zu Schif-
fe gehen follee? Auch diefes wurde vermittelſt folgender ziemlich fonderbaren Liſt mög:
” Ein ft ſehener Einwohner zu Onnontague Harte einen jun
Ein fehr angefehener Einwohner zu Onnontague hatte einen jungen vanzofen zu fei-
nem Sohne angenommen. Devgleichen Annehmung an Kindesftart, en ——
etwas ſehr gemeines wurde, hatte mit Ausnahme der Erbſchaft, als welche bey den Wil:
den nichts heißt, alle Diejenigen Bortheile, die bey den Römern damit verfnüpfet waren
keinesweges aber die Befchwerlichkeiten an ſich; ja, es vermochte nicht einmal ein unter.
deffen einfallender Krieg die geringfte Yenderung darinnen zu machen. Eben aus Diefer
Urfache gebrauchete man nachgehends manche von Sroquefen als Söhneangenommene Fran⸗
ofen, als Friedensmittler. ar:
Der junge Franzoſe nun gieng zu ‚feinem, angenommenen Vater, und fagete, es
habe ihm von einem Schmaufe getraͤumet dabey man alles, was aufgetragen wird, rein
auffreffen muß: er bathe alfo , der Herr Vater ‚möchte das ganze Dorf zu einem ſolchen
Schmaufe einladen; denn es liege ihm beftändig im Sinne, er müffe fterben, wenn das
geringfte übrig bleibe. Der Wilde fagete, das wäre ihm nicht lieb, wenn er ſterben
follte; er möge nur felbft den Schmaus nach Belieben anordnen ; er, der Wilde, wolle die
Gäfte einladen, und es folle gewiß nichts übrig bleiben. Hierauf beftimmete der Fran⸗
308 den igten des Märzmonates, an welchem man abfegeln wollte , zum Freßtage. Es
wurden fo viele $ebensmittel, als man immer miffen Eonnte, dazu beſtimmet, und alle
Wilden dazu eingeladen. ; *
Der Schmaus nahm feinen Anfang Abends um neun Uhr, Damit nun die Franzofen
ihre Fahrzeuge ins Waſſer bringen und beladen Fönnten, ohne daß man im Dorfe etwas davon
hoͤrete, mußten die Trommeln undTrompeten rings um die Wohnung, darinnen geſchmau—
fet wurde, ohne Unterlaß erfihallen. Als alles zur. Abreife fertig war; fo gab. man dem
jungen Menfchen die verabredete $ofüng, worauf er zu feinem Vater fügere, er trage Mit:
leiden
von Neu⸗Frankreich. VIII Buch. 209
leiden mit den Gaͤſten. Die meiſten haͤtten bereits um Gnade gebethen, man koͤnne 163g
demnach ausruhen, und wolle er jedermann einen angenehmen Schlaf verſchaffen. Da⸗ *
mit nahm er ſeine Guitarre zur Hand. Kaum hatte er etwa eine Vierthelſtunde geſpielet:
ſo ſchnarchete alles, was Athem hatte: er aber lief eiligſt nach der kleinen Flotte, und
fuhr mit den uͤbrigen ohne Verzug davon.
Mit Anbruche des folgenden Tages wollten einige Wilden, ihrer Gewohnheit zu Fol⸗
ge, die Franzoſen beſuchen, fanden aber zu ihrer groͤßten Verwunderung eine gaͤnzliche
Stille, und alle-Häufer verſchloſſen. In. Meynung man leſe etwa Meſſe, oder hielte
Kath, verzogen fie viele Stunden lang , und pocheten ſodann an einige Thüren: es anf
wortete aber. niemand, als die Hunde, die man nicht mitgenommen hatte. Zar fahen fie
durch die Umpfaͤhlung einiges Federvieh herum laufen, von einem Sranzofen aber fahen
und höreten fie nicht das geringite, Endlich gegen Abend brachen fie die Ihren auf,
und fanden das leere Neſt.
Niemand konnte begreifen, wie Die Sranzofen weggefommen wären ‚ von denen fie
wußten, daß fie Feine Kähne hätten. Man Fann fi nichts fo närvifches einbilden, das
ihnen nicht in den Kopf Fam, wie es Doch zugegangen feyn müßte, Sn der That harte
man auch zu folchen Reifen noch nie befegelte Fahrzeuge gebraucher, Wenn aber die Fraus
zofen gleich Kaͤhne gehabt hätten: fo wären fie ihnen nichts nuͤtze gewefen, weil bie Fluͤſſe
noch voll Eis giengen; und eben aus dieſer Urſache hielten die Iroqueſen das Nachſetzen
für unmöglic),
Allein, dem Heren Dupuys war geivaltig bange davor. Er eifete wirklich derma- Der Krieg
fen, daß er im vierzehn Tagen ſchon zu Montreal war; ungeachtet ihn der widrige Wind gebt wieder
ziemlich-Tange auf dem Ontariofee aufgehalten hatte, Doc), er fand bey feiner Ankunft, Mr
daß esden Montrealern eben fo wenig wohl zu Muthe war, als ihm. Die iroqueſiſchen Parz
teyen ſchwaͤrmeten auf allen Seiten herum, und haufeten dergeftalt, daß fich Fein Menſch
aufs: Feld zu gehen getrauete. Mit Ausgange des Maymonates Fam der Pater fe Moyne
ebenfalls nach Montreal, Die Agnier hatten ihm verfprochen, er follte unbefchädiger bis
dahin geliefert werden. Sie hielten auch ihr Wort: allein, fo bald viefes gefchehen war,
legete Die ganze Nation alle Berftellung bey Seite, und der Krieg gieng heftiger an, als
er nie geweſen war,
Den ten des Heumonates trat ber Bicomte de Argenfon zu Duebec ans Land , Argenſon
und wurde als. Öeneralgouverneur, oder Großftatthalter empfangen. Allein, er vertwun- wird Groß⸗
derte ſich gewaltig ‚als er gleich den folgenden Tag, ins Gewehr! rufen börete, und Rattbalter,
zugleich vernahm, Die Froquefen hätten einige Algonquinen unter den Stücen der Feſtung
todegefchlagen. Er ließ fie zwar ohne den geringften Zeitverluft durch zweyhundert Franz
zoſen und Wilde verfolgen; man Fonnte fie aber nicht einholen. Zwey Kinder fand man,
die fie, um deſto hurtiger zu laufen, unterwegens frey ließen; imgleichen drey Meibesperfo-
nen, Eine war todt, die übrigen beyden gefährlich verwundet.
Bald darauf hatten die Agnier im Sinne, die Schanze an den drey Fluͤſſen zu über-
tumpeln , und fhiceten zu dieſem Ende achte aus ihrem Mittel ab ‚welche unter dem Vor—
wande einer friedlichen Unterredung den Zuftand des Ortes erkundfchaften follten: allein,
der dafige Befehlshaber , de Is Potherie, behielt einen davon gefangen bey fic) , und
ſchickete die übrigen dem Generale, welcher fie nach Gebühr Hinvichten ließ. Diefes herz⸗
hafte Verfahren that erwuͤnſchte Wirkung, und verſchaffete den Franzoſen einige Ruhe.
Allgem, Beifebefchr. XIV Band. Did | Die
= Geſchichte und Beſchreibumg
1659, Die Mißionarien macheten ſich dieſelbige zu Nutze. Sie unternahmen viele Reiſen in
m die nordlichen Gegenden, und entdecketen verfehiedene Wege nach der Hudfonsbay.
Ankunft des Alſo war der Zuftand von Neufrankreich befchaffen,, als den 6ten des Brachmenates
erſten Biſchofs im Jahre 1659, Kranz von Laval, fonft der Abt von Montigny genannf, damali-
in Canada. ger Titularbiſchof von Petraͤa, als apoftolifcher Vicar zu Quebec ans Land trat, Diele:
füiten hatten fehon feit einigen Jahren darauf gedrungen, man möchte, um einigen in der
Pflanzftade einfchleichenden Anordnungen zeitig vorzubeugen, einen Bifchof dahin ſchicken.
Die alte Königinn wollte einen alten Mißionar dazu ausgeſuchet willen, und foll fo gar
die Yugen auf den Pater Paul le Jeune geworfen haben, Es verbathen aber die Je—
fuiten diefe Ehre, teil fie folche, vermöge ihrer Stiftungsregel, nicht annehmen dürften,
und fehlugen dagegen den Abt Montigny vor, welcher fogleich beliebt wurde.
Der neue Prälat bath ſich den Pater Hieronymus Sallemant, damaligen Rector des
Collegii zu la Fleche, vom Jelnitergenerale aus. Er nahm auch noch andere Geiftliche mit
nach Canada ; noch mehrere folgeten mit der Zeit, und wurden fo, wie fie Famen, in Be—
fig der Pfarren gefeger, welche in Grmangelung anderer Priefter, die Jeſuiten bisher
verfehen hatten, Fr
Bon den Die neuen Pfarrer verfahen ihr Amt anfänglich nur Auftragsweife; ja, es beruhete
Pfarren in ihr Werbleiben bey der Pfarre lange Zeit auf dem bloßen Belieben des Bifchofes, oder
Canada. uch der Vorſteher des Seminarii zu Quebec, welcher Iegtere ihres Ortes von den Vorfte-
bern des Parifer Seminarii für ausländifche Mißionen, ernennet wurden. Nachgehends
verordnete der Hof zwar, es follten Die Pfarren in Canada; gleichwie im ganzen König-
reiche, für beftändig ertheilet werden : dem ungeachtet gefchicht es noch heutiges Tages niche
bey allen, fondern die Inſel Montreal fteht nebft allen Dazu gehörigen Pfarren noch im-
mer auf dem alten” Fuße unter der Aufſicht des Seminarii zu St. Sulpiz _
Inſel Mont Rurbeſagtes Seminarium hatte vor zweyen Jahren alle Rechte der allererften Eis
real wird dem genthumsherren der Inſel an ſich gebracht. Einige Jahre vorher war der Abt Quelus
Seminarivei: 48 Großvicarius des Erzbiſchofs von Rouen nad) Duebeegefommen, Yndem aber die
ua Gerichtsbarkeic diefes Prälaten uber Neufrankreich nur felbit angemaßet war, auch die
Biſchoͤfe zu Nantes und Nochelle gleiche Anfprüche darauf hatten: fo gieng der Abt Due:
Ins, weil ihn niemand als Großvicarium erfennen wollte, wieder nach Franfreich zurück,
Eam aber im Jahre 1657 nebft einigen Abgeordneten des Seminarii von St. Sulpiz wie-
der, nahm Befig von der Inſel Montreal, und legete den Grund zu einem Seminario.
Syn diefem allen fand er nicht die geringſte Hinderniß; ja, es war im Gegentheile jeder-
mann lieb, daß diefe Inſel in vermögende Hände kam, folglich ihe Anbau und ihre Be—
völferung fräftiger, als es bie bisherigen Befiger zu thun vermochten, getrieben werden follte,
Es wird ein‘ Als der Biſchof von Perräa im Jahre 1662 nad) Frankreich gereifer war: fü wirke-
Seminarinm te er bey Seiner Majeftät die Erlaubniß zur Errichtung eines Seminaril zu Quebec aus;
‚zu Queber ers und es wurde das Patent im April des folgenden Jahres für die Vorſteher Des Seminarii
MS, der ausländifchen Miionen ausgefertige. Indem num das befagteneue Seminarium,
bey dem damaligen Zuftande, ganz Neufrankreich mit Pfarrern werfehen mußte: fo wur:
de ihm auf des Prälaten Vorftellung der Zehenden verwilliget, und folher auf das Drey⸗
gehende von allem, was ber Kirche pflichtig ift, angefihlagen. Allein, weil diefes für ar-
me Leute zu viel zu fen fehlen, und die Einwohner dießfalls Vorſtellung thaten: fo ma-
chete die neufranzöfifche Regierung im Herbftmonare des 1667ſten Jahres die vorfäu-
. fige
von Neu⸗Frankreich. VIII Buch. ou
fige Verordnung, es follte ftatt des Zebenden nur der fechs und zwanzigſte Theil erhoben,
in Koͤrnern, nicht in Garben bezahlet, auc) von alleverft urbar gemachten Feldern die er=
fen fünf Jahre gar niches gereichet werden,
Als nachgebends die Colonie voltxeicher wurde, und man neue Pfarren errichten
mußte: ſo verordnete der Koͤnig im Maymonate des 1679 Jahres : die Pſarren ſollten feftge-
ſetzet ſeyn, und der Zehenden dazu geſchlagen werden; er beſtaͤtigte auch die nur gemeldete
vorläufige Verordnung, und bewilligte aus feinen eigenen Einkünften jährlich fieben tau—
fend fechs Hundert Livres für Die Pfarrer, die vom. bloßen Zehenden nicht leben koͤnnten.
Hierzu Fam nachgebends zweytauſend Loves für folhe Pfarrer, welche Alters oder Schwach⸗
heit wegen ihrem Amte nicht mehr vorſtehen konnten, und wurden fie durch ein Arret vom
oſten des Märzmonates im Jahre 1717 in fünf Antheile von dreyhundert Livres, und ei—
nen von zweyhundert abgetheilet.
Noch bewilligt der König dreyzehnhundert und funfzig Livres für eben dergleichen
Pfarrer, und eben fo viel zum Baue der Pfarrkirchen. Das Jus Patronatus wurde den
Serichtsherren, Die es vermöge eines Arrets vom Maymonate des 1679 Jahres bisher ge:
& baten, entzogen, und durch ein anderes vom 27ſten März des 1699 Jahres dem
Bifchofe eingeräumet; zugleich auch befohlen, man folle die Kirchen von Stein erbauen.
Uebrigens kann der Bifchof alles vom Könige bewilligte Geld nach feinem Ermeffen ver-
menden. Das Domcapitel befteht aus dem Domdehant, Domfänger, Archidiaconus,
Scholaſter, und zwölf Domherren, Die beyden erften Stellen vergiebt der König, die
übrigen der Biſchof. |
So bald das Seminarium zu St. Sulpiz die Inſel Montreal zu feinem Eigenthu- Hofpital zu
me beſaß: fo wurde auf die Errichtung eines Hofpitales gedacht. Die Fraude Hullion gab Montreal.
hierzu zwey und fechzig taufend Livres, und Herr de la Doverfiere, Eöniglicher DOberrich-
ter am Appellationsgerichte zu la Fleche, widmete ebenfalls einen Theil feines Vermögens
dazu. Auf feinen Rath wählete man auch zu Beforgung diefes Hofpitales die Srauen aus
dem Hotel-Dieu gedachter Stadt, deren Stiftung nachher ein Orden geworden,
Indem Montreal allgemad) zu einer Stadt erwuchs: fo wurde nicht nur diefer Ort,
ſondern auch ganz Neufrankreich mit einer befondern Stiftung zu Erziehung junger Mägd-
‚chen geyieret. Die Stijterinn war Margaretha Bourgeois, welche vor einigen Jah⸗
von als Hausbälterinn mit dem Heren von Maifonneuve nach Canada gefommen war. Die
Perfonen, welche fich dazu gebrauchen laffen, nennet man die Jungfern von der Congre⸗
gation, und leben ſie weder in einem Kloſter, als welches ihrer Abſicht durchaus entge⸗
gen wäre, noch) Dürfen fie einiges Geluͤbbe thun, ungeachtet fie einftens darum anfucheten.
Die Urfulinerinnen zu Duebec wurden anfänglich in der Abficht, Die wilden Mägd-
chen wohl zu erziehen, geſtiftetz; man mußte aber diefes Vorhaben nachgehends fahren
laſſen, nicht nur , weil es befagten Nonnen an dem nötbigen Vorſchuſſe fehlete, fondern
auch, weil die Wilden ihre Kinder nicht gern von fich laſſen. Ueberhaupt half alle Mühe
wenig. So bald Die Kinder aus dem Kloſter unter ihre wilden Anverwandte kamen: fo
geriethen fie wieder auf die alten Sprünge; und weil die Untermweifung ihren Berftand ge-
ſchaͤrfet, und ihre Erkenntniß vermehret Hatte: fo misbraucheten fie nur beydes, oder doch
meiſtentheils. Dergeſtalt hätte * ſich bloß an die Töchter der Bekehrten und unter uns
anfäßigen Wilden Halten muͤſſen Allein, dieſe Hatten dergleichen Beyſtand am wenigſten
noͤthig, und war es, wie Die Erfahrung —— am allerbeſten gethan, wenn man ſie
2 in
1659.
912 Geſchichte und Beſchreibung
1559. In ihrer Einfalt und Unwiſſenheit dahin gehen ließ, oder doch das Verlernen ihres plum—
pen Weſens der Zeit heimftellete.
Man entde⸗ Kaum hatte der Biſchof von Petraͤa die Regierung ſeiner Kirche uͤbernommen: ſo
cket viele Na⸗ erfuhr er: man habe im Norden und Weſten des Huronſees verſchiedene Nationen ent—
tionen. decket. Er war ſogleich fuͤr ihre Bekehrung beſorget, und nahm dießfalls mit dem Pa-
ter Hieronymus Lallemant, welcher nun zum zweytenmale Mißionsſuperior war, die noͤ—
thige Abrede, Gleichfalls fehickere man mehr Mißionarien unter die Abenaquier, bey wel-
chen ſich, ihrer umſchweifenden Lebensart wegen, das Chriſtenthum mit feiner folchen Geſchwin⸗
digkeit ausbreiten wollte, als ihre Gelehrigkeit ſonſt vermuthen ließ.
Großes Wun: Weil die Nachbarn des Soverzbufens mit den Esfimaup beftändige Kriege führeten:
derwerk. ſo brachten fie öfters Seibeigene nach Haufe, darunter man zumeilen einige befehren Eonnte.
Unter diefer geringen Anzahl war auch) eine Fran, welchewährender Unterrichtungszeit,
gleich als vom Teufel befeffen zu ſeyn ſchien. Man gebrauchete, um die eigentliche Befchaf-
fenheit ihres Mebels zu erforſchen, mancherley Argeneymittelz aber alle vergeblich. Zulegt
nahm man feine Zuflucht zum Weihwaſſer, und hiervon wurde fie vollfommen gefund.
Hierauf verlangete fie die Taufe, und nad) felbiger ſchwur ein Caloinift, welcher einem fo
offenbaren Wunderwerfe unmöglich widerftehen Eonnte, feinen Glauben ab, $
Allerley Ent Ein Algonquin, welcher zwey ganze Jahre in den nordlichen Gegenden herum gerei
— ſet war, fand im folgenden Jahre eine große Anzahl ſeiner Landesleute, in der Gegend
02 der Hubfonsbay, dahin fie die Furcht vor den Iroqueſen getrieben hatte, Die Landesein⸗
wohner waren nicht ungeneige, gemeinfchaftliche Sache mit den Sranzofen gegen dieſes un-
bändige Volk zu machen, das niemanden in Ruhe ließ, und ihnen allmählich zu nahe
Fam. Sa, fie gaben den Algonquinen fo gar Geſchenke an den Statthalter mit, Der
Mann hatte den Weg nach der Hubfonsbay über den obern See genommen, und Fam auf
dem Saguenay zurück,
Um eben diefe Zeit hatten zween Franzoſen mit einer großen Anzahl algonquinefifcher
Haushaltungen am obern See uͤberwintert: fie befamen nachgehends &uft, die weftlichen
Lander zu befehen , und kamen bis zu ven Siuern oder Siuyen. Unterwegens fanden
fie einen großen Flecken, darinnen eine Menge Tionnontates = Huronen wohneten, Die
Siuxen mußten von den Franzofen noch) nicht das geringfle; ja, fie waren nicht einmal
den Huronifchen und algenquinifchen Völferfihaften, die mit uns Handelſchaft trieben, vecht
bekannt, wenigftens doch erzähleten beybe Franzofen, es wäre den Tionnontatern und
Utauais, die ihre Zuflucht in der Siuxen Sand nahmen, die Lebensart dieſer feute fehr felt-
fam und lächerlich vorgefonmen. Sa, fie kriegten fo gar Handel mie ihnen. Anfäng-
lich verließen: fie fih auf ihr Schießgewehr; endlich aber ſpielte die Menge ven Meifter.
Abfonderlich locketen die Siuxen einftens viele Huronen in einen mit taubem Haber bewach-
fenen Sumpf oder Moraft, Hier verwickelten ſich die letztern nebſt ihren Kaͤhnen, in aus—
druͤcklich ihrentwegen aufgeſtellete Metze, die fie nicht wahrnahmen, und wurden alle mit
einander mit Pfeilen todtgefchoffen. Die übrigen hielten es fir das Befte, von diefer Na—
tion zu weichen, weil doch Feine Ausfohnung mit ihr zu hoffen war, Sie ließen fich alfo
in Suͤdoſten der Weftfpige vom Dbernfee nieder, wo denn unſere beyden Keifende fie
antrafen.
Nachricht von er bier veifeten fie zu den Siuxen, und fahen einige Weiber, denen die Naſe ab-
er — geſtutzet und ein Riemen aus ber Haut am Kopfe geſchnicten war. Auf ihr Befragen
erfuh⸗
von Neu⸗Frankreich. VII Buch, 213
erfuhren fie, es ſey diefes die gewöhnliche Beſtrafung der Weiber wegen getriebenen Ehe: 166%,
beuchs. Unterdeſſen, da bey biefem Volke die Viehweiberey im Schwange geht: ſo be ——
duͤnkete ihnen dieſe Strafe ziemlich hart zu feyn, Die ganze Nation war in vierzig große
und fehr volkreiche Flecken vertheilet, und mußte, weil diefe Flecken zum öftern auf eine
andere Stelle verfeget wurden, ein ungeheuer weitläuftiges Sand befigen, Am Sahre 1687
und 1689 reifeten zween Jeſuiten unter die Siupen, und befchrieben fie als ein ungemein
mächtiges Bolt, Abfonderlich bedauerte der eine, Namens Joſeph Maret, zum öftern
gegen den Pater Charlevoir, daß er nicht beftändig unter ihnen bleiben koͤnnte; denn fie
fießen viel Sanfemurd und Verſtand an fich blicken. Sie hätten eine deutliche Erkennt—
niß von einem einigen orte, verführen auch mit ihren Gefangenen auf Feine fo graufame
Weiſe, als bie übrigen Nordamericaner zu ihrer größten Schande thun.
Sch habe fehon anderswo erwaͤhnet, man fihreibe ihnen eine chinefifche Ausfprache
zu: doch hat man bisher noch Feine Gewißheit hiervon. Sonſt bat ihre Lebensart viel 3
ähnliches mit der tatarifchen. Es haben wenige Franzoſen ihre Sprache zu erleunen begeh⸗
ret, da fie doch zum Entdecken der weſtlich am Mieißipi liegenden Sander vieles beytragen
Fönnte, Allem Anfehen zu Folge wäre auf diefer Seite viel nüßliches zu entdecken, ab-
fonderlich aber, mas die Südfee betrifft; denn es ſcheint nicht, als ob diefes Volk ſehr weit
davon entfernet wäre,
Unterdeffen wollte Feine Berftärfung aus Franfreich anfommen, und die canadifihe Gender Qu:
Colonie erhielt fih nur noch durch ein halbes Wunderwerf, Miemand durfte ohne eine ſtand von Ca⸗
gute Begleitung den Fuß vor das Thor ſetzen; ja, es war an manchem Orte garnicht ab- nada.
zuſehen, wie man die herannahende Erndte abwarten wolle? Es machten alfo viele Per-
fonen bereits Anftalt zu ihrer Ruͤckreiſe nach Frankreich. Siebenhundert Iroqueſen erleg-
ten eine ftarfe Partey Franzofen und Wilde, und hielten hernach Duebec fo gut als einge
ſperret. Man mußte die Nonnen des Nachts aus ihren Klöftern in die Stadt abholen,
weil fie nicht mehr ficher Darinnen waren; ja, als man nach Endigung des Herbftes gedachte,
nun würden die Kerle endlich einmal ihrer Wege geben, mußte man nicht ohne große Be—
ffürzung vernehmen, fie ftünden noch immer im Felde,
‚Endlich verſchwanden fie doch. Ein Huron, der aus ihrer Gefangenſchaft entflohen war,
berichtete ‚ fie wären Willens gewefen, unter dem Vorwande einer Bergleichsabrede, einen
Mißionar ins Ne zu locken, und hernach gegen ihregefangenen Sandesleute auszutauſchen.
Haͤtten fie dieſe einmal: fo wollten fie niemanden mehr verſchonen; abſonderlich aber alle
Kinder, die fie Friegen koͤnnten, weghaſchen, und ihr Sand damit bevölfern, Es fey
aber ver ganze Anfhlag im Rauche aufgegangen , weil einer von dem Haufen , der nad)
einem Hirſche gesielet, den Anführer tode gefihoffen habe.
Sie ließen fich das ganze Jahr nicht weiter ſehen. Allein, mit Ende des Winters Feindſeligkeit
jeigeren fich viele Parteyen an verfehiedenen Orten der Eolonie, und flifteten gewaltiges der Iroqueſe.
Unheil. Ein Geiſtlicher aus dem Seminario zu Montreal, Namens le Maitre, dv
auf dem Sande Meile gelefen Hatte, wurde auf dem Ruͤckwege ermordet. Der Herr von
Saufon, Senechal von Neufrankreich und Sohn des gewefenen Statthalters, wollte fei-
nem Schwager ‚den die Wilden in feinem Haufe in der Inſel Orleans belagert hielten, zu
Huͤlfe fommen, verfiel aber unterwegens in einen Hinterhalt. Die Sroquefen Fenneten
ihn, und hätten gar zu gern einen fo wichtigen Gefangenen gehabt, Weil er ihnen aber zu
viele Leute ins Grab fegete: fe ſchoſſen fie ihn endlich todt.
Sr Dd 3 Eben
1861.
—
Krankheit und
Luftzeichen.
Iroqueſiſche
Abgeordnete
zu Montreal.
214 Geſchichte und Beſchreibung
Eben dieſes Schickſal betraf noch mehr angeſehene Perſonen, nebſt einer großen An—
zahl Einwohner und Wilden. Dreyßig Attikameguer, darunter jedoch einige Franzoſen
waren, fielen unter achtzig Iroqueſen. Siewehreten ſich erſtaunlich; ja, ſo gar die Wei:
ber fochten bis aufden legten Athem. Allein, washalf es? Mic einem Worte ‚es ließen dieſe
hochmuͤthigen Feinde in der ganzen Gegend zwifchen Montreal und Taduſſac biu:
tige Spuren ihres Durchzuges hinter fi.
Zu diefem Unglücde Fam noch ein anderes, Jedermann, ſowohl Franzoſen, als
Wilde, wurde von einer Krankheit befallen, und abfonderlich eine große Menge Rinder
weggerafft. Es war eine Are von Schnupfen, die fich in ein Seitenftechen verwandelte,
Man wollte die Urfache böfen Kuͤnſten zuſchreiben; und die Aerzte brachten diefe Meynung
zu allererſt in Schwang. Nachgehends gab man vor, es fey eine feurige Krone in der
&uft erſchienen, an den drey Flüffen Habe man die Klagemutter gehöret, bey Duebec habe
fih ein feuriges Canot fehen laffen, und an einem andern Orte ein brennender Menfch,
der ganz mit: Flammen umgeben gewefen; in der Inſel Orleans Habe eine ſchwangere
Frau ihre Seibesfrucht wimmern hören, und was dergleichen mehr war. Zuletzt erfchien
ein Comet, welcher den Pöbel allemal, und bey rübfeligen Zeiten abfonderlich ‚zu erſchre—
cken pfleget, |
— ereignete ſich bald darauf etwas Gutes, Die feindlichen Parteyen ver-
ſchwanden beynahe alle mit einander; und zu Ende des Brachmonates erſchienen unver—
muthet zwey Canote mit weißen Fahnen bey Montreal. Man ließ ſie ſich naͤhern, und
ſah Iroqueſen mit ſo vieler Zuverſicht ausſteigen, als die treueſten Bundesgenoſſen haͤtten
thun koͤnnen. Es waren zween Abgeordnete der beyden Bezirke Onnontaͤgue und Go⸗
yoguin; der eine war das allerangeſehenſte Oberhaupt des letztbeſagten Bezirkes zugleich
auch ein alter Bekannter des Pater Mesnard, und ein Herzensfreund der Sranzofen,
Sie brachten vier Franzofen mit fih, und wollten Dagegen acht zu Montreal gefangen
figende Goyoguinen ausgeliefert haben. ya, fie verfprachen, alle übrige Franzoſen, die in
ihrer Gewalt wären, ebenfalls in Freyheit zu ftellen, wofern man mit ihren Landesleuten
ein gleiches tbun wollte.
Zugleich übereicheten ſie dem Heren von Maifonneuve einen Brief, den alle in beyden
Bezirken gefangene Franzofen unterfihrieben hatten, Der Inhalt war: es gehe ihnen nach
ziemlich wohl, und fehienen alle Gemürher zum Frieden geneigt zu feyn; werde man aber
den beyden Abgeordneten fein Gehör geben, fo würden fie, die Gefangenen, alle mit ein-
ander verbrannt werden. Der Stafthalter antwortete ven Abgeordneten: er wollte an den
Heren d’ Argenfon ſchreiben, welcher dergleichen Anträge allein annehmen oder verwerfen
Fönnte: fie möchten indeffen in der Schanze bleiben , wo fie alle Freyheit haben ſollten.
Argenfon fehien anfänglich nicht ſehr geneigt zu feyn, in Unterhandfung zw treten. Bey
dem Zuftande der Colonie aber war ein ſchlechter Friede beffer, als ein Krieg, den man
nicht aushalten konnte. Er änderte alfo feine Gedanken, Die größte Schwierigkeit ver-
urfachere das Verlangen der Wilden nad) einem Mißionar. Doch, als der Pater fe
Moyne feine Bereitwilligkeit zu verftehen gab: fo kam auch diefer Punct zur Nichtigkeit.
Diefes war nunmehr das fünfte mal, daß dieſer Pater fein Leben bey dergleichen Gelegen-
heiten magete,
Indem diefes vorgieng , löfere der Baron d' Avaugour den Vicomte d' Argenſon in
feiner Statthalterftelle ab; indem der Ießte, weil er beftändig Eränklich war, Feine Hülfe
von
von Neu⸗Frankreich · VOL Buch. Be
von der neufranzöfifchen Geſellſchaft erbielt, und von Mebelgefinneten beftändigen Verdruß 661.
ausftehen mußte ‚ vor abgelaufener Zeit feinen Abfchied verlanger hatte. Der neue Statt:
halter machte große Augen, als er nach vorgenommener Befichtigung aller Pläge, den elen-
den Zuftand der Pflanzlande ſah. Es fiel ihm unbegreiflich , wie fich feine Vorgänger mit
fo weniger Macht darinnen Härten erhalten koͤnnen. Er fagete, er wollte es dem Könige
ſchreiben, und wenn man ihm nicht unverzüglich die verfprochenen Truppen und Krieges-
beduͤrfniſſe ſchicke, fogleich wieder zu Schiffe gehen, ohne feinen Nachfolger zu erwarten,
Er war ein beherzter und grundehrliher Mann, aber etwas eigenfinnig, Im Türfens
kriege hatte ex fich ſehr hervorgethan: allein, in Canada fand er nicht fo viele Gelegenheit,
feine guten Eigenfhaften auszuüben, als vielmehr; feine Fehler zu offenbaren; und die
letztern zogen ihm in der Furzen Zeit feiner Regierung eine Menge Verdruͤßlichkeiten zu.
Als er anfam, war der P. le Moyne ſchon abgereifet, und unterdeffen, da uns dieſer Keiſe zweener
mit den Iroqueſen auszuföhnen trachtete, ſuchten die Patres Dreuillettes und Dablon auf RHrißionarien
dem Saguenay bis in die Mähe des Nordmeeres zu kommen. Zween Monate nach ihrer nach Norden.
Abreife, das iſt zu Anfange des Heumonates, waren fie bey der Duelle des Nekuba⸗
Fluffes, der, fich in den Johannesſee ergießt, und funden da gewaltige Hige aus.
Sie ſchrieben die Urſache der Höhe des Sandeszu, indem fie nach ihrem Vorgeben hundert
franzöfifche Meilen weit, beftandig bergauf gereifet waren.
Der Johannesſee ift die eigentliche Duelle ſowohl des Saguenay als vieler andern Veſchreib. des
Fluͤſſe. Er hat zwanzig franzöfische Meilen in Umkreiſe und eine eyrunde Geftalt. Die Zohannesfee-
vielen Inſeln, damit er gleichfam beſtreuet iſt, verurfachen einen Iuftigen Anblick; fo find
auch feine Ufer mit ungemein ſchoͤnen Bäumen bewachfen. Vielleicht aber wuͤrde man von
der Schönheit diefer Gegend bey weitem kein fogroßes Wefen machen, wofern man nicht
durch lauter geäßliche Wüfteneyen dahin reifen muͤßte. Billig follten alle Reifende diefes
wohl überlegen, fo würden fie auf Feine übertriebene Abbildungen verfallen, und ihrem
Werke dadurch den Glauben benehmen, gleichtvie zumeilen gefchieht.
Der Herr Dablon erwähner in feinem Tagebuche einer ſeltſamen Krankheit , welche, Seitfame
wie man ihn verficherte, in den Mordländern etwas fehr gemeines feyn ſolle. Zuweilen Krankheit.
wird. eine Perfon auf einmal mondfüchtig, melancholifch und-zulegt toll. Der Kranke
fpühret eine heftige Begierde nach Menfchenfleifche, und fällt, gleich einem bungrigen
Wolfe alle Seute an, die ihm begegnen, Je mehr er zerreißen Eann, deſto higiger wird
er, Man hilfe alfodiefer Kranfheit damit ab, daß man den Kranken bey Zeiten todtſchlaͤgt.
Die Duelle des Nekubafluſſes war damals ein Handelsplag, den faft alle norbifche
Voͤlker befuchten. Gleichwohl iſt die dafige Gegend dermaßen fehlecht, daß man im
Sprichworte faget, es ſey nicht einmal für die Mücken genug zufreffen da. Die Mißio-
narien fanden an dieſem Orte eine Menge Wilde auf fie warten, fie ertheileten ihnen Un⸗
terricht, und den Öläubigen die Sacramente; weiter aber Fonnten fie nicht fommen,
weil man erfuhr, die Sroquefen wären im Anzuge, und hätten erft Fürzlich die fogenann-
te Eichhornnation vertilget.
Ein anderer Mißionarius, Namens Peter Bailloquet , fehiffte auf dem Lorenz⸗
fluſſe von Taduſſac bis in den Seebuſen. Er fand etwan acht Flecken, die von eben fo
viel algonquinifchen Voͤlkerſchaften bewohnet wurden, und den Unterricht gern annahmen.
Er taufte auch einige Perſonen, abſonderlich aber ſterbende Kinder, und hoffete, im folgen—
den
216 Geſchichte und Beſchreibung
165, den Jahre einereiche Erndte zu gewinnen. Voritzt iſt von dieſen Voͤlkerſchaften fo viel als
nichts übrig, ohne daß man zu fagen wüßte, wohin fie gekommen find.
Bey Annäherung des Herbftmonates erhielt man zu Quebec Briefe aus Onnon⸗
tague vom Pater le Moyne. Die Agnier, Onneyuchen und Tſonnonthuaner hatten ihm
zwar unterwegens nachgeſtellet: er war ihnen aber gluͤcklich entgangen. Als er noch zwo
franzoͤſiſche Meilen weit von Onnontague wat, fand er zu feiner größten Verwunderung
das Oberhaupt diefes Bezirkes, Namens Garakonthie, nebit einem zahlreichen Gefolge
auf ihn warten, Denn ſonſt gehen die Wilden einem Abgefandten nicht über eine Vier-
thelmeile weit entgegen, Allein, feine Berwunderung hoͤrete bald auf, als er dieſes Ober-
Haupt recht kennen lernete. Garakonthie harte ein vortreffliches Naturell, viel Sanft-
much , einen erhabenen Verſtand, und viele Redlichkeit. Er war ein großer Kriegesheld,
x ein nicht fehlechterer Staatsmann, und liebte, was das allerbeſte war, die Franzofen
aufrichtig. Er ſuchte alle gewaltfame Anfchläge feiner Landesleute gegen fie zu verhindern,
rettete den Gefangenen das Leben, ja, er hatte eine große Anzahl aus der Agnier Gewalt
befreyet. ri
Allein , er fuͤhrete den Pater durchaus nicht gerades Weges in feine eigene Wohnung,
fondern er gieng vorher, vermöge einer-feinen Staatslift, die man einem Wilden Faum zu⸗
frauen füllte, bey allen Oberhäuptern, die ihm zu feiner Abſicht nörbig fielen, mit ihm
herum. Denn auf diefe Weife fahen fie den Frieden als ihr eigenes Werf an, keineswe—
ges aber als bloß das ſeinige; fie konnten folglich nicht ſcheel darüber fehen. - Es gelang
ihm aud) Diefer Streich in der That beffer, als er felbft gehoffer hatte. Den ı2ten des
Auguftmonates gab man das Zeichen zur Nathsverfammlung, mit einer Glocke, melde
noch immer an dem Orte, wo bie Sefuiter = Capelle’gewefen war, Bing. Sämmeliche
Abgeordnete der Onnontaguer, Goyoguinen und Tfonnonthuaner fanden fich in des Gara-
Eonehie Wohnung oder Cabanne ein, und ließen den Pater le Moyne zu fich bitten. Der
Pater kam, hielt vorläufig ein Furzes Gebeth in iroquefifcher Sprache, und eröffnete fodannn: es
habe ihn Ononthio mit einem gewiſſen Auftrage bieher abgeſchicket. Damit legte er feine
Geeſchenke mitten in die Verſammlung Hin), und vebete folgender Geftalt:
Rede des P.. „Meine Worte gehen dich an, © Ommnontague. "Dein Sohn a) der Goyoguin
fe Moyne im ‚ift zu mir gefommen , und bat gefage, du haͤtteſt ihn abgefchiefet, um die ganze Nation
iroquefifchen mit mir zu vereinigen; haft du ihn wirklich abgeſchicket?, Die Antwort war, der Goye-
Staatsrathe, guin habe die Wahrheit geredet. Damit uͤberreichete er ein Geſchenk, und fuhr alfo fort:
„Erfagee, wenn ich alle Froquefen, die ich gefangen Habe, frey Tiefe, fd wollteſt du auch alfe
„gefangeneFranzofen los geben: haft du ibm diefes aufgetragen ?,, DerGoyoguin, verfegte
man, hatte Befehl, alſo zu reden, und es ſoll geſchehen. Hierauf uͤberreichte er das zweyte Ge-
ſchenk, und ſagte: „Du ließeſt mich auch bitten, ich ſolle die Gebeine der waͤhrenden
Krieges verſtorbenen Iroqueſen fo tief in die Erde verſcharren, daß niemand weiter daran
„denken koͤnne, ſie zu raͤchen, und wäre es dir lieb, wenn mit den Franzoſen ein gleiches
„gefchähe. Iſt Diefes dein gänzlicher Ernſt 2, Man verficherte ee- Sogleich folgete
das dritte Geſchenk; und der Pater fagete weiter: „Und du, o Tſonnonthuan, Haft du
„mir vor kurzer Zeit wirklich fagen laſſen: du wolleſt an dem Frieden Antheil nehmen;
“ „und in deinem Sande Sranzofen wohnen laflen?,, Als ein Oberhaupt diefes bekräftigte,
gab
5) Der Stamm oder Ort Onnontague iſt gleichſam das Oberhaupt aller Übrigen; deswegen nennet
er die uͤbrigen alle miteinander feine Söhne, 3
Charakter des
Garakonthie.
von Neu- Frankreich. VI Buch. 27
gab ihm der Pater ein Geſchenk, und fagete zum Beſchluſſe: „Der Agnier ift beftändig 661
„übel gefinnet. Er ſchicket, wie ich wohl weis, unter der Hand Geſchenke an die übt: — —
„gen, Damit fie den Krieg fortſetzen folfen. Ich habe ihm weiter nichts zu ſagen, als er
„werde Schupe für feine Züge finden., Damit legte der Migionorius die Perfon eines
Abgefandten vom Statthalter ab, und vedere von Meligionsfachen, wurde auch gern
angehöret. ‘
—* einigen Tagen verſammelte man ſich abermal, und der iroqueſiſche Worthalter Antwort der
brachte vor: 1. Man wolle dem Ononthio voritzt neun Franzoſen einhaͤndigen, die übrigen Iroqueſen.
muͤßten bier bleiben, damit fie dem Ondeſſon (Pater le Moyne) den Winter über Geſell⸗
ſchaſt leiſten fönnten. 2. Garafonthie fey zum Haupte der Gefandrfihafternennet, und folle
er dem Dnontbio die neun Franzoſen uͤberliefern. Der Mifionarius ftellete zwar. vor,
man habe ja alle Franzofen frey zu laffen verfprochen s - allein, die Antwort war, es gehe
vorige nicht an; er ſah alfo wohl, es fey vergeblich, feruer Darauf zu dringen, nebftdem.
wurden die Leute auf das. befte gehalten. Dabingegen die Agnier ihre Gefangene in be-
ftändiger Furcht des Todes hielten. i |
= Garakonthie fuhr in der Mitte des Herbſtmonates ab. Einige Tage hernach begeg- & '
nete ihm ein Haufen feiner Sandesleute, unter Anführung eines berühmten Oberhauptes, eg
Namens Utreuhati. Der Mann war vor diefem zu Montreal gefangen gefeflen, und hatte Montreal,
ſich nun dafür gerächet. Er hatte eine Menge Haarföpfe und Kleider bey fich, und that :
infonderheit mit dem geiftlichen Rocke des Herrn le Maitre ungemein groß, Garakonthie
wußte bey dieſem Anblice nicht, was er thun follte. Seine Seute rietben ihm, umzufeh-
ven, indem fie fich nicht überreden Fonnten, daß man fie nach dieſem Vorfalle als Abge-
‚ordnete anfehen würde: er war aber der Meynung, feine Reife dennoch fortzufegen, und.
verficherte feine feute, es werde ihnen, in Anfehung des P. le Moyne, nichts leides
wiederfahren. —
Nah einigen Tagen begegnete ihm eine Partey Onneyuther, und gab ihm ihre Seine Auf⸗
große Begierde, Franzoſen zu freſſen, zu vernehmen: er brachte es aber dahin, daß fie rn *
nach Haufe umkehreten. Endlich kam er nach Montreal, wurde auf das beſte empfangen, ſeibſt.
zeigete großen Verſtand, und willigte in alles, was man verlangete. Auf ſein Verſpre—
chen, kuͤnftiges Fruͤhjahr alle uͤbrige gefangene Franzoſen zu uͤberlieſern, haͤndigte man
ihm alle gefangene Iroqueſen ſogleich ein; welches bey einer ſolchen Staatsverfaſſung,
als die iroqueſiſche ift, ziemlich viel gewaget hieß. Vielleicht verließ man ſich darauf, daß
die Agnier den Krieg mit den Mahinganen und den übrigen Abenaquiern auf dem Halſe
barten, gleichwie die obern Stämme mit den Andaſten: fie würden alſo, hoffere man),
eines Friedens mit den Franzofen höchſtbeduͤrftig ſeyn. —
Allein, die Agnier vertrugen ſich vermuthlich mit ihrem Feinde ; denn fie fegeten ihre Nu im wei
Streifereyen in Geſellſchaſt der Onneyuther beſtaͤndig fort, und ermordeten unweit Mont⸗ ten Felde.
real einen Geiftlihen, Namens M. Vignol. Die obern Stämme wiefen die Andaften „645,
mie blutigen Köpfen zurück, ſtreiften bis in Virginien, und fehr weit gegen Werten. ——
Nach ihrem Berichte kamen fie bis ang Meer, und fanden da ein Volk, das bie franzöfl-
ſche Religion parte. Vermuthlich verftunden fie Meu-Merico und die fogenannte Purpurfee,
Ueber diefes durchſtreifeten zweyhundert Onnontaguer einen großen Theil des fran—
zoͤſiſchen Gebieches, und überfielen bey hellem lichten Tage einige Einwohner der Inſel
Montreal bey ihrer Feldarbeit. Der Stadtmajor wollte ihnen mit ſechs und zwanzig
Allgem. Reifebefchr. XIV Band, Ee | Mann
218 Geſchichte und Beſchreibung
1665, Mann zu Huͤlſe kommen, verfiel aber in einen Hinterhalt, und blieb mit feiner ganzen
— Mannfhaft auf dem Plage,
Begebenhei⸗ Zu gleicher Zeit liefen ſchlechte Nachrichten von dem Pater Meſnard ein. Dieſen hatte
ten des P. ein Trapp Utauais, der aus der Gegend am obern See herkam, im Auguſtmonate des
Meſnards. 1660 Kahres abgeholer. Allein, ungeachtet fie ein großes Verlangen nach ihm bezeuget
2 hatten, fo begegneten fie ihm dennoch ſehr ſchlecht. Er mußte den ganzen Tag rudern. Weil
er num alfo fein Brevier bey der Mache bethen wollte, warfen fie es ins Waffer. Das
allerärgfte war, daß fie bey der Einfahrt in den obern See, die verhofften Sebensmittel
nicht fanden, folglich alle miteinander in große Hungersnoth gerieben. Mach einiger
Zeit zerbrach ein nieverftürgender Baum den Kahn, darinnen der Pater fuhr; man ließ
ihn alfo nebft noch dreyen Perfonen an demfelbigen Orte zuruͤck. Zum Gluͤcke lag das
Ufer voll Knochen. Diefe zerftiegen fie, Eochten einen Brey daraus, und Iebeten alfo ſechs
Tage lang, das ift, folange bis man fie abholete, und an einen zum Ueberwintern auser⸗
fehenen Det brachte, Diefer war eine Bucht am füblichen Theile des obern Sees. Der
Pater Fam den sten des Weinmonates dahin, an welchen Tage man das Feſt ver heili—
gen Thereſia feyerte, und nennete fie deswegen die Therefenbucht. Er fand daſelbſt
einige Ehriften von allerhand Völkern, und vermehrete deren Anzahl noch mit einigen
Seelen, Ueberhaupt aber konnte er bey dieſen Barbaren wenig ausrichten. Es gieng
‚nicht nur die Vielweiberey unter diefen Wilden im Schwange, fondern fie beforgeten auch,
die feanzöftfche Nation werde fie eben fo unglücklich machen, als die Huronen.
Nachdem er am dieſem elenden) Drre acht ganze Monate zugebracht, und meiftens
nur von zerftoßenen Eicheln und Baumtinden, mit Dele betröpfele, gelebet hatte: fo riefen "
ihn die Huronen, die ihren Si auf der Michaels- oder Chaguamigoninfel 5) ammeft-
lichen Ende des Sees genommen hatten, zu ſich. Ungeachtet nun einige anweſende Sran-
zofen es ihm widerriethen, weil der Weg bis dahin wenigftens hundert Meilen betrage, und
ungemein befehmwerlich, er felbft aber ganz ausgemergelt ſey: fo begab er fich doch den ızten
des Brachmonates , nebft einem ungemein heiligen Manne, und zwanzigjägrigen Bedien-
ten der Mißionarien, Namens Johann Guerin, auf die Reife. Es holeten ihn zwar
einige Huronen ab, und follten ihm den. Weg zeigen, Sie giengen aber unterwegens,
unter dem Vorgeben, Sebensmittel zu verfhaffen, nach ihrem Dorfe, und Eamen nicht
wieder. Als der Pater vierzehn Tage vergeblich auf fie gewartet hatte: fo feßete er ſich in ei-
nen Kahn, den er in einem Fluffe fand, und fuhr weiter. Den 2often des Auguftmona-
tes mußte man, um einem Waflerfalle auszumeichen, eine Zeitlang zu Fuße gehen. In⸗
dem nun fein Gefährte mit dem Fortfehleppen des Kahnes, und dem Beladen deffelbigen
befchäfftiget war: fo gieng der Dater in den Wald, und kam nie wieder zum Borfcheine.
Seinen Sad fand man nachgehends bey einem Wilden, der aber nicht fagen wollte, wo—
ber er ihn habe. Seinen Priefterrod und fein Brevier traf man in der Wohnung eines
Eiur an, Die Leute verehreten nad) Ihrer Art beydes als Heiligthuͤmer, und fegeen ihnen
bey ihren Schmäufen, von jedwedem Gerichte etwas vor, Guerin gieng wieder nach der
Thereſenbucht zurück, und Fam den folgenden Sommer durch eine fesgegangene Flinte
ums !eben. Einen folhen Ausgang batte das zweyte Mißionariendolen der Utauais.
Nachgehends befamen fie, bis zu ihrer Vereinigung mit andern dem Evangelio geneigten
Wilden,
c) Man nennet zwar insgemein eine der Inſel a de, ſehr beka vor
aber der eigene Name der Inſel ſelbſt. Sie georunseetlegen er ! * vi; af) *
x 1
von Neu⸗Frankreich. VIII Buch. 202
Wilden, Feine mehr, Allein, fie haben dem ungeachtet, mit Ausnahme der fterbenden
Kinder, die man taufte, bisher wenig Antheil am Neiche Gottes genommen, —
Als Garakonthie von feiner Geſandtſchaft nad) Haufe kam, fand er die Geſinnungen Der Frieden
feiner $andesleute gewaltig verändert, Man äußerte ein großes Mistrauen gegen ihn, wird geſchloß—
und beynahe hätte man fein gegebenes Wort unerfüllet gelaſſen. Doch, vermöge feiner ſen—
StandHaftigkeie und ungemeinen Gefchielichkeit, trieb er die Sache endlich duch. Die
drey Stämme beftätigten ben Frieden, und der P. le Moyne reiſete mit. allen gefangenen
Franzoſen nach Montreal. Nur einer bfieb zurück, welcher als ein Märtyrer ber ehelichen
Keuſchheit ſtarb. Man batte ihn in der Hütte, wo er ein Selave war, zwingen wollen,
fih zu verheirathen. Cr entſchuldigte ſich damit, er hätte ſchon eine Frau, und feine Re—
ligion erlaubete ihm nicht, deren zwo zu haben. Diefe Antwort brachte den Heren auf
feinen andern Sinn, welcher ihm oftmals drohete, er würde ihn umbringen, wofern er
das nicht einwilligte, was er von ihm verlangete. Endlich kam es von Worten zu Thaten,
und er fhlug ihm den Schedel ein.
Als die legten Schiffe nach Frankreich abgiengen, ſchickte man den Befehlshaber Boucher reiſet
an den drey Fhüffen, Herrn Boucher, mit einer Bierfehrift an Seine Majeftät ab, um nad Trank:
dero Schuß für die äußerst bedraͤngte Pflanzftadt auszumirfen. Der König befahl fo: reich.
gleich dem Herrn de Monts, den eigentlichen Zuſtand am Orte ſelbſt zu erforſchen, und gab
ihm vier hundert Mann zur Verſtaͤrkung der Beſatzungen mit, Herr de Monts nahm uns |
terwegens im Namen des Königes Beſitz von der. Schanze Plaifance, aufder Inſel
Neuland, und Fam hernach zu großer Freude aller Einwohner glücklich nach Quebec ; zu⸗
mal da er Hoffnung machete, es würde Fünftiges Jahr noch mehr, und anfehnlichere Ber
ſtaͤrkung kommen, dergleichen Neufrankreich von allerhand Art brauchete,
Bisher hatten die Statthalter mit allem Ernſte über ihrem eigenen Verbothe, feinen Großzeunruhe
Brandewein an die Wilden zu verkaufen, gehalten; und der igige Baron d' Ava⸗ twegen des
gour hatte eine feharfe Strafe darauf gefege. Einftens nun wurde eine zu Quebec weh: Brandtweins
nende Frau auf friſcher That erwiſchet, und ſogleich ins Gefaͤngniß gefuͤhret. Der P.
Lallemant legete eine Vorbitte für fie ein. Diefes nahm der Statthalter dermaßen übel, daß
er im Zorne heraus fuhr , weil das Brandtemeinverfaufen dieſem Weibe ungeftraft bins
gehen folle, fo folle es £ünftig einem jedweden ungeftraft hingehen. Das fchlimmfte war,
daß er biefe übereilere Rede nicht widerrufen wollte, Die Sache Fam ohne langen Ber
zug unter das gemeine Volk; damit entftund eine gräuliche Unordnung. Man fehalt über
die Beichtväter , welche dem Uebel Einhalt thun wollten; ja,man verfhonete den Biſchof
yon Petra nicht einmal, weil er die Kicchencenfür zur Hand nahm. - Man fehrie über
Gewiſſenszʒwang; Ja,man Flagete fogar bey dem königlichen Staatsrathe, Indem aber
die Bittſchrift gewiſſen Perfonen, deren untadelhaftige Aufführung jedermann befannt war, —
allerley zur Laſt legen wollte: ſo wurde fie übel aufgenommen. Es war auch der Ruhm
des Biſchofs und der uͤbrigen Geiſtlichen in der That allzufeſt gegruͤndet, als daß er durch
Verleumdungen wankend gemachet werden konnte. Fanden aber gleich dieſelbigen bey
Hofe kein Gehoͤr: ſo gieng doch nichts deſtoweniger das Uebel ſeinen Gang dahin, und
breitete ſich immer weiter aus. Da das Brandteweinverkaufen ſelbſt von demjenigen oͤf⸗
fentlich geduldet wurde, welcher ihm allein nachdrücklich Einhalt thun konnte: fo begiengen
die Wilden , welche ſich des Teinfens deſſelben, wenn man es ihnen anboth, nicht enthal-
en Eonnten, und bey denen die geringfte Wirkung diefes Getraͤnkes iſt, daß es ihnen allen
. Eea Verſtand
1564.
1662.
220 Geſchichte und Beſchreibung
Verſtand benimmt, dadurch allerhand Aergerniß entſteht. Die Alten und Oberhaͤupter der Fle⸗
Een wandten alle Mittel an, dieſer grimmigen Ausgelaſſenheit Einhalt zu hun, Sie er⸗
fucheten ven Öroßftatthalter vergebens , ihnen mit feinem ganzen Anfehen Hütfliche Hand zu
biethen, und feine eigenen Verordnungen beobachten zu laffen. Sie erhielten aber nichts
bey einem Manne, Der fihs einmal in ven Kopf gefeger, daß man ihm das Uebel nur
größer vorftellete. Die Unordnung nahm alfo beftändig zu, und griff fo gar die eifrigften
Neubekehrten an. Außer einigen wenigen, die fich frehwillig verdammer batten, nicht
aus Sylleri zu gehen, um ſich vor der anſteckenden Seuche zu verwahren, und einigen
andern, die in eben der Abſicht nach den drey Zlüffen, und dem Magdalenen - Vorgebirge
geflüchtet waren, wurden alie diefe meuen Chriften, welche durch ihren. tugenöhaften
Wandel, bisher felbft bey ven Ungläubigen, Bewunderung erwecket hatten, eine Schande
des Chriſtenthums und machten es bey den Feinden deſſelben zum Gefpötte,
Endlich) wendete ſich der Biſchof an Seine Majeftär, wirkete auch alle Befehle aus,
die er felbft zum Abftellen des fündlichen Brandteweinſchenkens für noͤthig erachter hatte,
Doch, der Himmel fam dem Bollziehen derfelbigen zuvor.‘ Er feßete Die ruchioſen Ge-
müther durch eine fonderbare Begebenheit in Angft und Schreden, und brachte dadurch
den größten Theil der. Sünder in Neufranfreich auf den Weg des Heils. Ich werde die
ganze Begebenheit alfo erzählen ‚wie ich fie in den beglaubteften Nachrichten gefunden,
und von unverwerflihen Zeugen vernommen habe, ohne daß ich jedoch die Gewährfchaft
aller und jeder Umſtaͤnde über mich zu nehmen gedächte. 1 &
Im Herbſte des 1663 Yahres, kurz vorher, ehe der Biſchof nach Frankreich Abrel:
1663. A a
— — fefe, ſah man allerley fehr feltfame feurige Öeftalten in der Sufe fliegen. Sowohl über
Erftaunlihe Duebec als über Montreal erfchien des Machts eine feurige Kugel. Weber Quebec flog fie
Himmels: ohne weitere Umftande weg; aber zu Montreal fchien fie fih vom Monve abzulöfen, Enal-
jeichen.
lete wie ein Stuͤckſchuß, flog etwa drey Meilen weit, und wurde hinter dem Berge, davon
die Inſel ihren Namen empfangen hat, unfichtbar.
Den zten des Jaͤnners folgenden Syahres flieg. ein gleichfam unmerflicher Ne
bef aus dem Fluſſe auf. Er war, als Die aufgehende Sonne darauf fehlen, zwar durch-
fihtig, gleichwohl aber noch fo dick, daß er ʒwo Mebenfonnen vorftellere. Man ſah alfe
drey Sonnen in einer mit dem’ Öefichtsfreife gleichlaufenden Linie neben einand er; jepnoebe
ftund dem Anfehen nach, einige Klaftern weit von der andern ‚ und jedwede hatte ihren
eigenen Regenbogen, der feine Farben alte Augenblicke veränderte, Bald glichen fie ven
Farben eines ordentlichen Regenbogens ‚ bato einem weißen tichte, eben als ob hinter den
Bogen ein ftarfes Feuer brennere. Diefer Anblick Hauerte zwo ganzer Stunden; den
zaten zeigete er fich abermals, nur aber ſchwaͤcher. p
Prophezey⸗ Mit Anfange des Hornungs lief unter der Hand ein Gerüche herum, es werde in
Hung eines Furzer Zeit ein noch nie erhörtes Erdbeben ſich ereignen. Diefes Gerücht Fam von einer
Erpbeben . höchftgartfeligen Perfon ber, welche ihre Gedanken nur einer Fleinen Anzahl vertrauter
Freunde entdecket hatte, und ſich äußerft bemühete, daß jedermann Buße thun, und den
gerechten Zorn Gottes von Neufranfreich abwenden möchte, Yin at —* *
Als den zten beſagten Monates eine Algonquininn und eifrige Chriſtinn des Nachts
in ihrer Cabanne auf dem Bette ſaß und wachte, hoͤrete ſie eine Stimme zu ihr ſagen: es
wuͤrden innerhalb zween Tagen unerhoͤrete Dinge vorgehen. Den folgenden Tag, als
fie mit ihrer Schwefter im Walde war, und Holz holete, vernahm fie vecht deutlich, daß
— die
⸗
von Reu⸗Frankreich. VIII Buch. 221
die vorige Stimme ſagete, es werde morgen zwiſchen fuͤnf und ſechs Uhr ein ſchreckliches
Erdbeben vorgehen. Ihre Schweſter hoͤrete nicht das geringſte.
Einem Magdchen vomeben diefer Nation, das ein ganz engliſches Leben fuͤhrete,
und dadurch verdienet hatte, daß fie von einer unheilbaren Krankheit im Augenblicke ge:
fund wurde, erſchien U... Grau des Nachts zwifchen vier und fünf im Traume, und.of-
fenbarete ihr die Stunde und alle übrige Umftände des Erdbebens. Um fünf Uhr des
Abends, kurz vorher ehe es wirklich anfing, ſchien das Mägdchen ganz außer ſich, und vief
zweymai mit aller Mat: Nun wird es bald angeben, worüber alle Antvefende
heftig erfihraden. .. ie |
Was noch mehr, die Mutter Maria von der Menfchwerdung , die: berihmte Stif-
terinn des Urfulinerklofters in Neufrankreich, hatte nicht nur vom Himmel verfehiedene
Warnungen wegen des bevorftehenden Unglücds empfangen, und ihrem Geelforger, dem
Pater Sallemant, Nachricht davon gegeben, fondern es erfehien ihr auch um halb fechs Uhr
Abends der Heiland, und war fehr zornig uͤber Canada 4). Sie wurde zugleich durch
eine höhere Macht angetrieben, um Gerechtigkeit über die im Schwange gehende Unord⸗
nung. zu fehreyens Alles, was ſie dabey thun konnte, war diefes, daß fie den Himmel
eifrigft bathı,' er möchte nicht Die Seelen mit dem $eibe zugleich verderben. |
Gleich darauf bekam fie eine innerliche Berficherung, num werde das göttliche Zorn-
feuer bald entbrennen, und zwar hauptfächlich deswegen, weil man aus den Verordnun—⸗
gen der Kirche nur ein Gefpötte mache: Zugleich fah fie an den vier Ecken der Stadt
Quebec vier Teufel, welche die Erde n it großer Gemalt bewegeten. Eine’ andere unges
mein majeftätifche Perfon hatte die vier Teufel an einem Zügel, den fie bisweilen nachließ,
und dann wieder anzog. In diefen Augenblicke vernahm man in der ganzen Stadt «in
epraffel, dergleichen "ein fehr großes Feuer zu machen pfleger ; und es lief jedermann aus
den Häufern’beraus. are det }
Da ſah man mit Erftaunen die Häufer fich dergeſtalt bewegen, daß ihre Dächer
itzt auf dieſer, hernach auf jener Seite beynahe an die Erde ftießen, die Thuͤren von felbft
auffprangen und Sich wieder verſchloſſen, die Glocken von felbft laͤuteten, die Pallifaden
auf und nieder hüpfeten , die Mauern barſten, das Zimmerwerf einftürzete, die Thiere
gräßlich heuleten und bruͤlleten. Die Erde war beynahe in eben fo ftarfer Bewegung, als
die. See, wenn fie tobet. Die Bäume fehlugen fich in einanderz viele wurden mit der
Wurzel ausgeriffen und weit weggefchleubert. fl Ran
Nachgehends vernahm man allerley Getöfe, bald wie von ſtuͤrmenden Wellen, bald
wie von einer Menge Kutſchen, die auf einem Steinpflafter dahinrennen; bald praffelte es,
als wenn große Marmorflippen an einander ftießen oder zerfprängen, Zu gleicher Zeit
flieg ein dicker Staub auf, den einige für einen Rauch anfahen, und eine allgemeine Ent-
jündung beforgeten. Andern fam es dabey vor, als ob fie das Feldgefthrey der Iro⸗
quefen höreren. * um
>. Die-Gefilde zeigefen nichts, als Kluͤſte und Abſtuͤrze, und man erwartete alle Augen-
blicke, neue unter feinen Füßen eröffner zunfehen. Ganze Berge wurden von Grunde aus⸗
geriffen, und anderswohin verſetzet; einige Minen in Fluͤſſe hinein und hemmeten ..
e 3 2auf;
A) Sie erzählet zwar in ihren Briefen Diefes von einer dritten Perfon : man hat aber alle Urſache zu
Nauben, dag es ihr felbft begegnete:
1663.
* 4
Heftiges
Erdbeben.
‚1663.
222 | Gefchichte und Beſchreibung
Lauf; andere ſanken fo tief im die Erde, daß man nicht einmal mehr die Gipfel der auf
" ihnen fiehenden Bäume fehen konnte.
Manche Bäume wurden mit ſolcher Gewalt in die Höhe geſchleudert, als ob eine
Mine unter ihnen geſprungen wäre; ja, es blieben einige bey dem Herabfallen mit dem
Gipfel in der Erde ſtecken. Der Lorenzfluß war damals gleichwie alle andere Fluͤſſe zuge:
foren, Das Eis barft, und die Stuͤcke wurden mit größter Gewalt an einander gefto-
ben, ſehr große Schollen in die Höhe gefihmiffen, und an dem Orte, wo fie geweſen wa—
zen ‚eine Menge Sand und Schlamm ausgeworfen. Viele Duellen und. Bäche vertrock—
neten , andere befamen gefhwefeltes Waller. Bon einigen Fonnte man nicht einmal ihr
ehemaliges Bette mehr kennen. a ar
Hier wurde das Waſſer roth gefaͤrbet anderswo fchien es gelb; der Lorenzfluß bei
kam von Quebec bis nach Taduſſac, das iſt, ganze dreyßig feanzöfifche Meilen weit, eine
weißlichte Farbe, Die Luft harte ihre Veränderungen ebenfalls, Man hörete ein beftän-
diges Saufen. Einige wollten Gefpenfter mit einer Fackel in der Hand gefehen haben.
Menigftens fah man Flammen berum fahren, welche ihre Geftalt zumsöftern veränderten;
eitiige glichen Sanzen, andere Spießen, andere brennenden Fackeln, welche auf die Haͤu⸗
fer fielen, doch aber nicht anzündeten, Bon einer Zeit zur andern vernahmman ein Eläg«
liches Winfeln , welches die Angſt noch mehr vergrößerte, An den drey Slüffen hoͤrete
man Meerfihweine oder Seefühe bloͤcken, da doch Fein Menfch vergleichen Fiſche an dies
fem Orte jemals gefehen hatte; Diefes Blöcken hatte mit feinem Laute irgend eines bekann⸗
sen Thieres die geringfte Aehnlichket..
Mit einem Worte, innerhalb, eines Raumes von dreyhundert Meilen zwiſchen Oft
und Weft, und von hundert und funfzig zwiſchen Süd und Nord, mar and, Waſſer
und Küfte fange Zeit, obgleich nur Stoßweiſe, in derjenigen gewaltfamen Bewegung,
welche der Fönigliche Prophet unter die übrigen bey dem aͤgyptiſchen Ausgangegefchehenen
Wunder zähle." Es war an den Wirfungen diefes Erdbebens gleichfam eine unendliche
Mannichfaltigkeit zu pühren. Vielleicht hatte man, weil die Welt fteht, noch tie eine
fo gegründete Urfache, als diefesmal gehabt, ihr Ende zu vermurhen.
"Der erfte Stoß dauerte eine ganze halbe Stunde meift in einem fort; doch wurde
er nach Ablaufe ber erften Vierthelſtunde ſchwaͤcher. Denſelbigen Abend um acht Uhr,
folgete der zwente, eben fo gewaltſam, und in einer halben Stunde noch zween andere,
Es haben einige Perfonen in der darauf folgenden Macht bis zwey und dreyßig, und dar:
unter recht ſtarke gezaͤhlet. Unterdeſſen da die Bangigfeit des Gemuͤthes und die Dun-
kelheit der Größe einer Vorſtellung mancherlen beyfegen fünnen: fo laffe ich dieſes dahin
geftellet‘ ſeyn · gleichwie es denn ebenfalls eine bloße Wirkung des heftigen Schreckens an der
Einbildungsfraft geweſen ſeyn fann, DaB man auch zwiſchen ben Stößen ein eben ſolches
Schwanfen,als auf einem vor Anker liegenden Schiffe empfunden habe. DAS gewiffefte
ift, daß viele Perfonen eben dergleichen Uebelkeit empfanden, als ein angebender Seefahrer.
Den folgenden 6ten des Monates um drey Uhr Morgens, verſpuͤrete man einen ge-
waltigen und langwierigen Stoß. Zu Taduſſae regnete es eine halbe Stunde lang Aſche.
Anderswo fanden einige Wilden, als fie nach) geendigtem Stoße ihre Cabanne fucheren;
an ihrer Stelle eine große Wi ferpfüge. Auf Haldem Wege zwifhen Quebec und Taduf
ſoe wurden zween Berge eben, und aus der abgeftürzeren Erde entſtund eine Sandfpige,
welche eine halbe Vierthelmeile weit in den Fluß hinein ragete. Zween Franzofen Eamen
eben
x
»
von Neu⸗ Frankreich. VIII Buch. 223
eben damals in einer Schaluppe von Gaſpe hergefahren. Dieſe ſpuͤreten nicht das geringe 66.
fte, als bis fie dem Saguenah gegen über kamen. Hier wurde ihre Schaluppe eben pi, i
als von dem heftig ftürmenden Meere hin und her geſchleudert.
Indem fie voll Erſtaunen über eine fo ungeroöhnliche Sache nach dem Sande fahen;
ſo erbficketen fie einen Berg, der nach) des Propheten Ausdrucke wie ein Widder hüpfere,
gleich darauf fich wie ein Kräufel herumdrehete, und endlich in die Erde ſank. Ein Schiff,
das hinten. der Schaluppe herfuhr, verfpürete eine nicht geringere Erſchuͤtterung. Die
allerkecfeften Matrofen vermochten eben fo wenig, als in einem gewaltigen Sturme aufrecht
zu ſtehen, ohme fih an etwas zu halten. Als ber Schiffer den Anker ausbringen ließ,
fprang das Tau wie ein Bindfaben entzwey.
Ziemlich nahe bey Quebec erfchien bey hellem lichten Tage gleichfam eine feurige
Fluth einer guten franzöfifchen Meile groß, in der $uft. Sie fam von Norden, ſtrich
über den Fluß weg, und verſchwand bey der Inſel Orleans. An dem Cap Tormente
ſtuͤrzete eine erftaunliche Menge wildes Waſſer von den Bergen herab, und riß alles, was
ihm im Wege lag, mit fi dahin. Eben an biefem Orte, imgleichen oberhalb Quebec,
veränderte der Strom feinen fauf. Ein Theil feines Bettes blieb trocken; feine fteileften
fer ſenketen ſich an einigen Orten, und wurden dem Waffer gleih. Sein Waſſer ſelbſt
blieb über ein Viertheljahr lang fehr ſchlammicht, und fehmefelfärbig.
Neuengland und Meubelgien wurden eben fo wenig verfchonet, als Neufrankreich.
In diefem ganzen erftaunlichen großen Sandftriche ſpuͤrete man, wenn die heftigen Stoͤße
vorbey waren, ſowohl auf dem Sande, als in den Flüffen ‚ein inwendiges Bewegen , wie
etwa an einer Pulsader , welches fich zuweilen, und zwar an allen Orten zu gleicher Zeit,
verdoppelte, Die Stöße felbit gefchahen zuweilen plößlich und gerade aufwärts, zumeilen
durch ein flärkeres oder fehwächeres hin und her wiegen : zuweilen ließen fie ihre Wuth auf
einmal aus, ein andermal nahm ihre Gewalt ftufenmeife zu. Doch gieng fein einziger
‚ohne merflihe Wirfung ab. An einigen Orten, da vorher ein Wafferfall geweſen war,
floß der Strom nunmehr gemächlich dahin, und umgekehrt, "mancher Fluß, ber ehemals
ohne die geringfte Hinderniß befchiffet werden Fonnte, war nunmehr mit Klippen angefül-
let. Ein Mann, ber über Feld gieng, fah auf einmal die Erde vor feinen Füßen aufber-
ften. Er lief aus allen Kräften davon, und die Erdrigen gleichfam hinter ihm her. Auf
ben Bergen fpürete man gemeiniglich die Erſchuͤtterung nicht fo heftig; dagegen hörete
man ohne Unterlaß ein fehreckliches Getoͤſe.
Hoͤchſt zu verwundern war es, daß bey dieſer erſtaunlichen Verheerung, ungeachtet fie Es koͤmmt
ein halbes Jahr lang anhielt, dennoch fein einziger Menſch ums Leben kamm. Ohne Zwei: ale
fel wollte Gott die Sünder zwar befehren , keinesweges aber vertilgen. In der That fah Kar.
man überall evnftliche Buße, Manche ärgerliche Sünder befannten ihre Mishanblun-
‚gen öffentlich; die Feinde verfößneten ſich; an das gottloſe Brandteweinfchenfen,von wel-
chem das ganze Unglüd herruͤhrete, wurde eine ziemliche Zeit nicht weiter gedacht. Man
fuchete alle erfinnliche Mittel zur Beſaͤnftigung des Himmels hervor, Faſten, Almofenge-
„ben, Waltfahrten und Beichten. Endlich ließ er ſich erbitten. Hi
Allein , obgleich) die Erde nicht mehr erbebete; fo glaubeten doch einige, es fey noch sie des
nicht alles Unheil zum Ende. Sie beforgeten, das unteriedifche Feuer habe die Erde Friedens
verbrennet, daß fie in langer Zeit feine Srüchte mehr tragen fönne. Hierzu kamen noch)
ſtarke Kegengüffe. Dem ungeachtet war die Erndte fehr reichlich.
® Andere
024 SGeſchichte und Beſchreibung
1663. Andere beforgeten, die vielen Ausdünftungen dev Erde, und die mic dem Warfer
vorgegangene Veränderung werde Kranfpeiten nad) ſich ziehen. Auch hiervon mar nicht
das geringfte zu fpühren. Der Erdboden gewann allmählich eine dauerhafte Geftalt. Die
verfegten Berge blieben, wo fie waren. ° Einige Flüffe behielten ihr neues Bette. Unter
den neuentſtandenen Inſeln wurden einige durch die Gewalt des Stromes bald verſchwem⸗
met, andere blieben da, und gewannen von dem angeſchwemmeten Schlamme und Baͤu⸗
men eine'mehrere Größe, . —
Die Haſelnußinſel, welche auf dem halben Wege von Taduffac nach Duebec liegt,
wurde weit größer, als fie vorhin geweſen war, Es iſt ganz irrig, was einige vorgeben,
als ob fie nämlich durch einen in den Strom geftürzten Berg entſtanden, ftart des Ber-
ges_aber der Schlund, welcher das Vorbeyſchiffen fo gefährlich machet, zum Vorſcheine
gekommen ſey. Denn es gab fon Jacob Cartier diefer Znfel ihren Namen. Da aber
weder er, noch fonft jemand, eines Schlundes, fondern nur eines reißenden Stromes erwäß-
net: fo Fann es wohl ſeyn, daß felbiger fein Dafeyn dem Erdbeben, entweder ganz ‚oder
zum Theil, ſchuldig fey. ——
Neue Vor⸗ Man erachtet leicht, die Iroqueſen werden unterdeſſen, da alle Elemente in Unord⸗
läge der nung waren, wenig an den Krieg gedacht haben. Zwar erfchienen einige bey Montreal:
Ssroquefen. fie trugen aber Schläge Davon, Rebſtdem erlitten die Agnier und Onneyuther eine Mie-
derlage von den fogenannten Springern, und die drey übrigen Stämme hatten mit den
Andaften alle Hände voll zu thun, Daher wurden fie Höflih. Ya, die Onnontaguer
bathen fich die Gegenwart der Sranzofen in ihrem Begrke aus, und wollen zur Sicher-
heit den Urfulinerinnen zu Quebec einige von ihren Töchtern zur Erziehung anvertrauen.
Aber als man um die Sache richtig zu machen, Gefandte abfchicken wollte: fo machete ein
naturalifirter Huron den Iroqueſen weis; es wären viele taufend Franzofen zu Quebec an-
gekommen, und man wäre gefonnen, bie ganze Nation auszurotten ; damit gieng alles zuruͤck.
Neufrankreich So viel war an der Geſchichte wahr, daß der Biſchof von Petraͤa, nebſt dem Herrn
tömme un de Meſy, welcher den Baron d Avagour ablöfen felte, und einiger Mannfchaft ange:
un. —* kommen war. Auch befand ſich bey ihnen der Herr Gaudais, welcher ganz Neufrank—
reich für feine Majeftät in Beſitz nehmen ſollte; indem die canadifche Gefellfchaft den 14-
ten des Hornungs eben diefes Jahres das Eigenthum davon an dieſelbe ‚abgetreten hatte.
Es kamen zugleich hundert Haushaltungen, viele Krieges- und andere Beamte mit.
Der Commiflarius machete nach eingenommener Huldigung vor allen Dingen eini-
ge Verordnungen wegen des Juſtitzweſens. Bisher war in Canada fein eigentlich alfo ge-
nannter Gerichtshof gewefen , fondern bie Statthalter verfucheren anfänglich den gütlichen
Vergleich, und entſchieden wenn diefer feine Statt fand, die Sache nach der natürlichen Biltig-
keit. Dabey blieb es, und in biefem Stuͤcke hatte fich der Baron d' Avagour dor andern
viel Ruhm erworben, Nebſtdem begangen die canadifchen Landeskinder, ungeachter fie
meiftens aus ber Normanbdie herftammeten, fhlechte $uft zu Proceffen ; fondern gaben ge-
meiniglich) lieber etwas nach, als daß fis die Zeit mic Steeiten zubrahten. Ja, es fhien
vielmehr, als ob alle Güter gemeinfsaiiih wären. Wenigftens doch gieng eine lange
Zeit dahin, ehe jemand feine Habe zu verfperren begehrete, und es mar nie erhöret wor⸗
den, daß jemand diefes Verfahren gemisbrauchet hätte. In ber That ift es etwas feltfa-
mes, und gereichet dem menfchlichen Gefchlechte zu Feiner fonderlichen Ehre, daß zu eben
P der
von Neu⸗Frankreich · VILBUh. 225
der Zeit, als ein weiſer Koͤnig auf die Verbannung der Nabbulifterey und die Aufnahme 1445,
der Gerechtigkeit ſorgete, jene ihren Anfang nahm, und diefe Anftoß litt.
Zwar hatte! Neufrankreich bereits im Jahre 1640 einen Großſenechal, und die Beſchaffenheit
Gerichte an den drey Flaſſen ſtunden unter im: es waren aber dennoch die Statthalter Des Juſtizwe⸗
beſtaͤndig im Beſihze, felbft Recht zu ſprechen, wenn bey ihnen, gleichwie oft geſchah, Kla— ſens
ge erhoben wurde. Wegen wichtiger Dinge wurde eine Regierungskammer niedergeſetzet,
die aus dem Großfenechale, dem Sefuiter Superior, als dem vornehmften Geiftlichen
vor Ankunft des Biſchofes, und einigen der wornehmften Einwohner, die man Näthe
nennete , beftund. "Allein, diefe Regierung faß nicht beftändig. Der Statthalter berief
und veränderte fie Fraft habender föniglicher Vollmacht, nach) Belieben. Canada befam
alfo erſt im Jahre 1663, nachdem das Land unmittelbar unter Seiner Majeftät ftund,
eine beftändige Regierungskammer. Das Errichtungsedict ift vom Maͤrzmonate des be-
fagten Jahres; kraft defielbigen. beftund fie aus dem Statthalter Heren de Mefi, aus
dem päbftlichen Vicario in Neufranfreich, und Biſchofe von Perräa, Herrn de taval, aus
dem Intendanten Herrn Robert; aus vier Näthen, welche von den erften drey Herren
ernennet, und nach Belieben verwechſelt werden konnten; aus einem Generalprocurater ,
oder Fifcale, und einem Archivario.
Herr Robert Fam nicht nach Neufrankreich; fondern Herr Talon verfab im Jahre
1665 das Amt eines Juſtiz, Policy, Finanz und Seeweſens Intendanten in Canada zum
erftenmale. Ihm folgete im Jahre 1675 Herr du Chefnesu, und follte kraft eines. fö-
niglichen Befehles das Amt als erfter Präfident in der Negierungsfammer verwalten :
doch aber feine Stelle nad) dem Statthalter und dem Bifchofe haben; zugleich wurde die
Anzahl der Käthe mit zweenen vermehret, und ſaͤmmtliche Mitglieder vom Hofe eingefe-
Set, Im Jahre 1704 kamen noch vier Rärhe, ein geiftlicher und drey weltliche, dazu.
Einer davon heißt vorfißsender Rath, und hat doppelte Befoldung, nämlich achthundert
Siores jährlich, unterdeffen ift es eine bloße Ehrenftelle, ohne befondere damit verfnüpfte
Verrichtungen. Die fünf folgenden Räthe haben jedweder vierhunderr Livres, Die übri-
gen gar nichts. Es find auch feine Sporteln im Gebrauche, "Der General Procurator
und Archivarius haben eine fehr mäßige Beſoldung. Man fpricht bier Recht nach den
franzöfifchen Reichsgefegen, und dem Parifer Herfommen.
Noch) find drey Untergerichte im Sande; eines zu Quebec, das andere an ben drey
Fluſſen, das dritte zu Montreal, Jedwedes befteht aus einem Oberrichter, Untertichter
und Sifcale. Sie haben Beſoldungen, gleichwie auch die Notarien, Gerichtsbiener und
Häfher; denn da Die Accidentien, wegen Armurh der Einwohner, beynahe gar nichts be-
tragen, fo fönnten fie fonft nicht leben.
Die Gerichte zu Montreal gehöreten bis 1692 den Eigenthuͤmern, nämlich den Se
minario von St. Sulpiz; nun aber dem Könige: doch dürfen fie von ihnen im Bezir-
Eo deg Seminarii und ihres Sandgutes zum h. Babriel genannt, ausgeübet werden.
Nach dem Mufter,der canadifthen Regierungsfammer, wurden nachgehends auch die auf
Martinique, St, Domingo und in Suifiana eingerichtet. Alle dieſe Käthe find Edelleute,
Das Erdbeben. hatte den Streitigkeiten zwifchen dem Baron d' Avagour und der
Geiftfichkeit ein Ende gemacht, Der Baron hatte um feine Exlaffung ſelbſt angeſuchet.
Er gieng mit dem Herrn Gaudais ſehr vergnüge nach Frankreich zuruͤck, und von da in
Allgern. Reifebefchr. XIV Band. Sf kal—
226 Gefchichte und Beſchreibung
kaiſerliche Dienſte nach Ungarn, wo er im folgenden Jahre bey Vertheidigung der Schan:
je Serin an der croatifehen: Gränze blieb, i —
Neue Strei Unterdeſſen enthielten ſich die Iroqueſen, welche doch beſtaͤndig in Waffen waren,
fereyen der aller Einfaͤlle ins franzoͤſiſche Gebiethe, vermuthlich um zu ſehen, was man mit Der neu:
Iroqueſen. angelangeten Berftärfung vornehmen werde, Aber im Winter ffreifeten ſie in die nord
1664, lichen Gegenden, und verübeten da guoße Graufamfeiten, Garakonthie börete indeſſen
nicht auf, an dem Frieden zu arbeiten, und ſchickete zu diefem Ende alle gefangene Fran:
zofen mit einer Begleitung von Dreyßig Onnontaguern nah Quebec. Sie reiſeten in aller
Sicherheit. Allein, unterwegens fiel eine Partey Algonquinen, die fie für Feinde anſah,
plöglich über fie her; ſchlug in der euften Hitze viele Iroqueſen todt, und jagete die uͤbri⸗
gen davon. Die Franzoſen ſelbſt Hatten Mühe zu entkommen; gleichwohl wurde feiner
von ihnen verwundet, Es war zu befürchten, dieſes möchte übele Folgen haben: allein,
Garakonthie vermittelte auch diefes.
Nach einigen Monaten ſah man mit angenehmen Erftaunen das gohoguiniſche Ober:
haupt zu Quebec ankommen. Er erwähnete des Gefechtes mit den Algonguinen nicht im
—— ſondern uͤberreichete im Namen ſaͤmmtlicher Staͤmme, nur mit Ausnahme der
nneyuther, Geſchenke, und trug ihre ernſtliche Geſinnung, kuͤnftighin friedlich zu leben,
vor, Herr de Meſy nahm ihn zwar guͤtig auf, wie er es auch verdienete; doch ſagete er
au ihmz feine Vorgaͤnger wären durch dergleichen Anträge fo oft hintergangen worden, Daß
es feine Klugheit von ihm feyn würde, wenn er ſich auf feine Nation verlaffen wollte. „Er
gab ihm nicht undeutlich zu verftehen, man Hätte den Borfag gefaſſet, ſich im Ernſte ein:
mal einen Feind vom Halfe zu ſchaffen, der ſtets in. der, That unverföhnlich bliebe, ob er
gleich fo oft dem Scheine nach verfohnet worden. Herr de Meſy glaubere er könnte in
diefem Tone reden; weil.er ſich ſtark genug befand, und verſichert war, bald nach eine
größere Berftärkung zu erhalten. Allein, es gieng in eben diefem Jahre in ver, Zroque-
fen Nachbarfchaft eine Veränderung vor, welche ihren, Trotz bis auf den heutigen Tag
erhalten hat , und deren Urſache ich. von weiten berholenmuß., ©...
Die Englaͤn⸗ Als Heinrich Hudſon im. Sabre 1609. den Manhattefluß entdecket hatte: fo ver-
der bemächtiz Faufete er, ‚ich weis, nicht aus welcher Befugniß, das neuentdeckete Sand an die General-
— New ſtaaten ¶ und dieſe ſchicketen im Jahre 1614 eine große Anzahl Einwohner dahin. Da
En nachgehends eben ber Sammel Argall, welcher die Sranzofen aus Acadia und Pentagoet
jagete, Statthalter von Virginien wurde: fo gab. er vor, es habe Hubfon,als ein gebohr⸗
ner Unterthan des Koͤniges von England, Fein Recht dazu gehabt, fein entdecktes Sand an
die. Holländer zu verkaufen. Er ſchickete alſo Truppen nach. Manhatte und nahm den
Holländern fo viel von Meubelgien weg, als er Fonnte; das uͤbrige blieb den Holländern, ab-
fonderlich, die Hauptſtadt Neuamſterdam, die Dranienfehanze und noch zwo andere,
Damals faßen auch die Schweden ſchon in ber zunächft an Virginien liegenden ſuͤdlichen
Gegend. Alle drey Nationen betrugen ſich veche gut zufammen. Aber als die Holländer
den Engländern zu Kopfe wachfen wollten: fo fehicfere König Kart der. I im Jahre 1643
vier Bevollmächtigte mit Völkern dahin, welche Manhatte oder Neuamſterdam, und die
Sranienfhanze ohne Widerſtand weguahmen, und jene Meu-Yerf, diefe aber Albany
nenneten; ein gleiches gefehah mit der Stadt Araſapha und dem Schloffe Lavare Wer
ein Untertban Seiner großbritannifhen Majeftät werden wollte, der blieb da, und ein
Befiger feines Vermögens. Nachgehends verglich man ſich, Und der König trat den
Hollaͤn⸗
1663.
von Neu⸗Frankreich. VIII Buch. 227
Hollaͤndern Surinam ab, bie Schweden behielten ebenfalls etwas. Seitdem trägt Nei- 166 *
belgien den Namen Neu- York. Die Iroqueſen merketen den beyderfeitigen Haß der Eng
länder und Franzofen gegen einander , zwiſchen denen fie inne lagen, fehr geſchwind,
und wurden um fo viel trotzigerz weiljieitets bey einem oder dem andern Deyftand fanden,
Zum Unglücke zerfiel der neue Statthalter mit dem Biſchoſe. Es hatte dieſer bey Neue Unei⸗
dem Könige ausgewirket, daß er ſelbſt einen Statthalter an des Baron d' Avagour Stelle nigkeit in Ca⸗
wählen durfte, Gr fiel alfo auf den Platzmajor von der Eitadelle zu Caen, Herrn von nada,
Mefy, einen fehr gottesfuͤrchtigen, und ihm wohlbekannten Mann, Aber kaum war der⸗
ſelbige Statthalter geworden: fü ſchien er ganz ein anderer Mann zu ſeyn, ‚oder es miss
braucheten 0 ‚einige Perſonen ſeiner Schwachheit, und verhehzeten ihn aufs aͤußerſte
gegen den Bi nd alle biſchoͤflich geſinnete. a ————
Das Zwietrachtsfeuer ſchlug in dermaßen ſtarke Flammen aus, daß man unverzüg- Der Statt⸗
lich Math fehaffen mußte, Nun gab zwar der koͤnigliche Staatsrath dem Herrn von Me- Fern Elaget
fp in fofeen Unrecht, abfonderlic) als. wo ehr angefehene Perfonen der canadifchen Re- a Je⸗
gierung, nämlich der —A di Bere, ober Großfiſcal, die
er allebeyde ohnedas gering hor,als Verbrecher nach Frankreich geſchicket Hatte, Klage
gegen ibn erhuben: gleichwohl machete auch feine Vertheidigung einen nicht geringen Ein—
drud, Er Elagete infonderheit über die große Gewalt der Sefuiten. indem nun der, Hof
nad) den canadifchen Angelegenheiten bisher wenig gefraget hatte, und die jährlichen Nach—
richten, die er aus Neufrankreich empfing,allemal fehr vieles von den Mißionarien erwaͤhneten,
gleichwie fie denn an allem, was mit ven Wilden vorgieng, Eraft ihres Amtes Antheil neh⸗
men mußten: fo hielten manche die Klagen des Statthalters für nicht ungegründer. Man
glaubete , Perfonen, melche einmal viel zu fagen hätten, ſucheten ihre Gewalt auf alfe
Weife zu erhalten; ja, es fey auch wohl möglich, daß fie diefelbige zuweilen misbraucheten.
Huf der andern Seite erfannte der Staatsrath auch wohl , die Jeſuiten hätten dazu, Wird abgefegt
daß Neufranfreich, bey fo manchen mislichen Umftänden,fich noch imer erhalten habe, nicht wer
nig beygefragen , und man fönnte fie wegen ber Wilden, mit denen niemand beffer, als
fie, umzugehen wife, fehwerlich miſſen. Mit einem Worte, Herr von Meſy hatte zwar
andere verklaget, ſich ſelbſt aber nicht rein brennen Fönnen. Herr Colbert erachtete folg«
lich für das Befte, ihn zurück zu rufen, übrigens aber die Gewalt der Geiftlihen und Mife
fionavien gehörig einzufhränfen. Ehe wir aber von feinem Nachfolger reden, müffen wir
vorher nod) etwas von der in Canada vorgefallenen Veränderung, in Abficht auf die Re—
gierung gedenken, da die Handlungsgeſellſchaft aufgehoben wurde, welche die Einkünfte
davon fünf und dreyßig Jahre lang gehabt hatte, 4
en Sf 2 Der
228 —F
nenne
Der Ä
allgemeinen Geſchichte
und Beſchreibung
von Reu-Frankreich;
—
— —
Neuntes Buch,
1664. hne Zweifel war die canadifche Geſellſchaft, welche im Fahre 1628 errichtet wurde,
eine ber mächtigften, Die jemals geweſen, nicht nur wegen der Anzahl und Beſchaffen⸗
heit ihrer Mitglieder, fondern auch wegen derer Borrechte, die fe genoß. Gleich⸗
wohl blieb die Pflanzftadt unter ihrer Aufficht immer in, einem ſchwachen kraftloſen Zuftan-
de; und es erhellet dieſes aus der bisherigen Erzählung zur Genuͤge. Ja die Gefellſchaft
wurde ſogar des wenigen Aufwandes, den ſie an ihr Eigenthum wagete, in kurzer Zeit
uͤberdruͤßig, überließ im Jahre 1644, den Pelzhandel, als den einzigen Vortheil, den fie
von ihrem Sande hatte, den Einwohnern, und bedung ſich dagegen tauſend Bieberbaͤlge,
als eine jährliche Erfenntlichkeit aus. .. ia. A
Erndlich, da fie bis auf fünf und vierzig Mitglieder gefehmolzen war, übergab fie im
1662 Jahre alle ihre Rechte ohne Vorbehalt noch Schadloshaltung an die Krone; : Bald
„Der König darauf wurde Neufrankreich fo wie andere franzöfifche Pflanzlande in America, der Weftin-
übergiedt Ca: diſchen Gefellfchaft, mit dem Vorrechte, den Statthalter und alle übrige Beamte felbft zu
“ nada einer
neuen Gefeit- feßen, eingeräumet, Zwar, da Diefe neue. Geſeuͤſchaft, wie Colbert in einem gewiſſen
ſchaft. Aufſatze ſaget, damals noch Feine zu dieſen Stellen tuͤchtige Perſonen kannte, fo erſuchte fie
den König, beſagte Aemter fo lange, bis fie ihr Vorrecht zu gebrauchen im Stande fen,
zu befegen, und fraft diefer Bitte war Herr von Meſy zum Statthalter, und Herr Robert
zum Intendanten ernennet worden. ö
Hr. von Tracy Den ıgten des Wintermonates des nurbeſagten 1663 Jahres wurde der General:
wird Unter: lieutenant Alexander de Prouville, Marquis de Tracy, zum Statthalter, mitdem Ti-
— tel eines Unterkoͤniges von America ernennet. Sein Verhaltungebefebl lautete: er ſolle
£ ® erftlich die Windinfeln befuchen, fodann nad) S. Domingo, und von da nad) Canada ge-
ben, auch folange da verbleiben, als es zum Beten des Sandes, jur Befeſtigung feiner
innerlihen und äußertichen Ruhe, und zur Demüthigung der Zroquefen nötig ſeyn werde,
Zu
| Gefchichte und Beſchreibung von Neu⸗Frankr. IX Bub. 229
Zu Anfange des folgenden Jahres reiſete er ab. Bald nach feiner Abreiſe liefen die 1694
Klagen des Bifchofs und der Regierung über den Heren von Mefy ein. Seine Majeſtaͤ
wurde zugleich erſuchet, zur Bevoͤllerung des Landes, Leute hinein zu ſchicken, ſolche aber
aus Isle de France, Normandie, Picardie und den benachbarten Landſchaften zu nehmen,
darum, weil dieſe Leute arbeitſam, ſinnreich und andächtig wären, Dabingegen was aus
den Gegenden der Seeftäbteherfomme, fich fchlecht zum Sandbaue ſchicke, auch mit der Ke-
tzerey angeſtecket fey.
Der Koͤnig ernennete Daniel de Remi, Herrn von Courcelles ‚ einen wohlver- 1665.
dienten und erfahenen Officier zum Statthalter, den Herrn Talorı aber, bisherigen Inten ——
danten im Hennegau, an bes Herrn Robert Stelle. Zugleich befahler, fiefolltennebft dem Couveelles
Heren Tracy gegen den Herrn de Meſy Unterfuchung anftellen, und wenn er das angeſchuldigte En Statt:
wirklich begangen habe, ihn gefangen fegen, und ihm den Proceß machen. Gleichfalls for: ?
gete man für neue Einwohner, und das Regiment Carignan -Salieres, das bisher mit
großem Ruhme gegen die Türken gedienet hatte, follte num die Zroquefen zu befriegen, nach
America. eingefchiffet werden. et
oo Here Tracy kam mit einigen Compagnien des befagten Negimentes im Brachmo⸗ Es koͤmmt
nate nach Ouebee, und ließ ſogleich die Jroquefen, welche ihre Streifereyen aufs neue an⸗ eine große
gefangen haften, aus einander ftäubern, alfo daß man in Ruhe erndten Fonnte, Bald Verftärkung
darauf erfchienen bie übrigen Compagnien unter Anführung ihres Oberften Heren de Sa⸗ an.
lieres auf einer Flotte, welche zugfeich die Herren Courcelles und Talon mitbrachte, im:
gleichen eine große Menge Haushaltungen, Handiverfsleute und Dienftborhen, Ochſen,
Schafe, die erſten Pferde, die man in Canada gefehen hatte, mit einem Worte, eine Ber:
färfung, welche weit anſehnlicher war, als die Pflanzftadt, die man verſtaͤrkete.
Sobald fie da war, begab fich der Unterfönig mit der ganzen Mannfchaft ohne Zeit- Man erbanet
verluft an die Mindung des Richelieufluſſes, und ließ dafelbft drey Schanzen zugleich Schanzen.
aufwerfen. Die erfte wurde auf die Stelle der ehemaligen Nichelieufchanze geſetzet, einem
Hauptmanne des Negimentes Carignan, Herrn de Sorel, anvertrauet, und nach ihm be- |
nennets Seitdem träge der Fluß feibft feinen Namen, Die zweyte befam ihre Stelle
an dem Wafferfalle, den man bereits erwähntermafßen weiter oben im Steome! antrifft.
Anfänglich hieß fie die Ludwigsfchange; nachgehends brachte der daſige Befehlshaber,
Hauptmann de Chambly unter befagtem Regimente, das Eigenehum der umliegenden
Gegend an ſich; und ſeitdem träge ſowohl diefelbige, als die von Steinen neuerbauete
Shane, feinen Namen. ,
Die dritte lag noch drey Meilen weiter oben, und hier nahm der Dberfte felbft feine
Stelle. Exinennte fie die Therefenfchanze, weil fie an dem Tage der heiligen Thereſia
fertig wurde, Ale drey Schanzen wurden mit erftaunlicher Geſchwindigkeit aufgeworfen.
Nun hatte man zwar dadurch den Jroqueſen die Thuͤre auf einer Seite verſchloſſen: fie
fanden aber gar bald viele andere, Haͤtte man eine gute Schanze zu Onnontague oder in
der Agnier Sande angeleget, und ſtets eine gute Beſatzung darinnen gehalten : fo wuͤrde
man ihnen vielleicht mehr zu thun gemacht Haben. Die noch vorhandene Ehambiyfchanze
decket die Pflanzſtadt noch heutiges Tages gegen Neu Nork und die untern Iroqueſen. Talons Be⸗
Unterdeffenwar Herr Talon nichts weniger als anſaͤßig. Weil Herr de Moſh verſtorben richt an Col:
war ehe man in Canada efrvas von feiner Abſetzung wußte, der Biſchof aber und feine berten.
Übrigen Anklaͤger die Sache nicht weiter zu treiben begehretens fo blieb fie zwar auf ſich
| Sf 3 erfigen,
2390 Beet und Beſchreibungz
1665,, eigen. Dagegen verfertigte Here Talon fin den Heren Colbert einen umftändlichen Bericht,
von der Stärke, Befchaffenheit und den Vortheilen des Landes. Er war ver Meynung,
es fey inganzı America feine Landfchaft, welche Frankreich nüßlicher fallen fonnte, als
dieſe. Aber, fuhr erifort; fehwerlich wird etwas daraus werden, wofern nicht Seine
„Majeftät fie der weſtindiſchen Geſellſchaft wegnimmt, und allen ihren Unterthanen die
Handlungsfreyheit dahin erlaubet. Will ſie aber dieſes Land bloß als einen zu dem Um⸗
ſatze einiger Landeswaaren gegen Pelzwerk bequemen Dre betrachten, fo verdienet es ber
„Daraus: entfpringende Vortheil freylich nicht, daß man ſich fonderlich darum bekuͤmmere;
„denn es ift am allerbeſten, wenn man die Gefellfchaft eben alfo, wie mit den übrigen In—⸗
„fen, damit ſchalten läßt. Allein, in diefem Falle koͤnnten Seine Majeftät das Fand wohl
„gar verlieren. Denn fobald man erfuhr, es doͤrfe Fein einziger Einwohner das allerge⸗
„ringfte, and) nicht einmal zu feinem eigenen Gebrauche, aus Frankreich verfchreiben, war
„jebermann fehtvierig. Die Geſellſchaft wird bey ſolchen Umſtaͤnden zwar reich, das Land
„bingegen arm und nie gehörig bevölkert ſeyn. X Enid 2 th
Ankunft des Zu Ende des Chriftmonates, kam Garafonthie nebft noch mehr: Gefandten, ſowohl
Sarakontdie- yon feinen Dice, als von den Goyaguinen und Tfonnonthuanern zum‘ Herrn de Tracy nad)
Duebec, überreichete viele Gefchenfe, verſicherte alle Willfährigkeit, ‚und batd um Die:
Freyheit der legtern Gefangenen. Auch‘ beweinete er nach feinem Landesgebrauche dem
Tod des Fürzlich verftorbenen P. le Moyne, und bielt bey diefer Gelegenheit eine dermaßen
ſinnreiche und bewegliche Rede, daß der Unterfönig ſowohl, als alle übrige Anwefende, dar⸗
über erftauneten. Man bewilligte ihm alles, und ließ ihn reichlich beſchenket feines Wer
ges ziehen. Das Stillſchweigen der Agnier und Onneyurher und noch mehr ihre vorige
Aufführung, ließen an ihrer übeln Geſinnung nich zweifeln. Es wurde alſo befchloffen, fie
baldigſt zu lehren, daß man fich im Stande befände, ihre Anfälle und Treufofigfeiten zu
Man will sie beſtrafen. Man theilete die Völker in zween Theile, Den größten führete Courcelles,
Agnier und ben andern Gorel.
Onneyuther Hieruͤber erſchracken die Onneyuther, ſchickten Abgeſandte nach Quebec, um das
befriegen. Wetter abzuwenden, welches ihnen drohete. Nach einiger Meynung hatten fie auch von
1666. den Agniern Vollmacht. Doch ftreiften die leßtern noch herum, und erlegten drey Officiere
my nämlich die Herren Chaſy, Chamat und Marin, davon der erfte ein Vetter des Herrn
von Tracy war, Gleichwohl wurde der Vergleich nicht durch diefen Zufall, fondern auf
folgende Weife abgebrochen. |
Ein Haupt As Sorel im Begriffe war, einen Flecken der Agnier zu uͤberfallen: ſo begegnete ihm
bet — ein Haufen ihrer Kriegesieute, unter Anführung des Batard Flamands. Als dieſer ſich
wird beſtrafet mach fah, gieng er dreiſte auf Herrn Sorel zu, und gab vor, er gehe mit’Sriedens-
vorfchlägen nach Quebec. Sorel glaubte es, und begleitete ihn felbft zum Unterfönige,
Bald. darauf Fam noch ein anderes Oberhaupt der Agnier, und gab fich gleichfalls für
einen Gefandten aus; man glaubte folglic), es fey gänzlicher Ernſt. Aber als der Unter
fönig eines Tages beyde angebliche Öefandten an ver Tafel hatte, und Die Rede auf den
Tod des Heren Chaſy fiel „- hub der legtere Geſandte feinen Arm auf, und ſagte: Dieß
ift der Arm, der den jungen Kerlden Kopf entzivey gefchlagen. Der Unterkoͤnig antwor⸗
rete mit Entruͤſtung: kuͤnftig foll er keinen mehr entzweh ſchlagen 5 und ließ ihn durch den
Scharfrichter auf der Stelle erdroſſeln. Der Batard Flamand mußte zuſehen, und wurde
hernach ins Gefaͤngniß geſetzet.
Unter⸗
*
von Reu⸗ Frankreich· X Buh 33
Unterdeſſen ruͤckte Herr Courcelles, welcher nichts davon toußte, was in der Haupt· 1666
ſtadt vorgieng, immer auf die Agnier los, unterredete ſich aber vorher mie dem Befehls: m
baber von Eoklar, einem neuyorkiſchen Orte, und erhielt das Verfprechen; man wolfe Verrichtung
den Jroqueſen im getingften nicht beyſtehen. Weil der Zug mitten im Winter geſchah, des Hru Cour⸗
fo fiel er Höchft befchwerlich. Viele Soldaten froren fich zu fihanden. Herr Courcelles velles.
that zwar fein aͤußerſtes, und trug fein Gewehr und Brodt felbft, ſowohl als jedweder
Gemeine, Allein, die ganze Mühe war vergeblich, Als er in den Bezirk der Agnier
fan, war fein Menfh zu Haufe» Die Alten, die Weiber und Kinder hatten ſich im
Walde verborgen, die Krieger waren in Erwartung, wie der angefangene Vergleich ablau⸗
fen werde, zum Zeitvertreibe gegen andere Nationen ausgezogen. Es blieb alfo bey ein:
gen Fleinen Scharmügeln von ſchlechter Wichtigkeit,
Bey feiner Ruͤckkunft waren fehon die meiften Anftalten zu einem Hauptzuge gegen Hauptzug
die Onneyurher und Agnier gemachet. Herr von Tracy wollte, ungeachtet feines mehr gen die Iro⸗
als fiebzigjährigen Alters, das Heer dennoch felbft anführen. Es beftund aus fechshun- queien.
dert Mann vom Regimente Carignan, eben ſoviel Canediern, und Hundert Wilden von
allerley Bölterfchaften. Das ſchwere Geſchuͤtz beftund zwar nur aus zweyen Feldftücken,
doch für eine itoqueſiſche Verſchanzung war es hinlänglich. Als er eben aufbrechen twollte,
Famen von beyden Orten neue Abgefandten nach Diebee: er ließ fie aber gefangen fegen,
und machte fich den ıgten des Herbſtmonates aufden Weg. j
An &chensmitteln hatte man fo viel bey fich, daß man fich die iroqueſiſche Graͤnze zu er⸗
reichen getrauete. Allein, weil man den Vorrath nicht zu Rathe hielt, fo war in einer
großen Entfernung vom feindlichen Gebierhe, fehon nichts mehr vorhanden. Zum Gluͤcke
erreichete man einen Caftanienwald, und verfah fich da mit friſchem Borrathe,
Der Unterfönig hatte fich geſchmeichelt, dieſe Wilden zu überfallen, Allein, die vor- Man nimmt
ausftveifenden Algonquinen hatten zur Unzeit Laͤrm gemachet, Dergeftalt fand man in einige alte
den Dörfern mur einige wenige alte Weiber und Männer, die vor Schwachheit nicht ent⸗ Weiber und
faufen konnten. Dieſe nahm man gefangen. Das Heer zog in Schlachtordnung mie Männer ger
fliegenden Fahnen und gerührtem Spiele ins erfte Dorf, und fraß ſich hernach fat, Denn !
Sebensmittel fand man im Weberfluffe. Es mußten auch die Iroqueſen damals veicher, als
igt geweſen ſeyn; denn es gab da Fünftlich gebauete und koͤſtlich ausgezierete Cabannen ;
einige Hatten hundert und zwanzig Schuhe in die Sänge, eine verhäfmigmäßige Breite, und
waren inwendig getäfele, ;
Man entdeckere fo viele, nad, Gewohnheit der Wilden in die Erde gegrabene, und
mie Korne angefüllete Söcher, daß diefer Borrarh alle Einwohner des franzöfifchen Gobierhes
zwey Jahre lang reichlich hätte ernähren koͤnnen Die eerſten Flecken wurden weggebrannt.
Die beyden legten fand man Durch SHülfe einer Algonuininn welche in diefem Sande lange
Zeit feibeigen gervefen war, und den Franpofen zur Wegiveiferinn dienen mußte. Das
naͤchſte Dorf mar auch noch leer don Einwohnern: in dem letzten aber traf man endlich den
Feind an. Er hatte ſich eingebildet, man würde fic) nicht getvauen, ihn da aufzufüchen. "Der
außerordentliche Aufzug aber, womit er die Sranzofen anruͤcken ſah, erſchreckete ihn derge—
ſtalt, daß er nirgend Stand hielt, ſondern in ſolche Gegenden floh, da ihm Fein Menfch
beyfommen konnte. Man brannte folglich nur alle Cabannen im ganzen Sande weg.
Herr von Tracy verlangefe nicht, ſich im Sande feſt zu fegen. Er wollte den Iro⸗
queſen nur zeigen, daß man fie züchrigen koͤnnte, und glaubere übrigens, die am Sorelfluffe
u. errichteten
23% Gefchichte und Beſchreibung
168. errichteten Schanzen verwahreten dag franzöfifche Gebiethe gegen alle iroquefifche Einfälfe
u zjur Genuͤge. - Zwar hätte er den Onneyuthern gern eben alſo mitgefahren, als den Agniern
allein, die Zeit litt es nicht. _ Der Weinmonat war zu Ende, der Weg bereits fehr
ſchlimm, und man hatte große Befchwerlichkeit auszufteben, ehe man Duebec wieder
erreichete,
Bey feiner Ankunft in dieſer Stadt ließ der Unterfönig ein Paar Gefangene zum
Beyſpiele aufhängen. Den übrigen begegnete er recht gut, und ſchickte fie nebft dem Ba:
tard Flamand wieder nach Haufe. Wenige Tage hernach befam er Nachricht, die Eng-
länder hätten die Königsinfel, oder Cap Dreton, wo. Herr de la Valliere Befehlshaber
war, angegriffen. Ich habe aber Feine weitere Umſtaͤnde Hiervon gefunden. Der Damas
fige Anbau auf diefer Inſel war von ſchlechter Wichtigkeit, und nach einigen Jahren ver—
ließ man bie ganze Inſel freywillig.
1697. Sobald die Fahrt frey war, gieng Herr von Tracy nach Frankreich zuruͤck. Kurz
ovoor ſeinem Abfchiede übergab er. der weftindifchen Geſellſchaft alle Vorrechte, welche die
Tracy geht Gefellfchaft der hundert Mitglieder. fonft genoflen hatte, Zwar verfprach man ſich von die-
wieder nach ſer Veränderung allerley Bortheile: allein, es blieb , ‚gleichwie Herr Talon zum Boraus
Geankreih. · ¶ ſaget hatte, bey Dem Alten: Doch erhielt die neuangefommene ftarke Verſtaͤrkung die
Pflanzſtadt eine ziemliche Zeit ben guten Umftänden; ja, fie verfiel feitdem nie wieder in die
vaftlofigkeit, Daraus fie der König gezogen hatte.
Die Leute Die Demüchigung der Iroqueſen both eine ſchoͤne Gelegenheit dar, an ihrer Be—
werden gott: Fehrung zu arbeiten, Allein, leider! als die Zeiten der, Trübfal ein. Ende nahmen , ſchli⸗
los. chen ſich fleiſchliche Geſinnungen in der Pflanzſtadt ein. Der Eifer zum Bekehren der
Wilden erkaltete bey den Einwohnern, und erloſch auch allmaͤhlich bey den Neubekehrten,
abſonderlich da einige mit dergleichen Wilden beſetzete Doͤrfer ausſtarben, und die uͤbrigen
zerſtoben, ohne daß man, ich weis nicht warum? auf ihre Wiederherſtellung bedacht
geweſen waͤre. F
Man will die Herr Talon hatte ausdruͤcklichen Befehl, die Mißionarien dahin anzumeifen, da
Wilden fran⸗ fie die Kinder der Wilden in der franzöfifchen Sprache und Lebensart unterrichten möchten.
RR Magen. Mun Hatten fie dieſen Vorſatz ſchon längft aus eigener Bewegung gefaffet, aber wie ich
oben ſchon erwaͤhnet habe, wegen der uͤbeln Folgen dieſer Auferziehung, wieder fahren
laſſen. Dieſe uͤblen Folgen ftelleten fie dem Herrn von Talon vor: allein, ev ſchrieb ihre
Vorftellungen der Begierde zu, die Wilden in ihrer Gewalt zu erhalten, und fich Dadurch
unentbehrlich zu machen. Demnach) trug er diefe Verrichtung dem Biſchofe, und den
Geiftlichen zu Montreal auf: es erwies aber. der ſchlechte Erfolg genugfam, wie vergeblich
ein folches Unternehmen ſey. Herr von Tracy fah endlich felbft ein, es ſey miht nur un⸗
möglich, fondern auch gefährlich ; und wiewohl die Herrende Courcelles und Talon darauf
beharreten, fo ftellete er doch dem Herrn Colbert die wahre Beſchaffenheit Der Sade vor,
und brachte ihm allen Argwohn gegen die Jeſuiten aus dem Kopfe. Eolbert widmete
ihnen von dieſer Zeit an nicht nur ſeine Freundſchaft, indem er ſie allezeit hochgeſchaͤtzet
hatte, ſondern auch ſeinen Schutz, und ſetzete, ſoviel ihre Amtsverrichtungen betraf, bis
an ſein Lebensende, ein vollkommenes Vertrauen in fie. ,
Weil Herr Talon zu verhüten fushete, Daß man feine Befchreibung von der vortheil-
haften Beſchaffenheit Reufrankreichs für Feine, bloße Windmacherey halten möchte: fo
fuchte ex die zum Belten des Sandes aufgewendeten Koften auf einige Weife zu erfegen, und
wrsyh! fiel
von Newsrankreich. IX Buch, 233
fiel zu diefem Ende auf die Bergwerfe Das Angeben einiger Reifenden machte ihm Hoff⸗ 1687.
nung, in Gafpe Silber zu finden; und landete er deswegen bey feiner Herreife aus Frant ·
veich dafelbft, es war aber nichts. Mit dem Eifen gieng es glücklicher. Im Auguſtmo⸗
nate des Jahres 1666 ſchickete er den. Herrn dela Tefferie in viePaulsbay. Der Mann
entdeckete wirklich eine Eiſenader, die er für fehr veich hielt, ja ſo gar Kupfer, vielleicht
auch Silber, darauszu gewinnen verhoffte, In feinen Tagebuche bemerket er, es ſey die
Erde überall, wo man geſchuͤrfet habe, von dem Erdbeben des 1663 Jahres noch zerruͤttet
en. zu 9 An rpm |
as Talon im 1668- Jahre nach Frankreich zuruͤck gegangen war: fo beredete er den
Herrn Coldert , die Entdeckungen weiter zu treiben, Es wurde auch zu diefem Ende der
Here de Is Potardiere wirklich nach Canada geſchicket. Herr Courcelles zeigete ihm
bey feiner Ankunft zu Quebec Proben aus der Gegend am Champlain und den Magdaler
nenvorgebirge 2). Die eine war ein eifenhaltiger, Sand, die andere ein Eifenftein,
La Potardiere reifete felbft an Ort und Stelle, und verficherte bey feiner Wiederkunft zu
"Quebec, die Gruben waͤren ſowohl wegen der Güte,als wegen der Menge des Eiſens vortrefflich.
= Kndemmun bie erfien Proben, die man mit dem Lederbereiten gemachet hatte, gleichfalls Der Handel
glücklich abliefen, und in eben diefem 1668 Fahre auch der Handel freygegeben wurde: fo wird frey ges
ſchoͤpfete man große Hoffnung von Canada, und iſt es ſchwer zu fügen, warum fie wie⸗ geben.
der verfchwand, Soviel ift wenigftens gewiß, daß man eben die von Talon entdeckten , 1868.
Eifengruben, nachdem über fiebenzig Sabre lang Fein Menfch mehr daran gedacht hatte,
vorige von neuen gefunden hat, und vermurhlich bearbeiten wird, |
Bald nach eingelaufener Nachricht von dem Tode des P. Mefnard, erſchienen eben —
die Utauais, bey denen er ums Leben gekommen war, mit vielen Geſchenken, und bathen Keifen —
ſich einen andern Jeſuiten zum Mißionar aus, wiewohl nur eigentlich in der Abſicht, weil Welten und
fie gern Franzofen im Sande gehabt hätten, und zum Voraus faben, es würden einige mit Norden.
dem Mißionar dahin fommen. Man hatte großes Bedenfen, ihr Begehren zu bewilligen.
Endlich erboth fich der P. Claudius Allouez freymillig dazu, und zog mit ihnen davon,
Sie machten es aber ihm nicht beſſer, als den PP. Garreau und Mefnard, das ift, fie be-
gegneten ihm ungefähr wie einem Seibeigenen; ja es ließen ihn diejenigen, in deren Kahne
er faß, einftens am Ufer fißen: abet: kaum waren fie fortgefahren, fo fhlug der Kahn
um, und fie erfoffen alle, Nebſtdem waren fie aͤußerſt verftock, und man konnte nice
das geringfte bey ihnen ausrichten.
Einſtens Fam Feuer in ein Pulverfäßchen, und es wurden viele von dem Pulver Aherglauben
haͤßlich verbrannt. Weil fie dafür Feinen Rachwußten, ſo wendeten fie ſich an Die Sonne, der Iitanais.
und. begiengen ihr zu Ehren ein Feft. Man fang und. machte dabey die wunderlichfien
Gebärden. Nachgehends ſetzeten ſich etwa ein Dugend der Vornehmſten um ein Feines
Feuer, machten ein großes Gefehrey, und fahen dabey gegen die Sonne, als ob fie ihr die
Flamme des Feuers, ober doch den Rauch davon opferten. Endlich ftund der ältefte auf,
und erfüchte die Sonne mit lauter Stimme, fie möchte die Kranken gefand machen. Die-
fes fiel dem Mißionario unertraͤglich. Er wendete fi) an den verwegenften des Haufens,
und redete mit ſolchem Nahdrude , daß einer von den Kranken dadurch geruͤhret wurde,
fih auf der Stelle an den Gott der Chriſten wandte, und denfelbigen für die einzige Gott:
eit
a) Es find zwo Pfarren, welche dieſſeits der drey Fluͤſſe liegen. b
Allgem. Reiſebeſchr. XIV Band. 6Gg
234 Gefchichte und Beſchreibung
1688.
v
heit und für den allmächtigen Herrn des Lebens erkannte. Hieruͤber gerierh der Verwegene
in ſolchen Grimm, daß man dachte, er werde ihn der Sonne gar aufopfern, Doch, end:
lich wurde nur fein Kahn verbrannt.
Den iten des Herbftmonates famen ſie an U, L Frauen Sprung ‚ welcher bereits-
erwähnter maßen feine Stelle an dem engen Canale hat, Durch welchen der obere See fich
in den Huronifchen ergießt Der Pater bereifete in dieſem Monate die Suͤdkuͤſte des
obern Sees, und Fam den ıften des Weinmonates nah Chaguamigon. Man nahın ihn
in einem großen Flecken auf, darinnen man über achthundert Krieger aus allerley Nationen
zählete. Hier erbauete er eine Capelle , und der obenerwähnte geruͤhrte Kranke tief ſich
taufen, weil er feine erfolgete Geneſung dem Gotte der Ehriften zuſchrieb. Weil eben
Aberglaube
‚der Utauais.
Ihre Sitten
u. Gebräuche,
damals eine Berfammlung von etwa einem Dußend Nationen, welche die algonquinifche
Sprache alle miteinander vedeten, gehalten wurde: fo hielt der Pater eine lange und nach»
drücfliche Rede in befagter Sprache an fie. Dochfie zog feine andere Wirkung nad) ſich,
als daß man fie bewunderte. TORTE PER in
Die Leute waren in dieſer Gegend eben fo abergläubifch, als die Utauais. Als der
Pater einftens durch ein Dorf reifete: ſo fah er mitten auf einem Plage das Bild irgend
einer Gottheit, die er aber nicht nennet, ſtehen, und jedermann befehäfftiget, Demfelbigen
Hunde zu opfern. Die Abficht war, Hülfe gegen eine eingeriffene Seuche zu erhalten.
Man opferte eben biefem Bilde auch aus andern Urſachen. Nebſtdem opferte jedweder
in ern wenn er wollte. } säyl) ed mag
ivd ein Utauais, wenn er auf einem See fchiffer “ei eme uͤ £
fo erwuͤrget er einen Hund oder ein-anderes Thier Ve mean ae
Gotte des Sees: Sey doch nur zufrieden, ich gebe dir ja meinen Hund. An⸗
fängfich machten es die Neubekehrten mit dem wahren Gotte eben alfoz und es fegete große
Mühe, bis fie glaubeten, er verlange dergleichen Verehrung nicht, Dieſes Volk war fo
dumm, daß es die Sonne für eine Mannsperfon, wiewohl von einer weit erhabenern Art
als der menfchlichen , den Mond aber für feine Gemahlin Hielt.. Eben das glaubten. fie
‚auch vom Schnee und Eife, und fageten, ‘des Sommers wohneten fie alle beyde in einem
anberh Lande „manmunktndlmi ax sen mane worychlonen + 2
Den Bögeln fehrieben fie eine Sprache und Unterredungen zu, die einige Menfchen
verftünden. Die Seele eines Fiſches fuhr nach ihrer Meynung wieder in einen andern
Fiſch; daher verbrannten fie die Gräthen nicht; denn die darinnen wohnende Seele möchte
darüber verdrüßlich werden, und es den Fiſchen widerrathen, ſich einandermal fangen
zu laffen. Ueber das alles trugen fie eine befondere Ehrerbiethung gegen ein gemiffes felt-
fames Thier, das einige, ihrent Vorgeben nach, zwar im Traumegefehen hatten,-feine eigent-
fiche Seftale aber nicht befchreiben fonnten. Einige machten den Waffergatt Mirabichi
daraus, deffen mäbrchenhafte und lächerliche Gefchichte bey einer jeden Nation, die ihn
verehret, anders iſt. '
Ihr Gottesdienft Tief beynahe allemal auf Schmaufereyen, Tanzen, Gingen,
Ueppigfeiten und Unflärheregen hinaus, dabey man alles entblößete. Die Bichveiberen,
das Eheſcheiden, und Huren gieng dermaßen im Schwange, daß man die fträflichften
Ausfchweifungen für ein verdienftvolles Werk anſah. Verlangete jemand etwas von fei-
nem Schußgeifte, fo faftere er fo lange, bis ihm träumere, er werde es erhalten. Die
Krankheiten vühreten nach dem Borgeben ihrer Aerzte meiftens daher, weil man nad) ge—
. | endigter -
von Neusgranteeich. IX Buch, 235
enbigter Jagd oder Fiſcherey, keinen Schmaus gegeben hatte. Doch zuweilen rührere 166g
das Uebel auch von einem böfen Geifte ber, den irgend ein böfer Kerl in das kranke Glied ———
gebannet hätte, Man ließ den Zauberer holen. Dieſer überlegete die Sache unter aller-
ley feltfamen Gebärden ‚ verordnete einen Schmaus anzuftellen, undgieng feines Weges.
Der Pater fand zu Chaguamigon eine große Anzahl bebehrter Huronen, Die aber Was zwifchen
aus Mangel der Unterweiſung ziemlich irre waren, und dabey etwas lüderlich lebeten, dem Pater u.
Diefe brachte er wieder auf den rechten Weg. Auch kamen dreyhundert Puteuatamier 2% ——
aus ihren Inſeln, wo die ganze Nation noch beyſammen lebete, dahin. Der Mißionarius — zer
befuchte fie gleich mach ihrer Ankunft, und wurde nach) ihrer Art mit großer Ehrerbiethung
empfangen. Der Anführer des Haufens verlangete.des Paters Schuhe; als er fie harte,
befah er fie auf allen Seiten, wollte fie ihm wieder anziehen, und fagete, dieſes waͤre bey
ihnen ein Merkmaal der Ehrerbiechung. - ter TIER
Sie hatten einen beynahe hundertjährigen Greifen bey ſich, der für einen Propheten
galt. Er aß, wie fie fagten, oft in zwanzig Tagen nicht das geringefte, und. befam nicht
felcen den Urheber aller Dinge zu feben« Auf diefe Arc drücken fich diefe Wilden orbentli-
cher Weife aus‘, wein ſie von dem wahren Gotte reden. Diefer Greis wurde zu Chagua-
migon todefrant. "Seine beyden Töchter fagten ihm die Unterweifungen des Paters ‚denen
fie fleißig beytohneten , fo gut als es ihr Gedaͤchtniß litt, vor, und machten ihm Luft,
den Pater felbft zu bören. Dieſes gefihab, Der Kranke glaubete alles, was man ihm
fagte, und wurde getauft,
Unterdeffen fiel Die Zeie des Traumfeftes ein. Der Kranfe bath ven Mißionarius, er
möchte ihm eine gewiſſe blaue Decke reichen. Der Pater wollte wiffen, in was für. Abficht er
folche verlangete? Er antwortete: „Weil das Blaue die Farbe des Himmels ift, an wel-
chen ich von nun angedenfen will, und den ich bald betreten werde, Bor feinem Tode,
der wenig Tage darauf erfolgete, fagte er mit inniger Bewegung: Herr! ich babe fehr
ſpaͤt angefangen, dich zu lieben. Der Pater Allouez machte Anftalt, ihn nad)
iftlichen Gebrauchezu beerdigen. Aber ehe er es fich verfab, war die Leiche wider die
ordentliche Gewohnheit diefes Volkes verbrannt, und man fagte ihm auf fein Erfundigen
folgende ſchoͤne Urſache.
„Der Vater des Verſtorbenen war ein Haſe, und ſagete einſtens zu feiner Frauen,
„feine Kinder müßten nad) ihrem Tode durchaus nicht in die Exde geleget werden; denn
„fie wären nahe Anverwandeen des Schnees, der einen bimmlifchen Urſprung habe,
„Würde man feinem Willen zuwider leben, fo wolle er den Schnee bitten, in fo großer
„Menge zu fallen, daß man daffelbe Jahr keinen Frühling genießen folle.,, Der. Mif-
fionarius lachete anfänglich über diefe Antwort; darauf aber wollte er den Anmefenden be-
ieifen, es waͤren dieſes höchftungereimte Dinge, allein, vergeblich. Die beyden Töchter
des Greifes, welche ſo viel zur Bekehrung ihres Vaters beygetragen, erhielten von dem
Himmel eben dieſe Gnade.
Um eben diefe Zeit Famen Hundert und zwanzig Utagamier , zweyhundert Safer
und achtzig Illineſen nah Chaguamigon. Einige befehreten fh. Damals gab man
die Illineſen für eine Nation aus, welche von den Iroqueſen beynahe gänzlich vertilget
worden fen. Gleichwohl beftund fie fünfzig Jahre hernach, noch aus vierzigtaufend Geer
len. Auch fah der P. Allouez an eben dieſem Drte viele Siuxen und andere Nationen,
mit denen er durch einen Dollmetſcher veden muſite. Er giebt ipnen Namen, die ich fonft
Ö52 nirgend
236 Geſchichte und Beſchreibung
66. nirgend antreffe. Vielleicht kennen wir fie heutiges Tages unter andern Namen, die ih—
nen von andern näher bey uns wohnenden Wilden beygeleget werden,
Band der Siu: Die Siuren fageten ihm, fie wohneten am nordlichen Ende der Welt, Vermuth⸗
gen. lich aber begriffen fie unter ihrem Namen alle Völker, welche eben wiefelbige Sprache re—
den, als fies -infonderheitdie Aßiniboilen. "Gegen Weſten graͤnzeten die Kareſier an fie.
Weiter hinaus fey die Erde abgefchnitten, und fehe man nichts als ftinfendes Waſſer, dar-
unter fie das nordweſtliche Meer verfiunden. Sie graͤnzeten an Völker , welche Men:
fehenfleifeh freſſen, und roh verfaufen, Es giebe in der Aßiniboilen Nachbarſchaft ein
Bolf, davon man ein gleiches erzähler: allein, es gehe in Diefen Gegenden alle Jahre ei-
ne große Anzahl Menfchen durch Bären von erftaunlicher Größe und ungemein langen
Ktlauenzu Grunde. Ina main nous
Criſtinauer. Damals ſtreiften die Kiliſtinonen oder Criſtinauer, von unſern Canabiern Criquen
genannt, bis an dieſes Ende des obern Sees. Der Pater Allouez ſah ihrer viel, und
verfichert, fie betheten die Sonne an, und hingen ihr zu einem Opfer Hunde an die Baͤu—
me, Sie reden, wider der. übrigen Wilden in Nordamerica Gewohnheit, feheiviel, und
fehe geſchwind, deswegen werden fie auch von unfern Keifebefchreibern die canadifchen
Gaſconier genannt. Ihre Sprache ift eine Mundart der algonquinifchen, und koͤmmt
der Artifameguer ihrerfehr nah, Da nun der Name dieſer legten eigentlich einen gewiſſen
am nordlichen Ende des Huronfees fehr gemeinen Fiſch bedeutet a): ſo follte man glauben,
fie hätten ehemals am obern See gewohnet. - 3
Reiſen des P. Zu Anfange des 1667 Jahres erfuhr der Pater Allouez, es habe ſich eine große Anz
Allouez. zahl Nipißinger an den Alimipegonſee gefluͤchtet, welcher nordlich über dem Obernſee liegt,
und fich in ihn ergießt. Er teifete in Geſellſchaft zweener Wilden ſogleich dahin, ‚unge:
achtet der Weg bey fünfhundert franzöfifche Meilen betrug, und fandıdie armen, meiftens
chriſtlichen Flüchtlinge in eben dem Zuſtande, als er Die Huronen angetroffen hatte. So—
dann gieng er nach Chaguamigon zurück; und weil er am dieſem Orte einen beftändigen
Migionsfis zu errichten gedachte: fo ſchlug ex fich zu einer zahlreichen Geſellſchaft Utauais,
die mit Pelzwerke nach Montreafzogen; und'erreichete Duebec- im Auguftmonate des fols
genden Jahres, en TE ch Bar
Hier blieb er nur zween Tages Sodann gieng er mit dem Pater Ludwig Nico⸗
las, einem Jeſuiterbruder, und vier Handwerksleuten nach Montreal zurück, traf auch ſei⸗
ne Reiſegefaͤhrten noch an. Allein, da es zum Einfchiffen kam, wollten fie niemanden,
als die beyden Patres in ihre Kaͤhne nehmen, Sie mußten alfo allein, ohne Vorrat und
andern Beyftand, als des Himmels, ſich ihnen anvertrauen. "Den Erfolg werden wir zu
feiner Zeit vernehmen, ME FR zen g® —
Mißionarien Indeſſen hatten die iroqueſiſchen Orte Agnier und Onneyuth endlich geurtheilet, es
unter den Iro⸗ wuͤrde das Beſte für fie ſeyn, ſich mit den Franzoſen zu vergleichen. Sie ließen alſo bald
queſen. nach des Marquis von Tracy Abreiſe bey dem Herrn von Eourcelles um Frieden und um
Mißionarien anſuchen. Sie erhielten beydes. Man gab ihnen die PP. Bruyas und
Fremin mit, Der Pater Garnier folgete nach einiger Zeit. Als er aber die Chriſten im
Bezirke Innontague beſuchete: fo mußre er dem Garafonthie, der ihm eine Cabanne und
Capelle bauete, verfprechen, ſo lange im Lande zu bleiben, bis; er von ſeiner vorhabenden
Reiſe nad) Quebec zurück komme, wo er fuͤr ſeinen Dre und für Goyoguin Mißionarien —*
wollte.
9) Er heißt insgemein Weißfiſch.
von Neu⸗Frankreich. RBuch. 237
wollte. Er veifete auch wirklich dahin, und brachte die PP. de Carheil und Milet mit. 1668
Weil eine große Anzahl Sroquefen fih an dem weftlichen Ende des Ontariofees niedergẽ· s
laſſen hatte: ſo verſorgete fie der Biſchof mit den Herten de Fenelon und Troume, ‚Der:
geftalt ſuchete man mit Ausnahme des Stammes Tjonnonthuan die ganze iroquefifche Na:
fion zu bekehren, gleichwie denn auch, wegen ihrer Tapferfeit-und Sage zwifchen uns und
den Engländern, am allermeiften daran gelegen war, ihr die Siebe zu Zefa Chrifto und zur
franzöfifchen Nation einzuflößen.
Gleichwohl war alle Mühe vergeblich. Ich Habe die. meiften, welche in diefem Wein: Warum fie
berge am laͤngſten gearbeitet hatten, gekannt, und zum öftern nach dev Urfache gefraget, ſich nicht ber
warum bey Diefer Nation ungeachtet ihres Witzes, gefunden Verſtandes und hohen Gei—kehreten.
fies, alle Arbeit umfonft ſey? Die Antwort war einhällig,, das ruchloſe Leben der Eng-
länder und Holländer bringe die Wilden auf die Gedanken, das: Chriftenehum fey eine
willkuͤhrliche Religion, Mebftdem ift auch diefes wahr, daß die Iroqueſen fich auf den
jedesmaligen Beyftand diefer Nachbarn verließen, folglich wenig nach uns und unferer
Religion frageten. Beſagte Mißionarien meldeten auch: es feyder Brandtewein, den
die. Wilden nach Belieben in MeuMorf eintaufcheten, eine unuͤberwindliche Hinterniß
ihrer Befehrung gemefen. Iſt es nun nicht den Katholiken eine Schande, wenn fie eben
durch dieſes Getränke die Neubekehrten im Glauben irre machen, und den Ungläubigen
Gelegenheit zum Laͤſtern geben ?
Neufrankreich genoß damals feit feiner Stiftung, zum erftenmale eines tiefen Frie: Neufrank⸗
dens. Die Regierung gab fich bey diefer guten Gelegenheit alle erfinnliche Mühe, der Big aa
Pflanzftabteine dauerhafte Geftalt zu geben. * Der größte Theil des Regimentes Cari⸗ ——
gnan⸗Salieres hatte ſich nach geendigtem JIroqueſen Kriege haͤuslich im Lande niederge⸗ —
laſſen. a, man ſchickete zwey Jahre hernach, die ſechs Compagnien, welche Herr de
Tracy mit ſich nach Frankreich genommen hatte, wieder zuruͤck, um ſowohl die Beſatzun⸗
gen, als die Zahl der Einwohner zu verſtaͤrken. Viele Dfficier bekamen ein Stuͤck fans
des mic allen Freyheiten eines Nittergutes, und es blühet ihre Nachkommenſchaft noch
heutiges Tages, aus welcher Urſache denn Neufrankreich einen ftärfern Adel von alter Her:
£unft als vielleicht alle übrige franzoͤſiſche Pflanzlande ‚aufjumeifen hat. Der Boden war
—— und weil die neuen Einwohner Luſt zur Arbeit Hatten: fo konnten fie ſich
au .
Im April eben diefes Jahres erfchien zu Quebec abermals ein Comet von roͤthlicher Far- Ein Comet,
be, in Geſtalt einer heftig brennenden und fehr langen Lanze. Sein eines Ende lag un. Erdbeben,
ger dem Horizonte verborgen. Er erſchien nach Umtergange der Sonne, und verſchwand, Krankheiten.
ſo bald der Mond aufgieng, Das gemeine Volk glaubete , er habe die bald darauf fol-
gende Erderſchuͤtterung und die Krankheiten, die fich im Herbſte äußerten, angefündiget,
Zum Gluͤcke hatte er feinen Einfluß in die Erndte ‚ wie viele befürchteten ; fondern es fiel
diefelbige ungemein reichlich aus.
Im Maymonate diefes Jahres verlor das Kloſter der barmberzigen Schweftern zu Eine Heilige
Quebec die Mutter Catharina von St. Auguſtin. Sie war eine Tochter Jacob Nonne ſtirbt.
Simons ‚Herrn von LongPre, und Fam den zien des Maymonates im Jahre 1632 zu
St. Sauveur- fe Bicomte, im Biltdume Coutance zur Welt, Den 2aſten des Weinmo⸗
nates im Jahre 1646 gieng fie Ins Kloſter der barmberzigen Schweftern zu Bayer: Die
fes Kloſter Hatte ihre Muhme geſtiftet, und fie lebete damals nebft-der Catharinen älteften
| | G83 Schwe⸗
— Gecſchichte und Beſchreibung
1668.
Was die Miſ⸗
Schweſter, ihrer Großmutter, und einer Groß-Muhme noch darinnen. Den 27ften des
Maymonates gieng fie mit dem Pater Bimond und feinen übrigen Reiſegefaͤhrten nach
Quebec zu. Schiffe, kam den 1gten Auguſt dahin, und ſtarb dafelbft im Rufe der Heilig:
kei. Der Pater Raguenau befchrieb ihr geben. Allein, es wollte nicht jedermann ges
fallen. Die Urfache iſt, weil das Verfahren Gottes mic folchen Seelen, denen er innerft
beywohnet, folche Geheimniffe in fich hält, daß es niche nur vergeblich, fondern auch zu:
weilen gefährlich ift, fie der Welt zu offenbaren. Da wenige Perfonen im Stande find,
fie zu begreifen: fo werden dergleichen Hohe Dinge denen, welchen Gott den Berftand
nicht Dazu eröffnet, ein Stein des Aergerniſſes.
Zu Ende des Sommers verlangeten die Tfonnonthrianer durch eigene Abgeordnete‘,
fionarien bey einen Mißionar. Es begab ſich alfo der Pater Fremin aus dem Bezirke der Agnierdahin,
den Jroquefen
nuͤtzen.
Mißionen bey
und ſeine Stelle erſetzete der Pater Pearron. Ungeachtet die Jroqueſen uͤberhaupt ſchlech⸗
te Luſt zum Chriſtenthume bezeugeten: ſo ſtiftete die Gegenwart der Mißionarien gleichwohl
etwas Gutes. Es war ſchon viel, daß man fie leutſeliger machete, daß man fie zu dem
Umgange mit Franzoſen gewöhnere, und ihnen eine Hochachtung gegen die ehriftliche Re—
ligion beybrachte. Allein, man taufere überdiefes auch manche fterbende Kinder, $eibeis
gene von allerley Nationen, und erwachfene Todtkranke. Zugeſchweigen, daß man zu=
weilen irgend eine andere auserwählte Seele fand.
Die Agniee waren jederzeit Die abgefagteften Feinde des Chriftenthumes und der
Sranzofen gewefen. Gleichwohl gewann hier das Evangelium den allerfchnelleften Fort⸗
gang. Man ſah nicht nur in kurzer Zeit eine Kirche, die aus Neubekehrten voll Eifer
beftund; fondern es lieferte auch ebem diefer Bezirk die neufranzoͤſiſche Senevieve, dag
ift, die berühmte Catharina Tegahkuita, welche der Himmel num ſchon ſeit ſiebenzig
Sahren durch unverwerfliche Wunderwerke befchriehen zu machen, fortfaͤhrt.
Dägegen bezeugeten ſich die Onneyuther ſehr ungelehrig: gleichtwie auch bey ven Go⸗
yoguinen, von denen man fich die befte Hoffnung gemacht hatte, die große Mühe des Pa-
ter Sebaftian von Cartheil wenig Nusen brachte. Gleichwohl befaß diefer Mißionar
die größten Gaben, Die ein Mann von feinem Stande ſich wünfchen fann. Er arbeitete
über fechzig Jahre lang mit erfinnlichem Eifer an ihrer Bekehrung; er redete die huronifche
und iroquefifche Sprache eben foleicht und zierlich, ats diefranzöfifche. Sowohl die Sran-
zofen als Wilden hielten ihn für einen Heiligen, und für einen Mann von auferordentli-
hen Eigenfhaften. Gleichwohl hat er fehr wenige Perfonen befehrer ; zum klaren Be-
weife, daß es damit im geringften nicht auf die Bemuͤhung oder Geſchicklichkeit
des Lehrers anfomme, | i
r
Weil die algonquinifchen Voͤlkerſchaften vor dem Streifen der Zroquefen nunmehr
den Algonquis ſicher warenz fo bezogen fie meiftentheils ihre ehemaligen Wohnpläge wieder, und meil
nen.
zum Glüce eine Berftärfung von Arbeitern aus Frankreich angelanget war: ſo Fonnte
man fie alle und jede mit Mißionavien verforgen. Die PP. Dablon und Mar quette
bekamen ihre Stelle an Unſer lieben Frauen Sprung, wie er damals hieß. Allein, un:
geachtet die Springer ein großes Verlangen nach ihrer Ankunft begeuget und fich alle mit
einander zur Taufe angeborhen Hatten: fo merfete man doch bald, daß Diefe Bekehrunge:
begierde eine fehe unlautere Abficht zum Grunde Harte, Es blieb alſo bey dem
Taufen fterbender Kinder, und beym Unterweifen der Erwachfenen. Um eben diefe Zeit
brachte der Pater Nicolaus, ein Gehuͤlfe des Pater Allones, gewiffe Wilde nach Que-
ber,
von Neu⸗Frankreich. IX Buch. "239
bee, bie uns unter feinem andern Namen als der durchbohreten Naſen bekannt find. 1668
Es ift eine Fleine algonquinifche Nation. Männer und Weiber ftechen ſich Söcher durch ——
die Nafe, und hängen Glascorallen oder andere Kleinigkeiten hinein. Sie giengen nach
getriebenem Umtauſche ihres Pelʒwerkes wieder nach Chaguamigon zuruͤck. Weil nun an
diefem Orte für ziween Mißionavien zu wenig Arbeit war: fo fehlug der Pater Allouez fei-
nen Sis am Michiganſee ©) auf. Es fruchtete aber feine Arbeit in den erften Jahren
fehr wenig. :
: On ben diefem Jahre gieng Here Talon wieder nach Frankreich zurück, und mur- Kerr Talon
de von dem Harn de Bouteroue abgelöfe. Dieſem legten wurde infonderheit fharf ae
eingebunden, die allzugroße Strenge der Beichtvaͤter unddes Bifchofes zu mäßigen, auch zurück. Fi
die Einigkeit unter allen Geiftlichen im Sande zu erhalten. Wegen des legten Puncts
war zwar nie eine Klage entftanden, wohl aber wegen des erften, und werden wir bald
mehr davon erwähnen, i er En a,
Herr Talon verließ Neufrankreich nicht in der Abſicht, nie wieder zu Fommen, und
wir werden ihn in wenig Jahren fein’ Amt dafelbft wieder antreten fehen, Einige Haus:
angelegenheiten verlangeren feine Gegenwart in Paris; und er hatte einige Urſache zum
‚Misvergnägen in Canada, welches machete, daß er ſich auf eine Zeitlang davon zu ent:
fernen wünfchere, Es ift gewiß, daß er fich bey Hofe über des Herrn Courcelles Betra⸗
gen gegen ihn beſchwerete. Dieſer Befehlshaber befaß vortreffliche Eigenfchaften, und
gehöret unter die beften Statthalter, welche Neufrankreich jemals hatte, Nur fehlete ihm
zuweilen die Thaͤtigkeit; und bey dem allen wollte er doch nicht leiden, daß das, wag er
ſelbſt niche that, durch andere gefchehe. Es war nicht allemal guf mic ihm umgehen, und
batte er ſich allerley Vorurtheile gegen die Geiftlichfeit in den Kopf gefoge. °
In eben dieſem 1670 Jahre Fam die Erhebung der quiebeefchen Kirche zueinem Bis- Quebec wird
thume zu Stande, "Es währete deswegen fo lange damit, weil der Pabſt durchaus dar- ein Biſthum.
‚auf beharrete, es folle das neue Biſthum unmittelbar unter dem römifchen Stuhle ftehen. 1570.
Dem ungeachtet ift der Biſchof zu Quebec auf gewiſſe Weife mit der franzöfifchen Geift: ——
lichkeit vereiniget ) eben fo wie der zu Puy, welcher gleichfalls unmittelbar unter Rom fteht.
Um num das neue Biſthum zu dotiren, ließ ihm der König die beyden Menfas der Abtey
Maubec zuſchlagen und des Herrn de Lavals Nachfolger, Herr de S. Valier, brachte es
dahin, daß noch die Abtey Benevent theils dem Biſthume, theils dem Capitel zuge⸗
ſchlagen wurde. Der Geldmangel zu Bezahlung der Bullen nöthigte den neuen Biſchof,
nach Frankreich zu reifen, und den König um Hülfe zu erſuchen: er Fonnte fie aber nicht
eher, als im Jahre 1674 erhalten, 2 |
Ungeachtet Here de Coureelles die innerlichen Geſchaͤffte der Colonie ziemlich ſchlaͤfrig Herr Coureel⸗
abhandelte, und überall Schwierigkeiten fand: fo war er doc) voll Feuer und Munter- les reifet unter
keit, wenn es auf einen Krieg und auf die Wilden anfam. So bald er alſo erfuhr, die die Iroqueſen.
Iroqueſen hätten die Utauais durch Geſchenke zu vermögen gefuchet, ihnen ihr Pelzwerk zu
bringen, damit fie es hernach zu Neu- Port abfegen fönnten: fo fah er wohl ein, es
werde diefer Anſchlag, wenn ev gelingen ſollte, nicht nur den neufranzöfifchen Handel ver-
nichten, fondern auch die nördlichen Voͤlker auf die Seite der Yroquefen ziehen, wornach
fie uns bald wieder auf den Hals fallen würden, Er fand alfo für nörhig, ſich den Iro—
quefen felbft zu zeigen; und fein Zug hatte alle erroünfchte Wirkung. Ya, er nahm fei-
nen
4) Man nennet ihn die Bay der Stinker.
1679.
240 Gecſchichte und Beſchreibung
nen Weg ſo gar auf dem Lorenzfluſſe, ungeachtet ſelbiger wegen der vielen Waſſerfaͤlle zwi⸗
sehen Montreal und dem Ontarioſee ungemein beſchwerlich fälle; denn er wollte dieſen Bar-
Was mit Aca⸗
baren zeigen, daß man ſie mit beſegelten Fahrzeugen beſuchen koͤnne, welches auf dem
Sorelfluſſe keinesweges angeht. Doch ſchwaͤchete dieſe Unternehmung ſeine Geſundheit
dermaßen, daß er um feine Erlaſſung anſuchen mußte, in der Abſicht, wie er an den
Minifter fehrieb , daß er nach wiedererlangten Kräften das Glück genießen möchte, fein $e-
ben, gleichwie feine Brüder, in des Königes Dienften zu zufegen.
Damals hatte Frankreich durch den Friedensſchluß zu Breda Acadien wieder befom-
dia vorgeht. men. Am dieſem Sande eine Dauerhaftigkeit:zu geben, dachte der) Hof auf eine folche
Einrichtung, daß es von Duebec aus ſchleunig unterftüger werden fönnte, . Damit man
aber Die, eigentliche Abfiche des Hofes deſto deutlicher einſehen möge, fo muß ich
die Sache etwas weiter herholen. - ’
As die Franzofen, wie wir oben gefeben haben, im Sabre 1613 von den Englän-
dern aus Acadia und dem ganzen füblichen Theile von Neufrankreich gejaget wurden: fo
gaben fie ſich um die Wiedereroberung diefer Sander nicht die geringfte Muͤhe: ungeachtet
‚es die Engländer von felbft verließen, und Kerr von Poutrincourt, als er im folgenden
Jahre dahin kam, feinen Menſchen, der fih ihm widerfegen konnte, da antraf; auch die
wenigen Einwohner, die ev felbft dahin gebracht haste, in aller Ruhe lebeten. Indem
aber zu beforgen war, die Engländer möchten ibn, ehe er feft genug füße, zum zweytenma⸗
le wegjagen : fo verlangete er Rönigshafen nicht wieder aufzubauen.
Nach Verlaufe einiger Jahre fehien man am englifchen Hofe wegen diefes fehönen
Landes wieder aus feinem Schlafe zu fommen. Allein ‚der Graf Sterlin , welchem Sa:
cob der Tim Jahre 1621 das ganze Sand ſchenkete, gab fich fehlechte Mühe, einigen Vor.
theil daraus zu ziehen. Es blieben alfo die Franzoſen bis auf den Nocheller- Krieg ruhig
darinnen figen. Damals aber verloren fie alle Poſten, bis auf das einzige Sandvorgebir-
ge, welches die Südfpige von Acadia machet, und von den damaligen Befehlshaber, la
Tour ‚ gegen feinen leiblichen Vater vertheidiget wurde, = 5 men
Hl ‚ren IP
Schöne That 1... Es hatte dieſer währender Belagerung der. Stade Rochelle fi) in London -aufgehal-
des. Herrn de gen, eine Hofdame der Königinn geheirathet , und wegen dieſer Heirath den Drden vom
fa Tour,
Hofenbande erhalten, Entweder haste er fih ſchon vorher. mitdiefem Hofe zum Nachtheile feiner
Pflicht eingelaffen , oder feine neue Würde verleitere ihn Dazu: fo viel ift gewiß, er ver-
ſprach dem Könige von Großbritannien, er wollte die Engländer in den Beſih desjeni-
gen Poftens fegen, den fein Sohn in Yeadien inne habe. Auf dieſe Verficherung gab
man ihm zwey Kriegesfchiffe, auf die er ſich mit feiner, neuen Gemahlinn einfhiffete.
As er damit an das Sandvorgebirge kam, ließ er ſich ans Sand fegen, und gieng
allein zu feinem Sohne, welchem er fein Anfehen an dem londonſchen Hofe, und die Boy-
theile, die er fih davon verfprechen Fönnte, mit vielen prächtigen Worten herausſtrich.
Er fegete hinzu, 8 läge nur an ihm, ſich eben dergleichen zu verſchaffen; er brächte ihm
den Orden des Hofenbandes mit; und er hätte Macht, ihn in feiner Statthalterſchaft zu
beftätigen, wenn ex fich für feine großbritanniſche Majeſtaͤt erflären wollte. Der junge
Befehlshaber erftaunete über diefen Antrag, der ihn eben fo fehe verdroß, und fagete fei-
nem Vater rund heraus: ex hätte fich fehr geitver, wenn er ihn fir fähig gehalten, feinen
Platz den Feinden des Staates zu übergeben: er wuͤrde ihn dem Könige, feinem Heren,
erhalten, fo lange noch ein Athem in ihm wäre; er fehägere die Ehre, die ihm der König
in
von Neu⸗Frankreich. R Buch. —
in England erweiſen wollte, ſehr hoch: er Möchte fie aber nicht durch Verraͤtherey erkau⸗1670.
fen; ber Herr, dem er dienete, wäre mächtig genug, ihn auf eine Art zu belohnen, daß —
er nicht Urſache haͤtte, die Anerbiethungen zu bedauern, die man ihm thäte; und auf ala
fen Fall würde ihm feine Treue zur Belohnung dienen.
Nachdem der Vater dieſe Antwort, deren er fich nicht verfehen war, erhalten hatte:
fo gieng ex wieder an Bord, von da er den andern Morgen in den zärtlichften und dein=
gendften Ausdruͤckungen an feinen Sohn ſchrieb. Allein, dieſer Brief vichtere eben fo we:
nig aus. „Endlich ließ er ihm ſagen, er wäre im Stande, dasjenige mit Gewalt wegzu⸗
nehmen, was er durch fein Bitten nicht erhalten Fönnen ; wenn er feine Truppen ans sand
gefeget hätte, fo würde es nicht mehr Zeit ſeyn, fichs gereuen zu laffen, daß er die Vor—
theile ausgefchlagen, Die er ihm angebothen ; und er riethe ihm als ſein Water, er möchte
ihn nicht zwingen , ihm als einem Feinde zu. begegnen. or. ar |
Dleſe Drodungen waren eben fo vergebens, als es das Bitten und DVerfprechen ge
wefen war. La Tour der. Bater wollte folche ins Werf richten; und da, die Engländer an- u
griffen, fo vertheidigte fich dev Befehlshaber fo gut; daß nach Verlaufe zweener Tage der
engländifche.General ‚der nicht den geringften Widerſtand zu finden vermeynet, und ſchon
viele von feinen beten Soldaten verloren hatte, es nicht für dienlich hielt, noch weiter
hartnäckig bey diefer Belagerung zu bleiben. Er meldete folches dem alten la Tour , der
ſehr verlegen darüber war. Er getrauete ſich nicht, wieder nach England und noch viel-
weniger nach Frankreich zu kommen; und es blieb ihm Eeine andere Partey zu ergreifen
übrig , ‚als daß er zu der Gnade feines Sohnes feine Zuflucht nahm.
Er entdeckete ſich feiner Gemahlinn , und fagete zu ihr: er hätte. gewiß geglauber, fie
in America glücklich. zu machen. Weil aber fein widriges Schickſal feine Anfchläge zunich-
fe gemacht ; fo wollte er von ihr nicht fordern, daß fie dafelbft unglücklich lebete, fondern
ließe ihr völlige Freybeit, ing: ihrer Familie zu kehren. Seine Gemahlinn aber ant-
wortete ihm: — cht gehelrathet, um ihn zu verlaſſen; wohin er fie auch füh-
ven und in welchem uftande er. ſich auch befinden möchte, fo wollte fie doch ftets feine ge-
treue Gefährtinn ſeyn, und darinnen ihr Glück ſuchen, daß fie feinen Kummer verfüßete,
&a Tour wurde durch eine ſolche Großmuth entzuͤcket, und ließ feinen Sohn bitten, er
möchte zugeben, daß er in Acadia bliebe,
Der junge la Tour antwortete, er wollte ihn eben nicht der Gefahr ausfegen, dafs
er in England feinen Kopf auf einem Blutgerüfte hingäbe, und ihm daher gern einen
Schugort verftatten: allein, er könnte weder ihm , ned) feiner Gemahlinn erlauben, ei-
nen Fuß in die Schange ‚zu ſetzen; doch gäbe er ihm fein Wort, er wollte es ihnen an nichts
fehlen laſſen. Die Bedingung fhien ein wenig hart: man mußte ſich ihr aber unterwer—
fen. Die beyben Eheleute wurden mit Erlaubniß des engländifchen Generales, nebft
alfen ihren Sahen , zweenen Dienern und zwoen KRammerfrauen ausgefchiffet; und die
beyden Schiffe nahmen ihren Weg wieder nad) England. La Tour ließ feinem Bater ein
bequemes Haus in einiger Entfernung von der Schanze auf einem feuchtbaven Boden und
in einer angenehmen — —* ſorgete fuͤr ihren Unterhalt. Hier traf ſie im 1635
hre Denys in gutem Wohlſtande an, —
Sr er - Sranfreic im Jahre 1632. alles in Acadia und an der benachbarten Küfte aa be
verlorene wieder bekam: fo wurde Diefer Theil von Neufrankreich in drey Landſchaften abz Ichaften.
gerheilet, und das Eigenthum derfelbigen, nebſt ver Starthalterwürde, dem Ritter Ra: 1647-70.
Allgem. Reifebefchr, XIV Sand. Hh zilly,
1647-70.
Geſchichte und Beſchreibung
zilly, dem jungen la Tour, und dem Herrn Denys eingeraͤumet. Der erſte befam Kö-
> nigshafen,, und den ganzen mittägigen Strich, bis an Neuengland. Der zweyte befam
Innerlicher
Krieg der
Franzoſen.
das eigentliche Acadia von Koͤnigshafen bis an das Vorgebirge Camceaux; der dritte die
eanadifche Dftfüfte, von Camceaur bis nach Gafpe. Gleichwohl fheint es, ver erfte ha—
be anfänglich ein Recht über ganz Acadia gehabt, mit dem la Tour aber einen Vergleich
getroffen, maßen es unftreitig ift, daß er in dem Hafen de Ta Heve, welcher doch nachge-
hends zu des la Tour Antheil gehörete, einen Anbau vornahm : gleichtwie diefer letztere an
dem Sohannesfluffe dergleichenthat, Sie müffen folglich ihre Bezirke entweder ganz oder
zum Theile gegen einander wertaufchet haben; indem die Schanze Pentagoet, welche la
Tour vor dem Kriege erbauet hatte, dem Ritter verblieb, So lange diefer lebete, herr:
ſchete zwifchen allen dreyen Statthaltern ein beftändig gutes Vernehmen.
Nach feinem Tode traf der Herr d' Aunay de Charnife durch einen Vergleich mit
des verftorbenen Brüdern in alle Rechte defjelbigen ‚und wurde im Jahre 1647 zum Statt:
halter von Acadia ernennet, wiewohl es vermuthlich nur von dem eigentlich alfo genannten
Acadia zu verftehen war. Das erfte, was er that, war diefes, daß er la Heve verließ: und
ungeachtet bier ohne allen Widerfpruch der fruchtbarefte Boden und der beſte Hafen von
ganz Acadia ift, die Einwohner nach Königshafen verfegete, wo er einen weitläuftigen
Anbau anfing.
Weil num entweder dieſer Dre Eraft des getroffenen Taufches mit dem Ritter Razilly,
dern la Tour gehörete, oder weil beyde Statthalter hiemit allzunahe Nachbarn wurden: fo
kam es zwifchen ihnen erftlich zu einem Misverftändniffe, und hernach zum Kriege, Als
nun la Tour einftens mit der meiften Beſatzung aus feiner Jo ange ausgezogen
wars fo ruͤckete Charniſe · davor. Die Frau la Tour war darinnen geblieben; und ob fie
gleich) nur wenig Mannſchaft bey fich Harte, fo entſchloß fie fich doch, ſich bisauf das Aeu⸗
ferfte zu verrheidigen. Sie that folches drey Tage lang mit ſolcher Tapferkeit, daß fie
die Feinde nöthigte, abzuziehen. Den vierten aber, weldyes der Ofterfonntag war, wurde
fie von einem Schweizer verrachen, welchen Charnife zu beftechen gewußt hatte. Sie hielt
indeffen noch nicht alles für verloren. Als fie vernahm, daß der Feind die Mauern über-
fliege: fo zeigete fie fich auf folchen, um diefelben an der Spige iprer kleinen Beſatzung
‚zu verteidigen.
Eharnife, welcher fich einbildete, dieſe Befagung wäre weit ftärfer, als er anfäng-
lich geglaubet Hatte, und welcher Schande davon zu haben bifürchtere, wenn er abjöge,
that der Frau von la Tour den Vorſchlag, fie auf Vergleich anzunehmen. ie willigte
darein, um denen wenigen tapfern Seuten das geben zu retten, welche ihr fo gut bengeftan-
den hatten. Allein, Charnife war kaum in die Schanze gefommen, fo ſchaͤmete er fich,
daß er mit einer Fran Bedingungen eingegangen, die ihm nur ihren Much und eine Hand-
voll zufammengerafferer Leute entgegen geftellet hatte, Er beſchwerete fih, man hätte ihn
hintergangen; und er hielt fich für berechtiget ‚feinen von ven Vergleichepuneten zu balten. Er
ließ alle Leute der Frau von la Tour aufbängen, bis auf einen, dem er Nur unter der Be:
dingung das geben fehenfete, daß er der andern Henker ſeyn ſollte. Seine Öefangene nd-
thigte ev, diefer Hinrichtung mit einem Stricke um den Hals beyzumwehnen,
Herr Denys, welcher diefe traurige Degebenheit erzähler, meldet nicht, weder wen
diefes vorgegangen, noch was darauf gefolger fen, fondern nur, 8 fey nach des Charniſe
Tode, einer von ſeinen Glaͤubigern, Namens le Borgne, aus Rochelle gebuͤrtig, durch
einen
von Neu⸗Frankreich. IX Buch, *
einen Parlamentsſchluß in den Bells alter acadifchen Güter deſſelbigen geſetzet worden. EN
Dagegen finde ich anderswo : Ta Tour habe feines Feindes Witwe geheirachet, folglich —
nicht nur die Johannesſchanze wieder bekommen, ſondern auch den Koͤnigshafen eine Zeit-
lang inne gehabt.
Der Here le Borgne hingegen gab ſich für den Eigenthumsherrn von ganz Acadien ara der
aus, und beſchloß, die Herren la Tour und Denys hinaus zu jagen. Als diefer letztere Aa
mit einer Vollmacht der weſtindiſchen Gefellfchaft auf die Koͤnigsinſel kam, feine Leute ans "
Sand fegete, undeinen Anbau anfıng : fo ließ ihn le Borgne überfallen; fein Schiff, deffen
Ladung fünfzig tauſend Livres betrug, wurde weggenommen. Die eute des Herrn Denys,
ja ihn felbft Eriegte man gefangen, und mußte er eine Zeitlang zu Koͤnigshafen in einem
Kerker gefehloffen ſihen. Im folgenden Jahre nahm le Borgne noch die Petersfchanze
auf der Königsinfel weg, und fegete einen vertrauten Mann zum Befehlshaber dahin,
Ueber das alles giengen feine Leute nach des Herrn Denys Gefangennebmung nad) la He-
ve, welcher Ort nach des Charnife Tode ſich ziemlich erholet hatte, und brannten alle
Häufer, ja fo gar die Capelle weg, welcher Schaden auf Hundert taufend Li⸗
vres geſchaͤtzet wurden
Endlich kam Herr Denys wieder los. Die weſtindiſche Geſellſchaft ertheilete ihm
eine neue, durch einen offenen Brief von Seiner Majeſtaͤt beſtaͤtigte Vollmacht, und ſe—
tzete ihn in alle ſeine Gerechtſame wieder ein. Damit gieng er im Jahre 1654 zu Schif—
fe, und der Befehlshaber der Petersſchanze, uͤbergab ſie ihm ſo gleich.
ge Borgne war. eben im Begriffe geweſen, Die Johannesſchanze unter dem Vorwan- Die E al
de einer Proviantlieferung zu überfallen. Er fehrete auf erhaltene Nachricht von dem per nehmen
Verluſte der Es nach Königshafen zuruͤck, und war gefonnen, der Perfon, wel- Arabia wieder
che ihm die Befehle Seiner nebſt der Vollmacht des Herrn Denys fund machen tes.
follte, ihre bey ſich habenden 7 — n wegzun men, und fodann den Herrn Denys,
der ſich fein Arges vermuthen ‚ gefangen zu nehmen. - Allein, ehe er KRönigshafen
— konnte: fo erſchienen die Engländer * der GR ‚Herr mn in
mußte fich ergeben, weil er keine Lebensmittel mehr hatte. Damit rüceten fie vor Kö-
nigshafen, wo fie den Herrn le Borgne ebenfalls aufforderten. Er antwortete anfänglic)
ziemlich froßig; und da die Engländer dreyhundert Mann ausgefeget hatten: fo ſchickete
er ihnen feinen Seldwäbel mit einem Theile feiner Seute entgegen. Es kam zum Gefechte ;
und der Feldwäbel blieb, worauf alle feine Soldaten die Flucht nach dee Schanze nahmen.
$e Borgne fand ſich dabey ſehr verlegen. Er hatte nur noch hundert und funfzig Mann,
die Einwohner mit gerechnet, aber feinen darunter, der fie anzuführen mußte. Er ſelbſt
verſtund nicht das geringfte vom Kriege, Alfo ergab er fich auf Vergleich, ungeachtet |
der Ort nicht nur eine zahlreiche Befagung, fendern auch Mund- und Kriegesvorrarh im
Meberfluffe hatte. ‚Die Engländer verfprachen ihm viel, hielten fich aber nachher nur über \
ihn auf, und fageten, fie glaubeten nicht, daß fie verbunden wären, Leuten Wort zu hal-
ten, die fo wenig Herz gezeiget hätten.
Pentagoet erfuhr bald Darauf ein gleiches Schickſal; folglich mar ganz Acadien
nebft der canadifchen Sipfüfte nun fehon zum drittenmale in der Engländer Gewalt, Zwar
kam einige Zeit hernach der Sohn des le Borgne mit einem Rocheller Kaufmanne, Na:
mens Guilbaut, nach) Acadien, und bauete er Heve eine Schanze von BR:
2 alfein,
244 Geſchichte and Beſchreibung
1654.76. allein, die Engländer jageren ihn fo gleich wieder hinaus, und mie einem Worte die Eng-
Naͤnder behielten alles neueroberte, bis auf den Sriedensfchluß zu Breda.
Des Heren Here Denys, welcher nunmehr von der Furcht frey war, die ihm der alte le Borgne
DenysSchick⸗ yerurfacher hatte, machete fich dieſer Ruhe zu Nuge, um fich wider die Engländer zu be:
ſal. feſtigen, von denen er nichts beſſers erwartete, als was feinen Mitbefehlshabern begegnet
war. Es dauerte auch nicht lange: fo war er auf andere Weiſe unglücklich. Er wohne:
te in feiner nenerbaueten Chedabuctuſchanze, und erwartete ein Schiff mit $ebensmitteln.
Ein gewiffer Is Giraudiere erſchlich von der weftindifchen Geſellſchaft einen Befehl,
£rafe deſſen ihm der Hafen Camceaup angewieſen wurde. Ex kam in dieſem Hafen au,
wo er wußte, daß Denys ein mit Lebensmitteln beladenes Schiff alle Augenblicke erwartete.
Diefes Schiff Fam wirklich anz und Giraudiere ließ dem Hauptmanne feinen Befehl fund
machen, und ihm andeuten, dem Herrn Denys nichts auszuliefern. Er forderte Diefen
Statthalter auch ſelbſt auf, ihm Chedabuctu mit allem, was er bis an das Cap St Lud⸗
wig befaße, zu übergeben, wie es in feiner Vollmacht enthalten wäre,
Denys gab ihm zur Antwort, die weſtindiſche Gefellfchaft wäre bintergangen twor-
den, und es hätte nicht die geringfte Wahrfcheinlichkeit, daß fie Dasjenige einem andern
gegeben , was fie ihm ſchon verkaufet hätte. Giraudiere erwiederte; er wäre mit einer
förmlichen Vollmacht verfehen ; und wenn er ihm nicht feine Schanze mit Gutem überges
ben wollte, fo hätte er Mittel, ihm dazu zu zwingen. Zagleich verlangeren hundert und
zwanzig Mann, die bey dem Heren Denyg waren , da fie erfuhren, daß fein Schiff in
Beſchlag genommen, und fie fich Dadurch auf dem Puncte fahen, an Lebensmitteln Mangel
zu leiden, ihren Abſchied. Er fagere ihnen, er wollte fie nicht mit Gewalt halten ;
doch vermocht er fie Durch fein gutes Betr en, die angefangenen Werke zu vollenden; und
als er ſich im Stande fah, ſich vor dem Giraudiere nicht zu fürchten, fo ließ er fie nach
Cap Breton führen, zwölf Mann ausgenommen, die ihn nicht verlaflen wollten,
Sobald la Giraudiere ihren Abzug vernommen hatte: fo ſchickete er ſich an, Chedabuetu
einzunehmen; erftaunete aber fehr, den Befehlshaber darinnen wohlverſchanzet und mit
Gefchiise verfehen anzutreffen. Er unterließ nicht, ihn von neuem aufzufordern, feinen
Pag zu übergeben, und ließ ihm melden , er thäte nicht weislich, daß er fein Leben zur
Bertheidigung eines Pages wagete, den er zu erhalten nicht hoffen koͤnnte. Denys ließ
ihm antworten, er felbft wagete mehr, wenn er ihn angriffe, als er, da er fich verthei-
digte, und die Gerechtigfeit feiner Sache würde für ihn ſtreiten. $a Giraudiere , welcher
feinen Bruder, Namens de Bay, mit ſich genommen, blieb drey Tage lang im Gefichte
der Schanze und that nichts, als daß er herum gieng, um einen ſchwachen Ort zu entde⸗
en, wo er feinen Angriff am ficherften tdun koͤnte. Da er aber feinen gefunden: fo be-
gab er fich wieder zuruͤck. |
Einige Zeit darnach gieng de Bay allein nach Chebaductu und verlangete, mit dem
Befehlshaber zu fprechen, Er meldete ihm, fein Bruder wäre Herr von der Petersſchan⸗
ze auf der Koͤnigsinſel, und frug ihm einen Vergleich an, welcher nach einigem Wort-
wechſel endlich gefchloffen wurde. Die Bedingungen waren: la Giraudiere ſollte dem Herrn
Denys die Petersfchanze wiedergeben, der. ihm dagegen Chedabuctu übertiefern und nad)
Frankreich geführet werden follte, wo beyde ihre Angefegenbeiten und ihre gegenfeitigen
Anfprüche den Händen der weftindifchen Geſellſchaft überfaffen und mit Dem zufrieden feyn
wollten, was fie ausfprechen würde,
Herr
von Neu⸗Franbreich IX Buch, 245
Here Denys gieng folches ein; und die Gefellfchaft that die Erklärung, fie wäre 1654 - 70.
bintergangen worden; vernichtete auch nachgehends alles wieder, was fie auf des. Girau-
diere ungegründetes Angeben zu feinem Beſten verordnet hatte: allein, fie erfegete dem
Herrn Denys feinen Schaden, der ſich auf funfzehn taufend Thaler belief, nicht wie—
der, Ya, als er nachgehends in feiner Petersfchanze denfelbigen vermittelft des Pelz-
handels zu erfegen trachtefe, auch wegen des ftarfen Zulaufs der Wilden nach feinem
Sige, der Peterſchanze in der That große Hoffnung zu einem anfehnlichen Gewinne
hatte, brachte ihn eine Feuersbrunſt vollends um alles, Seitdem fonnte er nie wie-
der zu Kräften kommen. Das Land litt nicht wenig darunter; denn es hatte nie eis
nen geſchicktern und Amfigern Statthalter, als den Herrn Denys,
Der Friede wurde zwar fehon im Jahre 1667 zu Breda gefihloffen, und die Acadia wird
Zurückgabe alles deſſen, was Frankreich im nordlichen America verloren hatte, bedun⸗ geräumet.
gen : gleichtoohl legete man erft im Jahre 1670 Hand ans Werf. Den 7ten des Heu "67-7.
monates nurbefagten Jahres, unterzeichnete der großbritannifche Gevollmächtigte, Rit—
ter Temple, und der franzöfifche Aubert 5° Andigny, Ritter de Grand Fontaine
zu Bafton eine Schrift, Fraft deſſen alles Land vom Pentagoet, bis an die Inſel Cap
Breton, die letztere mie eingefehloffen, Frankreich verbleiben follte,
Zwar da der Friedensſchluß nur von Acadien redete, unter welchen Namen man
zumetlen auch die benachbarte Küfte mit begriff : fo wollte Temple Pentagoet, wo er
Befehlshaber war, nicht abtreten; fondern wendete vor, es gehöre: nicht zu Acadia.
Nun Hatte er zwar Recht : weil aber beyde Könige damals, fehr gute Freunde waren,
ſo mußte er diefen Dre, welcher ihm nach dem eigenen Geftändniffe der Engländer
jährlich achgigtaufend Livres eintrug c), abfreten. Der Beftallungsbrief des neuen fran=
zöfifchen Statthalters ift vom sten Märzmonate des 1670 Jahres, und beftimmer die
Gränzen fie dieſe Sandfchaft zwifchen dem Duinibequi und $orenzfluffe, fo wie fie der
Nitter Razilly im Jahre 1630 in Ludwigs des XII Namen in Befis genommen hatte,
. Der feanzöfifche Hof ſah wohl, wenn diefes Sand vor neuen Anfällen in Sicher-
heit feyn ſolle, fo müffe man ihm den Beyſtand aus Duebec erleichtern; folglich auf
einen bequemen Weg zwifchen nurbefagter Stadt und Königshafen oder Pentagoer ge-
denken ; Indem es vorläufig nur bey Wiederherſtellung diefer beyden Pläße verblieb.
Herr Courcelles erwähnete in dem Schreiben an Heren Colbert , darinnen er um feine
Erlaſſung bath, er würde, wenn feine fehlechte Gefundheit nicht wäre, dieſes Vorha⸗
ben aus eigener Bewegung vollſtrecket Haben. |
Weil dem Herrn Colbert die befagte Vollſtreckung ſehr am Herzen lag, fo ſchickete er
den Commiſſarium des Seeweſens, Herrn Patoulet, mit dem Befehle nach Acadien,
alle Platze genau zu beſichtigen, und ihm von ihrer, Befchaffenheit Bericht zu erſtatten.
Fun gefchab zwar das Defichtigen mit möglichfter Sorgfalt: allein, ver Weg fam
nicht zu Stande, fondern Acadia bfieb in feinem alten fraftlofen Zuftande , Daraus
man es zu ziehen gedachte. Zu eben der Zeir, da man in Franfreich einander frage:
te; zu mas doch diefe Landſchaft Helfe ? trieben die Engländeg an der Kuͤſte deſſelbi—
253 gen
) Wie es ſcheint, fo begriff die Befehlshaberſtelle zu Pentagoet, welche der Nitter Temple bey dem Frie⸗
densfchluffe zu Breda befaß, auch Acadien und die dafige Fiſcherey unter fih, indem ev die achBig tau⸗
{end Livres hur als Gefälle, welche die Engländer bezapleten, erhoben haben folle,
1670,
Zuftand_ der
Inſel Neu⸗
land.
Befchreibung
der Plaifan:
ebay.
346 Geſchichte und Beſchreibung
gen einen Fiſchfang, der ganz Neuengland bereicherte. Gleichwohl war diefer Vor⸗
ebeil bey weitem nicht der einzige, den Frankreich davon haben konnte.
Um die Inſel Neuland hatte man fich eben fo wenig befümmert, als um Acadia:
vorige aber wollte der König den Beſitz des Hafens Pleifance und der ganzen füdlichen
Kuͤſte, daran er liege, in Sicherheit gefeger willen. Die Franzofen Hatten ſich bereits. im
Jahre 1504 in ber Gegend des Cap de Raze darauf niedergelaffen : dahingegen der Rit—
ger Zumbert Humfrey oben erwähnter maßen erft im Jahre 1583 in der Königinn Eli»
faberh und feinem eigenen Namen Befis von der Inſel nahm. Weil er aber auf der
Rücreife an einer Sandbank feheiterte, und wie einige berichten, zwey Jahre lang darauf
zugebracht Haben follee: fo giengen feine Anſchlaͤge und Anfprüche mit ihm zugleich zu Grun⸗
de; und die franzöfifchen Fiſcher trieben den Fang an der großen Bank eben fo, wie fie
bisher und feit hundert Jahren gethan hatten, obne auf die Exrichtung eines Wohnfiges
im Sande zu gebenfen.
Im Jahre 1608 fiel Johann Buyas, aus Briftol gebürtig,auf eben den Anfchlag,
als der Ritter Humfrey: er fingin der Empfängnißbay einen Anbauan, der nachgehends
nach Johannes verleget wurde, Mit-der Zeit errichteren die Engländer an eben diefer
Sftfüfte zroifchen der Empfängnißbay und dem Cap de Raze noch mehrere: allein ‚außers
balb dieſer Gränzen wurden Die vorgeblichen Gerechtfamen der Engländer über die ganze
Juſel, nie erkannt, weder wegen ihrer Entdeckung von beyden Gabots unter Heinrich dem
VII, noch wegen des vom Humfrey genommenen Beſitzes; um fo vielmehr da beydes,gleic)-
wie ich anderswo erwähner habe, von ven frangöfifchen Sichern widerfprochen wurde,
Endlich fegeren ſich die Franzofen an der Plaifancebay feſt: indem fie da einen fo
fehönen und bequemen Hafen, als einer in ganz Nordamerica feyn mag, fanden. Nun iſt
zwar dieſer Ort weiter gar nichts, als ein Hafen, indem man die allergemeinften Be—
duͤrfniſſe anders woher holen muß: allein, da hier der Stocfifch nicht nur in ungemeiner
Menge gefangen, fondern auch mit großer Bequemlichkeit getrocknet werden kann, fo ſoll⸗
gen diejenigen, deren Werf es war, Acadia empor zu bringen, billig für den Anbau des
dafigen vortrefflichen Bodens geforger haben. Denn fodann konnten beyde Pflanzlande,
Neuland nämlich und Acadia, einander die Hand biethen, und ohne allen Benftand von
Duebee oder aus Franfreich, welcher ohnedieß felten zu vechter Zeit erſchien, vertheidigen.
Die Plaiſancebay ift achtzehn franzöfifche Meilen lang, und zu außerſt liegt der Ha—
fen. Man läuft durch einen engen Schlund, der nicht mehr als ein einziges Schiff, doch
aber von jedweder Größe einläßt, hinein. Cs fünnen hundert und funfjig Schiffe im
Hafen liegen, und gegen alle Winde gefichert feyn, auch den Fiſchfang eben fo ruhig, als
in einem Fluſſe treiben. Bor dem Schlunde liege eine Rhede anderthalb Meilen weit,
welche aber gegen den auf diefer Küfte ſehr gemeinen und dabey ſtuͤrmiſchen Nordnordweſt
keine Sicherheit verſchaffet. Was die Einfahrt ſo enge machet, das ſind gewiſſe zur rech⸗
ten Hand liegende ſehr gefährliche Klippen. Oberhalb dieſer Klippen hatten wir die Lud⸗
wigsfchanzeangeleget. Die Ströme find bier ungemein heftig, und ſtreichen über die Klip—
pen, alfo, daß man die Schiffe buchfiren, und hierzu ein dreyfaches Tau auf die dabey
liegende fteinigte Sandbank ansbringen muß. ’
Die Schanze lag an einem Berge von etwa hundert und zwanzig Schuhen in die
Höhe. Oben auf dem Berge war eine Redute. Die murbefagte ſteinigte Sandbanf
iſt eine franzöfifche- Meile groß, und liege zwiſchen zweenen andern ungemein teilen Bergen.
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BAYEN, RHEEDEN UND HAFEN
vVoN PLAISANCE
auf der Infel Terre Neuve
a den. Manufe eripten. des Schatzes vor
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| von Neu⸗Frankreich. IX Buch. 247
Einer davon ficht gegen Suͤdſuͤdweſt; er wird von der Banf durch einen Bach abge-
fondert, der aus dem Schlunde entſpringt, und etwas einem See Ähnliches, oder die fo-
genannte Fleine Bay bilder. Hier fängt man viele Salmen. Auf der großen Steinbanf
fonnen auf einmal ungefähr fo viel Fiſche, als die Ladung für fechzig Schiffe beträgt, ge-
trocknet werden; nebſt diefer giebt es noch eine Fleinere, zum Gebrauche der Einwoh-
ner, welche ihren Fang an ber Küfte treiben; auf allen beyden kann der Fiſch ohne Die
geringfte Sorge getrocknet werden; denn beyde Bänke liegen voll flacher Steine oder
Schiefer, (Galots). -
An dem erwähnten Bache ſchlug man nachgehends Fleine Laubhütten von Tannen-
jiveigen auf, bie man Echafauts nennete, und den Fiſch bey Regenwetter darinnen
trocknete. Nicht weit davon ftunden die Häufer der Einwohner, ſaͤmmtlich in einer ein
jigen Gaſſe, und in diefen beftund der Flecken Plaiſance. Die Ludwigsſchanze machte
ung zum Meifter der ganzen Südfüfte von Neuland, und von den gegemüberliegenden
Deterinfeln, auf welchen, gleichwie auch am rothen Hute, und an andern Orten der
Küfte, es Wohnungen gab. Die Zifcher aus ©. Malo trieben ihren Fang in einiger
Entfernung davon, an einem Orte, welcher den Namen Petit Nord oder Klein⸗;Rord
befam. . Der Sifch ift dafelbft zwar Fleiner, als in der Plaifancebay. Hingegen zum
Berführen in das mittelländifche Meer und nach der Levante, weit tauglicher.
Die Nachrichten von der Befchaffenheit diefer Inſel, find ungemein widerſprechend.
Einige behaupten, der Himmel fey faft beftändig helle; es gebe im Sande die ſchoͤnſten
. Wälder, anmuthige Auen voll Bäumeund Erdbeeren; das Gebüfche beftehe meiftens aus
Drombeerftauden ; das Waſſer ſey geſund; man finde die fruchtbareften Gründe, darin-
nen eine fehr nahrhaftige Rockengattung von felbft wachfe. Alles wimmele vom Wildpraͤte;
55 ha Cariboux, Orignaux, Hirſche, Bären, Fuͤchſe, Rehboͤcke und Bier
er zu tauſenden.
Andere hingegen ſtellen uns Neuland als eine Wuͤſteney vor. Die ganze Inſel,
ſagen fie, fen meiſtentheils klarer Felſen, mit Mooſe bewachſen. Zwar gebe es im Som-
mer eine große Menge Erd- und Brambeere, außerdem aber nicht die geringſte andere
Frucht. Das Holz tauge zu nichts. Die Jagd falle mit Ausnahme der Rebhuͤhner und
Waffervögel, wegen der fteilen Felſen, fo gut als unmöglich; die Mebel breiteten fich von
der großen Banf bis in die Inſel aus, und genieße ‚man felten eines fhönen Tages,
Scheine die Sonne im Sommer, fo fey die Hiße unleidlih, und es verdürben die Fifche
bey dem Trocnen auf der Steinbank davon, Wiederum fen die Kälte ein ganzes halbes
Jahr lang faum auszuftehen.
Um dieſe wiberfprechenden Berichte miteinander zu vergleichen, darf man nur die
Gegenden, dahin Die Europäer fommen, von einander unterfcheiden.. Die Suͤd⸗ und
. Dftfüfte hat in der That insgemein feinen fehr heitern Himmel, und es liegt, wie ich an:
derswo erwähnet habe, die Schuld davon an der großen Bank, als welche von einem
beftändigen Mebel bedecket wird, Dagegen genießt man an der Oſi- und Nordſeite Winter
und Sommer eines heiten Himmels, Won dem inwendigen der Inſel läßt fich wenig
gewiſſes melden. Es ift beynahe unmöglich, dahin zu fommen, und habe ich noch nie—
mand angetroffen, ber ſich Deflen berühmer hätte. Unter denen, die am weiteften famen,
Fönnen einige garwohl angenehme Gruͤnde, andere hingegen fteile Felfen angetroffen haben.
Zwar iſt Fein Berg ohne Thal; allein, die Thaͤler ſelbſi find nicht allemal von Er.
: efchafe
1670.
— [2
Klein Nord.
Befchaffenb.
der Inſel.
248 Geſchichte und Beſchreibung
1878. Beſchaffenheit. Nebſtdem muß in einem fo weitläuftigen Lande nothwendig eine Gegend
anders, als die. andere befchaffen ſeyn.
In der Gegend um den Hafen und die Bay Dlaifance, giebt es viele Teiche und
Bäche, an welchen ſich das Wildpräc in großer Menge aufhält: esiift aber wegen Unweg⸗
famfeit dee Gegend, beynahe nicht möglich, es zu fhießen; daher vermehret es ſich unend-
lich, ohne daß man es nügen koͤnnte, als irgend zufälliger Weile, Die Kälte muß frey-
lich heftig ſeyn, nicht ſowohl deswegen, weil das sand zwifchen fechs und vierzig und zwey
und funfzig Graben liege, als wegen Der vielen Berge und Wälder , wegen der öftern
Weft-und Nordwinde, und abfonderlid) , wegen der ungeheuren Eisſtuͤcke, welche aus
dem Rordmeere an die Küfte treiben, und öfters lange Zeit daran feſt bleiben, Eben fo
wenig iſt die große Sommerhige auf freyem Felde etwas unbegreifliches, weil die Strah⸗
fen der Sonne auf kahle Felſen und mie Kiefelfteinen angefuͤllete Gegenden fallen, und
davon zurück prallen,
- Von feinen Bon den natürlichen Einwohnern und der Beſchaffenheit des innern Landes hat
— man eben fo wenig Gewißheit. Zwar ſind einige Geſchichtſchreiber geneigt, ihm Einwoh⸗
inwohnern. a zuzuſchreiben Die gemeine Meynung hingegen will von keinen beftändigen Einwoh-
nern eiwas wiſſen. Man hat an ver Küfte nie andere Leute gefehen, als Eskimaux, welche
die Jagd und ihr Verkehr mit den Europäern dahin fuͤhrete: zwar haben diefelbigen öfters
noch anderer Völker, mit welchen fie Handel trieben, erwaͤhnet. Allein, fie vermengen
überhaupt alles, was fie fügen, mit Fabelwerke; und es ift ſchwer zu begreifen , daß ein
ganzes Volk in der Mitte einer Inſel fie fey übrigens fo groß, als fie wolle, beftändig ein:
gefehloffen bleiben, und nie an die Küfte kommen fol 0 mm
r
Bon der Die Meerenge zwiſchen der Inſel Neuland und dem americanifchen feften Sande
gioßen Bay. heißt Die Strafe Delle Jsle, und laͤuft Nordweſt und Suͤdweſt. Iſt man gegen Si.
den durch gefommen: fo findet man, unter dem funfzigften Grade, an dem feften Lande
Sabrader eine große Bay, mit einer den Franzofen gehörigen Schanze, Pontchartrain
genannt. Sie gehöret heutiges Tages einem canadiſchen Edelmanne aus einem norman-
diſchen Gefihlechte, Namens Tilly de Courtemanche. Der Stocfifihfang ift hier
zwar ungemein ergiebig: allein, mit den Landeseinwohnern iſt nichts zu thun; denn fie
find dermaßen feutefehen, daß man alle Hoffnung zu ihrem Umgange aufgegeben hat.
Uebrigens haben wir uns Neuland weit beſſer zu Nusen gemacht, als Acadien, un-
geachtee Acadien, ſoviel den Stodfifhfang beteifft, nur befagter Inſei nicht das geringfte
nachgiebt, in allen übrigen Stücen aber ohne Vergleich überlegen ift. Allein, bier war
der Gewinn augenblicklich da, und erforderte wenig Vorſchuß. Eben fo wenig hatte man
einen Anbau, welcher Eintracht und Muth erfordert, nötig; fondern es Fonnte jedweder,
der nach Neuland auf den Fiſchfang abreifere, nach einigen Monaten wieder zu Haufe
bey feiner Frau ſeyn. Ä
Nebſtdem erhub man die Vortrefflichkeie des Hafens zu Plaifance, und machte aus
ihm eine nothivendige Ruheſtaͤtte für alle Schiffe, die auf der Heimreife aus. den america-
nifchen Eylanden, und dem fpanifchen Indien begriffen find; eben, als wenn Acadia nicht
eben fo bequeme und weit näher gelegene Häfen hätte, darein Die Schiffe leichter einlau=
fen, und fih mit allen benörhigten verforgen koͤnnten, dahingegen zu Daifance an diefes
leßtere nicht einmal zu gedenken iſt. Unterdeſſen lag uns allerdings viel Daran, ihn bey-
zu⸗
von NeuuFrankreich. IX Buch. 249
zußehalten, und es eefchien ‚ wie die Folge berichten wird, zu dieſem Ende mehr als ein 168
koͤnigliches Geſchwader in diefem Gawäffer. NOTE C .
Bor dem 1660 Jahre befünmmerte fich der Hof wenig uns diefe Inſel, fondern uͤber- Erſter Statt⸗
ließ diefe Sorge einzeien Perfonett, welche Schiffe auf den Fiſchfang ausrüfteren. Aber halter zu
in nurbefagtem Jahre erhielt Herr Gargot das Eigenthum des: Hafens Plaifance, nebſt Plaiſance.
Der dafigen Befehlshaberſtelle. Allein, er fand großen Miderftand, Wie as feheint,‘ - +”
mußte er fich des Eigenchumrechtes ſogleich begeben, ja er blieb nicht einmal fange Befehls:
haber. Denn als nach einigen Jahren der Herr de la Poype dahin geſchicket wurde, um
ſowohl von En als dem Wohnplase in Seiner. Majeſtaͤt Namen Beſitz zu neh⸗
men , und beyden als Befehlshaber vorzuſtehen: ſo wurde in feinem Verhaltungebefehle
ausdruͤcklich gemeldet: Seine Majeftär befinde für nörhig, diefen Dre zu bevölkern, damit
dero Unterthanen in dern uralten-Mechte jährlich dahin zu fahren, und eine anfehntiche
Menge trockene Fifche zu fangen, nicht ‚werden, noch von den Engländern Ein-
griffe Teiden möchten." Seine Majefät hatten jaͤhrlich eine anfehnliche Summe daran ge:
ndet, um die Einwohner in den Stand zu fegen ; daß fie von ihrer Hände Arbeit leben
konnten. Hierzu nun ſcheine der Fiſchfang das ficherfte und gelegenfte Mittel zu feyn:
es’ Hätten aber‘, "dern Anfehen nach), die dafigen Befehlshaber ihre Gewalt gemisbraucher,
und die Einwohner genöthiger, die eripfangenen Lebensmittel mit Fiſchen zu bezahlen, da
doch der König diefelbigen aus feinem Vorrathshauſe habe veichen laffen. Diefe Unord⸗
nung folle Herr Poype durchaus abfhaffen, und dagegen unterfuchen, ob die Einwoh:
ner von der Frucht ihrer Arbeit, wenn Ihnen diefelbige ungekraͤnket bleibe, das Jahr über,
oder Doch einen Theil des Jahres leben konnten? Sollten fie nun eines Zufchuffes beduͤr⸗
fer, fo folle er er Majeftär zu wiſſen thun, gegen welcherlen Lebensmittel oder andere
Waare fie ihre Fifche am vortheil umzufegen gedächten; denn auf diefe Weife
würden —— Ber Bichucht umd der Jagd, in kurzer Zeit in gute
u * = ur\ TE TE — — * 1197 ;
Alſo nun war der Zuftand aller zu Neufrankreich gehörigen Landſchaften zu der Zeit; Herr Talon
da Herr Talon zum ziventenmale als Intendant dahin Fam, befhaffen. Er hatte ſich gebt wieder
ber) feinem Verweilen in Europa, faft beftändig mir canadifchen Angelegenheiten befchäffti- "79 Canada.
get , und abſondetlich den Worfas gefafler , Barfüßer dahin zu bringen. Die Gefell:
fehafe der Hundert Mitglieder Hatte diefe Mönche aus einem Grunde, welcher alle‘ Bettel⸗
orden überhaupt betraf, nie im Sande haben wollen. Der größte Theil der Einwohner
war vorige noch immer von Een ra andere hingegen wünfcheten ihre Anwefenheit,
in Hoffnung fie würden ſowohl wegen des Brandteinverfaufens, als anderer allmählich
einfehfeichenden Unordnungen, nicht fo ſtrenge verfahren, als die Jeſuiten.
Nun war The Wahn frepfich ungegründet; unterdeffen ‚da das Gefehren über Ge:
wiſſenszwang Fein Ende nahm, fo wollte Herr Talon diefe Schreyer ihres Unrechtes über: ee
führen. Schwerlich bat jemals etwas Böfes mehr Gutes veranlaffer, als biefesmal das ;
Klagen leichtſinniger Gemüter ; denn die Barfuͤßer Haben feitdem großen Mugen in Car
nada geftifter, und find bey jedermann lieb und werth. ee N
Im 1659 Kahre erhielten fie durch ein Fönigliches Ediet die Erlaubniß, ſich wieder _Leider
da'niederzufaffen, Den ssten des Heumonates gieng Herr Talon mit dem P. Caͤſareus Schiffbruch.
Derveau, noch zween andern Prieftern, einem Layenbruder und einem Theile der fünf-
Allgem, Reifebefchr. XIV Hand. Si hundert
-
250. Geſchichte und Beſchreibung
hundert Haushaltungen, damit man Canada bevoͤlkern wollte, nach Quebec zu Schiffe.
Nach einer dreymonatlichen hoͤchſtbeſchwerlichen Fahrt, trieb ſie der widrige Wind in den
Hafen von Liſſabon zuruͤck. Won hier giengen fie mie Ende des Chriſtmonates nach Ro—
chelle unter Segel: es gieng aber das Schiff beynahe im Angeſichte des Hafens zu Grunde,
ohne dag man die Leute alle miteinander zu retten vermochte.
Er koͤnmt ¶ Im Maymonate des folgenden Jahres gieng Herr Talon wieder zu Schiffe, Er
art Darfüßen nahm den Barfüßer Provincial und nachmaligen Bifchof zu Vence, P. Bermanus
nach Queber. Allard, drey andere Prieſter dieſes Ordens, einen wegen ſeiner Gemälde beruͤhmten
Diaconum, Namens Bruder Lucas, und einen Converſum mit ſich. Ueber dieſes hat-
te er die Zahl der verungluͤckten Einwohner mit einigen nach Frankreich zurücgegangenen
Eompagnien von Carignan, aufs neue erfeget. Die Reife lief glücklich ab, Der Pro:
vincial fegete feine Mönchein den Beſiß des Bezirkes bey Duebee, den fie vor dem engländifchen
Einfalle gehabt hatten, und gieng wieder nach Haufe, Ns
Der Sturm, durch welchen des Herrn Talous Schiff im vorigen Jahre untergegan-
gen war, hatte fich bis nach Quebec erſtrecket, und an biefem Orte für mehr ‚als Hundert
taufend Livres Schaden geſtiſtet. Doch verſchmerzete man ihn leichter, als den Berfuft
der $eute, um welche er die Eolonie gebracht hatte, Man dachte damals eifrig auf die
Bevölkerung des Sandes, und fuchete deswegen bie neuen Einwohner nicht mehr fo forgfäl-
tig aus, als vor diefem; daher fhlichen fi) auch in kurzer Zeit allerley Safter ein, davon
man 5 nichts en rer 2 t
Wilde von. urz vor des Herrn Talons Ankunft begegneten n daten einem
Sranzofen iroqueſiſchen Hauptmanne, der viel Pelzwerk bey Ku — — cal voll und
ermordet. hrachten ihn hernach um. Allein, die That. wurde entdecket, und die Thäter ing Gefaͤng⸗
niß geſetzet. Unterdeſſen da man auf ihr Urtheil dachte, machten es drey andere Franzoſen
mit ſechs Mahinganen, welche fuͤr mehr als tauſend Thaler Pelzwerk bey ſich hatten, eben
ſo; ja, fie verkauften die Waaren unter dem Vorwande, fie haͤtten das Wild ſelbſt erleget,
unverſchaͤmter Weiſe öffentlich. Sie waren auch nicht einmal fo ſorgfaͤltig, die Ermordeten
einzuſcharren, welche von einigen ihrer Landesleute erkannt wurden.
Der fiel. anfänglich auf die Iroqueſen, mit denen die Mahinganen erſt
kuͤrzlich Friede gemachet hatten, und fie fhiceren fih an, ſolches an ihnen zu rächen.
Es hatte aber einer von den Mördern , der mit den beyden andern nicht zufrieden war,
die That einem guten Freunde offenbavet, und der gute Freund nicht reinen Mund gehal-
ten; damit erfuhr es jedermann, und endlich auch die Wilden ‚ welche fogleich auf Rache
gedachten. Beyde Nationen, welche im Begriffe funden, einen graufamen Krieg wider
einander zu führen, vereinigten fich gegen die Franzoſen. Die Mabinganer waren die
erften im Felde, und viere von ihnen unterſtunden ſich ſchon, am Bellen Tage ein franzö-
fiſches Haus zu flürmen. Der Herr deffelben war abweſend; und die Knechte vertheibig-
sen fich tapfer, Zween Wilde wurden erleger; die beyden andern aber ſtecketen das Haus
in Brand; undes war nicht möglich, folches zu loͤchen, noch die Frau heraus zu bringen,
welche verbrannte,
Die Froquefen erfuhren die Umftände von dem an ihrem Haupte begangenen Meu-
chelmorde auch gar bald, und verficherte fie fogar, es wären zween von ben Mördern durch
den dritten angeflaget worden, fie hätten ſich verbunden, alle Diejenigen umzubringen, bie
fie
1670.
Folge davon,
von Neu⸗Frankreich. IX Buch. 251
fie von ihrer Voͤlkerſchaft antreffen koͤnnten. So viel brauchete es nicht, ſie in Wuth zu 1670.
beingen, und ſie entſchloſſen fich, ihre Rache aufs aͤußerſte zu treiben. Man Hatte feinen — —
Augenblick zu verlieren, wenn man ſich nicht in einen Krieg verwickelt feben wollte, wel⸗
cher gefäßrliche- dolgen Haben konnte. Er
Herr von Courcelles begab fich alfo ohne Zeitverluſt nach Montreal, wo fich eine
große Anzahl Wilde von allerley Nationen, ja, auch Jroqueſen und Mahinganen einge:
funden harte. Diefen ließ er durch den Pater Chaumonor ‚ welcher fowohl die huro-
niſche als algonquiniſche Sprache in der Vollkommenheit redete, den wahren Berlauf der
Sache vorftellen, und fodann die drey Mörder des iroquefifchen Haupfmannes vorführen,
und fie in ihrer Gegenwart todtſchießen. Eine fo fhleunige Gerechtigkeit entwaffnete die
Sroquefen; zumal da er ihnen noch dabey verfprach,, er wolle nichts verabfäumen, auch
die Mörder der Mabinganen zu bekommen, und wein fie ihm in die Hände fielen, auf
gleiche Weife abzuſtrafen. Uebrigens erfegere er den Werth der geraubten Güter; damit
zogen fie vergnüge nach Haufe, EN
Unm dieſe Zeit überen die a und Utauais aufs neue Feindfeligkeiten gegen: Herr Courcet:
einander aus, und es war zu beforgen, es möchte aus dieſem Fünfchen zuletzt eine allge: les erhält den
meine Fenersbrumftientftehen. Herr Eourcelles ließ ihnen beyderfeits vermelden, fie möch- Frieden unter
fen der Unruhe ein Ende machen, oder er wolle diejenigen, welche billige Vergleichewor. den Wilden.
fhläge verwuͤrfen, mit der neulich erzeigten Schärfe abftrafen. Sie follten ihm alfo ihre
beyderfeitigen Beſchwerungen durch Abgeordnete vortragen, und eines gerechten Yusfpru-
ches gewaͤrtig ſeyn.
Weil er allemal aus einem hoben Tone mit den Wilden geſprochen, und auf dieſe
Weiſe ſich ihre Ehrerbiethigkeit zugezogen hatte: fo geſchah, was er verlangete. Der Ver
gleich kam zu jedermanns Vergnuͤgen zu Stande. Garakonthie trug nicht wenig dazu bey,
und ee nn öffentlich zum Chriſtenthume. Der Bifchof taufete ihn in eige⸗
ne Perfon und des ntendanten Tochter, Mademoifelle de Bou⸗
terue, waren feine Taufzeugen. Er befam den Mamen Daniel, den der Statthalter
ſelbſt führere. Man begieng diefe Handlung mit möglichfter Pracht, Alle Abgeordnete
der Nationen waren dabey zugegen, und wurden hernach auf das koͤſtlichſte bewirchet.
Indem Her von Courcelles dergeſtalt für die Ruhe Neuftankreichs forgere: fo riß in Seuche in
dem nordiſchen Canada eine anftefende Seuche ein, welche diefe weitläuftigen Gegenden Norden.
faft gänzlich verheerete. Unter andern hat man ſeitdem von den Attikameguern nichts
weiter gehoret. Sollten ja noch einige übrig feyn , fo muſſen fie ſich unter andere Völker
gemifejet Haben, mit denen die Framoſen Eeinen Umgang pflegen.
Eben damals fingen die Wilden an, Taduſſae nicht mehr zu befuchen , ungeachtet
fonft zue Zeit des Pelzhandels ſelten weniger, als eintaufend und zweyhundert dahin Famen.
Mir den drey Fluͤſſen gieng es eben alfo, indem die Algonquinen fich von da nach den Mag:
dalenenvorgebirge zogen. Taduffac blieb wüfte, weil die Srangofen nie einen förmlichen
Anbau daſelbſt vorgenommen hatten. Meiftentheils waren es die Kinderpocken , welche
ſo viele Leute wegraffeten, gleichwie denn einige Jahre hernach der Flecken Sylleri gänzlich
davon ausſtarb· Es wurden eintauſend fünfhundere Wilden damit befallen, und kein
‚einziger. Fam davon. — ARERRNGEDR MARIA. „ SIR5RO3 159 u ch.
Sir | Die
22 ‚> Gefchichte und Beſchreibung
1670, Die Huronen blieben noch am meiften verſchonet, ungeachtet fie mitten unter den
—— Sranzofen, durch welche diefe Krankheit ins Land gefommen war, lebeten. Eben um dieſe
Suroniſcher Zeit verſammelte ſie der P. Chaumonot alle miteinander an einem, zwo frangoͤſiſche Mei:
Flecen Lo⸗ [em von Quebec gelegenen Orte, und machte den Anfang zu der Mißion yon soretto, welche
gi utiges Tages mehriwegen. bes Eifers: im Glauben, den die Einwohner dieſer KBüfteney
bezeugen , als wegen ihrer Menge beruͤhmt iſt. I EEE Kun SAcıp
Das Chriſten ·¶ Der Canton Agnier machte damals ſtarke Hoffnung, es werde die chriſtliche Reli⸗
cum wurgelt gion im dieſem Sande, bie herrſchende werden. Zwar anfaͤnglich verlangeten ſehr wenige
unter den Erwachſene die Taufe; ja, man ließ nicht einmal diejenigen, die ſich freywillig anberhen,
ilern ein. Pag, weil fie weder te unnötigen Kriege lffen „noch ihrem. Aberglauben. gute: Nacht
geben wollten, Glelchwohl ſchlug endlich eine Kleinigkeit, welche aber. der Dafige Mipio-
narius P. Pearon —128 zu behandeln mußte, zur Bekehrung vieler Perfonen aus.
Einftens ‚hieß ihn ein Hauptmann in einer Rathsverſammluͤng ſchweigen, und ein an-
dermal, da man eine abergläubifche Handlung, welche der Pater unmöglich billigen konn⸗
te, vorzunehmen gedachte „ hieß er ihn gar hinaus treten, Weil nun dieſe Barbaren von
der Herzensdemurh und chriſtlichen Geduld nichts, willen, ſondern derjenige, der einen
Schimpf einſtecket, alles Aufehen verlierts fo. vegete ſich der Mißionarins, drohete mit
feinem Abzuge „ und ftellete es dahin, wie Ononthio die Sache aufnehmen werde. - Nun
ſah er zwar wohl zum Voraus, man werde ihn, Damit er nicht bey. dem-Statthalter Ela-
gen möchte, le ögliche Weife zu befänftigen fuchen, aber das, was wirklich. erfolgete,
onnte er unmöglich vermurgen. u u nn ar
Der iroqueſiſche Hauptmann bach ihn nach denſelbigen Tag-öffenclich um Berzeihung.
Als nun der Pater: darüber Flagete, daß fein vieles Ermahnen N und endlich
ſagte, weil er wohl fehe, daß bey. ihnen alle Mühe verloren fey, ſo wolle er dag Wort
Gottes lieber anderswo vortragen: fo-fagte der Wilde endlich : „Ich merke wohl ‚du
„wirft nicht wieder gut, wenn wir nicht alle miteinander Chriſten werden. An mir
* ſoll es nicht fehlen. ⏑—⏑ mu m * —18 per ’ * T
Damit nahm er ihn bey Seite, gab ihm Die Anfchläge, wie die Sache am füglic):
ften durchzutreiben fen, an die. Hand vfprach, die Xelteften zu gewinnen. Als es
Zeit zu ſeyn ſchien, ſtellete ereine allgemeine Verſammlung an, darinnen er als ein leibhaf⸗
tiger Mißionarius redete. Hierauf that der Pater das feinige, und Garakonthie, welcher
jufälliger Weife anmefend war, balf dazu, daß mit allgemeiner Einwilligung folgender
Entſchluß gefaffet, mit, Geſchenken beftätigee, und auf alle in diefem Sande übliche Weife
unwiderruflich gemachet wurreee... mt mn hrsg
Exftlich folle dev, Agreskue a) kuͤnftighin, weber öffentlich angerufen, noch für den
Urheber des Lebens gehalten. werben; zwweptens,, ſolle kein Kranker die Zauberer oder
©aufler mehr zu ſich berufen. Drittens, ſollen die-abergläubifchen und unziemlichen
Tänze abgefihaffer werben, - ‚ Diefes hieß ungefäpr eben foviel, als die chriſtliche Religion
für die einzige, die man öffentlich bekennen dürfte , erkiaren. Es wohnefe auch ſeitdem
der ganze Flecken den Lnterweifungen des Mißionarii fehr fleißig. bey · Nun ftimmere
zwar ber nachmalige Erfolg mit der Hoffnung, die man fich von einer ſowohl eingefäel-
ven Begebenheit machen konnte, nicht fonderlich überein. Gleichwohl blieben diejenigen,
welche
) Die Huronen fagen Areiskui, die Iroqueſen Agreskue.
von Neu⸗Frankreich. IX Buch, 253
welche es nicht allyulange verfehoben, zum chriſtlichen Glauben uͤberzutreten, nachgehends em
unverbrüchlich daben. un ——
Der Pater Bruyas hingegen konnte in dem Sande der Onneyuthen bey weitem ſo⸗ Wae bey den
viel nicht ausrichten. Die Schuld lag hauptſaͤchlich an dem, vielen Brandteweine, der Onneguthen
aus Neuyork dahin Fan, und das Saufen deſſelben verurſachete eutfestiche Unordnungen, vorgieng.
Nebftdem hatte fich weder ein angefehener Mann ‚ Noch irgendeine Matrone vortheilhafs
eig für den Mißionarius erfläret „ja, es mochte nicht einmal jemand feine Unterweifungen
anhören. Sein ganzer Troft beſtund alfo Harinnen ‚"daß er eine Menge ferbende Kinder
faufete, und den Himmel damit beyöl Garakonthie ar eine Reiſe dahin, um
zu verfüchen, Rrliees — en nd —* m ver⸗
gebens. Wa en voq Stämme betr ſo gieng es da etwas beſſer;
denn der Brandtewein von den Engländern und Holländern Fonnte nicht fo leicht dahin
Fommen, als nach Onnepuch, "Mebftdem hatte Garakonchie da mehr zu fagen: es Iebere
eine große Anzahl befeh ronen im Sande; und weil die obern Stämme von den
Andaften einigemal gende Ste bene rn, ſo waren fie überhaupt defto
efehriger. 2
* — den iroqueſiſchen Nationen, richtete die neufranzoͤſiſche Regierung ihr Au—
genmerk Hauptfächlich auf bie bey den oben Algonquinen angelegten Mifionen. Denn
diefe eröffneten niche nur dem Evangelio ein weites Feld, fondern fie verſchaffeten auch
der Handlung eine große Freyheit. Ihr Mittelpunet war bey U, 8. Frauen Sprung.
Um die Wilden beftändig da zu erhalten, ließen die Mißionarien viele Felder mie ſolchem
Kae * —— —— — gelung Auen, und
tauften fie in den zwey exften Jahren, wenigſtens dreyhundert Perfonen, darunter aber die
fsebcn Sind vormußi vage Aaffmmadem. |
M—
Ar vi 4 —— ine Au
Kind 1000 ea een;
A ranmaRN: oi
1674
Krieg unter
ben Wilden:
RER Ä u ee
Er Der .
allgemeinen Geſchichte
und Befhreibung
von Rei Frankreich; Pe
— ehentes Se
° f " ’ b
‚yogleich der Herr von. Courcelles alle nur erfinnliche Mühe auf die Erhaltung der
7 Ruhe unter den canabifchen nen wendete: fü fiel es ihm dennoch in die Laͤn⸗
ge unmöglich, “alles ' nen gi ich zu verhindern „ nicht, nur, weil, diefe Leute
um der geringften Urfache willen. zum Gewehre greifen , Pit an, wa flärfere
Mache fie nur fo lange im Zaume haͤlt, als jie ſih vor ihr firchten, ober etwas von ihr cu-
warten. Zum Unglüce erhielt Courcelles Die verſprochene Verſtaͤrkung niche, folglich be-
ruhete fein ganzes Anfehen bey den Wilden nur auf dem Angedenfen des von dem Herrn
Tracy gegen die Agnier unternonmenen Zuges.
Ehe man es fichs verſah, fielen Die Tſonnonthuaner, weiche von den franzöfifchen
Wohnplägen am — ae — —— uͤber den >> | —
von Eourcelles ließ ihnen ſogleich fagen, er nehme es fehr übel, "daß fie wider feinen Be—
fehl, wider ihr gegebenes Wort, und ungeachtet des eidlich gefchloffenen Friedens der-
gleichen Ungebühr trieben, und ſich unterfianden hätten, ein friedfertiges Volk anzugrei-
fen, welches ſich auf den Vertrag verließe; er würde es nicht leiden, daß fie einen Frie—
den ftöhreten, den er gefehloffen hätte, und fie in Ehren halten follten , fie follten ihm affo
die Gefangenen unverzüglich einhändigen , die ſie von feinen Bundesgenoſſen Hätten, oder _
gewärtig feyn, daß es ihnen eben alfo ergehen folle, als den Agniern.
Diefes trogige Verfahren erbitterte die Tfennonthuaner ungemein. Sie frageten: ob
denn ein Volk den: Franzofen fogleich unterwuͤrfig wuͤrde, wenn es Mißionarien unter fich
litte, und ob es nicht mehr erlaubt wäre, Die erlittenen Beleidigungen zu rächen? Die
iroquefifchen Orte hätten zwar wobl Frieden mit dem Ononthio gemachet, allein des-
wegen wären fie feine Untertanen nicht geworden, und wollten fie leber alle miteinander
zu Grunde gehen, als ihre Freyheit im allergeringften Franken laſſen. Man follte ſich er-
innern, daß fie es die Franzofen mehr als einmal empfinden laſſen, fie wären Feine Bun-
desgenoſſen, denen man fo hochmuͤthig begegnen duͤrfte, noch Feinde, die eben zu ver
achten
Geſchichte und Beſchreibung von Neu⸗Frankr. X Buch, 255
achten wären, Allein, diefes war nur in der erſten Hige geſaget. Die Tfonnonthuaner 167.
berarbfihlageten ſich, wozu ſie greifen follten, Endlich ſchicketen fie dem Statthalter von ——
den fünf und dreyßig gefangenen Puteuatamiern gleichwohl acht; und dieſer that, als ob
erglaubete, fie hätten nicht mehrz weil er es nicht für dienlich erachtete, Leute aufs aͤußerſte
zu treiben, die er ſchonen müßte. J
Die Gefangenen wurden von dem Großoberhaupte der Goyoguinen eingeliefert; und Das greße
fobald diefes geſchehen war, verlangete der befagte Großgoyoguin von dem Bifchofe, in Oberhaupt der
Gegenwart ‚feines Vaters Ononthio getauſt zu werden. Mun war diefer Mann, deſſen Goyoguinen
wir ſchon oͤfters erwahnet haben, nach dem Garafonthie, der berühmtefte bey allen fünf MI"? getauft
Stämmen, "Man taufteihn alſo mit allem möglichen Gepränge. Here Talon, der feit
kurzem aus Frankreich angefommen war ‚ vertrat diePardenftelle, nennete ihn Ludwig,
und bewirthete alle zu Dueber, Loretto und Sylleri vorhandene Neubekehrte in feinem
Samen auf das beſte. He N
Weil die neubekehrten Agnier wohl merferen , fie würden in ihrem Sande nie voll: Die chrifil.
kommene Freyheit haben, nad; den Grundfägen ber chriſtlichen Keligion zu leben: fo Iroqueſen
faſſeten fie die Entfihliegung, nad) Soretto zu den Huronen zu ziehen. Es war unter ihnen Hieben aus
eine fehr angefehene Frau, welche kraft der Oyanderwuͤrde, die fie eng, den allergeheim. rem Lande.
fen Ratbfchlägen beywohnen durfte, « Indem ihr nun ihre Anverwandte an ihrer An—
dacht hinderlich fielen: fo befchloß fie, ihr Leben zu Queber unter Ehriften hinzubringen.
Man füchete ihr diefen Borfag auszuredenz und als fein Zureden helfen wollte, fo beraubte
man fie in öffentlicher Kachsverfammlung ihrer Winde. Nichtsdeſtoweniger gieng fie nad)
Loretto, und blieb bis an ihr Ende beftändig, a Hl
Noch eine andere Jroqueſinn fiel unter eine Party Mabinganer , und bekam etliche Merkwuͤrdige
Wunden von den Hieben mit der Art am Kopfe, davon fie niederſank. In dieſem Befehrung.
Zuftande wendete fie fid) ‚aus einem innerlichen Triebe, an ven Gott der Ehriften, und
barh ihn, er möchte nicht zugeben, daß fie ungetauft ftürbe. Im Augenblicke waren alle
Mabi n weg, und gleichfam verfchwunden. Sie befand fich fo ſtark, daß fie ihr
Dorf erreichen konnte; ja, fie wurde gar wieder gefund , und zog nebft ihrem Manne und’
— ee en, wo fie alle miteinander getauft wurden. 1." ©. ;
Hoerr von Tourcelles nahm alleidergleichen iroqueſiſche Flüchtlinge mit Freuden auf, Mi
und ff ihnen niche das geringfte fehlen, weil er wohl-einfah , es Ehunemit-der-Rei — 9
Voͤlkerſchaft Daraus entftehen , mit welcher man ihre Landesleute im Zaume halten fönnte, ſprung wird
As nun der Pater Sonifacius viele Haushaltungen aus dem Stamme Agnier herbey— angelegt.
fuͤhrete: fo ſonderte man die Iroqueſen von den Huronen ab, und gab ihnen ihre Stelle,
Montreal gegenüber auf der Suͤdſeite, und der fogenannten Wagdalenenaue, die aber
mit der Zeit nach St. Ludwigsfprung: verleger worden... | |
dem auch vorißt viele algonquinifche Bölferfchaften mit pen Franzoſen in eine ge: Here Taton
nauere Verfnüpfung als bisher traten: fo wollte Herr Talon bey diefer Gelegenheit die Ge: nimmt Nord⸗
techtfamen der feangöfifchen Krone über die äußerften Gegenden von Canada feft ſetzen. Er Canada in
Hatte diefen Vorſatz ſchon ben feiner vorigen Reiſe gefaffet, und bey feiner Anweſenheit in Veſitz.
Frankreich den Herrn Courcelles ſchriſtlich erſuchet, die nord- und weſtlichen Nationen
durch einen vertrauten Mann dahin zu bringen, daß ſie an einem bequemen Orte durch
Abgeordnete erſcheinen, und auf Des Königs Verlangen eine Erklaͤrung von ſich geben
Möchten,
Hiezu
256 URL Ar Gefehichte und Wefchreibuiig iu a
Hiezu war niemand gekhisktet als Nicolaus Perrot ein vernünftiger Mann, don
——
— guter Herkunft und einiger Gelehrſamkeit. Er war aus Noth ehemals in der Jefuiter
Großober⸗
haupt der
Miamier.
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—
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Bay gi
Eee
2
+97 Heßentyüneilen ihe Felögefchten erfepaffen. : Als die Püteuatamier diefes fahen : fa thaten
Dienfte getreten, und. Hatte dergeftalt Gelegenheit zum Umgange mit dem größten Theile
der canadiſchen Wilden, und zu Erlsenung ihree Sprache. gehabt: a es Hatten ihn die
Wilden dermaßen lieb gewonnen, daß er fie leicht zu allem bereden konute, wozu er nur
> wollte Here: Coureelles ſchlug ihm alſo zu dieſer Unterhandlung vor; und als Herr Talon
unterdefien zu Quebec ankam: fo billigte er folches und man ſchickete ihn fort. x
Er zog alſo bey allen nordlichen Völkern , Die einigen Handel mit uns frieben, her⸗
um; und: beftellete fie auf Eimftiges Fruͤhjahr an unſer lieben Frauen Sprung , weil ihnen
der Groß⸗Ononthio der Franzoſen, das iſt der König’von Frankreich, durch einen feiner
Hauptleute ewas eröffnen wollte.Als ſie alle mit einander Abgeordnete zu fchicken verfpra-
chen! ſo beſuchete er auch die weſtlichen Gegenden , gieng aber bis nach ‚Chicagu zu Aus
ßerſt an dem Michiganſee, wo die Miamier damals wohneten, hinab; und ließ feine An⸗
kunft ihrem&toßeberhaupte, Namens Tetinchua, melden; denn er Hatte wegen eines
zwiſchen den Siuren und Mafeufinern eneftandenen Krieges, bey den Puteuatamiern eini-
ge Mannfchaft zu feiner Begleitung mitgenommen:
’i44 Beſag
tes Oberhaupt konnte etwa fünf tauſend ſtreitbare Mann auf die Beine brin⸗
gen, hatte beftändig eine Leibwache von vierzig Mann um ſich; die auch Tag und Nacht
um feine Cabanne herum Schildwacht hielten, wenn er" Darinnen war, Er ließ, wie
Perrot meldet, feine Unterthanen felten vor fich, fondern eröffnete ihnen feine Befehle
nur durch einen Beamten, Wenn das zu jener Zeit gefhahr ſo haben fich die Umftände
feitdem fehr geändert. Indeſſen ift doch fo viel wahr, daß die miamiſchen Dberhäupter ,
erhäupter
07 wieder Pater Charlevoix felbft gefehen hat, weit mehr geehret werden, und nicht fo feiche
zu ſprechen find, als bey den meiſten Wilden im@anadaı um nn?
Doch dem ſeh wie ihm wolle ‚fo ſaget doch Perrot, es habe das damalige Großöber-
haupt der Miamier, da es feine Ankunft vernommen, fo gleich befchlofien , feine Herr⸗
lichkeit zu zeigen, und den Abgefandten des Franzöfifchen Generales als ‚einen: Kriegeshel:
den zu empfangen. Er ſchickete ihm alforeine Anzahl Kriegesfeute entgegen. Diefe rücfe-
sen in völliger Rüftung ‚mis Federbuͤſchen geſchmuͤcket, in fhönfter Ordnung heran; und
fie ein gleiches, und Perrot trat vor ihnen her: Auf einmal ſtunden beyde Parfeyen ftilte,
um gleichfam Athem zu ſchoͤpfen: ſodann liefen Perrots Leute rechts , die Miamier linfs,
immer ein Mann hinter den andern, um gleichſam eine vortheilhafte Stelle zum Angriffe
zu gewinnen; ‚allein, die letztern ſchwenketen ſich, und befamen jenerin die Mitte. Mar
erhub ein Feldgeſchrey, und ſchoß obgleich nur blind, auf einander. Sodann kam es
mit den Streitfolben zum Handgemenge; man fuͤhrete aber die Streiche nur nach den Kol-
ben. Endlich wurde Friede, die Miamier uͤberreicheten dem Perret das Friedensrohr,
und führeten ihn nebſt feinem Gefolge in den Hauptflecken. Hier bekam er funfzig Mann
zur Ehrenwaehe , wurde nach Landecart herrlich bewirthet, und mit dem Schnippkeulchen-
ſpiele beluſtiget. Kyle
MNachdem Perrot einige Tage bey den Miamiern zugebracht, undmit ihrem Oberhau⸗
pre, nach) feiner Anweiſung, Unterhandlung gepflogen: fo kehrete er wieder nad) Unſer lie:
ben Frauen’ Sprunges ' Tetinchua wollte ihn perfönlich begleiten: ‚feine Unterthanen aber
beforgeten, er möchte wegen feines hohen Alters und feiner Unpäßlichfeiten die Def en
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befagten Voͤlkern bewohnete Gegenden in Befig, und unter des Koͤniges Schuß zu neh:
men. Die Handlung fing fich mit einer Rede des Pater Allouez in algonquinifcher Spra:
che an, darinnen er den Wilden einen hoben Begriff von der Macht des Königes von
Frankreich beyzubringen, und nachgehends zu bemeifen fuchete, es fönne für fie nichts vorz
theilhaftigers ſeyn, als der, Schuß eines folchen Monarchen; dieſen aber würden fie ge-
nießen, wenn fie ihn für ihr großes Oberhaupt erfenneten,
Sodann redere Herr von St. Luſon etwas weniges, und fragete: ob jedermann dar-
ein willigte. Weil er franzöfifch geredet : fo verdollmetſchete der Pater Allouez feine Worte.
Sogleich antworteten alle Anmefende erftlich mie Geſchenken, und hernach mit einem gro-
fen Zurufes es lebe der König! Der Nachgeordnete ließ ſodann unter dem Abfingen des
Berilla einen großen Cederpfahl, und ein großes Kreuz , ebenfalls von Cedernholze aufrich-
ten, und an beyde das franzöfifche Wapen Hängen, Als diefes gefchehen war: fo wurde
das Eraudiat angeftimmer, und der Herr St, Luſon meldete Durch den Pater Allouez, daß
er hiermit das fand zu des Königes Händen, und fammtliche Einwohner in deffen Schuß
nehme, Als die Anmefenden fich erflärer hatten: fie verlangeten feinen andern Vater,
als ven Groß Dnonthio der Franzofen: fo wurde das "Tre Deum abgefungen , vor und nach
felbigem das Fleine Geſchuͤtz etlichemal abgefeuert und zulegt gefehmaufer.
Ehe Herr Kufon diefe Handlung vornahm, bereifete er auf Heren Talons Befehl die Die Englan⸗
canadifhe Südfüfte, und fand ſowohl das Ufer des Kinibequi, als die Seefüfte mit gut der laffen ſich
gebaueten und wohl eingerichteten engländifchen Wohnungen beſaͤet. Er erinnerte die Ein- auf franzoöſt—
mohner, fie wären auf franzöfifchem Grund und Boden. Allein, ihre Antwort war, DR —
fie erfreueten fich, einem fo großen Könige zu gehorchen, und wuͤrden fich allemal als ger yieyer.
horfame Unterthanen aufführen,
Sch erſehe aus einem Schreiben des Heren Talon an Herrn Colbert, daß felbiger in
die Aufrichtigkeit biefer Erklärung der Engländer einigen Zweifel fegete. Es fiheint auch,
als ob beſagte Engländer von ihrem Könige zurück berufen worden wären. Go viel iſt
gewiß, daß man damals dem Frieden zu Breda gemäß, den Rinibequi für die Gränz-
feheidung auf dieſer — | |
Endlich wurden auch in eben diefem Jahre, die Tionnontalezen Huronen des um · Huronen zu
ſchweifenden Lebens aͤberdruͤßig und ließen ſich zu Michillimakinac nieder; nicht zwar auf Michillima⸗
der Inſel, welche dieſen Namen eigentlich führer, fondern auf einer Spige des feften kinac
Landes, welche gegen Mittag fieht, und einer andern gegen Mitternacht fehenden Spitze
gegen über ſteht. Diefe beyden Spigen machen die Waſſerenge, welche den Huron⸗ und
Algen. Reifebefehr. XIv Band. Kt Michi⸗
1671,"
Ebbe und
Fluth 1 Stroͤ⸗
mie,
x
Seltſame
Luftzeichen.
258 Geſchichte und Beſchreibung
Michiganfe zuſammen hänge. Der Pater Marquette brachte die Huronen an diefen Der,
und bewog fie, da zu bleiben, bi
Es iſt fehwer zu begreifen, warum er nicht Lieber einen andern bequemen Ort er:
waͤhlete. Denn er giebt ihm in feinen eigenen Nachrichten ein fehlechtes soß ‚ undgefteht,
Die Kälte ſey daſelbſt ungemein heftig. Vielleicht entfpringe diefeibige von der Lage dieſer
Gegend zwiſchen dreyen Seen, darunter der Fleinefte, nämlich der Michigan, ohne die mans
zig Meilen große Day der Stinfer , die fich in ihn ergießt, zu rechnen , dreyhundert fran⸗
zöfifche Meilen in die länge hat. In allen diefen Seen aber berefchen gewöhnlicher Weiſe
fehr ſtuͤrmiſche Winde, | hit, Irdı
Der Pater Marquette meldet noch, es mache das unordentliche Abwechfeln ver Ebbe
und Fluth die Schiffahre auf diefen Seen fehr beſchwerlich. Ich babe auch ſelbſt ſchon
bemerket, die Fluth halte keine gewiſſe Zeit, und ſey an einigen Orten ungemein ſtark. An
der Eleinen Inſel Michillimakinace läuft ſie zur Jeit des Neu-umd Bolkmondes in vier und zwan⸗
zig Stunden einmal an und ab, und ſtreicht allemalinden Michigan. Ja, es geht ohne die Fluth
noch ein anderer Strom aus dem huroniſchen See hinein; und esentfpringe dieſer Strom ver-
mucthlich tie andere in der offenbaren See befindliche, ebenfalls aus unterirdifchen Quellen.
° Gleichwohl hindert cr den natürlichen Strom des Michigan nicht; indem Diefer See
eben ſowohl, als der obere, ſich in den huroniſchen ergioßt. Yener Strom, nämlich der
aus dem Huronfee in den Michigan ftreiche, wird deſto merklicher, wenn der Wind
ihm entgegen, das ift, aus Suͤden bläff. - . Den da fahren die Sie ſchollen mit, folcher,
Geſchwindigkeit, als ein Schiff mic vollen Segeln thun koͤnnte, aus jenem. in diefen. Ein
gleiches gefchieht auch in der bahamifchen Meerenge. —— ——
Noch meldet der Pater Marquette, man ſpuͤhre in dem Ausfluſſe des obern Sees in
den huroniſchen, eine große Anzahl fo ſtarker Ströme unter dem Waffer, daß fie zuwei⸗
len die Fiſchernetze mit ſich davon führen; woraus er ſchließt, es muͤſſe diefer große See
einen Theil feines Waſſers durch unterirdifche Gaͤnge in den Michigan ergießen, eben fo,
wie das Fafpifche Meer vermuthlich einen Zufammenbang mit dem ſchwarzen, dieſes aber
mit dem mittellaͤndiſchen Meere hat. Es iſt dieſes um ſo viel glaublicher, weil der obere
See wenigſtens vierzig Flüffe, und Darunter ein Duhend eben ſo breite, als fein ſichtba⸗
ver Ausfluß iſt, zu fih nimmt; folglich, wenn: er feinen andern als diefen hätte, das em⸗
pfangene Waſſer nimmermehr weglaſſen Fönnte, ———
Eben dieſes hat meines Erachtens auch bey dem Michigan Platz. Er empfängt oh⸗
ne das Waſſer aus der großen Bay noch eine große Menge Fluͤſſe, darunter viele ſehr
breite ſind, und von weit entferneten Gegenden herkommen. Er muß alfo, außer feinem
fihtbaren Ausfluffe in den. Huronfee unter der Erde noch mehrere ausgewählet haben: Es
wird diefe Vermuthung des Parer Marquette dadurch fehr mwahrfcheinlich gemacht, weil alfe
Selfen, die. man in dem Canale bey Unſer lieben Frauen Sprunge in einer gewiffen Tiefe -
findet, fo löchericht, als ein Schwamm, ja einige gar ausgehöhlet find, woran denn die
vorhin gemeldeten Ströme Urfache feyn mögen, N
Zu Ende des vorigen und zu Anfange Diefes Jahres, ereignete fich in dieſem Theile
von Canada etwas ſehr ſonderbares. Der Winter fing mit dem halben Jaͤnner 1671 an,und
endigte fi mit dem halben Märzen. Anfang und Ende wurde durch einige Suftgeichen ,
darüber die Wilden gewaltig erftauneten, bemerket. Den oıften Jänner erfchienen in der
Day,ungefährein Paar Stunden vor Untergange der Sonne, zwo Nebenfonnen hebſt
einem
von Neu⸗grantkreich· X Buch, 9
einem halben Monde, mit aufwärfsigefebrten Hoͤrnern. Die wahre Sonne war von
beyden falfchen gleich weit entferner. Eine davon wurde von einem vegenbogenfärbigen ,
aber durchſichtigen £leinen Gewölfe etwas verdunfelt: gleichwie hingegen die andere Hinter ei-
nem ſtarken Glanze ſteckete. Die Wilden hielten es fuͤr ein Anzeigen großer Kaͤlte; es
fror auch ven folgenden Tag wirklich ungemein ſtark.
Den ı2fen des Märzmonates ſah⸗ man an drey verſchiedenen Orten Nebenſonnen, je:
doch mit einem Unterſchiede ihrer Stellung, Zahl und der Zeit, da ſie erſchienen. Zu
Machillimakinac ſah man drey Sonnen; jedwede ſtund nach dem Augenmaße eine halbe
franzoͤſiſche Meile von der andern; Die eine Nebenſonne ſchien nur einem eyrunden, und
mit einem fehmalen goldfarbigen Streifchen gefrönten Regenbogen ähnlich zu ſeyn. Die
andere hingegen glänzete ſo ftarf ‚daß man ſie von der wahren Sonne bloß Dadurch unter:
feheiden fonnte, weil fie auf berfelbigen Seite mit einem ſcharlachrothen Nande eingefaßt
war, Es dauerte Diefe $ufterfcheinung einige Tage lang. Man fah fie des Morgens,
bald nach der Sonnen Aufgange, und bes Abendsiwenn die Sonne untergieng. Die
Nachricht, daraus ich.diefes genommen habe, melder noch, beyde Nebenfonnen hätten ih—
re Stoffen alle Tage verwechfelt ʒ denn des; Abends ſey diejenige, welche des Morgens ge⸗
gen Mittag ftund, gegen Mitternacht geſtanden, und umgekehret: vermuthlich aber ver-
änderte ſich zwar ihre Geſtalt, nicht aber. ihre Stelle N
Auf der Inſel Manitualin, woſelbſt viele Wilde fogenannte Springer überminterten,
erfehienen an der Abendfeite drey Sonnen in einer gleichen Linie mit der Erde, Sie wa:
ven an Größealledreyeinander gleich. Die wahre ſtund in Weſtſuͤdweſt, die eine Neben:
fonne in Weften , die andere in Suͤdweſt. Zu gleicher Zeit erfchienen auch zween mir dem
Geſichtskreiſe gleich laufende halbe Zirkel. In der Mitte waren fie blau, über dem blau:
en, aurorafärbig, und zu aͤußerſt dunkelgrau, und afchfärbig. Der Himmel war auf
diefer Seite etwas truͤbe; ja auch überhaupt nicht fehr belle: ungeachter man nicht das ge=
ringfte Gemwölte wahrnahm. 0
An der fübmweftlichen Mebenfonne nahm ein Vierthelszirkel feinen Anfang. Er ſtund
ſenkrecht auf dem Geſichtskreiſe, hatte ungefaͤhr eben ſolche Farben, als die Nebenſonnen,
durchſchnitt einen der beyden mit dem Horizonte gleichlaufenden Halbkreiſe, und verlor ſich
in dem zweyten. Zuweilen verſchwanden alle drey Sonnen, doch verbarg die wahre ſich
ſeltener, als die andern, Endlich erſchien auch die dritte Nebenſonne gerade über der
wahren, fie Dauerte aber nicht lange. Als die beyden erftern zum letztenmale verſchwan—
den; fo ließen fie zween fehr Helleuchtende Regenbogen Hinter ſich. Es dauerten auch) die
beyden halben Kreiſe noch lange hernach. .
Bey Unſer lieben Frauen Sprunge erblickete man eines Morgens, gleichwie an den
nurbeſagten Orten, ebenfalls drey Sonnen: allein, kurz nach Mittage erſchienen ihrer achte
auf einmal, in folgender Ordnung. Im Mittelpuncte eines Kreiſes, welcher aus den
Farben des Regenbogens beftund ‚ erfchien die wahre Sonne, Der Kreis wurde von vier
Nebenſonnen in vier gleiche Theile abgetheilet,, und ftunden fie bley- und: wafferrecht ges
gen einander. Durch den Mittelpunet der wahren Sonne gieng ein eben alfo wie der vo—
vige gefaͤrbter, aber weit größerer Kreis, und wurde von der wahren Sonne, welche oben
an felbigem ftund,, und von drey Nebenfonnen, eben alfo, wie der vorige kleine abgerhei:
let. Die Wilden meyneten , alle diefe Nebenfonnen wären Gemahlinnen der rechten Son:
ne, und habe fie diefelbigen dem er, eſchleihe⸗ einmal zeigen wollen, — er⸗
aͤrete
ro7r.
1671.
u
Erbauung ei-
> Geſchichte und Beſchreibung
klaͤrete ihnen aber die Sache anders, und lerneten ſie bey dieſer Gelegenheit, die Sonne
ſey nichts weniger, als ein Geift: gleichwie fie bisher gewähnet hatten,
Mit Ende diefes Jahres endigten auch die Iroqueſen ihren vieljägrigen Krieg, mit
ner Schanze ihren Nachbarn, den Ansdaften und Chananonen, zu ihrem Vortheile. Beyde Völker
au Catarocuy. Furden faſt gänzlich vertilget, und zur Erfegung der verlornen Mannſchaft eine große
1672.
Menge Gefangene den fünf Stämmen, abſonderlich den Tonnonthuanen einverleibet,
welches ſtets die Staatsflugheit Diefer Völker gemefen, um die Abnahme ihrer Staͤrke
zu verhindern, R
Indem nun dergeſtalt die Macht und der Ruhm diefes unruhigen Volkes abermal
anwuchs: fo erachtere es Here Courcelles für hoͤchſtnothwendig, ihm einen Schlagbaum
‚Here Cour⸗
eelles geht
nad) Frants
reich zurüc,
Seine Ge:
muͤthsart.
Gemuͤthsart
des Herrn
Frontenaec.
vorzuziehen. Er ließ alſo die vornehmſten Oberhaͤupter nach, Catarocuy zu einer Unterre⸗
dung einladen. Sie erſchienen aud) in großer Anzahl. Er beſchenkete fie, that unge⸗
mein freundlich, und ſagete endlich: wenn ihnen dieſer Ort zu ihrem Pelzhandel mit den
Franzoſen ſehr bequem falle, fo fey er Willens, eine Schanze dahin zu bauen. Sie willig
ten ohne Bedenken darein, weil fie anfänglich nicht einfahen, daß er fie dadurch nur im
Zaume halten wollte, und einen Ort haͤtte, wo feine Lebensmittel und: Kriegesbedürfniffe
ficher ſeyn könnten; wofern fie ihn etwa noͤthigten, bie Waffen zu ergreifen. Es wurden
die Anftaften zum Baue ohne Berzug vorgefehret. Ungeachtet aber Herr von Eourcelles ten;
felbigen nicht ausführen Eonntez indem er bey feiner Ruͤckkunſt zu Duebec feinen Nachfolger
den Grafen Frontenac vor ſich fand: fo trat doch diefer feinen Abfichten fo gleich bey, er—
Hub ſich im folgenden Fruͤhjahre ——— und ließ die Schanze aufrichten, welche
dent, gleich dem Ontarioſee, an deffen ,‚ dem. Namen des Grafen
lange Zeit trug. 16 Dil ENG Ar
Herr Talon hatte mit dem Herrn von Courcelles immer allerley Verdruͤßlichkeit ge-
habt; und weil er bald fah, es werde ihm mit dem Grafen Frontenac nicht beffer gehen;
fo verlangete er feinen Abfchied. Neufrankreich verlor viel an dem Herrn von Courcelles.
Hatte er gleich nicht fo viele erhabene Eigenfhaften, als fein Nachfolger: fo hatte er doch
auch nur feine Eleineften Fehler und feine fo heftige Leidenſchaften. Er fuchere- aufrichtig
des Sandes Beſte. Seine Erfahrung, feine Standhaftigfeit und feine Klugheit hatten
ihn bey den Franzofen beliebt gemacht, und bey ven Wilden Ehrerbierhung erworben. Ja,
08 wäre der Ruheſtand diefes Landes vielleicht nie geftöret worden, wofern feine Nachfol-
ger feine Abfichten beybehalten,, und auf dem Wege, den er ihnen abgeftecker hatte, fort-
egangen wären, 3
Sein Nachfolger, Ludwig von Buade, Graf von Frontenac , war fönigliher
Seneraflieutenant , und Enkel eines Ordenstitters, welcher durch feine zur Zeit. ver Ligue
erzeigete unveraͤnderliche Treue, das Vertrauen des großen Heinrichs verdienet hatte. Dem
Enfel fehlete es weder an Großmuth und Tapferfeit, noch an Einſicht, Standhaftigkeit,
und einem geläuterten Verftande. Er wollte allein herrfchen , und chat alles , Diejenigen
fortzufchaffen , die ihm im Wege ftunden. Niemand wußte die Völker, die er regierete, beffer
in ihrer Pflicht und Ehrerbiethung zu erhalten. Er gewann, wenn er wellte, die Freund»
{haft der Franzofen und ihrer Bundesgenoffen. . Seine Abfichten zur Vergrößerung der
Pilanzorte waren groß und gerecht, und es lag nicht an ihm, went Man die Bortheile
nicht einfehen wollen, die das Königreich davon ziehen konnte. Mur beherrſcheten ihn zur
meilen ungegründete Vorurtheile; und eben diefe verhinderten die Ausführung manches für
die
von Neu⸗Frankreich. "X Buch. 261
die Pflanzlande hoͤchſtvortheilhaften Anfchlages, und erwecketen ben Verdacht, als ob fein
Ehrgeiz und feine Begierde, niemanden neben ſich auffommen zu laffen, den Eifer für das
gemeine Befte in manchem Falle zu überwiegen vermöge. Hätte ihn der Himmel auf ei-
nen Thron gefeger, fo hätte reinen großen Fürften vorgeftellet; gleichwie er Hingegen für
einen folchen Linterthanen, der feinen größten Ruhm nicht eben in einem unverbrüchlichen
Gehorſame gegen feinen Landesherrn ſuchen wollte, gefährliche Eigenfchaften beſaß.
‚Herr Talon wendete Die wenige Zeit, die er noch zu bleiben hatte, auf eine feinem
Angedenken fehr vortbeilhafte Weife an, Er ſuchete nämlich neue Entdeckungen zu ma—
chen. Zwar wußfe man aus dem Berichte der Wilden überhaupt fo viel, es gebe im We:
ſten von Meufrankreich einen großen Strom, der, wie einige fageten, Mechaſſipi, wie
andere Miciſſipi heiße, und weber gegen Morden noch gegen Dften fließe. Demnad)
mußte man auf ihm, wenn er ſuͤdlich floß, in den mericanifchen Meerbufen, mo aber
weftlich, ins Suͤdmeer fommen fönnen.
Wohin er nun eigentlich feinen Lauf nehmen möge, das trug der Intendant dem
Pater Marquette zu erforfehen auf. Denn biefer hatte beynahe alle Gegenden von Cana-
da ſchon durchgereiſet, und ſtund bey den Wilden in großer Hochachtung. Sein Reife:
aefährte war ein Bürger aus Quebec, ein verftändiger und erfahener Mann, Namens
Joliet. Beyde fuhren mit einander aus der Bay des Michiganfees in den Utagamis,
oder fogenannten Fuchsfluß ‚und kamen, ungeachtet er wegen der öftern Warferfälle höchft-
beſchwerlich zu befchiffen ift, bis nahe an feine Quelle, Nachgehends reifeten fie eine Zeit:
lang zu Sande ‚ giengen auf den Wifconfing wieder zu Schiffe, und fuhren beftändig ge-
gen Welten. Dergeftalt Eamen fie ungefähr unter zwey und vierzig und einen halben:
Grad Norderbreite in ven Miciffipi. Es geſchah diefes den ızten des Brachmonates im
Jahre 1673, und fanden fie = "Breite dieſes Stromes, noch mehr aber feine Tiefe,
vi ji —*7 xp f —
dem Bericht: ——
— in dieſe gend ſein Strom noch nicht ſo reißend iſt, als er nachgehends
wird: fo ließen fie ſich denſelbigen fortführen, und lerneten nach einer kurzen Reife die Illi—
neſen kennen. Sie fanden drey von ihnen bewohnete Dörfer, drey Meilen weit uͤber dem
Orte, wo der Miſſuri, oder von dem Pater Marquette alſo genannte Pekitanoni in den
Miciſſipi faͤlt. Es war den Illineſen recht lieb, Franzoſen bey ſich zu ſehen; denn die
Iroqueſen ſtreifeten ſeit einiger Zeit bis in dieſe Gegend: es war alfo mit dieſer ihnen weit
überlegenen Mation ein Krieg zu befoggen, und aus diefer Urfache ſucheten fie den Bey-
ftand der Franzoſen.
Nach einigem Ausruhen fegeten beyde Neifende ihren Weg auf dem Strome fort,
bis zu den Akanfas, und dem drey und dreyßigſten Grade der Breite. Hier fing es an,
ihnen an gebensmitteln, Pulver und Dleyezufehlenz zugeſchweigen, daß es für drey bis
vier Perfonen etwas ſehr unbefonnenes gewefen wäre, fich unter unbekannte Völker zu wa—
gen, und daß fie vorigt zur Gnuͤge abnehmen Fonnten, der Strom müffe ſich in den me—
picanifchen Meerbufen ergießen. Sie fuhren alfo ven Strom aufwärts, und aus biefem,
in den Illineſenfluß. Zu Chicagu am Michiganſee theileten ſie ſich; der Pater Mar⸗
quette blieb bey den Micamiern, Joliet gieng nach Quebec, fand aber den Herrn Talon
nicht mehr im Lande. —A
Der Mißionar wurde von dem Großoberhaupte der Miamier wohl aufgenommen,
und wählete den vornehmſten Flecken ra zu feinem beftändigen Sitze. Im vo-
3 rigen
1672-73,
—⸗
Entdeckung
des Mieißipi.
Beſchreibung
des Landes
der Utagami⸗
er und Maſ—
eutiner.
o
1673.
Man Hält die
Jeſuiten für
Goͤtter.
262 SGeccſchichte und Beſchreibung
rigen Jahre hatten die Patres Allouez und Dablon alle im Suͤden der großen Bay gelege⸗
ne Sander mit großer Beſchwerlichkeit, obgleich ohne fonderlichen Vortheil, durchreiſet. Als
fie den Fuchsfluß aufwaͤrts fuhren: fo fahen fie bey einem. Waflerfalle ein ſehr ungeftalte-
tes Gögenbild, das mehr einen Spiele ber Natur, als, einem Werke der Kunſt, ähnlich
zu feyn fehlen. Es war ein Felſen, deffen Gipfel von weitem einen Menfchenkopf wor:
ftellete, und den die Wilden zum Schutzgotte ihres Landes gemacht haften, > Sie beftri-
chen ihn mit allerley Farben , und legeten, wenn fie vorbey reiſeten, allemal etwas Ta-
bac, einen Pfeil, oder fo etwas, ihm zu Ehren hin. Um ihnen nun die Ohnmacht
dieſes vermeyntlichen Schutzgottes auf eine handgreifliche Art zu zeigen: ſo ſtuͤrzeten die
Mißionarien den Felſen ins Waſſer; damit hatte feine Verehrung ein Ende.
Iſt man einmal über die Waſſerfaͤlle weg, ſo genießt man einer angenehmen Schiff⸗
fahrt auf dieſem Fluſſe. Er durchſtroͤmet hoͤchſt angenehme Gegenden, Die, Witterung
ift gelinde; zwiſchen den Waldungen ſieht man luſtige Auen, darauf die wilden Thiere,
abfonderfic) aber die illinifchen Ochfen , welche Wolle tragen, zu Taufenden weiden. Cs
fallen viele kleine Stüffe in den Fuchsfluß; und meil fie mit taubem Haber bewachfen find,
fo findet man da. zur Herbſtzeit eine erftaunlihe Menge Wildprät, Die Wälder find voll
wilder Weinftöce, mit geoßen Trauben; auch ſchmecken die wilden Pflaumen und Aepfel
nicht übel, und würden, wofern Fleiß an fie gewendet würde, gewiß vortrefflich ſeyn.
Wendet man ſich von hier nach Süden: fo fommt man in das fand der Mafcutiner,
welches einige franzöfifche Karten das Zeuerland benennen; gleichwwie denn auch die Mafr
cutiner felbft von einigen Sandbefchveibern Die Feuernation genennet werden. Der ‚ganze
Jerthum beruhet auf der Aehnlichkeit zweyer Worte. . Dastand und Das Volk Heißt ei⸗
gentlich Maſcutenec, das iſt freyes Feld, indem es bey weitem nicht ſo viele Waͤlder
hat, als das übrige Canada, Befagtes Wort fprechen die Puteuatamier Mafeutin aus,
und von ihnen ift diefe Ausfprache auf die Sranzofen gekommen, Man faget alfo, es häts
ten einige Franzoſen das Feuer von den Wilden, mit einem Worte, das mit Maſeutenec
viele Aehnlichkeit hatte, benennen hoͤren; folglich es mit dem Namen der Nation vermen⸗
get. Die Ricapner find der Maſeutiner Nachbarn, und wie es ſcheint, beftändige
Bundesgenoſſen.
Beyde Patres fanden den Tetinchua mit dreytauſend Miamiern bey den Maſcutinern,
und erfuhren, es habe die Furcht vor ben Jroqueſen alle dieſe wilden Bölfer mit einander
vereiniget. Sie wurden freundlich aufgenommen und verfündigten Jeſum Ehriftun.
Doc) der ganze Vortheil von ihrer Predigt war Biefer, daß man fie für Wundermenfchen,
oder Schußgeifter anfah, und von Ihnen eben das, als von den Landesgoͤttern, naͤmlich
die Gefundheit der Kranken, und dergleichen verlangete. Te 7
Einftens wurden fie zu einer feyerlichen Handlung eingeladen. Man hatte mitten
in einer ungemein weiten Cabanne eine Menge Pfeile, Bogen und fteinerne Streitärtein
Geftalt eines Siegeszeichens aufgerichtet. Hierzu kam noch. Mundvorratd, welcher in
Maizmehle beſtund; imgleichen Tabak, und die dafigen Kriegesfpiele, namlich Chichi—
kuen und Trommeln, Sobald die Patres an ihrer Stelle faßen ; fo ug man ihnen eine
Schuͤſſel Maiz in Ochfenfette gekocht, auf, und der Geber des Schmauſes hielt eine weit:
läuftige Rede, des Inhaltes: es liege ihnen ein ſchwerer Krieg mit den Siuxen auf dem
Halfez voritt fey ihre junge Mannfhaft im Begriffe‘, gegen den Feind ins Feld zu ruͤ⸗
een, fie baͤthen alfo um Ertheilung Des Sieges, Was die Patres Darauf antworteten,
von Neu⸗Frankreich. X Buch, 263
iſt Teiche zu erachten, Bald darauf wurde der Pater Dablon nach ueber zuruͤck berufen. 1673: .
Pater Allouez aber gieng unter dieltagamier , bey welchen man Damals etwa tauſend Haus-
haltungen zählere, |
Die Miamier und Mafeutiner wiederrierhen es ihm aufs aͤußerſte; denn es waren
unlängft einige lltagamier zu Montreal übel behandelt worden, und die ganze Nation hat-
te eidůch angelobee, Rache an den Franzofen auszuüben. Rebſtdem hatten auch) die Leute
immer ſchlechte $uft zum Chriſtenthume bezeuget. Dem ungeachtet liefen fie ſich allmaͤh⸗
lich gewinnen, Gr taufete viele Sterbende, abfonderlih Kinder, und man bath ihn, als
er abreifete, bald wieder zu fommen. | bi
Der Pater Marquette arbeitete unter den Miamiern zu Chicagu mit Segen. Er
blieb bis ing 1675 Jahr da, und ftarb auf der Reiſe nach Michillimakinae, Bald dar
auf erfegete dev. Pater Allouez feine Stelle, und befehrete viele Miamier. Vermuchlich iſt
diefes Volk mit den Illineſen von einerley Urſprunge. Da es eine fanftmüthige ftille
Gemüchsart befist + ſo haͤtte es fich vielleicht gänzlich zum Chriſtenthume gewendet , wenn
nicht ihre Mißionarien von eben denen, welche ihre Arbeit unterftügen ſollten, vielmehr
gehindert worden waͤtren. ui! Bil
Der Hof gedachte noch immer auf die Bevölferung von Acadien: allein, die Pris Aradifche Sa⸗
vatperfonen, welche man zu Ausführung dieſer Abficht gebrauchete , fingen die Sache ganz chen.
unrecht an. Sie wollten nie begreifen, daß ſie durch Beförderung des koͤniglichen Dien-
ſtes ihren eigenen Vortheil am allerkraͤftigſten befoͤrderten. Sa, fie erbaueten nicht ein:
mal die geringſte Schanze; ſondern hielten ſich durch die Pentagoetſchanze, wo der Rit⸗
ter Grandfontaine faß, und durch die am Johannesfluſſfe, wo Herr Marſon in deſ—
felbigen Namen Befehlshaber war, “für genugſam gefichert,
Here Talon bekam auf fein Verlangen die fönigliche Erlaubniß, auf feiner Ruͤckrei—
fe nach. Sranfreich Acadien zu befichtigen ; abſonderlich weil der Ritter Temple gegen den
Herrn Evibere eine große uff, ſich im feangöfifchen Gebiethe niederzulaffen, geäußert hat-
ee. Diefem nun follte ev Naturalifationsbriefe und andere: Gnadenbezeugungen Seiner
Majeftät verfprechen. Es wurde aber aus der ganzen Sache nichts, ohne daß ich: fagen
fönnte, warum ? 1
Im folgenden Fahre wurde Herr Grandfontainevon dem Herrn Chambly abgelöfet. Sie 5
Diefer brachte" etwa ein Jahr in der Pentagoetſchanze zu, wornach ihn im Jahre 1674 be u.
ein Engländer, der ſich vier Tage lang verfleider in der Schanze aufgehalten hatte, in die Penta:
Geſtalt eines nieberländifchen Corfaren heraus jagete. Der Engländer hatte hundert got: und Jo-
und zehn Mann; Herr Ehambky hingegen’ nur dreyfig ; und wurde über dieſes nach ein- —
ſtuͤndiger tapferer Gegenwehr durch den Leib gefchoffen Hierauf ergab ſich fein Faͤhndrich, —
nebſt der übrigen Mannſchaft, weil fie ſchlecht bewaffnet , und noch fehlechter gefinnet war,
auf Gnade und Ungnade. Der Feind ſchickete Hierauf einige Mannfchaft nach der. Geme-
fiefchanze am Johannesfluſſe und ließ den Herrn Marfon aufheben , welches denn ohneden
geringften Wiperftand geſchah; dergeſtalt ftund ganz Acadia, weil feine ganze Bertheidiz
gung in beyden Schanzen beſtund, den Engländern- offen. Zwar hatte der Unternehmer
dieſer That keinen Beſtallungsbrief ʒ man wollte auch am engliſchen Hofe nichts damit zu
thun haben: gleichwohl hatte man ihn zu Bafton mie einem Lootsmanne verforget; man
wußte auch wohl, daß die Baſtoner die Franzoſen hoͤchſt ungern im Befige beyder Schan⸗
jen fehen,
| Wäre
1674.
Verwirrter
Zuſtand in
Canada.
264 Geſchichte und Beſchreibung
Wäre Neufrankreich damals ruhig gewefen: fo hätte man. dem erlittenen Verluſt
auf der Stelle erfegen , und gegen -Fünftige Meberfälle gute Anftalten machen koͤnnen.
Allein, da war alles in größter Verwirrung. Der Statthalter hatte fich mit dev Geift-
lichkeit uͤberworfen, und zerfiel bald darauf, auch mit des Herrn Talons Nach—
folger , dem Herrn du Cheſneau. Der Abt Salignac Senelon aus dem Semi-
nario St. Sulpiz fam ins Gefängniß, unter dem Vorwande, er habe wider den
Grafen Frontenac geprediget, und er ſey Urfache daran, daß die Einwohner von
Montreal zum Beten ihres Befehlshabers, des Heren Perrot , den der Statthalter
ins Gefängniß gefeget hatte, ein fhriftliches Zeugniß aufgeſetzet hätten. Nebſtdem
beſchuldigte man den Grafen, er habe die Regierungskammer bloß mit feinen Anhän-
gern befeget , er unferbrücke jedermann , und es gebe feit einem halben Jahre mehr
Proceffe in Neufrankreich, als feit fehzig Jahren. Mic einem Worte, wenn es län-
ger alfo fortgehen folle, fo müffe das ganze Sand verderben. -
Gleichwohl hatte der Graf im Hauptwerke felbft ſo gar unrecht nicht: allein,
er gab. feinem Ernfte ‚auch wenn er übrigens gerecht war, ein fo gewalsthätiges und
übermütbiges Anfehen, daß fein Beſtrafen der Schuldigen etwas tyrannifches an ſich
hatte, und zuiveilen ſowohl ihn ‚als den Hof, in große Verlegenheit ſetzete. Abſonder—
lich war er den Mißionarien außerft gehaͤßig; und hätte es in feiner Mache geftan:
den, fo hätte das fand mit ihnen zugleich auch feine ftärfite Vormauer verloren.
Die Herren Courcelles und Talon hatten, um die Sroquefen im Zaume zu
"halten , fin nöthig erachtet , ſo viele von ihnen als möglich ins Sand zu ziehen, und hatte
man ihnen die fogenannte Magdalenenaue zum angeiviefe: — 3 —
daſige Boden dergleichen Fruͤchte als die Wilden am liebſten bauen, nicht tragen woll⸗
se, und der Hunger allgemach unter ihnen einviß ; fo bathen die Mißionarien bey dem
Statthalter und Intendanten um einen andern Dias bey dem Ludwigsſprunge. Je—
ner gab auf die Bitte gar feinen Beſcheid; Herr Cheſneau hingegen bewilligte fie;
die Wilden nahmen alfo Befig von dem Plage. Darüber vergaß ſich der Statthal-
ter auf eine Weiſe, welche feine beften Freunde nicht zu entfehuldigen getraueten, Gleich—
wohl blieben die Leute im Beſitze ihres neuen MWohnplages, weil der Hof es für nüß-
(ih und nöthig anfah, Denn die Haupturfache, warum fich die neubefehrten Iro—
quefen ing feanzöfifche Gebiethe wendeten, war diefe, weil die Holländer, nachdem fie
im Jahre 1673 Manhatte und ganz Neu-Morf wieder erobert hatten, wiewohl fie es
nicht lange behielten, die im Bezirke Agnier befindlichen Mißionarien mit Gewalt bin:
aus zu jagen drobeten, wenn fie nicht gutwillig giengen. Denn fie beforgetem fich
wenig Gutes von den Jroquefen, wenn die ganze Nation durch das Band der Reli:
gion mit den’ Franzofen vereiniget werden follte,
Ja, es wurden, wie es feheint, diefe Barbaren damals unter der Hand zu ei-
nem Kriege gegen die Franzoſen aufgeheget, Denn in dem folgenden 674 Jahre mel:
dere der Graf Frontenac dem Herrn Colbert, wenn er die vornehmſten Oberhaͤupter
der Iroqueſen durch Freundlichkeit und Geſchenke gewonnen hätte: ſo wuͤrde in ganz
Eanada kein einziger Franzoſe mehr ſeyn. Das hieß nun zwar unſtreitig zu viel ge-
fagt: Doc) ift fo viel gewiß, daß die Iroqueſen unter der Hand von den Hollandern
aufgeheget wurden, und daß der Statthalter hieraus einen Schluß auf die Nothwendigkeit
feiner zu Cotarocuy erbaueren Schanze zog. Allein, ber Hof ſchloß wider fein Ver—
muthen
von Neu⸗Frankreich. X Bud. "265
muthen noch ‚ferner Daraus, der Anbau der itoqueſiſchen Chriſten am Ludwigsſprunge ſey 1475
demnach eben fo nothwendig, als die Schanze.
Er zerfiel mit dem Intendanten, und wollte nicht leiden, Daß diefer dem koͤniglichen
Befehle gemäß die Stimmen im Regierungsrathe einfammelte, und den Vefcheid gab, :
fondern maßete ſich den Präfidententitel an. Fa, er gieng fo weit, daß er den’ Gene-
ral Procurasor und zween Raͤthe, des Landes verwies, Doch diefer Sache gab der König
Halt obpeifliche Deaapesı! "irsninn
NRebſtdem efneuerte Seine Majeftär dero Befehle wegen der Sandftreicher oder ſoge⸗
nannte n Wildſchůtzen indem dadurch das Sand von Einwohnern entblößet, und die
Handlung vernichtet werde, k ‘
>
Noch entftund ein weit wichtigeret Streit zwiſchen dein Grafen und dem Bifchofe.
278.
Leidiger
Der leidige ne A abermal ein. Man machete dem Föniglicheh Brandtwein-
vi
Staarsrathe weiß, er falle, um die Wilden an u deken |
angebliche Misbrauch fer fo groß nicht, als ihn die Geiftlichen macheren, und ihr deßwegen
bezeugter Eifer fey ein bloße mantel, unter welchem fie Diejenigen verfolgeten , die
hrer Begierde das ganze Sand'zü beherrſchen, Einhaltthäten. Ya, als der Bifchof einen
igeer Begierbe vos ganze San beher äten. | |
Cafım 'referuatum daraus gemachet, ind Herr de Chesneauzum Vorcheile deffelbigen nach
Hofe gefchrieben Hatte, mußte der letztere von dem Herrn Colbert hören, dieſesmal habe er nicht
als ein Intendant nz es muͤſſe vorher "geroiß feyn, daß der Brandteweinverfauf
lauter Schande und Laſter nach fich ziehe, ehe man ihm verbiethen wolle. Als aber fo
viele Perfonen, deren Tugend und Einficht Seine Majeftät bewunderten, darüber klage—
ten, und die Sache als die allernachtheifigfte für Die Religion in ganz Neufranfreich vor-
Maymonates 1678, es follten zwanzig ber
itachten Darüber ausftellen. Die bey-
derfeitigen Gründe rourber bifchofe zu Paris, und dem Föniglichen Beichtvater
P, 1a EHarfe —— De waren nach vorgängiger Unter-
vebung mit dem Bifchofe von Duebec , welcher fich in tanfreich befand, der Meynung,
man müßte das Berfaufen des Brandteweins, an Die Wilden, bey der fehmereften Strafe ver-
biethen. Dieſer Ausſpruch wurde durch eine koͤnigliche Verordnung beſtaͤtiget, und dem
Grafen von Frontenac darüber zu halten auferleget; dagegen der Biſchof verſprach, den
Cafum referuatum in die Graͤnzen, welche bie Verordnung vorfehrieb, einzufchränfen.
lo fi oͤthi handel, ſtiftet
uns zu locken, unumgaͤnglich noͤthig. Der —8 fte
Nach des Herrn Talons Abreiſe, und dem Tode des P. Marquette hatte man die Hr. de laSale
fernere Entdeckung des Miciffipi völlig bey Seite gefeget. „Endlich fiel Robert Cavelier, koͤmmt nach
‚Herr von la Sale, der bloß, um durch, irgend eine Unternehmung, Reichthum und Ehre Canada.
zu gewinnen, nach Canada gefommen war, auf die Gedanken, er Fünne feine Abfiche
nicht beſſer erreichen, als wenn er bie Entdeckung diefes großen Stromes, und des von
ihm bemäpferten Sandes, ausfüßrete. 2 bier ——
Seine Aeltern waren, vermögende Leute zu Rouen Weiler aber einige Jahre bey den
Jeſuiten zugebracht haffe: forbefam er nichts von der. Exbfhaft. Er hatte einen geläu-
terten Verſtand, und wollte ſich hervorthun. Es fehlete ihm auch, ‚etwas wichtiges aus=
zufuͤhren, weder an Muth noch Standhaftigkeit; er wußte ſich auch in widrigen Faͤllen
ſogleich zu helfen: allein, er mußte ſich wicht beliebt zu machen, noch diejenigen zu ſchonen,
die. er. brauchere, und verfuhr allzuſtrenge, wenn er etwas zu befehlen hatte, Ben der:
gl
Allgem, Reifebefchr. XIV Band. gleichen
1676.
266 Geſchichte und Beſchreibung
gleichen Fehlern konnte er unmoͤglich empor kommen, gleichwie es dann im der That
nie gefihah.
Will den Mi⸗
ciſſipi vollends
entdecken.
Sein allererſtes Vorhaben, das ihn nach Canada fuͤhrete, war die Entdeckung eines
Weges in Norden, nach Japan und China. Ungeachtet ihm nun alles und jedes; was zn
einer folchen Unternehmung gehoͤret, gänzlich fehlere, und er ſich die erften Jahre in
fehr fhlechten Umftänden befand , indem er nicht, das geringfte Vermögen in dieſes fand,
wo gar Feine Hülfsmittel gegen die Dirftigkeit find, gebracht harte: foließ er den Much
dennoch nicht finfen. Er machte fich gute, Freunde und Gönner, und. trachtete mit uns
glaublichern Fleiße, alle zu feinem Vorhaben nöthige Erkenntniß und übrige Erforderniſſe
aufzutreiben. —— ——
Als er damit beſchaͤfftiget war, kam Joliet mit der Nachricht von ſeiner Entdeckung
nach Montreal, La Sale ſchloß nicht nur daraus, der Miciffipi müßte fich in den mexica—
nifchen Bufen ergießen, fondern er hoffere auch, feine Hauptabſicht zu erreichen, wenn er die
Duelle des befagten Stromes auffuchte. Er entdeckete fein ‚Anfchläge dem Grafen von -
Frontenac; und diefer verfprach ihm allen möglichen Bi ua are nr
Das: allervornehmfte war, erftlich Geld aufzutreiben, und ſodann um bie Wilden
im Zaume zu halten, genugfame Mannfihaft zu erhalten, wozu dann vorläufig eine ſchick⸗
liche Würde noͤthig fiel. Da er nun wußte, wie fehr dem Grafen Frontenac feine Schanze _
zu Catarocuy am Herzen lag: fo ſchlug er ihm vor, man folle die Befeftigungsmwerfe ver-
‚mebren, pen Des mit einer, genugfamen Beſatzung gegen die, An fälle der, Juoquefen , und
mit einem tüchtigen Befehlsh« ber ver forgen, it Einwo) nern beſetzen, damit mau
im Falle der Noth, Lebensmittel und Leute daraus auch zur fahet auf dem
Dntariofee, Barken haben könne un uns un mos BB 3.
Diefes nun war, füviel ben Nugen des Landes betraf, ‚vortvefflich ausgedacht, Der
General ſchickte ihn. alfo mit dem erſten abgehenden Schiffe nach Frankreich, um feine Bor-
fHläge dem Minifter zu eröffnen. Diefes war Damals „ foviel das, Seewefen betraf, Sei⸗
gnelay,, indem Colbert kurz vorher mit Tode abgegangen war, ¶ La Sale. hatte viele Un:
terredungen mit ihm, mache erlangete,
auf dem
n.mit ibn , machte fich bey. ihn. belibet , und -eufiet alle, was. ex
Seine Majeſtaͤt erhub ihn in den alten ».begnadigte ihn auch mis der Herufchaft, Cata-
rocuy, und der Befeblshaberftelle der. dafigen Schanze, jedoch mit dem Bedinge, fie von
Steinen zu erbauen. , Nebſtdem erhielt er alle nöthige Keime, Band trei⸗
ben, und bie angefangene Entdeckung auszuführen.
Alle dieſe Gnadenbezeugungen Half ihm der Prinz von Consi, bay welchem er gleich-
faalls Zutritt gefunden hatte, auswirfen, und verlangete dafür, er möchte bey feinen Lnter-
nehmungen einen gewiſſen Officier, weichen d er Ad gebraut
nen gewiſſen Ofticier „Prinz feiner Achtung würdigte, gebrauchen.
Es hieß felbiger der Ritter Tonti, und ein Bruder von ihm war als Hauptmann in
Kanada verſtorben. Beyde waren Söhne des Erfinders ber Tontine, La Sale fah des
Prinzen Verlangen für eine neue Gnade an, Es leiſtete ihm auch Toni in der That
wichtige Dienfte, ungeachtet er ſich, weil ihm in Sieilien eine Hand von einer Granade
teggenommen worden war, mit einer eifernen behelfen mußte, Bere
Begebenheiten · ¶ Den 14ten des Heumonates im 1678 Fahre, giengen fie beyde mit dreyßig Mann,
des Herrn darunter auch Handwerksleute und Lootſen waren, zu Rochelle unter Segel, Den ısten
de la Sale.
1678.
einem niederlaͤndiſchen Barfuͤßer, ohne langen Verzug nach Eatarocuy. Herr de fa Sale
des Herbftmonates kamen fie nach Duebec. Sie begaben ſich, nebſt dem P. Hennepin,
ließ
yon Neu⸗ grankreich· X Buch. =;
ließ nicht nur an bee Schanze, welche nur aus Paltifaden beftund, fondern auch an einer zung
Barke arbeiten. Beydes wurde in einer ſo kurzen Zeit fertig, daß man ſich von der Un— —
verdroſſenheit des neuen Befehlshabers billig vortheilhafte Gedanken machte.
Nachgehends fuͤhrete er feine Barke in eigener Perſon nach Niagara, ſtach daſelbſt
eine neue Schanze ab, und hinterließ zur Erbauung, derfelben dem Ritter Tonti dreyßig
Man. Auch machete er Anſtalt, daß an der. Mündung des Eriefee oberhalb des Waſſer⸗
falles bey Niagara die zweyte Barke verfertiget werden mußte, Unterdeſſen durchſtrich er
den ganzen Bezirk der Tſonnonthuaner zu Fuße, und machte den Winter uͤber noch meb-
vere Reifen, welche ſammtlich ven Pelzhandel zur Abſicht hatten. Er gieng zu Sande nach
Cataroeny zurůck und fihickte feine, Barke mit Lebensmitteln und Waaren beladen, wieder
nach Niagaras Sie verrichteten dieſe Reiſe noch etlichemal. mit beftändigem Glide: ein⸗
ſtens ab hielt der Steuermann zu nahe ans Land; damit gieng fie zu Stuͤcken.
‚Doch Herr de la Sale erfegere dieſen Verluſt bald wieder, und befchäfftigte fih im 1679,
Fruͤhlinge und Sommer 1679, bloß damit, daß er fein Vorrathshaus zu Niagara anfül: —— —
uͤte und. die wilden Wölkerfehaften, mit-denen er künftig handeln wollte , oder die ihm
vermuthlich einiges zu feinem Vorhaben Dienliches Licht geben Eonnten, befüchere, Eben
dergleichen that der Ritter von Tonti auch feines Ortes, Endlich, in der Mitte des Au-
guftmonates war die Barke an der Mündung des Exiefees in fegelfertigem Stande.
$a Sale fegete ſich mit vierzig Mann, darunter drey Barfüßer waren, hinein, und fuhr nach
Machillimakinac. Unterwegens überfiel ihn ein heftiger Sturm, darüber wurden feine
Seute des Wefens meift überdrüßig, ja, einige liefen gar, davon. Allein, fie fielen dem
Ritter Tonti, der-einen andern Weg genommen hatte, in die Hände, und ließen fich groͤß
tentheils wieder eines andern bereden.
Von Michillimakinae gieng der. Greif, fo hieß die Barfe, in die Bay, und von da Leidet großen
mit einer Sadung Pelzwerf nad) Niagara zurück. Herr la Sale hingegen befuhr auf Beruf.
einem Canot den Jof ‚an welchem ein miamifeher Flecken, den der P. Allouez mit
Segen te, lag. Hier Fam der Ritter Tonti zu ihm, gi
zug zu den. Illine
N BenR gieng aber obne: Der:
fen, la Sale hingegen nach Catarocuy zurüd we er ee
Greifs muchmaßen hoͤrete, gleichwie denn derſelbige nie wieder zum Vorſcheine kam, Dian
giebt vor, die Jroqueſen hätten bey Erblickung eines fo großen Fahrzeuges fid) wenig gutes
träumen laſſen, und den Utauais gleichen Argwohn in den Kopf gefeger. Als nun das
Fahrzeug vor Anker gelegen, wären einige unter dem Vorwande, es zubefehen, hinein getreten,
ärtendie darinnen befindlichen fünf Mann ermordet, das Pelzwerk geraubet, die Barke
aber in Brand geſtecket. Doch, woher, konnte man diefes wiffen ; abſonderlich, da , mie
man verfichert, fein Utauais jemals das geringfte davon gefprochen bat?
Auf diefen Verluſt folgete ein. anderer nicht weniger Herber. Die illineſiſche Mation gyjepgriage
war damals ſehr zahlreich „ und-befaß viele Pläge, welche zur Gemeinſchaft zwiſchen Cana? der Irogunſen
da und dem Miciſſipi ungemein bequem lagen. Eben deswegen. hatte der Nitter Tonti
fein Heil bey ihnen verſuchet, ihre Freundſchaft auch ohne fonderliche Mühe gewonnen.
Die Froquefen fucheten fie davon abwendig zu machen; und als es nicht angehen wollte,
befchloffen fie, diefes Volk vorläufig in einen Stand zu fegen, daß es uns feinen Bey—
ftand leiften koͤnnte. Sie nahmen. alfo einen unvermutheten Einfallvor, und hieben eine
große Menge nieder , ohne daß es der Ritter, weil er wenige-Seute bey ſich hatte, zu hin—
dern vermochte,
| tla $aSale
1679.
Standhaftige
feit des
In Sale.
268 SGecſchichte und Beſchreibung
&a Sale befand ſich damals in gefährlichen Umftänden. "Er hatte ſich von den Iro—
quefen alle Augenblicke eines fhlimmen Streiches zu verfeben. "Die Utauais waren ihm
verdächtig, ja, er durſte nicht einmal den unser ihnen ſtehenden Sranzofen viel trauen,
indem fie ihm, dem Vorgeben nach, etlichemial nach dem Leben ftunden.” Ja fie verfucher
ten fogar, feine Bundesgenoffen gegen ihn aufzuhegen, und gaben unverſchaͤmter Weiſe
vor, er wolle fie alle miteinander vertilgen, und warte zu diefem Ende nür auf die
Iroqueſen. 1. Er Bapazıal An ä
Dep dieſen Umſtaͤnden Fam er zu dem Illineſen, fand aber ihre Geſinnung gegen
ihn gewaltig verändert, ja, beynahewäre ihm die ganze Nation auf den Leib gefallen, ohne
daß er fich auf einen Mann der Seinigen verlaffen durfte, "Gleichwohl ließ ev nicht die ge-
ringſte Furcht blicken , ſondern erzeigete ‚im Öegentheile größere Unerſchrockenheit, als je-
mals, Diefes brachte ihm Hochachtung zuwege. Allein, er wollte altzufehr "gefürchtet
ſeyn. Eben diefes war fein Haupffehler, und die vornehmfte Quelle alles feines Ungluͤckes.
Dabey fonnte er fich nie verftellen, noch mit denen, die er ‚am allerwenigften miffen fonn-
te, freundlich) thun. Freylich muß der Kopf alles anordnen : was will er denn aber ohne
Hände und Füße zu Werfe richten? a |
Man mit ihn Zu Ende diefes Jahres giengen einige von feinen geuten , denen er am meiften trauete,
vergiften.
"gägt ben,
Micifipi,
aufwärts
befahren,
zig Grade aufwärts, fodann bis an die Mündung des Stromes hinab, und wieder Eis
mit dem gortlofen Vorhaben fihtwanger , "ihn und alle feine guten Freunde mit Gifte hin⸗
zurichten. Der Anfehlag wurde aber entdecket, und fie mußten Reiß aus nehmen.
ta Sale nahm dagegen junge Illineſen in Dienfte, und gedachte nun feine Entdeckungen
wirflich zu beginnen. Zw diefem Ende ſchickte er einen/ Namens Dacan,
Pater Hennepin ab, um den Miciſſipi aufwaͤrts zu befahren
zu entdecken. MER u air ei
Sie reiſeten beyde den agften des Hornungs aus der Schanze Crevecoeur ab, und be-
van
fuhren den Strom bis unter den fechs und vierzigften Grad Norderbreite. Hier wurden fie von
einem hohen Wafferfalle,der die gan ze Breite des Stroms einnahm, aufgehalten. Der P.Hen-
nepin benermete ihn nach dem heiligen Antonio von Padua. Hierauf fielen fie, ich weis nicht
durch — — die Hände, blieben es auch eine
ziemliche Zeit, wiewohl ihnen weiter nichts leiden n r. Endlich Famen einige
Franzoſen aus — machten fie frey. Hierauf ſchifften ſie den Strom bis
an die See hinab, und Fehreten wieder nach der Schanze Erevecoeur zuruͤck, ohne daß
ihnen etwas merfwürdiges begegnet wäre. in Roman, der unter des Ritter Tonti
Namen heraus kam, giebt vor, fie hätten viele franzöfifche Wohnungen am Miciffipi ge:
funden, die Duelle diefes Stroms auf einem hohen Berge entdecket, und ihre Reife bis an
den See der Affiniboils foregefege. mn nm nn
Eben alfo ift es auch mie den Mifionen der Barfüßer befchaffen, die man auf der
Landkarte bemerket antrifft, vermuthlich aber nur die Orte bedeuten , wo der P. Hennepin
Meſſe las, oder ein Kreuz aufrichtete. Ev verftund gar Feine Sprache der daſigen Völker,
vertveilete auch bey feinem einzigen , als fo lange er unter den Siupen gefangen ſaß. Die
Duelle des Miciffipi ift noch immer unbekannt, und der Affinibeitfee von denen Gegenden,
dahin beyde Reifende gekommen find, fehr weit entfernet, gleichwie denn auch die Franzo-
fen an dem Strome damals nicht den geringften Wohnplat inne hatten. Ya, es fälle
ſchwer zu begreifen, wie unfere Reifende innerhalb eines Jahres bis unter fechs und vier:
an
von Reu-Sennkreich. "X Birch, 269
an die Schanze aufwaͤrts fahren, uͤber das alles aber einige Monate lang in der Gefat- 1680
genfchaft feyn fonnten. In Canada glaubte niemand, daß fie weiter gekommen wären, ——
als vonder Schanze bis an den Waſſerfall, und wieder bis an die Schanze.
Nach des P. Henitepins und Dacans Abreife mußte la Sale wegen neuer Hinder- Er bauet noch
niffe bis in den Windmonat zu Crevecoeur verbleiben ; ja, endlich gar nach Catarocuy eine Schanze.
zurück gehen. Als er auf dieſer Ruͤckreiſe ven Illineſenfluß aufwärts fuhr: fo bemerfete er
an felbigem eine ungemein bequeme Stelle zu einer Schanze, Er ſteckte fogleich eine ab,
ließ den Ritter zur Erbauung derfelbigen da, und reifete weiter. Kaum hatte Tonti Hand
ans Werf:geleget , fo bekam er Nachricht , es hätten fich die Sranzofen zu Crevecoeur em-
poͤret. Edr eilete unverzüglich dahin, fand aber nur etwa noch acht Mann anweſend,
die übrigen waren davon gelaufen, und hatten alles, was fie fortbringen Eonnten, mit fi)
enommen. BEE . Arte nr
; Bald Darauf erfchienen fechshundert deoquefifche Krieger im Gefichte der ilinefifchen Neue Feindfe:
Wohnplaͤtze. Da num diefer Einfall ven Verdacht der Illineſen gegen die Franzofen ver- ligkeiten der
mehrete: ſo befand ſich der Ritter in großer Verlegenheit. Endlich füchere er beyde Par, Irbqueſen.
rehen mit einander zu vertragen, und gebrauchete hierzu die Barfuͤßer Patres Gabriel
dels? e und Zenobius Mambre. Doc) der Friede war von fchlechter Dauer.
Denn als die Jroquefen ſahen, man fürchtete fich vor ihnen: ſo wurden fie nur defto froßiger,
und veruͤbeten nach Eurzer Zeit neue Feindfeligkeiten. 0.) |
1.9 Herr Frontenac meldete dem Könige in einem Schreiben vom aten des Windmonates Man hat die
des 1687 Jahres, es ſey dieſer Krieg der Iroqueſen gegen die Illineſen ein Werk der Eng- Engländer
länder, und der Feinde des Herrn de la Sale gewefen. Wen er unter den’legtern verftehe, —— in
—— — * ou en tue de la 2 ——— Hand⸗ erdacht.
fun echt, noch Weiſe, er es ete, im: ganzen franzöftfchen
Gebiethe Feinde genug zuwege gebracht: es iſt aber kaum glaublich, daß fi
—— — —— ——————
wi SR n war die e um foviel glaublicher, weil fie die efen Arcadia koͤmmt
auf allen Seitensanzuhegen ſucheten. Syhre Abficht war folgende, —— * wieder an
Schahzeram:Yohannessund: Pentagoetfhuffe war nun zum viertenmole an Frankreich zurůck drankreich.
gegeben, und Herr Chambly zum Statthalter ernennet worden, da er vorhin ſowohl, als der
Ritter Grandſontaine nur den Befehlshaber: oder Commendantentitel führete, Die Statt:
halterſchaft begriff Acadia nebſt der ganzen Suͤdkuͤſte von Neufrankreich in ſich, und ſtund
unter dem Großſtatthalter dieſes Sandes, Zu Königshafen fing man einen Anbau an;
und. eg fteflee diefer Dit die Hauptſtadt vor. In der That aber war es ein hoͤchſtelendes
Wert, Man mochte vorſtellen, was man wolftes ſo hieß es doch immer, Aeadia helfe
u 8 . Pl HN Z j rn | ri \ . 4 |
ie näherten ſich bie Engländer dieſem Sande fo fehr fie fonnten Mach Zu Die Engtän-
ruͤckgabe der Pentagoetſchanʒe baueten fie eine andere zwiſchen ſelbiger und dem Kinibequi der nehmen es
an einem in der Abenaqui Gebiethe liegenden Orte, welcher den Namen Pemkuit trug. wieder weg,
Diefes Unterfangen misfiel den Abenaquiern ungemein, und die Engländer hatten fehr bes
ſchwerliche Nachbarn an ihnen. Um fie zu baͤndigen, hetzeten fie ihnen die Jroqueſen auf
den Hals, damit mußten fie fih mic den Engländern vergleichen, Ä
Hierauf breitete fich der Befehlshaber zu Pemfuit weiter aus, und nahm die Schans
zen am Johannes: und Pentagoetfluſſe ohne re weg. Die Einwohner, zu K *
* 3 rt en
(270 Geceſchichte und Beſchreibung
1690. hafen ergaben ſich freywillig; und alſo Fam Acadia nebſt allem, was zwiſchen dieſem Sande
— und Neuengland liegt, zum fuͤnftenmale in der Engländer Hände,
Ton
ti mu
Bisher hatten die Iroqueſen noch feinen öffentlichen Krieg gegen; die Franzoſen vor-
"den ee genemmenz aber nun beſchloſſen fie, dieſelbigen vor Illineſenfluſſe zu jagenʒ und der Rit⸗
fing verlaſſen. ter Tonti hielt nicht fuͤr rathſam, ihre Ankunft zu erwarten, Er zog alfa den zıten des
La Sale be
Herbſtmonates 1680 mit zween Barfüßern und feiner aus fuͤnf Franzofen beftependen Be⸗
fagung aus der Schanze Crevecoeur, und fuhr den Zllinefenfluß aufwärts. Nach zu-
ruͤck gelegten fünf Meilen, hielt er ftille, und ließ einigesinaßgerwordenes Pelzwerk trock⸗
nen, Der P. Gabriel gieng, um fein Brevier zu bethen, in den Wald, und wurde da von
einigen Kicapuern todtgeſchlagen. Er: war ein frommer und we gen: feinen Tüpenben Dep
jevermaim beliebter Greis von ein und ſiebenzig Jahren. Der Ritter tberwinterte in der
Bay des Michiganfees. — —
Weil Herr la Sale von dem ganzen Vorgange unmoͤglich etwas wiſſen konnte: fo
fährt den verwunderte er fich fehr, als er folgendes Fruͤhjahr nach Crevecoeur Fam, und keinen
Strom big
ans Meer.
Menfchen darinnen fand. Er legtefrifche Beſatzung binein, ließ die im vorigen Jahre ab⸗
geſteckete Schanze zu Stande bringen; und nennete fie die Ludwigsſchanze. Er
182 7 8, gieng hierauf nach Machillimafinae), amd traf da den Ritter Tonti an, welcher: kurz vor-
Geht nad
Fraukreich rechtmäßigen Beſitz eines der größten Ströme in. dev Welt gefeget hatte, trat er id
zuruͤ
ck.
her mit feinen Leuten dahin gefommen war. Mit Ausgange des Auguſtmonates begaben
fie ſich alle beyde nach Cataroeuy. Drey Monate verliefen mit allerley kleinen Reifen,
um mehr Franzoſen und Vorrath aufzutreiben. Als dieſes geſchehen war: ſo zog la Sale
mit feiner ganzen Mannſchaft in der Illineſen Gebiethe, und fand feine beyden Schanzen
im alten Stande. ri wid Na ed” \
Hierauf fuhr er den Illineſenfluß hinab, und Fam den eten des Hornungs 1682. -in
den Miciffipi. Den gten des Märzmonates nahm er mit: allen gewöhnlichen Gebräu
Beſitz von dem Lande der Akanſas, und den gten des Aprilmonates, als er die Miün-
dung des Stromes gefunden hatte, that er ein gleiches. Diefes ift alles, was man von
diefer Reife mit Gewißheit ſagen kann. Denn was die in dem vorgegebenen Berichte des
Ritters Tonti erzähleren Umftände betrifft, ſo Fann man von ihrer Glaubwürdigkeit aus
demjenigen urtheilen, was zu Ende derfelben gefager wird, daß nach bes Herrn von la Sa-
le Rechnung die Mündung des Mieiffipi zwiſchen dem zwey und zwanzigften und drey und
ziwanzigften Grade Norderbreite fey, und einen Canal mache, der zwo Seemeilen-breit,
fehr tief und fehr fchiffbar. fen. m nn nn u
Machdem er diefe wichtige Entdeckung zu Stande gebracht, und Frankreich in den
weg nach Quebec an, und fam im Srülinge des folgenden: 1683 Jahre dahin. Einige Mo-
nate hernach gieng er nad) Frankreich, und nahm den Major zu Catarocuy, Herrn dela Fo;
reſt, einen braven Mann und guten Office amiefichen —5*
Unterdeffen da Here la Sale auf der Reife war, ſtieg die Uneinigkeit zwiſchen dem
Großftatthalter und dem Intendanten fo hoch, daß der Hof für dag Beſte befand, fie alle
beyde zurück zu rufen, An die Stelle des erſtern kam Herr le Fevre de la Darre, an
des zweyten, der Herr. von Meules. Die Beftallungsbriefe für beyde wurden im May
1682 ausgefertiget, und ihnen abfonderlich anbefohlen, mie dem Statthalter der america-
nifchen Snfeln, Grafen von Blenac, ein vollkommen gutes Verftändniß zu unterhalten ;
weil man damals glaubete, es fönnten die beyderfeitigen Lande aus dem Wechſeltauſche ihrer
Waaren nicht wenig Vortheil haben, Reu⸗
von Neu: Frankreich. X Buch. ayı
Neufrankreich war ſeit einigen Jahren in" großer Verwirrung, und: wurde täglich 7683.
ſchwaͤcher. Die Anzahl aller Seelen belief fih im 1679 Jahre ohne Acadia, weihes ——
wenig bebeutete,, nicht höher, als auf achttauſend fünfhundert und funfzehn. Zum Unglücke Urfprung des
wurde man mit einem ſchweren Kriege bedroher, Ich habe: bereits erwähnet, daß Die Jro⸗ Irdqueſen ⸗
quefen die verglichenen Friedenspuncte nicht fonderlich genau hielten: Gleichwohl verlan- Krieges.
geten fie, ung nicht eher öffentlich zu befriegen, als. bis fie es; mit Vortheile thun fönntenz
und zu dieſem Ende fuchten fie uns abfonderlich um unfere Bundesgenoffen zu bringen.
Die Urſachen ihres Haſſes gegen uns waren mancherley. Seitdem Neuyork wie
der unter englifcher Bothmaͤßigkeit war : ſo hielt der daſige Statthalter, Oberſte Dongan,
mit Ernſte daruͤber, daß man den Iroqueſen alle Waaren wohlfeiler lieferte, als es den
Frangofen deswegen zu thun möglich fiel, weil die Gefellfchaft, welche damals den Pelzhan⸗
del ganz.allein trieb, den vierten Theil der Bieberbälge, den zehnten Theil der Wildhäute
und des übrigen Pelzwerfes zum Voraus wegnahm, und das übrige um einen geringen
Preis. bezahlete. Ueber diefes waren noch andere verdrüßliche Dinge vorgefallen. Es
hatten einige Wilde zween Franzofen ermordet ;. der ‚Herr du Luth befam fie in feine Ge⸗
malt, und ließ ſie tobtſchießen. Da man nun bisher viele andere. Gewaltthaͤtigkeiten ges
duldig eingeſtecket hatte · ſo nahmen die Wilden die Strafgerechtigkeit des Herrn du Luth
fuͤr eine große Miſſethat auf, nicht anders als ob die Franzoſen ſchuldig wären, alle Drang»
falen geduldig zu leiden, Anl? ui
Der boͤſe Wille der Iroqueſen brach bey folgender Gelegenheit aus. Im Herbft-
monate 1681 fchlug ein Illineſe einen Hauptmann der Tfonnonthuaner, wegen perfönlicher
Streitigkeiten zu Machillimakinac todt. Da nun in einem-folchen Falle, die Rache der
Beleidigten weder den Thäter noch feine Nation, fondern den Oberheren des Ortes, wo
die That geſchah, betrifft: ſo mußten vorige die Kisfaconen eine utauaifche Bölferfchaft,
den Jroquefen genug thun. raf Srontenae ſchickete demnach ohne Verzug eine vers
trauete Perfon an die fünf Drte ab, mit Bitte, die Feindfeligfeiten fo lange zu verfihieben,
bis er-ihnen von den Kiskaconen Gerechtigfeit verfehaffen Fönne. Er wollein Perfon nach
Catarocuy kommen , und möchten. fie. Abgeordnete dahin ſchicken, damit man ſowohl diefe
als andere Beſchwerungen heben koͤnne. Wenige Tage hernach wurde ihm durch ein Trotzige
Schreiben aus Onnontague berichtet, der Jroqueſen Verlangen ſey, er ſolle bis an den Forderung”
Ehuguenflußd) Eommen; wermucdlich nun habe ihnen der Oberſie Dongan diefes in der Iroqueſen.
den Kopf gefeget, Damit die Unterhandlung mit ihnen Erebsgängig werden möchte, weni
der Generalftatthalter folches.verwürfe, Der Graf Frontenac antwortete auch demjenigen,
der. ihm den Brief geſchrieben Hatte, wirklich. ex würde fich niemals-entfehliefien, dergleiz
chen zu thunz erftlich, weil dieſe Gefaͤlligkeit den Uebermuth dev Zroquefen nur vermeh-
von würde, zweytens, wenn es auch gleich nicht wider feine Würde ſeyn ſollte, fo Fönnte
er dennoch dieſe Reife nicht mir Wohlſtande und Sicherheit für feine Perſon ohne große
Koften ‚unternehmen; Drittens, weil er die Kiskaconer noch nicht geſprochen hätte, und
nicht wüßte, was fir einen Entſchluß fie gefaſſet hätten. + Zulegt erſuchte ev den Berfafler
des Briefes, die Onnontaguer, wo es möglich waͤre, auf beſſere und ehrerbiethigere Ge⸗
danken zu bringen, / va n re a ariıp
Allein, dieſer hielt es fuͤr unmöglich , ja gar gefährlich, dergleichen nur zu, unterneh-
men; indem alle ivoquefifche Dberbaupter, auch die beften Freunde der Franzoſen, die
; Unter⸗
H Iſt der eigene Name des Onnontaguefluſſes, der in den Ontariofee fällt,
mE, Geſchichte und Befchreisung
1683 Unterredung durchaus an der Mündung des Chuguen verlangeren,« Geſchaͤhe es miht, fo
> möchte wohl nichts Gutes Daraus erfolgen. Zu gleicher Zeit wurde der Gräf gewarnet, er
möchte eine ſtarke Begleitung mit ſich nehmen, weil die Iroqueſen wider ihre Gewohnheit
ſehr ſchimpflich von ihm redeten . ER Eee tier am ordner
Der Graf breitere diefe Warnung zwar überall aus; eigentlich aber unterließ er bie
Reifenur deswegen, weil er dachte, die Froquefen würden ihn, aus großer Hochachtung
gegen feine Perfon, nimmermehr befriegen. Daher befchloß er, noch ferner eben ſo groß,
als bisher, zu thun; und erflärete fich öffentlich, ser nehme die Utauais in ſeinen Schuß.
Den Kisfaconen aber erlaubete er, neue Schanzen zu arbauen ; und ſich auf den Fall eĩ⸗
nes Angeiffes gujtechrenaiiien immun” sa ahnung, msg nm nt ln Ya
Ja, als einige Iroqueſen auf Zureden ihres Mifionans; des Pater Johann de Lam
berville, endlich in eine Unterredung zu Catarocuy willigten: fo wollte der Graf nunmehr
nicht weiter, als bis nad) Montreal gehen, auch nicht länger, als bis auf ven Brachme:
nat auf fie warten. Dieſes verdroß Die Jroquefen, daß fie nunmehr bey dem Chuguen
beharreten. Here du Cheſneau ſchrieb dem Grafen von Frontenac, der im Heumonate
noch immer zu Montreal war, er und viele erfahrene leute wären der Meynung;, ‚man
möchte den Iroqueſen ihr Verlangen immer zugeftehen, und das um fo vielmehr ‚weil
man nach denen Nachrichten, die er aus Frankreich Hätte, Eeinen Beyftand erwarten
dürfte, Er fegete hinzu, es fände fich noch ein Mittel, diefes Verlangen ohne Nachtheil
feiner Würde und ohne feine Perfon einer Gefahr auszufeßen , ins Werk zu richten : er
dürfte nämlich nur eine Barfe befteigen ‚und folcher noch eine Brigantine folgen laſſen;
und mern er in der Nähe des Chuguen wäre, die voquefifchen Abgeordneten an
Bord rufen, N h a —*
Die Antwort des Generales war: er misbilligte dieſes Mittel nicht: er koͤnn⸗ fih
aber nicht entſchließen, ſich deffen zu bedienen; und da die Wilden, die Tegten Vorſchlaͤge,
die man ihnen gethan hätte, fo übermürhig aufgenommen, fo würde man ihrem Stoize
zu fehr fehmeicheln, wenn man zu ihnen kommen wollte; er wäre beftändig geneigt, fie
anzuhören, wenn er die Kiskaconer gefehen hätte, wofern fie fich nur zu ihrer Schuidig⸗
kerit bequemeten: es waͤre aber gut, die nöthigen Zuruͤſtungen zu machen, um den Krieg
zu unterhalten; und ſie muͤßten bey dieſer Gelegenheit beyde einmuͤthig verfahren, ob ſie
gleich Nachricht hätten, daß man ihnen Nachfolger ernannt; weil vielleicht dieſe Herren
nicht bey Zeiten ankommen würden, ſich in ven Stand zu feßen , einem Feinde die Spi-
ge zu biethen , welcher ftets bereit wäre, die Feindſeligkeiten anzufangen. nd '
Itequeſſche Als er bald darauf die Küfte bey Montreal beſichtigte: fo begegnere ihm der Major
—— von Catarocuy mit fuͤnf iroqueſiſchen Abgeordneten , welche ihrem Water Ononehte die Ge—
Rn Mentreal neigtheit der Orte, mit ihm und feinen Bundesgenoffen im Friede zu leben, verficherten.
Der Bornehmfte unter ihnen war ein Hauptmann der Dmnontaguer, und großer Freund
der Franzofen, Namens Teganifforens, welcher die Gemürher feiner Sandesleute auf al-
le Weife zu befänftigen gefucher hatte. Here von Frontenac gab ihm ben ıntendeg Herbſt⸗
monates Gehör, und antworteterihm den. Tag darauf, es Liege nicht an ihm, daß das
gute Bernehmen unter den beyden Nationen nicht wiederum hergeftellet würde, Weil aber
bie Illineſen von dem Frieden ausgefchloffen waren, den die Orte mit den frangöfifchen
Bundesgenoſſen halten wollten, und Teganifforens geftund, man mache große Anftalten,
die Illineſen zu bekriegen: fo beſchenkete ihn der General reihlih, um diefen Krieg zu
—— hin⸗
von Neu⸗Frankreich· X Buch, 273
hintertreiben. Er verfprach es: allein, er felbft wußte die wahre Gefinnung feiner San- 16.
desleute nicht, fondern er wurde von ihnen nur zu einem Werkzeuge, diefelbigen zu ver-
bergen, gebrauchet, R ; E an
Kaum war er weg: fo erſchienen Abgeordnete der Kiskaconer, der Huronen von
Michillimakinac und der Miamier. "Der Graf redete den erſtern zu, die Tſonnonthua⸗
ner zu befriedigen. Ihre Antwort war: fie hätten durch die Huronen Geſchenke uͤberſen⸗
det: mehr zu thun wären fie nicht ſchuldig. ‚Die Huronen hätten als rechte Ungluͤcksſtif⸗
ter, anftart das aufgetragene Gefhäffte gehörig zu verrichten, die Sroquefen nur noch er=
bitterter gemacht. Weiter konnte man fie nicht bringen.
Bey diefen Umſtaͤnden famen die Herren de la Barre und de Meulles nach Que: Ankunft des
bee; ja, man erfuhr, der Krieg gegen die Illineſen fey wirklich angegangen. Auf der neuen Statt»
andern Seite fah man bald, es würden die Creaturen des Grafen Frontenac, unter der Dalters und
gegenwärtigen Regierung, den vorigen Schug nicht mehr finden. Abfonderlich aͤußerte Intendanten.
fich dieſes, fo viel den Heren de la Sale betraf, dermaßen gefchwind, daß man zwei-
felte, ob der Herr de la Barre den Mann, den er haſſete, auch recht kennete.
Dennfihon am rzten des Windm. dieſes Jahres ſchrieb er anden Minifter: der Krieg zwi⸗ La Barre ver,
ſchen den Sranzofen und Jroquefen ruͤhrete bloß von des la Sale Unvorfichtigkeie ber, An — den la
e.
ſeinen und des Pater Zenobius Entdeckungen ſey nach ſeinem Ermeſſen ſo viel nicht ge—
iegen, noch duͤrfe man dem Pater in allem glauben; la Sale gehe mit boͤſen Tuͤcken um.
In einem andern Briefe an den Minifter vom zoften April des folgenden Jahres, gab
er gar feine Entdeckungen für eine bloße Windmacherey aus, beſchuldigte ihn, er mig-
brauchete fein Vorrecht in den neuentdeckten Ländern ganz allein Handlung zu treiben, u.d.g.
Alſo ift das Schickſal derjenigen befchaffen , welche eine Vermiſchung von großen
Fehlern und ungemeinen Eigenfchaften über die gewöhnliche Gattung der Menfchen erhebt.
Sie begehen Schwachheiten ; fie bringen aber auch zumege, was niemand-thun fonnte.
Damit haben fie eine Menge Zeinde. Einige flagen mir Recht über fie, andere fchreyen
aus bloßer Misgunf. f
Zu des Herrn de la Sale Glück, war er bey Hofe wohl angefchrieben; und feine
bald darauf erfolgende Anweſenheit loͤſchete wenigftens einen Theil von der gehaͤßigen
Abſchilderung aus. Here Geignelay gab ihm einige gute Erinnerungen für das Kuͤnfti⸗
ge, und beſchloß uͤbrigens, ihn weiter zu gebrauchen.
Weil Herr de la Barre den mislichen Zuſtand von Neufrankreich wohl einſah: fo Hauptver-
ſtellete ev eine große Rathsverſammlung an, Sie beſtund nicht nur aus dem Intendan- ſammlung der
een und Biſchofe, fondern auch aus vielen Mitgliedern der Regierung, aus den vornehm⸗ er
ſten Krieges und andern Beamten ‚ aus dem Superior des Seminarii und der Mißion. ———
Sein Verlangen war, fie möchten ihre Meynung von dem Urſprunge und der Befchaffen-
heit des Uebel , und wie ihm abzubelfen ſey, eröffnen, )
Man fagete alſo, die Engländer und Holländer in Neu »Yorf ſucheten, vermit- Sie giehtun
telft der Iroqueſen, den ganzen canadifhen Handel an ſich zu ziehen: fie hegeten die- dem Zuftande
fe Barbaren ſeit langer Zeit gegen uns auf, und diefe fucheten, um hernach mit uns deſto der Sadıen
leichter fertig zu werden, unfere Bundesgenoffen , entwweber von uns abzuziehen, oder zu Nachricht.
vertilgen. Es ſey uns aͤußerſt viel daran gelegen, daß den Illineſen dergleichen nicht wie-
derfahre. Allein, da die Pflanzlande , wofern man gleich die Landleute mit zu Hilfe neh⸗
me, kaum taufend Mann ins geld ftellen fönnten, ſo werde es ſchwer hergeben fie zu befchügen.
. Allgem, Reifebefchr.XIV Hand. Mm De
7a Geſchichte and Belchreibung
— Nebſtdem muͤſſe man ſo nahe an des Feindes Sand, als möglich fer, genugſame Mund:
u und Kriegesbedürfniffe im Vorrathe haben; denn es fomme nun niche mehr, wie zu bes
Herrn Tracy Zeiten Darauf an, den Feind zu erſchrecken, fondern zu demuͤthigen; folg-
lich müffe man eine gute Zeit in feinem Sande, oder in der Nähe bleiben, Hierzu wären
Catarocuy ungemein bequem; denn von -bier fünne man in zweymal vier und zwanzig
Stunden ben Tfonnontduanen, als den alfeventfernteften, über den Hals fallen, Auch
muͤſſe man einige Barken auf dem Ontarioſee Haben, und vor allen Dingen die Tſonnon⸗
thuaner angreifen. Ehe man aber fich in einen folchen Krieg einlaffe, muͤſſe man den
König um einige hundert Soldaten erſuchen, und die Schanzen Catarocuy und la Galet-
te, als die Schluͤſſel zum Sande, in Abwefenheitder Einwohner Damit befegen s damit auch
der Feldbau unterdeffen nicht verabfäumer werden dürfte, ſo müßten Seine Maejeftät taufend
oder funfzehnhundert Tagelöhner-ins Sand ſchicken; ferner müßten dieſelbe die Errichtung
ber Borrarhshäufer und die Erbauung der Barken über fich nehmen, zu welchem Ende
man die unungängliche Nothwendigkeit des Krieges, nebſt der Armuth der Pflanzlande
vorftelfen, abſonderlich aber dabey melden müffe, Neufrankreich falle wegen ausbleiben-
der. Hülfe bey den Wilden in die größte Verachtung. Kaͤmen hingegen franzöfifche Voͤl⸗
ker an, ſo würden fich die: Jroquefen- vielleicht eines beffern bedenken, unfere Bundesge-
offen hingegen willig im Felde erfiheinen. PIREIE EN.
Der Koöntg Dieſes Gutachten fhickete der Statthalter nach Hofe. Der König befahl ſogleich,
rn zweyhundert Mann abzuſchicken, und meldete in feinem Schreiben vom sten Auguſt des1673
nad, Jahres, der Oberſte Dongen mi feinem Heven gemefjenen Befehl zur guten Nach⸗
barſchaft mit Neufranfreich erhalten habenz- er werde fich auch ohne Zweifel darnach rich⸗
ten. Seine Majeſtaͤt befohlen dem Herrn de la Barre ferner, er ſolle das Feſtſetzen der
Englaͤnder an der Hudſonsbay nach Möglichkeit verhindern. Wir hatten dieſelbig⸗ ſchon
vor vielen Jahren in Beſitz genommen; und muß ich um dem geneigten Leſer einen Bin.
Könglichen Begriff davon zugeben, folgendes beybringen.
Beſchreibung Umſegelt man die Nordſpitze von Neuland gegen Nordweſt Haland, und ſtreicht fo-
der Hudſons- dann bis auf Deep und ſechzig Grad ander Labradorkuͤſte hin: fo findet man die Meeren-
bay, ge , welche Hudſons Namen traͤgt. Sie läuft gegen Oft und Weft, neiger fich etwas
gegen Nordweſt, und endiget-fich unter vier und fechzig Grad. An dieſem Otte bildet
das Meer eine Bay von etwa drey hundert franzoͤſiſchen Meilen in die Lange, welche Hud⸗
ſonsbay heißt, Die Breite derſelbigen iſt ungieich, die größte betraͤgt zweyhundert Nei—
len, ſodann nimmt ſie von Norden nach Suͤden beſtaͤndig ab, bis auf fuͤnf und dreyßig.
Ihre Suͤdſpitze liege unter ein und funfzig Graden. *
Nichts kann elender ſeyn, als die umliegende Gegend. Man ſieht nirgend fonft
etwas, als Wuͤſteneyen, fteile Felſen, die bis an die Wolken reichen, mit dazwiſchen lie—
genden Schlünden und tiefen Thäleen, welche die Sonne nie befcheine, fondern Schnee
und Eis unzugänglich machen. Das daran ſtoßende Meer iſt nur vom Anfange des Heu:
monates bis zu Ende des Herbſtmonates vom Eife frey: doch ausgenommen das Triebeis,
das wegen feiner erftaunlichen Größe den Seefahrer. nicht felten in die größte Verlegenheit
ſetzet. Denn ehe er es fich verſieht, umzingelt irgend die Fluth oder ein Strom, dem er
nicht widerſtehen kann, fein Schiff mie einer ſolchen Menge vergleihen ſchwimmender
Klippen, daß er auf allen Seiten nichts als Eis um ſich erblicket.
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von Neus Frankreich. X Buch. Ay
Das Beſte bey folchen umftändenift, fich an die größten Stücke feft zu hängen,und 1995,
bie andern mit langen beſchlagenen Stangen von fih zu halten. Hat man einmal eine —
Deffnung gewonnen: fo muß man fid) ohne die geringfte Säumniß betausmachen ;-denn 3 \
wofern in der Zeit, da man mit Eisftücen umeinger ift, ein Sturm entſtuͤnde, ſo wür- 6 om Triebel⸗
de es mislich ausſehen. Gemeiniglich eneftehen diefe Stüce von dem Waſſer der Bade,"
die ſich in die Bay ergießen. Die Sonne ift nicht einmal währenden Hundstagen im Stan:
de, fie zu fehmelzen; fondern machet fie nur vom Sande los, Diefes gefhieht mit einen
entſetzlichen Gekrache; und es werden zugleich große Stücke vom-Ufer; ja zuiseilen ziems
lic) große Felſen mit fortgeriffen. Man hoͤret in diefer Bay öfters ein großes Brauſen 3
das einen Seefahrer, Der die Urſache nicht weis, erſchrecken kann. Es tragen die Bäche,
durch ihr Herabftürzen von den Hohen Felfen ins Meer, viel dazu bey. Die Haupturfä:
che aber ift das Strudeln des Waſſers, das durch die Inſeln und durch die an allen Ufern
der Bayausgeftreneten Eisbanfe verurfachee wird. Es mag Damit meines Erachtens fol-
gender Geftalt zugehen. ed eu or
Indem die Fluch mit Ungeftümein die Bay eindringe: ſo ftöße fie an die Eisfehol-
len, und prallet ab; dergeſtalt aͤndert fich ihre Richtung, und es entftehen Ströme, die ein-
ander ducchfreugen. Hierzu koͤmmt noch der viele Salpeter, den diefe Meere bey fich fuͤh—
ven, Beydes zufammen verurfacher eine Gährung , und ein Auſwallen der Oberfläche des
Waſſers. Mit Salpeter muß diefes Meer freylich angefuͤllet ſeyn, wenn man die erſtaun⸗
liche Menge des geſchmolzenen Schnees und Eiſes, die es zu ſich nimmt, erwaͤgen will.
Nebſtdem hat man bemerket, daß die Bleyplatten, damit man die Mündung der Stuͤcke
verdecket, alle Morgen voll Salpeter figen, Laͤßt jemand, es fey nun auf dem Schiffeoder
auf dem Sande, zur Ader: fo feget fich in kurzer Zeit rings um die Wunde ein Rand von
Salpeter. Auch) ift es gewiß, daß eben dieſe Menge Salpeter, nebft der ungewohnten
Witterung , den eingefalzenen Speifen und ber wenigen Bewegung, die man auf einer
folhen Reife hat, große Krankheiten verurſache, und ein Schiff gemeiniglich die Hälfte
feiner Mannfchaft einbüße,
Noch) verdienete eine gewiſſe Sufterfcheinung wohl, daß man ihrer Urſache nachfinne, Lufterſchel⸗
In den heiterſten Nächten erſcheint auf einmal ein ungewöhnlich weißes Gewoͤlk, und nung.
duch diefes ſchimmert ein helles Sicht heraus. Das Gewölk ziehe mit großer Gefchtwine
digkeit fort, und verändert feine Geſtalt auf allerley Weife: ungeachtet nicht der geringfte
Wind zu fpühren iſt. Je Dunkler die Nacht iſt, deſto Heller ſcheint das befagte sicht. Sa,
— wei leichter, bey feinem Scheine etwas zu leſen, als bey dem Scheine
des Vollmondes.
Man wird vielleicht fagen , es fey folches-nichts anders, als eine Zuruͤckprallung der
Sonnenftralen, welche fich in dieſer Höhe nicht weit von dem Horizonte in den Sommer:
nächten entfernet; und obgleich in der unfern Luft Fein Wind fey, fo könne doch wohl in
ber obern einer ſeyn, welches auch wahr iſt. Woraus ich aber urtheile, daß es noch eine
andere Urfache von dieſer Sufterfiheinung geben müffe, ift, daß im Winter felbft der Mond
oftmals mit einem Regenbogen von verfhiedenen ſehr lebhaften Farben umgeben zu ſeyn
ſcheint. Ich meines Theils bin überzeuger ‚ daß diefe Wirkungen zum Theile denen fal=
petrichten Ausdünftungen zuzuſchreiben find, welche den Tag über von der Sonne in die
Höhe gezogen und entzündet werden.,
Mm 2 Auf
276 Geſchichte und Beſchreibung
* Auf dieſen ungeheuren großen Eisſchollen, welche, zuweilen manche in der Bay be
findliche Inſel an Größe übertreffen, fieht man zumeilen Leute, die mit Borfage darauf
herumfahren. Sollte man das wohl glauben ? Gleichwohl hun es die Esfinaur, und
.ı halten es für weit beſſer gethan, als ſich mic einem Schiffe zwifchen das ſchwimmende Eis
zu wagen, Denn da fie ihre Machen allezeit bey fich haben fo Fann es ihnen nie fehlen.
Kommen die Eisftüce einander fehr nah, fo ringen fie nach Belieben, von einem auf
das andere, Laſſen fie Raum zwifchen fich, fo fegen fie mit ihrem Nachen über, Können
fie einem daher ſchwimmenden Stücke nicht ausweichen, fo fteigen fie darauf. Zwar kann
diefes legtere ein Schiffbrüchiger ebenfalls thun: allein, wie er darauf leben oder herab
kommen will ‚ das ift eine andere Frage Ein Meer das fo gefährlich zu befchiffen fälle,
ift, wie leicht zu erachten, noch nicht völlig bekannt, In der That hat man audy nod) feis
ne andere Inſeln oder Küften in der Nähe geſehen, als die man auf feiner Fahrt im We:
ge fand, oder wo die Engländer und Franzofen eine Wohnung errichteten,
Anfprüche auf Als zu Ende des fechszehnten und im fiebenzehnten Jahrhunderte viele Seefahrer aus
dieſe Day. allerley Nationen mie Ausfindung eines Weges über Norden nach China und Japon be:
fhäfftiger waren: fo müffen allerdings einige unter ihnen von diefer großen Bay Kund-
fihaft erlanger Haben. Gleichwohl Hat fie benebft der Straße, dadurch man hinein läuft,
den Namen von Heinrich Hudſon, einem Engländer, welcher im Fahre 1611 da war.
Nachgehends foll Nelſon, Thomas Button und Lurfor zu verfchiedener Zeit Beſitz
von dem Sande ergeiffen haben. So viel ift gewiß, daß die Engländer rings um bie
Boan nicht das gevingfte befaßen, als Herr Bourbon, um Frankreich in den Beſitz dieſes
$andes zu fegen, im Jahre 1656 dahin gefchicker wurde, welche Eeremome nachgehends
öfter als einmal wiederholet worden, 4 | "Wr, *
Die Englaͤn⸗ Sm Jahre 1663 führeren zween franzöfifche Ueberfäufer, Namens Medard Chou⸗
der bauen ard des Broffeilliers, und Pierre⸗Eſprit de Radiffon, aus Nache wegen einer
Schanzen da. mir unbekannten Beleidigung, die Engländer in ven Nemifaufluß , der fi) in die Suͤd—
foige der Bay ergießt. Hier baueten fie erftlich die Robertsſchanze, ſodann noch eine bey
den Monſoniern/ und die dritte zu Quitchitchuen. Man fah aber in Frankreich und
Canada diefes für lauter unbefugte Eingriffe an.
Was Frans Zwar fah Herr Eolbert wegen des damaligen genauen Verſtaͤndniſſes beyder Kronen,
weich thut. dabey durch die Finger, Man firchete aber doch die Verjährung zu verhüten. Herr Ta-
lon fuchete einen bequemen Weg, vermittelftdes Saguenay nach der Hudfonsbay zu kom—
men, Da nun einige Abgeordnete der dafigen Völker nach Quebec kamen, und Mißios
narien verlangeten: fo gab er ihnen den Pater Karl Albanel und zween Franzofen mit.
Einer davon war Herr Denys de St. Simon, ein canadifcher Edelmann, und ein
Better desjenigen, deffen Nachrichten von Acadia ich öfters angeführer habe.
Seife auf dem Sie reifeten den 2aften Auguſt des 1671 Yahres von Quebec ab. Den 17ten des
Saguenay Herbſtmonates erfuhren fie, es lägen zwey englifche Schiffe in der Bay, und trieben
ag Hude Handlung mit den Wilden. Sie mußten alfo Päffe von Quebec abholen laffen ; darüber
EN: gefror der Fluß zu, und fie mußten am Johannesſee überwintern, Den ıften des Brach⸗
monates im Jahre 1672 ſetzeten fie die Reiſe fort, und kamen dei sgten in den Miſtaßin⸗
fee, twelchen zu umfahren man, wie es heißt, zwanzig Tage fhönes Wetter Haben muß.
Den asften erreicheten fie den weit fleinern Nemiſcauſee; und den iften des Heumonates
einen Dre, Namens Mifeutensgechit, wo die Wilden, welche Mißionarien verlanget
hatten,
\
von Neu⸗Frankreich. X Buch, 277
batten, fie erwarteten und mit großer Freude empfingen. Gleichwohl merkere ver Pater ao,
Abanel, fie beforgeten , man möchte ſich ihrer Handlung mit den Engländern widerſetzen ;
denn dieſe waren bis dahin gekommen und hatten zu ihrer Handlung ein Haus gebauet,
Er troͤſtete fie aber damit, daß er für feine Perfon nur das Heil der Seelen ſuchete, die
Sranzofen aber den Rubeftand des Landes und deffen Beſchuͤtzung gegen die Iroqueſen
zur Abfiche hätten. 4 h
Einige Tage hernach bereifere er Die ganze Gegend um den Nemifcanfee, gieng auf
dem Fluſſe gleiches Namens zu Schiffe, und in die Bay. Hier nahm ev, vermöge deg
erhaltenen Befebles an verfihiedenen Orten Befig von ihr, unterzeichnete nebft dem Herrn
Simon diebarüber aufgefegten Schriften nicht nur ſelbſt, fondern ließ fie auch von einem
Dugend-Dberhäuptern eben fo vieler wilden Nationen unterzeichnen. - Denn diefe hatte er
als Zeugen dieſer Handlung vorher zufammen gebracht. Dabey blieb es einige Fahre,
Die Engländer trieben die Handlung in der Bay, die Franzofen dachten, fiegehörete ihnen.
Auf der andern Seite giengen die erwähnten beyden Lieberläufer zum zweytenmale Dielleberläus
durch, und wieder nach Frankreich, ungeachtet Radiſſon des Ritters Kirke Tochter gehei- ——
rathet hatte, erhielten auch Erlaubniß, ſich wieder nach Canada zu begeben. Als num wieder.
nach einigen Jahren zu Quebec eine nordifche Handlungsgeſellſchaft entſtund, welche Die
Engländer aus der Hudſonsbay jagen wollte: fonahm fiedie beyden Herren in ihre Dienfte.
Sie liefen im Jahre 1682 mit zwey ziemlich fehlecht bemanneten Schiffen aus, und Wollen die
gerade auf Die erfte engländifche Schanze los: durften fich aber nicht unterftehen, fie an- Engländer
zugreifen. Sie liefen alſo an der Weftfüfte hin, und fucheten eine bequeme Stelle, dahin verjagen.
man den Pelzdandel verlegen Fonnte, Den 26ften Auguft Eamen ſie in eine Bucht, dar-
ein ſich zween große Slüffe eegießen, und an der Mündung mit einander vereinigen. Ei—
ner ift ver Bourbonfluß, den man, ohnefeine Quelle zu finden, fehr weit aufwärts bes
fahren hat. Den Damen gab ihm ein franzöfifches Schiff, das im Jahre 1675 darauf
überwinterte. Den ziveyten hieß Öroffeilliers nach feiner Srauen, Radiflons Schweſter,
ben Thereſenfluß. Die kleine Bay, da beyde Fluͤſſe zuſammen ſtoßen, heißt bey den
Englaͤndern die Nelſonsbay, weil fie Hudſons Steuermann, Nelſon, im Jahre 1617
entdecket haben follte,
Eine gewiſſe Nachricht , welche dem Herrn von Seignelay das folgende Sahr überreicht
wurde, und davon ich die Urkunde in der Hand gehabt babe, meldet, es hätten beyds
Franzoſen Faum den Anfang zur Erbauung einer Hütte am Therefenfluffe gemacht ‚-fo fen ä
erftlic eine Barke von Baſton und nach einigen Tagen ein großes londonfches Schiff
an der Mündung des Fluſſes erfchienen, Letzteres habe nicht nur den Franzofen, fondern
auch den Baſtonern, als welche Feine Vollmacht hatten, großes Schreden eingejaget. Al:
lein, bald darauf erregete es Mitleiden ; denn die Ebbe trieb große Eisfhollen darauf zu,
welche die Anfertauen zerriffen, und das Schiff mie fich davon führeten, bis es an ande-
re Schollen ſtieß und barſt. Die Mannſchaft beſtieg dieſe Ungluͤcksſchollen, und wurde
von ihnen wieder an die Muͤndung des Thereſenfluſſes gefuͤhret. Der Hauptmann, wel⸗
cher bey ſeiner Ankunft die Franzoſen aus feines Herrn Sande weichen hieß, mußte nuns
mehr bey ihnen um geneigte Aufnahme bitten, die er denn ohne Mühe erhielt. Man vers
forgete ihn mit $ebensmitteln, und erlaubete ihm, Hütten am Fluſſe aufgubauen ; jeboch ge-
gen eine fehriftliche Verſicherung: er wolle fich weder verſchanzen, noch zum Nachteile der
franzoſiſchen Gerechtfamen fonft etwas — Allein, als die Engländer ihre Ueberle—
m. "m 3 gen:
378 Gefhichteimd Beſchreibung von Neu⸗grankr. XB.
1683.
un)
genheit betrachteten: fo "arbeiteten fie nicht nur an einer Verſchanzun ndern
auch gefährliche Anſchlaͤge. Die Franzoſen verficherten fich alfo eg Auen
riche meldete, wie? Weil ihnen aber fo viele Gefangene beſchwerlich und länger zu ernaͤh⸗
ven unmöglich fielen: fo ließen fie, als das Meer offen war, einen Theil davon hinfahren
wo fie hin wollten, und gaben ihnen zu diefem Ende eines von ihren aus Quebec mitge,
brachten beyden Fahrzeugen. Die übrigen nahmen fie auf dem großen Schiffe, und auf
der baftonifchen Barke mit ſich nad) Quebec. Allein, die nordiſche Gefellfehaft war mit
Kiefern den
Englänbern
die Hudſons⸗
bay wieder.
1684.
—— —
der Aufführung beyder Anführer, abſonderlich den Pelzhandel betreffend, fehlecht zufri
den: ungeachtet fie eine große Menge Rauchwerk mi i — kr
mung — A n * Par enge n — —*— en —** all, In Hof
Diefe Hoffnung fehlug fehl. Sie nahmen daher ihre Host
Engländern. Mylord Prefton, damaliger — Tan
Hofe, beredete den Radiſſon, daß er wieder nach London gieng. Sein Schwiegervater
der Ritter Kirke, empfing ihn auf das Befte, und brachte ihm einen jährlichen Gehaltvon
zroölfhundert Pfunden, den er bis an feinen Tod genoß, zuwege. Das folgender685 Jahr,
ſchickete man ihn mit zweyen Schiffen ab, um die von ihm ſelbſt erbauete Schanze am Thes
vefenfluffe wegzunehmen. Er fam alſo, gab die verabredete Loſung, und wurde von ſei⸗
nem Vetter, des Brofeillers Sohne, Chouard, der mit acht Mann darinnen lag, für
gleich) eingelaſſen. Unterdeſſen befahl doch Seine Majeſtaͤt dem Marquis Densnville
wie ich in einem an ihn erlaffenen Schreiben finde, den jungen Chouard der eöniglichen
Belohnung zu verfihern, auf des Radiffons Kopf aber funfzig Piftolen zu fegen. Nebit
dem ift es auch gewiß, daß Chouard in Canada, Radiſſon aber in England ftarb Ei -
geroiffe Nachricht giebt vor, die Engländer hätten erſt Damals der Mündung de8 *
fenfluſſes den Namen Nelſonshafen beygeleget. ——
Wie wichtig dieſer Poſten war, das laͤßt ſich aus dem Verluſte der Franzoſen ermef-
ſen. Denn dieſer belief ſich auf zwey und dreyßig tauſend Bieberbaͤlge, fechs Ballen Mar-
der, zween Ballen Fiſchotter und anderes geringes Pelzwerk, alles zuſammen am Werthe
auf vier hundert tauſend Livres. Gleichwohl war dieſes nur der Ertrag von einem einzi⸗
gen Jahre: indem Radiſſon, als er die Day verließ, alles vorraͤthi Re gm
nach Duebec nahm. Ehe ich aber die Anſtalten der nordifchen Gefellfchaft diefen Streich zu
yächen melde: fo müffen wir zuvor erſt einen Blick auf die canadifhen Angelegenheiten werfen.
Der
279
een
- Der
allgemeinen Gefthichte
und Beſchreibung
von Reu-Frankreich;
Eilftes Bu, a
er Herr de la Barre ruͤſtete fich zwar zum Kriege gegen die Sroquefen, verlor 1884.
& ‚aber doch die Hoffnung zu einem gütlichen Vergleiche noch nicht. Als er dem: ——
nach erfuhr, fie wären im Begriffe mit funfzehnhundert Mann gegen die
Utauais and Miamier ins Feld zu gehen, ob fie gleich ausgefprengt hatten,
fie wollten nur ‚wider die, Illineſen ziehen: fo Heß. er fie durch eine vertraute Perfon
erfüchen, ben Zug fo lange einzuftellen, und Abgeordnete zu einer gütlichen Handlung
nah Montreal zu ſchicken. Sie verfprachen es, und verficherten, Die Abgeordneten
würden vor Ende des Brachmonates zu Montreal ſeyn. Man erkannte aber bald, daß.
fie nur fo geveder, um Die Franzoſen einzufchläfern. Denn der General erfuhr ſchon
im Märzmonafe, es wären bis achthundert Mann Onnontaguer, Goyoguinen und
Onneyuther gegen die Huronen, Utauais und Miamier ausgezogen, die Tſonnonthua—
ner aber und einige Goyoguinen würden zu Ende des Sommers das franzöfifhe ©e-
bierhe befüchen.
Der General berichtete diefes dem Minifter, und fehrieb alles dem Aufhetzen der Herr de la
Engländer zu, welche die franzöfifhen Uebevläufer dazu gebraucheten, und fie Hernach Varre führe:
den Einwohnern zu Jamaiea für Dienftborhen verfauften: Man müffe entweder Ea- det um Huͤlſe.
nada gänzlich räumen, oder wenigftens die Tfonnonthuaner und Goyoguinen vertilgen ;
denn dieſe wären über die Srangofen am meiften erbittert, und. fonnten etwa zweytau⸗
fend Mann ins Feld ſtellen. Der König möchte ihm alfo bey guter Zeit vierhundere
Mann ficken, damit er auf das laͤngſte mic Anfange des Augufts dem Feinde ins
Sand fallen konne. _ Bor allen Dingen aber müffe man vom Herzoge von York einen
Befehl an feinen Statthalter auswirken, damit er den Zug nicht etwa hindern dürfe.
Als die Barfe mit dem Schreiben weg war : fo erinnerte er die Iroqueſen an Grobheit der
ihr gegebenes Wort, wegen der Abgeordneten. Die Antwort war: fie erinnerten ſich Iroguefen.
feines Verſprechens, habe er etwas mit ihnen zu veden, fo Fünne ev zu ihnen kommen.
Auch erfuhr man, die neuyorkiſchen Engländer Hätten ihnen ihre Waaren, nur um ung
— verhaßt
m nn
1 an re
ER
280 Geſchichte und Beſchreibung
1684. verhaßt zu machen, mit ihrem eigenen Schaden vertauſchet, und hetzeten fie ohne Un—
_ terlaß auf, alle Völker, mit denen wir Handlung trieben, zu vertilgen,
Es ift niche zu läugnen, daß Die Jroqueſen ihren Vortheil bey der Handlung
mit den Engländern und Holländern weit beffer fanden, als bey uns. Denn es ber
zahlete nicht nur in Neu-Yorf der Bieber Eeinen Zoll, noch andere, Auflage, fondern
e3 war auch diefer Handel einem jedweden erlaubet; folglich Fonnten fie ihre Waaren
im DVertaufche geringer anſchlagen.
Beltfame Gleichwohl Famen im Auguſtmonate Abgeordnete von allen fünf Orten nach Mont:
Aufführung, veal, Es war, aber weiter nichts, als leere Complimente aus ihnen, zu bringen ; dabey ver:
—— heeleten fie ihr Vorhaben, unſere Buudesgenoſſen zu bekriegen, im geringſten nicht, Man er-
fuhr, daß ſie Catarocuy zu uͤberrumpeln verſuchet hätten. Nebſtdem warneten die Mißiona⸗
rien den Herrn de la Barre, dieſer argliſtigen Nation nicht zu trauen. Dem ungeachtet that
er mit den Abgeordneten ungemein freundlich, und ſchickete fie mit vielen Geſchenken nach
Haufe. Was ihm aber die allermeijteübele Nachrede machete, war diefes, daß er ſich der
Schanze Catarocuy bemächtigte, da fie doch dem Heren de la Sale , oder feinen Gläus
bigern zugehörete; imgleichen der Ludwigsſchanze bey den Illineſen, dahin er den Lieu⸗
tenant ſeiner Leibwache, den Herrn de Baugy, um in ſeinem Namen daſelbſt zu
— befehlen, abſchickete. |
Zum größten Ungluͤcke ‚betrogen ihn die Iroqueſen; und diejenigen, bie feiner
noch am meiften fhoneten, fageten öffentlich, fein hohes Alter machete ihn leichtgläu-
big, wenn er mistrauifch feym follte, fur ‚ Wenn er etwas unternehmen mußte,
argwoͤhniſch gegen diejenigen, welche fein Vertrauen verdieneren; und es benähme ihm
die nöthige Sebhaftigkeit, etwas zu thun, wie es fichs in den Umſtaͤnden ſchickete, wor-
innen fi die Eolonie befand,
Es fey aber damit, wie ihm wolle; fo zog doch ſelbſt zu der Zeit, da er fich auf
die Betheurungen der Iroqueſen am meiften verließ, eine Schaar von diefen Wilden
zu Felde, um die Ludwigsſchanze wegzunehmen. Unterwegens plünderten fie vierzehn
Franzofen, die mit ven Illineſen zu handeln gedachten, und nahmen ihnen für funf⸗
zehn taufend Franken Waare ab. Diefes legtere gefchah den legten Hornung im Yah-
ve 1684. Zu ihrer Entſchuldigung gaben fie vor, fie hätten dieſe Franzofen für des
Heren de la Sale Leute angefehen, und diefe Habe ihnen der Herr de la Barre, gleich-
tie es denn wirklich niche ohne Grund war, zu plündern erlaube, Die Sjroquefen
feseten ihren Marfeh nach dem Fluſſe der Illineſen fort, und erfhienen vor der Lud-
wigsſchanze, woman fie, nach ihrer Meynung, nicht vermuthete.
: Sie irreten fih. Der Here von Baugy und der Ritter Tonti haften von ihrem
Marfche Nachricht erhalten , und hielten ſich fertig — ſie zu empfangen. Sie wurden ſol⸗
ches gleich bey dem erſten Angriffe gewahr, wo ihrer viele getötet wurden ; und den 28ſten
März zogen fie wiederum ab. Herr de la Durantape, ein bretagnifeher Edelmann, und
welcher Hauptmann in dem Regimente Carignan gewefen, war auf das erſte Geruͤcht von
ihrem Marſche von Michillimakinac aufgebrochen, um dem Orte zu Huͤlfe zu kommen.
Er vernahm aber unterwegens, daß die Belagerung aufgehoben worden, und fehrete al-
fo zu feinem Poften zurück‘, aus welchem er bald danach zu einem wichtigern Unterneh:
men auszog.
Endlich
von Neu⸗grankreich. XI Bitch, 281
Endlich erwachete ver General aus feinem Schlafe. Er erfuhr, es machten die er
ſaͤmmtlichen Orte ungemeine Zuruͤſtungen, und hätten die virginiſchen Wilden duch eine e⸗
eigene Geſandtſchaft dahin vermocht , ihr Sand unterdeflen, da fie mit uns zu thun hätten, Hr. dela Bar:
in Ruhe zu faffen. Herr de la Barre hielt es alfo für weit leichter und weniger gefährlich, re will Krieg
ihnen vorzufommen, und fie ſelbſt zu bekriegen, als fie wieder aus der Colonie zu jagen, ihren.
wenn fie einmal den Fuß binein geſetzet hätten. Allein, weil die aus Frankreich ange:
Eommene Berftärfung wenig fagen wollte, fo mußte er feine Zuflucht zu den wilden Bun⸗
desgenoffen nehmen. f
Es meldete alſo der Befehlshaber zu Michillimakinac de la Durantaye und deſſen
Lieutenant, Herr du Luth, welcher ſich an der Day befand, ſaͤmmtlichen Voͤlkerſchaften
der daſigen Gegend, Ononthio ſey Willens, alle Jroqueſen zu vertilgen, und mit den
Tfonnonthuanern den Anfang zu machen. Sie föllten folglich den ısten des Auguftmena-
tes zu Niagara ſich einfinden; indem er mit aller feiner Macht gleichfalls zugegen feyn
wolle. Es war den meiften diefer Bölferfhaften an Vertilgung der Jroqueſen, die eine
Art von Herrſchaft über das ganze fand ausüben wollten, eben fo-viel gelegen, als den
Sranzofen. Gleichwohl gieng es ſchwer zu, fie zu dieſem Zuge zu bereden, abfonderlich
die an der Bay wohnenden, Denn es hatte Herr de la Sale „ um zu verwehren, daß an
denen ihm allein zugeftandenen Orten fonft jemand einigen Handel treiben möchte ‚ ben
Wilden befohlen, einem jedweden, der Feine Vollmacht von ihm aufzumeifen habe, die
Warren wegzunehmen. Darüber nun wäre zwiſchen uns und Diefem Wilden beynahe
ein blutiger Krieg entftanden. Voritzt waren die Gemuͤther beyderſeits noch ſehr gegen
einander erbittere, folglich die Umſtaͤnde niche fonderlich bequem, die weftlichen Völker zu
einem gemeinfchaftlihen Zuge zu bereden. Das Befte that Nicolaus Perrot dabey.
Dergeftalt brachte Herr de la Durantaye endlich fünfpundere Huronen, Utauais, Utas
gamier und andere an ber Bay wohnende Krieger, und zweybundert Canadier zufammen,
führete fie-auch, —— großer Mühe, nach Niagara.
Die meiſten von dieſen Wilden ſetzeten ſich, man weis nicht aus was für Urſachen,
in den Kopf, das Unternehmen des Herrn la Barre würde nicht glückfich ablaufen, und
verfehiedene Zufälle , die ihnen unterwegens aufſtießen, hatten fie ganz umgekehret; ſo daß
ſie wohl hundertmal im Begriffe waren, wieder auseinander zu gehen. Es war noch aͤr⸗
ger, als fie nach Niagara kamen und daſelbſt weder vom Generale noch von einem fran-
zöfifehen Krieger die geringfte Spur zu fehen war. Sie beflageten fich öffentlich, man,
haͤtte fie nur aus ihrem Sande gezogen, um fie den Jroqueſen zu überliefern; und man
hatte alle Urſache, zu fürchten, fie möchten eine gefäprliche Entfehließung faffen,
Ihre Führer „ welche felbft die Urfache dieſer Werzögerung nicht mußten, wollten an⸗
faͤnglich die Schuld auf bie widrigen Winde ſchieben, und warteten einige Tage. Endlich
lief zu größter Beſchaͤmung der Heerfuͤhrer die Nachricht ein, Ononthio Habe Friede ge-
mache. Man konnte Die Sache vor den Wilden unmöglich verheblen „ und beforgere
von ihrer ungeftümen Hitze wenig gutes. Sie kamen aber doch noch mit einigen Vorwuͤr⸗
fen davon, die ihnen Ihre Dberhäupter fehr kaltſinnig macheten , welches anzeigete , daß
ſie weit empfindlicher darüber wären, als wenn fie mit zorniger Heſtigkeit geredt hätten,
Die Oberhaͤupter ſageten zu ihnen: es wäre nicht das erftemal, daß fie wahrnaͤh⸗
men, daß die Franzofen ben ihren Unternehmungen nur in forveit mic auf ihr, der Wilden,
Beſtes ſaͤhen, als ſie ſelbſt Vortheil davon Hätten; fie wollten fich aber nicht mehr bey der
Allgem, Reifebefchr, XIV Sand. Rn Nafe
282 Geſchichte und Beſchreibung
r684. Naſe herum führen laſſen. Ononthio ſollte fie kuͤnftig nicht vom Hauſe wegbringen, als
wenn es ihnen beliebete; und ſie wollten ihn ein andermal ſeine Haͤndel mit den Iroqueſen
allein ausmachen laſſen, wider ‚Die fie ſich ohne ihn ſchon vertheidigen koͤnnten, wenn fie an—
gegriffen wuͤrden.
$a Durantaye, Di Luͤth und Perrot unterließen nichts, fie zu beſaͤnftigen, und fie
‚ fehmeichelten fich fogar, daß es ihnen darinnen gegluͤcket fey ; indem fie diefelben uͤberrede—
ten, fie wären in dem gefchloffenen Friedensvertrage nicht vergefien worden ; diefer Friede
wäre geroiffermaßen ihr Werk, weil nur bloß die Furcht, fo viele Nationen auf den Hals
zu bekommen, die Jroquefen hätte vermögen koͤnnen, fih zu einem Bergleiche zu beque-
men; und fie folften fich freuen, daß es ihnen fo wenig gefofter hätte, Das ganze Land
ruhig zumachen. Sie fihienen ſich mit diefen Urſachen zu befriedigen, und fehreten
ziemlich ruhig wieder nach Haufe.
Das größte Unglück aber war, daß der gefchloffene Friede dem Generale Feine ſon⸗
derfiche Ehre machte. Der ganze Berlauf war folgender :
Was der Ge: Als der General im Begriffe war, fih nach Montreal, als dem Sammelplage der
neral dem ganzen Kriegesmacht zu begeben; fo ſchickete erden Heren Bourdon an den Oberſten Dongan
Oberſten Don⸗ nach Neuyock ab, und fieß ihm vermeiden, wenn er das Blut fechs und zwanzig ma-
n melden rylaͤndiſcher Engländer, welche die Tſonnonthuaner den vorigen Winter ermordet hat—
4 ten, zu vächen begehrete, fo dürfte er nur zu ihm ſtoßen: wenigſtens doch hoffe er, der
Oberſte werde dem Befehle des Herzoges von Morf gemäß leben, und einen fo gerechten
Zug nicht im mindeiten zu hindern begehren. a -
Seite Anſtal⸗ Zerner fuchte er die Froquefen zu frennen. Zu biefem Ende ſchickete er den Onnon-
ten zum Zuge- taguern, Agnlern und Onneyuthern Geſchenke, und gab vor, er habe es nur mir den ein—
zigen Tfonnonthuanern zu thun. Nachgehends ſchickte er den Hauptmann du Taft, mit
fechs und funfzig auserlefenen Soldaten und einer großen Menge Mund- und Kriegesvor-
vath nach. Catarocuy. Der dafige Befehlshaber, Herr d’ Orvilliers, befam Befehl, das
feindliche Sand mit Anfange des Frühlinges zu erfundfchaften, und die bequemefte Stelle
r
zum Ausſchiffen der Völker zu bemerfen ; und diefes geſchah.
Nach diefen Weranftaltungen wurde der Zug angetreten, Das Heer beſtund aus
ſiebenhundert Canadiern, hundert und dreyßig Soldaten und zweyhundert Wilden, meis
ſtens Jroqueſen vom $udwigsfprunge, und Huronen von Loretto. Man theilte es in drey
Theile, welche zu Montreal, dahin der General den 2ıflen des Heumonates Fam, wenig
Tage hernach zufammenftießen. Den 27ften gieng man zu Schiffe. Den ıten des Au-
guffmonates erfuhr er von ficherer Hand, Die Innontaguer, Onneyurher und Goyoguinen
hätten die Tfonnonthuaner genöthiget, ihre Bermittelung anzunehmen, und verlangeten
fie, zum Abhandeln diefer wichtigen Sache, den Herrn fe Moyne. >
Zu gleicher, Zeit berichtete ihm eine fichere Perfon aus Onnontague, er werde den
Tſonnouthuanern wenig $eides zufügen fönnen; denn fie hätten fich mit allem Vorrathe an
Sebensmictefn aus dem Staube gemacht. Dagegen wären fie zu einee Genugthuung. bes
veit. Denn die Oberhäupter härten dem, Werfaffer des Briefes ingebeim melden laſſen,
wolle man das Vergangene vergeffen, fo wollten fie mehr, als man fordern werde, infon=
derheit aber alle Feindfeligfeiten , gegen unfere Bundesgenoffen einftellen, Uebrigens ve-
beten fie dieſes im geringften nicht aus einiger Furcht, indem ihnen ber Dberfte Dongan
* wc zu
von Neu⸗Frankreich. XIBuch. 283
zu Fortfegung des Krieges vierhundert Mann zu Pferde, und eben fo viele zu Fuße
angebothen habe, ——
Es iſt gewiß, haͤtte es der Oberſte Dongan bey dieſem Anerbiethen bewenden laſſen,
fo würden ſie ohne Zweifel ſeyn angenommen worden, und Herr In Barre ſehr verlegen ge:
weſen feyn. Allein, Dongan wollte ſich feinen angeborenen Benftand fehr theuer bezah⸗
len laſſen; und er redete aus einem gar zu hohen Tone mit einer ſtolzen Nation, welche
die Englaͤnder niemals geliebet, noch hochgeſchaͤtzet hat. Dieſer Befehlshaber hatte an—
faͤnglich das Wapen des Herzogs von Nork in dem ganzen iroqueſiſchen Lande aufrichten
laſſen. Darauf ließ er aller Orten im Namen feines Prinzen, den er ihren unumſchrank⸗
fen Oberherrn mennete, verbiechen, mit den Franzofen ohne feine Theilnehmung Unter:
Handlung zu pflegen. Endlich fandte er einen, Namens Arnaud, nach Onnontague,
und ließ ſowohl diefem Stamme, als durch deffen Bermittelung den vier übrigen vortragen,
fie möchten dieſe Verftärfung , Die er, um ſie von der franzöfifchen Tyranney zu befreyen,
anbiethe, nicht ausſchlagen. Vielleicht wäre fie wirklich angenommen worden. Allein,
der Abgeordnete griff die Sache unrecht an. Er fragte die Onnontaguer, ob fie hiemit
verfprächen , dem GStatehalter, welcher ihren rechtmäßigen Landesherrn den Herzog von
Vork vorftellete, Gehorſam zu leiften? Dieſer Voreingang ärgerte die Onnontaguer ge-
waltig, Einer von ihren Dberhäuptern nahm fogleich den Himmel zum Zeugen, wegen des
Unvechtes, das der Nation widerfahre, und wegen des böfen Verfahrens des Abge-
fandten, welcher auf Erden Verwirrung zu ftiften gedenfe. Sodann wendete er fi) zu
ihm, und hielt mit einer aufgebrachten Stimme folgende Rede: y<
„Vernimm, daß fih der Onnontague zwiſchen feinem Vater Ononthio und feinem Schöne Rede
» Bruder Tſonnonthuan ſtellet, damit fie einander nicht bey den Köpfen Eriegen. Sich eines Sroque:
„dachte immer, Corlar =) wuͤrde hinter mich treten, und rufen, halte dich wohl, On- ſen.
„, nontague! leide es nicht, daß Vater und Sohn einander rodrfchlagen. Aber fein Ab-
‚„ gefandter redet eine ganz andere Sprache, und will nicht leiden, daß ich fie miteinander
„ausföhne, Aenaud! ich glaube nimmermehr, daß Corlar ein fo böfes Gemuͤth habe,
„tie du fageft. Ononthio hat mir eine große Ehre erzeiget, daß er in meiner Cabanne
„Frieden ftiften will. Sollte wohl ein Sohn feinen Vater befhimpfen? Höre meine
„Stimme, Corlar! Onontbio hat mich zu feinem Sohne angenommen; er hat mir als
„einem folchen zu Montreal einen Schmaus gegeben, und ein Kleid angezogen. Wir
„haben ven Sriedensbaum dafelbft gepflanzet, wir Haben ihn auch zu Onnontague gepflanz
„set, dahin mein Bater, weil der Tſonnonthuan ein dummer Kerl ift, feine Gefandten
‚„gemeiniglich ſchicket. Seine Vorfahren machten es eben fo; dabey befand ſich jedermann
„wohl. Ib habe zween Arme; einen ſtrecke ich nach Montreal aus, und halte den Frie-
densbaum feft damit; der andere rubet auf dem Haupte meines alten Bruders Corlar.
HOnonthio iſt mein Vater ſeit zehn Jahren: Corlar iſt mein Bruder ſchon ſeit Langer Zeit;
„beyde ſind es, weil ich gern wolite, daß ſie es waͤren; aber, Feiner iſt mein Herr, und kei—
„ner hat mir etwas zu befehlen. Derjenige welcher die Welt gemacher hat, der hat mir
„auch das fand, das ic) beſitze, eingegeben, Ich bin frey, ich Habe Ehrerbiethung ge-
„gen alle beyde: aber Feiner dat das Recht, mir zu befehlen, und Fein Menſch kann es mir
„übel nehmen, went ic) auf alle mögliche Weife zu verhindern füche daß bie Erde nicht
dverwirret werde, Uebrigens kann ich es nicht länger verfchieben , ich muß mich zu mei—
Nna nem
4) Der Statthalter von Neuyork wird von den Wilden mit dieſem Namen benennet,
284 : | Geſchichte und Beſchreibung
1694. „men Vater begeben, weil er ſich bis an meine Thuͤre bemuͤhet hat, und lauter billige
— — /vVorſchlaͤge thun will.
Aus dieſer Rebe iſt abzunehmen, der Herr le Moyne muͤſſe bereits vor dem Neuyor-
kiſchen Abgeſandten angekommen ſeyn. Er lieferte den Onnontaguern zu einem Zeugniſſe
des großen Vertrauens, das der General in ſie ſetze, einen Tſonnonthuan, der lange Zeit
zu Quebec gefangen geſeſſen hatte, ein, und ſchickte ſeine eigenen Soͤhne mit der Nach—
richt von dem Anfrage des Arnauds, und von der Onnontaguer Neigung zum Frieden an
den Statthalter zurück. Zugleich ließ ex melden, der Pater Lamberville habe in ihrem
Namen an den Oberften Dongan ſchreiben, und ihm die Aufführung feines Abgeſandten
berichten müffen. Sie kamen den 27ſten des Auguſtmonates nach In Galette, und ſetzeten
ihren Weg von da toeiter fort. — 9
Hr.de la Bar⸗ Der Statthalter war über diefe Nachricht ungemein froh; denn die Krankheiten, tel:
re iſt in ſchlech· he eheils vom Mangel, theils von der fhlechten Befchaffenheit der Lebensmittel herruͤh—
—* Umſtaͤn· eten, hatten fein kleines Kriegesheer in die elendeſten Mmftände verſetzet. Ja, das Uebel
wuchs dermaßen, daß man beynahe, ohne die Ankunft der iroqueſiſchen Abgeordneten zu
erwarten, hätte abziehen, und fid) dadurch den Wilden zum Gelächter machen müffen,
Der Intendant von Meufranfreich, Herr de Meules, fehrieb an den Minifter, es wide
dem Heere nicht an Lebensmitteln gefehler haben, wofern man nicht zehn bis zwölf Tage
zu Monfreal, und zwo ganzer Wochen zu Catarocuy unnüger Weife zugebracht hätte,
und es murrefe jedermann über Die Aufführung des Generals.
ElenderFriede Freylich war allerley Daran auszufegen, abſonderlich aber. an der Weiſe, wie der Frie-
den gemachet wurde. DerZuftand, Darinnen Die Abgeordneten der Drte-unfer Heer anfra-
fen, zeigte ihnen genugfam, mir würden den Tfonnonthuanern wenig Leides thun koͤnnen.
Man hätte ihnen aber weiß machen follen, wir wären im Stande, mehr zu hun, als was
fie fähen. Sie fanden das Sager des Herrn de la Barre am Ontariofee, etwan fünf Mei-
len dießeits der Mündung ihres Fluffes, auf der Seite gegen Montreal in einer Bucht,
welche wegen der großen North, die man de litt, den Namen der Hungerbucht be
fommen hat. it ee una
Die beyden vornehmften Abgeordneten, Garafonthie und Ureuati, vedeten fehr fein;
und wären fie allein geweſen, fo wäre alles zu des franzöjifchen Generals Bergnügen abge:
laufen. Allein, der Abgeordnete der Tſonnonthuaner hielt eine Rede voll Hochmuths und
Zroges, Als man ihm fagte, er müßte die Illineſen in Ruhe laffen: fo fagte er rund her-
aus, er werde von ihnen nicht ablaſſen bis eine von beyden Parteyen ganzlich vertilget
ſey. Das ganze Heer wurde über diefe Vermeſſenheit entrüfter. Aber wie erſtaunete es,
da Here de la Barre weiter nichts darauf verfegete, als er follewenigftens, wenn feine Streit:
art bie Illineſen treffe, wohl Ahr geben, daß fie die unter ihnen befindlichen Franzofen nicht
berühre. Dieſes verfprad) der Öefandte und auf diefe einzige Bedingung wurde der Friede
gefhloffen. Die Abgeordneten der Onnontaguer wurden Bürge dafür, daß die Tſonnon⸗
thuaner das Unrecht erfegen würden, das ihre Krieger, als.fie gegen die Illineſen auszogen,
durch Ausplünderung einiger. Franzofen begangen hätten. Dagegen forderte man vom
Generale, fein Heer folle gleich den folgenden Tag den Plag räumen. - Er ftellete fogleich
. den Befehl dazu aus, und reifete für feine Perfon noch denfelbigen Tag davon,
Der König Bey Hofe dachte man nicht, daß diefer Krieg ein fo gefehwindes Ende nehmen, noch
— —— weniger daß ſein Ende der Nation ſo wenig Ehre bringen werde. Daher war Herr de
erw la Barre
von Neu⸗Frankreich. XI Buch. 285
Ia Barre kaum wieder zu Quebec, ſo Fam eine Verftärkung au, bie allen Iroqueſen Ger 104,
fege vorzufchreiben im Stande gewefen wäre, Sie wurde von den Seehauptleuten, den ———
Herren de Montortier und Deſnos angefuͤhret. Vermoͤge eines Föniglichen Schreibens
vom sten des Auguftinongtes follten dieſe Herren die Befehlshaberftelle der Auferften und
wichtigften Pläge mit völliger Gewalt Haben, vermuthlich deswegen, weil des Herrn de
la Barre hohes Alter- ihm nicht mehr erlaubete, alle Orte, wo die Gegenwart eines ober-
ften Befeblshabers noͤthig war, in Perfon zu befuchen.
In einem andern Schreiben vom legten des Heumonates fagten S. Majeftät:
„Beil meinem Dienfte daran gelegen iſt, die Anzahl der Jroqueſen nach Möglichkeit zu
„verringern, und dieſe Wilde gute ftarfe Kerl, folglich auf den Galeeren gut zu gebrau⸗
schen ſind, Heiſt mein Wille, ihr ſollet fo viel, als ihr konnet, zu Kriegesgefangenen
„machen. Borist war von dieſem Befehle die Frage nicht mehr, und .es ift mir unbe-
mußt, ob des Herrn de la Barre Nachfolger einen ebenmäßigen Befehl erhielt, oder ob
er fich, wie wir fünftig hören werden , zur Linzeit nach diefem richtete,
As in eben diefem Jahre der Befehlshaber zu Montreal, Herr Perrot, mit den
Geiſtlichen des Seminar von S. Sulpice zerfiel : fo ſetzete ihn der König um Friedens:
willen nach Acadia, an feine Stelle aber den Ritter de Callieres, älteften Hauptmann
des Negimentes Navarra, Zur Gränze feines Gebierhes wurde im folgenden Jahre
der Peterfee gefeßer.
Ungeachtet man in Canada dem in der Hungerbay gefchloffenen Frieden Feine lange Beginnen der
Dauer prophezeihete, fo hörete man doch uͤber ein ganzes Jahr lang nicht das geringfte Sroquefen.
von den Iroqueſen. Allein, zu Ende des Heumonates 1685 erhielt der Herr de la Barre
zwey ‘Briefe von dem Mißionario bey den Onnontaguern, Pater Lamberville, die ibm
ziemliches Nachdenken verurſachtten.
Der Pater meldete, die Tfonnonthuaner wären aus Beyſorge eines franzöfifchen
Meberfalles, den ganzen Winter nicht auf die Kagd ausgegangen. Sie beflageten fich
darüber, daß die Mafciautiner und Miamier im Berteauen auf den zugefageten Schug
des Ononthio, ja, wie fie fagten, auf deſſen Anſtiften, fie befriegeten, und einige Gefan-
gene verbrannt hätten, Ale fünf Stämme hätten ſich auf den Fall eines Krieges mit den
Franzoſen, aufs Neue mit einander verbunden. Die Mahinganer hätten eine Berftär-
fung von eintauſend und zweyhundert Mann, und die Engländer eine noch wichtigere ver-
ſprochen. Die Tfonnonthuaner mweigerten fich , unter dem Vorwande mancherley feit Eur-
zen erlittenen Verluſtes, Die taufend Biberbälge, wegen der ausgeplünderten Franzofen
jur erſten Friſt zu bezahlen, da fie doch mehr als zehntaufend Stücke nach Drange brächten,
Mas ihr Berfprechen den Statthalter zu beſuchen, und wegen des gegenwärtigen Zu-
ftandes der Geſchaͤffte Abrede mit ihm zu nehmen betreffe, fo hielten fie ſich deſſen quit.
Erſtlich wegen des ſchlimmen Weges, zweytens, weil einer von ihren jungen Leuten, als
er vorigen Sommer auf der Ruͤckreiſe von Quebec begriffen war, in der Einbildung man
wolle ihn toͤdten, in ben Wald gelaufen ‚ und da Hungers geflorben fey, ohne daß ihn
die Sranzofen beweinet, oder bedecket haͤtten H; und es babe alles Zureden der Onnonta⸗
guer dießfalls nicht das geringfte geiruchter,
Wenige Tage hernach, abs diefes Schreiben eingelanfen war, Fam der Marquis Herr Denon:
Denonville als Statthalter mit einer friſchen Verſtaͤrkung nah Quebec. Er war fonft vie koͤmmt
Nu 3 Drago⸗
5) Das ift, fie hätten feinen Anverwandten weder ihr Beyleid bezeuget, noch ſie beſchenket.
BE
286 Geſchichte und Beſchreibung
rsss. Dragoner Oberſter geweſen, und ein Mann von großer Tapferkeit, Ehrlichkeit und
+ Gottesfürche, Seine Majeſtaͤt hatten ihn gleich auf die erſte Nachricht von dem gefchloffe-
als Statthal⸗ nen Frieden zum Statthalter von Canada ernennet, indem dieſelbe dero Unterthanen in
ser nach Ca Mühe geſetzet wiſſen wollten, und das hohe Alter des Herrn be la Barre zum Kriegführen
nada. nicht mehr heſchickt zu ſeyn ſchien.
Haͤlt den Krieg Der neue General trachtete vor allen Dingen, eine genaue Kenntniß des Landes und
für nothwen⸗ feines dermaligen Zuftandes zu erlangen, Diefen nun befand er Höchftfehlecht, Bey feinem
dig Aufenthalte zu Catarocuy vernahm er, daß man den Sroquefen ein großes Mistrauen
gegen die Sranzofen behgebracht: und er unterließ nichts, fie wieder auf die gufe Seite zu
bringen. Er merkete gleichwohl, daß diefe Nation übermüchig geworden, und man fie
nothwendig demüthigen müßte; und er meldete dem Minifter, die Feindfeligkeiten, welche
fie beftandig gegen Die Illineſen ausüberen, wären ein hinlaͤnglicher Bewegungsgrund fie
€
zu befriegen: man müßte aber dazu bereit ſeyn, ehe man ihnen den Krieg anfündigte;
weil die Wilden ftets Dazu bereit find, Es heine auch, daß man diefem neuen Generale,
fo wie feinem Borfahren ſchon oftmals gefehehen, eingefihärfer Habe, die Bölfer diefeg
Sandes franzöfifch zu machen, Allein, anftatt daß die Wilden allmählich die franzöfifche
Lebensart annehmen follten, fd lebeten im Gegentheite die Franzoſen wie die Wilden, und
dachten wie Wilde, Kein Menſch bekuͤmmerte fich um weiter fonft etwas, als um feinen
Mugen. Man füchere nur, fih von einander zu entfernen, damit man ſich deſto weiter
ausbreiten möchte, ohne zu erwägen, daß man ſich dadurch außer Stand fegete, einan-
der gegenfeitig beyzuftehen. Niemand Eonnte vor den Anfällen des Feindes bedecket feyn.
Das ganze fand ſtund offen. Der Hof hatte, wer weis wie oft fchon befohlen, man folle
ordentliche Dörfer und Flecken anlegen : aber das gefchab nie.
Ein jeder fürchtete fich in Anfehung des gemeinen Beften, niemand aber fürchtete
fich in Anfehung feiner felbft insbefondere. Selbſt die Erfahrung machete diejenigen nicht
Elüger , welche das Opfer ihrer Unvorfichtigfeit geweſen. Man befierte den Schaden aus,
wenn man folches zu thun im Stande war Man vergaß die Unglücksfälle bald, die
man nicht verbeſſern Eornte; und die Anſcheinung eines’gegenwärtigen Fleinen Gewinn?
ftes machete jedermann blind auf das Zufünftige. netten
Die Kenntniß, welche Der neue Statthalter von den Sachen in Canada erhielt, wor⸗
auf er ſich den Winter über befliß, beftätigten ihn in den Gedanken, die Sranzofen wür-
den niemals die Jroquefen zu Freunden bekommen; und damit man nicht ſtets einen be—
ſchwerlichen und gefaͤhrlichen Feind auf dem Halſe hätte, fo müßte man, es möchte auch
Eoften, was es wollte, ihn aufreiben oder wenigftens dergeftalt demuͤthigen und ſchwaͤchen,
daß er gezwungen wäre, das franzoſiſche Buͤndniß zu fuchen ‚und fich dabey zu erhalten,
Er mar vornehmlich) überzeuget, Daß nur diefes das einzige Mittel fey , Die Handlung zu un-
gerftügen, die man fonft bald zu nichts würde gebracht fehen, wenn die Sachen in dem
Stande blieben, worinnen fie wären; und die einzigen roquefen konnten den Fortgang
des Evangefü unter den Wilden aufhalten, 7
Mie Aeadien fah es noch elender aus, Die Engländerthaten Da, was fie wollten,
und die wenigen franzoͤſiſchen Wohnpläge verdieneten den Mamen nicht einmal. Die
Hudſonsbay harte Radiffon noch immer in feiner Gewalt, pen Franzoſen aber war bie
nordifche Handlung fo gut, als ganz unmöglich. Nicht viel beſſer war es mit der weft
fichen befehaffen, Denn die Tſonnonthuaner harten bie Engländer na Niagara gezogen,
da
von Neu⸗ Frankreich. XI Buch. 287
da ſchnitten fie ung von den Geen ab, erſtrecketen ihre Handlung bis nah Maciliimafinae 194.
und fuchten uns, weil fie wohlfeiler gaben, die daſigen Wilden, von denen wir das meifte —
Pelzwerk bekamen, abſpaͤnſtig zu machen, Seit einiger Zeit hatten ſich alle Wilden, de—
nen man vorher die Gegend an U. 8. 3- Sprung angewiefen hatte, dahin gezogen. Bey
diefen waren die Engländer willfommen. Nebſtdem war den Iroqueſen nicht zu trauen, -
abfonderlich da fie von dem Dberfien Dongan beftändig aufgeheger wurden. Bey diefen
Umftänden war freylich das Befte, fie zu demuͤthigen. Die Frage war nur wie? Denn bie
Pflanzlande Eonnten nicht über achthundert Mann ftelfen, mit den Soldaten aber war wes
nig zu thun; es waren unabgerichtete Seute, meiftens ſchlecht bewehret, und in der Weife
mit den Wilden Krieg zuführen, ganzunerfahren : ee mußte alfo um Berftärfung anfuchen,
Er fehlug in einem Schreiben vom Sten des Maymonates 1686 dem Minifter vor, Vorſchlã
man ſolle zu Niagara eine ſteinerne Schanze für vier bis fünfhundert Mann aufbauen, Dies des Hrn. ri
fer Poften werde die Engländer von den Seen ausfhließen, und. die Jroquefen koͤnnten nonville.
ihnen fodann Fein Pelzwerf mehr liefern, Denn da in ihrem Sande es. wenig Wild, 1666.
Dieber aber garnicht gebe, fo fey ihnen, vermitteljt der neuen, und der Catarocuyſchanze
die Thüre zur Jagd verſchloſſen; fie koͤnnten niche darauf gehen, als wenn wir. wollten,
folglich müßten fie uns ihr Pelzwerf vertaufchen, welches den Engländern jährlich um
vierhundert tauſend Livres fhaden, uns aber nüßen würde, Um aber die Koften aufzus
bringen , ſchlug er vor, man folle den Pelzhandel zu Niagara an eine Gefellfchaft verpachs
ten. Die nordifhe Handlungsgeſellſchaft wollte diefen Pacht in der That übernehmen,
"und both jährlich zehntaufend Thaler dafür, Allein, es wurde. aus der ganzen Sache nichts.
Seines Ortes fehlief der Dberfte Dongan auch nicht, . Ex -verfammelte.alle Ober:
haͤupter der fünf Orte zu Orange, warnete fie vor den böfen Anfchlägen der Franzoſen, und
ermahnete fie, ihnen zeitig vorzufommen. _ Sie verfprachen es, thaten auch wirklich einen
Einfall in die Gegend Seguinam c). Doc der Pater Lamberville brachte die Onnonta-
guer dahin, daß fie in feiner Abwefenheit rubig zu feyn verfprachen,, und reifere, um dem
Generale von allem Nachricht zu geben, nach Quebec. Als er weg war, drang Dongan
bey allen fünf Orten auf die Erfüllung ihres Verſprechens, ja, er. wollte den jüngern
9), Lamberville, einen Bruder des verreifeten, ausgeliefert haben, und fuchete die chriftfi-
chen Iroqueſen am Ludwigsſprunge und am Berge, unter dem Verſprechen ihnen Fatholi-
ſche Mißionarien zu geben, ins Neuyorkiſche zu locken. Es fhlug ihm aber beydes fehl,
Rebſtdem ſchrieb ee dem Generale unterm 22ften des Maymonates, es ſchiene, als ob er die
Iroqueſen zu befriegen, im Sinne habe, indem er zu Eatarocuy eine große Menge Lebens⸗
mittel zufanmen bringen laffe; indem nun die Iroqueſen geoßbritannifche Unterthanen waͤ⸗
ven, fo wäre ein folcher Krieg ein offenbarer Friedensbruch. Da man ferner auch hören
muͤſſe, er, der Öeneral wolle zu Niagara eine Schanze erbauen, fo füge er ihm zu wiffen,
es gehöre dieſe ganze Gegend zu Neuporf, Der General antwertete , weil man die Be—
fasung zu Catarocuy nicht allemal, wenn man wolle , mit. Sebensmitteln verforgen Fünne,
fo pflege man bey guter Gelegenheit einen ftarfen Borrath auf einmal dahin zu ſchicken.
Uebrigens ſey der engliſche Anſpruch auf das iroqueſiſche Land ungegruͤndet, maßen die
Franzoſen im Belige deffelbigen wären, . y
Der übrige Sommer wurde mie BVergfeichsporfchlägen und Auswechslung der bey:
derfeitigen Öefangenen zugebracht. Nur die Tſonnonthuaner gaben unter dem Vorwande,
es
©) Saguinam iſt eine ſehr große Bucht an der Weſtkuſte des Huronſees
R
‚. fonsbay jagen.
*
288 Geſchichte und Beſchreibung
ss. es wollten ſelbige bey ihnen bleiben, die ihrigen nicht heraus. Dieſes beſtaͤtigte den Ge—
u seral in den Gedanfen, es wuͤrde vergebens ſeyn, mit ihnen Unterhandlung zu pflegen.
Man will die Indem diefesvorgieng ‚ hatten die Sachen in der Hudſonsbay noch einmal eine andere
Engländer Geſtalt bekommen. Die Engländer fahen die Franzofen in dem St, Thereſenfluſſe als
aus ber Hude eine unrechtmaͤßige Befisnehmung an. Man hatte aber den englifchen Hof eines andern
belehret, und die beyden Könige hatten fich mie einander verglichen, es füllte ein jeder in
dem DBefige deffen bleiben , was er hätte. Man hatte nachher erfahren, Daß der Oberfte
Dongan, welcher die Bedienung eines Generalftatthalters in Neuengland als Verweſer
verwaltete, viel Schuld daran war, daß die Franzofen das Fort am Therefenfluffe verlo:
ven hatten. Der König in Frankreich Hatte bey dem Könige in England große Klage
daruͤber geführet, aber vergebens, Karl der IE misbilligte das Verfahren; er konnte aber
feinem Bundesgenoffen das nicht wieder ſchaffen, mas ihm durch die Treulofigkeit eines
WUeberläufers genommen worden.
Auf der andern Seite gedachte die nerdifche Handelsgefellfchaft auf die Vertreibung
der Engländer aus der Hudfonsbay. Herr Denonville gab ihr zu dieſem Ende achtiig
Mann, unter Anführung des Ritters de Troye. Die drey Söhne des Herrn le Moyne,
St. Helene, © Tberville und Maricourt wollten auch mit dabey ſeyn. Der Zug
wurde im Märzmonate des 1686 Jahres angetreten, und den zoften des Brachmonates
erreichete man die Hudfonsbay.
Zuerft wurde die Schanze Monfipi am Monfonifluffe weggenommen, und die
Beſatzung von fechszehn Mann zu Kriegesgefangenen gemachet. Man fand zwölf, theils
acht, theils fechspfündige Stüde, dreyßig Zentner Pulver und zehn Zeutner Bley darin-
nen. Sodann nahm d' Iberville ein Eleines vor Anfer liegendes Fahrzeug weg, und
machte den darauf befindfichen General der Bay zum Gefangenen, Die Robertsfchanze
ergab ſich ohne Widerſtand. Sie war erft gebauet, und das Geſchuͤtz noch nicht auf die
Lavetten gebracht. Hingegen Die Schanze Quitchitchuen ließ ſich lange befchießen, che
fie ſich ergab. Hier fand man das Waarenlager der Engländer, welches der größte Vor—
cheil bey dem ganzen Zuge war, doch belief fich der Werch des Pelzwerfes nur auf funf-
zigtanfend Thaler, woraus man fehloß, es kaͤmen entweder nicht viele Wilde hieher, oder
die Engländer müßten noch nicht recht mit ihnen zu handeln. Die Befaßung wurde nach'
der Melfonfchanze gefchicker.
In Sonden machte man wegen biefer Unternehmung ein großes Gefehren, und legere
fie dem Könige zur Laſt. Noch mehr zu verwundern ift, daß die Gevollmächtigten der
Königin Anna bey der Utrechter Friedenshandlung eine fehr große Schadloshaltung des-
wegen perlangeren, eben als ob wir nicht berechtiger geivefen wären, megen der weggenom-
menen Thereſenſchanʒe eine noch groͤßere zu fordern.
Neutralitaͤts⸗ In eben dieſem 1686 Jahre, Den ızten des Herbſtmonates, wurde zwiſchen beyden
vergleih. Kronen ein Neutralitaͤtstractat für ihre beyderſeitigen Unterthanen und Laͤnder in America
geſchloſſen, und im folgenden Sabre dem Heren von Denonpille zu wiffen gemacht, Es
wäre dieſer Vergleich für die canadiſchen Sande in der That das wortbeilbaftefte, was man
roünfchen konnte, gewefen, wofern ihn die Engländer nur beobachtet Härten, Allein,
} .. hieran fehlste es weit.
dr zen Gleich im folgenden 3687 Jahre verfuchten fie die Schanze Quitchitchuen, welche
nice. nunmehe die Annenfchanze bieß, wegzunehmen: fie wurden aber von dem d Iberville
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von Neu⸗Frankreich. XI Buch. 289
mie Verluſte abgewieſen. Er nahm ihnen über diefes ein Schiff weg, und verbrannte _usgr.
ein Haus, das fie am Ufer gebauet hatten, Nebſtdem fuhr der Oberfte Dongan noch)
immer fort, die Sroquefen aufzubeßen ; daher wurden fie von Tage zu Tage verwegener,
und macheten es endlich ſo unertraͤglich daß ihnen der Here von Denonville im Herbft-
‚monate des 1686 Jahres den Krieg ankuͤndigte.
Vermuthlich mußte er eine wichtige Verftärfung erhalten haben; denn in einem Der General
Schreiben vom ıöten des Brachmonates im Jahre 1586 meldete er dem Herrn Geignelay, Will die Iro—
er koͤnne aus den Pflanzlanden nicht mehr als neunhundert Mann aufbringen, welches Meien beftie-
viel zu wenig ſey · Mein, den sten Auguft fehrieb er, er hoffe im Brachmonate des 1697 9"
Jahres mit zweytauſend Franzoſen, und ſechshundert angeſeſſenen Wilden am Ontario-
fee zu ſtehen. X
Mur gieng vor der Kriegesankuͤndigung etwas vor, das dem Heren von Denonville Nimmt ihre
zu fhlechter Ehre gereichen konnte. Der König hatte feinem Borfahrer befohlen, die Iro Oberhäupter
quefen, die man gefangen befommen würde, nach Frankreich zu ſchicken. Es verftunden binterliftig ge-
aber feine Majeftät Feine andere, alsim Kriege Gefangene. Der General hingegen langen.
Dachte, es wäre ihm erlaube,alle Mittel anzuwenden, die Wilden zu ſchwaͤchen und furchtſam
zu machen, welche wegen ihrer Treulofigfeiten, und unerhörten Graufamkeiten nicht werth
waͤren, daß man bie ordentlichen Regeln gegen fie beobachtete. Nach dieſem Grumdfage,
und da er nicht genugfam überlegete, daß er fich ſelbſt dasjenige ſchuldig wäre, was er
den Iroqueſen nicht fehuldig zu ſeyn glaubete, lockete er viele iroquefifche Oberhaͤupter unter
allerley Vorwande nac) Catarocuy, ließ fie in Feſſel ſchlagen, und nach Quebec bringen;
ſodann aber mit den abgehenden Schiffen nach Frankreich abführen.
Das fhlimmefte mar, daß er zween Mißionarien, nämlich die Patres Bambervilfe
und Milet, obgleich ohne ihr Vermuthen, die Wilden ins Meg zu locken gebraucher hatte,
Mile fiel nachgehends den Onneyuthern in die Hände, die ihn grauſam peinigten, und
gar verbrennen wollten, Es ervettere ihn aber eine angefehene Marrone vom Feuer. Denn
fie nahm ihn für ihren Sohn an, und hielt ihn wohl,
Der Pater tamberville Hatte fein Leben und feine Freyheit der großen Hochachtung , Großmuͤthi⸗
die man für ihn trug , zu danken, So bald die Sache laut wurde: fo liefen ihn die Hel-ges Bareugen
teten der Onneyuther vor fich kommen, und hielten ihm die häßliche That des Generales der Onneyn⸗
mit aller der Heſtigkeit dor, wozu man in der erſten Bewegung des Zornes fähig iſt, den ber
man fuͤr gerecht hält, Als er nun nicht anders gedachte, als er werde das Schlachtopfer
dafs —* muͤſſen: fo redete ihn einer aus der Berfammlung ganz unvermuthet folgen⸗
dereſt
Wir wären überflüßig befugt, mie dir als mit einem Feinde umzugehen: alleit ,
„wir können es unmöglich thun. ¶Wir kennen dich ſeit ſo langer Zeit; daher glauben
wir nicht, daß Du von dieſer Verraͤtherey etwas gewußt Habeft; folglich wäre es unbillig,
dich dafür zu ſtrafen. Gleichwohl iſt es nicht rathſam, daß du hier bleibſt; unſere
» jungen Leute möchten dich für einen Verraͤther anſehen, der ihre Anfuͤhrer dem Feinde
in die Haͤnde geliefert hat, und wir Möchten vielleicht außer Stande ſeyn, dich aus ihrer
» Hand zu reißen Sie ſchicketen ihn wirklich auf der Stelle fort, und gaben ihm
Wegweiſer mit, die ihn durch unbekannte Umwege fuͤhreten, und nicht eher, als bis er in
Sicherheit war, verließen.
Allgem. Reiſebeſchr. IV Band en Der
290 Geſchichte und Beſchreibung
1687. Der General hatte feine Anftalten in aller Stille gemacht, Der Ritter Toni muß:
tedie Illineſen aufbiethen, konnte aber anftatt vierhundert, kaum achsig zuſammen brin-
Zaftalten zum gen, Die Huronen und Utauais waren gar im: Begriffe, mit den Iroqueſen ein Buͤnd⸗
Zuge. niß zu ſchließen. Zum Gluͤcke gewonnen die Mißionarien zween der vornehmſten Ober⸗
haͤupter, und hintertrieben alſo die Sache. Von dieſem allen wußten die Seoquefen nicht
das: geringſte. Der Oberſte Dongan warnete fie. Allein, weil ſich der junge Pater
Samberville unter einem ſehr ſcheinbaren Vorwande aus dem Staube gemachi Hatte y der
ältere aber noch bey ihnen war, und ganz ruhig zu feyn fehlen: fo glauberen fie nicht, daß
der Öeneral etwas gegen fie vorhabe. Endlich als der Dberfte ihnen melden ließ, das
feindliche Heer fen zum Aufbruche fertig fo fehöpfeten fie zwar einiges Mistrauen, fehickeren
aber doch ihre Oberhäupter nach Catarocuy, in Hoffnung, den General entweder abzu⸗
En ſchrecken, oder. doch durch eine Unterhandlung noch einige Zeit zu gewinnen.
Der Zug geht Allein, das Heer war bereits auf der Fleinen Heleneninfel, gegen Montreal über, ge—
vor ſich. lagert. Es beftund aus. achthundert zwey und dreyßig Eöniglichen Völkern, ungefähr
taufend Canadiern, und dreyhundert Wilden, Den zten des; Brachmonates trat es den
Zug an, auf zweyhundert Fahrzeugen , und eben fo vielen Kähnen der Wilden. Indem
auch zwifchen dem Öenerale und dem neuen Intendanten, Herrn von Champigni, die voll:
fommenfte, auf wirkliche Tugend und wahren Dienfteifer gegründete Einigfeit regierete:
ſo herrſchete nicht nur unter allen Gattungen der Kriegesvölfer bey diefem Heere eine
; gleihe Eintracht; fondern es fehlete auch an Eeinen Lebensmitteln.
——— Zu Latarocuy erhielt der General ein Schreiben vom Oberſten Dongan, darinnen
Donyans. ſich derfelbige über den vorgenommenen Zug gegen großbritanniſche Unterthanen heftig be-
fihwerete, und vorgab, es ‚hätte der, General bey ihin, vem Oberſten, vorher anfragen
follen; gleichwie Herr de la Barre gethan habe. Die Antwort war, der General halte
die Sroquefen für Feine geoßbritannifche Unterthanen; übrigens habe er niche Urfache, fich
nac) dem Herrn de Ia Barre zu richten. Er hatte in der That Urfache, über den Der:
ften verdrüßlich zu ſeyn, weil erft Fürzlich etwas vorgegangen war, daraus feine Tücke
klar erbelleten. Denn als der Befehlshaber zu Michillimakinac mit feinen Wilden auf
dem Wege zum Heere begriffen wars ſo ftieß er im huroniſchen See, auf fechzig Englän-
der. Sie waren in zween Haufen vertheilet, hatten eine Begleitung Tfonnenthunner- bey.
ſich, wurden durch franzöfifche Ueberläufer angeführet, und wolften mit allerioy- Waa
nad) Michillimakinac auf den Pelzhandel reifen. Weil diefes dem Vergleiche zwift
beyden Kronen offenbar zuwider lief: ſo griff er fie.an. Alle igre Anführer wurden ge-
fangen, und die Waaren unter die Wilden ausgerheilet, Wären fie in Abweſenheit des
Befehlshabers an Ort und Stelle gekommen: ſo hätten fie. die Wilden von’ neuem auf die
iroquefifche Seite gezogen, „oder Doch zum: Stilfefigen beredet. Ja, vermuthlich war eben.
diefes ihre Hauptabficht. en nr: —.
Den ofen erreichete-der General mit feinem ganzen: Heere den Sandfluß, dießſeits
der Tfonnonthuanbay, auf der Seite gegen. Catarocuy, Hier ſtieß Herr Durantaye zu
ihm. Man errichtete am Ufer des Sees eine Berfchanzung von Pfählen, Um den. Vor-
rath in. Sicherheit zu.bringen, und ließ ſowohl, um felbigen zu bewachen , als dem. Heore
Feldſchlacht dem Ruͤcken frey zu halten, den Herrn d Orvilliers mit vierhundert‘ Mann daſelbſt zuruͤck.
nit den Tfon- Bor dem Aufbruche ließ der General die Franzofen, welche den Engländern zu Weg:
nonthuanern. weifern nach Michillimakinac gebiener hatten, todt ſchießen. Sodann ruͤckete das Heer
zu
von Neu⸗Frankreich. XIBuch. 291
zu Sande fort, und Fam gluͤcklich Durch zween fehr gefährliche Päffe. "Allein, den ızten 1687.
wurde es bey dem dritten Paffe von achthundert Froquefen muthig angegriffen. Zwey⸗
Hundert diefer Barbaren ſchwenketen fich nad) dem erſten Abfeuern, und fielen über ven
Nachzug her, Da man num Überdiefes von dem erſten Dorfe der Tfonnonthuaner nur
einen Flintenſchuß weit entferne war; folglich alle Augenblicke eines neuen Schwarmes
getwärtig feyn mußte: fo verurfachete diefes.alles eine Unordnung unter dem Heere. Zum Gluͤ⸗
cke hielten unfere Wilden Stand, und fhlugen fich ſo Tange tapfer herum, bis das Heer
fich befinnen konnte. ‚Sodann wurde der Feind auf allen Seiten angegriffen; und da er
die allzugroße Ungleichheit wahrnahm, zerftreuete er fich, und ergriff die Flucht. Wir
befamen etwa ſechs Todte und zwanzig Verwundete, darunter der Pater Anielvan, ein
eſuit, fich befand. Der Feind lief fünf und vierzig Mann auf dem Plage, und bekam
fechzig Berwundete. Jene wurden: vo: den Utauais fogleich aufgefreffen: in der Schlacht
Bingegen. haften fie nicht vecht anbeißen wollen. Die föniglichen Völker erwarben fich
in diefem ganzen Feldzuge gleichfalls wenig Ehre alte
> Den igten erreichete das Heer eines won den vier großen Dörfern, daraus der Tfonnone
thuaner Bezirk beftund, Man brennetees weg und zog weiter: allein, man befam weder
hier noch bie übrigen zehn Tage, da man das Sand durchftreifete, eine lebendige Seele zu
fehen. Die meiſten nahmen ihre Zuflucht zu den Goyoguinen, andere nach Neu: York,
Der Oberſte Dongan hatte diejenigen, mit denen man fihlug,, mit Kriegesbevürfniffen
verforget ʒ ja, als der König von England eine Perfon nach Manhatte abſchickete, um
den vorhin erwähnten Neutralitätstractat vollziehen zu laſſen: fo ließ im Gegentheile der
Oberſte befagte. Perfon auf der Stelle an Bord bringen, und nach Europa führen,
Um wieder auf das Heer zu kommen, fo brachte es zehn Tage in des Feindes Lande
mit Verheerem zu. Abfonderlich verbrannte man vierhundert taufend Scheffel Getrende,
und ſchlug eine erffaunliche Menge Schweine tod. Hieraus entſtunden viele Kranfheiten,
und nöthigten den General, den Rückweg zu ergreifen; abfonderlich weil die Wilden nicht
länger bleiben wollten. Er gieng alfd nach genommenen Befige von dem eroberten kan-
de, nach dem Niagarafluffe zurück, Die Pflanzlande hatten aiſo von viefem Zuge weirer
keinen Bortheil.
Dem Statthalter hatte die Erbauung einer Schanze zu Niagara längft im Sinne Niagara
gelegen. Man legete alfo bey der. gegenwärtigen guten Gelegenheit Hand ans Werk. Die Shane er:
Schanze wurde gebauer und der Ritter Troyes mit hundert Mann hinein geleger: Unfere yujp varauf
Bundesgenoffen bezeugeten ein großes Vergnügen darüber, Allein, als bald darauf die verfaffen.
ganze Beſatzung mit einander weg ftarb: fo dachte man, es rühre das Ungluͤck von der uns
gefunden guft ber, und fehleifete die Schanze: da doch vielmehr die verdorbenen Lebens⸗
mitcel, damit man die Befagung verforget hatte, Urfache an ihrem Tode waren a).
Unterdeſſen feßete der Oberſte Dongan feine bisherige Aufführung fort: er trachtete Was derObers
nämlich unfere Bundesgenoſſen auf feine Seite zu bringen, und den ganzen Pelzhandel —
nach Reu⸗Nork zu ziehen. Er ließ den fuͤnf Orten ſagen: ſie ſollten kuͤnſtig nicht mehr aut
nad) Catarocuy gehen, auch keine andere Mißionarien haben, als die er ihnen geben wer—
de, a, ſie mußten den Huronen und Utauais zu Michillimafinac die Gefangenen zuruͤck
geben. Den roquefen am Ludwigſprunge und EN Berge, both er engländifche Jeſuiten
* v2 zu
) Man Hat ſeit einigen Jahren eine neue Schanze aufgebauet, auch mit Einwohnern befeger,
Ohne daß jemand über ungefunde Luft Elaget, 1
29% _ Gecſchichte und Beſchreibung
97, zu Mißionarien, und einen bequemern Wohnplatz an. Dem Marquis Denonvilfe ließ
— — er melden „wenn er die Jroqueſen ferner beunruhigen werde, fo wolle er fie mic gewaff
neter Hand unterſtuͤten. Er ſchickete wirklich eine Partey von ferhzig Agniern aus, um
Öefangene zu machen. Als Diefe über den Champlainfee fuhren: fo begegnete ihren ihr
Sandesmann, ein Oberhaupt der Jroquefen am Ludwigsſprunge, insgemein der große
- Agnier genannt, und beredete fie, unter dem Borwande, Ononthio wolle fie nicht mehr
befriegen, wieder umzukehren; ja, der Mann predigte ihren Jeſum Chriftum mit folchem
Nachdrucke, daß viere von ihnen mit ihm nad) dem Ludwigsſprunge giengen. Nachge⸗
hends ſchickete er ſeinen Vettern, nebſt noch einem Wilden an die Onneyuthen und’ Ons
nontaguer, und berebete fie unter dena vorigen Vorwande, zum Stilleſitzen.
Heldenthat An der Hudſonsbay gieng unterdeſſen eine merkwuͤrdige That vor. Es lag ein eng⸗
zweener Fran⸗ liſches Schiff im Eiſe beyßCharleſtown, welche Schanze die Engländer ſeit kurzem etwa
ofen fechs Meilen weit von der Annenſchanze gebauet hatten, Der Befehlshaber der letztern,
Herr 6° Iberville, fhicete vier Mann aus, um das Schiff zuerfundfehaften. Die Eng⸗
länder überfielen fie aber , und nahmen ziween gefangen. Als die Fahrt offen’ war: 5
banden fie einen los, weil der Schiffer das Bein gebrochen hatte, und die übrigen fechfe
das Schiff nicht vegieren Fonnten. Allein, als einftens vier Engländer auf dem Mafte
waren, fo ermwifchete der Franzos eine Art, fehlug die zween übrigen todt, machete feinen,
Kammeraden los, und nahm die übrigen Engländer auf dem Maftbaume gefangen.
Das Schiff führeren fie nad) St. Annen, wo es eben vecht ankam; indem es dafelbft
Sterben in ſehr hungerig zugieng. Au * ur: a Wh die ver 8 7 7
*8* Mit Ende des Jahres ereignete ſich in Canada ein großes Sterben, welches denn
den General an einem zweyten Zuge gegen die Tſonnonthuaner hauptſaͤchlich verhinderte,
Zugeſchweigen, daß es außer Zweifel war, die Engländer würden ihnen beyftehen , und
daß ihm der Hof befoblen hatte, alle Gelegenheit zum Verdruſſe mit den Engländern
zu vermeiden. —X sup zo —7
Streifereyen Unterdeſſen da man dachte, die Jroqueſen fuͤrchteten ſich erſtaunlich vor einem neuen
der Iroque⸗ Einfalle: fo ſuchete den zten des Windmonates ‚eine Partey Agnier und Machinganer die
k Chamblyſchanze zu überfallen. Vierzig Onnontaguer erfchienen unvermuthet vor Cataro⸗
cuy, nahmen drey Soldaten und die Fraͤulein d' Alonne gefangen, Der Befehlshaber,
Herr d'Orvilliers, ſchickete den Pater Lamberville, der zu allem Gluͤcke gegenwärtig war,
mit zweyen Halsgehängen an ſie ab. Eines deswegen damit fie die Gefangenen wohl bal-
ten möchten; das andere, damit ſie an dem Kriege der Franzoſen mit den Tſonnonthua⸗
nern, welche ihren Vater erzuͤrnet hätten, feinen Antheil nehmen moͤchten. Die Gefan—
genen wurden nah Onnontague gefuͤhret, und ganz gelinde gehalten, die Halegehaͤnge
aber dem Oberſten Dongan zugeſchicket. *
Der Oberſte Dieſer ſchrieb an den General, was die Gehaͤnge bedeuten ſollten. Weil aber der
Dongan Marquis von dem ganzen Verlaufe noch nichts wuͤßte: fo ſchickete er den Tegten Chriſten
khreibt Frie im Jahre 1687, den Pater Vaillant de Gueslis an ihn ab, um zu vernehmen, ob der
densvorſchla. Oherſte ivgend einen Borſchlag zu thun babe. Diefer nun, fagere rund heraus, die Franz:
— zoſen duͤrften an einen Frieden mit den Iroqueſen nimmermehr, als auf folgende Bedin⸗
gungen,gebenfen. 1. Erſtlich müßten die Wilden, die man nach Frankreich auf die Ga—
leeren gefchicfer habe, wieder zurück formmen, 2, Muͤßten die ehriftlichen Iroqueſen, die
. vorige am Ludwigsſprunge und am Berge wohneren, in ihr Vaterland zuruͤck Echren.
| | 3. Die:
von Neu⸗Frankreich. XI Buch, äh
3. Die Schanzen Niagara und Catarocuy muͤſſe man fehleifen; und 4. den Tfonnonthua- 1694.
nen alles ‚mas aus ihren Dörfern weggenommen worden, wieder geben. Damit ſchicket —h—
er den Pater fort, ohne Daß derfelbige feinem Vorſatze zu Folge, die Agnier befüchen durfte.
Hierauf entborh der Dberfte „sogleich von allen fünf Orten Abgeordnete zu ſich nach ae was
Drange, eröffnete ihnen, der franzöfifche General habe ihn erfucher, der Friedensvermitt- eu len
ler zu ſeyn: er habe auch ſolche Bedingungen, damit fie zufrieden feyn Fönnfen, vorge:
fihlagen. Diefe nun trug er ihnen vor; und feßete darauf hinzu: „Ich wuͤnſche, daß
ihe die Axt niederlegtete ich will aber nicht, daß ihr fie begruͤbet; verſtecket fie nur uns
„ ter dem Grafe, damit ihr fie leicht wieder nehmen koͤnnet; wenn es nöthig fern wird.
„ Der König, mein Herr, hat mir verboten, euch Gewehr und Pulver und Bley zu
„verfchaffen, im Falle ihe foreführet, die Sranzofen zu befriegen: dieſes Verboth aber
darf euch nicht beunruhigen. Wenn die Franzofen die Bedingungen verwerfen, die ich
„ ihnen vorgefihlagen habe : fo foll es euch an nichts von demjenigen fehlen, was nötbig
Aeyn wird, euch Gerechtigkeit zu verſchaffen. Ich will euch ſolches vielmehr auf meine
„» Unfoften verfchaffen, als euch im einer fo gerechten Sache verlaffen. Iso rathe ich
„ech nur, auf eurer Hut zu ſtehen, ans Furcht, daß ihr niche von neuem durch eure
» Seinde verraten werdet; und euch ingeheim zu rüften, um durch ven Champlainfee
„ und Catarocuy fie anzugreifen, wenn ihr genöthiget feyn follter, den Krieg wieder
„ anzufangen „
Die iroqueſiſchen Abgeordneten begriffen alles, was ihnen der Statthalter zu verſte- Die Witten
ben geben wöllte, und hielten fich den ganzen Winter ruhig. Sobald die Fluͤſſe frey wa- fangen Feind⸗
ven, fo ſchickete Herr von Denenvilfe einen großen Vorrath an Lebensmitteln nach) Cataro⸗ Fliskeiten an,
euy: er Fam auch glücklich dahin. Affen, im Ruͤckwege überfielen die Iroqueſen die Bes
gleitung, und macheten einige im Angefichte des, Befehlshabers nieder. Diefem wurde
dabey fo angft, daß er, anſtatt feine Leute zu rächen, aufs eiligfte Reißaus nahm. .
“ Ma ſah bieraus deutlich genug, daß die Barbaren fich wenig aus dem Frieden Ihre trois
macheten, Zum Ungluͤcke mar der General außer Stande, den Krieg länger fortzufirh: sen Friedens:
ren. Er nahm alſo feine Zuflucht zum Pater Lamberville. Dieſer Et die Onnontaguer vorſchlaͤge.
dahin, daß fie Abgeordnete an den General ſchicketen. Allen, fie gaben ihnen fuͤnfhun⸗
dert Mann zur Begleitung mit. Us ſie nach Catarocuy Famen : fo ließ fie Herr d Or
villiers auf ihr Erſuchen durch feinen Lieutenant Herrn de la Perelle weiter führen. Doc
diefer fand zu feinem größten Schrecken bey ver Franizfee abermal ein ſechshundert Iroque⸗ 5
fen. Doch verlangeten die fammtlichen Wilden nicht weiter zu gehen, fonderh Her Pr
relle begab fich nebft den Abgeordneten nach Montreal, wo ihnen der Statthalter noch den-
fetigen Tag Gehör ertheilete. Haaskuaun, in den franzöfifchen Nachrichten insge-
mein Großmaul genennet, ein Tfonnonthuaner, und eben der, welcher in der Hunger:
bucht mit dem Herrn de la Barre fo trotzig gefprochen hatte, war vorißt der Worthalter.
Er trug die vortbeilhaften Umftände feiner Nation, den elenden Zuftand der Franzofen ,
und die wenige Mühe, welche Die fünf Orte zu gänglicher Vertiigung derfelbigen anwen—
den dürften, mit goßer Beredſamkeit und nicht geringerer Deutlichkeit vor.
ESbpaun fuhr er fort; „Ich meines Ortes habe immer Mitleiven mit euch gehabt,
>» Als ich demnach von meinen Landesleuten erfuhr, ſie wollten euere Schanzen, euere
Haͤuſer, eure Scheunen und euer Getreide verbrennen, habe ich fie fo lange geberhen,
» bis fie mir erlaubeten, den Ononthio vor we bevorſtehenden Imglücke zu warnen, =
23 „ihm
294 Geſchichte und Beſchreibung
1097. ihm zu melden, wofern er die vom Corlar vorgeſchlagenen Bedingungen annehme, fo
— 5 koͤnne ev dem Unpeile entgehen. Uebrigens kann ich euch nicht mehr als vier Tage Ber
J ehr gönnen. Laſſet ihr dieſe vorbey ftreichen, fo bin ich euch weirer für Ungluͤck
nicht uͤrge m B
Beſtůͤrzung Dieſe Rede und die Anweſenheit der zwoͤlfhundert Iroqueſen am Franzſee, von da
der Eolonie. fiein zween Tagen die Inſel Montreal; überfallen konnten, machete jedermann beſtuͤrzt.
Zu allem Ungluͤcke mußte man vernehmen, der Ritter Troye ſey mit feiner ganzen. Befa-
gung geftorben, und es dürfe zwifchen dem Sorelfluffe und der Magdalenenaue kein Menfch
vor den ſtreifenden Parteyen aus dem Haufe gehen
} Der Marquis ſchickete alle gefangene Ounontaguer nach Haufe, und ſuchete fich mie
Eee diefem Orte zu vergleichen, Als die Freygelaſſenen nach Catarscuy kamen: fo fanden fie
Sataroemy. die Schanze von achthundert Iroqueſen belagert. Es hatten felbige mit brennenden Pieis
en ſchon allen Heuvorrath in Brand geſtecket, auch alles Vieh tode gefehlagen. Der
Ontarioſee war gleichfalls voll feindliche Canoten. Zum Gluͤcke war unter den Freyge—
laffenen ein. Vetter des Hauptmanns , welcher Catarocuy belagerte: denn diefer hub zur
Dankbarkeit die Belagerung auf, und alfo wurde der Ort, als man ſchon alle Hoffnung
aufgegeben hatte, noch erhalten. Was noch mehrz.den.gten des Brachmonates Famen
die Abgeordneten der Onnontaguer, Onneyuther und Goyoguinen nach Montreal, und vers
langeten im Namen der ganzen Nation, Friede zu machen.
Friedemitden Er murde auf- folgende Bebkngungen geſchloſſen. 1. Sollten ſaͤmmtliche Bundes:
a genoſſen mit eingefchloffen ſeyn. 2. Die, Orte Agnier und. Tfo follten: gleichfalls
Se 2 ee
4. Der. General fonne Catarocuy nach Belieben mit Sebensmitten verforgen, und die Iro⸗
queſen ſollten dießfalls Geiſel geben. *
Niagara wurde geſchleift, weil man es nicht zu erhalten getrauete. Die Gefange⸗
nen wurden gegen einander ausgewechſelt, auch. hatte Herr Denonville ſchon vorher um
die. Befreyung der zu Marſeille fisenden. Iroqueſen nach Hofe geſchrieben. m
Dreergeſtalt war der. Stillftand,richtig. Der Oberfte Dongan ſchickete einen Geſand⸗
ten mit dem Fraͤulein d' Allone, und zwölf gefangene Franzoſen nach Montreal , meldete
dabey, es fen der vorige Neutralitaͤtstractat zwifchen beyden Königen erneuert worden, und
man werde allemal gute Machbarfchaft halten. . Dem ungeachtet ſchickete er uns noch einiz.
ge Eleine Parteyen Iroqueſen über den Hals; es zog aber der General mit aller feiner
Macht gegen fie aus, und jagete fie aus einander. I * |
* — Bald darauf wurde der Oberſte zuruͤck berufen. An- feine Stelle kam der Ritter
ei yon Neu: Andros, ‚ein Proteftant. Da nun Dongan, ungeachtet er eih Katholik war, die Beich-
York. le feines Herrn, in Abficht auf die Franzofen fo fehlecht befolget hartes fr machere man ſich
a — deſto ſchlechtere Hoffnung · Es traf auch diefe Vermuthung nur
allzu ſehr ein.
Schlehte Doc, das allergroͤßte Ungluͤck der Pflanzlande war. ihr innerlicher ſchlechter Juſtand.
ae ‘Jedermann, oder doch beynabe, that was er wollte, und gehorchete feinem Vorgeſetzten,
— ſo weit als es ihm beliebete. Die ſogenannten Wildſchuͤtzen ſtifteten erſtaunliches Uebel;
ihre Gierigkeit verleitete fie zu Schandthaten, die uns veraͤchtlich macheten; fie feßeten den
Preis unferer Waaren zu weit herab, erhöheten dagegen ven Werth der Bicbenpukse. Hierzu
Eam die Uneinigfeit zwifchen den Herren de la Barre und de la Sale, woran nicht nur
die
von Neu⸗Frankreich. XTBuch. 295
die Franzofen, ſondern auch die verbünbeten Wilden Antheil nahmen. Nurbeſagte Une: 67.
nig£eit verurfachete, daß die Iroqueſen funfzehn mit Waaren beladene Canote wegnah- — —
men, in Meynung, fie Handelten dem empfangenen Befehle, des Herrn de Ia Sale $eu-
te zu pluͤndern, gemäßy gleichwie denn auch zum. Unterſchiede eine. gewiſſe Loſung beliebet
worden war. Der begangene Irrthum zog den Krieg des Herrn (a Barre nach fich.
Das viele Herumlaufen in den Waͤldern und Wildſchießen, entbloͤßete das Land von den
beſten Leuten: es machete fie roh, dumm und widerſpaͤnſtig, und ihre Kinder wurden
niche beſſer, als die Zigeuner, aufgezogen. Alles dieſes ftellete der Marquis dem Herrn
von Seignelay vor und, meynete, um ſich die Iroqueſen vom Halſe zu ſchaffen, muͤſſe
man fie an dreyen Orten Zugleich angreifen, dazu aber viertauſend Mahn, Vorrath für
zwey Jahre; und vier bis fuͤnfhundert Fahrzeuge gehöreten. Es wäre zu wünfchen ge:
wefen, es bätte Diefer Öeneral genugfame Standhaftigfeit befeffen, die Unordnung, dar:
über er flagete, abzufchaffen, und dagegen die gute Ordnung, davon er ein großer Siebha-
ber war, einzuführen. Ar BH
Die Endigung des Krieges lag ihm ſehr am Herzen, Er wußte auch wohl, es fey Unfere Bun—
weder billig noch rathſam, ohne Beytritt unferer Bundesgenoſſen Friede zu machen; desgenofien
gleichwie er denn ſeine Meynung wegen diefes Stückes, den Abgeordneten der Jroqueſen Ad über den
deutlich genug ſagete. Es mag nun aber feyn, daß die Wilden wegen Zeitmangels-von * un:
den Geſinnungen des Generales Feine Nachricht befamen, oder welches wahrfiheinlicher 2
it, daß fie den Sfeoquefen wenig Aufrichtigkeit zutraueten: ſo waren fie doc) mit dieſem
Vergleiche meiftentheils fehr fehlecht zufrieden. Ya, manche fehämeten ſich unſertwegen,
daß wir Friede macheten, wenn und wie es die Iroqueſen mie ihrem gewöhnlichen Troge
verlangeten. re
rd
Der
296. GER:
EN a U 0m
5 Du 9*.xF
allgemeinen Geſchichte
und Beſchreibung
"om Reu Frankreich
Zwoͤlftes Buch. —
1088. ie Abenaquier waren unter allen unfern Bundesgenofien die einzigen, welche un⸗
Einige So & fere Seinde entweder fuͤrchteten ‚ oder doch nimmermehr zu gewinnen hoffeten:
besgenoflen / gleichwie fie fich denn wenig Darum befümmerten, ob man fiein den Frieden ober
überfallen die - Stilleftand eingefehloffen babe oder nicht, Zu eben der Zeit, als Herr Denon-
Seoquefen. ville am eifrigften bemüher war, Canada Friede zu verfipaffen, ftreifeten fie bis on den
Sorelfluß, tödteten einige Jroquefen und Machinganen, und nahmen hernach in den eng-
Tändifchen Wohnplägen ein gleiches vor. Die roquefen am Sprunge und am Berge,
ſtreifeten nicht weniger. Unterdeſſen ergriff doch niemand ein fo gewiſſes Mittel, den Frie-
densfchluß unmöglich zumachen, als eben die zu Michillimafinac wohnenden Huronen, die
man fo oft in einem billigen Verdachte eines heimlichen Verſtaͤndniſſes mir den Englän-
dern und Iroqueſen gehabt hatte, . —
Verwaͤgene Ihr Oberhaupt hieß Kondiaronk, wurde aber von den Franzoſen insgemein Ratte
Thateines genennet, Der Mann befaß ungemeinen Berftand, große Tapferkeit, und überhaupt fo
Huron. große Eigenſchaften, als kein einziger den Franzoſen bekannter Wilder. Herr Denonville
hatte ihn nebſt feinen Landesleuten gegen die Iroqueſen aufgebothen. Aber, als er nad)
Eatarocuy kam: fo mußte er von dem Dafıgen Befehlshaber hören, ber Friede fen fo guf,
als gefchtoflen; folglich koͤnne er voritzt nichts befferes chun, alg den Rückweg ergreifen.
Ungeachtet Ratte wohl begriff, man wolle feine Landesleute ſowohl, als die übrigen Bun-
desgenoffen, dem Wohl der Franzofen aufopfern : fo ließ er fi) doch nichts merfen, fon-
dern z0g ganz gelaffen davon, und wie die Franzoſen dachten, nach feinem Dorfe, Allein,
er hatte ganz eine andere Abficht,
Er paffete den iroqueſiſchen Geſandten und Geifeln in der Hungerbay auf, ſchoß,
weil fie fich zur Wehre fegeren , einige todt, die andern nahm er gefangen. Weil man
nicht weit von Catarocuy war: fo kehrete Karte ganz allein wieder dabin zurüc. Einige
feageten ihn: wo er herkaͤme? und er antwortete: er hätte ven Frieden erfchlagen, feßete
auch hinzu; nun wollen wir fehen, wie ſich Ononthio aus dieſem Handel heraus wickein
wird.
Gefchichte und Beſchreib von Neu⸗Frankr. XIIB. 297 -
wird, Anfänglich wußte man nicht, was diefes fagen wollte: man erfuhr es aber hernach vage,
bald durch einen Gefangenen, welcher aus den Händen der Huronen entwifcher war, — ⸗ꝰ
Doch Ratte ließ es bey dieſem guten Anfange nicht bewenden. So bald er wieder
zu feinem Haufen gekommen wars fo fegete ihn einer von den gefangenen Gefandten, Na-
mens Teganifforens, zue Rebe, warum er Bothſchafter angreife, welche einen dauer—
aften Frieden zw fehließen im Begriffe wären? Der Betrüger ftellete fich ungemein be:
rs , und gab vor, die Sranzofen hätten ihm weis gemacht, er werde an der Hunger-
bay eine Partey iroquefifcher Krieger ‚ dieer leicht fchlagen könne, finden. a, er ließ
zum Zeichen feiner Unſchuld, die Gefangenen fo gleich los, bis auf einen, mit welchem
er nach feinem Borgeben ‚ die Stelle eines verlornen Mannes erfegen wolle, Damit zog
er eiligſt nach Michillimakinac, und verehrete feinen Gefangenen dem Herrn von Duran-
taye. Weil nun Diefer von den Friedenshandlungen noch nicht das geringfte wußte: fe
ließ er den Kerl todtſchießen. Zwar betheuerte derſelbige, er ſey ein Abgeſandter, und es
haͤtten ihn die Huronen verraͤtheriſcher Weiſe gefangen: allein, Ratte gab vor, er wäre
nicht richtig im Kopfe, und fage das nur aus Furcht, um dem Tode zu entgehen.
Sobald er tobt war) fegere Ratte einen alten Jroquefen, der fchon feit langer Zeit Der Statt-
in diefem Dorfegefangen faß, in Freyheit, und befahl ihm, feinen Sandesfeuten zw erzäh- Br ap
fen, was ergefehen Habe, und daß die Franzoſen unterdeflen, daß fie ihre Feinde mit dem ——
angeblichen Friedensſchluſſe nur bey der Naſe herumfuͤhreten, Gefangene von ihnen mache: Frieden.
ten, und folche todefchlügen. Diefe Liſt chat errvünfchte Wirfung. Zwar wollte man neue
Abgeoronete an den Marquis abfchifen: allein, der Nitter Andros ſchickete eine eigene
Perfon nach Innontague, und verboth den Iroqueſen, fich ohne Borwiffen des Ritters mit
den Franzofen einzulaffen. Zugleich verficherte er fie feines Beyftandes, und des Schu:
tzes Seiner großbritannifchen Majeftär, als welche die Froquefen wie ihre leiblichen Kin⸗
der liebete. Dem Statthalter aber fehrieb er, es follce fich derfelbige zu einem Frieden mit
den Iroqueſen nimmermehr einige Hoffnung ‚ als auf die von dem Dberften Dongan vor-
gefchriebene Bedingung machen. Uebrigens ſey er zu guter Nachbarſchaft geneigt, habe
auch den unter ihm ſtehenden Englaͤndern alle Feindſeligkeiten gegen Neufrankreich verbothen.
Vermuthlich aber: verſtund er unter dieſer Benennung weder Acadia, noch die bez
nachbarten Landſchaften. Denn eben zu der Zeit, da er diefes Werfprechen that, ließ er
den Wohnfiß des Barons S. Caſtin am Pentagoet; imgleichen den zu Camceaur und
Chedabuctu angelegten beftändigen Fiſchfang zerftöhren, Er läugnete zwar, daß er der
Anftifter diefer That fey, man wußte es aber dennoch; gleichtwie er denn auch Urheber der
Verwuͤſtung mar, welche eine Partey von dreyhundert Iroqueſen in den Pflanzlanden anrichtete.
Bey dieſem Zuftande von Neufrankreich konnte die Handlung freylich nicht ſonderlich Zuſtand der
bluͤhen. Seitdem 1669 Jahre, da fie der König frey gab, wardieMengeder Leute ziem Handlung in
lich angewachſen und beſtund in dem gegenwaͤrtigen 1688 Jahre aus eilf tauſend zwey hun- Neufrank⸗
dert neun und vierzig Perſonen. Die Englaͤnder fingen damals ſchon an, ſich in den Pelz- reich.
handel zu miſchen, und verhetzeten eben deswegen die Jroqueſen beſtaͤndig gegen uns. Denn
da die nordlichen Gegenden bas befte Rauchwerk liefern: fo Fonnten fie daffelbige fonft
nicht, als mit Hülfe der Iroqueſen bekommen. Nun ſind zwar dieſe Leute keine ſonderliche
Jaͤger: allein, zugefehweigen, daß fie uns und unfere Bundesgenoffen zum öftern aus-
pluͤnderten, fo brachten fie viele Voͤlkerſchaften, ja zuweilen unfere eigenen Wildſchuͤtzen da⸗
bin, daf fie mit den Meu-Norfern Handeften. Dergeſtalt wurde ihr Sand zum Mittel:
Allgem. Reiſebeſchr. XIV Hand, Pr puncte
298. Geccſchichte und Belchreibung
zgg, punete dieſer Handlung, und ſie hatten großen Vortheil davon, der fie beſtaͤndig auf der
Engländer Seite zog. Hierzu kam noch der wohlfeile Preis der englifchen Waaren. Mit
einem Worte, das allerfeinfte Rauchwerk wurde allemal Den Engländern zugefchlepper.
Beſtaͤndigedi⸗ Endlich als mit dem Pelzhandel alle Tage weniger zu thun wars ſo ſielen einige Ge⸗
ſcherey im noſſen dieſer Handlung auf einen ſchon oft vergeblich unternommenen Anſchlag, naͤmlich ei⸗
Strome. gen beſtaͤndigen Fiſchfang im Lorenzſtrome zu errichten, ließen aber bald wieder davon ab.
Der einzige Herr Riverin blieb beftändig dabey; und weil es ihm am Gelde fehlete , fo
beredete er einige Parifer, mit ihm in Geſellſchaft zu treten. Allein, die guten Herren woll⸗
ten alle mit einander erndten, ehe die Frucht veif war, Damit giengen die beſten An⸗
ſchlaͤge zu Grunde. ar Bea > 45
Menge der Er fing im Sommer des 1688 Jahresan, Hand ans Werk zu legen, und errichtete ſei⸗
Stock⸗ und nen Fang am Matanefluſſe, in welchen Fahrzeuge von zweyhundert Tonnen einlaufen koͤn⸗
Wallfiſche. en, Die ganze Suͤdkuͤſte des korenzfluffes wimmelte auf zwanzig Meilen weit von Stock⸗
fiſchen, und konnte man, wie Riverin dem Herrn von Seignelay berichtete, über fuͤnf⸗
hundert Schaluppen auf einmal dazu gebrauchen. Der Fiſch, ſagete er ferner, fen unge⸗
mein gut, und zum Verfuͤheen nach Spanien und der Sevanfe tauglich. Bey Matane
ſehe man zuweilen wohl funfzig Wallfiſche auf eiimalzfiewwäten im geringſten nicht ſcheu,
bluͤeben ein ganzes Viertheljahr da, und faͤnde man ſie ‚eine Bierthefmeile weit von der
Küfte, Unterdefien both doch Feine einzige Gegend eine fo unerfchöpfliche Duelle zum Fiſch⸗
handel „dar, als. Acadie. Mur Hatten «zum, Ungluͤcke, bie Franzoſen den wenig-
ften Bortheil davon. 7 7.0.5 08 weg ae rt
Warum Aca⸗ Der Hof Ihiekete in dieſem Jahre den Herrn Paquine dahin, um den Zuftand des
din den Fran: Landes vecht zu erforſchen. Seine Meynung war, es ſey ein großer Fehler, daß man
zofen nichts Koͤnigshafen zum Hauptſitze des Landes gemacht habe. Denn da man zum Einlaufen man⸗
helfe. cherley Winde brauche: fo tauge dieſer Ort im geringften nicht zur Handelſchaft. Die
Klage war. alt, aber gegründet, Die Häfen Cameraup und da Heve waren freylich uns
gleich bequemer. Eine gewiſſe Perſon, welche noch beſſere Kenntniß, als der nurgemelz
dete Abgeordnete beſaß, urtheilete folgendermaßen vonder ganzen Sahe | um 5
Zuſtand des © Neabia hat ſchoͤne und fichere Haͤfen fruchtbaren Boden, trefflichen Fiſchfang, den
Landes, „man das ganze Jahr über treiben fonmtez und über das alles Bergwerke. Gleichwohl
„it es. bisher in einem kraftloſen Zuftande geblieben: +’ Die.Urfache tag anfänglich. an der
„Uneinigkeit dev Eigenthuͤmer nach dem Bredaer Friedensſchluſſe aber an der Gierigfeit
„ber Statthalter, welche die Engländer immerhin Meifter von dem Fifhfange und Pelzban-
„del bleiben ließen, wenn fie nur ihren eigenen Wortheil dabey fanden. An ihrem Drte
lebeten die Einwohner in den. Tag hinein bekuͤmmerten fich weder um den Landbau, noch
„um. den Sifehfang, fondern ſoffen, und liefen im Walde nach Wilde herum...
Die groͤßte Stüge dieſes Landes war das Buͤndniß mit den Abenaquier, bey welchen
das Ehriftenehum großen Fortgang gewonnen hatte. Die Engländer fucheten fie durch
Geſcſchenke und großes Berfprechen don unferer Seite abzuziehen: allein, es Waren dieſe
Der Ritter. Leute ihrer Religion und ihren Mißionarien fo herzlich zugethan / daß fie nie darein willigten.
we ü Unterdeffen wurde Die ganze Colonie beftürze, als fie die Erklärung des Ritters Ans
reich. dros vernahm, und hoͤren mußte, die Orte wollten ohne ſein Vorwiſſen in der That ſich
1839. nicht weiter einlaſſen. Wer ſich gar nicht zuhelſen weis, ber denket zumeilen auf Mittel,
— die man nimmermehr vermurhen füllte, Dergeftalt verfiel man IM Canada, ungeachtet
| des
von Neu⸗Frankreich · XII Buch. en
des gegenwaͤrtigen höchftelenden Zuſtandes auf den Anſchlag, Neuyork zu erobern. Der
—— — erſann denſelbigen, offenbarete ihn dem Marquis Denonville, und reiſete =.
deswegen nach Frankreich 77° 3
tee Minifter überreichte Schrift war folgenden Inhalts. Weil der Ritter Seine
Andros ein Proteftansıfeyr ſo ſey, ‚alles Befehlens von feinem Könige ungeachtet , nie eine Anſchlaͤge.
gute Nachbarfchaft von ihm zu boffen, im Gegentheile werde er, gleich feinem Borfahrer,
den Iroqueſen allemal Benftand leiften, Dergeftalt werde diefes Volk nie Friede halten.
Folglich ſey, den Umſturz Neufrankreichs zu verhuͤten, kein anderes Mittel uͤbrig, als
Neuyork zu erobern. Dieſes koͤnne nach feiner Meynung folgender maßen gefcheben.
Man gebe mir fagete et , eintauſend und dreyhundert Soldaten, und dreyhundert
„Canabier, ſo will ich den Sorelfluß/ bis in den Champlainfee aufwärts fahren, als
„wenn ich die Jroqueſen befriegen wollte: Bin ich aber erft in ihrem Lande, fo will ic)
„ihnen fehon. vermelden, ‚meine Abficht gehe bloß auf die Engländer, Dranien hat bloße
Palliſaden, und eine kleine Schanze mit vier Bollwerfen. ı Manhatte hat vierhundert
Einwohner/, die in acht Compagnien halb · zu Pferde und halb zu Fuße vertheilet ſind,
aber gar feine Umſchanzung/ ſondern nur ein kleines Schloß von vier Bollwerken, mit
„Steinen bekleidet, und mit Stücken beſetzet. Dergeſtalt kaͤme der vortreffliche Hafen
Manhatte, den man zu alter Zeit befuchen kann, und ein höchftfruchtbares fand, von
„gelinder Witterung, unter des KRöniges Borhmäßigfeit, Wendet man den Neutralitaͤts⸗
„tractat ein: fo antworte ich, erftlich haben ihn die Engländer nie gehalten. Zweytens
„find die neuyorkiſchen Einwohner meift Hollander und werden dem Prinzen von Oranien
uch wider. ihres Statthalters Willen anhängen D): Demnach muß man ihnen vorkom⸗
„men. Will man aber fo lange verziehen, bis der Krieg c) mit England ausbricht: fo
„muß man ſich auf den Fünfeigen Brachmonat fertig Halten... Diefe Schrift fand Bey-
fall; ja der König ſelbſt hielt fie genehm. "Allein, die Ausführung Des Anfchlages follte
der Marquis noilfe nicht übernehmen. Mer rmn
a Seine Majeftät meldeten ihm unterm legten des Maymonates 1689, diefelbe waͤren ge⸗ Der Graf
formen, feine Dienfte'bey dem bevorftehenden Kriege in Europa zu gebrauchen, An feine Srontenae
Stelle kam der Graf Srontenac. Der Marfchall de Bellefont, welcher feiner erhabe- wird Statt:
nen Tugend wegen bey budwig dem XIV in großem Anfehen ſtund, wurde für fein gutes holter.
Verhalten Buͤrge. Nebſtdem erforderte der elende Zuftand Neufrankreichs einen ange-
ſehenen und ftandhaften Mann, der den Krieg wohl verftund, das Sand kannte, und
mic den Wilden umzugehen mußte. Alle dieſe Eigenſchaften befaß der Graf. Ueber. die-
fes verhoffte man, er werde die vorigen Fehler nicht weiter begehen, Diefes geſchah auch.
Eneroifcheten ihm ja einige Fehler, fo wurden fie doc) durch feine wichtigen Dienfte aus:
geloſchet; und diejenigen, welchen er vorißt eben fo fehlecht geneigt war, als zuvor, mußten
ſich mit Gelaſſenheit darein ſchicken. Bi; =
In feinem Berhaltungsbefehle vom 7ten des Brachmonates, meldete der König,man Seine Ber:
habe zwar wegen der vorgefallenen Thaͤtlichkeiten an ber Hubfonsbay, zu London Hand⸗ haltungsbe⸗
fung gepflogen, ſolche aber nachgehends bis in den Jenner des 1689 Jahres ausgefeßet. er — *
Wal an unterdeffen Die Thronveränderung vorgefallen, und es nicht wohl glaublich fey, daß 5,,. udſons⸗
England ſeirdem viel für bie Hud ſonsbay geforget habe, fo folle er der nordifchen Gefelle
ſchaft zu gänzlicher Vertreibung Det — von dieſem Orte behuͤlflich ſeyn. —
2 on
2 Frankreich fuͤhrete Krieg mit Holland. ©) Man hielt den Krieg für unvermeidlich.
1639.
300 Geſchichte umd Beſchreibung |
Bon Acadia wurde gemeldet, es hätten die Engländer bey nurgemeldeter Handlung
— die Gerechtſamen Frankreichs über Pentagoet erkannt. Er ſolle mie dem acadifihen Statt:
Bon Acadia. halter Here von Manneval Abrede nehmen, wie etwa biejes Land vor den Einfällen der
Engländer ficher zu ſtellen ſey.
Doch das Hauptwerk betraf den Vorſchlag des Befehlshabers zu Montreal, Ritters
Bon der neu: Callieres. Es hieß: Seine Majeftät habe denfelbigen gebilliget, und dero Intendanten
porfifchen Uns zu Mochefort Herrn Begon befohlen , alle Kriegesbedürfniffe zur Unternehmung auf Neu:
ternehmung. Hrk in Bereitſchaſt zubalten. Auch würden zu Rochefort zwo Fregatten ausgerüftet, und
dem Herrn de. la Caffiniere untergeben , welcher die Befehledes Grafen genau auseich-
ten follte- Der Graf folle mit diefen Fregatten erſtlich an die Mündung des Sorenzbufens,
fodann nach Camceaux und von hier auf einem Kauffchiffe nach Quebec abgehen, den Kit-
ter Callieres aber, fobald möglich, voraus ſchicken, Damit er vorläufig Anftalten zur Un-
ternehmung machen koͤnne. Caffiniere follte unterdeffen an der acadifchen Küfte warten,
und alle feindliche Schiffe wegnehmen, OR
Nachgehends follte der Graf nebft dem Nitter und der canadifchen Landmacht den
Zug. gegen NReuyork auf Fahrzeugen antreten, und: feinen Aufbruch dem Caffiniere zu
wiffen thun, Diefer follte nach Manhatte fegelm;,) und alle in der. Bay befindliche Schiffe
wegnehmen, fonft aber in nichts, was der Unternehmung hinderlich fallen Fönnte, ſich ein—
laffen. Das befte ſey, wenn der Graf mit der Landmacht gerade auf Manhatte losruͤcke,
‚ohne ſich bey andern vorliegenden Plägen aufzuhalten. ji | Hirt
Waͤre Neuyork erobert; fo könne er die katholiſchen Engländer im Lande laffen, Die
Offieier und vermöglichen Leute, die fich Löfen koͤnnten, gefangen behalten, Die übrigen ſo⸗
wohl Manns als Weibesperfonen nad) Neuengland oder Penfilvanien ſchicken, für feine
Perſon zeitig nach Quebec zuruͤck Eehren, und das übrige dem Ritter Callieres uͤberlaſſen,
den Seine Majeſtaͤt zum Statthalter von Neuyork, der Stadt und Feftung Manhatte
mache, doch aber dem Großftatthalter von Meufranfreich untergebe, Weil auch der
Hauptnugen diefer Unternehmung ein dauerhafter Friede mit den Jroqueſen ſeyn folle,
und man den übrigen englifchen Pflanzlanden die Mittel zu einem Angriffe auf dem Sande
benehmen müffe, fo wurde dem Grafen ausdruͤcklich befohlen, allein der Gegend um
Manhatte befindliche Wohnpläge zu zerftöhren und die übrigen zu brandfchagen:
Sowohl als diefer Anfchlag ausgefonnen war, fo berubete er doch auf zweyen Dingen,
die in Feines Menfchen Vermögen ſtunden; nämlich auf günftigem Winde, und auf einer
gleichmäßigen Geſchwindigkeit aller derer, welche man zum Vorkehren der Anftalten ge-
brauchete: bier aber fehlere es gleich im Anfange, = an
Man mußte zu Rochelle fiebenzehn Tage warten, bis die Fregatte PEmbuscade aus-
gebeffert wurde. Nachgehends mußte man die Kauffahrer begleiten, welche ſchwer beia-
den waren, folglich fehlecht fegelten. Daher Fam der Graf erft den 1atem des Herbftmo-
nates nach Chedabuctu, als dem beftimmeen Sammelplase, und die Kauffahrer erft
den ıgten, Der Befehl, den er dem Caffiniere bey feiner Abreife nach Quebec hinterließ,
zeigete genugfam, daß er von dem glücklichen Ausgange diefer Unternehmung ſchlechte
Hoffnung harte. Es follte namlich der Ritter Caffiniere die Union nad) Königshafen be⸗
gleiten, weil dieſes Schiff den Ort mit Mund- und Kriegesvorrathe zu verſorgen beſtimmet
mar. Sodann ſollte er nach Manhatte ſegeln, doch aber bis den izken außer dem Geſichte
der Stadt und des Schloffes bleiben, und nur Anftalt zum !anden machen, Erhalte er
Ft nd a ne ie) | > bis
*
von Neu⸗Frankreich. RXII Buch. 301
bis den roten des Chriftmonates Feine Nachricht von ihm, fo koͤnne er nach Frankreich
zuruͤck gehen, doch aber die zur Unternehmung beftimmere Mannfchaft und Kriegesbedürf-
niffe zu Königshafen ausfegen- a A
Das legtere fiel dem Herrn Eaffiniere vermuthlih wegen widrigen Windes zu thun
nicht möglich. Aber nach Frankreich gieng er. Der Graf Frontenac Fam feines Drtes
nebft dem Ritter Callieres den raten des Weinmonates nach Duebec, und den 27ften nach
Montreal, fand aber deu Marquis Denonville und den Herrn von Champigny in der
größten Beſtuͤrzung von der Welt.
Den zsften des Yugufimonates, als man in völliger Sicherheit zu ſeyn vermeynfe,
fandeten eintaufend und fünfhundert Sroquefen vor Tages am chineſiſchen Duartiere, wel:
ches an der Suͤdkuͤſte der Inſel, und ungefähr drey franzöfifche Meilen über der Stadt
fiege. Weil jedermann fhlief, ſchlugen fie erſtlich alle Mannsperfonen tobt, und ftecketen
ernach die Häufer in Brand, wornach ihnen alles in bie Hände laufen mußte, Sie ver-
übeten ungewoͤhnliche Granfamfeiten; fie riffen die Feucht aus Mutterleibe, ſie ſteckten
die Rinder an Bratfpieße, und nöthigten, die Muͤtter die Spieße zu Dreher, und erfunden
1688.
Einfall der
Sroquefen.
noch allerley andere ſchreckliche Todesarten. Dergeſtalt kamen innerhalb einer Stunde
über zweyhundert Perſonen von beyderley Geſchlechte und allerley Alter ums Leben. Hier⸗
auf ſtreiften ſie bis eine Meile weit von der Stadt, ‚und wuͤteten uͤberall auf gleiche Weiſe.
Als fie des Duälens überdrüßig waren, wanderten fie mit zweyhundert Gefangenen nach)
Haufe, und verbrannten fie da. Als der erfte Larm entſtund, fobefahl Herr Denonville,
welcher eben zu Montreal anweſend war, dem kieutenante Robeyre, ſich in eine geroifle
Schanze zu werfen. Kaum war er darinnen, ſo rückte ein. Schwarm Iroqueſen davor,
Seine beute fochten als verzweifelte, bis-auf den legten Mann; er felbft wurde gefährlich
verwundet und gefangen. Hierauf fund ben Wilden die ganze Inſel offen. Sie hau—
feten bis an den halben Windmonat. unmenfhlich darinnen, obne daß man ihnen mider-
ftehen konnte. Als man nichts mehr von ihnen hoͤrete: fo ſchickte Here Denonville, um ih⸗
ven Abzug gewiß zu erfahren, die Herren duͤ Luͤth und Mantet in den See der zween Berge;
denn es hatten; unſere Leute num ſchon zween Monate lang weder Tag noch Nacht Ruhe
gehabt. Sie trafen noch zwey und’ zwanzig Iroqueſen in zween Canoten an, ſchoſſen
achtzehn todt, und bekamen drey gefangen, welche man dem Feuer unſerer Wilden uͤberließ.
Bey dieſen betruͤbten Umſtaͤnden, kamen der Graf von Frontenac und Callieres den
zaften des Windmonates nach Montreal. Einer von unſern Wilden, der ihnen wieder
entwoifchet war, berichtete, fie wären Willens, bald wieder zu kommen, und ben Winter
über „ veine Arbeit zu machen. Im Früblinge hoffeten fie die Stadt wegzunehmen, indem
eine, große Anzahl Engländer und Madinganen zu ihnen ftoßen würde, Sodann wollten
fie die drey Fluͤſſe, und endlich Quebec befuchen, Hier hofften fie, eine engliſche Flotte an-
zutreffen, und zu Ende diefes Feldzuges follte, nach ihrer Vorftellung, feine franzöfifche
Seele mehr in ganz Canada feyn.
Zu allem Unglücfe war Catarocuy, auf des Herrn Denonville Befehl, verlaffen und
gefehleift worden. Um fich destwegen zu rechtfertigen , ftellete der Marquis vor, weil dieſe
Schanze unten an einet Bay liege, fo ſchaffe fie wenig Bortheilz „es mache allemal ger
waltige Unkoſten, wenn ſie mit dem benothigten verſorget werden ſolle, indem man ſogar
das Brennholz dahin ſchaffen muͤſſe Denn die Befagung dürfe fich, aus Furcht eines
Ueberfalfes, nicht in die Wälder wagen; ——— fönne man fie, ohne andere nöthi-
3 gere
Vorſatz der
Wilden.
“1689. _
— —
902 Gefchichte und Beſchreibung
gere Befagungen zu ſchwaͤchen, noch weniger. Diefe Gründe ließen fih zwar hören;
unterdeffen hätte man fie ſchwerlich ſchleifen ſollen, ohne vorher eine andere Schanze an
einer bequemern Stelle zu erbauen. Denn übrigens war fie zum Pelzhandel, den einige
bey dem Grafen beliebte Perfonen zum Nachtheile des ‚gemeinen Veftens va trieben, fehr
Bequem, und eben Diefes gehörefe mit unter Die Urſachen, warum fie der Marquis
fihleifen ließ. -
Weil Here Denonville dem dafigen Befehlshaber zur Räumung Der Schanze nen gan⸗
zen Windmonar Zeit gelaffen hatte: fo hoffete der Graf, fie werde noch niche vorgegangen
feyn. Er brachte demnad) eine Menge Vorrath auf fünf und zwanzig Canote zufammen,
- md fehickte ihn unter einer ſtarken Bedekung ad. Weil er auch die zu den Galeeren
Was in Nor:
den vorgieng.
verdammeten Iroqueſen mitgebracht hatte: fo ließ er einige davon mitgehen damit ihre
Sandesleute die Ruͤckkunft derfelbigen erfahren, und die übrigen abholen möchten. Aber
fie waren kaum von dem chinefifchen Quartiere abgefahren, ſo erſchien Herr Valrenes mit fei-
ner ganzen Befagung in fünf und vierzig Mann beftehend, Er hatte allen Mund und
Rriegesvorrath, den er nicht mienehmen "Fonnte, theils verbrannt, eheils ins Waſſer ge-
worfen, drey Barken nebft ihren Ankern und eifernen Stücken in Grund gebohrer, die
metaffenen Stüde an den Franzfee gebracht und da vergraben, die Bollwerfe, Mauern
und Thuͤrme untergraben, und beym Abzuge brennende Lunten an die Sprengfeller ge-
leget; weil er nun nad) einigen Stunden ein großes Gekrache vernommen hatte, fo hoffte
er, es werde alles in die Luft geflogen feyn. Es verdroß den Grafen feeylich, daß feine
Anftalten alle umfonft waren. Doc) tröftere er fich damit, daß er die Schanze bald wies
der herftellen wolle, gleichwie denn auch gefhah.e —— — ———
Die Eroberung Neuyorks lag ihm gleichfalls noch immer im Sinne. Der Ritter
Callieres machte dießfalls neue Anſchlaͤge: allein, ſie waren vergeblich. Denn, leider!
man erfuhr, die Engländer machten im Gegentheile Anftalt, Canada zu erobern, Sie
waren uns auch in America an Mache freylich überlegen; unfer Gluͤck war, daß fie niche
zum beften gebrauchet tourde,
An der Hudſonsbay liefen die Sachen diefes 1689 Jahr recht gut fir uns, Iberville
Eam im vorigen Weinmonate dahin. Sein Heutenant la Ferte, befam den Befehlsha-
ber der Nelſonſchanze gefangen, und fand in feiner Tafche einen Befehl von den Bewind-
habern der londonfhen Gefellfchaft, ben Prinzen und die Prinzeſſinn von Oranien als
König und Königinn von Großbritannien in der Bay, als welche der Krone gänzlich zuge-
Höre, ausrufen zu laſſen. er v nm ehe
Bold darauf erfchienen zwey "Schiffe, eines. von achtzehn, das andere von zehn
Stücken vor ver Annenſchanze. Jedwedes hatte noch vier Steinboͤller, und eine große
Menge Gewehr, Mund:und Kriegesvorrarh am Borde. Ihre geſammte Mannfchaft
beftund aus drey und achtzig Mann, Darunter eilf Lootſen von denen zwoͤlfen welche Eng-
land in der Hudfonsbay hielt. Weil der erfte Angriff wicht gelingen wollte , ſo ſchlugen
ſie einen Vergleich vor. Allein, Iberville merkete die Liſt, lockete ſie etlichemal in einen
Hinterhalt, und erlegte ihnen dergeſtalt zwey und zwanzig Mann, darunter ihr Wundarzt,
und (einer der vornehmſten Officier war. Nachgehends bezwackete er fie bald auf einer
Inſel, darauf fie ſich gelagert Hatten, bald auf ihren Schiffen, die im Eife feſt faßen.
Endlich ergaben fie fich, mitdem Bedinge, es follteden Officieren von der adung der Schiffe ihr
Sold mir jehntanfend fuͤnfhundert Sivres bezahlet, ihnen auch ein Fahrzeug mir alfer Su:
gehört,
von Neu⸗Frankreich. XI Bud, 303
gehoͤr, binzufahren, wohin fie wollten, gegeben werben, Die übrigen, abfonderlich die 1699.
$ootfen, blieben gefangen. Iberville führete das Befte von den eroberten Schiffen nebft ven ——
Gefangenen nach Quebec, woſelbſt er den 2zſten des Weinmonates anlangete, und ließ
feinen Bruder Maricourt mit fechs und dreyßig Mann in der Bay zuruͤck.
Die Engländer hatten zwiſchen dem Pentagoet und Kinibequi an einem Orte Pem⸗ unterneh ·
kuit genannt, einen fehr fhönen Anbau unternommen, auch eine Schanze von Pallifaden mung ver
mie zwanzig Stüden dahin geſetzet. Aus dieſem Orte beunruhigten ſie die benachbarten Canibas.
Wilden, als geſchworne Feinde der Franzoſen, und ſetzeten den Statthalter von Acadia
in große Verlegenheit.
Den gten des Auguſtmonates machten ſich hundert Canibas auf den Weg, um fie
zu. verjagen. Am aber ihrer Sache defto gewiſſer zu feyn, giengen fie vorher alle zur
Beichte ; viele communicirten; es mußten auch ihre Weiber und Kinder ein gleiches thun,
damit fie reine Hände zu Gott aufbeben, und um Sieg gegen die Ketzer bitten fünnten,
Rebſtdem mußte, in ihrem Dorfe, fo lange als der Zug dauerte, der Roſenkranz ohne
Aufhoͤren fortgebethet, und nicht einmal zu Efienszeit ausgefeger werden. Die Krieger
überfielen erjtlich den Wohnplatz in bloßem Hemde, macheten alles, was ſich mehrere, nieder;
Ind nahmen bie übrigen. gefangen, Nachgehends ſteckten fie ſich Hinter einige fteinerne
Häufer, und fiheffen von, Mittage bis Abends ſo heftig auf Die Schanze, daß fich niemand
ſchen faffen durfte. Den folgenden Tag übergab der Befehlshaber die Schanze, und 708
mit vierzehn Mann und einigen. Weibern, mit dem Bündel auf dem Rüden, aus. Die
Wilden nahmen, was ihnen beliebete, aus den Häufern und der Schanze, fehleiften fie her-
nad), und zogen. wieber. heim, Zu vergeſſen iſt nicht, daß fie ein Faß Brandtewein ohne
den geringften Tropfen zu Eoften, entzwey ſchlugen. Denn dieſes iſt bey den Wilden
fürwahr eine Heldenthat. Die Befasung, hatte nach ihrem Borgeben fieben Mann einge⸗
büßet. Von den Canibas wurde nur ein einziger am Beine verwundet, i \
> „Auf diefe Unternehmung folgete eine andere, und weit wichtigere. Die Engländer Noch eine an:
hatten vierzehn Fleine, aber wohlverſehene Schanzen in der Nachbarfchaft des Kinibefi. dere Unter
Die Wilden am Pentageet amd Johannesfluſſe ftießen zuſammen, überfielen die Schanzen nehmung
alle miteinander, und ſchlugen bey zweyhundert Perſonen todt; hernach zogen ſie mit großer
Beute davon... Der Hauptvortheil, ven uns dieſe Streifereyen brachten, beſtund darinnen,
daß hiermit alle Bölkerfchaften in diefem Sande, welche den größten Ruhm der Tapferkeit
Hatten, zu unverfößnlichen Feinden der Engländer wurden, hingegen blieben fie wegen ih⸗
ver herzlichen Neigung zur chriſtlichen Religion, und weil fie von Natur leicht zu bereden
find, deſto feiter auf unferer Seite,
Bon dieſer Zeit an, hielten es viele Abenaquier für gut, fich mitten unter den Fran: Viele Abena⸗
zofen niederzulaſſen. . Zwar waren fie noch nicht alle Chriften , fie machten aber doch ſchon quier begeben
Anftalt, ſich zu bekehren. Herr Denonville überzeichere dem Herrn Seignelay nach ſeiner th 3" —
Ruͤckkunft in Frankreich eine Schrift von dem neufranzoͤſiſchen Zuſtande, und von den Franzoſ *
Mitteln der Verwirrung in dieſem Lande abzuhelfen, darinnen er meldet, alle gluͤckliche
Unternehmungen gegen die Englaͤnder waͤren dem guten Verſtaͤndniſſe zuzuſchreiben, das
er vermttelſt der Mißionarien abſonderlich aber der beyden PP. Bigot mit den Abena⸗
quiern unterhalten Habe, und fonne man nicht beffer hun, als eine große Anzahl dieſer
. Wilden nah S. Franciſcus zu locken, Die Engländer, fährt ev fort, hielten Die, Mißio-
narien für ihre abgefagteften Feinde, und Hätten nicht eher geruhet, als bis fie —
- 1689.
304 ee und Beſchreibung
aus dem ganzen iroqueſiſchen Gebiethe vertrieben hätten. Man ſollte billig, auch ohne Ab:
— ſicht auf die Religion, dahin trachten, ihnen nicht nur unfer den Stoquefen, fondern auch
Auffag des unter allen übrigen Wilden einen beftändigen Sig zu verſchaffen; denn ſie koͤnnten dieſe
Hrn. Denon Seute beynahe lenken, wohin ſie wollten. Die Jroqueſen hätten uns im Grunde zwar
ville.
lieber, als die Engländer; gleichwohl würde fie der vorteilhafte Handel mic ihnen, oder
vielmehr der gute Zuftand, darein die Engländer ihre Handlung ſetzen, beftändig auf ih⸗
rev Seite behalten, Das gute Verſtaͤndniß zwiſchen der Geiſtlichkeit, und dem Statt:
halter und Intendanten , ſey das einzige Mittel, Ordnung und Ruhe im Sande zu erhal-
ten. Es wäre zu wünfchen, es möchten Die Geiftlichen und Mönche überall ein fo erbau⸗
tiches Leben führen , und fo fromm feyn, als in Canada: ‚allein ſie haͤtten in diefem Lande
allzuwenig Einfünfte, und koͤnnten Faum leben, Man koͤnne die Graͤnzpoſten, abſon⸗
derlich Catarocuy, wegen ihrer Eutlegenheit nicht jeitig genug retten, und hätte man fie
gar nicht anlegen follen. Die dafigen Befehlshaber würden immer in die Händel det
Wilden verwidelt, darüber wir mit den Zroquefen Verdruß befämen, ja zumeilen bey
unfern Bundesgenoffen ung verächtlich machten. Man hätte fich in die Haͤndel der Wil-
den nie mifchen follen,, noch weniger ihnen die Waaren zufihleppen. Das übrige betraf
den elenden Zuſtand Acadiens, die Bequemlichkeit, einen einträglichen Fifhfang an diefer
Kuͤſte zu treiben, und die Eroberung Neuyorks, wozu er fechs Fregatten und eintauſend
und zweyhundere Mann kandmache forderte,
Entſchluß des Allein, der Hof hielt zwar wohl diefe Eroberung für etwas vortheilhaftes, brauchte
Hof cht anderswo
Der Graf will Weil an die Eroberung Neuyorks weiter nicht zu gedenken war: ſo gedachte der Graf,
aber doch feine Ma
an nöthiger. Es wur lich dem a
und den Herrn von Champigni befohlen, ſtatt der ten Ss er.
cherheit von Canada zu gebenfen, und zu biefem Ende die Einwohner in Sieden, die
man leicht vertheidigen und befeftigen koͤnne, ziehen zu laſſen. Uebrigens koͤnne der
Graf das Anfehen , darinnen er bey den Iroqueſen ftehe, und die Befreyung ihrer gan-
besleute von den Öaleeren auf folche Weife anwenden, daß ein dauerhafter Friede, da-
von Frankreich Ehre habe, daraus erfolgete.
Man verwunderte fich in Canada, warum ber Hof dem Sande die verdrüßlichen
Nachbarn nicht vom Halfe fehaffen wollte, gleichwie fich der Hof verwunderte, warum die
Canadier lieber zerſtreuet, als in Flecken beyfanmen wohnen wollten ? Gleichwohl war
das legtere fo Teiche nicht zu thun, als man in Frankreich gedachte; und was die bloße
Vertheidigung gegen die Engländer und Iroqueſen betrifft, fo Foftete fie in der That mehr
als einen Zug, welcher jene außer Stand; uns jemals anzufallen, geſetzet, und diefe ruhig
in ihrem Sande zu figen genöthiget hätte. Gleichwie venn die Folge diefer Gefchichte ge-
nugſam zeigen wird. ;
die Sroguefen Die Iroqueſen zu gewinnen, welches {fm denn, weil fie bey feinem vorigen Aufenthalte
gervinnen. große Höflichkeit gegen ihn blicken ließen, etwas leichtes zu feyn ſchien. Er hatte auf der
Reiſe einen tapfern Hauptmann der Goyogouiner, Namens Ureuhare, gewonnen.
Auf deffen Einrachen fehickte er den Iroqueſen viere von ihren auf der Galeere geweſenen
Oberhaͤuptern, und ließ ihnen durch den Ureuhare beybringen , fe Möchten doch an
ihren alten Vater eine. Geſandtſchaft abſchicken, fie wuͤrden ihn voll Liebe und Freundſchaft
gegen ſie finden.
Die
von Neu⸗Frankreich· "XII Buch. 305
e Die Orte verſammelten ſich, und ſchickten einen Abgeſandten, welcher den oten des 1698
Märzmonates 1690 fu Montreal ankam. Allein, der Graf war nebft dem Ureudare 5
zu Quebec, Endlich lockete der Ritter Callieres dem Geſandten fein Anbringen ab, Entſchluß ders
Es beſtund in ſechs Halsgehängen. Das erfte entfehuldigte den Verzug der Abgefande- ſelbigen.
ſchaft, durch eine Unterhandlung mit unſern weſtlichen Bundesgenoſſen, und der Ge-
fandte, Bagniegaron, fagte dabey: So muß man es bey Friedensſchluͤſſen machen,
Und ſich niche auf Ausländer verlaffen. Er meynte, der Statthalter hätte ihrem DVer-
langen zu Zolge, in Perfon nad) Onnontague oder an einen andern beliebigen Ort
kommen ſollen. —A ——
Dras zweyte Gehaͤnge bedeutete die Freude der Flamander, das iſt der Neuyorker
und der Iroqueſen, uͤber die Ruͤckkunſt des Ureuhare, welchem er den Titel ‚eines ober-
fen Feldhauptmannes der Iroqueſen beylegete, . Hieraus war das gute Berftändniß zwi⸗
fihen Neuyorf und den Irdqueſen zu ermeſſen.
Duurch das dritte verlangete man die baldige Anfunfe der übrigen gefangenen Iro⸗
quefen, . Der Abgeſandte meldete zugleich ‚man babe alle gefangene Öranzofen nach
Dnnontague gebracht, und werde, mit ihnen nach. des Ureuhare Rath und Gutachten
verfahren. —J —
Das vierte und fünfte handelte von des Herrn Denonville im Bezirke Tſonnonthuan
angeſtifteten Verwuͤſtung, von der verraͤtheriſchen Gefangennehmung ihrer Oberhaͤupter,
von dem Raͤumen der Schanze Catarocuy, und meldete, wenn alles Unheil erfeget,
und der Weg frey feyn werde, fo wolle Teganifforens zu dem Ononthio kommen und
vom Frieden fprechen,
Durch das ſechſte berichtere Bagniegaton, es ſey zivar eine Partey Yroquefen
ſchon feit vem Weinmonate zu Felde gegangen, fie werde aber, ehe der Schnee fhmee,
nichts vornehmen; mache fie nun Gefangene, fo werde man diefelbigen wohl halten,
Thut desgleichen, fuhr er fort, wenn ihr von unfern $euten welche befommer, IH hatte
acht Gefangene von der chinefifhen Niederlage; viere davon fraß ich, vieren fchenkere
ich das Leben. Ihr feyd graufamer, als ich; denn ihr fchoffee zwölf Tfonnonthuaner
todt; ihr hättet wenigftens ein Paar verſchonen follen. Eben um diefes zu rächen, frag
ich die viere, |
9 Herr Callieres ſchickete die Abgeordneten bierauf an den Grafen: allein, diefer ließ
fie nicht vor ſich, aus der Urfache, weil ihr Anführer ihn durch feine Grobheit beleidi«
get habe. Alles, was er mit ihnen handelte, geſchah durch den Ureuhare— Dieſer
ſtellete ihnen acht Gehaͤnge zu, und erklaͤrete fie auf eine Weife, daß der Graf nicht mie
eingemifchet wurde,
Der Hauptinhalt war, die fünf Orte möchten ihre Thränen abwifchen, und das Antwort
Dergangene vergeflen. Es freue ihn, daß feine Sandesleufe Das geben der gefangenen darauf.
Franzofen” fehonen wollten, Dnonthio Habe verfprochen, mit den ihrigen dergleichen zu thun.
Er, Ureubare, werde nicht nach Hauſe gehen, bis ſie ihn durch ein Oberhaupt abho⸗
len ließen. Auf feine Bitte, laſſe fie Ononthio durch einen feiner vornehmſten Officiere
begleiten, um bie Orte zu ermabnen, fie möchten den Slamandeın Fein Gehör geben,
fih auch nicht drein miſchen, wenn ex dieſelbigen dafür, daß fie ihren rechtmäßigen König
verjaget hätten, zuͤchtige.
Allgem, Reiſebeſchr. XIV Band. 2g | Die
306 A Gefkhichte und Beſchreibung
1690; Die Urſache, warum der Graf aus einem-fo hoben Tone redete, war die Erobe⸗
rung Corlar, die er. erfahren hatte, und Davon wir an feinem Orte reden wollen, Der
Dfficier, den er mit den Iroqueſen fortſchickete, war ein abgebankter Hauptmann, der
Ritter 6 Eau genannt, | u
Unterhand ⸗· " Sfeichwohl machte ihm die Unterhandlung der Utauais mit den’ Iroqueſen große
fung der Iro⸗ Unruhe, und hatte es folgende Beſchaffenheit Damit, Weil unfere weftlichen und nord-
—— lichen Bundesgenoſſen guten Gewinn dabey hatten, wenn ſie durch Vermittelung der Orte
* mit don Engländern handelten: fo hinketen ſie immer auf dieſe Seite. Here Denonville
hatte fie eben deswegen in den Krieg mit den Tſonnonthuanern verwickelt und verwirrer,
dadurch eine ewige Feindfehaft zwiſchen ihnen und den Iroqueſen zu ftiften.. Allein, es
gelang ihm nicht, Als die Wilden ſahen, wie fehlecht es mit dieſem Zuge ablief, wie
viele Schläge wir befamen, und daß mir um den Frieden recht Betten, und allen Trog
einftecfen mußten, fo hielten fie für beſſer, fich mie den Iroqueſen auszuföhnen, abfon-
derlich nach dem Verheeren des chinefifchen Duartieres, das vor des Statthalters Augen
vorgegangen war, ungeachtet fie ihn gewarnet haften, auf feinee Hut zu fteben. Sie
ſchickten alfo den Tfonnonthuanern vorläufig alle Gefangene zurück, und verglichen fich
mit ihnen wegen einer Unterredung im fünftigen Brachmonatee Zum Ölücebefamen
Herr Dürantape und die Miffionarien Wind davon. Sie ſchickten alfo den Herrn
Joliet mit einem Briefe vom Pater Carbeil an den Grafen, ungeachtet der Winter
bereits ftarf, und der Weg vierhundert franzöfifche Meilen lang war. Joliet kam zu Ende
des Chriſtmonates nach Quebec, und der Juhalt des Briefes war folgender. |
Schreiben des „I... Die Miſſionarien hätten ihr moͤglichſtes gethan, die Utanais und Huronen auf der
P. Karheilo. guten Seite zu erhalten. Allein, was zu Montreal vorgegangen, habe dieſe Wilden aͤußerſt
Des gemacht, und. bewogen, erftlich ben Tſonnonthuanern, hernach den ſaͤmmtlichen
ten ein ewiges Buͤndniß anzubiethen. Zwar die Huronen giengen noch nicht mit der
Sprache heraus, fondern hätten; ihren Bundesgenoffen geantwortet: Ich bin noch allzu
jung d),.mich-in folche Dinge zu. miſchen, ich überlaffe fie, meinen Brüdern, bie. mehr
Verſtand, als ich, haben, die moͤgen es verantworten.
Die Utauais haͤtten mit dem Abſchicken ihrer Bothſchafter ausdruͤcklich deswegen
geeilet, weil fie ſich eines Aufgebothes gegen die Jroqueſen beſorgeten. Sie haͤtten ihren
Gefangenen bey dem Freylaſſen ganz außerordentliche Freundſchaft bezeuget, und als die
Mißionarien erwaͤhnet, ihr Vater Ononthio werde diefes wicht wohl aufnehmen, geant⸗
wortet: „Wir dachten, die Franzofen wären Kriegesleute: aber wir fehen aus der Er—
„fahrung , daß fie den Iroqueſen bey weitem nicht gleichfommen. Wir fahen mit Augen,
wie fie fich auf der Inſel Montreal niedermetzeln ließen ; wie wollten fie uns denn belfen?
¶Auch fahen wir ihr verzagtes Wefen auf dem Zuge gegen die Tſonnonthuaner, da fie
„mit dem Getrayde und der Baumrinde Krieg führeten e). Seit der Zeit haben fie
„gar nichts gethan, als demuͤthig gebethen, man wolle ihrer fehonen. Sie haben nicht einmat
„das Herz, fich zu wehren, wenn man fie angeife, und laffen fich jieber auf das ſchimpf⸗
„lichſte
A) Das iſt, zu ſchwach an Leuten. e) Sie zerbrachen die Kähne der Tſo
) | it, zu ſchwach er A —2 ſonnonthua⸗
0
von Reu-Srankreih. XI Buch. 307
„lichte hudeln / Als daß fie von Febel zögen, For Bündni hat tuns aber Diefeg unſere 1696
» Handlung mit den Engelländern verdorben, davon wir größern Vortheil Haben, als don —
„der ihrigen, da doch jedweder — en zum Vortheile gereichen folle,
» Eben alfo geht es auch nic Dem Kriege. Wir müffen fechtenn, Sie aber fegen ihr $es
» ben durch einen Knien Drang in Sicherheit. Ein jedweder, der, was ige
» vorgeht, weis, der icd vielmehr ung fin: die Beſchuhzer der Franzoſen, als fie für die
v unferigen anſehen⸗ dude rl 7 nl; eG HH
Die Utauais waren viel zu dumm, eine folche Rede auszubenfen, Man erfuhr aben
bald, daß die Huronen, u abſonderlich Hatte, hinter der gangen Sache ftesten.
: 8 3 — W— a 46 * J
Der Brief des P. Carheil geſtel dem Grafen nicht übel; denn er hoͤrete gern
die Fehler beruͤhren, welche vor ſeiner Zeit vorgegangen waren. Nebſtdem dachte er,
alles Unglück nehme feinen“ Urfprung von -dem Schleifen der Schanze Tafarocup,
Bleichwohl trafen ihn die Klagen der ee Ki dort auch ſo in etwas, und es harte
eff A
u en
»s
fein Borfahrer eben fo gut, als dr eiigef et) 7 freylich Das befte, wenn man die
Engländer aus Neuyork jagen koͤnnte. Unte da die Mittel, dieſe Unternehmung
auszufuͤhren, in des Grafen Gewalt nicht ſtunden ſo trieb er doch wenigftens die Eng-
laͤnder dergeſtalt zu Paaren, daß die Wilden ganz andere Gedanken von unſerer Tapfer⸗
keit ſchoͤpfeten. — BR le ee er Hrn
Ehe ich aber in diefe Erzählung mich einlaffe, muß ich vorher die Begebenheiten
des Herrn de ls Sale beybringen. Denn diefer kam zu Ende des 1688 Jahres, als
man in Alt und Neufrankreich weder an Ihn, noch an Sonifiana ‚mehr gebachte, unver⸗
miurthet wieber zum Vorſcheiee. 5 a
Das Der
508
nee
Der r
allgemeinen Geſchichte
= und Beſchreibung
von Reu-Frankreich;
Drepgehnted Buch.
1684-90. ee find * —* einem Fehler vermiſchet. Das Schickſal ber Men«
— en bringe es alſo mit ſich. Doch beſchaͤmet uus nichts fo ſehr, als. daß gar
£ öfters Die erhabenften € —— den ee BE nn 57
treten, und dadurch ihrer gewöhnlichen Gefährtinn, der Misgunft, die fhönfte
Gelegenheit, ihre boshaftige Wuth zu vermiänteln, an bie, Hand geben. Denen „wel⸗
che das menfchliche Geſchlecht regieren, liegt es ob, einen Weg aus dieſem Irrgarten zu
finden, die Wahrheit aus dem düftern Mebel ungegründeter Verleumdungen an das
Sicht zu bringen, und das Gemüth der Perfonen, denen fie ihre Geſchaͤffte auftragen, ge-
nau auszuforfihen: dergeſtalt werden fie im Stande ſeyn, alles, was diefelbigen Öutes
an fich haben, vortheilhaſt zu gebrauchen, gegen ihre fehlimmen Neigungen aber, auf der
ut zu ſtehen. ar RE EN DR ln,
Herr de la n Fe diefes beobachtete der Herr von Seignelay, als es darauf ankam, die angebo-
Sale über: thenen Dienfte des Herrn de la Sale anzunehmen. Weil ihn Herr de la Barre nicht zum
2 ſeinen vortheilhafteſten abgemalet hatte: fo wollte er die eigentliche Gemuͤthsbeſchaffenheit dieſes
BmeRl- Mannes mit Gewißheit kennen lernen: er ließ ihn zu dieſem Ende oͤfters vor ſich kommen,
und ſchloß endlich, wenn gleich die Klagen, die man über ihn führefe, nicht gänzlich un
gegründet wären, fo fen ev dach auch im Stande, dem Königreiche hoͤchſtwichtige Dienfte
zu feiften. Er ließ alfo viel Gewogenheit gegen ihn blifen, und dariiber wuchs dem fa
Sale der Muth, daß er mit einem neuen Vorſchlage heraus ruͤckete. Er wolle nämlich
die Mündung des Micifipi zur Ste auffüchen, den franzöfifchen Schiffen die Fahrt das
hin eröffnen, und eine Pflanzftadt anlegen. Man hielt diefen Anfehlag für genehm, und
befahl ihm, zue Ausführung deffelbigen Anſtalt zu machen.
Was ihm be: Mic diefer befchäfftigte er fich den ganzen Winter, und erhielt, als alles zu Stande
fohlen wird. war,feine Beftallung von dem Herrn Seignelay. Der Inhalt war , 68 follten affe zwifchen
der illinefifchen Ludwigsſchanze und Meubifeaya befindliche Franzoſen und Wilde unter
ihm stehen, Gleichfalls füllte das Oberhaupt des Geſchwaders, damit er nach America
abgehen
ANMERKUNG
Denklsshe 22 erKar te hat verbin :
dert; daß mahı den Krümmen des Fußes
Meissih er ‚genau folgen und alle 2 Infe In
1 darinner bemerken koennen, womit er durch: .
— ——— ft; VE € würde kein ‚Geogra
7 unter diefer Fheien:
fen and .6 ben % verheclt sichs mit allen
Üßen, die noch nıcht so Breitfü ind:
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MAASS-STAB.
—— See-meilen F — —
Geſchichte und Beſchreib. von Neu⸗Frankr. XIII B. 30
abgehen werde, feiner Vorſchrift unterwegens folgen, nach dem Landen aber, in ſofern es 1694.00;
ohne rg nos der Eöniglichen Schiffe gefehehen fönne, ihm allen verlangeten Bey— —
ſtand leiſten.
Man ruͤſtete zu Rochefort vier Fahrzeuge von unterſchiedlicher Größe aus, und be, SeineSchiffs⸗
feßete fie, das Schiffsvolf dazu gerechnet, mit zwey hundert und achgig Perfonen. Sie vüftung.,
beftunden , ohne jenes, aus hundert Soldaten, aus einer canabifchen Haushaltung,, da⸗
von das Haupt Talon hieß, aus etwa dreyßig Freywilligen, darunter einige Edelleute
waren, aus einigen Mägdchen, und einer gewiſſen Anzahl, theils Dienſtbothen, theils
Handwerksleuten. Unterdeſſen hatte man nicht eben die befte Wahl getroffen. Die Sol⸗
baten waren. meiftens Gteigbettler gewefen, einige waren gebrechlich, oder wußten nicht
einmal, wie man eine Flinte losſchießen müffe. Die Handwerfsleute waren um kein Haar
beſſer. Als man ſie gebrauchen wollte: fo fand ſich beynahe kein einziger, der fein Hand»
werk verftund,
Unter den Freyrilligen befanden ſich zween Vettern des de Ia Sale, Namens Car
velier und Moranget. Der erftere hatte kaum vierzehn Jahre, Ferner drey Geiftliche
aus St. Sulpiz, nämlich Here Cavelier ‚des la Sale Bruder; Chefdeville, ein Anz
verwondter von ihm, und Herr Majulle 0), Vier Barfüßer, namlich der Pater Ze:
nobing Mambre, welcher dem Herrn dela Sale bey feinen vorigen Entdeckungen Ge—
ſellſchaft leiftete; der Pater Maximus Leclecq, welcher eine Zeitlang in Canada ges
mefen war; ber Pater Anaſtaſius Douay, und der Pater Dionyſius Marquet, foll-
ten ‚ theits in dem Wohnplage, den man an des Micifipi Mündung errichten wollte, ver
bleiben , theils unter Die Heiden ausgehen. Es wurde aber dem Pater Marquet gleich in
den erften Tagen der Fahrt ſo ſchlimm, “daß man ihn wieder ans fand fegen mußte: er
reiſete alfa nicht mit, ' Noch fehlug fich ein Bürger von Rouen, Namens Joutel, ein
braver Mann, der fange im Kriege gebienet hatte, und die einzige zuverläßige Beſchrei—
bung diefer Reife herausgab, zudem Herrn dela Sale, und diefer, weil er feine Geſchicklich⸗
£eie amd feinen ſcharfen Verſtand kennete, gebrauchete ihn als feinen Haushofmeiſter, bes
fand ſich auch recht wohl dabey.
vo Die vier Fahrzeuge, darauf man bie neuen Einwohner einfhiffete, waren, erftlich Abreiſe von
le Joli, eine Fregatte von vierzig Stüden, unter dem Heren de Beaujen, welcher den Rochelle.
Kitter d’ Here zu feinem Sieutenante, und den Heren du Hamel zum Faͤhndriche hatte,
Eine andere Fregatte von ſechs Stuͤcken, die Schöne genennet, hatte der König dem
even de la Sale, und diefer zweenen Barkenfhiffern anvertrauet. Die Fluͤte, l Aima⸗
bie, von dreyhundert Tonnen, gehörete einem Rocheller Kaufmanne, Namens Maſ—⸗
fiot, wurde vom Herrn Aigron geführet, ‚ und hatte alle Güter des Herrn de la Sale an
Bord, Das vierte mar eine Kits ober Jacht, und follte teils Waaren, theils Krieges-
bedůrfniſſe nach St. Domingo bringen, —
Den ꝛaſten des Heumonates im Jahre 1684 ſtach dieſes kleine Geſchwader in Ge⸗
ſellſchaft der Inſeln und Canadafahrer aus dem Rocheller Hafen in die See. Jene ſollten
fo lange, bis man die ſpaniſche Kuͤſte entdeckete, unter dem Herrn de Beaujeu ſtehen. Als
fein, kaum war man funfzig Meilen weit in der See: fo brach der Bogſpriet des Joli
bey dem ſchoͤnſten Wetter von der Welt morſch entzwey. Jedermann hatte feine Gedan⸗-
Een darüber; und weil fic bereits einige — zroifchen den Herren de la Sale und
Deanjeu
=) Andere Nachrichten nennen ihn Dainmaville. —
1684- 90,
Beaujen und
la Sale vers
uneinigen ſich.
— Geſchichte und Beſchreibung
Beaujeu blicken ließ: fo glaubeten viele, es ſey nicht ungefähr geſchehen. Man berath⸗
ſchlagete: ob man lieber nach Portugall gehen, oder umkehren wollte. Das letztere wurde
beliebet. Die uͤbrigen drey Schiffe folgeten dem Joli, und man konnte nicht eher, als
den ıften Auguſt wieder in Die See ftechen, cur 00f
Den ıöten entderfere man Madera. Beaujen fah für gue an, man ſolle ſich bier mit
Waſſer und frifchen Lebensmitteln verforgen. Allen, Herr de la Sale meynete, da man
kaum vierzehn Tagein der See ſey, fo fönne es noch nicht an Waffer oder Sebensmitteln feh⸗
len. Gehe man nah Madera, fo verſaume man wenigſtens acht Tage für die lange Weis
Te, Nebſtdem wolle feine Unternehmung ingeheim ausgeführet ſeyn, am allerwenigften aber -
dürften die Spanier etwas davon erfahren ; gleichwie doch ohne Zweifel gefehehen würde,
wofern man ſich fo nahe an den canarifehen Inſeln fehen laffe: und zum Befchluffe, fofey
es des Königes Wille nicht, gleichwie er am allerbejten wiſſe.
Diefe Antwort verdroß niche nur den Herrn Beaujeu, fondern machete auch das
ſaͤmmtliche Schiffvolk unwillig. Ja, es ftieß ein veformivter Neifender, Namens Pas
ger, bey dieſer Gelegenheit fehr ungeftüme Reden aus; und als la Sale den Befehlsha—
bet fragete: ob er etwa dem Kerle, dergleichen Grobheiten zu begehen, anbefohlen habe?
antwortete derfelbige ganz Faltfinnig mit Nein; verlangete ihm aber nicht die geringfte Ges
nugthuung zu verfchaffen. La Sale verbiß zwar feinen Verdruß: es ſchwanete aber kei⸗
nem Menfchen auf dem Schiffe viel Gutes von einer Unternehmung, deren Anführer gang
widerſinnige Abfichten und Anfchläge hegeten.
Noch fehlechter gieng es zu, als man nach St. Domingo kam. Herr de la Sale
hatte dem Befehlshaber diefer Inſel, Herrn de Cußi, einen Befehl des Minifters, feine
Unternehmung betreffend, einzuhändigen. Da nun Herr Cußi feinen gewöhnlichen Sig
am ber nordlichen Küfte der Inſel, in dem fogenannten Friedenshafen hatte: fo war es
natürlich, an dieſem Orte zu landen. Allein, Herr Beaujeu befand es nicht für thunlich,
fondern lief an die MWeftfüfte, und warf den 27ſten des Herbftmonates bey klein Goave
Anker Hier erfuhr er, der Befehlshaber: fen zu Friedenshafen, und habe die Herren
St. Laurent und Begon bey fi, davon jener Großſtatthalter und diefer Intendant ale
ler americanifchen Eylande war. Es wären beyde, hieß es weiter, Fraft eines befondern
Auftrages vom Könige nach St. Domingo gekommen, um nebft dem Herrn Eußieine
Es geht ein
Fahrzeug wer:
foren
Poligeyorbnung zu machen, Gerichte anzulegen, und alferley Unordnungen, daben die
Handlung diefer angehenden Pflanzſtadt in Abnahme gefommen fey, abzufchaffen. |
Herr de Ia Sale erfuchete ven Befehlshaber ſchriftlich, er möchte fich zu ihm bemi-
ben, weil er ihm allerley des Königes Dienfte betreffende Sachen zu eröffnen habez- gleich
wohl aber vom Geſchwader nicht weggehen koͤnne. Sogleich machete fich nicht nur Herr
Eußi, fondern auch die Herren Laurent und Begon auf den Weg. Gie fanden den gu⸗
ten la Sale bertlägerig, Der Verdruß hatte an feiner Krankheit nicht werig Ancheif,
Denn feit einigen Tagen hatte er erfahren ‚Ifeine Yacht ſey an der Küfte der Inſel durch
zwo ſpaniſche Piroguen weggenommen worden: es waͤre aber dieſes Unglück nicht erfolget,
wenn man zu Friedenshafen eingelaufen waͤre; und dieſes vermehrete das ſchlechte Vera
ſtaͤndniß zwiſchen ihm und dem Beaujeu fehr,
Es konnte auch in der That kein Menſch begreifen, warum der letztere mit aller Ge;
walt auf einer Sache beftund , daran ihm eigentlich das wenigſte gelegen ſeyn konnte. Al—
lein, es fhien, als ob beyde Herren nur darauf daͤchten, wie einer dem andern fein Vor
haben
von Neu⸗Frankreich. XIII Buch. au
haben vernichten wolle, Nun fälle es zwar einem Föniglichen Officier freylich ſchwer RER,
‚verbauen, wenn er an feinem eigenen Borde von einer Perfon ohne Rang Befehle an⸗ —
nehmen ſolle. Allein, geſetzt, es ſchiene dieſes dem Herrn Beaulieu wider feine Ehre zu
laufen, warum übernahm er denn die Anfuͤhrung des Geſchwaders unter dieſem Bedinge?
Auf der andern Seite überlegete Herr de Ia Sale nich genugfam ‚wie hart einem Geſchwa⸗
deroberften eine ſolche Bedingung fallen müffe, und fuchete fie durch fein Berfahren im
geringften niche zu verfüßen, Er ließ fehlechtes Vertrauen gegen den Herrn Beaujeu blie
den: und gab-ihm auf feine Vorſchlaͤge allemal nur zur Antwort: das will der Koͤnig
nicht haben. Auf dieſe Weiſe nun brachte er den Mann freylich nicht auf den Vorfag,
das Beſte bey diefer Unternehmung zu hun; ungeachtet er feiner Hilfe zum glücklichen
Ausgange derfelbigen allerdings benöthiget war, Daher als Herr Cavelier beyder gefährlichen
Krankheit feines Bruders, den Herrn Beaulieu erfuchete, fich der Gefchäffte feines Bru⸗
ders anzunehmen: fo bekam er Feine andere Antwort, als fie wären ihm gänzlich unbes
kannt, ſchienen aber in fo fehlechten Umftänden zu ſeyn, daß er fich mit Ehren nicht dar⸗
ein mifchen koͤnne. |
Endlich wurde Herr de la Sale wieder gefund. Da ihm nun ſowohl der Befehlshaber Man erblicket
der Inſel, als beyde koͤnigliche Commiſſarien nach einigen Unterredungen alles, was er ver; Florida.
fangete, mit großer Bereitwilligfeit zuftunden ; folglich fein längerer Aufenthalt zu Elein
Goave unnoͤthig fiel: fo gieng ex den 25ſten des Windmonates, in größerer Feindfchaft mit
dem Heren Beaujeu, als jemals, unter Segel. Den ofen des Ehriftmonates, Fam-er
das Antonsvorgebirge, welches die Weftecke von Euba ausmachet, vorbey; und lief inden
mericanifchen Seebuſen. Es jagete ihm aber ven ı4ten ein heftiger Sturm tvieder an dag
Vorgebirge zuruͤck, und nöthigte ihn, bis den ıgten dafelbft vor Anker zu liegen. Den
28ſten erblickte er das fefte fand Florida. Weil man ihm nun gefaget hatte, im meri-
canifchen Seebufen trieben die Ströme nach Oſten: fo glaubete er, es müßte die Muͤn—
dung des Micigipi noch weit gegen Weſten entfernet feyn; und diefer Irrthum murde die
Duelle alles feines Ungluͤckes.
Er ließ alfo weftlih Halten, ruͤckete aber dennoch langſam fort, indem er fih, um Er verfehfer
nach demjenigen, was er ſuchte, auszufehen, von einer Zeit zur andern der Küfte näherse, Me Mündung
auch waͤhrender Fahrt Diefelbige beftänbig im Gefichte behielt. Den roten Jaͤnner des 16g5 des ”ieifipi
fen Jahres mußte dem nochmaligen Muthmaßen zu Folge, das Gefchwader nahe an der 1685-90.
Mündung des Stromes geweſen feyn. Weil aber Herr de la Sale die apalachifihen Gebir: ——v—
ge noch vor ſich zu haben vermeynete: fo fuhr ex weiter, ohne einmal feine Schaluppe ans
Sand zu ſchicken. Ms ihm wenige Tage hernach die Wilden einiges Sicht gaben: fo wollte
ex umkehren: allein, Herr Beaujeu ſchlug ihm dieſe Gefälligkeit ab; ungeachtet ihn der
£önigliche Befehl Dazu verband, Man Argerte ſich benberfeits. Endlich gab Herr Sale,
der zur Unzeit in Kleinigkeiten auf feinem Kopfe beftanden war, zur noch größern Unzeit
in einer Sache nach), da er Die habende Gewalt auf alle Weiſe gebrauchen ſollte.
Man ſetzete demnach die Fahrt Immer weſtlich fort, und lief nach einigen Tagen in Koͤmmt in die
die Bernhardsbay , wiewohl ohne fie zu fennen, Sie fiegt Hundert Meilen weftlich, von Bernhards:
der Mündung des Micißipi. Man warf Anker und fhickete die Schaluppen auf Kund- bay.
fihaft aus. Sie fanden einen ſehr fhönen Fluß, an deffen Mündung ein Riff iſt, das
nicht über zehn bis zwoͤlf Schuhe Waſſer Har. Nach vielem hin und herfahren , um zu
ſehen, wo man fey; und nach vielem Rathſchlagen , darinnen nichts beſchloſſen wurde, weil
jedwe⸗
1685-98
mu
Verliert die
Fluͤte.
Folge dieſes
Ungluͤcks.
312 Geſchichte und Befihreibung
jedweder von beyden Anführern, alles, was der andere vorbrachte, ſogleich widerlegete;
faſſete endlich Herr de la Sale die Entſchließung, feine Leute bier ans Sand zu ſetzen.
Denn, erſtlich glaubete er, von dem Miciffipi nicht mehr weit entfernet zu ſeyn; und zwey⸗
tens gereichete ihm die Gegenwart des Herrn Beaujeu nur zur Laſt.
Er befahl alſo den aoften des Hornungs dem Befehlshaber der Fluͤte, fein Fahrzeug zu
lichten, und in den Fluß einzulaufen ; übrigens aber den Befehlshaber der Schönen
an Bord zu nehmen. Denn jenem frauete er nicht, entweder, weil er feine Geſchicklich-
£eit in dem gegenwärtigen Falle nicht für groß genug hielt, oder aus einem andern Ber.
dachte. Allein, dieſer wollte den Hauptmann der Schönen durchaus nicht auffeinem Fahr⸗
zeuge leiden. ‚Herr de la Sale wollte alfo bey dem Einlaufen in eigener Perfon gegen:
wärtig feyn. Zum Unglüche wurde ein Lieutenant unter dem Fußvolke, Namens la Sa
bloniere, nebft noch einem halben Dutzend Franzofen, als fieim Walde fpazieren gienz
gen, von den Wilden erhaſchet; damit eilete er, fie zu befreyen. |
Ehe er noch weit vom Ufer weg war, und ſich ungefähr umfah: fo wurde er gewahr,
daß feine Flüte auf die Weife, wie fie geführet wurde, nothwendiger Weife am Riff ftran-
den müffe, Allein, fein widriges Schieffal verhinderte ihn, wie Joutel in feiner Reife:
befchreibung faget, daß er nicht fo gleich umfehrete. Er gieng immer nach dem Dorfe
fort, dahin man feine Leute geführer Hatte. Allein, als er nächft dabey war: fo hörete er
einen Stuͤckſchuß, und vermuthete fogleich, es werde felbiger das Stranden feiner Flüte
—— Die —— * nur * gewiß; und es hat unter allen, die dabey ges
enmärtig waren, niemand anders geurtheilet, als der Befehl
Agron ‚ habe dieſes Unglück vorfeglicher Weife angeftifter. er ee gehunges „Ser
So groß diefer Verluft war, fo waren doch die Folgen, die er nad) ſich zog, noch
weit fehlimmer. Die Kriegesbedürfnife, das Hausgeräth, die Werkzeuge zum Feldbaue,
mie einem Worte, alles, was man zu einer neuen Einrichtung bedarf, das hatte die Fluͤte
an Bord. Sobald Herr de la Sale feine Leute frey gemacht hatte: fo eilete er fchleunigft-
nach dem Orte, wo das Fahrzeug geftrandet war, und fand, Daß jedermann die Hände
in den Schvoß legete. Er bath den Heren Beaujeu um feine Schaluppe und fein Canot, er-
hielt auch beydes ohne Mühe. Hierauf vettere er vor allen Dingen die Leute, fodann das
Pulver und das Mehl, ferner den Wein und Brandtewein, und man brachte ungefähr
dreyßig Fäffer ans Sand.
Härte man noch die eigene Schaluppe der Fluͤte zu Hilfe nehmen konnen, fo wäre
beynahe alles gerettet worden. Allein, dieſe Harte man mit Vorfage zu Grunde gehen laf-
fen. Unterdeffen fiel die Nacht ein, und man mußte das weitere Bergen bis auf den fol-
genden Tag verfihieben. Allein, nach Verlaufe einiger Stunden, wurde der Wind ‚ wel—
cher aus der See herkam, ftärfer. Die heftigen Wolfen warfen die Fluͤte an die Felfen,
daran fie barft. Zu den Deffnungen fiel eine große Menge Waaren heraus, und trieb
auf dem Waſſer herum. Man merfete es erſt beym Anbruchedes Tages, und rettete noch
breyßig Faͤſſer Wein und Brandtewein, nebft einigen Tonnen Mehl, Poͤckelfleiſch und
Hülfenfrüchten. Alles übrige gieng verloren, |
Zum größten Unglücte fanden ſich die Wilden ein ‚und ſtahlen bey der Unordnung,
darinnen man war, aller gemachten Öegenanftalten ungeachtet, allerley gerettete Sachen
weg. Ja, man merkete es nicht einmal, als bis ſie mit ihrer Beute bereits über alle
Berge waren. Zwar nahm man dafür einige Kühne weg, die NE am Ufer ſtehen liegen:
allein,
von Neu⸗Frankreich. XIII Buch. 313
allein, die konnten den Verluſt ſchlecht erſetzen, und koſteten uͤber dieſes bald darauf mehr, 15
als fie werth waren; denn die Wilden famen, um fie abzuholen, bey der Mache wieder zu. —
ruͤck; und weil ſie die neuen Befignehmer ſchlafend antrafen, fo ſchnitten fie. zween Frey⸗
roilligen, Orry und Desloges, welche Herr de la Sale ungemein bebauerte, Die Haͤlſe
ab, verwundeten auch. den Moranget, nebſt noch einemandern, konmen aber Doch ihrer.
Kähne nicht wieder habhaft werden. |
Sp viele auf einander folgende Ungfücksfälle benahmen manchem, der fich in diefe
Unternehmung eingelaffen Hatte , die Luft dazu, unter andern auch dem Heren Dainmaz
ville, und einem Ingenieur, Herrn Minet, welche beyde nach) Frankreich umkehren
wollten. Es trugen hierzu die Feinde des Herrn de Ia Sale durch ihre Reden nicht we—
nig benz. indem fie alles, was er that, ohne Unterlaß tadelten und fein ganzes Unterneh—⸗
men fuͤr choͤricht und verwaͤgen ausſchrieen. Er feines Ortes zeigete die größte Unerfchro-
—— —* ein Susan aufbauen 5 * einer guten Verſchanzung umgeben,
und ma ich fertig, den, Fluß aufwärts fabren-, i i ines Pi
tens vielleicht ein Arm des Mieciſſ ipi feyn möchte, PORN — ne Erech
Als er damit umgieng: jo erfuhr er, Herr Beaujeu ſey im Begriffe, nad ich Beauje
unter Segel zu gehen. Exr bath ſich alfo die Stüce und — Ay NT,
gegeben hatte, aus, Allein, diefer gab zur Antwort: es liege.alles mit einander unten im !6 zurück
Raume: wolle man es nun heraus haben, fo müffe man die völfige Schichtung ändern Be ae
welches mehr Zeit erfordere, als er, um die gewöhnlichen Stürme der inftehenden Kap: gr
vesjeit zu vermeiden, davan wenden koͤnne; und werde Herr de la Sale nicht verlangen
daß er ſeinetwegen zu Grunde gehen ſolle. - Gleichwohl wußte ex wohl, Here de la Sale
habe feine einzige Stuͤckkugel, und nur acht Eleine Feldftücke am Sande; zu gefchmeigen, -
daß niemand begreifen Fonnte, warum Die Sachen , welche die neue Pflanzftade höchftnorh-
wendig bedurfte, jo ungeſchickt verpacket waren, daß man fie nicht ans Sand bringen konnte.
Doch, es;jeigete fich feine Bosheit, durch einen andern Streich, noch weit deutlicher.
Die vorfegliche: feit des Fluͤtenhauptmannes war unläugbar, Damit ihn nun Here
de la Sale nicht dafür ſtrafen koͤnnte: fo nahm Beaujeu, gegen fein gegebenes Wort, nies
manden ‚ohne des la Sale Gutheißen mitzunehmen , den: Kerl nebft. der ganzen Mani:
ſchaft des verunglückten Fahrzeuges an Bord. Alles, was jener Dagegen thun konnte,
war dieſes daß er an den Minifter ſchrieb, und ſich beklagete: allein ‚damit war feinem
* — —— geholfen, ’
er Holt gieng im halben Maͤrzmonate unter Segel: und um eben diefe Zei a Sale er⸗
der Anfang zu Erbauung zwoer Schanzen gemacht, Ye man ziemlic) — Fr
kommen wars fo übertrug la Safe dem Joutel die gänzliche Ausführung , nebft der Be Shanzen,
fehtshaberftelle, ‚und ließ atwa hundert und zwanzig Perfonen in der Schanze zuruͤck. Er
felöft gieng mit etwa funfzig Mann, darunter fein. Bruder, Herr Cavelier, Here Chef-
deville, zween Baarfuͤßer, und einige Freywillige waren, zu Schiffe, mit dem Vorſatze,
ben Fluß ſo weit, als es möglich fey , aufwäree zu befahren, Doc, er fam nicht weit,
Weil die Wilden alle Nähte um die Schanze herum fhlihen, und Joutel Befehl hatte,
fie nicht allzunahe herbey zu laſſen: «fo ließ er, um fie wegzujagen ‚ einige Zlintenfhüffe .
Be. ——— * —— — er noch nicht weit entfernet war, und kam in
er Ungewißheit, was ſie mit etwa ſiebe ⸗
FÜ, fand aber alles in gutem Zuſtande. * — —* nd re fe
Allgem. Reifebefchr. XIV Band. Rr Er
Ä
314 Geſchichte und Beſchreibung
PR Er berichtete dem Joutel er habe eine unvergleichlichſchoͤne Gegend angetroffen, und deswe⸗
2 7 gen feinen Leuten bey ber Abreiſe anbefohlen, das nothige Bauzeug zur Errichtung einer neuen
Schanze herbeyzuſchaffen. Allein, als er wieder zu ihnen Fam, war das erfte, was er
erfuhr, es hätten die Wilden vieles Handwerkszeug weggeſtohlen. Er ließ den Beſtohle—
nen zwar anderes Werfzeug geben: es fehlete ihnen aber ſonſt noch etwas: fie wußten es
nämlich nicht zu gebrauchen; und es gieng folglich, mit der Arbeit ungemein langfam zu.
Mit Anfange des Brachmonates kam Herr de Villeperdry in die erfte Schanze,
und brachte einen Befehl anden Heren Moranget lautend mie ſich, des Inhaltes, er ſolle die
ſaͤmmtlichen dafeldft vorhandenen Perfonen, mit Ausnahme des Proviantverwalters, Herrn
le Bros, und dreyßig Mann, damit Herr Joutel die Schanze bewachen füllte, zum Herrn
de la Sale führen. Es gefehah auch auf der Stelle. Allein, ungeachtet die Jagd und °
Fiſcherey niemanden in der erften Schanze einigen Mangel leiden ließ, und der. Befehls—
haber Ordnung und Friede mit Gelindigkeit zu unterhalten wußte: fo fanden ſich doch zwee⸗
nie Böfewichter, welche ſowohl ihn, als den Proviantverwalter, einen grundebrlihen Mann,
Zu ermorden. frachtefen, gu pnrese J ia
Anſchlag gene Ihe Vorhaben war, fie unverfehens niederzuſtoßen, alles; was ihnen anftändig fal⸗
Seren Soutel, le, aus dem Vorrathshauſe mitzunehmen, und davon zu laufen. Es war auch der Tag’
Dazu bereits feff'gefeßet. Zum Gluͤcke Tieß einer unter ihnen einige Worte gegen einen
Jaͤger, Namens Davanle, fehießen, und diefer offenbarete die Sache dem Herrn ou:
tel, welcher die Kerle fogleich ſchließen ließ. Den 14ten des Heumonates erhielt er einen
abermaligen Befehl vom Herrn dela Sale, er follte mit feiner ganzen Mannfchaft zu ihm
ſtoßen. Er gehorchere ohne Verzug, und überliefere igmm zugteich die beyden Miſſethaͤ⸗
fer, nebft dem Beweiſe ihres Verbrechens . 9 Bel: DE EP
Indem dieſe Nachricht dent Herrn de Ta Sale nur allzu deutlich ſehen ließ, was fuͤr
ſchlechte Kerle man zu Einwohnern einer neuen Pflanzftade gewaͤhlet habe: fo befrübere er
ſich gewaltig darüber. Seines Ortes verwunderte ſich Joutel niche minder, als er ſah,
wvie wenig noch) an der neuen Schanje fertig warz denn ausgenommen ein kleines ſteiner⸗
nes Viereck für das Pulver undeinige Faffer Brandtewein war noch gar nichts unterm
Dache. Zwar hatteman gefäet undgepflätizet: allein, das meiftewar aus Mangel des Negens
nicht fortgefommen; das übrige hatte das Wild abgefreffen. Viele brave Leute, unter andern der
Herr von Billeperdry, waren geftorben,unddie Anzahl der Kranken wuchs taͤglich. Mit einem
Morte ‚die Umftände des Herrnde la Sale waren hoͤchſt Fläglich, und giengen ihm innerlich tief
zu Herjen,ob er gleich äußerlich ſehr unbekuͤm̃ert zu ſeyn ſchien. Mebft einerungemeinen Stand-
hafuͤgkeit, welche die Grundlage feiner Gemuͤthsart ausmachete, nur aber zuweilen in eine ei⸗
genfinnige Harrnackigkeit ausſhlug, beſaß er ach die Gabe, fich allemal zu helfen, im böch.
fen Grade, und fand er fo off, als es noͤthig fiel, dasjenige, was er bey andern wergeb:
ich ſuchete, in fich ſelbſt. So bald er alle feine Leute beyfammen hatte: fo dachte ex im
Ernfte auf Wohnungen und auf eine füchtige Verfehanzung. Er machete id ſelbſt zum
Baumeifter; und weil er allemal am erften Hand. anlegere, fo that jedweder gleich ihm
fein Beftes, J a Te —
Allzu große ſ * waͤre es noͤthig geweſen, die Leute bey gutem Willen zu ‚erhalten. Allein, la
Rn Sale konnte feine nafürliche Art auf Feine Weife zwingen. Er konnte fein ſtrenges Ber
Salc, fahren, feine umerbittliche Haͤrtigkeit die ſich zu nichts weniger, * zum Anlegen einer
Pflanzſtadt ſchicket, nicht einmal laſſen, als ſeine Leute über Per Abeit ganz kraſtlos *
—* u TI 2 en,
von Neu⸗gFrankreich. XIII Buch. 315
den, und er ihnen mit genauer Mord Lebensunterhalt zu ſchaffen vermochte, Er beftrafete 1684.90
die geringften Fehler mit einer Art von Grauſamkeit; felten fprach er den allergeduldigften ——
irgend einen Troft oder ein gutes Wörtchen zu. Daher mußte er auch fehen, daß beynahe
alte feine Leute in eine Keaftlofigfeit verfielen, welche vielmehr. von. ihrer Schwermuth,
als von übermäßiger Arbeit, und dem, Mangel gefunder Nahrung. herrübrete, und ihm
viele Seute RR T
Das allerſchlimmſte war, daß einige Franzoſen durch ihre unvorſichtige Auffuͤhrung Die Wilden
die Landeseinwohner vor ben Kopf fließen, und daß es nachgehends nicht mehr möglich erzeigen fich
fiel, ſie zu gewinnen; ja, man gab ſich, wie es ſcheint, nicht einmal einige Mühe des- feindfelig.
„wegen, Es find diefe Wilden, die man Clamcoeten nennet, grauſam hinterliftig, boshaft, vei- —
fen gern Poſſen, machen alles, was andere thun, zum Spotte nad), ‚und wiſſen alle die- der Slamede—
fe Fehler unter dem Scheine eines offenherzigen luſtigen Weſens fo wohl zu verbergen, daß
“man ihnen am allerwenigften trauen darf, wenn fie am allerfreumdlichften thun. Sie ha=
ben ftarfes Getränk und faufen gerit. , Eines der färfeften wird aus einer gemwiffen Boh-
nenart gemacht, die fie kauen, und hernach Waſſer darauf gießen: fie glauben, es mache
„biefer Trank ihre Glieder behende, und vermehre ihre Geſchwindigkeit im Laufen; daher
‚gießen fie ihn mit folcher Uebermaße in fich hinein, Daß fie gar, oft nur ſpeyen und, wieder
faufen. Noch bereiten fie einen andern Tranf aus dem Saube eines mir unbefannten Baus
mes. Man £ochet das Laub, und.querlet Die Brühe, mie wir die Chocolate, da fie denn
ftarf ſchaͤumet. Sie wird heiß getrunfen, und abfonderlich, wenn man weit gegangen ift,
um die Müdigkeit zu vertreiben, gebrauchet, .
Idhre Gebräuche kommen mit den Gebräuchen anderer uns. befannten. Wilden in
Nordamerica beynahe gar nicht überein. Das befonderfte, das fiean ſich haben, ift die
Weiſe, ‚einander ihrer Freundfchaft zu verfichern. Zuweilen blafen fie dem Freunde ſtatt
des Grußes, ins Ohr. Zumeilen bereibenfie fich Bruft und Aerme mit der Hand, und
verüben hernach an demjenigen, den fie ehren, ober gewinnen wollen, ein gleiches. Die
Männer laufen beynahe völlig nadend, Die Weiber bedecken ſich vom Gürtel bis an das
Knie. Sowohl diefe, als jene haben einegräßliche Bildung , daraus man das ungefhlif-
fene Weſen, das man in ihrer Aufführung wirklich finder, zum Voraus fehen kann.
Sie bewohnen ein vortreffliches Sand, darinnen beynahe alfes, was die Natur nuͤtz⸗
liches hervorbringe, gut fortfommen ſollte. Die Witterung ift gemäßige und — arg erg
die $uft rein, ber Himmel helfe. Die fogenannten illinifchen Dchfen, Davon ich anders»
mo ſchon geredet habe, find ſowohl als Hirſche und Rehe in großer Menge vorhanden,
Lowen und Tieger findet man ebenfalls, aber noch mehr Bären und Wölfe, Diefe letz⸗
tern werden, wenn fie noch jung find, von den Wilden gefangen, und wie Hunde zur
Jagd abgerichtet: es müßte denn der Verfaffer diefer Nachricht, dergleichen Hunde, als es
in Canada giebt, Für Wölfe angefehen haben, indem fie, wie ich bemerfete, wirklich ge-
sade ftehende Ohren und eine lange Schnauze / wie ein Wolf, Haben. J
Das ganze Sand wimmelt von Federwildpraͤte: es find auch die Fluͤſſe ſehr fiſchreich,
ungeachtet fie von Caymanen eben fo ſehr wimmeln ‚ als die Auen von Klapperſchlangen.
Das Auge erblicet aͤberall, ſo weit es reichen Fan, die fhöniten Ebenen, die.aber mit
Slüffen, Seen und Holzungen durchſchnitten find; folglich die anmutbigfte Sandfhaft von
der Weit vorſtellen. Es wachen auf freyem Felde viele Kräuter, denen man —
r 2 ugen⸗
16 Gecſchichte und Befchreisung
1685.90. Tugenden zufhreibt. So viel ift gewiß, ‚daß Die Wilden dieſe Rräufer häufig gebrau⸗
den, und. ohne von ſchweren Krankheiten einigen Anftoß zu haben, ein hohes Alter erreichen.
Die gemeinften Waldbäume find Eichen, Nuß - und Maulberhäume Fichten,
‚alle Gattungen Palmbaͤume, und vielerley andere, in Europa unbekannte Bäume, Alle
‚und jede wachfen ungemein hoch, Es giebs auch viele Obftbäume mit vortrefflichen Früch-
ten. Die Weinſtoͤcke, damit alle Wälder angefüllee find ‚ tragen rothe und weiße Trau-
ben. Mebft ven gewöhnlichen Wallnuͤſſen, giebt es noch andere weit größere, und fehr
gute. Hafelnüffe, Maulbeere, und Bananasfeigen finder man überall. Unter die ei.
genen Früchte diefes Landes gehöret eine, in Größe eines Eyes; fie wächft auf einem ſehr
Fachelichten Dornbuſche und kuͤhlet ſehr. Die Spanier benennen fie Tfonnens, und
find fehr begierig darnach. a De
Auch wird von einer geroiffen, in dieſem Theile von Florida ſehr gemeinen Wurzel
viel Wefens gemacht. Einige fahen fie fir den Ingwer an. Die Wilden behaupten,
fie befördere das Wachsthum der Haare, und daher Fauen fie diefelbige, und beftreichen
den Kopf damit. Ungeachtet es in diefem Lande ſelten regner: fo ift doch der Boden uns
gemein fruchtbar, Eben fo wenig fehler es an Salze, indem es an dem Seeftrande und
dem Ufer einiger Seen von ber Sonne ausgefocht wird, alſo, daß man ſich fonft wenig
"Mühe, als es einzufammeln, damit geben darf. mn *
Kon den Ce⸗Tiefer ins Sand hinein wohnen noch andere Völker: fie führen aber ungefäht eben die
niern. ‚Lebensart, als die Clamcoeten, das iſt, fie ziehen von einem Orte zum andern, faffen das
Jagen und Fiſchen ihre meifte Arbeit feyn, und-fagern fi, wenn die Macht einbricht,
oo ie find. Die Sranzofen haben noch nie enigee Mertepemirinen genube) Lubera
det uns auch Joutel weiter nichts, als die bloßen Namen von ihnen, damit ichaber dem
Leſer nicht befchwerlich fallen will. Ungefähr hundert Meile weiter gegen Norden , finder
man die Cenier oder Affenier, welche weit leutſeliger find, einen beftändigern Aufenthalt
haben, das Land bauen, Maiz, Bohren, Kuͤrbiſſe, Waffermelonen und andere Erd—
‚Früchte fen. Auch ‚pflanzen fie Taback, und ziehen eine Menge Pferde, darauf fie ge⸗
meiniglich ihr erlegtes Wildpraͤt nach Haufe ſchleppen. —
‚Es führen dieſe Wilden weit anders , als alle übrige Floridaner, Krieg. Sie figen
alte zu Pferde, und haben einen Köcher von Ochfenleder ,; voll Pfeile auf dem Rücken haͤn⸗
- gen. Am linken Arme haben fie ein Fleines Schild von Ochfenleder damit fie die Pfeile
auffangen, und in der linken Hand den Bogen. Das Gebiß ihrer Zäume ift eine Schnur
von Pferdehaaren. Eben alfo find auch ihre Steigbügelriemen beſchaffen. Sie hängen
an einer vierecfige zufammen gelegten Rehhaut, welche die Stelle des Sattels vertritt. Der
Steigbügel felbft iſt ein Brettchen drey Zolle breit, und fünfe lang. Uebrigens figen fie
vollkommen gut zu Pferde, | — — cr:
Kann ein Gefangener ſich los machen, und in eine von ihren Cabannen treten: fo
erhält er nicht nur Leben und Freyheit, ſondern er wird über diefes auch. ein Mitglied der
Nation. Wer nicht entwiſchen kann der wird auf folgende Weife pingerihtet. Man
richtet ein beynahe eben alfo befchaffenes Viereck auf, als die Sue: Und einige an⸗
derswo von mir erwaͤhnte luiſianiſche Völker aufzueichten pflegen. Cs iſt neun Schuße
Hai An diefes wird der Gefangene mit ftarfen Schnüren ‚oben bey den Handgelenken unten
eyden Knorren, mit ausgefpanneten Armen und Beinen, angebunden, daß er gleichfam
ſchwebet. In diefer Stellung muß er des Morgens eine Halbe Stunde lang, gegen *
auf⸗
von Newsrankreich. XIDBuch 317
aufgehende Sonne gewendet, hängen, und des Abends eben fo lange, gegen die unter: 1495 » 9;
gehende. Weiter widerfährt ihm an diefem Tage fein Uebel, als daß er nichts zu effen ——
bekoͤmmt, und die ganze Zeit über, da er niche hängt, tanzen muß.
Den zweyten Tag wird er vor Aufgange der Sonne aufgehänget. Sogleich ver-
fommelt fich das ganze Dorf, ſowohl Weiber als Männer, bey dem Vierecke. Jedwede
Haushaltung machet für ſich Feuer an, und laͤßt in einer Schuͤſſel Waſſer dabey kochen.
Sobald die Sonne aufgeht, geben vier Greiſe dem armen Suͤnder mit Meſſern viele
Schnitte in die Arme, Schenkel und Beine, fangen das herauslaufende Blut in Schüf
fein auf, und reichen es andern Greifen hin. Dieſe Fochen das Blut in Keffeln, und
geben es den Weibern und Kindern zu trinken, "Die gefthriebene Nachricht, daraus ich
diefeg genommen habe, meldet nicht, ob man den Gefangenen verbrenne, oder am Vier⸗
ecke todt bluten laſſe, fondern fie faget nur, wenn er todt fey, werde er auf einen Tiſch ge-
leget, in Stücke zerſchnitten, und die Stücke unter die Anwefenden ausgetheilet; jedwede
KHaushaltung feße ihren Antbeil ans Feuer; indem er koche, tanze man und freffe ihn
hernach. 2. En‘
? Die Nachbarn der Center heißen Ayennier und leben mit jenen in gutem Ver-⸗ Yon den
ndniſſe. Sie find an Menge geringer, als die Cenier, ungeachtet dieſe legtern nach Ayenniern.
Joutels Berichte nicht über taufend wehrhafte Leute aufbringen koͤnnen. Wie es ſcheint,
machten beyde Voͤlker ehemals nur ein einziges aus; denn fie haben beynahe -einerley
Sprache, Lebensart und Gemüthsbefhaffenheit, Ihre Cabannen ftehen ziemlich weit
auseinander , indem jediwede Haushaltung ihr Baufeld gleich dabey hat. Es find befagte
Cabannen rund, und Joutel vergleicht fie bald mit einem Bienenſtocke, bald mit einem
Heuſchober. Einige fehr große werden von niemanden bewohnet, fondern fie dienen nur
zu allgemeinen Berfammlungen, es fey nun, daß man ſich huftig machen, oder daß man
rathſchlagen wolle. — am Re
Dle bewohnten” find insgemein fehr geräumlih, Man finder welche von fechzig
Schuhen im Durchſchnitte, darinnen wohl funfzehn bis zwanzig Haushaltungen wohnen,
die aber nichts als das Feuer, welches mitten in der Cabanne beftändig brenner, mit ein»
ander gemein haben, Um nun eine folche Cabanne zu bauen, werden erftlich Baͤume in
der Dicke eines Schenfels in einem Kreife, doch aber alfo, daß fie am Ende einander ber
rühren , eingefeget, hernach füger man fie mit Latten zufammen, welche das Gras tragen,
damit die Cabanne gedecket wird. Das Hausgerärh befteht in einigen recht gut gegärb«
. ten Dchfen- ober Rehhaͤuten, einigen huͤbſchen Masten, und einigen gleichfalls vecht fauber
verfertigten irdenen Geſchirren, darinnen fie ihr Fleiſch, Sagamite und Gemüfe kochen.
Auch haben ſie Körbe von Rohre geflochten, darinnen fie ihr Obſt und ihren übrigen Vorrath
verwahren, ‚Das Bette iſt drey Schuh hoch vom Boden erhaben, mit Kohre ausgefloch-
ten, und mit Matten und gegärbten Häuten, daran die Haare noch figen, beleget.
Veyderley gebrauchet man ſowohl zum Unterberte, als zur Decke. Nings um das Bette
Hängen, ftatt der Vorhänge, Matten. ö
RE die Zeit da, das Sand zu befkellen, fo kommen wohl hundert Perfonen zuſam ·
men, doch die Mannsperfonen befonders, und die Weibesperfonen ebenfalls. Dergeftale
wird ein gewiſſes Stuͤck Sand gemeinſchaftlich umgearbeitet. Der Eigenthümer bewirthet for
dann die Arbeiter, und der übrige Tag wird mit Tanzen und andern Luftbarfeiten binge-
bracht. Den folgenden Tag verfaͤhrt man 9 gleiche Weiſe, und alſo geht es ee
v3 ort,
318 f Geſchichte und Beſchreibung
us 590, fort, bis endlich alle Felder beftellet find. Uebrigens wird die Arbeit niemanden fonder-
lich fauer ; man ſchuͤrfet nur die Erde oben etwas auf, Damit iſt es gut. Start des Werk:
zeuges gebrauchen fie einen dicken, und unten gefpaltenen Prügel, der in einen andern x
welcher ftatt des Stieles dienet, eingeſtoßen iſt; denn eiferne Werkzeuge Haben dieſe Leute
nicht, Sind alle Laͤndereyen auf dieſe Weiſe umgearbeitet worden, fo geben die Männer
ihres Weges, und überlafien das Saͤen den Weibern, als welche nicht nur dieſe, fondern
auch überhaupt alle Hausarbeit, ganz allein verrichten.
Es find diefe Wilden, ſowohl Männer als Weiber, fehr wohl gewachſen, haben auch
von Natur eine angenehme Gefichtebildung: allein, fie beftechen und bemalen ſich eben fo,
wie die Canabier; und dieſe vermeyntliche Schönheit beduͤnket einem europäifchen Auge et:
wos ziemlich häßliches zu ſeyn. Mie Kleidern find fieeben fo. wenig viel befchmweret, als die
Elameoeten, ausgenommen wenn Nordwinde iwehen; denn da fragen: fie wohlgegaͤrbte
Ochſen⸗ oder Rehhaͤute. Den Kopf bedecken fie nie. Ihre Lebensart ift ungefähr eben fo,
wie bey andern Völkern in Luiſiana beſchaffen. Die Weiber find leicht zu verführen:
erwiſchet fie aber der Mann, fo gehe es ihnen ſchlecht. Das geringfte ift, daß man fie.
” aus dem Haufe jaget. 77
Sie haben weder Tempel noch ſonſt ein Merkmaal eines ordentlichen Gottesdienſtes.
Gleichwohl find fie nicht ohne alle Religion. Iſt das Getreyde reif, fo legen fie eine.ge«
wiſſe Menge davon in ein Körbchen, die Körbchen aber fegen fie auf einen bloß hierzu ge⸗
soldmeten Schemel; ſodann ſtrecket ein Greis feine Hand darüber, faget ein ziemlich langes
Gebeth oder eine Rede daher, und theiler das Getreyde unter die Weiber. Acht Tage nach
diefer Ceremonie darf man erft von dem neuen Getvepde effen. Etwas ähnliches wird
auch bey gewiſſen gemeinfchaftlichen Gaſtmahlen beobachtet. Ehe man den Gäften den
Sagamite vorfeger, wird er in einem Topfe auf einen Schemel geftellet ; ein Greis ſtrecket
die Hand darüber, und fages feinen Spruch her. Wird ein junger Menfch wehrhaft ges
machet, oder man will das Baufeld befäen: fo wird das Gewehr, oder das Saatkorn
. auf die nur beſchriebene Weife gleichfalls gewiſſermaßen eingeweiher.
Herr la Sale . Unterdefien brachte Herr de la Sale feine Schanze endlich zu Stande, und nennete
will den Mis fie nach dem heiligen Ludwig. Nachgehends, weil er noch immer glaubete, der Miciſſipi
eißipi zur See müßte ſich in die Bay, da er gelandet haͤtte, und die er gleichfalls die Ludwigsbay benen-
aufſuchen _nete, ergießen, fo befchloß ex, diefelbige mie feiner Zregatte zu umfahren. Er gieng alfo
1638 ; 9°. im Windmonate zu Schiffe, ließ den Joutel mit vier und dreyßig Perfonen in ber
o Schanze zurück: und verborh ihm, jemanden von denen, die er mit auf die Reife nehme,
ohne einen eigenhändigen Brief von ibm in die Schanze zu laſſen. Kurz vorher hatte er den
Heven le Gros eingebüßer. Es hatte ihn eine Klapperfehlange gebiffen , und weil er das
augenblifliche Gegenmittel, das man überall antrifft, nicht wußte: fo mußte er. fh den
Fuß abnehmen laffen, woran er bald darauf ftarb. Es war diefer Provianfverwalter zu
mancherley Gefchäfften geſchickt, und ein fehr braver Mann, deſſen Verluſt dem Herrn
de la Sale ungemein nahe gieng-
Nachdem die Fregatte unter Segel gegangen war: foerfuhr man. in det Schanze über
ein Viertheljahr lang nicht das geringfte vonihr. Endlich überbrachte der Herr Duhaut,
deffen jüngerer Bruder, Namens Dominicys, in der Schanze geblieben war, ‚eine fehr
leidige Zeitung, Er Fam einftens des Abends in einem Canote ganz allein, auch ohne
einen, Brief vom Herrn de fa Sale, vor die Schanze, und vief feinem Rn Die
Schild⸗
von Neu⸗Frankreich. XIII Buch. 319
Schildwache meldete es dem Befehlshaber, welchem ſogleich wenig Gutes ſchwanete. Un-
terdeſſen gieng er doch dem Duhaut entgegen, und fragete, als felbiger den Herrn de la
Sale für vollkommen gefund ausgad, nad) der ſchriftlichen Erlaubniß. Duhaut geftund,
er babe feine, erzählete aber die Urſache ſeiner Ruͤckkunft mit einer dermaßen aufrichtig⸗
ſcheinenden Art, daß Joutel fuͤr dieſesmal eine Ausnahme machte, und ihm den Eintritt
in die Schanze erlaubete. Seine Erzählung nun beftund in folgendem:
Als Herr de la Sale, fagte er, die Fregatte im Gefichte hatte: ſo ſchickte er fünf feiner Viele Frans
beftengeute dahin, und ließ dem Steuermanne durch fie melden , er folle mit einem Canote gofen werden
den Ankergrund erforſchen. Der Steuermann that es, und brachte einen ganzen Tag ermordet.
mit dieſer "Arbeit zu; weil er aber vermuthlich muͤde war, ſo ſtieg er des Abends mit denen
beſagten Ueberbringern des Befehles ans Land. Hier machten ſie Feuer an, und legten
fich hernach, ohne die geringſte Vorſichtigkeit gegen einen Ueberfall, ſchlafen. Die Wile
den merfeten an dem Feuer, es müßten Franzofen da ſeyn, fchlichen des Machts herbey,
und ermordeten fie alle miteinander, zerfchlugen auch ihr Eanot. |
Als la Sale merfete, feine Leute blieben über die gefegte Zeit aus , fo ſuchte er fie in
Perfon auf, fand aber nichts mehr von ihnen, als was die Wölfe und andere reißende
Thiere übrig gelaffen hatten, Er bedauerte abfonderlich den Steuermann wegen feiner
ungemeinen Gefchilichfeit, und befam bald Bernach Urſache, ihn noch mehr zu bedauern,
Nachgehends ließ er feine Fregarte in die Bay rücken , verforgete fie zu der vorhabenden
Unternehmung, mit allen nöthigen Lebensmitteln, und befegete fie mit einiger Mannſchaft,
welche Befehl bekam, ſich ohne Erlaubniß weder zu entfernen, noch einzeln ans fand
zu gehen. a u!
Hierauf fuhr er mit zwanzig Mann in zweyen Canoten queer über die Bay, bohrete
die Canote, fobald er am Ufer war, zu Grunde, und fegete feinen Weg zu Sande fort.
Nach einer Neifevon etlichen Tagen, Fam er an einen fehr fehönen Fluß und gab ihm dem
Namen des Schlimmen (fa Maligne). Als die übrigen weiter fortzogen, und Duhaut etwas
zurück geblieben war: fo verirrete er fih, und Fam ohne fein Bermuthen an die Ludwigs⸗
ſchanze. Weil num die ganze Erzählung nicht das geringfte unwahrſcheinliche enthielt, fo
konnte ihr Joutel den Glauben nicht verfagen: doc) gab er auf des Duhaut Thun und
Saffen genau Achtung.
Gegen die Hälfte des Maͤrzmonates erfchien Here de fa Sale felbft in fehr fehlechtem
Aufzuge, nebft feinem Bruder, Herrn Eavelier, feinem Vetter, Herrn Moranget, und
noch etwa fechs Mann, indem er die übrigen, nach feiner Sregatte, darum er ſehr beſor⸗
get war, abgeſchicket hatte, Ungeachtet er Das nicht gefunden hatte, was er ſuchete, ſo ſchien er
doch ganz vergnüge über feine Reife zufeyn, und fagte, er habe das fehönfte Sand von ber
Wett durchſtrichen. Damit war nun freylich das wenigfte gethan; er wußte es auch ſelbſt
wohl: allein, er wußte nicht weniger, daß er feinen Seuten den Much nicht benehmen dürfte,
und er konnte feinen Verdruß unvergleichlich gut verbergen, Weil er meynte, Duhaut fey
muthwilliger Weife von ihm meggelaufen , fo wurde er bey Erblickung deffelbigen anfäng«
lich enteüfter, und fegete den Joutel zu Rede, warum er ihn wider fein Verboth aufge:
nommen habe? Doch gab er ſich nach, vernommenen Umftänden zufrieden,
Den folgenden Tag fam fein Better, der junge Cavelier, nebft den übrigen, welche
die Fregatte fuchen follten , mit der Nachricht in die Schanze, fie ſey nirgend zu ſehen.
Dierüber wurde er ſehr beſtuͤrzet; Denn er hatte fein Seinenzeng, feine aan
un
1685 s 90.
Er Gecſchichte und Beſchreibung
1686 „ ge, UND befte Sachen am Bord. Nebſtdem war er Willens getvefen, einige von den ent⸗
dvdeckten Fluͤſſen mit diefem Fahrzeuge zu erfundfchaften,, und es nachgehends, um, einige
Verſtaͤrkung zu begehren,, in die americanifchen Eylande abzufthicten ‚oder wofern feine
Hoffnung mehr da wäre, aus der gegenwärtigen Bay, vermittelſt eines darein laufenden
Fluſſes in den Micißipi zu kommen, es ſelbſt zu beſteigen, und den letztbeſagten Strom,
an der ganzen Küfte des mepicanifchen Buſens aufzufuchen. Sur
"Sirius Unterdeſſen faflete er fich, mit feiner gewöhnlichen Standhaftigkeit, und zog mie Aus⸗
der Fregatte. gange des Aprils abermal auf Unterfuchungen aus. Einige Tage nach feiner Abreiſe er-
ſchien Here Ehefdeville, nebft dem Marquis-de la Sablonmiere, und einiger Mann.
ſchaft von der Fregatte, in einem Canote an der Schanze, und uͤberbrachten des Herrn
de la Sale Kleider, nebft einigen Schriften und teinenzeuge, Als Joutel nach der Fre-
gatte fragete: ſo erfuhr er, fie fen geſcheitert. Hiermit hatte alfo Herr la Sale die einzige
legte Huͤlfe, darauf er fich nach) fo vielfältigem Unglücke noch einigermaßen verlaffen konnte,
ebenfalls verloren, Es gieng damit nad) ihrem Berichte folgendermaßen zu,
Als das füge Waſſer auf den Fahrzeuge ein Ende nahm: ſo wollte Herr. Planterofe
nebſt fieben Mann, aus dem naͤchſten Fluſſe frifhen Vorrath holen. Als, er. mit feiner
Ladung auf dem Ruͤckwege begriffen war, hielt ihn der widrige Windlange Zeit auf, und
endlich übereilete ihn die Nacht, ehe er an Bord fommen konnte. Weil die Mannfchaft
in der Fregatte feine Bemuͤhung wohl wahrgenommen hatte: fo zündete fie ein Feuer an,
* * —— — : allein, als dieſes Feuer nach weniger Zeit ausgieng,
d vergaß man ein neues a ; undfeiedem kam weder die Sch j
der darinnen befindlichen Mannſchaft — Vorſcheine. — apart
geblich auf fie getvartet hatte, und ber Durft auf der Fregatte überhand nahm ; -fo verfüchte
man, ſich einem am Strande liegenden, und nur zwo Meilen weit entfernten Wohn-
plage zu nähern. Weil aber das Fahrzeug wegen Mattigfeit , vielleicht auch wegen Unge⸗
ſchicklichkeit der Mannfhaft nicht recht regieret werden konnte, und der Wind widrig wur:
de: fo wurde es an die andere Seite der Bay getrieben, und fheiterte an der Kuͤſte.
Als die armen Leute fich dergeftalt-in einem unbekannten Lande ſchiffbruͤchig und
ohne Schaluppe fahen ; fo mußten fie zu ihrer Rettung Fein anderes Mittel auszufinnen ‚als
eine Flöffe zu verfertigen, und Damit auf jene Seite der Bay zu fahren, Allein, die
Floͤſſe gerieth fo fehlecht , Daß die erſten, die ſich darauf wageten, alle miteinander erfof:
fen. Die übrigen machten eine beffere, luden alles, was fie aus der Fregatte zu retten
vermochten, darauf, und kamen glücklich über. die Bay. Hier brachten fie einige Zeit in
großer Sorgezu; denn aus Furcht vorden Wilden getraueten fie fich nicht, zu Sande zu reifen:
mit der Floſſe aber konnten fieden Fluß unmöglich aufwärts fahren, Endlich) fanden fie ein elen-
des Canot, befierten es nach Möglichkeit aus, und kamen alfo an Die Ludwigsſchanze.
Aufenhe in ¶ Hierauf verliefen zween Monate, ohne daß man von dem Herrn de la Sale daS gering:
der Ludwigs⸗ ſte erfuhr. Doch es war diefes lange Außenbleiben nicht eben das ſchwereſte, was dem
fan. Befehlshaber auf dem Herzen lag. Seine Mannfchaft wurde je länger, defto dünner,
Die Krankheiten raffeten die beſten Leute weg; wer ſich bey dem zu Weit tagte,
den fhlugen die Wilden tobt. Einige liefen gar ohne Scheu und SHaam davon, und
zu den Wilden, lebten auch nach ihrer Weife, Andere fingen an zu Murten, und ver -
fielen vom Murren auf bie gottloſeſten Anfchläge, Zum Haupfe diefer Misvergnügren
varf fich der ältere Duhaut auf, deſſen jüngerer Bruder mit dem Herrn de la Sale ausgero.
; gen
von Pen Frankreich. XIII Buch. 921
gen war, und Herr Joutel erfuhr, der Kerl ſey Willens der Befehlshaber einer eigenen
Partey zu werden,
Unterdeffen da man den Böchften Grad der Bosheit, nicht auf einmal erreicher, und
Dubaut damals noch Feine Urfache einen Meuchelmord zu begehen hatte, fo Dachte er ver-
muthlich noch zur Zeit an feine nachmaligen Unthaten nicht. Wenigftens hielt er ſich
doch, als ihn fein Befehlshaber bey weiterm Raͤnkeſchmieden mit Berhafte bedrohete, bis
zu des Herrn be la Sale Ankunft in der Ludwigsſchanze, welche im Auguft geſchah, ziemlich
ruhig. Es vernahm felbiger den Untergang feiner Fregatte mit einer defto bewunderns=
wuͤrdigern Gelaſſenheit, weil er auf feiner Neife noch einen andern ganz unerfeglichen
Verluſt erlitten hatte.
Er war bis zu den Ceniern gekommen hatte ein Buͤndniß mit ihnen geſchloſſen,
und konnte die Schönheit und Fruchtbarkeit des entdeckten Sandes nicht genugfam ruͤhmen.
Aber mit dem allen wußte er von dem, mas er ſuchte, eben fo wenig, als zuvor, und es
beftund alles, was ihm feine Reife eintrug, in fünf mit $ebensmitteln beladenen Pferden,
damit ihn feine neue Bundesgenoffen beſchenket hatten. Auf der andern Seite, brachte
er von zwanzig Perfonen nur noch achte mit fich nach Hauſe. Er fragte gleich bey feiner
Ankunft, ob der junge Duhaut, Te Clerc, Hurie und noch zween andere, deren Ra—
men nicht gemeldet find, fich in der Schanze befänden, indem er ihnen erfauber babe,
umzufehren, Die Antwort war, man habe fie nicht gefehen. Damit fügte er weiter,
es habe fich der Herr Bihorel unterwegens verirret, ohne daß man twiffe, wo er geblie-
ben ſey. Seinen Bedienten, Namens Dumeſnil, habe ein Crocopil gefreflen, und vier
“ andere wären währenden Aufenthaltes bey den Ceniern weggelaufen.
So viele Unglücsfälle ne feine fonberliche gute Gedanfen in der udwigs⸗
fhanze. Herr de Ia Sale wendete nicht gemugfame Achtung darauf, fondern entfchloß
fih auf der Stelle zur dritten Reife, verfchob fie aber, wegen der gegenwärtigen großen
Hige, bis auf Fünftigen Weinmonat. Die Clamcloeten bezwacketen ihn noch immer,
und fehlugen zween Sranzofen gleichfam vor feinen Augen tobt, und diefes beftärfete ihn
in dem gefaffeten Entfehluffe, ſich von diefen Unmenſchen zu entfernen... Seine Abficht
mar, bie Illineſen aufzufuchen: allein, eben als er ſich auf den Weg begeben wollte, be-
Fam er einen Seibesfhaden, und mußte die Reife auffhieben.
As ihn Joutel in diefem Zuftande fah, fo erboth er fich, mit funfzehn Mann dahin
zugeben. Allein, Herr de la Sale nahm das Erbiethen nicht an, weil feine perfönfiche
Gegenwart bey den Illineſen noͤthig falle, und er von da feinen Bruder Cavelier nach
Frankreich abſchicken wolle, Zu Ende des Chriftmonates befand er ſich in fomeit herge-
fiellet, daß er im Ernfte Reiſeanſtalten machte, Heren Joutel wollte er mitnehmen ;
an deſſen Stelle ernannte er den Herrn le Barbier zum Befehlshaber in der Schanze.
Er Harte dieſelbige ſeit feiner Ruͤckkunft von den Ceniern anfehnlich befeftiget, und nach
feiner Meynung gegen alle Anfälle der Wilden in Sicherheit geſetzet. Er ließ auch fo
. viel Schensmirtel als für die ſammtlichen Einmopner, das ift, für zwanzig Perfnen ges
nug war, zuruͤck, Es befanden ſich unter felbigen fieben Weibesperfonen, die zween
Darfüßer Patres, Maximus und Zenobius, der Herr von Chefdeville, der Marquis
de la Sablonniere und ein Feldfiherer, | ' —* |
1686 = 90,
— —
Hr. de laSale
koͤmmt zu den
Ceniern, und
buͤßet einige
Leute ein.
Wird krank.
Den ızten des Jaͤnners 1687 machte er ſich mic fechszehn Mann auf den Weg.
Darumer war fin Bruder, Her Cavelier, feine beyden Bettern , Moranget und der
Sem, Reifebefchr. XIV Hand. | Ss = junge
\
r
322 er Geſchichte und Beſchreibung
1687 + 90. Junge Cavelier, der P. Anaſtaſius, Joutel, Duhaut, Archeveque, de Marle, ein
—Deutſcher aus dem Wuͤrtembergiſchen, Namens Heinz 5), welcher vorher unter den Fli⸗
Tritt die Reiſe buſtiern geweſen, und von Herrn de la Sale zu klein Goave angeworben werden war.
nach den Illi⸗ Ferner ein Feldſcherer, Namens Liotot, der Steuermann Feſſier, der junge Talon,
weſen an. der Bediente des Herrn de la Sale, Namens Saget, nebſt einem Wilden, der ein vor-
refflicher Jäger war, Ich nenne alle diefe Perfonen deswegen, teil ich Fünftig
ihrer öfters erwähnen muß. Damit ihnen das Gehen deſto leichter ankaͤme, fo ib man
das meifte Geräthe und die Sebensmittel auf die fünf von den Ceniern mitgebrachten Pferde.
Ungeachtet man Durch ein fehr fehönes Sand reiſete: ſo verurſachete doch abfonderlich
das Regenwetter, davon faſt alle Fluͤſſe ausgetreten waren, große Beſchwerlichkeit. Zwar ſtieß
man oͤfters auf Wilde: es wußte fie aber Herr de la Sale durch ſeine Freundlichkeit alle
miteinander zu gewinnen. Dem ungeachtet war er auf feiner Hut, und lagerte fich nie;
ohne ungemeine Vorfichtigkeit zu gebrauchen. Weil man fehr breite Fluͤſſe antraf, die
man nicht durchwaden konnte, folglich das Ueberfegen beſtaͤndig ſchwerer wurde: fo lehrere
ihn die Noth ein Canot erfinnen , das an Stangen getragen werden Fonnte, und ihm
ungemeine Dienfte that,
Je weiter man ins fand hinein kam, deſto volfreicher war es. Als man nur neh
vierzig Meilen weit von den Ceniern entfernet war: fo erfuhr man, es halte fich ein Frau—
308 unter ihnen auf. Als Moranget den ren des. Maymonates auf der Jagd war, und
wie man faget, den Duhaut, Heinz und den Feldſcherer Liotot mit Worten beleidigte,
fafleren dieſe drey den. Borfaß, ibm, nächfteus aus dem Wege zu'väumen, den Anfang
aber mit des Herin de la Sale Bedienten, und dem wilden Jaͤger, Namens Nica, zu
machen, weil ihn dieſe vertheidigen koͤnnten. —— I
Mordthaten. Sie eroͤffneten ihr Vorhaben dem, Archeveque, und dem Steuermanne Feßier, die
es nicht nur billigten, ſondern auch ihren Beyſtand verſprachen. Dem Herrn de Marle
fagten fie nichts davon, ob ev wohl bey ihnen war, und hätten fie ihn lieber an einen
andern Dite gefehen. Die folgende Nacht, als die drey unglücklichen Schlachtopfer ihrer
Rache, ohne die geringfte Sorge da lagen und ſchliefen, ſchlug Liotot jedwedem erlichemal
mit der Art vor den Kopf, Der Wilde und der Bediente ſtarben auf der. Stelle : Mo—
vanget richtete fih zwar auf, konute aber nicht, das geringſte Wort mehr vorbringen
Damit nöthigten die Mörder den Herrn de Marle mic heftiger Bedrohung, es: ihm nicht
beffer zu machen, daß er ihn vollends hinrichten mußte, Te mndhr: 1
VUßnnterdeſſen da die erſte Uebelthat ſchwerlich ohne dergleichen innerliche Unruhe, welche
kaum die größten Boͤſewichter zu, unterdruͤcken vermögen; abgeht, ſo fiel es auch den
Mördern nuninehr ein, fie wuͤrden der Mache des Herrn de la Sale fo leicht nicht entge-
hen, esfey dann, fie kamen ihm zuvor. Damit enefehloffen fie fich dazu. Rach einigem Be-
rathſchlagen, hielten fie für das befte, Ihm entgegen zu gehen, alles, was fich voiderfeßen wollte,
niederzuhauen, und ſich auf diefe Weile den Weg zu der vorhabenden Mordehat zu bahnen,
Ein fo ſeltſamer Entſchluß rührefe num freylich ven Feiner andern Urſache Her, als
von der bfinden Verzweiflung ‚welche die Boͤſewichter in die ſelbſt gegrabene Grube zu
flürzen pfleget. Doch für biefesmal lieferte ihnen ein bloßer Zufall, den verfangeren
Naubindie Hande, Weil der Fluß, der fie von dem Sager treumete, feit ihrem Vebergange
| * ſtark
Einige nennen ihn Femme; und machen einen englaͤndiſchen Soldaten aus ihm; fie irren ſich
ober allem Anſehen nach.
von Neu⸗Frankreich. XIIIBuch. 323
ſtark angelaufen war, fo konnten fie zween Tage lang nicht darüber Fonmen+ allein, un:
geachtet Diefe Verzögerung ihrem Borhaben eine Hinderniß in den Weg zu legen ſchien ‚so
erleichterte fie ihnen doch die Nusführung Deffelbigen. Weil dem Herrn de la Safe das fange
Außenbleiben feines Veiters, und feiner beyden Begleiter wunderlich vorfam: fo beſchloß
ex, fie in eigener Derfon-aufzufuchen. Man bemerfere, daß ihm in dem Augenblide, da er
ſich auf den Weg machte, ein Schauer anftieß, und daß er mit einiger ihm ungewöhnfte
hen Bangigkeit fragte: ob etwa Moranget mit jemanden Handel gehabt habe?
Nachgehends rief er dem Joutel, übergab ihm Die Aufſicht über das Lager, und bes
fahl ihm, fleißig Runde zu gehen, niemanden zu geftatten, Daß er fich von dem Lager entfernete,
ud Feuer anzumachen, damit er fich auf dem Ruͤckwege, vermittelft des Rauches allen-
falls zuvechte finden fönnte, Den aoften reifete er mit dem P. Anaftafius und einem Wil-
denab. Als er dem Orte, wo die Mörder ftille lagen, näher kam: fo. erblickte er unweit da⸗
1687 s 90,
nn mn)
von viele Adler herum fliegen, ſchloß daraus, es muͤſſe irgend ein Aas bier liegen, und
feuerte feine Flinte ab. Hieraus muthmaßeten die Boͤſewichter, er müßte im Anzuge feyn;
denn bisher hatten fie ihn noch nicht, wahrgenommen; fogleih machten fie ihr Gewehr
zurechte. rn
Duhaut und Archeveque fegeten über den Fluß; und als fieden Herr de la Sale ganz Trauriges
langſam daher kommen ſahen, hielten fie ſtille. Duhaut verſteckte ſich ins hohe Gras, Ende des Hrn
und hielt fein Gewehr zum Schuſſe fertig; Archeveque hingegen trat auf ihn zu, und de la Sale.
antwortete auf deſſen Frage, wo ſein Vetter Moranget ſey? er iſt auf der Seite. In
dieſem Augenblicke brannte Duhaut los, und traf Herrn de la Sale durch den Kopf, daß
er ſogleich todt niederſtuͤrzete. Auf dieſe Weiſe erzaͤhlet Joutel den Verlauf. Er erfuhr
ihn vom P Anaftafius, welcher dabey gegenwärtig war, und in deſſen Zeugniß niemand
‚ einigen Verdacht fegen Fann.
Hingegen faget der P. Ludwig Hennepin, welcher fich ziwar ebenfalls auf feinen
Mitbruͤder beruft, eichwohl aber dem Joutel an Glaubwürdigkeit weichen muß, es habe
Herr de la Sale noch eine Stunde gelebet, eine allgemeine Beichte abgeleger, feinen Mör-
dern. verziehen, fehr gottfelige Gefinnungen geäußert, und die Abfolution mit befonderer . ?
er empfangen, gleichwie er denn auch yor dem Antritte des Weges communici-
vet habe.
Eine gewifje gefchriebene Nachricht, welche in dem Archive des Seeweſens liegt,
und von dem Herrn de la Sale fehr nachtheilig redet, ſtimmet zwar, fo viel die Weife, wie
er ums eben Fam, betrifft, mit Joutels Angeben gänzlich überein, verändert aber die
Umftände. Den Archeveque nennet fie d Rovetot, vielleicht weil er beyde Mamen trug;
des deutſchen Heinzen gedenket fie gar nich, fondern eines englaͤndiſchen Soldaten, den
fie Jemme heißt, und denn noch eines Kerls, mie Namen Munier, Herr de la Sale,
ſaget die Nachricht weiter, babe den Bedienten des Herrn D’Nveror gefeager, mo Movan-
get ſeh? und diefer dem erhaltenen Befehle gemäß, mit dem Hute auf dem Kopfe und
großem Troge geantwortet auf der Seite! Als nun Herr de la Sale den Kerl wegen die:
fer Grobheit bedrohet, und ſelbiger noch trotziger geantwortet, habe ihn la Sale pruͤgeln
wollen, der Bediente aber, abgeredeter maßen, die Flucht nach dem Orte, wo die Moͤr⸗
der auflauerten, genommen, da ſie denn alle zugleich Feuer gegeben, nur einer aber
getroffen.
Ss2 Alſo
924 GSGereſchichte und Beſchreibung
— Alſo waren ungefaͤhr die Umſtaͤnde bey dem klaͤglichen Lebensende Robert Caveliers,
Herrn be la Sale beſchaffen. Er war ein Mann von großer Geſchicklichkeit, tiefer Ein⸗
Seine ſicht, unvergleichlicher Standhaftigkeit und außerordentlichem Muthe. Ohne Zweifel haͤt⸗
Gemuͤthsart. te er bey fo auserleſenen Eigenſchaften fein Glück hoch getrieben, mofern er nur fein duͤ⸗
ſteres, verdrüßliches Wefen bezwungen, fein ftrenges oder vielmehr zur Haͤrte geneigtes
Gemuͤth beſanftiget, und den Stolz unterdrücker hätte, damit er nicht nur feinen Lnter-
gebenen , fondern auch feinen, Handelsgenoſſen begegnete, ungeachtet einige Davon, abfon:
* derlich aber, die beyden Mörder die allermeiften Koften zu feiner Unternehmung vorſchoſſen ;
folglich. geoßen Antheil daran hatten. — *
Ferner hatte er den Fehler, daß er ſich von niemanden rathen ließ, und durch einen
unverantwortlichen Eigenſinn, ſich ſelbſt öfters als einmal den größten Schaden zufuͤgete.
Wie einige vorgeben , fo ereignete fich ein folcher Fall bey der Mündung des Miciffipi; denn
wie es heißt, fo zeigete man ihm fie, er aber unterfuchete aus einer bloßen Einbildung, fie’
fönne an. diefem Orte unmöglich ſeyn, die Sache nicht einmal,
Ausgefpren- Hingegen verbienef es nicht den geringften Glauben, was feine Feinde von vieler
gete Berleum: Gewaltthätigfeit und andern noch ärgern Miffethaten, Die er begangen haben follte, aus—
dungen. fprengeten, Um feine Ermordung einigermaßen zu befhönigen, gab man vor, er habe nicht
nur den jungen Duhaut, fondern noch viele andere Perfonen, miteigener Hand gerödtet,
feinen nachmaligen Mördern bey aller Gelegenheit übel mitgefahren, und fie dadurch auf
den Borfag gebracht, ſo viel unfhuldiges Blur zu rächen, und ihr eigenes Leben in Si:
Herheitzu fegen. Dergleichen Dinge verdienen um, fodiel weniger Glauben, weil es nur all⸗
zu oft geſchieht, daß man die Fehler unglücklicher. Perfonen vergrößert , ja ihnen. weit
mehrere, als fie jemals haften, aufbürdet, abfonderlich wenn fie nicht beliebet waren , und
zu ihrem Unglücke Oelegenheit gaben. Das alergefährlichfte für das Angedenken dieſes
berühmten Mannes ift diefes, daß ihn wenige Leute bedauerten, und daß ihn der fihlechte
Ausgang feiner Unternehmung bey denen, welche nur aus den Äußerlichen Urtheilen, das
ift, bey den allermeiften das Anfehen eines Sandläufers giebt.
Was nad) feis Als der P. Anaftafius den Herrn dela Sale niederftürzen ſah: fobefürchtere er, die
nem Tode vor: Mörder würden es ihm , um eines folchen Zeugens ihrer Unthat los zu werben, ‚eben alfo
geht. machen: allein, Duhaut fprach ifm Muth zu; denn was vorige gefchehen, das habe fich
nicht anders thun laffen; an dem Moranget aber, der ihm nach dem geben getrachtet, habe
er ſich fehon feit langer Zeit zu rächen geſuchet. Unter dieſen Reden kamen die andern Mör-
der herbey, zogen dem Todten alle Kleider, auch fogar das Hemde vom Leibe, und fchlep-
peten ihn nach allerley ſchimpflichen Mishandlungen ins Gebüfche. Hier blieb er ohne
einiges Begraͤbniß liegen; und es iſt ungegründet, was P. Hennepin berichtet, als ob naͤm—
lich der P. Anaftafius ihm zur Erde beftatter, und ein Kreuz auf: das. Grab gepflanzet
hätte. "Denn es melder Joutel, welcher fonft afle Kleinigkeiten mitnimmt, nicht das gez
tingfte davon. Wäre das Begraben feines Heren, den er fehr liebte, möglich) geweſen,
fo hätte er dem Pater ohne Zweifel huͤlfliche Hand dabey geleiſtet. Die Mörder giengen
hierauf geradesweges ing Lager, ſchickten aber ihr exlegtes Wildpret durch einige bey der
That gegenwärtig geweſene Wilde voraus; und diefe ärgerten fich über DAS, Was fie gefehen
hatten, nicht wenig. '
Die Mörder Als Herr Cavelier feines Bruders Tod vom Pater Anaftallus erfuhr, fo ſagte er den
werfen ſich zu Moͤrdern, er verzeihe es ihnen, wofern ſie irgend mit ihm ein gleiches vorhaͤtten, nud bitte
* er
von Neu⸗Frankreich. XIII Buch. 325
er ſich nur eine vierthelftündige Friſt aus, damit er ſich zum Tode bereiten koͤnne. Allein, 1687 = 90.
fie hießen ihn gutes Murhes feyn, indem Fein Menſch etwas an ihm auszufegen habe, ——
Joutel war damals im Lager nicht anmefend; Archeveque der viel auf ihn hielt, ſuchte ihn Befehlsha⸗
auf, und warnete ihn, er möchte ſich ruhig halten, und weder einige Empfindlichkeit über bern auf.
das vorgegangene bezeugen, noch auf die vom Herrn de la Sale empfangene Gewalt weiter
einigen Anſpruch machen, fonft ſey ev des Todes. j
Joutel, der ein febr gelaffener Mann war, gab zur Antwort, er werde vorigt eben fo
wenig jemanden Anlaß zur Befchwerung geben, als er es bey feiner Befehlshaberftelle
gethan habe, und lege er fie von Grunde des Herzens gern nieder. Damit giengen fie
beyde ins Lager. Duhaut rief ihm ſchon von ferne zu, das Befehlen muͤſſe künftig nach
der Reihe herum geben. Denn er hatte ſich felbft ſchon zum Oberhaupte aufgeworfen,
und vor allen Dingen des Vorrathshauſes bernächtiget. Was erdarinnen fand, das eheis
lete er nahgehends, unter dem Vorwande, es ſey ihr Eigentbum, mit Archevequen. Wieman
vorgiebt, fo lagen für mehr als zehntauſend Thaler Waaren, und für ungefähr zehntaufend
Gulden theils baares Geld, theils Silberroerf darinnen, Weil jedermann wußte, mas diefe
Kerl zu thun im Stande waren, fo verlangete ſich vorigt Fein Menſch zu widerfegen.
> Gleich am folgenden Tage, den zıjten des Maymonates, brachen alle Franzoſen nebſt outel wird
einigen Wilden, nach dem Dorfe der Cenier auf. Ungeachtet felbiges nicht fonderlich zu den Ce—
weit entfernet war, fo mufte man doch wegen fhlimmen Wetters und üblen Weges bald niern geſchi—
Halte machen, Den zgften wurde Joutel nebit dem Feldfcherer Liotot, dem Heinzen und det,
Feſſier abgeſchicket, um wo möglidy einige Lebensmittel bey den Ceniern aufzutreiben.
Diefe begegneten den erften Tag drey wohlberittenen Wilden, davon einer fpanifch beflei-
det war. Anfänglich bielten fie den Kerl für einen wirklichen Spanier, weil fie gehöret
hatten, es wuͤrden einige’ von dieſer Nation den Eeniern gegen ein gemwifles anderes Volk
zu Hülfe tommen. Indem nun die Eaftilianer feine andern Europäer in ihrer Nachbar:
ſchaft leiden wollen: fo war unfern Sranzofen gewaltig Angft, in ihre Hände zu fallen,
- und anfänglich hielten fie es für das Beſte, diefen da in die andere Welt zu fehicken, und
Reißaus zu nehmen. Pa \
Mlein, als Joutel fich voraus machte, den Mann auf fpanifch und italienifch an.
vebefe, Dagegen aber in ceniſcher Sprache zur Antwort bekam , er verſtehe ihn nicht: fo
verſchwand die Beſorgniß. Die zween übrigen Wilyen waren ganz nackend. Ciner da-
von hatte einen fehönen Schimmel , der zween veche fauber geflochtene Rohrkoͤrbe vol Mehl
von geröftetem Maize trug. Er ſchenkete den Franzofen etwas Mehl, und meldete, fein
Herr erwarte fie mit ſehnlichem Verlangen, Als Joutel fragte, ob Spanier bey ihnen
wären? antworteten. fie mit Nein! es wären aber bey einem benachbarten Volke einige
zugegen. 4 * J
Der ſpaniſch gekleidete war, nach ſeinem Berichte, in der Spanier Lande geweſen,
und hatte den ſchoͤnen Aufputz daher mitgebracht. Auch zeigete er einen gedruckten Zedbel
in caſtilianiſcher Sprache. Es war ein Verzeichniß alles Ablaffes, den der Stuhl zu Rom
den Miffionarien in Neu Merico verwilliget hatte, Hierauf fegeten fie ihren Weg alle
| | S 83 drey
©) Soutel meldet an dem Orte, 10 er die Erz welches denn auch mit andern Berichten überein:
Mordung des Herrn deln Sale etzaͤhlet, fie fey immer, Cr ift aber zu entfehuldigen, weil ex
EN often yorgegangen: inem andern Orte zei i
gen: an ein fein Buch nicht felbft herausgab.
bingegen, feet er den 1oten dafür an den Rand, a ee
326 Geſchichte und Beſchreibung
u —* drey nach dem franzöfifchen Lager fort, aͤnderten aber ihre Meynung bald wieder, und
ergriffen den Ruͤckweg. Die Franzoſen riefen fie herbey, und ſetzten ihnen Eſſen vor,
Als nach der Mahlzeit die Nacht einbrach, blieben die Franzoſen nebſt einem Wilden an dieſem
Orte: die andern beyden machten ſich auf den Weg nach ihrem Dorfe.
Wie er em⸗Jene folgeten ihnen des andern Morgens, und gedachten ohne viele Weitlaͤuftigkeit
pfangen wird. bey dem Oberhaupte einzuſprechen. Allein, kaum Hatten fiedas Dorf erreichet, ſotraten ihnen
die Aelteſten mit großer Pracht und Herrlichkeit entgegen. Sie hatten gegärdte und mir
allerley Farben bemalte Rehhaͤute um die Schulter geſchlagen, und trugen einen Feder—
buſch, der faft wie eine Krone ausſah, auf dem Kopfe. Einige trugen fpanifche und am
Gefäße mit Federn und Schellen: geſchmuͤckte Schilfklingen in der Hand. Andere waren
mit Bogen, Pfeilen und Streitkolben ausgeruͤſtet. Noch andere hatten fich ein Bettlacken
über die Achfel gefhlagen, und unter dem andern Arme durchgezogen, alle miteinander
aber das Geficht ſchwarz und roth bemalet.
Franzöfifcher Der Alten waren zwölf. Auf beyden Seiten giengen die jungen $eute und Krieger,
Wegläufer bey in zwo Reihen, und fhönfter Ordnung nebenher. Sobald fie den Franzofen nahe genug
den Ceniern. waren, ſtunden die legtern auf ein gegebenes Zeichen ihres Anführers ftockftille. Die
Alten aber ſchwungen die rechte Hand über den Kopf, jauchzeten mit aller Macht, und
liefen hernach auf die Franzofen zu. Diefen machten fie nach ihrer Art alle erfinnliche
Freundfchaftsbezeugungen, überreichten ihnen hernach Tabak und Pfeifen, und ließen
endlich einen Franzofen aus Provence, welcher nebit andern dem Herrn la Sale gleich bey
feiner erften Reife weggelaufen war, herbey kommen. Er lief nackend, wie andere Wilden, und
konnte kaum mehr franzoͤſiſch reden. Doch freuete er ſich, daß er bekannte Landesleute antraf,
Hierauf fuͤhrete man fie mit dem vorigen Gepraͤnge in die Cabanne des Oberhauptes,
der fie freundlich empfing. Aus diefer Cabanne gieng der Zug nad) einer andern , weit
groͤßern, welche zu öffentlichen &uftbarfeiten beftimmer war, aber wenigftens eine Vierthel—
meile weit von jener lag, Der Boden war mit Matten beleget. Man nöthigte fie zum
Eigen, und die Alten fehloffen einen Kreis um fie. Sodann trug man Sagamite nebft
allerley Gemüfe auf, nach der Mahlzeit vauchte jedweder feine Pfeife Tabak, und es wur-
de von laufer Krieges: und Staatsfachen gefprochen,
Weil der Provenzal in einem andern Dorfe wohnete, fo führete er feine Landesleute
dahin, und man empfing fie ungefähr auf die vorige Weife, Die Macht brachten fie in
Ihres Führers Cabanne zu, Aber am folgenden Tage wurden fie von den Aelteſten des
erſten Dorfes wieder abgeholet, und in die geftrige Schmauscabanne geführee. Hier
taufchten fie Waaren gegen Lebensmittel; und weil das Dorf nicht genug liefern konnte, (0
ſchickte Joutel unterdeffen feine Gefährten unter Anführung des Provenzals mit dem erfauf:
ton Vorrathe ins Lager, er aber blieb, um noch mehr aufjutreiben, bey den Ceniern.
Nebftdem hatte er auch erfahren, es lebeten zween dem Herrn de fa Sale entlaufene
Franjoſen unter einem benachbarten Volke. Er hoffte alfo, bey laͤngerm Verweilen , viel⸗
eicht eine beſſere Nachricht von dem Micikipi und dem Wege ins Illineſiſche aufzutreiben,
als ihm der Provenzal zugeben wußte. Daher ſchickte er nach. ihnen. Als. er nun ein-
ftens des Nachts in einer Cabanne lag, aber nicht ſchlief, fo hoͤrete er jemanden um fein Bette
herum ſchleichen; er {oh auch bey dem Scheine des Feuers, das in Det Cabanne brannte, es
fe ein nackender Kerl, mit ein Paar Pfeilen und dem Bogen in der aan 3 der fich oßne ein
Wort zu ſprechen, neben ihm hinſetzte. Er fragte ihn, was er wo te, befam * keine
ntwort,
—— en “ —
von Neu⸗Frankreich. KIT Buch. 327
Antwort, damit griff er nach ven Piftolen, und die nackende Geſtalt fegete fich von Ihm 1587 + go.
weg ans Feuer. Endlich ‚als Joutel, um die Urſache ihrer Erſcheinung zu erfahren, fie ——
näher betrachtete, fiel fie ihm um den Hals, redete franzöfifch und bekannte ſich für einen
der Weglaͤufer, die er füchter denn der andere Hatte, nad) feinem Berichte, das Herz nicht,
ſich fehen zu laſſen. Beyde waren ihres Handwerks fonft Matrofen; der gegemvärtige
war ein Breton und hieß Ruter, der andere, Namens Grollet, war aus Rochelle gebürtig.
Sie harten in weniger Zeit die wilde Lebensart dermaßen gut erlernet, daß man fie
nimmermehr für Europäer angefehen hatte, Sie liefen nicht nur 'nacfend, fondern waren
auch am ganzen Seibe bemalet und beftochen, Auch Hatten fie Weiber, und zwar mehr als
eine, Anfänglich zogen fie mit den Eeniern in den Krieg, und tbaten, fo lange ihr Pul—
ver dauerte, Wunderdinge: aber als felbiges ein Ende nahm, mußten fie ſich andas Bo-
genfehießen gewöhnen. Das lüderliche Seben, das fie führeten, gefiel ihnen ungemein wohl,
wie fie denn auch von Ölaubensfägen wenig mehr wußten. ;
BRuter vernahm den Tod des Heren de la Sale und feines Bertern Moranget mit
Berribnig, Von Micißipi wußte er nichts zu fagen , doch hätte ergehöret, es gebe vier-
zig Meilen von hier gegen Nerdoft einen großen Strom, deſſen Ufer ungemein ſtark be
wohnet wären, und die Seute, die dahin gefommen, wären eben alfo, wie wir; geftaltet und.
gekleidet geweſen. Joutel zweifelte im geringften nicht, es müffe diefer Fluß der längft ge-
füchte feyn ; und weil er fih von den Mördern des Herrn de fa Sale, fo bald als möglich,
zu frennen gebachte „ ſo gab er ſich alle Mühe ; den Weg nach diefen Strome recht auszu—
Eumdfihaften. Indem nun Ruter gleich des. folgenden Tages wieder nach Haufe'gieng :
ſo gab er ihm einige Gefchenfe für feinen Weiber mit, und: erfuchte ihn, den Groller zu
einem Beſuche zu bereden. nn 5 ni
‚Den 6ten des Aprilmönates erfchienen fie alle beyde, in vorigem Aufzuge, nur hatte >
ſich Grollet das Geficht nicht beftechen, noch auch die Haare auf der Cenier Weiſe
verfehneiden laſſen. Es befteht Diefelbige darinnen, daß man fie übrigens ganz kurz trägt,
nur aber entweder auf dem Wirbel, oder: an ber Seite, einen Schopf mwachfen läßt,
und. im einen Zopf flicht: Grollet beftätigte-feines Geſellen Auffage von dem großen Stro:
me in Nordoſt, der von Europäern beſuchet worden ſey; und beyde erbothen ſich zu feinem
großen Vergnuͤgen, ihn ins Lager zu begleiten. Als nun den gten zween Franzofen, um
die vom Joutel erfaufte Lebensmittel abzuholen, mit einem Pferde ankamen: ſo reiſeten fie
mit einander Davon, und erreicheten Das Lager den roten.
Wahrender Abweſenheit des Joutels harten die Mörder des Herrn de la Sale ihr. Die Mörder
Weſen vor ſich gebabt, und Die Entſchließung gefaſſet, nach der Ludwigsſchanze umzukeh- trennen fich
ven, eine Barke dafelbft zu bauen, und nach den Eylanden zu fahren. Dieſes war num. den einander.
ein hoͤchſtnaͤrriſcher Anſchlag; denn fie hatten von allem, was zum Ausruͤſten eines Schiffes
"gehöret, das wenigſte; und über dieſes verftund feiner von ihnen im allergeringſten, wie
man es regieren müßte Dagegen gedachten die übrigen, ihren Weg nach der Gegend, wo
man ihres Beduͤnkens die Flinefen antreffen müffe, zu mehmen. sn
7 Ms demnach ihe Anführer ,ı Herr Eavelier, erfuhr, Duͤhaut und feine Micſchuldigen
tolften, um ihr Geraͤche nach der tudwigsſchanze zi ſchaffen, Pferde ben den Ceniern einkaufen;
Pſtellete er ihm vor, es falle ſowohl ihm, als einigen andern, die er hernannte, wegen großer
Wattigkeit, die Reiſe nach der Schanze nicht moͤglich, fie gedaͤchten alſo in dem erſten
Dorfe der Cenier zu bleiben, oder doch eine Zeitlang auszuruhen, Demnach bäthe er für
Has ſich
28 Secſchichte und Beſchreibung
1687 «90. ſich und ſeine Reiſegefuͤhrten, um einige Aepte, etwas Pulver, Bley imd das benoͤthigte ſich
Vbensmittel dafür anzuſchaffen, und dürfe Duhaut allenfalls, nur den Preis melden ſo
wolle er ihm einen Schein daruͤber ausſtellen.
Duhaut ließ ihm, nach gepflogener Ueberlegung mit feinem Anhange, des folgenden
Tages melden, er wolle ihm die Hälfte aller vorraͤthigen Waaren geben." Sollte auch der
Barkenbau nicht gelingen, fo wolle er Duhaut und die Seinigen, zu ihm kommen ‚und
bärhe er, auf allen Fall Lebensmittel in Bereitſchaft zu halten. Einige Tage bernach änderte
er feinen Anfchlag die Reiſe nach ver Ludwigsſchanze betreffend, und ſchlug dagegen ſei⸗
nem Anhange vor, fie wollten lieber in Geſellſchaft des Herrn Eaveliers die Illineſen auf:
füchen. Allein, Heinz war nebft noch einigen, seiner andern Meynung, und verlangeten fie
ihren Antheil an den Gütern, 6 ml 23; hir |
Duhauts und Als Duhaut deswegen Schwierigkeit machte: fo Fam es zum Wortwechſel. Endlich
Liotots klaͤgli⸗· ſchoß ihn Heinz mit dem Piftohle durch ven Kopf, daß er einige Schritte forttaumelte,
ches Ende. und todt niederſank. Zu gleicher Zeit ſchoß Ruter, eben der bretoniſche Matrofe, welcher
den Joutel aus dem Dorfe der Eenier Hieher begleiter, und mit Heinzen Freu ge⸗
ſtiftet hatte, den Feldſcherer Liotot über ven Haufen. Ungeachtet aber die Flinte mit drey
Kugeln geladen war, ſo lebte der Kerl doch noch einige Stunden, und konnte ſogar ſeine
Beichte ablegen, worauf ihm Ruter mit einem Piſtohlſchuſſe vollends abfertigte. Derge⸗
ſtalt befamen die beyden Böferwichter, welche die Hauptmörder, einer des Herrn de la Sa⸗
le, > ——— ea * —— Lohn zu allererſt.
Joutel ſah, wie es zugieng: fo griff er nach te, um ſich allenfalls zu
mehren: allein, Heinz rief ihm zu, er folle außer ee
feines Patrons zu rächen verlanget; denn ungeachtet er auf des Duhaut Seite geweſen,
fo habe er doch nie in die Mordthat gewilliget, und wuͤrde fie, mern er anweſend gewe—
fen wäre, verhindert haben. Die Wilden fahen das Würgen mit an, umd ärgerten ſich
gewaltig darüber, Sie haften auch Recht, und konnten die Franzofen mit befleem Fuge
für Barbaren anſehen, als wir fie dafür hielten. 2‘ *
Unterdeſſen da man ihrer Huͤlfe bedurfte, ſo brachte Joutel ihnen bey, die beyden
Kerl hätten nichts beſſers verdienet. Denn fie hätten nicht nur ihre Oberhaͤupter ermör-
det, fondern auch Güter, "die ihnen nicht gehöreten, mit Gewalt an ſich gezogen, Mit
diefer Erläuterung waren fie zufrieden. Archeveque war veffelbigen Tages in aller Frühe
auf die Jagd gegangen, folglic) bey dem ganzen Handel nicht gegenwärtig. Heinz woll-
te ihm durchaus todt haben: allein, Herr Cavelier und der P. Anaftafius befänftigten ipn
endlich; Joutel gieng ihm entgegen, und gab ihm von der Gefahr, die über feinem
Haupte geſchwebet hatte, Nachricht. Er führere ihn nachgepends zu Heinzen, und beyde
verfprachen, einander auf feine Weife zu beleidigen, — te
Einige Fran: Nach diefer Berfühnung wollte man aufs Neue berathſchlagen, was anzufangen
zoſen ziehen in ſey. Allein, Heinz gab vor, er habe den Eeniern feinen Beyftand im Kriege verſprochen $
den Krieg. das wolle er auch hun. Beliebe es nun den übrigen , in dem Sande befagter Widen
bis zu feiner Ruͤckkunft zu verweilen: ſo koͤnne man hernach von der Sa ® weiter fpre-
hen. Weil die Güter noch nicht getheilet waren, fo mußte Her Cavelier md feine
Anhänger in alles, was den tollen Kerlen einfiel, willigen. Sie zogen folglich alfe mir-
einander in das Dorf der Cenier, und zu Anfange des Maͤtzmonates gieng Heinz mie
den Wilden und ſechs Franzoſen ſaͤmmtlich zu Pferde ins Seld-
Den
von Neu⸗ Frankreich. RXlIl Buch. 329
Den ıgten als die zuruͤckgebliebene Sranzofen an nichts weniger gedachten, Fam zu 1690,
ihrem größten Erſtaunen ein Schwarm Weibsbilder-in ihre Cabannen. Diefe Nymphen ü⸗îi
waren mit Thone geſchminket, und tanzeten aus Leibeskraͤſten im Kreiſe herum. Als Sieg ber,
das Hüpfen drey Stunden. lang gewaͤhret hatte: fo beſchenkete der Eigenthuͤmer ber Cabanne Wilden.
jedwede Tänzerinn mit einem Stückchen Landestabad, Es gleicht dieſer Taback übrigens
dem unſrigen, bat aber fleinere Blätter, Sodann eröffnere man ben Franzoſen, die
Eenier hätten einen volltommenen Sieg über ihre Feinde erftristen. Es fonnte auch
unmöglich anders fen, Wenn anders der Bothe, welcher Die Nachricht. überbrachte, Die
Waprheit;venete, .· Denn dieſer ‚hatte für feine Perſon wenigſtens vierzig Feinde erleget.
. Sogleih- machten Die Weiber allerley Sabfale zurechte, um fie dem fiegreichen Heere
entgegen zu bringen. Es hielt felbiges noch dieſen Abend feinen Einzug. ins Dorf. 2
Eenier Feinde, bie Cannohatinner hatten fie zwar mit ftandhaftigem Muthe erwartet:
allein, ſo bald die Franzoſen ihr Gewehr abfeuerten, erfchracten fie über das fürchterliche
Gefrache, und die toͤdtliche Wirfung iefer Waffen vergeftalt, ‚daß fie über Hals und
Kopf davon liefen. Man fegete ihnen nad) , und legte noch acht, und vierzig theils Män-
ner. theils Weiber ‚zu Boden. , _ Die Cenier ernoürgeten alle Gefangene auf der Stelle,
ausgenommen zween Knaben ,, Die fie nebft den Haarkoͤpfen der Getödteten mit nach ihrem
Dorfe nahmen, und zwo Weibesperfonen, denen es weit ſchlimmer gieng-
Zwar ſchickte man eine Davon nad) Haufe, zog ihr aber vorher die Haut vom Kopfe Ihre Grau⸗
ab, und ‚gab ihr eine Sadung Pulver und Bley in die Hand, die fie ihren Sandesleuten famteit.
- zuftellen und dabey melden füllte, man werde bald einen Befuch mit dergleichen Gewehre
bey ipnen.ablegen. Die. andere wurde dem cenifchen Weibervolfe preiß gegeben. Diele fuͤh⸗
reten fie.in einen. abgelegenen Ort, — keine —— * a fielen fie wie Furien
über fie ber. > hatte einen fpigigen Stod. Einige ftachen fie Damit, Die andern
ft —— ak — Nachgehends a fie ihr die Haare aus, fhnit-
| = die Finger ab, ‚und quäleten ſie mit einem Worte, um den Tod ihrer im Kriege
gebliebenen Anverwanbten zu rächen , ſo ſehr als fie Eonnten, bis fie es felbft überbrüßig
murden , wornach jie.ihrem Seben mit vielen Stichen und Schlägen ‚ein Ende makheten,
Der Seichnam wurde in Stücken zerſchnitten, und den deibeigenen zu effen gegeben.
.. Den folgenden Tag machte man ſich luſtig. Man kehrete die Cabanne des Ober Ihre Luſtbar⸗
hauptes fleißig aus, und belegere ven Boden mit Matten, worauf die Aelteſten und feiten.
Sranzofen Plag nahmen. Als jedermann an feinem Orte faß, fo rat ein Redner auf, und
hiele eine lange Rede, vermutlich ‚zum Lobe der Krieger, Der neuen Bundesgenoſſen und
der wichtigen Dienfte, welche fie der Nation gefeifter Hatten. _ Hierauf erfihien eine Frau,
mit einem langen Rohre in de Hand. hr folgeten die Krieger, jedweder mit einem
Bogen und zween Pfellen in der Hand. Ihre Meiber traten vor ihmen her, und eu: =. >
gen die Haarföpfe, die ihre Männer mitgebracht Hatten. Den Veſchluß des Zuges
machten bie beyden jungen Gefangenen, Darunter einer, wegen feiner Wunden zu Pferde faß.
Indem die Krieger vor dem Redner vorbey giengen, fo nahm jedweder Die Haarloͤpfe
von feiner Frau, UND ———— Der Redner empfing fie mit beyden Haͤn⸗
den, ſchwang fie gegen die vier Ende der Mole, und Iegte fie hernach auf den Boden
Bin. Nach geendigtem Zuge trug man große Schüffeln voll Sagamite auf. Che aber
Ru einen: Biffen davon koſtete, feßte. der Redner den Haarköpfen einen großen Höl-
—* Napf voll, gleich als zu einem Opfer vor. Nachgehends ſteckte er eine Pfeife
Ügem, Reiſebeſcht. XIV Band. Tt Taback
330. Geſchichte und Beſchreibung
—— Taback an, und blies den Rauch an die Haarkoͤpfe. Als dieſes geſchehen war, nahm der
Schmauß feinen Anfang. Nebſt dem Sagamite trug man die Zungen der getoͤdteten Feinde
auf. Beyden Gefangenen fegete man etwas von dem Fleiſche des hingerichteten Weibes
vor, und nöfhigte fie, Davon zu eſſen. Zum Beſchluſſe fang und fanzete man. Auf gleiche
Weiſe gieng H in en Eabannen nach der — un Mh Ye
Was die Fran⸗ Weil die Franzoſen nunmehr bey den Ceniern weiter nichts zu thun hatten: ſo dach⸗
zofen vorneh⸗ ten fie im Ernſte auf einen endlichen Entfehluß, SHeinz fagere: er konne den Borfchlag,
ze die Illineſen aufzufüchen, auf feine Weife billigen; denn erſtlich ſcheine Ihm die Sache
‚mit unüberfteiglichen Schwierigkeiten verfnüpfer zu ſeyn, und nebft dem ſey er niche Wil-
lens, feinen Kopf nach Frankreich zu liefern, damit ihn der’ Scharfrichter weghauen koͤnne.
Gegen bie letztere Urſache Hatte Fein Menſch etwas einzuwenden. "Unterbafjen da es eigene:
lich die einzige war, warum er auf eine verzweifelte Entſchließung fiel, fo blieb jedermann,
der ſich unſchuldig wußte, bey dem Borfage, die Illineſen aufzufuchen, und machte noch
diefen Tag Anftalt dazu. TE 0 3 ‚Arts
Die Wilden fuchten den Joutel und feinen Anhang auf
er bey ihnen bleiben möchte, und machten deswegen die Gefährlichkeit Ben ae
durch fo viele unbekannte Völker, die ihn vielleicht fchleche empfangen würden, trefflich
groß. Allein, er war nicht zu beivegen, fondern bath ſich Wegweiſer aus, die er reich
ei REM. verſprach, auch mit 9— Willigkeit I ‚Heinz verwilligte ihm gleich:
falls alles, was er begehrete; „allein Joutel wußte wohl, man dürfe nicht viel von ihm be:
gehren. — Der Soft bößtele bey le Od ve au "Sate fr fi al,
und giertg beveits in dem roch ſcharlachenen mit Golde leide igen herum.
Er gab auch nichts Her, als bis hm Herr Cavelier ein ſchriftliches und eigenhändiges
Zeugniß in Tateinifcher Sprache ausftellete, daß er an feines Bruders Ermordung ganz
unfhuldig fey. Vielleicht ift diefe Schrift die Urfache, daß einige Nachrichten vorgeben,
er Habe in. der That keinen Antheil an dem befagten Morde gehabt, —
Einige gehen Es waren ihrer fieben, welche die Reife zu den Illineſen antraten, nämlich die
zu den Jiline / Herren Caveliere, Oheim und Vetter, Der P. Anaftafius, die Herren Joutel und de Matte,
WR... einjunger Parifer, Namens, Dartbeleimy und der Steuermann Feßler. ‚Aue der
Archeveque, Munier und Ruter hatten verſprochen, fie zu begleiten: allein, die $uft zum
luͤderlichen eben machte, daß fie bey den Ceniern bfieben, ‚und allem Vermuthen zufolge,
trug Archeveque wenigftens eben jo viel Sorge für feinen Kopf, als Heinze, gleichwie ex
denn ſchuldiger, als jener war. EINE RARROBRBEDERRE NEN, ME Se ‚gieng! vorigt
mölfen wir Die enflen bis.nach Seanfreich begieen,
Sie reiben .. Bey den befondern Umftänden ihrer Reiſe Fann ich mich nicht aufhalten, Joutel
die Aeanjas. bat fie weitlaͤuftig befchrieben, es ift aber wenig darunter, was in der gegenwaͤr gen Ge—
fhichte einen Plag verdienere, Es Degegnete ihnen auf, diefer ganzen fangen und hoͤchſt⸗
beſchwerlichen Reife kein anderes Unglück, ‚als daß. fie den Herrn de Marie einbüßeten,
welcher nach Joutels Zeuguiffe, „ein. grundehrlicher Mann war, ‚und. X ‚zaften des
Brachmonates in einem Fiuſſe, als er ſich baden. wollen, ums Seben kam. Ta
2 a War lat — ee eumo=
A) Joutel ſaget zwar In feinen Tngebuche, e8° Tee aber aus des Garellaſſo de la Vega Geſchichte
fey a der Ze ? Es erhel vom der Eroberung Slerida, daß die Sa
zur
—*
von Neu⸗Frankreich. XIII Buch. 331
Heumonates kamen ſie zu den Afanfas, und fanden die zween Franzofen, Einer hieß 1697 - 00,
Delaunay; der anderemwar ein Zimmermann, und hieß Conture: j — —
Es war eine große Freude fiir unſere Reiſende, daß ſie ſich ſo nahe am Mieißipi, und
in einem bekannten Sande ſahen. Die beyden Franzoſen hatte der Ritter Tonti dahin
geſchicket, als er von feiner Reiſe an die Mündung des Micikipi, dahin Herr de la Safe
ihn beftellee Hatte, zurück kant. Die Leute hatten fich da eingerichtet, und hatten uf,
Zeitlebens da zu verbleiben, weil fie doch ſchwerlich weiter etwas von dem Heren de la Sale
hören würden. Herr Eavelier offenbarete ihnen zwar fein Elägliches Ende: es wurde aber
Dabey abgeredet , man wolle: die Sache vor den Wilden verhehlen, indem fie der bloße
Nameines verftotbenen bisher. in Furcht erhalten hatte, und man vorigt Lebensmittel,
Kaͤhne und Wegweifer von ihnen verlangen wollte, = &
- . Nachgebends erfüchte Here Cavelier den Couture, ‚einigen Oberhäuptern ber Nation
zu hinterbringen, es habe Herr de (a Sale an dem mericanifchen Seebufen einen fehr
fihönen Wohnplas angeleget, die Ueberbringer dieſer frohen Zeitung wären im Begriffe
mach. Canada abzugeben, und dafelbft Waaren abzuholen, fie würden aber nebft einer
guten Anzahl Franzofen bald wieder da feyn, und: fich in ihrem Sande. niederlaſſen „bloß
in der Abficht ; fie gegen ire Feinde zu verteidigen, und eine für. fie vortheilhafte Hand:
fung einzurichten, Sie hoffeten demnach), von ihnen eben. den Beyſtand zu ihrer Reiſe
zu den Illineſen zu erhalten, den ihnen bisher alle andere Voͤlker, dahin fie ihr Weg ger
führee habe, geleiftet hätten,
> ‚Die Akanſas hielten, um diefe Vorſchlaͤge in Erwägung zu zieben, eine Verſamm⸗
tung, bewirtheten aber ihre Gäfte unterdeſſen auf das Befte, und fangen das Calumet
vor ihnen. Mit ven Wegweifern für eine fo lange Reife hielt es ziemlich fhwer, doch
Gefchenfe und Berfprechen brachten die Sache endlich zuwege. Weil der junge Parifer
nicht weiter fortfommen fonnte: fo blieb er beyden Afanfas; Hingegen begleitere Couture fie
eine Zeitlang. Den zzften reiſeten fie ab, fuhren den Afanfasfluß herab, und erreicheten
i Tag ein Dorf, Namens Toriman. Hier fahen fie ven Micißipi zum
erſtenmale. Den ooſten ſetzeten fiedarüber, und erreicheten denfelbigen Tag ein Dorf der
Rappas Ad), wo Couture Abfchled von ihnen nahm.
Den zten des Herbftmonates giengen fie in dem Illineſenfluſſe zu Schiffe, und er- Kommen zu
veicheten am raten die Ludwigsſchanze, wo Here von Bellefontaine, in Abweſenheit des den Illineſen.
Ritters Tonti, Befehlshaber war. Tonti war, um die Tſonnonthuaner zu befriegen , zu
dem Marquis Denonville geftoßen. Jedermann erfundigte fih mit größter Begierde
nach dem Befinden des Herrn de la Sale, Ihre Antwort war, fie wären vierzig Meis
len weit jenfeits der Center von ihm geſchieden. Mehr zu fagen, hielten fie deswegen nicht
für dienlich, — man voritzt wegen des iroqueſiſchen Krieges nicht ohne große Beſchwer⸗
lichkeit und Gefahr nach Canada, dahin fie gedachten, zu reifen vermochte. Sie hatten alfo
Beyſtand hierzu nötbig, und beforgeten, man möchte fich, wenn des Herrn de la Sale Tod
anne würde, feine fonderliche Mühe damit machen. un,
Zum Gluͤcke für fie, mar fein Factor , der Herr de Boisrondet Willens, eben Müffen inder
diefe Reiſe anzutreten, und es machte. dieſer Umſtand beyden Theilen Vergnuͤgen. Schanze über:
2* Don Mintern.
des Ferdinands yon Soto Zeiten eine beſondere ges Tages iſt von ihnen, wenigſtens doch in Louis
ſehr zahlreiche Nation ausmachten. Heuti- ſiana, nichts mehr übrig.
3169790.
— —
22 ste und Beſchreibung
Den ıten' giengen fie zwar zu Schiffer allein, fie kamen nicht] weit, denn es trieb
fie der widrige Wind» wieder an die Schanze zuruͤck. Diefer Unfall machte einen
Stricy durch ihre ganze Rechnung. Denn nunmehr fiel alle Hoffnung weg, dieſes
Jahr noch nach Frankreich zugehen, und für ihre an der Bernhardsbay, in der daſigen
gudwigsfhanze hinterlaſſene Neifegefähreen die benöchigte Huͤlfe auszuwirken und abzufchi-
en. Unterdeſſen Half da nichts, als die liebe Geduld. |
Ä Den zrften des Weinmonates am der Ritter Tonti felbft in die Ludwigsſchanze.
‚Herr Cavelier hielt für das befte, ihm von des Herrn de la Sale Ableben eben fo wenig, als
“andern etwas zu melden. * Weii ihm auch fein Bruder kurz vor deffen Tode, eine Anweiſumg
auf eine gewiſſe Summe Geldes, oder den Werth dafür, an Pelzwerk, in dev Illineſen-
fhanze zu empfangen, ausgeftellet hatte: fo übergab ihm Toni für wiertaufend Franken
Waare, ohne das geringſte Bedenken. Endlich den zıften des Maͤrzmonates 1688, bega-
ben unfere Reiſenden fich) auf den Weg. Sie hatten den Herrn Boifronder beyfich, imglei-
chenden P. Allouez, welcher zur Errichtung einer beftändigen Mißion unter den Illineſen
Feine Gelegenheit finden Fonnte, und. deswegen an den Joſephsfluß zurück kam, woſelbſt
Gehen nad) er endlich auch , unter den Miamiern mit Tode abgieng.
Frankreich.
Den roten des Maymonates kamen ſie nach Michillimakinac, woſelbſt fie aber nicht
fange verweileten. Den ızten des Heumonates begab ſich Herr Cavelier nah Montreal,
und feine Reifegefellfehaft, die er im chinefifchen Quartiere der Inſel zurück gelaſſen hatte,
den ızten. Siefanden hier die Herren Denonville und Champigny, gaben vor, fie müßten,
um Hülfe fürden Heren de la Sale auszwoirfen, fehleunigft nach Sranfreich abgehen, und
fanden ohne weitere Unterfuchung Glauben. Wenig Tage hernach den re⸗
formirten Glauben in der Pfarrkirche zu Montreal ab; ſodann giengen fie alfe miteinander
zu Schiffe nach Quebec, fanden ohne langes Warten ein abgehendes Schiff, und raten den
sten des Weinmonates zu Rochelle ans fand, Denzten reifete Cavelier und Joutel mitein-
Mas aus der ander nad) Rouen, wo ich den legternim 1723 Jahre gefehen, undlange mitihm geredet habe.
!udwigefchans Hätten fie nicht bey den Illineſen überwintern müflen, fondern wären ein Jahr eher
ze wird,
Eonderbare
Liſt eines
Italieners.
in Frankreich angelanget: fo wäre 'es, allem Anſehen zu Folge, möglich. geweſen, die von
Herrn dela Sale unter den Elameoeten angelegte Fleine Pflanzſtadt entweder zu unterftügen,
oder abzuführen. Allein, da fie nach Paris kamen, fo glaubete man, es würde nunmehro
zu fpäte damit ſeyn. Ja, eswäre dennoch vergeblich getvefen, wofern man gleich eher dar-
an gedacht hätte. Denn die Clameoeten erfuhren des Heren de laSale Tod, und die Zer-
fireuung feiner geute ohne langen Zeitverluft, überfielen die Einwohner der Ludwigsſchanze
einftens ganz unvermuthet, und fehlugen fie alle miteinander todt. "Nur die drey Söhne
des Talon, ihre Schweſter, und einen jungen Parifer von guter Herkunft, Namen? Ru,
ftachius von Bremen, fuͤhreten fie mie fich in ihr Dorf, —
Gleichfalls rettete ein Italiener fein geben, wiewohl durch eine feltfa mesf. Der
Mann war zu Sande, allein leider zu fpät aus Canada gefommen; denn er Herrn
fa Sale von dem rechten Wege, an den Micißipi zu gelangen, Nachricht geben. Als ihm
nun die Wilden den Schedel entzwey fihlagen wollten : fo fteflete eu ihnen OF, fie begiengen
die größte Unbilligkeit, wenn fie einen Menſchen umbrächten, der fieaffe Miteinander in fei-
nem Herzen trage. Die Barbaren erftauneten Darüber, und goͤnneten ihm, um die Wahr⸗
heit ſeiner Worte zu beweiſen, Friſt bis auf den folgenden, Tag- = machte ev einen
Sackſpiegel ander Bruftfeft, und ließ fie hinein ſehen. Wei fie nun glaubeten, fie fähen ſich
in feinem Herzen, fo ließen fie ihn leben. Auf
von Neu⸗Frankreich. XU Bub: —
Auf der andern Seite ſahen die neumericanifchen Spanier zu des Herrn de la Sale 1697.20,
Unternehmen gewaltig feheel; und-befchloffen, ihm alle mögliche Hinderniffe in den Weg zu ——
legen. Zu diefem Ende fehicketen fie anfänglich fünfhundert Mann ab ‚ telche bey ihrer Begebenhei⸗
Ankunft unter-den Eenern den Archeveque nebft dem Rocheller Matroſen Grollet, daſelbſt ten einiger
fanden, und beyde gefangen nahmen, Ob fie den Tod des Herrn dela Sale von ihnen er⸗ Sranzofen-,
fuhren oder nicht, das weis man ſo eigentlich nicht. Gewiß aber ift, daß nach einiger Zeit
noch) zmweyhundert Spanier an eben denfelbigen Ort kamen, unterwegens den Munier und
des vorhin erwähnten Talons Bruder, Namens Peter, antvafen, und in ber Cenier Dorf
führeten , auch daſelbſt ganz gut hielten. Denn fie hatten Feancifcaner. bey fih, und
wollten durch Huͤlfe derfelbigen die Wilden befehren, Weil nun beyde Franzoſen, wegen ih ⸗
reg vieljäßrigen Aufenthaltes im Sande, der dafigen Sprache. vollfonmen kundig waren,
folglich ihre Geſellſchaft den Patres ſehr nüglich feyn Fonnte: fo wollte man fie mit Güte
dazu bewegen. . I —*
Dieſes glimpfliche Verfahren bewog den Talon, daß er geſtund, ſeine drey Bruͤder,
und feine Schweſter, wären Leibeigene der Clamcoeten. ( ch ſchicketen die Spanier, um
fie abzuholen, einige Mannfhaft dahin. Sie brachte aber nur zween Talonen, ihre Schwer
fer und den Staliener mit, Ja, es hatte Mühe gefoftet, fie von den Clamcoeten zu erhal⸗
ten; denn die Leute hatten eine große Freundſchaft auf fie geworfen, und wollten. fie nicht
von fich laſſen. Das folgende Jahr erfehienen abermal zweyhundert und fünfzig Spanier
in befogtem Dorfe, nahmen den Johann Baptiſt Talon und den Euftahhius von Breman
mie, und führeren fie erſtlich nach St, Louis du Potofi, einer neumericanifchen Stabt, und
von hier nebft den übrigen Talonen und ihrer Schwefter nach Merico „wo. fie der Unterkoͤ⸗
nig alle miteinander in ſeine Dienſte nahm. ig hi
Den Accheveque und Grollet hatte man erftlich nach Spanien gefchicer. Nach eini⸗
ger Zeit mußten fie wieder nach Mexico gehen. Hier warf man fie fo lange ins Gefaͤngniß,
bis fich eine Gelegenheit zu ihrer Abfüprung nach Neumerico ereignen würde, und woman
fie vermurplich zur Bergwerksarbeit beſtimmete. Der Ztaliener wurde nach Beracrur ab:
gefehicker ,. Dafelbft gleichfalls gefangen gefeget, und vermuthlich hernach in Den Bergwer⸗
fen gebrauchet. Wie es den Euftachius von Breman ergieng, davon finde ich feine Nach⸗
richt, Vielleicht kam er feiner Jugend wegen zu den Talonen, Denn wie man glaubte,
fo gieng es ihnen nur deswegen beffer, alsandern, weil fie ſich ihres geringen Alters wegen,
fehr wenig um die Kenntniß des Landes befümmert hatten; dahingegen Die übrigen geftan-
dene Männer waren, welche allenfalls entwiſchen, und ihren Landesleuten allerley vortheil⸗
hafta entdedfen Fonnten. sun ft
Als nach Verlaufe von acht Jahren, die drey aͤlteſten Talonen wehrhaftig wurden: gab
man fie auf Die Armabilla, und zwar aufden Chrifte, welches Schiff. der Viceadmiral führete,
Es wurde aber daſſelbige 1696 von dem Ritter des Augiers weggenommen; die Talonen
erlangeten ihre Freyheit, und erzaͤhleten nach ihrer Ankunft in Frankreich alle bisher benge-
brachte Umſtaͤnde. Man erfuhr nachgehends, der mexicaniſche Unterkoͤnig habe, als er
abgeloͤſet worden, Den jüngften Talon nebft feiner Schweſter, mit fich nach Spanien genommen.
So unglücklich lief es mit einer Unternehmung ab, welche aus verfchievenen Urfachen Warum dee
nicht gelingen konnte. Vielleicht hätte fie den gewuͤnſchten Erfolg wenigftens zum Theile Hrn. la Sale
Tbabt. wofern fie, gleichwie denn viele in der Meynung ftunden, auf weiter nichts, als auf Ben
richtung eines Wohnplages an der — des Micißipi angeſehen —2 PEN
t3 ein,
4
34 Geceſchichte und Beſchreib. von Neu⸗Frankr. XIIIB.
16 ige, Allein, das Gegentheil erhellet aus allem Beginnen bes Herrn dela Sale. Denn als er bis
in die Bernhardsbay zuweit weſtlich gekommen war, und den begangenen Irrthum fogleid)
merkete: fo haͤtte er den Strom, wenn es ihm bloß darum zu thun geivefen wäre, gleich bey
ſeiner erſten, unter die Cenier vorgenommenen Reife, auszufinden vermocht, indem fie ihn eben
fo gern, als nachgehends den Joutel, mit Wegweifern verforger hätten. Allein, er ſuchte
dagegen in die Nachbarfhaft der Spanier zu fommen, und die Bergwerke der Heiligen
Barbara auszuforfhen. Als er dergeftale allzuviel thun wollte: fo richtete er garnichts aus;
ja, er ſtuͤrzete ſich ſelbſt in den Tod, und wurde am Ende von Eeinem Menfchen bedauert.
Anmerkungen ° ' Als man Die Urſachen, warum feine Unternehmung mislungen war, einfah: fo wäre
über des Hrn. es noch immer etwas leichtes getvefen, fich an feinen Fehlern zu fpiegeln, und das Hauptwerk
de la Sale ſeines Entwurfes auszufühten, dasift, von den ganzen Steome Meifter zu werden. Hätte
Rem, uns auch eine Pflanzftade in diefem Theile von Florida weiter zu nichts geholfen, als eine
freye Fahrt auf dem merlcanifchen Seebufen zu verfchaffen, und Neufrankreich auf diefer
Seite gegen die engländilchen Pflanzlande zu decken: fo wäre doch dieſes fehon von großer
Wichtigkeit gewefen, a, es war den Spaniern eben fo viel, als uns daran gelegen, dieſen
Schlagbaum gegen alle Anfälte frey zu wiſſen, weil fie leicht denken Fonnten, es würden die
Engländer, da fie einmal Meifter von Carolina als einem Theile des alten feanzöfifchen
Florida wären, mie der Zeit immer weiter um fich greifen, und gleichwie denn nachgehends
wirklich geſchah, immer näher an ihre Auguftinusfihanzerüden, ſodann aber koͤnnten fie
leicht bis an ven Micißipi, ja noch weiter kommen, und in Alt: und Neumerico großen
Ber d u nad) jenyt N: 2 e 7 fie anz en am befagte — würde
die Miegtnft beyder Nationen, welche. einander nie leiden Ei Ser 5 fo
Sicherheit gereichen. vie ein nu Be
Akein, in Frankreich war man auf die Barbarabergwerke dermaßen erpicht, daß man
auf der Ausführung diefes ungegründeten Einfalles des Herrn de la Sale noch lange Zeit
nach ihm beſtund. Ja, man hoffte bald nad) feinen Tode, die ganze Sache, vermictelit
eines heimlichen Berftändniffes mit dem Grafenvon Pinnaloffa, durchzutreiben. Als die-
fes fehl ſchlug, vermurhlich, weil der Graf die Saiten zu hoch gefpannet, oder weil man eins
ander nicht trauete: fo fehlen es, als ob das Blendwerk auf einmal verſchwunden wäre, zu:
geſchweigen, daß Frankreich, als Philipp der V den fpanifchen Thron beftieg, die Spanier in
America auf feine Weifezu beunruhigen verlangere. Allein, nach Ludwigs des XIV Tode,
verurfacheren die entſtandenen Mishälligkeiten, daß der Hof den Vorſchlaͤgen einiger irrenden
Ritter Gehör gab. Man ſuchte auf Treue und Glauben einiger Nachrichten ungenannter
Verfaſſer das Vorhaben des Herin de la Safe wieder hervor, und gedachte das König:
seich mit Schägen, Die ihre Wirklichkeit bloß in der Einbildungsfraft gewiſſer Leute batten,
anzufüllen. Dieſe neue Berblendung zog weit fehäplichere Folgen nach fich, als Die bis.
her erwähnten, Die Gelegenheit, hiervon zu reden, wird ſich kuͤnftig aͤußern; denn voritzt
muͤſſen wir unſere Geſchichte wieder zur Hand nehmen, —
a
Der
—
— | —9
allgemeinen Geſchichte
und Beſchreibung
von Neu-Franfteih,
Vierʒehntes Buch.
u Ende bes zwoͤlften Buches fahen wir, in was für einem Zuftande der Graf 1690.
Frontenac die Angelegenheiten Neufrankreichs, bey dem Antritte feiner Statthal
terfchaftfand, und wie nothwendig es war, ſowohl die Englaͤnder in ihrem eigenen
Sande zu befchäfftigen; als den Wilden einen beſſern Begriff von der frangöfifchen Tapfer-
feit beyzubringen. Dieſes war das einzige Mittel, ven. Uebermuth der Jroquefen zu Des
müthigen , und ihnen zu zeigen, daß fie Feine Urſache Hätten, auf den Beyſtand des neu-
yorfifchen: ers zu trogen. Dabi n mußten fodann Unſere Bundesgenoffen,
wenn fie unfer bisheriges elendes Vertheidigen, in einen Fühnen Angriff verwandelt fehen,
nothwendiger Weife, entweder die alte Hochachtung gegen uns hervor fuchen , oder Doch
wenigftens beforgen, es möchte ihnen ein neues Buͤndniß mit unfern Feinden gleiches Un-
glück, als jenen, über den Hals ziehen , folglich eine genaue Bereinigung mit uns für das
Befte halten. ur
Als der Graf Frontenac diefen Grundfägen zu Folge feinen Entwurf gemachet hatte: Anfchläge und
ſo hieß er vor allen Dingen den Heren de la Dürantaye, welcher noch immer Befehlshaber Ainftalten dee
zu Michillimakinae war, den Huronen und Utanais die Werficherung geben , es werde ind Seon-
ſich in kurzem die Geſtalt der Sachen gewaltig verändern. Zu gleicher Zeit brachte er zur"
Verſtarkung des nurbefagten Poftens eine Menge Vorrath zuſammen, und both drey
Kriegesparteyen auf, um an dreyen Orten zugleich über die Engländer herzufallen, Die
erfte wurde in Montreal zufammen gezogen, fie follte aus einhundert und. zehn Franz
zofen und Wilden befteben, und van den Sieutenanten Heren d Aillebout de Maͤntet, und
Heten le Moyne de St. Helene angeführet werden. 1 Die: Herren de Repentigny,
— de Bonrepos, de la Broſſe und de Montigny ſchlugen ſich als Frey⸗
willige dazu. J —— — no "N 1 j \ u.
Dieſe Partey gieng zu Felde, ohne zu wiſſen wohin eigentlich. Denn wiewohl ſie
Überhaupt in Neuyork einbrechen ſollte fo hatte es doch der Graf den Anfuͤhrern freyge:
llet, welchen Ort fie ins beſondere angreifen wollten; und fie hielten nicht fuͤr rachſam,
vor
1690.
ed
356 Geſchichte und Beſchreibung
Sr dem wirklichen Eintritte in des Feindes Land ſich hiervon etwas merken zu laſſen.
Demnach berathſchlagete man erſt nach einem ſechstaͤgigen Zuge, was nunmehr vorzuneh⸗
men ſey? Die Franzoſen wollten gerades Weges auf Hrange losgehen: allein, die Wilden
lacheten daruͤber, und einer von ihnen fragete, ſeit wann die Franzoſen ſo verwaͤgen waͤren?
Ungeachtet nun a vorſtellete, er fehe die Sache nicht recht ein, man habe bisher
bloß aus Liebe zum-Srieben, nicht aber aus Mangel der Tapferfeit, ſo viel gelitten: fo
"blieben doch die Wilden, weil fie die Schwierigkeit befagter Unternehmung nur allzuwohl
Unternehmen
wider Corlar.
weh er von feinen Bundesgenoſſen Beine Achderung ihres er
- gebierherifchen Anfeben, das ihm feine der Colonie geleifteten ‚großen Dienfte, feine Sa
Eanneen, auf ihrem Kopfe; und man gieng ohne endliche Entſchließung auseinander.
Dagegen ruͤckete man fort, bis an einen Ort, da der Weg ſich feheidet , und auf dieſer
Seite nad) Orange, auf der andern Seite nach Corlar fuͤhrete. Damit ſchlug Mantet,
Ren Enrfhfurfes hoffen durfte,
den Angriff des legtern Ortes vor. Hierein milligten fie. Man ruͤckete fogleich auf Diefen
Flecken 1085 und es mußte das KHeer-ganze neun Tage lang gemaltig viel ausftehen:
Jedermann war zu Fuße. _ Man mußte zumweilen bis ans Knie im Waffer waben, oder
— * a Tritt zu-haben, das Eis, entzwey brechen. VUeber das alles war eine
eftige Kälte, ea a ss FEIERN
Endlich befanden fich unfere Helden eines Abends um vier Uhr zwo Meilen weit von
Gorlar. Hier wollte der große Agnier, Oberhaupt der Jroquefen am Ludwigsſprunge 2),
eine Rede an fie halten, Ex that es aud) mit ungemeiner Beredfamfeit, und mit einem
gefonnenen Thaten, erhabenen n ohne U wich : ji
— ‚nicht in en asien, Ruben ich bey der er her
vermahmete jedermann, die bisher ausgeftandenen Beſch lichfeiten zu vergeflen, und
die Haupturheber der vieljährigen Drangfalen, die treulofen Engländer, nachdrücklich
dafür zu ſtrafen, gleichwie denn bey einer fo ‚gerechten Sache an dem Beyſtande des Him-
mels gegen die Feinde Gottes im geringften nicht zu zweifeln fen.
RKaum hatte man ben Zug wieber angetreten, fo fing man vier wilde Weiber auf,
und erhielt von ihnen Die benöthigte Nachricht, wie man fich dem Plage in aller Sicyer:
heit nähern fönnte: Sogleich ſchickte maneinen Canadier, Namens Giguiere,mit neun
Wilden auf Rundfehaft aus. Der Mann that das feinige nach Wunfthe; er betrachtete
Corlar, ohne entdeckt zu werden, nad) aller Suft, und kam fodann wieder zum Heere, wel:
ches nur eine Meile weit davon ſtund. Anfaͤnglich wollte man den Angriff auf Morgen
verſparen: allein, man änderte der gewaltigen Kälte wegen; diefen Vorſatz, und beſchloß,
viel ſeber ohne Zeitverluſt an zurucken, und nach der Ankunft ſogleich anzugreifen.
> Corlarhattedamälsungefäßt die Geſtalt eines langlichen Biereckes, und zwen Tote.
"Eines fühtefe nach Drange, nwelher Ott mu fechs fvangöftfche Meilen weis vaven liege,
get und St. Helenesangreifen, weil die wilden Weiber verfichert hatten, es werde nie ver-
ſchloſſen, gleich wie man es denn auch wirklich offen fand, - Das erſtere folte d Iberville
und Repentigny uͤberwaͤltigen: fie konnten es aber nicht finden , and ſtießen alſo wieder zu
Mantet, daß alſo der Angriff nur an einem einzigen Orte geſchah · F
m F era hr n ; — —— a
a) Die Iroqueſen don diefem Dorfe Hatten Zeitlang zu Montreal. Endlich ließen ie ſih kurz
vor dem ehfnefifijen Blntbade anf dev Magdalenen- dor dem gegenwärtigen Feldzuge, am Ludwigs⸗
aue gewohnet. Nachgehends wohneten fie eine ſprunge nieder·
das andere gieng auf die Heerſtraße, mo unſere Leute waren. Diefes-legtere soollte Man⸗
von Neu⸗Frankreich. XIV Buch. 337
Das Thor war nicht nur offen, fondern auch unbewachet. Dergeſtalt fehlich das i690,
ganze Heer hinein, ohne daß es ein einziger Einwohner merkete. Beyde Anführer trennen ——
fih, um alle Straßen in Perſon auszufundfchaften; und es geſchah diefes in fo großer Der Ort wird
Stille, daß fie ohne jemandes Gewahrwerden bis an das andere Ende des Fleckens Fa- überfallen und
men. Hierauf erhub man ein Kriegesgeſchrey nach Art der Wilden, und jedweder brach eingenommen
ein, wo er wars'ı Mantet machte ſich an eine vorhandene, wiewohl ſchlechte Schanze,
Die Beſatzung wehrete ſich tapfer. Als aber das Thor aufgeſprenget war : ſo hieb man alle
Engländer nieder, und ſteckete die Schanze in Brand, Die Häufer des Fleckens thaten
feinen Widerſtand, ausgenommen ein einziges, darein Montighy eindeingen wollte, aber
mit der Helmbarte am Seibe und Arme verwunder, und zum Gefechte untüchtig gemacht
wurde, AS St. Helene dazu Fam, brach man mit Gewalt Binein, und hieb zur Rache
für des Montigny Verwundung alles, was Athem hatte, darinnen nieder. > pn
Das Morden und Plündern waͤhrete zwo Stunden, wornach die beyden Anführer,
um allen Ueberfall zu” vermeiden, Wachen ausftelleten, und ihre Leute ruhen ließen,
Mantet hatte befohlen, den Prediger gefangen zu nehmen: er wurde aber ‚ weil man ihn
nicht Fantte, erwuͤrget, und feine ſaͤmmtlichen Schriften verbrannt. Der Pas-Major,
Herr Condre harte fich über den Fluß gerettet, und wollte ſich da mit feinem Bedienten,
einigen Soldaten und Wilden verfhanzen. - Weil er nun den Franzofen bey mancher Se:
legenheit gutes erzeiget hatte, und man ihn deswegen fihonen wollte: fo ließ ihn Mantet
mit anbrechendem Tage durch den großen Agnier und d’ Iberville auffordern. Man ver:
ſprach ihm nicht. nur gut Quartier, fondern aud) daß von feinen Sachen nichts angerührer
werden füllte, Er folgete alfo ven Abgeordneten, nachdem er fie wohl bewirthet hatte,
nach Corlarz und es wurde ihm alles verfprochene genau gehalten: —
Sobald man den Ort völlig in feiner Gewalt Hatte, Tiefen die Anführer, aus Furcht,
die Wilden möchten ſich bezechen, alle Brandteweinfaͤſſer entziwey fehlagen. Hernach
ſteckete man alle Haͤuſer in Brand, ausgenommen die Wohnung des Majors, und einer
gersiffen Witwe, dahin man den Montigny gebracht Hatte. Es waren ihrer in affen
etwa vierzig, ſammtlich wohl gebauer und mit Geräche verfehen, Was feicht forrzubringen
war, das nahm manımit. Sechzig Perfonen, meiftens MWeibesbilder, Kinder und alte
gute, welche der erften Hise entgangen waren, ließ man leben ,-imgleichen auch drenßig
Iroqueſen, die man dafuͤr erkannt hatte, Das letztere geſchah deswegen, damit die Orte
fehen follten, ‚man verlange bloß mit den Engländern Krieg zu führen. Ihr Schaden
wurde auf vierhundert taufend Livres gefchäger, art 0
Weil Orange viel zu nahe war, als daß man in einer Brandſtaͤtte lange verweilen Die Franzo⸗
durfte: ſo zog das Heer gegen Mittage wieder ab. Allein, die Beute, Montigny, den fer verlieren
man tragen mußte, die Öefangenen an ber Zahl vierzig, und nachgehends auch der Man; viel auf dem
gel an Sehensmittelt, hinderten das Fortruͤcken ungemein. Ya, es wäre wohl mancher Ruͤckzuge.
Hungers geſtorben, wofern man nicht fünfzig Pferde bey fich gehabt Hätte, gleichwiedenn
bey dem Einzuge der Ueberwinder in Montreal den 27ſten des Maͤrzmonates, von der
ganzen Anzahl nur noch fechs übrig Waren. Ya, das Heer mußte ſich vor Hunger unter:
terwegens in. kleinere Haufen vertheilen. Einige wurden angegriffen , drey Wilde und
fechszchn Franzoſen entweder getödtet oder gefangen‘, alfo daß der Mangel an Vorſichtig⸗
eit mehr Leute Eoftete, als die Eroberung Corlar, dabey man nur einen Wilden und
Einen Franzoſen einbuͤßete.
Ügem, Veiſebeſchr. XIV Band. Un Diefe
3 et und Befihreibung
1898. Diefe Unternehmung machere nun zwar bey den Wilden einen etwas beſſern Begriff
von der franzöfifihen Tapferkeit: Es wurde aber die Darüber gefihöpfte Freude durch ein
‚Wirkung - unvermuthliches Unglück ziemlich verſalzen. Denn wir verloren einen Mann, der uns
diefer Thaten. hey gegenwärtigen Umftänden unentbehrlich fiel, und.bey nahe verurfacher Härte, daß un-
ſere allergetreueften Bundesgenoffen, zu einer Zeit, da ung ihre genaue Bereinigung gegen
unfere Feinde nörhiger als jemals fiel, einander in die Haare gerathen wären,
Unfere Bun: Der Lieutenant Tilly de Beauvais Fam nebft dem abgedanften Lieutenante la Broffe,
desgenoffen welcher bey der Eroberung Eorlar gegenwärtig gewefen war, und noch vier andern Franzoſen
ſchlagen ſich auf den Einfall, eine Kriegespartey von chriſtlichen Iroqueſen, welche der große Agnier
mis einander. nführere, aufzubringen. Sie giengen zu Montreal zu Schiffe, und fuhren den Strom
bis an den Sorelfluß binab. Den 26ften des Maymonates vernabmen ihre Kundſchafter
einige Schüffe, und erblicfeten- gleich darauf zwo Feldcabannen mit vierzehn JIroqueſen,
die fie fogleich angriffen und alle miteinander gefangen nahmen, Die Gefangenen fagten
aus, wenn fie auf dem gegenwärtigen Wege nad) der engländifchen Schanze, die fie ans
greifen wollten, noch) ferner blieben ; ſo würden fie. noch eine Partey Jroquefen von dreyßig
Mann, Weiber-und Kinder ungerechnet, antreffen, indem fie, die Gefangenen, erſt feit
Furzem fich Davon getrennet hätten, ame Yan,
Man vernahm diefe Nachricht mit Vergnügen. Aber ehe die Franzofen es fich ver⸗
fahen, fielen fie in einen Hinterhalt. - Doc) fehlugen fie fich durch, erlegten vier Männer,
zwey Weiber, und nahmen zwey und vierzig, Darunter acht Engländer waren, gefangen:
Allein, als fie — inganer auf
ſie: ſo befanden ſie fuͤr das Beſte, den Ruͤckweg zu ergreifen. Denn erſtlich waren fie zu
ſchwach, und zweytens verhinderte ſie das Bewachen ihrer Gefangenen am Fechten. Ich
weis nicht, warum fie auf einem andern Wege, als fie gekommen waren, nach Hauſe ze-
gen. Soviel ift gewiß, daß ihnen diefer Umweg theuer zu ftehen Fam.
Der große Den gten des Brachmonates zu Mitcage erreicheten fie den Salmfluß, der fich in den
Aanier bieiße, Champlainſee ergießt. Weil fie num ihre Kähne weit von bier zurück gelaffen hatten : fo
erachteten fie für das.befte, in der Geſchwindigkeit andere zu verfertigen, legeten auch ohne
Verzug Hand ans Werk. Als fie des Abends ihr Geberh zufammen verrichteten, wurde
ihrer eine Partey Algonquinen und Abenaquier , welche gleichfalls gegen die Engländer
ausjog, gewahr, bielt fie für Feinde, und überfiel fie mit anbrechendem Tage, Der
große Agnier blieb nebft einem feiner Landesleute fogleich aufdem Plage; fechs andere Sro-
quefen; zween Franzofen, und zween leibeigene Engländer wurden verwundet, auch ven
beyden Theilen einige Gefangene gemachet. ie In >,
Berlegenheit Hierauf erkannte man einander erft. Jedermann bedauerte das vorgefaffene, Mein,
des Grafen weil den Iroqueſen der Verluſt ihres Oberhauptes gewaltig, fehmerzete: ſo wollten fie ‚ihre
Frontenac. Gefangenen nicht loslaffen. Darüber wurden jene erbittert, und. es waren fer limme
Folgen zu befürchten. Der Graf Frontenae mußte alle feine Einſicht und Klugheit zu
Hülfe nehmen, um das auffteigende Ungewitter zu vertreiben. Endlich) nach gepflogener
langer Seralund wurde verglichen, es föllten die Angreifer einen Abgeordneten mit einem
Geſchenke an den Ludwigsſprung abfenden, den ganzen Vorgang für MEN undorfeglichen
Irrthum ausgeben, und die Auslieferung ihrer Brüder begehrens Diefe Erklärung ſollte
für. befanne angenommen, und alle Gefangene gegeneinander ausgetauſchet werben.
Ben diefer Gelegenheis hielt der abenaquifche Worthalter eine ungemein verftändige und
| herz⸗
von Neu⸗Frankreich. XIV Buch. 339
herzbrechende Rede. Der Beſchluß davon war, es fen Billig, die Todten zu beweinen, nicht 1690,
aber die Sreundfchaft unter Glaubensgenoffen ihrentwegen zu verlegen. ze
Denigroßen Agnier beweinten die Franzofen eben fo herzlich, als füne eigenen Landes⸗ gob des großen
leute; abſonderlich aber fiel fein Verluſt den Mißionarien am alterfchmerzlichften; denn der Kgniers.
Mann war felbft ein eifriger Mipionarius, und auf die Art, wie er zu Werke gieng, bäfte
er in noch einigen Jahren vielleicht alle feine Landesleute befehret. Seine eigene Bekeh⸗
rung war ein Werk Gottes ganz allein gewefen, Denn er Fannte noch keinen einzigen Se:
fuiten , hatte auch von unferer Religion kaum jemals reden hören, als ihn auf einmal ein
innerlicher Trieb , dem er nicht widerftehen Fonnte, ankam, feine Brüder, welche damals
auf der Magdalenenaue wohneten, zubefuchen. Weil er aber dennoch die Reife nicht
allein vornehmen wollte: fo beredete er bis funfzig Agnier, ihm Gefeltfchaft zu leiften.
Hier fahen fie num zu ihrem größten Erſtaunen, daß ihre Sandesleute gleichfam in
ganz andere Menfchen verwandelt waren, Alles, was fiein ihrem Dorfe ſahen, gefiel ih⸗
nen wohl, und endlich befamen fie gar Luſt, hier zu bleiben, Sie nahmen den Unterricht
begierig an, und wurden getauft. « Ihr Beyſpiel und ihre Reden locfeten noch mehr herz
„ bey; abſonderlich aber war der große Agnier von dem heiligen Feuer, das die Leute zu Apo⸗
ſtein machet, dergeſtalt durchdrungen, daß er bis an feinen Tod bemuͤhet war, dem wah⸗
ren Gotte Anbether zu verſchaffen. Der Himmel ſegnete ſeine Arbeit uͤber eigenes Verhoffen.
Nebſtdem ließ er ſeinen alten Ruhm einer erhabenen Tapferkeit im Kriege nie ſinken.
Eben aus Hochachtung gegen ſeine perſonlichen Eigenſchaften, noch mehr aber gegen
feine Tugend, iegten ihm die Franzoſen den Namen, darunter er in den Nachrichten ber?
felbigen Zeit befannt ift, einhällig bey. Zug des
Eben die Abenaquier und Algonquinen ‚welche den fhädlichen Irrthum begiengen, Ken. Hertels.
Eamen aus Acabia her, woſelbſt fieeiner nicht minder glüclichen, und für bie Sranzofen
rühmlichen ehmung, als die corlarfihe war, beygewohnet hatten. Borbin babe ich
errvähnet, daß Her Frontenac währenden Winters drey Kriegesparteyen, um die Engläns
der an eben fo viel Orten zu überfallen, auf die Beine brachte. Diegegen Neuyork be
fimmete, welche Corlar wegnahm, wurde zu Montreal aufgerichter, Die beyden andern
in dem Gebiete, das zu den drey Fluͤſſen und zu Ouebec gehöret. Der General ſchickete
deswegen jedivebe ‚befonders zu Felde, damit jedwede die andern zu uͤbertreffen trachten
möchte, gleichwie denn dergleichen Beeiferung nie ohne gute Wirfung abgeht, wofern
man nur die Bermifchung der Nationen, und alles, was eine ſchaͤdliche Misgunft nach ſich
ziehen Fann, dabey vermeidet. RU ER RA zn Sementel
Das Gebieth der drey Fluͤſſe war damals gar ſchlecht bevölkert, und konnte man !ird wegge⸗
fuͤnf Algonquinen und zwanzig Sokolier mit eingerechnet , nicht mehr als zwey und. funf⸗ ommen.
zig Mann darinnen aufbringen. ' Zum Gluͤcke Hatten fie, wie der Graf in einem Schrei:
ben an den Herrn von Geignelai ihm das Lob ertheilet, ‚einen Anführer, welchem man
eine Unternehmung von dergleichen Beſchaffenheit kecklich anvertrauen durfte. Befag-
ter Anfuͤhrer war der Herr Hertel, deſſen Gefangenſchaft und Tugenden ich oben erwaͤhnet
Babe. Unter der weniger Mannfthaft, die er anfuͤhrete, waren drey Söhne und zween Vettern
von ihm, nämlich der Herr Crevier, Erbherr von St, Franciſeus, und Her Gatineau.
Den agften des Jenners brach er von den drey Flüffen auf, und rücete gerade ge—
den Süden ins sand , alſo daß er den Champlainfee zur Linken ließ. Nachgehends wenz,
er fich gegen Oſten, und Fam endlich un einem langen und befehwerlichen Zuge,
Iu2 den
1590,
—
0 Geeſſchichte und Beſchreibung
den 27ften des Maͤrzmonates an einen englaͤndiſchen Flecken, Namens Sementels den
feine vorausgeſchickten Leute erkundſchaſtet hatten. Hier theilete er feine Mannſchaft in
drey Haufen. Der erſte, funfzehn Mann ſtark, ſollte ein großes befeſtigtes Haus an-
greifen, der zweyte von eilf Mann, eine Palliſadenſchanze mit vier Boliwerken. Die
dritte beftürmete unter feiner eigenen Anführung eine größere und mit Stücken befeßte
Schanze. u BEE, ba ar Ihn Aral rſelen
Alles dieſes wurde mit einer Tapferkeit / darüber die Engländer erftauneten, ausge:
; führer. Anfänglich ftelleten fie fich beherzt, hielten aber Faum dag erite Feuer der für:
menden aus. Die tapferften hieb man.nieder, Die übrigen, an der Zahl vier und funf-
zig, machte man zu Kriegesgefangenen. Die Sieger verloren einen einzigen Franzoſen.
Ale Haͤuſer, an der Zahl fieben und zwanzig, wurden weggebrannt, und in den Ställen
verdarben zweytauſend Stüce Vieh vom Feuer, a
Sementels. lag nur fechs —— Meilen von einem großen neuenglaͤndiſchen
Flecken, Namens Peſcaduet, daraus man ihn eine zahlreiche Mannſchaft nachſchi⸗
cken, dieſe aber ihn umringen und ihm den Weg verhauen konnte. In der That war⸗
neten ihn auch dieſen Abend noch zween Wilde, es waͤren zweyhundert Engländer im An:
zuge. Allein, weil er dieſes im Geiſte voraus geſehen hatte: ſo hatte er auch ſchon Anſtalt
dagegen gemachet. Er ſtellete ſeine Leute an einen Fluß, daruͤber eine ſehr ſchmale Bruͤcke
gieng. Die Bruͤckenſchanze hatte er beſetzet, und die Engländer konnten ihm ſonſt nir—
gend beykommen. ee ann; ai minor 2
rer zeit
verachteten die geringe "Ar can
“ großem Troge auf die Brücke, Hertel ließ fie, ohne einen Schuß zu thum, nahe genug fon:
Stoͤßt zu Hrn.
Portneuf.
su
men, und fiel'hernach mit dem Degen in der Fauſt auf fie los, ftieß bey dem erften An-
falle acht über den Haufen, verwundete zehn, und trieb die andern zuruͤck. Bey Diefer
Gefegenheit verlor er feinen Better, den braven Crevier, und einen Sokoki. Sein älte:
fter Sohn, la Freſniere, wurde ins Knie geſchoſſen, und wird’ das Ehrenzeichen hiervon
bis an feinen Tod tragen muͤſſen. — * er Hauptmann in Canada, hat ſich bey ver⸗
ſchiedener Gelegenheit hervorgethan, und iſt als der aͤlteſte Sohn auch ein Erbe der vaͤ⸗
twikchen’Srönimigfeit. suche e fin gs eu ac |
Nach) diefer tapfern That dachte Hertel nur auf den Abzug, bemerfftelligte ihn auch
mit großem Verftande und Gluͤcke, mußte aber nach einigen Tagen feinen Sohn, weil er
es nicht länger ausftehen Fonnte, unter den Wilden zuruͤck laſſen. Hier erfuhr er, die
quebecfihe Partey ftehe nur zwo Tagereifen von ihm, und habe noch nichts vornehmen
konnen. Damit ſchickte er feinen Better Gatineau mit der Nachricht von feiner Unter⸗
nehmung an den Großftatthalter ab, ließ den Herin Maugras mit ſeinen fünf Algon-
quinen nach St. Franciſco zurück gehen, und machte ſich auf den Weg nach Kasfebe,
um zu den Quebecfern zu ftoßen. EA sr Zee Br
Diefe Partey führete des Barons von Bekancourt dritter Sohn, Herr don Port:
neuf, damaliger Heutenant unter Mannevals Compagnie, Der Graf hatte ihm befohlen,
dieſe ganze Compagnie mit ſich zu nehmen, indem diefelbige, weil fein Hauptmann und
Bruder zugleich auch Statthalter von Acadia war, in deſer Landſchaſt lag. Hierzu
ſtießen noch einige Canadier, und ſechzig Abenaquier vom Keſſelſprunge. Portneuf brach
mit dieſer Mannſchaft an eben dem Tage von Quebec auf, als Hertel von den drey Fluͤſſen.
Tilli von Courtemanche dienete ihm ſtatt eines Lieutenants. —F
ei
Ä
von Neu⸗Frankreich. XIV Buch. ——N
Weil dieſes Jahr eine große Theurung in ganz Canada war: fo hatte man ihnen 1690,
wenig Proviant mitgeben-Fönnen ; fie mußten alfo unterwegens von der Jagd leben, und —
kamen folglich erſt im halben Maymonate in ein abenaquifches Dorf, 100 Portneuf eine
Berftärfung zu erhalten hoffete, es war aber niemand zu Haufe, Er rückte bis an ein an-
deres am Kinibequi gelegenes Dorf befagter Nation, und erfuhr, Die Krieger wären erſt
fürzlich von einem Einfalle ins engländifche Gebieihe, da fie fechs Mann getödtet hätten,
nach Haufe gekommen. "Er 'beredete fie, mit ihm zugehen, zog noch andere Wilden aus
der dafigen Gegend an fid), und lagerte fich den 25ften vier Meilen weit von Kastebe,
welchen Ort er anzugreifen gedachte, racing
Kastebe war ein Flecken am Seeſtrande, mit einer wohlgebaueten Schanze. Sie Belagerung
tte acht Stüde, Krieges: und Mundvorrath im Ueberfluffe. Die folgende Nacht lege: Kaskebe.
ten fich vier Wilde und zween Franzofen, unmeit der Schanze in einen Hinterhalt, ſchlu⸗
gen auch einen Englaͤnder todt, der in ihre Haͤnde fiel. Als die Wilden ſogleich ihr Feld⸗
Zeſchrey erhuben: ſo růckten um Mittage funfzig Mann von der Beſatzung heraus, und
gegen den Ort, daher das Geſchrey gekommen war: allein, fie wurden der Unſrigen, unge:
"achtet fie beynahe an fie fließen, nicht gewahr, Diefe aber ſahen fie gar wohl, gaben
auf zehn Schritte weit, Feuer auf fie, und fegeten ſodann mit dem Degen und der Streit:
art dermaßen tapfer unter fie hinein, daß fie in die größte Beſtuͤrzung gerierhen, und mur
viere, noch) dazu verwundete, wieder in die Schanze kamen.
Es waren noch vier andere Fleinere Schanzen bey Kasfebe, woraus man Feuer
gab, auch einen Wilden tobt ſchoß, einen Franzoſen aber verwundete. Die Unfrigen
mußten fich alfo etwas zurück ziehen. Gegen Abend ließ Portneuf den Befehlshaber zu
Kaskebe auffordern. Als aber diefer fich bis auf den legten Mann wehren wollte: fowar
dem Herrn Portneuf nicht zum beften bey der Sache. Er fonnte mit Ehren nicht wohl
zurüc. Gleichwohl Hatte ihm der Graf ausdruͤcklich verborhen, ſich mit Belagerungen
aufzuhalten. Ermwar nur angeriefen, bas platte Sand zu verheeren: allein, er fand nirgend
etwas zu verheeren, wohl aber die Einwohner auf ihrer Hut ſtehen.
Unterdeſſen wollte er doch auch nicht weniger thun, als feine Amtsbruͤder; denn er
hatte die Eroberung Corlar erfahren, Hertel aber war zu ihm geſtoßen; zu geſchweigen daß
nach des letztern Ankunft der ganze Haufen mit aller Gewalt Sturm laufen wollte. Endlich
dachte ex, bey gegenwaͤrtigen Umjtänden leide des Generals Befehl eine Erklaͤrung, und be:
ſchloß alſo die Belagerung fortzufegen, Ihres Ortes hielten die Engländer die Vertheidigung
fo vieler Schangen fuͤr unmoͤglich; fie zogen atfo die Beſatzung aus den vier Eleinen in Die große.
¶ In der Macht zwiſchen den aöften und 27ften lagerten ſich die Belagerer am Seoftrande,
funfzig Schritte weit vom Plage, hinter einer Anhöpe, da ihnen das grobe Geſchuͤtz nichts
ſchaden konnte. Die folgende Nacht eröffneten fie die Saufgräben, Nun hatten zwar die
Eanadier von dieſer Weife, eine Feſtung anzugreifen, eben fo wenig Erfahrung, als bie
Wilden: allein, der Muth und die Begierde zum Siege erſehete den Mangel der Wiſſen⸗
ſchaſt. Jedermann arbeitete mit größtem Eifer, Zum Gluͤcke hatten fie in den geräu«
meren Schangen alle zum Graben und Aufwerfen der Erde nöthige Werkzeuge gefun-
den; Daher gieng die Arbeit | hurtig fort, dag die Belagerten ſchon am Abende des
=8ften von einem Vergleiche fprachen,
und Man verlangete die Uebergabe der Schanze mit allem darinnen befindlichen Mund- Kastebe
dKriegesvorrathe. Sie bathen ſich nun in Hoffnung eines Entfages, m Tage ergiebt ih,
u 3 | ebenf-
342 Geſchichte und Belihreibung
Be Bedenkzeit aus, Allein, man verwilligte bloß die Nacht dazu, und ſetzete bie. Arbeit fort.
et Den folgenden Tag warfen fiereine Menge Granaten, wiewohl mit schlechter Wirkung,
heraus. Man war nunmehr nahe an den Pallifaden, und bielt, um ſolche in Brand zu
—* ein Faß mit Theere und andern Materien, welche leicht Feuer fangen, in Be—
reitſchaft.
Als die Belagerten dieſe Maſchine immer näher herbey rollen ſahen, und weil bie:
jenigen, die fie fortrolleten, von dem Laufgraben bedecket wurden, kein Mittel ihre Wir:
fung zu verhindern auszufinnen mußten: foftecketen fie die weiße Fahne aus. Here Port:
neuf ließ hierauf dem Befehlshaber melden, er muͤſſe ſich mit der ganzen Beſatzung zu
Kriegesgefangenen ergeben, Weil nun nichts anders zu thun war, fo zog er mit feiner
ganzen Mannfchaft, welche ohne Weiber und Kinder aus fiebenzig Mann beftund, auf
der Stelle aus,
Der engländis Kaum waren fie heraus, fo erfehienen vier englifche Segel. Man erfuhr nachge-
ſche Entſatz Hends, fie hätten Volk zum Entfage am Borde gehabt. Allein, weil fie feine engliſche
kommt zu ſpaͤt. Flagge auf den Schanzen wehen fühen: fo begriffen: fie wohl, es ſey mit ihrer Hülfezu
fpäte, und nad) einigem Verzuge, ob etwa eine Loſung gegeben würde, Fehreten fie wieder
um. Herr Portneuf nahm feines Ortes erftlich alles, was ihm beliebig fiel, aus ber
Schanze weg, ließ hernach die Stuͤcke abführen, und den Ort in Brand ftecden. Das
letztere widerfuhr allen Häufern auf zwo Meilen in die Runde ebenfalls.
Die meiften Gefangenen blieben in. dee Wilden Händen, Nur der Befehlshaber,
Namens Denys, die beyden Töchter feines Lieutenants, und die vornehmſten Officier
wurden nach Duebec abgefuͤhret, dahin Heer Portneuf den 23ften des Brachmonates nach
einem drey und zwanzig fägigen Zuge gelangete, Einem Franzoſen und einem Wilden
wurden in den Saufgräben der Arm entzwey geſchoſſen. Mehr Eoftere ihm diefe fhöne Erz
oberung nicht, Hingegen hatte er auch weiter feinen Vortheil davon, als daß er viele
Tapferkeit und Verſtand gezeiger hatte. Die Herren Hertel, Courtemanche nebſt aflen
Freywilligen, thaten ſich ſeht hervor, und die Wilden leifteten ereffliche Dienfte,
Michillimaki⸗ Unterdeſſen war es noch nicht genug, daß man unſern Bundesgenoſſen eine Probe
nae wird vers der franzoͤſiſchen Tapferkeit gezeiget, und ihnen dadurch Muth gemachet haste, ſondern
Rärtet, man mußte fie auch in den Stand fegen, daß fie die Handlung mit den Engländern
miffen, und vor den Iroqueſen außer Furcht ſeyn Fonnten. An beybes hatte der Graf
gedacht. Als Portneuf nach Dueber fan, war der abgedanfte Lieutenant Herr de ls Porte
Louvigny nebſt dem Nicolaus Perrot {hen vor einem Monate mit einer großen Verſtaͤr⸗
Eung von Montreal nah Michillimafinge abgegangen. Der legtere brachte den Wilden
Geſchenke vom Großftatthalter mie, der exftere folle als Befehlshaber dafelbft bleiben.
Herr Sonvignyb) war zwar allerdings einer der vollkommenſten Officer, die man Damals
in Neufrankreich harte. Gleichwohl wundert man ſich, warum der General den Herrn
Durantaye ohne Urfache abfegete, da er doch durch feine. Klugheit und feinen ſtaudhaften Muth
alle entlegene Graͤnzorte bey ſehr mißlichen Umſtaͤnden unter des Koͤniges Bothmaͤßigkeit
erhalten, und niemals den geringften Eigennuß an ſich gezeigen hatte _.
Lob des Ken. Einige fageren, fein Fall rühre daher, weil er in allzu gutem Berftändniffe mie den
Durantaptı Mifionarien gelebet habe, Soviel iſt gewiß, daß der Marguls Denonville —
er⸗
5) Cr kam 1725 in dem Schiſſbruche des Kameles ums Leben, als er zum Befehlshaber der drey
Fluͤſſe ernennet worden war. nE
von Neu⸗Frantreich XIV Buch. | 343
Berftändniß dem Föniglichen Dienfte für ſehr vortheilhaft hielt, wiewohl es freylich zu zoo.
Ausbreitung des chriftfichen Glaubens noch unendlich mehr als zu jenem beytrug, daß aber —v—
der Graf Frontenae einen fehlechten Gefallen daran Hatte, Mebft dem erwecken ein allge
meines Lob und.reine Tugend alfemal Neiber, und diefe fuchen Gelegenheit, fie zu ver—⸗
dunkeln, finden dieſelbige auch, wenn die Obern leicht zu bereden find. Herr Duran⸗
taye erfuhr dieſes leider nur allzufehr, _ Er. befaß alle Eigenfchaften, Dadurch ein Edelmann
fein Glück im Kriege machen kann; er hatte über dieſes Neufrankreich die wichtigften
Dienfte geleiftet, gleichwohl wurde er da zu Sande nie, was er vor feiner Dahinkunft ges
weſen war c), As er in feinem Alter die Rriegesdienfte verlaffen, und in obrigkeitliche
Bedienungen treten mußte: fo that er ſich durch unverfälfchre Redlichkeit hervor. Dem uns
geachtet hatte ev mit widrigem Gluͤcke beftandig zu Fämpfen. Ex ftarb in großer Armuth,
und hinterließ feinen Kindern zwar ein tugendhaftes Beyſpiel und den Adelftand , allein,
nicht das geringfte, ihn zu führen, ur | L
Die Berftärfung, welche Soupigny anführete, wurde von hundert und drey und vierzig Die Verſtaͤr⸗
Franzoſen geleitet, Manche giengen nur deswegen mit, weil fie vieles Pelzwerk zu Mir kung wird
chillimakinac liegen haften, folches aber aus Furcht vor den Streifereyen der Iroqueſen angefallen.
Bisher nicht abholen durften. Auch giengen fechs Wilde mie zu Schiffe; über diefes mußten
fie der Hauptmann D’ Hoſta und der Sieutenant Is Bemeraye dreyßig Meilen weit
begleiten,
’ Den zaften des Maymenates reiſeten fie ab, und erblicketen des folgenden Tages an
einem Orte, die Rasen genannt, zween iroquefifche Kühne. Weil d’ Hoſta und Louvigni
wohl gedachten , fie würden nicht allein ſeyn; fo ſchickten fie, um die Iroqueſen aufallen
Seten zu umringen, dreyßig Mann in drey Canoten und fechzig zu Sande ab. Die
erſten verficlen in einen Hint thalt, _ Die Zeinde lagen verdeckt, und zieleten nach Belieben.
Daher waren In des Gemeraye Canote, welcher zuerft Ianden wollte, gleich nach dem er⸗
ften Seuergeben, nur noch zween unverlegte Mann übig. —
| Louvigny aͤtte verzweifeln mögen, daß er feinen Leuten nicht beyſtehen durfte; denn i
ex hatte gemeſſenen Befebl, ſich unterwegens nach dem Perrot zu richten, dieſer aber wollte ee
feine mithabenden Geſchenke, Darauf der glückliche Ausgang feines ganzen Gewerbes
beruhete, nicht in Gefahr ſehen, folglich dem Louvigny lange nicht erlauben, anzurücen,
Endlich gab er nad. Damit rennete onvigny und d Hoſta mit etwa fechzig Mann auf
pen Feind (os, ſchoſſen dreyßig Sroquefen todt, verwundeten viele, nahmen einige gefanz
gen, und jagten die übrigen über Hals und Kopf in ihre Canote. Es waren biefer Ca:
note dreyzehn und es 5 die Niederlage dieſer Partey eine gute Wirkung zuwege.
Als die Herren d Hoſta und Gemeraye bald darauf nach Montreal zurück kamen: ſo Folge dieſes
ſchickten fie einen von ihren Gefangenen dem Grafen Frontenac, und dieſer dem Ureuhare, Sieges.
welchem ein reiches Zeichen des guten Zutrauens ungemein wohl gefiel. Ein anderer
wurde nach Michillimakinac geſchicket, und den Utauais eingehänbiget, welche ihn, um
dein neuen Befehtehaber zu zeigen, daß fie an Feinen Vergleich mit den Iroqueſen weiter
gedächten, Icbendig verbtannten. Eben dieſe Veränderung ihres Sinnes war eine Wit:
kung unferes erhaltenen Sieges. "Denn fie erfuhren diefelbigen von der ee Ber:
©
aͤrkung
Er war Hauptmann unter dem Regimente Carignan Salieres.
IR farb ale Regierungsrath zu Queher.
244, : j Geſchichte und Beſchreibung
1690, ſtaͤrkung eben zu der Zeit, als ihre Bothſchaſter abreifen , und die letzte Hand an ein
imverbruͤchliches Buͤndniß mit den Iroqueſen legen wollten.
Allein, als fie die Franzoſen tiber alle ihre Feinde fiegteich mit einer großen Menge
Baaten, und in — tin fie gegen alle itnternehmumgen der ae
befehtigen, ankommen fahen, "da geftelen ihnen die Gefehenfe, welche Perrot Mit brachte, und
meifterlich heraus zu reihen wußte Sie verbanden ſich genauer als jemals mit ung,
und legten ungefveifelte Proben davon ohne fangen Verzug an den Tag. Denn bald
darauf Famen Hundert und zehn Canote mit Pelzwerke für mehr als Hundert taufend Tpafer
beladen und von mehr als dreyhundert Wilden aus allen nordlichen Volkern begleitet,
ach Montreal, und fanden da den Grafen Frontenae feldft, weil er fich, um einen ange-
eier NERSN
droßeten feindlichen Einfall abzuwenden, dahin begeben hatte, ne
Treulofigkeit Me Hoffnung zu einem Vergleiche mit den Jroquefen war gänzlich verſchwunden
der Jroqueſen . Wir haben geſehen, daß dieſe Barbaren den Ritter d' Eau und alle in feinem Gefolge be:
findliche Sranzofen gefangen nahmen, ungeachtet der Großſtatthalter dadurch, daß er ihn
"nach Innontague abferrigte, nutbefagtem Orte ein Zeichen feines guten Zuttauens, d
man zur befondern ehr aufnehmen follee, zu geben gedachte. Was noch mehr, fie ſchi⸗
deten diefe Gefangene nach Manhatte, um dadurd) die Engländer zu überführen, daß fie
an keine Ausſohnung mit den Feanzofen gebächten. Mit einem Worte, fie berleheten
— —— denn ſie — zween Franzoſen, welche den
Ritter begleitet hatten, Mir iſt unbekannt, wie man dieſe Bosheit ni
fogleich erfuhr. So viel aber merfete — — a
den; und es machte der. Großſtatthalter ohne Verzug Anſtalt gegen alle Ueberfälfe. Ab⸗
fonderlich, ſorgete er für die Sicherheit der Gränzgegenden, und fehickte zu diefem Ende
feine beften Leute ab. Kin Theil davon follte unter dem abgedanften Hauptmanne, Ritz
ter von Clermont, die Suͤdkuͤſte von Montreal bis an den Sorelfluß bewachen , der
zweyte ei unter dem Ritter de la Motte, einem gleichfalls abgedanften Hautpmanne, das
übrige Sand bis an die Hauptſtadt decken. Der Kitter Clermont erfuhr gleich bey feiner
"Ankunft an der ing des Fluſſes, die Iroqueſen Härten. einige Kinder , welche das
Vieh huͤteten, — Er fegere den Barbaren nach, und befreyete die Kinder, bis
auf eines, das fie, weil es nicht folgen konnte , gleich anfänglich erwuͤtget hatten,
Neue Feindfer Zu eben derfelbigen:z eit war, eine, andere iroqueſiſche Partey auf dem Wiefenfluffe,
gfeiten. gegen, bie Inſel Montreal in Anzuge. Sie murde aber von einem Einwohner bemerfet,
2 Herr Colombet, ein abgedanfter Sieutenant, raffete fogleich fünf und zwanzig Mann zufanı,
men, „und fuchete fie auf; „allein, ber 1) erfparete ihm die Hälfte des Wege ———
weil er weit ſtaͤrker war, die St nzoſen mit, große Tapferkeit it... Colombet blieb neb
pielen andern felbft auf dem Plage, dagegen der. sein fünf und, zwanzig Mann verlo
Einige Tage vorher nahm eine andere ivoquefifche Partey etwa —— Weiber ind
Kinder am Bekancourtfluſſe weg. Man feßete nach: aflein, der ganze ortheil, den man
davon hatte, war Diefet, Daß die Barbaren, um defto ehneller zu Men, ihre Geſan—
gene alle miteinander erwurgetee. ——
Ankunft einer un Mit einem Worte, Man tar nirgend ſicher; und e& mußte deswegen vieles Sand
großen Han: ungebauet liegen bleiben, aus welcher Urſache im ſolgenden Sabre eine große Hungersnoth
entftund. Mitten unter dieſen Unruhen meldete man am sgten Des Auguftniohtates dem
I He
von Neu Frankreich. XIV Bu. 345
‚Here de la Chaffaigne e), Befehlehaber der Chinaſchanze, es laſſe ſich eine ganze Flotte
von Canoten auf dem Ludwigsſee ſehen. Jedermann glaubte, es waͤren Iroqueſen; und
der Graf, welcher ſchon ſeit drey Wochen zu Montreal ſich aufhielt, ließ die Landleute be- delsflotte von
reits warnen in die Schanzen zu fliehen, als Tilly, dev Erbherr der Inſel kam, und be⸗ Michillima⸗
richtete, es ſey die große von Michillimakinac ankommende Handelsflotte, davon ich vor- linae.
ber erwaͤhnet ‚habe. & - 55
Die Freude war groß und dem ausgeſtandenen Schrecken gemaͤß. Die kleine Flotte
kam nach Montreal, ‚und wurde von der ganzen Stadt, mit einem heftigen Freudenge-
fihrene empfangen. ı ‚Den z7ften gab der General allen Oberhäuptern öffentlich Gehör.
Sie hielten ſchoͤne Reden, und gaben die beften Gefinnungen- wor. Den folgenden: Tag
gieng das. Umfegen ‚ber Waaren an, wurde aber ducch einen Iroqueſen vom Ludwigs-
fprunge, und Vetter bes großen Agniers, Namens la Plaque, bald.geftöret.
Man hatte ihn gegen Drange zu auf Kundſchaft ausgeſchicket. Als er wieder zurück
kam, bielt er eine feanzöfifche halbe Bierthelmeile von dem Drte, wo die Utauais und an-
dere Wilde gelagert und mit ihrem Kandel, befchäfftiget waren, ftill, und machte aus“
Muchwillen verſchiedenemal den fogenannten Todrenruf, Die, Wilden geiffen, in Mey-
nung,. der Feind. me Ban. De, Htäge feyn, fogleich zum Gewehre, Als aber. nichts zum
Borfeheine kommen wollte, ſo festen fie ihr Umtauſchen fort.
Unterbeffen gieng la Plaque in die Stadt und. berichtete dem Grafen, er habe am Ein feindtir
Sacramentsfee ein ganzes. Heer wahrgenommen, das Canote verfertigte, Cr habe zwar des Heer ift
etlichemal verfuchet, . irgend einen Gefangenen zu machen , aber vergeblich; doc) habe er im Anzuge.
‚vor feinem Abſchiede drey Streitkolben in eine. Cabanne geleget, damit der Feind merken
Eönne, ex fen vertathen, und —— ſich — Ad RI Be er ver⸗
wegener Kerl, ſchlec aber großer Freund der Franzoſen, und ehemals Lieute-
ua unter ———— MAN m 7 und der Großftarehalter
1690.
dachte auf alle ı Anftalten, das montrealifche Gebierhe in Sicherheit zu ſetzen.
* —— ſuchte er unſere ee einem es — zu
Bewegen. Zu dieſem Ende that er ungemein freundlich, beſchenkete fie reichlich und ließ
fie hernach alle miteinander zufammen Fommen. Hier lobete er ihren gefaſſeten Vorſatz,
weder Friede noch Stilleftand mit den Sroquefen einzugehen, verficherte, er werde an
feinem Drte gleichfalls nicht ruhen, bis er dieſes unbändige Volk gezwungen habe, demuͤ—
thig um Friede zu bitten, den er aber unter Eeinen andern, als für die Franzofen und ihre
Bundesgenoffen gleich vortheilhaften Bedingungen zugeftehen werde, indem die legtern
nicht weniger feine lieben Kinder wären, als die erftern. -
. Seines Erachtens, führer fort, wären fie viel zu tapfer, und hätten ihn viel zu lieb, als
daß fie ihn voritzt, da ein ganzes Heer ihrer gemeinfchaftlichen Feinde im Anzuge fen, im
Stiche laſſen fellten. Demnach komme es nur darauf an, ob man dem Feinde entgegen
gehen, oderihn fiehendes Fußes erwarten wolle, Damit gab er ihnen, ohne ihre Antwort ab⸗
uwarten, eine Streitart in bie Hand, in der Hoffnung, wie er ſagte, fie würden dieſelbige
ritterlich gebrauchen. Ja er hielt es fogar feiner Wuͤrde niche für unanftändig , fein Krie-
geslied mir dem Streitkolben inder Hand, anzuftimmen, und dadurch anzudeuten, er gedenfe
Kein Perfon anzufüßren, Einem Manne, der alles mit Hohen Gebärden und zu vechter Zeit
1
“ey €r ſtatb als Befrhlshaber zu Montreal.
Allgem, Veiſebeſchr. IV Band. Er
346 Geſchichte und Beſchreibung
ao, thun weis, dem ſteht auch alles wohl an. Daher wurden die Wilden über das artige
Weſen des Grafen ganz entzuͤcket, und gaben ihre Einwilligung nur durch Jauchzen
zu verſtehen.
Es entſteht Der Ritter Clermont war, um den Feind zu beobachten, den Sorelfluß aufwärts ge:
girm zu fahren. Den often des Auguftmonates Fam er wieder zurück, und berichtete, er habe
Montreal, den Feind in großer Menge auf dem Champlainfee gefeben, ja et fey Dis nach Chambly
von ihm verfolger worden. Sogleich wurde den Soldaten und Dem Landausſchuſſe die
Sofung , fich zu verfammeln, gegeben. Den sıften begab fich der Graf in aller Fruͤhe auf
die Magdalenenaue, als den allgemeinen Sammelplag. Die Wilden kamen des Abends
dahin, und liegen nicht einmal die geringfte Wache bey ihren Waaren zuruͤck.
Großer Den folgenden Tag wurde das Heer gemuftert, und eintaufend zweyhundert Mann
Kriegeararg. Fark befunden. Nach Tiſche wurden der Wilden Oberhäupter durch einige Jroquefen vom
$udtoigsfprunge erfuchet, fich bey ihrem Vater Ononthio einzufinden, indem er ihnen etwas
wichtiges eröffnen wolle. Als fie da waren, hielt einer der berühmteften Anführer befagter
Kroquefen, Namens Acherihats, im Namen feiner ichen Landesleute eine unge-
mein (chöne Rede, Erftlich ermahnete er alle Wilden überhaupt, fie möchten gegen ihren
gemeinfchaftlichen Vater ihr Herz öffnen, und alles, was feit einigen Fahren ingeheim darinnen
vorgegangen fen, rein heraus beichten. Hernach wendete er fich abfonderlich zu den Utauais,
und fagte, ex wiſſe alle ihre geheimen Unterhandlungen mit den Orten fehr wohl, auch wiſſe er,
fie Härten nunmehr denfelbigen abgeſagt; gleichwohl bleibe ihm dießfalls noch einiger Zwei⸗
fel übrig; er bitte ſielalſo, unverholen zu eröffnen, ai was für einer Urſache fie, ohne ihres
Vaters Vorwiſſen, mit dem Feinde fich eingelaffen hätten, und mie fie vorißt gegen Die
Sranzofen gefinnet wären ? | Pro
Damit fing der Worthalter der Utauais an: „Freylich gaben wir den Iroqueſen
„einige Gefangene zurück, und verfprachen, mit noch mehrern ein gleiches zuthun: allein,
bedenket nur felbft,, wie man mit uns umgieng, und urtheilet hernach, ob wir recht tha⸗
„ten oder nicht? Erſtlich mußten wir uns in den Krieg einlaffen, hernach alle Feindſe—
„ligfeiten einftellen, und che wir es gedachten, die Skreitart von neuem ergreifen, Mir
„wußten nicht, was bas heißen follte, heute fo, morgen anders! Noch wunderlicher Fam
„es uns vor, daß der Krieg fo ſchlaͤfrig geführee wurde. Endlich, beſorgeten wir, bie
„ Franzofen möchten uns, weil fie ſich ſelbſt nicht helfen Fonnten, zulege im Stiche laͤſſen,
„und dachten alſo ſelbſt auf unſere Sicherheit. Wir gaben ein Wort und empfingen ei—
„nes: die Sache kam aber nicht zu Stande. Unſer vornehmſter Abgefandter ftarb bey
„den Tfonnonehuanern, die übrigen kamen unverrichteter Dinge wieder zuruͤck. Da
„erfuhren wir, unfer alter Water fen wieder ins Sand gekommen, damit ließen wir alle
», Bergleichsgedanfen mit den Iroqueſen fahren, und nun find wir da, und wollen feine
„Willensmeynung ausführlid vernehmen.,,
Als er ausgeredet hatte, fund der buronfche Worthalter auf, und, gab Por, er feines
Ortes ſey von dem Buͤndniſſe mit den Franzofen nie abgewichen, er wolle auch) feinem
Vater noch ferner gehorſam verbleiben. Nun wußte man zwar wohl, was von diefer Ver⸗
ſicherung zu halten fen; weil es aber die Zeit nicht war , ihm. viel vorzuwerfen, fo ſchwieg
man dazu. Alle übrige Wilde gaben gleiche Geſinnungen ver7 und der Graf wußte es
dem Ludwig Arheribata Dank, Daß er zu diefer Erläuterung Anlaß gab, Gleichwohl en-
Digte
von Neu⸗Frankreich. XIV Buch. 347
digte er, aus Beyſorge, es möchte endlich auf ein Gezänfe ablaufen, den Kriegesrath voritzt, 1690,
und fagte, fo bald der Feind abgetrieben fen, Eönne ein jedweder nach Haufe ziehen,
, Den folgenden Tag brachten ‚die Kundſchafter die Nachricht, fie hätten von feinem Einigeftanze:
Feinde das allergeringfte weder gehöret noch gefehen, Damit beurlaubte man das Heer, fen werden
bis auf weitern Beſcheid, und die Einwohner machten fich an ihre Erndte, davor ihnen überfallen.
ſehr bange gewefen mar: Zween Tage Hernach überfielendie Jroquefen die Einwohner und
Soldaten, als fie in einer gewiſſen Gegend, la Souche oder das Stockfeld genannt, mit
dem Schnitte beſchaͤfftiget waren. Die Leute hatten ſich, wider den gegebenen Befehl zu
weit auseinander geſtreuet; ja es hatten die wenigften das geringfte Gewehr bey fi), und
der daſige Befehlshaber hatte nicht einmal Schilowachten ausgeſtellet. Dem ungeachtet
verloren die Sroquefen fehs Mann. Dagegen fingen oder toͤdteten fie zehn Soldaten,
eilf Einwohner und vier Weiber, ſchlugen viel Rindvieh todt, und verbrannten viele Haͤu⸗
fer und Heuftöde. Als aber ein zahlreicher Entſatz aus Montreal herbey eilete, nahmen \
fie Reißaus in die Wälder, Es gebörete diefe Partey zu dem Heere, das la Plaque ent-
becket hatte, und deſſen Schickſal an feinem Drte vorfommen wird. Der Graf haͤrmete
fich gewaltig darüber , daß er feinen. Kundfchaftern zu geſchwinde geglaubet, und darüber
ing Angefichte feiner Bundesgenoſſen Verluſt erlitten hatte. Sein größtes Ölü war,
daß ihm nicht das ganze feindliche Heer über den Hals fiel,
Ehen an dem Tage diefes Borganges berief dev General alle Bundesgenoffen, weil Hr Frontenae
fie durchaus nicht länger bleiben wollten, zum letztenmale zufammen, und fagfe, fie wuͤr- fehicter die
den mit dem Preife, dafuͤr man die Waaren angefchlagen habe, hoffentlich. zufrieden feyn, Vuudesgenoß
er Hättesißnen gern noch mehr zu Geſallen gethan, er habe aber von ihrer Anfunfe niche Fr nach danſe
zeitig genug Machricht erhalten. Uebrigens treffe fie ihre ehemalige Klage, als ob die
Franzofen zu theuer verfauften, ebenfalls. Er halte alles, was fein Abgefandeer Perror in
feinem 1 vorgetragen babe, für genehm. Ihr eigener Mugen erfordere es, den
Krieg gegen die Iroqueſen fortzufegen. Er feines Ortes werde die Streitart nicht eher
niederlegen; als bisdiefes Volk gedemuͤthiget ſey. Nur follten fie es fo lange bezwacken, bis
er es in feinem eigenen: Sande heimfuchen koͤnne, und wären ihnen feine Thaten gegen die
Engländer ſchon bekannt; denn dieſe habe er als die Stifter des ganzen Ungluͤckes zuerft
züchtigen wollen; er werde auch. ihnen nicht Die geringfte Ruhe gönnen. Er habe in
Hoffnung, fie würden den Ermahnungen des Ureuhare folgen, die Agnier bey der Eroberung
Eorlar verſchonen laſſen. Weit fie aber feine Langmuth noch immer misbraucheten,, fo wolle
er fünftignach feinem Grimme mit ihnen verfahren. Zu dieſer Nede fügte er fchöne Ge:
ſchenke und ein angenehmes Weſen, damit, er. die Seute allemal, wenn es ihm beliebte,
auf feine Seite ziehen konnte, daß alſo die Wilden mit ihm, und allen. Franzofen wohl
vergnuͤgt von Dinmen-fhieden. 0000, |
Wenige Tage nach ihrer Abreife erfchienen die Iroqueſen abermals an mehr als einem Neuer
Ste, und überräfheten viele Sranzofen. Als der abgedankte Hauptmann, Herr des Ma⸗ Verluſt.
vais, Befehlshaber Der Ehateauquefhanze oberhalb des $udwigsfprunges, mit feinem Bes
dienten und einem Soldaten fpagieren gieng, paſſeten ihm drey Wilde auf, jedweder zie⸗
lete auf ſeinen Mann, und legte ihn zu Boden. Den aaften des Herbſtmonates wurde der
Ritter de la Motte und Der Sieutenant Murat nebſt ihrer Mannfchaft von einer übers
aunen Partey angegriffen. Diefe fehlugen fie zwar zuruͤck. Aber als fie dachten, der
END ſey nunmehe auf ber Flucht begriffen, — er den zweyten Anfall; la er
r2 ie
8 Geſchichte und Beſchreibung
16 blieb auf dem Plage; Murat kam nicht wieder zum Vorſcheine, ohne daß man ſein Schick⸗
u fat jemals erfuhr. — nt Ha
Was derGtaf AUS Verdruß über Diefe leidigen Nachrichten ließ der Graf den Ureuhare vor ſich kom⸗
den Ureuhare men, ruͤckete ihm anfänglich" fein ſanftmuͤthiges Betragen gegen die Landesleute deſſelbigen,
vorwirft. ſowohl bey feiner vormaligen Statthalterſchaft/ als bey der gegenwaͤrtigen, vor, und fuhr
hernach fort, er haͤtte gehoffet, es würden wenigſtens die ihm, Ureuhare, erzeigeten Wohl:
thaten fo viel wirken, daß er feinen: Landesleuten die Augen öffnete; entweder müffe er alfo
diefe feine Schuldigkeit nicht beobachte Haben; folglich ein undankbarer Mann feyn;, oder
ex: müffe bey feinen Landesleuten wenig‘ gelten, weil ſie ihm nicht einmal Glauben beymaͤßen,
: wenn er ihnen ihr wahres Befte vor die Augen legete nn un ww
Antwort des Der Zroquefe fehlen zwar über diefen Vorrourf ſehr empſindlich zu werden : doch hielt
Wilden, er an ſich, und’ bach, ohne in den geringften Eifer zu geraten, den Heren von Frontenac,
er möchte nur überlegen, daß er bey feiner Ruͤckkunft aus Frankreich, feine $andesleute in
einem Bündniffe mit den Engländern, das ſchwer zu trennen fey, und in der größten Er:
Bitterung gegen die Frafigofen angetroffen habe. "Zu beyden Hätten fie Die Tegtern Durch die
Begangene Treuloſigkeit gleichfam mit Gewalt gezwungen. Daher ſey weiter nichts zu
chun geweſen, als günftigere Umſtaͤnde abzuwarten. Er fuͤr feine Perſon, wiſſe ſich un-
ſchuldig. Zum unfehlbaren Beweiſe diene ſein beſtaͤndiges Verbleiben bey den Franzoſen,
ungeachtet ihn feine Landesleute weit lieber zu Haufe ſahen. Wiſſe ihn jemand einiger
Schuld zu zeiben, fo fey er Hier und wolle fich verantworten. ü
" Diefe vernünftige Antwort verunfachere, daß der Gr Verdruß nebſt allem
Verdachte gegen den Ureuhare fahren ließ, und en auf Mittel fan, wie er dieſen
braven Mann, der im Stande fey, die wichtigften Dienſte zu leiften , immer beſſer gewin⸗
nen möge. Allein, voritzt bekam er nothwendigere Geſchaͤffte. Als erden noten des
Weinmonates im Begriffe war, wieder nach Quebec zugeben: ſo überbrachte ihm ein Officier,
welcher geftern aus beſagter Hauptftadt abgereifet war, zwey Schreiben von feinem. Statt:
verwefer, dem dafigen Plagmajer, Herr Provot ). "Das erftere war vom“ sten des
Monats, und befügte, es habe ihm ein Abenaqui die Nachricht gebracht, als ob dreyßig
Schiffe zuBafton ausgelaufen waͤren und follten fie, dem Berfichernzußolge, Duebecbelagern.
Eine engliſche rue befagter Wilde, deffen Treue und Eilfertigkeit Neufrankreich feine Erhaltung
Storte will guten Theils zu danken bat, war innerhalb zwölf Tagen bis vom Pescadue hergereifet,
Quebec ber und werficherte, es ſey die englifche Flotte fchon ſeit ſechs Wochen in der See, Das zweyte
jagern. Schreiben des Majors war vom 7ten, Und des Inhalts es habe der Here von Canon:
sille in der Gegend bey Tadupfac vier Und zwanzig englifche Fahrzeuge, und darunter acht
‚Fehr geoße gefehen. Auf dieſe Nachricht Habe der Major feinen Schwager, den Herrn von
Grandville mit einer Barfeund einem wohlbeſehten Canote , um genauere Kundſchaſt ein-
zuhofen , ausgefehite,. ARE —
Der Großſtatthalter konnte kaum glauben, daß eine ſo anſehnliche Flotte ſchon in
der Nähe ſeyn follte, ehe man das geringſte von ihrer Ausruͤſtung zu Baſton erfahren habe,
Gleichwohl fegete ex fih, nebft dem Herrn Champigny ohne Verzug in ein fleines Fahr⸗
zeug, damit fie allebeyde beynahe zu Grunde gegangen wären, und erführ den andern
Morgen um drey Uhr durch einen zweyten Bothen des Herem Provot, es habe eine Flotte
von vier und dreyßig Segeln die Fräulein de Ta Lande und Soliet, zu Taduſſac anfgehe:
en
F) Damals war Fein Eöniglicher Stattvermefer in Canada. :
vor Neu⸗Frankreich. XIV Buch. 349
ben, und Fönne, da er diefes ſchreibe, vermuthlich fehon bey der Haſelnußinſel, das ift
funfgehn feanzöfifche Meilen weit von Duebec feyn, |
Was den Grafen am meiften auf die irrige Meynung brachte, als ob Quebec nichts
zu befuͤrchten habe, das war die Einbildung, die Englaͤnder wuͤrden Acadia angreifen,
und da genug zu thun finden. Das erſtere traf ein, aber das letztere nicht. Nebſtdem
glaubte er nicht, weder daß man zu Baſton eine jo große Macht, als ganz Neufrankreich
anzugreifen, erforderlich falle, aufbringen koͤnne, noch daß. Acadia verloren ſeyn, und
die allererfte Zeitung Davon , durch die Ueberwinder felbft, überbrache werden ſollte.
1690,
Ku
Das Unglük war, daß er den elenden Zuſtand diefes Landes nicht genau kannte Damaliger
Wir haben geböret, daß in dem Augenblice, da Kaskebe an Heren-Portneuf übergegan Zuſtand
gen war, vier englifche Segel vor dem Plage erfchienen, Nachgehends erfuhr man: zu Acadiens.
Duebec, fie hätten ihren Lauf, weil fie bier zu fpäte kamen, nad) Koͤnigshafen genommen,
Here Frontenac erhielt diefe Nachricht fehon im Brachmonate: er war aber außer Stande;
den Det auf den Fall eines: Angriffes zu entfegen,, vermuthlich dachte. er auch nicht, daß
felbiger vom Volke, von Krieges: und Mundvorrarhe fo gänzlich entbloͤßet ſey, als er
wirklich war. m
Geleichwohl hatte der acadifheStatthalter ‚Herr Manneval, welcher gewöhnlicher Weife
zu Konigshafen ſaß, nicht mehr als ſechs und achtzig Mann: Beſatzung, und achtzehn
Stuͤcke, die noch dazu nicht aufgeführee waren. Die zulege am Plage vorgenommene
DBefeftigung war gegen einen plöglich Ueberfall nicht hinlaͤnglich, und übrigens hatte man
an feiner Sache ; als an allem und jeden Mangel, Die übrigen Pläge waren eben ſo
fehlecht verforget, und noch elender befeftiger. Nebſtdem lagen die meiften franzöfifchen
Wohnungen noch weiter auseinander, als am Lorenzfluffe, und waren ſchlechterdings nicht
zu vertheidigen. — F Eu a. ZU 2 ul u; Hi: a
2 —— En A — Mind: als den 22ften des Maymonates 1690 Acadia wird
zwey englifche Bahrzeuge mir vollen Segeln anfommen fahen. Sie gaben fogleic) Die ver:
abredere Loſung, Durch Abfeuern eines Böllers, und fegeten ſich in gefchwinder Eile in
einen Canot. Um eilf Uhr in der Nacht kamen fie an die Schanze, und der DBefehlshas
ber ließ auf ihren Bericht fogleich alle Einwohner durch einen Stuͤckſchuß zu ſich rufen.
Den 2often warf das englifche Geſchwader auf eine Halbe franzoͤſiſche Meile weit
von Königshafen Anker. Sie beftund aus einer Fregarte von vierzig Stücen, einem
endern Schiffe von fechszehn, einem von achten, und vier Kitſen. Sogleich ſchickte der
Admiral Phibs, ein Mann von geringer Herkunft, und einer feinem ehemaligen Zi;
mermannsftande gemäßen Geſchicklichleit, einen Trompeter ab, und verlangete die unbe:
dingte Uebergabe des Plages, nebft allem, was darinnen ſey.
Herr Manneval behielt den Trompeter bey fi), und ſchickte in Ermangelung eines
Officiens den Herrn Petit, einen Priefter aus dem Seminario zu Quebec, ber aber die
Stelle eines Hofpredigers bey ihm verſah, an den englifchen General, um doch wenigftens
leidliche Bepingungen auszuwirken. Denn mit einer Hand voll ſchlecht bewehrter verzag-
ter Soldaten, ohne einigen Officier, an eine Vertheidigung zu gedenken, das war freylich
etwas vergebliches, und auf die Einwohner durfte er ſchlechte Rechnung machen, indem
a die gegebene Loſung nicht mehr als drey erſchienen. Mebft dem allem war Fein
"enfeh da, der die Spike richten und — Er ſelbſt war ſeit zween Mo-
x 3 naten
1690
— achthundert Mann ſtark aus,
Der Befehls⸗
350 SGeſchichte und Beſchreibung
naten mit dem Zipperlein beſchweret; hingegen gab man die feindliche Landmacht fuͤr
Anfänglich verlangete Wilhelm Phibs, der Befehlshaber folle fich mie feiner ganzen
haber ergiebt Beſatzung auf Gnade und Ungnade ergeben, Als der Geiftliche antivortere, Herr Man-
ſich.
Der Vergleich
neval werde lieber ſterben, als eine ſolche Kleinmuͤthigkeit begehen: fo fragte Phibs, ob er
einige Vorfchläge zu thun habe? Perit befannte ſich bevollmächtiget, den Platz auf folgen:
de Bedingungenzu übergeben: 1. Sollte der Befehlshaber nebft der Befaßung mit Gewehr
und Geräche ausziehen, auch auf einem Fahrzeuge, das man ihnen geben werde, nach)
Duebee geſchicket werden. 2. Man follte alle Einwohner indem ruhigen Beſitze ihres Bermö-
gens laffen, auch feine Frau noch Jungfer an ihrer Ehre Fränfen, 3. Es ſolle ihnen die
freye Uebung der römifchen Religion ungeftöhret, auch die Kirche in ihrem Stande bleiben:
Vermuthlich war Phibs ſchon damals Willens, alles zu verfprechen, aber nichts zu
halten. Cr bewilligte alle Bedingungen ohne die geringfte Schwierigkeit. Als aber Herr
Hetit einen fehrifelichen Auffas zu machen verlangete: fo fehlug er es unter dem Borwande ab,
fein gegebenes Generalswort fey Fräftiger, als alle ſchriftliche Auffäge in der ganzen Welt,
und dabey blieb er, Herr Petit mochte vorftellen, was er wollte,
Herr Manneval machte dießfalls nicht einmal fo viele Schwierigkeit, als fein Abge-
ordneter. Denn fobald diefer zuriick Fam, fehrieb er dem englifchen Generale, er laſſe ſich
alles gefallen, und wenn ihm derſelbige morgen ſeine Schaluppe ſchicken wolle, ſo werde
er zum Beweiſe ſeiner Aufrichtigkeit an feinen Bord kommen. Phibs ſchickte die Scha—
luppe, Manneval ſetzete ſich hinein, und der Uebergabsvergleich wurde in Gegenwart des.
Herrn des Gouttins, koniglichen Schveibers, welcher das Amt als Commiſſarius Ording-
tor zu Königshafen verfah, nochmals mündlich beftätigetz; der engländifche General fegete
noch hinzu, er ftelle es dem Herrn von Manneval frey, ob er mit feiner Beſatzung lieber
nach Duebee oder nach Frankreich abgeführet feyn wolle ?
As dem Befehlshaber das legte beliebete: fo verfprach Phibs, ihn dahin zu fchaffen.
Als nun dergeftalt alles feine Richtigkeit hatte :_fo fuhren fie beyde miteinander ans Land:
Herr Manneval übergab dem Admirale die Schküffel zu der Feſtung, und fegete ihn in
den Befig von allem. Alein, Phibs machte große Augen, als er den elenden Zuftand ſah,
und ieß es ſich heimlich gereuen, daß er Leuten, die nicht den geringſten Widerſtand thun
konnten, fo fehöne Bedingungen zugeſtanden habe; dach ſchwieg er voritzt ftill, und dachte
nur auf einen feheinbaren Vorwand, elles umzuftoßen.
Diefen fand er bald. Er erfuhr, es hätten unterdeſſen, da ber Befehlshaber an
tird nicht ge- feinem Borde war, einige befoffene Soldaten und Einwohner , etwas aus einem dem Herrn
halten.
Perrot, Amtsvorfahrer des Herrn Mannevals, gehörigen Waarenhaufe, entwendek- Da:
mit fagfe er, weil das entivendete feinem Könige gehöre, fo fey er nicht ſchuldig, Den einge:
gangenen Vergleich zu halten. Er entwaffnete fogleich alle Soldaten und fperrete fie in
die Kirche. Er verlangete fodann von dem Herrn Manneval und dem Hrn, Gouttin⸗ ihre Degen,
gab fie ihnen aber, mit dem Bedeuten, fie wären feine Gefangene, ſogleich wieder,
Dem Befehlshaber: wies er feine Wohnung zum Gefängniffe an, und ſetzete eine Wache
davor, nahm ihm alle fein Geld, ja fein Geraͤthe weg, und ließ alle franzoͤſiſche Wohnun⸗
gen auspfündern, “aus ber Urſache, wie er fügte, weil bie Einwohne ihre beften Sachen
verftecfer; Härten. Man verfchonete nicht einmal weber bie Wohnung der Priefter,
noch die. Kirche, darinnen feine Leute große Gottloſigkeiten ausübeten, \
Wenige
—
\ ka F
von Neu⸗Frankreich. XIV Buch. z51
Wenige Tage vorher hatte Herr Perrot, welcher nach der verlornen Statthalter: 1680
ſtelle von Acadia, ſeiner eigenen Geſchaͤffte wegen, im Lande geblieben war, nebſt fer ——
nem Factore, Heren Durclos, eine Kitfe beftiegen, um feinen Pelzdandel an der Küfte zu Herr Perrot
treiben, Als er den zzften des Maymonates, ohne von der Uebergabe des Drtes etwas wird von
zu wiffen, nach Königebafen zuruͤck kam, wurde er zu feinem Gluͤcke von einem wibrigen —
Winde an der Mündung der Bay aufgehalten. Weil er nun die gewöhnliche Schild⸗ 93%.
wache an diefem Orte nicht wahrnabn : fo dachte er gleich, es müffe nicht richtig zugeben,
und ſehete ich, um die eigentliche Beſchaffenheit der Sache zu erfahren, nebſt einem Wil:
den und einem canadifchen Edelmanne, Herrn Damour, in einen Canot. Als er drey fran⸗
zöfifche Meilen zurück geleget hatte: fo erblickete er in dem Fluſſe, daran der Flecken liegt, ein
englifches Schiff vor Anker liegen, vernahm auch einige Stuͤckſchuͤſſe, und Salven aus
dem Fleinen Öewehre,
Weil er glaubte, man ſchlage ſich, fo verbarg er fein Canot im Bufche, und gieng
zu Lande bis ans erſte Haus, Als er es aber ledig fand, machte er fich eiligft nach feinem
Eanote, um feine Kitfe zu erreichen, die ihm im: Hafen begegnete... Zween Engländer
hatten fie erblicfet und eine Schatuppe beftiegen, um dem Herrn Perrot auf feiner Rück
fahrt-aufzupaflen. Zum Glücke trat die Ebbe ein, und die Schaluppe blieb, weil fie noch
zu nahe am Strande war, figen. Herr Perrot entgieng noch einem andern Canote, das
ihn eine Zeitlang verfolgete „ und erveichete fein Fahrzeug glücklich und fuhr davon. Das
englifche Schiff hatte ihn gleichfalls wahrgenommen, und fegete ihm nach, kehrete aber,
als es ihn nicht einholen Fonnfe, wieder in den vorigen Hafen zuruͤck;: er aber. lief in den
Dergwerfshafen. |
Den ızten des Brachmonates kam der Hauptmann Billebon, deſſen Compagnie in Herr Villebon
Arcadia lag, ein Sohn des Barons Bekancourt, aus Sranfreich, nach Rönigshafen. Hier findet die Eng⸗
| fand er-die Herren Perrot, und des Gonttins, und erfuhr von ihnen, der Admiral Phibs länder nicht
H jey nach Eroberung des Plages nur zwölfTage da geblieben, er habe ven Herrn von Man mehr .·.
| neval, nebft.einem Feldwebel ur d acht und dreyßig Soldaten, imgleichen den Herrn Petit
und noch einen Geiftlichen, Namens Trouve, mit fih genommen: vorfeiner Abreife aber
alle Einwohner dem Könige Wildelm und der Königin Maria von England Huldigen
laſſen. Seinen älteften Feldwebel, Namens ‚Chevalier, habe er zum Befehlshaber von
Königshafen gemacht, und fechs der vornehmften Einwohner zu Raͤthen, um jedermann
| ‚Recht zu fprechen. e
| Diefe Nachricht fegete den Ritter Villebon in große Verlegenheit. Er hatte den In—
| genieur, Herrn Saccavdie, mit ſich aus Frankreich gebracht; und mit diefem,imgleichen dem
| Herrn Perrot und Gouttins gieng er zu Rathe, wie man die Meberbleibfel dev Pflanzſtadt,
die ihm allein anvertrauet ſey, vetten, und die aus Frankreich mitgebrachten Föniglichen
"Gürer in Siherbeit beingen wolle, Das fhlimm/te war, daß die Engländer noch zu
la Heve lagen, und feine Ankunft in weniger als drey Tagen erfahren Fonnten, dahinge-
gen er, ofen fie ihn zu Königshafen angreifen jolften, nicht den geringften Wider—
ſtand zu leiſten vermochte. |
Nach reifer Ueberlegung beſchloß man einmuͤthig, man wolle fich in den Johan
nesfluß begeben, und zwar an einen gewiſſen Dre, Jemſet oder Jemſac genannt, wo
demals der Kitten Grandfontaine feine Schanze gehabt habe; tahin wolle man die koͤnig—
ichen Güter bringen, und trachten, ſo viele Soldaten als möglich. zu verfammeln, en
: iele,
we Geſchichte und Beſchreibung
* wiele,, entweder nie in der Engländer Händen geweſen, ober doch wieder entwiſcht wären;
ferner wolle man dem Lieutenant der, villebonfthen Compagnie, Heern Montorgueil, der
— mit vierzehn Mann zu Chedabuctu ftehe, zu wiſſen thun, er ſolle ſich zu Jemſet⸗ bey ſei⸗
nem Hauptmanne einfinden. Waͤre alles dieſes geſchehen, ſo wolle man an beſag⸗
tem Orte eine ſteinerne Schanze erbauen, den Wilden aus felbiger ſo viele Berftärfung
als mögfich zuſchicken, und fie zur Fortſetzung des Krieges gegen die Engländer , den fie
ohnedieß eifrig trieben, ermuntern. Sie freiften in der That ohne Unterlaß nach Neu:
england, und fanden beynahe nirgend einigen Widerſtand. Ja man hatte erft vor meniger
Zeit erfahren, es hätten vierzig Abenaquier ſechshundert Engländer im freyen Felde ge⸗
ſchlagen, und auf ihrer Seite nicht mehr als ſechs Mann nebft einem Canadier, Namens
Bellefönt, der ſich bey der Belagerung Kaskebe ſehr hervorgethan hatte, dabey verloren,
Heldenthat Zu Folge diefes Entſchluſſes meldete man dem Herrn von Montorgueil , er folle
bes Herrn Chedabuctu, weil er es gegen die englifche Flotte ohnedieß nicht behaupten koͤnne, räumen,
DMontorgueil, die Stücke aber, und alles, was er nicht mitnehmen koͤnne, vergraben. Allein , er war
ſchon ausgezogen, wiewohl auf eine ruͤhmlichere Art, als man ihm vorgeſchrieben hatte.
Der Abmeal Phibs gieng nach einigem Verweilen zu la Heve, vor Chedabuctu, feste acht⸗
zig Mann ans fand, und verlangete, es ſollte ſich der Befehlshaber auf Gnade und Un-
gnade ergeben. Als dieſer zur Antwort gab, er wolle lieber unter. dem Schutte der Schan-
3e fein Grab finden, als fie den Feinden feines Königes übergeben: foließ ihn Phibs noch
Wweymal auffordern ‚und der Unmoͤglichkeit, gegen eine fo große Macht auszuhalten erin:
new, befam aber allezeit die vorige | Hierauf wagete er einen heftigen Angeiff,
der aber nicht gelang. Diefer Wiverftand bewog ihn entweder zur Hochachtung gegen einen
fo tapfern Mann, oder zur Beſorgniß er dürfte vor einem ſo elenden Nefte, Darinnen eine
Hand voll Soldaten liege, wohl gar mit Schimpfe abziehen müffen. Er forderte alſo
den Montorgueil unter großen Bedrohungen zum viertenmale auf), allein, abermals
vergeblich. —
Damit ließ er Schwaͤrmer hinein werfen, und ſteckete damit ein Strohdach in Brand.
Da num das Feuer, alles Wehrens ungeachtet, ſogleich um fich griff: ſo forderte Phibs
noch zweymal auf; und Montorgueit bequemete ſich zu einem Vergleiche, wiewohl mit
seinem ſo großen Stolje, und Androhen einer fernern heldenmuͤthigen Gegenivehre, wo⸗
fern man ihm Feine anſtaͤndige Bedingungen bewilligen wollte, daß er alles erhielt, was
er wollte, Cr zog alſo nebſt feiner Beſatzung mit Gewehre und Geraͤthe aus, und wurde
nach Plaiſance abgeführer: nr ı —J
hedabuctu hatte Einwohner. Fuͤr dieſe hatte Montorgueil zwar beſtens geſorget;
es giengen auch die Engländer ganz gut mit ihnen um: allein die durchlocherte Inſel
‚(PIsle‘perede) dahin ſich dieſelbigen nachgehends begaben, Hatte Fein fo günftiges Schick⸗
fat. Phibs fand bier nicht den geringften Widerftand; alle Haͤuſer wurden geplündert,
und die Kirche handlich “entweihet. Auf der andern Seite beftieg der Ritter Villebon
ar die Union, darauf er aus Frankreich angekommen war, und wollte fich nad) den
Schannesfluffe begeben : allein, weil ev wegen widrigen Windes fange Zeit an der Mün-
dung des Fluffes verweilen mußte, fo famen ihm ein Paar’ engliſche Freybeuter, die ihn
ſchon lange auffücheren, uͤber den Hals, und erfehienen den 3often des Brachmonates, als
er eben in einem Canote den Strom hinauf, nach Jemſet fudr, 1 Angefichte der Union,
welche an der Mündung vor Anker lag, und darauf fich Perrot befand,
So
a ee
von Neu⸗ Frankreich. XIVBuch. 0393
Sobald diefer den Feind fab, ließ er das Schiff mic den Thauen an den Strand
fhleppen, fodann feine acht Stuͤcke an den Bord, welcher gegen bie Engländer gewendet
war, bringen, und’tapfer Feuer geben. Weil aber der Feind ein weit flärferes Feuer
machte, und hauptſachlich nach feiner Perfon teachtete, er aber ſehr wenige Seute hatte: fo
war er auf feine Sicherheit bedacht, feste fic) mit dem größten Theile feiner Mannſchaft in
die Schaluppe, und Fam ungeachtet der feindlichen Stuͤckſchuͤſſe, davon nur ein einziger
1690.
BE
Perrot wird
gefangen .
Matrofe verwundet wurde, gluͤcklich ans Land. Hierauf mußte ſich die Union, darauf bey»
nahe gar niemand mehr war, ergeben; und der Ingenieur Herr Saccardi wurde zum
Kriegsgefangenen gemachet.
Dem Herrn Perrot gieng es weit ſchlimmer. Zwar hatten Herr Gouttins und der
Hauptmann der Union die Flucht mit ihm zugleich ergriffen; ſie nahmen auch alle drey den
Weg nach Jemſet. Allein, nach einiger Zeit befand ſich Gouttins beynahe ganz allein, ohne
zu wiſſen, wohin feine Neifegefährten gekommen feyn möchten. Judem biefes vorgieng,
war der Ritter Bilfebon, nachdem er Jemſet befichtiget hatte, in einem Canot auf dem Ruͤck-
wege nach der See begriffen , erfuhr aber unterwegens den Verfaft,nicht nur der Union,
fondern auch der beyden Kirfen, darauf man die fammtlichen Güter aus befagtem Schiffe ge-
bracht hatte. Nun erwartete er zwar eine Berftärfung von Wilden, und hoffete mit ihrer
Hülfe die beyden Fahrzeuge wieder zu erobern: fie Fam aber zu fpäte.
Zu gleicher Zeit erfuhr er, Die beyden Schiffe, welche die Union wegnahmen, , gehöre:
ten nicht zu dem Geſchwader des Admiral Phibs, fondern es wären ein Paar Freybeuter,
mit neunzig Mann befeget ; fie hätten neue Einwohner von der Inſel Marigalante, die von
ihnen ausgeplündert worden,am Bord; fie wären in den Koͤnigshafen eingelaufen, hätten
da befagte Einwohner ans Land geſetzet, alle Häufer auf ihrem Wege nach der Feſtung
weggebrang, ci Menge Vieh todt gefchlagen, zween Einwohner aufgehänget, und eine
Fran nebft ihrem Kinde in ihrem Haufe verbrannt. Mad) Eroberung der Union hätten
fie Leute ans fand gefeßt, und die Entflohenen aufgeſuchet, auch den Herrn Perrot , den
Schiffbauptmann und den Steuermann aufgefangen, und den erftern vermuthlich um das
Geſtaͤndniß, wo er fein Geld und feine Güter habe, aus ihm zu preffen, auf das ſchimpflich-
fie behandelt ; zum Beſchluſſe, fo-hätten fich viele Marrofen von der Union, zween Solda-
ten und der Schiffsbarbier zu ihnen gefehlagen, und würden fie in ein Paar Tagen wieder
in die See gehen,
Der Ritter kehrete ſich weder an diefe leidige Nachricht, noch an die Wahrfheinlich-
feit, daß es ihm eben alfo wie dem Perrot ergehen koͤnne, fondern fegte feinen Weg mit
den wenigen Wilden, die er zu Jemſet aufgerrieben hatte, bis an die See fort. Hier fah
er beyde Freybeuter an dev Küfte vor Anker liegen. Er ftieg fogleich ans Sand, und ſchlich
ſich durchs Gebuͤſche fo nabe Hinzu, daß er Feuer auf fie geben Eonnte; gleichwie er denn
bis gegen Abend ohne Aufhören that. Diefe Nacht ſtießen noch vierzig Wilde zu ihm, und
er führete fie gleich mit anbrechendem Tagean den Det, da er geſtern Feuer gegeben hatte,
Sein Abſehen war, bie Feinde zu verhindern, daß fie ihre Anker nicht lichten fonnten, und
die Wilden verfprachen, Die Tauen zu kappen, damit fie an den Strand treiben müßten:
allein leider! fie waren fhon unter Segel gegen Weften begriffen. Nachgehends erfuhr
Man, das Schiff, darauf Herr Perrot war, fey ven einem franzöfifchen Flibuftier wegge⸗
Allgem. Reifebefchr. XIV Band. Dy ..
18690.
— —
Treue der
Abenaquier.
Zuſtand der
Inſel Neu⸗
land.
Plaiſance
wird uͤber⸗
rumpelt.
354 Geſchichte und Beſchreibung
nommen worden. So viel iſt gewiß, daß der Mann noch ſo viel Mittel beſaß, feine Toͤch⸗
ter anſehnlich zu verheirathen. 9). *
Als der Ritter Villebon feine Hoffnung auf dev Seeſeite vereitelt ſahr ſo gieng er nach
Jemſet zurück, ließ da alle Wilden zufammen kommen, und ermahnete ſie, ſich ſelbſt und
die Franzofen an ben Engländern zu rächen. Er bevauerte abſonderlich den Verluſt der
Geſchenke, die fein König an fie abgeſchicket Habe, und bach zulegt, wenn fie irgend einen an-
gefehenen Engländer gefangen befamen, fo möchten fie die vorige gefangen weggeführeten
Franzoſen Dagegen austaufihen. Er wolle ungeſaͤumt nach, Duebec und von da nad) Hau:
fe geben, dem Könige ihre getreuen Dienfte vorftellen, und mit einer genugfamen Schab-
foshaltung vor ihrem exlittenen Berlufte zurüc Eommen, fie möchten nur kuͤnſtiges Fruͤh⸗
jahr ihn unten an dem Fluſſe erwarten. Ihre Antwort war, ihr Water, Ononthio habe
fie mit Pulver und Dleye verforget, andere Geſchenke bedürften fie nicht, fie wollten ohne
Verzug Hundert und fünfzig Mann ftarf auf den Streit ausgehen, und mie den Einglän-
dern ſchon zurechte Fommen. Damit veifete er nach Duebec ab, und überbrachte die erfte
Botbfihaft von dem Berlufte Acadiens, und ber Gefangenſchaft des daſigen Statthalters.
Das Ungluͤck unſerer Pflanzftadf auf ber Inſel Neuland hatte man zeitiger erfahren.
Ich habe bereits erwaͤhnet, der franzoͤſiſche Hof habe dieſe Inſel, weil er ihre Wichtigkeie
nicht kennete, lange Zeit nicht geachtet, endlich aber die großen Vortheile, welche der
Stockfiſchfang verſchaffen Fönne, eingefehen, und um den unaufbörlichen Eingriffen der Eng-
länder in —* Gerechtſame der franzoͤſiſchen Unterthanen einen Schlagbaum vorzuziehen,
den Herrn de la re als Befe ber i abgeſchicket, mie dem Befehle,
a fasten IR DR I See
Diefer Befehl wurde nicht zum beiten vollzogen. Der Herr de la Ponpe dienete
dreyzehn Jahre lang, zwar mit allem möglichen Eifer, aber auch mit allem Verdruſſe,
welchen der Mangel gehöriger Unterſtuͤtzung einem braven Manne verurfacher, wenn er
ohne diefelbige nicht das geringfte, davon er felbft Ehre und der Staat Vortheil Hätte , zu
unternehmen vermag. Im Jahre 1685 befam er den Herrn Parat, welchem es anfangs
nicht beſſer gieng. Doch zwey Jahre hernach brachte ihm der Ritter d' Hervany nebſt
dem Herrn d Amblimont fünf und zwanzig Soldaten unter Anführung des Herrn Pa-
ſtour de Coftebelle, imgleichen $ebensmittel, Stücke, Pulver, und überhaupt alfes, was
man zu Plaifance noͤthig hatte, Man bauere nicht nur eine Schanze, fondern auch an ber
Mündung des Hafens, eine Batterie, welche die Rhede beſtrich. Beyde Poften wurden
mit neunzehn Stücken befeger. Auch bewaffnete man die Einwohner, darauf man fh
weit mehr verlich, als auf die Soldaten. Mit einem Wirte, es fehlte dem Orte ſonſt
nichts, als ein wachfames Oberhaupt, Das ſich nicht überfallen ließe, oder ein ehrlicher Mann,
der ihn dem Feinde nicht muthwillig in die Hände ſpielete. Allein,eben in dieſer Wahl be:
trog man ſich, und zum Unglücke merkete man den Fehler, gleichwie es öfter geſchieht,
nicht cher, als bis ihm nicht mehr abzuhelfen war, | Ye 2
Den asften des Hornungs des gegenwärtigen Jahres 1690, holeten FÜNF und vier⸗
zig englänbifche Flibuſtiers den Befehlshaber nebft feinen "Seutenante Außerhalb ver
Schanze in ihren Betten weg · Öfeichfalls fingen fie die Solsaren, welhe Hin und her
zerſtreuet waren, und entwaffneten fie. Zwar hatten die Einwohner Überflüßige "Zeit, fich
f t | —V ‚in
% ) Er hinterließ zwo Töchter, nämlich die Gräfinn de la Roche Allard/ und die Praͤſtdentinn von
uber.
*
von Neingrankreich. XIV Buch. 355
in Vertheidigungsſtand zu fegen gehabt: fie ergaben fich aber, als der Feind drohete, er 1600.
wolle auf ven Fall des geringften Widerſtandes alle Gefangene niederhauen. Die Eng:
länder fuͤhreten alſo alles vorrätbige an Waaren, Geräthe, Mind- und Kriegesvorrathe,
und Fifcherjeuge, damie die Einwohner recht gut berſorget waren, auf ihrem Schiffe davon,
Einige Stücke nahmen fie mit, einige warfen fie ins Meer, die übrigen wurden vernagelt,
und ſodann alle Gefangene in Freyheit gefeger. Damit waren die Einwohner zu Plaifance
benebft den Soldaten ungefähr in eben dem Zuftande, als Schiffbrüchige auf einer wuͤ—
en Sg ee
— * die Feinde wegwaren, ſo wollte der Herr Parat mit irgend einem Schiffe, das den
Fiſchfang am der Kuͤſte trieb, nach Frankreich abgehen: es wollte ihn aber Fein einziges mit-
nehmen, Damit begab er ſich mic drey Soldaten und eben fo viel Matrofen auf die Pe:
terinſeln, Fand Matoerfchiffe dafelbft, und erhielt die Ueberfahrt von ihnen, JInudem al-
ſo der Here von Coftebelle nunmehr Befehlshaber zu Plaifance war: fo gedachte er, es ſey
9or alfen Dingen noͤthig fich gut zu verfhanzen, und forderte zu diefem Ende die Einwoh-
ner zu ſich. Einer aber von ihnen, Namens Andreas Doyen, weigerte fich nicht nur zu er⸗
ſcheinen, fondern ſchlug auch) einen »Eorporal und zween Soldaten todr, als fe ihn mit Ges
walt dazu noͤthigen wollten. halfaraı
Sah mian bloß auf die Umſtaͤnde, wie Plaifance weggenommen wurde: fo Fonnte man
dem Befehlshaber fonft nichts, als eine höchftfträfliche Nachläßigfeit Schuld geben, Doc)
man befehuldigte ihn noch anderer Verbrechen; und weil er fo fchleunig und ohne des Koͤ—
niges Erlaubniß abgereifet war, fo ſchloß man, er möchte wohl nicht an allem und "jedem,
was man ihn zur Laſt legte, fo gar unſchuldig ſeyn. Dahingegen gab er es für einen un:
truͤglichen Beweis feiner Unſchuld aus, Daß er fich freywillig geftellee Habe, Er fehob die
ganze Schuld auf die Bafguen. Dieſe hätten fich gegen ihn empöret, und hernach allerley
Zeugniffe erbettelt, damit fie ihn ins Unglück ftürgen, oder doch wenigftens aus dem Klä-
ger zum machen, um alle Glau gkeit bringen, fich felbft aber der verdien-
ten Strafe entziehen möchten. Wie die Sache endlich ausgieng, das ift mir unbewußt.
Doch dem’ fen wie ihm wolle. ' Gefest auch, der Großſtatthalter Härte von der Plün- Herr Sron-
derung der Stadt Plaifance und von dem Verluſte Acadiens eher Nachricht erhalten, als ———
yon der "Ankunft der Engländer zu Taduſſae, ſo glaubte er doch) vermuthlich nicht, daß man —
ihn ſelbſt angreifen Eonne, ehe er Wind davon erhalten, und hinlaͤngliche Friſt zu feinen
Gegenanftalten gewonnen hätte. So viel ift unterdefien gewiß, häfte er die Ankunft der
Feinde nur um drey Tage fpäter erfahren, fo Hätte er vielleicht bey feiner Ankunft zu
Quebec den Admiral Phibs in der Stadt angetroffen. Ja waͤre nicht die engliſche Flotte
durch widrigen Wind aufgehalten worden, oder fie wäre mit beſſern Lootſen verſehen gewe—
fen, fo hätte fie Quebec erobert, che man zu Montreal das geringſte von einer Belagerung
wifſſen konnte
Gleichwohl muß man geftehen, es habe nie ein General von einem plöglichen Ueber-
falle größere Ehre, der Seind hingegen größere Schande gehabt, als diefesmal. Das er-
fle, tag der Graf that, als er den zweyten Bothen des Herrn Provot erhalten hatte, mar
diefes, daß e dem Nitter Callieres durch den Befehlshaber an den drey Slüffen, Herr
Ramezay wiſſen lieh, er ſolle ſo geſchwind, ats moͤglich, mit ſeiner ganzen Mannſchaft nach
Be aufbrechen, und .n — —— davon zu Montreal laſſen, auch unterwe—
NS alle Ei aufbiethen ich nehmen.
Einwohner aufbieth Ka Nach⸗
356 Gefchichte und Beſchreibung
1890... Nachgehends gieng er felbft ohne ſich unterwegens im geringften zu verweilen , nach
Quebec. Er fam den ı4ten des Weinmonates Abends um zehn Uhr dahin, und erfuhr, die
englifche Flotte läge bey der Jnfel Orleans, Er war mit den gemachten Anftalten des
Majors volltommen zufrieden. Es hatte felbiger eine große Menge Einwohner, welche
ſaͤmmtlich großen Muth begeugeten, vom Sande in die Stadt gezogen, und ungeachtet man
erſt feit fünf Tagen an der Befeftigung arbeitete, alle ſchwache Orte der Stadt gegen ei-
nen Ueberfall genugſam verwahret.
Der General ließ noch) einige Verſchanzungen aufwerfen, und beftätigte den weiſen
Befehl, welchen der Major den Hauptleuten des tandausfchuffes, von Beaupre, Beauport,
der Inſel Orleans und der laufanfehen Küfte, welche Quebec fammtlich auf der Seite ge-
gen die Rhede decketen, gegeben hatte, fie follten nämlich ihre Poften nicht eher verlafien,
als bis der Feind gelandet habe, und die Stadt felbft angreife, fodann aber follten fie ſich
fertig halten, dahin zu rücken, wohin man fie rufen werde,
Anftalten zu Der ältefte Sohn des Herrn le Moyne, Namens Herr von Longueil, wurde mit
Bertheidis einen Haufen Huronen und Abenaquier abgefchicfet,um die Bewegungen der Flotte zu bes
gung der obachten. Alle Sandfpigen am Fluffe unterhalb der Stadt waren gut befeget, die Einwoh-
Stadt. ner bezeugeten ſaͤmmtlich einen großen Eifer, fich wohl zu halten ; näherte fich eine englifche
Schaluppe dem Lande, fo fand fie das Ufer mit Zußvolfe befeget, das fie Durch ihr Feuer
bald umzukehren nötbigte. Ueber diefes, wurde die bereits vorhandene Mache durch den Land⸗
ausfhuß von Montreal und den drey Flüffen ohne Unterlaß verftärfet ; und es bejeugeten
Diefe Seute wicht minder einen großen Eifer, als die Sandleute aus der Gegend um Duebec.
Den ısten gieng der Ritter Vaudrevil, Befehlshaber der Sofdaten, in aller Fruͤhe
mit hundert Mann aus, um den Feind zu erkundſchaften, und ihn auf den Fall einer San-
. bung anzugreifen. Der Graf hatte ihm ausdruͤcklich gebothen, die Feinde nicht, aus dem
Gefichte zu laffen, und von allen ihren Unternehmungen ungefäumt Nachricht zu geben.
Er befolgete auch) diefen Auftrag auf-das beſte. Doch der- Graf ließ es bey dieſer Vorſich—
tigfeit allein nicht bewenden. >
Man erwartete Schiffe aus Frankreich; und es war zu beforgen, fie möchten aus Un⸗
wiffenheit der gegenwärtigen Umftände, dem Feinde felbft in die Hände laufen. Allein, der
Graf dachte an alles, und befaß, ungeachtet der Berlegenbeit, die ein unvermutbeter Ueber:
fall. zu verurfachen pfleget, eine wundernswürbige Gegenwärtigfeit des DBerftandes. Er
fhickte alfo noch diefen Tag zween wohlbewaffnete Canote ab, ließ fie den Weg durch den
ſchmahlen Arm des Stromes bey der Inſel Orleans nehmen, und befahl der darauf befind-
lichen Mannfchaft, den Schiffen, fo weit als fie koͤnnten, entgegen zugehen, und fie zu wat-
‚nen. Zu gleicher Zeit ließ er auch auf der Anhöhe neben der Feftung, eine Batterie von
acht Stücen anlegen, welche am folgenden Tage fertig wurde,
Feſtungswer⸗ Dergeſtalt fingen die Befeſtigungswerke bey dem Pallaſte am Ufer des kleinen Karl—
ke des Plas fluſſes an, erſtrecketen ſich gegen Die obere Stadt, umringeten dieſelbige, und endigten ſich
Bes, an dem Berge bey dem Diamantvorgebirge. Auch hatte man von dem Pallafte neben
dem Ufer hin, bis an die Ringmaner des Seminarii Pallifaden gefeßet- Hier ſchloſſen
die ſteilen Berge, der Matroſenſprung genannt, und eine Batterie von drey Stuͤcken.
Daran weiter oben war noch eine andere Reihe Palliſaden, welche das Fußvolk deckete,
und gleichfalls bis an den nurerwaͤhnten Dre lief.
Die
na. im + ZU u Ju un u m
von Neu⸗Frankreich. XIV Buch. 357
Die Unterftabe hatte zwo Batterien, jedwede von drey achtzehnpfuͤndigen Stuͤcken, 1698.
und fülleten ſelbige den Zwiſchenraum der Batterien in der Oberſtadt aus. Die Ausgaͤn⸗
ge aus der Stade vermachte man, wo feine Thore waren, mit dicken Balken, und ftare
der Schanzkörbe mic Fäffern voll Erde; die Höhen befegte man mit Steinftüden, Auf
dem Wege aus der Unterftadt nach der obern machte man drey Abfchnitte von Fäffern voll
Erde, Sandfüden und ſpaniſchen Reutern. Währender Belagerung wurde an dem Ma:
frofenfprunge noch eine Batterie, und an dem Thore nad) dem Karlsfluffe die dritte errich-
tet, Ueberdas hatte man rings um die Oberftadt noch einige kleine Stüce gepflanzet, in
fonderheit aber auf dem Gemäuer einer Mühle, welches ftatt einer Kaze dienete.
Am söten früh um drey Uhr Fam Here Baudrevil nach Quebec zurück, und berichtete, Die engliſche
er habe die englifche Flotte drey franzöfifche Meilen weit von der Stadt an einem Orte, der Flotte leget
duͤrre Baum genannt, vor Anker gelaffen. Man Eonnte fie auch wirklich, fo bald es 1 vor Que⸗
Tag wurde, von den Anhöhen erblicken. Sie beftund aus vier und dreyfig Segeln von "*
allerley Größe, und hatte, wie das Gerücht. vorgab, dreytaufend Mann Landmacht am
Borde. So wie fie anrüdete, hielten fich die Fleineften Fahrzeuge an die Küfte von Beau:
port, zwiſchen der Inſel Orleans und dem Eleinen Fluffe ; die übrigen blieben im tiefen
Wafler. Um Ban uhr warfen fie Anker; und man fah eine Schaluppe von bes Admirals
Borde auf die Stadt losfahren. |
Weil fie eine weiße Flagge wehen ließ, fo gedachte man gleich, fie werde einen Trom⸗ Der englifche
peter ans and ſetzen. Der Graf ſchickete ihm alfo einen Officier auf halben Weg entgegen, Admiral läßt
der ihn mit verbundenen Augen in die Feſtung führe. Der Mann erſchrack ungemein, den Statt—
als er, nad) weggenommener Binde, den Großftatthalter, Intendanten und Biſchof in ei- Be auffor⸗
nem großen Saale voll Officier erblickete. Um aber die Urſache feiner Erſtaunung zu bes
greifen, muß man fi erinnern, daß Here Provot, bey ber erſten Machricht von det Eng-
länder Annäherung, un etwas gewiffes und ausführliches zu erfahren, feinen Schwager, den
Herrn Grandville ausſchickte. *
¶ Dieſer wagete ſich entweder zu weit oder er ließ fich, welches wahrſcheinlicher, die fran-
zoͤſiſche Slagge, melche einige engliſche Schiffe aufgeſtecket hatten, indem er fie nicht allc
ſah, betriegen ; kurz, er fiel dem Aomiralein die Hande, und geftund, Duebec ſey ohne Be—
feſtigung / ohne Volk und ohne General, Weil nun Phibs weder an der Aufrichtigfeit die-
fes Geſtaͤndniſſes zweifeln, noch glauben konnte, es werde fih in einer fo kurzen Zeit die Ge—
ftalt der Sachen gänzlich geändert haben : ſo hoffete er an einem einzigen Tage ſowohl in
der Mhede bey Quebec Anker zu werfen, als in der Stade zu ſchiafen, und mit einem
Worte, feinen größern Widerſtand, als zu Portrohal, zu finden. Da er nun mit der
groͤßten Dreuftigkeit hiervon fprach, fo bielten alfe feine Seute dieſe Sache für ausgemacht.
Gleichwohl mochte der Trompeter, ehe er noch die Feftung erreichete, einige andere
Gedanken gefehöpfet haben; denn man hatte ihn mit Fleiß rings um bie ganze Stadt ge-
führer, und überall, wohin er fam, vernahm ex eine Menge Seute, ein großes Geraͤuſch,
und allerfey Reden, Daraus er ſchließen konnte, die ganze Stadt ſey mit Fußangeln und
ſpaniſchen Reutern beſaet, und es koͤnne der Feind kaum einen Fuß fortſetzen, ohne einen
neuen Abſchnitt anzutreffen. Als er nun vollends die Herrlichkeit, darinnen der Großſtatt⸗
halter da ſaß, und die erhabenen Gebärden der um denſelbigen befindlichen Officiere er—
lieferte, da verlor er allen noch übrigen Muth, Er überreichete die Aufforderung mit Zit-
ern. Sie war in engländifher Sprache gefchrieben, und wurde auf der Stelle verdoll⸗
Dy 3 metſchet.
1890.
358 Geſchichte und Beſchreibung
metſchet. Sie lautete, fo wie Herr Frontenac fie dem Marquis Seignelay uͤberſandte,
und ich eine Abſchrift von der Urkumde ſelbſt nahm, folgender Geftar;
„Wilhelm Phibs, General des englifchen Heeres, an den Seren von Frontenac,
„Die Urfache, warum ich “Befehl zu einer Unternehmung gegen ihre Pflanzſtadt befom-
„men habe , iſt keinesweges nur der offenbare Krieg zwiſchen Den Kronen England und
„Sranfreich; fondern es find Ihre großbritannifchen Majeftäten durch die Streiferehen und
‚Sraufamfeiten, welche die Wilden und Franzofen ohne die geringfte Urfache gegen Dero
„Anterthanen ausgeübet haben, gemüßiget worden, ihre Sande in Ruhe und Sicherheit zu
„feßen, und zu diefem Ende Canada zu erobern. Indem ich aber Chriftenbiur gern
ſchonen, und des leidigen Krieges überheben möchte: fo verlange ich, Wilhelm Ppibs,
„Ritter, im Namen und von wegen Yhrer allerercellenteften Majeftäten, Wilhelm und
„Maria, König und Königin von England, Franfreih und Jrrland, Beſchuͤtzer des
„Gtaubens, vermittelft dieſes gegenwärtigen Briefes, von Ihnen, fie follen mir alle ihre
„Schanzen und Schlöffer, in dem Zuftande, wie fie wirffich find, mit allem Mund - und
„Kriegesvorrathe, wie er Namen haben mag, in nteine Hände liefert. Auch verlange
„ich, fie ſollen mir alle Gefangene, die fie etwa haben, einliefern, auch fich felbft mic ihren
„Gütern und Perſonen am mich übergeben. Thim fie das, fo koͤnnen fie hoffen, ich wer-
„de als ein guter Chrift, Das Vergangene, in fo fern es dem Dienfte Ihrer Majeftäten,
. „und der Ruhe Dero Unterthanen vorsräglich fheinen möchte, vergeffen. Unterſtehen Sie
03 eig DE Ma Be Bla SIE Be, ba 19 In Sehe er Sie mit Gewalt zu
vezwingen, nd da Vz en. rſatz gefa mir: ot 3 Huͤ ©, bavaı Are r
„galtzes Vertrauen feße, ihre Fan ER e un v 8 **
Antwort des
Herrn Feon: Trotz bis in die Seele ſchmergete. Er t
tenac.
„mäßigeeit der Krone England zu bringen, Ich erwarte in einer Stunde endfiche
wort dutch einen Trompefer nebſt dem meinigen,, erg ai:
Diefes Schreiben wurde faut abgeleſen, und bewog jedermann zum Eifer, "As
man mig $efen fertig war, zog der Trompeter eine Taſchenuhr heraus, zeigte dem Statthalter,
es ſey vorige zehn Uhr, und er duͤrfe nicht länger, als bis um eilf Uhr, auf Antwort warten.
Hierauf erhub ſich ein allgemeines Gefchren, Der Herr de Palvenes überfhrie bie an-
dern alfe miteinander, und verlangete, man ſolle mit dem groben Kerl eben alſo verfahren,
als mit dem Abgeordneten eines Seeräubers, um fo mehr, weit Phibs gegen feinen recht.
mäßigen König in Waffen ftehe, auch zu Königshafen als ein leibhaftiger Seeräuber ge _
handelt, den Vergleich gebrochen, und den Herrn Manneval-wider alles Berfprechen und
wider das Völkerrecht gefangen behalten habe, A
. "Herr Frouten ae hingegen bezeugete mehr Gelaſſenheit, ungeachtet ihn ber. bezeugte
te. 'hat nicht einmal, als ob er des Baltenes Rede ge-
Höret Hätte, fondern ſagte zu Dem Trompeter ): „Se lange will ich euch nicht auf Ant-
„ort warten faffen. Sch weis von feinem Könige Wilhelm etwas, wohl aber von einem
„Prinzen von Oranien, det rider alles Recht und Billigkeit feinen Schoiegervater vom
„Throne geftohen, und fic Darauf geſchwungen hat. ch erfenne feinen rechtmäßigen
König von England, als Jacob den IT. Nieber die von den Fratgeſen UND ihren Bun
„besgenoffen ausgeübten Feindſeligkeiten darf fich der Ritter Phibs nieht wundern; denn da
„mein König Den König von England in feinen Schug genommen bat, fo hat er auch. be-
„fühlen,
5) Diefe Antwort ſteht von Wort zu Wort in dem Schreiben yon dem Marquis Seignelay, davon
ich vorhin erwaͤbnete.
von Neu⸗Frankreich. XIV Bud. 359
„rohlen, die widerfpänftigen Untertbanen beffelbigen zu befriegen ; und diefes hätte der Nit-
„ter leicht ſelbſt ermeſſen können. Aber gefest, er hätte mir leidlichere Bedingungen vor⸗
„geſchlagen, und ich wäre für meine Perfon nicht ungeneigt, fie anzunehmen ; kann er wohl
„gedenken, es würden ſo viel brave Leute darein willigen, und zugeben, daß ich dem Worte
seines Mannes traue, welcher Dem Statthalter von Acadia den eingegangenen Vergleich
1690.
„nicht hielt, welcher feinem Sandesheren untreu wurde, welcher alle von demfelbigen em⸗
ſchaten vergefien,und fich an einen Ausländer gehangen hat, der unter dem
rn befreyen und den Ölauben zu verfheidigen, die Öerechtfamen des Könige
„reiches und der engliſchen Kirche über den Haufen wirft. Dieſes find Dinge, welche die
„göttliche Gerechtigkeit, darauf Phibs ſich beruft, dereinft niche unbeftraft laffen toird. „
Der Trompeter verlangete diefe Antwort fhriftlich: allein der General ſchlug es ab,
und fagte: „ich will eurem Herrn mit den Carthaunen antworten: ich will ihn Iehren, wie
„er einen Manı, wie ich bin, auffordern foll., Damit ließ er dem Trompeter die Augen
wieder verbinden, und ihn bis an den Ort, wo man ihn abgeholet hatte, begleiten, So—
bald er. an Bord war, fing man: von einer Batterie der Unferftadt an zu feuern, darüber
die Engländer große Augen machten, Abſonderlich konnte Phibs fich nicht genug wundern,
daß er eine) Stadt 'ordentlich belagern mußte, won der ex geglauber hatte, ‚fie würde ihm die
Schlüffel entgegen tragen,
Aber, wie entfegete er ſich erft, da ihm der alfererfte Stuͤckſchuß feine Flagge weg-
nahm; und als diefelbige auf dem Waſſer trieb, einige Canadier hinein fprangen, und fie,
ungeachtet derer Schüffe,die nach ihnen geſchahen, im Angefichte der ganzen Flotte wegho—
leten. Man trug fie auf der Stelle indie Domlirche, wo fie. noch hänge, An eben die⸗
fem Tage um vier Uhr Nachmittages fuhr Herr Longueil nebft feinem Bruder Maricourt,
der feit kurzem aus der Hudſonsbay angelanget war, vor der ganzen englifchen Flotte, Die
er ausfundfchaften wollte, in einem Eanote vorbey, Nun giengen zwar einige Schaluppen
auf ihn los, er gewann aber das Ufer, und jagte fie mit einem heftigen Feuer aus dem Fleis
nen Gewehre wieder nach) ihren Schiffen.
Den folgenden Tag näherte ſich eine englifche Barfe voll Soldaten dem Karls-
fluffe, um zu fehen, ob ınan etwa zroifchen Beauport und dem befagten Fluſſe landen koͤn—
ne. Sie blieb aber weit vom Ufer feit ſitzen. Dem ungeachtet machte fie ein ftarfes
Zeuer, worauf man gehörig antwortete. Einige Wagehälfe wollten fie zwar angreifens
weil man aber bis an den Gürtel im Waffer waden mußte, fo unterblieb es. :
Die Hauptabficht des Grafen war, die Feinde über den Karisfluß zu locken, gleich-
wie fie denn auch wirklich die Stadt an feinem andern als an diefem Orte angreifen fonn:
ten. Des Örafen Urfache war, weil man nur bey niedriger Ebbe durch den Fluß waden
Eonnte; hätten fie nur einmal darüber gefegt, ſo Fonnte man ohne große Wagniß- in
Schlachtordnung auf fie losgehen: haͤtte man fie uͤber den Haufen geworfen, fo vermochten
fiefich nimmermeht wieder in Ordnung zu ſtellen ;; denn fie mußten fobann eine halbe franzo⸗
ſiſche Meile weit im Schlamme bis an die Knie waren ‚ehe fie ihre Schaluppen erreiche:
Heldenthat
einiger Cana⸗
ier.
Frontenaes
ntwurf zur
Vertheidi⸗
gung des Or⸗
tes. J
ten.Dahingegen Fonnten "Die Franzoſen eben fo wenig über den Fluß ſetzen, ohne
ſich in gleiche otheilige Umſtaͤnde zu ſetzen. Zwar hätte man gerade das Gegentheil
ſchließen ie äh Iſt der Feind einmal über den Fluß, und fchläge unfere Leute:
10 Bar er den allerfchroächeften Dit der Stade vor fich, und kann mit den Flüchtigen zugleich
nein dringen, Allein, der Gmeral verließ fich dermaßen auf die Tapferfeit feiner r
er a
1692.
>60 Gefihichte und Beſchreibung
daß er feinen ſolchen Zufall beforgete, nebft dem war er auch niche Willens, die Stadt von
Mannſchaft zu eneblößen, fondern in beftändiger Bereitſchaft zu Unterftügung der feinigen
zu bleiben, Die Folge wird zeigen, daß er recht hatte.
Den ıgten um Mittage fah man beynahe alle Schaluppen mit Sofpaten angefüllet,
nach einer einzigen Gegend fahren. Weil man aber unmöglich errathen konnte, an welchen
Orte eigentlich fie fanden wollten: fo fanden fie niemand, der es ihnen verwehrete, So⸗
Gefecht bei)
Beauport.
bald ſie am Lande waren, ſchickte der Graf zwar den Landausſchuß von Montreal und den
drey Fluͤſſen aus, um ſie zu bezwacken; es ſtießen auch noch einige Einwohner von Beau⸗
port dazu: es machte aber der ganze Haufen in allem nur dreyhundert Mann aus, dahin-
gegen die Engländer, wenigftens funfzehnhundert ftarf, in fhönfter Ordnung bataillon-
weiſe da ſtunden.
Nebſtdem war ber Boden an dieſem Orte ſehr fumpfig, voll Gebuͤſche und Felſen, die
Ebbe niedrig, und man konnte nicht anders, als durch den Schlamm an den Feind fom-
men; daher Eonnte man ihn auch nicht angreifen, als nur mit einzelnen Pelotons, und nach
Het eines Scharmügels. Aus gleicher Urfache Half den Engländern ihre überlegene An-
zahl zu nichts. Man focht alfo diefen Tag nur nach Art der Wilden,
Diefe Art zu Fechten fegte nicht nur Die Engländer, weil fie ihnen ungewöhnlich war,
in ziemliche Verlegenheit, fondern fie verhinderte diefelbigen auch, die geringe Anzahl ihrer
Gegner wahrzunehmen. Das Gefecht währere ungefähr eine Stundelang. Die Canadier
—— ee 5 Seen un andern um die Engländer herum, und fonnten, weil
ich diefe n bielten, | dahi Feinde fein Feuergeber
Tate, Bee ſich kaum einen Mngenbti Se une She and Hmanden „nicht
viel Schaden that; daher riß Die Unordnung bald unter den Englänvern ein; fie hielten die
Eanadier für Wilde, und fageten beym Abzuge, es ftecke hinter jedivedem Baume ein Wilder.
Here Frontenae wollte ihnen gleichwohl die Zeit nicht laffen, daß fie die geringe An:
zahl der unfrigen merken Fönnten ; baher ließ er, fo bald der Tag fich neigete , zum Abzuge
blafen, und folhen durch ein Bataillon Soldaten unterflügen. Wir verloren bey diefer
Gelegenheit den Ritter Clermont und den Sohn des Herrn de la Touche, Eigenthümers
von Champlain, welche beyde als Freywillige mit dem Sandausfchuffe auszogen. Auch ’be-
kamen wir etwa zwoͤlf Verwundete, darunter der Herr Tuchereau de St. Denys Erb:
herr von Beauport der anfehnlichfte war; er hatte, ungeachtet feines mehr als fechzigjäbri-
gen Alters, folange bis ihm der Arm entzwey gefchoffen wurde, mit großer Tapferkeit gefoch-
ven. Der König erhub ihn, zur Belohnung Feines bezeugten Eifers, bald darauf in den
Adelftand, gleichwie auch den Herrn Hertel, welcher ſich, durch gute Anführung Des Sand:
ansfehuffes von den drey Flüffen, bey aller Gelegenheit hervor that. Diefes Gefecht Foite-
te ja Feinde hundert und fünfzig Mann, dafür fie zur Rache einige benachbarte Käufer
wegbrannten.
Der Feind be· ben an diefem Tage gegen Abend legten fich die vier größten feindlichen Schiffe vor
ſchießt Due
bes umfonft.
die Stadt. Der Contreadmiral, welcher die blaue Flagge führete, nahm feine Stelle zur
Yinten, am Matrofenfprunge; zu feiner wechten war der Abmiral, und weiter unten ber
Biesadmiral, beyde der Unterftadt gegenüber, das vierte Schiff, welches den Wimpel als
Geſchwaderoberſter führete, rückte gegen die Diamantſpitze. Die Stadt begrüßere fiezuerft.
Sie machten hierauf ein ftarfes Feuer , worauf man aus gleichem Tone antwortete.
Sainte Helene richtete beynahe alle Stücke der Hauptbatterie in Eigener Perfon, und feine
* Schuͤſſe
von Neu⸗grankreich· XIV Buch. 361
Schuͤſſe fehleten nie. Der Feind beſchoß diefen Tag bloß die Oberſtadt, verurfa-
ern feinen andern Schaden; als daß ein Mann gerödtet, und ziveen verwundet
wurden. — *
Die Engländer waren abſonderlich uͤber die Jeſuiten erbittert, indem ſie denſelbigen
alle Streifereyen der Abenaquier in Reuengland Schuld gaben, und droheten fie, wenn
die Stade in ihre Hande ſalle, übel mit ihnen umzugehen. Allein, es traf von allen Stüd:
fhüffen kein einziger das Jefüitercollegium; und als ihre Drohungen vor die Ohren bes
Ste, Helene, feiner Brüder, und noch einiger anderer Helden Eamen, fo verſchwuren ſich die—
felbigen alle miteintander, ſie wollten lieber ihr Leben vor der Thüre des Collegii zufegen,
als'zugeben, Daß einem Jefuiten das geringfte Haar gekruͤmmet würde,
m acht Uhr hörete das Schießen beyderfeits auf. Den folgenden Tag machere die Muß nd zu⸗
Stadt abermals den Anfang dazu; Bingegen war das Feuer der Engländer nicht mehr fo ruͤck ziehen.
heftig, als gefteen. Nach einiger Zeit fielen dem Contreadmirafe die Batterien bey dem
Marrofenfprunge, imgleichen die unten zur linken Hand befindliche, dermaßen beſchwerlich,
daß er ausweichen mußte, Ihm folgere bald darauf der Admiral ſelbſt mit großer Eilfer-
tigkeit. Er hatte einige Schiffe unter Waſſer empfangen, umd mehr als zwanzig hatten
fein Schiff duͤrchloͤchert; alle Wände maren entzwey, ber Hauptmaft zerfplittere, eine große
Anzahl Matroſen und Soldaten getöbter und verwundet. Die beyden übrigen Schiffe hiel⸗
ten noch eine Zeitlang aus, aber um Mittage ſchwiegen fie, und um fünf Uhr Abends leg:
ten fie fich, um vor unferm Gefchüge Sicherheit zu haben, hinter die Diamankfpiße, in vie.
fogenannte Mutterbucht. Allein, fie blieben nicht fange an diefem Orte; denn weil das
heftige Feuer aus dem Fleinen Gewehre ihnen viele Leute zu Schanden machte, fo entferne:
ten fie ſich noch weiter. * ch
Diefen ganzen Tag tiber hielten fich vie Völker, welche bey Beauport gelandet hat- Die Land:
gen, Die Kader abi ruhig / und man begmügete ſich Fe Seits ebenfalls Be macht wird
daß tat ds ehmen Achtung gab. Den 2often in aller Frühe fehlugen fie den "ln. ab:
Generalmarfih, und en ſich in Schlachtordnung. In dieſer Stellung blieben fie bis BET
um wey Uhr Machmittage, und fchrien dabey ohne Unterlaß: Ms lebe Rönig WIE
Helm! Hierauf ruͤcketen fie an, und zwar, fü viel man merfen konnte, gegen die Unterftadt.
Ihre Flügel waren mit Pelotons gedecket, voraus zogen einige Wilde,
Dergeftalt zogen fie eine Zeitlang, in fehr guter Ordnung, an dem Kleinen Fluſſe hin.
Allein, die Herren Songueil und Ste, Helene verwehreten ihnen das weitere Fortruͤcken mit
ʒweyhundert Freywilligen. Sie ſcharmuziereten nämlich auf eben ſolche Weiſe, als man am
ıgten gethan hatte, und noͤthigten fie Durch) ein beftändiges und wohlangebrachtes Feuern,
fich in ein Wälbchen zu ziehen, woraus fie ein heftiges Feuer machten. Die Unſrigen
ließen fi. immerbin fchießen, und zogen fih) in guter Ordnung zurüd.
In dieſem zweyten Gefechte befamen wir zween Todte, und vier Verwundete. Ste. Helene
Unter den lehztern Maren beyde Anführer, welche mit ihrer gewöhnlichen Tapferfeit beftän- wird —
dig im erſten Gliede fochten. Herr Longueil kam mit einer ziemlich ſtarken Quetſchung da verwundet.
von Aber fein Bruder Ste. Helene wurde, als er einen Gefangenen machen wollte, durch
das Dein gefchoffen ; uud ungeachtet die Wunde anfänglich gar nicht gefährlich ſchien, muß-
te ex doch zu jeßermanns Bedauerung, innerhalb wenig Tagen daran ſterben. Die Pflanz:
DE verlor an ihm einen der artigſten und braveſten Leute, die ſie je gehabt hatte.
Allgem. Reiſebeſchr. XIV Band. 33 Waͤh⸗
1698. f
68Geccchichte und Beſchreibimg
1590. Währenden Gefechtes ruͤckete dev Graf mic drey Bataillonen Soldaten in eigener Per:
ſon aus, ftellete fie am Ufer des Eleinen Fluſſes in Schlachtordnung, und war Willens, wenn
es den Freywilligen zu hart ergehen follte, über den Fluß zu ſetzen. Allein, die Feinde
gaben. ihm Feine Ucfache,auf andere Weife als mic Zufehen, Antheil am Gefechte zu nehmen.
Ihr Verluſt war diefen Tag gewiß nicht geringer, als den vorigen. Als aber die Fran:
zofen ſich zuruͤckzogen, fielen fie über das Heerdvieh, das man In Sicherheit zu fegen,
außer Acht gelaffen hatte, fehlugen es alles zufammen todt, und ſchicketen es guten Theils
auf die Flotte, welche an frifchem Zleifche großen Mangel: litt. N yo
Drittes Ger Die folgende Nacht verforgete. der" Admiral feine Landmacht mi fünf fehspfündigen
lecht. Stüden, welches den, Belagerten ſo lange, bis man damit: zu feuern anfing, unbekannt
blieb. Mit diefem Gefchüge ruͤcketen die Engländer gegen die Stadr, in der Abſicht eine
Sturmluͤcke zu legen, Allein, fie kamen nicht weit. Der abgedankte Lieutenant, Herr von
Villieu, hatte ſich vom Generale einige Mannfchaft, lauter brave Seute, ausgebethen. Da-
mit zog ev. aus, ehe die Engländer aus ihrem Lager aufbrachen, und that, als ob er ir-
gendwo einfallen wollte, Ihm folgeten noch) einige andere Eleine Haufen unter Anführung
der Herren von Cabanas, Duclos, und von Beaumanoir.
Villieu traf am erften auf die Feinde, legete ihnen einen Hinterhalt, und lockere fie,
in beftändigem Scharmugieren dahin. Hier wehrete er fich lange Zeit. Als ihn die Fein=
de nicht zum Weichen bringen fonnten, wollten fie ihn umeingen. Es verfiel aber ein Theil
ihrer hierzu ausgeſchickten Mannfchaft in einen zweyten Hinterhalt, in welchem die Ein-
mwohner von Beaupre, Beauport und der Inſel Orleans ungen Hnfüßsnpg, MS rn Carre,
auf fie laureten, Noch ein-anderer Theil begeguere vorhin
Noch Officieren,
und wurde gleich jenen in große Unordnung gebracht. *
Unterdeſſen vermochten die Franzoſen gleichwohl wegen ihrer Schwäche, das Gefecht
nicht fange auszuhalten, fondern zogen fich alle auf einmal, eben als ob es abgeredet wäre,
wiewohl unter beftändigem Scharmuzieren zuruͤck, bis fie endlich bey einem verpallifadir-
ten Haufe, das auf einer Höhe lag, alle miteinander zufammenftießen, Hier ſetzeten fie
fich hinter den Pallifaden zur Wehre, und machten ein fo großes Feuer, daß das ganze
feindliche Heer ftille halten mußte. Voritzt gebrauchten die Engländer ihre Feldftüce,
Allein, zu gefchweigen,daß die Batterie am Fleinen Flußthore ihnen antwortete, fo ſchoſſen
fie auch ſehr fhlccht, und thaten Feiner Seele weh, br Fleines Gefchüg hielt ſich nicht
viel beſſer. Es koͤdtete einen Schulfnaben, und verwundete einen Wilden, i
Das Feuergeben dauerte bis in Die Nacht, da die Engländer abzogen, und uͤber Die
Franzoſen flucheten, daß fie wie bie Wilden hinter die Zäune und Hecken Fröchen. Die
Urfache ihres Abzuges war, die große Anzahl ihrer Todten und Dermunderen. Anfaͤng-
; Gich wichen fie in fehr guter Ordnung. Als fie aber die Sturmglocke in der Domkirche läu-
ten hoͤreten: fo dachten fie,es werde Ihnen der Generalmit feiner ganzen Mache auf den Hals
fallen, und liefen über Hals und Kopf nach ihrem $ager. Unterdeffen war Das Sturm:
fäuten eine bloße Kriegestift des Stadtrichters zu Quebec, Herrn Dupuis, Welcher vor⸗
ber Dfficier geweſen war, und in währender Belagerung Adjutantendienſte at, ſolchen
auch ungemein gut vorftund, “
Der Feind Indem diefes am Eleinen Fluſſe worgieng, giengen beyde feindliche Schiffe, weiche
geht zu Schiſ⸗ oberhalb Quebec lagen, den Strom hinab, um fich wieder in die Unie zu begeben, By
” dem Vorbeyfahren vor der Stadt, mußten fie einige Stuͤckſchuͤſſe aushalten; fie ſchicketen
* auch
von Neu⸗Frankreich. XIV Buch, 363
aud- Dagegen einige Kugeln hinein, thaten aber Eeinen Schaden damit 1). In der Nacht,
zwiſchen dem ein und zwey und zwanzigſten war es ſehr finſter, und regnete ſtark. Dieſe
Umſtaͤnde machten ſich die bey Beauport ſtehenden Englaͤnder zu Nutze, und nahmen ihren
Abzug. Sa, weil Herr von Frontenac einige Mannſchaft hinter ihnen anruͤcken ließ, fo
beforgeten fie,. es werde ihnen bie ganze Macht der Colonie über den Hals fallen. Sie
nahmen alfo ſich meht einmal. ſo viel Zeit, ihre Stücke fortzuſchaffen, fondern fprangen nur
eſchwind ind u
: ee ——2 Abʒug erſt mit anbrechendem Tage durch einige ſtreifende Wilden,
und fand in ihrem Lager ohne die Stücke, welche auf ihren Lavetten ftunden ; hundert
Pfund Pulver, und etwa funfzig Kugeln. Nach einiger Zeit erſchienen drey bewaffnete
Schaluppen, um das zuruͤckgelaſſene abzuholen z fie kamen aber zu ſpaͤt, und getraueten ſich
wegen des beftigen Feuers, das man auf fie. machte, nicht einmal zu landen. Als der Ao-
miral diefes ſah: fo ſchickte er noch drenfig andere Schaluppen, Es befanden aber die An-
führer derfelbigen, nachdem fie außerhalb des Büchfenfchuffes miteinander, berarbfihlager hat⸗
gen, das Ausſteigen nicht fuͤr Dienlich, fondern Eehreten wieder um,
Der Graf extheilete allen. denen, welche. bey dem letztern Gefechte gewefen waren,
große Sebfpniche, ‚Er erlaubte dem Carre und feiner Mannschaft zwey Stuͤcke zum ewigen
Angeden en ihres trefflichen Verhaltens, mic nach Haufe zu nehmen. jedermann geftund, |
es hätten die allergeübteften Kriegesfeute ihre Dinge nicht beffer machen koͤnnen, als diefer
Bürger; ja, es ertheileten ihm die Engländer felbft das gebüßrende Lob. Michts verrüc-
fe den Admirale Phibs feine Anfchläge ſo ſehr, als daß er die ganze neufranzöfifche Macht
zu Quebec gegen fich- verfammelt fand, Denn er hatte gehoffet, es follte ein Theil davon
feine Arbeit zu Montreal finden, und zwar-aus folgenden Urfachen.
i i la Plaque, dem Grafen von dem Lager eines feind⸗
in De m Scene nnd hat, ar nur allzugegründet, Gleichwohl war
es nur ein Theil von einem-aus dreytaufend Mann beftehenden Heere Engländer, Iroque—
fen und Mahinganen , welches unterbeffen, da bie englifche Flotte Quebec belagern würde,
den monsrealfchen Bezirk anfallen follte. Indem nun Canada einige Jahre her großen
Verluſt erlitten, „und viele Kräfte zugefeger hatte: fo mar allerdings zu beforgen, es möchte
unfer einem fo ſtarken und gedoppelten Angriffe-erliegen. Allein, dev Himmel ſchickte zu
feinem Beſten einen von. den unvermurbeten Fällen, dabey man das Wachen der Vorſicht
für die Erhaltung der Länder erfennen muß.
Als die Engländer und Mahinganen auf dem Wege waren, ſich mit den Iroqueſen
zu vereinigen, kamen bie Kinderpocken unter fie; und es hatten noch ſehr viele bey ihrer
Ankunft auf dem Sammelplage die Merkmaale davon aufzuweifen. Indem nun die Jro⸗
queſen über Das lange Nußenbleiben, das diefe Krankheit verurfachet hatte, ohnedieß unge:
dulbig waren: fo brachte fie diefer Aublick vollends in ben Harniſch, und warfen fie ihren
Bundesgenoflen vor, fie fämen nur, um fie zu vergiften, Es wurden ihrer in dev That
viele angeſtecket, und bey dreyhundert farben, Damit trenneten fich die übrigen von de:
—— fie das Anſtecken Schuld gaben, und giengen nach Kaufe: dergeftalt gieng
das ganze Heer auseinander,
nn 332 Gewiſſe
D Einige Nachrichten melden, beyde Schiffe haͤtten fich den aaſten des Nachmittags zuruͤckgezogen
1698,
564 Geſchichte und Beſchreibung
1690. Geswiſſe Nachrichten, dafiir ic) aber die Gewähr nicht leiſten will, geben vor, es haͤt⸗
my? ten Die Engländer Kiften mit vergifteten Kleidern in der Abſicht, die Franzoſen follten fie
wegnehmen, vorausgefhicker: es wären aber die Kiften von den Wilden geöffnet worden,
und wer ein ſolches Kleid zur Luſt anzog, der fey geſtorben. Es mag aber diefes pöbel-
hafte Gerücht nur deswegen geglauber worden feyn, weil Herr Ste; Helene an einer an fich
ſelbſt nicht gefährlichen Verwundung fterben mußte, und daher einige ausſprengeten ,
muͤſſe die Kugel vergiftet geivefen feyn. Gleichwohl ift es gewiß, daß viele in dem oft:
maligen Gefechte mit den zu Beauport gelandeten Engländern verroundete Sranzofen glüc-
lich geheilet wurden, und daß der Feldfcherer , der den Ste. Helene verband, fich darüber
befchwerete,, daß felbiger die vorgefchriebene Brdnung nicht beobachtet habe. F
Noch ſagte man, und zwar mit mehrerer Wahrſcheinlichkeit, das Misvverſtaͤndniß
zwiſchen den Englaͤndern und Iroqueſen habe daher geruͤhret, weil jene durchaus niche in
die Canote der letztern treten wollen, Beſagte Canote find von Ulmenbafte, und ziem-
fich fehleche gemacht, auch fehr niedrig von Bord: diefe Weigerung nun ‚ bieße es, babe
die Jroquefen fo fehr verdroffen, daß fie die Engländer für verzagte Hudier gehalten,
auch auf dem Heimzuge in der ganzen Gegend um Orange alles Gerreyde verderb: und
alles Vieh rodtgefchlagen hätten. Ich meines Ortes-glaube, es habe der Abzug der Wil-
den guten Theils aus einer Staatslift,, davon wir Fünftig noch mehrere Merfmaale fehen
werden, hergeruͤhret. Sie fuchen naͤmlich auf alle Weife zu verhindern, daß unter den
— ee —— ‚ die ihr Sand zwiſchen fich fehließen, Feine der andern allzu—
e er den Kopf fe, indem fie mn. äieche fii keit gadnign >
* Es mag aber mie Def UneAnein Khaen Eon, es ee ihr ma
zu Montreal die große Gefahr, darinnen man gefehroeber Hatte, erſt lange eit hernach,
als befagtes Heer auseinander gegangen war; vermuthlich mußte der Admiral Phibs zu
der Zeit, als er vor Quebec ruͤckete, die wahre Befchaffenheit der Sache eben fo wenig,
fordern ſchloß fie nur Daraus, weil zu Montreal alles ruhig war. Eben diefe gegründete
Vermutung und der fehlechte Yusgang feines offmaligen Berfuches auf der Seite des Karl⸗
-, fluſſes, in Quebec einzubringen, bewog ihn endlich, Die Belagerung aufzugeben. Er verlor
in dem dreymaligen Gefechte beynabe ſechshundert Mann; ja man hält es für ausgemacht,
daß er feine einzige Stuͤckkugel mehr gehabt, fondern feine Stücke die legten Tage meiftens
nur mit allerley altem Eifen laden müffen. Sein übriger Kriegesvorrach gieng nicht we
niger auf die Neige.
Die Velage- As den 23ſten fich ein Gerücht erhub, die Flotte werde nun bald abfegeln: fo twarfen
rung wird fich die beyden Hauptleute „Herr D’-Ötvilliers und Subercafje, mit hundert Mann in
aufgehoben. Die Inſel Orleans, und der Herr de Villien mußte durch den fehmalen Arm des Fluſſes
bis ans Borgebirge Tourmense hinabgehen , um ſich dem Lanben der Engländer zu wider⸗
fegen. Um den Abend lichtete die Flotte Anker, und fieß fich die Ebbe fortfuͤhren. Den
2aften legte fie.an dem dürren Baume bey. Sie hatte viele franzoͤſiſche Gefangene, die
fie bey verſchiedener Gelegenheit gemachet hatte, an Bord, infondereit auch den Herrn
Trouve, einen Priefter, welchen Phibs ſeit der Eroberung von. Rönigsbafen mit fich her⸗
umführete, imgleichen den Heren Brandville und die Fräulein Jouer amd de la Lande.
Man wechſelt ¶Als die letztere fah, daß man weder vom Sosfaufen, noch vom Auswechſeln fprach:
eie Gefanger ſo ſchlug fie dem Admirale vor, ob er nicht lieber die gefangenen Engländer aus Canada
nen and mitnehmen, als Franjoſen, die ihm nur beſchwerlich fielen, nach Baſton fuͤhren mollte, *
erbot
man doch
von Neu» Frankreich. XIV Buch. 365
erboth ſich, dem Gra Austauſch, dabey beyde Theile ihre Rechnung faͤnden, in 1690.
eigener Perſon — Das Erbiethen wurde angenommen. Man fuͤhrete ſie nach —ñ— der
Quebec, und der Großſtatthalter willigte, was dieſen Punct betraf, noch leichter in eine Un⸗ englifipen
terhandlung als der Admiral; ja er ſchickete fo gar den Hauptmann feiner Leibwache mit Flotte,
einer Vollmacht an ihn ab. Weil die Anzahl der Gefangenen auf beyden Seiten ungefähr
gleich groß war: fo Fam der Vergleich ohne große Schwierigkeit zu Stande, und wurde ge-
treulich vollzogen. Phibs fegete hierauf feine Reife fort, wiewohl mit großem Berdruffe über
den fchlechsen Ausgang einer Unternehmung, darauf er, in Hoffnung eines großen Ge:
winnftes, «den meiften Theil feines Vermögens gewandt hatte, Mebft dem war ihm we-
gen der Fünfeigen fehlecht zu Muthe. Denn die Yahreszeit war fehon weit verftrichen,
ſeinen Lootſen war der Fluß nicht vecht befannt, feine Schiffe waren in fhlechtem Zuftande,
und noch fhlechter mit Mund- und Kriegesvorrathe verſorget. Ya das feine wäre bey ber
Inſel Orleans beynahe gar zu Grunde gegangen. Er verlor „ehe er aus dem Fluſſe fam,
neune von feinen Fahrzeugen, oder mußte fie doch wenigftens, weil die Mannfchaft durch
Krankheiten und andere Fälle meiftens gefchmolzen war, zurück laſſen.
Zween Tage nach feinem Abzuge von Quebec kamen einige Abenaquier aus der Ce: Treue der
gend von Acadia dahin, und berichteten, die Engländer hätten in Europa eine Mieder- Abenaquier.
tage zur See von den Franzofen erlitten, Diefe Zeitung befand fich in der That gegründet,
indem der Öraf Tourville die’ vereinigte engländifhe und hollaͤndiſche Flotte im Canale
gefhlagen hatte. Auch meldeten fie, es wären von der Mannfchaft, welche Montreal an-
greifen folte, vierhundert Iroqueſen und hundert Mabinganen an den Kinderpocken geftor-
ben; es würden in kurzer Zeig funfzig Slamander aus Neu: Mork abgehen, und die Un—
terhandlungen mit den Utauais von Michillimakinac von neuem anfangen: fie ge-
dächten aber, biefe Wilde nur bey der Naſe herum zu führen, Die Canibas hätten vor
«lichen Monaten fiebenzig Engländer und dreyßig Mahinganen gefchlagen, Der Statt-
Halter von Neuengland habe ihnen fehr vortheilhafte Borfchläge getban: ihre Antwort
aber fen gewefen,, es würden weder fie, noch ihre Kinder und Kindesfinder jemals weder
Sriede , noch Stilleftand mit einer Nation, die fie ſchon fo oft betrogen habe, eingehen.
Die Engländer harten in der That niemals aufrichtig mit ihnen verfahren, und es fonn-
ten biefe Seuse abfonderlich nicht vergeffen, daß man dor einigen Jahren verfchiedene aus
ihrem Mittel, als fie mitten im Frieden nach Bafton famen, unter allerley Vorwande
—— 2
Unterbefjen lebete der Graf dennoch in einiger Bekuͤmmerniß wegen derer Schiffe, die Die franif-
er aus Frankreich ‚wartete. Es hatten aber dieefben bie —— der — ſchen Schiffe
vor Quebec bey Zeiten erfahren, und ſich auf dem Saguenay in Sicherheit gefeger. Hier Fonmen nad)
blieben fie ſo lange, bis befagte Flotte den Rückweg ergriff, und weit genug vor ihnen Fre
vorbey war, Den’ızten des Windmonates warfen fie Anker vor ver Stadt. Die Freude
über ihre Ankunft war um fo viel größer, je mehr man ihrentwegen beforget gemwefen war,
und je groͤßern Mangel man überhaupt an allem und jeden litt. Gleſchwohl haifen fie
der Hungersnoth nicht ab, fondernses fticg ſelbige, weil man im Frühjahre wegen der
iroqueſiſchem Streiferehen beynahe gar nichts zw‘fäen vermocht hatte, in kurzer Zeit auf
einen ſehr Hohen Grad.
une an mußte alſo die Soldaten den vermoͤgendeſten Einwohnern zu ernähren geben ; eg
ieſe übernahmen fie nicht nur ohne — ſondern auch mit Freuden. is. —
366 Geſchichte und Beſchreibung
1690. Aufführung, ihr waͤhrenden Feldzuges bezeugter Eifer r indem, fie während beffelben bey⸗
— nahe Tag und Nacht im Gewehre blieben; ſodann die Willigkeit, damit fie alles, was
ihnen währender Belagerung zugemutbet wurde, auf fich. nahmen, nebft den vielen Be:
weisthümern ihrer Tapferkeit, alles. diefes, fage ich, machte. ihnen große Ehre; und es
fihienen Seine Majeftät, als der Statthalter desfalls -gefreuen Bericht erftartere „eben fo
vergnuͤgt darüber, als über die Befreyung Quebecs , ungeachtet fie Diefe Begebenheit mit
unter die glorwuͤrdigen Faͤlle Dero Regierung zähleten, und deswegen ihr Angedenken
durch eine in Kupfer geftechene Schaumünze i) auf die Nachwelt fortzupflanzen, geruheten.
1651. Im Märze des folgenden Jahres erfhienen neue Abgeordnete aller abenaguifchen
a Voͤlkerſchaften zu Quebec. Man erfuhr von ihuen, es waͤren von denen Schiffen/ welche
quiee reifen Quebec belagerten, bis in den Hornung erſt viere zu Bafton angelanget, Nachgehends
in Neueng⸗ erfuhr man, es wären einige, um auf die franjoͤſiſchen Schiffe zu kreuzen, im Seebufen
fand, geblieben, häften auch verfchiedene Fiſcherfahrzeuge weggenommen; den Herrn Manneval
habe man nach England geſchicket; Herr Petit ſitze zu Königshafen; der Ritter d' Hau
zu Baſton gefangen; der Dollmerfcher nur befagten Hauptmannes ,- imgleichen zween an⸗
dere Franzoſen, Die ihn auf feiner Geſandtſchaft zu den Onnontaguern begleiteten‘, wären
in drey verfihiedenen Dörfern verbrannt worben. ,“ Die Utauais und unfere übrigen Bun:
besgenoffen in Norden und Weſten feßeten den Krieg. gegen die Froquefen mit aller Hige
fort, In Neuengland gäbe es wenig Waare; die Felder lägen meiftens brach, und es
wären viele Einwohner aus Mangel der Sebensmittel nach Bafton und Manhatte gezogen.
Diefes letztere war eine Frucht von den Streifereyen ber. Canibas und übrigen.
welche — Winters das Land auf mehr als funfzig Ban Abenaquier,
r rn sten, )
Verſtellete Aus dieſen und noch einigen andern Nachrichten ben dieſer Abgeordneten ſchloß dee
Vorflägeber Graf, es muͤßten die Engländer dahinter ſtecken, daß ihn die Sroqnefen, um eine neue
Iroqueſen. Unternehmung auf Montreal auszufuͤhren, durch eine verſtellete Vertraulichkeit und an⸗
gebliche Verſoͤhnung einfhläfern wollten, Die Gelegenheit dazu mar folgende, Eine
Paxtey von hundert und vierzig Agniern, und Darunter auch einige Holländer ,. überfielen
zu Chambiy einige Jcoquefen vom Ludwigsſprunge, bieben viele nieder, und befamen die
übrigen, an der Zahl etwa zwölfe, gefangen, — “ RN,
Nach einiger Zeit kamen drey Abgeordnete von eben biefem Orte unbewaffner an
den Ludwigsſprung, brachten bie nurerwähnten Gefangenen mit ſich, und gaben vor, fie
kaͤmen, um ihren Vater um Friede zu bitten, Nur möchten fie vorher gern willen, ob
er es nicht übel nehmen werde, wenn fie das Eincäumen eines Stüde $ andes in dev Nach-
barfchaft bes Sprunges perlangeten; indem. fie Willens reizen, be. been Dribern fih
mieberzulafen, Sie Hätten mit ihrer Aufunfe nach. aller Möglichkeie geiles, „u Die
Sranzofen zu warnen, Daß eine Paxtey Yon achthundert iroquefifchen Kriege einen Ein-
fall, zwifchen Montreal und den drey Stüffen,, in das franzöfifche Gebieche verzunefmen
gedenfe. Man fragese nach dem Kitter d Eau. Darauf antıworteten fie: Die drey
Franzoſen, die. er bey fich gehabt, wären bloß auf inftändiges Anhalten der Engländer
verbrannt worden, Ihm ſelbſt waͤre es beynahe eben alſo ergangen / indem er bereits
an den Pfahl gebunden geweſen. Indem aber weder die Englanden noch) die q a
} | BT a en
#) Sie wird zu Anfange des zweyten Bandes der Ausgabe in 4. von der gegenwaͤrtigen Geſchichte
in der Kupferleiſte vorgeſtellet.
von Neu Frankreich· XIV Buch. 367
den Anfang zu fei i machen wollen: fo babe ihm Diefer Wortwechfel dag 1601.
schen * ui nl wa * hf — —
Als der Graf von Frontenae dem Herrn von Pontchartrain, des Heren Sei Schreiben des
gnelay Nachfolger, die echaltenen Nachrichten, abfonderlich in Abfiht auf die Iroque- Grafen an H.
fen, zu wiſſen machte: fo meldete er zugleich , er habe zwar nicht fir dienlich erachtet, die Be
Vorſchlaͤge der Agnier ſchlechterdings abzuweiſen, Halte aber noch weniger für gut, fon kroin.
detliche Kechnung darauf zu machen, Cr habe dem Ritter Callieres befohlen, die Un—
terhandlüng vermittelſt der Wilden vom Ludwigsſprunge ins Weite zu ſpielen; auch den
Utauais durch den Heren von Courtemanche melden laffen, die Irdqueſen, fo viel
möglich, zu bezwacken. Unterdeſſen ftehe er felbft gegen ihre Leberfälle auf guter Hut,
„Eben dergleichen, fuhr er fort, habe ich auch den Oberhäuptern ver Canibas beym
Abſchiede eingebunden. Sollte Seine Majeftär eine Unternehmung auf Baften oder,
„ Manhatte vornehmen, und ben legtern Plag erobern laſſen: fo würde, wie ich verfichern
„Fan, ganpMeu-Srankreich in Sicherheit, und die Zroquefen ohne Hoffnung eines wei-
„tern Schuges feyn. Nähme ver König Acadien wieder weg, und machete fich zum völli-
„gen Herrn der großen Bank, welches denn leicht gefchehen Eönnte, wofern man alfe Jahre
„drey bis vier Fregatten zwifchen dem Sandvorgebirge und der Nordfpige von Neuland
„kreuzen ließe ; fo würde er feinem Königreiche eine Handlung von mehr als zwanzig Mil:
lionen, ja einen weit wichtigern Vortheil, als die Eroberung beyder Indien fenn Eönnte,
„verſchaffen. ¶In einem andern zween Monate hernach abgelaffenen Schreiben faget
er: „Mir iſt unbewußt, ob dero Vorfahrer Acht darauf hatten, wie viel daran gelegen
„Fey, daß man den Fiſchfang in feiner Gewalt habe, und was für Mugen die Handlung
„des ganzen 535 davon haben wuͤrde. Nichts würde Dero Verwaltung ber
» Staatsgefhäffte beruͤhmter machen, als wenn fie ven König zu dieſer Eroberung bere—
„deren. Sch meines Orts halte fie für wichtiger, als die Eroberung ganz Indiens, denn
„die Bergwerte erfehöpfen ſich, der Fiſchfang hingegen nimmermehr. „,
Unterbefien erfchien zu Anfange des Maymonates die große iroquefifche Partep, da: Neue Feinde
für bie Agnier gewarnet hatten, wirklich in der Gegend von Montreal. Sie belief ſich ligfeiten der
auf taufend Mann, fhlug ihr Sager an der Mündung des großen Utauaisfluffes auf, Jtoqueſen.
und fhickete zwo Eleine Parteyen aus, eine von hundert und zwanzig Mann gegen Nor-
den, Die andere von zweyhundert gegen Süden; die erftere überfiel fogleich eine Gegend
auf ber Inſel Montreal, die Aſpenſpitze genanne, brannte etwa drenßig Häufer weg,
und nahm einige Einwohner gefangen, mit denen fie unmenfhlich umgieng.
‚Die ʒweyte barunter zwanzig Engländer und einige Mahinganen waren, fchlich ſich
ʒwiſchen Chambly und der Magbalenenaue ein, und haſchete podlf Wilde vom $udrwigs:
fprunge, theils Männer, teils Weiber, weg, ſchickete fie aber ven folgenden Tag durch
einige unter ihnen befindliche Agnier, welche dvorgaben, fie kaͤmen um Friedens willen,
wieder zurich, Unterdeſſen merfete man bald, daß ihre eigentliche Abfiche, die ignen
aber nicht gelang, nur dahin abzielete, die fimmtlichen Einwohner des befagten Dorfes auf
ihre Seite zu locken. Eine andere Partey Yon erma achtzig Mann überfiel faft zu eben
derſelben Zeit die iroqueſiſchen Chriſten vom Berge, umeingete fie auf allen Seiten, und
tete unter der Gunft eines Scharmuͤtzels, der ihnen ven Rücken frey hielt, fünf und
Fig Weiber und Kinder bey bellem lichten Tage davon.
Diele
368 | ‚Gefchichte und Beſchreibung
1691. Biele andere, wiewohl ſchwaͤchere Haufen, breiteten ſich zwiſchen Repentigny und
— den Nichelieuinfeln aus, und verheeveten alles, indem, wegen des Mangels an Lebensmit⸗
teln, weder die Soldaten, noch. der Landausſchuß, ins. Feld. ruͤcken konnten. Endlich
brachte der Ritter Vaudreuil ungefähr hundert bis hundert und, zwanzig. Freywillige,
Officier, Soldaten und Canadier zufammen. - Die Seute giengen vor allen Dingen von
Haufe zu Haufe und fammelten tebensmittel. So bald fie für einige Tage Vorrath aufe
getvieben hatten: fü fließen fie zu dem Hauptmanne de Is Mine, welcher einige Zeit vor
dem Baudreuil ins Feld gegangen war, und. eine Anzahl Onneyuther, Die ſich in einem
wüften und feiner: Vertheivigung fähigen Haufe zu St. Sulpice: aufbielten, ausge:
Gefechte ben Der Chevalier Vaudreuil machete fich gleich auf die erfte Nachricht davon Fein Be-
Cr. Sulpiie denken, feinen Zug dahin zu nehmen. Er hatte unter andern Wagehaͤlſen auch den Rit⸗
a Repen· eu. Criſaſy, Te Moyne de Bienville und den Ureuhare bey ſich welchen man zwar
et wegen eines heimlichen Verſtaͤndniſſes mit feinen Landesleuten im Verdachte Harte, der
ſich aber in diefem Feldzuge auf immer davon reinigte.- Als die Unferigen ans Haus ka⸗
men, fanden fie fünfzehn Onneyurher außen auf dent Grafe fhlafen , ohne daß es ihnen
nur im Traume eingefommen wäre, es fönnten Franzofen im Felde ſeyn. Diefe nun wur-
den bingerichtet, ehe fie fih befinnen Fonnten. Auf das Gefchrey, das die Sterbenden
machten, Famen drey andere zum Haufe heraus. Einer wurde fogleich zu Boden geleger,
die beyden andern liefen bare verwundet in den Wald,
Hierauf ſetzeten fich die im Haufe noch befindlichen zur Gegenwehre. Bienville, als
er 6% be an ein Fenſter wagte, ne ID De 1 Haufen gefchoffer Fa ae
diefes den Iroqueſen fehr wohl befannten Dfficiers vermehrete den Muth Diefer Barbaren.
Ja, hätte nicht der Herr de la Mine nebft dem Herrn Crifafiy und dem Ureuhare ganz
außerordentliche Thaten gethan: fo hätten achtzig Franzofen vor einer elenden mit einem
Duzend Sroquefen befegeten Hütte mit Schimpfe und Spotte abziehen müffen. Endlich
dachte der Ritter Vaudreuil, wiewohl ziemlich fpäte, daran, er wolle es in Brand ſtecken.
Der Feind wollte ſich zwar durchfihlagen ; allein, die erftern zween oder drey wurden fodr-
geſchoſſen, fünfe gefangen, und von den Einwohnern one Gnade und Barmhetzigkeit
verbrannt, weil fie gedachten, das befte Mittel, diefen Unmenfchen ihre Grauſamkeit ab-
zugewoͤhnen, fey diefes, daß man auf gleiche Weife mit ihnen verfahre, \
Wer die Herr Weil wir in der Folge des Marquis und des Ritters von Criſaſy oͤfterer, als einmal,
ven Criſaſy erwaͤhnen müffen: fo wird es dem Sefer vielleicht angenehm ſeyn, zu miflen, wer. fie waren,
warm? und aus welcher Urfache fie nach Neufrankreich Eamen, Sie waren zween Brüber aus
einem ſehr berühmten und reichen ſicilianiſchen Haufe. Als nun in beſagtem Königreiche
die Empörung vorgieng, welche daſſelbige dem fpanifchen Könige beynahe entriſſen Härte;
ſo waren ſie mit unter den erſtern, welche auf die franzoͤſiſche Seite traten, Und wurden
nachgehends, da die Unrube vorbey war, entweder von Seiner. kacholiſhen Majeftät niche-
begnadiger, ober fie mußten nicht darum angeſuchet haben. . Der Nüter War Profellus
des Ordens vom heil, Johannes zu Serufalem, und. hatte feine Kreusgüge mit allem nur
x J moͤglichen
k) Nach ſeinem Tode nahm einer von ſeinen Bruͤdern feinen Namen an, UNd iR derſelbige nachher
Statthalter von Louiſiana geweſen.
een
von Newgennkeeich: XIV Buch. 369
möglichen Wohlverhalten mw; gleichwie er denn auch in der That alle die Eigenfhaf- 1591.
ten, melche a — * —* gornehmften Kriegesftellen erheben koͤnnen, befaß, ſhaf m
Der Marquis war ebenfalls‘ tapfer ‚trug? auch! ſolche Merfmaale feiner Herzhaftig-
feit an ſich, welche ihm, wofern er fie nur nicht im Kampfe gegen feinen rechtmäßigen
Landesheren empfangen bätte, ſehr rühmlich gewefen wären. » Als Sicilien demfelbigen
ſich wieder untermarf: fo fam er um alle feine fehr anſehnlichen Güter, Er reiſete alfo, in
nung, der allerehriftlichfte König werde ihm biefelbigen wiederverſchaffen, oder ihn
auf andere Weife dafür ſchadlos Halten , nebft feinem Bruder nach Verſailles. Ihre
Meynung: war, man werde fie doch wenigftens ihrer Geburt und erzeigten Treue ge-
maß werforgen
‚Allein, ihre Meynung fehlug ſehl. Nach vielem Rennen und Saufen mußten die -
Herren Criſaſy, aus Benforge, fonft gar leer auszugehen, jedweder mit einer Hauptmanns-
ſtelle in Canada vorlieb nehmen. Hier dieneten ſie bis an ihren Tod mit einem Eifer, der
ihnen vermuthlich ein großes Gluͤck verſchaffet haͤtte, wenn er von dem einen zum Dienſte
feines Vaterlandes, und von dem andern zum Dienſte feines Ordens angewendet worden
waͤre ʒ dahingegen der franzöfifche Hof ihnen wenig Dank dafür wußte.
' Der Ritter verübete eine Menge vühmliche Thaten , an welchen man feine Krieges-
erfahrenheit, feine: klugen Anfchläge, die geſchickte Ausführung derfelben, feine Uner—
ſchrockenheit und geſchwinde Entfchliegung im Gefechte, eines fo ſehr, als das andere, be-
wundern mußte, Endlich grämete ex fich zu Tode, daß er beftändig zurückgefeget und
ohne die geringfte Hoffnung zu weiterer Beforderung gelaffen wurde, Der Marquis be-
ſaß zwar Feine ſo ausnehmende Gefhiclickeit, als fein Bruder, doch aber den Ruhm
eines verftändigen und braven Officiers. Er ertrug fein Ungluͤck mit größerer Gelaffen-
beit, als jener, und ftarb alsı Befehlshaber an den drey Fluͤſen.
„ Unmittefbar vor dem nur erwähnten Gefechte, darinnen Bienville fein Leben in der Eine iroqueſi—
Bluͤthe feines Alters verlor, hatte eben derfelbige einer Partey von ſechzig Goyoguinen, fe Party
unter einige Agnier waren, mit zweyhundert Mann ‚theils Franzoſen, theils ange- entwiſcht⸗
feffene Iroqueſen, nachgefeget. Er kam dem Feinde unvermuthet über den Hals; und.da
er ihnen ohnedieß weit überlegen war: fo hoffete er, es follte Fein Mann davon formen,
Als aber die Agnier eine Unterredung mit den Iroqueſen vom $ubwigsfprunge begehres
en: fo beftunden die legtern durchaus darauf, fie müßten ihre Vorfchläge vernehmen, in-
dem fonft, wie fie fagten, alle Hoffnung zu einem Vergleiche zwiſchen ihnen und dem be:
fagten Stamme verfehwinden möchte, ;
Die Agnier num werficherten, fie wuͤnſcheten fein Ding auf Erden fo ſehr, als den
lieben Frieden. "Bun Beweiſe wollten fie zur Stunde nach Haufe kehren, und Abgeord⸗
nete an den Herrn Callieres nach Montreal abſchicken. Man glaubete ihnen auf ihr Wort
fo wopt, als den Goyoguinen, für die fie Buͤrge wurden, und ließ fie im Friede zieben.
Weil fie nun weiter nichts, als diefes, geſuchet Hatten: fo befümmerten fie fich nachgehends
wenig um die Erfüllung ihres gegebenen Berfprechens. Uebrigens darf ſich niemand über
das Verfahren der chriſtlichen Iroqueſen bey dieſer Gelegenheit verwundern; denn bie
Silden über aupt rauen immer wieder, wenn fie'gleich , wer weis wie oft, betrogen wor⸗
ER ſind. Allein, der Graf, der niemals eine gute Meynung von ihnen hatte, ließ bey
em Vorfalle feinem Argwohne, ungeachtet er übrigens auf einem ſchlechten Grunde bez,
Ugem, Reifebefchr. XIV Band. Aa a ruhete,
d
1691.
— ⸗
Falſcher
Grund ſatz die:
ſes Generales.
— Geſchichte und Beſchreibung
ruhete/ freyen Lauf, und ſchrieb deswegen noch in eben dieſem Jahre ſolgendes an den
neuen Staatsminiſter. —
„Man klaget ſehr über die Wilden vom Sprunge, und man feger einen Verdacht in
»thre Aufrichtigkeit. Ich meines Orts: bemerfe an diefen Leuten ſchon feit ‚langer Zeit
„einen ziemlich erfalteten Eifer, der mir eben fo wenig gefällt, als ihr Heimliches Ver:
ſtaͤndniß und Vernehmen mit den Agniern, unter welchen fie viele Anverwandte haben;
Ich habe Die Patres, "welche diefe Leute nach Willen fenfen, deswegen öfters gewarnet.
„Nun will ich zwar denfelbigen niche eben Schuld geben , daß fie mit unter der’ Decke laͤ⸗
gen z fo viel aber iſt unftreitig, daß fie den Leuten, es fey nun, um fie Chriſto mie Gelin⸗
„digkeit zu gewinnen, oder aus einer andern mir unbekannten Urfache, nicht ſelten nur all:
» zuviel nachfehen, Ben meinem zwölfjährigen Aufenthalte in dieſem Lande habe ich) Aus der
„Erfahrung gelernet, man follte diefe Miſſionen nicht, gleichwie geſchieht, von den Fran-
„zoſen abfondern, fondern fie unter ihnen laſſen, damit die Wilden niche nur chriftlich,
»fondern auch framzöfifch würden; indem fie außerdem dem Dienfte des Königes meh
Nachtheil, als Vortheil fchaffen. „7 BE A EG ren ERNE
Im Eöniglichen Staatsrarhe wußte man fehon , was von dem Verfahren der Miſſio
narien mit den Wilden zu Halten fey, und man war uͤberzeugt, ihr Eifer ſey weder Tau,
noch. blind, Das’Bernehmen der Reubekehrten mit ihren Anverwandten harte feine an:
dere Abficht,, als den Ludwigsſprung mit ihnen zu bevölfern; das iſt, die Anzahl unferer
Bundesgenoflen zu vermehren, unfere Feinde aber zu ſchwaͤchen, gleichwie denn alle Tage
wirklich geſchah. Ja es edermann geftchen, Meufvankreich habe keine beffere
Soldaten, als die man'den Froquefen auf diefe Weiſe entriffe, und es gehöre der $up-
wigsfprung unter die ftärfften Bormauern des $ ides. Thaten nun einige Chriſten be
Gelegenheit nicht das, was man von ihnen erwartete, oder handelten einzelne Perſonen
nach andern Abfichten, als man ihnen einzuflößen ſuchete: fo iſt doch kein Menfh, weder
vor, noch nach dem Grafen Frontenac, auf die Gedanken gekommen, ihre wehler dem
ganzen Dorfe, noch weniger aber denen, weiche die Aufſicht über fie hatten aufzubürden,
Auch hat nicht etwa eine zehnjährige, ſondern eine mehr, ‚als hundertjaͤhrige Erfahrung ge-
zeiget, es fonne, um Diefe teure in Ordnung und auf unferer Seite zu erhalten, nichts fehlech-
teves ausgedacht werben; als fie unter Franzoſen zu bringen.‘ Haͤtten fie uns nur immer
von weiten gefehen : fo frügen fie größere Hochachtung gegen ung, als vorige geſchieht.
Endlich) fo war nicht der geringſte Zweifel mehr übrig, man koͤnne fie nimmermehr
recht chriſtlich machen, wenn man fie franzoͤfiſch machen wolle, "As die Sfrogttefen vom
Sprunge und vom Berge, nach der chineſiſchen Verheerung, etwa fieben Dis acht Monate
zu Montreal zugebracht hatten: fo kannte fie, was die Auffuͤhrung und Gortesfurche betrifft,
fein Menſch mehr. * Jay, es geſtehet jedermann, es ſey bloß ihr-allzuvielfältiger Umgang
mit uns bie einzige Urfache, warum heutiges Tages ihr Glaubenseifer wicht mehr , wie
ehemals, ganz Neufrankreich zur Bewunderung und Erbauung diene , einzige
Beyſpiel der abenaquifchen Bölkerfchaften ‚ welche, ungeachtet ihrer. weit groͤßern Entfer
nung von allen franzöfifchen Wohnplägen, eben damals den Eifer, uns zu dienen, und die
Treue gegen uns auf das hoͤchſte trieben, haͤtte dem Generale die Faiſchheit feines Geuns-
in der That Feiner ſonderlichen Aufmerkſamkeit würdig; indem er vielmehr überzeuger mar,
faßes zur. Genuͤge beweifen fönnen. Es aͤchtete auch der Hof feine Klagen und Berichte
e5
nn ——
von Neu⸗Frankreich· XIV Buch. —
es ſey des Grafen Vorſchlag, den er fihon vor dreyßig Jahren mit allem Eifer durchzu. usor.
treiben ſuchete m mod tSunlich., 3 er ren toe, —
Ya, es legeten ſo gar bie Chriſten vom Sprunge und vom Berge eben damals eine Neue Raͤnke
ſolche Probe ihree aufrichrigen Treue ab, welche dem Herrn Grafen feinen Argwohn gar wohl bp seenuefen.
haͤtte benehmen Können. EsIhiekete nämlich der Ort Onnontague dem Herrn le Moyne,
weil er feine Familie unter ſich aufgenommen hatte, vorige ein Geſchenk, um den Tod
feines Soßnes, des Ste: Helene, zu beweinen, und ließ ven Ueberbringer durch zwo bis:
her gefangen geweſene Weibesperſonen aus dem Bergdorfe begleiten, welche folglich hier⸗
mit ihre Freyheit wieder bekamen. Horn aid d naaerhtn mar
ndem nun die Onnonfaguer hoffeten, es werde biefe erzeigte Gnade die beyden
Weiber gänzlich auf ihre Seite gezogen haben sı fo verfraueten fie ihnen eine Berrichtung
von großer Wichtigkeit. Sie follten nämlich fo wohl einem der Vornehmſten ihres eigenen
Dorfes, als auch dem Ludwig Atherihata einem Einwohner des udwigfprunges und
Taufpathen des Königes, ingeheim ein Geſchenk einhaͤndigen. Vermittelſt diefer Ge—
fehjenfe wurden die beyden Männer erſuchet, wieder in ihr Vaterland zu fommen, und fo
viele won ihren Anverwandten und Bekannten, als fie könnten, mit ſich zu nehmen.
Damit aud) dieſe Einladung defto wirkſamer feyn möchte, fo mußten beyde Jroquefinnen
zugleich vermelden , fie würden, wofern fie es unterließen, mit allen Sranzofen zugleich
umfommen,. Nun werden wir bald ſehen, worauf fich diefe Drohung gründete.
Deyde Wilde nahmen zwar die Geſchenke an, brachten fie aber ohne Berzug dent Treue ber
Befehlshaber zu Montreal, und verficherten denfelbigen ihrer unveränderlichen Treue, hriftichen
Die Ueberbringerinnen beſagter Geſchenke berichteten dem Ritter Callieres zugleich „gg Iroqueſen.
halte fic) eine ftarfe iroquefifche Partey bey dem fogenannten Tangen Sprunge am Utanais-
fluſſe auf, und ſey Willens, alle auf der Reife nah Michillimakinae begeiffene, oder da-
ber zurückfommende Perfonen, wenn fie da vorbeyzögen, todtzuſchlagen, fodann fich in
alten franzöfifchen Wohnplägen auszubreiten, und die Aerndte zu verhindern.
Die Pa war gegründet, Als aber der Ritter Waudreuil, um die Barbaren
zu verjagen, zu Quebec eine große Menge Soldaten und Freywillige zufammenzog, und
damit an die drey Fluͤſſe Fam: fo erfuhr er, die Wilden Härten den Plag bereits geräumer,
entweder , weil fie feine Anftalten erfahren, oder weil die Streifereyen unferer Bundesge—
noſſen fie genothiget hatten, ihr eigenes fand zu beſchuͤtzen.
Der Krieg wurde unter dieſen Wilden in dev That fehr hitig geführet, und gereichete
uns zu einem nicht geringen Vorctheile. Es war dem Grafen gelungen, die Utauais und
Huronen zu gewinnen, da fie denn den ganzen Winter über Wunder thaten. Unterdeſſen
hatte man ihnen noch Feine Nachricht von unferm über die englifche Flotte erhaltenen Vor:
£heile geben Fönnen, fondern man ſchickete erſt, nachdem das Eis gefehmolzen war, die
Herren Courtemanche und Repentigny damit an fie ab, Diefe beyde fehlichen fich nur
mie zehn Mann glücklich durch die ganze Menge Jroqueſen, damit Montreal damals um-
zingelt war, und erreicheren Michillimakinae ohne Anftoß. Ihre Reife chat alle erwuͤnſchte
irkung. So bald fie nad) Montreal zuruͤckkamen ‚ mußte Courtemandye zu den Mig-
miern abgehen und die daſige Befehlshaberſtelle übernehmen, weil man nicht nur diefes
Volk gegen die iroqueſiſchen Streifereyen in Sicherheit ftellen, fondern auch das Thun
and Saffen deſſelbigen beobachten wollte,
Aaa2 Den
372 Gefchichte und Beſchreibung
159, Demftendes Heumonates warf ein kleines franzoͤſiſches Schiff, unter dem Haupt:
——— eNt manne Denys de Bonaventure, vor Quebec Anker, und einseefete in der ganzen Stadt
Berfrärtung große Freude, nicht fo wohl wegen der«mitgebrachten Verſtaͤrkung als welche von Feiner
aus Frank: Erheblichkeit war, fondern weil der Schiffshauptmann verficherte, es werde bald eine fehe
reich. wichtige nachfolgen, und das ganze Sand mic Ueberfluffe anfüllen, Zwoͤlf Tage hernach
erſchien der Schiffshauptmann, Herr dü Taſt, wirklich mit einer Flotte von vierzehn Se⸗
geln verfchiedener Größe. Allein, fie war nicht eben ausgerüftet, Neufrankreich mic Le⸗
bensmitteln zu'verforgen, fondern hauptſaͤchlich nur, den Engländern die Nelſonſchanze
wieder abzujagen; gleichwie denn auch die nordiſche Handelsgefellfchaft die meiften Unko—
ſten zur Ausruͤſtung hergefchoffen hatte. 2...
Unterneh: Unterdeffen gieng diefe Unternehmung damals dennoch nicht vor ſich. Die vorge
mung auf DIE wendete Urſache, "als ob die Sahreszeit fehon zu weit verftrichen fey ‚ war zwar "nicht ganz:
—— lich ungegruͤndet, gleichwohl aber nur ein bloßer Vorwand. Die wahre Urſache beſtund
— o darinnen, weil die Handelsgeſellſchaft den ganzen Vortheil davon haben, Herr 8 Iber⸗
ville aber die Ehre mit dem Befehlshaber der koniglichen Kriegesfhiffe theilen ſollte. Da:
ber fügte auch diefer Officier bey feiner Ankunft zu Quebec frey heraus, er Habe fehlechte
Luft zu einer. folchen Unternehmung. : Unterdeſſen, da der Fönigliche Befehl ausdruͤcklich
alfo lautete, fo wollte der Graf aus eigener Mache nichts daran ändern,
Demnach ergriff er-folgenden Ausweg. Er ließ alle Mitglieder der nordifchen Ge⸗
ne in ale Perfonen , welche von der Schifffahrt in der Bay einige Kenntniß hat⸗
ten, zuſammenkommen. Heer di brachte feine Gründe an, damit er beweiſen wollte)
man fönne Ich 6). Pänn Sagceie nie Erna fie See wagen,
Seine Gründe überzeugeren jedermann, oder es ſah vielmehr jedermann, daß es vergeb-
lich wäre, fie niche für überzeugend zu halten, Der Graf von Frontenac und Herr von
Champigny hielten für das Befte, ihre Gedanken bey fich zu behalten.
Nebſt dem mußten ſie gewiß, es wimmele der ganze Serbufen nebft dem untern
Theile des Sorenzfluffes von englifchen Seebeutern; und es hätten felbige bereits viele Kauf⸗
und Fiſcherſchiffe weggenommen. "Daher war es dem Großftatthalter nicht ſonderlich zu:
wider, daß Herr duͤ Taft lieber in diefem Gewaͤſſer kreuzen, als in der Hudſonsbay Krieg
führen wollte; abſonderlich, da ihm diefe Verrichtung auf den Fall, da die erftere fin uns
möglich erachtet würde, in feinem Berhaltungsbefehle ausdrücklich vorgefehrieben war,
Große Zuruͤ⸗ Seit einiger Zeit gieng ein Gerücht, als ob die Engländer, wegen des im vorigen
Kungen der Fahre vor Quebec erlittenen Schimpfes, im Ernfte auf Rache bedacht wären. Ja man
Zeinde. verficherte, Phibs ſey deswegen nach England gegangen, und werde mit einer weit ſtaͤr⸗
fern Flotte, als die vorige war, einen neuen Verſuch wagen. So erfuhr man auch,
€ würden zu Drange große Zuräftungen zu einem Angriffe auf die Inſei Montreal vor:
gefehret. Nun hatte es zwar mit des Phibs Reife und Anfchlägen feine Kichtigfeit; eg
blieb aber beydes ohne Wirfung; vermuthlich deswegen, weil man feiner Geſchicklichkeit
nicht fo viel zutrauete, daß man ihm eine zweyte Schiffsrüftung anvertrauen wollte; ab:
fonderlich , weil er die Koſten dazu nicht mehr vorfchießen konnte. —_
Die Rüftung der Neuyorker war nicht fo anfehnlich, daß fie fuͤr ſich ſelbſt viel aus:
richten konnte. Denn fie beftund nur aus fünfhundert Mann m Hundert und achtzig
waren
») Einige Nachrichten ſetzen fie auf zweyhundert und achtzig herab:
.....
u —— ——
von Neu⸗Frankreich. XIV Buch, 373
waren Engländer, die übrigen Agnier und Mahinganen. Gleichwohl veranlaffete fie ein 159%,
ehr hitiges Gefecht, Man verfpirete augenfcheinfich, daß die Vorſehung Neufranf-
reich befehügete, Denn im vorigen Jahre wurde die feindliche Landmacht unter ſich uneinig,
lief auseinander „ und man konnte folglich der Flotte die ſaͤmmtlichen Kräfte Neufranf-
reichs entgegen ſetzen. Fuͤr dießmal blieb die feindliche Flotte aus, und Montreal war
im Stande, ven Engländern und ihren Bundesgenoffen das Eindringen zu verwehren.
& bald der Ritter Eallieres von dem feindlichen Anzuge Nachricht erhielt: fo brachte Be >
er ohne die geringfte Mühe fieben- bis achehundert Mann zufammen, und lagerte ſich da- —
mit auf der Magdalenenaue. Hier ſchickete er viele Darteyen auf Kundſchaft aus, Nach
einigen Tagen fam ein Sohn des Herrn Hertels, den er mit dreyen Algonquinen und
einem Vergiroquefen, um den feindlichen Zug zu beobachten, ausgefchicket hatte, zurück,
und berichtete, er Habe auf dem Gorelfluffe, gleich über dem Wafferfalle bey Ehambip,
ein Canot voll Agnier wahrgenommen, und fie für Kundfhafter angefehen. Diefen Habe
er fich genähert und fünfe Davon todtgeſchoſſen.
Aus dieſem Berichte ſchloß der Befehlshaber zu Montreal, Chambly ftehe in Ge⸗ Vertheldi⸗
fabr, und ließ ſogleich den Herrn Valrenes mit zweyhundert Mann dahin abgehen. sungsanftal-
Dieſem befahl er, wenn der Feind befagten Dre angriffe, ſich hinein zu werfen; wenn aber BR
derfelbe vorbeyzöge, fich nicht fehen zu laffen, fondern nur der Spur zu folgen, damit er
dem Feinde, wenn. er den Befehlshaber felbft von vorn angreife, in den Ruͤcken fallen
koͤnne. Unter diefem Haufen befanden fid noch zween Hauptleute, nämlich die Herren
de Muys und 8° Orvilliers; imgleichen Herr Dupnis, Unterlieutenant bey der valre—
nifchen Compagnie, nebft vielen Unterofficieren. Auch war noch ein Haufen Wilde und
Einwohner dabey. Diefe follten unter Anführung des Herrn le Bert dů Chefne, der
bereits bey Chambly fund, befonders — 5 Kun
‚ Die angefefienen Wilden hatten drey fehr berühmte Dberhäupter bey fich. Ureuhare
führete die Huronen — — vom fu — —— Paul, fuͤh⸗
rete die Mannſchaft aus feinem Flecken und vom Berge, La Routine, ein Hauptmann
‚der Temisfaminger 0), hatte eine große Anzahl feiner Landesleute unter ſich.
Die Mannfchaft, welche auf der Magdalenenane zurückblieb, war nun fehon drey
Tage nicht aus den Kleidern gekommen, als es in der Nacht zwiſchen dem soten und fen
Auguft heftig vegnete und fehr finiter wurde, Die Seute begaben fich alfo, durchaus naß
und wegen des bisherigen Wachens vol Müdigkeit, in die Schanze, darinnen Herr Cal-
lieres an einem heftigen Sieber, das er feit der Ahreife von Montreal nicht Tosiverden
konnte, zu —— —
Es Ing die befagte Schanze dreyßig Schritte weit vom Fluſſe, auf einer ſteilen Hohhe, Gefechte auf
zwifchen zwoen Wieſen. Eine Wiefe, darauf man nad) a De ler a der Magdale
genannt, geht, wird im der Entfernung eines Stuͤckſchuſſes von der Schanze von einem ienaue.
Kleinen Fluſſe, vorher aber von einem Hohlwege durchſchnitten. Zwiſchen beyden iſt ein
Dach, der eine Mühle treibt. Auf diefer, pas ift, auf der linfen Seite der Schanze,
hatte ſich der Landausſchuß gelagert; imgleichen einige Utauais, welche ſich, als zu Mont—
real Larm wurde, zufälliger Weiſe Fa befanden. Die Soldaten hatten ihr Lager auf
i \ aa 4 der
‚2 beine algonquiniſche Vollerſchaft.
1691:
7 Geſchichte und: Befihreibung
der rechten Seite ber Schanze, und die Dfficier ließen ihre Gezelte gleich dabey auf einer
Anhöhe auffchlagen. Pe BR, Be nit |
Eine Stunde vor Tages bemerfete die Schildwache, welche bey der Mühle ausge:
ftellet war, daß an der Anhöhe, darauf die Schanze fund, Leute hinſchlichen. : Sie that
fogfeich einen Schuß, rief ins Gewehr, und fprang in die Mühle, Was ſie gefehen hatte,
das waren Feinde, die fich zwifchen dem Eleinen Gabelfluffe und dem Hohlwege eingefchli-
chen, das Ufer bes Stromes erreichet, und ſich da feſtgeſehet Hatten; hernach aber da fie
das Lager des Sandausfchuffes ſchwach befeger fanden , Die noch. vorhandenen, ‚wenigen Leute
wegjageten, und dagegen ſich felbjt da feitfegeren, Bey dieſem Leberfalle Famen einige
Einmohner und fechs Utauais ums $eben, _ ER
Auf den Schuß der Schildwache ruͤckete der aͤlteſte Hauptmann, Her de Saint
Cyrque, welder in bes Herrn Callieres Abwefenheit Befehlshaber war, mit den Soldaten
fogleich aus. Ein Theil davon zog am Strande hin, der andere um die Schanze herum
und über die Wieſe. Das Bataillon, welches St. Eyrque in Perfon anführete, Fam
zuerſt an das Lager des Sandausfchuffes, - Ungeachtet aber St Cyrque noch, nicht wußte,
.
daß der Feind bereits darinnen ftund: ſo fihmanete ihm doch etwas, und er machte, um
dießfalls Kundfchaft einzuziehen, Halte. In diefem Augenblicke gab man eine Salve auf
Heldenthat
ihn, davon er nebft dem Heren d’ Efcaivac rödtlich verwundet wurde, Herr d’ Hofta aber
fogleich todt niederftürzete,
„st biefem Augenblicke Fam das zweyte Bataillon, unter Anführung des Herrn de
la Chaffeigne, herbey, und fiel grimmig auf den Feind los. Allein, Diefer roehrete fich
fehr muthig, und nahm endlich, als er fab, ee ie aaa acht
auf ven Hals fallen, feinen Abzug in fehönfter Ordnung. Ungeachtet Herr St. Eyrque,
weil die Hohlader entzwey war, fich gänzlich verblutete: fo gab er doch nicht zu, daß man
ihn eher, als bis der Feind gewichen war, in die Schanze bringen durfte, und machte al—
fo den Fehler, daß er fo blindlings anlief, durch feine Unerſchrockenheit wieder gut. Er
fonf am Thore der Schanze todt dahin; D’Efcairae ftarb den folgenden Tag. *
Jedermann wunderte fich, warum man die Feinde in aller Ruhe und auf eine Weiſe,
welche vielmehr Ueberwindern, als Ueberwundenen zufömme, abziehen ließ. Nebſtdem
hatte man nicht mehr, als etwa ein halb Duzend von ihnen erleger, etwa dreyßig verwun—
det, und einen einzigen Grenadier, als er eben im Begriffe war, Granaten in die Schanze
zu werfen, gefangen befommen. Sie bingegen nahmen ziemlich viele franzöfifche Haarköpfe
mit.fih Davon, und erhuben ein heftiges Geſchrey, eben als ob fie unferer Leute fpottetens"
Dieſes Nichesthun Fam Baher, weil fein Menſch da war, der angeordnet hätte, was zu
des Herrn thun fen, ober vielleicht auch weil jedermann befehlen wollte. Doch das Verſaͤumete Wurde
Balrenes-
bald wieder eingebracht. Als der Feind fich in den Wald ziehen wollte: fo bemerkete er, daß
ihn einige Mannfchaft, unter des Herrn Domergue Anführung, auf dem Fuße verfolgete.
Damit ſtellete er einen Hinterhalt, darein dieſe braven Leute fielen, und alle Miteinander
niedergehauen wurden, Diefer abermalige Bortheil machte die Bundesgenoflen ſo trogig,
daß fie wieder zuruͤckkehreten. Sie waren aber kaum wo franzoͤſiſche Meilen weit ge-
Eommen, fo fahen ihre Streiſer den Herrn Valrenes daherziehen, welcher Auf den erften
Laͤrm von einem Gefechte mit dem Herrn Bere und den Wilden herbeyeilete. Allein, die
Streifer hatten nur den Vortrab gefehen. Daher dachten fie, es ſey nur ein Eleines Haͤuf⸗
chen, damit ſie bald fertig werden wollten, im Anzuge, fielen auch wirklich mit ſolcher
Hitze
von Neu⸗Frankreich. XIV Bu. 275
Hitze über den Heru | füenes ber, daß jedweder Befehlshaber von geringerer Erfah: 1891.
rung und ehe er ai in Verwirrung gerathen waͤre. — ma: a
Zum Glücke fine ihn lagen zween gefällere Bäume auf dem Plage; hinter dieſe ftel- Werluft bey⸗
‚Iete ex feine Leute, und ließ fie bey. dem erſten Abfeuren der Feinde auf den Bauch nieder- der Parteyen.
fallen, Dana ih f wieder aufſtehen, theilete ‚fie in drey Haufen, und ließ
einen nach dem andern abfeuern. Hierauf ſtellete er fie mit einer bewundernswuͤrdigen
Geſchwinbigkeit und Gegenwaͤrtigkeit des Geiſtes in Schlachtordnung, und fiel den Feind
mie folcher Tapferkeit an, daß er fie auf allen Seiten zum Weichen brachte. Zwar ſtelle—
ten die Berbundenen ſich zweymal — mußten aber nach einem anderthalbſtuͤndi⸗
gen Gefechte voͤllig Reigaus nehmen. Es blieben ihrer hundert und zwanzig auf dem
Page, und die Anzahl der Verwundeten war, wie man nachgehends erfuhr ‚noch weit
größer geweſen. Dieſes Gefecht war ungemein hitzig, und wurde mit aller möglichen
Geſchickli uͤhret. Valrenes war uͤberall zugegen; er focht in eigener Perſon wie
ein Held, und ertheilete ſeine Befehle mit eben der Gelaſſenheit, als etwa auf dem
Uebungsplatze. Der junge und tapfere le Bert din Cheſne hielt ſich mic feinen Canadiern
vortrefflich, wurde aber, gleich einem andern Officer, Namens Varlet, toͤdtlich ver-
wundet. - Die drey wilden Hauptleute übertrafen ſich felbft. Paul wurde niedergefchoffen,
als er eben feine Jroqueſen mit Tauter Stimme und eigenem Beyſpiele, gegen die Feinde
des Glaubens bis an den Tod zu fämpfen, ermahnete. Die Engländer und Agnier
ergeugeten eine Tapferkeit, welche den Sieg im Anfange auf ihre Seite neigete. Das
Handgemenge daurete lange Zeit. Man verbrannte einander das Geficht mit Pülver-
pfropfen. "Die Ueberwinder bekamen die Fahnen und das Geräthe, verfolgen aber. konn⸗
ten h. den Feind’nicht , he —— im — 7 ſich auf
den Fuͤßen zu halten, und ihnen das aus der Hand fiel. Sie hatten einen drey⸗
ae ag ‚jemals zu wuben, Durch gewaltig ſchlimme Wege gemachet, Man⸗
gel an Sebensmitteln gelitten, und fein anderes als fhlammiges Waſſer zu teinken gehabt,
Auf den Laͤrm des Öefechtes war. noch eine andere Partey Iroqueſen vom Ludwigs
fprunge herbeygeeilet, “aber erſt nach Endigung deffelbigen auf den Plas gekommen,
Herr Valrenes gedachte , diefe würden das, mas die Seinigen zu thun außer Stande wa-
ren, bewerkſtelligen. Allein, als man bey Beerdigung der im erſten Gefechte gebliebenen
Officier das kleine Gewehr abfeuerte, dachten fie, man ſchluͤge ſich auf der Magdalenen⸗
aue abermals; damit renneten fie dahin. Dieſer Irrthum war der Engländer und Agnier
Gluͤck. Wir bekamen dieſen Tag ſechzig Todte, und eben ſo viele Berwundete, davon
viele ſturben; unter andern auch die Herren Bert und Barlet. Ein Engländer, den.
Herr Valrenes gefangen befam, ſagte aus, es werde, fo bald dieſe Partey nach Haufe
Eoinme / eine andere. von vierhundert Mann zu Felde, geben, Zu gleicher Zeit würden,
fünfpundert Iroqueſen bey Cataroeun einbrechen, und es ſey ihre Abfiche, die Aerndte zu
verhindern. Es erſchien aber kein Menſch. Die Aerndte, deren Verluſt ganz Neufranf-
reich in das äußerte Elend verfeger hätte, geſchah ziemlich ruhig und war ungemein gut,
Yyıcı m e
In rt A
Bar u ur ih .. 150 710 *
Der
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Ä Der *
allgemeinen Geſchichte
und Beſchreibung |
von Neu grantreih,
Funfzehntes Buch .·
1691. obald der Herr Frontenac den Anzug der Feinde vernahm, brach er von Quebec
*
—— nach Montreal auf. Als er aber bey ſeiner Ankunft die Niederlage und Flucht
— derſelbigen vernahm, kehrete er auf der Stelle wieder zuruck. Bald darauf
die Unparteye empfing er ein Schreiben von dem neuenglaͤndiſchen Generale, Es bath ver:
iichkeit vor. felbige, man: möchte Die Gefangenen , welche die Abenaquier in feinem Bezirke gemacher
haͤtten, zuruͤck geben, und ſchlug zugleich vor, man wolle, ungeachtet der Krieg zwiſchen
beyden Kronen in Europa feinen Weg dahin gehe, in America dennoch Friede Halten,
Indem aber der englifche General von dem $oslaffen der gefangenen Franzofen zu Bafton
ganz ftille ſchwieg: fo Fonnte man leicht merken, es wäre mit dieſem Vorſchlage nicht auf
richtig gemeynet, fondern erimüffe irgend eine Verlegenheit, darinnen Neuengland ſich be-
finde, zum Grunde haben. | er a ma
Mas fie daau Das Geheimniß wurde bald darauf in einem Schreiben des Barons von St. Caftirt,
bewogen. an den Grafen entdecfet. Beſagter Baron Hatte ſich anfehnliche Güter unter den Abena-
uiern angefchaffer, auch ein Maͤgdchen aus diefer Mation geheirathet. Dieſer nun berich⸗
tete, die neuyorkiſchen Engländer und Holländer befriegeten einander ‚und die Abficht des
Starthalcers ſey, vermittelſt des vorgefchlagenen Austaufches, Die abenaquiſchen Nationen,
entweder gänzlich von uns abwendig zu machen, oder dach dahin zu verntögen, daß fie ihre
Streifereyen untetließen. Allein, er, der Baron, wolledie Ausfüprung dieſes Anfchlages
ſchon zu vereiteln wiſſen. a a Sn? Erde —
Antwort des ¶Auf dieſen Bericht antwortete der Graf dem engliſchen Generale; werde er ihm den
Grafen. Ritter d’ Hau und den Herrn von Manneval ausliefern, davon iM jener die Treu- |
Iofigkeit der Iroqueſen, diefen aber Herr Phibs, durch fein gebrochene® Wort, in die Hände
gefpielet habe, fo Fönne man weiter von der Sache fprechen ; außerdem aber werde er fich in
nichts einlaffen. Er fhrieb auch fogleich an den Heren von pontcbattrain, und ftellete
ihm vor, mie leicht man bey gegenmwärtiger innerlicher Unruhe Neuyork erobern —
llein,
Geſchichte und Beſchreibung von Neu⸗Frankr. XVB. 377
Allein, dieſer antwortete: Seine Majeftät habe alle ihre Macht voritzt in Europa noͤthig, tsor.
—* * es wegen Neufrankreich dabey bewenden, das Land gegen die engliſchen Anfaͤlle
zu beſchuͤtzen. |
——— man zu Montreal, was die vorhin gemeldeten beyden Einfaͤllen betraf, alle
Furcht gaͤnzlich verloren hatte, ſo genoß man doch keiner gaͤnzlichen Ruhe. Das Streifen
daurete beftändig; man hatte beynahe alle Wochen erlichemal Laͤrm, und würde mon waͤh⸗
vonder Aerndie niche werige Einwohner eingebuͤßet haben, wofern man fie nicht durch
Soldaten bebecket haͤtte. Ureuhare, dei ſich in den beyden legten Feldzuͤgen bey mancher
Gelegenheit, abfonderlich aber zulese, bey dem Gefechte des Herrn Valvenes, ſehr hervor«
gethan hatte, führete noch zu Ende des gegenwärtigen Jahres eine That aus, welche nie-
manden mehr einigen Zweifel übrig ließ, daß er nicht der allergetreueſte unter allen unferen
Bundesgenoffen feyn follte, - =
‚Er war nach der Miederlage der Engländer und Agnier kaum nach Montreal zu: _ Tree
ruͤck gekommen, als eine iroqueſiſche Partey bis an den Wiefenfluß ftreifte, und drey Fran Zdat_ des
zofen wegholete. Er eilete ihr ohne Verzug auf dem Fuße nach, holete fie bey dem flachen Ureuhare.
Waſſerfalle, auf dem Wege nach Catarocuy, noch ein, toͤdtete zween Mann, nahm vier ge-
fangen, und befreyete die drey Franzoſen. Mach einiger Zeit gieng er, um den Großftatt-
halter zu beſuchen, von Montreal nad) Quebec. Der Graf ſparete um ihn deſto mehr zu
gewinnen, weder freundliche Worte, noch Geſchenke; und beydesgefiel dem Manne fo wohl,
dafs er bey feiner Abreife nach Montreal mit einer an einem Wilden ſehr ruͤhmlichen Be—
ſcheidenheit fagte: er habe für bie von feinem Vater empfangenen Wohlthaten noch bey wei-
tem nicht genug gethan. Es war auch die Aufeichtigkeie feiner Worte daraus abzunehmen,
weil er einigen Nationen, die ihn zu ihrem Oberhaupte erwählen wollten, zur Antwort gab:
er werde fich niemals von ber. Perfon des Ononthio trennen. x
e der Graf nicht damit zufrieden, daß den Feinden alle ihre Anfhläge Vergeblicher
auf Ne nislungen waren; fonderk er wollte fie in ihrem eigenen Sande heimfu- a die
chen, und den Anfang bey den Agniern machen, darum weil zu ihrem alten Haſſe gegen "I"
die Franzofen auch noch die Treufofigkeit gefommen war, Man fihickte demnach fünf bis
ſechshundert Mann aus, um ihr Sand zu verheeren. Die Leute machten fich auch wirklich
auf den Weg, Wer fie anführete, das ift mir undekannt; fo viel aber ift gewiß, daß fie:
des Feindes Land nicht betraten, ſondern wegen ſchlimmer Wege und fpäter Fahreszeit, wie—
der umkehreten. Doc, der Berdruß über diefen mistungenen Anfchlag verſchwand, als
ber Herr von Iberville mie ziweyen Schiffen aus der Hubfonsbay anlangete, und für mehr
als achtzigtaufend Franken DBieberbälge, an kleinem Peizwerke aber, für mehr als fechstan-
fend F ang: —* ee * | —*
einem kurzen Verweilen zu Quebec, gieng er, in der Abſicht den alten Vorſchlag Neuigkeiten
von Eroberung der Nelfonfhanze wieder —* nach An: denn er Aw aus Arabia.
daß dem Hofe diefe Unternehmung gewaltig: am Kerzen läge, Zu gleicher Zeit erfuhe
wan, die Abenaquier haͤtten abermals einige Vorthelle über die Engländer erhalten; der
Nitter Yillebon fer auf einem Kriegesſchiffe, das Herr Bonaventure führere, nad) Kb:
nigshafen gekommen , und habe ein meggenommenes englifhes Schiff dahin gebracht , auf
welchem fich der Ritter Nelſon und der Herr Tune, ernannter Statthalter von Arabia, be:
Funden, Beyde Gefangene wurden nachgehends nach Quebec gefthicket, und von dem Öra-
fen wohl gehalten, Aofonberlich begegnete er dem Ritter Nelſon ungemein freundlich, nicht
gem, Reifebefchr, ZIV Sand. B6b mut
1601.
Herr Ville⸗
bon wird da
Befehls ha⸗
ber.
ee Geſchichte und Beſchreibung
nur weil derſelbige ben Franzoſen bey mancher Gelegenheit Gutes erzeiget hatte, und es
folglich verdienete, ſondern auch weil er zu Baſton in großem Anſehen ftund.
Um wieder auf Acadia zu kommen, fo ſchien es nicht, als ob ver englifche Hof, ſeit⸗
dem Phibs diefes Land erobert hatte, fich viel daraus machere, Königspafen gehörete dem
Stärfeften, folglich bald den Engländern, bald den Franzoſen; ja zutweilen ftund der Dre
gar leer. Vorhin meldeten wir, der Ritter Villebon fey nach erlitenem Berinfte feines
Schiffes nad) Quebec gekommen, Von bier nun gieng er mach Frankreich, ſtellete dem
Minifter vor, wieviel dem Königreiche daran gelegen fey, daß die Engländer in diefem
Sande nicht einnifteten, und verfprach, das ganze Werk bloß mic feinen Abenaquiern auszu-
führen, wofern man ihm nur exlaubete, daß er fie anführen bürfte,
de, hierzu zu gebrauchen,
Nimmt Koͤ⸗
nigshafen in
Beſitz.
Man willigte darein. Herr Pontchartrain wirkete ihm einen koͤniglichen Beſtallungs⸗
brief, als Befehlshaber in Acadia aus, und befahl ihm, er ſolle im Brachmonate dieſes
ı6giften Jahres nad) Quebec, da ihm der Graf Fronkenac weiter fagen werde, was zu thun
fey, zu Schiffe gehen. Zu gleicher Zeit fihrieb Seine Majeftät dem Grafen: Sie habe von
den treuen Dienften der-abenaquifchen Wilden, ihrem Muche und ihren gegen die Engländer
ausgeübten Thaten Nachricht erhalten ; weil fie man unterdeſſen bis der Königshafen, Dero
Vorſatze nach, wieder hergeftellet werde, geformen fen, den Beſitz Acadiens mit Beyhuͤlfe
dieſer braven Leute zu behaupten, fo ſey Dero Befehl, man ſolle ihnen alle Kriegesbedürf-
nifte, welche fie durch den Heren Villebon verlangee Härten, in ihre Wobnpläge liefern, da-
mit fie-diefelbigen nicht erſt zu Duebec abholen dürften. : Seine Majeſtat hätten dem bes
fagten Heren von Billebon befohlen, die Abenaquier unter
Acadien anzuführen, auch feinen und $eutenan
Portneuf, nebft-andern canadifchen Dfficieren, we
qu dem Titel als Befehlshaber von
ch
Villebon kam mit Anfange des Heumonates auf der africaniſchen Sonne, dem
damaligen beſten Segler. in ganz Europa 5), nach Quebec, Unterdeſſen half ihm ſeine
Geſchwindigkeit fehr wenig. Man glaubte in Canada, die Engländer wären Willens,
bald wieder zu fommenz: folglich wollte ſich der Graf bey diefen Umftänden der Hilfe,
welche die afticanifche Sonne leiften konnte, nicht beranben, fondern behielt das Schiff bis
ben 6ften des Herbſtmonates bey ſich. Sodann aber, als die Furcht vor den Engländern
verſchwunden war, verſorgete er den Ritter Villebon mit allem anbefohlenen, und ließ ihn \
damit abfegeln,
Villebon kam erft den 26ſten des Wintermonates nach Koͤnigehafen. Sobald er
Anker geworfen hatte, begab er ſich mit funfzig Soldaten und zweyen Steinſtuͤcken in der
Schaluppe nach den Wohnplägen. Hier fand er zwar die engländifche$
AA fagge wehen/ aber
ohne die geringfte Wache, Daher ließ er fie wegnehmen, und die frangöfifche dahin pflan-
und ergriff in ihres Gegenwart
zen, Den folgenden Tag verfammelte er alte Einwohner,
von Portroyal und ganz Acadia im Namen Seiner Majeftät nochmals Befis.
Hierauf erinnerte ihn ber Herr Boutins, welcher mic ihm angefommen tar, und
das Amt eines Commiſſaire Ordonnateur nochmals verwalten folltes- er ‚als Phibs
den Ort wegnahm, dreyzehn hundert Livres an baarem Gelde vergraben. * fand es in
eben dem Zuftande, als er es vergraben hatte. Der Commifjartus, welcher ganz, allein.
«L a - LTE £ t hiervon
) Das Schiff fegete,toie man fagete, in eines Stunde firben framoſiſche Nalen zuruͤck.
von’ Neu⸗ Frankreich XV Bush, 379
hiervon wußten un wofern er kein ehrlicher Mann geweſen waͤre, das Geld fü: ſich Hätte
beh * 14 r
leg
.. A691.
alten koͤnnen " n efnen? gewiſſen Dfficiere feinen virejtändigen Sofo, und — —
te das übel ic Caſſe. Sr e Redlichkeit Fam ihm zu feiner Zeit wohl zu
featten. Denn Als erinach eigen Jahren der Untreue beſchuldiget wurde, unterfüchte man
die Sache triehe einmal), \ panberit fprach ihn bfoß wegen diefer erzeigten Probe einer unver-
aͤlſchten T N, | '
faͤlſch Si ehren fepeen cee Feinbfefigeien Seftändig fort. Zu Anfange des Win- Die Ireque—
ferriohates ——— gefangen geweſene Weibesperſonen, die ſich mit der Flucht gerettet — den
hatten, zu dem Ri er Callieres und berichteten, es wären zwo iroqueſiſche Parteyen, —
jede von drerhundert und funfzig Mann im aenae, den Ludwigsſprung zu uͤberrumpeln. —
Sogleich ſchickte er von den bey ſich habenden Boͤlkern einen Theil nach beſagtem Dorfe,
vertheilete die übrigen indie umliegenden Schangen, und ließ die Stadt durch die Einmwoh-
ner verwachen. Wenige Tage bernach Fam eine von befagten Parteyen über den Onta-
viofee angezogen, und ließ ſich zwar fehen, wollte aber von den Mäldern nicht weichen.
Man fiel auf fie heraus, und es fielen ein Paar Tage lang bigige Scharmügel mit glei:
chem Verluſte auf beyden Seiten vor, wornach die Barbaren, weil fie ihre Rechnung auf
einen Ueberfall gemachet hatten, wieder abzogen, er
Diefe erfte Partey beftund aus Onnontaguern, Goyoguinen und Tſonnonthuanern. Verſchiedene
Die ziveyte aus Agniern, Mahinganern und Onneyuthen beftehend, hatte ihren Weg Feindfeligkrt:
über den Champlainfee genommen, Weil aber nicht nur einige davon liefen, fondern ken.
auch ihre Dberhäupter den Ruͤckzug der erſten Partey erfuhren: ſo giengen fie nicht wei—
ter. Doch hicketen fie etwa fünfzig Mann ab, welche ſich zertheileten, die franzoͤſiſchen
Wohnpläge durchftreiften, und einige Einwohner, die ungeachtet des ergangenen Berbothes,
einzeln herumliefen, weghaſcheten. = —8* er
Zu Ende des Auguftmonates überfiel über vier und dreyßig Agnier einige Wilde
vom &ubtoigefprunge, als fie bey dem Chambiyberge mit fehlechter Borfichtigkeit jageten,
oͤdteten ein nd na ht gefangen. Es entwifcheren aber von den legten einige,
und macheen Larm im Dorfe. Man fegete folglich dem Feinde gleich nach, erreichete ihn
auch am Champlainfee. Er verſchanjete fich zwar hinter den Felfen : es fielen aber die Ehri-
‚sten mit größtem Grimme über die Feinde Her, überftiegen die Verſchanzung, und hieben
fehzebn Agnier nieder. Funfzehn wurden gefangen, und die ihrigen beſreyet.
Zu Aufange des folgenden Hornungs erhielt Here Callieres Befehl vom Grafen, er 1692.
foffe einige 2 —— auf: die Beine bringen, und in Die Halbinfel, welche durch die Ber-
einigung bes großen Sluffes der Urauais und des Sovenzfkromes enefteht, abfehicken,
Denn es Famen die Seöquefen im Winter oft dahin auf die Jagd, und vorige waren fie,
wie der Graß erfahren hatte, in großer Anzahl daferbft vorhanden, Herr Callieres brachte
ohne große Mühe dreyhundert Mann, theils Franzofen, theils Wilde zufainmen,und fihic-
te den Herrn ©’ Orvilliers damit fort. Weil aber diefer nach einem. etlichtägigen Zuge,
fs den Fuß verdarb: fo mußte er nach Montreal umkehren, und die Anführung feiner
eute dern abgedankten Hauptmanne, Herrn von Beaucourt, uͤberlaſſen. Na
Ab diefer an die Iuſel Conihata Fam, welche eine Tagereife weit dieffeits Catarocuy
eg: ſo traf er funfzig Tſonnothuaner darauf an. Cie hatten ſich im Sagen fo weit gewä-
Set, in der Abſicht, nachgehends unfere Wohnpläse zu überfallen, und das Säen zu ver-
dindern, Er überfiel fie bey febr ſchlimmem 2 in ren Cabannen, ſchlug vier und
2
zwanzig
4
er
380 Geſchichte und Beſchreibung
2692.
zwanzig tobt, nahm fechszehn gefangen, umd befteyete einen Sfficier, welcher vor dres
Jahren in ihre Haͤnde gefallen, und vorige, weil man ihm wegen feinge wilden Tracht für einen
„seoquefen anſah, beynabe das $eben eingebüßer hätte.
Hiermit endigte ſich die ganze Unternehmung. Man erfubr von den Gefangenen: es
jage noch ein anderer Haufen von hundere Tfonnonrhuanern an einem geroiffen Orte
des Utauaisfluffes, der Reffelfprung genannt. Sie wären Willens, fo bald der Schnee
geſchmolzen wäre, ſich da feft zu ſetzen; hier wuͤrden zweyhundert Onnontaguer unter ei-
nem ihrer beften Hauptleute, dem fogenannten Schwarszkeffel, zu ihnen ftoßen, den gan:
zen Sommer da bleiben, und alle Sranzofen, welche nach Michiltimakinae. veifeten , oder
daher kaͤmen, weghaſchen.
Indem man nun einen großen Vorrath von Rauchwerke aus den nord-und weſtlichen
Gegenden erwartete: fo war es freylich fehlechterdings nothwendig, demfelbigen eine ftarfe
Die Iroque⸗
fen hindern die
Schiffahrt.
Eine Partey
Bedeckung entgegen zu ſchicken. Allein, weil Herr Callieres alle feine Mannſchaft zu
Beſchuͤtzung ber Feldarbeit bedurfte: fo Eonnte er feinen Bezir unmöglich entblößen. Er
machte alfo dem Örafen die empfangene Nachricht zu wiffen. Indem nun diefer glaubte,
die Niederlage der funfzig Tfonnonthuaner zu Tonihata babe alle Anfchläge der Iroqueſen
vernichtet: fo befahl er ihm, den St. Michel, welchem er die nöthigen Befehle mitgeben
wollte, nebft vierzig canadifchen Reifenden ohne Verzug nach Michillimakinac abzufertigen,
und fie von drey wohlbewaffneten Canoten bis jenfeit des Reffelfprunges begleiten zu laſſen.
Herr Callieres gehorchete. Die mitgegebene Mannfchaft begleitete die Canadier bis
an den SER Si — —57 Seen zu ſehen. Als aber St. Michel
wenige Tage herna nur eine Spur von i , fon * n, die er
für Runofafter Biel, bemesfre: fo glaubteer ————
zen Haufen in der Nähe, und Eehrete nach Montreal zuruͤck. Kaum war er ausgeftie-
gen, fo fhickete ihn der Graf, welcher eben damals von Quebec dahin gefommen war, mit
drenßig Franzofen und eben fo viel Schwarzen wieder fort, Ueber diefes fchickte er den
Sieutenant Lilly von St. Pierre hinter ihm drein. Dieſem gab er eine Abfchrift des Be-
fehles, welchen St, Michel dem Heren von Louvigny überbringen follte, mit, und hieß
ihn feinen Weg über ven Hafenfluß nehmen, welcher fh fünf Meilen unterhalb des Keffel-
ſprunges in den Utauaisfluß ergießt. ,
Es war ein Gluͤck, daß er dieſe Vorſichtigkeit gebrauchte. Als St. Michel an eben
denjenigen Ort, wo er auf feiner vorigen Reife ftille gehalten hatte, kam: fo erblickte er niche
nur zween Rundfchafter, fonbern auch eine große Menge Canote, die man ins Waſſer ließ.
Weil er es nun nicht für rathſam bielt, ein allzu ungleiches Gefecht. zu wagen: fo ergeift
er den Rückweg nach Montreal zum zweytenmale. Drey Tage nach feiner Anfunfe kamen
ſechzig Wilde mit vielem Pelzwerke dahin. Sie Hatten ihren Weg den Hafenfluß herab ge:
nommen, und den St, Pierre außer aller Gefahr darauf angetroffen. Sie vertaufhten
ihre Waaren, und verlangeten hernach eine Bedeckung bis an die Gegend, da fie ihre be-
Fannten Abwege nehmen fönnten. Er
St. Michel erboth fich, fie zu begleiten, und fein Anerbierhen wurde beliebet, Man
Wilde und gab ihm eine Bedeckung von dreyßig Mann unter dem Sieutenante de la Gemeraye mit.
Sranzofen
werden ges
fehlagen.
Es befanden fich auch zween Faͤhndriche dabey, nämlich der älfefte Sohn des Herrn ve
c-
@) Er heißt le Portage des Chata
von Neusgranfreich. XV Buch. 381
mit Namen Ia Fresniere, und ein Bruder deffelbigen, Sie famen miteinander bis an 1692.
den fogenannten langen Sprung des großen Fluſſes, woman ausfleigen , die Canote ——
ausladen und leer gegen den Strom fortfihleppen mußte. Indem nun ein Theil der
Mannfchafe hiermie beſchaͤfftiget war, und bieübrigen, um jene zu bedecken, neben dem Fluſſe
hergiengen: fo wurde, ohne daß ein Menſch zu ſehen war, ein heftiges Feuer unter fie gege—
ben, welches viel Framoſen toͤdtete und verwundete, allen Wilden aber, welche den Nachzug
eusmacheten, hustige Beine machete,
diefem Augenblicke kamen die Iroqueſen mit größter Wuth aus ihren Hinter-
balte auf die unferigen fosgerennet, Einige wollten in ihre Canote fpringen, thaten es aber
in der Beſturzung fo ungefchickt, daß fie umfchlugen. Indem fie nun den Feind und den
reißenden Strom zugleich gegen fich hatten: fo Fonnte jener leicht mit ihnen zurechte kom⸗
men. Gleichwohl hätte den Ia Gemeraye, die beyden Hertels und den St, Michel ihre
Tapferkeit gerettet, wenn nur die Wilden nicht Reißaus genommen hätten. Denn wie
man nachgehends erfuhr; fo hatte der Schwarzfeffel nur hundert und vierzig Mann, und etz
wa fechzig Weiber oder Kinder bey ſich.
Allein, da vorigt ihre beften Leute in der Geſchwindigkeit Hingemegelt wurden: fo war
nichts anders für fie zu thun, als in die Canote zu fpringen, und Reißaus zu nehmen,
Zum Unglücke fehlug derjenige um, datein die Hertel nebft dem St. Michel fraten ; fie wur—
ven folglich alle drey gefangen. Aber la Gemeraye entwifchete nebft einigen Soldaten, und
kam nad) Montreal, wo man unterdefien erfahren hatte, der Ritter D’ Eau fey aus Manz
hatte entwifchet, und es herrſche in Neuyork die Uneinigkeit zwiſchen den Engländern und
Hollandern noch immer.
Nachgehends hielten ſich die Kroquefen eine Zeitlang ftilfe, und der Graf veifete von
Montreal, wo alles. ‚nach Duebec, um bey Ankunft der franzöfifchen Schiffe
gegenwärtig zu feyn, i feine Soldaten fhon einige Jahre unergänger geblieben waren,
und er folglich um Berftärfung gebethen hatte. Aber als niemand mehr an den Schwarz
Feffel gedachte: folandete er den ıstendes Heumonates ganz unvermuthet an einem Orte der
Sufel, der Eichenwald genannt, und holete drey wilde Kinder, welche fiſcheten, imgleis
chen vierzehn Einwohner, welche Heu machten, weg.
Sobald der Ritter Callieres Nachricht hiervon bekam, fehickete er den Hauptmann di Man) laßt
Pleſſys Faber mit Hundert Soldaten aus, und ließ den Ritter Vaudreuil mit zweyhun⸗ die Sroquefen
dert Mann folgen, Als der Feind eine fo überlegene Macht auf ſich anruͤcken fah, und zus entrinnen.
gleich merfete, daß ihm der Herr von Villedonne, ein franzöfifcher und mit dem Herrn
de la Plante zu einer Zeit gefangener Officier entwiſchet war: fo ließ er feine Canote nebft
. einigem Geräthe zurück, und. vettete fich mit größter Eilfertigkeit in die Wälder. Weil
man ihn nun nicht verfolgete: fo befam er Zeit, andere Canote zu werfertigen, und den
großen Fluß zu gewinnen.
Villedonne berichtete nach feiner Ankunft zu Montreal, es hätten die Iroqueſen am Man ſetzet
Ufer des langen Sprunges eine große Menge Pelzwerk verborgen. Sogleich wurden alle ihnen nach.
ausgeſchickte Parteyen zuruͤck berufen, eine einzige daraus gemachet, mit hundert und
wanzig Wilden vom Sprunge und vom Berge verftärfet, und der Ritter Baudreuil mit
diefen Eleinen Heere den Iroqueſen nachgeſchicket. Diefer eilete dermaßen, daß er zwo
ilen oberhalb des langen Sprunges ihren ——A noch einholete, zehn Mann Dr
) 3 un
32 Gecſchichte und Beſchreibung
1652. fünf nebſt dreizehn Weibern gefangen befam, auch Die drey wilden: Kinder nebſt ſechs
Franjoſen befreyete. Die uͤbrigen entkamen. u;
Einige Tage bernach fiel-der abgedankte Hauptmann ‚Her de Luſignan, auf
feinem Wege durch. die Richelieuinſeln in seinen Hinterhalt, und blieb bey dem er:
ſten Feuergeben. ¶Sein Lieutenant, Ig Monclerie, hielt ein zweyſtuͤndiges unaufhoͤrli⸗
ches Feuer beynahe ganz allein aus, und zog ſich endlich fehr ſchoͤn zuruck. Dieſe Bor:
faͤlle noͤthigten den Grafen zu Anfange des Auguftmonates, wieder nach Montreal. zu gehen.
Er, brachte dreyhundere Mann Sandausfhuß mit fih, und vertheilete fie, um die Aeruͤdte
zu decken, in die Wohnplaͤte, mo das meiſte zu beforgen war, FE
Er fand zweyhimdert Utauais in der Stade, welche zwar gluͤcklich durchgekommen
waren, gleichwohl aber auf erhaltene Warnung von Herrn St. Pierre, Schwarzfeffel-fauere
auf dem großen Fluſſe, ihr Pelzwerk zurück gelaffen hatten, Nur befagter Dfficier Hatte
ihnen fo. gar, vermöge feines vom Generale erhaltenen Befehles, gerathen, die Reife fo
fange zu verfchieben, bis gewiffe Nachricht von dem Abzuge der JIroqueſen einlaufe. Weil
es ihnen aber an Sebensmitteln und Pulver fehlere, fo hatten fie nicht länger damit war-
ten koͤnnen. z K herz ] eig
Der Öraf begegnete ihnen ſehr freundlich, und brachte einen Kriegeszug gegen den
gemeinfchaftlichen Feind in Borfchlag. Die angefeffenen Iroqueſen, Huronen und Abena⸗
quier trugen ſchon ſeit langer Zeit Verlangen darnach: allein, die Udauais dankeren ih⸗
res Ortes dafuͤr, entweder aus einem Mangel guter Geſinnung, ober, welches wahrſchein⸗
licher iſt, weil fie ohne Vorwiſſen ihrer Aelteſten ſich nicht einzulaffen getraueten. Dem
Generale war es wirflic) lieb, daß aus dem Zuge nichts Pirat | |
Nachricht erhielt, die Schiffe aus Frankreich wären gar angefonmen, Hätten aber SM
Verſtaͤrkung an Leuten mitgebracht, Denn da er, zum Vertheidigen aller Poften ‚ feine
ſaͤmmtliche Macht bedurfte: fo wären die meiften ſchlecht befeget geblieben, wenn er, im Ver.
frauen auf die anfommende Hülfe, einen Theil feiner Lute gegen die Wilden ausgeſchicket
hätte. Sobald die Utauais wegwaren, gieng er nach Dueber zurück, und der Ritter d’Eau
kam beynahe mit ihm zugleich dahin. ! ———
Geruͤcht von Indem die einzigen Iroqueſen das Herz von Neufrankreich dergeſalt unaufhoͤrlich
einer engli⸗ beunruhigten: ſo hatte man zu Plaiſance und in Acadia mit der Vertheidigung gegen Die Eng-
ſhen Ruͤe (ander nicht minder alfe Hände voll zu thun. Der Graf hatte Nachricht erhalten, felbige
fung. auch dem Hofe eröffnet, als ob der Nitter Phibs, nachdem er Statthalter von ganz Neu⸗
england geworden war,in allem Ernſte auf die Eroberung Neufrankreichs gedächte, Diefe
Nachricht wurde nicht nur befräftiger; fondern auch fo umftändtich tieberhofer, daß der
König nebft feinem Minifter auf Mittel dachten, wie man den Engländern das Forrfom-
men auf dem Fluſſe wehren koͤnnte. Nun ergriffen ſie war destwegen yortreffliche Dep.
anftaltungen : es hätten aber diefelbigen dem Feinde, wann er wirklich gefommen toäre ‚den
Weg dennoch nicht verfpervet. J
Ein fen ¶ Der Ritter dü Palais gieng mie einem Geſchwader aus Frankreich abz er füllte an-
goͤſiſches Ge⸗ foͤnglich, wenn ſich die engliſche Flotte den Weg mit Gewalt Öffnen wollte, mit übe fen
ſchwader wird gen, ſodann feine Zeit abſehen, und uͤber die engliſchen Platze auf Neuland — *
* — Der Ritter blieb eine Zeitlang in der ſpaniſchen Bay'liegen, fehiekere von da ein —
TE am bie Mindung des Stromes auf Kundfehaft aus und befahl dem Hauptmanne, ihm un.
gefäumer Nachricht davon zu geben, wenn er Feinde exblictere. Der Hauptmann Ereugere
bis
von Nezrantreih. XV Buch. 383
bis zur beſtimmten Zeig in dem Seebuſen und an der Mündung des Stromes, ohne das 1692.
geringfte ee — machete ſich hernach auf den Ruͤckweg nach der ſpaniſchen no
Bay. Es überfiel ihm aber ein widriger und dermaßen lange anhaltender Wind, daß
er das Geſchwader unmöglich erreichen Fonnte; fondern dem Winde nachgeben, und nach.
Frankreich ſegeln mußte. — er |
Diefer Unfall vereitelte alle Anſchlaͤge des Ritters. Er brachte die Zeit, darinnen er
feine anbefohlene Unternehmung ausführen follte, mit vergeblichem Erwarten feines Fahr:
zeuges zu. One Zweifel verdoppelte ſich fein Verdruß, als er die Gefahr, darinnen un-
terdeffen unſere Pflanzftadt auf Neuland ſchwebete, und die verfaumte Gelegenheit, ein
engliſches Geſchwader wegzunehmen, erfuhr, Denn vermuthlich hätte diefes Geſchwader
vor ihm unterliegen müffen, weil es ein elenbes Meft mit einer Befagung von funfzig
Mann naht wegnehmen fonnte. Der ganze Verlauf war folgender. *
Als die franzöfifchen Kauffahrer, welche ven Fiſchfang bey Neuland getrieben hatten, Die Eng:
im Begriffe waren, nach Frankreich unter Segel zu gehen: fo erfuhr dev Befehlshaber zu Bor greifen
Plaifance, Herr von Brouillan, den iaten des Herbitmonares, es liege ein englifches Ge: Plaiſance an.
ſchwader nur fünf franzoͤſiſche Meilen von befagtem Orte, in einer Bucht an dem Marien-
vorgebirge, Es war auch die Nachricht ganz richtig, Denn am folgenden Tage legete
das Geſchwader, außerhalb des Stůckſchuſſes, auf der Rhede vor Anker, Sogleich ſhickete der.
Befehlshaber fechzig Mann unter dem abgedanften Hauptmanne, Baron de la Hontan,
aus. Diefer war ihm feit Furzem erſt aus Quebec zugeſchicket worden, und eben berjenige,
welcher die Nachrichten von Canada fihrieb: daraus aber gleich beym erften Anblicke die,
Neligionsfpötterey und der Verdruß, daß man ihn aus den Dienften gejaget hatte, her-
vorleuchteten, -
Nurbeſagte nfchaft beſetzete eine Stelle, welche dem Feinde nicht nur zum Lan—⸗
zun vinnen eines gewiffen Berges ſehr bequem fiel, fodann aber.
’ tterien dev Schanze durch das Feuern aus dem Fleinen Gewehre unnüg ma-
chen fönnen. Gleichwohl thaten die Engländer an diefem Tage weiter nichts, als daß fie
die Tiefe der Rhede erforſcheten. Den ı7ten rücketen alle ihre Schaluppen, ſaͤmmtlich mit
Soldaten angefüller, gegen den Ort, wo la Hontan ſtund: fie änderten aber ihren Weg,
als fie feiner noch außerhalb des Düchfenfchuffes gewahr wurden. Sie landeten hinter
einem Kleinen Borgebirge und fegeren da einige Mannfhaft aus, welche das SHolz in
Brand ſteckte und hernach wieder in ihre Schaluppen eilete, Wermuthlich hoffeten fie,
bey dem Scheine diefes Feuers die-Sage der Schanze und der übrigen’ Poften, welche bie
Franzoſen befegt hielten, zu erforſchen: fie nahmen fi) aber nicht genugfame Zeit dazu,
Nachdem Herr Brouillan unterdeffen für die Sicherheit des Platzes, fo viel an ihm.
war, geforget hatte: fo ließ er auf dem befagten Berge eine Neboute von Pallifaden ver-
fertigen; den ı8ten aber an jener Geite der Einfahrt in den Hafen, auf der Spige des
fogenannsen Schlundes , eine Batterie von vier Suͤcken errichten, nieht nur, um dem
Seinde den Schlund unzugänglich zu machen; fondern auch ‚um die Thauen, Damit er
verfperrer war, zu vertheidigen. Ueberdieß Karten ſich die Kauffahrer, um die Durd)-
Mei verwehren, in eine Linie geſtellet. fein, der Feind verlangete fie nicht zu
erfüchen, ; bi:
Hey, Begen Mittag Fam eine Schaluppe mit einer weißen Flagge und einem Dfficier Sie fordemn
Derden, Der Befehtspaber ſchickete ihm einen Feldwaͤbel entgegen, der ihm die Augen en Befehls⸗
| verband Daber auf
1692
Der Angriff
geſchieht.
384 Gefchichte und Beſchreibung
verband, und ihn in die Schanze fuͤhrete. Sein Anbringen war: ſein General, ber
Herr Williams, laffe ven Befehlshaber erfuchen, einen Dfficier, welchem er die Urſache
feiner Ankunft eröffnen könne, an Bord zu ſchicken. Es fey ein franzöfifcher Schiffs-
Hauptmann nebft vielen Matrofen gefangen auf dem Geſchwader, und man koͤnne dieß-
falls in Unterhandlung freten.
Der Befehlshaber fand Fein Bedenken, darein zu willigen. Man ſchickete den
Herrn de la Hontan nebft dem Lieutenante feiner Compagnie, einem Vetter des Herrn von
Coftebelle, Namens Paftour, an den englifchen General, der fie zwar mie vieler Hoͤf⸗
lichkeit aufnahm, weiter aber nichts erwaͤhnete. Nach ihrer Rückkunft ſchickete man auch
den vorhingedachten englifchen Dfficier nebft noch einem andern, welche als Geißeln in
der Schanze geblieben waren, mieber zurück; doch meldete der erfte vor feinem Abfchiede
dem Befehlshaber, er müßte ihm, kraft erhaltenen Befehls, zu wiffen thun, fie wären
bier, um Plaifance im Namen des Königes Wilhelms des III von Großbritannien in
Befig zu nehmen; der General Williams verlange demnach), er folle diefen Platz nebft
allem, was die Franzoſen in der Bay befäßen, an ihn übergeben. Brouillan beant-
worfete die Aufforderung nach Gebühr; und bie Officier giengen ihres Weges.
$a Hontan und Paftour hatten berichtet, es führete Das englifche Admiralsſchiff, der
Albans genannt, zwey und fechzig Stüce. Noch zwey andere, der Plymouth und
die Galere, ſchienen ungefähr von gleicher Stärfe zu ſeyn; nebſtdem fey eine fleinere
Fregatte 7 —2* u Flüte von achte und zwanzig —— Es war aber aus ihrem
rigen Verfahren abzunehmen, es muͤſſe weni nnfchaft m made ”
—— entdecketen — a AR EINERE ne er.
ten, drey: nämlich die Ludwigsſchanze, die Redoute auf Dem Berge, und die Batterie
auf der Schlundfpige, Wie es fehlen: fo erſchreckete fie diefer Anblick; denn der Admiral
Williams ließ dem Herrn Brouillan noch an diefem Tage melden, wenn er fih etwa in
eine Unterhandfung einfaffen wolle: fo dürfe er nur eine vothe Slagge wehen laſſen.
Hieraus ſchloß der Befehlshaber, es müffe der Admiral an einem glücklichen Aus-
gange ziveifeln, und machete zuerft den Anfang mit Seuergeben. Die Engländer biie-
ben feine Antwort fhuldig, und es daurete das Schießen vier Stunden lang. Nun mas
chete zwar der Plag nur ein mäßiges Feuer; indem Here Brouillan wenig Pulver hatte,
folglich gemach thun mußte. Hingegen frafen feine Schüffe defto befler; indem der Ads
miral, nach einem fechsftändigen Gefechte, aus der Linie weichen mußte. Die Franzofen
hatten Eaum noch eine Ladung Pulver , auch Feine andere Kugeln, als die der Feind her⸗
—— und die man aus den Haͤuſern, welche meiſt überall ducchlöchert waren, zuſam.
menſuchete. — x
Die Kauffahrer waren eben fo fhfecht damit verfegenz wiewohl übrigens | wohl
die Schiffer, als das Schiſfvolk, alle Willigkeit bezeugeten; und abſon derlich hundert und
zwanzig Mann, Die ans Sand gefeget und von deu Dfficieren. zum Woptwerbeiten aufge-
muntert wurden, bey ben Batterien ſehr nüglich fielen. Gegen Abend macheten -die Yier
in ber Sinie gebfiebenen Schiffe fich ebenfalls, eines nach dem andern, auf die Seite.
Allein , weil der Befehlshaber nicht glaubete, daß ein fo ſtarkes Geſchwader nicht mehr,
als zweyhundert Schüffe thun koͤnnte: fo dachte er, es werde morgen der Tanz von
neuem angehen.
Er
von Neu⸗Frankreich. XV Bu, 385
Er ließ alfo die 65 sen Wällen und Batterien in möglichfter Gefhwindigkeit 2698.
ausbeffern, * — als ein halb Duzend Leute unbrauchbar re waren:
fo war in ſechs Stunden die ganze Arbeit gefehehen. Den zıften entwiſchete ein gefange-
ner Franzofe yon der Flotte, und berichtete, der Feind ſey fehr unſchluͤßig, mas weiter
anzufangen fey. Er hab nicht vermeynet, daß Plaifance jo wohl befeftiger ſey, und das
olk murre ungefeheut über ein fo unüberlegtes Unternehmen. y
Das Gefchwaber gieng in der That bald darauf unter Segel, und brannte die Woh- Die Befage:
tungen auf der gebnen Spise, eine Meile weit von der Ludwigsſchanze, weg. Sobald — *
Herr Bronillan die Feinde gegen dieſe Seite ruͤcken fah: fo errieth er ihre Abſicht, und re
fehiekete, um ihnen das Sanden zu verwehren, eine ziemliche Anzahl Leute dahin. Es hin-
berte ſie aber ein heftiger Sturm mit untermifchtem Regen, den Weg fo geſchwind, als
fie gern- wollten, fortzufegen. Daher hatte das Feuer, als fie anfamen, alle Käufer,
oder genauer zu veben, alle Cabannen, fehon verzehret. Hierinnen beftund die ganze
Frucht von der Unternehmung des Heren Williams, Sein Gluͤck war, daß ihm ber
Kiteer duͤ Palais nicht begegnete. Dergeftalt mislang jedweder Partey ihr Anfchlag ;
den. Engländern, weil fie ihren Feind für allzu ſchwach hielten; den Sranzofen wegen
allerley unerwarteter Zufälle, vielleicht auch aus einem Mangel genugfamer Borfichtig-
keit; denn was macheten fie in der fpanifhen Bay?
In Ycadia erfuhren beyde Parteyen ungefähr eben diefes Schickſal, und zwar aus DerStatthals
der vorigen Urfache, abermals. Dem neuen Statthalter von Neuengland that es in der fer von Neu—⸗
Seele weh, daß ihm die innerliche Unruhe in Neu. York den zweyten Verſuch, Neufranf: —— —
reich zu erobern, nicht erlaubete: ser wollte ſich alſo wenigſtens doc), fo viel Acadia betraf, —
alle Sorge vom Halfe ſchaffen. Zu dieſem Ende beſchloß er, den Ritter Villebon in ben laſſen.
feiner Schanze am Johannsfluſſe aufheben zu laffen; denn Hier hatte fich derfelbe fo lange,
bis er, mie Hülfe einer ärfung, feinen Sig zu Königshafen nehmen Fönnte,
nievergelaffen. Phibs ſchickete alfo ein Kriegesfhiff von acht und vierzig Stücen nebft
ʒwo Drigantinen dahin, und befeßete dieſe drey Fahrzeuge mir vierhundert Mann.
WVulebon konnte einer ſolchen Macht bey weiten nicht widerſtehen. Gleichwohl Es ſchlaͤgt
wollte er ſich nicht gern ergeben , ohne vorher den geringften Schein, als ob er ſich web- fehl.
ven koͤnne, blicken zu laſſen. Allein, er durfte fich deswegen feine ſonderliche Mühe ma—
chen. Weiler dem Feinde das Landen nicht verwehren konnte: ſo ſchickete er nur einige
Wilde und Franzoſen an die Mündung des Fluſſes, um bey Zeiten Nachricht davon zu
erhalten. Als die Engländer diefe Mannfchaft erblicteren : fo dachten fie, es wären bie
Feinde ohne Zweifel in weit ftärferer Anzahl vorhanden. Sie wollten alfo fein misliches
Gefecht wagen, fondern fegelten davon.
Diefer mislungene Streich fehmerzete den Ritter Phibs ungemein. Allein, er be⸗
Fam gar bald Urfache, fich zu tröften. Cs harten nämlich die Engländer fich feit kurzem
wieder zu Pemkuit gefeget, und ihre daſige Schanze hergeftellet, Daraus fie den Wilden
der dafigen Gegend viel Ungemach zufügeten. Dagegen ftellete der Nitter Villebon dem
Grafen yor, wie nöthig es ſey, fie auf immer aus dieſem Plage zu verjagen; indem er
uns in Gefahr ſehe, unfere allerbeften Bundesgenoffen zu verlieren, oder doch alle Unter⸗
nehmungen derfelbigen auf Neuengland verhindere. Der General ſah die Gruͤndlichkeit
diefer Vorſtellung ſogleich ein, und erachtete die gegenwärtige Gelegenheit zu deſſen Yus=
"rung für bequem.
Allgem, Reifebefeht. XIV Bund, Eee Herr
1692
k 8 = ’
Unterneh⸗
mung auf
386 Geſchichte und Beſchreibung
.,, Herr dIberville war abermals in der Abſicht, und mit einem ausdruͤcklichen Be-
fehle des Hofes, die Nelſonſchanze wegzunehmen, aus Frankreich abgereifet. Er beftieg
das koͤnigliche Kriegesſchiff, der Enviein genannt, unter dem Hauptmanne Bonaven
Pemetuit. ture · Zu Quebec ſollte er ein anderes koͤnigliches Schiff, der Dot genannt, antreffen,
Sie ſchlaͤgt
fehl.
die fie nicht kannten, ein
und felbiges in eigener Perfon führen, Zweh andere Fahrzeuge wollte die nordifche Hand-
lungsgeſellſchaft hergeben. Seiner Majeftät Wille war, er follte, nach Eroberung der
Nelfonfihanze, zu ihrer Vertheidigung darinnen verbleiben: den Poli aber unter Anfüh-
. Yung feines $eutenants nad) Frankreich zuruͤckſchicken.
Arllein, der Envieux lief nicht nur ſpaͤt von Rochelle aus; ſondern bekam auch ſo
widrigen Wind, daß er erſt ven ıgten des Weinmonates bey Quebec Anker werfen konnte,
Diefes nun war für eine Unternehmung in der Yudfonsbay viel zu fpär. Man mußte
folglich, damit die Ruͤſtung nicht gar vergeblich) wäre, auf eine andere Unternehmung ge-
denfen. Man fehlug dem Heren d Iberville und Bonaventure die Belagerung der
Pemkuitſchanze vor; fie willigten auch mit Freuden darein, giengen ſogleich nach Ncadia
unter Segel, und nahmen Abrede mic dem Ritter Billebon, Der Schluß war, beyde
Kriegesſchiffe follten den Plag zur See angreifen: "der Nitter aber mit feinen Witten
zu Sande, J dan
Der Poli und Envieur nahmen alfo ihren Sauf nach Pemkuit. Hier fanden fie ein
englifches Kriegesfchiff unter den Stuͤcken der Schanze vor Anker liegen. Da fie nun
feinen Steuermann, der die Rüfte fannte, am Borde hatten, entweder aus Vergeſſenheit,
oder weil fie keinen kriegen konnten: fo hielten es nicht für rathſam, an einer Kuͤſte,
— wer inge
wieder abziehen, welches die Wilden ungemein verdroß. Denn fie taren ‚um vr an
Dorn aus dem Fuße zu ziehen, in großer Menge erfehienen,
Man verwunderte fich ungemein, warum Iberville, dem es fonft weder an Eifer,
noch) an Tapferkeit fehlete, nicht lieber fein Aeußerftes that, um diefe Unternehmung mir
Ehren auszuführen. Niemand hatte mehr Vortheil davon, als die Beneider feines
Ruhmes. Vermuthlich aber harte er das Ucberrumpeln für unfehlbar gehalten, und
darüber die Anftalten zu einem ordentlichen Angeiffe zu fehr verabfäuner, Nachgehends
erfuhr man, der Ritter Nelſon, welcher noch immer zu Quebec gefangen faß, habe ween
Soldaten beredet, daß fie wegliefen, und den englifchen Befehlshaber wegen der Zuri-
ſtungen, die man gegen ihn machete, warneten, und um dieſer Urfache willen ſey der An-
ſchlag hauptfächlich mislungen. “I ib: y ie) Be.
Damaliger · ¶ Alſo war Damals der Zuftand aller zu Neufränkreich gehörigen Gegenden seeffn
Zuftand Neu: Nach den Engländern durfte man wenig fragen; denn fie verlangeren weiter nichts, als
Frankreichs,
ide Hausweſen und ihre Handlung ungeftöret abzuwarten.) "Die Iroqueſen ſtoͤreten, gleich
einem ungeſtuͤmen Muͤckenſchwarme, welcher mehr Verdruß, als — verurſachet,
die Ruhe unſerer Lande zwar ohne Unterlaß: fie fuͤgeten ihnen aber wenig Nachtheit zu.
Wenigftens erwecketen fie doch mehr Beforgniß wegen des Künftigen, als Wegen des Ge-
genwärtigen; denn die Engländer konnten ung, vermittelſt dieſer Seute, allemal zu ſchaf⸗
fen geben, wenn fie wegen innerlicher Uneinigkeit ihre völlige Mache-mieht gegen ung ge-
brauchen Fonnten. —
Es war demnach unfer Zuſtand vorigt ganz anders beſchaffen, als vor etlichen Jah⸗
ren, und man hatte dieſe Beſſerung hauptfaͤchlich der Wachſamkeit und dem unermübeten
i Eifer
von Newgvanfreich. AV Buch. 987
Eifer des Grafe nz danken, Der Trog, damit er die Oberhand über Die 1692.
—*— a Mittel, dadurch ev den Bundesgenoſſen beffern Ge—
horſam lehrete, ‚und die framoſſſche Zapferfeit wieder in gutes Anſehen fegete, brachte ihm
bey jenen Furcht, En diefen- Ehrerbietdung zuwege. Mit einem Worte, hätte er nebft
feinen großen Eigenfehaften aud) noch Die Tugenden feines Vorfahrers beſeſſen: ſo wäre
weder feinem Rubme, noch der Ölückieligfeit des Landes, das er, vegierete, weiter etwas
zuzuſetzen gemefen- · — Nr) Du N
Allein, ungeachtet jedermann feine erhabenen Gaben und die Weife, wie er diefelbigen Klagen gegen
zur innerlichen Sicherheit und zum Außerlichen Ruhme des Landes anwendete, gebührend den Grafen.
iobere: ſo fand man doch auch allerley an feiner Aufführung zu tadeln. . Manche Elageten,
er ſuchete nur bie Siebe der Officer zu gewinnen, und wälzete Die ganze Saft des Krieges den
Einwohnern auf den Hals; dieſe muͤßten ihr Hausweſen Darüber verſaͤumen, da hingegen
die Soldaten völlige Freyheit hätten, mit,allerley Arbeit ein großes zu gewinnen, wovon
fie hernach ihren Hauptleuten etwas abgäben;. daher kaͤme es, daß die Nahrung ab:
nahme, und die Pflanzftadt in einem Fraftlofen Zuftande verbliebe. ai
Noch eine weit ernftlichere und allgemeinere Klage erweckete der Graf dadurch, daß
ex aen keinlamsieaupteiyejnehanbe! mic den Wilden offenbar verguͤnſtigte, oder doch durch
die Singer Dazu ſah, welches legtere aber an einem Generale, der ſich, wenn er wollte,
allemal Gehorſam zu, verfhaffen wußte, eben fo fträflich, als eine wirkliche Erfaubniß,
mar. Diejenigen, welche die ſchrecklichen Folgen Diefes gottloſen Handels am genaueften
einfahen, und mit Betruͤbniß wahrnahmen, ‚wie er ihre neuangelegten Gemeinden zu
Grunde richtete, mußten aus Beyforge, das Uebel noch ärger zu machen, nur in geheim
darüber feufzen, ‚und fir nichts. achten, wenn ihre Meubekehrten in der. Befoffenheie- fo
toll und vafend wurden, Daß ihr Leben unter —— allemal in Sicherheit ſtund.
Unterdeſſen ſchwi jedermann fo ſtille dazu. Indem die Unordnung fo groß
wurde, Daß ie Bloß durch die Macht des Sandesherrn gedaͤmpfet werden Fonnte: fo fehlete
es nicht an Perfonen, welche ihre Borftellungen bis an den Thron gelangen liefen. Alſo
ſchrieb zum Beyſpiele der. Abe Briſacier unter Dem -7ten des Jaͤnners 1693 folgendes an
den koͤniglichen Beichtvater. —
Es fällt unumgaͤnglich noͤthig, ſeiner Majeſtaͤt zu berichten, was für Unfug und
” Mordrhaten ‚einige in Brandtewein befoffene wilde Mannes- und Weibesperfonen erſt
„eürzlich auf öffentlicher, Straße zu Duebec ausgeüber haben; indem fie in diefem Zu-
„ ftande alles, was fie nur wollen, ohne Scham und Scheu begiengen. Dem Here
„Intendanten geben dieſe Gottlofigfeiten tief zu Gemuͤthe. Weil er aber Befehl Hat, ohne
„„gepflogene Abrede mit dem Statthalter von den, hiefigen Umftänden nichts zu berichten :
„fo laͤßt er nur ſo viel vermelden , ‚er wolle dem Hofe, wenn es. befohlen werde, von der
„eigentlichen Beſchaffenheit Nachricht geben. Allein, weil das Uebel ſchleunige Hülfe er-
»fordert, und die Sade ſelbſt durch Briefe glaubwuͤrdiger Perſonen, die man ihnen im
Auszuge mittheilen wird, bewieſen werden fann:- fo follte man billig die Erlaubniß der
„ſtarken Getraͤnke aufbeben, nicht nur deswegen, damit Gott durch fo viele Schandtha⸗
„ten nicht weiter erzuͤrnet werde, ſondern auch, damit die Wilden nicht von dem Buͤnd⸗
>niffe mie ung abgehen; gleichwie fie uns denn wirklich in dem, gegenwärtigen ſchweren
» Kriege im Stiche laſſen. Niemand ift im Stande, die Sache Seiner Majeftät vorzu⸗
Magen, als Eure Hochehrwuͤrden. Sie Be ec die Sache des Herrn und Das ge-
ca „’meme
1692,
Beſorgniß des
Strafen Fron:
tenac.
Einfall von
achthundert
Iroqueſen.
Die Iroque⸗
ſen ziehen ab.
388 Geſchichte und Beſchreibung
„meine Beſte ganz Neufrankreichs in ihrer Hand. Dero Eifer wird nicht ohne Beloh⸗
„nung bfeiben.,, Es erhellet aus dieſem Schreiben abſonderlich ‚ wofern man demſelben
nachdenken will, nicht nur, warum es dem Herrn Grafen in den Kopf gefeger wurde,
man müfle die Wilden unter die Sranzofen mifchen; fondern auch, aus was für einem
Grunde die Miffionarien es zu verhindern fucheten.
Das Ausreigen der beyden Soldaten, welche die Unternehmung des Herrn d’ Iber⸗
ville auf Pemfuit vereitelten, erweckete dem Grafen defto größern Kummer, weil um
eben diefe Zeit viele gefangene Holländer aus Montreal und Duebec entwiſcheten, und
weil man bald darauf erfuhr, es wären biefes Iauter Früchte von den heimlichen Raͤnken
des Ritters Nelfon, man babe diefem Manne mehr Sreyheit, als ein Gefangener von
feinem Stande genießen follte, gegönnet; und es ſey zu beforgen, er möchte durch die be:
fagten Ueberläufer alleriey Nachrichten nach Baſton überfender haben , welche die Englän-
der zu Neufrankreichs Nachtheile gebrauchen koͤnnten.
Die Beforgniß des Grafen wurde um fo viel größer, weil fein öfteres Anhalten um
Leute und Kriegesbebürfniffe nicht das geringſte Half, folglich das Sand in großer Gefahr
des Unterliegens ſchwebete, im Falle der Statthalter von Neuengland einen abermaligen
Verſuch wagen wollte. Man gab fich demnach alle Mühe, die Ueberläufer unterwegens,
ehe fie nach Bafton Fämen, aufzuheben: es war aber vergeblich. a, es war überhaupt
zu fpäte, daran zu gedenfen; indem fie ohne Zweifel ſchon in Pemkuit gewefen, folglich
das Ye nn — —* mußten.
u allem Unglücte mußte man noch erfahren, es wären Tagereifen weit vor
Drange actgundert Sroqueen Aufamimiengeispen, un6 Im MIHIOR Besen vherbegeifet
Nachgehends erfuhr man, fie hätten fich in ziween Haufen von ungefähr gleicher Stätte
vertheilet; einer follte auf dem Champlainfee ins fand fallen, der andere auf dem Franz-
fee. Am Ludwigsſprunge wollten fie ſich vereinigen, verfchanzen, ſo viele Einwohner
nur befagten Fleckens, als möglich, durch eine vorgegebene Verſoͤhnung an fich ziehen,
und alles, was ihnen vor die Hand komme, todtfchlagen.
Anfänglich hielt man für das Befte, gegen fie ausziziehen. Es fehlete aber an
Volke hierzu. Denn man fonnte unmöglich errachen, ob der Feind nicht etwa eine andere
Straße, als man vorgab, erwählen werde. Wäre man ihm nun auf der vorgegebenen
mit aller Macht entgegen gezogen: ſo hätte er die Pläge von Mannſchaft entbloͤßet ge-
funden. Daher blieb es endlich dabey, man wolle zu Haufe bleiben und auf guter
ut ftehen,
? eh Ortes verfprachen die Wilden vom Ludwigsſprunge, einen liſtigen Gegenſtreich
zu fpielen ;_zu welchem Ende denn auch der Befehlshaber in ihrem Dorfe, Marquis von
Criſaſy, einige Berftärfung an Mannfchafe und Kriegesvorrath befam,. Herner feßete
man die Chambly: und Sorelſchanze in guren Bertheidigungsftand, verboch allen Ein-
wohnern, fich meit ins freye Feld zu wagen, und befahl, es follten fich alle Officier auf
ihre angewieſenen Poften verfügen. Diefe weifen und vorfichtigen Anftalten ruͤhreten meh⸗
rentheils von dem Befehlshaber zu Montreal Her, und thaten erünfehte Wirkung.
"Die Partey, welche über den Franzfee herkam, zeigere ſich zwar am dudwigs-
forunge. Weit fie aber alles in guter Berfafiung fand: fo gab fie bloß einige Satven,
mehr um ihren Troß zu bezeugen, als einen ernftlichen Angeiff su Dun, Man antwer:
tete aus gleichem Tone; Damit zogen fie noch diefen Abend wieder ab. Bald darauf er-
fhien -
ſchien die zwente u machte es eben alfo. Doc) blieben dreyhundere Mann Da 1592.
von auf — zurück, um zu fehen, ob man etwa am Ludwigsſprunge an ou
mit der Zeit überdrüßig werden möchte, beftändig im Gewehre zu fiehen. Endlich als kei⸗
ne günftige Gefegenpeit, einen Streich auszuführen, erſcheinen wollte, wurden fie des Har—
rens überdrüßig, und giengen na) Hau⸗⸗ —
Der Graf ſuchee bierauf den Agniern das Uebel, das fie uns zugedacht hatten, ſelbſt Ali F
empfinden zu laſſen. Denn es beſtund nicht nur Die letztere Partey hauptfächlich aus ihnen ; ee 5
fondern es ftund auch der Graf wegen ihres angeblichen Berftändniffes mit den Wilden ___
vom $ubwigsfprunge beftändig in weit größern Sorgen, als es nöthig geivefen wäre. Er
verſtaͤrkete demnach den Ritter Callieres mit zweyhundert Canadiern, einigen Huronen von
$oretto, Abenaquiern vom Keffelfprunge, und Sofofiern aus dem Bezirke der drey Fluͤſſe, be:
fahl ihm noch Hundert Canadier aus feinem eigenen Gebiethe, imgleichen Hundert Soldaten,
nebft den Wilden vom Ludwigsſprunge und vom Berge Dazu ſtoßen zu laflen, aus ihnen
allen ein Heer zu machen und ungefäumt auf die Agnier loszugehen.
Diefer Befehl wurde mit ungemeiner Geſchwindigkeit vollzogen. Das ganze Heer
beſtund aus fechshundert Mann. Herr Callieres übertrug die Anführung derfelbigen den
en Sieutenanten, Mantet, Courtemanche und de la Noue. Den 25 Jänner 1693 giengen
fie zu Montreal alle miteinander zu Schiffe, Man hatte nicht das geringfte, mas zu einem
glücklichen Ausgange diefer Unternehmung helfen Eonnte, vergeſſen; und man hielt deswe⸗
gen die gänzliche Vertilgung der Agnier für etwas fo unfehlbares, daß man den Anfuͤh—
sern ausdrücklichen Befehl mitgab, Feine erwwachfene Mannsperfon zu fhonen, noch) gefan:
gen zu behalten, fondern fanmtlich niederzuhauen, die Weiber und Kinder aber mitzuneh- ⸗
men, und die beyden chriftlichen Dörfer von dieſer Nation damit zu verſtaͤrken.
Es haͤtten aber unfere Generale aus der öfteren Erfahrung billig wiffen ſollen, ein Ausgang die-
folcher Anſchlag fen fehwerer auszuführen, als man gedenfe. Das Heer erreichete den fes Zuges.
16ten des Hornungs das fand der Agnier, ohne daß es entdecket worden wäre. Den Um:
ftänden zu Folge hatte befagter Stamm damals nur drey bemohnte Flecken, und bey jedwe—
dem eine Schanze. La Noue nahm bie erfte ohne großen Widerftand weg, verbrannte
die Pallifaben, Cabannen und allen Vorrath. Eben fo leicht überwältigte Mantet und
Courtemanche das zweyte Dorf, welches nur eine Bierthelftunde weit von dem ‚erften lag.
Weil man in beyden viele Gefangene bekam: fo wurden fie dem Eourtemanche zu bewa⸗
chen anvertrauet. a u
Das dritte war weit größer, Foftete auch weit mehr Mühe. fa None und Mantet fa-
men den ıgten bes Nachts dahin und höreten, daß man Krieg fang. Es waren vierzig
Agnier, welche von dem, was in ihrer Nachbarſchaft vorgieng, niche das geringfte wuß-
ten ; fondern im Begriffe waren, zu einer Partey von funfzig Onneyuthern zu ftoßen, fich bey:
derfeits mit zweyhundert Engländern zu vereinigen‘, und in Meufranfreich einzubrechen.
Sie vertheidigten fih mit großem Muthe, Zwanyjig nebſt einigen Weibesperfonen wur-
den im erften Angriffe getddtet, ziveyhundert und funfzig aber gefangen.
Der Befehlshaber zu Montreal Hatte ihnen auf das ſchaͤrfſte eingebunden, man folle _ Die Unſri⸗
! niemanden, als Welber und Kinder, leben lafien. Die Wilden hatten es ihm auch verſpro⸗ gen werden
Gen: fie hielten aber ihr Wort ſehr ſchlecht, und verdieneren deswegen um fo vielweniger eine angegriffen.
Su kdulbigung, weil man ihnen das feindliche Machfegen zum Voraus gefaget hatte,
ch fie tießen eg bey dieſem einzigen — nicht bewenden; ſie noͤthigten uͤberdieſes nach
ec 3 einem
1693,
390 Geſchichte und Beſchreibung
einem zweytaͤgigen Zuge die Franzoſen, ſich zu verſchanzen, und den Feind, welcher uns ſo⸗
gleich nachſetzete, zu erwarten,
Die Schuld dieſes ſeltſamen Beginnens lag abſonderlich an den Iroqueſen vom Lud⸗
wigsſprunge. Denn fie waren meiſtens aus dem agnierſchen Bezirke gebuͤrtig: - folg-
lic) hegeten fie noch einige Liebe gegen ihr Baterland. Hierzu Fam, dag einige ihrer Lan⸗
desleute ihnen Hoffnung gemacht hatten, fich mic ihnen zu vereinigen, und daß diefelbigen,
Neue u Endlich mußte es, wegen Mangel an. Sebensmirteth
richt von eis
ner Ruͤſtung
der Englaͤn⸗
der wider Ca⸗
nada.
ihrer Meynung zu Folge, in dem verheereten Sande nichts mehr zu leben hatten, Alles die:
fes war num freylich Binreichend, fie zum Mitleiden gegen ihre Sandesleute und Anperwand-
Se — re haͤtte es aber, gen ns, voraus ſehen, und fie auf Eeinen
ug gegen ihre Brüder mitnehmen follen, iefe Sei
für ihren Ungehorſam — * rag * * ** —* ”
Ungeachtet das Heer kaum fo viele Sebensmittel, als es bis nach Montreal bedurfte,
bey fich hafte: fo erwartete es doch den Feind ziveon Tage lang, Endlich erfchien er, und
verſchanzte ſich an feinem Orte ebenfalls, Es war eben die Parfey, welche fih zu Onnes
yuth verfammelt, aber niche fo viel Geduld die Engländer zu erwarten gehabt hatte. Die
Unferigen beftürmesen ihre Verſchanzung zweynral vergeblich. Das drittemai überftiegen
fie dieſelbige. Wir verloren acht Feanzofen, eben fo viel Wilde, und befamen zwölf Ber-
wundete, Darunter dev Herr de la None ſelbſt war. Die Onneyuther verloren ungefaͤhr
eben ſo viel, die uͤbrigen nahmen Reißaus. Allein, fie waren im Augenblicke wieder bey
der Hand, und verfolgeren unfer Heer drey Tage lang, wiewohl fo lange es vereiniger blieb,
ur yon weiten, \
fireuen, Bey diefer Gelegenheit entwifcheren viele Sefangene, ‚alfo, daß man nur 7
fechzignach Montreal brachte, Den a7ten März erreicheten bie Meberbleibfel des fiegreichen
Heeres befagte Stadt. Hier fireueten auf Treu und Glauben einige Öefangene aus: eg
würden biefes Frühjahr die Engländer mic dreyfaufend Mann zu Lande in Neufranfreich
einbrechen, ihre Flotte aber, welche gleichfalls dreytaufend Maun am Borde habe, werde
Duebec belagern. Salt aa. |
Dieſes war. nun feit zwey Jahren das drittemal, daß man dieſe Drohung wiederho⸗
lete, und vorige harte es das Anſehen, als ob etwas daraus: werden koͤnnte. Herr d Iber⸗
ville hatte aus Acadia ein gleiches berichtet, und zugleich gemeldet, man habe die deyden
Soldaten, welche das vorige Jahr aus Quebec megliefen, erwiſchet, indem fie der Statt:
halter von Meuengland, um den Baron St, Caftin zu ermorden, ausgeſchicket habe; und
es erhelle aus ihrer Auflage, daB fie dem Generale Ppibs ‚eine fhriftliche Nachricht, ven
Beau dev Hauptſtadt Neufrankreichs betreffend, von wegen des Nikter Nelfons über:
vacht hätten, us) TU aa —
Aus dieſer Warnung ſchloß der Graf, er muͤſſe nicht nur die Stade hne längeres
Saͤumen befeftigen, fondern aud) die Chambiy- und Sorelfchanze wieder —— : Sa,
er fchickte einen Befehl mach Montreal, um dafelbit ebenfalls einige Verſchanzungen zu er⸗
richten. Seines Ortes ſchickte Here Callieres viele Parteyen aus, in der Abficht, Öefange-
ne zu machen , und, von felbigen das Vorhaben der Engländer genauer zu erforfchen,
24 Plaque, welcher eine ſolche Partey anführete, brachte endlich einen Franzoſen, den bie
Engländer vor vier Jahren auf der See gefangen harten, Diefer ſtaͤtigte die Nach:
richt des di Iberville und der Agnier in allen Stücen, mit dem Zuaſtze, es hätten im
März
/
von Neu⸗ Frankreich. XV Buch. 391
März dieſes Jahres pi shaber aller engländifchen Plaͤtze zwiſchen Baſton und Vir⸗ 1693.
* * — und jedweder eine gewiſſe Anzahl Leute aufzubringen, —
uͤbernommen. Man werbe voritzt zu Drange, Den-2often April follten alle Voͤlker zu
Bafton zufammen Fommeit: eng follte aus zehntaufend Mann: beftehen,
darunter (and zum Sanden gewidmet wären. 83
a A Grafen Frontenae in große Verlegenheit. Cs lag zu Michil⸗ —
limakinae ein großer Vorrath von Pelʒwerke. Dieſes getraueten ſich die Wilden nicht nach, des Grafen.
Montreal zu uͤefernʒ es ſey denn, man gäbe ihnen eine ſtarke Bedeckung mit, welche aber
aufzubringen nicht möglich fiele. Gleichwohl war an der Ankunft dieſer Waare fehr vieles
gelegen, noch mehr aber daran, daß der Herr von Louvigny bie nur erhaltenen Nachrich-
—— und dabey wiſſen möchte, ‚wie er bey fo mislichen Umſtaͤnden ſich zu
verhalten —E
—— trug der General die Reiſe nah Michillimakinac dem abgedanketen Lieutenan⸗
te d Argentenil, des Manters Bruder, auf. Er übernahm fie zwar mit Freuden: allein,
es hielt ungemein fehwer, ehe man achtzehn Canadier zu feiner Begleitung auftreiben konn-
te, Here de. ls Valtrie mußte fie mit zwanzig Franzoſen und einigen chriftlichen Iro—
quefen, ſo weit bis Feine Gefahr mehr zu beforgen mar, begleiten. Sowohl diefe als jene
mußte man für jeden Tag reichlich bezahlen. Dem Heren von Louvigny wurde Der Be-
fehl zugeſchicket, er folle in feinen Plägen nicht mehr Franzofen, als die Vertheidigung ber:
‚felbigen unumgänglich erfordere, behalten ; die übrigen aber alle miteinander mit dem Pelz⸗
werke abgeben laſſen. D’ Argenteuil endigte feine Reiſe ohne Anſtoß. Allein, de la Dal:
tie wurde auf der Ruͤckreiſe unmeit der Inſel Montreal von einer iroquefifchen Partey an-
gegriffen, ımd gefchlagen, Er felbft blieb nebſt noch drey Sranzofen auf dem Plage; ein
Bergivoquefe wurde g n, die übrigen entflohen.
— ———— —— einige Hoffnung zum Frieden hervor. Ein Haupt⸗
Den roten des Brachmonates Fam ein Hauptmann der Onneyuther, Namens Taͤreha, mann der On-
nach Montreal, und brachte den St. Amour, einen Bürger aus dieſer Stade) welchet neyuther thut
vier Jahre lang unter ben Iroqueſen gefangen geweſen war, mit ſich Diefen wollte er ge, Sriedensvors
en einen feiner Vettern austaufchen, und überbrachte dem Herrn Callieres zugleich ein
Srriben des P. Milet, welcher noch immer zu Onneyuth gefangen ſaß. Der Inhalt
en war: Tareha fey gut gefinnet, und man dürfe feinen Worten völligen Glauben
enmelen !
Der Ritter Callieres ſchickte ihn fogleich nach Quebec, da ihm der Graf die Auswechs-
Tung feines Wetters gegen den St. Amouͤr ſehr gern bewilligte. Diefer freundliche Will-
kommen machte ihn fo beherzt, daß er dem Grafen im Namen der vornehmften Cabannen,
das ift Geſchlechter von Onneyuth abſonderlich aber feines-eigenen, darein, wie er fagte, der
P. Milet aufgenommen war, ein Geſchenk darboth. Am auch denſelbigen von feiner
Aufrichtigkeit zu überzeugen, fo warnete ex ihn, wohl auf feiner Hut zu ftehen, abſonderlich
Aber zug Zeit der Aerndte. Hr, Hin rt
SGlachwohl verſicherte er dabey, die Orte waͤren vom Frieden nicht entfernet. Die
Geſchlechter, in deren Namen er erſchiene, haͤtten denſelbigen ſchon ſeit langer Zeit gewuͤn⸗
t, und nur deswegen nicht darum angeſuchet, weit fie ſich ſcheueten, vor einem mit Rech⸗
"ee nrüpneten Vater zu erſcheinen. Er, der Redner habe ſich endlich für das gemeine Bes
fie ewaget, indem er gehoffet, er werde wegen feiner redlichen Abfichten, in Sicherheit Sr
‚ Diefe
1693.
Antwort des
Generals.
Achthundert
Iroqueſen
naͤhern ſich
Montreal.
392 Geſchichte und Beſchreibung
Dieſe Hoffnung Habe ihn, wie er ſehe, auch nicht betrogen: wäre er fo gluͤcklich, feine San
desleute mit den Franzofen auszuföhnen, fo wolle er feine übrige Lebenseit bey feinen Bruͤ⸗
dern am $ubwigsfprunge binbringen, ’
Doch, dergleichen alltägliche Berficherungen waren nicht im Stande, den Grafen zu
beteügen; gleichwie denn auch das Zeugniß eines Miffionars, der feine Frehheit nicht Hatte,
zu keinem binlänglichen Beweiſe von der Aufrichtigkeit des gegenwärtigen Bortrages die-
nen fonnte. Gleichwohl wollte er dem Tareha nicht alle Hoffnung auf einmal Genehmen.
Daher gab er zur Antwort, er wäre allerdings befugt, eben alfo mit dem Redner zu ver-
fahren, wie feine Landesleute die Onnontaguer mit dem Ritter d' Eau und den übrigen
Franzoſen, die felbiger bey fich gehabt, treulofer Weife verfahren wären, als er unter dem
Schutze des Völferrechts und um Die aus Frankreich zurück gefommenen Froquefen einzuliefern,
zu ihnen gekommen fey. Hierzu komme noch die unerhörete Grauſamkeit, welche ſaͤmmtliche
Stämme an denen Franzofen, die in ihre Hände fielen, ausübeten, Richts deſtoweniger
wolle er die ehemalige Liebe gegen feine Kinder, ungeachtet fie diefen Namen nun nicht
mehr verdieneten, nicht gänzlic) ablegen. Der Redner dürfe folglich weder wegen feines
$ebens noch wegen feiner Freyheit in Sorge ftehen. Wären aber die fänmtlichen Orte
ernftlich Willens, Friedensvorfchläge zu hun: fo follten fie ohne langen Verzug Abgeord⸗
nete an ihn abfenden. Er wolle bis zu Ausgange des Herbftmonates noch Geduld tra-
gen; erfchienen fie unterdeflen nicht, fo werde er feinem gerechten Grimme freyen Lauf laf-
fen. Tareha verfprach, um diefe Zeit, es möchte auch unterdeffen vorgehen, was da wollte,
wieder hier zu feyn, und reifere damit wohl vergnuͤget uch ab.
Wenige Tage hernach empfing der Graf ein Schreiben des Miffionars bey den Abe-
naquiern, P. Binneteau, darinnen ihm felbiger berichtete, die englifche Flotte fey von Bafton
ausgelaufen. Den folgenden Tag fam St, Michel nach Quebec. Er war im vorigen Jahre
auf dem Wege nah Michillimakinac gefangen genommen worden, hatte ſich auf erhaltene
Warnung, er fey zum Feuer verdammet, aus feinem Gefängniffe gerettet, und berichtete, Die
Engländer hätten in dem Hauptflecken ber Onnontaguer eine Feſtung von acht Bollwerfen
aufgeführet. Diefe Feftung habe eine dreyfache Umfaffung von Pallifaden , dahinein fich.alle
unmehrhaftige Leute flüchten, und unter dem Gefchüge der Feftung in Sicherheit feyn
fönnten, wofern etwa die Sranzofen ihr Sand eben alfo wie der Agnier ihres überfallen
follten. Auch wären, fagte er weiter, achthundert Jroquefen im Begriffe, ins Feld zu ges
ben, und unfere Einwohner an ber Aerndte zu verhindern; esfönnte wohl ſeyn, daß Ta-
reha, weil er Deswegen gewarnet babe, aufrichtig und gut gefinnet ſey: allein, ungeachtet
einige Geſchlechter der Onneyuther des Krieges in der That uͤberdruͤßig zu ſeyn ſchienen: fo
habe doch die ganze iroquefifche Nation überhaupt genommen, vielleicht nie weniger kuſt zum
Frieden, als eben ist, gehabt,
Zu eben ber Zeit, als St. Michel diefes ausfagte, waren die achthundert Iroqueſen
Bereits bey den Wajferfällen, an dem aͤußerſten Ende des Ludwigſees. Auf die Nachricht,
welche der Graf den zuften des Heumonates hiervon erhiele, ſchickete er ſogleich den Ritter
Baudreuil mit fünf Compagnien Eöniglicher Völker, und hundert und fünfzig Mann Neu-
geworbenen, die erft Fürzlich aus Frankreich angefommen waren, in aller Eile ab, Sei—
nes Ortes hatte der Ritter Callieres gleichfalls ſieben bis achthundert Mann zuſammen ge⸗
bracht, und ruͤckete damit in eigener Perſon bis an die Waſſerfaͤlle. Allein, es bekam we⸗
der
Der er noch Baudreuii inafte vom Feinde zu ſehen, weil jelbiger auf vie zu wieder⸗693
boleten —* ei Peuliba — Nachrichten, den Ruͤckweg geſuchet hatte. —
ngelaufenen ſchlech *
Denn es erfuhren bie feindlichen Oberhaͤupter erſtlich: es wären drey Schiffe weil
friſcher Voͤlker aus Frankreich angelanget; ferner, es machete der Befehlshaber zu Montreal
große Anſtalten, fie anzugreifen; über das alles wußten fie entweder fehon, Die Engländer
daͤchten an nichts weniger, als Duebee zu belagern ‚oder fie erfuhren es doch bald darauf.
Daher beforgeten fie, die ganze franzöfifche Macht über den Hals zu befommen ‚und hiel⸗
ten, wofern ſie nicht umringet werden wollten, einen unverweileten Abzug für hoͤchſt noth—
wendig. Man fund zu Dueber damals wegen der Engländer in der That außer aller
Sorge; achchundert Iroqueſen aber waren bey weiten nicht Hinfänglih, ganz Neufrank⸗
veich Furcht einzujagen.
Gleichwohl war die erhaltene Nachricht, daß zu Baſton eine ſtarke Flotte ausgeruͤ⸗ Bas die eng.
ſtet werde, wirklich gegruͤndet. Daß fie aber Neufranfreich angreifen follte, das hatten Die Er Llotte
Engländer nur Deswegen ausgeſprenget, Damit fie uns auf dieſer Seite in Furcht erhalten, ""
dem Grafen von Frontenac. alle buſt zu einem Einfalfe in ipr eigenes Sand benehmen, und
ihre wahre Abficht verbergen möchten, Die drey zu Duebec -angelangten Schiffe hatten
auf ihrem Wege ein Eleines Fahrzeug angetroffen, Das der. Großftasthalter der americanis
fhen Eylande, Graf von Blenac, nach Frankreich abſchickete. Von diefen erfuhren fie,
es werde Martinique von funfzig Schiffen, die man theils in dem alten, theils in dem
neuen England zufammen gebracht habe, angegriffen, Eben fo wenig erfchienen auch) die
dreytauſend Mann, welche Montreal angreifen follten. Daher geſchah die Aerndte ganz
ruhig, war gefegnet, und die Hungersnoth, Die man verfpührete, verſchwand auf einmal,
Damit es an feinem Gluͤcke fehlen möchte: fo kamen den 4ten des Auguftinonates Es timme
zweyhundert mit Pelzwerfe beladene Canote unter Anfuͤhrung des Herrn von Argenteuil vieles Pelz⸗
nach Montreal. hten für achtzigtaufend Franken Bieberbälge mit fich, und die WErf nah
‚sornehmften Dberhäupter der nord-und weftlichen Völker waren in Perfon dabey. So— —
bald der Graf von ihrer Ankunft Nachricht erhielt; begab er ſich nach Montreal, und die
beſagten Oberhaͤupter giengen ihm bis an die drey Fluͤſſe entzgegen. Den Tag nach feiner
Ankunft wurde eine allgemeine Berathſchlagung gehalten, und zu jedermanns Vergnuͤgen
geendiget. Der huroniſche Worthalter hielt eine weitlaͤuftige Rede, und erzaͤhlete alle Un⸗
ternehmungen ſeiner Landesleute gegen die Iroqueſen. Die uͤbrigen ſageten bloß, ſie haͤtten
die Stimme ihres Vaters hoͤren, und ſeine Befehle vernehmen wollen. Uebrigens baͤthen
fie, er möchte ihnen die Waaren, die fie beduͤrften, fir einen billigen Preis anſchlagen.
‚Die Mismier hatten niemanden abgeſchicket. Ja, der Großſtatthalter erfuhr, fie ee
hätten durch Bermittelung der Mahinganer, von den Engländern Gefchenfe angenommen, Dun
und ihnen, um ihre Waaren umzufegen, erlauber, an den Joſephsfluß zu kommen. _ Der pen Engläne
englifchen Handlung diefe Thuͤre offen zu laffen, das fehien eine Sache von fehr gefährlicher dern zu Hate
Zoige zu ſeyn; Daher nahm der Graf alle feine Geſchicklichkeit und Erfahrung zufammen, Dein.
um die Folgen diefes Verſtaͤndniſſes zu verhindern, —
Ehen fo wenig ließ er etwas unverſuchet, das ihm bie Voͤlker, deren Abgeordnete
nach Montreal kamen, zu Freunden machen konnte. Hierinnen beftund feine hauptjächlich-
ſte Gefchiekfichkeir, Alle Wilden veifeten reichlich befehenker, und über. Die genofiene Be—
Segnung ufrieden, ab. Er ſchickete den Ritter Tonti, welcher noch immer Be—
nenn war, und feiner eigenen Gefehäffte wegen, nad) Quebec kam,
gem, Reifebefchr, XIV Band. Ddd mit
1693.
v7 Mantet giengen mit; imgleichen Nicolaus Perrot. Dieſem letztern befahl der General,
Die Englaͤn⸗
—D Geſchichte und Beſchreibung
mit einer guten Anzahl Franzoſen hinter ihnen drein. Die Herren Courtemanche und
er folle die Handlung der Miamier mit den Engländern auf alle mögliche Weife, es fey
nun mit Güte oder Gewalt verhindern. Noch war der Herr dꝰ Argenteuil, welcher zum
Leutenante des Louvigny ernennet war, nebſt dem Herrn le Sueur dabey, Der legtere
ſollte zu Chaguamigon einen Wohnplag errichten, auch das Buͤndniß mie den Springern
und Siuren erneuern,
Als der Graf mit diefen Anſtalten zu Stande und zur Abreife von Montreal fertig war:
der nehmen ſo Fam ein eigener vom Föniglichen Heutenante zu Quebec, Herrn Provot, abgeſchickter Bothe
die Annen⸗
ſchanze weg.
dahin, und uͤberbrachte neue Zeitungen aus der Hudſonsbay und Acadia. Jene beſtunden
darinnen: die Englaͤnder haͤtten zu Anfange des Heumonates, die Annenſchanze, unten
an ber Hudſonsbay weggenommen. Cs hatten nämlich drey Kriegesfhiffe von befagter
Nation fiebenzig Meilen weit von befagter Schanze überwintert , und wären, fobald die
Fahrt frey geivefen, davor gerücker,
Nun dachten fie zwar wohl, die Beſatzung werde nicht fonderlich zahlreich feyn, aber
das vermurheten fie nimmermehr, daß felbige nur aus vier Mann, darunter einer in Ket-
ten und Banden faß, beftehen follte. Der Kerl ſchlug in der Tollheit den Feldfcherer in der
Schanze todt. Als er wieder zur Vernunft Fam, fo wurde ihm deswegen angft,und er befor-
gete,dee P. Dalmas, ein Jeſuit, welcher ganz allein dabey geweſen war, möchte ihn ver-
rathen. Aus Furcht alfo vor der Strafe wegen eines unvorfeglichen Mordes, begieng er
‚einen vorfeglichen, und ſchlug den Miffionarium todr. Ja, vielleicht wäre es nicht einmal
dabey geblieben; allein, man legte ihn in die Eifem. To ware es mieh
Trefflicher Die Engländer ſetzeten vierzig Mann ans Land, und ruͤcketen bamit gegen die Scha
Abzug dreyer
Sranzofen.
De En gläne Weit troftreicher lauteten die Zeitungen aus Xcadia. Man fehrieb dem Generale: es .
r
n⸗
ze, zogen fich aber, als zween todt geſchoſſen wurden, zuruͤck. Machgehends erfuhren ſie
von den Wilden den ſchlechten Zuſtand der Schanze, und die geringe Anzahl ihrer Verthei⸗
diger, ſchaͤmeten ſich alſo, daß ſie vor drey Mann gewichen waͤren; erzeigten ihnen aber
doch die Ehre mit Hundert von neuem anzuruͤcken. Weil nun die Sranzofen wohl fahen,
das Wehren fey hier vergeblich, gleichwohl aber fh nicht ergeben wollten: fo ließen fie ih-
ven Gefangenen, nebft vierzig oder funfzig faufend Stücken Rauchwerk in der Schanze,
feßeten fib ohne jemandes Gewahrwerden in ein Cauot, und Famen glücklich nach
Dueber, wo fie den Örafen ſehe misvergnügt darüber fanden, daß die franzöfifchen Schif-
fe ausbfieben, folglich die fo oft befchloffene Eroberung der Nelfonfhanze diefes Jahres aber⸗
mal frebsgängig wurde, | ß je
der werden wären von der englifchen Flotte, welche Martinique angegriffen habe, fünfzehn Krieges:
vor Martini: ſchiffe in fehlechtem Zuftande nach) Baſton zurück gefommen, Sie hätten du uch Die Deft
wie piele Seufe verloren, und müßten die Suarantaine halten ; auch gehe das Gerücht: es fo.
-que.abge
few,
fte Diefer unglücfliche Zug den Engländern, ohne die vielen Wegläufer zu rechnen, fechsrau-
fend Mann. Der Graf Blenac habe zwey ihrer größten Schiffe zu Grunde gefchoffen,
und fih großen Ruhm erworben. —
Der Ritter Villebon berichtete überdiefes noch, es babe der General Phibs ſich ver⸗
lauten faffenz wenn feine Flotte nicht in fo fhlechtem Zuftande nach Kaufe gekommen wä-
ve; fo hätte er noch Zeit genug gehabt, Quebee fegzunehmen. Er wolle aber doch, ſo⸗
bald die Maunſchaft fich etwas erholet habe, einige Schiffe an dar Mündung des forenz-
fluffes
7
von Treu Frankreich. XV Buch. | 395
fluffes kreuzen laſſen. stten es zween aus dem Gefaͤngniſſe zu Baſton entlaufene 1693.
Franzoſen * — — es wolle ihn Phibs in ſeiner Schanze am Johannesfluſſe
mit achthundere Mann angreifen, et fürchte ſich aber nicht vor ihm. Unterdeſſen war es
fein Gluͤck, daß entweder diefe Nachricht ungegründet war, oder Ppibs feinen Borfag Anz
dere; denn er war dichets weniger als im Stande, fich zu wehren.
it Yusgange des Herbftmonates Fam Tareha, wie er verſprochen hatte, nad) Que⸗
bec, und brachte eine onnehuthſche Frau mit fih. Cs hatte Diefelbige fo viel große Dinge
von dem Grafen geböret, daß ihr Die Luft anfam, ihn perfönlich zu ſehen. Nun war fie frey⸗
lich der KRöniginn von Saba nicht in allen Dingen ähnlich, doch aber in dem Bewegungs:
geunde ihrer Reife; und Diefen vechnete fich der franzöfifche General dermaßen zue Ehre, daß
er andiefer Frau etwas mehr, als eine Wildinn zu betrachten ſchien. Nebſtdem Harte fie ven
gefangenen Sranzofen in ihrem Sande viel Gutes erzeiget, auch dem P. Millet das Leben:
gerettet; daher hatte der Graf freylih mehr als eine Urfache, ihr freundlich zu begegnen.
Ja, fie verdienete ein weit größeres Gluͤck, und es belohnete ihr der Himmel ihre ausgeübre
Barmherzigkeit eben fo, als ehemals dem Hauptmanne Cornelius. Er erleuchtete fie näm:
lich, gleich jenem, mit dem Lichte des Evangelii, Sie befam in der Taufe den Namen
Sufanna ; und habe ich fie 1798 am $udwigsfprunge gefehen, mofelbft fie in einem glückli-
chen Alter, und nachdem fie das ganze Dorf Durch eine beftändige Ausübung aller chriſtli—
chen Tugenden lange Zeit erbauet hatte, endlich ftarb,
Dhne Zweifel empfing der Graf, bloß ihr zu Siebe, den Tareha ganz gut, ungeachtet Vorſchlaͤge
ihn übrigens die Borfchläge diefes Wilden gewaltig ärgerten, Der Mann brachte anfang des Tareha.
lich eine kahle Enefhuldigung zu Marfte, warum fein Ort Feine Abgeordnete geſchicket,
noch) um Friede gebethen habe? Denn er fagte: die Engländer hätten feine Sandesleute an
Eröffnung ihrer Herzensgefinnung gehindert; ja, er unterftund fi, dem Grafen zuzumus
then er möchte felbft Gefandte nach Drange fchicken, indem die Engländer durchaus dar-
auf beharreten, es müffe diefes große Werk fonft nirgend, als dort, vorgenommen werben.
Man urtheile, wie fehr es den Grafen verdroß? als ihn eine Mation fo verächtlich „Antwort das
hielt, won welcher ex allemal die Einbildung geheget Hatte, fie liebe und fürchte ihn. Gleich Brafen.
wohl ließ er feinen Unwillen nicht gänzlich merken; ja, er glaubte, Tareha habe für feine
eigene Perfon weit beffere Gedanken, und vede diefes bloß als Abgeoroneter. Daher be:
ſchenkete er ihn, und fagete beym Abſchiede: er wolle zwar die Enrfehuldigung der Onnenu='
ter in Gutem aufnehmen ; indem fie aber feine Gewogenheit misbraucheten,, und ihre bes
gangene Treulofigkeit mit Grobheit haͤufeten: fo werde er fie ohne Verzug dafür beftrafen.
Unterdeffen begriff Tareha ſehr wohl, es ſey dieſe Drohung nur noch bedinget. Er
ſchloß diefes nicht nur aus dem gütigen Verfahren des Generales gegen ihn , fondern auch
meil fein Zorn und Drohen mit vielem Ölimpfe vermifcher war, Gleichwohl hatte er auch
Urfache, zu glauben: 25 koͤnnten die Drohungen endlich wohl zur Erfüllung fommen. Denn
die Illineſen und Miamier führeten auf des Ritters Tonıti und Heren de la Foret Anftif-
ten einen heftigen Krieg mit den Froquefen, und Hatten feit drey Jahren über vierhundert
ann von ihnen erleget. ®
Die Haupturſache aber, warum der Großftarthalter nicht gänzlich mit den Wilden Cute Dienfie
brechen wouͤte, war dieſe: weil er ein geheimes Verſtaͤndniß in ihrem Lande unterhielt, und eher: Bil:
® Ergreifung eines endlichen Schluffes, die Wirkung deffelbigen abwarten wollte. Sein"
euer Ureuhare, welcher feit einiger Zeit — Fi Iroqueſen am —
2 =
1698;
—ñ— —
Auffuͤhrung
der Englaͤnder
And Iro queſen
gegen und.
96. | Geſchichte und Beſchreibung |
unternahm öftere Reifen in fein Baterland, und ſuchete die Gemürher auf die franzöfifche
Seite zu lenken. Nebſtdem Iebete Garakonthie noch, und zwar, ungeachtet feines Eifers
für das Chriſtenthum, zu Onnentague. Denn man erachtete feine Gegenwart an dieſem
Orte deswegen für nöthig, Damit er jedwede gute Gelegenheit zu einem guten Verſtaͤndniſſe
zwiſchen uns und feinen Landesleuten fogleich ergreifen koͤnnte. Ungeachter diefer ehrwuͤr⸗
dige Alte in dieſem Babylon alles geiftlichen Beyſtandes beraubet wars ſo erfaltete doch
weder fein Eifer, noch feine Frömmigkeit ; amd weil er ‚ gleich einem andern Daniel , ſich
beſtaͤndig im Anſehen zu erhalten wußte: fo vernichtete er Die engliſchen Raͤnke, dabey es
uns nicht ſelten ſchlecht ergangen wäre, oͤfterer, als einmal, Ich habe nicht finden koͤn⸗
nen, ob Teganifforens damals ſchon ein Chriſt war, oder nicht? So viel ift gewiß, daß
er als ein ſolcher am Ludwigsſprunge ftarb. Zu ber Zeit aber, davon ich rede, war er
acc) zu Onnontague, unterftüßere die guten Abſichten des Garakonthie mit aller Mache,
und hat es Neufranfreich größtentheils dieſen drey Wilden zu danfen, daß feine Wohn:
pläge und Felder nicht ohne Unterlaß durch feindliche Parteyen heimgeſuchet wurden.
Mit Ausnahme deffen blieben bie fünf Orte einige Jahre lang beftändig bey ihrer
fit dent Anfange des Krieges. bezeugten Aufführung. Sie traten nämlich von einer Zeit
zur andern in Unterhandlung, ohne jedech etwas endliches zu beſchließen; fie bezwacketen
uns ohne Unterlaß, goͤnneten uns.aber Ruhe, wenn fie uns den größten Nachtheil zufuͤ⸗
gen konnten. Die Englaͤnder beruͤhmeten ſich ihres Ortes, fie würden den franzoͤſiſchen
Planzlanden über kurz oder fang ein Ende machen, und fprengeten, um die Iroqueſen
bey diefem Glauben zu erhalten, alle Zahre aus, fie wollten Dueber mit einer mächtigen
Flotte angreifen. ü * Te A
Suchete einer vor unfern aufrichfigen Anhängern unter den fünf Orten. feine Landes⸗
leute zum Frieden mit uns zu bewegen: fo fucheten fie entweder ihn verbächtig zu machen
oder bothen ihre Vermittelung an, weil fie wohl wußten, mir würden biefelbige ausfchlagen.
Damit macheten fie dem gemeinen Manne weis, wir verlangeten den Frieden nicht im Ernfte,
Nachgehends bewogen fie irgend einen berühmten Hauptmann dazu, Daß er eine Krie—
gespartey auf Die Beine brachte; Darüber vergieng den Alerfeiedfertigften Die Luft zu
einem Vergleiche, a RT Feier 4;
Die Urſache, warum wir ihre Vermittlung verwarfen, war diefe: weil fie alfemal
die Bedingungen nach ihrem Sinne einrichteten, und: hernach unfere Weigerung ‚ diefel-
ben anzunehmen; für einen Beweis, daß wir mit Berruge umgiengen, ausſchrien. Sjn-
dem fie nun dergeſtalt die vornehmften Oberhäupter auf ihrer Seite battenz fo frageten fie;
woenig nach Denen Vorſchlaͤgen, welche unfere eifrigen Anhänger dem franzöfifchen Generale
zuweilen ehaten ; ja, fie hatten vielmehr den Vortheil davon, daß uns die teute , weil ihre
Reden unerfüllfer bliebe, zuweilen verdächtig wurden. Ueber das alles hatten, fie Durch.
die Vorſtellung des großen Gerinnes den Sroguefen die Begierde, den ganzen Pelzdan-
Bel in ihr Sand zu ziehen, In den Kopf gefeger. Aus diefem Grunde ruͤhreten alle ihre
benderfeitigen Nänfe, um unfere DBundesgenoffen von ung abfpänftig zu machen, ber;
gleichwie fie deun allemal einige davon gewannen.
Indem aber die Aufführung ber Jeoqueſen äußerlich ſehr widerſinniſch Bu ſeyn ſchien:
fo darf man mw, felbige recht einzufehen, dabey nicht vergeſſen, was ich ſchon ehemals.
bemerket Habe; naͤmlich, daß es ihnen im geringſten nicht lieb geweſen waͤre, wenn die
Englaͤnder ganz Canada unter ſich gebracht Hätten, Denn ſie mußten ſchon, wie es ihnen,
ſodann
—
von Neu⸗Fraukreich. XV Bu 397
ſodann ergehen wuͤrd⸗ um dieſer Urſache willen ſucheten fie nur das Gleichgewicht 1593.
een * Daten Aw eäleen - Dergeftalt füchete jedwede ihre Freundſchaft, und —
ie blieben d i i ie i
Die a ua froh ſeyn, daß fie dieſe Vormauer gegen uns hatten.
Denn ſo reich, als ipre Pflanzlande waren, fo konnten fie denfelbigen dennoch Feine Ruhe
ſchaffen Eu fie uns niche auf diefer Seite zu thun macheten. Da hingegen Die wilden
Nachbarn Acadiens, welche durch das Band der Religion auf das genauefte mit uns ver:
knuͤpfet waren, bie Ruhe Neuenglandes ohne Unterlaß ſtoͤreten, und die dandſchaft Neus
Port wegen inmerlicher Unruhen in größter Gefahr, unter franjzoͤſiſche Herrſchaft zu ge:
rathen, fund: uw: ;
Diefe Staatsfunft zwoer Nationen, welche zu ſtolz find, einander hochzuachten, Mas für Ber:
und zu unruhig, als Daß fie länger, als. es ihr eigener Vortheil erfordert, gute Freunde teil Hr. Fron⸗
bfeiben koͤnnten, war fir niemanden, der an den neufranzoͤſtſchen Gefchäfften einigen An- tenac davon
eheit Hatte, ein Geheimniß. Dem Grafen war fie vollfommen wohl befannt; noͤthigte 9
fie ihn nun gleich auf einer Seite ohne Unterlaß auf feiner Hut zu ſtehen: fo machete fie
ihm auf der andern auch Muth, und bewog ihn, die Vorſchlaͤge der Iroqueſen, ſo oſt x
es ohne Berfegung feiner Würde geſchehen fonnte, anzuhören. Denn auf diefe Weife \
befam er nicht nur allemal einige Gefangene zurück, fondern er gewann gemeiniglich auch
einige Monate lang Stillftand, dabey die Einwohner ſich erholen, ihr Land beftellen, oder
die Aerndte abwarten konnten. 5a, es veifeten Die iroquefifchen Abgeordneten felten ab,
ohne eine Hochachtung, ja gar eine Freundſchaft gegen feine Perfon zu gewinnen.
Alſo kamen zu Anfange des folgenden Jahres 1694 zween Dnnontaguer nach Mont" 1894.
real, und erkundigten fi) bey dem Herrn Eallieres, ob auch die Abgeordneten der ſaͤmmt⸗ rn,
lichen Orte, welche ‚auf bem Wege wären, bey ihrem Bater Ononthio Gehör finden kn Reiten fie)
wirden, wenn fie um Sriedebärhen? Callieres, welcher die Gefinnung feines Generales zum Frieden
fihon mußte, gab zur Antwort: man werde fie anhören, wenn fie kaͤmen, er zweifele aber geneigt,
ſehr, ob das letztere gefehehen werde. Damit veifeten fie ihres Weges, und man hoͤrete
ein Paar Monate lang nichts mehr von der Sache, Herr Callieres ließ ſich das nicht
wundern; um aber dach das Seinige zu thun: fo ſchickete er einige Parteyen gegen Neu:
Yorf aus, um, wo möglich wäre, von den gefangenen Iroqueſen Die Urfache von der Abs
ſchickung der erſten Abgeordneten, und dem Ausbleiben der zweyten zu erforſchen.
Den 2zſten März erſchienen zween Agnier zu Montreal, und eixfihuldigten den
Teganifforens, welcher das Haupt der Abgefandrfchaft hatte ſehn follen; denn, ſageten
fie, die Engländer find Schuld daran, daß die Orte ihr Wort nicht halten. Man cms
pfing bie Kerl um fo viel fchlechters weil einige acadifche Wilde ven Grafen gewarnet
hatten, er möchte den JIroqueſen nicht trauen; fie ſucheten ihn nur einzuſchlaͤſern; ja, fie:
wollsen fo gar ihn und den Ritter Callieres bey einer Zufammenfunft, da fie in großer
Anzahl erſcheinen wuͤrden, ermorden; ſodann die beftinzsen Einwohner durch zahireiche
Und Hierzu in Bereitſchaft ſtehende Parteyen uͤberfallen, auspluͤndern, todtſchlagen, oder
wegfuͤhren, und zum Beſchluſſe die Engländer in den Beſitz des Landes ſetzen. |
- Rum war diefe Nachricht freylich nicht durchaus gegründet; unterdeſſen mußte man Jroqueſiſche
doch auf feiner Hur ſtehen, und es gab billigen Anlaß zum Berdachte, daß bie Jroqueſen Bee
Wort nicht hielten Dem geachtet erſchien Teganiſſorens im Day mit acht Abge⸗ en. er
ordneten zu Ayeßeg, Weil es Damals ———— ſo ließ es der Großſtatthalter
— 83 nicht
er Gefhichte und Befihreisung
1694. nicht merfen, wie wenig er auf diefe Geſandtſchaft baue, Er gab ihr vielmehr mit großer
Herrlichkeit öffentliches Gehör, und man hielt beyderfeits die fchönften Reden, Die Auf:
richtigfeit des Teganifforens leuchtete nicht nur aus feiner Öffentlichen Rede ‚ fondern auch
aus feinen befondern Unterredungen mit dem Grafen, hervor; er uͤberreichete ihm auch Ge⸗
ſchenke im Namen des Garakonthie.
Der General bezeugete ihm Dagegen viele Hoͤflichkeit, gab ihm für ſich und den Ga-
rafonthie fehr fehöne Geſchenke mit, und ließ den legtern feiner Freundſchaft verfichern:
übrigens,aber wußte er wohl, daß weder einer, noch der andere, zu den Berathſchlagun⸗
gen feiner Nation, dabey ſich Engländer einfaͤnden, kommen dürfe, folglich auch nicht
im Stande fey, die Nation zu einer völligen Verſoͤhnung zu bewvegen, Daher begnügete
er fich an ihrer aufrichkigen Sreundfchaft, und ſchob übrigens die Abreife der Abgeordneten
fo lange auf, bis die Einwohner ihr Feld befäet hatten; doch eg brachte diefer Verzug der
Eolonie noch einen andern Bortheil,
Wirkung die Der Herr von Louvigny harte Urfache, von unfern Bundesgenoffen der nord- und
fer Gefandt: weſtlichen Gegenden einen Friedensbruch zu beforgen ; denn die Iroqueſen gaben ohne Un-
ſchaft. terlaß vor, es ſucheten die Franzoſen mit den fünf Orten einen Bergteich einzugehen, ohne
dabey-auf den Vortheil ihrer Bundesgenoflen zu gedenken. Dieſe nun glaubeten es,
Alles, was Louvigny von ihnen erhalten Eonnte, war diefes, daß die vornehmften Ober:
häupter befagter Nationen die Wahrheit in eigener Perfon erforfchen möchten, Sie reife
ten alfo nach Ducbec, und Famen zween Tage nach der iroquefifchen Gefandten Abfchiede
dahin. Als fie dem Grafen die Urfache ihrer Ankunft eröffneten: fo ließ ex den Teganif.
forens durch einen eigenen Bothen zurückrufen,, der auch f grunbsmic.den Dber-
häuptern ſprach. Diefe merfeten aus feinen Reden ‚ der Sroquefen Abfiche fey nur gewe- .
fen, fie zu betrügen, mit den Franzoſen zu veruneinigen, und am Streifen zu verhindern,
; damit fie hernach mit allen beyden deſto leichter fertig werden koͤnnten. ,
Der Graf will Der Großſtatthalter haͤtte gern, wenn es ihm moͤglich geweſen waͤre, aus des Tega⸗
Tatarocuy. niſſorens Geſandtſchaft noch einen andern, und zwar feines Erachtens nicht geringern Vor—
wieder auf. theil, gefchöpfet, ungeachtet derfelbige nicht jedermann fo wichtig vorfam, Dieſer Vor—
bauen. theil war die Wicberherftellung der Schanze zu Catarocuy. Den erften Vorſchlag dazu
hatte Teganifforens vielleicht auf fein Anftiften gethan. Gewiß ift es, daß der Graf das
Anerbiethen mit allem möglichen Eifer ergeiff, und die Zurüftungen zu dieſer feit langer
Zeit gewuͤnſchten internehmung feinen Augenblick verſchob. Er lie in möglichfter Ge-
ſchwindigkeit Mund- und Kriegesvorrath, Handwerksleute, und was fonft zu einem Plage,
daraus er eine Vormauer Meufrankreichs machen wollte, nöthig war, zufammenbringen,
und wollte es nebſt einer, guten Befaßung an Ort und Stelle fhien. Die Anfüprung
wurde dem Ritter Crifafp anvertrauet. Aber, als er eben im Begriffe war, zu Schiffe
zu gehen, bekam er Befehl, den Zug einzufteflen.
Warum es Die Urfache zu biefer Beränderung gab die Ankunft des Heren von Gerignp zu
nichegefehiedt. Montreal, mo der General Damals war, Er brachte Föniglichen Befehl mit ſich, man
ſollte in Neufrankreich an net Unternehmung auf Die Melfonsfchanze eine gute Anzahl
Leute auf die Beine bringen, Die Anfüheung hatte der Hof dem Herrn Serigny und
feinen Bruder, dem Herrn d’ Iberville, anvertrauet, Sollte num der Anſchlag boriht
nicht zum drittenmale zu Waſſer werden: ſo war kein Augenblick zu verſaͤumen, und man
mußte einen Theil von des Ritters Criſaſy Leuten hierzu mebmen. Man gab dem Se:
rigny
von Neu⸗Frankreich. XV Buch. 399
ee wanzig Canadier nebſt einigen Wilden vom Ludwigsſprunge mit, und 1604
beurlaubete die übrigen bis auf weitern Befehl, Bu ”
Bald darauf Eamen zween gefangene Franzoſen, die aus Onnontague entwiſchet wwa- Nene Sand:
von, zu dem Generale, und verficherten, man dürfe auf einen Frieden mit den Iroqueſen lungen. *
nicht die geringfte Hoffnung mebr fegen. Der General glaubete, fie wüßten bie Sache Zroque⸗
nicht rocht und ließ ich biervon nicht das geringſte gegen die Dberhäupter der Mord- und ein
Weltyälfer merten, als fie zu Ende des Augufts unter Anführung des Herrn Louvigny,
Mit einer großen Menge Delzwerf anfamen.
Bierzehn Tage hernach erfchien Uveubare, welcher ven Teganifforens nah Haufe
begleitet hatte, mit dreyzehn von ihm freygemachten gefangenen Sranzofen. Es waren
unter andern auch die beyden Hertels Dabey, welche in dem unglücklichen Gefechte des
: Gemeraye gefangen wurden, und die man für tobt hielt. Uebrigens brachte er feine an—
dere Abgeordneten, als von feinem eigenen Orte, und von den Tfonnonthuanern mit fich.
Der Graf verlieh ihnen bloß wegen ihres Anführers ein günftiges Gehör, und hieß Die
Oberhaͤupter unferer Bundesgenoffen dabey gegenwärtig ſeyn.
Ureuhare, welcher das Wort führete, überreichere zuerſt ein Gefchenf, welches fo
viel bedeuten follte, als er zerbreche hiermit die Bande von dreyzehn Franzoſen. KHernach
überreichete er noch andere, um anzuzeigen, weil die Drte, deren Abgeordnete hier erfchie-
nen, wohl fähen, es ziehe fich die Unterhandlung des Teganiflorens in die Länge, und fie
werde durch Die Engländer geftörer: fo wären fie vorausgegangen, und bäthen ihren Va—
fer, er möchte fih in Geduld faffen, fie wären geneigt, es möchte auch koſten, was es
wollte, feine Gewogenbeit wieder zu gewinnen; Dagegen möchte er feine Streitaxt noch) eine
Weile am Nagel hängen laffen.
Der General fragete: ob fie nicht alle Nationen in den Frieden einzufchließen ges Endliche Ant:
daͤchten ? Diefe Frage machete fie verwirrt. Sie beratbfihlageten fich eine Zeitlang mit wort des Gra—
einander, und gaben zulegt eine zweydeutige Antwort. As fie der Miffionsfuperior, P. fen.
Bruyas, welcher das Amt eines Doflmerfchers vertrat, um eine Deutlichere Erflärung bath:
fo wurden fie noch verlegener. Hierauf fagete der Graf, er näbme das erfte Gefchenf mit
Vergnügen an, weil er feine Kinder, die er als todt beweinet habe, wieder ſaͤhe; auch gefalle
es ihm wohl, daß die Abgeordneten beyder Orte ihre Aufrichtigkeit zeitig verfichern wollten:
allein, Die übrigen Gefchenfe naͤhme ex nicht an, indem fie feinen Arm zuruͤckhalten wollten,
er aber im Begriffe wäre, ohne Berzug loszufchlagen ; es fey denn, man gäbe ihn auf alles,
davon er gegen den Teganifforens gedacht habe, Elaren Beſcheid .
Hierauf bewirthete er fie prächtig, nahm währendes Schmaufes feine edle Geſpraͤchig⸗ Schicket die
keit, die ihm ſelten mislang, an ſich, und ſuchete die Goyaguinen und Tſonnonthuaner zu Abgeordneten.
überreden, er wuͤnſche zwar den Frieden, allein mehr ihrentwegen, als ſeinetwegen, und — zu⸗
als ein Vater, der feine Kinder wider Willen zuͤchtiget. "Nach einigen Tagen ließ er alle Er
Wilden zuſammenkommen, und erzeigete ſich ſehr unwillig, nicht nur deswegen, weil
Teganiſſorens fich zur beſtimmten Zeit nicht eingefunden hatte; ſondern abſonderlich auch,
wel mon die Engländer um Rath) gefraget Hatte, welche doch, ihres eigenen Vortheils
wegen, den Frieden freylich misrathen mußten. Er ſeines Ortes wolle ſich von den Dr»
ten durch ihre Unentſchloſſenheit und Unbeſtaͤndigkeit nicht fange Affen faflen ; fondern er
Verde nebſt feinen Bunbesgenofen den Krieg im Ernſte wieder anfangen, und hitziger, als
jemals frei
a + kreiben.
' Als
— Geſchichte und Beſchreibung
1694. As ihm die Abgeordneten, aus Erſchrecken über dieſe Drohung, ein Mistrauen
— 17 gegen feine Bunbesgenoffen einzuflößen fcheten: fo verfheidigers gr diefeibigen, und ver-
A ficherte, er werde feinen Mugen nie ohne den ihrigen füchen. Er hoͤrete einigen Klagen
der Huronen und Jroquefen über einander mit Gelaſſenheit zu, ohne Zweifel, um zu fehen,
„ob er nicht von der Aufführung der erftern, denen er nie fonderlich viel Gutes zuůgetrauet
hatte, einiges Licht bekommen koͤnne. Als aber nach einem heftigen Gezaͤnke fonft nichts,
als was ex bereits wußte, zum Vorſcheine kam: fo geboth ev allen beyden Stillſchweigen.
Nachgehends fagete er zu den Iroqueſen: er wolle ihnen Zeit gönnen, ihre Schuldigkeit
von ſelbſt zu thun; folglich feine Kriegesruͤſtungen mit Weile vornehmen; würden fie aber
feine Geduld misbrauchen , fo wolle er ihnen zeigen, er fen ein eben jo ſchrecklicher Feind,
als liebreicher Baer und getreuer Bundesgenoſſe. Auf eben dergleichen Weiſe fprach er
mit allen übrigen Wilden ins befondere, und ließ fie reichlich" beſchenket voll Hochachtung
ſeiner Perſon, nach Hauſe ziehen.
Wiederkunft Zu Ende des Weinmonates kam der P. Millet nah Montreal. Er hatte eine
bes P. Deillet fünfjährige Leibeigenfhaft, und zwar meiftens in beftändiger Angft, man. werde ihn,
m des Ta gleich einem Kriegesgefangenen , zu Tode quälen, erduldet. Ex berichtete es folge Ta-
Br reha mit ben Abgeordneten des Ortes Onneyuth hinter ihm drein; gleichwie fie denn we⸗
nige Tage hernach wirklich ausftiegen, aber ſchlecht willlommen waren. a, es fehlete
wenig: fo hätte man ihnen als Kundſchaftern begegnet. Gleichwohl ließ ſich der Graf das
Zeugniß des Miſſionars, welcher vom Tareha viel Gutes genoffen hatte, in etwas be-
fänftigen; denn ungeachtet. er die Warnung der Abenaquier, als ob nämlich alle Unter—
Handlungen nur auf das Gewinnen der Zeit 1, allmählich für gegründer hielt: ſo
erwog er doch auch, daß fie dem Lande einige Ruhe verfchaffer, folglich allerdings Nugen
gebracht hatten.
Urſachen einer Nebftvem mußte er nothwendiger Weife, entweder im Ernſte, oder zum Scheine,
Unterhand in Unterhandlung treten, ober er mußte die Iroqueſen mit einer Macht, die fie zu vertil-
lung, gen im Stande war, überfallen. Das letztere aber ftund bey weiten nicht in feinem Ver⸗
mögen. Vorhin habe ich ſchon erwaͤhnet, daß die Engländer zu Onnontague eine Fe—
ſtung erbauet hatten; diefe nun war in vollfommenem guten Zuftande. Die Iroquefen
ſelbſt vermochten im Nochfalle dreytauſend Mann auf die Beine zu bringen, und der
Statthalter von Neuyork war nichts weniger gefonnen, als fie vor feinen Augen vertil-
gen zu Jaffen. 34
Der Graf hingegen Fonnfe aufs höchfte, wenn er alle Soldaten, den Sandausfhuß
und die anfäßigen Wilden zufammennahm, nicht mehr, als zweytaufend Mann zu Selde
führen; Darum, weil es dev Klugheit zuwider lief, die Graͤnzplaͤtze, deren Anzahl nicht
"geringe wat, unbefeget zu laſſen. Daher war es in der That ſchon ein vieles, daß man
die großen Parteyen, folglich die Verwuͤſtung des platten Sande, und die daraus felgende
Hungersnoth abgewendet hatte. Nun war aber Diefes Abwenden eine Frucht der bisher
‚erwähnten Bergleihshandlungen; denn mas die Eleinen Parteyen beyder Theile betrifft,
welche unterdeffen im Selde herum ſchwaͤrmeten: fo halfen fie weiter zu nichts, als daß wir
| ‚ohne Unterlaß auf unferer Hut ſtehen mußten, a:
Einige Abena * Die Engländer zu Bafton genoffen bey weiten Feiner fo großen Ruhe vor den Abe-
quier vergleis naquiern. Der Ritter PHibs hacte auf Die PemEuitfchanze, weil fie Mitten unter Diefen
chen ſich. Wilden fiege, große Hoffnung gefeget, auch durch ſeidige wirklich einigen ſo viel Furcht
x einge:
von Neu⸗Frankreich. XVBuh 40%
eingejaget, daß fie einen Veraleich mit ihm eingiengen, Es war dieſes um fo vielweniger Zu 1894.
vermundern Er — ſich auf die gute Geſinnung dieſer Leute, und auf das
Anſehen derer, welche viel bey ihnen galten, ein Bißchen zu viel verließen, und daher die
Wilden zum öftern im Stiche ließen. Nebſtdem ſaßen viele von ihren Anverwandten zu
Baſton gefangen, und ſie haͤtten, um ſelbige aus der Englaͤnder Gewalt zu retten, wohl
noch mehr gethan. R .
Es mar mit der Sache fehon fo weit gefommen, daß zwey von ihren Oberhaͤuptern
fhon im Maymonate einen Frieden mit dem neuengländifchen Statthalter zu fhließen ver-
fprachen; es mar auch der legtere, nachdem er Geifeln empfangen hatte , zu Beſchleuni—
gung diefes Gefchäfftes, das er mit allem Rechte für einen Hauprftreich anſah, in Perſon
nach Pemfuit gereiſet. Vermuthlich wäre ihm feine Abficht gelungen, wenn ihm nicht
die Gefchwindigfeit des Herrn von Billieu, welcher bey der Belagerung von Quebec große
Ehre einlegete, nun aber dort zu Sande eine Compagnie anführere, einen Strich durc) Die
Kechnung gemacher haͤtete.
Eben als der Ritter Phibs bie größte Hoffnung hatte, fein Gebieth wor fo beſchwer- Der Herr Vil.
lichen Nachbarn auf immer in Sicherheit zu ſetzen, beredete Villieu, mit Hilfe des dafi- lieu vernichtet
gen Miffionars, Herrn Thury, ein Dberhaupt der Maleciten, Namens Matauando, alles,
ungeachtet der Mann bereits in den Frieden gewilliget hatte, daß er eine Partey von zwey⸗
hundert und funfzig Wilden aus der Gegend des Pentagoet und Johannesfluſſes zufam-
menbrachte. Hierzu ftießen noch die Abenaquier aus der Miffion des Altern Pater Bigors,
und ein einziger Franzos. Billien führete fie mitten unter die englifchen Wohnpläge, bie
auf zwölf Meilen weit von Baſton, an den Pefcaduefluß.
Es waren an diefem Orte zwo etwas von- einander enrfernete Schanzen. Auf die Verwegenes
erfte giengen die Abenaquier los; auf die ziwente die Saleciten und Miemacen, unter eige- Unternehmen.
ner Anführung des Villieuz beyde wurden in weniger Zeit erobert. Es kamen dabey
zweyhundert und dreyßig Engländer ums Leben, funfzig bis fechzig Häufer wurden abge-
brannt; franzoſiſcher Seits aber nur ein einziger Mann verwundet. Matauando focht
dem franzöfifchen Anführer beftändig zur Seite, und hielt ſich vortrefflich.
Die Abenaquier hatten einen gewiffen Taxus, der ſchon wegen vieler Thaten berüh- Schöne That
met, bauptfächlic aber wegen feiner Ergebenheit gegen die Franzofen lobenswirdig war, eines Abena-
zum Anführer, Dieſer begnügere fich nicht einmal mit der vorigt erzeigten großen. Tapfer- Miers.
keitz ſondern füchete vierzig der braveften unter feinen Leuten aus, ruͤckete Durch allerley
Nebenwege bis an eine unweit Bafton gelegene Schanze, und beftürmere fie bey hellem
lichten Tage. Hier wehreten ſich die Engländer zwar beffer, als zu Pefeadue, ſchoſſen
ihm zween Vettern an der Seite todt, und er ſelbſt wurde bis zwoͤlfmal durch die Kleider
geſchoſſen; endlich aber drang er doch ein, und verheerete alles bis an die Stadtthore.
Dieſe Feindſeligkeiten Argerten den Ritter Phibs um fo viel mehr, weil jedermann
auf fein Verſichern, als ob der Vergleich mit den Wilden richtig fey, in größter Sicher-
beit lebete, diefer unverfehene Einfall aber eine Empörung gegen ibn zu Baſton veranlaf-
ſete. Weil er nun im Sande in Feinem fondertichen Anſehen ſtund, überdiefes auch auf
Rache gegen die Wilden gedachte: ſo begab er fich nad) Pemkuit.
So bald er dahin fam, lieg er denen, welche in den Vergleich mit ihm gewilliget Vorgang zwi—
batten , vermelden ‚fie —* ihm zween Ihrigen, welche bey — ee beyder a len
anzen gegenwärtig geweſen wären, ausliefern; wo nicht, fo halte er fie alle mit einan- ter Phibs un
Allgem, Keifebefepr XIV Band. Eee der den Wilden.
1894
40% Geſchichte und Beſchreibung
der fuͤr Mitſchuldige einer gegen das Voͤlkerrecht begangenen Unthat, für Brecher ihres
gegebenen Wortes, Feine Feindfeligkeiten mehr zu begehen, und er fey ftarf genug, die
Rache für eine ſolche Treulofigkeit auszwiben. Weber diefe Drohungen erſchracken die
Wilden nicht wenig; denn fie hatten dem englifchen Generale Geiſeln gegeben ‚ und ihre
Anverwandten faßen zu Bafton gefangen; daher waren fie geneigt, um ihn zu befänftigen,
alles, wag er nur verlangete, einzurilligen , gleichwie er an feinem Orte, um fie an fich
zu locken, unter den innerlichen Vorbehalte, fie nachgehends zu betrügen, ihnen gern eine
goldene Bruͤcke gebauet hätte.
Nebftdem Hatte man fie ſchon feit langer Zeit auf Hülfe aus Frankreich vertroͤſtet,
dieſe Huͤlfe aber kam nie zum Vorſcheine ʒ ja es war nicht einmal die geringſte Hoffnung,
daß fie ſo bad ankommen würde, vorhanden. Denn die franzöfifchen Schiffe, welche an
die acadifche Küfte und bis an den Johannesfluß angeruͤcket waren, hatten in fo fehneller Eil
Reißaus genommen, daß bie Meberlegenheit der Engländer Hieraus genugfam erfhien.
Alles diefes verurfachere bey. den Wilden nicht wenig Nachdenken und eine große Unent⸗
fihloffenheit. Endlich) rieth der geößte Theil, man fole den englifchen General wegen des
Bergangenen um Bergebung bitten, und werfichern, er werde für das Kuͤnftige nicht die
geringfte Urſache zu einer Klage über fie finden. |
Ein Miſſio⸗ Allein, diefes Bornehmen hätte ohne Zweifel nicht nur fie, fondern auch zugleich
nat bindert. uns, in das Verderben geftürzet, Dadurch wäre ihre und unfere Schwäche den Englän-
Ben Vergleich· dern offenbar geworden; die Englaͤnder haͤtten ſich dieſelbige zu Nutze gemacht, und dieſe
Voͤlker ſo feſt gebunden, ie nicht mehr zuruͤck gekonnt haͤtten. Zum Gluͤcke erfuhr
Herr Thuri die Sache bey — ſprach an zu, Bande ihnen Bo
mit einander das bevorftchende Unglück vor, wenn fie ſich in die Arme einer Nation wür-
fer, die fie fehon fo oft betrogen habe, die ihnen das zugefügte Uebel nimmermehr verge-
ben werde, und die fie, aus Furcht eines noch geößern Uebels, unfehlbar ausrotten werde,
fo bald fie die Franzoſen nicht mehr zum Benftande hätten.
Er rieth ihnen, unterdeſſen, bis bie zur Ueberlegung gegönnere Friſt verlaufe, ihr
weniges Getreyde einzuärndten , und ſich bernach an ſolche Orte zu begeben, wo fie die
Engländer: nimmermehr auffuchen wuͤrden. Zu gleicher Zeit beredete Herr Villieu die
Oberhaͤupter, daß fie mit ihm nach Quebec veiferen, und dem Grafen die Haarköpfe der
zu Pefcadue gerödteten Engländer überbrachten. Ihnen folgeten bald darauf die Abena-
quier des Pater Bigots, welche an dem Vorgange zwifchen den Maleciten und dem eng-
liſchen Generale keinen. Antheil hatten. Beyde verficherten den Grafen ihrer unverbrüch-
lichen: Treue:. ö
Beſchreihung Indem eine Hand voll Wilde fo übel in Neuengland Baufete:. fo empfingen die Eng:
der Delfon laͤnder einen Streich in der Hubfonsbay, der fie noch weit aͤrger fehmerzete, Den 24ften
ſchanze.
bes Herbſtmonates erſchienen die Herren Serigny und d’ Iberville an der Mündung des
Thereſenfluſſes, nachdem; fie, in dem Eife, damit die ganze Bay; angefüllet war, große
Gefahr ausgeftanden hatten. An eben demfelbigen Tage landeten fie, und in der fülgen-
den Macht berenneten vierzig Canadier die Schanze, welche man erobert wollte » auf der
Landſeite. Ich Babe fhon anderswo bemerket, dasjenige, was man im eigentlichen Ver—
ſtande den Nelſonhafen nenne,. das fey eine Bay, darein der Therefen: und Bourbonfluß
fich ergieße, die Schanze aber liege an dem Ufer des erſtern unter. befagten Fluͤſen, und -
sine halbe Meile weit von der Mündung deſſelbigem
‚Den
)
[
yon Nangranfreih: · XV Buch. 405
Den arften“ ‚alles, was zur Belagerung noͤthig war, aus dem Poli, wel- 16aa:
hen —— * —9 Salamander, welchen d’ Iberville fuͤhrete, gebracht hatte
wollten beyde Brüder ‚fich der Schanze nähern: allein, das Eis verhinderte fie einen ganz
zen Monat lang davan, ja es wäre der Salamander beynahe gar gefcheitert, Endlich kam
das Schiff den agften des Weinmonates eine englifche Meile oberhalb der Schanze vor Anz
fer, und d Iberbille ließ feine geſammte Mannfchaft ſich auf dem Sande lagern. Die
Schanze war eigentlich nur ein: vierefichtes Haus mit vier daranhaͤngenden Bollwerken,
"og gfeicher linie mit den Pallifaden waren noch zwey Bollwerke. Eines Davon
dienete ven Officieren zur Wohnung. Zwiſchen beyden lag ein halber Mond mit acht acht=
pfündigen Stücen befeget , welche ven Fluß beftrichen, und unten eine Batterie zu ebener
‚Erde, mit fechs ſchweren Stuͤcken. Auf der Seite gegen das Holz, oder vielmehr gegen
einen mit Buſchwerke bewachfenen Sumpf, war gar feine Vertheidigung. Der Plag
ſelbſt war mit doppelten Pallifaden umgeben, und mit fechs und dreyßig metallenen und
fechs Steinftücten beſetzet. Die Befagung beſtund aus drey und funfzig Mann, unter |
Anfüprung eines ehrlichen Kaufmannes, der fein Tage Fein Pulver gerochen hatte; gleiche ⸗
wie er Dem auch ſehr ſchlechte Thaten ausuͤbete. 2 - *
Gleichwohl nahm Die Belagerung einen ſehr ungluͤcklichen Anfang für beyde Anführer, Wird bela⸗
Denn ihr jüngerer Bruder Chateaugue, welcher auf dem Poli als Faͤhndrich dienete, St
Fam durch einen Büchfenfhuß ums geben, als er einen Ausfall der Belagerten verhindern
wollte. Er mar der dritte aus feinem Haufe, der fein Leben in feines Königes Dienften
zufegete a). Don diefem Tage bis an den neunten war man bloß befchäfftiget, fich einzu—
graben. Den neunten arbeitete man an den Batterien für die Stücke und an den Kef-
feln für die Mörferz den 1zten fam man damit zu Stande, Che man fie aber fpielen
ließ, forderte d' Iberville den Befehlshaber auf. _ |
= Als diefer fah, es fey alles zum Bombarbieren fertig, er aber nicht nur Mangel an Der Befehls:
Holze littz fondern auch, im Falle die Sranzofen den Winter hier zubringen wollten, fich haber ergiebt
unmöglich damit verforgen konnte; abfonderlich aber, weil er vom Kriege wenig verftund ; N®-
ſo bewilligte ex vorläufig die Uebergabe der Schanze, und verfprach, den folgenden Tag
feinen bieutenant abzuſchicken, damit er den Vergleich richtig machen koͤnnte. Dieſes ger
ſchah auch. Der ieutenant verlangete, es follten fimmtliche Dfficier den Winter über in der
Schanze wohnen, ihr Gerärh and ihre Schriften behalten, und fo bald die Fahrt offen fey,
nach Frankreich übergefeget werden , damit fie von da nach England gehen Fönnten. Alles
dieſes wurde bewilliget, der Vergleich den zaten unterſchrieben, und getreulich erfüller,
——— Tag nahm d’ Iberville die Schanze in Beſitz, und nennete fie Die Bour—
bonſchanʒe.
Man bekam in dee Schanze wenig Leute, wohl aber eine Menge Mundvorrath,
damit die frangöfifchen Schiffe nicht zum beften verforget waren. Dergeftalt brachten fie."
den’ Winter, welcher dießmal fehr ftreng war, auch laͤnger, als gewoͤhnlich, anbielt, defto >
vergnügen hin, Weil die Engländer von dem Vorhaben ber Zranzofen Wind befamens
ſo Batten fie im Auguft zwo Fregatten in die Bay abgeſchicket, die Nelfon: und Annene
— Eee | ſchanze
wi Die Übrigen beyden waren die Herren Ste. Zelene und Bienville. Dev Name Chateaugue
de dom juͤngſten Bruder und jetzigen Statthalter zu Tayenge beygeleget.
3
Ar
404 | Gefchichte und Beſchreibung
1694. ſchanze mit Vorrathe verſorget, ihre Beſatzung verſtaͤrket, und alle vorraͤthige Bieberbaͤlge
N abgeholet. Etwas mehr Eilfertigkeit Hätte dieſen Streich verhindert: Aftein , ungeachtet
Ludwig XIV. damals durch das frühzeitige Eröffnen der Feldzüge feine Feinde allemal über:
raſchete: fo liefen. doch die Kriegesfchiffe,die man auf feinen Befehl nad) America fendete,
allemal um zween oder drey Monate fpäter aus, als fie follten. Die Folge der gegenwär-
tigen Geſchichte wird zeigen, daß dieſe Saumfeligfeit. beynahe die einzige Urfache unferes
Derluftes, und des ſchlechten Yusganges unferer Unternehmungen in diefem Theile der
neuen Welt war. *
Erfolg dieſer Zu allem Ungluͤcke kam auch noch der Scharbock unter unſere Leute. Die meiſten
u wirden damit befallen; der Lieutenant auf dem Poli, ‚Here von Tilly, neun andere Cana—
7°, dier und zehn Matrofen ftarben davon. Dagegen kamen Hundert und funfzig mit allerley
norbifchen Pelzwerfe beladene Eanote, im Brachmonate an die Bourbonfhanze, und hiel-
ten die Handlungsgenoffen für die von den Engländern weggefchleppten Bieberbälge ſchad—
los. Allein, man fonnte bis zum Ausgange des Heumonates vor dem Eife noch immer nicht
abſchiffen, fondern die Anker erft ven 28ſten lichten. Beyde franzoͤſiſche Schiffe Hatten nur
noch hundert und zehn Mann an Bord, darunter viele außer Stande zu dienen waren.
Diefes bewog den d’ Iberville zu dem Entfchluffe, er wolle auf die englifihen Schiffe lau:
ven, fie wegnehmen, ven Poli fodanı nach Frankreich fehicten, mit dem Salamander hin⸗
gegen in der Bayüberwintern, und die Annenfchanze erobern.
Als aber bis zum zten des Herbftmonates fein Engländer zum Vorſcheine am: fo aͤn⸗
derte er feine Anfehläge, und beſchloß, mit beyden Schiffen nach Quebec unter Segel zu ges
ben. Vorher aber machte er den Herrn de ia Foret zum Befehlshaber der Schanze, gleich⸗
wie den Heren von Marigni zum Lieutenante deffelbigen, ließ ihnen vier und fechzig Cana-
dier, fechs Iroqueſen vom $udwigsfprunge, und $ebensmittel für ein Jahr zurück, er ſelbſt
aber gieng nach Quebec unter Segel. Weil ihn aber die widrigen Winde lange Zeit an
der Sabradorfüfte aufbielten, und der Scharbock feine Leute immer dünner machte: fo wende-
te er feinen Lauf nach Frankreich, und erreichte den gien des Weinmonates Rochelle.
Verſtellung Im Herzen Neufrankreichs giengen die Sachen den alten Weg nech immer dahin.
der Iroqueſen. Die Jroqueſen verſprachen zwar immer goldene Berge, hielten aber nichts. Man erfuhr
nachgehends, daß der vollkommenen Ausſoͤhnung der Orte mit uns die Haupthinderniß
nun nicht mehr von Neuyork in den Weg geleget werde, fondern von Neuengland, indem
die Holländer, welche einen mächtigen Anhang in der erftern Sandfehaft hatten, fich dem
Frieden nicht weiter widerſetzeten. Es mochte num aber die Hinderniß fommen, woher fie
wollte: fo geftund doc) jedermann in ganz Meufrankreich, es fey einmal hohe Zeit, die
bisherigen Drohungen gegen diefe treulofe Nation ins Werk zu fegen. Ja man hegete in
dem koͤniglichen geheimen Rathe eben dergleichen Gedanken ſchon feit langer Zeit. Denn
der u 2; Pontchartrain ſchrieb unterm ı6ten April des gegenwärtigen Jahres folgendes
an den Örafen :
Der König „Ich mache mir ein Vergnügen daraus, Ihnen vorläufig zu melden, was der König
wit, man folle „yon dem Kriege und von den Sriedenshandlungen mit den Iroqueſen, welche feit dem Herbfte
fe böndigen. dag Jahres 1693 bis zu Abgange der Schiffe dauerten, gedenke, daß es namlich feheine, als
„ob befagte Unterhandlung eme abgevedete Sache zwifchen ihnen und den Engländern fe.
„&s feheine, . fie wollten bepderfeits nur Dero Unternehmungen gegen fie verzögern, damit
„fie ihre Jagd und ihre Handlung treiben, fodann aber deſts ſaͤrkern Wider tan leiften,
„ja
von Neu⸗Frankreich. XV Bu: 405.
„za gar in Kanada eindringen koͤnnten. Ein unſtreitiger Beweis ihrer Falſchheit iſt eß, 1605.
„was Sie entdecket haben: nämlid, Daß bie Iroqueſen zu eben der Zeit, da fie Gefandten — ꝰ
„uͤber Geſandten abfchictten, unfere Bundesgenoſſen, die obern Nationen, zu einem befondern
„Frieden, dabey wir ausgeſchloſſen blieben , aufreizeten. Dieſen Betrug haben Sie ſich
„doch wenigſtens darinnen zu Nutzen gemachet, daß Sie die Iroqueſen deſſelbigen in
»Öegenwart der Abgeordneten beſagter Nationen überzeugten, folglich den Tegtern Durch das
„eigene Geſtaͤndniß Der erftern bewiefen ve wären diefelbigen nie Willens geweſen
„den angeblichen Frieden mit einzuſchließen, welches dann. beſagte Völker in ihrer Treue
„und in der Zuverficht, Der König werde fie nicht verlaffen, deſto mehr beftärfet hat. Da
„nun dem -alfe iſt· fo muß man alle Mittel, um die Jroqueſen fo-heftig als möglich zu be—
„eriogen, pervorfuchen. Seine Majeftät werden trachten, Sie dazu in den Stand zu fegen.,
Es fehlete weit, daß die Geduld des Öenerals von jedermann fo günftig, als der Hof _ Siefangen
that, ausgeleget worden wäre. Unter denen, welche die Sache in der Nähe anfahen, gefiel dre Seindfe:
es den wenigiten, daß man die Iroqueſen bey dem Wahne ließe , als ob fie uns bey ber —— —
Naſe herumfuͤhren Fonnten. In dieſer Meynung wurde man beſtaͤtiget, als dieſe Barba- —
ren, nach vielen vergeblich geſpieleten Raͤnken, wie ſie ihre Landesleute am Ludwigsſprunge
und am Berge, die auch beynahe ſich geroinnen ließen, von uns.abwendig machen möchten,
das Raupe von neuem hevausfehreten, um unfere Wohnplaͤtze herumſchwaͤrmeten, und da
ihre gewöhnliche Grauſamkeit und Buſchkloͤpferey trieben,
Doch machte ihnen auch die Wachfamfeit und unermüdete Sorgfalt des Befehlshas
bers zu Montreal manche Anfchläge zunichte, Einer von den Hauptleuten des Ludwigs⸗
forunges, der ſich ingeheim mit ihnen eingelaffen hatte, wurde aus dem Dorfe gejagt.
Der Herr de ls Worte Cadillac, des Heren von Louvigny Nachfolger zu Michillimafi-
nac, brachte die Wilden feines Bezirkes dahin: daß fie gegen den gemeinfchaftlichen Feind
fteeiften, ungeachtet derfelbe fie auf alle Weife von unferm Bündniffe abzuziehen füchte,
Allein, bey dem allen „waren unfere Einwohner in beftändiger Sorge, in einen iroquefifchen
Hinterhalt zu fallen, ‚gleichwie denn viele im Gefichte, ja fo zu fagen unter den Stüden uns
ſerer Schangen ermordet wurden,
Ehe die Feindfeligkeiten wieder anfingen, haften die Orte hoͤchſttrotzige Vorfchläge ge-
ehan, und ihren alten Hochmuth zu eben der Zeit, da fie die verſtellte Neigung zum Frie—
ben abfegten, wieder hervorgefucht. Ber allen Dingen begehreten fie: der General folle nur
an fie Abgeordnete wegen des Friedens ſchicken; diefen aber würden fie nicht eingehen, went.
nicht vorläufig, ſowohl wir als unfere Bundesgenoffen alle Feindſeligkeiten gegen fie und
die Engländer einftelleten,
Ein folcher Trog von einem Feinde, deſſen Demüchigung man nicht für unmöglich
hiele; die Nothwendigeit dieſer Demüthigung, wofern man nicht alles bey unferen Bun⸗
desgenoffen kaum wieder erhaltene Anfehen aufs neue verlieren, und überdiefes das Herz
Reufrankreichs zum Schauplage eines gefährlichen Krieges, dabey nichts zu gewinnen,
aber alles zu verlieren war, machen wollte, verurſachete, daß jedermann, dem die bisherige
Erfahrung wenig Gutes vorausfehen lief, von Herzen winfhete: man möchte lieber Die ge⸗
ſammte neufranoͤſiſche Macht zuſammen nehmen, und damit die Orte zur Reue zwingen,
daß fie unfere Neigung zu einem für fie vortheilhaften Frieden gemisbrauchet hätten.
ein, der Graf war einer andern Meynung.
* Eee: | Er
0 a Geſchichte und Beſchreibung
2695,
u,
Der Graf
will Cataro-
sup wieder |
aufbauen,
Gegen jeder:
manns Gut:
achten,
Ja, des Koͤ⸗
niges ſelbſt.
Er ſetzete ſich durchaus in den Kopf," es fen Fein kraͤftigeres Mittel gegen alles beſorg⸗
liche Uebel, als die Catarocuyſchanze wieder aufzubauen. Er entſchloß ſich alſo, dieſen Vor—
ſatz auszuführen, abſonderlich, weil er ſeit feiner Wiederankunft aus Frankreich, aller Hinz
derniſſe, die fich ereigneten, ungeachtee, denfelbigen nie aus den Gedanken verloren hatte,
Sobald er diefes Vorhaben eröffnete, ftellete ihm nicht nur Herr Ehampigny, fondern
auch fammeliche in Dienften ſtehende Perfonen das Unheil vor, das eine ſoiche Unterneh-
mung, welche fonft niemand als er allein für vortheilhaft halte, nad) fich ziehen werde;
und daß man die Seute, welche das Befegen befagter Schanze wegnehme, weit nüglicher zur
Demüthigung des iroquefifchen Stolzes gebrauchen Fünne.. Man erinnerte ihn: Die Orte
bätten die Wiederherftellung diefes Plages öfter als einmal ſelbſt verlanget, demnach ge-
ſchehe ihnen dadurch nicht nur eine Gnade, deren fie fih unwuͤrdig gemacher hätten, fon-
dern man willige auch etwas, das fie gleichfam mit gewaffnerer Hand forderten.
Alles diefes machte bey dem Grafen niche ven geringften Eindruck, fondern er fügete
* rund heraus; es Möge jemand feiner Meynung feyn oder nicht, fo wolle er feinen Entſchluß
Deswegen dennoch bewerkſtelligen. Damit gieng er fogleich nebft Hundert, und’ zehn Ein⸗
wohnern aus dem Bezirke von Duebec und den drey Slüffen nad) Montreal ab, woſelbſt
er den gten des Heumonates ankam. Hier boch er noch funfzig Mann von dem daſigen
Landausſchuſſe auf; imgleichen zweyhundert Soldaten, und zweyhundert Wilde, nebſt ſechs
und dreyßig Officieren, zuſammen beynahe ſiebenhundert Mann, lauter auserleſene Leute,
welche im Stande geweſen wären, unter Anführung des Ritters Criſaſy, welchem ver Graf
die Unternehmung auftrug, allen Iroqueſen Gefege vorzufchreiben. - Man arbeitete an den
— F unglaublichem Eifer; und ſobald alles fertig war, machte ſich der ganze
ug auf den Weg. Rn — —
a“ Gleich den folgenden Tag erhielt der Graf ein Schreiben von dem Heren von Pont:
chartrain, darinnen ihm gemeldet wurde: der König billige fein Vorhaben nicht, Denn ver⸗
muthlich hatte entweder er ſelbſt, oder doch einer von denen, die es widerriethen, dem Hofe
Nachricht davon gegeben. Allein, er nahm die Verantwortung auf ſich, und kehrete ſich
nicht an das Verboth. „Ich dachte, ſaget Champigny in einem Schreiben an den Herrn
„von Pontchartrain vom sten Auguft, er winde feine Meynung ändern, gleichwie er denn
„leicht thun konnte. Ich ſtellete ihm zu diefem Ende eine Menge Gründe vor ‚ allein ver-
„geblich, ausgenommen, daß er Die Beſatzung um zwanzig Mann verringerte, Syn einem
„andern Schreiben vom rrten faget er: Die nad) Catarocuy abgefchickten Leute find wieder
„da, die Schanze ift wieder aufgebauet , und mie vierzig Mann befeget, ungeachtet uns
„ber Graf verfprach, fie follte nur aus dreyfig beftehen. Weit nüßlicher wäre es geweſen,
„bie Koften auf einen Zug gegen Die Iroqueſen zu verwenden, indem fie an einen Leberfall
„gar nicht gedachten, fondern permeyneten, fie Hätten uns durch ihre verſtelleten Frie-
„vensvorfihläge eingeſchlafert. Waͤre dieſes gefchehen: fo würden unſere Bundes;
„genoſſen nicht auf die Gedanfen gerathen feyn, fich mit ihnen zu vergleichen, gleichwie ſie
„den Berichten zu Folge voritzt zu hun Willen⸗ ſind, weil ſie ſehen, daß wir nichts gegen
„fie unternehmen. Die Huronen haben ſchon dren Canote dahin geſchicket, Die Renards
„und Maſcutiner find Leute, die ſich mie den Orten fehr gern gegen Die Siuren gerei-
„nigen. Sya die erftern geben gar mit dem. Vorſatze um, ſich in ihrem Sande nieberzufaf-
„fen. Mit einem Worte, la Motte Cadillac meldet, wir wuͤrden fie alle miteinander ver-
„lieren, wofern wir dem Unheile nicht bey Zeiten vorbeugeten, eine ſtarke Partey gegen die
„Iro⸗
von Neu⸗⸗ grankreich · XV Buch. 407
„Iroqueſen auf die Beine braͤchten, und unſere Bundesgenoſſen uͤberzeugeten, wir wollten
„dieſes Volk im Ernſte vertilgen.
Allein, der Graf Frontenac dachte ganz anders, nicht nur von feinem vorige ausge⸗
führeten Vorhaben ‚ fondern auch von dem unerlaffenen Zuge gegen die Iroqueſen. Man
muß auch geftehen, daß er nicht unrichtig dachte, ungeachtet der Entfhluß, den er wider
den Rath aller in Neufrankreich befindlichen Perfonen von Einſicht ergeiff, den gewuͤnſch⸗
ten Erfolg nicht. allerdinges hatte. Da ein Gefchichtfehreiber die Billigkeit nie aus den
Augen fegen darf: fo bin ich allerdings fhuldig, feine Gründe anzuführen. Er trägt dies
felbigen dem Minifter ſelbſt in einem Schreiben folgendergeftalt vor: |
„Die Mannfchaft, welche die Catarocuyſchanze wieder aufbauen follte, war ſchon eis
„nige Tage vorher, ehe Dero Schreiben einkief, dahin abgegangen. Indem die vornehm=
„ften Dberhäupter der Utauais Augenzeugen diefer Unternehmung gewefen waren: fo konn⸗
„te man fie, ohne alles Anſehen bey ihnen zu verlieren, unmöglich einftellen. Denn fie
„hätten feſt geglauber, es rühre diefe Aenderung entweder von unferer Ohnmacht her, oder
„von unferer ‘Begierde, die Friedensunterhandlungen mit dem Feinde von neuem hervor—
„zufuchen. Diefes wäre mehr als hinlanglich geweſen, fie entweder gänzlich von uns abs
„wendig zu. Machen, ober fie zu dem Schluffe eines befondern Friedens, darinnen wir nicht
„mit begriffen wären, zu. bewegen, abfonderlich, da fie öffentlich die größte Freude darüber
„bezeuget hatten, daß fie nunmehr, vermittelft dieſer Schanze, bey allen ihren Unternehmuns
„gen gegen die Iroqueſen einen ſichern Zufluchtsort im Rüden wuͤßten. Die ganze Sa-
„che war mit fehe wenigen Unkoſten, und im fehr Furzer Zeit gethan. Wir haben niche
„ben geringften Mann dabey eingebüßet. Sa, ungeachtet ich Willens gewefen war , die
„ͤcken in der Schanze nur mit Pfälen auszufüllen: fo fiel es doch möglich , fie innerhalb:
„acht Tagen, ohne daß es dem Könige einen Dreyer gefoftet hätte, von Steinen aufzubauen.
„Man wollte haben, ich follte Diefes Jahr alle unfere Soldaten, Einwohner und
„Bundesgenoffen zufammennebmen, und. mit fliegenden Fahnen und Flingendem Spiele
Onnontague wegnehmen. Allein, ich habe es nicht für- dienlich- erachtet; erſtlich, weiß
„ich nicht ſtark genug dazu war, Zweytens, damit nicht das Land, wenn es von Leuten
„entblößet wäre, den Einfälfen der Engländer offen ftünde, als welche über Chambly ins
„Montrealifche einbrechen koͤnnen. Drittens, weil der ganze Zug auf weiter nichts, als
„das Wegbrennen der feindlichen Cabannen, hinauslaufen wuͤrde, indem die Wilden, geſetzt
„auch, es könnten die Engländer ihnen nicht fo gefhwind zu Hilfe eilen, gleichwohl Zeie
„genug hätten, mit Weib und Kind in die Wälder zu fliehen. Man darf nur an basjes
„nige gedenken, was nad) dem Zuge des Herrn Denonville gegen die Iroqueſen vorgieng,
„’fo wird man, leicht begreifen, es fey das Wegbrennen eines iroqueſiſchen Dorfes, im ges
„eingften nicht das rechte Mittel, uns gegen die Streifereyen diefer Wilden in Sicherheit
„u fee h £
„Das alerleichtefte Mittel, ind das am wenigſten Fofter, iſt diefes, daß man fie fer
„ner durch unabläßiges Streifen dergeſtalt quäle, daß fie ſich nicht unterſtehen dürfen, ei⸗
„nen Tritt weit aus ihrem eigenen: Lande zu gehen. Diefes zu hun, werben wir vermit⸗
»telft der wiedererbaueten Schanze im Stande ſeyn. Sollten Seine Majeſtaͤt kuͤnftiges
Jahr die Entſchließung zu einem Angriffe der Pemkuitſchanze faffen: fo würde die Herz
ftigfeit der Wilden in dafiger Öegend um ein ziemliches vergrößert werden, = = = Ja es
»waͤre au. wünfehen, Dieſelbe moͤchten Dero Entſchluß bis auf die Bombardirung der Städ-
„fe
#
16095.
408 Gececſchichte und Beſchreibung
1695. „te Baſton und Manhatte ausdehnen, welches zu thun meines Erachtens nicht ſonderlich
ſhwer wäre, und dem Kriege bier zu Sande auf einmal ein Ende machen wuͤrde.
Zwar Fönnte man wenigftens gegen eines und das andere, was der Graf zu feiner Verz
theidigung anführere, ganz wohl etwas einwenden. Mit dem allen aber fcheint es gleich-
wohl ſchwer, den Ausfpruch zu hun, welches von beyden, ob der Nusen, den diefes Unter-
nehmen brachte, oder der Schaden, den es verurfachete, größer war. Vielleicht trieb man
die Sache auf beyden Seiten zu weit. Denn gefeßt, es habe ſich unfer die Bewegungs-
gruͤnde des Großſtatthalters einiger Eigenfinn, oder vielleicht auch einiger Eigennuß gemi-
fihet, fo war doch der Eifer feiner Gegner, oder doch einiger von ihnen eben fo wenig von
allen Vorurtheilen und widerfinnigem Wefen frey. Des Grafen ganzes Unglük war,
daß allzuviele Leute an dem Misvergnügen gegen ihn Antheit nahmen.
Lobwuͤrdige Uebrigens muß man dem Ritter Criſaſy das verdiente Lob ſprechen, daß er die Befeh-
Ihaten des fg des Generales mit einer folchen Geſchicklichkeit vollzog, welche jedermann, aud) bie
—* Ei gauptſachlichſten Tadler der Unternehmung ſelbſt, in Verwunderung ſetzete. Innerhalb
ip. vierzehn Tagen that er nicht nur eine Reife von hundert und zwanzig Meilen weit über ei-
ne Menge Wafferfälle, fondern erbauete auch die Catarocuyſchange von neuem. Doch,
baben ließ es fein Eifer und feine Wachfamkeit nicht bemenden. Er ſchickete vor feiner
Kückreife nach Montreal achtzig in kleine Haufen vertheilete Wilde auf Kundſchaft aus,
und diefer Vorſichtigkeit nebft der Tapferfeit, welche einige Officier, davon ich fogleich reden
werde, erzeigten, hatte es Neufrankreich in der That zu danken, daß man für dieſesmal
in Ruhe Arnöten Fonnte,
tan erfährt, Bierzig von feinen ausgeſchickten Kundſchaftern nahmen den Weg gegen Onnonfe-
daß Jroquer gue, und einige Davon wagten ſich bis an den Chuguenfluß. Hier faben fie nicht nur wier-
fen zu delde Ind dreyßig iroqueſiſche Canote den Fluß herab fommen, fondern fie höreten auch, daß eini-
vehen. ge Wilden zu einander ſagten: nun wollten fie bey den Franzoſen und ihren Brüdern am
Ludwigsſprunge einen Befuch ablegen, daran fie ſchwerlich gedaͤchten. Die übrigen Par-
tenen befräftigren ebenfalls, es fey eine große Menge Iroqueſen im Felde, und fie alle mit
einander eileten dermaßen nach Haufe, daß der Befehlshaber zu Montreal feine Doften in
Bertheidigungsftand fegen, und der Graf achthundert Mann auf der Perrotsinſel zuſam⸗
menziehen konnte.
Werden ger Nichts deſtoweniger ruͤcketen die Iroqueſen bis nach Montreal, feßeten verfchiedene
ſchlagen. kleine Haufen ans Land, und ſchlugen einige Einwohner todt. Als der Großſtatthalter
Nachricht davon befam: fo vertheilete er fein Eleines Heer, und legte in jedwedes Kirchfpiel
eine gewiffe Anzahl Leute, um die Aerndte zu decken. Diefe Anftalt machte den Iroqueſen
alfe ihre Anfhläge zunichte, auch erlegte Herr Durantaye einen anfehnlichen Haufen die;
fer Barbaren Hinter Boucherville. Zwar wagten die Wilden hier und dort einige Anfälle,
aber ohne fonderliche Wirkung. ‚ Auf diefe Weife endigte ſich der Feldzug in dem Herzen
der Colonie. Aber in den weltlichen Gegenden fah es zu Anfange deffelbigen ſchlimm für
Die Iroqueſen aus.
fa Motte Cavillac Hatte erwaͤhnter maßen die benachbarten Wilden endlich zum Strei—
fen gegen die gemeinfhaftlichen Feinde bereder, Sie thaten es mit fo gutem Erfolge, daß
fie eine große Anzahl Gefangene nah, Michillimakinac brachten. Die Iroqueſen wollten
dafuͤr an den Franjoſen ſich rächen, rückten in großer Menge auf die Miamier an, und
wollten fie entweder zum Kriege mit denfelbigen zwingen, ober vom Sofephsfluffe, da be:
fagte
von Neu⸗ grankreich XV Buch. 409
fagte Wilden ein volkrei ef inne hatten, soegjagen. Zum Gluͤcke war, als die Sro- _ 1695.
quefen MP nebft einigen Canadiern in beſagtem Dorfe. Er.
ſtieß zu den Miamiern, und fiel über diefe Barbaren, welche fih nichts weniger vermu⸗
theten, mit ſolchem Ungeftime ber, daß viele entweder gefödter oder verwundet wurden , die
übrigen aber in großer Unorönung Reißaus nahmen, » a]
Diefe Schlappe fiel ihnen zwar fehr empfindlich, Doch es hielt fie die Untreue eines hu⸗ Treuloſigkeit
roniſchen Hauptmannes, ben unfere Canadier insgemein den Baron biegen, bald wieder eines —
ſchadlos dafür, Es war ein gefährlicher Mann, und den Franzoſen, die ihm allzuviel * nfuͤh⸗
traueten, fpinnenfeind. Er hatte die Huronen zu Michillimakinac abgehalten, gleich an—
dern in den Krieg zu ziehen, und pflag ſeit einiger Zeit mit den Jroqueſen Unterhandlung.
Gleichwohl mußte er fein Vorhaben mit einer Geſchicklichkeit, welche nur den Wilden, ab-
ſonderlich aber den Huronen, eigen iſt, zu verbergen. Zu eben der Zeit, als er nebſt andern
Abgeordneten unſerer Bundesgenoſſen zu dem Großſtatthalter abreiſete, und ihn ewiger Erz
gebenheit verficherte, ſchickete er feinen Sohn, mit dreyßig ihm gänzlich ergebenen Kriegern
zu den Tfonnonthuanern.
Hier ſchloſſen biefelbigen mit nurbeſagtem Orte einen Vergleich ſowohl im Namen
der Huronen, als der. Utauais, Als Die ganze Sache endlich offenbar wurde: fo war es
ſchon fo weit damit gekommen, daß fa Motte Cadillac fie nicht mehr ändern Fonnte, Zwar
brachte er es dahin, daß die Vollziehung des Bergleiches, wenigftens auf der Utauais-
Seite aufgehoben wurde: allein, der Baron zog die Larve ab, und entfagte uns völlig.
Unfer Troft war, daß ein offenbarer Feind allemal weniger Schaden thut, als ein treulofer
Dundesgenofie, abfonderlich wenn felbiger von einer folhen Gemuͤthsbeſchaffenheit iſt, als
diefer hatte, Nebſtdem hielt es auch nicht das ganze Dorf mie ihm, noch folgete es fei-
nem Deyfpiele, en Her a ———— N F in
Noch machte eine gewiffe Sache ven Heren de Ia Motte Cadillac ſchwere Gedanfen Staatskunſt
und bewog ihn, die Abgefandefchaft, davon ich ige gefprochen habe, zu veranlaffen, Die des Herrn la
Wilden in feinem Bezirke Elageren immer über den hohen Preis unferer Waaren ; es war Motte Cadil⸗
auch berfelbige in der. That übermäßig. Nichts hat uns in Canada, abſonderlich bey mis: u
lichen Umftänden fo fehr geſchadet, als daß man auf das Uebertheuern nicht beffer Achtung
gab, da es doc) die Voͤlker, deren Handlung uns höchft nothwendig fiel, öfter als einmal
auf den Vorfag brachte, lieber mit unfern Feinden in Bündniß zu freten. |
Weil der Befehlshaber zu Michillimakinac die betrübten Folgen diefer Unordnung
beffer, als jemand, vor Augen harte, gleichwohl aber fuͤr ſeine Perfon dem Uebel nicht ab-
helfen Eonnte ſo wollte er den Großſtatthalter und den Intendanten mit guter Art dazu
veranlaffen. Daher ftiftete er die Abgeordneten an, die er unter einem andern Vorwande
nach Montreal ſchickete, fie follten durch ein Geſchenk um die Verminderung des Waaren-
preiſes anfuchen, auch auf dieſen Punct als auf eine Sache, davon fie nimmermehr abge:
ben würden, dringen. Gie thaten es 3 30, fie giengen um ein ziemliches weiter, als fa
Motte Cadillac gebacht hatte. Denn fie erfehienen yor dem Grafen als feute, welche die
Wahl unser Kriege und Frieden geben, und ſagten bey Ueberreichung ihres Geſchenkes
rund heraus, wofern man ihre Bitte verwerfe, fo wuͤßten fie ſchon, was zu chun fey.
Ein ſo drohender Vortrag konnte freylich nicht mit Gelaſſenheit angehoͤret werden. Was zwiſchen
Men wies alfo das Geſchenk froßig ab; und der General gab den Abgeordneten wegen den Abgeord⸗
hrer Ungebuͤhr einen guten Verweis; gleichwohl vermiſchete er ihn, gieſchwie es denn Der —
Ugem, Reiſebeſchr. XIV Sand, Srf
N= vorgieng.
——
410 Geſchichte und Beſchreibung
1695. Anſtifter dieſes Streiches zum voraus geſehen hatte, auf eine ſchickliche Weife mit allerley
glimpflichen Worten und gütigem Bezeugen, alfo, daß aus feiner Rede mehr Gelindigkeit
als Zorn hervorleuchtete, und die Wilden wohl merketen, man werde fie wegen des Waa⸗
senpreifes vergnügen. Unterdeſſen, da fie in ihrem Vortrage merfen ließen, als ob fie
überhaupt, und diefen Punct bey Seite geſetzet, Feine fonderliche Luft zum Fortfegen des
Krieges hätten: fo bezeugete der General großes Mitleiden über die große Berblendung, dare
innen fie wären, indem fie ihr wahres Beſte nicht zu erfennen vermöchten.
Er feines Ortes, fuhr er fort, ſey feſt entfehloffen, den Krieg zu führen. Zwar wäre
es ihm lieb gewefen, wenn feine ſaͤmmtlichen Kinder ihm das Blur ihrer vielen getödteten
Brüder rächen hilfen, unterdeffen wäre er doch im Stande, es ohne ihren Beyſtand zu
thun. Cr fönne fie fie ihren Ungehorſam nicht beffer beftrafen, als wern er ihnen ihren
Willen laſſe. Nur moͤchten fie Fünftig daran gedenken ‚ daß er fie treulich gewarnet habe,
es ziele die Abficht der JIroqueſen bloß auf ihre Vertilgung, und es ſuchten diefelbigen, gleich.
wie die bisherige Erfahrung zeige, fie nur deswegen von dem Bündniffe mit ihm abzusie-
ben, damit fie die befagte Abficht defto leichter ausführen fönnten. ad
Eine fo wohl angebrachte Standhaftigfeit machte die Abgeordneten: erſtaunet, und
verurſachte abfonderlich dem Buronifchen Hauptmanne ſchwere Gedanfen. Gleichwohl
blieb er bey feinem bisherigen Stilleſchweigen, und fagte bloß, feine Nation habe ihm Fein
Wort mitgegeben, fondern nur befohlen, alles, was fein Vater Ononthis fagen werde, ge-
nau anzuhören, und feinen Brüdern twieder zu fagen. Weil aber der General feine Raͤnke
ſchon wußte: fo gab er ihm zur Antwort: er möge „tvie er wolle, er kenne ihn
wohl, frage aber nichts nach ihm. Hierauf ve real md Ripißinger d
Grafen, fie hätten Feinen Antheil daran, im Falle etwa diefer Mann etwas ihm misfälli-
ges vornehme, Die legten erbothen fich überdiefes noch, Hier zu bleiben, und dem Krieges:
zuge ihres Vaters mit beyzuwohnen.
Ein Siux Einige Zeit vorher waren viele Wilden mit Pelzwerfe von dem äußerften Weftende
verlanget des des obern Sees, unter Anführung des Herrn le Sueur, angekommen. Als nun der Graf
Grafen Schutz heſagten Wilden Gehör ertheilet, trat ein Hauptmann der Siuren mit traurigen Gebär-
den zu ihm, legte beyde Hände auf des Grafen Knie, und fagte mit weinenden Augen,
er möchte fich doch über ihn erbarmen. Alle übrige Völker Hätten ihren Vater, er aber
ganz allein wäre einem Sündlinge ähnlich. Damit breitete er einen Biebermantel Hin,
darauf zwey und zwanzig Pfeile lagen. Diefe nahm er einen nach dem andern auf, nen-
nete bey jedwedem ein Dorf von feiner Nation, und verlangete zum Befchluffe, der Graf
möchte fie alle miteinander in feinen Schutz nehmen. Der Graf verſprach es auch: allein,
weiter machte man feine Anftalt, dieſes Volk in unſerm Buͤndniſſe zu erhalten. Umterdefe
fen, da Die weitläuftigen Ebenen, darauf fie wohnen, mit den öfters erwähneten Ochſen an-
gefüllee find: fo Härte man fehr vieles Leder und Wolle von ihnen haben fünnen.
Div Abena⸗ Indem die Englaͤnder ſich auf die Iroqueſen verlaſſen, und wegen Neuyorks nichts
quier werden mehr befürchten durften: fo dachten fie yon neuem darauf, wie fie die an Acadia gränzen-
betrogen. den Bolker von uns abwendig machen möchten. Als fieben Abenaquier Mit einer Ver
gleichsfahne nach Pemkuit Famen: fo wurden fie angehalten, drey davon als Gefangene
nach Bafton abgeführer, die vier übrigen unterwegens erwuͤrget. Der Ritter Dhibs war
vor Furzem in England geftorben, und noch niemand an feine Stelle geſetzet worden ſon⸗
dern es regierete unterdeſſen einer, Namens Stougton, Neuengland, bis auf weitern Be⸗
ſcheid.
vo Neu⸗Frantreich · XV Buch, u
ſcheid. Von dieſem eten die Abenaquier ihre wider das Voͤlkerrecht gefangen ger _ 1695.
feßeten a a eihefaßne, die ihnen Sicherheit hätte verfchaffen follen; ———
ſtatt der Antwort w anf. a ihnen ihre letzthin veruͤbeten Feindſeligkeiten vor, und verlangete,
unter großen Drohungen, fie ſolten ihm die Urheber derfelbigen ausliefern.
ie antinorteten aus. gleichem Tone, Endlich gab man es auf beyben Seiten ge:
nauer, Cougron wolle Diefe Seute, die fich fürchterlich gemacht fatten, nicht nach mebe
erbittern , fie hingegen hätten nur gern ihre Anverwandten losgehabt, und fodann Die er»
mordeten geraͤchen Da ſie aber erfuhren, bie Engländer ruͤſteten ſich waͤhrender Unter⸗
handlung zu einem Ueberfalle: fo griffen fie zum Gewehre.
Nur das einzige bielt fie zurück, daß ihre Feinde, wie fie dachten, Meifter zur Sce Sie wollen
waren, und bie Franzofen das Herz nicht hatten, ſich auf diefem Elemente vor ihnen Ih deswegen
fehen zu laffen. Als aber ein Fönigliches Kriegesfehiff unter dem Herrn Bonaventure an- raͤchen.
kam, und einige engliſche Fahrzeuge an ber benachbarten Küfte wegnahm: fo ließen fie diefe
Meynung fahren, und befchloffen, ven Engländern alles mögliche Herzeleid anzuthun.
Wie fie diefen Borfag erfülleten, das werden wir in folgenden Buche vernehmen.
Weil zu Ende des Jahres fo wohl in England, als zu Bafton, eine ftarfe Flotte
alsgerüffer wurde: fo vermurhete man, es fey Damit auf Neuland gemuͤnzet. Plaifance
war in einem fehr efenden Zuftande, Es ftellete alfo ver Graf nebft dem Herrn von
Champigny dem Minifter vor, es wuͤrde der Verluft diefes Plages bey den bevorftehen-
ben Sriedenshandlungen, die man zum voraus ſah, große Schwierigkeiten verurfachen.
Sie ſchlugen vor, man folle kuͤnftiges Fruͤhjahr etwa ein Dutzend Kriegesſchiffe aus Froutenac
den franzoͤſiſchen Hafen abſchicken, das engliſche Geſchwader, das um dieſelbige Zeit aus- und Champi-
laufen werde, ſchlagen, und hernach Baſton wegnehmen. Denn es treibe dieſe Stadt u lagen
eine fehe ſorke Handlung, und werde. uns, wenn wir fie einmal weggenommen Hätten, anyugrafen
zum Meifter von ganzen Sifhfange machen, Cs war diefer Anfchjlag nicht nur vortreff: wasretſen.
ich, fondern auch weit leichter auszuführen, als man in Franfreich glaubere. Allein, der
König hegete andere Abſichten; und man wußte in Frankreich nicht eben fo gut, als in
Canada, mie viel daran gelegen fey, daß die Macht der Engländer in dem nordlichen
Theile von America geſchwaͤchet werde.
Demnach) ließ es der geheime Rath Seiner Majeftät dabey bewenden, daß man die Einrichtung
Engländer im folgenden Jahre aus allen ihren neuländifchen Plägen, aus ber Pemfuirs-des Feldzuges
fhanze, welche ganz Acadia Furcht einjagete, und ans den übrigen Orten an der Hud⸗ fuͤr 1996.
fonsbay jagen wolle, i Wie es ſcheint, fo follte die Unternehmung gegen Pemfuit auf Ko—
ften des Königes, bie übrigen aber auf Koften der nordifchen Handelsgefellfhaft ausge:
führet werben. So viel ift gewiß, daß Seine Majeftät die erftere den Herren d’ Iber⸗
ville und Bonaventure auftrugen.
Der Intendant zu Rochelle, Herr Begon, befam fchon im Hornung Befehl, den
Envieux und Profond zu Rochefort auszurüften, _ Der Verhaltungsbefehl beyder Anführer
lautete, fie follten bie Pemkuitſchanze nach der Eroberung bis auf den Grund fihleifen,
dagegen aber die Johannesſchanze aufbauen, und von hier den Herrn Gerigny mit fei-
ken Schiffe, der Drache genannt, in die Hudfonsbay ſchicken, fie felbit aber nach Neu—
And-abgepen, zu den Maloer Schiffen, welche da auf ſie warten würden, ftoßen, und
Üe zfammen , nach genommener Abrede mit dem Befehlshaber zu Plaiſance, Herrn
Öff Brou⸗
gı2 0 Gefechte und Beſchreibung
1695. Brouillan, die Engländer zu Waffer und zu Sande angreifen, Den Erfolg aller diefer
7 Unternehmungen werden seit Fünftig fehen. Fa
Gedanken des Den iroquefifhen Krieg betreffend, fo fehrieb Herr Pontchartrain im Maymonate
Könige. vom 2696 folgendes an den Großftatthalter und den Intendanten. „Seine Majeftät glauben,
Iroqueſen · der Iroqueſenkrieg habe keine andere Urſache, wenigſtens doch die letztern Jahre her,
kriege. „als den Handelsneid gegen Die obern Nationen und Neuyork; indem beſagtes Bolf,
„feiner Sage wegen, eine große Bequemlichkeit, fo wohl zu einem, als dem andern Han:
„del hat. Auch glauben Diefelbige, es rühre der Abfall der Utauais und anderer entfern-
„ter Völker dafiger Öegenden bloß daher, weil die Franzofen , durch ihr Auslaufen ing
sand hinein, die Handlung an ſich zogen, welche befagte Völker mit den nordlicher ge-
» legenen trieben, und daß das Wilbfehießen, welches, ungeachtet alles Berbietpens, hef-
»tiger, als jemals, einveißt, die Duelle aller innerlichen Unordnungen fey, und Gelegen-
> beit gegeben habe, daß viele Wohnpläse zerſtreuet oder einzeln liegen, dadurch aber die
„Kräfte des Landes geſchwaͤchet, und die Willensmeynung Seiner Majeftät, daß die
+» Wohnungen beyfammen liegen, und Die Einwohner des Feldbaues warten follen, ver-
„’ nichter wird, ;, N
Ferner fehrieb der Minifter, weil der Graf nebft dem Intendanten vorgeſtellet här-
gen, es wären unfere Bundesgenoffen übel gefinnet, und man koͤnne, weil es allzuviel
£ofte, nicht wohl eine Gemeinfchaft, den Krieg. betreffend ,. mie ihnen ‚unterhalten: ſo
—* Seine. —2 auf zen gie — * fuͤr gut, Michillimakinac
den übrigen entlegenen Plaͤ räumen, ‚wolle fie Die unter den Illineſen
angelegte Sibmlgehbunge beibepaln) Mora —E n n) Bade Ehen
herren derfelbigen, nämlic) die Herren de la Foret und Tonti, Feine Bieberbälge in vie
Eolonie abſchicken ſollten. —A
Mir iſt unbewußt, wer dem Koͤnige dieſes rieth? Gewiß aber iſt es, daß zwar einer
Seits die Canadier durch ihr Auslaufen in die wilden Laͤnder die neufranzoͤſiſche Handlung
verderbeten, ein luͤderliches Leben einfuͤhreten, die Nation bey allen andern in Nordamerica
veraͤchtlich macheten, und dem Fortpflan 1 des Glaubens eine unüberfteigliche Hinder-
niß in den Weg legeten ; auf ber andern Seite aber die Mittel, welche feine Majeftät da-
gegen ergriff, bey den damaligen Umftänden der Colonie keinesweges thunlich waͤren;
denn es. hätten die Engländer alle geraͤumete Plaͤtze im Augenblicke beſetzet, alle Volker
aber, melche ſich ung zu gefallen da niedergelaffen hatten , wären unfere Feinde geworden.
Haͤtten ſich nun diefe Völker einmal zu den Engländern und JIroqueſen gefehlagen: fo waͤ⸗
ten wir in einem einzigen Feldzuge aus ganz Canada gejager worden. *
Be Geſin⸗ Unterdeſſen hatte ver Graf endlich eingeſehen, es fen unumgänglic nothwendig, alle
zungen unfe- Kräfte zu Bezwingung ber Iroqueſen anzumenden, Er merkete diefes fonderlich aus den,
ver Bundes: was ihre Geſandten bey dem letztern Gehöre gegen ihn äußerten, Hauptfächlich aber be-
genoſſen. ſchloß er deswegen, mit aller feiner Macht in ihrem Sande zu erfcheinen, weil er don allen
Seiten Nachricht bekam, das Stillefigen der Franzofen verurfächete in den Gemuͤthern der
Bundesgenoffen, denen man fehon feit langer Zeit Hoffnung zu einem Hauptzuge gegen
die gemeinfchaftlichen Feinde gemachet habe, eine fehr ſchlimme Wirkung.
Diefe Entſchließung machete er dem Befehlshaber zu Michtlimafittae durch einen
Franʒoſen zu wiſſen. welcher ſich zu den Abgeordneten der Utauats, als felbige nach Haufe
reiſeten, ſchlug, befagter Abgefandte fand den Herrn de la Motte Cadillac in großer Ver-
r legen⸗
von Neu⸗Frankreich. XV Buch, 413
fegenheit. Der Baron harte es purch feine Raͤnke dahin gebracht, daß die daſigen Wil- 1655.
den niche nur eine Gefandefchaft der Sroquefen angenommen, fondern ihr auch alles, was
fie begehrete, verwilliger hatten. Demnach fehloffen die Iroqueſen nicht nur Sieden mit
den Huronen und Litauais; ſondern berederen fie auch, auf unferer Feinde Seite zu tres
een, und ung zu bekrlegen.
fa Motte Cadillac hatte bey den Unterhandlungen gegenwärtig zu ſeyn gefuchet, aber —“
Dieſer Vorſchlag erzeugete eine gute Wirkung. Onaske machte ſich nebſt andern
Ausgeſchickten des Befehlshabers denſelbigen zu Nutze, und et — — ſchlim⸗
men Folgen ihres getroffenen Buͤndniſſes vor. Als fie zu wanken anfingen, berief fie Ca⸗
dillac zu ſich, und fagete , wenn fie alles, was feit feines biefigen Aufenthaltes vorgegan-
gen wäre, zu überlegen beliebeten, fo würden fie leicht ſehen, daß er fie nie betrogen habe,
gleichwie fie doch, und zwar auf ſehr unziemliche Weiſe, vorgegeben hätten; fondern daß
fie ſich vielmehr ſelbſt betrogen, und übelgefinneten Seuten gefolger hätten.
Als er merkete, daß feine Vorftellung Eingang fand: fo hielt er nicht für nöthig,
weder eine längere Rebe zu halten, noch ihnen viele Zeit zum Nachfinnen zu laſſen ; fon
dern fehlug dor, man wolle einige Parteyen gegen die Iroqueſen ausſchicken, welche nebft
den Huronen und einigen Utauais wirklich auf der Jagh waren. So elend ift der Zuftand
derjenigen befehaffen , welche Barbaren ohne Treue und Ehrlichkeit unter ſich Haben! Sie
Tonnen fich auf das Berfprechen derfelbigen nie verlaſſen, und Haben zuweilen fein anderes
Mittel gegen ihre Treulofigkeit , als eben diefe ihre Seichtfinnigkeit. Die Utauais brachen
hre durch viele Eidſchwuͤre bekräftigte Treue gegen uns, Sie verbanden fih durch neue
Eidſchwůͤre mic den Iroqueſen, und wurden, ehe man es ſich verfah, abermals ihre Feinde,
ob Kaum hatte Cadillac ausgeredet: fo warf ſich Onaske nebſt einem putenatamifchen Die Jroque⸗
Soerhaupte, Namens Uilamek, und einem Aigonquinen, Namens Mikinac, zu Yn- fen werdenge:
Sffs führern ſchlagen.
414 Gefihichte and Beſchreib. von Neu⸗Frankr. XVB.
1695. führern anf, und brachten bald eine anfehnliche Menge Krieger zuſammen. "Zwar gaben
— einige Huronen den Iroqueſen ungeſaͤumet Nachricht davon, und dieſe ergriffen die Frucht:
allein, unfere Helden eileten ihnen mit ungemeiner Geſchwindigkeit nach, und erreicheten
fie. Man fhlug ſich am Ufer eines Fluſſes mit großem Grimme herum. Endlich muß ⸗
fen die Iroqueſen, um ſich zu retten, ins Waffer fpringen, Die Sieger brachten dreyßig
Haarköpfe nach Michillimakinac; imgleichen zwey und dreyßig Öefangene, und ungefähr
fünfhundert Bieberbälge. Unter den Gefangenen waren viele Huronen, Die man ihren
$andesleuten auslieferte, welches denn ihnen fehr wohl gefiel.
Erfolg dieſer Hiermit war nun nicht zu beforgen, es möchten die Utauais fo bald weder der Iro—
Segebenheit. quefen noch der Engländer gute Freunde werden; dem biefe traf der ganze Verluft der
gemachten Beute, indem fie den Iroqueſen ihre Waaren zum Voraus lieferten, und mit
dem, was die Jagd eintragen werde, dafiir bezablet werden ſollten. Mach einiger Zeit
Fam Herr d’Argenteuil von Montreal nach Michillimakinac, und pofaunete die großen
Kriegesanftalten des Grafen zu einem Zuge gegen Die Froquefen aus. - Cadillac lud vie
Wilden ein, ihren Vater zu begleiten, fagete aber Dabey, er chue diefes nur für fich felbit,
und ohne allen Befehl von feinem Generale. Onaske war gleid) willig, unter des Onon-
ehio Fahne zu fechten, und Cadillac hoffete lange Zeit, es werde das franzöfifche Heer
durch vierhundere Krieger won diefer Nation verftärfer werden: allein, es wurde wegen
allerley ke — * aus allen ſeinen Anſchlaͤgen, und man hatte Urſache, zu vermu⸗
then, es haͤtten ronen, um ſich wegen ihres bey der iroqueſiſchen Niederlage erlistes
nen ihimpfes 1 rien" DUFWEREBUENTENBE Er ÄEEL Deren
Der
ES Re RRFREEE HER 1 nn un ann nam. ua mu ah Uran ce nn ee
— Der | |
allgemeinen Geſchichte
und Beſchreibung
Sechszehntes Buch.
(8 der Graf von Frontenac feinen gefaſſeten Schluß, mit feiner ganzen Macht 1696.
bis in das Herz der iroquefifchen Sänder enzudringen, eröffnet hatte: fo kamen
verſchiedene Meynungen an den Tag, wie es anzuftellen fey, daß diefer laͤngſt
gewinfchte Zug einen glüclichen Ausgang gewinnen möge. Das geringfte, was
man davon boffete, das war die Endigung eines Krieges, welcher die franzöfifchen Pflanze
lande öfterer, als einmal, in die Gefahr ihres Unterganges gefeger, ihre Aufnahme ver
hindert, und dagegen den Engländern Gelegenheit gegeben hatte, ihre Handlung empor
zu bringen, und in dem nordlichen America mächtig zu werden.
Eben fo wenig war man wegen der Zeit, die man dazu errählen follte, einerley Sin- Allerley Mey:
nes. inige gaben vor, man müffe den Ort Onnontague mit der ganzen Macht Neu: nungen den
feanfreichs im Winter überfallen, damit man hernach die übrigen Orte in einem einzigen Feldzug bes
Feldzuge ebenfalls vertilgen Fönnte. Allein, der Ritter Callieres war einer andern Mey, NN
nung. Er fihrieb dem Generale, es werde derſelbige nicht Leute genug auftreiben Fönnen,
welche mit Schlietfehuhen fortfommen, alle $ebensmittel und Kriegesbebürfniffe einen fo
meiten Weg tragen oder fehleppen, und einen mitten im feindlichen Sande gelegenen Flecken
wegnehmen Fönnten; abfonderlich, da es dem Feinde leicht Falle, alle feine Krieger in kur—
zer Zeit daſelbſt zu verfammeln, und fich dermaßen zu verfihangen, daß er dem franzöfiz
fihen Heere das Fortruͤcken lange Zeit ftreitig machen koͤnne.
Geſeht nun, fuhr er fort, man jage die Feinde aus ihrer Verſchanzung: fo koͤnnen
fie unferer Mannſchaft, weil fie vieles Geräche bey fich hat, überall auflauren, und fie
bis an die Thore von Montreal bezwacken. Daher ift es beffer, den Sommer abzutar-
ten; denn da fönnen alle unfere Soldaten, Landausſchuß und angefeffene Wilden , einer
wie der andere ‚ fortfommen, und ein Heer ausmachen, das fich auf allen Seiten zu weh⸗
ven, auch affeg, mas man verlanget, auszurichten vermag. Gleichwohl wäre es guf,
denn man vorläufig die Agnier auf dem Eife angeiffe; indem fie die nachften find, und
ſich wiege das geringfte beſorgen, folglich deſto leichter übervafcher werden koͤnnen. 3
1696.
Unterneh⸗
mung des Hr.
46 Geſchichte und Beſchreibung
Dieſer Rath gefiel dem Generale deſto beſſer, weil er ſelbſt dieſe Meynung hegete;
nebſtdem aber das Wetter bis in den Jaͤnner dermaßen ſchlimm war ‚, daß man bey Due-
bee weder zu Fuße, noch auf Schlitten, noch mit Canoten, auf dem Sorenzfluffe fortfom-
Louviony anf men Fonnte, Er befahl alfo dem Befehlshaber zu Montreal, er folle aus feinem eigenen
dem Eiſe.
Tod des Rit⸗
und dem Bezirke der drey Fluͤſſe fuͤnf⸗ bis ſechshundert Mann gegen die Ygnier aufbrin-
gen. Die Leute waren in kurzer Zeit beyfammen. Aber, als er Mit ihnen zu Felde ge-
hen wollte: fo erfuhr man für gewiß, der Auſchlag fey entdecket, und die Agnier bewärben
ſich nicht nur bey den übrigen Orten, fondern auch) bey den neuyorkiſchen Engländern
am Hilfe.
Here Eallieres gab dem Grafen hiervon Nachricht, Die Antwort war, er folle nur
deeyhundert auserlefene Leute gegen bie iroqueſiſchen Fäger Yausfchicken , welche in großer
Anzahl und ohne die geringfte Sorge auf ihrem gewöhnlichen Winterjagdplage, zwiſchen
dem Lorenzſtrome und dem großen Fluſſe, vorhanden ſeyn müßten, Diefe Mannfchaft
machete ſich mit Ausgange des Jaͤnners, unter Anführung des Heren Louvignp, wirklich
auf den Weg: mußte aber wegen des tiefen Schnees dreyzehn Tage lang unweit Mont
real ſtille legen; indem der Schnee diefes Jahr in weit 9 er Menge, als gewöhnlich,
fiel. Nachgehends fegete fie ihren Weg bis auf fünf Meilen von Catarscuy mit unglaub-
licher Beſchwerlichkeit fort; indem fie überall, fieben bis acht Schub hoch, weichen Schnee
antraf. Yin befageem Orte wurden die Wilden auf Rundfehaft ausgeſchicket. Diefe fans
den, nach > einen Zuge won acht big Behn Ragen, zehn * nebſt einem Weibe, ſchlu⸗
‚en drey davon todt, und nahmen die übrigen ge e Gefan de
Montreal gebracht, ein —E ——— ig Beet un
kannten fie einige Franzoſen, welche in ihrem Sande leibeigen gewefen waren, und ER
geten, fie hätten ihnen Das Leben zu danken, Doc) wurden fie in die Dörfer am Ludwigs⸗
ſprunge, am Berge und Loretto vertheilet.
Einige andere Gefangene, die man im Fruͤhlinge bekam, berichteten, Die Zeoque-
fen hätten ſich den ganzen Winter über in ihren Schanzen eingefchloffen gehalten: fie wür-
den aber bald in ſtarker Anzahl erfiheinen, und die Franzofen an der Ausfaat verhindern,
Es ſchwaͤrmeten aud) wirklich. viele Parteyen um unfere Wopnpläge herum; doch der Be-
feblshaber zu Montreal machte fo gute Anftalten, daß die Feldarbeit ihren Weg dahin ges
hen Fonnte, Mur einige Einwohner fielen in des Feindes Hände, weil fie den gegebenen
Befehl nicht beobachtet hatten, €
Den zoften März Fam Louvigny, aus Mangel ber Sebensmittel, wieder, Bald
ters Erifafy. darauf verlor Neufrankreich einen Mann , welchen jedermann ungemein bedauerte, Der
Ritter Criſaſy hatte immer gehoffet, der Hof werde, nach den letztern Proben feines Ei-
fers und feiner Gefchilichfeit, ihm irgend eine Gnade erzeigen; abfonderlich, weil ſo wohl
der Graf, als der Intendant, ihr Möglichftes fhaten, um eine feinen Dienften gemäße
Belohnung für ihn auszuwirken. Gleichwohl half ihre Borfprache nicht das geringfte,
und der Ritter zog fih die Sache dermaßen zu Gemüthe, daß er darüber farb, Doc
nahm er biefen Tuoft mit ſich aus der Welt, daß ihm Bornehme und Geringe ihr Bey-
leid bezeugeten und herzlich bedauerten, daß fo große Gaben. in der Dunkelheit blei⸗
ben muͤßten. | |
Im Maymonate begab fih der Ritter Callieres nach Quebec, um mit dem Grafen
wegen der Unternehmungen im bevorftehenden Feldzuge Abrede zu pflegen, indem man mit
den
von Neu» Frankreich. XVI Buch. Ay
den Zurüftungen ic gefommen war. Als alles feine Richtigkeit harte, fo gieng er, 1696.
um das Seinige * ka benzufragen, nach Montreal zurüd. Den zaften des —
Brahmonates kam der Graf felbft in Begleitung des Intendanten, des Ritters Dau-
dreuil, des Her Raͤmezay, Befehlshabers der drey FZlüffe, der Soldaten und des Land⸗
ausſchuſſes aus dem Wezirfe von Quebec und den drey Flüffen dahin, Die Mannfthafe
A "ontzeaffßen Bezirkes war fhon beyfammen, folglich nichts weiter zu hun, als
zubrechen.
* gten des Heumonates kamen zehn Utauais nach Montreal. Sie hatten in der eng
egend um Snnontague lange Zeit herum geftreift, aber Eeinen einzigen Gefangenen ges des Heeres.
mache, Endlich erfuhren fie, man habe eine anfehnliche Partey gegen fie ausgefchicker;
damit fucheten fie den Ruͤckweg nach Catarocuy, und erfuhren von dem dafigen Befehlsha-
ber, Herrn de Jourdis, der Graf werde mit allen Franzofen ungefäumet zu Felde
ziehen. Sie famen alfo und bothen ihre Dienfte an, wurden auch um fo viel williger
angenommen, weil man hoffete, ihr Benfpiel werde noch mehrere von ihren Jandesleuten
herbeylocken.
Sie fanden den General im chineſiſchen Quartiere. Das Heer Fam noch an eben
dem Tage auch dahin, imgleichen fünfhundert Wilde, daraus man zween Haufen ma-
chete; der erfte beftund aus den Iroqueſen vom Ludwigsfprunge und den angefeffenen Abe
naquiern, und hatte ben Herrn Maricourt zum Anführer, Der zieyte begriff die Hu-
vonen von Soverto nebft den Jroquefen vom Berge, unter Anführung zweener Leutenante
und Brüder, der Herren von Beauvais und le Bardeur. Die zehn Utauais macheten
nebft einigen Algonquinen, Sofofinen und Nipiffingern, einen eigenen Haufen aus, def
fen Anführung der Baron von Bekancourt über ſich nahm.
Die Soldaten theilete man in vier Bataillonen , jedwedes von zweyhundert Mann,
unter Anführung vier alter Hauptleute, nämlich des de Is Duwantaye, Muys, Mesnil,
und des Nitters de Grais. Auch errichtete man aus dem canadifchen Sandausfchuffe vier
Bataillonen. Der quebecfche ftund unter dem abgedankten Hauptmanne de St. Marti,
Der von Beaupre unter dem Lieutenante Grandville; der von den drey Flüffen unter
dem Plagmajor Brandpre; und der montrealifche unter dem königlichen Fifcale befagte
Stadt, Haren des Chambauts. Der Hauptmann Subercafe verfah das Amt als
Generalmachtmeifter ‚ und jedwedes Bataillon, fo wohl Kriegesvoͤlker, als Landausſchuß,
hatte feinen Adjutanten.
Den ten lagerte fich das Heer auf der Perrotsinfel; den folgenden brach es in fol:
gender Ordnung aufs Herr von Callieres fuͤhrete den Vortrab, beſtehend aus dem erſten
Haufen Wilden und zweyen Bataillonen Soldaten. Vor ihnen her zog der Stuͤckmeiſter
mit zwey großen Fahrzeugen, darauf zwey Feldftücke, einige Mörferchen zum Granaten-
werfen, Kunftfener und dergleichen mehr, waren. Noch hatten fie einige mit allerley
Lebensmitteln belabene, und mit Canadiern bemannere Canote bey ſich.
Hierauf erfchlen der Graf Frontenae mitten unter vielen Canoten, darinnen feine Leib⸗
Wache, fein Geräthe, und eine gute Anzahl Freywillige waren. Er hatte den Oberinge:
nieur, Herrn le Vaſſeur, bey ſich. Die vier Baraillonen Landausſchuß macheten, weil
ie ftärfer, als die Soldatenbataillsnen, waren, ven Hauptzug aus, und wurden zwar vom
derale ſelbſt, unter ihm aber von dem Herrn Ramezay, angeführet, Der Nachzug unter
Allgem, Reifebefchr, XIV Band, 599 dem
98 Gefchichte und Beſchreibung
1596. bem Ritter Baudreuif beftund aus den übrigen beyden Soldatenbatailfonen und dem zwey⸗
ten Haufen Wilden ;
Diefe Ordnung wurde währenden Zuges beftändig beobachte, ausgenommen, daß
der Bor und Nachzug einander abwechfelten. Den ıgten kam das Heer nach Catarocuy,
und wartete auf die vom Cadillac verfprochenen vierhundert Utauais bis den 26ſten. Sie
blieben aber. aus. Eben fo wenig erfchienen auch einige franzöfifche Reiſende, welche jene
begleiten ſollten, vermuthlich aber die Wege für unficher hielten, folglich ſich allein nicht
Darauf getraueten. Nebſtdem mußte man fechs und zwanzig Kranke zu Eatarocuy taf
- fen, Davon ber meifte Theil bey dem Ueberfesen über die Wafferfälle zu. Schaden ge-
kommen war. > BE, br 2 |
Den agften war das. Heer an der Mindung des Chuguenfluffes Weil diefer Fluß
einen ftrengen Lauf und ein enges Bette hats fo fehickete der General vorher funfjig Rund-
ſchafter auf jeder Seite zu Sande aus. Dieſen Tag legete er nicht mehr, als anderthalb
Meilen, zuruͤck.
Damit man defto gefchtwinder fortrücken und beyde Ufer des Fluſſes zu Sande und
# Waſſer einnehmen könnte: fo machete man zween Theile aus dem Heere- Der Graf
lieb mit. dem Herrn Vaudreuil, vier Bataillonen Ausſchuß, und einem Bataillon Sol:
Daten auf ber linken. Hand; die Herren Eallieres und Ramezay nebſt allem übrigen Volke
auf der Rechten, Gegen: Abend ſtieß man, nach zurückgelegten- drey Meilen, am Fuße
eines Waſſerfalles zufammen. Es hat derfelbige etwa zwölf Schuhe in die Höhe, und
nimme die ganze Breite des Fluſſes ein.. FR
Das’ Heer iſt Der größte Theil vom Heere hatte ſich den Steom des beſagten Falles ergreifen laſ⸗
in großen: Ge⸗ ſen, und es war gefährlich, die Canoten umkehren zu laſſen. Diefer Unordnung. hal
BZ der Ritter Callieres ab, Er ließ alle feine Leute ausfteigen, die Canote tragen, und bie
Fahrzeuge oder Flößen auf Walzen bis überhalb des Falles fortrollen. Diefe Beſchaͤffti—
gung daurete bis zehn Uhr Abends, und geſchah bey Holzfackeln. mit bewundernswuͤrdiger
Hronung. Als man über den Fall weg war: fo zog man mit größerer Borfichtigkeit, als
Bisher , niche nur, weil man dem Feinde näher Fam, fondern auch, weil die zu Sande
forteücfenden ungemein ſchlimme Wege vor fich fanden, und der Ritter Vaudreuil mit
feinen Leuten fünf feanzöfifche Meilen weit bis ans Knie im Waffer waden mußte. j
Köimme nach Endlich Fam das Heer an einem Orte, le Kigoler genannt, in den Gamentaha⸗
Onnontague. fee Hätte der’ Feind diefen Eingang befeger: fo harte man ſchwerlich durchdringen fün-
nen. Hier fand man zwey Büfhelchen Binfen an einem Baume hängen, welche nad}
Landesart fo viel bedeuteten: es erwarteten tauſend vierhundert und vier und dreyßig Krie-
ger, denn: fo viele Binfen waren es, der Franzofen, und fprächen ihnen Hohn. Hier-
auf fegete das Heer in Schlachtordnung über den See. Herr Callieres ftelfete fih, als
ob er mit dem linken Flügel auf der Seite, wo Der Feind fund, fanden wollte; zu eben
Her Zeit landete der Ritter Vaudreuil mir etwa achthundert Mann zur Nechten, 309 um
den See herum, und ftieß- zu Callieres, wornach das ganze Heer landete.
GHerr le Vaſſeur ſtach ſogleich eine Schanze ab, welche den folgenten Tag fertig
wurde. Man verwahrete darinnen den Vorrath, die Canoten und die Slößen, und legete
Bie beyden Hauptleute, Marquis de Criſaſy und des Bergeres, mit hundert und funf⸗
‚ig: auserlefenen Leuten hinein. Uebrigens weis: ich nicht ‚ aus welchen Grunde man die
Sroquefen zu uͤberraſchen hoffete, da: man doch die Zurüftungen zu dem Zuge niche mit
wo - a dem
von Neu⸗Frankreich. XVI Bu. 419
dem geringften Vorwande zu Gemänteln gefuchet Hatte. Freylich wußten die Drte lange 1696.
Zeit nicht, wo dag Wetter eigenclich einfchlagen follte, weil man diefes geheim hielt. Sie
erfuhren es aber yon einem ehrvergellenen Ueberläufer aus dem Bergdorfe, welcher nebft
andern, um einige Gefangene zu machen , ausgefchicket worden war. | ö
er Böferviche gab zwar den Tfonnonthuaneen, feinen Sandesleuten, noch eine an- gif bes Nic
dere Nachricher fie wat aber eine ganz andere Wirkung, als er gedachte. Weil der Nit-ters Ealierrs.
ter Callieres leicht erachtete, es wuͤrden einige Wilden weglaufen: ſo ſagete er bey dem
Aufbruche von Catarocuy ganz laut, man duͤrfe ſich uͤber das Außenbleiben der Uta⸗
uais nicht wundern; denn es habe fie der Graf erſuchet, unterdeſſen, da er auf die On⸗—
nontaguer losgehe, die Tſonnonthuaner anzugreifen. Dieſe Zeitung nun uͤberbrachte der
Ueberaufer feinen Landesleuten, und verurfachete dadurch), daß ihre Krieger, um ihr eigen
Sand zu vertheidigen, zu Haufe blieben, :
Eben diefen Abend erblickete man in der Gegend, wo das Hauptdorf der Onnonfa= Die Intonte-
guer lag, eine ftarfe Hellung; und man muthmaßete, der Wahrheit gemäß, die Wil guer_ brennen
den müßten es in Brand geftecket haben, Die folgende Nacht Tief noch ein Tfonnon- ihr Hauptdorf
thuaner weg. Man hatte die beyden Kerl im vorigen Jahre gefangen bekommen, und —
ihnen das Leben geſchenket; ſie bezeugeten auch große Herzensfreundſchaft gegen die Frau—
zofen. Aber die Klugheit erforderte es, ihnen nicht fo geſchwind zu trauen. Man hatte
bereits viele Spuren von Leuten ‚ welche nad) Goyoguin und Onneyuth giengen, oder da—
ber kamen, entdecket, woraus man ſchloß, Die Onnontaguer müßten alle unnüge Maͤu—
ler dahin geſchicket und Dagegen alle wehrhaftige Leute an fih gezogen haben.
Den dritten Tag lagerte fich das Heer eine halbe Meile weit von dem Landungsorte, Man findet
bey den Salzbrunnen, davon ich anderstop gedacht babe. Den folgenden Tag ftellete es leer.
Herr von Subercafe in zwey Teeffen , und fonderte die nöthige Mannſchaft zum Tragen L
des groben Gefhüges ab. Herr Callieres führete das linke Treffen, Weil er aber nicht
wohl zu Fuße war, fo hatte er ein Pferd einſchiffen laffen, darauf er fich fesere. Der
Ritter Waubrenil führete das Treffen zur Rechten, wo die wenigfte Gefahr war. Zwi—
fchen beyden wurde der General in einem Seffel getragen, mit feiner Seibwache und den
Freywilligen umringet und das grobe Gefhüs vor ſich habend. Wegen des fhlimmen
Weges erreichete man das Dorf erft gegen Abend. Man fand es meift in der Aſche, und
zween feit langer Zeit gefangene Sranzofen frifch ermordet. :
Doch daruͤber wunderte man fi) am meiften, daß ber Feind feine Feftung, Daraus Naclägigkeit
er doch, wie die Spur zu erfennen gab, einen langivierigen Widerftand thum konnte, zer- der Feinde.
ftöret Hatte. Man begeiff auch nicht, warum ihre Erbauer, die Engländer, fie verlaffen
und nicht die geringfte Bewegung zur Bertheidigung ihrer Bundesgenoffen gemacht hatten,
Beſagte Feſtung war ein länglichtes Viereck mic vier Bollwerken; rings umher waren
doppelte Pallifaden geſetzt, und an den Seiten Redouten vorgeleget. Der Außere Platz
um die Feſtung tar mit vierzig bis fünfzig Schuh hohen Stangen umfaſſet. Funſzehn⸗
hundert JIroqueſen, eben fo viel Engländer, einiges: grobe Geſchuͤt das man aus Neus
work Leiche haben Fonnte, Die benachbarten und zum Segen eines Hinterhaltes ſehr bequemen
Wälder nebſt der geichtigfeit, das fogenannte Rigolet zu vertheidigen, hatte den Grafen
ſchr feiche in Gefahr einer guten Schlappe, oder einer langen Naſe fegen Fönnen,
Den sten fuih kamen zwey Weiber nebft einem Rinde aus bem Bergdorfe, welche Die Onneyn
ſeit ſechs Jahren zu Onneyuth gefangen geweſen, nun aber entwiſchet waren, ins Lager, ther bitten um
©9392 und Friede.
420 Geſchichte und Beſchreibung
1696. und beſtaͤtigten, es Hätten ſich alle ſtreitbare Seute, an einen gewiffen Dre, der eine Meile
weit von hier Liege, geflüchtet. Nachmittage kam ein franzöfifcher Soldat ‚ der mit dem
Pater Mile gefangen worden war, aus Onneyuth zum Heere, beachte im Namen der
Häupter des befagten Ortes ein Gefchenf ‚und verlangere Frieden. Der General fhickete
ihn den Augenblick wieder zurück, und ließ denen, die ihn gefandt hatten, vermelden, er
tolle fie zwar zu Gnaden annehmen, fie müßten fih aber in dem Bezirke der Colonie nie-
derlaffen. Uebrigens werde er ſich mic verſtelleten Unterhandlungen nicht aufhalten, fondern
ihre endliche Antwort durch feine Krieger einholen laffen,
Herr Vau⸗ Cs brach auch der Ritter Vaudreuil den folgenden Morgen mie ſechs bis fiebenhun-
We dert Mann wirklich nach befagtem Orte auf. um war befohlen, das Getreyde abzubauen,
Der bie Dörfer wegzubrennen, fechs Oberhäupter als Geifel anzunehmen, und alles, was fich wis
derfeßete, niederzuhauen. Den öten entwiſchete ein junger Franzos, der feit fieben Jahren zu
Onneyuth gefangen geweſen war, und entdeckete viele Orte, da ſowohl Getreyde, als allerley
Geraͤthe, das der Feind wegen Zeitmangels nicht mitnehmen konnte, verborgen lag. Alles
biefeg nahm man weg, hieb das Getreyde ab und verheerete das fand. Eben alfo verfuhr
man aueh die beyden folgenden Tage, 4 —*
Standhaf⸗ Den gten wurde ein Greis, der, wie man ſagte, beynahe hundert Jahre alt war, in ei⸗
— nem Walde gefangen, Der Mann hatte entweber mit feinen übrigen Sandesleuten nicht
weglaufen fönnen, oder wie es ſcheint, nicht wollen. Denn er erwartete den Tod mit eben
der Unerfehrockenheit, als die alten römifchen Rathsherren zu der Zeit, da Nom von den Gal⸗
liern erobert wurde, Man gab ihm den Wilden Preis, welche, ohne fein hohes Alter an-
zufeden, ihren Verdruß über die Shucht feiner Sandesteute Ha Schwerlich
iſt man jemals ſo grauſam mit einem Menſchen umgegangen, noch hat ein Menſch ein
ſtandhaftigeres und erhabeneres Gemuͤth gezeiger, als dieſer Greis.
Es war ohne Zweifel ein. hoͤchſt ſeltſamer Anblick, einen alten verlebten Mann von
mehr als vierhundert Kerlen auf alle erfinnliche Weiſe peinigen zu fehen, ohne daß fie ihm
Run den geringfien Seufzer auspreffen fonnten: dahingegen er ihnen bis auf den legten
Athem vorwarf, fie hätten fich felbft Be m egpen der Sranzofen, von denen er mit
Außerfter Verachtung fprach, gemacht! Die einzige Klage, die ihm entfuhr, war, als ihm
einer entweder aus Mitleiden oder aus Grimme, um ihn vollends hinzurichten, einige Sti-
che mit dem Meſſer gab. Er fagte: „du haͤtteft billig mein Leben noch nicht abkuͤrzen ſollen;
„denn du haͤtteſt fodann deſto beffer lernen fönnen, wie man Als ein braver Mann fterben
„müffe. Ich meines Ortes fterbe mit Vergnügen, weil ich mich feiner Zaghaftigkeit
+ ſchuldig weis. —
as Cam Sen gen kam Here Baubreuil, nachdem er Die Schanze und die Dörfer des onne-
drenif zu Om yuthiſchen Bezirkes weggebrannt hatte, mit eva fünf und dreyßig Mann, meiftens gefan-
neyuth thut. gene Franjoſen, die er befreyet hatte, ins Lager zuruͤck. Es famen auch einige Ober—
haͤupter des beſagten Ortes mit, und ergaben fich in des Örafen Gnade, Er empfing fie,
in Hoffnung, die übrigen gleichfals anzufocken, ungemein freundlich: allein, feine Hoffnung
war vergeblich. Unter bem Kaufen war ein junger Agnier, der, um zu ſehen was vorgehe,
nach Onneyuth gekommen war. Diefen verbrannte man „ weil er dem vorigen Winter aus
dem Bergdorfe weggelaufen war, Er hatte dem Ritter Waudreuil berichtet, es wären zu
Drange dreyhundert Agnier und Engländer, in der Abſicht, Onneyuth zu entſetzen zuſam⸗
men
von Reu⸗ Frankreich. XVI Buch. 421
men gekommen, in e poraus gefeben, man werde dieſen Drt angreifen: fie wären aber 1696.
voieder umgefehret, ji I * überall eine große Beftürzung. / vun i
Auf diefe Macjeichepiele man Kriegesrath, und berathfehlagete, was man, um den glüd- —— *
lic) angefangenen Zug auf gleiche Weiſe zu endigen thun ſolle. Der Graf ſchlug vor, man * *
muͤſſe es den Goyoguinen eben alſo machen, als den Onnontaguern und Onneyuthern. Die⸗
fer Vortrag fand niche nur allgemeinen Beyfall, fondern man hielt über diefes noch für
rathſam, nach der Verheerung diefer drey Orte Schanzen darinnen zu erbauen, damit ſich
die Wilden nimmermehr im Lande niederlaſſen koͤnnten.
Auch diefes wurde beliebet. Der Ritter Callieres erboth ſich, um dieſen Anfchlag zu
bemwerfftelligen, den Winter über int Sande zu bleiben, und man hielt ihn fogleich beym
Worte. Herr Manicourt follte nebft einigen andern Officieren, meiftentheils gebohrnen
Canadiern bey ihm bleiben, weil fie am beften gewohnet waren, im Walde ſich aufzuhalten,
und die Wilden darinnen aufzufuchen, Allein, der General gab noch) diefen Abend zu je—
dermanns Erftaunen zu vernehmen: er habe feine Meynung geändert, und man folle ſich
zum Ruͤckzuge nad) Montreal fertig machen,
Der Ritter Callieres ftellete ihm vor: man müffe doch mwenigftens vor dem Abzuge Der Sraf
die Goyoguinen, die Trogigften unter allen Iroqueſen, demüthigen. Die Sache fey nic;e fübret fein
ſchwer; man habe dabey die Bequemlichkeit, daß man auf einem fchönen Fluſſe bis in ihr a —
Land fahren koͤnne, auch beduͤrfe man nicht einmal das ganze Heer zu dieſem Zuge. Es
war aber alles vergeblich; ja, wie man ſaget, ſo fuhr der Graf gegen den Ritter heraus: es
gönne ihm felbiger feinen erworbenen Ruhm nicht, fondern wolle ihn, um denfelbigen ausju=
löfchen, zu einem Zuge von ungewiffem Erfolge bereden. Dod) diefes dahin geſtellet: fo
murrete beynahe jedermann, am ungefcheuteften aber die Canadier und Iroqueſen vom
tudwigsfprunge. x
Die legtern waren bey dem Grafen ohnedieß nicht beliebet; daher Fehrete er fich wenig
an ihr wiederholetes Borftellen , fondern ließ das Zeichen zum Abzuge geben, und fagte da=
bey ganz laut: „Man will meinen Ruhm verfinftern; es ift Zeit, daß ich ein wenig aus»
„ruhe, Es ift in Canada eine gemeine Sage, die ich nad) neun Jahren noch immer im
Schwange gehen fand; es hätten namlich einige Perfonen, denen mit Endigung des Krie—
ges wenig gedienet war, dem Grafen, als er aus dem Kriegesvathe kam, vorgefteller: wenn
die roquefen einmal vertilget oder doch außer Stande,ung weiter zu ſchaden, geſetzet waͤ—
ren: fo werde Seine Majeftät ohne Zweifel Dero Kriegesvölfer in Canada um ein merk⸗
liches vermindern, r
Diefes hieß ihn nur auf der ſchwachen Seite angreifen; denn er hatte gar zu gern
viel zu befehlen. Da er num die meiften Kriegesſtellen vergeben Fonntes ſo hingen alle
vornehme Käufer gänzlich an ihm ; und er hatte eine gewiſſe Macht in Händen, die er une
gern verlieren wollte . Nebſtdem wußte er wohl, daß bey Hofe zuweilen Klage über ihn
eintief, und er konnte leicht erachten, man werde mit ihm fo ſehr nicht mehr durch Die Singer
feben, fo bald matt glaube, man bedürfe feiner fo fehr nicht mehr. Daher dachte er, wie
feine Feinde yorgeben, ex duͤrfte den Feind nicht gänzlich vertilgen, weil er fonft die Stufe
der Hoheit, darauf er ſich vorißt befand, niche mehr behaupten Eonnte,
Allein, will man einem Manne von feinem Stande Schuld geben, er habe Neu⸗
frankreich aus bloßem Ehegeize nicht in Ruhe fegen wollen, und dadurch nicht nur die Lor⸗
beerſiweige, die er in einem Alter vor vier F fiebenzig Jahren mit —
99 3 BP
—
1:
492 ‘ Gefchichte und Beſchreibung
1696. lichkeit in einem fo entferneten Sande geſuchet harte, ſondern auch allen, feit feiner Ruͤckkunſt
in Canada erworbenen Ruhm muthwillig verdunfelt: fo geböret meines Erachtens Gewiß⸗
heit, nicht aber bloße Muthmaßungen dazu. Geſetzt, der Bewegungsgrund ſeines Ver⸗
fahrens fey unbekannt: fo iſt man Deswegen im geringſten nicht befugt, ihm. einen. höchft«
ſchimpflichen aufzubürden. Nebſtdem, Hatte er gleich in Neufrankreich, es fey nun durch).
feine perfönlichen guten Eigenfehaften, oder durch Wohlthaten, Die Gewogenheit vieler Leute
gewonnen; fo waren Doc) noch weit mehrere, welche Urſache zur Beſchwerung über ihn zu
haben vermepneten; und es ift bekannt, baf der Haß weit länger Dauert, als die Hochach⸗
tung und die Dankbarkeit, als welche gar ofe mit der Perfon, die fie verbienete, zugleich ver-
fiharret werben.
Das Heer Der Graf ließ alfo die Wilden, und went es fonft beliebte, murren, fo lange fie woll⸗
gebt nach gen. Er brach den gten auf, und lagerte fich zwo Meilen weit von feiner Schanze.
Montreal. Den soren begab er ſich dahin, und ließ fie fehleifen. Den folgenden Tag gieng er zu
Schiffe, und erreichte den often Montreal, nachdem er auf dem ganzen Zuge nur. fechs
Marın verloren hatte, nämlich zween Wilde, die fich in Brandtewein vollfoffen, und von |
den Iroqueſen erroirget wurden; einen Franzofen bey einem Angriffe feines Canots auf dem
Küczuge, und drey andere, welche aus dem angerviefenen Wege wichen und bey den, Waf-
ferfällen erfoffen. | |
ispergnds Der Graf fand zu Montreal den Heren H’Argentenil vor fih. Es war felbiger nebft
— —— funfzig Franzoſen, in der Abſicht dem Zuge beyzuwohnen, von Michillimakinac hergereiſet,
mofien. berzufpätegefommen. Von dieſem erfuhr man die wahre Urſache, warum unſere Bundeg=
genoflen nicht, ihrem Berfprechen gemäß, zu dem Generale gefioßen waren, Beſagte Urfa-
che nun, war ihre fhlechte Gefinnung, die fie mit einem eben fo fhlechten Borwande zu be-
mänteln ſucheten: fie gaben nämlich, vor, es werde mit diefem Zuge eben alfo befchaffen ſeyn,
wie mit denen , davon man feit einigen Jahren viel gefprochen habe, Daraus aber. nichts ge—
soorden ey,
en glaubte der Großftatthalter, er habe die Iroqueſen £refflich gedemuͤthiget.
Ja, weil er Nachricht befam, es fey in den übrigen Bezirken, dahin er nicht gefommen war,
der Mangel an Lebensmitteln beynahe eben fo groß, als in den verheereren, Neuyork aber
außer Stande, fie damit zu verforgen : ſo hoffte er, es werde die Nation auf alle ihm nur
beliebige Bedingungen Sriede machen, Um num fie vollends dazu zu noͤthigen ‚ fo beſchloß
er, den Krieg fortzufegen, und fehickte zu dieſem Ende, fo bald er feinen Seuten einige Zeit
yon ihrer Arbeit auszuruhen vergönner Hatte, viele Parteyen aus, welche ven Feind bis zu
Ende des Herbſtes bezwacketen. *
Anſtalt Pem⸗ Nach dieſer gemachten Anſtalt begab er ſich ſelbſt nach Quebec. Den zsften des Au:
kuit anzagrel. guſtmonates Fam ein Fönigliches Kriegesſchiff , der Weſp genannt, dahin, mit einem aus-
fü. druͤcklichen koͤniglichen Befehle, den Hauptmann Muys, einen der beiten Offieiere, welche
Neufranfreich damals hafte, nebft einer Anzahl Soldaten und Canadier an Bad zu neh-
men, Dieſe Verſtaͤrkung follte der Weſp gerades Weges nach) Maifance führen, und die
Ankunft des Heren d Iberville daſelbſt erwarten, dieſer aber nicht eher, als bis er zu Fol:
ge des im vorigen Buche erwähnten Anfchlages, die Engländer aus Pemfuir gejager haͤt⸗
£e, dafelbft erfcheinen. }
Dem Hofe lag diefe Unternehmung ungemein am Herzenz Denn da dieſer befeftigte
Platz mitten unter den abenaquiſchen Nationen lag; fo war zu beforgen, es möchten diefe
für
von Neu⸗Frankreich. XVI Buch. 423
für Neufrankrei fichen Wilden entweder unser Meuenglandes Macht erliegeft, 1666,
en a —* Statthaltern nicht an Geſchicklichtkeit gefehlet hätte,
unfehlbar geſchehen waͤre, oder ſie möchten, wenn man fie beſtaͤndig huͤlflos ließe, auf ewig
von uns abtreten, Zum Glüde thaten unfere Feinde gerade Das Gegentheil von dem, was
fe, nurbeſagten Endzweck zu erreichen, billig thun follten,
Einige Monate vorher ließen ſich einige Abenaquier unter dem Vorwande, man wolle
ihnen ihre gefangenen Landesleute ausliefern, nach Pemkuit locken, Anfänglich empfing man -
fie aufs Bere: aber afs fie alle Sorge fahren ließen, fo ſchoß man ein Paar mit Piftolen
todt, und wollte Die übrigen gefangen nehmen: allein, fie wehreten fich mit ihrer gewoͤhnli—
chen Tapferkeit, und toͤdteten zween Engländer, Bon ihnen blieben ebenfalls zween auf
dem Plage, die übrigen wurden vermutblich gefangen, weil ich finde, der Tarus, welcher
mit dabey war, habe einen feiner Wächter getödter, und fey entfprungen. Nachgehends
entwiſcheten noch mehrer, — *
Niemand konnte begreifen, warum die Englaͤnder nicht einſaͤhen, daß fie vermittelſt
einer ganz andern Aufführung dieſes von Natur gutherzige Volk mit der Zeit auf ihre Sei:
te bringen Eönnten, Allein, es legen die Nationen ihre Art eben fo wenig ab, als einzelne
Perfonen, und meiftentheils ift ihr herrſchender Affect die Duelle von ihrem ganzen Ungluͤcke.
Aus eben diefer Urfache traueten die Abenaquier, ungeachtet fie fo oft betrogen wurden, den—
noch immer wieder, eben fo wie fie nie auf das Künftige gedachten, und daher felten fatt zw
effen hatten, Sobald die geringe Hoffnung zur Erföfung ihrer Brüder aus einer harten
Leibeigenſchaft erfhien, vergaßen fie alle Fallſtricke, darein man fie unter eben dieſem Schei—
ne ſchon ſo oft gelocket hatte; und weil fie immer wieder vergaßen, daß fie von ihrem Seins
de nie etwas zu hoffen, wohl aber alles zu befürchten hätten: fo mußte man billig beforgen,
fie wuͤrden fich zulegt mic ihm vergleihen. 220
Eben deswegen ergriff der Fönigliche Staatsrath die Entſchließung, fie von einer D'Iberville
Nachbarſchaft zu befreyen, welche zufeßt, fie möchten thun was fie wollten, ihren Unter- und Bona-
A aehörigenSanbiehaften beruhere. Die Herren d’ Iberville und Bonaventure, welchen
Seine Majeftät die Eroberung Pemfuits aufgetragen hatte, kamen den 26ften des Brach⸗
monates in die ſpaniſche Bay. Hier fanden fie Briefe vom Ritter Villebon, des Inhal—
ses x, es lauerten drey englifhe Schiffe an der Mündung des Johannesfluffes auf fie; da⸗
mit giengen fie den gten des Heumonates, um felbige aufzufuchen, unter Segel,
Den ızten befamen fie Diefelbigen zu Gefichte, Iberville ſchoß den Nieuport von vier Nehmen zii
zehn Stücken maftlos, und nahm ihn, ohne einen Mann dabey zu verlieren, weg. Die uͤbri— engliſches
gen beyden eutwiſcheten mit Hülfe einesplöglich auffteigenden dicken Nebels, Den folgenden Schiſſ wos
Tag kamen beyde frangöfifche Kriegesſchiffe an ven Yohannesfluß, wo der Ritter Villebon
mit fünfzig Wilden auf fie wartete. Sie blieben bis den zten Augufti da, und Inden un
terdeſſen die am Rn Beduͤrfniſſe fuͤr die Naxoatſchanze aus, die man ſtatt der
Jemßeſthanʒe erbauet Hatte; Die funfdig Wilden des Villebons waren derjenigen, Die Iber ·
Br: Dey fich hatte, ihre Landesleute, und Eamen an Bord des Profond, den Bonaventure
führer,
men nad
Aradia.)
Den zten anferten fie bey Pentagoet. Hier fanden fie den Baron von St. Eaftin, Pemlait wich
dit zweyhundert Milben, Caribas und Maleciten vor ſich. D' Iberville übergab ihnen angegriffen.
Üniglichen Gefchenfe für fie, und ihre Landesleute, welche auf einer andern Seite y: den
Krieg
en müßte, da doch auf ihrer Erhaltung die Erhaltung Acadiens und aller da⸗ denture kom⸗ %
424 x Geſchichte und Beſchreibung
1896. Krieg gezogen waren. Nachgehends beſtieg St, Caſtin nebſt dem Hauptmanne Villieu,
dem Wontigny und fünf und zwanzig Soldaten von des Villien Compagnie ihre Canote,
erreichten Pemkuit den ızten und berenneten es den ıgten.
An eben diefem Tage anferten d Iberville und Bonaventure eine Meile weit vom Pla⸗
tze; und als fie erfuhren, St. Caftin habe ſchon zween Mörfer und ein Stuͤck gepflanzer: fo
liegen fie den Befehlshaber, Namens Chubd, des Abends um fünf Uhr auffordern, Die:
fer gab mit geoßem Troße zur Antwort: er werde fich nicht ergeben, ehe man ihn dazu noͤ⸗
— thige, wenn gleich die See voll franzoͤſiſcher Kriegesſchiffe und das Land voll Indianer
wäre.
Hierauf fingen die Wilden an, zu feuern. _ Die Schanze feuerte gleichfalls ſtark
aus dem Eleinen Gewehre, und ein paarmal aus den Stüden. Um Mitternacht ftieg
d Iberville ans Land, und ließ mit ſolchem Eifer an den Batterien arbeiten, daß fie inner-
halb drey Stunden völlig fertig waren, und man fünf Bomben warf. Dieſes machte ein
Schrecken in der Schanze, Damit lieg Saint Caftin der Befagung melden, wenn fie
den Sturm abwartete, jo befäme fie mie Wilden zu thun, welche, wie bekannt fen, niemanden
5 Quartier gäben. a. ”
Ergiebt fi. Diefe Drohung wirkete ſoviel, daß Die Beſatzung, in zwey und neunzig Mann befte-
hend, den Befehlshaber zur Uebergabe noͤthigte. Er verlangete,man folle niemanden pluͤn⸗
dern, man folle den Befehlshaber nebft allen feinen Leuten nach Bafton führen, gegen ge-
fangene Franzofen und Indianer auswechfeln, und vor dem Grimme der Wilden befchügen,
Alles diefes wurde bewilliget. Chubd z0g mit feiner Befagung noch denfelbigen Abend
aus, und Billieu mit ſechzig Sranzofen ent: „Die brachte man auf eine
Inſel, wo fie unter den Stüden der Krieges ihiffe ſich befanden, und von den Wilden
nichts beforgen durften. Es war auch diefe Borfichtigfeit in der That nörhiger, als man
im Anfange gedachte,
Als Billieu in die Schanze kam, fo fand er nicht nur einen Canibas gefhloffen figen,
fondern auch unter denen Schriften, welche der Befehlshaber mitzunehmen oder zu verbrennen
vergaß, einen aus Bafton Fürzlich eingelaufenen Befehl, den Kerl aufzufnüpfen. Unge—
achtet nun Villien den Wilden hiervon nichts meldete: fo brachte doch der Elägliche Zuftand
des Menfchen, indem er an den Beinen fo fteif, als ein Stock, und beynabe ohne Leben
war, feine Sandesleute in einen fchreflichen Grimm, den man kaum befänftigen konnte.
Pemfuit war zwar fein fo guter Plag,als er zu feyn ſchien: es häfte aber dennoch die Be:
lagerung fhlecht ablaufen oder doch viel Volk Eoften fönnen, wofern nur brave Leute dar-
innen geweſen wären. Es fehlete an nicht dem geringften , was eine lange Vertheidigung
erfordert. Das Pulverbaus hatte nichts als die Bomben zu befürchten, und noch dazu
nur an einer Eleinen Stelle, darum teil es zum Theile in einem Felfen eingehauen war.
Nebſtdem ftunden fünfzehn Stüce auf ihren Savetten, die Häufer der Dfficiere und Sol.
daten waren vorfrefflich gut gebauet und wohl angegeben, |
Die Gefan⸗ Der ızfe und 1gte wurde mit dem Schleifen der Schanze hingebracht. Hernach
genen werden sogrfchickte d' Iberville dem neuenglifchen Statthalter einen Theil der Gefangenen, und ließ
— ea ihm dabey melden, wann er die übrigen nebft der Mannfchaft des Nieuports haben wollte,
geficter. fo follte er alle bey ihm gefangene Franzofen und Bundesgenoffen derfelbigen fosgeben.
Damit gieng er, um die Antwort zu erwarten, an den Pentagoet. Weil aber ſelbige zu lan
ge ausblieb, und es ihm an Sebensmitten für fo viele deute fehlete: ſo ſchickete er noch Hun-
dert
ee EEE
— — — —
lief alſo bis an die Koͤnigsinſel oder Cap Breton.
von Neu⸗ Frankreich. XVI Buch. 425
dert Mann nach Baſton, und behielt nur die Officier bey ſich, die er dem Herrn Villieu zu
b de”
verwahren übergab, } ypit
Den zten des Herbſtmonates gieng er mit dem Herrn Bonavenfure und feinem er:
oberten Schiffe unter Seg (, Kaum waren fie die Inſeln vorbey, welche vor der Muͤn—
dung des Pentagset liegen, ſo ſahen fie fieben Segel vor dem Winde auf fie losfommen,
und zwifchen ihnen und der Kuͤſte halten. Sogleich rief d' Iberville dem Herrn von
Lauſon, tmelcher mit den Hundert am Fohannesfluffe und in der fpanifchen Bay an Bord
genemmenen, Dicmafen auf dem Neuport war, er folle fo nahe, als: möglich, bey ihm
leiben.
eres Ortes glaubeten die Wilden, es muͤſſe hier gefochten feyn ; ſie bathen alſo den
Herrn Lauſon, er möchte lieber ſtatt des Ergebens das größte feindliche Schiff entern, indem
fie lieber ſich zu Tode fechten, als zu Bafton in einem Kerkerloche verfihmachten wollten.
Lauſon verfprach es zwar: als aber gegen Abend das englifche Geſchwader ſchon ganz nahe
da war, fo wendete fich D’Fberoille, hielt gerade gegen dem Sande, und lief hernach, als er et-
wa eine Meile weit zurück geleget hatte, an der Küfte Hin,gegen die wülten Berge. Hier-
auf verloren die Engländer die Hoffnung, ibn einzuholen, weil fie vermuthlich die Küfte
nicht fattfam Fannten, folglich ſich fo nahe nicht daran wagen durften. Sie nahmen alfo
ihren Lauf nad Ba Johannesfluſſe.
Als d Iberville fie den folgenden Tag nicht mehr ſah: fo ſtach er in die hohe Ser, und
Den diefen Umftänden konnte er die
Wilden nicht an Bord nehmen, welche feiner zu la Heve in ſtarker Anzahl erwarteten, und
ihn nach Neuland begleiten follten. Er fegete vielmehr die am Borde des Neuports be-
findlichen bis auf drey, melche fich von ihm nicht trennen wollten, auf der Königsinfel ans
1696,
— ——
Beyde Schiffe
entgehen ei⸗
nem engli⸗
ſchen Ge⸗
ſchwader.
Kommen
nad) Plai⸗
fance.
fand. Den ı2ten Augufk anferte er in der Rhede zu Plaifance, und hatte auf feinem gan-
Al
en Zuge fonft feinen « m Mann verloren, als den jungen duͤ einen Garde ma-
Re —— aͤhndrichsdienſte that, und bey der — Pemkuit ſich ſo
angriff, Daß er das Seitenſtechen bekam, und daran ſterben mußte.
VUnterdeſſen traf das englifche Geſchwader, nachdem es die drey franzöfifchen Schiffe
verfehlet hatte,den Herrn von Billebon an, als er mit einem Haufen Wilden nad) feiner
Naroasichanze zurückkehrete, und nahm ihn gefangen. Von hier fegete es feinen Lauf nach)
Arabia fort, ankerte bey Beaubaffin, und fegete dafelbft vierhundert Mann, darunter
hundert und funfzig Wilde waren, ans fand. Hierauf beftieg ein Einwohner der dafigen
Billebon wird
gefangen.
Gegend, Namens Bourgeois, eine Schaluppe, Fam an des Befehlshabers Bord, und
zeigete Ihm eine zur Zeit der Eroberung Aeadiens durch den Ritter Phibs aufgefegte Schrift,
darinnen ſammtliche Einwohner von Beaubaſſin dem Könige Wilhelm gehorfam zu ſeyn ver-
fprachen, und dagegen feines Schutzes verfichere wurden.
Der Befehlshaber verficherte den Bourgeois nach Durchleſung beſagter Schrift, er
werde keinern Menſchen etwas zu Seide thun; ja, er verboth auch feinen Soldaten, das ge—
ringſte aus einem Hauſe wegzunehmen, oder mehr Vieh, als ſie unumgaͤnglich beduͤrften,
zu ſchlachten. Nachgehends begab er ſich nebſt ven vornehmſten Officiern zu dem Bour-
geois; und es kamen viele der angeſehenſten Einwohner dahin, ihm aufzuwarten. Aber
Aunterdeffen, da er in dieſem Haufe nach Moͤglichkeit dewirthet wurde, zerſtreueten ſich ſeine
selbaren in alle übrige Käufer, und hauſeten darinnen, wie in einem mit Gewalt erober—
ande,
Aligem. Reiſebeſchr. XIV Band. Hhh Die:
Feindfeliges
Berfahren
der Englaͤnder.
2696.
—— Geccſchichte und Beſchreibung
Dieſes hatten einige Einwohner wohl zum Voraus geſehen, und deswegen ſich an ſol ·
a che Drte begeben, wo man fie nicht zu ſuchen verlangete, und wo fie aller Berficherungen
des englifchen Generales ungeachtet blieben, Hieran thaten fie auch recht klug. Denn
nach kurzer Zeit hauſete der englifche General felbft eben ſo fhlimm,' als feine Sl:
daten. Die Wilden ließen noch das befte Geinuͤth blicken. Mach neun Tagen ftund in
ganz Beaubaffin Fein Gebäude mehr, als einige, wiewohl gänzlich ausgeleerere Häufer und
Scheunen, nebſt der Kirche, die man bisher noch nicht berührer hatte. Ms aber einige
Engländer eine Verordnung des Grafen Frontenacs, den Pelzhandel betreffend, daran
hängen ſahen, und es dem Öenerale meldeten : ſo erzuͤrnete er fich gewaltig über die Einwoh⸗
ner, drohete, mit ihnen als mit Aufruͤhrern zu verfahren pluͤnderte ſie vollends aus, und
ließ die Kirche wegbrennen. p — — 7) ‚Heum! 117737
MNachgehends mußten fie eine in englifcher Sprache aufgefegte Schrift unterfehreiben,
welche, tie er fagte, weiter nichts, als eine neue Erklärung, daß fie Unterthanen des Königes
Wilhelm wären, in fich enthielt, und ihnen, wenn etwa Engländer an ihre Küfte kaͤmen,
ſtatt einer Schutzwache dienen koͤnne. Hierauf gieng er wieder an Bord, und den 2gften
des Herbftmonates nach dem Johannesfluſſe unter Segel, den er — Norf liefen Tag er:
reichete. Under Mindung deffelbigen hatte ein Faͤhndrich von der naroatfchen Befasung,
Namens Chevalier, nebft etwa vier Mann die Wache. Diefer wurde anfänglich einer
Drigantine von etwa fechzig Tonnen gewahr, und am folgenden Tage von den Englän:
dern, welche ohne fein Bermerken gelandet hatten, angegriffen, i
Er tief in den Wald, und berichtete feinem Befehlshaber, es wäre
wohl er ihre Anzahl nicht en wußte. Beſagter Befehlshaber EN
bon. Denn vermuthlic Fam er wieder los, alser gezeiget hatte, R
je ille=
man habe ihn eines güf-
tigen Paffes ungeachtet, folglich nicht mit Rechte, gefangen genommen, Zween Tage herz
nach kehrete Chevalier felb Dritte nach den Meere zurück, fiel aber in einen von den
Wilden gelegten Hinterhalt, die ihn tödteten, und feine beyden Soldaten gefangen nahmen.
Sie belagern Nur befagee Wilden entdecketen ven Engländern, aus einer mir unbefannten Ur-
Naxoat.
che, verſchiedene Orte, darinnen man Waaren und Puiver verborgen hatte. Alles die
= Bord ber Schiffe gebracht, welche fogleich nach Bafton — Be
Aber ehe fie noch weit kamen, begegnete ihnen eine Fregatte von zwey und dreyßig Stücken,
und noch ein Paar Fleine Fahrzeuge, unter Anführung des Hauptmanns Sikik. Als die-
fer feinen bey ſich habenden Befehl vorzeigere: fo kehrete das ganze Geſchwader, um die Na-
xoatſchanze anzugreifen; wieder zurück. Es erfchien alfo mit dreyen Schiffen, und mit
zweyhundert Mann verftärfer, an der Mündung des Johannesfluffes, als man dachte , es
winde nun bald in Bafton feyn. TR
Billebon wurde den ızten des Weinmonates hiervon benachrichtiget, und zwar durch
feinen Bruder, des Barons von Bekancourt jüngften Sohn, Namens von Neuvillette,
welcher, um nach dem Chevalier zu fragen, ausgefchicket worden war, Des Abends yor-
ber hatte er an den Barfüßer P. Simon, welcher einer benachbarten Miſſion vorſtund,
geſchrieben, und ihn erſuchet, er moͤchte ſo viele von ſeinen Neubekehrten als moͤglich, dahin
bereden, daß fie zu ihm fliehen. Es Fam auch der Pater am ıgren mit ſechs und dreyßig
Kriegern wirftich zur Stelle. Den folgenden Tag ſchickete er den Neuvillette abermal an
die See, und diefer Fam den 16ten nach Naxoat zurück, und hatte die Feinde in ziemlicher
Menge
von Neu⸗Grankreich XVI Buch. *
Menge eine halbe Meile weit unter Jemſet geſehen, das iſt ungefähr auf halbem Lege, _ 155
zwiſchen der Mündung des Fiuſſes und Naroat. u
Herr Vilfehon, x feine Schanze bereits in ziemlich guten Stand gefeget ; doch)
ließ. er. den a m Berfhanpungen arbeiten, und genoß bierinnen treffli⸗
chen Beyſtond yon feinen Bruder, von einem Dfficier Herrn de Gannes, von dem koͤ—
glihen Schreiber Ia Cote und von dem Agenten. ber acabifehen. Handelsgefellfchaft ,
Seren Tibierge Den rzten zu Abendes ließ er den Generalmarſch fhlagen, und hielt, als
feine ganze Befagung im Gewehre ftund, eine fehr pathetifche Soldatenrede an fie; er ver-
mahnete fie, ‚den. Feind zu werachten, weil er, feiner überlegenen Zahl ungeachtet, felten
Stand. Halte, wenn er Franzoſen vor fich befomme, und verfprach zum Beſchluſſe bey fei-
wer Ehre, der König werde jedweden, der etwa gelähmet werben follte, auf feine ganze Le—
—— — ce Te a Im sanawk r 321003 nl?
Die Antwort beftund in einem heftigen Geſchreye, es lebe der König! und zu gleicher Entſchluß ber
Zeit kamen die, Herren von Clignancourt und Baptiſte mit zehn Franzofen, welche id- Beſatzung ·
re Haͤuſer unterhalb Naxoat hatten, in die Schanze. Herr Villebon befahl ihnen, mit den
Wilden auszuziehen, den Engländern das Sanden streitig zu. machen, und ihm alle Tage
durch einen aus ihrem Mittel von dem, was vorgehe, Nachricht zugeben. Nach diefen An—
ſtalten begab ſich jedweder mit dem feften Entſchluſſe, Dis auf den legten Achern zu fechten, auf
feinen Poſten. Weil man aus dem Bellen der. Hunde merkete, es muͤſſe der Feind im Anz
zuge feyn: fo blieb man-diefe Nacht im Gewehre. . | |
As der Befehlshaber den ıgten zwiſchen acht und neun Uhr in der Meffe wars fogab Angriff der
man ihm Nachricht, es komme eine Schaluppe voll gewaffneter Leute angefahren. So- Schanze,
gleich lief er Laͤrm fehießen, und jedweder lief wieder nach feinem Stande. Gleich darauf
erſchienen noch zwo andere. Scha Man ließ fie bis-auf den halben, Stuͤckſchuß an-
rücken, und feue | Die Engländer. machten ſich alfo Hinter eine Landſpibe,
und-fegeten ihre Seure da ans Sand. Man Fonnte fie, weil der Fluß dazwiſchen war, unge-
achtet die Entfernung nicht viel über einen Büchfenfchuß betrug, unmöglich daran hindern.
Sie riefen, es lebe der König ! und die Franzoſen ebenfalls... "1000 0 nun
Sleich darauf rücketen fie in guter Drdnung gegen die Schanze bis an eine Stelle des
Fluffes, wo er etwa einen guten Piftolenfchuß breit iſt. . Hier lagerten fie fich, und arbeis
teten ſo gleich an einer Bedeckung gegen das Feuer. des Pages: Nachgehends errichteten
fie eine Batterie für zwey Feldſtuͤcke, fingen auch innerhalb drey Stunden an, Damit zu,
feuern, Hierauf ließen fie die Sahne des Königes von England wehen, und pflanzeten ge-
gen Abend das dritte und größere Stück, als die beyden übrigen, in einer größern Nähe an
der Schanze: es feuerte aber, weil es unbedecket da ftund, nur felten,
Die beyden erften wurden gut bedienet, dach die in der, Schanze noch beffer. Das
Eleine Geſchuͤtß machte auf beyden Seiten ein großes Feuer; auch ruͤcketen Die beyderfeitigen
Wilden an dem Ufer.des Fluffes etwas voraus, und fhlugen fich tapfer herum. Die ein-
fallende Macht machte dem Gefechte ein Ende, Als die Feinde hierauf wegen beftiger
Kälte Feuer anzundetens fuchte fie der Ritter Villebon daran zu verhindern, und ließ etli-
hemat falſchen ͤrm machen. As dieſes nichts Helfen wollte „ließ. er ein Stuͤck mit Car:
taͤtſchen Laden. . Gleich der erſte Schuß noͤthigte fie, alle ihre Feuer auszulöfhen.
Dergeſtalt hatten fie eine harte Nacht auszuftehen. Mit anbrechenden Tage fing
dag Efeine Gewehr der Schanze fhon wieder auf fie zu feuern, Sie antworteten Dage=
- dB 2 gen
1696,
428 Geſchichte und: Beſchreibung
gen erſt um acht oder neun Uhr, und zwar nur mit den beyden Stuͤcken ihrer Batterie. La
Cote, der ſich durch fein öfteres und gewiſſes Schießen ſchon geſtern hervorgethan hatte,
brachte gar bald eines davon zum Schweigen, und machte auf das andere ein fo beftändi-
Die Belage:
rung wird
aufgehoben.
ges und ſchreckliches Feuer, daß es nach weniger Zeit ebenfalls Khrvieg, Um den Mittag
Fam der Herr von Falaiſe aus Quebec an, Er hatte die Belagerung der Napoatfehanze um⸗
terwegens vernommen, und um einen Aneheil an ihrer Verrheidigung zu haben, erftaun-
lich geeilet. Man wies ihm feinen Stand auf der Stelle an, und das Heuer der Schanze
war den ganzen Tag über fehr heftig. m anne — TEE
Des Abends zimdete der Feind ein Feuer an, welches einen großen Platz einnahın.
Sogleich muthmaßete man, fie würden abziehen wollen.’ Nach einiger Zeit bemerfete man,
daß fie ihre Schaluppen beluden; und Herr Villebon verlangere von denen Wilden ; Welche
Clignancourt und Baptifte anführeten, fie follten unterhalb der'&: anze durch den Fluß
fegen, und nachgehends über die Feinde herfallen. Allein, fie ſchlugen es, ich weis nicht
aus welcher Urfache, ab. Mit anbrechendem Tage war das feindliche Laget leer. Man
ſchickete ihnen den Neuvillette fogleich nach. Aber als er etwa drey Meilen weit gefonmen
Saprzeugen von erwa fechzig Ton
mar: fo fand er fie mic Hülfe eines guten Windes in vier
nen den Fluß hinab fahren.
Zuftand von
Neuland.
Damit fie glauben, follten, die Wilden wären hinter ihnen drein, fo ſchoß er ſtark auf
fie, und begab fich hernach zurück; ' Auf unferer Seite wurde ein einziger Soldat todt ge:
fhoflen, einem andern nahm eines von unfern Stücken beyde Beine hinweg. Dem dritten
fprang fein Gewehr, und fehlug ihm die Hand zu Schanden. Bermurhlich mußten die
Engländer fo wohlfeil nicht Davon gefommen feyn, weil fie miefo großer Eilfertigfeit abzo⸗
gen. Bor dem Einſchiffen brannten fie einige Häufer weg, ſetzten auch ween Einwohner,
die fie von Beaubaffin mitgenommen hatten, nebft ihren Weibern und Kindern ans Sand.
Die Seute mußten aber von dem erlittenen Verluſte des Feindes Feine Macheicht zu geben.
Indem es den Engländern in Acadia fo übel gieng, machte man Anftalt, fie aus Neus
land zu jagen, indem fie da fehr viel Pläge, meiftens an der Oftfüfte der Inſel, befaßen.
Ja, fie hatten fo gar vecht anfehnliche Wohnpläse angeleget, und Wege von einen zu dem
andern durch die Wälder gehauen. Es gab in ihren Pflanzorten viele reiche Seute, und cs
belief fich ihre Handlung, nach ihrem eigenen Geftändniffe, jährlich auf ſiebenzehn Millio⸗
nen, Mit einem Worte, fie wurden fo mächtig auf diefer Inſel, daß fie mit der Zeie die
allereinträglichfte, leichtefte, und allgemeinfte Handlung in der ganzen Welt, welche die
—— Koſten erfordert, naͤmlich den Stockfiſchfang, zu ihrem gänzlichen Eigenthume
machen fonnten. l ar FR a FR En ann, na
Bir hatten, um den Gewinn mit ihnen zu eheilen, bey weitem feine fo gute Anſtalten
gemachet. Ungeachtet die Pflanzftadt Plaiſance an einem der fhönften und bequemeiten
Häfen von ganz America lag, fo war fie doch nicht einmal ſo anfehnlich, als der allermit⸗
telmaͤßigſte von allen unſern Pflanzorten. Ein gewiſſer damals lebender Schriftſteller und
Augenzeuge verſichert, es habe der reicheſte yon unfern dafigen Einwohnern feine geräum-
lichere Wohnung gehabt, als der Piag ift, den man auf einem Schiffe hat. Niemand habe
mehr zu eſſen gehabt, als fein gerviffes, das ift eine Matrofenportion. "Rein Menfc Habe
weder einem Armen noch einem Kranken beyzuftehen vermocht ja, es ſey nicht einmal ein
Hofpital da gemwefen. Aa
Die
_ on Neunſrantreich RVT Buch. 25
Die Shane au Plaiſance war nicht fonderlich feft. Ihre Stärfe beruhete größ- 1696.
ten Theils * * — , an fie zu kommen. Der Befehlshaber hatte nicht —
mehr, als achtzehn Solbaten zur Befasung, doc) konnte er im Falle der Noth noch etwa
achtzig Fifcher aufbierhen. Weder dieſe, noch jene, verſtunden viel ‚vom Kriege, noch
weniger konnce man mie ihrer Hilfe irgend einen beferzten Streich ausführen.
Der Befehlahaber biefes Ortes war noch immer eben der Herr von Brouillan, welcher Gemuͤthsari
die Engländer log iefen hatte Er war ein braver Mann, auch ein verftändiger und er- des Defehts-
fahrener Officier: ‚allein, er hatte Feine Gabe, fich beliebt zu machen, weder bey feinen Un: ne
tergebenen, Be bey denen, welche der Fiſchfang in feinen Bezirk führete. Selten erzeuget }
die Begierde Geld zu fammeln eine andere, als, diefe leidige Wirkung; wenigfiens dienet
— eine Deren ) giebt Gelegenheit an die Hand, daß man einen Mann,
der fie weder ablegen, noch verbergen kann, der Gewaltchätigfeit und Geldfchneiderey ber
fegulpiget. _ Der Herr von Sronillan ftund zu feinem Unglüce in dem Rufe, er fen hab:
gierig und eigennügig; und dieſe Meynung fchadete nicht nur feinem Ruhme, fondern
auch dem Dienfte des Königes. - u — *
Was die Religion betrifft, fo wußte niemand eigentlich zu fagen, ob die Engländer
wirflich eine hätten, oder nicht? Denn ungeachtet fie eine große Anzahl volfveicher Pläge
beſaßen, fo war doch fein einziger Prediger im ganzen Sande. - Daher riß ein dermaßen
luͤderliches Leben unter ihnen ein, daß vernünftige Leute Das Unglück, welches fie, wie wit
bald fehen werden, betraf, für eine Strafe Gottes hielten. Bey den Franzofen. konnte
zwar Pracht und Schwelgerey dergleichen Unordnung nicht einführen; denn fie: hatten oft
kaum das liebe Brodt, Unterdeſſen fehlete ihnen doch der-geiftliche Beyftand gemeiniglich
eben fo ſehr, als ver leibliche. Soll man ſich in feinen Nörhen zu Gott wenden, und fein
Elend mit Geduld tragen koͤnnen: fo muß man doch wenigftens die Grunbfäge des Chri-
ſtenthumes wifen. a
Dieſes war der Zuftand der beyderfeitigen Pflanzlande, welche die Inſel Neuland
unter ſich theileten , als d' Iberville fich erboth, befagte Inſel gänzlich unter die Borhmä-
ßigkeit des Königes zu bringen, Weil ihn feine Unternehmung auf Pemkuit länger, als
er een auf hielt fo konnte er nicht eher, als den raten des Herbftmonates,
zu Plaifänce eintreffen. Weil nun der Herr von Brouillan, vermöge der getroffenen Ab-
vede, nur bis zu Ende des Auguftmonates auf ihn warten follte: fo war felbiger drey Tage
vor des d Iberville Ankunft mit dem Foniglichen Kriegesſchiffe, der Pelican, und acht ma:
loer Fahrzeugen, dem Grafen von Tonlonfe, dem Philippesur, dem Diamante, drey
Corvetten und ziveen Brandern, in der Abfiche, die Zohannsichanze anzugreifen, unter
Segel gegangen, Dieſe Schanze war die Hauptniederiage der Engländer, und der Has
fen; in welchem“ die koniglichen englifchen Kriegesfchiffe gemeiniglich einliefen.
Ungeachtet er gewiß wußte der Feind fen von feinem Worhaben benachrichtiget: ſo
wollte er doch mit dem Angriffe anderer Küfken, mo ber Feind in ſchlechterer Berfaffung
fund, nicht eilen, fondern lieber einen günftigen Wind, der ihn gerades Weges nach der
So dannesfehanze führen konnte erwarten. Als er aber auf der Höhe des befagten Ha—
US mar, und era in einer Entfernung von zwölf Meilen die hohe See hielt: fo wurde das
verpect 10 Khfimm, und die See fo ftürmißd, daß feine Fahrzeuge lange Zeit von ihm
Klagen wurden, Endlich kamen fie in einer Entfernung von etwa acht —
h 3 ande
1696.
Nimmt einige
Orte weg.
Veruneiniget
ſich mit dem weil folhi n Mangels an Sebensmitteln ni u ihm ſtoßen
— weil ſelbiger wegen Mang nsmittefn nicht hatte zu ihm ſtoße
ville.
439 Geſchichte amd Beſchreibung
Lande wieder zuſammen; und er beſchloß hierauf, ohne weiteres Saͤumen in den Hafen
einzulaufen. f |
Als er nur noch etwa einen Stuͤckſchuß weit davon entferne war: ſo nahm ex, eine
Schaluppe weg, die vermuthlich auf Kundſchaft ausgieng, und den Herrn Ites und den
Hauptmann eines koͤniglichen Kriegesſchiffes, der Beutmacher genannt, am Borde hatte.
Bon dieſem erfuhr er, es lägen vierzig Schiffe im Hafen, und Darunter einige von achtzehn
bis zwey und dreyßig Stücken. Dem ungeachter beharrete er auf feinem Borfage, und
gedachte, mit einbrechender Nacht, an der Mündung des Hafens zu landen. Weil ihn aber
der Strom, alles Widerfegens ungeachtet, fechs Meilen weit gegen Suͤden forttrieh: fo
murde nichts daraus, Ay) i ne pn
Nachgehends führeten ihn andere Ströme, ohne daß er es merkete, bis an eine Bay,
die man, an ftatt Bayeboul, durch eine verdorbene Yusfpradhe insgemein Baboul nen
net. Er hatte ſchon ſeit einigen Tagen den Philippeaux und den Grafen von Toulouſe
dahin abgeſchicket, um ſich dieſes Poſtens zu bemeiſtern, und ein daſelbſt vor Anker lie—
gendes engliſches Kriegesſchiff, der Zzephir genannt, nebſt zweenen Kauffahrern wegzu⸗
nehmen. Weil aber beyde Schiffe nicht nahe genug an das Land fo Fonnten: fo
kehreten fie zuruͤck. Herr Brouillan wollte verfuchen, ob er etwa glücklicher feyn werde,
lief auch mit einer fanften Kühlung wirklich in die Bay, Es legete fich aber der Wind,
als er eben im Begriffe war, auf den Zephir loszugehenn. mn
Hierauf mußte er das Feuer aus fünf kleinen Schangen ausftehen. | Dem ungeachtet
befahl er, atı zweenen Orten zu landen. Zur Linken ge unte u feines
— des Sem von St. ee ESTER Be
Herrn Pyermite, Der legtere nahm den Engländern zwo den Franzoſen ſehr beſchwer
liche Batterien'weg; St. Ovide aber zwo Schanzen, da hinein fih der Hauptmann des
Zephirs mit feiner beften Mannfchaft und vielen Einwohnern geworfen Hatte, Die legtertt
liefen in den Wald, Fo
Nachgehends wollte Herr Brouillan zwar nach St. Sean zurückgehen, weil er den
Ort gar zu gern ohne des di Iberville Beyſtand erobert hätte, Weil aber zwiſchen ihm: und
den Malvern einige Mishälligkeit entſtund: fo mußte er vor Ferryland-gehen, nahm auch
biefen Ort, ungeachtet der murpigen Gegenwehr des Hauptmannes vom Zephir Herrn
Elssby, mit dem Degen in der Fauft weg. Clasby wurde mit feiner ‚ganzen Mann:
ſchaft zu Kriegesgefangenen gemacht. Aiguefort, Fremouſe und Rognoufe, Fofteten ihm
weiter nichts, als die Mühe, zu Sande dafuͤr zu gehen; denn. er fand diefe Orte alle mie
einander verlafien. Mac) feinem Vorgeben haͤtte er in befagten Häfen- eine große N
Kauffahrer erobert, wenn nur die Maloer feinem Befehle gefolger haͤtten. Gleichwohl
fielen ihm auf dieſem Zuge ungefähr dreyfig in die Hande. Er gieng hierauf nad Plais
fance zurück, und war, der erhaltenen kleinen Bertheile ungeachtet, ſehr verdruͤßlich, nicht
nur über das Mislingen feines Anſchlages auf die Sohannesfchanze, fondern auch über die
Maler , welche dagegen an ihrem Orte nicht geringere Klagen über ihn führeten.
voße Menge
Den ızten des Weinmonates kam er nach Plaifance, und fand J di Iberville da, |
Fönnen, Gleich
wohl Hatte er feine Zeit nicht vergeblich zugebracht, Denn ertlih ſtreifete er im Sande
herum, um es auszufundfgjaften; ‚nachgehends, als ihm-per Weſp und der Poſtillon
die erwartete Verftärfung an Vorrath und Mannfehafe aus Quebec zugeführer harten, ſo
machete
von Neu⸗Frantreich. XVI Buch. 431
machete er Anſtalt Carbonierhafen, als den alfernordlichften Poften der Engländer, 1696.
anzugreifen, * en Begriffe war, diefe Unternehmung vorzunehmen, Fam Herr —
Brouillan nach Paifance, Er entdedete ihm alfo fein Vorhaben: doch diefer fagete rund
heraus, es misfaffe ihm dieſer Anfhlag, und wenn d’ Iberville darauf beharren wolle, fo
werde er den Canadiern befehlen, bier zu bleiben. —
Weit ihn de erille wohl kannte, und beforgete, es möchte, wenn er ihm nicht Die Canabier
nachgäbe, wenig gutes Daraus entftehen: fo befchloß er, feinen Vorſatz fahren zu laſſen, empoͤren fih.
ja gar nad) zu gehen, und dem Heren Brouillan die Yusführung eines Vor⸗
habens, dabey Feine Einigkeit zwiſchen ihnen zu hoffen ſey, allein zu uͤberlaſſen. Allein,
-P bald die Canadier diefe Eutſchließung vernahmen : fo fageten fie einmuͤthig rund heraus,
fie ftünden unter niemanden, als dem di Sberville; der Graf habe fie an ihn gemiefen,
und ehe fie einem andern gehorcheten, wollten fie lieber nad) Quebec umkehren.
DIberville war ein gebodrener Kanadier; und gleichtwie niemand feinem Vaterlande
mehr Ehre, als eben er, gemacht hatte, fo war er der Abgote feiner Landesleute. Mit
einem Worte , dieſe braven Canadier waren gleichfam die zehnte $egion, welche unter nie-
manden, als dem Cäfar, focht, und an deren Spige Cäfar unüberwindlich war, Nebſt—
den Elageten die Maloer gewaltig über den Herrn Brouillanz er ftund auch fonft ſchon in
dem Rufe, er ſey hart und ftrenge; der canadifche Landausſchuß aber kann nichts weni—
ger, als diefes, vertragen, da hingegen diefe Leute ungemein willig find, wenn man ge—
rade das Gegentheil gegen fie beobachtet und ihre Gunft zu gewinnen weis,
¶ Indem nun Herr Brouillan wohl wußte, fie wären im Stande, ihre Drohungen zu Beyde Anfuͤh—
erfüllen, nebftdem auch geftehen mußte, der König habe alle Winterunternefmungen dem ter vertragen
d’ Iberville aufgetragen: fo ließ er ihm durch den Herrn Muys fagen, er verlange für N
feine Perfon feinen Antheil an der Beute des Johanneshafens, fondern nur an der Ehre
der Eroberung. Die Antwort war, feines Erachtens müffe man den Anfang in Norden
machen, und zwar deswegen, weil Die Engländer daſelbſt nicht auf ihrer Hut fünden,
als wie hingegen, aller Wahrfcheinlichkeit zu folge, im Johanneshafen. Gleichwohl, als
Herr Brouillan darauf beftund, und zu beforgen war, die Canadier möchten fich vergeben,
fo gab er um Friedenswillen nach.
Sie fehleffen alfo einen Vergleich, Kraft deffelbigen follte ſich jedweder befonders
nad) dem Johanneshafen begeben : nämlich d Iberville mit feinen Canadiern, und Brou-
illan mit den Soldaten und feinem eigenen Landausſchuſſe. So bald fie zufammenftießen,
follte Brouillan zwar bie ganze Ehre der Anführung allein genießen, Die Beute aber der-
geftalt unter die beyderfeitige Mannſchaft getheilet werden, daß d’Sberville, weil er die
meiften — dieſer Unternehmung trage, auch den beſten Antheil an der Beute
Als dergeſtalt das gute Verſtaͤndniß unter den Franzoſen wieder hergeſtellet war: fo, Gehen auf
begab fich Herr Brouillan an Bord des Profond welchen Herr Bonaventure noch immer a Johan:
führete, Ungeachtet dieſer Mann übrigens ein gebohrner Canadier und guter Freund des " hafen los
d Iberville war: ſo hatte er ſich doch in feinen Zwifr mit dem Befehlshaber von Plaiſance
im geringſten nicht gemiſchet. Here Muys blieb ebenfalis bey dem letztern, weil ihm felz
iger die Anführung der Eanadier aufzutragen verfprochen hatte; gleichwie denn dieſe Leute
jedweder audern Gelegenheit in der That gern unter ihm geſtanden wären,
Den
1696.
—
Veruneinigen
ſich wieder.
432 Geſchichte und Beſchreibung
Den iſten des Windmonates brach d' Iberville mit allen Canadiern, einigen Edel
leuten und Wilden, zu Lande auf. Nach einem neuntaͤgigen unglaublich beſchwerlichen
Zuge erreichete er Ferryland; den folgenden Tag kam der Ritter Bancogne, ein Edel⸗
mann aus der Landſchaft Angoumois, auf feinem Wege vom Johanneshafen zu ihm.
Denn Herr Brouillan hatte ihn nebft einigen Soldaten, um den Zuftand des Ortes zu er-
Eundfhaften, dahin abgeſchicket. Unterwegens befam er einen Engländer gefangen, Al—
lein, der Mann entwifchete und machete zu Johanneshafen Laͤrm. Sogleich lich der eng-
liſche Befehlshaber den Herrn Nancogne durch einige Mannfchaft verfolgen, Die ihn auch)
einholete, einen Sranzofen todtſchoß, und vier gefangen nahm. Rancogne war beynahe
ganz allein entlaufen, fobann vier und zwanzig Tage lang auf ungangbaren Wegen fort-
gewandert, und hafte manchen Tag gar nichts zu ejfen gehabt.
Den 12ten gieng d’ Jberville ganz allein in einer Schaluppe nach Rognouſe, als dem
allgemeinen Sammelplage, um mit dem Herrn Brouillan Abrede zu nehmen. Allein,
er mußte auf feine Frage, was er vornehmen folle? die unvermurßere Antwort vernehmen :
feine Leute müßten zu Ferryland auf ihn warten; er, Herr Brouillan, ‚wollte ungefaumt
dahin aufbrechen; von da wollten fie beyde mic einander in Schaluppen nach vem Johan⸗
neshafen abgehen; der Profond aber follte gleichfalls unter Segel gehen, damit ex bey ihrer
Ankunft an der Mündung des Hafens zugegen ſey. Uebrigens verlangete er die Hälfte der
Beute, die man dafelbft machen würde, für fich. Als d' Iberville einmwendete, es liefe
diefes ihrem getroffenen Vergleiche zuwider: fo leugnete Brouillan , Daß er je in fonft et—
was geroilliget habe, und fagete frey heraus, er werde von diefer Anforderung nimmer:
mæehr abgeben. ——— — ———
Vergleichen D' Iberville hielt an ſich: beſchloß aber, ſtillſchweigend ſeiner Wege * ;
ſich von ſchrieb es auch nach feiner Nückkunft zu Fereyland dem Herrn Pontchartrain, mit 2
neue.
*
Anhange, er muͤſſe wider ſeinen Willen alſo verfahren, weil er mit einem Manne zu thun
habe, mit dem er, ohne augenblicklicher Haͤndel gewaͤrtig zu ſeyn, kein Wort reden koͤnne.
‚Eben ſo wenig duͤrfe er ihm die Canadier anvertrauen; weil dieſe Leute nicht gewohnet wä-
ven, dergleichen Begegnung, als den Maloern wiederfahren wäre, zu verdauen. Ver⸗
muthlich merkete Herr Brouillan, was er im Schilde führete : er lief ihm alſo melden, er
ſtehe von feiner Forderung ab. D’Jberville war allemal leicht zu befänftigen. Dem:
nad) fhien die Berföhnung dieſesmal auf beyden Seiten auftichtig zu ſeyn. Beyde An-
führer macheten ſich mit einander auf den Weg nad) der Toullbay, welche auf dem Wege
von Kognoufe nach dem Johanneshafen liege, 4 a
Unterwegens begegnete ihnen der Herr de Pleine, ein canadifher Edelmann, den
d’ Iberville mit zwölf Mann auf Rundfchaft ausgefchicket Hatte, und brachte zwölf Ge-
fangene. Won diefen erfubr man, es Jägen hundert und zehn Engländer in der Toullbay.
ey dem Räumen der von dem Herrn Brouillan und den Maloern eroberten Derter hätten
fie weiter nichts, als ihre Käufer, eingebuͤßet, die fie im nächften Frühlinge wieder aufzus
bauen, und den Fiſchfang, Mie zuvor, zu treiben daͤchten. Diefe Nachricht beſtaͤtigte
den d’ Iberville in der Meynung, man müffe auf diefer Inſel die Engländer vor allen
Dingen in den Wäldern angreifen, denn auf dieſe Weife nahme man ihnen alles. weg,
was fie beſaͤßen, und laffe ihnen feinen Zufluchtsort mehr übrig. Diefes bewog ihn, den
Profond nach Frankreich abzuſchicken. Das Schiff gieng mir allen Gefangenen , darüber
er ein Recht zu haben vermeynete, den zaften unter Segel. >
von Neu⸗Frankreich. XVI Buch. *
So bald es ve Brouillan die Larve ab. Er behauptete, alle Car 1698.
nadier müßten An feinen —5 — ſtehen; ſein Wille ſey, den Herrn Muys zu ihrem —
Anfuͤhrer zu machen, und er werde dem erſten, dem beſten, welcher ſich des Öehorfames —
weigere, den Kopf entzivey ſchlagen. Nachgehends ſagete er zu dem Heren d Iberville: Verleich.
er koͤnne mit feinen Freywilligen hingehen, wohin es ihm beliebe. Nun merkete dieſer
erſt, wiewohl zu ſpate, die Falle, die ihm Herr Brouillan geleget hatte, damit er den
Profond tegfihicen möchte; Folglich auf Neuland bleiben müßte, da er denn, wenn er
wolle, die Hände aus Berdruß immerhin in den Schooß legen koͤnne; indem fodann der
ganze Ruhm, nebft dem Nutzen von der Eroberung bes Johanneshafens, ganz allein auf
deg Brouillans Seite verbleibe,
Gleichwohl macheten die Canadier diefem legtbefagten Heren allerley ſchwere Gedan- Man verglei⸗
Een; denn er beforgete, es möchte allenfalls Händel fegen, dabey er wenig gewinnen det ſich aber
dürfte; ja, er wußte nicht einmal, ob die Mannfchaft aus feinem eigenen Bezirke durch- Male.
aus auf feine Seite treten werde; auf welche Weiße denn die Sache vermuthlich ſchlecht ab-
laufen, er aber ſchwere Verantwortung davon haben koͤnne. D' Iberville Hingegen blieb,
nach feiner gewöhnlichen Gelaſſenheit, ganz ruhig, und that nicht das geringfte, was man
ihm Eünftig zur Saft legen koͤnnte. Mur fihmerzere es ihn, daß er außer Stand ge-
feget wurde, feinen Canadiern das Berfprochene zu halten, und beforgete, fie möchten ſich
felbft mit Gewalt Recht verfihaffen , ohne daß er es wehren Fünnte. Alles diefes brachte,
nachdem es auf beyden Seiten reiflich überlegee worden war, die dritte Verſoͤhnung zuwege,
und man verſprach einander, dergleichen Dinge kuͤnftig nicht weiter zu beruͤhren.
Sogleich brach das Heer nach der Toullbay, welche nur ſechs franzoͤſiſche Meilen Das Heer ruͤ⸗
von Ferryland liege, auf, kam noch an eben demſelbigen Tage dahin, und fand ein eng- et nach dem
liſches Schiff von hundert Tonnen vor Anfer liegen. Allein, die Mannfchafe Hatte ſich Jobannesha—
nebft allen Einwohnern des Drtes in die Wälder geflüchtet. Den aſten ſchickete d’ Iber⸗ Ten
ville einige Parteyen auf Kundſchaft aus; fie kamen auch alle mit Gefangenen zurüc.
Den zöften, welcher zur Abreife aus der Toullbay feftgefeget war, zog er mit fieben Ca-
nadiern voraus, um eine gewiffe Anhöhe zu befegen, von welcher die Engländer das Heer
erfundfchaften und auf feinem Zuge beunruhigen konnten. |
Als er etwa drey Meilen zuruͤckgeleget Hatte, fo begegnete ihm eine feiner ausgeſchick- Tapfere That
ten Parteyen, welche bis an die Johannesſchanze geftreift Hatte. Dieſe behielt ev bey fich. des Hrn. d'ge⸗
Nac einigem Fortruͤcken erblickete er vierzig Engländer, welche das Heer erfundfchafter berville.
hatten, verfolgere fie, und Fam mit ihnen zugleich in einen Kleinen Hafen, daraus fie her-
gekommen waren, Er fegete durch einen fehr reißenden Strom, da ihm das Waller bis
an den Guͤrtel veichete , erftieg, der ſtarken Gegenwehr ungeachtet, eine Art von Verſchan⸗
zung, und blieb Meifter von dem Hafen, Bon dem Feinde blieben fechs und dreyßig
Mann auf dem Plage. Einige wurden gefangen, die übrigen flohen nach der Johan
nesſchanze.
uf den Abend Fam das ganze Heer an den befagten Dre zu ihm, blieb auch den
ganzen folgenden Tag da liegen, weil es bis in die Nacht hinein ſo heftig ſchneyete, daß
die Luft verfinſtert wurde. Dem ungeachtet ſtreifete Montigny, weil er unmoͤglich ruhen
onnte, und für die Englaͤnder in der That ein ſehr unbequemer Nachbar war, in bie
Bälder, brachte aud) einige Gefangene mis. Es mar eben verjenige, welcher bey der
Allgem. Reifebefchr: XIV Band, Si Erobe-
434 Geſchichte und Beſchreibung
1696,
—
Eroberung von Corlar verwundet wurde, und ſich bey der Belagerung von Pemkuit ab⸗
ſonderlich hervorthat.
Den 28ſten fruͤh ruͤckete das ganze Heer in Schlachtordnung fort. Montigny zog
mit dreyßig Canadiern, woraus der Vorzug beſtund, fuͤnf hundert Schritte weit vor dem
Haupttreffen ber. Dieſes letztere wurde von dem Heren Brouillan, Heren de Iberville, und
einem tapfern abenaquiſchen Hauptmanne, Namens Neſcambiuit, gefuͤhret, welchem
letztern Ludwig der XIV 1706 zu Verſailles mit Worten und Geſchenken ungemein gnädig
begegnete. Die Befasung von Plaiſance hatte ziwar den Rang; doch war übrigens aus-
gemacher worden, es follten die Canadier den erften Angeiff thun. *
Nach einem drittehalbſtuͤndigen Zuge entdeckete Montigny auf einen Piſtolſchuß weit
einen Haufen: von hundert und acht und zwanzig Engländern, welche ſehr vortheilbaft hin-
ter einigen Zelfen ſtunden. Montigny gab fogleich Feuer auf fie, fuhr auch fo lange da-
mit fort, bis das Heer herbeykam, welches venn bald geſchah. Herr Brouillan griff fie
‚von vorne an; d Iberville ſchwenkete fich links, um ihnen von der Seite, wo fie Feine
Ein: Haufen
Engländer
wird geſchla⸗
gen
Felſen zur Bedeckung hatten , beyzufommen..
. Sie wehreten fich zwar gut. Allein nach — — ſie
auf allen Seiten. D' Iberville verfolgete fie mit den munterſten Canabiern bis nach der
Schanze, melche nur dreyvierthel Meilen weit davon lag, und.er kam eine Bierchelftunde
vor dem übrigen Heere dahin. In dieſer Eurzen Zeit hatte er zwo Schanzen weggenom-
men. und drey und dreyßig Gefangene gemacht, Die Einwohner vom ohanneshafen
Hatten große Hoffnung auf die gefhlagenen hundert und acht und zwanzig Mann gefeget,
und erſchracken, als fie die Sranzofen nebft denfelßigen die Stadt eindringei ſahen, der⸗
maßen, daß d Iberville noch eine dritte Schanze, darinnen wehhn dert Ma nn lagen,
gerades Weges wweggenommen hätte, wenn er nur hundert Mann ftarf geweſen wäre,
In dem nurerwaͤhnten Gefechte verlor der Feind fünf und funfzig Mann, Herr
Brovillan that Wunderdinge. Sein Trompeter wurde an feiner Seite todtgeſchoffen;
noch drey von feinen Leuten wurden verwundet, und zween Canadier getödtet. Die Sol-
‚Daten von der Befasung zu Plaifance thaten zwar das Ihrige vollkommen wohl: nur haͤt⸗
ten fie, wie d' Iberville in einem Schreiben an Heren Pontchartrain meldet, vorher einige
Feldzüge gegen Die canadifchen Wilden thun folfen; Denn da hätten fie gelernet, wie fie
fich bey Entdeckung des Feindes bedecken müßten,
. Belagerung: Als das Heer in den Johannesflecken einzog, fo fah es ein englifches Fahrzeug, an
derSsehanness deſſen Bord viele Engländer geflohen waren, mic vollen Segeln aus dem Hafen fahren.
fchanze.
Nachgehends erfuhr man, es habe jedermann feine koſtbareſten Sachen darauf in Sicher
heit gebracht. Die Schanze, die man vorige noch wegnehmen mußte, war mit acht
Schub hohen Pallifaden eingefaffet, übrigens aber in ſehr fehlechtem Zuftande. Das Heer
Tegete fi) in die Häufer des Sleckens, und ließ den Befehlshaber durch eine gefangene Frau
‚auffordern. Der Befehlshaber behielt die Frau bey fi), und gab feine Antwort.
Hieraus fhloß man, er wolle fich wehren; Daher machete man zur Stunde Anſtalt,
die Mirfer, Stuͤcke und Kriegesbeduͤrfniſſe, die man im der Touffbay gefaffen hatte, her⸗
bey zu ſchaffen. m der Nacht zwiſchen dem 2often und zoften wurde Herr Muys und
Montigny mie fechzig Canadiern ausgeſchicket, um bie zunächft an ber Schanze und jen-
feits derfelbigen ſtehenden Käufer wegzubrennen. Here d Iberville ruͤckete nebft dem Neſ⸗
cambiuit und dreyßig auserleſenen Leuten zu ihrer Unterſtͤzung nach. Der Befehlsha⸗
ber
yon Neu⸗Frankreich. XVI Buch. 455
ber von Plaiſanee ſtellete die uͤbrige Mannfchaft in Schlachtordnung, um, wo es noͤthig 1696.
fallen ſollte, zu Külfe zu kommen, Die Häufer wurden weggebrannt, und den zoften
kam ein Engländer mic einer weißen Fahne aus ber Schanze, u
"Auf die Vorfihläge, Die, er that, wurde beliebet, außerhalb der Schange eine Un, Der Befehls⸗
terredung anzuſtellen ; indem Der Befehlshaber den elenden Zuſtand ſeiner Schanze nicht haber will Zeit
ſehen laſſen wollte, Da es den Engländern nie eingefallen war, man werde fie zu Sande SeWinnen.
angreifen: fo beftund bie ganze Stärke des Ortes in der That nur auf der Seefelte. Der
Befehlshaber ie vier der angefehenften Einwohner aus dem Flecken mit fich, und ver-
Iangete, als Kerr Brouillan an feinem Orte Vorſchlage that, Bedenkzʒeit bis auf den fol⸗
genden Tag. Seine Abficht war nur, Zeit zu gewinnen. Denn es bemüheten fich zwey
große Kriegesfchiffe ſchon ſeit eflichen Tagen, mit Saviren in den Hafen zu Fommen. Als
Iein, man merkete feine Anfchläge, und gab ihm zur Antwort, er müffe fih zur Stunde
erklären, fonft wolle man fürmen.
Nun war er außer Stande, einen Sturm auszuhalten, daher bewilligte er, ſich Ergiebt ſich.
noch diefen Tag auf folgende Bedingungen zu ergeben: 1) Solle man ihm zwey Fahr Er
zeuge geben, darauf er nebft allen feinen Seuten nad) England abgehen fönne, 2) Nie-
man folle gepfündert werden, 3) Alle Engländer, welche nad) Bonneviſte gehen mwoll-
gen, Fönnten es in aller Sicherheit thun. Dieſe Uebergabe wurde franzöfifcher Seits bloß
von Heren Brouillan unterfihrieben : indem dieſer dem Herrn d Iberville nicht einmal die
Ehre that, ihm das Papier zu überreichen, Es verdroß Diefes zwar den Herrn d’ Iber⸗
„ville: er ließ fich aber, gleichwie er ſchon öfters bey wichtigern Fällen gethan hatte, nichts
merken, und that recht wohl daran.
Nach dem Unterfihreiben gieng der englifche Befehlshaber in feine Schanze, und Zuſtand des
kam nad) kurzer Zeit mit zweyhundert und fünfzig Mann, ohne Weiber und Kinder, wie Platzes.
der heraus. Won feinen Leuten mar zwar nur ein einziger Mann bey einem Scharmüßel,
als man die Schanze erfundfe wolfte, verwundet worden. Es beftund aber die
ganze Befasung meiftens nur aus elenden Fiſchern, welche kaum eine Flinte loszuſchießen
verftunden; gleichwwie denn der Herr Befehlshaber felbft übrigens ein ehrlicher Bürger
war, ber feine koͤnigliche Beftaltung hatte, fondern nur von den Schiffshauptleuten ein-
gefeget worden war. Die Schanze war ziemlich gut, aber mit nichts verforget. Die
Beſatzung hatte weder einen Stecken Holz zum Heizen, noch für einzige vier und zwanzig
Stunden Lebensmittel; gleichwie fie denn auch nicht eher, als in dem Augenblicke, da
dv’ Iberville im Flecken erfchien, eingezogen war,
Unterdeſſen ift der Ssohanneshafen ungemein fhön. Es Fünnen mehr, als zwey- Lage des Ye:
hundert Schiffe, darinnen liegen. Seine Mündung ift nur einen halben Buͤchſenſchuß hannshafens.
oͤreit; fie liege zwiſchen zween fehr hohen Bergen, und wurde damals von acht Stüden
vertheidiget. In dem Flecken zählere man etwa fechzig Einwohner, bie an der Nordkuͤſte
und auf eine halbe Meile am Strande Hin veche fhöne Wohnungen hatten. Die
Schanze, davon ich geredet habe, lag nur einen Stuͤckſchuß weit von dev Mündung
des Hafens, —
Als die beyden Kriegesſchiffe ſahen, daß der Platz übergieng, che fie ihm zu KHülfe
Eommen kounten: fo war für fie meiter nichts zu thun übrig, als wieder nad) England
‚ Amzufehren; gleichwie fie denn auch thaten. Den zten des Chrijtmonates wurde Moitz
Iny mit zwölf Mann nach Tortugalcue, in & Conceptionsbay, welche drey Meilen
— n vom
436 Geſchichte und Beſchreibung
1696.
Johannes⸗
vom Johanneshafen liegt, abgeſchicket, um daſelbſt eine große Menge Fluͤchtlinge, welche
nach Carbonierhafen wollten, aufjuheben. Er bekam dreyßig davan, Noch eine groͤßere
Menge Gefangene machte ein canadifcher Edelmann ‚, Namens Dugue de Boisbrisnd,
en einem drey Bierthelmeilen vom Johanneshafen gelegenen Otte, Kirividi genannt;
und es belief ſich die Anzahl derfelbigen innerhalb wenig Tagen auf mehe, als hundert,
Bishieher hatten beyde Anführer in guter Einigkeit gelebet: aber da es zum Theilen
ſchanze wird der Beute Fam, brach der alte Groll von neuem aus; ja, es fehlete nicht viel, fo wäre
weagebrannt,
Eroberungen
der Canadier ganz Meuland weiter nichts mehr übrig bfi als Boı
auf Neuland. Der erſte Plag war viel zu fefte für fo wenige Seute, wel
es zu einem öffentlichen Bruche gefommen. Als endlich diefes Feuer Durch die Klugheit
der Mittelsperfonen und durch die Mäßigung des d’ Iberville gedämpfet worden war: fo
ſchlug Brouillan vor, man wolle den Sobanneshafen n, und den Herrn Muys zum
Befehlshaber machen. D’ Iberville willigte darein, ee mit dem Bedinge, es folle un-
fer der Beſatzung Fein Kanadier ſeyn; indem er bey feiner vorhabenden Unternehmung fei-
nen einzigen Mann miffen koͤnne.
Bey diefen Umſtaͤnden bedankete fih Muys für die zugedachte Befehlshaberftelle.
Man beſchloß alfo, den Ort zu räumen, und vollzog dieſe i uf der Stelle.
Doch brannte man vorher nicht nur die Schanze, fondern X ts alle ncch ftehende
Gebäude weg. Als diefes gefchehen war, fo dachten Brouillan und Muys auf ihre Ruͤck⸗
reife nach Plaiſance; und d' Iberville machete fich mit den Wagehälfen, die ihr Glück un-
ter ihm fücheten , fertig, den Krieg fortzufegen,
Hierzu wendete er ungefähr ein Paar Monate an, wornach den Engländern auf
ig bi s Bonaviſte und die Carbonierinfel.
oder auf Wegen, darauf fehwerlich jemand, als ein Eanadier oder Wilder, fortzufom-
men vermag, herumſtiegen; folglich nichts, als ihre Slinten und Degen, nebſt fo viel
Sebensmitteln, als, um nicht vor Hunger zu fterben, genug mar, bey fich haben fonnten.
Die Carbonierinfel ift bey der geringften Verteidigung im Winter unzugänglich.
Zür dieſesmal aber hielten fich über drerhundert aus andern verlorenen Plägen dahin ge-
flüchtete Engländer an diefem Orte auf. Die See ift das ganze Jahr daſelbſt frürmifch,
und vorige macheren die Wellen einen Wall, ven fein Kriegesheer und Fein ſchweres Ge-
ſchuͤtz jemals zu gewinnen vermochte hätte Märe es dem d' Iberville frey geftanden,
feine Unternehmungen mit diefem Orte anzufangen: fo hätte er die Inſel beynahe ohne
alle Vertheidigung gefunden, auch weit leichter darauf landen koͤnnen. Man machete
diefen Feldzug noch fechs bis ſiebenhundert Gefangene, und ſchickete fie nach Plaiſance.
Weit aber in diefem Plage nicht genug verſchloſſene Derter waren, darein man fie fperren
konnte: fo liefen fie meiftens davon. f 9
D Iberville legete bey dieſer Gelegenheit treffliche Proben feiner Geſchicklichkeit ab,
und war überall voran, wo es gefährlich zugieng, oder große Beſchwerlichkeit auszuſte⸗
ben war. Montigny ſtreifete gemeiniglich voraus, und ließ öfters denen, Die ‚nach ihm
kamen, wenig mehr zu hun übrig. Nach diefen beyden fhaten fich drey canadifche Edel
teure, nämlich Boucher de Ia Derriere, d Amour de Plaine und Dugue de Bois;
briand, nebft dem Nescambiuit am meiften hervor. Hätte man Leute genug gehabt,
die Inſel, mit deren Eroberung es fehen fo weit gefommen war, vollends zu bezwingen,
und die eroberten Plaͤtze zu beſetzen: fo wäre Neuland für die Engländer auf immer ver- -
loren
nav
von Neu Frankreich· XVI Buch. 47
—* geweſen. Allein, in Frankreich ſah man damals noch nicht ein, wie viel uns an
ihrem gaͤnzlichen Beſitze gelegen ſey.
Man m Haft die Engländer bey dem Bevoͤlkern ihrer Pflanzlande eine
Geſchi cklich uß geſtehen, daß
nur machen ſie gemeiniglich ſehr ſchlechte Anſtalten zur Vertheidigung derſelbigen gegen
unvermuthete Ueberfaͤlle, oder gegen die Gewalt der Nachbarn. Wenn alſo die Franzo—
n, um ihre Eroberungen in der neuen Welt zu behaupten, eben fo viele Standhaftig—
keit und Eluge Anftalten gebraucheten , als fie bey Ueberwältigung derfelbigen Kühnheit
und Geſchwindigkeit erzeigen: fo würde die Krone England heutiges Tages keinen Dau—
men breie Erde in Nordameriea befigen.
Der größte Fehler, ven die Engländer damals, in Abficht auf ihre Pflanzlande, be-
giengen, mar ihre fchlechte Wahl der Perfonen, denen fie, es fey nun einzelne Pläge,
oder eine ganze Landſchaft, anvertraueten, Gemeiniglich waren es Leute, welche den
Krieg weder verftunden, noch je geſehen, wohl aber ein anfehnliches Vermögen auf eine
ſolche Weife erworben hatten, welche ganz andere Eigenſchaften, als die Ehrenftelle, da-
zu man ſie erhob, erforderte; ſolche nämlich, welche Seute ihres Gleichens nie erlangen.
Mebſtdem legeren fich fo wohl die engländifchen Einwohner, als die Darunter gemifch-
ten Ausländer, bloß auf den Ackerbau und die Handlung, und waren folglich zum Kriege
fhlecht geſchickt. Diefes machete fie bey den Wilden verächtlich, und verurfachete, daß
ihre veicheften und am ftärfeften bevölferten Sandfehaften fich nicht einmal einer Hand voll
Wilder erwehren kounten. Ihr ganzer Troſt gründete ſich auf unſer leichtſinniges, ver—
änderliches ‚ nachläßiges Welen, und auf die fehlechte Einigkeit unferer Befehlshaber.
Daher blieben fie von einer großen Anzahl wichtiger Plaͤtze dennoch Meifter, ungeachtet
wir fie fo oft herausgejaget hatten „ als wir nur davor ruͤcketen.
‚ Um wieder auf Neuland zu fommen: fo mar auf diefer großen Inſel, mit Ausnahme
4 zu —*
der vorhinerwaͤhnten beyden Platze, nunmehr alles unſer; und deIberville gieng nach Plai-
die Berftärfung aus Franfreich, welche Bonaventure mitbrin- Em N
fance zuruͤck, um
1596,
Fehler der
it, di ei e Gi ion wahrnimmt, bezeugen ; Engländer u.
feit, die man bey feiner andern europäifchen Nation wah bezeug ———
ihren Pflanz⸗
landen.
1697.
arum d’ JI⸗
gen follte, abzuwarten ; indem er ohne diefelbige die Eroberung der Inſel nicht zu Ende (and nicht sal-
bringen konnte. Mach langem Warten erſchien endlich fein Bruder Serigny den ıgten lig eroberte.
May 1697 mit einem Geſchwader in der Bay, und brachte einen Befehl vom Hofe mit,
welcher ihn noͤthigte, dieſe Unternehmung gänzlich fahren zu laffen, und Dagegen auf dem
Eife der Hudſonsbay Lorbeerzweige aufzufuchen. Ehe ich aber den Verlauf diefer Unter—
nehmung und die Deranlaffung dazu erwähne, erfordert es bie Ordnung der Gefchichte,
dasjenige, was nach der Einäfcherung des Dorfes Onnontague bey den Iroqueſen vor-
gieng, zu erzählen.
... Der Öraf von Srontenae wußte wohl, er Habe die Sroquefen mehr betäubet, als be—
zwungen ; und wofern er es bey dem Geſchehenen bewenden laſſe, fo wuͤrden fie ihren alten
Trotz bald wieder bervorfüchen, und die Pflanzlande eben fo arg, als vorher, beunruhi-
gen, Nun gedachte ev freylich, fie gänzlich zu demürhigen. Das Ungluͤck war, daß ihm
Unter affen Mitteln, die er hierzu anwendete, Fein einziges gelingen wollte; fondern Neu:
frankreich, was dieſen Krieg betraf, gar bald wieder in eben denfelbigen Zuftand fam,
in welchem eg ſich befand, ehe er mit einer zum Bezwingen aller Jroquefen mehr, als hin:
ngtichen Mache zu Felde gegangen war,
Sitz Zu
— Geſchichte und Beſchreibung
1697. Zu Ende des Herbſtes bekam der Ritter Callieres Befehl, eine ſtarke Partey in
— feinem Bezirke aufzubringen, und auf dem Eiſe gegen die Agnier auszuſchicken. Allein,
gebliche Ans weil die Aerndte ſehr ſchlecht gerathen war: fo machte ihm Der Mangel an $ebensmitteln den
frläge gegen Öehorfam unmöglich, Als er diefes dem Generale zu wiſſen that: fo verfangete Biefer , er
die Zroquefen. folle wenigftens funfzig Mann in die Gegend fehicken , wo die Iroqueſen den Winter über
zu jagen pflegen, Callieres machete fogleich Anftalt zur Bollziehung dieſes Befehles, und
‚es war fehon alles zum Aufbruche fertig: allein, geroiffe eingelaufene Nachrichten verur⸗
facheten, daß man feinen Vorſatz änderte,
Den zıten Jänner kam ein gebohrner Onneyuther, der aber am Ludwigsſprunge
wohnete, und vorigt feine alten Sandesleute ermahnet hatte, fich unter ung nieberzulaffen,
nach Montreal zurück. Als man nun nach den Gefinnungen feiner Sandesleute fragete:
ſo gab er zu Antwort, es Fämen fechzig von ihnen, in zween Haufen vertheilee, im Jagen
berbey, um ihr dem Großftatthalter dießfalls gegebenes Wort zu erfüllen, Alle übrige
Sroquefen wären an die Gränze der Andafter auf die Jagd gezogen; und auf dieſe letztere
Nachricht dankete man die funfzig Mann wieder ab,
Die Franzes Gleichwohl macheten fich einige aus eigenem Triebe auf die Beine, und nahmen
fen werden ges ihren Weg nach Neuyork. Einer von diefen Haufen wurde von einem, Namens Dus
Uopſet. bos, gefuͤhret. Diefer flug ſich mit einigen Mabinganen und Agniern lange Zeit
£apfer herum, und fügefe ihnen großen Schaden zu, Allein, bey Drange fiel er in einen
Hinterhalt. Bon feinen fehszehn Mann biieben zehn auf dem Plage; Dubos und noch
drey andere wurden verwundet, gefangen, und nad) Orange geführet. Die übrigen beyden
Famen nicht weifer zum Borfcheine. Einem ander ıfen vor - acht Franzoſen
gieng es niche viel beffer, Es fließen Wilde vom Berge auf fie, und fielen, in ing,
es wären Engländer, darüber her. Ehe man einander erfannte, blieben ziween Sranzo-
fen und das große Oberhaupt vom Berge, Namens Totsthiron, auf dem Plage, an
welchem Manne Neufranfreich viel verlor,
Einige Onne⸗ Endlich, den sten des Hornungs, Famen drey und dreyßig Onneyurher nach Montreal,
zucher Safer und fageten, hiermit erfülleten fie das ihrem Vater gegebene Wort, in die Reihe feiner
—— ir Kinder zu treten. Ihre ſaͤmmtlichen Sandesleute, fageren fie, ließen durch ihren Mund ver-
ie a ſichern, fie würden ebenfalls gekommen ſeyn, wofern nicht der Agnier und der Onnontague,
— zwiſchen welchen fie ihre Stelle haͤtten, jedweder einen ihrer Arme ergriffen und fie zuruͤck⸗
gehalten hätte. Unterdeſſen blieben fie dennoch bey ihrer Gefinnung, und wollten fogleich
zu dem Ononthio fommen, fo bald er jemanden, um fie abzuholen, abfertigen werde,
Sie ihres Ortes wären mit jedweber Stelle, die man ihnen gönnen wollte, zufrieden; nur
möchten fie gern den Namen Onneyuth behalten, und den P, Milet zu ihrem Mifftonar
baben, indem er fie, ungeachtet alles yon ihnen erlittenen Uebels, gleichwohl fehr liebete,
Mebrigens baͤthen fie, man möchte ihnen zur Evrichtung ihrer Wohnungen behülflich feyn.
Wie man fie Was fie von des P. Milers Zuneigung fageten, dag befand fich wirklich alſo. Es
empfängt. ſprach dieſer Miſſionar, in deffen Geſellſchaft ic) viele Jahre zugebracht habe, Nie anders,
als mit geoßer Innigkeit von den Onneyuthern, ungeachtet er ihnen Feine andere Berbind-
lichkeit hatte, als daß fie ihm Gelegenheit gegeben, fih durch eine fünfjährige harte $eib-
eigenfihaft ein Berdienft zu erwerben, Herr Callieres empfing bie neuen Gäfte auf das
befte, und verfprach,, es folle ihnen an nichts fehlen. Rachgehends ſchrieb er an den
Grafen, um feine Meynung zu willen, und erhielt Befehl, ihren Anführer nach —
yuth
von Neu⸗Frankreich· XVI Buch. 439
yuth zurück zu fehicke ic ex feinen Sandesleuten von der günftigen Aufnahme Nah 1507.
wicht geben en ne — fonne, | — —
Dieſe Unterhandlung und das Beyſpiel der uͤbergetretenen Onneyuther erregete bey Die andern
den Übrigen Orten ein großes Aufſehen, und es gaben ſich abſonderlich die Onnontaguer Orte nenn
große Muͤhe, die Sache zu hintertreiben. Die Agnier waren am allerbegierigſten, den — *
eigentlichen Zuſtand der Sache mit den Onneyuthern zu erfahren, und ſchicketen zu diefem ie
Ende ein Paar aus ihrem Mittel, unter dem Borwande, zivo im vorigen Jahre bey So⸗
tel gefangene Jungfern zu überbringen, nach Quebec. Bon beyden Gefangenen erfuhr
man, die Zroquefen fehienen fich nicht fonderlich zu fürchten. Die Engländer hätten die
Onnontaguer, um fie wegen des erlittenen Verluſtes ſchadlos zu halten und zum Wieder:
aufbauen ihres Dorfes zu vermögen, fhattlich beſchenket; daher denn diefelbigen auch ges
fonnen wären, ihre von den Franzoſen verbeereten Felder ſchon in diefem Fruͤhjahre wie-
der anzubauen. u * > —
Sende Agnier hingegen frageten den Grafen Frontenac mit großem Stolze: ob der
eg von ihrem Orte nach Quebec offen ſey? und einer von ihnen ſagete: er hoffe doch
wohl, man werde ihm feinen Sohn, der bier ein Gefangener ſey, abfolgen laſſen. Der
General gab zur Antwort: ber erfte Jroqueſe, welcher Fünftig dergleichen ungebührliche
Reden ausftogen wuͤrde, follte dafür auf der Stelle geftrafet werden. Ihnen zwar wollte
‚er, in Anfehung der beyden eingelieferten Gefangenen, verzeihen: allein, fie müßten ſich
angewöhnen,, ein andermal demuͤthig mic ihm zu fprechen, indem er ihnen weiter nichts
mehr zugeftehen werde, es fey denn, fie unterwuͤrfen fich zuvor feinem Willen, und uͤber⸗
lieferten ihm alle bey ihnen gefangene Franzofen.
Jaa, er behielt fie den ganzen Winter über bey ſich, aus Beyforge, fie möchten ihren
Sandesieuten die Gegend. verrathen, da unfere Bundesgenoffen auf der Jagd waren,
Gleichwohl fehickete er neue Befehle nach Montreal, man folle , un zu erfahren, was bey
den Iroqueſen und zu Meuyorf vorgehe, den Feind durch Fleine Parteyen unaufhörlich bes
zwaden. Den ısten May bothen die Wilden vom Wöwigsfprunge und vom Berge dem
Befehlshaber zu Montreal ihre Dienfte an, Es befam aber dieſer, als er deswegen bey
dem Grafen anfragete, zur Antwort, es follten ſich weder die Franzoſen, noch Die ange:
feffenen Wilden entfernen; weil ev fie vielleicht bald nothig haben möchte.
Die Urfache dieſer Erklärung lag in der Ankunft des Herrn Vincellotte, eines Frontenae sr
fharffinnigen ämfigen Mannes und gebohenen Eanadiers. Der Here de Gabaret Hatte bit Machricht
ihn am wuͤſten Gebirge, unweit Pentagoet, ans fand gefeget, von da Fam er zu Sande vom OT
her, und brachte dem Generale Briefe vom Hofe mit, welche ihm das Zerfireuen feiner
Völker nicht erlaubeten. Dev Dinifter ſchrieb ihm, es lägen in den engliſchen Häfen
einige Kriegesſchiffe fegelfertig, welche ungefüume zu einer zu Baſton ausgeruͤſteten Slotte
fioßen und Canada angreifen follten, Unterdeſſen folle ver Graf taufend, oder taufend
und zweyhundert Mann in Bereitfhaft Halten, um auf den Fall, da wegen Quebec nichts
zu befürchten fen, die Befehle, die ihm Seine Majeftät zuſchicken werde, zu vollziehen,
as diefeg zu bedeuten hatte, das werden wir: bald feben. ——
Die Jqueſen merketen es ſehr bald, daß man fie in ihrem Sande nicht weiter zu be: Die Jroyue-
unruhigen dedenke, und freiften auf allen Seiten herum. Dieſes noͤthigte den Befehls: fen
baber zu Montreal, deſtomehr Parteyen gegen fie auszufhiefen, und Dadurch vereitelte cv alle ben u
ihre Anſchlaͤge. Einige Gefangene, die man ihm bald darauf aus der Nachbarſchaft
von
440 Gefchichte und Beſchreibung
von Neuyork überlieferte, ſagten aus, man fpräche in nur beſagter Sandfchaft, bald als ob
die Englander in Europa eine Flotte ausrüftefen und Quebec befagern wollten, bald, man
ruͤſtete fich in Frankreich, Bafton zu delagern, Zu gleicher Zeit erfuhr man, Neuengland
fey außer Stande, das geringſte zu unternehmen ; die Theurung fey ungemein groß, zwi⸗
ſchen dem Statthalter und den Ständen herrſche eine große Uneinigfeit; und wiewohl man
äußerlich Canada zu bedrohen fhiene, fo fürchtete man ſich doch innerlich vor den Franzofen,
und arbeitete deswegen an Befeſtigungswerken.
Die Englaͤu⸗ Hingegen erfubr man zu gleicher Zeit auch, es ſey im vorigen Herbfte die Bourbon-
der nehmen fhanze in der Engländer Hände gefallen, und es habe Herr Serigny, welcher eine Ber-
die Bourbon⸗ ſtaͤrkung an Mannfchaft, Mund-und Kriegesbedürfniffen dahin bringen follen, nicht zu lan⸗
ſchanze weg · den vermocht. Es erfihienen wirklich den zten des Herbſtmonates 1696 vier englifche
Keiegesfchiffe, nebſt einer Bombardiergalliotte vor dem Plage, und waren Faum zwo Stun-
den auf der dafigen Rhede vor Anker geweſen, als Herr Serigny und de la Motte Egron
gleichfalls anfamen, jener auf dem Drachen, einem föniglihen Schiffe, diefer auf dem
Zardi, welcher der nordifchen Gefellichaft gebörete,
Weil die Partey allzu ungleich war, fo machten fich Die Franzo aus dem Staube.
Serigny nahm feinen Weg nach Frankreich, Fam auch glücklich dahin. Aber fa Motte
Egron litt auf dem Wege nach Duebee Schiffbruch und erſoff. Die Bourbonsfchanze
war kaum mehr eines Widerftandes fähig. Gleichwohl ftellete man fi im Anfange ganz
unerſchrocken. Den sten machte die Galliotte unter dem Beyſtande der beyden Schiffe
ein ſtarkes euer, fuhr den folgenden Tag damit fort, und die Engländer wollten unters
deffen eine Landung vornehmen. Allein, Jeremias, welche rE
dienete, ſteckete ſich mit vierzig Fuſiliern hinte die Buͤſche, und feuerte fo ſiark, auch in ſo
ſchoͤner Ordnung, auf die anrückenden Schaluppen, daß fie zurück weichen mußten. >
Brechen den Hierauf warf die Galliotte Bomben, davon zwey und zwanzig in Die Schanze fielen,
Vergleich . Weil mun keine einzige fihere Stelle für das Pulver vorhanden war: fo Fonnte ber Be—
fehtshaber, Here de Is Foret, nicht umhin, ſich zu ergeben. Er verlangete, man folle ihn
nebft feiner ganzen Beſatzung auf franzöfifchen Grund und Boden bringen, auc) jedwedem
Man‘ erlauben, fo viel mitzunehmen, als er tragen koͤnne. Beyde Artifel wurden bewillis
get, Allein, fo bald die Engländer im Plage waren, lacheten fie nur über den getroffenen
Vergleich, plünderten die Franzoſen aus, und führeten fie gefangen nach England.
Doch ſetzete man fie vier Monate nach ihrer Ankunft in Freyheit. Als fie nun bey dem
Ausfteigen in Frankreich vernahmen, man vüfte zu Rochelle Schiffe aus, und wolle die Bour-
bonsfchanze wiederum erobern, fo giengen fie meiftens in möglichfter Eile dahin. Hier fan-
den fie in der That vier Schiffe, Darüber Herr Serigny bis nach Plaifance Befehlshaber feoyn,
fodann aber diefe Stelle feinem Bruder d Iberville abtreten follte. Mic diefem nun fuhren
fie ab. Vorhin haben wir gefehen, es fen diefes Geſchwader den ıgten May, Das ift zu
eben der Zeit, als d' Iberville die Inſel Neuland vollends erobern wollte, dafelbft an-
elanget.
waͤre zu wuͤnſchen geweſen, entweder fein Bruder waͤre eher gekommen, oder er
hätte gewußt, daß felbiger fo fpät anfommen werde. In dem erften Falle hätte er die
nöthige Zeit, der aufgetragenen Unternehmung einen glücklichen Ausgang zu verichaffen ges
habt, und in dem zweyten hätte er, um fich wegen des langen Aufenbleibens zu tröften, ei⸗
nen äuferften Verſuch wagen, und die Engländer vielleicht gänzlich aus der Inſel verja⸗
gen
Ni 4!
mir
je als Faͤhndrich
=
von Neu⸗Frankreich · XVI Buch · ag
gen koͤnnen, gleichwie ihm denn dieſes ſehr am Herzen lag. Auf der andern Seite war 1697.
es offenbar, daß der Hof feine Rechnung auf eine weit zeitigere Ankunft des Herrn Se: "m
vigmy gemacher Hatte, Affein , es gieng tie fehon gemeldet worden, in unſern Hafen un-
gemein langweilig mit den Schiffsrüftungen ber; und diefes vernichtete oft Die beften An-
fehläge unferer Officiere oc —
Es erheffer diefes aus dem Berhaltungsbefehle, welchen d' Iberville befam. Denn
da hieß es, er ſollte vor ſeiner Sabre nach der Hudſonsbay nach dem Johannesfluſſe fegeln,
und fehen, ob.nicht etwa die Naxoatſchanze einer Berftärfung beduͤrfte. Die Vollziehung
diefes Bepepfes war nunmehr unmöglich, und wurde felbft von dem Herrn Brouillan,
weichem er Iberville feinen Verhaltungsbefehl vorzeigete, dafür gehalten. Denn es mar
niche nur fuͤr zwo dermaßen weit von einander entfernete Unternehmungen die Jahreszeit
schon zuweit verftrichen, fondern es war auch das aus Frankreich angefommene Schiffs:
volk nicht im Stande, ſo lange Zeit auf der See zu bleiben. Pag>?
Demnach befchloß man, gerades Weges nach der Bourbonfchanze zu geben. Das D’Iserville
Geſchwader beftund aus vier Kriegesfhiffen und einer Brigantine, und ſtach den Gten des gedt nach ver
Heumonates in die See. Det Hof hatte noch einen dritten und zu erfüllen weit ſchwerern udſonebay.
Befehl, als der zweyte war, gegeben, nämlich eine Zeitlang an der neuländifchen Bank zu
kreuzen. Diefem wollte gheroni⸗ zwar ein Genuͤgen thun: er fand aber in dem daſigen
Gewaͤſſer dermaßen duͤſtere Nebel, und dagegen fo günftige Winde zu feiner Fahrt, daß er
für das Yen hielt, fie fortzufegen, und dergeftalt den 28ſten an die Mündung der Hud-
fonsbay Fam.
Den zten Auguft war er in der Bay ſelbſt. Allein, Hier ruͤcketen ihm die Eisſchollen Vetliert ein
dermaßen auf den Leib, daß er ſich an die größten fefthängen mußte. Das gefährlichfte Schif.
bey diefen Umftänden war, daß die Schollen von den Strömen mit Ungeftüme hingeriffen s
wurden, ann Gewal sc a i — San mußte A he.
yes alle Augenblicke ger 3 zten e die gantine wirklich zerſchmettert
jmgteichen derPalmier, weichen derr Serigwy führete. Es gefchaß biefes fo fehnell, daf
man faum noch) die Leute retten Fonnte; alles übrige gieng verloren,
Den 2giten war d Iberville mit dem Pelicane zwar vom Eife frey, aber ganz alfein, Ksmmt von
und ohne zu wiſſen, wo feine übrigen Schiffe feyn möchten, indem er ſie fehon feit dem irten den übrigen
vor den Eisftücken nicht mehr fehen Fonnte. Doch weil er den vorigen Abend einige Stuͤck- ab.
fehüffe vernommen hatte; fo hoffte er, fie würden voraus gegangen ſeyn, und richtete die
Segel nad) der Nelfonfchanze, die er den gten des Herbftmonates zu Gefichte befam. Des
Abends legete er unweit der Schanze vor Anker, und ſchickete den Heren Martigny, der
Geſchwiſterkind mit ihm war, in der Schaluppe ans Sand, um von der Befchaffenheit des
Plages, und von den englifchen Schiffen, die er in der Hudfonsbay wahrgenommen hatte,
Kundfchaft einzuziehen, . / x,
Des folgenden Tages frühe um fechs Uhr, entdeckte er drey Schiffe unter Wind, wel⸗
che ſich mit Laviren in die Rhede zu helfen bemüheren. Er gab die mit Herrn Serigny ab-
geredete Loſung. Als aber keine Antwort erfolgete, ſo ſah er wohl, es muͤßten Feinde ſeyn, und
machte Anſtalt, fie anzugreifen. Zu dieſem Entſchluſſe nun gehoͤrete eine große Verwegen⸗
eit. "Denn er hatte kaum hundert und funfzig taugliche Mann am Borde, da hingegen
Unter den drey Schiffen eines ſtaͤrker als er war, jedwedes aber von den andern beyden
ey anddreyßig Stuͤcke führete,
1607.
— —
Schlaͤgt ſich
mit drey eng⸗
liſchen Schif⸗
fen.
Gefecht einer
franzoͤſiſchen
inte.
445 Geſchichte und Beſchreibung
Ungeachtet dieſer Ungleichheit kam er ſo unerſchrocken auf ſie los, daß ſie ſich daruͤber
entſetzeten. Doch erwarteten fie ihn. Um halb zehn gieng das Schießen an, und dauerte
bis um ein Uhr Nachmittage mit großer Heftigkeit beftändig fort, Gleichwohl befam der
Pelican nur einen einzigen Todten und fiebenzehn Verwundete. Hierauf gieng d Iberville,
welcher den Wind zum Vortheile hatte, auf einmal auf beyde Fregatten ios, und gab ihnen,
in der Abficht fie maftlos zu machen, die Sage ganz nahe. Aber in dieſem Yugenblicte Eam
ihm felbft die dritte, der Hamſ hire genannt, auf den feib; fie hatte an jedwedem Borde
ſechs und zwanzig Stüce, und war mit zweyhundert und dreyig Mann befeger,
Sogleich gieng er ihr entgegen, und ließ alle feine Stuͤcke auf das zu Grundeſchießen
einrichten. Dergeſtalt gieng er mit vollen Segeln darauf los, und gab der Fregatte eine
Sage, davon fie im Augenblicke zu Grunde gieng a), Sodann wendete er ſich ‚ und über-
fiel die Hudſonsbay, dasjenige, von den beyden andern englifchen Schiffen, welches der
Mündung des Therefenfluffes am näheften war, Als er aber entern wollte, ftrich diefe Fre⸗
gatte die Segel und ergab ſich.
Hierauf machte d’Fberville Jagd auf die dritte, der Deringue genannt, welche gegen
Nordoft floh, und nur einen guten Stuͤckſchuß weis von. ihm ‚net war, Beil aber
diefes Fahrzeug eben fo fehnell fegelte, als er felbft: fo unterließ er das Nachfegen bald wie-
der, abfonderlich weil er nicht ſtark fegeln durfte. Denn es waren ihm einige Wände übel
zugerichtet, zwo Pumpen zerfprungen, und viele Thauen entzwey gefchoffen. Sein Schiff war
mit ſiebenzehn Schuͤſſen durchlöchere, abfonderlich unter Waſſer, und man fonnte nicht fto-
pfen. Er kehrete alfo um, und ſchickete den Herrn de la Sale mit fünf und zwanzig
Mann in der Schaluppe ab, um das eroberte Schiff zu befegen. felbft ließ das feis
nige ausbeſſern ;-und als diefes mit unglaublicher Gefehroindigfeit g en war , fo ſetzete er
ganz allein dem entflohenen Feinde nach, ungeachtet felbiger ſchon drey Meilen zum Bor-
forunge hatte,
Er hoffte ſchon ihn einzuholen. Es lief aber der Wind gegen Abend nach Norden
um; es flieg zugleich ein ftarfer Nebel auf, und entzog den Deringue feinem Geſichte.
Demnach mußte er nad) der Hudfonsbay zurück Eehren. Er warf den Anker gleich neben
dem Hamfdire, von welchem faft gar nichts mehr zu fehen war, auch Fein. einziger Mann
gerettet werben konnte. Won den Gefangenen erfuhr er, fie wären fünf und zwanzig Tage
kang zroifchen bem Eife gewefen, und hätten ihren Brander durch eben den Zufall verloren,
als die Franzofen ihre Brigantine, Nachgehends hatten fie eine franzöfifche Flüte ange-
troffen, die ſich fehs Stunden lang mit erſtaunlicher Tapferkeit gewehret, und hernach ihre
Zuflucht zwifchen das Eis zu zwey andern Schiffen ihrer Nation genommen habe,
Befagte Blüte war der Profond, den d' Iberville zu Plaifance ausgerüfter, mit ſechs
und zwanzig Stücen, und hundert und zwanzig Mann befeget, und dem Heren Dugue
anvertrauet hatte. Sie war den 25ften Auguſt von dem Palmier und Weſp abgefommen,
und bald darauf unter drey englifche Schiffe gefallen, die fie zwar wie ein Sieb durchlöcher-
ten, aber weder entern, noch zur Ergebung zwingen fonnten, Zum größten Gluͤcke erbli⸗
cketen ſie den Weſp und Palmier zum Entfaße herbey eilen, und machten ſich hierauf bey
Seite. Der Profond war völlig maſtlos gefchoffen, auch hatten die übrigen beyden vieles
in dem Eife gelitten. Gleichwohl beſſerten fie fich in der Geſchwindigkeit aus, und verfol-
geten
) Der Herr Verfaffer meldet nicht, aus welchen Nachrichten er diefe und noch andere a er |
⸗
von Neu⸗Frankreich · XVl Buch . 4453
geten bie Engländer, die ihnen zwar entgiengen, aber nur erwaͤhnter maßen dem Pelicane 1697.
Instle Hände liefen, | üone x 3 * er
Indem nun dem de Iberville verißt nichts mehr im Wege ſtund: ſo wollte er auf die Schiffbruch
Bourbonſcha gu dieſem Ende lichtete er den 6ten die Anker, und legete ſich des d'Iber
ange losgehen. ; ville,
auf die Rhede. Hier Fam feine Schaluppe, die er, um Kundſchaft einzuholen, ans tand
geſchicket Haste zu ihm, und brachte Wilde mit, nad) deren Yusfage nicht mehr als fünf
und drepfig Mann in ber Schanze lagen. Auf diefe Nachricht ließ er einen Mörfer nebft
fünfzig Bomben auf ben Hudfonsbay bringen, um unterdeffen, bis die übrigen drey Schiffe
nac)fämen, einen Anfang zum Erobern zu machen. Als er des folgenden Tages fah, die
See gehe ſehr Hol, welches in diefer Bay ein gewiffer Vorbothe eines nahbeverftehenden
Sturmes iſt: folief er, weil man in der Rhede fchlechte Sicherheic Hat, aus felbiger in Die
hohe See, und legte da vor Anfer. Allein, feine VBorfichtigfeie war vergeblih. Der
Wind legte fich zwar etwas, tobete aber nachgehends ärger, als jemals, Die Anferthauen
eiffen, und d’ Iberville, welcher an Geſchicklichkeit vielleicht keinem einzigen Steuermanne in
ganz Sranfreich etwas nachgab, mochte machen, was er wollte, fo wurde er doch an die Kuͤ—
fte geworfen, und feheiterte nebft feinem eroberten Schiffe an der Mündung des There:
ennu — LE
> — das Ungluͤck in einer ſtockfinſtern Nacht vorgieng, folglich die Beſtuͤrzung, wel-
che ber ſchreckliche Sturm verurfachere, Durch die Dunkelheit derfelbigen vermehret wurde:
fo unterließ man, auf die Rettung der Schiffe in fofern bedacht zu feyn, daß man an ei:
nem fichern Orte auf den Strand zu laufen gefücher hätte. Die Schiffe waren alfo mie
anbrechendem Tage geborften und voll Waffe, Zwar die Mannfchaft, nebft allem, was
zur Belagerung nöthig fiel, wurde gerettet. "Allein, die Lebensmittel waren weg, auch Feine
andere zu hoffen, man erobere denn Die Schanze. Daher bereitete d' Iberville alles in
größter Eile zum Sturme. Raum Hatte man den Anfang mit diefer Befchäfftigung ge=
machet, fo erblidete er feine drey Schiffe, und bald darauf legten fie in der Rhede vor Anker,
Zwar hatten fie eben den Sturm ausgeftanden, als der Pelican und Hudſonsbay: fie Eroberung
waren aber weiter vom Lande enffernet geweſen. Ob fie alfo gleich ebenfalls gegen das Sand der Bourbon:
getrieben wurden: fo hörete doch der Sturm auf, ehe fie es gänzlich erveicheten. Doch ver⸗ ſchange.
lor dee Palmier fein Steuerruder, und befam zween fo große Lecke, daß er zwo Pumpen ohne
Aufhören geben laffen mußte. Nach Ankunft diefer Schiffe war nicht nur die Eroberung
der Schanze fo gut, Alsvichtig, fondern man hatte auch zu leben. Daher wurde an den
weil er nicht mehr nöthig war, und nur viel Volk Eoften koͤnnte, nicht weiter
gedacht. =
Den folgenden Tag, twelcher der Totedes Herbſtmonates war, brachte d Iberville in feiner
Schaluppe Mörfer und Bomben ans Land, und zwar eine Halbe Meile weit von der Schan-
je, an dem Orte, wo die Mannfchaft des Pelicans gelagert war. Er ließ fogleich Batte-
tien perfertigen, und den zzten fing er an, Bomben zu werfen. Vermuthuch hatte der
Befehlshaber der Schanze, Namens Heinrich Bailay, mit feinem Ergeben nur darauf
gewarter; denn er ließ gleich den folgenden Tag die Chamade fhlagen, und ergab ſich auf
folgende Bedingungen: I. Sollte man ihm feine Schriften und Rechnungen, welche ‚der
londonſchen Handelsgeſellſchaft geböreren, nicht antaften, 2. Sollte ſowohl Officiern als
Kk
2 Ge⸗
Zeile genommen habe. Die Fregatte, der Hampfhire, gieng nebſt dem Brander Ovoners
m Eiſe iu Grunde.
444 Gcecſchichte und Befchreibung von Neu⸗Frankr. XVIB.
1697. Gemeinen ihre Kiſten, ihr Geraͤthe, und überhaupt alles, was fie Hätten, verbleiben. 3.
Sollte man fie eben alfo halten, als die Franzoſen. 4. Unverweilet nach England ſchicken.
5. Die Befagung folle mit allen Ehrenzeichen ausziehen, auch ihr Gewehr behaften.
Sobald diefer Vergleich unterfchrieben war, zog der Befehlshaber mit zmey und furf:
zig Mann aus, Darunter waren fiebenzehn von des Hudſonsbay Volkes denn es iſt leicht
zu ermeſſen, daß bey dem Schiffbruche des beſagten Schiffes und des Pelicaus jedermann
mehr auf feine eigene Rettung, als auf das Bewachen der Gefangenen gedachte; folglich
die Franzoſen nur Diejenigen behielten, welche das Herz nicht hatten, bey ftockfinfteter Macht
in eine unbefannte Gegend zu entlaufen.. Die Entflohenen wurden in dem Vergleiche mir
eingefhloffen, und erhielten ihre Freyheit,... 0.0 0... ih Saal haft sh sen ss
D’ Iberville Nach genommenen Befige von der Schanze, "machte 5° Iberville den Herrn von
sehe na) Martigny zum Befehlshaber derfelbigen, gleichwie den Herrn de Boisbriand; des Herrn
Frankreich. Dugu⸗ Bruder, zum föniglichen Lieutenante. Weil der Palmier außer allem Stande. war,
die See ferner zu halten: fo mußte er in dem Fluſſe, dicht an der Schanze vor Anker Ie-
gen. Serigny blieb mic fünfzig Mann da, ‚um das. Schiff, ‚wofern es wieder ausgebeſſert
werden Fönne, nach Frankreich zu führen: d°; ille aber bi it dem Volke des
Pelicans und vier und vierzig noch übrigen Gefangenen an Bord des Profonds. Den
24lten des Herbfimonates gieng er nebft dem Weſp unter Segel, erreihete den gten
des Wintermonates Belle Isle, Hatte aber auf beyden Schiffen kaum einen einzigen
Mann, der nicht vom Scharbocte angegriffen geweſen wäre.
Wichtigkeit Obgleich Fraukreich durch die Eroberung der Bourbonſchanze, in dem Beſitze des
jeiner Erobe: nordlichen Canada auf lange Zeit befeftiger wa 17 beſ⸗ Eroberung,
rung» gleichtoie ich im folgenden Buche melden werde, dem Könige bie Unfoften, die er diefes
Jahr in Nordamerica aufgewendt harte, bey weitem nich. Unterdeſſen war doch die
Handlung nach der Hudſonsbay eine Sache von größerer Wichtigkeit, als manche gedadh-
ten. Ja, man ermaß ihre Wichtigkeit erft daraus, weil die englifchen Gevollmächtigten
er Utrecht folchen Eifer bezeugeten, ihrer Nation die De diefer —* zu ver⸗
affen. Gewiß iſt es, daß das daſige Pelzwerk andere uͤbertreffe, und daß man es,
Ioegen der großen Armuth der benachbarten Wilden, um: einen ſehr wohlfeilen Preis be-
omme. Fr , — „FE
#
A
REGIE? —— 445
.
allgemeinen Geſchichte
ad Befhreibung rw
von Reu⸗Franbkreich;
S edemehntes Buch.
1
as Gerücht von Ausruͤſtung vieler Schiffe in Frankreich, in England und zu Ba- 1697.
N} fton dauerte noch immer fort, und Herr Srontenac wußte nicht, was er davon
gedenken ſollte. Gleichfalls band. ihm der fönigliche Befehl, feine Mannſchaft
zu einer gewiffen Unternehmung, die man ihm aber nicht eröffnete, bereit zu hal—
ten, 2* verwirrteſten Umſtaͤnden, darinnen er * —— — Er Un⸗
terdeſſen kam der onneyuthiſche Hauptmann, w ‚Herr ieves in feine Heimatb ge=
fehicket hatte, zwar nach Montreal zuruͤck, aber , welches fogleich eine fehlechte Bor *
tung zu ſeyn ſchien, ohne Die geringſte Begleitung.
Gleichwohl ſtellete er ſich fo offenherzig, daß er jedweden andern, als den Befehlsha- Die Iroque⸗
ber von Montreal, betrogen haben würde, Er gab vor, als er feinen Brüdern erzähler ha- fer wmollenden
be, wie liebreich er, nebſt feinen Gefährten von den Franzofen aufgenommen worden , fo hats een he⸗
ten fie ſammtlich ungemeine Luſt, dieſem Beyſpiele zu folgen, bezeuget, ja, es hätten auch fo. a
gar die Onnontaguer verfichern laſſen, fie wären bereit, ihnen Gefellfhaft zu leiten. Nur,
wollten fie vor allen Dingen dem Ononthio, um zu erfahren, ob er fie aufnehmen wolle,
ein Geſchenk ſchicken, noch ein anderes aber den Jeſuiten, damit ſie den Gott der Chriſten
ihrentwegen um Friede bitten moͤchten, und baͤthen ſie inſtaͤndig, die Onneyuther moͤchten
nicht ohne fie abreiſen. er
Man fah leicht, daß diefes Vorgeben höchft falfch und auf Gewinnung ber Zeit an-
gefehen war. Denn unterdefien, hofften fie, werde fi) das Ungewitter, das etwa über
ihnen ſchweben möchte, gänzlich verziehen, Nun wußte zwar der. Graf alles dieſes
beſſer, als jemand: allein, es ſtunden ihm niche mehr als zween Wege offen, Entweder
mußte er durch Die Finger fehen, ober die Kroquefen abermals mit gefammter Macht heim-
ſuchen; das letztere Hatte ihm der koͤnigliche Befehl unmoͤglich gemachet. Demnach mußte
© das erſtere wählen, wenigftens durfte er doch feinen Verdruß über das Verfahren dieſer
arbaren nicht völlig außern. Daher gab, er onneyuthiſchen Hauptmanne zur Sr
£ 3 ort,
446 Geſchichte und Beſchreibung
1697. wort, er goͤnne denen, bie ihn abgeſchicket Hätten, Friſt bis auf den nächften Herbftmonat, kaͤ⸗
men ſie unterdeſſen nicht alle mit einander und bachen um Friede, fo würden fie einen unvers
föhnlichen Feind an ihm finden, \
Fangen Ihre Nun dachte er zwar nicht, daß dieſe Drohung eine viel größere Wirkung bey den Iro⸗
Feindſeligkei⸗ quefen thun würde, als ihr Verfprechen bey ihm that: aber das hätte er doc) nimmermehr
ten wieder an. germuthet, daß fie wenige Tage hernach ihre Streifereyen von neuem beginnen follten.
Nun fah er den begangenen Fehler erft ein. Er hatte ihnen ärger mitgefpieler, als daß die
Hoffnung, fie mit Güre zu gewinnen, Dabei beftehen Fonnte; gleichwohl aber fie nicht fo
fehr geſchwaͤchet, daß fie ung nicht weiter ſchaden konnten. Doch, es kam noch ein ande⸗
ver Verdruß Dazu, der ihn, weil es dabey auf die Verringerung ſeines Anſehens ankam,
| an dem allerempfindlichften Drte angriffe Die Urfache dagu war. folgende. _
Unſere Wilde Die Miomier am Marameffluffe, der fich in den öftlichen Theil des Michiganfees er-
ſchuͤtzen ſtiften gießt, waren im vorigen Jahre mie Yusgange des Auguftes in ſtarker Anzahl da wegge⸗—
uuheil. zogen, und wollten ſich bey ihren Brüdern am Zofephsfluffe niederlaſſen. Unterwegens
wurden fie von den Siuren angefallen, und viel et. die Miamier am Joſephs⸗
fluſſe dieſe Feindfeligkeie erfuhren: fo fücheen fie, rächen ‚die Siuren in
ihrem eigenen Sande heim, fanden fie aber nebft einigen Sranzofen von den fogenannten
Wildſchuͤtzen, hinter einer guten Verſchanzung.
Nun wageien fie zwar etliche beherzte Stürme: fie wurden aber allemal abgemwiefen,
und mußten endlich, nach erlittenem Berlufte vieler braven Leute, den Ruͤckweg ergreifen.
Auf felbigem begegneten fie einigen andern Franzofen, welche den Siuren Gewehr und
Pulver zufchleppeten. Diefen nun EAN ne ae ih⸗
nen aber übrigens Fein Leid. Nachgehends gaben fie den Utauals von dem vorgefallenen
Nachricht, und diefemacheten es durch Abgeordnete dem Grafen zu wiflen, mit dem Anhan⸗
ge, man müfle die Miamier fehlechterdings befanftigen; denn fie möchten fonft aus Ver-
druffe auf der Iroqueſen Seite treten.
Der General antwortete den Gefandten, wie es fich bey einem fo wichtigen Vorfalle
ſchickte, und machte fogleih, um den Folgen diefer verdrießlichen Begebenheit vorzubeugen,
dienliche Anſtalt. Gleichwohl —— die Miamier nicht ſogleich an Ausübung der
Selbftvache verhindern, gleichwie fie denn den Nicolaus Perrot, der fonft fo wiel bey
ihnen galt, um ein Haar verbrannt hätten, Zum Glücfe nahmen die Utagamier fich feiner
an, und errätteten ihn aus ihren Händen. Endlich befänftigte man fie, durch die Vorſtel⸗
lung, es fey ihnen eben fo viel, alsuns, daran gelegen, daß wir gute Freunde mit einander
blieben; Damit blieb es damals dabey. *
Verlegenheit Schwerlich haͤtte dieſe Begebenheit unter verdrießlichern Umſtaͤnden für den Grafen
des Grafen. vorgehen koͤnnen. Man hatte die alte Klage über die Wildſchuͤtzen ſeit zweyen Jahren be-
: ftändig wiederholet; es waren auch die Iegtern Vorſtellungen aller für das gemeine Beſte
eifriger Perfonen in der Eolonie nicht oßne Wirfung geblieben. Schon im vorigen Jahre
hatte der. König dem Großſtatthalter gemeffenen Vefehl gegeben, er folle feinem einzigen
Sranzofen erlauben, um der Handlung Willen unter die Wilden zu gehen.
Nun waren zwar die Herren Champigny und Callieres, deren Zeugniß in diefer
Materie auf Feine Weiſe verdächtig feyn konnte, der Meynung gewefen, man fülle Seine
Majeftät um Einfchränfung diefes Verbothes erſuchen; fie hatten auch zu diefem Ende die
triftigften Gründe angeführet, und einen Mitsehveg, welcher ihres Erachtens allem Un—
heile
von Neu⸗Frankreich. XV Buch. 447
heife vorbeugen koͤnne, vorgeſchlagen. Beſagtes Mittel beftund darinnen: man ſolle un⸗
ter den entferneten Wilden, nicht mehr als zwo Schanzen, naͤmlich eine zu Michillimaki⸗
nac und eine am Joſephsfluſſe beybebalten ; gleichfalts folle man nur einer gewiſſen feftges
festen Anzahl Franzoſen die Reife dahin erlauben, und übrigens zu Verhütung alles Miss
brauches, noch mancherfey andere von ihnen beygebrachte Mittel ergreifen.
Indem aber der vorgefehlagene Ausweg das Anfehen des Grafen verringert Hätte: fo
war er nichts weniger geſonnen, als darein zu willigen ; fondern, weil er zum Voraus ſah,
es werde die bı fiche Befolgung der erwähnten Verordnung Unheil nad) fich ziehen,
folglich der König und fein Staatsrat genörhiget werben, die Sachen wieder auf den als
ten Fuß zu fegen: fo ſchrieb er an den Minifter, er wolle, um Seiner Majeftat Willen ge
mäß zu leben, alle Franzofen aus den entferneten Orten zurüic® berufen. Als aber die
Wildfchügen den Heillofen Borgang mit den Miamiern verurfacheten :fo beforgete er, der Hof
möchte num die Worfihläge des Intendanten und Des Befehlshabers zu Montreal nicht
einmal mehr eingehen, darum, weil diejenigen, weiche ven Befehl gegen das Wildſchießen
ausgewirket hatten, bey dieſer Gelegenheit mit Eifer auf die Vollziehung der letztern Vers
ordnung deingen würden, gleichwie denn auch wirklich geſchah.
Der Großſtatthalter fing demnach an, den von den Herren Shampigny und Callieres
vorgefehlagenen Mittelweg, allmählig für thunlich zu befinden ; indem er dadurch wenigftens
etwas beybehielt, da er hingegen außerdem das Ganze verlieren mußfe. Er ftellete dem⸗
nach nebft ihnen dem Föniglichen Staatsrathe vor: 1. die unumgängliche Nothwendigkeit
erfordere e8, bie Schanzen zu Michillimakinac und am Joſephofluſſe zu behaupten, und
wenigftens einen Officier mit zwölf bis funfzehn Mann in jedwede zu legen ; indem fonft die
Engländer in die Dafige Gegend fich gewöhnen, und bafelbft in kurzer Zeit fo feft fegen
würden, daß man fie nicht mehr beriusjagen konnte. |
2. Es fey unmöglich, dieſe Schanzen zu behaupten, wofern man nicht jährlich wenig⸗
ftens fünf und zwanzig Canote mit Waaren dahin ſchickete. Eben diefes nun nennete man
den Urlaub, und den Eonnte der Großſtatthalter felbft ertbeilen. 3. Muffe man zur Si:
cherheit der Miffionarien von einer Zeit zur andern Soldaten unter die Wilden abſchicken,
4. Nurbefagter Urlaub fey ein Mittel, Damit man ber Dürftigkeit einiger anfehnlichen Ges
ſchlechter unter die Arme greife ‚denn man beſchenke fie damit, fie aber verhandelten ihn an
1697.
Wie er ih
heraus Hilft.
andere, Benaͤhme man ihnen nun biefen Zufluß, fo müffe man fonft für ihre Unterhaltung
forgen, Endlich fo erhielten auch diefe Reifen eine Menge junger Leute, die fonft nichts
gelernet hätten, im Sande: da hingegen fie, wenn diefe Nahrung nicht mehr gelten follte,
eine Berhäfftigung in den engliſchen Pflangorten ſuchen, folglich dieſelbigen verftärken, die
unſrigen aber (hwächen würden.
Unter dieſen Gruͤnden waren einige ungemein ſchwach, andere hingegen bieneten zu
einem kraͤſtigen Beweiſe, es fey manches Uebel alfo beſchaffen, daß man ihm ohne große
Gefape unmöglich auf der Stelle abdelfen Fönne. Denn übrigens geftunden die Verſaſſer
diefer Schrift, es fen freylich wahr, | aß der fogenannte Urlaub großes Unheil nad) fich ge—
j0gen, und abfonberlich die Ausbreitung des chrifttichen Glaubens unter ben Wilden ver:
Binder Habe, Anterdeffen, nachdem der Fönigliche Staatsrath alles veiflich erwogen hats
8, machte felbiger den Schluß s wollte man ſolche Schanzen, welche man felbft errichtet,
"großen Unkoſten unterhalten, und unſern Bundesgenoſſen als etwas fuͤr ſie hoͤchſt *
theil-
Pre Geſchichte und Beſchreibung
1697. theilhaſtiges abgemalet habe, verlaſſen: fo werde man beſagte Voͤlker in die Berfuchung
— ſietzen, ſich an die Engländer zu hängen. .
In dieſer Meynung wurde. man durch die eingelaufene Nachricht beſtaͤrket, es babe
der berufene huroniſche Hauptmann, insgemein der Baron genannt, deſſen boshaftiges
Gemuͤth und ſchaͤdliche Anſchlaͤge ich bereits erwaͤhnet habe, ſich nebſt dreyßig Hausbal-
tungen von feiner Nation unweit Orange niedergelaffen, und ex ſuche Die übrigen zu einem
gleichen Entſchluſſe zu bewegen, Man befchloß alfo, es bey dem vorgefchlagenen Mittel
der Herren Champigny und Callieres bewenden zu laffen, Allein, was die Geiftlichen
und die Miffionarien zum Voraus gefaget hatten, das geſchah. Es kam nämlich in-Eur-
zev- Zeit alles wieder in den alten Öang. Mit Affeeten iſt es eben alſo befchaffen, wie mit
dem Krebſe. Will man ihnen abhelfen, fo muß man alles, was davon angeftedet ift,
ohne Gnade und Barmherzigkeit wegfchneiden. u
uUnſere Bun ⸗ Weil Herr Eallieres dem Herrn de la Motte Cadillac von dem Gerüchte, als ob man
desgenoffen eine Flotte gegen Canada ausrüfte, Machricht gegeben batte: fo erfchien diefer mit Aus-
fommen zu gange ‚des Augufts zu Montreal mic einer großen Anzahl Franzofen und ungefähr drey⸗
Huͤlfe. hundert Sakiern, Puteuatamiern, Utauais und Huronen, Die er, ung zu Hülfe zu kom—
men, beredet hatte. Der Großftatthalter war eben Damals in befagter Stadt, ließ diefe
“ Krieger zum Öehöre und lobete fie, fo wohl wegen ihrer bezeugten Bereitwilligkeit, als we-
gen der Hige, damit fie die Jroquefen in diefem ganzen Feldzuge verfolger hätten. Denn
fie harten feit dem Früblinge mehr, als hundert Tfonnonthuaner, entweder gefangen,
oder getödbel. en —
Treffliche Ja, es war fo gar ein ſehr heftĩges und liſtig gefü
That eines tionen Antheil nahmen, vorgefallen, Als fi
onefen auf Den eg macheren
huroniſchen abgeredetermaßen zu dem Baron zu ftoßen: fo liefen viere von ihren Kundfehaftern
— berufenen huroniſchen Hauptmanne, Ratte, deſſen ich oben erwaͤhnet habe, in die Haͤnde.
Dieſer war mit hundert und fünfzig Kriegern unten am See ausgeſtiegen. Von den vier
Iroqueſen wurden zween fogleich getötet, die übrigen gefangen, Man erfuhr von ihnen,
ihre übrigen Leute wären nicht weit entfernet; es belaufe ſich ihre Anzahl zwar auf wey!
Hundert * Kal fie hätten aber nicht mehr Canote, als zum hoͤchſten für fechzig
Mann, bey fich. | —
Hatte rückete fogleich bis auf einen Flintenſchuß an das feindliche Lager; ſtellete ſich
nachgehends, als ob er über ihre große Anzahl erſchrecke, und ergriff die Fluche. So:
gleich fprangen ſechzig Jroquefen in ihre Kaͤhne, und verfolgeten ihn. Cr dockcte fie bis
auf zwo Meilen weit vom Sande, bernach hieit er ſtill, ftellete feine Leute in Schlacht:
ordnung, und hielt das erſte Feuer der Froquefen aus, davon er nur zween Mann verlor,
Zum Wiederladen ließ er ihnen feine Zeit, fondern ſehete mit ſolchem Ungeftüme unter fie
hinein, daß ihre Kähne theils Durchlöchere wurden, theils zerbrachen. Sieben und dreyfjig
blieben tobt, vierzehn nahm man gefangen, der Reſt erfoff. Es waren fünf ihrer yor-
nehmften Hauptleute mit darunter,
Ratte war damals den Sranzofen aufrichtig zugethan. Er allein hatte es verhindert,
daß nicht alle Huronen von Michillimakinae megliefen, und mit dem Barone nach Reu—
yore zogen. Eben zu felbiger Zeit erzeigete er auch den Miamiern einen großen
Dienft; denn er warnete fie, dem Barone nicht zu trauen; weil er fie unter dem Vor
wande, ein Buͤndniß mit Ähnen zu machen, nur betrügen wolle. Er Fam mit dem Herrn
| Cadillae
um
dem
von NeuFrankreich· XVIl Buch. 4
Cabillae nach Montreal, wo ihm der Großſtatthalter freundlicher, als ſonſt jemanden, xo7.
begegnete. Allein, die Wilden ſind keine Leute, die man mit Winde abfpeifen kann, und
diejenigen, welche Cadillac mitbradjte, waren weder um. höfliche Reden anzuhören, noch
auch bloß, um die Engländer zu befriegen , nach Montreal gekommen.
Weil fie der Graf wohl kannte und ihnen beym erften Anblicke alles, was fie im Her-
zen hatten, anfehen Fonnte: ſo fagete er, wenn etwa jemand unter ihnen eine Klage ans
zubringen habe, der. birfe nur frey Herausfagen , was ihm fehle; er werde jedermann zu⸗
feieden fteflen. , Mur möchten fie die Thorheit nicht begehen, und fic) ſelbſt unter einander
ſchwaͤchen. Ihr eigener Vortheil erfordere es vielmehr, die Iroqueſen tapfer anzugreifen,
gleichwie er-feines Drtes nur befagtem Volke nicht Die geringfte Ruhe laffen wolle,
Hierauf trat das Oberhaupt der Puteuatamier, Namens Önsnguice, ein unge Klage derWil⸗
mein verftändiger Mann und £refflicher Redner, in ihrer aller Namen auf, und fagere: den, und des
Wie es feine, fo verſpreche man ihnen allemal mehr, als man zu halten gedenke. Man za“ inte
Habe ihnen ſchon ſo oft zugeſaget, fie mit dem nöthigen Kraut und Loch zu verforgen, gleih-
wohl hätten fie fehon über ein Jahr lang; nicht das geringfte bekommen. Die Engländer
giengen mit den Seoquefen weit anders um; und wenn man fie länger huͤlflos laſſen werde,
ſo wuͤrden fie nicht mehr nach Montreal kommen. |
Der General geftund, man habe ihnen dieſes Jahr nichts geliefert: troͤſtete fie aber
damit, daf fie es ſchon ein andermal friegen winden, Er habe, fagete er weiter, bishee
alle feine Seufe zu einem geroiffen wichtigen Kriegeszuge, davon er vorige nicht ausführlich
fprechen koͤnne, in Berxeitſchaft gehalten. So bald er aber einige Mannfchaft miffen
koͤnne, wolle er ihnen alles, was fie bedürften , zuſchicken. Mit Diefer Antwort zogen fie
ab, und zwar, wie es ſchien, ganz vergnuͤgt. Uebrigens, da der General von einer Uns
ternehmung der Engländer gegen Canada nicht Das gevingfte gedachte: fo muß man Da-
mals ſchon außer aller Sorge d n geftanden eyn.. er
— gedachte er nur an die Unternehmung, Dazu er alle feine Leute in Bereit- Unterneh:
ſchaft Halten mußte, und die für ihn noch immer ein Geheimnig war. Endlich legete Mung, dazu er
Herr des Urſins den 7ten des Herbſtmonates bey Duebec vor Anker, und überbrachte bereit ſeyn ſoll.
dem Grafen ein Schreiben des Marquis de Neſmond, daraus derſelbige erſah, es ſey
Herr Pontchartrain mit der Eroberung Neuenglandes ſchwanger gegangen, der Anſchlag
aber zu Waſſer geworden. In einem Schreiben an den Miniſter vom ısten des Weinmo⸗
nates berichtete er demfelbigen, feine Anftalten wären ſchon fo weit fertig gewefen, daß er
acht Tage nad) hierzu erhaltenem Befehle zu Felde hätte gehen konnen.
BDergleichen Unternehmungen, ſagete er weiter, wären allemal fehr ungewiß, und Seine Me:
verfangeten zu ihrer Ausführung weit mehr Zeit, als man gedenfe, Man dürfe fich auf nung davon.
das Zufammenftoßen der Kriegesvölfer nie fiherlich verlaffen, wenn fie zum Theile über
Meer, zum Theile zu Sande und auf Slüffen , welche fo beſchwerlich auf und abzufahren,
als die canadifchen find, ankommen müßten; auch ſey es beynahe unmöglich, in einen
Conoie fo viele Lebensmittel, als eine große Unternehmung exforbert, mitzunehmen. So⸗
dann Fam er auf die gegenwärtige, und fuhr folgendergeftalt fort:
Ich nehme mir die Erlaubniß, Ihnen ferner zu melden, es helfe die Eroberung
von Manhatte weit mehr zue Sicherheit Neufrankreichs und zu deſſen Befreyung von
‚den Iroqueſen, als die Bezwingung Baſtons; indem ums dieſer letztere Ort auf Feine
»Meife beſchwerlich fällt. Es koͤnnte auch jene Unternehmung weit leichter, und zwar
"Allgem, Beifebefchr. XIV Band. &ı1 „bloß
BET,
450 Gerichte und Beſchreibung
\
„bloß durch die Kriegesfchiffe Seiner Majeftät und durch die Bölfer, welche diefelbigen
ans and fegen wuͤrden, bewerkſtelliget werden; indem die Kanadifchen Voͤlker, um die
„feindliche Macht zu vertheilen, unterdeſſen Orange, welches vor unſerer Thuͤre liegt,
„angreifen koͤnnten. Mur müßte man fo zeitig davon Nachricht erhalten, dag zu den
„Zuruͤſtungen eine etwas längere, als die für-nöthig erachtete Zeit, uͤbrig bleibe Denn
„da die fehöne Jahreszeit in Diefen Gegenden ungemein kurz iſt: fo iſt an eine tinterneb-
„mung an weit entferneren Orten nicht zu gedenken, wofern nicht wenigftens der ganze
»Herbfimonat zur Nückreife übrig bleibt; indem die Eleinen Seen und Fluͤſſe fhon im
7» Weinmonate zufrieren. „ |
Veſchaffenheit Unterdeſſen war der Anfchlag auf Bafton vortrefflich ausgeſonnen, und es ruͤhrete
des Anſchlages fein Mislingen aus eben: der Urfache ber, als bey allen Unternehmungen von gleicher
anf Baſton.
Beſchaffenheit, namlich aus einem Mangel genugfamer Eilfertigkeit. Der König hatte
die Ausführung der ganzen Sache einem fehr erfahrnen Officier, nämlich dem Marquis
de Neſmond, anvertrauet, und ihm zehn Kriegesfhiffe, eine Galiotte und zween Bran-
ders untergeben; gleichwie er denn auch noch weit mehr thun, als nur bloß Bafton weg-
nehmen ſollte. Vermoͤge des erhaltenen Befehles ſollte er zum allerlaͤngſten noch vor dem
25ften April aus dem Hafen zu Breſt, wo die Schiffe meiſtens ausgeruſtet wurden , aus:
faufen, und fodann fich nach Rochelle begeben, wo der Geſchwaderoberſte ‚, Kerr von
Magnon, mit denen zu Rochefort ausgerüfteten Schiffen zu ihm ftoßen werde,
Hierauf follte er, um den Engländern vorzufommen, mit allem möglichen Fleiße
nach Plaifance eilen ; denn es gieng das Gerücht, als ob ind alle im vorigen Jahre
auf der Inſel Meufand verlorene Pläge wiederum erob N, ja Die Sranzofen aus der gan⸗
zen Infel Hevansjagen wolle. Wären die Engländer bey feiner Ankunft mie der Belage⸗
rung von Plaiſance beſchaͤfftiget: fo folfe er fie angreifen; wären fie aber ſchon weg: fo folle
er fie, die Stadt möge erobert ſeyn, oder nicht, auffuchen und befkreiten,
Habe er fie geſchlagen: ſo folle er an den Pentagoet fegeln, und fein Dafeyn fogleich
dent Örafen von Frontenae berichten , damit derfelbige mit feinen in Bereitfchaft ſtehenden
taufend und fünfhundert Mann zu ihm floßen koͤnne. WE Voͤlker eingefchifft:
fo folle die Flotte ohne weiter Zeit nach B abgehen; Froberung dieſer
Stadt die ganze Kuͤſte bis Peſcadue beſegeln, und ſo weit ins Land hinein, als es ihr moͤg⸗
lich falle, alle engliſche Wohnplaͤtze auf eine ſolche Weiſe verheeren, daß man ſie in langer
Zeit nicht wieder aufbauen koͤnne.
Beil der König wegen des hohen Alters des Grafen daran zmeifelte, ob er auch feine
Völker in Perfon anfuͤhren Eönnte: fo harte ihm Seine Majeftät frengeftellet, ob ex etwa
feine Stelle dem Ritter Baudreuil anvertrauen wolle. Dieſer wäre ſodann in allen Stuͤ⸗
cken unter dem Marquis de Neſmond geftanden ; dahingegen der Graf bey feiner perfünfi-
chen Gegenwart die ganze Landmacht, ohne unter jemand zu ftehen, angeführet hätte,
Bliebe nach Eroberung, der Stade Bafton und dem Verheeren Neuenglandes noch
Zeit genug übrig: fo follte die Flotte vor Manhatte rien, und wenn biefe Stadt unter
franzöfifche Bothmaͤßigkeit gebracht wäre, die canadifchen Voͤlker da laſſen, welche denn
auf der Heimreife Neuyork verwuͤſten koͤnnten. Alf lautete der Verhaltungsbefehl, den
Neſmond befam, und der dem Grafen gleichfalls zugeſchicket wurde. Dem Könige lag
dieſe Unternehmung dergeſtalt am Herzen, daß ex dein Marquis erlaubete, feine Forte mit
2 Er zZein
—
hon Mens grankreich. RVM Buch. 45%
den nach der Hudſonsbay beſtimmten Schiffen’ zu verſtaͤrken, wofern er es für nörhig ber vsor.
finde, und fie zu Plaifance antreffe. eh Sand
Weil die Nachricht von. der Belagerung Naxoat erſt nach ausgefertigtem Verhal⸗
tungsbefehle einlief: ſo fand der Marquis bey feiner Ankunft zu Rochelle einen aberma-
ligen Befehl nor ſich, des Inhaltes: er ſolle dem Ritter Villebon fo viele Leute und Krie-
gesbedärfniffe abgeben, als derſelbige, es fen nun zum Vertheidigen, oder Wiederherſtel⸗
len dieſes Plages, beduͤrfe. Ja, er war kaum zu Plaiſance angekommen; fo haͤndigte
man ihm ein Schreiben vom Herrn Pontchartrain ein, darinnen ihm der Miniſter zu wiſ⸗
fen chat, es wuͤrden achtzehn mit Salz beladene.englifche Fahrzeuge, unter Begleitung eines
Kriegesfchiffes, unverweilet aus Portugall abgehen, und den Fiſchfang an der neulaͤndi—
fhen Küfte treiben; er folle demnach, um fie nicht zu verfehlen,, fein Beftes thun.
Diefem war noch angehängt: wäre er ſo glücklich, Die feindliche Flotte zu ſchlagen:
ſp ſolle er einen Streif an der neuländifchen Küfte bin vornehmen, und alle engliſche Fahr⸗
- Zeuge, bie er anfreffe, entweder wegnehmen, ober verbrennen, Allein, ber Marquis war
zum Ausführen fo geoßer und vieler Dinge ziemlich fpät unser Segel gegangen. Ueber
dieß mußte —— — Windes über zween Monate auf der See zubringen, alſo,
daß er erſt Den eaſten des Heumonates zu Plaiſance anlangete.
Hier war von keinem Engländer etwas zu hören. Er berief den großen Krieges-
rath zufammen, und verlangete ber Anweſenden Meynung zu wiſſen, ob man auf der Stelle
vor Bafton rücken folle, oder nicht? Jedermann fagete nein, Die Urſache war, weil
es wider Die Klugheit laufe, efwas zu unternehmen, ehe man vorher von Den feindlichen
Anſtalten einige Nachricht habe. Nebſtdem moͤchte man, um den Grafen Frontenac zu
benachrichtigen, eine jo große Eilfertigkeit gebrauchen, als man wolle: fo könnten doc)
die canadi zoten des Herbftmonates zu Pentagoet feyn. So⸗
dann ba ur noch für funfzig Tage $ebensmittel, und koͤnne folglich nicht
das geringfte en Fa
Geg war nun freylich nichts einzumenden; der Marquis mußte es Entſchluß des
alſo, wiewohl mit großem Verdruſſe, daß ihm eine für unfehlbar gehaltene Eroberung ent- Herrn Nese
gehe, dabey bewenden laſſen. Er ſchickete fogleich den Herrn Des Urfins mit allen fuͤr mond.
Duebec beftimmten Fahrzeugen, die unter feiner Begleitung geweſen waren, nach Quebec
ab, band ihm aber ernfttich ein, ihm fogleich zu benachrichtigen, wenn er etwa die engliſche
Flotte im Fluſſe, oder im Sorenzbufen antreffe.
Er ſelbſt begab fich in die Bay dů grand Burin, welche zwey und zwanzig Mei⸗
ten weſtlich von Plaiſance liegt, um daſelbſt einige auf Kundſchaft auegeſchickte Schiffe
zu erwarten; imgleichen auch, um allenfalls Nachricht vom Herrn des Urſins, als wel—
chem ex befagte Bay deswegen benennet hatte, zu erhalten, Die Urfache dieſer Stellung
war, weil er ſich hier gegen dem Feinde über den Wind befand; dahingegen er ſich zu
Maifance in dem Hafen hätte einfperen müffen, wenn ihm Die englifche Flotte in ber bafi⸗
gen Bay über den Hals gekommen wäre. ;
Zu Anfange des Augufts erfuhr er von einigen Gefangenen, bie Engländer verſchan⸗ Geht nad
zeten ſich am Johanneshafen. Man berief den Kriegesrath abermals, und beſchloß ein⸗ ——— ws
muͤthig, dahin zu ſegeln, ehe die Befeftigungsmerfe völlig fertig wuͤrden. Unterdeſſen ruck.
ruhrete dieſee Schluß nicht ſo wohl von der Begierde her, den beſagten Ort wegzunehmen,
5 vielmehr von der Hoffnung, eine große REN feindliche Schiffe da anzutreffen , zu
2 ie
u » Gefchichte und Beſchreibung
3607. fie ohne fonderliche Mühe zu erobern, Denn nach der befagten Gefangenen Ausſage wa—
17. von bey ihrer Abreife vier und dreyßig, und darunter einige Kriegesfchiffe, dafelbft geweſen.
Drey und zwanzig davon waren den ı4fen April unter dem Admirale Norris von
Plymouth ausgelaufen, und den i7ten des Brachmonates nach Johanneshafen gekommen.
Die übrigen hatten taufend Soldaten, unter dem Hberften Guipfon, aus Irland mitge-
bracht. Die Flotte gieng alfo nach der neuländifchen Oftküfte unter Segel, fand aber
feine Schiffe mehr; und weil man megen fpäter Jahreszeit nicht lange mehr in dieſem
Gewaͤſſer verbleiben Fonnte: fo mußte der Marquis, der eine der rühmlichften Unterneh—
mungen in diefem ganzen Kriege auszuführen gedacht batte, ohne einen Stuͤckſchuß zu tbun,
wieder nach Haufe wandern, Kap stars‘
Vorſchlag zu In Neufrankreich Fam man diefes Jahr auf einen Anſchlag, welcher zwar Fein fo
einem beftäns großes Laͤrmen in der Welt machete, gleichwohl aber ungemein nüglic), und dabey fehr mög-
ad SI fich auszuführen geweſen wäre, wofern man nur den Urheber nach Verdienſte unterftüget
3 häfte. Schon vor einiger Zeit waren einige Kaufleute zufanmengetreten, und wollten
eine ſihende oder beftändige Zifcherey in Canada errichten; nur Fonnten fie wegen eines
fihern und bequemen Ortes zu dieſer Unternehmung, nicht einig werden. Der Urheber die:
fs Vorhabens war der Herr Riverin, deſſen ic) anderswo fehon erwähner habe, Er
war ein verftändiger, ämfiger und beherzter Mann, der fich durch Feine Hinderniffe ab-
ſchrecken ließ, Endlich, nad) vielen Schwierigkeiten „ brachte er es dahin, daß man den
Hafen Mont⸗Couis, am mittägigen Ufer des Sovenzfluffes, zwiſchen dem Gebirge unferer
lieben Frau und ungefähr auf halben Wege wiſchen e See, dazu erwaͤhlete.
Beſchreibung MNurbefagter Hafen iſt eigentlich die Mündung eines ſchoͤnen Fluſſes. Der Anker⸗
des Monte grund iſt vortrefflich; man genießt auch Sicherheit gegen alle Winde, nur mit Ausnahme
bulshafens. des einzigen Nordwindes, welcher aber im Sommer. felten wehet. - Es fünnen Schiffe
von hundert Tonnen in den Fluß einlaufen. Hier find fie nicht nur. gegen alle Stürme,
fondern auch gegen die Feinde ficherz darum, weil man nur mit der Fluch einlaufen fann,
und weil die Mündung zur Ebbezeie kaum zween Schuhe hoch Waſſer behält, ungeachtet
es in dem Fluffe felbft den Schiffen nie an tiefem Waffen fehler. Nebftdem ift diefe Mün-
dung, auch leicht zu. vertheidigen, Denn auf einer Seite liegt ein unzugängliches Gebirge,
auf der andern eine Erdzunge, in Öeftalt einer Halbinfel, welche eines halben Büchfen-
fhuffes breit, und zum Anlegen einer Schanze groß genug ift.
Nurbeſagte Erdzunge fallt auch zum Trocknen des Fifches ungemein bequem. Ich
ſelbſt Habe bemerket, daß der Fiſch an diefer Küfte vom Hoſenvorgebirge, welches an dev
Mindung des Fluffes liegt, bis an den Matanafluß, das iſt, innerhalb beynahe adır-
FH Meilen, im großer Menge vorhanden fey. Ya, man kann noch funfzehn Meilen
weiter oben Wallfifche fangen. Der Boden bey Montlouis trägt fo wohl Walzen, als
ander Getreyde, und hat freffliche Weide,
Da alle Schiffe, wer fie nach Quebec wollen, vor Mont-onis vorbey müffen:
fo iſt wegen der großen Mutzbarkeit diefes Ortes zu bewundern, daß man bisher noch nie
daran gedacht hat, einem ordentlichen Anbau dafelbft vorzunehmenz denn er fünnte die
Schiffe, wenn es ihnen bey der langen und gefährlichen Fahrt auf dem Lorenzfluſſe an te-
Bensmitteln und Waffer mangelt, damit verforgen. Weberdiefes hatte man damals fehon
einen Schieſerbruch dafelbft entdecket, wiewohl man erſt feit einigen Jahren eingefehen
y hat,
von Neu⸗Frankreich XVII Buch. 453
hat, es Fönne diefe Materie den Nugen haben, daß die Feuersbrünfte nicht mehr fo haus
fig und ſchrecklich, als bisher , in Neufrankreich winden.
Auch giebt «8 vielen Salpeter an dieſem Orte. Einftens brachte ein Wilder dem
Herrn Riverin ein Stuͤck ganz reines Kupfer, und verficherte, er habe. es in einer Kluft
zwifchen zween Bergen gefunden. Einige Perfonen fifcheten einmal in diefem Hafen, und
thaten, ungeachtet es ihnen an allerley hierzu nöthigem Geräthe fehlete, einen ungemein
reichlihen Zug. Eben auf ihren Bericht wähleten bie Hoandelsgenoffen des Herrn River
rins Denfelbigen zum Sige ihrer Fiſcherey.
Hierzu num war alles auf das Beſte veranſtaltet. Es waren niche nur ſchon viele
neue Einwohner auf Schaluppen dahin abgegangen ; fondern es lag auch ein Schiff mit
Salze und allerley Lebensmitteln beladen auf der quebefifchen Rhede, und erwartete nur
einen günftigen Wind, Allein, zu Ende des Maymonates befam der Graf den vorhin
gemeldeten Befehl, ex folle gegen bie Engländer auf guter Hut feyn, und feinem Fahr-
jeuge erlauben, den Strom herab zu gehen, Man mußte geborchen; und diefer verdrüß-
liche Zufall benahm ben Sefeltfchaftern des Herrn Riverins die suft auf einmal. Er hin⸗
gegen blieb ftandhaft. Er fprach den wenigen Einwohnern, welche bereits zu Mont:
louis waren, guten Much zu; und ba im folgenden Sabre fo wohl die Aerndte, als dev
Fiſchfang, gefegnet waren: fo wuchs jedermann das Herz. Warum aber die Folge mit
diefem fehönen Anfange nicht übereinftimmete, das werden wir an feinem Orte vernehmen.
_ Unterdeffen waren fo wohl die Sofdaten, als ein guter Theil Sandausfhuß, vom
Anfange des Fruͤhlinges bis zu Ende des Herbftes beftändig im Gewehre und in Bereit:
ſchaft geftanden , entweder die Feinde, wenn fie kaͤmen, wohl zu empfangen‘, ober: bie
Befehle des Hofes, fie mochten nun er worinnen fie wollten , beſtens zu vollziehenn.
1697:
—⸗ꝰ
Warum der
Anſchlag WU
Waſſer wird?
Wirkung der
großen Krie⸗
gesanſtalten.
Ungeachtet ha — — ergebli a Ken weif man weder die Engländer
zum zweytenmale vor Quebec abtrei ur en etwas von ihrem Lande wegneh⸗
konnte: fo halfen fie doch dazu, daß die Iroqueſen ſich nicht rühreten, und daß die
men
Einwohner der Rue, davon beynahe Faum das Angedenken mehr übrig war, genoffen.
Das einzige, was man noch) zu thun hatte, war, diefe Barbaren einmal für allemal
außer Stand zu fegen, daß fie Neufrankreich weiter beunruhigen könnten, Diefes nun
fehien bey der Macht, die man auf den Deinen hatte, etwas leichtes zu feyn. Ehe aber
der Graf eine endliche Entſchließung deswegen faffetes fo wollte er vorher ſehen, was feine
den vier oben Orten im verwichenen Windimonate' eröffneten Borfehläge nach fich ziehen
wuͤrden. Nurbeſagte Orte hatten um Friede bey ihm angeſuchet. Er dagegen ſchrieb
ihnen gewiſſe Bedingungen vor, ließ ihnen bis auf den Brachmonat des folgenden Jah⸗
vog Bedenkzeit, und noͤthigte fie, Geiſeln zu geben.
Nachgehends war er Willens, fünf hundert Mann gegen die Agnier auszufchieen,
weil dieſe ganz allein ſich wegen eines Vergleiches noch nicht die geringfte Mühe gegeben
Batten.. As aber alles zum Sosbrechen fertig wars fo befann er ſich anders, unfer dem
Vorwande, der Schnee ſey viel zu weich, als daß man mit Schliitſchuhen darauf fort-
kommen koͤnne. Vielleicht war er nur Willens geweſen, den Agniern eine Furcht einzu:
jagen; denn er wußte, fie wären außer Stande ‚ihm zur widerftehen ; folglich glaubere
er, fie wirden nicht ſo thoͤricht ſeyn, und ihre Dörfer wegbrennen laſſen. Allein, die
gnier thaten nicht einmal, als ob fie von feinen Kriegesanſtalten etwas müßten ; und
iieſes aͤrgerte ihn ungemein. — feine Kriegesanſtalten die chriſtlichen Iro⸗
112 queſen
Der Graf will
den Feind au⸗
greifen, beſin⸗
net ſich au⸗
ders.
454 SGecchichte und Beſchreibung
1657. guefen verhindert, auf bie Jagd zu gehen. Da fie ſich nun ihres Schadens nicht an ven
v7 Agniern erholen konnten: fo verlangeten fie von dem Grafen, er folle ihnen zu effen ver⸗
ſchaffen; gleichwie denn auch gefchehen mußte.
Freue Vers Doch, eine fonigliche Verordnung, welche mit den Iegtern Schiffen eingelaufen war,
ordnung gegen machete Ihm weit größeren Verdruß, als die Iroqueſen. Denn fie verborh allen Dfficieren
die Wildſchu und Soldaten, welche in einem entferneten Page lägen, den geringften Handel daſelbſt
— zu treiben, bey Strafe, für die Offieier, weggejaget, und für die Gemeinen, auf die
Galeeren geſchmiedet zu werden, Eben dergleichen Strafe wurde auch den Reiſenden an-
gedroher, indem Seine Majeſtaͤt keinen weiter dulden wollte; ſondern den Befehlshabern
aufgab, jedweden, den ſie erwiſcheten, beym Kopfe zu nehmen, und zur Verurtheilung
in die Colonie zu liefern. —
Der Graf Gleichwohl gab ſich der Graf noch nicht. Weil die Abkuͤndigung dieſes Befehles
machet Vor⸗ einiges Murren und einige Bewegungen verurſachet hatte: fo Dachte er, es ſey die Boll-
ſtellungen. ziehung deffelbigen eine gewagte Sache, und that alfo bey dem Staatsrathe Borftellung
deswegen, Sie half aber nichts. Herr Ponshartrain fehrieb ihm unter dem zuften
Märze des folgenden Jahres: —— Br a ne an a
Anttoort dar⸗ „Seine Majeftät fragen ein gnädiges Gefallen an der Aemſigkeit, damit Sie alles
anf. „in Bereitſchaft ftelleren, um zu dem Heren von Neſmond zu ftoßen, wofern ihm an:
„ders die Zeit zur Bewerkſtelligung feiner empfangenen Befehle nicht gefehler hätte, Ich
„babe Ihr Schreiben wegen Aufhebung des fogenannten Urlaubes mit Bedacht durchge:
„teen: allein, Sie werden es niche übel nehmen, wenn i nen daß Sie ſolchen
„Leuten, welche das Wildſchießen aus bloßer Habgierigteie ( Glan:
s,ben beymeffen, Hätten Sie das Unheil, das daraus entitanden iff, efwas genauer er-
„wogen: fo würden Sie bey weitem Feine fo gelinde Meynung von diefem Unweſen hegen.
„Man hat Ahnen weis gemacht, unfere wilden Bundesgenoffen würden fich auf der
Iroqueſen Seite ſchlagen, wenn wir niche mehr in den Wäldern mit ihnen handeken.
» Sch muß geftehen, daß ich bie Urſache davon auf Feine Weife einfehen Fan. Meines
„Erachtens muß gerade Das Wiberfpiel daraus erfolgen, wofern man nur den Wilden
„meldet, Seine Majeftät verfchaffe ihnen durch diefes Verboth nicht nur die- ifchen
„Waaren aus der erſten Hand; fondern auch die Freyheit, die ihrigen nach Belieben zu
„verhandeln, und die weiter enffernesen Völker mit Waaren zu verlegen, Die Geſchichte
„von Canada iſt Ihnen allzugut bekannt, als daß Sie nicht wiſſen ſollten, es rühre der
iroqueſiſche Re den wir feit fo langer Zeit mit großer Beſchwerlichkeit und vielem Auf:
wande führen, ‚bloß Daher, weil Herr la. Barre mit den weiter entlegenen Bölkern un:
„, mittelbar handeln wollte. Ungeachtet die Iroqueſen vorige auf der Engländer Seite
„find: fo würden fie dor) den Rock bald umkehren, wenn die Engländer durch ihr Sand
„reifen und mit den jenfeitigen Bölfern unmictelbar handein wollten. ,
Alles, was diefes Schreiben wirkete, war diefes, daß der Graf die letztere koͤnigliche
Verordnung augenblicklich kund machen ließ. Weil aber der König, auf Vorſtellen des
Intendanten und des Befehlshabers zu Montreal, die entlegenen Piäge ned immer bey-
behielt: fo gewann der Urlaub und der Handel, den man abfihaffen wollte, die Ober:
band bald wieder. |
Um wieder auf die Iroqueſen zu kommen;: fo hoffete der Graf hauptſaͤchlich deswe⸗
gen einen baldigen und dauerhaften Frieden mit ihnen, weil unſere Bundesgenoffen in
dem
4 [N
ai
Bar n.
von Neu» Frankreich. XVII Buch. 455
dem vorigen Feldzuge ſo wohl ihrer, als der Englaͤnder, uͤbel gewartet hatten. Den Be⸗
ſchluß deſſelbigen hatten die Abenaquier durch einen ſehr kuͤhnen Streich gemachet. Denn
ſie eroberten eine gewiſſe Schanze, welche nur ſechs Meilen von der neuenglaͤndiſchen
Hauptſtadt lag, mie ſtuürmender Hand, und hieben bie ganze Beſatzung entweder nieder,
oder nahmen fie gefangen, Faſt um eben dieſelbige Zeit wollten bie Iroqueſen Die Utauais
uͤberfallen, wurden aber von den Huronen entdecket und geſchlagen.
Doc), ven groͤßten Schrecken jagete dieſem ſtolzen Feinde Die Schlappe ein, die er
vor Catarosuy empfing. Der fogenannte Schwarzkeſſei, der, wie ich öfters erwaͤhnet
habe ‚ ein Hauptmann ber Onnontaguer war, und bey der ganzen Nation in größerem
Anfeben, als ſonſt jemand, ſtund, ruͤckete unter dem Vorwande der Jagd mit vierzig
Kriegern in die Rachbarſchaft befagser Schanze, und ließ, um fein Vorhaben deſto beſſer
zu verbergen, dem daſigen Befehlshaber, Herrn de la Gemeraye, melden, es wuͤrden
sr.
die Abgeordneten ber vier, obern Orte ungefaumt nach Duebec aufbrechen. Die Sade
Hatte ihre Richtigkeit, und es waren befagte Abgeordneten eben diejenigen, Davon ich kurz
vorhin erwaͤhnet habe, R
- Weit man aber wußte, da er für feine Perfon ein geſchworner Feind der Franzoſen
war, und feine Abgefandten , es en aus Unvorfihtigkeit, oder auf feinen Befehl, ber-
ausplaßeten, «8 werde die troquefifche junge Mannfchaft währender Sriedenshandlung die
Utauais angreifen, um fich wegen Des vielen Berluftes, den ihre Nation feit einem Jahre
von ihnen erlitten habe, zu rächen: fo glaubete man, er führete nichts gutes im Schilde.
Doch wollte Gemeraye felbft ihn nicht angreifen, weil er mußte, fein General ſtehe mit
den Orten vorige wirklich in Unterhandlung; fondern er fund. nur auf feiner Hut, und
gab dem Grafen von der ganzen Sache Nachricht.
Die Antwort war: er folle-gegen die Jroquefen zwar nichts unternehmen, gleich-
wohl aber feben, mie ev einige der B— miten unter Schwarzkeffels Partey mit guter
Art beym Kopfe kriegen onne. Dieſe foll er ihm einliefern. Doch das Schreiben kam
u fpätz denn indem die Iroqueſen in der Gegend um Catarochy ſich mit ber Jagd bes
ſchaͤfftigten, und an fein Böfes gedachten, wurden fie von vier und dreyßig Algonquinen,
darunter, wie man, füget, der ältefte Faum zwanzig Sabre alt war, an einem gewiſſen
Here, Guinte genannt, unvermuchet überfallen, der Anführer nebſt der Hälfte feiner
feute geföbtet, und feine Frau nebft einigen andern gefangen, ohne daß der Sieg den
Ueberwindern mehr, als fechs Mann, gekoſtet Hätte, *
uUreuhare Fam von ungefähr mit ber Nachricht von dieſem Siege zugleich nach Que—
bec, und verficherte, es wären feine Sandesleure, bie Goyoguinen, auftichtig zum Frie⸗
den geneigt. Man glaubete es, weil man wußte, er wuͤrde es nicht ſagen, wenn es nicht
wahr wäre. Mach wenig Tagen befiel ihn das Seitenftechen,, und warf ihn ins Örab.
Er ſtarb als ein wahrer Chrift, und wurde mit eben ſolchen Ehrenbezeugungen, als. ein
wirklicher Hauptmann unter dem Kriegesvolfe, begraben. |
As ihm einftens der Miffionar, ‚der ihn waͤhrender Krankheit befuchete, das ſchmaͤh⸗
lige Zeiten unferes Heilandes erzaͤhlete: fo gerieth er daruͤber, wie man ſaget, in eine ſolche
ntruͤſtung über Die Juden, daß er ausviefz O! wäre ich nur dabey gewefen, es
ſollte huen die Luſt wohl vergangen ſeyn, meinen Bott alfo zu behandeln.
der Mann mußte etwas ſehr gefaͤlliges an ſich gehabt haben; denn wie einige Nachrich⸗
EN meiden; fo bezeugete Ihm Der gemeine Mann- allemal, wenn. er ſich zu a
| Monte
Treffliche
That von
dreyßig Al⸗
gonquinen.
Ureuhare
ſtirbt.
36 ehe und Beſchreibung
1899. Montreal fehen ließ, ungemeine Freundſchaft. Der Graf bedaurete ihn deſto ſchmerzli⸗
— — er, weil er die Hoffnung, den iroquefifchen Frieden gluͤcklich zu Stande zu bringen,
hauptſaͤchlich auf fein Anſehen gebauet hatte. Denn dieſe Sache lag ihm ungemein am
Herzen, und er that ſich beſtaͤndig etwas darauf zu Gute. ES
Nahrihe © Hm Hornunge Famen vier Engländer, vermurhlich, um die Auswechfelung der Ge:
von Frieden. fangenen in Richtigkeit zu bringen, von Orange nach Montreal. Durch diefe erhielt
man die erſte Machricht, es ſey in Europa Friede. Im Maymonate wurde die befagte
- Nachricht beſtaͤtiget, als der Plagmajor von Drange, Oberſt Schuyler, und der Pre—
Diger Dellins mit neunzehn gefangenen Sranzofen ankamen. Sie überbrachten dem
Grafen zugleich ein Schreiben von dem neuengländifchen Statthalter, Ritter Bellomont,
das den 22ften April zu Neuyork a) ausgefertiget war, und ſo, wie es dem Herr Pont-
chartrain durch die abgehenden zu Schiffe gefihicher wurde, folgendergeftalt lautete:
Schreidendes © „Weil der König die Gnade gehabt, mir die Negierung einiger americanifchen Laͤn⸗
nenengländis „der, abfonderlich auch des neuyorfifchen Landes, anzuvertrauen; fo habe ich Sie meiner
ihen State Sochachtung verfichern und zugleich benachrichtigen wollen , es ſey zwiſchen dem Könige,
halters. deſſen Bundesgenoſſen, und dem allerchriſtlichſten Konige Friede geſchloſſen worden,
wovon ich den Inhalt hier beyſchließe: "Er wurde zu London zwar ſchon im verwichenen
„Weinmonate, folglich kurz vor meiner Abreiſe, ausgerufen: allein, weil meine Reiſe
„weit war > = = fo bin ich erft den 2ten des laufenden Monates hier angelanget,
; un Zonen —* N 2— gegen eine Perſon von Ihrem Stande zu bezeugen:
ſo uͤberſende ich gegenwaͤrtiges durch den Herrn Oberſten itaͤli —
— Kegierung biefer Sandfchaft, und ven H — ne
„ter Herfunft und Frefflichen Eigenfchaften. Beſagte Herren werden Ihnen Alle gefan-
„gene Sranzofen, welche in den Händen der Einwohner waren, überliefeen. Was die-
„jenigen beteiffe, welche unter unfern Indianern gefangen find, fo werde ich befehlen,
„man folle fie ohne Verzug in Freyheit fegen, auch, wo es nöthig ift, mit einer guten Be—
„, gleitung nah Montreal liefern, Sch zweifle nicht, Sie, mein Herr, werden ebenfalls
„die nöthigen Befehle ergehen laſſen, Damit nicht nur die Unterthanen Seiner Majeftät,
„welche waͤhrenden Krieges auf ihrer Seite, es fey von Chriften, oder Indianern ge⸗
„fangen worden, ihre Freyheit erhalten, ſondern auch die gewoͤhnlichen Früchte des Frie-
„dens, nämlich gutes Berftändniß und freye Handlung, dem Berlangen beyder Könige,
„unferer Herren, gemäß, wieder hergeſtellet werden. ,,
Antwort des Der Graf antwortete darauf den gten des Brachmonates, und meldete: „, Wiewohl
Grafen ihm fein König den neugefchloffenen Frieden noch nicht zu wiffen gemachet habe: fo werde
Zer doch alle gefangene Engländer und Holländer, die in feinem Bezirke wären, und Luſt
dazu hätten, den Herren Schupler und Dellius ohne Bedenken einliefern; um fo viel mehr,
„da er auch währenden Krieges zu dergleichen Auswechſelungen allemal willig geweſen fen,
„ungeachtet man englifcher Seits den Hauptmann, Herrin von Villieu, und viele andere
5» Branzofen fehr übel behandelt, und die getroffenen Vergleiche öfterer, als einmal, gebro⸗
„chen habe. Doch Hoffe er, der Ritter werde dergleichen Verfahren nicht gut heißen;
folglich auch nicht zugeben, daß der Hauptmann Baptifte Flibuſtier länger in Ketten
„und Banden liege, und mit Außerfier Schärfe behandelt werde, !
*
„Er
a) Manhatte.
von Neu⸗Frankreich. XVII Ba. 457
Er loͤnne nicht begreifen, warum der Ritter den Herren Schuyler und Dellius auf-
„gegeben habe, die in Neufrankreich gefangenen Iroqueſen abzufordern, und dagegen
„das Soslaffen der bey befagtem Volke gefangenen Franzofen zu verfprechen. Detn da
„diefe Wilden fhon feit dem vorigen Herbfte in Unterhandlung mit ihm finden, auch we-
„gen Erfüllung ihres gegebenen Wortes Geifeln eingeliefert hätten: ſo habe er mit nie»
„manden , als mic ihnen felbft, zu tun, und es gebe ſich ver Nitter eine vergebliche Mühe,
„ment er fich in diefe Unterhandlung mifchen wolle, Denn die Iroqueſen wären ihrem
„Vater ungehorfam gewefen ; ja, fie hätten unter des Königes von Frankreich Herrſchaft
„ſchon geftanden, ehe Neuyork den Engländern gehöret babe, Es fey ihm gemeſſen an⸗
beſohlen, von dieſem Sage nicht abzugeben er müßte folglich, fo lange bis ein anderer. Ber
„fehl einlaufe, darauf beſtehen. Es möchten aber die Schwierigkeiten in diefem Stuͤcke ſo
„groß ſeyn, als fie wollten, fo würden fie doch Das gute Berftändniß, darinnen er mit dem
Ritter zu leben verlange, nicht fören. Er Habe unmittelbar nach der erften Nachricht
„vom Frieden, Anftale gemachet, daß die in den franzoͤſiſchen Pflanzorten angefeffenen Wil⸗
„den ihre Streifereyen in die englifehen Sande nicht weiter fortfegen follen. Gleichfalls ha⸗
„be er den Canibas und andern in Acadia wohnenden Wilden hiervon Nachricht gegeben ;
„indem aber diefe legtern nicht nur weit von ihm entferne, fondern auch darüber, daß
„man viele aus ihrem Mittel zu Baften in gefänglicher Haft behalte, fehr erbittert wären,
„fo befürchte er, fie möchten etwa, wofern fie wegen dieſes Punctes nicht befriediget würden,
„verbrießliche Mittel ergreifen. Solange alfo befagte Befriedigung nicht erfolge, ſey er
„wicht im Stande, fie zum $ostaffen der gefangenen Engländer zu nöthigen; ja, er glaube,
„fie Hätten nicht Unvecht, auf diefem Punete zu beſtehen; weil fie ſchon verſchiedene male
ſchlechten Vortheil won ihrer Gutwilligkeit gehabt. Denn fie Hätten öfters ihre gefangenen
„Engländer losgelaffen, ohne daß fie Dagegen ihre gefangenen tandesleute erhalten koͤnnen.
Die Herren Schuyler und Delfine reifen voll Zufeiebenpeit über das Höfliche De-
zeugen Des Grafen mie diefer Antwort ab. Ungefähr zween Monate hernach brachten eis
nige Iroque ‚vom $udwigsfprunge dem Generale eine gute Zeitung von den Agniern.
Sie hatten nämlich ihre Anverwandten in befagtem Orte befucher, als welches die Wilden
auch mitten im Kriege unmoͤglich laſſen konnten ; ja, wiewohl der Graf, wie ich öfters ge-
1698.
dacht habe, nicht geringen Verdacht deswegen ſchoͤpfete: fo war doch weder er ſelbſt noch
ihre Miffionarien im Stande, ihnen biefes abzugewoͤhnen.
Beſagte Leute nun erzaͤhleten, es habe der Ritter Bellomont während ihres Da-
feyng eine große Verſammlung angeftellet, bey welcher die Aelseften aller fünf Orte erfchie-
non wären. Die Agnier hätten ihm vorgeworfen : Ihr Sand gehörete fonft niemanden, als
ihnen ſelbſt; fie hätten es lange vorher befeffen, che ein Engländer hinein gefommen fen,
undum ihm zu zeigen, daß die ſammtlichen Orte, welche ihre Nation befige, das Eigen-
chun derſelbigen rwären, wollten fie hiermit alle Schriften, bie man ihnen gegeben, ober bie
fie dann und wann unterzeichner hätten, Ins Feuer werfen; welches denn auch) zur Stunde
geſchehen ſey.
Auffuͤhrung
der Agnier.
Dennod) hätten fie dieſer Erklärung einen Vorſchlag mit angehänger, welcher dem Vorſchlaͤge au
Ritter gute Hoffnung gemachet, und ihn zum Merbergen feines Verdruſſes veranlaſſet ha⸗
be, nämlich fie woltten die bey Ihnen anweſende Iroqueſen vom $udwigsfprunge fo lange in
Berhaft nehmen, bis bet Graf ihnen ihre gefangenen tandesleute ausliefeve. Allein, ver
die Iroqueſen.
tter Habe aus Beyſorge, MEN möchte ihn für den Urheber diefes treulofen Streihes aus-
Allgem. Beiſebeſchr. xIV Band. Mmm ſchreyen,
458 Geſchichte und Beſchreibung
2698. ſchreyen, nicht darein willigen wollen, Gr habe vielmehr geſaget: fie dürften ſich nicht
darüber wundern, Daß es mit ihren Angelegenheiten fo ſchlecht ſtehe, und daß fie, um mit
den Sranzofen Friede zu befommen, durch eine allgemeine Gefandefchaft von allen fünf
Orten, darum anhalten müffen. Allein, er wolle ihnen dieſen zu ihrem Beften fo nothwen⸗
digen Frieden verfchaffen. Nur müßten fie ihm, damit er diefe wichtige Sache zu ihrem
Vortheile ausführen koͤnne, alle ihre Gefangene einhändigen, indem er es auf ſich nehme,
fie nach) Montreal zu fihaffen. '
Nachgehends fagere er, fie Hätten, wie er wohl wiffe, diejenigen Nationen, welche ſich
vorige Bundesgenoffen der Franzoſen nenneten, jederzeit befrieger; ex ftelle es ihnen frey,
ob fie dieſen Krieg fortſetzen oder lieber Friede machen wollten ‚ nur verbiehe er ihnen
alle Feindfefigkeit gegen die Franzoſen und die unter ihnen angefeffenen Wilden, Damit
wendete er fich zu den Iroqueſen vom Sudwigsfprunge, und fagete: er fähe fie mic Vergnuͤ⸗
gen in feinem Sande, fie würden jederzeit willkommen feyn, und müffe niemand weiter an
Das Bergangene gedenken. Zum Befchluffe befchenfete er fie. Sie nahmen zwar die Ge:
ſchenke, fagten aber: fie Fonnten ihm weder eine Antwort geben, noch fih in eine Abrebe
mit ihm einlaſſen; weil fie hierzu weder von ihren Xelteften, noch von ihrem Bater Onon-
thio eine Vollmacht häften.
Die Jroque⸗ Dev Graf fragte, was bie Aelteften dem Ritter Bellomont auf feinen Antrag, ihm
fen ſchewnen alfe Gefangene einzuliefern, geantwortet hätten? Ihr Bericht war; fie hätten zwar darein
zum Frieden gewilliget, aber, ohne eine Zeit zu beſtimmen. Hieraus merfete der General, der Ritter
sn Bellomont und bie Seoquefen wollten einander gern zu guten Freunden behalten, traueten
aber einander nicht vecht. Die Jroqueſen möchten den Ri „dazu gebrauchen, da⸗
mit man ihnen einen defto vortheilhaftern en bewi sen jen möchte
bey diefer Gelegenheit gern die Oberherrſchaft ver Krone England über die fünf Orte feft
feen. Bey diefen Umftänden, dachte der Graf ferner, gehe es vielleicht an, Uneinigkeit
unter ihnen zu fliften, und es fen zu dieſem Ende das Beſte, wenn man die Sroquefen durch
die Vorſtellung, als od England eine völlige Herrſchaft über ihr Sand und ihre Perfonen
ausüben wolle, zu m — aus u) ns: khaki Fe
Der Straf für In diefer Abficht empfahl er den Sroquefen am en DE e ihre Anverwandte aus
chet fie wu dem —— —2— welche einen Gegenbeſuch bey ihne: Beer bewirthen,
winnen. ja, erließ die Herren Anverwandten gar nad) Montreal einladen. Hier wurden fie auf
? feinen Befehl beftens bedienet, und jedermann bezeugte eine fonderbare Freude über ihre
angenehme Gegenwart, Den Leuten gefiel dieſes trefflich wohl; ſie blieben eine ziemliche
Zeit da, bezeugeten auch eine ungemeine Dreuſtigkeit, woraus der gemeine Mann zwar eine
gute Vorbedeutung ſchloß, ſcharfſichtigere Perſonen aber wenig Weſen machten. Freylich
mußte es den Wilden ſehr fanfte thun, daß zwo Mächte, Davon jedivede fie in einem einzi-
‚gen Feldzuge zu Örunde richten konnte, fich dergeſtalt um ihre Freundſchaft bersarben, und
daß fie die Mishälligfeiten befagter Mächte fo gefchickt zu ihrem eigenen Vortheile anzumen-
den, fich fürchterlich zu machen, und jenen eine Ark von Ehrerbiethung einzuprägen wußten.
Ein zweytes, aus Neuyork unter dem i3ten Auguft erlaſſenes Schreiben des Ritters
Bellomont, beſtaͤrkete den Grafen in der Meynung, es wäre bey den gegentwärtigen Um:
fänden nichts befferes zu thun, als den Orten ein Mistrauen gegen die Engländer einzüs
floͤßen, ober vielmehr nur dasjenige, welches fiebereits hätten, dermaßen zu vermehren, daß
es fie zu einem uns vorfbeilbaften Vorgange verleiten möge. In Hoffnung, es werde dem
| geneig⸗
von Neu⸗Frankreich. XVII Buch. 49
geneigten Leſer des Ritters Schreiben nebft des Grafen Antwort nicht unangenehm fallen, 1698.
will ich beyde herfegen, en h j ar —
„Eben it komme ich von Der Gränze, und einer Unterredung mit unfern fünf in- Zweytes
„dianiſchen Nationen, welche bey Ihnen insgemein Iroqueſen heißen, nach Haufe. Sie Schreiben des
„haben mich um den fernern Schuß meines Königes inftändigft erſuchet, und Seiner Ma- Ritters.
„jeſtaͤt zugleich eine unverlegliche Treue und Unterthänigfeit verſprochen. Zugleich be=
„klagten fie fh, daß die canadifchen Franzofen und Indianer, ungeachtet Des Friedens⸗
„ſchluſſes, darein ſi ſich als getreue Unterthanen meines Koͤniges allerdinges eingeſchloſſen
„u ſeyn glauben, allerley Gewaltthaͤtigkeit gegen fie ausüben. Auch) ftelleten fie mir vor,
„daß Deroteute, feit Abfündigung des Friedens vier und neunzig Der ihrigen gefangen
„oder aufgehoben hätten. Es befremdet mich diefes um fowiel mehr, weil man die Jroqueſen
„oder fünf Nationen, jederzeit für Unterthanen der englifchen Krone gehalten bat; gleich-
„ivie man denn Diefes der ganzen Welt durch gründliche und unverwerfliche Beweiſe Datz
„hun kann. x
: „Unterbeffen erfehe ich aus Dero Schreiben vom gten des Brachmonates, daß befagte
Beweiſe bey Ihnen vergeblich) angewendet ſeyn würden, indem Sie gemeſſene Befehle, von
„welchen Sieohne weitere Verordnung nicht abgehen könnten, vorfehügen. = = = Sie wiſſen
„wohl, daß die Plackereyen und Feindfeligfeiten, welche ihre Seute vor dem letztern Kriege
„gegen unfere Indianer ausübeten, die hauptfächlichfte Irfache waren, warum Seine Majea
„tät Frankreich den Krieg anfündigte ; gleichroie Denn die Rriegeserflärung diefes im Mun⸗
„de führet. Indem nun alfo diefe Plackereyen gegen unfere Indianer eine offenbare Ueber⸗
„eretung des Friedens find: fo befremdet esmich allerdings, warum Sie dieſelbigen noch ins
„mer fortfegen wollen. .
„Mein König verfteht, Gott fey Danf! die Regierungsgeſchaͤffte viel zu gut, und iſt
„viel zu edelmüthig gefinnet, als daß ex feine Gerechtfame dahin geben follte. Ich mei⸗
nes Ortes bin viel zu eifrig, meine Schuidigkeit zu beobachten, als daß ich unfere India⸗
„ner von Dero Leuten im geringſten beleidigen, geſchweige denn feindlich behandeln laſſen
„folfte. Zu dieſem Ende habe ich ihnen befohlen, aufihrer Hut zu ftehen, und auf ben
„Fall eines Angeiffes die Sranzofen eben fo wenig zu ſchonen, als die Indianer. Auch ha—
„be ich fie hierzu mit allem benoͤthigten verforget. Wie Sie fehen, Herr Graf, fo mache ich
„aus — Verfahren kein Geheimniß; weil ich verſichert bin, mein König werde felbiges
ut beipen.
— Kr Ihnen zu zeigen, wie wenig unfere fünf indianiſchen Nationen ſich ausihren Je⸗
fiten und Miffionarien machen, Haben fie mich zum wiederholten male gebethen, ich moͤch⸗
„te fie doch aus ihrem Lande jagen, indem ihnen die Leute zur größten Weberlaft gereiche-
„ten. Dagegen bathen fie mich, ich möchte ihnen proteftantifche Prediger ſchicken, und fie
„durch diefelbigen in ber chriſtlichen Religion unterweifen laſſen. Diefes nun habe ich ih⸗
„hen beeſprochen, und haben Sie, Herr Öraf, an Ihrem Orte vecht wohl daran gethan, daß
»Sieihren Miſſionarien ihr Bekehren unterſaget haben, indem diefelbigen font in Die Stra-
fe, welche die englifhen Geſetze verordnen, verfallen find; gleichtie ich denn befagte Stra⸗
fe an jebwedem, der In meine Hände fälle, vollziehen laſſen will, Die Jndianer aber ba:
»ben mic verfprochen, fie in meine Hände auszuliefern.
„VUebrigens, werden Sie die Feindfeligkeiten auf Ihrer Seite nicht abſtellen: fo werden
»Sie affe daraus entfpringende Folgen zu verantworten haben, und laffe ih Die ganze
Mmm a2 „Welt
1698.
ihrer Marion durch zween von derfelbigen entlaufe
Gedanken des
Grafen über
diefen Brief.
Antwort des
Srafen.
460 Geſchichte und Beſchreibung
Welt daruͤber urtheilen, wer von ung beyden Unrecht habe, ob Sie? die Sie das Kriegesfeuer
— neue entzuͤnden; oder ich? der ich unſere Indianer gegen Ihre Unternehmungen be⸗
„ſt uͤtze.
„Nur beſagte Wilden waren gefonnen, alle waͤhrenden Krieges von Ihren feuten ge;
„machte Öefangene, die fich über Hundert belaufen, in meine Hände zu liefern, wofern ich
„nur gut Dafür ſeyn wollte, daß ihre gefangenen Sandesleute gleichfalls auf freyen Fuß Eom-
„men follten. Allein, ich habe mich, ohne vorher Dero nochmalige Entſchließung zu erfah-
„ten, nicht darein mengen wollen. Lnterdefien ſchicke ich Ihnen doch vier gefangene Fran-
»sofen, welche unfere Wilden nach Orange gebracht Hatten, nebft einem für Canada
„von mir ausgeftelleten Paſſe. Wollen Sie nun die beyderfeitigen Gefangenen ausgemwech-
„tele wiſſen: fo belieben Sie mir Nachricht davon zugeben, damit ich die bey unfern India⸗
„ern vorhandenen zufanımenbeingen fönne, {,
„Ich erfahre, daß die Ihrigen ungefähr am ısten des abgemwichenen Monates
„zween Engländer, die fh wegen des gefchloffenen Friedens nichts Boͤſes verfahen, fondern
„der Aerndte unbewehrer abwarteten, unweit des neuengländifchen Dorfes Alfiade. erwuͤr⸗
»get haben. Dergleichen Wuͤthen erwecket in der That einen: rechten Efel. Gleichwohl
„ſaget man, Sie munterten Ihre Leute durch Belohnungen, nämlich funfzig Thaler für je⸗
„den Haarkopf, dazu auf. Sie twerden es, wie ich denfe,niche ungütig nehmen, wenn ich
»glaube, dergleichen Verfahren feheine dem Chriſtenthume niche gänzlich gemäß zu ſeyn.
„Borgeftern kamen zween Onnontaguer zu mir, und Elageten Sie, Here Graf, hätten
ne Kerle andeuten laſſen: wofern die obern
„Orte nicht innerhalb fünf und vierzig Tagen nach Canada fämen, fo wollten Sie mit ei⸗
„nem Heere in ihr fand eindringen, und fie mit Gewalt dazu noͤthigen. Ich meines Ortes
„ſhicke Heute meinen Unterſtatthalter mie den Föniglichen Kriegesvbikern dahin ab, um denen
„Feindſeligkeiten, die Sie anfangen wollen, Einhalt zu hun. Ja ich werde, wofern es noͤ⸗
„thig feyn fellte, alle wehrhafte Mannsperfonen in meiner anvertraueten Landſchaft auf-
„bieten und den Schaden, den unfere Indianer etwa leiden, damit zu rächen fchen.,,
Zuweilen ift eg, ein Merkmaal der Schwäche, wenn man aus einem fo Hohen Tone
redet; man will dasjenige, wozu man ſich nicht ſtark genug zu ſeyn vermerket, durch Dro-
ben erzwingen, und es ift aus dieſer ganzen Gefchichte zu-erfehen, daß die Engländer alle-
mal groß thaten, wenn fie mit Gewalt durchzudringen nicht verhofften. Daher ließ fich
ber Graf die Weife, wie der englifche General feine Forderungen durchtreiben wollte, nicht
irren; er merfete im Gegentheife, es fey der Streich eben fowohl gegen die Iroqueſen als
gegen ihn gemuͤnzet, und es nehme ſich der Ritter Bellomont befagter Wilden nur deswe-
gen fo heftig an, damit er fie defto gerviffer unter das Joch bringen fünne,
Der Öraf war der Mann nicht, der ihnen dieſe Anmerkung hätte verfehmeigen follen,
Ja, vielleicht verſchob er die Antwort auf diefen Brief nur besiegen fo lange, weil er ip.
nen den Inhalt deffeldigen mittheilen, und ihre Gedanken darüber wiſſen wollte. Wenig-
ſtens ſcheint doch dieſes gewiß zu feyn, daß er, um zufehen, ob ihm die feanzöfifihen Schiffe
feine Berhaltungsbefehle wegen dieſer Sache mitbringen würden ‚ihre Ankunft abwartete.
Dem fey wie ihm wolle, fo iſt feine Gegenautwort vom auften des Herbftmonates, und kun
get folgender Geſtalt:
„Ich hätte Sie längftens durch Perfonen von guter Herkunft und Verdienſten be⸗
„ſuchen laſſen, und Dero durch die Herren Schuyler und Dellius mir erzeigte Höflichkeit
„erwie⸗
von Neu⸗Frankreich. XVII Buch. 461
„ertwiebert, wenn nur bie frangöfifchen Schiffe, die ich erwartete, eher angefommen wären. 1698
„Ihr fanges Auenbfeiber banüfige mich zugleich auch, ihre Rückteife bis auf folgenden —
„Frühling zu verſchieben. Denn fonft möchten fie, indem die Sahreszeit fehon fo weit
„verſtrichen iſt, nicht wiederfommen fönnen, ehe bie Schiffahrt auf den Seen und
„SFluͤſſen geheinmet iſt. ,
Mi ft von Hofe aus gu wiſſen gemachet worden, gleichwie es denn Ihnen eben fo
„wenig unbefanne ſeyn kann, es würden beyde Könige die Graͤnzen, welche Deo Hertz
„ſchaften in dieſem Welttheile künftig einfchliegen follen, durch eigene hiezu gevollmächtigte
Per ſonen beftien laffen; daher hätten Sie meines Erachtens, anftatt fo viele Drohungen
„auszuftoßen, Tieber den Ausſpruch befagter Gevollmächtigten abwarten, nicht aber fich in ein
„bereits angefangenes Geſchaͤfft mifchen füllen, abſonderlich da man felbiges als eine bloße
¶Hausſache anſehen kann. Denn bier iſt ein Vater, welcher feine Kinder erſtlich mit Guͤ—
te, und wenn dieſe nichts verfangen ſollte, mit Ernſie zum Gehorſame bringen will.
Sie muͤſſen dieſe Sache als etwas zu dem Frieden und Freundſchaftsvergleiche, den
„unſere Herren miteinander geſchloſſen haben, im geringſten nicht gehörig betrachten. Sie
;fönnen ſich nicht darein miſchen, Sie wollen dann, anſtatt das Ihrige zu Unterhaltung
„des guten —— zungen beyden Nationen beyzutragen = = - allerley Ausflüchte
„zu Schmälerung des getroffenen Friedens hervorſuchen, wozu abet, wie ich glaube, Sie
„von Seiner Großbritannifchen Majeftär ſchwerlich Vollmacht haben. Will ich aber meis
„mes Ortes, die Iroqueſen nöthigen, ihr Wort zu Halten, das fie mir lange vorher, ehe der
Frieden hier zu Sande befannt wurde, gaben, und zu deffen Verficherung fie mir Geifel
„einlieferten: fo nehme ich nichts neues vor, fondern ich fege ein bereits angefangenes Ges
„ſchaͤfft fort. Sie aber, mein Herr, ſchlagen einen neuen Weg ein, indem Sie Forderun⸗
»gen, welche nagelneu und ohne allen Grund find, hervorbringen.
Sie werden mir nicht ungürig — wenn ich ſage, ich wiſſe von den Geſinnun⸗
„gen der Iroqueſen fo viel, daß unter allen fünf Nationen Feine einzige ſey, welche = - =" =
„unter englifher Herrfchaft zu ſtehen verlange, und daß Sie feinen einzigen Beweis,
„befagte Nationen von den Gerechtfamen der englifchen Krone zu überzeugen, haben. Da
„hingegen unfere Beweife, die man den Gevollmaͤchtigten einhändigen wird, fo untoider-
„prechlich find, daß ſchwerlich jenand das geringfte Dagegen einwenden fan, Dem:
nach bin ich entſchloſſen, mich nichts irre machen zu laſſen; und ich erſuche Sie, mein
„Kerr, mich an meinem Vornehmen nicht zu hindern, indem es doch nur vergeblich
„fen, und der ganze Schuß und Beyftand, den fie nad) ihrem Vorgeben, zum Nachtheile
„des gefchloffenen Friedens, befagtem Volke bereits geleiftet haben, oder noch leiſten möchten,
sie ſchlechte Zurcht einjagen; wiehweniger mich von meinem Vorſatze abwendig machen
„wird. Sm Öegentheile werde ich ihn, es mag daraus folgen, was da will, nur defto ei-
„tiger betreiben. Sie hingegen, mein Herr, werden nicht nur Ihrein Könige, fondern auch
„dem Himmel Nechenfhaft dafür geben müffen.
Die Nachricht, die Sie befommen haben, als ob bie Franzofen, oder bie unter uns
wohnenden Indianer den Iroqueſen einiges $eid zugefüger hätten, ift grundfalfch. Zwar ba-
„ben die Utauais und abſonderlich die Algonquinen einen Hauptſtreich gegen die Onnontaguer
»Ausgeführet, Darum, weil dieſe Nation ſowohl, als die übrigen iroquefifchen Orte, die Erz
»Färung von fich gab, fie wollen Feinen Frieden mic ihnen machen. - » Unterdeſſen ha-
abe ich Urfache, zu glauben, daß mir Die Iroqueſen nur deswegen noch nicht alle Gefangene
M mm 3 u⸗
Weitere Fors .
derungen der
Engländer.
462 _ Geſchichte und Beſchreibung
„zuruͤckgegeben Haben, weil Sie, mein Herr, ſich ausdrüctich dagegen fegeten. Ich
" „werde Ihnen die ihrigen allhier befindlichen nicht eher zurückgeben, als bis fie fih zum
„Gehorſame bequemen und ihr gegebenes Wort erfüllen.
» Deffen ungeachtet danke ich Ihnen für die den legten vier Franzoſen, die fie mir
„einlieferten, erzeigee Gütigkeit, Was die acadifchen Wilden betrifft: fo habe ich mich
„Deswegen neulich fhon deutlich genug herausgelaffen,, und allezeit beforget, wofern man
» nicht die Fhrigen, welche zu Bafton. unredlicher Weife aufgehalten werden, bald los⸗
„gäbe: fo würden fie eine Unternehmung gegen Ihre Pflanzorte wagen, Unterdeſſen thut
„mir Die Begebenheif, davon Sie melden, herzlic) leid ; und ich werde ihnen zum zwey⸗
„tenmale anbefehlen, alle Feindſeligkeit einzuftellen, Nur bitte ich, ihnen ihre Landes⸗
„leute, von welchen Sie in ihrem Schreiben gar nichts erwähnen, auszuliefeen. Wie
» Sie fehen, fo rede ich eben fo frey und offenherzig, als Sie, ,,
Sehr zu verwunbern iſt es, warum der Graf die Stelle in des Ritter Bellomonts
Driefe, welche von den Miffionarien handelte, mit Stillfehweigen übergieng; denn da
hätte er ihm der Unwahrheit fehr leicht uberführen Fönnen. Erſtlich war weder damals,
noch auch feit langer Zeit, ein einziger Miffionar im ganzen iroquefifchen Bezirke. Zwey⸗
tens waren die Miſſionarien den Wilden nie zur Saft geweſen; ſondern fie gaben ihnen im
Gegentheile allemal mehr „ als fie von ihnen empfingen:: daß alfo nicht abzufehen ift, wie
die Iroqueſen Elagen Fonnten, fie gereicheren ihnen zur Meberlaft. Nebſtdem wußte man
wohl, daß diefe Wilden von den englifchen Predigern wenig Wefens macheten, und den
Meuyorfern öfters vorwarfen, fie hätten gar feine Religion; daher es denn mehr, als
wahrfcheinlich ift, daß fie, gefeßten Falles, da ihnen der cheiftlich Glaube beliebete, Feine -
folche Chriften, als die Engländer, zu werden verlangeten; gleichwie denn auch wirklich
alle Iroqueſen, die ſich bekehreten Feine andere, als bie römifche Religion, annahmen,
Doch) der Statthalter von Meuengland erſtreckete feine Anforderungen noch weiter,
als auf das Sand und die Perfonen der Iroqueſen. Er fund in der Meynung ‚ und der
Prediger Dellius hatte es bey der Durchreife durch Montreal dem Ritter Callieres mie
deutlichen Worten gefaget, weil England Neuyorf von Holländern gegen Surinam ein-
getaufchet habe: ſo fe) es auch in alle Gerechtſame der legtern eingetreten ; folglich gebühre
ihm Michilimakinac nebft aflen weiter gegen Süden liegenden Sandfehaften, Der Kiteer
verlangefe dagegen zu wiffen, worauf fich dieſer Anfpruch'gründe? und woher Dellius
beweifen könne, daß die Herrfchaft Neubelgiens, ehe es Reuyork bieße, fich über alle
Diefe Gegenden erſtrecket habe? 5
» Was uns betrifft, fuhr er fort, fo koͤnnen wir gar leicht auf das beutfichfte dar⸗
„thun, daß wir das Sand der Utauais, ja auch der Iroqueſen, lange Zeit vorher enfde-
„ Feten und befaßen, ehe ein einziger Holländer einen Fuß hinein fegere; daß wir das
„Recht unferes Beſitzes an verfchledenen Orten des iroquefifchen Bezirfes auf mehr, als
„eine Weiße, befeftiger Hatten; und daß befagter Befiß bloß durch den Krieg, damit wir
„befagte Nation wegen, ihres aufruͤhriſchen und feindlichen Beginnens überzieben mufiten,
„unerbrochen wurde, Dellius fah wohl, er habe mit einem Manne zu thun, der die
ganze Sache aus dem Grunde wife, und von feinen Grundfägen nicht leicht abzubringen
fen: er ließ es alſo dabey bewenden, und der Ritter Bellomont gedachte in feinen Briefen
an den Örafen Frontenac hiervon weiter nichts,
Beſſer
von Neu⸗Frankreich. XVII Buch. 463
Beſſer gelang es ihm anfaͤnglich in Acadien. Er hielt das Feſtſetzen der englaͤndi⸗ 1ös8.
ſchen Herrſchaft in diefem Sande für einen Hauptſtreich; wenigſtens ſuchete er es doc) da: ea
bin zu bringen, daß = vor isn dafigen Wilden, welche Neuengland währenden Krie- em sg
ges fo ſehr geplager hatten, kuͤnftig in Ruhe leben koͤnne. Der Ritter Billebon meldere
dem Minifter in einem Schreiben vom sten des Weinmonates des gegenwärtigen Jabres :
die Engländer wollten die Pemkuitſchanze wieder aufbauen, und die beyden Ufer des Ki-
nibequi bevoͤlkern. Seines Erachtens fey man nicht gehalten, weder eines, noch das an—⸗
dere zu leiden, Nun babe er zwar nicht Macht genug, fich öffentlich Dagegen zu fegen
allein, er wolle die Wilden anftiften; dieſe follten den Anſchlag fhon zu Waffer machen.
Auch führen die Engländer noch immer fort, den Fifhfang an unferer Küfte zu freis
ben; die Einwohner zu Königshafen hätten fich in ven Schug des Statthalters von Neu
england begeben, und ein gewiſſer le Borgne, ein Sohn oder Anverwandter desjenigen,
welcher ehemals die Gerechtfamen des Herrn dꝰ Aunai de Charnife über dieſen Theil von
Acadien an ſich brachte, gebe fich für den Eigenthumsheren des ganzen Bezirkes zwiſchen
den Bergwerken und der grünen Inſel aus, und laffe fih von den Englaͤndern für jeb=
wedes Fahrzeug, das in feiner angeblichen Herrſchaft Handlung treiben wolle, funfzig
Thaler bezahlen, I
Nun hoffete man zwar fo wohl bey Hofe, als in Canada, es würden alle diefe Anz Gränzfheis
fprüche von felbft wegfallen, wenn nur erſtlich die Gränzfcheidung, daran man arbeitete, dung derSuͤd⸗
zu Stande fomme. Allein, ehe man damit fertig wurde: fo gieng der Krieg von neuem kuͤſte Mens
an. Nebſtdem erwog man in Frankreich nicht genugfam, daß der Beſihende allem lrankreichs.
einen großen Vortheil vor dem Anfprecher habe, Ungeachtet der Kinibequi zue Graͤnze der
Suͤdkuͤſte Neufrankreichs beftimmer worden war, und man die Engländer zulegt aus
Pemkuit, welcher Dre, vermöge Des befagten Bergleiches, uns gehören follte, gejaget
hatte: fo. waren dennoch bie föniglichen Gevollmächtigten, nämlich die Herren de Tals
Iard und d' Herbault, genötbiget, unfere Graͤnze dießfeits beſagten Fluffes einzufchrän.
£en, und fie bis an ven Georgenfluß , welcher zwiſchen dem Kinebequi und Pentagoet beys
nahe in der Mitte fließt, zu rücken, bloß weil die Engländer wieder nad) Pemkuit ge-
fommen waren; und biefe Gränzfiheidung wurde 1700 von dem Herrn de Villen im
Namen Seiner allerchriftlichften Majeftät, und vom Herrn von Sondric im Namen
Seiner großbritennifhen Majeftät beftätiger,
Wegen des iroquefifchen Landes wurde nichts ausgemachet, darum, weil diefe Wil-
den ihre Ununterwuͤrfigkeit vorſchuͤtzeten, und weil fie, wie es feheint, Feinen von beyden
Theilen gern zu Feinden haben wollten. Hingegen blieb uns die ganze Hudſonsbay, darz
um, weil wir fie ganz befaßen. Nur verlangeren die Engländer für ihre waͤhrenden Frie⸗
dens aus ihren Schangen weggenommenen Güter eine große Schabloshaltung. Dagegen
ruͤckete man ihnen vor, fie hätten vorher, ohne daß ein Krieg zwiſchen beyden Kronen ge:
weſen wäre, die Nelſonſchanze weggenommen, und uns dadurch einen weit größern Ver—
uſt verurſachet.
Die Oſtkuͤſte der Inſel Neuland hatten wir vielmehr nur verheeret, als erobert,
Die Engländer fegeten fich alfo bald wieder von neuem darauf feft, und wir ließen es ges
ben. Aus der Inſel Cap Breton machere fih damals fein Menſch etwas, noch erre—
SE unſer dafetbft angelegter Wobnplag bey ven Engländern bie geringfte Eiferſucht; ber
er
464 Geſchichte und Belchreibung
698. her behielten wir fie, Allein, der bald darauf von neuem ausbrechende Krieg unterwarf
— die Werhfelforderungen beyder Nationen dem Kriegesglücke abermals,
Ein Paar Monate, nachdem der Graf von Frontenac das oben angeführete Schrei—
ben an den Ritter Bellomont abgelaffen hatte: fo fiel er in eine gefährliche Krankheit, und
gieng an felbiger ven zgften des Windmonates mit Tode ab. Ungeachter feines acht und
fiebenzigjährigen Alters war er fo gefund, als man bey folchen Jahren immermehr feyn
kann, dabey auch fo ftandhaft und belebt, als in feinen jüngern Jahren. Er ftarb,
wie er gelebet Hatte, von vielen geliebt, von jedermann hochgeſchaͤtzt, und mit dem
Ruhme, daß er ein Pflanzland, welches bey feiner Ankunfe auf allen Seiten offen ftund,
angegriffen wurde und den Untergang vor Augen ſah, ohne fünderlichen Beyftand Frank:
reichs nicht nur im Wefen erhielt, fondern noch erweiterte.
Er war gottesfürchtig, und legete davon bis an feinen Tod öffentliche Proben ab:
Die Habgierigkeit gab ihm Fein Menfch jemals Schuld; nur Fonnte man fein Verfahren -
gegen die Perfonen, darauf er eine Feindſchaft geworfen hatte, mit der Frömmigkeit, die
er vorgab, nicht allerdings zufammenreimen. Die Bitterfeit feines zum Haffe geneigten
Gemürhes und die niedevträchtige Misgunft, die er nie überwinden Fonnte, verhinderten
ihn, die Früchte feiner gluͤcklichen Unternehmung völlig zu genießen, und befchimpfeten
feine Gemuͤthsbeſchaffenheit, daraus ein gefegtes, edeles und erhabenes Wefen hervor:
leuchtet. Mit dem allen hatte ihm Neufrankreich alles, was es bey feinem Tode war,
Br i zu — und man vermiſſete ihn ſehr bald,
Die Jroque⸗ aum hatten die Iroqu i od vernommen: nunmehr wä-
fen wollen den yon fie an ihr Verſprechen een Be nur ieh re —5— ſich
ae in Berfaffung fegen. Sie ſchicketen im folgenden Märze Abgeordnete nach Montreal, an
7 . denen man aber bald merkete, fie wollten eigentlich. nur den Zuftand der Planzlande nad)
ihres Oberhauptes Ableben erforfihen. Sie beweineten den Hintritt ihres Vaters nach
ihrer Weiſe, überlieferten dem Befehlshaber zu Montreal drey gefangene Franzoſen, und
_ verfprachen, die übrigen ebenfalls einzubändigen, wofern er ihre Landesleute, die er noch
habe, Ioslaffen wolle _ — 0 ER —*
Nachgehends verlangeten ſie, er moͤchte den Herrn von Maricourt nebſt einem Paar
Wilden vom Ludwigsſprunge und vom Berge mit ihnen nach Orange abgeben laſſen; in⸗
dem man dafelbft die Gefangenen auswechfeln,, und den Frieden fehließen werde, Auch
wäre e8 ihnen lieb, wenn ihr ehemaliger Miffionar, P. Bruyas, mitgienge, und ber
P. Samberville aus Frankreich zuruͤckkaͤme; indem, wie fie vorgaben, fonft niemand das
gute Verſtaͤndniß zwifehen bepden Nationen fo gut, als er, zu unterhalten wife, Uebri—
gens könnten fie zu ihm, dem Ritter, Fein fonderliches Vertrauen Haben, weil er den Feld-
keſſel noch immer über dem Feuer ftehen habe, und die Streitart feiner Bundesgenoffen
nicht zurückhalte, |
Aufführung Der Ritter Callieres gab darauf zur Antwort: ber Feldfeffel muͤſſe bis zum gänzli-
deelbigen. chen Friedensfchluffe immer über dem Feuer bleiben; vom Frieden wolle er zu Montreal;
nicht aber zu Orange, handeln , noch wolle er ihren Vorfehlägen das geringſte Gehoͤr ver-
leihen, fo lange fie nicht alle von dem verftorbenen Grafen vorgefehriebene Bedingungen
zur. Erfüllung brächten; ſodann, nicht eher, folle Herr Maricourt und der P, Bruyas
zu ihnen kommen, und der P, Samberville aus; Frankreich verfehrieben werden. Mit =
er
von Neu Frankreich· XVII Buch. | 465
fer. Antwort fehlenen fie vergnuͤgt/ ungeachtet fie, wie man merfete, eine ganz andere ver⸗ 1559.
muthet hatten, tig Ian Sicherheit zur Hin⸗ und Herreiſe. ! ——
Her Callieres dewilligte ihnen ſechſig Tage Stilleftand; und weil fie auf dem Los⸗
laſſen der vier Gefangenen welche der Dre Onnontagtie inftändig begehrete, durchaus
beharreten: ſo bewilligee Herr Callieres endlich ihren Austauſch gegen vier Franzoſen.
In der Folge ſah er, daß es recht gut geweſen war, den Barbaren nicht mehr einzu⸗
geſtehen. Dem da fie die meiſten bey ihnen gefangenen Franzoſen an Kindesſtatt ange:
nommen hanten ſo ſucheten fie nur ihre gefangenen Landesleute allmählich loszumachen,
ohne daß fie ene herausgeben durften · Die Abgeordneten verſprachen zwar beym Ab:
ſchiede ‚wor dem Brachmonate wieder in Montreal zu ſeyn man machete aber auf dieſes
Verſprechen deſto fehlechtere Rechnung/ weil man wohl wußte, die Engländer verlangeten,
‚ den Frieden nach ihren Gutduͤnken einzurichten, und behaupteten, Die Jroquefen wären
als britannifpe Uhterehanen im Rysroicfer Friedensſchluſſe mit begriffen.
Mit Ankunfe der erften franzoſiſchen Schiffe erfuhr der Ritter Caflieres, es habe Herr Callieres
ihn der Rönig zum Nachfolger des Grafen Frontenac ernannt, "Die Freude, welche alle wird Groß—
Staͤnde der Pflanzlande darüber bezeugeten, verurſachete ihm zum allerwenigſten eben fo ſtatthalter.
vieles Vergnügen, als die Gnade des Koͤniges felbft. Herr von Champigny hatte ſich
um diefe'Stelle ebenfalls beworben; ja, vielleicht wurde ihm der Ritter nur deswegen vor-
gezogen, weil ſein Abgeordneter der geſchwindeſte geweſen war. Denn als des Intendan⸗
gen feiner nach Werfaifles kam , war der Piag fehon vergeben. |
Se verdieneten ihn alle beyde; und es iſt ſchwer zu ſagen, welcher von beyden ben
canadiſchen Einwohnern angenehmer geweſen ſeyn möchte?" Herr von Champigny war
in den Landes angelegenheiten ungemein erfahren "Seine Tugend, fein Eifer, feine Un—
eigennuͤtzigkeit, feine Gerechtigleitsliebe, feine Sanftmuth, macheten ihn vollkommen ge⸗
fhiefe , ein Pflanzland zu regieren, darinnen es Arme genug gab ; die Anfchläge eines
weifen und gteich 9m Defiebren Dberhauptes auszuführen. "Dagegen befaß Herr Cal:
iöves nebſt allen nme erwaͤhnten Eigenfchaften auch noch dieſe, dag er die Kriegesvolker
ſelbſt anfuͤhren konnte Er Hatte es ſchon öfterer, als einmal gethan, und dabey einen eben
ſo großer Ruhm kluger Anſtalten, als eines tapfern Muthes, erworben, U RER
2 (Bar hatte er nicht fo viel Aeußerliches, als fein Vorfahrer; dagegen aber gab er Seite Ger
ihm im Hauptwerke nicht das geringfte nach. Seine Abſichten waren redfic und ohne müthebefihnf-
Eigennug. Seine Standhaftigfeit ſtritt nie mit der Vernunft. Er mußte feinen Much fenheit.
Av mäßigen und iR rechter Zeit anzuwenden. Er beſaß großen Verſtand, viel Aufrichtigkeit
und Liebe zur wahren Ehre; eine feharfe Einfiche, welche durch die lange Erfahrung und
an erbenbeten Sei gu einer noch größten Wollkothinanheit gebieen war, Er hatte gleich
anfänglich lie große Gewalt ůͤber Die Wilden erfanger. Sie wußten, daß er fein Wort
genau Hielte;' Hingegen aber auch das, was man ihm verſprach, genau erfüllet wiſſen
wollte.¶ An ihrem Orte waren bie Sranzofen von ihm verfichert, er werde nie etwas un:
billiges yon ihnen verlangen. Zwar werde er, ungeachtet ihm die hohe Geburt des Gra⸗
Fesntenae / die vornehme Anverwandtſchaft deffelbigen und der Rang als Generalfieu-
tenant der Eöniglichen Kriegesvölter, fehle, fein Anfehen dennoch zu behaupten willen, da—
aber feine Gewalt zu niemandes Beſchwerung misbrauchen. Be
Die durch feine Erhöhung erledigte Befehlshaberſtelle zu Montreal wurde dem Rit- Sr-Saubeeuif
er Baudrenif gegeben. Diefer war feit kurzem aus Frankreich zurücgefommen, und cs —
Allgem. Reiſebeſchr. XIV Band, Pın mache. zu ontreal.
— Seſchichte und Beſchreibung
2599. machete ihn uͤbrigens ſeine Aemſigkeit, fein gutes Anſehen, ſein edles und angenehmes
Weſen, nebſt dem guten Zutrauen der Kriegesleute, dieſer wichtigen Stelle ze.
wirdig. Die zu Catarocuy war Damals. nicht, weniger von. großer Wichtigkeit, Seine
Majeftät befahlen dem; neuen Generale ‚diefelbige einem folchen Manne anzuvertrauen
der wachſam ſey; der. im Falle der Noth und wenn es die Zeit nicht leide, viel anzufragen,
ſich felbft zu rathen wiſſe; und auf den er ſich, was die Vertheidigung dieſes Platzes betreffe,
wie auf ſich ſelbſt, verlaſſen koͤnne. peeälneen. Die
Aunſpruch Der neuenglaͤndiſche Statthalter richtete damals ſein Augenmerk hauptſaͤchlich auf
ter Engländer die abenaqui ſchen Volt erſchaſte n, und machete unter dem Barwande, ‚weil der-Rinibequi,
ent die Cani an welchen bie Canibas jederzeit. ihre Haupiſihe gehabe-hatten,, im: DBefige der Engländer
— fen, eben den Anſpruch auf fie, als auf die Jroquefens Der König gab dem Grafen
Örontenac deſſen Ableben er damals noch. nicht wußte, in einem Schreiben vom asften
März die Erfaubniß, übrigens zwar mit dein englifihen Generale eintraͤchtig zu verfahren ;
Bingegen aber fo fange, als die Gränzfcheidung zwiſchen den beyderſeitigen Pflanglanden noch
nicht wichtig ſey, durchaus nicht ‚zu leiden, daß mit den Bundesgenoffen beyder Kronen
einige Veraͤnderung vorgehe; ſondern darüber, zu halten, daß alles. und jedes auf eben
‚ dem Fuße, wie es zu Anfange des vorigen Jahres gewefen, verbleibe.
ve Vor⸗ Unterdeffen, weil man ſich auf die Canibas eben fo wohl, als auf alle übrigeabenaquifche
ſchlaͤge Voͤlker überhaupt, ſicher verlaſſen durfte: ſo gab Herr Eallieres dem jüngern P. Bigot,
als & zu Anfange des Jaͤnners in Perfon berichtete, es. ſchien den. Engländern der Friede
mit beſagten Wilden ein Ernſt zu feym,; zur Antworts. fie, möchten ihre Dinge inmmerhin
mit. Re AUT ER be m » —— 4 ? -
j Perfon zu er⸗
ſchlaͤge des engliſchen Generales und fein Verſprechen, Fünfti
ſcheinen, folgende Gegenſorderung: ET
»). Müßten alle Engländer ihr Land auf ewig räumen, ; 2) Sie fähen nicht, aus
welchem Grunde er über fie zu herrſchen verlangete, da doch weder er, noch ſein Borfahrer,
es je gethan hätten. Sie hätten: ſich dem Könige von Frankreich frey und ungezwungen
unterworfen; fie wuͤrden auch von niemanden, als ihm und ſeinen Generalen, einige Be—
fehle annehmen. „3) Sie würden nie leiden, daß die Engländer in ihrem Sande Wohn:
pläge errichteten; indem fie diefes zu thun bloß den Franzofen erlaubet hätten. 4) Ce
befremdere fie ſehr, daß man ihnen andere Miffionarien „als die ihrigen „geben wollte.
Sie verlangeten ihre Religion nicht zu. veraͤndern, würden auch nie eine. andere, als die
man fie gelehret Habe, für welche fie ſchon gefochten hätten, und bis, an den Tod fechten
wollten, annehmen. ALERT Ich Srır Ss een ns Saal,
Her de la wal⸗ Indem dieſes vorgieng, wurde dem Herrn von Caflieres ein Schreiben. des Köni
fieve und der ges von Sranfreich von dem Ritter Bellomont uͤberſendet, darinnen Seine Majeſtaͤt ihm
P. Drupas hefahlen, alle Arten der Seindfeligkeit zwifchen ven Engländern und Franjoſen einzuftelfen,
a Es war diefes Schreiben dem Kitter offen. zugefchicht worden, ‚und. der König von Eng-
gefihickt,. land: hatte einen gleichmäßigen Befehl am den Ritter dem Herrn von Callieres zuſtellen
laflen, _Dennoch.erachtete der fegtere für gue, den Plagmajor von Montreal, Herrn de
Ia Vallerie, nach Baſton abzufenden, und ihm den P. Bruyas mitzugeben. , Sie foll-
ten alle in Neuengland gefangene Franzofen abholen 5 abfonderfich aber die Geſinnung des
Statthalters, in Abſicht auf die Abenaquier und Iroqueſen , ausforſchen.
Die
von: Neu⸗Frankreich · XVIl Buch. 467
¶ Die lehztern hatten erſt kuͤrzlich denn neuen Großſtatt halter zu feiner Erhößung durch 1690.
Abgeordnete Glück woinfehen, weiter aber von nichts erwähnen laffen. Nach einiger Zeit — —”
erfuhr man, es habe eine ioquefifehe Partey Feindſeligkeiten gegen die Miamier ausge: —
übet und diele lobigeſchiagen Gleichwohl ſchien es, Die Orte Hätsen im Ernſte tut ie
zum Frieden, und gerfchöben den Schluß nur ven Eugländern zu Gefallen. Auf der an: ven eek
been Seite glaubere ber. Ritter Bellomont, ‚fie würden nie unparteylich bleiben, fondern fie
müßten ſich entweder fuͤr, oder gegen die Franzoſen erklären,
Anden er min von feinem Könige gemeffenen Befehl hatte, fie zur Ruhe anzubal-
fen , diefen Befehl aber , weil ihn Herr Eallieres gelefen und abſchriftlich Hatte, nicht ver⸗
heelen konnte: fo verfiel er von neuem darauf, er wolle fich zum oberften Schiedesrichter
des Friedens aufiverfen, Da ihm num ihre mit dem Grafen Frontenac getroffene Abrede
nicht unbekannt war: ſo forderte er fie zu fich nach Orange, Diefes fehlugen fie ab;
Wiewohl ihn nun die Weigerung befremdete: fo brachte er es doc) durch vertraute Perſo⸗
nen dahin, daß fie die Sache ins Weite zu fpielen verfprachen. un
Sie Famen demnach nicht nach Montreal, ungeachter fie es dem Herrn Callieres Gegenſtreich
nicht nur erſt kuͤrzlich zugeſaget, ſondern auch die Zeit ihrer Ankunft beſtimmet hatten. des Hrn . Cal⸗
Der General hingegen machete auf den Fall „ba fie ihre Feindſeligkeiten aufs neue anfan- lieres.
gen follten, Auſtalten, ſie hitzig zu bekriegen. Doch, das Beſte und Kräftigfte, was er,
um Die Anfihläge des Ritters Bellomont zu vernichten, vornahm, war dieſes, Daß er eine
- Abfehrift won dem Schreiben dest! Königes von England an ihn nad) Onnontague ab:
ſchickete. Seine Abſicht dabey war mannichfaltig.
Denn erſtlich wollte er den Iroqueſen beweiſen, daß man fie engliſcher Seits für
Unterthanen dev Krone hielte; gleichwie denn der König. in feinem Schreiben: fie wirklich
dafür ausgab. Zweytens zeigete er ihnen ſie dürften ſich keines Beyſtandes von Neu⸗
york mehr getroͤſten; indem es dem von Neuengland verbothen war, ihnen
mittelbar od unmittelbar benzufteben. ‚ Deittens gab er ihnen dadurch zu verfichen, «5
fatte ihm niche ſchwer, ſie mit Gewalt zu bezwingen, wofern ſie ſich weigerten, auf bie
von feinem Vorfahrer vorgeſchriebene Bedingung Friede zu machen.
Dieſer Streich that die gehoffte Wirfung, "Zwar freylich wollten ſich die Orte Fels Die Orte ente
nen Verdruß mit den Engländern machen , weil fie ihre Hilfe vieleicht ein andermal noͤ⸗ ſchließen ſich.
thig haben dürften; daher verbiſſen fie Den Verdruß wegen ber angemaßeten Oberherr ⸗
ſchaft, und ſageten nur, fie wollten zwar gern der Engländer Brüder, nur aber. nicht
ihre Unterthanen ſeyn. Ihres Drtes-wollten die Engländer fie eben fo wenig vor ben
Kopf ſtoßen. Endlich, nachdem die Orte noch eine Zeitlang gezoͤgert, und unterdeſſen
einige Verfüche, ihren erlittenen Verluſt an unſern Bundesgenoſſen, die fie für. die Urhe⸗
ber davon hielten, zu raͤchen, gemacht hatten, ſelbige aber fruchtlos abliefen: fo dachten
ie in Ernte an ben grieden «weil fie es noch mic Vorthele und mit Ehren ehun Fönnten,
Diefer Entſchließung zu Folge erſchienen den zıften Mätz 1700 zween Jroqueſen —
dem Statthalter, meldeten, es werde im Heumonate eine allgemeine Abordnung aller ——
fuͤnf Dpge erſcheinen, und ‚brachten wegen des langen Verzuges einige kohle Ausflüchte Sc —
vor, weiche. dem Herrn Coallieres ſchlecht gefielen, Ein Viertheljahr hernach Tandere eine hais.
ſtarke Anzahl Utauais zu Montreal, wo der General damals war, und berichteten ihm,
er bereits wußte: es waͤren nämlich; die Iroqueſen in ihrem Bezirke auf die Jagd ge-
dangen, dieſe Härten fir angefallen, und ” und zwanzig, theils Männer, theils —
nn2 et,
—
Vorgang zwi⸗
ſchen dieſen u.
Hr. Callieres.
Iroqueſiſche
Abgeordnete
zu Montreal.
4 Geſchichte und Beſchreibung
ber, todtgeſchlagen. Weit aber die übrigen ihnen: vorgeſtellet es ftehe ihnen nunmehr,
da alle Zeindfeligkeit zwifchen den Franzofen und ipren Bundesgenoſſen eingeftellet fey, al:
lerdings frey, überall zu jagen: fo hätten ſie ihnen werfprachen , ſich deswegen bey ihrem
Vater Ononthio Rathes zu erholen, unterdeſſen aber ihren Gefangenen Fein Seid zu thun.
Herr Callieres ließ fie ausreden, und ſagete hernach: fie uͤbergiengen bey ihrer Erz
zaͤhlung einige Umſtaͤnde. Er wiſſe wohl, daß fie, ungeachtet feines Verbothes, niche
nur die Siuren angefallen, fondern auch nachdem Gefechte mit den Iroqueſen einige Ge⸗
fangene losgelaſſen, und durch dieſelbigen ohne ſein Vorwiſſen eine Unterhandlung mit den
Orten angefangen haͤtten; ſie macheten einen fehlechten Anfang, zu ihrer kindlichen Auf⸗
führung gegen ihn, daß fie in einer fo wichtigen Sarhe, umdrungeachtet feines gegebenen
Wortes, daß er ohne ihren Vorbewußt nichts mit den Iroqueſen abſchließen wolle, fo eis
genmächtig verführen; ob ſie ſchon vergeffen hätten, "wie die Iroqueſen öfteren, als einz
mal, mit ihnen umgegangen wären, weil fie ihnen von neuem traueten? Er hoffete, fie
würden fich ein andermal beffer und vorfichtiger aufführen, Er erwartete die Abgeordneten
der Orte alle Augenblicke. ; Sollten bey Ankunft derfelbigen die Maͤupter der Bundesge-
noſſen noch nicht zugegen ſeyn: ſo wolle er ihnen feine Meyuungzu wiſſen hun. Ueobris
gens ſollten fie ruhig ſeyn und ihre Gefangenen wohl halten. "17 mn... nd 2
Den ıgten des Heumonates kamen zween Abgeordnete der Onnontaguer und einer
von den Tſonnonthuanern nach Montreal, und wurden dem Generale von dem Herrn
Maricourt vorgeſtellet. “Man fuͤhrete fie mit gewoͤhnlichem Gepraͤnge zum oͤffentlichen
Gehoͤre. Indem ſie nach des Statthalters Wohnung gie gen: fo beweineten fie auf oͤf⸗
fentlicher Straße alle währendem Krieges umgekomme: die See:
len derfelbigen zu Zeugen, daß ſie es aufrichtig meynetem . — Ber DET
Bey dem Eintritte in den Rathsſaal, darinnen der Statthalter mit feiner ganzem
Hofſtaat zugegen war, gaben fie fich für gevollmächtigte' Abgeordnete der vier obern Orte
aus; biefelbigen, fageten fie, twären ſchon ſeit langer Zeit gewohnet, ihre Sachen ohne
Zuthun der Agnier auszumachen: daß aber von Seiten der Orte Goyoguin und Onne⸗
yuth niemand erfcheine, daran fen der Ritter Bellomont Schuld; ‚denn er habe ihnen.
ch den Peter Schuyier die Neife:
rauf. wären
die Abgeordneten befagter Orte zu ihm gereiſet, um zu vernehmen, was er Dagegen ein:
> man Ati nd a ed ner
Ihr Vortrag.
Antwort des
Statthalters,
zuwenden habet.ı nn © „Amine nad a] mia ne ne
Hierauf brachten fie eine Klage vor: man habe fie nämlich verſichert, es ſey ber
Krieg zwiſchen den Englaͤndern und Franzoſen durch einen Vergleich geendiget, und die
bepberfeitigen Bundesgenoffen mit eingefchloffen worden. > Darfie min ohne, alle Sorge
auf die Jagd gezogen: fo wären ſie auf einer Seite von den Utanais, auf. der andern von
den Jllinefen und Miamiern uͤberfallen, und hundert und ‚funfzig der. ae
worden. Zum: Befchluffe bathen fie, man möchte ſie durch · den Pr Bruyas nebft den
Herren von Maricourt und Joncaire nach Haufe begleiten laſſen; indem, mach ihrem Vor⸗
geben, dieſe Willfaͤhrigkeit die Orte am allerkraͤftigſten uͤberzeugen werde, daß ihr Vater
den Frieden aufrichtig verlange. Nurbeſagte drey Bothſchafter ſollten ans ihrem Lande
nicht abreiſen, ehe man ihnen die daſelbſt noch vorhaudenen gefangenen Fran goſen einge:
haͤndiget habe. en EEE Bay RER Teig J
Der Ritter Callieres gab darauf zur Antwort: ) Was ihnen der Ritter Bellomont
wegen des geſchloſſenen Friedens zwiſchen Frankreich und England gemeldet babe, das ſey
J * _ ganz
——
von Reu⸗ Frankreich: XVII Buch. 469
ganz richtig. Es befremde ihm aber, daß die Abgeordneten der Onneyuther und Goy0- 1700,
guinen zu befagtem Ritter abgereifet wären, da doch vielmehr ihre Schuldigfeit es erfor: 1"
dert hätte, nebſt ihren Brudern bey ihm zu erſcheinen, und ihrem Verſprechen, das ſie ſo
wohl ihm, als dem verſtorbenen Grafen, gethanchätten ‚ ein Genuͤge zu leiſten. u
Zweytens habe er zwar bey allen feinen Bundesgenoſſen das Seinige gethan, damit
fie waͤhrender Friedenshandlung keine‘ Feindfeligkeit begehen möchten? allein, die. Iro⸗
quefen hätten ſich durch ihr gefließentliches Zaubern und durch einen Einfall in der Mia-
mier Gebieth das Unglück, darüber fie Elageten;, felbft über: ven Hals gezogen; gleich-
wohl ſey ihm dieſer Bergang leid,’ und habe er-, um dergleichen Zufällen insfünftige vor
zubeugen , Abgeordnete von allen Nationen zu fich entbochen, "Wären mm fie felbft auf:
richtig, zum Frieden geneigt: ſo föllten ſaͤmmtliche Orte innerhalb dreißig Tagen Abge-
fandte an ihn ſchicken; ſodann ſollten alle Feldkeſſel umgeſtoßen, der große Friedensbaum
befeftiget, die Fluͤſſe gereiniget, die Wege ausgeebnet werden, und ein jedweder koͤnne füs
dann in aller Sicherheit gehen, wohin es ihm beliebe.
Drittens Taffe er fich gefallen, / daß der Miffienar und die beyden benannten Officiere
die gefangenen Franzofen aus ihrem Sande abholen möchten; doc, mit dem Bedinge, es
ſollten dagegen auch iroquefifche Geſandten mit einer freyen Vollmacht zu Schließung eines
dauerhaften Friedens mit ihnen zurückkommen, Nach Ankunft diefer Tegtern zu Montz
real wolle er alte gefangene Froquefen frey laſſen. Nur müffe vorigt einer von ihnen zum
Geifel für die Sicherheit der drey Perſonen, Die er ihnen anvertraue, hier bleiben, Hier—
zu erbothen ſich ſogleich vier von den Abgeordneten, fie wurden auch angenommen.’ Uebri⸗—
gens lief das Gehör ganz friedlich abz nur ſchmaͤhleten einige chrifttiche Iroqueſen und
Abenaquier, die. man mit dazu gebethen hatte, getvaltig uͤber Die. Orte md. redeten ſehr
frogig mit den Abgeordneten 7 lm 4
Bey dem Beurlauben dieſer Iegtern meldete Herr Callieres, er fey Ihrer Gefandten Wie man die
bis in den Herbſtmonat gewaͤrtig. Die drey franzöfifchen Borbfchafter reiferen mit ihnen feanzöfifhen
ab, und wurden zu Onnontague mit größern Freudensbezeugungen empfangen, als fie Beſandten
nimmermehr vermuthet hätten, Man Fam ihnen bis an den Öannentahafee entgegen, empfing.
und führete fie gleichfam fiegpvangend bis in den Hauptflecken diefes Bezirkes. Teganif
forens trat ihnen als Worthalter giemlich weit entgegen, brachte die Höflichften Dinge von
der Welt vor, und fand zwar bey den Bothſchaftern, fo viel ihn ſelbſt betraf, unſchwer
Glauben; indem er jederzeit gut franzoͤſiſch geſinnet gewefen war, und weder an der Treu.
fofigfeit, noch an den gemwaltthätigen Entfhliegungen feiner tandesteute jemals Antheil
nahm. Allein, fie ſchloſſen im geringften nicht von ihm auf die andern. Mr
Sie zogen unter etlichmaligem Losſeuern des: kleinen Gewehres in den Flecken ein. Rede des P-
Hier gab. man ihnen einen herrlichen Schmaus. Den zoten Auguſt wurden fie in: bie Bruyas.
Berathſchlagungscabanne geführet, und fanden da die ſaͤmmtlichen Abgeordneten der
bern Orte, Als jedermann faß, fo fing der P, Bruyas, den man zum Worthalter ge-
Macht Hatte, feine Rede an, und beruͤhrete Hauptfächlich drey Stüde, die er mit eben fü
viel Geſchenken begleitete. Durch das erſte Geſchenk ermahnete er die Orte, zu erwägen,
daß Ononthio ihr Vater ſey, und daß fie nicht nur aus Gehorſame, ſondern auch wegen
ihres eigenen Rutzens verbunden wären, ſo wie es. Kindern gebühre, ihm Gehorſam und
nterthaͤnigkeit zu bezeugen, fie möchten nun mit dem Statthalter ‚von Neuyork der nur
Bruder ſey, in gutem Verſtaͤndniſſe — oder in Zwiſt mit ihm verfallen.
un3 r
ra Seſchichte und Beſchrelbung
09. Durch das zierte Geſchenk bezeugete er fein Beyleid über den Verluſt vieler braven
— — Hauptleute, welche die iroqueſiſche Mation eingebuͤßet habe; er verſicherte auch, die Mis-
— fionavien hegeten/ ungeachtet alles Leidens, das einige unter ihnen erdulden muͤſſen, den-
noch die alten guten Gefinnungen gegen diefelbigen noch immer. „Esifiel uns, fagete er,
3 die ihnen angelegte Quaal bey weiten nicht fo empfindlich, als die Blindheit ihrer Peini-
„ger, and Die Hartnaͤckigkeit, damit ſie das Licht des Evangelii verwarfen.
Durch) das dritte bezeugefe er, der neue Ononthio fey aufrichtig zum Frieden geneigt,
und wolle ihnen denfelbigen gern zugeftehen; nur müßten fie ihres Ortes gleiche Aufrich-
tigkeit gegen ihn gebrauchen. "Damit trug er die Friedensvorfchläge nach einander vor.
Man hörete ihm fehr aufmerkſam, und wie es fehlen, mit Vergnügen zu, Als er fertig
war, fo ſing der Herr von Maricsurt an. Er ließ viele Guͤtigkeit gegen die Sroquefen bii-
den, und fuchete ihnen begreiflich zu machen, wie hart es ihnen gehen werde, wenn fie
ihren Vater böfe macheten, und den Frieden, den er: ihnen auf fo billige Bedingungen
anbörhe, von fich fließen; da hingegen fie von ihm und ‚allen Franzofen alles Gutes zu
boffen hätten, wofern fie nur die Augen öffnen, und ihe wahres Beftes erkennen wollten.
Der Ritter As die JIroqueſen den folgenden Tag über: die Antwort auf diefen Vortrag berath⸗
Bellomont fchlageten: fo Fam: ein junger Engländer und: ein salter Onnontaguer von Orange, und
F 5* meldeten ihnen in des Ritters Bellomonts Mamen, ſie moͤchten den Franzoſen ja kein
ung Gehoͤr geben, ſondern innerhalb zehn bis zwölf Tagen nach Orange kommen, da er ihnen
feine Willensmeynung eröffnen werde, Diefes gebietherifche Weſen brachte die Berfamm-
kung in den! Harnifch; ja vielleicht trug en Team zu unſerer Berföhnung,
mit dieſer Nation Das allermeiſte bey. „Ich ſagete Teganifforens, war:
„um mein Bruder uns wehren will, die Stimme unfers Vaters zu Hören, und warum
„wir das Kriegeslied fingen follen, da man uns Frieden anbiethet?;,
Der P. Bruyas machete fich Diefe Gefinnung trefflich zu Muse, und ſtellete der Der:
fammlung vor, derenglifche General gehe mit ihnen um, als mit Unterthanen; es werde
ihnen, —* ſie einmal inc 2 pen ——— Regimente waͤren, fuͤr⸗
wahr ſchlecht ergehen. Es muͤſſe aber dieſes unfehlbar geſchehen, wenn ſie die waͤr⸗
es ——— ſich mit ihrem Vater auszuföhnen, ee —
Binz, die Engländer ſetzeten ſich nur deswegen gegen die Verſoͤhnung, damit die Orte
fich allmäplich verzehren, oder doch menigftens ſchwaͤchen ſollten, und nachgehends das
Joch, deſſen Schwere fie mit der Zeit wohl empfinden würden, aus Kraftlofigkeit auf den
als nehmen müßten. - H
Viele gefange⸗ Murbeſagter Officer veifete an eben dem Tage nach dem Orte Tſonnonthuan aby wo
ne, Franzofen er feine Cabanne hatte, das iſt, an Kindesftatt aufgenommen war; gleichwie Her Ma-
—— ricourt nebſt feinen ganzen Haufe zu Onnontague. Man empfing ihn da, als einen Ab:
nach Hauſe Gefandten, mit großer Ehrenbezeugung, und als-ein Sandesfind mit großer Freundlichkeit,
Man bewilligte ihm auch die Freyheit aller gefangenen Franzofenz allein, die meiften dar:
unter waren des Lebens unter den Wilden ſchon dermaßen gewohnt, daß fie Demfeibigen
unmöglich) abfagen konnten. Biete verſtecketen ſich, andere fageren es dem Heren vom
Soncaive frey heraus, Nie wollten hier bleiben. Eine uneingeſchraͤnkte Freyheit , vielleicht
auch die Luſt zum küderlichen Leben, machete, daß diefe beute weder an bie Härte ihres ges
genswärtigen Zuftandes, noch, an das Vergnügen, das ige Vaterland ihnen verfprach,
gedachten. Fi ’
| Unter⸗
\
von Neu⸗Frankreich. XVII Buch, A
unterdeſſen, da Joncaire mit den Tfonnontduanern Abrede nahm: fo wurde zu In ro
nontague eine allgemeine Berfammlung der ganzen iroquefifchen Nation angeſtellet. Man Stede Be —
berief den jungen Engländer, des Ritter Bellomonts Abgefandten, dazu, und Teganiſ⸗ ren x
forens führete im Namen aller Drte das Wort, " Zuerft wendete er fich zu den franzoͤſt
ſchen Borhfchaftern, und verſicherte, es fey die ganze Nation geſonnen, die Stimme ih»
res Vaters zu hören, das ill," nach der Wilden ihrer Redefunft, ihm zu gehorchen, Jed⸗
weder Dre werde zu dieſem Ende unverzüglich zween Abgeordnete abſchicken.
Hierauf wendete er ſich zu dem Engländer und ſprach: „Ich nehme nichts in ger ı
> heim: vors. Sch will dir ſagen, mas ich in meinen Gedanken habe, Ich werde nad}
Quebee gehen, und meines Vaters, welcher den Friedensbaum daſelbſt pflanzen, feine
» Stimme hören. Das fannft du meinen Bruder Corlar melden. Hernach will id
„auch nach Corlar fommen, und bören, was mein Bruder von mir verlange, Mic
Endigung dieſer Worte legete er fünf Gefchenfe auf den Boden für die Bothſchafter bin.
Der Pe Bruyas nahm ſie auf, welches ſo viel bedeutet, als fie annehmen , und
fagete hernach: weil er den Worthalter ſchon feit langer Zeit kenne, fo zweifle er an feiner
Redlichkeit im geringften nicht. Wollten aber diejenigen, welche ven Statthalter beſuchen
ſollten ‚ihre Reife alſo anftellen, Daß die obern Abgeordneten, welche man zu Montreal r
ungefäumt erwartete, nicht auf fie warten dürften: fo wäre feine Zeit zu verſaumen.
.. Unterdejfen. fegere doch eine gewiſſe Sache die Bothſchafter in große Verlegenheit. Ein englifgher
Es: Hatte nämlich der Ritter Bellomont die Einwilligung der Jroquefen dazu euhalten, Prediger förnt
daß er ihnen ſtatt der Miſſionarien Prediger ſchicken dürfe ; und der Herr Dellius hatte.
feine Amtsverrichtungen bey den Ygniern bereits: angefangen ı Doc griff er die Sache,
ungeachtet fie ihm jährlich zweyhundert Livres eintrug, auf eine Weife an, die ihm wenig
Beſchwerlichkeit veruefachete; denn er blieb faft beftändig zu Drange figen, und ließ ſich
die Kinder zur Taufe dahin bringen. Statt des Dollmerfcyers bey Unterweifung der Er—
wachfenen hatte er bey feinen feltenen und Furzen Ausgängen ein iroquefifches Weib, das
bey ihm wohnete und ihn begleitete. Er machete aber nur ſehr wenig Neubekehrte,
ſchien ſich auch um die Vermehrung ihrer Anzahl nicht ſonderlich zu bekuͤmmern. ¶Wie
lange dieſe Miſſion waͤhrete, das iſt mir unbewußt. Doc) finde ich in meinen Nachrichten,
der Ritter Bellomont habe den Herrn Dellius nach einigen Jahren aus Orange weggejagt.
Gewiß iſt es, daß die reformirte Religion ihr Gluͤck unter den Iroqueſen nicht machete.
Unterdeſſen, da der P. Bruyas bey den Iroqueſen Feine ſonderliche Neigung zur An—
hoͤrung des göttlichen Wortes verfpührete ſo uͤbergieng er, um dem Friedensſchluſſe, den
er betreiben ſollte, nicht zur Unzeit eine Hinderniß in den Weg zu legen, den Punct we
gen des engliſchen Predigers, dem, fie anzunehmen verſprochen hatten; abſonderlich, weil
die Weife, mie Herr Dellius die Jroquefen durch das Band der Religion an die Englän«
der knuͤpfen wollte, notwendiger Weiſe eine ganz widrige Wirfung chun mußte; gleich-
tie denn auch in dev That geſchah. Die Wilden vermerketen zwiſchen dem Thun und
Laffen dieſes Predigers und ihrer alten Miffionarien einen ſo großen Unterſchied, daß fie
zu dem
niern.
ie letztern bald wieder zu ſich riefen. | *
Indem nun die Bothſchafter zu Onnontague weiter nichts mehr zu thun für fich fans Die Both
den: fo reiferem fie mit Den Abgeordneten dieſes Ortes und der Gohoguinen nach Montreal eg gehen
* Man begleitete fie mit den vorigen Ehrenbezeugungen bis an den Gannentaha. Hier var —
arteten fig eine Zeitlang auf Die onneyuthiſchen Abgeordneten: allein, fie erſchienen er
on⸗
472 Geſchichte und Beſchreibung
1700. ſondern man ſchickete an ihrer Stelle ein Geſchenk, und ließ das Außenbleiben mit einer
— Kerankheit des vornehmſten Abgeordneten entſchuldigenNachgehends erfuhr man, es ſey
— dieſes nur ein bloßer Vorwand geweſen, weil ſie die Gefangenen nicht gern hergaben
Bald darauf kam Joncaire mit ſechs Abgeordneten der Tſonnonthuaner und drey Fran-
zofen, die er befreyet, und nach Hauſe zu gehen beredet hatte. Man hatte in allen fünf
Orten nicht mehr als zehen zuſammenbringen koͤnnen: doch verſprach Teganiſſorens, die
übrigen gleichfalls aufzutreiben, und nach Montreal zu liefern. rn I an
Bellomonts ¶Algs die Bothſchafter und die Abgeordneten zu Schiffe gehen wollten: fo kam ein Tfon-
neue Bemů· ¶ nonthuan won Orauge an den Gannentaha/ und meldete, der nenengländifhe Starthäl«
— ven ter ſey ſehr unwillig über die Drte, weil fie auf ihrem Vorſatze/ Friede mit den Feanzofert zu
hide machen; beharreten. Etr habe einen Onneyuch wegen angeſchuldigker Ermordung eines
an Engländers in die Eifen fehließen, alle zu Drange vorhandene den Iroqueſen zuftändige
Bieberbälge in Befchlag nehmen, und zum Zeichen, daß er ſie bekriegen wolle ‚die rorhe
Fahne ausſtecken laffen.» Den Mabinganerm habe, er den Anfang zu den- Feindfeligkeiten
zu machen befohlen, und drohe er, kuͤnftigen Frühling in Perſon zu erſcheinen, und die Or⸗
te Gehorfam zu lehren. . num 0 wen — abi ie vyecloa
Empfang der Die Abgeordnete hoͤreten alles mit Gelaſſenheit an, und ohne daß fie weiter viel dar:
Abgeordne⸗ ach zu fragen fchienen, ausgenommen, daß ſie es ärgerte, Den ıgten’ machten fie ſich auf
ini den Weg nah Montreal." "Bey ihrer Ankunft wurden fie mit Abfenerung einiger Boͤller
empfangen; welches aber bey unfern Bundesgenoffen einige Misgunft verurfächere; "gleich
. ‚wie denn einige fragten: ob das die Weife ey, wie die Franzoſen ihre Feinde empfingen?
Doc) man kehrete ſich nicht Daran, noch; weniger ı > — *
beſtimmete einen Tag, um die Vorſchlaͤge der Abgeordneten "anzuhören. " hl man Die
Feinde durch ein ſolches Verfahren gewinnen, ſo machet man fie nur deſto trogiger, und
die-alten Freunde hingegen ſchwuͤrig. IB zu
Ihre Rede. Der Worthalter ver Abgeordneten hielt eine kurze und beſcheidene Rede, Er ſtrich
vor allen Dingen den — der 2 heraus,” Besen es wären, wie" er
vorgab, zweyhundert Krieger ſchon im Begriffe gefbanden, wegen der letztern Feindfeligfeiz
een ide : sgenioffen Rache auszuüben : mon gabe fie aber auf das bloße Abwehren,
das der P. Bruyas und feine Amtsgenofien, im Namen ihres Vaters gethan, von ihrem
Zuge abgehalten. Dagegen hätten fih die Abgeordneten über das Zumuthen und Dro⸗
hen des neuengliſchen Generales fehr geärgert, Da num die Verachtung befagten Zumu-
fhens und Drohens ſie vielleicht in einen Krieg mit den Engländern —2 koͤnnte: ſo
Hofferen’fie, man werde ihnen zu Catarocıny nicht Aur die Waaren, die fie zu Orange nicht
mehr befonimen Können ſondern auch een ee Bley Heferit, damit fie der:
* RE muͤßig geben, oder auch im Falle der Noth ſich gegen dieſelbigen
wehren koͤnnten. Dot inop MAgon In nd
Antwvortdes An dem zur Antwort beſtimmten Tage war die Verfammlung weit kahlreicher.
Kirter Eallier Der Ritter Callieres wiederholete vorläufig alles, was er gegen die vorigen Geſandten er-
res. waͤhnet hatte: es ſchmerze ihn nämlich, daß man im letztern Feldzuge auf beyden Seiten
9 Tätlichkeiten vorgenommen habe; auch gehe ihm der erlittene in Froquefen, un»
geachtet fie felbft daran Schuld wären, tief zu Hersenz er wolle aber ſchon überall die Ver⸗
fügung ehun, daß dergleichen Fünftig nicht mehr geſchehen ſolle.
Sie
— — —
von Neu⸗Frankreich XVIIBuch. 473
Sie ihres Ortes haͤtten an dem Zuruͤckhalten ihrer Krieger ſehr loͤblich gehandelt.
Sie dürften, der franzoͤfiſchen Bundesgenofien wegen, nun nicht mehr in Sorgen ftehen;
denn hier wären die Oberhaupter derfelbigen gegenwaͤttig, und wären fie bloß, um feine
Stimme zu hören, erſchienen. Es ſey ihm lieb, daß fie eine gute Anzahl gefangene Fran⸗
zofen mitgebracht haͤtten; er hoffe, Nie wuͤrden nicht nur die übrigen ihrem Verſprechen zu
Folge gleichfalls unverweilet einliefern, fondern auch feinen Bundesgenoffen, ihre Brüder,
die noch) in ihrer Gewalt wären, zurück" ſchicken. Hierzu gebe er ihnen Zeit bis auf den
Auguft des folgenden Jahres; denn da würden die Abgeordneten aller Nationen zu Mont—
teal’erfcheinen, man werde die Gefangenen gegeneinander auswechfeln, und alle Sachen
in eben den Zuftand, als fie vor dem Anfange des Krieges waren, verfegen.
"> Weil die gegebene Friſt ziemlich lang war, fo futhte er allen Zufaͤllen, die ſich un.
1706,
terdeffen etwa ereignen möchten, dadurch vorzubeugen, daß er verlangete, wofern irgend
eine Streitigkeit entſtehe, oder übelgefinnete Gemuͤther Anlaß zu Feindfeligfeiten gaͤben, fo
folle der beleidigte Theil fich nicht ſelbſt rächen, fondern ihm die Sache zur Entfcheidung
vortragen; Da er denn einem jedweden ohne Anfehen der Derfon Recht fprechen werde,
Sollte der Beleidiger die ihm auferlegte Genugthuung nicht geben wollen: fo werde er fich
zudem beleidigten Theile fhlagen, jenen mit Gewalt dazu anhalten, und für feinen Unge—
borfam beftrafen. Er fey nicht Schuld daran, daß der Statthalter von Neuengland nicht
eben alfo verfahre, noch dem Willen beyder Könige gemäß, gemeinfhaftlihe Sache mit
ihm mache, Was fie wegen der Catarocuyfchanze von ihm begehreten , das ftehe nicht
gänzlich in feiner Macht, er wolle aber deswegen an den König fehreiben, und unterdeffen
einen Officier mie einigen Waaren , und einem Schmiede nach befagtem Orte abgeben
laſſen.
Dieſe Antwort wurde von den Iroqueſen hoͤchlich geruͤhmet. Sie geſtunden, etwas
fo hoch vermänftiges hätten fie in ihrem Leben noch nicht gehoͤret. Hierauf erhub ſich Rat⸗
te, derAbgeordneteund Hauptmann der Thionnontatez - Huronen, und ſprach: „Sich bin
„meinem Vater allezeit gehorfam geweſen, darum werfe ich meine Streitart vor feine Füße
„hin, glaube auch, es werden alle Leute aus den obern Gegenden ein gleiches thun. Folget
„meinem Benfpiele, ihr roquefen!,, Haft eben alfo redete auch der Abgeordnete der vier
urauaifchen Voͤlkerſchaften. Der Abenaquier ihrer fagte: er habe fonft Feine Streitart,
als feines Waters feine. Weil nun ſein Vater die feinige vergraben habe, fo habe er auch)
feine mehr! Eben alfo erfläreten ſich auch die chriftlichen Iroqueſen. Gleichwohl ſetzete
es einigen Wortwechſel zwifchen Den letztern beyden Nationen, und den Abgeordneten der
Sroquefen, es fehlichtete aber der General die Sache bald, und es wurde endlich ein vor:
laͤufiger Vergleich unterzeichnet, .
Erſtlich unterfihrieb der Ritter Callieres, ſodann der Intendant, ferner der Befehls:
haber zu Montreal, der Oberfte über die Soldaten, die anweſenden Geiftlihen und Dr-
deisfüperioren. Die Wilden unterfehrieben nach ihrer Art. Denn es machte ein jedweder
as Zeichen feiner Nation unfen auf das Papier, Die Onnontaguer und Tfonnonthuaner
maleten eine Spinne, Die Goyoguinen eine Tabackspfeife, die Onneyuther ein Gabelſtuͤck
mit einen Steine in der Mitte, die Agnier einen Bären, die Huronen einen ®Bieber, die
enaquier ein Reh, Die Utauais einen Hafen. Zwar befand fich von Seiten der Agnier
Borläufiger
Vergleich.
Rd Onneyuhen niemand anweſend, vermuthlich aber hatten fie jemanden zum Unterſchrei-
en beyoffmächtiger. Uebrigens werden wir bald fehen, daß dieſe Wahrzeichen nicht im:
Algen, Reifebefchr, XV Hand. 900 Bi
474 SGecſchichte und Beſchreibung
voa, mereben dieſelbigen bleiben. Die Zeit der Unterſchrift war der gte des Herbſtmona⸗
u ties 1700,
Herr Calliereßs· Nachdem dieſe Sache zu beyberfeitigem Vergnügen geendiget war z fo ſchickete der Ge
Semähung. neral den Herrn Courtemanche und den: P. Anjelvan an die nord= und weftlichen Voͤl⸗
ker, welche niemanden abgefchichet hatten , damit ſie dem Frieden beyereren, und ihre
Hauptleute zu der allgemeinen Berfammlung ; welche auf den Fünftigen Auguft angefeget
war; abfenden: möchten. - Seinen Abgeordneten befahl: er infonderheit, allen: Fleiß zur
Stiftung eines Friedens zwifhen den Siuxen und Miamiern anzuwenden. Dieſes
‚ aber war feine leichte Sache, indem die Siugen im verwichenen Fruͤhlinge ein ganzes
Dorf der Miamier mit einemmale vertilget hatten.
MNachgehends berichtete en dem: Herrn Pontchartrain, wie weit er es gebracht habe,
und aͤußerte dabey, daß man ſeines Erachtens die gegenwaͤrtige gute Geſinnung der Orte
dazu anwenden: muͤſſe, daß Die Graͤnzſcheidung zwiſchen uns und den Englaͤndern vortheil-
Baft ausfallen möge, Könnte man-es in beſagtem Gränzvergleiche ja fo weit nicht brin-
gen, daß man das Eigenthum des iroquefifchen Sandes behauptete: fo müßte man es doch
wenigſtens fir unparteylich erklären laffen, und fichausbedingen ‚daß weder die Englän-
Ber noch. die Franzoſen befugt ſeyn follten, Wohnpläge Davinnen anzulegen. Uebrigens folle
man feines Erachtens befagtem Volke in geiftlichen Dingen die freye Wahl laſſen, ob es
lieber katholiſche oder reformirte Miffionarien: haben: wolle, indem man kecklich glauben -
dürfe, daß fie die erſten den legtern allemal vorziehen würden.
‚Bellomme: — Eben dieſes wußte der Ritter Bellomone felbft fehr wohl, ungeachtet er fich ftelfete,
will den Ito⸗ als ob er das Gegenteil glaube:: allein, ev dachte mit der Gewale Onschzudringen.
machte er den Anfang damit, daß er die Orte durch) Gefchenfe zu gewinnen fuchte, und ig
7" nen nachgehends fagen ließ, er wolle ihnen Prediger ſchicken, laſſe ſich nun. ein Jeſuit in
ihren Dörfern blicen, fo werde er ihn aufhängen laſſen. Dieſes Verfahren verdroß die
Iroqueſen. Als aber dev Ritter Bellomons ihnen über diefes noch melden ließ, er wolle
in den: Bezirken der Agnier , Onneyuther und Onnontaguer, abſonderlich aber an der Mün-
dung: des Chuguenfluffes Schanzen anlegen + ſo gerieben fie in einen ſolchen Zorn , daß
er dieſes zu. wagen ſich nicht unterflunde 0000 le nn
Sifäerey zu Der gefchloffene Frieden fehien dem Herrn Riverin fehr bequem, die Antichtung feiner
Bonstonis beſtaͤndigen Fiſcherey zu Montlouis in völligen Stand zu. bringen, Weil er nun die Unfo-
ften aus eigenen Mitteln nicht zu tragen vermochte, feine vorige Gefeltfchaft aber vermuth-
lich von ihm abgefeget hatte: fo trat. er, wiewohl zu feinem Ungluͤcke, mit zween Parifern
im Geſellſchaft. Hierauf gieng eu nach Quebec, brachte einige Haushaltungen zufammen,
and führete fie im Brachmonate des gegenwärtigen Jahres in-eigener Perfon nach Mont:
louis, machte auch unterdeffen einen Anfang mit Fiſchen, bis das Schiff mic ven Fiſchern
und dem Mehle anfäme, das ihm-feine Gefellfchafter zu ſchicken verfprochen hatten.
Diefes nun kam zwar endlich, aber als die Zeit zum Fifchfange ſchon fehs Wochen
fang, vorbey; war. Dec) das war fein größtes Unglück noch nicht, . "Seine Geſellſchafter
liefen ſich durch falſche Nachrichten dahin verleiten, daß fie ihre Meynung Anderten , und
Pelzwerk eintauſchen wollten. Da num ihre Factore bald fahen, es ſey bey weitem nicht
ſᷣ viel dabey zu gewinnen, als man ihnen weis gemacher hatte · foliefen fie den neuen Ein-
wohnet zu Montlouis ‚melden: fie koͤnnten ihnen nun nmicht weiter helfen. Ja mas noch
mehr, fie nahmen den deuten alles, was ihnen anſtaͤndig war, aus Ihren Wohnungen weg,
— darum,
von Neu⸗Frankreich. XVII Buch. 473
darum, weil fie nach ihrem Vorgeben das Geld zum Anſchaffen hergeſchoſſen Hätten, Der ; «700;
geſtalt gieng die ganze Hoffnung des Herrn Riverins zu Grunde. — ins
Seit dem Frieden verlangeten uns die "Engländer in dem Beſitze Acadiens weiter Zuftand Ara⸗
nicht zu flören, Allein, es war das Land in keinem nicht viel beſſern Zuſtande, als Mont- diens.·
louis. Kein Menſch verlangete die — “an dem Fiſchfange, damit
fie unfägliches Geld gewannen, zu verhindern, und der Ritter Villebon faß ganz filfe ia
feiner Nayoarfhanze, weil man ihn etwas beſſeres vorzunehmen, nicht in den Stand feßes
fe. Ja, es war die Schanze felbft, zu Vertheidigung der wenigen franzöfifchen Wohruns
gen am Zohannesflufe fo viel als gar nichts nuͤtze, noch weniger Eonnte fie denen in Acadia
befindfichen den gefingften Beyſtand leiſten. Gleichwohl hatte uns bie Erfahrung ſchon
zum oͤſtern gelehret, es wären die Friedensſchluͤſſe nicht allemal das ſicherſte Mittel, unſere
Pflanzlande gegen die Angriffe unſerer Nachbarn zu vertheidigen.
Endlich ais man dem Hofe die Nothwendigkeit, fich in diefer Landſchaft feſter zu fer Der Aubau
Sen, vorftellete: fo ſchickete Seine Majeftät den Herrn Fontenů dahin. Dieſer ewachtete, 3 —
nach eingezogener genauer Kumdſchaft vom Lande fuͤr gut, man ſolle Naxoat verlaſſen. — por
Seine Gründe waren : es erlaubeten die öftern Ueberſchwemmungen des Johaunesfluſſes feper.
nicht, dauerhaftige Wohnpläge da anzulegen. Mebftden falle ven Schiffen das Einlaufen :
wegen der abwechfelnden Winde und reißenden Ströme Höchft ſchwer; es fen auch der Ha⸗
fen an fich ſelbſt fo enge, daß nicht einmal drey Schiffe, ohne einander beſchwerlich zu falz
Jen, darinnen vor Anker liegen koͤnnten. Man beſchloß alſo, dieſen Anbau nach Königshas
fen zu verfegen. Unterdeſſen war der neue Wohnplag in feinem Stücke beffer, als der alte,
ausgenommen daß er eine bequemere Sage hatte; ja es wäre auch diefe zu Heve oder Cams
ceaux noch viel vortheilhaftiger geweſen. Wie man aber den Ort in Stand ſetzen wollte, ſich
auf den Fall eines Ange gegen die Engländer zu wehren, daran Dachte niemand,
P7 77
Fe
Ru] 1 RE:
allgemeinen Geſchichte
* und Beſchreibung *
von Reu⸗Frankreich;
——
ana mn nen
e u, r
1698 = 1700. E: unter allen franzöfifchen Landſchaften beſchaͤfftigte den Minifter damals: ſo ſehr,
Louiſſana. Denn dieſen Namen gab — —
maßen, ſeinen Sende Is Sale bereits, erwähnters
> dung diefes Flufles auf ber See zu entdecken, unglücfich abgelaufen en
die ganze Sache eine ziemliche Zeit auf ſich ſelbſt erſizen. Endlich lenkete Here 8° Iber⸗
ville im Jahre 1697, nach feiner Kückkunft aus der Hudſonsbay, die Gedanken des Mi:
nifters auf diefe Angelegenheit, und bewog den Herrn von Pontchartrain zu dem Ent-
ſchluſſe, an > Muͤndung * beſagten Stromes, welche d' Iberville auszufinden ver⸗
rach, eine Schanze zu errichten. =
Man will die li 207 diefem Sefaffeten r "fieß der Miniſter⸗ zu Rochefort zwo Fregatten,
Muͤndung des naͤmlich den Franz, und die Reuommee ausruͤſten, und untergab fie zween Hauptleu⸗
en ent· con Eöniglicher Kriegesfhiffe,nämlich dem Marquis von Chateaumorand undjdem Herrn
s von Iberville. Diefe giengen den rzten des Weinmonatesdes folgenden Jahres damit unter
Segel. Den uten des Chriftmonates legeten fie bey dem Fra zvorgebirge an der Inſel
Dominge vor Anker, und begaben fich von da nad) Seogane, um mit dem Befehlshaber
von St. Domingo, dem Heren dů Caffe, Abrede zu nehmen. Es hatte derfelbige nicht
nur ſchon viel rühmliches von dem Herrn d*berville gehörer, fondern er ſchrieb auch, nach—
dem er wegen feiner Unternehmung mie ihm geſprochen hatte, an den Minifter. Es ſchie—
nen die Abfichten und die Gemuͤthsgaben deſſelbigen feiner Tapferkeit und Geſchicklichkeit im
Kriege völlig gemäß zu fun. Zr Fee — —
Den letzten Tag im Jahre giengen beyde Hauptleute wieder unter Segel, und erblicke—
ten den a7ften des Jaͤnners 1699 das feſte Land von Florida. Sie naͤherten ſich demfelbigen,
*
a) Es iſt eben der in der Geſchichte von St. Domingo fo beſchriehene Flibuſtier, welcher ſich den ame⸗
ricaniſchen Spaniern unter dem Namen Aorencillo, fo fuͤrchterlich mA te.
Geſchichte und Beſchreib. vom Rewsranfe. XVIII B. 4m
ſo viel es an einer ihnen unbekannten Küfte ohne Gefahr thunlich fiel, und ſchicketen den 1698x1700.
Hexen Leſcalette ans Sand, nicht. nur um Holz und Waſſer einzunehmen, ſondern auch ———
um Kundſchaft einzuholen. Nach feiner Zuruůckkunft an Bord, berichtete er: fie wären an
einer Day, Namens Denfscola, und es hätten ſich feit kurzer Zeit dreyhundert Spanier
aus Veracruz daſelbſt niedergelaflen« Nachgehends erfuhr man, es ſey Die eigentliche Ab⸗
fit Diefes Anbaues Feine andere gewefen, als den Sranzofen vorzufommen,
tefcalette lief in den Hafen, und erfuchte ben Befehlshaber um Erfaubniß, Holz und
aſſer zu Bolen, worauf diefer nach vorgängiger Erfundigung,, wer ihn abſchickete, feinen
bern die Antwort felbft melden zu.laffen verſprach. Er ſchickete auch wirklich feinen Ma:
jor mie einem Schreiben an beyde Hauptleute ab, defien Inhalt wars es. Fönnten beyde
Kriegesſchiffe Seiner Allerchriſtlichſten Majeftät zwar ungehindert, Holz und Waſſer ein
nehmen ; ja, auch gegen widrige Winde fich bergen, wo ‚es ihnen beliebe, nur, dürfe er we⸗
gen eines gemeffenen Befehles Fein einziges fremdes Fahrzeug in ben „Hafen laffen, Sy
es aber durch ‚irgend einen Sturm genoͤthiget, in bie Bay einzulaufen: ſe pflege er es. durch
feinen Soorfen führen zu laflen- u 000 at mu age T
Here Chateaumorand fehrieb durch eben Diefen Major zurück : es gehe bie See ders
maßen hohl, daß er ſich kei BB one A DES ae Sal in Sicherheit feyn Fonn= .
ten, zu erreichen gefraue; er feh fich alfo genöthiget, fein Anerbiethen anzunehmen. _ Gleich
den folgenden Tag ſchickete er den Fregattenlieutenant, Heren Lorenz von Braff a), ad,
den et am Sranzvorgebirge an Bord genommen Hatte, um bie Mindung des Hafens mit
dem Bleywurfe zu erforſchen. Herr 8° Iberville begab ſich nebſt dem Ritter de Surgeres
ebenfalls in einer Schaluppe dahin, und fand das Wafler, wo es am feichteften war, ein
pi in —* — Unte e Eu open ae fich der Befehlshaber aus Beyſor⸗
€, es möchte ihm eine Verantwortung am fpanifchen Hofe daraus zumachfen, eines an-
dern befonnen, und beyde Schiffe mußten 55 en ner s A
- —— de Iberville, welcher um die Kuͤſte zu erforſchen vorauslief, im Suͤd⸗
fndoften der Be des Maubile vor Anker. Befagter Fluß ift ſehr groß, läuft mit dem
Micigipi gleich, und ift wegen des blutigen Sieges, welchen Don Kerdinand de Söto
an feinen Ufern gegen die Wilden davon trug, befannt 5). “Den zten des Heumonates
trat er in einer nah daran liegenden Inſel von vier Meilen im Umkreife, ans fand. Da—
mals hatte fie einen bequemen Hafen, und man fand an der Mündung deffelbigen, das ganz
ze Jade über, fünf Faden Waffer: fie wurde aber vor einigen Jahren Durch einen heftigen
Sturm mit Sande ausgefüllet, Herr d’ Iberville nennete fie Isle Maſſacre, darum,
toeil er an ihrer füdiveftlichen Spige die Köpfe und Gebeine von era ſechzig Perfonen, die
man da en Haben mußte, fand, Auch wurde er allerley nach) unverhorbenes Hausge⸗
raͤth ewahr. Sp her * ME A ul 1 129 — ide,
M Bon der Würginfel, welche nachgehends die Daupbinsinfel benennet wurde, glen , } d Iberville
er auf das fefte Sand, und entbecfte den Fluß Paſcaguias, dabey er viele Wilde an —
n hier machete er ſich nebſt dem Schiffsfaͤhndriche Seren de Sauvoie ſeinem Bub e,
den Garpemarine de Bienville, einem Barfüßer, und acht und vierzig Mann, nebft Bor:
rath für zwanzig Enge, auf zwey ſogenannten bifeapfehen Fahrzeugen auf den Weg, der
L ö O 0 3 £ Micis-
5) Gareilaffo de la Vega nennet in feiner Geſchichte von Eroberuug glorida dieſen Fluß Mau⸗—
villa
2699,+1700.
un
Schiffet den
Fluß auf
wärs.
Tempel der
Vayagulas.
Pr: Geſchichte und Befhreibung
Miciſſipi aufzufuchen, von welhen Strome die Wilden unter dem Namen Malbuchia,
und die Spanier des Pallifadenftvomes ec), gegen ihn gedacht Haren. Endlich lief er
den aten März Montages nad) Quinquagefima in denfelbigen ein, und befand, daß ihn die
Spanier fo unrecht nicht benennet hatten, indem feine Mindung von den pielen Bäumen,
welche ber Strom beftändig herbeyfuͤhrete, gleichſam ftachelich ausfah:
Nachdem er diefe ſo lange gefuchte Mündung wohl beſichtiget hatte: fo gab er dom Herrn
de Chateaumorand von feiner Entdeckung in eigener Perfon Nachricht, Denn dieſer war
ihm fachte nachgefofget, und gieng hernach, weil er ihn nur bis hieher begleiten füllte, deu
zoften April mit feinem Schiffe, dem Franzen, nah St. Domings unter Segel, So
bald er die Anker gelichter Hatte, tief d’ Ibervilie in dem Borfage, ben Strom aufwärts zu
befahren, abermals in denfelbigen ein. Er war aber noch nicht weit gefommen, als er
ſchon genugfam merfete, es fey wenig zuverläßiges an der Neifebefchreibung, die unter des
Ritters Tonti Damen herausfam, und noch viel weniger an allen Reifebefchreibungen des
P. Hermepins, als die er bereits, fo viel Canada und die Hudſonsbay betrifft, für unrichtig bes
funden harte. Er berichtete diefes dem Minifter in einem Schreiben, das in bem Archive
des Seeweſens liegt, und aus felbigem mir mitgerheifee wurde, 2
Beny feiner Ankunft in dem Dorfe Bayagulas, Beien Sage ich anderswo gemelbet ha⸗
be, führese ihn der Hanptmann diefer Wilden in einen Tempel, deſſen Beichreibung dem
gan — Ban —— fallen wird, Das Dad) war mit allerley
ieren bemaler. Abfonderlich rothgemalter Hahn in die Augen. WB |
war ein Berdah, acht Sl ee 5 = R * Au te SE
fen auf zween ftarfen Trägern, An Bi
enden Seiten der Thüre al⸗
lerley Thiere, zum Beyſpiele, Bären, Wölfe, nebſt mancherley Vogeln. Das vorderſte
unter ihnen allen war ein Chuchuacha, das iſt ein Thier mit einem Kopfe von ber
Größe eines Spanferfens, grau und weißen Haaren wie ein Dachs, einem Rattenſchwanze
und Afenpfoten, Das Weibchen hat unter dem Bauche einen Beutel, Darinnen es feine
ungen berporbringt und ernaͤhret. *
Dex wilde Hauptmann und Anführer des d’ Iberville ließ hierauf Die Thuͤre öffnen,
welche nur Drey Schuhe hoch und ziween breit —— auch zuerſt in den ee
Es war berfelbige übrigens eben eine folche Cabanne wie alle übrige im Dorfe; er hatte
nämlich die Geſtalt einer Faden Kuppel, und eine Weite pon dreyßig Schuhen im Durch
ſchnitte. In der Mitte brannten zwey aneinander gelegte bürre und wurmftichige Holzſtu—
de, und machten einen gervaltigen Rauch. An der Wand ftund ein Gerüft oder. eine
ine, darauf eine Menge zufammen gewickelte Haͤute von Pferden, Bären und Ochfen,
welche man dem Fhuchuacha geopfert hatte, lagen. Denn diefes Thier war ber. Bayaz-
a 4? Ant fund deswegen an vielen Orten des Tempels mit rother und ſchwatger
e abgemalet. in
Es gab in eben dieſem Dorfe noch, einen andern Tempel, Weil aber Herr d'Iherville
in feinem Schreiben nichts bavan meldet: fo kam er vermuthlich nicht hinein. Das Dorf
beftund aus ſiebenhundert Cabannen. Jedwede wurde nur von einer einzigen Haushal-
fung
£) Garcilaffo de la Vega nennet ihn Cuyaqua.
F) Die Auinipiffas des Ritters Toni find eben die Bapagulas und Mongulatchas
von Neu⸗Frankreich. XV Bu. 479
tung bewohnet, und empfing das Licht nur durch die Thuͤre und ducch eine zween Schuhe 1699 ;14e0,
weite Deffnung oben in der Kuppel | x mia
Bon hier ſchiffete d’ Iberville bis zu den Umas die ihn mit großer Freundlichkeit Her diIber⸗
ngen. Unterdeſſen hatte er doch noch einiger Zweifel, ob auch: der gegenwärtige ville ——
Fluß der Mieiſſipi ſey; denn wiewohl er aus einigen bey den Bayagulas wahrgenent- einen Vrieſ⸗
menen Merkmaalen gefehloffen hatte, es müfe ver Ritter Tonti durchgereiſet feyn: fo fand
er doch manche andere Dinge nicht, ungeachtet die Reiſebeſchreibung des befagten Ritters
ihrer Erwähnung that, Doc), von dieſem Zweifel befreyete ihn ein Brief, den ein wil-
der Hauptmann dem Heren Bienville zuftellere. Er war von dem Ritter Tonti, und hatte
die Ueberfihrift: Ar Herrn de la Sale, Befehlshaber über Louiſiana. Der Ans
fang lautete folgendermaßen ; | ni
Im Dorfe Quinipiſſas A) den soften April 1685. „Mein Herr, weil die Pfaͤhle
„mit des Königes Wapen, die fie aufgerichtee hatten, bey meiner Anfunft von dem Hole,
» das die Fluch herbeyfuͤhret, niedergeriffen waren: fo habe ich dießſeits, etwa fieben Mei—
„ten weit vom Meere, einen andern Pfahl aufrichten laſſen, auch in einen dabey ſtehen⸗
„den Baum einen Brief geleget, = = = Aller Völker fangen mir das Calumer. Die
„geute fuͤrchteten fich ſehr vor ung, ſeit dem Sie diefes Dorf überwunden haben. Ich en⸗
„dige diefen Brief mit Bezeugung meiner großen Betruͤbniß, daß wir, ohne Gie zu filt«
„den, wieber umkehren muͤſſen, ungeachtet wir Canote ausgeſchickt, und die Küfte an
„ber mericanifchen Geite bis auf dreyßig, an der floridiſchen bis auf fünf und. zwanıi
„Meilen weit befahren laflens ,, 1 ſ. w. e pe 1 Fünf und gwanıig
Als d Iberville vermittelſt diefes Briefes feiner Sache gewiß war: ſo gieng er nah Enplänter
der Biloxibay, welche zwiſchen dem Micifipi und nd ie 42 * am Miifiple
drey Reiten weit von Pafcagulas, eine anze, und machete den Herrn de Sauvole
zum Befehlshaber derfelbigen. Dienville wurde fein Lieutenant. Er ſelbſt gieng nach
Frankreich zurück. Hier blieb ev nicht lange, fondern war den gten Jaͤnner 1700 fchom
wieder zu Biloxi. Hier erfuhr er bey feiner Ankunft, es fen gegen das Ende des Herbft-
monates eine engliſche Corvette vom zwölf Stuͤcken in den Miciffipi eingelaufen. SHerr
Bienville habe, als er die Mindungen des Stromes mit dem Bleywurfe erforſchen wol⸗
len, nurbeſagtes Schiff fünf und zwanzig Meilen e) weit in der See angetroffen, und
dem Schiffer angefündiger, wenn er nicht feines Weges führe, ſo ſey ee im Stande, ihr
dazu anzuhalten. Dieſe Drodung babe zwar ihre Wirkung gerhan: der Engländer aber
babe beym Abfchiede gejagt, fie würden bald mit größerer Mache wiederfommen ; fie haͤt⸗
ten diefes Sand ſchon vor fünfzig Jahren entdecker, und mehr Nacht dazu, als die Franzoſen.
D Iberville erfuhr noch weiter, es wären noch andere Engländer aus Carolina zu den Abermalige
Chicachas gekommen, und erhandelten daſelbſt fo wohl Pelzwerk, als Seibrigene.. Ja, Befigneh-
man erfuhr nachgebends , fie hätten dieſe Wilden angereijet, einen Geiftfichen todtzuſchla— u
gen , der auch bey den Tonicas wirklich ermorder winde, Diefe Nachricht veranlaſſete "N
den d Iberville, daß er nicht nur die vor mehr, als zwanzig Jahren, vom Herrn de la
Sale dorgenommene Beſitznehmung des Stromes wiederholete; fondern much an >
% Der Strom machet an dieſem Orte einen großen Umſchweif, Sen man nachgehends den englifchen
ſchweif nannte, (le Detour aux Anglois)«
48 Geſchichte und Beſchreibung
900. Muͤndung eine kleine mit vier Stuͤcken beſetzete Schanze errichtete, und feinen Bruber
— — Bienville zu bewachen anvertrauete. u
Nurbeſagte Schanze lag unweit der Mündung, an der Oſtſeite, ſtund aber nicht
lange. Indem man daran arbeitete, erſchien der Ritter Tonti mit · etwa zwanzig unter
den Illineſen angefeffenen Franzoſen. Als Here d Iberville der Reifebefehreibung , da-
vor fein Name ſteht, gegen ihn erwähnete:- fo verficherter der Ritter, ſie ſey nichts we⸗
niger, als feine Arbeit; ſondern es habe fie ein parifer Sandftreicher gemacht, und, um
dem Buche Liebhaber zu verfchaffen und Geld. daraus zu löfen, feinen Namen auf den
Titel geſetzt. TE a Her SL nes“ uber 433
Was die Eng: Allein, der Pater Hennepin konnte dieſes von feiner dritten Neifebefehreibung nicht
länder ins fagen, weil man ficher wußte, daß er fie ſelbſt herausgegeben Harte. Gleichwohl konnte
Sand lockete? man ſchwerlich daran zweifeln, daß nicht feine Nachrichten die Engländer angereizet
hätten, den Miciſſipi aufzuſuchen. Herr Eallieres ſchrieb den ‚aten May 1699 an Herrn
Pontchartrain: „Sch Habe erfahren, man rüfte Schiffe aus, und wolle, auf des Bar-
„füßers, Pater Ludwig Hennepins, Bericht von Louiſiana, dieſes fand bevölkern.
„, Denn er hat ein Bud) Davon verfertiger , und es dem Könige Wilhelm zugefchrieben. .
Anfprüche In einem zweyten einen Monat fpäter gefihriebenen Briefe meldet er dem Minifter:
und DVerfuche weil man in England, fihern Nachrichten zu Folge, nicht wiffe, was man mif allen
3 Englön: eranzöfifchen Flüchtlingen anfangen ſolle: ſo Habe man verwithenen Herbſt drey Schiffe
er .· SZooll von dieſen Leuten abgefchieter,um den Micifipi in Beſitz zu nehmen; auch wären
zwanzig Engländer, unter dem Vorwande, daß ihnen die ganze füdliche Gegend zugehörefe,
zu den Illineſen abgegangen. - Es giengen im Weinmonate 1698 in der That sry Schiffe
“ yon Sonden nach Louifiana unter Segel, legeten aber in Carolina vor Anker aber nm
zwey davon, eines von bier und zwanzig Stuͤcken, das andere von zwölfen, fegeten ihren
Weg fodann weiter fort. DE TAT h
‚Sie fucheten den Miciffipi zu Hinterft im mericanifchen Seebufen, weil ihn ihre
Karten dahin ſetzeten. Als er aber bier nicht zu finden wars ſo giengen fie nach Oſten
zurüc , und behielten Dabey die Küfte fo lange beftändig im Gefichte, bis ſie das Gefuchte
‚endlich fanden. Das! Fleinefte von beſagten Fahrzeugen Tief in den Fluß ein, und war
eben dasjenige, welches Herr Bienville herausſchaffete; das andere lief wieder gegen We-
ſten, und kam bis an’ die fpanifche Landſchaft Panuco. Dergeftalt hatte die franzöfifche
Pflanzftade gleich bey ihrem Auffeimen zween gefährliche Nachbarn, die ihre Aufnahme zu
hindern ſucheten. Denn erftlich wollten die Spanier , weil fie den mericanifchen Seebu-
fen ſeit langer Zeit für ihr Eigenthum anſahen, im Befige deffelbigen ungeftößrer verblei-
ben; zweytens durfte man den Engländern wegen der nahen Nachbarfchaft, ihrer Nei-
gung zu Unternehmungen , und ihrer teitläuftigen Anſpruͤche, wenig Gutes zutrauen.
Der König von England wollte die Gegend am Miciffipi nicht nur deswegen mic
feangöfifchen Flüchtlingen aus Carolina bevölfern, weil‘ befagte Sandfehaft derfelbigen, ih-
ver geleifteten Dienfte ungeachtet, gern los geweſen wäre; fondern auch, weil er fein Recht
über diefen großen Strom, der ihm eine-freye Fahrt auf dem mericanifhen Seebuſen
verſchaffete, zu behaupten ſuchete. Aber eben diefes hätte die Spanier billig bewegen fol-
len , unſerm Niederlaffen an befagtem Fluſſe durch die Finger zu feben; denn fie hatten
von uns bey weitem nicht fo viel Nachtheil zu beforgen, als von der Nachbarfchafe und
großen
von Neu⸗Frankreich. XVII Buch. 481
großen Macht der Engländer, gegen welche wir ihnen heutiges Tages ftatt einer Schuß: 1700.
mauer dienen, —
Auf der andern Seite war bey den franzoͤſiſchen Flüchtlingen, vermuthlich wegen Die Fluͤcht-
fihlechter Begegnung der Engländer, die Siebe zum Vaterlande vege geworden: fie Här- linge wollen
gen alfo ihrem vechtmäßigen Könige den Befis diefes Sandes fehr gern behaupten Helfen ; —— nieder⸗
gleichwie denn einer von ihnen, der ſich am Borde des vorhin erwaͤhnten Fahrzeuges be—
fand, dem Herrn von Bienville deutlich genug zu verfichen gab. Denn er fagete: fie
wuͤnſcheten aue mit einander , Seine allerchriftlichite Majeftät möchte ihnen erlauben, fic)
unter Dero Schuse in Louiſiana niederzulaffen, fie waͤren bereit, ſich als getreue Unter—
thanen aufzuführen; nur verlangeten fie ihre Gewiffensfrenheit. Geftehe man ihnen dieſe
zu, fo wuͤrden fie bald in großer Anzahl dahin ziehen, und hoffeten, das fand innerhalb
wenigen Jahren in einen blühenden Zuftand zu feßen.
Allein, Ludwig der XIV trug an dieſem Vorſchlage Feinen Gefallen; denn er war Ibr Antrag
einmal feft entſchloſſen, weder im Königreiche, noch in einem dazu gehörigen Pflanzlande, Wird verwor-
eitte andere Nefigion, als die feinige, zu dulden. Nach feinem Tode wiederholeten eben ken.
diefe Fluͤchtlinge ihr veriges Anerbiethen gegen den Negenten des Königreiches, den Her:
309 don Orfeanss er verwarf es aber aus eben der Urfache, als fein Oheim, der verftvr-
bene König; gleichwie ich denn diefes eben damals von dem Marſchalle d'Etrees, welcher
ihre Bitte im Staatsrathe nad) allem Vermögen unterftüget hatte, erfuhr.
Die Spanier fegeten fich gegen eine Bevölkerung, die ihnen verdächtig fiel, zwar Verfahren der
miche fo öffentlich, wie die Engländer: allein, fie fucheten ven guten Fortgang der Sache Spanier.
auf eine weit liſtigere Art zu hindern, Sie haben uns auch in der That durch die Reizung
eines geringen und magern Handels bis auf den heutigen Tag fo eingefchränfer, daß wir
uns immer nur zwifchen dem Strome, deffen Bevölferung man verabfäumere, und Pen-
ſacole, das auf einer fandigen Küfte /) liege, ſodann auf einer eben fo fehlechten Inſel g),
und an einem Fluſſe 4), deffen Bemaͤchtigung zwar wohl nüglich, gleichwohl aber Feine
gewaltige Sache war, aufhalten. Denn es ift nicht zu laͤugnen, d’ Iberville habe ent-
weder feine Anftalcen nicht zum beften gemachet, oder weil er nachgehends zu andern Un—
ternehmungen gebrauchet wurde, die Zeit nicht gehabt, feine Abfichten auszuführen.
Gewiß ift es, daß er, als feine Schanze am Mieiffipi fertig war, den Strom bis
zu den Natchez aufwärts fuhr, und im Sinne hatte, eine Stadt mit dem Mamen Ro-
ſalia dafelbft anzulegen; und daß er fodann in die Biloribay zurückfehrete, und Diefelbige
zum Hauptquartiere feiner neuen Pflonzlande machere, Die Spanier feßeten ſich im ge-
- eingften nicht dagegen, und vermurhlich hatten beyde Befehlshaber einerlen Endzweck da-
bey, nur mit dem Unterfchiede, daß der Spanier die Sranzofen mit der Handlung auf-
biefe, und dadurch feinem Könige einen wieklichen Dienit leiftere; da hingegen der andere
gedachte, er Dürfe doch wohl fo Lunge, Dis man ihn in den Stand fege, feines Königes Nugen
beffer zu befördern, feinen eigenen nicht verabfaumen. |
Dem ſey, mie ihm wolle: fo ſagete doch der Befehlshaber zu Penfacole zu dem Rit⸗
ter Surgeres, als dieſer um Crlaubniß, im feinen Hafen einzulaufen, anſuchete, ev
Habe war wohl Befehl, das Anbauen der Engländer, und aller Handelsgeſellſchaſten
Überhaupt, am Micifipiftrome zu verhindern, nicht aber die Kriegesfhiffe des Königes
| von
F) Die Kuͤſte Biloxi. —— Die Dauphinsinſel. ) Der Maubile.
Allgem, Beiſebeſchr. XIV Band. Ppp
482 | Geſchichte und Beſchreibung
oo: von Frankreich aus dem Hafen auszuſchließen, verlangete auch des Surgeres Beſtallung
— — dzu ſehen, damit er gewiß wiſſen koͤnne, ob er in Seiner allerchriſtlichſten Majeſtaͤt Dien-
ſten ſey, oder nicht. Diefes veranlaſſete den Herrn d' Iberville, an den Minifter zu
ſchreiben: es halte jedermann, der die americaniſchen Angelegenheiten von Grunde aus
kenne, dafuͤr, man werde ſich in Louiſiana nimmermehr feſt ſetzen, wofern man nicht allen
Kaufleuten im Koͤnigreiche vergoͤnne, frey dahin zu handeln.
Worinnen der Man verlangete hauptſaͤchlich zweyerley aus dem Lande zu holen: erſtlich die Wolle
Handel nach Der daſigen Ochſen, zweytens Perlen. So wohl eins, als das andere, war in. dem Ver—
Leuifiana bes haltungsbefehle des Herrn d' Iberville ausdruͤcklich benennet. „Ein. Hauptgrund, hieß
fund. „es darinnen, warum man. dem Könige die Entdeckung des Miciſſipiſtromes als. etwas
„nüßgliches vorftellete, war die Wolle der dafigen Ochſen. Zu diefem Ende muß man
„biefe Thiere zahm machen, in verzäunete Pläge einfperven, und Kälber nach Frankreich
„bringen. Ungeachtet die Perlen, die man Seiner Majeftät vorzeigete, weder ein ſchoͤ—
„nes Waffer, noch eine hübfche Geftalt haben: fo muß man fie doch mit allem Fleiße auf
„ſuchen; denn vielleicht findet man beffere, und tft Seiner Majeftät Verlangen, es folle
„Herr d’ Iberville fo viele, als es möglid) fälle, mitbringen; die Orte, da man fie fifchen
„kann, in feine Gewalt bringen, und das Fiſchen in feiner Gegenwart vornehmen laffen.»
Man merkete bald, es verlohne fih mit diefem Perlfange der Mühe nicht. » Aber
das ift ſchwer zu begreifen, warum man ben erften Punct, fo wohl was die Wolle, als
was das Leder betrifft, bis auf den heutigen Tag verabfaume, und warum man dergleis
‚hen Vieh niche in Frankreich ziehe? Herr d’ Iberville hat dießfalls Feine Schuld; denn
level vor feiner Ruͤckreiſe nach Sranfreich Die befte Anftale deswegen, ‚nur wurde fie
nicht vollzogen. ö ET
Bekehrung Auch hatte der Koͤnig vortreffliche Anſtalt zu Bekehrung der wilden Voͤlker, welche
der Wilden. am Strome wohneten, und damals weit zahlreicher, als heutiges Tages, waren, gema—
ches Herr d’ Ibervilie brachte zween Jefuiten dahin, nämlich den P. Donge und dů
Ru; es fam auch der P.de Limoges aus Canada dahin; allein, der Biſchof zu Due-
bec, deffen Kicchenfprengel vorhin ſchon der weitläuftigfte in der. ganzen Chriftenheit war,
und nun noch Durch) ein fand, das ganz Tranfreich an Weitſchaft übertraf, vergrößert wurde,
ſchrieb ihnen allerley Bedingungen vor, die ihnen nicht anftändig waren. NRebſtdem harte
er den Heren de Montigny und noch zween Geiftliche aus dem quebefifchen Seminario der
ausländifchen Miffionen mit gänzlicher Vollmacht in geiftlichen Sachen dahin geſchickt.
Da es nun den Jeſuiten ſo vorkam, als ob diefe. Herren nicht Willens wären, gemein
fehaftliche Sache mic ihnen zu machen: fd wurden fie von ihren Obern wieder abgerufen...
Gemuͤthsart Hingegen hatten andere Miſſionarien von dieſem Orden ſchon ſeit einigen Jahren
der Wilden. eine ziemlich bluͤhende Kirche unter den Illineſen angerichtet; indem beſagtes Volk damals
noch nicht, wie ist, zu Louiſiana gerechnet wurde, Sie haben auch ſeitdem ihre Unter-
weifungen daſelbſt fortgefeget. Die chriftliche Religion brachte bey diefem Volke diejenige
Herzens- und Sinnesänderung zumege, welche nur fie allein zu wirken im Stande iſt.
Denn vorher hatten beynade Feine Wilden in ganz Canada weniger Gutes und mehr
ſchlimme Eigenfhaften an ſich, als eben die Illineſen. Zwar ſtille und willige Leute wa-
ven ſie allemal; Dagegen abe boshaftig, kreulos ,, leichtſinnig, betruͤgeriſch, diebiſch,
ohne Redlichkeit und Ehre, eigennügig, fie liebeten nichts, als Die Freſſerey und die aller⸗
ungeheureſte Unzucht, davon die Wilden in Canada beynahe gar nichts wußten ʒ daher
wurden
von Neu⸗grankreich. XVII Buch. 483
wurden ſie von ihnen auch ſehr veraͤchtlich gehalten. Dem ungeachtet waren fie ungemein 1700,
ſtolz, und bildeten fich trefflich viel ein. Bsp | —
Dergleichen Bundesgenoſſen gereicheten nun freylich den Franzoſen weder zur großen
Ehre, noch zu ſonderlichem Vortheile. Gleichwohl haben wir nie getreuere gehabt, nur
mie Ausnahme dr einzigen Abenaquier, als welche fich niemals’ zu unferm Nachtheile mie
ihren Feinden vertrugen. Doch it es auch wahr, daß fie zu aller Zeit wohl erkannten,
‚fie Fonnten ſich ohne unfere Hülfe gegen andere auf. ihre Vertilgung ewbitterte Bölfer un⸗
möglich (hüßen), am allerwenigften gegen die Iroqueſen und Utagamier, die ihnen durch
langes Bezwacken den Krieg endlic) einigermaßen beybracheen, und darunter Die erſtern von
alten ihren Zügen gegen fie ſtatt der. Beute weiter nichts, als die Laſter dieſes heilloſen
Volkes, mit nach Hauſe nahmen.
Das kraͤftigſte Band, das die Illineſen mit uns verknuͤpfte, war das Chriſten⸗
thum, als welches ſie aufrichtig annahmen. Hierzu Fam noch Die Standhaftigfeit Des
Ritters Tonti und'die kluge Aufführung dev Herren de ls Foret und Delierto, darun⸗
ter der letztere ein Anverwandter des Ritters Tonti war. Dieſe drey Officiere bekleideten
die Befehlshaberſtelle unter den Illineſen eine lange Zeit, und mußten alles, was fie
wollten, mit ihnen anzufangen. |
Bor Entdekung des Miciſſipi hatte man in Canada vie Sllinefen Faum jemals nen= Erfter Anbau
nen hören. Als aber der P. Marquette nebſt dem Herrn Zoliet den Fluß herabſchiffete, unter den Il⸗
md’ durch einige illineſiſche Dörfer Fam: fo wurden fie beſtens aufgenommen, und der er— linefen,
ftete war kurz vor feinem Tode Willens, ſich unter fie zu begeben, Als nachgehends Herr
de la Sale die angefangene Entdeckung des Miffionars vollends ausführen wollte: ſo ges
dachte er vor allen Dingen auf Errichtung einiger Wohnpläge unter den Illineſen und
Miamiern, in der Abfiche, fie follten ihm zu einer Niederlage für feine Waaren dienen,
Weil er nun einige Barfuͤßer bey fich harte: fo ſollten fie eine Miffion unter den Illineſen
anfangen; fie hatten aber immer allzuviele Befchäfftigung mit den Feanzofen, und wur—
den überdiefes vom Herrn de la Sale viel zu oft verfender, als daß fie die Wilden befehren,
oder auch nur ihre Sprache lernen Fonnten,
Als nach ihrer und des Herrn de fa Sale Abreife der Ritter Tonti ganz allein Be:
fehlshaber bey ven Illineſen blieb: der P. Allouez aber, deſſen ich fo oft erwaͤhnet habe,
feinen Sig unter den Miamiern genommen hatte: fo befuchete der letztere jene bey aller Ge—
Iogenheit, und verſuchete, ob fie nicht etwa mehr Luft zu den Lehren des Chriftenthumes
bezeugeten, als dieſe, denen er nun ſchon etliche Jahre ohne fonderliche Wirkung gepredi-
ger Hatte, Allein, er merkete bald, fie hätten entweder von Natur noch fihlechtere Nei-
gung Dazu, oder es lege ihr Umgang mit den Sranzofen ihrer Bekehrung noch größere
Hinverniffe in den Weg; daher begab er ſich wieder in feine Miſſion an den Joſephsfluß
zuͤruͤck, verſtarb auch daſelbſt voll Verdienſt in einem hohen Alter.
Endlich, als die Franzoſen, die unter den Illineſen wohneten, durch allerley, ohne Miſſion unter
Zweifel von der göttlichen Vorſehung veranlaffete Begebenheiten, und durch die Nach: den Sllinefen.
Gicht yon des Heren de la Sale Tode aus einander. geſtreuet wurden : fo erachtete der P.
Gtapjer: piefe Umftände für dienlich, an dem Heile der Nation zu arbeiten, Er nahm
feinen Sig am Felſen, auf eben dem Plage, wo vorhin die $ubrwigsfehanze gervefen war.
Hier ſammelte er in kurzer Zeit eine zahlreiche Heerde, und genoß des Troftes, unter bie-
N ihres gorslofen Wandels wegen böchftverfchrienen Wilden bie herrlichen Beyſpiele der
. Pppz2 Tugend,
a4 Geſchichte und Belchreibung
1700. Tugend, die man ehemals zur Zeit des allerblühendeften Zuftandes ber canadifchen Mis⸗
v7 fionen bewundern mußte, verneuet zu ſehen. Ja, es bekennen fich noch heutiges Tages
die wenigen Ueberbleibſel dieſer Nation, welche ehemals eine. der volfreichiten in ganz
Nordamerica war, zum chriftlichen Glauben,
Vergebliche Bey den Maſcutinern wollte die Arbeit nicht ſo gut gelingen. Der Herr Juche⸗
Difien bey reau, ein canadifiher Edelmann, fing einen Anbau in der Mündung des Habsche,
den Maſeuti⸗ der fich in den Miciffipi ergießt, und auf weldiem man am Fürzeften und bequemeften
— aus Canada nach Louiſiana kommen kann, an. Hier lief ſich eine ſtarke Anzapı Wil-
de nieder. Um wegen ihres beſtaͤndigen Aufenthaltes an dieſem Orte geſichert zu ſeyn,
bath er den P. Mermet, einen illineſer Miſſionar, die Leute Chriſto zuzufuͤhren; doch
der fand fie hartkoͤpfig, im hoͤchſten Grade abergläubifch , und dem Willen ihrer Zauberer
auf eine Fnechtifche Weife ergeben.
Er dachte, wenn er nur diefe Betruͤger befehren, oder fie doch wenigſtens von ihrer
Betruͤgerey überführen koͤnnte, fo wollte er mit dem gemeinen Manne leicht zurechte kom⸗
men; damit Eriegete er einen vor, welcher einen Ochfen anbethete und ſeinen Manitu
daraus gemacht hatte. Dieſem legete er allerley Fragen vor, Die er niche beantworten,
Zweifel, die er nicht auflöfen Fonnte, und zwang ihm endlich das Geſtaͤndniß ab: nicht
der Ochſe fey fein Gott, fondern der Geiſt, welcher diefe Thiere befchüge, und feinen Sig
unter der Erde habe. Diefes Geftändnif nun war gleichwohl etwas: aber, als der Mis—
ſionar daffelbige zu feinem Mugen anwenden wollte und feinen. Gegner auf die Erfenneniß
des ewigen allmächtigen Geiftes zu führen ſuchete, ‚auf denjenigen , deflen Gefchöpfe die
Menfchen find, und den fie allein anberben follen; da Fam der Kerl aus dem Zirkel, und
antwortete lauter Thorheiten. we en
Bald darauf riß eine anſteckende Seuche unter ven Wilden diefes Dorfes ein, raf-
fete eine große Anzahl weg, und verfchaffere dem P. Mermet Gelegenheit zur Ausübung
der Liebeswerke, welche zur Bekehrung eines Volkes öfters. weit fräftiger find, als die
nachdruͤcklichſten Reden. Er wendete alfo ſein Aeußerſtes an. Doch es wurden ihm ſeine
Siebesbienfte meiſtens mit Undanke vergolten. Ja, man trachtete ihm nach dem Leben;
wie denn einſtens einige in allzu großer Entfernung nach ihm abgeſchoſſene Pfeile, ohne
feine Verletzung, vor ihm niederfielen.
Doch das hinderte ihn nicht. Er beſuchete die Kranken wie zuvor theilete ihnen
alle Arzeneyen mit, bie er hatte, und fand zulege einige vorherbeftimmte Seelen, die von
feinem Muthe, ftandhaftigen und uneigennügigen Wefen gerührer wurden. Er taufete
einige wenige biefer Barbaren, und fah fie zu feinem Trofte in denen Gefinnungen, die er
ihnen eingeflößet Hatte, hinfahren. Alle die übrigen wurden, je länger, deſto verſtock
wer; und weil das Hinfterben, ungeachtet aller ihren Manituen gebrachten Opfer, nicht
aufhören wollte: fo fegeren fie ſich in den Kopf, der Cheiften ihe Manitu bringe fie um.
Denn diefe Völker alle mit einander geftehen gern, es hätten ihre Schuggeifter bey wei-
tem nicht fo viel Macht, als die unferigen, |
In biefer Einbildung gieng einer von ihren Hauptleuten um die franzöfifche Wohnung
herum, und vief fo wohl den Manitu der Chriſten, als den Miffionar ‚der in feinen Ge-
danfen felbft ein Manitu war, um Barmherzigkeit an. Sogleich trat der Pater zu dem
närrifchen Kerl, und verficherte ihn, er wolle fünftig fleißiger, als jemals, für die Kran:
fen forgen. Allein, da diefe verſtockten Gemuͤther den Himmel durch ihre abergläubifchen
Gebraͤu⸗
| ;
vor Neu⸗Frankreich. XVIII Buch. 485
Gebräuche und Halsſtarrigkeit beftändig zum Zorne reizeten: fo hoͤrete bie Seuche nicht _ 1700,
auf; fondern riß wohl das halbe Dorf ins Grab, Die übrigen liefen aus einander, und
der Pater Juchereau merkete wohl, wer einen Wohnplag auf das Treiben eines zufälligen
Handels gründen tolle, der baue auf Sand; fondern man muͤſſe dabey auch den Acker⸗
bay treiben, Allein, weil es ihm an Leuten und andern Bedürfniffen fehlete: fo mußte er
feine Unternehmung bald liegen laſſen. *
Unterdeſſen, da der franzoͤſiſche Hof die zu Anfange des gegenwaͤrtigen Buches ge⸗ Herrn Callie⸗
meldeten Anſtalten zu einem anſehnlichen Wohnplage am mexicaniſchen Seebuſen machete tee ntaen
fo bemübere fich Here Callieres mit gutem Fortgange, den Frieden in feiner Statthalter: ei Frieden,
ſchaft herzuftellen. Es fam darauf an, wie man alle Nationen, damit wir. etwas zu
thun haben könnten, zu unfern Bundesgenoſſen machen möchte; und zu dieſem Ende
mußte man alles aus dem Wege räumen, was dasjenige, darauf ihr eigenes Wohl und
die Ruhe der franzöfifchen Pflanzlande fich gründete, nämlich die Einigkeit unter ihnen,
zu hindern vermochte,
Der Vergleich, welchen die iroquefifchen Abgeordneten und einige unferer Bundes:
genoffen unterfehrieben hatten, war nur vorläufig , und Fonnte zwar wohl die Haupthin—
derniffe zur Vollendung, eines fo großen Werkes aus dem Wege räumen: allein, über
diefes mußte man *. alle Haͤupter der theilhabenden Voͤlker unter einen Hut bringen,
welches in der That keine leichte Sache war. Ja, ungeachtet Herr Callieres, um den
ſchoͤnſten Anſchlag, den ein neufranzoͤſiſcher Statthalter je gemacht hatte, durchzutreiben,
die weifeften und vorfihtigften Mittel ergriff: fo wäre doc um ein Haar das ganze We:
fen durch einen Zufall, dergleichen man bey den Wilden leichter vorausfeben, als bin:
dern kann, vereitelt worben. ja eg
Kaum waren die iroquefifchen Abgeordneten nach Haufe gefommen: fo erfuhren die Neuer Zwiſt
Drte, es hätten die Utauais eine Partey ihrer Jaͤger überfallen, einige davon getoͤdtet, zwiſchen den
und den Anführer gefangen befommen. Die Sache war richtig. Dem ungeachtet hat: Iroqueſen u.
ten die Angreifer fein fo großes Unrecht, als man glaubete, Die Jroquefen hatten auf Aura
der Utauais Grund und Boden, das ift, in einem Bezirke, darinnen die legtern zu jagen
pflegeten, gejaget, und eine Menge Biebercabannen zu Grunde gerichtet, Dieß Vor—
nehmen hatten die Utauais für eine Feindſeligkeit, gleichwie es denn wirklich eine war, an-
geſehen, und geglaubet, fie koͤnnten fich ſelbſt Recht verfchaffen.
Unterdeffen macheten die Jroquefen fo großes Aufheben, daß man beynahe für ge- Die Iroque⸗
wiß glaubete, fie würden zum Kriege fhreiten; und damit wäre das Feuer, das man ſen klagen bey
kaum gelöfchet hatte, auf allen Seiten wieder ausgebrochen. Unterdeſſen, da ihre Abge- ee Callie⸗
ordneten dem Statthalter das Wort gegeben hatten, ſie wuͤrden nie, es moͤge auch vor— *
gehen, was da wolle, zur Thaͤtlichkeit ſchreiten, ohne ihn vorher davon zu benachrichtigen:
ſo wollten fie nun zum erſtenmale zeigen, wie genau fie ihr Verſprechen hielten, und Ela -
geten alfo über die Thathandlung der Utaualis bey ihm. _
Ihre zu diefem Ende Abgeordneten kamen den zten März 1701 nach Montreal, wo
Herr yon Gallieres eben gegenwärtig war. Sie fprachen ſehr beſcheiden, erzähleten die
hat der Utauais ſo verhaßt, als fie konnten, und fageren zuletzt: „Ohne Zweifel hat ein
»unbeſonnener Kerl diefen Streich angeſtiftet. Unterdeſſen, ſo lange feine Nation nicht
»das Gegentheil erfläret: ſo iſt es eben ſo viel, als ob ſie die Sache gut hieße. Indem
»du nun verlanget haft, wir ſollten ung, ” dergleichen Dinge vorgiengen zu allererſt
pp 3 „an
Neue Klagen
der Iroque⸗ Eroͤrterung dieſer Umftände ſich nicht elinzulaffen verlangete: ſo gab er bloß zur Antwort,
ſen.
Antwort des ⸗
Herrn Callie gegen die vorigen Abgeordneten. Was die Landenge anbetrifft, ſagete er ſodann: fo ſehe
res.
1701,
ige Geſchichte und Beſchreibung
„an dich wenden: fo verlangen wir, du follft uns vor allen Dingen den Hauptmann wie—
„der fchaffen, welcher gefangen nah Michillimakinac gefühver worden. „,
Hierauf wollten fie ihre Jaͤger rechtfertigen. Allein, weil der Statthalter in die
es hätten die Utauais, da fie ihre Jaͤger angegriffen, von dem Vergleiche, der im verwi—
chenen Herbfte gefchloffen worden, noch Feine Nachricht gehabt; er wolle aber dafür for:
gen, daß fie ihren gefangenen Hauptmann wiederbefämen , und folle es übrigens ihr
Schaden nicht ſeyn, daß fie ihm ihre Sache anvertraueten. Diefe Antwort, welche mit
vielen Sreundfhafesbejeugungen verknuͤpfet wurde, ftellete fie zufrieden. Allein, den
sten May erſchien Teganifforens nebft vielen iroqueſiſchen Hauptleuten , wiederholete erft-
lich Die vorige Klage über der Utauais im! vergangenen Winter gegen fie ausgeübete
Feindfeligfeit, und Elagete hernach darüber, daß die Franzofen, wie man vernehme, an
der fogenannten Sandenge #) einen Wohnplag zu errichten Willens wären? Zum Be—
ſchluſſe fragete er; ob es denn wahr fey, daß der Krieg zwifchen England und Frankreich
in Europa von neuem ansbrechen werde? Iugpt ud Man 7
Herr Eallieres beantwortete den Punet wegen der Utauais Feindfefigkeit eben alfo, wie
er nicht, warum Die Orte desivegen in einige Sorge gerathen koͤnnten. Da auch die
Landenge fein Eigenthum fen: fo hätten weder fie, noch die Engländer, ein Recht, ſich
Dagegen zu feßen; er habe bey diefem Vorhaben Feine andere Abficht, als den Frieden un⸗
ter allen Nationen zu erhalten. Er babe auch demjenigen, welcher Befehlshaber in bes
fagrem Plage ſeyn werde, fhon aufgetragen, alle unter den Bündesgenofien entftandene
Streitigkeiten bey Zeiten, und ehe eine gefährliche Weiterung daraus eneftehe, abzurhun:
vor allen Dingen aber niemanden in feiner Jagdfreyheit zu flöhren, fendern diefelbige
vielmehr herzuſtellen.
Teganiſſorens hatte noch erwaͤhnet: es haͤtten die Englaͤnder ehemals ſchon eben das
Vorhaben, fich auf der Landenge feſt zu feßen, gehabt, die Orte aber fich dagegen geſetzet.
Diefes nun wußte der General entweder fehon, oder beforgete doch, es möchte gefehehen,
und wollte eben deswegen den Engländern zuvorfommen. Er antwortete dem Teganiffo-
rens: die Orte hätten veche wohl daran gethan, daß fie den Entfhluß, davon er Met:
dung gethan habe, ergriffen; wiewohl er übrigens felbft die Engländer fehon genoͤthiget
haben wuͤrde, aus elnem Sande, das ihnen nicht gehörete, zu bleiben. „Allein, was mich
betrifft, fuhr er fore: fo habe ich die Macht, in’ dem Meinigen zu hun, was ich will;
wiewohl ich nichts, als was zum Beſten meiner Kinder gereichet, vorzunehmen gedenke.
Bloß ihnen zu Gefallen will ich mich auf der Landenge feſtſetzen. Niemand kann des:
„wegen einen Argwohn fehöpfen, als übelgefinnte Gemuͤther; und ich bin verſichert, ihr
„werdet mir eines Tages noch dafür danken, ,,
Teganifforens verfegete auf diefen legten Punck weiter nichts; ſondern ſagete nur:
weil er vor feinem Vater nicht das geringfte verborgen halte: fo Fönne ee nicht verſchwei—
en, die Yelteften wuͤrden feine Antwort den Engländern zu wiſſen thun; Doch Hoffe er,
fe mürden fich darein nicht mifchen, wofern etwa beyde Nationen, ſo Wohl in Europa,
als in America, von neuen an einander geriethen. „Ich frage wenig darnach, verſehete
„der
HD Die ſogenannte Landenge iſt alles, was zwiſchen dem Erie und Buronſee liegt.
’
von Neu⸗Frankreich · XVIII Buch. 487
der General, ob es die Engländer erfahren, oder nicht, was ich auf ber Sandenge bot tor
zunehmen gedenke. Sch weis wohl, daß es ihnen nicht lieb ift, und daß fie nad) Möge "
üchkeit trachten werden, es zu hindern. Allein, ich verlange von euch. weiter nichts,
Aals ihr follet das, was zwiſchen mir und ihnen vorgehen wird, ruhig anſehen. a
0. Teganifforens verſprach es, und bath, er möchte Franzofen nad) Onnontague fehi- Die Englän-
en, damit fie ihren Abgeordneten die im tande noch vorhandenen Sranzofen nach Hauſe * —
bringen huͤlfen. Herr Eallieres bewilligte dieſe Gefaͤlligkeit nun noch einmal, und ließ en Frie⸗
eben die Bothſchafter, melche im vorigen Jahre den Anfang zu dieſer Umterhandlung ger yeuem.
mache hatten, mit ihm abreifen, Sie macheten fih den 16ten des Brachmonates auf den
Weg, verwunderten fi) aber, als-fie unter denen, die fie einholeten, auch Engländer
wahrnahmen. Es. hatte nämlich der Befehlshaber zu Drange einen, Namens Abra⸗
bam, nach Onnontague abgeſchickt, um den Xelteften das Abfenden ihrer Abgeordneten
nach Montreal zu widerrarben, und fie dagegen nach Orange einzuladen,
Man harte ihm auf fein Anbringen noch Feine Antwort ertheilet. Als er nun ſah,
daß ſich die jungen Leute des Ortes zum Einholen der Franzoſen fertig macheten : fo ließ
er, unter dem Vorwande, die Borhfhafter zu begrüßen und ihnen Pferde anzubiethen,
einige von feinen. Leuten mitgehen. Bey Diefer erſten Zufammenkunft wurde von Ge⸗
fhäfften nicht das geringſte erwaͤhnet; fondern man bezeugete einander nur viele Höflich«
keit, In dem Dorfe felbft empfing man die Borhfehafter,auf eben die Weife, als im vos
vigen Jahre; unntittelbar darauf verfammelte ſich dev Rath, und die Bothſchafter wur⸗
den ganz allein hineingefuͤhret. | *
Der P. Bruyas fing die Unterredung an, und ſagete: Ononthid ſey des langen Rede des P.
Zauderns uͤberdruͤßig; er wolle wiſſen, woran er mit den Orten ſey. Es wirden die Ab⸗ Bruyas.
geordneten aller Nationen zur beftimmten Zeit nad) Montreal fommen, Damit man bie
wichtige Sache, dazu im verwichenen Herbfte ein glücklicher Anfang gemachet worden,
vollends zu Ende bringen möge. Blieben nun die Sroquefen aus; fo werde man fie
nicht weiter anhören. Sie follten ſich infonderbeit an das ihrem Bater gegebene Wort,
das Loslaſſen ſaͤmmtlicher Gefangenen betreffend, erinnern, Zwar fey in Europa etwas
höchftwichtiges vorgefallen , Daraus vermuthlich ein Krieg zwiſchen Frankreich und Eng- >
land-eneftehen dürftes es würden aber bie Drte größern Vortheil davon haben, wenn fie
ſich darein nicht mifcheten.
: ach Endigung diefer Rede gieng man aus einander, Nach dreyen Tagen Fam der Antwort der
Kath nieder zufammen , und man berief Die Engländer dazu. Teganifforens uͤberreichete Wilden,
erſtlich dem Herrn Abraham ein Geſchenk, dadurch er ihn ermahnete, den Bergleich, den
er mie den Franzofen zu fehließen gedenfe , nicht zu hindern. Zugleich warf er ihm vor,
die Öngländer wären an allem bisherigen Ungluͤcke Schuld. Rachgehends legete er ein
ander Geſchent für ben P. Bruyas Hin, und fagete dabey, hiermit fee er alle in feinem
Irre noch vorhandene. gefangene Franzoſen in Freyheit. » Sch öffne alle Thüren, ich
holte feinen Menfchen auf, ich will mit meinem Vater Ononthio und mit meinem Bru⸗
„der Corlar in gutem Verftändniffe leben, Ich halte fie alle beyde bey der Hand, und
»bin feft entſchloſſen, mich weder von einem ‚noch von dem andern, jemals zu trennen,
»Bünf Abgeordnete follen nach Montreal abgehen; zween andere nach Drange; ich meis
MRS Ares werde auf meiner Matte figen bleiben, damit jedermann fehen ſolle, ic) ſchlage
Mich auf keine Seite, ſondern wolle eine vollkommene Unparteylichkeit beobachten. =
ieſe
488 Geſchichte und Beſchreibung
Diefe Erklärung ſchien dem P. Bruyas und dem Herrn yon Maricourt alſo bes
— ſchaffen zu ſeyn, daß man alles darauf bauen koͤnnte; ihr gutes Vertrauen wurde durch
übelgefinnet die Ankunft des Lieutenants bey dem Fußvolke, Herrn de Villedonne, noch mehr ver
: groͤßert, weil er die Nachricht mitbrachte, es wäre der Pater Angelran nach Montreal
gefommen, um dem Generale die ungeſaͤumte Ankunft der Abgeordneten aller Nationen
vorläufig zu melden. Unterdeſſen war der Bothſchafter Joncaire zu den Tſonnonthuanern,
gleichwie de Is Chauvignerie nach Onneyuth, abgegangen, Allein, der letztere Fam mie
der Nachricht zurück, die Onneyuther wären nicht zum beften gefinnet, und hätten. feinen
einzigen Gefangenen hergegeben.
Zu gleicher Zeit gab Teganifforens zu vernehmen; weil nicht nur alle in feinem Dite
befindliche Franzofen an Kindesftatt angenommen wären, fondern auch meiftens Mägd«
chen aus dem Sande geheirathet hätten: fo wollten ihre eltern und Anverwandten fie
durchaus nicht von ſich laſſen; fie felbft wollten darein nicht willigen; er für feine Perfon
wäre nicht im Stande, weder diefe, noch jene zu zwingen: er fönnte alfo zu feinem größten
Leidweſen das nicht halten, was er feinem Vater verfprechen Hätte, Es wäre vergeblich
gervefen, wenn die Bothſchafter etwas Dagegen eingewendee Hätten: fie mußten alfo
mit diefer Entſchuldigung, fo ſchlecht als fie übrigens war , vorlieb nehmen ; abfonderlich,
da es nichts geringes ift, wenn ein Wilder fich die Mühe giebe, fein Richtwollen mit
einer Entſchuldigung zu bemänteln. Ja, vielleicht hätte jedweder anderer ‚, als Teganif-
ſaorens, welcher den Sranzofen aufrichtig zugerhan war, die Sache bey weitem nicht fo
höflich vorgetragen. ’
Der Herr von Maricourt und der P. Bruyas Hielten alfo fie das Beſte, ihren
Verdruß bey fich zu behalten. Denn vermurhlich rühreten alle Diefe Schwierigkeiten bio
yon der Engländer Anftiften Herz “die Jroquefen Fonnten ſich auf den Beyftand derfelbi-
gen ficher verlaffen, und waren nod) im Stande, uns großen Schaden zuzufuͤgen; es war
folglich nicht rathſam, mit ihnen zu brechen. Dergeftalt haben dieſe Barbaren von eben
demjenigen, was uns an ihrer Kegierungsform ein Fehler zu feyn ſcheint, einen folchen
Vortheil, den die allerdurchtviebenfte Staatsklugheit nicht allemal zu fchaffen vermag.
Das it, die uneingefehränfte Sreyheit, welche ein jedweder fiir feine Perfon genießt,
verhindert fie nicht nur auf Feine Weife, das Ihrige zum allgemeinen Beſten beyzuera-
gen; fondern fie verfchaffet ihnen auch einen defto gemiffern Weg, daffelbige zu erreichen,
weil ihr Thun und Saffen der Nation nie zur Verantwortung gereichet: Denn diefe ent⸗
ſchuldiget ſich allemal mit der wenigen Mache, die fie über ven freyen Willen ihrer einzel-
nen Mitglieder befige. 4
Die ienquefie onenire war in feinem Gewerbe bey den Tfonnonthuanern und Goyoguinen glüc-
N ap licher getoefen. Er brachte nicht nur Abgeordnete, fondern auch viele Gefangene mit jic).
men nach geer Marieoure wußte die Onnontaguer durch diefs Denfpie fD gefehickt zu einem rügen-
Montreal. lichen Nacheifer zu reizen, daß fie im fünf Perfonen von einem und dem andern Ge-
fihlechte einlieferten. Die Onneyuther ſchicketen Abgeordnete nach Gannentaha, dahin der
P. Bruyas ſchon vorausgegangen war; der Agnier ihre verfprachen , ihren Weg über den
Champlainſee zu nehmen; und die Bothſchafter ſelbſt brachen mit einem Geſolge von
zweyhundert Iroqueſen nach Montreal auf, dahin fie den arften des Heumonates kaͤnen.
Der
k) Diefe hießen insgemein-die Stinker.
von Neu» grankreich. XVIU Buch. 489
2, Den-folgenden Tag landeten ungefähr achthundert Wilde aus den morblihen und mon -
wefttichen Gegenden daſeibſt. So wohl dieſe, als jene, wurden mit Losbrennung des ——
fhrveren Gefchüges empfangen. Ratte, der Worthalter und Anführer der Abgeordneten 5,7 üsrigen
der michillimakinakiſchen Huronen, ‚auf den, fih Herr Callieres in allem, was unfere Voͤlker ihre.
Bundesgenoffen betraf, völlig verließ, hielt in ihrer aller Namen eine vortrefflich ſchoͤne
Rede an den General, Den 2sften fing Herr Callieres mit den Abgeoroneten ins bes
fondere zu handeln an, und hatte gewaltige Mühe, ehe er fie dahin brachte, wohin er
wollte, Damit man aber ihre damaliger Öefinnungen gründlich einfeben möge, ſo muß
ic) die Schwierigkeiten , welche der P. Anjelran und der Herr von Courtemanche in ihrer
Unterhandlung fanden, Fürzlic erzählen.
Bey ihrer Ankunft zu Michillimafinae waren beynahe alle Wilden auf der Jagd: Ihre Geſin⸗
fie mußten alfo die Urfache ihrer Ankunft durch ausgefthickte Borhen melden laſſen. Hier- nung
auf ließ Courtemanche feinen Amtsgenoffen bier, damit er mit ben Utauais und Huronen
Unterredung pflegen forme; und gieng für feine Perfon nach dem Sofephsfluffe ab, dahin
er auch den arten des Chriftmonates Fam, nachdem: er vierzig Meilen weit auf Schlitt-
ſchuhen gereifet war... Hier fand er nebft Denen ſeit langer Zeit dafelbft wohnenden Mia⸗
miern, auch Pureuatamier , Sofofinen, Utagamier, Huronen und Mabinganen.
Man fagere ihm, bie erftern beyden Völker, hätten Krieger gegen die Iroqueſen
ausgeſchicket, und die Miamier waͤren im Begriffe, dergleichen zu thun. Er bedrohete
die letztern mit dem aͤußerſten Zorne des Generales, und bewog ſie dadurch, daß ſie nicht
nur ihre deute zu Hauſe behielten/ ſondern auch, um die erſtern zuruͤck zu rufen, Leute aus—
ſchicketen. Allein, wegen der gefangenen Iroqueſen hielt es ſchwerer; denn ſie hatten bie-
ſelbigen an Kindesſtatt angenommen, und wollten ſie nicht von ſich laſſen. Endlich drang
er > durch; und. fie verſprachen alle mit ‚einander, zur beftimmeen Zeit in Mont-
real zu ſeyn. - t 8
Als dieſes geſchehen war: ſo begab er ſich zu den Illineſen, und kam den 28ſten da⸗
bin. Sie waren, mit Ausnahme der Kaskaskias, alle mit einander im Begriffe, gegen
die Jroqueſen auszuziehen: er hielt fie aber auf eben Diefelbige Weiſe als die Miamier,
davon zuruͤck. Die Rasfaskias wollten nebft den Utauais gegen die Canſes, ein gewif
fes louiſianiſches Volk, ausruͤcken: fie durften aber eben fo wenig. Hierauf gieng er
nach Ehicagu zuruͤck. Hier. fand er, Daß ein miamifches Volk, die Uyatanonen ges
nannt, Krieg gegen die Siuxen und Jroquefen gefungen hatte; -fogleich mußten fie
fehweigen ,. das Gewehr an feinen Dre hängen, «und verfprechen, durch ‚Abgeordnete‘ zu
Montreal zuierfcheinen, 6 zu | dond
Den sten May fam er zu den Mafeutinen, Diefe macheten gewaltige Anſtalten zum
Kriege , und wollten ſich durchaus vaufen; "endlich aber befänftigte er fie. dennoch; damit
fegere er feinen Weg gegen die Bay fort, Die er. den 14ten erveichere. Hier fand er Sa.
Eier, Otchagras k), Malhominen I), Utagamier , Putenatamier und Kikapus. Dieſe
nahm er erſtiich, eine Nation nach der andern, vor; hernach alle zugleich, und vermochte
ſie nach einem fangen Gezaͤnke, dahin, daß ihre dreyhundert Krieger, welche einen Ein-
fali in das Sand der Siuren thun follten, zu Haufe blieben. Cs hatten nämlich die Siu-
„ren
P) Sie find unter dem Namen, wilder oder sauber Zaber , befler bekannt,
Allgem, Reifebefehr. XIV Band, a0
49° Geſchichte und Beſchreibung
tor. Ken vor kurzem bie Utagamier überfallen. Zum Beſchluſſe verſprachen alle nur beſagte
7 Rölker, ihre Abgeordneten anf den allgemeinen Friedenstag zu ſchicken. t
Den zten des Heumonates kam er, nach einer Neife von mehr, als vierhundert Mei:
len, wieder nah Michilimakinac, und fand alles durch die Bemühung des P. Anjelvan
in guter Berfaffung ; gleichwie denn felbiger auch zween Iroqueſen, die bey einem mir
unbekannten Zuge erft Fürzlich gefangen worden waren, aus der Utauais Händen losma⸗
chete. Sie verabredeten unter einander: es follte ver Miſſionar mit diefen beyden Freyge⸗
laſſenen ungeſaͤumt nach Montreal abgehen; Courtemanche aber die Abgeordneten , die er
nicht mit ſich gebracht hatte, zu Michillimakinac erwarten.
Die Gegenwart des legtern an nur befagtem Orte war deswegen nöthig, weil einige
unruhige Köpfe der Soslaffung der gefangenen Iroqueſen allerley Hinderniffe in den Weg
Iegeten. Denn einige wollten fie behalten, um einen befondern Vergleich mit den Iro⸗
queſen zu ſchließen; andere, um das Spiel zu verwirren. Endlich uͤberwand Courte—
manche alle dieſe Hinderniſſe, und gieng auf einer Flotte von hundert und achtzig Canoten
zu Schiffe; wiewohl dreyßig wegen eingeriſſener Krankheiten unterwegens zuruͤckblieben.
Vorläufige Vorhin habe ich ermähner, der Statthalter habe vor der allgemeinen Berfammlung
Unterredung. alfe Abgeordneten befonders gefprochen: unterdeffen war doch einige Zeit vorher eine vorz
Fäufige Unterredung gehalten worden, in welcher das Oberhaupt der Sandutauais, der
weiße Hanns m) genannt, den Ononthio befchenfete, und eine fehr verftändige Rede hielt,
wie von allen Anweſenden gelobet wurde. Es hielten auch einige algonquinifche Ober:
häupter Reden, davon das Hauptwerk auf eine Bitte hinauslief, man möchte den Preis
Der Waaren verringern; und weil die Bieber anfingen, felten zu werden, alles ihr kleines
Pelzwerk kaufen. |
Nachgehends ftelfete Hatte alle feine Gefangenen dar; fragete: warum die Iroque—
fen die Ihrigen nicht alle zurückgäben? und behauptete, fie giengen nicht aufrichtig zu
Werke, weil fie der Stimme ihres Vaters nicht: gehorcheten. Nach dem Huron ‚traten
zween Hauptleute der Putenatamier, nämlih OGnanguice und Uilameck, auf, und fa:
geten im Namen aller Weftvölfer: weil fie den Willen ihres Baters erfahren hätten ſo
waͤre nichts im Stande geweſen, ihre Reiſe zu hindern, auch nicht einmal der Ruf, als ob
zu Montreal anſteckende Krankheiten regiereten. Eben dergleichen ſagete auch das Ober—
haupt der Miamier, mit dem Beyfaße: er habe, um feinem Vater Dnonthio defto ge:
fälliger zu feyn, viele gefangene Iroqueſen fosgefauft, und wolle fie ihm einliefern.
Nebſtdem überveichete er eine Sriedenspfeife, daraus, wie er fagete, alle Nationen rau
hen follten; und gab zum Beſchluſſe vor, er mache nur deswegen Friede mit den Iroque⸗
fin, weil es fein Vater alfo Haben wolle; denn übrigens frage er wenig nach ihnen,
Herr Callieres Den folgenden Tag verlangete Onanguice ein beſonderes Gehoͤr, und ſtellete dem
ertheitet Ge⸗ Herrn von, Callieres in ſelbigem die Abgeordneten der Sakier vor. Dieſe Wilden hatten.
Bir. nicht nur, dem Verbothe zuwider, die Siuxen befrieger; fondern auch einen Franzofen
odtgeſchlagen: nachgebenbs aber den General um Verzeihung gebethen, biefelbige auch, un:
ser der einzigen Bedingung, fie follten es künftig nicht wiederthun, erhalten. Vorige ang =
| | ie
m) Man hieß ihn besiegen fo, weil feine Mutter fo weiß war, als eine Sranzöflnn. Einige Nach⸗
sichten nennen Ihn Ealon, —
von Neu⸗Frankreich. XVIII Buch. 491 —
ſie fuͤr dieſe Guͤtigkeit danken, und den Todten verdecken; und weil ſie wußten, daß Onan⸗ mar.
guice bey dem Franzoſen vieles galt: ſo hatten fie ihm gebethen, fie aufzuführen, ——
Es bathen noch mehrere Abgeordneten um geheimes Gehör bey Dem Generale, er»
hielten es auch. Einige fegeten ihn in ziemliche Verlegenheit: er half ſich aber, wenn ſie
zu ſtark in ihn drangen, mie Berfprechen und Höflichfeiten. Denn diefes: gebörete mit
unter feine größten Gaben, abfonderlich aber fieß er Eeinen von ſich gehen, ohne: ihn reich⸗
lich zu beſchenken. Der weiße Hanns gab ihm das meifte zu thun. Der Kerl war nichts
weniger, als dumm; und ob er gleich der franzoͤſiſchen Nation ſehr zugethar war, fo ſah er
doch, weiter hinaus, als man in einem Gefchäffte von folder Wichtigkeit gewuͤnſchet hätte
Denn da mußte man vieles nachgeben und vieles der Zeit und den Umftänben uͤberlaſſen.
Die Utagamier-verlangeten einen Sefuiten. Denn ſeitdem Perrot nichtmehr bey ihnen
wäre, fageten fie, wären ſie ganz bumm, der Miffionarius aber. werde ihnen ben Berftand
wieder zuvechterücken, Nachgehends Elagten ſie uͤber die Springer; und als diefe Gegenflage
fuͤhreten, ſo entſtund ein heſtiges Gezaͤnk. Endlich beredete man ſie beyderſeits, ihren Groll
bis zum Friedensſchluſſe, da einem jedweden Recht wiederfahren ſollte, zu unterdruͤcken.
Als die Reihe zu reden an die Iroqueſen kam: fo machte ihr MWorthalter viel Weſens
davon, daß es ihnen unmöglich gefallen wäre, ihre Gefangene herbey zu ſchaffen. Denn
es haͤtten ſich die jungen Leute der Gewalt darüber angemaßet; auch wären Die meiſten in
der Jugend gefangen worden, wuͤßten folglich von ihren Aeltern nichts, fondern hielten fic)
an die, von denen fie zu Kindern angenommen worden. Mebftdem häfte weder Herr Mari:
court noch Herr Joncaire ſonderlich auf dieſen Punct gedrungen; fie haͤtten alſo gedacht,
er liege dem Ononthio nicht ſehr am Herzen.
Joncaire war gegenwaͤrtig; und weil ihm Herr Callieres zu verſtehen gab, er thue
ihm einen ſchlechten Gefallen, wenn er ſich entſchuldigen wolle, fo ſtund er auf, und ſagete,
er geftünde feinen Fehler, bäthe.aber feine Brüder, die Tfonnonthuaner, fie möchten ihm den⸗
felbigen verbeſſern helfen. Sie fähen felbft, wie gehorfam alle übrige Kinder des Onnons
thio auf den eriten Wink eingewilliget hätten, ungeachtet.fie eben dergleichen Urfachen als
fie anzufuͤhren gehabt haͤtten. Man war biefesmal mit den Iroqueſen ſchlecht zufrieden;
ja, es entftund ein ziemlich heftiges Gezänf ‚und man gieng in großem Unwillen von ein-
ander, Doch man verföhnete ſich bald wieder. | 5
Endlich, den ıften Auguft wurde die erfte öffentliche Verſammlung gehalten, Waͤh⸗ Erſte ͤff entli
render Rede eines huroniſchen Hauptmannes befiel Ratten eine Unpaͤßlichkeit. Man kam ihm —
mit defto groͤßerer Gefliſſenheit zu Huͤlfe, weil der General ſeine groͤßte Hoffnung wegen
des gluͤcklichen Ausganges dieſer wichtigen Sache hauptſachlich auf ihn gebauet hatte, Denn
ihm hatte er es beynahe ganz allein zu danken, daß fo viele Völker durch ein bisher uner⸗
hoͤretes Beyſpiel fich mit einander vereinigen und einen allgemeinen Frieden fehloffen. Als
er wieder zu ſich ſelbſt gekommen wars fo feßteman ihn in einem Armſtuhle mitten in die Ber
ſammlung, und jedermann frat, um feine Rede zu hören, um ihn herum. 2",
Dieſe Rede war ſehr lang. Allein, weil er nicht nur von Natur beredt war, fondern Rede des
Auch „mehr Verſtand befaß , als vielleicht jemand je gehabt haben mag: fo hoͤrete ondiaront
man ihm mit groͤßter Yufmerkfamkeit zu. Ex machte eine zwar beſcheidene, doch aber auch
wachdrůckuche Beſchreibung von der Muͤhe, die er ſich, um einen allgemeinen Frieden zu
Üften ‚ gegeben habe, Er fiellete die Nothwendigkeit deffelbigen vor, den Nusen, welchen
as ganze Sand überhaupt und jedwedes Bolt —— davon haben werde, und wickel⸗
qq 2 fe
—
* Seſthichte und Beſchreibung
ion. te diebefondern Vortheile eines jedweden, mit ungemeiner Geſchicklichkeit ausefnander.
Nachgehends wendete er fich zu dem Ritter Eallieres, und erſuchte ihn inftändig, die Sa
che alfo einzuleiten, daß niemand einige Urſache zur Klage, als ob er das in ihn gefegte
Vertrauen gemisbrauchet habe, finden koͤnne. | '
Als feine Stimme zu ſchwach wurde, fo machteer feiner Rede ein Ende, und erhielt von
der ganzen Verſammlung einen allgemeinen Beyfall. Doch das war für ihn etwas ſo ges
wöhnliches, daß es, abſonderlich bey feinem gegenwärtigen Zuftande, wenig Eindruck bey
ihm machen Eonnte, In der That empfing er dergleichen Sobeserhebungen allemal, fo oft
er fi) in einer Rathsverfammlung hören ließ, auch fo gar von denen, welche ihm gehäßig
waren, Eben fo angenehm war er auch im gemeinen Imgange; man machte fi) ein Ver⸗
gnuͤgen daraus, mit ihm anzubinden, um nur zu hören, was er dagegen verfegen werde,
Denn feine Antwort war allemal hurtig, feharffinnig, und ohne Einwendung. In die:
ſem Stuͤcke war er in ganz Canada die einzige Perfon, welche dem Örafen von Frontenac
die Stange Halten konnte. Der Graf behielt ihn öfters bey der Tafel ‚, um nur feinen Of⸗
ficieren Diefes Vergnügen zu gönnen.
. Bein Tod Der Statthalter ließ ihm zur Antwort geben, er werde den Vortheil der Huronen
andLobſpruch. allemal mit eben dem Eifer, als feiner eigenen Landesleute ſuchen, und verfpreche.er hiermit,
die Iroqueſen dahin anzualten, daß fie, abfonderlich was die Gefangenen beträfe, ſowohl ſei⸗
ne, als der Huronen Bundesgenoſſen befriedigen müßten. Zu Ende der Berfarnlung wurde
ihm noch ſchlimmer. Man trug ihn ins Hofpiral, und hier ftarb er zwo Stunden nad
Mitternacht, in fehr chriftlichen Geſinnungen, und mit den Sacramenten der Kirche aus:
gerüfter. Seine Nation empfand den Verluſt, den fie an ihmliee, in feiner ganzen Größe.
Jedermann war der Meynung, es habe niemals ein Wilder größere Gaben, einen fchärs
fern Berftand, größere Tapferkeit, mehr Klugheit und eine beffere Unterfcheidungsfraft
gehabt, diejenigen, mit denen er zu thun hatte, recht zu kennen. Allezeit ergriff ex die be-
fen Mittel, eine Sache auszuführen, Allezeit wußte er fich zu helfen; daher war er auch
allezeit gluͤcklich. Im Anfange fagete er: es gäbe unter den Franzofen nicht mehr, als
zween verftändige Männer, nämlich) den Grafen Feontenac und. den P. Carheil. Mic der
Zeit lernete er dergleichen noch mehr kennen, und fprach ihnen ihr gebührendes tobi Ab⸗
fonderlich machte er von der Einficht des Ritter Ealtieres, und von der Geſchicklichkeit des:
felbigen in den Gefchäfften großes Weſen.
Ohne Ziveifel bewog ihn feine Hochachtung gegen den P. Carheil dazu, daß er den
ehriftlichen Glauben annahm, oder doch wenigſtens auf eine dem Evangelio gemäße Weife
lebete. Nurbeſagte Hochachtung hatte fich in eine wahrhaftige Siebe verwandelt, und es
konnte befagter Pater alles, was er nur wollte, von ihm erhalten, Er befaß einen wahren
Eifer für das gemeine Befte. Eben aus diefem Grunde brad) er den Frieden, welchen der
Marquis Denonville wider feinen Rath mic ben Froquefen gefehloffen hatte. Er Diele ge-
waltig viel auf feine Ehre und auf den Mugen feiner Sandesleute, und war der feften Mey-
nung, fie werde fich, fo lange fie bey der chriftlichen Religion verharre, beftändig im Stan-
de erhalten, Er ſelbſt predigte ſehr oft zu Michillimakinac, und allemal mit Segen.
Sein Leiche Sein Tod verurfachete eine allgemeine Berrübniß, Jedermann, er mochte ein Frans
brgängniß. 308 ober ein Wilder ſeyn, Tegete öffentliche Merkmaale davon anden Tag. Die Leiche wur-
de eine Zeitlang in Officierkleidung, mit dabey Legenden! Gewehre zur Schau geleget, in⸗
dem er unter unfern Kriegesvoͤlkern Haupfmannsrang und Befoldung hatte, Der —
att⸗
von Neu⸗Frankreich. XVIII Buch, 493
ſtatthalter und der Intendant waren die erften, bie fie mit Weihwaſſer befprengeten, Auf diee vor.
fe beyden folgete der Herr von Joncaire mit fechzig Kriegern vom $udwigsfprunge, welche
den Todten beweineten, und verdecketen, Das ift, die Huronen befchenkeren. Dagegen
antwortete der huronifche Hauptmann mie einer vortrefflich fhönen Rede,
Den folgenden Tag war fein Seichbegängniß, welches etwas präcjtiges und felfames
zugleich an fich hatte, Zuerft Fam der ältefte Hauptmann, Herr de St. Ours, mit ſechzig
Soldaten mit Iber-und Untergewehre, Sodann folgeten fechszehn huroniſche Krieger, vier
und vier in einem Gliede in fangen Biebermänteln , mit geſchwaͤrztem Gefichte , und ber
Slinte unter dem Arme, Hernach kam die Geifklichfeit; und fechs Kriegeshauptleute tru.
gen ven Sarg. Ueber vemfelbigen hing ein Baartuch mit Blumen beſtreuet. Oben
darauf lag ein Hut mit einem Federbuſche, ein Ringkragen, und ein Degen. Hinter dem
Sarge foigeten die Bruͤder und Kinder des Verſtorbenen, und wurden von den Oberhaͤup⸗
tern aller Nationen begleitet ; hintennach kam der Befehlshaber ber Stadt, Herr Vaudreuil,
und führete die Frau von Champigny.
Nach geendigtem Seelamte, feuerte man zweymal aus dem kleinen Gewehre, und als
der Sarg eingefenket wurde, zum drittenmiale. Er wurde in die Hauptkirche beygeſetzet.
Das Grab bekam folgende Auffchrife: Hier liegt Ratte, Oberhaupt der Huronen.
Eine Stunde nach geſchehenem Begräbniffe, begaben ſich die Iroqueſen vom Berge unter
YAnführung des Heren von Joncaire zu den Huronen, um ihr Beyleid zu verfihern. Gie
verehreten den Leidtragenden eine Sonne und ein Halsgehaͤnge von Porcellan, ermahneten
ſie, in den Fußtapfen ihres beruͤhmten Landesmannes zu wandeln, allezeit einig unter einan⸗
der zu bleiben, und den Gehorſam gegen ihren gemeinſchaftlichen Vater Ononthio nicht aus
den Augen zu ſetzen. Die Huronen verſprachen es; und man hat ſeitdem nie einige Urſache
über fie zu klagen gehabt. "Doch der größte Sobfpruch des verftorbenen Hauptmannes war.
diefer: Daß man vorigt efwas, daran man bisher nicht einmal gedenfen durfte, nämlich alle
Bolfker Neufrankreichs in einer einzigen Stadt vereiniget fah, und daß man wußte, es fey
diefe Eintracht geößtentheifes fein Werk. | |
Den folgenden Tag wurden viele befonbere Verſammlungen gehalten, darinnen ſich Die Iroque⸗
die Jroqueſen über das Mistrauen, das man In ihre Aufrichtigkeit ſetzete, beſchwereten, und fen —
Berficherten , wofertn man ihnen ihre gefangenen Landesleute wiedergebe, fo werde man >
feine Urſache haben, das auf ihr Wort gefegte Vertrauen zu bereuen, Der Ritter Callie⸗
res zeigete ihnen zwar den Ungrund ihrer Beſchwerung, und zählete ihnen die Urfachen,
warum man ihrentwegen in Sorgen ſtehen müffe, nacheinander her. Unterdeffen wollte
er ihnen doch nicht die geringfte Entfehuldigung übrig laſſen, verfprach alſo, ihe Verlangen
denen Nationen, die es angehe, vorzutragen, und zu unterftüßen, Er that e8 in ber That.
Denn weil er ſchon mit Ratten aus der Sache gefprochen hatte, und diefer nebſt vielen an⸗
dern , die fich auf deſſelbigen Einficht verließen, der Meynung geweſen war, man follte denen
an zu Gefallen leben: fo wageteer es, und der Erfolg zeigete, daß er recht gethan
atte.
Unterdeſſen war gleich anfaͤnglich ein Sterben unter die Wilden gekommen, und hatte Die Wilden
viele der Angeſehenſten in die andere Welt geſchicket. Am alleruͤbelſten wurden die Huro⸗ ſterben dahin.
nen miegenommen, wie fie denn auf die Meynung geriethen, man habe fie beheret, daß fie
Allg yniceinander zu Grunde geden müßten. Ja, es verlangeten fo gar einige vom Pater
njelr an, er ſollte Geiftliche aus dem En verfehreiben, Damit fie dem
; 44943 te
494 Gefchichte und Beſchreibung
io; ¶ die Kunſt aufchäten. Bey diefer Gelegenheit zeigere Gott auf eine offenbare Weiſe, daß et
ber Menſchen Herzen in feiner Gewalt habe; denn ungeachtet einige Uebelgeſinnete ausfprenz
geten: Die Franzoſen hätten nur deswegen fo viele Völker zufammen berufen, Damit fie ih—
nen den Garaus machen koͤnnten: fo war doch Fein einziger Heide, der nicht vor feinen
Tode getaufet feyn wollte, noch) ein einziger Chriſt, der nicht in folchen Gefinnungen, als ei:
nem wahren Ehriften anftandig find, geftorben wäre, R5
Letzte allge ⸗Unnterdeſſen bemuͤßigte dieſer Zufall ven General, daß er auf ven Schluß des Frie⸗
mein Vere dens drang. Alles und jedes war in den befondern Gehören fehon ausgemachet worden,
ſammlung. folglich nichts weiter übrig, als die vergfichenen Puncte zu unterfchreiben, und den Frieden
öffentlich Fund zu machen. ° Er: beftimmete alfo den 4ten Auguft zur: legten allgemeinen
Verſammlung, und ſuchte alles mögliche zu veranftalten, damit diefe Handlung mit großer
Pracht und Herrlichkeit vorgehen möchte. Man fuchte zu diefem Ende eine große aufer-
Halb der Stadt gelegene Ebene aus, und umgab fie mit doppelten Schranken, hundert und
acht und zwanzig Schub lang, und zwey und fiebenzig breit. Der Raum zwiſchen beyden
Schranken betrug fehs Schuhe, An dem einen Ende wurde für das Frauenzimmer und
die. Bornehmen aus der Stadt ein bedecfter Saal neun und zwanzig Schuhe lang, und un-
gefähr eben fo breit aufgebauet, Rings herum ftunden die Soldaten; in die Schranken
ſelbſt ftellete man dreyzehnhundere Wilde in fhönfter Ordnung.
Rede des Meben dem Großftatthalter ftund der Herr von Champigny, der Ritter Vaudreuil
Herrn Eallier und andere vornehme Dfficier. Er felbft faß an einem Orte, da ihn jedermann fehen und
vos bören konnte, und redete zuerft, Er trug fürzlih vor: man wäre im vorigen Jahre wegen
‚eines allgemeinen Friedens einig geworden; es wären aber von allen Mord- und Weſtvoͤl⸗
fern nur die einzigen Huronen und Utauais zu Montreal erſchlenen. Er hätte alfo ven
übrigen zu willen gethan, fie möchten Abgeordnete fehickten; denn er wolle ihnen, wenn fie
alle beyfammen wären, die Streitart förmlich aus der Hand nehmen, und allen denen,
Die ihn für ihren Vater erfenneten, ankündigen, er wolle Fünfeig der einzige Schiedsrichter
ihrer Streitigkeiten ſeyn. Sie möchten alfo das Vergangene in Vergeſſenheit ftellen, ihre
Angelegenheltenin feine Hände geben, und der genaueften Gerechtigkeit verfichert leben.
— Weil ihnen der Krieg nicht den geringſten Vortheil verſchaffet Habe, jo müßten fie deſſelbi⸗
gen ohne Zweifel überbrüßig feyn, und fie würden ihm für alle feine Bemühungen, ihnen
Friede zu verſchaffen, dereinft unendlichen Dank fügen, wenn fie nur die, Süßigfeie defiel-
bigen vecht gefoftet hörten, :
Als feine Rebe zu Ende mar, fo verdollmetſchte fie der Pater Bigot den Abenaquiern
in ihrer Sprache. Eben dergleichen that Nicolaus Perrot bey den Miamiern, Zitine-
‚fen und andern weftlichen Wilden; der P. Barnier bey den Huronen, der P. Bruyas
bey den Jroquefen, und der P. Anjelvan bey den Utauais und Algonguinen, Sie gaben
ihre Einwilligung alle mit einander durch ein großes Geſchreh, das man wer weis wie weit?
hören Fonnte, zu vernehmen, Hernach theilere man unter die ſammtlichen Oberhäupter
Gefchenfe aus, Sie ihres Ortes erhuben ſich einer nach dem andern, von ihrem Sitze,
traten in ihren langen Pelzroͤcken mit abgemeſſenen Schritten zu dem Statthalter, und
zn ihm ihre Gefangenen, nebft einigen Gefchenfen , deren Verſtand fie zugleic)
erklaͤreten.
Sie redeten alle mit einander ungemein verſtaͤndig; ja, es trugen fo gar einige ihr
Wort mit größerer Höflichkeit vor, als man bey wilden Rednern geſuchet hätte, Rn
: derli
von Neu⸗Frankreich. XVII Buch. 495
derlich machten fie viel Weſens davon, daß fie der Liebe zum Frieden ihre eigenen Bortheile yon
aufopferten, und zwar bloß um ihrem Vater gefällig zu ſeyn. Denn übrigens frageten fie
nicht das geringfte nad) den Seoquefen, und glaubeten auch nicht, Daß fie es aufrichtig mey⸗
heten. Der General fagete einem jedweden einige höfliche Reben , und übergab die Ge⸗
fangenen fo, wie man fie ihm überlieferte, ben Iroqueſen. |
Allein, fo ernſthaft diefe ganze Handlung auf Seiten der Wilden war, fo lächers * Be
lich Fam fie den Franzofen vor. Denn die meiften Abgeordneten, abſonderlich der entlege- x, i —
nen Boͤlker, erſchienen in einem hoͤchſtſeltſamen Aufzuge, welcher ſich zu dem vornehmen und
ernfihaften Weſen, das fie an fich nahmen, im allergeringften nicht reimete,
| Der Algonquinen Anführer war nicht anders, als ein canadifcher Reifender gekleidet;
dabey hatte er feine Haare wie einen Hahnenkopf aufgeſetzet, und einen rothen Federbuſch, wel⸗
cher den Kamm vorſtellete, und hinten hinab hing, darauf geſtecket. Es war ein junger,
langer, wohlgeftalteter Menſch, und eben derjenige, welcher nebft dreyßig andern eben fo
jungen oder noch jüngern Kriegen feiner Nation bey Catarocuy eine troquefifche Partey ger
fhlagen, und den fogenannten Schwarzkeffel, der Innontaguer großes Kriegeshaupt, er⸗
leget hatte, welche beberzte That den Sroquefen mehr als fonft etwas Luſt machte, ſich mit
den Franzofen und ihren Bundesgenoffen zu vergleichen. Diefer Wagehals nun frag mit
einem edlen freyen Wefen zu dem Herrn Callieres, und fagetezu ihm: „Mein Vater! ich
„verftehe mich nicht aufs Nathgeben: allein, ich Höre beine Stimme allemal. Du haft
Srieden gemacht; damit habe ich alles Vergangene vergeffen.,,
Das Dberhaupt der Puteuatamier, Namens Onanguice, hatte ſich die Haut von ei⸗
nem jungen Stierfopfe über den Kopf gezogen, ſo, daß die Hörner über die Ohren hinab
Bingen. Der Mann war wegen feines fiharfen Berftandes, guten Gemüthes und feiner
großen Zuneigung gegen die Franzoſen beruͤhmet. Er hielt auch) in der That. eine ſehr
ſchoͤne und böflihe Rede, . — ar
Der Utagami hatte ſich das ganze Geficht roth bemalet, und eine alte ftarf gepuderte,
aber. nicht ausgefämmete Perude auf den Kopf gefeget, fo, daß er fürchterlich und lächerlich
zugleich ausfah. Weil er weder Muͤtze noch Hut hatte: fo nahm er feine Peruce vor
dem Generale ab. Es entftund ein gewaltiges Gelächter darüber : doch das machte ihn
nicht irre; denn er dachte vermuthlich, man lache aus Wohlgefallen über fein zierliches Be—
ginnen. Sein Vortrag wars et hätte Feine Gefangenen bey fich ; denn fie wären ihm alle
weggelaufen, „Mebftbem, fubr er fort, habe ich auch mit den Iroqueſen nie viel zu ſchaf⸗
„fen gehabt, wohl aber muß ich mich immer nit den Siuxen herumſchlagen.
Der Springer hatte ſich mit einem Federbuſche einen Schein, wie die Heiligen haben,
um den Kopf gemachet. Cr ſagete; feine Gefangene habe er bereits alle miteinander, in
Freyheit gefeget, und Bitte er nur um bie Gewogenheit feines Vaters. Die angefeffenen
Seoquefen und Abenaquier redeten zuleht, und bezeugeten einen großen Eifer für das Wache
um der frangöfifehen Pflanzlande, Man glaubere ihren Worten um. defto leichter, weil
fie waͤhrenden Krieges ben Inhalt ihrer Nede durch ihre Werke beftätiger hatten,
3 Ws die ſammtlichen Abgeordneten mit ihrem Vortrage fertig waren: ſo warf jedermann
die Augen auf den iroqueſiſchen Worthalter, welcher bisher immer gefehwiegen hatte. Sei⸗
Ne Rede war fehr kurz, und bes Inhaltes: Diejenigen, Deren Worthalter er wäre, mürden
Bald in Wecke felbft zeugen, DaB man mit größsem Unrechte einiges Misſtxquen je ni
\ : ufrich⸗
496 Gefchichte und Beſchreibung
wor: auftichtige Gefinnung fegete. Sie würden jedermann, auch die alferungläubigften von ih:
ver Treue, Redlichkeit und Ehrerbietyung gegen ihren allgemeinen Vater überführen.
Hierauf brachte man den fhriftlichen Auffag des Friedens. Er wurde von acht und
dreyßig Abgeordnerenunterzeichnet 2). Nachgehends Fam die große Friedenspfeife. Herr
Eallieres vauchte zuerft daraus, bernach der Intendant, fodann Herr vom Vaudreuil und
mit einem Worte alle Oberhäupter und Abgeordnete nach der Reihe. Endlich fang man
das Te Deum. Nach diefem erfchienen große Keffel, darinnen man drey Ochſen gefochet
hatte, Man legete einem jedweden ohne Lärm und Verwirrung nach Ueberfluß etwas vor,
und jedermann war luſtig. Zum Beſchluſſe wurden. einige Böller und. Stuͤcke losgebrannt ,
auf dem Abend aber die Stade beleuchtet und Freudenfeuer angezündet.
Die oben Den öten ließ Herr Callieres die Abgeordneten der obern Nationen vor fih, und far
Esan.ie gete: ungeachtet er nicht, fonderliche Urſache habe, mit einigen unter ihnen zufrieden zu
hör. ſeyn, fo. wolle er doch, aus Liebe zum Frieden, Die Fehler, ihrer Aufführung vergeffen; der
geftalt verzeihe er den Sakiern den Tod des ermordeten Sranzofen, weil fie fih gegen den
Heren Eourtemanche zur Auslieferung des Mörders erbothen, und durch ihren. Abgeordnes
ten eine Genugthuung, Damit er zufrieden feyn wollte, geleiftee hätten.
Die Abgeordneten der Illineſen waren unterwegens geftorben, haften aber vor ihrem
Ende die Beforgung ihrer Gefchäffte dem Dnanguice aufgetragen. Dieſem befahl der Ges
neral, den Illineſen zu melden, wenn fie kuͤnftig die Sranzofen wieder ausplündern würden,
p oe mehr, 52* dem bloßen Erſatze des Geraubten zufrieden ſeyn. Auf
leiche Weiſe redete er auch mit einigen andern, welche glei er an ſi en, und
a ihnen, fie ——— ihm nik en Bra. ai re „der
zu ihrem Ungehorſame nicht wie bisher, Durch Die Singer jehen würde, *
Nachgehends theilete er die Geſchenke des Koͤniges unter ſie aus. Weil die Utauais
den P. Anjelran, nebſt dem Nicolaus Perrot verlangeten: fo verſprach er zwar, ihre Bitte
zu erfuͤllen, abſonderlich, weil der Miſſionarius ſelbſt mit ihnen zu gehen geneigt waͤre; ſie
muͤßten aber eine beſſere Gelehrigkeit, als bisher, gegen ſeine Unterweiſung aͤußern. Ihr
Abgeordneter bath auch, man moͤchte doch keinen Brandtwein mehr verfuͤhren laſſen; denn
er verwirre den Verſtand, und bringe junge Leute auf allerley Ausſchweifungen von ſchlim⸗
mer Folge. Alle Anweſende billigten fein Verlangen, ‚doch mit Ausnahme eines einzigen
huronifchen Haupfmannes, ber ein großer Säufer war, und ſich zum Voraus fehon mit eis
nem guten Vorrathe verforget hatte. | ya
Die Iroque⸗ Den folgenden Tag forderte der Öeneral die iroquefifchen Abgeordneten vor fich, ſtel⸗
jen gleichfalls. lete ihnen vor, fie würden Feiner Entfhuldigung fähig, wohl aber fines äußerften Grim-
mes würdig feyn, wenn fie ihre Gefangenen nicht Tosliegen. Demnach follten fie Diefelbi-
gen dem Heren Soncalre, welchen er ihnen zu Diefem Ende mitgeben noolle, einliefern. Er
verfpräche Dagegen, daß jediveber, der Luſt Hätte, wieder in ihr Sand umzufehren, völlige
Freyheit dazu haben follte; gleichwie denn diefes mit denen Gefangenen, weiche ihm die Hu⸗
ronenseingeliefert hätten, gleichfalls gefchehen wäre. ji |
Mebftdem band er ihnen nochmals ein, fie möchten fich, wenn etwa, gleichwie zu vers
muthen ftünde, ein neuer Krieg zwiſchen Frankreich und England ausbrechen follte, auf Feine
Seite fehlagen. Sie follten den Engländern durchaus Feine Schanzen in ihren Dörfern
oder
5) Dieſes mal machten fie andere Zeichen, als bey dem vorigen Vergleiche. |
von Neu⸗Frankreich KVI Buch, 497
oder an ihren Fluͤſſen anlegen laffen: denn diefes ſey nicht nur ihnen hoͤchſt nachtheilig, ſon⸗ 170ꝛ.
dern er werde es auch nicht leiden. Zwar hatte er ungemein gern gefehen, wenn fie Jeſuiten —
verlanget haͤtten, weil er wohl wußte, es ſey die Gegenwart dieſer Miſſionarien das aller⸗
kraͤftigſte Mittel, ſie bey einer genauen Unparteylichkeit zu erhalten. Da es ihm aber des⸗
wegen an einem Befehle vom Hofe fehlete: ſo wollte er nichts davon erwaͤhnen, ſondern
ſuchete es durch andere Mebenwege, die ihm auch nach Wunſche gelangen, dahin zu bringen,
Endlich eröffnete er ihnen auch feine Meynung, wegen des neuen Wohnplaßes auf der
Landenge. Er hatte, um die Wilden anzuloden, fehen im Brachmonate den Herrn de la
Motte Cadillac mit etwa hundert Mann und einem Jeſuiten dahin abgeſchicket, und des⸗
wegen ſo ſehr geeilet, weil er beſorgete, wenn die iroqueſiſchen Abgeordneten ankaͤmen, und
einen Aufſchub in der Sache verlangeten, ſo moͤchte eine abfihlägige Antwort dem Friedens⸗
gefchäffte eine Hinderniß in den Weg legen; dahingegen er nad). geſchehener Sache mebr
Recht habe, darauf zu beharren. In der That, wäre es nicht fehon fo weit Damit gefoms
men gewefens fo hätten ihn die Schwierigkeiten, die fie vortrugen, alferdinges in Berlegens
heit gefeger, vorige aber ließen fie ſich endlich bereden, abfonderlic weil er ihnen vorftellete,
die Engländer würden ſich ohne Zweifel felbft an dieſem Orte feftgefeget , und dadurch den
Krieg mitten in ihre Länder gefpielet haben, wenn er ihnen nicht zuvor gefommen wäre.
Die Agnier harten, wider ihr Verſprechen, die Friedensverfammlung nicht beſchicket, Die Agniee
und der General außerte deswegen gegen bie Abgeorbneten ber übrigen Orte eine Empfindlich⸗ freten dem
keit. Doch es waren dieſe legtern Faum von Montreal abgereiſet: fo erfchienen die Agnier, Frieden bey.
und unterfihrieben nach vorläufiger Entfhuldigung den Vergleich, Mac einiger Zeit Fam
Joncaire wieder, brachte aber ſehr wenige Gefangene mit, weil die uͤbrigen ſchlechterdinges
nicht mitgehen wollten. Man glaubete, oder ſtellete ſich doch wenigſtens, als ob man glau⸗
bete, die Jroqueſen wären außer Schuld: damit blieb es dabey. *
Im folgenden Jahre ließen die Orte dem Herrn Callieres durch eine feyerliche Ge- Garakonthle
ſandtſchaft ihre Dankſagung wegen des Friedens abſtatten, gleichwie denn einige obere ſtirbt.
Bolker eben dergleichen thaten. Doch die ſtaͤrkeſte Hoffnung wegen der. Dauerhaftigkeit "7°
dieſes Friedens, war das Verlangen der Iroqueſen nach Jeſuiten. Zugleich meldeten fie
das Abfterben des Garafonthie, welcher den Franzoſen bis an ben legten Athem nügliche
Dienfte bey feiner Nation geleiftet hatte, Sie ftelleten dem Generale feinen Better vor;
dieſer erboth fich, der Franzoſen Geſchaͤffte an ſtatt feines verftorbenen Oheims zu beforgen,
wurde auch angenommen.
Der General winfchete viel zu eifrig, Die Iroqueſen möchten ſich aus eigener Bere
gung Miſſionarien ausbitten, als daß er fie nicht gleich beym erſten Worte gehalten hätte;
und weil er eine ziemliche Anzahl Miffionarien ſchon in Bereitſchaft hielt , fo ſchickete er übers
al welche hin. Herr Maricourt mußte fie ins fand führen; fie wurden auch auf das Be⸗
- fteampfaugen. Nun Hatten zwar freylich die Iroqueſen zur chriftlichen Religion vorigt
eben fo wenig $uft, als vorher: unterbeffen aber war es doch der Neligion gleichwohl zutraͤg⸗
lich, hauptſachlich aber den Pflanzlanden viel daran gelegen, wenn es unter dieſen Barba⸗
ten Herſonen gab, die ihnen nicht nur durch ihren Stand Ehrerbiethung, fondern auch
durch ihre Gegenmark eine zuverſichtliche Hoffnung beftändiger Freundſchaft einflößeren;
die auf ihr Thun und saffen fleifiig Acht gaben, dem Generale ihe Vornehmen zeitig ſtecke—
fen, die Wilden durch ihren angenehmen Umgang auf unfere Seite fenfeten, oder doc) we⸗
nigſtens ſich einige gute Freunde machten; abſonderlich aber die Raͤnke der Engländer aus—
Allgem. Reifebefchr. XIV Band. Rrr for⸗
408 2 Gefchichte und Beſchreibung
wo2. forfhen und vernichten koͤnnten. Denn fo lange die Engländer die Sroquefen nicht auf ih⸗
Feindſeligkei⸗
ten der Eng⸗
loͤnder.
Verſchiedene
rer Seite haben, darf man in dieſer Gegend von America wenig nach ihnen fragen.
Weil nun Herr Callieres eben um die Zeit, da er von dem zwifchen Frankreich und
England ausgebrochenen Kriege Nachricht befam, auch mit ben Iroqueſen zu Stande war ;
fo Hiele ex gleichfam für unfehlbar, es würden die Engländer, fo viel America betreffe, ven
aflererften Verſuch entweder auf Acadia oder auf die Inſel Neuland vornehmen. Es
traf auch feine Muthmaßung richtig ein. Bald darauf erfuhr er, der Feind habe Plai-
fance angreifen wollen. Nach einiger Zeit lief abermals Nachricht ein, der Anfchlag fen
zu Waffer geworben, indem der Feind es dabey bewenden laffen, daß ex einige Fiſcherfahrzeu—
ge geplündert und verbrannt. “
Weit größere Sorge verurfachere ihm Acadia, indem es nicht fo gut befeſtiget, und
weit ſchwerer zu behaupten war, als Plaifance. Doc) diefe Bekuͤmerniß legete ſich wenigftens
doch auf eine Zeitlang, da ihm vom franzöftfchen Hofe gemeldet wurde, man rede ſtark da-
von, als ob diefe Landſchaft eine dauerhafte Verfaſſung bekommen , und mit einer ftarfen
Anzahl Einwohner befeger werden follte,
Die Sache war gewiß; ja, dem Bifchofe von Quebec, welcher damals in Frankreich
Anfehläge wer war, kam die Sache fo eunftlich vor, daß er ſchon Anſtalt machte, Acadia mit einer geiftlis
ser Acadia. chem Pflanzfchule zu verforgen, damit man bie benoͤthigten Leute für die künftig anzulegens
den Pläße wicht erſt aus Canada, wo fie nicht überflüßig waren, verfchreiben dürfte,
Anfoͤnglich warf er die Augen auf die Benedictiner vonder Kongregation St. Mauri:
es wollte aber ber General dieſer Eongregation ſich nicht nach feinem Sinne bequemen
Hierauf wendete er fich an die Prämonftratenfer, abfonverlih an ven regulirten Abe zu
St. Andre aur Bois in der Picardie. Diefer war hierzu ganz willig; ja,er wollte feine eige-
ne Perfon der acadifchen Million widmen, Allein, die Supertoren befagten Ordens ver-
Sangeten folche Bedingungen, welche der Bifchof entweder nicht eingehen konnte, oder nich
wollte ; und da bald darauf der Hof an die Bevölferung Headiens nicht weiter gedachte:
fo blieben alle geiftliche und weltliche Dinge dafelbft wie fie waren.
Die Eng- Der Ritter Billebon war im Heumonate des 1700 Jahres mit Tode abgegangen,
Kinder bedro: und Kerr von Brouillan von Plaifance als Befehlshaber nach Acadia verfeger worden,
hen Nenfrank· Dieſer num hatte die Meuengländer bald auf dem Halfe, Die Baftoner verurfachten
xcich.
großen Schaden an allen Kuͤſten, und nahmen an ſelbigen viele Schiffe weg. Nachge⸗
hends erfuhr er, man halte zu Baſton die franzoͤſiſchen Gefangenen ungemein hart, die
Koniginn von Großbritannien habe verbothen, den geringſten davon auszutauſchen, und
der Statthalter wolle den Hauptmann Baptiſte, einen trefflichen Partengänger, hängen iaſſen.
Denn diefer war unfer dem Borwande, er waͤre ein Seeraͤuber, währenden Friedens nicht
losgekommen. ir
Auf diefe Nachricht ſchickete er einen eigenen Bothen nah Bafton, und ließ dem
Statthalter drogen , er werde bey Gelegenheit ein gleiches ehun. - Diefe Erklärung rettete
dem armen Baptiſte das Leben; dagegen brachte des Herrn Brouillans Abgefandter die
Nachricht mit, man erwarte in dem baftonifchen Hafen engliſche Kriegesſchiffe, welche Que: _
bec belagern, auch in dem Geebufen, ja gar im Sorenzfluffe Ereuzen, and Fein frangöfifches
Fahrzeug durchlaffen ſollten. Le
Die Wilden Herr Brouillan fertigte eben diefen Mann fogleich mach Quebec ab, damit er dem
rühren ſich. Herrn Callieres Bericht Davon erſtatten möchte. Doch dieſer hatte ſchon von der Sache
gehoͤ⸗
von Neu⸗Frankreich. XVII Buch. 499
gehdret ; überbiefes erfuhr er vorige nochz der neuyorkiſche Sandausfchuß fen bereits auf dem
Wege nach Bafton begriffen; die Engländer drangen darauf, es follten die Jroqueſen ihre
Miftonarien aus dem Sande jagen; es hätten es auch einige Drte verfprochen ; ja es trie⸗
ben viele von unfern alten Yundesgenoffen durch Bermittelung der Iroqueſen Handlung
mit ihnen, und fehöben die Schuld auf den hohen Preis unferer Waaren, Die Duelle
diefer alten und nur allzuguf gegründeten Klage war zum Theile die Armuth Der canadifchen
Einwohner, theils der Geiz der Kaufleute in Frankreich und Canada. Dergeftalt hatten
die Wilden allemal eine Entfihuldigung im Vorrathe, damit fie ihren Wankelmuth
Ober ihre böfe Geſinnung bemaͤnteln konnten.
1408.
Das allernothwendigite bey diefen Umftänden war, die Ränfe der Engländer bey den Tod des Rit⸗
Jroqueſen zu vernichten; daher ſorgete er auch vor allen Dingen dafür. Nachgehends get nu
fchrieb er um friſche Mannſchaft nach Hofe; er dachte auf Vollendung der quebecifchen Ber 7,
feftigung, und machte überhaupt alle Anſtalten, die ihm feine Erfahrung und Geſchicklich⸗
keit an die Hand gaben. Er ſelbſt war Neufrankreichs größte Stuͤtze: zum Ungluͤcke aber
verlor man biefelbige, da fie am allernothwendigſten fiel. Er ſtarb zu Quebec den 26ſten
May 1703, und wurde alſo bedauret, wie es der vollkommenſte General, den Neufrankreich
je gehabt, und ein Mann, von welchem es die wichtigſten Dienſte empfangen hatte, billig
verdienete. —
Nach feinem Ableben blieb die oberſte Gewalt in den Händen des Marquis de Baur Hert Vau⸗
breuil, Befehlshabers zu Montreal. Er war bey den Wilden fehr beliebt. Seine indrenil folget
dem letztern Kriege bey mancher Gelegenheit erzeigte Tapferkeit, nebft feinem edlen und Prim te:
angenehmen Weſen hatte ihm bey allen Franzoſen Siebe und Hochachtung erworben, Nebſt—
dem hatte er feinen Mitwerber, über welchen ihn feine Stelle, feine Erfahrenheit, und feir
ne Renneniß der canadifchen Angelegenheiten nicht weit erhoben hätte. Denn was Herrn
Ehampigny betrifft, welcher des Herrn Callieres Mitwerber geweſen wars fo lebete derſel⸗
bige voritzt in Frankreich, und gedachte an America nicht mehr.
Demnach wurde die Bitte aller derer, die um den Marquis anbielten, gewaͤhret. Ya,
da ihm der König ſeit der Ueberrumpelung von Balenciennes durch Die Moufquetaires, darun⸗
ter er damals dienete, gar öfters Merkmaale feiner Gnade gegeben hatte: fo fhien dag ges
meinfhaftliche Verlangen aller neufrangöfifchen Sandftände, Seiner Majeftät Vergnügen
zu machen. Mit einem Worte, es verurfachete die Nachricht von feiner Erhebung eine
um fo viel aufrichtigere Freude, weil fein Bezeugen waͤhrender Zwifhenregierung, jedermann
bereits in der Meynung beftärfet hatte, eg wäre zu der Stelle, dahin Seine Majeftät ihn er=
Bub, fein Menfeh tüchtiger, als eben er.
Weil er wohl wußte, wie viel an ben Stoquefen gelegen ware: fo begeugete er ſich gegen
Abordnumg
die Tſonnonthuaner, die ihn bald nach des Herrn Callieres Ableben beſuchten, ungemein der Tfonnon-
freundlich. Ja, er ſchickete den Heren Joncaire mit ihnen nach Haufe, welcher in feinem thuaner.
Gewerbe fo glůcklich war, daß er einen ihrer vornehmiten Oberhaͤupter mit ſich nach Mont⸗
real brachte. Der Wilde dankete dem Marquis erſtlich dafuͤr, daß er ihnen gegen alle, die
fie beleidigen wollten, Schuß verfprochen hätte; er bezeugete hernach, wie ſehr es ihn fehmerzete,
daß die Imnontaguer dem Marquis noch nicht Hätten Gluͤck wuͤnſchen laſſen, und daß fie, wie
Aajpiene, nichts Gutes im Schilde führesen; hernach fegete er feine Rede folgender Ge—
t fort,
Rrr2 „Was
500 Geſchichte und Beſchreibung
mo 7,» Was ich dir voritzt ſagen will, das haben wir noch nie einem Menfchen geoffen:
— — „baret. Bisher haben wir immer behaupter, unfer fand gebörete fonft niemanden , als
: „uns felbft, und eben deswegen ergriffen wir auch die Entſchließung, bey allem, was
» zeifchen euch und den Engländern vorgehen würde, bloße Zuſchauer abzugeben. Aber
„nun überreiche ich Div, Doch in geheim, ein Geſchenk zum Wahrzeichen, daß wir dir
„das uneingefchränfte Eigenthum unferes Landes übertragen. Sollten wir alfo irgend
» Berdruß befommen, oder deiner Hülfe nörhig haben: fo betrachte uns als deine Kinder,
„und fege uns in den Stand, daß wir unfer heutiges Unternehmen behaupten Fönnen.
„Was die Miffionarien betrifft: fo Fannft du ficher glauben, ich werde licher das Seben,
„als dieſe feute aus meinem Baterlande laffen.„ Diefes Berfprechen befräftigte er durch
ein abermaliges Geſchenk; und durch das dritte verlangere ex es möchte Joncaire den
Winter über bey ihm verbleiben,
\ Teganifforeng Der Marquis bewilligte ihm eine Sache, die er noch heftiger, als jener, mwünfchete,
fmmt nach mehr, als zu gern, Soncaive veifete folglich mit diefem Abgeordneten ab. Bald darauf
Montreal. Fam Teganifforens nah Montreal, und bezeugere ſich bey dem Gehöre, das ihm der Mar:
quis gab, fo verdrießlich, daß man von der Urfache feiner Ankunft wenig Gutes hoffete.
Endlich Fam es ‚heraus, Er fagete: „Die Europäer haben fehlechte Gemuͤther. Sie
„machen unter einander Friede, und greifen um der geringften Urfache willen wieder nad)
„der. Streitart, Wir unferes Ortes verführen ganz anders, Es gehöret viel dazu, wenn
wir einen einmal unterfhriebenen Vergleich brechen follen., Hierauf meldete er, fein
Drt werde fich in dieſen Krieg nicht mifchen; weil er ibn weder auf einer, noch auf ber
andern Seite gut heiße. Mehr verlangete Herr von Baudrewil nicht, Dieſes ſchaͤrfete er
dem Wilden ſattſam ein; ja, damit die Iroqueſen nicht den mindeſten Vorwand hätten,
von ihrer für Neufrankreich hoͤchſt vortheilhaften Unparteylichkeit abzugeben: fo beſchloß
er, gar Feine Partey gegen Neuyork auszuſchicken. Dieſes aber rechnete er dem Teganif-
forens als eine befondere Gefälligfeit an; und der Wilde verfprach Dagegen ‚ es follten die
in feinem Orte befindlichen Miffionarien da bleiben.
Unterneh: Eben das, was der Marquis that, um die Iroqueſen zur UnparteylichEeit zu bewe⸗
ung SR gen, bas wollte man zu Baſton mit den abenaquifchen Bölferfchaften ebenfalls thun:
Neuengland. offen, es war zu fpät. Here Vaudreuil brachte.eine Partey von diefen Wilden zufammen,
gab ihnen den Sieutenant de Beaubaſſin nebit einigen Franzofen mie, und fehickere fie nach
Neuengland, Hier verheereten fie etwas weniges vom Sande: tödteten aber doch dreyhun-
dert Perſonen, und das war fihon genug; denn das Hauptwerk war ‚ die Abenaquier auf
eine folche Weiſe in den Krieg zu verwiceln, daß fie nicht wieder zuruͤck koͤnnten.
Als die Engländer Feine Hoffnung mehr hatten, dieſe Wilden zu getvinnen: ſo fie-
fen fie mit Ausgange des Herbftes in ihr Sand, und fhlugen alles todr , was fie fanden.
Spore Oberhäupter verlangeren Benftand von dem Marquis, und diefer ſchickete ihnen
mitten im Winter zweyhundert und fünfzig Mann, unter Anführung des abgedanften. -
Sieutenants, Herrn Hertels de Rouiffe; denn diefer vertrat bereits die Stelle feines Va⸗
ters, der wegen Alters und Schwachheit feine weiten Züge mehr thun konnte, mic vielem
Ruhme. Rouille hatte noch viere von feinen Brüdern bey fi. Er überfiel die Englän-
der, ſchlug viele todt, und nahm hundert und fünfzig gefangen. Dagegen verlor er nicht
mehr, als drey Franzoſen und einige Wilden; wurde aber felbft verrounder,
Auf
von Neu⸗Frankreich XVII Buch. ʒor
Auf der Inſel Neuland hatte das Parteygehen ebenfalls erwuͤnſchten Fortgang. 703.
Der — * Herrn Brouiflans im Befehlehaberamte zu Plaifance, Herr de Su- —AMm⸗
bercaſe, war kein Mann, der den Engländern viel Ruhe goͤnnete; er hatte auch) feinen Spae eines
Dfficieven eine eben fo große Hitze eingeflößet. ‚Daher verübere auch der Sieutenant bey Hfficiers.
den Zußgängern, Amariton, eine ſehr merfivürdige That. Gr beftürmete Ferryland
Aue mit vier Soldaten und etwa acht und vierzig Freiwilligen und Matrofen bey hellem
lichten Tage, und nahm es dreyhundert Englaͤndern, die im Hafen waren, vor der Naſe
weg, ohne einen Mann zu verlieren. Er eroberte auch fuͤnf Haͤuſer und drey Nachen,
oder kleine Fahrzeuge.
Aber das konnte er nicht hindern, daß eine Brigantine zwey Kriegesſchiffe, die an
den Peterinſeln vor Anker lagen, herbeyrief. Sie erſchienen auch, als unſere Helden
noch in Ferryland waren, Kaum hatte Amariton fo viel Zeit, daß er ſeine eroberte drey
Nachen in Brand ſtecken und in den Wald entſpringen konnte. Sogleich ſchicketen ihm
die Engländer dreyhundert Mann nad), nebſt zwo bemanneten Schaluppen. Dirfe er⸗
reicheten ihn zu Freinouſe. Damit uͤberfiel ſeine Leute ein heftiges Schrecken. Sie liefen
alle, einer da, der andere dort hinaus: nur er allein nebſt etwa. zwoͤlf Mann flug fich
dermafien tapfer herum, daß ibın Fein Menfch etwas anhaben konnte, und floh glücklich.
bis nach Dlaifance.
Sn Canada verwunderte man fih über bie Unthätigfeit der Engländer auf befag- Verſuch der
eer Inſel. Allein, vermuthlich hatte man zu Quebec von ihrem Anſchlage, welcher zu Englaͤnder
Plaiſance ſelbſt nicht gruͤndlich bekannt war, noch nichts gehoͤret. Sie wollten naͤmlich auf Plaiſance.
ſich zum Meiſter dieſes Hafens machen; es wurde auch wirklich der ganze Anſchlag bloß
aus einem Verſehen desjenigen, der ihn ausführen ſollte, zu Waſſer. Der Mann hieß
Graydon. Sein Berhaltungsbefehl lautete: er follte Das Geſchwader, das man ihm in
England: anvertrauete, in die englifhen Pflanzlande führen; den fänmtlichen tandaus-
fhuß daſelbſt zu verfammeln, und, um Plaifance zu belagern, nad) Neuland überfegen.
Zwar hatte man die Yusrüftung in afler Stille vorgenommen ; gleichwohl wurde Die Sache
laut, ehe das Geſchwader unter Segel gieng. Die Schuld davon wurde dem Graydon
beygemeffen , weil man vorgab, er ware der Regierung nicht günftig.
Noch Hatte man ihm befohlen, er follte nicht etwa, um Jagd auf ein. feindliches
Schiff zu machen, aus feiner Straße weichen, Allein, er war in dieſem Stuͤcke gehor—
famer , als man vieffeicht gern gefehen hätte. Denn er entdeckete vier franzoͤſiſche Krie⸗
geeſchiffe, die ihren Lauf nach Breſt richteten, und. dem Anſehen zu Folge ſchlechte Ge—
genwehr thun konnten. Dieſe ließ er zwar erkundſchaften: als er aber einige Stuͤckſchuͤſſe
vernahm, ſo rief er die Seinigen zuruͤck, und ſetzete feinen Weg fort. Nachgehends er-
fuhr man, es ſey das Geſchwader des Herrn Ducaſſe geweſen, das von Carthagena und
andern americaniſchen Häfen zuruͤck kam, und wie man vorgab, mehr, als acht Millio—
nen Stücke von Achten gemünztes Gold an Bord Hatte,
Als Graydon in die englifchen Pflanzlande kam: fo führete er ſich wie ein gewiſſer
englifcher Geſchichtſchreiber melder, alfo auf, als ob er nicht zu der Königinn Dienfte,
ondern um das Sand in Furcht zu fegen, da wäre, Machgehends verfammelte er zwar bie
Gange Macht des Landes, Und fegelte damit nach Plaiſance: gieng aber, da er bie Franz’
30fen auf guter Hut ſtehen fand, wieder one nur einmal den geringften Berfüch
v3 zu
— Geſchichte und Beſchreibung
1704. zu wagen. Uebrigens finde ich von dieſer Unternehmung in feiner einzigen, weder geſchrie⸗
— benen, noch gedruckten franzöfifchen Nachricht ‚das allergeringſte.
Unſere Bun⸗ Ungeachtet der vorhin erwaͤhnten kleinen Vortheile, die uns weiter nichts halfen, als
desgenoſſen daß die Wilden unſere Ueberlegenheit merken konnten, hatte der Herr von Vaudreuil al⸗
ſind ſchwierig · ¶ eh ſchwere Gedanken; denn die Huronen waren zwar von Michillimakinac nach, der
Sandenge gezogen, hatten aber einen uͤbelgeſinnten und unfern Befehlshabern feit langer
Zeit verdaͤchtigen Kerl zum Oberhaupte 0), und legeten ihre Neigung gegen die Engländer
deutlich genug an den Tag. F
.
Die Utauais, davon ein Theil ebenfalls nach der Landenge gekommen mar, imgleis
chen die Miamier,, wollten durchaus den Seoquefen in die Haare, Sa, die erftern be-
giengen bie Berwegenheit, und überfielen einige roquefen, die an nichts weniger gedach⸗
fen, unter ben Stuͤcken der Catarocuyſchanze, ſchlugen auch einige todt, Auf der andern
Seite verfuchete der Befehlshaber zu Drange, Peter Schupler , fein Aeußerſtes, uns die
Orte auf den Hals zu heßenz mozu denn die nurbefagte auf unferm Grund und Boden,
ja vor unfeen Yugen, vorgegangene Feindſeligkeit ein mehr als binlängliher Bewegungs:
grund ihres Willens war. _ ‚
Doch Schunfer trieb feine Abfichten noch weiter. Er fuchete die unter ung angefef-
fenen chriftlichen Iroqueſen dahin zu vermögen, daß fie fich in feinem Bezirke niederließen.
- Er fand bey vielen Beyfall; und ihre Oberhaͤupter willigten in eine mündliche Unterredung
mit ihm. Der Befehlshaber zu. Montreal, Herr Ramezay, that zwar, um diefen Streich
abzumenden,, fein Aeußerftes: allein vergeblih. Sie wären, ohne ſich darum zu be⸗
fümmern, ob es ihn verdroͤſſe, oder nicht, wirklich zu beſagter uͤnterredung abgereiſet:
allein, zum Gluͤcke waren einige Abenaquier zu Montreal, und dieſe macheten, daß ſich
die Jroqueſen eines ſolchen für fie felbft Höchft gefährlichen, und Chriften unanfländigen
Vornehmens fhämeten,
Stänfe ber Was unter den Froquefen felbft vorgieng , das befümmerte den General nicht weni»
Engländerbep ger, als die bisher erzoͤhlten Unruhen und Ränfe, Joncaire, welchen er nebft dem Pater
ben Iroqueſen. Deitlant abermals unter die Tſonnonthuaner ausgefchicfet hatte, berichtete, es babe der
Befehlshaber von Drange eine allgemeine Berfammlung der ganzen Nation nach Onnon-
tague ausgeſchrieben, in Der Abfiht, die Orte, es möchte aud) koſten, mas es wolle, da-
bin zu bringen: 1) daß fie die Miffionarien aus dem Sande jageten; 2) die Abenaquier
am Kortfegen ihrer Zeindfeligkeiten verhinderten; 3) die Mahinganen, die fich feit kurzem
in dem agnierifhen Bezirke nieberließen, fortſchaffeten, und in ihre alte Wohnung, uns
weit Drange, wiefenz 4) die obern Nationen zu Betreibung ihres Handels in den engli-
ſchen Pflanzlanden den Weg durch das Ihrige erlauben möchten,
Yeble Geſin⸗ Zu gleicher Zeit erfuhr man, die Wilden von ber Landenge wären. zu Orange ge-
nung der Bil weſen, und dafelbft ungemein freundlich empfangen worden. Andere Wilde häften die
ben, Schanze auf der Landenge ſelbſt in Brand geſtecket, und wofern man nicht be Zeiten zu
SHülfe gekommen wäre, in die Aſche geleget, Man durfte alſo Feinem Menſchen mehr
trauen; und es hatte das gaͤnzliche Anfehen, als ob unfere alten Bundesgenoſſen unfere
ärgften Feinde werden wollten, Bey Diefer Berlegenheit, welche Durch eine neue Feind:
feligleit der Miamier gegen die Jroquefen zoch mehr anmonchs, ſah man erſt recht ein,
5 - warum
¶) Die Frangoſen nenneten ihn Yiersig Sols ‘
-
von Neu⸗Frankreich. XVII Buch. 503
warum der Ritter Callieres fo fehr gewuͤnſchet hatte, es möchten unfer den Iroqueſen ge: 7704
wiffe Perfonen , die fich beliebt machen, und fie ihres wahren Nutzens erinnern koͤnnten, Er
zugegen ſeyn.
In der That, als man beforgete, die Jroqueſen möchten, theils aus Kachbegierde, Verfahren der
cheils auf Anſtiften der Englaͤnder, eine gefaͤhrliche Entſchließung ergreifen: fo befand Iroqueſen.
man im Gegentheile, Teganiſſorens habe mit allem Rechte zu Herrn Vaudreuil geſaget:
es gehoͤrete viel Dazu, wenn bie Sroquefen das einmal weggelegte Gewehr von neuem ers
greifen follten. So bald bie Nachricht von der bey Catarocuy veruͤbten unreblichen That
der Utauais einfief: fo wurde die Zufammenkunft mit dem Befehlshaber zu Orange auf
eine andere Zeit ausgeſetzet; dagegen ſchicketen die Tſonnonthuaner, als welche ganz allein
Beleidiget waren, den P. Vaillant nebft dem Herrn Joncaire an den Marquis Vaudreuil
ab, um uͤber dieſen Friedensbruch Klage zu fuͤhren.
Dieſes Verfahren machete ihm wieder gute Hoffnung; er verſprach dent Tſonnonthua⸗
nern alle gewuͤnſchte Genugthuung, ſchaffete fie ihnen auch, gleichwie die Folge zeigen wird.
Es ruͤhrete die Feindſeligkeit, davon die Rede war, von dem Misvergnügen ber Utauais
über den neuen Wohnplatz auf der Landenge herz und man merkete allmählich, es ſey diefe
Unternehmung mit gewiſſen Unbequemlichkeiten, welche Herr Caltieves fich nicht genugfam
vorftellere, verknuͤpfet. Ueberhaupt wurde fie in Canada nicht durchgängig gebilliget, ab⸗
ſonderlich von dem Marquis nicht. Mehrere Urfachen waren Dazu nicht noͤthig daß man
die ganze Sache Hiegen ließ, und alle in den entlegenen Gegenden vorgehende Unordnun—
gen und Unglüctsfälle auf ihre Rechnung ſchrieb. Vermuthlich erwog der General nicht
genugfam, daß eine zur Unzeit angefangene Sache deswegen nicht allemal vernachläßiger
oder gar aufgegeben werden muͤſſe.
k Da unterdeffen die Tfonnonthuaner nur gemeldetermaßen ſo gut gefinnet zu ſeyn ſchie⸗
nen: fo ließ ihnen der Marquis melden, er fähe es gern, wenn fie den Ortstag zu Drange
befucheten, und alle den Franzofen nachtheilige Schküffe verhinderten. Die Onnontaguer
hatte er gleichfalls auf feine Seite gebracht; denn es war, nach des Herrn Maricourt feit
kurzem erfolgten Tode, fein älterer Bruder, der Baron von Kongueil, dahin abgefhi-
cket worden, und er war in feinem Gewerbe fehr glücklich geweſen. Er befand ſich nebſt
dem P. Vaillant und Joncaire noch an beſagtem Orte, als der Befehlshaber von Orange
dahin kam. Der Tag wurde gehalten. Allein, die drey Franzoſen erſchienen mider des
Schuylers Willen dabey, und mußten die Sache fo artig zu Farten, daß man ohne end⸗
lichen Schluß aus einander gieng.
Doc; Schunfer ließ ſich das nicht abſchrecken. Als er auf feiner Ruͤckreiſe einige Neue Roͤnte
Ir oqueſen vom Ludwigsſprunge in dem Bezirke der Agnier antraf: fo lockete er: fie durch der Englaͤn⸗
Geſchenke mit ſich nach Corlar. Hier warf er ihnen vor, ſie waͤren die einzigen Urheber Det
des Krieges; both ihnen, wenn fie in feinem Sande wohnen wollten, Guͤter an, und gab
ihnen Geſchenke mit nach Haufe, Eines für ihr eigenes Dorf; zwey aber für ihre Lan⸗
desfeute am Berge und am Barfüßerfprunge, Die Bedeutung Mar, fie möchten fich we⸗
nigfteng ruhig halter, und einen ordentlichen Handel mit ihm treiben.
Die Wilden überbrachten nicht nur die Geſchenke, fordern es wurden diefelbigen
Auch von allen dreyen Dörfern angenommen. Kerr Ramezay erfuhr es ſogleich, und ſah
wohl ein, man dürfte, WM diefe Unterhandlung zu trennten, ‚Feiner Augenblick verlieran.
Zum Gluͤcke war, alles ohne Wiſſen des Oberhauptes und der Aelteſten Pe
vachte
504 Gefchichte und Beſchreibung
r704. brachte er es ohne ſonderliche Mühe dahin, dag man die Geſchenke ohne Antwort zurüds
— ſchickete. Ya, er beredete die drey Dörfer fo gar, gegen die Engländer zu ſtreifen.
- Zug des Hrt. Einige Zeit vorher waren die Abenaquier von den Engländern überfallen, und
Montigny. einige gerödtet worden. Weil fie. nun Hülfe verlangeten: fo fhiefete ihnen der Marquis
den Montigny mit etwa fünf Canadiern; denn es fam nur darauf an, ihnen Muth zu
machen, und hierzu war Montigny allein ſchon hinlaͤnglich. Er brachte in Eurzer Zeit
funfzig Krieger auf die Beine, plünderte und verbrannte eine englifche Schanze, da hin⸗
ein einige geflohen waren, und nahm eine Menge gefangen,
Viele Abena- Einige andere Abenaquier mußten von den Streifereyen der Baftoner allzuviel aus:
quier sieben ſtehen, und fiunden über Diefes in Gefahr, Hungerszu fterben, Denn aus den franzoͤ⸗
weh Belan · iſchen Wohnplaͤtzen konnten fie wegen der Entlegenheit keine Lebensmittel bekommen: die
ae Engländer aber gaben ihnen nichts mehr. Dieſe ſchoͤne Gelegenheit ergriff der Marquis
zur Ausführung feines Vorhabens, das ihm fehon feit des Ritters Callieres Tode im Kopfe
herum gegangen war. Er fihlug nämlich den Wilden vor, fie möchten fich unter den
Sranzofen. nieberlaffen; fie willigten auch) darein. Man wies fie an den Befancourtfluß,
wo fie heutiges Tages noch immer find. Die Abficht des Großftarthalters bey diefer Bes
völferung war, den Iroqueſen, wofern fie etwa auf Anftiften der Engländer Krieg an⸗
fingen , einen Schlagbaum vorzuziehen; ja, auch fie an Ergreifung diefes Entſchluſſes zu
verhindern. Die Folge zeigete, daf er recht gethan hatte.
Staatsklug- Zwar verlangeten eigentlich die Orte, abfonderlich aber die Tfonnonthuaner, die einmal
beit der Sro: befchroorene Unparteylichkeit um fo viel weniger zu verlegen, weil fie ihren Vortheil dabey
queſen. fanden. Man merkete aber bald, daß es die leztern ihrer Ehre für gemäß hielten, die
Engländer ebenfalls mit in felbige zu nehmen, und Friedensftifter zwifchen ihnen und
uns abzugeben. Der Marquis hatte ihre Abficht nicht nur bey Zeiten eingefehen , fondern
auch dem Hofe Nachricht davon gegeben. Die Antwort laufeter wäre man verfichert,
J
den Krieg ohne ſonderliche Unkoſten des Koͤniges glücklich zu führen: fo muͤßte man die
Borfchläge der Iroqueſen abweifen ; wo nicht, fo fönnte man zwar wohl eine Unparteylich⸗
keit für America eingehen: es ließe ſich aber mit der Ehre Seiner Majeftät nicht vereini«
gen, daß Dero Generallieutenant und Statthalter die erften Vorſchlaͤge dazu thun ſollte;
am allerwenigſten ſchickete es ſich, keine andere Vermittelung, als der einzigen Iroqueſen,
dabey zu gebrauchen.
Das allergeſchickteſte, ſchrieb der Miniſter weiter ſcheine ihm zu ſeyn, daß man den
Wilden vermittelft der Miffionarien vorftellen Iaffe, Frankreich fuche die Ruhe des Sandes
im allergeringften nicht zu ftöhren; ja, ungeachtet es den Krieg gar wohl mit Nachdrude
führen fönne: fo fen ihm doch. die Ruhe in Canada lieber, als alle Bortheile, die es vermit⸗
telſt der Waffen erhalten Eönne, Glaubeten nun bie Drte diefes, und brächten die Eng»
länder dahin, daß fie die Unparteylichkeit für ihre americanifchen Sande begebreten: fo
follte man fie zwar anhören, gleichwohl aber ohne eingelaufenen Befehl vom Könige nichts
endliches abfchließen.
Man ber: Man fah zum Voraus, es werde diefe Unterhandlung ohne Wirfung ablaufen ; da⸗
= ee her nahm es niemanden Wunder, als fie zu Waffer wurde, Das Hauptwerk war nur,
ven Recht. ie Iroqueſen bey guten Gedanken zu erhalten, und ihnen weis zu machen, als ob wir
von Herzen gern Friede behielten, Das erftere gelang um fo viel beſſer, weil man ihnen
eben damals wegen der neufichen von den Utauais erlittenen Beleidigung Recht verſchaf⸗
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von Neu⸗Frankreich. XV Buch 505
fete. Als der Anführer dev Partey, melcher fie bey Catarocuy überfallen hatte, mit feinen 704.
Gefangenen auf dem Ruͤckwege nach Michillimakinac begriffen war: fo z0g er bey der v—
Schanze auf der Landenge vorbey, und: wollte feine dafeldft angefeffenen Landesleute bereden,
fie möchten ſich zu ihm ſchlagen. Sa, er begieng ſo gar die Grobheit, und machete ſich mie
feinem Siege im Angefichte der Schanze groß. Dieſer Trotz verdroß den Ritter Tonti,
welcher wegen des Herrn de la Motte Abweſenheit Befehlshaber war, Er fhidete alfo
den Herrn de Bincennes mit zwanzig Soldaten von feiner Befagung gegen ihn aus, Un⸗
geachtet nun bie Utauais von der Sandenge ihren Jandesleuten mie dreyßig Mann zu Huͤlfe
Famen: fo fiel ihnen doch Vincennes mit ſolcher Hitze auf den Leib, daß fie die Flucht er=
griffen , und ihre Gefangenen im Stiche ließen, Diefe wurden fodann den Tfonnonthua-
nern eingeliefert,
Diefe tapfere That, und die daraus erhellende Entfehließung des Statthalters, alle
Storer der öffentlichen Ruhe feindlich zu behandeln, vernichtere alle Raͤnke der Engländer,
und erhielt die übelgefinnten Wilden im Gehorfame. Zugleich gieng auch in Neuland und
Ycadia allerlen vor, darans alle wilde Nationen ſonnenklar fehen konnten, die Franzoſen
hätten nicht den geringften Wind gemachet, als fie von ihrer Macht, den Krieg mit Mac)
drucke zu führen, fprachen.
Ein gewiſſer Parteygänger, Namens Is Grange, ein verfihlagener und beherzter Treffliche
Kerl, erfahrener Schiffmann , welcher von dem Heren d’ Iberville in der Hudſonsbay ge- That eines
Iernet hatte, wie man Krieg führen müßte, rüftere zu Quebec zwo Barfen aus, und be: ge
fegere fie mit Canadiern. Denn weil er wußte, es wären zu Bonnevifte auf Neuland De Ns
Kriegesfehiffe angefommen: fo wollte er einen Verſuch wagen, «ob er irgend eines wegha- ee
ſchen koͤnnte. Als er bis auf zwölf Meilen an 'befagten Hafen kam: fo verließ er, um
nicht entdecket zu werben, feine beyden Barken, und fegete feinen Weg auf zwoen großen
Schaluppen fort, fehlich fich des Nachts in den Hafen, und eroberte eine mit Stockfiſche
Beladene Fregatte von vier und zwanzig Stücken, verbrannte zwo Flüten, jedwede von
ʒwey⸗ bis dreyhundert Tonnen, und bohrete noch eine andere Sregatte in Grund; wor—⸗
nach er mic feinem eroberten Schiffe und vielen Gefangenen den Rückweg ergriff.
Es lagen zwar fechshundert Engländer in der Bonneviftefihanzez fie erfchienen auch
mit anbrechendem Tage im Gewehre: es war aber zu ſpaͤt; unfere Helden waren bereits
unter Segel, und außer aller Gefahr bes Nachfegens, La Grange gieng nad) Quebec
zurück, verfaufere daſelbſt die $adung feiner Fregatte, und befrachtete fie nach Frankreich.
Zum Unglüde wurde er auf der Höhe von Frankreich angegriffen. Er ſchlug fich ſo tap⸗
fer herum, daß er den Sieg, wen nur die feindliche Meberlegenheit nicht fo gar groß ges
-wefen wäre, ganz vichtig erhalten hätte. Unterdeſſen machete ihm feine Niederlage nicht
geringere Ehre, als fein vormaliger Sieg. Der König nahm ihn in feine Dienfte unter .
dem Seeregimente, da er fich denn diefer Ehre bis an feinen Tod wuͤrdig erzeigere.
Doch, was die Wilden vollends überzeugere, die Engländer vermöchten gegen un» Die Englaͤn⸗
fere Kriegesvolker nicht zu befteben, das mar der unglückliche Verſuch der Baftoner auf der belagern
Rönigshafen, und ihre dabey erzeigte fhlechte Sperzhaftigkeit. Zwar der acabifche Be⸗ Königehafen.
fehlshaber, Herr Brouillan, war zuverläßig gemarner worden, Man werde ihn angreifen:
aber an ſtatt, feiner Schuldigkeit gemäß, Für feine Vertheidigung zu forgen: fo dachte er
nur daran, wie er den Feind in feinem eigenen Lande angreifen wollte; fehrieb auch an den
Marquis Vaudreuil, UM feine Einwilligung hierzu auszuwirken. Daher wurde er uns
Allgem. Reifebefchr- XIV Sand, Sss vermu⸗
1704.
506 Geſchichte und Befhreibung
vermuthet überfallen. Den zten des Heumonates erfuhr er mie Anbruche des Tages, es
— vwaͤren englifche Kriegesfhiffe in dem Hafen, fie hätten bereits Volk ans Sand gefeget, die
Wade an der Hafenmündung, welche nur aus drey Mann beſtund, aufgehoben, und
viele Einwohner gefangen genommen. Bi a as
Gegen Mittag war die Anzahl der feindlichen Schiffe bis aufgehen angewachſen.
Eines fuͤhrete funfzig Stuͤcke, eines dreyßig, die baftonifche Galeere zwoͤff. Dabey ma:
ven noch fieben Brigantinen. Sie lagen an der Mündung des Beckens, zwo Meilen
weit von dev Schanze, vor Anker. Auf diefe Weife erzaͤhlet der Marquis Vaudreuil die
Sache in einem Schreiben an den Heren Pontchartrain. Dagegen verfichert Herr Brouil:
lan felbft in einem Schreiben an: nur gedachten Minifter „. der Feind babe in allem zwey
und zwanzig Fahrzeuge, und der Admiral fiebenzig Stücke gehabt, Doch laſſen beyde
Nachrichten fich endlich: noch vereinigen, wenn man das zweyte Geſchwader, welches bey
den Bergwerken liegen blieb, und einige Wohnpläge wegbrannte , mit zu dem- erftern,
welches Königshafen belagerte, zaͤhlet.
Herr Brouillan erfuhr dieſen Einfall den. gten, Den sten wurde ihm. gemeldet,
die Engländer hätten alle Einwohner zu Portroyal aufgefordert, und dabey gedrohet, man
merde ihnen im widrigen Falle Fein Quartier geben, auch macheten fie ſich, ohne zweys
Hundert Wilden zu rechnen, tauſend und dreyhundere Mann ſtark. Er. ließ. hierauf die
- Einwohner warnen, fies möchten dem Feinde das fanden, fo viel möglich wäre, vermehren,
Ziehen al,
und ihre Fofibarften Sachen in die Wälder flüchten. Als er aber ſah, daß die Flotte nicht
beranrücere: ſo ſchickete er. einige Parteyen: aus , welche die Engländer, nirgend fortrücken
liegen. Er zog bernach, um fie zu unterftügen „ ſelbſt aus; doch ohne ſich von feinem
Plage weit zu enrfernen, wofelbft man, auf feinen Befehl, das Vornehmen der feindlichen
Flotte fleißig beobachtere. Es fielen einige hitzige Scharmügel vor, dabey die Englän-
der. ihren Oberftlieutenant einbüßeten. Er war ein geſchickter und beberzter Mann, aud)
der einzige, auf den fie die. Hoffnung eines glücklichen Ausganges- ihrer Unternehmung
feßen Fonnten, *
Endlich, nachdem der Admiral, um die Einwohner zu betruͤgen, allerley Raͤnke ge-
fpielet, und bald auf dieſer Seite, bald auf jener „einen. Einfall gewaget hatte, gleich-
wohl aber im Hauptwerfe nichts geroinnen Fonnte: ſo ließ er ſeine Bölfer wieder an Bord
Eommen, und fuhr den aıflen zum Hafen hinaus. Einen feiner Gefangenen ließ er los,
und den Einwohnern durch ihn vermelden ; wenn fie unparteylich blieben, fo würde man fie
Fünftig in Ruhe laſſen. Auch ließ ex ſich gegen den Mann merken, als ob er Willens
wäre, nach den Bergwerken zu geben, und dafige,Gegend zu verheeren. Weil aber. der
Befehlshaber eine Verſtaͤrkung dahin geſendet hatter ſo mußten die Engländer ihren
Verheerungsgrimm an einem andern Orte auslaſſen; fie uͤberfielen alfo den Spiguitfluß.
Den 2aften kamen ſechs zehn andere englifche Schiffe, mit Hülfe eines Nebels, vor Beau-
baffin, Man war, aber auf feiner Hut; fie vermochten folglich wenig auszurichten.
Dergeftalt hatten fie von ihrer ganzen, Unternehmung Eeinen andern Vortheil aufjumeifen,
“als etwa funfzig Gefangene, von allerley Alter und Geſchlechte, und etwas weniges an
Beute; welches aber den Baſtonern weder ihre auf dieſe große Ruͤſtung gewendeten Unko⸗
ſten, noch die Verachtung, darein ſie wegen ihrer bezeugten ſchlechten Herzhaftigkeit bey
allen Wilden fielen, verguͤtete. 3
Bun Herr
von Neu- Frankreich. XVIII Buch. s07
Herr Brouillan gieng im folgenden Jahre mit Tode ab, und hatte zu feinem Rach- 1705.
folgen eben den Heren Subercafe, welcher währenden Winters den Engländern auf Neu: — —
land zwar eben fo viel Schaden, als fie den Einwohnern Acadiens zuzufügen Willens —* — F
waren, angethan; gleichwohl aber ſeine Hauptabſicht gleichfalls verſehlet hatte. Es hatte bereaſe folget
nämlich diefer ungemein aͤmſige und wachfame Officier den Vorſatz, welchen d’ Iberville
und Brouillan vor einigen Jahren nur zum Theile ausführeten, volllommen ins Werf
ju richten , und die Engländer aus ganz Neuland zu verjagen gefuchet.
Er meldete fein Vorhaben dem Hofe, und fand damit Benfall. Herr de l Epi⸗ Seine Unter»
nay, welcher das fönigliche Kriegesſchiff, den Weſp, nad) Canada führen. follte, bekam nehmung anf
Beet, zu Dueber eine Anzahl Canadier an Bord zu ‚nehmen , und nach Plaifance zu Neuland.
bringen, Ev ſetzete ihrer wirklich hundert ans Land, mit Inbegriffe zwölf Dfficierer,
darunter Montigny war. Alle zufammen ftunden unter dem Herrn von Beaucourt.
Doch Herr Subercaſe erhielt nicht nur dieſe einzige Verſtaͤrkung. Den ısten, Jaͤnner
1705 zog er mit vierhundert und funfzig wohlbewaffneten, theils Soldaten, theils Cana⸗
diern Flibuſtiern und Wilden, lauter draven Leuten, aus, welche. der Schlittſchuhe wohl
gewohnet waren. Jedweder trug auf zwanzig Tage Lebensmittel, fein Gewehr , feine
—* und ein Gezele; welches letztere jedoch bey jedweder Cammeradſchaft nach Der Reihe
erum gieng. 2⸗ *
Das allerbefchnerlichfte bey dieſem Zuge war, daß man unterwegens vier Stöffe, die
nicht völlig zugefroren waren, antraf; folglich durch die treibenden Eisſchollen, welche der
reißende Strom mit großer Gewalt daherführete , durchwaden mußte. Nebſtdem fiel
Ben 2eſten in ber Nacht ein fo.tiefer Schnee, daß das Heer zween Tage ftille liegen, und
von dem damaligen fhneidenden Winde gewaltig viel ausftehen mußte. Den 2öften traf
es den Zug von neuem an, wendete ſich gegen Rebu, und kam gegen Mittag mitten in
die engländifchen Wohnpläge, wo jedermann ‚auf die Knie fiel und um Gnade Bach,
Das Heer fand hier wielegebensmittel, und lagerte fich, nachdem es zweymal v und
zwanzig Stunden ausgerubet Hatte, drey Meilen, weit vom kleinen Hafen, einem englis
fhen Plage, der nur noch andere drey Meilen vom Sohanneshafen liegt, Hier zogen
die Frangofen den folgenden Tag ein, ließen ihre zu Rebu gemachten Öefangenen nebft
einer Wache von vierzig Mann dafelbft, und brachen den zuften wieder auf, Die Eng-
länder zu Johanneshafen dachten an nichts weniger, als daß die Franzoſen fo. nahe bey
ihnen wären; ja, Hermuthlich mußten fie nicht einmal etwas von, ihrem Aufbruche von
N aifance, Allein, die ſchlechte Ordnung, darinnen das Heer aus Kleinhafen ausz0g,
und.die fehlechte Mühe, die man auf das Erfundfihaften des Johanneshafen gewendet
Hatte , brachte die Franzoſen um den Vortheil eines plöglichen Ueberfalles.
Der Srt Hatte damals zwo Schanzen, davon eine die andere an Größe weit uͤber⸗
traf. Diefe nun wurden zuerft angegriffen. Die Engländer wehreten ſich gut; fie mas
cheten ein beftänbiges Feuer aus Stucen und Mörfern auf die Delagerer , und erzeigeten
fich ganz unerfchroden; Gleichwohl befamen wir nur funfsehn Tobte und Verwundete.
Unter den erftern war der Faͤhndrich de Lo. Endlich mußte man, aus Mangel des Puls
Ders, die Belagerung aufheben; ‚indem das aus Plaifance mitgenommene bey dem Durch:
ſehen durch die Fluͤſſe guten Theils naf geworden war. . Doch legeten die Sranzofen vor
dem Abzuge alle rings MM den Hafen befindliche Haͤuſer in Die Aſche. ——
Sa Da
508 Geſchichte und Beſchreibung
Den sten März brach das Heer auf, und zog an der Kuͤſte Hin: bis nach; Ferryland.
vr Anfänglich taten die Einwohner, als ob fie fich wehren. wollten: befonnen fich aber bat
anders, und ergaben fic) zu Kriegesgefangenen. Der Flecken wurde weggebrannt, und ſo⸗
dann Montigny, welcher feinen getreuen Neſcambiuit bey fich hatte, mie ven Wilden und
einigen Canadiern gegen Bontevifte und den Earbonierhafen ausgeſchickt. Er ver-
brannte und verheerete, feinem habenden Befehle gemäß, alles an der ganzen Küfte, und
zwar, ohne einen einzigen Mann dabey zu verlieren; fo groß war das Schrecten unter
den Engländern.
Sein bloßer Name machete ſchon, daß dem Allermuthigſten das Gewehr aus der
Hand fiel; er lieferte ihm eine Menge Gefangene, die er nur binden durfte, Doch was
die Eabonierinfel betraf, fo mußte man ſie auf eine andere Zeit verſparen; denn es lagen
nicht nur dreypundert Mann darinnen, fondern fie iſt auch, bereits erwaͤhntermaßen, im
Winter ganz unzugänglich. Alles übrige wurde entweder bezwungen, oder es ergab fich
frepmillig. Die Herren von Linctot, Dilledonne und Seletve, giengen dem Montiguy
rühmlichft an die Hand. Neſcambiuit that ſich, nach Gewohnheit, hervor. Mit einem
Worte, Diefer Zug richtete der Engländer Handlung auf Neuland gänzlich zu Grunde,
Der Biſchof Ihr Verluft wurde dadurch einigermaßen erfeger, weil fie im vorigen Herbfte eine
von
wird
gen.
Quedee große Fönigliche Fluͤte, welche den Bifchof von Quebec, Herrn de St. Valier, eine große
an Anzahl Geiftliche, viele der veicheften $eute, und über diefes eine große Menge Güter an Bord
hatte, wegnahmen. Als der Ritter YTanpeon, welcher es fuͤhrete, von fern einige Fahr:
zeuge wahrnahm, und fie für Barken Hieles fo machere er Jagd darauf: wunderte fich aber
ewaltig , als er ſich mitten unter der'virgini ‚befand, welche aus hundert: und
unfzig Segeln beftund, und vier Kriegesſchiffe zur ng bey ſich hatte
Weil er unter dem Winde wars fo ftund es nicht mehr in feiner Gewalt, das Ge-
fecht zu vermeiden. Gleichwohl wehrete er fich ganzer zehn Stunden lang fo tapfer und
unerfihrocen, daß man wenige ähnliche Beyfpiele in ver Gefchichte finden wird. - Seine
Mannfchaft imgleichen. Die Reifenden ftunden ihm’ ritterfich bey. - Sie fehoffen den
Engländern mit dem Eleinen Gewehre, wer weis, wie viele'feute todt; und was das aller-
feltfamfte war, fo blieb auf dem frangöfifchen Schiffe niche mehr, als ein einziger Mann
Der Ritter Maupeou bärte ſich noch weit länger wehren fönnen: allein , er wollte ‚ aus
Höflichkeit, die Waarenballen feiner Reifenden nicht gern ins Waffer werfen; damit Fonnte
er nur die allerwenigften Stuͤcke gebrauchen,
Neufranfreich Eonnte dieſen Verluſt in langer Zeit nicht verwinden. Der Biſchof
blieb acht Jahre lang als ein Kriegesgefangener in England; indem die Röniginn verlan-
gete, der König von Frankreich follte dagegen den Probft von ruͤttich, den fein Herr, der
Churfuͤrſt von Coͤlln, gefangen hielt, und aus wichtigen Urfachen nicht loslaſſen wollte,
in Srepheit fegen. Unterdeſſen verfchaffere doch der Berluft der Seine Neufrankreich auch
einen wirklichen Mugen; denn bisher Haste noch Fein Menfch daran gedacht, Leinwand zu
weben; die Noch machete, daß man diefe Saumſeligkeit einfah; man ſaͤete Hanf und
fein ; beydes gerieth über Berdoffen gut, und man machere Gebrauch davon.
Man will die in biefem 1705 und dem folgenden Jahre wurde zwifchen dem Marquis Vaudreuil
Gefangenen und dem Statthalter von Neuengland, Heven Dudley, vielerley Unterhandlung wegen
ausroechfein. Auswechſelung der Gefangenen gepflogen. Der englifche General machete den Anfang
dazu, und ſchickete einen, Namens Levingston, nach Quebec, welcher, nad) dem Ge-
. er brauche
von Neu⸗Frankreich. XVIII Buch, 309°
brauche feiner Nation, über die Graufamfeiten, welche unfere Wilden gegen die Englaͤn⸗
der ausübeten,, gewaltige Klagen führete. Hierauf nun war leicht zu antworten. Mach:
gehends vedete man vom Hauptwerke. Herr Baudreuil fagete: er ſchlage die Unterhand-
lung mit feinem Herrn zwar nicht aus, wolle ihm aber feine Borfihläge durch einen Offi-
eier wiſſen laflen. hin, FE
Er lief auch wirklich den Herrn Courtemanche mit. dem Engländer nach Baſton
abgehen. Die erfte ver geforderten Bedingungen war diefe: der Marquis werde feinen
einzigen gefangenen Engländer loslaffen, wenn nicht vorher alle in den neuenglaͤndiſchen
Gefängnifen fisende Franzofen und wilde Bundesgenofien derfelbigen in die Hände des
acadifchen Befeblsbabers geliefert wuͤrden. Nebſtdem müffe man auch wegen des $oslaf-
fens derjenigen, welche man nad) Europa, oder in die americanifchen Inſeln verfchicker
babe, genugfame ‚Sicherheit leiften. Wie die übrigen Bedingungen lauteren, das ift
mir unbewußt.
Vermuthlich Hatte Herr Dudley nicht Luft, die Sache fo bald zu endigen; denn er
ſchob fie gewaltig auf die lange Bank. Endlich gab er vor, er koͤnne ohne Einwilligung
der Statthalter der übrigen englifchen Pflanzlande nichts abfchliegen. Damit ließ Here
Vaudreuil die Feindfeligkeiten gegen Neuengland wieder anfangen, Jedermann wun⸗
derte fih), warum er das, mas einem jeden in die Augen fiel, nicht laͤngſt gemerfet hätte:
daß nämlich die Engländer ihn nur bey der Naſe herum führeten. Abfonderlich bifligte
man nicht, daß er dem Sohne des englifchen Generales erlaubet hatte, fich unter. dem
Borwande, den Vergleich zuendigen, eine Zeitlang in Quebec aufzuhalten; imgleichen,
dafs eine englifche Brigantine den torenzfluß auf: und abgefahren war, _ Weil ich eben da
mals nach Duebee kam: fo hörete ich viele Officiere darüber murren, daß man dadurch
den Engländern die fhönfte Gelegenheit von der Welt, die feichten Drte des Fluffes mir
guter Muße zu erforfchen, verftattet, und auf diefe Weife Neufranfreich um feine größte
Stärke gebracht habe, Ja, es verficherten mic) einige, man habe einige von des jungen
Dudley $euten darüber erwiſchet, als fie die Befeftigungswerfe von Quebec nicht nur ‚bes
trachteten, fondern gar abmaßen. — Dun AN ar
Ess Der
1705.
esse nie
alllgemeinen Geſchichte
ehren
und Beſchreibung
1705.
Vaudreuil
verſoͤhnet die
Utauais mit
den Iroque⸗
fen.
Neunzehntes Buch.
err von Vaudreuil ließ, aus Achtung gegen die Iroqueſen, und weil es nicht kluͤg⸗
" lich war, den Krieg Diefer Wilden zu befchleunigen, Neuyork noch immer in
Ruhe. Ihre Zwiſtigkeit mit den Utauais war noch nicht geend
man ihnen gleich die Gefangenen wieder zugeftellet , welche diefe zu Catarocuy ges
macht hatten: fo verlangeten fie dennoch eine Schadloshaltung für diejenigen, welche war
ven getöbfet worden. Dieſes war. nicht leicht zu erhalten; und man befürchtete alle Au—
genbliche, fie möchten: die Waffen wieder ergreifen, wozu der Statthalter zu Orange fie
unaufbörlich antrieb. — TE |
Die Utauais wollten ihrer Seits nichts mehr von einem Frieden mit ihnen reden
hören. Alle ihre jungen $euten verlangeten den Krieg, und hatten ſich in den Befig ge=
feget,, den Ausfchlag in dem Rathe zu geben. Die Sucht, eine Feuersbrunft wieder an«
gehen zu ſehen, die man nur erſt zu dämpfen viel Mühe gehabt hatte, nöthigte den Gene—
vol, den Herrn von Louvigny nach Michilimakinac abreifen zu laſſen; und diefer Officier
war auch. fo glücklich, Die Utauais zu bewegen. Er ließ ſich einige gefangene Froquefen
geben, und führete fie felbft nach Montreal, indem er fie dem Herrn Vaudreuii vor⸗
ftellete, fagete er zu ihm, die vornehmften Häuipter der Utauais folgeten gleich hinter ihm
drein. Diefes vermochte den General ‚ der Iroqueſen ihre holen zu laſſen, um fich mie
ihnen zu unterreden und ihre Gefangenen anzunehtnen.
Sie famen im Anfange des Augufts nach Montreal, und blieben bis den 14ten da-
ſelbſt, ohne daß Die Utauais erfchienen; und da der Marquis von Baudreuil fie nicht laͤn⸗
ger halten Fonnte, fo beurlaubete er fie. Sie hatten ihm die Gefaͤlligkeit ſehr herausge⸗
fteichen , die fie für ihn gehabt Hätten, daß fie fo lange gewartet ‚, fih von den Utauais
Gerechtigkeit wieberfahren zu laſſen; und fie hatten ihm fehr angelegen, ſich wider diefe
Wilden zu erklären, die fich zuerft unterftanden, ven Friedensvergleich zu brechen. Er
zeigete ihnen aber, Daß er fraft eben diefes Friedens nicht verbunden waͤre, ſeine Waffen
m
Geſchichte und Beſchreibung von Neu⸗Frankr. XIX. 50
mit der Beleidigten ihren zu vereinigen, außer wenn er verzweifelte, von den Strafbaren 1705
eine hinlaͤngliche Genugthuung zu erlangen; et wäre deswegen noch nicht eingefehläfert ;
er hätte fehon alle Gefangene zuruckbekommen, und er machete fih Rechnung, der angrei⸗
fende Theil wuͤrde auch noch das Uebrige thun. ur j
Es {heine , dieſe Borftellung habe fie befänfeiger ; und fie ſchiffeten fich bereits 'ein,;
um wieder nach Haufe zu geben ‚als ber Herr von Bincennes in Michillimakinae ankam.
Er fagete zum Großftatthalter,, er ware mit den Haͤuptern der Utauais gefommen, und
Hätte fie ziemlich mabe bey ber Inſel verlaffen, weil fie ihn gebethen, woraus zu gehen und
von ihrem Water zu hören, ob er fie vor fich laffen wollte. Vaudreuil fehickete ihn zuruͤck,
ihnen zu melden, fie könnten kommen; und ließ die Iroqueſen wiederrufen. ta
Die Utauais erfehienen in einem demüthigen Stande, welcher gleich anfangs ankuͤn⸗
digte, fie verlangeten ihren Fehler nicht zu entſchuldigen. „Mein Water, fagete das
„Oberhaupt, twelcher das Wort führete, vir geſtehen/ daß unfere Streiche einigermaßen
„auf dich gegangen find, da mir Die Iroqueſen auf deiner Matte a) gefchlagen ; verzeihe
‚den Unbeſonnenen, die Feine Klugheit mehr beſitzen, weil affe ihre Alten todf find. Du
„fannft dich an uns rächen, wie es dir beliebt: wenn du uns aber Gnade erweifen woillft:.
ſo ſollſt du nicht Urfache haben, es dich gereuen zu laffen.. So lange wir leben werden,
„wollen wir nicht auf hoͤren, bir unfere Erfenntlichfeit zu bezeugen; und fihon ist find wir
„geneigt, denjenigen, die wir beleidiget baben, alle Genugthuung zu leiften, die Du uns
„ aufzuerlegen ‚für dienlich erachten wirft. „
"Er richtete darauf feine Rede an bie gegenwärtigen Iroqueſen auf eine folche Ark,
daß ſie davon geruͤhret wurden, Dem Generale fiel es Darauf nicht ſchwer, fie zu verſoͤh⸗
nen. Er befahl den Utauais, die Todten zu. erfegen. Sie verfprachen es; ſie fingen- fo,
gar an, die Jroqueſen zu beſchenken. Der. General beſchenkete ſie auch ſeiner Seits.
he: bewirthere darauf beyde Parteyen; und fie kehreten insgefammt fehr vergnügt wies
er beim. © —⏑ — J en 9
* neben dieſem Jahre wurde Herr von Beaucharnois, der dem Herrn von Cham⸗
pigny in der Intendantenſtelle zu Canada gefolget war, zum Auffeher über das Seeweſen
ernannt, und hatte zu Nachfolgern die beyden Asudor, Vater und Sohn. Dieſer letz⸗
tere, welcher ſchon Ordinateurcommiſſar zu Dauͤnkirchen geweſen, nahm das eigentliche
Seeweſen über fi; die Juſtiz, Policey, Fingnzen und allgemeinen Angelegenheiten, wa⸗
von feines Vaters Werf, welcher gleich anfänglich erfannte, daß die Einwohner, zum
großen Nachtheile des Feidbaues, ‚anfingen, fich durch Proceſſe zu Grunde zu richten. Er
entſchloß ſich Daher, das gerichtliche Verfahren fo viel, als möglich ‚ abzufürgen, und uns
ternahm, die Parteyen ſelbſt zu vergleichen, welches ihm auch gluͤckete.
Das folgende Jahr trug er dem koniglichen Staatsrathe vor, den Einwohnern, 1706
welche nach dem Verluſte der Seine obgedachtermaßen angefangen haͤtten, Flachs und —
Hanf zu bauen, zu erlauben, daß ſie ſolches in denen Ländern brauchen duͤrften, wo Die Handlung der
ftangöfifche beinwand fo heuer wäre, daß der Mirtelmann, moraus bie größte Anzahl Bote.
beftünde, ſolche ſo wenig, als die andern Zeuge, kaufen koͤnnte, und daher faſt nackend
gienge. 3
— Des
) Das Heißt, in deinem Gebiethe.
1706.
Die Utauais
geben den Iro⸗
queſen Genug⸗
thuung.
Feindſeligkeit
der Miamier
gegen die Uta⸗
uais.
zugegangen wäre, und Gerechtigkeit geſchehen laſſen.
sia Geſchichte und Beſchreibung
Des Miniſters Antwort war: der Koͤnig waͤre vergnuͤgt daruͤber, daß ſeine Unter⸗
thanen in Canada endlich den Fehler erkenneten, den ſie begangen, daß ſie ſich nur auf
den bloßen Handel mit Pelzwerken geleget, und daß fie ſich itzo ernftlich des Landbaues
befliſſen, vornehmlich um Flachs und Hanf zu faen: Seine Majeftät hoffeten ‚ fie wür-
den bald darauf kommen, mohlfeilev Schiffe zu bauen, als in Frankreich, und gute Ein-
richtungen zur Fiſcherey zu machen: man fönnte fie nicht genug dazu aufmuntern, noch
ihnen die Mittel erleichtern: es wäre aber dem Königreiche nicht zuträglich, Manufactu-
ven in America anzulegen, weil foldhes nicht ohne Nachtheil derer in Frankreich Fönnte er-
laubet werden: gleichwohl verbörhe er nicht gänzlich, daß fich nicht einige Dafelbft zum
Beten der Armen fegeten. Man hat fich auch wirklich diefer Erlaubniß zu Nutze ge:
mache, um Leinwand und Droguete zu verferfigen, und die Pflanzlande ziehen einen gro:
fen Bortheil davon,
Indeſſen waren die Utauais eben nicht fo eilfertig, die Bedingung zu erfüllen, unter
welcher fie vom Vaudreuil Gnade erhalten hatten. Auf der andern Seite waren die Mis-
fionarien zu Michillimakinac, nachdem fie ihr Haus abgebrannt, nach Quebec gegangen,
weil die Frechheit der Bufchklöpfer, oder Wildſchuͤtzen, welche ausgelaffener mar, als jemals,
ihnen alle Hoffnung benahm, an diefem Orte Gutes zu thun, wo fie nach dem Abzuge ver
faft Huronen Feinen einzigen Chriften gemacht hatten. Die Utauais waren alfo nur fich
ſelbſt überlaffen , und folgeten bloß ihrem Eigenfinne,
Die Verlegenheit, worein Diefes den General ftürzete, vermehrete fich ſehr durch die
Nachricht, die man ihm gab, die Jroquefen wären über Die Verzögerung der Genugthu⸗
ung von Seiten der Utauais ungehaiten, und ernftlich darauf bedacht, ihnen den Krieg
anzufündigen. Es war von großer Wichtigkeit, fie daran zu: z und Yaudreuil
ließ fo gleich den Joncaire abreifen, den Orten die feyerliche Verſprechung einer eiligen
und völligen Genugthuung zu wiederholen, Er vermochte darauf den P. Mareſt, wie:
der nach feiner Miffion zu Michillimakinac zurück zu kehren, und gab ihm fein Wort er
wollte der Urſache zu ſeinem Misvergnuͤgen ein Ende machen. Er ließ ihn von dem Herrn
von Louvigny begleiten, und alle beyde, welche ſehr viel bey den Utauais vermochten, bewo⸗
gen dieſe Wilden endlich, den JIroqueſen alles zu Halten, was ſie ihnen verſprochen ‚hatten.
Raum war dieſer Handel geendiget, fo entſtund ein anderer viel verdrießlicherer, wel
cher uns ohne Die Klugheit und Standhaftigfeit des Großftatthalters in einen Krieg wider
unfere. eigenen Bundesgenoffen würde verwickelt und vielleicht genöthiger haben , diejenige
Voͤlkerſchaft aufzureiben, welche bisher unferm Beften am beftändigften ergeben gewefen,
and welcher den Engländern es würde leicht gemacht haben, noch einmal die Waffen ver
Sroquefen wider uns zu kehren. Die Gelegenheit dazu war folgende.
Die Miamier hatten einige Utauais, ich weisn
und ihre Alten, bey denen die urauai
icht, aus was fuͤr Urſache, getoͤdtet
Kauaififche Nation Gerechtigkeit deswegen verlangete , ant-
worteten nur, es wäre aus Verſehen geſchehen. Einige Zeit darnach wurde ein bey fei-
nem Bolfe ſehr angeſehener Utauais ebenfalis von einem Miami gerödter, Man forderte
noch einmal Gerechtigkeit, und bekam -eben die Antwort, "Die Utauais wurden dadurch
heftig geveiset, und wandten ſich an den Herrn de la Motte Cadillac, welcher auf der Land⸗
enge Beehlshaber war, wo ein Dorf von Miamiern, eins von Utauais und eins pon Hu⸗
ronen lag. Dieſer Befehlshaber antwortete, er wollte ſich darnach erkundigen, wie es
Wenig
von Neu⸗Frankreich. XIXx Buch, 513
Wenig Tage darauf reifererer nach Quebee ab; und da er von den Utauais Abfhied 1706.
nahm, ſo fagete er zu ihnen, ſo lange fie feine Gemahlinn an der. Landenge fehen würden, ——
fo konnten fie ruhig bleiben: wenn fie aber abreiſete, fo ſtuͤnde er für dasjenige nicht, was die abe
nachher erfolgen Fönnte. Nach Verlaufe von ziweenen Monaten fihiffere ſich die Frau de in Verdact.
(a Motte ein, um zu ihrem Gemahle nach Duebee zu geben; und darauf fegeren Die le&tern
Worte, welche diefer Befehlshaber zu den Utauais gefaget hatte, nebft dem daß er fie ver-
laffen, ohne ihnen von den Miamiern Recht zu ſchaffen, fiein Furcht, Die Franzoſen hätten ih⸗
ven Untergang beſchloſſen, um fie wegen desjenigen zu beſtrafen, was fie zu Catarocuy Wie
der die Jroqueſen begangen hätten, Denn ob fie gleich folchen Fehler wiederum gut ges
macht : fo feßeten fie doch ftets, weil die Wilden niemals aufrichtig verzeihen, ein Mis:
trauen in die Aufrichtigfeit der Verzeihung derjenigen , die fie beleibiget haben.
Indem diefes vorgieng, Fam ein Offieier, Namens Hourgmont, an der Sandenge Unbedacht:
an, um den Heren Tonti abzulöfen, welchen de la Motte Cadillac an feiner Stelle als Be: ne
fehlshaber da gelaſſen. "Als die Wilden ihn gewöhnlicher maßen bewillkommeten: fo fra⸗ r
geten fie ihn, ober er ihnen nichts neues mitbrächte, woran ihnen gelegen wäre?. Er far
gete mit einem ziemlich erzüenten Gefichte darauf, ser wüßte nichts, außer daß Herr de la
Motte Fünftiges Fruͤhjaht in guter Begleitung wiederfommen würde, n
Diefe Antwort und noch mehr der Ton und die Art, wie fie vorgebracht wurde, ma⸗
cheten den Utauais vornehmlich um ſo viel mehr Nachdenken, weil man ihnen nichts von
den Miamiern fagere, Ein Wort, welches dem Herrn Tonti entfuhr, als ihm cben dieſe
Wilden bezeugeten, daß fie ihn nicht gern verldren, vermehrete ihre Unruhe. Er fagete
zu ihnen, die Erde müßte fich umgefehret haben, weil man ihn zurücriefe, und einen
Soldaten an feine Stellefegere 5). Die Betrachtungen, die fie darüber macheten, beredeten
fie vollends, man häfteeinen Anfhlag wider fiegefaffet und fie verhehleten ihre Furcht nicht.
Als Bourgmont Nachricht davon erhielt:, fo ließ er fie zufanımen Fommen. Er fa
gete ihnen alles, was er für fähig hielt, ihnen einen Muth einzufprechen; und trug
ihnen vor, mit den Miamiern, ben Iroqueſen und Huronen wider die Siuren in den.
Krieg zu ziehen, Er fihmeichelte fich, daß er fie dazu vermocht Hätte. Er irrete fich aber,
und kanne die Wilden nicht, Die Rede, die er zu ihnen gehalten, ynd der Antrag, den
er ihnen gethan, dieneten zu nichts, als fie in den Gedanken zu beftärfen, er fuchete fie nur
vermittelſt des Oberhauptes der Huronen, eines betrügerifchen und gefährlichen Mannes,
zu verrathen; und fie bildeten ſich ein, dieſer Menſch bliefe mit den Miamiern in ein Horn,
Die fich bloß ftefferen , als ob fie wider bie Siuren ziehen wollten, damit fie unterwegens
auf fie fallen koͤnnten, wenn fie an nichts Dächten; und die Sroquefen verftünden ſich
mit ihnen. ze 2 Art j J
er Argwohn verftärfete fich von Tage zu Tage durch neue Nachrichten, die fie von Die Utauais
allen Orten erhielten, und die feinen Eindruck auf fie wirden gemacht haben ‚ wenn fie rächen fih an
nicht vorher eingenommen gewefen wären, Sie enefchloffen ſich alfo, den Miamiern zu: ——
vor zu kommen. Die Kluͤgſten wollten gleichwohl, man follte ſich vorher mit den Franzofen ö
darüber befprechen. Die meiften aber, welche von einem Dberhaupte, der Schwehre ge
- nennt, angefuͤhret wurden, waren einer andern Meynung. Diefes Haupt erinnere fie in
j | vide
5) Bourgmont war nit Fahnenjunker, und Tonti war Hauptmann. -
Allgem, Reiſebeſchr. XIV Sand, Tr
514 | Geſchichte und Beſchreibung |
706. Urſachen, die fie hätten, dem Befehlshaber an der Meerenge nicht zu frauen; und es wur⸗
de der Entſchluß gefaffet, alle Miamier bey der erften Gelegenheit, die ſich anbierhen wuͤr⸗
de, niederzuhauen: ſich dabey aber ſtets zu ſtellen, als wenn man ſich zum Kriege wider
die Siuxen ruͤſtete.
Nachdem alles zum Aufbruche zu dieſem Zuge fertig war: ſo giengen die Oberhaͤupter
dee Utauais zum Bourgmont und frageten ihn: ob er feine Zeitungen aus Quebec oder
Montreal erhalten hätte? Diefer Dfficier aber ſchien auf das, was fie fageten, nicht einmal
Achtung zu geben, welches fie fehr-ärgerte, Als auch den Augenblick darauf Bourgmonts
Hund einem von diefen Wilden in die Beine gebiffen und folder ihn deswegen gefchlagen
hatte: fo fiel der Befehlshaber über ihn her und gab ihm fo viel Prügel, daß er in kurzer
Zeit darauf ſtarb. Dieſe Gewaltthaͤtigkeit brachte die Utauais zur Verzweifelung. Sie
giengen den Morgen Darauf ab und fonnen auf nichts, als Rache, in der feften Ueberzeu⸗
gung, folches wäre zu ihrer Erhaltung nörhig.
Indeſſen waren doc, nurnoch die Haͤupter von ihrem Vorſatze unterrichtet, und die an⸗
dern glaubeten insgeſammt, fie marfchireten wider bie Siuren. Als fie aber das Gehölz er-
veichet hatten: fo gab man ihnen Nachricht davon, und empfohl ihnen, weder den Sranzofen,
noch) den Huronen etwas zu Seide zu thun. Gie Fehreten alfo wieder um; und als fie eini⸗
ge Zeit darnach fechs Miamier antrafen, fo fielen fie folche an, und toͤdteten ihrer fünfe davon.
Der fechfte flüchtete ſich in die Schanze, und rief : die Utauais fchlagen uns todt.
Auf diefes Geſchrey liefen alle Miamier, die noch in ihrem Dorfe waren, hinaus,
um fich ebenfalls in die Schanze zu flüchten; und als man die Urauais wahrnahm, melche
fie verfolgeten , fo ließ Der Befehlshaber auf fie fehießen, und einige wurden getödtet, Der
P. Eonftantin, Almoſenpfleger in der Schanze, gieng in feinem Garten fpaßieren und wuß-
fe nichts von dem, was vorgieng. Einige Utauais bemächtigten fic) feiner und banden ihn,
Der weiße Sans, einer von ihren Oberhaͤuptern ‚aber , welcher der Verſammlung zu
Montreal beygewohnet hatte, wo der allgemeine Friede gefehloffen worden, band ihn wieder
los und bath ihn, dem Befehlshaber zu fagen, fie wollten den Sranzofen nicht zu deibe, und
er bäthe ihn, nicht mehr auf fie ſchießen zu laffen, Kara ans!
Als diefer Keligiofe in das Fort gehen wollte: fo gefelleten fich ‚einige flüchtige Mia:
mier zu ihm. Die Utauais, welche fie wahrnahmen, fchoffen auf fie; und eine Kugel traf
den P. Eonftantin, daß er gleich tode blieb. Ein franzöfifeher Soldat, welcher aus dem
Buronifchen Dorfe Fam, wurde auch auf eben die Art getödter. Bourgmont ließ darauf
das Thor der Schanze zumachen. Man fuhr fort, auf die Urauais zu fchießen, und
dreyßig von diefen Wilden blieben entweder durch das franzöfifcehe Geſchuͤtz, oder durch das
Seuer, welches die Miamier und Huronen von allen Seiten auf fie gaben,
Man hate alle Urſache, zu glauben, es würde fich die Unordnung nur mit Aufreibung
einer von beyden Parteyen endigen, welche wider einander erbitert zu feyn fihienen, und nur
ihrer Wuth Gehör gaben. ‚ Da man es aber am mwenigften erwartete: fo begaben fich die
Utauais in ihr Dorf, Die andern Wilden thaten desgleichen, und die Stille war überall
wieder hergeſtellet.
Vaudreuil Als dieſe Zeitung nach Quebee kam, ſo fand ſich Vaudreuil in einer großen Verle⸗
it ſehr verle- genheit, welche noch durch einige Abgeordnete von Seiten der Jroquefen vermehrer wur⸗
gm. de. Diefe meldeten ihm, die Orte wären enefehloffen-, die Utauais zu bekriegen; fie zwei⸗
felten nicht, daß er nach dem, was vorgegangen wäre, ihnen-biefe treuloſe Nation nicht
| über:
von Neu⸗Frankreich. XIX Buch, sı5
überfaffen wuͤrde; und fie fegefen hinzu, fie Hätten den Engländern bereits von ihrer Ab⸗ 1706,
fiche Nachricht gegeben. ef R —
$a Motte Cadillac war mit feiner Familie und einer großen Begleitung von Leuten, Ergreift die
Mund-und Kriegesvorrathe wieder nach der Landenge abgegangen. Der General war al; kluͤgſte Par:
fo nicht im Stande, dasjenige mit ihm zu überlegen, was bey einem fo füglichen Borfalle V-
zu thun wäre. Die Parfey , bie er ergriff, Eonnte nicht kluͤger ſeyn. Er meldete den
Kroquefen anfänglich , er würde nicht zugeben, daß fie die Utauais ohne feine Einwilligung
befviegeten; und. er redete mit ihnen aus einem fo feften Tone, daß er fie abhielt. Außer
der Unbequemlichfeit, die er vorbeugen mußte, die Iroqueſen ſich in einen Streit mengen
zu laſſen, welcher dadurch nur viel ſchwerer zu ftillen feyn würde, wollte Herr Vaudreuil
den Engländern auch gern zeigen, daß, fo viel Anſehen fie fih auch) über die Iroqueſen
u haben fehmeichelten, ev doch noch mehr hätte.
Er entfehloß ſich darauf, den Mantel fo lange nach dem Winde zu hängen, bis er von
demjenigen Nachricht erhalten, was la Motte Cadillac an der Landenge gethan haͤtte.
Enptich fegete er fi vor, die Utauais nicht auf das Aeußerſte zu freiben, deren Untergang
oder Berzweifelung dem Pelzhandel nothwendig einen großen Stoß geben müßte, Er
wurde bey Ankunft eines Hauptes diefer Marion in diefen Gedanken noch beſtaͤtiget, wel-
ches zu ihm gekommen war, fich wegen deffen, was an der Landenge vorgegangen, zu ent⸗
ſchuldigen. Er berichtere ihm auch, es hätten fich alle Utauais von diefem Orte hinweg
nach Michillimakinac begeben, wo fie von ihren Brüdern fehr wohl aufgenommen wor-
den; und er feßete hinzu, wenn er ihnen ben Krieg anfündigte, fo würde er nicht bloß mit
ihnen affein zu thun haben.
Indeſſen glaubete Vaudreuil doch, er dürfte fich nicht ſogleich ergeben, feine Entſchul⸗
digungen anzunehmen, und ſchickete allen Franzoſen von Michillimakinac Befehl, in die
Pflanzſtadt zu kommen. Er hoffete fo gar, es würde dieſes Merkmaal feiner Empfindlich-
keit diefe Wilden entzweyen, und die Unfchuldigen nöthigen, ihm die Schuldigen auszulie=
fern. Er that feinen Entfhluß den Herrn de la Motte Cabillac zu wiffen, und meldete
ihm, fein Rath wäre, er follte nur auf feiner Hut ftehen, und fo lange nichts untere
nehmen, bis im die Umftände einiges Sicht gäben, zu fehen, woran man ſich halten müß«
te; und das um fo vielmehr, weil man ſich zu nichts entfehließen fönnte, bevor man wuͤß⸗
fe, wie Joncairens Reife ablaufen würde, den er zu den Iroqueſen gefchickt hätte,
Diefer Rath kam zu fpät an ber Sandenge an, wo ber Befehlshaber alfes zu verlie⸗ Unvorſichtig⸗
ven gedacht hatte, weil er fich gar zu große Gedanken von der Gewalt gemachet, die er ſich feit des la
Her diefe Wilden erworben Hätte, Er batte unterwegens die in feinem Doften vorge: Motte.
falleng Unordnung vernommen; und weil er fich ziemlich nahe bey dem Orte Tfennon-
thuan befand, fo nahm er daſelbſt eine Bedeckung von hundert und zwanzig Mann, Er
that noch mehr; denn er fieß allen andern Orten melden, ihm fo viele von ihren Leuten
zu ſchicken, als fie könnten; indem er wollte, Ifie follten Zeugen von der Art und Weiſe
ſeyn, wie er ihren alten Feinden begegnen wuͤrde.
Es daurete aber nicht lange, ſo erkannte er die Unvorſichtigkeit dieſes Unternehmens;
Und bey ſeiner Ankunft an der Sandenge begnügete er ſich, an ſtatt wider bie Utauais auszuzie⸗
hen, nur ihre Oberhaͤupter zu ſich zu fordern. Dieſe, welche uͤber die Annaͤherung der
Feoqueſen unruhig waren, gaben ihm ihrer Seits zur Antwort, fie würden. ihrem Vater
Ononthio von ihrer Auffuͤhrung Rechenſchaft a und la Motte Cadillac hielt es ci
tt 2 ur
1997.
Abgeordnete
der Utauais
zu Montreal.
Reden des
Dberhauptes
der Abgeord⸗
neten.
Vaudreuils
Antwort.
*
516 Geſchichte und Beſchreibung
für varhfam, weiter zu gehen. Er blieb ruhig in feinem Poſten, und die Iroqueſen wur⸗
den beurlauber. RN
So bald der Winter vorbey war ‚reiferen die Häupser der Utauais nach) Montreal, wo
fie im Brachmonate 1707 anfamen und den Herrn von Baudreuil antrafen. Der weiße
Hans, welcher das Wort führere, machete anfänglich eine genaue Erzählung von dem,
was auf der Sandenge vorgegangen, und beftund fehr darauf, daß fie von vielen Orten ver-
ſichert worden, fie würden nicht fobald den Feldzug wider die Siuren angetreten haben,
fo würden die Miamier ihre Alten, Weiber und Kinder erfchlagen. Darauf fagete er, we-
nig Tage nach dem Fläglichen Verfahren, welches fie in feinen Augen fo ſtrafbar gemachet
hätte, wäre er allein zum Heren von Bourgmont gegangen, fich zu enefchufdigen, er hätte "
aber kein Gehör erhalten fönnen; den folgenden Tag wäre er wohl auf fechsmat wiederge⸗
kommen und allezeit mit einem Wilden von einer andern Nation, mit Haiegehaͤngen und
Biebern, aber ftets vergebens, Cr zeigete die Unvorfichtigkeit diefes Officiers an, welcher
dadurch, daß er Auf die Utauais ſchießen laffen, den Tod des Barfüßers und des franzöfi-
ſchen Soldaten verurfachet harte. Sy
„Kurz, mein Vater, feßete er hinzu, Du fiehft mich hier zu deinen Füßen; bu weißt,
„daß ich nicht der firafbarfte bin; und wenn ich auch dafür wäre gehalten worden , fo
„wuͤrdeſt du dennoch) Feine Urſache haben, Dich über uns zu befehmeren. Dir ift nicht un- _
„bekannt, da ich. mich niemals, wenigftens bis auf diefen unglücklichen Tag, von meiner
„Pflicht entfernet Habe. Du Fannft wiſſen, daß ich der Sohn des erften unter den Wil-.
„den von allen obern Nationen bin, welcher mirten durch die © lze zu den Franzofen ge
„eommen iſt. Herr. von Courcelles hat ihm die Schlüffel zur ansabe gegeben und ihn
„erfuchet, oft dahin zu kommen. Dieß ift das fhönfte Exbtheil, welches ich von demjent-
„gen erhalten, dem ich das Leben zu danken habe. Was wird mir aber diefer Schlüffel
„nügen, wenn ich mich deffen nicht bey der einzigen Gelegenheit bedienen kann, wo ich ihn
„hätte brauchen fünnen? Was will ich bier thun ? Ich Fomme her, meinen Kopf zu brin-
»gen; ich Fomme her, dir Sclaven zu überreichen, um die Todten aufzuwecken; ich komme
„der, dich der aufrichtigen Ehrerbiethung deiner Kinder zu verfichern: was kann ich mehr?
„Ich fehe indeffen wohl, daß du nicht zufrieden ſeyn wirft, wenn man dir nicht den Schwe⸗
„ren ausgeliefert hat. Dieß iſt eigentlich der einzige Strafbare. Es iſt uns aber nicht
„möglich, ihn in deine Hände zu geben, ohne uns alle Volkerſchaſten über den Hals zu zie⸗
„ben, deren Bundesgenoffe er ift.,,
Vaudreuil antwortete: er fhe die Schwierigkeit gar wohl ein, bie es fegen würde, ihm
den Schweren zu überliefern: ev wollte ihn aber doch haben, und würde ihn auch befom-
men; alle Nationen wären von dem Fehler der -Utauais unterrichtet fie müßten auch von
ihrer Neue und Genugthuung dafür unterrichtee werden: das Lebel wäre auf der Landenge
geſchehen; da müßte es auch wieder gut gemacht werden, und er wollte deswegen dem
Herrn de la Motte Cadillac Befehl zuſchicken; fie follten zu ihm gehen‘, und niche unter-
laſſen, alles dasjenige zu thun, was er ihnen in feinem Namen fagen würde 5
Mit diefer Antwort ließ er fie von fich, ohne ihr Halsgehänge annehmen zu wollen;
und er ließ den Heren St, Pierre mit ihnen gehen, dem er feine Anweiſungsbefehle für den
Befehlshaber an der Sandenge mitgab. Ben ihrer Ankunft an diefem Orte fagete ihnen
la Motte Cadillac rund heraus, fie hatten Feine Gnade für fich zu erwarten, mofern fie ihm
nicht
—
von Neu⸗Frankreich. XIX Buch. == —
nicht den Schweren braͤchten; und er ſetzete hinzu, wenn er nicht die Huronen und Mia- 170.
mier zurückgehalten Hätte, fo Hätten ſich dieſe Nationen ſchon gerächet. ——
Diefe Standhaftigkeit machete fie beſtuͤrzt, wofern nicht alles das nur ein Spiel wä- Auffuͤhrung
re. Sie fahen gar wohl, ober thaten, als ob fie es fühen, daß ihnen Fein anderes Mittel des In Motte
übrig blieb, als zu gehorchen; und fie antworteten dem Befehlshaber , fie wollten den —* gemis⸗
Strafbaren aufſuchen, ihn bringen oder ihm den Kopf einſchlagen. Sie giengen wirklich illiget.
nah Michillimakinac ab, und St. Pierre begleitete fie dahin. Aus ihrem geſchwinden
Gehorfame urtheilete. man, la Motte Cadillac hätte ihnen vorläufig Hoffnung gemacht, er
wuͤrde guͤtig ſeyn. So viel'ift gewiß, daß dev Schwere bald an der Sandenge ankam
- and anfänglich in Feffel geleget wurde, Als aber alle Häupter feiner. Nation dem Be:
fehlshaber einen Fußfall gethan und ihn um Gnade fir. den Gefangenen gebethen hatten: fo
"wurde ihm folche auf der Stelle zugeftanden. Ueber diefe Aufführung wurde mancherley
geurtheilet. Viele teute waren der Meynung, es würde weit verbrüßlichere Folgen haben,
daß man ein folches Verbrechen ungeftraft hingehen ließe, als man von einer weit größern
Strenge hätte befürchten koͤnnen; und fo dachten diejenigen, welche die Wilden am beften
Fannten. Die Folge hat auch ihre Muthmaßung nur gar zu gut gerechtfertiget.
| Heren Baudreuils Meynung war nicht, daß man dem Schweren verzeihen, fon-
dern daß man ihn der Gerechtigkeit feiner Nation überlaffen follte, in welcher er wenigftens
ohne Anfehen würde geblieben feyn, und vielleicht wäre fie wohl gar gezwungen worden, ihn
feinen Feinden aufguopfern, Nichts war vernünftiger, und dabey fand fic) Feine von denen
Befchwerlichkeiten, die man befürchtete, Allein , der General hatte feine Urſachen, den
Herrn de la Motte Eavillac dafelbft frey thun zu laffen, was er für dienlich erachtere, Das
—* ae —* ——— ren den Kopf des utauaifchen Ober⸗
aupfes ver 5 und wir werden‘ en, wie weit fie ihre Empfindlichfeie
darüber trieben, daß man ihnen nicht Wort gehalten. res gu “ pfi cf
Die Jroquefen betrugen ſich bey allen diefen Bewegungen noch ziemlich gutz und Neue Inter:
Neuyorf genoß ihrentwegen eine Art von Neutralität, fo lange die Helländifche Partey die nehmungen
ſtaͤrkſte daſelbſt war. Die Abenaquier aber fuhren fort, Neuengland zu verwüfte, weil Ara
Herr Dudley die Neutralitaͤt für dieſe Provinz nicht hatte annehmen wollen, oder ſich and") Acadia.
nicht getrauet hatte, fie anzunehmen. "Das Geſchrey der. Einwohner, welche ihre Felder
nicht beftellen Eonnten, oder fie täglich von den Wilden verderben ſahen, beunruhigte ihn
fehr; und er glaubete, das befte Mittel, den Feindfeligkeiten ein Ende zu machen, welche
bie Urſache davon waren, wäre, die Franzofen gänzlich aus Acadia zu verjagen.
Er entſchloß ſich alfo dazu und rüftete fich ſo geheim, als eifrig, ſo daß man zu Königs-
dafen nur bloß einen Verdacht von dieſem Borhaben hatte, als den 6ten des Brachmona-
tes vier und zwanzig englifhe Fahrzeuge, wovon das ftärffte funfzig Canonen führete, an
der Einfahrt des Beckens erſchienen. Herr von Subercafe hatte daſelbſt eine Wache von
funfzehn Mann, die nur Zeit hatten, ſich vermittelſt des Gehölzes hinweg zu begeben: und
fie waren in der Schanze noch nicht angefommen, fo ſah man fehon die feindliche Flotte
daſelbſt, die fich eine Meile davon vor Anker legete.
Den andern Morgen fegete fie eine Meite tiefer funfzehnhundere Mann an der Sei:
te, wo die Schanze war, und fünfgimdere an der Seite des Fluffes ans fand. Diefes
berurfachete einen fo. großen raͤrm, daß der Statthalter viel Mühe hatte, feiner Befagung
einen Much einzufprechen, Es gelang ihm ns indem er feldft viel Vertrauen bejeuge-
tt 3 —
m.
318 | Geſchichte ind Beſchreibung
te, und darauf Befehl gab, den Feind ſo lange in den Gehoͤlzen aufzuhalten, als es möglich
wäre, weil man in der Schanze einige Luͤcken ausbeffern mußte. Denn es fihien eine Art
von Schickſale bey Königshafen zu feyn, Daß feine Befehlshaber, auch die allermunterften
und wachſamſten, ſtets unverfehens überfallen wurden; ng
Subercafens ¶In dem Augenblicke da Herr von Subercafe die engliſche Flotte wahrgenommen, hat⸗
gute Auffuͤh⸗
rung.
Die Englaͤn
der werden
überall ge:
ſchlagen.
Sie eroͤffnen
die Laufgraͤ⸗
ben.
te er auch die Einwohner erinnern laſſen, ſich zu ihm zu begeben, Die naͤchſten aber konn⸗
ten nur erſt den zten auf den Abend ankommen. So wie fie anfamen, ließ man fie die ei⸗
nen zur wechten, Die andern zur linken hinziehen, um dem Feinde entgegen zu geben, und
deſſen Marfh durd) Scharmügel vermittelſt der Gehölze: aufzuhalten. Diefes hatte allen
erwuͤnſchten Erfolg. Den sten hatten ſich faft alle Einwohner in die. Schanze begeben,
Subercaf werftärkete die Mannfchaft, die er ausgeſchicket hatte, die Engländer anzuzwacken:
er ließ ſie aber erinnern, ſich nicht ſo tief einzulaſſen, daß fie nicht leicht wieder die Schanze
erreichen koͤnnten, im Falle ſie zuruͤckgetrieben wuͤrden.
Sie wurden wirklich zuruͤckgejaget, aber nicht eher, als bis fie viele von dem Feinde
erleget haften. Der Haufe von fünfhundert Mann eröffnete fich zuerft den Weg; und
der Statthalter ſchickete Canote und Fahrzeuge ab, diejenigen einzunehmen, die fich vor ihnen
zuruͤckzogen. Ex hieß fie darauf zu den "andern marſchiren, welche mit den zahlreichern
Haufen zu thun hatten, und vom einem canadifchen Edelmanne, Dionyfins de ia Ronde,
des Herrn von, Bonaventure Bruder und Schifffähndriche, angeführer- wurden. Er folz
gete ihnen bald felbft nach, nachdem er Anftalten gemacht, die fünfhundert ‚Engländer bey
dem Lebergange über den Fluß aufzubalten, \
s
— 2
Den Nachmittag eben deſſelben Tages fiel ein ziemlich ſcharfes Gefecht vor; worinnen
dem Herrn Subercafe fein Pferd unter dem Leibe erfchoflen wurde, Er verlor aber feinen
einzigen Mann, und: bekam nur einen Berwundeten, Der Verluſt der Engländer war viel
geößer : ihre weit ſtaͤrkere Macht aber. nöthigte den Statthalter, fic) zurück zu ziehen. Er
that es in guter Ordnung, und wurde nicht: verfolget: Der Feind. brachte fo gar zween
Tage zu, ohne etwas vorzunehmen, Er näherte fich darauf der Schange auf eine Bier:
thelmeile, und ſchickete ſich an, ſolche anzugreifen. Weil die Befasung nicht hinfänglich
war, den Platz und die benachbarten Haͤuſer zu gleicher Zeit zu vertheidigen: fo ließ Su:
bercafe alle Diejenigen abbrennen, die er nicht befegen Eonnte, und wo ſich die Belagerer
haͤtten hinein legen: koͤnnen. 0 —— a
Inder folgenden Nacht zwiſchen dem toten und riten wurden die Laufgraͤben eroͤffnet,
und es war nicht moͤglich, ſich zu widerfegen, Den Morgen ließ der Statthalter achtzig
Mann fo. wohl Einwohner als Wilde ausruͤcken, die ſich an beyden Seiten des Ufers ver:
theileten, und nachdem fie ſich im Gebüfche verſtecket hatten ; wierbundert-Engländer auf
einmal aufbielten, welche abgeſchickt waren, das Vieh zu toͤdten. St, Eaftin rackete ſo gar
mit ſechs Canibas in Geſichte der, Feinde vor, toͤdtete ihnen ſechs Mann, und ſtieß dars
auf wieder zu feinem. Haufen, welcher den vierhundert Englaͤndern dergeſtalt zuſehete, doß
er ſie noͤthigte, in großer Unordnung in ihr Lager zu gehen.
Den söten ſehr fruͤh nahm man eine große Bewegung in den Saufgräben wahr , und
der" Statthalter vermuthete, die Belagerer- hätten etwas auf die folgende Nacht vor, Som.
wurde auch wirklich un zehn Uhr des. Abends , als er die Poften beſuchet hatte, gemeldet x
man börete ein taubes Geraͤuſch, als wenn Leute marfchireten, Er befahl, fich überall ſehr
ſtille zu Halten ; welches dem Feinde zu erkennen gab, „man wäre auf feiner Huch, Diefes
— 213 > verhins-
von Neu⸗Frankreich. KIX Buch, 0
verhinderte gleichwohl nicht, daß man den Angriff nich anfing: allein, noch gar zu weit
davon. Sie ſchoſſen fehr viel auf die⸗ Batterien des Ortes und vermittelſt dieſes Feuers
ließen fie vier bis fünfhundert Mann ⸗hinanſchleichen, um die Luͤcken anzugreifen, die fie in
weit fehlechterm Stande zu feyn glaubeten, als fie wirflich waren. I
Sie Hatten fich fo. gar gefehmeichelt, es würden viele von der Beſatzung ausreißen,
weil es’einige Soldaten gethan hatten: allein, fie irreten fih. So machete auch das Ge—
ſchuͤtz in der Schanze, welches ſehr wohl beſchicket ward, daß fie den Vorſatz verließen,
Sturm zu laufen, und die Truppen, welche dieſerwegen angerücket waren‘, konnten das
beftändige Feuer, welches man auf fie machete , nicht mehr ausftehen, fondern zogen fi)
zuruͤck. Zwiſchen eilf und zwölf Uhr in der Nacht aber: wurde der Statthalter gewahr,
daß man die Schanze auf allen Seiten berennet und der Feind fich in den Gräben und
Thaͤlern umber gefeget, und fo gar verfehanzet hatte. i
Diefer Anblick beunruhigte ihn wirklich; gleichwohl behielt er guten Muth, daß au)
die Engländer ihrer Seits in Furcht gefeget wurden, und einige Minen vermutheten.
Da fie ſich alfo nicht getraueten, fich dem Orte zu nähern, fo wollten fie eine Fregatte und
einige Barken in Brand fteden, welche unter dem Geſchuͤtze dev Schanze vor Anker lagen.
Nachdem fie aber gar zu vielen Widerjtand dabey gefunden : fo begaben fie fich hinter eini=
ge Häufer, Die man ſtehen gelaffen, 'erreicheten wieder ihre Verſchanzungen und rüceten
noch vor Tage in ihr erftesfager.
Den andern Morgen ſchiffeten ſie ſich ein, ſo bald es ihnen die Fluth erlaubete, und
hinterließen achtzig von den Ihrigen, die man an verſchiedenen Orten todt fand, außer dies
len andern, die. man nachher bey ihrem Lager antraf. "Sie hatten alle Wohnungen abge-
brannt, die unterhalb der Schanze waren, und auch einige oberhalb derſelben; und
führeten alles Vieh mit fich weg’; man befam aber das melfte wieder. Uebri—
gens hatte Königsbafen feine Erhaltung vornehmlich fechzig. Canadiern zu danfen, wel:
che zwölf Stunden vorher. hineingerücker waren, ehe die englifche Flotte in dem Becken
Anker warf, ı Die Einwohner, welche ſeit drey Jahren beynahe keine Hilfe-aus Frank:
reich ‚erhalten hatten, waren meiftentheils ziemlich übelgefinnet; und der Statthalter melde:
te dem Minifter, wenn ſich St. Caſtin nicht unter ihnen befunden, fo wüßte er nicht, was
geſchehen feyn würde,
Er ſetzete in feinem Briefe hinzu, die Wilden in feiner Statthalterfchaft, vornehmlich
die Micmaken, wären in feinem beffern Zuftande, als die Einwohner. ie giengen ganz
nacfend, und fo würde es auch mit den Canibas und Maleeiten feyn, wenn fie nicht mit
den Mabinganen oder vielmehr, vermittelft der Mahinganen, mit den Engländern handel»
ten, welche-ihnen ven Biber das Pfund mit einem Thaler bezahleten und ihre Waaren
ſehr wohlfeil ließen. Unſere Feinde verfähen alfo unfere getreuften Bundesgenoffen, Denen
wir es an dem Noͤthigſten mangeln ließen, mit allen Beduͤrfniſſen, unterdeffen daß fie taͤg⸗
lich ihr geben zu unferm Dienfte bloßftelleten, Die Religion allein erhielt fie auf unferer
Seite, Dieß iſt eine offenbar befannte Sache; und ich fehe nicht, was ihr diejenigen
entgegen fegen wollen, welche behaupten, die Wilden nähmen niemals das Chriſtenthum
Aufeichtig an, und man dürfte ſich keinesweges auf ihre Befehrung verlaffen,
1704,
Sie heben
die Belage⸗
rung auf ·
Urſache des
Yls der Oberſte Mark, welcher die englandiſche Flotte fuͤhrete, bey feiner Ruͤckkehr Nein Erfots
Kaskebe und Defcadue berühret hatte, wo feine Nation Schanzen angeleget und Wohnun-
gen errichtet hatte: fo vernahm er, DaB man zu Bafton fehon angefangen, Luſtbarkeiten
— wegen
ges ihrer Un⸗
ternehmung.
520 Geſchichte und Belchreibung
1707. wegen Eroberung des Königshafens anzuſtellen. Diefe Zeitung nöchigte ihn, zu Kaskebe zu
— — bleiben, von da er an den Öeneralftatthalter und das Parlement fhrieb, er würde von die:
ſem Poften nicht abgehen, bis er ihren Befehl erhalten; er bäthe fie, es ihm nicht zuzurech⸗
nen, daß fein Zug übel ausgeſchlagen; weil ſich ſein ganzes Heer wider ihn aufgelehnet
hätte und keinen Öeneralfturm thun wollen, ungeachtet es wirflich drentaufend Mann ftarf
geweſen; und die vornehmften Dfficier hätten die Soldaten in ihrem Ungehorfame
unterſtuͤtzet.
Dieß war den Engländern in America nicht zum erſtenmale begegnet: oftmals aber
will man lieber einemeinzigen Menfehen, als einerganze Menge fir ftrafbar halten. Man
glaubete Marken auf fein Wort nicht; und er vernahm, der Pöbel in Bafton wäre fo erbit⸗
tert auf ihn, Daß er ihn würde in Stücken zerriſſen haben, wofern er den Yugenbtic in der
Stadt erfchienen wäre, da die Zeitung von Aufhebung der Belagerung dafelbft ankam.
Er erhielt, durch eben den Weg, Befehl, da zu bleiben, wo er wäre, niemand ausfteigen
zu laffen, und den Entfchluß zu erwarten, den man im dem Rathe faſſen würde, und wo:
von man ihm zu vechter Zeit Nachricht geben wollte, TE
Der Öeneralftacthalter in Reuyork ließ auch wirklich in aller Eil alle Abgeordnete aus
den Städten und Flecken, welche das Parlement zu Bafton ausmachen, zufammen kommen;
und ftellete ihnen lebhaft vor, die Nation wäre auf ewig verunehret, wenn man den Schimpf
nicht wieder auslöfchete, welchen der Oberſte Mark vor Königshafen erlitten härte, Er er⸗
both fich, perfönlich dahin zu gehen, und verficherte ‚er wollte eher umfommen, als Acadia
? ‚nicht wieder unter den Gehorfam der Röniginn bri BE if 12)
Entſchluß des Die Verſammlung hielt nicht dafür, dag er zu diefer Unternehmung ſelbſt abgehen
Rates iu duͤrfte, fondern mepnete, e8 wäre fehon genug, die Jiotte um fünf bis fechshundere Mani
RR zu verftärfen, und noch drey ftarfe Fahrzeuge dazu zu ſchicken. Es follten drey von den
vornehmften Parfementsgliedern nebft dem Sohne des Generalſtatthalters ſich mit einfchif-
fen, welcher vor Furzem zum Procurator von Seiner Majeftät ernennet worden. Sie be:
ftätigte den Oberften Mark in der Anführung diefer Völker, fprach ihn von den aufgebür-
deren Befchuldigungen völlig los, und verfah ihn vorläufig mit der Starthalterfchaft
von Acadia, A zu FEINEN REN
Die Rüftung zu dieſem neuen Unternehmen geſchah fo eilig, als man es nur hoffen
konnte; und den 2often Auguſt an einem Sonntage erfhien die englifche Flotte des Mor-
gens um zehn Uhr an der Einfahrt in das Becken bey Königshafen mit einem fo günftigen
‚ Winde, als fie nur verlangen fonnte, Um zwey Uhr Nachmittage hatte fie auch in ſehr
fhöner Ordnung geankert, und zwar außer dem Canonenſchuſſe. Diefer ſo wenig erwarte:
re Anblick fegere die in der Schanze in Beftürzung; und obgleich die Befagung durch) das
Schiffsvolk von einer Fregatte des Königes, die Bonaventure geführet, verftärfet worden,
fo glaubete doch jedermann, es wäre derwegen, wenn man nur einen Verſuch thun wolkte,
einem fo großen Heere zu miderftehen. 1—
Standhaftig⸗ Subercafe war faſt der einzige, welcher nicht verzweifelte, noch einmal über die Eng-
keit und Fleiß (ander zu friumphiren, und feine Herzbaftigkeit machete allen feinen Leuten Muth, Seine
des Statthal⸗ großte Sorge war, die Einwohner zuſammen zu bringen, deren viele über fieben Meilen
CR weit entfernee waren. Allein, die Feinde liefen ihm aus gar zu großem Vertrauen auf ihre
Macht, Zeit dazu. Sie warteten bis ven andern Morgen mir der Landung; und der Statt:
halter hielt in der Ungewißheit, wo fie ausfteigen würden, für das rathſamſte, nicht allein
AND feine
von Neu⸗Frankreich XIX Buch. sar
feine Befagung, fondern auch die Einwohner ſelbſt, die fich haufenweiſe zu ihm begaben, 1707.
in dem Orte zu behalten. ce —
Den ꝛiſten endlich Morgens um zehn Uhr wurde man achtzig Schaluppen oder Pi- DieEnglän,
voguen alle voller Soldaten gewahr, welche anruͤcketen und alle diefe $eute der Schanze gegen der landen.
über ausfegen wollten. Dieſe Truppen begaben ſich auch fo gleich auf ven Marfch durch
das Gehölze, und lagerfen ſich eine Bierthelmeile oberhalb des Dres, wovon fie nur durch
einen Fluß abgefondert waren. Darauf ließ Subercafe ungefähr achtzig Wilde und drey-
fig Einwohner längft dem Fluffe hingehen, mit dem Befehle, eine halbe Meile höher Hin:
über zu gehen und fich in Hinterhalt zu legen, von da fie defto leichter auf die Mannſchaft
falfen fönnten , welche die Wohnungen zerftöhren wollten, die 'größtentheils auf Diefer
Seite waren. X
Die ans Land geſetzten Truppen blieben den ganzen 2aſten in ihrem Lager, um ſich da⸗ Verſchiedene
ſelbſt zu verſchanzen ; und ven agften gegen Abend wurden fieben bis achthundert Mann ab⸗ Angriffe ohne
gefchickt, die fich auf den Marſch begaben, und eine Wache von zehn Soldaten, die von ei- vfolg.
nem Lieutenante geführer wurde, zog vorher, Diefer Offieier wandte nicht alle Vorſicht an,
die man in einem offenen Sande, das man nicht Fannte, anwenden mußte. Er fiel in eis
nen Hinterhalt, wo er mit achten von feinen Leuten getoͤdtet wurde; die beyden andern wur:
den gefangen und dem Statthalter zugeführet, welcher von ihnen erfuhr, die Feinde hätten
ihr Gefchüg in zwey Fleine Fahrzeuge eingefchiffer, um es bey Macht vor die Schanze
zu bringen.
Auf diefe Nachricht gab er Befehl, man follte die ganze Zeit über längft an dem Fluſſe,
fo Tange die Fluch ftiege, Feuer anzuͤnden; und diefe Vorſicht verhinderte, das Geſchuͤß ber:
bey zu bringen. Da überdiefes die abgeſchickte Mannfchaft feine Vorwacht gefehlagen fah:
- fo getrauete fie fich nicht, weiter zu geben, ſondern kehrete ins Lager zurück, aus welchem
den 24ften niemand gieng, weil die Beſatzung der Schanze fie in beftändigem Laͤrm hielt.
Den andern Morgen nöthigten die Bomben die Engländer, ihr Sager zu verlaffen, und
fie fegeten fich der Schanze gegen über. Subereaſe aber ließ ihnen dafelbit noch weniger
Ruhe, weil er wahrgenommen hatte, fie wollten dafelbft Batterien für Stüde und Mörfer
aufiverfen. Den a6ften brachen fie von neuem von da auf und lagerten ſich eine halbe
Meile tiefer: den andern Morgen aber ſchickete der Statthalter einige Mannfchaft aus, die
ihnen drey Schildwachen erlegere, und fie nöthigte, zum drittenmale ihr Lager abzubrechen.
Sie lagerten fich fo, daß die Bomben fie nicht treffen Fonnten. Man ſchickete ihnen aber
noch mehr kleine Parteyen über den Hals, die fie aller Drten bezwacketen.
Dar agften fehienen fie nun befchäfftiger zu ſeyn, ſich zu verfehangen: den zoften aber
gingen fie insgefammt um vier Uhr des Abends: wieder zu Schiffe. Subercafe muthma⸗
Rete, es geſchaͤhe folches, um auf der andern Seite des Fluffes einen Verſuch zu hun; und
er ließ diejenigen wieder hinuͤber gehen, welche dießſeits waren. Den ziſten mit Aufgange
der Sonnen fegeten auch die englandifchen Völker unter dem Geſchuͤtze der Flotte wirklich
ans fand; und fo bald fie ausgeftiegen waren, begaben fie fich auf den Marſch.
"Sie hatten eine mit Gehölze bedeckete Spige vor fich, wo fid) der Baron von St. Ca-
fin mit Hundert und fünfzig Mann in Hinterhalt geleget hatte. Er ließ fie bis auf einen
Piſtolenſchuß weit anruͤcken; und darauf ließ er dreymal hintereinander mit vieler Ordnung
Feuer auf ſie geben. Sie hielten ſolches mit einer Unerſchrockenheit aus, deren ſich Caſtin
nicht verſehen war, und ſchienen entſchloſſen zu ſeyn, durchzubrechen, es moͤchte auch koſten,
Aligem. Reiſebeſchr. XIV Band. RER was
522 Geſchichte und Beſchreibung
1707.
u:
Heftiges Ges
fecht.
Die, Belage⸗
rung wird anf:
gehoben.
was es wollte, Auf einmal aber hielten fie ftille, und nicht fange darnach fah man funf-
sig Schaluppen, welche wieder zu den Schiffen giengen, und die ganze Mannfchaft zog
ich zurück, best au .
: ee ließ der Statthalter den Herrn de Is Boularderie, Schiffsfaͤhndrich, mit
hundert und funfzig Mann hinausruͤcken, ven Baron St. Caftin zu werftärken; und. er.
ſelbſt folgete mit hundert und zwanzig Mann nach, um ihn zu unterflüßen, -Bonaven-
eure blieb in der Schanze, wo alles in gutem Stande war. Er rückete darauf an, bie,
Feinde zu beobachten, und bemerfete, daß fie an der Seite ihrer Schaluppen hinzoͤgen.
Sogleich gab. er dem Boularderie Befehl, ihnen zu folgen, und wenn fie fich einſchiffen
molleen , auf fie zu feuern. * a TAB —
Dieſer Officier, welcher vor Ungeduld brannte, zum Handgemenge zu. kommen,
marſchirete viel zu geſchwind, und fing den Angriff mir ſiebenzig oder achtzig Mann höch-
ftens an, Er fprang in eine von ihren Berfehanzungen, gewann fie und tödtete viete
Leute darinnen. Dieſer erfte gute Erfolg machete ihn muthig. Er fiel-in eine andere
ein, wo er einen Hieb mit dem Saͤbel in. den Leib, und einen andern in die Hand. befam.
St. Eaftin und Saillant namen feinen Plag ein. Man kam zum Handgemenge und
ſchlug ſich ganz erbittert mit Yerten und Slintenkolben; und die Feinde, deren vierzehn
bis funf zehnhundert Mann an ber Zahl waren, wichen auf funfzehnhundert Schritte gegen
ihre Schaluppen zurück, — Hm
Indeſſen führeren einige von ihren Officieren, bie fich ſchaͤmeten, wor fo wenigen
Leuten zu weichen, fie wieder gegen. bie Unſerigen, die ſich ihrer. Seits nach dem Gehöfze
zuruͤckzogen, weil Saint Eaftin und Saillant ebenfalls verwunder worden, Als fie aber
den Feind zurückkommen ſahen: fo wandten fie ſich, und bezeugeten fo viel Much, daß
die Engländer fich nicht getraueten, anzuruͤcken. _ Sie begnügeten fih nur, einigemal aus
dem Fleinen Gewehre zu feuern, und entferneten ſich von neuem. . Subercafe machete ſich
ſolches zu Nutze, die Verwundeten wegzubringen und. feine Truppen ausruhen zu laffen.
Nach Verlaufe einer Stunde befahl er einem Einwohner, Namens Granger, einem
ſehr tapfern Marne, des la Bonlarderie Mannfchaft wider. die Engländer zu führen, die
ihn niche erwarteten, und fich geſchwind wiederum einzufchiffen fucheren, welches fie mit
vieler Verwirrung thaten. :
An eben dem Tage lichtete der größte Theil der Flotte die Anker und legete fich außen
vor das Becken, wo fie, wie man urtheilete, ihre Todten ins Meer ‚geworfen. hatten ;
denn man fand nachher ihrer viele, die ans Ufer getrieben worden. Den ıjten des Herbft-
monates vereinigte fich die. ganze Slotte, und nahm eine Meile aufer der frangöfifchen
Bay Holz und Waffer-ein. Subercaſe hatte längft-der Küfte Leute abgeſchickt, fie zu be-
obachten, und einige berichteten ihm, es wären wo Schaluppen Dicht bey ihnen vorbey
gefahren, in deren einer fie, einen Streit gehoͤret; und die Soldaten hästen gefagt, der
Befehlshaber verdienete gehangen zu werden, weil er ſo viel Seute-unnügerweife aufgeopfert ;
und die Königinn würde gewiß dieſerwegen gute Rechenfchaft fordern. +
Endlich gieng diefe Flotte funfzehn Tage nachher, da fie. in. den Königshafen einge:
laufen, und ohne ſich einmal unterftanden zu. haben, den Hauptplag anzugreifen ‚wieder
unter Segel, Die Franzoſen hatten nur drey Todte, und höchftens funfzehn Bermundere,
Der Schiffsfaͤhndrich Saillant war der einzige. angefehene Mann unter Den Todten,. Mar
machete einige Gefangene, worunter fih der Pilote von einem der Kuͤſtenbewahrer befand.
Diefer .
von Neu⸗Frankreich. XRIX Buch. | 523: ;
Dieſer Menſch fagere Subercafen, die Königinn Hätte im vorigen Jahre dem Gene. _ rro7-
ralſtatchalter gemeldet, fie wollte vor, Endigung des Krieges Acadia haben; und wenne
zu dieſer Eroberung nicht Macht genug aus feiner. Starthalterfchaft nehmen: fünnte: ſo
wollte fie ihm Beyftand ſchicken. Der General und die vornehmſten Glieder hätten ihre
für den guten Erfolg diefer Unternehmung ftehen wollen , und ſchon im Auguſt die Danf-
fagung von ihrer britannifchen Majeftät erhalten. Er fegete hinzu, die Baftoner hätten
fich bey diefem letzten Unternehmen erfchöpfetz gleichwohl würde man Fünftigen Frübling
- gewiß mie geößerer Stärke wieder kommen, und die Koͤniginn wäre gefonnen, Acadia
niemals wiederzugeben, wenn fie. es einmal hätte, ;
Sp aufmerkfam war man in Frankreich garnicht auf die Erhaltung diefer Provinz, Acadia wird
als man in England auf die Mittel, fie zu erobern, war. Die Schiffe des Königes, mehr hindan
welche kurz darauf in Königshafen einliefen, brachten weder Waaren für die Einwohner, —— als je⸗
noch für die Wilden mit, welches den Statthalter ſehr verlegen machete, Denn er hatte
die einen nar durch Verſprechungen, die er it nicht erfüllen Eonnte, in ihrer Pflicht erhal«
ten, und die andern eben dadurch vermocht, ihm beyzuſtehen.
‚Er verficherte in feinem Schreiben an den Minifter, er hätte ſich genöthiget geſehen,
ſo gar ſeine Hemden , ‚feine Leilachen, und: überhaupt alles, was er nur enfbehren fönnen,
wegzugeben, um dem Elende der Armen. abzuhelfen. Er fegete binzu, man hätte feinen
Augenblick zu verlieren, wenn man ſich in Acadia vecht feit fegen wollte; diefe Pflanz⸗
ſtadt koͤnnte im kurzem die Duelle des größten Handels in dem Königreiche werden; es
wären in dieſem Jahre aus Neuengland ſechzig Schiffe mit Stockfiſchen nach Spanien und
dem mittelländifhen Meere abgegangen, und es follte bald eine noch größere Anzahl nad)
den americanifchen Inſeln abgeben; und alle diefe Fiſche würden an der acadifchen Kuͤſte
gefangen. Die Engländer fänden alfo-felbft zu der Zeit, da fie fich diefer Provinz nich
bemeiftern fönnten, dennoch Mittel, fich zu bereichern, da wir felbft Feinen Bortheil
Davon zoͤgen. j . |
Indeſſen Fonnten es die Miamier nicht verbauen, daß man dem utauaififchen Ober- Neue Unord⸗
haupte, das ihnen fo uͤbel begegnet war, das geben geſchenket hafte; und höveten nicht nungen, >
auf, ven Kopf defielben von dem Befehlshaber an der Landenge zu fordern, Diefe Wil⸗
den hatten ihren vornehmften Sig an dem Joſephsfluſſe, mo ſich der P. Avenesu, ihr
Miſſionar, Durch. eine unveränderliche Sanftmuth und umüberwindliche Geduld eben das
Anfehen bey ihnen erworben hatte, was fein Vorfahrer, der P. Allouez , gehabt hatte,
$a Motte Cadillac, welcher diefe Wilden nad) feiner Art. regieren wollte, wollte nicht Schlechte Xtufs
leiden, daß in einem Flecken diefer Voͤlkerſchaft, der über hundert Meilen von feinem führung des
Sige entfernet war, jemand mehr Anſehen hätte, als er, und nöthigte den P. Abeneau, Dereblshe,
feine Miſſion zu verlaſſen. Er mußte es aber bald bereuen. Denn da tie Miamier fei- y
nen Miſſionar mehr hatten, ihre Hitze zu mäßigen: fo, erneuerten fie ihr Anfuchen, an
dem Schweren gerächet zu werden. Er wollte fie aufbalten, er ließ den Schweren nach
der Sandenge fommen , nachdem er ihm Verſicherung gegeben, er hätte nichts zu fürchten,
und alles, was er von ihm forderte, war, er follse ſich mit feiner Familie da niederlaſſen.
Die Miamier voller Verzweifelung ‚ ſich alſo herumgefuͤhret zu feben, tödfeten drey
Franzoſen und richteten einige Berheerung in den Gegenden der Landenge an. Es wurde
(a Motten ſo gar gemeldet , ‚fie haͤtten ſich verbunden , alle Srangofen mieberzummachen; bie
Huronen und Zroquefen wären zu ihnen getreten, und fie Häften ihren [handlichen Anz
Uuu2 — ſchlag
A
— GSeccſchichte und Beſchreibung
1707. ſchlag ſchon ausgefuͤhret, wenn ein Uyatanon fie nicht verrathen Härte. Dieſe Nachrich:
1 en und die Befchimpfung , die er erhalten hatte, macheten, daß er den Entſchluß ergriff,
Diefe Barbaren zu befriegen; und er fehien fich ernftlich dazu anzuſchicken. Man ver:
wunberte fich aber ſehr, da man ſah, daß alle feine Rüftungen auf niches weiter hinaus⸗
liefen, als daß er einen Vergleich mit ihnen ſchloß, der für ihn und die franzöfifche Na-
tion nicht gar zu rühmlich war.
Es erfolgete dasjenige daraus, was flets unvermeidlich ift, wenn man bey den Wil-
ben nachgiebt; vornehmlich, wenn man ihnen erſt gedrohet hat. Die Miamier beobad)-
teten Die Bedingungen des Vertrages ſchlecht, woobey fie unfere Schwäche gefehen hatten ;
und der Befehlshaber mußte endlich mit. vierhundert Mann, theils Franzoſen, theils
Wilde, wider fie ausziehen, Sie vertheidigten fich ziemlich: fie wurden aber in ihrer
Verſchanzung überwältigt; und da fie feine andere Zuflucht hatten, als zur Gnade des
Ueberwinders; fo unterwarfen fie fich allem ‚ Was man von ihnen verlangete. Damit fie
aber Feine neue Thorheit begiengen , welche uns nöthigte, fie aufs Yeußerfte zu treiben:
fo hielt man fuͤr rathſam, ihnen ihren Miffionar wiederzuſchicken.
Joncaire fuͤh⸗ Die iroqueſiſchen Orte beobachteten die Neutralitat ſtets genau. Ohne Zweifel tru⸗
zer fih unter gen die Miſſionarien durch ihre Wachfamfeit und gute Art vieles dazu bey, Es fam
—— ihnen aber des Herrn von Joncaire gute Aufführung und gutes Verſtaͤndniß mit ihnen
ſeyhr zu ſtatten. Joncaire, welcher von den Tonnonthuanern zum Sohne angenommen
worden und von den Onnontaguern fehr geliebt murde, gieng von einem Orte zum andern.
Er meldete ven Miffionavien alles, und nahm nichts ohne fie vor; und dadurch zernich-
- tete er alle Maaßregeln, und Hintertrieb alle Ränfe ber Engländer. Er nahm die Iro⸗
queſen durch ſeine Freymuͤthigkeit ein; er redete ihre Sprache fo gut, als fie, welches die-
fen Wilden überaus wohl gefiel, Er gewann fie durch feine Freygebigkeiten; er erwarb
ſich durch feine Kuͤhnheit Hochachtung; und er wußte fo gleich feine Partey ohne Anftand
bey Gelegenheiten zu ergreifen, wo man ſich nothwendig eiligft entſchließen mußte, welche
Eigenſchaften in denen Umſtaͤnden, worinnen er fich befand, nöthig waren,
Die chriſtli⸗ Unter dev Zeit aber, da es ihm alfo gluͤckete, die abgoͤttiſchen Iroqueſen abzuhalten, '
eben Iroque⸗ daß fie nicht mit den Englaͤndern Partey wider uns macheten, unterhandelte ver Statt:
ſen * ſich haiter zu Orange faſt eben fo glücklich mit den chriſtlichen Iroqueſen, die in dem Pflanz-
verführen. [ande woßneten. Man merkere fchon feit einiger Zeit, daß diefe Neubekehrten niche mehr
fo fromm waren; und man Fonnte ſolches bloß der Trunkenheit zufehreiben , wovon fie
faſt nicht zu heilen waren, Denn ungeachtet des wiederholten Verbothes von dem Koͤ⸗
nige und des Fleißes des Statthalters zu Montreal gieng der Brandteweinhandel doch
ſehr wieder im Schwange; und man fing an, wahrzunehmen, daß man fich nicht mehr
fo viel Rechnung auf die Iroqueſen am Subroigsfprunge und Berge machen dürfte, da
man Im Anfange des Früßlinges Fünftiges Zahres einen großen Krieg gegen die Seite
von Bafton vorhatte. ! J
1708. Diefer Zug war in einem großen Rathe befehloffen worden, ‚den man zu Montreal
— mit den Haͤuptern aller chriſtlichen Wilden in dem Pflanzlande gehalten hatte. Es ſollten
einem großen auch andere Abenaquier mit hundert auserleſenen Canadiern dabey feym, außer einer gro⸗
‚ Kriege, Ben Anzahl Freywillige den meiften Dfficieren von unfern Truppen, welche in allem vier-
hundert Mann ausmacheren. Die Herren St Ours de Chaillons und Hertel von
Bouville follten die Franzoſen anführen, und Boncher de Is Perriere die -—
i i Wei
von Neu⸗Frankreich. XIX Buch, 525
Weit viel daran gelegen war, bag man diefen Anfchlag bis auf den Auf bruch der Krieger 1708.
‚geheim hielte, und der Marſch eilig: vor fih gienge: fo wurde angeordnet, cs follten bie
beyden exften Befehlshaber ihren Weg über den Franciſcusfluß mit den Algonquinen, ben
Abenaquiern von Befancourt und ben Huronen von Loretto nehmen, und la Perriere folite
mit den Iroqueſen über den Champlainfee gehen, alle zufammen aber fid) nach dem Ni⸗
Fifipiquefee begeben, wo ſich auch) die an Acadia geänzenden Wilden zur beſtimmten Zeit
einfinden follten, |
Berfchiedene Zufälle hätten das Unternehmen bald zernichtet, und verzögerten den Die Huronen
Auf bruch der Krieger. Den 26ſten des Heumonates endlich begaben fie ſich auf ben und Iroqueſen
Marſch. Als Chaillons und Rouville aber an dem Franciſcusfluſſe angefommen waren: gehen davon.
fo vernahmen fie, die Huronen wären wieder umgekehret, weil einer von ihnen aus Ver—
fehen , vermuthlich auf der Jagd, getödtet worden, und die andern aus biefem Ungluͤcke
urtheileten, ihr Zug würde klaͤglich für fie ausfallen. Die Sroquefen, welche Perriere
über den Champlainfee fuͤhrete, folgeten bald ihrem Beyfpiele, und braucheten zum Bor
wande, «8 wären einige von ihnen krank, und die möchten das ganze Heer anſtecken.
Baudreuil ‚welchem die Befehlshaber von Liefer Verlaſſung Nachricht gaben, ant- Die Abena-
wortete ihnen, fie follten, wenn aud) die Algonquinen und Abenaquier von Bekancourt fie VI ſteuen
verließen, dennoch ihren Marſch fortſetzen, und lieber einen Einfall in einen entfernten ſich nicht ein.
Ort thun, als zuruͤckkommen, ohne etwas gethan zu haben. Des Chaillons eröffnete den
Inhalt diefes Schreibens den Wilden , welche ihm ſchwuren, ihm überall zu folgen, wo-
bin er ſie führen wollte, Sie giengen alfo, zweyhundert an der Zahl, ab; und nachdem
fie hundert und fünfzig Meilen durch ungangbare Wege zurücfgeleget, fo kamen fie an den.
Nikiſipiqueſee, wo ſie die Abenaquier, die Nachbarn von Acadien, nicht fanden, welche
genoͤthiget worden, ihre Waffen anders wohin zu kehren.
Sie marſchireten alſo gegen ein Dorf, Hewreuil genannt, welches aus fuͤnf und Man nimmt
zwanzig bis dreyßig wohlgebauten Haͤuſern und einer Schanze beſtund, worinnen der ein engliſches
Statthalter wohnete. In dieſer Schanze war eine Befasung von dreyßig Soldaten und Dorf weg.
wenigftens ihrer zehn in einem jeden Hauſe. Diefe Truppen waren nur erft allbier ange
kommen und von dem Statthalter in Neuengland hergefihicket worden, welcher , auf er—
haltene Nachricht von dem Marfche der Franzofen, in alle Flecken diefer Gegend derglei—
chen geſchicket hatte,
Unfere Helden wurden nicht dadurch abgeſchrecket, da fie vernahmen, daß man fo
wohl vorbereitet wäre, fie zu empfangen; und da fie auf Fein Leberrumpeln mehr denken
durften, fo glaubeten fie, ſolches durch ihre Tapferkeit erfegen zu kͤnnen. Sie blieben
die ganze Nacht ruhig, und den Morgen, eine Stunde nad) der Sonnen Aufgange, ftel-
leten fie fich in Schlachtordnung. Nouville hielt darauf eine Fleine Rede an die Franzo—
fen, um alle diejenigen zu ermahnen, die einige Zwiftigfeiten unter einander gehabt —
ten, daß fie ſich aufrichtig verföhneren und einander umarmeten, welches geſchah · Sie
verrichteren darauf ihr Gebeth und zogen gegen die Schanze. Sie fanden viel Wider-
Rand, drangen aber endlich doc) mit dem Degen und der Art in der Zauft hinein, und
ſtecketen es in Brand u
Arlle die Käufer vertheidigten ſich auch ſehr gut, und hatten eben das Schickſal. Es
blieben ungefähr hundert Engländer bey diefen verfchiedenen Angriffen. Viele andere,
Welche fich zu lange verfaumeten, aus der — und den Haͤuſern zu gehen, verbrann⸗
un3 ten
1326 Secchichte und Beſchreibung
1708.
ten darinnen, und die Anzahl der Gefangenen war anfehnlih. Beure befam man nicht;
man dachte auch nicht eher daran, als bis "alles von den Flammen aufgegeßret war.
Lieber diefes hörete man ſchon in allen benachbarten Schanzen und Dörfern die Trommeln
‚und Trompeten, und man hatte nicht einen Augenblick zu verlieren, um fich ficher zu⸗
ruͤck zu ziehen,
Die Sieger Es geſchah folches mit vieler Ordnung , und hatte-ein jeder nur fo viel Lebensmittel
geratben in eis mit ſich genommen, als er zu feinem Ruͤckmarſche brauchete. Diefe Vorſicht war nöthi-
nen Vinter- er, als man es glaubete, Kaum hatten die Unferigen eine Halbe Meile zuruͤckgeleget,
halt,
fo kamen fie,in einen Wald, wo fie in einen Hinterhalt geriethen, der ihnen von fieben-
zig Mann geleget worden, deren jeder feinen Schuß that, che fie entdecket wurden, An-
fere Helden hielten diefes Feuer unbewegt aus, und zum Glüce that. es Eeinen großen
Schaden. Indeſſen war hinter ihnen alles ſchon voller Seute zu Fuße und zu Pferde, die
ihnen in den Hacken waren; und es war Feine andere Partey zu ergreifen , als über Dieje-
nigen weg zu dringen, die auf fie ſchoſſen. |
Man ergriff folche ohne Anftand. Ein jeder warf fein Bündel Lebensmittel und faft
alle feine Kleider von fich, und, ohne ſich mit dem Schießen aufzuhalten , griffen fie gleich
zum Degen. Die Engländer erftauneren über einen fo plöglichen Angriff von Leuten ‚die
fie in Unordnung gebracht zu haben glaubeten. Sie kamen felbft in Unordnung, und
Fonnten ſich nicht wieder feßen; fo, daß fie insgeſammt, aufer zehn bis zwölfen, die da:
von liefen , getoͤdtet eder gefangen wurden, 4 ma
Shlagen fi) Meſeambiuit, welcher im vorigen Jahre aus Frankreich zuruͤckgekommen focht ſtets
durch.
neben dem Befehlshaber. Er that Wunder mit einem Säbely ven ihm der König ge⸗
ſchenket Hatte, und befam einen Schuß an dem Fuße. Wir Hatten in diefen beyden Ge—
fechten achtzehn Verwundete, drey Todte von ben Wilden und fünfe von den Franzofen,
worunter zween junge, Dfficier von guter Hoffnung waren, nämlich Rouvilles Bruder,
Hertel von Chambly und Vercheres, Bey dem legten Gefechte entwifcheten viele zu
Hewreuil gemachete Gefangene,
Alle andere waren mit der guten Begegnung ihrer Leberwinder auf dem Ruͤckzuge
‚ zufrieden, welcher ohne einigen fernern Zufall geſchah; und verſchiedene Umftände, die
man von einigen Offieieren und Freywilligen erzaͤhlet, machen ihnen noch mehr Ehre, als
die herrlichen Proben ihrer bewiefenen Tapferkeit. Man legere vornehmlich dem Herrn
Dupuys, dem Sohne des Particulierlieutenants zu Quebec, großes $ob bey, welcher die
Leutſeligkeit fo weit getrieben, daß er die Tochter des Föniglichen Sieutenants zu Hewreuil,
die nicht mehr gehen konnte, ein groß Stück Weges getragen. ehr
Nee ie Man verwunderte fich zu Canada, daß die englaͤndiſche junge Mannſchaft nichts
dos Statthat that, Die doch weit zahlreicher war, als die franzöfifche ‚und fragete einen von ben Gefan-
ters zu Oran
ge.
"genen darum. Seine Antwort entdeckete die wahre Urfache, warum die Jroqueſen, welche
la Perriere bey dem legten Zuge führete, abgegangen. Diefer Menfih ſagete, die jungen
Leute feiner Nation wären nicht Schuld, daß fie diefes Jahr nicht zum Theile wider die
Franzoſen gekommen wären; es hätten über fünfhundere der Munterften den Großſtatt⸗
halter von Nenenglarid um Erlaubniß dazu gebethen, und fie auch erhalten. Al⸗ ſie
aber im Begriffe geſtanden, ſich auf den Marſch zw begeben: ‚fo haͤtten fie einen Gegen:
befehl, auf ein Schreiben des Statthalters zu Irange an feinen General, befommen.
In
von Neu⸗grankreich. XIXx Buch. 337
Sn dieſem Briefe, ſetzete er hinzu, meldete der Statthalter, er wäre dießmal Mei-
ſter von den chriſtlichen Iroqueſen, die ihn verſichert hätten, es würde Fein Wilder wider
die Engländer zu Felde ziehen; es waͤre alſo vergebens, einigen Aufwand zu machen, Die
Franzofen anzugreifen; welche für ſich nicht allein im Stande wären, etwas zu unter-
nehmen; ſo daß man ſich verſprechen könnte, die engländifchen Pflanzftädte würden hin⸗
führo einer vollfommenen Ruhe genießen, welches alles wäre, was man darinnen wünz
ſchen koͤnnte.
Eben dieſer Gefangene ſagete auch noch, man haͤtte zu Hewreuil und in allen Orten
geglaubet, bie Partey, welche das Dorf verwuͤſtet hätte, wäre nur eine abgeſchickte Mann-
{haft von einem Haufen von fehszehnbundere Mann , der nicht, weit davon ftünde; eben
diefes wäre aud) zu Baſton gefaget worden; und man wäre in ganz Meuengland beſtaͤndig
in den Waffen, welches die Einwohner überaus fehr abmattete. Endlich vernahm man
von einem andern Gefangenen, dev Statthalter von Drange hätte vor kurzem die chriftliz
hen Iroqueſen anfehnlich befehenker.
- Diefe Wilden waren überaus gefränft darüber, daß fie ſich ſo entdecket fahen, und
hoch mehr, daß der Marquis von Vaudreuil folche Verachtung gegen fie bezeuget, als fie
den Herrn la Perviere verlaffen hatten. _ Denn er hatte ihnen nur fagen laſſen: weil fie fo
ſehr ven Frieden liebeten, fo koͤnnten fie hinfuͤhro gerubig auf ihren Matten bleiben, und
ev brauchete ihrer eben nicht. Sie wurden dadurch auf Das empfinblichite gereizet, und
ihr Berbruß barte alle Wirfung , die der General davon gehoffer. Sie errichteten viele
Kriegesparteyen. Die Abenaquier von Befancourt, deren Treue man, ungeachtet deffen,
was Here Schuiler davon gefaget Hatte, niemals in Verdacht gezogen, und die jo gute
Beweiſe von ihrer Ergebenheit gegen unfer Beftes gegeben hatten, gefelleten fich zu ihnen,
und beyde verheereten wiele Öegenden von Neuengland, da die einen von ihren legtern
1738.
Untreue der
ehriftlichen
Sroquefen.
Sie machen
ibren Fehler
wieder gut.
gluͤcklichen Erfolgen, die andern aber von der Begierde, ihren Fehler wieder gut zu ma⸗
chen, angefrifchee waren. - r
Der General beſchwerete fich feiner Seits bey dem Statthalter zu Drange heftig dar—
über daß er unter der Zeit, da er fein Sand undıganz Neuyork, aus Achtung für die
Holländer und für ihn befonders, in Ruhe ließe, und. folhes in der Abſicht, damit die
Jeoqueſen neutral blieben, welches. den engländifhen Pflanzſtaͤdten eben fo vortheilhaft
wäre, als Neufrankreich; daß er, fage ih, unterdeſſen nicht allein nicht aufbörete, den
Drten anzuliegen, ‚die Waffen wieder zu ergreifen, und eine Schanze in der Agnier Be—
zieke bauen ließe, fondern fich auch beftändig Mühe gäbe, die mitten in dem franzöfifchen
Vflam ande wohnenden Wilden abfpänftig zu machen, Schuiler antwortete auf den er—
ſten Artikel nichts: aufiden andern aber war dieſes ſeine Antwort.
Was zwiſchen
Vaudreuil u.
Schuiler vor⸗
eht.
Was das Halsgehaͤnge betrifft, welches ich den Wilden in der Abſicht geſchickt
habe, fie zu verhindern, daß fie an dem Kriege wider die Statthalterſchaft Baſton fei-
sten Theil nahmen: fo muß ich ſolches geftehen : ich bin aber aus chriftlicher Siebe dazu
„angetrieben worden. Ich babe geglaubet , meine Pflicht gegen Gott und meinen Naͤch⸗
> ften erforderte es, dieſen barbariſchen und. heidniſchen Graufamkeiten vorzubeugen, Die
nur gar zu oft an den unglückfeligen Einwohnern. diefer Statthalterfhaft ausgeübet wor⸗
sden. Sie werden mir verzeihen, wenn ich Ihnen fage, daß ic) fühle, wie ſich mein Herz
»umkehret, wenn ich Daran denke daß ein Krieg unter chriftlichen Fuͤrſten, bie zu den
» gengueften Gefegen Der Epre und Großmuth verpflichtet find, wovon ihnen A Ei
. ; Vorfſah⸗
528 Geſchichte und Befrhreibung
ch Vorfahren ſo ſchoͤne Beyſpiele gegeben-haben, in eine wilde und unbegraͤnzte Unmenſch⸗
— lichkeit ausarten. Ich kann nicht begreifen, daß es möglich fey, einen Krieg durch der⸗
„gleichen Mittel zu endigen, und ich wollte wuͤnſchen, daß alle Welt fo, wie ic), hier—
„von bächte, „,
Peter Schuiler war ein fehr redlicher Mann, und er drückere bier feine wahren Ge⸗
finnungen aus. Er war aber von demjenigen, was fir funfzig Jahren in diefem Theile‘
von America vorgieng, genugfam unterrichtet, daß er willen konnte, es hätten ung die
Engländer genöthiger, unfere Wilden fo haufen zu laffen, als fie in Neuengland thaten.
Es konnte ihm nicht unbefannt feyn, was für Gräuel die Iroqueſen auf ihr Anftiften in
dem legten Kriege begangen; daß zu Bafton ſelbſt den daferbt gefangenen Franzofen und
Abenaquiern mit einer Unmenfchlichkeit begegnet würde‘, "welche nicht viel geringer wäre,
als diejenige Wildheit, worüber er fo bitterlich Flagere; daß die Engländer mehr, als
einmal, das Voͤlkerrecht übertreten, und die in der beften Form unterzeichneten Vergleiche
nicht gehalten hätten, da hingegen die Gefangenen von-den Engländern bey den Franzofen
und ihren Bundesgenoffen gut gehalten würden.
Es war auch nod) feicht, ihm zu beweifen,, daß weder die Franzoſen, noch die Wil:
den auf ihrer Seite, jemals die Grauſamkeiten ausgeübet hätten, die man ihnen vorwarf,
wo es nicht gegenbedrückungsweife geſchehen; und ehe man fich entſchloſſen, dieſes Mittel
zu ergreifen, um der Öraufamfeit ein Ende zu machen, deren fich die Iroqueſen wider unfere
Officier, Miffionarien und Einwohner bedieneren, und die üblen Begegnungen zu he
ben, welche die Baftoner unſern Bundesgenoffen und uns felbft erwieſen, hatte man bie
angefehenften in Neufrankreich fange genug Thränen vergießen laſſen Datinnen aber”
war er felbft nicht zu enefchuldigen, daß er zu der Zeit, da erden chriftlichen Sroquefen
die Waffen aus den Händen’ reißen wollte, ſich allerhand Mittel bedienete, die abgör:
tiſchen Iroqueſen zu vermögen, fie wider ung zu ergreifen; ob er gleich nicht zweifeln
fonnte, daß diefe ihre Wuth nicht weiter treiben würden, als jene die ihrige, die er
verabfcheuete, j
Die Englaͤn⸗ Die Engländer fucheten aber nicht bloß in Canada uns die Wilden, deren Hochach⸗
der wollen die tung und Neigung wir uns ftets beſſer, als fie, zugugiehen gewußt Haben, zu Feinden zu
Wilden N machen. Sortifiana war noch in ihrer erſten Rindheie, Nichts war fehwächer , als vie
De zʒween oder drey Sige, die wir da Hatten. Es iſt wahr, fie Hatten von den natürlichen
Einwohnern des Landes nichts zu fürchten; man begegnete’ ihnen gut; fie fehienen mit
uns vergnuͤgt zu ſeynʒ und dieß hielt ung vielleicht in einer Sicherheit, die durch ein we-
nig mehr Klugheit nicht gar zu übermäßig gemefen ſeyn wurde, )
_ Die Engländer in Carolina aber ſchopfeten über diefe neuer Miederlaffungen großen
Verdacht, und man entdedete in eben dem Fahre, daß die Tehactis, unfere gefreueften
Bimdesgenoffen, von der Königin in Großbritannien Gefehenfe befommen Hatten ; und
daß. der Bewegungsgrund Diefer Freygebigkeit wäre, von dieſen Wilden einen frenen
Durchzug durch ihr Sand fir die englifchen Völker zu erhalten, um die andern Volker
fhaften zu bewegen, daß fie wenigſtens neutral blieben‘, oder fie aufzureiden, wenn fie
ſich deffen mweigerten, Herr D’ Artaguette, welcher damals in Biefem Pflanslande das
Amt eines Commiſſaire⸗Ordonnateur hatte, und dem Herrn Pontchartrain von dem, was
ich gefaget habe, Nachricht gab, fegete Hinzu: es Hätten zween Sratyofen, die durch die
Maſuer gereifet, einen Engländer dafelbft angetroffen, der fuͤr fünf und zwanzigtaufend,
ö . Thaler
von Neu⸗Frankreich. XIX Buch, 520
Thaler Geſchenke gehabt, die beftimmt gewefen, eben das bey biefen Wilden und den Sl- 178.
linefen auszurichten. Man erfuhr auch, daß in denen Neben, womit man diefe Gefchenfe —v——
begleitete, zu ihnen gefagt wurde, diejenigen Franzoſen, welche fie unter fich fähen, wä-
“er die flüchtigen Meberbleibfel von einer Nation, die von den Engländern aufgerie-
en worden.
Auf diefe Art wandten unfere Feinde alles an, ſich wegen des Verluftes und Schim-
pfes ſchadlos zu halten, den fie während diefes Feldzuges in Neuengland und Acadia erlit-
ten hatten, Sie befamen aber mitten in dem folgenden Winter noch eine weit größere
Schlappe in der Inſel Neuland, welche fie vollends bey allen Nationen diefes feſten Lan—
des um ihren Ruhm brachte.
Ich Habe fehon angemerfer, daß der Mittelpunct und die Vorrarhshäufer von allen Anſchlag auf
Hiederlaffungen der Engländer in diefer Inſel in der St. Johannsbay gewefen. St. Neuland.
Ovide, Eöniglicher Verweſer zu Plaifance c) und des vormaligen Statthalters Brouillan
Neffe, fehlug dem igigen Statthalter, Coftebelle, vor, ſolche zu erobern, und ſetzete
Binzu, er wollte es auf feine Koften thun. Machdem fein Anfchlag gebifligee worden: fo
brachte er Hundert und fünf und zwanzig Mann, Wilde, Einwohner und Matrofen, zu-
ſammen, zu denen fich noch zwanzig Soldaten gefelleten, die erft Fürzlich aus Acadia un=
ter des eutenants Renou Anführung gefommen waren. Coftebelle gab ihm noch vier
und zwanzig Mann von feiner Beſatzung, die ebenfalls von einem Lieutenante geführet
wurden; und Herr de la Ronde, welcher fich bey der Vertheidigung von Königshafen
Herporgethan, wollte ihn als ein bloßer Freywilliger begleiten.
Der fürzefte Weg war, zur See zu gehen; uud dieß war des Befehlshabers Abficht,
Alein, da ihn die widrigen Winde big den z4ten des Chriſtmonates aufgehalten: fo wollte
er nicht länger warten, fondern begab ſich an eben dem Tage im Schnee auf den Marfch.
Den 2often kam er ans Ende der Marienbay, wohin Herr Coftebelle zwo doppelte Scha=
fuppen geſchickt hatte, damit unfere Wagbälfe über einen vier bis fünf Meilen breiten Arm
von der See fegen koͤnnten, wodurch fie fich zwo Tagereifen auf einem fehr rauhen Wege
erfpareten. Den letzten Tag im Jahre kamen fie fünf Meilen von St. Johann, ohne
daß fie entdecket worden, doch hatten fie vielen Widerſpruch von Seiten einiger Perfonen
ausgeftanden , die dem St, Ovide nicht wohl wollten, und die ihn nur begleitet zu haben
fhienen , fein Unternehmen fehlfchlagen zu laſſen.
Weil es ihm nicht anders, als durch Ueberrumpeln, gelingen Fonnte: fo machete 17%9-
man, ehe man weiter gieng, alles zurechte, was zum Angriffe nöthig war. Dieſes ge- Angriff u er
ſchah mit unglaublichen Fleiße; und den Morgen, als den erſten Tag im Sabre, begab eguehmung
fi) der Befehlshaber zwo Stunden vor Tage, bey einem fchönen Mondfcheine, an das von St. Jo
Ende des Johannshafens, wo er die ganze Schanze nad) feiner Bequemlichkeit betrach- dann.
tete, Er marfehirete darauf fort und wurde von übeln Wegweiſern geführet, denen er nicht
haͤtte rauen follen, und die nur ſucheten, ihm feinen Streich feblfchlagen zu faffen.
So bald er ihre Treuloſigkeit wahrnahm, fo gieng er aus ber Mitte, wo er war, zu
dem Vortrabe, wo fich die Freywilligen befanden, und ftellete fi) an deren Spige. Er
ließ die Stelle, die er verlaffen hatte, dem Herrn Defpenfens, welcher Majorsdienfte that.
Pan entdectere ihn dreyhundert Schritte von der Schanze, die er angreifen wollte; fo daß
: man
©) Nachher Starthalter det £öniglichen Inſel.
Allgem, Reifebefehr. KIV Band. Ere
Mog.
— Geſchichte und Beſchreibung
man aus dem kleinen Gewehre einigemale auf ihn ſchoß, als er ſich dem erſten Pfahlwerke
naͤherte. Einige von ſeinen Freywilligen verließen ihn darauf, welches ihn aber nicht hin⸗
derte, bis an den bedeckten Weg zu dringen, deſſen Thore zu ſchließen man zum Gluͤcke
fuͤr ihn vergeſſen hatte. Er drang hinein und rief: es lebe der Königt Dieſer Ruf, wel⸗
‚her feinen Leuten Muth machete, benahm den Englaͤndern gaͤnglich das Herz. Er ließ
fünfzehn bis ſechszehn Mann zur Bewachung des bedeckten Weges, gieng durch den Gra—
ben, ungeachtet des Feuers aus den beyden andern Schanzen, melches ihm zehn Mann
verwundete; fegete zwo Leitern an den Wall, der zwanzig. Fuß hoch war, und ſtieg mit
ſechs Mann hinauf, wovon ihrer etliche im Hinauffteigen gefaͤhrlich verwundet wurden,
In dem Augenblicke kam Deſpenſens mit dem Haufen „den er fuͤhrete, und den Lei—
tern an, die er gleich anſetete. Er ftieg zuerſt hinauf, und kam ſelb dritte oder vierte in
die Schanze. Renou, Johannis, Duͤ Pleffis, In Cheſnaye, D’ Argentevil und
8 Aillebout, fein Bruder, folgeten dieſem tapfern Marne gleich nach, Einige bemei-
ſterten fich der Hauptroache,, die andern des Statthalterhauſes, andere liefen nach der
Zugbruͤcke, wodurch die Schanze der Einwohner mit Diefer, welche die Wilhelmsichanze
hieß, Gemeinſchaft hatte; und der Statthalter, welcher dreyhundert Einwohner berüber
führen wollte, wurde dreymal verwundet und zuriickgepveflet.
Defpenfens ließ fo gleich die Zugbrücke nieder und das Pfoͤrtchen öffnen. Darauf
drang Das ganze Heer hinein, und die Engländer bathen um Quartier. Die Franzoſen
ſahen ſich alſo in. weniger, als einer halben Stunde, Meifter von zwoen Schanzen, deren
jede ein ganzes Heer lange würde haben aufhalten fünnen, Denn in einev waren acht:
zehn Canonem, vier Moͤrſer zu Bomben, zwanzig zu Granaten und über hundert Mann
Beſatzung, Die von. einem fehr tapfern Manne angefuͤhret wurden. Die andere Hatte
frhshundert wohloerfehanzere Einwohner, die insgefommt beveit- waren, dev erften Schanze
zu Huͤlſe zu. kommen: eine unteviedifche Thuͤre aber wodurch fie hinein zu dringen dach-
ten, wenn es Zeit ſeyn würde, war ſo feſt zu, daß man ſie nicht zeitig genug aufſprengen
konnte. Es war noch eine dvitte viel Eleinere Schanze an der Einfahrt des Hafens übrig,
an der, andern Seite aber. _ St. Ovide ließ fie auffordern; und der Befehlshaber verlan-
gete vier und zwanzig Stunden Bebenfzeit. Man bewilligte fie ihm; und nad Verlaufe .
derſelben ergab er ſich, ob er gleich achtzig Mann in einem guten Plage, Lebensmittel auf
viele Monate, ziemlich huͤbſches Gefhüß ſtarke Canonen ‚ einen Moͤrſer zu Bomben und
ein vor Bomben ficheres. Gewölbe haste,
St Soite Als St. Dpide: ſich Meiſter von St. Johann ſah, ſo ſchickete er einen Bothen an
—— den Herrn Coſtebelle, ihm. den gluͤcklichen Erfolg feines Unternehmens zu melden. Nach—
and) Frank⸗
ih -
den. er auch darauf erfahren, daß ſich einige Engländer nach Belle⸗Isle geflüchtee, Die
aur fünf Meilen von St. Johann iſt; daß fie dafelbit. ein. Schiff angetroffen „ und: fich
eingeſchiffet, um nach England zu gehen... fo hielt ev es für. rathſamm, daß der franzöfifche
Hof eben ſo bald Nachricht davon befäme r als der englifche; wie er. denn außerdem gen
Defehl von folchen zu erhalten wünfchere, was er zu thun haͤtte. Ex befahl alfo dem Herrn
Defpenfens ‚ein kleines Fahrzeug zu beſteigen, welches in.dem Hafen lag, und ungerzügs
lich unter Segel zu gehen. | REN
Diefes misfiel, dem. Statthalter zu Paifance, welcher die Abfahrt. der dreh Englaͤn⸗
der nach Europa nicht wußte, umd uͤberzeuget war, wenn man bie Wegnehmung von St, _
Johann in England nicht wüßte, fp wuͤrden gewöhnlicher Weife Schiffe nach dieſem Ha⸗
ae RT, fen
von Neu: Frankreich. XIX Buch, 538
fen abgehen, deren man fich denn deichtlich bemeiftern koönnte. Diefes waren wenigſtens rro9 «10,
die erften Gedanken, die er'hatte, ober der Vorwand, defen er fich bebienere, feinen Rö-
vigsfieutenant zu tadeln. Er änderte darauf feine Gedanken, und hielt es für unnd«
thig, den Hofzu Rathe zu ziehen, um zu erfahren ‚ ob man St. Johann behalten -folfte,
weil ihm folches unmöglich zu feyn fehlen , ohne Plaifance zu eneblößen ‚welches feit einem
Jahre mit einer Belagerung bedrohet wurde. Er hielt uͤber dieſes den Koͤnig nicht fuͤr
geneigt, ihm fo viel Volk zu ſchicken, daß er ſich zu gleicher Zeit in feinem Platze verthei⸗
digen und in einem entfernten Hafen erhalten koͤnnte, der ſo ſchwer zu bewachen war, als
Sr. Johann.
Eobefahl alſo St, Oviden, die Schanzen ſchleifen zu laſſen, und ſich laͤngſtens zu St. Johann
Ende des Märzmonates nach Piaiſance zu begeben. Er ſchickete ihm ‚eine Fregatte, den Wird. verlafe
Statthalter, den Ingenieur und die Befagung aus biefen Schanzen nebft dem Krieges= en.
vorrathe darauf einzufehiffen, den man in guoßer Menge daſelbſt gefunden hatte, weil
eine Partey von dreyhundert Engländern im Begriffe war, ſich (auf den Marfch zu bege—
ben, Pfaifance zu überrumpeln, Die Gefangenen und-Öüter , die man nicht einfehiffen
Eonnte, wurden auf ein Löfegeld gefegetz und St. Dpide, der nur hundert Mann ver—
langete, feine Eroberung zu erhalten, und Die ganze Oſtkuͤſte von Neuland vollends zu er⸗
obern, hafte nicht allein den Berdruß, daß er ſich gezwungen fah, alles zu verlaffen,, fon=
dern muͤßte auch noch befürchten, daß der Hof, wenn er des Statthalters zu Plaifance
Meynung gewefen wäre, feiner Meynung möchte geworden feyn, wenn es nicht mehr
Zeit wäre,
Man wußte zu Quebec von der Wegnehmung von St, Johann noch nichts, als Vausreiit
man daſelbſt von vielen Drten Nachricht erhielt, man vüftete fich zu Baſton ftarf, und wird von ei-
es follte noch ein engliſches Geſchwader auslaufen, Canada anzugreifen; in Meuyork aber bein Iroque-
jöge man ein Heer von zweytaufend Mann zufammen, welches ſich erſtlich Chambly Da ſen beruͤcket.
maͤchtigen, und darauf Montreal angreifen ſollte, welches nur fuͤnf Meilen davon liegt.
Es hatte auch ſchon vor einem Jahre der P. Mareuil, Miſſionar zu Onnontague, dem
Großftatthalter gemeldet, man hielte bey ven Iroqueſen heftig an, fich wider uns zu er
Hören, und einer von diefen Wilden, welcher in eben dem Drte in großem Anfehen ftünde,
wäre ingeheim der Urheber von diefer Sache, Allein, dieſe Nachricht Hatte feinen Glau—
ben bey dem Herrn von Vaudreuil gefunden, welcher für den freulofen Froquefen gar zu
fehr eingenommen war.
Indeſſen wurde doc) der Vertrag zu Onnontague ſelbſt gefehloffen; die Tfonnonthua- Die Orte er⸗
ner traten nicht dazu; in den vier andern Orten: aber wurde der Krieg gefüngen. - Ein klaͤren ſich wis
Anver vandier des Siatchalters zu Orange meldete ſolches dem P. Mareuil bey; Zeiten, der uns.
welcher ſchon von feinem Superior Befehl hatte, aus Onnontague zu gehen. Da aber
diefey Miffionar nicht wieder in Die Pflanzftadt kommen Eonnte, weil die Wege ſchon von
feindfichen Parteyen berennet waren : fo wurde er gezwungen, die Anerbiethungen Des gez
dachten Holländers anzunehmen, der ihm einen Aufenthalt zu Drange verfprechen hatte,
Er wurde daſelbſt gefangen gehalten: außerdem aber hatte er alle Urfache, ben Statthalter
zu loben, der ihn fedr- wohl aufnahm, und ihm mie vieler Achtung begegnete, —
Er wurde darauf nach Manhatte berufen; und an allen Orten, wo er durchgieng, Fleiß des Hrn.
war er Zeuge von den Zurüftungen der Engländer zu dem Zuge wider Chambly. Bau: ve i Bau:
dreuil erhieit bald gewiſſe Zeitungen davon, * ihn noͤthigten, im Jennex nad) Montreal dreuil.
gs zu
532 Geſchichte und Beſchreibung
1769: 10, zu gehen, nachdem er Befehl gegeben, die Hauptſtadt in Vertheidigungsftand zu fegen
v7 und die Truppen und den Sandausfchuß fertig zu halten, auf die erfte $ofung zu marfchi=.
ren. Er brachte zugleich eine Partey von zweyhundert und fünfzig Mann auf die Beine,
die er nach dem Champlainſee unter Rouvillens Anführung ſchickete. Allein, da diefer Dfe
ficier nichts von einem Feinde dafelbft erfuhr, und Feinen Befehl hatte, weiter zu gehen:
fo Fam er unverrichteter Sache wieder nach Montreal,
Den soten des Mayes Fam der Here Veſche, welcher 1705 alle ſchwere Päffe im
Sorenzfluffe erforfchet hatte, unter dem Vorwande, nach Quebec zu geben, und wegen Aue-
wechfelung der Öefangenen zu unterhandeln, von England nach Baſton , von ba er fich
nach Manhatte begab, um dafelbft die Aufbringung der Truppen zu befchleunigen, welche
an der Seite von Montreal etwas unternehmen follten. Man erfuhr folches in diefer
Stadt bald; und man vernahm f gar, Veſche Hätte der Königinn yon Großbritannien
eine ſehr weitläuftige Schrift überreichee, worinnen er gezeiget, wie leicht es wäre, Ca⸗
nada zu erobern, und was für Mugen England von diefer Eroberung haben koͤnnte.
Man fegete Hinzu, Ihre britannifche Majeftär hätte feinen Vorſchlag genehm gehal⸗
ten und ihm die Statthalterſchaft von Meufrankreich verſprochen, wenn es ihm gluͤckete;
fie ließe auch) zehn große und zehn andere Fleinere Schiffe in ihren Häfen ausruͤſten; dieſe
Flotte follte fechstaufend Mann regulierte Truppen aufhaben, welche der Herr Macardi
anführen follte; zweytauſend Engländer und eben fo viel Wilden follten Montreal angrei⸗
fen, und ihr Sammelplatz waͤre an dem Fluſſe Chicot, zwo Meilen von dem Champlain⸗
fee, bezeichnet, wo fie ihre Canote und ihre Fahrzeuge bauen follten, um hernach hinunter
nad Chambly zu fahren.
Ramezay Auf diefe Zeitung hielt Vaudreuil einen großen Kriegesrath, worinnen befchloffen
marfhiere wie wurde, unverzüglich nach Neuyork zu marfchiren, um das Wetter zu zertheilen,, welches
der ſie. ſich da zufammen zöge, damit, wenn man von dieſer Seite ficher wäre, man alle Mache
wider die engländifche Flotte vereinigen koͤnnte, wenn folche nach Duebec kaͤme. Es mar.
dem Anfehen nach nicht ein Augenblick zu verlieren, dieſen Entſchluß ins Werk zu richten;
und der Herr von Ramezay, Statthalter zu Montreal, erboth ſich, die Ausführung zu
übernehmen: feine Anerbierhung aber wurde anfänglich nicht angenommen, und man
Fonnte Feine andere Urfache davon anführen, als weil er und der Öeneralftatthalter niche
recht mit einander ſtimmeten. Vaudreuil begnügete fih, den Hauptmann Sabrevois
mit dreyßig Mann abzufhiden, um Rouvillen entgegen zu geben, der noch nicht wieder
zurück war, und ihm den Rückzug zu erleichtern.
Zween Monafe nachher, da man nicht mehr zweifelte, daß die Engländer nicht mit
einer großen Anzahl Jeoquefen und Mahinganen auf dem Marfche wären, und man fo
gar Nachricht hatte, daß fie viele Schanzen, von Drange bis an den Sacramentsfee, er:
bauet hatten, gab Vaudreuil endlich dem Anhalten des Statehalters zu Montreal nach.
Er gab ihm funfzehnhundert Mann, unter denen hundert Soldaten waren, Die übri-
gen beftunden aus dem Landausſchuſſe und Wilden; und viele Befehlshaber wollten ihn
begleiten. Die meiften hatten fich ſchon bey verfchiedenen Gelegenheiten. hervorgerhan:
Weniger Er: bier aber thaten fie nicht alles ‚, was man von ihnen erwartete.
felg diefes Uns, Nachdem alles alfo eingerichtet: war: fo gieng der General hinunter nach Quebee,
tenehmensu, um Die Arbeiten zu befhleunigen, die man dafelbft auf feinen Befehl’ machete, und alle
Urſache davon Schiffe in Beſchlag zu nehmen, die aus Frankreich. anfämen, damit: man ſich ihrer im
— Noth⸗
vor Neu⸗Frankreich. XIX Bub. 333
Nothfalle bedienen koͤnnte. Den agften des Heumonates brach) Rameay von Montreal 1709,10:
auf, Sein Vortrab, den der Hauptmann Monrigny führete, beftund aus funfzig Fran⸗
zoſen und ziweyhundert Abenaquiern, und wurde vom Rouville mit hundert Canadiern un:
terſtuͤtzet. Nach ihm marfchireten Hundert Soldaten von bes Röniges Truppen unter des
la Chaffaigne Anführung. Der Statthalter von Montreal folgere an der Spitze von
fünfhundert Canadiern, in fünf Compagnien, die von St. Martin, des Jordis, Si
brepois, Lignery und des Chaillons gefuͤhret wurden. Die chriftlichen Jroquefen
macheten den Nachzug unter Joncairens Anführung. Auf ihren Flügeln waren Utauais
und Pipiffinger,
Das Heer legete vierzig Meilen in dreyen Tagen zurück, und behielt ftets eben die
Ordnung; und es ift unftreitig, went es bis an dag feindliche Lager gegangen wäre, fo
würde es ihnen nicht viel Mühe gefofter haben, Allein, die wenige Uebereinftimmung:
unter ben Dfficieren und dem Befehlshaber, der wenige Gehorfam bey den Soldaten, wel
cher eine Folge davon ift, und die falfchen Berichte, die Namezay befam, macheten, Daß
ein Unternehmen fehl ſchlug, deſſen glücklicher Erfolg unfeblbar zu fern fehlen. Nach:
dem man einen ausgeſchickten Haufen von hundert und fiebenzehn Mann, der zu weit
vorgerücker war, und deffen Führer erleget worden, in Unordnung gebracht: fü. breitete
ſich das Gerücht aus, es läge ein Haufen von ungefähr fünftaufend Mann nicht weit das
von, und hätte ſich gut verſchanzet.
Die Wilden liegen ſich zugleich Heraus, ihre Meynung wäre nicht, daß man meiter
vorruͤckete, und es ſchiene ihnen viel dienlicher,, Die Vorpoſten zu vertheidigen, als einen
Feind fo weit auffuchen zu wollen, welcher alle Zeit gehabt hätte, fein Lager gut zu ver-
fHanzen, und dem auch noch alle junge Mannfchaft aus Orange und Corlar zu Hülfe
kommen fönnte. Hierüber wurde Kriegesrath gehalten, und einmüchig befehloffen, zu=
ruͤckzukehren. Der Statthalter von Montreal fah ſich genörhiget, dieſer Berathſchlagung
zu folgen; und ihn bewog Dazu nicht fo wohl das Verboth, welches er hatte, fich in Fein
großes Treffen einzulaffen, wofern er nicht gezwungen würde, als vielmehr die Furcht, es
möchten ihm alle diejenigen, die unter ihm ſtuͤnden, nicht beyſtehen. ®
In der Mitte des Herbfimonates, da er wieder nach Montreal gefommen war, er⸗ Vaudreuil
hielt er Nachricht von einem Fürzlich aus dem feindlichen Lager gefommenen Sroquefen, es lagert fih zu
wären zweytauſend fünfhundere Mann auf dem Marfche, eine neue Schanze an dem Ende hambly.
des Sacramentfees zu bauen, und hätten fechsbundere abgefchicket, fich eines Poftens an dem
Champfainfee zu bemächtigen, von da fie in zween Tagen nach Chambly fommen koͤnnten.
Er ließ auch fo gleich eben diefen Wilden nach Quebec abgehen, wo Vaudreuil war.
Diefer General, welcher Feine Urfache ſah, zu befürchten, daß er in der Hauptſtadt würde
befagert werden, gieng fo gleich nach Montreal zu Schiffe, zeg dafelbft ein anfehnliches
Heer von Truppen und Sandausfchuffe zuſammen, womit er fich zu Chambly fegere, allwo
er einige Zeitlang blieb, ohne von dem Feinde etwas reden zu hören.
Er ſchickete darauf zwo Kriegesſchaaren, jede von funfzig Mann, unter Des Chail-
lons und Montianys Anführung aus, die Feinde zu beobachten, Dieſe beyben Dfficiere
Famen fehr nahe an ihre Verſchanzungen. Montigny gieng fo gar mit zween Wilden aus,
ihre Canote zu zäßfen und zu meffen; und einige Abenaquier von feinem Haufen, welche
Wiſchen die beyden groͤßten Schanzen geruͤcket waren, ſchlugen zweenen Englaͤndern die
öpfe ein, welche von einer zu der andern giengen. PR
- Rxx3 Einige
554 Geſchichte und Beſchreibung
1709 = 10. Einige Zeit darauf erhielt man Nachricht, der Feind hätte feine Canote verbrannt,
— und alle feine Schanzen in die Aſche geleget. "Ex. hätte ſich mit vieler Verwirrung zurück-,
ziehen ſich zu, begeben und den Veſche verfluchet, welcher dev Urheber eines ſo unglücklichen Zuges wäre,
ruck. Er war in der That den Englaͤndern ſehr nachtheilig. Man erfuhr aber nicht ſo bald
die ganze Groͤße ihres Verluſtes bey dieſer Gelegenheit, noch was die wahren Urſachen
davon geweſen.
Anfaͤnglich gieng das Geruͤcht, zu dieſem Ruͤckzuge haͤtte ſie die Furcht bewogen, den
Herrn von Vaudreuil mit der ganzen Macht der franzoͤſiſchen Pflanzlande bald über. den
Hals zu befommen;z und es iſt wahr, als man zu Eorlar vernommen ‚ der, Öeneralftattz.
halter ftünde mit einem anſehnlichen Heereshaufen zu Chambly, fo war die Furcht daſelbſt
fo groß, daß man alle Landleute in den Plag Fommen ließ. Allein, diefe Furcht wurde
zum Theile von dem gänzlichen Untergange des feindlichen Heeres verurſachet, wovon man
nur durch des P. Mareuils Zuruͤckkunft erſt recht Nachricht. erhielt, 1
Woher das Daa dieſer Miſſionar gegen einen Better des Statthalters zu Orange ausgewechſelt
Unternehmen worden: fo vernahm man von ihm alle Umſtaͤnde dieſer Begebenheit, und wen es Neu—
der Engländer frankreich zu danken hatte, daß es der ‚größten Gefahr von dieſer Seite noch entgangen
wislingt. dar. Ich habe geſaget, es hätten ſich vier iroqueſiſche Orte für die Engländer erklaͤret:
allein, es fehlete viel, daß dieſe Wilden ihren Bundesgenoſſen helfen wollten, die Franzo—
ſen aus Canada zu verjagen. Die Agnier hatten ſich gegen einen Abenaqui wegen der
Nothwendigkeit herausgelaſſen, worinnen ſie ſich befinden wuͤrden, an einem Kriege Theil
zu nehmen, wobey ſie beſchloſſen haͤtten, ruhige Zuſchauer zu bleiben; und aus der großen
Berathſchlagung, Die zu Onnontague zu Der Zeit gehalten wurde, da der P. Mareuil da
war, vernahm dieſer Neligiofe Durch feine Abgefchiekten, die Engländer würden feinen
großen Vortheil von ihrem Bündniffe mit den Iroqueſen haben.
Staatsklug⸗ Man ſagete ihm: der onnontaguifche Worthalter, oder einer von den Alten dieſes Or⸗
heit der Iro⸗ ges, haͤtte gefrager: ob man fich nicht mehr.erinnerte, daß fih ihre Nation zwifihen zweyen
queſen. mächtigen Völkern befaͤnde, deren jedes vermoͤgend wäre, fie auszurotten, und denen bey-
den daran gelegen wäre, es zu thun, wenn fie ihrer Hülfe nicht mehr beduͤrften; und ob
man es alfo nicht feine ganze Aufmerkſamkeit müßte feyn laffen , fie ftets in die Berbind-
lichkeit zu fegen, ihrer zu ſchonen, und folglich fie zu verhindern, Daß Feines über dem ans
dern die Oberhand behielte? Seine Rebe machete Eindruck bey der Verfammlung, und
Her Entſchluß wurde gefaflet, fih in dem gegenwärtigen Handel nach der Staatsregel zu
betragen, der. man bisher gefolget war.
Sie reiben Die Sroguefen basten fich wirklich kaum mie dem englifchen Heere vereiniget, fo
das engliſche hielt fich folches mit ihnen für Fark genug, Montreal wegzunehmen: fie aber dachten
Heer auf auf Mittel, folches zu zernichten, und fingen es ſo an. Das Heer hatte fih an dem
Ufer eines Fleinen Fluſſes gelagert. Die Iroqueſen, welche faft die ganze Zeie über auf
der Jagd waren, ließen ſichs einfallen, alle die Häute von denen Thieren, die fie abzo-
gen, «in wenig oberhalb des Sagers hinein zu werfen; und davon wurde das Waller bat
vergiftet. Die Englander, welche fich dergleichen Treuloſigkeit niche verfaben , tranken
immer von diefem Waffer; und es farben ihrer eine fo große Anzahl davon, daß der P.
Marenil und zween Afficier, die ihn yon Orange abhohlen wollten, um ihn nach Canada:
zu führen, aus den Gräbern ‚ bie fie gefehen hatten, urtheileten, «es müßten ihrer über
tauſend ſeyn.
So
von Neu⸗Frankreich. XIX Buch. 535
So viel iſt gewiß, daß diefes Sterben, wovon die Engländer erft Tange nachher die moo= ro.
Urſache erfuhren, das Heer noͤthigte, einen ſo ungluͤcklichen Dre zu verlaffen, wo fie un- ren
umgänglic müßten gefchlagen werden, wenn man ſichs einfommen ließe, fie anzugreifen, ———
Sie begaben ſich nach Manhatte, wo ſie bey ihrer Ankunft vernahmen, die zur Belagerung 9 nach
von Quebee beftinmtenenglifhen Schiffe wären zu Bafton nicht angekommen; fte wären Quebee tif.
nach tiffabon geſchickt worden, weil man wegen des unglüclichen Erfolges ver portugiefi-
fchen Waffen an den Graͤnzen von Caſtilien im Anfange Diefes Feldzuges befürchtete, der
König in Portugall möchte gezwungen werden, ſich mie Spanien zu vergleichen, wen mar
ihm nicht eilig zu Huͤlfe kaͤme.
Den folgenden Winter endlich ſchicketen die Onnontaguer Abgeordnete an den Harn Die Iroque⸗
von Vaudreuiſ, um ihn zu erſuchen, er möchte fie zu Gnaden aufnehmen, Siewenficher- Tr bhien
ten ihn anfaͤnglich, ſie haͤtten feine Abſicht gehabt, den Franzoſen Schaden: zu thun; ſie —
ließen ſich aber nichts davon heraus, wie fie die großen Zuruͤſtungen der Engländer uns
nis gemacht hätten, Sie jeigeten ihm an, der Krieg wäre nicht mit einmüthiger Webers
einftimmung derer Orte felbft unternommen worden „welche die Waffen ergriffen hätten,
Endlich hielten ſie den Statthalter für fo wenig erzuͤrnet wider fie, daß fie das Vertrauen.
hatten, ihn zu Bitten, den Holländern, und vornehmlich dem Herrn Schuiler, die Aufhe—
bung des Stillfiandes'purvergeihen, und: verficherten ihn, es hätte ihnen nicht mehr frey
geftanden, ſolchen länger zu halten,
Die Sache war wahr: über dieſes erlaubete die Befchaffenheit der Sachen der
Planzlande nicht, Die Entſchuldigungen eines ſolchen Birtenden zu verwerfen, wobey
man Gefahr laufen koͤnnte, ſich einen unverföhnlichen Feind zu machen. Die Iroqueſen
ſahen es gar wohl ein, und glaubeten, man müßte ihnen dafür noch Dank wiſſen. Lieber
dieſes Hatte dieſe Mation ſtets bewieſen, daß fie den Krieg mishilligte „ den die Franzo—
fen und Engländer miteinander führeten, und bey einem zweyten Gehöre, welches die Ab⸗
geordneten bey dem Öenerale hatten, bezeugete derjenige, welcher das Wort führete, feinen
Verdruß Darüber, daß er zwey Voͤlker, die er hochſchaͤtzete, faſt allezeit befehäfftiger fehe,
einander aufzureiben ;.und er ſetzete mic derjenigen Srenmüthigkeit hinzu, die nur nach den
Wilden, bekannt iſt: Soyd ihe denn beyde befoffen:? oder habe ich Feinen Ver⸗
„fand mehr ?,.- 1 A
Er fihlug auch eine Auswechſelung der Gefangenen: zwifchen: den Hllandern und
Sranzofen vor. Sie wurde angenommen und: auf beyden Seiten treulich vollſtrecket.
Vaudreuil fagete Darauf zu den. Abgeordneten, feine Bundesgenoffen erwarteten nur bloß
noch feine Erlaubniß, ihnen den Krieg anzukuͤndigen; und wenn fie dieſem Ungluͤcke ent-
gehen wollten, fo- müßten. fie ruhig bleiben; auf die erfte Bewegung, Die er fie machen ſahe,
würde er allen ſeinen Kindern die Freyheit laſſen, fie zu verfolgen, -
"Die Onnontaguer waren kaum abgereifet, ſo ſah man die Agnier ankommen, die
beyhnahe aus eben’dem: Tone redeten, und berheureten, fie wuͤrden niemals bie, Streitart
Wider die Franzoſen aufheben, » Neil aber die meiften von ihnen ſich in-der Nachbarſchaft
don Orange geſetzet hatten, wohin fie Schuiter zu. locken gewußt: fo ſah Bandrenil gar
wohl ein, es würde ihnen ſchwer fallen, Wort zu halten, wenn bie Engländer von Neue
York einen neuen Verſuch wider bie Pflanzlande thaͤten. Gleichwohl nahm er ihre Abger
ordneten wohl auf und ſchickete ſie ſehr zufrieden zuruͤck.
Die
536 Gefchichte und Beſchreibung
1709 : 10. Die Freude, die man in Canada empfunden hatte, bie großen Anfchläge des Herrn
—— Veſche ein wenig geſtoͤhret zu ſehen, wurde durch die Zeitung etwas beunruhiget, die man
Unternehmen von dem uͤbeln Erfolge einer Unternehmung des Herrn de Mantet auf die St. Annen-
in der Hud⸗ fihanze in der Hudfonsbay erhielt. Diefer Dfficier blieb daſelbſt, und das war ein Ver-
ſonsbay · luſt für die Colonie. Es fiheint, der General habe einige Vorwuͤrfe bey dieſer Gelegenheit
hören müffen; denn in einem Briefe, den er das folgende Jahr an den Herenvon Pont-
chartrain ſchrieb, druͤckete er fich fo aus:
„Was den ungluͤcklichen Erfolg der nad) der Hudſonsbay geſchickten Partey betrifft, fo
„find es Zufälle des Schickſals, wofuͤt ich nicht ſtehen kann, daß dieſe Unternehmung nicht
„allen den Erfolg gehabt, den ich bavon zu erwarten Urſache hatte. Die Befehle, die
„ich geftellet, waren ganz richtig; die Quitchitchuenſchanze (St. Annen) iſt nicht unuber- |
„windlich. Der Herr von Mantet hatte gute Leute, auf vier Monate Lebensmittel, und
„war bis an bie Pallifaden gekommen, ohne entdecket zu werden. Es ift ihm fehlgefchla-
„gen, wo es taufend andern glücken würde, Weder Mangel der Herzhaftigfeit, noch der
„Erfahrung ift daran Schuld, ſondern weil er ſich gar zu fehr auf die Tapferkeit derjeni-
„gen verlaffen hat, die bey ihm waren; und den Ort nicht genugfam erkundſchaften laſſen,
„ehe er ihn angeiff. Diele von denen, die da gemwefen find, haben mir vorgefchlagen, wie—
„der dahin zu gehen, und fogar mit wenigern Seuten, und ohne daß es Seiner Majeftät
„das geringfte koſten folle.,,
1710. Man vernahm in folgendem Jahre bey Zeiten zu Quebec, daß Acadia von neuem be:
Heuchfüftung drohet wurde; und man erfuhr kurz Darauf von englifchen Gefangenen, es wären zu Ba:
zu DBafton, fton fechs Kriegesichiffe mit einer Bombardiergalliotte und Truppen zum Ausſchiffen ange⸗
kommen, Koͤnigshafen zu belagern. Einige von dieſen Gefangenen ſetzeten Hinzu, die Aß-
ſicht der Königinn von Großbritannien wäre, es ſollte dieſes Geſchwader nad Eroberung
diefes Plages, den Winter bafelbft zubringen, um in folgendem Fruͤhjahre die Belagerung
von Dueber vorzunehmen, nachdem es von einem. andern Geſchwader verftärker worden,
welches zu dem Ende vor Ausgange des Winters aus den englifchen Häfen abgehen follte.
Die Iroque⸗ Diefe Nachrichten, die fid) nur gar zu gegründet befanden, beunruhigten den Herrn
fen wollen fh von Vaubreuil, welcher gewohnet war, jährlich dergleichen Gerüshte herum gehen zu hi-
nicht ne ven, nicht fo fehr, als einige neue Beleidigungen , die unfere Bundesgenoffen den Sroque-
TO TREO fen erwieſen haften; welche gleichwohl nur Gerechtigkeit deswegen von ihm verlangeten, ob-
gleich der Statthalter zu Neuyork alles anwandte, fie zu vermoͤgen, die Waffen zu ergrei-
fen. Vaudreuil verfprac) innen die Genugthuung, die fie wuͤnſcheten; und fie fhlugen 8
rund heraus ab, fich wider uns zu erklaͤren. i
Die Abenar Dudley war niche glücklicher bey den Abenaquiern, die er nur erfuchere, neutral zu blei⸗
quier wollen hen. Sie wollten niemals von irgend einem Vergleiche mit ihm veden hören; und diefen
nicht neutral ganzen Feldzug hindurch ab man in ganz Neuengiand nur Parteyen von diefen Wilden
bleiben. Ind Franzofen, welche ein großes Stick Sand verheereten. Subercafe fehtief feiner Seits
nicht. Er hatte viele americanifche Freybeuter nad) Acadia gezogen, und bedienete fich der:
felben —— wider die Engländer zu kreuzen, deren Handlung ſehr dadurch geſtoͤh⸗
ret wurde.
Anſchlag Near Ex hatte noch den Vortheil davon gehabt, daß die von ihnen gemachten Priſen den
dia zu befeftis Ueberfluß in feinem Sande erhielten, und ihn in den Stand fegeren, den Wilden fehe fehöne
gen. Geſchenke zu machen. Daher faffete er auch den Vorſatz, eine anfehnliche Niederlaſfung
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an der Kuſte von Accadıen
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vor Neu⸗Frankreich. XIX Buch, 537
"in dem Hafen Ia Heve zu errichtens er hatte aber weder die Zeit, noch die Mittel dazu, die- ıyıo.
fen er — Die Freybeuter verließen ihn, da er ihrer am noͤthigſten brau·——
here, Der Minifter uͤber das Seervefen, von dem er eine oder zwo Fregatten verlanget
hatte, um an. den Kuͤſten von Acadia zu Ereuzen, konnte ihn folche nicht ſchicken; und bald
darauf mußte er bedacht feyn, eine neue Belagerung zu Königshafen auszuhalten.
Dbgleich die Freybeuter von den acadifchen Kuͤſten verſchwunden waren: fo Fonnten Die Englän:
ſich die Baftoner doc) nicht verfichert halten, daß fie nicht wiederfommen würden; und fie N: — ſich
ſahen gar wohl ein, was für Schaden dieſe Leute ihrer Handlung bringen koͤnnten, weil es ae Ge
ihnen ſtets Teiche fiele, in die Häfen diefer Provinz zu flüchten. Auf der andern Seite hat: mächtigen.
ten die beftändigen Berheerungen der Abenaquier und Canadier in Neuengland die Sandleute
ergrimmt gemacht. Da endlich auch Dudley und das Parlement zu Bafton Subercafens
Vorſchlag erfuhren : fo zweifelten fie nicht, er werbe ihn mit der Zeit ‚ausführen, wenn der
Friede Frankreich in dem Beige von Acadien ließe; daraus denn unfehlbar folgen wirde,
daß die Engländer nicht mehr die Freyheit haben würden, in Diefem Meere zu fiſchen.
Alte diefe Betrachtungen bewogen den Hof zu Sonden vollends, die Franzofen aus Seltfame
‚Königshafen zu jagen, müßte. man auch alle Macht der englifchen Pflanzlande, und fo gar Aufführung
einen Theil der in England ſelbſt dazu anwenden. Bey diefer Gelegenheit fand fich etwas ds Statthal-
unbegreifliches in Suberoafens Auffüßrung, Er hatte feit langer Zeit Machricht, es zöge o
fih ein Wetter wider ihn auf, wovon alle Diejenigen, vie er bisher ausgeftanden, nur
deichte Borfpiele gewefen. Er verlangere ohne Verzug Beyftand von dem Herrn von Bau:
dreuil und dem Herrn Pontchartrain. Der erfte ſchickete ihm Sofdaten und Officier. Es
famen in feinem Hafen Neugeivorbene an, Die nad) Quebec beftimmet waren, und die er
jo lange zu brauchen die Freyheit hatte, als er es für nöthig erachten winde, Indeſſen
ſchickete er doch in der größten Gefahr die Neugeworbenen und den von Duebec gekommenen
ala — und beſchwerete ſich ſehr uͤber die Officier, welche dagegen große Klage
uͤber ihn fuͤhreten.
Seeine eigene Beſatzung und die Einwohner von Acadia waren nicht günftiger gegen
ihn gefinnetz „und gewiß, wenn die Engländer gewußt hätten, was zu Koͤnigshafen vor-
‚gienge, fo hätten fie fich.über die Hölfte der Unkoften erfparen fönnen , die fie auſwandten,
zum Zivede ihrer Unternehmung zu gelangen. . Die-wohlgegründere Meynung, die man
von des Herrn von Subercafe Tapferfeit und GefchicklichFeit hatte, gereichere nachher felbft
zum Beweiſe wider ihn; und ob er gleich vor den Augen derjenigen gerechtfertiget wurde,
denen er von feiner Aufführung Rechenſchaft geben mußte, fo litt doc) fein Ruhm einen
großen Stoß vor der Welt, welche noch oftmals fortfährt, Diejenigen zu verdammen, die
dor dem Nichterftuhle des Königes losgefprochen worden.
Dem ſey aber wie ihm wolle; fo naͤherten ſich im Auguſt dieſes rruoten Jahres ein Ankunft der
engliſches Schiff von ſechzig Canonen, eine Brigantine und eine Houpe dem Koͤnigshafen, En 5
‚und hielten ihn dergeſtalt eingeſchloſſen, daß Fein Beyſtand hinein konnte und Die Befa- gönigshfen.
Sung lag ſchon Kit vierzehn Tagen auf dem Walle und in den Barterien, die man in der
Eite fo gut ausgebeffert hatte, als es möglich gemwefen, Den sten des Weinmonates liefen
Ein und fünfzig englifche Fahrzeuge in das Becken und warfen gerade der Schanze gegen über
Anker, Diefe Flotte beſtund aus vier Schiffen, jedes von fechzig Canonen, zweyen jedes
von vierzig, einem von ſechs und dreyßig zʒwoen Bombardiergaliotten; und die andern wa-
ten Saftfchiffe, alfe zufammen unter den Befehlen des Generales Nicolſon, welcher Ober-
Aligem. Reifebefchr, XIV Band, Dyy befehls⸗
38 SGeſchichte und Beſchreibung
Bu Befehlshaber über die gefammten Truppen der. Königinn von England auf beim feften Sande
in America war. —*
Den sten ſtiegen die Feinde an beyden Seiten des Fluſſes ans Land, die meiſten aber
an der Seite der Schanze. Subercaſe widerſetzete ſich ihrer. Landung nicht, und ließ die
verſchiedenen ſchweren Paͤſſe, wo er ſie haͤtte aufhalten oder ihnen einen Hinterhalt legen
koͤnnen, nicht befegen; weil er ſich weder auf feine Soldaten, noch auf die Einwohner ver⸗
laſſen fonnte, und er. überzeuget war, daß keiner von denjenigen, die er aus der Schange
Hieße, wieber dahin kommen würde, Er verzweifelte auch) gleich anfänglich, ſie dem Köni-
ge erhalten zu können, Er hatte Feine andere Abfiche, als mit Ehren auszu ziehen, und
das um fo vielmehr, weil er nur wirklich dreyhundere Mann hatte, und die Belagerer drey-
faufend vierhundert Mann, außer den Dfficieren und Matroſen, ſtark waren,
DieEngläne Die ans Sand gefeßeten Soldaten, welche feinen Widerftand auf ihrem Marfche fan-
der belagern ben, giengen gerade nach der Schanze, Als fie aber ver Statthalter in den Schuß von fei-
lhen- nem Gefchüge gefommen fah :'fo ließ er ein fo großes: Feuer auf fie machen, daß er fie auf-
hielt, ihnen viel Leute tübtere, und fie ſo gar zwang; zurück zw weichen, um fich Hinter einer
Eleinen Anhöhe zu verbergen, unter deren Bedeckung fie in das Gehöhe kamen und ihren
Marſch fortſetzeten. Den andern Morgen giengen fie über einen. Fluß, welcher ei
ne Mühle trieb, wo zweyhundert Mann fie hätten niederhauen koͤnnen. Der Statt:
Balter aber: hatte nicht geglauber, daß fie an'diefem Tage würden hinuͤber gehen, weil fie
befchäffeiget waren, ihr Geſchuͤtz zu pflanzen, und eine Galiotte zu unterftügen , welche den
Abend vorher angefangen: hatte , Bomben zur werfen. .Einige. Einwohner umd einig
Wilden ſcharmuͤzelten anfänglich mit dem. erfteen,, weiche fich- Durch das Gehölze —
und hinuͤber giengen. 23 Bin SR] r RG THEIR
Den Abend fing die Galiotte wiederum am, die Schanze zu bombardiren; allein, mie
fo weniger Wirkung, daß fich der englifche General darüber wundert, Er hatte gleich-
wohl den Vortheil davon, daß er unterdeffen zwey und zwanzig platte Fahrzeuge, die mit
feinen: Gefhüge, Moͤr ſern und Kriegesvorrathe beladen waren , vor die Schanze rüden
ließ · Nachdem Subercafe den gten den Ort bemerket Hatte, wo der Str Batterien an⸗
legen wollter ſo ließ er zu fo vechter Zeit dahin fhießen, daß Nicolſon nach Verluſte vieler
$eute: genoͤthiget war, zum Abzuge blafen zu laſſen.
‚Den folgenden Tag ſchoß man auf einander bis zum Mittag. Die Belagerten
warfen einige Bomben in das lager ber Engländer, welche große Unordnung dafelbft ver-
urfachten, Der Regen, welcher dazu kam, und bis auf den Abend dauerte, unterbrach)
das Feuern auf beyden Seiten.“ Sobald ex aufgehörer Harte, näherten fid) die beyden Ga-
liotten der Schanze, und marfen zwey und vierzig ziweyhundertpfündige Bomben auf die-
ſelbe. Die Belagerer verfücheten auch Carcaffen zu werfen :_fie zerfprangen aber alle, fo
Bald fie aus den Mörfern Fame, Die Engländer hatten ein Fahrzeug damit beladen: es
gieng aber ben der: Einfahrt des Hafens mit allem Schiffsvolfe, toelches aus zwanzig Mann
beftund, unter: mn \
Den roten. arbeiteten fie an ihren Schanzgräben und Batterien; und. gegen. Abend
fingen fie wiederum an, Bomben zu werfen, welches fie die ganze Macht fortſetzeten: es
fielen: aber nur ihrer zwo in die Schanze, woſelbſt fie keinen großen Schaden thaten. Von
fuͤnf andern, die in der Luft gerfprangen,, verwundete ein. Stuͤck einen Officier, Namens
pe
von Neu⸗Frankreich. XIX Buch. 539
1a Tom) gefährlich, und ein anderes nahm einen Winkel von dem Fönigfichen Vorraths- _ nrra.
Haufe Gimme, Tr —
In eben dieſer Nacht liefen fünfsig Einwohner und fieben bis acht Soldaten weg; Die Belager⸗
und den andern Morgen überreicheten alle, welche noch von den erftern übrig waren, dem ten murren
Statthalter eine Bittſchrift, worinnen fie ihn erſucheten, den Zuſtand, in welchem fie ſich und laufen
Befänden, in Erwaͤgung zu ziehen: da fie fo lange Tag und Nacht Feine Ruhe gehabt, fo weg.
finden fie auf dem Puncte, unter fo großer Beſchwerlichkeit zu erliegen. Im Grunde
hatte ihnen ige Unwille und ihr allgemeines Misvergnuͤgen wider den Herrn von Subercafe
den Much benommen; und fie befürchteten , man möchte Ihnen Fein Duartier geben, wenn
ſie mit der Uebergabe ſo Tange warteten, bis alle Batterien fertig und im Stande wären,
den Maß zu befchießen, —
Der Statthalter antwortete ihnen, er wollte ihre Bittſchrift unterſuchen. Nachdem
er aber wahrgenommen, es waͤre das Schrecken eben fo ſehr unter die Soldaten eingeriſ
fen, wovon fich die meiſten oͤffentlich verlauten ließen, fie wollten davon gehen: fo hielt er
den-riten einen Kriegesrath. Man faffere darinnen einmuͤthig den Schluß, man muͤß⸗
te auf nichts weiter denken, als auf Mittel, günftige Bedingungen zuerhalten; und fo glei)
wurde der Fähndrich, de Is Derelle, an den englifchen General abgeſchicket. Diefer Offi-
eier verfangete anfänglich die Erlaubniß, afle Srauensperfonen aus der Schanze ziehen zu
laſſen: es ſcheint aber, Daß folches abgefihlagen worden. '
So viel ift gewiß, Perelle blieb in dem Sager der Engländer, und Nicolfon ſchickete Der Statt:
einen von feinen Officieren an ben Herrn von Subercafe, welcher. ihm zu verftehen gab, er Hutter übers
möchte fich gern mit feinem Generale unterreden. Auf diefen Bericht ſchickete Nicolſon den giebt feinen
Oberſten Redin mit einer Vollmacht in die Schanze. Der Statthalter empfing ihn auf Pak
dem Glacis, führete ihn in feine Wohnung, und blieb lange Zeit mir ihm in feinem "Cabi-
nette, Als fie wieder herauskamen, fo fagete er laut zu feinen Dfficieren, es wäre alles
tichtig ; und den folgenden Tag glengen der Oberſte Redin ımd ein Hauptmann, Namens
Matchien, welcher für den. Perelle zum Geifel gedienet, wieder in Das Lager, mo Nelfon
die Bedingungen unferzeichnefe,
Den ı6ten zog die Beſatzung, an der Zahl Hundert und fechs und fünfzig Mann, alle
zerlumpet, mit Gewehre und Plunder und allen Eriegerifchen Ehrenzeichen aus. Die Moͤr⸗
fer und Stücke aber, die ihnen zugeftanden worden, Fonnten fie aus Mangel der Ochſen,
niche mit wegbringen, Indem die Einwohner alle ihr Vieh lange vorber in die Gehölze ge=
tvieben hatten. Der Statthalter behielt alſo mit Gutachten ſeiner Officier nur einen Moͤr—
fer, und verkaufete alles übrige dem engliſchen Generale, um die Schulden des Koͤniges zu
bezahlen. Es fanden fich feine Lebensmittel mehr in der Schanze, und den andern Mor-
gen mußte, Herr Nicolfon Sebensmittel.unter Die Franzoſen austheilen. Es gereuete ihn
batd, ‚pafi er fo geeilet, ſich mit Leuten zu fegen, die ihm ber Hunger bald auf, Gnade und
Ungnade würde überliefert haben. —
In Neuland wurde ver Krieg unſerer Seits gluͤcklicher oder wenigſtens ruͤhmlicher ge- Unterneh:
führer, Herr von Coſtebelle Haste dem Hofe eine Unternehmung auf bie Kohlerinſel (Car- Minen wider
bouniere) den einzigen Poften, den man den Engländern in dieſem Eylande noch nicht weg⸗ Neuland.
genommen hatte, vorgeſchlagen. Der Hof billige nicht allein feinen. Vorſchlag; fondern
der Minifter meldete ihm auch, nichts zu ER den Feind aus: allen Plaͤtzen, die
yy 2 er
wm
Nelſons
540 I Befchichte und Befchreibung
er — Aa Küfte befaße, zu verjagen, und verſprach ihm Beyſtand, der aber nicht zu rech⸗
Inzwiſchen hielt ſich Coftebelle für.ftark genug, ſich der Köblerinfet zu bemächtigen.
Er ſchickete zween Haufen ab; wovon der eine zu Lande gieng, und Der andere fich in drey
Schaluppen einſchiffete; alle unter dev Anfuͤhrung eines Einwohners von Plaiſance, Nas
mens Caſpar Bertrand, eines tapfern Mannes, der ſich ſchon bey vielen Gelegenheiten
hervorgethan hatte. Die beyden Haufen bedieneten ſich fo vieler Vorſicht, und beobachte:
ten eine folche Ordnung auf ihrem Marfihe, daß fie an die Dreyeinigfeitsbay famen, wel-
che nahe an der Köhlerinfelift, ohne entdecker zu werden. _
Sie fanden dafelbft eine Fregatte von der Königinn „die Tapferkeit genannt, von
dreyßig Canonen und hundert und dreyßig Mann Schiffsvolfe, welche einer Flotte von
Kauffarthenfchiffen zur Bedeckung gedienet hatte, Die franzöfifchen Schaluppen, deren jede
mit fünf und zwanzig Mann befeget war, enterten fie am hellen Tage. Bertrand flieg zuerft
hinein, und wurde fo gut unterflüßet, daß er das Schifjsvolf nöthigte, fich zwifchen zwey
Verdecke zu flüchten, nachdem er den englifchen Schiffshauptmann getoͤdtet, und alle Dffi-
eier außer Stand gefeßet hatte, weiter zu. fechten. Es. vertheidigte fich daſelbſt wader, und
zum Unglücke blieb der franzöfifche Befehlshaber. Ein junger fehr entſchloſſener Menfch,
5 Dacarette, nahm ſeine Stelle ein, und zwang die Englaͤnder endlich, ſich zu
ergeben.
Einen Augenblick darauf kamen zwey engliſche Raubſchiffe, das eine von zwey und
zwanzig und das andere von achtzehn Canonen, und fingen an, die Franzoſen auf beyden
Seiten zu beſchießen. Dieſe, denen Bertrands Tod den Muth benommen hatte, konnten
ſich nicht entſchließen, ein neues Gefecht einzugehen; und alles, was Dacarette thun fön-
nen, um fich nicht felbft bey fo ungleicher Mache und mit furchtfamen Leuten in Gefahr zu
fegen, war, die Taue zu Fappen, bie Segel beyzufegen und mit einem günftigen Winde, der
ihn bald den beyden Kaubfchiffen aus dem Gefichte brachte, aus dem Hafen zu laufen.
Darauf fiel die Mannfchaft, welche zu Sande gegangen war, da fie Feine Wahrfcheinlich-
feit fa, wieder zu Dacarettens Haufen zu ftoßen, über die Wohnpläge, plünderte fie und
kam mit Beute beladen, nach Plaifance, wohin ihr die Schaluppen mit ihrer Prife
bald folgeten.
Der Uebergebungsvergleich wegen Königshafen war nicht fo abgefaffer, daß er allen
Schreiben an Misverftand hätte verhüten Fönnen. Nicht lange nach Räumung des Pages ſchicketen
Vaudreuil
Herr Nicolſon und Subercaſe, der eine den Oberſtwachtmeiſter Levingſton und der andere
den Baron von St. Caſtin, an den Marquis von Vaudreuil, um ihm von denen Puncten
Nachricht zu geben, worüber fie ſich verglichen hatten. Allein, der erſtere, welcher fie nach
feiner Art verftund, meldete dem franzöfifchen Generale, es ftünde ihm nach dem Vergleiche
frey, mit bem ganzen Sande, außer fo weit man mit dem Gefchüge aus der Schanze des Rö-
nigshafens veichen Fönnte, wie auch mit den Einwohnern nach feinem Belieben zu
verfahren. « |
Er fegete hinzu, er twürde zur Vergeltung für die unerhörten Graufamfeiten , die von
unfern Wilden gegen die Untertbanen Ihrer großbeitannifchen Majeſtaͤt ausgeüber wür-
den, wenn die Zranzöfen ımd ihre Bundesgenoffen nach Erhaltung feines Briefes ihre
Feindfeligfeiten mittelbar oder unmittelbar fortfeßeten, auf der Stelle eben die Kriegesſtra—
fen an den Einwohnern in Acadia oder Meufchottland vollſtrecken laſſen. Zuleht ſchlug
: er
von Neu⸗ Frankreich. XIX Buch. 541
er eine Auswechſelung der Gefangenen vor, und drohete, mofern man fich weigerte, forte.
wollte er den mit Neuengland imBuͤndniſſe ftehenden Wilden eben fo viele Franzofen aus-
liefern, als fich gefangene Engländer unter den Unferigen befänden.
Baudreuil gab ihm zur Antwort: er glaubete, er wäre von den Kriegesgefegen viel Vaudreuils
zu gut unterrichtet, als daß ihm unbekannt feyn füllte, wie fie nicht erlaubeten, Gegenbe Antwort.
druͤckungen an den Einwohnern auszuüben, die fich ihm auf fein ausbrückliches Wort, ih-
nen wohl zu begegnen, ergeben hätten: man dürfte die franzöfifche Nation niemals der Un:
menſchlichkeit befehuldigen; und die gefangenen Engländer, welche wirklich in den franzoͤ⸗
fifchen Pflanzlanden wären, Eönnten ihm deswegen ein Zeugniß ablegen, auf welche er ſich
ohne Scheu bezoͤge; viele wären mit großen Koften und aus bloßer chriftlicher Siebe den
° Händen der Wilden entzogen, die ihnen ordentlicher Weife nicht übel begegneten , für des
ten Aufführung aber die Franzoſen mit Recht nicht ftehen koͤnnten; es hätte nicht an ihm
gelegen, einen fo unglücklichen Krieg langft zu endigen, undalles Uebel, welches daraus ge—
folget wäre, müßte nur denjenigen zugerechnet werden, welche die Neutralität zwifchen den
beyden Pflanzlanden nicht hätten annehmen wollen. -
Was die Auswechfelung der Gefangenen beträfe, fo verficherte der franzöfifche Gene:
tal, er wollte willig die Hand dazu bierhen: man müßte aber anfänglich wiffen, wie viel ih⸗
ver auf beyden Seiten wären; er wäre nicht Herr von denjenigen, die fich in den Händen
feiner Bundesgenoffen fanden; und die Drohung, die Einwohner von Acadien den Wilden
in Meuengland zu überliefern, wofern fich die in Neufranfreich weigerten, die Ihrigen her-
auszugeben, liefe wider alle Kegeln der Gerechtigkeit und Menfchlichkeit: würde folche ins
Werk gerichtet, fo ſaͤhe er ſich genoͤthiget, eben das mit allen Engländern zu thun , die er
in feiner Gewalt hätte. Zuletzt bath er ihm, er möchte ihm durch die. beyden Officier, die
ihm feinen Brief überbrächten, eine ausdrückliche Antwort geben, und ihm die Anzahl fei-
ner Gefangenen und den Ort anzeigen, wohin er fie bringen wollte, damit er feine auch
dahin ſchickete.
Die beyden Dfficier, denen Vaudreuil den Brief zu beftellen gab, waren Rouville Ct. Caftin
und Dupuys, und in demjenigen, den er an den Grafen von Ponschartrain ſchrieb, um Beſehlshaber
ihm von allem, was vorgieng, Nachricht zu geben, zeigete er ihm an, daß er ſolche deswe- M*Iradien,
gen gewaͤhlet habe, damit, weil er doch genöthiget gervefen, durch eben den Weg auch an
den Generalftatthalter von Neuengland, Dudley, zu fehreiben, die beyden beften Freunde
von ganz Canada Gelegenheit hätten, das Sand kennen zu lernen, worinnen fie mit der Zeit
vielleicht einmal Krieg führen müßten.
Er ernannte zugleich vorläufig fo lange, bis er Befehl vom Hofe erhalten hätte, den
Baron von St. Caftin, welcher fhon zu Pentagoet Befehlshaber war, zu feinem Lieutenan⸗
te in Acadien, und ſchickete ihm feine Berhaltungsbefehle, die Unterchanen des Königes,
welche in dieſem Lande geblieben waren, in dem fehuldigen Gehorſame zu erhalten. Diefe
Einwohner hatten den Herrn von Clignancoure mit einem von ben vornehmften unfer ih⸗
nen unterzeichneten Briefe an ihn abgeſchicket, worinnen ſich ſich uͤber die harte Art, womit
ihnen der Herr Veſche begegnete, ſehr beklageten, und ihn erſucheten, ihnen einige Huͤlfe
und Linderung zu ſchaffen. J
Zu gleicher Zeit vernahm der General, die an Acadien ſtoßenden Wilden wuͤrden ſeit Die Wilden
der Uebergabe vom Koͤnigshafen etwas kaltſinnig gegen uns ; die Engländer hoͤreten nicht auf, ge
ihnen zu wiederholen, fie würden es nicht Dabey bewenden laſſen; und-bie Eroberung des}; —
uͤbrigen
2710.
Vaudreuils
Sorgfalt.
542 GSecſchichte und Beſchreibung
übrigen Stuͤckes von Neufrankreich ſollte ihnen nicht mehr koſten, als die Eroberung
Acadiens. rad) Sir *
Diefe Nachrichten vermochten «den. Generalſtatthalter, zween Franzoſen und zween
Wilde mit Briefen an die Miſſionarien dieſer Gegenden, auf dem Schnee abreiſen zu laſ⸗
fen, Er ermahnete fie darinnen, ihren Eifer zu verdoppeln, die Neubekehrten in unferm
Bündniffe zu erhalten. - Zugleich erug er den Abgeſchickten auf, alle franzöfifche Wohn⸗
pläge in Acadien zu beſuchen, fich von den Gefinnungen der Einwohner genau zu unterriche
ten; und fie zu verfichern, er würde alles mögliche thun, es ihnen an nichts mangeln
ulaflen. | ur | * *
* —S auch Zeitung, der Statthalter zu Neuyork verdoppelte feine Benrühung,
bie iroqueſiſchen Orte zu einem Angeiffsbündniffe wider uns zu vermögen; und die Furcht, -
diefe Wilden zu einer Zeit über den Hals zu befommen, ba man von der ganzen engländiz
ſchen Macht bedrohet würde, machete vielen Eindruck bey den Einwohnern, die ſchon durch
den Verluſt von Acadien in Furcht gefeget waren. Diefes vermochte Die Herren Vaudreuil
und Raudot, die größte Anzahl der oben Wilden nach Montreal, fo viel: es möglich ſeyn
wuͤrde, hinunter gehen zu laflen, um fo wohl der Pflanzftadt einen Much zu machen, als
&ie Jroqueſen in Ehrerbierhung zu erhalten. ; —
Sie ſchicketen auch angeſehene Perfonen unter unſern Bundesgenoſſen nach Michilli⸗
makinac, um fie zu ermahnen, ſie moͤchten unverzüglich fommen, und ihrem Vater Pro—
ben von ihrer Treue und Ergebenheit ablegen, Der General begab fic) felbft auf dem Ei:
fe nach) Montreal, mo feine Öegenwart, wie man ihm gemeldet hatte, nöthig war, um die
daſelbſt wohnhaften Wilden von ihrer Beſtuͤrzung wieder zu ſich ſelbſt Eommen zu laſſen,
welche durch die Drohungen der Engländer ſollten ſeyn verurfachet worden. Er fand aber,
daß man ihm fälfhlich Unruhe gemacht, und daß dieſe Wilden in der beften Gefinnung
von der Welt wären.
Er durfte fich nur noch der Orte verfichern; und da fich der Baron von Songueuil,
des Königes Lieutenant zu Montreal, von felbft erbothen, mit ihnen Unterhandlung zu pfle-
gen ;. fo wurde fein Erbiethen angenommen. Der ‚General ließ ihn vom Joncaire beglei-
sen und- empfahl ihm, die Orte zu verfichern, fo lange fie Feine Partey naͤhmen, fo hätten
fie von andern Volkerſchaften nichts zu befürchten; wenn er gleich viele eingeladen hätte,
zu ihm zu kommen, fo wäre folches doch nur geſchehen, Damit fie Zeugen von der Art und
Weiſe feyn möchten, wie er die Engländer empfangen würde, wenn fie fich gelüften dießen,
wieder nach Duebec zu fommen. Wenn fie aber ihres fo oftmals und fo feyerlich erneuter:
ten Eides ungeachtet, nur bloße Zuſchauer des Krieges zu ſeyn, ſich fo uͤbel berathen wür-
den, zu den franzöfifchen Feinden zu ſtoßen, fo müßten. fie erwarten, daß alle die Voͤlker
von Norden und Weiten fie anfielen, und ihnen fein Quartier gäben, ec
Longueuil wurde zu Onnontague und Joncaire zu‘ fonnonehuan fehr wohl aufgenom:
men, und fie brachten Abgeorönete von diefen beyden Orten mit fich nad) Montreal. Die
fe Wilden geftunden dem Herrn Baudreuit, es hätte ihnen der Statthalter von Neuyork fehr
angefegen, mit den Franzoſen zu brechen. Sie fegeten hinzu, er fönnte fich auf die Treue
vieler von ihnen verlaffen; Die größte Anzahl aber neigete ſich auf die Seite der Engländer,
weil fie durch die Geſchenke, ‚bie man gegen fieverfehwendete, gewonnen, und überredet wäs
ven, daß die Franzofen endlich unter denen großen Bemuͤhungen erliegen würden, die ſich
ihre Feinde ollenthalben gäben, fie zu unterdruͤcken.
| { £ Es
von Neu⸗Frankreich. XIX Buch, 543
Es wurden in der That an.der Seite von Dranien große Zurüftungen gemacht, erre:
Man hielt fo gar drey Sranzofen in Diefer Stadt an, welche der Herr von Vaudreuil dahin — —
geſchicket hatte, einen Englaͤnder, dem er auf ſein Wort die Freyheit gegeben, und den Be⸗ > —
dienten des Oberſtwachtmeiſters Levingſton, der zu Quebec krank geblieben, zu überbringen, in Rehort.
Der Vorwand, womit man bie Anhaltung dieſer drey Leute bemaͤntelte, war, man wollte
in den franzöfifchen Pflanzorten nicht wifien laffen, was in dieſer Provinz vorgienge. Aus
eben der Urſache hielt man auch den gefangenen Engländer zurück; und diefe Aufführung
machete dem Öeneralftatthalter viel, Gedanken, —
Er wurde auch bald durch einen Wilden umſtaͤndlich von denen Kriegesruͤſtungen
unterrichtet, Die. man zu Neuyork machete; und er meldete dem Herrn Beaucourt, die
Werke zu beſchleunigen, die er zu Quebec machete. Er ſchickete auch allen Sitten ſeine
Befehle, die Soldaten und den Landausſchuß auf die erſte Loſung marſchfertig zu halten.
Bon der Auswechſelung der Gefangenen wurde nichts weiter geredet. Dudley und Ni—
colſon wollten von Feinen andern Bedingungen hören, als die der erftere anfänglich vor-
gefchlagen hatte, j ru, ur 1
dem diefes vorgieng, fo Famen St, Pierre, Tonti und, die andern, die zu den Ankunft dev
obern Nationen geſchickt worden, mit vier bis fuͤnfhundert Wilden zu Montreal an; und obernWilden.
?
weildie Abgesröneten der Iroqueſen, von denen wir geredet haben, noch nicht abgereifet wa—
ven, fo bedienete fich der Generafftatthafter diefer Gelegenheit, eine Streltigkeit beyzulegen,
3 ſeit einigen Jahren unter den Orten eines Thells, und einigen von unfern Bundes:
genoffen andern Theites danerte, Er fand folches leichter, als er es gedacht hatte und der
Vergleich geſchah mit Vergnuͤgen beyder Theile, —X*
Den aten Auguſt ızır, erhlelt Vaudreuil einen Brief von dem P. Felix, Mifftonar r7ır.
in Ycadien, welcher ihm meldete, es hätten fich vierzig Wilde, die von dem Baron von Saft Man perfäus
Laſtin abgefjieer worden, einen Eihfall auf der Seite von Königshafen zu Han, nachdem mer, Acadia
fie'eine weit zahlreichere Partey Engländer gefchlagen, mit vielen Franzöfen vereiniget; fie wieber wege
hätten die Schanze bevennet,, worinnen die meiften Officler und der größte" Theil von zunehmen.
der Beſatzung den Winter über geftorben wären, und fie verlangeten einen’ fehleuni-
gen Beyſtand. em Os and NM, HR BINDE 95 CK
Auf diefe Nachricht wurde der Marquis von Alognies ernannt, in aller Eile dahin
zu marſchiren. "Der Generalſtatthalter gab ihm zwölf der tapferften und erfahrenften Offt-
eier. und zweyhundert auserlefene Mann. Alles war in zweenen Tagen bereit: in’ dem Au:
genblicke aber, da fich diefer Beyſtand auf den Marſch begeben’mwollte, noͤthigten die Zei-
fungett, die man von Plaiſance erhielt, den Herrn Baudreuil, dem Marquis von Alognies
andere Befehle zu geben. a Isa mo rchifre dir Sl
Coſtebelle meldete ihm, er hätte von einem gefangenen Engländer erfahren, der &8- Eine engliſche
neral Nicolfon waͤre den ıaten des Brachmonates mic zweyen Fahızeugen don ſiebengig Ca- Flotte will
nonen zu Baſton angefommen, denen noch) andere von fechzig‘, drey Bombardiergaliotten — bela⸗
und dreyßig Laſtſchiffe folgen ſollten, welche dreytauſend Manıt Landausſchuß aus Niueng- I
land führen, würden? man erwartete mir die Flotte won London / um unter Segeh zugehen;
Und diefe Flotte war don zten des Brachmonates ſechzig · Meilen don Baſton von > einen
Schiffe aus Martinique‘ geſehen worden, welches den gten des Heumonates zu" Diaifance
ankam, und ziemlich nahe bey Ihr geweſen war, da es’ denn fünf und dreyßig Segel ge
aͤhlet Hatte, nase ee "Sur
1711:
— Geſchichte und Beſchreibumg
Der gefangene Englaͤnder ſagete auch noch, man zoͤge zu Manhatte zweytauſend
Mann zufammen, welche aus dem Landausſchuſſe von Neuyork und ven Wilden dieſer Provinz
beſtehen ſollten; und die Koͤniginn wollte in dieſem Jahre durchaus Canada haben, "Die:
fe Nachrichten wurden bald darauf durch einen Onnontague beftätiget, welchen Teganiſſo⸗
vens an den Herrn von Baudrenil geſchicket hatte, ihm zu melden, die engländifche Flotte
wäre von Baſton ausgelaufen; zu Orange lägen zweyhundert Fahrzeuge ganz fertig;
man erwartete dafelbft noch hundert, und Abraham Schunler, des —— Bruder,
Ina Orte durchſtrichen, um ſie zu erfüchen, die Waffen wider die Franzoſen zu
ergreifen. : ’
Vaubrenile” Das erfte, was der Generalſtatthalter chat, nachdem er Diefe Zeitung erhalten, war,
Rede an die
Iroqueſen.
Die Wilden
ſingen den
Krieg.
daß er die iroquefifchen Abgeordneten, welche Songueuil und Joncaire von Innontague und
Tſonnonthuan gebracht hatten, zufammen kommen ließ, und ihnen die Nachricht mitthei-
Iete, bie ihm Teganifforens gegeben. Cr fagete zu ihnen: da fich Die Holländer, unge-
achtet der fo oft wiederholten Berfichetungen, die Neutralität zu beobachten, wider ihn er-
klaͤret härten, ſo koͤnnte er nicht umhin, einige Friegerifche Parteyen nach der Seite von
Orleans zu ſchicken; fie follten ſich aber darüber nicht beunruhigen.
Er ftellete ihnen Darauf einige Sroquefen zu, die er den Uyatanonen aus den Händen
geriffen, und feßete hinzu, es läge nur an ihnen, auf ihren Matten ruhig zu bleiben, wie fie
es verfprochen hätten: fie follten fich des Friedensvertrages erinnern, der unter feinem Vor—
— von allen Voͤlkerſchaften fo ſeyerlich beſchworen wäre; fie müßten nothwendig den
ranzoſen die Gerechtigkeit wiederfahren laſſen, daß fie alle Bedingungen deffelben bisher
heilig beobachtet hätten; und daß ihnen noch mehr daran gelegen wäre, als ihm, die Partey
zu ergreifen , die er ihnen vorfchlüge, >
Den andern Morgen ſtellete er ein großes Kriegesfeft an, wozu er alle zu Montreal
wohnhafte Wilden, und diejenigen von feinen Bundesgenoſſen, die dahin gekommen wa—
‚ren, einlud, Die Berfammlung beftund aus fieben bis achthundert Kriegern; und Jon⸗
caire und la Chauvignerie hoben die Streitayt zuerft auf und fangen im Namen des Onon-
thio den Krieg. Alle Jroquefen vom $ubwigsfprunge, vom Gebirge, die fich mit denen
vom Barfüßerfprunge damals vereiniget hatten und die Nipiffinger oder Algonquinen von
der Inſel Montreal antworteten darauf mit großem Freudengefchrene. Die obern. Wil-
den hatten einige Mühe, fie) zu erflärenz, weil fie faſt alle mit den Engländern. Handlung
trieben, und bey ihnen ihre Rechnung beffer fanden, als bey uns. Nachdem aber zwan-
zig Huronen von der Landenge die Streitayt ergriffen : fo folgeten Die «andern alle ihrem Bey⸗
fpiele und verficherten den General, er koͤnnte mit ihnen, wie mit feinen eigenen Untertha—
nen, umgeben. : | N A zZ
Vaudreuil hielt es inbeffen doch nicht für rathſam, fie insgefamme zu ‚behalten , und
ſchickete fo gar die meiften von ihnen, wie aud) die iroquefifchen Abgeordneten, unverzüglich
zurück, teil es ſchon weit im Jahre war. Er begnügete fich nur), einige won. jeder BaL
kerſchaft bey fich zu behalten, damit ev den Engländern und iroquefifchen Duten zeigere, er
Hätte eine volllommene Macht über feine Bundesgenoffen. ¶Er arbeitete darauf. mit den
Miffionarien am Ludwigsſprunge, am Barfüßerfprunge "und bey den Agonquinen,
die geheimen Anfchläge zu zernichten, welche die beyden Brüder, Peter und Abraham
Schuyler, wovon ber eine Statthalter und der andere Oberſtwachtmeiſter zu Orange wary
5 bey
von Neu⸗Frankreich. XIX Buch, 345
Bei den Wilden angefangen haͤtten; und es gelang ihm ſowohl, daß fie hm inegeſammt zur.
Geiſel wegen ihrer Treue gaben.
Er gieng darauf nach ne —— Ba —— war; —*
Ihm folgeten die Abenaquier von Ok Franciſcus und Bekancourt. an mar Diefer
ilennenip urn und Re Dh wi tere (hen fe de auch re
ber und Kinder nad) den drey Slüffen, um zu zeigen, wie fie fageten, daß fie Fein anderes
Beſtes, als der Franzoſen ihres, hätten, Sie borhen fich darauf zu allem demjenigen, was
man von ihnen verlangete, mit guter Art dar; fo wie die andern Abenaquier, welche der
P. de la Chaſſe aus der Nachbarſchaft von Neuengland brachte.
J
Dieſer Eifer unſerer Bundesgenoſſen brachte ein wu nde me Wirkung hervor; und
Raudot der Bater 3 hat mich Grade ht nach) Beh: Pethiäe er habe
niernafs befe, als bey Diefer Ontegenei, gefeßen, ie et parat geregen ep, Laß :
ſtadt bey den Sandeseingebohrnen folche Perfonen habe, bie ihre —— und Liebe zu
gewinnen fähig find; welches nicht anders geſchehen kann, als wenn man fie durch die
Bande der Religion verbindet. Dieſes hatte Bandreun ſhom aus dem —— der Hu⸗
ronen von der Landenge bey der Verſammlung zu Montreal einſehen koͤnnen. Dieſe Huronen
waren die einzigen acc anden gefommenen Wilden, welche —
und es iſt unſtreitig, daß, wenn ſie nicht dadurch, daß ſie ſich fuͤr den Krieg erklaͤreten,
alle die andern aus der Unentſchloſſenheit gezogen hätten, worinnen fie ſich befanden, dieſer
General einen Schimpf bey einer Gelegenheit würde erhalten haben, wo alles darauf an—
We er das Anſehen haste, er koͤnnte mit allen diefew Völkern nach feinem) Belieben
i N, „143% I j N j 4
©) Raudot dar Sohn war Das Jahr vorher nach Frankreich‘ gekommen / da’ er zum Intendanten
es Seeweſens ernannt worden. X name IR 200 094
Allgem. Beiſebeſchr. XIV Band. 335 Der
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allgemeinen Geſchichte
und Beſchreibung
—
Zyarztgſtes Bub.
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von Beaucourt gegeben hatte, wohl ausgeführet waren, und diefe Hauptftadt
% fi im Stande befand, eine fange: = auszuftehen. au en
baumeifter hatte niche nur den Hauptplag fo gut befeftiger, als es ihm wie kuͤrze
Zeit, die er gehabt hatte, daran zu arbeiten, und die wenigen Mittel, die man ihm da-
zu gegeben, erlaubet hatten, zu thun; ſondern hatte auch) noch gute Maafregeln ergriffen,
um bie Feinde zu verhindern, daß fie nicht an der Seite von Beauport ausftiegen, wie
fie im 1690 Jahre gethan hatten; und man bat vielleicht in Feiner Stadt mehr Entfchlof-
fenheit und Vertrauen bemerfet, indem auch fo gar die Weiber gefonnen waren, ihr mög»
lichftes zur muthigen Vertheidigung der utragen
Ar Vaudreuil nach Quebee kam: fo fand er, daß alle Befehle, die er dem Seren
Nachrichten Man befand ſich fo gar in einer Art von Ungeduld, die englaͤndiſche Flotte erfchei-
von der engenen zu fehen, Die ganze Küfte unter Quebec war fo wohl befeger, daß der Feind an fei-
laͤndiſchen
Flotte.
nem bewohnten Orte wuͤrde haben ans Land ſetzen koͤnnen, ohne genoͤthiget zu ſeyn, ein
Treffen zu liefern, welches er wegen Nachtheil des Bodens nicht wuͤrde haben wagen
duͤrfen. Ein jeder in der Stadt und umher hatte ſeinen angewieſenen Poſten. Der Ge—
neral hatte feinen älteften Sohn, den Grafen von Vaudreuit, an demjenigen beſtellet,
der am meiften ber Gefahr ausgefeget war; und alle canadiſche Soldaten und Wilde hat:
ten geſchworen, ihren Poften nicht anders, als mit Verluſt ihres Lebens, zu verlaſſen.
Den zıften um acht Uhr des Abends brachte ein Einwohner die Nachricht, er babe den
oten zu Matanes neunzig bis ſechs und neunzig Segel gefehen , welche die englifche Flagge
geführet, worauf ſich ein jeder nach feinem Poften begab.
Einige Tage darnach berichteten Zifcher von Gafpe, fie Hätten vier und achtzig Schiffe
gezählet, welche den Fluß herunter gefommen, als wenn fie zu Gafpe felbft anlegen wollten:
Den zten des Weinmonates endlich legete ſich Beaumont, welcher den Helden fuͤhrete,
vor Quebec vor Anker, und fageres ex hätte Fein Fahrzeug in dem nordlichem Theile an⸗
getrof⸗
Geſchichte und Beſchreibung won Neiugrankr. XXB. 347
getroffen, an welchem er doch faſt beftändig hingefahren; und ein anderes Schiff, wel- vr.
ches nad) Gaſpe gegangen , und den fünlichen Lauf gehalten, Fam einige Tage darnach an
und verficherte ebenfalls, es habe nichts wahrgenommen, OR
So gewiſſe Nachrichten, macheten, daß der Großftatthalter den Entſchluß faffere, Ruͤckmarſch
den Heren von Ramezay auf der Stelle wieder. nach Montreal mit fehshundert Mann zu des Heeres zu
ſchicken, die ihm diefer Statthalter von dem Sandausfchuffe aus feiner Starthalterfhaft zu- Lande.
geführet hatte, Er folgete ihm ſelbſt mit fechshundert Soldaten fo gleich nach), welche
nebſt denen, die unter, dem Befehle des Barons von Longueuil geblieben waren, um die
Spige des Pflanzlandes zu bewachen, ein. Heer von dreytaufend Mann ausmacheten, wel
ches er. bey Chambly fich lagern ließ. - Seine Abficht war, den General Ricolfon dafelbt
zu,erwarten, von Dem er wußte, daß er auf. dieſer Geite im Anmarſche waͤre. Er ver:
nahm. aber, bald, daß deffen Heer, worunter fich viele Scoquefen befanden , den Weg zu-
tüc genommen; und Rouville wurde fo gleich mit zweyhundert Mann abgeſchicket, um
genauere Nachricht davon einzuziehen.
Diefer Officier marſchirete, ohne jemanden anzutreffen, ‚bis an den großen Lieber-
tragsplatz, den man auf dem orangifchen Wege finder, und es fließen drey Sranzofen zu
ihm, welche Baudreuil im. Brachmonate nach Orange geſchickt hatte, und unter welchen i
einer fein Bruder war. Man hatte fie nach Micolfons Zuruͤckkunft in Freyheit gefteller,
und fie berichteten Roupillen, die Beftürzung wäre zu Drange überaus groß geweſen, als
man bie Zeitung von dem Ungluͤcke gehöret, welches der englandifchen Flotte begegnet wäre,
und wovon man in bem franzöfifchen Pflanzlande noch nichts wußte, Sie fegeten hinzu,
es hätte Nicolſon bey feiner Ankunft in dieſer Stadt alle feine Wagen unter ein. Bedeck
bringen und alles Gewehr indie Zeughäuferfhaffen laffen, und dazu geſaget, er gedächte
fid) derfelben Fünftiges Jahr zu bedienen, und boffete, es würde ihm die Königinn eine
größere Macht ehien ‚als fie bisher gethan häfte, Die Engländer und Jroqueſen häf-
ten viele Zwiftigfeiten mit einander gehabt; und es fihiene, daß diefe beyden Nationen
unverföhnliche Feinde zufammen gerorden.
Da endlich der Nückzug der beyden englifchen Heere, welche Neufcankreich zu Waf Schiffbruch
fer und zu Sande zu gleicher Zeit angreifen und deſſen Macht theilen ſollten, indem fie es. ander engländiz
den beyden Außerften Enden des Planzlanbes befchäfftigten, nicht mehr. fieifelhaft mar, ſchen Flotte.
und fich das Gerücht ausbreitere, die Flotte hätte in dem Laurenzfluffe, gegen die fieben
Inſeln zu, Schiffbruch gelitten: fo ſchickete Vaudreuil viele Barfen dahin. Sie fan-
den bafelbft die Trümmern von acht großen Schiffen, von denen man die Canonen und
beften Sachen weggeſchaffet hatte, und beynahe dreytauſend Mann ertrunfen, deren Koͤr—
per am fer lagen. 0.
‚Man erkannte darunter zwo ganze Compagnien von der Königinn Leibwacht, bie
Man am ihren rothen Waͤmſern unterfchled, und viele ſchottiſche Familien, welche beftim-
mer waren, Canada zu bevölfern. Allein, obgleich die übrige Flotte viele Tage lang da-
ſelbſt liegen geblieben, um alle Ladung von den gefheiterten Schiffen fortzubringen: fo
machete man dennoch eine ziemlich große Beute von ſolchen. Man fand auch) eine große
Anzapl Abdruͤcke von einem Manifefte, welches der engländifche Admiral in ziemlich
ſchlechtem Sranzöffeh zu Bafton Hatte drucken faffen, in der Abſicht, folches in den Wohn-
plägen auszuftrenen, um das Volk dadurch aufzuwiegeln. Ich habe diefe Schrift für
merkwuͤrdig genug gehalten, fie bier ganz mitzutpeilen. A
335 2 „im
am.
548 Geſchichte und Befchreibung
Im Namen Seiner Ercellenz, Herrn Johann ill, Generals und Oberbe⸗
— „fehlshabers der Truppen Ihrer großbritanniſchen Majeſtaͤt in America,
englaͤndiſchen
Admirales.
„Da bie Koͤniginn von Großbritannien billige und unſtreitige Rechte und Gerecht⸗
„famen auf das ganze nordliche America durch die Entdeckung deſſelben und den Befitz
„bat, welchen der allerchriftlichfte König erkannt, wie es atis den Bewilligungen eines
„» Stüdes davon erhellet, welches Seiner allerchriftlichften Majeftät von der Krone Grof-
„britannien zugeftanden worden; welches in Diefem Furjen Manifefte ausführlich Anzuzei-
„gen zu verdvießlich feyn würde: And da ung die gefünde Vernunft niche überreden Fann,
daß. dergleichen Bewilligungen gegeben worden, damit fich ein Volk an diefen Orten
„als Feinde fege, um die großbrifannifchen Unterthanen zu beunruhigen; fondern viel
„mehr in der Abſicht, daß folche Länder und Güter als Sehen folfen angefehen werden;
„und da nad) der Beſchaffenheit dieſer Grundſtuͤcke und den Artikeln des Neurralitäts-
„berfrages, der zwiſchen der Krone Großbritannien und dem allerchriftlichften Könige
„gemacht worden, der Friede von den Engiändern und Franzofen in America foll beob-
». achtet werden, wenn gleich in Europa zwifchen der Krone Großbritannien und dem aller-
„chriftlichften Könige Krieg geführet würde: ſo haben die Franzofen dem ungeachtet viele
Feindſeligkeiten wider die Unterthanen des Königes in Großbritannien ausgeüber, Die—
„ſes machet, daß diefe Zander, welche die Franzofen alfo befisen, von Rechts wegen,
» nach dem Natur: und Voͤlkerrechte, an die Krone von Großbritannien wieder zurücfal-
„ten, von der fie urfprünglich herfommen, und daß Ihre Majeftät von Großbritannien
„fie vechtmäßigermweife wieder wegnehmen kann, et gleich Fein Krieg zwifchen
Ihr und dem Allerchriftlichften Könige if; angefehen der beftändigen Klagen der Unter:
„thanen Ihrer großbritannifchen Majeftät, der abfcheulichen Unmenfhlichkeiten und un-
„erhörten Grauſamkeiten, die von den Franzofen nebft den Indianern wider fie angeftif-
»tet und begangen werden, welches man augenfcheinlich aus der Belohnung von vierzig
„Livres fieht, welche die Franzoſen den Indianern für jeden Haarkopf von einem Eng-
„länder geben. 2220 2 ei
Alle diefe Dinge haben Ihre Majeftär billig gerüprer und bewogen , ihren auf eine
„fo a eu beyzufpringen, Die ion ‚ Ihre Ir
„fahren, haben Feine gehörige und bequeme Gelegenheit gehabt, ſich von dieſen Gütern und
„sondern Meifter zu machen, welche von ihrem Befige verloren gegangen. Da aber
Ihre Majeftär die höchfigottesfürchtige und gerechte Gefinnung hegen, kuͤnftig einen
„ beftändigen Frieden in dem nordlichen America dadurch zu verfchaffen, daß fie den höchft-
unbilligen Berheerungen und abfcheufichen Mordthaten vorbeuger und fie verhindert ;
„ſo hat fie befehloffen, unter, dem Schuge Gottes alle dieſe befagten Guter und Länder
„wieder an ſich zu bringen, und Statthalter in die Städte Flecken und Dörfer, Schlöf-
„fer und Schanzen zu ſetzen, wo der allerchriftlichfte König folche hat haben wollen; und
„weil die isigen franzoͤſiſchen Einwohner dieſer Derter aus Umwiffenheit oder Dartnädtig-
„feit von übelgefinnten und unruhigen Perfonen beredet ſeyn möchten, den guten Abſich—
„ten Ihrer Majeftät zu widerſtehen, fo. bat Sie, in der Hoffnung, Gott werde ein fo
„gottſeliges Unternehmen unterſtuͤtzen, für Dienlich erachtet., genugfame Macht abzufchi-
„cken, ‚alle diejenigen mit Gottes Hülfe zu überwinden, die ſich der Vernunft und Ge-
„rechtigkeit widerſetzen werden, ai
„Da
von Neu⸗Frankreich. XX Buch. 549
„Da wir alle Franzoſen, welche in befagten Laͤndern unter dem vermeynten Rechte
des allerchriſtlichſten Koͤniges wohnhaft ſind, eben ſo wohl fuͤr Unterthanen der Krone ”
Großbritannien anſehen, als wenn ſie daſelbſt, oder in Irland, oder an andern Or-
sten der Pflanzlande Ihrer Majeſtaͤt, welche unmittelbar unter ihrem Schutze ſtehen, ge⸗
bohren wären ; fo machet ſolches, daß wir, in Anſehung ihres und ihrer Unterthanen
Beſtes, für gut befunden haben, auf eine hoͤchſtfeyerliche Art zu erklaͤren, daß alle
» Sranzofen , die in Canada und dem umliegenden Gegenden in Städten und Dörfern
„wohnen ‚welche ſich unter Ihrer Majeftät von, Großbritannien Schutz begeben, und
e — Geſetzen und ihrer Regierung unterwerfen wollen, und in ihren Wohnungen
Zund Sitzen ohne die geringſte Verminderung ihrer Heerden und Haͤuſer gefunden wer-
„den, guͤtig angenommen und gehalten, und ſie und ihre Erben in dem ruhigen und
friedlichen Beſitze ihrer Laͤnder, Haͤuſer und andern ihnen rechtmäßig zugehörigen Ver⸗
„mögens, ferner. gelaffen ‚werben, und der Freyheiten, Vorrechte und Ausnahmen , fo
„wie die übrigen natürlichen Unterthanen Ihrer Majeftät, nebft der freyen Religions-
„übung genießen füllen. Und weil vielleicht viele: lieber wieder möchten nach) Frankreich ge
„ben ; als unter Ihrer Majeftät von Großbritannien Regierung, wiewohl fie überaus
sanft und glücklich iſt, leben wollen :. fo-evflären wir uns gleichfalls, daß, wenn fie nur
„nicht die Waffen ergreifen und niemanden anliegen, der Macht Ihrer Majeftär zu wi:
„derſtehen, und fich , ehe. noch von beyden Seiten einige Feindſeligkeiten ausgeuͤbet wer
„den, willig ergeben , ſo follen fie die Freyheit Haben, fich in die Schiffe zu begeben , die
„man ihnen mit allen nöthigen Sachen verfchaffen wird, um nach Frankreich zu gehen,
„und die Guͤter mir ſich zu nehmen „die fie rechtmäßig befigen ‚oder fie fo, wie ihre fän-
„dereyen und-anbere unbewegliche Güter, zu verkaufen.“
„Was den Bifchof, die Geiftlichen, die Religiofen und Miffionarien betrifft, ſo
„ verfprechen wir, daß, wenn fie nur ihr möglichftes thun, die Franzofen zu bewegen, den
„Befehlen Ihrer Majeftär von Großbritannien zu gehorchen, man alle Achtfamfeit nach
ihrer Winde, ihrer Verrichtung und ihrem Charakter, für fie tagen, und ihnen gar
„nicht als Feinden begegnen wird; und wenn es ihnen beliebt, fo will man ihnen Fahr⸗
„euge mit allem, mas dazu noͤthig iſt, geben , um die ihnen zuftändigen Sachen nach)
»Srankreich zu ſchaffen. Rathen fie hingegen das Volk ab, die obgedachten Bedingun:
»gen anzunehmen, fo wird man fie an allen denen verdrießlichen Folgen Schuld zu feyn
»glauben , die man ergreifen wird, um fie mit Gewalt zu zwingen.
Wir erklären auch noch, daß alle diejenigen , welche die Waffen ergreifen werben,
„unter dem Vorwande, befagte Oerter, Städte, Flecken und Dörfer, Schloͤſſer, Fe:
„ſtungen oder Schanzen zu vertheidigen, als Feinde und untechtmäßiige Befignehmer follen
„angeſehen und alle ihre Sänbereyen, "Käufer und andere Güter eingezogen, und zum
„Beſten Ihrer Majeftät angewandt und unter diejenigen vertheilet werden , welche eini-
»gen Benftand leiften wollen, damit diefe Länder unter die Herrſchaft Ihrer großbritan⸗
»nifchen Majeftät fommen ; und alle diejenigen, die fich bey diefer Gelegenheit zum Dienfte
» Shrer Majeftät hervorthun werden, ſollen beſondere Merfmaale Ihrer Gnade, nad)
» Verhältniß ihrer geleifteten Dienfte, erhalten, Ki
» Bey dem allen aber erklaͤren wir, daß, wenn die Feindfeligkeiten angefangen. wor-
„den, wir uns nicht mehr für verbunden erachten ‚ unfer Verſprechen zu halten; und daß
niemand außer denjenigen, Die ſich vor — einer Feindſeligkeit ergeben oder en
35 3 „than
iu.
550 Geſchichte Id Beſchreibling
wir than haben, den geringſten Anſpruch auf die obenangefuͤhrten Bedingungen ſoll machen
— — z5eoͤnnen; und wir werden alsdann keinen andern Endzweck haben, als mit dem Segen
Gottes diejenigen zu. baͤndigen, welche Widerſtand thun werden, und Hoffen, es werde
„der allmaͤchtige Gott den Waffen Ihrer Majeſtaͤt bey einer fo billigen, gerechten und
„‚gottfeligen Unternehmung gnädigft einen glücklichen Erfolg geben. Zu Bafton bey B.
FL Graen 1711. „ I A u *
Wenn man auch in Canada niche gewußt hätte, wie fich die Engländer des Rechts
der Eroberung in der neuen Welt bedieneten, wie untreulich fie die Verträge beobachteten,
und wie hart ſie gegen die Gefangenen verführen; ſo wirde doch das neuliche Beyfpiel in
Acadien und Die Schlupfwinfel und Ausflüchte, deren fich der Berfaffer des Manifeftes
vorbehalten, um fich für berechtiger anzufehen, niemanden Gnade wiederfahren zu laflen,
unter dem Vorwande, man hätte fich nur erſt nach den erftern Feindfeligkeiren unterwor-
fen , alle vechtfchaffene Franzoſen bewogen haben, fich bis auf das Yeußerfte zu verthei-
digen; des eiteln und unermeislichen Vorgebens des Heren Hills von den Gerechtfamen
der Krone England auf das ganze nordliche America nicht zu gedenken. u —
Weil ſich aber Fein Staat findet, "worinnen es nicht Misvergmügte und Lebelgefinnte
; giebt: fo würde der Unwillen uber diefes Manifeft vielleicht nicht fo. allgemein geweſen feyn,
wenn es nebft deriengländifchen Flotte mitten in den franzöfifchen Wohnplägen erfüjienen
wäre, Diejenigen ‚welche die Drohungen am meiften erſchrecken, wenn fie derfelben
Vollſtreckung befürchten fönnen , find. am Fühneften, fie zu verachten, wenn fie diefelben
nicht mehr zu befuͤrchten habennn. nn
Urſache ſeines Uebrigens konnte der englaͤndiſche Abmiral das Unglück ſeiner Flotte nur ſich ſelbſt
Verluſtes. zuſchreiben. Er hatte einen franzoͤſiſchen Gefangenen, Namens Daradies, einen alten
Schiffmann, der den Lorenzfluß vollkommen wohl Fannte, am Borde. Dieſer Mann
rieth ihm, als er. an den fieben Inſeln vorbeyfahren wollte, er ſollte ſich nicht zu fehr dem
Sande naͤhern; und weil der Wind nicht guͤnſtig war und man nur von der Seite fegeln
tonnte, fo ließ er ihn oftmals’ den Bord ändern. Der Admiral wurde diefes Verfahrens
endlich überdrüßig, und kam auf · den Verdacht, der Lootsmann thaͤte ſolches nur, fein
Schiffvolk abzumatten, Er weigertefich ; das Schiff zu wenden, und Fam einer Eleinen
Infel, die Eyerinſel genanne, ſo nahe, daß er daran, nachdem er von einem Wind-
ftoße aus Suͤdoſt ergriffen worden, mitfieben andern von feinen größten Fahrzeugen fhei-
ferte, wovon fich nur wenig Leute retteten. u ne are a. . De
Goͤttliche Vor· Indeſſen war nichts übrig, Neufrankreich aus aller Unruhe zu ziehen, als daß man
—* Über gigenelich wußte, in was für Geſinnungen die Iroqueſen wären, die man, ihrer kleinen
Canada Anzahl ungeachtet, allein "mehr zu fuͤrchten Hatte, als die Engländer ohne ſie. Man
Hatte gute Nachricht, daß fie ihrer über fechshundert zu Nicolſonen geftoßen waren; man
wußte aber auch, daß fie ihn insgeſammt verlaflen hatten, ehe fie noch von dem Schiff⸗
bruche eines Theifes der englifihen Flotte Nachricht erhalten Hatten. Wir Haben gefehen,
daß ſich diefes fait allemal ereignet hat, wenn fich diefe beyden Mationen wider uns verei⸗
niget haben, und außer denen politifchen Staatsurfachen, die wir davon angeführet ha—
ben, ift es gewiß, daß fie nicht gemacht find, lange Zeit einftimmig mit einander zu blei:
ben; daß ein hochmuͤthiger Stolz bey den einen, und ein wilder Stolz bey den andern fie
ftets unverträglich mit einander machen wird; und daß ihre gegenfeitige Antipathie bisher
die größte Hülfe fir Neufrankreich geweſen it, welches fters diefe beyden Völker zu Fein⸗
den
|IGRUNDRISS VON DER BAY CHEDABUCTU
eitge Gage
_HAVRE DE MILFORT
Yon NB. Ingenieur de‘ Ga Ma larıne 1744 -
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von Neu⸗Frankreich. XX Buch. —
den haben wird; das eine, weil es befuͤrchtet, von uns unterdruͤcket zu werden, das an- um.
dere, weil es mit ung in einerley Sande nicht friedlich leben kann. jufd F m
Bey dem allen mußte dası franzöfifhe Pflanzland aus der Art und Weiſe, wie die
beyden großen Heere zerſtreuet worden, welche es zu gleicher Zeit mit einer uͤberlegenen
Macht angreifen ſollten, nothwendig eine Vorſehung erkennen ‚welche auf eine, ſon derbare
Art uͤber ſeine Erhaltung wachete, und welche es nicht dabey bewenden ließ, daß ſie daſſelbe
aus der groͤßten Gefahr befreyet hatte, in die es gerathen koͤnnen, ſondern es auch noch mit
dem Raube eines Feindes bereichert hatte, den es nicht einmal uͤberwinden duͤrfen, wofuͤr
es denn auch Gott aufrichtigſt dankteee.. Dam 1
Es hatte kurz nachher Anlaß, ſolches wegen des Hafens zu Plaiſance zu erneuern,
den ihm dieſe goͤttliche Vorſehung auf eben. die Art erhielt, deren fie ſich bedienet hatte,
Montreal zu erhalten. Als die englaͤndiſche Flotte nach Quebec ſegelte: ſo hatte ſie Briefe
von dem Herrn von Coſtebelle aufgefangen „welche ihr zu erkennen gaben, in was für
einem fehlechten Zuftande.er fich in Neuland befände, und mie fehr er eines eiligen Bey—
ſtandes beduͤrfte. Mach dem: Schiffbruche berathſchlageten fich diejenigen ‚welche die,
übrige Flotte führeten , ob fie fich nicht wegen. des ‚erlittenen Verluſtes an Plaifance erho⸗
len fönnten ‚und fie hatten gewiß noch Macht: genug. uͤbrig, ſich von dieſem Platze und
allen dazu gehoͤrigen Poſten Meiſter zu machen. Wegen des Misverſtaͤndniſſes unter den
— und Seeoffirieren aber mußten ſie dieſe Unternehmung fahren laſſen.
einzige Vortheil, welchen England aus dem uͤbermaͤßigen Aufwande zog, den Unnuͤtze Be⸗
es gemacht hatte, war, daß es Acadia behielt, Dem franzöfifchen Hofe lag dieſe Prosmühungen,
vinz ungemein am Kerzen, Die wiederholeten Bemühungen, dev, Engländer, ‚fie in ihre Acadten tie
Gewalt zu befommen , und noch. mehr. ihr Frohlocken, nachdem fie ſolche erobert harten, in han
eröffneten ben Franzofen endlich die Größe ihres erlittenen Berluftes, und Herr Pontchar— —
train ſchrieb deswegen an den Herrn Beauharnois, der dem Herrn Begon in der Inten—
dantenwuͤrde zu Roſchelle und Rochefort gefolget war, folgendes: |
0» Ih babe Ihnen genugfam zu verftchen gegeben, wie viel daran, gelegen ſey, die⸗
„fen Polten (Koͤnigshafen) wieder wegzunehmen, ehe ſich der. Feind dafelbft feftgefegers
„Die Erhaltung von ganz Nordamerica und der Fiſchhandel erfordern es auf gleicher Art.
„Dieß find zween Gegenftände, die mich ſehr lebhaft rühren; und ich kann fie (nämlich
„den Öeneralftasthalter und Intendanten in Neufranfreich ) nicht genugfam anreizen, fie
„mit eben den Augen anzufeben. ,, m
Der Minifter würde: es ſehr gewuͤnſchet haben, daß der Marguis von Vaudreuil
ſolches bloß mit feinen Truppen und dem canadiſchen Sandausfchuffe hätte unternehmen
können, 1. Det General verlangete feiner Seits, um ſich des Erfolges defto mehr zu ver=
ſichern, nur zwey Fahrzeuge aus Frankreich mir fo vieler Mannfchaft und Kriegesbeduͤrf⸗
niß, als fie fuͤhren koͤnnten. So maͤßig aber dieſer Beyſtand auch war, ſo war es doch
nicht möglich, ihm ſolchen zu ſchicken. Er wollte indeſſen doch auch nicht, daß man ihm
vorwerfen könnte, er habe ſich nicht die Muͤhe gegeben, die man von ihm verlangete; und
wir haben geſehen, daß der Marquis von Alognies auf dem Puncte war, mit Truppen,
abzugehen, um, den "Wilden und, Einwohnern ıbenzufpringen, welche Königshafen einges
ſchloſſen hielten, als die Zeitung von der Annäherung der engländifchen Flotte feine Maaß⸗
regeln verruͤckete. 13 FR Sr ni neh ZuE
Weil
552 Geſchichte und Beſchreibung
ıyır,* Weil die Einwohner in Acadien nunmehr Feine Anſcheinung weiter fahen, das Joch
— der Engländer abzufchüttelm: for waren fie gegmungen;, ſich mit ice —*
nigshafen zu vergleichen. Sie ließen: aber den Herrn von Vaudreuil verſichern daß die
Nothwendigkeit allein, und vornehmlich" die Zurche , fie möchten in ihrer Erndte geſtoͤhret
werden, fie dazu gezwungen hätten; übrigens wuͤrde der König Feine getreuere Untercha⸗
nen haben, als fie. Da Herr von Pontchartrain von ihren guten Geſinnungen unter:
richtet wars fo wandte er fich auf Die andere Seite und meldete dem Herrn Beauharnois,
er möchte die Handelsleute zu Rochelle vermögen, daß fie eine Gefellfchaft errichteten,
die mächtig genug wäre, Die Engländer aus Acadia zu verjagen, und’ dafelbft zween gute
Sitze anlegen , einen zu la Heve,- und den andern zu Ehedabweruun =
Er ließ diefe Sache zu’ gleicher Zeit bey — Nantes
und Bayonne treiben: allein, aller der anſehnlichen Vortheile ungeachtet, die er ihnen
im Namen Seiner Majeſtaͤt anboth, und wovon er ihnen alle Verſicherungen gab, fand
ſich doch niemand, der ſich an die Spitze ſolcher Unternehmung ſtellen wollte; und fie wei-
gerten ſich insgefammt, den nörhigen Vorſchuß zu einem Unternehmen zu thun, bey wel⸗
chem nur bloß für den Staat zu gewinnen warn 7
Schöne That Indzwiſchen fehlete es unterdeſſen/ da man ſich in dem alten und neuen Frankreich
einiger Wil: über die Mittel berathfchlagete, Acadien wieder zu erobern, nicht viel, fo wäre” diefer Anz
den. ſchlag ausgeführet worden, ohne daß weder Pontchartrain, noch Vaudreuil, den gering-
ſten Theil daran gehabt hätten. Sechzig Engländer von der Befagung von Portroyal,
die von dem Plagmajore, einem Ingenieur und fechs andern Officieren angeführet wur⸗
den / Hätten ſich in Canote gefeget, um die franzöfifchen Käufer wegzubrenner, die ſich
noch niche verglichen hatten, oder viefleiche zu Tange zauderten, die Bedingungen zu er⸗
fuͤllen; und fid) ihrer Perfonen zu verſichern. Vierzig Wilden, welche Wind davon be-
kamen, wollten fie überfalten. Sie theileten fich in zweene Haufen, marſchireten unter
der Bedeckung des Gehoͤlzes an beyden Seiten des Fluffes fork, den die Engländer herauf
Famen , und wollten ihnen an einem zum Hinterhalee bequemen Orte aufpaſſen. Der
Feind, welcher fich nichts verſah, fiel’ ohne Vorſicht in die Falle; und die Wilden gaben-
zu fo bequemer Zeie Feuer anf fie, daß nicht ein einziger Mann davon’ Fan, um diefe Zei-
tung nach Koͤnigshafen zu bringen, Und ne a A.
Man unters Die Einwohner, welche durch diefen glücklichen Erfolg. aufgemuntert waren, ergrif-
tägtabermals, fen die Waffen, vorteten fich ihrer fünfhundere an der Zahl zuſammen, und brachen im
Königshafen Brachmonate auf, um die Schanze zu berennen. Viele Wilde gefellerenfich zu ihnen,
u umiße" Miffionar, Caulin, meldete dem Startfaltet zu Paifänce ; Coftöbelle, wenn er
ihnen den’ Herrn l Hermite ſchicken wollte, fie anzuführen, ſo koͤnnten fie behnahe dafuͤr
ſtehen, daß die Sache gelingen wuͤrde. Coſtebelle aber brauchete alle feine Offlciere und!
die Einwohner und Wilden begaben ſich atfe , aus Mangel der Anführer), zurkick. Nicht
(tige darnach erfuhr man, daß die Befasung zu Königshafen, welche fünf hundert Mann
ſtark geweſen, bis auf hundert und funfzig geſchmolzen war; indem einige an einer anfte-
ckenden Krankheit geſtorben, und viele andere weggelaufen waren.
in Km folgenden Fahre gieng das Gerücht, die Englander ruſteten ſich eine neue Flotte
Srogmuch je auslaufen zu laſſen ‚Quebec zu belagern; und der Großſtatthalter Fand bey den Kaufleu⸗
Einwohner zu fen Diefer Stadt funfzigtaufend Thaler, neue Feftungswerfe dafür anzulegen. Er’erhielt
Quebec · zu gleicher Zeit viele Nachrichten, die Engländer hätten fich mit den Iroqueſen —
— un
von Neu⸗Frankreich. XXx Buch. 553
und fie hoffeten, dieſe unruhige Nation zu vermögen , daß ſie uns in Norden und Wer ıyı2,
ften von Canada Händel machete, damit: ihnen dadurch der. Weg. gebähner würde, fi ——
dafelbft auf unfern Untergang feft zu feßen. Dieſe Zeitungen befanden fich zwar der Wahr⸗
beit nicht. gemäß :- fie waren aber gleichwohl nicht ohne einigen Grund,
Es hat fo gar das Anfehen, daß, wenn Joncaire ſich nicht der Tfonnonthuaner ver- Vaudreuil
fichert, und der Baron von Longueil mit feiner gewöhnlichen Gefchicklichfeit bey den Onnon⸗ pfleget mit
taguern Unterhandlung gepflogen hätten , roir uns bald in einer Verlegenheit hätten finden —
koͤnnen, woraus zu kommen, uns nicht ſo leicht geweſen ſeyn wuͤrde. Endlich kamen Wb= ung. —*
geordnete aus den Orten, um neue Entſchuldigungen wegen des vergangenen zu machen
und große Betheurungen zu thun, ihr Verſprechen auf das Kuͤnftige mit unverbruͤchlicher
Treue zu beobachten. Man mußte ſich ſtellen, als wenn man ſie fuͤr aufrichtig hielt.
Gleichwohl redete Herr Vaudreuil anfaͤnglich ſtandhaft mit ihnen. Darauf machete er
ihnen anſehnliche Geſchenke, und ſchickete fie vielleicht beſſer geſinnet gegen uns nad) Haufe,
als fie gefommen waren.
Sie hatten ung aber. furz zuvor. einen neuen Feind erreget, der eben fo tapfer, als Gemuͤthsart
ſie, aber nicht fo ſtaatsklug, jedoch weit wilder war, fo daß es niemals möglich. geweſen iſt, der Utaga—
ihn zu zähmen oder zu baͤndigen. Dieſe Feinde gleichen dem ‚Gewürme ‚- welches fo viele mier.
Seelen, als Theile des Leibes, zu baben fheint, und nach feiner Zerquetſchung gleichfam
ſtaͤrker wieder aufiwächft, und da fie faſt nur zw einer. Hand voll Räuber geworden find,
ſich überall einfinden, und der Gegenftand des Haſſes von allen Bölfern auf diefem feften.
gande,geworden find, und feit fünf und zwanzig Jahren den Handel fiöhren und die Wege
über fünfhundert Meilen umher faſt unbrauchbar und unficher machen. Dieſes find die
Utagamier, insgemein-die Füchfe genannt, 3... —A
Dis itzo auf dieſe Zeit harten fie eben Fein ſonderliches Anſehen in Canada gehabt. Sie wollen
Vor kurzem aber hatten fie ſich mit den Iroqueſen verbunden ;. und vermurplich durch ipredie Schanze
Bermittelung mit den Engländern ein Buͤndniß gemacht. Sie hatten ihnen verfprochen, MT ber Sands
die Schanze auf der Sandenge abzubrennen, alle Franzofen daſelbſt niederzuhauen und eng⸗ * BETH
laͤndiſche Soldaten dahin zu führen, Diefes Vorhaben werkftellig zumachen, waren fie in
ziemlich großer Anzahl nach der Landenge gefommen , und hatten fich ziemlich nahe bey ber.
Schanze gelagert. . Sie thaten dem Befehlshaber darinnen, Herrn Dü Buiſſon, einem
braven Dfficier und ehrlichen Manne ‚allen erfinnlichen Spott und Hohn an,
Die Kikapuer und Mafcutiner waren mit in ihre Verbindung ‚getreten, Die leß«
tern harten ſich fehon in großer Anzahl nach den Gegenden der Landenge erhoben, und war:
sten mur noch auf die Ankunft der Kifapner , ihre Berrätherey auszuüben, als fie Nach:
richt erhielten, es hätten ein utauaiſches Oberhaupt, Namens Saguima, und einige _
Puteuatamier ungefähr hundert und fünfzig Mafeutiner, Männer und Weiber, getödtet. -
Sie wurden über dieſe Zeitung ganz vafend, und ein utagamifher Chrift, Namens: Jor
ſeph, welcher. den Franzoſen fehr zugethan war, meldete dem Dir Buiffon, ee würde un-
verzüglich in feiner Schanze angegriffen werden.
Diefer Befehlshaber hatte nur zwanzig Franzoſen bey ſich, und konnte fich auf kei⸗Fleiß des Sen.
nen andern Benftand, als die Huronen, Utanais und einige andere Wilde verlaffen, mir DI Buiſſon.
denen er in gutem Vernehmen Iebete, die aber igo wirklich auf der Jagd waren. Er fchi-
ckete in aller Eile zu ihnen, fie möchten fich zu ihm begeben, und ließ darauf alle Haͤuſer
niederreißen, die außer dem Bezirke feiner Schanze ſtunden; und nahm alle andere Maaß—
Allgem, Beiſebeſchr. XIV Sand, Aa aa regeln,
354 | Geſchichte und Beſchreibung
ra. regeln, die ihm bie Zeit zu nehmen erlaubete, um die erſten Anfälle des Feindes auszu-
— — halten. Den ızten des Mayes erhielt er Die Zeitung, daß ſich feine Bundesgenoſſen nä-
herten, und nicht lange darnach ſah er fie in ſchoͤner Ordnung einher ziehen,
Seine Bun⸗ Unter ihnen befanden ſich Utauais, die vom Saguima angefuͤhret wurden, Huro-
desgenoffetr ner, Putenatamier, Safier, Malhominen, Sfllinefen, Dfagen, Miſſuriten; und jede
Eommen ihm Nation Hatte ihre befondere Fahne, Diefes kleine Heer blieb bey dem Dorfe der Huronen
Se ‚stehen, welche nicht der Meynung waren, ſich zu lagern, fondern gerade nach der fran-
zoͤſiſchen Schanze zu marfchiven. „Wir haben feine Zeit zu verlieren, fageten ſie; unfer
Vater ift in Gefahr; er liebet ung; er hat uns nichts, als gutes, gethan; wir müffen
„ihn vertheidigen, oder zu feinen Füßen ſterben. Saguima, ſiehſt du den Rauch da?
„Man verbrennet drey Frauen aus deinem Dorfe, und deine eigene ift mit darunter, „,
Diefe drey Weiber waren wirklich Gefangene der Utagamier: weiter aber wußte man
nichts von ihnen; und vermuchlich redeten die Huronen nur desivegen fo, um den Sa—
guima zur Rache aufzumuntern. Go bald fie aufgehöret hatten zu reden, erhob fich ein
allgemeines Geſchrey, wovon alle Gefilde erſchalleten. Die Feinde antworteren in eben
dem Tone darauf, und vierzig von ihnen wurden abgeſchickt die Bundesgenoſſen zu bes
sbachten. Diefe Waghäffe hatten ſich, durch eine Art von Troge, die unter diefen Bar-
baren ziemlich gemein iſt, ganz nackend ausgezogen, den $eib aber auf eine folche Art be-
malet, welche fie abfcheulich machte, Man fehoß auf fie, und nöthigte fie bald, fich
zu entfernen, |
Da bie Bunbesgenoffeii: nafebej der a last
— ———
fo gleich eroͤfnet. Di Buiſſon empfing fie auf eine ſolche Art, die dem Dienſte gemaß
war, den fie ihm leiſteten; und nachdem fie insgeſammt ihren Platz um ihn herum genom⸗
men, wie es gewöhnlich war, fo fagete derjenige, welcher das Wort führete, zu ihm:
„Siehe hier, mein Vater, deine Kinder um dich. Was du im letzten Jahre ges
„than haft, fie aus dem Feuer der Utagamier zu ziehen, verdienet wohl, daß fie ihr geben
nzir deinem Dienfte auffegen. Wir ſcheuen den Tod nicht; wir mollen fo gar, wenn es
ſeyn muß, mit Freuden für unſern Vater und unſern Befreyer fterben, Die einzige
„Gnade, die wir von dir verlangen, iſt, daß du den Onenthio, den Vater aller Nationen,
„beivegeft, fuͤr unfere Weiber und Kinder zu ſorgen; und daß du ein wenig Gras auf
„unfere Körper ſtreueſt, um fie vor den Fliegen zu verwahren. Du fiehft, wir haben
„unfere Dörfer und Familien verlaſſen, um die zu Hülfe zu eilen; wir haben ſolches fo
„eilig. gethan, Daß. wir wicht Zeit gebabe Haben, Sebensmittel und Kriegesbeduͤrfniſſe mit
s „zu nehmen. Wir hoffen, du wirſt es uns an nichts fehlen Taffen: „>
Sie Utaga⸗ Der Befehlshaber dankete ihnen in wenig Worten, und ließ ihnen Lebensmittel,
mier werden Pulver und Bley, und Toback austheifen, Darauf giengen die Alten durch die Ölieder,
in Über mie jungen Leute zu ermahnen, daß fie ihre Schuldigkeit gut thäten, vornehmlich ih-
Schanze bela⸗ ; nehotcheten. ; ; ‚ ar
act vom Bater genau. gehorcheten. Die Utagamier erwarteten die Bundesgenoſſen ziemlich
geruhig in ihrer Schanze, welche nur einen Buͤchſenſchuß weit von der Franzoſen ihrer
war / und worinnen fie ſich ziemlich gut verſchanzet hatten, "Kaum ſahen fie ſich indeſſen
von allen Seiten berennet, fo noͤthigte fie das beſtaͤndige Feuer "welches man auf fie mas
chete, fich vier bis fünf Fuß tief in die Erde zu graben.
Darauf
*
Darauf richteten die Belagerer zwo Arten von Buͤhnen, fünf und zwanzig u
bach, auf, wovon fie die Belagerten mit fo gutem Erfolge beſchoſſen daß fich-folche nicht I
mehr gefraneten ‚ heraus zu geben, Waſſer zu holen, und ihre Lebensmittel bald aufge: ee
zehret waren; Daher fie denn viel Hunger und Durft ausftunden. In dieſer Außerften
Noth gab ihnen die Verzweifelung Staͤrke, und fie ſtritten mit einer Tapferkeit, welche
den Sieg lange Zeit zweifelhaft machete. Sie ließen ſichs ſo gar einkommen, eine Menge
von rothen Decken als Fahnen auf ihre Pfaͤhle zu ſtecken, und ſchrien aus affen ihren Sei-
besfräften, fie hätten Feinen andern Bater, als ven Engländer, der nicht ermangeln
würde, ihnen zu Huͤlſe zu kommen, ober ihren Tod zu rächen; und fie Iuden Diejenigen
Yon den Bundesgenoffen ein, die ihr Seben in Sicherheit ſtellen wollten, fie möchten Fom«
men und eben Die Partey ergreifen.
N Das Haupt der Puteuatamier antwortete ihnen; wenn bie Erde mit Blute gefärbet
werden folfte, wie es fihien, daß fie durch diefe Zeichen zu verftehen geben wollten: ſo
wirde es mit ihrem gefchehen: fie hätten fich übel berathen, daß fie fih an die Englän-
der gehangen, Die fich nicht gefraueten, wider bie Franzoſen im Felde zu beftehen; Die nur
als Füchfe Krieg zu führen wuͤßten; die alle Nationen umkommen ließen, indem fie folche
mit ihrem Brandteweine vergifteten ; und welche Feinde des wahren Gottes wären. Diefe
Gefpräghe gefilen indeffen dem Herrn Di Buiſſon nicht, weil fie den Streit erfälteten,
und dem Feinde Zeit ließen, fich zu erholen.
Die Belagerten hatten fich deffelben auch wirffich fchon zu Nuge gemacht, um fih Sie bittenum-
eines Hauſes zu bemächtigen, welches man nicht ganz niedergeriſſen hatte, und welches an Friede,
ihre Schanze ſtieß. Sie hatten daſelbſt eine Redoute aufgeworfen, aus welcher fie hinter
den Wänden hervor ſchoſſen. Allein, der Befehlshaber Heß fie mit Stüden niederfihie-
Ken. Darauf erhoben die Feinde ein greuliches Gefchrey, und einige Augenblicke darnach
bathen fie um Erlaubniß, Abgeordnete au den Herrn Dü Buiſſon zu ſchicken. Nachdem
der Befehlshaber ihnen dieſe Gnade zugeſtanden: ſo wollte er die Einwilligung der Haͤupter
dazu haben, und hielt einen Nach mit ihnen. Sie waren insgeſammt der Meynung,
man müßte fich diefe Gelegenheit zu Nutze machen, um bie drey obgedachten Srauen von
ihnen zu befommen. Man that ihnen aͤlſo zu wiffen, man wollte fie anhören,
Den andern Morgen ſehr früh verſchwanden die rothen Decken, und macheten einer
- weißen Fahne Pas. Darauf zeigete ſich das große Haupt der Utagamier, Namens Des
muſſa, in Begleitung zweener Krieger, an der Thuͤre des Lagers. Man fie fie hinein;
der Rath kam zuſammen; und fo bald fie hinein geführet worden, legete Pemufla vor dem
Befehlshaber ein Halsgehänge nieder, und ftellete zweene Gefangene dar, und bath, er
möchte ihnen dach zween Tage zugeflchen, Damit fich die Alten wegen der Mittel, ihn zu
befänftigen und ihm Genugthuung zu leiften, berathſchlagen koͤnnten. Darauf wandfe
er fich gegen die Wilden, befihenfete fie auch mit zweenen Selaven und einem Halsge-
haͤnge, und redete ſo gegen fie:
„Erinnert.euch, daß wir eure Brüder find, und daß ihr euer Blut vergießet, wenn
ihr unferes verfprüger. Ich bitte euch alſo, befanftiget Das Gemüch unfers Vaters, dem
„vwir ungluͤcklicherweiſe Verdruß gemacht haben. Dieſe beyden Sclaven mögen ein we⸗
„nig Blut wieder erfeßen, welches wir. vielleicht vergoſſen haben.. Weil bie Wilden
niches antwortegen: Pr nahm Dü Buiffon das Wort, und gab den Abgeorbneten zu ver-
ſtehen, er fönnte von der Aufeichtigfeit ihrer Neue nicht gewiß fern, weil fie bie Frau des
| Aaaa2 Sagui⸗
556 Geſchichte und Beſchreibung
‚2. Saguima und die beyden andern gefangenen Weiber nicht mitgebracht Hätten ; er wurde fie
= nicht eher anhören, als big fie ihm Diele drey Gefangenen zugefteller Härten, |
Pemuffa entfehuldigte fich damit, es kaͤme folches nicht gänzlich auf ihn an, und fa-
gete, er wollte hingehen und feine Gefinnung den Alten vortragen. Man geftund ihm
den übrigen Tag vollends zu, und verficherte ihn, man wollte bis zu feiner Zuruͤckkunft
‚nicht ſchießen, nur ſollte auch niemand aus der Schanze gehen. Zwo Stunden darauf Fa-
men zween mafcutinifche Oberhäupter und ein Litagami , nebft einer weißen Fahne in ver
Hand, mit den drey Weibern an, die fie dem Befehlshaber überreicheten. Sie bezeu-
geten, daß es ihnen fehr leid wäre, ihm misfallen zu haben, und beſchwuren ihn, fie
in Freyheit zurückgehen zu laſſen. Di Buiſſon antwortete ihnen, fie bürften fich die-
gerwegen ‚nicht an ihn wenden; er haͤtte feinen Bundesgenofien fein Wort gegeben, er
wollte es ihnen gänzlich überlaffen, dasjenige zu thun, was fie für dienlich erachteten.
Rede eines Dieſe Antwort wurde von den Wilden fehr gelobet, und das geoße Oberhaupt der
os, Slinefen fagete im Namen aller zu den Abgeordneten: „Eure vorige Aufführung und die
— georbe Berbindungen , die ihr mir den Engländern eingegangen ſeyd, laſſen uns keine Urfache,
„zu zweifeln, daß ihr nicht einige böfe Abfichten dabey habet, da ihr unfern Vater um
die Freyheit bitter ,. euch zuruͤck zucbegeben. Ihr wuͤrdet nicht fo bald aus eurem Sager
„ſeyn, fo würdet ihr euch von neuen wider ihn verbinden, und würdet ihn zu einer Zeit
„angreifen, wo wir vielleicht nicht im Stande wären, ihm beyzuſtehen. hr habet ge-
„glaubt, wir wuͤßten Die Verbindungen nicht, Die ihr mit den Engländern eingegangen,
„und daß ihr ihnen verſprochen, fie ſich Hier-fegen zu laſſen, nachdem ihr alle Kinder des
Onouthio dafelbft ausgerottet: allein, ihr habet euch geirret. Wiſſet alfo, unfer völl-
„ger Entſchluß iſt, euch nicht anders, als auf Gnade und Ungnade anzunehmen, und
„uns nicht von hier zu bewegen, als bis wir euch dazu gezwungen haben, Unſer Vater
ſelbſt wird uns auf feine andere Gedanken bringen, und hierinnen allein werden wir ihm
„nicht gehorchen. Wir kennen euer böfes Herz beffer, als er; und wir wollen ihn nicht
„eurer Willkuͤhr überlaffen. Begebet euch) gefhwind wieder in eure Schanze; mir war-
„ten nur darauf, um mit bem Schießen wiederum anzufangen. ,,
Die Belange” ° Die Abgeordneten giengen mit Diefer Antwort zurück, deren fie fich nicht verſehen hat⸗
runs geht ſort. ten ʒ und fo bald fie wieder in ihre Schanze waren, fing ſich der Angriff mit einer neuen
Seftigkeit an, Die Bertheidigung war eben fo heftig. Die Velagerten feheffen auf ein-
mal bis auf dreyhundert Pfeile los, an deren Enden man Feuerbrände gemacht hatte, und
an einigen waren auch ganze Pulverladungen, um bie franzöfifche Schanze in Brand zu
ſtecken. Sie ſtecketen in der That viele Häufer damit ar, die nur mit Strohe bededer
waren; und man mußte, um zu verhindern, daß die Feuersbrunft nicht weiter um fic)
» geiffe, alle übrige mit Bären: und Ziegenhäuten bedecken, und viel Waffer ſammein.
Die Belagerer Ein fo Hartnäciger Widerſtand ermuͤdete endlich die Bundesgenoſſen; ſie verzwei⸗
werden folher felten an dem glücklichen Erfolge ihres Unternehmens, und ſielleten fich, als ob fie befürch-
Übereäßig garen, man möchte aufbören, ihnen weiter Sebensmitcel zu geben, Die Sranzofen, welche
fie beynahe entſchloſſen ſahen, ſich zurück zu ziehen, und die durch ihren Ruͤckzug fich der
Wurh eines erzüenten Volkes würden ausgefeget gefehen haben, redeten ſchon davon,
fie wollten fih nad Michillimakfinae einfhiffen, und Duͤ Buiſſon war auf dem Puncte,
vor einem Feinde fliehen zu müffen, den er aufs Yeußerfte gebracht, und zween Tage ei
her
vor Neu⸗Frankreich. XXx Buch. 557
der gefehen hatte zu feinen Füßen liegen und ihn aufleben, fich Damit zu begnügen, daß ızı2.
er fein Sclave wide, ee;
Er mußte, um die Hoͤupter der Wilden zu gewinnen, fich alles begeben, was er Der Vefehls—
hatte; und als er glaubete, eine jede einzelne Perfon durch feine Geſchenke auf feine Seite haber machet
gebracht. zu haben, fo hielt er Kriegesrath. Er beflagere fich Darinnen anfänglich, daß a wieder
man ihn in der groͤßten Gefahr verlaſſen wollte, nachdem man ihn hineingezogen. Dav- Muth.
auf bezeugete er feine Verwunderung darüber, daß fo viele tapfere Leute einem gewiſſen
Siege entfageten, der ihnen Ehre bringen müßte, Einige Häupter fehienen über feine
Dede zu erftaunen, und fielen ihm ins Wort, ihn zu verfichern, fie wären ftets entſchloſ⸗
fen gewefen, viel eher den letzten Blutstropfen zu vergießen , als ihr Unternehmen unvoll:
kommen zu laffen; fie Eönnten nicht begreifen, was ihm den unbilligen Argwohn möchte
beygebracht Haben, den er zu haben fehlen. |
Alle die andern betheuerten eben das, Man fang von neuem den Krieg; und da
ein jeder feinen Poften wieder eingenommen, fo fahen die Belagerten wohl, daß weiter
nichts für fie zu hoffen wäre, als unter denen harten Bedingungen, die man ihnen auf-
geleget hatte. Ich habe gefager, es wären Sakier unter den Bundesgenoffen gervefen
es waren ihrer aber auch unter den Feinden; weil dieſe Voͤlkerſchaft, wie id) andersivo anges
merket Habe, gleichfam in zwo Parteyen getbeilet ift, wovon die eine es mit ben Utagamiern,
und die andere mit den Puteuatamiern hält. Diejenigen von diefen Wilden, die ſich mit
den erfiern eingefperret, Tiefen faft alle davon, und man vernahm von ihnen, daß es mit
den Belagerten aufs Aeußerſte gekommen; daß fie vom Hunger und Durfte noch mehr,
als von dem Feuer der Belagerten ausftinden; daß fie ſchon über achtzig Mann verloren
und ihre Schanze voller Leichen läge, die einen entfeglichen Geſtank verurfacheten.
Alles diefes war volffommen wahr; und die Feinde verlangeten bald darnach, Spra- Neue Abge⸗
che zu halten. Man glaubete, fie würden fich nunmehr auf Gnade und Ungnade ergeben fbickte der
wollen, und man erlaubete ihnen, Abgeordnete zu ſchicken. Sogleich kamen zwey utaga- Velagerten.
mifche Oberhäupter, unter denen Pemuffa war, mit vielen Gefangenen, und in einem
Aufzuge, der ihnen fehr bequem vorgefommen, die Bundesgenoffen zu rühren, Gie fa-
geten, fie ihrer Seits ſchmeichelten fi) gar nicht, daß man ihnen das Leben bewilligen
würde: fie baͤthen folches aber inftändigft für ihre Weiber und Kinder. „Erinnert euch),
„ſetzeten fie hinzu, daß ihr unfere Vettern feyd. Ihr ſcheinet auf euer eigenes Blut fo er-
»picht zu ſeyn. Würde es euch nicht anftändiger feyn, folches zu fihonen, und weit vor-
„theilhafter, uns zu euren Sclaven zu haben?
Das Mitleiden findet in den Herzen der Wilden nicht fo leicht Statt, und der lange Man will
Widerftand der Feinde hatte die Belagerer aufgebracht. Sie beftunden darauf, die Uta— ſolche nieder:
gamier und ihre Bundesgenoſſen feliten fich auf Gnade und Ungnade ergeben, Einige hauen.
Khlugen dem Heren Di Buiſſon ſo gar vor, die Abgeordneten mederzuhauen. Er ante
wortete ihnen aber, man müßte befoffen feyn, daß man ihm dergleichen Vorſchlag thäte.
Diefe beyden Männer wären auf fein Wort zu ihm gefommen, welches er ihnen nur mit
ihrer Einwilligung gegeben hätte; und er würde niemals verftatten, daß ihnen das ge-
tingfte Seid bey ihm geſchaͤhe.
Sie antworteten: diefe beyden Abgeſchickten wären die Urheber alles Uebels ; und da
fie ſelbſt fo vielmals treulos gehandelt, fo verdieneten fie nicht, daß man fo gewiffenhaft
gegen fie wäre, Sie gewannen aber nichts von ihm. Der Befehlshaber verfegete: es
Yanaz gezie⸗
558 Geceſchichte und Beſchreibung
wrı2. geziemete weder ihm, noch ihnen, ihrem Beyſpiele nachzuahmen; und er ſchickete die bay
den Abgeordneten zuruͤck, mit dem Beſcheide, er hätte ihnen Feine andere Antwort zu ges
ben, als die fie ſchon erhalten hätten, Es blieb alfo-diefen Ungluͤcklichen Feine andere Hoff
nung übrig, als bey ſchlimmem Wetter entrinnen zu fönnen; und als wirklich neunzehn
Tage nachher ein mit Regen untermifchter Sturm Die Belagerer entfernet harte, fo mache:
‚ten fie fich deffen zu Nutze, und entwiſcheten bey Nacht.
Die Belagere ¶ Man wurde folches den andern Morgen mit Anbruche des Tages gewahr, und eilete
ten entfliehen ihnen nach. Man fand fie vier Meilen davon auf einer Halbinfel, die in den See St.
and werden Clara geht, ziemlich gut verſchanzet; und da man ihre Verſchanzungen anfänglich nicht
verfolge ſah, fo hatten fich Die Bundesgenoffen denfelben mit weniger Borficht genähert, und be-
kamen anfänglich über zwanzig Mann Todte und Verwundete. Man mußte alfo eine
neue Belagerung anfangen, welche vier Tage dauerte, und fie wirde noch länger gewaͤh⸗
ret haben, wenn der franzöfifche Befehlshaber niche zwey Feldſtuͤcken dahin gehen laflen.
and faſt alle Die Belagerten ergaben ſich endlich auf Gnade und Ungnade, und faft alle diejeni-
niedergehauen gen , welche die Waffen in. Händen hatten, wurden unbarınherziger Weile auf der Stelle
umgebracht. Die übrigen, hundert und funfzig an der Zahl, ohne die Weiber und Kin:
der zu rechnen, wurden zu Selaven gemacht und unter Die vereinigten Nationen ausge:
theilet, die fie nicht lange behielten, fondern fie faft alle todtfchlugen, ehe fie von einan-
der giengen. Der Berluft der Bundesgenoffen belief fich auf fechzig Mann, fo wohl
todte, als verwundere, Die Huronen, unter welchen fünf und zwanzig chriftliche Sro-
quefen waren, thaten fih vor allen andern hervor, und verloren auch) das Meifte, Den
Seinden aber Eoftete Diefes Unternehmen über zweytaufend Perfonen. *
Frucht dieſes Di Buiſſon erwarb durch feine Standhaftigkeit und Uneigennuͤtzigkeit, die ihn be-
Sieges, wog, alles, was er hatte, den Bundesgenoffen zu geben, viel Ehre dabey, Die Frucht
feines Sieges war, daß die Engländer verzweifelten, fih an der Landenge zu fegen, wel-
shes das ganze Verderben von Neufrankreich geweſen ſeyn würde, nicht allein wegen der
Sage Diefes Drtes, welcher der Mittelpunct und das fhönfte fand von Canada ift, fondern
‚auch, weil es uns nicht möglich geweſen feyn würde, die geringfte Gemeinfchaft mit den
obern Wilden und mit Souyfiana zu unterhalten.
Es waren noch viele Zwiftigkeiten unter unfern Bundesgenoffen beyzulegen; und der
Großſtatthalter hielt Dafür, man müßte mit Wiederherftellung der Schanze Michilimati-
nac anfangen, wenn man darinnen glücklich feyn wollte. Er ſchickete das Jahr darauf
den Herrn Louvigny dahin, und zu Ende des 1712 Jahres ließ er viele erfahrene und ver⸗
dienſtvolle Officier abreifen , die norblichen und weftlichen Voͤlkerſchaften zu befuchen, und
fie zu vermögen, „alle Urfachen zum Mispergnügen zu vergeffen, die fie einander möchten
gegeben haben. Alles diefes wurde glücklich und Elüglic) ausgeführer, und.die Ruhe in
Canada vollfommen wiederum hergeſtellet.
1713. Indeſſen war es doch nicht möglich, die Seute zu bewegen, daß fie ihr Pelzwerf
Duelle Ta nicht den Englaͤndern braͤchten, wie ſie ſeit vielen Jahren oͤffentlich thaten. So gar die
Verfalies derangefeflenen Wilden folgeten dem Strome bald; und man hätte, um einem fo großen
Handlung in Uebel abzuhelfen, den Preis der Bieber in Frankreich erhöhen, und in Canada den Preis
Canada. der Waaren herunter fegen muͤſſen. Das erfle von diefen beyden Mitteln kam nicht auf
die Handelseute an. Wenn fie aber ihr Beſtes recht eingefehen hätten, fo wuͤrden fie
das zweyte angewandt, und jährlich auf ihre Rechnung für vierzig Dis funfzigeaufend
- Franfen
von Reu⸗Frankreich. IX Bu 5
Franken Waaren nach Quebec geſchicket haben. Dieſe Vermehrung wuͤrde den Preis vers 1713
mindert und die Kaufleute des Landes in den Stand geſetzet haben, fie den Wilden um beſ— i
fern Preis zu geben, Allein, dazu hat man fie niemals bereden Finnen, Der Petzhandel
iſt alfo gegenwärtig faft gänzlich in der Engländer Händen, | nn
Ob nun gleich die Friedensunterhandlungen zu Utrecht noch nicht geendiget waren: fo 3 Länder, die
erhielten doch die Generalftarthalter in Neufranfreich und Neuengland ausdrüdlichen De: er. :
fehl von ihren Herren, alle Zeindfeligkeiten unter beyden Nationen und ihren Bundesge. trechter Fries
Hoffen aufhören zu laffen. Kurz darauf aber erhielt man die Zeitung, die Koͤniginn von den abgetreten
Großbritannien wäre von dem Buͤndniſſe abgetreten , welches man gemacht hätte, den fa- find.
tholiſchen König Philipp den Veen abzufegen. Nichts konnte für die Starthalterfchaft
Bafton bequemer fommen, wo die Abenaquier überall Verheerung anvichtetenz und diefe
Urfache war gewiß nicht die geringfte von denen, welche den Hof zu London bewogen, von
der Abtretung von Acadia niemals etwas hören zu wollen. Cr bejeugete eben die Stand⸗
haftigkeit bey demjenigen, was wir in der Inſel Neuland und der Hudfonsbay beſaßen;
und Ludwig der XIVte, welcher auch feine Gruͤnde hatte, dem Vertrage feine Hinderniß
in den Weg zu legen, den er mit Ihrer großbritanniſchen Majeſtaͤt ſchließen wollte, opferte
endlich diefe drey Provinzen und das Recht, welches er über die fünf iroqueſiſchen Orte zu
baben behauptete, uf ee =
Di⸗ſer legtere Artikel nahm uns nichts wirffiches, und gab den Engfändern nichts; Die Iroque⸗
weil die Orte ihren fehon mehr als einmal wider die gegenfeitigen Anfprüche ihrer Nach— 4 —
barn gemachten; Widerſpruch erneuerten; und fie haben fich auch in dem Beſitze ihrer Frey Be Sr
heit und ihrer Unabhängigkeit fehr wohl zu erhalten gewußt. Die Engländer , welche bey ſigkeit.
ihnen einen Vortheil gefunden, der ihnen die Oberherrſchaft über, eine Nation verfchaffen
koͤnnen, die entfchloffen ift, feinen Herrn zu leiden, Haben es nicht für -dienlich erachtet, fie
unter das Joch bringen zu wollen. Sie haben ſich in der Felge der Zeit nur damit begnü-
get, daß fie an dem Ausfluffe des Chuguen in den Ontariofee eine Schanze gebauet. Wie
aber die Innontaguer diefe Schanze auf ihrem Boden haben errichten geſehen, ohne fich
zu widerfesen: fo haben wir auch von den Tſonnonthuanern die Erlaubniß erhalten, am
der Mündung des Fluſſes Niagara, beynahe an eben dem Orte, mo der Marquis, von Des
nonville 1686 eine Schanze erbauet hatte, ein gleiches zu hun, Dieſe Erlaubniß hatten
fie den Engländern abgefchlagen, und gefaget, fie wären Herren und koͤnnten bey fich auf-
nehmen, wen fie beliebten; und fie wollten nicht zwey Voͤlker zugleich da haben , die durch
ihre gegenfeitige Zeindfeligkeit ben Frieben föhren würden. | —
So verhielt es ſich nicht mit den Abenaquiern. Die Engländer, denen es noch mehr Anfpeiche der
am Herzen lag, diefe Wilden zu Unterthanen zu haben, als die JIroqueſen, bildeten fich ein, ——
fie wuͤrden keine Schwierigkeit dabey nach dem utrechter Frieden antreffen, weil ſie glaube: En. m
ten, fie hätten darinnen gute Maafregeln ergriffen, die Oberherrſchaft uber ihr Sand zu er ·
langen. Der Xllte Artikel diefes Friedens enrhältz der allerchriſtlichſte König trete dev
Koͤniginn von England auf ewig ganz. Acadia oder Neuſchottland, nach feinen alten Graͤu⸗
gem, wie auch die Stadt Köntgshafen, Mortroyah, iso Annapolis Royale, und übers
Baupt alles, was. von beſagten Laͤndereyen und Juſeln biefes Sandes abhängt, ab.
Diejenigen, die für Ihre großbritanniſche Majeftär in Neuengland und Aeadia ve
Siereten, hatten nichts dringender, ſo bald fie den Frieden erhielten, als daß fie den Abena⸗
Auiern davon Nachricht gaben. Sie glaubeten aber, fie müßten große Klugheit bey deu⸗
te
560 » Gefhichte und Beſchreibung
113. ten anwenden, von denen fie. wüßten, daß fie ihre Nation nicht liebeten, und deren Tapfere
7° £eit fie nur gar zu oft erfahren Hatten, als daß fie Fonnten gereizet werden, fie mit Gewalt
unter das Joch bringen zu wollen. Sie hielten es fo gar. nicht einmal für rathſam, ihnen
gleich anfänglich zu melden, daß fie fie als.Unterchanen der Krone England anfähen ; weil;
fie uͤberzeuget waren, daß in der Geſinnung, worinnen fie ſtunden, ein folcher Vortrag fie
nur mehr abwendig machen würde,
Ein engländie Der Großftatthalter von Neuengland hielt alfo dafür , er müßte fie vor allen Din-
feher Prediger gen von ihren Miffionarien abziehen, und fie unvermerkt gewöhnen, mit der Engländern
wi dießs zufeben, In diefer Abſicht fehickere er den gefhickteften Prediger von Baſton nach der,
he ſich Mündung des Kinibequi, daſelbſt Schule zu halten; und weiler wußte, daß dieſe Leute die
ziehen. Freundſchaft, die man ihren Kindern erweiſt, überaus wohl aufnehmen: fo gab er dieſem
Lehrer Befehl, ſeine Schuͤler auf Koſten der Regierung zu unterhalten, und wies ihm zu
dem Ende ein Jahrgeld an, welches nach, Verhaͤltniß der. Anzahl derjenigen zunehmen folls:
te, die er vermögen würde, in feine Schule zu kommen.
Der Prediger vergaß nichts, den Abfichten feines Generales beyzufpringen. Er für
chete die Kinder in ihrem Dorfe auf, ſchmeichelte ihnen, machete ihnen Geſchenke; kurz, er
gab ſich zween Monate lang viel. Mühe, ‚ohne nur ein einziges gewinnen zu koͤnnen. Er
wurde es indeffen nicht überdrüßig;- er wandte ſich an die Väter diefer Kinder, that ver—
fhiedene Fragen an fie wegen ihres Glaubens, und auf die Antworten, die fie ihm gaben,
machete er bie fieben Saeramente, das Fegefeuer, die Anrufung der Heiligen und alle Lex
bungen ver Gottſeligkeit, die unter den Katholiken gewöhnlich find, lächerlich. |
Was unter. Der P. Sebaftian Rasle, welcher ſeit vielen Jahren diefen neuen Chriſten vor⸗
diefem Prediz Fund, glaubere, er müßte fi dem erften Saamen diefer Verführung mwiderfegen. Er ſcheieb
ne an diefenn Prediger, "und meldete ihm unter andern, feine Neubekehrten wüßten zwar die
F Wahrheiten zu glauben, welche die katholiſche Kirche lehrete: fie wuͤßten aber nicht darüber
zu ftreiten : feine Abſicht wäre vermurhlich, da er ihnen Schwierigkeiten vorlegete, worauf
fie zu antworten nicht im Stande wären, wie er Teiche glauben koͤnnte, daß fie folche ihrem
Miſſionar eröffneten; er ergriffe diefe Gelegenheit mit Bergmigen , fich mit einem gefchich
gen Manne zu unterhalten; ‚er liege ihm Die Wahl, folches entweder muͤndlich oder ſchrift-
fich zu chun , "und ſchickete ihm unterdeſſen einen Aufſatz, den er ihn mit Aufmerkſamkeit
ducchzufefen boͤthe. x
In dieſem Yuffage, welcher ziemlich fang mar, bewies der Miſſionar aus der heiligen
Schrift, der Tradition und theologiſchen Gründen die Lehren, welche der Prediger durch
Schergtvorte angegriffen hatte, ¶ Zum Beſehluſſe ſebete er Hinzu: wenn er mit feinen Be⸗
weifen nicht zufrieden wäre, fo erwartete er von ihm eine genaue Widerlegung derfelben,
die ſich auf gewiffe Grundfäge und nicht auf ungewiſſe Vernunftſchluͤſſe ftügete, noch viel-
weniger aber auf boshafte Anmerfungen und unanftändige Spöttereyen, die weder ihrem
Stande, noch) der Wichtigkeit der Materien geziemeten, wovon unter ihnen die Frage: wäre.
Der erſte geht ¶ Zween Tage nach Erhaltung dieſes Briefes veifete der Prediger wieder nach Baſton,
ab. von da er. dem P. Rasle eine kurze Antwort zuſchickete, die aber ſo dunkel, und in einem
fo. wenig verftändlichen Sateine abgefaſſet war, daß der Miffionar, nachdem er fie ver:
fihiedenemale durchgelefen, nichts weiter daraus verftehen Fonnte, als Daß ſich der Prediger
beflagete, ‚ex griffe ihn ohne Urſache an; der bloße Eifer für das Heil der Seelen hätte ihn.
’ bewo⸗
von Neu Frankreich. XX Buch, "561
bewogen, die Wilden den Weg zum Himmel zu lehren, und die Beweiſe, die er ihm ent 1713:22,
gegen fesete, wären lächerlich und kindiſch. | bernd. gar
Der P. Rasle antwortete ihm gleich auf der Stelle durch einen Brief, den er ihm
nach Bafton bringen ließ; auf welchen er aber erft nach zweyen Jahren eine Antwort erhielt,
Der Prediger ließ ſich in die Sache nicht ein, fondern fhrieb ihm nur, er habe einen ver-
drieglichen und fpigigen Geiſt; und das wäre ein Merfmaal eines zum Zorne geneigten Ge—
muͤthes. So endigte ſich der Streit; und dem Miffionar war es lieb, daß er den Pre-
diger mit ſo weniger Mühe vertrieben, und feinen Anfchlag , ihm feine Heerde abfpänftig
zu machen, zernichtet hatte. Da diefer erfte Berfuch fo wenig gegluͤcket: fo nahm die Ne:
gierung zu Baſton zu einer andern Lift ihre Zuflucht, die aber nicht beffer gelang.
Ein Engländer bath die Abenaquier um Erlaubniß, an den Ufern ihres Fluffes eine Viele Englän-
Are von Vorrathshauſe zu erbauen, um dafelbft mie ihnen zu Handeln, und verfprach, feine * ——
Waaren um beſſern Preis zu verlaſſen, als fie ſolche zu Baſton felbft kaufeten. Die bequi nieder.
Wilden, welche einen großen Bortheil bey diefem Borfchlage fanden , willigten darein.
Ein anderer Engländer verlangete Furz darauf eben diefe Erlaubniß, und both ihnen noch
bortheilhaftere Bedingungen an, als der erftere gethan hatte; und fie wurde ihm auch zu=
geſtanden. . Diefe Willfährigfeit der Wilden machete die Engländer dreuſte. Sie fege-
ten fich in ziemlich großer Anzahl längft dem Fluſſe, ohne ſich darum zu befümmern,
‚ob fie die Einwilligung der Sandeseingebohrnen hätten, oder nicht. Sie baueten dafelbit
Haͤuſer, fie legeten fo gar Schanzen an, wovon einige von Steinen waren.
Die Abenaquier ſchienen ſich nichts daraus zu machen; fie nahmen den Fallſtrick nicht
wahr, den man ihnen legere, und hatten nur auf die Bequemlichkeit Acht, daß fie bey ihren
neuen Gaͤſten alles fanden, was fie winfchen Fonnten. Endlich aber, da fie fich gleichfam
von englifchen Wohnungen ganz umeingt ſahen, fo eröffneten fie die Augen und wurden
mistrauiſch. Sie frageren die Engländer, aus was für Recht fie fich alfo in ihrem Sande
niederließen, und darinnen Schanzen erbaueten? Man antwortete ihnen, der König in
Frankreich hätte der Krone England ihr Sand abgetreten; und man kann von der Wirkung
erſt recht urtheilen, welche diefe Antwort in ihrem Gemuͤthe machere, wenn man weis, wie
ſehr diefes Volk über feine Freyheit und Ununterwürfigkeit hält,
Sie antworteten den Engländern nichts, ſchicketen aber fogleich Abgeordnete an den Die Abena-
Mar quis von Vaudreuil, um von ihm zu vernehmen, ob es wahr wäre, daß ber König ee
in Frankreich ein Sand an die Königinn in England gegeben hätte, wovon fie allein Her- Abhängigkeit.
ten zu feyn behaupteten. Der General gab zur Antwort, der utrechter Friede ermähnete
ihres Landes nicht; und, fie waren zufrieden. Einige Zeit vorher hatte der Großſtatthalter
von Neuengland ihre Oberhäupter zufammen kommen laffen, um ihnen von dem zwifchen
den Engländern und Franzofen gefhloffenen Frieden Nachricht zu geben; und nachdem er
fie ermahnet harte, in gutem Verſtaͤndniſſe mir ihm zu leben, und alles vorige zu vergef-
fen, fo fegete er hinzu, der König in Frankreich hätte der Königinn von England Plaifan-
ce und den Königshafen nebjt allen daran liegenden Ländern gegeben. in Oberhaupt
antwortete ihm: der König in Frankreich Fönnte vasjenige vergeben, was ihm zugehörete:
er Härte aber für ſich fein Sand, worein ihn Gott gefeget hätte; und fo lange noch ein Kind
von feiner Voͤlkerſchaft da ſeyn wide, fo würde es für deſſen Erhaltung ftreiten. Der
engländifche General blieb nicht darauf beftehen, fondern beurlaubete die Wilden, nachdem
er fie gut bewirthet hatte. en
Allgem, Reifebefehr. XIV Band. Bb bb Diefe
1713422,
Sie werden
vonden Eng:
ländern berü:
cket.
Schreiben an
den General
in Neueng⸗
land.
562 Geſchichte amd Beſchreibung
Dieſe Art zu verfahren, machete ihnen wieder Muth, und ſie dachten nicht weiter, die
Engländer zu beunruhigen, welche um den Kinibequi herum wohneten. Sie gewöhneten
fich ſo gar unvermerfe, mit ihnen umzugehen, : Eines Tages aber, da fie ihrer zwanzig an
der Zahl in einen englifhen Wohnplag gegangen waren, ſahen fie ſich auf einmal von
zweyhundert bewaffneten Mann umringet. Wir find des Todes, tief fo gleich einer von
ihnen, ber wir wollen unfer Leben theuer verkaufen. Sie macheten ſich in ber
That fertig, diefen Haufen anzufallen, als die Engländer, welche wußten, wozu diefe Wil-
den fähig find, wenn fie auf das Yeußerfte getrieben werden, ihnen betheuerten, man habe
nicht den geringften Anfchlag auf fie, fondern käme nur bloß, fie einzuladen, fie möchten ci-
nige von den Ihrigen nah Baſton ſchicken, um fich dafelbft mit dem Generalftatthalter
wegen ber Mittel zur Befeftigung des Friedens und des guten Vernehmens unter den bey:
den Nationen zu unterreden, |
Die Wilden glauben leicht, was man ihnen fage, wovon auch die verdrießlichften Er⸗
fahrungen fie nicht haben abbringen Fünnen. Dieſe ernannten auf der Stelle vier Abge-
srönete, die ſich nach Baſton begaben, wo fie fich fehr vertounderten, daß man fie bey ihrer An:
kunft als Gefangene anhielt. Kauın haste man diefe Zeitung in ihren Dörfern vernom⸗
men, fo ließ man fogleich um die Urfache eines fo feltenen Verfahrens fragen,
Man antwortete ihnen, man behielte ihre Abgeordnete nicht als Gefangene, fondern
“als Geifel, und fie follten gleich Iosgelaffen werden, ſo bald die Nation die Engländer we—
gen einiger Stuͤcke ſchadlos geftellet hätte, welche einige Wilden in ihren Wohnplägen ge-
tödtet, und deren Werth fich auf zweyhundert Pfund Bieber bellefe. Die Abenaquier räu:
‚meten bie That Feinesweges ein; gleichwohl wollten fie nicht, daß man ihnen vorwerfen
Könnte, fie hätten ihre Brüder wegen einer fo geringen Sache verlaffen, und bezahleten al
ſo die zweyhundert Pfund Bieber,
Sie richteten indeſſen nicht viel damit aus. Man ließ die Gefangenen nicht los, und
wandte verſchiedene Urſachen vor, fie zuruͤck zu halten, Indeſſen befuͤrchtete doch der Groß:
ſtatthalter endlich, es möchte ihm dieſe Zurückhaltung einen verdrießlichen Handel zuziehen,
und ließ den Abenaquiern eine Unterredung vorfchlagen, um alle die Streitigkeiten friedlich
beyzulegen. Sie wurde angenommen; man verglich fich wegen des Ortes und des Tages,
Die Wilden ftelleten fich nebft dem P. Rasle ein; und der. P. de la Chaffe, welcher diefe
Gegenden befuchete, wo ex lange Miffionar geweſen, wollte ihr auch beywehnen: der eng:
landifche General aber erfchien nicht.
Die Wilden geriethen darüber in Harniſch, und würden einige Thaͤtlichkeiten veruͤbet
haben, wenn man fie nicht abgehalten hätte, Sie ließen daher an den General fehreiben.
Der P. de fa Chaſſe faffere den Brief ab; und er enthielt: 1. die Abenaquier koͤnnten nicht
‚begreifen, warum man ihre Abgeordneten noch in Feſſeln hielte, da man das Wort gege:
ben, fie loszulaffen, fo bald die zweyhundert Pfund Bieber bezahlet wären. 2, Hätten fie
fich nicht weniger verwundert, zu fehen, daß man mit ihrem Sande nach Belieben verführe,
und ſich dafelbft ohne ihre Genehmhaltung ſetzete. 3, Sollten alle Engländer fich ebeftens
daraus wegmachen, und die Gefangenen loslaffen, die fie wider alles Völkerrecht behielten,
4. Wenn man in zweenen Monaten feine Antwort auf diefen Brief erhielfe, oder wenn er
die Wirkung nicht hervorbräshte, Die man davon erwartete, fo wüßte ſich die Nation fchon
Recht zu verſchaffen.
Dieſer
⸗*
von Neu⸗Frankreich. XX Buch, 563
Dieſer Brief wurde im Heumonate des 1721ften Jahres von einigen Englaͤndern nach 513⸗22
afton gebracht, die ſtatt des Generalitarthalters zu der gedachten Unterredung gekommen
waren. Weil die beyden Monate verfloffen, ohne daß man von etwas hörete: fo fehicketen
fi) die Abenaquier an, ihre Drohungen auszuführen und Gegenbedrüfungen zu brauchen,
Sie fehienen gerecht zu feyn: indeffen hielt es doch Vaudreuil für feine Schuldigkeit, ſich
den ThätlichEeiten zu widerſetzen, und er brauchete alle fein Anfehen, fie Davon abzuhalten :
allein, es waͤhrete nicht lange. Die Engländer trieben die Geduld der Abenaquier durch
3100 Unternehmungen aufs Yeußerfte, die nicht zu entſchuldigen waren.
Die erfte war die Aufhebung des Barons von St. Caftin. Ich babe gefager, der Die Englän-
Vater diefes Barones habe eine Abenaquierinn geheirathet; der junge Baron gehörete alfo x — * den
von mütterlicher Seite zu diefer Nation. Er hatte fters bey feinen muͤtterlichen Anverwand- St. Caflin
ten gefebet, die er allein kannte; und er herrfchere als König in ihrem Sande nach dem Ber- auf.
luſte von Acadien. Außerdem war er feinem Vater in der allgemeinen Befehlshaberſtelle
gefolget, welche diefes ganze Volk demfelben aufgetragen, als er fich mic ihnen verſchwaͤ—
gert hatte. In diefer Würde hatte er fich bey der von dem Großftatthafter in Neuengland
vorgefchlagenen Unterredung mit eingefunden.
Die Engländer macheten ihm ein Verbrechen daraus. Sie ſchicketen ein Fahrzeug
nach dem Orte feines Sißes ab, welcher am Ufer des Meeres war; und der Hauptmann,
welcher die Borficht gebraucher, nur zwey bis drey Mann auf dem Verdecke fich feben zu
laffen, ließ ihn einladen, fich bey ihm zu erfrifchen, fo bald er Anfer geworfen hatte, Der
Baron, welcher Feine Urfache Hatte, ein Mistrauen in dieſen Officier zu eisen, den er befonders
kannte, begab fich allein zu ihm; und fo bald er da war, gieng der Hauptmann unter Segel
und führete ihn im Chriſtmonate 1721 mit ſich nach Baſton. Hier wurde er als ein Miſſe⸗
thärer angefehen und befrager. Unter andern fragete man ihn, warum und in was für
Würde er zu der Unterredung gefommen, die zwifchen dem Generalftattbalter und den Abe:
naquiern angeftellet worden; ob ihm nicht der Marquis von Baudreuil dazu abgeordnet,
und was bie Soldatenfleidung bedeutete, die er trüge ?
Er antwortete: er wäre von mürterlicher Seite ein Abenaquier; er Hätte feine ganze
$ebenszeit unter diefen Wilden zugebracht; fie hätten ihn zum Haupte und Generalbefehls-
haber ihrer ganzen Nation beftellet, und in diefer Winde hätte ev geglaubet, nicht Umgang
haben zu fönnen, fich bey einer Berfammlung einzufinden, wo man von den Angelegen-
beiten und dem Beften feiner Brüder handeln follte; er hätte feinen Befehl von dem Ge—
neralftatthalter in Neufrankreich gehabt; und das Kieid, das er trüge, wäre nicht fo wohl
eine Montur, als vielmehr eine feiner Geburt und feinem Stande anftändige Kleidung,
indem er die Ehre hätte, ein Offeler unter den Truppen feiner allerchriftfichften Majeftät,
feines Herrn zu ſeyn. d |
Indeſſen fehrieb Vaudreuil, da er die Aufhebung diefes Befehlshabers vernommen, Er wird 168:
an den Oeneralftasthalter in Neuengland, beſchwerete ſich darüber und forderte den Baron gelaffen.
zurück, Er befam Feine Antwort, Mach Verlaufe von fünf Monaten aber wurde der
Gefangene in Freybeit geftellet. Er gieng nicht lange darauf nach) Frankreich um die
Erbſchaft feines Vaters in Bearn in Beſitz zu nehmen, von da er nicht wieder zuruͤckkam.
Das ziveyfe Unternehmen der Engländer, welches die Abenaquier vollends wider fie : Sie wollen
entruͤſtete, betraf den P. Rasle, und wurde noch) weiter gefrieben. Man war zu Bafton er
überzeuget, diefer Pater wuͤrde ſtets ein — bey dem daſelbſt ge⸗
2
faßten
564 Befehichte und Beſchreibung
ızı3 a2. faßten Dorfage feyn, fich nach und nach das ganze Sand zu unferwerfen, welches Meueng-
land von Acadien trennet; weil er Dadurch, daß er die Neubekehrten forgfältig in ihrer Er-
gebenheit gegen den Fatholifchen Glauben erbielte, Die Bande immerfefter und fefter zuzie:
hen würde, die fie mit den Franzoſen vereinigten. Anfänglich verfucheten. fie vielmals,
durch Anerbierdungen und die verführerifcheten Gefchenfe die Wilden zu vermögen, daß fie
ihn den Engländern auslieferten , oder wenigftens wieder nach Quebec ſchicketen, und ei-
nen von ihren Predigern an feine Stelle annaͤhmen. Endlich entfchloffen fie fich, ihn zu
überfallen, aufzuheben, und ſich vom Halfe zu fchaffen, es möchte auch Foften mas es mwoll-
te. Sie fegeten Geld auf feinen Kopf und verfprachen demjenigen taufend Pfund Sterfin-
ge, der ihnen folchen brächte,
Da alles diefes vergebens war : fo glaubeten fie, endlich eine Gelegenheit gefunden zu
haben, fich zu Ende des Jenners 1722 feiner Perfon zu bemächtigen. Sie vernahmen, daß
er in dem Dorfe Narantſuak mit einer Eleinen Anzahl Greife und Kranken geblieben war,
da unterdeffen die andern auf die Jagd gegangen; und ſchicketen alfo ziweyhundere Mann
dahin. - Zum Gluͤcke wurden folcher zwey junge Leute gewahr, die am Ufer des Meeres jage-
ten, als fie in den Fluß Kinibequi giengen, Sie muthmaßeten ihre Abficht, und liefen zu
Sande, den. P. Rasle zu warnen, er möchte auf feiner Hut ſtehen, und die Alten fich in die
Gehölze flüchten.
Der Miffionar glaubete, er müßte erft Die geweiheten Hoftien austheilen, die in feis
ner Capelle waren, und. die heiligen Gefäße und den Kirchenſchmuck in Sicherheit bringen,
worauf er feinen Wilden nachfolgen wollte, Die er hatte voraus in den Wald geben laffen.
Die Engländer kamen noch eben den Abend in dem Dorfe anz und weil fie denjenigen
niche Darinnen gefunden, den fie fucheren, fo folgeten fie ihm den andern Morgen dahin,
wohin er geflohen war, Sie waren nur noch einen Flintenfchuß weit von ihm, als man
fie wahrnahm, und der Pater war eben angekleidet, Meſſe zu halten, wenn man einigen
Berichten glaubet. |
Alles, was er thun Fonnte, war, daß er weiter in das Gehölze gieng Weil er aber
nicht Zeit hatte, feine Sachen zufammen zu nehmen, und er auch nicht: geſchwind gieng, in-
dem er vor einigen Jahren das Bein gebrochen: fo konnte er nichts anders thun, als daß
ex ſich hinter einen Baum verſteckete. Die Engländer liefen auf verfihiedene von den
Wilden gemachere Fußftege, und waren nicht über ache Schritte von dem Baume, welcher
ihren Raub bedeckete, als fie gleichfam von einer unfichtbaren Hand zurück getrieben wur-
den, und ihren Weg wieder nach dem Dorfe nahmen, wo fie die Kirche und das Haus des
Miffionars plünderten. ‚Sie ließen ihn alſo ohne Lebensmittel, und er Titt großen Mangel
an allem, bis die Zefuiten zu Quebec von der aͤußerſten Noth, worein er gebracht worden,
Nachricht erhielten, und Zeit hatten, ihm atles, was er brauchete, zu verfehaffen.
Die Abena⸗ Diefe wiederholeten die Angriffe, ließen die Abenaquier-urtheilen, fie hätten mit den
guier fündir Englaͤndern feinen Vergleich zu hoffen, und es wäre Zeit, den Frieden im einem guten Krie⸗
e ihnen den ge zu füchen. So bald fie von der Jagd zuruͤckkamen, und ihr Feld beſaͤet hatten, faffeten
san Fie den Entfehluß, die engländifhen Wohnpläge am Kinibequi zu zerftöhren, und aus ih-
ren Dörfern ein unruhiges Volk zu verjagen, welches ihnen offenbar nach ihrer Freyheit
fund. Sie ſchicketen zu allen ihren Brüdern und Bundesgenoffen, um fie zu vermögen,
daß fie ihnen bey der Nothwendigkeit, worinnen fie fich befänden, wider die Gewalt zu ver-
theidigen, die Hand böthen; und dieſe Abſchickungen hatten allen erwünfchten Exfolg-
' Man
von Neu⸗Frankreich. XX Buch. 565
Man fang ben Krieg bey ven Huronen zu foretto und in allen abenaquifchen Flecken, und 1713 «22.
der Sammelplag der Krieger war zu Narantſuak angewieſen. — 8
Es war ſchon einige Mannſchaft abgegangen, welche den Fluß hinunter bis ins Meer Sie fuͤhren
gefahren, und dren kleine feindliche Sahrzeuge weggenommen hatte,die esdafelbft antraf. Sie folhen mit
Fam darauf, den Fluß wieder herauf, plünderte und brannte alle engländifche Wohnptäge guten Erfol⸗
toeg, ohne jedoch den Einwohnern im geringften Gewalt zu thun. Gie ließ ihnen fo gan"
die Freyheit, hinzugeben, wohin fie wollten, außer fünf Perſonen, die als Geifel behalten
wurden, für die abenaquifchen Abgeordneten zu ſtehen, die man noch fters zu Baſton ge:
fangen hielt. Einige Zeit darnach da eine engländifche Partey ſechszehn Wilde in einer
Inſel überfallen hatte, wo fie eingefchlafen waren, ſchoß fie auf ſolche, wovon ihrer fünfe
getoͤdtet und eben ſo viele verwunder wurden.
Da der Krieg alfo zwifchen beyden Nationen entglommen war, fo Tagen die Einwoh⸗ Der P. Nas:
ner zu Marantſuak dem P. Rasle an, ſich auf einige Zeit nach Quebec zu begeben, und ſtelle⸗ le will nicht
ten ihm vor, das geringfte, was ihn begegnen koͤnnte, wenn er in der Engländer Hände RE
fiefe, wäre, daß er feine übrige Sebenszeit in einem "harten Gefängniffe zubringen müßte, I"
Er antwortete ihnen, er fürchtete ſich vor den Drohungen derjenigen nicht, die ihn nur
wegen feines Eifers für das Heil der Seelen feiner Gemeine haffeten, und fegete diefe Wor-
te des Apoftels hinzu: (Ap. Geſch. XX, 24.) „Ich achte der feines; ich halte mein Leben
„auch felbft nicht theuer, auf daß ich mit Freuden meinen Lauf und das Amt vollende, das
„ich un dem Herrn Jeſu empfangen habe, das Evangelium von der Gnade Gottes
„zw bezeugen. ,,
Was bie Wilden vorausgefehen hatten, das gefchah. Die Engländer fhienen nur Er wird ge:
Krieg zu führen, um eines Menfchen loszumerden, dem fie es allein zufchrieben, daß ſich toͤdtet.
die Abenaquier widerſetzeten, ſich ihnen zu unterwerfen." Da ſie nun verzweifelten, ihn
durch Liſt zu bekommen: fo entſchloſſen fie ſich, Gewalt dazu zu brauchen. Den 23ſten des Au-
gufts 1724 marfchireten eilfpundere Mann, theils Engländer, theils Wilde nach: Narant—
fünf, Das dicke Geſtraͤuch, womit diefes Dorf umringt war, und die wenige Vorſicht
der Einwohner, ſich vor einem unvermutheten Ueberfalle zu ſichern, waren Urſache, daß
man ſie nicht eher wahrnahm, als in dem Augenblicke, da ſie ein allgemeines Feuer aus
ihren Flinten macheten, wovon alle Cabannen durchloͤchert wurden,
Es waren damals nur funfzig Krieger in dem Flecken. Dieſe ergriffen die
Waffen, nicht um den Platz wider einen Feind zu vertheidigen, der fchon darinnen
war, fondern die Flucht der Weiber, Greife und Kinder zu befördern und ihnen Zeit zu
ſchaffen, am die Seite des-Fluffes zu fommen, die noch nicht von den Engländern befeget
war, Der P. Nasle, welcher durch das Schreyen und Särmen die Gefahr vernahm, wor⸗
innen feine Meubefehrten waren, ftellete fich ohne Furcht den Feinden dar, in der Hoffnung,
alle ihre Achtſamkeit auf fich zu ziehen, und Dadurch das Heil feiner Gemeine mit Gefahr
feines Lebens zu verfchaffen. Seine Hoffnung war nicht vergebens. Kaum ließ er ſich
blicken, fo erhuben die Engländer ein großes Gefchren, worauf viele Schüffe nach ihm ge
ſchahen, wovon er bey einem Kreuze, das er mitten im Dorfe errichtet hatte, todt nieder-
fiel, Sieben Wilden, die ihn begleiteten, und ihm von Ihren $eibern einen Wall hatten
Machen wollen, blieben an feiner Seite, =
Alſo ſtarb diefer Pater, nachdem er fieben und dreyßig Jahre Miffionar geweſen.
Sei ie Wilden in Beftürzung, welche fogleich die Flucht nahmen. Einige
ein Tod fegete die W Bobb ch ſchwam⸗
566 Gecſchichte amd Beſchreibung
7132 22. ſchwammen über den Fluß, andere wadeten ihn durch: fie wurden aber ſtets von dem Fein:
— — de verfolget, fo lange bis fie tief in das Gehölze gefommen waren, wo fie ſich ihrer hun—
dert und fünfzig wiederum ſammelten. Ob man gleich über zweytauſend Schiffe auf fie ge⸗
than: fo wurden doch ihrer nur dreyßig getoͤdtet und vierzehn verwundet, DadieEngländer _
feinen Widerftand mehr ſahen; ſo legeten fie fich aufs Plündern und brannten die Cabannen
weg. Sie verſchoneten der. Kirche nicht einmal, fondern entweiheten die heiligen Gefäße und
ſtecketen fie in Brand, Darauf zogen fie ſich über Hals und Kopf zurück, als ob fie floͤhen
und von einem leeren Schrecken gerühret wären. Die Wilden giengen fo gleich wieder in
ihre Dörfer, und unterdeffen daß ihre Weiber Kräuter und Pflanzen ſucheten, die Ber
wundeten zu heilen, mweineten fie über den Seichnam ihres frommen Miffionars,
Sie fanden ihn von vielen Wunden zerfleiſchet, der Haarkopf war ihm abgezogen, der
Hirnfchädel mit einer Streitaxt eingefihlagen, der Mund und die Augen voller Koth, die
Beine zerbrochen und alle Glieder. auf hunderterley Art verſtuͤmmelt. Nachdem ihn feine
Neubekehrten aufgehoben und die theuren Ueberbfeibfel eines zärtlich geliebten Waters viel
mal geküffee hatten : fo begruben fie ihn am eben dem Drte, wo er den Tag zuvor Meffe
gehalten hatte, das ift da, wo. der Altar geftanden, ehe die Kirche weggebrannt worden.
Sein Lob. Der P, Rasle war aus einem :guten- Haufe in der Franche Comte, und ftarb in feis
nem fieben und-fechzigften Jahre. Er mar von einer ſtarken Leibesbefchaffenheit. Das bes
ftändige Faften und die anhaltenden Befchwerlichfeiten aber Hatten ihn fehr geſchwaͤchet,
vornehmlich feit dem Zufalle, der ihm vor neunzehn Jahren begegnet war. ch habe fei-
ne Geduld bey diefer langen und verdrießlichen Krankheit vielmals bewundert; und wir
Fonnten nicht begreifen, wie er eine. graufame Operation ‚Hätte -ausfteßen koͤnnen ohne
einen einzigen Schrey von fih zugeben. Er Fonnte faſt alle Sprachen, die man im bie-
fem feften Lande redete, und hatte an dem Heile aller Nationen, die es bewohnen, gearbei-
tet. Drey jahre vor feinem Tode, da ihm fein Superior vorgeftellee, es wäre Zeit, daß
er Maaßregeln ergriffe, fich dem Grimme ber Engländer zu entziehen, die ihm den Tod
gefhworen, antwortete er: er hätte feine Maaßregeln fchon genommen. Gott hätte ihm
Diefe Heerde anvertrauet: er wollte feinem Schickfale folgen, und ſich für gluͤcklich fchägen,
fein geben für ſolche aufzuopfern. Eben das wiederholete er oftmals feinen Neubekehrten:
Wir haben nur gar zu ſehr erfahren, fageten fie nach feinem Tode, daß diefer liebe Mann
„aus der Fülle feines Herzens geredet, Wir haben gefehen, wie er dem Tode mi einent
„ruhigen Gefichte Trotz gebothen, und fich dev Wurh der Feinde allein entgegen geftellet,
„um uns Zeit zu verfchaffen, unfer geben in Sicherheit zu bringen... Er wurde in dem
Pflanzlande eben fo bedauert, als unferden Wilden: man mar aber mehr bedacht, feine Se:
ligfeit zu erhöhen, als für ihn zu bethen, Als der P. de la Chaffe ven Herr Abt von Bel-
monf, Superior des Seminarii zu Montreal, vermöge der Gemeinfihaft der Gebethe un—
ger diefen Herren und den Jeſuiten, um die Kirchengebethe für ihn erſuchet hatte: fo ant⸗
wortete ihm biefer ehrwürdige Greis nur. mie Auguflins Worten: Man thut einem März
tyrer Unrecht, wenn man für ihn bethet.
Die Wilden . Der Krieg dauerte noch eine Zeitlang unter den Wilden und Engländern, und ſtets
—— zum Nachtheile dieſer letztern, die durch ihre Feindſeligkeiten nichts weiter gewannen, als
he gelaſſen . daß fie den Widerwillen unuͤberwindlich macheten, welchen jene ſtets gegen fie gehabt Hatten;
und die Engländer wurden endlich gezwungen, fie in Ruhe zu laſſen. Frankreich hatte
ſich in Diefen Zwiſt nicht gemenget, um nicht den geringften Vorwand zu geben, daß es
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und die Engländer wurden endlich gezwungen, fie in Ruhe zu laſſem. "Frankreich parte
ſich in dieſen Zroift nicht gemenget, um nicht den geringften Vorwand zu geben, daß *
da
von Neu: Frankreich. XX Buch. 567
"dag gute Vernehmen gebrochen, welches fo viel gekoſtet hatte, unter den beyden Kronen 1713> 22.
wieder herzuftellen. Man hörete fo gar auf, an den beyden Höfen wegen der Einrichtung
der Gränzen zu unterhandeln, obgleich feit dem 1719ten Jahre von beyden Seiten Com-
miſſarien dayıı ernennet worden. Man hat alle Urſache, zu glauben, daß man das Ver—
fahren der Engländer, die den P. Rasle gerödter, nicht gebilliger hat, weil man von fran-
zöfifcher Seite Feine Rache oder Genugthuung deswegen geſuchet.
Indeſſen hatte Frankreich durch die Abtretung von Acadien und Plaifance an die Beſchreibung
Engländer Feinen andern Ort weiter zum Stodfifchfange, oder wenigftens zum Trocknen der InſelCap—
defielben, als die Inſel Cap Breton, Die heutiges Tages nur unter dem Namen der König, Breton.
lichen Inſel (Isle Royale) befanne iſt. Diefe Inſel Tiege zwifchen dem fünf und vierzig⸗
ften und fieben und vierzigften Grade Norberbreite, und mache mie der Inſel Neuland,
wovon fie nur fünfzehn bis fechszehn Meilen entferner ift, die Einfahrt in den Buſen St.
Sorenz. Die Straße, die fie von Acadia abfondert, iſt nur fünf gemeine franzöfifche See—
meilen lang und.eine breit, und heißt die Fronſacſtraße. Ihre Länge von Nordoft gen
Suͤdweſt ift nicht volle funfzig Seemeilen , und ihre größte Breite von Oſt gegen Wort
nicht über drey und dreyßig. Ihre Geftale ift fehr unregelmäßig, und fie ift von. Seen
und Fluͤſſen dergeftale durchfäänitten „ daß die beyden vornehmſten Theile nur durch eine
Erdenge von ungefähr achthundert Schritte breit zufanımen hängen, welche das Ende des
Hafens Toulouſe von vielen Seen abfonderr, die man Labrador nennet, Diefe Seen
ergießen fich gegen Often durch zween Canäle von ungfeicher Breite in das Meer, welche
ia der Dee Derderonneoder la Boularderie, , die fieben bis acht Meilen lang ift, ge-
idee werden.
Die Himmelsluft in dieſer Inſel iſt mie der zu, Quebec beynahe einerley; und ‚ob Ihre Befchaf-
gleich die Nebel daſelbſt häufiger find, fo beklaget man ſich doch nicht, daß die Luft um fenheit.
gefund fey. Der Boden ift nicht durchgehends gut; indeſſen trägt er doch Bäume von
allerhand Art. Man fieht allda Eichen von einer ungeheuren Größe, Fichten, die gut zu
Maſtbaͤumen find, und allerhand Zimmerholz. Die gemeinften Bäume außer den Ei-
hen find Eedern, Eſchen, Ahornen, Maßholdern und Eſpen. Die Früchte und vor-
nehmlich die Xepfel, Die Hülfenfrüchte, Weizen, und. alles andere zum Leben nöthige Korn,
der Hanf und Flachs find dafelbft nicht in folchem Weberfluffe, noch von fo guter Befchaf-
fenheit, als in Canada, - Man hat angemerket, daß die Berge dafelbft bis an die Spige
koͤnnen bebauet werden; daß die guten Felder gegen Mittag abhängen, und vor den NMord-
und Nordweſtwinden durch. Gebirge bedecket find, vie fie an der Seite des Lovenzfluffes
umgeben, rt.
Ale Hausthiere,' Pferde, Ochfen, Schweine, Schafe, Ziegen und Fluͤgelwerk fin- _ Ihr Reich
den daſelbſt überflüßig zu leben. Die Jagd und Fifcherey Eönnen die Einwohner ein v thum.
Theil des Jahres ernaͤhren. Dieſe Inſel bat viele reiche Gruben von Steinkohlen in dem
Gebirge, und folglich darf man weder tief graben noch das Waſſer ableiten, tie in Auver⸗
gne, um die Steinkohlen heraus zu bringen. Man findet daſelbſt auch Gyps · Man: bes
Baupter, es fände ſich Fein Ort in der Welt, wo man mehr Stockfiſch finge; und wo man
Mehr Bequemlichkeit habe, ſolchen zu trocknen. Ehemals war dieſes Eyland voller roth
Wildprer, iso aber ift es ſehr felten, vornehmlich die Elendsthiere. Die Rebhuͤhner find
daſelbſt faſt fo groß, als die Faſanen, und kommen ihnen auch den Federn nach F en
ndli
>
— Geſchichte und Beſchreibung
1713:
Ihre Hafen.
Endlich ſo fann man dafelbft ſehr bequem Seewölfe, Meerfhweine und Seefühe fangen,
deren es überaus viele allda giebt,
Alle ihre Häfen find gegen Dften offen, wenn man fich bis-gegen Suͤden in einem
Kaume von fünf und funfzig Meilen wendet , und vom Dauphinsbafen anfängt bis nad)
dem Touloufehafen, welcher faft au dem Eingange in die Fronſacſtraße liegt. Sonft hat
man überall Mühe, einige Ankerpläge fuͤr kleine Fahrzeuge in den Buchten oder zwifchen
den Eylanden zu finden, Die ganze Mordfüfte iſt fehr hoch und faft unzugänglich, und
man fann aud) an der Weſtkuͤſte bis nach der Fronſacſtraße nicht Teichtlich anländen.
Wenn man aus diefer Straße heraus koͤmmt, fo findet man anfänglid) den Touloufehafen,
der vordem unter dem Namen St, Petershafen befannt war. Er iſt eigentlich zwifchen
einer Art vom Buſen, den man den kleinen St, Deter nennet, und den St, Detersinfeln,
den Inſeln Madame oder Maurepas gegen über, Bon da trifft man nach Südoft zu bie
Gaboriebay an, deren Eingang , welcher ungefähr zwanzig Meilen von den Perersinfeln
iſt, eine Meile Breite zwifchen den Inſeln und Selfen hat. Man kann fehr nahe an alle
die Inſeln hinan kommen, wovon einige anderthalb Meilen weit in die See hinaus gehen
Diefe Bay hat zwo Meilen in der Tiefe, und der Ankergrund ift ſehr gut.
Der Hafen Ludwigsburg, fonft der englifche Hafen, ift nur-eine gute Seemeile
davon entferne. Er ift einer von den fehönften in America, bat beynabe vier Seemeilen
im Umfange, und man findet darinnen überall fechs bis fieben Faden Waſſer. Der Ans
Fergeund iſt gut, und man kann Dafelbit auf den Strand laufen, ohne die Schiffe in Ge⸗
fahr zu fegen, Seine Einfahrt ift ‚zwifchen zwoen Eleinen Inſein, nicht zweyhundert
Toifen breit, und man erfennet ihn zwölf Meilen weit in der See an dem Vorgebirge
Lorembec, welches gegen Mordoft nicht weit Davon entfernet iſt. Zwo Meilen höher ilt
der Wallfiſchhafen, deſſen Einfahrt, wegen verfhiedener Klippen, ſchwer iſt, Die Das
Meer bedecket, wen es wallet. Es konnen nur Fahrzeuge von dreyhundert Tonnen ein-
laufen, Sie find dafeibft aber in völliger Sicherheit, Es find nicht zwo Meilen davon
bis an die Bay Panadu oder Menadu, deren Einfahrt ungefähr eine Meile breie it,
und zwo Meilen in der Tiefe hat. Beynahe gerade gegen über ift die Inſel Scatari,
fonft klein Cap Breton genannt, welche über zwo Seemeilen lang ift. Die Mirebay
ift nur durch eine ſehr ſchmale Erdzunge davon abgefondert, Ihre Einfahrt ift auch bey-
nahe zwo Geemeilen breit und achte tief. Sie verengert fich nach dem Maafe, wie man
weiter hineinfährt, und es ergießen ſich viele Bäche oder Eleine Ftäffe in denfelben. Die
großen Fahrzeuge koͤnnen bis auf fechs Seemeilen hinauf fahren und gute Ankerpläge mit
Sicherheit vor dem Winde antreffen. ° Außer der Inſel Scatari giebt es viele andere klei⸗
nere und Klippen, die das Meer niemals bedecket, und man von weitem wahrnimmt,
Die ftärfite von diefen Klippen heiße der Forillon. Die Bay Morienne iſt darüber
von ber Mirebay durch das verbrannte Dorgebirge abgefondert; und ein wenig hoͤ⸗
ber ift die platte Inſel oder Slintenfteininfel, gerade unter dem fechs und. vierzigften
Grade acht Minuten Breite. Zwiſchen allen dieſen Inſeln und Klippen giebt es gute Ber
deckungen und Sicherheitsörfer, und man kann ſich ihnen ohne Furcht nähern. ‘
Wenn man von da drey Seemeilen höher gegen Nordweſt binauffährt: fo findet
man den Indianer, welches ein guter Hafen iſt, allein, nur für kleine Schiffe, Von
dem Indianer bis an die Spanierbay hat man zwo Meilen. Diefe Bay ift ein fehr
fhöner Hafen, Seine Einfahrt ift nur tauſend Schritte breit: fie erweitert fich aber im⸗
mer
A, Ville de Jouisboure,
> ⸗
B. dazernes. : ”
© .Clanıy que sert de Port pendant \ ls frre ens® secher.
| 7% che. | E. Batterie de 20. Cmons.
lKirer aus butteaur de ‚peehe \ BE. . /
. Casernen
C. Zeh, welcher den —
zum Hafen den Winter über dienet. Ba. Batterie von 20. lanonen .
D. Cehafaue sur des zuels on \F, Butterıe de 30. Canons,
‚pare et sale la morüe pour\G. Batterie de 20, Canons. as BaitX de 15, Canens .
- H. Dat. de 8. Canons pour |L. Batterie de zo. Canons, P, Auesseaux ou lon peut S, Rocher sous Ü' Cau .
defendre da precedente. Im. Base © de 25. Ca
GRUNDRISS des HAFENS und der STADT LOUISBOURG oder L,
ER — bung. pe > Gerüste, auf denen mar den Prischen
F Seckfesch zurschtet und falzet, um
An hernach trocknen zu dafsen.
r - —
FE. ‚Batterie yon 30. Canonen.,
G. Batterie von 0. Canonen . 4
H. Batterie yon 8. (anonen , um dıe
vorhergehende zu vertheidegen ‚
[
4
PLAN DU PorT vwr VYIr DELL oVULBt
JURG dans IIsle Royale .
IT. Batterie de 24. Canens. |N. Kabitations. -, Q. lung,
©. «AZufre s Tgade.. ! R, Grande Grare’,
AOTES ,
„Yare de U Can. j T ıe-Tnee ou Lon peut carener.
le Cing Cöns Toises.
ann
50 200 300 RO 500
Haafıstab von 500. Torsen. .
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"Dalterse yon 25:
UDWIGSBURG auf der Koenigs-Inkel.
Batterie von 24.
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Batterie von 20.
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P. Zeche, wo man. Wasfer S . Bacht, wo man an er TU.
eennehmen kann, r & 7, Alppe anter dem Yasfer.
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GRUNDRISS pers HAFENS Da
— ETablealHermite |
von Neu⸗Frankreich. XX Buch. 569
mer mehr und mehr, je weiter man. koͤmmt; und nach einer Seemeile theilet fie ieh in 7tz.
zween Arme, wo man drey. Meilen hinauffahren kann. Beyde find ſehr gute Häfen,
die manmit geringen Koſten noch beſſer machen koͤnnte. Von dieſer Bay bis zu ber klei⸗
nen Einfahrt in den Labrador; find zwo Meilen; und die Inſel, die fie von. der großen
-abfondert, hat auch ſo viele. Labrador iſt ein Meerbufen über zwanzig. Seemeilen lang
und drey bis viere hoͤchſtens breit⸗ Man rechnet nur anderthalb Meilen von der gro-
fen Einfahrt in den Labrador bis an den Dauphins⸗ ‚oder. St. Annenhafen. Man
liegt im aller Sicherheit zwiſchen den Inſeln Cibu ‚geräumig vor Anker. Eine Erdʒunge
verſchließt den Hafen faſt ganz, und läßt nur eine Fahrt fuͤr ein Schiff hinein. Der Ha⸗
fen hat zwo Seemeilen im Umfange; und die Schiffe merfen wegen der Höhe des Landes
und. dee Gebirge, die fie umgeben, ıdie Winde faum. Ueber diefes Eönnen fie fo nahe
ang Ufer. kommen, als fie wollen. Da alle Diefe Häfen fo nahe bey einander find: fo
wuͤrde es leicht feyn, von einem zum andern Wege zu Sande zu machen. Nichts würde
vortheilhafter für Die Einwohner ſeyn als vergleichen Gemeinfhaften , die ihnen im Win⸗
ter die Mühe erfparen würden, ‚zur See zu reiſen. ’
So lange Frankreich Acadien und. die mittägliche Küfte von Neuland. befeffen- Hat, Anſchlaͤge, ſich
bat man fich wenig aus dieſer Inſel gemacht. © Die Herren Naudot nahmen am erſten daſelbſt zu ſe—
wahr, daß fie nicht gänzlich zu verachten wäre. Sie unternahmen fo gar, das Minifte- 30.
yium in Anfehung Reufrankreichs befonders aufmerffam darauf zu machen; und im 1706
Jahre ſchicketen ſie eine Machricht an den Hof, deren Inhalt man um fo viel lieber allhier
fehen wird, weil er den Zuftand fehr gut erfläret, worinnen fih Damals, diefes Pflanzland
befand. Ich glaube fo gar, behaupten zu koͤnnen, daß, wenn, diefe Nachricht nicht alfe
diejenigen, welche dieſe Geſchichte leſen werden, von dem Vorzuge überredet, den man
der Föniglichen Inſel vor Acadia giebt, fie doch wenigftens einfehen werden, daß, nach der
Abtretung diefes Sandes und des Hafens Plaiſance an England, ein fefter Sitz auf dieſer
Inſel unumgänglich nöchig war. i int): D ma zn E “ 32
Die beyden Intendanten ſetzen anfänglich voraus, die vornehmſte und faſt die eine
zige Abſicht, die man wirklich in Canada gehabt, waͤre der Pelzhandel, vornehmlich mit
Biebern, geweſen. Dieſes iſt aber nur von Privatperſonen wahr. - Allein, fie bemerken
auch ſehr wohl, man hätte voraus ſehen muͤſſen, Daß mit der Zeit die Bieber entweder
abnehmen, oder fehr gemein werben, und folglich nicht hinveichen würden , ein Pflanze
and won bieſte Wichtigkeit zu unterhalten, Es iſt auch wirflich in. diefe letztere Unbe—
"quemtichfeit gerathen, und ber Ueberfiuß an Diebern bat es zu Grunde gerichtet, , Hierum
befümmerten fic) die Privarperfonen nicht die keine andere Abſicht hatten, als in kurzer
Zeit reich zu werden. Es mat ihnen nicht viel daran gelegen, was aus Neufrankreich
werben würde, wenn fie nur fo viel aus dem Sande gezogen, daß. fie in. dem alten Franf-
veich bequem leben konnten, — —— *
‚Sie merken darauf an, daß der Bieberhandel ſtets nur einer ſehr eingeſchraͤnkten
Anzahl Einwohner hat Unterhalt verſchaffen koͤnnen; daß der Gebrauch dieſer Waare nie⸗
mals allgemein genug werden Fonnte, ein ganzes Pflanzland zu unterhalten und zu berei⸗
hern und daß, wenn ber Abgang auch fiher wäre, man doch nicht die obgedachte Br-
ſchwerlichkeit vermeiden würde, als damit man in die erftere file: Die Eimvohner hätten
fich, aus Mangel dieſer Beobachtung faft einzig. und allein auf diefen Handel geleget,
als wenn fie. gewiß gewußt hätten , Daß bie Bieber eben fo bald wieder da wären, als bie
Allgem, Beiſebeſchr. XIV Dand, Eccc Stock⸗
370 Gecſchichte und Beſchreibung
Stockfiſche im Meere, und daß der Abgang ihrer Haͤute dem Abgange dieſes Fiſches gleich
— — kommen würde. Ihre vornehmfte Beichäfftigung alſo ift geroefen, die Gehölze und Seen
zu durchſtreichen, ums Pelzwerk zu ſuchen. Diefe langen und häufigen Reifen haben fie
zu einen Leben voller Müfiggang gewoͤhnet, welches fie ſchwerlich verfaffen können; ob⸗
gleich ihr Herumſtreifen ihnen faft nichts einbringt, weit der Bieber ſo wenig gift. Die
Engländer, fahren fie fort, haben es ganz anders gerkacht. Sie haben fich nicht damit
"abgegeben, daß fie fo weit von Haufe gegangen. Sie haben ige fand gebauetz fie haben
Manufactuven angelegetz fie haben Glashürten errichtet; fie haben Eiſenwerke aufgerhan;
fie haben Schiffe gebauet, und den Pelzhandel nur bloß als ein Nebenwerk betrachtet,
worauf man nicht viel vechnen duͤrfe. " PIRIERNT 2. FON;
Es iſt wahr, die Noth Hat ven Eanadiern endlich die Augen eröffne. Sie haben
ſich gezwungen gefehen, Flachs und Hanf zu bauen, um Leinwand und ſchlechte Dro⸗
guete aus der Wolle von ihren alten Kleidern, mit leinenen Fäden vermifcher, zu machen,
Allein, die lange Gewohnbeit, nichts zu thun, Die fie fich zugezogen hatten, erlaubete ihnen
nicht, ganz aus dem Elende zu fommen. Sie haben alle zufammen, die Wahrheit zu
fagen, Korn und Vieh genug, zu leben: viele aber Haben nicht, womit fie ſich bedecken
koͤnnen, und find verbunden, fich den Winter über, welcher fehr lang und rauh ift, mit
einigen Ziegenfellen zu bedecken.
' Indeſſen wendet doch der König jährlich hunderttauſend Thaler auf diefes Pflanz-
land; Das Pelzwerk träge ungefähr zweyhundert und achtzigtaufend Livres, das Del und
andere kleine Waaren tragen igtaufend tivres, die Jahrgelder aus dem königlichen
Schatze an Privatperfonen und die Einkünfte, die der Biſchof und die Seminarien in
Frankreich Haben, belaufen fich auf funfzigtaufend Srantem Ganz Neufrankreich hat
alſo zufammen fechshundert und funfzigtaufend livres, worauf alles bey ihr ankoͤmmt;
mit diefer Summe kann es nur feinen Handel treiben; und es ift augenſcheinlich, daß
er nicht anfehnlich genug feyn kann, eine Colonie von zwanzig bis fünf und zwanzig-
nee davon leben. zur faffen, und dasjenige zu ſchaffen, was fie aus Frankreich
ofen: muß. \
Ihre Sachen funden ehemals auf einem beffern Fuße." Der König ließ mehr dar⸗
kumen aufgehen, Sie fihiefete beynahe für eine Million Bieber nach Frankreich, und
war: nicht fo devoͤlkert. Sie hat aber ftets mehr von da gezogen, als fie im Stande war,
zu bezahlen. Diefes Hat fie bey den Kaufleuten um ihren Credit gebracht, die heute zu
Tage nicht mehr: geneige find, den Kaufleuten in Canada ohne Wechfelbriefe oder gute Ver⸗
Kcherung Waaren zu ſchicken. Hieraus und aus ber Geringfchägigfeit, worein der Bie⸗
Ber gerathen, folget, daß alles Geld aus Canada nach Frankreich Habe gehen müffen, um
von da Waaren zu holen; ſo daß es eine Zeit gegeben, wo vielleicht nicht. taufend Thaler
gemuͤnztes Geld im Sande gewefen,. Man half dem Mangel durch eine Kartenmünze ab,
"and ich habe in meinem Tagebuche von folcher, von deren Vortheilen, ihren Unbequem⸗
Yichfeiten und denen Urſachen, die man gehabt, fie zu unterdrücken, gevebet;
Nachdem die Herren Raudot alfo den Zuftand vorgeftellet haben, worinnen fich
Meufrankreich Bis 1706 in Anfehung feines Handels und feines Bermögens befunden: fo
ſtellen fie auch die Mittel vor, die fie erfunden haben, folches bluͤhender zu machen. Die-
fes Pflanzland, fagen fie, könnte mit feinen Gütern einen Handel führen , der es berei-
ern. wirde, Diefe Güter find Poͤkelfleiſch, Maftbäume, Bretter, Bohlen, Bauholz,
Theer
von Neu⸗ Frankreich. XXBuch. 571
Theer, Pech, Thran vor Wallfiſchen, Seewoͤlfen und Meerfihmeinen, Stockſiſch, Hanf
und Flachs man koͤnnte noch Eiſen und Kupfer hinzu ſetzen. Es koͤmmt nur darauf
an, daß man einen Ausweg mis dem allen findet, und die Arbeitsleute nicht fo theuer be—
zahlen darf,
Die Schwierigfeit diefes legten Artikels kommt von Dem Miiggange der Einwoh⸗
ter und von der Theurung der franzöfifchen Waaren ber. In der Zeit, da am mwenigften
zu thun iſt, will der Arbeitsmann fünf und zwanzig Sols den Tag gewinnen; weil er ſonft
mehr Kleider verbraucher, wenn er arbeitet, als er verdienen Fönnte, Anderer Geits gel⸗
ton die Waeren in Canada noch einmal fo viel, als in Frankreich, Das fheint uͤbertrie⸗
ben zu ſeyn. Allein, wenn man die Verſicherungen, fünf und zwanzig vom Hundert,
welche nur zu Kriegeszeiten, wenigſtens fo hoch, ſtatt haben, die Commiſſionsgebuͤhren,
die Fracht , die zuweilen über vierzig Thaler von der Tonne ift, den Vorſchuß, die Zinfen,
die man den Commiffionarien bezahlen muß und ftarf find, wenn Die Wechfelbviefe nicht
zu ihrer Verfallzeit bezahlet werden, welches oftmals gefchieht, und den Umſatz zu Paris,
rechnets fo wird. man finden, ‚daß der Kaufmann nicht viel gewinnt, In der That giebt
es auch Feine reiche Leute in dem Lande. Arie
Es kommt alſo darauf an, um der Pflanzſtadt Canada aufzubelfen, dag man einem
jeden, nach feiner Geſchicklichkeit, etwas zu thun giebt, und alle Privarperfonen durch) Ver⸗
Minderung des Preifes der Waaren in den Stand feget, fi) zu unterhalten. Nun ſcheint
es man konne dazu gelangen, wenn man ihnen einen Ort zeigere, wohin fie ihre Güter
bequem und mit wenigen Koften verführen, und die franzöfifchen Waaren mic fich zuruͤck
nehmen koͤnnten. Dadurch) würden fie ein Theil Der Fracht von beyden gewinnen, und
diejenigen Einwohner, Die iso müßig gehen, oder in den Gehoͤlzen herumſtreichen, wuͤr—
ben ſich mit der Schifffahrt befchäfftigen. =
Allein, fengen die deyden Sutendanten, würde biefes Mittel auch Frankreich ſchäd⸗
lich ſeyn, indem es ihm einen Theil des Gewinnſtes pon den Waaren entzöge? Mein,
verfegen fie, weil die Fracht, welche der Einwohner in Meufranfreich gewinnen wird,
Frankreich gleich wieder zu Gute koͤmmt, indem es eine größere Menge Waaren abſetzet.
Diejenigen B. welche nichts thun und, ſich mit Ziegenfellen bedecken, werden Mittel
haben, fo bald ſie beſchaͤffliget find, ſich in franzöfifhe Zeuge zu kleiden. Nun koͤnnte
man aber keinen bequemern Dit dazu finden, als bie Inſel Cap Breton.
Man darf nicht einwenden, wenn Diefe einen Theil von denen Gütern, die ihr
Sranfreich geben Fann, aus Canada inc würde dem Handel dieſes Königreiches ſo
diel dadurch abgeben. Denn erſtlich, ſo widerleget die auf vorhergehenden Einwurf ge-
gebene Antwort auch dieſen; weil der. Bortheil, welchen Canada von dieſem Handel wird
erhalten Eönnen ,ftets wieder zum Vortheile des Königreiches gereichen wird, Denn
Neufvanfreich kann vieler Waaren des alten nicht Umgang haben, Es wird alſo eine
größere Anzahl derfelben daraus zieben, und fie mit dem Gelbe bezahlen, welches ihm Cap
Beton für feine Guͤter geben wird, Zum andern, ſo würde es ee fein großes Uebel
Für Frankreich ſeyn, wenn richt fo viel Getreyde, noch andere Sachen, hinausgiengen,
Die zum Lebensunterhalte dienen , weil, je wohlfeiter die Lebensmittel ſeyn werden, deſto
Mehr Arbeiter es zu feinen Manufacturen haben wird.
Diefe Inſel, heißt es In dem Auffage weiter, iſt fo gelegen, Daß. fie eine natuͤrliche
Niederlage zwifchen dem alten und neuen u abgiebt, Sie kann Das ie a
! Eee 2 [ tock⸗
IS.
572 GGeſchiehte und Beſchreibung
Steockſiſchen, Thratie Steinkohlen, Gipſe, Bauholze, u. f w. verſorgen. Dem an⸗
dern wird ſie die Waaren aus dem Koͤnigreiche um weit beſſern Preis verſchaffen. Sie
wird einen Theil davon zu ihrem Unterhalte nehmen und ihm einen anſehnlichen Theil der
Fracht von den Waaren erſpahren. Außerdem wird die Schifffahrt von Quebec nach
2 Breton fehr' gute Matroſen aus den unnügen Leuten machen, die dem Pflanzlande
zur aft find, Ya Mae "RD IiE, DR Gb mirennon 705 BRHIIt> TO BER ir N
Ein anderer anfehnlicher Vortheil, den diefe Niederlaffung der Provinz Canada ver:
ſchaffen wird, ift, daß man Fleine Fahrzeuge dahin ſchicken koͤnnte, um unten an dem
Fluſſe Stockfiſche und andere Fiſche zu fangen, von welchen man Thran machet, "Diefe
Fahrzeuge wuͤrden verfichert ſeyn, ihre Ladung auf der Inſel Cap Breton abzuſetzen und
daſelbſt franzoſiſche Kaufmannswaaren einzunehmen; oder man würde auch ein’ mit den
Landesguͤtern beladenes Schiff von Duebec dahin ſchicken. Daſelbſt wuͤrde es Salz ein:
nehmen, um feiner Fiſchfang in dem Bufen zu verrichten. Wenn eg feine Ladung Härte:
fo würde es wieder nach Cap Breton gehen, wo eg feine Fifche verkaufen würde; und von
dem, was diefe beyden Neffen eingebrache hätten, würde es franzöfifche Waaren einkaufen,
die es in Canada wieder abfegen wind. s
Man muß hierbey wiffen, die Urſache, welche die Canadier damals verhinderte, in
dem Meerbufen und an der Einfahrt in dem Lorenjfluß den Fifchfang zu reiben, war , daß
fie ihren Fifch hätten nach Quebec bringen müffen, wo fte niche fo viel dafür wirden bes
kommen haben, daß fie die Fracht und den Matrofeniohn davon hätten bezahlen fönnen,
indem es eine lange Reife war; und wenn ich fo glücklich gewefen feyn würden, und
einigen Gewinnſt dabey gemacht häften — elten g : fo war
dieſer Gewinnſt nicht anfehnlich gemig', die Einwohner zu vermögen, einen’ ſoichen Gan⸗
dei fortzuſetzen. be
‚Wenn die beyden Dflanzlande alfo einander gegenfeitig beyſtuͤnden, und ihre Kauf:
leute durch den beftändigen Handel reich würden, den fie trieben: fo fönnten fie ſich zu
eben fo vortheithaften Unternehmungen für beyde, und folglich auch für das Königreich,
vereinigen; wenn es auch nichts weiter wäte, als daß fie die Eiſenbergwerke eröffneten,
die um den —— in fo großer Angabe find. "Denn alsdann würden die in dem Kd-
nigreiche und de — ; ober man wuͤrde wenigſtens nicht mehr genoͤthiget ſeyn,
Eiſen aus Schweden und Biſcaya zu hoalen. DEF naar
"Ueber diefes Taufen die Schiffe, welche von Frankreich nach Canada gehen, bey
ihrer Rückkehr allezeit große Gefahr, wenigftens wenn fie ihre Neife nicht im Frübjahre
chun. Die Eleinen Fahrzeuge von Quebec aber laufen ſolche nicht, wenn fie nad) Cap
Breton gegen; weil fie die rechte Zeit ergreifen "und allezeit geübte Lootſen haben werden.
Was würde fie auch verhindern, jährlich zwo Reifen zu hun‘, und dadurch den Schiffen.
aus Franfreich die Mühe zu erfpahren, den Sorensfluß Hinauf zu gehen ‚welches ihre Reife
um die Hälfte verfürzen würde?
„Noch mehr; es würde die vorgefchlagene Niederlaſſung nicht allein durch die Ver—
mehrung des Abganges der Waaren in Reufrankreich dem Königreiche nutzlich ſeyn, fon
dern auch noch Durch die Bequemlichkeit, die es finden würde ‚ feine Weine, Brandte-
meine, Zeuge, Bänder, Taffende u. d. 9. nach den engländifchen Pflanzſtaͤdten zu brin⸗
gen. Diefer Handel wuͤrde ein großer Gegenftand werden, teil fh Die Engländer mit
offen diefen Waaren auf Cap Breton und in Canade, nicht allein für das feſte aa
mes
vor Neu⸗Frankreich. XX Buch. 573
America, wo ihre Pflanzſtaͤdte außerordentlich bevoͤlkert find, ſondern auch fuͤr ihre ne 1715
ſeln und für der Holländer ihre, mit denen fie Handel treiben, verſehen wuͤrden · Da ⸗· *
durch würde man viel Geld aus allen dieſen Pflanzſtaͤdten ziehen, wenn auch gleich die
Einfuhre unſerer Waaren niche öffentlich daſelbſt erlaube feyn follte, · Indem
Endlich ſo ift nichts vermögender , als diefe Niederlaſſung, die Kaufleute in Frank⸗
reich zu beioegen, Schiffe auf den Stockfiſchfang zu fehidten; weil, wenn die Inſel Cap
Breton Canada mit Waaren verforgete, die Schiffe, die auf den Fiſchfang dahin kaͤmen,
ihre $adung die Hälfte, von Raufmannsivnaren , und die andere Hälfte von Salze machen
würden, fo daß ſie doppelt dabey gewinnen könnten z dahingegen itzo die Schiffe aus
Sranfreich, die auf den Stockfiſchfang gehen; fich nur mit Salze beladen. Hierzu kommt
noch, daß die Vermehrung des Fifchfanges Frankreich in den Stand fegen Fonute, Spas
nien und die Levante mit dieſem Fiſche zu verfehen, welches viel Geld ins Königreich
gießen würdest vb Tag BT Sn |
Der Waltfifchfang, welcher indem Meerbufen, gegen die Küften von Labrador, und
in dem St. Laurenzfluſſe bis an Taduffac fehr reichlich ift, Eönnte auch noch). einer von deu
gruͤndlichſten Wortheilen dieſer Niederlaſſung ſeyn. Die Schiffe, welche auf diefen Fifh-
fang ausgehen wollten, Fönnten fich in Frankreich mit Waaren beladen, die fie zu Cap
Breton verfaufen oder den Correfpondentem ihrer Armateurs überlaffen würden, Sie
würden. an eben dem Drte die Fäffer nehinen und auf dem Fifchfang geben, welcher an die:
fem Orte um fo viel leichter ift, weil er im Sommer, und nicht im Winter , gefchieht, wie
in Norden von Europa, wo bie Sifherfahrzeuge mitten im Eife feyn müflen, da es denn
ortmals geſchieht daß ſich die Wallfiſche darunter verlieren, wenn man fie ſchon harpu⸗
nieret hat. Hier wuͤrden die Fiſcherſchiffe an denen Waaren, die ſie nach Eap Breton
brächten, und an ihrem Fiſchfange gewinnen, und dieſer Doppelte Gewinnſt wuͤrde in Fürs
zerer Zeit und mit wenigerer Gefahr gefchehen, als derjenige, den man in Morden mit
dem bloßen Thrane machet; und das Geld, was man. den Holländern für diefe Waare
giebt, würde in Sranfreic bleiben, A an Malie
Man hat beveits angemerfer, daß hie Inſel Cap Breton von ihrem eigenen Wuchfe
viel Maften und Bauholz liefern Fan. Sie liegt auch bequem, folhes aus Canada zu
bekommen, welches den ‚gegenfeirigen Handel diefer beyden Pflanzlande vermehren und
es dem Konigreiche fehr "erleichtern wuͤrde, Schiffe zu bauen, Man würde diefes Holz
aus der Inſel holen, und nicht genöthiget ſeyn, es von den Fremden zu Faufen. Gie
Eönnten auch mit den Antilleninſeln den Handel mit den Maftbäumen und Tannenbrettern
treiben , welches den Preis dieſer Waaren anfepnlich vermindern wuͤrde. Was mürde
auch hindern, daß man nicht zu Cap Breton Schiffe bauete, welche alles, was man noch
dazu brauchere, aus Canada Teichtlich Holen Fönnten? Sie würden dafelbft weit weniger .
often, als in Frankreich; und man fönnte die Fremden felbft, von denen wir ige Schiffe
Faufen, damit verforgen. y |
Endlich fo Hat man Feinen bequemern Anlegeplatz, noch eine ficherere Zuflucht für
alle Schiffe, die aus America fommen + 68 fey von welchem Drte es wolle, wenn fie ver-
folgee oder von ſchlimmem Wetter überfallen werden, und es ihnen am Waſſer, Holze |
und $ebensmitteln fehlen folte, als Cap Breton. Außerdem würde man zu Kriegeszei-
ton von da aus bequem kreuzen koͤnnen, welches die neuengländifcye Handlung zu Grunde -
richten würde, und wenn man dafelbft En ; welches fehr leicht feyn .. ‚ß
ecc 3 oͤnnte
574 Geſchichte und Beſchreibung
zn. koͤnnte man ſich alsdann des ganzen Stockfiſchfanges mit einer kleinen Anzahl Fregatten
bemeiſtern, welche ſtets aus den Häfen der Inſel aus: und einlaufen koͤnnten.
Mittel, dies Nachdem die beyden Intendanten die Vortheile der neuen Niederlaſſung, wozu fie
fen Anfhlag den Anſchlag gemacht hatten, alfo vorgeftellets fo befliffen fie ſich, die Mittel dazu zu er-
— leichtern / und die Schwierigkeiten zu beantworten, die man dabey machen konnte. Sie
wortung der bemerketen anfänglich, es waͤre nicht rathſam, dieſes Unternehmen einer Geſellſchaft an
Schwierigkei⸗ zuverfrauen, aus ber Urſache, weil eine jede Gefellfchaft die Neigung bat, in kurzer Zeit
ten. viel zu gewinnen, die Gefihäffte aufzugeben oder fchläfeig zu treiben, die nicht zeitig genug
großen Gemwinnft bringen; ſich wenig darum zu befümmern, wie man den Niederlaffuns
gen einen feften Grund gebe, und nicht die geringfte Achtſamkeit auf ven Mugen der Eins
wohner zu haben, denen man nicht Vortheile genug, wie fie fagen, geben kann, wenn
man fie vermögen will, ſich in einer neuen Pflanzſtadt zu feßen, Sie redeten ſo von den
Gefellfhaften nad) der Erfahrung, die fie von denjenigen hatten, welche bisher das Eigen:
thum oder den ausfihließenden Handel in Meufranfreich und den americanifchen Inſeln
gehabt Hatten. :
Sie räumeten gleichwohl ein, daß das Unternehmen auf Eap Breton nicht ohne
große Unkoſten koͤnnte werfftellig gemacht werden: fie behaupteten aber, vaß es, ohne
bem Könige zur Saft zu werden, vermittelft eines gewiſſen Borfchuffes , deffen Wiederbe-
zahlung man auf den Schag Seiner Majeftät anweifen könnte, Teiche ſeyn würde, inner-
Halb drey Zahren diefe Inſel in den Stand zu ſetzen, fich ſelbſt zu erhalten, und in weni
‚gen Jahren ein beträchtlicher Plag zu werden. Der Vorfhuß, den fie verlangeten, und
Die Mittel, die fie ausgedacht harten, » woacen Diefes.n.m..,.00
1) Der König brauchet zur Zeit des Friedens eine große Anzahl von feinen Schiffen
nicht. Sie verderben in den Häfen, und erhalten fih im Meere. Man teiftee ihnen
alfo gute Dienfte, wenn man ihnen Gelegenheiten verfchaffer, in See zu gehen. Der
König würde alfo nichts verlieren, wenn er einige von feinen Fluͤten herliehe, die zu der
gedachten Niederlaffung nöthigen Dinge überzuführen. Die Güter, die fie in dem er-
ftern Jahre glei davon zuruͤckbringen koͤnnten, würden menigftens den Sold und ven
Alnterhalt des Schiffsvolfes bezahlen. Denn wenn man feine Maafregeln vorausnähne,
ſo £önnten fie eine ganz fertige Ladung von Steinfohlen, Gipfe, Maften, Segelftangen,
Sparren, und anderm Holzwerfe finden, welches man nur wegnehmen und zuhanen
Dürfte. In den Heyden Folgenden Jahren koͤnnten fie Bohlen, Bretter, Thran, ges
treugte Fifche und andere Güter dazu nehmen, die ihnen die Einwohner zue Bezahlung
des erhaltenen Vorſchuſſes zu ihrer Einrichtung zu geben anfangen würden, und welche
man als baar Geld anfehen fonnte, weil man fie doch von den Fremden für baar Geld
Faufen muß. Ueber diefes wuͤrde die Vermehrung des Stodfifhfanges die Zölle des Koͤ—
niges auf dieſe Waare vermehren,
2) Bier ganze Compagnien würden für das erfte Jahr genug feyn: es iſt aber nö-
thig, daß men eine befondere Aufmerkſamkeit auf die Wahl der Soldaten Hat. Sie müf:
fen insgefamme nügliche Handthierungen verftehen, und zum Beyſpiele Mänrer, Zim-
merleute, Schmiede, Holzbauer, vornehmlich aber Ackersleute ſeyn; und Daher it es
gut, daß man junge Leute ausſuchet, welche ftark, Tebhaft und gute Arbeiter find, Diefe
Wahl wird nach) geendigtem Kriege nicht ſchwer fallen. Es würde fo gar bientich fern,
daß man die erftern Compognien aus Kanada nähme, wo man Leute finden wuͤrde, die
zu
von Neu⸗Frankreich. XX Buch, 573
zu Anlegung eines neuen Pflanzlandes fehon ganz gebildet und fähig find, Biejenigen zu wrz.
unterrichten, die aus Frankreich kaͤmen. Vornehmlich aber feine es unumgängtich nͤ—
thig zu feyn, Daß der Statthalter dieſes neuen Pflanzlandes die Macht babe, allen denen
Soldaten Abſchied und die Erlaubniß zu geben, fich zu verheirathen, die es verlangeren.
Sie würden das Land moch befler als Einwohner , dann als Soldaten vertheidigen, Die
Eompagnien würden eine Pflanzfehule von Einwohnern werden, und es würde nicht ſchwer
fallen, fie jährlich zu ergangen, damit fie allegeit vollftändig wären,
3) Was die Hinüberfhaffung der Einwohner, die Rothwendigkeit, in den beyden
erfien Fahren die Pflanzftadt mit Lebensmitteln zu verforgen, den Kriegesvorrach und bie
Kaufmannswaaren, bie man dahin ſchicken müßte, Die Feſtungswerke, die man da an«
legen müßte, das baare Geld, das man anfaͤnglich darinnen ausgeben müßte, die jaͤhr—
lichen Abgaben , die Heringefälle und Steuern, die zum Beſten ganzer Gemeinen und
einzelner Privatperfonen gemachten Verwilligungen, Die Zölle für die Einfuhre und Yusz
führe beteiffe: fo wurde alles das von den beyden Intendanten mit einer folchen Richtige
keit, Einfiht, Ordnung und bewundernswuͤrdigen Genauigkeit vorgeftellet und mit ſo
‚gründlichen Beweifen unterftäget, daß mannichts mehr verlangen konnte, um es augen»
fheinlich zu machen, der König wiirde nichts wagen, wenn er den Vorſchuß zu dieſer
—— ——— — betraͤchtlich ſeyn, als ——
haͤtte en koͤnnen; und er innerhalb drey Jahren wieder bezahlet werden. Glei
wohl en der Sohn im 1708 Sabre, es wäre weit dienlicher, daß
man nicht fo gefi wind gienge, fondern die neue Pflanzftade nur nach und nach errichtete;
daß man anfänglich nur Truppen dahin ſchickete, die dafelbft den Fifchfang treiben koͤnn—
ten, hernach ſolche, die ſich in Frankreich dazu angegeben hätten, und Matrofen , wovon
einige daſelbſt Are nn Sing * pr
Es hat fehr das Anfeben, daß der Krieg, welcher noch einige Jahre fortwährete, und Warum diefer
die ganze Macht des Königreiches befchäfftigte, und. alle he ‚en —— er Vorſchias da⸗
forderte, den Rath des Koͤniges verhinderte, einem fo ſchoͤnen Vorſchlage damals zu fol- mals nice
gen, welcher fo wohl überleget war, und dem alten und neuen Frankreich gleich wortheil- BET
haft zu feyn fehien. So viel ift gewiß, daß nach dev Abtrefung von Plaiſance und Aca-
dien an die Krone England, die Franzofen Feinen andern Ort mehr hatten, wo fie Den
Stockfiſch trocknen und ihn friedlich fangen konnten, als die Inſel Cap Breton. Es war
nothwendig, einen beftändigen Gig dafelbft anzulegen und ihn zu befefigen. _ |
Man veränderte zuerft ihren Namen und hieß fie die koͤnigliche Inſel (Isle Beſchreibung
oyale). Darauf berathfihlagere man fich wegen der Wahl eines Hafens, wo man den des engliſchen
Hauptfig anlegen wollte, und war. lange Zeit zwifchen dem englifchen Hafen und St. Lalens, HF
Annenbafen getheilet. Ich babe gefaget ; der erſte ſey einer von den fehönften Häfen in Ludwigsburg·
ganz America; er babe faft vier Seemeilen im Umfange; man koͤnne daſelbſt uͤberall in |
fechs bis fieben Baden Waffer anfern; ber Anfergrund fey gut, und man Fönne aud) die
Schiffe ohne Gefahr auf den Strand laufen laſſen. Seine Einfahre ift nicht über zwey⸗
hundert Toiſen breit, zwifchen zwo kleinen Inſein, die fie leicht vertheidigen koͤnnen. Der
Stocfifchfang iſt daſelbſt ſehr reichlich, und man kann ihm vom April bis zu Ausgange
des Ehriftmonateg treiben. Man wandte aber Dagegen ein: das Erdreich fey daſelbſt
rund herum unfruchtbar, und es würde unermeßliche Summen koſten, ihn zu befeftigen,
weil man. alle Materialien von weitem herholen müßte, Ueber diefes hatte man anges
: merken,
BB Geſchichte und Beſchreibung
ers. merket, wie man ſagete, es wäre in dieſem Hafen für nicht mehr, als vierzig Fiſcher⸗
ms ee fagete , “ ſem Haß fi * ; sig Sifher
Beſchreibung Ich habe angemerket, daß vor dem St: Annenhafen eine ſehr ſichere Rhede zwi⸗
des St. Aen · ſchen den Inſeln Cibu iftz und’ daß eine Erdzunge faſt den ganzen Hafen verſchließt, und
—— ft que cine dahet für ein Schiff. läßt. ¶ Dieler ahſo verfloffene Hafen Hat faſt uͤber zwo
een — Meilen im Umfange, welcher ganz eyrund iſt. Die Schiffe koͤnnen daſelbſt uͤberall bis
ans Land hinanfahren, und ſpuͤhren die Winde kaum, welches von der Hoͤhe feiner Ufer
und denen Gebirgen herruͤhret, womit fie umgeben find. ‚Diejenigen, welche ſich für ihr
erkläre hatten, fegeten hin zu, man koͤnnte ihn mit wenigen Koſten unuͤberwindlich ma⸗
hen, und man würde daſelbſt mit zweytauſend Franken mehr ausrichten, «als mit zwey⸗
hunderttauſend bey dem englifchen Hafen, weil man daſelbſt alles finden würde," was man
zum Bauen und zur Befeftigung einer großen Stadt brauchete. |
Es it über dieſes gewiß, daß der Sand dafelbft eine fo große Strede einnimmt,
als zu Plaiſance; daß der Fischfang dafelbft fehr reichlich iftz dag man daſelbſt viel gutes
Holz, als Ahornen, Nüftern, Bogelkirfchbäume, vornehmlich fehr gute Eichen. zum
Bauen, und zu Maften, die von acht und zwanzig bis acht und dreyßig Fuß hoch find,
finder; daß der Marmor daſelbſt gemein iſt, die meiften Felder gut find, in dem großen
und kleinen Labrador, Die. nur ande ‚Meilen davon liegen, der Boden fruchtbar. ift,
und daß er eine große Anzahl Einwohner enthalten kann. Endlich ſo iſt diefer Hafen nur
vier Meilen von der ——— entfernet, welche auch noch ein ſehr guter Haſen iſt, wo
der Boden vortrefflich und mit Gehoͤlzen bedecket iſt, die — auen und
dienen, Es Fa afelbft mit Schaluppen wegen der &. ——
ſiſchen, die gemeiniglich allda regieren man kann ſolches aber mit Fahrzeugen: chun,
wie zu Baſton. a la?
Man ents Die einzige Unbequemlichfeit des St. Anmenhafens, den jedermann für einen der
ſchließt ſich zu ſchoͤnſten in der neuen Welt haͤlt, iſt, daß man nicht leicht hinein kommen kann. Dieſe
dem erſtern. einzige Beſchwerlichkeit und die Seichtigkeit , im den engliſchen Hafen einzulaufen , haben,
f nachdem man lange unſchluͤßig geweſen und fo gar, vielen Vorſchuß gethan, bald Diefen |
Hafen unter — Ramıen —— phinshafen, bald ven engliſchen ir unter dem Na—⸗
‚men Ludwigsburg anzubanen , dieſem Jeßteen den Vorzug geben lajfen; und man hat
nichts gefparet, um ihn bequem und unuͤberwindlich zu machen, Die Stadt ift auf: einer
Erdzunge erbauet, welche die Einfahrt in dem Hafen mache, Herr Coſtebelle welcher
feine Statthatterfchaft zu Plaifance verloren, befam die Auffiche über dieſe neue Pflanzſtadt,
und Herr von Saint Ovide, fein Königelientenane, iſt ihm gefolgen —
Die Franzoſen Man hatte fich anfanglich Rechnung gemacht, alle die Franzoſen die ſich in Aca⸗
aus Acadia dia geſehet Hatten, hlnuͤber in Die koͤnigliche Inſel zu führen; man Hatte fo gar alle Wilden
wollen hehe dahin eingeladen, die wir unter dem Namen Abenaquier ‚begreifen; und einige davon
—* a Haben auch wirklich ein Flecken daſelbſt angeleget: Da aber die Franzofen nicht gefunden
hatten, was ihnen dasjenige erfegen Fonnte, mas fie in Acadia befaßen, und die englän-
difchen Statthalter, die durch ihre übele Begegnung fie dieſe vorgefchlagene Verſetzung an⸗
faͤnglich hatten wuͤnſchen laſſen, ihre Aufführung geaͤndert hatten, damit fie nicht Ein-
wohner verlören , deren Berdienfte fie kannten: fo ergriffen fie endlich Die Partey und blie⸗
ben in ihren Wohnplägen, ad
—*
| | | | E Indeſ
von Neu⸗ Frankreich· XX Buch —
AIndeſſen fehlete eg doch nicht viel, fo haͤtten ſie ihre Gedanken wieder geändert, Als ryrz.
Herr Hhilipp Richard im 1720 Jahre zum Geueralcapitain und Statthalter von Neuland —
und Aeadia ernannt worden: fo erſtaunete er fehr, da er ſah, daß die Statigofen in diefer Berlin —F
letztern Provinz als Unterthanen des allerchriſtlichſten Koͤniges lebeten, und daß man ſich Ländern ri
begnüget hatte, daß fie daſelbſt ruhig wohneten und nichts wider die Krone England uns ruhiger.
ternaͤhmen; daß fiereben der genoffen, deren fie unter der Herrfihaft ihres eis
gentlichen dandesherrn genoflen hatten; daß fie katholiſche Priefter und die freye Aus-
übung ihrer Religion Hatten, und eine Art vom Verſtaͤndniſſe mic der koͤniglichen Inſel
unterhielten, da ner Av N MEERE nd an an al ;
Man ſagete ihm, die Negierung hätte es fuͤr dienlich erachtet, ihnen alles diefes zu⸗
zugeftehen , um fie zu. verhindern, daß fie nicht wegzögen, entiveber nach Canada, oder
nach der koͤniglichen Inſel, wie es ihnen kraft des utrechter Friedens zu thun erlaubet
wäre; daß fie nicht ihr bewegliches Haab und Gut wegfuͤhreten und ihr unbewegliches
verkaufeten; und man hätte dadurch den Aufwand vermieden, neue Leute herüber zu
führen, die man nothwendig hätte herſchicken muͤſſen, ihre Stelle zu erfegen; außerdem
würde es ſchwer geweſen ſehn, ſolche arbeitfame und eben fo fleißige Leute zu finden, als
diefe ; übrigens hätten fie fich ihrer Freyheiten auch nicht gemisbrauchet, und die Wilden,
* Den Br wären, hätten auch feit einiger Zeit, in Anfehung
er, ‚Die } Ruhe ei N : DEN, —
Der aleapitain ſah entweder dieſe Urſachen nicht ein, oder mar auch uͤberredet,
die Zeit müßte die Natur der Sachen verändert Haben, und glaubete, er fünnte, ohne
etwas zu wagen, Die Sranzofen mit den Englandern auf einerley Fuß fegen. Anfänglich
unterfägete er ihnen allen Handel und alle Gemeinſchaft mit der Föniglichen Inſelz dar—
auf ließ er ihnen andeuten, er wiirde ihnen nur vier Monate Zeit geben, um fich zu ent-
fhließen, den Eid der Treue zu leiften, den alle Untertanen ihrem Dberheren zu leiſten
ul en N — y
m Bahn von Saint Ovide, welcher von diefer neuen Anforderung bald unterrich—
tet war, ließ den Einmohnern melden, fie würden dasjenige, was man von ihnen ver-
fangete, nicht fo bald bewilliget haben, fo würden fie fich in einer ganz andern Verfaſ⸗
fung befinden, als worinnen fie bisher gewefen wären; fie würden nicht. mehr die Frey—
heit Haben, ihren Gottesdienſt öffentlich zu verrichten; man wiirde ihnen ihte Priefter
nehmen, und wein ihnen alfo aller geiftliche Beyſtand mangelte, fo würden fie noch gluͤck—
fich genug feyn, wenn fie ſich in dem Ölauben ihrer Väter erhielten ; fie follten fich aber
ja keine Nechnung darauf mache, daß ihre Kinder der Verführung und den Drohungen
(ange wiberftehen würden, deren man fich Bedienen wuͤrde, fie zu zwingen, daß fie ihren
Glauben veränderten. Mit einem Worte, es wuͤrde nicht lange dauren, fo würden fie
fich als Sclaven der Engländer feben, Die ihnen mit derjenigen Haͤrtigkeit begegnen wür-
den, bie fie von ihrem natürlichen Widerwillen gegen die Franzofen erwarten müßten,
und welche die franzöfifchen Flüchtlinge alle Tage evführen, ob fie gleich mit ihnen durch
die Bande von einerley Religion verfnüpfer wären. A |
Diejenigen, denen der Statthalter von der Föniglichen Inſel diefe Vorftellung that, Sie halten
Hatten derfelben nicht nöthig. Sie Hatten dem Generalcapitaine fo gleich geantwortet, wie 1 —
es ſich gehörete, und ihm zugleich zu verftehen gegeben , wenn er fichs vornähme, fie aufs fie in Stube,
Yeußerfte zu treiben, fo würde er mit Wilden zu thun haben, Die niemals leiden würden, ö
Allgem. Reiſebeſchr. AV Band. Dd Hd daß
578 Gefchichte und. Beſchreibung
1713. daß man fie zum Eide der Treue zwänge, oder. ihre Hirten von ihnen entfernete. Diele
Antwort that ihre Wirkung. Richard hiele es nicht für rathſam, ſich mit den Wilden,
feinen Nachbaren, zw einer Zeit einzulaſſen, ‚da die von. Kinibequi ſchon übel genug gegen
die Baftoner gefinnet waren, ‚noch ſich der. Gefahr auszufegen, Acadia ‚ohne Einwohner
zu fehen. Denn St. Ovide hatte ſchon ale Maaßregeln ergriffen , den Franzoſen die Zus
flucht nad) der St. Johannsinfel zu erleichtern, wo man ſchon damals einen anfehnlichen
Wohnplas anzulegen gefonnen war. 0.00. as J
Niederlaſſung Nach der koͤniglichen Inſel iſt die Johannsinſel, welche ſehr nahe daran liegt, die
auf des Inſel größte unter allen denen, die man in dem Meerbuſen St, Lorenz finder; und fie hat noch
Si. Johann. dor jener ben Vortheil. dag der ganze Boden auf folcher fruchtbar ifk- Sie hat zwey und
zwanzig Seemeilen in der Länge und ungefähr funfzig im Umfange , einen ſichern und be:
quemen Hafen, und war damals mit Holzungen von der beften Art ganz bedecket. Man
hatte bis auf die Zeit, da man anfing, ſich auf der Föniglichen Inſel zu ſetzen, gar Eeine
Acht auf die Johannsinfel gehabt, - Nunmehr aber glaubere man , es Fönnten diefe beyben
Inſeln wegen ihrer, Nähe einander fehr müglich. fym. - rules
Es eneftund alſo im 1719 Jahre eine Geſellſchaft, welche ſich entſchloß, die Jo⸗
bannsinfel zu bevölfern, und, dazu Capitalien anzuwenden, die man zu der Zeit weit .
leichter finden, als bey dem milllührlichen Werthe erhalten Fonnte, den man Damit ver-
bunden hatte. Der Graf von St. Pierre, Oberftallmeifter der Herzoginn von Orleans,
fteffere ſich an die Spitze diefer Unternehmung, und. dev König bewilligte ihm durch feine
offenen Briefe vom Monate Auguſt defielben Jahres die Inſeln St. Johann und Mifeu
als ein freyes adliches Erblehn, eri die ſich Seine Majeſtaͤt vorbehiel⸗
ten, mit der Bedingung, dem Schloſſe Ludwigsburg rn ge zu leiſten,
von dem es ohne Lehnszins zur Lehn geben ſollte; und diefes, um dafelbft einen beftändi«
gen Stocfifchfang anzulegen,
Warum fie Im Jenner des folgenden Jahres erhielt der Graf von Saint Pierre neue Bewillis
nicht fertgeht. gungsbriefe unter eben dem Titel und eben der Bedingung für die Inſeln Magdalena,
Botu oder Ramees, und bie anliegenden Inſeln und Inſelchen, fo wohl das fand da zu
bauen und Holz zu fällen, als auch Stockfifhe, Seewölfe und, Seekuͤhe zu fangen ; -und
er hätte vermurblich feinen Anfchlag ausgeführet, wenn alle feine Zugefelleten ihm gleich
geweſen wären. Er erfuhr aber bald allen den Verdruß, der in Gefellfchaften unver:
meidlich ift, deren Mitglieder nicht alle gebohren find, in Großem zu denken, und die
nur durch den Mugen vereiniget find. wir —
Es iſt dieſer Niederlaſſung dasjenige begegnet, was in dergleichen Fällen ſtets ge⸗
fchehen wird, wenn alle Theilhabenden an der Einrichtung und- Ausführung gleichen Theil
haben wollen; wenn die erftern Anftalsen niche mit einer vollfommenen Erkenntniß von
der Natur und den Vortheilen des Ortes und von denen Hinderniffen, die man dabey an-
treffen kann, gemacht werben ; und wenn man nicht die Freyheit Hat, die zur Ausführung
der gemachten Abfichten tuͤchtigen Perfonen zu erwaͤhlen. Weil man alle diefe Maafre;
r7r4. gen nicht hatte nehmen koͤnnen: fo glüceten die erften Werfüche nichts; und weil man ver;
> zweifelte, daß man würde beſſere faffen fönnen, fo verließ man das Unternehmen.
— Indeſſen beſchaͤfftigten alle die Bewegungen, die man ſich wegen der koͤniglichen In⸗
— mie fel nach Schließung des Friedens gegeben, den Marquis von Vaudreuil wenig, indem
dengranzofen, DIE Befehle des Hofes gemeiniglih an die Herren Eoftebelle und St Dvide ergiengen.
F Allein,
von Neu⸗Frankreich. XX Buch, 379
Allein, diefer General harte fih nicht fo bald von der Unruhe von Seiten der Engländer ıy14
frey geſehen und der friedfertigen Gefinnungen der Froquefen verfichert, welche im 1714
Dahre gekommen waren , ir Buͤndniß mit ihm zu erneuern, und ihm fo gar ihre Ver
mittelung anzubiethen, im Falle es zu einem neuen Bruche mit den Engländern kaͤme: fo
dachte er nebſt dem Herrn Begon, Raudots Nachfolger, ernftlich auf die Befeftigung
und Bevölkerung feiner Pflanglande, wo er mit Schmerzen die Anzahl der Einwohner
mehr abnehmen, als zunehmen fd, _
„Canada, faget er in einem Briefe, den er In diefem Jahre an den Heren Pont: Zuftand von
» hartrain ſchrieb, bat wirklich nur viertaufend vierhundert und vier und achtzig Einwoh- Neufrank⸗
‚ner, die im Stande find, die Waffen zu tragen, von dem vierzehnten Jahre bis ins" ·
»fechzigfte; und. die acht und zwanzig Compagnien Seetruppen, die der König dafelbit
„unterhält, machen in allem nur fechshundert und acht und zwanzig Soldaten aus, Diefe
„wenigen Leute find in einer Strede Landes von hundert Seemeilen ausgebreitet, Die
„englifchen Pflanzftädte haben fechzigtaufend Mann im Stande, die Waffen zu führen;
„und man darf nicht zweifeln, daß fie nicht bey dem erftern Bruche viel Kräfte anwenden
„werden, fich Canada zu bemächtigen, wenn man erwägt, daß in den XXI Artifel der
» Berhaltungsvorfehrift, welche die Stadt London ihren Abgeordneten zu dem nächften Par-
lemente gegeben hat, geſaget wird, fie ‚follten die Staafsbedienten ‚der vorigen Regie—
„rung fragen, warum fie der Krone Frankreich Canada und die Inſel Cap Breton
„gelaffen hätten?» 7.0000 ——
Was das Mittel anbetrifft, die Soldatencompagnien des Koͤniges zu ergaͤnzen, fo: ;
— — zu ergaͤnzen, ſo Vorſchlag zu
hält Vaudreuil dafür, man duͤrfte deswegen eben nicht ſehr verlegen ſeyn, nachdem man deſſen Bevol⸗
in Frankreich ſo viele abgedanket haͤtte. Was die Vermehrung der Einwohner betrifft, kerung.
fo ſieht er gar wohl ein, daß man ihm einwenden koͤnnte: es waͤren in den meiſten Pro⸗
vinzen des Königreiches die Menfchen nicht uͤberfluͤßig; 2) wären die Einkuͤnfte erſchoͤpfet,
welche nicht erlaubeten, großen Vorſchuß zu hun, um neue Anbauer nach America über-
zufüßren und fie fo lange daſelbſt zu unterhalten, bis fie fich durch ihre Arbeit ſelbſt die
Nothwendigkeiten des Lebens verfchaffen koͤnnten. Er koͤmmt daher. diefen Schwierigfei-
ten dadurch vor, daß er ein Mittel vorſchlaͤgt, welches ihm, ungeachtet dieſer beyden Hinz
derniffe, leicht zu fenn fiheint, Er fährt in dem angeführten Briefe alfo fort:
Es findet ſich alle Jahre eine beträchtliche Anzahl heimlicher Salzverfäufer, die zu
„den Galeeren verdammt werden, welche der König wenig brauchet, und die zum Feld»
„baue unnüß werden; ihre Koft wird von den Generalpachtern bezahlet; und der König
„eönnte dem Pflanzlande Canada jährlich Hundert und funfzig zugeftehen. Die General:
pachter koͤnnen fie nach Rofhelle bringen laſſen, und follen für einen jeden hundert und
„funfzig Sivves.begahlen, vermittelft welcher fie auf immer von einer fernen Bezahlung
frey ſeyn ſollen. Es iſt nicht einer darunter, der ihnen nicht jährlich hundert Sranfen
„Eoftet; und es iſt Feiner dabey, der nicht über achtzehn Monate auf den Önleeren ſeyn
„follte;. ja, es finden ſich wohi welche, die zehn Jahre und noch länger darauf bleiben.
„Alles, was die Generalpachter noch zu wuͤnſchen Haben werben, iſt, daß fie nicht wieder
„nach Frankreich Fommen, und dafür ſtehe ich, — 75* — hr me
„Wenn der König diefe Gnade bemilligte,, fo koͤnnte man alle bie Schiffe, die. nah
„Canada giengen, anhalten, dieſe hundert und fünfzig Mann mitzunehmen, und bey
ssihrer Ankunft für einen jeden funfjig Be ann Sin dem Pflanzlande würde *
dd 2 „Ne
„4:
580 Geſchichte und Beſchreibimg
„fie unter die Einwohner austheilen, um fie als Perſonen arbeiten zu laſſen, die ſich dazu
— —, „anheifhig gemacht, und diefes drey Fahre lang, nach deren Verlaufe fie frey ſeyn ſoll⸗
Die Englän:
der wollen die
Abenaquier
an ſich ziehen,
Zuftandan
der Hudſons⸗
bay.
„ten , jedoch. ohne wieder nach Frankreich gehen zu dürfen; und damit man fie ih den
„ Stand fegere, etwas vorzunehmen, fo koͤnnte man die noch” übrigen Hundert Livres von
„der Summe, melche die Generalpachter bezahlen, ihren Herren im’ die Haͤnde geben/ und
„diefe Herren anhalten, ihnen nach dreyjaͤhrigen Dienften funfzig Thaler’ zu beſahlen.
„Die Einwohner würden fich für fehr glücklich haften, wenn fie unter diefen Bedingungen
„Leute befämen; und dieß wide unvermerfe eine Vermehrung von Leuten machen, die zur
„Arbeit gewöhnt wären.; EHI SIE 7 SESRATUETTE EEE EEE IE
Der Generatftarthalter fegete zu Ende fiines Briefes hinzu, die Engländer ju Ba-
fon verſaumeten nichts, die abenaquifhen Voͤlkerſchaften auf ihre Seite zu ziehen, indem
fie ſolche ſehr befihenferen, ihnen Waaren um guten Preis und Prediger zum Berhen an-
böthen; ter Baron von St. Caftin und die Miffionavien häten Wunder, fie davon abzu-
halten: allein, der P. de la Chaſſe meldete ihm, die Gnade hätte oftmals die Mitwirkung
der Menfchen noͤthig; und der zeitliche Mugen dienete zuweilen zur Beförderung des Glau-
bens; es wäre alſo mehr, als jemals, nöthig, daß Seine Majeftät ihm durch einige neue
Wohithat die Mittel erleichterten, in unferm Buͤndniſſe und bey der katholiſchen Religion
ein Volk zu erhalten‘, welches allein in den beyden vorigen Kriegen gemacht hat, daß wir
den. englifchen Pflanzftädten überlegen geweſen. Fe is a
Man hat alle Urfache, zu glauben, daß Baudreuil dasjenige erhalten hat, was er ver-
langete; weil uns die Abenaquier ſehr zugethan geblieben find, ihr Sand wider die Unter-
nedmungen der Engländer auf bie Art, wie wir gefepen, vertheidige Haben , und man ſo
gar genoͤthiget geweſen iſt, Gewalt zu gebrauchen, venigſtens das Anfehen ihrer
Miffionarien anzuwenden, um fie zu vermögen, daß fie ihren Streifereyen in Acadien und
in der Starthalterfchaft Baſton ein Ende macheten. ‚
Was die Inſel Neuland betrifft, fo gewonnen die Engländer vielmehr durch die Abs
tretung alles deſſen, was wir daſelbſt befaßen, als mas wir dabey verloren. Denn aufer
dem, daß ung die Fönigliche Inſel zum Theile Plaifance vergütete, deren Einwohner alle
nach. Ludwigsburg gebracht wurden, fo fanden ſich dieſe Eimpoßnet daſelbſt bald in beſ⸗
fern Umftänden, als fie niemals in Neuland geweſen waren ; dahingegen die Engländer
fich unumſchraͤnkte Meifter von einer Inſel fahen, wo fie niemals etwas gewiß verfichert
waren, fo lange fie uns zu Nachbarn hatten, ‚Me —
Eben fo lieb war es ihnen auch, Daß fie uns von der ganzen Hudſonsbay ausgefehlof-
fen hatten. Seit fünf oder fechs Jahren, — — in der Bourbonsſchanze
Befehlshaber war, hatte er Feine Berftärfung von der nordiſchen Geſellſchaft erhjalten, und -
er hatte nur noch fechsgehn Mann, dieſen Pag und eine andere zwo Meilen- Davon gegen:
Norden gelegene Schanze zu bewachen, die man erbauer hatte, Vorrathohaͤuſer Barinnen
zu haben, und fich im Nothfalle eines Zufluchtsortes zu verſichern. Bisher hatten die
Franzoſen von den Wilden nichts zu fürchten gehabt, welche bey aller Gelegenheit eine gro-
fie Ergebenheit gegen ihr Beſtes beyeugeten, Allein, es ift eine große Berfüchung fuͤr dieſe
Bilden, wofern man fie nicht durch die Bande der Religion mit ſich vereiniget bat, wenn
fie von einem gegenwärtigen’ Vortheile gereijet werden, und dabey die Hoffnung haben,
*
daß ſolches ungeſtraft bleibe.
Da
von Neu⸗Frankreich. XX Buch. DR
Da die Sebensinictel endlich in dev Bourbonsfehanze gänzlich mangelten, und Yeremie 1714.
das Pulver nicht angreifen wollte, welches er in die kleine Schanze auf den Nothfall ge: —
bracht Hatte: fo fehickete er feinen Lieutenant, feine beyden Buchhalter, und fünf andere
von feinem beften beuten auf die Caribonrjagd, die in dem Heu-und Auguftmonate in großer
Anzahl in dieſe Gegenden kommen. Dieſe Fäger lagerten fic) bey einem Haufen Wilden,
welche aus Mangel des Pulvers ihren Vorrath am Fleifche nicht zufanmenbringen fonn-
ten, und ſich in große Noch gebracht ſahen; weil fie feit der Anfunft der Europäer in ih—
tem Sande den Gebrauch ihrer Pfeile faft gänzlich verlernet harten.
Sie empfanden ſolche noch mehr, als fie die Franzofen mie gutem Erfolge jagen Viele Fran—
und vollauf Haben ſahen, ohne ihnen etwas mitzutheilen; und fie entfehloffen fich, fol- zoſen werden
Ge umzubringen, und ſich ihrer Beute zu Nuge zu machen. Sie fingen damit an, daß > den —
fie zweene von ihnen, welche ihnen am tapferfter zu feyn ſchienen, zu einem Feſte ein. den ermordet.
luden, welches fie die Mache, wie fie fageten, in ihren Huͤtten anftellen wollen. Diefe
giengen dahin; und die Wilden fehafferen fich folcher ohne Mühe vom Halſe. Darauf
liefen fie zu den fechs andern, welche ruhig unter ihren Zelten fehliefen, und brachten fie
auch um. Ein einziger, der nur verwundet worden, ftellere fich, als ob er todt wäre; und
Nachdem ihnen die Wilden alles ausgezogen und fich mit ihrer Beute davon gemacher hat-
fen, fo Eroch er mit vieler Mühe bis an den Eingang ins Gehölze. Dafelbft verftopfete
er feine Wunden fo gut er Fonnte, mit Baumblättern, nahm darauf feinen Weg nach der
Bourbonsfihange, und gieng Durch Dornen und Difteln, die ihm den ganzen Leib zerritze—
sen, weil man ihn bis aufs Hemde ausgezogen hatte,
Auf diefe Art legete er zehn Meilen zurück‘, und Fam um neun Uhr des Abends in die
Schanze. Er brachte die erfte Nachricht von der Ermordung feiner Gefährten dahin;
und Jeremie fah gar wohl ein, daß es ihm mic den noch übrigen neun Mann niche möglich
feyn würde, zween Poften zu bewachen. Er begab fich alfo in die Bourbonsfehanze.
Die Wilden aber ließen ihm nicht einmal Zeit, das Pulver dahin zu bringen, welches in
der andern war, und brachten dadurch die Franzoſen in die äußerfte Noth. Als daher
der Befehlshaber im folgenden Jahre Befehl erhielt, die Bourbonsſchanze ven Engländern
einzuräumen + ſo hatte er eben nicht Urſache, einen Poften zu bedauren, worinnen es ihm
nicht fo angenehm ging. 2 | |
Neufrankreich konnte ſich über dieſen DVerluft'mit der Ruhe tröften, deren feine Ein- Fruchtloſer
wohner genoffen. Gleichwohl macheten Die Utagamier, die durch den großen Verluſt, den Zug wider die
fie 1712 auf der fandenge erfitten hatten, nut mehr gereizet als gefchmächer waren, Durch ihre Htagamier.
Räubereyen und Mordtharen, nicht allein die umliegenden Gegenden der Bay, ihr Var
terland, ſondern auch faſt alle die Wege umficher, welche die Gemeinſchaft unter den ent—
fernten Poften des Pflanzlandes unterhielten, und yon Canada nach Louiſiana fuͤhreten.
Außer denen Siuren, die fich oftmals‘ mit ihnen vereinigen, und Denen Iroqueſen, mit des
ten fie ein Buͤndniß gemacher hatten, die ihnen aber wenigſtens nicht öffentlich die Hand
zu biethen ſchienen, litten alle Nationen, die mir ung Handlung trieben, viel von dieſen
Feindſellgkeiten; und es ſtund zu befürchten, daß, wenn man ſolchen nicht bald abhuͤlfe,
die meiften ſich zu unferm Nachtheile mir diefen Wilden vergleichen würden.
Diefes bewog den Marquis von Vaudreuil, ihnen ven Antrag zu thun, fich mit ihm
zur Ausrottung des gemeinfchaftlichen Feindes zu vereinigen. Sie willigten alle ein, und
der General warb eine Partey Franzoſen, deren Anführung er dem damaligen Koͤnigslieue⸗
Dodd 3 tenante
582 Geſchichte and Beſchreibung
r714. tenante zu Quebee, Louvigny, anvertrauete. Es ſtießen eine Menge Wilde zu dieſem Be—
A fehlshaber auf feinem Marſche; und er ſah ſich gar bald an der Spitze von achthundert
Mann, welche entſchloſſen waren, ſo lange noch ein Utagamier in Canada waͤre, die
Waffen nicht niederzulegen. _ Jedermann glaubete dieſe Voͤlkerſchaft ftünde auf dem
Puncte, vertilget zu werden. Sie meynete folches auch felbft, als fie den Sturm wider ſich
5 aufziehen ſah; und fie waren insgeſammt nur bedacht, ihr Leben fo theuer zu verfaufen, als
ie koͤnnten. ;
Mehr als fünfbundert Krieger und dreytaufend Weiber haften ſich in eine Are von
Schanze gefperret, Die mit drey Reiben von eichenen Pfählen und einem guten Graben
dahinter umgeben war, Dreyhundert Mann waren auf dem Marfche, fie zu verflärfen: fie
kamen aber nicht zu rechter Zeit an. Louvigny geiff fie formlich an. Er hatte zwey Feldſtuͤcke
und einen Öranafenmörfer. Er eröffnete diesaufgräben fünf und dreyßig Toifen weit von
der Schanze, und am dritten Tage war er nur nod) zwölfe davon entfernet, obgleich die Bela-
gerten ein fehr großes Feuer macheten. Er fehickete fid) darauf an, unter ihren Courtinen
- Minen fpringen zu laſſen. Sobald fie ſolches wahrnahmen, fo verlangeten fie. noch an eben
dem Abende, ſich zu ergeben, und fchlugen einige Bedingungen vor, welche verworfen wurden,
Nicht lange darnach macheten fie andere, welche der Befehlshaber den Wilden mittheilete.
Sie enthielten: 1. Die Utagamier undihre Bundesgenoffen wollten mit.den Sranzefen und
deren Bundesgenoffen Friede machen. 2. Sie wollten alle ihre Gefangene, Die fiegemacht
hatten, wieder herausgeben; welches fie fo gar im Voraus thaten. 3. Sie wollten die
Todten mit denen Sclaven erfegen, Die fie von denen entfernten Nationen machen würden,
mit denen fie im Kriege wären, 4. Sie wollten die Kriegesk u von dem, was ihre
Jagd einbrächte, Degablen, nimm. UP 5 or 9 re Moe VERENEE =>
Herr von Louvigny hat vorgegeben, es häften feine Bundesgenoffen, denen er die we-
nigen Bieber ausgetheilet, ‚die ihm die Utagamier uͤberreichet, es gebilliget, daß man dem
Belagerten unter biefen Bedingungen verziehes er fehmeichelte fich aber zu viel, wern er
fie für aufrichtig hielt. Man verfichert fo gar, fie Hätten ihr Misvergnügen nicht verhehlet.
Er lief fie aber reden, und Fehrete wieder nach Duebec, wo es gewiß ift, daß die Art, wie,
ihn fein General aufnahm, und noch mehr die Erkenntlichkeit, Die er das Jahr darauf von
dem Hofe erhielt, zu erfennen gaben, daß er nichts ohne Befehl gethan, mie cr ſolches
ſchon felbft bekannt gemacht hatte. Die Folge zeigete, daß diefer Befehl ohne Kenntniß
von der Sache gegeben worden. Als Louvigny den Utagamiern den Frieden bewilligte:
ſo hatte ex fechs Geiſel, lauter Oberhaͤupter oder Söhne der Oberhäupter, zur Verficherung
des ihm gegebenen Wortes erhalten, daß fie Abgeordnete nach Montreal ſchicken wollten,
damit ber Friedensvertrag von dem Generalſtatthalter dafelbft genehm gehalten wuͤrde; und
dieſer Vertrag, den fie dem Kern von Louvigny fhriftlich zugeftellet hatten , enthielt. aus-
druͤcklich die Abtretung ihres Landes an die Franjoſee.
Zum Ungluͤcke nahmen die Blastern, welche den folgenden Winter viele Perfonen in
dem Pflanzlande und den benachbarten Nationen Hinriffen , dreye von diefen Geifeln weg,
welche zu Montreal ftarben, und unter andern das berühmte Kriegeshaupt Pemuſſa, deſſen
man bey dem Blutbade auf der Landenge gefchonet hatte, und auf den fich Vaudreuil viel
Rechnung machete, Die Furcht, welche diefer General hatte, es möchte, dieſe Widerwaͤr⸗
tigkeit den Vertrag ftöhren, nötbigte ihn, auf dem Eife nad) Montreal zu geben; und ſo
bald die Schiffaher frey war, ließ er den Herrn von Louvigny nad Michillimakinac mit‘
dem
von Neu⸗Frankreich. XX Buch. 683
dem Befehle abgehen, die von den Utagamiern angenommenen Bedingungen ins Werk zu 1a
tichten, die Oberhäupter diefer Marion und aller andern Voͤlkerſchaften ihre nach Montrea
zu führen, und zugleich alle Wildſchuͤtzen, denen der König eine. völlige Verzeihung bewil⸗
liget hätte, in die Pflanzlande kommen zu laſſen. 03 un
Louvigny konnte nur erſt zu Ende des Mayes 1717 abreifen. Er nahm einen von
den Geifeln mit fich, welcher, wie die andern, von den Blattern war angegriffen worden,
und ein. Auge dadurch verloren hatte, damit er feiner Nation ein Zeugniß von der Sorgfalt
ablegen koͤnnte, Die. man für ihn und feine Gefährten getragen hatte, So bald er nach)
Michillimakinac gekommen wars fo ſchickete er diefen Menfchen mit Gefchenfen, um die
Todten zu bedecken, zu den Utagamiern, und ließ ihn von zweenen franzöfifchen Dolmet⸗ x
ſchern begleiten, Diefe wurden Haar Se ungen man fang ihnen das Caluͤmet;
und nachdem man den Verwandten der Berftorbenen einige Tage vergönnet hatte, die Tod»
ten zu beweinen, fo Fam man zufammen, um den Geifel zu hören. Er redete fehr wohl,
und machete den Häuptern große Vorwuͤrfe deswegen, daß fie nicht nach Michillimakinac
gekommen wären. - - _ Mrs I
Diefe Nation erflärete fih darauf gegen bie Dolmerfcher, fie wäre fehr von denen
Gütigfeiten gerühret, die Ononthio ihr zu bezeugen fortführe: es verhinderten aber viele
Urfachen ihre Abgeordneten, in diefem Jahre abzugeben und fich zu ihm zu begeben. Sie
verfprach, im Fünftigen Jahre ihr Wort zu erfüllen, gab diefes Berfprechen fchriftlich und‘
ſetzete nzu, ‚fie würde es niemals vergeſſen, daß fie aus bloßer Gnade ihres Waters das
$eben hätte, Der Geifel reiſete mir den Dolmerfchern wieder zum Luvigny nad) Michilli⸗
makinac. Nachdem er aber zwanzig Meilen mit ihnen gegangen war: fo verließ er fie,
und fagete, es wäre rathſam, daß er wieder zurück kehrete, um feine Nation zu vermögen,
daß fie ihr Wort hielte. ——
Man hat ſeitdem nichts weiter von ihm gehoͤret. Seine Nation hat Feine Abgeord⸗
nete an den Generalſtatthalter geſchickt und Louvigny keinen andern Nutzen von feiner Rei⸗—
fe gehabt, als daß er faſt alle Weglaͤufer zuruͤckgebracht, und eine ſehr große Anzahl Wil-
de vermocht, ihr Pelzwerk nach Montreal zu bringen, wo man ſeit langer Zeit keine fo
große Menge gefehen hatte, - Vaudreuil fhmeichelte ſich lange, die Utagamier würden ihm
Abgeordnete ſchicken: fie Iehreten ihn aber, daß ein bis auf einen gewiſſen Punct getriebe;
her Feind allezeit unverföhnlich ſey. Man hat fie nachher verfchiedenemale gefchlagen,
Sie haben ihrer Seits die au ihren Fluß auf immer zu verlaffen; und
ob man ſich gleich nach ihren oftmaligen Niederlage kaum einbilden Fann, daß noch genug
Ubrig wären, ein Fleines Dorf auszumachen, fo getrauet man fich doc) nicht, von Canada
Nach Louiſiana zu gehen, ohne große Vorſicht wegen ihrer Lieberfälle zu brauchen. Es ift
Wahr, fie haben fich mit den Siuren, der zahlreichſten Voͤlkerſchaft in Canada, und mit
den Chicachaern, den tapferften Wilden in Louiſiana , vereiniget.
Sonſt genoß Neufrankreich aller Früchte des Friedens, und befand ſich in dem gluͤck⸗ 1723.
lichſten Zuſtande, worinnen es jemals geweſen, als ein klaͤglicher Zufall es faſt ganz in Er
Trauer fegete, und es in einem Tage mehr verlieren ließ, als es in einem zwanzigjährigen des ——
Kriege verloren hatte Den 25ſten Auguſt 1725 in der Nacht ſcheiterte das koͤnigliche
Schiff, der Rameel, welches nad) Quebec gieng, bey $ubwigsburgz und es wurde niche
ein einziger Menfch gerettet Herr von ChHazel, der den Intendanten won Canada, Degen,
abloͤſen follte, Sonvigny, der zum Statthalter von den drey Fluͤſſen ernannt worden, eben
der
m.
584 Geſchichte und Berchreib: von Neu⸗Frankr. XXB.
der, wovon wir ſo oft in Diefer Gefchichte geredet haben ; der Hauptmann de la Geffe, Ra⸗
mezays Sohn, welcher als Statthalter zu Montreal im vorigen Jahre geſtorben war, viele
andere Dfficier, Geiſtliche, Barfuͤßer, Jeſuiten nebft allem Schiffsvolke famen dabey umz
und den Morgen fehien die Küfte mit Seichen und Ballen ganz bedecket zu feym sn. vn!
Der Tod des Marquis von Vaudreuil machete diefen Werluft noch erft recht vollkom⸗
men. Er farb zu Quebec den roten des folgenden Weinmonates, und wurde dem Eifer ge-
mäß, ben man gehabt hatte, ihn dem Pflanzlande vorgefeger zu fehen, nach einer ein und zwan⸗
zigjährigen Regierung bedauert, worinnen die glücklichen Begebenheiten guten Theils die
Früchte feinee Wachfamkeit, feiner Standhaftigkeit, und guten Aufführung und des’ Gluͤ⸗
es geweſen, das alle feine Unternehmungen begleitete, und deren Unfälle ihm nicht konn⸗
gen zugerechnet werden, Der Ritter Beauharnois, Schiffehauptmann, folgete ihm das
Jahr darauf; und die Ruhe, deren feine Regierung genoß, machere, daß er einen von
feinen Dfficieren mit guter Begleitung bis an das Suͤdmeer gehen ließ. Die Folge wird
uns den Erfolg diefer Entdeckung lehren, und von mas für einem Nutzen fie wird ſehn koͤn⸗
nen, Dieſer wird von ber $eichtigfeit einer Gemeinfchaft diefes Meeres mit Canada oder
Lorifiana herrͤhren 1 sm en a EEE u
um bie Gefchichte von den Unternehmungen unferer Nation in dem nordlichen Ame-
rica zu vollenden, ift mir nichts mehr übrig, als daß ich noch dasjenige erzähle, was ſeit
—* utrechter —— in bis er —ã ab⸗
gebangen und fo gar ein anſehnliche. Sek deſſelben geroefen, folglich auch nothwendig mit
zu deſſen Geſchichte gehöre. —2 Eisen —— =
NETTER TR A
De
| RER —— 585
A 7 a 2 a en
| — De |
allgemeinen Geſchichte
und Befhreibung
: r von Reu-Frankreich;
En und wottzigſies Buch.
EP: it er Provinz Souyfiana dasjenige wiederfahren, was ſehr oft zweyerfen Arten rroo : 25.
> von Seufen wiederfaͤhrt. Die einen koͤnnen es bey einem großen und befannten ——ı—
Derdienfte niemals dahin bringen, ohne daß man die Urfache davon entdecfen m
| ann, daß man ihnen biejenige Gerechtigkeit ermweife, die ınan ihnen fehufdig iftz gonpkana,
noch daß fie ihre —— ausüben koͤnnen; ſondern fie bleiben bey allem, was man
brauchet, ‚den größten zu erwerben, und dem Staate die weentlichften Dienfte zu
feiften,unnüg und unbefannt, ren. ;;
- ‚Die andern werben, weil man ſich anfänglich eine gar zu vorcheilhafte Vorftellung
von Ye Werthe gemacht, oder ſich aud) in Ihrem wahren Verdienſte geirret har, indem
man ihnen ein Berdienft zugeeignet, das fie nicht gehabt, ungeachtet der wirklichen Berdien-
fte, die fie. haben, verworfen, als wenn man fie wegen des übereilten Urtheiles, das man
von ihnen gefället Hatte, beſtrafen wollte, Ich muͤßte mich ſehr irren, wenn diejenigen,
welche diefe Geſchichte leſen werden, nicht für fich ſelbſt die Anwendung biervon auf diejeni-
ge Sandfchaft machen, womit ich biefes Werk beſchließe.
Wir haben geſehen daß die Spanier unter Ferdinands von Soto Anfuͤhrung uner-
meßliche Koſten aufgewandt, ſich in Florida zu fegen; Daß ihr General das ganze legte
Jahr feines Lebens angewandt, Die beyden Ufer des Micifipi zu befuchen, welchen fein Ge-
ſchichtſchreiber, Garcilaſſo de la Bega, Cucagua nennet; daß weder er, noch fein Nach
ſolger, Mofeofo, bie geringfte MaaBregel ergriffen, daſelbſt eine Pflanzftadt anzulegen;
und daß man in Spanien lange Zeit darnach nicht zu wiffen geihienen , daß einer der groͤß⸗
ten Flüffe von der Welt mitten durch Florida gienge und daſelbſt ein fehönes Sand beiväffer-
ee, welches unger-einer gefunden und gemäßigten Himmelsluft läge, und deffen Befig dem
katholiſchen Könige den Beſitz des ganzen mericanifchen Meerbufens vollends würde ſicher
gemacht haben,
Allgem, Beiſebeſchr. XIV Sand, Ee ee Die
BE. Gefchichte und Beſchreibung
3780.
— —
Zuſtand von
Konifiana in
1700.
Die Franzofen ſchienen, nachdem fie den ganzen bekannten Sauf diefes Fluſſes entde⸗
cket hatten, nicht vielmehr Achtfamkeit auf die Vortheile zu haben, Die fie davon ziehen koͤnn⸗
ten. In diefer Gleichgültigkeit verfloffen beynahe dreyßig Jahre. Nachdem endlich die
Nachbarſchaft der Bergwerfe von Neumerico und diejenigen, die. man fo gar in Louyſiana
felbft wollte entdecket Haben, unfere Nation aus dieſer Art von Schlafſucht erwecket hatte:
fo giengen in weniger als drey Jahren, mehr Seute, mehr Geld und Güter aus dem König-
reiche dahin, um in diefem Theile von America einen Sig anzulegen, als feit Franz dem J
nach einem einzigen von unfern Pflanzlanden in der neuen Welt abgegangen waren,
Als man aber erkannt hatte, daß diefes Sand weder Gold. noch Silber hervorbrachte,
und daß es nicht leicht war, ben Reichthum darinnen zu erlangen, welchen Neuſpanien in
feinem Schooße enthielt : fo fiel es auf einmal in eine allgemeine Verachtung. Man hat-
te weder auf die Fruchtbarkeit des Landes, noch auf dasjenige, was es mit einer mäßigen
Arbeit hervorbringen Eonnte, noch auf die Wichtigkeit, dafelbft einen bequemen Platz anzu:
legen, in dem mericanifchen Meerbufen zu Ereuzen, ‚einige Acht, Die Schäge, die man
aus Frankreich dahin gebracht hatte, verſchwanden; die Menfihen kamen vor Elende um,
ob ihnen gleich nichts fehlete, im Weberfluffe zu leben, oder zerftreueten ſich auf allen Gei-
ten. Diefes werden wir in dem Fortgange der Gefchichte fehen. £
Louiſiana hatte, als Iberville im April des 17o0ten Jahres von da wegreiſete, Feine
franzöfifche Wohnpläge, als einiger Canadier ihre, die ſich unter den Illineſen geſetzet hat⸗
ten, eine an der Mündung des Miciffipi ziemlich nahe gelegene Schanze, die nur bis 1705
beftund und eine andere zu Biloxi an dem Geftade des Meores uvole war Befehls-
haber in diefer legtern, welche das Haupegu ir. ;bervilfe e bie Bewachung des
erftern feinem Bruder Bienvilfe und dem Heren Juchereau von St. Denys, feiner Frauen
Oheime, anvertrauet, welcher von den Wilden fehr geliebet wurde, und die Sprache vieler
Nationen ziemlich gut redete. Cr hatte auch bey feiner Abreife dem Herrn le Sueur, ſei⸗
nem Better, Befehl ertheilet, mit zwanzig Mann gegen das Land der Siuxen zu gehen, ſich
daſelbſt niederzulaſſen, und ein Kupferbergwerk in Beſitz zu nehmen, welches le Sueur da⸗
ſelbſt entdecket hatte.
Kupferwerk
bey den Siu⸗
xen.
Beſondere
Anmerkung ·
Dieſe Leute giengen zu Ende des Aprils ab, den Miciſſipi bis an den Antonsſprung
hinauf, und den St. Petetsfluß hinein; und nachdem fie auf folchem vierzig Meilen weit
gegangen, fo fanden fie zur linken einen andern Fluß, der fich da hinein ergießt, und den
man den grünen Fluß genannt hat, weil ihm eine Erde, die von dem Kupferwerfe hin⸗
ein fälle, Diefe Farbe giebt. Le Sueur konnte in folchem nicht über eine Meile weit ſchiffen,
weil er ihn mit Eife bedecket fand, ob es gleich nur zu Ende des Herbftmonates war Er
war alfo genöthiget, an dieſem Orte eine Art von Schanze zu bauen, um dafelbft den Wins
ter zugubringen, ber bis zum Anfange des Aprils dauerte und fehr rauh war. |
Derjenige, welcher die Nachricht von diefer Reife gefehrieben, meldet uns einen befon-
bern Umftand, der mir anmerkungswerth gefehienen. Er ſaget, da ihnen bie $ebensmit-
tel abgegangen, fo härten fie folhe durch die Ochſenjagd erfegen müffen: um das Fleiſch
diefer Ochſen zu bewahren, hätten fie ſolche in Vierthel gehauen, und aus Mangel des
Salzes an der Luft liegen gelaffen, wo fie bald viechend geworden : im Anfange wäre es
ihnen ſchwer angefommen, ſich zu diefer Speife zu gewöhnen; und fie Bäften insgefammt
den Durchlauf und das Fieber nebft einem fo großen Efel davor befommen, daß fie aud)
nicht einmal den Geruch davon haͤtten leiden Fönnenz. nach und nach aber Härte ſich ihr
| Ber. Magen
von Neu⸗Frankreich. XXL Buch. 587
Magen bevgeftalt Dazu gemöhnet, daß nad) fehs Wochen niemand mehr unter ihnen ges 1700-25.
wefen, der nicht täglich zehn Pfund Davon gegeffen, und vier Söffel von der Brühe getrun=
Een hätte: fie wären nicht mehr Davon befchiweret, fondern dick und fett geworden und feiner
mehr Frank gewefen.
‚ So bald der April gefommen, begab ſich le Sueur nach dem Bergwerke, wovon er Beſchreibung
nur drey Vierthelmeilen entfernet war, und in zwey und zwanzig Tagen zog er tiber des Bergwer⸗
dreyßigtauſend Pfund ſchwere Materie heraus. Er nahm viertauſend Pfund von derjeni- kes.
gen, die ihm bie beſte zu ſeyn ſchien, und ſchickete fie nach Srankreih. Der Det, wo er
arbeiten fieß, ift der Anfang von einem Gebirge, welches zehn Meilen lang ift, und ganz
aus eben der Materie zu beftehen ſcheint. Es liegt an dem Ufer des Fluſſes, bringt feinen
einzigen Baum hervor, und ift felbft bey dem fhönften Wetter beftändig mit einem Nebel
umzogen, Die Erde, woraus man das Erzt bringt, iſt grün, und man kratzet das Ku⸗
pfer davon mit dem Meſſer: man muß aber vorher eine Art von Rinde davon wegneh—
men, die fo hart, als Felſen, ſchwarz und durch den Dampf, der von dem Erzte geht, wie
Kohlen verbrannt iſt. Viele Zufälle, welche zu erzählen zu langwierig feyn würde, und
woran auch nicht viel gelegen iſt, am meiften aber der Mangel am Oelde, haben le Sueur
verhindert, dieſe Unternehmung weiter zu. treiben.
Inm folgenden Jahre that Iberville eine dritte Reiſe nach Louiſiana und fing eine Nie⸗ Niederlaſſung
derlaſſung an dem Fluſſe Maubile an. Cr legete fo gar den Grund zu einer Schanze da: zu Maubile.
felöft, wohin kurz darnach Bienville, als er nach Sauvolens Tode Dberbefehlshaber vondem
sanzen Pflanzlande geworden, alles, was er zu Bilopi hatte, brachte, und diefen legten Ort
gar verließ,
Im ı7oaten Jahre kam Iberville zum viertenmale wieber, und ließ in der Blut-
badsinſel (Isle de Mafla ee anlegen, weil es Eee war, da er *
dieſe Inſel einen Hafen hatte, die Güter, die man aus Frankreich brachte, daſelbſt auszu- phine.
Taden, als fie in Schaluppen nad) der Maubileſchanze zu ſchicken. Damals gab man die-
fer Juſel auch den Namen ber Inſel Dauphine. Sie wurde nach und nach bevölkert;
und man bauete einige Jahre darnach eine Schanze und größere Vorrathshaͤuſer daſelbſt;
fo daß fie unvermerkt das Hauptquartier von dem ganzen Pflanzlande wurde,
Indeſſen Iebete man daſelbſt doch nur von demjenigen, was man aus Frankreich be
Fam, und von den Wilden erhaiten konnte. Man überwarf fic und verföhnete fich wie-
der mic einigen, Man beredete viele, fich in den Gegenden des Maubile zu fesen. Sie
baueten daſelbſt ein großes Stück Sand an, und man lebete ftets gut mit ihnen, Andere, als
die Apalachen, kamen von felöft dahin, und zogen die Nachbarſchaft der Franzofen der
‚Spanier ihrer vor, unter denen fie fich feit langer Zeie gefeger Hatten, Außer diefen letztern
aber, denen man eine Zeitlang einen Miffionar gab, ergriff man eben fo wenig die gehöri-
gen Maafregeln, die Wilden in diefen Drten Chriſto zu gewinnen, als man fie ergriff, der
Frangöfifehen Pflanzſtadt einen feften Grund zu geben. | |
Man konnte nicht einmal fagen, daß in Souifiana eine Pflanzftade war, ober menig- rro8 +25.
fens fing fie nicht eher an, eine Geſtalt zu gewinnen, als 1708,da Diron O’Artaguerte —
als Comnuſſaire Ördonnstene, dahin kam, Seine erſte Sorge war, die Einwohner Ex ie
in den Stand zu feßen, das Sand zu bauen, welches längft dem Maubile ziemlich gut zu faire Ordon⸗
ſeyn ſhien, damit ſie nicht mehr Sn duͤrften, das Sand zu durchſtreifen und von nateur.
eee 2
Der
»
—
588 Geſchichte und Beſchreibung
oß⸗ 25. der Jagd oder mit den Wilden zu leben, wenn die Schiffe aus Frankreich mie den Lebens⸗
u mitteln zu lange außenblieben; mie ſchon wielmals gefchehen war.
| Der Erfolg aber ſtimmete mit feiner Hoffnung nicht überein, Denn außerdem, daß
in den Gegenden des Maubile nur die Oberfläche gut Sand ift, fo kann der Waizen wegen
der Nebel, die dafelbft den Roſt verurſachen, niemals zur Reife kommen. Man erfegete
ſolches einige Zeit lang dadurch, daß man Toback pflanzete, welcher befier fortkam. D’Ar-
taguette faget auch in einem feiner Briefe vom toren Jenner ızır, man ſchaͤtzete den To-
back von Maubile Höher, als den von Birginien.
1710225. Er fesete hinzu, es hätte im Herbfimsnare des vorigen Jahres ein engländifcher
— Freybeuter die Inſel Dauphine verheeret; die Wohnpläge und Vorrathehauſer auf ſolcher
— geplündert und weggebrannt, und unerhoͤrte Grauſamkeiten an den Einwohnern ausge⸗
wird ausge, uͤbet, um fie zu noͤthigen, fie follten ſagen, wo: fie ihr Geld haͤtten und der Verluſt,
plündert. den er dem Könige und den Privatperfonen verurfachee hätte, beliefe fich auf achtzigtan-
fend Franken; woraus er ſchloß, es ſey unumgänglich nöthig, die Inſel zu befeftigen.
Es ift gewiß, diefer Commiffar urtheilete nach dem damaligen Syftem, die Pflanzftadt
außer dem Fluffe anzulegen, ganz richtig; weil der einzige Hafen, wo die Schiffe ausla=
ben konnten, der Hafen: auf der Inſel Dauphine war, "Er hätte aber‘ weit natürlicher
daraus fchließen follen , die befte Partey , die man ergreifen koͤnnte, wäre, daß man die
Einwohner und Vorrathshäufer in den. Miciſſipi brächte, wie man. nachher zu thun ger
noͤthiget gewefen, ee
Louiſiana D’ Artaguetter gieng in eben dieſem Jahre reich, und gab ‚dem
wird an den Hofe eine große Kenntniß von. dem $ande, aus . Einige Jahre zuv
en oa der Oberſtwachtmeiſter der Truppen in Canada , „ von dem wir fehon ge-
I redet haben, zum: Statthalter von Louyſiana ernannt worden. Weil aber dieſer Dfficier
unterwegens. geftorben ſo ernannte der König. den la Motte Cadillac zu feinem Nachfol-
ger ;. und in: denen Verhaltungsbefehlen,. die ihm feine Majeftät gaben, bemerfeten fie:
da fie für gut gehalten, dem Herrn Crozat das ausfhliegende Privilegium des Handels
in Louyſiang auf fechszehn Jahre, und: das Eigenthum fuͤr ſich und feine Erben von allen
Bergwerken, Fundgruben und Erzten, ‚Die er entdecken und: gültig: machen Fönnte, unter
denen im feinen. offenen Briefen enthaltenen Bedingungen auf ewig zu ertheilen: fo ver⸗
langeten fie, er follte bey: Ankunft eines. jeden Schiffes von: befagtem Herrn Crozat unter
ſuchen, ob die Bedingung , fechs Maͤgdchen oder fechs Ruaben auf jedem Schiffe mitzu-
Bringen, ins Werf gerichtet wuͤrde. er u ne
Ein Obexrath Der König fegete hinzu, er hätte, dad’ Arguette wieder. nach Frankreich gekommen
errichtet. wäre, den Herrn Duclos erwähler, die Berrichtung eines Commiffaire - Drdonnaseurs in
: befagtem Sande zu verfeben; weil noch Feine: Gerichteperfon. in Louyſiana wäre, und es
auch. gegenwärtig. nicht möglich fiele, Richter: daſelbſt zu beftellen , wie in den andern
Pflanzftädten , weil es noch nicht bevoͤlkert genug waͤre, ſo hätte er. doch für dienlich erach⸗
tet, einen Oberrath auf drey Jahre lang zu beſtellen, welcher .alfe, fo wohl bürgerliche,
als peinliche Sachen, urtheilen follte; und er haͤtte den Statthalter nebft dem Commif:
faire- Ordonnateur und einen Schreiber zu dieſem Rathe erwaͤhlet, und nad) der Arc, wie
fie die Gerechtigkeit verwalten würden, Die er ihnen-anvertrauet hätte, würde er fich auch)
entſchließen, dieſen Rath beyzubehalten und zu vergrößern „ oder ihn auch) abzufchaffen =).
err
) Dieſer Kath; wurde 1716 auf; immer feſt gefeger:.
von Neu⸗Frankreich. RXBuch. . 589
Herr Erozat hatte feiner Seits dem Herrn de la Motte Cadillac , den er mit zu feinem 1:23
Handel genommen, beftens empfohlen, einige Mannfehaften nach der Geite der Illineſen Be a
abzuſchicken, um Bergwerke zu entdecken; und auch nad) der Seite ber Spanier von alt 27 —
und neun Merico, un ven Handel mit dieſen beyden Provinzen zu errichten. Ich Habe voten mit
in meinem Tagebuche ausführlich genug von demjenigen geredet, was die erſte von diefen Louiſiana
Beyden Unternehmungen betrifft, welche viele Jahre ganz Frankreich in Zweifel gehalten, nicht Handeln.
und endlich auf nichts hinauslief. —
Die weyte Unternehmung war nicht glücklicher. a Motte Cadillac war kaum auf
der Inſel Dauphine ausgeftiegen, fo ſchickete er das Schiff, auf welchem er gefommen
"war, mach Vera Cruz. Allein, diefe Reife war vergebens, Herr de la Jonchere, wel—⸗
her das Schiff führere, Fonnte von dem Unterfönige nicht die Erlaubniß erhalten, feine
Ladung zu verkaufen, Der Unterfönig ſchenkete ihm einige Stuͤcke Vieh’ und andern
Mundvorrath, den er brauchete, und nöthigte ihn, fo gleich wieder unter Segel zu geben.
Der Statthalter fehmeichelte fih, bey einem andern Verſuche glücklicher zu ſeyn, den er
in eben ber Abſicht zu Sande that: er hatte aber beynahe eben den Erfolg, wie der erfte.
. Er hatte dieſes Unternehmen dem Herrn von Saint Denys anvertrauet, und er Reiſe des St.
konnte es in Feine befi " geben für zehntaufend Franken Waaren, Denys nad),
und wurde mit i 3, er follte sechitochen, einer wilden Nation Merico zu
jaheung laffen. Blenville und Saint Denys ſelbſt hat- Londe.
e Bölfe im 1701 Jahre ein Bündniß gemacht, und einige von diefen Wilden
Hatten ſich ſeit einigen Jahren an dem Micifipi bey den Colapiſſaern gefeger,
St. Denys glaubete, er muͤßte dieſe Natchitochen mit ſich nehmen. Er ließ ihnen
Tolches durch einen, Namens Penicaut, vortragen en.
Diefer Mann hatte den Seren le Su em Rupferbergwerfe begleitet. Er hatte
viele Reifen auf. es und verftund faft alle Sprachen der Wilden in
Souffiana. Er felbft hatte die Natchitochen zu den Colapiffaern geführer; und es fiel ihm
— ſie zu bereden, mit dem Saint Denys wieder nach ihrer alten Wohnung
du kommen. re | —E
Diie Colapiſſaer aber, welche fie mit vieler Leutſeligkeit aufgenommen hatten, und
Denen ihre Nachbarſchaft nicht unmüg geweſen war , waren fo böfe darüber, als fie folche
wegziehen fahen, ohne ihnen ein Wort davon gefagt zu haben, daß fie diefelben verfol-
geten, ihrer fiebenzehn toͤdteten, und eine große Anzahl von ihren Weibern und Töchtern
twegführeten. Die übrigen flüchteten ſich durch das Gehölze und fließen zum Saint De-
nys, der ihrer bey Biloxi erwartete. Er brach mit ihnen auf; und als er durch das
Dorf der ‚onicgergieng, ſo vermochte er das Haupt diefer Voͤlkerſchaft, ihm mit funf⸗
jehn feiner beften Jäger zu folgen 27 WEITER
Als er in das Dorf der Natchitochen, welches in einer Inſel des rothen Fluſſes, vier⸗
zig Meilen von feinem Ausfluffe in den Miciſſipi, lag, gekommen war: fo bauete er da⸗
ſelbſt einige Häufer für die Franzoſen „ die er da laffen wollte. Er vermochte auch einige: j
Wilden, fih mit den Natchitschen zu vereinigen, und verficherte fie, er wollte fie nicht
verfaffen, Er ließ ihnen beyderfeits Geräthe zum Ackerbaue und Korn zur Ausſaat geben.
Er waͤhlete fih darauf zwölf Sranzofen von denen, die er mit fich gebracht hatte, und
einige Wilden , verließ den vorhen Fluß, der über der Inſel der Natchitochen nicht mehr
ſchiff bar iſt, und nahm feinen Weg nach Weſten.
Eeeeg Nach
u
tte De
590 Geccſchichte und Beſchreibung
— Nach einer zwanzigtaͤgigen Reiſe Fam er bey den Affınsiern, der Cenier Nachbarıt,
wofern fie nicht die Cenier felbft find, und nahe bey dem Orte an, wo de la Sale getoͤdtet
worden. So viel ift gewiß, daß fich diefe Wilden nicht erinnerten, jemals Franzoſen
geſehen zu haben, und keine andere Europäer kannten, als die Spanier, welche ganz
nacfend giengen, wie fie, und, elend lebeten. Die Affinaier gaben dem Herrn von St.
Denys Führer, und er veifere noch Hundert und funfjig Meilen, ehe er an Die erften ſpa⸗
niſchen Wohnpläge Fam.
Enbdlich fand er an dem Ufer eines großen Fluffes eine Schanze, melche die Namen
St, Johann Baptifts und Prefidio del Norte führete. Ex murde dafelbft von dem
Befehlshaber, Don Pedro de Dilefcas, ſehr wohl aufgenommen, der ihn nebft feinem
Kammerdiener, Medart Jollot, einem Wundarzte, und Penicauf, zu fich in fein Haus
nahm und allen andern von feinem, Gefolge Quartiere anmeifen ließ. Nach einigen
Kafktagen trat St. Denys mit Don Pedro in Unterhandlung. Er meldete ihm, er Fame
von dem Statthalter in Louyſiana, ihm den Vorſchlag zu thun, eine ordentliche Hand⸗
lung mit diefem Pflanzlande zu errichten, und er möchte felbft die Bedingungen machen.
Der fpanifche Befehlshaber antwortete ihm, er könnte ohne Erlaubniß des Statthal«
ters zu Cauis, unter dem er unmittelbar ftünde, nichts hun, und ſchickete fo gleich einen
eigenen Bothen an denfelben, feine Befehle zu erhalten, Cauis liegt fechzig Meilen vom
Prefidio del Norte, auf dem Wege nach Merico. Als der Statthalter des Don Bir
Iefeas Brief geleſen hatte; fo ließ er den St. Denys durch fünf und zwanzig Reuter ab»
holen; und nachdem er feinen Dat unterſuchet hatte, fo fagete er zu ihn, es wäre noͤthig, |
daß er zum Unterfönige nad Merico gienge, St. Denys ließ fich folches gefall on: er reis
fere aber nicht. cher, als das folgende Jahr, mit Salloten ab; und bey feiner Abreife von
Gauis fehrieb er an die Frampofen, die er zu Prefidio del Norte gelaffen hatte, fie ſoll-
ten zu den Matchitochen zurückkehren,
Er wird zů Man rechnet zweyhundert und funfzig Meilen von Cauis bis Merico; St. Denys
—* * that dieſe Reiſe unter Anfuͤhrung eines Sfficiers und vier und zwanzig Reutern. Als er
= —— ° in der Hauptſtadt von Neuſpanien ankam: fo wurde er zu dem Unterkoͤnige gefuͤhret, De
er feinen Paß überreichete. Dieſer Herr las ibn, ftellete ihm folchen wieder zu und ſchi⸗
ckete ihn, ohne ihn anhören zu wollen, Ins Gefaͤngniß. Er faß drey Monate darinnen,
und wide vielleicht niemals feine Freyheit wieder erlanget haben, wenn nicht franzöfifche
Sfficier, die in des katholiſchen Königes Dienften waren, die den Heren von Iberville
befonders gekannt hatten, und mußten, daß St. Denys feiner Frauen Dheim war, für
ihn gebethen hätten. h ER
1713225. Er kam alfo wieder aus dem Gefaͤngniſſe. Der Unterfönig ließ ihm fo gar dreyhun⸗
Sormanil Banifche dert Piafter geben und eine bequeme Wohnung anmeifen, und lud ihn oft zur Tafel %
Dienfte am mehr er ihn kennen lernete, defto höher hielt er. ihn; Furz, er unterließ nichts, ihn zu ver⸗
nehmen. mögen, daß er einen Dienft in Neufpanien dem Dienfte einer armen Pflanzftadt vorzoͤge⸗
Er ſagete zu ihm, es haͤtten ihm viele von ſeinen Landesleuten ſchon ein Beyſpiel davon
gegeben, und nicht-irfache gehabt, es ſich gereuen zu laſſen. Cs fanden ſich ſo gar einige
von diefen Dfficieren , die ſehr bey ihm anbielsen, um ihn zu bewegen, daß er Diefe Partey
ergreifen möchte, die fie felbft ergriffen Hatten, und defen fie fich Dank müßten,
St. Denys hatte Feine Bedienung in Louyſiana, und dienefe Mur als ein Freywil⸗
liger, Man both ihm eine Neufercompagnie an; und die Anerbiethung hätte einen —*
diſche
von Neu⸗Frankreich. XXIBuch. 591
Bifchen Edelmann reizen koͤnnen, der Feine Güter hatte, Er flug folche gleichwohl aus; 171 +25.
und was man ihm auch fagen mochte, ſo blieb er bey feiner abfjlägigen Antwort. Der "—v—"
- Unterfönig fagete zu ihm, er wäre ja ſchon ein halber Spanier, weil er in des Don Pedro
de Bilefcas Tochter verliebt wäre und fie bey feiner Zuruͤckkunft in die St, Johannsſchanze
heirathen follte,
„Ich kann es nicht leugnen, erwiederte St. Denys, weil man Eurer Excellenz da⸗
„von Nachricht gegeben, daß ich diefes Fräulein liebes ich habe mir aber nicht gefchmei«
„»chelt, fie zur Gemählinn zu erhalten, Sie werben fie befommen, antwortete Der Unter—
„eönig, wenn Sie die Anerbietjung annehmen wollen, die ich Ihnen gethan habe: ich
‚gebe Ihnen zween Monate Bedenfzeit,„ Mach Verlaufe diefer Zeit erforfcheteer ihn noch
einmal; und da er ihr unbeweglich fand, fo beurlaubete er ihn und gab ihm einen Beutel
mit taufend Piaftern, wobey er fagete, das wäre zu ben Hochzʒeitkoſten. „Ich hoffe,
fetzete er hinzu, Donna Maria werde mehr Macht haben, als ich, Sie zu bewegen,
„daß Sie in Neufpanien bleiben. Was die Freyheit des Handels mie Louyſiana betrifft,
„um welchen Sie anzufuchen fo weit hergefommen find, fo ift es mir nicht möglich,
„Ihnen folchen zu bewilligen. »
Den andern Morgen ſchickete er ihm ein fhönes braunes Roß aus feinem Stalle Er leiftet den
und ließ ihm durch einen Officier und ziveenen Reuter nach Cauis führen, Er traf dafelbft Spaniern eis
Saffoten an, ber ihn allda erwartete, und dem feine Geſchicklichkeit in der Wundarney⸗ Met großen
kunſt eine ſehr e Hochachtung im ganzen Sande erworben hatte. Von da begaben fie *
ſich zum de Vileſcas, und fanden ihn in einer großen Verlegenheit. Dieſer
Befehlshaber hatte vernommen , es wären alle Einwohner in den vier Flecken der Wilden
der Plafereyen der Spanier vom Prefidio del Norte überdrüßig und wollten ſich anders=
wohin begeben; und er befürchtete, man möchte ihn wegen dieſes Wegzuges zur Berant-
wortung ziehen, welcher außerdem feinen Plag in große Noch fegen würde, weil Die Der
fagung nur vermittelft diefer Wilden lebete. P
Er eröffnete feine Sorge dem Herrn St. Denys, welcher fich erboth, zu den Wil:
den zu gehen, und ſie gewiß wieder zurückzubringen. Don Pedro umarmete ihn: er mel«
dete ihm aber zugleich, er feßete fih zu vieler Gefahr aus, wenn er allein gienge, St,
Denys antwortete, er fürchtere fih vor nichts, und feßete fich fo gleich nebft Jalloten zu
Pferde. Er erreichete die Wilden bald, deren Geräthe, Weiber und Kinder ihren Zug
fehr langfam macheten; und fo bald er fie nur von weitem ſah, ſo band er fein Schnupf⸗
tuch an einen Stock, wie eine Sahne, und näherte fich darauf den Haͤuptern, die ihn
erwarteten. \ , |
Er ſtellete ihnen in fpanifher Sprache vor, was fir Gefahr fie fich bloß ſtelleten,
wenn fie fich unter Volkern fegeten , die fie nicht Eenneten, und wovon er wüßte, daß fie
nicht fonderlich gefellig, aber ſehr graufam wären, Er fagere Darauf zu ihnen, wenn fie
toieder in ihre alte Wohnung kommen wollten , fo verfpräche er ihnen im Namen des Bes
fehtshabers, es ſollte fein Spanier jemals anders, als mit ihrem guten Willen, einen
Fuß in ihre Dörfer fegen; und fie follten in Zukunft alle Urfache haben, mit den Dfficie:
ten und Soldaten zufrieden zu feyn,
Sie liefen ſich bereden; und Don Pedro war eben-fo erſtaunt, als erfreut darüber,
da er feinen-Gaft mit allen den Wilden zuruͤckkommen fah, deren Abzug unfehlbar fein
Verderben waͤrde gebracht haben, Er hielt fo gleich alle Verſprechungen — die
ihnen
59% GSeſchichte und Beſchreibung
mze25. ihnen St. Denys gethan hatte, und ſie zogen wieder in ihre Flecken. Den Spaniern
I ber wurde bey Lebensſtrafe verbothen, ohne eine ausdruͤckliche Erlaubniß nicht bins
ein zu gehen. Y S7
Seine Verhei⸗ Rach einem ſo großen Dienſte hatte St. Denys keine Schwierigkeit mehr, vom
rathung it Don Vileſcas feine Tochter zur Ehe zu erhalten; und das Beylager wurde mit aller ſpani⸗
einer Spanits han Pracht und Herrlichkeit vollzogen, welche dev Dre, wo es begangen ward, erlaus
Een bee. Die neuen Eheleute blieben ſechs Monate bey einander, Endlich glaubere St.
Denys , er diirfte es nicht länger verſchieben, dem Herrn de la Motte Cadillac von dem
Erfolge deffen „was, ihm aufgetragen worden, Nachricht zugeben, Er veifete alſo nach
Maubile, in Begleitung des Don Johann de Bilefeas, eines Oheims feiner Frau, die
e rn zurück ließ, nachdem er ihr verfprochen, mit eheſtem zurück zu kommen, fie
abzuholen. | ' —
Die Englän: 2 Unter währenden dieſen Unterhandlungen und Begebenheiten Hatte der. Statthalter
der wollen an won Louyſiana den Herrn de la Loire zu den Tarfchen mit Waaren gefchiet, um daſelbſt
Be I Vorrachehauſer anzulegen.” Er fand allda Engländer , die von Carolina dahin gefom-
fpenftig ma⸗ Men waren, um dieſe Wilden die Naſuer und die Chicachaer, zu vermoͤgen, den an⸗
chen, dern Nationen den Krieg anzukuͤndigen um ihnen Gefangene zuzuführen, welches auch
ins Werk gerichtet wurde, Man hatte fie fo gar im Verdachte, daß ſie etwas wider ung
anzetteften; und la Loire erhielt furz darauf Befehl, ihren Dffieier anzubalten, der allein
bey den Narfchen geblieben war. al Cham seta : „
r
daſelbſt in la Motte Cadillacs ? ab
chete, worauf er ihm erlaubete, wieder zuruͤck zu gehen. Er den ber Pen⸗
ſaͤcoie, wo ihn der Statthalter, Don Gusman, auch fehr gütig aufnahm, Nachdem
er aber durch die Alibamonen nad) Carolina um wollen: ſo gerieth er auf eine Par⸗
ten jagender Tomeſen, die ihm den Kopf einſchlugen. Ich weis nicht, was dieſe Wil-
den damals wider Die Engländer erzlenetes Die meiften aber erklaͤreten ſich auf einmal
wider fie, Am IR ee el jun ı
Einfall der - ei Hatten ein Vorrathshaus in einem Dorſe der Tchactaer. Dieſe Wilden plůn⸗
Bildern En derten es, und ermordeten alle diejenigen, Die es bewacheten. Dieß war mu der Anfang
— von ihren Unfällen. Man hatte kaum bey den andern Nationen vernommen, was bey
den Tchactaern vorgegangen, fo verbanden fich die Alibamonen und viele andere Völker,
ini denen wir faſt ſtets im Kriege 'gelebet, und taten einen Einfall in Carolina, Sie
verheereten viele Wohnpläge und macheten eine Menge Gefangene, die fie nah. Maubile
fügreren. Bienville Faufere fie won den Wilden 108, und forgete für ihren Unterhalt fo
lange, = cr eine gute Gelegenheit gefunden hatte, fie ohne Gefahr wieder zurücge-
en zu laflen, | m
hi * Motte Cadillac war zu den Illineſen gegangen, und bey feiner Zuruͤckkunft in
Maubile fprengere man aus, man haͤtte in dem Sande, aus welchem er füme, ein Gilber-
bergwerk entdecket. Diefe vermeynte Entdeckung richtete eine. große Berblendung unter
den Franzoſen an, noch mehr aber in Europa, als in America. Mehr wirkliches war
bey einer Abordnung, die der Statthalter bey feiner Ankunft zu Maubile erhielt. Ein
fehr angefehenes Dberhaupf in dem Lande Fam zu ihm, und machete im Namen vieler Böl-
Berfchoften ein Bimdniß mit ihm. Zu gleicher Zeit erbothen ſich auch die Alibamonen,
2: unfert
yYw
a [
- HN i
von Neu⸗Frankreich· XXIBuch. 593
unfere offenbaveften Feinde: bisher, auf ihre Koſten eine Schanze in- ihrem Dorfe zu er- ı7n +27.
bauen und Franzofen hinein zu nehmen. Ihre Anerbiethung wurde angenommen; die —v—"
Schanze erbauet , und der Hauptmann de la Tour nahm mit zweenen Leutenanten und
einigen Soldaten Befig davon. en un K
Indem diefes-vorgieng, merkete man, daß bie. Matfchen mit einer Verraͤtherey um⸗ BVerrätheren
giengen. Sie tödteten vier Franzoſen, Die mit einigen von den Ihrigen reiſeten, und-besder Natſchen.
reiteten den Herren de la Loire eben dergleichen Begegnung zur, wovon der Xeltefte mit
einem andern Haufen diefer Barbaren nach den Illineſen abgereifet, der Juͤngſte aber im
ihrem: Dorfe geblieben war. Einer von denen aber, die den erſtern begleiteten, warnete
ihn, er ſollte auf ſeiner Hut ſtehen. Er redete fo gleich mit jedem won allen andern insbe⸗
ſondere, und ohne ihnen zu melden, von wem er die Nachricht von ihrem Vorſatze haͤtte,
verſprach er ihnen seine große Belohnung und gab ihnen fein Wort es geheim zu halten,
wenn ſie ihm die Wahrheit geſtuͤnden.
Sie meldeten ihm insgeſammt, ſechs Meilen von dem Orte, wo fie wären, und Die Herren de
wo man nahe an dem Ufer ‚hingehen müßte, um einen fehr gefährlichen Schlund zu vers Ta Loire entge⸗
meiden,‘ erwarteten ihrer hundert und funfzig Mann von. ihren Leuten mic Flinten, die denignen
einen, Namens den Börtigen, zu ihrem Anfuͤhrer haͤtten; und er müßte unfehlbar da⸗
ſelbſt umko mmen· Dieſes Geftändniß von acht Perfonen; die alle einerley verficherten,
machete, daß la Loire die Partey ergriff, wieder zuruͤck zu gehen. Weil er aber alle Ur—
fache zu fürchten hatte, die wäre unter den Natſchen allgemein: fo war ev
feines Bruders wegen in Unruhe, ,
Penicauf,. welcher ihm begleitete, erboth ſich, Diefen aus dem großen Dorfe der
Natſchen zu bringen, under fing es ſo an. Als der ganze Haufe ungefähr anderthalb
Stunden vor der Nacht an den Sandungsplaß der Natſchen gefommen war: fo ftieg Pe-
nicaut nur ganz allein an das und fagete zum Herrn de Ia Loire, er- follte feiner bis
Mitternacht erwarten; und wenn er alsdann nicht erfchiene, fo Fonnte er nur glauben,
daß er todt wäre, und hätte alsdann nichts anders zu thun, als weiter. zu fahren, Er
nahm darauf feinen Weg gerade nad) der Wohnung des jungen‘ la Loire, welche-eine
Meile von da war, und. hatte nur feine Flinte, feinen Pulverbeutel und einige Kuz
geln bey fih. |
Als er an das Dorf kam, fo liefen einige Natſchen, die ihn gewahr wurden, zum
la Loire und ſageten, es würde ein Franzoſe ankommen. Er gieng hinaus, um zu fehen,
wer es waͤre und nachdem: er Penicaut erkannt ‚ fo fragete er ihn um die Urſache feiner
Reife, und was er fin Zeitung von feinem Bruder brachte. Penicaut antwortete ihm,
er wäre Frank geworden. Als er aber in feiner Wohnung war, fo bath er ihn, das große
Haupt der Narfehen’holen zu laſſen, welcher forgleic) kam. Penicaut fagete zu ihm, es
wären fechfe von den acht Ratſchen, die mit dem Heren ve la Loire und ihm abgereifet wär ,
ten, um nach den Illineſen zu gehen, krank geworden, und fie hätten ſich alſo genoͤthiget
gefehen, anzulegen. Sie wären insgefümmt an dem Sandungsplage, und er baͤthe ihn,
morgen mit dem Fruͤheſten dreyßig Wilde dahin zu ſchicken, das Canot auszuladen und
die Waaren in das Vorrathshaus zu ſchaffen. ——
Das große Haupt verſprach es, und ſetete hinzu, Herr de la Loire haͤtte ſehr wohl
gethan, daß er nicht weiter gegangen , weil er ſeinetwegen viel von Seiten der Yafuer,
einer £reulofen und den Franzoſen gehäffigen Nation ‚befürchtet hätte. Penicaut antwor⸗
Allgem, Reifebefehr. IV Band. Sfr tete
1713225
—
Das Haupt
der ZTonicaer
will ihnen ..
nicht beytre⸗
sen.
Bienville fol
fie beſtrafen.
594 Geſchichte und Beſchreibung
tete nichts darauf, und bezeugete ein voͤlliges Vertrauen gegen dieſes Oberhaupt. Als
ſich folcher aber hinweg begeben hatte: fo gab er la Loiren Nachricht von feiner Keife und
ihm zu verſtehen, daß er weiter auf nichts denken müßte, als fich zu retten, und daß
fein Augenblick zu verlieren wäre, La Soire fagete zu ihm, das wäre Feine leichte Sache,
weil drey Wilde in feiner Kammer fhliefen, Penicaut aber machere ihm Muth und ftund
ihm fie den Ausgang. Briten '
Als es ganz Nacht war, fo legeten fie fich nieder, und die Wilden fehliefen zuerft ein.
Penicaut wollte fie erftechen: la Loire aber hielt ihn davon ab, weil er dafür hielt, es wäre
ſchwer, drey Menfchen umzubringen, ohne daß einer von ihnen Zeit hätte, zu ſchreyen.
Penicaut öffnete alfo fachte die Thuͤre und ließ la Loiren hinaus gehen, welcher die Vorſicht
gehabt, feine Flinte zu laden. Eine halbe Bierthelftunde danach gieng er felbft hinaus
und ſchloß die Thuͤre von außen zu. Er lief feinem Gefährten nach, den er bald-einholete.
Als fie fih dem Sandungsplaße näherten: fo trafen fie den ältern la foire an, welcher ſchon
angefangen, ſehr unruhig zu ſeyn. Sie umarmeten einander fo gleich und beurlaubeten
die acht Natſchen, nachdem fie folche reichlich beſchenket hatten. |
Um zehn Uhr des Morgens Famen fie zu den Tonicaeın; und fie waren noch da, _
als man drey Narfchen ankommen ſah, die das große Haupt aus Berzmeifelung, daß .
ihm die Herren de Ia Loire entroifchee waren, an das Haupt ber Tonicaer ſchickete, um es
zu vermögen, alle die Franzoſen umzubringen, die in feinem Dorfe wären, Der Tonica,
welcher ein ehrlicher Mann und aufrichtiger Freund der Franzofen war, wurde über der
gleichen Antrag böfe. Er wollte, ftart aller Antwort, denjenigen die Köpfe einfhlagen,
die fo Fühn gemwefen waren, ihm zu ein Ge amens Dävion,
welcher Miſſionar in feinem Dorfe war, wider — N a
Die Herren de la Loire fegeten ihren Weg fort und Famen nach Maubile, wo man
fich fehr munderte, fie wieder zu ſehen, und noch mehr, als man die Urſache ihrer Zurüc-
kunft erfuhr. La Motte Cadillac glaubete, er dürfte die Berrätherey ver Natſchen nicht
ungeftrafet laffen , und warb eine Partey von hunderte Mann Soldaten und Einwohnern,
unter der Anführung des Königslieutenants, Bienville, dem er den Oberſtwachtmeiſter
Pailloup, den Hauptmann Richebourg, den Lieutenant duͤ Tifne und, Die beyden Brüder,
welche den Narfehen entgangen waren, zugefellete. Als fie vor der Bay der Tonicaer
vorbey fuhren: fo wurden fie einen Sad gewahr, der an einem Zweige eines Baumes an
dem Ufer des Fluffes hing; und in diefem Sade fanden fie einen Brief von dem Herrn
Davion, welcher erfahren, daß fie da vorbeygehen follten, ohne fich aufzuhalten, und
ihnen Nachricht gab, daß ein Franzoſe, Namens Richard, welcher von den Illineſen zu:
rücgetommen , von den Natfchen wäre ergriffen worden; daß ihn diefe Barbaren , nach—
dem fie ihm feine Waaren abgenommen, in ihr Dorf geführet, ihm die Hände und Füße
abgehauen, und ihn fo lebendig in eine Miftpfüge geworfen. DE —
Er ſchlaͤgt ein Bienville hatte ſich bis daher in den Kopf geſetzet, die Herren de la Loire haͤtten nur
Lager bey DER ein leeres Schrecken gehabt. Das Leſen diefes Briefes aber benahm ihm feinen Irrthum.
Tonieaern.
Er glaubete ſo gar, nicht einmal ſtark genug zu ſeyn, gerade wider die Natſchen zu mars
ſchiren. Er lief in die Bay der Tonicaer ein, bauete dafelbft eine Schanze, und ſchi⸗—
eete den Tifne mit zwanzig Mann an das große Haupt der Natſchen, um ihm zu fagen,
er Härte ihm etwas zu eröffnen, und baͤthe ihn, zu ihm bey den Tonicaern zu Fommens
Tiſne kam den andern Morgen wieder, und meldete dem Heren von Bienville, das große
{ j Haupt
von Neu⸗Frankreich. XXI Buch, 595
Haupt wuͤrde ihm gleich nachkommen, © Er gieng indeſſen nicht aüs feinem Dorfe, ſon⸗ wyr3:25.
dern ſchickete nur cinige geringere Haͤupter mit etwan fünf und zwanzig Mann an den ——
franzöfifchen Befehlshaber: : 3
Bienville ließ ‚fo; bald er ihre Canote von weiten ſah, fünf Fahnen an dem Ufer Was zwiſchen
des Fluffes aufftecken ‚eine Menge Zelte aufichlagen und alle Trommelfchläger das Spiel ihm und den
rühren, damit fie glauben ſollten, er hätte wenigftens fechshundert Mann bey fih. Die Natſchen vor:
Wilden fegeten ans Sand und giengen mit fo vielem Vertrauen in die Schanze, als wenn I"
es: ein bloßer Beſuch geweſen wäre. - Sie überreicheren darauf dem Befehlshaber ein
Friedenscalumet, welches er aber ausfhlug. - Diefes feßere die Wilden dergeſtalt in
Schrecken, daß fie ſich insgefamme für verloren, hielten, DBienville fagete zu ihnen mit
- einem erzürnten Geſichte: er wäre-gefommen, Genugtbuung wegen des Mordes zu for
dern, den fie an fünf Sranzofen begangen hätten; er wollte, man follte ihnen die Mörder
ausliefern, oder wenigftens ihre Köpfe bringen.
Sie antworteten ihm, was er forderte, das ftünde nicht in ihrer Macht: wenn er
es aber verlangere, fo wollten fie einige von ihnen an ihr großes Haupt fhicken, um «8
von feinen Gefinnungen zu unterrichten, . Er willigte darein, unter der Bedingung , Die
andern follten feine Gefangenen bleiben; und fo gleich ließ er fie in eine Cabanne führen,
wo fie bervachet wurden: Diejenigen, Die zu den Marfchen gegangen waren, Famen bald
wieder und überveicheten dem Befehlshaber den Kopf eines Menfihen, den das große
Haupt hatte hinrichten laſſen, welcher aber Feiner von den Mördern war. Bienville fra
gete fie: ob man feiner fpotten wollte; und fegete hinzu, er wollte Die Köpfe der Straf ba—
ren haben ‚ und vornehmlich eines Hauptes feinen , das er ausdrücklich nannte,
Die Abgeordneten antworteten ihm: dieſes Haupt wäre ein Better der Sonne, und
die würde lieber das ganze Dorf umfommen feben, ‚als diefen jungen Menfchen aufopfern,
welcher der tapferfte in der ganzen Mation wäre; übrigens wären unter denjenigen, die er
gefangen behalten , die vier Mörder der Franzoſen, und er koͤnnte ihnen ihr Recht thun
laffen. Bienville ließ fie fo gleich Eommen ; fie wollten die That leugnen : fie wurden aber
überzeuget und ihnen die Köpfe mit Stoͤcken eingefchlagen. Unter ihnen befand fich ein im
ganzen Sande wegen feiner Graufamfeit und Werräthereyen fo befchriehenes Haupt, dag
alle Nationen fehon feit langer Zeit feinen. Tod gewuͤnſchet hatten,
Nachdem diefes.gefchehen : fo berathſchlagete man ſich, was in denen Umftänden, Er macher
worinnen man fich fande, am beften zu thun wäre; und man hielt einmuͤthig dafür, da Friede mic
die Natſchen im Stande wären ,; wenn man fie aufs Aeuferfte triebe, die Schifffahrt auf Ihnen,
dem Fluffe und alle Gemeinfchaft mic den. Illineſen zu ftöhren,, fo waͤre es meit dienlicher,
fich des Schreckens zu Nuse zu machen, worein man fie zu fegen Mittel gefunden, um
mit ihnen einen vortheilbaften Frieden zu ſchließen, und ihnen folgende Bedingungen als
eine Gnade vorzufchlagen, WE j
;) Sollten fie auf ihre Koften und an dem Orte, den man ihnen anzeigen würde,
eine Schanze nebft Vorrathshaͤuſern und noͤthigen Wohnungen fuͤr die Beſatzung und
Buchhalter ‚die man hineinlegen würde, in ihrem großen Dorfe bauen. 2) Sollen fie
alle Waaren wieder herausgeben, die fie. den Franzoſen genommen. hätten, und fie wegen
alles andern Verluſtes, den fie ihnen verurfacher hätten, ſchadlos halten. 3) Sollte fih
der Vetter des großen Hauptes, über den man ſich beflagete, nicht in dem Dorfe fehen
laſſen, bey Strafe, daß Ihm dev Kopf eingefchlagen wuͤrde. Dieſe Puncte wurden den
| Sfff 2 Abge⸗
506 Geſchichte und Befehreibiing
714225.
Leget eine:
Schanze an,
Schanze bey
den Natchito⸗
chen.
Zuſtand der
Handlung in
Louiſiana.
Abgeordneten vorgeleſen, welche fie billigten; und Pailloux wurde mie zwanzig Mann be⸗
febliget , fie von dem großen Haupte genehm halten zu laſſen. . J—
Er zog mit klingendem Spiele und fliegender Fahne in dem Dorfe ein. Alles Volk,
welches die Franzoſen liebete, war ihm entgegen gelaufen und empfing ihn mit großem
Freudengeſchreye. Er gieng gerade nach der Sonnencabanne und uͤberreichete die Frie-
densbedingungen, Das Haupt nahm fie an, und fagete, es erwartete nur des Herrn
Dienville Befehl, an der Schanze arbeiten zu laffen ; und diefe Antwort wurde dem Ber
nz — welcher di ſolche von er neun nach den
Marfchen abgieng, wo ihn die Sonne, oder das Oberhaupt, in Begleitung des ganzen
Fleckens * —E aus feinem Eanote empfing." Li — *
Gleich den andern Morgen bezeichnete er den Ort, wo die Schanze ſollte gebauet
werden, die den Augenblick abgeſtecket wurde; und Pailloux bekam die Aufſicht über die
Arbeit. Sie wurde innerhalb fechs Wochen fertig, und Bienville, melcher wieder in fein
Lager bey den Tonicaern gezogen war, Fam. mit allen Franzoſen zurück, Beſitz davon zu
nehmen. Er ließ Wohnungen für'die Befehlshaber, Cafernen fir die Soldaten, und
Vorrathshaͤuſer, fo wohl für die Waaren, als Lebensmittel und Kriegesbeduͤrfniſſe,
inzu thun. Ba EU RE TRETEN e1
—* Die Schanze wurde nach dem Namen der Frau Kanzlerinn von Pontchartrain,
Roſalia genannt; und ich habe ſchon bemerket, daß Iberville dieſen Namen fuͤr eine
Stadt beſtimmet hatte, die er an eben dem Orte zu ſtiften Willens war. Die Natſchen
ſangen darauf das Calumet dem Herrn von Bienville, welcher dieſes ganze 1714 ze zu
Rofalia zubrachte. Ehe er von da weggieng, vertrauete
Heren von Paillour an, welchem er den Heren dir Tifne zum Sieutenante gab. Er gieng
fo gleich. nach Maubile ab, wo er nicht länger blieb‘, als er brauchete , eine große Zufuhre
zurechte zu. machen, die er felbft zu. den Natſchen führete..
Um: eben diefe Zeit Fam St. Denys zu Maubile am, und die Antwort, die er von
dem: Unterkoͤnige in Meufpanien mitbrachte, benahm dem’ Heren de la Motte Cadillac alle
Hoffnung, mit den Spanien öffentlich Handlung treiben zu können. Er glaubete daher,
auch feiner Seits verbunden zu feyn,, fie zu verhindern, daß fie nicht zu nahe an ung fä-
men, wie fie Willens zu. feyn ſchienen. Dieſerwegen trug. er dem Herrn di Tifne auf,
eine Schanze auf der Inſel der Natchitochen zu erbauen. Kaum mar diefe Schanze fer
tig, fo erhielt Tifre Nachricht, die Spanier: hätten ſich bey den Affinaiern gefeger, und
man hätte affe Urſache, zu urtheilen, ihr Vorſatz wäre, bis nad) dem Miciſſipi zu gehen,
wenn man ihnen nicht zuvorgekommen. Dieſes nothigte den Statthalter von konifiana,
die Beſatzung in’ der Schanze bey den Natchitschen zu: verftärfen. |
Indeſſen war die ausfhließende Handlung, welche 1712 dem Herrn Crozat beroilliget
worden, an ftatt daß fie die Aufnahme von Souifiana. hätte befördern follen, ihe nur nach-
heilig; und Crozat hatte nicht allen Vortheil dabey gefunden, den er fich davon verfpro-
hen hatte. Diefe beyden Sachen gehen fters mit: einander: wenn man fich durch den
Handel eines Pflanzlandes bereichern will, fo: muß; man es bevölfern und die Einwohner
in den Stand fegen, die Waaren zu nehmen, die man: dahin bringe, und dafür andere
zu: geben; welches ohne großen Vorſchuß niche angeht. Diejenigen, welche dergleichen
Unternehmungen thun, müffen die Perfonen wohl ausſuchen, denen fie ihren Vortheil anz
vertrauen. Nichts von dem. allen geſchah, und jedermann befand ſich ſchlecht daben.
Dami
von Neu⸗Frankreich. XXI Buch. 597
Damit man dasjenige recht verfiche, was ic, in dem Verfolge dieſer Gefchichte da- 1716: 36.
von fagen muß, ſo iſt es nörbig, die Sachen von etwas höher herzuholen und befonders zu —
zeigen, in was für einem Zuſtande ſich Louiſiana befand, als Crozat das gedachte Privile-
gium erhielt, und wie es damit ſtund, als er dieſes Privilegium wieder aufgab, Man rech-
nete im 7712 Jahre wicht über acht und zwanzig franzöfifche Familien in Canada, worunter
nicht die Hälfte waren , bie fich auf den Adferbau legeten, und die man Einwohner hätte
nennen koͤnnen. Die übrigen waren Kaufleute, Wirthe und Arbeitsleute, die ſich an
feinem Orte feſt fegeten.
Die Handlung wurde damals nur zu Maubile und auf der Inſel Dauphine getrie—
ben‘, und bloß mit Brettern, Baͤrenhaͤuten, Ziegenfellen, Kagenfellen und andern der—
gleichen eh Die Reifenden oder Wildſchuͤtzen, die fat alle Canadier waren, gien⸗
gen zu den Wilden und fegeten dasjenige, was fie von franzöfifchen Gütern haben Fonnten,
gegen Pelze und Sclaven um, Die fie den Einwohnern verfauferen. Diefe legtern ver-
Eauferen die Häufe wieder an die Spanier zu Penfacole, oder an die Schiffe, die von
Zeit zu Zeit aus Frankreich Famen, und braucheren ihre Sclaven, das Feld zu umadern
oder Bretter zu fügen, die fie zumeilen nach Penfacole, am meiften aber nach Martini:
que oder St. Domingo verthun fonnten. Sie taufcheten von diefen Pflanzftädten Zus
der, Toback, Cacao und franzöfiche Waaren ein, wenn man zu lange ausblich, ihnen
ſolche gerades Weges zuzufuͤhren.
+ Sie ten auch nach Penfacole, wo die Spanier noch feinen Feldbau hatten, Hüls
fenfeichte, Mais, Fluͤgelwerk und überhaupt alles, was fie von ihrem Fleiße gewinnen
Fonnten, und ihren Nachbarn abgieng , die nicht fo fleißig und nicht fo arbeitfam waren.
Alles diefes brachte ihnen einwenig Geld ein, wofür ſie dasjenige Faufeten, was fie von
andern Orten her haben mußten. Es mar nicht genug, fie veich zu machen, aber fie tebe-
ten doch bequem, a Hai gar wohl erfannt, daß das Sand Toback, Judig, Baum-
wolle und Seide zeugen Fonnte: allein, es fehlere an Händen, folche zu bauen. Es ma-
ven feine Leute in dem Pflanzlande, die ihnen Helfen konnten, noch die fie aufzumuntern
dachten; fie mußten auch nicht einmal, tie man dieſe Pflanzen warten mußte,
Ueber diefes hatte die Pflanzftadt fo wenig fefte Gruͤnde, daß man ftets befürchtete,
der König möchte fie verlaffen, und alle Sorge und Mühe, die man ſich gäbe, wuͤrde
vergebens feyn, Biele begaben fich fo gar anderswohin, und andere blieben nur da, weil
fie fich nirgend anders Hin zu begeben mußten, Cs ift erftaunlich, daß Crozat, da er ſich
das Eigenthum von Sonifiana auf fünf und zwanzig Jahre nebſt dem ausfihliegenden Han-
dei erworben, fich nicht von ber Beſchaffenheit der Sachen habe unterrichten laſſen, um
feinen Entwurf nach einer fo nötigen Erkenntniß einzurichten, Es ift aber bey derglei-
hen Gelegenheiten ziemlich gewöhnlich, daß man denjenigen Perfonen nicht trauer, von
denen man die ficherfte Kenntniß. erhalten Fönnte, und deren Erfahrung fie am gefehickte-
ſten machet, eine neue Unternehmung zu unterftügen. Man befürchtet, fie möchten ihrem
befondern Mugen den Vortheil des neuen Unternehmens aufopfern; und man erwaͤgt
nicht, daß, wenn man in dergleichen Geſchaͤfften gluͤcklich ſeyn will, das ſicherſte Mittel
ift, Diejenigen mit darein zu verwickeln, welche die Sache am beſten verſtehen, fo daß fie
ihren eigenen Vortheil bey dem Fortgange der Unternehmung finden,
Diefes tbat Erozat nicht, under ſah nicht ein, daß man niemals etwas aus einen
Sande: zieht, es mag, auch noch fo gut ſeyn, — die Einwohner verhindert, reich
3 zu
598 Geſchichte und Beſchreibung
1718,36, zu werden. Er hatte kaum von feinem ausſchließenden Handel Beſitz genommen;: fo er⸗
ſchienen die Schiffe von den Inſeln nicht mehr in Louiſiaͤna. Man verboth den Ein—
wohnern zugleich, nach Penſacole zu gehen, von daher alles Geld kam, welches in dieſem
Pflanzlande umher gieng, noch an jemand anders, es ſey, wer er wolle, zu verkaufen,
‚als an Crozats Factore, die ſich dadurch im Stande ſahen, den Landesguͤtern einen Werth
zu geben, melchen fie wollten. Sie ermangelten auch nicht, fich diefer Gewalt zu mig-
brauchen. Endlich fo fhägeten fie das Pelzwerf um einen fo geringen Preis, dag die
Wildſchuͤtzen, welche es in Canada und bey den engländifchen Pflanzitädten vortheilhafter
“anbringen konnten, alles dahin trugen.
Eroßats Gefellfhaft würde, wenn fie eine ganz andere Aufführung beobachtet hätte,
ſich Anfehen erworben und das Vertrauen der Einwohner zugezogen haben, worauf fie
diefelben zu ihrem Endzwecke hätte bringen Eönnen, fo bald fie folche mürde vermehret und
angehalten haben, aus ihrem Sande alles zu ziehen, was es hervorbringen koͤnnte. Allein,
da fie ihnen Die Fleine Geldader abſchnitt, die von Penfacofe zu ihnen Fam, da fie den Preis
ihrer Güter und ihrer Waaren herunterſetzete, da fie ihren Handel einfchränfete, den fie:
beffer verftanden, als die Gefellfchaft, und wovon der Vortheil felbft auf die Geſellſchaft
gekommen feyn würde, und da fie den Werth derjenigen Sachen erhöhete, die fie aus
Frankreich zu nehmen verbunden waren; fo fegeten fie Diefelben außer Stand, ſich zu er
nähren, und noch mehr ihre Sandereyen recht nugbar zu machen, '
Dieſer Verfall des Handels und Felobaues in Souifiana mußte auch dem Könige
nothivendig einen fehr großen Schaden bringen, wenn man erwägt, daß nad) den fünf und
zwanzig Jahren, die dieſes | e Privilegi — zats währen follte,
das Pflanzland ſich in fehlechtern Umftänden befinden würde, als rien dieſes Pri-
pilegium ertheilet wurde; und der Schade wurde Seiner Majeftät Feinesweges durch Die
Ladung von fünfzig Tonnen vergütet, welche ihr die Gefellihaft auf den Schiffen geben
follte, Es ift wahr, der König erfparete dadurch die Unkoſten von einem Schiffe, wel
ches er nach Sonifiana hätte ſchicken müffen, um alles dasjenige dafelbft binzubringen , was
zum Unterhalte der Truppen nöthig war. Allein, man hatte ein viel näheres Mittel, die—
fen Aufwand zu erfparen, oder vielmehr dieſe Unfoften durch die Fracht zu verguͤten, telr
che diefes Fahrzeug unfehlbar zu St. Domingo finden würde. en a
+ Man brauchete dazu nur jährlich eine Fregatte von hundert und fiebenzig Tonnen,
oder eine von denen engländifchen Galeeren mic zweyen Verdecken, auszurüften, welche
einen fehr großen Schiffsraum haben, jedoch gut fegeln , und wegen ihrer leichten Bewe—
gung von wenig Mannfchaft vegieret werden. Was ich hier fchreibe, ift aus einem urthei⸗
Ienden Berichte, den damals der Herr Duclos an den Minifter fehickete. Er mar dem
Herrn Artaguette, wie ich gefaget habe, in der Bedienung eines Commiffaire- Ordon⸗
nateurs in Louiſiana gefolget, welcher nachher eben die Bedienung am Franciſcusvorge⸗
birge auf St. Domingo verwaltete, wo er fich bey den in dieſer Inſel 1723 entfiandenen.
Unruhen fehr gut aufführete, und nicht lange darnach zum Intendanten der americanifchen
Inſeln unter dem Winde ernannt wurde,
Erozats Bor Croʒat empfand den Schaden, welchen fein Privilegium dem Beſten des Koͤniges
fehtäge u. Ve⸗hrachte, viel eher, als den Nachtheil, den es ven Einwohnern von Louiſiang verurſachete-
ſchwerden.
Diefes noͤthigte ihn, Seiner Majeſtaͤt den sten des Heumonates 1714 neue Vorſchlaͤge zu
thun, in der Abſicht, den Officieren, Soldaten und andern Bedienten, die Sie in dieſem
| | Planf
von Neu⸗Frankreich. XXI Buch. 509
Pflanzlande hielt, die Bezahlung ihres Gehaltes, und die Ueberſchickung der Kaufmanns mı6:36.
Maaren und Des Kriegesvorrathes fo wohl zu den Arbeiten, als zur Unterhaltung der Schans
je und zu denen Gefchenken, die man den Wilden jährlich machet, zu erleichtern, und die:
fe Verfhläge wurden genehm gehalten, Einige Monate zuvor hatte er andere Schreiben
eingegeben, worinnen er fih über viele Dinge beſchweret, und woraus erhellet, daß man
auch in Louiſiana große Klagen über fein ausfhließendes Privilegium führere,
Seine Befhwerden waren: 1. die Schwäche der Franzofen in diefem Pflanzlande
machete fie den Wilden verächtlich und feßete fie außer Stand, folche zn verhindern, daß
fie einander nicht unauf hoͤrlich befriegeten; _ woraus folgete, daß es nicht möglich wä-
ve, irgend eine Art vom Handel in diefem Sande zu errichten, noch folglich Schiffe aus
Frankreich dahin zu fehicken, ohne fich der Gefahr auszufegen, alle Unkoſten der Ausrüftung
zu verlieren. 2, Näherten fich die Engländer den Sranzofen fehr, welche Iegtern fich in dem
Fluſſe Maubile und der Inſel Dauphine aufpielten, wo der Boden zu nichts taugete, den
erftern aber alle Ufern des Miciffipi freyließen, wo nichts fie verhinderte, fich zu fegen und
bis in Neumexieo und Neubifcaya zu dringen. Diefe Klage führeten alle verftändige Leu⸗
te. 3. Begriffe man nicht, woher es Fäme, daß man Louiſiana mit folcher Gleichguͤltigkeit
in Frankreich anſaͤhe. Crozat ſcheuete ſich nicht, zu behaupten, daß, wenn man auf bie
Vortheile Acht haben wollte, die man daraus machen koͤnnte, fich Fein Pflanzland fände,
an deffen Erhaltung und Aufnahme dem Staate mehr gelegen wäre. „Der Seebandel
„des Königreiches, fagete er, ift faft zu nichts geworden. Indeſſen werden doch durch die
„Schifffahrt ber Kauffahrteyſchiffe zu Sriedenszeiten die Matroſen gezogen, welche der Ko—
„mig für feine Schiffsflotten findet, wenn ein Krieg erklaͤret wird. Es iſt alſo überhaupt
„viel daran gelegen, die Schifffahrt zu vermehren, und durch die verfchiedenen Wohnfige,
„die man in ouifiana anlegen kann, ſteht zu hoffen, daß, wenn man ernftlich daran arbei-
„fet, der Handel dieſes Sandes in wenigen Fahren eine anfehnliche Anzahl Schiffe beſchaͤff⸗
„eigen wird. Die Engländer merken die Wichtigkeit der Pflanzftädte in Souifiana fehr
„wohl; und man darf nur den Herrn Marfchall von Uxelles befragen, was er fie zu
„Utrecht von unferer Niederlaffung an dem Miciffipi hat fagen höven.,, Ihre Aufführung
feit der Zeit vechtfertiget dasjenige täglich, was in diefee Schrift davon geſaget wurde, Und
4. fo koͤmmt bier die große Beſchwerde des Heren Crozats und zugleich feine Antwort auf
dasjenige, was man ihm vorwarf, daß, da er fich gegen den König anheifchig gemacht,
Souifiana zu benölfern, und darinnen alle Arten von Handel zu errichten, wozu es, nad)
feinem eigenen Geftändniffe, fähig war, es ſich dennoch gleichwohl in einem weit fehlechtern
Zuftande befände, ſeitdem ihm ſolches übergeben worden, Ex beflagete fich alſo darüber,
daß man fich bey dem Rathe dieſer Provinz geweigert, feine offenen Briefe in die Negifter
zu tragen; daß ſich alle Welt ihm widerſetzete; und daß diefe Widerfegungen von denen
Bedienten unterftüget würden, die gewohnt wären, mit ben Spaniern Handlung: zu treiben.
Es geſchah vermuthlich zu verfüchen, ob er die Soldaten auf feine Seite bringen, Er tritt fein
könnte, daß er dem Könige die in diefer Schrift enthaltenen Vorſchlaͤge that. Weil aber Recht dem
feine Sachen dadurch nicht beffer giengen, nachdem er diefen Verſuch gethan Hatte: fo war- — wie⸗
tete er nicht fo lange, bis die Zeit feines Privilegii verfloſſen war, ſondern gab es dem Koͤ— *
ge in dem folgenden ızrzten Fahre wiederum zuruͤck. Darauf entſtund die berühmte Occi⸗
dentgeſellſchaft, welche unter ber Anführung des Herrn Law, nach und nach faft allen Han-
del in und außerhalb dem Königreishe über ſich nahm, und aus deren Schooße die en
e
600 Gecſſchichte und. Beſchreibung
ir. ſche Geſellſchaft eutſtanden iſt, welche heutiges Tages fo bluͤhend und die einzige iſt, der ks
— in Frankreich ſeit Errichtung der Monarchie gegluͤcket. Die offenen Briefe der erſtern in
Hält vie Orc, Öeftalt eines Ediets, welche von der Errichtung einer Handlung. unter dem Na⸗
dentgefell- men. der Occidentgeſellſchaft reden, und den 6ten des Herbſtmonates eben deſſelben
ſchaft. Jahres bey dem Parlemente in die Regiſter getragen worden, melden, Seine Majeſtaͤt
bewillige beſagter Geſellſchaft auf fünf und zwanzig: Jahre: Miinen
Bedingungen 7. Den Handel in Canada, unter der Bedingung, an dem Feldbane und Pflan-
dabey. zungen arbeiten zu laſſen. |
2. Sn der Zeit von fünf und zwanzig Jahren, von dem Tage der Eintragung in die
Regiſter anzurechnen, allein Die Handlung in der Provinz und. Sratshalterfchaft Louiſiana
zu treiben, und alle die Felder, Küften, Häfen und Inſeln, woraus dieſe Provinz be
ſteht, auf ewig, ſolche mit allem Eigenthume, aller Herrſchaft und Getichtsbarfeit zuge
nießen, und behalte er fich Fein anderes Recht, noch weitere Öerechtfamen davon vor, als bie
fehensherrliche Oberherrſchaft, und die Seiftung des Eides der Treue und der Huldigung,
die. ihm und feinen Nachfolgern bey einer jeden Veraͤnderung des Königes: befagte Geſell⸗
ſchaft, mit Ueberreichung einer'goldenen Krone, dreyßig Mark ſchwer, ‚abftassen ſoll. Man
muß hierbey anmerken, daß durch einen andern Befehl vom a7ften eben deſſelben Herbſt⸗
monafes das Sand der Illineſen von der Statthalterfchaft Neufrankreich abgeriffen und
der Statthalterfhaft ouifiana einverleibet worden; Ernie nur
3. Die Macht und Gewalt, im Namen Seiner Majeftät, fo weit fich das ihr bewil⸗
ligte Land erſtrecket, mit allen Mationen des Landes, die unter keiner andern europaͤiſchen
Macht ſtehen, zu unterhandeln und Buͤndniſſe zu machen, und. im Se ihnen. bes
feidiget wird, folchen den Krieg: anzufündigen, einen Frieden und 1 RS
machen. Rn
4. Den unumfchränften Beſitz der Bergwerfe und Fundgruben, die fie während der
Zeit ihres Privilegii wird eröffnen laſſen. Bu
5. Die Erlaubniß, die ihr bewilligten Ländereyen zu verkaufen: und zu veräußern,
Schanzen, Schlöffer und Pläge bauen zu laſſen, ſo wie fie es zur Vertheidigung des ver:
willigten Landes fuͤr nöthig erachten wird, Beſatzungen hinein zu legen, mit, Genehmhal⸗
fung Seiner Majeſtaͤt Kriegesleute in Frankreich anzumerben , und folhe Statthalter,
Sberſtwachtmeiſter, Officiere und andere Bediente zu beitellen, die Truppen anzuführen, wie
es ihr belieben wird: R h
2 Epinay $a Motte Cadillac und Duͤclos waren nicht mehr zu Louiſiana, als diefe Veränderung
a En vorgieng. 2’ pinayiwar dem. erflern und Hubert dem andern gefolget. Sie waren
Souifiann, in der Inſel Dauphine im Maͤrz dieſes Jahres angekommen, und einige Monate darna
ernannte die Oceidentgeſellſchaft den Herrn von Bienville zum Generalbefehlshaber der gan⸗
zen Provinz, Seine Beftallung war vom often des Herbftmonates; Er bekam fie aber
erft. das folgende Jahr und nahm von feiner Bedienung Befis LEpinay war mit drey
Schiffen angekommen, welche viele Dffieiere, eine große Anzahl Soldaten, eine Menge
Kriegesvorrath und Lebensmittel und allerhand Waaren führeten. Alles wurde in die Vor⸗
rathshaͤuſer auf der Inſel Dauphine gebracht, die Kaufmaunswaaren ausgenommen, wel⸗
che auf dem: Dudlow waren, den der Here von Golleville fuͤhrete, welcher Befehl harter
diefelben zu Vera-Eruz zu verhandeln. Diefer- Hauptmann, welcher erfahren hatte, was
dem Heren de la Jonchere vor vier. Jabren begegnet war, der nicht die Erlaubniß hatte er⸗
halten
E — J — A? 18.
RUNDRISS VON NEU- ORLEANS Nach den Manuferipten in dem Schatze der Karten der Marine Den KB Ingiele
G
2744
BE EIER vonlapucinern-bofteller wir. G. Intendanten-Haus . N. Wind — Roß-Mihle.. Q. Hüitten der Wegren welche e fürdie Mühle for 8
B, Mapfen-Platz. A H. KHopppital. x O. Schuppen derMarıne, — R Zulver Mh, — *
—* Capuciner Klofter . 1.0: rfelinerinnen.. man bauet; S. Neues Haus der Ursehnerinnen.
D. Gefa nujse“ K. Koenıgliche azıne. pP. Bürger Corps de 7 —
B. Corps de garde’. : >Ir Cafernen. aafe fab £ * —
F. Ce, £ M Königliche Schmieden. . —— —
Kay ver Seedamm
— —
FLUSS .MISSISsIpj
von Neu⸗Frankreich. XXIBuch. 601
Halten koͤnnen, In dieſem Hafen zu handeln, hielt es nicht fir dienlich, ſich daſelbſt zu zei⸗ 1716 x 56,
gen ; fondern legete bey Villarica vor Anker, welches das alte Vera⸗Cruz war, das Cor- k
tez erbauet hatte, und ließ es ben fpanifchen Kaufleuten ingeheim melden. Dieſe kamen zu
ihm an Bord, Eaufeten feine ganze Ladung und bezahleten ihm baar.
Während der Zeit arbeitete I’ Epinay, Die Dauphineninfel zu befeftigen , tofelbft alle Seine Auf
Vorrathshaͤuſer waren; und unterdeffen daß er fich damit befchäfftigee, fchicketen vier und ——
zwanzig wilde Voͤlkerſchaften Abgeordnete zu ihm, um ihn zu bewillkommen, und ihm das —
Ealümet zu fingen, Allein, dieſe Freude,welcheihm die allgemeine Zufammenfunfe der in feiner
Starthalterfehafe begeiffenen Volkerſchaften verurfachere, wurde bald durch einen unvermuthe⸗
ten Zufall geftöhree, welcher alle feine Maaßregeln vereitelte und alle die in der Inſel Dau- Der Hafen
phine aufgewwandten Unfoften vergebensmachete. Zu Ende des Auguftmonates wurde derein- —* et
zige Hafen diefer Inſel Durch einen ungeheuren Haufen Sand verſtopfet, den.ein Drcan dafelbft ee
zufammen trieb. Das Eyland felbft wurde beynahe uͤberſchwemmet, und vieles Vieh erſoff.
Man mußte einen andern Ankerplatz fuͤr die Schiffe ſuchen, und man waͤhlete der
Inſel Suͤrgere ihren, die man hernachmals die Schiffinſel genannt hat. Sie hat in:
deffen doch. ‚nur eine Außenrheede, Die ziemlich gut ift, ausgenommen wenn der Wind aus
Norden oder Nordweſt bläft. Allein, dieſe Winde find dafelbft felten und nicht fonderlich
heftig. Man bauete zur Sicherheit der Schiffe eine Fleine Schanze auf der Inſel, und
man verlegete den Wohnfig von der Dauphineninfel nach Biloxi, welches der Schiffinfel
gegen Norden liegt, Dem aber die Schiffe nur auf vier Meilen nahe fommen fünnen,
Nichts zeiget beſſer, wie fehr man ſich damals nur auf den Handel mit den Spaniern ein
fchränfete, als dieſe neue Niederlaſſung. Denn der Boden zu Biloxi iſt nichts beſſer, als
der auf der Inſel Dauphine und dieſer Poſten hat ſo gar nicht einmal eine Rheede fuͤr die
kleineſten Brigantinen. Man begreift nicht, wie man ſichs hat koͤnnen in die Gedanken
kommen laſſen, den Mittelpunet eines Pflanzlandes auf einem unfruchtbaren Sande an-
zulegen, zu dem Fein anderes Fahrzeug als Schaluppen kommen kann, und welder die
Schiffe nicht vertheidigen noch von ihnen vertheidiget werden könnte, Indeſſen hat man
ihm doch fünf ganzer Jahre da gelaffen. Zaun
=. Gleichwohl iegete man in eben diefem Jahre den Grund zu der Hauptſtadt von Sonifia- Anfang von
na unter dem Namen Neuorleans. Als Bienville von den Natſchen nach Maubile ge- Neuorleans.
kommen war, um den neuen Statthalter zu begrüßen : fo fagete er zu. ihm, er hätte andem
Ufer des Fluſſes einen ſehr bequemen Dre zur Anlegung eines Poftens wahrgenommen ; i
und I Epinay trug ihm auf, folchen zu errichten, Er gab ihm achtzig erſt aus Franf-
reich gekommene heimliche Salzhaͤndler nebft Zimmerleuten, einige Haͤuſer zu bauen. Er
befaßt zugleich dein Hauptmanne Blondel, des Herrn von Paillour Stelle bey den Nat.
ſchen zu verſehen ; und dieſer letztere Beſehl, zu dem Herrn van Bienville zu ſtoßen und
ihm in, feinem Unternehmen beyzuſtehen, welches noch nicht weitgekommen war. Pail-
idue wurde Befehlshaber in diefer anfangenden Stadt...
5. Kin Anfange des folgenden Jahres kam man endlich auf Die Gedanken, Die Einfahrt WER.
in den Miciflipi zu erforſchen, um zu fehen, ob die Schiffe mit ihrer ganzen Ladung hinein⸗ Manläpt ein
fahren koͤnnten; und man fand fechszehn Fuß Waſſer über der Barre. Man ſchickete ſo⸗ Schiff in den
gleich den eptun dahin, welcher aus Frankreich angekommen war, und er gieng ohne Miciffipi ein:
. Mühebis nach Neuorleans hinauf, Es ift zuverwundern, daß man nach diefer Erfahrung fahren.
nicht sie Mugen eröffnet hat, um zu erfennen, wie wichtig es wäre, das Hauptquartier daſelbſt
Allgem. Beiſebeſcht. XIV Band. 6999 al:
602 Geſchchte und Beſchreibung
ı78.' anzulegen, und daß man ſo viel tauſend Menſchen unter dem Vorwande, man habe nicht
S chiffe genug, ſie an den Ort, wohin ſie beſtimmt waren, zu bringen, vorElend und Krank⸗
beit umkomen laſſen; da doch eben: die Schiffe, auf welchen fie aus Frankreich gekommen, fie
zu Neuorleans ober noch weiter hinauf haͤtten ausſetzen koͤnnen, wohin fie beſtimmt gewefen:
Ankanft der Im Anfange des folgenden Maͤrzmonates ſah man die erſten bewilligten Perſonen
eiſten Berwik (Concellionnaires) ankommen. Dugue de Boisbriand begleitete fie und brachte zu:
iguugen. gleich die Befehle des Koͤniges oder vielmehrider Geſellſchaft mit, wie ihn nach Gutbefinden
des Koͤniges zum: Befehlshaber bey den Silinefen, den Herrn von Bienville zum Geueral⸗
beſehlshaber von Lonifiana und: Director der Geſellſchaft und dem Herrn Paillouy zum Ge⸗
neral- Major ernannt hatte. Beisbviand ſaͤumete nicht, zu den Jilineſen hinauf zu gehen,
und- nahm ben Heren Divon und den Ritter Artaguette, alle beyde des alten Commiſſaire
Ordonnateurs Brüder mit fih. Dev erfte war Haupfmann und wurde bald zum General⸗
inſpector von Louiſiana erklaͤret. Der zweyte war Lieutenann.
Zu eben der Zeit ſetzeten ſich viele wilde Mationen, deren einige lange Zeit den Fran⸗
zoſen zuwider zu ſeyn geſchienen hatten, als: die Chetimachaer, at dem‘ emlich
nahe bey Neuorleans; und weil die meiften von dieſen Voͤlkern das Feld zu bauen pflegen,
fo ackerten fie große Stuͤcken Sand um, welches eine große Huͤlfe fuͤr dieſe Stadt war, der
fie oftmals im Nothfalle Lebensmittel gegeben haben. Einige von denen Perſonen, denen
man Land bewilliget hatte, ſchicketen auch: einen Theil ihrer Leute nach dieſem Fluſſe; und
die Vortheile, die fie daſelbſt gefunden haben, ſich feſt zu ſetzen, haben gemacht, daß die⸗
jenigen, denen das gemeine Beſte am Herzen lag, es bedauert haben, daß man die andern
verhindert hat, eben: ichen Partey · zu ergreiſen. ¶ Die Unzuhen, Die m. nglic)
wegen ber Engländer gehabt, waren verſchwunden. Alle Voͤlkerſchaften, Die‘ |
Miciffipi wohneten, lebeten in ziemlich gutem Berftändniffe mit uns, und Bas einzige Mits
tel; wider die Ränfe der einen und die Seichtfinmigfeit. der andern in Sicherheit zu feyn, war,
das. Pflanzland zu.befeftigen und zu bewölfern: nn J
Die Joſephs · Im Brachmonate eben deſſelben Jahres: ließ Bienville von der Joſephsbay, Die
Say. wird von funfzig Meilen gegen Oſten von der Dauphineninſel liegt, Beſitz nehmen. Ex trug ſol⸗
ben Franzoſen ches feinem Brůͤder Chateaugue auf, der es auch ohne Hinderniß ins Werk richtete. Er
— ließ darauf ein ſteinernes Fort. daſelbſt erbauen. Die Spanier hatten dieſen Poſten vor
—— “achtzehn Jahren verlaffen.. Indeſſen hatte der Statthalter zu Penſacole dieſes Unternehmen
kaum erfahren, fo ſchrieb er an den Herrn Bienville, die St. Joſephsbay gehoͤrete dem ka⸗
tholiſchen Koͤnige. Sie verdienete nicht, daß man ſich mit dieſer Krone Deswegen ent:
zweyete ; und Ehateaugue, welcher: fich: derſelben bemächtiget Hatte, zweifelte nicht einen
Augenblick, daß man nicht dieſelbe bald wieder aufgeben müßte; wie denn auch wirklich
im: folgenden Jahre geſchah. Die Urſachen, welche den Heren Bienville und den Rath
der. Geſellſchaft dazu: nöthigten,, waren :; 1. Weil dieſer Poſten nicht allein wegen feiner
großen Entfernung und- weniger Sicherheit, welche die Schiffe da finden würden, ſondern
auch vornehmlich wegen der Anmöglichkeie, deſſen Einfahrt zu verteidigen, wie über eine
große Meite breit. ift,,nichts nuͤtzet 2: Weil er überaus unbequem ift, geilsim Anſehung
der. Schwierigkeit, die dahin gebrachten Sachen auszuſchiffen, weil man dazu auf die geho⸗
rigen Augenblicke warten: muß; die ſich oſtmals nicht in einer Woche, ja zuweilen nicht in
vierzehn Tagen: findenz: theils: in: Anfehung der Unfruchtbarkeit des Erdreiches, welches
vier Meilen: umher nichts: als bloßer Sand iſt; theils auch; wegen: der uͤbeln Beſchaffen⸗
A OLE SEE heit
von Neu⸗ Frankreich. ART Btıch, 6
heit der Suft, die in dieſem ganzen Sande fehr ungeſund iſt; indem ‚alle unſere Soldaten Ti.
fehr krank dafelbit geworden find, welches ein ftarfes Weglaufen verutfacher hat, dem man
nicht abhelfen kann. 3. Weil die Schiffe daſelbſt vor Feinem Winde beverfer liegen, und
man dafethft nur fehe fehlechtes Waſſer antrifft. Br.
Was in dem folgenden Jahre in dieſem Pflanzlande vorgieng, iſt genug, daraus zu 179-
urtheilen was wir Heutiges Tages chun Förtnten, roerin man ſich derer Bortheile, Die man Veſchrelbung
in Händen hatte, zu Errichtung eines feften Siges dafelbft Bediener hätte. Km Hornun⸗ von Penfare-
ge des ı7roten Jahres Fam Herr von Gerigny zu Souifiana mit dteyen Schiffen an, mach⸗ le.
te den wider Spanien angekündigten Krieg bekannt, und zeigere die Befehle, die er hatte,
Denfacofe weg; unehmen. Die Day, welche dieſen Namen führe, war nach ver Spanier
Berichte yuerft vom Pamphilius von Marbaez entbeiter worden, der bafelbft auf ſeinem
umgfüetichen Zunge nach Sloriva ans Kan ftieg. Nach der Zeit entdedtete fie Diego vor
Wsldonado, einer von Ferdinands von Soro Hauptlenten,, von neuem, und gab ihr
den Namen Anchufibafen. Im 155gften Jahre nannte fie Triffan von &una die St.
Marienbay; und 1693 ſetzete Andreas de Pes, General der Flotte von Sarlovento,
zu biefeme (oßtern: Namen noch) den Mamten Balve, jü Ehren des Grafen von (Galte, da-
aligen Unterkoͤniges in Merle, Un BR aiß iſt die "Bay nar unter dem
Sant . alve b ekannt. Ant ‚der Name ; ſacola, welcher der
einen großen Umfang geben.
U
ern wbeden, iſt der Pro⸗
Fer 7 2 De SE. es ES, E
| hörten won Arviola im 16gÖften “Jahre zum eiften Ctafthafter bier Pro: "Die Schar.
vinz ernannt worden; ſo gieng er dahin, von dem Lande Beſiß zunehmen, und bauerean 3° Wird von
der Day Santa Maria de Galde eine Schanze mit dic: Vaftenen, die er die St. Karls⸗ den Fraizofen
ſchanze nannte, ebſt einen $ che e und € je Häufern, N dieſem ande befand fü en
biefer 1719 ; da ih 1 Ko Se ig) belage Die O⸗ entg aft Hitte-fich' der
Gelegenhe des Ben hes unter. ben beyden Kronen bebienet, ſich den einzigen Hafen zu ver:
hoffen, der an der anzen Nordkuͤſte von Florida tar, von dem Bahamacanale ah
nad Miciffipi, Serigny hielt anfänglich einen großen Kriegestatß, worintten der Schtuf
war, esfofften die Herren von Bienville und Chateangur, feine Brüder, alle die mit uns im
Buͤndniſſe — — anzoſſhe Einwohner, Reiſende und mit Bewilligungen ver⸗
ſehene RE NR ommen Taffen, und fie zü Sande nach Penfacole führen, unter-
deffen, Daß die Dre ober vier Fahrʒe ge, worauf man Hundert und fünfzig Soldaten einſchiffen
wollte, in die Bay einlaufen fol R, A 3 Diefeg wurde fehr geheim und eilig ausgefuͤhret.
Den ızfen May um zehn Uhr des Morgens lief‘ Serigny in die Bay ein. Den
Juan Pedro Marsmoros, Befehlshaber in der Karleſchauze welcher nicht im Stande
war, ſich zu vertheidigen, hatt an den Statthalter zu St. Joſeph geſchickt, und ihn um
Deyfkand geberhen: er hatte aber nicht Zeit, folchen zu ergaltet. Serigny machete ait-
fäniglich ein großes Feue ; und ob folches gleich finf Stunden angehalten x fo geben die
Spanier doch vor, man habe ihnen feinen Mann getddtet. Da das Feuer aufgehöret bat: -
to: fo ſchickete der Statthalter einen Hauptmann von dem Fußvolle ab, um vondem fran⸗
zoſiſchen Befehlshaber die Urfache zu einer fo unvermurheten Feind ſeligkeit zu vernehmen.
Serigny tieß diefen Offlcier durch einen frangöfifchen Hauptmann wieder zurfiführen, wel⸗
her Don Yuan meldete, der Krieg wäre den iaten des Fenners angefimbiget und in Frank⸗
reich befannt gemacht worden; und ihn aufforderte, den Plaß zii übergebem. ° Der Statt:
6999 2 halter
604 Geccſchichte und Beſchreibung
mg. halter bath ſich, auf Gutachten feines Rathes, bis morgen Bedenkzeit aus, um darauf zu
® antworten, und erhielt folhe. Nachdem er aber darauf in Erwägung gezogen, daß es mit
hundert und fechzig Mann, die. er hatte, nicht möglich wäre, ſechshundert Mann, die ihn,
zur See angriffen, und fiebenhundere Mann, Die zu Sande Famen, zu widerftehen, und
er. nicht die geringfte Hoffnung hatte, den verlangten Beyftand bey Zeiten zu erhalten: fo
glaubete ev, es wäre beffer, wenn er ſich bemühete, einen guten Vergleich zu erlangen, als
wenn er fich den Folgen eines unnügen Widerftandes ausfegere. Ehe alfo noch die Zeit
verfloffen war, die man ihm zugeftanden, ergab er fich unter folgenden Bedingungen,
1, Sollte man ihm zwey Schiffe mit Sebensmitteln geben, um damit nach der Hava-⸗
na zugehen. 2. Sollten die Spanier weder Gewehr noch Pulver und Bley mit ſich neh-
men. 3. Sollten alle Seindfeligfeiten acht Tage lang nad) dem Abzuge der Befagung aufs
hören, und im Falle einer Verzögerung noch acht Tage lang. So bald diefe Bedingun-
gen von den beyden Befehlshabern unterzeichnet waren: fo zog die Befasung den ısten
aus, und lagerte fih draußen vor der Schanze. Chateaugue zog mit dreyhundere Mann. -
hinein, und fing an, ein Berzeichniß von allem dem zu machen, was er barinnen antraf.
Den ıgten des Brachmonates fegelte dev Statthalter mir vierhundert Spaniern, auf dem.
Grafen von Touloufe und dem Marſchalle von Villars , welche Mechin und der
Ritter de Grien führeten,. nach. der Havana ab. Diefe beyden Fahrzeuge wurden im Anz
gefichte von Euba durch engländifche Armateurs angegriffen ‚. welche nicht eher. erkannten,
daß fie mit einer gar zu ftarfen Partey zu thun hätten, als bis fie fich auf folche Art einge-
laffen, daß fie nicht fo Leiche davon kommen Eonnten. Sie liegen fich Daher bey den Bes
fehlshabern damit en igen, fie ie für Spanier angefeb — —
tſchuldigen, fie haͤ ee — ie > Br — * A
Die Franʒo. yndefien hatte Don Bregorio Buazo, welcher in der Haba, —
on — eine Flotte unter des Don Alfonſo Carraſcoſa de la Torre Anführung, abgehen laſſen,
niern angepal- Um Die Engländer aus der St. Georgenſchanze in Carolina zu verjagen, und verfprach ſich
ten. nichts geringeres, als die Eroberung dieſer ganzen Provinz. Einige Zeit darnach entde—
ckete ex die beyden franzöfifchen Fregatten und fogleich fchickete er eine Barfe an den Don
Alfonfo mit dem Befehle, fie anzugreifen. Da die frangöfifchen Befehlshaber ihrer Seits
eine ganze Slofte auf fich zu kommen ſahen: £ wandten fie den Bord. Allein, da fich Der
Wind auf einmal geleget hatte: fo tröfteren, ie fich damit, es würde ihnen, da fie den Statt=.
halter und die Befasung von Penfacole führeten, ber Uebergebungsvergleich zum fichern Ge:
keite dienen. Die Nachricht, die ich hiervon in dem Archive des Seewefens gefunden, fa-
get, es habe der fpanifche Befehlshaber von den Franzofen verlanget, fie follten ihm alle
diejenigen von feiner Nation zuftellen, die auf ihren Schiffen wären; fie hätten ſich deffen
gewweigert; und darauf hätte ſich die Flotte nach der Geiteder Havana begeben, und fie ges
nöthiger, mit fich in den Hafen zu gehen, wo fie ſich nicht haben einfaffen wollen, Der
caſtilianiſche Geſchichtſchreiber 6) verfichert gegentheils, es habe Carraſcoſa Befasung auf
die beyden franzöfifihen Fregatten geleget und fey mit feiner Flotte und feinen beyden Pri—
fen wieder nach Havana gefommen, um dafelbft von feinem Generale Befehl zu erhalten.
Dem fey aber wie ihm wolle, fo verſchob doch Don Gregorio Guazo den Zug twider
Earolina auf eine andere Gelegenheit, und hielt dafür, man müßte. erſt Penfacole wieder.
wegnehmen. Er glaubete fo gar, er müßte feine Flotte wit der. ganzen, Beſatzung Nu
rn et.
4) Barcia Enfayo'Cronologico para la Hiftoria de Ja Florida. EN
von Neu⸗Frankreich. AXI Buch, 603
Ortes, mit hundert und fünfzig Mann, die er aus den Schlöffern der Havana nahm, und 1719.
einer Menge von Freywilligen verftärfen, welche bie Hoffnung, ganz Louiſtana zu erobern, ——
vermochte, an dieſem Zuge Theil zu nehmen- Er behielt die beyden Fregatten, um ſich 55 m
derfelben zu bedienen, die Franzoſen nach) St. Domingo und Eumana zu führen, und Diez.gfe wieder
fen beyden Städten die Lebensmittel zu bringen, deren fie fehr nöthig harten. Er ſchickete wegnehmen.
zu gleicher Zeit eine leichte Barke an den Marquis von Valero, Unterfönig in Merico, um
ihn zu erfuchen, ee möchte doch dem Don Franciſco Cornejo, Befehlshaber des Geſchwa⸗—
ders von Barlovento, welcher damals zu Vera⸗Cruz war, Befehl geben, zum Carafcofa
zu Penfacole auf die erfte Nachricht, die er von der Ankunft diefes Befehlshabers in Florida
erhalten würde, zu ſtoßen. Der Unterkoͤnig war ihm zuvorgekommen. Da er, durch ein
Schreiben des Statthalters zu St. Joſeph von der Eroberung zu Penfacole Nachricht er:
halten und ihm von einem 5 der ſich in dieſem Platze befunden, als ſolcher an
den Herrn von Serigny uͤbergegangen, war gemeldet worden, die Franzoſen haͤtten es nur
darum unternommen, ſich davon Meiſter zu machen, damit ſie in Neumexico eindringen
koͤnnten: ſo hatte er ſo gleich in alle Haͤfen von Neuſpanien Bothen abgeſchickt, mit dem
Befehle, alle Matroſen, die da wären, nach Veracruz zu ſchaffen. Zu gleicher Zeit hatte
er. an allen Orten Volk werben laſſen; under war nur beforget, wo er Schiffe genug her⸗
nehmen fönnte, ſo viele Seute einzufchiffen, als Don Franciſco Cornejo mit fünf Krieges-
ſchiffen von der barloventiſchen Zlotte.in dem Hafen zu Veracruz einlief. Er ließ ihm ſa⸗
- follee fich anſchicken, nach Penfacole abzugeben. Als aber Eornejo im Begriffe
war,unter Segel zu geben : fo ſchickete ihm der Unterfönig einen Gegenbefehl, feine Ab:
fahrt fo lange zu verfchieben, bis er ihm eine DBerftärfung gegeben hätte,
; Indeſſen gefiel es nicht allen, die ſich auf der Flotte eingeſchiffet hatten, daß fie nach
einem andern Orte beſtimmet wurde, und es liefen ihrer uͤber vierhundert weg, ehe fie aus.
dem Hafen ausfuhr. Dieſe Widerwaͤrtigkeit brachte den General auf feine andere Ge-
danken; er ſchmeichelte fich, die Tapferkeit derjenigen, welche treu ‚geblieben wären, würde
die Anzahl erfegen; und an die Stelle der Weggelaufenen ließ er fechzig Granadier von fei-
ner Beſatzung einfchiffen. Den 2gften des Brachmonates gieng Don Alſonſo Carraſcoſa
unter Segel, und hatte. in allem nur achthundert und funfzig Mann, die regulirten Trup-
pen, die Freywilligen und die Matroſen Darunter begriffen, auf zwölf Schiffen, drey Fre⸗
gatten und neun Balandern. So bald er im Geſichte von St. Joſeph war, ſo ſchickete er
den Oberſtlieutenant Don Bruno de Cavallero an den Statthalter dieſer Schanze, Don
Gregorio de Salinas, um von ihm zu vernehmen, in was für einem Stande ſich die
Franzoſen zu Penfacole befanden. „Der Statthalter antwortete, es hätten ihn ziveen
Ueberlaͤufer aus dieſem Orte verſichert, Chateaugue Hätte nicht das geringſte darah ausge:
beſſert ʒ ex hätte fo gar keine Materialien Dazu zufannmen gebracht z> die Inſel St. Rofa und
dig Spige Siguenza wären verlafien;, und er zweifelte nicht, daß der franzöfifche Befehls
haber nicht gendthiget ſeyn würde, auf. die erſte Aufforderung zu ergeben. - —
Auf dieſe Nachricht naͤherte ſich Carraſcoſa der Bay von Penſacole bis auf eine halbe Sie kommen
Meile; und nachdem er bey der Nacht Anker geworfen, fo ſchickete er hundert Mann ab, an die Bay.
welche ſich der Spite Siguenza ohne Widerſtand bemaͤchtigten, welche die weſtliche Spitze
der Inſel St. Roſa iſt. Funfzig Soldaten von der Beſatzung von Penfacole giengen ſo
gleich zu ihnen, ſich zu ergeben ; und verſicherten fie, fie dürften ſich nur. zeigen, fo wuͤr⸗
den fie Meiſter von. dem Plage werben; alle * Franzoſen, die darinnen laͤgen, waͤren
8883 gute
. 606 Geſchichte und’ Veſhreibing
mg. ‚gute Diener des Koͤniges in Spanien, und fo bald ſie erſcheinen würden, wuͤrde man ib
AA nen die Thore eröffnen. "Diefe Befagung war fehr übel ausgefuchet. Sie beftund nur
aus Ueberlaͤufern, heimlichen Salzhaͤndlern, Leuten, die man mit Gewalt nach Louiſtana
eingefchiffer, und andern dergleichen Gefindel, die man in gar zu größer Anzahl, der Klug⸗
heit gemaͤß, nicht zuſammen bringen darf. Der ſpaniſche General war auch in einer
Schaluppe in die Bay gefahren, um zu beobachten, in welchem Stande die Sachen wär
ven, Er fand daſelbſt zwo Fregatten, die er zu uitterfuchen Muße genug hatfe, und er
Fannte bes a ——— weil die Canonenſchuͤſſe, die man auf ihn
that, nicht biszu ihm reicheten, ner — iguen ſchickete er allen
Baiandern Befehl, in den Hafen eittzuf — Anker gefeget,
beſchoſſen ſie die —2* und die Schanz " Die beyden ——— ihnen
hitzig, welches aber nicht hinderte/ daß * Pr von ihnen geentert und weggenommen
wurde. Das Schiffvolk von der andern ſteckete ihr Fahrzeug in den Brand, And begab⸗
ſich in die Schanze, welche fo gleich von allen Balandern ange ww,
Eroberung Das Feuer war den genen Eng über auf beyden Seiten fehr be richtete, aber.
dieſes Ortes. gicht viel aus. Den Abend’ lieh Don Bruno Cavallero den Herch auffor⸗
dern, ſich mit ſeiner Beſatzung zu Kriegesgeſang enen zu ergeben; ; und ließ ihm dabey
melden, wenn er ſo lange wartere, bis ſeine Batterien fertig waͤren, —— nf
Berzeipung Er vetonge Seen bis um‘ — des andern ——
wurde ihm beroiliget. Ce di, aber * ‚fan —— Riennfhoft·
alle Päffe befegen, wodurch die Wilden den Framzoſen zu Sülfe, Terme ——
teaugue war ſehr entſchloſ A ich bis aufs Aeuße {dig Di ber
Soldaten einmuͤthig Die s — wuͤrde art er nicht Fet
fo mußte er ſich nochwendig ergeben, und aufs die fh Shin € sg
er mit allen friegerifchen Ehrenzeichen ausziehen dur hy wurde darauf nach Spanien’
Car,
geführer. Faſt alle Franzoſen nahmen unter den’ en Dienfle), einige ehe, aus⸗
— die an Haͤnden und and aaa und den Schifferaum | erobrfen: wur⸗
ſein Lieutenant, der Director von der Handels den
Der Statthalter
iht Wort — ——— lang — — Bor Sta
welches ſie nach —— brin > Cara hen I *
von — "die'er mit: Lbe ismitteln und Waaren wohl v e *
Din Juan Pedro hen dm Startfalter ein. und —
liche Beſatzung. TR AT ya tel BOT ee
‚Den 25ften Auguſt ſchickete er den’ Hauptmann — Zu8 — 5* an den)
Unterko um ihm d
ke A ind dieſer Offieier fan ae A Corne
zu Veraerug Der Marquis von Valero dem es angenehn erreht
Penſacole wieder unter den Gehorfant dee Königes, > feines Herth) gekommen, befah
Don Cornejo fo gleich, unter Segel zugehen, zu ſeinem Geſchwader die Schiffe jur mehr
men, die erſt Fürzfich unter des Dot Seancifeo Guerrero Anfühting aus der —
gefommen wären, um die Franzoſen aus dem ganzen 'mericanifchen Meerbuſen zu verja⸗
gen. Carraſcoſa Hatte feinee Seits nicht wenig zu hun, eine Bewegung unter feinen ges
gen, und vornehmlich den Freywilllgen, zu ſtillen, welche‘ misvergrüge darüber waren,
daß er ihnen nicht erlaubet hatte, die Guͤter der Franzofen zu plundern. —
we
von Neiungrantreich· xx Buch. 607
er ergriff, dieſe Unruhe zu ſtillen, war, daß er ihnen hundert und ſechtig Negern r7iy.
überließ, welche der Occidentgeſellſchaft jugeöteten , die fi) in einen Flecken der Wilden ——
geflüchtet hatten, Er ‚gab — auch noch andere — und fe ſchienen ver⸗
gnuͤgt zu ſe(n.
Darauf war er —— ich AN der as ** zu ug 3 ii. Die pinler
ckete dreyhundert e tn ab, unter welchen viele Franzoſen waren. Der Haupt⸗ werden bey:
mann Dat —— Mendieta führete, fie an, welchem er, eraften hatte, fich fo I 5 *
— Be u machen, als es moͤglich ſeyn würde, damit er die Anzahl der Wilden und
ana! kennen moͤchte —* die fie vertheidigten. Don Antonio richtete folches ſehr wohl
Ban r ſand den Philipp, — von Serigny geführet wurde, auf
der Hhede, und von vier guten — Er beſuchete die ganze Kuͤſte, ob.
man gleich re ee ihn Kai, hie t dafür „ Die Anzahl der Franzoſen und
beliefe au }
— weni zwe d. Er fuhr dara in den Fluß:
Maubile nie der Sudrwigsfehanze, aus welcher er ee Lebensmitteln bela⸗
dene Sahne bate rauskommen ſehen 1 ‚deren er — ——— Als aber die Fran⸗
iin — — einem = Age ‚Haufe auf dem, Felde nen — an >
Sand geftiegen w ind angen s — o wurde fie
se welchen 3 ille mit u — und Wilden dem ee
rigen zug hatte, gewahr. Er ſchickete ar rang ae Wilde ab., die
BE N a en, andere | sten ſich au ei en wo fie durch mußten,
! wenn fie fich retten wollten , mit dem Bauche auf die Erde, und zeigeten fic) nicht eher,
als da fie diefelben mir Den — te Be da ‚fie denn ihr Geſchrey erhuben
und das Gefecht anſingen. Die 5 d j m zweyen Feuern befan- ⸗
den, v nur —* e * Funfzehn wurden ‚Stelle getoͤdtet achtzehn
ergaben (ih dern fprangen ins Waſſer, — zu erreichen,
einige erfoffen. Die, Gefangenen waren i ne Franzofen. Vilinville
Fbistere fie an den Herrn Bienville, un ie e aus — der Henker, ſie
aufzuhängen , die Köpfe einſchlagen lief, und: den a nn in dem von Serigny)
ſchickete, der ihn aufhängen ließ. ;
Unterdeffen daß diefes in —— ieng, lief Done evan Berroa mit Serigny wird
dem u Macihae von Villars und eitiem andern’ * euge aus, Een "Befehl; den aufgefordert.
Philipp anzugteifen, und alles Volk des-Mendiera und eine Menge Soldaten, die er
dieſerwegen eingefchiffet hatte, auf der Dasepbineninfel aiszufegen den Flecken, wenn es
moͤglich wäre, abzubrennen, damit man die Wilden entfernete, und fie zu nöthigen‘, daß
fie aus der Inſel giengen, mit — alles zu thun, was ihm ſeine Kingheit zum:
Beſten des Dienftes feines Heren eingeben wuͤrde. Er überbrachte auch eine Aufforde⸗
tung an den Hauptmann des Philipps ,. die in dieſen Worten äbgefaffet war: „Mein
‚gen ich ſchicke onen mein Cart, um Sie aufzufordern daß Sie ſich ergeben und
hrein Schiffe feinen ‚Schaden hun; dent fonft werde ich Ihnen als Mordbrennern
— und niemanden, er ſey, wer er wolle), Quartier geben. "Sch werde auch des:
Heren Chateaugue, Ihres Bruders ode pres Freundes ‚der in meiner Gewalt iſt,
»nebft der. Befagung von Penſacole nicht ſchonen; indem meines Königes Wille ift, den⸗
y enigen nach aller. Strenge: zu begegnen, die mit den Waffen in der Hand ergriffen
„den!
608 > Gefehichte und Beſchreibung
1719. „benz da hingegen diejenigen, Die ſich ergeben werden , ‚alle mögliche Sanftmuth erfahren
„und alle Hülfe erhalten follen, deren fie nörbig haben. rs Schlau
Serigny antwortete, Die Spanier koͤnnten angreifen, wenn es ihnen beliebete, und
er wäre bereit, fie zu empfangen. Außer denen fechzig Mann, die ihm Vilinville zufüh-
rete und die zu rechter Zeit zu ihm ſtießen, begaben ſich auch viele Wilde von den Gegenden
um den Maubile zu ihm. St. Denys führere alle die von Biloxi zu ihm; und die Cons
ceffionarien ſchicketen ihm alle ihre Leute, welche die Waffen führen konnten. _Berron
nahm es auch bald wahr, daß es ihm nicht leicht fallen würde, in feinem Unternehmen
glücklich zu feyn. Sobald er zum Mendieta toben, ſo vernahm er von Diefem Officiere,
Die Infel würde täglich von Franzofen und Wilde völfer, die insgeſammt wohlbewaffnet
wären, und es ließe fich nirgend an einem Orte eine Sandung thun.
Die Spanier Er verſuchete folche indeffen doch auf der Eleinen Inſel Guillory, welche faft an ber
werden auf Dauphineninfel hänge: diejenigen aber, welche er dahin ſchickete, fanden Canadier und
* — Wilde, die fie zuruͤcktrieben, und ihnen über dreyßig Mann toͤdteten. Zween Tage dar⸗
rüctgerriehen. Nach erſchien der DBefehlehaber , welcher fich auf dem Marſchalle von Villars einge
fehiffee und die große königliche fpanifche Flagge aufgeſtecket Hatte, mit einen andern
Schiffe, einem großen Freybeurerfahrzeuge von zehn Canonen und fieben Schatuppen,
Er näherte fih) der Dauphineninfel, und den andern Morgen legeten bie beyden Schiffe
einen Kanonenfchuß weit von dem Philipp vor Anfer. Die Schaluppen, welche insges
ſammt mit Soldaten angefüller waren, und das große Fahrzeug, liefen zu gleicher Zeit
* a En Flecken befchießen und unterdeſſen ans Land fteigen wollten.
Sie fanden. Wr in ſo guter Berfaffung, daß fie ſich nicht ge:
fraueten, etwas zu unternehmen, Sie ernene ten hr Um erneßmen el 2 RE
einander, bald an dem einen, bald an dem andern Orte, und waren überall genoͤchiget,
fich zuruͤck zu ziehen, ohne etwas zu thun. Indeſſen befanden fich doch auf der ganzen
Snfel nur weyhundert Wilde, und noch weriger Eanadier und Frehwillige, auf die ſich
Seriguh verlaffen konnte. "Die Soldaten ; ihrer achtzig ungefähr, waren von der Ark,
wie, die zu Penfacole weggelaufenen a und man durfte ihnen fo wenig frauen, als dem
Seindefelbfl. N i —5
Das Geſchuͤtz von dem Philipp, welcher einen Piſtolenſchuß weit vom Lande lag,
“ und eine Batterie, welche Serigny an der Inſel aufiverfen laſſen, und ihre Schiffe ver-
hinderten, nahe genug ans Land zu fommen, um ihre, Sandung zu bedecken, fielen den
Spanien am beſchwerlichſten. „Endlich brachen fie den zöften wieder auf, und nahmen
ihren Lauf nach Penſacole. Man bat nicht recht erfahren koͤnnen, wie hoch fich ihr Ver⸗
laſt belaufen: man hatte aber, alle Urſache, zu urtheilen, daß er anſehnlich geweſen.
She größter Fehler war, daß fie nicht beſtaͤndig blieben. ¶Denn wenn fie nur ein wenig
fortgefahren, Die Dauphineninfel eingefchloffen. zu halten : fo. hätten fie ſich unfehlbar der⸗
felben bemeiftern muͤſſen. Die Belagerten lagen ſchon drey Wochen auf dem Sande,
und Eonnten ſich faſt nicht mehr erhalten. Die. meiften waren fo gar-kranf: 4 u...
Sie befeftigen „....„Der- General war während. der Zeit nicht muͤßig oder. ohne Unruhen geweſen. Er
Denſacole · ¶ hatte fehe weislich geurtheilet, es wäre noͤthig, auf der Spige der Inſel St. Roſa eine
Schanze zu bauen, um die Einfahrt in den Hafen zu vertheidigen; und er hatte alle Ne⸗
Fern daran arbeiten laſſen, die er den Franzoſen hatte wegnehmen koͤnnen. Dieſe Arbei⸗
fen wurden ſehr dadurch aufgehalten, Daß die Wilden die Karlsſchanze ſehr oft in *
Sa
“rs,
von Neu⸗Frankreich. XXI Buch. 6609
fegeten ; und wollte der Statthalter Ausfälle auf fie thun laſſen, fo fprangen fie, ſaget der 1719,
fpanifche Gefhichtfchreiber , wie die Ziegen, auf die Spige der Berge, wohin man ihnen
unmöglich folgen konnte. Diefes nebft den erften Machrichten, welche Carraſcoſa vom
Don Eftevan Berroa von der Unmöglichkeit erhielt, den Philipp wegzunehmen, und
in der Inſel Dauphine zu landen, gaben ihm vollends zu erfennen, er brauchere zur Endi—
gung diefes Krieges noch ftärfere Macht, ine von Veraeruz abgeſchickte Brigantine
hatte ihn verfichert, der große Beyftand, den man ihm verfprochen Hätte, wuͤrde unver⸗
züglich anfommen. Er erwartete Sebensmittel von der Havana. Die Schanze auf det
Siguenzafpige war beynahe fertig, fo wie auch eine Batterie von funfzehn Stücken, wel:
che die Einfahrt des Hafens beftreichen ſollte. Man arbeitete mit Fleiße daran, die Karls:
ſchanze in den Stand zu fegen, daß fie fich vor Feinen Anfällen fürchten durfte. Der
Hunger aber fing ſchon an, fich fpühren zu laffen, und die Krankheiten viffen ein.
Die Hoffnung des als fehr nahe angekündigten Benftandes erhielt die Truppen noch
einige Zeitlang. Da aber das Uebel zunahm und der Beyſtand nicht erfihlen: fo waren
viele der Meynung, das and zu verlaffen, ehe fich das Sterben verftärfere, weil, wenn
die Franzofen mit neuer Macht anfämen, der Mangel an $ebensmitteln fie noͤthigen
würde, fich zu ergeben, man — u ai noch fo guf befeftiger haben. Man hielt fo
gar dafür, der Beyftand, den man erwartete, wäre verloren gegangen; indem nicht bie
geringfte Wahrfcheinlichkeit wäre, daß a von Merico und der Statthalter in
der Havana es follten verabfäumer haben, ihm zur beftimmten Zeit abzuſchicken; und man
fagere öffenslich, man bürfte nicht faumen, abzugeben , weil man nur noch fo viel tebens-
mittel hätte, als man brauchete, nach der Havana zu fommen,
Der General war glücklich
auf.aber erhielt er Mac Bu mai
diefe anfangende Unruhe zu ftillen. Bald dar:
fünf ©: gel an der Seite der Daupbineninfel_ge-
fehen: ber m einer Balandıe ab haͤtte ſeine Schaluppe abgeſchicket, ſie zu
erkundſchaften; und da ſich dieſe Schaluppe zu nahe hinzugemacht, fo haͤtte man fie behal:
ten. Er zmweifelte darauf nicht mehr, daß ſolches nicht franzöfifche Schiffe wären; und
was ihn am meiften in diefem Gedanken beftätigte, war, daß man ſeit dreyen Tagen von
der Seite von Penfacole Feine Wilden mehr fah, woraus man urtheilete, fie müßten ſich
mit den franzöfifihen Truppen vereiniget haben, die Schanze zu Lande anzugreifen, unter:
deffen daß die Fahrzeuge fie zur See angreifen würden. Der Statthalter von St. Karl,
welcher zuerft Hefe Nachricht erhalten hatte, hielt es, aus Furcht, die Franzoſen möchten
fich daſelbſt niederlaffen, fir das Beſte, feinen Piatz wegzubrennen und alle fein Ge—
ſchuͤtz und feinen Kriegesvorrath nach der Schanze auf der Siguenzafpige bringen zu laf-
fen. Weil er aber faft alfein feiner Meynung war; fo befahl er dem Generale, dasjenige
zu thun, mas er zum Dienfte des Königes für das Beſte halten würde,
Den andern Morgen verfiherte ihn ein anderer Hauptmann von einer Balandre, —
die Fahrzeuge, die man geſehen hätte, wären Kauffaßedenfchiffe von zwanzig bis ſechs und nun, Mt
zwanzig Canonen höchftens: nicht lange darnach aber berichtete man ihm, man hätte ge ſadader
‚gen Sivoft fehs Kriegesfhiffe wahrgenommen. Er glaubete anfänglich, es wäre
folches des Cornejo Geſchwader: er Fam aber bald aus feinem Irrthume, und man er-
Eannte, daß es franzöfifihe Schiffe waren. Carraſcoſa entfchloß ſich, wenigftens einen
guten Muth zu zeigen. Er ſchickete den Don Bruno Eavallero mit hundert Mann nach
der Schanze auf der Spitze, welche noch nicht fertig war. Er begab ſich ſelbſt mit ſeiner
Allgem. Reiſebeſchr. XIV Band, Hhhh Fre⸗
610 > Gefchichte und Beſchreibung
ı7ı9. Fregatte mitten in den Canal; wo er fie an viele Anker befeftigen ließ, Er befahl, es foll-
ten Die beyden andern Fregatten und der Marfchall von Villars, auf welchen man
ihm hundert Mann Berftärfung zugefchicee, eben das thun, und ſich in Schlachtord⸗
nung ſtellen, wobey er nur eine Seite an der Siguenzaſchanze frey ließ. Er ließ alle an:
dere Fahrzeuge fich in Schlachterdnung ftellen und dem Statthalter zu St Karl von allem
Nachricht geben. Diefer hatte feiner Seits gleich anfänglich erkannt, Daß es franzöfifche
Schiffe wären, weil in dem Augenblicke, da fie fih wendeten, um fich der Einfahrt des
Hafens zu nähern, er * ww großen Anzahl Wilde angegriffen wurde, unter welchen,
nach feinem Lircheile, Franzofen waren 00000
* Cha in, dag. {pt des Geſchwaders, welches den zıften des
Auguſts im Gefichte der Dauphineninfel ankam , legete ſich auch in der That den andern
Morgen mit fünf Kriegesfhiffen und zweyen Schiffen von der Compagnie auf der Rhede
diefer Inſel vor Anker. Er traf in dem Canale zwo fpanifche Balandren an, welche die
Gemeinfchaft der Inſel mit dem Maubile verhindern follten. Bey Erblickung feines Ge—
ſchwaders aber fegelten fie nach Penfacole, Auf der andern Seite hatte Serigny, che er
fih mit dem Örafen Champmelin unterredet, Bienvillen melden laſſen, die Wilden mit
allen Franzofen, die. er finden Fonnte, zufammen zu ziehen, und fie ihm nach der Inſel Dau⸗
phine zuzufuͤhren. Nachdem ſolches geſchehen war: ſo erhob er ſich zu dem Grafen, und
gab ihm Rechenſchaft, wie die Sachen ſtuͤnden. Bienville Fam einige Tage darnach an;
und den sten hielt der General einen großen Kriegesrath. Es wurde darinnen ausge:
macht, Bienville follse die Penſacoleſchanze mit, vier bis fuͤnfhundert Wilden angreifen,
und Serigny wollte bey dem Grafe von Eham meli bleiben, und ihm längft der Küfte
und an der Einfahrt des Hafens zum Führer dinn. 0.000 0000
Unftafe zum Den zten brachte ein Canadier, Namens Dardennes, den man nach Penfacole
Angriſſe. geſchickt, den Zuftand des Plages zu erfundfchaften, den Bericht, er hätte acht Fahr -
jeuge gezählet, die vor der Inſel St. Roſa, mit niedergelegten Maſten, verlängten Rhaen,
vor Anfer gelegen; ev hätte eine Menge Zelte auf der Inſel wahrgenommen, und viele
Seute dafelbft herum gehen fehen, Die Schanze hätte ihm in fehr gutem Zuftande zu feyn
gefhienen; die Baftey von Nordoft und die Courtine gegen Morden wären von neuem
wieder gemacht; und die Befagung getrauete fich nicht, weder bey Tage, noch Nacht, aus
Furcht vor den Wilden, heraus zu geben. _ Die zehn Upalachen, welche auch von der
Entdeckung wiederkamen, brachten einen Spanier mit: allein, er war. ein Galeefclave,
von dem man feine Nachricht erhalten Fonnte, Den ızten endlich fam Bienville mit
einem Haufen Canabier am Borde des Aomirales, um dafelbft die legten Befehle von
dem Grafen zu erhalten; und in der Nacht vom ızten bis 1aten gab der Generat die $o-
fung, fid mit drey Schiffen des Königes, zwoen Fregarten von der Geſellſchaft, ber Eins
tracht und dem Philipp, und einer Eleinen Barke zue Exleichterung der Sandung, im
Falle der Noth, fegelfertig zu machen. —— —
Die Occidentgeſellſchaft hatte ſeit kurzem zweyhundert und funfzig Mann Meugewor-
bene nach Louiſiana geſchickt, welche auf die Schiffe des Koͤniges vertheilet wurden. Bien⸗
ville hatte Befehl erhalten, ſich auf Schaluppen nach dem Rio Perdido mit den Solda⸗—
ten und Freywilligen zu begeben, um dafelbft zu den Wilden zu ſtoßen, welche der Ritter
de la Longuevilfe dahin bringen follte, und die fih in der That daſelbſt befanden,
Darauf ſchickete Bienville einige Sranzofen und Wilden ab, die Befagung aus Penfacole
anzu⸗
von Neu⸗Frankreich. KXT Buch, 6n
anzuzwacken , und zu verhindern, Daß niemand aus der Schanze gienge, welches genau 1719.
ins Werk gerichtet wurde, | —
Den ısten endlich, vor Sonnen Aufgange, lichtete das Geſchwader die Anker; und Das Ge:
don ıöten des Abends ankerte es in ſieben Faden gegen Süden von der Schanze Penſacole, ſchwader Läufe
ungefähr zween Canonenſchuͤſſe weit von der Barre, weil Champmelin ſelbſt unter ſuchen in die Van ein.
wollte, ob die Barre Waffer genug für die Schiffe des Königes hätte, wovon die beyden
größten, nämlich der “Herkules, auf dem er war, und der Mars, neunzehn Fuß tief gien-
gen. Die Canadier verſicherten, er Fönnte ohne Mühe hinüber Eommen. Viele fpani-
fehe und frangöfifehe Lootſen aber behaupteten, man würde dafelbft nicht über achtzehn Zuß
Waſſer antreffen. Den rzten des Morgens befahl der General allen Schaluppen und Ca-
Noten von dem Geſchwader, die Barre zu erforfchen. Vienne, ber Ritter Goyon und
Serigny beftiegen diefelben, und fanden nirgend weniger, als zwey und zwanzig Fuß:
die Fluch war aber hoch, und Champmelin zweifelte noch, ob er es mit des Koͤniges Schif⸗
fen wagen ſollte. Serigny antwortete ihm, er wollte mit feinem Kopfe dafür ftehen;
und der ganze KRriegesrath war der Meynung , man follte bie Einfahrt wagen.
Das Geſchwader fand auch wirklich, als es einlief, obgleich die Ebbe fehr flach war, Eroberung der
überall ein und zwanzig Fuß Waffer, außer an einem Orte, wo der Herkules, weil er Schanze auf
den Waffeefrich nicht veche gefaften, ein wenig Leicht aufftich. Die Schiffe, der Graf zer nauiigen
von Toulonfe, der Warfchall von Villars, der heilige Ludwig, und eine fleine Seife. un
Fregatte von achtzehn Canonen waren an der Einfahrt des Innern Hafens unter dem Ge⸗
ſchuͤtze der Schanze auf der Spige St Rofa oder Siguenza buchfierer, welches aus vier
zehn Stücken beftund; und näher am Sande waren fieben Balandern mit acht bis vierzehn
a bevafine 2 ae * —— ſich und niedergelegten
tengen ein, damit es Zeit haͤtte, die Schiffe und die Schanze auf ber Spitze zu be—
ſchießen. Diefe fepoffen zuerft auf des Röniges Schiffe, die nur das —— Hehneten,
weil fie genöthiget waren, herum zu geben, fo daß fie einige Zeitlang nicht darauf ant—
worten Fonnten, Als fie aber einen ftarfen Büchfenfhuß weit von den feindlichen Schif-
fen waren, und man, um zu buchfieren, wieder an Steuerbord fommen, das ift, fich
auf die vechte Seite drehen mußte: fo wurde von beyden Seiten ein fehr großes Feuer ges
macht, welches drittehalb Stunden anbielt, Der fpanifche Geſchichtſchreiber redet von
einem fechsftündigen Gefechte: er verfteht aber vermuthlich die ganze Zeit Darunter, ba
die Schiffe von feiner Nation auf die unferigen gefeuert haben, Er feßet Dinzu, es hät-
ten die Wilden und Canadier die ganze Nacht auf die Karlsſchanze geſchoſſen; das Feuer
babe an der Einfahrt des Hafens nicht aufgehöret, als bis die Schanze auf der Spige
gänzlich zerftöret worden, ‚nicht mehr, als zwo Sregatten noch im Stande gewefen, zu
fechten, und diejenige, worauf der fpanifche General war, gefunfen; darauf habe Champ:
melin, aus Mitleiven, fo viel tapfere Seute umkommen zu ſehen, dem Don Alfonfo Car-
raſcoſa fagen laſſen, er moͤchte ſich ergeben, welches er auch gethan. Don Bruno ergab
ſich ebenfalls mit der noch übrigen Beſatzung der Schanze auf der Spitze.
Als folches gefeheben, fo ließ der franzöfifche General den Statthalter von Penfacole Die Karls
auffordern, ſich mit feiner ganzen Befagung zu Kriegesgefangenen zu ergeben, fonft ſhanze wird
würde niemand Quartier befommen. Matamoros fagete: er wollte in zweenen Tagen — ——
darauf antworten. Bienville, welcher fuͤnf hundert Wilde und hundert und funfzig Ca-
nadier um den Plag herum liegen Hatte, hatte es ſchon abgefchlagen, ſich mit ihm in Ver—
2 Shbhb 2 gleich
19.
Verluſt der
Feinde,
Härte der
Spanier ge:
sen ihre Ger
fangenen.
612 © Gefhichte und Beſchreibung
gleich einzulaffen; und er fah wohl ein, daß, wenn Charzpmelin Bienvillen erlauben
würde, einen Sturm auf feinen Plas zu laufen, wie er es durch feinen. erften Sieutenant,
le Lille, drohen ließ, er ihn nicht würde aushalten fönnen. Er hatte indeſſen Lillen ohne
Antwort weggehen laffen, Seine Dfficier aber, denen er die Aufferderung eröffnete, noͤ—
ebigten ihn, folchen wieder zurück zu rufen. Er meldete ihm, er ergäbe ſich, und brachte
feine Fahne dar. Champmelin erwies allen Dfficieren viel Höflichkeit und fagete zu ihnen,
er hätte noch Feine fo fhöne Vertheidigung gefehen, Sie gefihab auch. wirklich mit vieler
Drdnung und Tapferkeit. - |
in ae feiner Offi⸗
Den andern Morgen fchickete Ef
en der Balan- -
ciere und einem Dfficier des fpanifchen era ‚um )
dren, Die in dem Grunde der Bay auf den Strand gelaufen wwaren , zu befehlen;, fie wie-
der in den Hafen zu führen: man fand aber nur franzdfifche Gefangene dafeibft. Die
Spanier hatten fich nad) St. Joſeph geflüchtet, wie im Anfange des Treffens. eine Bri—
gantine und eine Pirogue gethan haften. An eben dem Tage zog die fpanifche Befagung
aus der Karlsfhanze, und die Officier wurden entwaffnet an den Bord geſchicket: man
ließ ihnen aber ihr Gerärh und alle ihre Sachen. Der Graf Champmelin wollte auf fei-
nem Schiffe ven General, den Statthalter von Penfacole, Don Bruno Cavallero ‚ Den
Eftevan Berroa und Don Antonio Joſeph Martinez haben. Weil aber die Anzahl der
andern Gefangenen, welche Bienville auf funfzehnhundert, und Serigny auf zwoͤlfhun⸗
dert fteigen läßt, das Geſchwader fehr beſchwerete, und es bald würde haben Hunger leiden
laffen : fo ſchickete man ihrer fehshundere auf dem Ludwig nach ber Havana, Man
wweifelte nicht, daß die Feinde nicht viele Bern te und Todre gehe
fanden fich doch) ihrer in allem nur fechjig,
‚bis fieben,
Den 24ften fehr früh wurde man eine Brigantine gewahr, welche ohne Mistrauen
in den Hafen einlief. Sie wurde vom Andreas Gonzalez geführet, welcher aus der
Havana den fo lange zu Penfacole erwarteten Mundvorrath brachte. Champmelin bes
mächtigte fich derfelben, und fand Erfrifchung für alle feine Leute darauf, die folcher fehr
nötbig hatten. Gonzalez überbrachte auch viele Briefe, wovon der General nur diejeni-
“gen abgab, bie er für dienlich hie. Bienville befam auch einen durch eben den Weg
von dem Herrn Chateaugue, welcher ihm meldete, der Statthalter in der Havana wei:
gerte ſich, ihm fo wohl, als den Offieieren und Matrofen, die mit ihm gefangen wären,
Die Schanze
Penſacole
wird zu
Theile jerſtoͤh⸗
vet,
tebensmittel zu geben; und bie fegtern wären gezwungen, Steine zu karren, oder an den
fanifchen Gebäuden arbeiten zu helfen, damit fie ihr Brodt verdieneten. Champmelin
machete dem Generale und fpanifchen Officieren große Vorwürfe deswegen; er glaubete
aber, er müßte fich deswegen nicht anders rächen, als wenn er allen denjenigen von ihrer
Nation, die feine Gefangene wären, gut begegnete. Gleichwohl glaubete er, er müßte
an den Statthalter in der Havana deswegen fehreiben. Darauf hielt er Kriegesrecht über
die Franzofen, die mit den Waffen in der Hand wider ihren König ergriffen worden,
Die Strafbarften wurden gehangen, die andern zu den Galeeren verbammet.
Nun war nur noch die Frage, ob man die Schanze Penfacole behalten follte. Es fehs
lete nicht an Soldaten, fie zu befegen : die meiften aber waren elende Kerl, welche von den
franzöfifchen Truppen weggelaufen , oder mit Gewalt weggenommen waren; und die Erz
fahrung des Vergangenen zeigete, wie wenig man fich auf ihre Treue verlaffen fönnte.
Es
von Neu⸗Frankreich. XXI Buch. 6
Es wurde alfo befchloffen, zwo Bafteyen an der Sandfeite niederzureißen, und nur die beye iz.
den zu behalten, die nach dem Hafen zugiengen, und darinnen einen Officier, zween Ser: |
genten, zwanzig Soldaten und zwölf Wilde zu laffen. Den zten des Weinmonates kam
die Fregatte der Herzog von Noailles zu Penfacole an, und brachte dem Grafen von
Ehampmelin Briefe, worinnen ihm befohlen ward, mit feinem Geſchwader den Winter
über in Louiſiana zu bleiben; weil man am franzöfifchen Hofe Nachricht hatte, es wäre
ein ſtarkes Geſchwader aus Spanien nach dem mericanifchen Meerbufen abgegangen.
Der Zuftand aber, worinnen fich feine Schiffe und fein Schiffsvolk befanden, machten,
daß diefer Befehl nicht Fonnte ins Werk gerichtet werden. '
Den zıten berichtete ein Spanier, der fich allein von dem Schiffsvolfe einer Fluͤte
don vier und zwanzig Canonen gerettet Hatte, welche beftimmet war, die Jofephsbay mit
Sehensmitteln zu verfehen: er wäre vor fechszehn Tagen von Veracruz abgegangen; er
hätte fünf Kriegesſchiffe, die funfzig bis fiebenzig Canonen geführer häften, zwo Fregatten
und drey Balandren, nebſt einer großen Anzahl Truppen zum Ausſetzen verlaſſen, die ſich
anſchicketen, alle von den Zranzofen aus $ouifiana befegeten Pläge weggunehmen. Den
1zten, um drey Uhr des Abends, nahm man ein Schiff wahr, und zu gleicher Zeit brachte
man dem Generale einen andern Spanier, de man auf der Inſel St. Rofa gefunden
hatte. Dieſe igete, er wär em Schiffe, das man da fühe, von Beracruz
PN te ai > gefeßer Be gar Meet a
agen, fo wären feine beyden ten erfoffen, und er fe aͤtte fich mit ims
men gerettet. Kurze Zeit darnach that das Schiff drey Canonenſchuͤſſe, fein Canot gleich:
fam dadurch zu rufen, und man fah feine Schaluppe abgehen. Sie kam an der Si-
guenzafpige mit Tonnen, um Waffe einzunehmen, ans fand. Man hiele fie an; und
diejenigen, die fie ſageten, r und dreyßig Tagen von Vera-
cruz ab en, r Schiff haͤtte Leber und Verſtaͤrkung von hundert Mann
fuͤr Penſacole; ein Nordoſt haͤtte ſie auf der Inſel Dauphine aufgehalten wo fie hätten
Waffer einnehmen wollen, aber wären verhindert worden.
Den andern Morgen früh that das Schiff, welches außer der Bay lag, einen Ca⸗
nonenſchuß, um feine Schaluppe zu rufen. Als ſolche nicht wieder kam: fo blieb es bis
um eilf Uhr, wo es war. Darauf aber nöthigte es ein ſtarker Suͤdoſt, einzulaufen und
feine Anker zu werfen. So gleich ließ der Graf von Ehampmelin feine Flagge aufſtecken.
.. Diefes Schiff wurde vom Don Franciſco de la Denna, einem Hauptmanne von der
barloventifchen Flotte, geführe. So bald er die franzöfiiche Flagge ſah, brachte er die
feinige; und der General ließ ihm die Briefe abfordern, die er von dem Unterfönige hatte.
Er gab fiez und fie beftätigten alles dasjenige, was man fhon von der Abficht der Spa-
hier wußte. Dice Rachrkhren Anderem in dem Enefehluffe nichts, welchen Champmelin
gefaſſet hatte, abzugeben, weil die Krankheiten auf feinen Schiffen zunahmen. Der
Mars hatte indeffen doch Befehl, fo lange zu bleiben, bis fein Schiffsvolf von der Peft
genefen wäre, welche auf diefem Schiffe feit feiner Ankunft in America gemefen war. Der
Marſchall von Villars und der Graf von Tonloufe waren nicht im Stande, die
See zu halten, und mußten auch bleiben,
Nachdem: diefe Verfügungen gemacht worden, ſo war Champmelin bedacht, die Die Wilden
Wilden fürigren Eifer zu belohnen, den fie für die franzöfifche Nation feit dem Anfange werden be:
dieſes Krieges bezeuget hatten, St. Denys * —— Volkern ſehr gelicht * ſchentet.
3 ekam
geten
er
‚
614 Gefchichte und Beſchreibung
r720. bekam Befehl, fie zuſammen kommen zu laſſen ; und er ließ das Calumet zu Ehren des
Generals fingen, welcher demſelben nebft allen feinen Dffisieren beywohnete. Er redete
fie darauf im Mamen des Generales an, und ermahnete fie, ftets mit den Franzoſen verei⸗
niget zu bleiben, deren Uebermache über ihre Feinde fie gefehen hätten. Nach Endigung
feiner Rede theilete man ihnen die Gefchenfe von dem Könige aus, und ließ fie fehr zufries
den auseinander geben. 110
Neue Nach⸗ Den ꝛiſten, da das Geſchwader im Begriffe war, unter Segel zu gehen, wurde man
vice von DER eine Balandre anfichtig, die mit dem Winde Hinter fich in die Bay einlief. Man bes
——— maͤchtigte ſich derſelben; und der Hauptmann verſicherte, er wäre vor achtzehn Tagen von
te Veracruzʒ in Geſellſchaft eines Schiffes von vier und vierzig 1, Dreyer andern von
dreyfig, achtzehn und zwölfen und einer andern Balandre, abgegangen; drey andere
Schiffe von zehn Canonen wären in dem Hafen geblieben; weil die Peft unter das Schiffs-
vol gekommen; der General Cornejo wäre in Perfon auf dem größten Schiffe; feine Ab-
ficht wäre, zu dem Statthalter zu Penfacole zu ftoßen, um ihm alles dasjenige erobern zu
helfen, was den Franzofen in Louiſiana noch übrig waͤre; und er machete ſich Rechnung,
die Infel Dauphine und die Schanze Maubile wären ſchon in Seiner Fatholifchen Maje—
ftät Gewalt; übrigens hätte ein Windftoß feine Balandre drey Tage nach feiner Abreife
von Veracruʒ von dem Geſchwader abgefondert; und er wüßte nicht, wo folches hingekom⸗
men wäre, “ X
Champmelin Dieſe Zeitung machete, daß ſich Champmelin entſchloß, noch einige Tage zu Penſa⸗
uiſche Geſthwader dafelbfk zu erwarten. Weil es aber nicht er⸗
seht nah cofe zu bleiben, um das fpanifch
Frankreich. ſchien: fo machete er ſich ſegelfertig, und gieng mw nach Frankreich. Es ift glaub
daß Cornejo unterwegeng die Eroberung von Penfacole vernommen und gehöret, daß die
franzoſiſchen Schiffe noch daſelbſt lagen ; daher er es nicht für rathſam erachtet, fich mit
Saujon Ent einem viel ftärfern Geſchwader, als das feinige, einzulaffen. Indeſſen war doch diefes
Daraus an. Faum abgegangen, fo Fam der Ritter Saujon mit einem neuen Geſchwader in louiſiana
an; und feine Gegenwart trug nicht wenig bey, die Spanier abzuhalten , etwas zu unter:
nehmen, Er wollte darauf nach der Jofephsbay geben, um fi) davon zum Meifter zu
machen. Bienville aber, welcher fich derſelben im vorigen Jahre bemächtiget, und fie
Eur, Darauf wegen feiner Unmüglichfeit, wegen der Schtoierigfeit fie zu vertheidigen, das
ſelbſt anzuländen, die Schiffe dafelbft in Sicherheit zu erhalten, und vornehmlich wegen
der Unfruchtbarkeit des Landes, welches nichts hervorbringen kann, wiederum verlaffen hat⸗
fe, war nicht feiner Meynung. Serigny ftellete ihm feiner Seits vor, der Hunger, womit
das Pflanzland bedrohet würde, erlaubete niche, die Abfahre der Schiffe der Geſellſchaft zu
verzögern, Deren er fich zu Diefem Unternehmen bedienen wollte; und auf welchen er viele
geute wieder nach Frankreich zu ſchicken, fich fo gar verbunden fähe. Saujon beftund nicht
darauf; und da ihn nichts weiter in America hielt, fo nahm er feinen Lauf wieder nach
| Frankreich. wi ven?
Serigny geht Serigny folgete ihm bald nach. Er gieng den ayften des Brachmonates 1720 unter:
ab und ze) Segel; und vernahm bey feiner Ankunft zu Breſt, der König hätte ihn zum Schiffs-
Schiie * hauptmanne gemacht, welche Belohnung feiner Tapferkeit, feiner guten Aufführung und dem
— * Eifer, womit er feinem Herrn von feiner Kindheit an gedienet, allerdings gebuͤhrete; da er
niemals eine Wuͤrde bey dem Seeweſen erhalten, als nachdem er fich durch eine merkwuͤr⸗
dige That, oder durch einigen wichtigen Dienft hervorgethan. Drey Tage nach feiner =
reiſe
von Neu⸗Frankreich. XXI Buch. 615
teife Eamen zwey Schiffe des Königes, der Toulouſe und Heinrich, die vom Toulon un- 1726,
ter der Anführung der Herren von Valette und Cafaro abgegangen waren, in fehr ſchleh⸗
tem Zuftande auf der Rhede der Inſel Dauphine an, Der P. Laval, ein Jeſuit, Fönig«
licher Profeffor der Hydrographie in dem Hafen zu Toulon, hatte ſich darauf eingefchiffer,
in der Abficht, Beobachtungen zu Louiſiana zu machen, und vornehmlich die Laͤnge der
Mindung des Mieiffipi zu beftimmen. Allein, die Peft war auf beyde Schiffe gekommen.
Cafaro war während der Ueberfahrt daran geftorben. Die Almofenpfleger waren nicht
im Stande, den Kranken, deren Anzahl groß war, beyzuſtehen; daher hielt denn dieſer
Religiofe, welcher überzeuget war, die Wiffenfchaften wären bey einem Manne von feinen
Stande nur ein Nebenwerf, dafür, die Pflicht feines Amtes müßte demjenigen vorgeben,
was man von feinen aftronomifchen Wahrnehmungen erwarten koͤnnte. Er gieng alfo
nicht nach Miciffipi, ungeachtet er nur vierzehn Meilen davon entfernet war; fondern blieb
bey feinem Schiffsvolke, und wendete nur die Augenblicke zum Beobachten an, die er ſei—
ner Ruhe entzog; welche Aufführung fehr gelobee wurde,
Indeſſen erhielt ſich die Schanze der Natchitochen ſtets; und es hatten fich einige von St. Denns
ben Eonceffionarien nad) dieſer Seite gemacht, in der Hoffnung, fich durch den Handel mie bey den Nat
den Spaniern zu bereichern; welche eitle Hoffnung fie abbielt, ficherere Maaßregeln zu er- re
greifen, um ſich anderswo gründlich ı laffen, und welche fie vollends zu Grunde rich: ———
tete. Bienville empfing gegen Das Ende dieſes Jahres einen Befehl vom Hofe, den Herrn
von Saint dahin zu fehichen, welchen der König, auf das gute Zeugniß,
das ihm Cha im Rathe gegeben, mit einer Beftallung als Hauptmann und dem
St. Ludwigskreuze beehret hatte. Ex reifete zu Anfange des folgenden Jahres mit einer
se von Truppen und Kriegesvorrathe; ab und feine Frau füumete nicht, fich eben:
a n zu begeben. Chateaugue, weldye der Havana nc anfreich gegangen
war, Fam auch zu eben der Zeit mit — — See dee Foniors Hurt, *
übernahm die Befehlshaberſtelle in der Ludwigsſchanze an dem Maubile wieder. Endlich
legete Bienville von neuem das Generalquartier von Louiſiana zu Bilopi an, und nahm
daſelbſt feinen Sitz mit dem größten Theile der Truppen und den Dirertoren der Gefell:
ſchaft, deren Haupt er war,
Man befürchtete von Seiten der Spanier nichts mehr, weil man in dem vorigen Erſte Nach:
Jahre, da Valette noch auf der Inſel Dauphine war, gewiffe Machricht erhalten, daß riht vomärie:
zwey foanifhe Schiffe von fechs und fechzig und fieben und fechzig Canonen, die von zweyen den.
Geſchwaderhaͤuptern geführer wurden, und fich mit der Flotte von Veraeruz vereinigen foll:
ten, um Penfacole zu überfalten, einen Gegenbefehl erhalten hatten, und daß diefe Ver—
änderung die Frucht eines Waffenftillftandes unter den beyden Kronen war, Der Hof
zu Mabrid , welcher nicht gweifelte, es müßte die Wiedergabe von Penfacole einer von den
Friedensartikeln werden, an denen man arbeitete, glaubete, ev dürfte fich in Feine unnuͤtze
Unkoſten einlaffen, und die Sache gefchab in der That, wie er fie vorausgefehen Hatte,
Die Gelegenheit war vortheilhaft, um die Conceffionarien feft zu fegen, welche nicht Wergebene
aufböreten, „von Frankreich zu fommen, und wenn man es veche gemacht hätte, in wenigen Unterneh
Jahren die beyden Ufer des Miciffipi bis am die Illineſen würden bevölfere haben. Alle —— *
Aufmerkſamkeit dev Directoren von der Geſellſchaft aber gieng dahin, ſich den Spaniern gay.
zu nähern, oder zu verhindern, Daß fie ſich nicht in unferer Machbarfchaft fegeten. In eberr
dieſem Jahre machere Bienville den Anſchlag, ſich der St. Bernhards: oder St, a
an
616 Geſchichte und Belhreibung
sz2r. bahy zu verfichern : er wählete aber denjenigen fehlecht, dem er diefe Unternehmung auftrig:
rn Diefor Menſch lief in den Magdalenenfluß ein, den er auf feiner Fahre antraf, und gieng ,
fünf bis fechs Meilen hinauf. Er fand die Wilden überall auf ihrer Huch, und entfchloß
fen, Leine Sremden in ihrem Sande zu leiden. Er ließ ihnen fagen, er wäre gefommen,
um ein Buͤndniß mit ihnen zu ſchließen und ihren Zuftand beſſer zu machen: fie antworte:
ten ihm aber, fie wären mit ihrem Zuftande zufrieden, und zögen ihre Freyheit allen denen
Bortheilen vor, die man ihnen anböthe, Der Officer fand indeffen doch Mittel, einige
von den Bornehmften an Bord zu bringen, wo er fie behielt. Er gieng fo gleich" wieder
unter Segel und fübrere fie nach Biloxi. _ Bienville tadelte di Berrächerey ſehr, und
ließ die Wilden wieder heimführen. Im folgenden Jahre er vern 1 er, die Spanier
von Veracruʒ hätten eine Schanze in der St, Bernhardsbay erbauet.
Zu Ende des Mayes 1722 Fam eine fpanifhe Brigantine von zwey und zwanzig Ca⸗
nonen und mit zweyhundert und fünfzig Mann befeget, von Veracruz zu Bilori an. Sie
wurde von Auguſtin Spinola geführet, und hatte den Herrn Waͤlcop, einen Srrläns
der, Schiffshauptmann in den Dienften des Königes von Spanien, auf, welcher den zwi⸗
ſchen Franfreich und dem Könige in Spanien gefchloffenen Frieden überbrachte, worinnen
die Wiedergabe der Schanze Penfacole an die Krone Spanien ein Artikel war, Man
feyerte diefen Frieden zu Bilori mit großen Freudenbezeugungen, welche auf beyden Seiten
aufrichtig zu feyn ſchienen. a —
DasGeneral: Se bald die Brigantine wieder unter Segel gegangen war; das ift in der Mitte des
quartier wird Brachmonates, fo fing man an, alle Güter, die ſich in den Pachäufern der Dceidentge:
nach Neueng⸗ ſellſchaft zu Biloxi befanden, nach Neuorleans zu 6 hgen, weil der Rath ver Hatte,
land verleget. Dos Generalquartier. daſelbſt zu errichten, und nur. einige Mannfchaft mit eine ierezu
Bilori zu laſſen. Die Truppen hatten bereits angefangen, fich nach der Hauptſtadt zu be:
geben : fie folgeten aber nicht alle dem ihnen vorgefchriebenen auf, ine Compagnie
Schweizer, welche fich mit ihrem Hauptmanne an der Spige nebft vielen Sebensmitteln und
Kriegesvorrathe eingefchiffet hatte, wandte ſich mit fliegenden Fahnen nad Carolina , we
fie fehr wohl aufgenommen wurde. Es blieben nur zween Dfficiere, ein Sergent und eis
nige Weiber, deren Geräthe die andern mitgenommen hatten, zu Sonifianas " 2]
Raͤnke der Dieſe waren nicht die einzigen, welche wegliefen, und wovon die engländifchen Pflanz⸗
Engländer. ſtaͤdte fo wohl, als die Havana ‘ ugen zogen. Louiſiana wurde alfo alle Tage ſchwaͤcher,
und man ſchickete aus Frankreich nicht fo viel, daß es feinen Verluſt hätte erfegen koͤnnen
Die Engländer bereicherten fih alfo ven unferm Raube; und da fie von unferer Schwach
beit unterrichtet waren, fo hielten fie die Gelegenheit für günjtig, unfere Wilden wieder zu ge:
winnen, die ihnen fo übel begegnet waren, Die erſtern, an welche fie fich wandten, was
ven die Tſchactaer; fie ftelleten ihnen unfere Dürftigkeit größer vor, als fie war, um fie zu
überreden , fie härten Fünftig nichts von uns zu hoffen; und fie thaten ihnen die vortheil:
bafteften Anerbiethungen, wenn fie unſerm Buͤndniſſe entfagen wollten, um ſich an fie zu
ergeben. |
Treue der s Die Verfuchung war groß für die Wilden, welche durch ihre eigenen Augen von der
Tſchactaer. Wahrheit deffen überzeuget wurden, mas man ihnen ſagete: und die nur gar zu fehr fapen,
daß unfere legten glücklichen Erfolge auf nichts gruͤndliches hinaus gelaufen. Es ift über
diefes gewiß , wen fich dieſe Völferfchaft, welche die zahlreichefte in ganz Louifiana iſt,
durch die Reizungen derer Vortheile, die man ihr anboth, hätte gewinnen laſſen, fo wer
der
ar
von Neu⸗Frankreich. XXI Buch, 617
den alle unſere Bundesgenoffen ihrem Benfpiele gefolger feyn; und das um fo vielmehr,
weil diejenigen, die uns am meiften ergeben waren, ſich nicht im Stande befanden, ſich dem
Strome zu widerfegen. Die Tſchactaer aber zeigeten bey dieſer Gelegenheit eine Uneigen⸗
nuͤtzigkeit und Treue, deren ſich die geſitteſten Volker nicht allemal befleißigen. Sie gaben
dem Herrn Bienville von denen Vorſchlagen, die man ihnen that, ſelbſt Nachricht, und
diefer Befehlshaber fand. fie gegen bie Sranzofen fo gefinnet, daß er glaubete, ſich von ih—
nen alles verfprechen zu koͤnnen. —
Die Engländer dachten indeſſen doch nicht alle auf einerley Art von dieſer großen An-
zahl Franzoſen, die zu ihnen übergiengen. Bielleicht fürchteten ſich fo gar einige, daß fie
diefelben gar zu fehr in ihren Pflanzlanden möchten vermehret ſehen. Wenigftens ift es
gewiß, daß der Statthalter von Carolina an den Herrn Bienville fehrieb, um ihm von der
Ankunft des Herrn Brandt und feiner Schweizercompagnie Nachricht zu geben. Er vierh
ihm, dem franzöfifchen Hofe eine folche Unordnung zu melden, welche nothwendig den gan:
zen Untergang feines Pflanzlandes bald nach fich ziehen müßte, Man hätte aber alles
das, was geſchah, im Voraus vermuthen füllen. Es war diefes Pflanzland faft nur von
Leuten bevölfert, die man mit Gewalt dahin geſchicket harte, oder auch von Conceßiona—
rien, die dasjenige nicht daſelbſt fanden, was man ihnen zu finden Hoffnung gemacht hat-
te. Beyde waren Daher bald darauf bedacht, nur wieder hinaus zu fommen. Cine grofie
Anzahl Eam durch Elend oder Krankheit um; und das fand wurde eben fo gefchwind wie-
derum leer, als es angefüllee worden. —
Die Meberläufer fehligeten ihrer Seits insgefammt die Noch vor, worein man fie ge-
bracht hatte, ſich anderswo zu verforgen, indem man ihnen die nöthigen tebensbebürfniffe
verſaget hätte, inige fehrieben fo gar an die Auffeher über Louiſiana c) in foldhen Aus-
drücken, welche anzeigeten, — das, was ſie gethan haͤtten, angekommen waͤre;
und dieſes erhellete noch mehr aus nigen, was im Auguſt dieſes Jahres geſchah. Ei-
ner, Namens Duclos, welcher eine Tartane fuͤhrete, deren Ladung. ſehr reich war, begegne-
teeinem Haufen Ueberläufer, die ihm nur einige Lebensmittel und Getränke abnahmen, oh—
ne feine Waaren anzuruͤhren. Gr bezeugete ihnen fein Erſtaunen darüber; und fie ant-
worteten ihm, fie wären feine Näuber, fondern brave Leute, welche die Noth zwaͤnge, zu
andern Nationen zu gehen, um daſelbſt ihren Unterhalt zu ſuchen, weil die ihrige fie Yuns
ger ſterben ließe. Die Misvergnügteften waren die Soldaten, denen man durchaus nichts
anders, als Brodt gab, da man doc) unter die Arbeitsleute und fo gar auch unter die Ge:
fangenen, die oftmals für Die Privatperfonen arbeiteten, Fleiſch austheilete,
"Zur Vermehrung des Unglüces erhob fich venzaten des Herbftmonates um zehn Uhr
1722.
—
Urfachen des
Weglaufens.
Sturm und
des Abends , auf dem Miciſſipi ein Sturm, welcher in feiner ganzen Staͤrke bis zu Mitta- feine Wirkun—
ge des andern Tages dauerte, und fich bis zu den Natſchen auf der einen Seite und auf der
andern bis nach Bilori empfinden ließ. Die Kirche, das Hofpital, und dreyßig ſowohl
Häufer als Baraquen von Meuorleans wurden umgeſtuͤrzet, alle andere Gebäude wurden
befchädiget. Niemand Fam dabey um: doch wurden einige Rranfe in dem Spitale ver-
wunder, ine Menge von Fahrzeugen, Piroguen, Canoten und Schaluppen waren in dem
Hafen gefeheitert, Drey Schiffe, welche daſelbſt vor Anker lagen, wurden fehr übel mit—
? | genom:
©) Den sten April des vorigen Jahres hatte der König vier Commiflarien, lauter Staatsräthe, zur Auf:
ſicht über Lonifiana und der Oeeidentgeſellſchaft und zur Ablegung der Rechnungen ernannt.
Allgem, Beiſebeſchr. XIV Band, Sii
gen.
618 Geſchichte und Beſchreibung
72 genommen, und ſahen ſich ziemlich hoch auf dem Lifer des Fluſſes geſtrandet, welches doch
acht Fuß hoch gehalten wurde. Es blieb in den Wohnplaͤtzen über und unter der Stadt
Fein Gebaͤude ſtehen. Biloxi wurde noch uͤbeler mitgenommen. Alle Haͤuſer und Maga⸗
zine wurden daſelbſt umgeworfen; und da das Meer aus ſeinen Graͤnzen getreten, ein Theil
dieſes Poſten uͤberſchwemmet. Die Tartanen, welche auf der Rheede waren, wurden auf
die Iuſeln und Kuͤſten des feſten Landes geworfen. Es war fo gar eine: darunter, deren
Hauptmann fich allein mit einem Schiffjungen rettete, nachdem er vier und zwanzig
Stunden auf der Rha zugebracht, Das übrige Schiffvolk war erfoffen, und viele Piro-
guen, welche nach Neuengland. mit $ebensmitteln und Fluͤgelwerke hinunter. fuhren, litten
Schiffbruch. Die Hülfenfrächte, welche ſchon veif waren, giengen verloren, und der be:
ſtaͤndige Regen, welcher dazu kam, verderbete ein gut Theil von denjenigen , die noch nicht
reif waren,
Die Chiea⸗ Wir waren indeſſen beſtaͤndig im Kriege mit den Chicachaern; alles aber beſtund in
hhaer bitten einigen Ueberfaͤllen, welche die Reiſenden noͤchigten, vorſichtig zu gehen. Dieſe Wilden
am gtiede. ¶wurden fo gar zuerſt müde, zu einer Zeit, da fie uns große Unruhe hätten. machen können.
Ziveen Canadier, Bater.und Sohn, welche in ihre Hände gefallen waren, wurden von ih-
nen wohl.gehalten, und die Häupter barhen ihn, an den: Heren von Bienville zu fehreiben,
wenn er ſie zu Gnaden annehmen: wollte, fo wollten fie fie ſo gleich loslaſſen. Sie thaten
noch mehr, . fie giengen zum Herrn de Brave,,. welcher bey den Naſuern Befehlshaber
war, überreicheten ihm das Caluͤmet, und bathen ihn. um Friede, den er. ihnen nicht. ver
— weigern zu —* — —
eindfeligkei- Da aber das Pflanzland zum hp: dieſes Volkes verſichert hatte, welches nich
Ken DE Wat/ allein das tapfer ſie in gam en een mie E em
ee: laͤndern am meiften zu fürchten. war: ſo erfuhr es gar.bald, daß es fi) auf die Treue der
Natſchen nicht: weiter. Rechnung machen konnte, als in fo weit es wider diefe Nation , die
von Natur: betrügerifch war, auf ſeiner Huth flund, In der That, diefe Wilden fahen
nicht ſo bald, daß die: Sranzofen, welche mit: andern Gegenftänden. befchäfftiget: waren,
nicht-fo viel Acht mehr. auf ihre Unternehmungen hätten, fo fingen fie ihre Anfälle. wieder-
um an, und gaben ihren ganzen .böfen Willen zu-erfennen ; und.man wird bald fehen, dag
man nicht genug Mistrauen in denfelben habe fegen koͤnnen.
Die Illine⸗ Man vernahm-zu gleicher Zeit ſehr traurige Zeitungen von den Illineſen. Herr von
van vereinigen Boisbriand, welcher Machricht:erhielt, Daß die vom Felſen und Pimiteny von den Utaga⸗
ns *5 dem miern belagert wuͤrden, hatte ſich mit;dem Ritter von Ärtaguette und dem Herrn von Tiſne,
eine welche beyde Hauptleute waren, vielen andern Officieren und einem abgeſchickten Haufen
von hundert Mann eingefchiffet,. um fie zu befreyen; und hatte vierzig Franzofen und vier-
hundert Wilden Befehl gegeben, fich zu Sande. mach Pimiteuy zu verfügen, und feiner da-
ſelbſt zu erwarten... Als aber. beyde Haufen auf der. Hälfte des Weges waren: fo vernah-
men fie, daß ſich die Utagamier- mit Berfuft von mehr als hundert und zwanzig. ber: Ihri⸗
gen zurückgezogen haften; Diefer glückliche. Erfolg hielt die Illineſen indeffen nicht ab,
eb fie gleich nur ungefähr zwanzig Mann, einige Weiber und Kinder eingebüßer Hatten, den
Felſen und. Pimiteup zu verlaffen, wo ſie in beftändiger. Unruhe waren, und. ſich Mit denje-
nigen von ihren Brüdern zu vereinigen, bie fih an dem Miciffipi gefeger hatten. Diefes
war fuͤr den meiften Theil ein Gnadenſtoß; Indem der Mangei der Miſſionarien niche-er-
laubete, ſo viele von einander ſo entfernete Flecken zu. verſorgen. Auf der andern Seite
aber
von Neu⸗Frankreich. KXIBUb 600
aber wurde die Gemeinſchaft der Provinz Louiſiana mir Neufrankreich nur immer were irre.
und weniger thunlich, da nichts mehr Die Steeifereyen der Utagamier Tängit dem Illineſen ⸗·⸗
fluſſe aufhielt.
ſ litten einige Zeit darnach einen betraͤchtlichen Stoß von Seiten des Herrn von
Saint Ange, eines Offieiers in der Schanze Chartres bey den Illineſen, welcher fie in
‚großer Anzahl in eine Art von Hinterhalt gezogen, und fie beynahe faft insgeſammt nieder⸗
bieb, Andere nicht fo zahlreiche Parteyen hatten Furz darauf eben das Schickſal. Ihxre
Wuth aber wuchs, fo wie ihre Stärke abnahm; und ſie floͤßeten folchen den neuen Feinden,
die fie uns erwecket hatten, dergeftalt ein, Daß der ganze Strom des Miciffipi und alle Ge—
genden umher ſich von Wilden angefüllet ſahen, mit denen wir niemals etwas zu thun gehabt
hatten, und die keinem Franzoſen Quartier gaben, wenn ſie ihn entweder uͤberfallen oder
mit Vortheile angreifen konnten.
Viele Natſchen harten ſich öffentlich wider uns erklaͤret; und was den Herrn Bien⸗ DieNatfgen
ville am meiſten deswegen beunruhigte, war, daß ſich der Bruder des großen Hauptes an machen Friede
ihrer Spitze befand. Wenn man einen dauerhaften Vergleich mit dieſer Ration hätte ma- ——
chen wollen: ſo haͤtte dieſer Menſch, welcher der Urheber von allem Ungluͤcke war, nothwen⸗ *
dig von ſeinem eigenen Bruder dem Statthalter muͤſſen ausgeliefert werden; und es war
fein Mittel vorhanden, ihn mit Gewalt dazu zu zwingen. Die Weisheit und die Stand-
baftigfeie des Herren Delietto, welcher in dieſem Poften Befehlshaber war, zogen dem
Herrn Dienville aus dieſer Verlegenheit. Diefer Befehlshaber mußte das Gemuͤth des
großen Hauptes dergeftalt zu lenken, daß er ihn zu dem Entſchluſſe brachte, er wollte feinen
Bruder felbft dem Statthalter auf Gnade und Ungnade übergeben , welcher feiner Seits
einem gedemüthigten Feinde'gern verzieh und ihn gewann. Man gab. einander große
Merkmaale eines gegenfeitigen Vertrauens; und es hatte fehr das Anftheinen, daß diefer
gute Vergleich baerhaft € weſe vpuͤrde, wenn Herr Delietto länger gelebet haͤtte.
Er war zu Ende des 1722ften Jahres ſchon geſtorben, als ich bey den Natſchen ankam;
und es fhien mir, als ob das gufe Verſtaͤndniß unter den Franzoſen und Wilden noch voll-
kommen wäre, Ein wenig mehr Mistrauen und Borficht von Seiten der erftern würde
den andern fo garden Gedanfen benommen haben, andere Geſinnungen gegen fie zu hegen,
und würde dem Ungluͤcke vorgebeuger haben, wovon wir bald xeden werden.
*
En nern AUT
Dt
allgemeinen Geſchichte
und Beſchreibung
von Neu: Sranfreid;
Zwey und zwanzigſtes Buch.
1723. 8 iſt nicht leicht zu fagen, was bis auf die Zeit, wovon ich rede, gehindert hat
Nedalafım / Denen neuen Ze in $ouifiane ei R ER RS ge Fe R — zu ——*
iederlaſſung ſchaffen, welcher ven neuen Niederlaſſingen, wenn man es auch nur nach ber.
er Sapuciner | Ei tg A :
in Zouifiana, gefunden Staatsfunft betrachtet, fo nöthig ift. So viel ift gewiß, daß ich bey
meiner Zurücdfunft aus America, im Anfange des 1723 Jahres, den Hof und die Gefell-
ſchaft in einem gleichen Erftaunen darüber fand, als ich ihnen vorftellete, wie fehr verlaffen
in diefem wefentlichen Puncte ich diefes neu. anwachfende Pflanzland gefunden hätte, und
daß die Auffeher der Gefellfchaft nichts ftarfer am Herzen hatten, als einer fo großen Un-
ordnung abzubelfen. Sie warfen die Augen auf die Capuciner; und nachdem fie viele
von denfelben erhalten hatten, fo vertheileten fie ſolche in die Viertheile, wo die meiften
franzöfifchen Wohnungen waren.
Man will den Es war von eben ſo großer Wichtigkeit, Miſſionarien unter den Wilden zu haben,
Bilden Miß bey denen wir uns geſetzet harten. Wir haben geſehen, daß das Heil dieſer Völker ſtets
—— ge⸗ der vornehmfte Gegenſtand geweſen, den ſich unſere Könige überall vorgeſetzet, wohin fie
* ihre Herrſchaft in der neuen Welt erſtrecket haben; und die Erfahrung von beynahe zwey⸗
hundert Jahren hat uns begreiflich gemacht, das ficherfte Mittel, uns die Sandeseinge-
bohrnen zu verbinden, wäre, fie Jeſu Eprifto zu gewinnen. Ueber diefes konnte es nicht
unbefannt feyn, daß außer denen Früchten , welche die enangelifchen Arbeiter unter ihnen
ſchaffen konnten, bie einzige Gegenwart eines Mannes, welcher wegen feines Charakters
ehrwuͤrdig iſt, ihre Sprache verfteht, ihr Vorhaben beobachten kann, und, indem er fich
das Vertrauen einiger erroirbt, von ihren Abſichten Nachricht einzuziehen weis, oftmals
mehr werth iſt, als eine Befagung;; ober fie Fann wenigftens ftatt folcher dienen, und den
Statthaltern Zeit geben, Maaßregeln zu ergreifen, um ihre Anfchläge zu Bintertreiben.
Das Beyſpiel der Illineſen, welche feit 1717 der Statthalterfchaft Louiſiana einverleibet
waren,
Geſchichte und Beſchr. von Neu⸗Frankreich. XXL Buch. 621
waren, Eonnte ſchon genugfam zeigen, von was für Wichtigkeit es wäre, Die andern Na: 17.
tionen nicht länger ohne Miffionarien zu laflen. —
Die indianiſche Geſellſchaft ſah es wohl ein, und wandte ſich in dem 1725 Jahre an Man ſchicket
die Jeſuiten, deren ſich eine große Anzahl zu dieſer Glaubensſendung anboth. Weil aber Jeſuiten das
die Superioren nicht allen die Erlaubniß, fih dazu weihen zu laffen, hatten ertheilen fön- bin,
nen; und ihrer nicht genug waren, allen Nationen welche zu geben: fo glaubeten der Be-
fehlshaber und die Divectoren, fie müßten diejenigen, welche zuerft anfämen, an denen
Srten brauchen, wo feine Capuciner wären. Daher geſchah es denn, daß die Matfchen,
welche doch unter allen Völkern in tonifiana diejenigen waren, auf welche man am ge-
naueften Acht geben mußte, feine hatten. Man forgete zu gleicher Zeit auch für die Er-
ziehung der jungen franzöfifchen Mägdehen in der Hauptſtadt und den umliegenden Ge:
genden; indem man Urfulinerinnen aus Frankreich fommen ließ; und damit man in einem
Pflanzlande, das nur erft anfing, ſich zu bilden, nicht dergleichen Errichtungen vermeh—
rete, fo wurde eben dieſen Klöfterfrauen auch) Die Beforgung des Hofpitales übergeben. \
In dem Herbftmonate des 1726 Jahres wurde der Schiffslieutenant Perrier zum 1726.
Generalbefehlshaber von Souifiana an des Herrn DBienville Stelle ernannt, welcher —
wieder nach Frankreich gieng. Obgleich alles in dem Lande ziemlich ruhig zu ſeyn ſchien: — —
fo ſah der neue Befehlshaber doch gar zu wohl ein, wie noͤthig es wäre, daſelbſt mehr haber in Loui-
Truppen zu haben, als er allda gefunden harte. Je mehr er die Wilden kennen lernete, fiana.
defto mehr ü ete er ſich, man würde fie niemals in unferm Bündniffe feft erhalten,
man würbe fh nicht einmal verfichern dürfen, fie nicht zu Feinden zu haben, und man
. würde unfere Nachbarn nicht abhalten koͤnnen, der Verſuchung zu unterliegen , fie zu ver:
mögen, daß fie fid) wider uns auflehneten, als wenn wir alle Poften auf folche Art be-
ſetzeten, daß wir nichts von ihnen zu befürchten haͤtten. Ich finde zwar nicht, daß er der.
Geſellſchaft vor dem 1729 Jahre fr angelegen, ihm Benftand zu ſchicken: im Auguft
diefes Jahres aber verlangete er zwey bis dreyhundert Mann gute Truppen.
Es war ein wenig ſpaͤt; indeffen erhielt er doch nicht allein das nicht, was er verlangete, Er verlan-
fondern er beflagete fich auch in einem feiner Briefe vom ıgten März des folgenden Jah⸗
ves, daß man ihm geantroortet hätte, er wollte nur destegen eine Bermedrung der Trup-
pen, damit er mehr Seute unter feinem Befehle hätte, ober Krieg führen und ſich auf Ko-
ften der Geſellſchaft hervorthun koͤnnte. Als er aber diefen Brief erhielt: fo gab ihm eine
Begebenheit, welche diejenigen ganz anders veden ließ, denen man mehr gehörer hatte,
als ihm, nur gar zu ſehr Gelegenheit, diefen ſchimpflichen Argwohn zu heben. „Ich babe
„mich nicht darüber gewundert, faget er in dem gedachten Briefe, welcher von Neuor-
„leang gefehrieben ift, daß mandie Geſellſchaft verfichert hat, man brauchete Feine Trup-
„pen in Souifiana, und auch Feine Geſchenke für die Wilden, fie in unferm Buͤndniſſe zu
„erhalten: indeffen habe ich doch diejenigen , welche diefe Ungereimtheit vorgegeben , bis-
auf dag Mark ihrer Knochen zittern gefehen, obgleich bier weniger zu befürchten iſt,
»als anberwärts. . ala
In einem andern Briefe vom ıften April eben deffelben Jahres feget er etwas hinzu,
wodurch er anzeiget, er kenne die Wilden beffer, als diejenigen, die ſich rühmen, folche
am beften zu kennen. „Man ift verſichert, fager er, da er von diefen Wilden redet, daß
„man fo lange von ihnen gelicht wird, als man ihnen dasjenige geben wird, was fie ha—
»ben wollen, Nach dem Maaße aber, wie fie merken, daß man ihrer brauchet, ver-
j Siiiz „mehren
Beyſtand.
get vergebens
— — Geſchichte und Beſchreibung
„mehren ſich auch ihre Nothwendigkeiten; fo daß die Engländer und wir ung weit mehr
„von diefen Wilden bey ver Nafe herumführen laffen, afs fie fih von uns, ,„ Das, was
‚er darauf ſaget, man werde fie nicht eher fo machen, wie man fie haben wolle, als bis
‚man fie wacker geklopft habe, ift gleichwohl nur exrft wahr, wenn man ihnen Urſache ge:
‚geben hat, ihnen dergeftale zu begegnen, Denn nichts bringe fie mehr auf, als wenn
man fie ohne Urfache befrieget. Es giebt aber noch andere Mittel, fie im Zaume zu hal—
gen. Perrier wußte fie gar wohl, Er bemerfer auch in feinem vorhergehenden Briefe
fehr wohl, es habe ihm der Krieg, worinnen ex fich verwickelt befaͤnde zu erfennen gege:
ben, man dürfte ſich nur, wenn man fich von dem Ungeftüme der Wilden , die beftändig
fordern, befreyen wollte, ftellen, als fönne man ihrer Umgang haben. „Dieß ift das
„Mittel, faget er, daß fie uns insgeſammt folgen wollten, Alsbann, wenn fie nicht zu-
„frieden find, kann man zu ihnen fagen, man babe fie nicht eingeladen. Ob es gleich
moͤthig ift, fie fich durch Geſchenke zu verbinden, um den Krieg zu vermeiden; fo darf
„man fich Doc) auf ihre Treue nicht Rechnung genug machen, daß man glaube, man fey
„vor einem Anfalle ficher. » N i
Mebvigens wußten fo wohl Diejenigen, welche dem Herrn Perrier bey der Gefellfchafs
‚fo fehlecht dieneten, als auch Pervier felbft entweder nicht, oder Hatten auch nicht Acht ge-
nug darauf, daß das Chriſtenthum allein allen Befchwerlichkeiten ausweichen kann, die
man vonden Wilden befürchten muß. Die erften urtheileten von denen in Souifiana nach
denen in-Canada, wo wir die Abenaquier und alle in diefem Pflanzlande ſeßhaften Chris
ften fich oftmals auf ine ſehr uneigennügige Art, aus bloßem Eifer und guter Zuneigung,
‚bey allem demjenigen haben betragen gefeben , was man von ihnen wuͤnſchete; und fie er⸗
wogen nicht, daß nur bloß das Chriſtenthum fie fo gut gefinnt gemacht Hatte. Der Ge-
neralbefehlshaber, welcher Feine andere, als diejenigen Wilden gekannt hatte, mit denen
er zutbun gehabt, fah nicht genugfam ein, daß die Neligion, wenn man ihnen eine Luſt
zu unfern heiligen Geheimniffen beybrächte, die Fehler nach und nach verbeffern würde,
worüber er fich beflagete,
Dem fey aber, wie ihm wolle, fo war die Ruhe, deven man in Sonifiana feit dem
Frieden genoß, den man den Natſchen und Chicachaern bewilliget hatte, nur eine berrüg-
liche Stille, welche die Einwohner einfehläferte, bis fich ein Sturm wider fie erhob, deſ⸗
fen Flägliche Folgen ein bloßer ungefäbrer Zufall verhinderte; fonft würde biefes Sand in
einem einzigen Tage das Grab aller Sranzofen geworden ſeyn; welcher aber denjenigen
fehr —— war, über die er ausbrach, und die nicht Zeit hatten, ſich davor in Acht»
zu nehmen.
——— Schon ſeit vielen Jahren hatten die Chicachaer, auf Anftiften der Engländer, den
der Wilden Vorſatz gefaßt, Das ganze Pflanzland Louiſtana dergeftalt zu zerftören , daß nicht ein ein-
wider die
Franzoſen.
ziger Franzoſe darinnen übrig blieb, Sie hatten ihren Anſchiag fo geheim geſchmiedet,
daß die Illineſen, die Acanfaer und die Tonicaer, denen man folchen zu eröffnen fich nicht
getrauet hatte, nicht den geringften Wind davon befommen. Alle andere Völker waren
ſolchem bengetreten. Jedes ſollte alle die Einwohner niederhauen, die man ihm bejeich⸗
niet hatte, und alle follten-foiches an einem Tage und zu einer Stunde thun. Selbſt die
Tſchactaer, das zahfreichfte Volk in diefem Sande und Yon allen Zeiten unfere Bundesge:
noſſen, wenigftens Die gegen Dften, welche man die große Voͤlkerſchaft nennet, waren
gewonnen worden, Die gegen Weſten, oder Die kleine Voͤlkerſchaft, Hatten Feinen Theil
daran
von Neu⸗Frankreich. XXII Bud: 693;
daran genemmen. Sie hielten es aber lange Zeit; geheim; und entdecketen es nur von ae
ungefähr, und da es fihon-zu ſpaͤte war, jedermann Nachricht zu geben ,, fich. auf feiner"
dut zu halten,
e Perrier vernommen, daß die erftern einige Zwiſtigkeit mit dem Königslieure- Wird entde⸗
nante, Divon von Artaguette, Befehlshaber in der Schanze Maubile, hatten: ſo lieg cket.
er die Häupter dev ganzen Nation nach Neuorleans kommen, und machete ihnen Hoff-
nung zu völliger Genugthuung wegen aller ihrer. Beſchwerden. Sie kamen dahin; und
nachdem fie ſich über Die Sache erfläret hatten, weswegen fie: waren gerufen worden, fo-
fageten fie zu dem Generalbefehlshaber, die Nation wäre erfreut, daß. er einen Officier
zu ihr gefickt, in ihrem Sande zu wohnen „ und fie eingeladen’ hätte, ihn zu beſuchen.
Sie fageten nichts weiter: fie Fehreten-aber ſehr geneigt wiederum: zuruͤck: 1). den Chicaz-
chaern nicht ihr Wort zu halten, denen. fie verfprochen hatten, alle Wohnpläge zu zerſtoͤ—
ven, die zu der Schanze am Maubile gehöreten; zum andern es. fo einzwichten, daß die
Narfchen ihren Anſchlag ausführeten. Diefes haben ihnen die Narfchen nachher in Ges-
genwart der Franzofen unter. die Augen geſaget, ohne: daß fie ſich unterfiunden, es zu-
leugnen... Man hat niemals gezweifelt, daß fie nicht die Abficht gehabt, uns: zu nöfbi-
gen ,. unfere Zuflucht zu ihnen zu nehmen, und: Dadurch von dem, was. wir. ihnen geben
würden ,. fie zu.vermögen, daß fie uns beyſtuͤnden, und von: der: Beute, die fie von den
Natſchen machen würden, Nugen zu ziehen.-
Der Generalbefehlshaber ftund alfo, ohne es zu-willen, auf dem Puncte, einen Verraͤtherey
Theil des Pflanzlandes von Feinden, auf. die. er Feinen Argwohn hatte, und von Bun: der T/chaetaer.
desgenoffen, auf die er fich verlaffen zu konnen glaubete „und die in der That einer-von feinen
größten Hülfsmicteln waren, die fich aber unferes Ungluͤcks zu Mutze machen wollten, zerſtoͤ—
vet zu fehen.. Mebrigens war. es dieſen, welche die Chicachaer-auf.ihre Seite gebracht hats
ten, um-fo iel-feichter, in ihrem Anfehlage glücklich zu ſeyn, weil feine franzöfifche Woh⸗
nung vor einem Ueberfalle und Angriffe mit der Fauſt geſichert war. Es waren zwar an:
einigen Orten Schanzen: außer der Maubilefchanze aber waren fie nur von-Pfählen,. wo⸗
von ʒwey Drittheile verfaulet waren; und. wenn fie auch gleich im Vertheidigungsſtande
geweſen wären, fo Fonnten fie doch nur eine Eleine Anzahl benachbarter Wohnpläge vor
der Wuch der. Wilden fichern. Außerdem war man durchgängig: in einer: ſolchen Sicher⸗
beit, welche diefe Wilden in den Stand würde gefeget haben, alle Sranzofen in den feftes
Ken Plägen zu ermorden, wie es. den zgften des Windmonates.bey den Natſchen auf, fols-
gende Art geſchah. EEE —— |
De Chepar, welcher in diefem Poften Befehlshaber war, hatte fich mit diefen WIL- Die Natſchen
den ein wenig überworfens es fehien-aber, Daß dieſe die Verftellung fo weit getrieben, und ſclagen alle
ihn ſo gar überrebet hatten, bie Franzoſen hätten Feine getreuere Bundesgenoffen, als fie. Fangofen bey’
Er fegefe.in der That fo wenig Mistrauen auf fie, daß er-den 27ften, da fich unter. der ihnen todt·
Hand das Geruͤcht ausgebreitet, die Natſchen Hätten etwas wider- uns: vor, fieben-Ein-
wohner gefangen nehmen ließ, die ihn um die Erlaubniß gebethen hatten, ſich zu verſam⸗
mein und die Waffen zu ergreifen; um allem Ueberfalle vorzubeugen... Gr-trieb das Ver—
trauen ſo gar. fo-teit, daß. er dreyßig Wilde in der Schanze, und- eben fo viele in ſeiner
Wohnung und den benachbarten Orten umher aufnahm. Die andern hatten -fich in den‘
Häufern der Einwohner und den Werkſtaͤten der Handwerker, zwo bis drey Meilen über:
und. unterhalb ihres Dorfes, ausgebreiter, *
—
624 Geſchichte und Beſchreibung
1729. Der zur Ausführung der allgemeinen Berfhwörung angefegere Tag war noch nicht
— — gefommen: zwey Dinge aber beivogen die Narfihen, vorher dazu zu chun. Die erfte
war, weil einige mit Waaren für die Befagung diefes Ortes, für die bey den Yaſuern und
für viele Einwohner wohl werfehene Fahrzeuge an dem tandungsplage angelanget waren,
und fie ſich derfelbigen bemächtigen wollten, ehe noch die Austheilung geſchaͤhe. Die
zweyte war, weil der Befehlshaber einen Befuch von den Herren Rolly, Vater und
Sohne, deren verroilligte Laͤnderey nicht weit davon lag, und einigen andern anfehnlichen
Perfonen erhalten hatte. Denn fie fahen gleich ein, daß fie fich unter dem Vorwande,
auf die Jagd zu gehen, um dem Heren de Chepar etwas zu verfchaffen, womit er feine
Gaͤſte bewirthen Fönnte, insgefamme rüften koͤnnten, ohne daß man den geringften Arg⸗
wohn auf fie ſetzete. Sie thaten dem Befehlshaber den Vorſchlag; er wurde mit Freu
den angenommen, und fo gleich handelten fie mit den Einwohnern um Flinten, Kugeln
und Pulver, welches fie baar bezahleten. /
Als folches geſchehen, fo breiteren fie fich den 28ſten fehr Früh in allen Wohnungen
aus, und gaben vor, fie wollten auf die Jagd geben, wobey fie Acht hatten, daß fie
überall in größerer Anzahl waren, als die Franzofen, Sie fangen darauf das Caluͤmet
zu Ehren des Befehlshabers und feiner Geſellſchaft; worauf fie ein jeder wieder an ihren
Poften giengen. Einen Augenbli darauf hieben fie, auf die Sofung von drey Slinten-
ſchuͤſſen, die hinter einander auf die Hausthire des Herrn von Chepar geſchahen, alles nie
der. Der Befehlshaber und die Herren Kolly wurden zuerft getoͤdtet. Mirgend, als in
dem Haufe des Herrn de Ia Loire des Urſins, Dberbuchhalters der indianifchen Gefell-
ſchaft, geſchah einiger Widerſtand. Es waren acht Mann darinnen; und man ſchlug
fich dafelbft tapfer herum, Acht Natſchen wur [da getödter, wie auch fechs Franzo-
fen, die beyden andern aber vetteten fih. De la Loire war ausgeritten. Auf das erfte
Geraͤuſch, das er hörete, wollte er wieder zurückkehren: er wurde aber von einem Haufen
Wilden angehalten, wider die er fich ziemlich lange verteidigte, bis er endlich von vielen
Wunden todt niederfiel, nachdem er vier Matfchen getödter hatte. Diefe Wilden ver:
foren er 5 diefem Orte zwölf Mann : war es aber alles, was ihnen ihre, Ver |
rätheren koſtete. * ir Erirt e
: Bevor fie ihren Streich ausfuͤhreten, hatten fie fich vieler Negern verfichere, unter
welchen zween Anführer waren. Diefe hatten die andern überrenet, fie würden bey den
Wilden frey ſeyn, unfere Weiber und Kinder würden ihre Sclaven werden, und fie wuͤr⸗
den von den Franzofen aus den andern Poften nichts zu befürchten haben, weil die Hinz
richtung überall zugleich geſchaͤhe. Es ſcheint indeffen doch , daß man das Geheimniß nur
einer Eleinen Anzahl anvertrauet habe, aus Furcht, es möchte ausftommen. Es fen aber
damit, wie ihm welle, ſo Famen doch beynahe zweyhundert Mann auf die Art faft in einent
Augenblife um. Won allen Sranzofen, die an dieſem Orte waren, dem volfreichften
unter allen, vetteten ſich ungefähr nur ihrer zwanzig und fünf bis fechs Negern, die mel
fiens verwundet waren, Hundert und fünfzig Kinder, achtzig Frauen, und faft eben P
viele Negern wurden gefangen genommen, Der P. duͤ Poiffon, ein Jeſuit, und O4
Codere, Befehlshaber bey den Yafuern, befanden ſich damals bey den Natfchen, und
kamen ebenfalls um. |
Der erfte war einiger Angelegenheiten wegen, die ihn nach Neuorleans beriefen, au?
feiner Miffion weggegangen, Er kam den 2öften ziemlich fpät bey den Natſchen an, J
wo
von Neu⸗Frankreich. XXI Buch; 623
wolle den Morgen, wenn er Meſſe gelefen hätte, wieder wegreiſen. Zum Ungluͤcke für röäg.
ihn mar der P. Capuciner , welcher die Pfarrdienfte an diefem Orte verrichtere, nicht zu
Haufe, Man bach den P. dü Poiffen, das Hochamt zu halten und zu predigen, weil eg
der erfte Adventfonntag wäre; und er gieng es ein, Nach Tifche, als er zu Schiffe ge-
ben wollte, meldete man ihm, es lägen einige Kranke in den legten Zügen. Er befchete
fie, und verfah einige mit den letzten Sacramenten, und verſchob einen bis an den andern
Morgen, weil er nicht fo gefährlich, und es fhon fpär war, Den andern Morgen las
er Meffe. Darauf brachte er dem Kranken den heiligen Zehepfennig, wie er es verfpro-
chen harte; und bey feiner Zurückkunft traf ihn ein Anführer der Wilden an, welcher ihn
bey dem Leibe anpackete, zu Boden riß und ihm mit einer Art den Kopf abſchiug. Duͤ Co«
dere, welcher ſich an eben dem Orte befand, Hatte fehon feinen Degen gezogen, ihn zu ver-
theidigen, als ihn ein anderer Wilder, den er nicht ſah, mit einer Flinte darnieder ſchoß.
Während diefer Hinrichtung faß die Sonne, oder das große Haupt der Natſchen,
tuhig unter dem Tobacksſchuppen der indianifchen Geſellſchaft. Man brachte ihm anfäng«
lid) den Kopf des Befehlshabers; „darauf der vornehmften Franzoſen ihre, die er um den
erften herum legen ließ; endlich alle die andern, Die als Pfeiler aufgethürmer wurden,
Die Kumpfe blieben unbegraben liegen, und wurden von den Hunden und Raubvoͤgeln
gefreſſen. Diefe Unmenſchen fehoneren nur ziveener Franzofen, die ihnen etwas müßen
fonnten. Der eine war ein Schneider, und der andere ein Zimmermann. Denen Ne-
gerfelaven und Wilden, die ſich ohne Widerftand ergaben, begegneten fie nicht übel: den
ſchwangern Weibern aber jehnitten fie den Bauch auf; und erwürgeten füft alle diejenigen,
welche Kinder an der Bruſt hatten, weil fie ihnen durch ihe Geſchrey und durch ihr Heu:
len beſchwerlich fielen. Alle die andern machten fie zu Sclavinnen und begegnesen ihnen
Feine Man
hoͤchſt unanftändig. — —
So bald ſie verſichert waren, daß ansperſon mehr im Sande war, fo ſin⸗
gen fie an, die Häufer, Magazine und Fahrzeuge zu plündern., Den Megern wurde
unter allen am beften begegnet, weil man fie den Engländern in Carolina verkaufen
wollte; und damit man den Weibern und andern Schaven alle Hoffnung benähme, ihre
Freyheit jemals wieder zu befommen, fo verficherte man fie, daß dasjenige, was vor ih⸗
ven Augen vorgegangen, in dem ganzen Pflanzlande geſchehen wäre, und daß nicht ein
. einziger Franzofe in Louiſiana übrig geblieben, wo die Engländer unverzüglich) ihre Stelle
einnehmen würden. Nichts deſtoweniger hatten fih doch einige in die Gehöfze geflüchter,
100 fie viel Kälte und Hunger ausftunden. Es fand ſich einer darunter, der ſich bey Mache
hinaus wagete, um ſich in einem Haufe zu wärmen, welches er wahrnahm. Als er fich
demfelben näherte, fo hoͤrete er Wilde darinnen reden; und er berathſchlagete ſich, ob er
Bineingehen follte. Er entfehloß ſich endlich dazu, indem er einen gewaltfamen und baldi-
gen Tod einem langfamen vorzog, welcher ihm in der äußerfien Roth, worinnen er ſich
befand, unvermeidlich zu feyn ſchien. Er erftaunete aber auf eine angenehme Art über
Vie Aufnahme, die ihm bie Wilden eriviefen, Cs waren NYaſuer, die ihn erſtlich troͤſte
ten, darauf mit Sebensmitteln, Kleidern und einer Pirogue verſahen, um fih nach Neu—
srleang zu flüchten. Ihr Oberhaupt trug ihm fo gar auf, den Heirn Perrier zu verfiz
chern, er hätte von feiner Nation nichts zu befürchten ; fie würde den Sranzofen fiets treu-
lich ergeben bleiben, und er wollte mit feinem Haufen abgehen, um ‚alle Sranzofen, die
er anträfe, da er den Fluß binunterführe, zu warnen, fie follten auf ihrer Hut fiehen,
Allgem, Reiſebeſchr. XIV Sand. RE FE Diefer
Pr > Gefhichte und Beſchreibung
me. Diefer Menſch fand die Hauptſtadt im großer Unruhe. Man hatte dafelbft bereits
u Hie Zeitung von der Ermordung von denen erftern gehoͤret die ſich gerettet harten; und
25 36 $ man fund wegen berer Franzofer, "die ſich unter. den Yafuerw niedergelaffen‘, in großer
Den den Succht. Auf fein geugniß Rhöpfete man wider ein wenig Much. ¶ Allein es daurete nicht
lange. Den ızten des Chriſtmonates, als der P. Souel, ein Jeſuit, welcher Miffionar
bey den Yafuern war, die Damals mit den Correfen: und den Offogulaern in einem
Dorfe vermenge waren, gegen Abend von einem Befuche bey dem Haupte der Dafuer zu:
rücfam , geſchahen zu der Zeit, da er über einen Fluß gieng, viele Flintenſchuͤſſe auf ihn,
wovon er auf der Stelle blieb. - Seine Mörder liefen fo gleich nach feiner Cabanne, fie
zu plündern, Sein Neger, ‚ven er vor kurzem getaufet hatte und der ſehr chriftlic lebere,
feßete ſich, mit einem Fleiſchermeſſer bewaffnet, in den Stand, fid) zu vertheidigen, und
verwundere fo gar einen Wilden: er wurde aber den Augenblick erlege,
Urſache des Der P. Souel wurde von diefen Wilden fehr gelicber. Sie wurden aber höchft un:
Zodes des P. geduldig daruͤber, daß er ihnen unauf hoͤrlich die ſchaͤndliche Sünde verwies, um welcher
Souel. willen Sobom untergegangen, und der fie ſtark ergeben waren; und es iſt ſehr wahr
fiheintich , daß diefes Die Haupturfache feines Todes gewefen, Denn obgleich die Naſuer
und Eorrefen ſchon damals entſchloſſen geweſen, alle Franzoſen auszurotten: fo rücfeten
fich doch diejenigen ſelbſt, die ihn getödter hatten, feinen Tod vor, fo bald fie bey Faltem
Blute waren. Gleichwohl kamen fie bald wieder zu ihrer natürlichen Wildheit, und fürs
gen an zu fehreyen, weil das Haupt bes Gebethes tobt wäre, fo dürfte man feines Frans
; 4 zoſen — — — I el "
reue der Of⸗ en andern Morgen ſehr früh begaben fie ſich nach der € i ine Meile
fogulaer. von ihrem Dorfe entfernet war. Man glaubete, als maı ——— Ben
denm Kitter des Moches, welcher in Abweſenheit des Herrn duͤ Codere Befehlshaber war,
das Caluͤmet fingen, Denn obgleich von den Natſchen bis zu den Maſuern nur vierzig
Meilen zu Waſſer und funfzehn zu Lande waren: ſo wußte man doch in dieſem legtern
Poften noch nicht, was vor vierzehn Tagen bey den erftern vorgegangen, Man ließ alfo
die Wilden in die Schanze; und da man am menigften daran dachte, fo fielen fie die
Franzofen an, deren in allem nur — ee Dieſe hatten nicht Zeit, fich in
Bertheidigungsftand zu fegen; und es entkam fein einziger, Diefe Unmenfchen ließen
nur vier Weibern und fünf Kindern das Leben, die fie zu Sclaven macheten. So gleich
309 einer von denjenigen, die den P. Souel getoͤdtet hatten, feinen Roc an, und vermels
dere in diefem Aufzuge den Natſchen die Hinrichtung aller Franzofen, die ſich an ihrem
Fluſſe gefeger hätten. Die Correfen hatten fich mit ihnen zu dieſer That vereiniger, Die
Dffogulaer waren Damals auf Der 3 "Bey ihrer Wiederfunft ag man ihnen fehr an,
diefer Verſchwoͤrung beyzufreten: fie fhlugen es aber beftändig aus, und begaben fih zu
den Tonicaeen, von denen fie wußten, daß folhe den Sranzofen am unverbrüchlichiten
{ unter allen Wilden anbingen, Br Sl re Pi,
Fin Mifionar Man hatte zu Neuorleans ſchon einige Vermuthung von dieſem letzten Unglüce, als
wird angegrif· die Ankunft des P. Doutreleau, eines Jeſuitenmiſſionars bey den Illineſen, nicht mehr
* und rettet para zweifeln ließ. Dieſer Religioſe hatte die Zeit der Winterjagd feiner Wilden ergrif⸗
fen, nach der Hauptſtadt zu gehen und daſelbſt einige Angelegenheiten ‘auszumachen , ‚Die
“feine Miffion betrafen. Den erften Tag des 1730 Jahres wollte, er zu dem P. Souel,
deſſen Tod er nicht wußte, gehen, daſelbſt Meſſe zu leſen. Weil er aber befuͤrchtete iR
e es moͤchte
vor Neu⸗ Frankreich. XXII Buch. 627
moͤchte den Vormittag nicht daſelbſt ankommen: fo faſſete er den Entſchluß, ſolche bey
der Einfahrt in den Fluß der Yaſuer zu halten. Als er ſich dazu anſchickete: fo kam eine
Pirogue voll Wilden an den Ort. Man fragete ſie, von welcher Nation ſie waͤren; und
fie antworteten, fie wären Yaſuer, Freunde der Franzoſen; und zu gleicher Zeit uͤberrei⸗
cheten fie denjenigen, die den Miffionar begleiteten 7 mit guter Art Sebensmittel. Einen
Augenblick darauf wurden diefe einige vorbeyfliegende Trappen gewahr. Die Canadier
widerſtehen der Verſuchung zu fhießen niemals, wenn fie Wild fehen. Diefe Reifende
hatten nun zwo geladene Flinten. Sie fhoffen-folche los auf die Treppen; und weil der
Pater ſchon angekleidet war, die Meffe anzufangen , fo dachten fie nicht darauf, ſolche
wieder zu laden. j ad — ; et
Die Wilden bemerfeten es wohl, und begaben ſich hinter die Franzoſen, als ob fie
hätten Meffe hören wollen, ob fie gleich Feine Ehriften waren. In der Zeit, da der Pa—
ser das Kyrie eleifon ſagete, fhoffen fie los. Der P, Doutreleau, welcher fi) an dem
rechten Arme verwunder fuͤhlete, und einen von ſeinen Leuten zur Erde fallen ſah, fiel auf
die Knie, um in dieſer Stellung den Tod zu empfangen, den er für unvermeidlich hielt,
Die Wilden thaten auch einige Schüffe auf ihn: ſie macheten ihm aber gleichwohl, feine
neue Wunde mehr. Darauf nahm er, voller Vertrauen auf die göttliche Vorſehung,
wovon er fo offenbare Wirfungen ſpuͤhrete, feinen Kelch und fein Oblatenfchälchen, und
lief, mit feiner priefterlichen Kleidung angetban, nach dem Orte, mo feine Pirogue war,
Die beyden einzigen Reiſenden, die er nod) übrig. hatte, waren fchon hineingefprungen,
und, weilfie ihn für todt hielten, oder nicht glauben konnten, daß er den Wilden entgehen
winde, vom Sande abgeſtoßen. |
Der Pater begab ſich in das Waſſer, ihnen zu folgen; und als er in die Pirogue
fieg und den Kopf umdrehete, um zu ſe ‚ ob man ihn verfolgete, fo befam er einen
Schuß ven Schrote in den Mund. Die meiften Körner fehlugen fich an den Zähnen
platt, und einige giengen in das Zahnfleifh. Er kam diefesmal damit los, übernahm
die Pirogue zu regieren, und feine beyden beute, wovon der eine einen Schuß in den Schen-
kel befommen hatte, ruderten aus allen Kräften fort, Die Wilden verfolgeten fie eine
Stunde lang und macheten ein beftändiges Feuer auf fie, Weil ſie aber faheit, daß fie
folche niche erreichen konnten, welches den Miffionar fehr Wunder nahm: fo giengen fie
wieder ans Ufer. Man bat nachher erfabten, fie hätten fich bey ihrer Ankunft in ihrem
Flecken geruͤhmet, daß fie einen Jeſuiten und alle feine Führer umgebracht. |
Es geſchah nicht. ohne Mühe, daß diefe ihnen entwiſcheten, da die Feinde fie fo Hals-
ſtarrig verfolgeten, und die beyden Ruderer mehr, als einmal, gereizet wurden, ſich zu
ergeben, Da ſie aber von dem Miſſionar angefriſchet wurden: ſo jageten ſie den Wilden
ihrer Seits ebenfalls eine Furcht ein, welche vermurhlich weder Pulver, noch Bley meht
hatten, und fich in ihrer Pirogue platt auf den Bauch legeten, fo-oft einer von den beyden
Franzofen eine alte Slinte anlegete, welche nicht geladen war, und verfihmanden endlich
ganz. Die Unſerigen, ‚welche von dieſer Unruhe befreyet waren, verbanden ihre Wun—⸗
den ſo gut ſie konnten, erleichterten darauf ihre Pirogue, und warfen alles, was ihnen
nicht durchaus noͤthig war, ins Waller, Sie behielten weiter nichts, als ein wenig rohen
Speck zu ihrem Unterhalte. “
= Da fie don Natſchen gegen über gekommen waren, und nicht wußten, was daſelbſt
vorgefallen; fo naͤherten fie ſich dem ae; in der Abſicht, ſich ————
un
1730.
GB: Geſchichte und Beſchreibung
ze. und ſich bewirthen zu laſſen. Nachdem fie aber alle benachbarte Haͤuſer entweder abge⸗
brannt, oder niedergeriſſen ſahen: fo unterſtunden fie ſich nicht, ans Sand zu treten.
Die Wilden , welche fie. entdecket hatten, mochten fie einladen, fo fehr fie wollten, und
ihnen allechand Freundſchaſtsbezeugungen machen, fo giengen fie fo geſchwind fort, als fie
nur Fonnten, Darauf thaten die Barbaren eine Menge Schüffe auf fie: fie waren. aber
fihon außer dem Schuffe. Sie wollten auch vor der Bay der Tonicaer vorbeyfahren,
ohne ſich aufzuhalten. Go viel Fleiß aber fie auch anwenden mochten, fo erreichere fie
dennoch eine Pirogue gar bald, welche man abgefchickt Hatte, fie zu erfundfchaften. Sie
Bielten ſich ohne Rettung verloren, als fie höreten, daß man franzoͤſiſch in der Pirogue
redete. Darauf bielten fie an, und bey Erblifung der Sranzofen, die in dens
Schiffe waren, auf einmal aus ihrer Furcht,
Man führete fie zu Sande weiter, wo fie Truppen antrafen, welche fich verfammels
ten, um. die Natſchen zu züchtigen.. Die Officier überhäufeten den P, Doutreleau mit
Freundſchaft, ließen ihn von dem Feldfcheerer verbinden, fo wie auch. denjenigen von fei-
nen. Führern, dem der Schenkel zerſchoſſen war; und nachdem fie ihn hatten ausruhen
und fich erquicen laſſen, fo ließen. fie ihn mit feinen beyden Leuten in eine: Pirogue fteigen,
die fie nach Neuorleans ſchicketen. Er hatte ihnen verfprochen, wieder zu ihnen zu kom⸗
men, fo bald er. würde geheiler feyn, um ihnen zum Almofenpfleger zu dienen. Er. hielt
ihnen fein Wort, und. wartete nicht. einmal fo lange, bis er vollkommen gebeilet war.
Allein , ehe ich die Erzählung. von: dem Zuge anfange ,. den: man wider die Matfchen vor-
batte, ift es noͤthig, dasjenige anzuführen, was Die Zeitung, daß. fo viele Franzoſen von
den. Wilden. hingerichtee worden, in dev Pflanzftade wirkete.
Fleiß des Per⸗ Perrier erhielt den zten des Chriſtmonates Nachricht davon, Er ließ auch fo gleich
vier. bey ers den Herrn le Merveilleug, einen Schweizerhauptmann „ mit einiger Mannfchafe abge-
Sr son den, um allen Einwohnern auf beyden Seiten des Flufles zu melden , fie möchten fich auf
dieſer Ermor- Ihrer Hut halten: und von- einer Entfernung: zur, andern Schanzen. aufwerfen,, um: ihre
sung; Selaven und ihr Vieh in Sicherheit: zu bringen ;, und diefes wurde: mit vieler: Bereitwil-
ligkeit ausgefuͤhret. Er empfohl darauf eben dem Dfficier , die Fleinen Nationen in ber
Naͤhe zu beobachten, welche an dem Ufer. des Stuffes find, und keinem Wilden einiges
Gewehr zu geben;,, als wenn. und wem er es befühle. - Er ließ zu gleicher Zeit. einen. Bo:
then abgehen, um den:beyden Häupteen der Tfchactaer zu melden ,. welche auf der See
am Pontchartrain waren,. zu ihm zu fommen, Den andern Morgen Eam zu Neuorleans
eine Pirogue an von den Illineſen, worinnen ein Ifehacta war, der. mit ihm befonders re-
den wollte: Er gab ihm fo:gleich auf der Stelle Gehör; und dieſer Menfch-fagete zu ihm,
er wäre ſehr verbrießlich, über den Tod der: Franzoſen, und würde folchen ſchon verhindert
Haben, wenn. er nicht: dasjenige, was man ihm: bey ben Chicachaern gefager. hätte, als
‚eine güge angefehen , daß naͤmlich alle Wilden alle franzöfifhe Wohnungen zerftören und
alle Menfcyen niederhauen ſollten. „Was mich abbielt, fegete er Hinzu, Biefem Reden
„Glauben zu geben‘, war, daß ſie hinzuſetzeten, meine. Nation wäre mit in der. Verſchwoͤ⸗
„rung. ¶ Allein, wenn: dumich nach meinem Lande willft: gehen laſſen: fo: will ich bald
„wiederkommen, und: Dir: von: demjenigen, was ich, daſelbſt werde gethan haben, gute
„Rechenſchaft ablegen: „.
Wie: der von Derrier hatte diefen Wilden nicht. fo‘ balts verlaffen ,. fo Famen andere von den kleinern
der allgemei⸗ Nationen, die ihn. warneten, er möchte Den Tſchactaern nicht trauen ʒ und er aa
von Neu⸗Frankreich. XXII Buch 60
faſt zu gleicher Zeit, es wären zween Franzoſen in den Gegenden des Maubile getoͤdtet mar
worden; man hätte nicht erfahren koͤnnen, wer die Urheber diefes Mordes gewefen; in — —
dieſem ganzen Lande aber gienge die Rede, die Tſchactaer ſollten auf die Schanze und auf er
alfe die Wohnpläge fallen. Der Generalbefehlshaber würde diefe Zeitungen den Ein- sicht hält,
wohnern gern verheblet haben, die nur ſchon gar zu fehr von Schrecken eingenommen was
ven: allein, fie breiteten fich in einem Augenblicke überall aus, und die Beſtuͤrzung wurde
fo groß und fo allgemein, daß dreyßig Chauachaer, welche unterhalb Neuorleans woh—
neten, die ganze Pflanzftade zitternd macheten, welches verurfachere, daß Here Perrier fie
durch die Negern zerftöven ließ.
Den zten ergriff er den Entfhluß , den Saint Michel nach Frankreich zu fhiken,
um dem Hofe und der Gefellfchafe Nachricht von dem Zuftande zu geben, worinnen ſich
Sonifiana befand, und um gehörigen Beyftand anzubalten, Zween Tage darnach kam
einer von den beyden Häuptern ber Tſchactaer, die er verlange hatte, und fagete zu ihm,
er hätte feinen Brief an feine Nation gefchicket, und diejenigen eingeladen, welche Feinde’
der Natfchen wären, wider fie zu marfchiven; und er vleche Ihm nicht, fich der kleinen
Nationen zu bedienen, weil er fie in dent Berbachte hielt, daß fie mit diefen letztern im
Verftändniffe wären. „Ich halte fie auch im Verdacht, erwiederte Perrier. Wenn fie
„aber mit in der Verſchwoͤrung find: fo geſchieht es, weil fie überredet find, daß ihr auch:
„mit darinnen ſeyd. Mebrigens möget ihr Darinnen feyn, oder nicht, fo babe ich doch
u gute Befehle gefteller, und es ift mir lieb, daß ihr wiſſet, das Geheimniß
„fen verrathen 0 1. FR
Den ıften des Jenners, da er ganz beunruhiget war, daß ev Feine Zeitung von dem
Herrn Regis erhielt, welcher auf feinen Befehl bey den Tſchactaern wohnete, ließ er der:
Heren von Luffer, einen-Schweizerh. nt, abgehen, um von. dev Gefinnung. uns
terrichtet zu. werden, worinnen-fich diefe Wilden bef 3. und den gten vernahm er, es
wären die Natſchen abgegangen, ihnen Das Caluͤmet zu fingen, Diefes betätigte allen
feinen Verdacht, und machete ihn überaus verlegen, Den ı6ten: aber exhiele er einen
Brief von dem Herrn Negis, welcher ihm meldete, fo bald er in feinem Namen mit den:
Zfehactaern geredet hätte, jo hätten fie das Todtengefchrey angefangen; darauf wären fies
benhundere Krieger ausgezogen, die Natſchen anzugreifen „ und es follte eine Partey vor
hundert und funfzigen zu den Yafuern gehen, um alle Die gefangenen Negern und Fratt«
jofen anzuhalten „. die man zu den Chicachaern fuͤhren wollte. Den folgenden Tag. erhielt
er Briefe von: dem. Herrn von Saint: Denys, Befehlshaber bey ven Natchitochen, für:
den er.fehr beunrubiget war, weil man zur Zeit der Ermordung. der Sranzofen einige Nat⸗
chitochen unter den Natſchen gefehen hatte, Er erſah aber aus diefem Briefe, daß bie
— en —* Befehlshabers ihn vor dem Ungluͤcke geſichert Hatte, wos
mie fein Poſten bedrohet wurde. u |. |
——— Muͤhe, den Einwohnern wieder einen Muth zu machen, Große Me:
welche Die traurigen Zeitungen, bie man von allen Orten her vernahm, und die faſt keine dergeſchlagen.
andere Duelle, als ihre erſchrockene Einbildungskraft hatten, von dem aͤußerſten Zutrauen —
in die groͤßte Niedergeſchlagenheit geſtuͤrzet hatte. Er war ſelbſt noch nicht wieder murhig,
genug weil er völlig unterrichtet: war, die kleinen Nationen wären: von den Chicachaern
dewonnen, und wenn die Natſchen nicht vor dem zur Ausführung: der Verſchwoͤrung bes
ftimmten Tage angefangen haͤtten, ſo würden: Mr un eben. der Zeis fo, wiefie,
Fee ſabem
630 Gecchichte und Beſchreibung
1730. haben. Er entdeckete auch noch, daß das, was am meiſten beygetragen, daß die Natſchen
— den Streich, den fie vorhatten, beſchleuniget, nichts anders geweſen, als weil fie vers
nommen, es wären zu der Zeit, da die erftern Oberhaͤupter der Tſchactaer, welche auf
feine Einladung nach) Neuorleans gekommen, auf dem Wege waren, ſich dahin zu beges
ben, hundert und zwanzig mit englifchen Waaren beladene Pferde in ihr fand gefommen.
Die Natfchen hatten ſich überredet, diefe beyden Umſtaͤnde wären die günftigften, ihrem
Anſchlage einen glücklichen Fortgang zu fhaffen; die beyden Häupter der Tſchaetaer wuͤr⸗
den den Generalbefehlshaber durch erdichtete Verficherungen der Treue einfchläfern ; und
wenn ihre Mation ſaͤhe, daß die Verbindung mit den Engländern den Ueberfluß in ihr
Sand brächte, fo wuͤrde fie nicht mehr anftehen, das Wort Ju halten, welches: fie gegeben
Hätte, alles an dem Fluffe Manbile in Blut und Brand zu ſehze.
Aufführung Sie irreten fih aber. Die Tfehactaer fingen ſo gleich den Augenblick, da fie von dem
der Tchactaer. Heren Negis im Namen des Stätthalters eingeladen wurden, an, ſich zuerklären, fie wuͤr⸗
den die Waaren der Engländer nicht annehmen, bis fie wüßten, mas ihnen ihr, Vater ſa⸗
gen wollte; und bey der Zuͤruͤckkunft ihrer Abgeordneten, ergriffen fie die Partey, demjeni⸗
gen ftaatsklugen Entwurfe zu folgen , den fie ſich feit langer Zeit ‚gemacht hatten. Diele
Sahre zuvor hatten fie die Natſchen ausrotten wollen, und die Franzoſen hatten fie daran
gehindert. Sie waren nur bloß dem Anſehen nad) der allgemeinen Verſchwoͤrung beyge⸗
treten, um ung mit unfern Feinden, denen wir wider ihren Willen den Srieden bewilliget
Hatten ,. in Streit. zu bringen ; um ung zu nöthigen, daß wir zu ihnen unſere Zuflucht naͤh⸗
men, uns ſolche vom Halſe zu ſchaffen; und zu gleicher Zeit ſo wohl von dem Raube der ei⸗
nen, als der Freygebigkeit der andern Nutze zie
ee
“ {
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Perrier hatte alle die Triebfevern diefer eigemnügigen Staatskunſt noch nicht recht er-
Fannt; und alles, was ihm damals gewiß zu ſeyn ſchien, war, daß die allgemeine Ber- -
ſchwoͤrung ohne die Weſttſchactaer ihre Wirkung wuͤrde gehabt haben. Er trug daher Fein
Bedenken, fich ihrer zu bedienen, um die Natſchen zu Paaren zu treiben, es möchte auch
koſten, was es wollte, Zum Gluͤcke kamen eben zwey Schiffe ver Geſellſchaft zu Neuor⸗
leans an, als dieſes vorgieng; "und er wollte es nicht laͤnger verfchieben, wider die Feinde
auszujiehen, weil er überzeuger war, er £önnte die Tſchactaer nicht zeitig genug vermögen,
die Eleinen Nationen wieder auf unfere Seite zu bringen, ober fie wenigftens zurück zu bal-
ten und den Einwohnern einen Muth zu machen. Er ſah indeflen gar wohl ein, daß er
ein wenig wagete, wenn er den Krieg mit fo weniger Macht anfinc“ „Urtheilen fie nicht,
„faget er in einem feiner Briefe vom ıgten des März 1730 von meiner Macht nad) der Par-
„fe, die ich'ergeiffen habe, unfere Feinde anzugreifen: Die Noth hat mic) dazu gezwuns
‚gen: IH fad die Beſtuͤrzung überall und die Furcht alle Tage zunehmen. In diefem
¶Zuſtande Habe ich die Anzahl unferer Feinde verhehlet, und ausgefprengt, die allgemeine
Verſchwoͤrung ſey ein Hirngeſpinſt, und eine Erfindung der Natſchen, um uns zu ver-
„hindern, daß wir nichts wider fie vornähmen, Wenn es in meiner völligen Macht ge
„Itanden, die kluͤgſte Partey zu ergreifen: ſo wuͤrde ich vertheidigungsweiſe gegangen ſeyn
„und die Macht aus Frankreich erwartet haben, damit man mir nicht vorwerfen koͤnnte,
„ich Hätte ſweyhundert Frangoſen von fuͤnfebls ſechshundert aufgeopfert, "die ich zur Verthei⸗
diguͤng des untern Fluſſes haben konnte. "Der Erfolg har gezeiger , daß man niche eben
„allezeit diejenige Partey ergreifen müfle, welche die Elügjte zu feyn ſcheint · Wir waren
in einem folchen Falle, wo man gewaltſame Mittel brauchen, und ſich wenigſtens bemuͤ⸗
2 e
von Neu⸗Frankreich. XXII Buch. | 631
„ben mußte, Furcht einzujagen, wenn man auch gleich keinen Schaden thun konnte. Der
„ungefähre Zufall hat gemellt, daß mir beydes gethan haben, und daß wir mit Ehren aus
„einer. Sache gekommen find, deren Erfolg uns Zeit gegeben, uns zu befinnen. Wir ha-
„ben über zweyhundert Weiber oder. Kinder und ale unſere Negern wieder erhalten, und un
ere Feinde in die Nothwendigkeit gefeger, ihre Schanzen und ihr Sand. zu. verlaffen,
„Hätten wir unfere Wilden zween oder drey Tage länger erhalten können, jo würde nicht
„ein einziger Natfehe davon gefommen feyn, deren Berheerung durch meine gefaßten Maaß-
„regeln nur aufgeſchoben iſt. Ich ſehe fie nicht als unſere grauſamſten Seinde an. Das
„find die, Chicachaer, die den. Engländern gaͤnzlich ergeben find, und den ganzen Handel der
„allgemeinen VBerfehwörung angezettelt haben, ob fie gleich mit uns im Friede leben. Ich
„habe die Tſchactaer nicht vermögen wollen, fie zu befriegen, bis ich Beyſtand und Befehl
„aus Frankreich erhalten, ob, fie gleich. nichts lieber wollten: allein, fie find ſo eigennügig,
„daß es ung vieles Eoften wuͤrde, fie etwas unternehmen zw laffen, da ich verfichert bin, fie
„werden es von felbft aus ihren eigenen Urfachen des Misvergnügens thun..,
738.
Weil alfo bey dem Entfehluffe, den der General gefaffet Hatte, nichts dringender tar, Sie ruͤſten
als ſich der Tfehactaer und anderer benachbarten Nationen der Maubilefehanze zu verfichern, * en
fo bald er die erfte Nachricht von dem bey den Natſchen gefchehenen Unglüce erhalten bat-
te: fo ———— dem — Diron, zn Dem — und
durch einen zweyten Brief, welcher dieſem Befehlshaber den ı6ten des Chriftmonates eins
gehändiget wurde, trug er ihm auf, bie Tſchactaer ausforfchen zu laffen, um zu ſehen, ob
man ſich auf fie Rechnung machen koͤnnte. Die Schwierigkeit war, jemand zu finden, der
fich der Willkuͤhr diefer Wilden zu überlaffen getrauete, deren Gefinnung damals fehr zwey⸗
deutig war, und denen man nur noch Berfprechungen thun fonnte, Le Sueur, der aus Cana-
da, wo er en worben, ei jung nach for fiana g efomn en und unter diefen Bölfern erzo⸗
ufd ndft die ihm alle Wilden, und beſonders diefe
Be erwiefen Hatten, und both fich an, zu ihnen zu gehen. Seine Anerbiethung wurde an-
genommen; und er gieng den igten aus der Maubilefehanze ab. Er durchftrich mit großer
Befchrwerlichkeit alle Dörfer; er wurde überall fehr wohl aufgenommen, und hatte nicht viel
Miühe, den obgedachten Haufen von fiebenhundert Kriegern zufammen zu bringen, ben er
gerade wider die Matfchen anführete, ia
ch wider die
Perrier ließ feiner Seits zwey iffe der Geſellſchaft bis zu den Tonicaern hinaufge⸗ Perrier ſetzet
Ben. Er ſchickete zu Sande nad) allen Poſten und bfs zu ben Stlinefen, und ließ ihnen mel- die Einwohner
den , was vorgegangen wäre und was er thun wollte, Er ließ um Reuorleans einen Gra⸗ in Sicherheit.
ben ziehen, legete an deſſen vier aͤußerſten Enden Wachen an, errichtete zur Vertheidigung
dieſer Stadt Compagnien von dem Landausſchuſſez und weil er noch mehr wegen der
Wohnpläge und bewilligeen $ändereyen, als wegen der Hauptſtadt zu befürchten hatte, ſo
tie er überall Berfhanzungen machen, und an den am meiften ausgefegeten Dertern Forts
erbauen. Endlich ſchickete ex ſich an, ſich an die Spige des Fleinen Heeres zu ftellen, wel-
ches fich in der Bay der Tonicaer verfammelte, Man ftellete ihm aber vor, feine Gegen
wart wäre zuMeuorleans unumgaͤnglich nöthig; man wäre wegen ber Tfehactaer nicht recht
ſicher, und es ftünde auch zu befürchten, die Megern möchten, wenn fich diefe Wilden -
twider ung.erfläreten, fich mit ihnen vereinigen, in der Hoffnung aus ihrer Selaverey zu
fommen; wie einige bey den Natſchen gethan hatten. Er glaubete alfo, er Baia dem
Kirter
632 Geſchichte und Beſchreibung
736. Mitten von loubols, Major in Neuorleans, deſſen Tapferkeit und Erfahrüng er Fenne?,
— ſeinen Ei aufträgen.
Geſinnung Die erſte Wirkung feiner Kriegesruͤſtungen war, daß er die kleinen Nationen von
— Miciffipi, die ſich von uns abgeriſſen Hatten, wieder auf unſere Seite brachte; wie le Sueur
Wilden. 5 mit denen in den Gegenden des Maubile gemacht hatte. Man war der Zuneigung und
Treue der Illineſen, der Akanſaer, Dffogulaer und Tonicaer verſichert. Man wurde es
auch bald wegen der Natchitochen, und allezufammen gaben große Beweiſe Davon in der
Folge diefes Krieges. Auf der andern Seite fahen die Natfchen, ohne zu erſchrecken, den
Sturm wider ſich zufammen ziehen. Sie verzweifelten anfänglich nicht, die Tonicaer zu
‚gewinnen, und hatten ben des ‚Nation der Tiuxen, die feit
danger Zeit unter ihnen feßhaft war, an fie geſchickt, um ihnen etwas von der franzöfifchen
Beute anzubiethen, damit fie diefelben auf ihre Seite brächten,. Es gluͤckete ihnen niche:
fie toͤdteten aber zween Franzofen, bie fie da verfteckt fanden.
Das franyöfl- Den roten begab ſich der Herr le Merveilleux mic feiner Mannfchaft und einigen
ſche Heer gieht Franzoſen, die ſich mit ihm vereiniger hatten, in Diefe Bay, und verfehanzete fih wider die
KH RÜEN. |pegerfallungen. In den folgenden Tagen Eamen alle Truppen an, und den ı8ten ruͤckete
— der Ritter von Loubois mit fuͤnf und zwanzig Soldaten daſelbſt ein. Er fand das ganze
Heer daſelbſt gelagert, wohl verſchanzet und in gutem Stande, Zween Tage vorher harte
er den Heren Mexpiex mit fünf Mann abgeſchicket, um von dem Feinde Nachricht ein⸗
zuziehen; und damit er fich beſſer von ihrer Mache unterrichten möchte, fo hatte er ihm be=
foblen, einige — zu thun. In dem Augenblicke aber, da * den Fuß an
das Sand fetzete, feuerte man mie Flinten auf-ifn, wodurch ihm drey Mann getoͤdtet
wurden, Ar ſelbſt nebſt den —— grfangen Be en ER Moroen ſchi⸗
efeten die Natſchen einen won dieſen leßztern an den Herrn von Loubois, um ihm auch ihrer
Seite einige Vorſchlaͤge zu thun. Sie begeugeten aber viel Hochmuth, welches ein großes
Vertrauen und viel Verachtung gegen uns anzeigete,
Sie verlangeten anfänglich, man follte ihnen den Heren Brouttin, welcher Befehls:
haber bey ihnen geweſen war, und das große Haupt dev Tonicaer zu Geifeln geben. Sie
macheten darauf ein großes Verzeichniß von alfen den Waaren, die fie zur Auslöfung für
die Weiber, Rinder und Sclaven verlangeten, bie fie in Händen hatten; und ob ihre For-
Derungen gleich übermäßig waren, fo fihienen fie doch voraus zu feßen, man würde noch
allezeit gar zu glücklich ſeyn, wenn man fie eingienge., Man hat nachher erfahren, daß fie
Die Verrätheren mit dem Uebermuche verbunden, und ihre Abficht gewefen, die Franzoſen
zu erwürgen, die ihnen biefes Loͤſegeld dringen würden; darauf den Engländern ihre Ge-
Fangenen zu werfaufen, Man behielt den Soldaten und gab ihnen Feine Antwort, Sie
tächeren ſich darüber gleich an eben dem Tage, indem ſie den Herrn Mexplex, und den
Soldaten, der bey ibm Eger war, ei
Die Tchaetaer Den 27ften kam le Sueur mit den Tfehactaern bey den Natſchen an, und griff fie fa
erhalten einen gleich bey feiner Ankunft an, Es hat fehr das Anfehen, daß er u niche pi ref
— he Heer in der Bay der Tonicaer war, oder daß er die eigennüßige Sefeigkeie feiner WH-
2 ben nicht habe aufhalten koͤnnen, welche den beften Theil von der Beute haben, und auch
noch etwas von den Gefangenen ziehen wollten, die fie befreyen würden. Denn ſo mu
man aus dem folgenden ſchließen. Dem fey aber wie ihm tolle, fo fielen fie den Feind ſo
heftig an, daß ſie achtzig Mann toͤdteten, ſechszehn Weiber gefangen befamen, ein =
funfzig
von Neu⸗Frankreich. XXI Buch. 6
funfzig franzöfifche Frauen oder Kinder, die beyden Handwerksieute, deren die Natſchen
verſchonet hatten, und hundert und funfzig Negern und Negerinnen befreyeten, Sie wür:
den ihren Sieg noch weiter getrieben haben, der ihnen nur zween Todte And einige Ver—
twundete foftete, wenn diejenigen von unfern Megern, die von den Marfchen waren gewon-
nen worden, nicht für fie die Waffen ergriffen und verhindert hätten, daß man ihnen nicht
ihr Pulver weggenommen; welches die Feinde in vie Nothwendigkeit würde gebracht ha-
ben, fich zu ergeben, oder ſich zu retten. Es ift ohne Zweifel, daß, wenn diefer Angriff
mit dem Ritter $oubois verabredet gewefen wäre, nicht ein einziger Natſche davon gekomz
men feyn würde
Ich Habe nicht recht erfahren koͤnnen, warum dieſer Befehlshaber fo Tange bey den
Tonicaern geblieben fey, und nichts gethan habe. Man bat ihn darüber fehr getadelt;
und da ihn Perrier deswegen entfchuldigen wollen, fo hat er fich einen Theil des Tadels
von Seiten einiger Perfonen zugezogen, deren Anfehen meinem Bedünfen nach dem fei-
nigen nicht vorgehen ſollte. Das verdrüßlichfte ift, daß einige von denjenigen, welche wi-
der die Are und Weife, wie man den Krieg wider die Natſchen geführet, gefchrien haben, in
dem Kriege wider die Chicachaer nicht glücklicher gemwefen find, und daſelbſt beynahe eben
die Fehler begangen haben, die fie dem Herrn Perrier und denjenigen vorgeworfen, die
unter ihm die Soldaten angeführet, wofern es anders Fehler find. i
Dem fey aber wie ihm wolle, fo gieng $oubois den 2ten des Hornungs mit zweyhun⸗
dert Mann und einigen Feldſtuͤcken aus der Bay der Tonicaer ab. Er famden gten zu
den Natſchen und lagerte fi) um den Tempel. Den ı2ten wurden die Stüce vor ei—
1729.
1730..
—
Loubois bela⸗
gert die Mils
ner von ben beyden Schanzen ver Wilden auf die Batterie geführet; und weil man glaube: den in ihrer
fe, es wuͤrden fie diefe Zurüftungen, vornehmlich nad) dem Stoße, den fie erhalten hatten, Schanze.
geneigt gemacht haben, fich allem zu unterwerfen, was man von ihnen verlangen würde,
ſo gab man ihnen zu verſtehen, fie koͤnnten ucch die Unterwerfung ihrem gänz-
lichen Untergange entgehen. Allein, man fand fie weit entfchloffener, als jemals, ſich zu
vereheidigen. Man fing alfo den andern Morgen an, mit fieben Stücen auf fie zu ſchie—
fen: fie waren aber zweyhundert und fünfzig Toifen weit von der Schanze und wurden fo
fhlecht beſchicket, daß man nach einem fechsftündigen beitändigen Feuer nicht einen einzi-
gen Pfahl uingeworfen hatte. Diefes machete bie Tſchactaer fehr unwillig, denen man die
Berficherung gegeben, man würde nad) zwoen Stunden eine anfehnliche Luͤcke gemacht ba-
ben, Auf der andern Seite fehrecketen der Uebermuth und die Habgier diefer Wilden, die
man nicht fättigen Fonnte, und die einen Theil des Kriegesvorrathes, denen man ihnen‘
gab, unnüger Weife durchbrachten, den franzöfifchen Befehlshaber eben fo fehr ab, als die
verzweifelte Art, wie ſich die Natſchen vertheidigten.
Den tsten wollte er noch einmal verſuchen, ob fie nicht geſchmeidiger geworden waͤ—⸗
ven. Er ſchickete einen Dolmetfiher mit einer Fahne an fie, um fie aufzufordern. Sie
empfingen aber diefen Abgefhickten mit einem folchen Feuer aus den Zlinten, daß er dar-
über erſchrack und aus Furcht feine Sahne fallen ließ. Sie würde in der Gewalt der Fein-
de geblieben feyn, wenn ein junger Soldat niche das Herz gehabt Hätte, fich dem Feuer der
Belagerten auszufegen und fie wiederzuholen. Diefe That verdienefe, daß er bey feiner
Zuruͤckkunft im Lager zum Sergenten gemacht wurde. An eben dem Tage thaten die Nat⸗
fon einen Ausfall, in der Abſicht, ven Herrn Loubois zu überrumpeln, welcher in ihrem Tem-
pel lag: er glückete ihnen aber nicht. In der Nacht zwifchen dem agten bis zoften eröff:
Allgem, Reifebefehr. XIV Send, All nete
634 Geſchichte und Beſchreibung
ze. mefeman zweyhundert und achtzig Toiſen weit von der Schanze die Laufgraͤben, und den
zıften fing. man an zu ſchießen. „Daß.man es fo lange verſchob, die Laufgraͤben zu eroͤff⸗
„nen, ſaget Perrier in einem feiner Briefe, daran war der uͤbele Wille unſerer Soldaten
„und einiger andern Franzoſen Schuld, welche dadurch die gaͤnzliche Verheerung der Nat:
„ſchen verhindert haben... Days :
Sie thun eis Den 22ften thaten dieſe Wilden einen andern Ausfall, Sie waren ihrer dreyhundert
nen Autſall an der Zahl, und. griffen an dreyen Orten an, überfielen.einen Poften in den taufgräben,
en — woſelbſt dreyßig Mann, und zween Officier waren, die insgefammt die Flucht nahmen,
a getrie· indem fie ſich einbildeten, fie würden zu gleicher Zeit von den Marfchen und Tfehactaern
angegriffen... Sie. waren bereit, ſich des. Gefhüges zu bemächtigen, da der Ritter Arta-
guette hinzu eifetez und ob er gleic Mann bey ſich hatte, die Feinde zuruͤcktrieb,
und den Poſten wieder gewann, Wir bekamen dieſen Tag nur. einen Todten. An eben
dem Tage befahl Loubois vierzig Soldaten, eben fo viel Wilden und einigen Negern, mor—
gen die beyden Schenzen zu beſtuͤrmen: allein, ſolches wurde nicht, ausgeführe, Den
aſten errichtete man-eine Batterie von vier vierpfündigen Stüden hundert und achtzig Toi-
fen weit von. der. Schanze:und ließ zu gleicher. Zeit den Belagerten drohen, man wollte fie
zu Staub. und Pulver ſchießen, wmofern fie nicht die:noch-übrigen-Gefangenen herausgäben,
Sie ſchicketen fogleich die Frau des Herrn Defnoyers,,. der fie ihre Borfchläge, mitgaben,
Man behielt fie und gab ihnen keine Antwort;
er Ne Be- Perrier giebt vor, die Urſachen, Die den Herrn Soubois bewogen, nut die Gefangenen,
ER die noch in. der Wilden Händen waren, zuruck zu nehmen und keinen Sturm zu thun, waͤ⸗
ven gewefen: 1. Weil er. ſich nicht auf feine Truppen. verlaſſen- konnte, vornehmlich nach⸗
dem er ſie aus den Laufgraͤben fliehen geſehen, wie ſie den zaften hatten. 2, Weil
man die Tſchactaer in bem Berdachte hatte,. fie wollten uns verrarhen, 3. Weil-die Feinde
das. Gerücht ausgefprenget hatten, ‚die Chicachaer und.die Engländer Fämen ihnen zu Huͤl⸗
fe. Indeſſen ſteckete doch die Schanze, welcher am meiften zugefeget. wurde, den asften ei-
ne Fahne aus. So gleich ruͤckete ein-tfihactaifches Oberhaupt. mit. einem Haufen feiner Leu⸗
se an, um mit den Belagerten zu reden: „Erinnert ihr euch wohl, oder habet ihr. jemals
„geſehen, fagete er zu ihnen, daß fih Wilde in fo. großer. Anzahl: zween Monate lang vor
„einer Schanze aufgehalten ‚haben ?. Urtheilet daraus von unferm Eifer für die Franzoſen.
„Es iſt daher.fuͤr euch; die ihr nur eine. Handvoll Menſchen gegen. uns ſeyd ganz verge⸗
„bens, daß ihr euch noch laͤnger halsſtarrig weigern wollet, die. Gefangenen herauszugeben,
„bie ihr habet. Denn wenn die Franzoſen alle ihre. Stücen- abfeuren wellten ſo wuͤrdet
»ihr bald zu Staube werden: Was uns betrifft, fo ſollet ihr wiſſen, daß wir entſchloſſen
„find, euch ſo lange hier eingeſchloſſen zu halten, bis ihr euch zu demjenigen bequemet ha—
„bet, was man von euch verlanget; ſollten wir auch gieich hier unſer Korn ſaͤen und uns
„hier niederlaſſen müffen,,,. Perrier verſichert in feinen Briefen, es haͤtten bey dieſer Unter⸗
redung, oder ſonſt bey einer andern Zufammenfunft, die Natſchen den Tſchactaern, in Ge⸗
genwart der Franzoſen vorgeworfen, fie. wären ja felbft in die allgemeine Berfchwörung ge-
treten, „wovon ſie alle Umſtaͤnde erzähleten,
Sie gebendie ¶ So vwviel iſt gewiß, daß diefe Wilden die Fahne bloß ausſtecketen, un zu verſtehen
BAR zu geben, fie wollten-die Gefangenen auslieferi:. fie erfläreten fich aber. zugleich, man ſoll⸗
— — te damit zufrieden ſeyn; und vor allen Dingen ſollte ſich das Heer mic: dem Geſchuͤtze an
Betagesung; Das. Uſer. des Fluſſes zuruͤck ziehen ;; wo. nicht, ſo wollten fie alle. Gefangene verbren—
af. r nem
3 efohen Dh enge
2 ö
von Neu / grankreich. XXII Buch · 635
sen. Dieſer letzte Umſtand bewog den Herrn von Loubois, das zu thun, was ſie verlange rm:
ten, ohne jedoch die Abſicht fahren zu laſſen, zu verhindern, daß ibm die Natſchen nich—
entgiengen. Den .asften wurden Die Gefangenen den Tſchactaern zugeſtellet; und das
Heer zog fich auf die Anhöhe an dem Ufer des Fluffes, da es die ganze Belagerung über
nur neun Mann Todte und Berwundete gehabt a). In der Nacht ziwifchen dem agiten und
zoften, da die Natſchen das Geheimniß erfunden Hatten, die Franzofen zu bintergehen, de—
nen es aufgetragen war, Acht auf fie zu haben, entwifcheten fie; und man merfete folches
nicht eher, als bis es zu fpär war, ihnen nachzufegen. Alle Frucht von diefem Zuge war
alfo die Befreyung der Gefangenen, Die man noch Dazu von den Tſchactaern loskaufen
mußte, und die Errichfung einer Schanze an eben dem Orte, wohin man fich begeben hats
te. Der Ritter Artaguette, der ſich in allen Fällen ſehr hervorgethan hatte, wurde daſelbſt
mit einer Befasung als Befehlshaber gelaffen, damit man ſich der Schifffahrt auf dem
Fluſſe verficherte,
Man gefteht, daß die Soldaten bey diefer Belagerung ſehr fehlechte Dienfte gethan
haben, daß fünfzehn Megern, die man bewaffnee gehabt, als rechte Waghälfe gefochten,
und wenn man allen andern häfte Gewehr geben fonnen und fie die Stelle der Soldaten
einnehmen laffen, fo würden es Die Belagerten überwältiget haben. Die Einwohner,
welche von den Herren vor Arembourg und von Laye angeführet worden, hielten fi
auch gut, Gie waren über dieſes zu allen Arbeiten und zu alfem, was man ihnen befoh—
fen hatte, bereitwillig. „Diefe Creolen, fagete Perrier, werden fehr gute Soldaten wer—
„ben, fo bald man fie nur wird geüber haben, Die Natſchen waren endlich auf das aller
„außerfte gebracht: nur noch zween Tage, fo würde man fie mit dem Strike am Halle
„gehabt haben allen, man dachte alle Augenblicke von den Tfehartaern verlaffen zu werden,
„die fehr ungeduldig waren, und de Die Sranzofen der Gefahr ausgefeget ha⸗
„ben, eine Schlappe zu erhalten, und ihre Weiber, Kin X Sclaven — zu ſe⸗
„ben, wie die Feinde drobeten.,, RW
“Ehe fich die Tſchactaer entfchloffen, die Ratſchen zu bekriegen, fo waren fie zu ihnen Uebermuth
gegangen, um mit ihnen in Unterhandlung zu treten, und wurden auf eine ſeltfame Art der Wilden,
empfangen. Sie fanden diefe Wilden und ihre Pferde mit den Meßgewanden und Altar-
füchern geſchmuͤcket. Viele trugen die Kelchſchuͤſſelchen an ihrem Halfe, tranfen Brandte-
wein aus ben Kefchen und Monftranzen und gaben andern Daraus zu trinken. Kurz, fie
hatten nichts.in der Capelle gefunden, welches fie nicht zu dem unbeitigften Gebrauche an-
wandten. Diefes gefiel den Tfehactaern wohl, weiche nachher, da fie dieſe Beute befamen,
es eben fo macheren, wie ihre Feinde; und.es iſt nicht möglich gewefen, ſolche ganz aus ih—
ven Händen zu bringen, Wenn auch gleich diefe Wilden den Franzofen alle Dienfte ge-
leiſtet hätten, die ſie ͤhnen mır immer haͤtten leiften koͤnnen, da fie mic ihnen einftimmig ge
handelt: fo machete ihre fhlimme Gemuͤthsart fie doch der Pflanzſtadt ſtets verhaßt.
„Man hatte in ganz America, ſchreibt ein Miffionar, welcher von allem demjenigen, was
„vorgegangen, ein Zeuge geweſen noch feine uͤbermuͤthigere, wildere, widerwaͤrtigere,
„ungeftümere und unerſaͤttlichere Wilden geſehen. —*F
Indeſſen hatte man ihrer noch noͤthig, und man mußte ihrer ſchonen. Die Nat⸗
ſchen waren noch nicht aufgerieben, —— fie nicht anders, als unverſoͤhnliche heinde
* All 2 Hz
@) Perrier ſaget in einem feiner Briefe, wir Hätten dabey funfzehn Mann verloren,
636 Geſchichte und Belchreibung .
1730. anſehen; und man mußte gewärtig feyn, daß, fo lange fie noch vorhanden wären, fie uns
ſowohl für fich felbft, als durch die Feinde, die fie uns zu erweden ſich bemühen würden,
alles Uebel zufügen wirden, wozu Wilde nur immer vermögend find, welche nichts weiter
zu ſchonen Hatten. Die Chicachaer erfchienen noch nicht. Man hatte aber Nachricht, daß
fie die Urheber von allem Uebel wären, und die Verbindungen, die fie mit den Engländern
hatten, erlaubeten nicht, zu zweifeln, daß man ihnen nicht Eräftig benftehen würde, wenn
fie es für dienlich hielten, ſich zu erklären, Die Folge hat diefen Argwohn nur gar zu fehr
gerechtfertiget.
Unter den Negern, die wir von den n losgemacht, fanden fich einige, die wis
der uns Partey genommen; und man ließ ilen. Die drey ftrafbarften wurden
den Tſchactaern überliefert, und mit einer Unmenfchlichfeit verbrannt, welche allen andern
Negern einen Abfcheu vor den Wilden erweckete; welches fie gelehriger und treuer machete.
Die Maſuer, die Eorrefen und die Tiuren waren nicht fo glücklich, als die Natfihen. Die
Afanfaer überfielen fie, und richteten ein großes Blutbad an. Es blieben von den bey-
den erften Bölkerfchaften nur funfzehn Wilde übrig, welche zu den Natſchen ftießen, Die
Tiuxen wurden alle insgefammt bis auf den legten Mann getoͤdtet.
Die Chin — Man entderfete um eben diefe Zeit, daß die Chicachaer, nachdem fie vergeblich ver-
—— ſuchet hatten, die Akanſaer und Tonicaer in die allgemeine Verſchwoͤrung zu ziehen, ſich
fere Bundeg, mit eben fo wenigem Erfolge an die Fllinefen gewandt hatten. Diefe Wilden hatten ihnen
geneſſen ab» gerade heraus geantwortet: da fie insgefammt Ehriften wären, fo dürfte man fic) Feine Hoff
fränftig zu nung machen, fie mit den Franzofen zu werunei Befin mirten. ſtets zwifchen fie und
machen. ihre Feinde ſtellen; und man wuͤrde erſt uͤber ſie eggehen muͤſſen, ehe man einen von
ihnen erreichete. Sie erfuhren nicht lange darnach, was bey den Natſchen und Naſuern
vorgegangen, und fo gleich giengen zween Haufen Mitchigamier und Kaskaſquier,
die von zweyen der vornehmften Häupter diefer beyden ilfinefifchen Stämme geführet wurden,
nach Neuorleans, die Miffionarien zu beweinen, die bey diefer Ermordung umgefommen
waren, und dem Öenerale alles anzubiethen, was auf fie anfäme, die Franzoſen zu rächen.
Perrier gab ihnen mit vieler Zurüftung Gehör, und fie redeten als Chriften und treue
Bundesgenoffen auf eine ſolche Art, die jedermann erfreuete. Sie erbaueten nicht weniger
die ganze Stadt durch ihre Gottesfurcht und regelmäßige Aufführung, und nahmen von
dem Generale mit dem Verſprechen Abfchied, fie wollten ihr Sand und den ganzen obern
Fluß ſchon gut bewachen. —
Die Englaͤn· ¶ Perrier hatte darauf Nachricht, daß die Engländer die Tſchactaer heftig erſucheten,
der find nicht fich wider ung zu erklären, und ige Anfuchen mit anfehnlichen Geſchenken unterftügeten;
gluͤcklicher. md er meldete dem Minifter, in denen Umftänden, worinnen er ſich befände, hätte er ei-
nes fchleunigen Beyſtandes noͤthig; es würde ihm mehr Eoften, diefe Wilden zu brauchen,
als Truppen zu halten; wenn man ſich dieſer Wilden bedienete, fo hinge man ftets von ih:
vem Eigenfinne und ihrer Unbeftändigkeit ab: fie überreveten fich, wir nahmen fonft Feine
Zuflucht zu ihnen, als weil wir nicht fähig wären, Krieg zu führen; und diefe Meynung
Hätte unter allen diefen Völkern dergeftalt Ueberhand genommen, daß fich die Fleinfte Na—
tion für eine Befchügerinn der Pflanzftadt bielte. Man konnte nach fünf oder fechs Yah-
ven die Anzahl der Truppen nach und nach vermindern, weil fih während der Zeir vie
Creolen vermehren und bilden würden; alsdann würden wir fo gar feine Wilden mehr
haben,
von Neu⸗Frankreich. XXI Buch, 637
haben, bie ſich wider uns erflären würden, indem fie fähen, daß mir ihrer nicht mehr 1750.
braucheten, _ —
Es gieng einige Zeit hin, ohne daß man von den Natſchen etwas hoͤrete: endlich Die Natſchen
aber vernahm man, daß fie ihre Streifereyen wiederum anfingen, daß fie zehn Franzofen fangen ihre
und zwanzig Megern überfallen hätten, und nur ein junger Soldat, welcher auch dem gro— ——
fen Blutbade vom 28ſten des Windmonates entgangen, nebſt zweenen Negern davon ge, wiederum AN,
kommen wäre. Der General ſah nunmehr wohl ein, daß er Feine Zeit zu verlieren hätte,
diefe Marion gänzlich außer Stand zu fegen, ung zu fehaden, und weil die Raͤnke der
Engländer unter den Tſchactaern feine Unruhe wegen diefer Wilden vermehret hatten , fo
glaubete er, er müßte fein Gemuͤth zuerſt ihrentwegen in Ruhe fegen. Gr faffere alfo den
Entſchluß, fic mit den Haͤuptern zu erklären, und er ließ ihnen fagen, er möchte gern
mit ihnen zu Maubile ſprechen. Er bemerfete ihnen die Zeit, wenn er dahin fommen
wirde; und als er dafür hielt, fie würden nicht ſaumen, dafelbft anzugelangen, fo brach
er von Neuorleans auf, wo feine Gegenwart feit der Ankunft des franzöfifchen Beyſtandes,
wovon ich bald reden werde, um fo viel nöthiger war,
Er fand bey feinem Ausfteigen, daß fie vier und zwanzig Stunden vor dem beftimm: Perrier uns
ten Tage angefommen waren, Er wurde fo gar auf eine angenehme Art in Erftaunen Bent
gefeßet, daß er das große Hauptder Cauitaer, einer zahlreichen und den Engländern fehr ag ſcha⸗
ergebenen Voͤllerſchaft, und ein chicachaiſches Haupt dafeloſt antraf. Er erkundigte ſich an.
faͤnglich nach dem Herrn Regis, dem P. Balduͤin, einem Jeſuiten, welcher ſich bemuͤhete,
eine Miſſion unter den Tſchactaern zu errichten, und nach den beyden Dolmetſchern, was
die Zeitung von der Ankunft der franzoͤſiſchen Truppen für Wirkung in den Gemüthern
der Wilden gehabt hätte; und fie fageten zu ihm, die meiften hätten Bedenken getragen,
fic) bey der Verfammlung einzufinden, aus Zucht, man möchte ihnen einen übeln Streic)
fpielen; indem fie wohl wüßten, daß die Franjoſen nicht ürſache hätten, mit ihnen jus
frieden zu feyn: einige Häupter von den weitlichen Völkern aber bätten für die Redlichkeit
Din Br ſtehen wollen, und hinzugeſetzet, die Engländer verruͤcketen uns den
tand, |
Da fie alfo durch diefe Rede überredet worden: fo hatten fie fich auf den Weg nach
Maubile gemacht, wo fie den 2öften des Weinmonates, achthundert Mann an der Zahl,
ankamen. Den 2gften fing Perrier, welcher ben a7ften angelanget war, an, mit ihnen
zu unterhandeln; und er mußte hundert und funfzig Neben anhören, welches acht Tage
dauerte, Alles Tief auf Seiten der Wilden darauf hinaus, daß fie ihn bathen, den Koͤ—
nig ihrer unverbrüchlichen Treue zu verſichern, daß fie niemals vergeffen würden, daß er
fie zu Menfchen und ihren Nachbarn fürchterlich gemacht hätte; man häfte zwar in der
That in ihren Dörfern einige Geruͤchte zum Nachteile der Franzoſen ausgeftreuet : allein,
dergleichen Reden Fümen nur von einigen unbefonnenen $euten, und die Häupter und Alten
bärten feinen Theil davan gehabt; fie baͤthen ihm, er möchte ihnen Feinen Vorwurf dar-
aus machen, und alles Bergangene vergeffen, Er verfprach es ihnen, und redete nur
mit ihnen wegen der ben Natſchen abgenommenen Negern, die fie noch bey fich hätten,
ob fie fich gleich anheiſchig gemacht, folche wieder nach der Pflanzftadt zu bringen, Sie
antworteten, fie hätten fie ftets wiedergeben wollen, ihre Herren müßten fie aber abholen
laſſen, weil einige, da fie folche zurückführen wollen, ſich unterwegens entleibet hätten.
ur 3 Ob⸗
658 Geſchichte und Beſchreibung
2730, Obgleich das Berftändniß unter den oftlichen und weſtlichen Tſchaetaern ziemlich wie⸗
m per hergeftellet zu feyn ſchien: fo nahm der General dennoch wahr, daß fie noch ein wenig
‚eiferfüchtig auf einander- waren; und ‚weil er der feßtern viel verſicherter, als der erſtern
war, fo ſtellete er diefen vor, es waͤre noͤthig, daß ſie auch fo, wie. die andern, ein großes
Haupt hätten. Er ſetzete hinzu, er hätte dieſer Würde wegen die Augen auf das Haupf
der Caftachser (welche ein Stamm von den Tſchactaern waren) geworfen, von dem fie
wuͤßten, daß er. ein verftändiger tapferr Mann und aus einer alten Familie wäre, Sie
antworteten, ‚fie.billigten diefe Wahl, und nähmen dieſes erſte Haupt mit Vergnügen von
feinen Händen an. Er überhäufete das große Haupt mit Freundſchaft, und gab ihm in
feinen Briefen den Titel, Kaiſer der Cauitaer, und machete ihm ein anfehnliches Ge:
ſchenk. Er wurde ſehr dadurch geruͤhret, und verficherte, er würde in feinem ganzen Le—
ben den Franzofen ergeben bleiben, da er erkannt hätte, daß wir niemals anders, als gu—
gen Kath ertheileten; cs wäre zu wünfchen, daß die Engländer fo, wie fie, dächten, und
alle Bölkerfihaften würden glücklicher dadurch feyn.
Perrier gab auch dem chicachaifihen Haupte Gehör: er redete aber mit ihm aus
‚einem andern Tone, Gleichwohl fagete-er zu ihm, es waͤre ihm lieb, ihn zu fehen; wenn
feine Voͤlkerſchaft wieder zu ihrer Schuldigfeit kehrete, fo würde er ihm wie den .anderit
‚begegnen, und.es hinge nur von ihr ab, gluͤcklich und ruhig zu leben; es wären ihm alle
ähre Raͤnke befannt; er würde aber wieder als ein Vater gegen -fie gefinnet-feyn, wenn
fie ſich als unterthänige und gehorfame Kinder aufführeten. _ Diefer Menfh antwortete
nichts: acht Tage darnach aber bath er das Haupt der Caſtachaer, dem Generale zu fa=
gen, fie wären unglücklich und wahrhaftig mitleidenswärdig ; weil feir der Zeit, da er die
Franzofen zurückgerufen hätte, die mit ihnen handelten, alle nordliche Nationen fie a
das Alleräußerfte ;verfolgeren. Perrier fagete zu demjenigen, der ihm ſolches fagete, er
koͤnnte diefes Haupt verfichern, es würde Feine Nation aus feiner Statthalterfihaft die feis
nige angreifen, fo Jange fie ihr feine Urſache zum Misvergnügen geben würde; für die
Wilden in. Canada aber ftünde ‚er ‚nicht, ‚no man in ber feften Ueberredung ſtuͤnde, fie
wären Feinde der Franzofen: es kaͤme ihnen alfo zu, das Öegentheil durch folche Wirkun—
‚gen zu. beweifen , Die nichts zweydeutiges hätten, air Bag a a!
Der zärtlichfte Punct, worüber Perrier mic den Tſchactaern zu handeln hatte, mar
die Handlung. Er mußte, daß fie fich ſehr über Die Theurung unferer Waaren beſchwe—
reten; und es war ihm nicht-unbefannt, daß die Engländer ihnen zu ‚verftehen gegeben,
ſo wohffeil wir auch unfere Waaren geben möchten, fo wuͤrden fie Die ihrigen dennoch um
die Hälfte wohlfeiler verfaufen. Auf der,andern Seite war er fehr überredet, Daß, wenn
‚er ihnen auch die Berminderung zugeflünde, die fie verfangeten, fie dennoch fechs Monate.
darnach eine neue fordern würden. Er glaubete gleichwohl, Daß er fie dieſesmal befriebi-
‚gen fönnte; jedech unter der Bedingung, fie follten nur mif ung handeln; und es geſchah
zum Theile, um nicht einem neuen ungeftümen Anſuchen über diefen Punct ausgefeget zu
ſeyn; und zum Theile auch, ihnen zu zeigen, daß die Franzoſen fich felbft genug wären, daß
er fich ihrer bey dem neuen Zuge nicht bedienen wollte, den er wider bie Natſchen vorhatte.
Ankunft der Daß die Tſchactaer fih ſo leicht lenken ließen, daran war eines Teiles Die Ankunft
framoſiſchen des franzoͤſiſchen Beyſtandes, den fie für anfehnticher Hielten, als er in der That war,
Se eheils die gute Aufnahme, Die ihnen Perrier wider ihre Hoffnung erwieſen hatte, Urfache,
Der
vor Newsvanfreih, XXII Bu: a
Der Beyftand war" auf der Somme, einer Föniglichen Fluͤte, unter dem’ Herrn Ber: 16:
zier de Salvert, einem Bruber des Öeneralbefehlshabers, angefommen. Gr mar den ûï—
Bien des Auguſtes ohne die geringfte Schwierigkeit über die Barre des Mieiſſipi gegan:
gen. obgleich das Waffer ziemlich-flach war, und fein Fahrzeug, nachdem es ſchon einen
Theil-von ſeinen Gütern in den Vorrathshaͤuſern der Inſel Toulouſe ausgeladen-, doch
noch vierzehn Fuß und acht Zol-tief im Wafler gieng: Den ısten legete er vor Meuors
leans vor Anker, und in einem Briefe, den er den: ızten des Windmonates an den Gras
fen von Maurepas fehrieb; meldere er dieſem Minifter, er habe alle Einwohner: des Pflanz⸗
landes in großer Unruhe. geſunden; die wenigen Soldaten , die fein-Bruder noch härte,
wären nicht ſtark genug, jedermann-in feiner Pflicht zu erhalten; die ſchlechten Neuanges
worbenen, welche Die Gefellſchaft geſchicket haͤtte, hätten, an ſtatt daß fie den Leuten wies
der Much- machen follen, das: Schrecken unter ihnen nur vermehret; von hundert Mann;
welche aus. den Regimentern ausgehoben‘ worden ‚. wären nur. ihrer ſechzig angefommen;-
ohne. daß er einfehen koͤnnte, mas Die andern zuruͤckhielte; fein Bruder hätte fechs Feld
ſtuͤcken, fechs Eleine. Bomben: und Granatenmoͤrſer verlanget; und nichts von dem allem
wäre angefommen;. man würde genoͤthiget ſeyn, ſich der Piroguen zur Ueberſchiffung der
Truppen „. Sebensmittel und des Rriegesvorrathes zu bedienen ,. weil man keine bequemere’
Fahrzeuge hätte; bie Matſchen nebft: einigen. andern Eleinen Voͤlkerſchaften hätten fich in‘
drey Schanzen verſchanzet; bie Streifereyen, die: fie an dem Fluſſe thäten, unterbrächen:
die Handlung; und es wäre nicht ſchwer zu erkennen, von wen fie unterflüget wuͤrden.
‚Der mäßige Beyſtand ‚den man mit ſo vieler Ungeduld erwartete, verzögerte: ohne‘
Zweifel einzig und allein Die Ausführung. des Vorſahes, den Krieg. dadurch zu endi⸗
gen, daß man die Natſchen in ihren Berfhanzungen überwältigee; weil man Einwoh-
ner und Wilde ben mu ben: Abgang ;deffelben -zu en... Und nachdem Pervier
Befehl dazu gegeben , fo gieng er. nach Maubife,. ſich mit. den Tſchactaern zu unterreden,
nicht eben, um biefe Wilden- zu vermögen ‚ihn auf feinem-Zuge- zu begleiten , weil wir:
geſehen haben, daß er entſchloſſen war, ihrer überhoben zu ſeyn ſondern, um fie-zu vers
hindern, daß fie fich der. Anerbiethungen nicht zu Muse macheten, bie ihnen die Englaͤn⸗
der.des Handels wegen thaten, und um fie in unferm Buͤndniſſe zu erhalten,
Nachdem ſolches gefchehen wars fo Fehrete’er- wieder nach Neuorleans zuruͤck, wos Aufbruch des:
ſelbſt er das Heersmarfchfertig fand, Das erfte, was er- that, war, daß er den Herrn⸗Heeres
von Coulonge, einen Canadier, den Akanſaern entgegen ſchickete, die ſich in die franzoͤ—
ſiſche Schanze‘ der Natſchen begeben ſollten; und der: Herr Beauileu gieng. mit: ihm zu-
Schiffe, welchem‘ aufgetragen war ,. den Zuftsnb- der-Feinde zu erkundſchaften. Den:
gten des Ehriftmonates-fhiffete ſich Salvert mit zweyhundert Mann ein. Es. waren dar⸗
unter drey Schiffscompagufen ,. Die übrigen waren Freywillige und Matroſen von der
Somme. Den sten brach Perrier mit- einer Grenadiercompagnie , zwoen Fuſiliercom⸗
pagnien und einigen Freywilligen auf. Dieſer Haufe beſtund auch aus zweyhundert
Mann, Der Hauptmann von Benac welcher den Landausſchuß fuͤhrete, folgete ihm:
den zzten mit achtzig Mann. Er ſollte Hundert.und-funfzig.babens die uͤbrigen aber ſtie⸗
> Ben auf dem Wege zu ihm. er
Den zoften, da das garge Heer fich mit ven Bayagulaern vereiniget hatte, kam
ein Haupt der Colapiſſaer mit vierzig Kriegesleuten von feiner Nation dafelbft an, er
ildete
640 > Gefchichte und Befchreibung
1730. bildete an diefem Orte die Compagnien des Landausſchuſſes, woraus man eine Compagnie
Cadetten hob: fie wurde aber bald wieder unterdruͤcket. te Sueur hatte Befehl, den anz -
dern Morgen die halbe Galeere, die er führete, zu beladen, und damit bis an den 104
then Fluß voraus zu gehen, welchen man binauffahren mußte, Denn ob man gleich
noch nicht vecht wußte, wo Die Natſchen waren: fo zweifelte man doch nicht , daß fie nicht
an dem fchwarzen Sluffe, fonft der Uatchitaerfluß, ſeyn würden, welcher fich in den
rothen Fluß, zehn Meilen oberhalb feiner Mündung in den Miciffipi, ergießt.
Den 2aften — man von bh ee in dieſer —2 ab. *
eer war in drey Batallionen oder drey wadern getheilet. Das iffsvolk war
8 Rechten unter Salverts Anfuͤhrung 6 welchen Benac lese , mas
chere den linken Flügel. "Der General war in der Mitten, und hatte den Baron von
Creſnay, Befehlshaber der Truppen in Louiſiana, den Ritter Artaguette, welcher die
Grenadiercompagnie führete, den Herrin Baron, melcher Ingenieursdienſte that, und die
Fufilier unter fih. Ein Theil von diefen letztern war in der franzöfifchen Schanze bey den
Natſchen, von da fie Luſſer an den rothen Fluß führen ſollte. Die Megern waren auf
verfchiedene Fahrzeuge vertheilet, und Die Wilden, die noch nicht alle zufammen waren,
foltten einen befondern Haufen ausmachen. Den 27ften hatte man ein Furzes Stuͤck We—
ges zuruͤckgeleget, weil der Schnee und Regen den Fluß aufgeſchwellet hatten; außerdem
waren die Mebel fo dick und fo beftändig, daß man fich fait alle Augenblicke genoͤthiget
fah, inne zu halten, vu I
— kn he dem Tagı | eu
greifen eine (chen angefallen worden, von den vier und zwanzig Mann, d ifgdinsöftichen
Pirogue an. Seife geweſen, wären ihrer fechszehn getödtet oder verwunder —————
unter der Zahl der erſtern, und Coulonges unter den andern. Zur Vermehrung des Un—
falles hatte man auch Zeitung, es waͤren die Akanſaer aus Verdruſſe, weil ſie nichts von
dem franzoͤſiſchen Heere reden gehoͤret, wieder zuruͤckgegangen. Perrier hielt ſich einige
Zeitlang in der Tonicaerbay auf, um die Wilden daſelbſt zuſammen zu ziehen, die noch
nicht zu ihm geftoßen waren. Man tabelte ihn, daß er fie nicht vorausgefchickt, die Nat:
fhen in ihrer Schanze zu berennen. Er trauete aber diefen Wilden vielleicht nicht recht,
und trug ihnen daher folches auch nicht auf, als wovon der ganze Erfolg diefes Krieges
abhing. Die Canadier , welche gern alles das tadelten, was vorgieng, feitbem das
Pflanzland nicht mehr von einem der Ihrigen vegieret wurde, beurtheileten die Wilden in
kouifiana nach denen in Canada: fie iereten fich aber. - Perrier würde vielleicht anders ge⸗
handelt haben, wenn er mit Abenaquiern, Huronen, Algonquinen und chriftlichen Iro—
quefen zu thun gehabt, Die feit langer Zeit ſeßhaft unter uns geweſen. —
Unbiegſamkeit Dieſer General ſtieß an der Mündung des rothen Fluſſes den ten Jenner 1731 mit
der Wilden vielen Wilden, deren nunmehr hundert und funfzig an der Zahl aus verfehiedenen Bol:
Ferfchaften waren, wieder zu dem Heere. Er hatte einige Tage zuvor an den Herrn von
Benae Befehl geſchickt, bis zu unferer Schanze bey ven Natſchen hinauf zu geben und da⸗
ſelbſt Nachricht einzuziehen. Er Fam den gten wieder, ohne etwas gefehen oder gehoͤret
zu haben. An eben dem Tage wurden die Wilden und funfzig Freywillige abgeſchicket,
mit dem Befehle, voraus zu gehen, unter der Anführung des Heren von Saye, eines
Hauptmannes von dem Sandausfchuffe, und die Natſchen einzufhließen, fo bald fie ſolche
entde⸗
onges und Beaulieu wären von den Nat—
rer !
von Neu⸗Frankreich. XXI Buch, 641
entdecket hätten. Allein, diefe Mannſchaft gieng nicht weit, weil die Wilden nicht gern ara.
zu diefer Berrichtung auszogen. Den zıten fuhr man den rothen Fluß hinauf, und den
folgenden Tag zu Mittage lief man in den ſchwarzen Fluß ein. Der General hatte ange:
rathen, man füllte große Borficht brauchen, damit fie nicht von den Feinden entdecket
würden. Seine Befehle aber waren vergebens, weil die Wilden, die feine Gewalt er-
Fannten, und Feine Kriegeszucht beobachteten, fortführen, nach ihrer Gewohnheit auf
das Wild zu ſchießen, weiches fich zeigete; fo daß es fehr zu verwundern war, daß man,
nach einem fo langen Marſche und. fo wenigem Geheimniffe, den Feind nod) in feiner
Schanze antraf. —J
Man entdeckete ihn den often Jaͤnner. So gleich wurde Befehl gegeben, ihn zu Das Heer
berennen; und weil man fo, nahe auf fie zurückete, daß man mit einander fprechen konnte: kͤmmt dem
fo fingen die Belagerten anfänglich an, Schimpfworte auszuftoßen, Man eröffnete die insGGe⸗
Laufgraͤben, und ſcharmuͤtzelte den ganzen übrigen Tag und Die ganze Nacht. Den Mor- ""
gen fegefe man die Mörfer ans Sand nebft allem, was zur Belagerung nöthig war, Man
warf darauf einige Bomben, welche in die Schanze fielen. Die Belagerten thaten einen
Ausfall, tödteten einen Sranzofen und Neger, und verwundeten einen Officier: fie wur—
den aber von dem Herrn Luſſer heftig zuruͤckgetrieben. Den 2a2ften warf man den ganzen
Tag Bomben, welche in die Schanze fielen. Sie thaten aber Feine geoße Wirkung; und
die Feinde verwundeten uns zween Soldaten. Indeſſen ſtecketen fie doch den 24ften eine
weiße Fahne aus. Perrier ließ auch fo gleich eine vorn an den Saufgräben aufftecken ;
und nicht lange darnach ſah man einen Wilden, der mit ziweyen Calümeten in ber
Hand ankam,
Der General ließ ihn durch feinen Dolmetſcher holen; und als er vor ihn Fam, fo Sie verlar-
bath er um Sriede, und e fih, alle Negern en ie fie noch in der gen Friede.
wollte die Megern haben: er verlangete
Schanze hätten, — re m: e
aber auch, die Haͤupter follten zu ihm fommen und mie ihm reden. Der Abgeordnete er-
wiederte, die Haͤupter würden nicht fommen; wenn ihnen aber der General etwas zu fa-
gen hätte, fo koͤnnte er vorn an feine Saufgräben Fommen, und das große Haupt würde .
fic) feiner Seits an die Spiße feiner Schanze begeben. Perrier fagete zu ihm, er ſollte
nur fo lange hingehen und die Negern holen, bey feiner Zurückkunft wollte ev ihm feine
Sefinnung erklaͤen. |
Er fehrete mit diefer Antwort wieder zurück; und eine halbe Stunde darnach füh- Sie ficken
tete er achtzehn Negern und, eine Negerinn herzu. Als er folhe dem Generale zuftellete: alle Negern
fo fagere er zu ihm: die Sonne wollte nicht hervorgehen; fie verlangete indeffen nichts durück.
lieber , als mit den Franzofen Friede zu machen; allein, unter der Bedingung, das Heer
ſollte fich fo gleich zuruͤckbegeben; wenn es folches thäte, fo gäbe er fein Wort, feine Na-
tion würde niemals einige Seindfeligkeit gegen uns ausüben, und er wäre fo gar bereit,
wenn man es wünfchete, feine Dorfichaft wieder in ihre alte Wohnung zu fegen. Der
General anftvortete ‚er winde feinen Vorſchlag anhören, wofern nicht die Haͤupter felbft
kaͤmen und mit ihm vedeten; ev verficherte fie ihres Lebens: wofern fie ſich aber nicht an
eben dem Tage zu ihm begäben, fo würde er niemanden Quartier geben,
Der Abgeſchickte gieng zurück, dieſe Antwort zu überbringen ; und fam einige Zeit dar- Man faͤhrt
auf wieder, um zu melden, es weigerten fich alle Kriegesleute einmüthig, die Sonne hinaus: * ie Au
Allgem. Reifebefehr. XIV Band. Mmmm gehen unterreden.
Gr Geſchichte und Beſchreibung
err. hen zu laſſen, welche außerdem bereit wäre, alles zu chun, mas man yon ihr verlangete.
my? Das Öefhüs Fam an, Der General anfwortete diefem Wilden, er bliebe bey feiner er-
ften Geſinnung, und befahl ihm, feinen Leuten zu melden, wenn fie einen einzigen Stuͤck⸗
ſchuß auf ſich thun ließen, fo würde er jedermann niederhauen, ohne weder Weiber, noch)
Kinder zu ſchonen. Er Fam bald mit einem Natſchen zuruͤck, Namens St. Come,
welcher ein Sohn der Hauptfrau war, und folglich der Sonne folgen ſollte. Dieſer
Menſch, welcher ftets ziemlich vertraut mit den Franzofen gelebet hatte, fügete zum Herrn
Perrier mit einem fehr entfehloffenen Tone, weil der Friede gefchloffen wäre, fo müßte er
feine Truppen zuruͤckſchicken; es wäre ihm das leid, was feine Nation wider ung gethan
hätte: man müßte aber alles vergefien; und Bas um fo viel mehr, weil der erfte Urheber
des Ungluͤcks in der erſtern Belagerung bey dem Angriffe der Tſchactaer geblieben wäre,
Einige Hätte Perrier bezeugete ihm, es wäre ihm lieb, ihn zu fehen: er wollte aber durchaus das
pter fommen große Haupt fprechen; er wuͤrde ſich nicht länger aufziehen laſſen; und es follte ſich fein
ins Lager. Marfche mehr unterftehen, anders, als in Begleitung der Sonne, vor ihm zu erfheis
nen, weil er auf einen jeden würde fehießen laſſen, der fich nähern würde, neue Vor:
fHläge zu thun: er erfaubete ihm alfo, wieder nach feiner Schanze umzukehren; und fo
bald er hinein ſeyn würde, fo wollte er, wofern das große Haupt nicht gleich berausfäme,
den Plag mit feinen Bomben in die Afche ſchießen. Saint Come nahm fo gleich Ab:
ſchied von ihm; und eine halbe Stunde darnad) fah man ihn mic der Sonne und einem
andern, den man das Mehlhaupt nannte, —— ar fegtere war der wahre
Urheber von der Ermordung der Franzoſen: Saint Come aber hatte feine Schuld au
— andern ſchieben Be S n in dem Augenblicke ® da u en
machete, die Schanze die folgende Nacht anzugreifen
Sir werden Perrier ließ fie einholen, und fie wurden in fein Quartier gebracht, Die Sonne
angehalten- ſagete zum Generale, es wäre ihr lieb, mic ihm en ‚ und fie fame, ihm das
zu wiederholen, was ſie ihm fagen laffen; fie harte die Franzofen nicht umbringen laffen ;
fie wäre noch zu jung, zu reden; und die Alten hätten diefen ftrafbaren Anfchlag gemacht.
Ich weis wohl, fegete er hinzu, daß man fich ſtets am mir haften wird, weil ich das
Oberhaupt meiner Nation bin + ich Bin aber gleichwohl unſchuldig. Man Hat in der That
in der Pflanzftade ftets geglaubet, fein ganzes Verbrechen wäre, daß er ſich nicht getrauet
hätte, feiner Nation zu widerftehen, noch den Franzofen von demjenigen Nachricht zu ge:
ben, was wider fierangefponnen wuͤrde. Bisher, und vornehmlich che er zu ber Son-
nenwuͤrde gekommen‘, hatte ev niemals Urſache zu einigem Mistvauen gegem ihn gegeben,
St. Come, welcher die Zranzofeneben-fo wenig Haffere, entſchuldigte ihn auch auf das Befte:
das andere Haupt aber fagete nur, es wäre ihm alles, was vorgegangen wäre, leid.
„Bir hatten feinen Berftand, fuhr er fore, Eünftig aber werden mir folchen haben. ,,
Beil fie dem Negen ausgefeger waren, der ſehr ftarf wurde: fo fagete Perrier zu ihnen,
fie follten in eine Cabanne treten, die in dev Nähe war; und fo bald fie hinein gegangen
waren, ftelfete er vier Schilömachen: dahin, und trug drey Officieren auf, wechfelsweife
daſelbſt Wache zu halten:
Er ließ darauf das große Haupt der Tonicaer und ein Haupt der Matfehen rufen,
welches man die geſtochene Schlänge nennete, die ſich bemühen ſollten, noch etwas
won feinen. Gefangenen heraus zu bringen: es fheint aber, daß ihm diefe beyden Männer
nichts
von Neu⸗Frankreich. XXII Buch. 643
nichts neues mehr Haben entdecken fönnen. Meine Nachrichten fagen nicht, ob fih die ar.
geftochene Schlange damals als Freund, oder als Gefangener, in unſerm Lager befun-
den. Zu Ende des 1721 Jahres aber, da ich bey den Natſchen war, bin ich Zeuge ges
wefen, Daß man ihn für ben beften Freund angefehen, den wir in dieſer Voͤlkerſchaft haͤt⸗
ten; und man fagefe, er wäre ein fehr naher Anverwandter der Sonne. Der Auf
wog , der ihm, vom Perrier geſchehen, bewegt mich, zu glauben, er ſey uns fehr erge-
en geblieben.
x Sueur , welcher einer von den dreyen Officieren war, denen die Wache bey diefen Einesson den
Gefangenen anvertrauet worden, und ber ihre Sprache fehr gut verftund, wollte fich mie Pdupternent-
ihnen unterveden: fie antworteten ihm aber nicht, und er ließ fie ruhen; unterdeſſen, daß fieht,
die beyden andern Dfficier fhliefen. Eine halbe Stunde darnad) wachesen diefe wiederum
auf, und er fhlief Dagegen ein. _ Gegen drey Uhr wurde er Durch ein großes Geraͤuſch er⸗
weder. Er fprang nad) feinen beyden Puffern, und wurde St. Comen und die Sonne
in der Stellung gewahr, als ob fie entfliehen wollten. Er fagete zu ihnen, er würde den
exftern , der ſich vegen würde, vor den Kopf brennen; und weil er allein war, indem Die
Schildwacht und die beyden andern Dfficier dem Mehlhaupte nachliefen, welches fie
durch ihre Nachlaͤßigkeit hatten entwiſchen laſſen: ſo rief, er Leute. Perrier eilete zuerſt
herbey , und gab neuen Befehl, dem Fluͤchtlinge nachzuſetzen: es war aber alles vergebens,
Den z5ften ſehr früh näherte ſich ein Natſche dem Lager. Man führete ihn in die
Gabanne, wo die Sonne war, zu ber er fagete, das Mehlhaupt wäre in die Schanze
‚gekommen: nachdem er feinen Neffen und acht bis zehn der Alteften Krieger aufgewecket,
fo Hätte er zu ihnen geſaget, die Sranzofen wollten fie alle verbrennen laſſen; er. für fein
Bu wäre elf ! Di —* han, bl 2 zu ſeyn A wieder in ihre Hände
u fallen; und er rieth ihnen, ſich mit ihm in Si it zu begeben: fie wären feinent
rate geisigee, und hätten fich m t ihren — nt haͤt⸗
gen ſich berathſchlaget, ob fie nicht ein gleiches thun wollten: nachdem fie aber gar zu lange
gezaudert, ehe fie fich entſchloſſen, und indeſſen der, Tag angebrochen, fo Kästen fie wohl
‚eingefehen, daß ihr Nüczug unmöglich ſeyn würde. Hierauf fagete Das große Haupt zu
dem Herrn Ie Sueur, das Mehlhaupt wäre ein unrechtmaͤßiger Beſitznehmer, welcher,
ob ex. gleich nicht edel wäre, ſich der. Stelle bemaͤchtiget hätte, Die er beſaße, und bie ihn
zu der dritten Perfon feiner Nation — und ihm eine unumſchraͤnkte Macht uͤber alle
diejenigen gäbe, die unter feinem Befehle ftünden. —
Den Abend gieng Perrier zu der Sonne und meldete ihr, fie ſollte allen ihren Unter- Es ergehen
thanen befehlen , ohne Gewehr mit ihren Weibern und Kindern aus der Schanze zu zie— ſich einige.
ben; er bewilligte ihnen das leben, und wollge die Wilden abhalten , daß fie ihnen nicht
übel begegneten. Er gehorchete, und ſchickete fo gleich durch den Ratſche, der ihm die
obgebachte Zeitung gemeldet hatte, Befehl: fie weigerten ſich aber insgefamme, ſolchem
zu gehorchen. Die Frau des ‚großen Hauptes kam an eben dem Tage mit ihrem Bruder
und einigen andern von ihrer Familie zu ihm; und Perrier ließ fie, in Anfehung der gu⸗
ten Dienfte, die fie den franzöfifchen Weibern bey ihrer Gefangenfchaft geleiftet hatte, gut
aufnehmen. Man hätte gern bie Hauptfrau haben mögen, die noch mehr Anfehen in der
Nation hatte, als die Sonne felbft, Die Frau. des Oberhauptes befuchere fie vielmals in
der Schanze, um fie zu bewegen, daß fie herausfame: ihr Anſuchen aber war vergebens:
ungefähr fünf und dreyßig Mann und lH: Weiber ergaben ſich gegen zwey Ir
| —— £8
644 Gecſchichte und Beſchreibiumg
v7, des Nachmittages. Man ließ den andern ſagen, wenn fie nicht mit eheſtem ein gleiches
— — ihaͤten, fo würde man auf fie feuern; und fo bald man mit dem Gefchige angefangen
Hätte, fo wäre feine Gnade mehr für jemand. Sie antworteren, Man koͤnnte ſchießen,
wenn man wollte, fie fürchteten fi) vor dem Tode nicht, Indeſſen ift-es doch gewiß,
daß höchftens nur fiebenzig Krieger in der Schanze blieben, daß fie nicht ein einziges
Dberhaupt baten, und daß nur die Furcht, fie möchten in die Hände der Wilden gera-
then, wenn fie fih einzeln retteten, oder fie möchten von den Belagerern wahrgenommen
werden, ‘wenn fie alle auf einmal entwifcheten, die meiften noͤthigte, fich eingefchlof
en zu halten. ß Pt ru
Die EL : Aa ſchoß man doch nicht. Außerdem war es ein abfeheuliches Wetter ‚ und
entwiſchen. hatte dev Regen in Dreyen Tagen nicht nachgelaffen. Die Belagerten ſchmeichelten fich,
die Sranzofen wuͤrden die Päffe bey ſolchem Werter nicht ſo genau bewachen, und ſie irre—
ten fich nicht. Gegen acht Uhr des Abends lieh Benac dem Heren Pervier melden, fie
nähmen die Flucht. So gleich befamen die taufgräben und alle Poften Befehl, zu feu-
ern, Die Flüchtigen aber zogen längft einem Bayuc, oder Fleinem Bache hin, der fich
zwifchen dem Quartiere des tandausfehuffes und des Baron von Erefnay feinem befand;
und als man davon Nachricht erhielt und in die Schanze einrückere, fo waren fie mir ihren
Weibern und Kindern fihon weit, Man fand nicht mehr, als eine Frau, die eben nie—
dergefommen war, und einen Mann, der im Begriffe ſtund, fich zu flüchten,
Die Wilden Den Morgen darauf, wollte man die Wilden vermögen, diefen Flüchtlingen nachzu—
nn (nen fegen: fie weigerten fich aber, und fageten, w ihnen nachlaufen, weil wir fie
eg nachſe⸗ durch unſere Schuld hätten entwi chen laffen. Da wir alſo ze Feinde mehr zu beſtrei⸗
ten hatten: ſo mußte man auf die Ruͤckkehr ſeyn. An eben dem Tage band man
alle die Öefangenen. Die Sonne, oder das Oberhaupt, fein Bruder, fen Schwager,
St. Come und alle, die von diefer Familie waren, wurden auf dem St. Ludwig einge-
ſchiffet. Vierzig Krieger wurden in die halbe Galeere gefeget, welche Te Sueur führete.
Die Weiber und Kinder, an der Zahl dreyhundert und fieben und achtzig Petfonen, wur—
den in andere Sahrzeuge vertheilet, Das ganze Heer fehiffere ſich den 27ſten eim, und
kam den sten des Kornungs zu Meuorleans an. 744
Stärke der Es fehlete noch viel, daß der Krieg geendiget war. Le Sueur hatte von dem großen
Natſchen nach Haupte erfahren, bie ganze Voͤlkerſchaft wäre nicht in ber Schanze gewvefen, die wir be-
_ Belager agert härten; fie zählete noch zmeyhundert Krieger, die NYaſuer und Correſen mit darunter
ER begriffen, und eben fo viele junge Leute, die fchon im Nothfalle eine Flinte Tosfhießen
fönnten; eines von ihren Haͤuptern wäre mit vierzig Mann und vielen Weibern zu den
Ehicachaern gegangen; ein anderes ftünde mit fibenzig ann, über hundert Weibern
und einer großen Anzahl Kinder, etwa drey Tagereifen weit von feiner Schanze an dem
Ufer eines Sees; es wären zwanzig Mann, zehm Weiber nnd fechs Megern bey den
Uatchitaern; es wären bey einer Partey, welche das Heer den ıgten Jaͤnner entdecket
hätte, zwanzig Mann, fünfzig Weiber und viele Kinder; ungefähr zwanzig Krieger biel-
sen fih um ihrem alten Dorfe herum auf, um auf die Sranzofen zu ſtreifen. Die Naſuer
und Eorreſen ftünden in einer andern Schanze, drey Tagereifen weit von Der feinigen;
alle Uebrigen wären vor Elend und am Durchlaufe -geftorben, Endlich erhielt man
Nachricht, es Fönnte das Mehlhaupt ungefähr fechzig bis fiebenzig Mann, Hundert Wei-
ber und viele Kinder zufammengebracht haben, * An
von Neu⸗Frankreich. XXII Buch). 6
Als fe Sueur alle dieſe Nachrichten eingezogen Hatte: fo ſtattete er dem Generale a.
Nachricht davon ab, und fagete zu ihm, wenn er ihm erlauben wollte, alle diejenigen zu
nehmen, Die er gut gefinnet fände, fo glaubete er, er koͤnnte ihm dafür ſtehen, daß er ſich
von allen dieſen einzelnen Haufen zum Meiſter machen wollte: es wurde ihm aber abge—
ſchlagen. Perrier hatte vielleicht nicht alles Vertrauen auf die Canadier gefeget, welches
die meiſten verdienen; und da er in Kriegesdienſten erzogen war, wo die Kriegeszucht
und Unterthaͤnigkeit in dem hoͤchſten Grade find: fo konnte er nicht einſehen, daß man etz _
was berrächtliches mit dem Landausſchuſſe ausrichten koͤnnte, welcher fein anderes Geſetz
des Krieges Fennete, als eine große Tapferfeit und eine unüberwindliche Geduld bey den
rauheften Märfchen und befehwerlichften Arbeiten. Er würde ohne Zweifel anders gedacht
haben, mern er in Erwägung gezogen, man müßte die Regeln nach der Art feiner Feinde
zu ftreiten einrichten. * et — * ru
Indeſſen nahm man doc) gar bald wahr, daß fich die Natſchen noch fürchterlich) mas Das Haupt
chen könnten, und daß das Verfahren, da man die Sonne, oder das Oberhaupt, und der Tonieger
alle diejenigen, die mit ihm gefangen worden, nad) Domingo gefchickt, um fie als Scla— wird en den
ven zu verfaufen, die übrigen von diefer Nation nur mehr erbittert, als ſcheu gemacht ypeurumpelt,
harte. Der Haß und die Verzweifelung hatten den natürlichen Stolz und ihre angebohrne — *
Wildheit in eine Tapferkeit verwandelt, zu der man ſie niemals faͤhig gehalten. Im April
kam das große Haupt der Tonicaer herab nach Meuorleans, und ſagete zu Perriern: als
er auf der Jagd geweſen, ſo wären vier Natſchen zu Ihm gefommen, und hätten ihn ges
bethen, er möchte fie doch mit den Franzoſen vergleichen; wobey fie hinzuſeheten, es ver-
langeten alle, und fo gar Diejenigen, die fich zu den Chicachaern begeben hatten, daß fie
zu Gnaden aufgenommen würden; man möchte fie hinſetzen n wohin man wollte; fie
at nn
= Pervier antwortete ihm, er bewilligte es, daß fie ſich zwo Meilen von feinem Dorfe
feßeten, und nicht näher, damit alle Gelegenheit zum Streite unter beyden Voͤlkerſchaften
vermieden wuͤrde: vor allen Dingen aber forderte er, fie ſollten ohne Waffen kommen.
Der Tonica verfprach, diefem Befehle gemäß zu handeln, Indeſſen nahm" er doch, fo
bald er zuruͤckkam, dreyßig Natſchen in feinem Dorfe auf, nachdem er die Vorſicht ge:
braucher hätte, fie zu enfiwaffnen. Zu eben der Zeit begaben fich funfzehn andere Nats
fhen und zwanzig Weiber zu dem Barone von Creſnay, den fie in der Schanze antrafen,
die man auf ihrem alten Grund und Boden gebauet hatte. Nicht lange darnach Fam das
Mehlhaupt mit hundert Mann, ihren Weibern und Kindern, bey ven Tonicaern an,
nachdem er fich funfzig Chicachaer und Correſen in dem Geröhrig um Das Dorf hatte
c
verſtecken laſſen. er |
Das große Hatıpf eröffnete ihnen, es wäre ihm verborhen, fie anzuneßmen, sofern
fie nicht ide Gewehr abgäben. Sie antwerteten, fie wären folches zu thun gefonnen : fie
bathen ihn aber, es für gut zu befinden, daß fie folches einige Zeitlang behielten, damit
ihre Weiber und Kinder, wenn fie Diefelben alfo entwaffnet ſaͤhen, nicht glauberen ; daß
fie gefangen und zum Tode beftimmet wären, Er bewilligte es. Davauf ließ er feinen
neuen Gäften Lebensmittel mittheilen, und man tanzete bis um ein Ude nach Mitternacht;
worauf ſich die Tonicaer in ihre Hütten begaben, und nicht zweifelten, die Natſchen wuͤr⸗
den ſich auch zur Ruhe begeben. Allein, bald darauf, das iſt, eine Stunde vor Tage;
Mmmm 3 denn
174.
646 Gecchichte und Befkhreibung
denn es war ber rate des Brachmonates, fielen die Natſchen und vermuthlich die Chicas |
chaer und Correſen, obgleich Perriers Brief nichts davon ſaget, über alle Eabannen ber,
und hieben alfe diejenigen nieder, Die fie fchlafend fanden. Das große Haupt eilete auf
Viele Nat⸗
schen werden
bey verfchier
denen Geles
genheiten ‚ges
toͤdtet.
Andere bela⸗
gern den Hrn.
St. Denys.
Macht der
Chicachaer.
den Larmen herzu und erlegete anfänglich fünf Matſchen. Er wurde aber von der Anzahl
übernoältiget und mit ungefähr zwölfen von den Geinigen erſchlagen. Sein Kriegeshaupt
brachte, ohne über diefen Verluſt, oder über die Flucht feiner meiften Krieger zu erſtaunen,
ihrer noch ein Dugend wieder zufammen, womit er die Cabanne des großen Hauptes wie
Herum gewann. Er fand fo gar ein Mittel, die andern wieder zurück Fommen zu laffen ;
and nachdem er fih fünf Tage und fünf Mächte faft ohne Aufbören gefihlagen Hatte, fo
blieb ev Meifter von feinem Dorfe, Die Tonicaer befamen bey diefer Gelegenheit zwanzig
Verwundete, und eben fo viel Todte. Sie erfihlugen den Natſchen drey und dreyßig
Mann, und macheten drey Öefangene, die fie verbrannten,
Perrier hatte diefe Zeitung nicht fo bald vernommen, fo ließ er einige Mannfchaft ums
ter dem Nitter Artaguette abgehen, um die Wilden, fo viel er Fönnte, zu vermögen, daß fie
den Natſchen nacheileten, Er befahl zugleich) dem Barone Erefnay, ſich aller derjenigen
zu verſichern, die ſich zu ihm begeben hatten; er gehorchere. Da aber der Adjutant, dem
man fie in Verwahrung gegeben, ihnen ihre Meffer gelaffen hatte: fo fprangen fie zu eis
ner Zeit, da man am wenigften darauf dachte, nach acht Slinten, welche auf den Stügen
Jagen, und feuerten damit fo fange, bis man fie insgefamme, Männer, Weiber und Kine
der, ihrer fieben und dreyßig an der Zahl, getödtet hatte. Ihr Haupt war mit funf⸗
zehn won den Seinigen nach Neuorleans gegangen. Sie wurden angehalten, und nad)
Der Inſel Toulouſe geſchickt, wo m in Feſſel legete. Sie fanden Mittel, ſolche zu
zerbrechen, harten aber nicht die Zeit, zu entfliehen, und wurden insgeſammt getoͤdte \
Nachdem alfo dem Mehlhaupte fein Streich bey den Tonicaern fehlgefchlagen: fo
ſtieß er wieder zu denen von feiner Bölkerfhaft, die den Herrn Pervier in dem ſchwarzen
Fluſſe entroifchet waren, führete fie zu den Natchitochen, wo fih St. Denys mit fehr wer _
nigen Soldaten befand, und belagerte ihn in feiner Schanze. St. Denys fhickete fogleich
einen Bothen an den Generalbefehlshaber, um ihn um Beyſtand zu bitten, und den zıften
des Weinmonates gieng Loubois mit fechzig Mann von Neuorleans ab, ihm zu Hülfe zu
fommen,: Er war ſchon fehs Meilen auf dem rothen Fluſſe gefahren und noch fieben bis
acht Tagereifen von den Ratchitochen, als der Her Fontaine, den St. Denys an den Herrn
Perrier ſchickete, ihm meldete, die Ratſchen wären gefihlagen; die Natchitochen hätten fie
anfänglic) angreifen wollen; da ihrer aber nur vierzig gegen zweyhundert geweſen, fo waͤ⸗
von fie gezwungen worden, fich zurück zu begeben, und fo gar ihr Dorf zu verlaffen, nach»
dem fie viere von den Ihrigen verloren; die Natſchen hätten fich dieſes Dorfes bemächtiget,
und fich darinnen verſchanzet: als St. Denys darauf eine Berftärfung von Aſſinaiern
und Attacapaern erhalten, zu denen einige Spanier geftoßen wären, fo hätten fie Die
Verſchanzungen des Feindes angegriffen und ihrer zwey und achtzig getoͤdtet, unter Deren
Zahi alle ihre Häupter wären; alle die andern hätten Die Slucht genommen, und die Pat:
chitochen wären hinter ihnen drein.
So vieler Berfuft und vornehmiich Die Einbuße ihrer Häupter hatten Die Natſchen
fo weit Herumter gebracht, daß fie feinen Haufen einer Voͤlkerſchaft mehr ausmacheten: es
blieben ihrer aber noch genug, Die Einwohner in Souifiana zu beunruhigen und die Hand
Jung zu unterbrechen. Ueber Diefes war es nicht möglich, ſich gegen die Chicachaer zu ver,
i et ftellen,
von Newgranfreih,. XXII Buch. 27
fteffen, die nicht ſaͤumeten, fich öffentlich zu erflären ; welches fie bisher vermieden hatten, vr
Es waren ihrer auf taufend Krieger an der Zahl, und achtzig bis hundert Natſchen Fonn:
ten auch noch zu ihnen ftoßen, ohne von den noch übrigen wenigen Yaſuern und Correſen zu
veden, Dief war genug, die Pflanzftadt wieder in ein armen zu ſtuͤrzen, wovon fie noch;
nicht recht wieder zu fich felbft gefommen war; und fie ſah ſich auf dem Puncte , einen
neuen Krieg ausftehen zu müffen, wovon ihre Macht ihr nicht verfprach, Daß, fie folchen fo
bald würde endigen fönnen, |
Die Ehicachaer, die wildeften und tapferften unter allen Völkern in Louiſiana, ver- Sie wollen
fahen fichs gar wohl, daß man ihrer nicht weiter fehonen würde, nachdem fie die Maske die Negern
abgenommen, tie fie folches bay den Tonicaern getban hatten, Um uns nun die Spibe zu aufiviegeit-
bierhen, hatten fie folche Maaßregeln ergriffen, woraus man urcheilen Fonnte, daß ihre
Nachbarn die ganze Sache führeten; und man befam auch bald Proben Davon, Die Feines-
weges ziveydeufig waren, Sie ſchicketen anfänglich einen treuen Neger nach Neuorleans,
um allen denjenigen zu verſtehen zu geben, die unter uns waren, es läge nur an ihnen,
ihre Freyheit wieder zu erhalten, und unter den Engländern ruhig und im Ueberfluſſe
zu leben,
Diefer Menfch machete feine Sachen ziemlich gue. Er wurde mit Vergnügen von Diefe letztern
allen ——— s und eine Regerinn, die in der Stadt dienete melde— verbinden ſich
te Pertiern, e8 wäre von einer großen Anzahl diefer Sclaven eine Verſchwoͤrung gemache ; wider uns.
fie hätten fich verabredet, wen das Hochamt in. der Kirche gehalten würde, jo wollten fie
in verfchiedenen Käufern Feuer anlegen, damit fie alle diejenigen abgefondert befchäfftigten,
welche nicht in der Kirche wären, und fich diefes glüclichen Umftandes zu Muse machen,
davon —* Auf dieſe ließ der —— eine Frau gefangen neh⸗
men, welche die v nfie Triebfeder der Verſchw *; und zugleich auch vier
ER Haͤuptern derfelben erklaͤret harten. Sie wurden gegen ein-
ander geftellet, und überzenget. Das Weib wurde aufgehangen und die Kerl geraͤdert;
und dieſe Beyfpiele, welche den andern zu verftehen gaben, das Geheimniß. wäre entdecket,
war genug, fie in ihrer Schuldigkeit zu halten.
Indeſſen waren doch die Tſchactaer, wovon ein Theil von den Ehicachaern gewonnen Viele wollen
mar, taub bey denen Einladungen, welche Regis im Namen feines Generales an fie erge: id mit ben
hen laffen, dreyhundert vom ihren Kriegern wider unfere Zeinde abzuſchicken. Allen, da —
dreyßig bis vierzig von dieſen letztern in einem Gefechte von den Franzoſen erſchlagen wor= dem
den: fo trennete diefe Kleine Schlappe das Buͤndniß diefer Nation, welche die einzige
war, wovon fie etwas Fichten oder hoffen konnten; und fie trat ganz auf unferer Geite,
Darauf wandten ſich die Chicachaer von neuem an die Miamier, Illineſen und Afanfaer,
fie fanden: aber lauter Völker, die ihren erſten Verbindungen ſtets getreu blieben, und ihnen
gleich anfänglich alle Hoffnung benahmen, fie zu gewinnen, Die Illineſen lieferten dem
Generalbefehlshaber fo gar die drey Abgeoröneten aus, die unfere Feinde am fie geſchicket
hatten; und fie wurden der Willkuͤhr der Tſchactaer übergeben, welche fie zu Neuorleans
verbrannten, und dadurch allen noch übrigen Zweifel von ihrer Ergebenheit gegen uns
oben. — i F ER
; Indem biefes vorgieng, erwartete Perrier wie er in einem feiner Briefe an den ME Die india:
nifter ſaget, er wuͤrde zurücigerufen werden, weil ev Nachricht hatte, daß man ihn bey ber en En
indianifchen Compagnie anſchwaͤrzete. Er vermunderte ſich aber ſehr, daß er eine use — ** er
ung der abs
1731.
1736.
—
Schoͤne That
eines Jeſuiten
und jungen
Offieiers.
648 Geſchichte und Beſchr. von Neu⸗Frankreich. XXII Buch.
lung erhielt, die ihn zum koͤniglichen Statthalter in Louiſiana ernannte. Schon den zaften
Jenner Diefes Jahres hatte Die Gefellfchaft beratbfihlager, dem Könige die Bewilligung wies
der abzutveten, wodurch fie diefe Provinz nebft Dem Lande der Illineſen erhalten hatte; und
zugleich auch ihr ausfchließendes Privilegium, unter der Bedingung, den Kaufleuten des
Königreiches, Die dahin Handel treiben wollten, Erlaubniß dazu zu ertbeilen. Den 27ften
des März wurde diefe Berathſchlagung durch ein Arret beftätiger, und de Salmont, wel-
cher zu Neuorleans die Verrichtung eines Commiſſaire -Ordonnateurs verfab, nahm,
kraft offener Briefe des Königes, den zoten April, im Namen Seiner Majeftät Beſitz
von dem Sande, ‚202, 0 ad rg ee
Indeſſen hatte Perrier nicht Zeit, fich der Maaßregeln zu Nutze zu machen, die er er—
griffen hatte, um den Krieg wider die Ehicachaer zu treiben. Er zog den Dienft, wozu er erho⸗
ben worden, denen Unternehmungen vor, wo Die Gefahr, die man dabey läuft, durch Die Ehre
nicht kann vergütet werden, die man dabey erhalten kann; und er wurde im 1633ften Jahre
von dem Herrn von Dienville abgelöfer, dem er 1726 gefolget war. Der neue Statthals
ter hatte gleich) anfaͤnglich den Krieg wider die Chicachaer über dem Halfe, welcher eis
ne ernfthaftere Sache geworden war, als man es anfänglich geglaubet hatte. Diefer Krieg
wurde auch fo bald nicht geendiget; weil der Friede, den man ihnen bewilligte, nicht lange
dauerhaft war. Die Begebenheiten aber, welche dabey vorgefallen find, werden fo ver-
ſchiedentlich ergählet, daß es nicht recht möglich ift, die Wahrheit unter den Wolfen zu er:
fennen, womit die Freunde und Feinde derjenigen , die am meiften Antheil daran gehabt,
fie verhuͤllet haben. ' Ben ;
. Die ganze Welt weis den Berluft, welchen dieſes Pflanzland 1736 an dem fapfern
Kitten Artaguette und einer großen Anzahl wohlverdlenter Dffieier erlitten hatz und die
fehöne That des P. Senat, eines Jeſuiten, welcher ſich lieber der gewiſſen Gefahr, von
den Chicachaern ergriffen und verbrannt zu werden, wie auch wirklich gefhehen ift, ausſe—
‚Gen, als denen Verwundeten nicht bis auf den legten Augenblick beyſtehen wollte, vie
nicht mit denen andern fortfommen fonnten, die ſich zurück zogen. Dieſer Rückzug war
das Werk eines jungen Menfchen von fechszehn Jahren, Namens Voifin, und kann viels
leicht als ein Meifterftück, was die Veranftaltung und den Much dabey beteifft, angefehen
werden. Da er über fünf und zwanzig Meilen weit verfolget wurde: fo hat er zwar in der
That viel Volk verloren: allein, es kam auch den Feinden theuer zu ſtehen; und er mar:
ſchirete noch fünf und vierzig Meilen, ohne etwas zu effen, wobey feine Leute die Berwun-
deten,die das Fortbringen ausftehen Fonnten, auf den Armen trugen. Faſt alle diejenigen,
die bey diefer Gelegenheit den Zeinden in die Hände fielen, und deren Anzahl ziemlich bes
teächtlich war, find nebft dem Miffionar auf die barbarifihte Arc verbrannt worden, welcher
nicht der einzige war, der die Öefährten feiner Marter ermahnete, ihrer Religion und ih—
ver Nation, durch ihre Geduld und ihren Much Ehre zu machen; fondern der Herr Vin-
cennes, ein canadifcher Edelmann und Dfficier unter den Feldſoldaten, theilete den Ruhm
mit ihm und wurde felbft von feinen Henkern bewundert,
Regiſter
Grographiſches Verzeichniß
der in dieſem Bande vorkommenden Laͤnder, Inſeln, Staͤdte
und anderer Oerter.
Erklaͤrung der abgekuͤrzten Woͤrter.
DB, Bay; Bg. Berg; Bz. Bezirk; C. Cap; Ei, Canal; Df. Dorf; E. Ey:
land; F. Fort; Fl. Fuß; Sn, Flecken; Gb. Gebirge; H. Hafen; J. In⸗
ſel; K. Klippe; L. Landſchaft; Mb. Meerbuſen; Pr, Provinz; S. See;
Sb. Seebuſen; Sch. Schanze; Sp. Landſpitze; St. Stadt; Str. Straße;
Vb. Vorgebirge; Wf. Waflerfal.
Wo ein * bey der Ziffer ſteht, da bedeutet es, daß an dem Orte eine vollſtaͤn⸗
dige Befchreibung davon anzutreffen it, *8*
ER EE TER Pan Be ne u nn Dun Dar un un un un Dan un un 2 = 25
>) 3 ri 80* Bergwerfshafen 351 Chaguamigon, J. - 218.234
Agnier, SI. 178 Bernhardsbay zu. 615 Chambly, Sn. 373
Abdany, Sc. 225 Biloyi, B. 479 — Sch. 229
— ©. 107 — Sn 586 Champlainfee 103
Alfiade, Df. 460 Blurbadsinfel 587 Charleſtown, Sch. 292
Annapolis, St. go Bonavifte, In 436 Chartres, Sch. 619
Annenhafen 569. 575* DBonnevifte, Bg. 6 Chauanon, Fi. 18
Annenfchanze 288.394 Boularderie, J. 567 Chedabuctu, Sch. 244
Anticofti, E. 8 Bourbonfluß 277 Chicagu, Zn. "261
Antonsvorgebirge zut Bourbonfhanzge 403. 440 Chicot, Fl. 532
Apalache, Gb, 30 C. Chinaſchanze 345
Araſapha, St. 226 Camceaux, H. 82. 85* Chuguen, Fl. 271
Apenfpige, Fn. 357. — 6 80 Cibu, J. 569
Aflomtion, J 8 Canada, J. .3 Cod, E, 101
De Cap blanc, Vg. 82 Conceptionsbay 435
Baboul, B. 43° Cap Dreton, %. 15.567 Corlar, Sch. Tot
Bacchuseyland 8 Cap Breton, (Elein) J. 568 — St. 336
Bahama, En, 37 Cap Codd, Vg. 82 Crevecoeur, Sch. 268
Baracoa, St. 36 Cap Srancois, Vg. 18 Cuba, 3. 69
Baſton, St. 450 Earbonierhafen 431 ©
Bapagulas, Die 478 Karbonierinfel 436.540
Bayeboul, B. 430 Carolina, & 592 Dauphinshafen 569. 575*
Beaubaffin, Fn. 45 — Sch. 27.28* Dauphinsinfel 477. 587
Beauport, Sch. 360 Carlsfluß 12 Delphinsfluß 18. 48
Becancourt, Fl. 344 Catarocuy , In. 260 Domingo, I. 476
Belle Isle, Str. 248 Cauis, St. 590 Dominique, + 69
Allgem. Reiſebeſchr. XIV Band. Nunn Don:
Geographiſches Verzʒeichniß.
Donnerbucht
201
Dreyeinigfeitsby 540
E.
Ediſcow, Fl. 18
Empfaͤngnißbay 246
Engliſcher Hafen 575*
Erieſee 178
Etechemin, Fl. 94
Eyerinſel 550
Ferryland, J. 432
Feuerland, J. 262
Flintenſteininſel 568
Florida, J. 16, 3u
Fluß, der grüne 586
— der rothe 589
Forillon, Kl. 568
Franzbay, 80.83*
Franzvorgebirge 476
Friedenshafen 310
Fronſacſtraße 567. 568
Fuchsfluß 261
Gabel, Fn. 373
Gaboriebay 568
Galette, Sch. 274
Gannentaha, S.178.203.469
Gaſpaſien, L. 80
Gare, Sm 546.107
— DI. 148
Guillory, J. 608
Haive, H. 93. 124
Haſelnußinſel 8. 224
Have, 82
Heilige Kreuzfluß 818
Hewreuil, Df. 525
Hifpaniola, J. 36
San 7
Hochelaga, In, 8*
Hudfonsbay 274*
BREIT | 284
Jameſtown, “er. 97
351
Semfac, 5
Jemſet, Sn. zzt
Jeſusinſel 112
Ignatiusflecken 186
Indianer, H. 568
Inſel, die platte 568
Sopann Baptiſta, Sch. 590
Iopannesfuß 83
— Snfel 578
— at 243. 430. 431
——— 602
Stofephsflecken 186
—— Inſel 198
Ipiguit, Sl. 506
Isle Maflacre, % 277
30
Juhatiri, Df.
K
Karlsſchanze 18. 19. 26, 603
Kaskebe, In. 341*
Keffelfprung,, Sn. . 380
Kinibeki, Fl. 82. 183. 257. 463
46
Klein Nord, F 247*
Koͤhlerinſel 539
Koͤnigshafen 349
Koͤnigsinſel 78
Labrador, ung
er 6. De ee 2)
_— ©. 567
er t x 225
eogane, „Se ——
Lorembec, Vg. er
—— — 8. 80
orenzflu 85.86
Loretto, Fir, =.
Louiſiana r % 426. 585
tudwigsb ay 318. 615
vudwigsburg, J. 668
Ludwigsſchanze 229, 270, 318
— 5 ef 370,379
Madame, Fr 568
Madera, J.
3
Magdalenenaue
Malbuhia, SL, 8
Malebarre, * p. *
Maligne, St, 319
Manhatte, Fl. 101
— Sm 101.155
Manitualin, J. 191.259
Marienflecken 187
Marigalante, J. 353
Matane, Fl. 298. 452
Matrofenfprung, Gb. 356
Mayfluß 18. 26, 79
Maubile, Fl. 477. 587
Maurepas, Br .568
Menadu, B. 568
Menane, 5. gı
Merico, St. 589
Michillimakinac, J. 258
— Sp. 257°
Mihinge, S. 239.258
Micifipi, Str. 261
Mirebay 568
Mifu, J. 248
Mifeutenagechit, Sn. 276
Miſſuri, Fl. —
Miſtanſin, S. 276
Mona, 4 69
Monfipt, So 288
Monſonifluß 288
Mont⸗ Louis, H. 452*
Montreal, J. 8. 112. 151
Montroyal, Bg. 10
Morienne, B. 568
Mucuadi, H. gt
Mutterbucht 361
N. —
Nachtigallshafen gi
Narantſuak, Df. 564
Natchitochen, J. 5096
Ratoaiſhanze 423. 427
Necuba, Sk 215
Nelfonsbay 277
Nelfonsfhanze 372. 402*
Memiscaufluß 276
4 Meuamfterdam, St, 101.226
Neubelgien, K ror
Neu⸗
Geographiſches Verzeichniß.
Neuland, J.
Neuorleans, St.
Neuſchottland, L.
Neuſchweden, 8.
2.6, 246*
601
80
101
Meu⸗Merſey, 8. 101
Neu-Mork, L. 101. 178. 226
Nevado, Fl. 3
Niagara, Fl. 291
— Sch. 291
— St. 178
Nicolaushafen 7* 69
Nikiſipique, S. 525
Nipiffingfee 109. 138
Morimbegue, & 80
Ohio, Ft. 178
Onneyuth, Bir 197
Ontarioſee 178
Orange, St. 336
Oranien, Sch. 101, 226
— St, l 101
Orleans, E. 8.201, 356
Palliſadenſtrom 478
Panadu, B 568
Panuco, & 480
Paſcagulas, Fl. 477
Pekitanoni, Fl. 261
Pemfuit, Sch. 269
— Fn. 303
Penſacola, B 477.603*
— St. 592. 602
Penſylvanien, J. 178
Pentagoet, Fl. 82. 94*
— * 80
Peſcaduet, In. 349
Peterinſeln 247
Peterſee 285
Petersſchanze 243
Perit Nord, 247
Paifance, B. 246. 430
ge Sn, 247
ch. 219. 354
Pontchartain ‚SH 247
Portorico, J.
Portroyal, St. 18.80.82*,349
Preſidio del Norte, Sch, 590
2
Duebec, St. 86
Duinibequi, SI. 245
Duinipiffas, Df. 479
Quinte, Su, 455
Quitchitchuan, Sn, 276
ge + 288
Raze, Bg. 246
Rebu, Sn. 507
Richelieu, Sl. 153
— Sch. 153
Rigolet, Fn. 418
Robertſchanze 276.288
Rognouſe, Sn. 432
Roſalia, Sch, 596
Kofenvorgebirge 452
Sacramentfee 103. 178
Saguenay, Sl. 8, 15. 276
—— Sm. 0287
Salmfluß 338
Sandfluß 290
Sandinſel I
Sangunan, B. 201
Sta. Maria deGalve, B.603
Scatari, J. 568
Schiffin 601
Schöpshafen 82
Seine, Fl. 18. 70
Sementels, Fi, 340
Serrope, S. 38
Siguenza, Sp. 605
Somme, Fl. 7t
Sorel, SL. 102, 153. 229
Soude, Sn, 347
Spanierbay 568
St. Anton, C. 69
— Bu 36
— Yuguftin, St. 48
— Yuguftin, St. 53
ol .
Nunna
69 St. Catharina, H. 6
— Clara, S. 558
— Croix, H. 10. 82
— Georg, En. sg
— $orenz, Sb. 3
— Louis dů Potofi, St. 333
— Matheo, F sg
— Petershafen 568
— Petersinſeln 568
— Rofa, J. 605
Suͤrgere, J. 6oX
Sylleri, Df. . 139
Taduffac, In. 78
Therefenbuche 218
Thereſenfluß 277
Therefenfchange 229
Ihomasfee 147
Tiburon, E, 36
Tonihata, J. 379
Toriman, Df. 331
Tortugalcue, Fn. 435
Zoullbay 432
gg 2 567. 568
639
Zoishhente Vg. 116
uV
Uabache, Fl. *
Uatchita, Fl.
u.. Fr. Sprung, Wf. =
Ufauais, 51, .. 167
Veracruʒ, St. 650
Verderonne, J. 567
Villarica, St. 608
a gi verbrantesög
Wallfiſchhafen 568
MWiefenfluß 112
Wifconfing, Fl. 261
Wuͤrginſel 477
Yaguana, St. 36
Ziegeninſel 83
Regiſter
Regiſter
der merkwuͤrdigſten Sachen.
>): benaguier, oder Canibas, wer die⸗
felben waren 183. fie verlangen Miſ—
fionarien, und erhalten einige 184. ihre
Gemuͤthsart 184. bleiben von ben Sro-
quefen verſchont 196. fie überfallen Dies
felben 296. nehmen ben Engländern Schan⸗
zen 303. viele begeben fich zu den Fran:
zoſen 303. ſchlagen aus Irrthum ihre jei-
genen Bundesgenoſſen 338. ihre Treue ge:
gen die Franzofen 345. 365. fie ſtreifen
in Neuengland 366, werden betrogen 410.
rächen fich deswegen 4ur, viele ziehen nach
Bekancourt 504. wollen ſich nicht von den
Englaͤndern gewinnen laſſen 536. Anſpruͤ⸗
che der Englaͤnder auf dieſelben 559.
hen 560. richtet aber nichts
aus 360.
‚ fie behaupten ihre Unabhängigkeit 361,
werden von den Engländern berücket 562.
fehreiben. dieſerwegen an den General in
Neuengland 562, kuͤndigen den Englän-
dern den Krieg an 564.
‚ mit gutem Erfolge 565. die Engländer
wollen fie aufs neue an ſich ziehen 580
Acadien iſt eine dreyeckigte Halbinſel 80.
feine ehemaligen Graͤnzen 80. Beſchreibung
der Einwohner daſelbſt 88. ihre Gewohn⸗
heiten 89. Ueberfluß in Acadien 89. es
wird von den Englaͤndern angegriffen 241.
was für Landſchaften dazu gehoͤren 241.
innerlicher Krieg der Franzoſen daſelbſt 242.
Folgen davon 243. die Englaͤnder neh⸗
“men Acadien wieder weg 243. raͤumen es
den Franzoſen wieder ein 245.
uochmals weg 259, warum es ben Fran⸗
aoſen nichts hilft 298. wird von den Eng⸗
laͤndern angegriffen 349. Neuigkeiten aug
diefem Lande 377. Zuſtand deffelben im
170oten Jahre 475. neue, aber Frucht:
loſe Unternehmungen der Englander darauf
ein
engländifcher Prediger will fie an fich sie: -
und führen ihn
nehmen es
sıy ff. die Franzoſen feßen es mehr
hindan, als jemals 523, Anſchlag, dafs
ſelbe zu "Gefeffigen 536. die Engländer wol⸗
len fich deffelben durchaus bemächtigen 537.
unnüge Bemühungen der Franzoſen, folches
wieder zu erobern 551
Agnier, eine wilde Ration in Canada, ein Stam
der Troquefen 177. Lage ihres Stammes 178.
wæas dieſer Stam beſonderes hat 178. fie fan⸗
gen den Krieg mie det Huronen wieder an 182.
186. zerflören den Joſephsflecken 186.197.
ihre Treuloſigkeit 199. ſie füchen den Fries
den zu ſtoͤren und ermorden einen Sefiriten
199. 200. erneuern den Frieden 200,
fangen neue Feindfeligkeiten an, und holen
Huronen aus der Inſel Orleans weg 201.
fallen Die Utauais an 202. begehren mit
vielem Stolze die Auslieferung der Huro⸗
nen von dem Statthalter zu Quebec 203.
204. wollen die Schanze an den drey
Fluͤſſen uͤberrumpeln 200. Fortgang des
Chriſtenthums unter ihnen 238. 252. ver⸗
gebener Zug wider dieſelben 377. die Fran-
zoſen fallen in ihr Land 389. ihre Auf:
führung 457. , e8 Fömme- ein englifcher
“ Prediger zu ihnen 471. fie treten dem all⸗
gemeinen Frieden bey 497
Agnier, der große, bleibt in einem Ge-
fechte 338. Lob deffelben 339
Agonnonfionni, ber eigentliche Name der
Iroqueſen 178
Ahaſiſtari, ein berühmter Oberffer unter den
— ſein Ruf zum Chriſtenthume,
eine Taufe und ſein Eifer 154
Aigron fuͤhret eine Fluͤte nach Canada 309
Aiguillon, Herzoginn von, ſtiftet ein Ho—
ſpital zu Quebec 140
Aillebouſt, Herr d', wird Statthalter im
Neufranfreich 194. Abſchilderung deffel-
ben 185. er wird zuruͤckberufen 195
Aille⸗
Regiſter der merkwuͤrdigſten Sachen,
Aillebout de Mantet geht wider die Eng-
laͤnder zu Felde 335
Akanfas, ein wildes Volk in Canada 270.
| 337. 636
Albanel, Karl, gebt ald Miſſionarius zu den
Voͤlkern an der Hudſonsbay 276
Albert, Oberhauptmann in Florida, wird
- zur einem Feſte eingeladen 22, ſchlechte Auf:
führung deffelben 23. er wird erwuͤrget 24
Alfonſo Carraſcoſa de Is Torre foll den
Engländern die Gt. Georgenſchanze in Ca-
rolina wegnehmen 604. erobert Penfacole
. wieder. 606, fein Anfchlag auf Die Das:
* phinenenfel 607
Algonquinen, eine wilde Nation in Aca⸗
dien 100, ihr Krieg mit den Iroqueſen
104. Grauſamkeit gegen die Ueberwunde⸗
nen 105, 107. ihre Gemüthsart 135.
wunderbare Befehrung eines Algonguinen
167. ſonderbare Geſchichte einer algonqui⸗
niſchen Frau 182. ſchoͤne That einer an⸗
dern 200. Erfolg der Miſſion bey ihnen
238. ſchlagen aus Irrthume ihre eigenen
Bundesgenoſſen 338
Alibamonen, ein wildes Volk auf Loui⸗
ſiana Ari: 592
Allard, Germanus, Provincial ber Bar
füßer, deffen Reife nach Quebec 250
Allouez, Claudius, gebt ald Miffionar zu
den Utauais 233. feine fernern Reifen 236,
‚er gebt unter die Utagamier und Miamier
253. fein Tod 332. 483
Amariton, teeffliche That dieſes Dfficieres 5or
Amblimont bringe eine Verſtaͤrkung nach
Plaiſance 354
America, erſte Fahrt ‚ber Franzoſen dahin 3
Anaftafius (Pater) reiſet mit dem de fa Sa-
> Je zu ben Illineſen 322. 330. koͤmmt in
der Ludwigsſchanze an 331. und uͤberwin⸗
tert daſelbſt 332, geht nach Frankreich zu⸗
ruͤck 332
Andaſten oder Andaſtreſen, ein wildes
Volk in Canada 186. 217. Endigung ib:
res Krieges mit den Iroqueſen 260
Andros, ein englaͤndiſcher Ritter, wird
Statthalter von Neuyork 294. verhin⸗
dert den Frieden zwiſchen den Franzoſen und
ben Iroqueſen 297
Anjelvan, P. feine Berrichtungen bey den
nord und weſtlichen Völfeen 474. 489
Apalachen, ein wildes Volt in Louiſiana 587
Apoyomatfi, oder Pagifivande, Beſchrei⸗
bung und Nugen dieſes Krautes 22
Archeveque veifer mit dem la Sale zu den
Illineſen 322. Heißt ſonſt auch Jvetot 323.
geraͤth in Lebensgefahr 328. bleibt bey den
Ceniern 330, wird von ben Spaniern ge⸗
fangen 333
Argall, Samuel, koͤmmt mit eilf engliſchen
Schiffen an den Fluß Pentagoet 95. nimmt
die franzöfifche Schanze dafelbft weg 96.
feine Schelmerey 96. foll alle Franzofen
aus Arabien jagen 97. zerſtoͤret den Koͤ⸗
nigshafen 97. und kehret nach Birginien
zuruͤck 98. mo er Statthalter wird 226
Argenfon, Vicomte d, wird Großſtatthalter in
Canada 209. fein Fränklicher Zuftand 214
Argenteiril, des Mantets Bruder, feine Reife
nach Michillimakinac 391. führer viel Pelz:
werk nach Montreal 393
Armuchiquois, eine wilde Nation in Acas
dien sd 94
Arnaud, warım er zu den Onnontaguern ges
fihieft worden - 283
Arriola, Andreas, erbauet bie Karld.
ſchanze 603
Artaguette, Diron d', wird Commiffaire-
Ordonnateur auf Louiſiana 528. 587; gebt
nach Frankreich zuruͤck 588. koͤmmt wie⸗
der nach Louiſiana 602. wird Befehlsha⸗
ber in der Schanze Maubile 623. fein
Ky 648
Affinsier, ein wildes Volk auf Louiſiana 590
Aſſiniboilen, ein wildes Volk in Canada 236
Atherihata, Ludwig, ein chriftlicher Iro—
quefe, deffen Rede an feine Landesleute 346,
Vorfchläge, die ihm die milden Iroqueſen
gethan - 373
Nunn Atti⸗
Regiſter
Attikameguer, ein wilde Nation in Kanada
147. nimmt von füch ſelbſt dem chriſtlichen
Glauben an 195. werben Durch eine Seu⸗
che gänzlich aufgerieben 251
Aubert, Thomas, bringt einige Wilde ans
Canada nach Frankreich 3
Autmoin, werden die Zauberer in Acadien ges
nennet gt
Avaugour, Baron d’, wird Statthalter in
Canada 214. feine Gemuͤthsbeſchaffenheit
215. große Unruhen wegen des -Brandfes
- weinfaufend unter ihm 219. er gebt nach
Frankreich zuruͤck 225. tritt in Eniferliche
Dienfte und bleibt in Ungarn 226
Aveneau, ein Diffionar, erwirbt fich bey ber
Miamiern viel Anfehen 523. wird zurück
berufen 523
Ayennier, ein wildes. Volk in Florida, wie
fie ihre Cabanen ober Haufer bauen 317.
ibr Land beſtellen 317.318
Ayllon, Lucas Vasquez d’, feine Unterneh⸗
nung auf Florida — Tut 7
Bailloquet, Peter, ein Miſſionarius, feine
Bekehrungen an dem Lorenzfluffe 215
Hank, Beſchreibung der Eleinen und der gro-
gen 247
Baptiſte, ein franzöfifcher Partepgänger, iſt
‚in Gefahr gehangen zu werben 498
Baͤr, ein weißer, von der Größe einer Kub 6
Barfüfer, werden nach Canada gebracht,
und fliften großen Nugen daſelbſt 249.250
Barmherzige Schweftern, einige geben
nach Neufrankreich 141 laffen ſich zu
Sylleri nieder ualacai, 2343
Baron, (dev), ein huroniſcher Anführer, defz
fen Treuloſigkeit 409
Barre, le Fevre de In, wird Großſtatthalter
in Canada 270. koͤmmt zu Quebec an,
und verklaget den la Sale 273. haͤlt eine
Hanptverfammlung der neufranzoͤſiſchen
Einwohner 273. ſchreibt um Hilfe 279.
feltfome Aufführung deſſelben 280. er
will Krieg führen 281. was er dem Dber-
ſten Dongan melden laͤßt 280. machet ei
sten elenden Frieden 281. 284
Barre, Nicolaus, Wird Oberhauptmann im
der Rarlöfchange auf Florida 24. gebt
nach Frankreich zu Schiffe 24
Barthelemy, deffen Reife nach den Illine⸗
fen 330. bleibt bey den Akanſas 338
Baſton, Anfehlag der Franzoſen, ſelbige zu
erobern 459
Batard Flamand, ein treuloſer Menſch 202,
will die Franzoſen hinter das Riche führen,
und wird. gefangen gefeßt 230, man läßt
ihn wieder los 232
Baugy, Herr de, wird Befehlshaber in der
Ludwigsſchanze 280
Daum, ein fehr ſeltſamer ‚83
Bay, de, des Giraudiere Bruder, bringe den
Denys zu einem Vergleiche mit feinem Bru⸗
der 244.245
Bayagulaer, ein wildes Volk in Louiſiana
639 |
Seaubaſſin, fälle in Neuengland ein 2
Beaucharnois, wird Intendant zu Cana-
da zır. hernach Großffatthalter zu Que⸗
ber 584
Beaucourt, geht wider die Iroqueſen zu Fel-
de 379. befeſtiget Duchec aufs Beſte 546
Beaujeu, führer die Fregatte le Joli nach
Canada 309. veruneiniget ſich mit dem
la Sale 310, ſchlimme Folgen davon 311.
312. er geht nach Frankreich zuruͤck 313.
feine Bosheit gegen den de la Sale 313
Beaulie, verfundfchaftet die Natſchen 639.
koͤmmt dabey ums Leben 640
Beaumanoir, ſcharmuziret mit den Englän-
dern vor Dueber — 362
Begebenheit, ſonderbare, eines Matroſen 5.
zweener Spanier 38. eines andern Ma⸗
troſen 61
Begon, Jgntendant aller americaniſchen Ey⸗
lande 310. 579
Bekehrung, eine merkwuͤrdige 255
5-
Dellefont, Marſchall, wird vor den Graf
Frontenat Bürge 299
Helle
der merfwirdigfin Sachen,
Bellefontsine, Befehlshaber in der Lud⸗
wigsſchanze 331
Bellomont, neuenglaͤndiſcher Statthalter,
Schreiben deſſelben an den Grafen Fronte⸗
nac 456. 459. ſeine anderweitige Forde⸗
rungen 462. er will noch immer den Frie⸗
den meiſtern 467. und die Unterhandlun⸗
gen der Franzoſen mit. den Iroqueſen ſtoͤren
470. 472. will den Iroqueſen Miſſiona⸗
rien geben 474
Berron, Eſtevan, fordert den Serigny auf
607. wird aber zurück getrieben 608
Berſiamiten, ein wildes Volk in Canada 147
Bert duͤ Cheſne, bedecket Chambly mit ek
. nem Haufen Wilden 373. wird toͤdtlich
verwundet 375
Bertrand, Caſpar, deſſen Unternehmung
auf die Koͤhlerinſel, dabey er bleibe 540
Biart, Peter, ein Jeſuit, gehe mit nach Port⸗
.. royal 86. 87. Befchreibung feiner Reife
88. er reiſet unter Die Abenaquier 92
Biencourt, nimmt zween Jeſuiten mit nach
Portroyal 87
Binneteau, ein Miſſionar bey den Abena⸗
quiern, was er dem Grafen Frontenac be—
richtet > 392
DBienville, Te Moyne de, ein Wagehals, wird
von den Iroqueſen erſchoſſen 368
Bienville, Gardemarine des d Iberville, hilft
die Mündung des Miciſſipi ſuchen 477.
wird Dberbefehlöhaber zu Maubile 587, -
fol die Nacſchen beſtrafen 594. ſchlaͤgt ein
Lager bey den Tonicaern 594- ‚machet
Friede mit ihnen 595, und leget eine Schart-
je in ihrem Dorfe an 596. wird General-
befehlshaber von Louiſiana 600. leget
Neuorleans an. 6or. laͤßt ein Schiff, in
den Micifipi fahren 601. leget fein Haupt:
quartier zu Biloxi an 615. feine vergebene
" Yinternehmung-auf die Bernhardsbay 615
Biloxi, dahin verlegen die Franzoſen ihren
. Sig von der Dauphineninſel 601, von da
aber nach Neuorleans 616. großer Scha⸗
de, den ein Sturm daſelbſt anrichtet 6is
J
Biſchof, erſter, zu Quebee 216
Blensc, Graf, Großffatthalter der america⸗
niſchen Eylande 270, 393. weiſet bie Eng⸗
länder vor Martinique ab 394
Blondel, Hauptmann, wird zu den Natſchen
geſchickt 601
Boisbriand, Dugue de, thut ſich bey der
Unternehmung auf Neuland ſehr hervor 436.
bringe Die erſten Bewilligungen nach Louis
fiana 17.4608
Boisrondet, de de In Sale Factor in der
Ludwigsſchanze FE
Bonaventure, nimme ein englifihed Schiff
weg 377. 423
Bonifacius, leget den Grund zu der Miſſion
am Ludwigsſprunge 255
Bontepos, gehe. wiher die Engländer zu
Felde 335
Boͤrgne, Te, giebt ſich für den Eigenthums⸗
herrn von ganz Acadien aud 243. nimmt
den Denys gefangen und die. Perersfihange
weg 243. muß fich an die Engländer ers
geben 243
Borgne, le, der jüngere, bauet in Acadien
* eine — —
⸗ 243
Bofton, Unterhandlung der Engländer da⸗
ſelbſt mit den Franzoſen zu Quebec 187
Boucher, Befehlshaber an den drey Fluͤſſen
in Canada veifer nach Frankreich 219
Boularderie, feharfed Gefecht deffelden mit
den Engländern vor Koͤnigshafen 522
Bourbonsſchanze, wird von der Engläns
dern erobert 440. von den Franzofen wies
der weggenommen 443
Bourgeois, Margaretha, geht mit nach
Quebdec 196. ſtiftet zu Montreal die Con⸗
gregation zur Erziehung junger Maͤgdchen
vbewirthet die Engländer aufs beſte 425
Bourgmont, ein franzoͤſiſcher Officier, deſſen
Unbedachtfamkeit 513, 514
Bouteroue, Herr de, wird Statthalter in
Canada 239
Brandt, ein Schweizer Hauptmann, gebt
mit
Regiſter
mit ſeiner Compagnie zu den Englaͤndern
uͤber 617
Brandtweinſaufen reift in Canada ein,
und wird feharf verbothen 219. große Un⸗
ruhe deswegen 219.220, 265.387
Braſilien, vergebliche Unternehmung der
Franzoſen auf dieſes Land 16
Breboeuf, Johann, ein Jeſuit, reiſet nach
Kanada 112, feine zweyte Neifedahin 124,
er koͤmmt zu den Huronen 130. findet gro⸗
fe Schwierigkeiten bey ihrer Befehrung 130.
wirfee Wunder 132. fonderbare Begeben⸗
beit 133. wird von den Iroqueſen entfeß-
lich gemartert und verbrannt 190
Breſſani, Franz Joſeph, ein roͤmiſcher Ie-
füit, geht nach Quebec zu Schiffe und wird
von den Iroqueſen gefangen 170. muß in
feiner Gefangenfchaft vielleiden 170. wird
befreyet und geht nach Sranfreich 171. reis
fet zu den Huronen 170
Briſacier, fehreibt wegen des Brandtwein⸗
ſaufens in Neufrankreich nach Hofe 387
Broſſe, de la geht wider die Engländer zu
Felde 335. hilft Corlar erobern 338
Brouillan, Befehlshaber zu Plaiſance, wird
von den Englandern aufgefordert 383.
fehlägt fie ab 384. feine Gemuͤthsart 429.
will die Johannisſchanze wegnehmen 429.
nimme einige Orte weg 430. veruneiniget
fich mit dem d’ Iberville 430. 432. gebt
nochmals auf den Johanneshafen los 431.
koͤmmt nach der Toullbay 433. belagert
die Sobannsfchanzge 434. nimmt fie weg
435. und brennt fie ab 436, wird als
Befehlshaber nach Acabien verfeßet 498.
ſchlaͤgt die Engländer vom Koͤnigshafen ab
506, fein Tod 507
Brule, Sebaſtian, verrärh die Franzofen in
Quebec den Engländern ug
Bruyas, ein franzöfifcher Miffionarius gebt
zu den Sroquefen 236, richtet aber wenig
aus 253. warum er nach Neuengland ges
fehisket worden 466. geht als franzöfi-
ſcher Bothſchafter nach Onnontague 469.
den Iroqueſen 305. Bricht zum Entfage
feine Rebe daſelbſt 469. 470, geht noch⸗
mals dahin und hält wieder eine Rede 487
Buiſſon, franzöfifcher Befehlshaber in der
Schanze an der Landenge, Fleiß deſſelben
553. feine Bundesgenoſſen kommen ihm
zu Hülfe 554. reibt die Utagamier faſt
gänzlich auf 558
Buteux, Jacob, ein Miffionarius in Canada
195. - wird zur den Attifameguern geſchickt
196. fein Tod 197
Byſſirinier, was diefes für ein Volk gewefen
138
€. N
Cabanas, feharmuziret mit den Engländern
vor Quebec —— 362
Cabanen, nennen die Floridaner ihre Haͤu⸗
ſer 317
Cadillac, de la Motte, wird Befehlshaber zu
Michillimakinac 405. 408. feine Staats:
kunſt 409. er wiegelt die Utauais wider
die Froquefen auf 413. was er ihnen für
eine Antwort auf ihre Beſchwerden gegeben
513. feine Umvorfichtigkeit ss. wird ges
misbilliget 517. fernere fehlechte Auffüh-
rung deffelben 523, tritt mit dem Crozat
in eine Handelsgeſellſchaft 585. feine Reis
fe zu den Illineſen 592
Caen, Emery de, wird von den Engländern
gefangen 1ug. wird nach America geſchickt,
den Vergleich zu überbringen 124
Esen, Wilhelm von, veifet nach Quebet zır.
nimme fünf Jeſuiten mit dahin rı2, bes
gegnet ihnen aber nicht zum Beſten 113
Cafaro, ſtirbt auf feiner Fahrt mach der Dau⸗
phineninfel 615
Eaffiniere, deffen Unternehmung auf Neu
vort 300. geht wieder nach Frankreich
j 301
Eallieves, Ritter de, wird Befehlshaber zu
Montreal 285. geht nach Frankreich zu:
rück 298. fein Anfchlag, Reuyork zu ers
obern 299. wird gebilliget 300. ſchlaͤgt
aber fehl 301. feine Unterbandlungen mit
von
’
der merkwuͤrdigſten Sachen.
von Quebec auf 355. vertheidiget Dont:
real aufs beſte 373. bekoͤmmt ein heftig
Fieber 373. fällt den Agniern in ihr Land
389. gebt wider die Iroqueſen zu Felde
392 417. feine Lift 419, die Iroqueſen
wollen ihn überliften 454. er wird Groß-
ſtatthalter 465. feine Gemuͤthsbeſchaffen⸗
beit. 465. fein Verhalten gegen bed Belle:
monts Aufführung 467. er ſchicket Ger
fandten nach Onnontague 469. was er
ben iroquefifchen Abgeorbneten geantwortet
468. 472. 473. trifft einen vorläufigen
Vergleich mitihnen 475. giebt fich fernere
Mühe zu Herftellung des Friedend 474.
feine Anſtalten zu einem allgemeinen Frieden
485. Unterhandlungen zu Montreal mit
den iroquefifchen und andern Völkern 488.
49. er ertheilet ihnen Gehör 490.
Rede bey der letzten allgemeinen Verſamm⸗
lung des Friedens wegen 494. fein Tod 499
Calos, ein Cacique auf Florida. 38
Calos, eine fehr grauſame Art Menfihen-
freffer 386)
Camceauy, Beſchreibung dieſes Hafens 85
Canada, Entdeckung dieſes Landes, und Ur-
fprung ſeines Namens 7. es wird in
Frankreich nicht geachtet ı1. ob es zu Flo⸗
vida gehöre 17. erhält den Namen Reu—
frankreich 105. wird von den Engländern
weggenommen 119. den Franzoſen wieder
abgetreten 122. 240. warum die Prote⸗
ſtanten von Canada ausgeſchloſſen werden
126. erſter Biſchof allda 210. Nachricht
von den Pfarren daſelbſt 210. elender Zu-
fand dieſes Landes 213. es wird einer
neuen Geſellſchaft übergeben 228. ber
Handel dahin wird freygegeben 233. Seu⸗
che in dem nordiſchen Canada 251. ver
wirrter Zuſtand darinnen überhaupf 264,
es kommen neue Voͤller an 274.284. gro—
ßes Sterben daſelbſt 292. und uͤbrige
fehlechte Umſtaͤnde 294. voͤttliche Vorfe-
huͤng über dieſes Land 550. Duelle des
Verfalles der Handlung daſelbſt 558
| Allgem, Beiſebeſchr. XIV Band,
ſeine
Canibas, ſiehe Abenaquier.
Connobatinner, Krieg mit den Ceniern 329
Canfes, ein louiſianiſches Volt 489
Cap Breron, koͤmmt an die Franzofen 127,
wird von ihnen freywillig verlaffen 232,
Beſchaffenheit und Reichthum diefer Inſel
567. ihre Hafen 568. Anſchlaͤge der
Franzoſen, ſich auf derſelben feſt zu ſetzen 569
Capuciner, laſſen ſich in Louiſiana nieder 620
Carbonierinſel, Beſchaffenheit derſelben 436
Carheil, gebt als Miſſionarius zu den Onnon⸗
taguern 237. fein Schreiben an den Statt⸗
halter zu Quebec 306
Carolina, eine Schanze, welche Laudonniere
am Mayfluffe erbauet 27. Beſchreibung der-
felben 28. Aufruhr daſelbſt 34. fie wird
von den Spaniern erobert 56. und San
Mattheo genannt 58. ſiehe ferner San
Mattheo.
Caron, Joſeph, ein Barfuͤßer, warum er an
die Huronen geſchickt worden Im
Carre, deffen Tapferkeit bey der Vertheidigung
Quebecs gegen die Englander 362.363
Cortheil, Sebaftian von, Miſſionarius bey
den Onnehurbern und Gopoguinen, Fichte
aller feiner Gefihicklichkeit ungeachtet wenig
bey ihnen aus 238
Cartier, Jacob, erſte Reife deffelben nach dem
norblichen America 6. feine Rückkehr nach
Frankreich 7. feine zweyte Neife 7, ſei—
ne Aufnahme in dem Flecken Hochelage auf
Canada 9. verliert viele feiner Leute 10.
veifer nach Frankreich zurück xx. Urtheil
tiber feinen Bericht von Canada u
Caſtachaer, ein Stamm der Tſchactaer 638
Caſtin, (St.), berennet Pemkuit 424. haͤlt
fich bey der Vertheidigung von Koͤnigshafen
ſehr tapfer 518. 521. wird Befehlöhaber
in Acadien 541. bie Engländer heben ihn
auf 563. er koͤmmt wieder los und gehe
nach Sranfreich 563
Catarocuy, Erbauung einer Schanze daſelbſt
260. welche wieder geſchleift wird 301.
warm ſie nicht wieder aufgebauet wird 398.
Oooo der
Regiſter
der Graf Frontenae will fie wieder herſtel⸗
len 406, welches auch geſchieht 408
Catharina von St. Auguſtin, eine heilige
Nonne zu Quebec, ſtirbt 237
Catharina Tegahkuita, ober die neufran⸗
zoͤſiſche Genevieve 238
Cauitaer, ein wildes Volk in Louiſiana, ihre
Unterhandlungen mit dem Perrier 638
Cavelier, ein Vetter des Robert Sale, geht
mit demſelben nach Canada zu Schiffe 309:
thut eine Reife mit ihm zu ben Illineſen 322.
330, koͤmmt in ber Ludwigsſchanze an 331.
und uͤberwintert daſelbſt zz2. geht nach
Frankreich zuruͤck 332
Cavelier, des la Sale Bruder, geht mit deni⸗
ſelben nach Canada zu Schiffe 300. thut
eine Reiſe mit ihm zu. den. Illineſen 321.
geraͤth in Lebensgefahr 325. ſetzet feine:
Reiſe fort 330. koͤmmt in der Ludwigs⸗
ſchanze an 331. und uͤberwintert daſelbſt
332. geht nach Frankreich zuruͤck 332
Cenier, oder Aſſenier, ein wildes Volk in
Florida 316, ihre Gebraͤuche und wie fie
mit ihrem Gefangenen umgehen 316. 329
ihr Krieg mit: den. Cannohattinnern- 329.
ihre Luſtbarkeiten
Chambly, erhält eine Schanze am Gorel:
fluſſe 2295. wird. Befehlähaber in. der
Pentagoetſchanze 263. wird von den Eng-
laͤndern erſchoſſein
Chamflours, Herr von, wird Befehlshaber
an den drey Fluͤſſen in Canada 150
Champigny, wird Intendant in Canada 290.
er ſchlaͤgt vor, Baſton anzugreifen gie
Champlain/ Samuel von ,. feine. erfle: Reife
nach dem canadifchen Fluſſe 79: geht noch
einmal nach Acadien 100. bekrieget die
Wilden daſelbſt 100. ſein erſter Zug gegen
die: Iroqueſen 102, geht: wieder nach,
Frankreich zu Schiffe: 105.
Reufrankreich zuruͤck 106; ſein zweyter
Zug gegen die Iroqueſen 106. en wird in:
ſeiner Statthalterſchaft beſtaͤtiget 107.
fin dritter Zug. gegen die Iroqueſen 108.
329:
263;
fehret. nach:
uͤberwintert bey ben Huronen 109.
immer hin und her mo, führer fein gar:
8 Haus dahin 110. und auch von: da
wieder zurüst nach Frankreich zır. reiſet
wicder noch Neufrankreich und geräth in
große Nosh 117. uͤbergiebt Quebec am die
Engländer 19: wird abermals Statthal-
ter über Neufrankreich 124. warum er
eine Miffion unter den Huronen anlegen
will 1294 Lob deſſelben 135, dach! be-
ſchuldiget man ihn einer Leichtglaͤubigkeit 136
Champmelin, koͤmmt mit einem Gefehwader
nach der Dauphineninſel 609.610. nimmt
ben Spaniern ein Schiff weg 612. _ bes
ſchenket die Wilden 613, geht nach Frank:
reich zurück 614
Charniſe de Aunay, wird Statthalter in
Canada 242. verfeßer die Einwohner von
la Heve nach Rönigähafen 242, fein Mis⸗
verſtaͤndniß mit dem Ritter Raziliy 242
Chaſſaigne, de la, Befehlshaber der. Chinas
ſchanze 345
Chaſſe, de la, ſchreibt im Namen der Abena—
quier an den Statthalter in Neuengland 562
Chateauque, koͤmmt vor der Nelſonsſchanze
um ſein Leben 403
Chateaugue, des Bienville Bruder nimmt
die Joſephsbay ein, verlaͤßt ſie aber wieder
602. muß Penfacole den Spaniern uͤber⸗
geben, und wird nach Spanien geführet 606,
koͤmmt wieder nach Louiſiana und wird Bes
fehlshaber in der Ludwigsſchanze 615
Chateaumorand, geht mach Florida 476
Chatelain, ein Jeſuit, geht als Miſſionarius
nach Neufrankreich 138
Chatte, errichtet eine. Kaufmannsgeſell⸗
ſchaft 79
Chauanonen, Endigung ihres Krieges mit
den Iroqueſen 260
Chaumonot, ein franzoͤſiſcher Miſſionar ‚geht
unter die Onnontaguer. 200-203: beſu⸗
chet die Tſoͤnnnonthuaner 206. machet
den Anfang zu der Miffion von Eoretto- 252
Chaupvin,
reiſet
Der merkwuͤrdigſten Sachen.
Chauvin, feine Reiſe nach Taduſſac des Pelz⸗
handels wegen 78
Chavin, Peter, erhält die Aufſicht über Neu—
franfreich 105
Chefdevilfe, gehe mit dem la Gale nach Ca⸗
nada zu Schiffe 309. leider Schiffbruch 320
Chepar, de, Befehlshaber bey den Narfihen
623. wird von ihnen ermordet 624
Cheſnean, Herr du, wird erſter Praͤſident in
der Regierungskammer zu Quebec 225.270.
ſeine Zuruͤckberufung 270
Chetimachaer, eine milde Nation in Loui⸗
ſiana 602
Chevalier, wird englaͤndiſcher Befehlshaber
in Koͤnigshafen 351
Chicachaer, ein wildes Volk auf Louiſiana
592. werden des Krieges mit den Franzo⸗
fen müde, und bitten um Friede 618. ver⸗
fchwören ſich hernach wider biefelben 622,
fischen vergebens der Franzofen ihre Bundes⸗
‚genoffen abwenbig zu machen 636. ihre
Macht 646. fie wollen die Negern gegen
die Franzoſen aufwiegeln 647, ſchlagen
die Franzoſen 648
Chomedey, Paul von, Herr von Maiſon⸗
neuve, geht nach Montreal zu Schiffe, und
wird Befehlshaber diefer Inſel a52. gebt
nach Frankreich, Hülfe zu holen 196. koͤmmt
mit hundert Mann zuruͤck 196. Unterhand-
dung mit den Wilden wegen des Friedens
197. welcher endlich geſchloſſen wird 198
Ehubd, Befehlshaber zu Pemkuit, ergiebt ſich
an die Franzofen ng
Clamcoeten, Gemuͤthsart biefes wilden Bol
kes in Florida 315. ſonderbare Gebräuche
derſelben 315. Befihaffenheit ihres Landes
315. bezwacken den de la Sale beſtaͤndig
321. erſchlagen die Einwohner in dev bud⸗
migsfhane 00398
Elasby, ein englifcher Hauptmann, wird von
den Franzoſen gefangen 430
Clermont, Ritter von, was ihm vom Fron⸗
tenac aufgetragen worden 344. bleibt wi⸗
der die Englaͤnder 260
Codere, ein Jeſuit, wird von den Natſchen ge
toͤdtet 624
Colapiſſaer, ein wildes Volk auf Louiſtana
589. haͤlt es mit den Franzoſen 639
Coligny, will eine Pflanzſtadt in Florida an-
legen 16.17
Collier, ein Handelsgenoſſe des de Montd 106
Eolombet, bleibt in einem Gefechte mit den
Sroquefen - 344
Comet, es erſcheint einer in Canads 214,237
Compagnie, die cauadiſche wird aufgeho⸗
ken ‚IX
Eonde, Prinz von, beforget Die sanabifchen An⸗
gelegenheiten 107
Conftantin, ein Mifftonar, wird erſchoſſen 514
Corlar, wird der Statthalter in Neuyork von
den Wilden in Canada genennet 283
Corlar, Unternehmen der Frangofen wider dies
fen Dre 335. fie nehmen ihn ein 337
Correſen, ein wildes Volk in Louiſiana 626
Cortereal, Tafpar von, was ihm für Entde-
ungen zugefihvieben werden 2
Coftebelle, Paſtour de, bringt eine Verſtaͤr—
kung nach Plaifonce 354. wird Befehld«
haber daſelbſt, und verſchanzet ſich 355. fein
Anſchlag auf Neuland 529. Unternehmung
deſſelben auf die Koͤhlerinſel 539
Coudre, Platz⸗Major in Corlar, Verhalten der.
Franzoſen gegen ihn bey der Einnahme die⸗
ſes Ortes | 337
Coulonge, geht wider die Natſchen zu Fel⸗
DEN 639
Courcelles, Daniel de Remi, Here von, wird
Statthalter in Canada 229. koͤmmt zu
Quebec an 229, geht wider die Agnier zu
Zelde 230, warum er wenig ausgerichtet
231 fein Charakter 239. er reiſet unter
Die Iroqueſen 239. mie er ben Frieden uns
ter den Wilden erhalt 251. er gebt nach
Frankreich zuruͤck 250. feine Gemuͤths⸗
art 260
Courtemanche, Tilly de, Eigenthumsherr
von der Schanze Pontchartrain in Neuland
248. wird Befehlshaber bey den Min-
Dos 2 miern
Regiſter
miern 371. geht wider die Agnier zu Felde
389. feine Verrichtungen bey dem nord⸗ und
wæeſtlichen Völkern 474. 489. warum er
nach Baſton gefchicket worben 509
Couture, Wilhelm, giebt fich den Iroqueſen
gutwillig gefangen 157. erbaͤrmliche Pei-
nigung deffelben 157. 159. er wird wieder
freygelaſſen 173, warum er zu den Akan⸗
ſas geſchickt worden 331
Crevier, Erbherr von St. Franciſcus 339.
bleibt bey der Einnahme von Sementel 340
Criquen, ein wildes Volk in Canada 236
Criſaſy, Marquis, warum er nach Neufrank:
weich gegangen 368.369. feine Wachfant-
keit gegen die Iroqueſen 388
Criſaſy, Ritter, wer er geivefen 368, 369.
lobwuͤrdige Thaten deffelden 408. fein
Tod 416
Criſtinauer, ein wildes Volk in Canada 236
Crozat, demfelben wird Louiſiang überlaffen
588. er findet aber feine Rechnung fehlecht
Dabey 596, ſeine Vorſchlaͤge und Be-
fehwerden 598.599. er tritt fein Recht
dem Könige wieder ab 599
Cuſſi, de, Befehlshaber im Friedrichsha—
fen
310
D.
Dablon, ein franzoͤſiſcher Miſſionar gehe un.
ter die Onnontaguer 200. feine Reife nach
Norden 215. was er bey den Algonguinen
ausgerichtet — 238
Dacan, beſchiffet den Miciſſipi aufwaͤrts 268.
wird von den Siuxen gefangen, koͤmmt aber
wieder log 268
Dorcarette, nimmt ein englifches Schiff
weg 540
Daillon, Joſeph, ein Barfuͤßer, reiſet nach
Canada
Dainmaville, geht mit dem de la Sale nach
Canada 313
Dalmas, ein Jeſuit, wird erſchlagen 394
Doniel, Anton, ein Jeſuit, geht als Miffiongs
rius unter die Huronen 130, fein beiden:
mürbiger Tod 187
112-
Dardennes, ein Canadier, verkundſchaftet
Penſacola 610
Dauphine, Auspluͤnderung dieſer Inſel 588:
der Hafen daſelbſt wird verſtopfet 601
Davault, ein Jaͤger, entdeckt eine Zuſam⸗
menverſchwoͤrung 314
Davion, ein Miſſionar bey den Natſchen, was
er den Franzoſen berichtet 594
Davoſt, ein Jeſuit, geht als Miſſionarius
unter Die Huronen 130. fein Tod 170
Delsunsy, ein frangöfifcher Simmermann
bey den Akanſas 331
Dellius, ein engliſcher Prediger, deffen Ver:
richtung zu Montreal 456, und bey den
Agniern 471
Denonville, Marauis, koͤmmt als Statthal:
ter mit einer frifchen Verſtaͤrkung nach Due-
ber 285. hält den Krieg für nothwendig
286. thut Borfihläge am franzöfifchen Ho⸗
fe 287. will die Sroquefenbefriegen 289.
geht wirklich zu Felde 290. ſchlaͤgt fich
mie den Tſonnonthuanern 291, machet
Friede 294, womit aber feine wilden Bun-
desgenoſſen fehlecht zufrieden find 295. gebe
nach Frankreich zuruͤck und uͤbergiebt einen
Auffag bey Hofe 304
Denys, koͤmmt nach Acabien 241. wird
Statthalter Dafelbft 242, vom le Borgne
gefangen 243. koͤmmt wieder los 249.
feine Handel mit dem la Giraudiere 244
245.ungluͤckliches Schickfal deffelben 245
Denys, englifcher Befehlshaber zu Kaskebe,
muß ſich an die Franzoſen ergeben 342
Denys, Johann, deſſen Seekarte 3
Denys de Bonaventure, koͤmmt mit einem
Schiffe nach Quebec 372
Denys de St, Simon, reifet nach der
Hudfonsbay | 276
Defnos, wird mit einer Verſtaͤrkung nach
Quebee gefchickt * 285
Deſpenſens, deſſen Herzhaftigkeit bed Weg-
nehmung der Johannsſchanze 530
Divon, Generatinfpertor von Louiſiana, geht
gu den Illineſen 602
Domerz
der merkwuͤrdigſten Sachen,
Domergue, fällt in einen Hinterhalt 374
Dongan, engländifcher Statthalter in Neu
york 271. was ihm der franzoͤſiſche Statt:
halter zu Quebec, de la Barre, fagen laßt
282. er hetzet die Wilden wider die Sran-
zoſen auf 287. 289. ſchreibt an den fran⸗
zoͤſiſchen Statthalter 287, 290. fuchet den
ganzen Pelzhandel nach Neuyork zu sieben
291. ſchreibt Friedensvorfihläge vor 292.
und ordnet, was bie Iroqueſen thun follen
293, wird zuruͤckberufen 294
Donnern, ganz entfegliched in Slovida 33
Dousy, Anaſtaſius, ein Barfuͤßer, seht mit
dem la Sale nach Canada zu Schiffe 309
Dontrelesu, ein Iefuit, wird von den Wil-
den angegriffen, vettet fih aber 626. 627
Doyen, Andrend, ſchlaͤgt zween Franzoſen
todt 355
Dreuillettes, Gabriel, ein Jeſuit, wird zu
den Abenaquiern als Miffionarius geſchickt
184. feine Berrichtungen dafelbft 184. 196,
wird wegen einer Unterhandlung mit den
Englandern nach Baſton geſchickt 187. 188.
feine Reife nach Norden vi Swaunigi
Dubos wird von den Wilden gefangen‘ 438
Duclos, des Herrn Perrot Factor 351. ſchar⸗
muzieret mit den Englaͤndern vor Duebec
362, wird Commiffaire-Drdonnaten auf
Louiſiana 588
Duclos, ein Schiffshauptmann was ihm
mit franzoͤſiſchen Heberläufern begegnet 617
Dudley, Statthalter von Neuengland, deffen
Unterbandfungen mit dem Vaudreuil wegen
Auswechſelung der Gefangenen 508. er will
die Franzoſen ganz und gar aus Ycabia ver⸗
jagen augen” 517
Dubant überbeinge ſchlechte Nachricht in Die
Ludwigsſchanze 218. richtet daſelbſt einen
Aufruhr an 320. reiſet mit dem la Sale
u den Illineſen 322. verübet unterweges
— Mordthaten 322. und erſchießt
fo gar den In Sale ſelber 323. wirft ſich
zum Oberhaupte auf 325. wird vom Heinz
erſchoſſen 328
—— wird von einem Crocodill gefref⸗
en 321
Dupleſſis Bochart, Befehlshaber an den
drey Flüffen in Canada, bleibt im Treffen
mit den Iroqueſen 195
Dupuis, ein franzöfifcher Officier 201. rei:
fer nach Onnontague 202, iſt in Gefahr,
ermordet zu werden, entflieht aber 208
Dupuis, Stadtrichter in Quebec, Kriegese
liſt deſſelben 362
Dupuis, ein Unterlieutenant, geht wider die
Englaͤnder mit zu Felde 373
Durantaye, de la, Befehlshaber zu Michil—⸗
limafinac 280. zieht gegen bie Iroqueſen
zu Felde 281. 290. was ihm megen ber
SHuronen aufgetragen worden 335. warum
er abgefeget worden 342. fein kob 343
3.
Eau, Ritter d', wird von den Iroqueſen ges
fangen 344. 366, entwifchet aus Mon:
hatte 381
Ebbe und Fluth, Beſchaffenheit derfelben
im Kanada U
in 258
Ehebruch, ſeltſame Beſtrafung deſſelben *
den Siuxern 213
Eichhoͤrnchen, ſchwarze, geben ein ſeht
feines Pelzwerk 180
Eichhornnation, deren Vertilgung durch
die Iroqueſen 215
Eiſengruben werden in Canada entdecket 233
Kisfchollen, ganz ungeheure in der Hub:
forebay 276
Englaͤnder kommen nach Florida gr. was
zwiſchen ihnen und den Franzoſen vorgegan⸗
gen 42. eilf Schiffe derſelben kommen an
den Fluß Pentagoet 95. nehmen den Fran⸗
zoſen einige Schiffe weg, und fordern Que⸗
bec auf 116. 118. welches ihnen auch uͤber⸗
geben wird 119. ihre gute Aufführung da⸗
bey 119. treten Canada den Franzofen wies
der ab 122. warum fie Acadien nicht ach-
teten 123. bemächtigen ſich Neubelgiend
226. nehmen Acadien aufs neue wieder
Oo oo 3 weg
Kesifker
weg 243. behalten es auch bis auf den
Friedensſchluß zu Breda 244. was ſie den
Franzoſen alsdann wieder eingeraͤumet 245.
ihre Anſpruͤche auf die Inſel Neuland 246,
laſſen ſich auf franzoͤſiſchem Grund und Bo-
den nieder 257. nehmen die Pentagoet⸗
und Johannesſchanze weg 263. bauen
Schanzen an der Hudſonsbay 276. Die
Franzoſen wollen fie von da verjagen 288.
fie bauen fich zu Pemkuit an 303. werden
von Den Canibas daraus getrieben 303.
bie Franzofen nehmen ihnen Corlar weg 337.
fie wollen hingegen Quebec belagern 348.
‚greifen Acadien on 349. uͤberrumpeln Plai⸗
once 354, belagern Ducber vergebens 356 ff.
ruͤſten fich aufs neue 372. ihr Gefecht auf
der Magdalenenaue 373. 374. warum fie
Die Unparteylichkeie vorfehlagen 376, grei⸗
‚fen Blaifance an 383. ſetzen fich wieder zur
Pemkuit 385. ruͤſten fich aufs neue wiber
Canada 390. greifen Martinique an 393.
‚nehmen die St. Annenſchanze an dev Hud⸗
ſonsbay weg 394. werden vor Nartini⸗
que abgewiefen 394. Die Franzoſen nehmen
ihnen die Nelſonsſchanze 403. und Pet
£uit weg 424. ihr feindfeliged Verfahren
in der Gegend von Beaubaſſin 425. beine
gern die Naxoatſchanze vergeben! 427. 428.
Die Frangofen nehmen ihnen die Johannes⸗
Schanze weg 435. fie verlieren faſt ganz
Neuland 436. Ahr Fehler in Anfehung ih⸗
zer Mlanzlande 437. ſie nehmen bie Bour⸗
bonsſchanze weg 440, ſie wird ihnen wie⸗
der weggenommen 443. ihre Anfprüche auf
die Canibas, und ihre Vorſchlaͤge 466.
‚machen Friebe mie den Franzoſen 456 ff,
ihre Anfprüche auf den Miciffipi 480. neue
Feindſeligkeiten derſelben 498. bedrohen
Reufrankreich 498. ihr vergebener Verſuch
auf Plaiſance z01. ihre Raͤnke bey den Iro⸗
queſen 502,503. belagern Koͤnigshafen ver⸗
gebens 505. ihre Handlung auf Neuland
wird gänzlich gu Grunde gerichtet.508, ihre
neuen Unternehmungen. auf Acadien 5ız. Die
aber fruchtlod ablaufen sıg. Urfache davon
519. wollen die Wilden in Louiſiana an ſich
ziehen 328. bie Iroqueſen zeiten ihtten ein
Heer auf 555, ihre neuen Ruͤſtungen zu Ba⸗
fon 536. wollen ſich Acadiens durchaus be⸗
mächtigen 537. greifen Koͤnigshafen von
neuem an 537. und erobern es 539. ihre
große Rüffungen zu Neuyork 543. ihre
Flotte, welche Quebec belagern fol, leider
Schiffbruch 547. die Wilden erfchießen ih⸗
nen ſechzig Mann 552. was ihnen im utrech⸗
‚ter Frieden für ander abgetreten worden 559-
ihre Anfprüche auf die Abenaquier 559. viele
laffen ſich am Kinibequi nieder 561. wos
Durch fie die Abenaquier wider fich aufge
‚bracht 562. 563. daß fie ihnen den Krieg
angefündiget 354. welcher ſchlecht fuͤr fie
abläuft 566. fie verfuchen auf neue, die
Abenaquier an fich zu ziehen 580, wollen
auch auf Louiſiana die Wilden den Franzo⸗
fen abfpenftig machen 392 616. 636
ungen, verfebiebene, ber Franzoſen
in Kanada 4 212
Epinay, de ?, führet eine Verftärkung nach
Acadien 507. wird Statthalter von Louis
ſiana 600, die Wilden bemwilllommen
ihn 601
Erdbeben, Prophezeyung davon in Canada
220. es erfolget wirklich 221. ausfuͤhr⸗
liche Beſchreibung deſſelben 222. doch koͤmmt
niemand dabey um 223. Folgen dieſes Erd⸗
bebens 223.224. noch ein anderes Erdbe⸗
ben 237
Erier, oder die Katzennatien, werden von
den Iroqueſen vertilget 200, 201
Erlach bringt die Gefangenen, welche Satu⸗
riova zu Timagoa gemacht, wieder dahin 33+
laßt den Utina einen Gieg erhalten 34
Erſaufen, wie die Wilden in Acadien Perfo-
nen, die viel Waſſer eingeſchluckt, wieder
helfen 89
Eskimaux ſollen geſalzenes Waſſer trinken
koͤnnen pie: 13
Eſtampes verfundfchafter San —* 70
Eſio⸗
der merkwuͤrdigſten Sachen.
Eſtotiland, was von der Entdeckung deſſel⸗
ben zu halten ſey 2
Etecheminen oder Maleciten, ein. cana⸗
diſches wildes Voltk 183:
Euſtachius, ein junger Parifer, wird‘ von
den Clamcoeten gefangen 332, und hernach
den Spaniern ausgeliefert: 353:
Fabelhafte Erzählungen‘ 11,12
Senelon, Salignas, warum er gefangen ge
feßt worden 264
Seffier, ein Steuermann ‚- veifer mit dem la
Sale zu. den Illineſen 322, wird zu' den
Ceniern geſchickt 325. feget feine Reiſe fort
330. koͤmmt in der Ludwigsſchanze am 331.
und muß in derſelben uͤberwintern 331. geht
nach Frankreich zuruͤck 332
Feſt, ein ganz beſonderes auf der Juſel Flo—⸗
22. 23.
rida
Sifchfang, beſtaͤndiger, wird von den Fran⸗
zoſen im: Lorenzfluſſe errichtet 298. 452.
warum nichts daraus wird 453. wird end⸗
lich zu Montlouis angeleget 474.
Florida, wie weit ſich dieſes Land erſtrecke 16.
ob Canada dazu gehoͤret 17. Beſchreibung
des franzoͤſiſchen 19: woher: bie Einwoh⸗
ner daſelbſt zu ihrem Reichthume kommen
19. Gemuͤthsart derſelben 19. ihre Re
ligion, Sitten, Ehre, die fie den Ober⸗
haͤuptern erweifen, Prieſter, Ihiere und
Bäume 20. die daſelbſt gelaffenen Fran⸗
zoſen gerathen im große Noth 24. geben
zu Schiffe. und froffen einander unterwegens
24; verſchiedene Nachrichten von dem Cap
Florida 38; Ankunft der Engländer 42,
und Spanier. bafeldft: 44
Horet, de la, wird Befehlshaber in der Bour⸗
bonsſchanze 404. muß ſie den Englaͤndern
uͤbergeben
440
Franciſco Cornejo, Befehlshaber zu Bar:
lovento, ſegelt nach Veracruz 605
Stanz.I, König in Frankreich, ſchicket See⸗
fahrer nach America R
Franzbay, Beſchreibung derſelben 83.
Franzoſen, ihre erſte americaniſche Faber 37
achten anfangs Canada niche ı1. ihre ver⸗
gebliche Unternehmung auf Braſilien 16; le⸗
gen auf Florida eine Schanze an 18. verlaſ⸗
fen dieſelbe wieder 24. freffen einander’ 24.
kom̃en aufs nee nach Florida: 25. ſuchen
Bergwerke dafelbff 26; machen neue Ent-:
deckungen 29. werben auf Florida faſt alle
von den Spaniern ermordet 55.64. 65. wer
die Ehre des franzöfifchen Namens allda geras
chet 68. ſchlimme Auffuͤhrung einiger in Aca⸗
dien 89. werden aus Acadien verjagt 97.
ſind in Gefahr, in Canada alle mit einander
ermordet zu werden 109. 207. Entdeckung
dieſes Anſchlages 208. die Engländer neh⸗
men ihnen Acadien weg 243. raͤumen es
wieder 245, fie ſetzen ſich auf der Inſel
Neuland feſte 246. ihre Anfprüche auf
die Hubfonsbay 276. 277. fie‘ wolle Die:
Engländer aus‘ derſelben verjagen 288,
Heldenthat zweener Franzoſen 292, fit era
richten im Lorenzfluſſe einen beſtaͤndigen
Fiſchfang 298: warum ihnen Acadien
nichts hilft: 298,- nehmen den Englaͤndern
Corlar weg 337. verlieren viel auf dem
Ruͤckzuge 337: und ein anderes Unterneh⸗
men mislingt ihnen 338. ruͤſten fich wis
der die Iroqueſen 412. ſchlagen dieſelben
413. neuer Zug wider dieſelben gı7. neh⸗
men den Englaͤndern Pemkuit weg 424.
imgleichen bie Johannsſchanze 435. und
faſt ganz Neuland 436. Fehler der Fran⸗
zoſen in Anfehung ihrer Pflanzlande 437.
fie: machen Friede mit den Englaͤndern 456 f.
neue Berathfihlagungen wege eines großen:
Krieged wider diefelben 524. bie Wilden
werden: Faltfintig gegen fie 541. unnuͤtze
Bemuͤhungen der Franzofen, Acadien wies
der zu erobern 551. die aus Acadien wols
len nicht nach Cap Breton gehen 576. fie:
werben von ben’ Engländern beunruhiget,
endlich aber in Ruhe gelaſſen 577. die:
Iroqueſen erneuern das Buͤndniß mie ihnen
578 nehmen den. Spaniern die: Karls⸗
ſchanze
Regiſter
ſchanze weg 603. ihr fernerer Krieg mit
den Spaniern 604 ff. machen Friede mit
ihnen 616. warum ihnen viele Leute weg,
und zu den Englaͤndern uͤberlaufen 617.
Verſchwoͤrung der Wilden wider ſie in Loui⸗
ſiana 622, wird entdecket 623. doch wer⸗
den viele todtgefchlagen 623. 624
Fremin geht ald Miffionarius zu den Iro⸗
auefen 236. und hernach zu den Tſonnon⸗
thuanern
238
Freſniere, ein Sohn des Hertels, wird bey
der Einnahme von Sementel verwundet 340
Friedensunterhandlung, ſeltſamer Aufzug
der Wilden bey einer 495
Frontenac wird Statthalter in Canada 260.
feine Gemuͤthsart 260. verwirrter Zu⸗
fand unter feiner Regierung 264. 265.
er wird zurückberufen 270: aber noch⸗
mals Statthalter dafelbft 299. feine Ver⸗
baltungöbriefe wegen der Hudſonsbay 299.
ſuchet die Iroqueſen zu gewinnen 304, An⸗
Bringen ihrer Gefandten und feine Antwort
darauf 305. feine Anfchläge und Anftals
ten wider die Engländer 335, laͤßt Cor-
lar wegnehmen 337. feine Verlegenheit
über verfehiedene ungluͤckliche Begebenbei:
ten 338. haͤlt einen großen Kriegesrath
346. ſchicket die Bundesgenoffen nach Haufe
347. buͤßet einmal über das andere einige
von feinen Leiten eim 347. koͤmmt nach
Quebec 355. machet gute Anflalten zur Ver⸗
theidigung deffelben 356. 359. ſchlaͤgt den
Feind ab 361. wechſelt die Gefangenen
aus 364. berichtet alled an den Herrn von .
Pontchartrain 367. 370. fein vergebeneg
Unternehmen wider die Agnier 377. NRla-
gen wider denfelben 387. feine Beſorgniß
388. läßt die Agnier angreifen 339. wird
abermald wegen einer neuen Ruͤſtung der
Engländer in Berlegenheit gefeget 391. halt
die Miamier von der Handlung mit den
Engländern ab 393. feine Unterhandluns
gen mit den Froquefen 397. 399. er will
Catarocuy wieder aufbauen 406. giebt
den Abgeordneten der Milden Gehör 409
ein Siux verlanget feinen Schuß 410. fein
Borfihlag, Balkon anzugreifen gır. und
die Iroqueſen zu bandigen Aı5, Einrich—
tung feined Heeres 17. er geht ſelbſt zu
Felde 418. koͤmmt nach Onnontague 418.
finder daS Dorf abgebrannt und leer 419,
er führer fein Vorhaben nicht aus 429,
und geht nach Montreal zuruͤck 422. be:
giebt fich wieder nach Quebec 422, ma⸗
cher allerley vergebene Anfchläge gegen die
Iroqueſen 438. wie er fich aus feiner Ver⸗
legenheit heraushilft 446, 447. Rede des
Onanguice an ihn, und feine Antwort date
auf 449. zu was für einer Unternehmung
er fich gefaßt halten follen 449. er will
den Feind angreifen, befinnt fich aber an⸗
derd 453. Schreiben des neuengliſchen
Etatthalterd an ihn, nebſt feiner Antwort
Darauf 456. 457. 459. er ſuchet die Iro⸗
auefen zu gewinnen 458. fein Tod 464
Slüchtlinge, franzöfifche, wollen fih am
Miciſſipi niederlaffen 481
©.
Gabot, Sohann, entdecket die Inſel Neu⸗
land 2
Gagniegaton, ein iroqueſiſcher Geſandte,
deſſen Anbringen 305
Garakonthie, Oberhaupt der Onnontaguer,
fein Charakter 216. er geht nach Monts
real 217. bringe den Frieden zu Stande
219. koͤmmt nach Duebec zu dem Herrn
de Tracy 230. holet Miffionarien 237,
er laͤßt fich taufen 251. fein Tod 497
Gargot wird erfir Statthalter zu Plai⸗
fance u 249
Barnier, ein Jeſuit, veifet als Miſſionarius
nach Neufrantreich 138. reiſet zu den Iro⸗
quefen 236. fein Tod 192
Garreau, ein franzöfifcher Miſſionar, wird
von den Agniern gefangen 202, fein
Tod '202
Gaſparot, eine Gattung ſchlechter Häringe ga
Gaſpa⸗
der merkwuͤrdigſten Sachen.
Gaſpeſter, ein wildes herumſchweifendes
Bolf 148. Verehrung des Kreuzes unter
ihnen 148
Gatineau hilft Sementeliwennehmen 339
Gaudais nimmt Neufranfreih im Namen
des Königed in Beſitz 224.
Frankreich zuruͤck 225
Gemeraye, ein franzöfifcher Lieutenant, wird
von. den Iroqueſen angefallen 343. und
gefchlagen 381
Gendre, Te, ein Handelögenoffe des de
Montes 106
Gefchichte des erften chriſtlichen Iroqueſen
142=144. eines berühmten Oberſten unter
den Huronen 154, . einer algonquinifchen
Frau 182
Geſellſchaft, Franzöfifche, zu Bevölkerung
der Inſel Montreal . 152
Biguiere verkundſchaftet Corlar 336
Giraudiere, la, feine Anforderungen an ben
Denys : 244
Golleville ſoll Kaufmannswaaren zu Vera:
cruz verhandeln 600
Goffeilliers, Medard Chouard des, führer
die Engländer nach der Hudfonsban 276.
geht wieder zu den Franzoſen über, und
will die Engländer verjagen helfen. 277.
ſchlaͤgt fich aber nochmals zu ihnen 278
Goͤtzenbild, Zerſtoͤrung eines fonderbaven 262
Goupil, Renatus, ein Barbier, wird von
den Iroqueſen gefangen 157. fein Martys
vertod e 160
Gourgues, Dominicus von, ein gaſconi
ſcher Edelmann, ſonderbare Begebenheiten
deſſelben 68. will die Spanier aus Flo—
rida verjanen 68. er koͤmmt am die Inſel
Cuba, und endlich nach Florida 69. ma-
chet mie dem Saturiova und ben Wilden
ein Buͤndniß wider die Spauier 70, nimmt
die erſte Schanze, welche San Matheo be-
decket, ein zu. wird auch Meiſter von
der andern, und ruͤſtet ſich, Carolina ein-
zunehmen 72- welches er auch wirklich
erobert 73. er läßt die Gefangenen hät.
Allgem, Reifebefchr. XIV Band,
gebt nach.
gen 74. läßt die Schanzen fehleifen, und
gebt nach Frankreich zurück 74, die Spa:
nier ſtellen ihm nach 75. fein Tod 75
Gouttins, Eöniglicher Schreiber zu Könige:
bafen 350. flüchtet mit dem Perrot 353,
findet fein vergrabenes Geld wieder 378
Goyoguin, ein Stamm der Iroqueſen, Nach⸗
richt von demſelben 178. ihre Ungelehrig⸗
keit 238. ihr großes Oberhaupt wird ge⸗
tauft 255
Graff, Lorenz von, ſonſt Lorencillo genannt,
fegelt na) Florida 476. 477
Grandfontalne, Befehlshaber in der Pen⸗
tagoetſchanze 263
Grange, ein franzoͤſiſcher Parteygaͤnger,
treff liche That deſſelben 505
—— ein Miſſionar unter den ‚lines
en 483
Graydon, vergeblicher Verſuch deffelben auf
Plaifance 501
Gregorio Bua30, Befehlshaber in der. Ha-
vana 604. will Penſacole wieder weg
nehmen Bir 605
r GStandhaftigkeit eines onneyuthi-
n
420
Grollet, ein franzoͤſiſcher Wegläufer, giebt
fih dem Joutel zu erkennen 327. wird
von den Spaniern gefangen 333
Grönland, Beſchaffenheit der Einwohner
daſelbſt 13
Gros, le, Proviantverwalter der Schanzen
an der Bernhardsbay 314. ſein ſchmerz⸗
hafter Tod 317
Guercheville dringt ſtark auf eine Miſſion
nach Acadien 87. 88. zerfaͤllt mit dent
Herrn von Pontrincourt 93. will eine neue
Pflanzſtadt daſelbſt anlegen 93. wo fie lag
95. ihr Verluſt, den fie durch die Englaͤn⸗
der daſelbſt erlitten 97.98
Guerin, Johann, des P. Mefnard Reifes
gefährte 218
Guerrero, Franciſco, fol die Franzofen aus
dem mepicanifchen Meerbufen verjagen 606
Pppp Guil⸗
Regiſter
Guilbaut, ein franzoͤſiſcher Kaufmann, geht Hervaux, Kitten, fuͤhret eine Verſtaͤrkung
nach Acadien. 243
Guipſon, Oberſter, bringt eine Verſtaͤrkung
nach dem Johannshafen 452
Guyas, Johann, bauet ſich in der. Empfäng-
nißbay an 246
H ·
Haare, wie ſich die Cenier ſolche verſchnei⸗
den 327
Haaskuaun, ein Tſonnonthuaner, thut den
Franzoſen trotzige Friedensvorſchlaͤge 293
Hamel, du, gebt. als Faͤhndrich nach Canada
zu Schiffe 309
Asndlungsgefellfehaft von hundert Perſo⸗
nen nach Neufrankreich 113. Artikel der⸗
ſelben 114 = 116. ihre erſten Schiffe wer⸗
den von den Engländern weggenommen 116,
fie ſchicket neue Schiffe dahin 124. ſchließt
die Barfuͤßer aus 125, nimmt ſich der
Pflanzſtadt wenig an 142
Hans, der-weiße, ein Oberhaupt der Sand⸗
utauais 490.machet dem Callieres viel:
au thun 491. geht als Abgeordneter nach
Montreal 516, feine Rede daſelbſt 516
Heinz, auch Jamme genannt, reiſet mit dem:
fa Sale zu den: Illineſen 322, veruͤbet
ſchreckliche Mordthaten unterwegens 322.
wird zu den Ceniern geſchickt 325. erſchießt
den Duhaut 328. geht mit den Ceniern
zu Felde 328
Hennepin, ein Barfüßer, gebt mic: nach
Canada 266,. befährt: den Miciſſipi aufs
waͤrts 268. wird von den Siuxen gefan⸗
gen, koͤmmt aber wieder los 268
Here, d,, geht: ald: Schiffslieutenant nach:
Kanada: 309:
Hertel, ungemeine Tapferkeit deffelben 340..
ſtoͤßt zu dem Herrn Portneuf 340, wird
von den Iroqueſen gefangen: 381:
Hertel de Bouille faͤllt in Neuengland ein
500. wird verwundet 500. nimmt ein
engliſches Dorf weg 525. geraͤth in. einen:
Hiterhalt ſchlaͤgt ſich aber durch 526
nach Plaiſance 354
Herveau, P. Caͤſareus, ein Barfuͤßer, gebt
mit nach Canada 249. leidet Schiff⸗
bruch 250
Hewreuil, ein engliſches Dorf, wird von
den Franzoſen weggenommen 525
Hill, Johann, englifcher Admiral, deren
Manifeſt 548; warum feine Flotte in Ame—
rica Schiffbruch gelitten: 550
Himmelszeichen, ganz erſtaunliches in Ca⸗
nada 220
Hochelage, Beſchreibung dieſes Fleckens auf
Kanada“ 9
Holländer Taffen fich in Neubelgien nieder
101, verforgen die Iroqueſen mit Gewehr
155. fordern von denfelbigen einige gefatts
gene Franzoſen zurück 160. kaufen dem
Hudſon das neuentdeckte Land ab 226
Hontan, Baron de la, ſchreibt Nachrichten
von Canada 383. ſoll den Englaͤndern das
* zu Plaiſance verwehren 383. wird
an den Admiral Williams gefchiett. 384
Hoſta, ein franzoͤſiſcher Hauptmann , fehläge
die Iroqueſen 343
Hubert: wird Commiffeire- Ordonnateur von
Louiſiana 600
Hudſon, Heinrich, ſuchet vergebens einen.
Weg nach China über Nordamerica 101.
276. entdecket den Manhattefluß, und. ver-
kauft das neuentdeckte Land an die Holän-
‚ber. 226.
Hudſonsbay, daſelbſt werden Algonquinen
entdecket 212. Beſchreibung dieſer Bay 274.
Anſpruͤche auf dieſelbe 276. die Englaͤnder
bauen Schanzen da 276. die Franzoſen
laſſen fie. in Beſitz nehmen 277, die Eng⸗
länder werden von da verjagt 288. Hel—
denthat zweener Franzofen. daſelbſt 292.
zwey engliſche Schiffe find. allda ungluͤckich
303. Zuſtand der Hudſonsbay im 1714ten
Jahre 580. viele: Franzoſen werden von
den Wilden ermordet 581
Hum⸗
der merkwürdigften Sachen,
Humfrey, Humbert, nimmt Beſitz von Der die Tionnontalezen Huronen laſſen ſich zu
Inſel Neuland 246 Michillimakinac nieder 257. verwaͤgene
Hungersnoth, ſchreckliche, auf der Joſephs⸗ Shat eines unter ihnen 296
infel 191 we
Huronen, ein wildes Volk in Acadien 100.
ihr Krieg mit den Sroquefen 104.107. Iberville, &, nimmt den Engländern ein
ihre Gemütbsart 125. die Franzoſen wol-
Sen fich unter ihnen niederlaffen 126. und
ſie ſollen Mifftonarien annehmen 127. ihre
Fehler und Tugenden 127. 128. Urfprung
diefer Voͤlkerſchaft 128. Größe und Be
ſchaffenheit ihres Landes 128. 129- erſte
beſtaͤndige Miſſion unter ihnen 130. ihre
Unwiſſenheit und Leichtglaͤubigleit 132. An⸗
fang ihrer Bekehrung 133. warum die Hu⸗
ronen gelehriger werden 134. es gehen noch
mehrere Miffionarien zu ihnen 137- bie
Sroquefen bintergeben fie 138. allgemeine
Seuche unter ihnen 139. man nimmt fich
in Frankreich ihrer Belehrung an 139.
der Krieg mit den Iroqueſen wird fortge-
feßet 142. großmuͤthige That der Huronen
149. fie ſchlagen eine Partey Sroquefen 149.
befchren fich in großer Menge 153. Ge-
fchichte eines. berühmten Oberſten Diefer Na⸗
tion 154. Schlaͤfrigkeit der Huronen 156.
Gerechtigkeit Gottes uͤber ein huroniſches
Dorf 162. Eifer und Froͤmmigkeit der Hu⸗
onen 166. fie wollen dem Montmagny
ähre gefangenen Iroqueſen nicht ausliefern
172. doch Friedensvorſchlaͤge thun 173.
Her Friede koͤmmt zu Stande 175. bie
Keindfeligkeiten fangen wieder an 177. 182.
Wone That Dreyer Huronen 180. ſchwaͤ⸗
chen fich ſelber durch ihre Sicherheit 186.
189. ihnen werden zwey Dörfer zerſtoͤret
189. ſie erleiden eine große Niederlage 190.
worauf ſie ſich zerſtreuen, und die Joſephs⸗
inſel beziehen 191. ihre Verwegenheit und
neues ungluͤck ig2. viele geben nach Que⸗
bec 192. wie es den uͤbrigen ergangen 193.
he unbefonnenes Verfahren 194. wie es
ihnen auf der Orlean sinſel ‚gegangen 203.
Die Oñontaguer geben übel mit ihnen um 207.
weg 435.
Fahrzeug weg 288. und einige Zeit dar-
auf noch eined 292. noͤthiget noch zwen
Schiffe, fich zu ergeben 302. gehe nach
Quebec 303. zieht wider Die Engländer
zu Felde 335. koͤmmt mie einer reichen
Ladung aus der Hudſonsbay nach Quebee
377. fein fruchtloſes Unternehmen auf Pem⸗
kuit 386. erobert Die Nelſonsſchanze 403.
gebt nach Frankreich zuruͤck 404. koͤmmt
wieder nach Acadien und nimmt ein englis
ſches Schiff weg 423. und bald darauf die
Schanze Pemkuit 424. entgeht einem eng⸗
liſchen Geſchwader und koͤmmt nach Plai⸗
ſance 425. veruneiniget ſich oͤfters mit
dem Brouillan 430. geht auf den Jo⸗
hannshafen los 431. koͤmmt nach der Toull⸗
‚ bay 433. tapfere That deffelben 433. bes
lagert Die Johannsſchanze 434. nimmt fie
erobert faſt ganz Neuland 436.
gebt nach Paifance zurück 437. fegelt nach
der Hudſonsbay 441. fchlägt fich mit duxy
englifihen Schiffen 442, leidet Schiff:
beuch 443. erobert die Bourbonsſchanze
443. gebt nach Frankreich 444. will die
Mündung des Micifipi ſuchen 476, Taufe
in denfelßen ein 477. und befähre ihn auf⸗
wart? 478. findet Engländer am Mick:
fipi 479. nimmt abermals Beſitz von dem
Strome 479. faͤngt eine Riederlaffung an
dem Fluſſe Maubile an 587. leget Magazine
und Caſernen aufder Infel Daupbinean 587
Jeremie, Befehlshaber in der Bourbons⸗
Schanze, geräcb in Schlechte Umſtaͤnde 580.
räume folche den Engländern ein 581
Jeſuiten, follen nach America geben 86.
warum es nicht geſchieht 86. gehen ende.
lich doch dahin 88. ſchoͤne That dreyer
Jeſniten 98, es reifen nach mehrere nach
Pppp 2 Quebee
Resifter
finden aber große Widerſetz⸗
ihre Lebendart in Neufrank-
reich 146. Verleumdung der canadifchen
Jeſuiten 168. ihre, Rechtfertigung 169.
einige werden für Götter gehalten 262, ver-
Quebec 112,
lichkeit 112,
fehiedene von ihnen werben nach Louiſiana
geſchickt 621
Jeune, Paul, ein Jeſuit, geht nach Quebec
zu Schiffe 125
Illineſen, ein wildes Volk in Canada, einige
von ihnen befehren ſich 235. 257. werden
von den Iroqueſen überfallen 267. ihr
Krieg mit denfelben 395. ihre Gemüthsart
482. erſter Anbau der Franzofen unter ih:
nen 483, Miffion unter ihnen 483. vers
einigen fich mit ihren Brüdern am Miciffi-
pi 61
Jogues, Iſaac, ein Jeſuit, wird zu ben
Springern geſchickt 155. wird von ben
Iroqueſen gefangen 156. 157. und erfchrect-
lich gemartert 157. will aber nicht entflie=
hen 158. bekoͤmmt einen Herrn, der ihm
ziemliche Freyheit vergönnet 160, verrich⸗
tet eine wunderbare Bekehrung 160. 161.
warnet den Statthalter Montmagni 163.
man firchet ihn vergeblich zu befreyen 163.
koͤmmt in Gefahr, verbrannt zu werden 163.
164. ein bollandifcher Dfficier will ihn
freymashen und er nimmt das Anerbiethen
an 154. er entflieht wirklich, koͤmmt nach
England und geht von da nach Frankreich
165. bekoͤmmt ungeachtet feiner Verſtuͤm⸗
melung bie Erlaubniß, Meſſe zu leſen 166,
feine Gemürhsbefchaffenheit und nochmalige
Keife nach Kanada 166. geht zweymal
zu den Iroqueſen 177. wird auf feiner
Ruͤckreiſe von feinen Begleitern verlaffen 181.
und in einem iroquefifchen Dorfe ſehr uͤbel
aufgenommen ı81, warum folches gefche-
hen 181. er wird endlich gar todt gefchla-
gen 182. fein Mörder befehret fih 182
Johannsſchanze, bie Hauptniederlage der
Engländer in Neuland 429. 529. mird
von den Franzofen weggenommen 434.435.
329, Zuſtand des Platzes und Rage des Ha
fens 435. die Schanze wird 'wegge
branut 436
Johannesſee, Beſchreibung deſſelben "215
FJoilet, gehe mit den P. Marquette auf Ent
deckungen aus 261, koͤmmt wieder nach
Montreal 266. mird anden Grafen Fron⸗
tenac geſchickt 306
—— Medard, ein Wundarzt, reiſet mit
dem St. Denys nach Mexico 399
Joncaire, wird als Bothſchafter an die Jro⸗
queſen geſchickt 470. 502. fuͤhret ſich ſehr
gut unter ihnen auf 524. ſeine Unterhand⸗
lungen mit ihnen 01542
Joſephsbay, wird von den Franzoſen einge:
nommen und wieder verlaffen 602
Tofepbsinfel, wird von den Huronen bejo-
gen 191, fihreckliche Hungersnorh daſelbſt
191,192
Tourdis, Befehlöhaber zu Catarocuy 417
Joutal, geht mit dem la Sale nach Canada
au Schiffe 309. wird Hauptmann an der
Bernhardsbay 314. koͤmmt in Gefahr, er⸗
mordet zu werden 314. wird Befehlsha⸗
ber in der Ludwigsſchanze 318. reiſet mit
dem la Sale zu den Illineſen 322. geraͤth
in Lebensgefahr 325. wird zu den Ceniern
geſchickt 325. und von ihnen herrlich em⸗
pfaugen 326. ſetzet feine Reiſe zu den Siti-
nefen fort 330. koͤmmt in der Ludwigs⸗
ſchanze an 331. und übermintert daſelbſt
332. geht nach Frankreich zurück 332
Troquefen, ein wildes Volk in Atadien 100,
werden von den Algonquinen gefchlagen
104.107. wollen die Franzofen vertilgen
10, bintergehen die Huronen 138. Forts
fegung ded Krieges 142. Geſchichte des er⸗
ſten chrifflichen 142.144. eine Partey ber:
felben wird von den Huronen geſchlagen 149,
ihre Lit, die Franzoſen von den Huronen ab-
zuziehen 150, werden von den Holländern
mit Gewehr verforget 155, machen mit den
Franzofen und Huronen Friede 175. bes
fatigen ihn zweymal 175. 177 . die Feind:
ſelig⸗
der merkwuͤrdigſten Sachen.
feligkeiten fangen wieder an 177.
richt von dem Lande der Froquefen, Urfprung
ihres Namens, Eintheilung, und was jeder
Stamm befondered babe 178. was für
Fruchtbaͤume, Thiere und Edelgefkeine da-
ſelbſt zu finden find 179, fie überfallen ein
huroniſches Dorf 180. 186. brennen zwey
andere ganz weg 189. ihre norblichen
Streifereyen 195 machen Frieden mit den
Franzoſen 198. vertilgen die Erier 200,
ihr Troß gegen Die Franzoſen 203. viele
Sroquefen befehren fich 206. wollen alle
Franzoſen ermorden 207. fangen den Krieg
wieder an 209. 213, ſchicken Abgefandte
nach Montreal 214. der Friede mit ihnen
fteht im meiten Felde 217. neue Gtreife-
reyen berfelben 226, : Hauptzug der Fran⸗
zofen wider diefelben 231. fie halten um
Miffionarien am, und. erhalten welche 236.
warum ſie füch nicht befehren 237. ein
Hauptmann unter ihnen wird von den
Franzoſen umgebracht 250. die chrifflichen
ziehen aus ihrem Lande 255. endigen ihre
Kriege mit den Andaften und Chauanonen
260. werben von den Holländern wider die
Franzoſen aufgehetzet 264. überfallen die
Illineſen 267. neue Feindfeligkeiten ders
felsen 269. Urſprung ihres Haſſes und
Krieges mit den Franzofen 271. trotzige
Forderungen derfelben 271. ſchicken Abe
geordnete nach Montreal 272. ihre Grob:
heit gegen den Statthalter de la Barre 279.
werden von der Ludwigsſchanze abgeſchla⸗
gen 280. ſchoͤne Rede eines Iroqueſen 283.
‚ihre Streifereyen 292. fangen die Feind:
feligfeiten an, und thun trotzige Friedens⸗
vorfihläge 293. belagern Catarocuy, ma-
chen aber endlich Friede 294. Werden von
einigen franzoͤſiſchen Bundesgenoffen über:
fallen 296. und fie thun hernach ein glei-
ches zor, wollen die Franzoſen ausrotten
ot, ihre Unterhandlung mit den Utauais
306. fallen die Branzofen an 343. ihre
Treuloſigkeit und neue Feindſeligkeiten 343.
Nach⸗
beruͤcken den Vaudreuil 531.
engliſches Heer auf 534.
347. thun abermals verſtellte Vorſchlaͤge
356. und fegen die Feindſeligkeiten fort
367.371. Treue der chrifflichen 371, die
Wilden wollen den Ludwigsfprung wegneh⸗
men 379. bindern die Schifffahrt 380,
fihlagen eine Partey Franzoſen und Wilde
381. fie thun einen neuen Einfall 388.
eine ſtarke Partey nähert ich Montreal 392,
ihr Krieg mit den Sllimefen und Miamiern
395. ſtellen ſich zum Frieden geneige, und
ſchicken Abgeordnete nach Ducbec 397. 399:
ihre Verſtellung und Anftalten, fie zu bandi-
gen 404. ſie fongen Die Feindfeligfeiten
wieder an 405. merden gefihlagen 408.
flreifen allenehalben herum 439. wollen
den Grafen Srontenac betrugen 445. ſchei⸗
nen abrmals zum Frieden geneigt und Fron⸗
tenac ſuchet fie zu gewinnen 458, wollen
den Ritter Calliere überliffen 464. leiden
Verluſt von den Utauais 467. ſchicken
Abgeordnete nach Montreal, und was dies
felben fir Antwort erhalten 468. 472
- treffen einen vorläufigen Vergleich 473.
neuer Zwiſt derfelben mit den Utauais 485.
ihre Abgeordneten kommen nach Montreal
488. ihre Gefinnungen 489, fie beflas
gen fich über Migtrauen 493. was ihnen
Callieres ernftlich eingebunden 496. kla⸗
gen über den Friebensbruch 503. ihre
Staatsklugheit 504.534. Verſoͤhnung mit
den Utauaid so, die ihnen Genugthuung
leiſten 512. die chrifklichen Taffen fih von
den Englandern verführen 524. machen
ihre Untreue wieder gut 527. die Wilden
reiben ein
Anbringen ihrer"
Abgeordneten bey dem Großſtatthalter 535+
wollen fich nicht wider die Franzoſen erklaͤ⸗
ren 536. ihre Unterhandlungen mit dem
Vaudreuil 553. fie erhalten fich in Ihrer
uUnunterwuͤrfigkeit 559. erneuern ihr
Buͤndniß mit den Franzofen 578
Tele Maſſacre, mober fie ihren Namen be:
ſiehe Wuͤrginſel.
Juche⸗
kommen habe
Ppppz3
477.
Regifker
Jucherau de St. Denys, warum er in
nen Adelſtand erhoben worden 360. bauet
ſich in der Mündung des Habache-an 484
Fuftiswefen, Beſchaffenheit deſſelben in
Neufrankreich 225
—
Kareſier, ein wildes Volk in Canada 236
Karlsſchanze, Erbanung derfelden von den
Spaniern 603. bie Franzofen nehmen fie
weg ‚603. 611
Kaskaquier, ein Stamm der Illineſen, de⸗
ven Treue gegen bie Franzofen 636
Rastebe, ein englifcher Flecken, wird von
den Franzefen erobert 341
Kogennation, wird von ben Iroqueſen ver⸗
tilget 200. 201
Kertke, David, koͤmmt von einem engliſchen
Geſchwader nach Taduffac 116. laͤßt Que⸗
bec auffordern 116. ſchlaͤgt den Roque⸗
mont mit feinem Geſchwader 117. zwingt
Quebec zur Uebergabe 1190. ſchlechte Red⸗
lichkeit deſſelben 121
Kertke, Ludwig, wird Statthalter in Que
bec 119
Kertke, Thomas, nimmt von Quebec Beſitz 119
Kikapuer, ein wildes Volk in Canada 257.
verbindet ſich wider die Franzoſen 553
Kiliſtinonen, oder Criſtinauer auch Cri⸗
quen genannt, ein wildes Volk in Canada
236
Kind, ein ſterbendes wird vom Taufen *
fund
Kinderpocken, tbun den Englaͤndern in &
nada vielen Schaden 363
Klein Nord, Beſchreibung dieſer Inſel 247
Aönigshafen, wird vom Billebon ‚in Befig
genommen 378. von den Engländer ver⸗
gebens belagert 505. 517.520. Ankunft.ei-
ner neuen engliſchen Flotte davor 537. an
welche ed übergeht 539. ſ. Portroyal.
Kondiaronk, verwaͤgene That dieſes Huro⸗
nen 296.448. wird von ben Franzoſen nur
Ratte genenhet 296. feine Verrichtungen
zu Montreal 489. Rede deſſelben bey den
‚allgemeinen Friedenshandlungen 491. ſein
Tod, Lobſpruch und Leichenbegaͤngniß 492,
493
Krankheit, Nachricht von einer ſeltſamen 215
Kreuz, Verehrung deſſelben bey den pe
ſiern
Krieg, ſeltſame Ceremonie der Wilden er
der Inſel Florida, fich- zu demſelben F
ſchicken
Kupferbergwerk, bey den Siuxen, Ente
ckung 586. und Befchreibung deffelben 587
8.
Labrador, von wem es entdecket worden 2
Lallemont, Carl, ein Jeſuit, reiſet mit nach
Neufrankreich n2. geht nach Frankreich
zuruͤck 117. leitet zweymal Schiffbruch 117
LCallemont, Gabriel, ein Jeſuit, wird von
ben Sroquefen.entfeßlich gemartert und vers
brannt 190
Lallemont, Hieronymus, des vorflebenden
Bruder, ebenfalls ein Jeſuit, fehreskliche Be—
gebenheit deffelben 145. wird zum zwey⸗
tenmale Miſſionsſuperior 212
Lamberville, Johann de, deſſen Unterhand⸗
lungen mit den Iroqueſen 272. was er
dem Statthalter zu Quebec berichtet 285.
reifet felber nach Dueber -287; verurſachet
wider ſeinen Willen die Gefangennehmung
vieler iroqueſiſchen Oberhaͤupter 289
Lande, la, des Pater Jagues Reiſegefaͤhrte
181. weich. tode gefchlagen 182
Laudonniere, Benatus von, geht nach Flo-
vida zu Schiffe 25. laͤßt das Land am
Mayfluffe.befichtigen 26. miſchet fich zur
Ungeit in einen Krieg 27. 30. entdecket
ferner Land 27. bauet am Mayfluffe die
Schanze Earofina 27. will den Saturio⸗
va nicht in den Krieg begleiten 30: was
zwiſchen ihm und demſelben dev Gefangenen
wegen vorgegangen 32. machet ſich ein
gewaltiges Donnern zu Nutze 33. Aufruhr
wider ihn zu Carolina 34. die Anfuͤhrer zwin⸗
gen
der merkwuͤrdigſten Sachen.
gen ihn auf die Spanier ſtreifen zu laſſen
35. wie es ihnen ergangen 36. einige
kommen zureck, und werben beſtrafet 37.
machet Friede unger den Wilden 38. ver
ſtaͤrket fich und machet noch mehr Entdeckun⸗
gen 39. ſteht große Hungersnoth aus 40.
ſeiner Leute grauſamer Anſchlag nebſt den
Folgen davon, 41. er wird in Zrankreich
fätfchlich angegeben 43. wird va den
Spaniern aus dem Fort Karolina. herass-
geſchlagen 56. wie er fich gerettet 57.’ er
koͤmmt nach Franfreich- 23
Lauſon, Herr von, wird Statthalter in, Neu⸗
frankreich ıg5. geht nach Frankreich zu⸗
rück 207
Lauſon, des vorherfichenden Sohn, wird
von den: Iroqueſen erfchoffen 213
Laval, Franz von; erſter Biſchof in Canada,
deffen Ankunft zu Duebec 210.224
Laval, ein Jeſuit, ſchiffet fich —
ein 15
Ba, errichtet die Oecidentgeſellſchaft 599
Leclecq, Maximus, ein Barfüßer, gehe: mit
dem: la Sale nach: Canada zu Schiffe 309
Leon, Ponce de, entdecket Florida zuerſt 17
Leſcalette, fegelt nach Florida 47
Leſcarbot, Marcus, feine Luft die neue
Melt zu fehen 84. ſtiftet zu Portroyal viel
Gutes‘ 84
Levi, Heinrich von; Herzog von Bentadour,
wird Unterkönig in’ Canada Im
Levingston, warum er nach Quebee geſchicket
worden 508
Lionnes, Martin, ein Miſſionarius in Ca:
nada 148
Histot,ein Feldfeherer, reiſet mit dem la Sale
zu den Illineſen 322; ermordet den Mo:
ranget, Nica uud Saget 322. wird zu den
Ceniern geſchickt · 3228. vom Ruter er:
ſchoſſen 328
Kisle,.de; Befehlshaber an den drey canadi⸗
Bez
Lift, ſonderbare, eines Italieners 332:
Loire, de la, warum er⸗ zu den Natſchen ge⸗
ſchicket worden 592, eb entgeht lhrer Bez
raͤtherey 393. wird doch endlich gesödter 624:
Longueil, beobachtet die englifche Flotte 356%
wird in einem Scharmuͤtzel verwundet 36r..
feine Unterhandlungen wit den Iroque—⸗
- fer 542
Loretto, Anfang der berühmten Miffion das
ſelbſt 252. Die chriftlichen Sroquefen ziehen
dahin 255
Loubois, Major in Neuorleans, ziehe wider
die Natſchen zu Felde 632. belagert die⸗
felten in ihrer Schanze 633. warum er
die Belagerung aufgehoben 634
Louiſtana, welche Landſchaften dieſen Na⸗
men führen 476. worinnen der Handel da⸗
bin beſtund 482. Gemuͤthsart der Wil:
den daſelbſt und ihre Bekehrung 482. vera
fihiedene Urtheile von Louiſiana 585. Zus
ſtand Diefer Provinz, im ſiebenzehnhunderten
Sabre 586. wird an den Herrn Crozat
uͤberlaſſen sgg, Errichtung eines Ober—
rathes daſelbſt 88. die Handlung de
Crozat geht ſchlecht von ſtatten 596, 597
Niederlaſſung der. Capuciner daſelbſt 620.
Verſchwoͤrung der Wilden allda wider die
Franzoſen 622. die indianiſche Geſellſchaft
tritt dem Könige Bas Land wieder ab 648.
und Salmont nimmt im Namen des Köniz
ges Beſitz davon 648
Louvigny, de la Porte, geht mit einer Vera
ſtaͤrkung nach Michillimakinac 342. wird
Befehlshaber daſelbſt 342. ſeine Unterneh⸗
mung auf dem Eiſe 416. er bringt die
Verſoͤhnung der Utauais mit den Iroqueſen
zu Stande 570. ſein fruchtloſer Zug wi⸗
der die Utagamier 582. warum er: nach
Michillimakinac geſchicket worden 583:
Lucas, ein Barfüßer, veifet nach Quebec 250°
Ludwigsburg, Beſchreibung dieſes Ha—
fens 575
Ludwigsſchanze, deren: Anlegung 318
die Einwohner in derſelben werden von den’
Clamcoeten alle erſchlagen 332:
Luds
Regiſter
Ludwigsfprnng., Anlegung einer Miſſion
an demſelben 255
Luftzeichen in Canada 214. recht ſeltſame
258.259. gang beſondere in der Hubfond-
bay 275
Luſon, nimmt von den Gegenden um die
Sen in Canada Beſitz 257
Buffer, von, warum er zu den Tſchactaern ges
fchiekt worden 629
Buch, Here du, läßt einige. Iroqueſen todt
ſchießen * 271
M.
Magdaleine, Abt de fa, tritt im die Hand⸗
Yungsgefehfihaft von hunde Perfonen 116
Magdalenenaue, Geht auf derfilben 373
Mebinganen, iprer ſechſe werden von den
Franzoſen ermordet 250
Waifonnenve, ſiehe Chomedey.
Maitre, le, ein Geiſtlicher aus dem Semi⸗
nario zu Quebec, wird von den Iroqueſen
ermordet 213
Maſulle, acht mit dem In Safe nach Canada
zu Schiffe 309
Maleciten, ein wildes Volk in Acadien 94.
wunderlicher Gebrauch derfelben 95
Maloer, ihre Klagen über den Brouillan 431
Malot, Ludwig, gebt nach Neufrankreich zu
Schiffe 117. koͤmmt aber im Schiffbruche
- ans Leben 117
Mambertu, Geſchichte dieſes acadifchen Sa⸗
gamo gr
Mambre, Senobius, ein Barfüger, feine
Unterhandlung mit den Iroqueſen 269.
gebt. nochmals mit dem la Sale nach Cana:
da zu Schiffe 39
Manifeſt, des englifchen Admirals Johann
Hi 548
Manneval, Statthalter zu Koͤnigshafen 300.
wird von den Engländern aufgefordert 349.
ergiebt fich auf Vergleich 350. mird nach
England geſchickt | 366
Manſe, Mademoiſelle, geht nach Montreal
zu Schiffe 152
Mantet, hilft Corlar einnehrcen 337. geht
wider die Agnier zu Felde 389. bleibt vor
der St, Annenſchanze in der Hudſonsbay 536
Marais, des, Befehlshabe in der Chateau⸗
fehange, wird von den Iroqueſen erſchoſ⸗
fen 00 ©0347
MWareſt, gebe als Miffionar nach Michillima⸗
kinac =
Maruil, Miſſionar zu Onnontague, erbäft
Befehl von da wegzugehen 531. was er. bey
feiner Zuruͤckkunft berichtet 534
Maria vom heiligen Joſeph, eine Urfu-
linernonne, gebt mit nach Quebec 141
Maris von der Wienfchwerdung, eine
Urfulinernonne geht mit nach Duebee 141
Maricourt, gebt mit nach der Hudfonsbah
.: 288. wird Befehlshaber dafelbft 303
Marigny, wird Lieutenant in der Bourbond
fehange 404
Mark, ein englifcher Oberſter, belagert Koͤ⸗
nigshafen zweymal vergebens 518 520.521
Marle, de, reiſet mit dem le Sale zu den Sl
" Tinefen 322, wozu ihn Liotet gezwungen
322. ſetzet feine Neife fort 330, er:
trinfe 33t
Marquer, Dionyfius, ein Barfüßer, gebt
mit dein la Gale nach Canada 309. muß
aber Krankheit wegen wieber umkehren 309
Mar quette, geht als Miffionarius unter die
Algonguinen 238. bringt Die Tiennontalezen
Huronen nach Michillimafinac 257. 258.
wird zu Entdeckung des Miciffipi ausge:
ſchickt 261. fein Tod 263
Marſolet, Nicolaus, verräth die Franzoſen
in Duebec den Engländer 9
Marſon, Befehlshaber in der Johannes:
ſchanze 263. : wird von den Englandern
aufgehoben 263
Martigny, wird Befehlshaber in der Bour-
bongfchange 244
Wartinique, wird von den Engländern arts
gegriffen 393. fie werden aber abgemies
fen 394
Maſeutiner, ein wildes Volk in Canada 25
Beſchrei⸗
der merkwuͤrdigſten Sachen.
Beſchreibung ihres Landes 262. vergeb⸗
liche Miſſion bey ihnen
Waffe, Enemant, ein Jeſuit, gebt mit nach
Portroyal 86. 87. thut noch eine Reiſe
nach Canada 112. reiſet zum drittenmale
dahin 124. fein Tod 776
Moffior, ein Kaufmann, ſchicket eine Fluͤte
nach Canada 309
Maſtibaͤume, welches das tuͤchtigſte Holz
dazu ſey 94
Matamoros, Juan Pedro, ſpaniſcher Be⸗
fehlshaber in der Karlsſchanze, wird von
ergiebt ſich
den Franzoſen belagert 603.
auf Bedingungen 604
Matauando,ʒ ein Oberhaupt der Maleciten,
ae
vergleicht fich mit den Franzoſen
Maugras bilft Sementel wegnehmen _ 340
508
SR, ce —
Mendietta, Antonio, wird bey Maubile ger ..
fangen 607
Menendez, Bartholomaͤus, wird Befehls⸗
haber im Fort St. Auguſtin auf Florida 533
Menendez, Pedro, koͤmmt nach Florida 44.
Urſache feiner Reiſe 44. und Bedingun-
gen dabey 45. feine Flotte wird durch
Sturm zerſtreuet 47. entdecket Florida
47. bekoͤmmt Nachricht von den Franzo⸗
fen 48. nennet den Dauphinenfluß Gt.
Auguſtin 48. greift bie franzöfifchen
Schiffe dafeldft an 50. nimmt von dem
St. Auguſtinsfluſſe Beſitz sr. will Caro-
fina angreifen 52. Murren feiner Trup-
pen darüber 53. er marfihiret nach Caro⸗
Tina 54. und überrumpelt es 55. läßt
viele Franzoſen hängen 58. Fehret nach
Et. Auguſtin zuruͤck sg. ihm wird ein
Schiff von den Franzofen weggenommen 59,
gie. er mit denen durch Schiff bruch verun-
gluͤckten Franzoſen umgegangen 64, er.
aagßt fie alle erwuͤrgen 65.
WMercier, Franz, Miſſionsſuperior zu Due-
bee 201. reiſet nach Onnontague 203
Allgem. Reiſebeſchr. XIV Band,
484.
Mermer,; (9) bemühet fich vergebend , bie
Maſcutiner zu bekehren 484
Merplex verkundſchaftet die Natſchen, wird
gefangen und verbrannt 632
Merveilleux, ein Schweizerhauptmann, muß
die Wilden beobachten 628. geht wider
die Natſchen zu Felde 632
Mefnard, ein franzoͤſiſcher Miffionar, gebt
zu den Goyoguinen 203; was er daſelbſt
ausgerichtet 206. 207. feine Begebenhei⸗
ten bey den Utauais 213. imgleichen auf
der Michaelg- oder Chaguamigoninfil 218.
fein Tod 233
Mey, Herr de, wird Statthalter in Neu:
frankreich 224. feine Streitigkeiten mit
dem Bifchofe daſelbſt 227. er wird abge:
feget 227. fein Tod 229
PER Meules, Herr von, wird Intendant i
Maupeou wird von den Englänbern gefan- —* — ——————
Canada 270. koͤmmt zu Quebec an 273.
ſchreibt des de la Barre Auffuͤhrung nach
Frankreich 284
Miamier, ein wildes Volk in dem weſtli⸗
chen Canaba 255. Ankunft des P. Mar-
quette bey ihnen 161. follen nicht mie den
Engländern handeln 393. ihr Krieg mit
den Sroquefen 395. und Feindſeligkeiten
gegen die Utauais z12. welche ſich aber
an ihnen vächen 513. 514. beſtehen auf
der Auslieferung des Schwehren 523
Wichel, Jacob, ein franzöfifcher Reformir⸗
ter, verräth die Franzofen in Quebec ben
Engländern 120. fein Hägliched Ende 120
Miciffipi, Entdeckung dieſes Stromes 261.
Joilet befhiffet ihn 261 ff er wind auf:
wärts befahren 268. d' Iberville findet
die Mündung deffelben 478. wie ihn die
Milden und die Spanier nennen 473
Mikinse‘, ein Oberhaupt der Algonquinen
"413, geht wider die Sroquefen zu Felde 414
witmaten, oder Suriquois, find die na-
thrlichen Einwohner Acadiens 88. 133
Miler, ein Miffionar, gebt zu den Onnon⸗
taguern 237. wird von den Onneyuthern
graufam gepeiniget 289. fein Schreiben
Daag on
Regiſter
on den Ritter Callieres 392. koͤmmt nach
Montreal zuruͤck 400
Mine, de la, ſein Gefecht mit den Iro⸗
queſen 368
Minet, ein franzöfifcher Ingenieur, gebe
mit sach Kanada 313
Miffionarien in Madien find wegen eines
getauften Wilden in Verlegenheit 92. ge⸗
hen nach Pentagoet 93. Erfolg ihrer er-
ſten Miſſion in Canada oder Neufrankreich
126. Charakter der erffen Miffionarien 126.
fie wollen ihren Hauptſitz unter die Huro-
nen verlegen 129. erſte beftändige Mif-
fion unter denfelben 130. Schwierigkeiten
bey ihrer Befehrung 130, 132. Verfah⸗
zen der Huronen gegen fie 131, es geben
noch mehrere Diffionarien zu ihnen 137.
man verſchicket noch andere hin und wieder
138. Zuffand der huroniſchen Miſſion 145,
und an den drey Flüffen 147. 161. Eifer
der algonquinifchen Miffion 168. glück
Eicher Fortgang der Miſſion uͤberhaupt 180.
viele kehren nach Europa zurück 196, zweene
reifen nach Norden 215. zween andere zu
den Iroqueſen 236. was ſie ihnen nuͤtzen
238. Erfolg der Miſſion bey den Algon-
quinen 238. die Sroquefen erhalten aufs
neue Miffionsrien 497. man will auch den
Bilden auf Louiſiana welche geben 620
Mitchigamier, ein Stamm der Illineſen,
deren Treue gegen die Franzofen 636
Monclevie, veffen Gefeche mit den Iro—
queſen 382
Monfonier, ein wildes Volk im nordlichen
Canada 25
Montagnezen, eine wilde Nation in Aca-
dien 100, 147, ihr Krieg mit dem Iro—
queſen 104
Montigny geht wider die Englaͤnder zu
Felde 335. wird verwundet 337. thut
ihnen in Neuland viel Schaden 433. 434.
435. hilft Die Johannsſchanze belagern 434-
und einnehmen 435. wird nach Tortugal⸗
ue geſchickt 435. zieht den Abenaquiern
gegen die Englaͤnder zu Huͤlfe 304. thut
ihnen viel Schaden 508
Mont⸗Louis, Beſchreibung dieſes Hafens
452. Anlegung einer Fiſcherey daſelbſt 474
Montmagny wird Statthalter in Neufrant-
reich 136, deſſen Unterhandlungen mit der
Sroquefen 151. was zwifchen ihm und den
Huronen vorgeht 172. giebt den iroque⸗
ſiſchen Gefandsen öffentliches Gehoͤr 173.
Antwort, die er ihnen ertheilet, worauf
der Friede beflätiget wird 175. er wird
zuruͤckberufen 184. Abſchilderung deſſel—
ben 185
Montmorenci, Marſchall von Frankreih,
wird Unterkoͤnig in Canada 110
Montorgueil, ein frangöfifcher Lieutenant,
Heldenthat deſſelben 352
Montortier, de, wird mit einer Verſtaͤr
kung nach Quebee geſchickt 285
Montreal, Beſetzung dieſer Inſel 151. 152,
Sage von den alten Einwohnern dieſer In⸗
ſel 152. fie werden von den Iroqueſen be⸗
unruhiget 196. dieſe Inſel vird dem Se⸗
minario eigen 210. Anlegung eines Ho⸗
ſpitales daſelbſt au. dag Dorf wird zu
einer Stadt zır, Ankunft einer großen
Handelsflotte von Michillimalinac dafelbft
345. Laͤrmen wegen eines anruͤckenden
feindlichen Heeres allda 346. der Feind
nähert fich, und man denkt auf feine Ver:
theidigung 373, es koͤmmt viel Pelzwerk
dafelbſt an 393
Mionts, de, erhält eine koͤnigliche Vollmacht
wegen Acadien 79. gebt unter Segel Sr,
bauer ſich zu St. Croix an 82. verleget
feine Pflanzſtadt nach Portropal 82, ver
lieve fein ausſchließendes Vorrecht 84,
und endlich gar feine Vollmacht 85. wie
er fich von feinem Unglücke wiederum in et⸗
was erholet babe 85. leget Quebec an 85,
86. ſuchet ſeinen Freyheitsbrief wieder
geltend zu machen 105. feine Angelegen⸗
. beiten werden vollends zu Grunde gerichtet
307, er gebt nochmals nach Quebec 219
Moram
der merfwirdiaften Sachen.
Morangger, ein Better des Robert Sale, gebt
mit demfelben nach Canada zu Schiffe 309.
und hernach zu den Illineſen Zar. wird
unterwegend ermordet 322
Mordthaten, geaufame 322
Miofcofo, Ludwig von, Unternehmung deſſel⸗
ben auf Florida 17
Worte, de la, Ritter, mas ihm der Graf
Frontenac aufgetragen 344. bleibe in eis
nem Gefechte mit den Iroqueſen 347.348
Moyne, ein franzoͤſiſcher Miffionariug, feine
Berrichtungen zu Onnontague 198. gebt
zu den Agniern 200, feine Anrede an dies
felben 204. warum man ihn nach Dueber
zuruͤck fehicken will 207. gebt nach Monts
real 209. und wieber zu den Iroqueſen
214. 215. feine Rede im iroqueſiſchen Ra⸗
the zu Onnontague 216. Antwort der
Sroquefen darauf 217
Moyne de St. elene,gebt wider die Eng:
länder zu Felde 335
Munier, Tüderliches Leben deffelben bey den
Ceniern 330. wird von den Spaniern ges
fangen 333
Murat, ein fronzöfifcher Lieutenant gebt ver⸗
loren 348
ups, de, ein Hauptmann, bedecket Chan:
bly 373. fol Pemkuit wegnehmen 422
cr
Nachen, aus Fiſchbeine, deren —
bun
nee Pamphilo, feine Unternehmung
auf Florida #7
Nacchitochen, eine wilde Nation auf Louis
fiana 589
Nation, bieunparteyliche, Nachricht vonder-
felben 161
Nationen, es werden verſchiedene unbekann⸗
te entdecket nn 212
Natſchen, ein wildes Volk in Louiſiaua 592
ihre Verraͤtherey 593. machen Friede mit
den Franzoſen 595- ‚ fangen die Feindfelige
keiten nieder an 678. machen abermals
Friede 619. ſchlagen alle Franzofen in ih⸗
vem Lande todt 623. und gehen fehr grau⸗
fam mit deven Weibern um 625. werben
von den Tſchactaern deswegen gezlichtiget
632. vom Loubois belagert 633. geben
die Befangenen heraus 634. ihr Ueber:
much 635. - fie fangen ihre GStveifereyen
wieder an 637. greifen eine Pirogue an
640. werben berenter, geben Die Neger
zuruͤck und pflegen Unterhandlung 641. ſchi⸗
cken einige ihrer Haͤupter ing franzoͤſiſche La⸗
ger, die aber angehalten werden 642. doch
eines entflieht 643. einige Natſchen erge⸗
ben ſich an die Franzoſen 643. die meiſten
entwiſchen 644. ihre Staͤrke nach der
Belagerung 644. fie uͤberrumpeln das gro⸗
ße Haupt der Tonicaer 645. viele Nat—
ſchen werden bey verſchiedenen Gelegenheiten
getoͤdtet, und andere belagern den Herrn St.
Denys 646
Naxoat, der franzöftiche Anbau daſelbſt wirb
nach Koͤnigshafen verſetzet 475
Nelſon, ein engliſcher Ritter, wird von den
Franzoſen gefangen 377. ſein Schreiben
an den Vaudreuil - 540
Nelſonsſchanze, Unternehmung der Fran⸗
zofen auf diefelbe 372. 386. Beſchreibung
derfelben 402. fie wird von den Franzoſen
mweggenommen, und bie Bonrbonsfchange
genannt 403
Neſcambiuit, ein abenaquifcher Hauptmann,
hilft die Johannesſchanze wegnehmen 434,
thut fich auch ſonſt fehr hervor 436
Neſmond, Marquis de, Verhaltunasbefehle
deffelben 450. er gebe nach Frankreich
zuruͤck 451
Neubelgien, erſte Entdeckung deſſelben or.
die Englaͤnder bemaͤchtigen ſich deſſelben 226.
bekoͤmmt den Namen Neuyork 227
Neuengland, treibt vergebene Unterhandlun⸗
gen mit Neufrankreich 187. Unternehmen
der Franzofen gegen daffelbe 500
Neufrankreich, wird vom de Monts und
Champlain entdecket Sr: ungemeine Frucht⸗
29492 bar⸗
Regiſter
barkeit des Bodens dafelbft gr. Lage und
Größe deffelben gr. wenn ed feinen Na=
men erhalten 105. wird von den Englän:
dern weggenommen 119. nebſt der Inſel
Cap Breton aber den Franzoſen wieder ab⸗
getreten 123. 240.
der nicht achteten 123. die Proteſtanten wer⸗
den daſelbſt ausgeſchloſſen 126. Zuſtand der
Colonie allda im ſechszehnhundert und acht
und vierzigſten Jahre 186, - ihre vergebene
Unterhandlung mit der von Neuengland 187,
Nenfrankreich koͤmmt unmittelbar an die
Krone 224. Befchaffenheit des Juſtizwe⸗
ſens daſelbſt 225. Die Leute daſelbſt werden
gottlod 232. es nimmt an Einwohnern zu
237. Zuſtand der Handlung daſelbſt 297.
fonderlich im ſechszehnhundert und zwey und
neunzigſten Fahre 385. Graͤnzſcheidung der
Suͤdkuͤſte 463. Vorſchlag zu deffen —*
kerung
Neuland, wer dieſe Inſel zuerſt entdecket ie
be 2, Zuſtand derfelden 246. verſchie-⸗
dene Nachrichten von der Befchaffenheit die-
fer Inſel 247. natuͤrliche Einwohner der-
felden 248. Zuſtand derſelben im ſechs⸗
zehnhundert und neunzigften Jahre 354. es
wird ein franzoͤſiſches Geſchwader dahin ge-
ſchicket 382,429 540
Neuorleans, Anlegung diefer Hauptſtadt in
Louiſiana 601. und Verlegung des Haupf-
quartieres dahin 616. großer Schade den
ein Sturm daſelbſt anrichtet 617
Neuſchottland, was man eigentlich darun-
ter verſteht 80
Neutralitoͤtsvergleich, zwiſchen Frankreich
und England, wegen der Unterthanen und
Ränder in America 288
Neuyork, Anfchlag der Franzofen, felbiges
wegzunehmen 300
Niagara, eine Schanze, wird erbauet, aber
bald wieder verlaſſen 291
Nica, ein wilder Jaͤger, reiſet mit dem la Sale
zu den Illineſen 322. wird ermordet 322
Nicolas, Ludwig, ein franzoͤſiſcher Mißio⸗
warum es die Englaͤn⸗
narius in Canada, reiſet nach Montreal 236.
Beinge einige Wilde nach Dueber, die durch-
bohrte Nafen hatten 238.239
Nicolaushafen, Befchreibung deſſelben 7
Nicolſon, ein englifcher General, belagert
Königähafen 537.538, und bekoͤmmt es
ein 539
Norris, Admiral, geht nach dem Johanns
hafen unter Segel 452
Noue, Annas de, ein Jeſuit, koͤmmt ach
Quebec rız. feine andere Reife dahin 125
fein Tod 176
Noue, de In, geht wider die —*
Felde
Noyrot, Philibert, ein Jeſuit, koͤmmt —8
Quebee 112. geht nach Frankreich, um Hül-
fe aufzueveiben 117. koͤmmt durch Schiff
bruch ums Leben u7
©.
9 Occidentgeſellſchaft, franzoͤſiſche, Errich⸗
tung derſelben 600
guinen, werden —* die ea
genannt “u: Das
Ochſen in Lonifiana, melche Wolke haben >
Offogulaer, ein wildes Volk in Louiſiana,
ihre Treue gegen die Franzofen 626
Onanguice, ein Oberhaupt der Puteuatamier
490. feine Rede an den Grafen Fronte⸗
nac 494, feltfomer Aufzug deffelben 495
Onaske, ein Hauptmann der Utauais 413.
gebe wider die Iroqueſen zu Felde - qı4
Onathaga, ein Oberhaupt der Wilden auf
Florida 38
Onneyuth, ein Stamm der Iroqueſen, Nach
richt von demfelben 178. ſchicken Abgeord»
nee nach Duebec 230.
238. 253. großmuͤthiges Bezeugen gegen
den Pater Lamberville 289. bitten um Frie⸗
de 420. einige laſſen fich unter den Tran-
zofer nieder 438
Önnontague, ein Stamm der Iroguefen,
Nachricht von demſelben 178. es gehen
zween Mifftonarien dahin 200. framzoͤſi⸗
ſche Pflanzſtadt unter ihnen 201 gehen
mit
ihre Ungelehrigkeit . _
der merkwuͤrdigſten Sachen.
mit den Huronen uͤbel um 207. werden
von ben Franzoſen angegriffen 419. ihre
Nachlaͤßigkeit 419
Ononthio, ſo nennen die Wilden in Canada
die chriſtlichen Statthalter 151
Ontauonues, wer unter den Huronen alfo
genennet wird 128
Orvilliers, d', Befehlshaber zu Catarocuy,
verkundſchaftet die Feinde 282. gebt wi⸗
der die Iroqueſen zu Felde 290. 379. bee
decket Chambly 373
Oſtemois, eine Art Zauberer bey den Wil-
den in Acadien 102
Ottigny, macher neue Entdeckungen in Flo⸗
vida 29. 39. ſteht dem Utina bey 40
Paget, ungeſtuͤmes Weſen deſſelben 310
Pailloux, wird Befehlshaber in der Schanze
Rofalia 596. bernach in Neuorleans 601
und zum Generalmajor erfläres 602.
Palsis, Ritter dü, wird mit einem Geſchwa⸗
der nach Neuland gefchickt 382
Palameh, ſiehe Saſſafras.
Papinachoer, ein wildes Volk in Canada 147
Paquine, ſoll den Zuſtand von Acadien recht
erforſchen 298
Parat, wird Befehlshaber in Plaiſance 354.
geht nach Frankreich zuruͤck 355
Paſtour, wird an den engliſchen Admiral Wil⸗
liams geſchickt 384
Patoulet, warum er nach Acadien geſchickt
worden 245
Paul, ein chriſtlicher Iroqueſe, geht wider
die Neuyorker zu Felde 373. wird erſchoſ⸗
fen ——
Pauoirigoueinuhak, ſiehe Springer.
Pavamã, ſiehe Saſſafras.
Patziſiranda, Beſchreibung und Nugen dier
ſes Krautes 22
Pearron, geht als Miſſionarius zu den Iro⸗
queſen oder Agniern 238. bekehrt viele 252
Peitrie, Frau de la, reiſet nach Quebec und
ſtiftet ein Kloſter für Urſulinerinnen daſelbſi
141, großer Muth dieſer Tran 148
Pemkuit, Anfalten der Franzoſen, dieſe
Schanze anzugreifen 422. fie wird ange⸗
griffen 423, und erobert 428
Pemuffa, Haupt der Utagamier , bitter den
Buiſſon um Friede 555. ſtirbt an dem
Blattern 582
Penicaut, Geſchicklichkeit dieſes Schiffszim⸗
mermanns 589. reiſet mit dem St. De—
nys nach Mexico 590. errettet ben Loire
aus den Haͤnden der Natſchen 593
Denfacole, Entdeckung und Befchreibung die:
fer Bay 603. wird von den Franzoſen
mweggenommen 604, von ben Spaniern
wieder erobert 606, von den Franzofer
ihnen wieder entriffen Or, und zum Theile
zerfiöret 612. den Spantern im Frieden
wieber abgetreten 616
Dentagoet, Befchreibung diefed Fluſſes 94.
eilf englifche Schiffe Fommen am denſelben
95: ob es zu Acadien gehöre, 245
Perrault, Sulion, ein Miſſionarius in Ca—
nada 148
Perrier, Boucher de la, thut ſich bey ber Un⸗
ternehmung auf Neuland fehr hervor 436.
wird Generalbefehlshaber in Louiſiana 621.
verlanget vergebens eine Verſtaͤrkung an
Truppen 621. mil die Ermordung vieler
Franzoſen an den Natfihen rächen 628. feßet
die Einwohner in Sicherheit 631. feine Un
terbandlungen mitden Tſchactaern 637. er
erhält eine Verſtaͤrkung aus Frankreich 639:
Bricht mit feinem Heere wider die Natſchen
auf 639. koͤmmt ihnen ind Beficht, “und:
pfleget Unterhandlung mit denſelben 64r.
läßt einige Häupter bevfelben anhalten 642:
eines davon aber entwifcht 643. beſiegt
fie nicht ganz 644. er Fehrer nach Neu:
orleang zurück 644. wird zum Eöniglichen
Statthalter in Louiſiana erklaͤret 648
Perrier de Salvert führer ſeinem Bruder
eine Verſtaͤrkung zur 639:
Perrot, Nicolaus, feine Unterhandlungen
mit den Wilden in Canada 256, thut dem
Qa qq 3 de
Regiſter
de la Durantaye gute Dienſte 281. wars
um er nach Acadien verſetzet worden 285.
geht mit einer Verſtaͤrkung nach Michilli-
mafinace 342. wird von ben Engländer
gejagt 351. von Frepbeutern gefangen 353.
ift in Gefahr, verbrannt zu werden 446
Peter, des Talons Bruder, wird von den
Spaniern gefangen 333
Petit, ein Prieſter, warum er an den Abmi-
ral Phibs geſchickt worden 349. wird ge⸗
fangen geſetzt 366
Pfarren, Beſchaffenheit derſelben in Cana⸗
da 210
Phibs, Wilhelm, ein engliſcher Admiral,
fordert Koͤnigshafen auf 349. welches ſich
ergiebt 350, fordert Chedabuctu auf 352,
erhaͤlt es ebenfalls 352. pluͤndert die durch⸗
loͤcherte Inſel 352. belagert Quebec ver⸗
gebens 357. muß ſich zurück ziehen 361.
wechſelt die Gefangenen aus 364. leidet
großen Verluſt 365. gebt nach England
zuruͤck 372. will den Villebon aufheben
laffen 385. — die Wilden 401.
ſein Tod 410
Pieskaret, ein ſehr tapferer Haupmann der
Algonquinen 175. wird von den Agniern
erſtochen 182
Pilutois, eine Art Zauberer bey den Wilden
in Acadien 102
Plaine, d' Amour de, thut ſich bey der Un⸗
— ternehmung auf Neuland ſehr hervor 436
Plaiſance, die Franzoſen ſetzen ſich an dieſer
Bay feſt 246. Beſchreibung derſelben 246.
429. erſter Statthalter allda 249. wird
von den Englaͤndern uͤberrumpelt 354. die
Englaͤnder greifen es an 383. heben aber
die Belagerung wieder auf 385. neuer
Verſuch derſelben 501
Plante, de la, wird von den Iroqueſen ge:
fangen, entwiſchet aber wieder 381
Plaque, la, ein Sroquefe, ſtoͤret Die Hand⸗
lung zu Montreal 345
Pleſſys Saber wird wider die Sroquefen
ausgeſchickt 381
Poiſſon, de, ein Sefuie, wird von den Nat-
fchen getoͤdtet 624
Ponamofifch, derfelbe laichet auf dem
Eiſe 90
Poncet, ein franzoͤſiſcher Miſſionarius, wird
von den Wilden gefangen 197. man ſchnei⸗
det ihm einen Finger ab 198. koͤmmt wie⸗
der los 198
Pontchartrain, franzoͤſiſcher Staatsmini⸗
ſter, Schreiben des Grafen Frontenac an
ihn 367. 370
Pontgrave, deſſen Reife mit dem Chauvin
78. Fehler, die er dabey begeht 78. 79»
befefliget Bortroyal 84. gebt mit dem
Champlain wieder nach Acadien 100, feine
Nücreife nach Neufranfreich 105. und
abermalige Reife nach Neufranfreich 106
Portneuf, feine Unternehmung gegen die
Engländer 340. er erobert Kaskebe 342.
koͤmmt nach Quebec zurück 343
Portroyal, oder Königshafen, Beſchreibung
beffelben 82. es wird an den Herren Pou⸗
trinconrt abgetreten 83. der Zuffand da⸗
ſelbſt verſchlimmert ſich, wird aber wieder
beffer 84
Potsrdiere, warum er nach Canada ge
fehistt worden 233
Potberie, dela, Befehlshaber an den drey
Fluͤſſen in Ganade,, deſſen Herzhaftig-
feit 209
Poulein, ein Barfüßermönch, wird yon den
Sroquefen gefangen 11o
Poutrincourt, demfelben wird der Koͤnigs⸗
hafen abgetreten 83. fischer allerhand Aug-
flüchte, um nicht Sefuiten dahin führen zu
dürfen 86
Poype, de la, warum er nach Plaiſance ge⸗
ſchicket worden 249. wird Befehlshaber
Dafelbft 354. wird von den Engländer
aufgehoben 354
Protefianten werden von Canada ausge⸗
ſchloſſen 126
Provot, Platzmajor in Quebec 348. wird
von den Englaͤndern gefangen 357
Puteua⸗
der merkwuͤrdigſten Sachen,
Pirteustamier, ihre Aufführung gegen den
Pater Allouez 235, ihr Krieg mit den Zfons
nonthuanern 254
©.
Ouebec, Anlegung dieſer franzöfifchen Pflanz⸗
ſtadt 86. 100. ihre Befeſtigung zur.
ſchlechter Zuſtand daſelbſt 113. wird von
den Englaͤndern aufgefordert 116. 118. er⸗
giebt ſich 1u9. Anlegung eines Jeſuiter⸗
collegii daſelbſt 135. man will ein Semi⸗
narium fuͤr wilde Kinder errichten 137.
es will aber damit nicht recht fort, wie
überhaupt mit der ganzen Colonie 137. 142.
erbauliche Aufführung der Einwohner zu
Dueber 140. es kommen Urſulinerinnen
und barmherzige Schweſtern dahin 140.
ſchlechter Zuſtand daſelbſt 171. es menden
ſich viele Huronen dahin 193. Nachricht
von dem erſten Biſchofe und den Pfarren,
auch von Errichtung des Seminarii daſelbſt
210. es koͤmmt eine große Verſtaͤrkung an
229. es werben neue Schanzen erbauet 229.
die Stadt wird zum Bisehume erhoben 239-
es kommen Barfüßer daſelbſt an 250,
wird von den Engländern vergebens ange«
griffen 356 ff. Hungersnoth und Eifer
der Einwohner zu Duebec 365. 366, man
erhält noch mehr Verflärkung 372. eine
englifche Flotte will «8 belagern 543. 546,
Großmurh der Einwohner bafelbft 552
Quelus, Ast und Großvicar des Erzbiſcho⸗
fes zu Rouen, koͤmmt nach Duebee 210
R.
Radiſſon, Pierre-Efprit de, führet die Eng:
länder nach der Hubfonsbay 276. gebt
wieder zu den Franzoſen über, und will die
Engländer verjagen helfen 277. ſchlaͤgt
fich aber nochmals zu ihnen 278
Raimbaut, Cart, wird zu ben Springern
gefehickt, aber bald wieder zuruͤckberufen 155
Baͤme zay, Beſehlshaber der drey Fluͤſſe 417.
und hernach zu Montreal 502. wmiachet
des Schuwylers Raͤnke zu nichte 503. mar⸗
ſchiret wider die Englaͤnder nach Neuyork
532. vichtet aber wenig aus 533. fuͤhret
Voͤlker nach Quebee, wird aber wieder zu⸗
ruͤckgeſchicket 547
Assle, Sebaſtian, ein franzoͤſiſcher Mife
fionar bey den Abenaquiern, feine Begeben⸗
beit mit einem engliſchen Prediger 560,
die Engländer wollen ihn aufheben 563. 564.
er will nicht nach Duebee geben 555. wird
von den Engländern erfchoffen 565. fein
Lob‘ 566
Watte, ſiehe Rondisronf,
Baudot (der Vater) bekoͤmmt die Verwal⸗
tung der allgemeinen Angelegenheiten in Ca⸗
nada zır, thut einen Vorfchlag zur Hand⸗
fung des Volkes sur. imgleichen zu einer
Feſtſetzung auf der Infel Cap Breton 569.
570. feine Bewegungsgründe dazu 571= 573.
Mittel, diefen Anfchlag zu erleichtern, und
Beantwortung der Schwierigkeiten 574.
warum dieſer Vorſchlag damals nicht aus⸗
geführet worden 575
Raudot (der Sohn) wird über daB Seewe—
fen in Canada gefeßer 511
Raye, Peter, ein Erzboͤſewicht, verraͤth die
Franzoſen in Quebec den Engländern 119
Bazilli, ein franzoͤſiſcher Ritter, tritt mie
in die Handlungsgefellfchaft von hundert
Perfonen 116, bekoͤmmt das Eigenthum
von Acadien, und bauet fich zu In Heide
an 124. wird Statthalter in Acadien 24r.
242. Misverſtaͤndniß zwifchen ihm und
dem Eharnife 242
Becollecten, Ankunft diefer Patrum zu
ueber 107. 108, einer von ihnen leiſtet
den Franzoſen einen großen Dienff 109,
frauriger Tod eined von ihnen 12
Regierungstammer in Canada, deren Ein-
richtung 225
Regis, haft fich bey den Tſchactaern auf 629
Repentigny gebt mider die Engländer zu
Felde 335. feine Berrichtung zu Michilli—
mafinas 378
Bibaut,
Regiſter
Rlbaut, Jacob, ſchlechte Auffuͤhrung deſſel⸗
ben * 57
Ribaut, Johann von, ſegelt nach Florida
und nimmt Beſitz davon 18. machet ver⸗
ſchiedene Entdeckungen und bauet ein Fort
18. geht nach Frankreich zuruͤck 22. koͤmmt
wieder nach Florida 42. Gefahr ſeiner
Flotte 43. Vorſchlaͤge der Wilden an ihn
44. er wird von den Spaniern beunru—
higet zo. und gehe wider fie zu Schiffe
st. wird von einem Sturme uͤberfallen st.
leidet Schiffbruch 60. wird von ben Spa:
niern ermordet 61. 67
Ribourede, Gabriel de Ta, ein Barfuͤßer,
unnterhandelt mie den Iroqueſen 269, wird
todtgefchlagen 270
Richard, Philipp, wird englifiher Gtatt«
halter in Neuland 577. fein Anfinnen an
die daſelbſt wohnenden Franzofen 577
Richelieu, Cardinal, errichtet eine Hand⸗
lungsgeſellſchaft nach Neufrankreich 113
Richelieu, Anlegung der Schanze dieſes Na⸗
mnd — 153
Riverin will einen beſtaͤndigen Fiſchfang im
Lorenzfluſſe errichten 298. 452. warum
nichts daraus wird 453. er leget ihn end⸗
fich zu Montlouis an 474. iſt aber uns
gluͤcklich babey
Robert wird Intendant in Canada
KRoberval wird Unterkönig von Canada 14.
feine Reifen dahin _ 15
474 475
Bobeyre, ein franzoͤſiſcher Lieutenant, wird
von den Iroqueſen gefangen 301
Roche, Marauis de fa, fein Verfuch, neue
Pflanzſtaͤdte anzulegen, mislinge 77. fein
Tod
78
Roche⸗Ferriere wird nach Utina geſchickt 35.
machet neue Entdeckungen
37
Boquemont ſegelt mit einem franjoͤſiſchen
Geſchwader nach Neufrankreich 117. wel⸗
ches Kerke ſchlaͤgt und wegnimmt 117
Routine, ein Hauptmann ber Tamiskanin⸗
"ger, geht wider die Engländer zu Felde 373
Rouvilfe verkundſchaftet die Engländer 547
228.
Auter, ein frangSfifcher Weglaͤufer, giebt
fich dent Jontel zu erkennen 327. erfchießt
den Liotot 328, bleibt bey dem Ceniern 330
©.
Sabloniere, ein frangöfifcher Pieutenant,
wird von den Wilden gefangen 312. lei⸗
dee Schiffbruch 320
Saccardie, ein frangöfifcher Ingenieur,
koͤmmt nach Koͤnigshafen 351. wird von
den Englandern gefangen 353
Sagsmos, alfo nennen die Wilden in Aca-
dien ihre Oberhaͤupter 88
Saget, des de la Sale Bedienter, veifet mit
demfelben zu den Sllinefen 322. wird un:
terwegens ermordet 322
Saghart, ‘Gabriel, ein Barfüßer, deſſen
Berrichtungen bey ben Huronen Im
Sayuima, ein utauaiſiſches Dberhaupt, toͤd⸗
tet viele Mafentiner
553
Saint Ange, wodurch er die Illineſen ges
gen die Frangofen gereizet 61
Sakier, ein neuste in Canada 2
einige von ihnen befehren fich 235
Sale, Robert Cavelier de la, koͤmmt nach
Canada 265. feine Gemuͤthsart 265.324.
will den Miciffipi vollends entderfen 266.
wird mit der Herrfchaft Catarocuy begnadis
get 266. leider großen Verluſt 267. feine
Gtandhaftigfeit dabey 268. man will ihn
vergiften 268. laͤßt den Miciſſipi aufwärts
befahren 268. bauet noch eine Schanze
269. befährt den Strom bis and Meer 270.
nimmt von dem Lande der Akanſas Beſitz
‚270. gebt nach Frankreich zuruͤck 270,
wird vom Gtatthalter de la Barre ver:
klagt 273: ſetzet fich beym Miniſter in Gunff
und thut neue Vorfchläge, die gebilliget wer:
den 308. reife wieder ab 309. verun⸗
einiget fich init dem Beaujeun 310. es gebt
ibm ein Fahrzeug verloren 310. verfehlet
die Mündung des Miciſſipi und koͤmmt in
die Bernhardsbay zı. wo feine Fluͤte
firandet 312. er bauet zwo Schanzen 313-
feine
der merkwuͤrdigſten Sachen.
feine allzugroße Schärfe 314. Mill den
Micifipi zur See auffuchen 317. ‚viele
feiner Leiste werden ermordet 319. feine
Fregatte leider Schiffbruch 320. geht aber-
mals auf Unterfuchungen aus 320, koͤmmt
zu dem Geniern 321. machet ſich auf den
Weg, die Illineſen aufzufuchen gar. trau—
riges Ende deffelben 323. ausgeſprengte
Verleumdungen feiner Feinde von ihm 324,
warum fein Unternehmen mislungen 333.
Anmerkungen über feine Aufführung 334
Salieres führer franzöfifche Völker nach Que⸗
bec 229
Salmont nimmt im Namen des Koͤniges in
Frankreich von Louiſiana Beſitz 648
Salpeter, große Menge deſſelben in der
Hudſonsbay 275
San Mattheo, ſonſt Carolina genannt,
Feuersbrunſt daſelbſt 59
Saſſafras, von den Floridanern Palamah
oder Pavama genannt, Beſchreibung dieſes
Baumes 2r.. mediciniſcher Nutzen deſſel⸗
ben 21
Saturiova, ein Koͤnig der Wilden auf der
Inſel Florida 31. überwindet ben Tima-
goa 31. machet mic dem Gourgues ein
Buͤndniß wider die Spanier 7
Saujon, Ritter, koͤmmt mit einem Geſchwa⸗
der mach Louiſiana, gebt aber bald nach
Frankreich zuruͤck 614
Sauffaye, de fa, geht nach Acadien 93.
Veget eine Schanze am Pentagoetfluſſe an
94. 95. welche ihm die Englaͤnder weg⸗
nehmen 96
Sauvole, de, hilft die Mündung des Miciß
fipi ſuchen 477. wird Befehlöhaber in der
Schanze zu Bilori 586
Scalve, 06 er Effotiland und einen Theil von
Labrador entdecket babe 2
Scharbock, Mittel wider-benfelben 10
Schießgewehr wird den Bilden in Canada
von ben Franzoſen verkauft 110
Schlangen oh Gift, die ein kleines Voͤ—⸗
gelchen zu ihrem Zobtfeinde baben 179
Allgem, Beifebefehr. XIV Sand,
Schuler, Abraham, Oberſtwachkmeiſter zu
Drange, will die Wilden gern zum Kriege
wider die Sranzofen bewegen 544
Schupler, Peter, Dberfker, bringt die Nach
richt vom Frieden nach Montreal 456,
feine Ränfe bey den Sroguefen 503, 527.
Beſchwerden des Vaudreuil über ihn, und
feine Antwort darauf 527
Schwarze in Morden, Nachricht von
denfelben 12
Schwarzkeffel, ein Hauptmann der On-
nontaguer 380. ſchlaͤgt eine Partey Wilde
und Franzofen 381. was er dem Gemes
raye berichter 455
Schwehre (der), ein Dberhaupt der Uta⸗
uais 513, Die Franzofen verlangen feine
Auslieferung 516, 517, Cadillac verzeihet
ihm 517
Seignelay, franzöfiicher Miniſter, erfor-
ſchet den In Gale genau 308, billiget def
felben Vorſchlaͤge und giebt ihm einen Be-
ſtallungsbrief 308
Seminarium, Errichtung des zu Quebec
210. erhält die Inſel Vrontreal zum Eic
genthum 210
Senat, ein Jeſuit, ſchoͤne That deſſelben 648.
er wird verbrannt 648
Serigny, was er für Befehl nach Mont-
real gebracht 398. nimmt die Nelfonge
ſchanze den Engländern weg 403, koͤmmt
nach Louiſiana 603. nimmt den Spa⸗
niern die Karlsſchanze weg 603. wird
von den Spaniern aufgefordert 607. die
er aber zuruͤcktreibt 608, geht nach Frank
reich zuruͤck 614
Siuer oder Siuxen, Nachricht von dieſem
wilden. Bolfe in Canada 212. und ihrem
ande 236. Entdeckung eines Rupferberg«
werkes bey ihnen 586
Soiſſons, Graf von, beforget die canadi:
ſchen Angelegenheiten 107
Sofokier wollen den Frieden mit den Fran⸗
zoſen brechen 176
Rrrr Sorel,
Regiſter
Sorel, ein franzoͤſiſcher Hauptmann, ibm
wird eine Schanze am Sorelfluſſe anver—
trauet 229. geht wider die Agnier zu
Felde 230
Soto, Ferdinand von, feine Unternehmung
auf Florida 17
Souel, ein Jeſtit, wird von den Haſuern
erfchoffen 626
Spanien, daſelbſt erhaͤlt man Nachricht von
dem Gige der Frangofen in Florida 45
Spanier kommen nach Florida 44. ſuchen
die Niederlaffung der Franzoſen am Micif:
fipi zu verhindern 481, die in Merico
wollen mit Louiſiana nicht handeln 589.
die Franzoſen nehmen ihnen die Karls—
ſchanze weg 603, ihre Härte gegen die
Gefangenen 612, machen Friebe mit den
Franzofen 616;
Spinola, Auguftin, bringe die Nachriche
vom Frieden nach Biloxi 616.
Springer, eine wilde Nation in Canada ar
beißen fonft Pauoirigouieuhak
St: Annenhafen, Beſchreibung deſſelben *
St. Cyrque wird auf der Magdalenenaue
toͤdtlich verwundet 374
St, Denys, deſſen Reiſe nach Merico zu
Lande 589. wird daſelbſt ind Gefaͤngniß
gelegt, und folk fpanifche Dienfte nehmen
590. leiſtet den Spaniern einen großen
Dienſt 591.
Gpanierinn 592. koͤmmt nach Maubile
zuruͤck 596. die Wilden haben viele Liebe
für ihn 613.614. ſeine Verrichtungen bey
den. Natchitochen 615, erhält dag St. Lud⸗
wigskreuz 615,
lagert, bie er aber ſchlaͤgt
St. Helene, ein Sohn des Herrn Te Moyne,
reiſet mit nach der Hudſonsbay 288; bite
Eorlar einnehmen 337. vertheidiget Due:
bec wider die Engländer fehr tapfer, mird:
aber tödtlich verwundet: 361
St Johannesinſel, erfler- Vorſatz der:
Frangofen, fich auf derfelben niederzulaffen,,
warum. ex nicht. ausgefuͤhret wird: 578;
verheirathee ſich mit einer
wird von den Natſchen be⸗
646:
St. Laurent, Großſtatthalter aller america⸗
niſchen Eylande 310
St. Michel, warum er nach Michillimaki—
nac gefchictt worden 380. er wird von
den Froquefen gefangen 381. 1 ie *
nen wieder
St. Cvide, koͤniglicher Verweſer zu Haie
fance, deffen Anfchlag auf Neuland 5329,
nimme den Engländern die Johannesfchanze
weg 529: verläße fie aber wieder 531
St. Valier, Biſchof von Quebec, wird von
den Engländern gefangen 508
Stachelfehweinsnstion, ein wildes Volk
in Canada 147
Stein, Wilhelm Alerander, Graf von,
wie beffen Unternehmung auf Acadien abge:
laufen 123
Stocfifch, wo derſelbe am bäufigffen ge—
fongen wird 247. große Menge deffelben
im. Lorenzfluffe 298
Stougton ſteht der Regierung in Neueng⸗
land vor 410
Stroͤme in den canadiſchen Seen 258
Sturm, ein ſehr ſtarker auf Louiſiana, und
deffen Wirkungen: 617. 618
Subercafe, Befehlshaber zu Plaiſance, fälle
in Neuland ein 501. wird Befehlöhaber
im Acadien 507. feine fernere Unterneh⸗
mung auf Neuland 507. wird in Königs.
hafen von den Englandern zweymal ange
griffen 518. 520, 521. feltfame Auffühs
rung. beffelben 537. übergiebt Koͤnigsha⸗
fen am die Engländer- 539
Suenr, le, fol. zu Chaguamigon einen
Wohnplatz errichten 394. entdecket cin
Kupferbergwerf bey dem Giuren 586.
merkwürdige Begebenheit auf feiner Reife
dahin 587. erhält die Tſchactaer auf der
Franzoſen Seite, und führer fie gegen die
Natfchen an 631. erhält einen großen Vor⸗
theil uͤber dieſelben 632
Surinam wird den Hollandern abgetre⸗
ten 227
Suri⸗
der merkwuͤrdigſten Sachen.
Suriquois oder Mikmaken, find Die na⸗
tuͤrlichen Einwohner Acadiens 88. 183
Splleri, cin franzoͤſiſcher Ritter, nimmt fich
der Angelegenheiten von Neufrankreich ſtark
an 139
Solleri, lecken) ſtirbt an den Kinderpocken
gaͤnzlich aus 251
T.
Tabackspfeifen, ganz befonderer Gebrauch
derfelben 2... 173+ 174
Taduſſac, Zuſtand der franzoͤſiſchen Nation
daſelbſt 147. der Pelzhandel zieht ſich von
da weg 251
Talon wird Juſtiz⸗/ Policy, Finanz⸗ und
Seewefensintendant in Canada 225. 229.
koͤmmt zu Dueber an 229. fein Bericht
nach Frankreich 230. wie er die zum Des
ſten des Landes aufgewendeten Koſten eini⸗
germaßen zu erſetzen geſuchet 232. er geht
nach Frankreich zuruͤck 233. 239. wird
zum andernmale Intendant von Canada,
und bringt Sarfüßer mit dahin 249. -lei-
det Schiffbruch 250. koͤmmt zu Quebec
an 250. nimmt das nordliche Canada in
Beſitz 255
Talon, der jüngere, reiſet mie dem la Sale
zu den Illineſen 322. wird von den Clam⸗
coeten den Spaniern ausgeliefert 333
Talon, das Haupt einer canadiſchen Haus-
haltung, geht mit dem be la Sale zu Schiffe
309. wird von ben Clamcoeten den Spa⸗
niern ausgeliefert 333
Taondechoren, Joſeph, ein befebrter Hu:
rone, prediget das Evangelium 166
Tareha, ein Hauptmann ber Onneyuther,
thut Friedensvorſchlaͤge zu Montreal 391.
koͤmmt nach Quebec 395. 400
Taſt, du, ein franzöfifcher Hauptmann, wird
nach Catarocuy geſchickt 282. fuͤhret ein
Geſchwader nach Quebec 372
Taufe, machet ein ſterbendes Kind geſund 95
Tarus, ſchoͤne That dieſes Abenaauiers 401
Teganiſſorens, ein Hauptmann ber Onnon⸗
taguer, deſſen Unterhandlungen zu Montreal
272. wird von den Huronen gefangen 297-
koͤmmt als iroqueſiſcher Abgeordneter nach
Quebec 397. feine fernern Unterhandfun-
gen mit den Franzoſen 470. ſeine Rede
ATI. und Frage an den Statthalter 485.
feine fernere Erklärung 487. er koͤmmt nach
Montreal
500
Tempel, Befreiung des zu Bayagu—
las 478
Terimbus, Großoberhaupt ber Miamier,
pfleget mit dem Perrot Unterhandfun-
gen 256
Therefig, die franzöfiiche, eine Urſuliner
nonne, geht mit nach Quebec Tat
Thuri, ein Miffioner, hindert einen Ders
gleich zmwifchen den Wilden und Englaͤn⸗
dern - 401. 402
Tilly de Beauvais bilft Corlar ero-
bern 338
Tilly von Courtemanche geht wider die
Engländer zu Felde 340
Tilly von St, Pierre foll die Handlung be-
decken 380
Tiſne bauet eine Schanze bey den Natchito—
chen 596
Tiuxen, eine wilde Nation in Louiſiana 632.
werden gänzlich aufgericben 636
Tomejen, ein wildes Volk auf Louiſiana 592
Tonicaer, ein wildes Volk auf Louiſiana
589. haͤlt es mit den Franzoſen 632.
werden von den Natſchen uͤberrumpelt 646
Tonti gebt mit dem de la Sale nach Cana-
da 266. leiſtet dem de la Gale gute
Dienfte 267. bauet eine neue Schanze
269. muß den Illineſenfluß verlaffen 270.
biethet die Illineſen wider die Iroqueſen
“auf 290. zieht wider die Tſonnonthuaner
zu Felde 331. hindert die Miomier an dem
Handel mit den Engländern 393, 394. un⸗
bedachtfame That deffelben 513
Tour, de fa, der Vater, fein Anfehen am engs
fifchen Hofe 241. gebt nach Acadien zu
. Schiffe, die Engländer in den Befig deffel-
Rrrr2 ben
Regiſter
ben zu ſetzen 240. 241. wird von feinem
Sohne daran verhindert 241, er bleibe in
Acadien 241
Tour, de fa, der Sohn, ſchoͤne That dieſes
Herrn 240. er vertheidiget Acadien wider
feinen eignen Vater 241. wird Gtatthal-
ser daſelbſt 242. geraͤth mit dem Radzilly
in einen Krieg 242. feine Frau vertheidis
get Die Johannesſchanze aufs tapferfie 242,
er muß fich an die Engländer ergeben 243
Toys, eine Gottheit der Floridaner 22
Tracy, Alexander de Prouville, Marquis de,
wird Unterfönig von America 228. er
zeifet dahin ab. 229. koͤmmt mit einer gro⸗
. Ben Verflärfung zu Quebec an 229. will
die Agnier und Onneyuther befviegen 239.
sehe felber wider fie zu Felde 231. richtet
aber wenig aus 232, geht nach. Frank:
veich zuriick — 232
Trappen, ſehr große Menge derſelben in Aca⸗
dien 90
Triebeis in der Hudſonsbay, wie es damit
beſchaffen iſt 275
Troye, Ritter de, will die Engländer aus
der Hudſonsbay verjagen 288. mird Be
fehlshaber in der Niagaraſchanze 291.
ſtirbt mit ſeiner ganzen Beſatzung 294
Tſchactaer, ein wildes Volk auf Louiſiana
528.592. ihre Treue gegen Die Franzoſen
616, verſchwoͤren fich zum Theile nachher
wider Diefelben 622.623.629, die andern
ruͤſten fich wider die Natſchen 631. erhal
sen einen großen Vortheil uͤber diefelßen 632.
ihr Uebermuth 635. wollen fich von dem
Englaͤndern nicht gewinnen Taffen 636. ihre
Unterhandlungen mit Dem Perrier 637,
638. 647
Tſonnons, was dieſes für eine Frucht ſey 316
Tſonnonthuan, ein Stamm der Iroqueſen,
Nachricht von demfelben 178. ihre Feind⸗
feliafeiten. gegen die Huronen 186. ſie ver:
langen einen Miffionar und erhalten ihn
238. ihr Krieg mit ben Putenntamiern 254-
»
Schlacht mit ben Franzoſen 290. ihre Ab⸗
geordnete an ben Großſtatthalter 499
Turfis, Carl, ein Miſſionarius in Canada,
koͤmmt ums Leben 148
Tyne, ernannter Statthalter von Aeadien,
wird von den Franzoſen gefangen 377
U.
Uilamek, ein puteuatamiſches Oberhaupt 413,
490. geht wider die Iroqueſen zu Felde 414
Univerſalpflanze, Nachricht von derſel⸗
ben 179
Ureuhare, ein Hauptmann der Goyogouiner,
was ihm der Graf Frontenac aufgetragen
304. Vorwuͤrfe, die er ihm gemacht, und
feine Antwort darauf 348, reiniget ſich
auf immer von allem Verbachte 368. gebt
wider die Engländer zu Felde 373. vor⸗
treffliche That beffelben 377. feine Unter:
handlungen zu Quebec 399. fein Tob 455
Urlaub, was man in Neufranfreich alfo
„nennet 447
Urſins, wird nach Quebec geſchicket 451
Urſulinerinnen, veufihiedene geben nach
Quebec 141, erſte Arbeiten diefer Kloſter⸗
frauen 142. man hringt auch welche auf
Louiſiana 621
Utagamier, ein wildes Volk in Canada 235.
einige von ihnen bekehren ſich 235. Be
föhreibung ihres Landes 251. 262. ihre
Gemuͤthsart 553, fie wollen die Schanze
an der Landenge abbrennen 553. werden
aber in ihrer Schanze angegriffen 554. Be
gebenheiten dabey 555. ff. fie entfliehen
und werben faſt alle niedergehauen 558,
fruchtlofer Zug der Franzofen wiber fie 582
Utauais, Nachricht von diefem wilden Volfe
201, man giebt ihnen Miffionarien 202.
fie werden vom ben Agniern angegriffen 202,
der Pater Mesnard reifet zu ihnen 218.
nach deffen Tode bitten. fie fich andere
Miſſionarien aus 233. ihr Aberglauben
. 233,234. ihre Sitten und Gebräuche 234,
ihre Unterbandlungen wit den Iroqueſen
306
der merfwirdigften Sacher.
306. ſchlagen verſchiedene derfelben todt
467. Neuer Zwiſt mie ihnen 485. ihre
Berföhnung mit den Iroqueſen 510. wel:
chen fie Genngehuung leiften zı2, Feinde
feligfeiten der Miamier gegen fie 512.
warum fie die Srangofen im Verdachte ge⸗
halten ° 513. rächen fich an den Mis-
miern 513, 514, ſchicken Abgeordnete nach
Montreal 516
Utina, verbindet fich mit den Franzoſen 34
fieget vermittelſt derfelben
V.
Vaillant de Gueslis, wird an ben Oberſten
Dongam gefchistt 292. hernach zu den
Tſonnonthuanern 502
Valdez, Pedro de, geht mit. dem Menendez
nach Florida zu Schiffe 47
Valero, Marauis von, Unterfönig in Die
xico 605
Valette, koͤmmt in ſchlechtem Zuſtande auf
der Dauphineninſel an 615
Valliere, de la, warum er nach Neuengfond
gefchisfer worben 466
Vaͤlrenes, bedecket Chambly 373. feine
Heldenthat 374
Vaͤltrie, de la, bedecket eine Kaufmanndge-
ſellſchaft 39r. wird von bei Sroquefen erz
fchlagen ‚391
Vaſſeur, feine Verrichtungen zu Tima—
— 33
Vaudreuil, erkundſchaftet die Engländer 350.
fein Gefecht mit den Iroqueſen 308: gebt
nochmals wider fie zu Felde 381. 392. 417.
ruͤcket nach Onneyuth und verheeret baffeibe
420. wird Statthalter zu Montreal 465.
und endlich Großſtatthalter zu Dueber 499.
ſeine Unternehmung gegen Neuengland 500,
Unterhandlungen mit dem Dudley, wegen
Auswechſelung der Gefangenen. 508. er
verſoͤhnet die Utauais mit den Iroqueſen
sıo. feine Verlegenheit wegen eines neu
bevorſtehenden Krieged 515. feine Beſchwer⸗
den über den Statthalter gu Drange, Sthup-
40
fer 527. die Iroqueſen beruůcken ihn 337,
er Ingert fich zu Chambly 333. feine Ant-
wort auf Nelſons Schreien an ihn 541.
feine Sorgfalt 5342. und Nede andie Sro-
quefen 540,544, gebt mit einem Heere
nach Montreal 547, pfleget mit den Iro⸗
quefen Unterhandlung 553. fein Vorſchlag,
Neufrankreich zu bevölkern 579. fruchtlo⸗
fer Zug wider die Utagamier 581. er flirbe
zu. Quebec 5
Ventadour, Herzog von, wird Unterfönig
in Kanada - 112
Verazani, Johann, wird nach America ge⸗
ſchickt 3. Rachricht von ſeiner erſten und
zweyten Reiſe 4. feine erſte Landung 4.
ob er in Madrid aufgeknuͤpfet worden 5.
er ſtirbt auf ſeiner dritten Reiſe 6
Veſche, warum er nach Baſton geſchickt wor⸗
den 532. warum ſein Unternehmen wieder
die Franzoſen nicht gelungen 534
Diel, Nieolaus, ein Barfüßer, ſeine Verrich
tung bey den Huronen 11
Vieuxpont, Alexander von, ein Jeſuit, gebe
nach Quebee zu Schiffe 117. leider Schiffe
Bruch und begiebt ſich nach Cap Breton 117
Vileſcas, Pedro de, deſſen Unterhandlung
mit dem St. Denys 590
Vilinville, fehläge die Spanier bey Mau—
bile 607
Villebon, ein franzsfifcher Hauptmann koͤmmt
nach Königshafen 351. fallt den Englaͤn⸗
„bern in die Hände 352, reiſet nach Due:
bee und vermeldet den Verluft Acadiend 354-
nimmt ben Englandern ein Schiff weg 377.
wird Befehlshaber in Acadien 378. nimme
Königehafen in Beſitz 378. iſt in Gefahr,
aufgehobem zu werden 385. hilft Pemkuit
wegnehmen 424. wird von ben Englätte
‚bern gefangen 425 koͤmmt wider los 426,
ruͤſtet ſich zu Naxoat wider die Engländer
und vertheidiget fich tapfer 427. und noͤ⸗
thiget ſie wieder abzuziehen 428. ſein
3 498
Villedonne, ein franzoͤſiſcher Officer, wird
Seitz vor
Regiſter Der merkwuͤrdigſten Sacher.
von den Iroqueſen gefangen, entwifcht ihren
aber wieder 381
Dilleperdry, de, iſt in Gefahr, ermordet zu
werden 314
Villieu, ſcharmuzieret mit den Englandern
vor Duebec 362. zernichtet ihre Friedens:
bandlungen mit den Abenaquiern 401. nim̃t
ihnen zwo Schanzen weg 401. berennet
Pemkuit 424
Vimond, Barctholomaͤus, ein Jeſuit, gebt
nach Zuebe⸗ zu Schiffe 141
Vincellotte, was er dem Grafen Frontenac
fuͤr Befehle nach Quebec gebracht 429
Vincennes, ein canadiſcher Edelmann und
Officier, wird von den Chicachaern hinge⸗
richtet 648
Voiſin, ein junger Dfficier, ſchoͤne That deſ⸗
ſelben 648
* ww.
Wabrzeichen der iroquefifchen Nationen bey
ihren Vergleichsunterſchriften 1473
Walcop, bringt die Nachricht vom Frieden
nach Biloxi 616
Wallfiſche, große Menge derfelben bey Ma⸗
tane » 298
Weißdorn, in Canada, vortrefflihe Wir⸗
kung deffelben wider den Scharbock Io
Weizenkorn, erffaunliche Fruchtbarkeit eines
einzigen 81
Wilde, in Acadien, Beſchreibung derſelben
88. fie find niemals Menſchenfreſſer gewe⸗
ſen 88. wie ſie ihre Streitigkeiten abthun
88. "halten ihre Weiber ſehr hart 88. ih—
re übrigen Gebräuche, fonderlich mit ihren
Todten 89. ihre Stolz 90. 91. ſeltſame
Einbildung eined unter ihnen 92. fie ha—
ben die Srangofen lieber, als die Engländer
125. fihöne That eines Wilden, der vor
Turzem ein Chrift geworden 162. nehmen
zumeilen Chriften an Kindesitatt an 208.
man will die Wilden franzöfifh ma—
chen 232
MWiöfchüsen, die franzoͤſiſchen ſtiften Un—
heil 446. neue Verordnungen wider bie-
ſelben, nebſt den Vorſtellungen dagegen und
deren Beantwortung 454
Williams, engliſcher Admiral, fordert Plai⸗
ſance auf 383. greift es an 384. hebt
aber die Belagerung wieder auf 385
Wunderwerk, ein großes in Canada ꝛ1⸗
Naſuer, ein mwilded Volk in Lonifiana 528.
592. ihre Verraͤtherey gegen die Franzo-
fen 626
Dendaten, find die eigentlichen Huronen 128
3.
Sauberer, bey den Wilden in Acadien, deren
Berrügerey 102. ihre Bemühungen , den
Fortgang des Glaubens zu hindern 131
Swärge, bey den Eskimaux 13, Lebensart
derer über der Hudſonsbay 13
Leipzig,
gedruckt bey Johann Gottlob Immanuel Breitfopf,
1756,
1 BETTEN Her,
—8
=,
—————